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Full text of "Medizinische Klinik Bd. 20.1924, Teil 2"

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Wochenschrift für praktische Arzte = 
| E | Organ der Berliner Mediziaischen Gesellschaft Be: vci Ja i e a, Fa 
Geh. San.-Rat Professor Dr. Kurt Brandenburg, Berlin: x . Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedrichstr. 105b 


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Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. `- | 


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Nr.26 (1020) Berlin, Prag u. Wien; 29. Jani 1924 


a | Klinische Vorträge. 


Aus der II. Medizinischen Universitäts-Klinik in Wien einand ers von Geräuschen und.Tönen beim Pulsus irregu- ` 
(Vorstand: Prof. Dr. N. Ortner). == laris perpetuus des asystolischen Herzens zwei ganz hell 
, EE E SE und fein tickende Herztöne, die einander vollkommen 
Das Syndrom der parakardiál-adiastolischen Stauung | „ggeimäßig folgen. Und damit wir das Bild, noch abschließen, 
als Zeichen der schwieligen Mediastinoperikarditis. | fallt Ihnen auch auf, daß auch der erwartete positive Puls an 
| Von Priv.-Doz. Dr. Hanns Polilitzer. 


den Halsvenen nicht vorhanden ist und ebenso die Leber 
M.H.! Es gibt Krankheitsbilder, die es trotz ihrer- Seltenheit 


. trotz der mächtigen Vergrößerung nicht pulsiert. Dafür aber. 

‚erregt ein ‘anderes kleines Detail im Gesicht des Patienten Ihre 
verdienen, daß man ihnen auch außerhalb der Klinik Aufmerksamkeit 
zuwendet, weil von ihrer Erkennung oder Verkennung durch den 


Arzt das Schicksal jenes einen mit diesem Leiden behafteten Falles 
abhängen kann, der Ihnen vielleicht im Laufe jahrelanger Tätigkeit 
begegnen wird. Wenn es sich dann, wie in unserem Falle, noch 
zumeist um junge. Menschen handelt, die zu rettungslosem Siechtum: 
verurteilt erscheinen, und in-neuester Zeit die Möglichkeit naherückt, 
dieses Schicksal bei.rechtzeitiger und richtiger Stellung der Diagnose 
abzuwenden, dann scheint es mir berechtigt, Ihre Aufmerksamkeit 
für das an sich seltene Krankheitsbild der schwieligen Media- 
stinitis zu erbitten, das zwar schon oft gezeichnet worden ist, 
früher aber auch ‘oft verzeichnet wurde und es niemals zur end- 
gültigen Einverleibung in den Wissensschatz der Ärzte gebracht hat. 
| Wenn Sie zu einem Kranken kommen, der zyanotisch und 
kurzatmig, den Bauch von Leberschwellung und Aszites aufgetrieben 
und die Beine prall geschwollen, aufrecht im Bett sitzt und Sie 
hören, daß sich dieser Zustand nach jahrelangen, ursprünglich ge- 
ningen Herzbeschwerden und Atemnot bei Bewegung allmählich an- 
steigend entwickelt hat, dann ist Ihre Diagnose meist schon gemacht, 
ehe Sie den Kranken untersucht haben. Sie erkennen sofort das 
vertraute Bild des dekompensierten Herzfehlers oder, wie es die 
Franzosen etwas übertreibend, aber treffend. bezeichnen, der Asy- 
stolie. Sie können den objektiven Befund, der zu erwarten ist, 
‚ last voraussagen: ein verbreiterter und hebender Spitzenstoß außer- 
halb der Mamillarlinie, die Herzdämpfung besonders stark nach rechts 
verbreitert, die ganze Herzgegend von dem vergrößerten Herzen 
vorgebuckelt und pulsatorisch stark erschüttert; bei der Auskultation 


schwollen sind, wie wir es bei .nephritischen Hydropsien finden. 


renalen Cor bovinum handeln könnte, wird sofort im Keim erstickt, 


ist der Zweck unserer heutigen Aussprache — in Ihrem Kopf ein 
neuer diagnostischer. Gedanke auftauchen: daß es sich diesmal . 
nicht um das häufige Bild der kardial-asystolischen 
Stauung des erlahmenden Herzklappenfehlers handelt, sondern um 


der schwieligen Mediastinitis, die unter der nicht ganz er- 


Ich habe die Bezeichnung parakardial-adiastolisch des- 
halb gewählt, weil ich glaube, daß sie am kürzesten und klarsten 
die Pathologie dieses Zustandes gegenüber der kardial-asysto- 
lischen‘ Stauung abgrenzt und als Konsequenz der Therapie klar 
den Weg weist. a | | 2 

Wir müssen die beiden Begriffe parakardial'und adia- 
.stolisch erst getrennt kennen lernen: Was wir überhaupt als para- 


Stauungswirkung anzusehen haben, uw das Krankheitsbild voll. 

würdigen zu können, das pathognomonisch für die schwielige Media- 

` stinoperikarditis ist. & z a m 
Was heißt parakardiale Stauung? Jede Stauung, die durch 


infolge einer Thrombophlebitis ein Unterschenkel anschwillt, ist das 


eine lokale parakardiale Stauung. Weit interessanter sind die Krank- 
ein oder mehrere Geräusche, die vielleicht wegen einer bestehenden | heitsbilder, die mehr zentral durch stäuende Momente in’ den 
Arhythmie schwer zu lokalisieren sind; schließlich positive Pulsation | großen Hohlvenen erzeugt werden., Vielleicht darf ich Ihnen das 
der großen Leber und der ‚geschwollenen Halsvenen. ` Kurzum, das | Bild eines jungen Mannes vorführen,. den ich einmal im Felde sah; 
an Bild, das die Erlahmung des rechten und linken Ventrikels | 
‚ wenn 


bei dem unter Ikterus und hohem Fieber der Bauch und die Beine 
mächtig anschwollen. Die Leber erreichte bei ihm den. Darmbein- 
kamm, die Milz reichte bis zum Näbel, das Abdomen enthielt 
mehrere Liter Aszites, und am Rippenbogen und rückwärts an. der 
Lungenbasis war ein laut blasendes systolisches Cavageräusch 'zu 
hören, während : das Herz einen vollkommen normalen Befund bot. 
Es handelte sich um das klassische Syndrom der. Stauung in 


sich auf eine alte endokarditische Veränderung einer 
a mehrerer Klappen terminal die relative Insuffizienz der beiden 
Ipfelklappen infolge Erweiterung der Herzhöblen aufpfropfti. Und 
Ä schließlich. wissen Sie auch schon im vorhinein, was therapeutisch ` 
angewendet werden muß, um allenfalls diese schwere Zirkulations- 
- Störung noch: einmal zur ‚Rückbildung zu bringen: die Digitalis in- 
vollen Dosen, die allein imstande ist, die Asystolie der Ventrikel. 
m beheben, die überfillten Herzhöklen zu entleeren, die Leber zu in diesem F sellte s | 

entlasten und Aszites und Ödeme. auf dem Wege der Diurese zur | scheinlich, weil sich gleichzeitig auch eine Thrombophlebitis 
Ausschwemmung zu ‘bringen Ä | | |. in der Vena portae entwickelt hatte. (Ätiologie: Paratyphus.) Sie 

Aber es könnte nun geschehen, daß Sie diesmal bei, der 


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werden solche Erscheinungen von Phlebitis der Vena cava inferior 
„ersuchung Ihres Kranken eine Überraschung erleben. Sie finden | nicht gar so selten bei sekundärer Lues finden. Auch bei tertiärer, 
satt des erwarteten Herzbuckels die Herzgegend flach und | 


Dich abdachend, statt der erwarteten starken pulsatorischen 
ae ütterung abnorme Ruhe über dem Präkordium, statt des‘ 
Fee verbreiterten und verschobenen Spitzenstoßes über- 
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di inen und die Perkussion — allenfalls auch ein Ortho- 


' gezeichnet das Bild der isolierten 
in der unteren Hohlvene: primär 
leber, Aszites und Ödem der Bein 


parakardialen Stauung 


e bei normalem Herzen. 


i zeigt, daß dieses Herz im Gegenteil klein ist, | zu machen, und Sie werden: diesen Kranken dann nicht nutzlos 
p alle nicht wesentlich vergrößert. Und wenn Sie das | mit Digitalis behandeln, sondern mit Diuretieis und mit Maßnahmen, 
> "eihoskop aufsetzen, ‚finden Sie zu Ihrer Überraschung statt der 


die imstande sind, den Grundprozeß, die Thrombophlebitis oder ev. 
“warteten lauten Geräusche oder des regellosen Durch- | die allfällige Lues usw. zu beeinflussen. 2 


XX. Jahrgang. | 


Aufmerksamkeit, daß nämlich seine Augenlider leicht ver- 
Der Gedanke, daß es sich hier etwa um: das Erlahmen eines  ' 


weil wir das Herz ja klein gefunden haben. Da soll nun — dies 
das seltene’Bild der parakardial-adiastolischen Stauung ` 
. schöpfenden Bezeichnung der Ooncretio pericardii cum cordepopulärist. | 
kardial, und’ was wir im engeren Sinne als parakardial-adiastolische . 


‚Verhältnisse, die außerhalb des Herzens liegen, ‚bedingt ist. Wenn i 


. der Vena cava inferior infolge Thrombophlebitis der Hohi- 
vene; in diesem Falle gesellte sich noch der Ikterus dazu, wahr- 


wenn gummöse Drüsen komprimierend wirken. ‘Dies also wäre kurz 


auftretende Stauungs- . 


Wo Sie es finden, wird es Ihnen erlauben, die, richtige Diagnose | 


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=. -Wir werden am besten gleich hier die Frage aufwerfen, die 


später für uns so wichtig werden wird, ob nicht auch ein rechts- 
seitiges pleuritisches Exsudat oder eine rechtsseitige 
Pleuraschwiele zu derartigen Stauungserscheinungen in 


der unteren Hohlvene führen kann? Weniger weil der Erguß 


das Gefäß zusammenpreßt oder ‘der schwielige Ring es drosselt 
— denn Ortner fand z. B. in einem hierhergehörigen Fall, wo er 
das erwartet hatte, die Hohlvene im Gegenteil durch den schwieligen 


‚Ring geradezu erweitert —, sondern vielmehr deshalb, weil diese 
beiden genannten Prozesse das rechte Zwerchfell immobili- 


sieren. Ortner und Wenckebach messen der Bewegung 


| des rechten Zwerchfells entscheidende Bedeutung für die 
‘'Ausschöpfung der unteren Hohlvene zu und meinen, daß 


jene Form der Stauung, die wir bei der schwieligen Mediasti- 
nitis zu besprechen haben, in erster Linie durch die rechts-. 
seitige Pleuraschwiele bedingt sei. Ja Wenckebach faßt sogar 
Stauungserscheinungen,. die er bei schwerer Enteroptose fand, als 


` parakardial, durch die Zwerchfellsenkung bedingt, auf. ‚Ich habe 
: diese Anschauung für die schwielige Mediastinitis so lange geteilt, 


als ich nur Fälle gesehen hatte, ‘bei denen unter anderem‘ auch. 


eine ausgedehnte rechtsseitige schwielige Pleuritis bestand ' und 


diese sind weitaus die Mehrzahl. Aber vor kurzem kam an der 


‚Klinik ein Fall von hochgradiger Hohlvenenstauung zur Beobachtung, 
bei dem gerade an der rechten Pleura nur ganz. unbedeutende . 
.: Veränderungen bestanden, und daraus läßt sich schließen, daß. die, 


rechtsseitige Pleuraschwiele nicht jene entscheidende 


Bedeutung für. unser Krankheitsbild hat, die wir ihr zu- 


gemessen haben. — — C aur | 
Das Gegenbild von seiten der oberen. Hohlvene ist 


schon vor mehr als'hundert Jahren von Stockes gezeichnet worden 


und wird auch heute noch nach seiner markantesten Erscheinung, 


‘wenn es extrem "ausgeprägt ist, als Stöckesscher. Kragen, be- 


zeichnet. f 
Vielleicht darf ich auch. hierfür ein Beispiel bringen: Ein 60jähriger 


Mann wird in höchst bedauernswertem Zustand an die Klinik gebracht. - 


Sein: hochzyanotisches Gesicht ist dick verschwollen, aus den ver- 
uollenen ‚Lidern laufen ständig. die Tränen, die Schädelschwarte ist 


dick angeschwollen. Hals, Schultern und Arme sind unförmige 


zyanotische Wülste.. Die teigige Schwellung der Haut erstreckt sich 
auf den ganzen Thorax, an dem allenthalben erweiterte Venen bläu- 
lich durch äheinen. Aber etwa in der Höhe einer Linie, die Rippen- 
bögen und Nabel verbindet, schneidet die Schwellung ringsum plötz- 
lich ab und an den unförmigen Oberkörper setzen sich, gleichsam 
nicht- dazu passend, ein wohl modellierter Bauch und  grazile ödem- 
freie Beine an. Trotz der intensiven Kurzatmigkeit des Mannes ergibt 


- sich über dem Herzen und der Lunge ein normaler Befund und selbst- 


verständlich auch über den Bauchorganen. Der Mann erzählt, daß 
er vor einigen Wochen einen Straßenunfall erlitten habe, aber ohne 
weitere ‚Schwierigkeit nach Hause gehen und zunächst seiner Arbeit 
als Schmied nachgehen konnte. Erst nach einiger Zeit ‚begann sich 


das geschilderte Bild zu entwickeln: das klassische Bild. der | 
parakardialen Stauung in der Vena cava superior. Der 


erlauf gestaltete sich recht interessant. In Anbetracht des hohen 
Alters des Patienten‘ erschien die Prognose von vornherein zweifel- 


haft und sie wurde es noch mehr, als zuerst rechts, dann auch links 


ein pleuritisches Exsudat hinzutrat. Aber nach fast sechs- 
monatiger Krankheitsdauer und Behandlung waren die Pleuritiden 
mit Schwartenbildung ausgeheilt, die übrigen Erscheinungen zurück-, 
gegangen und der Patient verließ, kaum wieder zu erkennen,. die 
Klinik und nahm seine Arbeit als Schmied wieder. auf, Es ist am 
wahrscheinlichsten, daß es sich hier um eine traumatische Ruptur 
der Vena cava superior gehandelt hat, bei der sich langsam ein Blut- 
erguß in das obere Mediastinum entwickelte. Ahnliche Bilder können 


. bekanntlich Aneurysmen der Aorta, maligne Strumen und mediastinale 
Tumoren usw. erzeugen. | 


|  Resümieren wir als pathognomonische Erscheinungen 
der oberen parakardialen Stauung: Zyanose, Ödem des 
Gesichtes oder wenigstens der Lider ohne subikterisches 
Kolorit der Skleren, Dyspnoe bei normalem Herzen, nor- 


maler Leber und hydropsfreier unterer Körperhälfte!). - 


Wenn Sie m. H. diese beiden eben geschilderten ‚Syndrome 


‚nun einfach aneinanderfügen würden, dann bekämen Sie damit 
. das Bild einer universellen parakardialen Stauung: primär‘ 


1) Nachtrag bei der Korrektur: Ich habe soeben das seltene 


Bild einer halbseitigen parakardialen Stauung in der oberen Körper- 


hälfte 
_ entzündung eine flüchtige Pericarditis: sicca. Nach ihrem Abklingen .| 


esehen. Eine Pat. bekam infolge einer grippösen Lungen- 


schwillt der rechte Arm, Schulter und rechte Gesichtshälfte an! Dia- 
gnose: Thrombophlebitis im Truncus venosus dexter infolge Uber- 
greifen der Pericarditis sicca'auf die Venenwand. 


2. 


4 - 


auftretende Stauungsleber. ünd -Milz mit Aszites und 


Ödem an den Beinen; subikterischem Kolorit der Skleren.- 
‚ohne Venenpulse; und Zyanose und Ödem -des Gesichtes . 
‚bei normal großem Herzen ohne Geräusche und ohne 
Arhythmie. Das Bild existiert! wohl, aber die Ursache in dieser 


Form nicht, weil. es ja.nur ganz ausnahmsweise Prozesse 
geben könnte, die gleichzeitig die obere. und untere 


Hohlvene unmittelbar treffen... Und -selbst wenn zufällig 
‚zwei stenosierende Momente diese beiden Hohlvenen ein- . 
mal ausnahmsweise‘einehgen würden, so würde das wahr- 
 scheinlich noch immer nicht zu einem jahrelang dauern- ' 

den Krankheitsbilde führen, der Kreislauf würde sich 


irgendwie anpassen und die Erscheinungen sich aus- 


‚gleichen. Um dauernd das. Bild der pärakardialen Stau-, 


ung in beiden Hohlvenen zu erzeugen, muß ein anderes 


Moment -eintreten:. Die Adiastolie des,Herzens, wie sie in. 
|,der akuten Form für. perikarditische Exsudate, in der chro- 
nischen progredienten, uns heute interessierenden Form für die 


schwielige Mediastinoperikarditis charakteristisch ist. 


Hier liegt die Ursache der Stauung nicht im Herzen und nicht in. i 
‘den Hohlvenen, sondern dicht am Herzen in jener schweren Ver- 


änderung des Mediastinum, welche die diastolische Ent- 


faltung des Herzens verhindert und so das Bild nachahmt, . 
das die systolische Erlahmung des Herzens erzeugt, ohne. 
daß eine solche vorhanden ist. Sie werden sofort. begreifen, . 
was‘ für ein. therapeutischer Unterschied zwischen dieser gleich 


näher zu -besprechenden parakardial-adiastolischen Stauung und der 


- kardial-asystolischen ist: Das asystolische Herz in diesem- 


‚extremen Zustand, wie wir ihn eben geschildert haben, ist am: 


Ende seiner Kräfte und mehr oder minder nahe seinem‘ 
Tod; das adiastolische Herz braucht keineswegs mit seiner - 


Kraft: zu Ende zu sein, es ist nicht tot, sondern einge- 


sperrt. ‘Wenn es gelänge, es. aus dieser Umklammerung 'zu. be-- 


freien, könnte es wieder jenes Wunder an Kraft entfalten, das das 


Herz eines jungen Menschen darstellt. Um diesen Zustand handelt 


es sich. nun bei der schwieligen Mediastinitis der jungen Leute. 
` Die schwielige Mediastinoperikarditis ist ein eigen- 


attiger Krankheitsprozeß, dessen Pathogenese noch in vieler Hinsicht - 
` der Aufklärung bedarf. Die Krankheit lehrt uns vor allem, daß die - 


scheinbar so einheitlichen und abgeschlossenen serösen Räume, die 


von der Pleura, dem Perikard und dem Peritoneum gebildet werden, 
funktionell, d. h. vermutlich durch ihre Lymphversorgung, keineswegs 
einheitliche. Gebilde darstellen, dagegen aber wieder Teile von ihnen 


sich zu neuen, die anatomischen Grenzen mißachtenden 


-Einheiten zusammenschließen können.. Sie können hundert rechts- 


seitige Pleuritiden tuberkulöser Genese ‚sehen, ohne daß eine auf 
das Perikard, das mediastinale Zellgewebe, die Pleura diaphragmatica 


‚oder gar das Peritoneum übergreilt: Andererseits gibt es. akute 


Polyserositiden, die von vornherein alle Serosae ergreifen, ‘das Zell- 


 gewebe aber intakt lassen und vielfach ohne ‚Residuen ausleilen. . 
Demgegenüber. steht‘ die chronische schrumpfende Polyserositis, die‘. 
wir als Mediastinitis bezeichnen, bei der der Entzündungsprozeß mit 


unaufhaltsamer Sicherheit vom Zentrum der Mediastinalpyramide 


gegen die Peripherie fortschreitet, das mediastinale Zellgewebe, das. 


innere und äußere Perikardialblatt, rechte und linke Pleura, die 


Pleura diaphragmatica und, durch das Zwerchfell durchgrei- 
fend, das Peritoneum der inneren Zwerchfellkuppe und 
‚allenfalls die seröse Bekleidung der Leber und Milz ergreift. Diese 
Kombination drückt dem Krankheitsbild den Stempel’ auf. Es sieht 


aus, wie wenn hier von einem unbekannten Zentrum aus der Krank- 
heitsprozeß fortschritte, im Gegensatz zu den primären Polyserosi- 


tiden, bei denen selbständig verschiedene seröse Häute ergriffen _ 


werden. Es ist nicht mehr als eine unbewiesene Arbeitshypothese 


‘meinerseits, wenn ich Sie daran erinnere, daß das Zwerchfell nicht 
bloß ein Muskel ist, sondern sein Centrum tendineum auch ein 
mächtiger. Rangierbahnhof des Iymphatischen Systems, in dem sich ` 


thorakale und abdominale Lymphbahnen verflechten. Es liegt nahe, 
in der Infektion dieses Centrum tendineum jenen Zentralpunkt zu 
suchen, von dem aus die chrönische Infektionskrankheit der schwie- 


ligen Mediastinitis ausstrahlt. Während, die übliche zentripetale 
- Pleuritis — zumeist von subpleuralen Tuberkeln bedingt — sich 
‘durch die Schmerzen der Interkostalnerven und Muskeln bemerkbar . 


macht, entwickelt sich die zentrifugale Pleuritis der Mediastinitis 


zumeist ganz schmerzlos. Deshalb bleibt sie oft lange Zeit okkult 


und macht sich ebenso erst durch ihre Folgen bemerkbar, wie die 
trockene Perikarditis, die bekanntlich gar keine Erscheinungen zu 
machen braucht.  . . Se "9 -er 


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229. Juni 


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Bin Beispiel: Ein junger Bursch’hat im Felde im Oktober 1918 | Tier nicht-lebendig ist.“ Es ‚fehlen: die ganz feinen, fast unbewußten 
-` tip Frankreich: eine Kampigasvergiftung, erlitten, ‚die bekanntlich hämor- | Modellierungen, ' die 'Turgor. ünd::Tonus ;‘der Haut und das feine 


KB j d hämorrhagische-Serositiden: erzeu en kann. | Jatanta Sniel der Muskulatur: unterhalb. di 
1..." ghagische PneumonieN un a a eket Trkamanach | latente Spiel der: Muskulatur; unterhalb. derselben erzeugen. Ebenso 
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©" Nach wenig De Rra Pr BE PER S 
| nicht eigentlich: wegen Krankheit ins Garnison- | 5; ee ee er £ A 
| ern a T OS oid fühlte sich ganz gesund. | eines. bedanerneweiten jungen Mannes mit schwieliger 
Per nach einigen Wochen merkte er, daß irgendetwas im Bauch ihn. | Mediastinitis aus: ‚Die Haut ‘hat ihren T urgor verloren, die Brust- 
“heim Niedersetzen. stört, schließlich fingen die Beine: an’ zu schmerzen | muskeln ihren: Tonus,, ‚die,  beiderseitigen Pleuraschwielen hindern 
nd anzuschwellen und, als er in die Klinik kam, bot er. das ‚typische die Flanken ‘an .der Atembewegung ‘und. haben die Interkostalräume 
© “pjd der schwieligen Mediastinitis. mit riesiger Stauungsleber, Aszites, | verstrichen; und von unten: her treibt. die mächtige Leber und der 
2°. tiefem; stark zyanotischem Ödem ‚der. Beine, bilateraler, schwielig ab- | Aszites die untere Brustapertur auseinander. Im vollen Gegensatz 
>" gesackter Pleuritis, Ödem im Gesicht. und subikterischen Skleren. ``, | oi | 
-eP Wir haben damit die eine Gruppe: der. subjektiven Beschwerden, 
> die der Prozeß machen kann, -schon: erledigt. Ich möchte besonders 
"darauf verweisen, daß gerade dieses Ödem der Beine- viel häufiger 
"schmerzhaft ist als das der Herzfebler oder anderer hydropisie- 
"ander Krankheiten. Atemnot steht'nur dann im Vordergrund, wenn 
“die Pleunitiden zu sehr großen Ergüssen. führen oder gleichzeitig | modelliert ja der ‚Kräftige Herzmuskel die linke Thoraxhälfte. Hier 
„rasch aufschießen oder wenn die Perikärditis,. was sie nicht so häufig | aber. ist sie’ vorne’ flach und. nach der Achsel zu dacht sie 


N. 
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‚lügelatmen des Patienten. ‚Selbstverständlich. können auch grobe 


Differenzen zwischen ‘beiden ‚Brusthälften i bestehen; ‚je nachdem auf 
-der „einen . Seite -mehr das Exsudat; ‘auf der anderen mehr die 
Schwiele vorherrscht. . Speziell auffällig -ist auch: die Herzgegend. 


' Auch 'sie ist ‘in: jeder Beziehun "tot. : Bei einem ‚jungen Manne 


+ 


e 


4 


TR m einem größeren Erguß führt, ehe sie in Schwielenbildung | plötzlich" ab und die Interkostalräume über: dem Herzen 
> übertritt. Dann können sich auch Schluckbeschwerden bemerkbar „EBSETRKOSLAN er 


"machen und es wird das Bild. des Stockesschen Kragens auftreten. . 

< U Aber dies ist nur das Initialstadium der Kranken. . Das typische l 
0 Krankheitsbild wird durch den bald einsetzenden schwie- 
WO o Jigen Prozeß bedingt. Dort, wo..das Initialstadium mehr oder 


die Klage über das Anschwellen des Bauches, 


von. „Trikuspidaliypus. ‚der. Coneretio“ gesprochen. Mir scheint- 
nichts ungünstiger als diese Bezeichnung. . Es ist, ja viel. | 

wichtiger, zu. betonen, worin trotz dieser einen Gemeinsamkeit 
- die beiden Krankheitsbilder sich vollkommen. gegensätz-. 
lich verhalten! Sie wissen es, schon,- aber wir ‘können es uns 


vielleicht nochmals vor Augen führen:  . + 


die Trachea, die: zumeist verlagert ist, vo 


man. auch das- Oliver-Cardarellische + 


Gemeinsam: Primäre Stauungsleber mit Aszites und: Ödem der Beine: | 
a Mediastinitis: 

Ödem der Tider `>. Vo 
lange Zeit kein subikterisches 
aeoo Lolorit e X = j = F , cia 
Keir positiver Venenpuls. ee 
“ schwer - veränderter Thorax s 
kein: ‚Herzbuckel, ` kleines, nicht. 
< pulsierendes ` Herz, kein Ge- 
""Täusch, rhythmische Töne in 


. „halbiertem Pendelrhythmus® _ 


a | 
-, Trikuspidalinsuflizienz! .; 

1. kein Ödem des Gesichts’ 

~ 2. subikterische Skleren.? ~ 


r ` 


ist: leicht ‘beschleunigt, ‚dadurch, 


3, positiver Holsvenenpilä 7 
“verkürzt ist... So'werdèn die beiden Inte 


4, intakter Thorax EE a ni 
ð. Herzbuckel mit starker pulsa- 
torischer Erschütterung ‚und 
hochgradig verbreiterterHerz- 
dämpfung, verlagertem, heben- ` 
dem Spitzenstoß, Geräuschen, | 
‚Arhythmie EN ER RE e 
6. große, stark pulsierende Leber |: große, nicht pulsierende Leber. . 
ME Sie sehen, es ist nichts unzweckmäßiger, als, von einem Tri- . 
p pida kis m Conero zu ‚sprechen, ebenso me na ries dl- 
sche Versuch, das ankheitsbild durch den Ausdruck „Pseudo- | en a | a Teen 
Ieberzirrhose® zu charakterisieren, “nicht geglückt ist: Es scheint mir | pathognomonische Symptom’ der Adiastolie. 
am klarsten, vor allem . auch -im Hinblick auf: die therapeutischen -| 
Konsequenzen durch die'Bezeichnung der p atakardial-adiasto-. 
nchon Stauung umrissen.. Vollhard hat. die Bezeichnung „Ein- 
udstauung“ gewählt. Aber ich glaube, daß jede‘venöse Stäauung 
eine Einflußstauung ist. ee In 
Wir haben nun nur noch in ein, paar. wichtigen Punkten das 
ei schon bekannte Bild zu ergänzen. ` Das Gesicht dieser. Patienten 
nn nicht immer zyanotisch Br n,- nur die. Lippen: sind das wohl 
Be Dafür gibt es-kaum eine andere ‚Bedingung; unter der eine. 
erartig violette Zyänose der Beine bei jungen Menschen auftritt. 


vr 


„wir | | 


der Beine oftlange Zeit rein.tiefer 
‘trägt und wahrscheinlich deshalb so oft schmerzhaft ist. 


> 


oem der Augenlider wechselt, ‘es kann zeitweise | paraxe | 
ER e immer ist das untere Lid: ergriffen, während ‚beim nephbri- | lich nun befremdet fr 
aa Hydrops gerne ‘die ‘oberen Lider- zuerst. anschwellen. . 
Stanin er Haut am Brustkorb ist bei der adiastolischen parakardialen 
Ha g ya dann vorhanden, wenn. noch ein perikardialer Erguß: | 
pulsie m Hals sind die Venen wohl erweitert, aber sie 
| ee ent Sie dürfen sich nicht durch -einen allfälligen 
East au en Venenköllaps täuschen lassen, den: wir ‚später 
erwähnen haben. ©. Eee a | u 

i A die fesselndsten’Erscheinungen bietet der Thorax dieser 
nten, die merkwürdigerweise fast immer ‚junge ‘Männer sind. `- 


als einem ha | SEN 
haben, als Griesinger, Kußmaul, Friedreich, ( 
als’ pathoguomoni 
reichs C 
 Brustwands | iok 
‚den Brauerschen: S chleuderton? Ic 
‚getan, . 


so wie man jemanden, der si 
“schlichen hat, . etwas ühl. behandelt. 
‘wenn sie vorhanden ressant, a 
daran schuld, daß wir jahrzehnteläng. 1: 
Auffassung 


D \ | 
ne sieht aus, als ob er „ausgestopft“ wäre, und zwar 
tatali N ausgestopit. ‘Wäs. das besagen „soll? . Wenn wir im 

storischen Kabinett ein. meisterhaft ‚ausgestopftes Tier be- 


t . i i 
trachten, erkennen wir dennoch ‘auf deneisten Blick; daß dieses 


U 
i : i T i : 5 


n% Er 
JAR. 


zu dieser Ruhe über dem Thorax ‘steht das sichtbare Nasen- . 


und nicht anders konfiguriert, :als.es'e inem querstehender EN 


Tones ausgezeichnet. Das fehlt hier — deshälb „halbiert“ —, Si 


4 1 

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opn t 3 y p as 3 PR: rn Se TE, oo kp i Br FE p p N "oe ` O T SER 
i T 2 3 v ‘ ar Fee =. a i 
‘ 
PS 


sind verstrichen. Ebenso. tot, wie. sie sich ansieht, fühlt ©. 
sie sich auch .an, denn. man. empfindet .ja ‚absolute‘ Stille als. . 
etwas Positives. Wenn es uns. gelingt, das Herz gegen. die Pleura- "-.. 
 schwielen und Exsudate abzugrenzen, . erweist es sich :als-klein.... 


Su 


„2 minder okkult verlaufen ist, hören wir. als erste Klage, ohnedaß | Herzen "bei: Hochstand des :Zwerchiells zukommt, -Auch > 
-C Herzbeschwerden oder ähnliches vorausgegangen sind; die’ Aorta. erweist sich als eng und- schlecht gefüllt, und: nur: eins... 
der Leber |. breite Vena cava.superior kann das Mediastinalband.perkutorisch `; -pi 


' Zwerchfellkuppe fehlt in: allen: Stellungen. :U ter. Umständen -kani ` 


Gegensatz zu der schweren Zirkulationsstörung stehen,.' 
in "einer Reihenfolge, die Ortner jüngst als „halbierten :. 


iu. hören. Nun haben wir. nur noch zu erwähnen; daß das Ödem: ` 
fen, muskulären Charakter. 


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= zu ann m u en m P 
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:>.: => und der Beine. Hierin gleicht. also das ‘Krankheitsbild ‚den Er: | und röntgenologisch nach rechts verbreitern. Im Röntgonbild sieht, >- f 
© = seheinungen bei Trikuspidalinsuffizienz und Türk hat deshalb | man -natürlich allenthalben dichten Schatten. Das Czyľarzséhó  "..:| 
‚Phänomen: der helle- Streifen : zwischen ‚unterem.:Herzrand und Y; 


AI: r: dem -Röntgenischirm‘” 
pulsatorische Bewegungen machen, und. in ‘manchen Fällen kaùn v . 
man. -C hänomen -am Kéhlkopf ` =- >, 
| nachweisen (Radonićič). Das: interessanteste- Phänomen liefert, ©. 
| die Auskultation. Wir hören zwei reine Töne, die in vollem. ee 


Pendelrhytihmus“ bezeichnet hat. : Däs.heißt, die‘ Herzaktion- ! er 
daß das Intervall -` 


t 


|" der zweite Ton hat seinen Iktus behalten.. Während:die: echte a 
„Embryokardie bekanntlich ein’ Zeichen der ‚drohenden. 


» $ 5 
z$ k 


hen diastolischen Veneükollaps, : das ‚diastolische 


+ 


| chleudern, die systolische Spitzeneinziehung, | - 

| Ich habe das mit voller Absicht ; Di 

ch ungebührliche Ehren er- . opts; 
Alle diese Phänomene; sind, |.  :;" : 

sind, zwar interessant, allein sie tragen ~ | 

n einer falschen. 


zwischen zweitem Ton. und dem nächstfolgenden ersten. `. 
i rvalle’gleich lang: oo 

‚das Herz pendelt, wie wir sagen. Aber ‘der echte Pendel- `- 
rhythmus, bzw. die Embryokardie, ist gleichzeitig dureh‘ S: 
‘ein. Verschwinden. d er speziellen. Betonung des zweiten :: 


Erlabmung. des. Herzmuskels ist ‚(Huchard);. ist unser... > if 
halber Pendelrhythmus ein Zeichen der erschwerten und: igs 
verkürzten Diastole: des. Herzens und infolgedessen das. ae. 


= Wenn man die vorhandenen Ergüsse punktiert, ‚zeigen sie fäst: ` a 
| immer entzündlichen Charakter, 'aber sie erweisen sich als hochgradig... iy 
verdünnt, so daß wir hier dasselbe Zwischending zwis Ra: 

Exsudat: und Traussudat haben, wie wir es von. den chronischen ` Be: 
Nephritiden her kennen. Daß’die-Leber'nicht pulsiert, haben 
ir schoni bemerkt, nicht selten ist über ihr perihepafitisches Reibon -, ; 


~ Damit, m. H., habe ich alles Wesentliche vo dem Bilde der © ... 

parakardial-adiastolischen Stauung angeführt. Sie werden wahrschein-  :.'. 

agen, warum, ich. denn die klassischen Symptome, ; . 

die in den Arbeiten (der hervorragenden Forscher, "die sich seit. mehr. en 
| halben Jahrhundert mit diesem Krankheitsbild. beschäftigt. in zn! 

| Ortner, Brauer, nr nl) 

_ Türk ,sovielRaüm einnehmen, vollkommen übergangenhabe: Deneinst ih 

isch angesehenen Pulsus paradoxus, den Fried- `. <; 


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des Krankheitsprozesses ‚gelebt ‚haben und ..“; - 


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Bl. U 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.26. 


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zu falschen therapeutischen Konsequenzen, gekommen ; Fehler behoben sein müsse, wenn man das Herz von der Brustwand 


sind. Die Phänomene haben mit dem, was uns Ärzte in erster 
Linie interessiert, der Pathogenese der schweren Kreislauf: 
störung und der Möglichkeit ihrer Behandlung nichts zu 
tun. Sie sind entweder Zeichen der Accretio cordis, d.h. der 


Anwachsung des Perikards an die vordere Brustwand oder können 


auch durch anderweitige, eigenartig lokalisierte media- 
stinitische Strangbildungen zustande kommen. Solange man 


‘sich vorstellte, daß die Zirkulationsstörung in den Hohlvenen, ab- 


. gesehen von der Strangulierung, durch das Erlahmen der Herz- 
. kraft infolge dieser Anwachsungen erzeugt werde, erschienen 


sie von besonderem Interesse. Aber wir,stellen uns das heute 


anders vor. | er 
Wenn Sie meinen Ausführungen über den Mechanismus der 


parakardial-adiastolischen Stauung zu folgen die Freundlich- 


"keit gehabt haben, ist die grundsätzliche Aufgabe einer Thera- 
pie dieses Leidens klar. Die Digitalis, die beim Versagen 
des Herzmuskels Wunder wirken kann, kann hier nicht ange- 


zeigt sein, weil keine Asystolie vorhanden ist. Trotzdem werden 


Sie sie zunächst ihrem Kranken geben, weil wir bekanntlich Digi- 
talis auch in jenen Fällen immer anwenden, in denen sie theo- 
retisch nicht angezeigt ist (thyreotoxisches Herz, Vasomotorenkollaps 
bei Infektionskrankheiten, Extrasystolie). Wir können nämlich. 
:niemals-von vorneherein wissen, wieviel an muskulärer 
Insuffizienz sich einer anderweitig bedingten Kreislauf- 
störung beimengt; es handelt sich um eine Analyse ex 
juvantibus. So mag auch das mediastinitische Herz Ihres Kranken 
vielleicht ein wenig erlahmt sein und Sie werden mit einer vollen 
Digitalismedikation zunächst eine erfreuliche Besserung erzielen. 
Aber niemals kann natürlich die Digitalis jenen Umschwung herbei- 
führen, den sie beim asystolischen Herzen so oft macht. Sicher 


von Wirkung: sind diuretische Maßnahmen bei diesen- 
' Fällen, abgesehen von den Punktionen. Da es sich um eine. 


ausgesprochen chronische Therapie handelt, ist das Medikament 
der Wahl der Harnstoff, der viele Monate hindurch in täglichen 


Gaben von 30—50 g gegeben werden kann, und mit dem Sie oft 


außerordentlich schöne Besserungen erzielen werden. Aber schließ- 
lich sind das alles nur symptomatische Maßnahmen und 
das Siechtum dieser jungen Menschen kann damit nicht be- 
seitigt werden. So war es ein nicht genug zu rühmendes Verdienst 
Brauers und Simons, als sie als erste an die operative Be- 


handlung dieses Zustandes herangingen. Der Patient Brauers 


hatte bekanntlich hochgradige Akkretionserscheinungen: die vordere 
Thoraxwand wurde systolisch fächenhaft eingezogen und schleuderte 
diastolisch zurück. Deshalb kam Brauer zu der Anschauung, daß 
die Überlastung des Herzens mit dieser pathologischen Arbeit die 
‚Ursache der anscheinenden „kardialen Insuffizienz“ sei und daß der 


- Abhandlungen. 


loslöse (Kardiolyse). Das taten Brauer und Simon unter 


Rippenresektion und der unmittelbare Effekt schien höchsterfreu- 


lich: die Leber schwoll ab, Aszites und Ödeme schwanden und der 
Patient. schien geheilt. Unerklärlich schien Brauer nur, warum 
der sogenannte. diastolisch&e Schleuderton erhalten blieb, obwohl 


die Bedingungen des Schleuderns nicht mehr vorhanden .zu sein . 


schienen. Aber der erfreuliche Effekt bei dem Patienten 
hielt nicht lange an, nach kurzer Zeit. traten wieder die 


ursprünglichen Stauungserscheinungen auf und der Pa- 
tient ging zugrunde. Ähnlich sind alle späteren Kardiolysen 


verlaufen. Ihnen m. H. ist heute vollkommen klar, warum 
das nicht anders sein konnte. Brauer und wir alle mit 


ihm hatten bis dahin den Zustand als einen asysto- 
lischen, durch Überlastung des Herzens aufgefaßt. In 


Wahrheit dürfte die Überlastung des Herzens durch die 
vorderen Anwachsungen keine so besondere Rolle spielen 
und in der großen Mehrzahl der Fälle sind solche gar 


nicht vorhanden. Das Wesentliche der pathologischen 
Veränderung: die Einmauerung des Herzens in Schwielen 
und die dadurch bedingte Unfähigkeit, sich diästo- 


lisch zu entfalten, wurde durch .die Kardiolyse nicht 
beseitigt und deshalb hat sie heute nur. mehr historisches 
Interesse. | A «€ 


Seither haben wir den Zustand nun richtig deuten gelernt 


und die Entwicklung der Druckdifferenzverfahren erlaubt uns, ohne 


Scheu den Brustkorb zu öffnen. Nun’ baben wir die Aussicht auf 


einen Weg bekommen, den Zustand radikaler zu behandeln, d.h. 


das Herz aus seiner Umklammerung zu befreien und die 
 Adiastolie damit zu beheben. Es ist das Verdienst Rehns, 


diesen Weg mit seiner Perikardiotomie erfolgreich beschritten zu 
haben. Hier handelt es sich nicht mehr um die Loslösung des 


Herzens von der Brustwand, sondern um eine wirkliche Auslösung 


des Herzens aus den umklammernden Schwielen, nachdem 


. diese gespalten worden sind. Schmieden sagt, das Herz müsse 


geschält werden wie eine Orange, indem man die Schwielen bis auf 


das Myokard ausrottet. Er schildert anschaulich, wie der aus der: 
Umklammerung befreite Herzmuskel herausquillt und die Kreislauf- 


störung sich unmittelbar zurückbildet. Wie weit es sich bei den 


bisher operierten Fällen um Dauererfolge handelt, ist mir vorläufig 
nicht bekannt. Aber da es sich um sonst rettungslos inva-. 


lide junge Menschen handelt, wird der Versuch wohl immer 
zu wagen sein. Deshalb schien es mir erlaubt, Ihre Zeit für die 
Frage in Anspruch zu nehmen: wie erkenne ich diesen Zustand, wie 
unterscheide ich ihn von den Herzklappenfehlern, damit immer mehr 


(dieser Fälle won schwieliger Mediastinoperikarditis der Operation - 
. zugeführt/werden können. = | | 


| Aus der Universitäts- Frauenklinik Tübingen 
| . (Direktor: Prof. Dr. A. Mayer). 


| Theoretische und praktische Folgerungen. 
aus der Lehre von den endometriumähnlichen Epithel- 
= wucherungen im Ovarium.  — 
.ı Von Priv.-Doz. Dr. E. Vogt, Oberarzt der Klinik. 


Unter den neueren Theorien über die Entstehung der Ovarial- 
hämatome fällt die Theorie von Sampson und Lauche aus dem 


Rahmen unserer bisherigen Vorstellungen völlig heraus. Sampson 


leitet in seiner ersten Arbeit (1) die Ovarialhlämatome, welche er je 


nach dem Alter des Blutinhaltes auch als Teer- und Schokoladen- . 


zysten bezeichnet, von Schleimhautinseln ab, welche von den 
Epithelien des Uterus öder der Tuben stammen und durch Stauung 
des Menstrualblutes in die Tuben und schließlich in die Bauch- 
höhle verschleppt werden. . Hier plantieren sie sich auf den Ovarien 
und entarten zystisch durch ihre Beteiligung an der Menstruation. 
Daher kommt wohl auch die Bezeichnung Endometriom. Nach dem 
bisherigen Sprachgebrauch wurde damit eine Neubildung in eigent- 
lichem Sinne bezeichnet, Da dies aber hier nicht zutrifft, müssen. 
wir die Bezeichnung Endometriom als irreführend ablehnen. 


Für die Stauung des Menstrualblutes führt Sampson 2 Möglich- 
keiten an. Entweder ist der Ausführungsgang des Uterus durch Myome, . 


` Polypen oder durch Lageanomalien unwegsam gemacht. Hier handelt 


endogener Ursachen. 


es sich also um ein einfaches Überlaufen des gestauten Blutes infolge 


Die zweite Möglichkeit ist die, daß der Rückfluß.des Blutes vom 


Uterus durch die Tuben in die Bauchhöhle. begünstigt wird- durch 


äußere Eingriffe, wie bimanuelle Untersuchung während der Menstruation, 


durch .Abrasio und durch das Einlegen von Radium usw: Bei dieser ` 


zweiten Möglichkeit mit den exogenen Ursachen wird das Blut gleichsam 
vom Uterus durch die Eileiter in die Bauchhöhle massiert. 
Die Zysten im Ovarium können unter dem Einfluß der Menstruation 


platzen. Es kommt dadurch zur Epithelaussaat und Implantation in. 


weiterer Umgebung. Die Implantate sind durch die Passage im Eier- 
stock aktiviert aad Z 

\ Der Autor stützt seine Theorie durch ausgedehnte operations: 
anatomische und histologische Untersuchungen eines Materials von 
64 Fällen, welche in einem einzigen Jahre bei 296 Laparotomien beob- 


achtet wurden. Beim Studium der Arbeiten von Sampson bestechen 
die ausgezeichneten Abbildungen ganz zweifellos. Nach seinem Material 


bilden die Erkrankungen, welche vonendometriumähnlichen Wucherungen 


ausgehen, nächst den Myomen die häufigste Erkrankung bei der Frau 
zwischen: dem 30. und 50. Lebensjahr, . es sind das über 200/ seines‘ 
gynäkologischen Materials, 6 Fälle waren jünger als 30 Jahre und 3 


über 50 Jahre. Damit haben wir die Hauptzüge der Sampsonschen 


Theorie, welcher sich in neuester Zeit auch Lauche (2) anschließt, 


kennen gelernt. | 
Für eine kritische Stellungnahme zu dieser Theorie in ihren 
theoretischen und praktischen Folgerungen erscheinen unsnoch folgende 


anatomische und klinische Punkte wichtig und beachtenswert. 


Die ersten Implantationen auf dem Eierstock sind klein und unschein- 
bar. Sie sitzen mit Vorliebe an den Stellen, welche in unmittelbarem 
Kontakte mit dem Fibrienende der Tuben stehen. Ein Ovarium, beide 
Ovarien, oder’ beide Ovarien und der Douglas oder der Douglas. allein 


können von’ den Epithelimplantaten ergriffen sein. Die Hämatome, 


` 29. Juni 


eigen meist eine erhebliche Wachstumsenergie. . 


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+ -7 o gelche an de 


a ‚Wand. durch Rückbildungsvorgänge die. verschiedensten histologischen 


E ‚Gesichtspunkte: Die Erkrankung kommt. ungemein häufig vor, und 


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. ? = Dr vr a S E 2. ` i .. n 1 [} , Sn 2 i . pigi BE BE > ER a “en nn r ee . tr ` ENR SE aa a . 
ea ur N p i : rn ASEA BER ee : E ‘> g 3 f a ANA T . ER aa Re ü Bar. ri Si ar A a a NA A 
Ri er oe L at i SE a ER 2 TE. ` , . Fan R > à n i - A Eu + A Er PR $ A ae .. EE wer 
a ü ne a 3 . È - 3 f : 3 = x » 2 5 % t 2 s RE y f ; ty . 
ER E ET AO i = . imam X 3 25 \ Ey) a w: EO & SE u ER rt ® n . i > a Pair 8: . ‘ : pi t èz . 
ne. Br a BR .. P j 3 į j . - DD aii - äi; - ee . ee - de . à © . 6- 
h Be sehn sn EAE ee r ; eis f : na i b - . i- a ». : i ’ p* ~ s A ' PNE k) Bavio NN s a 
Sy i ra N : IE ee 2 et A. ; N 5 w S o Wk oi A j ia: le e ‘a : AN y PER k N Bu t; nena we N Er 
r a Eti si .. . 5 & . td ay ae 
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- e E a 7 P AR 2 n ” ” R i er 7 E $ g . vor j E A 
5 ; 5 J TE i í j ' ` $ -_ % 


Dr ` 


Die Symptome, welche von den Schleimhautimplantaten 
"ausgehen, hängen damit zusammen, daß sie sich an der Menstruation 
ee der Bauchhöble führen und schließlich 
| b | en kleineren Hamatoms anier f auf den Dickdarm übergreifen:. Das klinische Bild ist ziemlich 
Me a Zel von dan In Gor Tue gelogen maioro might | Sartre. B orienton Frauen, zwischen dem, 3, yad 
ich. oe. elle ahs Sa oleren, | 50: Lebensjahre. mit ausgesprochener Dysmenorrhoe oder. mit Zu- 
nahme ihrer Beschwerden ‘während . der Periode oder mit Störungen 


r Oberfläche der Ovarien sitzen, haben sihen Dozchihenser 1: 
7 7 yon wenigen Millimetern. Nur die tieferen: Hämatome ‚können vor - 
dem Durchbrechen einen Durchmesser . von 1 bis 9 cm erreichen, im ` 
"tel 2 bis £ em. Die oberflächlichen kleineren Hämatome mnter- ` 


vg m tl Far | 2 
2 ir Epithel bei. der Menstruation‘ völlig abstoßen und verlieren. 


F a -Die meisten aber platzen oder ‚brechen in die „Bauchhöhle durch. | ‚Ihrer Beschwerden ‘während Cor - € 

<. + "-Perforieren kleinere, SO können sie. dadurch völlig verschwinden. Bei | von ‚seiten des. Daris, welche fast nur. zur Zeit der Menses auftreten. 

"jan tiefer. gelegenen Adenomen, welche nicht platzen, können in:der | Der 'Palpationsbefund èrgibt ‚ein kleines zystisches Ovarium oder 

W ee eh dor Rescrnlion ‚des. Menstrual -éin verwachsenes Ovarium ünd außerdem Veränderungen im Douglas. 
: Veränderungen eintreten, welche mn re an u u =` ` Die Therapie ist schwierig und muß: individualisierend ge- 
 blntes Der "98 en Jer ersten Mitteilung von Sampson . staltet ‚werden. : Womöglich reseziert man nur das Ovarium oder 

= “paren 8 doppelseitig entwickelt und sämtliche. perforiert. : ‘Die Tuben ‚entfernt "höchstens ‚ein Ovarium ganz... ‚Die ‚peritonealen Implantate 

| tets. offen. Verwachsungen in: verschiedener Mächtigkeit und ‚werden. nach ‚Möglichkeit abgeträgen. . Darmresektionen sind meist 


„waren S rsen IS er 
-Ausdehnung wurden jedesmal angetroffen, besonders..am: Eierstock und 


ja der Umgebung der Perforationsstelle; sowie. .in den natürlichen 

‘ Maschen und Falten der Bauchhöhle und besonders im Douglas. ‘Von 

den 23 Fällen wurden in 14 die Adhäsionen :histologisch untersucht : 

“ und dabei 3mal endometriumähnliche ‚Epithelwucherungen festgestellt. | 
An einem Falle von Schwan erschaft ‘zeigte der: an des. 

Ovariallämatoms typische deziduale Reaktion von derselben Beschafien- 

‘heit wie die Decidua vera des &raviden ‘Uterus. -Bei :den größeren 

... :>Bämatomen, welche zum Platzen' kommen, kann sich dieser Vorgang | | 

0 mehrfach wiederholen, Es fällt auf, daß die sekundären. Implantate | hatten wie die Uteruskarzinome.. Meigs berichtet über 5:ähnliche Fälle., 
“oft eine viel größere Ähnlichkeit mit dem Endometrium aufweisen, als” | Aüßerdem-tra£ Sampson in 4 von 7 adikaloperationen:wegen Uterus- - u 

2. die Epithelien der ursprünglichen Ovarialhämatome.. ‘Außerdem be- | kar: Ä | | 

7° o sitzen sie auch meist eine viel stärkere ‚Wachstumstendenz. Die. Eier- 

` ştöckə können daher als eine Art Zwischenwirt, als der ‘Mutterböden, ` 

als die Brutstätte oder als der Verteilungsherd für die Epithelien an- . 
K geschen werden. Die Epithelien. werden durch die ‚Passage durch 


nicht nötig, ‚weil. die Implantate auf. dem Darm nach der Entfernung 
‘des Ovariums atrophieren. Die. konservierenden Operationen führen 
nicht immer zu.einem.Dauererfolg, so daß Relaparotomien sich öfters 
- nötig machen. ` Bei. Ovarialhämatomen und zahlreichen Implantaten 
-im Beckenperitoneum ist von konservativen’ Operationen abzuraten. 
‘. Für die Verschleppung von Geschwulstmaterial aus. 
der Uterushöhle durch die Tube..bringt Sampson folgende’ Beweise. 


her eine "diagnostische Abrasio durchgemacht. Besonders ‚gefährlich - 
‚wirkt die Abrasio.. Von 14 Fällen, bei welchen vorher abradiert worden. 
, war, war bei der Laparatomie În: 8 Fällen Blüt mitEpithelzellen in den . 


| Druck auf den Uterus aus dem- abdominaten Ende herausbefördern., -` 


das Ovarium gleichsam umgestimmt, so daß sie zu Wucherungen Ver-- 
- nlassung geben, welche: klinisch aussehen wie maligne Tumoren. 
c: oue o Histologisch unterscheidet Sampson ‚3 .Gruppen «von Im- 
` plantaten. Die erste Gruppe wird: gebildet von drüsigen Epithel- | 

, ‚schläuchen mit viel Zilienbesatz, welche vom. Tubenepithel ‚abzu- 
leiten sind. ee a a ee ee 
In der zweiten Gruppe. ist die größte Übereinstimmung mit dem 

- -Endometrium und zwar hinsichtlich‘ der. Epithelien ‚und: des .Stromas 


` Yorherrschend. In der dritten Gruppe findet ' man eine 'Vermengung 
- ‚der ersten und zweiten Gruppe mit allen. Übergängen. ` Sampson 
weist ausdrücklich darauf hin, daß wir aber noch nicht die Umstände 
‘2 kennen, welche das Wachstum der verschleppten : Tuben- und Uterus- 
-  schleimhaut auf dem Eierstock und dem. Beckenbauchfell ermöglichen. 


und begünstigen. Die Epithelauskleidung‘ der Ovarialbämatome reagiert 


g ? 


uńd mit einer zu wenig: schonenden bimanuellen Unteren anne erreichen. . 
"Es scheint sicher, daß Karzinom. auch durch Einlegen- von Radium und. 
_velegentlich. der Totalexstirpation des. Uterus dürch die. Bileiter hin- -. 
| dore ‚gepreßt und:verschleppt wird. Besonders interessant sind folgende. 
Fälle: Sampson wurde nach einer diagnostischen Abrasio wegenKorpus- 
"überrascht. ‚Schon 1 Jahr darauf ‚trat der Tod an Rezidiv ein. In : 
“einem 2. Falle von Kor uskarzinom war das Tubenlumen mit Epithel-.. 
zellen und Blut angelil _In.einem 3. Falle ergab die Obduktion eines 

U: Falles: von Korpusi 
beschreibt Karzinomzellenin der Tubebeieinem primärenKorpuskarzinom.. ` 


0 „ut die Menstruation, auf die Schwangerschaft und Menopause in f|- 
„gleicher Weise wie die Uterusschleimhaut. ° Der Autor. ist schließlich | 
der Ansicht, daß Implantate, “welche von .der Tube und vom Endo- 

. mietrium abstammen, nicht nur die Quelle für Ovarialhlämatome, sondern - 
| ‚auch für Ovarialkarzinome bilden. _. 0 ein Ni | 

`. Inseiner jüngsten Arbeit vom März 1924 hat Sampson (8) 

„seine Theorie noch weiter ausgebaut, besonders für die Verschleppung 
von malignem Uterusinhalt. Er stellt sich ‚jetzt auf den Standpunkt, . 

> daß die gutartigen Schleimhautimplantate ‚fast immer vom Endo- 


;. metrium abstammen, und stützt seine. Theorie durch folgende neue. 


Auf Grund. dieser Beobachtungen betrachtet es Sampson ` 
‚als eine wichtige: Aufgabe, bei- der Diagnose and Therapie’ der. 
- Vteruskörperkarzinome .der Implantation‘: von-Gesohwulstgewebe vor- . 
zubeugen.. Man muß . äußerst vorsichtig und. schonend bimanuell 


‘Fällen mit der größten Sorgfalt angewendet werden. Vorsicht ist... _- 


_ durch die. Tube. zu leicht in die Bauchhöhle drängt. Bei der `` 
abdominalen Totalexstirpation. des Uterus muß der Uterus schonend. ` 
‚material in diè Bauchhöhle oder in das Wundgebiet gelangen könnte, En 
"müssen primär doppelt unterbunden. werden, die Fimbrienenden der. 

' Tube, die: Ovarial- und Uterusgefäße, die Ligamenta rotunda. . Der | 


„awar nur während der :'Geschlechtsreife, "besonders ‚zwischen dem 
Eu 80. und 50. Lebensjahre. : Die histologische Struktur der Implantate 
| o "gleicht weitgehend dem Endometrium, selbst im Zilienbesatz: Die. 
Tuben sind meist offen. . Gelegentlich känn man bei Operationen 
TE während der Menstruation durch “Autopsia in viva das Blut durch. 
. die Fimbrienenden der Tuben austreten sehen. Dieses ‚Blut führt, 

‚nach der mikroskopischen Untersuchung Epithelzellen. mit Bestand- 
teilen des Stromas. Bei Schnitten ‘durch die. Tuben gewinnt man 


07 dasselbe Bild, Epitheltrümmer -und Stromafetzen -frei im Tubenlumen. 


‚ Geschwülste mit Endometriuminseln wurden. auch in Laparotomie- 
narben nach Eröffnung des Uterus beobachtet. Jacobson istes- 


im Tierexperiment gelungen, ähnliche Veränderungen durch die 


Autotransplantation von Uterusschleimhaut in: den Geweben des 


infektion abgesetzt. BE An E en re 
=: , Eg läßt sich heute ‚noch nicht ‚klar übersehen, ob die Theorie . 
von Sampson tatsächlich richtig ist, oder ob nur ein Teil’ ihrer 


von drei eigenen, Fällen aus unserer Klinik zur. Ablehnung der ` 
.Sampsonschen Theorie; es braucht eben längere Zeit, „bis Nach- >. 
untersüchungen "an größerem Material durchgeführt sein werden. ` 
a ‚Auf: jeden. Fall m nn a er ampi a 
einen Beckens zu i m Cen ntat über | heute schon zwei wichtige = 0 gerungen ableiten: Wir 
ähnliche Ergebnisse ae? = Fi 2 > | müssen viel genauer wie bisher ‚auf diese Dinge ‚achten, vielleicht: E 
Die Frage, welche Bedingungen das Auftreten von Menstrualblut |' sind sie doch meist übersehen, verkannt oder nicht genügend 
aus. den Tuben begünstigen, beantwortet Sampson folgendermaßen: |: histologisch durchgearbeitet worden. Außerdem erscheint es jetzt 
Das Blut wird besonders leicht austreten können bei Frauen mit | schon angebracht, mit Rücksicht auf die Sampsonsche Lehre folgende 
, KUSLTE nn | Fragen der praktischen Gynäkologie erneut. zu bearbeiten: . 
Yan könnte sich vorstellen, daß das Emporwandern' der 


offenen Tuben von weitem Kaliber. Sampson fand durch Röntgen- | 
männlichen Geschlechtszellen unter Umständen dürch ein‘ 


I 


I MBa son mit Kontrastmasse, daß das Kaliber ‘der Tube über- 
pt, und besonders auch in .der Pars interstitialis sehr schwanken. 


"karzinom Karzinomzellen frei im Tubenlumen an, 3 davon batten’ vor- - .: a 


- 
g 


Dasselbe läßt sich mit der Rubinschen Methode der Tubendurchblasung `. o 


arzinoms Epithelzellen in einem Bileiter von der... REE 
selben histologischen Beschaffenheit wie imPrimärtumor.. AuchSchiller. Ba 


untersuchen. Die diagnostische Abrasio darf nur in 'zweifelhaften `- 


mit Radium : am Platze, weil die Radiumkapsel.. den Uterusibhalt. 


angefaßt werden und alle, Verbindungen, durch welche ‚Geschwulst- ... 


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Uterus wird: nach Abklemmen der Vagina und vorheriger Des- ` D 


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' Voraussetzungen zutrifft und entsprechend ‚ihrer klinischen Be- F 
deutung einzuschätzen. ist... So kommt ‚Stübler (5) auf Grund .. 


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C. | Er sah 5 Fälle, bei welchen die Ovarialtumoren dieselbe-Struktur- ,..- | = 


Tuben. Gelegentlich von 4 Salpingostomie ‚ließ sich dreimal Blut durch = “a } 


. karzinom bei der Operation durch ‘den Befund ‚von ‚Blut im Douglas: - ` ki 


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ann. Wenn der ! F etritt | roh | Rückfließen des Uterusinhaltes begünstigt ‚wird, genau'so wie um- w 
Gewebsfetzen, z. B. bei Dysmenorrhosa monibranacea oder durch | durch die Tuben erschwert werden ‚könnte. Wir brauchen uns -pori 
Retroflexio, Myome und Polypen,. setzt die Antiperistaltik des Uterus dabei nur zu erinnern, daß. die Tage unmittelbar post menses sehon“ > f; = 
ein und befördert den flüssigen Inhalt der Uterushöhle in die Eileiter. | lange‘ als der günstigste Zeitpunkt für die Befruchtung angesehen | pinpin 
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886°. =, ..19%6 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 26. ` 


29. Juni 


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wurden. Man führte das früher vorwiegend auf die leichte Passier- 


barkeit des Uterus unmittelbar nach der Menstruation zurück. Viel- 


leicht kommt aber als weiteres begünstigendes Moment hinzu, daß : 
ünter Umständen Reste des Menstrualblutes den umgekehrten Weg 


gehen und durch die Tube in die Bauchhöhle gelangen. : 

Ferner ist es nach dieser Lebre nicht ausgeschlossen, daß 
nicht nur Blut und Epithelschollen, sondern auch Infektions- 
erreger, besonders Gonokokken, Eiterkeime und Tuberkelbazillen, 
die Fpithelien gleichsam als Vehikel oder Schrittmacher benutzen 
und so in kürzester Zeit vom Uterus in die Bauchhöhle intrakanalikulär 
emporwandern. y 


Außerdem muß man an manche Gonorrhoefälle denken, 


bei welchen trotz schwerster Pelveoperitonitis mit Douglasexsudat 
nach kaum erfolgter Heilung zur größten Überraschung Schwanger- 
schaft eintritt. Nach den.bisherigen Vorstellungen über die Aus- 
breitung der Gonorrhoe auf. dem Schleimhautwege mußte man doch 
in diesen Fällen von aszendierter Gonorrhoe mit Bestimmtheit einen 
Verschluß der Tuben oder eine gewisse Unwegsamkeit wenigstens an- 
nehmen. Wandern aber die Gonokokken auf Epithelien mit 
Menstrualblut durch die Tuben, so kann wohl das Beckenperitoneum 
an Gonorrhoe erkranken, die Tuben brauchen es aber nicht unbedingt, 
sie können offen. und wegsam bleiben. 


Schließlich wäre noch zu untersuchen, ob nicht einzelne Fälle. 


von Tubenmenstruation einfach vorgetäuscht werden durch 
den Rückfluß von Uterusmenstrualblut. o | 
Wenn auch die Genese der Extrauteringravidität heute 
als geklärt gelten kann, so bleiben doch immer wieder Fälle, bei 
welchen man keine Entzündung und keine Entwicklungshemmung 
findet. Vielleicht könnte der eine oder andere dieser Fälle auch 
mit der Sampsonschen Lehre erklärt werden. | 
Das Zustandekommen der Ovarialgravidität wird ver- 
ständlicher, wenn man die.Möglichkeit der Implantation des be- 
. Truchteten Eichens auf den endometriumähnlichen Schleimhaut- 
bezirken mit ihrer ausgesprochenen Fähigkeit zur dezidualen 
Reaktion erwägt. | n i 
Die Auswirkung der Sampsonschen Lehre wären auch 
im Stande folgende Punkte der gynäkologischen Therapie 
zu beeinflussen. Jedè gynäkologische Untersuchung während 
der Menstruation ist unzulässig, ebenso jede Spiegeluntersuchung, 
weil dadurch der Rückfluß von Menstrualblut begünstigt werden 
könnte. Es braucht nicht besonders darauf hingewiesen zu werden, 
daß die Sondierung hier gerade. verhängnisvoll wirken könnte. 
Ferner müßte die Lehre von der klinischen Bedeutung der 
Retroflexio uteri mobilis überprüft werden. Hier stehen sich ja 
zwei. große Lager gegenüber. Die einen z. B. Küstner, Fehling 
erblicken in jeder Retroflexio eine falsche Lage, welche therapeutisch 


`. angegriffen werden muß. Im Gegensatz dazu -betonen Sellheim, 


A.Mayer u.a., daß die Retroflexio, wenn sie ohne Komplikationen 
‚auftritt, gewöhnlich nicht behandelt zu werden braucht. Würde 
diese Lage aber nach der Sampsonschen Lehre die Rückstauung 
vom Blut und Verschleppung von Endomtriuminseln tatsächlich 
begünstigen, so ergäbe sich daraus die Notwendigkeit, die Retro- 


flexio entweder orthopädisch mit Ring- oder chirurgisch durch 


Operation zu behandeln. Schon die bimanuelle Aufrichtung des 
retroflektierten Uterus könnte auch den Rückfluß von Blut aus dem 
Uterus in die Tube erleichtern. | | 

Ganz ernstlich muß man hier die Gefahren berücksichtigen, 
welche mit einer Abrasio des Uterus, mit dem Einlegen von Quell- 
stiften, und mit der Zervixtamponade verbunden sein könnten. Die 
Gefahren der Ausschabung der Uterusschleimhaut lassen sich 
wohl dadurch auf ein Mindestmaß herabdrücken, daß man das Blut, 
die Gerinnsel und Epitheltrümmer einfach mit physiologischer 
Kochsalzlösung möglichst herausspült. So gehen wir nach den 
Lehren der Hegarschen Schule schon lange vor. Die Laminaria- 
stifte sind hier vielleicht noch am ungefährlichsten, wenn sie per- 
= foriert sind und so wenigstens dem Uterusinhalt die Möglichkeit des 
_ Abflusses nach außen offen lassen. Die.Zervixtamponade ist 
wieder gelährlicher, zumal wenn sie längere Zeit liegen bleibt. Die 
größten Gefahren werden aber mit der Radiumkapsel verbunden 


sein, weil sie den Ausführungsgang des Uterus völlig verlegt. Daß 


Okklusivpessare und Intrauterinpessare, die Sterileits und auch die 
-Fruktuletts nach Nassauer in ähnlichem Sinne wirken können, sei 
der Vollständigkeit halber nur erwähnt. 

Bei der Technik der Radikaloperation bei malignen 
Uterustumoren nehmen wir schon lange weitgehend auf die Ver- 
schleppung von Geschwulstmaterial Rücksicht, Der Uteruskörper 


selbst darf überhaupt nicht angefaßt werden. Man kommt meist. 


' Klemmen aus. 


mit einem Zug an den Ligamenta rotunda vermittels stumpfer 
Wir durchtrennen sämtliche Gefäße nur nach 
doppelter Unterbindung oder präventiver Abklemmung. Ebenso er- 
öffnen wir die Scheide nur, nachdem sie vorher abgeklemmt und 


| mit Jodtinktur zweimal desinfiziert ist. Man wird hier schließlich 


dem Rate von Sampson folgend zur Vollständigkeit auch noch die 
primäre Unterbindung der Fimbrienenden der Tuben hinzufügen 


_ müssen, sofort nach Eröfinung der Bauchhöhle, bevor der Uterus über- 


haupt angefaßt wird. l Ea 

Die Tubendurchblasung, welche in Deutschland, besonders 
in Sellheim, einen sehr warmen Verfechter gefunden hat, führte ja 
notwendigerweise dazu die Frage der künstlichen Befruchtung wieder 
aufs neue. aufleben zu lassen. Sellheim gibt für die Tubendurch- 
blasung ein eigenes Instrumentarium an und bespricht die tech- 


nischen Einzelheiten. Neben der Infektionsgefahr, die bei diesem _ 


Eingriff besteht, wird die Methode die weitere Gefahr in sich bergen, 
daß man dabei, besonders wenn der Eingriff gerade nach der Men- 
struation erfolgt, Epithelien durch die Tube in die Bauchhöhle be- 
fördert, und so künstliche Implantate mit all ihren Gefahren und 
Folgen erzeugt. Es wäre verhängnisvoll, wenn auf diese Weise die 
Veranlassung zu einer schweren Erkrankung gegeben würde, welche 
ja erst recht zur Sterilität führen müßte. _ G 

Diese Aufzählung der theoretischen Ausblicke und praktischen 


Folgerungen aus der Sampsonschen Lehre ist nicht erschöpfend 


und berücksichtigt nur das Wichtigste, um die Aufmerksamkeit auf 
diese reizvolle und vielseitige Frage der. lebenden Pathologie zu 
lenken und zur Mitarbeit anzuregen. Sehen wir ganz ab von der. 


Richtigkeit der Theorie, so hat die Lehre von Sampson für die 


Gynäkologie doch ihre Bedeutung. Sie verspricht als Arbeits- 
hypothese eine Fülle von Anregungen. Ihren weiteren Wert dürfen 
wir darin erblicken, daß sie als ein Fortschritt in der Auffassung 
eines komplizierten gynäkologischen Krankheitsbildes zu begrüßen 
ist. Das Wesentliche der Theorie von Sampson über die Ent- 


stehung der Ovarialhlämatome läßt sich nämlich dahin zusammen- 
fassen, daß die alte, einseitige Auffassung von einer Organerkrankung, 


überholt wird von der neuen Auffassung der Systemerkrankung. 
Je mehr sich unsere Erkenntnis in dieser Richtung bewegt, daß 


wir es bei den meisten Genitalerkrankungen mit Erkrankungen des 


ganzen Genitalsystems in seiner grundsätzlichen Abhängigkeit vom 
Ovarium zu tun haben, um so sicherer sind wir auf dem richtigen 
Wege für die-Diagnostik und für die Therapie. Mit diesen Vor- 


. stellungen ist ja auch schon der weitere Schritt zu der vornehmsten 
Aufgabe der modernen Frauenheilkunde, der weitgehendsten Berück- 


sichtigung des weiblichen Gesamtorganismus, besonders vom Stand- 
punkt der Konstitution aus, gegeben. | 


Literatur: 1.Sampson, The life history of ovarian hematomas (hemor- 
' rhagic cysts) of endometrial (Mullerian) Type. The amer. journ, of obstetr. and 


gyn. Nov. 1922, 4,.No.5. — 2. Lauche, Die Bedeutung der heterotopen Epithel- 


wucherungen vom Bau der Uterusschbleimhaut für die Gynäkologie und ihre 'neue‘ 
Erklärung durch Autoimplantation vom Endometrium bei Menstruation in die 
Bauchhöhle (Sampson). D.m.W. 1924, Nr. 19. — 8. Sam pso n, Benign and malignant 
endometrial implants in the peritoneal cavity and their relation to certain ovarian ' 


tumors. Surg., Gyn. and obstetr. March 1924. — 4. Albrecht, Aussprache zum 


Vortrag E. Vogt: Sitzung der Bayerischen Gesellschaft für Geburtskunde in. 


München. 11. Mai 1924. — 5. Stübler, Zur heterotopen Epithelentwicklung im 
Genitalapparat, insbesondere im Ovarium. Erscheint in D.m:W. 


x 


| Aus der Chirurgischen Universitäts-Klinik (Augusta-Hospital) Köl 


(Direktor: Prof. Dr. Frangenheim). | 


‘ Über infantile und juvenile Knochenwachstums- 
| störungen. a: 
Von Dr. Paul Caan, Assistenzarzt der Klinik. 
| [Mit 8. Abbildungen *).] | 
Die Einführung der Radiographie in die Diagnostik der 
Knochen:Gelenkerkrankungen bedeutete einen ungeahnt großen Fort- 
schritt in der Erkenntnis und in der richtigen klinischen wie ana- 


tomischen Beurteilung zahlreicher Knochen-Gelenkaifektionen. Krank- 


hafte Prozesse oder, richtiger gesagt, eigenartige, von -der Norm 
erheblich abweichende Veränderungen an verschiedenen Stellen des 
Skelettsystems (Epi- und Apophysen der kurzen und langen Röhren- 
knochen), vordem zum Teil überhaupt nicht beobachtet und be- 
kannt, zum Teil auch verkannt, unrichtig gedeutet und deshalb 
falsch behandelt, kehrten so regelmäßig und so typisch oft auch 


*) Die Bilder 1—7 sind nach Röntgenphotographien von dem 


Volontärassistenten -der Klinik, Herrn Dr. Hans Bodewig gezeichnet. 


Abb. 8 ist der Arbeit Köhlers (M.m.W.1920, S.1290) entnommen. 


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C À eh Ze ' ee a > Th A es AS toa ai) E . un R E Al f ae Dez A ER ai nn 
5 p NE Maie S Ge x by r BE a 3 r FE Re a k NEED Ee e ae g ars a De A Fan! 

U a $ e , m. j ! i E ` j i3 A : = a en I t t a ee i r SE A š E E E E 

f > -TÇ i; ß un u T: ick ER, . 2 z PR AE oe Fe en: En re re j Wine) e a N 
MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. tn En a BR t 
i r en : A 2 Fri ee en = x br ee sn N ET N E unse Tyi R BEL ge Eo Beet E eA 

5 : ENA - à ` ' à 272 K . + ý 
N D ee DER a ar j 
s CA = B . x A + BE: 


>: mals klinisch nicht weiter in Erscheinung tretende Zufallsbefunde 
u ‘im Röntgenbilde . wieder, daß ihnen ‚eine Sonderstellung in ‘der. 
- Knochenpathologie zuerkannt werden : mußte. . Dabei zeigen diese 
- Aufnahmen eine derart auffallende Ähnlichkeit untereinander, daß 


-aie als miteinander verwandt oder gar als wesensgleich'anzusprechen ` 


| 

| 

'inkongruenz, ‘Dysarthrie) -sind verantwortlich gemacht worden für 
‚die Störungen. und Abweichungen im normalen Ossifikationsprozesse; 
. das vorzugsweise. Vorkommen þei Knaben legte einen Zusammen- 
hang mit. Störungen. der’inneren Sekretion (Pubertätsdrüsen) nahe. 
ads Gelegentlich ‘der Besprechung. der einzelnen Krankheitsbilder soll 
0° zgind und eine Gleichstellung und Klassifizierung. in eine gemein- | die Frage der. Ätiologie -und Patliogenese noch ausführlich be- 
0" game Gruppe von Erkrankungen ‘geboten scheint: Besteht zudem |: handelt werden. "une, ne Ä Ä 
“roch. auch im klinischen Bilde, der nicht. allzu seltenen sponfanen |-> "Die Osteochondritis def; juv: coxae, (Coxa plana, Malum 
Entwicklung oft obne nachweisbare Ursache, dem: chronischen Ver- - 


ZEN: 


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TIAME FIT: ie. 


: .jäuf und der Symptomatologie (geringfügige Funktionsstörungen, | gut verlaufende Hüftgelenktuberkulose angesehen bzw. zur Arthritis 

unbedeutende subjektive Beschwerden, nie Abszeßbildung und Fieber) | def: juv. ‘gerechnet, wurde fast zu gleicher’ Zeit in den: Jahren 1910 

. . .wie-auch im endgültigen Ausgang, u. U.. folgenfreie Ausheilung | bis 1913:von amerikanischen, französischen und deutschen Autoren, 

` | selbst" ohne jede Therapie ein großes Maß von Übereinstimmung! nach denen. man die. Krankheit auch benannt hat, als ein Morbus- 

Natürlich geben die jeweiligen ‚lokalen Verhältnisse dem Krank- | sui generis anerkannt.. Gerade in der scharfen Trennung von der 

- “heitsbild ihr besonderes Gepräge. Die überwiegende Bevorzugung |--Coxitis tuberculosa macht 'sich die ‘besondere : Bedeutung‘ ihrer 

"2° des männlichen Geschlechtes, das nicht allzu seltene symmetrische | Sonderstellung ‘in. der: Pathologie bemerkbar; einmal bewahrt sie 
Auftreten, sowie das gleichzeitige Vorkommen analoger Verände- | den Pat. vor einer unnütz langen Liegekur, sodann, und, dieses’ ii 
‚rungen an anderen Skelettabschnitten: und schließlich das alleinige | Moment ‘dürfte wohl 'ebenso wichtig ;sein, schützt' Sie den be- -ffa 
` Auftreten im ersten bis zweiten Lebensdezennium zur Zeit: des | handelnden Arzt. vor Fehlschlüssen über . etwaige Heilerfölge,.. vor: . ~, "1% 

- gtärksten physiologischen Wachstums — die nicht unerheblichen zeit- | .übertriebenen Hoffnungen, die Hüftgelenkstuberkulose therapeutisch. > >. j”; 
"lichen Schwankungen, denen schon die normale Anlage des Knochen- |- nennenswert beeinflussen bzw. sie. durch irgendwelche: Maßnahmen :: ., = hA 
Br ‚kerns und die Verknöcherung der. verschiedenen: Skelettabschnitte | restlos und folgenfrei zur Ausheilung' bringen zu können. Gerade... .. Esty 
unterliegen, erklären ungezwungen. das zeitlich ungleichmäßige Auf- | auf’ diesen Punkt, der uns manche Enttäuschung bereitet und. uns: >: . 8: 
| r “treten der verschiedenen Krankheitsbilder — können: als eine | um: die Hoffnung ‘der .Gutartigkeit. der Hüftgelenkstuberkulose und -...-' 


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MATRES 


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k f ar N . © =: Nee “ re . D D Imk 5 
.coxae, Calv&-Legg-Perthes), früher -irrtümlicherweise zumeist als iia 


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-weitere Stütze für die Auffassung- der Identität der betreffenden ‚| ihrer . Heilbarkeit ärmer macht, der uns’ anderseits lehrt, die Pro: -'.. <: 

“Prozesse und ihrer Zugehörigkeit zu einer einzigen Krankheitsgruppe | gnose dieses Leidens‘ 'weit ernster. zu, stellen, als man. es in der . _ 
' = x herangezogen werden. na... r p- Erüheren. irrigen Auffassung zu tun sich, bequemt hatte, wird von, — =; 4e 
“Unter dem Begriffe „infantile und juvenile Knochen- | vielen Autoren hingewiesen. -Auch die Frage der. Zugehörigkeit... {ç 
> wachstumsstörungen“ faßt man die verschiedener Affektionen, | der Osteochondritis coxae zur Arthritis def. war lange und :ist-auch. ... ~: iiy 
2.2 die Osteochondritis deformans juv. coxae (Calv6-Legg-Perthes), | heute noch. der Gegenstand -heftigster. Diskussion. : Die Frage ‘hat 
- die Apophysitis tibiae (Schlatter), die Köhlersche Erkrankung des 


-l 
` 


| -jedoch nur ein‘rein theoretisches Interesse, und es ist für die Be- >- - 
LZ: = Kabnbeines und der Metatarsalia, die Veränderung am Kalkaneus und | handlung und den Ausgang der Krankheit recht ‚belanglos, ob sie.. -i 
. ` > ‚schließlich die analogen Prozesse an anderen Epiphysen des Skelett- | zur. deformierenden Arthritis: zu rechnen’ ist, oder ob ‚sie in der na 
> systems zusammen. Die ‚Aufzählungsskala‘ entspricht. dem zablen- |. Knochenpathologie eine Sonderstellung einnimmt. ‚In der Tat ver- 
„mäßigen Vorkommen. :".. :.°:.. 0 a | sr 


fügen wir über eine Reihe von Präparaten mit makroskopisch und... . lin 
.mikröskopisch völlig intaktem "Gelenküberzug, während doch bei  . intkiiätscs 
-der.Arthritis def. die charakteristischen Gelenkknorpelveränderungen, "iin. 
Usurierung, ‘Auffaserung, 'Schliffurchen und Knorpel-Knochenwuche- , -. 4, 
‚rungen nie fehlen. ‚Daß sie sich hingegen sekundär' unter Um-. :. ! 
ständen noch nach vielen Jahren in einem durch Osteochondritis '$$ 
_ veränderten Gelenk, ‘etwa infolge der durch die weiter unten noch - h 
zu besprechendė Kopfdeformierung. bedingten. statisch fehlerhaften : ..' 
und unphysiologischen Belastung (Dysarthrie bzw. Gelenkflächen- < =; $ 
inkongruenz im Sinne Preisers) entwickeln kann, steht außer Zweifel. ;{ 
-=  DasCharakteristische der Osteochondritis coxae ist eine primäre =, , „U. 
- Abflachung der Kopfkalotte. bei normal erhältenem Knorpelbezug: Es. =. 
malien und Varietäten wahrscheinlich verschiedenster | ist somit ohne weiteres einzusehen, daß der Prozeß sich subchondral `: -> i 
Genese zugrunde, Eine Folge hiervon ist eine abnorme Weichheit ` abspielt etwa in der Art einer Unterminierung.. Wir sehen. denn.auch - o pa 
des Knochens, der traumatischen Insulten, ja selbst schon statischen | in den Frühstadien der Krankheit ini Röntgenbilde (s. Abb. 1—8) p 
 , Binwirkungen in weit höherem Maße ausgesetzt ist als normal; sie | 2 a ee u ae A 
beide haben einen nicht geringen Einfluß aut die Deformierung der 
| befallenen Knochen und die Ausdehnung des Prozesses. Möglich |. 
„aber ist auch, daß ‚die. auslösende: Ursache noch zu weiteren Zer- | 
.  Nörungen und Veränderungen der Knochenstruktur führt, die dann 
‚ m histologischen Bilde überwiegen ‚und den pathologischen Cha- 
takter des Prozesses bestimmen. I. aaa e 
Bi Ne schon erwähnt, ist eine einheitliche Ätiologie zu negieren. | 
nich eher. eine Möglichkeit ‚der. ‘ursächlichen Entstehung, die 
sich ie on m Erwägung gezogen worden ist. Zum Teil stützen. | 
io un ne niedanen Theorien und. Auffassungen auf histo-patho- 
e Yan i persuchungen,;. zum Teil sind sie lediglich. das Produkt 
De ae er Überlegungen und Vergleiche mit ähnlichen 'Krank-. 
eine es Zweifellos spielen Träuma und Infektion ätiologisch 


Ohne zu der bisher völlig-ungeklärten Frage der Ätiologie 
“und Pathogenese, über die eine Einigung bisher nicht zu erzielen 
.... .. ‚var, Stellung nehmen zu wollen, sind die genannten Veränderungen, . 
~ „7 “auch wenn sie isoliert: an-einem Knochenabschnitt: auftreten, nicht 
.. Als eine rein örtliche Erkrankung zu werten, sondern als.eine Teil- 
=., 7 erscheinung einer Systemerkrankung, ‘die gegebenenfalls symme- 
` „* trische Rnochenbezirke befallen oder. gar an zahlreichen Stellen. 
« . „gleichzeitig zur Entwicklung kommen kann. in 0 
~. 7 DenVeränderungen-an den verschiedenen Epi- und Apophysen, 
27 We sie sich uns im Röntgenbilde. präsentieren, liegen Störungen ` 
an der normalen endochondralen Verknöcherung, Ossifikationsano- 


1 
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“ Abbildung 1. ` 


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im Kopf sowohl gelenk- wie auch epiphysenfugennahe diffuse, -| 26t 


. fleckige, miteinander durch brückenartige Fortsätze in Verbindung: -. Hin 8: 
foment- im I sei es.als alleinige Ursache, sei es als auslösendes ‚stehende, ‚sich mehr und mehr vergrößernde Aufbellungs- und De-. z 5 n Asa, 
Hoch, uha inne einer Verschlimmerung .des auf einer anderen, `|. struktionsherde. Dazwischen eingestreut liegen Herdsklerosen —. "ll Te i 
die Bedeu en Ursache beruhenden Krankheitsprozesses. ‘Auf |. ein wichtiges: Unterscheidungsmerkmal gegen Tuberkulose, ‚die sich | . eera Tit 
Krankheit “ng SER traumatischen Insultes für die Entstehung der stets durch. eine gleichmäßige regionäre Knochenätrophie auszeichnet. oo BOR Goi 
wigenden Mer neben ‘der Anamnese, in der sich in der über- | Die. normale Bälkchenzeichnung ist somit fast vollkommen .ver-" ` yp POIR 
: rt A es der Fälle ein. Trauma leichter oder schwerer | schwünden. Im Verlaufe der Krankheit Nacht sich der 'erweichte.  \ ai al. 
Extremität h ie das vorzugsweise Befallensein’ der unteren | Kopi unter der Schwere der Rumpflast mehr und mehr ab; oft Fre Pe 
2: größere a le Ja schon .durch die normale Belastung eine: weit, | nur noch ein ‚schmaler ‘Rest als bandartiger Streifen ‘zu erkennen.. a - 

‘.  maßen. oe Beanspruchung ‚erfährt als. die oberen Glied- ‚Entsprechend ‚erweitert ist der Gelenkspalt. Gleichzeitig kommt .' goei L 
erscheinun > auch wurden dié Krankheitsbilder als eine Teil- | es vielfach zu einer der Höhenteduktion parallel gehenden Ver- En 
ira 5, als eine Art lokalisierte Rachitis angesprochen. Tropho- 

Jrotische Momente, 


| | | breiterung der Epiphyse, die, dann gerne lateralwärts verschoben, \ iu... 
Präformiert ate, kongenital bedingte Wachstumsstörungen und. | dem. Trochanter major genähert steht. Die Begrenzungslinie des _- EEE 
der G N Entwicklungsstörungen, angeborene Stellungsanomalien.. 


elenkflächen zueinander ‘(und physiologische Gelenkflächen- ` 


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888 = S O 4996 — MEDIZINISCHE KLINIK'— Nr.26: 


š = E a à x .. : 
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- ganz scharf abgeplattet. Wichtig ist, daß trotz der ganz erheblichen 
Veränderungen der Kopfstruktur und Kontur der Gelenksaum selbst 
für. gewöhnlich scharf gezeichnet bleibt; in den ungünstiger ver- 


' laufenden Fällen kommt es zu einem Zerfall der Kopfkappe bzw. 
des Kopfkerns in mehrere ungleich große und ungleich strukturierte - 


Teile, zu einer Fragmentation. Hierbei zeigen die zentral gelegenen 
Teile vermehrte Kalkanhäufung im Gegensatz zu der deutlich sicht- 
baren Atrophie der Peripherie. Die Epiphysenlinie läßt erst aul- 


fallend spät die ersten Veränderungen erkennen; sie erscheint dann. 
`. unregelmäßig versprengt, lückenhalt, wellig, verläuft oft girlanden- 


‚förmig. Auch im Hals sind ähnlich wie im Kopf Destruktions- 


herde und Rarefikationsprozesse nachweisbar. Das Kollum erscheint 


verdickt und verbreitert, der Schenkelhalsneigungswinkel verkleinert 
(Coxa vara). Die Veränderungen der Pfanne sind weniger wichtig; 
sie treten vor denen des Kopfes und Halses zurück. Gelegentlich 
sind auch hier Aufhellungsherde analog denen des Kopfes und 
des Halses zu sehen. In den fortgeschrittenen. Fällen zeigen 
die Gelenklinien zuweilen Rauhigkeiten und Unregelmäßigkeiten, 


die als sekundär-arthritische Veränderungen zu deuten sind. 


Die Krankheit, die hauptsächlich Knaben im Alter von 4—13 Jahren 
befällt, beginnt meist langsam und schleichend, oft ohne nach- 
weisbare Ursache. Gelegentlich treten die Initialsymptome, der leicht 
hinkende Gang und die Schmerzen im Hüftgelenk, die in den Ober- 


schenkel bis zum Knie ausstrablen, nach einem kürzere oder längere 


. Zeit vorher statigehabten Trauma auf. Macht man in. diesem 
scheinbar noch frühen und verhältnismäßig symptomlosen Stadium 


eine Röntgenaufnahme, so ist man meist sehr erstaunt über die‘ 
Ausdehnung und über die Schwere der radiologisch sichtbaren 
Knochenveränderungen bei den hierzu ganz im Gegensatz stehenden ° 


klinischen Beschwerden. ‚Anderseits zeigt sie uns auch, daß das erste 


Stadium der Erkrankung latent verläuft, der Krankheitsbeginn weit 
länger zurückliegt, als man auf Grund der subjektiven Beschwerden’ | 


und der klinischen Ausfallserscheinungen vermuten möchte. Das 
klinisch, speziell differentialdiagnostisch gegen die Coxitis 
tuberculosa wichtigste, für das Leiden geradezu pathognomonische 


Symptom ist die fast freie Flexion bei sehr behinderter oder 


gar aufgehobener Abduktion.des Beines. . Diese eigentümliche 
Bewegungsbeschränkung wurde früher lediglich als rein mechanisch 


_ bedingt,. besonders als Folge der Kopfabplattung erklärt; neuere 


Untersuchungen haben jedoch ergeben, daß der Abduktionsspasmus 


: in erster Linie für- diese Bewegungsbehinderung verantwortlich ge- 


macht werden muß. Die übrigen Bewegungsexkursionen im Hüft- 
gelenk.sind nicht nennenswert. beeinträchtigt; am meisten betroffen 
ist: noch ‘die Innenrotation, und zwar bei gebeugtem Knie weit 
stärker als bei gestrecktem Bein. Schmerzhaltigkeit bei Bewegungs- 
versuchen findet ‚sich nur ganz selten. Eine typische Haltungs- 
anomalie fehlt. Infolge der Höhenreduktion des Kopfes und der 


Verkleinerung des Schenkelhalsneigungswinkels steht der Trochanter . 


major oberhalb der Roser-N&latonschen Linie und ist das Bein 
verkürzt. Infolge Glutäalschwäche ist das Trendelenburgsche 
Phänomen der kontralateralen Beckensenkung "bei Belastung der 
- kranken Hüfte positiv; ebenso findet sich eine Atrophie der. Ober- 
schenkelmuskulatur. Der Gang ist deutlich hinkend, teils infolge 
der Abduktionsstellung, . teils infolge der Verkürzung des Beines. 
Im Gegensatz zum Schonungshinken bei der Coxitis tuberculosa treten 
die Patienten mit der. ganzen Fußsohle auf. Der Gang bzw. die 
Belastung der Hüfte selbst ist fast schmerzfrei, ebenso fehlt Druck- 


und Stauchungsschmerz in der Hüfte. Krepitation ist nur dann 


nachweisbar, wenn der Prozeß, nicht. mehr subchondral gelegen, 
auf das. Gelenkinnere übergegrillen hat bzw. sekundär-arthritische 
Veränderungen hinzugetreten sind. Gelegentlich wird auch ein meist 
nur kurz dauerndes kontraktes Stadium mit erheblich vermehrten 
subjektiven Beschwerden beobachtet. 

Der Verlauf der Erkrankung erstreckt sich auf mehrere Jahre; 
nach etwa 2 Jahren hat der Prozeß gewöhnlich seinen Höhepunkt 
erreicht, um nach weiteren 2—3 Jahren zur Ausheilung zu kömmen. 
Die klinische Besserung bedeutet, wie uns fortlaufend angefertigte 


Röntgenaufnahmen zeigen, nicht immer eine Besserung im patho- 


logisch-anatomischen Sinne; hier sind .oft noch fortschreitende De- 
struktion und Deformation nachweisbar, indessen die klinischen 
Symptome, die Schmerzen und der Grad der Bewegungsbeschränkung 
geringer geworden sind. nr | or 

Eine besondere Therapie ist in vielen Fällen überhaupt 
nicht nötig. Bei stärkeren subjektiven Beschwerden, Hinken und 


Schmerzen beim Gehen, empfielilt sich eine vorübergehende Ruhig- 
stellung im Gips- oder Extensionsverband, der dann bald, je nach‘ 
der Schwere des Falles, der Hartnäckigkeit im Verlaufe, dem Grade 


der Muskelatrophie und. der Ausdehnung der Destruktionen mehr 


oder minder energische Maßnahmen (Massage, Heizen, Diathermie, 
aktive und passive Bewegungsübungen) zu folgen haben. Der Aus- 


gang ist für die Mehrzahl der Fälle ein sehr guter, sofern keine 


deformierende. Arthritis den Prozeß kompliziert und damit eine 
folgenfreie Ausheilung: illusorisch macht. Diese arthritischen Ver- 
änderungen können nämlich unter Umständen sehr erheblich sein; 
selbst mehr oder minder vollständige Ankylosen sind nicht allzu 
selten beobachtet worden. Der Ausbildung: dieser sekundär arthri- 


tischen Veränderungen vorzubeugen bzw. vorstehende, : die Be-. 
‘wegung hemmende Knochenwucherungen abzuschleifen‘ und damit 
eine größtmögliche Artikulationsfläche zu schaffen, ist Hauptzweck 
der erwähnten. Bewegungstherapie. Vielfach, selbst in Fällen mit 


typischer ausgedehnter Fragmentation des Kopfes, kommt es zu 
einer vollständigen Rekonstruktion der Kopfkalotte, die eine. derart 
ideale sein: kann, daß man beim Vergleich der verschiedenen Auf- 
nahmen in den einzelnen Phasen es kaum für möglich hält, daß 
alle Bilder von einem und demselben Falle stammen. Als Dauer- 
veränderung beobachten wir außerdem noch pilzhut- oder walzen- 
förmige Abplattung ‘des Kopfes bei normaler Epiphysenstruktur 
ohne bedeutende klinische Ausfallserscheinungen. | p 
Die bisher nur spärlichen histologischen Untersuchungen aus 
den für die Beurteilung der Frage derAtiologie und Pathogenese 
besonders wertvollen Frühstadien haben bisher den Schleier nicht 


zu lüften vermocht; und in Zukunft wird sich dieser Mangel, nach- 


dem wir die Gütartigkeit der Affektion erkannt: haber, deshalb- nur 
veraltete Fälle mit weit fortgeschrittenen Kopf- und Gelenkverände- 
rungen zur Operation gelangen, noch weit fühlbarer machen. Die 


Osteochondritis coxae sowie die weiter unten beschriebenen Krank- 


heitsbilder sind, wie uns wenigstens auch ein Teil. unserer histo- 
logischen Untersuchungsergebnisse zeigt, vielfach nur. der Ausdruck 
und das Produkt einer mehr oder minder lang anhaltenden Wachs- 
tumsstörung oder Wachstumshemmung. im Knocheninnern. Diese 
Auffassung finden wir zudem noch durch -die klinische Erfahrung 


- bestätigt; denn wie wäre sonst eine Restitutio ad integrum in einer 


nicht geringen Anzahl der Fälle überhaupt denkbar! Die Prozesse 


‚sind demnach nicht immer als Krankheiten im pathologischen Sinne. 


zu werten, die zu Zerstörungen bestimmter Zellgruppen führen, um 


dann an der betreffenden Stelle mit Bildung ‘von Narbengewebe 
' auszuheilen. Daneben aber. verfügen wir auch über histopatho- 
‚logische Untersuchungen mit ganz erheblichen typischen patho- 


logischen Veränderungen im Epiphyseninnern, mit umschriebenen 


' Krankheitsprozessen in den verschiedenen Entwicklungsstadien (so 
Knochennekrosen, Gewebszertrümmerung mit Blutungsherden, eitrige. 


Osteomyelitis, Ostitis fibrosa). Hieraus ist also zu ersehen, daß die 
jeweilige Ursache und. das Wesen des Krankheitsprozesses keines: 
wegs stets die gleichen sind; vielmehr können verschiedene ursäch- 
liche Momente, zum Teil gleichzeitig wirksam, gewissermaßen 


einander ergänzend, zum Teil auch voneinander ganz unabhängig. 
für die Entwicklung des Prozesses verantwortlich gemacht werden. 


Wie ich in einer ausführlichen, demnächst in Band 17 der Ergebn. 
d. Chir. u. Orthop. erscheinenden Monographie über Osteochondritis 
deformans juvenilis coxae bezüglich Ätiologie und Pathogenese des 


Leidens an Hand aller zur Verfügung stehenden pathologisch- 


anatomischen . Untersuchungen die Auffassung vertreten habe, daß 


' dem klinischen Krankheitsbild der Osteochondritis nicht immer die 
| gleichen Prozesse zugrunde liegen, somit die verschiedenen Fälle - 
als nicht wesensgleich, sondern nur als wesensähnlich zu bezeichnen 


sind, so möchte ich heute unter Berücksichtigung und Anführung 


“weiterer Literaturstudien diese Auffassung auch auf die hier noch 


weiter zu besprechenden Krankheitsbilder übertragen. Voraussetzung 


ist nur, daß die Noxe, gleichviel welcher Art, zu Wachstumsstö- 


rungen oder zu ausgiebigeren Gewebsveränderungen mit einer ent- 


sprechenden Erweichung des erkrankten Knochenabschnittes führt; . 


die mannigfaltigen Deformierungen sind dann vorwiegend eine Folge 
des statischen Druckes. Als Beweis für die Ansicht, daß nämlich 
verschiedene Ursachen die gleiche Wirkung haben können, kann 
man neben den verschiedenen histologischen Bildern auch noclı die 


nicht unerheblichen Abweichungen im klinischen Verlauf und der 
Symptomatologie sowie den vielfach ungleichartigen endgültigen 
‚ Ausgang der einzelnen Fälle anführen. | : 


In der Frage der Ätiologie der Osteochondritis coxae spielt 
das Trauma eine ganz hervorragende Rolle, sei es, daß es direkt 
durch Zerstörung vitaler Zellelemente und Zellgruppen wirksam ist, 
sei es, daß es indirekt durch Schädigung lebenswichtiger, einen 
bestimmten Knochenbezirk ernährender Gefäße infolge : Zerreißung 


oder embolischer Verstopfung — in erster Linie kommt hier die 


nr 


BE 


trgumatische Insult lediglich als akzidentelles Moment das auf 


obere Schenkelhälsarterie in Betracht — sowie nach "Epiphysen- 


` 


e g ' $ s > m ; . è i e, 
tia EE E ar Sr y N E Pa een , . 3 h 4 m ‘ g e] . 
Ts A si; ee pt Br á i P : 


1924 — MEDIZINISCHE -KLINER — Nr. 26. o 889 


| Zu Gunsten dieser Auffassung spricht noch die verhältnismäßig häufige 
. Doppelseitigkeit, das familiäre Auftreten und das gleichzeitige Vor- 


lockerung und Displazierung den Prozeß ‘auslöst, sei es, daß der 


anderer, noch nicht gekannter Ursache berubende Leiden ver- 


kommen analoger .Affektionen. an verschiedenen Skelettabschnitten. - 


schlimmernd und beschleunigend beeinflußt. Tatsächlich findet 


i sich in weit mehr als der Hälfte der Fälle irgend ein Trauma 
(Stoß, Fall, Schlag) in der Anamnese; vielfach trät die Krankheit | Störungen in; Erwägung gezogen worden. Kurzum, alle Entstehungs- 
‚kurz nach einem Unfall in Erscheinung. Somit ist ein Kausal- | möglichkeiten und Erklärungsversuche für die Ätiologie und Patho- 


jostammenhang für einen Teil der Fälle nicht abzulehnen. Daß 


- . jedoch das Trauma nicht die einzige und alleinige Ursache ist und 


- sein kann, erhellt jedoch aus dem Umstande, daß nicht allzu selten 


‘“ Das nämliche gilt auch von der Infektion, die man vielfach als 
alleinigen! bzw. sekundären ätiologischen Faktor ins Treffen führt, 
. Dàs Auftreten nach einer im Kindesalter mehr oder minder blande 


.tismus oder nach sonst einer -bakteriellen Erkrankung, legten den 


N 


nd Behandlung des Magen- 
liche Fortschritte gemacht wurden, ist die Periodizität des Ulcus 


and: großer Intoleran 


‚ ungen, der örtliche Druckschmerz, die zeitweiligen Pylorospasmen 


` wd offenbar auch die okkulten Blutungen, fehlen im freien Interyall 
‚ Yollkommen. Die Periodizi 


Craemer, F 
‚ Schmerzes 


- nachgewiesen werden 


. peptischen 


köinerlei Insult — das Negieren einer’ traumatischen Schädigung 


söitens des Pat. ist doppelt zu werten, zumal. der- Kranke doch 
gewöhnlich sein Leiden mit irgend einem Unfall oder einer statt- 
` gehabten Verletzung in Zusammenhang zu. bringen sucht — nach- 
'- mwveisen ist, sowie auch aus dem ebenfalls verhältnismäßig häufigen 


doppelseiligen Vorkommen und familiären Auftreten der Affektion. 


verlaufenden Osteomyelitis colli femoris, nach einem Gelenkrheuma- 


speziell Calot und Colleu die "Ansicht vertreten, 


Auch die Rächitis und die -Spätrachitis soll für die Entwicklung, 


und den ‚Verlauf von Bedeutung sein. Und schließlich sind auch 


noch .neurötische Einflüsse und postlötal wirkende dysendokrine 


genese des Leidens sind schon berücksichtigt worden, ohne daß 


| auch eine einzige Theorie vollauf ‚befriedigte. 


= -` Nicht inerwähnt bleiben soll, daß einige N a 
a ie 
Osteochondritis kein Krankheitsbild für sich darstellt, sondern nur 
eine verkappte und nicht erkannte Subluxatio coxae congenita, die 
dann später infolge der anormalen Belastung zum Krankheitsbild 
der Osteochondritis führt. Solange. das Kind keinerlei Gehversuche 
macht, bliebe das Krankheitsbild: verborgen; später würde es als 


solches nicht mehr erkannt, und die ausgedehnten Veränderungen . 


am Kopf und Hals würden die ganze Aufmerksamkeit.auf sich ziehen: 
| Ich habe das Krankheitsbild der Osteochondritis coxae, 


' speziell die :Frage der Ätiologie und Päthogenese, besonders aus- 


- auch der gelegentlich fieberhafte Beginn des Leidens, der bakteriolo- 


 führlich behandelt, einmal weil die Affektion von den in.Frage 
| kommenden . verwandten Knochenerkrankungen am häufigsten vor: 
| kommt und schon deshalb das größere Interesse beansprucht; 


Gedanken‘ einer infektiös-toxischen Genese nahe. Hierfür spricht 


u betrach 


diese Ersch 


gische Nachweis von Eitererregern im erkrankten Knochen, der zu- 


weilen positive Ausfall der Antistaphylolysinreaktion und nicht zuletzt 
‚das histologische Bild. Tuberkulose und Lues sind mit Sicherheit 


als Krankheitsursache auszuschließen. Kongenital bedingte Wachs- 
tumsstörungen und Varietäten, präformierte Entwicklungsfehler und 


.Anomalien (z.B. inkonstante Epiphysen, ` gedoppelte Kernanlage, 
. Kernhypoplasien u. a.), die dann später durch eine weitere Schädi- 


gung, etwa ein Trauma oder eine Infektion in ein manifestes Stadium 


Da; übergeführt werden, sind ursächlich verantwörtlich gemacht worden. |. mit normaler Funktion des Elibogengelenkes ausheilten. 


nn Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


zudem ist der Prozeß klinisch wie auch histologisch am meisten 
durchforscht, und die Ausführungen lassen sich zum Teil wenigstens 
auf die anderen. Erkrankungen ohne weiteres übertragen. Genau 


die gleichen‘ Veränderungen sind außer am Hüftkopf am unteren | 
Humerusende, an der. Schulter und am Olekranon mehrfach be- ` 
schrieben worden. . Wir selbst hatten in den letzten Jahren Gelegen- 


heit, zwei einwandfreie Fälle von Osteochondritis an der unteren 
'Humerusepiphyse bzw. an der Rotula zu beobachten, die folgenfrei 


“Zur Frage der Periodizität des Ulcus pepticum. 
| Von Dr. Alired Lechler, Stuttgart, 


Facharzt für innere Krankheiten, z 


- Während in den letzten Jahren in der Frage der Entstehung 
und Zwöllfingerdarmgeschwüres erheb- 


pepticum immer noch nicht genügend geklärt. Es ist schon lange 


` Aulgefallen, daß sehr viele Ulkuskranke ein durchaus wechselndes 


Verhalten ihrer Beschwerden angeben. Auf wochen: bis monatelange 


Perioden völligen Wohlbefindens folgen Zeiten starker Schmerzen | 
z auch gegen solche Speisen, die zuvor an- 


Standslos vertragen wurden. Auch die objektiv-klinischen Erschei- 


dien tät ist als charakteristisches Zeichen 
auch bei allen sonsti 


l ! gen Lokalisationen sich finden kann. 
Die Ansichten 


zahlreicher Autoren (u. a. .v. Bergmann, 
aulhaber) über das periodische Auftreten des Ulkus- 
ee belet neuerdings vorwiegend dahin, daß das Geschwür 


schwerden 


otz gleichbleibendem 


uch hei Auto Röntgenbefund wieder schwinden können. 


Geschwüren, ohne da 
eschwerden verursacht ha! 
' einungen kon 
Während Boas die Sch 


i chronischen Geschwürs anzusehen, das seinen Sitz meist in | 
der Nähe des Pylorus hat, worauf Faulhaber!) 'hinwies, wenn es 


er Schmerzperiode in den seltensten Fällen als gelieilt 
a ten ist. Diese Auffassung gründet sich darauf, daß einer- 
Fi: agenblutungen nicht selten ohne irgendwelche Vorboten ein- 
‚ ‘een, daß andererseits schon beim erstmaligen Auftreten von Be-. 
ausgedehnte und tiefgreifende Geschwüre radiologisch 

und die Schmerzen durch Geschwürskuren 


psien überrascht des öfteren die Entdeckung von 
B diese zu Lebzeiten irgendwelche 
hatten. Eine befriedigende Erklärung für 
nte jedoch zumeist nicht gegeben werden. 


nimmt zur Erklärung der wechselnden Beschwerden eine „peri- 


Schmerzen nicht auf das Geschwür, sondern. auf daneben bestehende. 


| entzündliche Veränderungen zurückgeführt werden; . Melchior‘) da- 


gegen neigt zur” Annahme zeitweiliger Heilungsvorgänge; nach 
R- Schmidt") spielt eine konstitutionell bedingte gastrische „Dys- 
pragie“ mit Neigung zu Spasmen eine wesentliche Rolle; auch Harte) 
macht in der Hauptsache außerhalb des Geschwürs liegende Faktoren 
verantwortlich, worauf auch das Auftreten .der „Rezidive“. in Ab- 


Einflüssen hinweise; nur in einem kleineren Teil der Fälle könnte 
das Bestehen eines floriden Ulkus neben älteren Narben, sowie die 
Mehrheit vernarbter Geschwüre zur: Erklärung‘ .der Periodizität her- 
angezogen werden. a, un, 

Die letzteren Beobachtungen könnten in dem Sinne gedeutet 
werden, daß bei jahrelanger -Beschwerdefreiheit in der Tat eine 
wirkliche Ausheilung eines Geschwüres, beim Wiederaultreten von 
‚Schmerzen die Neubildung eines solchen stattfindet; die kürzer 


anatomischen Heilung nicht zu. Wenn die Periodizität des Ulkus 
von jedesmaliger Vernarbung und dem erneuten Auftreten eines 
Geschwürs abhängig wäre, so könnte damit nicht die überraschende 


setzen und aufhören. Kann doch z. B. eine seelische Erregung aus 
heiterem Himmel eine Schmerzperiode einleiten. Diese Erscheinun 


‚Spasmen angenommen wird; welche die Schmerzen verursachen. 
Hierfür spricht auch die Tatsache, daß Atropin — auch ohne" Be- 


stehen einer Superazidität — schon kurze Zeit nach dem Einnehmen | 
die Schmerzen beseitigt. Auch Melchior”) und L.R. Müller®) - 


sind der Überzeugung, daß der Ulkusschmerz durch einen Krampf 


(Schluß folgt) 


ulzeröge Reizzone“ an, die häufig entzündlicher Natur sein dürfte. 
Auch Schur?) hält die Periodizität nur dann für verständlich, wenn die . 


hängigkeit von klimatischen, körperlich-psychischen und ähnlichen 


dauernden schmerzfreien Perioden lassen: jedoch die Annahme einer 


Schnelligkeit. erklärt werden, mit der die Beschwerden so oft ein- 


ist vielmehr nur dann verständlich, wenn das Vorhandensein von 


der glatten Magenmuskulatur bedingt'ist, und Pribrams®) röntgeno- 
welche di uld an der Periodizität Diätfehlern zuschreibt, | ———— ner, ne 


Kranken ie infolge Aufhörens ihrer Schmerzen sorglos gemachten 


a) W.kI.W. 192%. 32. 
Immer wieder, 


4) Neue deutsche Chir. Bd. 25. 


: begehen, sprechen es v. Bergmann, Faul- 
Ber alelehior u. a. offen aus, daß über die "Ursachen der ;) M. KI. 1923, a ae 
— Sieh nichts Bestimmtes aussagen lasse. H. Strauß?) re e Bd 3i. 
à em W. 1913, 17. | | 8) M.m.W. 1919, 21. 
. ATC 


h. f klin. M. Bd. 56, . 9) KI.W. 1928, 46. 


-=r ea 


` 


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890 a, 


1924.— MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 26. Te a F 


29. Juni 


logische Beobachtungen zeigen, daß die Geschwürsschmerzen mit 
Spasmen zusammenfallen. (Unter den Geschwürsschmerzen sind 
stets die streng lokalisierten Schmerzen von brennendem oder 
bohrendem Charakter gemeint, welche einige Stunden nach dem 


Essen und bei Nacht auftreten, nicht aber die das Gefühl der Be- 
-= engung hervorrufenden diffusen Superaziditätsschmerzen, die auf 


Magenaufblähung beruhen und nach Verabreichung von Alkalien 
durch Aufstoßen sich rasch bessern.) f 


Die Annahme von Spasmen als Ursache der Geschwürs- 
schmerzen dürfte eine Stütze finden durch die genauere Betrachtung 
der die Rückfälle auslösenden Umstände. 


Fragen wir die Patienten selbst nach den Ursachen aus, so 
kann eine Reihe von ihnen hierauf keine Auskunft geben. Bei 
eingehenderem Nachförschen wird der Arzt jedoch in den aller- 
meisten Fällen einen genügenden Grund ausfindig machen können. 


Die wohl am häufigsten beschuldigten Diätfehler spielen zweifellos 


eine große Rolle beim Wiederauftreten der Beschwerden. Daß ein 
Diätfehler durch mechanische oder chemische Reizung des Geschwürs 
zu Schmerzen führt, dürfte obne weiteres einleuchten. Auch die 
von zahlreichen Kranken mit bemerkenswerter Übereinstimmung 
gemachte Angabe, daß eine Erkältung, überhaupt die kalte Jahres- 
zeit, ihre Schmerzen besonders leicht hervorrufe, während die heißen 
Sommermonate mit dem freien Intervall zusammenfallen, wird von 
vielen Autoren bestätigt. Sie ist unschwer verständlich, wenn wir 
uns auf den Boden der neurogenen Entstehung des Ulcus pepticum 
stellen. Ob nach v. Bergmann ein Krampf der Magenmuskulatur 
oder, wie Hart®) meint, ein Spasmus kleinster Gefäße die Grund- 
bedingung für die Geschwürsbildung ausmacht, ist dabei unwesent- 
lich. Vasomotoriker mit abnorm erhöhter Reflexerregbarbeit ant- 
worten bei besonderer Disposition auf jeden ihre Körperoberfläche 
treffenden Kältereiz sehr leicht mit Spasmen am Magen. Wie groß 
diese Erregbarkeit‘ sein kann, zeigte einer meiner Kranken, der im 


Bette. liegend zeitweise schon beim Lüften der Betidecke Magen- 
‚schmerzen bekam. 


Bekannt ist der Versuch Hans Gursch- 
manns 1°), welcher durch Eintauchen der Hände in kaltes Wasser 


. krisenartige spastische Zustände hervorrufen konnte, bestehend in 


Gefäßkrampf an den Händen, in Angina pectoris-Gefühlen und 
schließlich in halbseitigem Kopfschmerz. mit Flimmerskotom : und 
Erbrechen. Auch ein eiskalter Trunk in erhitztem Zustand kann 
nach Westphals Untersuchungen 11) einen schmerzhaften Krampf 
des Pylorus verursachen. Ferner sind kalten Bädern, auch schon . 
länger anhaltender Kälte der Füße von Geschwürskranken die 


‚Schuld an Riickfällen zugeschrieben worden. Diese Angaben er- 


scheinen bei vegetativer Neurose ebenfalls durchaus begründet. Von 


' manchen Patienten werden körperliche Überanstrengungen, besonders 


ungenügender Schlaf, für das Wiederauftreten ihrer Beschwerden 
verantwortlich gemacht. ‘Aus eigener Erfahrung kann ich die 
Richtigkeit dieser Aussagen nur bestätigen. 


. Eine weitere Gruppe von Ulkuskranken gibt mit Bestimmtheit 
Aufregungen die Schuld an ihren Rückfällen. Und in der Tat 
dürfte jeder Arzt die Erfahrung gemacht haben, daß seelische Er- 
schütterungen ganz besonders geeignet sind, Ulkusbeschwerden 
auszulösen. Die Vorgeschichte unserer Patienten weist sehr häufig 
deutlich genug ‚auf psychische Einwirkungen, die dem erneuten 
Auftreten der Schmerzen. unmittelbar vorausgehen. Darauf hat 
neben v. Bergmann?) u.a. auch Haudek 18) hingewiesen. Nicht 
nur einmalige schwere seelische Erregungen, sondern auch die 
ständigen kleinen Nadelstiche des täglichen Lebens, das Hästen 
und Jagen in- und außerhalb des.Berufes kommen hier als ursäch- 


. liche Momente in Betracht. . Besteht doch bei aller Autonomie des 


vegetativen Nervensystems ein enger Zusammenhang zwischen 
diesem und der Psyche. So wie bei spasmophiler Diathese seelische 
Einwirkungen das eine Mal krampfhafte Verengerungen der. Haut- 
gefäße, Spasmen der Bronchialmuskulatur, der Herzgefäße oder des 
Darmes hervorrufen können, so sind das andere Mal selbst leichte 
Aufregungen imstande, spastische Kontraktionen an der Muskulatur 


oder den Gefäßen des Magens zu erzeugen. Welch bedeutsame 


Rolle das psychische Moment spielt, geht auch daraus hervor, daß 
schon ein ‚Wechsel der Umgebung ein Rezidiv verursachen bzw. : 


"beseitigen kann. Wir erleben es nicht selten, daß ein Ulkuskranker 


nach der Einweisung ins Krankenhaus seine Schmerzen verliert, 
ohne daß die Kost eine Änderung erfahren hätte. 


10) D. Zschr. f. Nervenhikd. Bd. 38 u. 54. 
11) D. Arch. £ klin. Med. Bd. 114. | 

12) M.m. W. 1913, 4. 

18) M. m. W. 1918, 31. 


Auch vom Klima sollen nach Moynihan die Geschwürs- 


schmerzen abhängen. Ob hierbei seelische Einflüsse die Haupt- 


ursache bilden oder innersekretorische Vorgänge maßgebend sind, 
wird schwer zu beurteilen sein. Daß endokrine Momente die 
Periodizität bedingen’ können, ist immerhin sehr wohl denkbar. 
Steht doch das animale wie vegetative Nervensystem in lebhafter 
Wechselbeziehung mit der Blutdrüsentätigkeit. So dürfte das häufige 
Nachlassen der Geschwürsbeschwerden während der Schwangerschaft 


. oder ihr periodisches Auftreten während der Menstruation auf inner- 
.sekretorische Einflüsse zurückzuführen sein. Auch die Häufung von 


Schmerzzeiten im Frühjahr und Herbst ist in dieser Hinsicht be- 
merkenswert. E S ; 

Eine wesentliche Stütze der Auffassung von der nervösen 
Entstehung der Geschwürschmerzen bilden die neuerdings besonders 
von Flörcken!%) und Zander 15) gemachten Beobachtungen bei 


Gallensteinkranken. Die nach Gallensteinoperationen auftretenden 


Rezidivkoliken sind’in zahlreichen Fällen nur die Folge von Spasmen 
im Bereiche des Sphinkter der Papilla duodeni. Zander hält auch 


nicht wenige Fälle von Stauungsgallenblase besonders bei Vasomo- 


torikern mit leicht erregbarem und rasch ermüdbarem Nervensystem 
für spastisch.bedingt. Die Schmerzanfälle treten auch hier besonders 


zu Zeiten der Menstruation oder: körperlich-seelischer Erregungen auf. `- 


Aber die erwähnten, zur Entstehung eines Ulcus pepticum' 


führenden Ursachen sind an sich nicht imstande, einen Rückfall 
auszulösen; es muß hierzu vielmehr noch eine besondere Bedingung 
hinzukommen. 


Besteht doch die auffallende Tatsache, .daß die 
gleichen 'ursächlichen Momente’ bei denselben Patienten häufig ganz 
verschiedene Wirkungen auslösen. Eine Aufregung kann das eine 


Mal ohne Bedeutung sein, während sie das andere Mal in derselben- 


ja schon in wesentlich geringerer Stärke eine Schmerzperiode ein, 
zuleiten vermag. Ebenso wird einem Kranken ein Diätfehler, den 


er vorher zahllose Male ungestraft begangen hat, plötzlich eines 


Tages zum Verhängnis. Auch bei Kälteeinflüssen kann diese 
Beobachtung gemacht werden. So liegt die Annahme nahe, daß 


es die jeweilige Reaktionsfähigkeit des Nervensystems ist, welche 


diese verschiedene Wirkungen bedingt. Wir können uns wohl vor- 
stellen, daß das Nervensystem durch jeden Reiz Veränderungen in 
seinem Tonus erleidet, welche die Empfindlichkeit der Magennerven 
zu beeinflussen vermögen. Ist letztere gesteigert, so können 
Spasmen als schmerzhaft empfunden werden. Ausschlaggebend für 


das jeweilige Auftreten der Magenschmerzen ist eben, wie auch `’ 


Grote!®) betont, die Überempfindlichkeit der Magennerven. Von 
diesem Gesichtspunkte aus ist es auch verständlich, warum die 
Ulkusbeschwerden während des Krieges zugenommen haben, obwohl 
die Zahl der peptischen Geschwüre durch die Kriegseinflüsse sich 
nicht vermehrte. Die Ursache lag vielmehr darin, daß die Unbilden 
des Krieges mehr Geschwürskranke als sonst ihr Leiden empfinden 


‚ließen [Gruber!”). Auch nach der Goldscheiderschen - Auf- 


fassung!®) von ‘der krankhaften Umstimmung des Nervensystems 
kann die Schmerzempfindung nur durch einen gegenüber dem 
physiologischen Zustand gesteigerten Tonus der sensiblen Nerven 
erzeugt werden. So wie nach Goldscheider z. B. bei Neuralgien 
unter gewissen Bedingungen (Abkühlungen. Überanstrengungen 
körperlicher oder geistiger Art, seelische Erregungen, Mangel an 
Schlaf u. a. m.) eine allgemeine Empfindlichkeitssteigerung eintritt; 
so darf angenommen werden, daß unter denselben Bedingungen 
auch das vegetative Nervensystem in einen Erregungszustand ver- 
setzt wird, in welchem Reize Schmerzen auslösen können, wie sie 
bei normalem Zustande des Nervensystems niemals eintreten würden. 
Eine solche Überempfindlichkeit kann nicht nur durch einen ein- 
maligen starken Reiz, sondern auch durch Summation unter- 
schwelliger Reize erzeugt werden. Bestehen irgendwelche örtliche 
Dispositionen oder Organerkrankungen, so können die Reiz: 
erscheinungen an dieser Stelle in besonders auflälliger Weise offen- 
bar.werden. Umgekehrt kann der schmerzhafte Zustand des Organs 
die Überempfindlichkeit des Nervensystems unterhalten. So ist ein 


. Ulkus imstande, einen latenten Erregungszustand des Nervensystems 
bervorzurufen, der schon durch geringe Reize zu einem manifesten - 
‚werden kann. Auf diese Weise ist ein Circulus vitiosus geschaffen, 


der die Schuld an der meist längeren Dauer der Schmerz- 
periode trägt. 


14) M. m. W. 1923, 16. 

15) M. m, W. 1923, 37. 

16), D.m.W.1918, 40. | 

17) Grenzgebiete 1923, 4. Suppl.-Heft. 
18) Das Schmerzproblem. I 


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0109 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.26. 00000 O 8o i] 
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- | i N t A . i ma \ a a a 
0° Es soll nicht geleugnet werden, daß die Periodiżität- des |.aus nicht alle von Adler aufgezählten Fälle von unserem heutigen en 
. “ Uleus-pepticum nicht immer: mit dem jeweiligen Zustand des |'Standpunkt aus als echte Leukämie anerkannt werden können. Bas 
"Nervensystems, sei er ererbt oder erworben, zusammenhängt, so | Die Frage, welche Art der Leukämie bei- Säuglingen haupt- ET 
wenig wie die Entstehung aller Geschwüre auf neurogenem Wege |, sächlich oder ausschließlich vorkommt, wird iy n goir meaner p u 
eilolet. Vielmehr können häufig zahlreiche ursächliche Momente a nn u So e ER esse Mr ne It a 
gemeinsam beim Zustandekommen eines Ulkus mitwirken, so daß .| ren ne (4. Aufl.) Kapitel. „ nämjen. des: sindesaiiers = p yeloische I. 
gem ss x RP re ‚Leukämie ist sehr selten und vor dem 4. Lebensjahre nicht beobachtet”. Ken. 
. . tin befriedigende . Erklärung des periodischen Auftretens der |: Finkelstein (Lehrb., 2. Aufl): „Die Säuglingsleukämie ist immer ern 
., $chmerzen für solche Fälle auf gewisse Schwierigkeiten stößt. Ob |- eine Iymphatische und zwar eine akute...“ .*“ Und an anderer Stelle: _ pi m, 
die auf nicht nervösem Boden entstehenden Geschwüre den gleichen |' „Die myeloide Leukämie ist bisher aus so früher Zeit unbekannt. Die De 
"rad von Periodizität aufweisen wie die neurogenen Ulcera, wird a ie a dem. BEER und a Sn a k 
un W d weiterer Beobachtungen sein. müssen. a, “erklärten sich als pseudoleukämische Anämien mit Leukozytose au e 
T j E Geeignet ‘ein Licht in des Dunkel. der Periodizitätsfrage zu infektiöser Grundla or. Pfaundler sagt in Feers Besen (8. Br In 
= werfen, erscheint die Wirkung der’ neuerdings eingeführten Protein- 2 ma... a NA aser a en ne 
Be? handlung des peptischen: Geschwürs. Es ist festgestellt, |- rankung. sind ersb in der zwali riai en ma Akep nai nar en heil 
| körperbe Aus ES PER i DW | kannt geworden; sie verliefen fast durchweg chronisch (durch mehrere 2 
‚daß in sehr vielen Fällen eine ganz erhebliche Besserung bzw. ein | Monate und Jahre) und tödlich“. Und in einer Fußnote bemerkt er ie 
_ plötzliches Schwinden der Ulkusbeschwerden schon nach den ersten | dazu: „Bei den jüngeren Individuen, bei denen myeloische Leukämie To 
--Einspritzungen eintritt. Eine sichere Deutung dieser auffallenden | angenommen wurde, handelte es sich wohl durchweg um Jaksch- ie 
Tatsache ist bis jetzt noch nicht gefunden, so wenig wie die Frage | Hayemsche Anämie“. — Im neuesten Handbuch von Pfaundler und piipu | 
nach dem Angriffspunkte der’ Eiweißkörper bisher geklärt ist, | Schloßmann bejaht Benjamin zwar das Vorkommen myeloischer EEE 
Während Pribram !°) glaubt, daß durch das Novoprotin die Hei- on bei nn a ohne sich Aner pones Aai hA Kun a 
lungstendenz des Ulkus neu angeregt wird und das Auftreten von | pw a ed ist Aa ea eg I 
u in den. ersten. Stunden nach der Einspritzung als | und ers nich Omvarsiancen,. Sonaern Wee SMe CUOn Sone Ce Peona 
| Magenschmerzen in $ > Jah DAN Sp 15 98 | sammenstellung widerlegt haben. Das- ‘ist ihm aber m. E. nicht ge- pohiri 
Herdreaktion anzusehen ist, scheint mim die von Kalk ) vertfetene | lungen. Denn zunächst muß man berücksichtigen, daß die Fälle, die ee 
Ansicht zutreffender zu sein; wonach der örtliche Schmerz durch: | er als myeloische Leukämie anführt, aus einer Zeit stammen (1890—1900), tun 
die starke Wirkung des Novoprotins auf das gesamte -vegetative | wo alle möglichen Säuglingsariämien, die mit sekundärer Leukozyten- I 
-Nervensystem hinreichend erklärt ist. Pribram selbst hält neuer- | vermehrung und Myelozytenausschwemmung einhergingen, also vor 1: opary 
dings?!) eine solche Wirkung des Novoprotins neben der: unmittel- | allem die Anaemia pseudoleukaemica, myeloische Reaktionen usw. als DE 
` baren Beeinflussung des Geschwürs für erwiesen. Durch pharma- „Leukämie wurden. Man muß on er gos 
kologische Prüfung mittels Adrenalin zeigt Pribram, daß durch die | alten, Fälle Beweiskraft zumessen, außer der Analyse des Blutbildes en 
es nn. i Br =. | | unbedingt auch einen einwandfreien Sektionsbefund fordern. Adler SR 
.. Proteinkörpereinspritzungen die Erregbarkeit des Sympathikus nach- | zitiert nun 2 Fälle akuter myeloischer Leukämie: dem Fall Morse +... 


.»1äßt, während er bei röntgenologischen Untersuchungen feststellen 
‘konnte, daß die schmerzstillende Wirkung des Novoprotins mit dem 
‚„Sehwinden der Magenspasmen . zusammenfält. Auch aus der 
« Temperatursteigerung, der außerordentlichen ‚Überempfindlichkeit 

: der Haut und Sinnesorgane, sowie aus der allgemeinen Abgeschlagen- 
‚heit als Folge der Einspritzungen ist meines Erachtens zu ersehen, 

- daß die Wirkung der Proteinkörper sich — direkt. oder indirekt — 
- auf das gesamte Nervensystem erstreckt. In gleicher Weise dürfte 
der Erfolg der Vakzinebehandlung bei asthmatischen Zuständen, 
worüber Schottmüller 22) berichtet, wie auch das Verschwinden 
. . von Asthma bei Grippe und anderen fleberhaften Erkrankungen zu 
‚erklären sein. Ob durch das Novoprotin eine anatomische Heilung, 
. wie Pribram annimmt, ‘und damit eine dauernde Beseitigung der. 


‘ fehlt der Obduktionsbefund; nach'den vorgefundenen Angaben handelt | 

‚es‘ sich zweifellos um: Anaemia pseudoleukaemica. Der Fall Bloch- ee 

‘Hirschfeld wird von den Autoren selbst als „Iymphatischmyelöogene ae 
Leukämie“ aufgefaßt, „die, wie es scheint, die Neigung hatte, in eine Dee 
rein lIymphatische überzugehen“ — ein Zwischending, das heute mit, ` Gpo go os 
Recht nicht mehr anerkannt wird. Naegeli hält diesen Fall wie auch - iOH, 
den vonMorse für Anaemia pseudoleukaemica. — In der Rubrik „chro- 

nische myeloische Leukämie“ führt Adler die Fälle von Vehsemeyer, 

Cadet de Gassicourt (zit. nach Ortner bzw. Hayem) und Monti- | 
Berggrün an. Alle 3 Fälle sind ohne Sektionsbefund und müssen te te. 
nach. den klinischen Daten gleichfalls als Anaemia pseudoleukaemica auf- a ER 
. gefaßt werden (Naegeli), Es bleiben also nur die Iymphatischen | 
Formen übrig; ihnen nachzugehen, ist hier nicht beabsichtigt. Es sei nur | 
bemerkt, daß die Bezeichnung „chronische lymphatische Leukämie“, i 


S j td di den. wi „wie sie bei Adler und seinen Gewährsleuten in 3 Fällen wiederkehrt > Fa 
ae us ee Frage er eh Ba Angabe weder in bezug auf Krankheitsdauer noch hinsichtlich des klinischen Urarea 
a a der pamen und. a a E eane dan Dice an bia a o 
i i er mm esalter u u e jmi TE 
rn; p Superazidität, möglich. Eine direkte mon | a laut (Benjamin und Sluka. N he FINE Piaundlor E), Eo 
ellung des Geschwürs durch das Novoprotin anzunehmen, ist da- | en | ee ' 


"besteht zweifellos noch zu‘ Recht. ° zo | m 
. Aus der älteren Literatur ist die ausgezeichnete Zusammen- se 
fassung von Benjamin und Sluka hervorzuheben. Die von ihnen : piet E 
angeführten Fälle von Säuglingsleukämie' kehren in der eben 'be- A 
sproclienen Arbeit Adlers wieder und bedürfen daher keiner besonderen a 
Beurteilung. Die bezüglich der myeloiden Formen geäußerten Bedenken : 1... 


gegen bei der Schnelligkeit: der eintretenden Wirkung nicht an- 
gängig. So ist die Annahme gerechtfertigt, die Wirkung der Eiweiß- 
körper beim Uleus pepticum als eine allgemein umstimmende, vor- 
wiegend das vegetative Nervensystem beeinflussende anzusehen. Trifft 
dieser Schluß zu, so ist es leicht denkbar, daß auch das periodische 
` Auftreten und Schwinden der Ulkusschmerzen im letzten Grunde 
auf einer Umstimmung des Nervensystems beruht. | 
Anmerkung bei der Korrektur: Die Richtigkeit der An- 
. nahme, daß die Wirkung der Reizkörpereinspritzungen auf einer Um- 
ung des vegetativen Nervensystems berubt, wird bestätigt durch 
experimentelle Untersuchungen der Haut und Blutflüssigkeit, die Stahl 
angestellt hat (M.KI. 1923, Nr. 50). Damit gewinnt auch meine Auf- 
smg über die Ursachen der Periodizität des Ulkus an Wahrschein- 


“gelten natürlich auch hier, — Seit 1914 wurde meines Wissens nur 
noch von Tancré ein Fall von Säuglingsleukämie und ‘zwar von 
lymphatischer veröffentlicht. Aus der Arbeit von Czerny (1918) könnte Be 
der Teri Fall hierher gerechnet werden, wenn es sich nicht aller Wahr-  :F-. 00 
scheinlichkeit nach um eine Anaemia pseudoleucaemica gehandelt hätte.: 
Auf Grund der mir zugänglichen Literatur muß ich also.wohl ®© 
jenen Autoren beipflichten, die der Meinung sind, daß bisher i 
‚ein einwandfreier Fall. von myeloider Leukämie beim ; 
Säugling noch nicht beschrieben wurde. Von um so größerem - 
Interesse dürfte es sein, über folgenden Fall ‘zu hören: EM 
Der 3 Monate alte weibliche Säugling V. V. wurde zum ersten- | 
“mal am 3. November 1923 in unsere Ambulanz gebracht. Die Ana- a R 
mnese ergab: Vater invalid infolge Verletzung eines Beines, sonst ge- ` 
. sund. Mutter gesund, kein Abortus. Eine 5jährige Schwester gesund. 
Gestorben 0.. Für Lues, Tbe., Alkoholismus, Konsanguinität kein An- 
. haltspunkt.. — Die Geburt des Kindes erfolgte rechtzeitig, dauerte 
- ziemlich lange, ohne jedoch Kunsthilfe zu erfordern. — Örnährung: 
6 Wochen ausschließlich Brust, dann Zwiemilch. — Bisher habe das 
Kind keine Krankheiten durchgemacht. Es sei aber gleich nach. 
der Geburt sehr blaß gewesen und habe einen großen Bauch 
gehabt; seither habe die Blässe noch bedeutend zugenommen. — Seit’ 
| etwa einer Woche bereite das Kind der Ernährung große Schwierig- 
keiten: es nehme wohl die Brust oder die Flasche, före aber immer 
bald wieder auf zu trinken und -beginne zu schreien. Öfter Erbrechen. 
Stuhl bald häufiger, bald seltener, meist gehackt und schleimig. Manch- 
| mal Fieber. — Ambulanzbefund:: Normal entwickelter Säugling in 
. gutem Ernährungszustand. Gewicht 6200.. Temp. 380. Das Auf- 


stimmu 


lichkeit, 


D 


Aus der Deutschen Universitäts-Kinderklinik im Deutschen Kinder- 
spital zu Prag (Vorstand: Prof. Dr. J. Langer). 


Akute Myelose bei einem Säugling. 
Vom Assistenten Dr. Josef Opitz | 
Die Leukämie ist bei Säuglingen eine sehr seltene Erkran- 
ne Darüber sind sich alle Autoren einig und das geht schon 


Ks hervor, daß Adler 1914 nur 17 Fälle zusammenstellen 
„nie. Dabei muß aber schon jetzt bemerkt werden, daß durch- 


„) M. KI, 1922, 30. 
a Klin, Wschr. 1928, 38. 
2. Klin. Wschr. 1923, 46.. ~ 

) D.m. W. 1922, 44, | 


en a nem 0 mr nn 
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892o 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 


. fallendste an dem Kinde war die ganz enorme Blässe der.Haut und 
: sichtbaren Schleimhäute. 
` und Leber stark vergrößert. Rachen o. B. Haut- oder Schleimhaut- 
. blutungen wurden trotz genauen Suchens nicht gefunden. Die Blut- 
untersuchung ergab: Rote 1520000, Weiße 1000000, Sahli 20. Die Aus- 
. zählung der Weißen: Polynukl. Neutr. 0,6%, Eosinophile 0,2%. Kleine 

Lymphozyten 32,0%. Große unreile Formen 67,20/,.. (Näheres s. unten.) 


Die Mutter war nicht zu bewegen, das Kind an die Klinik ab- 


zugeben. Auch ambulatorisch bekamen wir es trotz Aufforderung in 
den nächsten Tagen nicht zu sehen. Erst am 16. November erschien 
die. Mutter wieder mit dem Kinde, dessen Zustand sich in dieser 
kurzen Zeit erheblich .verschlimmert hatte. Die dyspeptischen Symptome 


bestanden nach wie vor. In den letzten Tagen habe das Kind hoch 


 gefiebert; schwer geatmet und gestöhnt. Außerdem war der Mutter 
aufgefallen, daß das Kind jotzt sehr empfindlich sei und auf die 
zartesten Berührungen gleich mit heftigem Schreien reagiere. Ein 
unterdessen zu Rate .gezogener Arzt hatte einen Lungenkatarrh kon- 
statiert. Da rasch die Verschlechterung eintrat, ersuchte die Mutter 
diesmal selbst um Aufnahme des Säuglings auf die Klinik. 

Wir erhoben am 16. November folgenden Status praesens: 
Länge 61, Brustumfang 41, Kopfumfang 401), cm. Gewicht 6100. — 
Temperatur 38,4—38,8. A oraa gut. Eindruck schwerster 
Krankheit. Dyspnoe. Nasenflügelatmen. Inspiratorische Einziehung 
der Interkostalräume und des Epigastriums. — Haut von wächserner 
Blässe und geringem Turgor. . Auf der rechten Schulter eine etwa 
kleinhandtellergroße Hautreizung, nach Aussage der Mutter von Burow- 
umschlägen herrührend. Auf der Brust und auf dem Kopfe treten 
zahlreiche, Venen deutlich hervor. Keine. Hautblutungen, keine 
Ödeme. — Drüsen: Beiderseits zervikal kleine Drüsen tastbar, ebenso 


in inguine. In der rechten Axilla ist eine etwa erbsengroße, links 


zwei kleinere tastbar. Alle diese Drüsen mäßig derb und gut um- 
grenzbar. — Skelett und Muskulatur: o. B. — Sinnesorgane 
und Nervensystem: Augen und Ohren o. B. Reflexe o. B. Große 
Schmerzempfindlichkeit bei allen Berührungen. — Mund und Rachen: 


= Schleimhäute extrem blaß. Keine Blutungen, keine geschwürigen 


Prozesse. Tonsillen klein. — Lunge: Im unteren Teile des rechten 
Mittelfeldes eine geringgradige Schallverkürzung; in der Nähe des 
Angulus scap. d. bronchiales Atmen mit spärlichem,. feinblasigem, 
klingendem Rasseln. — Die am nächsten Tage vorgenommene Thorax- 
durchleuchtung ergab. bis auf eine geringgradige Verbreiterung des 
rechten Hilus normale Verhältnisse. — Herz: in normalen Grenzen. 
Töne rein. Puls 144, rhythmischh — Eine Thymusvergrößerung 
konnte weder perkussorisch noch radiologisch nachgewiesen werden. 
— Das Abdomen überragte etwas den Thorax. Der glatte Rand der 
Leber war in der Mamillarlinie 7 cm unterhalb des Rippenbogens 
zu tasten, die Milz als harter, glattrandiger Tumor mit dem tiefsten 
Punkt in Nabelhöhe. — Verdauungstrakt: Nahrungsaufnahme be- 
friedigend. Kein Erbrechen. Stuhl dünn, bräunlich-grün, schleimig. 
Mikroskopisch o. B. Benzidin-Probe negativ. — Harn: stark kon- 
zentriert mit reichlichem Sediment. E.: 
vermehrt. Im Sediment massenhaft Harnsäurekristalle, keine Erythro- 
zyten. — Blut: Wa.R.: Hemmung. — Rote: 1025000, Weiße: 1100000. 


Sahli: 20. — Polynukl. Neutr. 0,8°/,, kleine Lymphozyten 4,90/,, große 
t | 


unreife Formen 94,3%. Auf 1000 Weiße ein Normoblast. 

Am nächsten Tage hatte sich der schwere Allgemeinzustand 
.nur wenig geändert. Die Dyspnoe war stärker geworden, die rn, 
fung und das Bronchialatmen hatten sich auf das rechte Unterfe 
ausgedehnt. Noch am selben Tage (36 Stunden nach der Aufnahme) 
‚trat der Exitus ein. | | | | 


Die Diagnose stellten wir auf akute lymphatischeLeukämie, 


Pneumonie des rechten Unterlappens. Dabei leiteten uns folgende Ge- 
sichtspunkte. Bei der ersten (ambulatorischen) Blutuntersuchung 
fanden wir als einzige gut ausgeprägte Zellen die kleinen Lympho- 
.zyten, und zwar 32%,, d.i. 320000 im cmm, also reichlich viel, hin- 
gegen nur sehr wenige polynukl. Neutr. (0,6 °/). Die überwiegende 
. Mehrheit der Leukozyten bestand aus großen Zellen mit einem schwach 
färbbaren großen Kern und einem schmalen stark basophilen Proto- 
plasma. Diese Zellen hielten wir in Anbetracht der vielen Lympho- 
zyten für Vorstufen derselben, also für atypische Lymphoblasten. Die 
Tatsache, daß bei der zweiten Untersuchung (bei der Aufnahme. des 
Kindes) nur etwa 5°/, kleine Lymphozyten gezählt wurden, erklärten 
wir uns durch die Progredienz des Prozesses, die es eben mit sich 
bringe, daß immer mehr unreife Formen ausgeschwemmt würden. Die 
Meinung maßgebender Autoren, daß die Säuglingsleukämie immer 
Iymphatischer Natur sei, ließ die Diagnose vollends gesichert erscheinen. 
Die pathologischen Anatomen kamen jedoc 
Auffassung. Die Obduktion des Kindes, die im pathologisch-anatomi- 
schen Institut (Prof. Ghon) vom Assistenten Dr. Winternitz vorge- 
nommen wurde, ergab folgendes: 
‘'Grünlich-weißliche Blutgerinnsel. Hochgradige Blässe aller 
Organe. Nirgends eine Spur von Blutungen. Konfluierte Lobulär- 
neumonie im Stadium der en Hepatisation im rechten 
Lagona alipe Thymus makroskopisch o. B., eher kleiner als 
Graurotes Knochenmark. 


” 


normal. ilztumor. Die zervikalen 


Lymphknoten (L.K.) beiderseits über erbsengroß, die paratrachealen 


vereinzelt bis bohnengroß, ebenso die L.K. in beiden Venenwinkeln. 


Die pulmonalen L.K. nicht besonders verändert, ebenso die para- 


Abdomen etwas über Thoraxniveau. Milz. 


schwach +, Z.:0, Ind. nicht 


d, 


zu einer anderen 


brtslen entlang der Aorta abdom. ` Die axillaren beiderseits über 


erbsengroß. Die inneren inguinalen L.K. bis über bohnengroß, die 
äußeren erbsengroß. Die mesenterialen L.K. bohnengroß, die des 
Mesokolons erbsengroß. Die L.K. sind. von einander gut abgrenzbar 
und nur im Mesenterium dichter stehend, ohne daß sie aber auch hier 


.den Eindruck von Paketbildung machen würden. Die Konsistenz :der 


L.K. ist nicht wesentlich verändert, die Farbe blaß, stellenweise blaß- 
rötlich. — Im Magenfundus -ein über erbsengroßes Infiltrat von derber 
Konsistenz und bräunlicher .Farbe. — Die. Peyerschen Plaques 
ee stark. vor. Die Follikel des Dieckdarms- dicht gesät, bis 
erbse 


mehrere gleichgestaltete im ganzen Dickdarm. Im unteren Dickdarm 
ein erbsengroßes kurz gestieltes Gebilde von gleicher Farbe und Kon- 
sistenz. — Die Leber hat an ihrem Durchschnitt um die Zentralvenen 


einen gelben Farbenton. Makroskopisch keine Infiltrate erkennbar. — 
Kleine Infiltrate in den Nieren. | 


Histologischer Befund: 1. Leber: Zwischen den Leberzell- 


balken eine diffuse Infiltration von großen, mittelgroßen und kleinen 


Zellen mit einem Kern. — 2, Lymphknoten und Milz: In der roten 


Pulpa reichliche Zellen wie bei 1., 


in der Submukosa, heben die Mukosa kuppelförmig ab und durchsetzen 
sie über den medialen Partien des Infiltrates dieht, nach den Rand- 

artien weniger dicht. Im Dickdarm, wo sich schon makroskopisch 
die leukämischen Infiltrate scharf von den vergrößerten Follikeln 'ab- 


‚hoben, sind die Follikel zwar vergrößert, aber scharf "begrenzt und 


frei von myeloischen Zellen. Dort, wo innerhalb des leukämischen In- 
filtrates Follikel vorhanden sind, setzen sich diese vom Infiltrat scharf 


ab und sind frei von myeloischer Infiltration: an solchen Stellen - 


hatten sich also die leukämischen Infiltrate um einen Fol- 
likel gelagert. —-4. Peyersche Plaques: Sie erschienen stark 
vergrößert und zeigen im Gewebe zwischen den deutlich erkennbaren 
Follikeln, die selbst stets frei von myeloischen Zellen sind, 
breite Straßen leukämischer Infiltrate. — 5. Nieren: Die Niere zeigt 


nur an einzelnen Stellen, die sich schon makroskopisch als weißliche 


Stellen abhoben, geringe Infiltrate; in den übrigen Partien keine 
nennenswerte Veränderungen. — 6. Herz: Zwischen den einzelnen 
Muskelbündeln mäßige Infiltrate aus den gleichen Zellen wie bei 1. — 


7. Lunge (makroskopisch normale Stelle): Verbreiterung des Inter- 


stitiums mit diffuser spärlicher Infiltration mit den gleichen: Zellen wie 
bei 1. — 8. Pankreas: Das Drüsenparenchym durch mächtige leu- 
kümische .Infiltrate ganz auseinandergerissen, so daß die Struktur des 
Parenchyms vielfach nicht mehr kenntlich erscheint. Die Langer- 
hansschen Zellinseln sind z. T. auch betroffen und zeigen zwischen 
den Zellen leukämische Infiltrate in verschiedener Stärke. Viele Inseln 
sind aber frei davon. 

In allen untersuchten Organen zeigten die leukämischen Infiltrate 
vollständig gleichen Charakter. Die Zellen der Infiltrate gaben in 
ihren großen Formen ausnahmslos eine. stark positive Oxydase- 
reaktion, in den kleinen in allen Abstufungen von positiv zu negativ. 

Zusammenfassung: Das Ergebnis der Oxydasereaktion sowie 
der histologische Befund in den Organen; vor allem aber das Verhalten 
der leukämischen Infiltrate zum Iymphadenoiden Gewebe, berechtigt 


zur Diagnose: myeloische Leukämie. 

Durch den histologischen Befund wurde somit unsere klinische 
‚ Diagnose hinfällig. Abgesehen vom Einfluß der herrschenden Lehr-- 
meinung war unser Irrtum dadurch bedingt, daß wir den „typischen“ 
Fehler. begingen, die „großen unreiien Zellen“ für Lymphozyten: zu. 


halten, während sich diese Zellen bei genauerer Analyse des Blut- 


bildes zweifellos als Myeloblasten erwiesen. 
Ihre Größe war durchschnittlich die eines normalen polynukleären. 
Neutrophilen, doch kamen auch viel größere und viel kleinere Formen. 


(Mikromyeloblasten) vor. Der Kern, der fast die ganze Zelle ausfüllte, 
war bei der überwiegenden Masse nur schwach färbbar (kombinierte 
Giemsa-Färbung) und durchweg zart strukturiert. In ihm fanden sich 
bis zu 6 Nukleolen. Das Protoplasma war nur als schmalster Saum 
zu sehen; es war stark basophil -und zeigte häufig Vakuolenbildung. 
Neben diesen pathologischen Formen kamen aber auch klassische 


. Myeloblasten vor, an denen infolge besserer Färbbarkeit alle typischen 


Einzelheiten deutlich erkennbar waren. Kernlappung wurde dabei nicht 
beobachtet, hingegen in zwei Zellen sehr schöne, mitotische Teilungen. 
Neben dieser Hauptmasse von ungranulierten Zellen gab es nicht wenige 
solche, die bei gleicher Kernstruktur feinste Bestäubung mit dunkel- 


roten bis rotvioletten Granula (manchmal mit einigen gröberen dunkel- 
blauen) zeigten. Diese Formen bildeten in allen möglichen Abstufungen 
' den Übergang zu den neutrophilen Myelozyten. 

. zyten überwogen jedoch bei weitem die reifen. 


ie unreifen Myelo- 
Auch .eosinophile 
Myelozyten, z. T. mit vereinzelten basophilen Granula, wurden gesehen. 


In allen Präparaten im ganzen ein einziger basophiler Myelozyt. In 


einer Zelle Azurstäbehen. — Die polynukleären Neutrophilen 
traten spärlich auf und durchweg in kümmerlichen Formen. Das Auf- 
fallendste an ihnen war der Mangel an Granula, der nicht so selten in 
völligen Granulaschwund ausartete. — Die Lymphozyten boten keine 


` Besonderheiten; bei den ersten Zählungen war ihnen wohl manchmal 
ein Mikromyeloblast zugezählt worden. — Die vom neuen und richtigen | 


> 


\ 


29. Juni 


‘B, von weißlicher. Farbe und. derber Konsistenz. Im unteren. 
Dünndarm einige linsengroße graurötliche erhabene Stellen und 


| eine oder verwischte Follikel. — ` 
3. Magen und Dickdarm: Die Infiltrate, die sich hier finden, sitzen. 


„em » 


ak 1994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ñr.26, 0 2.888 


ea 


Beweise. lassen ` sich- natürlich nicht er- 
bringen, aber .die Möglichkeit muß erwogen werden.: Nach Naegeli 
kommt es beim. Embryo zunächst „zu einer enormen. Entwicklung 
: des myeloischen Systems, die mit Auftreten Iymphatiseher Bildungen 
- iù der späteren Fötalzeit regelmäßig wie durch Selbststeuerung zurück- 
geht“. Könnte diese Selbststeuerung nieht einmal versagen, so dab 


Gesichtspunkt aus vorgenommene Auszählung-der Weißen im Präparat 

_ om-16. November ergab: Myeloblasten 90,7%, Myelozyten: noutro- 

" phile‘5,20/, eosinophile 0,5%, polynukleäre Neutrophile 0,59%, Lympho- 

‚guten 3,1%. — Die Erythrozyten, die zuletzt von den Weißen an | 
ahl übertroffen wurden, zeigten starke. Anisozytose und mäßige 
Poikilozytose. . Auf 1000 Weiße kam ein -Normoblast, also etwa 

1000 Normoblasten in 1 cmm. ee 


dieser Ansicht. Exakte 


‘Die Oxydasereaktion konnte aus technischen Gründen erst ‚das Überwiegen. des myeloischen Systems fordauern würde? Naegeli i 
-ach der Obduktion ausgeführt werden. Sie war bei etwa 10—15 Zellen |' selbst lehnt die ‘angeborene Myelose ab. Aber nach seiner sehr EN 
in Gesichtsteld deutlich positiv, also bei einer relativ geringen. Zahl, | einleuchtenden Theorie, „daß es. chemische, hormonale. Reize sind, I 
-dawir doch 70 und mehr Weiße in cinem Gesichtsfeld sahen. Neben |: die in so fein gesetzmäßiger Weise die Entwicklung: der lymphati- us 
diesen einwandfrei positiv reagierenden Zellen kamen aber. noch mehr | schen und myeloischen. Zellen beim Embryo?t), in der ‘Jugend Hl En 
solche vor, bei denen die Oxydasereaktion in stärkerem odersschwächerem | und beim Erwachsenen regulieren und ‘das für das entsprechende i 
“Maße angedeutet war. Man salı also alle Übergänge von negativer zu | Alter nötige Glei chgewicht herbeiführen“ — ‘gerade nach dieser HR 
ausgesprochen. positiver Reaktion, analog dem Verhalten der Zellen in Theorie ist es nicht ei hen. Se n. Stenen Fällen nicht: Bi 
der hirislogischen Schnitten. Dieses Resultat ist zweifellos im Sinne einer | : er er a WATUNI SE H BE UNENEE Eee ae 
. 'mydoischen Affektion zu werten; bei den übrigen, nicht reagierenden | SCAon IM Embryo zu einer „Korrelationsstörung ,‚ zu einer „UYS- ul 
Talen wird man Fermentschwund, ‘der ja in solch stürmischen | harmonie der innersekretorischen Regulation“ und in deren Gefolge rpi 
Fallen kein außergewöhnliches Ereignis ist, annehmen dürfen. zu einer angeborenen Leukämie kommen ‚könnte. PEE Nah, BEER fine 
Nach alledem ist der Fall zweifellos als Myeloblasten- Bisher- glaubte man, daß..eine Gleichgewichtsstörung: zwischen Hip far: 
- leukämie aufzufassen. | A myeloischem und lymphatischem System, welch hypothetischen, Ur- U. 
R.Fischl konnte in der Diskussion des Falles im ärztlichen | SPFunzs sle auch sei, beim Säugling: und ‚Jungeren Kinde cn: HA ii n Fi 
Vortragsabende die Myelose nieht anerkennen und meinte, unsere. zugunsten des lymphatischen Systems”, ausfallen- müsse. Durch NE 
erste Diagnose sei richtig gewesen. Er betonte, daß bei Blutkrank- | Unseren Fall ist aber das Vorkommen | yon, akuter Myelose beim | Ba ni 
‘heiten im frühesten Kindesalter „eine so scharfe Trennung der Säugling zum ersten Male ‚einwandfrei erwiesen. Darin liegt die IE ae 
"einzelnen Krankheitstypen, wie sie beim älteren Kind und beim | die Bedeutung dieses Falles und deshalb wurde er ausführlicher RAR A 
Erwachsenen möglich ist, kaum durchführbar sei“. Wenn aber die | mitgeteilt. . ET N er ae KERN 
‚sohlfundierte Lehre vom Dualismus auf Richtigkeit beruht — und | sato an... een Bid end P ver naa an con ash le 
‚daran zweifelt w ohl heute US mand mehr —, dann wird m. E, auch. | für die fachmännische Begutachtung der "Blutaäusstriche und die Nach- EE leka Pin 
schon beim jüngsten Leukämiker eine scharfe Grenze zwischen prüfung der Oxydasereaktion herzlichst zu danken. | aa 
‚ Myelose und Lymphadenose zu ziehen sein. Daß dies in unserem Literatur: Adler, Jb. i. Kinderhäilk. Bd. 80, — Benjamin, ikan. a ~ 
Falle eindeutig gelingt, das beweist der histologische und der kungen des Blutes und der "blutbereitenden Organe im Handb. v. Pfaundler u. ' Dur EHS a 
tichtig gewertete hämatologische Befund einwandfrei. — In der- Schloßmann, 8. Aufl. — Benjamin und Sluka, Jb. £ Kinderheilk. Bd. 65. — E 
selben Diskussion sprach sich übrigens von pathologisch-anatomi- | Bericht ñber die a. an one pa Ereg nn A | ab 
scher Seite Ghon, von klinischer Kaznelson, mit aller Entschieden- | 84.89. — Czerny, Mschr.t. Kinderheilk, Bd, #7. — Feer, Lehrb.d.Kindorheilk. © 2... ppan } 
' heit für den myeloiden Charakter unserer Leukämie aus. 8. Aufl. — Finkelstein, Lehrb. d Säuglingskrankh. 2. Aufl, — Naegeli, Blut“ = 2 BR REN EL 
| Abgesehen von der Tatsache, daß es sich hier um eine beim 


e. 
i] \, 


Haas 3 vl 
krankheiten und Blutdiagnostik. 4. Aufl. — Tancorö, Arch, f. Kinderheilk. Bd: 65. KERN a 
Säugling bisher nicht beschriebene Leukämieform handelt, und ab- | | | I Lo zo Aua 


i AR 
gesehen von der phantastischen Zahl der Leukozyten und speziell | ` Dis Sass AE E en RR RAS oi ka 
‚der Hyeloblasten, bietet der Fall auch sonst nn REES | Aus der Auguste EE pen .. in Beringhausen. ` pa 
- Zunächst das Alter. des Kindes: es gehört mit seinen 15 Lebens- a a aa a nee er 
| aan In zu den jüngsten bisher bekannt Se  Paravertebrale Schalldifierenzen. en: 
en. Besonders muß ferner hervorgehoben werden das Kehlen EE E E I E neh, 
 ' ‚eines wichtigen und fast konstanlet Kordinaleymptoms der Leuk- | ' Von Che farzt Dr. Windrath. N a E S SG EA 
mie, nämlich das Fehlen jeglichen Zeichens hämorrhägi- ' Das häufige Vorkommen paravertebraler Schalldifferenzen bei <. 07 EE eng 
scher Diathese. Weder klinisch noch autoptisch konnten irgend- | Erwachsenen ist bekannt, ‚ebenso die: Tatsache, daß diese Dämp- Flik 
‚welche Blutungen der Haut, der Schleimhäute oder anderer Orgaue | fungen nicht auf tuberkulösen Veränderungen der Lunge (Tuber- Eee 
“nachgewiesen werden. Diese interessante Erscheinung hat unser | kulose der Bronchialdrüsen oder auch des.Parenchyms) zu beruhen EEN Sf 
. „ tal mit dem bereits erwähnten Falle Tanere gemeinsam. Weniger | brauchen, sondern ihre Ursache in gewissen Anomalien der Thorax- E Eees e 
> aulfallend ist das Fehlen ulzeröser Prozesse am Rachenring. Schon | konfiguration haben' können, . die ihrerseits ihre Erklärung in dem BER 
Tancré wies nachdrücklich darauf hin, daß diese bei leukämischen | Bestehen. einer mehr oder weniger, ausgesprochenen Skoliose der ` Say nn 
Säuglingen vermißt werden. Die initiale Dyspepsie und die termi- | Wirbelsäule finden: Die Bronchialdrüsentuberkulose ist bei Er- help SZ 
: -nale Pneumonie scheinen, ebenso wie die große Schmerzempfind- | wachsenen: ein verbältnismäßig seltener Befund; ich teile nicht 5 T 
i lichkeit bei allen Berührungen, häufig beobachtete Begleiterschei- | die : Ansicht C. Kraemers, daß die Bronchialdrüsendämpfungen A a ae) 
‘ Jungen zu sein. Staunenswert aber ist die Tatsache, daß der | bei Erwachsenen nicht minder häufig 'sind -als bei Kindern. ‚Nach PL WERE SA aA BAER 
schwerkranke Säugling in seinen letzten 14 Lebenstagen von seinem | den neuesten Untersuchungen Engels kommen: ausgedehnte Bron- 1.0 hg 
Körpergewicht kaum etwas eingebüßt hat, trotzdem irgendwelche | chialdrüsentuberkulosen — und um diese kann es sich ja’wohl i Ni. un R A 
>> xÖdeme nicht nachzuweisen waren. | er an | nur handeln, wenn sie bei Erwachsenen perkussorisch in die Er-. | ERST 
| = Bei der Autopsie fiel besonders die allgemeine Hyperplasie | scheinung treten sollen — „sowohl nach der Art der Ausbreitung RN n rt 
des Iymphatischen Apparates auf. Sie spricht nicht gegen Myelose. | im gesamten Lympligebiete wie auch nach Größe der Knoten, nur ehe ilaa 24 
Als etwas Außergewöhnliches aber muß die mächtige Hyperplasie | im frühen Kindesalter vor. Die Möglichkeit der Krankheitserschei- . | ESEL CHR ne. o 
. des Iymphatischen Systems im Dünn- und Dickdarm hervorgehoben | nungen und die. Möglichkeit des Nachweises derselben. wird mit "0 nl, 
werden. Sie scheint sehr selten zu sein. Naegeli fand bei Mye- | zunehmendem Alter immer geringer, jenseits des 6. Lebensjahres © = 03 Ee ai Bi 
losen die Darmfollikel -fast immer wenig oder. gar nicht vergrößert. | werden sie nur noch selten angetroffen“. Besteht bei einem Er- NEBEN a. 
on sieht in dieser Hyperplasie den Ausdruck eines echten Status- | wachsenen eine paravertebrale Verkürzung oder gar Dämpfung, die u..." Im wind 
| ymphatieus, unabhängig von der Leukämie. Nach Naegeli scheinen | nicht auf einer Thoraxanomalie beruht, sondern: auf ‚tuberkulösen alas hl 
E aa e Bildungen im Darm gewöhnlich nicht vorzukommen, | Veränderungen. in dem betreffenden Lungenabschnitt, so missen PRO T a A 
a - br wir sie in unserem Falle vom. Magen bis zum Dickdarm .| diese ‚schon hochgradig sein und eine Bronchialdrüsentuberkulose RR ana a Eai 
Rek $ konnten. Das Knochenmark, von dem ein histologischer muß bereits, auf das Parenchym übergegritfen haben. Solche Dämp-. 00 n aa e 
2 Er eider nicht vorliegt, zeigte gleichmäßig graurote Färbung. fungen lassen sich m. E. auch nicht durch Stauungen im‘Paren- os : “2 Eu Ss 
\. „ten das spricht nicht gegen Myelose. Die übrigen Befunde sind | chym infolge vergrößerter Bronchialdrüsen allein: erklären. Gerade ... 0 ln. 
A eindeutig, J o oa auf der hinteren: Thoraxseite, insbesondere paravertebral, liegen die 4 | BR a 
ni TA n e Erwägung der Ätiologie „unseres. Falles: a | Perkussions- ei schwierig, da hier nicht 1° Rn jest! 
a 3 iea é n el der Leukämie ‚überhaupt, über Vermutungen En T allein der Knöo 2. oraxring, sondern. auch die verschieden ei : Has 
er ; a xogene Momente. wie Trauma, Lues usw. an to verlaufenden lese Ae nn sind und’ eine ver |; ie eb: ah Ki: | 
ee A a e ien Makkndae > Beim Eindiiehen Organismes Desahen aiccn Elek In. 
Bauch, ee oe Geburt blasse Haut arbe une an 15 attfindet. -Be en Organismus bestehen diese chwierig- Nun 3... SE 
m a lag eg nahe, an eine angeborene Krkrankung | TE | | Bi ; 
P . Auch R. Fischl bekannte’ sich in der Diskussion zu. ) Im Original nicht gesperrt, ZANGERS 
E | 0 i EEE 
| s, Te 
| as Ei: 2 
| ee 
o: a FRTIE 


`> der. geringsten Torsion letzterer folgen müssen, 


` , Irrtümern Anlaß geben. 


ET MEDIZINISCHE, KLINIK Sia da = 


keiten nicht; hier sind die Hilnsyerkältnise hile der: besseren? | 


"Schwingungslähigkeit des grazilen Thorax und der zarteren Musku- 
‘latur der Perkussion zugänelicher. Daher sind beim Erwachsenen . 
‚die paravertebralen Schalldifferenzen mit besonderer Vorsicht zu 


‚bewerten, besonders dann, wenn der Perkussions- und Auskultations- - 
‘-befünd über der übrigen Lunge ein normaler ist, oder doch. nur wenig. | 


‘von der Norm ee 


Daß skoliotische Verbiegungen der Wirbelsäule Schallditfe- 


'.‚renzen, die mit einem tuberkulösen Prozeß: in den ‚betreffenden. : 
Lungenabschnitten nichts zu tun haben, bedingen können, . haben: -l 


schon West, Bachmann, Mosse, Kamin, Zach, Sahli, Niko-'| 


-ladoni und Neumann ` dargetan: : Besonders. letzterer "hat diese‘ 
' Verhältnisse zu erklären versucht und auf’ die statischen: Verlaufs-- 


-y veränderungen der Wirbelsäule bei Skoliotischen hingewiesen; 'sowie 
auf. die hierdurch’ bedingten Verschiebungen ìn ` den Perkussions- ` 


 »ergebnissen in dem Sinne, daß bei einer Skoliose der oberen Brust- . 
 wirbelsäule einer Dämpfung des entsprechenden, d. h. der Konvexität ; 
der Skoliose entsprechenden Spitzengebietes- infolge statischen Aus- 


'.gleichs eine solche .im. hinteren, ‘unteren, und vorderen Lungen- 


‘abschnitt der anderen Seite entspricht. Auf Grund dieser Befunde ` 
spricht er von einer Pseudotuberculosis scoliotica. - Liegen die Ver- 
'hältnisse so, ‘dann handelt es. sich aber bereits um ausgesprochene, . 
äußerlich schon wahrnehmbare Wirbelsäulenanomalien, bei denen, | 
- die abnorme Neigung. der‘ oberen Apertürebene, die räumliche- Be- 

“engung des oberen Rippenringes, die Gestaltung des oberen Inter- 
köstalraumes ünd des kosto-klavikulären Dreiecks (Geszti) dia- 
gnöstische Irrtümer ausschalten. Physikalische Schalldifferenzen- im ` 


:. paravertebralen Raum treten aber schon viel früher auf, wenn die || 
`- skoliotischen Anomalien ‘äußerlich noch nicht zu erkennen sind. 


Dies leuchtet ein, wenn wir uns das Zustandekommen der Skoliose: 
vergegenwärtigen, wie sie durch die Untersuchungen und experi- 


` .mentellen Feststellungen Sellheims besonders klar zur Anschauung | 


“gebracht worden -sind. Sellheim vergleicht. die Wirbelsäule mit 
einem Stäbe ungleichmäßiger Biegsamkeit. Diese ist nach. hinten 
— der Richtung des beständigen Zuges — am größten (Biegungs- 


facillimum) und in entgegengesetzter Richtung nach vorne am-ge- 
Zwischen diesen . ‘beiden Ver- -| 


ringsten (Biègungsdifficillimum). 
'biegungsrichtungen liegen die seitlichen Verbiegungen. -Beï patho- 
logischen Verbiegungen der Wirbelsäule ‘dreht sich diese so, daß 
. das Biegungsfacilimum sich der Verbiegungsrichtung zu nähern 


sucht, weil hier der. biegenden Kraft der geringste Widerstand .ent- - 


Yi gegengesetzt wird; mit anderen Worten: Die Wirbelsäule dreht sich 
mit ihrem. Biegungsfacillimum in die Verbiegungsriehtung. Hieraus 
‚geht hervor, daß die Skoliose keineswegs durch, eine. einfache Flexion 
der einzelnen Wirbel, durch eine Drehung um ihre horizontale Achse 
zustande kommt, sondern zugleich mit dieser Flexion eine Drehung. 
der einzelnen Wirbel. um eine vertikale Achse stattfinden. muß, in 
der Weise, daß sich der Wirbelkörper nach der Seite der- Kon- 
vexität..der Skoliose, die Wirbelbögen dagegen. nach der Seite der ' 
Konkavität. derselben drehen. Hierbei rotieren die im Bereiche der 
'Konvexität liegenden Wirbel am meisten,- die sich ‚nach oben und 
unten anschließenden Wirbel‘ werden dagegen. von der Rotation ' 
weniger oder gar nicht betroffen.. So erklärt es sich,- daß selbst 
"bei. ausgesprochenen Skoliosen die. einzelnen Proc. spinos. in ihrer 
ursprünglichen Linie verharren. Da die Rippen in zwei Gelenken 
mit den einzelnen Wirbelkörpern verbunden sind, ‚werden sie auch : 
. wodurch sich 
ihre Stellung und Verlaufsform ändern muß. Der Rippenbuckel : 
wird sich auf der Seite der Konvexität vertebralwärts verschieben, : 


während er auf der Seite: dor Konkavität von der Wirbelssule 


abrückt. | 
. Im Röntgenbild z zeigen sich diese Veränderung gen im Verlauf 
der einzelnen Rippen am deutlichsten in der ventrodorsalen Durch- -4 
leuchtung. Auf der konvexen Seite divergieren die einzelnen Rippen | 
und bilden demzufolge weitere Interkostalräume, auf der konkaven , 
Seite dagegen. konvergieren sie und zeigen engere Interkostalräume. : 
', Diese Anomalien ‘können so zu paravertebralen Schalldifferenzen : 
_ führen,. die, je nach dem Sitz der. Konvexität der Skoliose, bald. 

rechts bald links in die Erscheinung treten und zu diagnostischen 


nungen. als „Gewölbewirkung“ auf, indem auf der konvexen Seite ` 


“der Skoliose ein Teil des Perkussionsstoßes, infolge. der geringen: 


‚Nachgiebigkeit dieser Stelle, verloren geht. Meines Erachtens kommt . 


“aber noch ein anderes Moment in Frage, nämlich die Spannung und: 


.. Verschiebung der Rückenmuskulatur, insbesondere des M. trapezius, ' 
der beiden M. rhomboidei und bei tiefem Sitz der Skoliose auch des ` 


M latissimus dorsi infolge Verschiebung des Rippenbuckels; häufig ' 


Sakhli faßt diese. perkussorischen Erschei- :| 


> 


`~ 0 


-markiert sich die Skoliose dar ch’ ins En Vorwölbung des Trape- r . 


-zius auf der Seite der Konvexität sehon äußerlich. 
-Was den Einfluß dieser‘ geringen skoliotischen Veränderüngen 


| auf die Lunge anbelangt, sô habe ich bei hochsitzenden. Skoliosen 


häufig Spitzenkatarrhe — auf der konyexen. Seite — beobachtet, 


die aber nicht immer den Eindruck eines spezifischen. Katärrhes | 
= machten, ‚sondern mehr 'Residuen einer grippösen Erkrankung ‘oder. ` ` 
‘einer Bronchitis. zu. sein ‚schienen. Diese Befunde könnten: ihre Er- 
ombination einer Skoliose mit einer steno- ` 


 klärung finden in der. 
sierenden Asymmetrie der oberen Apertur (Hart). Meines Erachtens 


genügt aber auch zur“Erklärung die Skoliose ‘.allein. Durch die ` 
< Verschiebung des Rippenbuckels . vertebralwärts ‘wird der. vordere ` 
. Verlauf der Rippen: ein gestreckter; dazu kotumt, daß es durch den `. 
Zug nach hinten zu einem: mehr oder.weniger ausgesprochenen ‘ - - 
Druck đer- vorderen Rippen"auf das entsprechende Lungengewebe > | 

bei- hochsitzenden Skoliosen. dem -` 

Spitzengebiet' der konvexen Seite - eine besondere. ‚Beachtung, zu 


kommt.: "Wir empfehlen: ` daher, 


schenken. 


‘Beschwerden duf. gewisse ` ‚Nervenzerrungen: oder auf Druck. ‚auf -die 


Nervenaustrittsstellen zurückzuführen sind: Anamnestisch läßt sich . 
feststellen, daß schwere körperliche Arbeit diesen Patienten schwer ``- 
‚fällt und sie ‚leicht ermüden; es handelt sich auch in der Mehrzahl 

der Fälle um schwächlichere,, "unterernährte ‚Individuen, die in ihrer - 


- Jugend rachitisch waren. . 


Da eine orthopädische Behandlung der. Skoliose, Erwachsener AR 
"wenig Aussicht auf Erfolg hat, werden. diese ‚Patienten, falls kein © - 
aktiver tuberkulöser Prozeß vorliegt, als Prophylaktiker am besten `- _, 
im Erholungsheim untergebracht, um hier bei. roborierenden und ` ` 
..hydrotherapeutischen Maßnahmen mit. leichten Arbeiten beschäftigt 
zu.werden. In die Heilstätte gehören diese Fälle nieht. Eventuell ' 
kommt bei auffallend schwächlichen Individuen ein Berulsweohsel 


in russ 


Aus dem Röntgeninstitut und der Chirurgiäch-Gynäkologischen 
| Abteilung des Evangelischen Krankenhauses in: Oberhausen 
u (Chefarzt: San.-Rat Dr. Schulze- Berge). 


-Die Röntgentherapie der. Neuralgien. i 


z ı Von Dr. Heinz-Herbert Matoni,- 
er des Röntgeninstitutes und. Chirurgischer Assistent der Klinik. 


t 


therapie bei Nervenkränkheiten empfohlen haben, hat dieselbe sich 


doch nur wenig in Deutschland eingebürgert‘ und findet im Gegen- 


‚satz zu Frankreich bei uns therapeutisch kaum Anwendung. Be- 
' dauerlich: ist dieser Umstand besonders deshalb, weil die ersten 


` Obwohl in den letzten Jahren zahlreiche Autoren die Röntgen- 


# m 


Die Klagen und Böschwerlen dei Frühskoliotiker. sind gering, Baar Fg a 
Meist wird - über ziehende oder. stechendė- Schmerzen: unter ‚dem: = 
‘Schulterblatt der konvexen Seite geklägt. Möglich ist; daß .diese 


Erfolge ‘über die analgesierende Wirkung der Röntgenstrahlen bei 


'Neuralgien: aus Deutschland mitgeteilt wurden. -Aber vielen ist der 
therapeutische Wert der Röntgenstrahlen bei Neuralgien ‚noch un- 


bekannt, von anderen wird ein solcher nicht anerkannt, und ist 


daher die genannte Therapie bisher: nicht Gemeingut der Neurologen 


und Chirurgen geworden, die beim Versagen der bekannten inneren 


"Mittel bei Neuralgien anstatt der sozusagen spezilisch wirkenden 


Röntgentherapie zu Injektionsbehandlung überzugehen pflegen: Wie 
 unzweckmäßig ein solches Vorgehen ist, zeigen die so zahlreich mit- 


geteilten dauernden Erfolge bei Erkrankungen der peripheren 
Nerven, die in den meisten Fällen einer systematischen Röntgen- 
behandlung zugängig sind: 


Alle Erklärungsversuche der Analgesierung dur ch Röntgen- | 


strahlen sind mangelhaft und die vielen Erörterungen haben nicht 
vermocht, uns, dem Lichte der Erkenntnis einen Schritt näher zu 
bringen. Nur eins steht für uns fest, die Tatsache der analge- 
sierenden Wirkung der Röntgenstrahlen, der in der Behandlung 


neuralgischer Erkrankungen die größte Bedeutung beigemessen : 


‚werden muß. 


Es ist selbstverständlich, daß die De „Neuralgie“ einwand- : 


‚frei feststehen muß, bevor man einer solchen röntgenologisch zu Leibe 
gehen will. Denn der Kopfschmerz : eines Syphilitikers kann mit der 
noch so exakt ausgeführten Bestrahlungstechnik nicht beseitigt werden, 
solange dieser auf einer Lues beruht. Die Diagnose einer Neuralgie 
verlangt nachCurschmann!) womöglich die Feststellbarkeit bestimmter 
Nervendruckpunkte und noch mehr, bestimmter Hyp- (oder. seltener 


‘ Hyper) ästhesien im Bereich ‘von einem Nerven ‚oder bestimmten | 


` Wurzelgebieten. 
.)'M.m.W. 1923, Nr. 23. 


„u IE BEE PR Kiga we s Karen IR R aa a : 
i T 1924 MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. p Ni py RU ae ae 
. `. -Die schlimmste und doch für den: Röntgentherapeuten die.| 6:8 Tubus, 23 cm F.H.A., :zu bestrahlen. Ist der dritte Ast mit- 3 HELP RER JERUE Ha Menide 
dankbarste Form der -Neuralgien ist die. Trigeminusneuralgie, . für | betroffen, so: kann man Feld'3 beliebig nach- unten- vergrößern, um AI agueran mtk 
welche die Röntgenbestrahlung als die spezifische Behandlung an- | so eine Analgesierung des betreffenden’ Astes : herbeizuführen. Oft EL RETTEN 
sprechen ist. Als solche wird sie besonders nach den Be- | genügen bei einer Mitbestrahlung. der- einzelnen Äste in ihrer Ver- NR ER n Aao Fj 
 gtrahlungserfolgen von Wilms bezeichnet, der die Fälle je nach der | laufsrichtung die Einfallsfelder nicht;:um die'70°/,' an das Ganglion ERE 
Ursache in solche einteilt, die durch Entzündungen bedingt, und | Gasseri zu applizieren; dann bestrahlt.man noch von einem vierten EVACS 
C whe, die auf dem Boden einer rheumatischen Anlage auftreten. | Einfallsfeld aus, und zwar bei. Männern ‚von ‘der -Schädeldecke Mes Mur 
“Zn den ersteren rechnet er Neuralgien, die nach Kieferhöhlen- |.(s. Abb. 2), Feld 4, und bei Frauen ‘wegen der Epilation der Haare LDURT 
'  enändungen, Influenza, Parulis und Angina auftretenden Neuralgien, | von der anderen Schläfenseite aus, Feld 1- entsprechend. : : le Aien 
‚ diealle auffallend prompt auf die Bestrahlung reagierten.. Patienten, | . Be, ee ee EN Finarfin 
de-durch Wochen und Monate mit inneren Mitteln. Linderung ge- | > 0 0 0 -Puo nng Á a a a 7 | 
mht hatten, wurden mitunter in wenigen Stunden von ihren | | u. i 


- - Schmerzen befreit, besonders solche, bei denen die Neuralgie durch: 
-= exogene Ursachen bedingt war, und bei. denen die Strahlen die am - 
"oder im Nerv nach den genannten Krankheiten zurückgebliebenen ' 
 .gxsudativen Prozesse in wenigen Stunden zur Einschmelzung brachten. 


"Unter Neuralgien, die auf dem Boden rheumatischer Anlage | BIN 4 

“ aufireten, versteht Wilms die Fälle, die nicht infektiöser Natur, Eregeplak, 

` nieht durch exogene Stofiwechselprodukte, sondern wie beim Rheuma- n u a e a a A OE s Be u 
~ tiker durch Stofiwechselschäden endogener Natur bedingt sind. | -. Meine früheren Bestrahlungen wurden mit dem Intensiv-Reform- 
Vielleicht, daß sich Stoffwechselprodukte wie bei der Gicht. ebenso. |’: 


apparat der Veifa-Werke ‚ausgeführt und zwar mit'der Coolidge-A.E.G.- 
und Müller-Blektronen-Röhre . vr. \ Ra RR 
Fra der Röhre. . . .» 2.2.2 r.o 175000 Volt 
ili-Ampère e s a ke poa enel ad OR e R 
-Filter Žink . iiaa gi A aS Ge a a o B E | 
x. Aluminium 2.0 ee OAR 1,0 
Prozentuale Abschwächung im Wasser pro. 1’cm Schicht 14,8. . | 
Die letzten. Bestrahlungen sind. mit. dem Neo-Intensiv-Apparat 
der Veifa-Werke ausgeführt worden und zwar mit Coolidge-A.E.G.-Röhre: 
Spannung an der Röhre. . ..2 a v.. a.e. 205000 Volt: 
- Milli-Ampöre . . apee e dioe e ne seen 0 
-a Filter Zink o a sre smor etu e a ans en SRO 


‘bei dem Rheumatiker im oder am Nerv -niederschlagen und Ge- 
=. Tugs- oder Stauungserscheinungen hervorrufen und wir dann 
“ ‚analog im Nerv die Veranlassung zu den;Neuralgien zu sehen haben. 
` `. Auch hierbei waren die Resultate durchaus günstige; wenn 
- ‚die einzelnen Fälle auch einer intensiveren Bestrahlung‘ bedurften;, 
.. 80’blieb der Erfolg doch nur in ganz wenigen Fällen aus. - Diese 
"Aufstellung einer rheumatischen Neuralgie, die Curschmann als 
„eine „Geschmackssache“ bezeichnet, beeinflußt uns in keiner Weise 
in unserem therapeutischen Vorgehen, das ja in erster -Linie zu 


; _ einer Heilung der Neuralgie, nicht zur Aufklärung ihrer Entstehung 
führen soll. | El | 


Aluminium . 2. ern h0 . 
9 á en z $ i 3 on 
ne | 2 200 7% ME > Ä I. . Zelluloid . cp a 80 0 0 seine ee er SR 
Für ein richtiges therapeutisches Handeln kommt nun heute Prozentuale Abschwächung im Wasser pro 1 cm Schicht 12,6 ur 
‚nach Versagen der internen Mittel nur die Röntgenbestrablung in | - ' ur. u ea reine den anserchar "Strahl Bee ER 
- Frage. Sie ist unbedingt vor Alkoholinjektionen in 'den Nerv, | <.. Wo möglich,. soll eine den angegebenen Strahlenquantitäten ef 
. Newektomie und Exstirpation des Ganglion Gasseri anzuwenden, | Ahnliche Strahlung benutzt werden, um ein sicheres Resultat zu er- in 
-da diese genannten Eingriffe eine Konkurrenz mit der ungefährlichen | zielen. Bei leichten Neuralgien tritt meistens nach einigen Stunden, n 
` Rönigenbestrahlung nicht aushalten. Die Röntgenbestrahlung 'ver- | Sonst nach 1—2 Tagen vollkommene Schmerzfreiheit ein, und zwar = 
“dient auch deshalb noch den Vorzug, weil es ‘einwandfrei. feststeht, | 18 dieselbe von Dauer. Bei alten, schweren, schon lange behandelten A 
„> -daB die schon mit Alkoholinjektionen behandelten Fälle schlechter | Fällen wird eine Schmerzlosigkeit oft erst nach einigen Tagen nach ... H 
teagieren, als die noch nicht behandelten. Eine Erklärung hierfür | der Bestrahlung festgestellt und ist mitunter nur 'von vorüber- - e 
It darin zu suchen, daß nach den Injektionen Veränderungen im. gehender Dauer. Von einem solchen. anscheinenden Mißerfolg . Ds i 
. . Nerven gesetzt werden, die kaum oder nur ungenügend zu beein- | lasse man sich ja nicht abschrecken, sondern schließe nach 4 bis. Rus Br 
-fossen sind, Es muß also. auf diese Tatsache hin gefordert werden, | © Wochen. Ge nach der Belastung der Haut) eine 2. Bestrahlung an,. nn 
{ib eine Röntgenbestrahlung vor der Alkoholinjektion zur Heilung des | dis Si Te ınan sich sai Aer-üblichen Tharasıo, vor allen Hin z 
` Leidens versucht wird. a Dr 0. |. Zei beh u ‚ms Qer Uouchen Iherapie, „vor allen‘ Dingen... on 
Ber En ee -o m | Trigemin und Diathermie, der Atherspray ist wegen der ungünstigen. i 
ine Bde Besten, anbelangt, so habe ich meine Be- | Nine aut Qen Nerven bedingen verwen. oo a 
' utete, die Erfolge weit bessere und promptere geworden sind, seit aaa aa will eb nor A Rat 
; š i ` \ | ) SAA Sape 2 ee N 3 ; 2 ; RR Bar! 
Be ee en anwenden, deren Erzeugung ja Eee Er . Schwere besonders beachtenswerten Fall’ von Trigeminusneuralgie mit Ans 
© al pparatur möglich wurde, Auf diese‘ Feststellung hin | Affektion. des Ganglion Gasseri schildern: Es handelt sich um“ eine. ga 
‚© mub es als ein törichtes Unternehmen:bezeichnet werden, wenn man | 53jährige Patientin, die seit 4 Jahren an. einer schweren Trigeminus- ` I 
eine Trigeminusneuralgie mit kleinen Oberflächenappaäraten, d. h. | neuralgie leidet.‘ Sie befand sich während der ganzen Krankheitsdauer. RE 
„ganz weichen Strahlen therapeutisch beeinflussen will. Hier kommt | in ärztlicher. Behandlung. Sämtliche therapäutische Maßnahmen konnten. Re, aY 
Dur ein vollwertiger Tiefentherapieapparat in Frage, wenn man nicht | keine Heilung. . erzielen. -Seit dem. letzten. halben Jahr waren die an un 
‚Gefahr laufen will, die ganze Methode n Mißkrodit: zu bringen. ° ‘Schmerzen unerträglich geworden, und Patientin mußte dauernd unter Een 
Di ; EEE | Morphium ‘gehalten: werden, Durch das ‚häufige. Erbrechen und dio- KIPERI 
en Technik der Bestrahlung ist höchst einfach und durchaus veringe Nahrungsaufnahme 45 Pfünd Gewichtsabnahme in 4. Monaten. | Kan ARA S: ii alle 
ungefährlich, da eine größere gefahrbringende Dosis nicht angewendet Saizi versuche... Vom behandelnden Arzt zur Exstirpation des Ganglion o 0 0 SH an al 
am werden braucht. Ich habe die besten Erfolge mit einer Dosis | Gässeri überwiesen. u Ba Ä BEZ a | EEEN GEI p 
` von (0% der H.E.D. am Orte der Erkrankung, dem Ganglion Gasseri | ° Patientin von normalem Körperbau, sonstige- Anamnese: ohne MAUS ASRR si TN As f i aa 
“appliziert, erzielt. Und zwar wähle. ich, die Einfallsfelder so; daß |: Besonderheiten, leidet an einer typischen Trigeminusneuralgie ‚rechts AB EN Be Fa DAN 3 
- womöglich die Ein- und Austrittsstellen der einzelnen Äste am | und zwar aller 3 Aste: Supra-, infraorbitalër und mentaler Druck- 3. o 0e In u 
‘Nehädel von den betreffenden: Strablenkegeln im Sinne der später ` a e a nun Bereich der betreffenden RR, iiber 
zitie | | ee ‘nei der | Nervengebiete, Schmerztick. positiv. ©- Aue: NEE EEA IE i 
oe ahlung getroffen werden, was am uee I aa Erst nach langem Drängen findet Patientin sich bereit, vor Aus- DAR u Ey: sihire ! 
das T niraorbitalneuralgie ‚gelingt. | Das erste , z bok a führung der Operation, deren Gefahren nicht unterschätzt werden | Aa u I 
= Sch um temporale gerichtet und zwar größer als die bekann dürfen2), die Heilung ‚des Leidens durch. Röntgentiefenbestrahlung u in... kin”, 
De chnittlläche nach Krause, die unmittelbar über dem Jochbogen erzielen. Bestrahlung am. 11. Oktober 1922. Am ersten Tage nach | u. eR a 
en. ‚ „dicht-vor dem Tragus beginnt, und konvex- nach hinten ausbiegend | der. Bestrahlung waren die Schmerzen. bedeutend geringer, um am |... A a a 
| u a: ‘und in halbkreisförmigem Bogen über: die .Schläfe | 2. Tage un ner a un Ger nie: ee li T 
! - Wiederum konye r akkehrt (Felderöße | keit nur ca. 14- Tage.an.. Dann treten wieder leichte Anfälle auf, doc BER SHAKE TREE 
ee N cm, F.H A, Poa a Abb, onen anne & ( Be | Jange nicht mehr in dem Maße wie früher. Patientin ist ohne Morphium, SSI iee. ti o 
ER D E Teer A en kur òb |: Trigemin je nach Anfall, Patientin empfindet den Zustand als durchaus. «on Pa J 
SEE as zweite Einfallsfeld befindet sich auf der Stirn, UAOO “erträglich und ist. mit: dem Erfolg zufrieden. Jedoch ist sie sehr un- a 
p. -`> dalb des Bulbus ebenfalls auf das Ganglion Gasseri gerichtet; dabei, vernünftig und setzt sich bei Schmerzfreibeit ungünstigen Kälte- und i Ei PN 
| N an a Strahlenkegel der a A r a a. | sonstigen Einflüssen aus, worauf stärkere Anfälle ` folgen. Zu deren g Hp a 
BE A srichtung mit getroffen. Das dritte Feld, ein Feld im Gesicht; PE ? eooni WR ad a ER Ba SE 
~> >~ Amlaßt den zweiten se und nimmt hauptsächlich: das Os zygo- 2) Schulze-Berge hat die Exstirpation des Gan lion Gasseri un Si p nl 
5 , Maticum ein. Die beiden letzten Felder. pflege ich ‚mit dem | 3mal ausgeführt, í Todesfall, 1 Heilung, 1. Anstehen mit ieferklemme. |} PETE n 
a ll 
En | Ak ee. 
nr Te S l a 
PESE , | EHRE 


© rechten Unterkiefer und Zähnen. Bei 


. zeichnen. 


` 896.. 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 


‚99. Juni 


i Beseitigung am 13. Dezember ` 1922 Wiederholung der Bestrahlung. 


Patientin ist nach der Bestrahlung vom 3. Tage an vollkommen schmerz- 
frei; die genannten Druckschmerzpunkte verschwinden, die Hypästhesie 
macht normalem Empfinden wieder Platz.. Patientin erholt sich zu- 
sehends, der vorher erwähnte Gewichtsverlust wird wieder eingeholt. 
Keine Anwendung anderer therapeutischer Mittel. Erst 2 Monate 


. später hat Patientin „Zug an die rechte Backe bekommen“ und ver- 


spürt bei feuchter Witterung ganz vereinzelt leichte Schmerzen im 
der Nachuntersuchung am 
9. März 1923 ist der mentale Druckschmerzpunkt schwach ausgeprägt, 
daher nochmalige Röntgentiefenbestrahlung, auf die hin Patientin bis 
zur letzten Untersuchung Ende September 1928 vollkommen beschwerde- 
frei geblieben ist. Sie fühlt sich wie neugeboren und ist. glücklich, 
ihr schweres, seit 4 Jahren bestehendes Leiden durch diese ungefähr- 
liche Behandlungsmethode losgeworden und dem schweren operativen 
Eingriff entgangen zu sein. | | | | 


Ich glaube, daß die Heilung solcher und anderer schwerer . 


Fälle, wie sie von dritter Seite auch mehrmals mitgeteilt wurden. 


uns durchaus dazu berechtigen, die Röntgentiefenbestrahlung für 


die Trigeminusneuralgie als die spezifische Behandlung zu be- 


Die zweite für. die Röntgentiefenbestrahlung zugängige und so 
wichtige Neuralgie ist die Ischias. Bei ihr werden zuerst alle 


' pharmazeutischen und physikalischen Mittel angewandt.. Erst wenn 
bei diesen meist chronischen . Neuralgien für Arzt und Patient 
Geduld und Konsequenz der Anwendung der. verordneten . Maß- 


nahmen ein Ende haben, wird von einigen in neuerer Zeit nach 


‘ dem letzten noch zu versuchenden Mittel, der Röntgenbestrahlung 


gegriffen. Ich sage in neuerer Zeit, denn bis vor kurz oder lang 
wurde die Röntgenbestrahlung bei Ischias von der Mehrzahl der 
Arzte ignoriert, teils aus ‚Antipathie, teils aus Unkenntnis. Daher 


.- müssen die bei so- hoffinungslosen Fällen erzielten Bestrahlungs- 
‘erfolge doppelt in Anrechnung gesetzt werden und sollten ganz 


anders beachtet werden, als wie es bis jetzt der Fall gewesen ist. 
Wenn wir auch nicht mit Schmidt die harten Röntgenstrahlen 
als Spezifikum für die Ischias bezeichnen wollen, was wohl etwas 
zu weit geht, so können doch die oft überraschenden Bestrahlungs- 
erfolge bei ganz chronischen Fällen nicht geleugnet werden. 

| Ich brauche wohl kaum zu-erwähnen, daß auch hier die Dia- 
gnose Ischias gesichert sein muß, vor allen Dingen bei. ihrer viel- 
gestaltigen Atiologie, daß alle anderen Erkrankungen, die unter 
dem Namen einer „symptomatischen“ Ischias.laufen und z. B. auf 
einer. Druckwirkung beruhen können, wie bei Wirbelfrakturen, 
Tuberkulose, Karzinom, Pottscher ‚Krankheit, Spina bifida, Kom- 
pression durch Beckentumoren usw. von. einer Röntgenbestrahlung 
auszuschließen sind. Denn diese Druckwirkungen werden nicht 


durch eine Bestrahlung, sondern nur durch Beseitigung der be- 


treffenden Ursache zur Heilung gebracht. 

Ich möchte noch auf die Bedeutung der von Zimmer und 
Cottenot 1912 eingeführten und von Zimmer, Oottenot und 
Pariaux 1913 weiter ausgebauten „Radiothérapie radiculaire* hin- 
weisen. | l 

Sie bestrahlten hauptsächlich die Wurzeln der peripheren Nerven, 
nämlich den Abschnitt zwischen dem medullaren Austrittspunkt und 
dem gebildeten Stamm, und sind der Ansicht, daß die Wurzelbestrahlung 
nicht nur auf die Veränderungen des im Wirbelkanal gelegenen Ab- 
schnittes oder Wurzelabschnittes im engeren Sinne einwirkt, wo die 
beiden sensiblen und motorischen Wurzeln von den Meningen umhüllt 


sind, sondern auch auf die Neuralgien und Neuritiden, deren ätio- 


logische Ursache in der Kreuzung, in der Paarungsöffnung oder in 
dem retikulären Teil außerhalb des Rückenmarkes gelegen ist. | 
Bis heute steht es noch nicht fest, ob die Ischias eine intra- 


oder extrameningeale Erkrankung ist, und doch ist eine solche Fest- 


stellung für den een zwecks Wahl seiner Technik von ° 


großer Bedeutung. Ohne Zweifel ist ziemlich anerkannt, daß die patho- 
genetische Läsion sehr häufig hoch gelegen ist, so daß man hier von 
einer lumbo-sakralen Wurzelentzündung sprechen könnte. Leider sind 
unsere Kenntnisse über die Ätiologie der Ischiasformen recht geringe. 
Dies geht schon aus der Nomenklatur hervor, in der Bezeichnungen 
wie Erkältung, gichtige Veranlagung, Neuralgie bei gutartigem, Neu- 
ritis bei chronischem Verlauf und schließlich symptomatische Ischias 
vorherrschen. Auch die eingehenden Studien von Quénu, Déjérine 
und Sicard geben uns über die, die Ischias hervorrufende Ursache 
sowie ihren Sitz keinen Aufschluß. Was den Sitz der Ursache an- 
belangt, welche die Ischias hervorruft, so ist Sicard nach seinen’ 


zahlreichen Versuchen der Ansicht, .daß dieselbe häufiger extra- |. 
'meningeal sein muß, und nennt den Sitz, da er dem Teil der Wurzel | 


entspricht, der in der Paarungsöffnung eingeschlossen ist, „Tunikulär". 
Wenn auch die Ursache der Ischias zuweilen dem innerhalb der 
Wirbelsäule gelegenen Teil angehören kann, so wird sie in der größten 
Zahl der Fälle im Gebiet oder in der unmittelbaren Nachbarschaft der 
Paarungsöffnung ihren Sitz haben, was noch durch die Häufigkeit der 


‘der erkrankten Seite, d. h. ein schräges Auf- 
fallen der Röntgenstrahlen ist bei unseren mo- 


R ' 


Sensibilitätsstörungen in. der retrosakralen Gegend im Verteilungs- | 


bezirk der hinteren Sakralnerven bestätigt wird. = 
Handelt es sich nun um eine Kompression. in den Kanälen, 

welche die Nervenwurzeln aus der Wirbelsäule nach außen führen, um 

eine Periostitis, Zellulitis, kurz um eine der Wurzel benachbart ge- 


legene druckausübende Schädigung. oder um eine echte Wurzelent- 
zündung, so ist die Wurzelbestrahlung meines Eraehtens durchaus indi- 
ziert, wein sie in der richtigen Voraussetzung angewandt wird. Nie- 
'mand kann den Sitz der Affektion im yoraus bestimmen. Zimmer, 


Cottenot und Pariaux sagen, daß in zweifelhaften Fällen die 


Wurzelbestrahlung, wenn sie Erfolg hat, den Beweis für den Wurzel-' 


ursprung der Affektion liefert, da die analgesierende Wirkung der 
Wurzelbestrahlung, wie bewiesen, eine Folge der Druckentlastung am 
Ursprung der Nerven ist. Und umgekehrt, wenn die Neuralgie als 
Ursache eine Schädigung im Verlauf des Plexus nach abwärts haben 


wird, muß die Wurzelbestrahlung erfolglos bleiben, denn diese kann. 


z. B., wenn als Ursache eine Stichwunde, eine Kontusion in der Gesäß- 
gegend anzunehmen ist, eine Ischias nicht beeinflussen. 


Ich bin dazu übergegangen, bei jeder Ischias eine Wurzel- 
bestrahlung zu verabfolgen, wenn nicht eine der zuletzt genannten _ 
Ursachen dagegen spricht. Ich bin mir dabei bewußt, daß ich in 


einzelnen Fällen. auch ohne diese Wurzelbestrahlung zum Ziele 


kommen würde. Aber da, wie schon gesagt, niemand den Sitz der 


Affektion mit Sicherheit bestimmen kann, die Wurzelbestrahlung 
eine durchaus ungefährliche Manipulation darstellt, und ein Experi- 
mentieren nicht im Sinne des Patienten und der Bestrahlungs- 


: methode liegt, so ist bei der Ischias eine \Vurzelbestrahlung m. E. 
durchaus am Platze. | 


‚Die Technik der Ischiasbestrahlung bietet keine Schwierigkeiten. 
Für die Wurzelbestrahlung ist ein Feld zu wählen, welches die Wirbel- 
säule in einer Ausdehnung des 4.—5. Lenden- Ei 
wirbels, 1., 2., 3. Sakralwirbels und die Arti- Abbildung 3. 


culatio sacro-iliaca umfaßt, Eine besondere ` NE 
Zentrierung auf die Rinne der Wirbelsäule N 


dernen Apparaten mit ihren harten Strahlen ann gu 
nicht nötig. Feldgröße durchschnittlich 13:18 
F.H.A.30 cm. Das 2. Feld auf den Nervus Şi 


ischiadicus auf die Ilio-Sakralgegend mit dem anatomischen Tubus 
F.H.A. 23 cm appliziert (s. Abb. 3). T: 

Wird jedoch eine echte Wurzelentzündung als Ursache der 
Ischias diagnostiziert, so wird nur die Wurzelbestrahlung ausgeführt, 
und zwar muß das Bestrahlungsfeld dann höher gelegt werden und 
die’ ganze Gegend umfassen, die sich bis zum Dornfortsatz des 
11. Brustwirbels erstreckt. Appliziert wird wie bei der Trigeminus- 
neuralgie'7/0°/, der H.E.D. an den Ort der Erkrankung, und gilt 
hier, was die Qualität der Strahlung anbelangt, ebenso das vorher 
Gesagte, daß nur harte, den angegebenen ebenbürtige Strahlen zu 
verwenden sind. ‚Meist tritt in den ersten Tagen nach der Be- 
strahlung eine völlige Schmerzlosigkeit ein, die von Dauer ist. 


Bleiben geringe Schmerzen in den nächsten Wochen doch noch be- ` 


stehen, so ist auch hier eine 2. ev. 3. Bestrahlung in 4—6 wöchigen 
Abständen anzuschließen, die dann den gewünschten Erfolg bringt. 
Von den übrigen Neuralgien kommt für die Röntgenbestrah- 


Jung nur die Neuralgie des Plexus brachialis und die sehr seltene _ 


(reine) Okzipitalneuralgie in Frage. Bei ersterer, die als essentielles 
Leiden relativ selten ist, häufiger als Symptom einer die Vorder- 
wurzeln oder den Brachialplexus ‘oder einzelne Nerven lädierenden 
Affektion, kommt, es darauf an, daß man neben der Plexusbestrah- 
lung im Bereich der Klavikula eine Wurzelbestrahlung verabfolgt, 


und zwar auf diejenige Gegend, welche dem Austriltspunkt des. 


Plexus brachialis entspricht, nämlich dem Dornfortsatz des 3. Hals- 
wirbels und Dornfortsatz des 1. Brustwirbels. Der Erfolg ist oft 
nach der ersten Bestrahlung ein dauernder. Die Dosis ist die 


gleiche, wie die oben beschriebene, ebenso bei der Okzipitalneuralgie, 


bei der man die Austrittsstelle des Nerven in einer entsprechenden 


‚Feldgröße bestrahlt. Die Erfolge sind hierbei so gleichmäßig be-. 


friedigend, daß ich es ‘unterlasse, Auszüge aus den Kranken- 


‚geschichten anzuführen. Ä | 


. Strauß schreibt in einer seiner Abhandlungen über die 
Röntgenbehandlung der Erkrankung des Nervensystems, daß dieser 
Behandlungsmethode seitens der Neurologen ein gesteigertes Inter- 
esse nicht entgegengebracht wurde, und daß es wohl ohne Über- 


treibung ausgesprochen werden darf, daß das Gros der Ärzte über. 
die Wirkung der Röntgenstrahlen bei Nervenerkrankungen garnicht 


unterrichtet ist. Mögen diese wenigen Zeilen dazu beitragen, diesem 
Übel abzuhelfen! | | 


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vs "MR der Privat-Augenklinik von Prof. Dr. Levinsohn; Berlin. 


... „dann die Operation dringend indizieren. - 


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` -Zur Therapie und Genese des Glaukoms. 

| Von Dr. Erich Weinberg, Assistenten der Klinik. . 

‘= Vorkurzem berichtete Ernst A. Heimann?) überein „schweres. 

butes Glaukom, operationslos geheilt durch Suprarenininjektionen“. 

., Eshandelte-sich um einen nach voraulgegangenen Prodromalerschei- 

-., : pugen aufgetretenen akuten Glaukomanfall; demgemäß kann auch 
-‘ yrvon der Heilung eines Glaukomanfalls, nicht von der Heilung 


ges Glaukoms gesprochen werden. Daß aber ein Glaukomanfall, |: 


‚üsbesondere der erste und namentlich,‘ wenn er mit pupillen- 
-  verengernden Mitteln behandelt wird, in wenigen Tagen. abzuklingen 
‚und zur Norm zurückzukehren pilegt, dürfte fast die. Regel sein. . 
-In diesem Falle von der Wirksamkeit der .Suprarenininjektion zu 
' «sprechen, erscheint um so weniger am Platze, als neben- den Supra- 
- renininjektionen gleichzeitig auch Einträufelungen von Physostol ver- 
g -ordnet waren. Aber selbst auch ohne Behandlung kann der erste 
 Glaukomanfall nicht selten ohne jede Schädigung für .das Auge ab- 


‚klingen. Es wird daher nur in den seltensten Fällen notwendig 


- sein, ein frisches Glaukom sofort auf den Operationstisch zu legen, und 
“man wird wenigstens mehrere Tage ‘vor der Operation eine konser- - 
vative und gewöhnlich zum Ziele führende Behandlung einleiten. 
. Das Mißliche bei der konservativen Behandlung ist nur der Umstand, 
daß die Glaukomattacken sich öfter zu wiederholen pflegen und 


Es kommen indes Fälle vor, wo das akute entzündliche ` 
-Glaukom auf einen einzigen Anfall während des ganzen Lebens be- 
schränkt bleibt, wo’ es in der Tat' gelingt, durch Beseitigung dieses 


_ Anfalls durch pupillenverengernde Mittel das. Glaukom dauernd 
‚iu heilen. oo 


Da solche Fälle immerhin zu ‘den Seltenheiten gehören, mögen 
zwei aus der Praxis von Prof. Levinsohn hier kurz registriert werden. 
, Bei dem ersten handelte es sich um einen 50jährigen Horrn, der von. 
~ „einem äußerst stürmischen Glaukomanfall heimgesucht war. Trotz inten- 
„Siver Eserinbehandlung gelang ‘es in den’ ersten Tagen nur sehr wenig,. 
"die heftigen Druckerscheinungen des Auges zu mindern, und schon war 
. für den vierten Tag die Operation angesetzt, als der Druck plötzlich 
‚rapide abfiel, die Hornhaut klar wurde, das Sehvermögen zurückkehrte, 
die Pupille sich stark verengerte, kurz der Anfall ohne die geringste 
‚Schädigung für den Patienten vollständig abklang.. Seit dieser Zeit — - 
2 es sind fast 20 Jahre dahingegangen, 15 Jahre davon ist der Patient. 
© von Prof. Levinsohn genau beobachtet worden, — ist der erstere von ` 


pen Anfall, ja selbst von jeder Prodromalerscheinung verschont ge- . 
leben. er 


~> In einem zweiten Falle?) handelte es sich um. ein 4 Monate altes 
- Kind (aus einer bekannten Berliner Ärztefamilie), Das Kind erkrankte 
- mit leichter Ziliarinjektion. Pupillenerweiterung, Hornhauttrübung, Vor- 
derkammerexsudat und sehr starker Drucksteigerung. Letztere war so 
o Intensiv, daß das in dem jugendlichen Alter außerordentlich dehnungs- 
; > fähige Auge eine für das ganze Leben deutlich sichtbare Vergrößerung 
` muückbehalten hat. Auch in diesem Falle gelang es sehr allmählich, 
allein durch intensive Eserinbehandlung alle Erscheinungen des Glau- 
koms zu beseitigen und das Auge dauernd zu heilen. Denn auch bei 
diesem Kind, das seitdem fast 15 Jahre unter Beobachtung von Prof. 
Levinsohn steht, hat sich seitdem nie mehr eine Steigerung des 
intraokularen Druckes gezeigt, und, Sehvermögen wie Augenhintergrund 


\ 


> ~ kd 5 


sind normal geblieben. 


$S Was nun die Wirksamkeit des Suprarenins beim Glaukom an- , 
betrifft, so ist es vielleicht nicht unzweckmäßig, gerade an dieser 
Stelle, an der mehrfach über die neue Behandlung des Glaukoms 
erichtet worden ist, das in dieser Frage vorliegende Material kurz 


Adrenalin mitunter die Pupille erweitern und den intraokularen 
Druck herabsetzen, aber erst Wessely®) hat diese Frage genau 
geprüft und experimentell erhärtet. Er hat mit Sicherheit bewiesen, 
daß die subkoniunktivale: 'Adrenalininjektion die Pupille erweitert 
ind den Druck herabsetzt, ferner daß .diese Minderung des intra“ 
okularen Drucks durch eine Herabsetzung der Flüssigkeitsproduktion 
bedingt ist. Als Indikation für die Adrenalininjektion beim Glaukom . 
kamen für ihn nur die selteneren Fälle von Iritis in Frage, die mit 
starker Drucksteigerung einhergingen. Köllner) hat. die Wirk- 
samkeit der Adrenalininjektion weiter. untersucht; er stellte fest, 
) Ernst A. Heimann, M.Kl. 1924, Nr. 21, 8:718. 0.000. 
Dr e. Der Fall ist in einer Inaug.-Diss. „Beitrag zur Kenntnis der 
heha uelgerung im jugendlichen Auge“ von Alfred Reiner genauer 
andelt worden. F á 
T, Karl Wessely, Zur Wirkung des Adrenalins auf Pupille und 
Augendruck. Zschr. f. Aughlk. Bd:13, 8.3810. er 
‘) H.Köllner, Arch,f. Aughlk. Bd. 83,8. 135, ferner M.m.W. 1918 
und Festschr. f. Herm. Kuhnt, Vschr. f. Aughlk. 1920, 43, S. 381. 


‚1924 — MEDIZINISCHE KLINIK 


fe registrieren. Es war schon bekannt, daß Einträufelungen von | 


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- daß die: druckherabsetzende Wirkung des. Adrenalins beim Glaukom 


eine erheblich geringere als diejenige des Eserins ist, selbst wenn 


dieses nùr in ‚ganz. geringer Dosis eingeträufelt wird.. Auch war 


die Wirkung.’ des’ Eserins auf diè Herabsetzung des Druckes von 
viel längerer Dauer als diejenige des Adrenalins.' In ‚jüngster Zeit 


hat Fromaget) über Erfolge der Glaukombehandlung mit Adrenalin- 
‚Injektionen in den Muskeltrichter des Auges berichtet und schließ- 


lich hat’ Hamburgers) die Behandlung des Glaukoms mit subkon- 
junktivaler Adrenalininjektion empfohlen: = 005 5 o a 

= Daß es’ sich hier um: eine neue Glaukomtherapie handelt, 
wird wohl kaum behauptet werden können. Ob 'indes die‘ von 
neuem . empfohlene Adrenalinbehandlung als "ein Fortschritt in 
der Glaukombehandlung ‚angesehen: werden kann, muß zurzeit ‘noch 


. fraglich erscheinen. In der Diskussion der .Berliner. Ophthal- 


mologischen Gesellschaft _ vom 27. März über diese Frage sind 
von ‚einigen Seiten ‚vereinzelte , günstige Resultate gemeldet 
worden?), die bei der inzwischen verstrichenen kurzen Zeitspanne 
nur. als vorübergehender Nätur ‚angesehen. werden können; andere 
lehnten die Therapie als völlig unzufriedenstellend ab. Auch Schädi- 
gungen sind schen bekannt geworden.,. Die Zukunft wird es lehren, _ 
‚ob in vereinzelten Fällen — und darum. dürfte es sich wohl im gün- , 
stigsten Falle handeln — der Versuch: mit einer Adrenalineinspritzung 
‚bei der Behandlung: des Glaukoms angebracht erscheint. Vielleicht 
dürfte die Indikation auf die von Wessely schon früher in Er- 
wägung gezogenen Fälle, nämlich das Zusammentreffen von Glaukom 
‚und Iritis beschränkt bleiben,- vielleicht kann das Adrenalin in ge-‘ 
wissen Fällen za diagnostischen Zwecken Verwendung finden. _ 
- Ist nun die nach einer subkonjunktivalen Adrenalininjektion 
auftretende Drucksenkung des Auges imstände, uns: das Wesen des‘ 
. Glaukoms verständlich zu machen? Hamburger führt die Entstehung 
des Glaukoms auf eine lokale Gefäßatonie des Auges zurück und 
sieht in der stark gefäßkontrahierenden Wirkung des Adrenalins - 
den Ausdruck der Entleerung eines durchBlutstauung überschwemmten 
Organs. Wenn die intraokulare. Drucksteigerung in der Tat. die 
Folge einer Gefäßatonie- wäre, so wäre bei der so schnell vorüber- 
gehenden Wirksamkeit des- Adrenalins. auf die Gefäßwand . eine 
Herabsetzung des Druckes. auch nur von einer. gewissen Dauer gar- 
‚nicht verständlich. Man müßte im Gegenteil annehmen, daß schon nach . 
weniger, als 1 Stunde das Gegenteil, also eine Blutüberschwemmung 
einträte, und der Druck sich 'steigerte. Es handelt sich aber bei 
dieser Annahme. auch nur um eine Vermutung, für die bisher, ein 


Beweis nicht erbracht worden ist. ‘Weder die Wirkung der operativen ` 


Maßnahmen (Iridektomie, "Zyklodialyse) noch "diejenige der "dem 
Adrenalin weit überlegenen pupillenverengernden Mittel erfahren 
durch Annahme einer Gefäßatonie als Ursäche für das Glaukom eine 
auch nur einigermaßen: plausible Deutung. Wenn Hamburger die / 
Wirksamkeit des Eserins beim Glaukom darauf zurückführt, daß 


das Blut durch Verbreiterung der Irisfläche von den hinteren Uveal-. 


geläßen nach vorne. gezogen wird, so konnte Levinsohn schon 
‘darauf aufmerksam: machen, daß, ganz abgesehen von der durchaus 
- willkürlichen Annahme, der Blutinhalt des Auges nicht im geringsten 
_ verringert, sondern im Gegenteil durch Füllung der angeblich blut- 
leeren Gefäße in den hinteren Abschnitten noch vermehrt, der Druck 
also in diesem Falle gesteigert werden müßte. Levinsohn hat 
darauf hingewiesen, daß bei.der Wirksamkeit des: Adrenalins zwei 


| Faktoren lebendig werden, einmal der seit langem ‘bekannte anämi- 


sierende, druckherabsetzende und zweitens der pupillenerweiternde 

- Warum gerade. die Püpillenerweiterung auf den Druck ‘eines 
glaukomatösen bzw. für Glaukom disponierten Auges schädigend wirkt, 
"Jarüber gibt die von Levinsohn aufgestellte ‚Pigmenttheorie des 


D D 


| Glaukoms den besten Aufschluß. ' Nachdem. sehon in vereinzelten Fällen 


bei den anatomischen Untersuchungen glaukomatöser Augen von einigen 
Autoren Pigmentschollen in den. vorderen Abflußwegen des Auges we- 
funden waren; zeigte 'Levinsohn®), daß das, Auftreten. von Pigment 
in den Abflußwegen des Auges beim Glaukom einen ganz regelmäßigen 
Befund darstellt. Unter Berücksichtigung des vorliegenden anatömischen 
und physiologischen Tatsachenmaterials, führte Levinsohn die Ent- 
"stehung ` des Glaukoms vorzugsweise auf eine ‚Überschwemmung der 
vorderen Abflußwege mit, den zertrümmerten Zelleibern des hinteren 
Pigmentepithels zurück. Diese Theorie erführ 8 Jahre später durch die 


6) Fromaget, Presse méd: 1928, Nr.88. y 

-0 ©) Karl Hamburger, Experimentelle . Glaukomtherapie. M.KI. 
1923, S. 1224. Zu der neuen Glaukombehandlung, Kl: Mbl. f. Aughik. 
Ba.72, S.47 und Diskuss. in d. Berl. med. Ges. vom 12, Dezember 1923, 
Berl, augenärztl. Ges. 27. März 1924. F. | ” 
o DIoc-cit 0000 et “a | 
- 83) G.Levinsohn, Beitrag zur Anatomie und Pathogenese des 

- Glaukoms. Arch. f. Aughlk. Bd. 61, 8.174 und Bd. 68, S. 471: S 


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1994 - — "MEDIZINISCHER KLINIK Nm: 36, 


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Untersüchühgen Köppes’) am lebenden Auge eine sehr krafti a Unier- 1 
om am. 


stützung. Köppe stellte in etwa 750/, beim primären Glau 


. "lebenden Auge teilweise Zerfall des hinteren Pigmentepithels-und Über- 


` -Glaukom. 


Präparate für ia geburtshilfliche ı und gyn äkologische | | 


a Sie Yan ek aa En ne FE 
a 


re oeeo 


moch nichts Sicheres aussagen“ (R. Gottlieb, Heidelberg), und 


 B.kLW. 1902, Nr. 4 und 2, 


A zer o yey ae T ne 
’ 


' schwemmung der vorderen. Abflußwege mit den Bestandteilen. des. 
. ersteren fest. 


für die das Glaukom verursachende Pigmentdegeneration nur eine Ver- 


mutung aufstellt und eine angeborene schwächere Ausbildung des. 
| = entepithels im Sinne Edingers oder. eine Störung durch Arterio: 


erose bzw:innere Sekretion annimmt, konnte Levinsohn!e) wiederum 


Ä a der Basis anatomischer Untersuchungen schon im Jahre 1902 zeigen, 
‚daß der Ausgangspunkt des primären G 
‚ des Ziliarkörpers . 


Ziliarkörpers neigen, dafür s) rechen die im Anfang des Glaukoms so 


häufig auftretende Akkommodationsschwäche und die nicht selten be- | 


obachteten unpigmentierten Beschläge an der Hinterfläche der Hornhaut. 
Auch der Umstand, daß das Glaukom meist im vorgeschritteneren Alter 


. vorkommt, in welchem eine Hypertrophie. des glatten Muskelgewebes 
` (Prostatahy ertrophie, Myomatose) nicht selten ist, ferner das anatömische. 
. Verhalten der Ziliarmuskulatur bei älteren absoluten Glaukomen, weist 
‚auf, eine Vergrößerung des A. und Dageenemene der ziliaren 
‚Irispartie hin. . 


"Ebenso aber wie die von Levinsohn aufgesteilte Glaukom- | 


theorie am besten imstande ist, dem in der Glaukompathogenese 
angesammelten Tatsachenmaterial gerecht zu werden, ebenso ist diese |. 


Theorie ganz besonders geeignet, die schädigende Wirkung plausibel 


zu machen, welche eine Pupillenerweiterung im allgemeinen bei einem 


schon ausgebrochenen Glaukom bzw. bei einem zum. Glaukom: dis- 
ponierten Auge bedeutet. 
einem Auge, in welchem der Abfluß durch Verengerung. der Vorder- 
kammer oder durch teilweise Verstopfung der-Abflußwege von vorn- 


‚ herein erschwert ist, die Abflußwege durch die.Irisverkürzung, ganz 


gleich, ob diese medikamentöser Art ist, oder dürch einen psychischen 
bzw. sensiblen Affekt hervorgerufen wird, zusammengepreßt und 


daher für den Abfluß ganz funktionsunfähig‘ werden. Andererseits | 
‚ leuchtet es ein, daß durch pupillenverengernde Mittel die vorderen. 
 Abflußwege erweitert bzw. wieder freigemacht werden; -daher die 
große Wirksamkeit des Eserins und Pilokarpins auf das ausgebrochene | 
In gleichem Sinne wirken die druckherabsetzenden |. 
= Operationen der Iridektomie und Zyklodialyse, welche einerseits die |: 

--Abflußwege von ihrer Verstopfung, mechanisch befreien, andererseits 


den Abiluß dauernd offen aalten. ` 


| ias der $ Gyntktologischon Abteilung des Wühelminen-Spitals, Wien 


(Vorstand: Prof.Dr. Ludwig Adler). - 


Praxis. 


4 ` i ; 


Te: Von Dr. A. Fritz, Wien, ` | 
Rudolis- Spital, Präsident- Schober- Stiftung für Polizeibeamte. 5 


| Der Umstand, daß immer neue Hypophysen- und  Ergotin- 
präparate auftauchen, zeigt, daß entweder die vorhandenen Präparate 


den Anforderungen nicht entsprechen, oder daß ihr Preis zu hoch ist. 


Einige dieser Präparate (Gynergen, Ergostabil, Secoin, Pituisan usw.) 
wurden auf der Abteilung erprobt. 


Das Secoin: Wie aus ‘der Wahl des: Namens hervorgeht, 


handelt es sich um ein Mutterkornpräparat, um einen neuen Versuch, | 
‘die wirksamen Substanzen im Sclerotium des Claviceps purpurea 


ohne Ballaststoffe zur Wirkung zu. bringen. 


Wir vermeiden es, in irgendwelche theoretische. Erwägungen | 
De bezüglich der chemischen Eigenschaften und über die Einheitlichkeit. 
des Präparates usw. einzugehen. 
der Satz: 


Noch vor wenigen Jahren galt 


auf den Uterus wirkenden Bestandteile (des Mutterkornes) 


‚heute gilt dieser: Satz nicht viel weniger. 


Die Ergebnisse der experimentellen und klinischen: 
Erprobung dieses Mittels (Zusammenstellung von Dr. Joseph 


Potschka) sind folgende: 


Verl. Springer. 


i) G.Levinsohn, Über die Ursachen des primär en Glaukoms 


Die Abweichung in der Auffassung Levinsohns und f| 

“.Köppes über das Zustandekommen des Glaukoms ist nur unbedeutender 

‚Natur und durch die verschiedenen Wege bedingt, auf denen, die beiden 

Autoren zu ihren Resultaten ee waren. -Während Köppe aber 
C 


aukoms in einer ‚Hypertrophie 
esucht werden muß. Mit dieser Auffassung. deckt | 
“sich auch die Erfa ung, daß das primäre Glaukom. vorzugsweise bei |. 
` Hypermetropen vorkommt, die an und für sich zur Hypertrophie des 


Denn es liegt. auf der Hand, daß in | 


Wir erlauben uns über etliche ' 
dieser Präparate mit bereits größeren Versuchsreihen zu referieren. 


„Insbesondere läßt sich über die.chemische Natur der 


‘konnte. 
| heiße Spülung gemacht. 


= 9) L.Köppe, Die Mikroskopie des iebenden Augen Berlin 1920. 


T Die Ergebnisse. der Tierversuche: 


‚Zur. Verwendung gelangte der Uterus von Menin ee 2 
„von höchstens 200 g, und zwar bei. der ersten Versuchsreihe der frische - 
- Uterus, eingelegt: in Ringerlösung von. etwa 37° unter ständiger Zufuhr © 
von 
-0,1/100,0,,. wobei atako tetanische Krämpfe mit steilaufsteigenden | 
‘Kurven von 6—8 Minuten Dauer auftraten; daher wurde als nächste `.. 
Dosis .0,05/100. on zugesetzt und da auch hier noch eine zu starke \ --` 
in Grenzwert in 0,02/100 gefunden, der noch . 
immerhin’ einen, 68 Minuta langen Krampf auslöste, © `- 


von. Sauerstoff. Begonnen wurde. mit einer Verdünnung 


Reaktion. eintrat, 


Nun wurden nach Auswaschung mit Ringerlösung vergleichs- 


weise andere Secalepräparate in der gleichen oder (wo der Erfolg 
nicht eintrat) in der. dopp 


elten bzw. dreifachen Menge’ er un 
diese ergaben ebenfalls deutliche tetanische 'Kontraktionien. se 


Tab ellei. > 
' Secoin 0,02/100 222... Krampf 6—8 Minhten lang 
Becacornin 002/100 . .. unwirksam’ ` 
2mal 003/100" . Krampf 1 Minute Jang 
 Ergotin Bombelon 0,02/100 . unwirksam > 
ei „ 2mal 0,02/100 unwirksam ` 
RE '3mal 0,02/100 ‚Krampf 2 Minuten m 


Uterus eines gleich großen Tieres genommen wurde, der aber schon 


die von 0 AAN einen von. 4 Minuten. : 


| Tabelle 2. 
4 Secoin 0 ‚08/100 . | 


Secacornin 0 ‚02/100 . 
- Ergostabil 0,02/100 . ; 
I: Bombelon 0 02/100. 


EIG ı 2 
4 ia 9o no. 
unwirksam | 


2malO 02/100 Krampf 2 Minuton lang. ` 


E9 Abbildung 1. 


„. N 


Se fl. 008,06 


004 004 


Br mn 
923 02 26 


Abbildung 2, 
| 00 | = 
Sc nn. 007 on 


r E o o o ARW. 4' Krampf 


an Wirkung den besten Secalepräparaten vollkommen gleichwertig ist, 


sein Grenzwert schon bei 0,02/100, aber bei geringerer Konzentration 


als ‚der anderer, viel verwendeter Präparate sich findet. _ 
‚IL. Die Ergebnisse der klinischen Erprobung: 


Secoin, wie jedes andere Ergotinpräparat, ‚hier blutsparend wirkte. 


Außerdem wurde es bei Blutungen post‘ partum in 20 Fällen mit 
Erfolg angewendet; es traten gute Kontraktionen auf, die Blutung. 
stand nach 10—20 Minuten . Post: partum. Endlich Vreden 


89. Juni: 


EAT ist noch die zweite Versuchsreihe, in welcher der 


24 Stunden in -einer kalten Ringerlösung gelegen und "daher mich mehr | 
'so.überempfindlich war. '. 
‘Als erste Gabe: wieder eine größere Menge von Seroin 2mal = 
0,04/100, um den Grenzwert. zu finden, der abermals als 0,02/100 beim 
zweiten Versuch. gefunden wurde. — Man sieht hier, wie der Uterus. _ 
schon träger reagiert, an dem langsamen Ansteigen der Kurve, doch - 

_ ergibt die Menge von .0,08/100 einen 10. Minuten. dauernden etanus, | 


Krampt 1 10 Minuten lang (Abb. 1 1) 5 
(Ab 


aooo RE .9 „ ” 2) ` 
E i 


10: Krampf U7 __ j 


Aus: den vorstehenden Versuchareihen ergibt sich, daß Stoi 


Das Secoin wurde in 35 Fällen bei Abortusbehandlung an- 
gewendet, und zwar entweder dann, wenn.während des Kürette- ` 
ments eine starke Blutung eintrat (1—2 cem intramuskulär), oder - 
seltener bei großem Uterus von 3—4 Monaten, prophylaktisch schon 
‚unmittelbar vor- der. Ausräumung. Die Blutungen während des . 
Kürettements standen dann. gewöhnlich erst nach 5—10 Minuten, 
was ja erklärlich ist, da das Seconin, wie auch die anderen Ergotin- 
-präparate, in kürzerer Zeit noch nicht ordentlich resorbiert werden 
-Bei bedrohlicher Blutung wurde auch gelegentlich eine 
Nach den prophylaktischen Gaben kam 
es gewöhnlich zu gar keiner stärkeren Blutung mehr, so daß das 


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` D ‘a o. = = .” * ee -` Ey; . h $ L ra h : n! ` » R . nn i E 2 A F = A Ea A be er et iy P ‘h “Ah 2 we 
gl le nn a 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.26.. N. EIFEL N ARE, 
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aa . . i a E $ i > obo wo Ñ : EEE A PE 


y ye . . 


gravidität kann man .als ovarigen. bedingt- nicht.auffassen; ‚sie hören 
prompt auf, ‘wenn. die, Tube das Ei restlos "ausgestoßen hat oder 
initsamt den Chorionresten: entfernt ‘worden'ist, ohne: daß dabei an 
den Ovarien irgendwas ‚verändert worden wäre. Das führte zur An- 
'nahme, daß 'in diesen: Fällen’ der. Hypophysenextrakt die uterine 
‚Blutung nicht zum Stehen. bringen könne. — Tatsächlich hat es sich 
nun an zahlreichen Fällen gezeigt, daß bei subkutaner Darreichung 
' von Hypophysenextrakt (1—2 cem täglich) dieuterine'-Blutung bei 
Extrauteringravidität in keiner: Weise ‚beeinflußt ‘wird. In zweifel- 
| baften Fällen wird. diese- „„Pitüitrinreaktion*“. Klarheit , schaffen. 
“Arten. Über verschiedene Wirksamkeit während verschiedener | Hört die Blutung nach der Darreichung von Hypophysenextrakt inner- 
-` phreszeiten können keine sicheren Angaben gemacht werden. ` | halb 2—3 Tagen auf; so ist- Extrauteringravidität mit-‚Sicherheit 
= -Unerwünschte Nebenwirkungen von seiten ‚des Herzens oder | auszuschließen. Dies absolut sichere Verfahren .der Hypophysen- 
des Gefäßapparates wurden beim Secoin nie beobachtet. Selbst | extraktwirkung auf die uterine Blutung bei Tubargravidität —: —“ 

‚Gaben von Smal 2 Ampullen Secoin innerhalb 10—20.Minuten |. `. Die Nachprüfung’ hat gezeigt, daß diese Reaktion keine ab- . 

hatten keinerlei schädliche Wirkungen. ; Auch kam es: niemals zu | solut sicheren Resultate ergibt. . > -.. "m. ne 


n 
Alien. . Wir 'prüften Prof, Wagners Beobachtungen: in bisher 12 ‚durch 4 


Jleiterscheinung entzündlicher Adnexerkrankungen in 
{0 Fällen. Bei 5—6tägiger Verabreichung stand die Blutung in. 


| Beninklysmen in vielen Kontrollfällen erzielt haben. —... 2 04 

"Über eine Wehentätigkeit konnten der gleichzeitig bestehenden 
"Narkose. halber bei Ausräumungen keine Beobachtungen gemacht 
a >. werden, aber auch in den anderen Fällen wurden selten Krämpfe nach 
| -| - der Verabreichung des Mittels angegeben, eher noch nach post partum- 


‘Regel nach 4—6 Tagen, ein Resultat, wie”wir es ‚auch! bei 


1 -i des Secoin bei lange dauernden Metrorrhagien"als Be- 


Birtngen, bei welchen: mitunter recht. schmerzhafte Wehen auf- 


u. Operationen verifizierten Fällen ‚nach: Sa E ER 
7 Fälle: Die Blutüag bleibt nach 2—6 Injektionen (i ccm Pituisan 
pro die subkutan) unbeeinflußt. 0. 
8 Fälle: (es bestand: in diesen. 3 Fällen neben der Extrauterin- .. 
‚gravidität noch ein Adnextumor der anderen Seite. — Fall 1: Hämato- - 
salpinx. — Fall2: Salpingitis. — Fall 3: Salpingitis isthmica: nodosa): ~. 
‚Blutung nach 3—5 Injektionen unbeeinflußt.. .. nn 
- . 2 Fall: Nach der 2. Injektion Blutung geringer,. nach der 3.In- 


`>. -Das Pituisan: Es handelt sich: um einen. Extrakt aus dem | 
 Hinterlappen der Glandula pituitariai . 00 
Die Untersuchung des Hormones: dieser’ Drüse durch v. Fränkel- 
Hochwart und A. Fröhlich, seine Empfehlung für atonische Blu- 
Ä | „tungen von Foyer und Hofstetter, seine erstmalige Anwendung als. 
|  ; Wehenmittel durch Hofbauer usw. sind zu bekannt und anerkannt, 
`- -um über den Wert dieses Hormones als ‚wehenanregendes und wehen- 
: „.verstärkendes Mittel im allgemeinen Worte verlieren zu müssen. 
> Mit dem uns zur Erprobung anvertrauten Präparate konnten 
= „wit bolgende Erfahrungen machen. Das Pituisan wurde angewendet: 
E = L Bei Geburten, und zwar, in ‘der Austreibungs- 
‚ periode bei sekundärer Wehenschwäche; in 34 Fällen. 
f Dabei wurde es gegeben: E Ey =. 
30mal intravenös . . .. davon Amal-ohne Erfolg ,- > 
T „ subkutan VE er > | 


+ 


- jektion Beendigung der Blutung. — >. ae ge ee 
-. 1 Fall: Auf Pituisandarreichung wird die Blutung vorübergehend ` 
sistiert: 22. Juli blutend aufgenommen, blutet bis 26. Juli;. an diesem. - . 
Tage 1 ccm Pituisan subkutan. —: 26: bis 29. Juli. je 1 ccm Pituisan: 
-keine Blutung. — Ab.30. Juli vollständiges .Aussetzen der Pituisan- 
injektionen. — 2. und 3: August neuerliche Blutung. — 4. August keine , 
Blutung. .— 5. Augüst Operation. e000 a a Bares 


P \ 7 


| Zusammenfassend wäre zu sagen: Wir besitzen im Secoin 
ein Mutterkornpräparat,: welches anderen bekannten Secalepräparaten: ` - 
im. klinischen Verhalten zumindest . gleichwertig ist, ‚sich diesen 
-anderen Präparaten im Tierversuch aber als nennenswert übe 
gezeigt hat, 2700200 TE Er 
‘  Über'Ergostabil können wir der relativ. geringen uns vor- ~. ` 
"liegenden Versuchsreihen halber: ein abschließendes Urteil einst- : . 
-weilen noch :nicht abgeben. ° . Va gis ee Oi EUREN 


x 1 r 


S š n nom ” 
2 „ intramuskulär . 2 


br n- n. 1. te p ; 
... In 22 Fällen erfolgte die Geburt nach den Angaben der Kranken- 
, geschichten 1—2 Minuten nach der:Injektion, in den restlichen Fällen. 
meist etwa 5 Minuten, in vereinzelten 30 Minuten später. ` 
. - Durchschnittlich 20 Minuten -nach den Geburten erfölgte die‘ 
. Blazentaausstoßung. In 3 Fällen nach’ intravenösen Verabreichungen 
‚war manuelle Plazentalösung notwendig, ein Ereignis,: das wir auf 
‚Grund des an der Abteilung gepflegten streng konservativen Vorgehens 


Don nn mann nn II In 
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-Das Pituisan, ein Hyp ophysenpräparat, ist- intravenös: an- 


. 7 i . T 
nn nn EE EE ES T OE nn en a be e nn 
F F ö 


A und bezeichnen müssen, — Bei allen 8 Fllen handel ss sich | Eeyryondos Mittel o o wehenver | 
der Plent Aee — eimwieweit. die nur. teilweise Ben ` Als Differentialdiagnostikum zwischen Blutungen, hervorgerufen = 
‚der Llazenta in diesen 3 Fällen dem Pituisan zur Last gelegt werden | "ehtründliche Adnezerkrankungen und Bi a ee 
kann, ist wohl nur sehr unsicher zu entscheiden. . >> f durch entzündliche Adnexerkrankungen und Blutungen, hervorgerufen . 
-> In zweien der oben angeführten Fälle wurde das-Pituisan zuerst | durch Extrauteringravidität, ist es ebenso wie das Pituitrin selbst. - 
an ae Wirkung, einige Zeit darauf intravenös mit promptem.| nicht. ganz verläßlich. "Es en Den a kanteringrav ii durch > > 
. “Toig gegeben. ea 20 9 | Pituisan Blutungen meist nicht beeinflußt. - — e oe 7 ea 
Be brei zwei anderen Fällen war analog die erst intramuskuläre Ver- | Seine Wirkung. auf Blutungen bei entzündlichen Erkrankungen: 
| Br erfolglos und der Erfolg stellte.sich prompt ein nach intra- | der Adnexa’uteri war nur. in einem ‚Drittel der Fälle eine, sichere 
2; ser Injektion. | in a Beri ia ` | und andauernde. — Seine Wirkung beim Abortus machte sich nur- 
R en entzündlichen Erkrankungen der Adnexa | in en der Fälle ee a en 4 er A ai pi 
uteri (30 Fälle). ' eo n 2... Die geringe Wirkung bei den. zwei. letzten. Anwendungsarten 
' o. In 24 Fällen konnte das Pituisan (1 com subkutan pro die) -diè | ist ‘biologisch begründet und berührt in’ keiner Weise die Güte des - 
Blutung beeinflussen: 12mal wär die Blutung (meist schon nach der 1., Medikamentes. ee en er MEERE EAG 
nur in 2 Fällen erst nach der 3., in einem Fall nach der 5. Injektion) |  Über'Gynergen stebt uns ein. abschließendes Urteil noch aus.” : 
', Bu en, 12mal war. der Erfolg nur ‘vorübergehend: — Die | ee N ee re 
eslichen 14 Fälle blieben unbeeinflußt.. a ee EE E Te e a a Re 
| RR / NR Ä a l kenh Bi j 
i Wie immer bei der Erprobung therapeutischer Maßnahmen in | . Aus dem Allgemeinen Krankensause in Böhmisch Budweis. 
> Tankenanstalten, während welcher Erprobung der inmitten seiner | (ber eine mit ‚Erfolg | operierte. schwere Herz- und :.: 
Berufsarbeit Erkrankte den heilenden Maßnahmen im Hospital, also Bi -. Lmmeenverletzune. a 
RL nes Ä 7 . . LUngenvVerietzung. `. 
alen Anstrengungen entrissen und — wie in unseren Fällen — De EEE RT 
D en in Bettruhe, unterzogen wird,. wie in allen nn Er = Von Dr. Emil Haim, Primararzt. . S 
` > MW auch hier wie sonst die:Frage: ein wie großer Teil der als - Wennich’im fi ST EN en a a 
ee ‚ ae.EL Ri Non . ‚Wenn: ich’im folgenden “über eine erfolgreich operierte schwere 
wer At > buchenden Wirkung ‚der Medikation en der Herz- und Lungsnverletzung berichte, so geschieht es aus.mehreren 
Mn»: ung des Patienten zugute kommt — offen bleiben. | Gründen: vor ‚allem deshalb,. weil. „jeder klinisch beobachtete Fall 
ode: Bei Abortus incompletus (226 Falle). Der Abortus | wertvoll für unsere Wissenschaft ist“ [Rehn?)]; ferner weil sich 
; . wurde durch Pituisan allein (Verabreichung. von lem pro die | unser Fall. durch seine’Schwere auszeichnete und aussichtslos schien. 
< ` Mbkutan) in 59 Fällen (das ist in 26°/,) vollständig beendet. ` | Bemerken will ich, daß ich an dieser Stelle nicht auf.die umfang- 
27 Um diesen Effekt herbeizuführen, benötigteman: . . ‘reiche Literatur über diesen Fall, eingehen: will; ‚68 sind. schon weit ' 
Far u 1. Injektion in 32 Fällen ke E - | über 800 Fälle ‘in’ der Weltliteratur: veröffentlicht worden. “Die 
Se Ee Sy nnd no m | Mortalität ‚schwankt zwischen 50—609: = Um. so mehr freut 68 . 
i RR 7 2 nn bi “| mich, über einen. geheilten Fall. IRTE -zu ‚können. | Dir 
Fr 4. ee Be 8°, Nachstehend die Krankengeschichte:.; ` Be ENT 
I. Bei extrauteriner Gravidität.: Prof: Wagner (Prag) | Am 27. September 1923. würde ich durch den diensthabenden | 
ai Verfahren?) „zur Ditferentialdiagnose der Ertranietin | Arzt verständigt, daß ein junges Mädchen, Schauspielerin, eingebracht, 
re gegep a» en = ar 1) Rehn; Hb. d. „Chir. . = aR f | | 
1) XVI. Versammlung der Deutsch. Ges. f. Gyn., Mai 1920. - De I re N | | 
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900 ` `. 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26: 


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worden: sei, dem Anscheine nach. mit einer Herzverletzung, es sei 


nichts zu machen, da sie im Sterben liege, ohne Bewußtsein, pulslos; 


Atmung aussetzend. Ich ordnete an, man möge jedenfalls alles zur 
Operation herrichten, und eilte zur Stelle. = Wo N 
Ä Es handelte sich um ein 20jähriges Mädchen, welches sich in 


 selbstmörderischer Absicht mit: einem Taschenmesser in die Herz- 


gegend gestochen hatte. Pat. vollkommen bewußtlos, im tiefsten 
Kollaps, äußerst blaß.. Schleimhäute ganz blutleer, Puls weder an der 
Radialis noch an der Karotis tastbar, die Atmung sofort nach der Auf- 


nahme ins Krankenhaus regelmäßig, eine 1/, Stunde später unregel-' 


mäßig, für längere Intervalle aussetzend, die Pupillen aufs Außerste 
` erweitert, nicht reagierend. : Im Anfang waren die Herztöne ebenfalls 
regelmäßig, gedämpft, wie aus großer Entfernung klingend. Herzpuls 


ungefähr 120 in der Minute, nach ungefähr einer halben Stunde war | 
die Herzaktion viel rascher, nicht mehr zu zählen. Herzdämpfung 


nach rechts bis zum rechten Sternalrand, links über die Brustwarze 
reichend. In der Herzgegend, im 4. Interkostalraum, 1!/ cm vom 
linken ‚Sternalrand entfernt, eine ungefähr 1%/, cm lange, auf 1/ cm 
klaffende, quer gestellte Wunde, nach außen nur wenig blutend. 


Operation in leichter Chloroform-Äther-Sauerstoffnarkose mit - 


dem Roth-Drägerschen Apparat. Erweiterung der Wunde zu einem 
ungefähr 6 cm langen, horizontalen, queren Schnitt, Durchschneidung 
der ‚3. und 4. Rippe am Sternalrand und Umklappung des ganzen 
Lappens in der Mamillarlinie nach außen. u 


©- © Nach Eröffnung des Thorax: scheint der Herzbeutel mit Blut 


durchtränkt, die linke Lunge nach rückwärts gedrängt. Im Herz- 
beutel eine der Wunde- entsprechende Öffnung, die Perikardhöhle mit 


Blut gefüllt, nach deren Ausräumung in: der linken Herzkammer eine | 


penetrierende, äußerst stark blutende Wunde erscheint, Die Herzaktion 
während der Operation stürmisch, Zahl der Kontraktionen nicht 
zu zählen. al Do | | 
Das Herz wird vorgezogen, so weit als möglich fixiert, die 
Wunde mit 3 Katgutnähten vernäht, ebenso der Herzbeutel, in den- 
selben für einen 
 fellraum vom Blut gereinigt, die linke Lunge vorgezogen und in der- 
selben ebenfalls eine stark‘ blutende Wunde entdeckt, welche auch mit 
Katgut vernäht wird. Die Lunge selbst wird durch Nähte an die 


Brustwand fixiert, der Muskelknochenlappen wird zurückgeklappt und. 


die Haut -vernäht. ee. Da, 
` Überraschenderweise erholt sich die Patientin sehr 


. rasch, der Puls wird regelmäßig und ist an der Karotis wie an der. 


Radialis tastbar, 120—140 in der Minute, klein. | 
| 28. September. V. W., der Streifen wird entf 


| ernt, Temperatur 
37,20, Puls 120, voll, regelmäßig. | 


29. September. Puls beständig wechselnd, 120—150, Entleerung 


von 340 ccm serös-blutiger Flüssigkeit aus dem Pleuraraume. 


9. Oktober. Entleerung von 200 cem derselben Flüssigkeit, Tem- 


peratur steigt auf 39—39,5°. 


16., 18. und 27. Oktober werden: an 350—1000 cem trüber, seröser 
Im Exsudat. werden Streptokokken konstatiert. 


- Flüssigkeit entleert. 
Temperatur bewegt sich stets zwischen 37 und 39°. 

Am 21. Oktober wird in der hinteren linken Axillarlinie die 
T. Rippe in der; Länge von 2 cm reseziert und ein Drain eingeführt. 
| Langsame, durch eine anfangs Januar aufgetretone schwere 
Angina gestörte Rekonvaleszenz. en iR | 

Röntgen zeigte in der ersten Zeit vollkommene Verdunkelung 
des ganzen linken Pleuraraumes, später rasche Aufhellung, nur in den 


an Partien bleiben: unregelmäßig begrenzte Felder, Schwarten, 
zurück. | | 


~ 


8. Februar 1924. wird Pat. vollkommen. geheilt entlassen, Herz- 


"und Lungenaktion normal 'ruhi 
ist vollkommen lebensfrisch. 


| Kurz zusammengefaßt handelt es sich in unserem Falle um 
eine Stichverletzung des linken Herzens und der linken Lunge, 
wobei trotz äußerst schlechten Allgemeinbefindens (Ohnmacht, Puls- 
‚losigkeit, Cheyne-Stokessche Atmung, überaus erweiterte Pupillen) 
die Operation ausgeführt wurde. — Es erfolgte nach längerer Zeit 


g. Pat. hat um 31/, kg zugenommen, 


und unter mehrfachen Komplikationen (Hämo-Pyothorax, der schließ- 


lich eine: Rippenresektion erforderte) vollkommene Heilung. 


‚Ein neuer Weg der Ausilußbehandlung. 
‚Von Dr. A. Landeker, Frauenarzt in Berlin-Charlottenburg: 
Die Deutung: und Wertung der Entstehung und Behandlung 


des genitalen Ausflusses der Frau ist ein Spiegelbild der Wandlung 
unserer Anschauung vom Wesen der Krankheit und Behandlung 


überhaupt, in der Ablösung der anatomisch- mechanistischen Be- 
trachtungsweise durch das Prinzip der biologischen Arbeitsmethoden. 
Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, bedeutet das Abrücken 
von der wahllosen Verordnung desinfizierender Scheidenspülungen, 
die mechanisch und chemisch reinigen sollten, aber in ihrem Effekt 
nur in den seltensten Fällen eine Dauerwirkung erkennen ließen, 


ag ein Streifen eingeführt. Hierauf wird der Brust- 


und völlig ungefährlich für den Organismus ist. 


und der Übergang zu den biologisch orientierten Methoden der 


Trocken-Hefe- und Bazillosanbehandlung schon einen Fortschritt. Das 


_ Nebeneinander der neueren Ausflußbehandlungsmethoden in Ideal- 


konkurrenz mit den älteren Methoden des Einlegens desinfizierender 


'Stäbehen, die infolge der Schaumwirkung in alle Buchten der falten- 


reichen Scheide dringen sollten, der Auspinselung der Vagina mit 
Argentumlösung, der Auskratzung, Spülbehandlung und. Ätzung der 
Gebärmutterhöhle, zeigt bei der’ Vielgestaltigkeit. der therapeutisch 


‚empfohlenen Methoden die außerordentliche Schwierigkeit einer 


erfolgreichen, einheitlich wirksamen Behandlung. 


Ich selbst habe durch die Einführung meiner verbrennungs- | 


freien Ultrasonne in die Gynäkologie ebenfalls einen neuen, wirksamen, 
biologischen Weg zur Ausflußbehandlung gezeigt, über dessen Resultate 
ich an anderer Stelle eingehend berichtet habet). Da aber auch bei 
der von ‚mir angegebenen vaginalen Ultraviolettbestrahlung bei sonst 
sehr erfreulichen Resultaten immerhin noch eine gewisse Zahl von 
Versagern übrig blieb, bin ich dazu übergegangen, die vaginale 
Ultraviolettbehandlung der Portio, der Scheide und der Ovarien mit 
der Methode zu kombinieren, über die ich im folgenden kurz be- 


| richten will.. Es ist die Methode der Chloräthylbesprühung der Portio 
und Scheidenwände, die ich zunächst im Anschluß an die vaginale 
Ultrasonnenbehandlung angewandt habe, von der ich mich jedoch 


überzeugt habe, daß sie in sehr vielen Fällen auch ohne die voraus- 
geschickte Scheidenbelichtung wirksam ist, so daß ich sie heute bei 
fast gleich guten Resultaten häufig allein anwende. 


- Die Technik der Methode, die ich zunächst bei infektiösen 
Fällen, dann aber auch bei konstitutionellem und Stoifwechselfluor, 


sowie bei den Fluorfällen, bei denen eine allgemeine vasomotorische 


Diathese zugrunde liegt, angewandt habe, ist außerordentlich einfach. 
‚ Im Röhrenspekulum, nach Wahl aber auch im aufklappbaren 


‘oder Rinnenspekulum, wird die Scheide entfaltet, oberflächlich mit 


einem feuchten oder trocknen Wattebausch gereinigt und dann für 


etwa eine Minute dem Chloräthylspray so ausgesetzt, daß zunächst 


die Portio und dann die gesamte übrige Scheide mit dem Chlor- 


äthylregen überspült wird. In hartnäckigeren Fällen kann man eine 
Vereisung anstreben, welche nicht einmal in allen Fällen von den 
' Patientinnen mit einem vorübergehenden Gefühl eines leichten, . 
brennenden Schmerzes beantwortet wird, sehr häufig genügt es, olıne 


die Vereisung abzuwarten, durch Wattetüpfer den angesammelten 


kleinen Chloräthylsee allseitig auf die Scheidenwände zu verteilen 


‚und mit trocknem Wattetupfer den vorhandenen Chloräthylüberschuß 
‚zu entiemen. | ' 


Die verwandten Chloräthylmengen sind relativ klein: Schädi- 
gungen derScheidenschleimhaut habe ich nie beobachtet, unangenehme 
Schmerzsensationen von seiten der Patientinnen sind niemals aufge- 
treten. Subjektiv wurde schon in den ersten zwei bis drei Behandlungs- 
sitzungen, die ich meistens jeden Übertag mache, die angenehme 
Wirkung der Therapie gelobt, bei der ein vorübergehender, von den 
Patientinnen als Gefühl der Sauberkeit geschilderter Empfindungs- 
eindruck abgelöst wurde von einem wohligen Gefühl der Wärme 
innerhalb des Scheidenkanals. Heilung in durchschnittlich 6 bis 


‚8 Sitzungen. | | | | en 
Da ich in einer an anderer Stelle erscheinenden ausführlichen 


Arbeit mich über das Ausfluß-Symptom als Antwort der biopatho- 


‚logischen Reaktionsbereitschaft des Körpers im Zusammenhang mit 


der Besprechung des molekularpathologischen Geschehens innerhalb 
des erkrankten Gewebes ausführlich äußern werde, wobei auch der 
von mir anderen Ortes?) definierte Entlastungsbegriff durch Schaffung 


einer sekundären hyperplethischen Reaktion im Sinne Schades zur 


Bekämpfung der primären entzündlichen Reaktion eine entsprechende 
Erörterung finden soll, so kann ich mich im Rahmen dieser vor- 


‚läufigen Mitteilung, die hauptsächlich die Nachprüfung der von mir 
geschilderten Tatsachen in die Wege leiten soll, über die theoretische. 


Deutung der Methode zunächst sehr kurz fassen. Es scheint, daß 
die Chloräthyllösung ein hervorragendes, biologisches Desinfektions- 


“mittel ist, was unter Berücksichtigung der reaktiven Antwort des 


Gewebes unseren hauptsächlichsten ‘Anforderungen gerecht‘ wird 
Es besitzt sicher- 
lich eine hohe bakterizide Kraft, (genaue bakteriologische Unter- 
suchungen in viva und im. Experiment sind zurzeit noch im Gange) 
und kann infolge seines veränderlichen Aggregatzustandes in alle 
Spalten und Buchten des infizierten, in seiner Vitalreaktion ge- 
schädigten Gewebes eindringen, wobei wahrscheinlich nicht nur eine 
Abtötung der Infektionskeime stattfindet, sondern auch eine Ver- 


1) Arch. f. Gyn. 1922: Strahlenther. 1923. 
2) Verhandlungen des Balneologen-Kongresses 1924. 


| 29. Juni | 


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E TA Ne =” Ban ` we E r ne E N EN a a B X i 3 v S VE Zu ii k pe 2 E oi a Be: : a a | a: a DENE a, = RE. he RENTE BSR I: 

SER mr ae 2 SE e a . N ke Be y . E E 5 o, na REET PLAE un E WEIT BE u aa ra eD Aae PERIE lu H E Rs 

ra p ie e a N a aot O MRD Ar ae a r a a ae aa N 

ghi N AR MEDIZINISCHE KLINIK = Ne 26.0. 000 ABO a en 

e eaaa aaa Tr ul 

i T . . i , i s i « oo. PS re No at eh TR Er e , a [I Be EE 
änderung. des Mutterbodens, in dem diese-Keime nisten und wachsen | diffuse Empfindlichkeit. . Stuhl . schleimig. wässerig, ; gelb mit. einigen ie Da 
können. So glaubeich, dab wahrscheinlich "auch gleichzeitig der Blutstreifen. ‘Harn spärlich. Eiweiß’positiv, Biter: —; Blut: —, De Arap ENT, 

- Stoffwechsel der getroffenen Gewebszellen durch den starken Kältereiz ‚farbstoff: —. ‚Im Sediment- zahlreiche gränulierte Zylinder, Be: Kb 
Bun z ird. Sieherlich lassen sich durch Verlole fettführende uropoetische Epithelzellen. Blutbild: -Zahl .der'roten Blut- kette 
entsprechend verändert wird. Sicherlich lassen sich dureh Verfolgung |. Karperchen: 1100000, der weißen: 24000, basöphile: 1.%/,, Bosiriophile: — EN 

a y r y ın ir (o : - A c Ír 7 ar . r` r ” 1 iR E Tai BE 7 i ; k s Pis r 0) E AE : 3 I u = u 

‚dt ‚Leukosyion N ’ N = Iren: Er a na, Myelozyten:.—, Jugendformen: 14°%/,, stäbchenförmige: 1,04, segmen- HES A ELE 
chwindigkeit noch weitere Anhaltspunkte für die über die lokale | tierte: 30,8, Lymphozyten::27,1, Monozyten: 26, Hämoglobiuwert: 200/5, pfa 3) 
 Infektionsbekämpfung hinausgehende biologische Leistung der Methode :| Fürbeindex: 0,78... a en i qi 
finden.. Ziemlich sicher darf jedoch angenommen werden, daß durch | _ Das Kind ist den ganzen: Tag, über somnolent; die Hautblässe s a, 


den Einfluß aut die Vasomotoren und auf die oberflächlich liegenden 
-  Geliße einer primären Anämie eine sehr. starke Hyperämie, folgen 
- wim, deren Wert für die Entzündungsbekämpfung jeglicher Art an- 
erkannt ist. Es ist auch anzunehmen, daß sich bei einer Reihe von 
"rasomotorischen Diathesen und Stoliwechselstörungen mit bestehender 
“Stoffwechselträgheit der ‘Zellen, die sich vielleicht auch in dem Mangel 
der diastatischen Fermentwirkungen in der Scheide darstellt, durch 
diè starken Reize eine-Umstimmung des Gewebslebens erzielen läßt. 
“Von besonderer Bedeutung dürfte: die angegebene Methode 
auch als Hilfsmittel in der Gonorrhoebehandlung.sich erweisen, tiber 
die’ später berichtet werden soll. Die. erwähnten theoretischen 
 Deutungsmöglichkeiten sowie die weiteren therapeutischen Ausblicke 
bedürten noch der Untersuchung, Sichtung, Überprüfung und Wertung. 
Der praktische Erfolg der angegebenen Methode ist. aber derartig 
. -ins Auge springend, daß ich über dieselbe vor eindeutiger Klärung’ 
der theoretischen Untersuchungen berichten wollte. Parallelversuche, 
 - die ich gleichzeitig mit der Beeinllussung der Scheidenoberfläche 


| und. die anderen Symptome nehmen zu... Am anderen Et wurden ES 
‘die Reflexe lebhaft, ‚Puls arhythinisch,: Atmung oberflächlich, Zunge 
‚trocken, Lippen aufgesprungen, Zahl der roten Blutkörperchen 'sank . 
‘unter 1 Million, abends erfolgte Exitus. . .. 00 0 00 0e | 
re Blutleere aller Organe; 


a me 28 
DE RE GR 
en > 


. Sektionsbefund ergab eine’ sehr schwe | 
aber besonders des Gehirns; akute Myodegeneratio cordis, minder- 
gradige Enterokolitis und. parenchymatöse Lieberdegeneratioh. br 
0: Zwecks chemischen Kupfernachweises: wurden Stücke. sämtlicher 
Organe -der alreye Untersuchungsstelle  eingesendet. Das Er- 
gobnis war folgendes: :Aus der chemischen Untersuchung ‘ging hervor, ` Er ee aata, 
aB die geprüften 'Leichenteile dem Normalen gegenüber weit höhere bi oN O UREAN I 
Mengen von Kupferverbindungen. enthielten. ._ In den 'Eingeweiden | To 
‚fand sich nämlich auf je 100 g Gewicht 2—4 mg Kupferoxyd. Das Kupfer 
war in größten Mengen in Tor Gallönblace vorhanden, and zu > 6 mg: 
= Laut Sektion und chemischer, Untersuchung, konnten wir die 
 — auf:Grund des klinischen Bildes bloß angenommene — Diagnose: R 
` mit Sicherheit auf eine akute-Kupfervergiftung 'stellen. Das Kupfer | AMENAT BEE BEE 
fand . den Weg durch die - Kopfwunden ziemlich rasch, ohne SE ka ten 


~ 


a aaae ake aria aaiae 
AIRT 


... mittels der tryptischen Wirkung einer Pepsin- bezw. Stersin-Milch- ‚Hindernisse in die Blutbahn, un) ‘leichter, da der: Organismus Ba t 
A - 5 5 ® a x “ | keine Schutzmaßnahmen zu ergreifen imstande. war. ‘Somit rückten hl N 
. „säurelösung angestellt habe, sind noch in den Anfangsstadien, aber |. gq; BREI: Fr SE: Fan bien, Ä 
ne 1 2: ER Pr BERN : Symptome: der Herzschwäche und 'Hämolyse in den Vordergrund. ATALA E 
. ‚and‘ diese Versuche sind vielleicht geeignet, weiteres Licht in das. ee ae er ar eaa a | ib: RER 
Er Ä Ä ee | Diese rasche Resorption eigentlich garnicht: .großer Mengen a al 
schwierige Problem der Deutung- und Behandlung des ‚Ausfllusses ` NE RE a DE RE ER. Ä Re N 
| 5 Ta | Da anie Kupfers .macht den.rapiden Verlauf verständlich. Wenn dieselbe nie] 
zu. bringen, um bei schärlster Indikationsstellung auch raschere und DR De a TE DREH a a 
dauerndere Erfolge verzeichnen zu können. i “| Menge in’ den Organismus des Kindes- per os: ‚eingedrungen wäre, | hi E EEE 
To SR re | so wäre es wahrscheinlich, dank. .der. größeren. Erbrechen und . AAT pN vapid 
iR —— | : | Diarrhoen,. am Leben geblieben. . En ee Br, pe Myy 
Ans der Kinderklinik in Debreczen (Vorstand: Prof. v. Szontagh). |. ee et a ee E | J al Bo 
` Über ei i ümli E i verri J 02" Aus der Herzstation, Wien’ 1X., Pelikangasse. < 00nn k tafe he bp 
Uber einen eigent Fall K ng. |. Aus der Herzstation, Wien IR., Pelikangasse. iiis uiii EE a lh 
T 5 ümlichen Fall von Kupiervergiitu 5 (Leiter: Prof. Dr. Hans Horst Meyer u.. Prof. Dr..Rud. Kaufmann.) , : a PENRE 
ve = Von Dr. Joh n .. . ` BR 2 . o D ha E A . k eo E e O g . m 10. ir we &. a Hs pi 2 anp Bay En 
> ann von Petheö, ‚Assistenten der Klinik. = “Radix Primulae als Expektorans. E PAE E ent 
-= Kupfervergi sind rech » wenn si j A e E ei M ER a a Bible 
e en Se Zn zeon! E EAA . | 3°: Von Dr. Oskar Kurz. : 0o00. WERE EN 
T ernstere Gef = in iel D a fe re m en oe an Insbesondere im Frühling und Herbst zählen’ die Katarrhe der. ERS: 
„em ahr ìn sich. Da das sofortige Erbrechen den Organismus | _ a m Früh und Herbst zählen die Katarrhe der. i iR 
` vor Resorption größerer Mengen Kupfers schützt, kommt es meistens | Luftwege zw den häufigsten Erkrankungen. In ihrem Verlauf quält‘: e ähh 
‘ar zu leichteren Koliken und Diarrhoen. Wenn aber trotzdem | nicht selten zähes Sekret, das nicht oder nur mit großer Anstrengung .: PRAT se 
èime schwere Vergiftung per os zustande kommt, präsentieren sich ausgeworfen ‘werden ‚Kann, ` den Kranken. Er pflegt darum ..oft =>, Ks oe 
hauptsächlich Magen- und Darmsympiome, später gesellen sich selbst eine „Hustenmedizin‘ ‚zu verlangen, die: ihm. den‘ Auswurf 2 eta 
-hierzu Kupferneuritiden und der Tod erfolet unter Symptomen der erleichtern soll. .. n N. ee rn Be Lt A: Ä a TC E GE 
Herzlähmung. Vergiftungen entstehen melkt nach ET be- Als Mittel, welche die Verllüssigung des Sekrets: und seine; ` Ss 
Kae o a He Gebrauch von Kupfergeschirren, und Hr | re ee een en Salzen Wiet go aeg sh 
elten infolge Einnahme größerer Mengen Kupfersulfäts aus selbst- | Aminon. chlorat. und neben Ismeticis wie „nadıx Ipecac., die in `., ER 
mörderischer Absicht. = der Poberkulosetherapie wird ‚neuestens | Kleinen, nicht brechenerregenden. Gaben. verabfolgt werden, ins- . SE REINN 
 itKupfersulfatinjektionen experimentiert, wodurch schon manche Ver- |; besondere pllanzliche Heilmittel in Betracht, deren wesentliche Inhalts- | gipa 
. "Siltung entstanden ist, nach intravenöser Verabreichung sogar'der Tod. ` stoffe Saponine sind. So beruht die ‚expektorierende Wirkung von, BT RATE 
. „Der nachfolgende Fall,. welcher an der Kinderklinik in De- | Radix Senegae und. Cortex Quillajae auf ihrem Saponingehalt. © Wie- = DREH ESTER 
Fr eh kam, steht wegen seiner, eigentümlichen die ee nn nn. nn völlig aufgeklärt, doch .- Bee 
*  .. Ümstände allein i j sand st alaich ein ‘vos | wird heute nach Henderson und Taylor!) angenommen. i | D 
5 Bande allein in der Literatur. da; und ist zugleich ein trauriges | Tm en Magen ana yelektorisch auf die Brönchieleekreiieh wine BE las 
| die K afür, daß auch unter den heutigen Kulturverhältnissen | Venega v = ne HEKLOTISCN : le Bronchialsekretion wirkt. el 
Me Kurpfuscher großes Unheil anzurichten :vermögen. los A 2 er res aun“Joachimowitz, Wasicky, . AAE Aue 
ua me G, ein 2!/,jähriger. Knabe, wurde am 1. September 1928 | .. a er h a on en = wir. in, der Wurzel ` BR alba, 
and inik aufgenommen mit den Beschwerden, daß er seit zwei | Unserer. emaeimischen Ghlusselbiume eine Droge besitzen, deren `` BR IKK Eu 
; a ortwährend erbreche, schleimig-blutige Ausleerungen habe, sehr Saponingehalt — er ‚beträgt nach Wasicky 88—100 — den der N ehe, e ma 
ES hr, uintia sei, leichtere Krämpfe habe, die Extremitäten schwer Senegawurzel beträchtlich übertrikit. und deren auswurflösende Wir- e E 
-A Es Berührung Schmerzen melde. ‘Das Kind litt seit 11/3 Jahren | kung infolgedessen ganz ausgezeichnet ist: Damit ist die Möglichkeit alas: 
Twej Ne a Anraten der Laien wurde ihm 'der Kopf vor ‘gegeben, die derzeit als Expektorantien ‚gebräuchlichen teueren aus- ei le 
. Das sonst ar en a en allen, | indischen Drogen durch eine vollwertige einheimische zu ersetzen, 3 Ma, 
„Mori, seine Haut ist trocken, auffallend blab, fahlgelblich. Binde: | Diese Möglichkeit muß nicht nur aus volkswirischaftlichen Gründen, ©... : null; 
u a sübikterisch verfärbt, Schleimhäute, Zahnfleisch blutleer. Knochen | Sondern auch'im Hinblick darauf, daß die Expektorantien insbesondere ti le je nl 
; an üskelsystem sind gesund, Gelenke frei, ` passive Bewegung und auch'in der Krankenkassen- und Unbemitteltenpraxis eine große Rolle. Pe a 
; zeigen E heftige Schmerzen aus,. Schreit unaufhörlich. Es | spielen, .voll ausgenutzt: werden: [n den kürzlich veröffentlichten Leit- e 
alei n in Verbindung. mit 'stetigem Erbrechen und Diarrhoen | sätzen des Reichsgesundheitsrates in Berlin zur Frage der sparsamen: BERN: N na 
a nerung opa Die Kopfhaut bis: zur Grenze der Behaarung |'aber doch sachgemäßen. Behandlungsweise der. Kranken?) wird mit. NE: A AR ROE 
verklebter h, w er, an die Haut angetrockneter, mit den Haaren fest | Recht hervorgehoben, daß die derzeit verhältnismäßi & hohe: Belastina- | Ba 2 
ellblauer Masse bedeckt. ‘Nach ihrer behutsamen Ent- | des Kranken mit Geld ben verminder warn, N 8 Dan 
pung erscheinen heller- bis. kr e aer bis an.die ra 22 ken mit Geldausgaben ‚vermindert. werden. müsse. Unter | ' aooo 
~ Anochenhaut dri on an gleichwertigen Arzneimitteln sei stets das billigere zu verordnen a 
ud ein aut ringende Substanzverluste, deren Ränder aufgehoben, Stell Mer nslandischen die eleichwortize ‚igere zu verordnen, an pe 
Puls 190 sc Fanta graublaues” Sekret. liefern. : Temperatur 37,500. | 2 nn 1 a K Fallen In gen, aber billigeren inländi- - | al. : 
w N Aa r klein, frequent, leicht zu unterdrücken. Reflexe lassen. schen.Drogen. In geeigneten . ällen lasse man die Arznei im Hause ° ne elle 
AL Pula auslösen. Herzgröße normal, Töne gedämpft, über dem ee a A RE pr Fiaa lated LS HETA 
. Leber ist hanon systolisches Geräusch: —. Lungenbefund' normal. | , 3) Vgl Meyer-Gottlieb, Exper. Pharmakol., 6. Aufl. 8.380: A A a EE a ELin 
Br “ vier fingerbreit unter dem Rippenbogen tastbar. Im Bauch | - 2) Vgl. M. KL. 1924, Nr 1d. 00.0005 sie De | | | ee 
| | In a 
, PrE AAR NEE E79) 
l | as re 
a Bee TE aa 
en \ ` NS ee 
5 | | vn JONES; 
A, Conn a 
EN pel e a at 


902 > > 1924 — MEDIZINISCHE 


herstellen. Als das billigste Heilmittel müsse aber jedenfalls das. | 


wirksamste angesehen werden. - Co 
"Daß die Verwendung des Primelinfuses eine zumindest gleich 
rasche und gleich sichere Heilwirkung erwarten läßt wie die der aus- 
- ländischen Expektorantien, ist durch vielfache Erfahrungen klargestellt. . 


Hier sei nur auf die kürzlich erfolgte eingehende Publikation Gais- | 


- böcks verwiesen, die auf klinischen Untersuchungen beruhend nicht 
nur die ausgezeichnete Wirkung der Primula, sondern. auch das 
‘ Fehlen aller unangenehmen Nebenwirkungen hervorhebt. 
Den Forderungen des Berliner Reichsgesundheitsrates, die 
zweifellos auch in Österreich volle Beachtung verdienen, trägt dieForm, 
in der die Radix Primulae von der Pharmazeutischen Industrie A.G., 
Wien, auf den Markt gebracht wird, vollkommen Rechnung. | 
O Die.Primulin-Tabletten „Phiag“ ermöglichen die Herstellung des 
“ Primelinfuses auf einfachste Weise in jeder gewünschten Stärke in 
jedem Haushalt. ME | | 
‚ 9 Tabletten — 1 Tablette entspricht /; g Radix — in 150g. 
siedend heißen Wassers unter Umrühren aufgelöst ergeben ein ge- 
 brauchsfertiges frisches 3°%/,iges Primelinfus, dessen therapeutischer 
Wert den des üblichen Senegadekoktes weit übertrifft und durch den 
in den Tabletten enthaltenen Zusatz‘ von 20°/, Natr. benzoic. 
und 1,5%, Ol. anisi noch wesentlich erhöht wird. Es ist aber 
keineswegs notwendig, eine so starke Lösung herzustellen. Schon 
zwei Tabletten ergeben ein wirksames Infus, das nach unseren 
"Beobachtungen eine starke Vermehrung des Sputums ‚(bis auf die 
dreifache Menge) bewirkt. Die Tabletten können auch, wenn die 
Herstellung eines Infuses aus äußeren Gründen untunlich ist, als solche 
genommen werden. | | 
“Da wir an der Herzstation, Wien IX., schon seit Monaten aus- 
- schließlich diese Tabletten, die nach unseren Angaben hergestellt 
wurden, als Expektorans gebrauchen, können wir auf Grund unserer' 
‚Erfahrungen — wir haben das aus den Tabletten hergestellte Infus 
bisher in mehr als 50 Fällen; insbesondere auch bei Atmungs- 


katarrhen Herzkranker angewendet — die ausgezeichnete und ver- 


läßliche Wirkung dieses Expektorans bestätigen. Die Wohlfeilheit 
des Präparates ist auch für Krankenanstalten von besonderer Wichtig- 
keit. Daß auch wir niemals unangenehme Nebenerscheinungen zu 
beobachten Gelegenheit hatten, sei noch ausdrücklich hervorgehoben. 
Und schließlich möge noch daran erinnert werden, daß, wie schon 
Joachimowitz 1920 mitteilte undGaisböck inallerletzter Zeit neuer- 
‚lich hervorhob, die Primelwurzel auch die Diurese zu steigern vermag. 


= Literatur: Wasicky, Pharm. Post 1920. — Joachimowitz, W.kl.W. 
"1920. — Wasicky, Heil- und Gewürzpflanzen 1921. — Grimme, Pharm. Zbl. 

1921. — Kofler, Pharm. Presse 1922. — Dorselbe, Pharm. Mh. 1922. — Gais- 
böck, Klin. Wschr. 1924, Nr. 12. | 


Erfahrungen mit einer neuen Schlafmittelkombination, 
| | dem „Luniatol‘. 
Von San.-Rat Dr. Richard Traugott, Nervenarzt in Breslau. 


Die beiden wirksamsten und am meisten verwendeten Schlaf- 


‚mittelgruppen sind bekanntlich die Alkohol- bzw. Chloralhydratgruppe 
einerseits (dieser Reihe gehört auch das Amylenhydrat an), die 


Sulfonal-und Barbitursäuregruppe andererseits. Die Mittel der ersteren 


Gruppe wirken zumeist rasch, „rauschartig“; die Wirkung, d.h. der 
Schlaf, hält aber meistens nur wenige Stunden an. Die Mittel der 
zweiten Gruppe bewirken zwar zumeist einen genügend lange an- 


~ dauernden und tiefen Schlaf; sein Eintritt erfolgt aber gewöhnlich 


erst längere Zeit (etwa 1 Stunde) nach Einnehmen des Mittels. Es 
mußte deshalb von Vorteil erscheinen, eine Kombination von solchen 
Mitteln zu schaffen, die beiden Gruppen angehören. Dies ist der 
. Firma Unger, Hygiea-Apotheke, Breslau, mit der Herstellung des 

„Luniatols“ offenbar gut gelungen; das Luniatol enthält als rasch 
und rauschartig wirkenden Bestandteil das Aponal (gleich Amylen- 


karbamat) und als sicher und langdauernd wirkenden Bestandteil die 
Diallylbarbitursäure. Außerdem enthält es Phenazetin und stark kon- 


zentrierten Valerianaextrakt („Pentavalin“), Zwei Tabletten ent- 
an i zone) 0,75, Diallylbarbitursäure 0,075, Phenazetin 0,2, Penta- 
valin 1,0. 

Bei erwachsenen Männern reichen. zumeist 11/),—2, bei er- 
‚wachsenen Frauen 11/, Tabletten aus, um ziemlich schnell einen ge- 
nügend langen und ruhigen Schlaf herbeizuführen. Ich habe das 
“Mittel bisher in etwa 30 Fällen zur Anwendung gebracht, ohne daß 

jemals unangenehme Neben- oder Nachwirkungen aufgetreten wären. 


- Übelkeit, 
gesetzt. 


KLINIK — Nr. 26. 29. Juni 


Ei Aus dem Stadtkrankenhaus Zittau ` 


_ (Direktor: Prof. Dr. C. Klieneberger, 
Über Askulinanwendung als Unterstützung 
Zn bei Bestrahlung. —— 


Von Q. $taercker, | 
Medizinalpraktikant der Inneren Abteilung. 


Bekanntlich wirken: fluoreszierende ‚Substanzen radioaktiv und 


- werden deshalb zur Behandlung und zur Unterstützung bei Röntgen- 
bestrahlung von Tumoren angewandt; in gleicher Weise wie dürch 
‘ Röntgenstrahlen sollen die Tumorzellen durch diese Substanzen ab- 


gebaut werden; z. B. wirkt in’diesem Sinne das Eosin und wurde 


vielfach angewandt. Plesch wandte speziell das Äskulin an und 


teilt seine damit gemachten Erfahrungen an Hand dreier Fälle mit, 
allerdings ohne sicheren Erfolg erzielt zu habent). | 


Wir wandten Äskulin in bisher 7 Fällen an: 6 Fälle kombiniert 


mit, 1 Fall ohne Bestrahlung. Wir benutzten das von Merck her- 


gestellte Äskulin in der angegebenen Weise; wir injizierten eine 


- 1%/oige Lösung intravenös beginnend mit 3 cem und stiegen bis 5 com. 


1. Fall. Frau S. K., 40 Jahre alt. Carcinoma uteri mit krater- - 


 ‚förmigem Zerfall der Portio und Infiltration des rechten Parametriums. 


Sekundäre Anämie. Operabilität: sehr fraglich, daher Bestrahlung 


7 HED., 8 Tage danach Blutung wesentlich geringer. Drei Monate 


Po erneute Blutung, stinkender Ausfluß und heftige Schmerzen, 
ochmalige Bestrahlung und anschließend Askulinbehandlung, im ganzen 
22 comi gelegentlich nach Äskulininjektion Klagen über Kopfschmerzen 
und Übelkeit. | zu | | | | 


| 2. Fall. Herr E. B.. Carcinoma recti mit Lebermetastasen- 
November 1922 Operation. Wegen erneuter Schmerzen und Stuhl- 


beschwerden Juli 1928 2. Operation. Anlegung eines Anus praeter- 


‚ naturalis. Zunehmende Abmagerung und starke Schmerzen. Äskulin- 


behandlung. Nach Äskulin, 5 ccm, Temperatursteigerung bis: 37,8, 
‚Frösteln, Erbrechen und stärkere Leibschmerzen und Appetitlosigkeit. 
Nach 8 Tagen Intervall erneute Äskulininjektion mit nachfolgender 

Kopfschmerzen und Brechneigung. Daraufhin Askulin ab- 


3. Fall. Frau M. C., 50 Jahre alt. Rezidivkarzinom nach Uterus- 


| exstirpation und Blasenwandkarzinom. Sekundäre Anämie. Nach der 


2. Operation im August, 1923 Bestrahlung 31/, HED. Anschließend 


"Äskulinbehandlung, 7 Injektionen 28 ccm, nach den Injektionen jedes- - 
mal starke Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit. 


4. Fall. Frau E. L., 49 Jahre alt. Careinoma'peritonei et ovarii, 


' starker Aszites. 1. Bestrahlung 1 HED., 10 Tage darauf 2. Bestrahlung 


12/, HED. Fernfeld, darauf Äskulin 3 Injektionen, die ohne Beschwerden 
vertragen wurden. ` 


kd 


5, Fall. Frau A.P., 64 Jahre alt. Carcinoma mammae et axillae 


dextrae. Amputation der rechten Mamma und Ausräumung der rechten 


Axilla, zerfallender übelriechender Tumor der rechten Axilla. Trübe 


| rechte obere Lunge, Radialis- und teilweise Medianus- und Ulnaris- 
parese. Bestrahlung 1 HED. Askulinbehandlung in 11 Injektionen 


47 ccm; die Injektionen wurden gut vertragen. | 


. parametrii utriusque. Bestrahlung 7 HED. (Wertheim I). 3 Askulin- 
injektionen ohne besondere Beschwerden vertragen, Temperatursteige- 


. 


rungen bis 38,2 nach Äskulin. 
7. Fall. Frau E. L., 57 Jahre alt. Carcinoma uteri et cervicis 
et parametrii utriusque. Jauchiger Fluor, starke sekundäre Anämie. 


Bestrahlung 7 HED. (Wertheim I), 1 Askulininjektion schlecht ver- 
tragen, daher abgesetzt. ie | 


nachgewiesen werden, der auf die Askulinbebandlung zurückzuführen 
wäre. Soweit eine Besserung eintrat, war sie durch die Äskulin- 
injektionen in keiner Weise beeinflußt; sie trat nicht schneller oder 
irgendwie aufiallender zutage, als es durch die Röntgenbestrahlung 
allein bedingt war. Die Injektionen wurden meist schlecht ver- 
tragen, im Laufe des Tages der Injektion traten Übelkeit bis zum 
Erbrechen und Kopfschmerzen auf, in 2 Fällen beobachteten wir 
Temperatursteigerung nach Äskulin. Dagegen wurden Benommen- 
heit und kurze Ohnmachten, worauf Plesch hinweist, nicht be 
obachtet. REE | 

Auf Grund der gemachten Erfahrungen in bezug auf Erfolg 


und Verträglichkeit haben wir einstweilen von weiterer Anwendung 
des Askulin abgesehen. 


1) M.K). 1923, No. 27. 


aaneen aaa 


6. Fall. Frau E. W., 45 Jahre alt. Carcinoma uteri, cervicis et 


Bisher konnte in keinem der hier angeführten Fälle ein Erfolg 


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Corm. 


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- (Vorläufige Mitteilung über eine tierexperimentelle 


-_ 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 908 


ay : COESONINONEES POEET P a e EEE EEE GEREEEEEERGEEEREREEEEEREEEEEEEEEFERREEER 
5 hg: ner ® = Ex > a $ i Í 


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Forschungsergebnisse aus Medizin und N aturwissenschaft. 


Zur Verwendbarkeit des Thymols zu intravenösen. 
| Injektionen. >. | 


Bearbeitung dieser Frage.) 
Von Dr. Günther Krutzsch, 


bisher in der Lungenheilstätte Lindenhof, Coswig in Sachsen. 


Angeregt durch die Empfehlung. der ätherischen Öle zur 


 Phthiseotherapie von Prof. Dr. Heinz, Erlangen, in seinem Aufsatz, 


„Neue Arzneimittelgruppen“ (1), unternahm ich, zunächst unab- . 


hängig, später nach - Kenntnisnahme der früheren Arbeiten über 
" intravenöse Ölinjektionen, besonders der von Bernhard Fischer (2), 


Lepehne (8) und Lenzmann (4), unter Berücksichtigung der in | 


diesen enthaltenen Erfahrungen, die Frage der Verwendbarkeit des 


Thymols zur intravenösen Chemotherapie der Lungentuberkulose im 
Tierexperiment zu prüfen. U o TE 
Weitgehend unterstützt wurde. ich durch die Firma von Heyden- 


Radebeul, die die von mir gewünschten Präparate und z. T, das Tier- 


material zur Verfügung stellte;, ich möchte nicht versäumen, auch an 


dieser Stelle meinen Dank für diese Unterstützung auszusprechen. — 
. Infolge äußerer, meist in den Zeitverhältnissen bedingter Schwierig- 


keiten konnte ich leider die Idee nur bis zu den unten angeführten 


allgemeinen Eindrücken mehr .pharmakologischer Art fördern. Deren 
- Mitteilung dürfte jedoch immerhin nicht ganz wertlos sein, besonders 


im Hinblick ‚auf die Arbeiten von Bernhard Fischer (2) und Le- 

ehne (3). Zu einem irgendwie abschließenden Urteil über den Wert 
7 Verwendung des Thymols zur intravenösen Phthiseotherapie selbst 
konnte ich nicht mehr gelangen, weder in positivem, noch in negativem 


Sinne, da ich als dienstjüngster Arzt unserer Heilstätte infolge des 


Personalabbaues bei der Landesversicherungsanstalt Sachsen meiner 
Stellung verlustig ging, und somit die Weiterbearbeitung anderen ev. 


. Mitarbeitern, wenigstens zunächst, zu überlassen genötigt bin. 


Theoretisch ist als Wirkungsweise der intravenösen Injektion 


ätherischer Öle im Gemisch mit dem als Vehikel: dienenden, indiffe- 


renten Ol. olivarum zu denken, daß die Öltröpfchen infolge der 
Gefäßlosigkeit der Tbe.-Herde, bzw. wegen des blinden Endens der 
Gefäße rings um den Tbe.-Herd, durch die Vis a tergo des Blut- 
stromes in der Peripherie: des Herdes „festgekeilt* werden, und 
daß dann von diesen blockierenden Depots aus das ätherische Öl 
durch Diffusion in die Umgebung, also auch. in das Innere des 


Tbe.-Herdes und damit an die Tbe.-Bazillen selbst gelangen wird. — ` 


Nach einem Vorschlag, den mir dankenswerterweise Herr Prof. : 
Dr. Heinz, Erlangen, im Hinblick auf eine andere, von mir. 
geplante, phthiseotherapeutische Verwendung der ätherischen Öle 


‚ machte, erscheint das Ol. Thymi oder das Thymol am geeignetsten 


als wirksames Agens. 


‚ Danach und nach. der. oben genannten Veröffentlichung von 
Heinz ist Ol. Thymi 4—8mal stärker bakterizid als Phenol; es ist, im 
Gegensatz zu anderen ätherischen Ölen, etwa 1:2000 wasserlöslich 
[nach Tap peiner (5) sogar 1:1000], und es hat als „festes“ ätherisches 
Öl die lipoidlösende Eigenschaft der ätherischen Öle, die es befähigt, 
die Wachshaut der Tbe.-Bazillen zu überwinden, und diese in ihrer 


 Eatwickelung zu, schädigen. Nach Tappeiner (5) ist ferner: „das 


Thymol dem Phenol homolog, aber örtlic 
resorptiv nahezu I0mal weniger giftig“! 
Das Thymol konnte also in Form intravenöser Injektionen 
theoretisch als ein ideales, chemotherapeutisches Mittel zur Unter- 
stützung des Abwehrkampfes: des Körpers gegen die Tbe.-Bazillen 
Aneiwehen werden; die unerläßliche Forderung, daß ein solches 
litte] in weit höherem Grade bakteriotrop als organotrop sein müsse, 
erschien bei ihm erfüllt, zumal wenn man annimmt, daß es infolge 


viel weniger reizend, auch 


seiner „Affinität“ zu den Lipoiden der „Wachshaut* der Tbe.-Bazillen 


und seiner dagegen relativ geringen Wasserlöslichkeit eine Art. 


elektiver Wirkung auf die Tbe.-Bazillen und den fettigen Detritus 


der Tbe.-Herde selbst haben wird., | 

N : den rein mechanischen Anteil vorstehend entwickelter 

a etrilit, so fand er seine Bestätigung in den, mir erst nach- 

äglich bekannt gewordenen Untersuchungen von W. Hüper (6). 
„Von besonderer Bedeutung mußte es sein, die Lokalisation der Öl- 


: emboli in tuberkulösen Lungen festzustellen. Unsere Beobachtungen er- 


Boa dabei durchweg ‚ daß sowohl in frischen wie chronisch-tuberkulösen 
nun ie ein einziges Mal Ölemboli zu entdecken waren, eine Erschei- 
ihi le bei der Zerstörung der Gefäße durch den tuberkulösen Prozeß 
den bre aa verwunderlich erscheinen mag. Demnach fällt, wie bei 
san Onchopneumonischen Herden, auch bei der Lungentuberkulose 

“ unmittelbare Einwirkung des im Öl gelösten Medikaments auf 


gewicht die individue 
| Es scheint eine 


die in den erkrankten Herden befindlichen Tuberkelbazillen weg. Eine 


andere Frage ist es wieder, welche Wirkung die Ölemboli ausüben, 


die man reichlich am Rande der außer Funktion gesetzten 


| | Lungenbezirke findet.“ (Hervorhebungen vom Verfasser.) 


Das Zutreffen oder Nicht-Zutreffen des wesentlicheren, chemo- 


‚und ev. durch die klinische Erprobung bewiesen werden; dieser 
Beweis steht, bei dem relativ geringen, mir zur Verfügung stehenden 
Tiermaterial und den sonstigen, durch die Zeitverhältnisse bedingten 
Schwierigkeiten, leider noch völlig aus. 

Bernhard Fischer konnte bei 12 tuberkulösen, mit Menthol- 
Eukalyptol-Ölinjektionen behandelten Kaninchen niemals irgendeinen 
Einfluß der Injektionen auf den Verlauf. der Tuberkulose feststellen; 
eine Erfahrung, die jedoch keineswegs ausschließt, daß sich die Tuber- 
kulose dem Thymol gegenüber ganz anders verhalten könnte, und die. 


mich von der Weiterverfolgung der an sich bestechenden Idee nicht 


abgehalten hättet), 


| Anlehnung an Prof. Dr. Lenzmann (4), Duisburg, der bei 
intravenöser Anwendung öliger Substanzen statt unveränderten, 


„nativen“ Öls sich der Ölemulsionen bedient, wurden auf meine 
Veranlassung von der Firma von Heyden-Radebeul Thymolölemul- 


sionen verschiedener Konzentrationen hergestellt, bei denen anstelle 


von Lenzmanns Kaseosan, um jede, das Versuchsbild zu stören 
geeignete, Proteinkörperwirkung auszuschließen, andere, biochemisch 
indifferente Emulgentia in geringer Menge verwendet wurden, deren 
Zusammensetzung zunächst Fabrikgeheimnis der Firma von Heyden 


bleiben muß. (Das bei den ersten Präparaten verwendete Gummi i 


arabicum wurde später weggelassen, da die damit hergestellten 


Emulsionen zu dickflüssig waren und zu leicht’ „klumpten“.) Durch 


die vorherige Emulgierung nimmt man der Injektion und gewollten 
Embolusbildung mehr oder weniger das Zufallsmoment, an welcher 
beliebigen Stelle des arteriellen Lungenkreislaufes sich ein mehr 


‚oder. weniger großer, obturierender Embolus festklemmen will; dem `. 


Blutkreislauf wird die Aufgabe der Zerteilung der größeren Tropien 


des nativen Öls abgenommen, und wenn man einen bestimmten 
, Emulsionsgrad wählt, wird man es später vielleicht in der Hand haben, 
daß sich dieEmboli nur oder fast nur in den blindendigenden Gefäßchen _ 


in der Peripherie der Tbc.-Herde (und ev. in Endarterien!) bilden. 

‘Mit diesen Emulsionen wurden 8’ Versuchstiere (Kaninchen 
von 1700—2900 g Lebendgewicht) intravenös behandelt. 

Versuche, bei einigen dieser Tiere durch Beeinflussung von 
künstlich (auf intravenösem Wege) gesetzten Infektionsherden von 
‚ Tuberkelbazillen (Typus humanus) ein Urteil über die phthiseothera- 
yeutische Wirksamkeit der Thymolölemulsionen zu gewinnen, miß- 


angen, da die Infektionen nicht oder nur in ganz geringem Umfange 


„angingen“ (wie gewöhnlich bei Verwendung des Typus humanus beim 
Kaninchen). PER : 
Dagegen wurden bei diesen Versuchen Erfahrungen gemächt, 


die über das Verhalten des Kaninchenkörpers und speziell der Lunge 


gegen in Emulsionsform intravenös verabreichtes Thymol Aufschluß. 


geben und auch Schlüsse zulassen auf ein entsprechendes Verhalten 
‘des Menschen bei ev. therapeutischer Anwendung des Mittels. _ 
Hohe Konzentrationen von 15—10°, Thymol stellen bei Ver- 
abreichung von wenig über 0,017 g Thymol. pur. pro 1000 œ Körper- 
offenbar etwas schwankende Dosis letalis dar. 
ewisse „Mithridatisierung”" möglich zu sein bei 


| therapeutischen Anteils der Theorie mußte durch das Tierexperiment 


schnellerer Folge der Dosen: einmal wurden auch 0,02 g Thymol. pur. 


(in 100/,iger Emulsion) vertragen, nachdem die letzte, vorhergehende 


Dosis (5°/,) nur 12 Tage zurücklag; dasselbe Tier ging 10 intra: 
923 g | 


injectionem zugrunde bei einer Dosis von nur 0,01 'hymol, pur., 
auf 1000 œ Körpergewicht berechnet, nachdem eine Behandlungspause 
von 28 Tagen zwischen dieser letalen und der vorausgehenden In- 
iektion gelegen hatte: die en war inzwischen wieder ver- 
loren gegangen. — Histologisch findet man in den Organen der nach 


bzw. während der Injektion von 15- und 10%/,igen Thymolölemulsionen 


ad exitum gekommenen Tiere, außer einzelnen Öltröpfchen in der Leber 
in den Lungenschnitten mehr oder weniger (je'nach der Anzahl und 
Menge der verabreichten Injektionen) starke Infiltration der Blut- 
kapillaren mit Öltropfen und -tröpfchen. Ihre. Verteilung und Größe 
ist ganz unregelmäßig, wie: nach der oben angeführten, anfangs be- 
nützten Herstellungsart der Emulsionen mit Gummi arabicum und daraus 
sich ergebendem, ungleichmäßigem Emulsionsgrad verständlich ist; ent- 


1) Nach brieflicher Mitteilung des Herrn Dr. Heinema 2 
arzt. des Hospitaal Tandjong Morawa, Medan, Sumatras Da 
eer mit einem meiner Thymol-Präparate den ersten Leprafall mit auf- 
fälligem Erfolge intravenös behandelt: Lepra- und Tuberkelbazillen 
stehen sich sehr nahe! — Veröffentlichung des Falles ist von Dr. Heine- 
mann vorgesehen. i i 


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904. 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 


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sprechend verhalten sich auch die sonstigen Veränderungen im histo- 
logischen Lungenbefünd. Ganz regellos verteilte Bezirke mit starker 
Kapillarhyperämie, und bei den einzelnen Tieren je nach der Behand- 
lungsart und -dauer, etwas wechselnd häufige und starke Blutextra- 
vasate ins Parenchym; daneben auch deutliche entzündliche Exsudation 
in einzelnen Abschnitten. — Bei’der Lunge des oben näher bezeichneten 
Tieres glaubt man, namentlich am mit Sudan. III gefärbten Präparat, 


deutlich ältere und jüngere. hämorrhagische Herde unterscheiden zu 


können. In den anscheinend älteren Herden finden sich Abbauprodukte 
der Ölemboli, wie sie auch sonst in Form von Übergängen von typi oh 
Sudan III-gefärbten Öltröpfchen. zu solchen bräunlich-schwarzer Färbung 
` bis tief-schwarzen Pigmentanhäufungen (in perlschnurartiger Anordnung, 
dem Verlaufe embolisierter Kapillaren folgend) gefunden werden. — 
Dieser Befund von verschieden alten Infarkten widerspricht wohl nur 
. scheinbar den Ausführungen von Bernh. Fischer (2), der bei seinen 
Tieren stets nur’einmal Tungeninlarkte mit derartigen, gewebeschädi- 
enden Ölmischungen hervorrief trotz monatelanger Behandlungsdauer: 
| die von, Bernh. Fischer angenommene „Umstimmung, Anpassung, 
Allergie des Organismus“ ist wohl im vorliegenden Falle durch die 
lange Behandlungspause wieder verloren gegangen. _ 
Ohne äußerlich erkennbare Wirkung wurden stets ertragen 
Thymolölemulsionen von 5 und 1°/, Thymol.. pur. (mebrfach auch 
noch solche von, 10°/,, wobei einmal die Dosis mit 0,01724 pro 


v = 


sich hier um ein besonders kräftiges Tier). | | 

Der histologische Befund der Organe eines anfangs ziemlich 
schwachen (1700 g), lediglich mit 1°/,iger Emulsion behandelten Tieres 
zeigt neben mehreren kleinen Tbc.-Herden in der Leber, sowie ver- 
einzelten Öltröpfchen in den Blutkapillaren der Leber (ohne Hämor- 
rhagien daselbst!), zahlreichste Öltröpichen in den Kapillaren der Lunge. 
Eine Kapillarstauing ist in der Lunge kaum zu bemerken (das Tier 
wurde 2 Tage nach der letzten Injektion durch Halsschnitt getötet und 


1000 g Körpergewicht dieht bei der Dosis letalis lag: es handelte 


kam ausgeblutet zur Sektion); dagegen fleckweise mäßig starke Blut- . 


extravasate, die jedoch deutlich geringer sind, als bei den mit 15- und 
100%/,iger Emulsion behandelten Tieren. — Obgleich auch hier eine 
lange Behandlungspause (67 Tage) zwischen den ersten und letzten In- 
jektionen lag, konnten verschieden alte Hämorrhagien nicht nachge- 
wiesen werden, wohl weil die zuerst aufgetretenen, bei ihrer Kleinheit 
(infolge Verwendung von nur 1°/,iger Emulsion!) und der langen Be- 
handlungspause inzwischen resorbiert worden waren. | 


Man kann bei Vergleich der histologischen Lungenbefunde die 


Richtigkeit der Auffassung von Bernhard Fischer (2) gegenüber 


der von Lepehne (3) über die Ursache der Entstehung der Lungen- 
blutungen erkennen: das, letzterwähnte, mit nur 1°/,iger Emulsion 
behandelte Tier zeigte, wie gesagt, viel geringere Extravasate, als 
die mit-15 und 10°/,igen Emulsionen behandelten, während es 
doch, obgleich wenigstens zu Behandlungsbeginn viel schwächer als 
diese, im ganzen ein bei weitem größeres, absolutes Emulsions- 
volumen erhalten hatte: (2,6 ccm gegen 0,55 ccm bzw. gegen 
1,9 ccm): daraus folgt, daß der medikamentöse Zusatz mindestens 
in viel höherem Grade für die Stärke der Blutaustritte in den Lungen 
verantwortlich zu machen ist, als die Emulsion bzw. das indifferente, 
rein mechanisch wirkende Olivenöl als solches. j 
Bernhard Fischer (2) schreibt: „Es ist selbstverständlich, daß 
man jedes Tier und jeden Menschen durch Fett- oder Ölembolie um- 
bringen kann, wenn man die nötigen Dosen nimmt. Bei richtiger Do- 
sierung ist aber die Ölembolie ungefährlich, und Dosen von 0,2 ccm je 
Kilogramm, die schon an die gefährliche Dosis nahe heranreichen, kommen 
bei Menschen überhaupt nicht in Frage.“ — Um zu beweisen, daß 
nicht das mechanisch wirkende, indifferente Ol. Olivarum die Haupt- 
ursache der Blutextravasate in der Lunge sei, sondern seine Mischung 
mit dem differenten Thymol, wurde einem 1700 g schweren (frischen!) 
Tiere die (nach dem Prozentgehalt [30°%/,] an Ol. Olivarum bereits 
Bernh. Fischers „gefährlicher Dosis“ sehr, nahestehende) Menge von 
1,0 ccm der diesmal ohne jeden "Thymolzusatz hergestellten Emulsion 


Injektion unter langdauernden, klonischen Zuckungen. — Histologisch 


.in den Lungenschnitten massenhafte, ziemlich gleichmäßige Infiltration 


der Kapillaren mit kleinen bis kleinsten Öltröpfehen; nur mäßig zahl- 


reiche und wenig mächtige Blutaustritte aus den Kapillaren, und nur 


in unmittelbarer Nachbarschaft der Ölemboli nachweisbar; mäßige 
Stauungshyperämie; die Wände größerer, arterieller Gefäße stark kon- 
trahiert. Am Herzen dagegen starke und zahlreiche, subendotheliale 
und intramuskuläre Blutungen, nur mäßig zahlreiche Öltröpfchen in 
den entsprechenden Trabekelgefäßen. — Mit Bernhard Fischer (2) 
nehme ich an, daß die Blutungen am Herzen auf Stauung beruhen (und 
vielleicht auch auf Rupturen am Gefäß-Muskelapparat des Herzens in- 
folge seiner plötzlichen, ungeheuren Überbelastung' zwecks Überwindung 
der Kapillarstenosen in der Lunge!): die von Bernhard Fischer (2) 
angegebene „gefährliche Dosis“ (von 0,2ccm je Kilogramm) war für dieses 
schwächliche Tier bereits überschritten, obgleich es relativ nur 0,176 cem 
Ol.Olivarum je Kilogramm in der iinjizierten Emulsionsmenge erhalten hatte, 


Zieht man aus Bernhard Fischers und meinen vorstehend 
wiedergegebenen Befunden zusammenfassende Schlußfolge- 


rungen für das weitere praktische Vorgehen im‘ Tierversuch bzw. 


ev. in der klinischen Prüfung am Menschen. (denn letztere allein ist 


die praktisch aussehlaggebende Prüfung, besonders eines Tuberkulose- 
mittels!), so ergibt sich. folgendes: Beginn der Verabreichung an . 
noch: möglichst kräftige (fieberfreie), lungentuberkulöse Individuen 


mit kleiner Dosis, sowohl bezüglich des absoluten Emulsions- 
volumens, als auch Prozentgehaltes an Thymol: etwa 0,5 cem 1°/, 
für einen etwa 50 kg schweren Menschen (ich habe mir im Selbst- 
versuch, bei etwa 75 kg Körpergewicht, langsam 0,7 ccm einer 


die Injektion zu beziehende, Folgen bemerkt). — Abdklingenlassen 
etwaiger Reaktionserscheinungen; dann, ev. nach 4—7 Tagen, 
wiederum die gleiche Dosis. Erneute, etwa nach der ersten Injektion 
aufgetretene, blutige Beimengungen im Sputum werden, nach den 


jetzt kaum wieder zu erwarten sein, da es bei nicht allzu großer 
Zwischenpause zwischen den einzelnen Injektionen nur bei der ersten 
Injektion zu Blutaustritten in der Lunge kommt. — Weiterbehandlung 
in gleichen Abständen mit vorsichtig gesteigerter Dosierung. Es 
dürfte sich jedoch empfehlen, höhere Konzentrationen (etwa über 
20/, Thymol. pur.) vorerst lieber zu meiden; auf das Gesamtgewicht 


Thymol. pur. je Kilogramm als sehr klein; auf das Gewicht der 
allein für ihre Wirksamkeit (gemäß der gewollten Embolisierung der 
Lungengefäßchen!) in Betracht kommenden Lunge (Normalgewicht: 
1,0—1,3 kg!) berechnet, sind sie nicht unbeträchtlich. — Der ur- 
sprünglich geplante Zusatz eines granulationsfördernden Mittels, etwa 
von Ol. Terebinthinae, erscheint als überflüssig: eine im Selbst- 
versuch unter die Haut. des Unterarmes gespritzte, geringe Menge 
(0,1 cem) der 2°/,igen Emulsion ‚verursachte ziemlich starke, 
7—8 cm breite, reaktive „Hof“bildung, und hat eine noch nach 
31/, Monaten fühlbare, subkutane Schwiele hinterlassen; die — 


mutatis mutandis — entsprechende Wirkung im Lungengewebe 
| vorausgesetzt, dürfte also das Thymol auch zur Förderung der 


Bindegewebsentwicklung am Tbc.-Herd dienen können.?) 


Literatur: 1. Heinz, Neue Arzneimittelgruppen. Jahreskurse f. ärztl. 
Fortbild. 1921, Augustiheft. — 2. Bernh. Fischer, M.m.W. 1922, Nr. 22, S. 814. — 
8. Lepehne, Klin. Wschr. 1922, Nr.14, S.670. — 4. Lenzmann u.a, Ther. à. 
Gegenw. 1922, August. — 5. Tappeiner, Arzneimittellehre. 11. Aufl, S.165. — 


] 6. W.Hüper, M. KI 1922, Nr. 12, S. 378, 


2) Die mikroskopischen Untersuchungen wurden im Pathologischen 
Institut des Friedrichstädter Krankenhauses in Dresden vorgenommen, 
die Präparate von Herrn Geh.-Rat Schmorl kontrolliert. 


` Pharmazeutische Präparate. . | E 


Albroman. Isopropylbromacetylcarbamid. Sedativum und Hypnotikum. — | Helminai. Unter besonderen Kautelen aus einer Alge der Gattung Digenea 


Indikationen: Als Sedativum: Neurasthenie, Hysterie, Herzneurose, 
durch Arteriosklerose verursachte nervöse Symptome, Sexual-Neur- 
asthenie, Alkoholismus. In der Gynäkologie: BReflexneurosen, bei 
Gravidität und Klimakterium vorkommende Reizbarkeit, Hyperästhesie 
. usw. — Als Hypnotikum nach Angabe der Fabrik vorzüglich ge- 
eignet zur Bekämpfung von Schlaflosigkeit, welche. durch Erregungs- 
zustände des Nervensystems, Erschöpfung und Neurose verursacht 
ist. — Dosierung: Als Sedativum täglich dreimal "je 1—2 Tabl, 
als Hypnotikum 3—4 Tabl. vor dem Schlafengehen, bei Schwitzen, 
Pruritus und zur Beruhigung von Erektionen 3—4 Tabl. Für Säug- 
linge 0,05—0,10/g, 2—3jährigen Kindern 0,10—0,25 g. 
Hersteller: „Chinoin“-Fabrik, Wien L. - 


gewonnenes Trockenextrakt. Nach Angabe der Fabrik ein sicher 
wirkendes und auch für Kinder völlig gefahrloses Wurmmittel, das 
besonders an Stelle des Santonins zur Bekämpfung der Spulwürmer- 
plage angezeigt sein soll, aber auch bei Oxyuriasis. mit Erfolg ver- 
wandt wird. — Gebrauchsformen und Anwendung: Das 
Helminal wird in Form von Tabletten (Helminal-Wurmtabletten, 
Originalpackung zu 20 und 50 Stück) abgegeben. Die Tabletten 
sollen unzerkaut mit Wasser oder Tee geschluckt werden. Kindern 
kann man sie unschwer mit etwas Brei oder etwas Obstmus verab- 
folgen. Man gibt gewöhnlich 3 mal täglich 1 Tablette. Eine weitere 
Anwendungsform, die sich für die Kinderpraxis sehr gut eignet, sind 
die Helminal-Wurmkügelchen (Helminal-Granulat), von denen 3 mal 


29. Juni 


langsam in die Ohrvene injiziert: Exitus etwa 1 Minute nach beendigter 


2°/,igen Emulsion intravenös beigebracht und keinerlei, sicher auf 


Ausführungen Bernhard Fischers und meinen eigenen Befunden, 


des Körpers berechnet erscheinen ja Mengen von 0,0015—0,0025 


i y 


Eng BT J ki g A nl a a 7 A $ 3 B ha 
A . - ei oA 
e f T z 5 Ba X : : 
Ser en > = F Eure N x Eai , $ ea j ee E Ks N s 
"y = non i ERT ' a ; d Ir er ch Sr 
En, N ne an ř i i . i æ x ig 
~a \ A u g i A t ) i bat 
= a FE a W - Be i N R 3 3 \ u ‘ g r f : o 
Š = , . ' A pen \ : N ` T ' . yA $ SA 
N er Re Re, ee ; l . ` ` ; à AERAR 
‘ s i ` SE Pg a - u... 
i ; N z ` zart, 
+ . 
~ ; \ i 
“ 
N 
E t 


gioh ein schwácher Teelöffel voll, ebenfalls mit Flüssigkeit! oder 
: breiförmigen Speisen, gegeben wird, ` > — | 
': Hersteller: E. Merck, Darmstadt, 


Nagoil, Soll nach den Angaben der Fabrik .ein dem Sublimat . gleich- | 


<o = 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK. Nri26. 


_ und Instrumentendesinfektion. — Dosierung: Eine Dosis — zweierlei 
Tabletten — (1 Tabl. Natr. hydrocarb. + 1 Tabl: Magn. hypochlor.) 
ergibt in 1/,—1 Liter Wasser t,- bzw. 1/2°/oige Lösung.. Das Sedi- 
ment wird in der Flüssigkeit belassen; — Im Verkehr: Original- 


rangen 


.. 
nad 


-= Wertiges, ungiftiges Antiseptikum sein, seine Wirkung auf der keim- 
“  s'ttenden Kraft des aus dem basischen Magnesiumhypochlorit frei- 
“werdenden Chlors beruhen. Sowohl das Magnol in Pulver als auch: 
‚seine Lösungen sind chemisch stabil und von beständiger Zusammen- 
“setzung. — Indikationen: Händedesinfektion, Mundwasser, Hals- 
` spülungen, Wundbehandlung, für geburtshilflichen Gebrauch, Wäsche- 


röhrehen zu 10 Dosen und in Pulverform für die Rezeptur. — (Das 
‘Mittel wird nach Angabe der Hersteller vom chemischen und bakterio- 
logischen Laboratorium. der hygienischen Untersuchungsanstalt. des 
_ Volksgesundheitsamtes Wien: ‚sowie des Hygienischen Institutes der 
Universität Wien überprüft und begutachtet.) . Cai 
Hersteller: „Chinoin“-Fabrik, Wien I.. . 


St 


= Referatenteil 
| . unter besonderer Mitwirkung von, = Be; De en u ee Wro 
E ‚Prof, Dr.C. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. B.Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L, Freun d, Wien. (Röntgenologie), ‘Prof. Dr. H. Gerh artz, 
Bonn a. Rb. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. Gräff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstaßsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geh.-Ratb 

‚ Pro,Dr,Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holtelder, Frankfurt. a. M. (Strahlentherapie), Prof, Dr; P. Horn, Bonn (Versicherungsrechtl. u. 'gerichtl. 
- Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie), Prof.‘ Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilte), Prof. ‘Dr. O.Nordmann, .Berlin-: 
. Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R. Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S. Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F. Pinkus, Berlin (Haut- u.. Geschlechtskrank- - 
heiten), Prof. Dr. Riet 


| 


N 


schel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische:Psyche- 
logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), u 


geleitet von Dr. Walter Wolii, dirig. Arzt am Königin Hlisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide.. l 


also. mit einem gewissen Recht sagen, daß nur 2/;. der‘ Karzinome 
richtig diagnostiziert werden, und es erübrigt sich: darüber noch zu 
reden, ob die Karzinomdiagnose, die nachweislich mit 32,44 %/, Fehlern 
belastet ist, so rechtzeitig erfolgt, daß es noch gelingt, den Menschen 
zu retten. Bei dem heutigen Stand der Diagnostik muß das für viele 


Sammelreierat. | 


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Über Krebs und Krebsbehandlung. 
Von Ober-Reg.-Med.-Rat Dr. Otto Strauß, Berlin. 


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-Seit ich das letzte Mal über dieses Thema berichtet habe, ist | Karzinome verneint werden. Höchstens das Mammakarzinom und i4 o 
mere Betrachtung wenigstens nach der statistischen Seite ge- | die Gebärmutterkrebse bilden darin eine Ausnahme. ' SER En 
- fördert worden. Unsere bisherige Krebsstatistik endete mit dem |. _ Einen ‚größeren Umfang nehmen ‚in der neuesten Krebsliteratur. | SA ATIE ana ul 
„Jahre 1913. Wir hatten damals 54253 Krebstodesfälle (8,2. auf die Erörterungen “über die Atiologie ein. Zweifellos sind: wir ` iin Amen uhr hl e 
‚10000 Lebende). Seitdem sind uns amtliche Ziffern nicht mehr | heute etwas besser in der Lage, uns über die Entstehung des Kar- u mn... o AREA 
.bekannt gegeben worden. Es war. nun ein außerordentliches | ZInoms ein Urteil zu bilden als ehedem. Allerdings ist von den be- EANGI Ver elite h 
' Verdienst von Lubarsch, eine umfassende Statistik für das | stehenden Krebstheorien keine: einzige imstande, . die Krebsent- Urt AAN EN 
‚Jähr.1920 aufgestellt zu haben. Wir entnehmen daraus, daß 1920 | stehung restlos aufzuklären. Weder die alte Cohnheimsche Lehre © En 
52476 Menschen an Karzinom verstorben sind. Unter Berücksich- | von den versprengten Keimen, noch Ehrlichs atreptische Immu- alien det 
figung unserer Verminderung der Einwohnerzahl bedeutet das | nität, nicht der Anaplasiebegriff Hansemanns, nicht BoverisChro- us GEST 
“ene Steigerung der Karzinomziffer. Sie ist von 8,2 auf 8,7 | mosomendefizit, nicht der Micrococcus neoformans von’ Doyen, nicht | RE ER ES EAE L SER 
f 10000 Lebende gestiegen. Das sind diese kleinen, aber fort- | die Blastomyzeten von Sanfelice, nicht der Demodex folliculorum . de o 
gesetzt zu beobachtenden Zunahmen, von denen man nie weiß, ob Borrels haben uns.in dieser Beziehung gefördert?). Wir wissen nur, | ‘l MORE 
Se auf Rechnung einer Vermehrung der Erkrankung oder auf ‘daß. der Krebs durch gewisse Schädigungen entstehen kann, nicht. % Beläge soi 
de verbesserte Diagnostik zurückzuführen sind. Unsere Krebs- | aber entstehen muß. Exogene Faktoren können für das Ent- Eh 
fer entspricht ungefähr der Krebssterbezahl der Vereinigten Staaten. | Stehen des Karzinoms bedeutungsvoll werden. Historisch bekannt ist en ET 
_ Dort kamen 1922 80 938 Krebstodesfälle vor, auf 10000 Lebende der Schonsteinfegerkrebs Potts und der Pfeifenkrebs, heute kennen ICE SDR 
kamen 1921 8,60, 1922 8,689 Krebstodesfälle. Sehr interessant ist | wir noch. eine Reihe von Schädigungen, die. den Krebs verursachen | 
in STOA 


„in diesem Zusammenhang die Frage, in’ welcher Verfassung das 

Karzinom beim Lebenden in ärztliche Behandlung kommt. 
Auf Grund einer Zusammenstellung teilt Fritz König mit, daß das 
Karzinom der Haut, der Lippe, der Zunge, der Mamma, des 
Magens und des Rektum in 71,11 %/,, 100 99, 81,82 °/o, 89,18 %/o, 


können (Anilin- und Paraffinkrebs, Mundhöhlenkrebs der Betelnuß- ` NR ER rE SE paniy 
 kauer, das Röntgenkarzinom, sowie die experimentell erzeugten Kar- ESCHER, 
zinome durch Teer, der Spiropterenkrebs Fibigers, die. Schnee- 
berger ‚Bergkrankheit, das Zystizerkussarkom : von Bullock und 


Curtis), Hier entsteht das Karzinom auf Grundlage einer dauernd ae 
0450, und 37,5 o/, operabel in ärztliche Hand gelangt. In- einwirkenden exogenen Schädigung. Man hat hieraus auch schon ` Ir Mi 
~ perabel ist das Hautkarzinom in 28 %/,, Lippenkarzinom | die Konsequenz gezogen und gesagt:..das Karzinom ist eine Schä- pitin 
j d 17,28 %/,, Mammakarzinom in 10,87 ofa Magenkarzinom in | digungskrankheit, die beim Menschen: die Organe befällt, die : riaa a 
89,46 %/,, Rektumkarzinom in 62.5 ofo. Überraschend sind diese | besonderen Insulten ausgesetzt sind. Das ist beim. Mann der Ver- Ep AG 7 
Königschen Angaben nicht. : Im Gegenteil “man: müßte sich beim. dauungsschlauch, 5 bei. der Frau der Genitalapparat. Das | DR: ee 
Moperablen Magenkarzinom noch. auf eine höhere Zahl ge- ist jedoch, nur mit Einschränkung. richtig. . Dem gegenüber betont. | a ER 
It machen. Wahrhaft erschreckend ist das Ergebnis unserer bis- Westenhöfer, daß das Wesen der Geschwulst in ihrer Zelle selbst bene, 
herigen Karzinomdiagnostik. Schon aus der bisherigen Lite- | liegt. ‘Die Zelle hat sich von Beginn des Lebens gewisse Eigen- UE R, 
atur ging das zur Genüge hervor. Fehldiagnosen: spielen eine schaften latent aufbewahrt, die sie befähigt nicht nur zu wachsen, Eher, 
Mr dr Rolle. Rieschelmann beziffert die Fehldiagnosen auf | was Ja jede Zelle kann, sondern ihrem. eigenen Mutterorganismus Sal, i 
o Nystroem | | i Tefek, 


mf 19,6%, 


Grand von 19 : | $ NTEN DR 
dellt. Doch Ae Sektionen 21,08 %/, Fehldiagnosen dabei fèstge 


dnt as sind alles verhältnismäßig kleine Statistiken. Bei 
rsten umf 
barsch verda 
ach in h eichlich größere Rolle spielt, als.man sie bis jetzt 
mri estorientierten Kreisen annehmen mußte. S 
` mneren Organe beträgt sie 32,44 0/,, beim. Lungenkarzinom so- 


auf 16,3 %/,, Petzold auf 11,2 %/,, Hoffmann 


gegenüber, als: parasitäres. Wesen aufzutreten. - 
Neuerdings haben v. Berenesey und v. Wolff auf 


assenden Statistik aus neuerer Zeit, wie wir sie Lu- 
| nken, kann man ersehen, daß die Fehldiagnose noch 
‚ eine unvergl 


‚Westenhöfer ist sicher. im Recht;. wenn er das K 


Bei Karzinom | : | 
a ‚als ein konstitutionelles ansieht. Ich selbst hab 


ge tare zutreten. , Dieser neuerdings 
wieder von Westenhöfer vertretenen, aber scho 


gesprochenen. Auffassung tritt Benda entgegen, indem er ausführt, 


‚daß, selbst die Zellen bösartigster Karzinome. nicht nur den Zell- 


. charakter des Wirtes beibehalten, ‚sondern so 
des Organs, dem sie entstammen, bewahren können. 


richtige Einwand von. Benda trifft nicht den Wesenspunkt und 


n lange früher aus- 


gar. den, Gewebscharakter ` 
Der an sich ja 


rebsproblem ` 


| | e leht, L bst habe schon in ver- 
| m 3%. Sehr wertvoll ergänzt werden diese Angaben Lubarschs | gangener Zeit das Karzinom. als ein Leiden bezeichnet, für das eine 
jr die erwähnte Statistik von v. Berenecsy und v. Wolff, chromomere Eigenheit. die Prädisposition schafft. . Es ist. ja 
„ach welcher das primäre Leberkarzinom: beim Mann in 38 °/o, .° 1 Ann on 


e ] ‚ e ° 
aa Frau in 23 0o das Pankreaskarzinom ‘beim Mann in 
98%, bei der Frau in 29 | 


o bei der Frau in 


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' und Paula Meyer, 
. und Sarkomen | 
‚ suchstieren Geschwulstbildungen maligne 


%/,.das Diekdarmkarzinom beim Mann 
47,2 0/, nicht erkannt: wurde. Man kann. 


1) Anmerkung bei der Korrektur: Blumenthal 

l. W., 1924, Nr. 25, S, 1114) haben in re 
arasiten nachgewiesen, die 

r Art hervorriefen, 


i 


bei Pflanzen und Ver- 


BF. 


kig 


90 00.0.1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 


"allerdings. nur ‘schwer verstehbar, daß ein in der Erbanlage bé- |!gesetzt werden: können mit den eigentlichen prinzipiellen Eingangs- 
'sätzen.) Prüfen wir nun die Bauerschen Forderungen in Verbindung 
. mit seiner Theorie kritisch durch, so ist. es zutreffend, daß die Ober- 
filächenspannungsverminderung nicht auf ‘die Gewebszelle . 
‚selbst, sondern .auf die Umgebung wirkt. Es trifft ferner zu, daß, 
„wenn die Oberflächenspannung der Gewebsflüssigkeit bis zu einem 
‚gewissen Grad herabgesetzt wird, die. die Gewebszellen zusammen- 
haltende Kraft abnimmt und es tatsächlich zu einer Isolation der 
‚Zelle. kommt.. Was die dritte Forderung betrifft, daß die Ober- 
-:flächenspannungsverminderung die Zellproliferation ‚steigert, so muß 
. sie erst noch bewiesen werden. Bauer hat diese Feststellung durch - 


gründeter verstärkter Wuchstrieb sich 40—50 Jahre lang latent er- 
halten kann, ohne vom Assimilierungsprozeß des Organismus endlich 
überwunden zu werden. . Indessen nimmt unsere ganze Entwicklungs-. 
geschichte es als feststehend an, daß das Idioplasma seine Grundlage 


‘ unverändert beibehält und hierauf gestützt begründete ich meine 
Annahme einer konstitütionellen Ursache der Krebsentstehung. Es 


kommt dadurch zu einer Verstärkung des formativen . Wachs-. 


tumstriebs.: Daneben. spielt noch eine Abschwächung hormo- 


...naler Hemmungswirkungen eine bedeutsame Rolle In. Über- 
einstimmung damit sagt J. Paulsen „ich sebe als’ endogenen. 


Faktor das lokalisierte Versagen des hormonalen Schutzes 


an, der die Körpergewebe und die Zellen im Verbande und im 

Gleichgewicht erhält“. Gleich mir bemißt auch Paulsen hormo- 
nalen Einflüssen eine hohe Bedeutung für die Krebsentstehung bei. 
- Natürlich sind diese endogenen Faktoren nicht allein entschei- 


dend, es kommen noch exogene Einwirkungen (Schädigungen) dazu. 
Welche von beiden Faktoren, die Schädigung oder.das Versagen 
des endokrinen Schutzes, die größere Rolle spielt, ist selbst- 
verständlich nicht zu entscheiden. Mit Recht sagt daher J. Paulsen 
„grundsätzlich müssen wir annehmen, daB es auch eine ererbte Dis- 


: position einzelner Zellen und Organe zu Idiovariationen gibt, wie 


- wir eine ererbte Schwäche der endokrinen Drüsen als disponierend 
angenommen haben. Jedenfalls aber ist der schützende Einfluß der 


Hormone sehr wesentlich; sonst müßten wir im jugendlichen Alter | 
'. und in der Blüte des Lebens, wo alle Lebensvorgänge schneller und 


 energischer vor sich ‚gehen, eine größere Anzahl von Krebsfällen 
finden als im Alter. Alle ausgesprochen familiären, also erblichen 
Fälle sehe ich in erster Linie als bedingt durch ererbte Minder- 
wertigkeit der endogenen Drüsen an“. Es ist der Schluß 


naheliegend, daß schädigende Einflüsse auf eine phylogene- 


tisch minderwertige Erbplasmamasse stärker einwirken und 


schneller eine Karzinombildung auszulösen vermögen als das 


bei integraler Beschaffenheit des Zellmaterials der Fall ist. 
In diesem Sinne sind auch die Ausführungen von Lenz zu deuten. 


Einen neuen Gesichtspunkt in die ganze Frage der Krebs- 
ätiologie trug nun E. Bauer hinein, indem er auf die Bedeutung 


der Oberflächenspannung für die Karzinomentstehung hinwies. 


Bauer hat hierin Vorgänger gehabt und es ist — soweit ich die 
Literatur übersehen kann — als erster Ferdinand Blumenthal 


gewesen, der im Verein mit J. Traube darauf aufmerksam gemacht 


hat, daß die Oberflächenspannung des Magensafts beim 
Magenkarzinom erniedrigt ist. Die langzurückliegenden Fest- 
stellungen von J. Traube und Blumenthal sind nicht genügend 
beachtet worden. Seit nun die Arztewelt sich mehr und mehr mit 
den Erfahrungen der physikalischen Chemie befaßt, seit Ober- 
flächenspannung, Viskosität, Wasserstoffionenkonzentration, Schutz- 
kolloide, Puffersysteme usw. Einzug in den Gedankengang der 


Mediziner gefunden haben, war es selbstverständlich, daß man sich 


mit diesen grundlegenden Fragen auch bei der Erörterung der 
Krebsätiologie befaßt. Auf der Naturforscherversammlung in Leipzig 
(1922) machte nun E. Bauer darauf aufmerksam, daß bei der 
Oberflächenspannungsverminderung eine Beschleunigung 
_ der Zellteilung eintritt. Diese setzt Bauer nun in Zusammenhang 
- mit der Krebsätiologie. Er stellt den Satz auf, daß die Geschwulst- 
bildung durch die Störung eines durch Gewebs- bzw. Zellzerfall 
bedingten regulatorischen Anpassungsvorgangs — der Regeneration — 
bedingt wird. Diese Störung besteht darin, daß die bei der Re- 
generation sich bildenden neuen, noch indifferenten Zellen nicht 
dem regulatorischen Einfluß der Umgebung unterliegen, wie das 
bei der ungestörten Regeneration der Fall ist, woselbst keine Diffe- 
 renzierung eintritt. Die Zellen erlangen jetzt eine gewisse Selb- 
 ständigkeit der Umgebung gegenüber und es kommt zur Ge- 
schwulstbildung. Bauer stellt nun auf Grund dieser Hypothese 
fünf Forderungen. auf, denen die Entstehungsbedingung des Karzi- 


~ noms entsprechen muß. Es handelt sich 1. um einen Faktor, der 


auf die Umgebung der Zelle einwirken muß. 2. Der Faktor muß 
die Eigenschaft besitzen, den regulatorischen Einfluß der um- 
gebenden Zellen zu vermindern, also eine Isolation der 
Zelle herbeiführen. 3. Der Faktor muß die Proliferation be- 
günstigen; 4. er muß sämtlichen karzinomerzeugenden 
Umständen gemeinsam sein; 5. er muß überall nachgewiesen 
werden, wo es sich um das Auftreten des Karzinoms handelt. (Hier 
. erscheint mir die logische Deduktion anfechtbar. Die Forderung 
1—3 sind wirkliche Postulate, die Forderung 4 und 5 sind Folge- 
rungen, die an sich ja zutreffend sind, die aber nicht in Parallele 


7 r 


[2 . 


Experimente auch zu erbringen gesucht. Er hat Askarideneiern 


das oberflächenaktive Tributyrin zugesetzt und nun beobachtet, daß. 
sich jetzt die Teilung bedeutend rascher vollzog. Es liegen ferner 
Versuche darüber vor, daß die Regenerationswirkung durch Ober- 
flächenspannung herabsetzende Mittel wie Na-Taurocholat, Na-Glyko- 
cholat und Chinin beschleunigt wird. Auch glaubt sich Bauer zu 
dem Schluß berechtigt, daß die Wirkung der bekannten Haber- - 
landtschen Wundhormone auch lediglich auf ihrer” Oberflächen- 
‚aktivität beruht. Das Ergebnis der bisherigen Untersuchungsergeb- 
nisse Bauers läßt sich in diesem Punkte dahin zusammenfassen, 


daß gewisse’ chemische Körper die Zellproliferation steigern und 
daß diese chemischen Körper die Oberflächenspannung' herabsetzen. 
Die Schlußfolgerung, daß die Verminderung der Oberflächenspannung 


die Ursache der vermehrten Zellproliferation bildet, ist nach meiner . 


Ansicht noch nicht genügend experimentell erwiesen. Dazu scheint 
mir das mitgeteilte Untersuchungsmaterial nicht groß genug. Ich 


verkenne dabei nicht, daß die Feststellungen von Rostock, nach 


denen Milchsäurezusatz die Virulenz der Mäuseimpftumoren 
steigert unter Berücksichtigung der oberflächenspannungherab- 


setzenden Wirkung der Milchsäure durchaus im Sinne der Bauer- 


schen Theorie sprechen. . Auch die Bekundungen von Kagan, sowie 
von Duncan und, Currie, nach denen man annehmen muß, daß 


der Gewebssaft Krebskranker eine geringere Oberflächen- _ 


spannung besitzt als der der gesunden Menschen, läßt sich 


zur Stütze der Bauerschen Auffassung heranziehen. Minder be- 


weiskräftig ist der Hinweis, daß gewisse anorganische Salze, 
deren Kationen eine Erhöhung der Oberflächenspannung bewirken 


(Magnesium, Kalzium), die Karzinomentwicklung hemmen. 


Ob wirklich ein solcher hemmender Einfluß fesisteht, scheint mir 
nicht erwiesen. Ebensowenig ist es angängig, aus der Tatsache, 


daß das Blut der Erysipelatösen eine Erhöhüng der Oberflächen- 
spannung aufweist, irgend etwas zu folgern, denn die antikarzino- ° 
matöse Wirkung des Erysipels ist doch auch nur eine problematische. . 


In diesem Sinne kann man den von Bauer angestrebten Beweis 


nicht als bis zur Evidenz erbracht sehen. Alle diese kritischen 
Bemerkungen sollen indessen den Wert der Bauerschen Mitteilung 


nicht herabmindern. Bauer hat das große Verdienst, einen neuen 


Gedanken in das so viel erörterte Kapitel der Krebsätiologie hinein- 


getragen zu haben, und ich zweifle gar nicht, daß die Verminderung 
der Oberflächenspannung ein bedeutsamer Faktor für die Krebsent- 


stehung bildet. Vielleicht erscheint die ganze Frage der Schädigung. 
durch chemische Einflüsse hierdurch ‘in einem neuen Licht. Es ist 


das aber nur bis jetzt als wahrscheinlich, nicht als. absolut erwiesen 
anzusehen. Mit Recht sagt Ferdinand Blumenthal, daß das 


Gemeinsame aller dieser bis jetzt durch Teer, Milchsäure, ölsaures 


Natron und andere Stoffe bewirkten Schädigungen nur die Tumor- 


bildung ist. Bösartig braucht diese Neubildung noch . nicht 


zu sein. Auch pflichte ich darin Blumenthal völlig bei, wenn 
er der Verminderung der Öberflächenspannung eine große Be- 


. deutung. für Entwicklung und Wachstum des Karzinoms beimißt, 


nicht aber hierin die Ursache der bösartigen Geschwulst erblickt. 
Vor allem sagt uns die Theorie Bauers über das Malignitäts- 


problem nichts, wenigstens nichts zurzeit. Inwieweit, spälere Ar-. 


beiten Bauers uns hierin noch weitere Aufschlüsse. geben, bleibt 


abzuwarten. Auf jeden Fall aber handelt.es sich um eine achtung-. 
gebietende Forschung, an der niemand vorübergehen darf, der sich 

mit der Krebsätiologie befaßt. Auf sie das gebührende ‚Interesse. 
zu lenken, ist die Aufgabe dieser eingehenden Betrachtung. 


In allen Erörterungen über die Entstehung des Karzinoms 


hat bis dahin immer die Krebszelle im Mittelpunkt gestanden. 
Es handelt sich hier um jene ‚Zelle, die man als den Ausgangs- 
. punkt des: ganzen Leidens ansieht, jene Zelle, in der sich ‚zuerst. - 
die Albumine auf Kosten der Globuline vermehren, in der Alanin 
und Glutaminsäure auftritt, die schrankenloses Wachstum zeigt. 
Als das Wesen der Tumorgenese sah man aber immer einen Vor- 


29. Juni 


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29. Juni . | | 


sang an, der von der Zelle selbst den Ausgang nimmt. Die 


Artänderung der Zelle, ihre Mutation, macht sie zur Tumor- 
zelle (E. Schwarz). Meine eigene Auffassung hat hiermit stets 
-in einem gewissen Widerspruch gestanden. Ich habe früher schon 
— meines Wissens als erster — den Gedanken ausgesprochen, daß 
. diese Zelle wohl den Beginn des Leidens, nicht aber seine Ur- 
sache darstellt. Meine damaligen Ausführungen wurden zwar sonst 


vielfach kritisch erörtert, gerade in diesem Punkt aber nirgends 


erwähnt. Es ist für mich daher umso erfreulicher, daß heute ähn- 
liche Gedankengänge — unabhängig von meinen. Ausführungen — 
auch von anderer Seite ausgesprochen werden. So ist Opitz?) der 
Ansicht, daß. die Krebszelle selbst gär nicht das Wesen des 
 Karzinoms darstellt. Wir sehen an ihr nur zuerst die Er- 
_ scheinungen der Krankheit. In einer ausgezeichneten: Be- 
trachtung der biologischen Eigenschalten der Krebszelle wirft Roda 
Erdmann die Fragestellung auf: „Welche Stoffe bewirken nun im 
Körper das hemmungslose Wachstum der Krebszelle? Sind 
diese Stoffe primär vorher vorhanden, ehe die Zelle wachsen kann, 
oder erzeugt die Krebszelle, ehe sie Krebszeile wurde, diese Stoffe 
selbst? Aus meinen Versuchen geht hervor, daß das Stroma diese 
Stoffe besitzt und daß die Bindegewebszellen des neuen Wirts 


später diese Stoffe erzeugen müssen. Ich scheue mich nicht, 


anzunehmen, daß die Stromazelle. der Träger des Agens ist, 
das dann bei Rückverimpfung in den normalen Bindegewebszellen 
‚sich weiter entwickelt.“ Denselben Gedankengang vertritt F.Blumen- 


thal: „Wir haben es beim Wachstum der -Tumorgewebe mit zwei 


Faktoren zu tun; der eine liegt im Tumorgewebe selbst, der zweite 
im Wirtstier (Blumenthal exemplifiziert nun auf die Arbeiten 
von Fischer im Rockefeller-Institut und Drew im Londoner Krebs- 
institut, die erweisen, daß Epithelzellen im Explantat erst nach Zu- 
satz von Bindegewebszellen diejenigen Eigenschaften annehmen, die 
für sie charakteristisch sind, d. h. zu drüsigen Gebilden auswachsen). 
Daraus folgt, daß die Krebsepithelzellen an und für sich noch 
nicht das autonome Wachstum besitzen, sondern daß dieses ab- 
hängig ist von einer physiologischen Symbiose mit den 
Stromazellen. Das autonome Wachstum kommt also dem Krebs- 
gewebe zu, aber nicht den Krebsepithelzellen, während die 
Sarkomzellen dieses Wachstum besitzen, weil sie aus dem Binde- 
gewebe hervorgegangen sind, in dem der Wuchsstoff bereits vor- 
handen ist,“ | 

Wir können aus diesem Widerstreit der Ansichten über das 
Wesen der Krebsätiologie entnehmen, daß nichts mehr von alledem, 
was man bisher als feststehend ansah, mit der fortschreitenden 
Betrachtung “dieses Gegenstands unangefochten bestehen bleibt. 
Zwischen Pathologen und den biologischen Forschern klaffen 


unüberbrückbare Gegensätze. Sicherlich ist das eine unbe-. 


sireitbar. Auf Grundlage der reinen pathologisch-anatomi- 
schen Betrachtung ist das Krebsentstehungsproblem nicht 
gelöst worden. Die Pathologie konnte uns nur unterrichten über 
das bereits vorhandene Karzinom. Schon bei den präkarzinösen 
Zuständen begannen ihre Grenzen. Die biologische Forschung ist 
hierin glücklicher gewesen. Indessen wäre es verfrüht, ihre For- 
‘ sehungsergebnisse heute schon all gemein zu akzeptieren. Das Kar- 


zinom ist eine konstitutionelle Erkrankung und mit vollem 


Recht sagt Westenhöfer: „Die Wurzeln der Konstitution be- 
ginnen da, wo auch die Wurzeln des Lebens beginnen.“ Ohne 
angeborene, vielleicht auch ererbte Eigenschaften kommt es 
nicht zur Entwicklung eines Karzinoms, wenn man von ver- 
schiedenen in ihrer Ätiologie ganz unzweifelhaft feststehenden Haut- 
arzinomen absieht. In diesem Sinne sprechen auch die von mir 
schon früher an dieser Stelle zitierten Arbeiten von Maud Slye 
und Leo Löb, deren mangelhafte Beachtung in Deutschland schon 
ölter beklagt wurde. Aber nicht die angeborene Anlage allein 
führt zum Krebs, wenigstens muß sie allein nicht dazu führen. 
Daneben kommen noch die bekannten exogenen Faktoren in Be- 


tracht und ich erblicke in der verminderten Oberflächen- 


spannung einen Umstand, der sehr wohl geeignet erscheint, die 
Krebsentwicklung — auf Grund angeborener Anlage — zu be- 
günstigen, Ganz in -diesem von mir stets vertretenen Sinne 
äußert sich neuerdings auf Grund experimenteller Studien B. Lipp- 
Tm— 

°) Anmerkung bei der Korrektur: Die hochinteressanten 
Ausführungen von Opitz waren bei der Niederschrift dieser Arbeit 
Hi nicht im Druck erschienen. Nach dem mir inzwischen zugäng- 
icù gemachten Manuskript sagt Opitz, daß Epithel und Binde- 
nn. e eine biologische Einheit bilden, in der‘aber im Gegen- 
aiz zur Norm die Epithelzellen das Übergewicht haben. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 


zu spalten vermögen. 


nom begünstigt oder nicht. 


907. 


schütz. Lippschütz sagt: „Für die Genese des Teerkarzinoms | 
der Haut der Maus scheint. mir die synergetische Wirkung des 
kausal wichtigen endogenen Faktors (eigenartiger, experimentell 


'erzeugter allgemeiner Krankheitszustand des Organismus infolge 


chronischer Teervergifiung) mit dem als Reizmittel in Betracht 


‚kommenden exogenen Faktor (Entzündung und Regeneration) 
maßgebend zu sein.“ Auch E. S. Engel ist der Ansicht, daß für 


die Entstehung des Karzinoms zwei Ursachen in Betracht kommen: 
1. eine primäre, welche die erbliche Zellsubstanz betrifft, 
2. eine sekundäre, die als Umweltfaktor bewertet werden muß. 


‚In diesem Sinne sind auch die Ergebnisse einiger neuerer, zu 


ganz anderen Zwecken unternommener Experimente zu deuten 
(Edwin Smith, Buschke und seine Mitarbeiter). Buschke und 
Langer injizierten Ratten 0,1—0,0 ccm Gasteer in das Rektum. 


Sie fanden bei 50 von 66 so behandelten Ratten nach 2—3 Mo- 
' naten im Magen tumorartige Schleimhautveränderungen, 
die an die bekannten, von Fibiger nach Nematodenverfütterung 


beobachteten Erscheinungen erinnerten, aber kein destruierendes 
Wachstum und keine Metastasen aufwiesen. Ferner konnten Buschke 
und Peiser ähnliche Veränderungen am Magen (in 81 °%/,) bei mit 
Thallium behandelten Ratten nachweisen.. Da bei diesen Ver- 
suchen — im Gegensatz zu den Fibigerschen Nematodenfütte- 
rungen — eine örtliche Schädigung ausgeschlossen. war, so 
muß man eben annehmen, daß die Schleimhaut des Vormagens der 
Ratte an sich eine Neigung zur Epithelwucherung auf- 
weist und daß es dann an dieser Stelle unter dem Einfluß 
irgend einer den Organismus allgemein treffenden Schädigung — 
nehmen wir an durch Oberflächenspannung — zur Tumorbildung 
kommt. | | | | 
Über die Beeinflussungen des Stoffwechels durch Kar- 
zinom liegen neuerdings sehr bemerkenswerte Untersuchungsergeb- 
nisse von Warburg und Minami, Neuschloß, Wiechmann, 


| sowie von Braunstein vor. Aus diesen Untersuchungen geht her- 


vor, daß das Karzinom eine zuckerzerstörende Kraft besitzt. 
Warburg und Minami konnten nachweisen, daß Ratienkarzinom- 
schnitte in Ringerlösung Traubenzucker in Milchsäurelösung 
Die glykolytische Fähigkeit des Kar- 
zinoms erwies sich dabei als etwa 70mal so groß wie die des 
normalen Gewebes. Die Glykolyse zeigt sich nur im nicht nekro- 
tischen Gewebe. Braunstein macht darauf aufmerksam, daß beim 
Diabetiker beim Hinzutreten eines Karzinoms oft eine ttber- 
raschende Toleranz für Kohlehydrate feststellbar ist und 
daß bei raschem Wachstum des Karzinoms der Blutzucker- 
gehalt des Diabetikers sinkt. Bei latentem Diabetes tritt der 
Zucker oftmals erst nach operativer Entfernung des Krebes auf. 
Bei Pankreaskrebs findet man oft auch bei totaler Karzinose der 


‘Drüse keine Zuckerausscheidung. Braunstein hat hierüber auch 


experimentelle Untersuchungen angestellt. Er versetzte Pankreas- 


. und Mammakarzinom mit 0,5—3,0 %/,iger Traubenzuckerlösung, ließ 


autolysieren und beobachtete dann eine Zuckerabnahme von 30 bis 
40 %/,. Bei demselben Versuch mit normalem Gewebe und Fibro- 
myom trat eine Zuckerabnahme nicht ein. 

Ungeklärt ist die Frage, ob dieSchwangerschaft das Karzi- 
Es war längere Zeit herrschende 
Auffassung, daß eine bestehende Schwangerschaft den Kar- 
zinomverlauf sehr schlecht. beeinflußt. Es sind nun 


-neuerdings Stimmen im entgegengesetzten Siune laut geworden. 


Weibel hat z.B. keinen nachteiligen Einfluß der Schwanger- 
schaft auf ein bestehendes Karzinom beobachten können, ihm 


pflichtet A. Mayer bei, während Thaler die entgegengesetzte 


Meinung vertritt. G. H. Wagner macht nun Mitteilung über 
ein Rundzellensarkom an der Orbita, das den Knochen usuriert 
hatte,. die Dara und die Schädelbasis infiltrierte, Es wurde aus- 
gekratzt, mit dem Paquelin behandelt und intensiv mit Radium be- 


‚strahlt. Danach Heilung, Nach 23/, Jahr Schwangerschaft und 


sehr schlechtes Befinden. Zeichen eines intrakraniellen Tumors. 
Die Schnittentbindung förderte ein lebendes Kind zutage, zwei 
Stunden nachher Exitus. Großer Tumor im rechten Schläfenlappen. 
G. H. Wagner folgert hieraus, daß man bei einem derartigen Fall 
eine Schwangerschaft unterbrechen soll. Hier ist ihm zweifellos 
beizupflichten, aber der Schluß, daß das Sarkomrezidiv durch die 
Schwangerschaft verursacht ist, wäre verfehlt. Die Annahme, daß 
der Verlauf der Krankheit durch die Schwangerschaft ungünstig 
beeinflußt würde, ist ja naheliegend, doch nicht beweisbar. Man 
ist eben in dieser Frage noch nicht zu einer einwandfreien Stellung- 


nahme gelangt. 


i 


\ 


08 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 


. 29, Juni 
| Ein bis jetzt noch wenig beachtetes Kapitel der Karzinom-. 
orschung ist der spontane Heilungsvorgang. Gibt es eine 
Spontanheilung? Noch vor kurzem wurde das sogar von promi- 
enter Seite bestritten. Heute wird es allgemein anerkannt, daß spon- ` 
rane Heilungsvorgänge gar nicht so selten sind. Ich habe hierüber 
bei früherer Gelegenheit schon berichtet). Trotzdem ist diese ganze 
Frage noch wenig geklärt. Langsamer Verlauf des Leidens, relative 
Benignität, eigenartiges Verhalten von Metastasen, Fehldiagnosen 
gehen hier nebeneinander her, das große Material, das hier bei em- 
siger Arbeit zusammenströmen könnte, ist noch ungesichtet. Hier 
bietet sich jüngeren Forschern eine Gelegenheit zu sehr aussichts- 
voller Betätigung, auch wäre es angezeigt, daß dieser Gegenstand 
als Dissertation häufiger bearbeitet würde. Augenblicklich läßt sich 
nur sagen, daß insbesondere die Metastasen nicht allzu selten 
einem Spontanheilungsvorgang verfallen können. Bekannt ist der. 
im Skelett gelegentlich nachweisbare Eburnisierungsprozeß beim 
Mammakarzinom. Desgl. ist die peritoneale Aussaat von 
Karzinomknötchen öfters einer Umwandlung fähig. Daß sich: 
auch Lungeninfiltrationen spontan zurückbilden können, zeigt 
eine Veröffentlichung von Groover, Christr6 und Meritt. Man 
muß sich dessen immer eingedenk bleiben, wenn etwas von gün- 
stigem Einfluß der Bestrahlung auf multiple Metastasen 
publiziert wird. So beschreibt Mameli einen sehr erfreulichen Er- 
folg bei einem Ovarialsarkom, das operiert wurde und bei dem 
viele Metastasen zurückblieben. Eine Bestrahlungstherapie 
‚hatte sehr guten Erfolg. Ohne hieran Kritik zu üben, muß man 
doch die Frage aufwerien, ob es sich nicht doch um eine Spontan- 
heilung gehandelt hat. Metastasen können sich in dieser Be- 


Länger als 5 Jahre blieben 23 ofa der Operierten am Leben. Nach 
2 Jahren lebten noch 38—46 °/,, nach 3 Jahren 29—35 °%/,. Wenn 
auch die Besserung des Ergebnisses gegen früher nur eine kleine ist, 


radikal operieren soll oder nicht. Zweifellos ist das radikalere 
. Verfahren das weniger trostlose. Die Operationsmortalität, die 1908 
40 °/, betrug, ist jetzt auf 25 °/ gefallen, zweifellos auch ein greif- 
‚ barer Fortschritt. Gänzlich ablehnend verhält sich Anschütz gegen 
die Gastroenterostomie. Sie hat eine sehr hohe Mortalität (80 °/,), 
verlängert das Leben nicht oder nicht nennenswert und schafit kein 
| gutes postoperatives Befinden. Die morphologische Struktur 

des Tumors ist für die Prognose nicht maßgebend, eher der 
Sitz. Karzinome an der kleinen Kurvatur sind ungünstiger 
als am Pylorus, Pyloruskrebse wieder ungünstiger als solche 
an der großen Kurvatur. Gar nicht von der großen Bedeutung 
ist nach Anschütz der Zeitpunkt der Operation. Während man. 
doch allgemein glauben sollte, daß ein schon lange bestehendes 
Leiden an sich eine schlechtere Prognose für die Vornahme der 
Operation bedeuten sollte, ist das nach den Feststellungen von An- 
schütz nicht der Fall. - Karzinome, die eine sehr lange Ana- 


kurzer Anamnese. Die durchschnittliche postoperative Lebensdauer 
betrug bei Kranken mit kurzer. Anamnese 29,8 Monate, bei solchen 
mit langer Anamnese 35,5 Monate. Maßgeblich dafür ist die 


Patienten. Zweifellos ist das überraschend, aber doch gut ver- 
stehbar. Ein sehr langsam sich bildender Tumor löst stärkere Ab- 


wehrmaßnahmen des Organismus aus, beim Vorhandensein stärkerer 
ziehung unendlich verschieden verhalten. Und dennocli scheint es, | natürlicher Widerstände entwickelt sich der Tumor langsamer. Je- 


als ob eine gewisse Gesetzmäßigkeit in dem Verhalten der | doch sind diese Angaben von Anschütz nicht dazu angetan uns 
Metastasen zu beobachten sei, So hat Baensch eine sehr inter- | in -einer Kardinalfrage zu beruhigen.” Wir alle wissen, wie unend- 
'essante Beobachtung gemacht. Bekanntlich findet. die Metasta- | lich schwierig die Diagnosenstellung oftmals ist. Ich habe in dieser 
sierung maligner Zellelemente auf doppeltem Wege statt..| Beziehung schon unendlich drastisch liegende, selbst beobachtete 
Einmal durch die Blutbahn, wodureh die Übertragungen ins | Fälle an dieser Stelle mitgeteilt. Es könnte nun scheinen, als ob 
Knochenmark, die Lunge, Leber usw. entstehen, das andere | eine erst spät gestellte Diagnose gar nicht so verhängnisvoll sei, 
Mal durch die Lymphbahnen, was in den regionären Drüsen- | da es ja doch von der Eigenart des Tumors abhängt; wie sich der 


metastasen seinen Ausdruck findet. Zwischen diesen beiden Meta- | Verlauf gestaltet. In dieser Beziehung entnehme ich aus den Mit- 
' stasen fand Baensch ein unterschiedliches Verhalten. Bestrahlt | 


man den Primärtumor (Karzinome des Rektum mit Leber- und 
' Knochenmetastasen, Mammakarzinom mit Beckenmetastasen, Ober- 
kieferkarzinom mit Hödenmetastasen),. so gelang es den Krebs am 
Ausgangsort zum Verschwinden zu bringen, die Metastasen 
verharrten inihrem grenzenlosen Wachstum. Anders verhielten 
sich Iymphogene Metastasen. Bestrahlt wurden Blasenkrebse 
mit Metastasen in der Lymphbeuge, Mammakarzinome mit 
Metastasen in Achsel und Supraklavikulargrube, Gesichts- 
karzinome mit Submaxillarmetastasen. Trotz strengster Ab- 
deckung der Metastasen schwanden die Metastasen mit der 
erfolgreichen Bestrahlung des Primärtumors. Baensch ist 
daher der Ansicht, daß das intakte, ungeschwächte lympha- 
tische Gewebe die eingewanderten Karzinomzellen über- 
winden könne. Neu ist diese letztere Auffassung ja nicht und 
man ‚hat hierauf ja schon früher bestimmte Theorien aufgestellt. 
‘Immerhin geht aber daraus ein verschiedenartiges Verhalten 
der Metastasen hervor. Ob eine so strenge Gesetzmäßigkeit, wie 
sie Baensch hier aufstellt, aufrecht zu erhalten ‘ist, muß sich noch 
zeigen. Dazu erscheint‘ mir einerseits das Material nicht groß genug, 
= anderseits wissen wir,- daß Spontanheilungen auch bei Knochen- 
metastase— also hämatogenen Metastasen im Sinne Baenschs — 
vorkommen. Indessen ist der Versuch einer systematischen Betrachtung 
dieser Frage immerhin anerkennenswert und verdient Nachprüfung. 


Über die Ergebnisse der chirurgischen Behandlung des 
Magenkarzinoms habe ich schon öfter berichtet. Ich bin dabei 
zu dem Endergebnis gekommen, daß nur etwa !/, der operabel lie- 
genden Fälle durch die Operation gerettet werden könne und daß 
wiederum nur 20 °/, der Magenkarzinome in operablem Zustand in 
die Hand des Arztes gelangen (was sich allerdings nicht ganz deckt 
mit der eingangs erwähnten Statistik von König, nach der nur 3/, 
der Magenkrebse bereits inoperabel sind, wenn sie Gegenstand der 
Behandlung werden). Nun macht neuerdings Anschütz, der früher 
seine Dauerresultate auf 18—20 °/, veranschlagte, auf Grund einer 
Übersicht über 1100 operierte Magenkarzinome höchst bemerkens- 
werte Angaben. Anschütz hat jetzt (wahrscheinlich seit er sehr 
radikale Operationsmethoden bevorzugt) etwas bessere Resultate. 


Prognose bei erst spät gestellier Diagnose. Anschütz betont aus- 
drücklich, daß die .operablen Fälle nur einen kleinen Teil der ge- 
samten Magenkarzinome betragen. Die relativ bessere Prognose der 
Fälle mit. langer Anamnese erstreckt sich nur auf die noch re- 
sezierbaren Krebse, die anderen sind eben verloren. Es ist ein 
schwacher Trost, daß die Zahl der operablen Magenkrebse 
kaum kleiner ist als die der für eine Radikaloperation noch 
aussichtsreichen Mammakarzinome. : Immerhin ist es aber be- 
merkenswert, daß ein so erfahrener Kenner dieser Materie zu dem 


karzinoms besser ist als die der sonstigen Karzinome. Die 
Anschützschen Mitteilungen werden in einem gewissen Sinne er- 
` gänzt durch die Angaben von Schönbauer und Orator. Diese 
Autoren haben 27 %/, Dauerresultate beim Magenkarzinom. Bei 
Adenokarzinomen des Pylorus hatten sie 20—25 °/, Heilungen, beim 
Sitz an der kleinen Kurvatur 33 °/,, beim Sitz an der großen Kur- 
vatur 55 °/, Erfolge. Infiltrative Karzinome der kleinen Kurvatur 
zeigen 33 °/, Heilungen. Diese Mitteilungen von. Anschütz einer- 
seits, Schönbauer und Orator andrerseits sind ja nicht unerfreu- 
lich. Minder günstig ist aber das Ergebnis anderer Statistiken. So 
haben Werner und Borchard — gestützt auf die Erfahrungen des 
Heidelberger Krebsinstituts — ihre Ergebnisse kritisch zusammen- 
gestellt. Unter 17437 Karzinomen konnten 4288 (24 °/,) geheilt 
werden. Das Magenkarzinom wurde nur in 2,4 °/, geheilt (Uterus- 
krebs ergab 8—10 °/, Heilungen, Mammakarzinom 24—28 P/,, Rek- 
tumkrebs 12—17,5 %/,). Es sind also nur verschwindend wenige 
Fälle von Magenkrebs, bei denen eine wirkliche Hilfe möglich ist. 
Trotz der Feststellung von Anschütz, daß die Krebsfälle mit langer 
Anamnese gar nicht so ungünstig liegen, ist an der Tatsache nichts 
‚zu ändern, daß der Magenkrebs in der Mehrzahl der Fälle verspätet 


zur Operation gelangt. Hier könnte erst eine bessere Diagnostik 
Abhilfe schaffen. | 


Daß eine frühzeitige Feststellung eines Magenkrebses 
oft fast unmöglich ist, sehen wir tagtäglich. Die chemische 
Untersuchungsmethode, das Röntgenverfahren geben doch erst relativ 
spät positive Unterlagen. Leider versagen aber bisher auch alle 
'serologischen Methoden. Die eingangs erwähnte Krebstheorie einer 


3) Vgl. M.Kl. 1928, S. 319. durch das Karzinom bedingten Verminderung der Oberflächen- 


į so ist sie doch immerhin ermutigend bei der Erwägung, ob man 


mnese aufwiesen, lebten. nach der Operation länger als solche mit- 


Eigenheit des Tumors upd die Widerstandsfähigkeit des 


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teilungen von Anschütz keine Unterlage für eine hofinungsvollere 


Schlußresultat kommt, daß die Prognose des resezierten Magen-. 


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`. Tumorkranker mit einer Lösung von. Natriumoleat eine 
' Reaktion wird beeinträchtigt, daß sie auch bei schwerer Tuber- 


_ Leberleiden positiv ist” Eine andere Methode stammt von Zacherl. 


'. reaktion) nachgewiesen, daß im Serum Krebskranker Fermente 


. Krebses. Eine negative Reaktion kann durch Bestrahlung 


Die Reaktion ist als positiv anzusehen, wenn sie mehr als 7 Ein- 
` 0,00005 liegen innerhalb der Fehlergrenzen(Kuppelwieser). Neuer-, 


dings hat'nun Kahn eine Methode mitgeteilt, nach welcher 4 Tropfen. 
Blut auf einem Filterblättchen aufgefangen und 10 Minuten lang 


Albumine im Karzinom stattfindet, wie es Kahn in Überein- 


gelassen werden. Für die praktische Bewertung dieser Reaktion 
wäre das gleichgültig und es ist nur zu wünschen, daß die Kahnsche 


9 1984 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.26. > 99 


spannung ist ja- längst praktisch schon in dieser Beziehung aus- 


gewertet. Die bekannte Meiostagminreaktion von Ascoli und 


Izar beruht ja — wie der Name schon sagt (zeiwv kleiner, oráyua 


Tropfen) — auf diesen Phänomen. Leider aber.hat sie unsere 
Diagnostik nicht in dem gewünschten Maß gefördert. Auch alle 
späteren Modifikationen haben nicht jenes Ergebnis gehabt, daß 
etwas für die Allgemeinheit: Brauchbares daraus wurde; Ein so 


genauer Kenner der Serodiagnostik wie Sachs sagt daher zu- 


sammenfassend: „eine für die Geschwulstdiagnostik charakte- 
ristische Serumdiagnostik gibt es bisher nicht“. Im Gegen- 
satz dazu glaubt Kahn eine einfache Flockungs-Trübungs- 
reaktion empiehlen zu können, die darauf beruht, daß das Serum 
stärkere Trübung gibt als Normalserum. Der Wert dieser 
kulose, akuten Infektionskrankheiten, Leberzirrhose und andern 


Zacherl hat- mit der von Pregl’und de Crinis angegebenen 


' Modifikation des Abderhaldenschen Dialysierverfahrens (Nachweis 


von Aminoverbindungen in der Außenflüssigkeit mit der Ninhydrin- 


enthalten. sind, die Karzinome abzubauen vermögen. Die Kar- 
zinomreaktion schwindet nach radikaler Entfernung des 


positiv werden, was auf das Vorhandensein schlummernder 
Karzinomkeime hinweist. Die Reaktion zeigt uns, ob durch 
Röntgen- und Radiumstrahlen sämtliche Karzinomzellen zerstört 


sind. Nach den Nachprüfungen von de Crinis und Mahnert | 
kommt dieser Reaktion ein hohes Maß von Sicherheit zu. Die 


Technik ist eine sehr einfache und kann:an jeder Klinik, die über 
ein Pulfrichsches Refraktometer verfügt, mühelos angewandt werden. 


heiten‘ der 5. Dezimale: beträgt. Brechungsindexzunahmen von 


bei 26° durch eine 37,2 %/,ige Ammonsulfatlösung extrahiert werden. 
Das Extrakt wird dann im siedenden Wasserbad erhitzt. Das Ex- 
trakt bleibt beim Karzinom und Schwangerschaft fast klar, beim 
Blut Normaler nnd bei Infektionskrankheiten tritt eine Trübung 
auf. Nach Ansicht von. Kahn beruht die Reaktion darauf, daß der 
hydrophile Eiweißkörper Albumin A von der malignen Geschwülst 
aufgenommen wird, während der Organismus daran verarmt. (Diese 
Erklärung ist ja eine gewiß schr plausible und scheint mir auch 
eine zutrefiende zu sein. Ob aber tatsächlich eine Zunahme der 


stimmung mit vielen anderen hier annimmt, muß noch in Schwebe 
Reaktion sich als brauchbar erweist.) — Ob dem von Boyksen 


angegebenen diagnostischen Verfahren (Impfung mit dem Abder- 
haldenschen Impfserum) ein praktische Bedeutung zukommt, läßt 


sich nach den hierüber vorhandenen Mitteilungen (Harke) nicht 


beurteilen. Zu erwähnen wäre außerdem noch ein verhältnismäßig 
einfaches Verfahren nach Botelko, über welches eine Mitteilung 
von Tyszka vorliegt, derzufolge es sich bewährt haben soll. Eine 


. große Rolle spielen ferner noch die Mitteilungen tiber die Blut- . 
körperchensenkung, die, beim Karzinom eine Beschleunigung auf- 


weist. Es sei. hierüber auf die Arbeiten von Giesecke, sowie von 
Hoffgard verwiesen. Ich glaube, daß man diesen Versuchen, 
unsere Krebsdiagnostik zu ‚verbessern, nicht genügend Beachtung 


schenkt, | (Schluß folgt.) 


Aus den neuesten Zeitschriiten. 
l (Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


3 Klinische Wochenschrift 1924, Nr. 21. 
Als Dyspnoe beim Vagusdruckversuch beschreibt Recht (Wien 
eine Atmungsreaktion, die bei Gesunden und Kranken vielfach beobachtet 
Wird. Dieses Atmungsphänomen charakterisiert eine nach kurzer Latenz- 
zeit einsetzende Dyspnoe, die mit tiefen Inspirationen und aktiven Exspi- 
rationen unter subjektivem Gefühl von Atemnot einhergeht. Diese Dyspnoe 
sistiert meist gleichzeitig mit der Unterbrechung des Vagusdruckes, um 


> dieser Reaktion ist in einem Reflex zu suchen, an dem vorwiegend 
er Nervus vagus, vielleicht auch sympathische Nervenfasern beteiligt sind. 


einer individuell lange Zeit ‘anhaltenden Apnoe Platz zu ‚machen. Die 


Der bei gleichzeitiger Kompression der Arteria carotis bzw. der Vena jugu- 
laris plötzlich gesetzten Zirkulationsstörung im Gehirn kann bei der Aus- 
lösung dieses Respirationsphänomens mitbestimmender Einfluß zukommen. 

Die Differentialdiaguose maligner Tumoren aus wenigen Tropfen 
Blut erläutert Kahn (Altona), Die früher mitgeteilten Ergebnisse der 
Flockungs- Trübungs- Reaktion wurden an 729 Fällen ‚bestätigt. — Der 
hydrophilste Eiweißkörper des Blutes (noch in 87,2%/,iger Ammonsulfat- 
lösung löslich) hat anscheinend besondere biologische Bedeutung für das 
normale und das pathologische Wachstum.“ Dieser Eiweißkörper ist im 
Blute wie im übrigen Organismus Krebskranker stark vermindert, in Tumor 
selbst dagegen in reichlicher Menge. vorhanden. Es wird eine einfache 
Methode angegeben, schätzungsweise die Menge dieses Albumins im Blut 


zu bestimmen und zur Differentialdiagnose zu verwenden, 


Die Frage: Klappenendokarditis oder Herzklappenihrombose be- 
handelt Roesner (Breslau) in einer vorläufigen Mitteilung. Auf Grund 
verschiedener Tatsachen wird dip Auffassung vertreten, daß es sich bei 
der sog. Endokarditis um einen Krankheitsvorgang handelt, der nicht in’ 
das Gebiet der Entzündung gehört, der sich vielmehr zwangloser als throm- 
botischer. erklären läßt. Dazu geeignete Bakterien üben einen infektiös-. 
toxischen Reiz auf das Knochenmark aus, der den thrombophilen Zustand 
des Blutes herbeiführt. Dieser kann auch durch nicht infektiös-toxische 


Reize, wie beim Karzinom, Diabetes, Nephritis, und durch solche hormonaler 


Natur bei Chlorose, Schwangerschaft und Menstruation herbeigeführt werden. 
Nur dann kommt es zur Klappenthrombose, wenn durch Schädigung des . 
Herzmuskels an den Klappen durch Bildung eines Insuffizienzstromes die 
notwendige Strömungsänderung des Blutes wirksam werden kann oder’ 
wenn sie durch einen alten Klappenfehler bereits gegeben ist. re 

Statistische Untersuchungen über die Frage, ob es eine konsti- 
tutionelle Veranlagung zur Zeugung von Nachkommen vorzugsweise eines 
Geschlechtes gibt, hat Bauer (Wien) durchgeführt, mit dem Ergebnis, daß 


‚sich eine solche konstitutionelle Veranlagung nicht feststellen ließ. Die 


Häufung von Kindern desselben Geschlechts in einer Familie ist nicht öfter 
zu beobachten, als es den Gesetzen des Zufalls entspricht. | 2 
Das Linimentum Petruschky ist von Kremer (Sommerfeld) noch- 
mals einer genauen Prüfung an einer Anzahl Kranker, die an offener 
Lungentuberkulose litten, hoch allergisch und nicht mit Tuberkulin vor- 
behandelt waren, unterzogen worden. Es wurde weder eine Lokal-, noch. 
Allgemein- oder Herdreaktion beobachtet, was zu dem Schluß führt, daß 
das Linimentum Petruschky in der vorgeschriebenen Anwendungsform ab- 
solut unschädlich, ‘aber auch vollkommen unwirksam ist. H. Dau. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 19. . 


Wesen und Ursachen der Homosexualität bespricht F. Kehrer 
(Breslau), Nach ihm gibt es eine „konstitutionelle“ oder „angeborene“ 
Homosexualität, Zwischen dieser endogenen und den zufallsmäßigen transi- 
torischen Arten der Homosexualität gibt es alle möglichen Übergangsformen. 
Fast alle Formen sind entweder mit anderweitigen psychosexuellen Abnormi- 
täten (Gynandrie oder Androgynie, Transvestitismus) oder psychopathischen 
Symptomen verknüpit. | | ; 

Die diagnostische Bedeutung der Blutzuckerbestimmung bei Magen- 
Darmkarzinomen ist nach Hermann Biermer (Rostock) außerordentlich 
niedrig einzuschätzen. Gerade benigne Pylorusstenosen bieten genau das 
gleiche Bild wie Karzinome. | oo. i 

Der Kochsalzstoftwechsel ist nach Hellmuth Deist (Stuttgart) ein . 


Maßstab für die Resorption von Pieuraergüssen. Bei Eintritt der Re- 


sorption des Ergusses kann ein Ansteigen der Urinmenge beobachtet 
werden. Bei salzfreier Ernährung gestattet die Kontrolle des: Harn- 
kochsalzspiegels besonders deutliche Einblicke in die Resorption der pleu- 
ritischen Ergüsse. Für die exsudative Pleuritis ist daher eine kochsalzarme 
Kost angebracht. - | 

Über Erfolge des Stillens bei Wochenbetterkrankungen berichten 
H. Runge und A. Lauer (Kiel). Sie brauchten außer striktester Ab- 
lehnung des Stillens bei Tuberkulose im Frühwochenbett niemals wegen 
puerperaler Erkrankungen abzusetzen. In einer verhältnismäßig großen 
Anzahl der Fälle wurde allerdings Zwiemilohernährung notwendig. Länger 
dauernde, mehr chronische Wochenbettserkrankungen schafften ebenfalls 
kein Stillhindernis, nur das eigentliche Puerperalfieber bildet wegen der 


"Kräftesparung für, die Mutter eine Indikation zum Abstillen. ' 


Auf den Übertritt des Knollenblätterschwammgiites in die Brust- 


' miich weisen S. Buttenwieser und. W. Bodenheimer (Berlin) hin. 


Durch den Genuß des Knollenblätterschwamms, der eine gewisse Ähnlich- 
keit mit dem eßbaren Grünling hat, kommt es zum Übertritt des Toxins 
in die Brustmilch. Trotz der. geringen Menge Giftes, um die es sich hier 
handeln kann, können beim Säugling, der gestillt wird, schwere Vergiftungs- 
erscheinungen ausgelöst werden (Enteritis, Leberschädigung). 


10 | | | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 29. Juni 


Bei der Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit ist nach daore. 
Volk (Fulda) die wachsende Größe der Beschleunigung das Maß des fort- 
schreitenden Prozesses. Sie hängt von dem Zellverfall und von der Bildung 
von Abwehrstoffen ab. Solange bei fortschreitendem Verlauf die Abwehr- 
bildung auf der Höhe ist, wirken beide Vorgänge gleichsisnig, die Be- 
schleunigung wird größer. Wenn aber die Abwehrkräfte erlahmen, dann 
wird die Beschleunigung kleiner. Dann ist die Beschleunigung nicht mehr 
Maß für den Krankheitsprozeß (terminale Phthisen mit normaler oder ge- 
ringer Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit). 

Bei einer Virgo mit infantiler Hypoplasie der inneren Genitalien kam 
es jedesmal mit der Menstruation zu einem rezidivierenden Herpes corneae. 
Da es sich um eine unterwertige Ovarialfunktion handelte, wurden von 
Albert Niedermeyer (Schönberg [0.-L.]) Ovoglandol-Einspritzungen 
verordnet und zwischendurch innerlich Övaradentriferrintabletten. Der 
Erfolg war über alles Erwarten gut hinsichtlich der Hornhautaffektion. 


F. Bruck. 


tümliche bläuliche Ton und noch mehr die charakteristische Art der 
Schwellung, die die Erkennung auf den ersten Blick ermöglichen. Die 
‚ Haut ist nicht prall gespannt, auch wenn die Verdickung des Fingers aus- 
nahmsweise eine erheblichere ist (schlaffe Schwellung). Die Falten um die 
Fingergelenke und zwischen den Fingern sind nicht verstrichen, im Gegen- 
teil manchmal verdickt, Therapeutisch empfehlen sich am meisten nach 


Widemann Umschläge mit Sublimatspiritus 0,5:100 unter wasser- 
dichter Bedeckung. F. Bruck. 


Zentralblatt für Chirurgie 1924, Nr. 17 und 18. 

Nr. 17. Zur Adventitia-Ektomie nach Leriche berichtet Bayer (Prag) 
über zwei Fälle von chronischem Unterschenkelgeschwür, welche nach dem 
Eingriff rasch zur Heilung geführt wurden. Die Abschälung der Adventitia 
| erfolgte nur in einer Länge von 3cm. Es empfiehlt sich, die Ektomie- 
wunde für kurze Zeit zu drainieren, um die Gefahren einer Überschwenmung 
des Operationsgebietes durch Infektionskeime aus dem Fußgeschwür abzu- 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 18. 


Über die Entstehung des runden Magengeschwürs äußert ‚sich 
Otfried Mueller (Tübingen). Erforderlich ist ein lokales Zirkulations-: 
hindernis und die Anwesenheit verdauungskräftigen Magensaftes einschließ- 
lich der Bildung freier Salzsäure. Zu den teils spastisch, teils atonisch. 
erzeugten Stasen kommt es nun infolge feinster, durch Anastomosen nicht 
mehr vertretbarer Goefäßreiser in der Magenschleimhaut. Damit ist die 
Gelegenheit zur Selbstverdauung gegeben. Diese spastischen und atonischen 
Zustände finden sich bei Vasoneurotikern. Da die Möglichkeit der Stasen- 
bildungen bei allen vasoneurotischen Lokalisationen am Magen, auch solchen, 
die nicht zur Ulkusbildung führen, besteht, so bleibt die Frage offen, ob 
zur Geschwürsentstehung ein besonderer Grad oder eine bestimmte Form 
der Vasoneurose notwendig ist, oder ob gewisse exogene, d. h. auslösende 
Momente hinzutreten müssen. Die Theorie der vasomotorischen Entstehung 
des Ulcus ventriculi und duodeni wird empirisch gestützt. 

Auf die feinsten Gefäße der Lippe bei endogenen und exogenen 
Störungen besonders beim Ulcus ventriculi weist Richard Mayer-List 
(Tübingen) hin. Die nach außen umgeschlagene Unterlippe ist eine Stelle, 
an der man gute Gelegenheit findet, das peripherste Gefäßsystem (Kapillaren, 
Arteriolen, Venulae) ohne Schwierigkeit und Belästigung bezüglich seiner 
konstitutionellen wie auch konditionellen Abnormitäten zu erforschen. 


Über die Haarfarbe berichtet Julius K. Mayr (München). Die | 


Untersuchungen über die Farbunterschiede der einzelnen Haarbezirke zu- 
einander ergaben, daß in etwa 8/4?/o der Fälle die Intensität der Haarfarbe 
nach folgender Richtung hin zunimmt: Achselbaare (der hellste Bezirk), 
Barthaare, Kopfhaare, Brauenhaare und Schamhbaare Durch die Haar- 
bleichungsmittel, deren bekanntestes das Wasserstoffsuperoxyd ist, 


scheint ‚es nicht zu einem Verschwinden des Pigments zu kommen, sondern 


zu einer Auflösung, wie sich aus der nicht blonden, sondern rötlichen 
Farbe, die das Resultat derartiger „Bleichungen“ ist, ergibt. 

Bei drei miteinander in Zusammenhang stehenden Fällen hat 
H. Klövekorn (Bonn) Filzläuse auf dem behaarten Kopie beobachtet, 
Die Parasiten hafteten der Kopfhaut fest an, so daß sie nicht leicht zu 

‚entfernen waren. Zugleich fanden sich Filzläuse an den Augenbrauen und 
besonders an den Wimpern. Die Vertreibung der Filzläuse auf‘ dem be- 
baarten Kopfe geschah prompt durch Cuprex (Merck), während an den 
Augenbrauen und Lidern mit Erfolg gelbe Quecksilbersalbe zur Verwendung 
: kam, da Cuprex nicht in die Augen kommen darf. 

Die forensische Bedeutang der Hypnose erörtert A. A. Friedländer 
(Freiburg i. Br... Die Anwendung hypnotischer Suggestionen zur Begehung 
von Verbrechen durch den Hypnotisierten ist bisher i in vollkommen einwand- 
freier Weise nicht erwiesen. 

Gännsbauer (Nürnberg) wirft die Frage auf, ob die vaginale 
Untersuchung durch Hebammen noch immer unentbehrlich sei. Er betont 
die vorzüglichen Ergebnisse der rektalen geburtshilflichen Untersuchungs- 
methoden, Es wäre daher zu wünschen, daß die vaginale Untersuchung 
Kreißender den Hebammen möglichst bald verboten und ihnen allein 
die rektale Untersuchung zur Pflicht gemacht werden würde. 

Um die Gefahren der Impfüngen zu verringern, verlangt Bonne u. a., 
daß ein Kind, das zahnt, niemals geimpft werden soll und daß ferner die 
Impfung mit Menschenlymphe von Kind zu Kind verboten werden muß. 
Auch Kinder,. die zur Zeit der Impfung an Furunkeln oder an irgend- 
welchen Hautausschlägen leiden, dürfen nicht geimpft werden (Gefahr der 
Infektion der Impfpusteln mit Staphylokokken oder gar Streptokokken; 
Autoinfektion der Ekzemstellen mit dem Pockenvirus, wodurch ausgedehnte 
Pockeninfektionen entstehen können), Auch tuberkulöse, rachitische oder 
sonst kranke Kinder sollte man nicht impfen. 

Auf das Erysipeloid oder den Schweinerotlauf des Menschen weist 
R. Rupprecht (Nesselbach) hin. Neben der Lokalisation ist es der eigen- 


wenden. Auffallend in beiden Fällen war die Schmalheit der Schenkel- 
arterien, welche auf eine angeborene Enge hinwies. ` 


. Dünndarminvagination in den Magen nach vorderer Gastroentero- 


stomie hat Bachlechner (Zwickau) beobachtet bei einer 46jährigen Frau, 
welche vor 2 Jahren wegen Magengeschwür operiert worden war und plötz- 
lich mit Oberbauchschmerzen und Blutbrechen erkrankte. Im Magen lag 
oberhalb der Anastomose eine wurstförmige Geschwulst, die dadurch zu- 
. stande gekommen war, daß die abführende Schlinge durch die ‚Enteroana- 
stomose und den zuführenden Schenkel bis in den Magen hinein eingestülpt 
war. Nach Resektion des Magens Exitus an dieser Spätkomplikation. 


Zur Warnung vor der Operationslust Hysterischer berichtet 


Drescher (Reichenbach) über den Fall eines 20jährigen Mädchens,“ das 
im Laufe von 2 Jahren 7 Laparotomien durchgemacht hatte. Sie hatte 
bei der Aufnahme starke Bauchdeckenspannung, einen beschleunigten Puls 
und Koterbrechen, welches dadurch vorgetäuscht worden war, daß sie den 
Stuhl in einem unbeobachteten Augenblick in die Brechschale entleert und 
zum Teil hinuntergeschluckt hatte. Als sie entlarvt war, wurde sie plötz- 
lich gesund. Eine so gehäufte Operationsfolge ist zu vermeiden, wenn 
jeder Kranke, dessen Leib mehr als zwei Opsrauorsnachen aufweist, als 
der Hysterie verdächtig angesehen wird, 


Über die operative Behandlung der Ektasie des Halsteils des Öso- 


phagus berichtet Krekel (Brasilien). Oberhalb eines Kontraktionsringes 
der Speiseröhre hatte sich eine künstliche Erweiterung gebildet. Nach 
Einführung eines dicken Magenschlauches wurde aus der Erweiterung der 
Speiseröhre eine künstliche Ausstülpung gebildet und abgeschnürt. Am 


10. Tage stieß sich das künstliche Divertikel ab, nach 16 Tagen schloß 


sich die Speiseröhrenfistel und der Kranke blieb beschwerdefrei. 


Zur Intrakutanreaktion bei Karzinom berichtet Boyksen (Hamburg) 


über einen Fall .des Krebses der Vorsteherdrüse, bei welchem nach intra- 
kutaner Einspritzung des Abderhaldenschen Krebsserums eine starke 


Reaktion der Haut in Gestalt einer Biutung und Anschwellung auftrat. 


Außerdem zeigte sich eine heftige örliche Reaktion am Sitz der Geschwulst 


und ein günstiger Heilverlauf. Hautkrebse, Brustdrüsen- und Gebär- 
mutterkrebse geben keine Reaktion, dagegen häufiger Mastdarm- und 
Magenkrobse. | 

= Nr.18. Einige Zufälle bei der Sympathikektomie 'bespricht Volk- 
mann (Halle). Zur Vermeidung der Keimverschleppung aus dem Unter- 
schenkelgeschwür nach der Operationswunde empfiehlt sich ein möglichst 


‚berdferner Zugang an dem Ansatz der betreffenden Gliedmaße. Die 


atherosklerotische Gangrän gehört nicht zu den Anzeigen der Operation. 
Neben der Enthülsung der Schlagader wird gleichzeitig die Nervendehnung 
vorzunehmen empfohlen. 


Eine Lageanomalie des Subkutanringes des Leistenkanals und des 


 Samenstranges beschreibt Gabay (Jekaterinoslaw). An der üblichen’ Ein- 


schnittsstelle wurde der Ring und der Samenstrang nicht gefunden, sondern 
er lag medianwärts nahe der Symphyse. 

Die Streckung von. Kniekontrakturen mittels Hackenbruchscher 
Distraktionsklammera empfiehlt Sthamer (Südafrika), Ein zirkulärer 
Gipsverband bedeckt etwa Zweidrittel der Länge des Ober- und Unter- 
schenkels. Er ist in der Höhe des Gelenkspaltes quer durchtrennt. Vorn 
hält ein Aluminiumspan die beiden Hälften zusammen, hinten sind zwei 
Hackenbruchsche Distraktionsklammern befestigt, durch deren Auf- 
schrauben das Knie gestreckt wird. Sind nach einigen Tagen die Klammern 
aufgeschraubt, so muß der Gipsverband erneuert werden. 


von Brunn (Bochum) empfohlen, die Naht in Form einer Acht vorzu- 


die Seidenfäden zu entfernen, da hier eine Fadeneiterung nicht zu be- 


| fürchten ist. 


Zur. Vermeidung der Zurücklassung versenkter Seidennähte wird | 


nehmen, wobei die eine Rundung die Aponeurose vereinigt und die andere 
Rundung die Haut. Bei der Peritonealnaht dagegen besteht kein Bedürfnis, 


S 99. Juni - 


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Primäre Naht: bei einem offenen Kniescheibenbruch berichtet 
Brunner (München). 12 Stunden nach dem Unfa)l wurde die Haut mit 
Jodtinktur desinfiziert, die gequetschten Ränder und das beschmutzte Ge- 
webe ausgeschnitten, und das offene Gelenk mit in Kochsalzlösung 
eingdtauchten Kompressen sorgfältig ausgetupft. Periost und 
Bandapparat wurde nach Zurücklagerung der Knochenstücke mit Seide 
und die Haut.ohne Drainage genäht. Danach glatte Heilung. K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 17—19. 
Nr. 17. Therapeutische Versuche beim Hydrops gravidarum berichtet 
Wieloch (Marburg). Durch intramuskuläre ‚Einspritzung von Gelatine 


(Merck); je 5 ccm, wurde in etwa der Hälfte der Fälle, durch Einspritzung. 


von Gunimi-Ringerlösung (15%/yig), je 20 ccm, in 800%, der Fälle ein 


Gewichtsabfall bei Wassersucht der Schwangeren erreicht, der während 


mehrerer Tage änhielt und in einzelnen Fällen mehrere Kilogramm betrug. 
Die Gummi-Ringerbehandlung leistet in der Behandlung dieser Zu- 
stände und in der Verhütung der Eklampsie wesentliche Dienste. 

Ein weiterer Beitrag zum Fernhören der kindlichen Herztöne wird 
von Wyder (Schaffhausen) mitgeteilt. Bei einem Fall von montoanteriorer 
Gesichtslage in der Austreibungszeit wurde der kindliche Herzschlag in 
einer Entfornung von einem halben Meter von den Bauchdecken gehört. 
“Auch unmittelbar nach der Geburt war der Herzschlag an dem im übrigen 
normalen Kinde noch einige Zeit in der Entfernung zu hören. Die Er- 
klärung für die Fälle von Fühlen und Fernhören der fötalen Herztöne wird 
gesucht in einer Erregung des Vasomotorenzentrums bei dem Kinde. 

Über die diagnostische Verwertbarkeit der Phloridzing/ykosurle 
in. der Schwangerschaft bat Klaften ausgedehnte Untersuchungen an der 
I, Universitäts-Frauenklinik in Wien angestellt. Zu empfehlen ist die 
intravenöse Einspritzung von 11/, mg Phloridzin. Bleibt bei 2 mg 
die Giykosurie_aus, ist das Bestehen einer Schwangerschaft mit der größten 
Wahrscheinlichkeit auszuschließen. Der positive Ausfall der Zuckerprobe 
- im Urin nach 1 mg Phloridzin intravenös ist mit größter Wahrscheinlichkeit 
für die Diagnose der Schwangerschaft zu verwerten. 
Fälle versagt die Probe bei Schwangerschaft. Sie ist also nur als wahr- 
scheinliches Schwangerschaftszeichen verwertbar. Bei kastrierten 
Fällen tritt ‚nach einigen Monaten eine Phloridzinüberempfindlichkeit auf, 
ähnlich derjenigen bei Schwangeren. 

 Mehrfache Corpora iutea bei einfacher Schwangerschait beschreibt 
Nissen (Dresden). In zwei Eierstöcken wurden drei gelbe Körper gefunden, 
die sich in ihrem Bau nicht voneinander unterschieden. 
 Nr.18. Die Resultate der prinzipiellen Bekämpfung der kindlichen 
Asphyxie sub partu mit Chloroformnarkose bespricht Frey nach den 
Erfahrungen der Universitäts-Frauenklinik Zürich. Sie wirkt auch in den 
Fällen, wo die Asphyxie nicht durch die gewöhnliche Ursache, nämlich 
durch einen Wehensturm bedingt ist. Bleiben die kindlichen Herztöne 
während einer ganzen Wehenpause unter 100, so ist sofort die Chloroform- 
narkosė: einzuleiten. Erholen sich die kindlichen Herztöne innerbalb 10 bis 
‚15 Minuten, so wird die Narkose abgebrochen und die Geburt weiter 'ex- 
spektativ geleitet. Erholen sich die Herztöne nicht, so ist die Geburt ope- 
rativ zu beondigen. Die kindliche Asphyxie ist in etwa 700/, der Fälle 
die Anzeige zur operativen Beendigung der Geburt. In etwas mehr als 
der Hälfte dieser Fälle kann die -Zangenextraktion ersetzt werden 
durch die Chloroformnarkose. | 
 Haemangioma uteri beschreibt Hirschberg (Leipzig). Bei einer 
‚Sjährigen Frau waren nach 12jähriger Menopause Blutungen und Schmerzen 
aufgetreten. Bei der Totalexstirpation fand sich in einem mannsfaustgroßen 
Uterus eine schwammige, rote Masse, welche bei der mikroskopischen 
Untersuchung ein Netzwerk mit Endothelbelag zeigte. 

Mittelschmerz und ovarielle Dysmenorrhoe bespricht Stratz (Haag). 
Der mitten zwischen zwei Menstruationen auftretende Mittelschmerz ist 
eine an den physiologischen Zeitpunkt der Eireifung gebundene Form des 


Ovulationsschmerzes. Bei Erkrankung der Eierstöcke kann sich der- 


Zeitpunkt - des Follikelsprunges zeitlich verschieben, so daß er mit der 
Menstruation zusammenfällt. Die ovarielle Dysmenorrhoe ist ein Ovulations- 
schmerz, der mit der Menstruation zeitlich zusammenfällt. 

Die seelische Behandlung der Hyperemesis gravidarum bespricht 


von Wolff nach den Erfahrungen der Universitäts-Frauenklinik Berlin.. 


Das Erbrechen ‚der Sohwangeren wird erklärt aus einer Steigerung der 
Anspruchsfähigkeit der vegetativen Zentren gegenüber giftigen Stoffen im 
Blut der schwangeren Frau. Diese Erregbarkeit des Brechzentrums ist in 
leichteren Fällen zu beeinflussen. Die besten Möglichkeiten dazu bietet 
der tiefe hypnotische Schlaf, verbunden mit posthypnotischen Sug- 
gestionen, Bei vielen Hysterischen mit Schwangerschaftserbrechen gelingt 


es nicht, ‚einen Tiefschlaf hervorzurufen.. Alsdann sind reine Wachsug- 
gestionen die geeignete Behandlungsform. | 


‘eines Teelöffels Blutes plötzlich starb. 


In etwa 270/, der | 


| Über entzündliche Tumoren des großen Netzes berichtet Hinder- | 
feld (Essen) unter Mitteilung eines Falles; der mit der Diagnose stiel- 


‚ gedrehter Eierstockgeschwulst operiert worden war. Der faustgroße Netz- 


tumor war wahrscheinlich entstanden im Zusammenhang mit entzündlichen 
Veränderungen an Adnexen und Gebärmutter. a FR Rn 

Nr. 19. . Zur Frage der Wiederbelebung tief asphyktischer Neu- . 
geborener mittels der Sauerstoffüberdruckatmung berichtet Engelmann 
über die Erfahrungen der städtischen Frauenklinik zu Dortmund. An eine 
Sauerstoffbombe mit Reduzierventil wird eine kleine Kindermaske mit 
Gummibeutel und ein Wasserdruckreglör angebracht. (Zusammengestellt 
zu beziehen von der Firma Georg Haertel, Berlin NW23). Nach Abnabelung 
wird durch Suspension des Kindes und Beklopfen der Brust die Luftröhre 
vom Schleim befreit, das Kind in warme Tücher eingeschlagen und auf 
das Gesicht mit dem vorgezogenen Kiefer die Maske aufgedrückt. Mit dem 
aufgelegten Daumen wird der Brustkorb regelmäßig zusammengedrückt 
zum -Ausatmen, während die Einatmung durch das Zuströmen des Sauer- 
stoffes unter Überdruck erfolgt. 

Zur Kasuistik der Melaena neonatorum berichtet Hirschberg 
(Leipzig) ‘über den Fall eines durch störungslose Spontangeburt von ge- 
sunder Mutter entbundenen Kindes, das am ersten Tage nach Erbrechen 
Im unteren Dünndarm mäßige 
Mengen von Blut,. aber sehr reichliche Blutmassen in den Ventrikeln des. 
Gehirns und im Rückenmarkskanal. Es handelte sich um eine Verblutung 
in die Gehirnventrikel hinein ohne nachweisbare Ursache. | 

' Über isolierte Radialislähmung beim Neugeborenen berichtet Treu 
(Riga). Am zweiten Tage nach der Geburt wird bemerkt, daß die rechte 
Hand des Kindes in Beuge- und Pronationsstellung schlaff herunterhängt. 
An der Außenseite des rechten Oberarms wurde eine pfenniggroße Druck- 
marke der Haut festgestellt, entsprechend der Stelle des. oberflächlichen 
Verlaufs des Nervus radialis. Das Kind hatte sich aus einer Gesichtslage 
über Vorderhauptslage zu einer Hinterhauptslage innerhalb 5 Tagen ent- 
wickelt. Dadurch waren die Arme einem Druck von seiten des Promon- 
toriums und der Symphyse ausgesetzt worden. 

Bemerkungen zur Tubendurchblasung macht Lörincz (Ujpest) und 
empäiehlt Beckenhochlagerung, Füllung der Scheide mit Wasser zur Prüfung 
der zurückweichenden Luft. Wenn die Zervix für das Röhrchen nicht 
durchgängig ist, empfiehlt es sich, zunächst die Erweiterung und einige 
Tage später die Durchblasung vorzunehmen. Gefährlich ist die Durch- 
blasung bei erworbener Unfruchtbarkeit. Der Druck darf nicht über 60 mm 
gesteigert werden, l Ta 

Ovaralgia erotica nennt Porosz (Budapest) einen Zustand der 
Schmerzhaftigkeit der Ovarien ohne anatomischen Befund. Als Ursache 
wird angeschuldigt das Ausbleiben des Orgasmus bei den Frauen während 
des Koitus. K. Bg. 


Aus.der neuesten amerikanisch-englischen Literatur. 


Einen ungewöhnlichen Fall von Appendizitis beschreibt Dansey, 
Plötzlich Schmerzen über der Blase und rechten Leiste, häufiges Harnlassen 
mit Brennen; am nächsten Tage Hodenentzündung rechts mit Ausflug; 
keine Gonokokken, Epididymitis; Abdomen normal, langsame Heilung. 
Nach 3 Wochen linksseitige Epididymitis ohne Harnstörungen; 7 Tage 
nachher Schmerzen im unteren rechten Abdomen, tiefe Empfindlichkeit; 
rektal: Geschwulst nach rechts hin. Operation: im Becken zusammen- 
gewachsene Dünndarmschlingen, Appendix mit Blasenbasis verwachsen, 
Perforation, Abszeß. (Med. journ. Australia, Sidney 1924, 1. | 

Walker hat 50 Lungentuberkulöse mit Hämopiyse analysiert: Nur 
7 davon batten einen größeren Blutdruck als normal; allen gemeinsam 
war Arteriosklerose, Albuminurie, früherer Alkoholismus, bei 5 keine Ab- 
weichung von der Norm und bei 38 unter der Norm; bei manchen Shock- 
fällen 90 systolisch. Aber kein Zusammenhang mit der Menge des Blut- 
verlustes und sebr verschieden. In 40 Fällen war später eine zweite 
Prüfung möglich: Bei 22 Zunahme des systolischen Druckes und 17 davon 
hatten keine weitere Hämorrhagie. Hämoptyse ist keineswegs das Resultat 
eines erhöhten Blutdruckes. Wohl aber bringt eine vermehrte Toxämie 
Veränderungen im Blutdruck hervor, die denen bei Hämoptyse vollkommen 
entsprechen. Es scheint also die Abnahme und Veränderung im Blutdruck 
durch die Zunahme der Aktivität des tuberkulösen Herdes bedingt zu sein, 
die auch schließlich als Ursache der Hämoptyse betrachtet werden kann. 
(Tubercle, London 1924, 5.) | | 

Über eine ungewöhnliche Lungenblutung berichtet Hudson. 
4ljähriger, der sich für tuberkulös hält und alle 10—14 Tage Hämoptysen 
bekommt; in gutem Zustand, ohne Fieber, Sputum oder Tuberkelbazillen. 
Physikalische Untersuchung nihil. Röntgen: tiefer Hilusschatten rechts. 
Trotz aller Behandlung Zunahme der Blutungen. Außer Anämie und 
Schwäche Wohlbefinden, Kein Fieber, kein Sputum und im Blut keine 
Tuberkelbazillen. Künstlicher Pneumothorax auf der Seite des Schattens: 


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definitive Besserung. Wahrscheinlich handelte es sich nicht um Tuberkulose, 
E sondern um Spätfolgen einer Vergasung.. (Tubercle, London 1924, 5.) 


Nach Thalhimer ist jeder Fall akuter. Appendizitis als möglicher 
Fall einer frühen Pylephlebitis anzuseben, mag nun Schüttelfrost vorhanden 


sein oder nicht. Bei der Operation ist desbalb namentlich das Mesenterium- 


genau auf thrombosierte Venen durchzusehen. (Arch. surg., Chicago 1924, 8.) f 


Bei Diabetes verursacht nach John eine Erkältung einen unmittel- 


baren Anstieg des Blutzuckers, was besonders bei Jüngeren die Kohle- 
' hydrattoleranz dauernd erniedrigt. Also kann eine Erkältung bei Patienten | 


mit prädiabetischen Zuständen, d.h. ‘verminderter Kohlehydrattoleranz, einen 
‘ Diabetes hervorrufen. (Med. jöurn. rec., New York 1924, 119.) 


"Die Scharlachotitis setzt nach Harries und Gilhespy ia etwa 


der Hälfte der Fälle schmerzlos ein; eher findet man Schmerzen, wenn die 
Komplikation in der Rekonvaleszenz auftritt. Eine leichte Temperatur- 
'steigerung sollte immer darauf hindeuten. Sie geht oft einen oder mehrere 
Tage voraus. Bechtzeitige Parazentese ist in diesen Fällen von Wert. 
Symptomloser Ausfluß ist: oft das erste Anzeichen. Im frühen Alter, am 
_ häufigsten bei Kindern unter 5 Jahren, bricht die Membran ‚recht leicht. 
“ Mastoidkomplikationen sind unter 5 Jahren selten. Seharlach hat in den frühen 
. Stadien keineswegs die Tendenz, die Membran rapid zu zerstören; frühzeitige 
-  energische Behandlung (Perforation) ist das billigste Mittel. (Lancet 1924, 17.) 

l = Die‘ organischen Arsenverbindungen kommen auf intramuskulärem 
. Wege bei folgenden Fällen von Tuberkulose nach Guy und Page in Be- 
tracht: bei ausgedehnten Fällen mit einer gewissen Aktivität, bei denen 
man Vakzine nicht anwenden will, bei denen aber eine’ gewisse Aussicht 


vorliegt, Stillstand oder eine äußerste Chronizität zu erreichen. Fälle, die 


nach einer längeren Sanatoriumsbehandlung „nachbrennen“. Fälle bei 
jugendlichen Erwachsenen mit Anämie und Gewichtsverlust, die aber sonst 
günstig. liegen, um Anstaltsbebandlung abzukürzen. Fälle mit doppelter 
. Infektion, Syphilis und Tuberkulose. Endlich Fälle, die hinsichtlich ihrer 


Lungenerkrankung zweifelhaft sind; weniger Risiko bei As als bei Tuber- - 


kulin. : (Lancet 1924, 17.). 


Nach Symes-Thompson. zeigen manae Leute bei kleinen Dosen 


Adrenalin toxische Wirkungen, die zunebmen, wenn gewisse lokale An- 


ästhetika gleichzeitig gegeben werden. Namentlich in der Zahnheilkunde : 


. sollten keine stärkeren Lösungen als 1: 100000 verwandt werden. Auch 
die Chirurgen sollten vor Operationen kleine: Versuchsdosen. geben und 
falls Idiosynkrasie vorliegt, zu einem allgemeinen Anästhetikum übergehen. 
Das synthetische Adrenalin ist dem natürlichen: vorzuziehen. Die intra- 
venöse Injektion ist 40mal gefährlicher als die subkutane. Adrenalin’ ist 


_ kontraindiziert bei Operationen an Basedowikern. Große Quäntitäten ver- 

. dünnter Novokainlösung machen Adrenalin überflüssig. Die. Götschprobe ı 
(zum Unterschied‘ von Hyperthyreoidismus und funktionellen Nerven- 
. störungen sowie früher Tuberkulose) sollte nur in unbedingt notwendigen, - 
- anders nicht zu eruierenden Fällen vorgenommen werden. (Lancet 1924, 15.) 


Parsons schreibt über Atrophie in der frühen Kindheit: Wenn 


sich ein Säugling normal entwickelt bat, kann er plötzlich doch zu Gewichts- 
` verlust kommen infolge ungenügender Nahrungszufuhr oder wenn ihre Ver- 


wertung z. B. durch Pylorusstenose gehindert wird; unzweckmäßige Nahrung: 
alle künstlichen Mittel, Mangel an Vitaminen, Fett, Protein, Überschuß von 
Fett oder Kohlehydraten; Diarrhoe und Erbrechen; das Auftreten einer 
Infektion, z. B. Pyelitis oder Pneumonie; hygienische Umstände; pränatale 
Einflüsse und konstitutionelle Ursachen, sehr wichtig. Gewicht kann ver- 
loren werden auf Kosten der am Stoffwechsel nicht beteiligten Gewebe und 
solchen Wassers, bis das Kind 20°%/, unter seinem Normalgewicht steht; 
dann beginnt die Atrophie, die Unfähigkeit, die Nahrung richtig auszunützen. 
Der Grundstoffwechsel nimmt dauernd zu mit zunehmeader Abmagerung: 


Jetzt sind hohe Kalorien nötig. Absorption vom Intestinaltrakt aus, ab- 
gesehen von gewissen Zuständen (Diarrhoe, manche Formen von Fett-, 


Kohlehydrat- und Proteinindigestion) ist das einzig Normale. Es ist ebenso 
“schwierig, die verschiedenen Nahrungsfaktoren streng voneinander getrennt 


zu betrachten, weil sie viel zu sehr Beziehungen untereinander haben, wie 


scharfe Bilder der Fett-, Kohlehydrat- und Proteinindigestion heraus- 
zuarbeiten. Grenze der Zuckeraufnahme: Fermentation und Diarrhoe. .Dies 
ist häufiger bei künstlich als bei natürlich genährten Kindern, wahrschein- 


lich“ durch Invasion des Bact. coli in die oberen Teile des Dünndarms. - 


(Lancet 1924, 16.) u Bohnizer. 


Therapeutische Notizen. 


Innere Krankheiten. 


Über die in England übliche Behandlung der Malaria” schreibt | 
Manson-Bahr: Man unterscheidet drei Formen: die benigne tertiane, die. 


quartane und die maligne subtertianee Diagnose durch das Mikroskop: 
Man kann die unreifen Formen auch während der fieberfreien Perioden 


finden. Nicht so ohne weiteres verläßlich ist die Milzvergrößerung und die | 


Anämie, die gar nicht sb selten auch bei..den malignen Formen fehlen. 
, Bei der tertianen Form. gibt es Fälle, die überhaupt keine Fieberanfälle 
. zeigen: es kommt zu vorübergehendem Unwohlsein, leichten Schauern,. - - 
Kopfschmerzen, Die Latenz des benignen.Parasiten und seine Neigung, zu 


irgend einer Periode wieder aufzuflackern —.u. U. 4 J ahre nach der ur- 
sprünglichen Infektion —, plötzlicher Anfall nach "großer Anstrengung 
oder Exposition von Kälte. - Andors die maligne Form: schleichend, länger 


dauernd, weniger. dramatisch, aber beträchtlich schädigender. "Vielseitige, 

äußerst perniziöse Symptome, die in wenigen Stunden zum Exitus führen 
können. Sie können hauptsächlich nervös sein, auch . Manie, Delirium, u 
Koma, sogar epileptiform oder abdominal, ‚cholera-dysenterieähnlich. Es. 
braucht überhaupt kein Fieber zu bestehen, nur “Appetitverlust, Nausea, 
‚ Dyspepsie; trotzdem kann es zu. einem. plötzlichen. perniziösen Anfall 

kommen oder zu .Schwarzwasserfieber. Bei jedem, der aus den Tropen 

_ zurückkehrt, : Blutuntersuchung darauf. Sobald die Diagnose feststeht, _ 

Chinin, gentigend viel und lange, am besten per os, nur in perniziösen 
Fällen und bei Erbrechen Injektionen. Nur aus dieser Nichtbeachtung `- 
sind dio Mißerfolge bei der Tertiana im Felde zu erklären. Benigne Form: u 


Chinin in Lösung: Chinin. hydrochl. 10 grain (1 = 0,06), Acid. hydrobrom. 
dilut. 2 minim (1 = 0,06), Syr. aurant. 1 Drachme (i = 3,8 g), Aqua 


 chlorof. 1/, Unze (1 = 28,8 g); dieses 3 mal täglich. In der zweiten Woche = 


20 grain täglich und dann für- die nächsten 21/ Monate 10 grain. Chinin 


kann nur bei gesundem Darm resorbiert werden, also 1—2 mal wöchentlich. - 
Natrium sulf. Bei Fieber folgende Unterstützung des Chinins: Ligu. ammon. . 
acot. 2 Drachmen, Spirit. aether. nitros. 30 minim, Aqu.- camph. co. ad 


1/, Unze. Gleichzeitig zur Bekämpfung der Anämie As: Acid. sol. arsenic. 


8 minim, Ferr. sulf. 2 grain, Acid. hydrochlor. dilut. 3 minim, ' Aqu: ad , 
1/ Unze; dieses 2 mal täglich. Über Salvarsan, sind die Akten noch nicht 
geschlossen. Subtertiane Form: ‚In -milderen Fällen dieselbe Behandlung. S 


Bei reichlichen Parasiten 7—10 grain des Bimuriats in den Glutäus inji- 


ziert, nicht mehr wie 1—2 mal (C! Schwarzwasserfieber, da Chinin Gewebs- 


gift und Hämolytikum). Intravenös nur bei Koma und zerebralen. Fällen: 
10 grain ‘des Bimuriats. (Lancet 1924, X.) "Vs Schnizer.- 


Das Partigenpräparat MTbR (Rückstand R der durch Milchsäure M 


aufgeschlossenen Tuberkelbazillen), das sämtliche Teilstoffe in natürlicher 


Mischung enthält, empfiehlt Georg Dey cke (Lübeck) zur innerlichen 
"Behandlung in Tropfeniorm. Damit läßt sich eine durchaus. günstige 


spezifische Beeinflussung des tub erkulösen Krankheitsvorganges erzielen 


(sowohl bei äußerer und chirurgischer als auch bei Lungentuberkulose). u 
Auch der praktische Arzt kann so die spezifische. Behandlung in weit 
größerem Umfange als bisher durchführen. Die Partigenkur ist ausreichend _ 
wirksam und sicher unschädlich. Die Tropfen werden täglich einmal bei 
loerem Magen gegeben, aber ein für allemal um dieselbe Tageszeit, stets 


mit einem Tropfenzähler aus dem jedesmal. vorher‘ tüchtig umgeschüttelten 
Fläschchen, und zwar in einem. kleinen Löffel Wasser mit etwas Fruchtsaft. 


Man verwendet von den MTbR-Aufschwemmungen verschiedene Kon- _ 


zentrationen, indem- man damit immer nach Ablauf von 6 Tagen 


steigt. Die einzelnen Konzentrationen sind: 1.:100 000 Millionen, 1:10 000, | 


1:.1000 usw. bis 1:1 Million. Innerhalb des 6tägigen Turnus reiche 


man von der ' dazugehörigen Konzentration, jedesmal steigend: 2; 4, 6, 9,” 
12, 15 Tropfen. Stellen sich deutliche Störungen des Allgemeinbefindens | 
ein (Unbehagen, Kopfschmerzen, leichte Benommenheit oder auch Tempe- 

ratursteigerung), so breche man die Kur ab. Dies zeigt sich meist bei 


einer Konzentration von 1:1 Million. (M.m.W. 1924, Nr.17.) F. Bruck. 
- „Die Novoprotinbehandlung des Magengeschwürs haben L. R. Grote 


| und H. Bergmann in der Volhardschen Klinik in Halle systematisch 
erprobt, indem sie durch. längere Zeit ausnahmslos alle Ulkusfälle dieser 


Therapie unterwarfen. Das Verfahren hat, wis in fraktionierter Magen- 
ausheberung festgestellt wurde, keinen Einfluß auf die Sekretion des. Magens, 


cher scheint eine Einwirkung auf die Innervation stattzufinden, indem die 


Erregbarkeit des Sympathikus herabgesetzt wird. Als erste Dosis der 


intravenösen Injektion wurden niemals mehr als 0,5 cem gegeben und die . 


Menge in zweitägigem Abstand üm je einen Teilstrich ‚bis zur Höchstmenge 


von 1,0 com ‚gesteigert. Etwa 3 Injektionen- bilden eine Kur. Stärkere 


Allgemeirireaktionen zwingen zur Herabsetzung der Dosis, aber auch schon 


| mit.Mengen von je 0,1 wurden erfolgreiche Kuren erzielt. Die Haupt- 
| indikation, bilden die akuten Schmerzulzera, die auch bei ambulanter 


Behandlung sehr günstig reagieren. Rückfällige Kranke- sprechen weniger 


. | gut an, bei Pylorusstenosen kann wenigstens die Krampfbildung aus- 
| geschaltet werden, Erfahrungen über die Wirkung der Methode bei großen 


Blutungen fehlen noch. (Zbl, f. inn. Med. 1924, Nr. 20.) WwW. 
Bolton hält die Sippy sche neutralisiorende Behandlung des Magen- 
geschwärs nicht für zweckmäßig, weil dadurch Magensaft und Verdauung 


‚außer Betrieb gesetzt werden, weil diese Neutralisation ganz unnötig. ist, 
denn -freie Salzsäure über 0,1%/, hält die Heilung des Geschwürs sicher 


nicht hintan. Endlich führt der dauernde übermäßige Alkaligebrauch zu 


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Tioxikation. Auch mit Lenhartz ist er nicht einverstanden: das 
‘Bestreben, alle freie Salzsäure durch Übermaß von Protein zu neutralisieren, 
Yermehrt nur die Sekretion; es ist besser, die Mahlzeiten so einzuhalten, 
ie es Patient gewöhnt ist und 11/2—2 Stunden nachher Alkali zu geben. 
indlich halt er es für verfehlt, einem blutenden Patienten Nahrung zu 
geben, weil die Magenbewegungen und die Vasodilatation infolge der In- 
gestion keine verschließenden Blutgerinnsel aufkommen lassen. (Brit. med. 
journ, 1924, 1.) v. Schnizer. 
Bei Magen- und Daodenalulkus empfiehlt M. ten Doornkaat 
Koolman (Berlin) einen Versuch mit der Sippykur. Dabei wird an dem 
Prinzip der Kur festgehalten. Man gibt große Alkalidosen, und zwar 
stündlich wechselnd je einen Teelöffel Magnesia usta und Calcium carboni- 
kun, Treten Diarrhöen auf, so ersetze man einige der Magnesiumgaben durch 
Kalziumportionen,; bei Obstipation umgekehrt.” In dem jeweiligen halb- 
© stündipen Zwischenraum werden in den ersten Tagen je 100 cem Milch 
gegeben, später 100 g Brei, und bei weiterer Besserung entsprechend kleine 
Mengen Weißbrot, ‚Fett usw. 10—14 Tage ist Bettruhe einzuhalten. Nach 
etwa 23 Wochen lasse man nur noch 2 stündlich die Pulver einnehmen. 
Bei der Entlassung gebe man die Alkalidosen noch längere Zeit bei 
 sohonender Diät. (D.m.W. 1924, Nr. 18.) F. Bruck. 
boeper und Turpin haben Natrium (bi und tetra)borat mit Erfolg 
bei rein nervösen Magenleiden angewandt: Brennen, Unbehagen kurz nach 
der Nahrungsaufnahme, Krämpfe danach, Schmerzen, die eine Hyper- 
chlorhydrie oder ein Ulkus vermuten ließen, Nausea, Erbrechen, ohne daß 
die chemische Untersuchung irgend etwas ergab. Röntgen: gastrische 
Hyperkinesie. Auch die Fernwirkungen, Röte, Schweiß, Schwindel, Kopf- 
Schmerzen, Zittern, Palpitationen nach der Mahlzeit besserten sich. Bei 
-Hyperchlorhydrie und Ulkus in den wenigen beobachteten Fällen ebenfalls 
Besserung. Dosis: 2—3 g täglich, bei den organischen Läsionen !/, Stunde 
wor der Nahrungsaufnahme in etwas Wasser, bei den funktionellen mit 
den Speisen. 8—10 Tage lang, dann ebensolange Pause. Im allgemeinen 
gut vertragen, hat es außer gelegentlicher Diarrhoe und Pruritus keine 
üblen Nebenwirkungen. Manchmal versagt es. Es hat eine topische, 
alkalisierende, antiseptische und sedative Wirkung. (Pr. méd. 1924, 27.) 
| x v. Schnizer. 
In einem von Walter Jehn (Dresden) mitgeteilten Falle von 
Schleimkolik wurde nach wiederholter erfolgloser Behandlung erst durch 
Psychotherapie Heilung erzielt. Nach dem Verf. stellt die echte Colica 
mucosa, die nur mit geringfügigen katarrhalischen Veränderungen durch 
mechanische Reizung der harten Kotballen einhergeht, den extremen Grad 
der spastischen Obstipation dar. Zu den psychofugalen, auf dem 
Wege des Vagus geleiteten motorischen Erregungen (Spasmen) treten sekre- 
torische (übermäßige Schleimabsonderung). Die großen Schleimmengen 
werden in den Tiefen der Längsfalten des krampfhaft kontrahierten Dick- 
darms eingedickt, zu membranösen Gebilden geformt und ab und zu unter 
 heftigsten Kolikschmerzen ausgestoßen. (D.m.W. 1924, Nr. 18.) 

-Dyspnoe verschiedenen Ursprungs wird nach Werner Schultz 
(Charlottenburg) günstig beeinflußt durch die Lumbalpunktion. Es handelt 
Sich um das Bronchialasthma und das urämische Asthma (azotämisch- 
eklamptische Urämie bei chronischer Glomerulonephritis). Der Verf. nimmt 
an, daß die sympathischen und parasympathischen Zentren des Respi- 

Tationstraktus in der Medulla oblongata und im Rückenmark 
unter dem Einfluß des Corpus striatum stünden, und zwar auf dem 
Umwege über Zellanhäufungen im Zwischenhirn. So können die Erregungs- 
Verhältnisse dieser Zentren, unter der Einwirkung der Druckschwankung 
der Lumbalflüssigkeit, eine Änderung erfahren, die den krankhaften 
Symptomenkomplex beseitigen kann. Beim Bronchislasthma soll man einen 
Versuch mit der Lumbalpunktion (Ablassen einiger Kubikzentimeter Liquor) 
est dann machen, wenn die sonst üblichen Mittel versagt haben. Personen 
mit stark hystero-neurasthenischem Einschlag gegenüber sei man mit der 
Anwendung der Lumbalpunktion zurückhaltend. (D.m.W. 1924, Nr. 18.) 
| F. Bruck. 
. „ Asihmabehandlung nach Veitch: Drei Vakzine-Peptonmischungen, 
nämlich 6 ccm einer 60/Jigen Lösung mit: 235 Millionen der katarrhalischen 
nun efenvakzine, ‘dann 5cem einer 100/,yigen Lösung mit 940 Millionen 
Sr ann davon das. Doppelte, In den ersten 4 Wochen 1/s Tube der 
en Lösung, dann 4 Wochen lang !/, Tube der zweiten Lösung pro Woche 
und so fort, Injektionen intramuskulär in die schmerzlose Zone dicht 
neben der Spina anterior superior ilii. Erfolge recht befriedigend. (Brit. 
med, journ. London 1924, 1.) v. Schnizer. 
kr Durch die Kombination von Kampfer und Sanarthrit (Knorpel- 
Präparat, um die Widerstandsfähigkeit des Knorpels zu erhöhen oder wieder- 
herzustellen) gelingt es nach Carl Rennen (Düren), .die Erscheinungen 
des akufen wie chronischen Gelenkrheumatismus in vielen Fällen schnell 


und schonend zu beeinflussen. 


j öhnlich pro dosi 1 cem San- 
arthrit I Man gibt gewöhnlich p 


intravenös. Wie der Kampfer gegeben wird, subkutan, intravenös, 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.26, 


als Öl, als wässerige Lösung oder neuerdings als Hexeton, ist belanglos. 
Vom Kampfer gebe man bis 0,8 ccm Ol. camph. fort. intravenös oder Sol. 
camph. trit. (0,1%/,) bis 5 ccm pro Injektion intravenös. (M.m.W. 1924, 
Nr. 17.) F. Bruck, 


Le Fur hat zwei Fälle von Gonarthritis, die jeder Behandlung 
trotzten und bei denen auch das Antigonokokkenserum subkutan versagte, 
prompt geheilt dadurch, daß sie es intraartikulär injizierten: lebhafte Re- 
aktion, Verschwinden des Exsudats, rasche Wiederherstellung der normalen 
Beweglichkeit. (Pr. med. 1924, 29.) v. Schnizer. 


Bücherbesprechungen. 


Deutsch-Kauf, Herz und Sport. 107 S. mit 35 Abbild, im Text und auf 
Tafeln. Berlin und Wien 1924, Urban & Schwarzenberg. RtM. 4,80. 

Es ist seit Lancisi bis in unsere Zeit viel darüber geschrieben 
worden, wie körperliche Anstrengungen: auf das Herz wirken. Mit Recht. 
Denn von allen Fragen, die gesunde und kranke Menschen an den Arzt 
stellen, ist kaum eine so häufig und so schwierig zu beantworten wie die: 
Was darf man dem Herzen zumuten? Das Buch von Deutsch und Kauf 
liefert nun hierfür eine besonders wertvolle Grundlage. Es stützt sich auf 
Untersuchungen an gut 3000 Männern und Frauen, die Sport der ver- 
schiedensten Art getrieben haben; davon sind 466 Fälle wiederholt, zum Teil 
Jahre hindurch, untersucht worden. In übersichtlichen Tabellen werden die bei 
den verschiedenen Arten des Sports auftretenden Herzvergrößerungen nach 
Grad und Häufigkeit zusammengestellt und dann in sorgfältiger Kritik. die 
für die Praxis bedeutungsvollen Schlüsse gezogen. So erhalten wir Aus- 
kunft über die Wirkung von Vergnügungssport und Kampfsport: Schwimmen, 
Leichtathletik, Fußball, Rudern, Schwerathletik und Ringen, Hochtouristik, 
Ski, Boxen, Radfahren, Fechten, Hockey, Handball, Eislaufen, Tennis, Turnen. 
Das Hauptergebnis ist ebenso wichtig wie erfreulich: „Der normale Mensch 
verträgt auch eine starke Belastung seines Herzens, ohne daß es zu einer 
Veränderung desselben kommt.“ Bei minderwertigen Herzen ist dagegen 
Vorsicht geboten; da kann das Herz schon bei geringer Anstrengung zu- 
nehmende Vergrößerungen zeigen. 

Das Buch von Deutsch und Kauf ist für jeden Arzt, nicht nur 
den Facharzt, wichtig — ja, ich möchte fast sagen unentbehrlich. 

Edens. 
Cohn, Leitfaden der Elektrodiagnostik und HElektrotherapie. 
232 S. mit 76 Abbild. im Text und auf 6 Tafeln. 7. Aufl. Berlin 1924, 
S. Karger. Brosch. 7,20, geb. 8,10. | 

Man ist zunächst geneigt, anzunehmen, daß mehr als 100 Seiten, 
die der Elektrotherapie gewidmet sind, den Wert des elektrischen Stroms 
als weit überschätzt erscheinen lassen. Von einem so erfahrenen Wissen- 
schaftler und Praktiker wie Toby Cohn läßt man sich gern belehren. 
Wohl stutzt man bei der Lektüre, wenn .etwa besondere Methoden für 
einzelne hysterische Beschwerden in den Kodex des elektrischen Verfahrens 
aufgenommen werden, und wenn überhaupt der Versuch gemacht wird, die 
elektrischen Behandlungsmethoden für die verschiedensten funktionellen 
Nervenkrankheiten in ihrem Wert und ihrer Heilbedeutung voneinander zu 
differenzieren. Aber, wie gesagt, wer die größte Erfahrung hat, hat auch 
die eindringlichste und propagierendste Sprache. Für den praktischen 
Arzt wird es wohl Vorteile haben, wenn er durch dieses umfassende und 
glänzend geschriebene Werk von einer monotonen elektrischen Behand- 
lung, die ja jede Suggestionskraft unterbindet, zurückgehalten wird. Lieber 
Überschätzung als unbewiesene Skepsis. Seit Toby Cohn dieses prak- 
tische, in seinen elementaren physikalischen Erörterungen leicht faßliche, 
gründliche Buch geschrieben hat, wagte kein anderer, das gleiche Thema 
umfassend zu bearbeiten. ‘Schon das beweist, daß Cohns „Elektrodiagnostik 
und Elektrotherapie“ ein Lehrbuch von hohem Rang ist. Und auch eine 
Zeit, die glaubt, in der seelischen Analyse schon das Schiboleth für alle 
neurotischen Gebrechen der Nervösen gefunden zu haben, wird den thera- 
peutischen Winken dieses Buches den Respekt niemals versagen. Der 
theoretische Teil wie der praktische nutzen Material und Forschung der 
letzten Jahre gründlichst aus. Kurt Singer. 


Feßler und Mayer, Allgemeine Chirurgie. 372 S.. München 1924, 
J. F. Bergmann. RtM. 6,—, geb. 7,80. 

Die Verfasser haben in sehr geschickter Weise die allgemeine Chirurgie 
in Frage und Antwort dargestellt, und es besteht kein Zweifel, daß diese 
Methode das Repetieren des gehörten Kollegs außerordentlich erleichtert. 
In kurzer prägnanter Weise sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen 
über allgemeine Chirurgie, über Frakturen, Luxationen und Hernien aus- 
gearbeitet, und ich glaube, daß besonders die Studenten im Kolloquium und 
vor dem Examen großen Nutzen von’dem vorliegenden Werke haben werden. 

0. Nordmann (Berlin). 


E lifrayenös. Wie der Kampfer gegeben wird, subkutan, intravonös, 1 


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:  geräusche fehlten; Punktion war kontraindiziert. 


‚aus dem Frankfurter Institut für vegetative Physiologie. 
Nachweis gelungen, daß Chlorionen bei der Muskeltätigkeit in den Muskel 


914 10 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 26. 


j 


29. Juni 


Kongreß- und Vereins-Berichte. 


| | Frankfurt a.M. 
_ Ärztlicher Verein. Sitzung vom 7. April 1924, ur 
F. Blum: Die Bedeutung der Epithelkörperchen für den Orga- 


nismus und die Möglichkeit ihres Ersatzes. Die Ergebnisse seiner Studien 
zusammenfassend, gibt’ der Vortr. folgendes Bild der Lebenstätigkeit der 
.Gl. parathyreoidea: Das EK gibt aus seinem Innern ein Hormogen ab, das 


außerhalb der Drüse zum fertigen Hormon aktiviert wird und in dieser 


Gestalt im Blute (Serum) im Überschuß kreist. Während der Laktation 


tritt ein gewisser Anteil hiervon in die Milch über und verleiht ihr die 
für EK-Hormon charakteristischen Eigenschaften. Vermittels des Hormons 
übt das EK auf eins große Reihe von Organen einen bedeutungsvollen 
Einfluß aus, der sich als Schutzwirkung gegenüber einer ständig drohenden 
Autointoxikation darstellt. . Dem Schutzgebiet des EK ‚gehören an das 
Zentralnervensystem, die Knochen- und Zahnbildner, das äußere Auge 


‚nebst Iris und Linse, die Nieren, Leber, der hämatopoetische Apparat, die 
Schilddrüse und wahrscheinlich noch manches andere Organ. Sie alle 


werden geschädigt, wenn die EK-Tätigkeit ersatzlos erlischt. Wird aber 
durch Reste von EK oder durch Zufuhr einer Schutzkost (Milch, Blut) 
noch eine gewisse Menge von EK-Hormon dem Organismus geboten, dann 
sättigen sich die gefährdeten Organe in der Reihenfolge ihrer Schutzkörper- 
anziehungskraft, die parallel geht mit der Giftempfindlichkeit und durch 
sie mitbedingt sein dürfte. Bei dem erwachsenen Tier werden mit Ausfall 
des EK im Körper schlummernde Ersatzkräfte mobil gemacht; dem jugend- 
lichen Alter fehlt eine solche Fähigkeit. Die Frübzeit des Lebens ist 


durch diesen Mangel besonders hinfällig gegenüber jeder Verminderung der |: 


EK-Funktion, In der Säuglingsperiode ergänzt die Mutter aus ihren eigenen 


Beständen den Hormonvorrat des Kindes, indem sie der Milch den Schutz- 


stoff übergibt, der dann durch seine Resorbierbarkeit dem Säugling zugute 
kommt. So sehen wir während des ganzen Verlaufs des Lebens das EK, 
jenes winzige Organ, in schicksalbestimmender Tätigkeit; am bedeutsamsten 


- in der Entwicklungszeit. 


Sitzung vom 5. Mai 1924. 
H. Peiper: Demonstration eines großen Aneurysma dissecans der 


: Arteria poplitea, das von einer 78jäbrigen Frau mit schwerer Arterio- 


sklerose operativ gewonnen wurde. Das Aneurysma war völlig tbrombo- 
siert. Da bei dér dementen Patientin über die Entstehung des Tumors 
keine sicheren Angaben zu erhalten waren, schwankte die Diagnose zwischen 
maligner Geschwulst, Hygrom und Aneurysma. Pulsation und Gefäß- 
Wa.R. negativ. An der 
Hand von Lichtbildern werden die chirurgischen Methoden der Aneurysma- 
operationen und ihre Indikationen besprochen. Die konservativen Methoden 
werden für operativ zugängliche Aneurysmen verworfen. Besondere Empfehlung 


der Rehnschen Spaltung des Sternums und entlastender Mediastinotomie 


in der Behandlung rasch wachsender Aneurysmen der Aorta thoracalis mit 
Trachealstenose, durch die es gelingen kann, selbst schwer arbeitende Indi- 
viduen wieder arbeitsfähig zu machen. Demonstration eines Sammlungs- 
präparates: erfolgreiche Naht der Aorta abdominalis nach Exstirpation eines 
Aortenaneurysmas (operiert von Rehn:sen.). Der Kranke ging 8 Tage 
nach der Operation an Pneumonie zugrunde. 

Embden: Neuere Untersuchungen über chemische Vorgänge bei 
der Muskeltätigkeit. E. berichtet über eine Reihe von Untersuchungen 
In ihnen ist der 


eintreten und daß diese Chlorionen die Spaltung der Hexose-Diphosphor- 
säure (des Laktazidogens) in Milchsäure und Phosphorsäure beschleunigen. 


_ Andere Ionen, von den Anionen hauptsächlich das Zitrat- und mehr noch 


das Fluorion, von den Kationen in erster Linie das Kalziumion, begünstigen 
im Gegenteil die Synthese des Laktazidogens aus Phosphorsäurs und Kohle- 
hydrat. 
traktion und Erschlaffung des Muskels in Zusammenhang gebracht. Die 
Art der Wirksamkeit der verschiedenen Anionen aD ihrer Stellung 
in der Iyotropen Reihe. 


Sitzung vom 19. Mai 1924. 


W. Hofmann: Ein Fall von ungewöhnlich großem Nierenstein. 
29 jähriger Eisenbahnarbeiter erkrankte vor 10 Jahren infolge einer Erkältung 
an Blasenbeschwerden und Schmerz in der Gegend der linken Niere, Er 
wurde mit den üblichen inneren Mitteln behandelt, ohne daß eine Besserung 
erzielt wurde. Er kam dann ins Feld, wo sich die Beschwerden derartig 
verschlimmerten, daß. er ins Lazarett kam. Hier wurde festgestellt, daß 
die linke Niere nicht funktionierte. Er kam nach einiger Zeit wieder ins 
Feld zurück. Nach seiner Entlassung Vom Militär hatte er dauernd weitere 
Beschwerden, heftige kolikartige Schmerzen in der linken Seite, die zuweilen 


"noch starke Zystitis und Pyelitis links. 


stimmten "Viskositätsanteil.. 


Spaltung und Synthese des Laktazidogens werden mit der Kon- 


| Mengen injiziert, die noch keine lymphagoge Wirkung hatten. 


mit Erbrechen einhergingen, und trüben Urin. ‘Ein Röntgenbid der linken 
Niere war bisher nicht gemacht worden. ` 


Die urologische "Untersuchung. ergibt Fehlen der Indig-Karmin-Aus- 


scheidung links, aber auch rechts ist sie sehr schwach. Bei dreimaliger 
Urin der linken Niere trübe und 


Untersuchung stets dasselbe Resultat. 
eiterhaltig. Röntgenbild der linken Niere zeigt einen riesigen Steinschatten. 


Die Pyelographie zeigt eine dütenförmige Erweiterung des Harnleiters. 
Die Bestimmung der Blutgefrierpunkterniedrigung ergab — 0,63, somit ein 
wesentliches Abweichen von der Norm und eine Insuffizienz beider Nieren, 


was mit dem Ergebnis der Funktionsprüfung übereinstimmt. Es konnte 
nach den Vorschriften von Kümmell somit nur eine konservative Operation 
in Frage kommen. 


der durch Pyelolithotomie‘ entfernt werden . konnte. Maße des Steines: 


Länge 10 cm, Umfang 18cm. Gewicht in frischem Zustande 200g. Der 


postoperative Verlauf‘ war mit Ausnahme einer’ mäßigen. Herzschwäche in 
den ersten Tagen ungestört. Urin jetzt noch stark alkalisch, es besteht 
Bakteriologisch enthält der Urin 


Die Operation ergab einen riesigen Nierenbeckenstein, 


Kolibazillen und Kettenkokken. Chemisch besteht der Stein aus Ammonium- . 


Magnesiumphosphat und dürfte somit ein Sekundärstein sein. (Demon- 
stration des Steines und der verschiedenen Röntgenbilder.) 
Auch die rechte Niere zeigt einige Steinschatten und ein vergrößertes 


Nierenbecken. 


Göttingen. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 8. Mai 1924, 
Handovsky: Über: die kolloidchemische Struktur des Biutserums. 
Bei der Untersuchung der einzelnen Fraktionen des Blutserums von Rindern 
und Menschen hat sich die Methode von Robertson, die durch die Be- 
stimmung der Pseudoglobuline erweitert wurde, gut bewährt. Jede der 
drei Serumfraktionen (Euglobulin, Pseudoglobulin, Albumin) hat einen be- 
Die auf diese Weise berechnete Viskosität 
stimmt in 85°/, mit der direkt gemessenen überein. — Das Cholesterin 


kommt in verschiedenem Zustand im Blutserum vor, in einem mehr hydro- | | 


phoben, in dem es sich durch Äther leicht ausschütteln läßt, und in einem 
mehr hydrophilen, direkt nicht ausschüttelbaren, in dem es durch das 
visköse Euglobulin geschützt erscheint. Die Menge des direkt ausschüttel- 
baren Cholesterins läßt sich durch Zusatz von Salzen und Traubenzucker 
in kleinen Mengen verändern. Gemeinsame Untersuchungen mit Erich 
Meyer haben ergeben, daß solche Veränderungen auch in vivo bei der 
Injektion von kleinen Mengen Kochsalz oder Traubenzucker vorkommen. 
Es wird geschlossen, daß dem direkt ausschüttelbaren Cholesterin ein in 
den Einzelheiten nicht näher geklärter Einfluß auf den Tonus der Gefäße 
und der glatten Muskulatur zukommt. 


Meyer-Bisch: Mineralstoffwechselstörungen bei Zuckerkrankheit. | 


et 


Das diabetische Blut ist reich an Kalzium, der Wert ist häufig höher, als 


der Norm entspricht. Es besteht kein Zusammenhang mit der bekannten 
Bluteindickung. Perorale Zufuhr. von Natrium biecarbonicum (Meyer-Bisch 
und Thyssen) verursacht eine Senkung des Kalkgehaltes des Biutes beim 
Diabetiker. Beim normalen Menschen tritt keine Änderung ein. Die Blut- 
eindickung des Diabetikers geht mit einer hochgradigen Ohlorverarmung 
einher. Zugeführtes Kochsalz wird retiniert. 

Experimentell beim Tier setzt die Infusion von geringen Zucker- 


mengen, die keine besondere Hyperglykämie hervorrufen, die renale Chlor- 


ausscheidung nach vorübergehender Steigerung absolut und prozentual 
herab. Der Einfluß ist an entnervter Niere deutlicher als an der normalen 
(Meyer-Bisch und Koennecke). 

Perorale Zufuhr von Lävulose, nicht von Dextrose, erzeugt Blut- 
eindickung und erhöht den Blutkalkwert des Diabetikers in den meisten 


Fällen. In seltenen Fällen, besonders beim Altersdiabetes, wird der Wert 


herabgesetzt. Beim Gesunden zeigt sich kein Einfluß. 

Lymphfistelversuche an Hunden bestätigen diese verschiedene Wirkung 
der Lävulose und Dextrose auf den Kalziumstoffwechsel. 
Lävulose 
bewirkt eine Zunahme, Dextrose eine Abnahme des Lymphkalkes. ` Chlor- 
konzentration und Eiweißgehalt werden gleichsinnig beeinflußt. Die Ver- 
änderungen treten ohne Steigerung der Ausflußgeschwindigkeit der Lymphe 
auf. Bei Injektion großer Mengen, die Ilympbagog wirken, tritt bei beiden 
Zuckerarten eine gleichsinnige Abnahme von Kalzium, Chlor und Eiweiß ein. 


Es wurden geringe . 


Es erscheint möglich, daß der Sitz der genannten Störungen beim . 


Diabetiker in der Leber zu suchen ist, da die Brustganglymphe. zum großen | 


Teil aus der Leber stammt. 
etwa bestehenden Azidose. 


Die Störungen sind unabhängig von einer 
Wichels. 


DONE: | ii 93 ia i 


o9, Jomi 


“schiedenen Theorien, die über die Entstehung des Schiefhalses bisher auf- 
gestellt. worden sind, bespricht R.: besonders die Völkersche Theorie, der. 


“und. dazu ein weiterer Fall, der in der Chirurgischen Klinik Greifswald 
_ operiert worden’ist, in Lichtbildern vorgeführt und näher erläutert. 


. Beobachtungen über Phagozytose von roten Blutkörperchen, Leukozyten 


“weißen Mäusen, die mit abgetöteten Kokken vorbehandelt sind, setzt die 


“schneller als beim nicht vorbehandelten: Tier. In einer Versuchsreihe fanden 


der Endothelieh, besonders in den Lungenkapillaren, ist dabei oft so hoch- 


‚körperbildung angesehen werden. Hier tritt das Antigen zuerst mit Körper- 


es weiterhin zu einer von den Endothelien ausgehenden Zellwucherung. 
Das Horvorgehen von Leukozyten ist besonders beim sensibilisierten Tier 

. Dicht nur in Blutbildungsherden, in Leber und Milz, sondern auch aus den 
 Endothelien der Lunge zu beobachten. Ferner zeigt sich ein kontinuier- 
licher Weg über vermehrte Phagozytose von Bakterien und Zelltrümmern 

~ bis zur Entstehung des Amyloids. Es gelang, durch Injektion abgetöteter 


 Amyloid in der Leber in einem: Fa 


“ vorbehandelten: Tier schon 2 Minu 


Leber, Chemische Or 


Falles erger: Demonstration von Präparaten und. Photographien eines . 


‚nehmendem Hirndruck Exitus.. Neben der. linksseitigen Hemianästhesie 
und Hemiparese ließen ‚sich bei dem linkshändigen Kranken auffallende: 
paragraphische und agraphische Erscheinungen nachweisen. Die Lese- 


a . Greifswald. _ 
Medizinischer Verein. Sitzung. vom 23. Mai 1924. o 
. .‚Resohke: Über Schiefhals. Nach kurzer Einleitung- über die ver- 


war einmal der Tumor in den Prolaps hineingewachsen, das andere Mal 
fanden sich im Prolaps normale Gehirnpartien, die trotz der Verlagerung 
"normal funktioniert hatten.. Vortr! tritt warm für die Palliativtrepanation 
ein, da sie subjektiv große Erleichterung bringt und gelegentlich Herd- 
symptome stärker hervortreten läßt, so daß unter Umständen sekundär 
radikal operiert werden kann. N u “ 

. Boening: Über den eidetischen Typ (Jaensch). .Das „eidetische“ 


' dio Entstehung des Caput obstipum musculare schon in das intrauterine 
‘Deben verlegt. Nach ihm ist also der: angeborene Schiefhals als „intra- 
utörine Belastungsdeformität“ aufzufassen. Dann werden die bisher be- 
kannten Fälle von doppelseitigem Schiefhals aus der Literatur besprochen 


Domagk: - Über die Bedeutung der Endothelien für die Abwehr En: ß m ; nn | 
in RER d die Entstehun Amvinids. $ zufällig beobachtet, bis es nach den Arbeiten von Urbantschitsch und 
Ten IMeKHONBATTOBEED, HS die Futsiehnug des Amyluids. Versuche, und Jaensch und seiner Schule größeres Interesse fand. Mit Hilfe besonderer, 
vom Wortr. gezeigter Methoden, gelingt es, das Phänomen bei gewissen 


Utrümmern füh i etikulo- i | | 
u anderen A onma on zu dir N ermuming. Ma, gon Bokuto Personen zu erzeugen und eine eventuelle latente eidetische Anlage nach- 


endothelien der Leber, Milz und Lymphdrüsen bei. der Vernichtung von 

A . . d , ki — é . ` .. 2 e : . 

un Bluo renden Bakteerien elne" große Rolle: ankommen, Könnte. Bei weit verbreitet. Vortr. konnte dies auch nach Untersuchung 12 bis 

Phagozytose wesentlich rascher. ein, der Verarbeitungsprozeß verläuft 14 jähriger a y ooumaghule nonon Dostatgon. (Domonsisation einer Jugend: 
| lichen  Eidetikerin.) 

sich..beim vorbehandelten ‚Tier nach. intravenöser Injektion von Staphylo- 

kokken in sämtlichen. Endothelien, namentlich der Leber, oft 20—30 Kokken 


vorgenommen. Bei einer nicht halluzinierenden 30jährigen Hysterika und 
in einer Zelle und zwar schon 2 Minuten nach der Injektion. Die Schwellung 


zwei lebhaft akustisch halluzinierenden weiblichen Schizophrenen über 
40 Jahren fand das Phänomen sich ziemlich weitgehend ausgeprägt, unvoll- 
kommen war es bei 7 Hysterikern, einem, Schizophrenen und einem Debilen,- 


radig, daß es ölligen Ve Ä i i i 
gradig, dah es zum völligen ersonlun Kroft Kapillargobieta kommt. Bei die meisten über 20 Jahre alt, vorhanden. Das Phänomen ist ja, nament- 


Reinjektion erfolgte. oft der Tod im Shock. D. weist darauf hin, daß die- 
selbe Todesursache auch beim typischen | anaphylaktischen Shock nach- 
‚gewiesen werden kann, und glaubt, daß die Ansicht Friedbergers, 
welcher im Anaphylatoxin die ahockauslösende Ursache sieht, immer un- 
wahrscheinlicher wird. Die Endothelien müssen wohl als Ort der Anti- 


psycbiatrischer Relevanz (präsomnische Bilder, Halluzinationen) verwandt. 
'Hilpert: Über den Koordinationsmechanismus. Vortr. geht auf 
die feinere Anatomie des Pyramiden-, Kleinhirn- und Stammgangliensystems 


zellen in ausgiebige Berührung. I nfolge der vermehrten Phagozytose kommt ein. Daran anschließend wird die Funktion der Stammganglien und die 


systeme im Interesse der höheren Koordination erörtert. 


Glaukomauges. In einigen Fällen von Glaucoma simplex konnte an Hand 
‘von Kurven, die aus den 3 mal täglich vorgenommenen Messungen des 
Augendruckes und Pupillendüurchmessers gewonnen -waren, die druckherab- 
setzende Wirkung des Adrenalins (Suprarenin, bitart. 0,01, Vaselin alb. 


und - lebender B ien : nall. Stoanka- ; | 
4 ‚or Bakterien (Bact. coli, Strepto- und Staphylokokken) bei der americ. ad 10,0) nachgewiesen werden. Als gleicherweise Pilokarpin bei 


aus Amyloid zu erzeugen. . Durch intravenöse Injektion großer Mengen 
von Bakterien trat typisches. perinoduläres Amyloid in der Milz, beginnendes 
lle bereits nach 10 Minuten, bei einem 
| ten nach der Injektion auf. .Das erste 
Auftreten des Amyloids zeigt sich in der Umgebung phagozytierender und 
eiweißäbbauender Zeilen, : besonders der Kapillarendothelien in Milz und 
AD Urgananalysen bestätigen die Beobachtungen im histo- 
logischen Bilde. In der. Milz findet man bei infektiösen und septischen 
Erkrankungen den höchsten Wert von Reststickstoff, weit höher als z. B, 
In der Leber, Herz und Nieren. In Amyloidmilzen von Mäusen fand sich 
außer Zunahme des Reststickstoffes eine erhebliche Zunahme des N des 
koagulablen- Eiweißes. Ferner. ergaben sich zwischen Milz und Leber 
Vichtige Beziehungen im ‚Intermiediären Eiweißstoffwechsel. Die Leber ver- 
et zum Teil die ihr zugeführten löslichen N-haltigen Substanzen in 
ai Eiweiß, dadurch kommt es zu hochgradiger Lebervergrößerung.. 
isselbe Erscheinung konnte bei Glomerulonephritis beobachtet werden. 
a pror: Zellteilong und .Zelitätigkeit.5.P. hat im Hauptstück (2. Ab- 
a dor Nierenkanälchen von Salamanderlarven die Resorptionstätigkeit 
ne und gefunden, daß diese während der indirekten Zellteilung unter- 
kn .._ Auch bei stark erhöhter Tätigkeit nach Injektion von Pilo- 

es F l esteht: während der Mitose eine Funktionspause. Dasselbe fand 
a Injektion ‚von Trypanblau. Auch bei anderen Zellen ist nach- | 
er daß ihre „Arbeitsstruktur“ in der Mitose schwindet: bei Flimmer- 
ee = Zilien, bei roten Blutkörperchen das Hämoglobin usw. So ist 
Sedis berechtigt: Eine Zelle, die sich indirekt teilt, arbeitet nicht 
A sch, ebenso wie umgekehrt eine intensiv arbeitende Zelle sich nicht 
‘ Ausführlich werden diese Beobachtungen und Versuche in der Zschr. 

“= 868. Anatomie veröffentlicht. —  ” Arthur Buzello. 


daß beide Mittel den Augendruck auf den gleichen Wert von 18—20 mm Hg 
herabsetzen können, obgleich Pilokarpin den Parasympathikus erregt und die 
Pupille verengert, Adrenalin den Symipathikus erregt und die Pupille erweitert. 
Die Erklärung sucht Vortr. in der dutch beideMittel verursachten Verengerung 
der Uvealgefäße. l = | 
Sitzung vom 14. Mai 1924. 


sich nachweisen, daß der Blutungsstillstand geschehen kann ohne Thrombo- 
sierung des Gefäßinbaltes, lediglich durch Kontraktion der Wand. “Die 
Kapillarbeobachtung von O. Müller gestattet den Nachweis, daß die 
Kapillaren in weitem Ausmaß reizbar sind, auf mechanische Irritation mit 
Kontraktion bis zum Verschwinden der Lichtung reagieren können. Beide 


stillung durch die Arbeit kontraktiler Wandelemente zustande kommt. 


dosierto und genau lokalisierte Mikrotraumen zu setzen, also unter dem 
Mikroskop eine einzelne Schlinge anzuschneiden. Das „photographische 
Okular“ (Siedentopf) gestattet die Momentaufnahme während der Beob- 
achtung in einer beliebigen Phase des Versuchs unter Kontrolle des Auges. 
Die Experimente ergaben, daß eine verletzte Kapillare regelmäßig durch 


die Schlinge verschwunden ist und verschwunden bleibt. Die Versorgung 
der Lücke durch abnorme Füllung und veränderte Gestalt der Nachbarn 
und der Ersatz der verlorenen Schlingen vom 8. Tage an durch Heilung 
oder Regeneration ergeben interessante Ausblicke. Die Hämostyptika sind 
daraufhin zu prüfen, wie weit sie innerhalb der biologischen Einheit von 


| = | Jena. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 20. Februar 1924. 


Frage der Hämophilie bei normaler Gerinnungszeit könnte von dieser Seite 


a von Tumor cerebri, Beginn der Erkrankung vor 5 Jahren unter | fahren von Siedentopf hergestellter Film demonstriert die Strömung in 
em 


ilde einer traumatischen Epilepsie. Später Stauun ille. Homi- | menschlichen Kapillaren, Verletzung ‘mit dem Mikromanipulator, Blutung 
mat ; gspapille, Homi i , : alator, g 
Parese und ‚Reflexanomalien. aaa Ber nach Palliativtrepa- | und Blutungsstillstand durch Kontraktion der verletzten Schlinge. (Selbst- 


Ps für 14, Jahre, so daß Arbeitsfähigkeit eintrat. Dann unter zu- bericht.) 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.26. 000 


fähigkeit war ungestört. Bei zwei weiteren palliativ trepanierten Fällen 


Phänomen der „subjektiven optischen Anschauungsbilder“ wurde gelegentlich 


zuweisen. Im Jugendalter findet sich, meist vorübörgehend, die Anlage 


Untersuchungen wurden auch an psychiatrischem Krankenmaterial 


lich in Form der spontanen Anschauungsbilder, mit den Erscheinungen 
und die Patho-Physiologie des striären und pallidären Symptomenkomplexes 


gegenseitige Abhängigkeit und Zusammenarbeit der drei großen Koordinations- 


Thiel: Die Wirkung des Adrenalins auf den Binnendruck des 


denselben Glaukomaugen zur Anwendung kam (2°/,ige Salbe), ergab sich, 


Magnus: Experimentelle Untersuchungen an kleinen Gefäßen über 
den Vorgang der Blutstillung. An der großen Arterie des Menschen läßt 


Befunde legten den Schluß nahe, daß. auch an der Kapillare die Blut- - 


Zwei neue Apparate der Firma Zeiß ermöglichten die Durchführung der ` 
Untersuchungen; der Mikromanipulator (Peterfi) erlaubt es, sehr fein 


Kontraktion die Blutung beendet, daß immer nach Versiegen der Blutung 


Blut und Gefäß sich mit ihrer Wirksamkeit an das letztere wenden. Die 


eine Lösung finden. — Ein im Mikrolaboratorium ‘von Zeiß nach dem Ver- ` 


916. > © 1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 26. 


29. Juni 


Abel: Statistisches zur Bewerfung der Typhusschutzimpfung. An 
"Hand namentlich preußischen statistischen Materials ist deutlich nach- 
zuweisen, daß ab 1917 eine erhöhte Typhussterblichkeit des weiblichen 
Geschlechts im ganzen Reiche einsetzt, während in vielen voraufgehenden 
' Jahren ganz regelmäßig die erhöhte Sterblichkeit auf ‚seiten der Männer 
war. Vom Jahre 1920 ab findet wieder eine gewisse Ausgleichung der 
ungewöhnlichen Zahlendifferenz statt. Diese auffallende Erscheinung kann 
nur auf die Wirkung der Typbusschutzimpfung, der fast alle im Heeres- 
dienst stehenden Männer unterworfen waren, zurückgeführt werden. Die 
beigebrachten Zahlen sind nur Sterbezahlen, beweisen also nichts hin- 
sichtlich des Verhältnisses der Erkrankungsfälle Aber auch hier läßt sich 
dasselbe Bild nachweisen. Die Zahlen beweisen auch, daß die Dauer der 
Schutzimpfung, die aus klinischen und serologischen Gründen auf 1/, bis 
1 Jahr festgesetzt war, etwa 4 Jahre beträgt, möglicherweise auf Grund 
der häufig vorgenommenen Nachimpfungen. | 

Nach alledem muß ernstlich erwogen werden, ob künftig bei drohenden . 
Epidemien nicht alsbald die Schutzimpfung einzuleiten ist. Dauernde 
Schädigungen durch die Impfung sind nirgends bekannt geworden, obgleich 
häufig auch eine große Anzahl von Zivilbevölkerung wahllos, ohne Rück- 
sicht auf vorhandene Leiden (Herz-, Lungen-, Nierenerkrankungen) oder 
vorhandene Schwangerschaft durchgeimpft worden ist. 


| München. 
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 14. Mai 1924. 


Henseler (a. G.): Rasse- und Konstitutionsbegrifi in der Tierzucht. 
Die Tierzucht ist ein Teil der Landwirtschaft mit dem Zwecke, den Haus- 
tieren einen möglichst großen Nutzen abzugewinnen. Von den übrigen 
Naturwissenschaften unterscheidet sie sich dureh die besondere Rücksicht- 
nahme auf die Rentabilität.. Das erste, worum es sich bei der Tierzucht 
handelt, ist der Begriff der Art; so gehören Ponnie und große Pferde 
beispielsweise zu einer Art. Der Artcharakter grenzt eine Art von der 
anderen ab. Sie ist der Rasse übergeordnet. Die Art ist etwas Veränder- 
liches, doch fällt es bei der kurzen Spanne Zeit, die den Tierzüchtern zur 
Verfügung steht, schwer, aus einer Art eine andere zu. machen. Die Rasse 
ist niemals abgeschlossen, -ändert sich. stets, und dadurch ist ihre An- 
passung möglich. Die Rasse ist demnach eine Gruppe von Tieren, welche 
sich innerhalb einer Art unterscheiden und ihre Eigenschaften vererben, 
solange sie nicht durch ihre Umwelt daran gehindert werden. Ein Tier- 
züchter kann beispielsweise durch Änderung der Dung- oder Futtermittel 
an seinen flaustieren manches ändern, doch sind ihm Schranken gesetzt, 
die er unter keinen Bedingungen überschreiten kann, weil sie in der Rasse 
begründet sind. Man kann auch nicht sagen, eine Rasse ist gut oder 
schlecht; für den Züchter ist sie passend oder nicht passend. Die Rassen 
werden nach rassebildenden Momenten eingeteilt in 1. Naturrassen, die 
sehr genügsam und sehr vielseitig sind, dagegen in der Leistung weniger 
passend, und in 2. Kunst-, Kultur- oder Züchtungsrassen, die sehr lohnend 
sind, wenn sie unter günstigen Bedingungen stehen. Man verlangt hier 
vom Körper eine Einzelleistung und muß dabei auf andere wertvolle Eigen- 
schaften verzichten. So kann man Kasse und Masse niemals gleichzeitig 
züchten. Der Höchstleistung auf der einen entspricht Verzichtleistung auf . 
der anderen Seite. So können hochgezüchtete Masttiere u. U. nicht mehr 
die eigenen Kälber stillen, und feinste Wolle geben gerade die nicht sehr 
massigen Schafe. Mit der Spezialisierung nimmt — durch die Einseitigkeit 
der Leistung — die Gefahr' der. Konstitutionsschwächung zu. So versagen 
die Nerven beim.-Vollblutpferd; Tuberkulose befällt Tiere mit großer Milch- 
leistung, auf Mast und Fett gezüchtete Tiere sind meist unfruchtbar. Da 
alle Haustiere „erzüchtet“ sind, liegt ihnen allen eine gewisse menschliche 
Beeinflussung zugrunde. Deshalb will man jetzt den Rassebegriff ganz 
fallen lassen und die Zucht dafür einsetzen. England, das praktische 
Züchterland, kennt den Rassebegriff gar nicht. Neben der Zucht ist das 
Individuum, seine Individualität und seine Blutlinie wichtig. Was den 


| © Königsberg i. Pr. | 
Verein für wissenschaftliche Heilkunde. Schlußsitzung vom 26. Mai 1924. 


Pick: Über tuberkulöse Augenerkrankungen. Sein Material betrifft 
31 Fälle. Das Krankheitsbild ist ein außerordentlich vielgestaltiges; 5 Fälle 
von akuter Augentuberkulose werden eingehender geschildert (2 unter dem 
Bilde des Glaukoms eintretend, 1 akute Iritis und 2 schwerste Glaskörper- ` 
blutungen). Alle sind einseitig und alle durch spezifische Tuberkulin- 
behandlung (Bazillenemulsion) dauernd geheilt. Dann wird ein Fall von 
grundsätzlicher Bedeutung vorgestellt: Mädchen von .15 Jabren, aus einer 
Familie, in der Tuberkulose endemisch ist, seit Jahren an skrofulösen 
Augenentzündungen leidend, erkrankte im September 1923 an schwerster 
tuberkulöser Iridozyklitis beider Augen, wird nach 5 monatiger Blindheit 
durch Tuberkulinkur geheilt. Nach Ablauf der Entzündung erkennt man 
eine ausgebreitete. Chorioiditis disseminata. — Die Hauptgruppe bilden die 
ohronischen Augentuberkulosen, von denen Beispiele geschildert werden. 
Eine Verlaufseigentümlichkeit, nämlich die Doppelseitigkeit des Auftretens, 
wird näher erläutert. und erklärt. Bezüglich der Therapie ist Vortr, ein 
warmer Anhänger der Tuberkulintherapie, auf lange fortgesetzte Behandlung | kraft, die sich nach der aktiven und passiven Seite zeigt. Der Züchter 
legt er den größten Wert. | kennt auch den Begriff der Überbilder. und nach der entgegengesetzten 


Konstitutionsbegriff betrifft, versteht der Tierzüchter darunter die Lebens- | 


Kirschner: Ein durch die Trendelenburgsche Operation geheilter 
Fall von Embolie der Arteria pulmonalis. Der Vortr. bespricht unter 
Demonstration einer 38jährigen Kranken, an der die Trendelenburgsche 
Operation bei schwerster Embolie der Arteria pulmonalis zum erstenmal 
-mit Glück durchgeführt wurde, die Ursachen, die pathologisch-anatomischen 
Verhältnisse, das klinische Bild, die Diagnose und die Therapie der Lungen- 
. embolie. Das vor 10 Wochen operierte Mädchen ist nunmehr völlig wieder- 
hergestellt. Sie fühlt sich wohl, geht ihrer Beschäftigung nach und hat 
seit der Operation 8 Pfund zugenommen. Am Herzen ist ein krankhafter 
Befund nicht zu erheben. Ohne aus der einzigen bisher geglückten 
Embolektomie überschwengliche Schlüsse ziehen zu wollen, hält es der 
Vortr. jetzt, wo der praktische Beweis der Brauchbarkeit der Trondelen- 
burgschen Operation erbracht ist, für notwendig, daß in jeder operativ 
. sich betätigenden Krankenanstalt die Vorbedingungen zur Vornahme dieser 
Operation vorhanden sind. Die in den letzten Jahrzehnten in Masse aus 
der Erde geschossenen kleinen Krankenanstalten sind hierzu offenbar nicht 
in der Lage. Damit kehrt die Chirurgie, die zurzeit nicht zu ihrem Vorteil 
weitgehend popularisiert ist, zurück zu wenigen, mit allen personellen und 
materiellen Hilfsmitteln ausgerüsteten großen Krankenanstalten. i 


Naujoks: Das Problem der temporāren Sterilisierung. Die Indi- 
kationen sind mannigfaltig. An Methoden stehen zur Verfügung: die Ope- 
ration und die Röntgen- bzw. Radiumbestrahlung. Von den 23 verschiedenen 
Operationsverfahren der Literatur hat bisher erst ein einziges — die intra- 
peritoneale Versenkung des Eierstooks — seine Brauchbarkeit in einem 
Falle erwiesen. Nachteile der operativen Maßnahmen sind die technischen 
Schwierigkeiten und die Unzuverlässigkeit der Methoden; dafür bleibt die 
Menstruation erhalten und die innersekretorische Funktion des Genitale 
unberührt. Die Röntgenbestrablung ist ungefährlicher und bequemer. 
Gefahr starker Ausfallserscheinungen, Keimschädigung, Unsicherheit der 
Dauer des Schutzes werden ihr zum Vorwurf gemacht, Die Entscheidung, 
welcher von beiden Methoden der Vorzug zu geben ist, steht noch aus. 


Firgau. 


Seite den der Gutmacher. Züchterisch kann eine Feinheit schon verboten 
. sein, die für den Gebrauch noch gut ist. | | 


v. Zumbusch: Demonstrationen. a) Fall von Psoriasis, verbunden 


mit Arthritis psoriatica. Die Ätiologie ist noch unklar, mit Gicht hat sie 
aber nichts zu tun. — b) eine Virgo stand wegen extragenitaler luetischer 
Infektion in Krankenhausbehandlung. Während der Behandlung tritt plötzlich 
ein deutliches Erythema nodosum auf. Da dieses Zusammentreffen der 
beiden Krankheiten schon öfters beobachtet wurde, kann wohl kein Zufall 
vorliegen. Als eine einheitliche Erkrankung rheumatischer Natur ist das 
'Erythema nodosum nicht mehr anzusehen, findet es sich doch nach Moro 
häufig bei Tuberkulose der Kinder. Das Erythema ist demnach keine 
Krankheit, sondern ein Symptomenkomplex auf der Haut, N. 


Wien. 
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 9. Mai 1924. 
I. Moll berichtet über Untersuchungen, die Stillfähigkeit von 


Frauen betreffend. Bekanntlich ist die Feststellung, ob eine Brustdrüse 
Milch. sezerniert oder nicht, sehr schwer. Es kann sein, daß das Kind 
nicht genügend saugt (Schwäche, Appetitlosigkeit), es kann sein, daß ana- 


tomische Gründe vorhanden sind (Hohblwarzen usw.). Dann erfolgt bei 
ungenügender Entleerung der gut laktierenden Drüse durch das Kind her 
eine Rückbildung. Nun hat Vortr. feststellen können, daß die Haut über 
der gut funktionierenden Milchdrüse wärmer ist als an anderen Körper- 
partien; besonders deutlich ist dies, wenn nur einseitig gestillt wird. Die 
Temperaturmessung wird in der Brustfalte unter der Mamma vorgenommen. 
Sie ist höher als in der Axilla (87,2—37,4 gegen 36,8). Die Methode ist 
einfach und zuverlässig, weil sie sich in Hunderten ‘von Fällen als ver- 
läßlich bewährt hat. Die Tatsache der Temperaturerhöhung steht’ mit 
den bekannten Tatsachen der Physiologie im Einklange. Während der 
Schwangerschaft ist diese Differenz nicht vorhanden. Sie tritt unmittelbar 
nach dem Einschießen der Milch auf, wie auf der Klinik Peham fest- 
gestellt wurde, 


A 


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dian Íi 


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99. Jai 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. a 
K. Kassowitz stellt einen 5 J ahre, 3 Monate alten Knaben vor, 
der wegen einer septischen Purpura mit Bluttransfusion behandelt wurde. 
Pat. war bis 24. Februar 1924 immer gesund. Damals machte er eine Grippe- 

_ pneumonie durch, die mit Senfumschlägen behandelt wurde; es kam zur 
Rötung der Haut und -Blasenbildung. Anfang März sank die Tempe- 
ratur. Später entwickelten sich Furunkel am Stamme, zugleich mit Hämor- 
rhagien in der Gesichtshaut. Am 16. März wurde Pat. aufgenommen, Er 
bot das Bild der schwersten hämorrhagischen Diathese: Suffusionen am 
Stamm, im Gesicht, an der Mundschleimhaut, der: Konjunktiva besonders 
des linken Oberlides. Im Stuhl waren viele Koagula enthalten, es bestand 
- starke Hämaturie; renale Elemente im Harn wurden nicht gefunden. Die 
Zahl der Erythrozyten sank auf 11/, Millionen. Es wurden von Winkel- 
bauer 2 Transfusionen väterlichen Blutes (à 300 ccm) gemacht (9 Tage 
Intervall). Außerdem bekam Pat. Trypaflavin intravenös und Antistrepto- | 
kokkenserum, nach dessen Injektion ein urtikarielles Exanthem auftrat, 
von dem Vortr. nicht entscheiden will, ob es ein echtes Serumexanthem 
“war (Demonstration von Lichtbildern). 
A. Winkelbauer berichtet über die Durchführung der Transiusion 

in diesem Falle. Vortr. fand Pat. in einem elenden Zustande und kann 
nicht bezweifeln, daß die doppelte Transfusion die rasche ‚Besserung her- 
beigeführt hat. Die Transfusion - hat aber nicht, wie manche vielleicht 
glauben könnten, die Infektion beeinflußt, sondern die Gefäßveränderung; 
alle in der Literatur niedergelegten Angaben sprechen für diese Auffassung 
der: Transfusion. Natürlich wurde vor der Transfusion das Spenderblut 
auf Hämagglutination und Hämolyse geprüft. : Die Durchführung der Trans- 
fusion war sehr schwierig. Vortr. hielt es für zweokmäßig, das Besteck des 
Öhleokerschen Transfusionsapparates um einige Glaskanülen von ver- 
schiedenem Kaliber zu erweitern. Zur Erweiterung der sehr engen Venen 
des Kindes wurde eine von Öhbleoker angegebene schuhlöffelähnliche | 
Hohlsonde verwendet: a 
A. Arzt berichtet über eine von ihm in mehreren Fällen beob- 
achtete, mit Jucken und Rötung an beiden Ohren verbundene akute 
Dermatitis. Sie ist genau symmetrisch lokalisiert. Vortr. ermittelte, daß 
die 3 Personen, welche diese Affektion aufwiesen, eifrige Amateure des 
_Radiosportes und viele Stunden mit dieser Unterhaltung hinbringen. Die 
Hörapparate waren von derselben Firma geliefert worden. Vortr. hat auch 
ermittelt, daß ‘die Rötung durch einen Bestandteil. des Lackes der Hör- 
muschel bedingt ist, weil durch Auflegen der Hörmuschel auf intakte Haut 
durch mehrere Stunden ebenfalls eine Rötung entstand. Vortr. erinnert 
an eine Mitteilung von R. O. Stein in der Gesellschaft. über einen Fall 
ähnlicher Art. Es ist bei der großen Verbreitung der Radiointeressenten 

auf ein häufiges Vorkommen dieser jüngsten. Sportkrankheit zu rechnen. 

R. Krämer teilt mit, daß die „Telephonschützer“ aus weißem 
Zeluloid einen Schutz gegen diese Unannehmlichkeit bilden. | 
L. Moszkowicz: Regeneration und Krebswachstum in ‚der Magen- 
schleimhaut, Grundlagen einer biologischen Krebshypothese. Die Schwierig" 
keit im Verständnis des Karzinoms besteht darin, daß man im allgemeinen 
gewöhnt ist, bei. den Vorgängen in der belebten Natur einen Sinn zu 
finden, Beim Karzinom hat man aber einen Sinn noch nicht gefunden 
und darum ist das Krebsproblem noch nicht gelöst. Vortr. hat 40 Ulkus- 
und 40 Karzinommagen in Serienschnitten untersucht und gefunden, daß 
das Ulkus keine lokalisierte Erkrankung ist. Vortr. hat vor zwei Jahren 
. . über die schweren Veränderungen, die sich beim Ulcus ventriouli finden, | 
berichtet und bemerkt zusammenfassend, daß das Ulkus das Aufangs-, das 
Karzinom das Endstadium eines Prozesses ist. Man hat die Gesamtheit 
der Veränderungen der Magenschleimhaut als Gastritis bezeichnet, doch 

- hält Vortr. diesen Ausdruch für unzweckmäßig. Die Magenschleimhaut ist 
in eminentem Grade regenerationsfähig und vermag die häufigen trauma- 
tischen und toxischen Schädlichkeiten, die Defekte ‘durch Regeneration 
machen, zu decken. Bei häufigen und rasch aufeinanderfolgenden Insulten 
wird die Regenerationskraft allmählich immer schlechter. Beim Durehbruch 
der Muscularis mucosae durch einen Defekt entsteht infolge der gemen- 
samen Wirkung mechanischer Momente und der Verdauung das Ulkus. 
In anderen Fällen kommt es zur Bildung immer minderartigerer Regenerate, 
schließlich zur Atrophie der Magenschleimhaut. Vor Erreichung dieses 
Stadiums kommt es oft zur Metaplasie: Verdrängung der Magenepithelien 
durch Darmepithel. Vortr. muß gegenüber den Anzweiflungen Schaffers 
an dieser seiner Angabe festhalten und verweist auf eine einschlägige Ar- 
beit aus dem Institut von Lubarsch (Demonstration von Lichtbildern). 
In diesem Stadium der sinkenden Regenerationskraft tritt am häufigsten 
das Krebswachstum 'auf. Vortr. verweist auf die Tatsache, daß das Uterus- 
karzinom zur Zeit der Involution auftritt. Vortr. bespricht kritisch die 
verschiedenen Krebstheorien, lehnt die Ribbertsche Theorie ab, die nur 
eine Beschreibung ist und keine Erklärung, weist auf die Belanglosigkeit 
des Streites,. ob uni- oder multizentrische Entstehung, hin, und kann nicht 
glauben, daß von der rein morphologischen Forsohungsmethode eine 


sprengten Embryonalzellen und die Virchowsche Theorie, welche das 
Geschwulstwachstum von entzündlichen Vorgängen ableitet, vor allem 
von chronischen Reizzuständen. Orth spricht dementsprechend vom End- 
stadium des präkarzinomatösen Zustandes. Vortr. verweist auf die durch 
Fiebiger sichergestellte Entstehung des Karzinoms durch Nematoden. 


ponente wird als Ausgang der Geschwulstbildung angesehen.‘ Albrecht 
und Israel fassen das Krebsproblem biologisch auf. Albrecht spricht 
von Epigenesis und faßt das Karzinom als Fehlbindung infolge Mangels 
der Korrelationen zwischen Zellen auf. Die von. Albrecht herrührenden 
Termini (Choristom, Hamartom usw.) haben viel Anklang gefunden. Die 
Theorie Hansemanns nimmt keine neuen Eigenschaften der Karzinom- 
zellen an, sondern ein Manifestwerden. bisher latenter alter Eigenschaften. 
Die Karzinomzelle hat durch einseitige Hochzüchtung während vieler Genera- 
tionen eine immer stärkere Vermehrungstendenz erhalten, alle anderen 


Metazoen aufweisen, verloren: Sie ist sozusagen asozial geworden. Hauser 
spricht von einer neuen Zellrasse. Wenn, diese Annahmen richtig. wären, 
müßte die biologische Veränderung allmählich erfolgen und im Stadium 
der höchsten Regenerationsfähigkeit auftreten. Das ist nicht der Fall: 


Aufstieg der Zellvermehrung, der Karzinombildung. Eine allmähliche Ent- 
wicklung des Karzinoms -hat Vortr. nicht finden können. Vortr. entwickelt 


nun seine diese Widersprüche vermeidende Hypothese. - Er setzt das Tumor- 
wachstum zur Embryonalentwicklung in Analogie, erwähnt, daß nicht nur 


ohne Kopulation von Geschlechtszellen also, im Tier- und Pflanzenreich 
Fortpflanzung stattfindet (Hymenopteren usw. im Tierreich, Stecklinge usw. 


niederer Tiere (Planarien) und führt an, daß bei niedrigen Tieren, vor 


wechseln. Neuere biologische Untersuchungen haben ergeben, daß die ge- 
jüngung oder Reorganisation des durch die vielen vorangegangenen Tei- 
lungen der ungeschlechtlichen Vermehrung erschöpften Kernapparates 


einen als Endomixis bezeichneten Prozeß, der mit den Reduktionsteilungen 


der Geschlechtszellen der Metazoen viel Ähnlichkeit hat, eine Reorganisation 
des Kernapparates in einem Protozoon stattfinden (Woodraff, Erdmann, 


Vermehrung. Auch hier folgt die neue Vermehrungsepoche einem Stadium 
| tiefster Erschöpfung. Embryologische Untersuchungen haben ergeben, daß 
die Keimzentren der Organe ein im Vergleich zum funktionierenden Paren- 
chym indifferentes Gewebe vorstellen. Werden dieso dem embryonalen 
Zustande näherstehenden Zellen durch zu starke Abnutzung geschädigt, s0 
kommt es zum Gewebsschwunde oder zum pathologischen Wachstum, wenn 
eine Reorganisation des Kernapparates erfolgt. Für den Organismus ist 
dieses pathologische Wachstum sinnlos, für die Zellen selbst sinnvoll, weil 
sie sich so erhalten. Vortr. verweist auf die Organgebundenheit der Kar- 
zinome. Nun ist heute, in der Zeit der wiedererstandenen Humoralpatho- 
logie, nach den das Wachstum auslösenden Hormonen zu fragen. Vortr. 


erwähnt die Periostwucherungen an den Fingern bei Personen mit Bron- 
chiektasien, Empyemen usw. Vortr. macht auf die chemische Entwicklungs- 


hat das Vorhandensein vonWundhormonen bei Pflanzen experimentell einwand- 
frei sichergestellt und hat bewiesen, daß die Wachstumserregung bei partho- 
genetischer Entwicklung und Befruchtung auf die Wirkung von Wundhor- 
monen (Nekrohormonen usw.) zurückzuführen ist. Vortr. sieht darin eine Stütze 
für seine Hypothese von der Verwandtschaft von Regeneration, Fortpflanzung 
und Geschwulstwachstum. 

Sitzung vom 16. Mai 1924. 

J. Flesch berichtet über eine von ihm seit Jahren verwendete 
Methode, benommene Kranke ohne Magenschlauch zu ernähren. Bei 
_ diesen Personen ist, gleichviel, ob es sich um Hirnhämorrhagien, typhöse 
Zustände, septische Erkrankungen handelt, die Einführung des Magen- 
 schlauches erschwert, weil der Schlingreflex schwer beeinträchtigt ist. So 
entstehen für den Arzt große Schwierigkeiten. Dazu kommt, daß in vielen 
dieser Fälle infolge der durch die Benommenheit bewirkten Mundatmung 
die Mundschleimhaut trocken und lederartig wird. Auch durch diese 
abnorme Beschaffenheit ist der Schluckakt beeinträchtigt. Bei offenem 
Munde ist die Hebung der Zunge in dem Maße, daß sie den Anfang des 


u SAP: PET HT SEE OO 


Lösung des Krebsproblems zu erwarten ist. Vortr. erörtert weiter die 
Cohnheimsche Theorie von. der Entstehung des Karzinoms aus ver- 


Die Entzündung ist ein komplexer Vorgang und die regenerative Kom- 


Eigenschaften aufgegeben und den .Altruismus, den sonst die Zellen der | 
Aus dem tiefsten Niedergang der Regeneration kommt’ es zum jähesten | 


auf geschlechtlichem Wege, sondern auch auf parthenögenetischem Wege, 


im Pflanzenreich). Vortr. verweist auf die hohe Regenerationsfähigkeit: 
allem Protozoen, geschlechtliche und ' ungeschlechtliche Fortpflanzung ab- 


schlechtliche Fortpflanzung (Amphimixis) die Bedeutung hat, eine Ver- | 


(Maupas). Wird die geschlechtliche Vermehrung verhindert, so kann durch 


R. Hertwig). ‚Dieser Vorgang findet gerade in den’ Depressionsstadien 
der Protozoenkulturen statt und ist der Ausgangspunkt erneuter starker 


verweist auf die Ansicht Biers von dor Regulierung der Wundheilung 
- durch Hormone, die eus den abgestorbenen Zeilkörpern hervorgehen, und 


erregung aufmerksam, die J. Loeb zuerst beschrieben hat. Hab erlandt ` 


ihn LER N Em a. E 


i Schluekaktes ‚einkeitet, ` unmöglich, ‚und: so beobachtet mean, - -daß fiüssige 


Nahrung, selbst wenn es gelingt, ‚sie einzubringen, in den Taschen und. 


“Starke , Eihwenderung würden‘ die Lebensbeäingungen. für die Ankeimischen 


Ärzte noch ‚erschwert.‘ Es sei an der Zeit, dieger Frage ernste Aufmerk- 


-auf dem Boden der Mundhöhle. liegen bleibt, ev. in den Larynx. gelangt |- samkeit zuzuwenden. . Die Prüfungen seien in englischer Sprache abzulegen, 


~. und das „Verschlucken“ bewirkt. Vortr. hat-nun bei den in Rückenlage 


befindlichen Kranken Flüssigkeit durch den unteren Nasengang eingegossen; ` 
„der Nasengang steht vertikal, die Flüssigkeit läuft über den Boden der 
 Nasenhöhle in den Pharynxtrichter, von dem aus der Schluckreflex aus- 


o gelöst wird. ‘Bei diesem Umgehungsmanöver kann keine, Kollision mit dem 
Larynx stattfinden. Man darf-dabei ‘aber nie mehr Flüssigkeit zuführen, . 


als in einem Schluckakt in den Magen befördert werden kann, also höchstens 


3—5 ccm auf einmal... Vortr. hat an Röntgenaufnahmen im Röntgen- | 
laboratorium der Klinik Eiselsberg beobachtet, daß dünne Barium- . 


aufschwemimungen. rasch, dickere langsamer diesen Weg nehmen. ‚ Vortr. 
ernährt so Patienten 'mit Milch, Suppen, Kakao; Alkohol ist unbedingt zu 
vermeiden, ebenso zu heiße oder kalte Flüssigkeit, beides wegen der Reiz-, 
wirkung auf. diẹ Schleimhaut des unteren Nasenganges. Man kann so 
leicht Patienten 1 Liter ‘oder mehr in 24 Stunden zuführen. Zur Be- 


und Behebung der subjektiven Uhnannehmlichkeiten, bei habituellen Mund- 
 atmern hat. Vortr. eine einfache Klemme konstruiert, welche die Lippen 
seitlich‘ faßt und rüsselförmig vorzieht. Die'Inspiration muß durch die 


‚Nase erfolgen, die Exspiration kann auch durch den Mund stattfinden; die ` 


Lippen fungieren: als ein die feuchte Luft durchlassendes v entil. Ein 
Austrocknen der Mundschleimhaut ist da natürlich unmöglich. ‘Vortr. hat 
einen Korb konstruiert, der ein Spundventil enthält. Dieser Korb kann 
leicht vor den Mund gebunden werden und ist weniger unbequem als die 
Klemme. Vortr. hat auch eine Birne mit doppelt: S-förmiger Krümmung. 
konstruieren lassen, die so dimensioniert ist, daß gerade nur das durch 
. einen Schluck zu befördernde Volumen das dünne Ende auf einmalige 
Neigung passiert. Die Anlegung von BNCAEN. zwecks Verhinderung der 
Mundatmung ist stets erfolglos. % yo 


_ Tagesgeschichtiiche Notizen. 


"Nachdruck der : redaktionell gezeichneten a neen nur mit genauer Quellen- 
| angabe en 


Der Ausschuß des deutschen" Adate aioi zur Er- 


forschung und Bekämpfung der Krebskrankheit hat in seiner 
letzten Sitzung unter dem Vorsitz des Geh.-Rats Prof. Dr. Friedrich Kraus. 
beschlossen, an die Minister für Volkswohlfahrt, für Kunst, Wissenschaft und 
| MOEnl dung und der Finanzen folgende: Protestresolution, zu schicken: 


"Das Deutsche Zentraikomitee zur Erforschung und Bekämpfung 
. der Krebskrankheit i in Deutschland bedauert lebhaft den geplanten Abbau 
‘der Krebsbekämpfung in Preußen.. Es sieht in der Tatsache, daß im 


` diesjährigen. Haushaltungsplan die Zuschüsse für das Institut für Krebs- 


forschung -an der hiesigen Universität sowie für das Deutsche Zentral- 
komitee gestrichen sind, eine ‘ernste Gefahr: für das Weiterbestehen 
dieser im Interesse der Wissenschaft, Volksaufklärung und Krebs- 
bekämpfung wichtigen Einrichtungen. Es ist unverständlich, daß dieser 
Abbau bei der geringen Höhe der in Frage kommenden Summen gerade 
. in dem Augenblick erfolgt, in dem aus England infolge der Zunahme 

- der Krebskrankheit in zahlreichen Ländern ein Aufruf an alle Kultur- 
völker erfolgt, sich in dem Kampf gegen die zrebek tank heit zu vereinigen. 


==: “Die neuen Ausführnngsbestimmungen. zum ÖOpiumgesetz, 
die der Reichminister des Innern unter dem 5. Juni erlassen hat, treten 


. àm 1. Juli in Kraft. Danach sind alle ärztlichen ‘oder zahnärztlichen Ver- < 


 ordnungen von Arzneien, in denen die unter das, Gesetz fallenden Stoffe 
` oder Zubereitungen enthalten sind, in der Apotheke zurückzubehalten und ` 
- 3 Jahre aufzubewahren. Von ` den Verordnungen, die den Krankenkassen 
oder Krankenanstalten zurückzugeben sind, werden Abschriften angefertigt, 
die ebenfalls zurückzubebalten, aufzubewahren und auf Verlangen der 
Medizinalbehörde oder dem Reichsgesundheitsamt eingesandt werden müssen, 


Berlin. Angesichts der neuerdings wieder zunehmenden Erkran- | 


` kungen an Mikrosporie fordert der Minister für Volkswohlfahrt, um etwaige: 
‚allgemeine Bekämpfungsmaßnahmen anzuregen, Berichte der Regierungs- 
'präsidenten nach Anhören der Kreisärzte. | 


Gegen die Einwanderung fremder Ärzte in die Vereinigten) 
Staaten wenden sich die führenden medizinischen Zeitschriften Amerikas, 
an ihrer Spitze „Journ. am. med. ass.“, welches für die Einwanderer dio- 
selben Prüfungen und Bedingungen verlangt, die dem amerikanischen Arzt ` 
jn fremden Ländern auferlegt werden. Während noch im Jahre 1919 nur 
67 Ärzte in die Staaten einwanderten, waren es im Jahre 1923 371, und 
seitdem habe die Einwanderung, besonders aus Zentraleuropa, lawinenartig 
zugenommen. Die meisten der Ankömmlinge können nicht englisch, viele 
sind ohne Bekannte und manche ohne die nötigen Geldmittel. Darunter 
seien auch viele vom Standpunkt der Moral und der Bildung unerwünschte 
Elemente. Amerika sei ‘aber bereits überfüllt mit Ärzten und durch die 


. das amerikanische Bürgerrecht - müsse erworben werden, die Identität der 
Bewerber müsse genau festgestellt werden. Die Bevölkerung bedürfe des 


Schutzes . gegen unfähige oder unerwünschte fremde Ärzte nicht weniger 
wie gegen die ärztlichen Betrüger im eigenen Lande. 


Wie erst jetzt in deutschen Chirurgenkreisen . bekannt wird. hat der 
Londoner „internationale“ Chirurgenkongreß. beschlossen, den Gebrauch 


der- deutschen Sprache auf dem 1926 zu Rom stattfindenden Inter- 


nationalen Chirurgenkongreß zuzulassen, die deutschen Chirurgen 


‘selbst aber von der Teilnahme am Kongreß: auszuschließen. Die Zu- 


lassung der verhaßten deutschen Sprache ist offenbar im Hinblick auf die 
deutschsprechenden Neutralen (Schweizer, Skandinavier) erfolgt. 


| Die Deutsche Gesellschaft für Gewerbehygiene gibt in Verbindung | 
mit dem Frankfurter Institut für Gewerbehygiene eine neue Zeitschrift 
‚heraus: „Zentralblatt für Gewerbahygiene und Unfallverhütung“, 


-  seitigung der Schluckschwierigkeiten bei nicht ganz benommenen Personen . Tone Kolge Anskun bei der.Geschäftsstelle: Frankfurt a. M. ‚ Viktoris-Allee x 


Die Medizinische Fakultät ‚der Universität Leipzig beabsichtigt 


‘vom 13. bis 25. Oktober Ferienkurse zu veranstalten, die alle Gebiete 


der. Medizin berücksichtigen sollen. Die Kurse sind unentgeltlich, es: wird 
lediglich. zur Deckung der Unkosten eine Einschreibegebühr von’3 M. er- 
hoben. Ein genauerer Stundenplan kann vom 15. J uli an von der Kanzlei 
der Medizinischen Fakulta bezogen werden. j 


Greifswald. Ein Fortbildungskurs für Ärzte findet vom 
13. bis 25. Oktober statt. Vorlesungen und Demonstrationen, .die in sämt- 


lichen Kliniken abgehalten werden, sind unentgeltlich. Einschreibegebühr | 


M. 15,—. Auskünfte durch: Professor Schröder, Nervenklinik. 


-Ein Fortbildungskurs über Diagnostik und Therapie der Knochen- E 
| und Gelenktuberkulose, ‚einschl. der-operativen Behandlung der Lungen- 
tuberkulose, ‚wird vom 21. bis27. Juli in H ohenlychen veranstaltet. 


Teilnahme unentgeltlich, Wohnung und Verpflegung in der Anstalt für 2 M. 
täglich. Eintreffen in Hohenlychen am 20. Juli spätestens 10 Uhr abends. 


] .Meldungen an den Kursleiter, Prof. Dr. Kis ch, Bern N 24, en 3 


Chirurg. Universitätsklinik). 


Berlin. Eine Sportärztetagung findet am 12, une: 13. Juli im ` 


Ministerium für Volkswohlfahrt statt. Plan: Die Notwendigkeit der ärzt- 


lichen Mitarbeit bei den Leibesübungen (Bier); Erfahrungen mit sportärzt- - 
lichen Beratungsstellen (Münter); Die Schweizerische Organisation des - 


sportärztlichen Dienstes (Knoll, Arosa); Die Aufgaben der sportärztlichen 
Vereinigung und. ihre Organisation (Kohlrausch). Ferner werden be- 
sprochen: Die Hygiene des Spörts und. praktische Fragen der sportärzt- 


lichen Beratung; dazu bespricht Klapp:.Die Notwendigkeit der täglichen _ 


Turnstunde; Rautmann: Sportberatung bei inneren Krankheiten; Mandl: 
Allgemeine Gesichtspunkte bei der Behandlung von Sportverletzungen; 


. Halben: Das Auge im Spórt. Zu dem Thema: Sport und Herz spricht 


Bruns über die Veränderungen - der Herzform durch’Sport, und zu dem 
Thema: Das Ermüdungsproblem im Sport sprechen Atzler über die Muskel- 


arbeit und Ermüdung, und Straßmann über die Frau und Sport. — Teil- 


nehmerkarten. werden bei der Tagung ausgegeben; Anmeldungen für die 


Verpflegung und die Besichtigungen sind zu richten an: Kohlrausch, 


Berlin, Chirurg. Universitätsklinik, Ziegelstr, 5—9. 


Die 9. Tagung der Südostdeutschen Chirurgenvereinigung 
findet am Sonnabend, den 5. Juli in Troppau (Tschechoslowakei) statt. 
Verhandlungsthemen: 1. Mammakarzinom (Primarius Dr. N eugebauer, 


Mährisch-Ostrau); 2. Kongenitale Hüftluxation (Prof. Weil, keu 


3. Nephrolithiasis (Dr. Brenken, Breslau). 


' Wien. Dér Professor der Orthopädie Hofrat Adolf Lorenz wurde É 
anläßlich seines 70. Geburtstages von der Gesellschaft sohwedischer Ärzte 


und der Gesellschaft nordischer Orthopäden zum Ehrenmitglied ernannt. 


Eine neue Vierteljahresschrift: „Die Erkrankungen des 


Bewegungsapparates“ erscheint im Verlag für wissenschaftliche Hils- 


arbeit in Wien. - Schriftleiter: Dr. Eduard Be 


Hochschulnachrichten. Gieß en: ; Der a0. Prof. winy Siegel 
wurde als Direktor der neuerrichteten Hebammen-L ehranstalt und Landes- 


| Frauenklinik der Provinz Ostpreußen nach Insterburg berufen. — Göttingen: 


Prof. Ulrich Ebbecke hat den Ruf auf den Lehrstubl der Physiologie 
nach Bonn als Nachfolger von Geheimrat Franz Hofmann angenommen. — 
Kiel: Dr. Wilhelm Henneberg, Leiter des bakteriologischen Instituts 
der preußischen MOESOHUNESEDERRN für Milchwirtschaft, zum Honorazprofsssot 
ernannt. 


Auf Seite 13 des Anzeigenteils findet der Leser € einen zum Ausschneiden 
und Sammeln geeigneten „kurzen Abriß von Krankheitsbildern 
mit therapeutischen Anmerkungen“. In dieser Nummer ist 
die kindliche Neuro-Psychiatrie kurz umrissen worden unter Fort- 
lassung alles ‚Entbehrlichen ‚und unter Hervorhebung einiger una 
Gesichtspunkte. 


: ` Druck von L. Sonumaphoes in Berlin NA | l i nos 


l 99. Juni | 


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- Jeicht ausführbar ist. 


deutsch 


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geleitet von 


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: i 1 Gaat D . 
T | . a R - 
á 5 al & B y = 
s 


-© Wochenschrift für praktische Ärzte 


Organ der Berliner Mediziaischen Gesellschaft 


verlag von 


` Geh. San.-Rat Professor Dr.Kurt Brandenburg. Berlin * Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedrichstr. 105b 


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. Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor 


27 (1021) Berlin, Prag u.Wien, 6. Juli 1924 XX. Jahrgang 
| Klinische Vorträge. | 


Aus: der Universitäts-Nervenklinik des Allgemeinen Krankenhauses 


Hamburg- Eppendorf. 


Meine Erfahrungen über den Subokzipitalstich auf der 


Basis von 310 Fällen.*) 
| Von Prof. Dr. M. Nonne, 
Die Punktion der Cysterna cerebello-medullaris hat schon eine 


| Geschichte, die, soweit ich die mir zugängliche Literatur überblicke,. 
-pis ins Jahr 1913 zurückreicht. Es galt, von Tieren den Liquor 
- cerebrospinalis zu gewinnen, um eine Reihe von diagnostischen, bio- 


logischen und therapeutischen Fragen zu erörtern. An der Stelle 


wo beim Menschen die Lumbalpunktion ‘vorgenommen wird, gelingt 


die Punktion bei Tieren nicht oder nur sehr schwierie. Auch der 


Dorsalteil der Wirbelsäule erweist. sich als kaum zugängig. Die 


Amerikaner Dixon und Haliburton haben an Tieren 1913 gezeigt, 
‘daß die Punktion im Zwischenraum zwischen Okziput und Atlas 
Der Amerikaner Ward hat dann im .neuro- 
chirurgischen Laboratorium der Armee in New York die Subokzipital- 
punktion an die Stelle der Lumbalpunktion treten lassen und zwar 
nieht nur bei größeren Tieren, wie Hunden und Katzen, sondern 
auch bei Kaninchen, Meerschweinchen und Ratten, .Wegeforth, 
Ayer und Essick haben in Baltimore bei 1186 Punktionen an 
Katzen die Ausführbarkeit der Methode erwiesen, indem sie nur 


_ wbnmal das Rückenmark leicht verletzten, bei den letzten 567 Fällen 
‚bei größerer Erfahrung jedoch nur dreimal. 


Heute wird allgemein 
der Liquor bei Tieren durch Punktion der Membrana atlanto- 


occipitalis entnommen. Beim Menschen gelingt zwar die Punktion 


des spinalen Subarachnoidealraumes auch. im Dorsalteil und Halsteil 
der Wirbelsäule, wie zuerst Chartier, Netter u.a. nachwiesen, 
aber nur mit großen Schwierigkeiten und mehr weniger als Glückslall. 
Schon Quincke erwog, ob man die Cysterna cerebello-medullaris 
punktieren könne, lehnte es jedoch, offenbar gefühlsmäßig, als zu 
gefährlich ab. Wieder waren -es Amerikaner, die beim Menschen 


diese. Region zuerst angingen, ‘und zwar haben Cusbing und 


Hayens von der Zysterne aus drainiert in Fällen von Hydro- 


o cephalus, Meningitis, Tumor cerebri usw.; sie taten dies durch das 
„ülfene“ Verfahren, d. h. nach Freilegung der Membrana atlanto- 
. vecipitalis. Ebenso ging Murphy vor. 


In Deutschland gingen auf 
diesem Wege zuerst Westenhöfer und v. Payr vor, und zwar 
um Hydrocephalus und eitrige Meningitiden zu behandeln. In 


eutschland wurde die Behandlung bestimmter Hirnkrankheiten 
von der Zysterne aus eigentlich erst allgemeiner bekannt durch die 
‚Publikation von Anton und Schmieden, die die Fensterung der 
reigelegten Membrana atlanto-oceipitalis. einführten. 

_ Zu diagnostischen Zwecken am Menschen wurde der Sub- ` 


okzipitalstich zuerst in Amerika eingeführt und zwar 1914 von 
Wegeforth, Ayer und Essick, und Ayer hat’ sich 1920 von 
neuen über die diagnostische Okzipitalpunktion geäußert. Ich 
annte diese mit der Subokzipitalpunktion -diagnostisch sich be- 


” 'schäftigenden Arbeiten nicht, als-ich durch eine vor 6 Monaten er- 


schienene Arbeit von Eskuchen ängeregt wurde, mich mit der dia- 


guostischen Verwendung dieser Methode zu beschäftigen. Eskuchen 
at unabhängig von den Amerikanern die diagnostische Zysternen- 


Punktion ausgearbeitet. 


l Ende 1922 hatte er bereits 80 Zysternen- 
punktionen ausgeführt. 


i Ich machte Vorstudien an dèr Leiche und ersehe jetzt nach- 
‚glich beim Studium der Literatur, daß: auch die gesamten 


) Vorgetragen in der 49. Tagung der Versammlung südwest- 


# 
er Neurologen am 10. Mai 1924 in Baden-Baden. 


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nicht empfindet. 


"Amerikaner anatomische Vorstudien als conditio sine qua non be- 
trachten. Auch ich hatte zunächst gefühlsmäßig Scheu, diese . 


ion durch einen „Stich ins Dunkle“ anzugreifen, und ich ent- 


sinne mich. sehr..wohl der Mahnungen, die, die Chirurgen, Fedor | 
Krause voran, gegenüber der Hirnpunktion von Neißer und- 
Pollack aussprachen. Die Untersuchungen ‘an der Leiche zeigten 


` 


mir aber dasselbe, was Ayer und seine Mitarbeiter an gefrorenen 
Leichen erfahren Hatten, nämlich daß die Punktion ungefährlich 
ist, wenn man mit den anatomischen Verhältnissen rechnet. | 


Aut die Technik gehe ich nicht ein, weil sie, abgesehen von den 


amerikanischen Autoren, erst vor wenigen Monaten von Eskuchen 
an zugänglicher. Stelle geschildert wurde. Ich habe jetzt Erfahrungen 
an rund 310 Fällen. Hervorheben will ich, daß ich ebenso wie 
Eskuchen es für nötig halte, durch einen Stich bis auf den: Hinter- 

rand des Foramen magnum. eine Orientierung. zu.gewinnen, Hat 

man das Okziput hier erreicht, soll:man. die Nadelspitze senken, 

also den Stiel der Nadel heben, am Knochen entlangleiten, bis man 

die Fühlung mit ihm verliert. 
„Gegenhalten* die Nadel vor. Man fühlt viel deutlicher als bei 
der Lumbalpunktion den Widerstand der Membran bzw..der Dura 
mater. Beim Durchstechen der Membran ist der Ruck so deutlich, 
daß auch die Umstehenden ihn oft „miterleben“. Die Membran ist 
individuell: sehr verschieden hart und nicht immer entsprechend-dem 
zunehmenden Alter härter. Nur in Ausnahmefällen ist die Membran 
so wenig hart, daß man einen deutlichen Ruck beim- Durchstechen 
Nach Perforation der Membran, schiebt man .die 
Nadelspitze noch ?/, cm vor. Ein Widerstand. besteht- jetzt nicht‘ 
mehr. Man ’setzt dann nach herausgezogenem Mandrin die Spritze ` 
an und saugt den Liquor an. Die Tiefe der. Zysterne beträgt nach 
Messungen an Leichen beim Erwachsenen durchschnittlich 1?/, em, 
Ausnahmen gibt es nur bei pathologischen Verhältnissen in der 
hinteren Schädelgrube.‘. Dasselbe Maß fanden auch Wegeforth, 
Ayer und Essick. Hält man sich also an die Regel, nach Perfo- 
ration der Membran nicht weiter vorzugehen als 11/3 cm, so‘ ist 


Dann drückt: man vorsichtig unter 


eine Verletzung des Rückenmarks ausgeschlossen. 2 
| Abbildung 1. 


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Aus der vorstehenden Abbildung 1 ergibt sich, daß ; | 
trikel noch erheblich entiernt ist und bei richtiger nn 
Nadel nicht verletzt werden kann. Auch ist es unmöglich, d 


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. wegungen des Kopfes bei der Punktion eine Verletzung des Rücken- 
' marks nicht zu fürchten braucht. Br N we 


Gefäß auf dem Wege der Nadel von der Dura mater bis zum Rücken- 


 ‚Hirnarteriosklerose aus der Nadel das Blut im pulsierenden Strahl 


|  : marks innerhalb 5 Minuten eintrat. Ich nahm die Punktion vor bei 
-51 Fällen von Arteriosklerose, Enzephalomalazie und Apoplexia 
. Syphilis cerebrospinalis, 14 Fällen von multipler Sklerose, 8 Fällen 
‘Neurosen verschiedener Art, 6 Fällen von katatonischen Zuständen , 


` nischer und akuter Meningitiden, bei 12 Fällen organischer Rücken- 


‘kommen 28 Fälle von Lues I, Il, IU und latens, und, was ich be- 
. sonders hervorheben will, 15 Fälle von Tumor cerebri. Bei mehreren 


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920 a l 1994 MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29s 000 


. Nadel eine gefährlich werden könnende Richtung nach oben an-, | 
nimmt, wenn man vom Okziput. abwärts gegangen ist und ihr da-_| 


durch. eine Richtung. nach unten gegeben hat. -Ich schließe mich 


- Eskuchen an,. daß -man die Punktion. abbrechen soll, wenn die. 
‚Nadel das Okziput nicht erreicht. Durch Versuche an Leichen haben 


die mehrfach genannten Amerikaner auch gezeigt, daß: die Be- 


= wegungen des Kapfes nach den verschiedenen Richtungen die Gefahr: 


einer Verletzung des Rückenmarks. durch die Nadelspitze, wenn sie 


'. nicht weiter als ı/,cm in die Zystėèrne vorgedrungen ist, nicht mit |. 


sich bringt, so daß man selbst bei unvorhergesehenen heftigen Be- 


. ` Wie steht es mit der Gefahr der Blutung? = 
\ | Abbildung © | 


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. Abbildung 2. zeigt, daß unter normalen ‘Verhältnissen kein 


mark liegt. Nur an den Seiten des Rückenmarks liegt der kleine 
Ast der Art. cerebelli post. inf.. Ein Unglückstall kann es bedingen, 


_ daß bei starker Arteriosklerose geschlängelte und erweiterte Gefäße |. 
den Weg .verlegen. Ein solcher Fall ist’mir einmal vorgekommen. 
Er ist der einzige unter heute 250 Fällen, der zum Exitus führte. 


Abbildung 3. 


| 4  Pathologisch. -` o 
_ Abbildung 3 zeigt, wie 2 sackförmig erweiterte Gefäße den Weg. 
verlegten und sich infolge der durch die Atheromatose verlorenen 
Wandelastizität um die kleine Einstichöffnung nicht schließen konnten, 
was zur Folge hatte, daß bei dem 79 jährigen Mann mit hochgradiger 


hervorspritzte und der Exitus durch Bluttamponade des Zervikal- 
cerebri, bei 57 Fällen von Paralyse, 24 Fällen von Tabes, darunter 
3 Fälle von isolierter reflektorischer Pupillenstarre, 22 Fällen von 


von Epilepsie, 4 Fällen von Paralysis agitans, 12 Fällen von 
post-enzephalitischem 'Parkinsonismus, 18 Fällen von funktionellen 


und anderen Psychosen, 6 Fällen von verschiedenen Formen chro- 
marksleiden (Syringomyelie,, Kompressionsmyelitis, amyotrophische 


Anaemia perniciosa und Neuralgia trigemini und ischiadieci. Dazu 


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Patienten nahm ich mehrere Punktionen, 2, 3, 4mal; in 1 Fall bis’ 
zu 1Omal vor. Abgesehen,von dem. einen Unglückfall habe ich 
' einen Todesfall nicht erlebt. `. BEN | i 


` "In Deutschland ist bisher, abgesehen von der erwähnten Publi- ` 
kation Eskuchens, über eine diagnostische Verwendung des Okzi-- 
‚ pitalstichs noch nichts bekanntt). Ich stieß auch bei meinen Demon- 


strationen im Hamburger Ärztlichen Verein auf Verwunderung. ` Auch 


nicht selten Schwierigkeiten. Den Subokzipitalstich nimmt man im 


"Sitzen vor, so daß diese Schwierigkeiten ünd Umständlichkeiten ` 


fortfallen: Das Haupterfordernis: genau -die Mittellinie beim Einstich 


. inne zu halten, ist leicht erfüllt. Zudem ist nur noch nötig eine . 
leichte Vornüberbeugung des Kopfes, und die. Fixierung des Kopfes 
‚| durch den Assistenten ist sehr viel einfacher als die Fixierung ‘des 
j in Seitenlage. Nabelwärts. gebogenen Patienten. 0. 

2. Bekanntlich ist die Blutbeimengung bei der Lumbalpunktion 


nicht ganz selten und läßt sich nicht vermeiden, da der Venenplexus 


. am Konus bzw. an der Cauda. equina ein dichter ist. . Unter etwa i 
310 Fällen habe ich bei der Zysternenpunktion nur 6 mal "Blut- 


beimengung zum Liquor bekommen. Das‘ liegt: an der schon er- 


wähnten Tatsache, . daß Blutgefäße normaliter- auf dem Wege der ` 
| Punktionsnadel nicht liegen. -© un Zu 

| deutlicher das Gefühl des Durchstechens 
der Membrana atlantooceipitalis als des Durchdringens der Dura mater 


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. 8. Man hat sehr viel. 


bei der Lumbalpunktin. = ° | aa 
4. Die Beschwerden nach der Punktion sind auffallenderweise 


. viel seltener und geringer und weniger anhaltend als nach der. Lumbal- 
punktion. Alle erfahrenen Untersucher wissen, daß auch bei durch- 
aus lege artis und mit allen Kautelen ausgeführter Lumbalpunktion - -_ 


die Patienten in ca. 10—-20%,.der Fälle mehr oder weniger stärkere 


j|. und mehr oder weniger lange anhaltende Beschwerden haben, ein. 
Umstand, der mich schon seit langen Jahren veranlaßt, auswärtige . 
Patienten nur dann einer Lumbalpunktion zu unterziehen, wenn sie 
mindestens einige Tage zur ‘Verfügung haben. > A 
1... Nach der Subokzipitalpunktion habe auch ich. mehrere Male : 
| Kopfschmerzen und Übelkeit beobachtet, aber es.war nicht öfter als 
.6 mal unter 310 Fällen, und zudem waren die Beschwerden sehr 


viel geringer und-dauerten nicht länger als einige Stunden, höchstens 


1 Ma Tag. Dazu habe ich, um darüber Erfahrungen zu gewinnen, die 

{| Mehrzahl der Kranken nach ‘der Punktion nicht ins Bett gelegt, 
' | sondern sitzen und auch gehen lassen. Ich sehe, daß auch in 
- Amerika dieselben günstigen: Erfahrungen gemacht wurden. Dasselbe - 
betonte in einer Diskussion, die im Oktober 1923 in Boston stattfand, ` 


auch Wyatt. Den Grund für diese zunächst auffallende Tatsache 


haben wir vielleicht darin zu erblicken, ‘daß der Liquordruck im . 
Sitzen in der Zysterne negativ ist. ' Es ist ja auch angenommen 


worden, daß der Grund der Punktionsbeschwerden darin zu suchen 


ist, daß sich der Schlitz in der Dura mater nach der Lumbalpunktion `` 


nicht schließt und somit noch längere Zeit Liquor spinalis nachsickern 


kann. Man könnte danach vielleicht daran denken, daß der Schlitz . 


in der Membrana atlanto-occipitalis durch die straffe Spannung der 


Membran sich leichter und vollkommener schließt als in der, frei- 


hängenden Dura mater spinalis. Ich fand -auch keinen Unterschied 
in der Verträglichkeit der Zysternen-Punktion zwischen am Nerven- 
system organisch Kranken und funktionell Nervenkranken, wie man 


einen ‚solchen Unterschied bekanntlich so oft.— fast regelmäßig — 


findet þei der Lumbalpunktion. 


- 5. Schloffer stellt dieselben Kontraindikationen für den 


Subokzipitalstich auf wie für die Lumbalpunktion, er schließt also 


| die Hirntumoren aus. Auch Eskuchen tut das. Das kann ich auf 
Lateralsklerose), 22 Fällen von Polyneuritis alcoholica, Aortitis luica, | | 


7 i 
2) Anmerkung bei der Korrektur: Wartenbergs Arbeit 
erschien in dieser Zeitschrift kurz nach meinem Vortrag in Baden-Baden; 
der Aufsatz. Hartwichs (Zbl. f. inn. Med. 1924, Nr. 24) kommt mir 
heute zu Gesicht. an ee ee 


6. Juli 


hier war man gefühlsmäßig eingestellt. Ich las mit Interesse, daß 
dieselbe gefühlsmäßige Einstellung auch die Amerikaner zuerst - 
hatten, und ich erwähnte schon, daß Quincke offenbar durch diese 
Einstellung sich abhalten.ließ, schon bei seiner Entdeckung auch 
| diese Methode. einzuführen. ` ee „me 
F. Worin bestehen die Vorteile der Zysternenpunktion gegenüber 
der Lumbalpunktion? > . 0.0 n a 23 : 
1. Es ist bekannt, daß die Lumbalpunktion von den meisten 
_ Untersuchern,. so auch von mir, im Liegen vorgenommen wird. Dazu . 
'ist aber nötig, den Kranken selir genau zu lagern; die Vorschrift 
| lautet: Kinn auf die Brust, Kniee an den Nabel anziehen, dazu ist | 
| nötig. eine genaue senkrechte Einstellung des Rückens zum Bettrand, 
| wenn nicht der Interarkualraum verfehlt werden soll. Das alles macht ` 
‚| erfahrungsgemäß bei alten, dyspnoischen und geschwächten Kranken - 


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o rind meinier Beobachtungen nicht uniterschreiben.. Ich sagte schoh, n 


> daß ich unter meinen Material 13 Fälle. von. Tumor. cerebri und -| 
= ribelli habe. In. keinem Fall sah ‚ich ‚schädliche‘ Folgen. - Ich 
-= möchte danach in der Möglichkeit, Fälle. von ‚Tumor cerebrı mit 
Jen Liquordiagnostik anzugehen, nach meinen bisherigen. Erfahrungen 


` 


- enen weiteren Vorteil der Subokzipitalmethode sehen...‘ et 
#6, Die neueste Phase der röntgenographischen Darstellung des 
-Hims ist bekanntlich , die von Dandy in Baltimore ‘und ein Jahr. , 

- iter von Bingel in Braunschweig. zuerst ‚ausgeführte Enzephalo- 

| gráphie. Dandy, führte zunächst. die Luft in die..Seitenventrikel 
“ein, während Bingel sie vom Spinalkanal’ aus ins. Hirn aufsteigen 

` 18. Rsist klar, daß-die Einführung durch Punktion des spinalen 
-` s&gbarachnoidealraumes einfacher undi schonender ist als die Ein- 
‚,. führung der Luft durch Schädel und Hirn. Ich habe seit Einführung 
© des Subokzipitalstichs auf meiner Abteilung auch. die Enzephalo- 
graphie von hier aus gemacht. Einen Vorteil sehe.ich ‘dabei wieder 


x “darin, daß der Kranke nicht auf die Seite in unbequemer "Stellung: | pitalstich auf. Die Figur. 
<. -gelagert zu werden braucht, wie ferner darin, daß man mit 20 cem | zeigt,.einen dieser Fälle... 
a Luft auskommt, entsprechend auch nur 20 cem; Liquor zu- entfernen Es handelte sich nur 


“braucht, gegenüber 80 cem Luft bzw. Liquor spinalis bei der Ope- 
~ ‘yation vom Lumbalteil aus. Die Klarheit :der 'Bilder'ist 'bei beiden 
` ~ Methoden zum mindesten dieselbe, wie mir wiederholte Vergleiche 
"gezeigt. haben. . Ich möchte danach glauben, daß wir heute für die- 
Ausführung der Enzephalographie die :Subokzipitalmethode als die 
` `. Methode der Wahl bezeichnen dürfen. ~- Selen en 


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Abbildung 4 ` 


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| MEDIZINISCHE KLIN 


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ee. Pa C a NE ang AR S 
‚Schmerzen. ‚Nachdem. ca, :60 ccm. 


‘normalen Liquor. . 


‘sion: an‘. entsprechender 
Stelle ‚geführt . hatten. 


"Die ' Okzipital-Punktion 
' hatte ` in diesem. Falle : 
‘wertvolle. Dienste zur‘ 
‚Klärung. des: Falles: ge- 


© In. Fällen trat eine. 
|} leichte. 'Temperaturstei-, == 
‚gerung ‚nach: dem: Okzi-. 


{don ab. 20000 a a A | 
> Dreimal gelang es mir nicht, die Zysterne zu erröichen. Vielleicht . 


orn js muß: sich: in 
' entzündliche Adhäsionen"!. . 
|: imLumbalteildesRücken-.. 
‘| marks, die zu'Kompres- 


ll 


‚um. eine. . Temperatür- 
„Steigerung, nicht um 
sonstige: 'Fiebererschei- . 
nungen. Ohne medika-: 
| mentöse. : Beeinflussung 
fiel die Temperatur spon- 
‚tan innerhalb: 24 Stun- ` 


Juli 


j i S ‘ mor " Ea CARA x 
ia y E pri = FE?) ` 
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chmerzen, .] | Luit 
Schmerzhaftigkeit nach:und Patientin blieb dauernd.schmerzfrei. Die nach 
‚2 Tagen wieder ausgeführte: Inmbalpanktiön, ergab’ jetzt: auch‘ völlig 


eingeblasen:: waren, ließ die 


iesem Fall gehandelt haben um 


2 Abbildung, 6. © -> 


ZA. T2, TI TFT FT 7IE FEST SIE: 
EENEN EEA ER EE ET EA PE T 
Eny mmr TTE BıniTanampınınaaam T hıaıraaan 
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<1] Jagen.in diesen 8 Fällen solche Bedingungen vor, wie sie von deutschen > ` 


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| Autoren (Payr, Doberäuer, Schmieden, Fedor Krause) beob“ 
: achtet wurden, nämlich Bildungsanomalien am Atlas. Die Entfernung . ` 
" der Einstichstelle bis zur Hinterwand'derZysterneschwanktunachmeiten 
- Erfahrungen. zwischen 3,0 und. 8,0 cm. Das hängt von der Dicke. 
| der .Nackenmusküulatur und der Konfiguration .des Halses ab: Wie. `- 
ändere Autoren (Eskuchen und ‘die Amerikaner) habe auch ich die `- 
| Nadel nach cm graduiert und bei 5 cm mit &inem.perforierten sterilan ` -~ 
33S | Korkstück 'armiert. So weiß man :immer genau, wie: tief. man ist! .. 
21" Schließlich ein Wort zur therapeutischen Bedeutung’ des Sub- , ` 
"+3 | :okzipitalstichs. Die. ersten: Autoren, die Amerikaner, dann Payr, => 
%. | Westenhöfer und Mühsam, ferner Schloffer, Eden u.a. häben . ` 
73 | operirt‘ mitder Freilegung"und ‚Einschneidung. der. Membran. Sie. 
haben in dem: Fall, wo der 4. Ventrikel. blöckiert war, : durch‘ die | 


“|-| Einführung einer Sonde und Beseitigung der Membrana tectoria des ` 


= 7. Es ist zu begrüßen,. daß wir jetzt in solchen Fällen in -der 


Lage sind, Liquor zu bekommen, -wo Konstitutionsanomalien und. 


“  Bikrankungen der Wirbelsäule (Kyphose,' Skoliose) die Punktion im 


Lumtalteil unmöglich machen;, ferner. in: solchen. Fällen, wo durch . 
Blockierung des spinalen Subarachnoidealraumes durch Tumor, Ex- 
dat, Wirbelverlegung usw. Liquor gar nicht oder nur in sehr ge-. 


su 


Aigen Quantitäten zu bekommen ist. 


8. Ferner ist es uns jetzt leicht möglich, einen Vergleich an-. 


zustellen zwischen der Beschaffenheit des Liquors in den unteren. 


‚ und oberen Partien des spinalen Anteils bzw. zwischen den spinalen . 


-= und den zerebralen Partien des 'Liquors. Schon 1920 hat Ayer 


‚Bei einer 34 jährigen Frau bestanden seit mehreren. Monaten 
heftige Schmerzen im Kreuz. :Sie ‘war vor 1/, Jahr auf den Rücken 
gefallen, einige Wochen hinterher bekam sie Schmerzen, die sich lang- 
sam verstärkten. In der letzten’ Zeit bestand leichte Dysurie mit zeit- 


Br; eiliger partieller Inkontinenz.” Für Lues und Tuberkulose kein Anhalt, 

| . žeme Infektionskrankheiten. .— Die Untersuchung ergab Schwäche des : 

ne Phineter recti, Ausfall der Achillessehnen-Reflexe und geringe Druck- 
= &pfindlichkeit der Wirbelsäule in der Gegend von L. W. 2 und 3. 


Nichts von Tub i ili j | 
ie il erkulose, nichts von Syphilis. Die Schmerzen waren 
too nnge als Rheumatismus, Ischias usw. ‚gedeutet worden. Die Lumbal- 


In tion “ergab ausgesprochenes Kompressionssyndrom. Auch. die 


astixkurve zeigte das für Kompression typische Bild. Die Okzi ital- 


“ung zwischen L, W., 2 und 8: wurde eine erhebliche Schmerzhaftigkeit 


| Bang zeigte er völlig normalen Liquor: Durch Luitein- 


stgestellt an der Stelle der Druckempfindlichkeit. und der spontanen 


nachgewiesen, daß auf diesem Wege die Diagnose einer Kompression. 
gestützt bzw, erst ermöglicht werden kann. Ich sah folgenden Fall: 


. auf eitrige Meningitis. 


à 
t FR: 


|. resorptionstähig st." 


Eden hat darauf 


' druckentlastend wirken soll. 
-` » Eg bat sich gezeigt, 


. des .einsickernden: Liquor 


Auf ..die verschied 


‚4. Ventrikels’ diesen frei. gelegt und .drainiert. Die Indikationen zur ` 
| | Operation: sind heute durch: die genannten ‚Autoren festgelegt auf 

' | Hydrozephalus, sei es durch Hypersekretion oder durch. Behinderung 
des Abflusses bedingten, ferner um. bei Tumoren durch Ablassen 
von. Liquor das klinische Zustandsbild zu klärėn, èv. die definitive -, 
_ Operation vorzubereiten, ferner, auf Meningitis serosa "und post: `> _ 
- traäumatischen Hydrozephalus (Koplverletzung), endlich auf Entfernung, 
‚von ‚gestautem und: infiziertem Liquor nach Verletzungen, schließlich 


' hingewiesen, -daß die Subobzipitalmethode ` 
in’ ihrer Anwendung bei: Tumor. cerebri sich in erster Linie eignet. : ` 
‚für Tumoren in der vorderen Schädelgrube, da Tumoren der-hinteren — | 
'Schädelgrube den Abfluß in den Spinalkanal oft mechanisch verlegen. -` 
-Bei Tumoren, der hinteren Schädelgrube’ ist der Subokzipitalstich ` 
‚vor der Entlastungstrepanation die Operation -der Wahl, soweit:sie: ` 


3 die Idee von Anton und Schmieden, ` 
dem Liquor durch das: Fenster der , Membrana. atlänto-oceipitalis 
einen Dauerabiluß zu verschaffen,. sich oft- als: praktisch ‘nicht aus- ` 
-fübrbar erweist, weil sich in den Weichteilen des Nackens infolge 
| | s.Narbengewebe- entwickelt, ‚das nicht mehr ` 
a 2 enen Vorschläge, . andere: Abflüsse für den 
Liquor herzustellen durch Verbindung ‚mit den Blutbahnen, gehe ich `. 
‚hier ‘nicht: ein.: Zu erwähnen wäre auch die Möglichkeit, durch : 
: Verbindung‘ von Subokzipitalstich und ‘Lumbalpunktion: eine -gründ- - >.. 
lichere Drainage: des spinalen :Subarachnoidealraumss zu: ermög: ` 
‚lichen. Ich selbst habe auf meiner Abteilung einen ’Fall:’von akuter 
'zerebrospinaler Meningitis, bei dem ` bakteriologisch, der ‚Meningo- I 
kokkus: Weichselbaum nachgewiesen war, ‘durch -subokzipitale Aus- ' 
| spülung und Injektion von Meningokokkenserum mit Erfolg behandelt. . 
= Der 86jährigeMann war am 8.Dezember1928 plötzlich unter hohem 
Fieber erkrankt, de ‚sehr; bald ‚verwirrt. und ne ner köhem. 
Krankenhaus eingewiesen.. Bei der Aufnahme zei 


wurde deshalb ins 
gte er .Meningismus 


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er En 7 ee MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


in. ‚Forin von: Nackensteifigkeit und Schmerzhaftigkeit des Nackens, | 
starke motorische Unruhe, allgemeine Hyperästhesie, Kernigsches . 


Symptom, leichte Benommenheit und Verwirrtheit.. Bei. der Lumbal- 
, punktion und bei der. Zysternenpunktion entleerte_sich unter hohem 
Druck ein fast eitriger Liquor, in (dem Phase 1, Pandy, Weichbrodt 
stark positiv waren und sich eine Zellzahl von 20—80000:3 fand. Die 
Kultur ergab (Prof. Plaut) Meningokokkus Weichselbaum. Durch den 
Subokzipitalstich wurden 10 ccm Meningokokkenserum injiziert. Darauf- 
hin fiel die Temperatur kritisch ab, und bei den 3 noch folgenden 
Zysternen-Punktionen fand sich ein schneller a irn der Globulin- 
' und Eiweiß-Reaktionen sowie der Leukozytose. Die 

. ergab: Phase 1 opalesz, Pandy, Weichbrodt opalesz., Zellen 150/3. 
Nach 6 Tagen war Patient psychisch völlig klar, war schmerzfrei und 
verlangte nach weiteren 10 Tagen seine Entlassung. 4 Wochen später 
stellte er sich als subjektiv und objektiv völlig gesund vor. 


Selbstverständlich. weiß ich, daß es Fälle von’ Meningitis 
- cerebrospinalis gibt, die auch spontan schnell nach Entleerung von 
Liquor spinalis ausheilen. PS 4 a 

Schon 1916 schlug Westenhöfer vor, eitrige Meningitiden 
von der Okzipitalgegend aus durch Spülung zu behandeln, und 1919 
'empfahlen Wegeforth, Ayer und Essick, die infektiöse Meningitis 


mit Durchspülung vom Subokzipitalstich aus in. Angriff zu nehmen. 
In ihren ersten 2 Fällen hatten sie allerdings keinen therapeutischen 


Erfolg, aber sie konnten experimentell an Katzen nachweisen, daß vom 
Lumbalstich aus injizierte Farbflüssigkeit das Großhirn nichterreichte, 


daß andererseits nach Subokzipitalstich eine gefärbte Flüssigkeit die 


'Zysterne und den Kortex ausgiebig umspült hatte. 1920 veröffentlichte 


dann Ayer einen Fall von Meningitis, der durch Spülung von der 


. . Zysterne.aus mit Erfolg behandelt war. Er erklärte darauf die Behand- 
lüng der eitrigen Meningitis und der epidemischen Meningitis mit spe- 
zifischen Mitteln von der Zysterne aus durch den Okzipitalstich als die 
Methode der Wahl. Wir wissen, daß von chirurgischer Seite, zuerst von 
Kümmell, dann von Schlesinger, Barth u. a. schon lange die Be- 
handlung der eitrigen Meningitismit Ausspülung von einer Trepanations- 
öffnung aus empfohlen wurde. Durch die Experimente von Wegeforth, 
Ayer und Essick wäre damit eine experimentelle Grundlage für diese 
Empfehlungen geschaffen. Wenn Ayer auch die Behandlung der 
Paralyse und der Hirnlues mit spezifischen Mitteln von der Zysterne 
aus empfiehlt, so kann ich diese Indikation auf Grund meiner eigenen 
Erfahrungen nicht für aussichtsvoll halten, wie ich mich überhaupt den 
modernen heroischen Methoden der spezifisch-antisyphilitischen Be- 


handlung der Paralyse gegenüber ablehnend verhalte.e Auch in der. 


_ erwähnten Diskussion in Boston konnte Niemand über besondere 


Erfolge von dieser Methode der Behandlung der Paralyse berichten. 


Zum Schluß noch ein Wort über unsere mit Hilfe des Sub- 
 okzipitalstichs gemachten Erfahrungen über die "Bewegungen . des 
Liquors. Der Vergleich ist ja heute leicht und einfach anzustellen 
durch die Kombination der Lumbalpunktion mit der Zysternen- 
punktion. Becher und Weigeldt haben in Deutschland in jüngster 
Zeit unsere Erfahrungen über die Bewegungen des Liquors zusammen- 
gestellt und durch eigene Untersuchungen bereichert. Es darf heute 
als feststehend gelten, daß die Absonderung des Liquors an der ganzen 
Oberfläche des Nervensystems, vorwiegend aber im Plexus choroideus 
stattfindet, und daß. die Resorption fast ausschließlich in die Venen 


innerhalb des Schädels und in geringem Grade in die Lymph- 


scheiden und Nervenscheiden stattfindet (Frank, Ziegler, Hill, 


etzte Punktion | 


6. Juli 


Becker). ‚Schon Quincke wies nach, daß der Liquor nicht nur von 


oben nach unten, sondern auch von unten nach oben sich bewegt. 


‚Wir dürfen ferner heute: als feststehend betrachten, daß die 


Mischung’ des Liquors in 1. Linie zustande kommt durch die perio- 
_ dischen Volumenschwankungen des Hirns im Schädel, als Folge der 
"Blutzirkulation, bedingt durch den Puls, in 2. Linie durch die Respi- 
ration, endlich auch durch die Bewegungen des Kopfes zum Rumpf. 
Es kommt hierin eine Wellenbewegung des Liquors zustande, wie 
Becher erst kürzlich wieder experimentell nachwies. Diese Liquor- 


wellen besorgen eine dauernde Mischung des Liquors im spinalen 
Duralsack, wodurch eine stärkere Sedimentierung in den abhängigen 


Teilen des Spinalsacks verhindert wird. Eine eigentliche Strömung 


des Liquors in besonderen Bahnen, wie sie von Pröpping und 


Haller angenommen wurde, findet nicht statt. Diese Frage kam 


wieder in Fluß durch die fraktionierte Untersuchung des Liquors, 
die durch Walter und Weigeldt angeregt und besonders von 


Weigeldt in exakter Weise studiert wurde. Ich fand ebenso wie 


Ayer, daß im allgemeinen die Unterschiede in den unteren und 
oberen Partien des spinalen Subarachnoidealraumes nicht erheblich 
sind; das fanden wir sowohl bei syphilogenen Nervenkrankheiten, 


Tabes, Paralyse und Syphilis cerebrospinalis, wie auch bei akuten 


Meningitiden, wie auch bei nicht syphilogenen organischen Hirn- 


-und Rückenmarkskrankheiten. Eskuchen fand demgegenüber in 


der Mehrzahl der Fälle Unterschiede in der Zusammensetzung von 
Lumbal- und Zysternenliquor, d. h. er fand mehrfach normalen neben 
einwandfrei pathologischem Liquor; er fand auch häufig lumbal in- 
jizierten Farbstoff im Zysternenliquor ‚wieder, auch da wo sich'der 
Kranke vollkommen ruhig in sitzender Stellung verhielt. Auf die 


‚Bewegungen des Liquors haben nach meinen klinischen und experi- 
mentellen Erfahrungen (Injektion mit Sulfophenolphthalein) die Be- 


wegungen des Körpers, insbesondere des Kopfes, erheblichen Einfluß: 
Ließen wir nach Einführung gefärbter Flüssigkeit in den Lumbalsack 
den Kranken auf dem Stuhl ruhig sitzen, so war der durch Sub- 


okzipitalstich entnommene Liquor nach 1—2 Stunden noch un- 


gefärbt; hatte sich der Kranke bewegt (gebend oder auf dem Stuhl 
den Rumpf und Kopf bewegend), so ließ sich oft schon nach 
10 Minuten ein Aufsteigen des Liquors- bis zur Zysterne nachweisen. 

Zusammenfassend läßt sich m. E. heute sagen: 1. der Sub- 
okzipitalstich ist einfach auszuführen und in der Hand des Kundigen 
ungefährlich. 2. Die Posipunktionsbeschwerden sind viel seltener 
und geringer. 3. Durch die Subokzipitalmethode wird der Vergleich 
des Liquors in verschiedenen Höhen einfach und leicht ausführbar. 
Insbesondere wird die Diagnose derBlockierung desSpinalkanals durch 
diese Methode erleichtert. 4. Auf therapeutischem. Wege eröffnen sich 
Aussichten insbesondere für die Behandlung akuter Meningitiden. 

Weiteres klinisches Arbeiten ‘wird zeigen, müssen, wieweit 
diese Aussichten .reale Erfolge zeitigen. | 


Literatur: Wegeforth, Ayer and Bssick, Amer. journ. of the med. 
scienc. 1919, June. — Ayer, Annual meeting of the amer. neurol, assoc. New York 
1920, June. — Westenhöfer und Mühsam, D. m. W. 1916, S. 1574. — Anton 


: und Schmieden, Zbl. f. Chir. 1917, — Eden, D. Ztschr. f. Chir. 1918. — Schloffer, 


Med. KÌ. 1918, S. 1245. — Scheele, Ther. Halbmonatsschr. 1921. — Schmieden 


und Scheele, Med. Kl. 1921, S, 401. — Weigeldt, Physiologie u, Pathologie des 


Liquor cerebrospinalis., Jena 1928. — Solomon, Thompson and Pfeiffer, 
Journ. of the amer. med. assoc 1920. — Becher, Mitt. Grenzgeb. 1922. — Eskuchen; 


. Klin. Wschr. 1922, S. 16456. — Derselbe, M. m. W. 1923, S. 1830. 


Abhandlungen. 


Über Arzneimittel der unspezifischen Proteinkörper- 


| - therapie.*) 
‘Von Prof. Dr. Rudolf Schmidt, Prag. 


Trotz der größten Verschiedenartigkeit in der äußeren Form 
der Proteinkörper-therapeutischen Agentien (Blut, Sera, Iso- und 


Heterovakzine, Tuberkulinpräparate, Milch u.dgl.) ist bei parenteraler 


Einverleibung die Wirkungsart eine so ähnliche, daß ein Vergleich 
der jeweiligen Wirkungskomplexe durchaus möglich erscheint. 

| Man muß sich nur klar sein,: daß zwei Faktoren natürlich 
eine ganz entscheidende Rolle hinsichtlich der Wirkungsart un 
“ Intensität spielen. ; | u Ä 


| *) Die Tätigkeit der Gemeinsamen Deutschen Arzneimittel- 
kommission „ruht | 
zwischen Ärzten und Krankenkassen. Inzwischen halten. es die Mit- 


glieder der von der Gemeinsamen -Deutschen Arzneimittelkommission | 


eingesetzten ärztlichen Subkommission. für zweckmäßig, die erstatteten 
Gutachten zu veröffentlichen. au se u 2 | 


is zur. endgültigen Regelung der Beziehungen 


1. Weg und Tempo der Einverleibung, ob subkutan, intra- 
muskulär oder intravenös, und besonders im letzteren Falle, ob 
rasch oder langsam injiziert wird. | i | 

2. Die Dosis. | | 

Es ist auf diesem Gebiete- der unspezifischen Proteinkörper- 
therapie das „Quale“ vielfach weniger bedeutsam als das „Quantum“. 
Andererseits ist natürlich die reaktive Eigenart des jeweiligen Orga- 
nismus von größter Wichtigkeit. So reagieren beispielsweise chronisch 
infizierte Organismen (Tuberkulose! Lues!) auf parenterale Ein- 
verleibung von Proteinkörpern vielfach außerordentlich stark pyrogen, 
so. daß die abnorm starke Reaktion unter Umständen direkt auf die 


| Möglichkeit dieser beiden Infektionen aufmerksam machen kann; das- 
| selbe gilt übrigens auch von chronischen Bluterkrankungen, wie 
| Biermersche Anämie, Leukämie, während im Gegensatze dazu 


nach e. B. der jugendliche Unterdruck-Diabetes meist auch auf 


_ größere Dosen, z. B. von Milch intramuskulär, .pyrogen überhaupt 


nicht anspricht. | | 
"Ein Vergleich der einzelnen Agenzien der Proteinkörpertherapie 


ist also nur möglich bei biologisch-konstitutioneller Gleichheit oder 


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1924. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. o 


wenigstens Ähnlichkeit des Reagens i. e. des jeweiligen Organismus, 
bei gleicher Dosierung und gleicher parenteraler Applikationsart. 

Der Wirkungskomplex der Proteinkörpertherapie ist besonders 
nach zwei Richtungen orientiert. | | Ä 


1. Allgemeinreaktion, die sich in einer Stoffwechsel- 
stigerung, Protoplasmaaktivierung nach Weichardt äußert und 
die u. a. in Temperatursteigerung zum Ausdruck kommt. 


9, Herdreaktionen, entsprechend örtlich beschränkten; 
chronisch entzündlichen Prozessen, wie Spondylitis, chronische 
Arthritis, Neuralgien, asthmoide Bronchitis, oder aber auch akut 
ontzündlichen Prozessen, wie Erysipel, gonorrhoische Epididymitis, 
Trippergelenk, Otitis media. Ä 
Fieberwirkung und Herdreaktionen sind jedenfalls klinisch 
am besten faßbar, und wenn auch der Wirkungskomplex der 
parenteralen Proteinkörperzufuhr damit keineswegs erschöpft ist 
(sensibilisierende Wirkung! Anregung von Diurese! Gerinnungs- 
förderung! antitoxische Wirkung! leukozytotische Reaktion! Ver- 
schiebung des Blutzuckerspiegels! Antikörperanreicherung!), so- 
eignen sich doch praktisch diese beiden Orientierungen ganz be- 
sonders als Maßstab für die Beurteilung der Wirkung. 

- Immerhin werden wir uns darüber. klar sein müssen, daß die 

Wirkungskomplexe der parenteral eingeführten Proteinkörper nicht 
-= regelmäßige Flächen, sondern gewissermaßen unregelmäßige Körper 
darstellen und daß, wenn wir dieselben nur nach zwei Richtungen 
messen, eine Volumbestimmung immerhin schwierig ist. Auch 
dariber werden wir uns klar sein müssen, daß die klinische Beob- 
achtung nur grobe Feststellungen ermöglicht — Intensität der 
- -Temperatursteigerung und Intensität der Herdreaktion — und. teil- 
weise an der Oberfläche der Dinge Halt macht. Auch bei gleicher 
Temperatursteigerung und gleicher Intensität der Herdreaktion be- 
steht die Möglichkeit, daß bei Anwendung differenter Proteinkörper- | 
therapeutischer Reagenzien doch in den früher angegebenen mannig- 
fachen Richtungen Differenzen bestehen, daß also nicht alle biolo- 
gischen Details des Reaktionskomplexes übereinstimmen. In gewissen, 
wahrscheinlich aber nur dekorativen Details besteht gewiß ein Unter- 
schied, ob wir in einem Falle von Tuberkulose beispielsweise Milch 
oder Tuberkulin injizieren. Die klinische Erfahrung spricht allerdings 
dafür, daß die therapeutische Wirkung identisch ist. Biologische 
Verschiedenheit der Reaktion ist eben mit Identität des therapeu- 
tischen Effektes sehr wohl vereinbar. | o | 

Immerhin ist dies ein Gebiet, auf dem auch klinische Empirik 
‚und möglichst vielseitig orientierte wissenschaftliche Forschung noch 

zum Worte kommen muß. Vielleicht wird sich dann eine schärfere 
ud engere Indikation für einzelne bestimmte Proteinkörper er- 
geben. Den Standpunkt, den derzeit ich selbst und auch meine 
Mitarbeiter auf dem Gebiete der Proteinkörpertherapie einnehmen, 
möchte ich kurz dahin zusammenfassen: Alle Proteinkörper-thera- 
peutischen Agenzien, selbst scheinbar heterogenster Art, wie Tuber- 
kulin und Milch, sind ohne Beeinträchtigung des therapeutischen 
Bilektes in entsprechender Dosierung untereinander substituierbar. 
Entscheidend ist nicht das „Quale“, sondern das „Quantum“ und 
- die Applikationsart. Als pyrogen und fokal (Herdreaktion) schon 

m verhältnismäßig kleiner Dosierung subkutan und intramuskulär 
besonders wirksame Potenzen hebe ich aus der folgenden Aul- 
Zählung gesondert hervor: Tuberkulinpräparate, native Milch, 
ea (Sächsisches Serumwerk), Phlogetan (Norgine & Kahl- 
aum), 

Pyrogene und fokale Reaktionen mittlerer Stärke sind durch- 
aus wünschenswert. Sie garantieren im allgemd®en einen thera-. 
peutischen Erfolg. Reaktionslosigkeit schließt die Gefahr einer 
Scheinbehandlung in sich. ` i i 


Die intravenöse Applikationsart von Proteinkörper-therapeu- 


Proteinkörperpräparate aus Bakterien. 
| ~ (lso- und Heterovakzine). 
Tuberkulinpräparate verschiedenster Art. 
 Vakzineurin nach Döllken (Sächsisches Serumwerk). Es 
handelt sich um ein Autolysat aus Staphylokokken und Bacillus 
‚prodigiosus: Anwendung subkutan oder intraglutäal; deutliche Lokal- 
reaktion, aber nur geringe Fieberreaktion. Preis etwa 40 Gold- 
pfennige pro Injektion. | | ; 
| Omnadin von Much angegeben und von Kalle & Co. er- 
zeugt. Es handelt sich entsprechend der Theorie von Much von 
den Partialantigenen um ein Gemisch von Stoffwechselprodukten 
verschiedener apathogener Bakterien, Lipoiden der Galle und Neutral- 
iettstoffen, damit sozusagen alle Arten von Antikörperbildung un- 
spezifisch . erregt werden (unabgestimmte Immunität). In seiner 
Wirkung wohl gleichwertig mit anderen Heterovakzinen. Lokal- 
und Allgemeinreaktionen gering. Es ist relativ teurer, etwa 70 Pf. 
pro Ampulle à 22 com. Be l E E 
= Milchpräparate. | = 
. Native Milch am einfachsten und billigsten; direkt über der 
. Flamme oder besser im. Wasserbade 10 Minuten gekocht. Man be- | 
ginnt mit etwa 3 cem intraglutäal (nur bei tuberkulösen Prozessen 
mit t/o cem subkutan, wobei nur geringe Lokalreaktion auftritt) 
und steigt je nach der Reaktion bis 10 und mehr’ ccm intraglutäal. 
Es kommt meist zu Fieberreaktion und Herdreaktion. Milch in 
Ampullen (à 2, 5 und 10 ccm) wird von verschiedenen Firmen ge- 
liefert, es ist eine steril gewonnene Milch. Herd- und Fieber- 
reaktion viel geringer als bei nativer Milch. Durchschnittlicher 
Preis einer Ampulle 20—40 Pf. | | Zr 
a) Abijon (Sächsisches Serumwerk). 
b) Aolan (Beiersdorf). | | 
c) Laktin (Heisler). 
d) Albusol. RR | | 
e) Seidel’s Milchinjektionen (Chemoprodukte, Wien). | 
f) Xifalmilch (Sächsische Serumwerke), eine entfettete 
Milch mit Zusatz von Bakterieneiweiß. 
| g) Hypertherman (Sächsische Serumwerke).‘ Sterile Milch 
mit genau dosiertem Zusatz von Bact. coli. Pyrogen und fokal 
(Herdreaktion) stark wirksam: wegen konstanter Zusammensetzung 
auch für konstitutionelle Überprüfung des pyrogenetischen Reaktions- 
vermögens empfehlenswert. 


Kasein-Präparate. 


a) Kaseosan (Heyden) wird auch intravenös gegeben (Vor- 
sicht!), und zwar mit !/, ccm beginnend. Es sind sehr starke Re- 
aktionen mit shockartigen Nebenerscheinungen aufgetreten, die oft 
nicht mit der Dosierung, sondern mit einer Inkonstanz des Präpa- 
‘rates in Verbindung gebracht wurden. 
| . b) Actoprotin (Chinoin-Werke, Wien), ebenfalls ein reines 
Kaseinpräparat, das man in der Meuge von 1/,—5 ccm intramus- 
kulär oder intravenös’ gibt. l Ha E 

c) Yatrenkasein (Behring-Werke AG, das eine Verbin- 
dung des antiseptisch wirkenden Yatrens (Jodoxychinolinsulfonsäure) 
mit Kasein darstellt. Stark: 50/ Kasein, 21/,°%/, Yatren. Schwach: 
2,50%), Kasein, 2,5°/, Yatren. Es wurde besonders von der Bier- 
schen Schule mit Erfolg verwendet. Die Anwendung erfolgt intra- 
muskulär oder intravenös. Es ist relativ sehr billig, da die teuere 
Ampullenpackung nicht notwendig ist (Ampullen werden zu 1, 5 
und 10 ccm geliefert), sondern. wegen des antiseptischen Yatren- 
zusatzes die notwendige Menge jedesmal aus einer. Flasche 
(ca. 20—500 ccm) genommen werden kann. | 


Nuklein-Präparate. 


macht sehr starke Lokalreaktionen. 

b) Phlogetan (Norgine & Kahlbaum) in Ampullen von 1, 2, 
3, 4, 5 cem), ist ein Abbaupräparat von Nukleoproteiden, erzeugt 
sehr starke Lokal- und Fieberreaktion. 


Andere Eiweißpräparate. ` a 
a) Deuteroalbumosen (Merck), Intravenös etwa beginnen 


tischen Agenzien eignet sich meiner Ansicht nach weniger für die 


Hauspraxis und sollte wegen der Möglichkeit von Shockwirkungen 
den Kliniken und Sanatorien vorbehálten. bleiben. Eine Aufzählung 
. Sämtlicher theoretisch möglicher Proteinkörper-therapeutischer Agen- 


zien ist natürlich ebenso unmöglich als zwecklos. 


In der nachfolgenden kurzen Zusammenstellung sollen nur 
lerende prinzipielle Gesichtspunkte und einzelne konkrete 
sationen derselben zur kurzen Aufzählung gelangen. 


orient 


Reali muß) bis mehrere ccm. Keine besonders starken Reaktionen außer 


bei sehr empfindlichen Patienten, bei denen es zu Shockwi 
kommen Eon Subkutan ziemlich schmerzhaft. en 
b) Novoprotin, ein kristallisiertes Pflanzeneiweiß (Chemische 
Werke, Grenzach) in Ampullen zu 1,1. Vorsicht bei intravenöser 
Applikation! | 


Sera. 2 
Hier kommen neben Normalseren (Pferd, Rind, Hammel), 
welche meist in Fläschchen zu 20 ccm im Handel sind, natürlich 
a spezifisch abgestimmte Sera, Diphtherieheilserum und dgl. in 
etracht, Pyrogene Wirkung und Herdreaktion meist sehr gering. 


* 


2 me mn ASIAA RT 


==. 


a ET TASTER 


a) Natrium nuclein. (Böhringer) in Ampullen zu 10 ccm, 


mit !/, com der 4°/,igen Lösung (die man sich selbst herstellen 


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SA 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.27. > &Juli 


Auf Grund dieses Gutachtens hat die ärztliche Subkommission 


der Gemeinsamen deutschen Arzneimittelkommission beschlossen, 
folgende Präparate zur Anwendung in der allgemeinen Praxis zu ' 
empfehlen: steril. Milch, Normalsarun, Aolan, Kaseosan, Phlogetan, 


Novoprotin. 
- Für die Zulassung zur kassenärztlichen Verordnung hat die 


Subkommission der Gemeinsamen deutschen Arzneimittelkommission: 


beschlossen, Bene zu apa: ‚steril. Milch, Normal- 
serum. ` 


Aus der Chirurgischen Universitäts- Klinik (Augusta-Hospital) Köln 
(Direktor: Prof. Dr. Frangenheim). 


Über infantile und juvenile Knochenwachstums- 
| störungen. (Schluß aus Nr. 26.) 
Von Dr. Paul Caan, Assistenzarzt der Klinik. 


Unter Schlatterscher Erkrankung versteht man Verände- 
rungen an der Tuberositas tibiae, die im ‚Wachstumsalter von 
etwa 12—18 Jahren, ebenfalls vorwiegend bei Knaben, beobachtet 
werden. Das Krankheitsbild wurde zuerst 1903: von Schlatter 
und fast gleichzeitig, aber unabhängig davon, von Osgood be- 


schrieben. Auch die Apophysitis tibiae tritt nicht allzu selten 


nach. einem kurz vorher erlittenen Unfall oder einer Verletzung 
auf, so daß man auch hier bestrebt ist, den traumatischen Insult — 
gleichviel ob leichte oder schwere Verletzung, ob direkte oder 
indirekte Gewalteinwirkung wie Abriß. von Knochenhaut durch 
übermäßiges Anspannen des (Quadrizeps, um ein Hinfallen auf- 
zuhalten — mit in erster Linie für die Entwicklung oder den Aus- 
bruch der Krankheit ursächlich verantwortlich zu machen. Um 


diese . Erklärung besser verstehen zu können, muß man sich ver- a 
gegenwärtigen, daß der nach vollendetem Wachstum als Tuberositas 


tibiae bezeichnete rauh-höckrige Vorsprung an der vorderen Tibia- 
kante, der Ansatzstelle des. Lig. patellae, entwicklungsgeschichtlich 


entstanden ist aus einer im Röntgenbilde regelmäßig und deutlich 


erkennbaren, gesondert angelegten knorpeligen Apophyse mit eigenem 
Ossifikationszentrum, die zunächst: durch eine nicht unerhebliche 
knorpelige Brücke (scheinbare Diastase) von der vorderen Schien- 
beinkante getrennt ist, allmählich verknöchernd sich mehr und 
mehr .der Tibiakante. anlegt, um schließlich knöchern mit ihr zu 
verschmelzen. Dieser Verknöcherungsprozeß findet gewöhnlich sein 
Ende mit dem 15.—16. Lebensjahre, dem Prädilektionsalter der 


Schlatterschen Apophysitis,. stimmt demnach überein mit der 
letzten, vielleicht intensivsten und daher auch empfindlichsten und 


traumatischen Einwirkungen besonders zugänglichen Phase des 
Wachstums und der Verknöcherung der Tibiaapophyse; ein Abhängig- 


keitsverhältnis zwischen dieser Wachstumsperiode und dem Aus- | 
bruch der Krankheit scheint . daher mehr als wahrscheinlich. 


Schlatter 'selbst hat die Veränderungen als eine reine Fraktur 
angesehen; ‘insbesondere hält er pathologische Veränderungen für 


das Zustandekommen der. Verletzung nicht erforderlich. Neben der 


direkten Fraktur durch örtliche Gewalteinwirkung sollen auch 


indirekte: Abreißungen infolge kräftiger Kontraktur des: Musculus 


quadriceps vorkommen. Je nach der Ausdehnung der Ver- 
änderungen, nach der Zahl und Größe der abgesprengten Knochen- 
teilchen. der zudem noch stark abgehobenen Spitze bzw. des 
schnabelförmigen Fortsatzes wird eine vollständige oder komplette 
Fraktur von der unvollständigen, der partiellen Infraktion unter- 
schieden. . 

Das Vorkommen ähnlich schwerer Struktur- und Konturver- 
änderungen an der Tibiaapophyse, ohne daß ein Trauma vorauf- 
gegangen ist, läßt es jedoch zweifelhaft erscheinen, daß die Ver- 
änderungen lediglich die Folgen einer Verletzung sind, selbst wenn 


man den Ossifikationsprozeß als prädisponierendes Moment in Be- 
. tracht zieht. Zumindest ist also für das Zustandekommen des 


Krankheitsbildes keine direkte Gewalteinwirkung unbedingt erforder- 


. lich; inwieweit indirekte traumatische Schädigung, also übermäßiger 

Zug an der Ansatzstelle des Lig. patellae dabei in Frage kommt, 
ist schwer zu entscheiden, da uns diese oft unbedeutenden, ununter- 
'brochen wirksamen Schädigungen kaum oder garnicht zum Bewußt- 


sein kommen. Sicherlich reichen sie nicht aus für das Zustande- 
kommen des Prozesses, da die ungemein feste Verbindung zwischen 
Epi- und Apophyse selbst bei Gesunden eine Sprengung an der 
Leiche nicht zuläßt (Schultze). Zudem würde auch ein typischer 


‘Bruch an dieser Stelle nicht jahrelang zur Ausheilung benötigen, 


sondern 3 bis 4 Wochen, wobei die fortgesetzten unwillkürlichen 
Quadrizepskontraktionen eher fördernd wie hemmend auf den.Kon- 


'solidationsprozeß einwirken würden. Auf Grund unserer klinischen 


Erfahrungen und an Hand der Röntgenbilder hat man also scharf 


zu unterscheiden zwischen der Apophysitis tibiae und der isolierten 
Fraktur des Schienbeinhöckers. ' Uns scheint es vielmehr, daß dem - 


Trauma, sofern es eine unmittelbare Schädigung des betreffenden 


‚Knochenabschnittes hervorruft, für die Entstehung des Prozesses 


eine überragende Bedeutung. nicht zukommt, daß es vielmehr nur 
als auslösender oder verschlimmernder Faktor wirkt. Wahrscheinlich 


‘| handelt es sich auch hier um Vorgänge im Knocheninnern, um eine 
‚lokale Dystrophie mit Störungen des Wachstums- und Verknöcherungs- 


prozesses auf rachitischer bezw. spätrachitischer oder traumatischer 


_ (Gefäßverletzung oder -embolie mit nachfolgenden Ernährungs- 


störungen) wie auch entzündlicher Basis (langsam verlaufende in- 
fektiöse Apophysitis) oder schließlich infolge kongenital bedingter- 


_ Entwicklungsfehler und Wachstumsanomalien, Noxen und fehlerhafter 


Anlagen, die auch schon allein ausreichen für das Zustandekommen 
der Veränderungen. ‚Wenn also diese Abweichungen im normalen 
Ossifikationsprozeß ein prädisponierendes Moment darbieten, dann 
würden selbst schon die unbedeutendsten traumatischen Einwirkungen 
direkter oder. indirekter Natur von großem Einfluß für den Ausbruch 
und den Verlauf der Krankheit sein. Schultze hat auf Grund 
ähnlicher Beobachtungen an anderen Skelettteilen bzw. Sehnenhaft- 
stellen die Schlattersche Krankheit als eine Teilerscheinung einer 


‚durch Bindegewebsschwäche ausgezeichneten Konstitutionsanomalie | 


mit erhöhter Neigung zu Periostausreißungen angesprochen; der Vor- 


gang beim Zustandekommen entspräche in etwa einer Spontanfraktur. 
= Klinisch tritt das Leiden mit langsam einsetzenden zwar.nicht > 


besonders intensiven doch lange Zeit anhaltenden und in ihrer 
Stärke wechselnden Schmerzen am Kniegelenk in der Gegend der 
Tuberositas tibiae in Erscheinung. Die Schmerzen können jedoch 


zuweilen so gering sein, daß die kleinen Patienten über ihre Ent- 


stehung keinerlei Aufschluß zu geben vermögen. Nür wenn das 


Bein stärker in Anspruch genommen wird, erreichen die Schmerzen 


einen höheren Grad. Weiterhin ist die Affektion gekennzeichnet 
durch eine druckschmerzhafte Verdiekung der Tuberositas, - der ge- 
legentlich eine leichte teigige Schwellung der darüberziehenden 
Weichteile und der Furchen zu beiden Seiten des Lig. patellae bei- 


gesellt ist. Der typische Druckpunkt liegt direkt auf der Tuberositas. 


tibiae, etwa 2!1/;cm unterhalb des Kniegelenkspaltes (Schlatter). 
Die knöcherne Prominenz ist nicht immer -deutlich zu fühlen. Für 
gewöhnlich sind die Gelenkkonturen des Knies nur unwesentlich 
beeinflußt, zuweilen sind sie jedoch fast vollkommen verstrichen. 
Die Beweglichkeit des Gelenkes ist ebenfalls nur wenig beeinträchtigt; 
die passiven Bewegungen sind nahezu normal ausführbar, aktiv ist 
die ‚letzte Phase der Streckung sowohl des hängenden, im Knie 
gebeugten Beines wie auch im Liegen nicht immer möglich. Die 


Elevation des gestreckten Beines im Liegen ist dagegen kaum be- 
| hindert. Das Gehen und Stehen sowie die Bewegungen im Knie- 


gelenk lösen zuweilen lokalen Schmerz aus. Gelegentlich klagen 


‚die Patienten über Unsicherheit und vermehrte Beschwerden beim: 
| Treppensteigen, was sich ungezwungen durch den ungenügenden 


Halt der Quadrizepssehne an ihrer Ansatzstelle erklären läßt. Die 
Muskulatur des: Oberschenkels speziell des Quadrizeps ist mehr 
oder weniger atrophisch; hierin ist auch hauptsächlich die Ursache 
des hinkenden Ganges zu erblicken. 

Das Röntgenogramm (s. Abb. 4u.5) zeigt oft Bilder, deren 
Unterscheidung bzgl. des Mosua eu und des Pathologischen beim 


Abbildung 4. 


N l 


Abbildung 5. 


iNi M E: N \ ION 
en Din E | In 
GG: "i N 
fri N 
AN 


Fehlen charakteristischer subjektiver und objektiver Symptome recht 
schwierig werden kann, zumal auch schon die normale Verknöcherung 
der Tibiaapophyse verhältnismäßig spät und nicht gleichmäßig und 


gleichartig vor sich geht. Als für die Apophysitis typische patho- 
! gnomonische Veränderung findet eu vor allem eine Verdickung 


des zungen- oder schnabelförmigen Fortsatzes der oberen Tibia- 
- apophyse, der auch weiter als normal von der vorderen Tibiakante 
abgehoben scheint. Der mittlere Teil des Fortsatzes ist stärker 


nrominent, die Kortikalis erscheint an der Stelle des Sehnenansatzes | 


- eingeknickt und abgebröckelt. Der Knochenkern .der Apophyse ist 
„weilen in mehrere Stücke zerfallen, eine Erscheinung, die mit 
einer mangelhaften und ungleichmäßigen Verkalkung zusammen- 


hängt. Die Konturen der Tibia selbst erscheinen an dieser Stelle | 


_ ġndeutlich und verschwommen. | | 
Das Leiden kommt einseitig und doppelseitig, wie auch kom- 
finiert mit ähnlichen Veränderungen an anderen epi- und apo- 
- physären Knochenabschnitten vor. Die Heilung erfolgt in 6 Monaten 
bis Jahren und ist für gewöhnlich eine vollkommene ohne Zurück- 
-Jassung irgend welcher Funktionsstörungen. 
-Die von Köhler im Jahre 1908 zuerst beschriebene Er- 
krankung am Os naviculare pedis findet sich vornehmlich im 
Alter von 5—9 Jahren, entsprechend der Zeit, wo die Verknöche- 
“zung des Kahnbeines einsetzt bzw. am intensivsten ist. Daß gerade 
das Kahnbein für derartige Veränderungen besonders disponiert ist 
und vorzugsweise erkrankt, ist auffallend, zumal es doch von der 
‘Belastung, die zweifellos auf. die Entstehung der Affektion von 
Einfluß ist, nicht mehr beansprucht wird als die übrigen Mittelfuß- 
knochen. Man hat diese Bevorzugung auf verschiedene Art zu er- 
klären versucht und damit gleichzeitig einen pathogenetischen 
Zusammenhang konstruiert. Wichtig für die Ätiologie ist die Tat- 
sache, daß der Knochenkern des Naviculare von den Mittelfuß- 
knochen als letzter in Erscheinung tritt; der Knochenkern und 
damit auch der ganze Knochen ist dadurch traumatischen Insulten 
‘oder bakteriellen Infekten, die doch störend auf den normalen 
 . Knochenprozeß einwirken und ihn unterbrechen können, ganz be- 
sonders ausgesetzt. Weiterhin ist die Gefäßversorgung des Kahn- 
‚beines eine verhältnismäßig ungünstige, so daß schon die geringsten 
Geläßschäden mit dystrophischen Veränderungen beantwortet werden. 
‚Gleich wie die Perthessche und Schlattersche Krankheit wurde 
auch die Köhlersche Erkrankung als eine reine, wie auch patho- 
logische Fraktur an einem durch Dystrophie unbekannter Genese 
hierfür vorbereiteten Knochen angesprochen. Köhler selbst ver- 
wirit die Auffassung einer. rein traumatischen Entstehung bzw. in 
den Vorgängen den Ausdruck und die Folgezustände einer Kom- 
‚pressionslraktur zu erblicken, da in einer großen Anzahl von ihm 
selbst beobachteter Fälle die Affektion doppelseitig war und ein 
Trauma sich in der Anamnese vielfach. nicht nachweisen ließ. 
Grashey hebt hervor, daß eine isolierte Zerträümmerung des vom 
dicken Knorpel überzogenen Knochens ohne Schädigung des be- 
nachbarten Knochens kaum denkbar ist. Eine Fraktur, insbesondere 
eine Kompressionsiraktur liegt auch m. E. dem Prozeß kaum zu- 
unde. Wie bei den anderen Erkrankungen wird es sich auch 
hier bei nicht einheitlicher Genese um eine Störung in der Ent- 
wicklung, im Wachstum und in der Verknöcherung handeln, wobei 
kongenital bedingte Störungen (gedoppelte oder sonstwie abnorme 
Rernanlage) wie auch postfötal einsetzende, die Ossilikation be- 
 emträchtigende Schädigungen (Trauma, Infektion, Ernährungs- 
sörungen, Dyshormonien u. a.) einzeln wie auch kombiniert maß- 
gebend sind. Auffallend häufig ist das Zusammentreffen der 
Köhlerschen Krankheit mit Anomalien der Patellarkerne; auch 
wurde mehrfach gleichzeitige mangelhafte Entwicklung der Hand- 
wurzelknochen festgestellt und’ einmal auch Bildungsfehler der 
Cuneiformia. Die bisher spärlichen mikroskopischen Untersuchungen 
eigien in der Hauptsache Knochennekrosen (Axhausen, Heitz- 
mannu. a.) oder wiesen auf. Störungen der normalen endochondralen 
Össifikation (Weil) hin. Für Lues und Tuberkulose fanden sich 


a? auch bei den anderen Erkrankungen keinerlei Anhalts- 
e. 


Ganz allmählich im Laufe mehrerer Monate tritt das Leiden : 


e den im übrigen völlig gesunden Kindern und vielfach ohne 
hachweisbare Ursache mit Schmerzen an der Innenseite der Fuß- 
ratne und mit Schonungshinken auf, wobei die Kinder mit dem 
. p eren Fußrand auftreten, um den medialen Fußteil nicht zu be- 
| lasten, Hierdurch 
N einer leichten Varusstellung des Fußes. Weit seltener beob- 
En tet man Plattfuß. Die Schmerzen sind für gewöhnlich erträglich; 
B ea am Intensivsten beim Gehen und am Abend nach längerer 
elastung. Auch über spontane Schmerzen im Knochen wird ge- 


len geklagt. Der Knochen ist vom Dorsum wie von der 


A pedis aus druckempfindlich; der Fußrücken läßt im Bereich 
Beim re eine 
e 


å leichte Anschwellung und bisweilen auch eine 
tung der Haut erkennen. Fluktuation bzw. Pseudo- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21. 


kommt es zu einer verstärkten Plantarwölbung, 


fluktuation ist gelegentlich nachgewiesen worden. Die Beinmusku- 


latur, besonders die Wadengegend, ist etwas atrophisch. 


Das Röntgenbild (s.Abb.6 u.7), zeigt den Knochen in Form, 


Größe, Kontur und Struktur erheblich verändert; er ist 


bis zur Hälfte 


oder gar bis zu einem Drittel seines normalen Umfanges verkleinert 


Abbildung 6. 
l Abbildung T. 


und ist verkrümmt. Im antero-posterioren Durchmesser erscheint das 
deformierte Kahnbein.. zu einer Scheibe oder Schale zusammen- 
gedrückt; man spricht deshalb auch von einer Bisquitform des ver- . 
bogenen und verschmälerten Knochens. Diese eigentümliche Form- 
veränderung des in seiner normalen Knochenfestigkeit beeinträchtigten 
Kahnbeines ist zweifellos eine Folge der Belastung. Die Konturen 


sind zackig und unregelmäßig, die Bälkchenzeichnung 


verschwunden 


oder undeutlich, der Knocheukern abnorm klein, gelegentlich auch 
in mehrere Stücke zerfallen, so. daß strahlendurchlässige Stellen 
mit dichteren Partien regellos abwechseln.. Durchweg ist der 
Knochenschatten dichter, also kalkhaltiger als normal. Eine scharfe 
Trennung zwischen Kortikalis und Spongiosa ist meist nicht möglich. 
Das Röntgenbild ändert sich mit der Dauer der Alfektion; auch 
hier ist eine Restitutio ad integrum möglich, sofern es nicht vorher 
infolge Weichheit des noch im Knorpelstadium befindlichen und des- 
halb weniger widerstandsfähigen Knochens und bei nicht genügender 
Schonung zu erheblichen sekundären, nicht rückbildungsfähigen Ver- 
bildungen mit einer gleichzeitigen Verschiebung des Gelenkkontaktes _ 
(Dysarthrie) gekommen ist und damit zur Entstehung irreparabler 
arthritischer Veränderungen. Die klinische Heilung, die im übrigen 
eine absolut ideale ist, tritt nach Wochen und Monaten ein; die 
anatomische soll sich jedoch erst nach 1—3 Jahren gewöhnlich 


ohne grobe Veränderungen vollzogen haben. Die 


funktionellen 


Störungen sind demnach schon längst behoben, bevor der Knochen - 
im Röntgenogramm ein annähernd normales Bild ergibt. 

| Das Leiden tritt meist einseitig auf, doch ist es nicht allzu 

selten doppelseitig und wird, wie schon erwähnt, kombiniert mit 
ähnlichen Veräuderungen an anderen epi- und apophysären Skelett- 


abschnitten beobachtet. 


Die Therapie ergibt sich aus den subjektiven Beschwerden; 
‚sind die Schmerzen sehr stark und der Gang dadurch sehr be- 
hindert, dann erscheint Ruhe und Schonung geboten. Spätere 
medikomechanische Maßnahmen, Heißluft, Massage u. a. können 
von Fall zu Fall von Nutzen sein. Der Erhaltung des Fuß- 


erforderlich. 


besprochenen Krankheitsbildern; auch hier braucht 
der Affektion nicht immer ein Trauma oder sonst ein 


untersuchte Köpichen. ergab kallusartiges: Gewebe, 
fibrillärem. Bindegewebe, osteoidem Gewebe, Faser 


. gewölbes muß besondere Beachtung geschenkt werden. In vielen 
Fällen ist wiederum eine besondere Therapie überhaupt nicht 


Weiterhin hat Köhler neben Fromme über eigenartige Ver- 
änderungen amKöpfichen des Metatarsus II berichtet, die ebenfalls 
Jugendliche besonders im Alter von 10—16 Jahren befällt. Köhler 
nimmt zwar eine primäre Erkrankung der Diaphyse an, durch deren 
Verlängerung die Epiphyse distalwärts verschoben und eingedrückt 
würde; wir indessen sind der Ansicht, daß bezüglich Entstehung, 
Ursache und Verlauf auch hier das gleiche gilt wie bei den schon 


dem Ausbruch 
e nachweisbare 


Ursache vorauszugehen. Prädisponierend für die Entstehung des 
Prozesses soll das Einsinken des Fußgewölbes sein, also die Platt- 
fußbildung mit. der hierdurch bedingten mangelhaften Federung und 
Elastizität. Der Beginn ist ein langsamer und schleichender; es 
stellen sich Schmerzen in dem befallenen Knochenabschnitt bzw. in 
dem zugehörigen Metatarsophalangealgelenke ein, das auch im Ver- 
gleich zur gesunden Seite etwas geschwollen erscheint und bei 
Druck, besonders von der Fußsohle aus, empfindlich ist 
tritt noch ein leichtes Schonungshinken hinzu. Die Beweglichkeit 
im Zehengrundgelenk ist für gewöhnlich nur wenig beeinträchtigt. 
Das von Fromme durch Exartikulation gewonnene und hi 


; später 


stologisch 


bestehend aus 


5 und Hyalin- 


norm en 


mer 
` 


e.. -107e -S 


= er bei einem 18jährigen | -5 N ) 
der Menses beobachtete. Diese Blutungen traten bisweilen selbständig 
auf, teils waren sie mit einer schwachen Menstrualblutung vergesell-. 


tin | 
| Haa und Augenaffektionen, 


4 


96... 1926 - MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.27. 


oÅ. : 


©’ N 
is 


"Knorpel und in dem von Liek 'operierten Fall fanden sich nekro- | ` 
tische Knochenbezirke und Zeichen einer unregelmäßigen Ossifikation, 
also Befunde, ‚wie sie uns auch von der: Osteochondritis coxae und' 


Abbildung 8. 


her bekannt sind. ‘Ebenso weist auch das 
. .Röntgenbild (s: Abb.8) ein’ großes Maß von 


 . Osteochondritis coxae auf. . So erscheint das 


\ Köpfchen verkürzt: und’ verbreitert, gleichsam _ 
\  zusammengedrückt und abgeplattet, zuweilen 


- auch ist die Kopfkappe, bzw. der: Kopfkern 


- waschen und verschwunden, die Strahlendurch- 
| lässigkeit ist eine ungleichmäßige; neben kalk- 
-ärmeren Stellen sehen wir strahlenundurch- 


für gewöhnlich verbreitert, die Diaphyse_ er- 
. scheint aufgetrieben, plumper als normal. 


© rechnen. 


| und der Medizinischen Universitätsklinik 
_ (Vorstand:. Hofrat Prof. Dr. H. Lorenz) in Graz. 


-C Bin Fall von menstrualer Urticaria haemorrhagica 


. mit Berücksichtigung des Blutbildes. 
ir dns DS Nonn ehe 
x = Dr. J. Weitgasser, ` 


` Assistent der Dermatologischen Klinik. 


| ‘Dr: K. Cafasso, | 


Assistent der Medizinischen, Klinik. 


Ä Pathologische Veränderungen, welche im weiblichen Orga- . 
= nismus zur Zeit der Menses außerhalb der Genitalsphäre in regel- 
mäßiger Wiederkehr auftreten, haben seit jeher die Aufmerksamkeit 


der Kliniker auf sich gelenkt, wobei im Vordergrunde des Interesses 
immer die Frage stand, inwieweit. derartige Veränderungen als die 


' physiologische Menstrualblutung vikariierende, bzw. komplemen- 


tierende Vorgänge aufgefaßt werden können. Am häufigsten fanden 


wohl Blutungen extragenitaler Lokalisation Erwähnung, welche ent- 
. weder an Stelle, oder neben der genitalen Blutung auftraten. 


So beschreibt Hauptmann (1) Blutungen aus. den Lippen, die 
Mädchen durch 4—5: Monate jedesmal zur Zeit 


schaftet. Die Erscheinung wurde bei dieser Patientin zuerst im 14: Lebens- 


jahre bemerkt; als Vorboten der Lippenblutung soll sie Stechen und : 


Ziehen in den Lippen verspürt haben. Kober (2) sah einen Fall von 
‘+ yikariierender Blutung aus den Lungen bei einem 18jährigen Mädchen, 
bei dem bis dahin kein Anhaltspunkt für Tuberkulose. bestanden hatte. 


Diese vikariierenden Menses traten dreimal ein, hörten jedesmal mit 


Übelkeit im Magen auf und waren aber dennoch die Vorboten einer 
_ Lungenphthise, die in wenigen Monaten zum Tode führte. 
Sabourin (8) weist darauf hin, daß. bei von vornherein tuberkulösen: 


Frauen Hämoptysen mit Vorliebe zur Regelzeit auftreten und zwar in 


der Weise, daß sie mit dem Eintritt der Regel aufhören. Pulver- 
macher (4) beschreibt 3 Fälle vikariierender Blutungen, und zwar 
einen Fall menstrueller Blutung. aus einer Kotfistel und 2 Fälle von 
Mammablutungen. Hirschberg (5) erwähnt Mammablutungen, die er 
bei einer Patientin durch 10 Jahre "hindurch als Begleiterscheinung 


‚Graviditäten jedesmal mit der. Regel aufhörten. Erst nach der dritten 
Gravidität, bei welcher das Kind ausgetragen wurde, hörten die Mamma- 


blutungen ohne erkennbare Veranlassung gänzlich auf. Hirschberg: 


erwähnt ferner andere Autoren, welche derartige, die Regel ergänzende 
"Blutungen aus anderen Organen bzw. Schleimhäuten beschrieben. ‘So 
sah Baumgarten periodische Blutungen aus den Luftwegen, Bün- 

Hämaturie und Bronchialblutung, Chrobak und Rosthorn 


und Tschigiti Blutungen aus der Harnblase, Piganeau und Runge 


vikariierende .Retinitis haemorrhagica, Jaworski und Schechner 
Hautblutungen, Greig und Kynoch beschreiben einen Fall, der aus 


einer alten Kieferdrüsenabszeßfistel periodisch blutete und demnach 


- dem oben erwähnten Falle Pulvermachers an die Seite zu stellen 


wäre. Eine rein vikariierende Menstruation ist nach Hirschberg 
selten; zumeist verhält es sich so, daß eine genitale mit einer extra- 
genitalen Menstruation abwechselt. Bestehen beide Blutungsformen 
nebeneinander, so ist der von den Franzosen ge ER Ausdruck der 
„komplementären“ Menstruation berechtigt, der allerdings von anderer 


d 


.der Köhlerschen Erkrankung des Kahnbeines |. 


Übereinstimmung ' mit: dem. Skiagramm der | 


\ unregelmäßig fragmentiert, die Struktur ist ver- i 


lässige Herde und Flecke. Der Gelenkspalt ist 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


Aus derDermatol. Universitätsklinik (Vorstand: Prof.Dr. Matz enauer) | 


. auch nicht mehr an Berichten andererKliniker. 
‘berichtet Stiller (11) über 3 Fälle von Menstrualexanthem, von denen _ 
der eine das Bild des Erythema exsudativum multiforme, der zweite 


Auch: 


 Anlehnun 
acht Nasenblutungen, Cuturi. 


Ähnliche Veränderungen an den übrigen ‘Metatarsalknochen, 


speziell 3 und 4 sind zwar beobachtet, kommen doch weit seltener 


vor als beim: Metatarsus lI, ` 
Von weiteren doch 


ungleich selteneren. hierzu gehörigen 


'Knochenentwicklungsstörungen sind noch zu nennen die von Calvé - 

"beschriebenen Veränderungen am Proc. post. calcanei, die besonders 
gerne kurz vor der definitiven Verknöcherung der Kalkaneusepiphyse, 

also etwa im 18. Lebensjahre, auftreten. Auch bezüglich der von 
Vuillet an den Epikondylen, von Iselin an der Tuberositas - 
metatarsi V erwähnten Veränderungen und beobachteten Anomalien . 

. wird von manchen Autoren auf die Ähnlichikeit der-Pathogenese und 


die Identität der pathologisch-anatomischen Grundlage hingewiesen. 


‚Ebenso sollen die von Kappis selbst zwar als traumatische Ab- 
sprengungen: gedeuteten Veränderungen am Capitulum radii, die — 

. Abweichungen am Olekranon, am Talus und am Becken, die wir auch 
als sogenannte inkonstante Epiphysen in der Literatur bezeichnet. : 
finden; analoge Prozesse darstellen, und schließlich sollen auch noch. ` 
- | die Ostitis. navicularis carpi (Preiser), die Lunatumosteo- ` 
Der Verlauf ist günstig, für gewöhnlich 


ist mit einer folgenfreien Ausheilung zu | ja selbst die Kümmellsche Spondylarthritis.der gleichen Gruppe 


malazie (Kienböck), die Kyphosis dorsalis (Lehrlingskyphöse), 


von Erkrankungen bzw. Ossifikationsstörungen beizuzählen sein. _ 


Seite abgelehnt wird, so von Sipp el (6). Roth (T) hat bei einer bis. = 
ad 225 Fälle umfassenden Literaturüber- 
-sicht folgende Reihenfolge von Organen bezüglich der Häufigkeit vika- 


vor 1870 zurückreichenden und 


riierender Blutungen angegeben: Nase, Fisteln, Haut, Lungen, Brust, 


n,. 
Mund, Rachen, Magen, Blase, Ohr, aigoa Daro eh ol Niere, Scheide. 


enses zu‘ 
| tun, so beschreiben andere Autoren periodisch wiederkehrende Steige- 


Hatten wir: es bisher mit Blutungen an Stelle der 
gerung normaler Sekretionen, bzw. das Auftreten pathologischer Sekrete. 
U. a. berichtet H. Gillet (8) über eine Beobachtung von Hyperhidrosis 
universalis an Stelle der Menstrualblutung. Er will en Oedema 
anasarka und ‘Aszites als Ersatz: der Rege 


waren es englische Autoren, die das Auftreten einer mit Menstrüal- 
störung einhergehenden Schwarzfärbung der Augenlider und Wangen 
beobachteten, di 


von Hebra (9) über den Zusammenhang. vieler Exantheme (Urtikaria, 


' Ekzem, Seborrhoe, Erythem) mit der Menstrualblutung. :War nun einmal 


die Aufmerksamkeit auf diese Erscheinungen gelenkt, so fehlte es später 
Neben Neumann(10) u.a. 


das subkutaner Ekchymosen zeigte und der dritte sich als Akne dar- 
stellte. Ferner berichtet Dobbert (12) über 2 Fälle von zur Regel- 


zeit sich einstellender Purpura haemorrhagica. Lingen (13) berichtet _ 


über ein 1i6jähriges Mädchen, das seit einem Jahre 1—2 Tage nach 


dem Auftreten der Menses auf: der Streökseite der Extremitäten und 


im Gesicht hellrote, erhabene, juckende Flecken bekam. Die ausführ- 
lichste. Übersicht über die ältere Literatur bringt wohl Opel (14) im 
Jahre 1891. Von neueren Autoren bringt Schechner.(15) einen Fall 
von vikariierender Menstrualblutung unter dem Bilde des Morbus macu- 


losus Werlhofii, Mann (16) einen solchen, welchen er zuerst mit einem 


| e - luetischen Exanth "wechselt hatte. Zieler (17) führt im Jahre 1910 
einer normalen Regelblutung auftreten sah und: die während dreier | uetischen Exanthem verwechselt hatte. Zieler (17) führt im e 


einen Fall von Exanthema menstruale angioneuroticum an; das Erythem 


fand sich .bei einer 49jährigen Frau immer kurz vor Eintreten der 


Periode in symmetrischer Weise über den Körper verteilt. Matzenauer 
‚ und Polland (18) beschreiben im Jahre 1912 ein eigenes zur Regelzeit 
 auftretendes Krankheitsbild, das sie Dermatitis dysmenorrhoica nannten 


únd. bei dem es sich um oberflächliche Gangrän der Haut handelt. In 
| an dieses Krankheitsbild wollen wir hier mit Rücksicht auf 
unseren Fall auch auf den Fall Binders (19) von chronischer Haut- 


blutung bei einem Manne hinweisen, wobei als ätiologisches Moment _ 


eine :nervöse Veranlagung angesprochen wird. Es handelt sich hier 
um einen ausgesprochenen Hysteriker, bei dem während einer langen 


ne any ohne irgendwelche äußere Ursachen an den Beinen 


immer wieder neue Blutungen, mehrmals auch mit Nasenbluten ver- 
gesellschaftet, auftraten. Ä er 


D 


Als ein weiterer Beitrag zum Kapitel der Menstrualexantheme 
erschien auch uns ein Fall erwähnenswert, der im März 1923 in der 


‚Ambulanz der Dermatologischen Klinik von uns beobachtet wurde. - 


und sich als Urticaria haemorrhagiea darstellte, f 


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beobachtet haben. Prof. 
Lorenz sah vor einiger Zeit ein 19jähriges Mädchen, bei dem Amal, 
und zwar immer 4 Tage vor der sonst normalen Periode, eine Sekretion - 
aus den Brustdrüsen auftrat, welche am ersten Tage der Menses ver- 
'schwand.. Auch in der medizinischen Ambulanz kam ein ähnlicher Fall 
zur Beobachtung. Me 
_ Relativ selten finden wir in der Literatur Hautveränderungen . 
während der Menstrualzeit erwähnt. Vor dem Jahre 1855 war fast 
nichts von einem Menstrualexanthem bekannt, um diese Zeit jedoch 


e sie einer abnormen Hauttalgbildung zuschrieben und 
_ Stearrhoea nigricans nannten. Zu gleicher: Zeit erschienen Publikationen 


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landwirtschaftli erbunden. In di g und mit heftige r 3—4 Tage, | 09h, Tü eukozyten 3,10 utbild: Neutrophil 2%, Erythr Su 
a cn Ah baaa Ran en der a nn und N S ern Ermphoryten Bilt, Leukosyion T4 ka | BE 
oben beschriebenen H ieuwechsel. G Värterin in die Nerv üher Am. A. ae cn ombozyten '652 ergangsformen ih 
a Der somati autveränderung erade um diese 7 'ervenklinik suchun . gS . April nach ei u u; $ z 5.280, Gerinnun ; aN 
kräftige ohe Btatos erzibt Tol auf, ese Zeit traten die | bild: g: Sahli 105°, Er: ingetretener Bee 55- ii 
Fans alas, bsi entwickelter Nluskl ARE De rn Bin Don Lankoeyun 9000. Bi le 
Pa t> Am-Gesich esıc ıtsfarbe Wag. ıskulatur mit on von 'erinnung m, 10) Übaroansstı l eosino hile en 9300. Blut- ER 
t fällt ein ti laß, sichtb ; entsprechend. nungszeit 5 Min. gangsforme ophile Leukozyten’ u El 
Reflexe d illt ein tikartie are Schleimhä em Min.“ en 1,8 ozyten a 
hant eins her die no I Dee \ ar ni Auttrten desselben. Am ae Thrombozyien 73300 al 
enses ds norme Se yE genlider auf. | Zrythr ben. Am 12 pm am 12. Mai i Y `g Beat 
ag ‚au landen Hynen 140 n m pi Riya Boeci (außerhalb o ylen 56 000, on "Blututermuehung: 5 neuerliches A : 
| sonderes. Im Uri n und etwas ] FR domen o. B rhalb der | ymphoz o eosinophile Leuko: ‘18600. Blutbild: : Sahli 100%, ia 
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Sr TE NEE ; : por | hromb 3% -L o, e0SInO hile L 0. Blut- | 
-Toten Hal er das Hautnivez aß die Effloreszen 0 das | rn mbozyten 384 » „Lymphozyten 7 eukozyte | a 
d Verlaufe a ES schmaler a sind, am en Milli- | aber z T EEES FEN ee t 
w über die bei o Rotfärbung zu er ing umschließt. In einem seiiet aufi das Exanthem we en Anfang Jali f A Dyra 
S mer über en EA u “a nen Flecke re vorsicht un anthem weder hinsichtlich Siner Tee dann 
En eose ver rot, bräunlich, gelb z ich einstell ab, | 19%,,igen s wurde wö n vermochte, aufgegebe ensuite nori 
Be schwind , gelb zu‘ llenden Farb Jigen Lösung ‚wöchentlich eine , aufgegeben un ‚noch ` 
ae caria haemorrhasi den. Es hand werden und in 8— en- | chlorat. in ösung von. Calç. ‘eine Injekti l n und Kalzium 
re schiedene Z aglca, nd. zwar elt sich also hi —4 Tagen i at. 10 Lösung ve y ar lact. ‚und dan on von 10 ccm eine 
= diedene Zuständ var, da m 150 hier um eine Urti: tember:8 Injekti erabfolgt. Im. anebön ' C einer 
> sich nicht ei e benennt an mit di e Urti- | Schü jektionen af D m Ganzen wu ' Cale. lact. ı 
ja = ine einfach a Urtikari lesem Namen ve chüttelfrost m: appliziert; di zen. wurden bi act. und 
e von roten Blutkë ache seröse Tr aeffloreszenz nen ver- a und Fieber. t; ae Pat. reari is Anfan 
a a r A 3 en, an sichtli ‚2ıenDer. — D Se Tea i . g Se = 
oo. "selbe Hinsichtlich der Au i ndet. . nssudation, sondern er EROA Jes Ban Ene p Kalsinniherapie. war von € mit 
c. e ' eben pude iologie di F TTE t | die ; xanthems äußerte. esonders i von einem A 
in einigen $ en m immer wieder  "feals Menstrualblutung: ee Pre Domekero der gering an IH 
00 wet, daß es en das Bild eine "Di das urtikariaarti nee dem- sonst.. 000 nde August (28 a ist auch, u 
| Ze Bhtung n zuerst aufgetret x Purpura darbietet 15 eginnt und. | 65 Am 24. September Blu ee Sr .) viel stärker. aB 
j < usten en a 3 Tage Se = als die früher 8 T: bemerkens- AT Leukozyten 1100 ae une Sakhli 950 Be hi 
l Anden nden war ährte und mit viel ger age dauernde Üb ınige 0,9°/,; eosi utbild: Neutr. ahli, 950] | 
en. ‚und daß mit viel gerin uernde | Übergangsforr aj eosinophile Leuko: sutrophils. Leuk Erythrozyten 
; Monate g der Lebenswei zur gleich : geren Blutver Zurzeı gsformen 2,1%, Thr e Leukozyt phile Leukoz ozyten 
n nun beol sweise eintr en Zeit auch ei Lya urzeit keins Mens lo, Thrombozyt yten 1,;6°/,, Lyn yten 58,6%, 
Pn tutun eobachtet eintrat. Im y eine völlige lu KOIOS on298 kei zyten 470200 o Lymphozyt 0/0, 
u geng mi sten wir selb Verlaufe von 5° Am 17. Oktober sein Exanthem. ), Gerinnu yten 36,807 
Fe ah nach it. der Menstru st, daß das Auf n mehreren | Franthem Th ober Blutinterzuchungs T Gerinnungszeit 51/, Mi 0; 
i. ohi allgemeiner Er! rualblutung verknü treten der + | genden j. Thrombozyte rsuchung.. Es besi E 12 Ain, 
ae mA a ana | Bene Ze Er ED u Ten 
2 e EEE an sog gorn 38 4 n. 
Patientin ne nicht 1 a nn läßt sich in oT Haut- rinnungszeit 6.Min. ` er R O 7 Eintritt s koten des- 
o Ngelmäßig a bei Milieuwechsel ie früher normal sem Falle eine | des Während, wie erwä Be 8: 2 rombog sn 173000, BR 
EN 8 auch % rtefiziell nicht hsel eine. Abnah l menstruierende es Zustandes zu ben ähnt, seit August eine | 73.000, ii 
i ie auch in ihrem A beizubringende sc Blutung. und m. eine BR ee in ‘deutliche Bes $ 
i” an cht störe ; enzen, die, w | tritt da | e en dte sich . se "Besserung 2 
© Sn den s a En von hr th zum n ee Su Ale Mao Teer; November | NE, 7 
B en C aefe e nach mit ° n müssen. Wir Gh des. Na : er ab, um = ane auf L. f Nove al u He), viy 
; einem Or r (20) zu t einer vikarii ir haben es . Nachtdienste am 5. Dezember - und. klin mber ai ee 
| > dami rgan anstatt un, ‚der daru iierenden Menstmation: wobei die Ei s neuerdings mit ] ember -früh n gt erst bi VRAE ES n 
p ENT t auftr att der ausblei arunter eine Bl struation 16 Effloresze © | mit besonder | ‚nach B s: 18 eg 
‘Mache tetenden uteri usbleibenden od utung in ir ausgedehnten Flä« nzen am distalen erer Heftiekei eendigung - 
5 Macher, d erinen Bl n oder neben der ß gend- | M anten Flächen k | Staren Teile gkeit aufzutr 8 vo 
| ‘täten M der den Beeri utung verst n aer gleichzeiti alleolarge d e ar onfluierten e der Unt utreten poA Ny 
so enstruati griff genauer präzi je eht,- und ug | blu ee geschwollen. Di ‚ Außerdem wa nterschenk ? Be, 
i nich ation d ier präzisier s nach P Ni utung (1.— ollen; .  Auberdem war bei el z a 
ie t aber aufgeh 1 da die nipsieio äzisierte, mit einer kom e ne a 3. Dezember) = Die in diese Z E beiderseits die et 
oo, : Aufd oben ist ; gische Blutung piemen- | the 8. ezember 1928 ar wieder gerin eit fallend: ale a 
gische i Soka nacie anen E g nur vermindert, en a a neuerdings en Ve In diese Regel- end) 
i a Y er Ar t ' or x und. SERIEN e E: r + ' DE, = 
kn bestimmte Re no ee ung dafür, wie der physi Dieser een Injektionen in wurde ee mit al Er i 
genmerk zunä aktionen der Hau ei Änderung seiner physio- | des Z ; herapeutische Vers h in der Dosis 0,1 arialextrakt in der Epail 
Aaa p a aut auslösen kann, haber Intensität | ustandes herbei. uch führte eine weite, 1Omal ap a a 
pen 22 einem em Serum zu be und zwar den zelli en wir unser | 4300000 2. Dezember Blut Ban ere Verschlimme tert. ei, 
is zu Anfaı ate zu ko as Blut- | 1,5/0, eukozyten 2 go, utbild: Neutrophi Ó00/, Eryth | SEN 
{| 18 1994 wä mmen. Zu diese I los Thromboz te: ) lo Lym h Outro. hile L ? rythroz ; A 
m | yten. 16 mphozyt Leuk yten en 
x hrend der Regelzeit und’ Am 10. Jan 60000, Gerinnun er 21,50, Nkozyien 75,09,,- En 
und uar 192 gszeit 6 Y 0 i 
| | d'| zwar täglich,2 Tab 4 Beginn mi Kr; jo Übergangsformen. er 
| SL abletten, später mit Schilddrü Rz) 
. Date 3 Sp er ab i F b Br senther e : er 
Ä | k | Zu | Da A täglich 3 Tal, und. a, 
| u ie BR o 
OGIE BER as 
z ts o , 


Eee. tg Bee 


‘ Schilddrüsentherapie wurde bis Ende Februar fortgesetzt und behob, 
abgesehen von den 2 erwähnten Schüben im Januar, das Exanthem 


: Gewichtsabnahme war während der Schilddrüsentherapie nicht 


achten ist; unsere auch außerhalb der Menstruation gelundenen 


Unterschied in der Wirkung feststellen. 


sondern sogar eine Exazerbation des Exanthenis zur Folge hatte. 


' Agens erblickten,. wäre bei beiden anderen Therapeuticis immer- 


. bestehen. 


Dienste, dafür, daß neben äußerlichen, schädigenden Momenten 
` unter Berücksichtigung des Falles Binder für die Beurteilung auch 


m i924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.27. 


6. Jali 


S E a aaaea aa a n a e a 


~ 


Jodthyreoglobulin (1 Tablette entsprechend 0,50 g frischer Drüse). 


Diese Therapie versuchten wir einerseits, um ein weiteres, inner- 
sekretorisch wirksames Organpräparat zur Anwendung zu bringen, 
andererseits deshalb, weil wir mit diesem bereits bei einem anderen, 
gewöhnlichen Falle von Urtikaria gute Erfolge hatten. Die mit 


Ende Januar einsetzende Regel dauerte um 2 Tage länger und war ' 


mit starker Blutung verbunden. Gleichlaufend stellten sich während 
dieser Zeit nur 2mal kleinste Schübe des Exanthems ein. Die 


vollständig. Erst bei der gegen Mitte März eintretenden Regel 
stellte sich, nachdem die Thyreoideatherapie durch 2 Wochen 
ausgesetzt worden war, ein neuerlicher schwacher Schub ein. Eine 


zu konstatieren, ebenso auch keinerlei Störung des Allgemein- 

befindens. | Ä i 
Bei der Beurteilung der ermittelten Blutbefunde ergibt sich, 

daß, abgesehen von einer einmal feststellbaren Eosinophilie von 8,1°/0, 


weder das qualitative, noch das quantitative weiße und rote Blutbild 
pathologische Veränderungen zeigen, ebenso hält sich die Gerinnungs- 


zeit immer in normalen Grenzen. Nur die Thrombozyten weisen er- 
hebliche Schwankungen auf und halten sich im allgemeinen in Zeiten, 
wo das Exanthem häufig und intensiv auftritt, auf wesentlich ge- 
ringerer Höhe, als dann, wenn der Zustand durch längere Zeit ein 
besserer ist. Pfeiffer und Hoff (21) weisen. zwar nach, daß bei 
gesunden Menstruierenden am ersten Blutungstage ein Sturz der 
Thrombozyten auf die Hälfte bis ein Fünftel der Norm zu beob- 


niedrigen Werte (bis 38000) dürften jedoch auf den purpnraartigen 
Zustand zu beziehen sein. Wir fassen in diesem Sinne die spätere 
Erhöhung der Thrombozytenzahl als ein die Besserung der 
Hauterscheinungen begleitendes Symptom auf, ‚welches uns frei- 
lich in bezug auf den Gesamtzustand keine ätiologische Auf- 
klärung .gibt. er y 

= Da von verschiedenen Autoren, so von Rühl (22) u. a., im 


Blute kreisende Menstrualgifte als Ursache für die Entstehung der 


menstruellen Exantheme angesprochen werden, injizierten wir venöses 
Blut der Patientin, während und außerhalb der Menses entnommen, 
weißen Mäusen in der Menge von 2,0 ccm, konnten-jedoch keinerlei 

Da nun weder das Blutbild noch die grobe Prüfung der 
toxischen Wirkung des Blutes am Tiere eine befriedigende ätiolo- 
gische Aufklärung zu geben vermochte, suchten wir an der Hand 
der eingeschlagenen Therapie zu einem Urteil zu gelangen. Wir 
fanden, daß Ovarialextrakt nicht nur keinen Erfolg herbeiführte, 


Eine wesentliche Besserung brachte hingegen einerseits die Kalzium-, 
andererseits die Schilddrüsentherapie. Während wir im Kalzium 
ein lediglich symptomatisch im Sinne der Gefäßdichtung wirkendes 


hin an tieferliegende, inkretorische Momente zu denken, um so 
mehr, als ja engste Beziehungen zwischen Ovar und Thyreoidea 
Wir glauben nun, den Fall als eine vikariierende Menstruation 
unter dem Bilde der Urticaria haemorrhagica auflassen zu können, 
ohne jedoch imstande zu sein, sichere ätiologische Momente dafür 
anzuführen. Während Erfolg und Mißerfolg der Therapie auf inner- 
sekretorische Störungen hinweisen, spricht in der Anamnese außer- 
dem vieles, so der Beginn der Erkrankung bei vollständigem Milieu- 
wechsel, der Eintritt des Ausschlages nach beendigtem anstrengenden 


eine nervöse Komponente mit in Betracht zu ziehen ist, 


Literatur: 1. Hauptmann, M.m.W, 1909, Nr.4l. — 2% Kover, B.k].W, 
1895, Nr. 2. — 8. Sabourin, Rev. de méd. März 1905. — 4. Pulvermacher, Zbl. 


f. Gyn. Nr.85. — 5. Hirschberg, Ebenda Nr. 26 u. 27. — 6. Sippel, M.m.W. 1921, ` 


Nr. 52. — 7. Roth, Mschr. f. Geb..u. Gya. Bà. 51, H. 1. — 8. H. Gillet, Annales də 
la polielin. de Paris 1892, Nr. 2, — 9. Hebra, zit. B.kl.W. 1877, Nr. 17. — 10. Neu- 
mann, zit. Ebenda 1877, Nr.17.— 11. Stiller, Ebenda 1877, Nr. 17. — 12.Dobbert, 
Derm.Wschr. 1896, 22, S.812. — 18. Lingen, St. Petersb.m.Wschr. 1895, Nr. 60. — 
14. Opel, Derm.Zschr. 1891, 16, H.2. — 15. Schechner, W.kl.thber.W. 1906. — 
16, Mann, W.m.W. 1807, Nr. 44. — 17. Ziegler, Derm. Wschr. 1910, S. 467. — 
18. Matzenauer u.Polland, Arch. f. Derm, u. Sypb. 1912, Bd. 111. — 19. Binder, 
D.m.W. 1910, Nr. 12. — 20. Schaefer, Vierteljabrsschr. f. ger. Med. Bd. 19, 1. — 
21. Pfeiffer u. Hoff, Zbl.. f. Gyn. 1922, Nr. 43 u.44. —. 2. Ruehl, Derm. Wschr. 
1912, 54, Nr. 20. 


=> Š R ' l } 
Reargon in- der Rhinologie.*) 
Von Doz. Dr. R. Imhofer, Prag. 


Wenn ich Ihre Aufmerksamkeit auf ein neues Mittel zur Be- 
handlung subakuter und chronischer Rhinitiden lenke, so geschieht 
dies nicht, weil wieder ein neues Mittel zur Gonorrhoebehandlung 
aufgetaucht ist, und dem gewöhnlichen Laufe der Dinge folgend 
von der Rhinologie übernommen werden soll, sondern weil. dieses 
Mittel tatsächlich ‘denjenigen Indikationen Genüge leistet, welche für 


. den Rhinologen bei der Therapie der chronischen Rhinitis, ein Ge- 
biet, das an der Klinik. weniger, in der Privatpraxis dagegen umso 
größeres Interesse hat, maßgebend sind. Seit jeher hat die Rhino- 


logie alle jene Mittel übernommen, welche für die Gonorrhoebehand- 
lung in Gebrauch standen oder neu eingeführt worden sind; das 
Arg. nitricum,. das Protargol, das Kollargol, schließlich das Choleval 
(Mayer, Wien). Eigentlich ist diese Nachahmung der Venerologie 


ziemlich unbegründet, denn die therapeutischen Grundlagen bei 


Rhinitis haben mit denen bei Gonorrhoe recht wenig Berührungs- 
punkte. ee? | 


Momente, die für die Behandlung der chronischen Rhinitis in Be- 
tracht kommen, herauszuheben, wobei ich als selbstverständlich 


eiterungen vorher ausgeschlossen wurden. P 
Die Ursachen der chronischen 'Rhinitis sind in erster Linie 
wiederholte akute Rhinitiden, die durch ein raumbeengendes und 
den Sekretabfluß behinderndes Moment (Septumleisten und Devia- 
tionen), wobei auch die in therapeutischer Hinsicht sehr wichtige 


‘freie Luftpassage beeinträchtigt erscheint, nicht zur vollständigen 


Restitution kommen. Il. konstitutionelle Momente. Seltener auf der 


. Klinik, umso häufiger in der privaten Praxis, wird man auf Fälle 


stoßen, wo solche raumbeengende Momente nicht vorliegen oder 
schon beseitigt sind, die Rhinitis aber fortbesteht und den Kranken 
überaus lästig fällt. Und dies sind eben jene Fälle, die zur Gruppe 
zwei hinüberleiten. Hier sind es vor allem zwei Typen, die zu 
berücksichtigen wären, nämlich a) die exsudative Diathese, wobei 


es sich allerdings meist; um akute Rhinitiden handelt, b) die Skro- 


fulose — exsudative Diathese mit tuberkulöser Komponente. Diese 
Art von Rhinitiden begegnet uns aber — und dies scheint nicht 
genügend bekannt zu sein — noch weit jenseits des Kindesalters!). 


. Es sind dies jene blassen anämischen Individuen — meist Mädchen —, 
die eine fortwährende schleimig-eitrige Rhinitis haben, die Nase ist 


dabei ebenfalls verlegt, die Schleimhaut auffallend blaß. Und wenn 
man genau nachforscht, werden in der Anamnese Phlyktänen, Lid- 
randekzeme, Ekzeme des Naseneinganges nicht: fehlen; alle diese 
Manifestationen der Skrofulose sind längst abgelaufen, nur die 
Rhinitis ist geblieben, manchmal auch die Lidrandekzeme. | 

` Das Gegenstück hierzu bilden die Arthritiker, meist unter 
setzte, vollblütige Individuen, bei denen sich die Beschwerden 
durch Verstopfung der Nase, in zweiter Linie durch reichliche Se- 
kretion manifestieren, wobei aber die Erscheinungen stark in ihrer 
Intensität wechseln. Man kann einen solchen Patienten 2—3 mal 
untersuchen, ohne einen positiven Befund zu erhalten, und dann 
sieht man ihn einmal zufällig auf der Höhe des Anfalles mit düster- 
roter, stark geschwellter Schleimhaut und reichlicher Absonderung. 
| Beiden Typen gemeinsam sind aber die Mißerfolge operativer 
Therapie. Man kann hier die technisch gelungensten Septum- 
resektionen machen, an Hypertrophien abtragen, was nur immer 
erreichbar ist, die Beschwerden bleiben bestehen,. höchstens daß 


der Nase zu Borken. eintrocknet, was für den Kranken fast ebenso 
unangenehm ist, wie der frühere Zustand. 

Bleibt noch die große Gruppe der Rhinitis vasomotoria, jener 
Form, bei der es zu rein wässeriger Absonderung anfallsweise 
kommt, verbunden mit Nießkrämpfen, Tränenträufeln, und Kopi- 


schmerzen neuralgischer Art. Man steht heute auf dem Stand- 


punkte, daß es sich bei diesen Formen um Idiosynkrasien gegen- 
über bestimmten Erregern — die aber nicht Mikroorganismen sein 
müssen — handelt; bei der reinsten Form, dem Heufieber, kennen. 
wir den Erregerstoff (Pollen), bei den andern Formen der vaso- 
motorischen Rhinitis können wir ihn manchmal feststellen, z. B. 
bestimmte Nahrungsmittel, Geruchseinwirkungen (Stall-, Eisenbahn- 


= *) Vorgetragen in der Sitzung der Gesellschaft deutscher Ohren-, 


Nasen-, Kehlkopfärzte der tschechoslovak. Republik am 4. Mai 1924. 


1) Vgl. meine Publikation: Anämie und Singstimme. Die Stimme, 
Jg. I, S. 321. | 


Gestatten Sie mir in Kürze einige klinische und ätiologische | 


voraussetze, daß es sich wirklich um eine solche handelt, also Herd- 


bei allzu radikalem Vorgehen das Sekret infolge abnormer Weite 


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PR BEER. E 2 B ‘ D 
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_ deckern des Reargons, mir:vor Augen gehalten und sogleich mit 
: Versuchen mit. diesem Mittel bei Rhinitis chronica begonnen: der- 
zeit (bis. zum Abschlusse dieses- Artikels) verfüge ich. über 40 Fälle, 
wovon 11 Sänger waren. 90 Hin R 
Ich halte es für überflüssig, über diese Fälle einzeln zu berichten, 
sondern möchte zusammenfassend das hervorheben, ` was meine. Be- 
obachtungen ergeben. u a | 
N a) Vor allem ist.die absolute Reizlosigkeit des Reargons hervor- iti 
zuheben. Weder: bei ‘der Applikation selbst: wird der Patient durch EI 
‘das Mittel irgendwie belästigt:noch auch treten nachher unangenehme 
 Reaktionserscheinungen auf, wie ich.sie im Vorangehenden geschildert 
habe. Dies gilt speziell für Kinder, bei denen ich das Reargon sehr 
oft: verwendet habe. Dieser: Vorteil macht ‚sich. besonders: in der 
Sängerpraxis geltend: Ich habe 1904 gegenüber Alexander, welcher 
. das Protargol bei Sängern bei leichten :katärrhalischen Erscheinungen 
‚und damit verbundener Indisposition empfahl und meinte, daß 
kurze. Zeit nach Applikation dieses Mittels gesungen werden: könne, AN 
«hervorgehoben, . daß auch bei diesem eine vorübergehende reaktive - 
bakterizide Wirkung der dem dermatologischen Arzneischatze.ent- | Steigerung der Erscheinungen. stets zu beobachten ist, und daß ich 
"o lehnten Mittel vollständig nebensächlich sein, und: die Rhinitis mit | auch -bier eine längere Pause zwischen Applikation: des Mittels und 
<. Anlisepfieis zu behandeln erscheint direkt widersinnig. Bleibt also Singen eingehalten ‚sehen möchte: Beim .Reargon dber würde ich 
.  zur.die ätzende oder adstringierende Komponente, welch .erstere mich eher dazu entschließen, dem Sänger, wenn sonst kein Hindernis 
` aber nur dann zur Geltung gelangen kann, wenn wir die Konzen: |. vorhanden ist, kurze Zeit-nach Applikation. des Mittels das Singen 
2° “tation des Mittels bei Anwendung in der Nase bedeutend steigern, |; zu gestatten, da. weder subjektiv noch objektiv. von ‚einer Reaktion 
‚also bei Lapis mindestens auf 5%), und dementsprechende Prozent- | etwas wahrnehmbar ist, 7% ae a 
“zahlen für Protargol und Choleval usw. - nee 
- "x Hier aber ergibt sich ein Nachteil, dem viel zu wenig Be- 
achtung geschenkt wird, nämlich der der Reizwirkung. Jeder. der ein- 
mal passiv mit der Lapisbehandlung der Nasenschleimhaut Bekannt- 
-shalt gemacht hat, wird wissen, daß die subjektiven Beschwerden 
-bei derselben nicht gering sind. Das Brennen, die vermehrte Se- | 
- kretion führt, ganz abgesehen von den subjektiven Unannehmlich- 
‘keiten und Behinderung der gewohnten Tätigkeit, dazu, daß unauf- 
0» _ „ hörlieh geschnaubt, genießt wird, wodurch wieder eine vermehrte. | 
`. -  Hyperämie entsteht, welche einen guten Teil des erzielten Effektes 
‚ paralysiert. Gewiß kann man diesen Beschwerden bis zu einem. 
gewissen Grade durch vorhergehende Kokainisierung der Schleimhaut 
begegnen (ich wende nie Lapis über 5°/, ohne eine. solche an), 
‚iber die Kokainwirkung hört viel früher auf als die Reaktion, so 
= „daß man damit nur teilweise über die Unannehmlichkeiten hinweg- 
‚kommt. Ganz besonders gilt dies für Kinder, welche auf Reize, 
. ¿die den Trigeminus treffen, manchmal in: ganz ungewöhnlichem 
o Mabe reagieren. So z. B. hat das Menthol bei Kindern :von. der 
Nase aus zu direkt bedrohlichen. Erscheinungen geführt; ich habe- 
~- Sbst einen Fall gesehen, wo es zu eklampsieartigen Erscheinungen 
20° „älwerster Art gekommen war, die fast eine Stunde lang anhielten; | 
dab es sich hier nicht um ein zufälliges Zusammentreffen handelte, 
` gt eine nicht lange nachher erschienene Mitteilung von Le- 
© > -< Toux’). Ich habe seither das Menthol in der Kinderpraxis ganz 
`>. ` y Aulgegeben. | Se 
-~ Adstringentia wie Alaun und seine Derivate (Alsol, Lenizet usw.) 
| -Tannin u. dgl. werden ebenfalls von der Nasenschleimhaut sehr schlecht 
`. vertragen und schädigen bisweilen das Geruchsvermögen bleibend, | 
„= % daß man sie höchstens in Salbenform (Olminal) anwenden kann, 
dann ihre Wirkung kaum über. das Vestibulum nasi hinaus geht. 
© <> Aber auch sonst ist die Reizwirkung aller Kaustika und Ad- 
=. Mringentia selbst in schwächerer Konzentration eine Beigabe, die den : RER 
... therapeutischen Indikationen direkt zuwiderläuft. lch brauche nur | ‚on meinen len waren © y | | an 
‚darauf hinzuweisen, daß einzelne Laryngologen; z. B. die Frankfurter | kollegen mit den anderen üblichen Mitteln behandelt worden. Dreimal SEN. 
' Schule (Spiess, Avellis) Rhinitiden mit Anästhetieis — Anästhesin, |. war die Lapisbehandlung vollkommen. erfolglos geblieben, während 
_  Rhinoculin — behandeln. Hier ist nun eigentlich der Punkt, von das Reargon die Beschwerden prompt beseitigte. Unter diesen befindet 
dem aus mein Interesse für das neu eingeführte Mittel Reargon aus- : sich ein Fall von typischer Rhinitis vasomotoria, bei dem auch. die 
ing und in welchem sich dasselbe von all den gegen Gonorrhoe emp- .| sonstige Therapie (Atropin, Kalzium, Pepton) erfolglos geblieben ‚war, Een En 
Iohlenen und von der Rhinologie übernommenen Mitteln'unterscheidet. | und. wọ das Reargon, eigentlich das. erste Mittel war, bei ‘dem a; 
E Es ist dies die Kombination von Glykosiden mit Silbersalzen. Die Patientin einen positiven Erfolg zugab:. Allerdings trat ein Rückfall 
. Glykoside entfalten gleichzeitig eine- antiphlogistische und anästhe- | ein, sowie das Mittel für längere Zeit ‚ausgesetzt wurde.. ° ` 
| ‚Sterende Wirkung und machen- so Silbersalze, die sonst in einer Bei den restlichen- beiden. Fällen ‚hatten allerdings Lapis und 
a Konzentration, die etwa einem Zehntel der in der Rhinologie üblichen ‘| rotargol gewirkt und wurde nur die subjektiv angenehmere Reargon- 
2 mtspricht, ‘von der Urethralschleimhaut nicht vertragen werden, . wirkung. von den Patienten anerkannt: <o > =n 000o 
Trrendhar Daß diese anästhesierende Wirkung aber für die rhino- | 
Rab) 


Ä Eine Verwendung des Reargons außerhalb der Rhin 
E as Therapie zum mindesten ebenso. wichtig ist, habe ich bereits . 
‚ Dach dem ersten Vortrage von Wiechowski-Klausner?), den Ent- : 


gerich usw). In vielen Fällen scheint es sich meiner Anschauung. 

- naeh um Toxinwirkung von Tuberkelbazillen zu handeln; auch -eine 

-esfinmte konstitutionelle Anlage ist hier wohl maßgebend. Aber- 

“ "daneben kann eine-Rhinitis vasomotoria ganz gut durch rein mecha- 

-"jische Momente bedingt sein; insbesondere. sind es kleine beweg- 

“liche Polypen, an der mittleren Muschel sitzend, welche, ohne ein. 

Atemhindernis zu bilden, eine Reaktion unter dem typischen Bilde 

| : der Rhinitis vasomotoria auslösen, die dann nach Entfernung dieser 

-` . Polypen prompt verschwindet. Eu u: 

C'a Gehen wir nun zur Therapie über, so ‚möchte ich, um Miß-. 
*yerständnissen zu begegnen, gleich betonen, daß auch meiner An- 

sicht nach die Herstellung der freien Passage in den: Vordergrund 

- -mäteten hat, daß aber, wie schon erwähnt, bei den letztgenannten ` 

E (kónstitutionell bedingten) Formen Mißerfolge derselben schr häufig 

- sind, und daß eben bei diesen Arten chronischer Rhinitis das Be- 

=. dürnis einer medikamentösen Lokalbehandlung und ‘damit ent- 
S'O sprechenden, wirksamen Mitteln vorhanden ist. | r 

4. Da wir den Erreger der Rhinitis nicht kennen, 'so wird. die, 


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- “b):Das Reargon wirkt auf die Nasenschleimhaut sonst, so, wie 
. die ‚anderen Silbersalze d. h. sekretionsherabsetzend; .da aber hierzu ` 
“auch eine antiphlogistische Wirkung. kommt, und die entzündlichen Er-. 
scheinungen in der Nase hauptsächlich. als Schwellung zutage treten, 
‚so beobachtet ‚man. nach Reargon, daß. die. Schleimhaut weniger 


sukkulent. und bedeutend: blässer erscheint. 


: `€) Das Reargon wirkt etwas langsamer als Lapis ünd Protargol: - 
Dies hat insofern.in der Sängerpraxis eine gewisse Bedeutung, als 
es hier sehr häufig. vorkommt, daß hier, für die Wiederherstellung 
ein bestimmtör: Termin gesetzt wird. In solchen Fällen kann ‚man: 
‚sich, wenn die Frist sehr kurz. ist, auf das Reargon nicht verlassen, 
sondern muß darauf vorbereitet sein, zu derallerdings unang 
Lapisbehandlung überzugehen.- o 00 e je Fo 


enehmeren ` 


= d) Man ‘kann ‘das. Reargon dem. Patienten unbedenklich in - =>- atr 
_ dieHandgeben. Ich lasse mit5°/„igerReargonlösung mit Glyzerinzusatz Rabe 
getränkte Tampons möglichst weit durch drehende Bewegungen in die 
. Nase.hineinschieben, dann wird die Nase von beiden Seiten zusammen- 5 
gedrückt damit die Flüssigkeit aus den Tampons 'aùsgepreßt werde und ` 
das Mittel bis in den Nasenrachenraum gelänge. Die Tampons bleiben 
5Minuten in derNase. Bei der vollständigen Reizlosigkeit des Reargons 
kann die Applikation ruhig 2—3 mal:im Tage wiederholt werden: 
Bemerkt sei, daß das Reargon. sowie die anderen Silberpräparate: 
Flecken in die Wäsche macht, die sich aber — allerdings: nur: so- 
lange sie ganz frisch sind — durch Auswasehen mit warmem Wasser 
|. leicht entfernen lassen. 0.0000. N in 
= ©) In der Kinderpraxis scheint sich‘ das ‘Reargon. besonders 
für die exsudativen Formen der Rhinitis zu eignen, wobei man rulie 
die gleiche'Dosis wie für Erwachsene verwenden 'kann und sie auch 
in der gleichen Art appliziert. Nie habe ich irgend welche Reaktions- 
erscheinungen, wie ich sie oben erwähnte; ‚beobachtet. Für die auf 
skrophulöser Basis beruhenden Rhinitiden der Kinder scheint mir 
das Reargon weniger geeignet zu- sein. . EOT a o Ae 
Von meinen 40 Fällen waren 5 vorher von mir oder Fach- 


r . \ 


ich bisher nicht versucht, da mir geeignete d. h. beweiskeiieis Dune Ka 
bisher mangelten., Ich habe nur. bei ‘einem Kinde mit einer- beider- RACHEN 
we seitigen, 8.Tage alten und auf beiden Seiten klinisch ganz leleh 
‚artigen Otitis auf’ der einen Seite mit Reargon, auf der anderen i 
dèr bisher bei‘mir üblichen: Weise mit-Alsol behandelt. :Hier schien 


LT 4) Imhofer, Die Kránkheiteń der Singstimme, Berlin 1904. 8.69 


md) Loroux, 
. „Tome XUE p. 185. E © BR 
ah a E.Klausner u. W. Wiechowski, Reargon. Ein neuer \ °g ; 

Ar Dilbertherapie bei der ‘Gonorrhoe: Derm. Wschr. Bd. 78. Nr. 1. 


Gare au euthöl, Bull. d’Oto-Rhino-Laryngologie. ; 


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. einer 1/, °/,igen Lapislösung. Wie mir Prof. Wiechowski mitteilte, 


' 50%/,igen ganz befriedigende Resultate erzielen kann, allerdings nur 
‚ habe.. Die fast momentane Wirkung, wie sie dem Mittel bei der 


die klinischen ‚ und therapeutischen Verhältnisse, sowie auch die 
Kriterien der Wirkung ganz. andere sind. Eine Bereicherung der 


Welche Urinuntersuchungsmethode ist bei Gonorrhoe 


' Methylenblau-Präparat zeigt eine Unmenge von Gonokokken, welche 


darauf hingewiesen, daß auch in diesem Falle, wo die 2. Urinportion 


die kurze nur etwa 2—4 cm lange Pars posterior, die also vom 
Spincter externus bis zum Blasenschließmuskel reicht und den Samen- 


930 © © 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. o 6 Juli 


mir doch die Sekretion auf der mit Reargon’behandelten Seite etwas 
vermehrt und der Prozeß auf der mit Alsol behandelten Seite war 


um einige Tage früher abgelaufen, als auf der anderen, die übrigens 
auch vollständig zur Ausheilung kam. Ä u 


ihr nur den im allgemeinen, abgesehen von der akuten Anterior- 
Gonorrhoe, sehr bedingten Wert beilegen, auf den sie der Natur der 
Sache nach Anspruch hat. Nehmen wir an, daß bereits eine oder 
beide Nieren einen krankhaften oder eitrigen Urin produzieren, so 
ist klar, daß die Thompsonsche 2 Gläserprobe versagen muß. Sie 
gibt keinen Anhalt dafür, von welcher Stelle aus die pathologische 
Harnveränderung stammt, es kann z.B. auch eine Zystitis oder eine 
Urethritis totalis vorliegen. Eine weitere Fehlerquelle liegt darin, daß 
eine zu geringe Urinmenge vorhanden ist, es ist dann die Urethra 
anterior noch nicht rein gespült, sondern enthält noch Eiter, der in 
der 2. Portion eine Erkrankung der hinteren Harnröhre vortäuscht, 
die nicht vorhanden ist. In der Praxis verhängnisvoll ist die Möglich- 
keit, eine Erkrankung der hinteren Harnröhre zu übersehen. Vielfach 
sondert nämlich die kranke Urethra posterior wenigstens zeitweise 
nur wenig Eiter oder Filamente ab, so daß bereits der erste Urinstoß 
sie gleichsam rein fegt und demnach die 2. Urinportion einen gesunden 
Eindruck vortäuscht. Die und andere offensichtlichen Mängel sind die 
Ursache gewesen für die Einführung anderer Untersuchungsmethoden. 
Nach dem Vorgang von Kollmann, sowie von Jadassohn und 
. Goldenberg, kann man die Fehlerquellen der Urethritis anterior 
ausschließen. Die vordere Harnröhre wird zunächst ausgespült und 
zwar so lange, bis das Spülwasser klar abläuft, man hat dann die 
. Gewißheit, daß Eiter und Filamente in dem Urin, der sodann pro- 
| duziert wird, nicht aus der vorderen Harnröhre stammen können. 
Ahnliches bezwecken die Methoden von Kromayer und Lohnstein, 
bei denen in die Urethra anterior ein Farbstoff oder ein leicht nach- 
weisbares chemisches Reagens eingespritzt wird, wodurch man so- 
gleich erkennt, ob Filamente aus der vorderen oder hinteren Harn- 
: röhre stammen. | 
Von weiteren Methoden sei noch die Luyssche 4 Gläserprobe 
erwähnt. Der Patient uriniert in 4 Gläser; wenn im 4. Glase schwere 
. dicke Fäden vorhanden sind, so soll es sich um eine Urethritis 
posterior handeln. Alle diese Methoden, deren Gläserzahl man übrigens 
dadurch, daß man das Spülwasser in mehrere oder weniger Gläser 
verteilt, variieren kann, haben alle den prinzipiellen Nachteil, daß 
eine Erkrankung der hinteren Harnröhre von der Erkrankung der 
Blase und Niere nicht mit Sicherheit abgegrenzt werden kann, gerade 
diese Unterscheidung ist aber in der Praxis oft von 'der allergrößten 
Bedeutung. Glücklicherweise gibt es eine Methode, welche die Ent- 
scheidung leicht und bequem zu erbringen gestattet, und die ich 
auch sonst für die weitaus empfehlenswerteste aller Methoden halte, 
hierauf habe ich schon früher hingewiesen. Ich würde das Eindringen 
dieser Methode auch in die allgemeine Praxis für einen bedeutenden 
Fortschritt halten, deshalb soll im folgenden die Wolbarstsche 
Katheterprobe 1—6 mit 5.Gläsern ausführlich geschildert werden. 
Zunächst ist es klar, daß zu jeder ausführlichen Untersuchung eine 
Palpation, und, falls es nicht eine akute Entzündung verbietet, auch 
Expression der Prostata gehört. Ferner ist es nötig, eine Sonde oder 
einen Katheter einzuführen, um festzustellen, ob Verengerungen oder 
Strikturen vorliegen. Die Wolbarstsche Probe enthält diese Unter- 
suchungen in sich. Wenn man die für diese beiden Untersuchungen 
nötige Zeit abzieht, so erfordert die Probe einen so geringen Zeit- 
aufwand,. daß sie auch der Praktiker in der Sprechstunde bequem 
ausführen kann. Die Probe ist sehr einfach, sie läßt sich wesentlich 
leichter ausführen als beschreiben. | 
Dem Pat., welcher mehrere Stunden, am besten die Nacht 
hindurch, nicht uriniert hat, wird zunächst die vordere Harnröhre 
ausgespült. Man verwendet 1 bis 2°/,ige Borsäurelösung, die Lösung 
soll kühl sein, denn eine körperwarme Lösung überwindet zu leicht 
den Widerstand des Sphincter externus. Die Spülung kann bequem 
‘ mit Hilfe des Irrigators geschehen, ev. mit Janetschem Rücklaufspüler, 
| doch kann man auch eine große Spritze oder ein weiches Katheter 
verwenden; man muß sich natürlich sehr hüten, damit hinter den 
Schließmuskel zu gelangen. Wie immer man die Spülung auch aus- 
führen mag, in jedem Falle muß die vordere Harnröhre auch wirklich 
von allen Exkreten befreit werden. Es ist zu empfehlen, die vordere 
Harnröhre während der Spülung lang zu ziehen, den Wasserstrahl 
bald von der einen, bald von der anderen Seite eintreten zu lassen, 
auch ist es gut, während die Spülflüssigkeit sich in der Harnröhre 
befindet, diese leicht zu drücken. Man sammelt nun das abfließende 
Spülwasser im Glase 1, häufig ist dessen Inhalt ganz getrübt, mit 
dicken, schweren Filamenten durchsetzt, man nimmt dann ein 2. Glas 
für den Rest der Spülung und überzeugt sich in jedem Falle, daß 
das Spülwasser klar abläuft. In vielen Fällen enthält die ‘vordere 
Harnröhre nur wenig geformte Elemente, dann genügt ein Glas und das 
2. Glas dient nur zur Kontrolle. Aus diesen Gläsern ist mit Sicherheit 
das Vorhandensein von Filamenten oder Eiteransammlung im Bereiche 


Auch für Laryngitiden. mit vermehrter Sekretion könnte sich 
das Reargon nach Abklingen der ersten akuten Erscheinungen eignen. 
Das Reargon entspricht in seiner derzeitigen Zusammensetzung etwa 


könnte die Konzentration noch erheblich gesteigert werden, aller- 
dings nur bis zu einem gewissen Maximum, da sonst die Wirkung 
der Glyköside, auf deren Vorteil und Wichtigkeit ich im Voran- 
gehenden hingewiesen. habe, in den Hintergrund träte. Ob eine 
erhebliche Steigerung der Konzentration notwendig ist, werden 
weitere Erfahrungen lehren; ich glaube, daß man mit der bisherigen 


dann, wenn man sich nicht auf Schnellheilungen und momentane 
Wirkungen kapriziert, worauf ich ja ebenfalls oben hingewiesen 


Gonorrhoe zugeschrieben wird), kommt dem Mittel in der Rhino- 
logie sicher nicht zu und kann auch nicht erwartet werden, da ja 


therapeutischen Mittel der Rhinologie bildet das Reargon aber 
jedenfalls. l | | | 


Aus der Dermatologischen Klinik der Universität Leipzig 
| (Direktor: Prof. Dr. Rille). Ben | 


. empfehlenswert? 
Von Priv.-Doz. Dr. med. et phil. F. W.Oelze. 


Zur Behandlung kommt ein Patient, aus dessen Urethra sich 
reichlich dicker, rahmgelber Eiter entleert. Ein rasch angefertigtes 


vorwiegend intraleukozytär gelagert sind. Es liegt, was die Anamnese 
bestätigt, eine akute Gonorrhoe vor, jede Einführung von Instrumenten 
ist verboten, da sie die unmittelbare Gefahr der Keimverschleppung 
und damit das Hervorrufen von Komplikationen in sich birgt. Es 
handelt sich nun darum zu entscheiden, ob die Erkrankung noch 
auf den vorderen Teil der Harnröhre beschränkt ist, oder bereits 
die hintere Harnröhre ergriffen hat, in diesem Falle besteht kein 
Bedenken, die 2 Gläserprobe anzuwenden, denn sie leistet hierbei 
meist Beiriedigendes. Es ist kaum nötig zu erwähnen, daß der Patient | 
bei jeder derartigen Untersuchung mehrere Stunden nicht uriniert 
haben muß, einmal, damit auch Eiter vorhanden ist und sodann 
damit genügend Urin als Spülflüssigkeit zur Verfügung steht. Läßt 
man nun den Patienten etwa 50, ev. auch mehr cem in das erste 
Glas urinieren, so bietet der Urin meist einen getrübten Anblick, 
schon nach wenigen Minuten sinken Eiterflocken zu Boden (Spitzglas), 
unter Umständen finden sich auch Fäden. In vielen Fällen wird nun 
der in das 2. Glas gelassene Urin klar erscheinen. Liegt der Befund 
so, dann ist die Diagnose auf Urethritis gonorrhoica anterior berechtigt. 
Wird dann noch während der Behandlung mit der 2 Gläserprobe weiter 
die Wirkung der Therapie kontrolliert, wird der Urin im 1. Glase 
heller und heller und schließlich glasklar wie der des 2. Glases 
immer geblieben ist und sind auch mikroskopisch keine Gonokokken 
nachweisbar, dann ist die Behandlung der akuten Gonorrhoe der 
vorderen Harnröhre beendet und in diesem Falle also auch nur mit 
Benützung der 2 Gläserprobe durchgeführt. Es sei gleich hier noch 


dauernd klar bleibt, keinesfalls eine mehrmalige digitale Untersuchung 
der Prostata unterbleiben darf, denn die Prostatitis braucht sich 
nicht durch KEitersekretion ständig bemerkbar zu machen. 

Die Möglichkeit aus einer Urintrübung auf einen räumlich 
begrenzten krankhaften Prozeß zu schließen, beruht darauf, daß die 
Harnröhre zum mindesten in klinischer Beziehung durch den Sphincter 
externus in zwei Teile getrennt wird, in die lange Pars anterior und 


hügel mit den Ausführungsgängen von Prostata und Samenblase 
enthält. Verschiedenartige Momente können nun den Wert der 
2 Gläserprobe sehr stark herabsetzen, ja Fehlschlüsse sind bei ihrer 
alleinigen Anwendung nicht allein möglich, sondern durchaus häufig. 
Auf diese sollte aber gerade der Praktiker gefaßt sein und deshalb 


5 Joseph, Abortivheilung der Gonorrhoe. D.m.W., 1924, 14. 


Hid Prg Bee 
5 Sn re : 
ee, Mess 
Dan a 5 


i 6 Jli Ee 


- der U. ant. festzustellen oder auszuschließen. Im 2. Stadium der Unter- 
‚suchung erkunden wir den Zustand der Blase. Ein weicher Nélaton- 
` Katheter von etwa 16—15° Charr. wird eingeführt, dringt er glatt 
' pig in die Blase vor, so ist eine erhebliche Striktur nicht vorhanden. 
0b nicht doch eine streckenweise Induration vorliegt, muß auf andere 
Weise festgestellt werden. Wir prüfen nun, ob der Urin glasklar ab- 
- läuft, ist dies der Fall, dann entfernen wir den Katheter wieder, 


2e. 
-æ 


`> ene im weiteren Verlauf der Untersuchung auftretende Trübung 


F Blaseninhalt trüb oder mit Membranen durchsetzt erscheint, ‚wird der 
' gesamte Inhalt abgelassen und so lange 'mit körperwarmer ' Lösung 


en He 


“und Blase aufgeklärt und beide sind vollkommen ausgewaschen. 
Jetzt uriniert der Patient in ein 4. Glas, am besten 'ein Spitzglas, 
diese Probe klärt uns nun über den Zustand der U. post. auf, es 
finden sich häufig Flocken oder sonstige pathologische Befunde. 


_ 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


931 


nachdem etwa 30 ccm entleert worden sind. Wir wissen dann, daß 


nicht aus. der Blase, bzw. Niere stammen kann. Wenn jedoch der 


nachgespült, bis eine Probe klar abläuft. Der Katheter wird sodann 
entfernt, wobei man nicht vergißt, ihn so lange zuzuhalten, bis er die 
Urethra verlassen hat. Wir sind nun über den Zustand von U. ant. 


Oft ist ihre Anzahl nur gering, so daß sie sofort vom: Urin, bzw. 
Spülwasser entleert werden; wenn sie reichlich vorhanden sind, kann 
man noch ein weiteres Glas benützen, in jedem Falle muß bei Be- 
endigung dieser Probe der Urin klar abfließen. ' 
Zum Schluß wird die Prostata untersucht. Es ist eine bekannte 
Tatsache, daß bei der digitalen Expression der Prostata das Sekret 
häufig nicht am Meatus externus zum Vorschein kommt, sondern in 
die Blase abfließt, dadurch entstehen bei flüchtiger Untersuchung 
leicht Irrtümer. Bei der Wolbarstschen Probe sind diese unmöglich, 
sickert aus dem Orificum externum Prostatasekret hervor, so kann 
es natürlich auch dort in der üblichen Weise entnommen werden. 
In jedem Falle uriniert der Pat. nach beendeter Expression in das 
letzte, 5. Glas, auch wenn bis jetzt kein Sekret zu erhalten war, so findet 
es sich meist deutlich in dem klaren Urin, bzw. derSpülflüssigkeit. Diese 
sieht, auch wenn die Prostata gesund ist, eigentümlich opaleszent aus, 
Eiterbildung in der Prostata läßt sich ebenfalls sogleich erkennen. 
Die ganze Untersuchung nimmt nur wenige Minuten Zeit in 
Anspruch, sie liefert die genauesten Resultate, sie leistet alles, was 
von einer Urinuntersuchung geleistet werden kann, häufig erhebt 
man mit ihrer Hilfe einen Befund, der auf überraschende Weise 


Einblick in ein Krankheitsbild gewährt, das vielleicht schon lange Zeit | 


mit Einspritzungen oder Spülungen behandelt worden war. Aus der 
stoßen Zahl der Fälle heben wir 4 von Wolbarst beschriebene hervor. 


‚ Falli. Pat. 7 Monate wegen ‘chronischer Gonorrhoe behandelt, 
kein Harnröhrensekret, keine Schmerzen, aber der Urin blieb citer- 
haltig trotz lokaler Behandlung von Harnröhre und Blase. Wohlbarstsche 
Probe: Glas 1, U. ant. klar, nur einige Schleimfäden. Glas 2, Kontrolle 
klar. Glas 3, Blasenurin stark eiterhaltig, ausgiebige Irrigation. Glas 4, 
U. poet vollkommen klar. Glas 5, Prostata klar, abgesehen vom nor- 
malen Prostatasekret. Resultat: die wenigen Schleimfäden stammen 
aus der U. ant. die reichliche Eiterabsonderung kommt aus der Blase 
oder von einem höheren Punkte der Urinsekretion. Zystoskopie zeigt 
einen Blasenstein und aus der linken Ureterenöffnung entleert sich 
reichlich weißlicher Eiter. Vollkommene Heilung nach Zystotomie und 
Nephrektomie (Pyonephrose). Ohne die Wolbarstsche Probe hätte 
man nicht feststellen können, ob der Eiter aus der hinteren Harnröhre 
oder weiter von oben her stammte. Von ‚chirurgischer Seite war in 
der Tat die Lokalisation in der hinteren Harnröhre auf Grund der 
Anamnese angenommen worden. 

Fall 2. Pat. wurde ein Jahr lang wegen chronischer Gonorrhoe 
behandelt. Alle 2 oder 3 Monate schmerzhafte Attacken der Prostata 
und Pyurie. In den Intervallen war der Urin fast normal. Unter- 
suchung während der Attacke: Glas i, U. ant. kein Eiter, wenige Fila- 
mente. Glas 2, Kontrolle klar. Glas 3, Blasenurin klar, einige kleine 
Filamente. Irrigation. Glas 4, U. post. klar, bis auf einige feine Fila- 
mente. Glas 5, Prostataurin leicht getrübt. Glas 6 und 7, Flüssigkeit 
nach Expression der beiden Samenblasen reichlich Eiter, schwere 
Filamente und Detritus, in denen ziemlich reichlich Gonokokken nach- 
bewiesen werden können. Resultat: chronische Vesiculitis seminalis. 
peration. Rechte Samenblase stark geschwollen, bei, der Inzision 
entleeren sich 4 ccm dicken Eiters. 
ä Fall 3. Pat. hatte seit langer Zeit Eiter im Urin, keine Be- 
$ werden, keine Gonorrhoe. Glas 1, U. ant. Spülflüssigkeit vollkommen 
ar. Glas 2, Kontrolle dasselbe. Glas 8, Blasenurin, viel Eiter, nach 
[7 aliger Irrigation fließt die Spillflüssigkeit bereits klar ab. Glas 4, 
$ poe klar. Glas 5, Prostata klar bis auf normales Prostatasekret. 
A tat: der Eiter konnte also nicht aus der Harnröhre ‚und auch 
nn aus der Blase stammen, denn die Spülflüssigkeit blieb schon 
katk der ersten Spülung klar. Zystoskopisch und durch Ureteren- 
atheterismus wurde gefunden, daß die rechte Niere tuberkulös war. 


„ Fall 4. Pat. hatte seit 10 Monaten reichlich eitrigen Harn- 
röhrenausfluß un 


d stark eitrigen Urin. Gonokokken reichlich sowohl 


im Sekret wie im Urinzentrifugat. 
Kontrolle klar. Glas 3, Blasenurin klar, 
Glas 5, Prostata ebenfalls reichlich. Eiter, jedoch nicht mehr als in 
Glas 4. Resultat: der Eiter stammte also aus U.ant. und post., die 
Blase war gesund. | 


v 


Glas 1, U. ant. viel Eiter, Glas 2, 
Glas 4, U. post. reichlich Eiter, 


Diese Fälle ließen sich leicht vermehren, wir haben in unserer 


fast Ajährigen Erfahrung oft genug Gelegenheit gehabt, uns von , 
dem großen Wert der Probe, besonders hinsichtlich ihrer exakten . 

Lokalisation zu überzeugen. Es ist selbstverständlich, daß die ge- 
wonnenen Flüssigkeiten weiter mikroskopisch untersucht werden 
müssen, insbesondere hat man sich vor Täuschungen durch Salze 
und üppiges Bakterienwachstum zu hüten. 
besonderer Befund erhoben wird, ist natürlich auf. eine weitere 
endoskopische Untersuchung nicht zu verzichten. \ 
unserem hiesigen Material zwar keine Steine, wohl aber Tumoren, 
Fremdkörper und Tuberkulose finden können. Diese Untersuchungen 
werden am schonendsten mit dem von mir angegebenen Zysto- 
urethroskop (7) ausgeführt, das bei nur einmaliger Einführung die 
Besichtigung und auch Behandlung des 
lichen Urogenitaltraktus ermöglicht. 


In den Fällen, wo ein 


Wir haben in 


des gesamten überhaupt zugäng- 


N i 
Zusammenfassung. Von allen sogenannten Uringläserproben 


liefert die Wolbarstsche 5 Gläser-Katheterprobe. auf die einfachste 
Weise die derzeitig besten Resultate mit genauer örtlicher Festlegung 
der sekretbildenden Krankheitsherde. Häufig deckt sie bis dahin . 
unberücksichtigte Befunde auf, deshalb verdient sie auch gerade von 
den allgemeinen Praktikern angewendet zu werden. Die Probe ist 
einfach auszuführen. 


' , l 
Literatur: 1. Wolbarst, Med. record. 21. April 1906; Internat. clinics 1, 


22 d. séries 1912, p. 1. — 2. Luys, Trait de la blennorragie at de ses complications. 
1912, p. 129. — 3. Thompson Walker, Surg. dis. and injur. of the genito-urinary 
organs. 1914, p. 611. — 4 Lumb, Systematic treatment of gonorrhoea in the male. | 
1920, p.17. — 5. V. C. Pedersen, A text book of urology. — 6. Oelze, Unter. 
suchungsmethoden und Diagnose der Erreger der Geschlechtskrankheiten. J.F. Leh- 
manns Verlag, München 1921. — 7. Oelze, Über Zystourethroskopie. Derm. Wschr, . 
1921, 73, S. 961. | | 2 | 


Aus der Heızstation, Wien IX 


(Leiter: Prof. Hans Horst Meyer und Prof. Rudolf Kaufmann). 


Zur Behandlung subakuter und chronischer 
Fieberzustände. | 

Von Dr. Oskar Kurz. 

In den letzten Jahren haben septische Erkrankungen, die 


nicht stürmisch, sondern — vornehmlich durch kleinere, aber durch 


Monate sich hinziehende subfebrile Temperaturen gekennzeichnet — 
schleichend verlaufen, immer mehr unsere Aufmerksamkeit auf sich 


gelenkt. Einerseits sind es die bisweilen recht zahlreichen Fälle 


„chronischer Grippe“, andererseits die schleichend verlaufenden 
Erkrankungen des Endokards, nicht minder aber auch Fieberzustände 
kryptogenetischer Natur, die uns nicht nur vor nicht leicht lösbare: 


diagnostische, sandern auch vor schwere therapeutische Aufgaben 


stellen. Zu 

Nun hat schon vor vielen Jahren Neußer, wie Dr. Karl 
Schön in der „Ars medici“ mitteilte (1), die Anwendung der-Kre- 
sole zur Bekämpfung septischer Zustände in Betracht gezogen. 
Trotzdem Schön selbst mit der Kresoltherapie einzelne gute Er- 
folge erzielte und auch Angaben über die Dosierung machte (2) und 
weiterhin auch E. Fronz über eine günstige Erfahrung mit Trikresol 


und die von ihm erprobte Dosierung berichtete (8), blieb die 


Kresoltherapie auf Versuche einzelner praktischer Ärzte beschränkt(4), 
während ihre klinische Erprobung auch weiterhin unterblieb. `. 
Einzelerfahrungen zweier Kollegen, der Herren Dr. Hans 
Thaußig und Dr. O. Monat, veranlaßten mich, die‘ therapeutische 
Verwendbarkeit der Kresole systematisch zu untersuchen. Von 
käuflichen Präparaten ausgehend gelangten wir schließlich dahin, 
aus den isolierten und gereinigten Kresolisomeren ein optimal 


von der Chemischen Fabrik „Norgine“, Dr. Viktor Stein, Prag- 
Außig, hergestellt wird. Wir sind von dem käuflichen Trikresol 
abgekommen, weil. wiederholte Untersuchungen uns belehrten, daß 
die Zusammensetzung des käuflichen Präparates in den größten 
Grenzen schwankend und daher auch seine therapeutische Verwen- 


| genden mitgeteilten 


dung nicht gleichmäßig verläßlich ist. Die im fol 


| Erfahrungen. mit der Kresoliherapie fieberhafter. Erkrankungen be- 


ziehen sich sowohl auf unsere Versuche mit den käuflichen Präpa- 
raten wie auch auf die mit dem von uns hergestellten „Isotol“. 
Sie umfassen weiters nicht nur die von uns selbst an unserer Station 
behandelten Fälle, sondern auch solche, die außerhalb des Spitals 


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wirkendes Präparat herzustellen, das unter dem Namen „Isotol® 


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932 


‘über den Krankheitsverlauf 
. weise der Fall war. 


‚, seien nun einige, die die Wirkung der Kre 


-vierten Tage nach der letzten Injektion Untertemperaturen 'erreicht 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


6: Juli , 


Ld 


‘von verschiedenen Kollegen nach unseren Ratschlägen behandelt 


wurden. ' Diese Fälle konnten natürlich nur insoweit verwendet 


werden, als uns die betreffenden Kollegen genaue Aufzeichnungen - 
zur Verfügung stellten, was nur teil- 


- Von den uns zur Verfü ung stehenden dreißig Krankengeschichten 


soltherapie besonders gut 
dartun, auszugsweise wiedergegeben: Pe Nez l 


Fall 1. G. L., 44 Jahre alt, Jäger 


zündung durchgemacht zu ‚haben. Trotzdem im September. 1916 


spezialärztlich (an der Herzstation des Reservespitals Nr. 16 in Wien)’ 
eine diffuse Dilatation der Aorta mit Klappeninsuffizenz und hochgradiger | 


Dilatation und Hypertrophie des linken Ventrikels festgestellt wurde, 
wurde er Ende 1916 neuerlich an die Front (Albanien) geschickt, wo 
. er an Malaria tropica erkrankte und in serbische Kriegsgefangenschaft 
geriet, aus der er Mitte 1920 zurückkehrte. Letzter Malariaanfall drei 
- Monate vor der am 16. März 1922 erfolgten Spitalsaufnahme. Patient 
gibt an, seit anderthalb Jahren andauernd zu fiebern. Das 
ieber trotzte auch sehr großen Mengen Chinin, die Patient in der 
‚Zwischenzeit einnahm. Zunehmende Herzbeschwerden, Atemnot, zeit- 
weilig fühlbare Extrasystolie. Kreuzschmerzen, Anschwellen der Beine 


tagsüber, starkes Müdigkeitsgefühl. Aus den Untersuchungsergebnissen | 


sei folgendes hervorgehoben: Nach außen verlagerter, vermehrt resi- 
stenter Spitzenstoß, Herzdämpfung besonders nach links stark ver- 
größert. Orthodiagraphische Maße: Diagonale 17,3, Breite des Aorten- 
schattens 9,2 cm. Systolisches und diastolisches Geräusch. Über den 
Lungen diffuses Giemen und Pfeifen. Wa.R. negativ. Diagnose: Diffuse 


Dilatation der Aorta mit Insuffizienz der Klappen. Starke Dilatation 


und Hypertrophie des linken Ventrikels. Myocarditis rheumatica suba- 
cuta? Diffuse Bronchitis. | 


Patient, der andauernd fieberte, wies an’ den ersten sechs Tagen 


-~ seines Spitalaufenthaltes folgende Höchsttemperaturen auf: 38,2, 88,1, 
"37,9, 38,8, 38,6 und 3 


“erste Injektion (Í cem =0,02g) gegeben. Über den Fieberabfall unter 
' der Kresoltherapie gibt die Kurve I Aufschluß. Man sieht, daß drei 


84. Am, siebenten Tage (22. März) wurde die 


PERL 3 _ cc mm mm: 
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nn m a m a Een ZZ: 
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| Monatsta [20] 2/122 |23 [2425| 201221281291 5o 3717 | 2 
| | EHEN TOD Herten Hr DEE Hand ame © A E a S en 


Bemerkungen 192 2 Ps Apr 


Injektionen zu 0,02 zur vollständigen Entfieberung führten.. Diese 


Entfieberung hielt nicht nur, trotzdem rheumatische Beschwerden 
auch fernerhin noch bestanden — die Bronchitis hatte sich allmählich 


‚wesentlich gebessert —, bis zu der am 12. April 1922 erfolgten Spitals- 


entlassung an, sondern auch in den, seither verstrichenen zwanzig 
Monaten sind Temperaturerhöhungen. bei dem. Patienten, der an unserer 
Station in ambulatorischer Behandlung steht, nicht wieder aufgetreten. 


‚Fall 2. Frau. L., etwa 45 Jahre alt, Private, erkrankte am 
4. Januar 1922 an Grippe, in. deren Gefolge sich endokarditische und 
arthritische Erscheinungen, sowie ein pleuritisches Exsudat einstellten. 
Verschiedene therapeutische Versuche, auch Serumbebandlung, ver- 
sagten. Tägliche a AS zwischen 38% und 39° 
durch drei volle Monate. (Als Mitglied einer Arztfamilie wurde 
Patientin vom ersten Krankheitstage an sorgfältig und fachmännisch 


beobachtet.) Als mein Chef, Prof. R. Kaufmann, die Patientin Ende 


März 1922 sah, war objektiv außer einem leisen systolischen Geräusch 
nichts nachzuweisen. Diagnose: Sepsis occulta (Endocarditis?). Die 
nunmehr eingeleitete Kresoltherapie hatte vollen. Erfolg. Der beige- 
gebenen Kurve II ist zu entnehmen, daß schon die erste Injektion — 
im ganzen wurden vier Injektionen zu 0,02 g gemacht — eine Tempe- 
ratursenkung um etwa einen Grad und die zweite eine ungefähr gleich 
starke Senkung bewirkte, daß allerdings am 6. und 7. Behandlungs- 
tage wieder etwas höhere Temperaturen auftraten, denen aber nach 
der vierten Injektion ein weiterer Temperaturabfall folgte, so daß am 


wurden, die durch drei Tage dauernd bestehen blieben, um schließlich 
wieder normalen Temperaturen Platz zu machen. Patientin ist seit 


, gibt an, im Januar 1915 an | 
der Front einen akuten Gelenkrheumatismus und eine Herzmuskelent- 


Abschluß der Kur (14. April 1922) dauernd fieberfrei und bei voll- 
kommenem Wohlbefinden. Dr | e 


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© ` Fall8. J.M., 24 Jahre, Lehrer. In der Kriogsgofangenschaft 
Ruhr, sonst niemals krank. Niemals Herzbeschwerden. Wei 


nachten 1922 
erkrankte Patient an Gelenkrheumatismus. Seither starkes Herz- 
klopfen, Schwächezustände, wechselnde Schmerzen in den Gelenken, 


Temperatursteigerungen. Spitalseinlieferung: 20. Februar 1922. Die 
Untersuchung führte zur Diagnose: Endocarditis acuta ad valv. mitr. 

et ad valv. aort. Rheumat. artic. subac. Im ersten Monat trotz regel- 
mäßiger Salizylgaben tägliche Temperatursteigerungen, die nur ver- 
'einzelte Male 380 überschreiten. Am 21. März und an.den folgenden 
Tagen Anstieg bis 39°, verbunden mit stärkerenrheumatischen Schmerzen. 
.Größerere Salizylgaben bewirken einen vorübergehenden Temperatur- 
abfall. Auch durch einige wenige Kresolinjektionen. zu 0,02 g wird zwei- 
mal eine deutliche allmähliche Temperaturerniedrigung erzielt, die. 
jedoch nur vorübergehend ist. Erst als. acht Tage hindurch täglich 
0,04 g injiziert wurden, blieb die Temperatur etwa eine Woche lang- 
dauernd unter 37°, ja, etliche Male ging sie in dieser Zeit sogar unter 


. A 


| 36° hinunter. Späterhin (vom 9. Mai bis zu der am 10. Juni 1922 er- 


folgten Spitalsentlassung) konnten bei täglich siebenmaliger Messung. 
neben vollständig normalen Temperaturen zuweilen: auch een | 
verzeichnet werden, die allerdings nur ein einziges Mal 37,40 erreichten, . 
sonst stets darunter blieben. Mit der Temperatursenkung ging eine so - 
auffallende Besserung des Allgemeinzustandes und insbesondere auch 
' des subjektiven Befindens des Patienten Hand in Hand, daß dieser auf 
seinem Wunsche, in häusliche Pflege entlassen zu ‚werden, beharrte,. 
|- trotzdem neben den noch immer sporadisch auftretenden kleinsten. 
Temperaturanstiegen auch noch‘ andere Kennzeichen eines nicht ab- 
. geschlossenen endokarditischen Prozesses’ (Charakter der Geräusche, . 
charakteristische Blässe, Labilität des Pulses, gelegentliches Auftreten 


von Extrasystolen und die für viele akute Endokarditisfälle patho- 
' gnostische akute A des Sa; 1) vorlägen, und ihm 
infolgedessen ein vorzeitiges Verlassen des Spitals widerraten’ wurde, 
Da Patient aber auch weiterhin in unserer Beobachtung blieb und auch 


zu Hause die regelmäßigen siebenmaligen Temperaturmessungen fort- 
setzte, konnte festgestellt werden, daß auch in den.nächsten Monaten 
nur zeitweilig. geringe Temperatursteigerungen, die niemals 37,30 über- 
schritten, auftraten. . Patient verbrachte im Sommer 1922 sieben Wochen 
bei bestem Wohlbefinden auf dem ‘Lande. Im Oktober 1922 flackerte 
infolge einer interkurrierenden Erkrankung (Schnupfen,. diffuse Bron- 
chitis) der niemals zum Abschlusse gelangte endokarditische Prozeß 
wieder auf. Dieser exazerbierenden Endokarditis soll Patient, der die 
neuerliche Spitalsaufnahme verweigerte, späterhin zuhause erlegen sein. 
Wenn auch die Kresolbehandlung den Klappenprozeß nicht zum Still- 
stande gebracht hat, so hat sie doch nicht nür die Temperaturkurve, 
sondern auch das ganze sonstige Krankheitsbild auf Monate hinaus 
sehr wesentlich und auffällig in günstigem Sinne beeinflußt. 

Ä Fall 4. M. H., 24 Jahre alt, Ingenieursgattin. (Die Kranken- 
geschichte dieses Falles, der auf Rat meines Chefs, Prof. R. Kauf- 
mann, der Kresoltherapie unterzogen wurde, verdanke ich dem be- 
handelnden Arzte, Herrn Dr. J. Dorlinder) Patientin hatte vor 
sechs Jahren einen Gelenkrheumatismus mit Herzklappenentzündung 
(Mitralinsuffizienz) und vor vier Jahren eine schwere exsudative Pleu- 
ritis durchgemacht, Anfang Mai 1922 schwere Angina mit Tempera- 
turen- bis 40,5°, die alle zwei bis drei Wochen mit mittleren Tempera- 
turen rezidivierte. Am 29. Juni neuerlich mit schwerer Angina er- 
krankt. Fieber bis 40°, -allgemein septisches Krankheitsbild. Häufige 


1) Verf. hat schon in den Kriegsjahren am reichen Material der 
Herzstation des Reservespitals Nr. 16, Wien XTIl, die Beobachtung ge- 
macht, daß bei akuter Endokarditis vielfach eine Rötung und An- 
schwellung des Nagelbettes, das sich infolgedessen leicht teigig an- 
fühlt, zu beobachten ist. Dieses Symptom, das in wechselndem Orcde 
ausgeprägt ist, "steht zu den bei Herzkranken nicht selten zu be- 
obachtenden Nagelveränderungen (Urglasform und Trommelschlägel- 
fingern) in Beziehung. I = | 


. C, 
| 6. Juli 


` Urtikariaanfälle, flüchtige Anfälle von Polyarthritis. Zugleich Änderung 
des scharfen systolischen Geräusches an der Spitze, die zweiten Töne 


vers 


chwinden fast. Subjektiv: Herzklopfen und Beklemmung. Nach 
Tonsillektomie Abfall der hohen septischen Temperaturen. Die Herz- 


` heschwerden, die Urtikariaanfälle und die polyarthritischen Anfälle be-. 
stehen weiter. Unter subfebrilen Temperaturzacken (37,2 bis 37,8) 
entsteht allmählich ein diastolisches Geräusch an der Basis. Vier In- 


turen von 3, 


“und die Gesichtsfarbe bessern sich. Der Puls 


erate 


jektionen von je 0,02 g Kresol bewirken für etwa eine Woche Tempera- 
5,6 bis 36,2, welche sich allmählich zu solchen von 36,2 
bis 36,8 erheben. Die Geräusche werden ‘allmählich lauter und schärfer, 
die subjektiven Herzbeschwerden, sowie auch das Allgemeinbefinden 
geht auf die normale 
Frequenz herab. Mitte September steht Patientin bereits auf, was das 


‘ Herz gut verträgt. Das Befinden der Patientin bleibt auch weiterhin 


sehr gut. Man darf annehmen, daß der günstige Ausgang 
des subakuten entzündlichen Klappenprozesses durch die 
Kresoltherapie zumindest stark beschleunigt wurde | 

Fall 5. H. N., 18 Jahre alt, Hilfsarbeiterin. Spitalsaufnahme: 


€ 18, Januar 1923. Seit vier Monaten besteht Herzklopfen bei Stiegen- 
` steigen und schnellem Gehen; seit zwei Monaten kann sie, obwohl sie 
` leichte Beschäftigung hat, nicht mehr arbeiten. Vor drei Wochen be- 


merkte sie Schwellung der Knöchel. Befund: weiches systolisches 
Geräusch, am lautesten über der Pulmonalis. 12000 Leukozyten. Sub- 
febrile Temperaturen bis 37,60, trotz Atophan. Nach drei Injektionen 
zujeicem (= 0,02 g) ist Patientin vollständig entliebert; doch werden 


noch zwei weitere Injektionen verabfolgt. Patientin, die am 12. März 1923 


 Gelenksschmerzen litt und auch kurze Schwindelanfälle hatte. 


unser Spital verläßt, erreicht auch weiterhin mit ihren Temperaturen, 
niemals 37°, nur am 15. und 16. pi trat infolge einer Verkühlung 
eine leichte Steigerung auf 37,3, bezw. 37,2 auf. Seit 7. Mai geht 
Patientin ohne alle Beschwerden wieder in die Fabrik. — Die Genese 
des Fiebers, das ebenso wie der Allgemeinzustand durch die Kresol- 
therapie ausgezeichnet beeinflußt wurde, ist in diesem Falle unklar. 
Fall6. E. H., 50 Jalıre alt, Buchbinder. Patient stand vom 
30. Oktober 1922 bis 8. Februar 1923 in einer Wiener Krankenanstalt 
mit Cystopyelitis acuta in Spitalspflege.e Am Herzen wurde dort mit 


Ausnahme eines akzentuierten ersten Spitzentones kein besonderer 


Befund erhoben, doch ist der dortigen Krankengeschichte zu ent- 
nehmen, daß Patient damals fieberte, an Kopfschmerzen und u 
d. April 1923 wurde Patient in unser Spital aufgenommen. Er klagte, 
daß er bei den geringsten Anstrengungen, ja selbst beim einfachen 
Bicken Atemnot und Übelkeit bekomme, dab es ihm schwarz vor den 
Augen werde und daß ihn eine so starke Mattigkeit befalle, daß er 
jede Bewegung sofort einstellen müsse. Herzbefund: Mitralstenose 
und -Insuffizienz (Endocarditis subacuta). Daneben bestanden wechselnde 
Gelenkschmerzen und subfebrile Temperaturen. Nach vier Isotol-, 
injektionen zu je 1 ccm, die mit-je eintägigem Intervall verabfolgt 
wurden, trat völlige Entlieberung ein. Als nach 14 Tagen wieder 
leichte Temperaturanstiege auftraten, wurden weitere acht Injektionen, 
gleichfalls mit eintägigem Intervall, doch diesmal zu je 2 cem (= 0,04 

Isotol) gegeben. Nach der siebenten Injektion war abermalige voll- 
ständige Entfieberung zu verzeichnen, die aber wieder nur 14 Tage 
anhielt. Deshalb wurden nochmals drei Tage hintereinander je 2 ccm 
Isotol gegeben, wodurch die dauernde Entlieberung erreicht wurde. 


‚ (Patient stand nach der Spitalsentlassung bei uns in ambulatorischer 


Behandlung und wurde vor 2 Monaten neuerlich in unser Spital auf- 
genommen; seine dauernde Fieberfreiheit steht demnach zweifellos 
lest.) Die dreimalige, mit der Beweiskraft des Experiments 
ımmer wieder nach wenigen Isotolinjektionen eintretende 
Entfieberung und der erreichte Dauererfolg zeigen die vor- 
zügliche Wirkung des Isotols bei diesem Falle subakuter 
Endokarditis auf, . 
Fall 7. P. D., 20 Jahre alt, Kaufmann. Erkrankte am 23. März 
1923 mit linksseitigen Gesichtsschmerzen, Schnupfen, Fieber. Diagnose: 
linksseitige Kieferhöhlenentzündung. Durch Punktion wurde am 
April eine sehr große Eitermenge nd ert. An den nächsten Tagen 
iR: die Punktion fünf Mal wiederholt und ergab jedesmal Eiter. 
ra Ende der dritten Krankheitswoche konnte eine akute Endo- 
os festgestellt werden. Blutbefund: 25000 Leukozyten. Im 
arn kein Albumen. Augenhintergrund normal. Die Blutkultur 
ergab Mitte April zweimalPneumococcus lanceolatus. Therapie: 
‚. mokokkenserum, Blektrokollargol, Pyramidon und Chinin kom- 
tert mit Silberpräparaten. Da vorübergehenden Besserungen immer 
en: höhere Temperaturanstiege folgten, vom 10. Mai an acht Tage 
eg ch je 1 ccm Isotol subkutan, worauf die Temperatur bis 37,1° 
x Ma 18. bis 30. Mai ohne jedes Medikament Temperatur an- 
te unter 37,50. Am 31. Mai Temperaturanstieg auf 37,60. Des- 
. weitere Isotolinjektionen und zwar insgesamt acht Einspritzungen 
ei T an jedem zweiten Tag. Da zeitweilig noch immer ganz ge- 
6° „emperaturerhöhungen auf 37, 1—37,3° auftraten, nochmals durch 


a = je 2 ccm Isotol täglich. Daraufhin eine Zeitlang nur ganz 


felogen ich 37,10 bzw. 37,20, späterhin konstant normale Temperaturen. 
ER konnte am 1. September 1923 aus der Behandlung 
assen werden und befindet sich andauernd wohl. Auch bei 


diesem Falle schwerer Endokarditis mit bakteriologisch 


na PAR : | 
‚chgewiesenem Krankheitserreger, bei welchem erst nach 


ersagen anderer therapeutischer Versuche mit der 


BE 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ma. 000000000 


. unter 36°, 


933 


Isotoltherapie eingesetzt wurde, konnte mit dieser Therapie 
ein ganz ausgezeichneter Erfolg erzielt werden. (Für die 
Überlassung: der Krankengeschichte bin ich Herrn Dr. Max Reiß zu 
Dank verpflichtet) | | 

Es ist selbstverständlich, daß nur in einem Teile unserer Fälle 
die Kresoltherapie zu so auffallend guten Erfolgen führte; immerhin 
durchschnittlich in jedem vierten Falle, während ein weiteres 
Viertel unserer Patienten zumindest eine vorübergehende günstige 
Beeinflussung der Fieberkurve (und oft auch des Allgemein- 
zustandes) aufwies. Naturgemäß erwiesen sich auch nicht wenige 
Fälle als refraktär, aber solcher Fälle wird es unseres Erachtens 
späterhin umsoweniger geben, je mehr das Anwendungsgebiet der 
Isotoltherapie abgegrenzt werden und je genauer auf Grund vielfacher 
weiterer Erfahrungen die in jedem einzelnen Falle anzuwendende 
Dosis bekannt sein wird. Wir haben natürlich, wie das 'bei ersten 
Versuchen ja nicht anders sein kann, unserer durchaus un- 
schädlichen Therapie auch Fälle unterzogen, bei denen ein Er- 
folg nur mit geringer Wahrscheinlichkeit zu erwarten war. 

‚ Von jenen Fällen, bei denen die Kresoltherapie nach unseren 
Erfahrungen bemerkenswerte Wirkungen zu entfalten vermag, seien 
die zeitweilig durchaus nicht seltenen, langdauernden postgrippösen 
Temperaturerhöhungen?) hervorgehoben. Auch in anderen Fällen 
pulmonal, bzw. pleural bedingten nicht tuberkulösen Fiebers darf 
zumindest eine starke günstige Beeinflussung des Krankheits- 
verlaufes durch die Isotoltherapie erwartet werden. 

Eine besondere Gruppe bilden jene Fälle, wo bei bestehender 
spezifischer Spitzenaffektion Temperatursteigerungen auftreten, die 
auf interkurrierende akute Erkrankungen (Angina lacunaris, akute 
Bronchitis, Grippe usw.) zurückzuführen sind. Mit geringen Isotol- 
gaben konnten wir in solchen Fällen Entfieberung oder doch zu- 
mindest Herabsetzung der Temperaturen erzielen. Ohne syste- 
matischen Versuchen, das Isotol in die Therapie der Tuberkulose 
einzuführen, vorgreilen zu wollen, möchten wir doch unserer Ver- 
mutung Ausdruck geben, ‚daß wahrscheinlich nur die Misch- 
infektionen dem Kresol gute Angriffspunkte bieten dürften?). 

. Die Behandlung der Endokarditis mit Isotolinjektionen hat 
uns unbestreitbare, schöne Erfolge gebracht. Es sei hier nur auf 
die oben mitgeteilten Fälle (III, IV, VI, VII) verwiesen. Einzelne 


Fälle wurden verhältnismäßig rasch entfiebert, während gleichzeitig 


der akute Prozeß abklang. In einem Falle (II) wurde eine aus- 
giebige und andauernde Temperatursenkung, die mit sichtbarer 
bedeutender Besserung des Allgemeinzustandes auf Monate hinaus 
verbunden war, erzielt; in anderen Fällen hinwieder nur mehr 
minder lang anhaltende Temperaturherabsetzungen. Selbst ein Fall 
von schwerster akuter Endokarditis mit embolischem Aneurysma 
einer Hirnarterie zeigte eine vorübergehende, wenn auch unzu- 
reichende Beeinflussung der Temperaturkurve, während einzelne 
Fälle sich vollständig refraktär verhielten. | 
Bemerkenswert will es uns erscheinen, daß gerade in vielen 
der auf Kresol bestreagierenden Fälle vorübergehend Unter- 
temperaturen auftraten, wie man dies auch sonst nach Über- 
windung schwerer Infektionskrankheiten zu beobachten pflegt. In 
einem Krankheitsfalle blieb die Temperatur nahezu drei volle Tage 
Das Isotol wird am besten in der Form subkutaner In- 
jektionen verabreicht; die intravenöse Applikation, die in ein- 
zelnen Fällen von uns versucht wurde, wird anstandslos vertragen; 
es kann aber nach unseren Erfahrungen nicht gesagt werden, daß 
sie irgendwelche Vorteile hat. | 
Die von uns bevorzugte Dosis ist in leichteren Fällen 1 ccm, 
in schwereren 2 cem Isotol pro dosi et die, entsprechend einem 
‚Kresolgehalt von 0,02 bzw. 0,04 g. In leichteren Fällen genügen 
oft vier Injektionen von 1 cem, mit je eintägigem Intervall ver- 


abfolgt, ja, in etlichen, Fällen hatten selbst noch geringere Gaben 


vollen Erfolg: so in einem Falle eine einzige Injektion, in zwei 
Fällen zwei, in einem weiteren Falle drei Injektionen von je 1 ccm 
Isotol. In schwereren Fällen kann die doppelte Dosis (2 ccm) an- 
standslos auch täglich, ja auch zweimal täglich durch längere Zeit 


= 2) Diese Temperaturerhöhungen pflegen mit Appetitlosigkeit, | 


Abgeschlagenheit, oft auch mit Nachtschweißen verbunden zu sein. 
Radiologisch ist gewöhnlich eine Vergrößerung der Hilusschatten 
(Schwellung der Hilusdrüsen?) nachweisbar. / 

8) Bezüglich des Kreosots, das bekanntlich in der Therapie der 
Tuberkulose eine große Rolle spielt, hat Weismayr (5) schon vor 
Jahren die Meinung geäußert, eine antiseptische Wirkung des Kreosots 
sei „auch insofern denkbar, als es auf Sekundärbakterien ein- 


wirkenund dadurch einer Mischinfektion entgegenarbeiten . 


könnte.“ 


ee O 


verabfolgt werden. (Beifügen möchten wir, daß wir. einzelne. Male 


angenehme Nebenerscheinungen mit in Kauf nehmen zu müssen.) 


wurde je von den Patienten über Phenolgeschmack im Munde geklagt 
oder Phenolgeruch in der Atemluft der Patienten wahrgenommen. 
Be 


. Auftreten von Albuminurie wurde nie beobachtet, ebensowenig, daß 


dreißig Injektionen der Assistent des’ chemisch-physiologischen Instituts 


. nicht nachweisen. Die Ausscheidung der Kresole ist übrigens, wie 


 verfütterung ist kein Kresol mehr nachzuweisen. - 


ist 0,1 g festgesetzt®). Von unseren Fällen wurden nun. nicht 


lieb, Experim. Pharmakol,, 4. Aufl, 1920, 
Ss. 581—583). | 


934 1994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 06. Juli 


febriler Temperaturen empfehlen, aber auch bei schwersten 
septischen Erkrankungen werden therapeutische Versuche mit Isotol 
oft ganz unerwartete Erfolge zeitigen. Ob und inwieweit das Isotol 
‚sich neue Anwendungsgebiete, etwa in der Gynäkologie und Chirurgie, 
erobern wird, wird die Zeit lehren. 


Daß in der Therapie der reinen Tuberkulose von den Kresolen 
mehr erwartet werden darf, wie vom Kreosot, Guajakol usw., die ja im 


auch. weit höhere Dosen versucht haben, ohne irgendwelche un- 


Irgendwie bedenkenerregende oder auch nur besonders aul- 
fallende Nebenerscheinungen — die erwähnten vorübergehenden 
Untertemperaturen ausgenommen — haben wir nach Isotolinjektionen 
niemals beobachtet. | a 

Infilirate - oder sonstige nennenswerte lokale Reizungs- 
erscheinungen sind — wir übersehen bisher weit mehr als 250 sub- 
kutane Injektionen — in keinem einzigen Falle aufgetreten, auch 
nicht als wir vor Herstellung des Isotols versuchsweise mit ver- 
schiedenen höherprozentigen Kresollösungen arbeiteten. (Um Zufälle 
auszuschließen, wurde immer eine frisch ausgekochte Spritze und 
Kanüle verwendet.) Die lokale Reaktion ging niemals über ein etwa 
eine halbe Minute anhaltendes, ganz leichtes Brennen hinaus. +4) 
| ‚Herabsetzung des Blutdruckes und Beschleunigung der Herz- 
aktion, wie sie Marfori (6) im Tierversuch nach sehr Hann Guajakol- 
dosen beobachtete, wurden niemals wahrgenommen. Ebensowenig 


ermutung Weismayrs, daß es sich bei der Kreosottherapie der 
Tuberkulose um eine Wirkung auf Sekundärbakterien handle, wurde 


schon im Jahre 1879 das Resultat experimenteller und klinischer Unter- 
suchungen über die Anwendung des Kreosots”?) in subkutaner Therapie 
veröffentlichte, dort mitteilte, daß er den Gebrauch von subkutanen 
Kreosotinjektionen in der Lungenphthise aufgegeben habe, da die Er- 
folge nur mittelmäßig schienen. Hingegen habe er sie in gewissen 
Septikämien verordnet und habe sich. in einem Falle von Eiter- 


befunden. „Diese beiden Patienten wurden gegen jede Er- 
wartung geheilt“ 9. Andererseits haben die Untersuchungen 
Villas?) über die Wirkung des Guajakols hinsichtlich des Erysipels er- 
geben, daß das Guajakol nicht nur deletär auf den Streptokokkus, 
sondern auch auf seine Toxine wirkt. | g | | 

Aus alledem ‚darf man vielleicht schließen, daß die therapeu- 
tische Anwendung der ‘Antiseptika der aromatischen Reihe, die 


ides wurde seinerzeit nach subkutanen Rreosotinjektionen und nach 
eosotklysmen von Bouchard. und von’Mader beobachtet (7)]. Alles 
das war ja auch in Anbetracht der kleinen von uns injizierten Dosen 
nicht zu. erwarten. Auch'der Harn zeigte niemals Veränderungen: 
der Harn grünlich entleert wurde oder später eine dunkle Färbung 
annahm, wie dies bei „Karbolismus“ der Fall ist (8) und nach Guajakol- 
und Kreosotaldarreichung beobachtet wurde (9)5). In einem 


geblieben ist, auf diesem Gebiete olt genug erfolglos sein mag, 
alle, 
der lange Zeit hindurch täglich 2 ccm Isotol bekam, konnte auch nach 


während sie in der Bekämpfung allgemeinseptischer Erkrankungen 
zu überraschend günstigen Resultaten zu führen vermag). Zu den 
stärksten ‚Mitteln der Reihe gehören die Kresole, deren starke Des- 
'infektionswirkung schon 1889 von .C. Fränkel (14) festgestellt 
wurde. Ihre antiseptische Wirkung soll nach Gottlieb !!) die des 


der Allgemeinen Poliklinik, Herr Dr. R. Willheim, Kresol im Harn 


Jonescu (10) im Tierexperiment feststellen konnte, binnen 24 Stunden 
vollkommen beendet. In: dem Harn des ersten Tages ohne Kresol- 


Die Kleinheit der von uns injizierten Dosen schließt natur- 
gemäß eine Intoxikation von vornherein aus. Die Kresole mögen 
nach ihrer Resorption nicht ungiftiger sein als das Karbol; sie 
haben aber vor dem Phenol eine geringere Resorbierbarkeit voraus. 
Man darf deshalb die für das Phenol angegebenen Höchstdosen 
wohl bedenkenlos als auch für die Kresole geltend ansehen. Nun 
können 1—2 g Karbolsäure schon toxisch wirken, während 3—10 g 
meistens letal sind; als Maximaldosis für den inneren Gebrauch 


Universität die Desinfektionswirkung der Kresole untersuchte (15), 
ist die Wirkungsweise der Kresole und des, Phenols wesentlich 


Diese starke desinfizierende Wirkung der Kresole scheint auch die 


septischer Prozesse zu ‘sein. Auch daß 'schon so geringe Gaben 
von Isotol uns so auffallende und bemerkenswerte therapeutische 
Erfolge brachten, stimmt mit Kianos Ergebnissen überein, der 
keinen Anhaltspunkt dafür finden konnte, „daß eine meß 
Kresolkonzentration dauernd unwirksam wäre“. E 
Literatur: 1. Schön, Zur Therapie der Sepsis. Ars med. 1917, 1, S. 31f. 
Derselbe,Weitere Erfahrungen mit Orthokresolinjektionen. Ebenda,1913, 2, 3.781. 
— 2. Derselbe, Ebenda, 1918, 4, S.167. — 8. Fronz, Reminiszenzen, Ebenda, 1918, 
8, S. 298f.; Derselbe, Ebenda, 1918, 10, S.366. — 4 B. Stuhec, Trikresol bei 


wenige mit einer Gesamtdosis behandelt, die unter der gestatiteten 
Einzel-Höchstdosis blieb. Nur in drei Fällen haben wir bisher 
in, vielwöchiger Behandlung die möglicherweise toxische Einzel- 
dosis (1 g Kresol = 50 Phiolen 1sotol) erreicht, bzw. überschritten. 
Man kann wohl annehmen, daß die Wirksamkeit des Isotols sich 
zumeist erweisen dürfte, ehe bei fortlaufender Behandlung selbst 
die summierten, auf einen längeren Zeitraum verteilten Dosen der 
toxischen Einzeldosis auch nur nahekommen. Hiermit erscheint 


die von Ehrlich für die Chemotherapie aufgestellte Forderung, daß 
die Einzeldosis nur ein möglichst kleiner Bruchteil der dosis toxica 
sei, erfüllt. . | 


| Damit ist aber auch die Möglichkeit gegeben, das Isotol dem 
praktischen Arzte als ein in den benötigten Dosen unbedenkliches, 
keinerlei unangenehme Nebenwirkungen auslösendes und überdies 
einfach anwendbares Mittel aufs angelegentlichste zu . empfehlen. 
Es wird ihm häufig in Fällen, wo jede übliche anderweitige Medi- 
kation versagte, bei der Behandlung andauernder Fieberzustände 
septischen Charakters sehr wertvolle Dienste leisten. Ä 
u Nach unseren bisherigen Erfahrungen würden wir — olıne 
eine feste Abgrenzung geben zu wollen oder zu können — die An- 
wendung des Isotols bei postgrippösem Fieber, bei tuber- 
kulösen Mischinfektionen, bei subakuter Endokarditis 
und schließlich ‘bei manchen Fällen kryptogenetischer sub- 


bare 


Pathologie der Tuberkulose. Berlin 1908, — 6. Marfori, Ricerche chimiche e fisio- 
logiche sul guajacolo. Ann. di chim. 1890, zit. nach Weismayr. — 7. Bouchard, 
Thörap. d. maladies inlect. Paris 1889; Mader, Zur Behandlung der Lungentuber- 
kulose. W.kl.W. 1892, beide zit. nach Weismayr. — 8. Meyer-Gottlieb, Experi- 
mentelle Pharmakologie. 1920, 4. Aufl. — 9. Hensel, Über Resorption und Aus- 
scheidung des Guajakols und Kreosots bei Phthisikern. Inaug.-Diss. Königsberg 
1894: Reiner, Zur therapeutischen Verwendung des Kreosotals. Therap.Wschr. 1895, 
beide zit. nach Weismayr. — 10. Jonescu, Über das Schicksal der Kresole im 

Organismus und ihren Einfluß auf den Stoffwechsel und die Darmfäulnis der 
- Fleischfresser. Bioch. Zschr. 1906, 1, 8.399. — 11. Foß, Über die interne Wirkung 
der isomeren Kresole, insbesonders des Enterol. D.m.W. 1895, 47. — 12, Derselbe, 
Über interne Anwendung der isomeren Kresole, bzw..des Enterol. D. Arch, f. klin. M 


1895, 56. — 13. Felix Franke, Behandlung des Abdominaltyphus mit Enterol 
 (Enterolkresol). M. KI. 1923, 60, S. 1676. — 14. C. Fränkel, Ein Beitrag zur Des- 


wirkung der Kresole. Arch. f. Hyg. 1923, 92. 


= 1) Nach. Kobert, Referat auf dem Kongreß zur Bekämpfung der 
Tuberkulose, Berlin 1899, enthält das Kreosot u. a. auch Parakresol. 
(Vgl. "Weismayr, 1. c., S. 438.) | 

8) Weismayr, 1. c., S. 439. 

2) Zit. bei Weismayr, 1. c., S. 446. 

10) Erst nach Abschluß dieser Arbeit erlangten wir von den 
interessanten, schon vor nahezu 30 Jahren unternommenen Versuchen, 
die Kresole in die interne Therapie einzuführen, Kenntnis. Foß (11, 12) 
hat damals eine Kresolmischung („Enterol“) insbesondere für die Be- 
handlung von Darmkrankheiten empfohlen, aber auch ihre Anwendung 
| bei allen Infektionskrankheiten angeregt. Foß hat allerdings sehr 
| hohe Dosen (0,25—5,0, ja 7,5 g pro die !!) angewendet. Vielleicht hat 

dieser Umstand, vielleicht auch die Art der Medikation — der schlechte 
Geschmack der Kresole ist schwer zu: überdecken und wird von den 
Patienten wohl kaum vertragen — es bewirkt, daß die interne Kresol- 
ans sich nicht zu behaupten vermochte. Erst in allerletzter Zeit 
ist Fe 


Franke (13) auf diese Therapie zurückgekommen; er berichtet 
über günstige Erfahrungen bei Abdominaltyphus. 


1) Meyer-Gottlieb, Exper. Pharm., 4. Auil., S. 583. 


4) Die von Schön bei Verwendung einer 40/ igen Orthokresol- 
lösung zuweilen beobachteten schmerzhaften Infiltrate sind wohl als 
Folge nichtvollständiger Lösung des Präparates aufzufassen. Das reine | 
Orthokresol (Cresolum purum) löst sich nämlich nur bis 2—21/,0/, im 
Wasser. (Meyer-Gottlieb, Experiment. Pharmakologie, 4. Aufl., 
S. 582, ferner Gruber, Über die Löslichkeit der Kresole in Wasser, 
Arch. f. Hygiene, 17, 1893, S. 619.) 

5) Auch nach den von Foß verwendeten großen Kresoldosen 
(von 1,5 g pro die aufwärts) trat graugrünliche Verfärbung des Urins 


auf, die bei längerer Fortsetzung der Medikation stärker zu werden 
pflegte als in den ersten Tagen (12). | 


e) Meyer - Gott 


oßen. ganzen versagt zu haben scheinen, ist kaum anzunehmen.. Die 


schon oben erwähnt. Noch bemerkenswerter ist, daß Bouchard, der 


infektion und in einem Falle von schwerer Erysipelas wohl dabei 


bisher im großen ganzen auf das Gebiet der Tuberkulose beschränkt | 


Phenols übertreffen. Nach Kiano, der in jüngsier Zeit unter 
Leitung von H. Reichel im Hygienischen Institut der Wiener 


gleichartig, doch üben die Kresole ungefähr in der halben Kon-. 
 zentration die gleiche Wirkung auf Staphylokokken aus wie Phenol. 


Grundlage ihrer therapeutischen Wirksamkeit bei der Bekämpfung _ 


Fiebergrippe. Ebenda, 1918, 11, S.395f. — 5. Weismayr in Ott, Die chemische 


infektionsfrage. Zsohr. f. Hyg. 1889, 6, S.521. — 15. R.Kiano, Zur Desinfektions- 


le. Tea 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK— Ne 27 000000, 985 


Aus der Psyehiatrischen und Nervenklinik der k. ung. Elisabeth- 
‘ Universität, d. z. in Budapest (Vorst.: Camillo Reuter, o. ö. Prof.). 


Die Paranoiaimitation.*) 
Von Priv.-Doz. Dr. Andreas Kluge. 


Die verschiedenen paranoischen Geisteszustände — es wurden 
- pisher ca. 40 dieser Art beschrieben — sind in die folgende Gruppen 


Phase zu stellen. Letztere war es nicht, ‘denn 1. diese seine Behaup- 
tungen tauchten jedesmal nur gelegentlich bei Verantwortung von 
Delikten auf, niemals aber, solange er auf freiem Fuß lebte; 2. sie ent- 
behren der inneren Wahrheit, es ist — trotz des angewendeten Affektes — 
aus den Ausdrucksbewegungen klar, daß Pat. selbst nicht glaubt, was 
er vorgibt; 3. die Behauptungen werden ähnlich übertrieben, wie man 
‘es bei der Simulation zu sehen gewohnt ist. Gegen Simulation spricht 
aber, 1. er fällt nie aus der Rolle, Widersprüche zeigen sich keine, die 
Behauptungen werden selbst nach Jahren nicht geändert; 2. die degene- 
rativ-imbezille Grundlage, 3. daß die Behauptungen ungeeignet sind, 
seine rechtliche Lage zu beeinflussen. 


Die Sonderstellung der zwei Varianten der Paranoianachahmung 
(Paranoia imitata) verdient nicht bloß vom Standpunkt der klinischen 


Systematik Beachtung, sondern besitzt in prognostischer und besonders . 
forensischer Hinsicht eine Bedeutung. 


einzuteilen: 1. Persönlichkeitsentwicklung (z. B. die Kraepelinsche 
- Paranoia). 2. Krankheitsprozeß (z. B. Dementia praecox paranoides). 
3, Krankheitsphase (z.B. eine Tabesparanoia, nicht aber eine Paranoia 
bei einem Tabetiker). 4. Krankheitspräformation (z. B. Sieferts 
Haftquerulant). Unter paranoischer Präformation verstehen wir eine 
pathoplastische Rolle des paranoischen Bildes im Sinne einer einfachen 
` Schaltung“ (Bleuler), welche sich von dèr Krankheitsphase auch 
dadurch unterscheidet, daß sie eines Grundprozesses (Schlüssel- 
prozesses) nicht bedarf, aber stark reaktiv (auf Schlüsselerlebnisse 
z B.) anspricht. a | 
Bekanntlich war eine der schwersten Fragen der klinischen 
Systematik, das Verhältnis der paranoischen zu den maniacodepressiven . 
“ Geisteszuständen aufzuklären. Der Wahrheit am besten entspricht 
die vermittelnde Auffassung von Kraepelin, Wigert, wonach beide 
Krankheiten einander beeinflussen können; so sehen wir zum Bei- 
` spiel, daß ein paranoisches Bild seitens einer maniacodepressiven 
Welle eine Verstärkung erlahren kann, es können aber auch um- 
gekehrt maniacodepressive Bilder durch hinzutretende paranoische 
Züge ausgespitzt werden. Zieht man nun alle Kombinationsmöglich- 
keiten in Betracht, so findet man, daß: A. Erstens die zwei Bilder 
nebeneinander vorkommen, ohne mit einander das Geringste zu tun 
zu haben. (Hierher rechnen wir den in der Literatur niedergelegten 
Fall von Ennen, wo einer manisch-depressiven Erkrankung nach 
längerer Zeit eine querulante Phase folgte, die aber der Involution 
zur Last gelegt werden müsse.) B. Die zwei Bilder können aber 
auch eine nähere Verbindung’ eingehen und zwar 1. Einerseits spielt 
bekanntlich die manisch-depressive Affektivität in der paranoischen 
Wahngenese eine bedeutende Rolle, aber auch in der Pathoplastik 
(z.B. depressive Grundstimmung bei Gaupps abortiver Paranoia). 
2. Andererseits spielt im Laufe eines manisch-depressiven Prozesses 
das paranoische Bild eine Rolle und zwar wiederum entweder a) als- 
paranoische, querulante Präformation bei chronisch-manischen, oder 
f) als eine optische Täuschung der. psychiatrischen Diagnostik, in- 
folge Zuspitzung der manisch-depressiven Züge, welches Bild dem 
paranoischen sehr ähnlich ist. Das letztere haben wir als Paranoia- 
nachahmung (Paranoia imitata) benannt. Die Benennung wie Pseudo- 
paranoia (nach Art Kraepelins Pseudoquerulant) wollten wir aus 
didaktischen Gründen vermeiden. Detaillierte Krankengeschichten 
stehen in der Originalmitteilung zur Verfügung. 


‚Es handelte sich um einen 50 Jahre alten, unzweifelhaft chronisch- 
manischen Patienten, der während des Krieges mit der von Psychiatern 
gestellten und wiederholten Diagnose der Paranoia ins Spital kam, weil 
er behauptete, die Tschechen treiben eine heimliche Propaganda in der 
Armee und arbeiten gegen den Sieg der Monarchie. Er benahm sich 
auch feindlich gegen dieselben, bemerkte und entdeckte die Spuren ‘der 
damals noch geleugneten tschechischen Propaganda. Die Diagnose 
Paranoia war aber falsch, weil 1. seine Behauptungen sich als Wahr- 
heit erwiesen und auf die gesteigerte Beobachtung eines Manischen 
zurückzuführen waren; 2. zur Korrektion seiner Behauptungen er stets 
ereits war; er ist nicht a priori unbelehrbar, wie es in der Kranken- 
geschichte heißt; 3.. die Vorfoisungen und Beziehungen sind nicht 
gegen die eigene Person gerichtet, er kämpft nicht gegen ihn selbst 
gerichtete Invektiven; 4. seine Ideen sind erledigt dt verblassen, so- 
bald die Ereignisse sie überflügeln, neue Wahnideen tauchen nicht auf, 
nur die chronisch-manische Geistesverfassung besteht weiter; 5. mit der 
Zeit wird er Alkoholist und es tritt eine ethische Depravation in Er- 
sreing, Der Fall ist also eben keine Paranoia, sondern bloß Nach- - 
“mung, daher seine Benennung: Paranoiaimitation. 

Die Reihe der Paranoiaimitationen ist aber damit noch nicht ab- 
geschlossen. Kraepelin und Reichardt lehren auch, daß Phantasie- 
produkte, Pseudologisten, sogar Hochstapler, Myihomane», wie Dupré 
sie nannte, unter den Paranoischen vorkommen. Die Chamäleon- 
artigkeit und die Unaufrichtigkeit ihrer Einfälle wird kennzeichnend. 
RS sahen einen wiederholt vorbestraften, degeneriert-imbezillen 
= ; opistan, der jedesmal, wenn er in Gefangenschaft kam, sich als 
Fe Verfolgten ausgegeben hatte und mit einer Menge von 
n ematisierten Verfolgungs- und sogar Größenideen herausrückte, so 
rr a wiederholt auch die stolze Discacse eines ee Zu- 

i es erhalten hat. Die Differentialdiagnose war ezüglich dieser 
eauptungen zwischen Simulation und zwischen einer paranoischen 


De a 


*) 


Aus der Medizinischen Universitätsklinik R.J aksch-Wartenhorst in Prag. 
o Kasuistischer Beitrag | 
zur Kenntnis der Milzerkrankungen. `. 
| Von K. Mienzil. 


Ghon und Jaksch haben in ‘der Sitzung des Ärztevereins 
in Prag am 7. März 1924!) zwei Fälle von Milzerkrankungen, die 
gleichzeitig an obiger Klinik beobachtet wurden, besprochen. Ich 
bin vom Vorstand der Klinik beauftragt, diese Beobachtungen mit- 
 zuteilen. Bu | | 

Im ersten Falle handelte es sich um ein primäres Lympho- 
sarkom der Milz, analog einem im Jahre 1910 aus derselben Klinik 
von Hauptmann?) publizierten Fall. 


Frau Barbara P. ergab: Der Vater sowie eine Schwester an einer 
Nierenkrankheit, die Mutter an einer Darmkrankheit, eine Schwester 
an Schwindsucht, ein Bruder an einer Kinderkrankheit gestorben. 
Eine Schwester, der Gatte und 4 Kinder gesund. Kein Abortus. 


den Beinen. Im September 1923 traten Schmerzen in der linken 
Bauchseite auf, diese vergingen und kehrten nach einem Monat wieder. 

Die Untersuchung am 28. Oktober 1923 zeigte: Knochenbau und 
Muskulatur kräftig, Fettpolster sehr stark entwickelt. Haut gut durch- 
blutet, Schleimhäute etwas blaß. Schuppendes Ekzem in den Axillae, 
submammär und am Bauch. Temp. 37°C. Starke Schweißsekretion. 
Pupillen reagieren auf Licht und Konvergenz. Grobschlägiger Nystag- 
mus. Lungen auskultatorisch und perkutorisch normal, Lungengrenzen 


wegen des Fettpolsters nicht feststellbar. Herztöne unrein. Puls: 
rhythmisch, äqual, gut gefüllt und gespannt, Frequenz 88. Abdomen 
über Thoraxniveau. Großer harter Milztumor, der über handbreit 
unter den Rippenbogen reicht. An den unteren Extremitäten starke 
Varizen. Reflexe normal. Im Harn keine pathologischen Bestandteile. 
‘ Blutbild: 5500000 Erythrozyten, 7400 Leukozyten, 413000 Throm- 
bozyten. Hämoglobin 100%, = 14 g. Färbeindex: 0,9. Lymphozyten 
12 %/,, große mononukleäre Leukozyten 2%,, Übergangsformen 4/,, 
neutrophile polynukleäre Leukozyten 81 %/,, Eosinophile 10/,. Blutungs- 
dauer: 3 Min., Gerinnungsdauer: 8 Min. T CaA 

Pirquet negativ. Im Blutausstrich keine Malariaplasmodien 
nachweisbar. WaR. negativ. . 

Die Diagnose R. Jakschs lautete: Tumor lienis chronicus. Die 
Therapie bestand in Verabreichung von Chinin. Dies mußte am.9: No- 
vember wegen Schwindel, Erbrechen und Ohrensausen aufgegeben 
werden. ‚Am 5. Dezember wurde die Chinintherapie neuerdings be- 
gonnen und bis zum 22. Dezember fortgesetzt. 

6. November 1923 Adrenalinversuch: 0,5 ccm Adrenalin (1:1000) 
subkutan injiziert, die Milz innerhalb 7 Min. darauf wesentlich ver- 


6200 (davon 20 %/, en) ‚auf 10400 (davon 30%, Lymphozyten). 
11. November 1923 Schmerzen’ in der linken Brustseite, links ad 
basim Dämpfung, Atemgeräusch und Stimmfremitus daselbst stark ab- 
geschwächt. Weder durch die Probepunktion noch durch die Rönt- 
genuntersuchung‘ war pleuritisches Exsudat nachzuweisen. Therapie: 
Aspirin, Natr. salicyl., Kodein und feuchte Umschläge. 
15. November. Röntgentiefenbestrahlung der Milz. BE 
21. November. Auftreten einer Phlebitis am linken Oberschenkel 
die mit Umschlägen von essigsaurer Tonerde behandelt wurde. 
Am 22. Dezember verließ Patientin auf eigenes Verlangen die 
Klinik, Wegen neuerlicher heftiger Schmerzen und Atemnot suchte 
sie jedoch am 11. Januar 1924 wiederum das Krankenhaus auf. | 
Die neuerliche Untersuchung ergab gegen früher folgende Ver- 
änderungen: Links rückwärts bis in .die Höhe des V. Brustwirhels 
Dämpfung, daselbst abgeschwächtes Bronchialatmen. Pulsfreqyenz 118. 
Abdomen stark aufgetrieben. Der Milztumor ist in der Zwischenzeit 


1) Ghon und Jaksch, M.KI. 1924, Bd. 20, S. 395, 


Vorläufige Mitteilung, 2) Hauptmann, Ebenda. 1910, Bd.6, S. 265. 


Die Anamnese der Patientin, einer Öö2jährigen verheirateten ` 


Frühere Krankheiten: Scharlach, vor einem halben Jahr Schmerzen in . 


etwas hochstehend. Herzspitzenstoß nicht palpabel. Herzdämpfung 


kleinert. Die Zahl der weißen Blutzellen stieg durch die Injektion von 


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C ee E Ir 


936 


1924 — MEDIZINISCHE’ KLINIK — Nr. 27. 


6. Juli 


stark gewachsen. Palpatorisch ist er wegen zu starker Bauchdecken- 
spannung nicht abgrenzbar. Die Perkussion ergibt Dämpfung in der 


linken Seite bis ee den Nabel und abwärts. bis tief unter 


denselben reichend. Starkes Bauchdeckenödem. Venen am Abdomen 
stark dilatiert. Starker Meteorismus. Temperatur subfebril. | 
| Blutbild: 4600000 Erythrozyten, 14000 Leukozyten,. 137000 
Thrombozyten. Hämoglobin 71%, = 9,3 g. Färbeindex: 0,75. Blu- 
tungsdauer 3 Min., Gerinnungszeit 31/, Min. | | 

Die klinische Diagnose lautete nun: Tumor lienis malignus. 
Therapie: Urea pura und Tinctura Strophanthi. Eine Röntgenunter- 
suchung am 14. J anuar ergab: Linksseitiger Pleuraerguß, Verdrängung 


des Herzens nach rechts. Verdacht auf Myodegeneratio. Die Punktion 


ergab ein hämorrhagisch-seröses Exsudat, von dem 1000 cem abge- 
lassen wurden. Rivalta positiv. ` 


20. Januar. Hochgradige Somnolenz, Unruhe, Dyspnoe und 


Zyanose, schlechter Puls. Patientin erhielt an diesem Tage 0,02 
Eukodal, sowie je 2 cem Ol. camphor. subkutan. 
21. Januar. Exitus letalis. 


‘Aus dem Sektionsbefund (Prof. Dr. Ghon, deutsches patholog.- 


anatom. Institut). Primäres lymphadenoides Sarkom der Milz mit 
Nekrose und Erweichung der Easdilen Hälfte und mit adhäsiver, zum 
größeren Teil sarkomatöser Perisplenitis, übergreifend in etwa.hand- 
tellergroßer Ausdehnung auf den Fundus des Magens mit mehreren 


Ulzerationen der Tumormasse‘ im Magen. Sekundäres Iymphadenoides 


Sarkom der lienalen, peripankreatischen, epigastrischen und der para- 
aortalen Lymphknoten bis herab zur Teilungsstelle der Aorta. Sekun- 
'däres ERE Sarkom der Pleura visceralis an der Basis des 
linken Unterlappens mit serös-hämorrhagischer Pleuritis links, bei 
partieller adhäsiver Pleuritis und  Pleuroperikarditis. Kompressions- 
atelektase des linken Unterlappens. Sekundäres lymphadenoides Sar- 
‚kom der hinteren mediastinalen Lymphknoten, einiger linker unterer 
tracheobronchialer, der Lymphknoten im linken Ligamentum pulmonale 


‘und der bronchopulmonalen für den linken Unterlappen. Einige - 


lymphadenoide Sarkommetastasen. im linken Leberlappen. Ascites 
adiposus. Thrombose der linken Vena cava inferior mit Ödem der 
linken unteren Extremität. l . 

Der Verlauf der Krankheit stimmte im wesentlichen mit bis- 
her beschriebenen Fällen des gleichen Leidens, insbesondere mit dem 
Fall von Hauptmann überein, so daß die Stellung der Diagnose 
„maligner Milztumor“ noch intra vitam, freilich nach längerer Beob- 
achtung, möglich ist. Klinisch bemerkenswert sind die zeitweise 
heftigen, dann wieder aussetzenden Schmerzen in der Milzgegend, 
der fieberfreie Verlauf und die zunehmende Anämie und Kachexie. 
Das Blutbild zeigte in unserem Falle keine wesentliche Abweichung 
von der Norm, ‚es bestand nur eine relative Vermehrung der neutro- 
‚philen, polynukleären Leukozyten, und eine, wenn auch geringe 
Thrombopenie. (Im Fall Hauptmann bestand Lymphozytose.) 
Beachtenswert ist der positive Ausfall des Freyschen Adrenalin- 
versuchs, durch den sichergestellt würde, daß der Tumor der Milz 
angehört. Was die Therapie betrifft, kam ein operatives Eingreifen 
nicht mehr in Frage, da zur Zeit des zweiten Eintritts der Patientin 
in das Spital bereits Metastasen in anderen Organen festgestellt 
wurden. Die Röntgenbestrahlung zeigte keinen Erfolg. 

Der zweite Fall, der viel größere diagnostische Schwierig- 
keiten bot, wurde durch die Sektion als Splenomegalie Typ Gaucher, 

geklärt. | | 

Die Patientin, eine 48jährige, verheiratete Frau Amalie Sch. 
gab folgende Anamnese an: Die Mutter an Lungenentzündung, der 
Vater an einer’ Gallenkrankheit, eine Schwester an einem Darmleiden 

estorben. Der Gatte leidet an einem Lungenspitzenkatarrh. Keine 
inder, ein Abortus im 2. Monat. Frühere Krankheiten: Masern, vor 
22 Jahren Bauchfellentzündung, vor 12 Jahren Blutgang, vor 8 Jahren 

Herzbeutelentzündung. Schon vor 5 Jahren bemerkte Pat. nach langem 
~ Sitzen oder Gehen Schmerzen in der linken Bauchseite. Der Arzt 
konstatierte Milzvergrößerung. Pat. litt häufig an Stuhlverstopfung. 
Seit 5 Wochen klagt sie über Schmerzen in der linken Bauchseite, 
Anschwellung des Bauches und Atemnot. 

Die Untersuchung ergab: Graziler Knochenbau, schlaffe Mus- 
kulatur, kein Panniculus adiposus. Haut und Schleimhäute blaß. Pupillen 
reagieren in allen Qualitäten. Zunge stark gefurcht, wird gerade 
hervorgestreckt. Thorax etwas faßförmig. Mammae atrophisch. Über 
den Lungen vorn etwas Schachtelton, über beiden Spitzen verschärftes 
Atmen, über der linken vereinzelt feuchtes Rasseln. Rückwärts nor- 
maler Lungenschall,.ad basim beiderseits abgeschwächtes Atmen, rechts 
ad basim leises pleurales Reiben. Herz etwas nach links verbreitert. 
Herztöne klappend. 2. Aortenton akzentuiert. Abdomen über Thorax- 
niveau. Milz mächtig vergrößert, etwa kindskopigroß, hart. Unterer 
Leberrand ein Querfinger unter dem Rippenbogen tastbar undhart. 
Aszites nicht nachweisbar. In der Sakralgegend Ödem. Reflexe nor- 
mal. Puls rhythmisch, äqual, etwas gespannt, Frequenz 120. Blut- 
druck 150. Harnbefund normal. War. negativ. | | 

Blutbild: 3700000 Erythrozyten, 4200 Leukozyten, 166000 Trombo- 
zyten, Hämoglobingehalt 56%, = 7,88 g, Färbeindex: 0,76, Lympho- 
zyten 16%/,, große mononukleäre Leukozyten 40/,, Übergangsformen 5,,, 


neutrophile, polynukleäre Leukozyten 75%/,. Die Erythrozyten zeigen _ 
Anisozytose.. ` | 
| Eine auf der chirurgischen Klinik des Prof. Schloffer vorge- 


nommene Fuhktionsprüfung der Nieren zeigte: Nach intramuskulärer 
Injektion von 20 ccm Indigokarmin tritt rechts nach 12 Min., links 


|/erst nach 25 Min. Ausscheidung des Farbstoffs ein. Links. .entleert 


sich anfangs trüber, später blutiger Harn. | 

10. Navember 1923 Röntgenuntersuchung des Herzens: Hyper- 
trophie, vielleicht beginnende Dilatation. Verbreiterung und Sklerose 

der Aorta. — = a 
15. November- Röntgenuntersuchung des Darms: Zökum mit 
Kontrastbrei und Luft gefüllt. Flexura lienalis tief nach abwärts ge- 
drängt. Bei Luftfüllung des Kolons sieht man deutlich den unteren 
Milzpol, der sich über die Flexura lienalis nach abwärts geschoben hat. 
- 20, November Pyelographie: Linkes Nierenbecken nach abwärts 


gedrängt. Nierenbecken und Kelche in mittlerem Grade erweitert, 


vollkommen scharf konturiert. Eindellung der Wirbelsäule im Bereich 
des Tumors. | | 

30. November. Auftreten, zahlreicher Sugillate an den oberen 
und unteren Extremitäten. 


- 11. Dezember. Starke Zunahme der Zeichen hämorrhagischer 
. Diathese. Im Harn Urobilin und Urobilinogen stark positiv. Im Blut | 


„Hijmans van den Bergh“ direkt negativ. | 3 
. 12. Dezember 3 drenslinversuch: Nach Injektion von i ccm 
Adrenalin (1:1000) subkutan keine Verkleinerung der Milz nach- 
weisbar. Im Blut keine Veränderungen an den roten und weißen 
Blutzellen, keine myeloischen Elemente. Eine 1/2 Stunde nach der 
Injektion heftiger Tremor, Schweißausbruch, Angstgefühl und Blässe. 
16. Dezember. Auftreten kachektischer Ödeme an den unteren 
Extremitäten. j Zu 
10. Januar 1924. Physikalisch Aszites nachweisbar. Die Probe- 
punktion ergibt ein serös-hämorrhagisches Exsudat, in demselben sind 


zahlreiche weiße Blutzellen, vorwiegend Lymphozyten,: jedoch keine. 


Tuberkelbazillen nachweisbar. 2 
. 13. Januar. Die gynäkologische Untersuchung ergibt Flüssigkeit 
hinter dem Vaginalgewölbe, unentschieden ob Zysteoder freie Flüssigkeit. 
Am 17. Januar wurden 200, am 18. Januar 400 ccm Aszites 


durch Punktion entleert, was eine’ vorübergehende Besserung des sub- 
_ jektiven Befindens bewirkte. 


22. Januar. Zahl derErythrozyten3 100000, der Thrombozyten 31'000. 
5. Februar. Extius letalis. | 


Der Sektionsbefund (Prof. Ghon, Deutsches patholog.-anatom. 


Institut) ergab: Chronische, adhäsive, tuberkulöse Peritonitis mit Ver- 
wachsungen der en untereinander, z. T. mit den übrigen 


| Bauchorganen und der Bauchwand, nächst mäßig reichlichem serös- 


hämorrhagischen Exsudat. Ein hanfkorngroßer, subpleuraler Kalkherd 


nach Tbc. in der unteren vorderen Spitze des rechten Oberlappens. 


Partielle Verkalkung einiger bronchopulmonaler und tracheobronchialer 
Lymphknoten der rechten Seite. Zerstreute miliare Tuberkel der 


Lunge. Totale Verwachsung des Herzbeutels mit dem Herzen. Athero- 


sklerose mäßigen Grades des Aortensegels, der Mitralis und geringen 
Grades der Aorta oberhalb der Klappen. Hochgradige Sklerose der 
Koronargefäße und der Arteria lienalis, sowie ihrer Milzäste, auch der 
kleineren, mit einem nußgroßen, in der Wand verkalkten Anewrysma 
am Milzhilus. Mächtiger chronischer Milztumor (750 g schwer, 
21:12:7 cm) mit adhäsiver Perisplenitis (Zuckergußmilz). Leber- 
zirrhose geringen Grades, Cholelithiasis mit zahlreichen kleinen 
Gallensteinen. Starke Druckatrophie der linken Niere mit dorsoven- 
traler Abplattung durch den Milztumor. Geringe Hydronephrose links. 
Ein haselnußgroßes Adenom im unteren Pol: des linken Schilddrüsen- 
lappens mit regressiven Veränderungen. Partielle adhäsive Pleuritis 
links und Pleuroperikarditis beiderseits. Anämie und Kachexie. Die 
histologische Untersuchung der Milz ergibt den typischen Befund der 
Splenomegalie Gaucher mit Arteriolensklerose und einzelnen Tuberkeln. 
Pathologisch-anatomische Diagnose: Peritonitis tuberculosa. 


Der klinische Verlauf dieses Falles bot keine Möglichkeit zur 
Stellung einer sicheren Diagnose. Da der Adrenalinversuch negativ 
ausfiel, wohl infolge der perisplenitischen Adhäsionen, und eine 
Funktionsstörung der linken Niere nachgewiesen wurde, die, ‘wie 


die Sektion zeigte, allerdings durch Druck des Tumors auf die 


Niere zu erklären war, wurde zunächst an einen Grawitztumor ge- 


dacht. Durch wiederholte Röntgenaufnahmen und die Pyelographie 


wurde schließlich sichergestellt, daß der Tumor der Milz angehörte, 


“und die klinische Diagnose lautete daher „chronischer Milztumor“. 


Mit Rücksicht auf die Familienanamnese, sowie Veränderungen in 
den Lungen bestand auch der Verdacht, daB es sich um einen 


tuberkulösen Prozeß handeln könnte. Für einen Fall von Gaucher. 
‘fehlten die wichtigsten Symptome, als abnorme Pigmentierungen, 


Knochenschmerzen, Lymphdrüsenschwellungen, auch bot die Anamnese 
gar keinen Anhaltspunkt für einen familiären Bestand des Leidens. 
Bemerkenswert war das Auftreten der hämorrhagischen Diathese, 
der Ödeme, sowie die hochgradige Thrombopenie. | 

Die Therapie mußte sich auf ein rein symptomatisches Vor- 
gehen beschränken. Die Patientin erhielt Eukodal, zuletzt Mor- 


w~ 


| phium, ferner Hämostyptika, wie Koagulen, Calcium ‘chlorat. und ı 


` Calcium lacticum. Die Splenektomie konnte nicht’ vorgenommen 
„werden, da die operativen Kliniken wegen des schlechten Allgemein- 
befindens der Patientin jeden Eingriff ‚ablehnten. Aus dem gleichen 
Grunde war auch eine Röntgentherapie unmöglich: | 
Der beschriebene Fall zeigt also, daß auch mit unseren 
modernen Hilfsmitteln die Diagnose einer Splenomegalie Gaucher 
klinisch nieht mit Sicherheit gestellt werden kann. | 


Aus der II. Inneren Abteilung des Rudolf Virchow -Krankenhauses 
(dirig. Arzt: Prof. Dr. K. Brandenburg). 


Aderlaß mittels des Potainschen Aspirators. 
Von Dr. Rudolf Unger. 


Die für die Ausführung des Aderlasses üblichen Methoden 
(Punktion der gestauten Vene mit einer Kanüle bzw. Anschneiden 
der Vene mit einem Skalpell oder dergl.) erweisen sich häufig als 
unzulänglich.. Gerade in vielen dringenden Fällen (z. B. Ver- 
giftungen usw.), bei denen ein ausgiebiger Aderlaß angewendet 
wird, tritt nicht selten der Fall ein, daß der Abfluß des Blutes 
nach kurzer Zeit sich immer mehr verlangsamt und schließlich 
ganz zum Stehen kommt. Durch die geringe Ausflußgeschwindigkeit, 
mitunter auch durch vermehrte Gerinnungsfähigkeit des Blutes 
gerinnt das Blut in der Kanüle bzw. an der Schnittstelle und ver- 
sperrt sich dadurch selbst den Weg, so daß dann auch durch passive 
Beschleunigung des Blutflusses in den Venen, z. B. durch Öffnen 

‚ und Schließen der Hand, durch Streichen des Unterarmes usw., 
kein weiterer Blutabfluß zu erzielen ist. Hämatombildung durch 

wiederholte Einstiche, eine mit Blut befleckte Umgebung sowie ein 
aufgeregter Patient sind schließlich das Ergebnis eines solchen 
unvollkommenen Aderlasses. | Ä 

Um die geschilderten, durch Stockung des Blutabflusses be- 
dingten Schwierigkeiten zu vermeiden, hat sich uns die Anwendung 


auch für die Ausführung des Aderlasses sehr gut bewährt. Die 
Technik ist sehr einfach und ähnlich der bei Pleurapunktionen. 
Benutzt wird zweckmäßig ein graduierter Rezipient. Als Schlauch- 
leitungen dienen Gummischläuche, die ein etwa 1 bis 2 mm starkes 
Lumen und, zur Vermeidung des Zusammenfallens bei der Aspiration, 
eine möglichst dicke Wandung besitzen. Der eine Schlauch führt 
vie üblich zu der Lultpumpe, auf den anderen, in ein konisches 
Mundstück‘ auslaufenden Schlauch wird eine Straußsche Kanüle 
aulgesteckt. Aus dem Rezipienten wird nun Luft angesaugt und 


m —n 


ur 


dam, während beide Ventile geschlossen sind, die Kanüle in die 


gestaute Vene eingestochen. Wenn die Kanüle in der Vene liegt, 


wird das Ventil des die Kanüle tragenden Schlauches geöffnet. . 


ach wenigen Augenblicken läuft dann in ruhigem, kontinuierlichem 
‚ Strahle das Blut in die Flasche. Soll der Aderlaß beendet werden, 
so wird nach Aufheben der Stauung der Schlauch hinter der Kanüle 


mit den Fingern fest komprimiert, die noch am Schlauche steckende 
Kanüle aus der Vene herausgezogen und dann sofort in einen mit. 


Wasser gefüllten Behälter eingetaucht. Es wird auf diese Weise 


Wasser durch den mit Blut gefüllten Schlauch nachgezogen und 


eine Verstopfung desselben durch gerinnendes Blut vermieden. 
‚ Diese Art des Aderlassens hat sich auch in vielen Fällen, 
bei denen wegen Anasarka, enger Venen usw. mit den bisher an- 


gewandten Methoden nur ganz geringe Blutmengen abgelassen werden 


ounten, sehr gut bewährt, Mengen von 500 cem und darüber 


wurden verschiedentlich in verhältnismäßig kurzer Zeit ohne Störungen 


abgenommen. Trat einmal eine Verlangsamung des Abflusses ein, 


die sich durch Tröpfeln des Blutes kennzeichnet, so konnte diese 
‚ung durch Zusammenpressen des zuführenden Schlauches für 
einige Sekunden und durch Öffnen und Schließen der Hand des 


törung 


Patienten jedesmal rasch beseitigt werden. 


Irgendwelche Gefahren sind bei der Anwendung des Potainschen 


Pparates nicht zu befürchten, es sei denn, es werde in dem 
Rezipienten statt einer Luftverdünnung eine Luftverdichtung durch 
falschen Anschluß der Luftpumpe erzeugt und dann nach dem Ein- 
stechen der Kanüle Luft in die Vene eingeblasen. Eine Funktions- 

| ne Apparates, die vor jedem Aderlaß leicht auszuführen ist 
In Kurze 


gesteckte Kanüle) besteht, dürfte diese Gefahr der Luftembolie völlig 
vermeiden lassen. 


Blut Bei der Reinigung des Rezipienten ist manchmal das geronnene 
W 


Es hat sich daher als zweckmäßig erwiesen, in die Flasche vor dem 


aa ur Wr „ardian a. teri o e a i s 


des für Pleurapunktionen viel benutzten Potainschen Aspirators 


m Ansaugen von Borwasser oder dergl. (ohne auf- 


egen des engen Flaschenhalses etwas schwierig zu entfernen. 


\ 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ne.2t. f 937 


`~ 


Aderlaß ‚eine geringe Menge einer blutgerinnungshemmenden Sub- 
stanz (Natrium fluoratum oder dergl.) zu bringen und das Blut 
während des Aderlasses einige Male zu schütteln. 


Die. zuverlässige und saubere Ausführung des Aderlassens 


mit dem Potainschen Aspirator läßt diese Methode nicht nur für 


die Klinik, sondern vor allem auch für den praktischen Arzt als 


sehr zweckmäßig erscheinen. í 


Operationen unter lokaler Anämie durch einfaches 
Hochlagern des Gliedes. 
Von Dr. Rudolf Pichler, 


Primararzt am Landeskrankenhause in Villach. 


Durch einfache Hochlagerung, das heißt senkrechtes Erheben 
einer Extremität, können wir deren peripheren Abschnitt so blutleer 
machen, daß wir diese Blutleere zur Durchführung von Operationen 
verwenden können, als vollwertigen Ersatz für die Esmarchsche 
Blutleere. i 


Schon Esmarch sagt in seinem Handbuch der kriegschirurgi- 


schen Technik: Die Blutzufuhr wird ganz erheblich eingeschränkt 


durch senkrechte Erhebung des Gliedes. Im allgemeinen jedoch 
wird von dieser Methode der Blutsparung recht wenig Gebrauch ge- 
macht. Daß dies aber doch der Fall ist, jedoch dieses Vorgehen 


als nach den Regeln der Kunst durchzuführende Methode wenigstens 
in weiten Kreisen so gut wie unbekannt 'zu sein scheint, geht aus 


den Worten Biers hervor, welcher sie anwendet, jedoch „als offenbar 
nicht bekannt“ bezeichnet. 
scheinlich, daß die Methode doch auch von dem einen oder andern 
Fachkollegen angewendet wird; aber erst die Bemerkung Biers?) 
hat mich dazu veranlaßt, auf diese an meiner Abteilung seit Jahren 
eingebürgerte Methode in der Öffentlichkeit hinzuweisen. e 

Sie wird folgendermaßen ausgeführt: Das betreffende Glied: 
an welchem operiert werden soll, Arm oder Bein, wird vertikal ge- 
halten, auf ein Tischehen hochgelagert, während der ganze übrige 
Körper auf dem Fußboden oder einer niedrigen Tragbahre ruht. 
Es genügt nun schon die geringe, allgemein übliche Menge eines 
Nebennierenpräparates, dem Lokalanästhetikum zugesetzt, um nach 
etwa 10 Minuten an der Hand oder dem Fuße unter Blutleere 


operieren zu können. Wir führen Operationen an der Hand aller . 


Art, z. B. Entfernung von Fremdkörpern, bis zur Amputation ober 
dem Handgelenke, wo allerdings die beiden Hauptarterien spritzen; 


Amputationen im Bereiche des Fußes bis zur supramalleolaren, mit 


nur ganz geringer, absolut nicht störender Blutung aus. Von 
besonderem Vorteil ist das Verfahren für die Lokalanästhesie, da 
ein fest angezogener Esmarchscher Schlauch außerordentlich 


schmerzhaft ist und die Anwendung der lokalen Anästhesie eigent- 
"lich illusorisch macht, wenn man sich nicht der bedeutenden. Mühe 
‚unterziehen will, das betreffende Glied an der Schnürstelle in 


seinem ganzen Querschnitte zu infiltrieren, wie dies an der Wölfler- 


schen Klinik in Prag gemacht wurde. 


Wir haben wiederholt zum Zwecke der Demonstration der 


Leistungsfähigkeit der Methode bei einem Individuum unter auf. 


beiden Seiten gleichen Bedingungen, z. B. bei Erfrierungen beider 
Füße, auf der einen Seite unter steiler Hochlagerung, auf der andern 
ohne dieselbe operiert und konnten.uns jedesmal von der Leistungs- 
fähigkeit des Verfahrens überzeugen. Da dieses Verfahren insbe- 
sondere für zahlreiche kleinere, typische Operationen, welche auch 
außerhalb der Klinik ausgeführt werden können, in Betracht kommt, 
halte ich es für gerechtfertigt, hier darauf aufmerksam zu machen 


und es zu empfehlen. 


A 


Aus der Nervenabteilung des allgemeinen Krankenhauses in Lemberg 


(Prim. Dr. Domaszewicz). 


Über die Wirkung kleiner Atropin- und Pilokarpindosen | 


bei simultaner Injektion. 
Von Dr. phil. et med. Stephan Baley. 


Seitdem man angefangen hat, die sympathiko- und vagotropen 
Pharmaka intravenös zu injizieren, weiß man, daß alle oder we- 
nigstens die meisten unter ihnen eigentlich amphotrop sind, wobei 
die Wirkung vorwiegend von der Größe der injizierten Dosis ab- 


| hängig ist. So kann man mit demselben Mittel zwei einander ge- 


wissermaßen entgegengesetzte Wirkungen erzielen, wenn nur die 


1) Zbl. £. Chir. 1924, Nr. 1/2. 


Ich halte es zum mindesten für wahr- 


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6. Juli 


938 - 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 
E 
‘Dosen entsprechend bemessen werden‘). So verlangsamt z. B. 
Atropin in kleiner Dosis den Puls, während es in einer größeren 

Gabe den Herzrhythmus beschleunigt. Ähnliches gilt von Ad- 
renalin. i | | 

Während man äber die Wirkungen größerer Dosen dieser 
Mittel einigermaßen genauer kennen gelernt hat, ist man weit davon 
entfernt, die Folgen der kleinen genau zu kennen. -Man ist hier 
erst am Anfang des Studiums derselben. | 

Die vom Primarius unserer Abteilung Dr. Domaszewicz mi 
anvertraute Aufgabe, das vegetative System unserer Patienten zu 
prüfen, bot mir Gelegenheit, dem Gebiete dieser Untersuchungen 
näher zu treten. Von diesen Untersuchungen, die bis jetzt noch 
nicht abgeschlossen sind, möchte ich manches kurz berichten, was 
sich auf die Wirkungen kleiner Atropin- und Pilokarpindosen be- 
zieht, und zwar im Falle simultaner Einführung dieser beiden Mittel 
in den Blutkreislauf. . ni E 
Zuerst eine Feststellung über die Wirkungen des Atropins 
selbst. Ich habe auf dieser Abteilung Gelegenheit gehabt, zwei 
Fälle vasomotorischer Neurosen genauer zu beobachten, bei, denen 

lästige Blutkongestionen in den einzelnen Körperorganen, verbunden 

mit Gefühl der Hitze die hauptsächlichsten Beschwerden der Kranken. 
bildeten. Diese Hitzeanfälle gingen in der Regel mit ausgesprochener 
Tachykardie einher. Ich konnte mich nun überzeugen, daß kleine 
Atropindosen (0,00025 g Atrop. sulf.), intravenös injiziert, die Puls- 
frequenz bei diesen Kranken um 16 und .mehr Pulsschläge in der 
"Minute verminderten, wobei diese Verlangsamung länger anbhielt 
und den Kranken sichtliche Erleichterung brachte. Es kann somit 
Atropin als Mittel” gegen Tachykardie Verwendung finden, wie es 
andererseits in größerer Dosis als ein die Bradykardie sistierendes 
Mittel empfohlen wird. In beiden Fällen ging diese Pulsverlang- 
samung mit vermehrter Speichelsekretion einher. | | 

(In einem der Fälle wirkte diese Atropindosis auch abführend, 
‘so daß sie hier als wirksames Mittel gegen habituelle Obstipation 


Ein anderer Effekt der Injektion scheint mir aber bemerkens- 
werter, obwohl er nicht immer zu beobachten ist, und zwar ein 
ausgesprochenes Kältegefühl, das sich während der zweiten Phase 
manchmal: auch dort einstellt, wo beide Mittel für sich allein das- 
selbe nicht 'zuwege brachten. War dieses Gefühl nach der ersten 
"Einspritzung noch nicht da, ‚so kann es durch die zweite hervor- 
gerufen, eventuell verstärkt und beständiger gemacht werden. Wie 
intensiv diese subjektiv empfundene Abkühlung werden kann, konnte 


- 


ich mich bei den schon erwähnten zwei Fällen von vasomotorischer 
Neurose überzeugen. Die für die Patienten lästigen Anfälle der 
Gesichtsrötung, verbunden mit Hitzegefühl und Tachykardie, welche 
‘oft mehrere Stunden lang andauerten, konnten durch eine solche 
(eventuell wiederholte) Atropin-Pilokarpindosis  sistiert werden. 
Nieht nur das subjektive Gefühl der Hitze machte einem Gefühl 
der Abkühlung Platz, sondern auch ‚objektiv konnte man ein Ab- 
blassen der Gesichtsröte feststellen. Daß auch die Pulsfrequenz 
dabei geringer wurde, wissen wir aus dem vorher Gesagten. 

Es soll natürlich damit nicht behauptet werden, man könne 
- die Neurose selbst durch eine. solche Therapie zur Heilung bringen; 
dem Arzt muß es aber vorderhand doch eine gewisse Genugtuung 
verschaffen, wenigstens vorübergehend ein Krankheitssymptom zum 
Schwinden zu bringen, oder zu schwächen, welches sonst so schwer 
beeinflußbar ist.  * | Fu E 
= Es folgen zwei Tabellen, die das vorher Gesagte an einem Bei-. 
spiel illustrieren sollen. | a z 

N..N. (Vasomotorische Neurose.) 

III 

Zeit Pols | 3 "Anmerkungen 


frequenz 


nn 


Vor d. Injektion | 96 Gefübl der Hitze im Kopf. Beide Wangen ‚gerötet, 
. die rechte mehr. | 


‚ ga sup: 11Uhr48 Min| — Einspritzung, a 0,002 Pilocarp. bydrochl. -+ 0,00025 
mit sicherem Erfolg verwendet werden konnte, während alle üblichen 1. 48y 08 Inne stärker gerðtet; Hitzegefühl intensiver: 
Abführmittel versagten). | i 11 ” 49 a 84 | Kein stärkeres Hitzegefübl. Es ist wie vor der Ein- 
So kann also mit Atropin eine reine- Vagusreizung erzielt u An N. spritzung. _ 
werden, was bekanntlich mit Pilokarpin, das in der Regel eine Puls- | I » BO . y 8t | l BR 
 beschleunigung hervorruft, nicht leicht zu erreichen ist. 11 „ 50, „ 80 | Vermehrte Speichelsekretion. 
Bei manchen Personen wird diese Atropin-Bradykardie vom er Do k n A Ä | 
_ Gefühl der Kälte begleitet, eine Erscheinung, die weniger konstant | 19 ° o >? 84 | 
ist, als diejenige der Pulsverlangsamung. Ä 12 n 08 i — `| Wiederholung der Injektion. yi 
| Was Pilokarpin allein anbelangt, so ruft- es, auch in ganz | 12 „ 081, „ 9% | Hitzegefühl, aber weniger stark als nach der ersten 
kleinen Dosen (etwa: 0,002 g Pilocarpini hydrochlor.) eine Pulsbe- | 19 _ 09 80 ran E E a TS 
 schlewnigung hervor, eine Regel, die aber nicht ohne Ausnahmen | 12 > 091 . 76 
gilt. Manche Personen mit reizbarem Vagus reagieren nämlich auf | 12 2 10 „| 78 
‚diese Dosis sogleich mit Pulsverlangsamung. Viel häufiger ge- | 12 „1 „ 80 
schieht es aber, daß eine erste Phase der Pulsbeschleunigung ver- | 12 „ 12. y 78 : f ER 
bunden mit Gesiehtsrötung und subjektivem Hitzegefühl von einer 12 „ 38 „ 78 | Gefühl der innerlichen Abkühlung; es ist jetzt mehr 


zweiten Phase abgelöst wird, in welcher der Puls verlangsamt ist 
und manche Personen auch Kälte und Frösteln empfinden. | 
Atropin und Pilokarpin gelten als antagonistische Mittel. Da 
aber kleine Atropindosen eine (gleichviel auf welchem Wege) vago- 
. trope Wirkung entfalten, so sind die Folgen einer simultanen Ap- 
plikation beider Mittel a priori nicht leicht vorauszusehen. Die 
diesbezüglichen Versuche haben uns Folgendes erwiesen: Injiziert 
man z. B. 0,002 g Pilokarpin und 0,00025 g Atropin gleichzeitig in 
die Vene, so sieht man vor allem, daß die gewöhnliche erste Phase 
der Pilokarpinwirkung (Pulsbeschleunigung, Gesichtsrötung, Hitze- 
gefühl) dureh die Wirkung des Atropins abgekürzt und vermindert, 
manchmal sogar vollkommen aufgehoben wird. 1—2 Minuten nach 


kühl als vor der Einspritzung. Objektiv: Rötung 
des Gesichtes im Abblassen begriffen. — ` 


Atropin allein in der Dosis von 0,00025—0,0005 g ruft bei dieser | 


Kranken eine ungefähr gleich große Pulsverlangsamung hervor, ver- 
ursacht aber kein Gefühl der Kälte. u Ä 


X. Y. (Gesund, vagotonisch.) 
neuen m = Fa z ĖS , : r 
Zeit eng | Anmerkungen 
quen | [IL nn — nn 
Vor d. Injektion |70-68-76| Puls unregelmäßig. er 
12 Uhr 33: Min. — Injektion von 0,002 Pilocarpin. hydrochlor. + 0,00025 


i STi i i Atropin. suli. j 
der Injektion kommt dann die zweite länger anhaltende Phase, die | 12 „ 331% „ 80 Hitzegefähl, Rötung der Wangen, vermehrte Speichel- 
sich in der Regel vor allem durch verlangsamten Puls auszeichnet. | 19 34 . 80 Beam Nob: 
Diese Verlangsamung ist häufig etwas weniger ausgesprochen als | 12 > 341, , 76 |Kein Hitzegefühl mehr. 
bei Anwendung von Atropin allein, manchmal aber ebenso groB | 12 „ 35 „ 79 nn | 
‚oder sogar etwas größer; in vielen Fällen dauert sie auch länger | 12 „ 351, „ 68 Ausgesprochenes Kältegefühl, das sich über den ganzen 
an. (Wirkt Atropin abführend, so wird diese Wirkung durch | 10 _ 36 | g Körper ergießt; am stärksten im Rücken. 
gleichzeitige Darreichung des Pilokarpins aufgehoben). otia” ggo >” 70 

Injiziert man die gleiche kombinierte Dosis nach etwa zehn | 12 „ 39 i 68 
Minuten noch einmal 


, so wird die früher eventuell vorhandene erste 
Phase noch unbedeutender und kürzer. Manchmal tritt jetzt bei 
der zweiten Einspritzung von vornherein eine Verminderung der 
Pulsfrequenz ein, wenn auch die erste Einspritzung eine vorüber- 
gehende Beschleunigung zur Folge hatte. i 


12 > 45 „ 68 


-O Bei dieser Versuchsperson ruft auch Atropin allein Kältegefühl 
| hervor, das aber etwas schwächer ist als bei kombinierter Dosis. 


1) D. Daniölopolu, Les épreuves vegetatives. Presse médicale - 


1923. — Platz, Die pharmakologische Prüfung des vegetativen N i 
systems. KI. W. 1908. 8! g getativen Nerven 


' besten Richtlinien vorgenommenen Eingriffen nach 
‚ neuerlich die alten: Beschwerden’ aufgetreten waren. Wir werden 


6. Jali - 
Aus der Chirargischen Abteilung des Staatsspitales in Abrud, Rumänien 
(Primärarzt: Dr. Vietor Carl Irk). | 
Zur spezifisch- unspezifischen Behandlung der 
komplizierten weiblichen Gonorrhoe mit Gono-Yatren. 
Von Victor Carl Irk. 


Die Gesichtspunkte der kombinierten spezifisch-unspezifischen 


Therapie, welche zuerst von Keining inauguriert wurden, führten 


denselben Autor zum Gedanken der Herstellung eines spezifisch- 


= unspezifischen Heilmiitels der Gonokokkeninfektion. 


Einschlägige Arbeiten, welche sich zum Teil noch mit der nicht 


kombinierten, unspezifischen Behandlung eingehender befassen, liegen 
“uns von Abel, Herbeck, Simon und Friedr. Wolff vor. 


Durch das Entgegenkommen der Behring-Werke waren wir in 
die Lage versetzt, an einer großen Menge von Kranken die Behand- 
lung vorzunehmen. | 

Es soll vorweggenommen werden, daß wir bei der Auswahl 
unserer Kranken, welche für diese Behandlung bestimmt wurden, 
vorsichtig zu Werke gingen. ae 

Ausgeschlossen haben wir jene Fälle, bei welchen ausgedehnte 
Dünndarmadhäsionen an die. erkrankten Ädnexe mit zeitweise auf- 
tretenden Kolikanfällen durch anamnestische Angaben oder klinische 
Beobachtung festzustehen schienen, worin natürlich die fast regel- 
mäßigen Adhäsionen des Sigmoideum an die entzündliche Tube nicht 
inbegriffen waren. a 

Die Gefahr eines Strangulationsileus, in der sich solche Pat., 
wie uns mehrere Fälle bewiesen, ständig befinden, hat hier den Aus- 
schlag für das operative Vorgehen gegeben. Ausgeschlossen wurden 
auch die Doppelfälle Sal Es Appendizitis, weil uns die chronische 
Appendizitis selbst bei Hestählnder Gonorrhoe niemals sicher als se- 


kundäre Erkrankung erschienen ist, und weil wir in solchen Fällen. 


el Flesch nach Appendektomie ein fast schlagartiges Zurückgehen 
er ee Symptome, ja selbst der metritischen Erschei- 
nungen sahen, 


Gleichgiltig war es für unsere Auswahl, ob der Prozeß chronisch 


oder akut war. Auch bereits salpingektomierten Fällen mit rück-. 


fälligen Beschwerden haben. wir die Behandlung zuteil werden lassen, 
wobei es sich um: sog. Stumpfexsudate oder Dei einseitiger Adnex- 
entfernung um eine neuerliche Erkrankung nunmehr der anderen Seite, 
endlich auch um jene Fälle handelte, wo trotz ursprünglich nach den 
ahr und Tag 


später noch auf diese Fälle zu sprechen kommen. | 
Schwieriger 'war allerdings die Auswahl nach dem Gesichts- 
Pia zu treffen, daß wir nur rein gonorrhoische Prozesse zur Be- 
andlung mit dem Mittel nehmen wollten, dem wir eine spezifische 
Wirkung gerade auf diese Prozesse zumuteten. : 
. Döderlein sagt im Anschluß an seine in der „Operativen 


. Gynäkologie, Aufl. 1921“ angeführten Statistik der Freiburger Frauen- 


klinik über den Ursprung der endo- und perisalpingitischen Adnex- 
erkrankungen, worin- die gonorrhoische Ätiologie mit 43%, angegeben 
wird, daß sich dieses Verhältnis nach den verschiedenen Gegenden 
verschieden gestalten wird. Für unsere Gegend ist nun jedenfalls, da 
die Gonorrhoe leider eine endemische Krankheit darstellt, eine viel 
höhere Verhältniszahl anzunehmen. Außerdem ist die Infektionsmög- 
lichkeit der Tuben mit septischen oder saprischen Keimen von der 
Scheide aus unter- nicht puerperalen Verhältnissen des Uterus wohl 
kaum anzunehmen, die Infektion mit solchen Keimen auf hämatogenem 


“Wege steht aber durchaus nicht fest und ist auch unwahrscheinlich. 


. Von diesen Erwägungen aus dürften wir wohl bei der über- 
wiegenden Mehrzahl unserer Kranken den gonorrhoischen Ursprung, 
gestützt außerdem auf positiven Gonokokkenbefund im Zervikalsekret 
als wahrscheinlich annehmen, müssen aber zugeben, daß wir eine un- 
bedingte Sicherheit für unsere Annahme in vereinzelten Fällen nicht 
Pisten Es waren das Fälle, bei denen aus anamnestischen Angaben 
Aura hervorging, daß sich das Leiden nach einer Geburt oder einem 

ortus mit fieberhaftem Puerperium verschlechtert hat. Und da 
müssen wir zugeben, daß die Zahl dieser Fälle in unserer Gegend, wo 
m hygienischen Verhältnisse der Geburt und des Wochenbettes viel- 
aca noch recht ungünstige sind, gar nicht so selten waren. Finden 
Wir bei solchen Frauen positiven Gonokokkenbefund im Zervikalsekret, 
1 beweist das eben noch immer nicht zur Gänze den gonorrhoischen 

"sprung der gleichzeitigen Adnexerkrankung, vielleicht aber eine be- 
stehende Mischinfektion. u. 

FE a Weiteren ran werden soll, scheint — wenn es er- 

se ee aus dem Grade des therapeutischen Erfolges einen Rück- 

sch En ziehen — ein immer wiederkehrendes Bild des therapeuti- 
en Endergebnisses unsere Anschauung zu stützen. IE: 

“ maa eindeutig schienen uns jene Fälle zu sein, bei welchen 

5 Eys bestehender Gonorrhoe der unteren Genitalwege eine akute 

ee sübakute Adnexerkrankung vorlag oder Fälle, bei denen keine 

il Si gehenden zweideutigen Störungen des Wochenbettverlaufes das 

getrübt hatten. l 


übergegangen. | 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.27. 0000 989° 


Die behandelten Fälle mußten in verschiedene Gruppen ein- 


geteilt werden. und die therapeutischen Erfahrungen und Erfolge 


konnten bei allen Formen nicht die gleichen sein. en, 
Was die Behandlungsform selbst anbelangt, so sind wir nach 
zwei Typen vorgegangen: Wir behandelten einen Teil ‚rein schema- 
tisch, den anderen Teil der Kranken individualisierend., Im allgemeinen 
haben wir grundsätzlich zunächst eine schematische Therapie im Auge 
ehabt, um das Bild der Erfahrungen einheitlicher zu gestalten, haben 


iese Form bei einer ganzem Reihe von Kranken beibehalten können 


und sind bei unerwünscht starken oder schwachen Allgemein- (A.R.) 
oder Lokalreaktionen (L.R.) zur individualisierenden Behandlungsform 

rsprünglich haben wir je 21}, cem Gono-Yatren B in 6 Stärken 
in gleicher Dosierung für jede Stärke intravenös in nun e- 
bracht, in letzter Zeit verwendeten wir nur mehr Gono-Yatren B IV 


in verschiedener Dosierung und haben damit die gleichen Erfahrungen 


und Erfolge gehabt. “u | 
Unser Behandlungsplan stellte sich folgendermaßen dar: 


Frische Infektionen erhielten gleich anfangs die Höchstmenge von‘ 


Gono-Yatren B VI 21/, ecem bzw. Gono-Yatren B IV 21/, com intra- 
venös. Waren A.R. und L.R. in gewünschten Grenzen, so in- 
jizierten wir nach 2 Tagen die gleiche Menge. | 
eine typische Lokalbehandlung durchgeführt. Mehr als 6 Injektionen 


im ganzen würden hierbei nicht verabreicht. Ein Teil der Fälle 


verlief hierauf gleichartig. Gewöhnlich nach der 2., manchmal im 
Anschluß an die 3. Injektion klangen die Erscheinungen objektiv 


| und subjektiv ab, die für die ersten Tage angeordnete Bettruhe 
wurde nicht mehr streng beibehalten, wir ließen die Kranken nur 
mehr nach jeder Injektion für einige Stunden im Bett, bis die ge- 


wöhnlich 2—3 Stunden dauernde Reaktion abgeklungen war. 

Mit dem Aufhören der klinischen Erscheinungen ging auch 
die Temperatur nach jeder folgenden Injektion weniger in die Höhe. 
Das ursprünglich diekflüssige Zervikalsekret wurde dünnflüssiger, 
sein eitriger Charakter verschwand, der Gonokokkenbefund war 


negativ geworden. Nach Ablauf von 14 Tagen seit Beginn der 


Behandlung waren selbst solche Kranke subjektiv und klinisch als 
geheilt anzusprechen, welche uns mit heftigen Beschwerden und 
Erscheinungen zugegangen waren. Im allgemeinen hat jedoch nur 
der kleinere Teil in dieser Weise reagiert, während wir bei einem 
größeren Teil der Fälle gleich nach der 1. oder 2. Injektion zur 
individualisierenden Behandlung übergehen mußten. 

Als Anzeige zur Aufgabe der schematischen Behandlung 
haben wir vollkommen fehlende oder überstarke A.R. und L.R., 
Temperaturen über 38,5, durch mehr als 3 Stunden hindurch schwer 


gestörtes Allgemeinbefinden, Erbrechen, übermäßige Schmerzhaftig- 


keit der erkrankten Organe aufgefaßt. In diesen Fällen sind wir 
sofort auf höhere bzw. niedrigere Injektionsmengen übergegangen, 
haben bei den weiteren Injektionen die Dosis nach genauer Beob- 
achtung der A.R. und L.R. gesteigert und das Intervall zwischen 
den einzelnen Injektionen gewählt. Es liegt auf der Hand, daß 
sich besondere Regeln hierfür nicht aufstellen lassen, immer wird 
jedoch genaue Beobachtung der Kranken den richtigen Behandlungs-- 


plan finden lassen, und wir möchten in diesem Sinne einer ambu- 


latorischen Anwendung des Gono-Yatren auch widerraten. Immer 
gelang es, des Prozesses Herr zu werden, wenn sich auch die Be- 
handlungsdauer länger hinzog. Alle unsere Kranken mit frischer 
Infektion und individualisierender Behandlung boten schließlich 
nach Ablauf von 4 Wochen das Bild klinischer Heilung ohne Rest- 
störung dar. Alle frischen Formen, wozu auch noch nicht mehr 
als 6—8 Wochen. zurückliegende Fälle gerechnet werden können, 
gaben therapeutisch einen ausgezeichneten, man könnte fast sagen 
verblüffenden Erfolg in einer relativ kurzen Zeit. Versager, Halb- 
erfolge haben wir bei Behandlung dieser Form der Erkrankung 
nicht beobachten können. zZ 

Wesentlich anders, vielfach komplizierter, stellte sich der 
klinische und therapeutische Verlauf der nicht frischen, der chroni- 
schen, auf viele Monate oder Jahre zurückreichenden Adnexerkran- 
kungen oder Endometritiden dar. Auch hier haben wir zunächst 
grundsätzlich beabsichtigt, durch eine Schemabehandlung den Spiel- 
raum der Behandlung einfacher zu begrenzen. Wir haben die Be- 


handlung mit Gono-Yatren B St. 121/, cem oder G.-Y. St. IV 0,5 com 


intravenös begonnen, um dann zur Stärke VI bzw. St. IV 21/, ccm 
(im letzteren Falle pro dosi um 0,25 ccm steigend) zu gelangen. 


Ein kleiner Teil der Fälle hat auf diese Form der Behandlung 


gut angesprochen, die Fälle kamen mit durchschnittlich 6—12 In- 
jektionen (die einmal erreichte Höchstdosis wurde bis zum Ende 


beibehalten) zur Heilung. Dies war um so erstaunlicher, als sich 
darunter Fälle befanden, welche seit Jabr und Tag mit den ver- 


Gleichzeitig wurde _ 


u O TE TEE rar ER mr. mie, u. 


— 


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19% — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.2. 6. Jali 


schiedensten Mitteln. auch von uns selbst ohne Erfolg behandelt 
‘worden waren. Auch hier wurde festgestellt, daß Hand in Hand 
mit dem Abklingen der klinischen Erscheinungen auch die Reaktions- 
breite jeder neuen Einspritzung sich verminderte. Aber .die Zahl 
der so schematisch sich abwickelnden Fälle war gering gegen die 
übrigen, welche so recht, wie Friedr. Wolff sagt, ein „kaleidoskop- 
artiges Bild“ darboten. | 
| ‚Einmal bekamen die Frauen gleich nach der ersten Injektion 
so heftige Erscheinungen, daß wir mit der Dosis noch mehr herunter- 
gehen mußten, dann hatten wieder . zwei aufeinanderfolgende In- 
jektionen so gut wie keine A.R. oder L.R., um dann auf einmal 
selbst nach wiederholter gleicher Dosis eine heftige Auswirkung zu 
zeigen. Es war oft nicht leicht, wenn man an dem Grundsatze 
festhielt, vor allem nicht zu schaden, das Richtige zu trefien, um 
auch zu nützen. Wenn man sich aber einmal durch genaue Beob- 
achtungen durch den Irrgarten verwirrender Bilder durchgerungen 
hat, erlebt- man oft zu: seiner Freude, daß selbst diese mißlichen 
‚Fälle endlich doch ein ganz vorzügliches Heilergebnis liefern, so 
daß wir behaupten können, Mißerfolg ist vielfach nicht dem Mittel, 
sondern seiner Anwendungsweise 'zur Last zu legen. oo. 

“ Es kam aber noch ein anderes Moment dazu, wovon eingangs 
anläßlich der Ätiologie der Adnexerkrankungen die Rede war. Die 
besten Erfolge gaben diejenigen Formen, bei welchen die Diagnose 

. ganz sicher stimmte. Frauen, welche keine Geburt, keinen Abortus 
und keinen intrauterinen Eingriff mit folgendem Fieberverlauf. hinter 
sich hatten, welche also zweifellos an einer rein’ gonorrhoischen 

Infektion litten, kamen fast durchwegs — ganz geringe reaktions- | - 

unfähige Fälle abgerechnet — zur Heilung. Die Halberfolge be- 
ginnen erst dort, wo wir trotz positivem Gonokokkenbefund ana- 
mnestisch eine andersartige oder Mischinfektion nicht ausschließen 
konnten. Gänzliche Versager konnten‘ wir auch hier nicht ver- 
zeichnen, es hat wohl überall das Yatren als Schwellenreizmittel 
seinen günstigen Einfluß ausgeübt. Aber oft kam man über einen 
mehr minder weitgehenden Grad von Besserung nicht hinaus. Un- 
willkürlich hat sich dabei der Gedanke aufgedrängt, ob nicht in 
solchen Fällen die Anwendung eines in Yatren angetragenen 

Vakzinegemisches, welches der Mischinfektion Rechnung trägt, zum 

vollständigen Ziele führen würde? 

Und nun zur dritten Gruppe unserer Kranken: Postoperative 
 Rückfälle. Es waren darunter, die radikalste Totalexstirpation aus- 
genommen, alle Formen der Opern iame Ge erkrankten 
Adnexe von der einfachen Salpingektomie. bis zur exexstirpalion | ce Br OR a as 
mit keilförmiger Exzision des Uterusfundus vertreten. Immer war | „yapkoiogiehen Krärsskungen. Asor. L aret. Por, 18.3. 108% Net. O O 
es Wiederauftreten der alten Beschwerden, wenn auch in geringerem | Herbeck, Yatren in der Gonorhoebehandlung. M. m. W. 1922. Nr. 11. — E. Kei- 
Maße, Neuauftreten von Schmerzen auf der vor der Operation ge- + a vag en Se 

& : ‘ . sch P ig . M. . . NT. . — H, D1ımon, ombDbiņnierte ‚o12 er-VYakzinebehanalun 
Kra en Fee en der Komplikationen der männlichen Gonorrhoe. Eelahranron mit Goao Yaire: 


vollständige Entfernung des inneren Genitalapparates in Frage ge- 
kommen wäre, ein Eingriff, zu dem wir uns bei diesseits des 
Klimakteriums stehenden -Frauen selbst unter Zugeben der vorzüg- 
lichen Erfolge, die von anderer Seite berichtet wurden, niemals 
entschließen konnten! Fr | | | E 
Mit Genugtuung konnten wir feststellen, daß unsere Erfolg 
denen des radikalen Eingriffes nicht nachstehen, müssen dabei 
| freilich. zugeben, daß wir ein Endurteil bei der Kürze der ver- 
strichenen Zeit nicht fällen können. Aber trotzdem! Sollte selbst 
nach Jahr und Tag wieder einmal 'eine Gono-Yatrenbehandlung 
wegen Rückfalls notwendig werden, ist das nicht ein geringeres Übel 
als der von uns an einigen traurigen Fällen beobachtete — trost- 
Jose Zustand, in dem sich eine so verstümmelte Frau befindet? 
Wir kommen nun auf den letzten Punkt der Auswirkung des 
Gono-Yatrens zu sprechen und das ist der außerordentlich günstige 
Einfluß, den diese Behandlung auf die psychische Verfassung der 
Frau ausübt. : Vielleicht haben wir früher, als der Bauchschnitt 
der Frau geradezu eine Modesache war, zu wenig Augenmerk auf 
die psychische Komponente der Adnexerkrankung verwandt. Wer 


Beschwerden hysterisch überlagert und aggraviert sind. Es ist eine 
‚Tatsache, daß das Yatren in vielen unserer Fälle bei psychischen. 


stimmung des Gesamtorganismus durch das Mittel als solches oder 
einem rein psychotherapeutischen Einfluß zugeschrieben werden 
muß, können wir nicht entscheiden. 


prozeß auf hämatogenem Wege zu beherrschen, die außerordentlich 
günstigen Primärerfolge auch für die Dauer zu erhalten, dann sind 
wir in ‘der Behandlung dieser sonst schwer zugänglichen Erkrankung 


frist erfolgen. Eines können wir vorläufig behaupten: Das Gono- 
Yatren hat sich in der Behandlung der gonorrhoischen Kompli- 


Krankheitsprozeß angreifendes Heilmittel gezeigt. Als Ursache 
dürfen wir wohl die Vereinigung spezifischer mit unspezifischer 
Reiztherapie annehmen, gestützt auf geheilte Fälle, welche vorher 
durch rein spezifische (Vakzine) Therapie oder durch rein unspe- 
zilische (Reizkörper) Therapie nicht oder fast nicht zu beein- 
flussen waren, 


Zugleich ein Beitrag zur Wirkungsweise der Reizkörper. Derm. Wschr. Bd. 77. — . 


den Gesichtspunkten des oben bei den chronischen Formen ange- Friedr. Wolff, Vergleichserfahrungen mit parenteraler Reiztherapie bei entzünd- 
ebenen Typus eingestellt. lichen Erkrankungen in der Gynäkologie. D. m. W. 1923. Nr. 32. — Derselbe, Er- 
5 Wir aan Fe Behan dlung grun dsätzlich alle Patientinnen fahrungen mit Yatren und Yatren-Kasein in der Gynäkologie. M. m. W. 1923, Nr. IL, 


A É — Flesch, Über die Beziehungen zwischen Adnexerkrankungen und Appendizitis. 
zugeführt, bei welchen sonst kaum mehr etwas. anderes als die | M.m. W. 1928. Nr. 12. | Ä 


Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. 


hl Dahn a a en er EA TE TR 


Aus dem Institut für Experimentelle Therapie „Emil von Behring“, berücksichtigt wird, geben uns die Fiockungsreaktionen nur Auf- 


Marburg, Lahn (Direktor: Prof. Dr. Dold). | 


Weitere Untersuchungen über die Brauchbarkeit der | makroskopisch sichtbar zu machen, wie er ein ‚kolloidales, bzw. fein 
| Trübungsreaktion nach Dold (D.R.). 


. -Von Dr. F. Weyrauch. 


Bis vor kurzem kamen neben der Wa.R. für die serologische 
Diagnose der Lues praktisch nur 2 Flockungsreaktionen in Betracht, 
die sogenannte 3. Modifikation von: Meinicke (D.M.) sowie die 
Sachs-Georgische Reaktion (S.G.R.), bei denen die Resultate nach 


schluß über das Endresultat dieses Vorganges. Darum verfolgte 


-Dold das Ziel, womöglich den ganzen Ablauf dieses Vorgangs 


in einer groben Flockenbildung zu endigen. Er erreichte dadurch 
| zweierlei: 1. Eine praktisch brauchbare vereinfachte Frühablesung 


führte. 2. Ohne weiteres auch noch eine Spätablesung als Flockung 


Stadien der Reaktionsablaufskurve dar. Es kann aber natürlich 


sich in dieser Hinsicht Mühe gibt, wird überrascht sein, wie viel 


Trübungszuständen aufhellend und heilend wirkte, ob das der Um- 


Gelingt es uns mit Hilfe des Gono-Yatrens den Krankheits- ` 


‚einen ganz bedeutenden Schritt vorwärts gekommen. Die Lösung 
dieser Frage kann erst nach Ablauf genügend langer Beobachtungs- 


kationskrankheiten der weiblichen Geschlechtsorgane als ein den 


disperses Stadium durchläuft, um bei stetig abnehmender Dispersität | 


nach 4 Stunden, für die er. die Bezeichnung Trübungsreaktion ein- 


nach 24 Stunden. Früh- und Spätablesung der D.R. stellen typische 


24 Stunden im Agglutinoskop als Flockung abgelesen wurden. 
Im Jahre 1921 gab Dold eine „vereinfachte, frühzeitig makro- 
skopisch ablesbare Trübungsreaktion“ an?). Seither spielen die 


Trübungsreaktionen, sei es in der ursprünglich von Dold be- - 


schriebenen (D.R.), sei es in der von Meinicke abgeänderten 
Form (M.T.R.) eine große praktische Rolle. | | 


Während, wie Dold in früheren Publikationen ausgeführt 
hat, bei der Wa.R. nur das Anfangsstadium der Luespräzipitation 


1) H. Dold, M.KI. 1921, Nr. 31. 


jederzeit die Präzipitationskurve durch genauere Beachtung des. 


zeitlichen Ablaufs noch weiter in ihren Einzelheiten verfolgt werden. 


Meinicke 'hat ganz besonders der mukroskopischen Frühab- 
lesung seine Aufmerksamkeit geschenkt und die Methodik durch Zu- 
satz von Balsam zu den Extrakten, durch Verwendung nicht inakti- 
vierten Krankenserums und Ablesung nach 1 Stunde bei Zimmer- 
temperatur noch weiter zu vereinfachen gesucht. Er legt dabei kein 
Gewicht auf den weiteren Verlauf der Reaktion und verzichtet grund- 
sätzlich darauf, den Versuch noch längere Zeit zu beobachten. Die 
Ablesung der Flockung nach 24 Stunden ergibt daher anscheinend 


‚auch keine ‚brauchbaren Resultate, da die Reaktion darauf nicht ein- 


gestellt ist. Die Mehrzahl der Nachprüfer der M.T.R. warnen vor der 


t 


I; 


die Ablesung der Trübung durch die 


Zusammen angestellt bieten die beiden Reaktionen daher 


material vermehrte Arbeit bedingt. Der Umstand, daß bei der D.R. 


hagen stattfand, um die Serodiagnostik der Syphilis zu standardisieren, 


a flockenablesung [Laubenheimer und Hämel 2, Foertig®),. Elke- | - 


H.Bering)], da sich unspezifische Flockungen ergeben. | 


les), a 
Andererseits wird nicht gern auf die Ablesung der Flockung 


_yerzichtet, weil sie „in zweifelhaften Fällen ins Gewicht fällt, gelegent- 

Tich in dunkle Fälle mit sonstigem negativem serologischem Befund 
doch noch Licht bringt und — nichts kostet“ [Fey®)]. Auch Eikeles. 
verlangt die Flockenablesung, da die von Meinicke angegebene Ab- 
lesungstechnik - im allgemeinen nur die stark. und mittelstark Wa.R.- ` 
positiven Fälle erfasse. Während die Flockung selbst für eine zuver- 

hissige Bewertung der Ergebnisse unbrauchbar sei, sei die Sedi- | 


mentierung der Flocken ein spezifischer Vorgang, da nur die Flocken 
wphilitischer Sera zur Sedimentation ` Be angton, Er ergänzt daher 

blesung der E 
(Kuppe). Seine Angaben sind noch nicht nachgeprüft. Lauben- 
heimer und Hämel (l. c.) schlagen aus. demselben Gedankengang 
‘heraus neuerdings vor, neben der M.T.R. die S.G.R. auszuführen, da 
diese beiden Reaktionen „sich in glücklicher Weise ergänzen. Sie 
- arbeiten mit piripi verschieden zusammengesetzten Extrakten 
“(Cholesterinextrakte bei der S.G.R.; Tolubalsamextrakte bei der M.T.R.) 
und erfassen als Trübung und Flockung die kolloid-chemischen 
Reaktionen der syphilitischen Sera in zwei verschiedenen Stadien. 


` 


währ, daß die für Syphilis charakteristischen Veränderungen der Sera 


zum Ausdruck gebracht werden.“ 


Wenn nun also neuerdings die ursprünglich von Dold vor- 


‚geschlagene Ablesung der beiden typischen Stadien als Trübung 


und Flockung besonders empfohlen und zu diesem Zwecke von 
‚Laubenheimer und Hämel die Ausführung zweier Reaktionen 
(der M.T.R. als Trübungsreaktion und der S.G.R. als Flockungs- 
reaktion) vorgeschlagen wird, so ist demgegenüber zu bemerken, 


daß die D.R. den Vorteil besitzt, daß sie diese beiden Stadien | 
in einer Reaktion, abzulesen gestattet, also in dieser Hinsicht. 
praktische Vorteile hinsichtlich Einfachheit der Technik und Billig- 


keit besitzt. Sie benützt wie die Wa.R. 0,85°/,ige NaCl-Lösung 


” und inaktiviertes Patientenserum, während die von Laubenheimer 

_ und Hämel vorgeschlagene Kombination M.T.R.-S.G.R. durch Ge- | 
‚.. „brauch zweier verschiedener NaCl-Lösungen (die M.T.R. verlangt 

8%,ige NaCl-Lösung, die S.G.R. 0,85°%/,ige NaCl-Lösung),. sowie 

durch Arbeiten mit aktivem (M.T.R.) und inaktiviertem Serum 


(8.G.R.) in großen Betrieben bei großem täglichem Untersuchungs- 


‘nur ein Organextrakt benützt wird, scheint mir von geringerer Be- 
deutung zu sein, da die Erfahrung gelehrt hat, daß es für die 


‚möglichst restlose diagnostische Erfassung aller: syphilitischen Fälle’ 
gar nicht so sehr auf die Art des Extraktes — ob. Luesleber, . 


‚Menschen-, Pferdeherz-Extrakt usw. — ankommt, als. auf seine 


richtige Einstellung. Die Richtigkeit dieses Standpunktes wird auch 
durch die unten gegebenen Zahlen beleuchtet, aus denen hervor- | 
‚geht, daß mit der D.R. (Trübung und Flockung) allein ebenso viel, : 
wenn nicht mehr übereinstimmende Resultate mit der. Wa.R. er- 


üelt werden (91,9%/,), als sie Laubenheimer und Hämel durch 
Kombination M.T.R. und S.G.R. erhielten (90,3°/,), Man erreicht 


also hier mit einer Reaktion das gleiche wie durch Kom-: 
Wenn Laubenheimer und. 
‚Hämel vorschlagen, die Wa.R. zu Gunsten der S.G:R. und M.T.R.. 
aufzugeben, so erscheint es mir richtiger, die Wa.R. beizubehalten”): 
‚und als zweite Reaktion die D.R. anzustellen, die ja in: Wirklich- 
keit 2 Reaktionen gleichkommt (einer Trübungsreaktion und einer : 
‚Nlockungsreaktion). Während die Wa.R. auch die subvisible Form: 


bination ‘zweier Reaktionen. 


der Präzipitation anzeigt, gibt uns die D.R. Einblick in die makro- 
skopisch sichtbaren Stadien derselben, so daß durch Kombination 
der subvisiblen und visiblen Stadien sich die ganze Verlaufskurve 
ergibt. Die Kombination Wa.R. und D.R. hat außerdem den Vor- 


mg, daß in der Regel bereits nach 4 Stunden ein endgültiges’ 
"Resultat gemeldet werden kann und nur in einer sehr geringen 
Anzahl zweifelhafter Fälle die Flockenablesung nach 24 Stunden 
abgewartet werden muß. Demgegenüber bedeutet der Vorschlag, 
von Laubenheimer und Hämel einen Zeitverlust, da die Ab- 


lesung der 8.G.R. erst nach 24 Stunden erfolgen kann. 


?) Laubenheimer und Hämel, M. KI. 1928, Nr. 51/52. 
3) Foertig, D. m. W. 1928, Nr. 6. Zur 
A) Elkeles, M. K1., 1923, Nr. 4. Ä 
) H. Bering, Zbl. f. Bakt., Orig. 1922, 89, S: 213. 
‘) Fey, D. m. W. 1923, Nr. 37/88. TF | 
1) Auf der Internationalen Arbeitskonferenz, die kürzlich in Kopen- 


o 


Di e im Schlußbericht betont, daß die Wa.R. für die sichere Sero- 
Sneak der Syphilis derzeit noch unersetzlich sei, daß aber daneben 
angeführte Flockungs- und Trübungsreaktionen zur Stütze der Diagnose 


‚ durchaus empfohlen werden können. (Vgl. W.kI.W. 1924, S. 76). 


71924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 97. 


Brauchbarkeit erwiesen. i 
bei Dold L stimmen 2i bzw. 22 dem Verfahren zu, während nur 5 


große Ge- ` 


vo 


Die zahlreichen Nach rüfungen der D.R. haben ihre praktische 
on 28 Nachuntersuchern [Literatur siehe 


ungünstige Erfahrungen damit gemacht haben. Die letzteren (Pöhl- 
mann, Winkler, Foertig-usw.) haben sich aber nachweislich z. T. 
nicht an die Originalvorschriften Dolds gehalten, worauf auch Kei- 
ning und Werner?) hinweisen; die die Trübungsflockungsreaktion 
nach Dold eine stets zuverlässige [94 0/, 10) Übereinstimmung mit der 
Wa.R.], nach Beherrschung der Technik leicht ablesbare und spezifische 
Reaktion nennen. Richtige Technik und Ablesung, die natürlich auch 
eine gewisse Übung erfordert, ist selbstverständlich Voraussetzung für 


‘ein erfolgreiches Arbeiten. 


Im Folgenden sollen nun. die Ergebnisse von 930 vergleichen- 


:den Untersuchungen zwischen Wa.R. und D.R. (Trübung-Flockung) 


mitgeteilt werden.. Die beiden Reaktionen. wurden von 2 Unter- 
suchern !!) unabhängig von einander angestellt, um möglichst objek- 
tive Resultate zu erhalten. E T n yppa 
Als Vergleichsgrundsatz diente dabei, daß angedeutet positive: 
d. h. zweifelhafte Fälle als Abweichungen gedeutet und angeführt sind. 


Fälle, die nach 24Stunden zwar eine Trübung (ev. verstärkt), jedoch keine 


Flockung zeigten, gelten ebenfalls als Abweichungen. Über die Deutung. 


_ der öfters auftretenden Spätflockungen soll an anderer Stelle be- 
richtet ‘werden. i | a 


Von den 930 untersuchten Seren reagierten: 
. Völlig übereinstimmend nach Wa.R., D.R. (Früh- 
` ablesung) und D.R. (Spätablesung) . . . 
Abweichend nach irgend einer Richtung. 
Die Abweichungen verteilen sich folgendermaßen: 


Abw. zw. Wa.R.u. D.R. (Trübung): 45 = 4,8 %, (Übereinstimmung 95,2%) ` 


n n» o» n n»n (Flockung):58 = 6,209 ( eu 93,8 0/9) 
Jn dubio läßt ein Vergleich, mit der klinischen Diagnose hier 
eine brauchbare Kritik über den 
daher die abweichenden Fälle tabellarisch zusammengestellt. 


WaR. und D.R. WaR. und D.R. 


Vergleich 


pae (Frühablesung, . | _ (Spätablesung, 
N Trübungsreaktion) |. Flockungsreaktion) 
Zahl der ab- re, _ 
h weichenden Fälle l a E PES OLTEN > 
Klin, Diagnosen Sichere Lues . « . 14 | Sichere Lues . . . 27 
... der Fälle: _ | Lues-Verdacht 3-1 Tues-Verdacht.. -- ------ 2 
Wa.R.-+ D.R.— | Ohne Diagnose . 6 | Ohne Diagnose . . 10 
Tabes ` N í | Tabes. . 2. 22. 1 
Keratitis 1 | Keratitis. . i 
Stomatitis ule. 1 | Stomatitis ule.. 1 
Erosion an derLippe 1 | Psychose. . .. . 2 
-| Ulcus molle . .. 1 Yon cordis, Kubi- - 
| a m | taldrüsen . ... i 
Ann ar Verdächtige Ulzera. 4 
| | Summe 49 
Klin. Dia osen k. Sichere Lues rs 11 | Sichere Lues 
der Fälle: Ohne Diagnose . . 4 | Ohne Diagnose 
WaR.— D.R.+ | Neurasthenie . i 


Abort. . . 
Ule. durum? 


Hemiplegie . .. I 
Ule. durum? . . . 1 


Summe 18 | 


2 

Erosion an der Lippe 1 
| 

i 


Summe 9 


Fällen etwa gleichviel Versager bei der Wa.R. und D.R. (Früh- 


` ablesung = Trübung), während die D.R. (Spätablesung = Flockung), 


die etwa der S.G.R. entspricht, in dieser Hinsicht der Wa.R. unter- 


zwischen den Reaktionen lassen sich aber großenteils überbrücken 
durch die von Dold eingeführte kurvenmäßige Betrachtungs- 


weise des Reaktionsvorganges, der verschiedene Verlaufs- 
typen erkennen läßt, durch welche die beim. Arbeiten mit den ver- 


schiedenen Methoden beobachteten unterschiedlichen Ergebnisse 
bedingt sind. Während normalerweise der Präzipitationsprozeß den 
anfangs bereits geschilderten Verlauf nimmt, bei. dem alle Reaktionen 
positiv sind, kann er z. B., nachdem er bis zur makroskopisch sicht- 


| baren Trübung fortgeschritten ist, auf diesem Stadium stehen bleiben, 


8) Dold, Klin. Wschr. 1923, 35/36. 

9») Keining und Werner, Derm. Zschr, Bd. 37, S. 213. 

10) Nach mündlicher Mitteilung haben die beiden Autoren neuer- 
dings 95%/, Übereinstimmung zwischen Wa.R. und D:R. gefund en. 

1) Die Wa.R. wurden von Fräulein Krüger und die D.R. von 


.| Herrn Velez ausgeführt. 


941. 


854 = 94,9 
T6= 81h 


ert der Verfahren zu, ùnd es seien , 


Aus dieser Tabelle ergeben sich bei zweifelsfrei positiven 


legen zu sein scheint, wenn auch solche Schlüsse aus verschiedenen - 
“Gründen nur cum grano salis zu ziehen. sind. ` Die Divergenzen - 


. heiten), Prof. Dr. Ri 


aax 200.194 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr.27. ` | 


—— 


6. Juli 


t 


so daß die Flockungsreaktion negativ ausfällt. Oder aber die Lues- 


serum-Extraktpräzipitation setzt erst ganz allmählich nach verschieden 


' langer Zeit ein, gelangt aber doch zum Endstadium, so daß die 


Flockungsreaktion positiv wird, während die Wa.R. und ev. auch 


‘die Trübungsreaktion negativ ausfallen. Noch ein vierter Fall ist 


denkbar: Die Präzipitation zwischen Serum uud Extraktlipoiden 
setzt zwar sofort ein, bleibt aber im Gebiet des makroskopisch 
Subvisiblen, so daß keine .makroskopisch sichtbare Trübung, ge- 
schweige dein eine Flockung entsteht. In diesem Fall ist nur die 
Wa.R. positiv. Dazwischen sind alle möglichen Übergänge denkbar. 
Solche Abweichungen von dem normalen Verlauf kommen nach 


'Keining und Werner (l.c.) besonders in den Fällen vor, wo die 


nachweisbare Blutveränderung entweder im Entstehen, oder aber 
durch resp. ohne Therapie im Schwinden ist. -So.hat Werner?2) 
durch Untersuchungen in 8tägigen Zwischenräumen gefunden, daß 


sich das Negativwerden einer positiven Reaktion unter der Behand- 


lung hauptsächlich nach 2 Verlaufstypen vollzieht. Bei der einen 
werden die Wa.R. und die Trübtingsreaktion, bei der andern die 
Flockungsreaktion früher negativ. Bei sinngemäßer und überlegender 


' Betrachtung der Resultate verkleinert sich also die Zahl der eigent- 
lich fehlerhaften Abweichungen bedeutend, denn ein Resultat, bei 


dem nur eine der Phasen der D.R. mit der Wa.R. übereinstimmt, 

ist eigentlich kein Fehlschlag. RE | 
Sicher unspezifische Ergebnisse wurden bei der D.R., 

wie aus obiger Tabelle hervorgeht, kaum beobachtet; denn eine 


‚luetische Infektion ist doch auch bei den Fällen von Neurasthenie usw. 


12) Werner, Inaug.-Diss., Marburg 1923. | 


nicht völlig ausgeschlossen. Natürlich wird man auch bei der D.R. 
mit dem gelegentlichenVorkommen unspezifischer Reaktionen rechnen 
müssen; wie bei der Wa.R., S.G.R. usw., das liegt im Wesen der 


. Reaktionen begründet. 


Zusammenfassung.. 


1. Die Trübungsreaktion nach Dold (D.R.) zeigte bei unseren 
Untersuchungen 95,2°/, Übereinstimmung mit der Wa:R. Die Spät- 


ablesung der D.R. als Flockung ergab 98,8%), Übereinstimmung mit 


der WaR. pe; Se ; 

| 2. Aus einem Vergleich zwischen der Doldschen Trübungs- 
reaktion und der Wa.R. ergaben sich bei beiden ungefähr gleichviel 
Versager. Die Spätablesung der D.R. verglichen mit der Wa.R. ergab 


bei zweifelsfrei positiven Fällen eine Unterlegenheit der ersteren. 


3. Ein wesentlicher Vorteil der D.R. ist die Möglichkeit der 


! e. 


Ablesung in den zwei typischen Stadien der Trübung und Flockung, 
wie sie neuerdings auch von anderen Autoren (Elkeles, Lauben- 


'heimer und Hämel) empfohlen wird. Statt, wie Laubenheimer 


und Hämel vorschlagen, die Wa.R. aufzugeben und stattdessen die 
M.T.R. und die S.G.R. zusammen auszuführen, erscheint es vor- 
teilhafter, die derzeit noch unersetzlich scheinende Wa.R. bei- 


'zubehalten und daneben die D.R. auszuführen. Da die Wa.R. auch 


den subvisiblen Teil der Präzipitation und die D.R. das ganze 


 makroskopisch sichtbare Präzipitationsgebiet (sowohl die Trübung 
als auch die Flockung) zur Anschauung bringt, so liegt in der, 
Kombination dieser beiden Reaktionen die größte Gewähr, alle tat- 


sächlich positiven Fälle zu erlassen. 


Referatenteil 


unter besonderer Mitwirkung von _ 


Prof. Dr. C. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. H. Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. I. Freund, Wien (Röntgenologie), 
Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. Gräff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, 
Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, 


Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. 


Bonn (Versicherungsrechtl. u. gerichtl, 


Therapie), Prof. Dr. W.Liepmsnn, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. O. Nordmann, Berlin- 
Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R. Paschkis, Wi 


en (Urologie), Dr. S. Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F. Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 
ietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psyche- 
logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), 


geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am ‚Königin Hlisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide. 


Sammelreferat. 


Über Krebs und Krebsbehandlung. 


Von Ober-Reg.-Med.-Rat Dr. Otto Strauß, Berlin. . 
Ä (Schluß aus Nr. 26,) 


Was nun das aktuellste Thema der ganzen modernen Krebs- 


forschung und die mit ihr in Verbindung stehende Krebstherapie 
betrifft — die Einwirkung der Röntgenstrahlen und radio- 


aktiven Stoffe auf das Leiden —, so gehen heute die Ansichten 
. hierüber weiter auseinander als jemals. Über keinen einzigen 
Kardinalpunkt ist hier Übereinstimmung vorhanden. Alles, 


was man bis vor kurzer Zeit als feststehend ansah, ist in seinen 
Grundlagen erschüttert. Fest steht nur, daß die Bestrahlung auf 
eine ziffernmäßig heute noch nicht feststellbare Anzahl von Karzi- 


. nomen in heilenden Sinne einwirkt, und es scheint, als ob im speziellen 


das Uteruskarzinom durch die Bestrahlung so günstig beeinflußt 


werden kann, daß die Bestrahlungsergebnisse nicht hinter dem 


Operationsresultat zurückbleiben. Das ist eigentlich das einzige, 
was man mit einem gewissen Recht als feststehend ansehen kann. 
Mit weit geringerer Sicherheit, aber wenigstens als wahrscheinlich, 
läßt sich dazu noch sagen, daß die Bestrahlung bei inoperablen 
Karzinomen, sowie bei Rezidiven und Metastasen allen andern 
Behandlungsmethoden überlegen scheint. Alles übrige ist durchaus 
unsicher. Was heute mit dogmatischer Sicherheit vertreten wird, 
erfährt morgen eine Ablehnung. Unsere ganze moderne Strahlen- 


therapie stellt ein riesenhaftes Chaos dar. Man kann das bedauern. 


Und dennoch wäre es abwegig, heute zu sagen: die Strahlentherapie 
hat mit einer Enttäuschung geendet, also streiche man sie aus 
unserem Behandlungsplan. So illusionslos, wie ich von der ersten 
Stunde an in dieser Frage immer geurteilt habe, so skeptisch ich 
auch in der Zeit der Hochflut der Begeisterung immer mich an 
dieser Stelle geäußert habe, so wenig ist es zu billigen, daß man 
heute die Strahlentherapie des Karzinoms als etwas Über- 
lebtes bezeichnet. Wenn ich auch nicht glaube, daß man damit 
jemals das Karzinom endgültig zur Heilung bringen wird, so stellt 
diese Therapie doch einen Faktor in unserem Behandlungsplan dar, 


der uns etwas Positives gebracht hat. Wenn heute eine allge- 
meine Ernüchterung Platz gegriffen hat, so liegt das daran, daß 
man mit ganz falschen Voraussetzungen an die Lösung dieses Pro- 


blems herangetreten ist. Der enge Zusammenschluß zwischen 


Krebsforschung und Strahlentherapie, der von Anfang an gefehlt 
hat und heute noch zum großen Teil nicht vorhanden ist, hat hier 
gemangelt. Die Erfahrungen über das Karzinom, über die unsere 
an Virchow orientierte Gegenwart verfügte, genügten nicht. Die 
biologischen Eigenarten des Krebses waren und sind uns 
unbekannt. Als wir daran gingen, den Krebs strahlentherapeutisch 
zu behandeln, da war es eine selbstverständliche Annahme, daß 


meiner Auffassung hat sich unsere ganze Krebstherapie in falscher 
Richtung bewegt. Soll unsere Krebstherapie aus dem Chaos sich 
herauswickeln, so ist eine genauere biologische Kenntnis des ein- 
zelnen Krebsfalls dazu notwendig. Daß das theoretisch denkbar 
ist, zeigt uns die moderne Pneumonieforschung. Wir wissen, 


daß es 4 Typen von Pneumonieerregern gibt, und daß nur bei 


einem einzigen die Serumbehandlung erfolgreich ist. Mit 


. dieser gelang.es die Sterblichkeit von 25—30 °/, auf 7,5 °/, zu ver- 


mindern (Neufeld). Nach allem, was wir beim Karzinom bis jetzt 
gesehen haben, muß man annehmen, daß es ganz verschiedene 


pathologisch-anatomischen Sinne, sondern Differenzen im 
biologischen Verhalten). Ein bestimmter und uns noch 
unbekannter Typ reagiert günstig auf die Bestrahlung. 
Diesen müssen wir herausfinden,“ wenn die,Strahlentherapie mehr 
sein soll als müßiges Gerede. Auf welchem Wege das geschehen 
kann, vermag ich zurzeit nicht zu sagen. Ausblicke sind dafür 
vorhanden. Ob uns hier die Arbeiten Piccalugas über das Re- 


führen, ob vitale Zellreaktionen uns vertieftere Einblicke gestatten, 
ob die Oberflächenspannung genauere Auskunft gibt, ob die Wasser- 
stoffionenkonzentration in dieser Hinsicht uns noch fördert, das 
lasse ich unerörtert. Hier aber liegen die Angriffspunkte für eine 


Prof, Dr. H. Gerhartz, i 
Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geb.-Rat 


das Karzinom eine einheitliche Erkrankung sei. Heute 
wissen wir, daß das in diesem Sinne nicht der Fall ist. Nach 


Karzinomtypen gibt (ich meine damit keine Unterschiede im 


duktionsvermögen unter dem Einfluß der Röntgenstrahlen zum Ziele ` 


E ` ` i = x ka 5 Lr E 

; ! ` : i x Ss ne io Th paenan 
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El ee EL ee a ne ea ya fie 
PRESSE: = EN ` ' , : ' ; k mi e A AEA ` . “3 & ze i: . a J | : ; ; Re nn A A BAET, i Ra O A Be 
243924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.27. rc. 0 02 en BAB o a Arge) 
ums AAEL E a N saN : eE en a e ee a a a a 
a 3 B 5 = a — : ; , ; EGER Conil je, ta N “a u jr N 
$ i TE As St an a ae a ee Eee, ee a ee SA BRD EN LH 
-gene Forschungsära. Erst wenn hierüber die nötige Klarheit vor- | 1. Es gibt keine Reizwirkung, 2, der Wert. der ‘gesteigerten - BEN OR: 
handen ist, werden wir zu einer richtigen Strahlentherapie des | Dosis ist-ein begrenzter, 3. die einzeitige Strahlenapplikation .' : Ale ii 

O 1 in- 1 1 i s e- ` ` i - ... 4,3 ı 153 N m. on Erz l o n Rae a 

= Karsinoms gelangen. Das Problem ist kein: physikalisches — das. | ist. eine schlechte Therapie, 4. Bestrahlung in Teildosen ist BRD 
ae i f . s $ ' a ` Ë T ` ve $ e, è . i j .‘: . e e. 2 $ . PR EL KR: RER t 
mr der große Denkfehler der Gegenwart —, sondern ein | besser wirkend als einzeitige. Verabreichung. Die Wirksamkeit, .- a 


= fer 


` -< a un nn. 
P ae T P a gaa 


biologisches und physikalisch-chemisches. _ 2 
- In den Erörterungen über die Strahlenbehandlung. des Kar- 
inms nimmt dio Dosierungsfrage einen breiten Umfang an, 
ferner: bestehen weitgehendste Differenzen in den Anschauungen über 
“die Wirkung der Röntgenstrahlen. Aschoff vertritt die Ansicht, 
dB die direkte Beeinflussung der Krebszelle das: Ent- 
. xheidende' ist. Jedes Karzinom löst in seiner Umgebung Reak- 
C.  menzellulärer und humoraler Art aus... Demgegenüber ist Opitz: 
© dr Anlfassung, daß die Einwirkung auf das Bindegewebe die 
“Hauptsache ist. Eine örtliche Einwirkung der Bestrahlung 

` fdas Karzinom selbst ist nicht der Wesenspunkt der Sache. 

Die Opitzsche Auffassung ist gestützt durch viele wertvolle Tier- 
asperimente, denen nur leider nicht jene Beweiskraft zukommt, die 

man ihnen heute beimißt. Das Mäusekarzinom ist'nicht mit dem 


der. Teildosen wäre so zu verstehen,: daß die Tumorzellen.in ihrer. 
Lebensdauer nicht immer gleichmäßig strahlenempfindlich 
sind. Die Strahlenempfindlichkeit. ist im Stadium. der Kernteilung 
am ‚größten, und es ist die Absicht auf die Zelle im Zustand der ° 
Mitose einzuwirken. Bekanntlich können die Mitosen, unter dem. 
Einfluß der Bestrahlung verschwinden,. um aber. nachher wieder. 
. aufzutreten. Holzknecht möchte 'nun "das. Wiederauftreten der 
Mitosen durch eine zweite Bestrahlung (Teildosis ‘der ersten!) ver- ` 
hüten. Die Idee Holzknechts’ ist eine richtige,. indessen fehlen 
diesem darauf aufgebauten .Heilplan’ vollständig die ‘experimentellen | 
Grundlagen. An welchem Tag: erscheinen: die Mitosen, an welchem _ 
Tag ist die zweite Teilbestrahlung zu applizieren? . Diese grund-. 
legende Frage ist von Holzknecht. außer acht gelassen. -Ohne 
ihre Lösung ist aber seine. ganze Therapie nur ein geistvolles 


menschlichen Karzinom vergleichbar. So’hoch die Verdienste von ‚ Räsonnement).. — Bemerkenswerterweise lebt indessen der von NER OS Ro AG MIRA E ATH 
‘Opitz um die gesamte Krebsforschung zu bewerten sind, so über- Holzknecht so sehr : bekämpfte ‚Begriff der : Reizwirkung immer | RE ARAR aiioa d 
`: agend seine Ausführungen auf dem diesjährigen Röntgenkongreß | noch im Unterbewußtsein weiter, Holfelder spricht z. B. von KoA i 
„gewesen sind, in diesem Punkt vermag ich ihm nicht zu folgen. |. einer biopositiven Phase der Strahlen wirkung.. © > APh 
[m Gegensatz zu Opitz bin ich der Meinung, (daß. lediglich die | Über strahlentherapeutische Erfolge liegen eine größere Anzahl VSN aln ale hr, a 
| örtliche Strahlenbehandlung das. Entscheidende ist. Wir. | von Mitteilungen vor. Kraul berichtet über das Bestrahlungsergebnis BR, A ndelet l 
‘wisen, daß beim bestrahlten Karzinom: schon nach 6 Stunden die | der Radium-Röntgenbehandlung bei inoperablem bzw. unvoll- ae: ul y 
 Mitose verschwindet bzw. verschwinden kann (Kreuter). : Der Er- | ständig operiertem Kollumkarzinom. Es wurden 12,5%, Hei- EEE as and EN 
dolg der Bestrahlung hängt davon ab, ob es gelingt, die Mitose, | lungen erzielt. Vaginalkarzinome. heilten 23,5%. Regaud, = £ ey: KARES i 
endgültig zum Verschwinden zu bringen oder nicht. Wir Roux-Berger, Lacassagne, Contard, Monod; Richard hatten Er e E et N 
wissen durch die Untersuchungen von G. Schwarz, daß die Ein- | unter 114 inoperablen Kollumkrebsen 13,2 ojo. Heilungen. ALIEN 
wirkung auf die Mitose nicht immer stattfinden muß. Es gibt | Schmitz macht'sehr bemerkenswerte Angaben über ‚die verschiedene . ade 


Strahlenempfindlichkeit der Karzinome. Unreife.Basalzell enkar- ` 

‚zinome brauchen 100 °/, der H.E.D.; Adenokarzinome 180 %,, 
-Plattenepithelkarzinome 150—170 %/,. Chilaiditi.hateinin- 
operables Brustdrüsenkarzinom mit..nußgroßen Drüsen. in der. 
Achselhöhle durch Radium- und Röntgenstrahlen geheilt. Über re- 
lative Erfolge der Bestrahlungstherapie bei Magen-Darmkarzi- 
nomen berichten Evans und Leukutia. Kurtzahn teilt mit, daß- 
es ihm gelungen ist mit Radiumbehandlung ein Ösophaguskar-. 
zinom seit: 11; Jahr arbeitsfähig'zu erhalten. Birsch-Hirschfeld 
beobachtete eine gute Bestrahlungswirkung. bei Lid-. und: Binde- 
hautepitheliom, doch ist‘ die-operätive- Behandlung vorzu- PARN: 
ziehen. Wegen Glaukomgefahr ist der Bùlbus-zu schützen., Gliome.-— RHEIN 
wurden im Wachstum gehemmt, gingen.aber an Metastasen zugrunde. : nir 
Bei Aderhautsarkomen: beobachtete man keine Dauererfolge. Von 

70 malignen -Orbitalgeschwülsten wurden 20 günstig beeinflußt, keiner 


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i. > "m © Ir Ze ae: x 
om DA orea a e m mamama 


"sogar Fälle, in denen man nach der Bestrahlung eine Zunahme 
findet, Vielleicht sind dies die Fälle, in denen die Bestrahlung , 
. keinen. oder einen ungünstigen Erfolg hat. Auf jeden Fall aber ist 
as dem Zusammenhang zwischen Bestrahlung und Mitose zu 
schließen, daß die Wirkung eine örtliche ist. Inwieweit daneben 
: noch. Vorgänge allgemeiner Art mitwirken, sei unentschieden. Die 
 Bedrterungen darüber, ob Allgemein- oder Lokalwirkung bei der 
‚Bestrahlung das Ausschlaggebende. ist, haben eine unendlich 
' praktische Bedeutung. Ist die ‚Strahlenwirkung eine örtliche, 
steht-die Beeinflussung der Mitose mit Recht im Mittelpunkt, 
= dmm mub die verabreichte Strahlenmenge eine ausreichende 
-- „kinum den genügenden Effekt zu erzielen. Auf dieser Basis ent- 
stand der Begriff einer Karzinomdosis. ‚Ist aber die Allge- 
‚neinwirkung das Entscheidende, ‚so muß die Krebszerstörungs- 
dosis — denn diese ist identisch mit- der. Krebsdosis — eine die 


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Abwehrvorrichtungen des Organismus schädigende Wirkung haben. geheilt. Bei, 54 Bee u 45 Besserungen bzw. AAN 
.  In’Konsequenz dieser Auffassung wird heute der Ruf nach Re- | Heilung erzielt. Quick sah bei Hypophy sengeschwülsten mehr- N, 
Auktion der Höchstdosis laut. Ich habe nie einen Zweifel | fach gute Erfolge der Radiumbehandiung. Am bosten, ist es eine AP 
` dwan gelassen, daß ich in diesem Kampf der Meinungen auf der | submuköse Resektion der 0. auszuführen: und dann _ Be 
> kiteder Minderheit stehe. Die Strahlenwirkung ist nach meiner. | ein Fenster am Boden der Sella anzulegen. Lescinsky berichtet _ TE Ean ENA mhar: a 
Wimug eine örtliche, die Verabreichung einer genügend ‘über Heilung eines inoperablen Oberkieferkarzinoms durch ee nl en 
großen Dosis scheint mir erforderlich. N Röntgenstrablen u en E Zungenkrebses durch ERST scher thin Eh 
E À N a aa Ane | Radium. Bei einem kindskopigroßĝen Tumor der Schilddrüse ` i PO EEE ER 
PR e diesem, Kempt um die Wirkungacosis FNA en a | erzielte Ascher mit Borcholin.und kleinen Röntgenstrählenmengen. A EAE UA WA 
| ini. Daß kleine Hengen von Röntgenstrahlen ine anregende eine langjährige Heilung DO] e o n EN LT 
Te a 2 Sa „m, =.: Über die Behandlung des Mammakarzinoms habe ich mich a, u era 
Wirkung ausüben sollen, ist bis vor kurzem als feststehende Tat- a ai hi sêr Si Ne Säußert: Es ist eirentlich ken nun u VART a wg, 
sache h er Punkt ist eine | schon oft an dieser Stelle geäußert. Ks ist eigentlich kennzeicl end... - jan OT GOREN 
angesehen worden. (Die Literatur über diesen Fun | , | | Krebsth ie. daß de: dlese Karzin nn | Si PERE 
 mendli hr]: an ns "non har für unsere ganze Krebstherapie, daß gerade: diese Karzinomform, die | rap, 3 
i nia R E T R mA Yan doch am meisten zur.Öperation kommt (in 89 9/4); uns noch so ganz ’ Ran! UNS nie; ’ en 
' Holzknecht, Röntgenologie 1924, "Bd. 2, H. 2, S.. 186—194.) Xan | 16 90 tham Herohnis hafriediert: Sieht man dia war. 24 REED EM NED 
‚ Verwandte daher an zu therapeutischen Zwecken, eine Lehre, | und gar nicht, in ihrem Rn a en Dioni aan dio ver a Se H i He wd 
` -de Manfred Fränkel erstmals ausbaute. Auf der Vorstellung schiedenen Statistiken auf- ihre Dauereriolge an (es geben an Judd. _ TB BR AR 
Therapien. Auch die | 89,8%, Lindenberg 28%, Brattström 28o, Wiesmann 27,10%/,, Elena A KALTEN 
i “vi < NeIzdosen gründeten sich bestimmte Therapien. u: S 90/ Lazarevic 30,4 J ‚Feist und Bä AAR O0 i - En en 
Ar ee A hte y B. durch | Hoffmann 26,9 9, Lazarevie 80,4 %/,, Feist und Bauer 44,8%, Me PAS 
 apbsbehandlung war davon berührt. Man ‚glaubte z B NT | BoB 58'%7,), 0 kommt man zu dem Schluß, daß eigentlich doch tur Be tl 
ene anr j f endokrine Urgane | N aranan t Mana a oe T OA BANGE pige Gpe rag 
nin pa pende Strahlonwirkung auf  ehre, die | Ya der Kranken, gerettet werden. Meine so oft ausgesprochene Auf- ESE 
- `. „mibýerstanden zur Best ahl ni it kleinen Dosen führte. Die- fassung, daß '/; der Mammakarzinome. durch die Operation ‘geheilt | Perra 
° Reizwirkung konnte dr auch ans direkte Gefahr für den | werden; ist also nn En ren seen . ‚die Strahlen- ES ma 
Ye’ r ] ai weis u al o , è m | t t ia TE i E aa 
i P therapie hier eine Verbesserung gebracht hat, mub verneint werden. le ln 
Al a un Kan Woche nn Bu N — re er S k PE Gar N es ce fak 5 
m zu reizen und zur verstärkten Wucherung = d Anmerkung bei der Korrektur: In-dem. soeben: erschie RR EURE 
| A | merkung bei der Korrektur: In dem. soeben. =f KEN lt 
gm diese Auffassung nimm jetzt Holzknecht sehr eao nenen Belt der Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen Baz EAU IHR Hih 
ug, Nach der Ansicht von Holzknecht ist die ganze N | 3.56) huben Alberti und Politzer eine experimentelle Studie ver- dei 
‚ ™ der Reizwirkung der Röntgenstrahlen eine gänzlich unbe- | šffentlicht, die zur Stütze der, Holzknechtschen Auffassung herange- SHE“ 
‚ 8lündete, ein märchenhafter Wahn, von dem man sich frei- | zogen werden kann. : Beide: Autoren haben an der Kornea.:von Sala- Au DER 
Machen muß, Holzknecht. der seit einiger Zeit einen konsequent | mandern ‚und Molchlarven. sehr bemerkenswerte Beeinflussungen der ji Si 
i , AA e f . a Qg A i von s a VRR ; f GE. 
a selömmenen Kampf gegen die Auffassung einerReizwirkung won eu me auf das rn übertragen ‚werden Kann, h Be 
‚ler Strahlen führt, faßt seinen Standpunkt in folgendem: zusammen: Ka E o ea | Be a I ASE IEAA, 
- SCH ' : i .. or T ' Ku i a Ki aa Karg RUERD 
; , N à S Be in ; | l | wer ; ARREA a. EEEIEE En 
e a ee | E | S u | E | THE ERS li 
et at pa Pe e j ee ' ; s Ë CEN e EEATT 
een, ei a Brei a ee i ; i ; Mr l š er, ER . | e — REF 


= im ‚ersten, 4 im zweiten, 1 im 3. Jahr. 


. tionen eintreten. 


- die gleichzeitige Kastration das Bestrahlungsergebnis zu. 
: . bessern vermag. Die Frage,. ob “man beim‘. Frauenkarzinom die 


"Ovarien. ausschalten ‚soll, ist ja eine vielfach.erörterte. Übereinstim-. 
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. von Langhans aufgestellten Typen, der malignen epithelialen Strumen 
gelegentlich den. epithelialen. Bestandteil des ‚Karzinosarkoms der -f 


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E Ihre: Erfolge mit. 14, 2—19, 6: of bleiben hinter dem: Ergebnis: ‚der. 
* chirurgischen Behandlung. ‚zurück. : Jedoch. gewinnt die Ayi- 
, fassung ‘mehr und mehr an-Boden, daß die Strahlentherapie beim 
'inoperablen und‘ rezidivierenden Karzinom nóch. gewisse Er- 
. folge zu erreichen. vermag. Diese Auffassung vertrat erstmals Hol- | 

= delder. ‘Neuere Mitteilungen sprechen durchaus in denselben Sinne. 
So hatte Beck bei 15 inoperablen Fällen mit der Bestrahlung: 
‚durchaus einen Erf olg. 4 Mammakarzinome konnten annähernd: 
. geheilt werden, 11 zeigten eine’ sehr. bemerkenswerte Besserung 


Ebenso sind die Mit- 


= teilungen‘ Königs. über Bestrahlungen bei Rezidiven: nicht uner- | intravenös, anfangs jeden 2. Tag, später. seltener) unternahm Plesch. . 5 


Im Kampf. gegen das Karzinom müssen wir nun alles ‘anwenden, 


und nur: 2 Fälle waren .strahlenrefraktär. 


freulich. König stellt das Ergebnis von 22 chirurgisch behandelten 
.. und 23 bestrahlten. Rezidiven einander gegenüber. 


im 8., 4. und 5. Jahr. 


 strablung 5 über 1.Jahr, 
über 4 Jahre. 


in sich, die Jauchung schwand. 


-> ‘däß:.nach Bestrahlungen der. Mamma zuweilen Lungenindura- 
Wintz hat ferner den Eindruck gewonnen, daß 


g ist: hier noch nicht erzielt. Es scheint aber, ‚daß in gewissen 


a Fällen die ‚Kastration von ‚Wert ist. 
Ä ‚Die: ausgezeichneten- Erfolge der Strahlentherapie bei der | . 


k malignen Struma, über welche ich das letzte Mal zusammen- 
fassend berichtete, lenken unser Augenmerk auf die eigenartigen Ver- 


=. kältnisse, die wir bei dieser Art. der bösartigen Neubildungen zu | 
= beobachten Gelegenheit: haben. Bekanntlich ist die maligne Struma 


nicht immer ein Karzinom. Es gibt maligne Sirumen, bei denen 


z histologisch durchaus nichts Bösartiges nachweisbar ist und 


‚die. nur. durch ihren Hang zur Metastase ihren malignen Cha- 


. . ' rakter manifestieren. Neuerdings hat Keppler solche Metastasen ` 
- "auch in der Leber nachgewiesen. 
- der Schilddrüse: brauchen aber auch nicht: immer einheitlich zu . 
sein: -Daß Karzinom und Sarkom: nebeneinander vorkommen, ist 
eine längst bekannte Tatsache.. Die ersten Angaben hierüber stammen 
aus dem Jahre 1860 (Förster). Herxheimer hat solche Tumoren 


“als Kombinationstumor, R. Meyer als Kollisioöns- oder Ver- 
mischungsgeschwulst beschrieben. Ähnliche: ‚Mitteilungen liegen 
von Saltykow, Basal und Rigaud, ‚Herrenschmidt, Klun- 


 zinger, Giavotto, Albrecht, Simmonds, Waechter u.a. vor, 


Auf ähnliche Vorgänge in der Tierpathologie hat Schöne aufmerk- 


sam gemacht. In einer sehr lesenswerten Studie über diesen Gegen- 
stand kommt Schuppiser zu dem. Schluß, daß. sich in, dem ur- 


sprünglich reinen epitb elialen Tumor aus dem bindegewebigen 


Stroma desselben eine zweite Geschwulstkomponente, das |' 


Sarkomgewebe entwickelt. Es: können danach fast sämtliche der 


| Schilddrüse bilden. 


-_ “Diese Feststellungen haben außer ihrem hohen wissenschaft- ` 
-- lichen Wert auch eine praktische Bedeutung. Das Schilddrüsen- 
ws ‚Karzinom spricht gut auf Bestrahlung an, das Sarkom nicht. 


Bei strahlenrefraktären Fällen ist an die Möglichkeit einer 
Mischgeschwülst zu denken. 


Noch stark im Fluß ist bis jetzt ; immer Bloch die Frage, ob es 


möglich ist, die Strahlenwirkung zu sensibilisieren. Gibt es | 
überhaupt Sensibilatoren?. Hier haben unsere Auffassungen in | 
. ‚stärkster Weise hin- und hergeschwankt. Nach den ausgezeichneten 

Arbeiten von Gudzent und Großmann mußte man längere Zeit | 


die. Hoffnung aufgeben,. daß es jemals’ gelänge, durch Sensibili- 


‚sierung die ‚Strahlenwirkung wirksam zu steigern, ohne 


l 5). Anmerkung beider Korrektur: Auf der.48, Versammlung 
der Deutschen Gesellschaft für Chirirgi 


im Druck vorliegt, machte Meyer ( öttingen) Angaben über ein. seit 
21/, Jahren durch een Ba m Mammakarzinom. 


„verursachen. 


 glückte Versuche. 


Von den. chir- 
‚urgisch. behandelten . starben 16 im ersten, 3 .im zweiten und je einer 
Von ` den bestrahlten Fällen starben nur 8 
Es lebten nach der Be- 
2 über 2 Jahre, 1 über 3 Jahre und 2 
Ein glänzendes Resultat ist das allerdings auch 
. „nicht, aber es ist doch wenigstens eine Verbesserung. Die Mit- 
4 teilungen von König über inoperable bestrahlte Fälle ähneln sehr | 
- .. den Angaben von Beck. Er. beobachtete auch 15 Fälle. Fast immer 
trat eine sichtliche Besserung ein, “der Tumor verkleinerte. 
E In 4 Fällen war 'sogar eine kli- | 
pA nische Heilung feststellbar, die allerdings keine langfristige war5). 
In seinem. neuen. ausgezeichneten Buch über die Bestrahlung 
des Mammakarzinoms. macht Wintz wiederum darauf aufmerksam, 


zu hören. 
der Kenntnis der. Strahlenwirkung an -dèn Ellingerschen Mit- 


dem Fällungsvermögen ‚der Thoriumnitratlösung. zu. 


Karzinom. beider Lider und des Augapfels: angewandt: 


Die. bösartigen Neubildungen in 


löffel täglich betragen.’ 


demselben Grunde könnte das Juni-Heft der‘ Fortschr. a. d. Geb. d 
. Röntgenstrahlen (Bd. 32, H. 12) nur in einzelnen Fußnoten Berück- a 


e 1924, deren Bericht noch nicht - 


i gleichzeitig" eine‘  Allgemeinschädigung ` ie Organismus ` za. 
Auch das bekannte Buch von Wetterer enthält . 

‚schon - zahlreiche ‘Mitteilungen. über- dahingehende und nicht .ge- .- 

In neuerer Zeit. wurde nun’ diese Idee: wieder:  _ 

‚aufgegriffen.: Ellinger und Gans unternahmen zunächst hier vorbe- ` 
.reitende Tierversuche, sodann. infiltrierten Ellinger und Rapp ~ 


Tumoren ‘mit 10. Yeigem Thoriumnitrat und: erzielten damit -be- ` 
.merkenswerte Erfolge 


Nachprüfungen von Sidamgrotzky und 
Picard 'ermutigten - - durchaus. 


Äskùlin ‘oder. Äskulin. allein (3—5 ccm einer 1.%/,igen Lösung 


was einigermaßen Erfolg. verspricht, und es war daher hocherfreu- 
lich, endlich einmal etwas über ‚geglückte Sensibilisierungsversuche 
Nun übt: aber Wels in seiner vortrefllichen Betrachtung 


teilungen — die ich bis dahin als einen entschiedenen Fortschritt 
betrachtete — eine scharfe Kritik,- Er schreibt die ganze Wirkung 


Setzt man ` 


einen Schuß 10 P/,iger Thoriumnitratlösung. im 'Reagensglas zu 

_Rinderserum, so tritt momentan ein dicker Niederschlag auf. Es ist ` 
daher anzunehmen, daß das ’Thoriumnitrat auch. ähnlich auf das ` 
: Kolloid . der lebenden Zelle wirkt. - 


Es erscheint dalier: zweifelhaft, - 


ob mán es hier nach-Bestrahlüngen. nur mit der Wirkung sekundärer 
-ß-Strahlen zu tun hat. 


Die Welssche Kritik ist substanziert und 
es scheint. fast, als ob wiederum eine lange 'gehegte Hoffnung. der ` 
Röntgenologen damit illusorisch . wird. Eine andere Frage aber ` 


_ wäre es, ob nicht dennoch dieintratümorale Applikation des Thorium- 
. Ditrats als ‚chemotherapeutisches Hilfsmittel angezeigt wäre. Leider: 


kann ich hierüber mangels eigener Erfahrungen keine‘ ‚Angaben 
‚ machen. | 


Zum Schlusse möchte: ich noch auf das Carcinolysin wid 


Tumoreidin zu sprechen kommen. 


‘Das Carcinolysin hat sich einer ephemeren Bedeutung: zu 
erfreuen gehabt. 


. wirksam und beobachtete 26—35 %/, Heilungen. bei seiner Verwen- g 
dung. Carċinolysin. ist ein Ferment der Pflanze Haisung, 16 ccm 


Matsusita ‚fand es bei 3417 Kranken in 64%, 


dieses Mittels bringt Besserung, 30 cem’ sogar Heilung. Leider 


‘ergaben aber die Nachprüfungen Blumenthals diese Erfolge. nicht. 0 ` 


Das Tumoreidin wurde erstmals von. Deutschmann bei einem 
durch Verimpfen von Keimdrüsensubstanz (Ovarium, Hoden) ait 
Pferde gewonnen und es ist auch schon: über eine erfolgreiche An- 
wendung‘ von Paul Seitz (Tönning). berichtet: worden. 


stiges Resnltat, ebenso fand Jarre : keine Einwirkung des Tumor- | 


cidins auf-das. Leiden. Tumoreidin, ist aber nicht als ein Krebs- 
‚heilungsmittel im engeren Wortsinn aufzufassen.. Es soll nur 


den Heilungsprozeß unterstützen. "Insofern ist es als Pro- 


phbylaktikum indiziert, desgleichen findet es bei inoperablen 
. Karzinomen Anwendung. 


In diesem Sinne äußern: sich neuer- 
dings hierüber Hartung, Deufschmann.und Kotzenberg. Das. 
Tumoreidin. ist in nicht zu kleinen Dosen zu verwenden. Nach. 


. Deutschmann ‚und Kotzenberg soll die Dosis mindestens 3 Tee- 
Nach alledem. ist das Tumorcidin kein 


Mittel von wirklicher Bedeutung und meine beim ersten Erscheinen 
der Arbeiten von. Deutschmann und Kotzenberg ausgesprochene 


' Vermutung, daß es sich: lediglich um eine parenterale  Eiweiß- 


therapie mit -ihren Einwirkungen auf die Dispersitätszustände in. 


der Zelle handle, scheint, sich: zu bestätigen. 


"Nachtrag. Diese -Arbeit war fertiggestellt, ‚als das neueste. = 
Heft- der Zschr. f. Krebsforschung (Bd. 21,.H. 3) erschien. 


Es ist 


daher in dieser‘ Betrachtung nicht mehr "verwendet worden. Aus 


sichtigung finden.: 


Literatur: Ascher, D.m.W., 1923, 9,720. — Ascoll und Izar, ‚Ausführliche 
Literaturangabe vergl. Schade, Phys. Chem. 1921, S. 521. — Albrecht, Verhandl. d. 


. Deutsch. Path. Ges. 1908. — Anschütz, ‚Med. Ges. Kiel, 7. Febr. 1924; Klin, Wschr. 1924, 


8.811. — Aschoff, Freiburg, Med. Ges. 17. Juli 1923; Klin.Wschr. 1923, S: 2185, — Bassal . 
und Bigaud, Arch. de mèd. exprim. Bd. 25. — Bauer, Zschr. f. Krebsforsch. Bd. 20, 
S. 858. — Baensch, Fortschr. Röntgenstr. Bd. 29, S. 499. — Beck, Arch. f. klin, Chir. 
Bd. 121, S. 194. — Benda, Berl. Med. Ges. 5. März 1924; M.KL 1924, Nr.14, S. 469. — 


_ 1. Berency und v. Wolff, Zschr. t Krebsforsch, Bd. 21, S. 109, — Blumenthal, M.Kl. 1924, 


S. 665; D.m.W. 1924, Nr. 9. — Birsch-Hirschfeld, Klin ‚Wschr. 1924, S.429 und S.566.— 
Boß, Bruns Beitr.. Ba. 121. — Brattström, Ebenda, Bà 12L — Braunstein, Klin. Wschr. i 
1994, S.788. — Derselbe, D.m.W. 1928, 8.880. — Boyksen, Zbl. £. Chir, 1924, Nr. 17., — 


Derselbe, M.m.W. 1924, Nr. 4. — Buschke und Langer, Zschr. f. Krebsforsch. Bd. 21. =` 
- Derselbe und Peiser,, Htenda. — Chilaiditi, Gaz. möd. d'Orient. 1928, S: 4565. > de rind 


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Ähnliche Versuche mit Chinin und ° 


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ami o 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — N. 00 © 945 


j 


| ‘und Mahnert, Ferm entforsch. Bd.2. — Deutschmann, Arztl. Verein Hamburg 17.7 an. 1922; 


D,m.W. 1922, S. 508. — Derselbe und Kotzenberg, D.m.W. 1924, S. 535. — Duncan 


nd Curie, Lancet 1911, (zitiert nach Bauer, Zschr. f. Krebsforsch. Bd. 20). — Ellinger 
und Gans, Arch. f. exper. Path. und Pharm. Bd. 95, S. 291. — Derselbe und Rapp, 
' Strahlenther. Bd.15, S.851. — Engel, %schr. f. Krebsforsch. Bd. 21. — Erdmanu, Ebenda 
24.20, 8.322. — Evans und Lenkutia Am. journ. of röntg. Bd.10; cf. Zentralorgan f. 
d. ges. Chir. 1924, 26, S. 223. — Feist und Bauer, Bruns Beitr. Bd. 125. — Förster, 
“Würzburger med. Zschr. Bd. 1. — Giavotto, Pathologica, Bd. 13. — Giesecke, Zbl. £ 


` Gyn. 1921, S. 39. — Groover, Christé, Meritt, Arch. journ. of Röntg, 1923, S. 471. — 
‘Grossmann, D.m.W. 1920, S. 759, — Gudzent, Ebenda, 8.732. — Harke, M.m.W. 1924, 


Nr.4 — Hartung, Bruns Beitr. Bd. 131, S. 129. — Herrenschmidt, Bull, et mém. de 


]a société anat. de Paris 1907. — Herxheimer, Zieglers Beitr. Bd. 29. — Holfelder, 
Strahlenther. Bd. 15. — Derselbe, Röntgenkongr. 1924. — Holzknecht, Röntgenologie, 
1994, Bd.2, H.2. — Derselbe, Röntgenkongr. 1924. — Hoffgard, M.m.W. 1924, S.281. 
Hoffmann, Bruns Beitr. Bd.121. — Jarre, Klin.Wschr. 1924, S.584. — Judà, ref. Zbl. 


' '£ Chir. 1914, 8.1143. — Kagan, Zschr. f. Krebsforsch. Bd.21, 5.135. — Kahn, Strahlenther. - 


Bd.16, 8.808; Hamburg, Biol. Abt. d. ärztl. Vereins 16. Febr. 1924; Klin. Wschr. 1924, 
5,906. — Keppler, Zbl. f. Chir. 1924, Nr.7. — König, Zschr. f. Geb. Bd.87, 8.272. — 
_"Derselbe, M.m.W. 1923, S.1476. — Kran], Zbl. f. Gyn. 1923, 8.1573. — Krenker, M.m.W. 
193, Nr. 15. — Kuppelwieser, Biochem. Zschr. Bd. 131. — Kurtzahn, .D.m.W, Bd. 19, — 
Langhans, Virch, Arch, Bd. 189. — Lazarevic, Zbl. £ Chir. 1914. — Lenz, Bauer-Fischer- 
Lenz, Menschliche Erblichkeitslehre 1923, Bd.1, 5.264. — Lescinski, Breslau, Schles. 


Ges. i vaterl. Kultur, 25. Jan. 1924; Klin.Wschr. 1924, S. 601. — Lindenberg, D. Zbl. f. Chir. ` 


B4.198, 8,156. — Lippschütz, Zschr. f. Krebsforsch., Bd. 21, S. 60. — Lubarsch, M. KL 1924, 
Nr.10. — Mameli, L’actinother. 1923, S. 154 (ref. Fortschr. Röntgenstr. Bd. 81, 8.545. — 
Matsnitka, D.m.W. 1924, Nr. 1. — Mayer, M.m.W. 1924, S. 253. — Derselbe, Arch, f£. Gyn. 


Bd.120, 8.215. — R. Meyer, Zbl. f. allg. Path. und path. Anat. Bd. 30. — Neufeld, D.m.W. 


19%, S.51. — Neuschloß, KI.W. 1924, S.57. — Nyström, zitiert nach Fibiger, Zschr. 
f. Krebsforsch. Bd. 20, S.187. — Okonogi, Zschr. f. Krebsforsch. Bd.20, S.349. — Opitz, 
M.m.W. 1924, Nr.21, S.668. — Derselbe, Röntgenkongr. 1924. — Paulsen, Zschr. f. 
Krebsforsch. Bd. 21, S.119. — Petzold, Ebenda, Bd.19, S.245. — Plesch, M. KL 1923, 
8.972. — Piccaluga, Strahlenther. Bd.16, 8.245. — Quick, Arch. of Opthalm. 1920, ref. 
‚Zbl. £ Chir. 1928, 3.744. — Regaud, Ronx-Berger, Lacassagne, Cesbron, Contard, Mono 
"Richard, vergl. Fortschr. Röntgenstr. Bd.31, S. 547. — Rieschelmann, B.kl1,W. 1902, 
Nr.31. — Rostock, D.m.W. 1921, Nr. 44. — Sachs, Strahlenther. Bd. 15, S. 795. — Sal- 
tykow, Zbl. t. allg. Path. und path. Anat. Bd.16. — Schmitz, Am. Journ. of Röntg. 1928, 
S. BL — Schönbauer und Orator, W.kl.W. 1924, Nr. 4. — Schöne, Virch, Arch. Bd,19. 
.Schuppiser, Zschr. f. Krebsforsch. Bd. 21, S.19, — E. Schwarz, Ebenda, Bd.19, S.171. — 
6.Schwarz, Röntgenkongr. 1924. — Seitz, D.m.W. 1923, Nr. 15. — Sidamgrotzky und 
Picard, Strahlenther. Bd. 15, S. 684. — Simmonds, Zschr. f. Krebsforsch. Bd.13. — 
Smith Journ. of Radiol. 1923, S.295. — 0. Strang, Zschr: f. Krebsforsch. Bd. 19, S.185. 
Thaler, Arch. f. Gyn. Bd. 120, S.212. — J. Traube und F. Blumenthal, Zschr. f. exp. 
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Arch. Í. Gyn. Bd. 120, S.203. — Wels, Strahlenther. Bd. 16, S. 617. — Werner-Borchard, 


D.m.W. 1924, Nr.1. — Westenhöfer, B.kl.W. 1907, Nr.19; Berl. Med. Ges. 5. März 1924 ` 


M.KL Nr.14, 8.468. — Wiechmann, Klin.Wschr. 1924, S. 481. — Wiesmann, Bruns Beitr. 
34.199, 5.181. — Wintz, Röntgenbeh. d. Mammakarzinoms, 1924. — Wetterer, Handb. 
d. Röntgen- und Radiother. 4. Aufl. 1922, Bd.1. — Zacherl, Arch. f. Gyn. Bd.119, S.440. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapentische Notizen.) 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 20. 


Züchtung von Streptokokken aus dem Biute gelingt nach R. Freund 
und E. Berger (Berlin) in fast 1000/, der Fälle von Endocarditis lenta, 
Endokarditis und Sepsis. Auch bei anderen Erkrankungen, bei denen 
‚Streptokokken nicht als die primären Erreger anzusehen sind (Polyarthritis 
rheumatica) gelingt sehr häufig der Nachweis von Streptokokken im Blut, 
Diese treten auch gelegentlich bei schwereren Streptokokkeninfektionen der 
Haut auf und ferner bei Tuberkulose, Scharlach, Anämie, Cholangitis. Der 
Befund von Streptokokken im Blute kann also keineswegs als entscheidender 
diagnostischer Faktor herangezogen werden. 

Der positive Streptokokkenbefund. allein berechtigt nicht nach 
Karl Isaac-Krieger und Walther Friedlaender (Berlin), eine von 
vornherein maligne Erkrankung anzunehmen. Nur im Verein mit den 
klinischen Symptomen kommt den positiven Befunden eine diagnostische 
Bedeutung zu. | 


Über das Tebeprotin (ein aus Tuberkelbazillen [avirulente Stämme 


des Typus humanus] gewonnener Riweißkörper) berichtet E. Toenniessen 


(Erlangen). Es kann als chemisch einheitliche Substanz mit der Analysen- 
wage abgewogen und dadurch genau dosiert werden. Von den Alttuber- 
ns unterscheidet es sich dadurch, daß es kein Tuberkulotoxin enthält, 
as die spezifische Behandlung sehr oft stört, während andererseits in den 

n (tuberkulinen die sehr günstig wirkenden Eiweißstoffe der Tuberkel- 
allen fehlen. Von den Neutuberkulinen unterscheidet es sich dadurch, 
vr in unmittelbar wirksamer echter Lösung angewendet wird, während 

| a en Neutuberkulinen die Eiweißkörper innerhalb der Bazillenleiber bzw. 
azillensplitter eingeschlossen sind und daher nur mangelhaft zur Wirkung 
Wehe Die biologische Wirkung des subkutan angewandten Tebeprotins 
a stark ausgesprochener Spezifizität beim tuberkulösen Menschen 
ek, dem Alttuberkulin überlegene Diagnostik) bei geringer Gift- 
iii Nach H. Friedrich (Berlin) hatten sämtliche Phthisiker mit Fett- 
en auch eine Fettleber und einen verminderten Urobilingehalt der 

‘ Dagegen hatten diejenigen Kranken mit schwerer Phthise, die 


Räzes 


normale Urobilinwerte im Stuhl zeigten, keine Fettstühle und auch 
keine Fettleber. Die Ursache der Fettstühle bei schwerer Tuberkulose 


‚muß daher auf eine mangelhafte Sekretion der Galle in den Darm zurück- 


geführt werden. a a i | | 
In der Ätiologie der Colitis mucosa spielt nach Stefan Went 
(Budapest) nicht irgendeine pathogene Bakterienart und nicht das Pathogen- 
werden schon vorhanden gewesener Saprophyten die wichtigste Rolle, 
sondern eine abnorme Eigenschaft der Darmwand, die die Invasion der 
Darmsaprophyten ermöglicht. Durch Einführung zweckmäßig präparierter 
Kolibazillen, die aus den Fäzes der Patienten gezüchtet wurden, stellte 


sich die normale Funktion .des Darmes durch Stärkung der Darmschleim- 


haut wieder ein. 


Die Pikrotoxin-Hyperglykämie des Versuchstieres wird nach 


V. M. Kogan (Charkow) durch Insulin nicht. nur herabgesetzt, es wird 
ihr sogar durch rechtzeitige Einführung des Medikaments vorgebeugt. 
Gegen die Mästung von Säuglingen wendet sich Leo Langstein. 


Es kann dabei zu rachitischen Erscheinungen, vor allem zu Kranio-. 
tabes kommen, ferner zu reichlicher Seborrhoe und damit zu univer- 


sellem Ekzem, außerdem auch zur Hypertrophie der Tonsillen. Betont 
wird, daß die Gemüsezufuhr vom 5., 6. Monat an all das für den Säugling 
zu leisten scheint, was erreichbar ist. 

Bei der Enuresis im Kindesalter weist P. Karger (Berlin) unter 


‚anderem auf die Schlaftiefenenuretiker hin, die bei seltener Harnentleerung 
am Tage fast jede Nacht einnässen. Die Behandlung hierbei spitzt 


sioh auf die Frage zu: Wie kann man den Ablauf des Schlafes ändern und 
seine Tiefe herabsetzen? Das geschieht dadurch, daß das Kind zur Zeit 
der größten Schlaftiefe (d. i. 11/,—2 Stunden nach dem Einschlafen) voll- 
ständig aufgeweckt wird (das Kind muß im Zimmer herumlaufen und 
kleine Rechenaufgaben lösen). Die Schlaftiefenkurve erhebt sich nach 
dieser Störung wieder und verläuft wie die spontane bis zum morgendlichen 


flacher. Dann genügt ein geringerer Reiz wie der Harndrang, den 
Schläfer zu wecken. Bei dieser Methode wachen die Kinder nach einiger 


sollte übrigens in Rechnung ziehen, daß das Bettnässen nur ein kleines 
anomalie. | | 

A. Pohl (Berlin) beschreibt eine Methode der maschinellen Per- 
kussion mit einem gewöhnlichen Vibrafionsmassageapparat von möglichst 
hoher Tourenzahl und möglichst geringem Eigengeräusch. Dabei erfährt 
das Summen des Motors beim Überschreiten der Organgrenzen eine sofortige 
Änderung der Schallhöhe nach oben oder unten. Hingewiesen wird ‘auf 
die Sicherheit, mit der dieser Schallwechsel die Organgrenzen anzeigt. Die 
Perkussion mit Finger, Hammer und Plessimeter wird am Krankenbett 
unentbehrlich bleiben. Daneben kann aber die Organuntersuchung mit 
maschineller Erschütterung die klinische Untersuchung erleichtern und 
verfeinern. | u 

Eine neue Methode zur quantitativen Bestimmung des Eiweißes im 
Harn und Serum empfehlen Paul Levi-Crailsheim und W. Kiel (Berlin). 
Das Prinzip ihres Albuminimeters (von Lautenschläger, Berlin, hergestellt) 
beruht darauf, daß die Sulfosalizylsäure, zu eiweißhaltigen Flüssig- 
keiten zugesetzt, eine Fällung des Kiweißes gibt, die um so intensiver ist, 


die Färbung, sondern auf die Diohtigkeit des suspendierten ausgefällten 


Eiweißes an. 


„Narbengeräusche“ bei „geheilter“ Lungentuberkulose sind nach 
Stroux (Hamborn) mit größter Vorsicht zu diagnostizieren, 
Stelle „Narbengeräusch“ sein mag, ist an einer einige Zentimeter entfernten 


‚Stelle unter Umständen ein Charakteristikum eines exsudativen tuberkulösen 


Prozesses. Viele nicht geheilte Lungentuberkulöse bleiben Jahrelang 
arbeitsfähig, wenn ihnen durch Vermittlung passender Arbeit, durch ein- 
fachen Erholungsurlaub ein wenig geholfen wird. 


Zur künstlichen Atmung bei Asphyxia neonatorum empfiehlt Hans 


Körper hängt senkrecht zwischen den gespreizten Beinen des Arztes nach 
unten. Nun hebt und senkt man das Kind in dieser senkrechten, hängenden 
Haltung unter ruckartigen Bewegungen, wobei die Luft mit hörbarem 
Geräusch ein- und ausströmt. Beim ruckartigen Heben wird das Zwerch- 
fell durch die Baucheingeweide nach oben. gedrängt, und dadurch wird der 
Thorax verengt: Exspiration; beim ruokartigen Senken sinkt das 


Verletzung des Kindes wie bei den Schultzeschen Schwingungen ist aus- 
geschlossen; und ist das Kind schon verletzt (Tentoriumriß, Hirnblutung) 
so wird’ die Wiederbelebung sowieso vergeblich sein. Was den Abflug 
aspirierter Massen anbetrifft, der bei den Schultzeschen Schwingungen so 


Erwachen, sie erhebt sich aber nicht wieder zur alten Höhe, sondern bleibt- 


Zeit schon spontan um die gleiche Stunde auf. Jede Therapie der Enuresis 


Symptom ist im Bilde einer allgemeinen Konstitutions- und Reaktions- | 


je mehr Eiweiß in der Flüssigkeit gelöst ist. Es kommt hierbei nicht auf 


Was an einer 


Baumm (Oppeln) folgende Methode: Man faßt das Kind genau so wie bei 
den Schultzeschen Sohwingungen an den Schultern, der kindliche 


Zwerchfell nach unten, der Thorax erweitert sich: Inspiration. Eine 


DE N We pu ia sl LNE aE 6. Juli 
iot gewährleistet on 80` braucht ‚man er Kind. bei der beschriebenen rufen.) Das, was wir „Leben“ nennen, diese Summe von Stoffumsstzungen, 
. Methode zwischendurch. nur einige Male umzudrehen und an den Füßen . 


| ist von den ` Lebensnerven“ abhängig. Das vegetative Nervensystem 
- hochzuhalten, wobei man noch auf den Rücken des Kindes: -klopfen kann. | ist -deor Brennpunkt des Lebens (Tod. = Erlöschen der vegeta- nn 
.. Im übrigen ist die vorherige: Entfernung - aller Schleimmassen aus den | tiven Funktionen) > | > = Bruck, 


‚Luftwegen die conditio sine qua non dös Erfolges jeder künstlichen 
Atmung. Wenn nach 20 bis.25 Minuten, lang kunstgerecht ausgeführter 
"künstlicher Atmung keine Atembowegung zu erzielen ist, können die Be- 
mühungen als erfolglos aufgegeben werden: Es handelt sich dann um. eine 
.irreparable intrakranielle Lähmung. des Atemzentrums. Bei solchen 
. "Kindern kann man durch künstliche Atmung die Herzaktion. viele Stunden | 
- lang in 3 Gang halen, ‘ohne einen BInAEeN, Atomzug zu erzielen. 


F. Bruck. 


‚ Wiener klinische Wochenschrift 1924, Nr. 17 und 18. 


í _ Den‘ plötzlichen natärlichen Tod und seine Ursachen bespricht Ti: 
: A. Haberda (Wien) an Hand: des Wiener: Materials. Betroffen. werden 
‚alle. Altersklassen, besonders Kinder im 1: Lebensjahr und Leute über _ 
40 bzw. 50. Jahre. Aus wirklich guter Gesundheit tritt- der Tod bei: 
-| Frauen. durch Rxtroutoringravidität und Embolie der Art. pulmonalis ein. 
. Bei Kindern sind in erster Linie’ Bronchitits und Magen-Darmkatarrhe Ure 
sache des plötzlichen Todes, während ‚bei Erwachsenen Erkrankungen des 
"Herzens ‘und der Gefäße, meist‘ degenerativer Art, im Vordergrund stehen. : 
_ Daneben können natürlich fast alle Erkrankungen beobachtet werden; es 
‚bleiben aber immer einzelne Fälle übrig, wo eine Todesursache nicht auf-- 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924; Nr. 20. 


Nach Carl Behr (Hamburg) liegt in einem großen Prozentsatz aller . 
-Fälle von multipler Sklerose eine Beteiligung der Sehnerven vor. Diese: 
 Optikuserkrankung. stellt häufig das erste Symptom der- ‚Erkrankung dar: 
Der weitaus größere Teil der Fälle von akuter retrobulbärer Neuritis optici- | 
läuft später in ‘eine multiple Sklerose aus. Höchstwahrscheinlich geschieht 
‘ die Infektion von der Körperoberfläche (Schleimhaut) aus per continuitatenn. 
Denn an der Sohleimhautbedeckung der hinteren Siebbeinzellen, ist der. 
Sehnerv nur durch ein dünnes, nicht selten sogar fehlendes, jedenfalls aber 
DA durch zahlreiche Blutgefäße und Nervenstämmchen durchlöchertes Knochen- ; 
. . plättchen und durch. gut vaskularisiertes und mit zahlreichen Lymph- 
spalten versehenes Bindegewebe getrennt: ‘Die Erreger können. also von 
der Schleimhaut, vor allem der- hinteren Siebbeinzellen per continuitatem | 
‚ In. den Sehaerven und damit in das Zentralnervensystem eindringen. 
= Sohwer unterernährte und azidotische Diabetiker,. bei denen 
alle diätetischen Maßnahmen versagen, ‘können nach Oskar Lutz (Würz- 
- burg) durch eine Insulinkur eine erhebliche Zuckertoleranz (bis etwa 100 g) 
- — erreichen, unter AUUSESRDE! der Azidbse und Absinken der Hohen Blut- 
zuokerwerte. 

Als besondere Vorteile der Narcylennarkose hebt F. Phili pp (Berlin) 
das rasche Einschlafen und Aufwachen hervor, Eigenschaften, die diese 
Narkose besonders für kurzdauernde Eingriffe: geeignet machen; ferner die 

- . Ungefährlichkeit der Narkose auch bei langer. Dauer, sowie das Fehlen _ 
 unangenehmer Nachwirkungen; weiterhin die Unschädlichkeit bei Herz- und: 
Lungenkranken. Sie wird aber die Ather-Chloroformnarkose nicht ver- 
drängen können, da ihre Apparatur zu umfangreich und auch bei Lapa- 
rotomien ‘die Entspannung zuweilen keine genügende ist (ohne vorherige 
Darreichung von 0,0003 Skopolamin ist eine solche Entspannung nicht zu 
er = erzielen). Währscheinlich tritt das Kalzium des Blutes in eine Verbindung - 
ii mit dem Azetylen ein, wodurch die Gerinnungsfähigkeit des Blutes behindert: 
E wird. Daher eine vermehrte Blutung bei der Operation: 
ti. >o,- "Zur Kenntnis der Thrombose. der unteren Hohlvene bringt E. Graf o. 
(Rostock) einen Beitrag. Eine 54jährige Frau bekam im Anschluß an die 
erste Geburt. eine schwere Thrombophlebitis der ganzen unteren Körper- 
Hi hälfte, die zu hochgradigen Schwellungen und Venenerweiterungen. bis zur 
Ci = Brust hinauf führte. Bei fünf weiteren Geburten Wiederholung des 
wor gleichen bedroblichen Zustandes, zum Teil mit Lungenembolien. Auch in 
. der Zwischenzeit in den stark erweiterten Gefäßen der Bauchwand und der 
Hüftgegend viele neue Schübe von Thrombophlebitis. Bei der hochgradigen 
Erweiterung im oberflächlichen Hautvenengebist ist anzunehmen, daß auch 
die Verbindungen zu den tiefen Venen’ außerordentlich erweitert sind. Die 
Thromben reichen offenbar bis in das untere Hohlvenengebiet hinauf. 
' Bemerkenswert war ferner der ausgesprochen hereditäre Charakter. der- 


wobei Verf. aber zu kritischer Beurteilung ermahnt. 

- Experimentelle "Untersuchungen über die Drainage des Cavum 
| veritonel ‘und über den physiologischen Schutzapparat des Peritoneums' _ 
teilt L. Schönbauer (Wien) mit. Er fand bei normalem Peritoneum ` 
durch Drainage keine Steigerung. der Resorption, bei infiziertem dagegen 

im Beginn. Ferner stöllts er, wie schon andere Autoren, fest, daß eine: 


ist die ` bakterizide Kraft des Exsudats groß, worin die Hauptabwelirkraft 
des Peritonsums. liegt. Verf. fand das Peritonealexsudat nach perforierter 


zu dem Schluß, ‘daß die Bauchhöhle bei Verstopfung. der Infektionsquelle 


der Fall, so soll drainiert werden zwecks schneller Bildung von Adhäsionen , 
um den Infektionsherd herum. o 
` Zur Ätiologie des Erythema nodosum teilt B. Coglievina (Triest) 
mit, daß ein Zusammenhang mit Tuberkulose nicht besteht, wohl aber die 
Erkrankung -die Rolle eines „agent provocateur“ ‚spielen kann.. Verf. hält 
das Leiden für eine abgeschwächte Schärlachinfektion ‘bzw. ein Scharlach- 
-äquivalent. Es besteht ‚Hönteglosität, die seltenen Nachkrankheiten sind‘ 
ernst zu nehmen. pi 
- Einen Beitrag zur Klinik der Uterusmyome liefert K. Fleischmann. 
' Es handelte sich einmal um hochgradige Kachexie durch ein histologisch 
benignes Myom; einmal um Kompression des linken Ureters mit sekundärer 
Pyelonephritis durch ein Kollummyom, schließlich um Myom und retro- 
fiektierten graviden Uterus, der eine Totalexstirpation nötig machte. In 
den beiden: ersten’ Fällen. traten die sl lange Zeit nach dem 
Beginn des Klimakteriums ein. 
Über die Bekämpfung der Syphilis an den Gebäranstalten berichtet 
FE Klaften (Wien). Er fordert für sämtliche serologischen Untersuchungen 
Vornahme der Wa.R. und M.T.R. Als günstigster Zeitpunkt erwies sich 
die Geburt und zwar wurde Retroplazentarblut oder Venenblut gleich nach 
Ausstoßen der Frucht genommen. Behandelt sollen alle. Neugeborenen 
werden, bei denen Spirochäten’ oder positive Seroreaktion im Nabelschnur- 
' blut nachgewiesen werden, ferner alle anscheinend gesunden Kinder luetischer 
Mütter, die nicht oder nur vor der Gravidität behandelt wurden. 
Die Phthiseogenese der Kriegstellnehmer bespricht P. Gerber 
(Wien) und kommt zur Bestätigung der an den meisten Stellen geläufigen 
Anschauung, daß konstitutionelle und konditionelle Yaktoren bestimmend 
sind für. die histogenen und humoralen. Immunitätsvorgänge im Abwehr- 
' kampf gegen die Tuberkulose, 


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A E Erkrankung, indem nicht nur Mutter und Schwester, die an Lungenembolie Zur Röntgenbehandlung der Knochen- und Gelenkstuberkulose 
2. starb, sondern auch eine Tochter der Kranken an schweren Thrombophlebi- 


bemerkt J. Haas (Wien), daß eine kritiklose Anwendung nur Schaden stiften 
kann. Indiziert ist die Röntgenbehandlung bzw. deren Versuch bei allen . 
Fällen, die das akute Stadium im Beginn schon ‘überstanden haben. Vor 


tiden litten. Es scheint sich demnach in der Familie um eine konsti- 
tutionelle Minderwertigkeit desVenensystems zu handeln. Ist bei Kranken mit 
a konstitutioneller Neigung zu Venenerkrankungen einmal eine Thrombo- 


großen Dosen wird ‚gewarnt; die Dosierung ist individuell. sehr verschieden, 
ER phlebitis post partum eingetreten, so wiederholt sich diese’ bei jeder der | -starke Reaktionen müssen vermieden werden. Beginn etwa mit 3 H. durch 
N folgenden Geburten. Man muß daraus die Indikation ableiten, bei der- | 4 mm-Alum. Für Kinder ist die Dosis kleiner als bei Erwachsenen zu 
u -= artigen Kranken entweder eine neue Schwangerschaft zu verhüten, oder | wählen (1,—2/,)., Außerdem. ist natürlich die übrige ohirurgisch- -ortho- 
I die eingetretene zu unterbrechen. 


pädische Behandlung nicht zu vernachlässigen. 
| Bemerkungen über Fehldiagnosen bei chirurgischer Tuberkulose. 
macht M. Jerusalem. Wichtig ist in allen Fällen die immunbiologische 
Prüfung, wobei der Wert natürlich mit zunehmendem Alter abnimmt. 
Gegenüber Lues ist die Differentialdiagnose mitunter erst „ex iuvantibus“ 
zu stellen, wenn Anamnese und Wa.R. versagen. — Zur Bildung tuber- 
kulöser Abszesse ist eine viel längere Zeit nötig als zu einer heißen Abszeß- 
bildung. — Häufig ist aber Probeexzision baw. 'Probepunktion erst ont- 
scheidend. 
.A. Kiroh (Wien) teilt Einiges über die ‚Kachexie Tuberkulöser 
mit, Diese kann rein enterogen u ohne zunächst subjektive Sym- 


Über die übertragbare Genickstarre berichtet Helmut Böwin g 
| u n (Erlangen). Die Kranken, die mit regelmäßigen Lumbalpunktionen 
oo. und mit intralumbalen Einspritzungen von Meningokokken- 
Ber ' serum behandelt wurden, haben eins günstigere Voraüssage. als Nicht- 
= | behandelte. Zahlreiche Symptome des Leidens sind auf Störungen 
> | im vegetativen Nervensystem zurückzuführen. (So wird z. B. die Darm- 
| n | tätigkeit durch das sympathische System gehemmt. Da nun die Fasern 
we E ‘des Sympathikus im Rückenmark entspringen, so werden: entzündliche 

Reize der Rückenmarkshäute eine Erregung der austretenden sympathischen 
Fasern und damit eine Darmhemmung, d. h. eine Verstopfung hervor- 


gefunden wird; hier muß. man. den Status lymphaticus zu Hilfe nehmen, | 


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‚Ableitung des Exsudats durch eine Drainage nicht möglich ist. Dagegen = 


‚Appendizitis ‚usw. noch nach 24—30 Stunden steril. Er ‚kommt deshalb -` 


' und reinen Wundverhältzissen völlig geschlossen werden soll; ist dies nicht | 


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' gein können. N 
‘hei wenig oder gar nicht verändertem Lungenbefund zu schwerer Kachexie. 


. -Die Ursache kann mechanisch-neurogen oder toxisch sein. Sie verschwindet 
- manchmal so schnell wie sie kommt, und die Patienten erholen sich 


-dann rasch. 


'tuberkulösen Prozesses. 


stechen führen den Patienten zum Arzt. 


E 


hen, beruhend auf Darmprozessen, die auch rein „funktionell“ 
Häufig führt auch Anorexie mit Magenschmerzen, Erbrechen 


Zur Erklärung psychogener Fieberreaktionen bei Lungentuberkulösen 


teilt Ed. Ladeck (Hörgas) diese in zwei Gruppen ein. Bei der ersten 
dauert der Temperaturanstieg nur um weniges länger als die Ursache; 
diese ist rein psychisch und findet sioh auch bei Lungengesunden. Bei ` 
der zweiten Gruppe überdauert die Temperatursteigerung die Ursache 
längere Zeit, mitunter einen Tag. Hier ist der Grund wohl in einer Toxämie 


zu suchen, die durch stärkere Lungendurohblutung entsteht. Letztere wird 


yerursacht durch die psychisch hervorgerufene.Pulsbeschleunigung, schnellere 
- Atmung und Erhöhung des Blutdrucks. 


` Über die Verwertung der Mensesreaktion zur Beurteilung der Akti- 
vität tuberkulöser Krankheitserscheinungen, insbesondere der Lungen, 
teilt H. Maendl (Grimmenstein) weitere Erfahrungen mit. Es handelt 
sich um das Auftreten von Rasselgeräuschen über Lungenteilen, wo sonst 


“ein Katarrh nicht feststellbar war, zur Zeit der Menses. In 77°), fand 


Verf. mit diesem Mittel volle Aufklärung über Art und Ausdehnung des 
Ferner spricht der positive Ausfall für einen 
aktiven oder- noch aktivierbaren spezifischen Prozeß. 

Zur physikalischen Diagnose des Oberlappenbronchuskarzinoms: 


bemerkt W. Neumann (Wien), daß hier bestimmte Symptome eine sichere 


Diagnose ermöglichen. Reizhusten, Hämoptoe, Kurzatmigkeit ‘oder Brust- 
Es finden sich perkutorisch 
normale Spitzenfelder und absolute Dämpfung der medialen Infraklavikular- 
grube bis zur 3. Rippe. Darüber hört man nur abgeschwächtes Vesikulär- 
atmen oder das Atemgeräusch fehlt ganz. Dabei ist das Verhältnis von 
absoluter und relativer Herzdämpfung normal. 

A. Schick (Grimmenstein) macht auf die klinische Bedeutung der 


Schmerzen bei Lungentuberkulose aufmerksam. Bei beginnendem Lungen- 


spitzenkatarrh oder einer frischen Infektion bei älteren Prozessen entspricht 


. der Schmerzpunkt am Thorax meist dem anatomischen Sitz des Herdes. 


Wichtig ist besonders das Auftreten von Schmerzen mit Temperatursteigerung 
oder bei Frauen während der Menses. Daneben entstehen auch neuralgische 
Schmerzen im Kopf, Hals usw. Für einen nabe dem Herzen gelegenen 


Herd sprechen lästiges Herzklopfen und Herzschmerzen. Druckgefühl unter 


dem Sternum spricht für Mitbeteiligung der Bronchialdrüsen. Darauf 


deutet auch die „Spinalgie“ und ev. Headsche Zonen. Diese Schmerzen 


‚ werden durch Witterungsänderung, heftige Bewegungen usw. gesteigert, 
bei Frauen durch die Menstruation. Prognostisch sind die mit Schmerzen 
einhergehenden Prozesse meist günstiger als die schmerzfreien. 
-Beobachtungen bei der Ektebinbehandlung der Lungentuberkulose 
teilt P. Stein mit. Eine Reaktion an der Einreibungsstelle in verschiedenem 


Grade wurde immer beobachtet und zwar weiter eine Zunahme der Reaktions- 
stärke, je näher die Applikationsstelle dem Herde lag. Eine lokale Allergie- 


steigerung wurde ebenfalls festgestellt. Nicht selten stellten sich Tempe- 
tatursteigerungen mit z. T. heftigen Allgemeinerscheinungen ein. Auch 
traten einige Herdreaktionen auf, Ein Einfluß der Kur auf die Temperatur 
und die Expektoration fehlte. -Ein sicherer ‚Einfluß auf den Allgemein- 
zustand konnte auch nicht festgestellt werden. Verf. möchte das thera- 
peutische Anwendungsgebiet wesentlich einschränken. Am ehesten emp- 
hlen wird es zur Behandlung der Skrophulose. Muncke. 


Zentralblatt für innere Medizin 1924, Nr. 24. 


Die Subokzipitalpunktion wird von Adolf Hartwich (Halle) als. 


vollwertiger Ersatz der Lumbalpunktion empfohlen. Die Erfahrungen des 
Autors erstrecken sich auf 91 Punktionen bei 58 verschiedenen Kranken. 
en Besser sitzen als liegen, Eingehen mit einer dünnen Nadel, genau 
DE P a, der Membrana atlanto-occipitalis fühlbar wird. Nach 
TAR en dieses Widerstandes befindet sich die Nadel in der Cisterna 
aaa ee und es wird nun der Liquor durch eine Spritze an- 
Patients tgendwelche nachteiligen Folgen wurden nicht gesehen. Die 
s ie Waren im Alter von 6 Monaten bis 75 Jahren. In einigen Fällen 
(teen ee Druck gefunden, und zwar wenn die Patienten predten 
kulöser kr under), außerdem aber wiederholt an einem Fall von tuber- 
a ana, Der durch Lumbal- oder Subokzipitalpunktion go- 
Globulinre Ei zeigt weitgehende Übereinstimmung, stets bezüglich der 
en ‚atlion, der Wassermann- und der Kolloidreaktiop, im allgemeinen 

60 bezüglich des Zellgehalts. Doch fand sich hier im Zisternenliquor 


Sa Nervengesunden - 3 
gs oft 5 : 
niedrigerer Zellgehalt, ein etwas höherer, bei Nervenkranken ein etwas 


 flachung des Gibbus feststellen. 


n der Mittellinie zwischen Protuberantia occipitalis und Processus spinosus, 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.2. 947 
Eskil Kylin berichtet in einer vorläufigen. Mitteilung, daß die von 


ihm bei essentieller Hypertonie vermutete Verschiebung in dem Verhältnis 
des Kalziums wirklich im Blut nachgewiesen werden kann. W. 


= Zentralblatt für Chirurgie 1924, Nr. 19 u. 20. 

Nr.19. Fortschritte in der Sakralanästhesie berichtet Lä w en (Marburg). 
Das neue, von den Farbenfabriken Leverkusen unter dem Namen Tutokain 
in den Handel gebrachte örtliche Betäubungsmittel hat sich in der 
Form einer frischen, aus Pulver oder Tabletten zu 0,1 g hergestellten und 
durch Aufkochen sterilisierten Lösung bewährt. Als Lösungsmittel dient 
0,9%/,ige Kochsalzlösung mit einem Zusatz von Kal. sulph. von 0,4%/,. Zu 
30 ccm dieser Lösung werden 4 Tropfen Suprareninlösung (1: 1000) zu- 
gesetzt. Nach Einspritzung von 80 com der ligen Tutokain- 
lösung in den Sakralkanal tritt Gefühllosigkeit in Form der Reithosen- 
anästhesie auf. Sie genügt für Operationen am After und für Eingriffe an 

der Blase. Nebenwirkungen sind nicht zu befürchten. _ 
` . Sympathicusoperation bei der Hemikranie und Epilepsie hat Witzel 
(Düsseldorf) mit Erfolg ausgeführt. Die Operation wirkt dadurch, daß sie 
die dauernde Gefäßverengerung der Gehirnschlagader beseitigt und dadurch 
eine bessere Durchspülung ermöglicht. Nach Auslösung des N. vagus aus 
seinem Bett wird die Carotis communis in einer Ausdehnung von 3—4 om, 
die Carotis externa und die Carotis interna so hoch als möglich von der 
Adventitia entblößt. Dabei geht die kleine Karotisdrüse von selbst mit. 
Zum Anus praeter-Verschiuß empfiehlt Hohlbaum das an der 
Chirurgischen Universitätsklinik Leipzig geübte Verfahren. Der After wird 
ovalär umschnitten und der verlängerte Hautschnitt bis auf das Bauchfell 
durchgeführt. Die eröffnete freie Bauchhöhle wird. abgestopft und auf dem 
unterführten linken Zeigefinger wird der Anus aus seinen Verwachsungen 
scharf gelöst! Die den Anus fragende, vor die Bauchwunde gezogene 
Darmschlinge wird reseziert und der Darm End zu End vereinigt. Die 
Nahtstelle und ihre Umgebung wird gegen die’ freie Bauchhöhle dadurch 
abgedeckt, daß die Anastomose an das Bauchfell der vorderen Bauchwand 
befestigt und mit Netz abgedeckt wird. —. | j 
Neuer Sicherungsbügel zu den vierzähnigen Hautwundklammern 
für große Hautspannungen wird von Glaß (Hamburg) empfohlen, . Auf dem 


unteren Handgriff der Klammer ist drehbar ein Bügel mit zwei ungleich . 


langen Schenkeln angebracht, welcher die Klammer in einer bestimmten 
Entfernung der Zähne feststellt (Bauer & Häselbarth, Hamburg 30). Preis 
der Viererklammern mit Sioherungsbügel M. 70,—. 

Nr. 20. Zur Therapie des akut blutenden Magengeschwärs ist es 
nach den Tierversuchen von Königsberger (Bonn) erlaubt, in Fällen 


äußerster Eile. bei frei zugänglichen blutenden Magengeschwüren eine zirku-. 


läre Umstechung des ganzen Ulcus durch alle Schichten der Magenwand 


zu machen. Nach den Versuchen bei den Tieren trat die erwartete Perfo- ` 


ration nicht ein, sondern war durch Verwachsungen benachbarter Organe 
verhütet worden. Bu l | 
Ein Beitrag zur Bruchsacktuberkulose ist der von Tonenberg 


(Warschau) berichtete Fall eines 60jährigen Mannes, dessen seit vielen | 
. Jahren bestehender Leistenbruch in letzter Zeit schmerzhaft und irreponibel 


geworden war. Bei der Operation fand sich die innere Fläche des Bruch- 
sackes und das im Bruchsack liegende Netzstück mit zahlreichen Tuberkoel- 
knötchen bedeckt. Die Erscheinungen einer Tuberkulose des übrigen 
Bauchfells waren nicht mit Sicherheit festzustellen. 

Zur Behandlung der Spondylitis. tuberculosa empfiehlt Gabriel 


- (Nauheim) das ambulante Gipsbett nach der Methode von Finck. Die 


Kranken gewöhnen sich schnell an die entlastende und schmerzbefreiende 
Wirkung des Gipsbettes; schon nach einigen Wochen läßt sich die Ab- 


Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 20. 


Die Stellung des Kaiserschnitts in der Behandlung der Placenta 
praevia bespricht Schulte nach den Erfahrungen aus der Geburtshilflichen 
Abteilung des Katharinen-Hospitals Stuttgart. Die Vorzüge der. abdomi- 
nellen Schnittentbindung sind die Verhütung der Nachblutungen 
die Vermeidung der keimhaltigen Zone des Geburtskanals und 
die Rettung des Kindes. Die Hysterotomia vaginalis anterior wird nur 
vor der 85. Schwangerschaftswoche angewendet. Bis zu diesem Zeitabschnitt 
ist sie ein schnell ausführbares, für die Mutter ungefährliches Verfahren. 


Bei allen Fällen mit reifen und lebensfähigen Kindern und einwandfreier. 


Asepsis wird der abdominelle transperitoneäle zervikale Kaiserschnitt aus- 
geführt. Die kombinierte Wendung nach Braxton Hicks mit späterer 
Extraktion wird nur in Fällen mit fraglicher Asepsis und bereits ab- 
gestorbenen Kindern ausgeführt. l | 

'Riesenovarialkystom am Ende einer gleichzeitig. best 
| ehend 
‚Schwangerschaft hat Knobel (Essen) beobachtet bei dias 4Ojährigen 


K. Bg. 


5 nn. 


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Areflexie sind die wesentlichen Symptome. 


BB 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


— 1 = LEN 


Zehntgebärenden mit 150 cm Leibesumfang. Die Bauchdecken zeigten dicke 
Venen, .aber keine Spur von Schwangerschaftsnarben. 8 Tage nach der 
regelrechten Entbindung wurde in Lokalanästhesie durch einen 5 cm langen 
Längsschnitt der Bauch eröffnet und durch einen Trokar innerhalb 40 Minuten 


37 kg der klaren Flüssigkeit entleert. Danach wurde die Geschwulsthülle 


herausgezogen und der Stiel abgebunden. Bemerkenswert ist, daß bei der 
letzten Geburt vor 2 Jahren noch keine Geschwulst gefunden worden war. 

Seltener Fall von spontaner Ausstoßung eines sub laparotomia in 
der Bauchhöhle belassenen Fremdkörpers wird von J entter (Petersburg) 


berichtet, Nach einer schwierigen Adnezlösung war eine kleinfaustgroße | 
Marly-Kompresse im kleinem Becken vergessen worden. 


25 Tage später 
trat sie in die Scheide ein an der Stelle, wo vor 10 Jahren ein Scheiden- 


schnitt wegen extrauteriner Schwangerschaft gonso worden war. K. Bg. 


Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie, 
Bd: 55, Januar bis März 1924. 


Rosenfeld erörtert die Diagnose der Erkrankungen des IV. Ven- 
trikeis und teilt 2 Beobachtungen mit. Bewußtseinsstörung und vestibuläre 


Krisch bespricht die epileptischen motorischen Varianten und ihre 


Beziehungen zu den exogenen Hyperkinesen sowie dem extrapyramidalen 


Symptomenkomplex. Der. tonisch-klonische Anfall: sowie seine Varianten 
stellen stürmische und schnell abklingende Störungen in denselben Bahnen 
dar, die bei den Erkrankungen mit dystonischen Symptomen mehr sub- 


| akut oder chronisch gestört sind. 


Santangelo macht kritische Bemerkungen zu Krestnikoffs Arbeit 


über Astereognosie und liefert eigene Beiträge zur Lehre der A. Eine 
Läsion oder Reizung der sensitiven Bahnen des Tast-, Schmerz- und Tempe- 


ratursinnes in der Peripherie oder in der Rinde kann zu Hyperästhesien 
führen und damit eine Erkenntnis der. Form usw. der Objekte unmöglich 
machen. 

Ewald kritisiert die lokalisatorinche Betrachtung der Schizophrenie 
und des Schizoids. Verf. lehnt das Schizoid ab. Eine Wesensverwandt- 
schaft desselben mit dem schizophrenen Prozeß liegt nicht vor. Psycho- 


. pathologische Ähnlichkeiten finden sich bei verschiedenen pathogenetischen 


Bedingungen. 


Rogge: Der wirkliche Wert der Lautphysiologiė für die Sprach- 
wissenschaft und Medizin. Verf. macht Ausführungen über den Lautwandel. 
Der eigentliche Anlaß zum Laut- und Formwandel ist nicht im rein Physi- 
schen zu suchen, sondern in psychologischen Verknüpfungen mit einem 


` anderen Worte, das Muster der Neubildung wird. Es gibt keinen rein 


lautmechanischen Wortwandel. Die Lautphysiologie hat erst in Verbindung 


mit der Psychologie sprachwissenschaftlichen Wert. 


Hartmann und Schilder machen Ausführungen über die Klinik 
und Psychologie der Amentia. Diese zeigt obarakteristische Auffassungs- 


störungen in Verbindung mit affektiven Störungen und oft auch katatoni- 
schen Erscheinungen. Wesentlich ist die infektiöse bzw. toxische Ätiologie. |. 
Amente Zustandsbilder kommen bei Schizophrenie und manisoh-depressivem 
Irresein vor. Melancholische postinfektiöse Zustandsbilder sind nicht der 
- Amentia zuzurechnen. 
Genzel hat Untersuchungen über den Blutzuckergehalt bei Psy- 
chosen, besonders bei Erregungszuständen, angestellt. Es ergab sich keine 
für alle Fälle geltende, gleichsinnige Beziehung zwischen Blntauoksrgehall, 
. und affektiver Erregung. | 
Thiele veröffentlicht einen Fall von akuter genuiner Hämato- - 
-porphyrie mit Polyneuritis und symptomatischer Psychose bei einem‘ 


%5jährigen Fräulein. Es kam zu einer fast totalen, schlaffen Lähmung 
mit sensiblen Störungen. Die Psychose trug einen‘ Selinlösen Charakter 
und bot andeutungsweise katatone Züge. 

Hinsen: Nachträge zur Symptomatologie der Encephalitis epidemica, 
Verf. weist auf die Suggestibilität der Patienten in deliriösen Zuständen 
hin, ferner auf das Vorkommen einer angioparalytischen passiven Hyper- 


ämie am Kopf und an den Händen. Er beobachtete ferner merkwürdige 


Hemmungszustände nach Aussetzen der Hyoszinmedikation. 


Goldbladt: Über einige psychiatrisch-neurologische Beobachtungen, | 
. Diese beziehen sich auf Vergrößerung der Parotis bei Schizophrenie, Trocken- ` 
heit und Hyperkeratosis bei Geisteskranken, wachsgelbe Gesichtsfarbe bei : 


Paralyse und Tabes. 


Panse: ‚Untersuchungen über Verlauf und Prognose beim manisch- 
depressiven Irresein. Die Prognose des Einzelfalles auf Grund von Ge- 


wichtskurve, Charakter der Zustandsbilder, Alter, Pubertät, Generations- 
vorgängen ist noch wenig gesichert. Systematische Untersuchungen über 


Verlauf und Symptomatologie der Erkrankung bei den Aszendenten dürften 
weitere Stützpunkte für die Prognose bringen. | 


_ Material einer Idiotenanstalt vorgenommen. 


 Vernieuwe: 


Liebers und Maaß haben serologische Untersuchungen an dem 


In 178 Fällen war nur in 
4,50%/, das Blut positiv, der Liquor in 3°/,. 


Pin6as teilt einen Fall von linksseitiger motorischer Apraxie nach 
Balkenerweichung mit. Es bestand keine Parese der rechten Hand und 


völlige Eupraxie derselben. Der Herd zerstörte die rechte 1. Stirnwindung, 


Gyrus cinguli und die rechte Balkenhälfte bis auf das Splenium. 


Erna Ball berichtet über eine durch Ernährungsschäden bedingte | 
Erkrankung des Zentralnervensystems bei 4 Geschwistern. 


1914—1918 in der Frontzone unter sehr ungünstigen Lebensbedingungen- 


Diese hatten 


existiert. Es bestand hochgradige, sensorisch bedingte Ataxie, als Grund- 
lage derselben ist eine Erkrankung der Hinterstränge und der hinteren 


Wurzeln anzunehmen. Neben dem exogenen Faktor ist ein konstitutioneller o 


anzunehmen. 
C. Mayer macht Bemerkungen zur Arbeit von E. Ball über die 


diagnostische Bedeutung des Grundgelenkreflexes. Die Grenzen der klini- 
schen Brauchbarkeit des Reflexes sind von E. Ball zu eng gezogen. Der 
krankhaften Steigerung des Reflexes kommt eine diagnostische Bedeutung 


zu. Im epileptischen Anfall fehlt der Reflex, ein Umstand, der bei zweifel- 
| haften Anfällen die Diagnose sichert. 


Hennebere 


Aus der neuesten französischen Literatur. ° 
Über Pupillenungleichheit in der Oto-Rhino- -Laryngologie sagt 


schränkt, durch Reflexerregung des Trigeminus, 


durch Einträuflung von 4°/,igem Kokain eine latente Miosis demonstrieren. 
Häufiger beruht jedoch die Anisokorie auf Reizung des großen Sympathikus 


in Form einer einseitigen Mydriasis, die dann, wenn die Lähmung auftritt, 


von einer Miosis gefolgt ist. So besonders bei Äneurysmen, Mediastinal- 


tumoren, und namentlich bei Zervikaldrüsenschwellung. Die beiden aufein- - 


anderfolgenden Phasen kann man beobachten bei den malignen Tumoren 


der Mandel, des Rhinopharynx und Larynx, bei den malignen Lymphomen 
des Halses und den degenerierten Kröpfen. (Scalpel 1924, 5.) 


Minkowski und Tisson charakterisieren die geistige Schwäche des 


dementen progressiven Paralytikers im wesentlichen als einen Verlust des 


Urteils und des Gedächtnisses. Anders beim Schizophrenen: hier leidet 


der pragmatische Faktor Not, es ist ein Verlust des vitalen Kontakts mit 


der Wirklichkeit, der Biegsamkeit der persönlichen Energie, eine Störung 
des Scharfsinns. Die statischen Faktoren, die isolierten Ideen und Erinne- 


rungen bleiben dabei intakt. Der dynamische Faktor, der Scharfsinn, der 
das Ganze dieser statischen Faktoren zu einem fortlaufenden, lebenden, 
beweglichen Ganzen umwandelt, hat gelitten. Beim Paralytiker leiden da- 


gegen diese statischen Faktoren zuerst. (Pr. méd. 1924, 19.) 

Ein Glaukom wird nach Chevallereau oft fälschlich für Iritis ge- 
nommen, trotz dilatierter Pupille, und mit Atropin malträtiert, obgleich 
die Anamnese, die Härte des Augapfels und das Verhalten der Pupille 


- die Diagnose nicht schwer macht. Das chronische Glaukom mit dem durch. 


die dilatierte Pupille grün durchschimmernden Augenhintergrund, die pro- 


gressive Verminderung der Sehschärfe und des nasalen Gesichtsfeldes als 


einzig subjektive Zeichen führen zu der irrtümlichen Diagnose eines be- 


zum Verlust des Augenlichtes, wäs Iridektomie . und ein Miotikum verhindern 
konnten. (Med. Paris 1924, 5.) 

Courtois-Suffit und seine Mitarbeiter geben eine Analyse von 
328 Fällen von Typhus in den letzten 4 Jahren aus Paris. 104 Männer 


Oft durch Kuchen 
mit Rahm und durch verdorbene Nahrungsmittel. Nicht selten durch 


Austern, schwer. Im Verlauf gewisse Änderungen gegen früher. Klinisch 
ist der Typhus vom Paratyphus kaum zu unterscheiden. Beginn: mild, 
progressiv, Kopfschmerzen, Schwindel, Schlaflosigkeit, Abgeschlagenheit. 


‘Außer bei brüskem Anstieg und dann mit Schüttelfrost allmählicher Tempe- 


raturanstieg. Diarrhoe und Erbrechen. bei Austern, sonst Verstopfung die 
Regel. Epistaxis sehr wichtig, auch in der Rekonvaleszenz. Roseolen fast 


masernähnlich. Taubheit, Obrensausen, Splenomegalie fast immer. Sehr 
selten Angina. Niemals die fuliginöse trockene Zunge: täglich Tropfklystier 
von einem Liter Glukoseserum mit 1,5 Uroformin, was stets reichlichen, 
klaren Urin schafft. Bei Para besonders reichliche Transpiration. 34 mal 
Hämorrhagien: angekündigt durch hüpfenden Puls, fötide Stühle, hochrotes 


Gesicht. Der 10. Tag etwa ist die kritische Periode. Zwei Perforationen, 


eine durch Operation mit gutem weiteren Verlauf geheilt, die andere nahm 
wider Erwarten einen guten Verlauf, wurde aber nach einigen Wochen 
wegen eines abgekapselten Abszesses an der Durchbruchsstelle operiert. — 
Herz: Dikroter Puls nur 2—3 mal. a Puls nur im Anfang und 


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In 36°): besteht bei Angina phlegmonosa eine einseitige 
|..Miosis, auch wenn sich die Entzündung ‘nur auf das Gaumensegel be- 


Manchmal kann man auch 


ginnenden Katarakts und zu dem Rat, die Reife abzuwarten, und. damit 


und 224 Frauen mit 21 Todesfällen. Para A und B in 81 Fällen. Ätio- 
| logie: In. der Mehrzahl der Fälle nicht zu eruieren. 


immer, ebenfalls in der Rekonvaleszenz, oft recht reichlich, manchmal fast | 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK —-Nr. 27. | 949 


nicht immer, sonst meist 120—130. Aber absolut kein schlechtes Zeichen.: 


‘Die bei Typhus sehr häufige Tachykardie ist vielleicht der Ausdruck der 


"Myokarditis (2. Woche), Hypotension, Verschwinden des ersten Aortentones . 


“an der Basis, Instabilität des Herzrhythmus. Ist sie stärker ausgeprägt: 
" dumpfe Herztöne, leichte Zyanose der Extremitäten, Kongestion an den 
"Lungenbasen. Verbreiterung nach rechts. Tachykardie kein Hinderungs- 
` grund zum Aufstehen. Höhestadium 2 Wochen. Zu Zeiten der Regel oft 
hohe Temperaturen mit neuen Roseolen und Leibschmerzen (Perforation?). 
mal Krise. Die ataxo-adynamischen Formen werden nur noch ausnahms- 
weise beobachtet. Austernform: Inkubation 10—12 Tage, brüsker Beginn, 
‚gastrointestinale Intoxikationserscheinungen. ‘Fast immer Typhusbazillen. 
‚Komplikationen: Phlebitis, Hämorrhagien, Myokarditis, Meningismus die 
“Regel. Mortalität: 17°/ gegen 3,6°/, der banalen Formen. — Kompli- 
kationen: Häufiger bei der Frau und beim nicht Geimpften. Beim Geimpften 
nur ausnahmsweise dramatischer Verlauf. Bei der Frau sehr häufig Rück- 


fälle, oft oszillierende Temperatur, die einen „öligen“ Abszeß vermuten 
läßt, wie er sonst nur bei der Septikämie vorkommt, aber auch hier häufig. 


ist, Sonst Phlebitis, Cholezystitis. — Diagnose: Häufige Serodiagnosen. 
Sehr oft wird die Pyelonephritis durch Kolibazillen mit Typhus verwechselt. 
— Prophylaxe: . Hygiene der Nahrungsmittel, Präventivimpfung, die auch 
nach erfolgter Infektion milderen Verlauf ermöglicht. (Pr. méd. 1924, 29.) 
Die Blennorhagie behandelt Tansard mit Vakzinen und Milch- 
einspritzungen gleichzeitig. Und zwar nehmen sie Antigonokokken- und 
_Antistapbylokokkenserum zu gleichen Teilen, das sie nach Besredka am 
unteren Teile der Bauchwand einspritzen. Gleichzeitig Milch ins Gesäß in 
zwei Tempi, um ähnliche Zufälle wie die nitritoiden beim As zu vermeiden. 
Das erste Mal 1, später 2 cem, in akuten Fällen später 5 com. Tritt etwa 
nach 14 Vakzineinjektionen keine Besserung auf, neue Vakzine aus den 
Fäden. Erfolg: dekongestionierend, und infolgedessen rapides Verschwinden 
der Schmerzen bei Epididymitis, Prostatitis, der Pollakiurie, Hämaturie, 
und der terminalen Schmerzen bei Zystitis.. Bei chronischen Urethritiden 
viel raschere Heilung, als mit der klassischen lokalen Behandlung, nur 
wenige Instillationen und Spülungen, aber keine Massage bei Prostatitis. 
Epididymitiden brauchten nicht im Bett liegen. Auch beim Rheumatismus 
gute Erfolge. Versager: Kranke mit kolloidoklasischer Diathese und bei 
solchen, bei denen ein Shock nicht hervorgerufen werden kann. (Pr. méd. 
1924, 30.) v. Schnizer, 


Therapeutische Notizen. 


| Chirurgie. 


„Uexeton Bayer“ und seine Bedeutung für die chirurgisch-gynä- 


kologische Praxis bespricht Scheid (Berlin-Lichtenberg). Das von den 
Elberfelder Farbenfabriken hergestellte wasserlösliche Kampferpräparat 


wurde 1°/,ig intravenös je 1,2 cem und 10%/,ig intramuskulär je 2,2 com 


öingespritzt. Es wurde 3—4mal täglich mit schnellem Erfolge während 
1-2 Tagen gegeben. Erregungszustände wurden danach nicht beobachtet. 


Bei der intravenösen Einspritzung wurde zunächst etwas Blut angesaugt - 


und danach langsam eingespritzt. Die Wirkung trat nach 5—10 Minuten 
ein und bielt 1—2 Stunden an. Die intramuskuläre Einspritzung wirkte 
nach 10—15 Minuten und hielt 2—3 Stunden an. Das „Hexeton Bayer“ 
st eine wertvolle Bereicherung in der Verhütung und Behandlung post- 
operativer Störungen des Kreislaufs und der Atmung. (Zbl. f. Chir. 1924, 
Nr. 15.) K. Bg. 
Zur Tamponade der Bauchhöhle wählt Härting (Leipzig) nur 
Silbergaze. Die Silbergaze hat die Eigenschaft, niemals mit der Nachbar- 
schaft, speziell nicht mit der Serosa des Darms, zu verkleben; sie wird 


durch das Sekret des benachbarten Gewebes schlierig und läßt sich dann 


nach 5, besser 6 Tagen mit einem leisen Zug einer Pinzette leicht heraus- 
ziehen. Hat man bei der Tamponade oder Drainage ein Gummirohr, mit 
Silbergaze umwickelt, eingeführt, so ziehe man erst das Gummirohr heraus; 
| dann sinkt die Silbergaze nach der Lücke zu und läßt sich sehr leicht 
entfernen. Bei Anwendung der Silbergaze (Chemische Fabrik von Heyden, 
Radebeul bei Dresden) werden dem Kranken Schmerzen erspart. (M.m.W. 
1324, Nr. 17.) F. Bruck. 


Schulterabduktionsapparat, verstellbar für rechts und links, empfiehlt 


Selig (Stettin). Er erlaubt Einstellung auf die Größe des Kranken, ent- 
und Darmbeinkamm, er gestattet die Einstellung der 


sprechend Schulter- 

Abduktion, und durch ein Drehscheibengelenk Bewegungen im Ellenbogen- 

ale so daß die Schiene für rechts und links verwendbar ist. (Hersteller: 
helm Meyer, Stettin.) (Zbl. f. Chir. 1924, Nr. 18.) 

Mics A St Universal-Beleuchtungsinstrument für Körper- 

(Berlin) m perationsgebiete hat Herzberg bei der Firma Otto Tönnse 

angeschr erstellen lassen. An ein 1 m langes Bleikabel ist eine Glühlampe 


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aubt, die durch eine Glashülse geschützt wird. Als Stromquelle 


dient ein Akkumulator von zwei Zellen, oder eine Taschenlampenbatterie, 


oder ein Mignonanschlußapparat. Preis M. 50,—. (Zbl. f. Chir. 1924, Nr. 18.) . 


Die Verwendung der Jod-Sodalösung (Pregische Lösung) zur Hände- 
desinfektion ist nach Korabelnikoff (Odessa) nicht zw empfehlen. Durch 
längeres Waschen der Hände gelang es nicht, die Haut der Hände keimfrei 
zu machen. (Zbl. f. Chir. 1924, Nr. 15.) | K. Bg. 


 Frauenkrankheiten. co: 


Zur differentiellen Diagnostik der Beckenexsudate und Becken- 
tumoren empfieblt Jentter (Petersburg) die ‚Perkussioa des Darmbein- 
kammes. Wenn zwischen Beckenknochen und Beckenbauchfell entzünd- 
liche Exsudate, Blutgeschwülste, Eiterungen nach Wurmfortsatzentzündungen 


gelagert sind, so gibt die Perkussion der entsprechenden Spina ilii einen 


gedämpften Klopfschall. Bei intraperitonealen Geschwülsten der Adnexe, 
der Eierstöcke, der Tuben bleibt der Kopfschall klanghaltig. Die Per- 
kussion der Spina ilii ist ein wertvolles Hilfsmittel in der Differential- 


diagnostik von Beckenexsudaten und Beckentumoren. (Zbl. f. Gyn. 1924, 


Nr. 18.) nn eo 
 Vakzinetherapie der weiblichen Gonorrhoe bespricht Wolff nach 
den Erfahrungen der Gynäkologischen Abteilung des Allerheiligen-Hospitals 
in Breslau. Die per os gegebene Endovakzine ist wertlos; das Resatin 
macht heftige Allgemeinerscheinungen ohne Erfolg, ‚Loesers Frisch- 
vakzine ist ein wirksames Mittel, falls der Impfstoff nicht älter als 
3 Monate ist. Die Impfung mit lebenden Gonokokken ist mühevoll, 
aber bringt bei einem Teil der Fälle eine schnelle Heilung. Das Gonargin 
und das Gono-Yatren bringt eine Abkürzung der örtlichen Behandlungs- 
dauer und scheint einen wirksamen Schutz gegen die Ausbreitung der.Ent- 
zündung zu bilden. — Es empfiehlt sich, mit der Methode in. einzelnen 
Fällen zu wechseln, also Lebendvakzine abwechselnd mit Gonargin oder 
Gono-Yatren zu geben. Das Gono-Yatren wird zweckmäßig in kleinen 
Dosen intravenös eingespritzt. — Erforderlich ist, um eine Heilung fest- 
zustellen, eine Beobachtungszeit von 4—6 Wochen, Nachuntersuchung nach 
wiederholtem Eintritt der Periode und nach örtlichen und allgemeinen 
Provokationen, also Einspritzung. von 2°/,iger Höllensteinlösung in die 
Harnröhre und Einspritzung von Aolan intrakuten. (Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 20.) 
Die Dysmenorrhoe der Spasmophllen und die Ursachen des Men- 
struationsschmerzes bespricht Max Hirsch (Berlin). Der lokalen Behand- 
lung ist nur ein verschwindend kleiner Teil bedürftig. Die Kranken werden 


eingeteilt in Ptotiker, Hypoplasten, Neurastheniker, Spasmophilie und 


Intersexe. Viele Individuen tragen die Kennzeichen mehrerer Gruppen. 
Bei den spasmophilen Dysmenorrhoischen empfiehlt sich die intra- 


in- Ampullen von 10 com). Es werden kleinere Dosen von 8—4 ccm in 
Zwischenräumen von einem Tage eingespritzt, unterstützt wird die Behand- 
lung durch Phosphorlebertran. Auch die mit der Dysmenorrhoe. vergesell- 


gemeinzustaud gebessert. (Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 20.) . K. Bg. 
Bei der Eklampsie empfehlt Erwin Zweifel (München) den pri- 
mären Aderlaß. Man darf aber nicht zu wenig Blut ablassen. Es handelt 


sich dabei um eine Entgiftung des Organismüs und zugleich eine Blut- 
‚drucksenkung. Bei der Eklampsie hat man regelmäßig einen gesteigerten 
Blutdruck. Deshalb lasse man zunächst 500 ccm ab (darüber hinaus aber 


nur bei sehr gesteigertem Blutdruck und nur unter Kontrolle des Blut- 
druckes). Man kann ja später jederzeit noch einen zweiten Aderlaß aus- 
führen. Unmittelbar vor der Geburt oder vor Ausführung einer Zangen- 


‘operation soll man erst den Blutverlust bei der Geburt abwarten und 


dementsprechend die Menge des zu entnehmenden Blutes. größer oder 
kleiner wählen, Statt der Stroganoffschen narkotischen Behandlung mit 


Morphium und Chloralhydrat empfiehlt der Verfasser die Rißmannsche 


mit Luminalnatrium und Magnesium glycerinophosphoricum. 
(M.m,W. 1924, Nr. 17.) Pa l F, Bruck. 


Luker behandelt die puerperale Sepsis mit Antistreptokokkenserum 
je an den ersten 3 Tagen der Krankheit oder am’ ersten Tag, wenn der 


Patient in Behandlung kommt, wenn auch die Krankheit schon einige 


Tage gedauert hat. Außerdem intravenöse Injektionen von Chinin. bimur. 
am 4., 6, 8. Tag und intramuskuläre Injektionen von Chinin am 5., 7, 
9., 10., 11. und 12. Tage der Krankheit. Dosis nicht angegeben. (Journ. 
obst. gyn. Manchester 1923, 30.) _ o | v. Schnizer. 
Hungerkrankheiten oder Stoffwechselerkrankungen der Schwangeren 
bespricht Rißmann (Osnabrück). Das Bezeichnende der Stoffwechsel- 
störungen Schwangerer ist die ständige Aufbürdung von fremden. Bestand- 
teilen. Zur Behandlung müssen Substanzen zugeführt werden, die im 
gewöhnlichen Leben nicht in der Form und in der Menge genossen werden. 
Dazu dient das von Rißmann empfohlene Salzgemisch Eklampsol der 
Firma. Hadra in Berlin. (Zbl. f£. Gyn. 1924, Nr. 16.) K. Bg. 


Die Behandlung hat sich gegen die Konstitutionsschwäche zu richten. 


venöse Einspritzung von Afenil (10°/,ige Chlorkalziumharnstoffverbindung. 


schafteten Anfälle von Migräne werden dadurch beeinflußt und der All- 


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950 


- Brust. (Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 19) 


Die Behandlung der Nachgebortsperiode nach Baers Verfahren 
empfiehlt Bürger (Ungarn). Der gelöste Kuchen wird nicht exprimiert, - 


sondern die Frau wird zum Mitpressen aufgefordert und zugleich wird 


die Bauchwand mitsamt den graden Bauchmuskeln in einer Längs- 
falte aufgehoben, damit die Bauchpresse wirksamer arbeitet. Die be- 


ständige Prüfung der Gebärmutter durch die aufgelegte Hand ist überflüssig. 


Man wartet die physiologische Lösung ab, deren gutes Zeichen das Küstner- _ 
sche Zeichen ist, d. h. die aus der Scheide hängende Nabelschnur zieht. 
sich nicht mehr. zurück, wenn mit gestrecktem Finger die Bauchdeoken dicht ' 
: oberhalb des Schambeins eingedrückt werden. (Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 20.) 


Zur künstlichen Atmung bei Asphyxia neonatorum empfiehlt Hans ; 
Baumm (Breslau), das Kind an den Schultern zu fassen, so daß der ' 


Körper ‘senkrecht hängt. In dieser senkrechten, hängenden Haltung wird 


das Kind unter ruckartigen Bewegungen gehoben und gesenkt, wobei die | 
Luft mit hörbarem Geräusch beim Heben ausströmt und beim Senken- ein- ' 
strömt. Die Methode ist auch bei ‚Knochenbrüchen und a Dorien an- 


wendbar. (Zbl. f. Gyn. 1924; Nr. 17.) 


‚ Bei Mastitis soll nach Schreiner (Kassel) bei den ersten E J 
der Entzündung’ das Stillgeschäft für die nächsten Tage unter- : 
brochen werden. Die Brust soll durch Hochbinden ruhiggestellt und mit 
Eisblase oder kalten, feuchten Umschlägen behandelt werden. Es gelingt . 
auf diese Weise, in fast 90%/, der Fälle die Mastitis zu kupieren. Abführ- | 
. mittel in höheren Dosen als sonst üblich. ‚wurden nicht verabreicht. Über : 

besondere Schmerzen infolge der Milchstauung in der abgesetzten Brust 
wurde nicht geklagt. Das Absetzen des Kindes für einige Tage bis zum | 


| in einem vollständig neuen, Gewande. 
Rückgang der Entzündungserscheinung bewirkt nur. bei einer geringen | 


Anzahl von Frauen, einen Verlust der Stilfähigkeit i in der erkrankten 
l K. Bg. 


Bücherbesprechungen. 


| Holzkuecht, Röntgentherapie, Revision und neuere Entwicklung. 


RtM. 3,—. 


Die zahlreichen Vorträge, in denen sich Hölzknecht in den letzten 


Jahren gegen die vielfach vorherrschende allzu ingenieurmäßige und allzu : 
‚ technische Auffassung der strahlentherapeutischen Probleme gehalten hat, 
‚haben zweifellos mit dazu geführt, daß ‘die biologische Erforschung der ` 
Strahlenwirkung schon heute durchaus wieder im Vordergrund der modernen ` 
tiefentherapeutischen Forschung steht. Das vorliegende Heft stellt eine - 


Sammlung dieser Vorträge in wortgetreuer' Wiedergabe dar. Es sind darin 
eine Fülle von Gedanken ausgesprochen, welche dem ernsthaft wissenschaft- 


lich tätigen Röntgentherapeuten manch brauchbare Anregung gebracht: 
- haben und noch bringen werden, | 
| Eine scharfe Kritik ist immer verdienstvoll, besondere wenn sie in 
80 liebenswürdiger und sachlicher Form erfolgt, wie hier, Bedauerlich ist | 
‘nur, daß der Autor keinerlei grundsätzliche Unterschiede zwischen den | 
verschiedenen modernen tiefentherapeutischen Schulen macht und die ganze 
'tiefentherapeutische Forschung unterschiedslos als grundsätzlich einheit- 
Dadurch kann man sich des Eindrucks nicht | 
'erwehren, daß in vielen Punkten offene Türen eingerannt werden und eine 
‚allzu einseitige Einstellung des Autors zu einem unberechtigten Ver- 


liches Ganzes abhandelt. 


nichtungsurteil der modernen Tiefentherapie führt. Auf alle Fälle aber 


bietet die von einem höheren Standpunkt aus vorgenommene naturphilo- | 


sophische Betrachtungsweise der modernen röntgenbiologischen und röntgen- 


therapeutischen Probleme dem Leser den ‚Anreiz zu kritischerer Würdigung | 


der Modernen Literatur und der Ergebnisse der eigenen Arbeit. 
Holfelder (Frankfurt a. M.). 


| Eppinger-Papp-Schwarz, Über das Asthma cardiale. Versuch zu einer. 
. peripheren ra 


Mit 39 Abbild, 


Springer. GM. 9,60. 


Die Verfasser beobachteten, daß sich i in manchen Fällen von Asthma . 


cardiale leergestriohene Armvenen von der Peripherie her auffallend rasch 
füllten; sie schlossen daraus auf eine erhöhte Strömungsgeschwindigkeit 


des Blutes und fragten sich, ob diese vielleicht die Ursache der Anfälle 
o. von Asthma cardiale sein könnte. 


Plethysmographische. Untersuchungen 
der Blutströmung im Arm und Vergleiche des Sauerstoffgehaltes arteriellen 


und venösen, durch Punktion der Armgefäße gewonnenen Blutes bestätigten. 


die-Annahme, daß in bestimmten Fällen die Strömungsgeschwindigkeit des 
Blutes gesteigert sei: echtes nervöses Asthma cardiale. Die Fälle, in 


denen die ‚Strömungsgeschwindigkeit. nicht vermehrt war, sind als Asthma- 
cardiale infolge Herzschwäche aufzufassen. 


Bestimmungen des Minuten- 
volumens gaben zum Teil Werte, die mit den Bestimmungen der Strömungs- 


geschwindigkeit des Blutes in den Armgefäßen nicht übereinstimmten; os 


o m „ERDIEISISCHE KLINIK — N. 2%. ©. 


Berlin 1924, Julius 


wird daraus geschlossen und begründet,. daß für die allgemeine Strömungs- 
geschwindigkeit das Splanchnikusgebiet _ und die ihm als-Stauweiher auf 

| dem Weg zum Herzen vorgeschaltete Leber eine wichtige Rolle spielen. 

Versuche mit verschiedenen Mitteln, insbesondere Morphium und Pituglandol, 

| ‚ergaben eine Stütze für die Auffassung der Verfasser vom Asthma cardiale. 


' Diese kurze Wiedergabe der Hauptergebnisse des inhaltreichen Buches 


möge genügen, um zu zeigen, daß eine ‚ganze Reihe ebenso wichtiger wie 

| schwieriger Fragen angeschnitten wird. Die Verfasser betonen selbst, daß 
manches -noch nicht spruchreif ist; als genügend gestütztes Resultat ergibt 

sich aber schon jetzt, daß dem lange Zeit ‚unterschätzten peripherischen 

| Kreislauf eine noch größere Bedeutung zukommt, als man heute gewöhnlich 
annimmt, eine Bedeutung, die für das Asthma cardiale im besonderen bis 

jetzt nicht bekannt war. 


und ist des Interesses der Kliniker, Pharmakologen und Physiologen sicher. 


Die Arbeit bringt eine Fülle von Anregungen 


Edens. 
Carl Oienhäliier, Die Fermente und ihre Wirkungen. Nebst- einem 


" Sonderkapitel „Physikalische Ohemie und Kinetik“ von Dr. Richard 


. Kuhn, Fünfte, vollständig neubearbeitete Auflage: Lieferung I. „Ieipzig | 


1924, Georg Thieme, : 


| 


Das unentbehrliche Werk über Fermente von Carl Sei 
wurde schon seit längerer Zeit mit Sehnsucht erwartet; ‘haben doch die 
| letzten Jahre auf dem Gebiete der Fermentforschung, vor allen Dingen 
dank den Arbeiten von H. von Euler, R. Willstätter, Carl Neuberg,- 
| A. Fodor u. a. ganz bedeutende Fortschritte ‚gezeitigt. Das Werk erscheint 


Die. erste Lieferung enthält die ` 
| Begriffbestimmung, die Einteilung und die Wirksamkeit der Fermente, ferner 


die deskriptive Chemie der Fermente. In einem dritten Hauptteil. ist die 


| Beeinflussung der Fermentwirkung durch äußere Faktoren und in dem 
‚| vierten die physikalische Chemie und Kinetik dargestellt. 
| und Kuhn haben die gestellten Aufgaben in ganz hervorragender Weise . 
: gelöst, Das Werk ` wird auch in der neuen Auflage für den Lernenden. 
'| sowohl als für den Lehrenden und vor allen Dingen. für den Forscher eine 


Fundgrube des W sgonn und auch augen der Anregung sein. 
-. 2.Band, 2. Heft. Bogin und Wien 2 Urban &Schwaraonberg, 8.155— 251. : 


Opp enheimer 


Emil Ab derhalden. | 


| Dietrich und Kaminer, Handbuch der Balneologie, medizinischen | 


Klimatologie und Balneographie. Bd. IH. 346 S. mit 17 Abbild, 
und Kurven. Leipzig 1924, Georg Thieme. Geh. 10,50, geb. 13,50. 
Der vorliegende Band enthält eine eingehende Darstellung der 
Klimatophysiologie und der Strahlenphysiologie. Ingbesondere 
die Physiologie der Klimawirkung hat wohl noch nie vorher eine so 


gründliche, vielseitige und kompetente Bearbeitung gefunden, Wir treffen. | 
bier als Bearbeiter die bekannten, aus der Zuntzschen Schule hervor- 


gegangenen Klimaforscher A. Loewy und Franz Müller an, daneben hat 


Auf die vielen interessanten Einzelheiten einzugehen verbietet der Raum; 
es sei nur erwähnt, daß im Kapitel „Tropenklima“ A. Loewy zum ersten 
Male eine zusammenfassende Schilderung. der Forschungsergebnisse der 
Expedition bringt, die er zusammen mit anderen Physiologen (Bickel, 
Wohlgemuth, Schweitzer) kurz vor dem Kriege zum Studium des 
Wüstenklimas nach Ägypten unternommen hatte, ` 

Ebenbürtig den klimatologischen Abschnitten stehen die Kapitel über 


Physiologie der Sonnenstrahlung (C. Neuberg und L. Pincussen) 
und über die physiologischen Wirkungen des Radiums und der .radio-. 
aktiven Substanzen (W. Caspari). Alles in allem kann man diesen 


‚neuen Band des groß angelegten Handbuches als besonders gelungen und 
wertvoll bezeichnen. | A. Laqueur (Berlin). 


F. Haenisch, Die Röntgenuntersuchung der Leber, der Gallen- 


blase und der Gallensteine, Mit 7 Abbild. im Text und 40 Röntgeno- 
grammen auf 6 Tafeln. 63 S. Leipzig 1924, Joh. Ambr. Barth. M. 3,20. 
(Sonderabdruck aus dem H. Rieder-J. Rosenthalschen eREnUSN der 
Röntgenkunde. 2. Aufl. 1924.) 
Die Arbeiten verschiedener amerikanischer ` "Autoren (George und 
Leonard, Kirklin, Arens, Knox, Fischer u. a.) haben in den letzten 


von pathologischen Zuständen der Leber und Gallenblase viel weitergehende 
Aufschlüsse erhalten kann, als man früher auf Grund der Erfahrungen mit 
einer mangelhaften Technik allgemein annahm. Nunmehr haben sich 


‘auch deutsche. Autoren. (G. Schwarz, Haudek, Eisler u. a.) mit Eifer 


dieses Gegenstandes angenommen. Prof. Haenisch bietet in vorliegender 
Monographie eine instruktive, von zahlreichen schönen Abbildungen be- 
gleitete Darstellung dieses Wissensgebietes, welche als das Resultat ein- 
gehender Studien und vielfacher Erfahrung jedem Interessenten viele wert- 


volle Anregungen bieten wird. Leopold Freund: (Wien). 


_6.Juli 


sich beim Kapitel „Seeklima“ B. Berliner beteiligt; das bisher wohl noch‘ 
| kaum beobachtete Polarklima ist von J. Lindhard (Kopenhagen) in 
sachverständiger Weise in seinen physiologischen Wirkungen beschrieben. 


Jahren gezeigt, daß man mit einer sorgfältigen speziellen Röntgentechnik 


6. Jali 


Kongreß- und Vereins-Berichte. > 


Berlin. 


Berliner medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 18. Juni 1924. 
Offizielles Protokoll, 


Vorsitzender: Kraus. Schriftführer: Ben da. 


Verstorben schon vor einigen Monaten Herr Sanitätsrat Dr. Walter. 
Die Gesellschaft erhebt sich zu seinem Andenken. 
. Einladung der Gesellschaft für Sexualwissenschaft und Konstitutions- 
forschung zur Sitzung am 19. Juni, 8 Uhr. Vortrag von Herrn Fr. Kraus: 
Wider den undurchgedachten Psychologismus in der Medizin“, | 
Anschreiben des Groß-Berliner Ärztebundes betrefis der Annahme ' 
‘von Arztstellen an den Krankenkassen, Ambulatorien und der Mitglied- 
schaft beim Berliner Krankenkassenverein; der Gegensatz dieser Einrich- 
tungen zu den Standesanschauungen wird betont. i Ze 


| Vor der Tagesordnung. 
fl Diskussionsbemerkung zum Vortrag des Herrn Citron: Theorie des 
Insulins. Frl. Wittgenstein weist darauf hin, daß die Verlangsamung 
i. der Schlagfolge des Herzens sich auch nach der perlingualen Applikation 
j von Insulin bemerkbar macht. 
i Herr Citron am Herzpräparat nach Straub- beobachtet hat, ist im Tier- 
experiment schon vor Monaten von Bruno Mendel und A. Wittgenstein 
bie; gefunden worden. l 
i Tagesordnung. 
>a 1. Pfungst - Frankfurt a. M. (a. G.): Die Bedeutung der Affen- 
' biologie für den Menschen. (Großer Beifall.) (Erscheint unter den 
Originalien dieser Wochenschrift.) 
Der Vorsitzende spricht dem Redner seinen Dank aus. 
2. H. Maaß: Zur Psychologie und Pathologie des Knochen- 
wachstums. (Erscheint unter den Originalien dieser Wochenschrift.) 


~ i Halle a. S. 
E Verein der Ärzte. Sitzung vom 28. Mai 1924. 


P Hartwich: Die Okzipitalpunktion, eine neue Methode zur Liquor- 
; < gewinnung. Neben der Lumbalpunktion nach Quincke wurde schon 
früher. der Versuch gemacht, an einer anderen Stelle des Spinalkanals 
Liquor zu gewinnen, so an der Cysterna cerebello-medullaris. So hatte 
’ Westenhöfer bei Meningitis epidemica die Inzision und Drainage des 
: ligamentum atlanto-oceipitalis empfohlen. Analog hatten Anton und 
‚ Schmieden den Subokzipitalstich empfohlen. Weigeldt und aämeri- 
‘ kanische Autoren empfahlen dann die Zysternenpunktion. In der medi- 
“ zinischen Klinik wurden Fälle von Meningitis epidemica mit Subokzipital- 
: punktion behandelt. Es wurden 92 Punktionen an 59 Patienten ausgeführt. 
: 2 Fälle von Meningitis epidemica wurden geheilt, bei denen 13- bzw. 11 mal 
i subokzipital punktiert worden war. Die Punktion bot keine Zwischenfälle, 
. Diemals Folgeerscheinungen. Zumeist würde im Liegen punktiert. Zur 
‚ Kontrolle wurde stets die Lumbalpunktion mit ausgeführt. Eingegangen 
| wurde zwischen Prot. occ. ext. und Tub. post. des Atlas, genau in der 

Mittellinie, bis zu einer Tiefe von 3 cm bei Kindern und 4 cm bei Er- 


aa Te - 


2 te 


' Stoben und man befindet sich in der Oysterna cerebello-medullaris. Bei 
Lokalanästhesie ist die Entfernung größer. Bei Einhalten der Vorschriften 
Ist der Eingriff durchaus ungefährlich, vor allem ist die Verletzung der 


Medulla ausgeschlossen, da in der Zysterne ein Spielraum von 1,5 cm ist. 


Die Subokzipitalpunktion ist ein vollwertiger Ersatz für die Lumbalpunktion. 
Sio ist leichter auszuführen und mit geringeren Schmerzen verbunden. 
Punctio sicca kommt nicht vor. Bei Punktion im Liegen findet man die 


gleichen Druckverhältnisse in der Zysterne und im lumbalen Subarachnoidal- 


taum. Bezüglich Zellgehalt herrscht weitgehende Übereinstimmung, doch 
ist im pathologischen Lumballiquor meist ein höherer Zellgehalt. Wa.R. 
war gleichmäßig, ebenso meist die Globulinreaktion. 

Aussprache: Anton: Kontraindikationen sind Geisteskrankheiten, 
Oft besteht Synostose des Os occipitale mit dem Atlas. — Schaetz: 


In den Fällen, die zur Sektion kamen, war keine anatomisch nachweisbare 


Schädigung vorhanden. 


Becher: Über Bewegungsvorgänge in der Schädel-Rückgratshöble. 
Die pulsatorischen Erhebungen, die man bei der Lumbalpunktion im Mano- 
meterrohr beobachtet, fallen nicht in die Systole, sondern in die Diastole; 


graphisch ‚stellen sie eine einfache Kurve dar, die an eine Sinuslinie er 
nnert. Die respiratorischen Druckschwankungen verhalten sich im Liquor 


a der Lumbalgegend wie die thorakalen Druckschwankungen. Der Anstieg 


- pulses beruhen. 


Die Umkehrung der Finalschwankung, die | 


> Wachsenen. In dieser Entfernung wird die Membrana atlant. oceip. durch- 


erfolgt in der Exspiration. Ein anderes Bild erhält man, wenn man die 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. o 951 


n 


Druckschwankungen am anderen: Ende des -Duralsackes, im Bereich ‚des 
Gehirns, registriert. Der Gehirnpuls liegt in der Systöle, er kann in seiner 


| Form ganz dem zentralen Arterienpuls ähneln. Nicht selten besteht der 
- Gebirnpuls aus drei Erhebungen, von denen die erste in der Systole gelegen 


ist und sicher dem Arterienpuls ihre Entstehung verdankt. Die beiden 


kleineren diastolischen Wellen konnten mit dem Venenpuls zusammen- 


hängen. Der Gebirnpuls ist kein Plethysmogramm, da der Schädel keinen 
völlig geschlossenen Plethysmographen darstellt. Für die Entstehung der 
diastolischen Lage einer einfachen Form der Liquorpulskurve lumbal könnte 


. an eine Übertragung der Druck- und Volumschwankungen des Venenpulses 


gedacht werden. Venen in der Nähe der Wirbelsäule können Pulsation 
zeigen. Die diastolische Erhebung des Venenpulses am Halse beginnt aber 
später als die des Liquorpulses in der Lumbalgegend. Die diastolische 
Lage der Welle könnte auch auf einem verspäteten Eintreffen des Arterien- 
Dagegen steht die Tatsache, daß der Liquorpuls der 
Membrana atlanto-occipitalis in der Systole liegt und viel größer ist, ob- 
wohl diese Stelle: nicht näher am Herzen liegt. Eine Möglichkeit der Er- 
klärung für die diastolische Liquorwelle in der Lumbalgegend wäre die 


. Annahme einer Fortpflanzung des Gehirnpulses vom Schädel bis in die 


Lumbalgegend. In Versuchen an Mensch und Tier wurde gezeigt, daß eine 


| im Schädel erzeugte Druckschwankung, sich mit einer Verspätung bis in 
' die Lumbalgegend fortpflanzt, die mit der Verspätung des Lumballiquor- 


pulses gegenüber dem Gehirnpuls übereinstimmt, Ferner wurde gezeigt, 
daß der lumbale Liquorpuls bei Kompression der Karotiden aufhört oder 
deutlich kleiner wird. Er hört oft nicht ganz auf, weil die Arteria verte- 
bralis noch das Gehirn versorgt. Leitet man den Karotispuls durch einen 
dem spinalen Arachnoidealsack entsprechenden, mit Wasser gefüllten 


Schlauch, so erleidet er eine wesentliche Verspätung und Vereinfachung, 


die nach Form und Lage an den Lumballiquorpuls erinnert. Die Fort- 
pflanzungsgeschwindigkeit der Gehirnpulswelle in die Lendengegend beträgt 
etwa 3 m. Die Wellenlänge ist größer als der ganze Liquorbehälter. Die 
Fortpflanzung findet wahrscheinlich nicht nur durch den Liquor, sondern 
auch durch die festweiche Substanz des Zentralnervensystems statt. Zwischen 
Schädel und spinalem Arachnoidealsack pendelt dauernd ein bestimmtes 


' Liquorquantum, das den Hirnpuls ermöglicht. Zum Teil wird aber die 


Hirnbewegung auch durch Ausweichen des Venenblutes aus der Vena jugu- 
laris interna ermöglicht. Die den spinalen Arachnoidealsack durchlaufende 
Wellenbewegung dient fernerhin der Liquormischung. 


Sitzung vom 5. Juni 1924. 


Lüttge und v. Mertz: Nachweis von serologischen Spaltprodakten 
nach Einwirkung von Substrat mittels Alkohol. Lüttge: Junge oder 


methode von Abderhalden wird modifiziert, indem die Fehlerquelle der 
Hülsen ausgeschaltet wird. Das Serum wirkt im Reagenzglas auf das Sub- 
strat ein. Dann wird mit 96°/,igem Alkohol das molekulare Eiweiß Zur 
Gerinnung gebracht, während die Spaltprodukte in Lösung bleiben. Der 
Nachweis erfolgt mittels einer alkoholischen Ninhydrinlösung. Mit dieser 
modifizierten Methode, die sich als einwandfrei erwies, wurde Nabelschnur- 
blut untersucht. Es wurden geprüft: Plazenta, Ovar, Hoden. Dabei ergab 
sich sowohl bei Knaben wie bei Mädchen eine positive Plazentarreaktion 
und eine negative Ovarreaktion. Dagegen war die Hodenreaktion nur bei 
Knaben positiv. Eine Prüfung ergab das gleiche Resultat bei Untersuchung 
des Armvenenblutes bei der Mutter vor der Geburt. Allerdings ist die 
Reaktion auf Plazenta bereits im 1. Graviditätsmonat nachweisbar, die 
Hodenreaktion dagegen erst im 5. Monat. Die Methode ‚stimmte in 1000/,. 
Damit ist zum ersten Male der Nachweis gelungen, daß im fötalen Blute 


nachweisbar sind. 


Küstner: Serologische Untersuchungen zur Frage: Uterusexstir- 
pation oder Kastration? Während die Uterusexstirpation bei schweren 
Blutungen das kranke Organ aus dem Körper entfernt, zerstört die Röntgen- 
kastration der Ovarien Organe, die im Körperhaushalt notwendig sind. 
Nach der modifizierten Methode des Abderhaldenschen Dialysierverfahrens 
wurden 9 Patientinnen mit Uterusexstirpation und 8 mit Röntgenkastration 
auf Ovarabbau untersucht. Bei den Kastrierten war die Reaktion auf Ovar 
stets positiv, bei den Exstirpierten nur in 1 Fall, der, wie der Operations- 
befund ergab, durch den Eingriff gewissermaßen kastriert worden war. Die 
Reaktion zeigt also, daß die Uterusexstirpation keine schädigende Einwirkung 
auf das Befinden wie auf die Funktionen des Körpers ausübt. W. 


Mädchen. Geschlechtsbestimmung des Kindes im Mutterleib. Die Dialysier- 


Inkrete nachweisbar sind, wie auch zum ersten Male gezeigt worden, daß’ 
Inkrete vom Fötus auf die Mutter übergehen und im mütterlichen Blute 


[ne Ma T o 


'Endogen-N im Fieber: 
des Gesamtumsatzes! 


952 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


6. Juli 


Leipzig. 

| Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 20. Mai 1924. 
Krauß: Probleme des Eiweißstofiwechsels. 
een: des’ Eiweißstoffwechsels: 1. Stickstoffgleichgewicht, 
2, Stickstoffausscheidung im Hunger, verbunden mit Bestimmung des Ruhe- 
Nüchtern-Umsatzes, 3. Stickstoffausscheidung hei praktisch ‚stickstofffreier, 
kalorienreichster Kost; ‚Abnützungsquote (Rubner) oder Endogen-N (Folin). 
Fr. Müller hat sich gegen den Begriff der Abnutzungsquote gewandt, weil 


der Endogen- oder Minimal-N nicht in allen Fällen des Gesamtkraftwechsels 
. ein konstantes Verhältnis hat, und weil bei zellzerstörenden Prozessen, 
wie z.B. den Leukämien, nach Bestrahlung das abgestorbene Protoplasma- | 


eiweiß wieder im Körper verwertet wird. Neben einem bestrahlten Karzinom 
wird die Tabelle einer progressiven Muskeldystrophie demonstriert, bei der, 


. aus dem Harnkreatin gerechnet, täglich 2,2 g Muskelstickstoff zerstört 


werden. Auch dieser N tritt für Körperstickstoff ein. Ähnlich dem Typhus- 


rekonvaleszenten von Svenson sind Menschen, die 3—4 Wochen mit . 
N-ärmster Kost ernährt werden, eiweißhungrig. Belege hierfür mit Ver- 


fütterung von Milch, peroraler und intramuskulärer Zufuhr von Menschen- 
und Pferdeserum. Es ist jedoch vielleicht ein Unterschied, ob ganze Zellen 
absterben, oder die intakte Zelle ihre N-haltigen Stoffwechselendprodukte 


. als weiterhin unbrauchbar zur Ausscheidung bringt. Es besteht die Möglich- 
keit einer zentralen Regulation des Eiweißstoffwechsels, und der Endogen-N 
wäre dann vielleicht der niedrigste Wert, den dieses Zentrum zuläßt oder 


erzielt. — Was haben nun die drei Untersuchungsarten für die Erkenntnis 
des Eiweißstoffwechsels im Fieber des Menschen zutage gefördert? Der 
Grundumsatz ist bis zu 160°/, vermehrt. Diese Vermehrung geht der 


Temperatur annähernd parallel, wie Coleman und seine Mitarbeiter dar- 


gelegt haben. Nach Grafe beteiligt sich das Eiweiß bei der Wärme- 


produktion im Fieber und zugleich im Hunger wie im normalen Hunger 
mit 15—20 ofo. 


Stickstoffgleichgewicht zu , erzielen ist. Danach dürfte der Minimal-N 
höchstens daş 1 1/z fache des normalen Endogen-N betragen. Nun beträgt 


er nach den an Typhus, Lungentuberkulose und mit Reizkörpern erzielten 


Fieberzuständen gemachten ‚Untersuchungen von Krauß allerdings nicht 


das 6—8fache, wie Kocher gefunden hat, sondern das 2—3 fache. Ein 
. gewisser Parallelismus zwischen Temperatur und Endogen-N scheint zu 


bestehen. Fieberlose Tuberkulosen haben einen normalen Minimal-N. — 
Wo in den Versuchen von Weber, Shafer, Coleman und Mitarbeitern 
N-Gleichgewicht erzielt wurde, war neben sehr reichlichem Kohlehydrat 


. und Fettkalorien immer. mehr als das Dreifache des normalen Minimal-N 


des betr. Kranken in der Nahrung gereicht worden. Durch die Befunde 
von Krauß ist es erklärt, warum die N-Bilanz negativ wurde, wenn die 


Autoren mit dem Stickstoff der Nahrung unter das Dreifache des normalen 
Endogen-N heruntergingen. — Absolut sind im Fieber sämtliche N-Kompo- 


nenten bei N-ärmster Kost vermehrt; prozentual jedoch vorwiegend nur 
das Ammoniak, der Harnstoff und die Aminosäurefraktion. Außer einer 
ausgesprochenen Vermehrung der Aminosäurefraktion zeigen fieberlose 
Tuberkulosen normales Verhalten. Erklärungsmöglichkeiten für den erhöhten 

1. Erhöhung der Abnutzung, größer, als Steigerung 
2. Toxogener Faktor. 8. Störung des zentralen 


Regulationsmechanismus. Zentrifugale, hemmende Bahnen zur Leber sind 


‘durch Kaestner und Plaut wahrscheinlich gemacht. Ursprungsort des 


Deshalb auch | funktion. 


erhöhten Endogen-N ist die Leber, nicht die Muskulatur. 
nie Krestinurie im Fieber bei kalorisch ausreichender Nahrung. 


Oeller: Zur Histopathologie . der hämatogenen Infekte mit patho- 
genen und apathogenen Bakterien. Vortr. gibt einen zusammenfassenden 
Auszug aus früher gehaltenen Vorträgen und hebt eine Reihe wesentlicher, 
auch für die Therapie der Infektionskrankheiten wichtiger Ergebnisse seiner 
experimentellen Untersuchungen : hervor.. Für den Immunbiologen und 


Kliniker beginnen die Abgrenzungsschwierigkeiten der einzelnen Erscheinungs- 


formen der hämatogen generalisierten, d. h. „septischen“ Erkrankungen 
da, wo sie für eine einseitige bakteriologische Fassung aufzuhören scheinen, 
An Stelle der irreführenden bakteriologischen Begriffe der aktiven und 
passiven Bakteriämie müssen wir eine kausal- konditionale Fassung setzen, 
die nach den Gründen forscht,. warum in dem einen leichten Fall die 


Bakterien der Blutbahn keine metastatischen Veränderungen setzten, und 


warum bei einem anderen schweren Fall die jetzt sehr zahlreich vorhandenen 


Blutkeime im Gegensatz zu den Pyämien keine metastatischen Organ- 


veränderungen bedingen. Für denjenigen, der den Lebenslauf unter ver- 
änderten krankhaften Bedingungen zu beobachten Gelegenheit hat, ist die 
Septikämie im engeren Sinne der. Ausdruck höchster Abwehrminderwertigkeit, 
bei der es dem Organismus entweder konstitutionell oder durch intensivste 
Giftwirkung nicht mehr möglich ist; die Keime der Blutbahn zur Haftung 


und zur Zerstörung zu bringen und bei dem die Fähigkeit zur reaktiven 


Skizzierung der drei 


Den toxogenen Faktor läßt Grafe nur für Ausnahmefälle . 
zu. Gegen einen solchen soll auch die Tatsache sprechen, daß im Fieber 


aufg ehoben werden, 


Entzündung verloren gegangen ist. In Ermangelung eines allgemein ge- 


bräuchlichen und verständlichen Wortes kann man die zweifellos schlechte 


Bezeichnung „septische* Erkrankung auch auf den Typhus übertragen, 
dann ergeben sich auch hier Krankheitsbilder, die erkennen lassen, daß 


bei zahlreichen. Fällen .die Keime der Blutbahn in den Organen haften 
‚ und zerstört werden, und daß der Organismus äuf den Giftreiz mit lokalen 
| Entzündungsprodukten ‚antwortet .(metastasierende Form . des Typhus). 
_ Ähnlich wie bei den Streptokokken- und Staphylokokkenerkrankungen sehen 


wir auch beim Typhus die rein septikämische, metastasenfreie Form. Sie 
ist durch zahlreiche Sog. Übergangsfälle mit der metastasierenden Form 


verbunden und gerade diese Übergangsfälle sind dadurch ausgezeichnet, 
daß die entzündlichen Produkte allmählich an Zahl und Intensität zurück- 


treten. Nach unserer Auffassung sind für die Unterschiede der Krankheits- 


formen weniger Virulenzunterschiede, als vielmehr individuelle Unterschiede’ 


der Reaktionsfähigkeit des infizierten Organismus ausschlaggebend. ‚Die 
Abhängigkeit der Fähigkeit bzw. Unfähigkeit zu reaktiven (hümoralen und 
zellulären) Vorgängen läßt sich nun nicht nur bei Infektionskrankheiten, 
sondern auch experimentell am Tier nachweisen, insofern, als es bei ver- 
schieden bedingten Tieren gelingt, verschiedene Abwehrvorgänge bei leistungs- 


gesteigerten Tieren zu beschleunigen, bei geschädigten Tieren zu verlang- 
samen oder aufzuheben. 


` 1. Die Phagozytose. Namentlich im Hühnerblutversuch läßt 
sich die außerordentliche Beschleunigung phagozytärer Vorgänge durch 
eine vorangegangene Immunisierung und deren Einfluß auf das Zellbild 
deutlich nachweisen. Bei Tieren, die mit pathogenen oder apathogenen 
Keimen intravenös injiziert wurden, läßt sich die Beschleunigung phago- 
zytärer Vorgänge durch Immunisierung nicht so deutlich nachweisen, wie 
im Hübnerblutversuch, da einerseits die Immunisierung mit manchen patho- 
genen Keimen an sich auf Schwierigkeiten stößt, und da andererseits die 


Phagozytose der zugeführten Keime auch. beim Normaltier an sich schon. 


eine außerordentlich schnelle ist (namentlich in den Lungen). Bei den 


bakterienimmunisierten Tieren kommt überdies, wie auch bei hochimmuni- 


sierten Hühnerbluttieren, die .oft zu machende Beobachtung hinzu, daß 


infolge der Immunisierung ein. sehr beschleurnigter Antigenzerfall eintritt, 
der infolge schneller Giftwirkung zelluläre Vorgänge verschiedener Art . 


stark zu hemmen. vermag. Diese Hemmung phagozytärer Vorgänge ist 


namentlich bei den röntgengeschädigten Tieren außerordentlich deutlich. 


2. Die Giftspeicherungsreaktion. Durch humorale und intra- 
zelluläre Verdauungsvorgänge am intravenös injizierten Antigen, die je nach 
der Art des Antigens und je nach dem immunbiologischen Zustand des 
Tieres verschieden rasch und verschieden stark durchgeführt werden, treten 
aus dem Antigen und aus den mitunter sebr rasch zerfallenden körper- 
eigenen Zellen gelöste giftige oder reizend wirkende Spaltprodukte auf, die 
auf dem Wege der Speicherung in Zellen und intrazellulären Verdauung 
beseitigt ‘werden. Auch diese Reaktionen können durch Immunisierung 
beschleunigt, durch schwere Schädigungen der Versuchstiere gehemmt oder 

Namentlich. bei röntgengeschädigten Tieren läßt sich 


eine fast völlige Anergie der Zellen nachweisen, s0.daß es nun zum raschen 
Vergiftungstod der Tiere kommt. 


3. Humorale Abwehrkräfte. 
lassen sich gegen körperfremde Stoffe, die überhaupt parenteral verdaubar 
sind, gewisse von der Art des Antigens in hohem Grade abhängige, humo- 
rale Prozesse nachweisen. Sie sind durch Immunisierung in spezifischer 
Weise zu steigern und abhängig von der jetzt ebenfalls gesteigerten Zell- 


Oft ist ihre Wirkung im Tierkörper beim Zusammentreffen mit 
dem reinjizierten Antigen eine ungünstige, obwohl sie einer.sehr günstigen 


' Gesamtlage und einer sehr günstigen Zellfunktion entspringen. Denn jetzt 


entstehen aus dem Antigen sehr schnell größere Mengen von Spaltprodukten, 
deren Beseitigung nicht gleichen Schritt hält mit ihrer Entstehung. Auch 


| beim schwer durch Bakteriengifte oder Röntgenstrahlen geschädigten Tier 


tritt eine Vermehrung der schon physiolögischerweise vorhandenen humo- 
ralen, unspezifischen, antigenlösenden Kräfte ein, indem jetzt, der un- 
günstigen Gesamtlage entsprechend, aus den zugrundegegangenen Zellen 
Inhaltsstoffe in größerer Menge an die Blutbahn abgegeben werden, deren 
verdauende Wirkung in der Blutbahn des schwergeschädigten, zellanergi- 
schen Tieres nach der Antigeninjektion zum raschen Vergiftungstode führen 
muß. Wir unterscheiden demnach zweierlei humorale (bakteriolytische 


oder hämolytische) Kräfte, neben solchen, die durch eine spezifische Arbeits- 


übung der Zellen (durch Immunisierung) steigerbar sind, auch solche, die 
aus einem Zellschaden hervorgehen. Gerade diese Beobachtungen dürften 
auch für klinische und pathologisch-anatomische en von großer 
Bedeutung sein. 

4, Verlegung einer „Krankheit“ von einem Organ in ein 
anderes. Ist ein Infekt mit geformtem Material durch Phagozytose oder 
intravasale agglutinierende Prozesse in ein oder mehrere Organe lokalisiert, 


so gehen jetzt von diesem Krankheitssitz durch Verdauungsvorgänge gelöste | 


-In jedem normalen Organismus 


shi = 


` 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.27. 7 93 


| itgrodukte' aus, die erneut in die Blutbahn gelangen. ‚Auch sie müssen 

boseitigt werden, so daß jetzt . oft fern yon der, eigentlichen sedes morbi 
auch in Organen, die an der Haftung des geformten Material kaum beteiligt 
garen, entzündliche Reaktionen gegen gelöste Stoffe auftreten. Auf diese 
` Weise werden manche Organe sekundär auf dem Umwege über die Blut- 
= bbn durch Vermittelung gelöster Gifte mit in die Krankheitsreaktionen 
einbezogen, Auch ein. anderer Verschleppungsweg ist möglich: Verschleppung 
schon lokalisierten, intrazellulär untergebrachten, geformten Materials von 
einem Organ in ein anderes. Wir schen bei allen unseren Hühnerblut- 
und Bakterienversuchen, besonders deutlich nach intravenöser Injektion 
von Tuberkelbazillen, daß die Kapillarendothelien der Lunge sehr schnell 
das zugeführte Material phagozytieren; diese Phagozyten wandeln sich 
meist in gelspptkernige Granulozyten an Ort und Stelle um und werden 
. sls Zeichen der erlittenen Schädigung mitsamt den eingeschlossenen Bak- 
terien in den späteren Versuchsstadien (bei den Tuberkuloseversuchen etwa 
im 3 Stunden-Stadium) abgestoßen und auf dem Blutwege nach der Milz 
und Leber.transportiert. Auf diese Weise werden jetzt diese beiden Organe, 
die in dem ersten Stadium an der Seßhaftmachung der Bazillen erst in 
zweiter Linie beteiligt sind, sekundär: plötzlich zum Hauptstapelplatz des 


Infektes, während die Lungen weitgehend von ihm wieder befreit werden 


können. Auch diese Beobachtungen scheinen für klinischö Fragestellungen 
yon Bedeutung. Be u 
.5.:.Die lokale Granulozytenentstehung und die Abhängigkeit 
der Granulozytenbildung von der Art des Reizes und vom Bereitschafts- 
zustand des Individuums wird Gegenstand weiterer Mitteilungen bilden. 
Aussprache: Kruse will aus den zahlreichen vom Vortr. be- 
rührten Punkten nur zwei herausgreifen. Über das Verhalten von Keimen, 
` die ins Blut eingeführt werden, sind seit 40 Jahren viele Arbeiten veröffent- 
licht, u. a. auch von K. selbst vorgetragen worden. Sie lehren, daß schon 
normale Organe den Keimen gegenüber eine sehr lebhafte, sofort einsetzende, 
reaktive Tätigkeit entfalten, an erster Stelle Leber, dann Milz, Knochen- 


matk und nicht zuletzt die Lungen. Teils festsitzende, teils freie Freß- 


zellen bemächtigen sich der Keime, auch der infektiösen, in unglaublich 
kurzer Zeit und vernichten sie, wenn sie nicht infektiös sind, auch voll- 
ständig. Keime mit großer Infektionskraft wachsen aber in den Freßzellen 
selbst nachträglich überaus, überwinden also die ursprünglich vorhandenen 
Widerstände des Wirtsorganismus. Nur Keime von allerhöchster Infektions- 
kraft entgehen von Anfang an der Phagozytose. Die Vorgänge im immuni- 
sierten Tiere unterscheiden sich nur durch noch schnellere und dauerhaftere 


Art der Gegenwirkung. Wieweit Wucherungsvorgänge in den Zellen be- 


teiligt sind, will K. unentschieden lassen. In dieser Hinsicht bringen die 
Mitteilungen Oellers vielleicht. Neues. Da sie wesentlich auf Einspritzungen 
roter Blutkörperchen fußen, sind sie aber mit Vorsicht zu betrachten. — 
Gegen die Bezeichnung des Typhus als Sepsis ist Einspruch zu erheben. 
Der Begriff Septikämie sollte nur für solche Fälle angewandt werden, in 
denen wirklich ein Wachstum der Keime im Blute erfolgt. Freilich werden 
die Erreger in den meisten, auch leichten Infektionen, im Blut gefunden. 
Sie verdanken das aber im wesentlichen nur der Aufsaugung aus den eigent- 
lichen Infektionsherden, verhalten sich im allgemeinen auch dabei passiv. 
Man nennt das am besten ‚Bakteriämie. Natürlich gibt es alle Übergänge 


awischen Bakteriämie und Septikämie, aber gerade beim Typhus kommt 


& selbst in den schlimmsten Fällen niemals zu einer Wucherung der 
Bazillen im Blute, zur Septikämie.. Die Millionen von Bazillen, die allen- 
falls dabei im ganzen Gefäßsystem gefunden werden, fallen nicht ins Ge- 
wicht gegenüber den Milliarden, die innerhalb der Gewebe, der Leber, 
ulz Nieren usw. in Gestalt von Bazillenhäufchen gefunden werden. Eigen- 
fünlich ‚ist es nun für den Typhus im Gegensatz zu den septischen Erkran- 
kungen, daß gerade um Herde von Bazillen herum. kaum Reaktionserschei- 
nungen auftreten. Sie scheinen im Verlauf des Typhus durch humorale 
(bakteriolytische?) Einflüsse zugrunde zu gehen. Die bekannten Lymphome 
in den-Organen von Typhusleichen haben mit diesen Bazillenherden nichts 
zu tun, sondern verdanken, ebenso wie die Roseolen, vielleicht nur einzelnen 
„usgeschwemmten Bazillen oder deren toten Körpern ihren Ursprung. Auf- 
fällig ist jedenfalls und geradezu charakteristisch für den Typhus, der 
angel eigentlicher entzündlicher Abwehrreaktionen. So wichtig die All- 
gmeinreaktionen für die Klinik des Typhus sind, so zweifelhaft ist es, ob 
Sich aus dem Auftreten örtlicher Reaktionen (abgesehen vom Darm) pro- 


 ‚moslische Schliisse ziehen lassen. Kurz gesagt, der Typhus ist eine All- 


gmeininfektion eigentümlicher Art mit Bakteriämie, aber keine Septikämie. — 
Herzog betont, daß bei. entzündlichen Veränderungen außerordentlich 
* nell im Gewebe, aus den Gefäßwandzellen eine Neubildung von zelligen 
i menten, auch von Granulozyten, eintreten kann. Es kommt hinsichtlich 
a der Zellneubildung auch auf den Reiz an! Ferner er- 
8 = 

ia histologischen Bilde der Gefäßwände und vor allem.in der sich an 
ianen ausbildenden lymphatischen Infiltrate zutage treten. Letzthin konnte 


aß sicherlich individuell konstitutionelle Unterschiede der Tiere 


H. derartige Differenzen auch beim’ Vergleich von menschlicher Haut fest- 


. stellen, die an gleicher Stelle ziemlich . gleichaltrigen, etwa 40jährigen 


gesunden Männern intra vitam entnommen war. Ein schon äußerlich etwas 
auf Lymphatismus verdächtiger Herr zeigte ziemlich reichlich lymphatische 


Zellbildung längs der kleinen Gefäße in Kutis und Subkutis. Die schönen 
Ergebnisse der eingehenden, planmäßigen Oellerschen Untersuchungen : 


sollen und können durch diesen Einwand in ihrem Wesen nicht geschmälert 
werden. — Hueck glaubt, daß.es — bei aller gebotenen Zurückhaltung 
und Kritik — Herrn Oeller gelungen ist, für die Umstimmung des Orga- 
nismus bei Immunitätsvorgängen einen sichtbaren histologischen Ausdruck 
demonstriert zu haben. Speziell muß nach den Befunden Oellers in Zu- 


kunft bei allen Infekten des Organismus auf die reaktiven Vorgänge in 


der Lunge mehr Gewicht gelegt werden. — Oeller: Die mindestens 


40 Jahre alte Forschung über das’ Schicksal ins Blut eingeführter Keime 


hat seit Wyssokowitsch und Metschnikoff außer den grundlegenden 
Beobachtungen über Phagozytose und intrazelluläre Verdauung neue, wesent- 


liche, für klinische Fragestellungen wichtige Ergebnisse nicht gezeitigt. 


Auch bier kann nur eine kausal-konditional ‚eingestellte Forschung neue 


'Aufschlüsse ‘bringen, die in erster Linie die.Abhängigkeit der Fähigkeit zu 
_ verschiedenen zellulären Vorgängen von bestimmten Reizen unter günstigen 
und ungünstigen Bedingungen berücksichtigt. Eine Diskussion über die - 


Begriffe der Sepsis (Bakteriänie, Pyämie, Septikämie) erscheint nur dann 
möglich, wenn man sich vorher über den Standpunkt einigt, von dem man 
die Dinge betrachten will. Eine einseitige bakteriologische Betrachtungs- 
weise bringt uns, wie die letzten Jahrzehnte gezeigt haben, in keiner 
Weise weiter. Ein Eingehen auf die von Kruse vorgebrachten Einwände 


. gegen die Bezeichnung des Typhus als septische ‘Erkrankungen würde zu 
weit führen; erwähnt sei nur, daß der Vortr. den Typhus nie als Septikämie. 


bezeichnet hat. Der Typhus ist eine hämatogen generalisierende, d. h. 


„septische“ Erkrankung, die sich je nach den individuellen immunbiologischen . 


Bedingungen verschieden äußern und unter ungünstigen Bedingungen auch 
als metastasenfreie Septikämie verlaufen kann. Wenn Kruse behauptet, 
daß beim Typhus entzündliche Abwehrerscheinungen keine Rolle spielen 
und den Begriff der Entzündung von der auftretenden Eiterbildung, die 
beim Typhus meistens fehlt, abhängig machen will, so müßte man sich 
erst einmal über den Entzündungsbegriff einigen, auf den unsere ganzen 
Untersuchungen am Tier eingestellt sind. — Den Vorschlag Herzogs, 
die konstitutionellen Verhältnisse eingehend zu berücksichtigen, ist sehr 


wesentlich, da auch wir bei unseren experimentellen Untersuchungen große 


Unterschiede in der Reaktionsfähigkeit der Sommer- und Wintertiere, gut 
und schlecht genährter Tiere und endlich eine hohe Empfindlichkeit 
trächtiger Tiere beobachtet haben. Weigeldt. 


Vereinigung Sächsisch-Thüringischer Kinderärzte. Sitzung vom 1. Juni 1924; 
Schede (Leipzig): Über die Anzeigen orthopädischen Eingreifens. 


Die Orthopädie ist die Lehre von den Störungen der Mechanik des mensch- ` 


lichen Körpers und der Kunst, die normale Mechanik wiederherzustellen. 


Bei der Indikation für das orthopädische Handeln sind zunächst Richtlinien 


festzulegen in der Richtung, welche Störungen heilen von selbst und welche 
erfordern ein Eingreifen. Zunächst sind die ‚Haltungsanomalien zu be- 
trachten. Sie entstehen dadurch, daß eine Ruhehaltung übertrieben. und 
dann fixiert wird. So entstehen habituelle Skoliosen durch Sitzschädigungen 
in der Schule, Sitzen nach vorn. Es kommt zu Muskelschädigungen, welche 
zu Zwangshaltung führen. . Die entstehende Skoliose ist beim Bücken aus- 
gleichbar. Die Therapie ist Massage, Gymnastik. Keine Geradehalter. Zu 
trennen ist-scharf die echte Skoliose. Sie ist kein Haltungsfehler, sondern 
eine echte Deformität der Wirbelsäule. Die Ursache ist in erster Linie 
die Rachitis. Beim Bücken bleibt die Skoliose bestehen. Die Skoliose 
tritt besonders in Erscheinung, wenn sekundäre Schädigungen hinzutreten, 
wie die Sitzschädigungen und in der Zeit stärkeren Wachstums der Wirbel- 
säule, also zur Zeit der zweiten Streckung. Bei Frühskoliosen ist energisches 
Eingreifen erforderlich; Entlastung, Gipsbett, Massage. Ist die Skoliose 
stationär geworden, dann Gymnastik und Massage. Apparate sind zwecklos. 
Nimmt die Skoliose zu, so muß Extension stattfinden. Gut bewährt ist 


die aktive Gipsbehandlung. Bei den rachitischen Verkrümmungen werden. ` 
die Spätfolgen unterschätzt. Tritt Selbstkorrektur ein, so sind die Erfolge 


ideal. Sonst treten besonders im 4. Jahrzehnt schwere Schädigungen auf, 
z. B. Arthritis deformans, O-Beine usw. Was das O-Bein angeht, so ist 
es meist angeboren. Gefährlich wird es erst, ‘wenn die Rachitis hinzutritt. 
Es kommt zu Peş valgus und zu einer gegenseitigen Verstärkung beider 


Verkrümmungen. Eingreifen ist erforderlich schon während der floriden 
Rachitis. Bei der Operation ist die Hauptsache, die Einwärtstorsion der 


Tibia aufzulösen. Sie korrigiert sich nicht. In anderen Fällen ist die 


Ausheilung der Rachitis abzuwarten, mindestens das Ende des 6. Jahres, 
wo die Selbstkorrektur beendet ist. X-Beine: Bei großen Verkrümmungen 


ET N a ET Le ET U FETTE HEN TEEN TERTA rn nie nn Zn A ET. 
Co = K m a’ - z iim E RAF g t 4 5 Ei > = n > ç Tg 


954 


ist der Hunger. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


6. Juli 


6. Lebensjahr abwarten. Bei Verkrümmungen der Adoleszenten dagegen 
eingreifen, Pathologisch ist bis zum 5. Jahre eine Knöcheldistanz über 
7 om. Tritt der Fuß aber statt in Varus- in Valgusstellung, so wird der 
Fuß nicht mehr von der Muskulatur beherrscht und Eingreifen ist not- 
wendig. Die Coxa vara cervicalis ist ständiger Begleiter der X-Beine. Sie 
ist zunächst zu behandeln, da geringe Selbstkorrektur. Unblutiges Re- 
dressement, Die Coxa vara femoralis beim O-Bein ist konservativ zu 
behandeln. Der Plattfuß ist bis zum 3. Jahre nicht zu behandeln. Barfuß- 
gehen auf ebenem, natürlichem Boden ist zu empfehlen. Erst nach dem 


3. Jahre ist orthopädisches Eingreifen indiziert. Bei leichten Fällen genügen 
Einlagen. 


Coxa vara bis zum 4. Jahre. Danach kommt nur Osteotomie in Frage. 


. Pilling (Dresden): Rachitisbehandlung durch Quarzlicht bei Sensi- 


bilisierung durch Eosin. Vor der Bestrahlung wird 0,1 Eosin in 10 com 
Wasser oral gegeben. Dadurch wird bei gleichbleibendem Erfolg die Be- 
strahlungsdauer verkürzt und damit die Behandlung verbilligt. 


"Bessau (Leipzig): Zur Behandlung der akuten alimentären Er- 


nährungsstörungen. Das wirksamste Mittel bei akuten Ernährungsstörungen ` 


Aber es bestand immer das Bestreben, das Hungerstadium . 
` abzuschwächen. Am besten gelingt dies- durch die Eiweißmilch nach 


Finkelstein. Wird aber besonders von älteren Kindern ungern ge- 
nommen. Bessau ging daher zu milchfreiem Brühreis über, und zwar zu 
einer 10%/,igen Abkochung ohne Salz. Er erreichte damit 40 Kalorien 
pro 100 ccm an Kohlehydrat. Die 100%/,ige Reisabkochung zeigte eine 
außerordentliche antidyspeptische Wirkung. Sie versagte in keinem Falle, 


-Man muß aber vermeiden, diese milchlose Reisdiät lange beizubehalten, da 


sonst Schädigungen eintreten, höchstens 1—2 Tage. Das Schema Bessaus 
ist folgendes: 12 Stunden Tee, 1—2 Tage 10°/, Reis, dann Zusatz von 


. 50/, Soxlethi, dann !/, Milch, 1/, Reisschleim ~ 5°/, Soxleth, und zwar Flasche 


für Flasche von Tag zu Tag. In schweren Fällen kann man auch den Reis- 
schleim alternierend mit konzentrierter Eiweiß- oder Buttermilch anwenden. 
Die Erklärung für die Wirkung des Reisschleimes liegt vielleicht darin, 
daß er eine starke Alkalisekretion hervorruft. Weder tötet Reisschleim 
die Gärungserroger ab, noch bindet er Säure. 


Rosenbaum und Spiegel: Über Biweißverdauung im Sänglings- 
magen. Der Säuglingsmagen ist ein Regulierungsbassin für den Ver- 
dauungskanal, wo die Nabrung auf die Konzentration gebracht wird, die 
für den Ablauf im Dünndarm die beste ist. Die Frage erhebt sich, ob im 
Säuglingsmagen peptische Verdauung stattfindet, Versuche zeigten, daß 
im Säuglingsmagen eine peptische Verdauung stattfindet, wenn in der 
Nahrung der Eiweißgehalt der Frauenmilch überschritten ist, so in 2/; Milch, 


Kuhmilch usw. Dabei findet Abbau im Bereich von Säuregraden statt, 


wo man bisher eine peptische Verdauung als unmöglich ansah. 


Stöltzner (Halle): Stillsche Krankheit. Bericht über einen Fall 
von Stillscher Krankheit, der mit Sklerodermie kombiniert ist. Die Ent- 


stehung der Sklerodermie aus subkutanen Knoten konnte während der 
klinischen Beobachtung verfolgt werden. 


Bessau siebt die Stillsche Krankheit als chronische Sepsis an, Er 
erzielte in einem Falle Besserung und bisher günstigen Verlauf durch 


Credesche Salbe und Entfernung der Tonsillen sowie Behandlung der un- 
gewöhnlich starken Zabnkaries. WwW. 


Wien. 
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 23. Mai 1924. 


K. Ullmann demonstriert mehrere Patienten mit Lupus erythema- 
todes, die er erfolgreich mit intravenösen Krysolganinjektionen behandelt 
hat. Die Effekte sind andauernd, Rezidive hat Vortr. nicht gesehen. Die 
Holländersche Jodchininkur ist oft von Rezidiven gefolgt. Die Kombi- 
nation von Jodchininkur und Mirion ergibt bessere Resultate, aber auch 


diese sind hinsichtlich der Dauererfolge nicht befriedigend. Die Narben 


nach Krysolgananwendung sind glatt. Auch bei Lupus vulgaris und anderen 
tuberkulösen Hautaffektionen bat das als spezifisches Antituberkulotikum 


bezeichnete Goldpräparat Krysolgan bei intravenöser Injektion gute Heil- 


effekte erzeugt. Die gewöhnlich verwendeten Dosen sind zu groß und 
machen öfter unerwünschte Nebenerscheinungen (Dermatitis usw.), so daß 
Vortr. empfeblt, keine zu großen Dosen zu applizieren. Bei den intra- 
venösen Injektionen ist sehr exakte Technik notwendig, weil paravenöse 
Infiltrate noch viel mehr Beschwerden machen als solche nach mißglückten 
Salvarsaninjektionen. Angesichts der Wirkungen des Krysolgans auf Lupus 
erythematodes einerseits, auf zweifellos tuberkulöse Affektionen andererseits 
zögert Vortr. nicht mehr, anzunehmen, daß Lupus erythematodes in naher 


Beziehung zur Tuberkulose ‚steht, Vortr. hält die Therapie mit Krysolgan 
für kausal. 


Bei schweren Fällen Gipsverband mit Redressement. Die 
Operation durch Infraktion ist bei O-Bein bis zum 2. Jahre möglich, bei 


G. Nobl, der auch an der. tuberkulösen Natur des Lupus erythema- | 


todes nicht zweifelt, hat mit Krysolgan stets nur sehr bescheidene Erfolge 
erzielt. Es ist wenig verläßlich und lange nicht-so harmlos, wie man 


glaubt. Der. Lupus erythematodes ist eine oft sebr launenhafte Krankheit 
und kann darum kein Wertmesser für Krysolgan sein. 


R. Volk gibt zu, daß bei Verwendung von Krysolgan unangenehme 
Zwischenfälle vorkommen, aber nur der von Stein in Görlitz beobachtete 
Patient ist ad exitum gekommen. Trotz der schweren Dermatitiden sieht 
Redner das Krysolgan als wichtige Bereicherung unseres Medikamenten- 
schatzes an. Am besten wirkt es bei Lupus erythematodes in chronischem 
Fällen mit starker Hyperkeratose. Es muß freilich mit Vorsicht verwendet 
werden. Es genügen 0,025 bis 0,05 pro dos., 1,0 bis 1,5 pro casu. Die 
Injektionen sind in achttägigen Intervallen vorzunehmen. Mit absoluter 


Sicherheit -kann - man nicht auf einen Erfolg rechnen, da der Lupus ery- ` 


thematodes eine sehr launische Krankheit ist. 


R. Gruss hat auf der Klinik Finger 12 Fälle von Lupus erythema- 
todes und 8 Fälle von Lupus vulgaris mit Krysolgan behandelt. Redner 
beginnt mit Dosen von 0,025 und steigt langsam zu 0,1; jede Woche wird 
eine Injektion gegeben. 2 Fälle von Lupus erythematodes mußten vor- 


zeitig ausgeschieden werden; im ersten dieser Fälle’bildete sich ein-sohweres- 
‘ Erythem, im- zweiten trat nach der” sechsten Injektion eine anhaltende 


Albuminurie auf. Gute Erfolge mit Krysolgan erzielte Redner bei den als 


Erythema centrifugum bezeichneten Fällen; bei starker Schuppenbildung 
konnte erst durch kombinierte Mirion-Krysolgankur Heilung bewirkt werden. 
4 Fälle blieben unbeeinfiußt. Die Gesamtdosis beträgt in den vom Redner 
besprochenen Fällen rund 1,5g. Nur in den Anfangsstadien hat Redner 
Erfolge beobachtet. Redner erinnert daran, daß bei Lupus erythematodes 


auch Spontanheilung eintritt. Ein Spezifikum gegen Hauttuberkulose ar 
Krysolgan nicht. 


K. Ullmann verweist darauf, daß Patienten mit Lupus erythema- 
todes oft ihre Erwerbsmöglichkeit und ihre soziale Stellung verlieren. Die 
beobachteten Dermatitiden und sonstigen Exantheme sind darauf zurück- 
zuführen, daß man zu hohe Dosen verwendet hat. Nach Meinung des Vortr. 
tritt eine Gewöhnung der Organe ein. Unberufene und technisch nicht 
binreichend ausgebildete Personen sollen Krysolgan nicht verwenden. Auch 
Vortr. hat Krysolgan mit Mirion kombiniert und ist in einzelnen Fällen 
bis zu 100 g Mirion gegangen. Vortr. vergleicht die Wirkung des. Krysol- 


gans bei Lupus erythematodes mit der des Salvarsans bei Syphilis. 


HB. Abels stellt ein am 11. April geborenes Kind vor, bei dem die 
Frage Keimschädigung oder Fruchtschädigung zur Diskussion steht, weik 
die Mutter des Kindes während der Embryonalentwicklung mit Röntgen- 
strahlen bebandelt wurde. Das Kind ist das vierte Kind dieser Frau; 
zwei Kinder: sind gesund (derzeit sechs und neun Jahre alt), ein Kind ist 


gestorben. Bei der Geburt war das Kind unterentwickelt, so daß die, Frage 


aufgeworfen wurde, ob es sich nicht um eine Frübgeburt handle. Die 


einzelnen Körperteile waren entschieden disproportioniert. Es war 41,5 cm 


lang, 1900 g schwer, hatte einen horizontalen Schädelumfang von 27 cm. 
Es handelte sich aber um ein vollreifes Kind; denn der Descensus testi- 
culorum hatte stattgefunden, die Nahrungsaufnabme, die Temperaturregu- 
lierung war wie bei reifen Kindern, ebenso der Röntgenbefund am Skelett-. 


system. Das Hinterbaupt war stark abgeflacht, die Kornea hatte nur 4 bis- 


5 mm Durchmesser, der Penis war kaum zu sehen; von den Corpora caver- 
nosa ist erst jetzt eine Spur wahrzunehmen. An den Unterschenkeln fanden 
sich periostale Auflagerungen, die Vortr. an Lues congenita denken ließen; 
jedoch war die Wa.R. negativ. Vortr. weist auf die reichhaltige Literatur 
hin, die über Augenschädigungen nach Röntgenbestrahlung berichtet, spe- 
ziell über die Untersuchungen an Axolotin, auf die Untersuchungen von 
Hippol jun. über Schichtstar und Zentralstar. Der Mikrophthalmus ist 
zweifellos als Hemmungsbildung aufzufassen. Die Bestrahlung der Frauen 
wird oft wegen Oligomenorrhoe durchgeführt. Die Gefährdungszone, deren 
Bestrahlung zu Mißbildungen führen kann, ist schmal; außerhalb derselben 
kommt es entweder zum Abortus oder das Kind weist keinerlei Anomalie 
auf. Vortr. erinnert an zwei von Werner mitgeteilte Fälle, die dem vor- 
gestellten Falle sehr ähnlich sind. Die Mutter, deren Kind vorgestellt 
wurde, ist unter der Diagnose „Myom“ vom 24, bis 26. September mit 
acht Holzknecht-Einheiten 1/, bis 3/4 Stunden bestrahlt worden. Die Metror- 
rhagien haben aber auch nach der Bestrahlung nicht sistiert. 


G. Singer berichtet unter Demonstration von mehreren Patienten 


bei diabetischer Gangrän Kaseosan und Aktoprotin mit sehr gutem Erfolg 
verwendet, daneben noch die übliche diätetische Behandlung durchgeführt. 
Die Ulzera granulieren rasch, die Patienten nehmen an Gewicht zu. Es 
ergibt sich also, daß es möglich ist, den Patienten verstümmelnde Ope- 
rationen zu ersparen, die überdies bekanntlich keine gute Prognose geben. 
Vortr. ist der Ansicht, daß das parenteral zugeführte Eiweiß peripher an- 


N en en a Se en ne teen 


über die Wirkung parenteraler Eiweißzufuhr bei Diabetikern. Vortr. hat 


š on aa 


6. Juli 


vift, Die Wirkung der parenteral zugeführten Eiweißkörper ist andauernder 
als die des Insulins. | k 

>  -P,Neuda ist gar nicht erstaunt über die Wirkung der parenteralen 
Kiweißzufahr, weil er den Faktor der Gewebserkrankung bei seinen Studien 
über Claudicatio intermittens kennen gelernt hat., Auch bei dieser Er- 
yrankung ist oft der Blutzuckerspiegel erhöht. 
a —— 


_ 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK > Nr. 21. 


J. Mahler (a. G.) hat auf der Klinik Jaksch in Prag bei Dia- 
betes mit Kaseosan gute Erfolge erzielt. . Der ‚Blutzuckerspiegel sinkt, 
und zwar, was besonders wichtig ist, die Nüchternwerte. Man erhält 


schließlich ganz normale Worte. Die Untersuchungen. werden fortgesetzt 


werden. Kaseosan vermag das Insulin zu ersetzen. 


Die Erfolge sind sehr 
ermutigend. u 


Rundschau. 


Der deutsche Ärztetag in Bremen vom 18. bis 21. Juni 1924. 


Der 43. deutsche Ärztetag, gleichzeitig der 50. Geburtstag des 
deutschen Ärztevereinsbundes, war von etwa 300 Teilnehmern besucht. Er 
wurde von dem Vorsitzenden, Herrn Dippe, mit einem Nachruf auf die 
Verstorbenen eröffnet und besonders Hartmanns gedacht. Dippe wies 


wit eindringlichen Worten auf die Notwendigkeit eines moralisch intakten, ` 


wirtschaftlich existenzfähigen Ärztestandes hin, der für die Erhaltung der 
Wolksgesundheit und die Wiederaufrichtung des deutschen Volkes erforder- 
lich sei. Er geißelt mit scharfen Worten die überhastete Gesetzesmacherei, 
- die die Beziehung zwischen Ärzten und Kassen mehr störe als fördere. 
Die Ärzteschaft werde eine weitere Vernachlässigung ihrer Interessen bei 
siner bevorstehenden Umgestaltung der .Sozialgesetzgehung nicht hinnehmen, 
weil sie für ihn nicht mehr erträglich sei. | | 
Das Referat über die ärztliche Bhrengerichtsbarkeit hatten Stöter 
(Berlin) und Stauder (Nürnberg) übernommen. Der erstere gab dabei 
zunächst einen historischen Überblick über die Entstehung der Ehren- 
gerichte und wies darauf hin, daß diese keineswegs als etwas dem ärztlichen 
"Standesbewußtsein Heterogenes und von außen her ihm Aufgezwungenes 
aufzufassen sind, vielmehr solange es überhaupt einen geordneten Ärzte- 


stand gibt, von ihm im Interesse der inneren und äußeren Gesunderhaltung. 


des Standes und ebenso zu Nutz und Frommen des Gemeinwohls immer 
wieder erstrebt worden sind, wobei man auch nicht im Zweifel darüber 
war, daß etwas Gedeihliches nur unter - wirksamer Beihilfe des Staates ge- 
‚schaffen werden könnte. 

Dem Ehrengericht unterstehen alle approbierten Ärzte mit Ausnahme 
1. derjenigen, für welche ein anderweit geordnetes staatliches Disziplinar- 
erfahren besteht (also der „beamteten“ Ärzte, der Universitätsprofessoren, 
der Privatdozenten); 2. der Militär- und Marineärzte. . 

Die den Ehrengerichten obliegende Tätigkeit ist einmal die Ver- 
mittlung bei Streitigkeiten zwischen Ärzten untereinander oder mit anderen 
Personen und sodann die eigentliche richterliehe. Erfolgt hierbei kein 
Freispruch des Angeschuldigten, so steht diesem die Berufung an die zweite 
Instanz, den Ehrengerichtshof, - offen. Dieselbe Möglichkeit hat aber auch 
der Beauftragte des zuständigen Oberpräsidenten als Vertreter der Anklage, 
wenn er glaubt, einem ergangenen Freispruch‘ nicht zustimmen zu können. 
Yon einigen Seiten ist nun die Schaffung einer dritten Instanz, der sog. 
Bevisionsinstanz, angeregt worden, deren Aufgabe es aber nur sein könnte, 
‚gegen formal-rechtliche Verstöße Stellung zu nehmen und die deshalb nur 
aus Juristen zu bestehen :haben würde. Das würde aber dem ganzen 
Charakter einer Ehrengerichtsbarkeit, die grundsätzlich sich ausschließlich 
mit der etwaigen „Standeswidrigkeit“ des Verhaltens eines Arztes zu be- 
schäftigen hat, direkt widersprechen, abgesehen davon, daß die rechtlich- 
formale Seite in beiden ehrengerichtlichen Instanzen durch die Zugehörig- 
‚Keit von erprobten Juristen so gut wie ausnahmslos gewährleistet ist und 
- diesbezügliche Rekriminationen deshalb auch kaum jemals vorgekommen 
sind. Überdies würde aber durch eine solche dritte Instanz auch eine 
‚sehr unerwünschte Verschleppungsmöglichkeit des ganzen Verfahrens gegeben 
und außerdem gegebenenfalls eine beträchtliche Erhöhung der Kosten herbei- 
geführt werden. Aus allen diesen Gründen ist die Revisionsinstanz ab- 
zulehnen. Dagegen ist durch weiteren Ausbau der ärztlichen Ehrengerichts- 
barkeit einzuführen: 1. die Möglichkeit des Wiederaufnahmeverfahrens nach 
Maßgabe des $ 399 der Strafprozeßordnung; 2. eine Verjährungsfrist; 3. für 
besonders geartete Fälle eine Bewährungsfrist. y 


san Stauder (Nürnberg) unterstellt das gesamte ärztliche Ehrengerichts- 
ka on Pr üfung von dem Gesichtspunkte der übrigen deutschen Länder 
Fo“ 5 r denn je erscheint es nötig, daß ein gleichartiges Ehrengerichts- 
ml dar SB Deutschland besteht bei der Gleichartigkeit der Verhältnisse 
Ex a tandesgrundsätze aller deutschen Ärzte. Eine größere Anzahl 
An Eanpas. Insbesondere Braunschweig, Baden, Sachsen, Anhalt, Lübeck, 
Fe eit auch Hamburg und Hessen, besitzen eine staatliche Ehren- 
zwar eine y g für Ärzte, in Bayern, Oldenburg und Württemberg besteht 
Ehre izena aatliche Standesgliederung, es fehlt jedoch ein gesetzliches 
Thüringen en Wieder andere wie Bremen, Mecklenburg und Groß- 
Ehren : ii esitzen weder eine staatliche Standesvertretung noch eine 

serichisordnung. Eine lückenlose: Erfassung aller Ärzte, um eine 


einheitliche. Pflege der Standesgrundsätze zu erreichen, ist dringend nötig, ` 


da nur so der Zweck. der Standesgesetze, die Erhaltung und Vertiefung 


einer sittlich hochstehenden Standesauffsssung ermöglicht werden kann. 


Im zweiten Teile seiner Ausführungen nimmt der Referent Stellung 
zu der Frage, ob eine ärztliche Ehrengerichtsbarkeit überhaupt notwendig 
sei. Er kommt zu dem Schlusse, daß mehr als je das Interesse der Öffent- 
lichkeit in gleicher Weise wie das des ärztlichen Standes zur Aufrecht- 
erhaltung seiner Ehre, ‚seines Ansehens und seiner sittlichen Intaktheit 
der ärztlichen Ehrengerichte bedarf. e oi e 

Im dritten Teile seiner Darlegungen geht der Referent auf Einzel- 
heiten des staatlichen Ehrengerichtswesens ein. Er fordert die Unterstellung 
aller Ärzte eines Landes unter Ehrengerichtsgösetze und bezeichnet das 


‚Recht eidlicher Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen als unönt- 


behrlich. Die Gliederung der Rechtsprechung in zwei: Instanzen habe’ sich 


"bewährt. Eine dritte Instanz sei in der Zeit des allgemeinen Abbaues 


unnötig, zu teuer und zu schwerfällig. Sie müsse daher abgelehnt werden. 
Die Mitarbeit juristischer Ehrenrichter ‚in beiden Instanzen sei notwendig, 
jedoch müsse die Zahl dieser juristischen Mitarbeiter eine "beschränkte: 
bleiben. Die Eingliederung der örtlichen Standesvereine in das Ehren- 
gerichtswesen und die Übertragung ehrengerichtlicher Abhandlung leichterer 
Fälle sei im Interesse der Verbilligung des Verfahrens und der schnelleren 
Erledigung wünschenswert. Zum Schutze der Öffentlichkeit. vor gewissen- 
losen Ärzten, die ihre völlige Unzuverlässigkeit bewiesen hätten, sei die 
Erweiterung des Gesetzes über die Entziehung der. ärztlichen Approbation 
dringend zu fordern, jedoch sei bei der gesetzlichen Neuordnung dieser 
Frage die Mitwirkung der ärztlichen Standesorganisationen und ärztlichen 
Ehrengerichte nicht zu entbehren. | Ze | 


Völlig abzulehnen sei die Besetzung ärztlicher Ehrengerichte mit 
.Laienrichtern, wie dies in Hamburg und Lübeck der Fall sei, da es ganz 


unmöglich sei, über die .ethischen Grundlagen eines Standes Nichtärzte 


- entscheiden zu lassen, und jegliche Besetzung von Gerichten nach dem 


Standpunkte politischer Parteien die Objektivität der Rechtsprechung 
erschwere. Die Freiheit des Standes ohne den Schutz der -Ehrengerichte 
führe durch Anarchie zur Knechtschaft. Das Ehrengerichtswesen bewahre 
und hüte ärztliche Ehre und ärztliche Sitten, nütze der Allgemeinheit und 
verhüte den- Verfall des Standes. 

Entsprechende Leitsätze werden angenommen. 

Zur Frage des ärztlichen Versorgungswesens wurden die von 
Dr. Vollmann (Berlin) geforderten Leitsätze angenommen, nach denen die 
für die Versicherung erforderlichen Mittel durch Erfassung des gesamten 
Einkommens der Ärzte auf dem Wege eines gesetzlichen Umlagerechts auf- 
zubringen sind. Als Träger der Versicherungseinrichtungen werden’ die 


öffentlich-rechtlichen Organisationen ‘der Ärzte in Aüssicht genommen. 


Das erste Ziel des Versicherungsschutzes soll die Sicherung eines Existenz- 
minimums für den Arzt und seine Familie bzw. für die Hinterbliebenen 
verstorbener Ärzte sein. Für jeden Arzt soll eine solche Grundrente sowie 
das Sterbegeld gleich hoch sein, dagegen die Möglichkeit von Zusatzrenten 
nach Höhe des Beitrages und Dauer der Zugehörigkeit vorgesehen werden. 
Bezüglich der Stellung der Ärzte zur sozialen Versicherung stellte 
Sanitätsrat Dr. Streffer folgende Forderungen auf: a) Festsetzung der 
Versicherungspflichtgrenze bei einem jährlichen Arbeitsverdienst von etwa 
2400 M. b) Heranziehung des gesamten Arbeitsverdienstes zu den Bei- 
trägen für die Versicherung.. ¢) Einschränkung der Möglichkeit des frei- 
willigen Beitritts zur Versicherung auf ein jährliches Gesamteinkommen in 
Höhe der Versicherungspflichtgrenze. d) Erlöschen jeder Art von Ver- 
sicherungsberechtigung bei einem jährlichen Gesamteinkommen von 4000 M. 


e) Ausdehnung -der Versicherungsfreiheit. | 


Zur Frage der Fachärzte wird folgender Antrag Stauder mit, Broker 
Mehrheit angenommen: „Die Bezeichnung als Facharzt oder Arzt für ein 


_ besonderes Fach ist ohne den Besitz der nötigen Vorbildung unstatthaft 
' Die Bezeichnung Facharzt schließt grundsätzlich die berufsmäßige Ausübung 
- einer allgemeinen ärztlichen Tätigkeit aus. "Der übrige Inhalt der Leit 


sätze Küstermann-Stülp hat. die Bedeutung, von Richtlinien. 


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Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Berlin, In der Sitzung ‘der Berliner medizinischen Gesell- 
schaft vom 2, Juli 1924 demonstrierte vor der Tagesordnung 1. Herr 


Rother einen Film von Balantidien eines Falles von Balantidienruhr, | 
2. Herr H. A. Israel einen Fall von Karotisnaht bei einem Yjährigen Knaben. 
l Tagesordnung: 1. Vortrag der Horren Walterhöfer und Schramm: „Die 


Behandlung der perniziösen Anämie durch Entmarkung von Röhrenknochen“ 
(Aussprache: Herren Schramm, Zadke, P.Lazarus, Hirschfeld; Schluß- 


wort: Herr Walterhöfer); 2. Vortrag des Herrn Weinert (Magdeburg): 


„Die Indikationen zur Entmilzung, Erfolge und Mißerfolge* (Aussprache: 
Herren Hirschfeld, Kraus, Hirschfeld, Meyerstein, Schilling). 


Auf der Hauptversammlung des Leipziger Verbandes wurden 


u. a. folgende Beschlüsse gefaßt: Mit den Trägern der Invalidenversicherung 


sollen zentrale Abmachungen abgeschlossen werden. Bevor diese zum Ab- 


schluß’ gekommen sind, soll von Einzelverträgen Abstand genommen werden. | 


Dort, wo Ärztekammern diese Verträge abgeschlossen haben, sollen sie den 
‘Vertragsabschluß der zuständigen wirtschaftlichen Ärzteorganisation über- 
tragen. —.Der Antrag auf eine „Verschmelzung“ des Hartmann-Bundes 


mit dem Deutschen Ärztevereinsbund wird abgelehnt. 


Der Bund deutscher Assistenzärzte o. V. richtet einen Aufruf an 
alle Assistenzärzte Deutschlands, in dem er unter Hinweis auf die 


dem ärztlichen Nachwuchs drohenden schweren Gefahren in der Frage der 


Zulassung zur Kassenpraxis und in dem Abbau der Gehälter dringend zur 


Bildung einer Einheitsfront auffordert. Meldungen an den Vorstand des 
Bundes deutscher Assistenzärzte, Berlin-Charlottenburg 2, Grolmanstr. 36. 


~ -Über die gemeingefährlichen Erkrankungen bringen die Ver- 
öffentlichungen des Reichsgesundheitsamtes. Angaben, denen die französischen, 
englischen, ägyptischen, schweizerischen Berichte und dio des Völkerbundes 
zugrunde. liegen. Die Pest hat in großem Umfange in Britisch-Ostindien 
gehaust. Es wurden über 400000 Erkrankungen mit 179000 Todesfällen 


festgestellt. Demgegenüber tritt die Zahl der im ganzen übrigen Asien 


aufgetretenen Pestfälle ganz außerordentlich zurück. Nur in Java kamen 
noch 8400 tödlich verlaufene Pestfälle zur Anzeige, und in Indochina 
‚wurde die Zahl von 1000 (mit 844 Todesfällen) überschritten. In der 
europäischen Türkei stellte man 13, in Griechenland 41 Erkrankungen fest, 
Doch ist hier die Seuche ungewöhnlich milde aufgetreten, da in Athen und 
Piräus mit 30 Krankheitsfällen kein einziger Todesfall zu verzeichnen war. 
Aus dem europäischen Rußland werden 35 Erkrankungen und 21 Todes- 


fälle berichtet, sonst in Europa fast nur eingeschleppte Einzelfälle — 
‘ Eine größere Pestepidemie, die im Monat Mai ihren Höhepunkt erreichte, 


entwickelte sich in Ägypten mit insgesamt 1519 Erkrankungen und fast 
genau 50° Mortalität. Im übrigen Afrika waren im höheren Maße 


Madagaskar, Uganda und Senegal mit 690, 1328 und 1221 Erkrankungen 


und durchweg sehr hoher Mortalität. — Während in Nordamerika kaum 
Pestfälle vorkamen, betrug ihre Anzahl in Peru 694 mit 348 Todesfällen; 
in Australien wurden nur ganz vereinzelte Erkrankungen gesehen. 

` Die Cholera war ausschließlich in Asien, verbreitet, Wiederum 
war Britisch-Ostindien das am ärgsten befallene Gebiet. Es erlagen hier 
in den ersten 11 Monaten des Jahres über 50 000 Personen der Seuche. 
‚Eine ganz auffallende Besserung zeigen die aus dem russischen Staatenbund 


gemeldeten Erkrankungszahlen. Gegenüber mehr als 200 000 Fällen im 


Jahre 1921 und fast 100000 im Jahre 1922. wurden. im Berichtsjahre nur 
noch 115 Cholerafälle ermittelt. In den drei letzten Monaten des Jahres 
ist überhaupt keine Cholera mehr zur Anzeige gekommen. ö 
Das Gelbfieber ist in Afrika und zwar an der Goldküste und in 
Dahome in spärlichen Fällen beobachtet worden, in Amerika ist es nur in 
Brasilien in größerem Umfange aufgetreten, besonders in Bahia mit 151 Er- 
krankungen und 47 Todesfällen. —————— 


Wien. Eine Gesellschaft für Versicherungsmedizin und 


deren Hilfswissenschaften hat sich unter dem Vorsitze des Chefarztes | 


Dr. Heinrich Stein konstituiert. Der Präsident der Ärztekammer, Ober- 


medizinalrat Dr. Thenen, begrüßte die Idee der Errichtung dieser Gesell- | 


schaft aufs wärmste und erhofft von den wissenschaftlichen Arbeiten, die 
im Herbst beginnen sollen, sehr wertvolle Resultate. — Das Volksgesund- 


‚heitsamt und das Gesundheitsamt der Stadt Wien veranstaltet im Herbst‘ 


eine Hygieneausstellung, bei der die Sammlung des deutschen 
Hygienemuseums in Dresden zum erstenmal in Wien gezeigt werden wird. 


London. Englische Lebensversicherungsgesellschaften 
haben seit einiger Zeit eine Neuerung eingeführt.’ Sie haben für die Ver- 
sicherten die Einrichtung einer kostenlosen, regelmäßigen, ärzt- 
lichen Untersuchung getroffen. Die Untersuchungen sind vertraulich, 
die Ergebnisse werden der Gesellschaft nicht mitgeteilt. Die in der ersten 
Zeit. auf hohe Versicherung- beschränkte Einrichtung hat allgemeinen Beifall 
gefunden, so.daß sie neuerdings auch auf die Mitglieder mit niedrigen Bei- 


trägen ausgedehnt worden ist. Für die Gesellschaft ist dabei noch der | 


Gesichtspunkt maßgebend, daß durch die Einrichtung regelmäßiger kosten- 


' loser Untersuchungen bei Leuten, die sich für gesund halten, beginnende 


Krankheiten entdeckt werden, wodurch vorbeugende Maßregeln getroffen 
werden können, die geeignet sind, die Lebensdauer zu verlängern. 


Drack von L. Schumacher in Berlin N4 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


mit dem Thema: Osteoporose (Ref.: G. Pommer). 


nehmer unbedingt notwendig. 


6. Juli 


Paris. In die neuen französischen Kammern. sind 29 Ärzte als 


Abgeordnete gewählt worden. Der älteste Abgeordnete ist ein 80 Jahre 
alter Arzt, — 


Die Abteilung für Innere Medizin der 88. Versammlungder 
Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte in Innsbruck 
hält ihre Abteilungssitzungen am 24., 25. und 26. September nachmittags 
im kleinen Stadtssale ab sowie zwei gemeinsame Sitzungen am 25. bzw. 
26. September vormittags, und zwar mit den Abteilungen für Chirurgie,’ 
Neurologie und Pathologie mit dem Thema: Kropf (Ref.: F. Kraus, Eisels- 
berg, Wegelin) und mit den Abteilungen für Chirurgie und Pathologie 


Programm wird später bekanntgegeben. — Anmeldungen für Vorträge 


į in den Abteilungssitzungen sind an den Einführenden, Prof. A. Steyrer, 


Anichstr. 35, bis längstens 20. August zu richten. Es empfiehlt sich, daß 
auch jene Teilnehmer, die nicht die Absicht haben, Vorträge -zu halten, 
schon jetzt ihre Teilnahme an "der Versammlung unter Angabe ihrer An- 


schrift und der Abteilung, an der sie teilzunehmen wünschen, sowie unter 


ausdrücklicher Angabe, ob die Vermittlung einer Unterkunft (Gasthof I., 
IG, II. Ranges, Privatzimmer) gewünscht wird (eine beschränkte Anzahl 
von Freiquartieren dürfte zur Verfügung stehen), dem Bureau der Natur- 
forscherversammlung, Prof. A. Defant, Innsbruck, Schöpfstr. 41, anmelden 


und gleichzeitig für die Teilnehmerkarte den Betrag von K 200.000, für 


die Damenkarte von K 100000 der Tiroler’Hauptbauk, Innsbruck, oder 
für deren Rechnung der Deutschen Bank für Konto Geschäftsführung der 
88. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte, Innsbruck, überweisen. 
Für Mitglieder, die ihren Beitrag gezahlt haben, kommen K 50 000 in Abzug. 
Nach erfolgter Anmeldung und Einzablung stellt das Bureau die Teil- 


‚nehmerkarte zu. Auf den Genuß der Fahrbegünstigungen (bei den öster- 
 reichischen Bahnen ermäßigte Karte für Schnellzüge ab 14. September) 


sowie der kostenfreien Ausreiseerlaubnis aus Deutschland . und auf Bereit- 
stellung der Unterkunft haben nur Besitzer von Teilnehmerkarten Anspruch. 
Die sofortige Voranmeldung ist im Interesse der Unterb 


Teilnehmer der Versammlung Deutscher Naturforscher und 
Ärzte in Innsbruck, welche Wert legen auf eine gleichzeitige Tagung 


der Deutschen Gesellschaft für Unfallheilkunde, Versicherungs- 
und Versorgungsmedizin, werden gebeten, Namen und Vorträge zu 


melden an den Schriftführer der Gesellschaft, Oberarzt Dr. Kühne, Cottbus, | 


Die Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde 
findet am 18. bis 20. September, unmittelbar vor der Naturforscherversamm- 
lung, in Innsbruck statt. Berichte: Bessau (Leipzig): Immunbiologie 
der Tuberkulose; Koch (Freiburg): Die pathologische Anatomie der kind- 
lichen Tuberkulose; Engel (Dortmund): Die Klinik der kindlichen Tuber- 
kulose, insbesondere derjenigen der Lungen und Bronchialdrüsen; Wim- 
berger (Wien): Röntgenologie der Brustorgane der kindlichen Tuberkulose; 
Rupprecht (Leipzig): Röntgenologie der Bauchorgane der kindlichen Tuber- 


kulose. Anmeldungen durch den Sehriftführer Prof. Dr. Brüning, Rostock. 


Der bekannte, im Haag niedergelassene deutsche Gynäkologe 
C. H. Stratz ist im 65. Lebensjahre gestorben. Er ist auch- außerhalb 
der Ärztekreise aller Länder bekannt geworden. durch. seine Werke über 
Rassenanatomie, Körperkultur und Körperbygiene. Weit verbreitet sind 
seine. durch vortreffliche, lehrreiche und künstlerische Abbildungen ge- 
schmückten Werke: Die Schönheit des weiblichen Körpers; Die Rassen- 


. schönheit des Weibes; Die Körperpflege der Frau; Der: Körper des ‚Kindes 


und seine Pflege; Die Frauenkleidung und ihre natürliche Entwicklung; 
Die Darstellung des menschlichen Körpers in der Kunst; Die Körperformen 


in Kunst und Leben der Japaner. Er war ein ausgezeichneter Gynäkologe, 


ein geistreicher Mann von reicher künstlerischer Veranlagung, der treu an 
seinem deutschen Vaterlande hing. Be 


: Männheim. Der Oberarzt der Inneren Abteilung des städtischen 
Krankenhauses Dr. W. Weis zum leitenden Arzt der Inneren Abteilung des 


städtischen Krankenhauses in Kaiserslautern gewählt. 


0. Kneise (Halle a.S.) bringt soeben im Verlage Urban & Schwarzen- 
berg in Berlin und Wien eine kurzgefaßte „Technik der Blasenspiegel- 
untersuchung (Zystoskopie) und der Nierenfunktionsprüfung, 
sonderlich unter Zuhilfenahme des Ureterenkatheterismus 
(funktionelle Nierendiagnostik)* heraus. 


Im gleichen Verlage erscheint soeben eine Schrift von E. Weisz in 


 Pistyan: „Diagnostik mit freiem Auge“ mit, einem Vorwort von 


Fr. Kraus (Berlin). 


Hochscehulnachrichten. Düsseldorf: Der ao. Prof. Eduard 


Rehn in Freiburg i. Br. erhielt den Ruf als Nachfolger von Prof. O. Witzel 


für den Lehrstuhl der Chirurgie an der medizinischen Akademie. — Halle; 


Der Assistent der medizinischen Universitätsklinik Dr. Hermann Fischer 
gestorben. — Heidelberg: Zum Nachfolger von Prof. Fleiner als Leiter 

` der medizinischen Poliklinik ist der ao. Prof. Wilhelm Stepp in Gießen 
in Aussicht genommen. — Kiel: Dr. Rudolf Spanner als Privatdozent 


für Anatomie babilitiert. — Königsberg: Der Privatdozent für Chirurgie 
Martin Jastram zum nichtbeamteten ao. Professor ernannt. 


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Das ausführliche- 


ringung der Teil- 


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Wochenschrift für praktische Ärzte 


Organ der Berliner Mediziaischen Gesellschaft 


j 
geleltet von 


Verlag von 


Geh. San.-Rat Professor Dr. Kurt Brandenburg, Berlin * Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedrichstr. 105b 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Becht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor 


= -mma EEE NLAL DENE a A a a a S E A E UBONGGGOSBREEERBENBELLAEDENGERRBEBRSSERLULLNANES 


Nr.28 (1022) 


Berlin, Prag u. Wien, 13. Juli 1924 


XX. Jahrgang 


a 


[y 


i Klinische Vorträge. 


Wie wirkt die Hitze im Sommer auf die Gesundheit 
e des Säuglings schädlich? | 

A (Fortbildungsvortrag.) 
E Von Prof. Dr. H. Rietschel, Würzburg. 


| Wieder naht der Sommer mit seiner Hitze und wieder steigen 
dimit die Gefahren für unsere Säuglinge. Denn allbekannt ist jedem 
Arzt, ja jeder Mutter die Tatsache, daß im Sommer der Säug- 
liig, besonders der künstlich genährte, mehr bedroht ist akuten 
amstörungen zu erliegen. Und doch ist das Problem der Sommer- 
‚sterblichkeit der Säuglinge nichts weniger wie klar! Ich komme da- 
' her gern der Bitte des Herausgebers nach, einige wichtige Fragen 
fir den Praktiker zu besprechen. Auch heute noch stehen sich trotz 
vieler Arbeit die Meinungen der Forscher vielfach diametral gegen- 
über, Zunächst ein paar Worte über Statistik und geographische 
Verbreitung dieser Krankheit. 
"Die Sommersterblichkeit der Säuglinge ist zuerst in Amerika 
beobachtet worden und zwar in den Großstädten (speziell New York, 
Philadelphia u. a.), die Anfang des 19. Jahrhunderts sich rasch ver- 
größerten. Wir verdanken die beste Beschreibung dieser Krankheit 
dem amerikanischen Arzt Rush, einem Freund Benjamin Frank- 
lins. Das klinische Bild, das er umriß, ist ein so klares und ty- 
pisches, daß es auch heute noch als ausgezeichnet angesehen werden 
ann. Nach Rush haben dann zahlreiche Amerikaner in den ver- 
sehiedensten Teilen Nordamerikas die Krankheit beschrieben. Alle 
haben die Tatsache anerkannt, daß diese schweren Sommerdurch- 
fälle in irgendeiner Beziehung mit der Hitze stünden, und in den 
Sidstaaten Amerikas, wo die hohen Temperaturen schon im April 
ud Mai auftraten, war diese Krankheit als „April and Mai dis- 
order“ bekannt und gefürchtet. Die deutschen Autoren lernten die 
amerikanische Literatur im Laufe der nächsten Jahrzehnte wohl 
kennen, aber kein deutscher Autor kannte die Krankheit in Deutsch- 
land und ebenso war dies in Frankreich und England der Fall. 
Se wurde sogar in den deutschen Lehrbüchern von 1800—1850 
‚il amerikanische Krankheit“ geführt. Erst um die 60er und 70er 
Jahre wurde die Tatsache des Sommersterbens der Säuglinge deutschen 
ud französischen Ärzten aus eigener Erfahrung bekannt. Hauner, 
der bekannte Münchner Kinderarzt, schreibt 1860, daß er während 
emes Zeitraumes von 13 Jahren nur dreimal eine erhöhte Sommer- 
sterblichkeit gesehen hätte, aber schließlich wird in den 70er und 
Der Jahren die Krankheit allgemein bekannt und in jeder Statistik 
er Säuglingssterblichkeit tritt die erschreckende Höhe . der ver- 
Anl Sommertodesfälle in Erscheinung. Diese Sommersterblich- 
eit der äuglinge ist nun aber statistisch in den letzten Jahren — 
Mas sagen wir im letzten Jahrzehnt — auffallend zurückgegangen. 
„cute können wir in vielen Säuglingssterblichkeitsstatistiken, selbst 
k manchen Großstädten (Düsseldorf, Dresden u. a.) eine Gipfel- 
“ve des Sommers kaum oder gar nicht mehr erkennen. Dies ist 
ce Folge der jetzigen ausgedehnten Fürsorge und der 
„ „ommersterblichkeit der Säuglinge in Betracht. Einmal ist das 
Instlich genährte Kind im Sommer mehr bedroht und sodann be- 
steht sicher eine Abhängigkeit der Sterblichkeit der Säuglinge von 
IL itze; aber im allgemeinen geht diese Sterblichkeit nicht par- 
ale mit den hohen Temperaturen, sondern hinkt nach, So daß 
meist die Sterblichkeit oft erst im Juli höher steigt, während die 
-ohen Lufttemperaturen schon im Juni vorhanden sind, und die 


| | Aus der Universitäts-Kinderklinik Würzburg. 
l 


'zersetzte Milch geschoben. 


enen Brusternährung. Zwei wichtige Tatsachen kommen für . 


Sterblichkeit noch in den September hineindauert, wo die hohen 
Lufttemperaturen schon erheblich zurückgegangen sind. 

Die bisherige Atiologie der Krankheit wurde wesentlich, 
wenn wir von älteren Anschauungen absehen, auf die bakteriell 
Es sind insonderheit Flügges. Unter- 
suchungen gewesen, die diese Hypothese stützten. Es lag natürlich 


sehr nahe, Bakterien dafür verantwortlich zu machen, besonders in 


einer Zeit, als man erkannte, welch ungeheuer wichtige Rolle diese 
kleinen Lebewesen für die Entstehung vieler Krankheiten besaßen. 
Nun fand man — darüber existieren viele Untersuchungen — in 
der Kuhmilch im Sommer eine enorme Vermehrung der Keime 
besonders der Saprophyten, und was lag dann näher, als anzu- 
nehmen, daß in der Milch die Vermehrung dieser Keime oder 
wenigstens toxische Produkte derselben den Durchfall erzeugen und 
den Säugling schwer erkranken lassen. Diese Hypothese ist zweifellos 
eine außerordentlich einfache und plausible und ist bis heute wohl 
noch bei vielen Arzten und besonders Bakteriologen die vorherr- 
schende. Freilich sind ihre theoretischen Fundamente sehr gering. 


Experimentelle Untersuchungen an Tieren hat eigentlich nur ` 


Flügge gegeben. Er fand, daß in alkalischer Milch gewisse 
peptonisierende Bakterien (von 12 Arten 3 Stämme) gezüchtet 
werden konnten, die bei jungen Hunden Durchfall machten!). Daß 
diese Bakterien nicht ubiquitär in der Milch vorkommen, steht fest, 
denn wirklich alkalische Milch kommt im allgemeinen selten vor. 
In saurer Milch gehen diese Keime natürlich zugrunde, da sie in 
diesem Milieu keine Lebensfähigkeit besitzen. Es ist eigentlich 
niemals ein pathogener Saprophyt in der Milch gefunden worden 
und das, was viele Autoren als Streptokokken der Milch beschreiben, 
ist nichts anderes als der gewöhnliche Milchsäurestreptokokkus 
— Streptococcus acidi lactis (Kruse) —, den wir in jeder gesäuerten 
Milch antreffen. Daß natürlich pathogene Keime wie Cholera- 


bazillen, Typhus-, Dysenteriebazillen auf der Milch als Nährboden 


gedeihen können, ist zuzugeben. Aber den Sommerbrechdurchfall 
der Säuglinge als Cholera-, Typhus- oder Ruhrerkrankung anzu- 
sehen, ist abzulehnen?). Wenn wirklich die Anwesenheit von Sapro- 
phyten die Milch so leicht verdirbt, so hätte man annehmen müssen, 
daß mit der Einführung der Sterilisierung der Kuhmilch eine Ab- 
nahme der Sommersterblichkeit erfolgt wäre. Davon ist aber keine 
Rede. Die Sommerdarmerkrankungen des Säuglings sind ganz be- 
sonders in den 80er, Wer Jahren des vorigen Jahrhunderts statistisch 
nachzuweisen, besonders in den Großstädten, in denen die Sterili- 
sierung der Milch angewendet wurde. So half man sich mit der 
weiteren Hypothese, daß zwar nicht die Bakterien an sich, wohl 
aber ihre Toxine (Endotoxine) den Säugling vergiften könnten. 


Über solche bakterielltoxischen Produkte in der Milch ist aber so 


1) Diese Experimente sind später nachgeprüft worden (Watjoff) 
und nicht bestätigt worden. 


2) Seit dem Kriege und besonders in den Jahren nach dem 


Kriege spielt allerdings die Dysenterie (Shiga, Kruse, Flexner) und | 
'Paradysenterieinfektion (besonders Y-Bazillen) eine sehr viel 


; h größere 
Rolle. Wir erleben jetzt joden Sommer und Herbst eine Steigerung 


dieser Krankheit im Säuglings- und Kleinkindesalter. Natürlich werden 
aber stets auch Erwachsene in gleicher Weise betroffen. Aber diese 
Erkrankung geht mit den typischen Symptomen einer Entzündung der 
unteren Darmabschnitte speziell des Kolons einher (Kolitis) und im 
Stuhl findet sich daher neben Schleim sehr oft Blut und Eiter, Sym- 

tome, die beim akuten Brechdurchfall der Säuglinge nicht vorkommen. 

eshalb ist die Colitis infectiosa von den akuten Brechdurchfällen 
klinisch und ätiologisch streng zu trennen und wird bei dieser Be- 
sprechung ausgenommen. | 


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i gut wie nichts bekannt. Zwar sind Milchvergiftungen beschrieben, 


in. der ganzen Weltliteratur vielleicht 3—4 Endemien, aber diese 


traten als Massenvergiftungen auf und waren für Erwachsene wie‘ 


Kinder krankmachend. Jedenfalls sind sie viel seltener wie Fleisch- 


. vergiftungen. Es ist also eine reine Behauptung: ohne jeden Beweis, 
¿daß in'der Milch leicht solche Stoffe entstehen könnten, die Brech- 
 durchfall beim Säugling verursachten. . Neuerdings hat Bessau 
. diese bakterielle Theorie wieder gestützt, indem er behauptete, daß 
‘er ganz besonders das Bacterium coli in großen Massen auch in 
sterilisierter Milch angetroffen hätte und er meint, ob nicht vielleicht 


durch dieses Bakterium Gifte produziert werden könnten. Doch 


stehen dafür Beweise noch völlig aus. Ganz besonders aber muß mit 


allem Nachdruck darauf: hingewiesen werden, daß die spontane 


Säuerung der Milch für den Säugling nicht die geringste Gelahr 
. birgt. Dies ist. zwar allen ‚Kinderärzten bekannt, ist aber dem | 
Praktiker noch nicht geläufig. Seit Jahren wird in allen Kliniken 


gesäuerte Milch vom 1. Lebenstage an an gesunde und kranke 
‚Kinder verfüttert.. Man denke an Buttermilch, Eiweißmilch und 


wir lassen sogar söit Jahren die Milch spontan säuern und ver- 
füttern. sie an Neugeborene und ältere Säuglinge, sei es als Voll- 
milch, sei es als Büttermilch, die wir uns durch Abrahmen aus 


dieser sauren Milch bereiten.. Wir sind sogar der Meinung, daß die 


gesäuerte Milch’ für Säuglinge im großen und ganzen eine bessere 
` Nahrung darstellt als die normale, nicht gesäuerte Milch. Freilich 
. darf die Säuerung nicht zu. stark sein, weil manche Säuglinge die 


Milch dann verweigern und auch leichter speien. Aber eine milde 
Säuerung ist nicht nür nicht schädlich, sondern für viele Kinder 
ganz zweifellos von außerordentlichem Nutzen. In der Praxis wird 


natürlich die Verabreichung spontan gesäuerter Milch auf Schwierig- 
keiten stoßen; aber im Sommer: kann man unbedenklich eine Milch 
‚an Säuglinge verfüttern, die „beim Kochen zusammenläult“, also 


einen leichten Säuerungsgrad aufweist). Wenn wirklich bak- 


teriell giftige Produkte‘ in der Milch eine besönders große Rolle 


spielen sollten, dann wäre auch nicht recht zu verstehen, warum 


die Molkereiprodukte der Milch speziell der Käse (denn die ganze 


Reifung des Käses und die spezifische Art des einzelnen Käses wie 
Edamer, Emmentaler, Limburger, Roquefort u. a. ist in erster Linie 
durch die verschiedenen Bakterien und Schimmelpilze bedingt, die 
die Peptonisation des Eiweißes vollziehen), so absolut ungiltige 


‘Nahrungsmittel wären. Wir können zusammenfassend sagen, daß 
_- die ganze Hypothese der bakteriellen Milchzersetzung durch Sapro- . 
: phyten im Sommer auf sehr schwachen Füßen steht und im höchsten 
Grade unwahrscheinlich ist.  . 000000. - | 
. Nun haben die Untersuchungen der letzten 15 Jahre, an 


welchen Verf. auch beteiligt ist, immer. wieder gezeigt, daß. der 


. physikalische Einfluß der Hitze auf das Kind von ausschlaggebender 
‚Bedeutung ist. Dieser Einfluß der Hitze ist‘ aber ein außerordent- 


lich komplexer, und darüber soll im Folgenden ‚noch. einiges gesagt 
werden. Wenn wir die Statistik wieder zu Rate ziehen, so sieht 


. ` man. besonders in den Großstädten (New York, Berlin), daß an be- 
sonders heißen Tagen, wie sie uns manchmal schon der Juni, so- 


gar der Mai, aber ganz besonders der Juli und August bringen, 
die Sterblichkeit der Säuglinge vorübergehend steigt, daß aber diese 


_ Steigerung eine ganz geringe ist. Neben dieser Steigerung an-be- 


3} Neuerdings wird mit Einverständnis ja nach Vorschriften des 


Reichsgesundheitsamtes im Sommer in vielen Milchbetrieben der Milch 


Soda zugesetzt, um sie vor dem Sauerwerden zu schützen. Ich halte 
das für eine sehr bedenkliche Maßregel, denn zu leicht ‚geschieht es 


dabei, daß zuviel Soda zugesetzt wird und dann die Reaktion der 


Milch ins Alkalische umschlägt. Trotz aller genauen ‚Vorschriften 


kommen häufig solche Fälle vor und es hat immer etwas Bedenkliches, 
ein Nahrungsmittel durch einen Zusatz zu „verfälschen“. Dadurch 


werden natürlich die Säurebildner in ihrer Tätigkeit gehemmt, aber die 


peptonisierenden Bakterien gefördert. Die Milch bekommt leicht einen 


käsigen, seifigen Geschmack und immer -hören wir im Sommer die 
Klagen vieler Mütter, daß die Milch schlecht schmeckt und riecht. Ob 


', eine wirkliche Gefahr mit der Entwicklung dieser peptonisierenden 


Bakterien für das Kind besteht, kann man -nicht ohne weiteres be- 


` haupten. Immerhin sind die einzigen Saprophyten, die experimentell 
Durchfall erzeugen, solche peptonisierende Bakterien (s. die obigen 


Versuche von Flügge). Jedentalls wird aber durch die Soda die Milch 


viel leichter ungenießbar, als wenn sie spontan leicht säuert. Ich 


halte deshalb die Erlaubnis, Natron oder Soda der Milch zuzusetzen, 
selbst wenn die Vorschriften des Zusetzens sehr streng geregelt sind, 
doch recht bedenklich. Anders liegt die Sache, wenn kurz vor dem 
Genusse der Milch der Zusatz gemacht würde. Der Sodazusatz ist an 
sich wohl ungefährlich, aber eine Alkalisierung sollte unter allen Um- 
ständen vermieden werden und diese Möglichkeit ist unter den jetzigen 
Verhältnissen immer gegeben. mr | 


COSO SO O 1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr.28. -- 


sonders heißen Tagen macht: sich eine’ allmählich sukzesgiv größer 
werdende Steigerung: der täglichen Gesamttodesfälle bemerkbar, die 


ihren Höhepunkt, etwa im August, September erreicht. Die Kinder, 


die an besonders heißen Tagen ganz akut zugrunde gehen, bieten | 
nur cin eigentümliches Krankheitsbild, das zweifellos mit dem Hitz- 
schlag der Erwachsenen identisch ist. Wir finden bei solchen Kindern ` 


hyperpyretische Temperaturen. : Wir selbst” haben Temperaturen bis 


42,80 gesehen, bei denen das gewöhnliche Fieberthermometer nicht 
mehr ausreichte, und diese Kinder gehen unter dieser Hyperpyrexie 
und Krämpfen, mit oder ohne Brechdurchfall, zugrunde. | 
echte Hyperthermien, die wir. als echte Überhitzungen oder Hitz- 
schläge bezeichnen können. Der alte Unterschied, den man früher - 

‘ machte zwischen Hitzschlag (Überwärmung) und Insolation („Sonnen- `. 
stich"), kann heute nicht mehr aufrechterhalten werden. Eskommt ` 
eben stets in all diesen Fällen zu einer übermäßigen. Zufuhr. von 


Das sind 


Wärme bei ungenügender Abgabe derselben und damit zu. einer 


Überhitzung, die, wenn sie sehr hohe Grade annimmt, zum plötz- 
lichen 'Zusammenbrüch des Körpers führen kann. Aber diese Fälle. 


sind. bei Säuglingen selbst” im heißen Sommer nicht häufig. Sie 
können für die Gesamtsterblichkeit der Säuglinge im Sommer nur 


wenige Prozente ausmachen. Aber sie sind prinzipiell wichtig, da ` 


hier die Einwirkung der Hitze so massiv ist, daß diese fast als die 


einzige Schädlichkeit imponiert. Es sind dies meist Kinder, die 


gesund erscheinen, dicke, pastöse, mit reichlichem Fettpolster ver- 


' sehene Kinder, die außerdem unter ungünstigen Bedingungen leben 
‘oder. von törichten Pflegerinnen oder Müttern übermäßig warm. 


gehalten werden. Ich habe es mehrmals in meiner früheren Tätig- 


- keit besonders in Dresden erlebt, daß mir Säuglinge im Sommer 


mit Brechdurchfall gebracht wurden, die mit Wärmeflaschen gewärmt 
wurden, wobei sie. Temperaturen von 40 und darüber aufwiesen, 
„weil das Kind sich sonst verkühlen konnte“. Bei diesen Kindern 


können wir, wie ich es getan habe, von einer „akuten Hitze- 


schädigung‘“‘ sprechen. 


Viel wichtiger aber ist. die Art und Weise, wie die Sommer- | 


hitze bei den übrigen Kindern zur Auswirkung kommt. Es ist 
immer daran zu denken, daß natürlich nicht die Außentemperatur 


‘es ist, die für das Kind entscheidend ist, sondern die Wohnungs- 
' temperatur, und zwar ist die Wohnungstemperatur in den einzelnen 


Wohnungen eine recht verschiedene und nicht fesistellbare. Im 


allgemeinen kann man sagen, daß, je höher die Außentemperatur 


ist, auch die Wohnungstemperatur steigen wird. ‘Doch steigt die 


_ Wohnungstemperatur bei Außenhitze. erst nach einer gewissen Zeit, 
und es bedarf einer etwa drei- bis vierwöchigen heißen Periode, um - 


auch die Wohnungstemperatur dauernd hoch erscheinen. zu lassen. 
In sehr heißen Sommern (wie z. B. 1911) wurde uns die Hitze erst 
unangenehm, als sie so lange dauerte, bis auch die Wohnungen 
durchwärmt waren und eine nächtliche Abkühlung in der Wohnung 
nicht oder .nur in geringem Maße zustande kam, da die Mauern 
der Häuser sehr viel Hitze geschluckt hatten und diese abgaben. 
Diese Verhältnisse hat Flügge ausgezeichnet untersucht und hat mit 
seinen Schülern hierfür die grundlegenden Arbeiten geschaffen. 


‘Wenn wir nun bedenken, daß in vielen Proletarierfamilien, die ein ` 
bis zwei Zimmer bewohnen, die Küche zugleich als Wohnstube 
dient („Wohnküche“) und diese täglich wegen des Mittagessens 
geheizt wird, so kann man sich einen Begriff machen von den hohen 
Temperaturen, die in diesen Wohnungen vorkommen können. Wir . 


haben uns der Mühe unterzogen und haben solche Messungen an- 
gestellt und haben dabei Temperaturen gefunden, die bis 32, ja 


870 C mittags stiegen und nachts nicht unter 280 heruntergingen 4). 


Solche Temperaturen sind schon für den Erwachsenen sehr un- 


‚angenehm. Aber er hat genügend Mittel, um sich immer wieder 


vor ‘diesen Temperaturen zu schützen. Nun denke man aber 


an einen Säugling, der nicht seine Nöte schildern kann, der ein- 


gebettet im -Wickelkissen,: großen Gummi im Wagen dicht neben 
dem Herd steht und nun tage-, ja wochenlang in solchen Tempe- 
raturen leben muß. Gewiß braucht der Säugling im allgemeinen 
mehr Wärme. Aber hier kann des Guten zu viel getan werden. 
Diese „chronische Hitzeschädigung“, wie ich sie genannt habe, 


braucht aber nicht stets zur Hyperthermie oder. zum Hitzschlag 
zu führen, sondern sie ist geeignet, ganz allgemein eine schwere. 


Schädigung des Säuglings in seinem Kampf mit der Umwelt dar- 
zustellen. Auch. wir wissen, daß Menschen, die nicht das Tropen- 
klima gewohnt sind, in den Tropen bei dauernder Wärme unter 
viel ungünstigeren Bedingungen leben als im gemäßigten Klima. 
Nicht die Gefahr des Hitzschlags ist es in erster Linie, die hier dem 
Menschen droht, sondern die dauernde Wärme schaflt eine derartige 


4) Zschr. f. Kinderhk. Bd. 1. 


| 18. Juli 5 


| Schlaffheit des Körpers, die sich in geistiger und körperlicher 
E Müdigkeit äußert und in einer gewissen Anfälligkeit des Darm- 

| t . $ « è 

| 7 Alle diese Erfahrungen dürfen wir ceteris paribus auf den 

Säugling im Sommer bei dieser chronischen Hitzeschädigung über- 
E tragen. Experimentell sind in der Tat schon Dinge bekannt geworden, 


s, daß er im Essen und Trinken gewisse Vorsicht üben 
i 


die diese Erfahrung bestätigen. So wissen wir durch Untersuchungen 
von Salle und neuerdings von Ylppö, daß z. B. bei Säuglingen 


. durch langdauernde Einwirkung von Hitze, selbst bei magen-darm- 


gesunden Säuglingen eine deutliche Herabsetzung der Magenazidität 
stattfindet, wobei die Herabsetzung der Azidität bei schwächlichen 
Kindern im allgemeinen größer ist. So kommt es, daß. die Dünn- 
darmabschnitte, die normalerweise steril oder fast steril sind, bei 


“chronischer Einwirkung der Hitze auf das Kind bakteriell vom 


Magen bzw. Kolon aus besiedelt werden können, m. a. W., daß die 
hemmenden Einflüsse auf ein pathologisches bakterielles Wachstum 


. im Darm zurücktreten und es viel leichter zu einer endogenen 


Besiedelung normal steriler Dünndarmabschnitte kommt. Diese 
bakteriellen Vorgänge im Darm, die aber nicht abhängig sind von 


‘ der Bakterienzufuhr durch die Nahrung, sind nun von größter Wichtig- 


keit für die Entstehung akuter Störungen, und wir dürfen wohl auf 


_ Grund dieser Versuche annehmen, daß eine chronische Hitzeeinwirkung 
auf das Kind von außerordentlichem Einfluß auf den Ablauf fer- 
. mentativer und bakterieller Vorgänge im Darm ist und leicht zu 
akuten Störungen Anlaß geben kann. Dazu kommt nun, daß im, 


Sommer, ganz ebenso wie im Winter, alle die anderen Schädlich- 
keiten ebenfalls auf das Gedeihen des Säuglings einwirken können. 
So werden schon viele Säuglinge nicht gesund in den Sommer 
hineingehen. Man denke an .die Häufigkeit kleiner Infektionen, 
besonders der Grippeinfektionen, wie Schnupfen, Husten. Kaum ein 
Säugling wird von einer solchen Infektion verschont, und leicht 
kann es bei solchen Infektionen zum Durchfall, zur Dyspepsie 
kommen (parenterale Dyspepsie). Nun stelle man sich vor, daß 
eine solche Schädlichkeit, wie z. B. ein infektiöses Fieber mit 
Durchfallsneigung, von einer chronischen Hitzeschädigung begleitet 
wird. Ist es dann nicht verständlich, wenn solche Kinder im Sommer 
unter einer mehr oder wenig akuten Magen-Darmstörung zu- 
sammenbrechen? Immerhin ist allerdings nicht ohne weiteres zu 
verstehen, warum das Brustkind so außerordentlich gegen diese 
Hitzeeinwirkung gefeit ist; denn wenn die Hitze wirklich physikalisch 
wirkt, so müßte theoretisch das Brustkind in derselben Weise ge- 
troffen werden wie jedes andere künstlich genährte Kind. 

Dabei ist nun einmal zu betonen, daß zunächst Brustkinder 
tatsächlich gegen die Wärmewirkung des Sommers nicht absolut 
gefeit sind. Die Tatsache ist also besonders wichtig, daß auch 
Brustkinder im Sommer unter dem Bilde des akuten Brechdurch- 
lalis mit Koma und Krämpfen vermehrt sterben, und gerade das 
spricht mit aller Sicherheit gegen die Ätiologie einer bakteriell 
vergilteten Milch. Aber immerhin ist sichergestellt, daß das Brust- 
kind weit mehr gegen die Gefahrén der Hitze geschützt ist. Wir 
möchten uns diese besondere Stellung des Brustkindes folgender- 
maben erklären. Einmal stellen die Brustkinder gesunde Kinder 
dar, die natürlich jeder Schädlichkeit besser Widerstand entgegen- 
setzen können als in ihrer ganzen Organisation geschädigte künst- 
lich genährte Kinder. Eine pathologische Dünndarmbesiediung 
mit Bakterien kommt beim Brustkind mit seiner „arteigenen“ Nahrung 
viel schwerer zustande. Zweitens kann das Brustkind seinen Nah- 
ungsbedarf an der Brust regulieren. Es ist vor der Überfütterung 
dadurch mehr geschützt, als es an der Brust infolge der Arbeits- 
leistung des Saugens gewöhnlich nicht mehr trinkt als es braucht. 
Endlich kommt noch ein drittes Moment hinzu. 


: Um dies zu verstehen, muß ich etwas weiter ausholen. 
Während der Erwachsene normalerweise bei hoher Wärmezufuhr, 
me sie im Sommer stattfindet, das Nahrungsbedürfnis einschränkt 
und den Flüssigkeitsbedarf erhöht, ist dies beim Säugling gewöhn- 
lich nicht der Fall. Beim Säugling sind Essen und Trinken für 
die Mutter zwei gleich ‚bedeutende Sachen. Daß der Säugling 
Durst haben könnte, ohne Hunger zu verspüren, versteht keine 
Mutter. Und doch ist das ungeheuer wichtig. Im Sommer wird 
darauf bei kleinen Kindern überhaupt keine Rücksicht genommen. 
Wenn Säuglinge im Sommer schreien, vielleicht nur deshalb, weil 
Sle Durst haben, so werden sie mit Milch gefüttert, also einer 
relativ hoch kalorischen Nahrung. Nun ist bekannt, daß die Ent- 
chung des Wassers bei reichlicher kalorischer Darreichung von 
Oral ‚beim Säugling von Temperatursteigerungen begleitet sein 
ann, Die Ernährung mit konzentrierten Nahrungsgemischen ist 
‘o unter Umständen gefährlich, und insbesondere haben wir selbst 


iri o 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK = N... 959 


gezeigt, daß es das Eiweiß ist, das außerordentlich leicht fieber- 
steigernd wirkt, wenn es mit wenig Wasser reichlich gegeben wird. 
Wenn wir eine Milchmischung mit 7—10°/, Eiweiß (Plasmon, 
Lactana) anreichern und etwa 100 ccm Wasser pro Kilo Körper- 
gewicht geben, so tritt bei vielen Säuglingen nach kurzer Zeit ein 
Fieber auf, das nach Zufuhr von Wasser oder nach Entzug des 
Eiweißes wieder verschwindet. Wir sind nun der Meinung, daß 
dieses Fieber kein gewöhnliches toxisches Fieber ist, das etwa, 
dadurch entsteht, daß giltige Eiweißabbauprodukte in die Blutbahn 
gelangen und das Wärmezentrum erregen, sondern daß dieses Fieber 
physikalischen Ursprungs ist. Durch Rubner wissen wir, daß das 
Eiweiß eine starke Erhöhung des Grundumsatzes macht, also mehr 


Wärme im Körper frei wird als bei entsprechender Kohlehydratzufuhr . ` 


und diese Wärme kann der Organismus nicht potentiell verwerten, also- 
nicht speichern oder in Bewegung überführen, sondern muß sie 


. abgeben (näher kann auf diese Dinge an dieser Stelle nicht ein- 


gegangen werden). Steht dem Organismus nun wenig Wasser zur . 
Verfügung, so kommt es leicht zu einer Wärmestauung, denn die 
Wärme wird ‘besonders zusammen mit dem Wasser durch die Haut 
abgegeben werden; daher kann auch dies „Fieber“ sofort nach 
Zugabe von Wasser unterdrückt werden. Mein Schüler Schmitt 
hat nachgewiesen, daß dieses Fieber auch beim Erwachenen mög- 
lich ist, z. B. nach reichlichem Fleischgenuß, daß es also ein | 
„echtes Freßfieber“ gibt, um diesen zwar nicht schönen, aber ver- 
ständlichen Ausdruck zu gebrauchen. Jeder von uns kennt das 
außerordentliche Wärmegefühl, das er nach einem sehr eiweiß- 
reichen guten Mittagsmahl, besonders bei geringer Wasseraufnahme, 
hat und das lediglich daher kommt, daß durch den übermäßigen 
Eiweißgenuß die spezifisch dynamische Wärme des Eiweißes frei 
wird und durch Haut und Lunge abgegeben werden muß5). Diese 
Verhältnisse spielen nun beim Säugling, wie es scheint, klinisch 
eine viel größere Rolle. Ich bin überzeugt, daß sie ganz besonders 
für die Sommersterblichkeit von entscheidender Bedeutung sein 
können. Man bedenke, daß die im Sommer mit Kuhmilch, be- 
sonders Vollmilch gefütterten Kinder einmal durch Schwitzen und 
event. Durchfälle einen außerordentlichen Wasserverlust erleiden 
können und dann durch die hohe Eiweißzufuhr ihre innere , 
Wärmeentwicklung viel ungünstiger gestalten, als dies beim Brust- 
kind der Fall sein kann®). Denn bei dem geringen Eiweiß- 
und Molkengehalt der Frauenmilch spielt die dynamische Rolle 
des Eiweißes beim Brustkind so gut wie keine Rolle und das 
ist der Punkt, der das Brustkind neben den andern Dingen im 
höchsten Maße zu seinen Gunsten vom Flaschenkind unterscheidet; 
nicht nur, daß also die Gefahr der Überfütterung beim Flaschen- 
kind eine größere ist und damit auch Störungen im Magen-Darm- 
ablauf, sondern auch die dem Kinde an der Mutterbrust gereichte 
Nahrung ist den Bedingungen des Sommers viel besser angepaßt. 
So dürfen wir wohl das interessante Phänomen der Säuglingssterb- 
lichkeit auffassen als eine „physikalische Einwirkung der Hitze auf 
den Körper des Säuglings“, wobei natürlich alle die vielen Schäden, 
denen der Säugling und auch das künstlich genährte Kind aus- 
ausgesetzt ist, mitwirken und somit im Sommer ein weiterer neuer 
Schaden dazu kommt, dem unter Umständen das Kind nicht ge- 
wachsen ist. Es ist klar, daß sich die klinischen Bilder der Sommer- 
erkrankungen nicht wesentlich von denen unterscheiden werden, 
die wir im Winter zu sehen gewöhnt sind, daß natürlich die hyper- 
ihermischen. Fälle nur im Sommer auftreten und vielleicht auch 
die ganz akut mit Durchlällen und Krämpfen einhergehenden hyper- 
thermischen Toxikosen. Jene Fälle, die wir aber als „chronische 
Dyspepsie“ (Dekomposition, Atrophie) bezeichnen, können wir dagegen 
im Sommer und im Winter sehen, da im Sommer die chronische Hitze- 
einwirkung auf den Körper nicht stets mit einer Hyperthermie einher- 


5) Wir nennen diese Temperatursteigerung „dynamische Eiweiß- 
hyperthermie“, um damit anzudeuten, daß hier kein eigentliches Fieber, 
sondern eine Wärmestauung vorliegt. | 

6) Daß die Wasserarmut von größter Bedeutung ist für das 
Fieber, geht schon daraus hervor, daß z.B. Marriot in Amerika und 
ganz ähnlich Bessau dje Exsikkation für das gesamte Bild der In- 
toxikation verantwortlich machen. Wir gehen nicht so weit, sondern 
sind der Meinung, daß die hyperpyretischen Temperaturen, wie 
man sie bei ausgetrockneten Kindern mit schweren Durchfällen so 
häufig findet, nicht allein toxisch bedingt sind, sondern mit der Wasser- 
armut in engster Verbindung stehen, das der Körper bei ungenügendem 
Wasserbestand (Exsikkation) nicht genügend Wärme abgeben kann. 
Wir schließen dies daraus, daß bei vielen dieser Kinder auf Wasser- 
zufuhr allein ein sehr rascher Temperatursturz ‚erfolgt, ganz ebenso 
wie in unsern Konzentrationsversuchen. Diese Verhältnisse bedürfen 
aber zweifellos noch weiterer Bearbeitung. | 


. dienen. 


grüßen sei (Cohnheim). 


90. = 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


CEAR 2 g ` i 


gehen muß, also nicht ein besonderes Krankheitsbild schafft, son- 
dern nur den allgemeinen Verlauf ungünstiger gestaltet. 

Wichtig bleibt bei solcher Frkenntnis dic Prophylaxe und die 
Therapie. dieser Krankheitszustände und darüber wären noch einige 
Worte zu sagen. Wenn wir wirklich den physikalischen Einfluß 
der Hitze als bedeutsam für das Kind und den Säugling anerkennen 
müssen, so können wir prophylaktisch sehr viel tun. | 


entziehen, vor allem das kühlste Zimmer dem Kinde geben. Das 
gilt natürlich nur für Wohnungen, wo dies möglich ist. Sonst 


‚sorge man dafür, daß das Kind ev. zweimal am Tage gebadet 


wird und nicht zu warm gehalten wird; die Kleidung sei’ leicht 
und den Temperaturen entsprechend, die Gummiunterlage wird 


aul das nötigste Maß beschränkt, das Federkissen ist nur für 


ganz junge Säuglinge erlaubt. Man wird das Kind in der Stube 
vom Ofen fortnehmen; an ganz heißen Tagen darf es nicht in der 
Vollsonne stehen (wir haben wiederholt bei solchen in der Sonne 


auf der Veranda liegenden Kindern Temperaturen bis 39,0° erlebt) 


‚oder man muß es wenigstens dann sehr leicht oder gar nicht anziehen, 


. oder hin und wieder kühl abwaschen. Aber ganz besonders wird man 


auf die Nahrung Rücksicht nehmen. Wir warnen im Sommer vor 


' der konzentrierten Ernährung (Buttermehlnahrungen mit Vol- | 


milch, Dubonahrüng nach Schieck) wie sie heute immer mehr 


“ üblich wird und die zweifellos im Winter für viele Kinder außer- 


ordentliche Vorteile bietet und der wir uns sonst sehr gerne be- 


Kindern etwas mehr Flüssigkeit zu geben. 
Sachlage richtig erkannt hat, wird wissen, wie er sich im einzelnen 


‘ Fall in diesen Dingen zu verhalten hat. 


Man wird: 
. versuchen, das Kind den schädlichen Einflüssen dieser Hitze zu 


Vielmehr ist es unbedingt notwendig, künstlich genährten 
Wer einmal die ganze 


Was die Therapie dieser Krankheitszustände anlangt, so .ist - 


einmal bei Hyperthermien für Entwärmung zu sorgen. Diese Ent- 
wärmung geschieht. am besten durch Wasserzufuhr und durch lau- 
warme Packungen. Kalte Bäder widerraten wir, da sie zu leicht 
Kollaps machen und damit eher schädlich als günstig wirken. Die 


Packungen sind unter Umständen !/,stündlich zu erneuern. Da- | 


neben halten wir Analeptika bei schweren Fällen für unerläßlich. 


_ Wir haben uns nicht gescheut, in. solchen Fällen etwas Alkohol ' 


(Rotwein) dem Tee zuzufügen. Die Erstbehandlung wird sonst die 
sein, die wir bei den-akuten Durchfällen auch im Winter üben; je 


akuter der Fall ist, mit um so kleineren Nahrungsmengen beginne 


man. Von subkutanen Infusionen sind wir in letzter Zeit immer 
mehr abgekommen, zumal für die Praxis möchte ich nicht dazu 
raten. Wenn es gar nicht möglich ist, per os Wasser zu verab- 
reichen, ziehe ich die intraperitoneale Infusion vor. Man geht da- 
bei so vor, daß man mit einem Skapell die Bauchhaut an der 
Stelle, wo man injizieren will, am besten in Gegend zwischen Nabel 
und Spina anterior durchschneidet und dann mit einer stumpfen 
Kanüle die Faszie und das Peritoneum durchsticht; dann kann man 
100 g einer 0,7°/,igen Kochsalz- oder einer 1°/,igen Normosallösung 
infundieren. | en, | 

Auf Einzelheiten der Ernährung. einzugehen, muß ich mir 
versagen, da die Behandlung dieser Darmstörungen ernährungs- 
therapeutisch ebenso gehandhabt werden muß, wie die anderer 
Ätiologie (alimentär oder parenteral infektiös). Besonders wichtig 
ist aber für den praktischen Arzt die Kenntnis dieser Zusammen- 
hänge, da er prophylaktisch außerordentlich segensreich wirken kann, 


und einen Menschen vor der Krankheit zu bewahren, ist immer noch 
das erstrebenswertere Ziel, als die ausgebrochene Krankheit zu heilen. 


Abhandlungen. 


. Aus dem Hygienischen Institut der Universität Gießen 
(Direktor: Prof. Dr. E. Gotschlich). 


Die „Ausscheidung“ von Mikroorganismen durch Leber 
und Niere und ihr Nachweis durch ein Anreicherungs- 
| verfahren. = 
` Von Prof. Dr. 0. Huntemüller. 


_ Auf Wunsch der Redaktion möchte ich hier über unsere Er- 
fahrungen berichten, die wir ‘nunmehr seit 4 Jahren auf. Grund 


eines Änreicherungsverfahrens beim Nachweis von Mikroorganismen 


in den Gallen- und Harnwegen gemacht haben. | 
Schon bald nach der Entdeckung der Bakterien als Krankheits- 
erreger ist ihr Verschwinden aus.dem Blute des kranken bzw. ge- 
nesenden Körpers Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung 
gewesen. 
Blutes, ferner die Ablagerung in den verschiedenen Körperorganen 
und endlich die Entfernung mit den. Se- und Exkreten des Körpers 
verantwortlich gemacht werden. 


Zunächst glaubte man, daß die Fähigkeit des Organismus, 
mittels der Nierensekretion sich nicht bloß von gewissen gelösten, 


sondern auch von organisierten Giften zu befreien, bis zu einem 
gewissen Grade als eine wertvolle Einrichtung der Natur zu be- 
Die Untersuchungen von Biedl und 
Kraus sowie anderer Autoren ‘schienen diese Annahme auch zu 
bestätigen, denn es gelang ihnen, bei Tierversuchen in die Blutbabn 
injizierte Bakterien kurze. Zeit nachher im Urin nachzuweisen; auch 


in der Galle konnten sie aufgefunden werden. Doch wurde an einer 


großen Reihe von experimentellen und histologischen Untersuchungen 
der Nachweis geführt, daß eine „Ausscheidung“ von Bakterien durch 
Niere und Leber erst nach Schädigung der Organzellen eintritt, daß 
es sich also nicht um einen physiologischen Vorgang handeln kann. 

Die Schädigung speziell der Nieren im Verlauf von Infektions- 
krankheiten — Scharlach, Sepsis, Diphtherie.usw. — wird häufig 
beobachtet. Gewöhnlich wird sie auf reine Toxinwirkung der In- 
fektionserreger zurückgeführt. Hübschmann kommt aber auf Grund 
ätiologischer und pathologisch-anatomischer Untersuchungen zu dem 
Schluß, daß eine echte akute Glomerulonephritis nie durch echte 
Bakterientoxine oder sonst irgendwie gelöste Gifte, sondern aus- 
nahmslos durch endotoxische Bakterien hervorgerufen wird. 

Um diese Verhältnisse besser zu verstehen, müssen wir etwas 
weiter ausholen. Infolge der Entdeckung der bakteriziden Eigen- 


schaften des Blutes nach dem Überstehen einer Infektionskrankheit 


durch R. Pfeiffer wurde: die Vernichtung der Krankheitserreger 


i) 


Hierfür konnte einmal die bakterientötende Wirkung des 


im genesenden Körper hauptsächlich auf die Wirkung der spezifischen 
bakteriziden Immunstoffe zurückgeführt. Die Metschnikoffsche 
Phagozytenlehre trat demgegenüber immer mehr in den Hintergrund. 

Indessen hatte schon Wyssokowitsch, der als erster das 
Schicksal der ins Blut gelangten Bakterien mit Hilfe der modernen 
bakteriologischen Methoden verfolgte, feststellen können, daß sie in 
den Organen, besonders in denen mit langsamer Blutströmung (Leber, 
Knochenmark, Milz, Niere) abgelagert werden. Er fand sie bei der 
histologischen Untersuchung kurz nach der Injektion in den Kapillaren 
der Wand angelagert und später in den Endothelzellen. Eine Auf- 
nahme der in die Blutbahn injizierten Bakterien in die weißen Blut- 
körperchen hater, obwohl er deren Zunahme bald nach der Bakterien- 


-injektion fast regelmäßig beobachten konnte, wie er besonders hervor- 


hebt, nie konstatieren können. oe 

Nach Wyssokowitsch „legt die Schutzvorrichtung des 
Körpers in der Struktur der Gefäßwand und namentlich in den 
Endothelzellen der letzteren. In oder zwischen den Endothelzellen 
an der Wandung der Kapillaren, und am reichlichsten in den 
Organen mit verlangsamter Blutströmung, haften die ins Blut ge- 
langten Bakterien und werden festgehalten; und nun beginnt dort 
jener Kampf zwischen Zellen und Bakterien, auf welchen schon von 
vielen Seiten hingewiesen ist, über dessen Verlauf, Angriffs- und 
Schutzmittel wir aber noch nichts näher wissen. Der Ausgang des 
Kampfes ist dann entweder der, daß die Bakterien unterliegen und 
zugrunde gehen, oder daß die Zellen dureh schädliche Einflüsse der 
Bakterien zum Absterben gebracht werden und dann den Siegern 
das: Substrat zur Vermehrung liefern. Diejenigen Bakterien, die 
regelmäßig in dem Kampfe Sieger bleiben, haben wir als die 
spezifisch pathogenen Bakterien der betreffenden . Tierart an- 
zusehen.“ | n 


Die Untersuchungen von Wyssokowitsch sind lange Zeit 
nicht genügend gewürdigt worden. Erst W. Rosenthal hat diese 


Versuche wieder aufgenommen und ebenso wie Wyssöokowitsch ' 


feststellen können, daß die Gefäßendothelien aller Organe zur Phago- 
zytose befähigt, dieEndothelzellen der Leberkapillaren, als Kupffersche 
Sternzellen, in dieser Beziehung aber am tätigsten sind. Bakterien- 
beladene Leukozyten fand er nur in der ersten Stunde nach der 


Injektion und auch dann nur in geringer Zahl in den Blut- und 


Organausstrichen. 


Nach Aschoff und Kiyono sind die im Blute auftretenden 


großen Mononukleären, die sich besonders durch. ihre Phagozytose- 


_ eigenschaft auszeichnen, nichts anderes als losgelöste Endothelzellen 
und werden von ihnen daher auch als „Endotheliozyten‘ oder. 
„Histiozyten‘‘ bezeichnet. 


ON 


“ Biatbabn hauptsäc 
md nicht, wie es 


. dam zu Blutaustritten aus den Gefäßen. 


) 


Wir haben es also bei der Phagozytose der Bakterien in der 
I hlich mit Abkömmlingen des Blutgefäßsystems 
Metschnikoff lehrte, und wie bisher all- 
„mein angenommen wurde, mit den dem Lymphgefäßsystem 
etstammenden Leukozyten zu tun. Diese scheinen dagegen in 
aster Linie in Tätigkeit zu treten, wenn es sich um einen Ein- 
\aċh der Infektionserreger in die Gewebe, bzw. die Lymphbahn 


handelt. SARE ER i 
Nach neueren Untersuchungen amerikanischer Autoren ist die 


von Wrigt nachgewiesene und für das Zustandekommen der Phago- 


se der Leukozyten notwendige Opsoninwirkung in gleicher Weise 
auch für die Freßtätigkeit der Endothelphagozyten erforderlich, d. h. 


eş bedarf zur Auslösung der Phagozytose gewisser Stoffe, die schon 
normalerweise im frischen Serum vorhanden sind, die aber nach 


dn Feststellungen von Neufeld durch Vorbehandlung mit der 
betreffenden Bakterienart noch bedeutend gesteigert werden können. 


` Diese spezifischen Reizstoffe, Bakteriotropine, können im Gegensatz 
m den normalen Opsoninen, die wenig beständig sind, auch Tempe- 


raturen von 56° und mehr ohne Schädigung, aushalten. 

Infolge der verlangsamten Blutströmung werden die im Blute 
kreisenden Bakterien am leichtesten von den Kapillarendothelien 
aufgenommen. Durch die Aufnahme von .Bakterien schwellen diese 
Zellen an, und es kann zu einer mehr oder minder starken Ver- 
stopfung der feinen Kapillaren und zù lokalen.Hyperämien kommen. 


Handelt es sich um sehr virulente Bakterien, so werden diese im 


Kampfe mit den Endothelphagozyten siegreich bleiben, sich ver- 
mehren und die Gefäßwand durchbrechen können. Es kommt als- 
Diese Vorgänge sind am 
besten an der Haut zu beobachten; hierauf sind die Roseolen bei 
Typhus, Fleckfieber und Syphilis, ferner die Petechien bei septischen ` 
Erkrankungen und der Pest zurückzuführen. Aber nicht nur das 


Blut, sondern auch die Krankheitserreger selbst können in .das be-- 
mehbarte Gewebe gelangen und hier mehr oder minder starke 


Entündungserscheinungen oder Ahszesse hervorrufen. 

. Inden inneren Organen bekommen wir diese Veränderungen 
erst durch die Operation bzw. die Autopsie zu Gesicht, Hier haben 
histologische und experimentelle Untersuchungen, die insbesondere 
von J. Koch ausgeführt wurden, Klarheit geschaffen. Er injizierte 


bei seinen Versuchen Staphylo- und Streptokokken, sowie Typhus- 


bazillen Kaninchen in die Blutbahn. . Es ergab sich, daß der Tier- 
körper einer geringen Menge eines wenig pathogenen Mikro- 
organismus Herr werden kann, ohne daß es zu einem Auftreten der 
Keime in der Galle oder dem Urin kommt. Erst wenn entweder 


| die Dosis der injizierten Bakterien eine große, oder die Virulenz 
‚ ine höhere ist, erfolgt eine „Ausscheidung“ durch Leber und Niere. 


Die lokale Erkrankung der Gallenblase mit positivem Bakterien- 


telund kann nach seinen Untersuchungen noch vorhanden sein, 


ven die anderen krankhalten Prozesse im Körper schon abgeheilt 
ud die Keime aus den anderen Herden schon längst verschwunden 


m An der Hand histologischer Präparate, die von menschlichem 
Leichen- sowie von Tiermaterial herrührten, konnte der Durchbruch 


von Typhusbazillen aus nekrotischen Herden der Leber und Gallen- 
enwand in die Gallengänge und. die Gallenblase nachgewiesen 


werden. Dadurch ist ihr Auftreten in der Gallenflüssigkeit geklärt 


ind dadurch die Ursache der jahrelangen Bazillenausscheidung nach 
„plus oder Paratyphusinfektionen aufgedeckt. Staphylo- und 
treptokokken zeigten das gleiche Verhalten. In der Niere liegen 
die Verhältnisse analog. Der Durchtritt der Mikroorganismen aus 


em Gefäßschlingennetz der Glomeruli wird durch Zerstörung der 


fißwand infolge der nekrotisierenden Wirkung der virulenten 
eme hervorgerufen. , Auch Orth bezeichnet gewisse Entzündungs- 
erde in der Marksubstanz der Niere bei septischen Erkrankungen 
3 »Ausscheidungsaffektionen“, denn. die Keime gelangen, nachdem 


 ™ die Gefäße durchbrochen haben, in die Harnkanälchen und 


werden mit dem Urin ausgeschieden. 
Die Infektion der Leber und Niere ist aber keineswegs auf 


| den Blutweg beschränkt. Wir haben auch mit einer Infektion ‚vom 


am aus auf dem Lymphwege und aufsteigend durch Choledochus 


und Urethra zu rechnen. Bisher hielt man sogar den letzteren Weg- 


t den häufigeren und glaubte das Bact. coli als den Haupteireger 
ser Erkrankungen ansprechen zu müssen. Der Grund für diese 


ahme ist darin zu suchen, daß das Bact. coli, für das fast aus- 


hieflich der aufsteigende Infektionsweg in Betracht kommt, am 
„ lgsten bei den entzündlichen Prozessen in Gallen- und Harn- 
egen nachgewiesen wurde. 


der Erreger bei diesen Erkrankungen. _ 


2520 O 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


'standsfähigen Keime vermehren und dann aus den Gefäßen in das 


Unsere Untersuchungen geben aber 


die er anderes Bild über den vorherrschenden Infektionsweg und 
a Ar i z | 


Wie wir oben sahen sahen, haben die in die Blutbahn .ge- | 
'langten Bakterien mit den Abwehrkräften des Körpers’ einen schweren 
Kampf zu bestehen. 


Ist der ‘Körper auf der Höhe seiner Wider- 
standskraft, so kommt es meist zu einer Vernichtung der Eindring- 
linge in den Endothelzellen. Andererseits können sich die wider- 


Bindegewebe : gelangen. Sie werden hier sofort ihre pathogene 
Wirksamkeit entfalten oder einen günstigen Augenblick für ihren 
weiteren Angriff auf die Körperzellen abwarten können. Dies letztere 


wird der Fall sein, wenn sie durch den überstandenen Kampf mit E 


den’ Abwehrkräften des Körpers, denen sie längere Zeit ausgesetzt 
waren, mehr oder minder schwer geschädigt sind. Diese Schädi- 


gung zeigt sich häufig in einem Verlust bestimmter für die‘ be- . 


treffende Bakterienart sonst typischer Eigenschaften, wie Beweg- 
lichkeit, Fermentwirkung, Farbstoffbildung, vor allem aber in einer 
geringeren Wachstumsenergie. Diese Wachstumshemmung ist der 
Grund, weshalb sie bisher -so vielfach dem bakteriologischen Nach- 
weise entgingen; andererseits wurden sie\infolge Fehlens der für 


die pathogenen Arten sonst typischen Eigenschaften nicht als solche _ 
‚erkannt und für zufällige saprophytische Verunreinigungen gehalten. 


Schon Scheidemantel hat die Beobachtung gemacht, daß 


der nephritische Harn beim gewöhnlichen Plattenkulturverfahren 
‚häufig steril bleibt, obwohl im Ausstrich mikroskopisch reichlich 
schlecht an- _ 


Bakterien nachzuweisen sind, die die Farbe vielfac 
nehmen. Ich kann diesen Befund. bestätigen, habe aber. gerade mit 
aus diesem Grunde die von ihm verworfene Nährbouillon mit gutem 


Erfolg zu unserem Züchtungsverfahren benutzt, da die in ihrem 
. Wachstum gehemmten Keime sich viel leichter in flüssigen Medien- 


entwickeln als auf festen Nährboden. Die Verwendung von flüssigen 
Medien zum Nachweis von wenigen oder in ihrer Wachstumsenergie 
geschwächten Keimen ist in der Bakteriologie nichts Neues, so ist 
die Galleanreicherung nach CGonradi-Kayser zum Nachweis von 
Typhusbazillen aus dem Blute zu einem wichtigen Bestandteil der 


bakteriologischen. Technik geworden. Die Erfahrungen während des . | 


Krieges haben gezeigt, daß besonders bei einer Typhuserkrankung 
von Leuten, die gegen Typhus geimpft sind, mit einer besonders 
starken Wachstumshemmung zu rechnen ist, und daß es nach 
'mehrtägiger, oft siebentägiger Anreicherung erst. gelingt, die im 


Blute kreisenden Typhuskeime zum Wachstum zu bringen. 


Bei diesem Anreicherungsverfahren handelt es sich um den 
Nachweis ganz bestimmter Keime die im oder am menschlichen 


' Körper unter normalen Verhältnissen nicht vorkommen. Doch hat 


das Blut-Galle-Anreicherungsverfahren, besonders in der Modifikation 


von P. Schmidt, auch bei Staphylo- und Streptokokkensepsis gute _ 


. 


Erfolge ergeben. 


Die Beschaffung von einwandfreiem, steril entnommenem Aus- 


gangsmaterial macht hier ebenso wie bei der Entnahme von Harn- 
proben Schwierigkeit. Dagegen fällt diese bei den durch Chole- 


zystektomie gewonnenen Proben fort. Wir konnten bei den bisher . 


von uns nach dem Anreicherungsverfahren bearbeiteten 334 Fällen, 
die in der hiesigen Chirurg. Universitätsklinik seit Oktober 1920’ 
operiert wurden, nur zweimal eine Verunreinigung feststellen. ` Sonst 
war das bakteriologische Ergebnis bei den einzelnen Fällen meist 


völlig eindeutig, indem in Galle, Gallenblasenwand und Leber, oder 
nur in Gallenblasenwand: und Leber die gleiche Bakterienart auf- 


gefunden wurde, denn die Gallenflüssigkeit, bei der eine Ver- 
unreinigung wegen der schwierigen Entnahme am ehesten zu er- 
warten war, blieb in einem großen Prozentsatze steril. Auch stimmte 
die histologische Untersuchung (Gundermann), wo sie positiv 


ausfiel, mit unserem Kulturverfahren überein. . Ebenso. bestätigte die 


Untersuchung von Schnitipräparaten meine Ausführungen über den 
Infektionsweg, denn Bact. coli konnte niemals innerhalb des Gewebes, 
sondern nur in den Gallenwegen, in die es aufsteigend vom Darm 
gelangen kann, nachgewiesen werden, während die Staphylokokken 
- und andere Bakterienarten, die auf dem Blut- bzw. Lymphwege in 
Leber und Gallenblasenwand gelangen, innerhalb des Gewebes lagen. 
Auch Scheele konnte neuerdings in Schnitten durch die Gallen- 
blasenwand und zwar in 14 von 20 Fällen Bäkterien nachweisen. 
Seiner Annahme, daß in den meisten Fällen die Infektion der Wand 


unserer Erfahrungen nicht beistimmen. 


rials, das uns möglichst bald nach der Operation in sterilen Reagenz- 
gläschen übersandt wurde, geschah folgendermaßen. Nachdem von 
den einzelnen Proben ein Ausstrich auf Agar- und Endo-Agarplatte 
angelegt war, wurde den Röhrchen etwa 3 ccm alkalischer Nähr-' 


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Dr mn mn nn mn nn nn e mn o $ 
e rm ur = 2 wi r Sa ALEEN AN - = 


vom Inhalt aus ihren Ausgang nimmt, kann ich aber auf Grund - 


Die Untersuchung des durch Operation gewonnenen Mate- 


bouillon zugesetzt und bei 37° bebrütet. Nach 24- und 48stündiger” 


Zen een nn - 
a y T e eE e 


. Nährböden nicht zum Wachstum gekommene Keime,, insbesondere 


‚gesteigert haben; so konnte Gundermann in einzelnen Fällen, 


. Gallenflüssigkeit..| 7 | 8 | 17 7 T9 = 58%, 


"Untersuchungen, die ganz analog ausgefallen sind, häufig schon 


ein positives Ergebnis zu erzielen’ gewesen. sein. 


‚suchungen nicht festgestellt werden, obwohl das Anreicherungs- 


962. 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.28. 


s 


Anreicherung wurden weitere Ausstriche auf den festen Nährböden 
gemacht und bei dieser Gelegenheit die Organstückchen mit einer 
kräftigen Platinöse massiert. Nach weiteren 24 Stunden wurde von 
dem .das Organstück enthaltenden Bouillonröhrehen noch ein ge- 
färbtes Ausstrichpräparat angefertigt, um. etwaige auf den festen 


verfahren für das anaerobe Wachstum sehr : günstige Verhält- 
nisse bietet. | | | | | | 

Haben wir es nun bei den aufgefundenen Bakterien mit den 
Erregern der Cholangitis zu tun, oder handelt es sich nur um einen 
zufälligen Befund bzw. eine Sekundärinfektion? — Nach der Ansicht 
von Naunyn, der sich jetzt auch wohl die meisten Chirurgen an- 
geschlossen haben, ist die Entzündung der Gallenblase nicht auf 
die Bildung von’ Steinen, sondern auf eine Infektion zurückzuführen. 
Die Steinbildung ist vielmehr das Sekundäre und kommt erst infolge 
der Infektionswirkung zustande. Unsere Untersuchungen haben diese 
Ansicht von neuem stützen können, denn wir müssen wohl die von 
uns aufgefundenen Bakterien als die Ursache der Entzündung ansehen. 


nur anaerob wachsende Bakterien festzustellen, und darauf das 
Organstück zur Fixierung in Alkohol gelegt. Eine über 48 Stunden 
hinaus ausgedehnte Anreicherung würde im Plattenverfahren die 
positiven Befunde in der Leber vielleicht noch um einige Prozente 


wo wir auch‘nach 48stündiger Anreicherung kein Wachstum auf 
unseren festen Nährböden erzielen konnten, im. Schnittpräparat noch 
Bakterien nachweisen. Eine Untersuchung der nicht angereicherten 
Schnitte ist in die Wege geleitet, aber bei der Reichhaltigkeit des 
Materials noch nicht beendet. o 

An der Hand der ersten 150 von uns untersuchten Fälle, über 
die an anderer Stelle schon genauer berichtet worden ist, möchte ich 
hier noch einmal den Erfolg des Anreicherungsverfahrens darlegen. 


Bei diesen 150 Fällen kamen 137 mal die Gallenflüssigkeit, 188 mal 
die Blasenwand und 105mal die Leber zur Untersuchung. 


BE: Tabelle I. | 
Ergebnis des Anreicherungsverfahrens bei 150 Cholezystektomien 
aus der chirurgischen Universitätsklinik in Gießen. 


weit einfacher als bei den Harnuntersuchungen, wo infolge der 
Schwierigkeit der sterilen Entnahme mit sekundären Verunreinigungen 


einwandfreiem, steril entnommenem Ausgangsmaterial 
muß das größte Gewicht gelegt werden, da nurso brauch- 
bare Ergebnisse zu erzielen sind. Daß. die Entnahme unter 
streng aseptischen Kautelen mit dem Katheter zu geschehen hat, 
bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung. Für den vielbeschäftigten 


führbar. Doch lassen sich bei geeigneter Technik die Fehler auf 
ein erträgliches Maß zurückschrauben.. a 
Uns stand für unsere Untersuchungen das Material der Uni- 
Die Kultur gelang | Ä 
| nach | nach | Misch- | insgesamt 
direkt | 24std. | Bei infektion| positiv 


Anreicherung | 
a nn ne 


Wir konnten dabei immer wieder die Beobachtung machen, daß 
neueintretende Assistenzärzte sich jedesmal in die Entnahmetechnik 
erst einarbeiten mußten, bevor sie ein einwandfreies Untersuchungs- 
- material lieferten. Zur Kontrollierung der sterilen Entnahme werden 
mehrere nacheinander entnommene Portionen’ des gleichen Harns 


Art des Materials 


| | ie Unter j si r di ichts- 
Gallenblasenwand . | 14 | 92 | 20 12 |188= 100%, ee Besteltat 210 Unter GISBan ENeNE 
; == 0 . ; 3 , p 
Laber ine PR E 9219. A BEN Vom Bodensatz des möglichst frischen, steril entnommenen 
Insgesamt | 36 | 179 | 6 | 5 | 


Harns wird ein 'gelärbtes Ausstrichpräparat angefertigt. und. je eine 
große Öse auf Agar- und Endonährboden ausgestrichen. Beim 
Fehlen eines Sedimentes ‚unterbleibt das mikroskopische Präparat, 
dagegen werden in beiden Fällen 2 ccm des gut durchgemischten 
Harns zu einer Gußagarplatte verarbeitet, ein Teil mit der gleichen 
Menge Bouillon versetzt und ein Teil unverdünnt bebrütet. Der 
Rest wird auf Neutralität und auf Eiweiß geprüft. Die 2 cem-Platte 
ist deshalb besonders wichtig, weil sie uns neben der Kontrolle des 
Anreicherungsverfahrens zugleich auch Aufschluß über die Zahl der 
‚entwicklungsfähigen Keime in der Urinprobe gibt. Die Kulturen 
kommen in den Brutschrank bei 37°, nach 24 und nach 48 Stunden 
werden von den angereicherten Röhrchen weitere Ausstriche auf 
festen Nährböden angelegt. Wurden von einem Harn mehrere 
Portionen eingesandt, so wird jede auf diese Woise angereichert. 
Die Ergebnisse der einzelnen Kulturversuche. müssen miteinander 
übereinstimmen, sonst muß eine erneute Einsendung gefordert werden. 

Über den Vorteil des Anreicherungsverfahrens gegenüber der 


Das Bact. coli ließ-sich bei diesen, wie.auch unseren späteren 


ohne Anreicherung beim ersten Ausstrich auf den festen Nährböden 
nachweisen, und diesem Umstande verdankt es auch seinen Ruf als 

der häufigste Erreger der Cholezystitis. Ganz anders wird aber 

das Bild, wenn wir das Anreicherungsverfahren zur Hilfe nehmen. 

Alsdann gewinnen die Staphylokokken das Übergewicht, insbesondere 

wenn wir auch noch die Gallenblasenwand und die Leber in den 
Bereich unserer Untersuchungen einbeziehen. Die Untersuchung der 
Gallenblasenwand ist besonders wichtig, da sie in 100%, ein positives 
Ergebnis erwarten läßt. | 

| Über weitere 184 Fälle, die von uns seit Beginn des Jahres 1922 ` 
bearbeitet wurden, gibt Tabelle Il Auskunft. u 


Tab elle IL. 
Bakterienbefunde in den Gallenwegen mittels Anreicherung. 


einfachen Plattenmethöde gibt die Tabelle II Auskunft, die sich auf 
alej, " Is > | die ersten 600 von uns untersuchten Harnproben bezieht. | 
aja ealag] „|,8|3> HEE 
l a | e esjaeg]ag s2 885 aaga | Tabelle DI 
Material 5 2 a| on jaa 5 |24|872| 8 o'djo 2 ; abolile U. 
|3 S SS 2 RE > a5 22, Du Ze Ergebnis der Anreicherung bei 600 Harnproben. 
Aae iai. gja 5 
ur 2. ,, | Nach 24std. | Nach 48std. 
Gallentlüssigkeit |16 | 5 |19] 4 |3 |3 |4 | sales] ı |18 Ergebnis Direkt ON E 
Blasenwand...| 8| 3 |8213 |4 |—]|— |10| 1] 2 | 103 £ 
Leber ......1 2) 1 ]28|—]|2|—]2[/35|183|1 | 49 | | 
Zystikus..... LEN Eee ee 6| — | — 6 Bact. coli. . . 140 - 25. 3. 
| f | Staphylokokken. . | 35 84 22 
Es gelang yermittels des Anreicherungsverfahrens auch hier Varia s o. - 41 33 3 
wieder in der Blasenwand in fast allen Fällen, wo sie zur Unter- Insgesamt positiv . 216 12 28 
suchung kam, Bakterien nachzuweisen. Zwei Fälle scheiden infolge I Kr TODE E 3 ? T = 
Verunreinigung durch sporenbildende Bakterien aus. Bei dem ein- ee en os = 


zigen negativen Ausfall würde, wenn die Anreicherung noch über 
48 Stunden hinaus ausgedehnt worden wäre, vielleicht doch noch 
Die in diesem 
Falle mituntersuchte Galle blieb, wie nicht anders zu erwarten war, 
auch steril. u 

Auf die einzelnen Bakterienbefunde möchte ich hier nicht 
näher eingehen, da es zu weit führen würde und Kliewe unsere 
ersten 150 Fälle schon nach dieser Richtung hin bearbeitet hat. 
Ein Vorkommen von Anaerobiern, auf das wir hesonders unser 
Augenmerk gerichtet haben, konnte bei unseren weiteren Unter- 


Das Bact. coli, das den Abwehrkräften des Körpers nicht in 
dem Maße ausgesetzt ist, wie die auf dem Wege der Blutbahn in 
. die Körperorgane gelangten Keime, wächst auch hier wie aus der 

Gallenblase in hohem Prozentsatz beim direkten Ausstrich, während 
die Staphylokokken hauptsächlich erst beim zweiten Ausstrich nach 
2Astündiger oder beim dritten nach 48 stündiger Anreicherung auf 
festen Nährböden zum Wachstum zu bringen sind. Eine länger als 
43 Stunden fortgeführte Anreicherung hätte sicher noch mehr posi- 
tive Resultate ergeben. Die Wachstumshemmung läßt sich auch gut 
auf der 2 cem-Platte verfolgen, indem auch hier manchmal erst 
nach 48 bzw. 72 Stunden kleine Kolonien auftreten, häufig bleibt 


` 


Das Anreicherungsverfahren bei diesen Untersuchungen ist- 


‚des Materials gerechnet werden muß. Auf die Beschaffung von / 


praktischen Arzt ist sie daher in den meisten Fällen nicht durch- 


versitätskliniken sowie einiger Fachärzte in Gießen zur Verfügung. 


| | a 18. Juli 


RT 


zz 32 2 un. mm mm åz S 


“Nachweis gelingt erst durch die Anreicherung. 


sagte aber auch das Anreicherungsverfahren, während die An- 
Wesenheit der fraglichen Keime noch durch das gefärbte Ausstrich- 


tie Gußplatte aber steril, während durch: die Anreicherung noch | 


Wachstum zu erzielen ist. er 
"Die geringe Zahl der Verunreinigungen beim ersten Ausstrich 

ist dadurch zu erklären, daß die Verunreinigung in den meisten 

Falldn nur sehr gering ist und nur aus wenigen Keimen besteht, 


die beim Ausstrich von einer Öse nicht in Erscheinung treten, ihr 


Bakterienbefunde im Harn mittels Anreicherung. 


9 z Ganla 
2:5 ea -E-E-E ' | 4158 
= oO m m AB. ' 
hmas |5 | 2 |3535] Ew]| S4] 35| a |23| 
: 153 |2s|3nN|30|#°|3>5 |i ae Ma 
f ma 5 lo 92|1|24 ne gg a 
o m a E ai o, u - ge A 
$ M|I|< IEH Ian HE 
a | 
Blase, w|ı7ıs3 [5 lıs| 1a | 7 |16| 45 | 3% 
User. .|8lıl2 I - | 58| 7 | 2 |183] 7 | 140 
Insgesamt | 165 | 18 | 5 | 5 |2| 21| 9 | 29 | 52 | 515 
r ET arei = 
| Sig ja sel, 
= 4 | 2 |] Z Ve 
H Epail a | 3 |2u la4| 2 |385 488 
‚Harn aus o |o5| 2 D w eUe AE EEO 
| nn |\P3| © OD gO] on > |2% AKO 
a. =| > 2 (222| o |S |an 
a s| N w pee EIR rAr Ii 
] i 
Blase... . [113 | 22 | 18 | 5298| 7 | 11 8 | 18 | 15 
Weter. . 260| 10 |18 | 428| 1 | 3147| 2| 2 
Insgesamt |373 | 32 | 36 | 956| 8 | 14 | 55 |- 20 | 17 


‚ Einige Male blieb aber auch das Anreicherungsverfahren er- 
(delos, obwöhl sich mikroskopisch Keime feststellen ließen. Es 


handelte sich hier meist um Bakterien, die schon an sich schwer 
Am Wachstum zu bringen waren (Pneumokokken oder Streptokokken) 
ud zu ihrem Nachweis häufig die Anwendung von Spezialnährböden 


lut, Aszitesagar) erforderten. Bei einigen Fällen konnte auch das 


“winden der Wachstumsenergie der‘Keime im Verlauf der Be-. 


dung beobachtet werden, indem anfangs durch die Anreicherung 
weh Wachstum zu erzielen war, mit fortschreitender Besserung 


Präparat zu erbringen war. | | | 
Mehrfach gelang es auch, mikroskopisch den Nachweis von 


‚Uberkelbazillen zu führen, während die Kultur steril blieb, oder 
‚8 wuchsen eine oder sogar mehrere andere Bakterienarten, so daß 


es sich ‚um Mischinfektionen handelte. Gelang der mikroskopische 
Ton der Tuberkelbazillen in einwàndfreier Weise, so konnte 
om Tierversuch abgesehen werden. ‘In allen 55 Fällen, wo er an- 
gestellt wurde, fiel er negativ aus. Mehrfach konnte der geforderte 


d erversuch unterbleiben, da die kulturell nachgewiesenen Bakterien 
‚ten klinischen Befund restlos klärten. 


Ste Jedenfalls sollte der An- 
ung des Tierversuches eine genaue kulturelle und mikroskopische 


a ching vorausgehen, weil: sie, wie unsere Befunde zeigen, 
eur häufig zum Ziele führen. ’ | l 


gji z X > . l 
ngehen. Ebenso wie in den Gallenwegen konnten wir im Urin 


1994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 28. 


ausgezeichnet günstiges Objekt für die | 
'wesenheit von Organismen im Körper darbiete“, nicht allgemein 
zutrifft, so kann durch das. Anreicherungsverfahren in vielen Fällen 
doch das Bestehen von „Ausscheidungsaffektionen“ schon aufgedeckt > 
werden, bevor: es noch zu. größerer Einschmelzung des Nieren- 

gewebes kommt, und dadurch einmal die Diagnose geklärt, anderer- 

"seits aber auch die Heilung festgestellt werden. | 


‚' Man’ wird die entzündlichen Erkrankungen der 
Gallenwege aber auch günstig. beeinflussen können, wenn man ’all- 
gemein die natürliche Widerstandskraft des. kranken Körpers stärkt. 
Bei der allgemeinen Leistungssteigerung vermehren sich. auch die 
normalen und spezifischen Abwehrmittel des "Körpers, denn die 
letzteren sind bei der meist schon lange Zeit bestehenden Infek- 
tion, wenn auch in geringem: Maße ‚vorhanden. Ein Erholungs- 
bzw. Badeaufenthalt ‚wird daher in vielen Fällen günstig wirken . 
können. en SE K. Sn 


83, S. 229. — Kliewe, H., Zur Bakteriologie der entzün 
Gallenwege, insbesondere der Cholezystitis, 
Scheele, K, Der Keimgehalt der Gallenwege und seine Beziehu 
der Cholezystektomie. Bruns’ Beitr. z. klin. Chir. Bd. 76, S. 877. 


Auf die einzelnen Bakterienbefunde möchte ich nur sehr kurz 


REA 


‚mehrfach Pneumokokken nachweisen, ein. Zeichen dafür, daß die ’ 
Pneumokokken viel häufiger, l men Wire, 
durch die Blutbahn verschleppt- werden. Wir konnten sie, auch 


als gewöhnlich angenommen wird, 


. ` 


gerade in der letzten Zeit mehrfach: mittels des Anreiċherungsver-.-: 


fahrens’aus Abszessen züchten, die an anderen Körperstellen operativ | 
eröffnet waren. Auf den Befund von kurzen, grampositiven diphtherie- 
verdächtigen Stäbchen ' habe ich. schon früher hingewiesen. Wir 
konnten sie auch weiterhin, häufig in Begleitung anderer Bakterien, 
als Mischinfektion, im Harn und in den Gallenwegen feststellen. 
Der Nachweis ‚von virulenten Diphtheriebazillen im- Harn von 
Diphtheriekranken ist ja mehrfach gelungen und nach der kürzlich 
erschienenen Arbeit von E. Kirsch, die das Zustandekommen der . 
Invasion von Diphtheriebazillen in den menschlichen Organismus 
bei diphtherischer Affektion . der Luftwege beschreibt, auch nicht 
anders zu erwarten. Daß sie lenz ı = 
Aussehen vermissen ließen, ist, wie wir schon oben hervorhoben, ` 
darauf zurückzuführen, daß sie durch längeres Verweilen im Körper 
atypisch geworden waren, ein Verhalten, das gerade für den Diphtherie- 
‚bazillus in Tierversuchen festgestellt werden konnte. Jedenfalls 
lehren diese sowie unsere schon ‘früher veröffentlichten ‘Befunde, 
daß viel häufiger, als man bisher vermutete, mit. dem Einbruch von 
Bakterien in das- Körperinnere gerechnet werden muß. | | 
„daß der Harn ein _ 
ntersuchung auf die An- 


i 


in unseren Fällen Virulenz und typisches - 


Wenn auch die, Annahme von Klebs, 


Durch die Züchtung der Krankheitserreger werden wir aber 


auch zugleich in den Stand gesetzt, durch eine Autovakzinetherapie 
das Leiden spezifisch zu beeinflussen: Über die Erfolge dieser Be- 
handlung bei der Erkrankung der Harnwege sowie zur Vermeidun 
vòn Rezidiven nach der Cholezystektomie ‚soll später noch berichtet 
werden. . _ Sr ae A e Ze en 
‘ In Fällen, wo man sich nicht zu einer operativen Entfernung . 
der Gallenblase entschließen kann, habe ich .eine ‘unspezifische 
Proteinkörperbehandlung vorgeschlagen, auch hierüber liegen schon- 
mehrere Beobachtungen mit günstigem Ergebnis vor. we 


. 


è 


Lad 


Aber Vorbeugen ist leichter als Heilen! — Wie wir oben 


sahen, wird ein gesunder Körper, auf der Höhe seiner Widerstands- 
‚kraft der eingedrungenen Infektionserreger Herr werden, bevor 'sie 
noch in das Gewebe gelangen und hier ‘zu Entzündungen und Ab- 
szessen führen können. Um derartigen Leiden vorzubeugen, müssen 
wir‘ daher. durch eine. hygienische Lebensweise unseren“ Körper 
stählen und abhärten, wie es A. Bier in seinem Aufsätze über „Die 
Gymnastik als Vorbeugungs- und Heilmittel“ in so ausgezeichneter 
Weise geschildert bat. ~ ' Ze 5; ae 


Literatur: Gundermann, W., Beitrag zur Bakteriolögie und: Patho. 


- logio der chirurgischen Erkrankung. der Gallenwege. Mitt. a. d. Grenzgeb, d. Med 
u. Chir. 1923, 87, S. 248. — Huntemüller, O., Anreicherung in flüssigen Medien ' 
zum Nachweis von wenigen oder in ihrer 'Wachstumsenergie gehemmten Keimen 
(vorl, Mittlg.) Zbl. £. inn. Med. 1921, Nr. 52. — Derselbe, Ein Anreicherungsverfahren 
zum Nächweis von wenigen oder in ihrer Wachstumsenerg m] 
im menschlichen 'Haro. M.m.W. 1922, Nr. 10. Mit Literatur 
Über das Vorkommen von Mikroorganismen in.den Körperorganen und ihre „Aus- 
scheidung“. durch Leber und Niere. Ebenda 1923, Nr.89. — Derselbe, Die er, 
| zündlichen Erkrankungen der Gallenwege vom. Standpunkte des Bakt, 
‘Klin. Wschr. 1924,. Nr.8. — Derselbe, Bakteriennachweis in Leber 
wegen mittels Anreicherung. Zschr. f. Hyg. 1924, 102, 8.210: — Kirsch, Bug. Übe 
das Zustandekommen der Invasion von Diphtheriebazillen in den menschlichen 
Organismus bei diphtherischen Affektionen der. Luftwege. Zschr. f. Kindhik. 199. 


angabe. — Ders elbe, 


eriologen. 


dlichen Veränderungen de 
Zschr. f. Hyg. 1922, ' 98; S: 248,. = 
ngen zur Technik 


‚Harn- und 


ie gehemmten ‚Keimen . 


und Gallen- .. 


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964° 


 :. Zur Reizkörpertherapie des Ulcus ventriculi 


-zu schaffen hat, oder in dem sie unabänderlich der Erkrankung 
. nicht bloß streng umschrieben an die ulzerös veränderten Partien 


sprechend der Vorstellung über die neürogene Ulkusentstehung. 
' Ich rechne dazu auch alle die Partien der. Magen- und Darm- 


. Erkrankung der Magennerven ausgelöst hat und deren Fortbestand ` 


= zweiter Linie (dies ist nicht weniger wichtig) auch gegen die Nerven- 


` 


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LA 


l = - Aus der IL Medizinischen Universitätsklinik in Wien 

baT ' (Vorstand: Hofrat Prof. Dr. N. Ortner). ~ 
et duodeni® © © 0 

Von Dr. Gottiried. Holler, Assistenten der Klinik. © . 

= Wohl ist heute die Symptomatologie des- Uleus. chronicum 

Bambergers, jenes verbreiteten und quälenden Leidens, weit- 


. gehend ausgebaut, so daß die Erkennung dieser Erkrankung 'be- 


sonders auch seit der Nutzbarmachung der Röntgenstrahlen für die 
Magen-Darmdiagnostik im allgemeinen keine Schwierigkeiten mehr 


.. bereitet. ‘Was. aber die Therapie "anlangt (ich. sehe von den Er- 
. folgen der Chirurgie vorderhand ab), so sind wir Internisten, wenn 
. ich so sagen darf, über tastende Versuche kaum hinausgekommen. 


Das,. was beim Ulkus. von internistischer Seite bisher. geschehen 


‚ist, war. eine fast ausschließlich. symptomatische Therapie. Wir 
‘ > schonen den Magen durch eine entsprechende Diät, weil er krank 


ist, geben Antispasmodien gegen die Schmerzen, applizieren lokale 


u. Wärme, verabfolgen Alkalien, wie wir uns vorstellen, zur Bindung- 


der überschüssigen Magensäure usw. Einer Kausaltherapie kommt 
eventuell die Anwendung der Atropin- und Papaverinpräparate am 


k nächsten,- ohne aber in dieser Hinsicht weitgehend zu entsprechen. 


Doch-hat uns eine bewußt ‘gegen die Krankheitsursache gerichtete 


 Behandlungsmethode beim Ulcus ventriculi et duodeni bislang noch 


gefehlt. Den Anspruch auf. eine derart kausal-ätiologische Wirk- 


- samkeit kann. nach meinem Dafürhalten auch das chirurgische Ein- 
. greifen nicht erheben. Die Chirurgie, deren Eingreifen für den 
- Ulkuskranken vielfach von den segensreichsten Folgen begleitet ist 
. und deren Hilfe wir uns auch nach meiner im Anschluß zu be- 


sprechenden Vorstellung über'die Ulkuspathogenese oftmals nicht 


-© werden entraten können, spielt, wie ich mich schon andernorts 
- ausgedrückt habe, vornehmlich oder: fast ausschließlich. die Rolle 
‚der Orthopädie, indem sie bei bleibenden Funktionsstörungen, die 


durch organische Veränderungen der Magen- und Darmwand ent- 
standen sind, entweder neue Wege für den Durchgang der Speisen 


'verfallene Magenpartien zu entfernen trachte. Wenn ich von 
Ulkuserkrankung des Magens spreche, so` denke ich hierbei ` 


der Magenwand, sondern ich. fasse den Begriff weiter, ent- 


wand, .deren abnorme Funktion. infolge der Erkrankung : der 
sie versorgenden Nerven gelitten hat und so in den Ablauf der 


normalen Lebensvorgänge daselbst dauernd nicht mehr hineinpaßt | 
und die den Patienten. durch die gleichzeitig bestehende Schmerz- . 


haftigkeit mit dem Fortbestand eines halbwegs erträglichen Lebens 
nicht mehr vereinbare Qualen bereiten. Einzelne Autoren, z. B. 
Stierlin, sind auch davon überzeugt, daß der chirurgische Eingriff 
am Magen durch die hierbei stattfindenden vielen Nervendurch- 
schneidungen vielfach korrigierend auf die abnorme Nervenver- 
sorgung einwirkt und ihm’ so auch eine gegen die Erkrankung der | 
Magenwand, die der Affektion der Nerven folgt, gerichtete, soweit 

also kausale Wirkung gegen die Ulkusbildung zukommt. | 

| Nach meinen klinischen : Erfahrungen und Untersuchungs- 


_ ergebnissen beim Ulkus muß aber eine streng ätiologische Kausal- | 


therapie. in erster Linie gegen die Noxe gerichtet sein, welche die. 


und Wiederaufschießen vielfach. für die Chronizität und die Rück- 
fälle des Ulkusprozesses verantwortlich zu machen ist; sie muß in 


läsion selbst gerichtet sein. Das Ulkus ist nach dieser Vorstellung nur 
die trophische Störung, welche im Erfolgsorgan aus der Erkrankung 


‘der Nerven resultiert und die, falls sie durch eine interne Beein- 


Aussung der funktionell oder organisch erkrankten Magennerven 
nicht mehr reversibel ist, auch weiterhin wird chirurgisch ange- 
gangen werden ‚müssen. Dies sind in kurz gedrängter Form die 
‚Richtlinien, ‚denen nach meiner Meinung eine Behandlung des Ulcus 


‘ ventriculi et duodeni zu folgen hat, wenn sie den Wert einer Kausal- 
‘ therapie im: weitesten Sinne des Wortes beanspruchen soll. | 


*) Sehr. erweiterte Wiedergabe eines am XXXVI. Kongreß “ 
der Deutschen, Gesellschaft für innere Medizin in Bad Kissingen ge- 


haltenen Vortrags. 


. Substantia reticularis lokalisiert. 


‘aber ich bin auch der 


_ aber für sich allein schon genügen, um im a 
Wandveränderung, ein Ulkus, auszulösen, ist zumindest zweifelhaft,- 
doch dürften sie vielfach den locus, minoris resistentiae für ein 

-leichteres Haftenbleiben -der von mir bezeichneten viszeroneuro- 
pathogenen Noxen abgeben. Nur in dementsprechend bescheidenem 


._1924 — MEDIZINISCHE KLINIK: — 2 O 0 O 0 O asdi 


2 ee, Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. ae: 


wenigstens die wohl schon än anderer Stelle publizierten, doch immerhin 


‚nicht‘ genügend bekannten Untersuchungsergebnisse vorbringen, die 
Aus- - 


So ergaben vor allem, histo-anatomische Untersuchungen an Ge- 


‘mich zu. meiner Auffassung über die Ulkuspathogenese und zur. 
wahl einer darauf eingestellten Therapie veranlaßt haben. 


X 


hirn und Rückenmark von .Ulkuskranken, die auf meine. Veranlassung 
‚hin im neurologischen Institut (Pröf. Dr. Marburg) von Dr. Pollak 


vorgenommen wurden, bei einer Reihe von Fällen übereinstimmend. 
enzephalitische ‘Veränderungen im verlängerten Mark, daselbst lokali- 
siert in viszeralen Nervenbahnen. Die | 
-an anderer Stelle ausführlich publizieren werden, betrafen vor allem 
die Ganglienzellen des viszeralen Vaguskernes oder sie-waren in der 
| Wir möchten uns daher weder au 
Störungen im sympathischen noch im parasympathischen Nervengeflecht 
als Ursache zur | 
‚nischen, aber auch nach histologischen Beobachtungen letzteres aus- 
giebiger und häufiger beteiligt zu sein scheint. Danach sind wir heute 
geneigt, das neurogen entstandene Ulcus ventriculi et duodeni, das nach 


unseren klinischen Beobachtungen sicher die Hauptmasse unter allen- 


Ulkuskranken ausmacht, als trophische Störung und Endeffekt dieser 


entzündlichen Nervenveränderungen in ihrem Erfolgsorgan anzusehen. 
Be Klinische Studien an einem großen Krankenmaterial, deren Er- 
ebnisse ich in umfangreichen Publikationen, so im Arch. f. Ver- 


auungskrankh. niedergelegt habe, scheinen mir nun die. Ursache 


_ anzugeben, welche zu diesen Nervenerkrankungen geführt haben dürften. er 


Ich unterscheide danach: . 


1. Ein Ulkus, welches bei infektiös-entzündlichen Erkrankungen 


im Bereiche der .Viszeralorgane zustande ‚kommt. Rößle hat hierzu 
die Vorstellung von einem nervösen Reflex vertreten, der auf Nerven- 


hierbei zur Ulkusbildung führt. Es ist kein Zweifel, daß es Solche, 


‚we 

Relessonen und Quellgebiete zur Ulkusbildung für den Magen gibt, 
einung, daß durch einen derartig anhaltenden 
Reiz, eine derart anhaltende Nervenläsion, schließlich auch eine orga- 
nische,Erkrankung der betroffenen Nervenbahnen resultieren kann, und 


die histo-anatomischen Untersuchungsergebnisse von Pollak im vər- 
|. längerten Mark bei Ulkuskranken scheinen meiner’ Vorstellung Recht 
zu geben. Der häufigste Vertreter dieser Art des neurogenen Ulkus- 


ist nách praktischen Erfahrungen hierbei -das mediastinale, bei dem 


die zentripetal aufsteigende Sue ‘der Vorstellung 


Reitters, G. Singers und von mir hauptsächlich durch eine tuber- 


kulöse Drüsenaffektion im Mediastinum (hier lokalisiert an den Stamm. 


‘der Lebensnerven) zustandekommt., | 


2. Ein weiteres Beispiel, wie ein infektiös-toxisches . 


v 


| : Be den - 
Nerven des Magens gefährlich werden kann, stellt uns die Lues dar. 
Wir konnten uns überzeugen, daß tabische Krisen nur-zu häufig mit ` 
agen und Darm verlaufen. Ich verweise >` ` ` 
hierzu in der Literatur der letzten Jahre neben meinen. und Tselios 
Publikationen aus unserer Klinik besonders auch auf die Arbeit von ` 


echter Ulkusbildung im 


Full und Friedrich aus der Schule Bergmann. ^ ”’ 0 
3. Unterscheide ich ein septisches Ulkus. Die Eintrittspforten, 
bei den von mir hierzu beobachteten Fällen, gaben die Tonsillen und 


| die Zähne ab. . | 


4. Beobachtete ich bei einigen Fällen von Grippe-Enzephalitis 


' Ulkusbildung im Magen und Duodenum. Erwähnenswert ‚scheint mir, 


daß bei akuten Fällen dieser Art der Affektion im Magen häufig ein 


' Herpes labialis oder nasalis koordiniert verläuft. ` 
ö. Betonte ich das Vorkommen eines endokrinen Ulkus, für das ` 
: E. Boenheim schon vor mir hauptsächlich. die Überfunktion der 


'Schilddrüse verantwortlich gemacht hat und als dessen weiterer Ver- 
treter uns schon lange die Ulkusbereitschaft und tatsächliche Ulkus- 
‚bildung bei Chlorose bekannt ist. ne 


Wir sehen daraus, wie es bei der Erforschung der‘ Ulkus- 


pathogenese von Wichtigkeit ist, unseren Blick von der Magenwand 


abzuwenden, mehr demGesamtorganismus und auch dem Stoffwechsel 


und den. damit. eng verketteten Lebensnerven zuzuwenden. Daß . 
diese Nerven durch eine erworbene krankhafte Konstitution : und . 


auch durch psychische Belastung zu einer abnormen Funktion ihrer 
Erfolgsorgane führen können, steht wohl fest, ob diese beiden Momente 


Magen eine organische 


Ausmaße mögen psychotherapeutische Maßnahmen Erfolg verheißend 
sein, darüber hinaus müssen sie aber auf das Entschiedenste ab- 
gelehnt werden, ER: T e 


| Aufbauend auf diesen Beobachtungen bin ich seit einer Reihe 
von Jahren bestrebt, eine Kausaltherapie. dieser Formen des neu- 
rogenen Ulkus zu finden, und die Wege hierzu. schienen mir in der 


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Bevor ich aber jetzt zu meinem eißentlichen ‘Thema „der Reiz- 


körpertherapie des us" komme, muß ich Ihnen in aller Kürze ` 
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eränderungen, über die wir 


sbildung einseitig festlegen, wiewohl nach kli- 


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een 0.1924 — MEDIZINISCHET KLINIK — Nr. 28. > I 
war, und ebenso auch nicht.bei Bestrahlung: anderer,- außerhalb des Ä 
Magens. gelegener Körperregionen.: Bei einem ‘Falle. kam es nach 
der Bestrahlung, die die Magenschmerzen dauernd besserte, zu einer . 
Ausschwemmung des tüberkulösen. Prozesses in die ‚Lunge. Ich 
muß Ihnen diesen vereinzelten unliebsamen Vorfall erwähnen, auch 
‚weil er mir, worauf ich schon an’ anderer Stelle ausführlich hinge- ' 
wiesen habe, für die Beziehungen zwischen Mediastinalerkrankung 
und: Ulkusbildung wichtig‘ erscheint. Es scheint so, als ob nach 
der Entleerung des tuberkulösen Prozesses in die Lungen die schäd- | 
liche Wirkung auf die Nerven im Mediastinum ‚wegfällt. Ich beob- >` ` 
achte die hier zitierte Kranke, die früher sechs Jahre. miit ihrem 
. Magen laborierte, seit‘ der Bestrahlung jetzt zwei Jahre. Ulkus- 
beschwerden treten bei ihr, trotzdem T keine 2 po a und - 
i ihr l überfüttert, nicht mehr aui. er 
uß erwähnen, daß Pribram, wenn er auch um ein Jahr später | sich nn ihres Lungenprozesses ALU: RER IRRE en 
~“ isi publiziert hat, unabhängig und vor allem von anderen Gesichts- 2 u ra n nr ich mit Jodpräparaten. besonders | 
- pikten gesehen, zur Anwendung der Reizkörpertherapie für das Ulkus | mit Mirion, einige Kriolge erzielt. . le u a ob 
grkommen ist. Pribram sah die Wirkung in zellulären ‚Reizen äuf In letzter Zeit habe ich die Yatrenpräparate an einem großen 
ein schlecht heilenwollendes Geschwür. Seiner Beobachtung lag’ zu- | Krankenmaterisle ausprobiert und glaube speziell in dem Lipatren E 
nächst also. vielfach eine konstitutionelle Schwäche der Magenwand- | einen besonders wirksamen Reizkörper zur Ulkustherapie gefunden `. 
zelle zugrunde, auf die sein therapeutischer Eingriff einwirkt. Das | zu haben. Dieses Mittel ist nach meinen Untersuchungen exquisit: ` 
 schiet wohl ein grundsätzlicher Unterschied in unserer beiderseitigen neurotrop eingestellt, wirkt aber wahrscheinlich, da es sich be- “` 
Ä Au H soi, aa ien selbst die pea Re Me and, i re | sonders auch beim endokrinen Ulkus bewährt hat, auf die nner- 
echte Lädierbarkeit für digestive und mechanische Reize, von Haus | S oo . z ET: Ur eN ’ 
| ns in einem hauptsächlich. erworbenen Faktor begründet sah, in der in en: DaB d o re a. nn 
Fr ihrer Nervenbahnen. Eine persönliche Aussprache mit immers entspricht. ‘ Daß das Yatren dabei nur TOM physikalisch 
Ptibram hat nunmehr eine Einigung in der Weise zustande gebracht, | mit den Krankheitsherden in Beziehung tritt und als indifferenter 
‘daß auch Pribram jetzt die Wirkung der Nerven zur Ulkusbildung | Fremdkörper, wie wir den ‘Untersuchungen Herzbergs aus dem 
“nichtmehr. missen wi. “| Gildemeister-Institut entnehmen, rasch ausgeschieden wird und: 
‚Ganz entsprechend meiner Vorstellung über die verschieden- | im Verlaufe der nächsten sechs Stunden quantitativ im Harn .er- 
artige Entstehung des neurogenen Ulkus hatte ich mit dem Vakzi- | scheint, kann ich' nach eigenen, auch -tierexperimentellen Ergebnissen 
nenrin bei den verschiedenen ätiologischen Ulkusformen ungleiche | für das Lipatren zumindest in diesem extremen Ausmaße nicht. be- 
‚Bilolge. Vor allem war es das endokrine Ulkus, das sich gegen | stätigen. Wir konnten Jod im Gehirn von Kaninchen, denen wir 
das Vakzineurin besonders refraktär verhielt. Ferner waren die | durch einige Tage intramuskulär und subkutan Lipatren A in 
Brfolge mit Vakzineurin beim tabischen Ulkus schlechtere als beim | großen Dosen injiziert hatten, noch 24 Stunden ‚nach der letzten 
medinstinalen. Für dieses letztere habe ich besonders die intravenöse.‘| stattgehabten Injektion im Gehirn nachweisen. Es ist klar, daß 
Pinverleibung des Mittels empfohlen. Dabei kommt es aber zu wohl | dieses Minus von etwa 1/2% der mit dem. Lipatren. eingefühten > ` 
ugelährlichen, doch -immerhin unangenehmen, weil stürmischen | Jodmenge bei den Ausscheidungsbestimmungen im Harn in den .. — “ 
Reaktionen. Deshalb habe ich versucht, diè intramuskuläre In- | Bereich der Fehlergrenze fällt. Es. erscheint mir auch wichtig; © >: 
jektion des Vakzineurins mit Röntgenbestrahlungen des Mediastinums | darauf hinzuweisen, daß andere untersuchte Organe dieser Tiere, „< 
' Wi Fällen, die einen deutlichen mediastinalen Symptomenkomplex | deren Gehirn Jod gespeichert hatte, zur selben Zeit kein Jod ent-.: =": 
boten, zu kombinieren. Derartige 'Bestrahlungen ‘hat mir Kollege | hielten. Das läßt uns an eine bekannte Tatsache. denken, mit der 
Krieser vom Institut Holzknecht mit bestem Erfolge durchgeführt. | uns schon O. Loeb vertraut gemacht, daß nämlich die Art der Br 
Die ersten Versuche wurden mit Bestrahlung allein vorgenommen | Einverleibung des Jods einen verändernden Einfluß auf seine physio- m 
und möchte ich einige Untersuchungsergebnisse, auf die wir hierbei logische Verteilung im Organismus ‚nur. dann ausübt, wenn es in > ` 
- Meben und die mir besonders wichtig erscheinen, hier kurz anführen. | lipoidlöslicher Verbindung eingeführt wird, wodurch es lipo- und ` 
.- Interessant war vor allem das sekretorische Verhalten des | neurotrop wird. Nun ist‘ das Lipatren A aber eine 5%/,ige Yatren- ... 
lösung mit 5°/,igem tierischem Lipoid aus Rinderhirn, also sozu- 


Proteinkörpertherapie (besser Reizkörpertherapie nach Bier, da es 
sch in dem speziellen Falle um Einwirkung, auf vornehmlich, lokale 
. Gewebsprozesse handelt) gegeben. Es war mir von Haus aus klar, 
adas therapeutische Ziel wohl einheitlich auf die Gesundung der | 
Tiseralnerven ausgehen muß, deren abnormer Zustand sich beim, 
| Tkuskranken außer in der Magenalffektion auch im sonstigen funk- 
| tommelen Gehaben ausdrückt, daß aber zur Bekämpfüng der ver- 
l phiedenen Ätiologie immerhin abweichende Maßnahmen von ‘der 
| ‚internen Behandlung zu verlangen sein werden. | Š 
l . Was bis jetzt in der Literatur hierüber bekannt ist, ist nicht 
o viel. Es beschränkt sich im wesentlichen auf meine eigenen Erfolge 

nit dem Vakzineurin und auf die verdienstvollen Publikationen 

Pfibrams aus der Bierschen Klinik über die günstige Wirkung des 
Novoprotins beim Ulkus und auf eine Reihe von Nachuntersuchungen. 


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ens auf Röntgenbestrahlungen bei derartigen mediastinalen Pro- sung em tierischen 
wsen. In den ersten Stunden nach der Bestrahlung sahen wir ein | sagen nervenspezilischem Lipoid. | u = 
‚Shrkes Ansteigen der Aziditätswerte, dann ein Absinken und häufig Ich glaube nach meinen Untersuchungsergebnissen mit dem. 
anf die erste Bestrahlung vorübergehendes, auf. spätere Bestrahlungen | Lipatren, daß die vielumstrittene Wirkung der Yatrenpräparate wohl - 
dauerndes Einstellen auf niedere Aziditätswerte. - | hauptsächlich, doch nicht ausschließlich auf einer physikalischen 
Nachstehende Kurve 1 zeigt das Ergebnis von Sondenunter- | Beeinflussung . vornehmlich der ‚Krankheitsherde ‘und der 'inner- 
Suehungen eines nüchternen Magens bei einem. mediastinalen Ulkus- | sekretorischen Drüsen beruht, weiter ist an seiner Wirksamkeit aber - 


Die Pile T Anschluß an Röntgenbestrahlungen des Mediastinums. | 


deuten die Verabfolgung der Bestrahlungen. 


Kurve i. 


1922 , 2,1928 
23 2, 26 6 14 265 14 16 Y2 18` 22- 78 %* 7? 20 22 


auch sein Jodgehalt beteiligt. Dies letztere scheint in einer be- 
sonders geeigneten Form enthalten, so daß die. Yatrenpräparate - 
uns gerade wegen ihres Jodgehaltes, wie auch andere Reizkörper- 
präparate mit Jodzusatz, zur Behandlung  entzündlicher Gewebs- 
prozesse, zu welchen das Jod hohe Affinität hat, wertvoll erscheinen. 
._Gildemeister umsehreibt, wie ich höre, diese Wirksamkeit ı 

des Yatrens auf entzündliche Gewebsprozesse mit den Worten: Das 
'Yatren wirkt auf das anomal arbeitende Mesenchym.. Ebenso ergaben ` 
die Versuche von Keining und Reutzer,. „daß der Reiz, den das: . 
Yatren im 'unspezifischen Sinne ausübt, speziell im 'mesenchymalen 
Gewebe. seinen zellulären Angrifispunkt findet“. Binen interessanten. 
Hinweis darauf, daß das Yatren tatsächlich das Bindegewebe reizt. 
‘bilden die Angaben von Mattausch, der nach Yatreninjektionen ein ` 
. Ansteigen der Monozytenkurve im Blute konstatieren konnte, Wir 
fanden bei unseren Nachuntersuchungen die Richtigkeit der Angaben 
‘des Autors bestätigt. In derselben Weise wirkt aber das Yatren nur 
quantitativ und individuell verschieden, auch auf die: übrigen Blutzell- 
 bildungssysteme und innersekretorischen Drüsen ein. Ebenso sind auch 
Gildemeister und Zimmer neuerdings der Ansicht, daß, das Yatren 
sich an alle Zellen wendet, die sich in einem .anormalen Reizzustand 
. befinden und. zwar in. regulativ wirkendem Sinne. Dies’ sei nebenbei. 

von unseren Untersuchungsergebnissen mit dem Mittel bemerkt. Heute . 
interessiert uns seine Wirkung auf den anormal funktionierenden Magen. 


»etonen, daß ein. derartiges Verhalten. des Magen- | 


=. Gesamtazidität 
— Freje HCl 


Ich möchte } 


Í Bestrahlung 


saltes auf gl 


Ich möchte betonen, , daß’ wir Änderungen der motorischen 
on nicht eich dosierte Röntgenbestrahlungen des Mediastinums .| und tonischen Funktion des Magens schon wenige Stunden nach Ver- 


oder mmige astinalen Ulkuskranken entweder überhaupt nicht | 


abfolgung von ein paar Zehntel Kubikzentimeter Li 
esten niemals in diesem extremen Ausmaße zu erzielen 


on V | patren am Röntgen- 
schirm beobachten konnten. Vor allem. sehen ! Wk har 


wir bei Mägen mit 


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 Levaditi und Navarro haben im. Frühjahr 1922 auf ein 
neues Antiluetikum ` aufmerksam gemacht, das per os verabreicht 
wird und sich nach ihren ‚Versuchen bei Kaninchen und: auch beim 
Menschen als Heilmittel; besonders aber als Prophylaktikum, glänzend 
bewährte. Dieses Mittel, „190“ genannt, ist nach seiner chemischen 
Zusammensetzung die azetyloxyamino-phenylarsenige Säure, -ein 


- 


1994. — MEDIZINISCHE KLINIK — N.28... O 0000,18. Juli. _ 
‚schlechtem Tonus denselben nach der Injektion gebessert. Die © Was die therapeutische: Wirksamkeit des Mittels: bei Ulkus- a 
Änderung des sekretorischen Verbaltens eines ,hyperaziden Magens kranken anlangt, so kann ich nur über momentane Erfolge be- . a 
x 'nach wiederholten intramuskulären Lipatreninjektionen möchte ich | richten. Wie weit unsere erzielten Erfolge (und solche konnten : 
Ihnen an der Kire eines speziellen Falles (hyperazider Ulkusmagen) | wir auch an dem raschen Verschwinden von. Ulkusnischen, an ‚dem 3 
- kurz demonstrieren. ea a ee a, ‚| Abklingen der subjektiven Schmerzsymptome und Reflexphänomene ` ie 

. .: "Der. Patient erhält in viertägigen Intervallen .intramuskulär | mit ‘Sicherheit erschließen) von Dauer sind, kann wohl. erst eine : 
- "Lipatren A-Injektionen von 0,2—0,8 com. Wir sehen. in der Kurve 2, | länger durchgeführte Beobachtung entscheiden, hierzu reichen unsere H 
wie vor allem die Sekretmenge des nüchternen Magens rasch abnimmt | derzeit zeitlich zu kurz gewonnenen: Erfahrungen noch. nicht aus. = 
. und ebenso die Aziditätswerte (für. die Salzsäure bis- in éin Defizit) | Das, was ich heute vor allem vorführen wollte, ist die biologische 7 
„fallen, Die nach Probefrühstück gewonnenen Werte in der unteren |. Auswertung des Mittels: bei Ulkuskranken, die uns viel Interessantes a 
Kurve 2.versinnbildlichen dasselbe.. Auch hier geht es von einem hyper- Sen en T a Mer E a oi 
un ne ne az | | "Ich. habe schon anderen Orts auf die Bedeutung. des Jod- a 
BE . » Kurve 2% Ze A zusatzes zu Reizkörperpräparaten zwecks Verbesserung ihrer Bin- = 
ner aa o h I is 20 2 23 3 + g | wirkung auf lokale Gewebsprozesse hingewiesen... Die Affinität des _ .n 
ae A afee 2 2fı.'2.3 of jo eyer] L T-I] f 7. | gewählten Präparates zum Krankheitsherde ist.hier die Vorbedingung = 
| ` 100cem BO —— 2 lahim einer günstigen. und möglichst milden Heilwirkung. : Die Zeit der 2 
| N | „Schloß-Stemmeisensinwirkung“ kann nur eine vorübergehende Phase 4; 
‚80° Goe in der Entwicklung: der Reizkörpertherapie ‘vorstellen. Ihr weiterer = 
= ER | Ausbau muß zur Behandlung speziell von lokalen Entzündungs- 5 y 
i 60" 40° |: prozessen auf dem Wege zur Organ- und Gewebsspezifität erfolgen.  ... 
7, Die hohe Affinität des Jods zu Entzündungsherden ist ' bekannt. - , 

eg. Sp Man könnte. mir einwenden, daß die in wenigen Zehnteln Kubik- ` `; 
2 | zentimeter Lipatren enthaltene Jödmenge zu gering ist, um: die von - Sr 
‚ REN: mir supponierte Wirkung zu entfalten.. Dem. gegenüber möchte ich FE 
Ang = = darauf verweisen, .mit wie geringem: Jodgehalt das Sekret der Schild- =: 

os ee Hie ae drüse beherrschend in: den ‚Stoffwechselmechanismus eingreift.  — `.. =: 

=. ” -20°%1- -—-:16asamtaeidirär- - SEHR nE l ne E E ware 7 TE 

| A E D EASE A o] = en nn no seen BE 26, nn Fe y 
sm | | | | | | |. 1 a oem a zuleariedieh L > 

| == bk SR HEN Si EEE M.m.W. 192, Ne.34 — 5. Herzberg, Klin. Wschr. 1922, Nr. 87. — 6. Holler, . -,, 
a | | W.klW. 1921, Nr. 19. — 7..Derselbe, Arch. f. Verdauungekrkh.. 1922, 29, H 8/4, 

| 5A —— - | 1923, 31, H.8/1;. 1924, 32, H. 5/6; u.a: O; — 8. H oller und Pollak, W.m.W. 1923, Nr. 7. Ah 
= v UN. 1% ReiningundKeutzer, W.kl.W. 1923, Nr. 20; — 10. Loeb, Arch.f.exper. Path m 
j 1907, 56, 8.320, — 11. Loeb und Michaud, ‚Arch; f. exper. Path. 1907, 8, 8.807. — . 2 
40° l ; =- | 12. Mattausch, M.KI. 1924, Nr.8/9. — 13. Pribram, M.Kl. 1922, Nr.30; u.a. 0°: = 

x er, N | — 14 Reiter. W.kl.W. 1917,Nr.20. — 15. Singer, M. KI. 1916, Nr.28.—16.Derselbe; im 

: ol ~ -. e S SrO i | "W.kIW. 1917, Nr.20. — 17..Derselbe, D.m.W. 1918, Nr.17. — 18. Stierlin, D.Zschr. ni 

20" | =] _ 1 £ Chir. 1920, 162. — 19, Tselios,M.Kl. 1928, Nr.31. — 20.’ Zimmer, M. KI. 1921, Nr.18. 5 "sh 

oo. 1.1 ` — 21. Derselbe, B.ELW. 1921, Nr.20, 48, 440.45. 00000. De: - 

m Freie HOI oO a . a De oe ii Wr a o a o Eas qT 

SE z ee E y C SEN Aus der Dermatologischen Universitätsklinik in Graz- ` - ee 

| = Erwähnen möchte ich. ferner, daß Ulkuskranke auf die erst- wi | (Vors tand:. Prof. m R . Matzeia 200); on ao iah 
-= verabfolgten Dosen des Mittels, schon von 0,102 ‚em Kopf: Erfahrungen mit Stovarso. a 
schmerzen bekommen, die bei Gesunden in dieser Hinsicht gar nicht I N | Bene DIE TEE a a 
wirken. Weiter kommt es als- Ausdruck einer Hordreskkion bi] 00° Von Dr., Hans Weitgasser, Assistent. E un} 

 .. Ulkuskranken auf die ersten Injektionen zu Magenschmerzen, die | . , Schon vor der Entdeckung der Übertragbarkeit der Syphilis. ~ ^} 
- bald’ wenige Stunden nach der Injektion, häufig auch erst am | auf den Affen war das Problem der persönlichen Prophylaxe der - a 
folgenden Tage einsetzen, sowie zu leichten subfebrilen Temperaturen. | Syphilis Gegenstand eingehender Untersuchungen. Doch haben al -y 
Bei vielen unserer Kranken sahen wir nach Lipatren eine auffallende | diese Experimente erst durch die Entdeckung’Metschnikoffs und _ Pr 
Gewichtszunahme. 0593933 a | Roux’ eine feste Basis bekommen. ~ SET a E, 

BR Wichtig erscheint mir auch auf das Verhalten des Blutdruckes | ‚ Metschnikoff selbst war auch der erste, der mit Roux die 3 

_ hinzuweisen, besonders weil sich dasselbe bei allen unseren Fällen | Syphilisprophylaxe in den Kreis seiner experimentellen Untersuchungen 5 
ziemlich einheitlich zeigte. Es besteht in einer Neigung des ‚systo- | zog. Es gelang ihm auch, mit einem 50°/,igen Unguentum cinereum 
lischen -Druckes zur Erhöhung, des ‚diastolischen Druckes zur Ver- | Juetisch infizierte Impfstellen bei einem Schimpansen und einem N 
minderung, so daß schließlich eine höhere Druckamplitude resultiert. | Macacus cynomolgus zu desinfizieren. Er versuchte dann Salben sk 

© Eine an einem Ulkuskranken gewonnene Blutdruckkurve 3 soll | mit - Hydrargyrum praeeipitatum album und salizylarsenigsaurem ‘ 
anschließend ein derartiges Resultat demonstrieren. u Er TOTEN een 3 

Be = | a Sy | Quecksilber. Schließlich schien ihm die bekannte 330/,ige Kalomel- À 
Me ERE S :° Kurve3. 0 ‘Lanolin-Vaseline-Salbe am geeignetsten, mit der er auch an. ; 
Tyan tal RT 2 34 8,7 "2 -Maisonneuve den bekannten Versuch mit Erfolg machte. - nE 
i a | u Te RAR | J A 3 Im Gegensatz zu den eine absolute Sicherheit verbürgenden : 
"120 E A ————n > > "Empfehlungen Metschnikoifs, Roux’ und Maisonneuves bestritt i 
JRENDU als erster Neißer die unbedingt sichere Wirkung dieser Salbe. Dann 4 

110 | E BEE EN Ben | erschienen zahlreiche Publikationen aus der Praxis, die yon Ver- . : 

| N I/II IMIN! A ‚sagern berichteten (Carle, Butte, Gaucher, Lewy-Bing u. a. m.). i 

wo es : Nachdem nun weder die Amylum-Tragant-Gelatine-Salbe mitSublimat, ` `. 

100 By THANA TR | noch die Chininsalbe ein ganz verläßliches prophylaktisches Mittel x 

| Ka: | bilden, erregten natürlich um so mehr in letzter Zeit die Publikationen 

= von Levaditi und Navarro-Martin das größte Interesse, da sie a 

iN | im.Stovarsol ein. Mittel angeben, mit dem es nicht nur durch ein „ 

u ae | “| fache perorale Applikation möglich ist, die Lues in den verschiedensten . 
u TEEN | CE | Stadien zu heilen, sondern auch noch mehrere Stunden nach der In- i 

70 | — = BE . fektion sie zu kupieren. , ne EA T 


dm ihnen 10—20 cem einer 10°/igen Lösung von 1% per os 


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' m lafe der Zeit zunahmen. -Der Mann hat keinerlei Lokal- 


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m Präparat; das schon Ehrlich kannte, das aber als zu giftig an- 
ehen wurde. Levaditi und Nava rro | ‚haben -ihre Versuche 
derart angestellt, daß sie syphilitische Kaninchen mit Erscheinungen’ 
ud positivem Spirochätenbefund zuerst 24 Stunden hungern ließen, 


jerabreichten. ee N, 
Experiment 1: Kaninchen, 2750 g schwer, Läsionen am Prä- 

. ptim, die reichlich Treponemen aufwiesen, bekommt .2 g Stovarsol 
a perds. Am. 2. Tag Schwúnd der Spirochäten. Neuerliche Eingabe 
yon 2g vom selben Präparat, Heilung der Läsionen am 4. 


-prò Kilogramm. EAA ee > s 
- Experiment 2: Kaninchen, 3080 g schwer, hat 2 Knoten am 
kotum und einen kleinen Schanker, reich an Treponemen (Virus 
Fonrnier-Schwartz), man verabreicht ihm per os 2 g von 190, die 
irchäten verschwinden vom 1. Tag an und ‘die Noduli: werden 
Ki ‚Vollständige und delinitive Heilung. am 6. Tag. Gesamt- 
dosis 2 g = 0,66 œ pro Kilogramm. ’ a 

` ‚Experiment 3: Kaninchen, 3150 œ schwer, hat offene Stellen 
an Präpntium und am After, reich an Spirochaeta cuniculi.. Es-be- 
"kommt 1 g von 190; Verschwinden der Spirochäten am 2. Tag und 


Heilung der Wunden am 3. Tag, Ausbleiben von Rezidiven, keine 


` Gewichtsibnahme. 1 g = 0,33 g pro Kilogramm. 


. `'. Experiment 4: Ein Macacus cynomolgus wurde an den Augen- 


brauen geimpft mit einem menschlichen Syphilisstamm, 12 Tage nach 
der Inpfung papulöse Effloreszenzen mit positivem Spirochätenbefund, 
9Tage darauf, als die Erscheinungen zahlreiche Treponemen enthielten, 
"ang von 15 ge’ von 190. Die Erscheinungen überhäuten ‚sich am 
3. Tag; neuerliche Eingabe von 1 g. 
. 8. und vollständige Heilung am 6. Tag. Ae F | 
| ‚Diese Experimente bewiesen ihnen, daß Stovarsol, per .os ge- 
` nommen, eine schnelle und vollständige Heilung beim Kaninchen 
undAlfen erzielen kann. Das Medikament wirkt toxisch in der 
-Dosis 0,66 g pro Kilogramm. | | = 
` ` Angeregt durch diese Erfahrungen haben sie nun 2 Personen, 
Aund B, mit großen multiplen luetischen Erscheinungen behandelt. 


- Abekam 16, B 14 g. Das Medikament wurde immer nüchtern ge- 


ammen und löste keine Störungen des Allgemeinbefindens. aus 


auber einer vorübergehenden Temperaturstörung, deren Ursache aber 


nicht klar war. Die Treponemen verschwanden bei A endgültig 


nach. 1 g, nach dem 7. Tag bei B. Die Geschwüre heilten rasch. 


Bei A wurden am 12. Tag nach Beginn der. Behandlung roseolen- 


atige Flecken beobachtet, die aber sehr.schnell wieder verschwanden. 


` bFournier, L.Guenot und Schwartz.haben in gleicher 
Weise therapeutische Versuche nach angegebener Methode bei 
‚Kranken verschiedener Stadien der Syphilis unternommen, wobei 
Me ähnliche Resultate wie die erwähnten erzielten. Die Haut- 
erscheinungen schwanden schnell, doch beobachteten sie auch einige 
Fälle von bald eingetretenen Rezidiven. Nach diesen Versuchen 


wurde zugleich auch zum Impfen bei einem Macacus cynomolgus Nr. 13 
unter die Augenbrauenbögen verwendet. Der Mann bekam 2/2 Stunden 
ud 16 Stunden nach der Impfung 2 g Stovarsol per os, im ganzen 

35 Der Macacus zeigte am 10. Tag-papulöse Erscheinungen, : die 


‚. @seheinungen innerhalb einer: 47 tägigen-- Beobachtungszeit be- 


mdmngen im Pasteurschen Institut und im Hospital Cochin ge- 
‚acht. Erwähnen wollen wir dabei einen Fall, den Marie eben- 
mitbeohachtete. Ein 32 jähriger Mann, selbst nie geschlechts- 

ak, ließ sich freiwillig an beiden Armen Syphilis einimpfen, 


geimpft. 5 Stunden nachher bekam der Mann 2 g per os.. Resultat: 
| nal blieb während einer Beobachtungszeit von 68 Tagen er- 
Meinungsirei (am 51. Tag war die Wa.R. negativ), der Affe bekam 

an 11. Tag ein syphilitisches Gesehwür. Re 
Er: Fournier und Schwartz berichten ferner über eine Frau, 
a ihrem Manne, der seit 8, Wochen an einem Geschwür mit 
a en Spirochätenbefund am. Penis ‚litt, verkehrte. Bei 
Untersuchung der Frau keine offene Stelle, Wa.R. negativ. 
an gab ihr in 2 Serien von 3 Tagen 7 g von 190; keine Schädi- 
sug aufgetreten. Wa.R. negativ. Ferner teilen oben genannte einen 


ihn i P räputialschanker leidenden Manne „verkehrte. Sie bekam 
anerhalb von 5 Tagen 6 g von 1%. 


- 


924 — MEDIZINISCHE KLINIK. Nr. 28. 


len Tag und ` 
 volkommener Schwund der Spirochäten. Gesamtdosis 4 g = 1,5 g- 


Verschwinden der Spirochäten . 


mm hat sich von ihnen ein Mann, 25.Jahre alt, mit syphilitischem 
Vitus an den beiden Armen impfen lassen; ` dasselbe Impfmaterial 


nmen. Wa.R. blieb stets negativ. (Diese Untersuchungen wurden . 
wter Mitarbeit von Marie durchgeführt.) .Ferner wurden Unter- 


` mgleich wurde mit demselben Virus: ein Affe an den Augenbrauen 


n ische en Fall mit, wobei eine Frau mit ihrem an einem syphili- 


In der Folge keine Er- 
Die weiteren Versuche 
chtungen -bei 21 Tieren ‘haben ergeben, ‚dab „190“, per os. 


. Spirochätenbefund 


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t j a . 
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genommen; nach 2, 5, 6, 12,24 Stunden, 2 ja sogar nach 7 Tagen 


. nach der Infektion mit’Spirochäten noch präventiy wirkte. (Die ver- 


suchte Minimaldosis ist 0,1 g pro Kilogramm:) . 


Von diesen Resultaten haben wir anfangs nùr durch Zeitungs“ E 
notizen Kenntnis erhalten. ' Die Originalberiċhte sind uns. erst m . 
letzter Zeit zugänglich geworden. _ Inzwischen sind, bereits Berichte u 


über Versuche mit. Stovarsol von Gruß und Oppenheim er- 


schienen. Unsere Versuche ergaben aber vön diesen einigermaßen . - - 


verschiedene Resultate. - Deshalb sei es erlaubt, über dieselben kurz 
zu berichten. u A A la r A ect ee 
Falii. P.A.,28 Jahre alt, aufgenommen’ am 10. April 1924:mit 


. 


einem typischen Ulcus durum mit beiderseitiger Drüsenschwellung, 
| Spirochätenbefund in dem vom Ulcus ge: - 
wonnenen Sekret stark poii Wa.R.:. mittelstark positiv, wahrschein-. 


rechts mehr als links. 


liche Krankheitsdauer 6—7 Wochen.: — 11. April: Pat. bekam 4mal 


.1 Tablette Stovarsol; abends Temperatur 39,20..— 12. April: fieberfrei, i , 
''Spirochäten negativ.. Pat. n 


ahm ‘auch in der. Folge täglich 4 mal 
1 Tablette. — 21, April: das Ulcus verheilt, aber ‘es restiert eine leder- 
harte Narbe. WaR.: 
etwas kleiner geworden, 
der angegebenen Behandlungsdauer ist es also gelungen .den Primär- 


affekt bis auf eine restierende Narbe zum Schwinden zu bringen, nicht 


aber den Wassermann negativ zu bekommen. - 


Fall 2 A., 27- Jahre alt, aufgenommen am 26. April 1924; 
- Sklerose von Erbsengröße im Sulcus coronarius mit speckigem Belag. 
Inguinaldrüse rechts kleinnußgroß. .. Im Sklerosensekret zahlreiche 


en Wa.R. und D.M. .negativ, mutmaßliche Krankheitsdauer 
4 


Nochen. Körpergewicht: 68 kg. -— 28. April: 3:mal 0,25. Stovarsol, 
abends leichter Temperaturanstieg, 87,50. — 29. April; -Spirochäten- . 
befund im Sklerosensekret:. negativ. -4 Tabletten Stovarsol nun täg-...  .-' 


lich bis zum-28. Mai. — 30. April: Sklerose in Reinigung. — 5. Mai: 


Ben wieder negativ, ebenso Wa.R. und D.M.: — 9. Mai: 


a.R.: negativ, D.M.: schwach positiv mit Eigenhemmung. "Inguinal- ~ 
| Mai: Sklerose vollständig ‚bis. auf 


drüse rechts wenig verändert: — 15. 


stark positiv. — 26. April: Inguinaldrüsen zwar i 
aR. blieb aber positiv. — Im. Verlaufe ` 


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einen derben Knoten an Stelle des: P.A.*ausgeheilt. — 19:Mai: WaR.: -- 


negativ; Meinicke mittelstark positiv. : Nach Angabe der französischen . 


Autoren wird eine Behandlung von 16 g als ausreichend angesehen; 
da aber an Stelle ‘der verheilten Sklerose noch eine’ lederharte Ver- 


diekung sich findet, wird eine Probeexzision gemacht und das 


exzidierte Stück ‘nach Levaditi ‚gefärbt; in diesem Präparat ‘konnten 
nun noch Spirochäten nachgewiesen werden. — 23. Juni: 
mittelstark' positiv. Wa.R.: negativ. Körpergewicht 61,5 kg. Ent- 


lassung aus dem Spital. Für den 29. Juni aber zur Kontrollblutunter- -> 
suchung bestimmt.. Diese ergab jetzt nicht nur positiven Meinicke, 
29. April 194. 


_Seleroses erosivae in lamina interna praeputii. 'Scleradenitis inguinalis ` 


sondern es fiel auch die Wa.R. positiv aus. 


Fall 8. G. L-25 Jahre .alt,: Aufgenommen aın 


permagna: Spirochätenbefund im Sklerosensekret stark" positiv. WaR.: 


mittelstark positiv. Mutmaßliche Krankheitsdauer 7 Wochen: Körper- ` 

ewicht 66 kg: — 30. April: 4 mal täglich 1 Tablette Stovarsol; abends > 
‚Temperatur 39%. Zugleich Abführen mit heftigen Magenkrämpfen. —  - -7. 
2. Mai: Spirochätenbefund des..Sklerosensekretes: negativ. — 5.Mai:, ` 


Wa.R. mittelstark positiv; Drüsenschwellung beiderseits etwas abge- 
nommen. Spirochätenbefund des Drüsenpunktionssekretes negativ. — 
' 8. Mai: Sklerose vollständig überhäutet. — 9. Mai: D.) engo 
Wa.R.; derselbe Blutbefund am 19. Mai. 


` 


"Levaditi gefärbt. ` Es fanden sich auch da`noch Spirochäten. — 26: Mai: ` 
Koe 65,5 kg. Patient bekam. > ' 
Sklerosen 


Wa.R. und D.M. positiv. 
während der ganzen Tage 4mal 1 Tablette Stovarsol. Die 


heilten zwar rasch, der. Blutbefund wurde aber nicht gebessert. ~ 


Fall 4 B: F., 30 Jahre: alt, aufgenommen. am 7. Mai 19%. Im ` 
Sulcus- coronarius ein großes’Ulcus mit Oedema indurativum.: Inguinal- 
drüsen beiderseits vergrößert, indolent; am Bauch ein psoriäsiformes -- 
` syphilitisches Exanthem; Spirochätenbefund im Sklerosensekret positiv. 
Wa.R.: positiv. Krankheitsdauer 10 Wochen. Körpergewicht 625 kg.. 


— 8. Mai: 4 mal Stoyarsol; abends Temperatur 88,4". — 9. M 
‘frei’ Keine e mehr im Ulcus nachweisbar. — i2. Mai: Wunde 
reinigt sich; 


lich 4 Tabletten bekommen, heute damit ausgesetzt. 
normal. — 2i. r 
das in einigen Stunden wieder verschwunden: ist. 


tragen hat. Blutproben am:'28. Mai. D.M. und WaR.: stark 
Geschwür vollständig. überhäutet. —. 26. Mai: Drüsen etwas zurück- 
egangen, Exanthem geschwunden. Gewicht 57 kg. Wir schen also, 


daß bei der von den französischen Autoren als ausreichend bezeichneten 
Stovarsolmenge zwar Heilung des Geschwüres und: Exanthems, nicht: 


aber. Beeinflussung. des Blutbefündes, zu erzielen war. 
Fall 5. St.J., 23 Jahre alt, aufgenommen am 5.Mai 1924; Sclerosis 
erosiva in radice penis. . :Scleradenitis inguinalis dextra na 


D.M. negativ. Krankheitsdauer 4 Wochen. Körpergewicht 65 kg. Amal 


täglich 1 Tablette Stovarsol. — 8. Mai: Spirochäten negativ. — 9. Mai: 


Meinicke: 


| ai: D.M.: positiv ebenso 
Ä ; An diesem Datum wurde auch - 
ein Stück aus der. lederharten Sklerosennarbe exzidiert und nach > 


Exanthem bedeutend zurückgegangen. — 19. Mai: Abends’ 
40.40 Fieber, Kopfschmerzen. — 20. Mai: Patient hatte bis gestern tig. 
a Temperatur abends + 
Mai:. Morgens ein klein makulopapulöses Exanthem, 

le Qer vers 4 mal wieder täglich 
Stovarsol, was Patient bis zu seiner Entlassung am 26. Mai gut ver- 

positiv; . 


es Sklerosensekretes: stark positiv. V End 


‚Mai: fieber- 


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handen. 
27. Mai: Exzision der Narbe nach der Sklerose und Färbung nach 


bedeutung des Stovarsols nicht so sehr für die. Behandlung der 


sichtlich mit einer Salvarsankur zu erreichen gewesen wäre. 


spezifische Wirkung der Salizylsäure auf die Staphylo-ete. Kokken 


' ist seit langem bekannt und wird vor allem bei rheumatischen, 


4 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.28. 


Spirochätenbefund im Sklerosensekret wieder negativ. Geschwür reinigt , 


sich. — 21. Mai: on: Meinicke: stark positiv. Wa.R.: positiv. — 
22. Mai: Sklerose vollständig überhäutet; Drüsenschwellung noch vor- 
Das Drüsenpunktat ergab negativen Spirochätenbefund. — 


Levaditi; es konnten auch da noch Spirochäten gefunden werden. 
— 2. Juni: Pat. bekam bis 2. Juni täglich 4mal 1 Tablette: keine Er- 
scheinungen mehr außer leichter Drüsenschwellung rechts, Wa.R. aber 
mittelstark positiv. Körpergewicht 63 kg. l u 

Fall 6. I. M., 21 Jahre alt, aufgenommen am 27. Mai 1924. Ulcus 
durum im Suleus coronarius mit stark positivem Spirochätenbefund im 
Sekret; Lymphstrang deutlich zu tasten, Inguinaldrüsen rechts mehr 
als links vergrößert. Kraniheitedaner 5Wochen. Wa.R. positiv. Meinicke 
Spur positiv. — 28. Mai: 4mal täglich 1 Tablette Stovarsol, abends 
leichter Temperaturanstieg, 87,4%. — 29. Mai: nach 5 Tabletten Spiro- 
chätenbefund positiv, entzündliche Schwellung und Vergrößerung des 
Primäraffektes. Es zieht ein roter Streifen an der Haut vom Primär- 
aliekt gegen den Mons pubis, wo sich eine sehr druckempfindliche 


Stelle findet: die rechte Drüse ist größer geworden und schmerzhaft, 


während sie tags vorher nußgroß, indolent war. Wa.R.: stark positiv. 
(Lokaler Jarisch-Herxheimer.) — 30. Mai: Schwellung und Schmerz- 
haftigkeit zurückgegangen, Spirochäten negativ. — 2. Juni: Geschwür 
fast verheilt. — 4. Juni: Blutprobe positiv. — 6. Juni: Primäraffekt 
vollständig überhäutet. 17. Juni: Wa.R. und D.M. mittelstark positiv. 


Aus den mitgeteilten Krankengeschichten ist besonders her- 


vorzuheben, daß bei Fall2 und 5, die mit einer negativen Wa.R. 
und einer Krankheitsdauer von. 4 Wochen zur Stovarsolbehandlung 


kamen, bei der von französischen Autoren als ausreichend bezeich- . 


neten Behandlung die Primäraffekte zwar makroskopisch ausgeheilt 
erschienen, jedoch die Blutprobe nicht negativ blieb, sondern positiv 
wurde und es auch am Ende der Behandlung noch war. Im mikro- 


skopischen Bilde wurde ferner das Vorhandensein von Spirochäten | 
- in der Sklerosennarbe konstatiert: 


die Spirochäten rasch aus der Geschwürsfläche zum Schwinden 
bringen kann, nicht aber in 'den tieferen Geweben. Ferner zeigen 
uns Fall 1, 3, 4, daß Stovarsol den positiven serologischen Befund, 


trotz energischer Behandlung innerhalb der Kurdauer, nicht in eine 


negative Reaktion umwandelte. Außerdem konnten wir bei fast allen 
Fällen nach den ersten Tabletten eine vorübergehende Temperatur- 
steigerung beobachten, die wohl analog wie bei einer ersten Salvarsan- 
injektion als Endotoxinsturm durch reichlichen Spirochätenzerfall 


erklärt werden mag. 


Schon nach den französischen Autoren scheint die Haupt- 


syphilitischen Krankheitserscheinungen, . als vielmehr für die Pro- 
phylaxe in Betracht zu kommen. Nach unseren bisher noch geringen 
Erfahrungen entfaltet Stovarsol zweifellos eine eklatante, namentlich 
dermotrope Wirkung insofern, daß in. überraschend kurzer Zeit die 
Spirochäten aus den Primäraffekten verschwinden, dieselben rasch 
überhäuten. und die klinischen sichtbaren Erscheinungen der Lues 
auf der Haut zum Schwinden gebracht werden. Nicht so sicher 
scheint uns aber die von den französischen Autoren angegebene 
prophylaktische Wirkung zu sein, zumal die oben angeführten 2 Fälle, 
welche in der 4. resp. 5. Woche post infectionem zur Behandlung 
kamen, doch geeignete Fälle für eine Abortivkur waren, die voraus- 


i \ 


infiltraten mittels Esterdermasan. 
Von Dr. Manfred Mayer-Zachart, Berlin. 


Kritzler-Rüstringen!) empfahl bei im Entstehen begriffenen 
Furunkeln möglichst frühzeitiges Auftragen von 15—20 %/,igem 
Salizylkollodium. Mit dieser Methode habe ich in vielen Fällen ganz 
ausgezeichnete Resultate erzielt, welche m. E. weniger . durch eine 


Zur Abszeß -Therapie und Prophylaxe von Iniektions- 


bedingt sind, als vielmehr durch den an der Stelle der Applikation 
hervorgerufenen kräftigen. Hautreiz, der. zu einer lokalen Hyperämie 
und damit zur Resorption des Furunkels führt. Ä 

Die äußerliche Anwendung der Salizylsäure in Salbenform 
gichtischen und neuralgischen Erkrankungen gern gebraucht. 

Der Gedanke war naheliegend, derartige Präparate auch in 
anderen Fällen zu versuchen, bei denen eine lokale Hyperämie 
erstrebt wird. | 


1) M. KL 1918, Nr.1. 


| wirkte Hautreiz stärker auftreten,. als erwünscht ist. 
‚Fällen dürfte das Rheumasan (Dr. R. Reiss), das weniger Salizyl 


Es scheint, daß das Stovarsol | 


sucher (F. Kraus, 


\ 


Ich habe in geeigneten Fällen eine Anzahl in Frage kommender 
Präparate versucht und habe die besten Resultate mit dem Ester- 


Dermasan (Dr. R. Reiss) erzielt, das nach einem besonderen Ver - 
fahren hergestellt wird und außer aktivierter Salizylsäure noch 


Salizylester in Verbindung mit überfetteter Seife enthält., 
' So habe ich mit Ester-Dermasan im Entstehen begriffene 
Abszesse mit bestem Erfolge beeinflußt. Die Schmerzen schwanden 


. bald und das. Infiltrat bildete sich’ schnell zurück. 
Besonders eklatant. war der Erfolg. dieser Behandlung bei . 
' einem Morphinisten, der an beiden Oberschenkeln massenhaft 


Injektionsabszesse hatte. _ 

Schmerzhafte Knoten, welche nach manchen subkutanen und 
intramuskulären Injektionen auftreten, z. B. nach intraglutäalen Hg- 
Injektionen, wurden schnell zur Resorption gebracht. o 

Besonders gut war die Wirkung dieser Behandlung in Fällen, 
bei denen nach intravenöser Injektion sich ein paravenöses Infiltrat 
gebildet hatte. Sogar die überaus schmerzhaften Salvarsan-Infiltrate 
wurden bestens beeinflußt. | 2. 

Ich: glaube, daß diese Behandlungsweise sich in vielen anderen 


Fällen besser und nachhaltiger bewähren dürfte, als andere hyper- 


ämisierende Mittel, wie z. B. der Prießnitzsche Umschlag. 
Die Technik ist sehr einfach: Auf eine Mullkompresse wird 
das Ester-Dermasan dick aufgetragen und mittels einiger Binden- 


touren über der betreffenden Stelle fixiert. Dies geschieht bis zu 
dreimal täglich. | | 


Bei Patienten mit sehr empfindlicher Haut kann der so be- 
In diesen 


enthält, zum Ziele führen.. 


Aus der I. Medizinischen Universitätsklinik in, Wien | 
_ (Vorstand: Prof. Dr. Wenckebach). 


Über den Gesamtstoffwechsel bei Kreislaufstörungen: 
< Von Dr. Franz Kisch, Marienbad. - 
Die bisher nur in spärlicher Zahl vorliegenden Literatur- 


angaben über das Verhalten des Grundumsatzes bei Zuständen von 


Kreislaufstörungen, welcher Frage sowohl von klinischer als auch 
von patho-physiologischer Seite bislang nur wenig Aufmerksamkeit 
geschenkt wurde, faßt E. Grafe in seiner „pathologischen Physio- 
logie des Gesamt- und Kraftstoffwechsels* dahin zusammen, daß die 


dyspnoischen Herzkranken berechtigt sein dürfte, bei welchen eine 
Vermehrung der Atem- und. Herzarbeit vorauszusetzen ist. | 
Die sinnfällige klinische Beobachtung, daß manche Kreislauf- 
kranke, insbesondere Arterio- und Nepbrosklerotiker jenseits des 


unter sogar hochgradige Gewichtsabnahme aufweisen, ohne daß das 
in derartigen ausgesprochenen Fällen gebieterisch erscheinende 


zubringen vermöchte, gab Anlaß, sich für den Gesamtstoffwechsel 
solcher Patienten zu interessieren.’ 


Da nicht nur ein Moment allein, sondern eine ganze Reihe 


von Faktoren imstande ist, bei Kreislaufkranken ein von der Norm 


abweichendes Verhalten des Grundumsatzes zu erwirken, stößt auch 
die Deutung der Stofiwechselbefunde hier auf Schwierigkeiten; des- 
halb erscheint es zweckmäßig, die einzelnen diesbezüglich in Betracht 
kommenden Ursächlichkeiten gleichzeitig mit den entsprechenden 
Untersuchungsergebnissen in Diskussion zu ziehen. 


Im Laufe unserer Untersuchungen kamen wir zur Überzeugung, 


daß die Bestimmung des. respiratorischen Quotienten — soweit der- 


selbe in kurzfristigen Versuchen überhaupt genau ermittelbar ist — 
keine wesentliche Bedeutung habe, da aus demselben — insbesondere 
bei dyspnoischen Zuständen — keine sicheren Schlüsse auf das tat- 


sächlich bestehende Verhältnis: zwischen Sauerstolfverbrauch und 


Kohlensäurebindung gezogen werden können. Eine “Anzahl. Unter- 

x Grafe u. a) fanden bei Dyspnoe in „kurz- 
fristigen“ Versuchen niedrige, sogar subnormale Werte für den respira-. 
torischen Quotienten, wie wir solche (mittels der Douglas-Haldane- 


_ schen Methode) gleichfalls festzustellen vermochten; bei „langdauernden“ 


Versuchen läßt sich dagegen — wie E. Grafe ermittelte — keine Ab- 
weichung von der Norm beobachten! Wir nahmen demnach unsere 
Untersuchungen zu einem guten Teil nur mit dem von A. Krogh 


und nahmen bei der Berechnung der Kalorienwerte den kalorischen 
Brennwert des Sauerstoffs mit 4,9 an; dieser Brennwert entspricht 
einem respiratorischen Quotienten von 0,8; an dem der Untersuchung 


13. Jui 


Annahme einer Grundumsatzsteigerung eigentlich bloß bei jenen 


mittleren Lebensalters, nicht selten eine fortschreitende und mit- - 


Fahnden nach einem etwa verborgen sich abspielenden malignen 
Prozeß dann irgendeinen in dieser Richtung positiven Befund bei- 


konstruierten Apparate zur Bestimmung des Sauerstoffverbrauches vor 


13: Jul . Br 
"yorangeh 


> pines respiratorischen 


‚grichenden Normalwert von 912 gegenüber eine Steigerung um 450/0; 
die interessante Beobachtung registrieren, daß die vorhandene 


durchaus nicht parallel zu gehen braucht. In den beiden oben an- 


pe men won -—- nn Ton 
d . 


= miskulatur geleistete Arbeit, offensichtlich in beträchtlichem Grade 
' - gesteigert, doch entsprach die hier festgestellte Vergrößerung des 


| y kapazität, mechanische Momente (Thoraxstarre u. dgl.). 


- sich Solgendermaßen verhielt: die gewissermaßen „anfallsweise“ ein- 


`. Memstillstand bis zu 3 Minuten Dauer!), dabei kommt es zu intensiver 


wert 2017, bzw. 2096, bzw. 2039, bzw. 2106, 


` 
= ` 


enden Tage ließen wir dem Patienten eine eiweißarme Kost 
en — entsprechend den Vorschriften Kroghs —, so daß unter 
ler Verbrennungsverhältnisse die Zugrundelegung 
Quotienten von 0,8 gerechtfertigt erscheint. Bei 
einer Anzahl von Untersuchungen bedienten wir uns auch der Douglas- 


verabiolg 
Voraussetzung norma 


_ "Haldaneschen Methode. 


Gelegentlich der Grundumsatzbestimmung an 2 Fällen von 


hronischm Lungenemphysem mit ausgesprochen hochgradiger 


Dyspnoe konnten wir nebst der Feststellung einer Erhöhung des 


| Gesantstoffwechsels: 


Fall La., 57 Jahre, 80,4 Kilo Gewicht, 175 cm hoch; der Sauerstoff- 
verbrauch beträgt 265 ccm per Min., der Kalorienwert 1870, d. i. dem ent- 
sprechenden Normalwert von 1663 gegenüber eine Steigerung um 120/9; 
‘ Fall Pez., 70 Jahre, 47 Kilo Gewicht, 148 cm hoch; der Sauerstoff- 
verbrauch beträgt 235 ccm per Min., der Kalorienwert 1658, d. i. dem ent- 


Steigerung des Grundumsatzes derVergrößerung des Minutenvolumens 


seführten Fällen war die Atemanstrengung, d. i. die von der Atem- 


Minutenrolumens in ihrem Ausmaße nicht der im Hinblick auf die 
Maskelmehrleistung zu erwartenden Vermehrung desselben; das 
Verhalten des Minutenvolumens scheint vielmehr noch von anderen 
Umständen -abzuhängen: Atemtypus, Größe der Mittellage, Vital- 


." In einem ganz eigenartigen Falle schwerster, mit apnoischen 
Phasen einhergehender Dyspnoe unbekannter Ätiologie hatten wir 
Gelegenheit, das Verhalten des Gesamtstoffwechsels zu untersuchen; 
die außerordentliche Seltenheit der hier vorliegenden Erscheinungen 
gibt uns wohl die Berechtigung, Näheres mitzuteilen: | 
Bei dem 18jährigen Patienten stellte sich im Anschluß an eine 
vor 2 Jahren durchgemachte Enzephalitis eine Atemstörung ein, welche 


tretende Dyspnoe kündigt sich damit an,.daß der Kranke beim Atem- 
schöpfen den Mund zu ölfnen gezwungen ist, anschließend nehmen die 
Atemzüge immer mehr an Tiefe ab und werden langsamer, endlich 
setzt eine vollkommene Atempause langer Dauer ein (wir beobachteten 


Zyanose; nach der apnoischen Phase werden die Atemzüge tiefer und 
irequenter, bis der vor dem Anfall bestandene Atemtypus wieder er- 
scheint. Erwähnt sei, daß Sauerstoffinhalation — in analoger Weise, 
wie dies bei „Cheyne-Stokes“ beobachtet werden kann — die Atem- 
pasen hintanzuhalten imstande ist. Der Sauerstoffverbrauch dieses. 
atienten Ge. (18 Jahre, 52 Kilo Gewicht, 162 cm hoch) betrug 'auf der 
Höhe der Dyspnoe, d. i. vor Auftreten der apnoischen Prodrome, 
9T cem pro Min., der Kalorienwert 1832, also dem entsprechenden 


Normalwerte von 1380 gegenüber eine ‚Steigerung um 26%. 


Während die Steigerung des Minufenvolumens in diesem Falle 
sehr beträchtlich war (20,16 Liter Minutenvolumen), war die Steige- 
ung des Grundumsatzes doch keine außerordentlich große. 

, Unsere Untersuchungsergebnisse bei ' Aorteninsuffizienz 
zeigen auf, daß sich hier — auch ohne Bestehen erheblicher. 
Dyspnoe — sehr häufig beträchtliche Steigerungen des Grund- 
umsatzes vorfinden: | | ee 
| Fall Eh., 56 Jahre, 80 Kilo Gewicht, 183 cm hoch; der Sauerstoff- 
verbrauch beträgt 280,8 ccm per Min., der Kalorienwert 1981, d. i. dem ent- 
sprechenden Normalwert von 1704 gegenüber eine Steigerung um 18,1 °/o- 

Fall PI, 41 Jahre, 57 Kilo Gewicht, 168 cm hoch; der mittels der 
„Douglas-Haldaneschen“ Methode festgestellte Wert für den Sauer- 
sollverbrauch betrug 262 ccm, für die Kohlensäurebindung 188,9, der 
r pratorische Quotient somit 0,721. , 
hr iedenen Tagen bestimmte Sauerstoffverbrauch beträgt 286 ccm, 

zw. 297 ccm, bzw. 289 ccm, bzw. 298,6 ccm pro Min., der Kalorien: 
Normalwert von 1414 b S d. i. dem nr u 

x on egenüber ej l m ZW. 
8250, bzw. 30,10/, bo 32.80, Re Bi 


Fall Du., Sauerstoffverbrauch 281 ccm, Kalorienwert 1986, d. i.. 


dem a menden Normalwert von 1510 gegenüber eine Steigerung 
}) d* . , & 

bau an Ce., Sauerstoffverbrauch an verschiedenen Tagen: 332 cem, 
ei 9 L cem, bzw. 327 ccm per Min., Kalorienwerte von 2342, bzw. 2265, 
" 2307, d. s. dem entsprechenden Normalwert von 1658 gegenüber 


Ä “eigerungen um 29,20/,, bzw. 26,70%, bzw. 28,20/9. aeg 
Li à all Eb., Sauerstoffverbrauch 309 ccm pro Min., Kalorienwert 2180, - 
œ dem entsprechenden Normalwert von 1650 gegenüber eine Steige- 


Tung um 24,80/,. | | 
ins „schen wir aus den angeführten Fällen, daß bei Aorten- 
Wlzienz ohne beträchtliche Grade von Dyspnoe Grundumsatz- 


Steigerungen bis gegen 30%, nicht gar selten zu sein scheinen, so 


. 19%4 — MEDIZINISÖHE KLINIK — Nr. 28. ° 


— Der nach Krogh an ver- .- 


zeigen die folgenden Fälle von Aorteninsuflizienz mit ‚hochgradiger 

Dyspnoe, daß. hier noch ausgiebigere Steigerungen des Grund- | 
‚umsatzes gegenüber der Norm auftreten. können: T T 
Fall Blu., 62 Jahre, 83 Kilo Gewicht, 164.cm hoch; der Sauer- , 


stoffverbrauch beträgt- an zwei verschiedenen Tagen 366,3. cem,, bzw. ; 
870 ccm per Min., die Kalorienwerte 2584, bzw. 9610, d.i. dem ent- 


Peman Normalwert von 1610 gegenüber eine Steigerung um 


90, bzw. 38,8%. 


"Fall Ki., 51 Jahre, 64 Kilo Gewicht; 170 cm hoch; der Sauerstoff- 


verbrauch beträgt 298 ccm per Min., der, Kalorienwert: 2102, d.i. dem 
Normalwert von 1023 gegenüber eine Steigerung um 13) 00: 1] > 


"Fall Ze., 48 Jahre, 70 Kilo Gewicht, 168 cm hoch; der Sauer- 
stoffverbrauch beträgt 849 ccm per Min., der Kalorienwert 2462, d. i 


dem entsprechenden Normalwert von 1586 gegenüber eine Steigerung 


um 35,600. ' , p7 . . ` > 
‘Nach den bestehenden Beobachtungen und Berechnungen be- 


| trägt der-Anteil eines normalen Herzens an dem 'Gesamtstoffwechsel e 
.kreislaufgesunder, 


in ruhendem Zustand befindlicher Menschen 
nur 5°/,; diese Feststellung macht es erklärlich, daB die meisten 
Autoren auch beim ‚Bestehen pathologischer Herz- und: Kreislauf- 
verhältnisse dem Einfluß der Herzarbeit auf den Gesamtstoffwechsel - 


‚keine sonderliche Bedeutung beimessen zu dürfen glauben. Unseres 


Dafürhaltens kann unter Umständen die „Herzarbeit“ als solche 
doch immerhin eine gewisse Rolle für den Gesamtstofiwechselwert 
spielen; wir meinen, daß ‘bei ausgesprochener Hyperirophie des 


Herzmuskels der Anteil des Herzens an dem Gesamtstoffwechsel E 
zumindest in gleichem ‘Ausmaße bewertet. werden soll wie die- 


‚Arbeitsleistung eines normalen Herzmuskels während schwerer 


körperlicher Arbeit. Englische Untersucher (Evans, Lewis; er 
Starling, Bainbridge) stellten fest, daß -sich der Herzmuskel 


bei schwerer Körperarbeit konform der Skeletimuskulatur verhält; 


nach ihren Berechnungen beträgt: ‘der Sauerstoffverbrauch eines 
normalen. Herzens bei einem Minutenvolumen von 4 Litern und 


bei einem arteriellen Blutdruck von 100 mm Hg ungefähr 12,5 ccm 
per Minute; ‘durcli die Koronargefäße strömen etwa 140 ‘ccm Blut 


fache der bei Ruhe .durchfließenden Menge. Der -Ausnützungs- 
koeflizient, d. i. das Verhältnis der Sauerstoffsättigung des arteriellen. 


also hervor, daß der Sauersioffverbrauch eines normalen Herzens 
' unter Umständen bei starker'Körperarbeit üben 100 cem per Minute 


das vom Herzen bewältigte Blutquantum hier de facto größer ist, 


energischer Körperarbeit nicht ganz von der Hand zu weisen. 


bypertrophischen Herzmuskels das ausschlaggebende Moment für 


der Mehrleistung der Atemmuskulatur verwiesen, glauben wir doch 


(noch unveröffentlichte Untersuchung). 


Störungen verschiedener Art(hauptsächlich kommt da die Thyreoi 
in Betracht) den Grundumsatz ganz wesentlich ne 


969 


per. Minute; bei schwerer Muskelarbeit kann der Sauerstoffverbrauch 
des Herzens auf etwa däs Acht- bis Neunfache des.Ruhewertes an- 
steigen; auch kommt es gleichzeitig zu einer Vermehrung des ` 
durch die Koronargefäße strömenden Blutes bis, auf das etwa Sechs- 


zur Sauerstoffsättigung ‘des venösen Blutes (Sauerstoffsättigung des 

arteriellen minus Sauerstofisättigung des venösen. Blutes), steigt 
‚dabei — wie dies von Krogh und Lindhard gefunden wurde — `.. 
in ähnlicher Weise an (auf 0,7). Aus den angeführten. Daten geht 


betragen kann. Halten wir uns nun vor Augen, daß beispielsweise. _ 
bei einer bereits lange Zeit bestehenden Aorteninsuffizienz das linke 
Herz eine gänz mächtige Hypertrophie aufzuweisen vermag und daß. ` 


Ohne etwa. behaupten zu wollen, daß die. Mehrleistung des s 


die Grundumsatzsteigerung bei đer. Aorteninsuffizienz. bildet, indem 
wir sogar betont auf den ersichtlichen Einfluß der Dyspnoe, bzw. . 


nicht fehlzugehen, wenn wir die Herzhypertrophie als ein hierbei > 
"möglicherweise in Betracht kommendes Faktum ansehen. Daß die. 
Steigerung des:Grundumsatzes hier nicht etwa auf periphere Muskel- a 
 anspannung oder Muskelaktion. (man kann ja häufig bei Kranken . 
{. mit Aorteninsuflizienz synchron mit dem Puls erfolgende Bewegungen . 

_ des Kopfes, der unteren Extremitäten usw. beobachten) zu beziehen ` 
ist, geht aus Versuchen von Heinr. Schwarz hervor, welcher an- 
läßlich einer ‚aus anderen Gründen nach Darreichung von Morphium ` | 
vorgenommenen Grundumsatzbestimmung ermittelte, daß. die Werte . 
vor und nach der Morphindärreichung kaum um 10°/,. differierten 


Nicht ‚außer acht darf. gelassen werden, daß’ endokrine . 


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| als dies durch die Bestimmung des Minutenvolumens -ermittelbar. : 
| ist, weil ja beträchtliche Blutmengen aus der Aorta durch die ` | 
‚insuffiziente Aortenklappe in die linke Herzkammer rückströmen' 
(das Minutenvolumen weicht bei Aorteninsuffizienz zumeist ‚nicht _ in 
oder nur unwesentlich von der Norm ab), so erscheint uns der Ver- _ - 
gleich des Anteiles eines hypertrophischen Herzmuskels an dem `` 
‚Gesamtruhestoffwechsel mit jenem eines normalen Herzens zur Zeit. 


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der. Sauerstoffverbrauch beträgt 


1924 — MEDIZINISCHER KLINIK — Nr.28. 


‘stande sind, weshalb die. Bemerkung nicht überflüssig erscheint, daß 
‚bei den vorerwähnten Aortenvitien gleichwie bei den anderen von 
' uns ausgewählten Fällen von Herzklappenfehlern und von arteriellem, 
. Hochdruck durchaus keine manifeste klinische Symptome einer 
Anomalie der Schilddrüsenfunktion auffindbar waren. 


. In der weitaus überwiegenden Mehrzahl unserer: Fälle von 


'arteriellem Hochdruck fanden wir weit über der Norm be- 


findliche Grundumsatzwerte. u | 
Fall Lu., systol. Blutdruck 195 mm Hg, diastol. Druck 90 mm Hg; 


der Sauerstoffverbrauch beträgt 226,3 ccm per Min., der Kalorienwert 
1596, d. i. dem entsprechenden Normalwert von 1420 gegenüber eine 


Steigerung um 11°%,. | | Be | 
Fall Ha., systol. Blutdruck 195 mm Hg, diastol. Druck 122 mm Hg; 


. der Sauerstoffverbrauch beträgt 855,8 com per Min., der Kalorienwert 


2510, d. i. dem entsprechenden Normalwert von 1777 gegenüber eine 
Suelgerong um 41,25%. | ps 

Fall Wa., systol. Blutdruck 210 mm Hg, diastol. Druck 120 mm Hg; 
der Sauerstoffverbrauch beträgt 277 ccm per Min., 
1955, d. i. dem entsprechenden Normalwert von 1146 gegenüber eine 


Steigerung um 42,5° 


be eo | 
‚Fall Bi., systol. Blutdruck 215 mm Hg, diastol. Druck 110 mm Hg; 


..der Sauerstoffverbrauch beträgt 180 ccm per Min., der Kalorienwert 


1336, d. i. dem entsprechenden Normalwert von 1123 gegenüber eine 


‚Steigerung um 16°/,. 
Fall 6 


Tu., systol. Blutdruck 235 mm Hg, diastol. Druck 140 mm Hg; 
der Sauerstoffverbrauch beträgt 221 ccm per Min., der Kalorienwert 


'1580,. d. ij. dem entsprechenden Normalwert von 1374 gegenüber eine 


Steigerung um 13%,,. | T | | 
~- Fall Fr., systol. Blutdruck 220 mm Hg, diastol, Druck 140 mm Hg; 


1201, d. i. dem 'entsprechenden Normalwert von 814 gegenüber eine 
Steigerung um 36°/,. | E | 
| Fall Er., systol. Blutdruck 198 mm Hg, diastol. Druck 100 mm Hg; 
‚der Sauerstoffverbrauch beträgt 374 ccm per Min., der Kalorienwert 
2639, d. i. dem entsprechenden Normalwert von 1880 gegenüber eine 
DIeigSrunR um 28,8%,. rn | 
. Fal Wi., systol. Blutdruck 190 mm Hg, diastol. Druck 95 mm Hg; 
der Sauerstoffverbrauch beträgt 243,2 ccm per Min., der Kalorienwert 
1715, d. i. dem entsprechenden Normalwert- von 1426 gegenüber cine 
Steigerung um 16,8%. o SR Te 
| Fall Sch., systol. Blutdruck 240 mm Hg, diastol. Druck 156 mm Hg; 


der Saue olver brauch beträgt 240 ccm per Min., der Kalorienwert 
‘1693, d. i. dem entsprechenden Normalwert von 1023 gegenüber eine 


Steigerung um 390/,. 


Fall Fri., systol. Blutdruck 190 mm Hg, diastol. Druck 100 mm Hg; 
der Sauerstoffverbrauch beträgt 235 ccm per Min., der Kalorienwert 


1658, d. i. dem entsprechenden Normalwert von 1204 gegenüber eine 


‚Steigerung um 27,5%. 


In den oben erwähnten Fällen, in denen es sich zum geringeren 


Teil um „essentielle Hypertonien“, zum größeren Teil um Nephro- 


sklerosen handelte, bestehen Steigerungen des Grundumsatzwertes 


bis um mehr als 420/, gegenüber dem Normalwert, ohne daß sich 


_ irgendeine Beziehung zwischen Größe der Grundumsatzsteigerung 


und Höhe des Blutdruckes oder Größe der Eiweißausscheidung fest- 


stellen lassen könnte; auch die Pulsfrequenzzahl läßt sich in keine ge- . 


setzmäßige Relation zu der Höhe der Grundumsatzsteigerung bringen, 
wobei erwähnt sein möge, daß wir Fälle mit ausgesprochen hoch- 
gradiger Tachykardie hier nicht mitanführten. 

Die bei Hochdruckfällen fast ausnahmslos vorhandene Steige- 
rung des Grundumsatzes läßt sich nur.schwer auf einer einheit- 


lichen und einfachen Grundlage erklären. Julius Mannaberg, 


welchem das große Verdienst zugesprochen werden muß, als erster 
in.systematischer Weise Grundumsatzbestimmungen an Hypertonikern 


' , vorgenommen zu haben (die Bestimmungen wurden von P.Liebesny 


ausgeführt), konnte in 14 Fällen von „Hochdrucktachykardie“ (haup- 
sächlich Frauen im Klimakterium) Steigerungen des Grundumsatzes 
bis über 50°), feststellen und vertritt die Ansicht, daß diese Umsatz- 
erhöhung auf das Konto einer thyreoidären Überfunktion gesetzt 
werden müsse; insbesondere die von ihm fast gesetzmäßig beob- 


achtete Tachykardie bei derartigen Hypertonikern scheint ein be- 


achtenswerter Hinweis auf die Mitbeteiligung der Schilddrüse. 


. H. Eppinger, L. v. Pap und Heinrich Schwarz, welch letzterer 


eine große Zahl von — bisher noch nicht veröffentlichten — Grund- 
umsatzbestimmungen an Hypertonikern vornahm, fanden gleichfalls 
beinahe ausnahmslos erhöhte Grundumsatzwerte bei arteriellem Hoch- 
druck, ohne auf. eine nähere Erklärung dieser Tatsache ein- 
zugehen. | o; | E 
Überlegt man sich, welche Faktoren hier überhaupt eine Rolle 
zu spielen vermöchten, so muß‘ erstens die „Herzarbeit“, zweitens 
die ev. vorhandene Dyspnoe, drittens die Berücksichtigung „endo- 
kriner Einflüsse“ in Betracht gezogen werden, welch letztere nicht 


der Kalorienwert 


170 ccm per Min., der Kalorienwert 


13. Juli 


unbedingt von: seiten der Schilddrüse, vielmehr. auch von anderer 


: Seite, z. B. der Nebenniere, stammen könnten. 


Wenn wir auf Grund unserer Berechnungen bei der Aorten- 


insuflizienz die Meinung äußerten, daß dort die gesteigerte Herz- 


muskelarbeit als ein immerhin zu berücksichtigender Faktor der 


Grundumsatzsteigerung angesehen werden könnte, 'so stützten wir 


uns dabei auf die Tatsache, daß ja in diesen Fällen. das vom Herzen 


bewältigte Blutquantum gewiß erheblich über der Norm liegt, ohne ; 


daß dies im. peripheren Kreislauf (Rückströmen eines nennenswerten 
Teiles des aus dem linken Ventrikel herausbeförderten Blutquantums 
in die linke Herzkammer) in Hinsicht auf das Minutenvölumen zum 
Ausdruck käme. Bei den Hypertonien kommt dies letztere Moment 


in Wegfall, so daß das Vorhandensein einer erheblich gesteigerten 


Herzmuskelleistung (erhöhter Widerstand, Hypertrophie des linken 


. Ventrikels) auch eine entsprechende Steigerung des Minutenvolumens . 
im Gefolge haben müßte; die — allerdings nur spärlichen — Lite- 
 raturangaben besagen hierüber, daß keine Erhöhung des Minuten- 
volumens feststellbar sei; unsere eigenen Untersuchungen (allerdings 


auch nurin relativ geringer Zahl) ergeben gleichfalls keine Steigerung 


des Minutenvolumens mit Ausnahme von 2 Fällen (Fall Wa. wies ein - 


Minutenvolumen von 10,23, Fall Tu. ein solches von 11,20 Litern auf). 
Im allgemeinen kann man also die Mehrleistung des Herzens. nicht 


‚allein für die Steigerung des.Grundumsatzes verantwortlich. machen, 


wiewohl diese Mehrleistung in manchen Fällen eine beachtliche Be- 


“deutung haben kann. An dieser Stelle sei erwähnt, daß wir in 


2 Fällen von chronischer Nephritis mit typischem Krankheitsbild 


und hochgradiger Anämie (9,30 bzw. 9,92 Hämoglobin in 100 cem ' 
‚Blut, Blutgas-analytisch bestimmt) ganz erheblich über der Norm . 
liegende Werte für das Minutenvolumen fanden (über 20 Liter!); in 


dem einen dieser Fälle war der Grundumsatz um 33°/, gesteigert: 
Herr Ar., 49 Jahre, 50 Kilo Gewicht, 160 cm hoch; Sauerstoff- 

verbrauch 261.ccm per Min., Kalorienwert 1842 gegenüber. dem ent- 

sprechenden Normalwert von 1229; | | 


in dem anderen um 34%: ` | E 


Herr St., Sauerstoffverbrauch 246, Kalorienwert 1751 gegenüber u 


dem entsprechenden Normalwert von 1156. 


Dyspnoe vermag sicherlich an sich schon eine Steigerung des 
Grundumsatzes zu bewirken, und bei Hypertonikern mit Dyspnoe 
dürfte wohl letztere Krankheitserscheinung in Kombination mit der 
vorhandenen Herzhypertrophie ihren gemessenen Anteil än dem 


Zustandekommen der Grundumsatzsteigerung haben; doch darf nicht 
übersehen werden, daß viele Hypertoniker durchaus keine Dyspnoe, 


wohl aber einen bemerkenswert gesteigerten Gesamtstoffwechsel auf- 


' weisen, so daß die ursächliche Erklärung für die Erhöhung des 


Grundumsatzes noch in anderen Momenten gesucht werden mub. 
Die Anämie, welche sich im Verlaufe einer chronischen 


Nephritis nicht selten etabliert, muß in Rücksicht auf den Gesamt-- 


stoffwechsel solcher Kranker als bedeutungsvoll angesehen werden, 
da eine Reihe von Untersuchungen feststellen konnte, daß unter 
einer dabei zustande kommenden Mehrbeansprucliung des Herzens. 
eine bedeutende Erhöhung des Minutenvolumens eintritt (siehe zwei 


oben angeführte Fälle eigener Beobachtung). So kann auch dieser 


Faktor im Einzellalle mit zur Erklärung der vorhandenen Grund- 
umsatzsteigerung. herangezogen . werden. - T 
Ein endokriner Einfluß auf den Gesamtstoffwechsel der 


Hypotoniker wird in jenen Fällen, wo keine außergewöhnlich große 


Mehrbeanspruchung des Herzens, keine Dyspnoe und keine Anämie 
besteht, nicht von der Hand zu weisen sein; einzelne Momente 
lassen ja an eine Überfunktion der Schilddrüse denken, z. B. die 
nicht selten bestehende Tachykardie (welche allerdings in den von 


‘uns angeführten Fällen keineswegs hochgradigen Charakter auf- 
wies), worauf ja J. Mannaberg besonders hinwies. Es darf aber 
eben nicht außer Acht gelassen werden, daß eine ev. bestehende 


Anämie eine Erhöhung der Blutströmungsgeschwindigkeit (zur Be- 
friedigung des.Sauerstofibedürfnisses der Gewebe) im Gelolge haben 
kann, wobei die Tachykardie auf letzteren Umstand und nicht etwa 


‚auf thyreogene Momente bezogen werden müßte. Auch kann in dem 


einen oder anderen Falle der Beginn der Herzdekompensation die 
Ursache für eine frequentere Herzaktion abgeben, so daß die Tachy- 
kardie nicht unbedingt und immer als einfache Folge hyperthyreoider 
Vorgänge gewertet und auf diesem Wege zur Erklärung der be- 
stehenden Grundumsatzsteigerung herangezogen werden kann. Die 
Annahme einer: Hyperthyreose zur Erklärung der bei der. über- 


wiegenden Mehrzahl der. Hypertoniker. gefundenen Steigerung des. 


Gesamtstoffwechsels scheint schon aus dem Grunde nicht immer 
zulässig, weil ja selbst bei ‚den Fällen mit ausgeprägtester Steige- 
rung des Grundumsatzes nicht nur die Tachykardie, sondern auch 


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‚bemerkenswerten Abweichungen des Grundumsatzes von der Norm 


 Dyspnoe besteht, zeigen Aorteninsuffizienzen fast ausnahmslos erheb- 


| benhachtet werden; die bei der Wildbader Kur häufig auftretende 
ischeinung, daß nach einer Anzahl von Kurtagen oft an krank- 


alle 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.28: 1000 971 
der Einspritzung von Eiweißkörpern und anderen Stoffen bezeichnet 
wurde. T, | | | 

.. Auch Prof. Aug. Bier!) gibt seiner Überzeugung Ausdruck, 
daß der Erfolg gewisser Badekuren nicht auf chemischen Stoffen 
als solchen, sondern auf Reizwirkung zu beziehen ist, daß also die 
Wirkung derselben einzig und allein nur aus dem Reiz, den sie 


des andere Symptom, welches klinisch das Bestehen eines Hyper- 
thyreoidismus vermuten oder sichern ließe, zuweilen gänzlich ver- 
ibt wird. | | 
g E. Grafe, welcher die Frage des‘ Verhaltens des Grund- 
wmsatzes bei Hypertonikern in Diskussion zog, vertritt die Meinung, 
daß die bei verschiedenartigen Zuständen mit arteriellem Hochdruck 
beobachtete Erhöhung des Gesamtstofiwechsels vielleicht mit einer 
Übertunktion der Nebennieren in Beziehung gebracht werden könnte. 
Sowohl tierexperimentelle Untersuchungen als auch Beobachtungen 
am Menschen ergaben, daß das Adrenalin imstande sei, den Gesamt- 
stoffwechsel wesentlich in die Höhe zu treiben. So haben Bern- 
stein und W. Falta nach Injektion von Adrenalin Grundumsatz- 
steigerungen erheblichen Grades beobachten können. Die Unter- 
suchungen bezüglich einer Hyperadrenalinämie bei Hypertonikern 
sind zwar in negativem Sinne ausgefallen, was bei der großen 
Schwierigkeit der experimentellen Lösung dieser Frage jedoch vor- 
fg nicht als unbedingt gültiger Beweis gegen das Bestehen einer 
Überfunktion der Nebennieren angesehen werden darf. 

Nach unseren bisherigen Beobachtungen läßt sich bezüglich 
dr Mitralklappenfehler (soweit sie nicht mit Aortenvitien 
kombiniert sind) aussagen, daß bei ihnen: im allgemeinen keine 


Organismus zu erklären sei. | 
Die Wesenseigenschaft des in Frage kommenden Reizes ist 


sagt Schober, daß diese Berührungswirkung ihre Eigenart in der 
bisher noch unbekannten besonderen molekularen Struktur des 
natürlichen Thermal- oder Mineralwassers einerseits und anderer- 


Schleimhaut hat. | | 
So zusagend diese Annahme ist, so bleibt dieselbe doch 


der eine außerhalb, der andere innerhalb des Körpers gelegen ist, 
nicht näher präzisiert und experimentell nachgewiesen sind. | 


mit den Erfahrungen, die ich an unserer Akratotherme in Jo- 
 hannisbad gemacht habe, erbringen zu können. S 
Auch hier zeigen sich dieselben Wirkungen, die man als Herd- 
reaktion bzw. als allgemeine Leistungssteigerung- der Körperzellen 
definieren kann. N 
Die folgenden Ausführungen sollen dartun, daß die Reiz- 


bestehen, ausgenommen jene Fälle, bei welchen sich schwerste 
Dyspnoe vorfindet; so fanden wir z. B. beim Fall G. (Mitralvitium 
mit hochgradiger Dyspnoe) eine Grundumsatzsteigerung um mehr 
als 30%, gegenüber der Norm, beim Fall Mu. (inkompensiertes 
Mitralvitium) eine Grundumsatzsteigerung um 33°/,, in einem 
späteren Zeitpunkte mit bereits wesentlich gebessertem Befinden 
(geringere Dyspnoe) bloß eine Grundumsatzsteigerung um 26°/, 
gegenüber der Norm. 

- Schlußsätze: Bei Kreislaufstörungen weichen die Werte für 
den Grundumsatz häufig erheblich von der Norm ab. Während die 
Mitralklappenfehler im allgemeinen nur dann einen nennenswert 
gesteigerten Gesamtstoffwechsel aufweisen, wenn eine hochgradige 


Einfluß des Johannisbader Thermalwassers es zu einer Reizung 
bzw. Hemmung der parasympathischen Okulomotoriusendigungen 
kommt, die bei genügend starker Einwirkung am Auge als Pupillen- 
erweiterung in Erscheinung tritt. o 


Thermalbädern geschieht weder in der allgemeinen Literatur über 
lich erhöhte Grundumsatzwerte; diese Stoffwechselsteigerung ist hier | 
mm Teil auf eine Mehrleistung des hypertrophischen Herzmuskels 
zurückzuführen (Vergleich der Arbeitsleistung des stark hyper- 
trophischen Herzmuskels mit der Arbeit eines normalen Herzens 
während schwerer Körperarbeit; Hinweis auf das. Minutenvolumen 
hierbei). Bei arteriellem Hochdruck finden sich außerordentlich 
häulig bedeutend gesteigerte Grundumsatzwerte, welche einzelfalls 
auf verschiedene Ursachen (Steigerung der „Herzarbeit“, ev. vor- 
handene Dyspnoe, ev. bestehende Anämie, ev. endokrine Einflüsse: 


Schilddrüise, Nebennieren) oder auch auf deren Kombination zu 
beziehen sind. _ 


zum Jahre 1665 zurückreicht, eine Erwähnung, so daß sie also 
wohl auch nicht beobachtet wurde. Daß dies aber trotzdem der 
Fall ist, lehrte mich folgendes Ereignis. Mein jugendlicher Assistent, 
Herr Dr. D., der kurzsichtig war, klagte mir im Juni 1913, daß er 
seit einigen Stunden außerordentlich schlecht sehe und einge- 


sonders aber die eine, stark erweitert waren, weshalb ich ihn. fragte, 
ob er sich Atropin in die Augen geträufelt habe. Dies verneinte 
er, dagegen berichtete er mir, daß er mehrere Tage hindurch täg- 
lich im Schwimmbassin der Johannisbader Therme gebadet habe 


sei, bis plötzlich am 5. Tage die Sehstörung eingetreten sei. Die 
Pupillenerweiterung ging in dem nächsten Tagen wieder zurück, 
worauf er wieder das frühere Sehvermögen erlangte. 

Angeregt durch dieses Vorkommnis stellte ich an mir und 
anderen diesbezügliche Versuche an, die ergaben, daß diese Pu- 
pillenerweiterung in der Tat als Folge foreierter Anwendung der 


Beitrag zur Heilwirkung der Akratothermen im Lichte 
der modernen Reiztherapie. 


Von Dr. A. Klug, Freiheit-Johannisbad (Riesengebirge). 


Die vieltausendfach bewährte Heilkraft der Akratothermen 
— auch Wildbäder genannt — ließ sich bisher trotz vielfacher Er- 
ätungsversuche nicht begründen. Die Erklärung auf Grund der 
Memischen Zusammensetzung derselben war infolge des geringen 
Gehaltes dieser Heilwässer an mineralischen Stoffen von vornherein 
aussichtslos. Auch die Heranziehung der natürlichen Wärme als 
Heilfaktor versagte ebenso wie der Hinweis auf die größere Leitungs- 
fähigkeit für den elektrischen Strom und auf die in allen Wild- 
bädern vorhandene Radiumemanation. ' | 

In dieses geheimnisvolle Dunkel scheint die neue Lehre 
von der Reizwirkung und der Reiztherapie einiges Licht 
bringen zu können. Schober machte als Erster darauf aufmerksam, 
af die Kur in Wildbad gleiche Wirkungen zeitigt, wie sie bei der 
mspritzung von Reizstoffen (Eiweißkörpern und anderen Stoffen) 


tägliche Bäder in der Dauer von etwa 30 Minuten, wobei man 
durch : oftmaliges Tauchen das Thermalwasser .auf die geöffneten 
Augen einwirken läßt. Gleichzeitig kommt es zu einer Rötung der 
Augenbindehaut durch vermehrte Blutanfüllung der er- 
weiterten Blutgefäße, auch besteht Kopfdruck und manchmal 
auch ziemlich heftiger, von den Augenhöhlen gegen den Scheitel 
ausstrahlender Kopfschmerz. Besteht Kurzsichtigkeit, so tritt der 
Erfolg rascher und stärker ein als bei Normalsichtigkeit, außerdem 


gleichheit der Pupillen resultiert und das Sehvermögen durch 
Hinausrücken des Nahpunktes in verschieden weite Entfernung ge- 
stört ist. En 

Diese auffallend starke Pupillenerweiterung kommt, wie er- 
wähnt, nur bei übertriebenen Badeprozeduren mit direkter 
Bespülung des Augapfels vor- Mäßige oder schwache Pupillen- 
erweiterung mit entsprechend geringer bald vorübergehender Hyper- 
ämie tritt aber auch nach normaler, mehrtägiger Badekur ohne 


haften Stellen des Patienten eine Verschlimmerung, etwa in Form 
erhöhter Schmerzhaftigkeit und Anschwellung auftrete, sei identisch 
mit der Herdreaktion bei der genannten Einspritzung von Reiz- 
stoffen; die Bäderreaktion sei demnach als „unspezifische“ Herd- 
reaktion zu qualifizieren; ebenso sei die „allgemeine Körperum- 
nen 5“, wie die früheren Badeärzte den günstigen Einfluß der 
alerkur auf das allgemeine Befinden nannten, gleichbedeutend 
Y.: er „allgemeinen Leistungssteigerung“ des Körpers, die von | 
!chhardt als omnizelluläre Protoplasmaaktivierung als Folge 


gleiche ist, nur daß er in ersterem Falle kräftiger und rascher zur 
Auswirkung kommt. í 


1) M.m.W. 1923, Nr. 31. 


bei der Berührung des Thermalwassers mit der Haut oder Schleim- . 
haut setzen und aus der dadurch ausgelösten Gegenwirkung des 


gegenwärtig noch unbekannt, doch müsse man wohl annehmen, . 


seits in der darauf angepaßten Ansprechbarkeit der Haut oder 
hypothetisch, solange die beiden unbekannten Faktoren, von denen. 


In dieser Beziehung glaube ich einen klärenden Beitrag 


wirkung am menschlichen Körper sich als Effekt einer Reizung 
‚des autonomen Nervensystems dokumentiert, indem unter dem 


Von einer auffallenden Pupillenerweiterung als Folge von 


die Akratothermen, noch in derjenigen von Johannisbad, die bis 


nommenen Kopf habe. Ich konstatierte, daß beide Pupillen, be- 


und dabei oft unter Wasser bei geöffneten Augen geschwommen : 


Bäder zustande kommt. Sie ist in 4—6 Tagen zu erreichen durch. 


geht oft die Erweiterung nicht gleichmäßig vor sich, so daß Un- 


Wassertauchen ein, wie ich mich mit Hilfe des Pupillometers über- 
zeugen konnte. Daraus ergibt sich wohl die Annahme, ‘daß der 
das Auge treffende Reiz sowohl mit als ohne direkte Bespülung der- 


ed 


wirkung anzunehmen. 


'tummelt. 
Derselbe war plötzlich in hochgradige Unruhe gekommen, zeigte 


N 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


[no 


13. Juli 


Dieser reizauslösende Faktor kann demnach nur ein gas- 
förmiger Stoff sein, der in jenem Gasgemenge enthalten sein 
muß, das in sichtbaren großen Blasen an einer Stelle des Schwimm- 
bassins aufsteigt und teils im Wasser gelöst ist, teils frei über dem 
Wasserspiegel lagert. Dieses Gasgemenge, in dem früher bereits 
Stickstoff, Spuren von Kohlensäure,. sowie Radiumemanation nach- 
gewiesen wurde, dürlte wohl infolge der Anwesenheit des letzteren 
auch noch Edelgase enthalten, denen ja Winkler eine besondere 
Heilwirkung zuschreibt. | Fe 

Die kräftigere und raschere Auswirkung des Reizes bei direkter 
Bespülung des Auges läßt sich zwanglos dadurch erklären, daß das 
Thermalwasser durch seine alkalische Beschaffenheit zunächst eine 
Lösung des den Augapfel bedeckenden und schützenden Augen- 
schleims bedingt, worauf der genannte gasförmige Stoff um so leichter 


durch Diffusion die Hornhaut durchdringt und in das Kammerwaser 


gelangt, so daß er direkt auf die Iris einzuwirken vermag und die 


Erweiterung der Pupille bewerkstelligt. 


Diese Pupillenerweiterung bietet eine frappante Ähnlich- 


keit mit der durch Atropineinträufelung künstlich er- 


zeugten Pupillenerweiterung. Die künstliche Atropinwirkung 
vollzieht sich erwiesenermaßen nur zum geringsten Teile, oder gar 
nicht infolge von Reizung des vom Nervus sympathieus innervierten, 
erweiternden Radiärmuskels (des Muse. dilatat. iridis), sondern haupt- 
sächlich infolge von Hemmung bzw. Lähmung der den ver- 
engenden Schließmuskel innervierenden autonomen parasym- 
pathischen Okulomotorusendigungen. Dieser Vorgang ist 
meiner Ansicht nach-auch bei unserer Thermalwasser- 

Ist dies richtig, dann müssen auch andere 
wirkungen bei unserer Bäderkur nachweisbar sein, was in der 
Tat der Fall ist. Wie nämlich einerseits bei der. Atropinwirkung 
infolge Hemmung aller fördernden parasympathischen Nervenapparate, 
z. B. Hautrötung durch Erweiterung der kleinsten Blutgefäße, Ver- 
minderung der Drüsentätigkeit und Magen-Darmsekretion, frequenterer 
Herzschlag. eintrifft, so werden andererseits alle diese Erschei- 


. nungen bei bestimmter Anwendungsform auch bei der Thermalkur 


beobachtet. Sogar die charakteristischen Symptome der akuten 


Atropinvergiftung, wie sie nach dem Genuß von Tollkirschen 


eintreten, sah ich voriges Jahr im Anschluß an ein Thermalbad 


eintreten. Zwei Knaben im Alter von 12 Jahren hatten sich damals 


gemeinsam durch etwa 1!/, Stunden im Schwimmbassin herumge- 
Zwei Stunden danach wurde ich zu dem einen gerufen. 


weite Pupillen, gerötete Haut, hatte Halluzinationen, delirierte, 
schrie und lachte abwechselnd, wobei ab und zu heltige kon- 
vulsivische Bewegungen den Körper durchzuckten. Diese Sym- 
ptome, die einer Atropinvergiftung glichen, hielten etwa 3 Stunden 
an. Der zweite, kräftigere Knabe blieb zwar, wie ich später erfuhr, 
von einem derartigen Aufregungszustand verschont, doch fühlte er 
sich im höchsten Grade durch mehrere Tage marod. 

Endlich könnte zum Beweise der Atropinähnlichkeit der 
Thermalwasserwirkung noch folgender Fall von grünem Star ange- 
führt werden. Im Jahre 1913 gebrauchte ein an grünem Star 


beiderseits total erblindeter Kurgast unsere Thermalbäder. Mit 


Freuden erzählte er mir, daß er sich mit dem Thermalwasser auch 
täglich die Augen ausgewaschen habe, und daß er nunmehr nach 
15 Badetagen einen Lichtschein im rechten Auge bemerke. Seine 
Freude nahm jedoch am 18. Tage ein schmerzliches Ende durch 
Ausbruch eines Glaukomanfalles, der eine abermalige Operation 
nötig machte. — Wer dächte da nicht an das Atropinverbot bei 
Disposition zu grünem Star wegen Gefahr von durch Pupillen- 
erweiterung bedingter Drucksteigerung im Auge? — Eine derartige 
Disposition wird also in Zukunft eine Kontraindikation für den 
Gebrauch unserer Thermalbäder bedeuten. 

Durch obige Ausführungen glaube ich meine Ansicht hin- 
reichend begründet zu haben, daß die Bäderwirkungen in Johannis- 
bad ebenso wie bei Atropin in erster Linie auf eine Beein- 
flussung der parasympathischen Nervenendapparate im 


Sinne einer Hemmung zurückzuführen sind, während eine eigent- 


liche Reizwirkung als Ergebnis einer Erregung sympathischer Nerven- 
endigungen entweder gar nicht oder nur im geringsten Maße anzu- 
nehmen wäre. 

Die Bezeichnung der Bädeıreaktion als Reizwirkung ist dem- 
nach streng genommen nicht entsprechend und wäre nur dann be- 
rechtigt, wenn man den aktiven Vollzugsreiz und den antagonistischen, 


passiven Hemmungsvorgang mit dem gemeinsamen Titel „Reiz“ be- 


zeichnen wollte, was übrigens bewußt oder unbewußt ja schon geschieht. 


Atropin- 


i 


In diesem Sinne ist denn auch unsere Bädertherapie eine 
„Reiztherapie“. u | f 

Ergänzend erwähne ich, daß der oben als gasförmig charakte- 
risierte Reizfaktor natürlich niċht bloß am Auge zur Geltung kommt, 
sondern bei der Trinkkur oder durch die Einatmungsluft auch 
auf diesem Wege seine spezifischen Wirkungen auslösen wird, 
ebenso wie es einleuchtend ist, daß derselbe Reizstoff beim Baden 
auch auf bestimmte Nervenendapparate der ganzen Körper- 
oberfläche einwirken wird; im letzteren Falle wird wohl die 
Reizwirkung relativ am spätesten einsetzen, da die Ausscheidungen 
der Talgdrüsen der Haut einen besonders energischen Schutz ver- 
leihen, so daß erst nach dessen Auflösung durch das alkalische 
Thermalwasser eine mehr weniger kräftige Reizreaktion ' be- 
ginnen kann. 

Die vorstehenden Ausführungen haben gezeigt, daß als erstes 
sicheres Symptom der Bäderwirkung eine Beeinflussung para- 
sympathischer Nervenendapparate (Pupillenerweiterung nebst 


Hyperämie) in Erscheinung trat. Ob schon damit eine Heilwirkung 


erzielt wird oder erst indirekt, z. B. durch sekundäre Beeinflussung 
der mit diesem autonomen Nervensystem in engster Beziehung 
stehenden endokrinen Drüsen, also durch Hormone oder allgemein 
durch einen veränderten Stoffwechsel, wird wohl die Zukunft ‚lehren, 
Jedenfalls gibt uns die Bäderbehandlung als Reiztherapie 
ein wertvolles Mittel an die Hand, den Reiz in jener 
Stärke dosieren zu können, daß dadurch die beste Lei- 
stungsfähigkeit der Körperzellen im Sinne einer Heilung 
erreicht wird. = 
Denn die normal zur Anwendung: kommenden Bäderreize sind 


von geringer Stärke, die für sich allein als unterschwellige Reize 


zu keiner sichtbaren Zellenreaktion führen, sondern erst bei der 
Summation der in bestimmten Intervallen aufeinander folgenden 
Reize eine Erregung der Zellen hervorrufen können, welche bei 
einem gewissen Schwellenwerte die beste Leistungsfähig- 


keit der Zellen, also den besten Heilerfolg erzielt, während 


eine weitere Reizsteigerung eine Schädigung derselben 
zur Folge hat. (Schwellenreiztherapie-Zimmer.) 

Die Kenntnis dieser Bäderwirkungen und deren richtige An- 
wendung ist Sache der badeärztlichen Erfahrung und macht die 
Balneotherapie zur Heilkunst. Ä 

Die wichtige Rolle, die das autonome Nervensystem bei der . 
Heilwirkung unserer Akratotherme spielt, macht es verständlich, 


. daß Johannisbad den Ruf eines Nervenheilbades genießt; anderer- 


seits sind damit auch seine günstigen Heilwirkungen bei verschie- 
denen Stoffwechselerkrankungen, bei Rheumatismus und Gicht er- 
klärlich. a | | x 


Zur Frage der Wenningerschen Inhalationskur 
| bei Lungentuberkulose.”) 


Von Prof. Dr. A. Moeller, Berlin. 
Alle Versuche, spezifische Mittel zu finden, welche durch 


Inhalation auf die Lungen direkt heilend einwirken sollen, sind 


bisher fehlgeschlagen; ich erinnere an die Hoffnungen, welche man 
auf Lignosulfit setzte; wir hatten zur Zeit meiner Tätigkeit an der 


_ Brehmerschen Lungenheilanstalt in Görbersdorf große Lignosullit- 


Kammern eingerichtet, in denen sich die Patienten stundenlang täg- 
lich aufhielten; die Erfolge waren negativ. Später stellte ich in der 
Heilstätte Belzig die gleichen Versuche an mit Igazol und Formozol, 
die aber ebenfalls keine Erfolge brachten; sie alle sind als Inhalations- 
mittel zur Heilung wertlos, hingegen symptomatisch bei Dyspnoe und 
Husten werden sie von den Kranken wegen der Erleichterung, die 
sie bringen, sehr geschätzt. 

Daß mittels Inhalation ein tuberkulöser Herd nicht zu heilen ist, 
ist aus folgendem ersichtlich. Bei der Inhalation wirken 2 Kräfte: 
1. der Inhalationsstrom von der Inhalationsmaschine. aus, 2. der 
Aspirationsstrom von den Lungen aus. Ist nun die eine Lunge teil- 
weise krank, was ja in der Mehrzahl der Krankheitsfälle vorliegt, so 
ist die Aspirationskraft der Lünge reduziert, folglich auch die 
Stärke des Aspirationsstromes herabgesetzt. Ist die eine Lunge 
total erkrankt, so ist der Aspirationsstrom in dem betreffenden 
Bronchus gleich Null; der inhalierte Strom geht vom Mund zum 
Rachen, Kehlkopf und Trachea und dann nur in die gesunde 
Lunge; denn in dem zu der erkrankten Lunge gehörenden Bronchus 


*) Vgl. dazu den Aufsatz in Nr. 30, 1923, von Dührssen, Die 
Wenningersche Inhalationskur der Lungentuberkulose. 


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 18.Jdi 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. n 973 


ist ja kein Aspirationsstrom vorhanden und der von der Inhalations- 
maschine ausgehende Inhalationsstrom hat hier seine Kraft ver- 
loren, Das Wenningersche Inhalationsmittel gelangt somit auch 
hei kräftigster Aspiration nur an die Abschnitte der Atmungs- 
organe, welche noch funktionieren, bei erkrankten Lungen nicht 
dorthin, wohin man es haben will, oder doch nur in Spuren, die 
unwirksam sind; insbesondere ist das der Fall bei atelektatischen 
und pneumonischen Herden. Alles dieses gilt von korpuskulären, 
füssigen und flüchtigen Mitteln; man versuchte mit Sauerstoff- 
Inhalation Heilung zu erzielen, docb ohne Erfolg; sodann nahm 
. man umgekehrt sauerstoffarme Luft, man sperrte die Patienten in 
Schweineställe und Kuhställe als besten Aufenthaltsort zur Heilung 
der Tuberkulose ein; die Resultate waren negativ. Ich erinnere an 
meine Publikation über Inhalation mit Methylenblau bei Versuchs- 
tieren. ‚Als Ablagerungsstätte des Metbylenblaus fand ich Nase, 
Rachen, Kehlkopf, Trachea und große Bronchien; aber nach einigen 
Stunden war es auch von hier durch das Flimmerepithel und den 
Sehleimstrom eliminiert. In den Alveolen selbst gesunder Tiere 
fand ich kein Methylenblau, obwohl doch dort gerade das Ein- 
dringen erleichtert ist wegen des Fehlens des Flimmerepithels in 
. den Alveolen. Ich mußte daraus den Schluß ziehen, daß das 
inhalierte.Mittel nicht in die tuberkulösen Lungenpartien mit seinen 
atelektatischen und pneumonischen Herden hineingelangt. Es gelang 
mir selbst dann nicht, wenn ich bei den Versuchstieren das Flimmer- 
epithel durch ätzende Substanzen vorher schädigte. Im all- 
gemeinen können bei gesunden Lungen Gas, Rauch und Dämpfe, 
welche ihren Siedepunkt unterhalb der Bluttemperatur haben, 
bis za den Alveolen’ vordringen, dagegen Dämpfe. welche ihren 
Siedepunkt oberhalb der Bluttemperatur haben, werden schon in 
den Bronchien wieder zu Flüssigkeiten kondensiert; das Gleiche 


gilt-bei der sog. Nebel-Inhalation, die ja aus Rauch und Wasser- 


damp! bzw. Wassertröpfchen besteht. 
Bei der Wenningerschen Inhalation handelt es sich um ein 
flüssiges Mittel, Ekloplasmin vom Autor benannt. Gerade die 
flüssigen Mittel, die ja durchweg ihren Siedepunkt oberhalb der 
Bluttemperatur haben, kommen, erst recht nicht zur Wirkung; sie 
nehmen dls Dämpfe und Nebel schon im Larynx und Trachea 
wieder flüssigen Aggregatzustand an und auch die feinsten zer- 
stäubten Tröpfchen, soweit sie nicht von dem Flimmerepithel und 
dem Schleimstrome zurückbefördert werden, ballen sich in der 
Trachea und den Bronchien wieder zu großen Tropfen und kommen 
gar nicht in die Alveolen; ganz bestimmt nicht bei kranken Lungen 
wegen des mangelnden Aspirationsstromes. Nicht mal das Kochsche 
 Tuberkulin wirkt bei der Inhalation auf die Krankheitsherde. Ich 
ließ dieses Mittel bei mehreren Patienten inbalieren; es trat dann 
vohl infolge der Resorption von den Schleimbäuten der oberen 
Iuftwege her oder von dem verschluckten und durch den Schluckakt 
in den lymphatischen Ring des Rachens hineingepreßten Tuberkulin 
die bekannte Allgemeinreaktion ein, aber keine objektiv nachweis- 
tare Lokalreaktion an den erkrankten Herden, etwa durch ver- 

mehrtes Auftreten von Rhonchi. | Ä 

Ich hatte die Absicht, das Mittel bei meinen Patienten aus- 
zprobieren und wandte mich. an den Entdecker des Mittels; ich 
stie aber bei Herrn Wennin ger auf Widerstand, er sagte, „das 
Mitte] sei noch unterwegs von Amerika nach hier“; ich warte 
heute ‚noch darauf. Auch Herr Dahmer konnte es mir nicht geben, 
4s, me er mir erklärte, Herr Wenninger das Mittel nicht abgäbe 
m der Furcht, es könne analysiert werden; der Entdecker 
überschätzt da meine chemischen Fähigkeiten bei weitem. Herr 
Dahmer fügte hinzu, es sei jedoch, soviel er herausgehört habe, 
m dem Mittel Kampfer als wichtiger Bestandteil enthalten. Es 
eD mir somit nichts anderes übrig, als. Patienten zur Inhalation 
Herren Dahmer und Dührssen zu überweisen und die Pa- 


tenten zu kontrollieren. Ich überwies 4 Fälle zur Inhalation; 


alle Patienten befanden sich im mittleren Stadium der Lungen- 
erkulose; sie standen im mittleren Lebensalter und , waren 
von relativ guter Konstitution; sie verfügten noch über hinreichende 


Widerstandskraft, so daß ihr Zustand noch zur Behandlung ge- 
eignet sein mußte. 


kr a Fall 1 handelte es sich um einen etwa 30 jährigen lungen- 

en Patienten, welcher an Fieber und Nachtschweißen litt. Er 
Ar die Wenningersche Inhalationskur durch. Er kam nach 
Peda ‚Zeit zur Kontrolluntersuchung zu mir. Die Temperatur war 
ja; a ie vor über 880C, Nachtschweiße bestanden noch. Tuberkel- 
noch en im Sputum waren in reichlicher engen gut färbbar, 
N wle vorher vorhanden, nach der Gaffkyschen Skala Nr. VI. Das 
i 'pergewicht war dasselbe geblieben; der Lungenbefund war status 
m wie vor der Inhalation. 


Fall 2 betraf eine etwa 20 jährige Patientin, welche durch kli- 


matische Kuren vergebens Heilung: gesucht hatte. Leider brachte ihr 


die Wenninger-Kur ebenfalls keinen Erfolg; das Sputum enthielt nach 
wie vor reichliche, gut färbbare, Tuberkelbazillen: Galfky-Skala 


Nr. VI. Objektiver Lungenbefund war der gleiche wie vorher. 
Eine Zunahme des Körpergewichts war bei der Kranken wohl mehr 
auf ein tägliches Liter Milch, welches ich ihr verordnet hatte, zurück- 
zuführen, als auf die Wenninger-Inhalations-Kur. — Da Herr Dührssen 


von einer Zunahme der Schutzstoffe bei der Inhalation gesprochen hatte, ` 


so prüfte ich die Agglutinationskraft des Serums der Patientin; 
aber es war nur eine Agglutination von 1: 10000 festzustellen mit dem 
von den Höchster Farbwerken gelieferten Agglutinationsstoff bei Zu- 
satz von Karbolsäure und CINa-Lösung; wenn ich auch nicht auf dem 
Standpunkt stehe, daß eine Zunahme der Agglutinine eine Zunahme 
der Immunstoffe bedeutet, so halte ich doch an dem Grundsatze meines 
Lehrers Robert Koch fest, daß die Zunahme der Agglutinine eine 
vermehrte Fähigkeit des Körpers anzeigt, Immunstofle zu bilden; also 
als Index der Schutzstoffbildung gelten kann. 

Fall 3 war eine Patientin, welche bei größeren Anstrengungen 
über Mattigkeit und Atembeschwerden klagte. Ich überwies sie zur 
Inhalation, aber sie kam mit der Mitteilung zurück, daß ihr geraten 
worden sei, sich verschiedene Teesorten in der Apotheke zu kaufen, 
sie sei zu schwach zur Inhalation. | bog | 

Fall 4 war ein Patient im II. Stadium; ich ‚schickte ihn zur In- 
halation; er kehrte jedoch umgehend: zurück mit der Mitteilung, daß 
er nach Feststellung des Körpergewichts und der Temperatur, welche 


390C betragen hätte, zurückgewiesen worden sei mit der Begründung, 


der Entdecker des Heilmittels habe kein Material mehr zur In- 
halation; es sei überhaupt nur für 20 Patienten Inhalationsflüssigkeit 
vorhanden gewesen. Hiernach mußte ich weitere Überweisungen zur 
Inhalation einstellen. 
Das Gesamtresultat war demnach ein durchaus negatives; 
bei den überwiesenen Patienten war keine Heilung oder Besserung 
zu konstatieren. Auf die subjektiven Angaben der Patienten, 
daß sie sich bei einer Therapie wohler fühlen, darf man bei der 
bekannten Euphorie gerade der Lungenkranken kein allzu großes 
Gewicht legen, zumal wenn es sich um eine neue Behandlungs- 
methode handelt. In dem Wenningerschen Inhalationsmittel soll 
nach Angabe von Dahmer Kampier enthalten sein; somit läßt 
sich die subjektive Besserung im Befinden seiner Patienten auf den 
Kampfer mit seiner tonisierenden Wirkung zurückführen. 

Ferner soll sich ein Stoff, Ektoplasmin genannt, bilden, welcher 
die Wachshülle der Tuberkelbazillen sprengt. Ich habe auch hiervon 
nichts bemerkt, denn dann hätten doch im mikroskopischen Bilde 
spärlicher Tuberkelbazillen auftreten müssen wegen der jetzt mangeln- 
den Säure- und Alkoholfestigkeit der Bazillen mit gesprengter Wachs- 
hülle; denn das ist ja doch die Substanz, welche bei der Entfärbung 
den Farbstoff zurückhält. Aber alle Bazillen blieben gut färbbar, 
hatten also ihren Chitinpanzer noch unversehrt ad blieben auch 
nach der Gaffkyschen Skala in gleicher Menge nachweisbar. 

Herr Dahmer publiziert, daß durch die Einwirkung de® Mittels 
die Tuberkelbazillen degenerieren. Er sagt wörtlich, die Tuberkel- 


bazillen sind nicht mehr typische Stäbchen, sondern mehr oder weniger: 


stark gekrümmt. Nun ist aber gerade das Typische der Tuberkel- 
bazillen im Gegensatz zu vielen anderen Bazillen, daß sie nicht gerade, 
sondern in der Mehrzahl gekrümmte Stäbchen sind. Was Dahmer 
als Degenerationsform ansieht, ist also das durchaus normale; er be- 
weist also ‘damit unbewußt, daß sein Mittel, weiches, wie er angibt, 
„alle Tuberkulosen“ heilt, überhaupt keinen Einfluß auf die Tuberkel)- 
bazillen ausübt. l 

In der klassischen Arbeit von Robert Koch: Die Ätiologie der 
Tuberkulose: Mitteilungen aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte 1884 
S.17 beschreibt Koch selbst seine Bazillen mit den Worten: Die 
Tuberkelbazillen sind indessen gewöhnlich nicht vollkommen gerade 
Stäbchen, meistens findet man an ihnen leichte Knickungen oder 


" Biegungen und oft auch eine ne Krümmung, welche an den 


längsten Exemplaren selbst bis zu den ersten Andeutungen von schrauben- 
förmiger Drehung gehen kann, Durch diese Abweichung von der 


| gradlinigen Form unterscheiden sich die Tuberkelbazillen von’ anderen 


akterien in bemerkenswerter Weise“, | 
Dahmer sagt ferner, daß die Tuberkelbazillen durch die In- 
halation schließlich in ihrer Virulenz hochgradig abgeschwächt würden, so 


‚daß sie als harmlose Dean n der Lungenbakterienflora zu be- 


zeichnen seien. Ich habe nun 2.Platinösen des Sputums von Fall i nach der 
Inhalation mit 2 ccm physiologischer Kochsalzlösung verrieben einem 


Meerschweinchen intraperitoneal injiziert; 1/,, ccm davon iniizierte ich 


sub- und intrakutan in der en des Tieres. Nach 8 Tagen 
fingen die Leistendrüsen an zu schwellen, nach 14 Tagen trat allge- 
meiner Märasmus mit Unlust zum Fressen ein, das Tier magerte unter 
Fiebererscheinungen ab und ging nach 4t/, Wochen ein. Die Sektion 
ergab Miliartuberkulose aller inneren Organe, insbesondere waren 
Milz und Leber mit zahlreichen Knötchen durchsetzt, dieneben Tuberkel- 
bazillen typische Epithelioidzellnester mit Riesenzellen enthielten. 


Zu bedauern sind bei diesen sogenannten Heilmitteln am 


meisten die Lungenkranken, welche durch Zeitungsartikel auch über. 


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dies neue Heilmittel in Aufregung versetzt wurden, obwohl die- 


hiesigen Zeitungen sich anerkennender Weise sehr reserviert über 


' das Wenninger-Verfahren geäußert hatten; zahlreiche schriftliche 


und telephonische Anfragen seitens meiner Patienten kommen an 
mich; so daß es vielleicht nicht unangebracht wäre, die Fülle der 
jetzigen Gesetze durch ein Gesetz zum Schutze der Lungenkranken 
vor neuen Heilmitteln zu ergänzen. | | 


\ 


Aus der I. Inneren Abteilung des Rudolf Virchow-Krankenhauses 


- (dirig. Arzt: Prof. Dr. K. Brandenburg). 


Erfahrungen mit perkutaner Behandlung (Aurolapin) 


bei Erkrankungen der Respirationsorgane. 
Von Dr. Dau, Assistenzarzt der Abteilung. 
Die meisten der bei Erkrankungen der Atmungsorgane an- 


. gewandten Medikamente werden per os oder per injectionem ge- 


geben. Dabei treten nicht selten ungünstige Einwirkungen ‚auf den 
Magen-Darmkanal auf, Abnahme des Appetits, oder die subkutane 
Applikation bereitet dem Patienten Schmerzen. Nun werden aber 
die wirksamen Bestandteile eines Medikamentes nicht nur auf den 


‚eben genannten Wegen resorbiert, sondern auch durch die Epidermis. 


Auf diese perkutane Resorption hinzuweisen, scheint mir angebracht, 
zumal da ich Gelegenheit hatte und es für mich von großem Interesse 
war, bei verschiedenen Patienten mit Erkrankungen der Respirations- 


organe diese Therapie anzuwenden. Zur Verfügung stand mir ein 
Präparat, welches unter dem geschützten Namen Aurolapin, Lini- 


mentum contra tussim, im Handel ist.*) 

Das Aurolapin oder Dioxytolylstearopten verdankt ‚seine Ent- 
stehung den Untersuchungen über den Wert des synthetisch herge- 
stellten Suprarenins. Es stellt ein Kondensationsprodukt von Dioxytoluol- 


derivat und Kampfer dar. Als Ausgangsherstellungsstoff wurde auf 


der einen Seite ein Gemisch von Kreosol und Guajakol, auf der anderen 
reines Stearopten verwendet, Das- entstehende Produkt stellt ein gut 


kristallisiertes Salz dar, das in Wasser im Verhältnis 1:500 löslich ist. 
In anderen Lösungsmitteln ist das Salz fast unlöslich. Bei den Ver- 


suchen über die Lösungsmöglichkeiten wurde ermittelt, daß die Lös- 
lichkeit durch allmähliches Zusetzen des einen Komponenten leicht 


‚erreicht werden kann. Durch viele-Versuche konnte ein konstantes 
Äquivalentgewicht herausgefunden werden, durch welches stets eine | 
i me Verbindung hergestellt wurde. Somit handelt es sich bei 


eser Verbindung um eine Doppelverbindung. Diese Doppelverbindung 


bildet eine sirupähnliche stark nach Kreosot riechende Flüssigkeit vom 


spezifischen Gewicht 1,032 und ist löslich in Alkohol, Fetten, Ölen, 
Paraffin. liquid., Glyzerin und in sehr viel Wasser. | | 
Angewandt habe ich das Präparat bei allen akuten und chro- 
nischen. Erkrankungen der Respirationsorgane, so bei akuten, fötiden, 
chronischen Bronchitiden mit Asthmaanfällen, sodann bei Lungen- 
erkrankungen auf tuberkulöser Grundlage, soweit es sich nicht um 
schwere kavernöse Phthisen handelte. Dazu’ möchte ich noch be- 
merken, daß ich bei allen Patienten auf eine andere gleichzeitige 
Beeinflussung verzichtet habe. Bei vielen Kranken trat in kurzer 
Zeit eine Besserung des Allgemeinbefindens ein, der starke Husten, 
der bestand, ließ nach, die Patienten atmeten freier. Auch sank 
die Temperatur, das Sputum nahm an Menge ab, der Appetit 
besserte sich. Die meisten Patienten konnten nach geraumer Zeit 
das Bett verlassen und sich im Freien bewegen. | 
- Ich nehme an, daß die Änderungen im Krankheitsbilde hervor- 
gerufen sind durch den Einfluß des Guajakols, welches sich nach 
der Resorption abspaltet. . Natürlich gab es auch Kranke, bei denen 
auch die perkutane Behandlung nicht zum Ziele führte; vielmehr 
war die Temperatur dauernd erhöht, das Allgemeinbefinden ver- 


schlechterte sich zusehends, wenngleich‘ die Expektoration den 
Kranken nicht mehr so sehr quälte.. Wie die Autopsie bestätigte, 


waren es schwere progrediente Phthisen. | 
Das Liniment wird rasch von der Haut resorbiert, dabei zer- 


` fällt es in seine Komponenten, das Stearopten und Guajakol. Die 


Resorption konnte durch das Auftreten von Guajakylschwefelsäure, 
sowie von geringen Spuren freien Guajakols im Harn nachgewiesen 


werden. Veranlassung. zu diesen Untersuchungen gab ein aus- . 
gesprochener Guajakolgeruch, der im Laufe der Behandlung im 


Urin auftrat. Schädigende Wirkungen auf die Organe‘ habe ich 
nicht beobachtet. Die Hauptwirkungen des Liniments beruhen auf 
der leichten Resorbierbarkeit und der Auslösung der Guajakolwirkung. 


*) Hersteller: Chemische Fabrik Wesertal in Vlotho a.d.Weser. 


Bezug in Berlin: Stephan-Apotheke,. Berlin NW 5, Stendaler Str. 11. 
Tel. Moabit 1746. en u 


Meine Ausführungen sollten dem Hinweis dienen, bei Er- 


'krankungen der Respirationsorgane, wo die gewohnte Behandlung 
nicht zum Ziel führt oder nicht vertragen wird, das Augenmerk 
auf die perkutane Applikation eines Medikamentes zu richten. In 
dieser Hinsicht scheint bei Erkrankungen der Respirationsorgane 
das Aurolapin-Liniment recht wirksam zu sein. | 


Abasin, ein neues Beruhigungsmittel. 
Von Prof. Dr. Hans Gudden, München. | 
Der Arzneischatz an Beruhigungsmitteln, die. rein sedativ und 


nicht zugleich einschläfernd wirken, ist nicht allzugroß. Seit Mitte 


des vorigen Jahrhunderts spielt das Brom als Grundsubstanz der- 


artiger Mittel die Hauptrolle. Empirisch wurde gefunden, daß es 


die Überregbarkeit des Zentralnervensystems herabsetzt. Ellinger 


stellte experimentell fest, daß das Brom dabei nicht vorzugsweise im 
‚Gehirn und an andere nervöse Anteile gebunden ist, sondern längere 
Zeit im Blute kreist. Daß der Konzentration der im Blute kreisenden 
Bromionen sowie dem Verhältnis des Brom zum Cl des Organismus 


eine ausschlaggebende Bedeutung für die Wirkung zukommt, beweist 
die wichtige Rolle der Salze bzw. ihrer Ionen als. „Milieufunktion“. 


Der Wirkungsmechanismus vieler Mittel hat durch die Ionenforschung _ | 
eine neue grundlegende Deutung erhalten. Beim Brom ist bekannt, 
: daß seine Wirkung erst dann einsetzt, wenn es in einer Konzentration, 


die 40%, des Ci-Gehalts darstellt, im Organismus vorhanden ist. 
Die längere Verabreichung der üblichen  Bromalkalien hat 


bekanntlich mancherlei unangenehme Nebenerscheinungen im Gelolge. _ 
Die chemische Industrie ist daher seit langem bemüht, die Frage 
der Brommedikation einer befriedigenden Lösung zuzuführen. . So 
bewährte sich z. B. Adamon, eine Verbindung von Brom und Baldrian 


als gutes Sedativum und das Adalin-Bromdiaethylacetylearbamid — 


als leichtes Hypnotikum. | | 


Es ist nun nicht das erste Mal, daß durch Azetylierung ein 
bewährtes Mittel noch in irgend einer Hinsicht eine Vervollkommnung 


‚bzw. Erweiterung seiner Anwendungsmöglichkeit erfuhr. Das ist - 
auch bei dem von den Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. 
in Leverkusen hergestellten Abasin der Fall. Es ist Adalin, das 


durch Einführung der Azetylgruppe leichter löslich und besser resor- 


_bierbar geworden ist und bei kleinen Dosen (0;25 g) rein sedativ 


wirkt. Es kann daher unbedenklich während des Tages genommen 
werden. | 

Dr. Koritschan!) erprobte das Abasin mit bestem a le 
allen Typen von Neurasthenie und betont besonders, daß es sich bei tunk- 
tionellen Störungen des Herzrhytbmus vorzüglich bewährte. Prof. Jehle 
(ebenda) lobt es für die Behandlung von nervös belasteten, hysterischen 
und bleichsüchtigen Kindern, sowie bei Kindern mit leichteren Krampf- 
en choreatischen und spastischen Erscheinungen, bei Angst- 
gefühlen, nächtlichem Aufschrecken und Tiks. Prof. Strasser (ebenda) 
empfiehlt das Abasin bei Epilepsie als besten Ersatz für die notwendigen 
Pausen in der Luminalbehandlung. 


Bei einer größeren Anzahl von Neurasthenikern, Hypochondern, 
Hysterischen und Manisch-Depressiven, die mir monatelang zur Ver- 
fügung standen, hatte ich reichlich Gelegenheit, mich von der aus- 


_ gezeichneten Wirkung des Abasins zu überzeugen. Unter den Kranken 


reagierten Neurastheniker besonders günstig. Es handelte sich 
meistens um neurasthenische Beschwerden des täglichen Lebens, 
die auf körperliche und geistige Überanstrengung, Überlastung mit 


_ Berufsgeschäften, Sorgen um die Existenz usw. zurückzuführen waren. 


Die reizbare Schwäche, die aus überarbeiteten Menschen willenlose 
und arbeitsunfähige Patienten gemacht hatte, ging sehr bald zurück; 
die Patienten fühlten sich wieder besser, das subjektive Kraftgefühl 


. kehrte zurück und nach kurzer Zeit waren die Kranken wieder .voll 
| arbeits- und leistungsfähig. ` Auch die sensiblen Reizerscheinungen, 
neuralgiforme Schmerzen, unbestimmte Gefühle, Parästhesien usW., 


Druckempfindlichkeit usw., die zum typischen Krankheitsbild der 
Neurasthenie gehören, besserten sich nach kurzer Zeit, wenn regel- 
mäßig Abasin genommen wurde. In einigen Fällen kamen auch 
Patienten mit Tremor, der jahrelang bestanden hatte und von Zeit . 
zu Zeit bei Aufregungen besonders lästig wurde, zur Behandlung. 
Mit wenigen Ausnahmen erreichte, ich hierbei in leichteren Fällen 


‘einen Rückgang der Erscheinungen; die Patienten verlernten ihre 


krankhaft gesteigerte Selbstbeobachtung, ihre Willenskraft wurde 
gestärkt und das bedeutet ja in den meisten Fällen schon Heilung. 
Die besten Erfolge erzielte ich aber in der Behandlung .der rem 


2) W.klL.W. 1924, Nr. 12. 


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1 Jal : 25 | 


psychopathischen Symptome; die leichte Ermüdbarkeit, bei der ge- 
ringsten geistigen Anstrengung, Zerlahrenheit, Energielosigkeit waren 
vie weggefegt, ebenso die reizbare Stimmung, die gelegentlich selbst 
his zu Erregungszuständen gesteigert sein konnte. Auch bei Angst- 
sffekten konnte ich die beruhigende Wirkung des Abasins beobachten. 
fg handelte sich fast nur um weibliche Kranke, die an Platzangst 
litten, nie allein über die Straße gehen mochten und in geschlossenen 
Räumen stets ans der Zwangsvorstellung heraus „es könne etwas 
passieren“ an Herzklopfen litten. Eine dieser Patientinnen kam eines 


i Tages hocherfreut zu mir und erklärte, sie könne jetzt allein über 


den Marienplatz gehen; für diese vorher so furchtsame Person 


immerhin eine Leistung. — Bei funktionellen Herzbeschwerden hatte 


ich bisher Brompräparate verordnet. Nach meinen Erfahrungen mit 
Abasin habe ich diese ganz verlassen und verordne jetzt mit Adamon 
abwechselnd Abasin. Während Abasin sich in den leichten und 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 28. 975 


mittelschweren Fällen von Erregungen gut bewährt, versagt es. meist 
in schweren Fällen. | 

In einem Falle sah ich jedoch auch bei einer stark ee 
manisch-depressiven Patientin noch einen beachtenswerten Erfolg. jose 
Patientin, die auch in ihren gesunden Zeiten immer noch leicht erregbar 
blieb, schilderte die Wirkung des Abasins dahin, daß (nach. 0,25 g) ihre 
Stimmung „ganz pomadig“ werde. Dieselbe Dame, welche auch oft an 
langdauernden Neuralgien litt, beobachtete, allerdings erst nach einigen 
Stunden, eine entschiedene Schmerzlinderung. SH 

Nebenwirkungen habeich trotz desgroßenUntersuchungsmaterials 
nie beobachtet. Vor allen Dingen fehlte jede Schlafwirkung. Das 
verdient ganz besonders unterstrichen zu werden, weil die meisten 
Sedati.a nie ganz frei von hypnotischer Nebenwirkung sind. N ach 
allen Erfahrungen halte ich Abasin für ein ganz besonders glücklich 
gewähltes Sedativum und glaube, daß es sich bald als ein geschätztes 
Beruhigungsmittel einbürgern wird. _ E 


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Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. 


Jar Frage der Obiektgestaltung und Wahrnehmung.”) 
Von Dr. Max Löwy, Marienbad, 


Dozent für Psychiatrie und Neurologie an der Prager deutschen Universität. 
Gewisse, für Lokalisationslehre, Hirnpathologie und Hirn- 
physiologie bedeutsame Feststellungen O. Pötzls haben, wie die 
ganze einschlägige Arbeitsrichtung Pötzls, auch grundlegende Be- 
deutung für die Psychologie. 
Unter dem Einfluß Max Wertheimers und der von ihm 


methodisch inaugurierten Gestaltenpsychologie wurde das — durch 


die Denkpsychologie uud Phänomenologie, durch die Erlebnis- und 
Bezichungs-(Gemeinschafts-)psychologie und durch die Psycho- 


 paliologie usw. da und dort schon unterhöhlte — Fundament der 
‚bislang herrschenden und gerade für den Psychopathologen höchst 
 unbeiriedigenden Elementar- und Assoziationspsychologie erschüttert: 


Gerade in ihrer Grundlegung und Zusammensetzung des Psychi- 
schen aus elementaren Empfindungen und anderen Akten elemen- 


‘tarer Art — in „Und-Summenhaftigkeit“* und äußerlich bestimmter 


‚Öummierung“, wie Max Wertheimer es charakterisiert. 

Nach der Gestaltenpsychologie, ich folge der zusammenfassen- 
den Darstellung von Prof. H. Dexler!) (Prag), treten unsere Wahr- 
nehmungen vor unser Inneres: nicht als additive Empfindungs- 
konfigurationen, sondern als spezifisch feste einheitliche 
Ganzeindrücke, welche mehr als die Summe unserer Emp- 
indungen sind, deren charakteristische Ganzeigenschaften 
as den artgleichen Eigenschaften ihrer Teile nicht zusammen- 
setzbar sind und die man als „Gestalten“ bezeichnete. 

Diese Gestalten (psychische Zustände, phänomenale Ge- 
schebensärten, intellektuelle Verbände wie z. B. der Sinn eines 
Salzes) zerfallen bei Zerteilung und erstehen nicht wieder durch 
additive Zusammensetzung ihrer Teile (Erweckung der Bedeutung 
vu Einzelnwortes eines Satzes ergibt‘ nicht den Sinn des 
„ Die Gestalten bestehen auch ohne genauere Erweckung der 
Teile (Ablesen der Zeit von einer Turmuhr, deren Ziffern nicht 
esbar sind), sie bleiben auch erhalten, wenn man die absoluten 

gebenheiten, auf denen sie als Gestalten beruhen, bestimmien 
„cticbungen unterwerlend, alle ihre Teile nach bestimmten Ge- 
won verändert: eine Melodie transponiert, eine optische Raum- 
ie von ihrem Orte wegverlegt oder-ihren Maßstab verändert 
(Gestaltqualitäten nach Chr. v. Ehrenfels). 
s+) ka Gestaltenpsychologie nun bedeuten die Gestalten: die 
Bun eisgliederung an den psychischen Erscheinungen, bei primärer 
in g lon des Gesamtkomplexes, dessen Glieder eben „einander 
an anzen tragen“ und im gegebenen Falle nur in bezug auf das 
ze „Sinn und Bedeutung“ haben. | 
Rn, der solchen primären Gestaltgebilden mit ihrer Ganz- 
an entsprechende physiologische Prozeß habe an dem 
Charakter dieser Phänomene teil: auch in dem physiologi- 


‚ Shen Prozeß des Gehirns bzw. der Sinnessphären oder somatischen 


N „Phänomenalen“ Gestalten fänden also ihre Ent- 


*) Als Diskussionsbemerkung zu O. Pötzls Vortrag und Georg 


H 
en Demonstration im Verein deutscher Ärzte in Prag, 7. De- 
) “9, in den Grundzügen vorgebracht. Ä 
1991: ia aee im „Lotos“ vom 15. November und 23. November 
moderne Ti Köhler-Wertheimersche . Gestaltenprinzip und die 
ierpsychologie.“ Zschr. „Lotos“ 1921, 69. 


alive, die übergeometrisch-dynamische, die sinnvolle Ge-. 


sprechung in hypothetischen „physiologischen“ Gestalten, und für 
diese sei wohl charakteristisch und maßgebend ein „Quer- oder 
Gesamtvorgang“, welcher aus der Erregung der einzelnen Stellen 
als spezifische Gestaltung resultiert. 

Für eine solche, mir wenigstens bis dahin recht dunkle Quer- 
funktion, wie auch für die hirnphysiologische Grundlegung der Ge- 
staltentheorie geben uns nun die einschlägigen Arbeiten Pötzls 
die hirnpathologischen Belege. | 

Vor Jahren schon zeigte Pötzl für das Zustandekommen der 


bewußten optischen Wahrnehmung und der optischen Gestalten . 
das Mitwirken gebremster spezifischer Augenbewegungsimpulse und 
deren Lokalisation in der Nähe der Sehrinde an der Außenseite 


des Hinterhauptslappens; und wies eine Aktivierung der Wahr- 
nehmung durch die Bewegungsmelodie nach. (Z. B. „Über die 
Rückbildung einer reinen Wortblindheit“. Zt. f. Neur. u. Psych. 1919.) 

In einer weiteren Arbeit zeigte Pötzl: wie die Wahr- 
nehmung der Lage einer Gliedmaße im Bewußtsein da- 
durch zustande kommt, daß ein gerichteter, nach einer bestimmten 
Muskelgruppe zielender motorischer Impuls gebremst und von 


seinem Erfolgsorgan abgelenkt wird; und daß es sich beim Zu: 


standekommen der bewußten Wahrnehmung der Lage um einen 
aktivierenden Vorgang handelt, dessen Aktivator ein spezifisch ge- 
richteter Bewegungsimpuls ist ..... Ein solcher Aktivator hätte 
die Tendenz zur Aktivierung einer passiv erlittenen Veränderung; 
die Wahrnehmung würde dann in ihrer Struktur den Trieb ent- 
halten, sich einer erteilten Situation zu bemächtigen?). 

Nunmehr zeigt Pötzl, daß bei der Orientierung im Raume und 
bei der geometrisch-optischen Gnosis: abgelenkte und in eine 
Querfunktion verwandelte motorische Impulse (Impulse zur Hinaus- 
entwicklung der Bewegungen und des Körpers in die der betreffen- 
den Hirnhemisphäre kontralaterale Raumhälite) wirksam werden. 
Dies geschieht mittels Bremsung durch den Gyrus angularis der 
impulsgebenden Hirnhälfte®). | 

Endlich zeigt Pötzl am Falle Herrmanns und dem seinen 
zusammen: die Zusammenfassung der beiden Raumhälften mittels 
dem Gyrus angularis benachbarter Hirnstellen in Zusammenwirkung 
mit diesem, zeigt die Entstehung eines einheitlichen Greifraums 
durch die absaugende, ablenkende, verteilende Querfunktion dieser 


Nachbargebiete des Gyrus angularis auf, bei deren dappelseitigem 


Ausfall die jeweilige Bildung eines einheitlichen Greifraums aus- 
bleibt, so daß die beim Gesunden bestehende Einheitlichkeit des 
Greifraums ausfällt, der einheitliche Greifraum wieder in zwei Raum- 
hälften und Richtungshälften zerfällt. ‚Vielleicht läßt sich der Normal- 
vorgang etwa derart vorstellen: Wie Pötzl an seinem vorerwähnten 
Falle von Zerstörung des linken Gyrus angularis zeigte, hat dieser 
die Funktion der regulierten Hinausentwicklung der rechten Körper- 
hälfte in den rechten Halbraum auf von dort kommende Reize zu 
Bei der Aufgabe des Greifens mit der linken Hand nach rechts 


' gelegenen Gegenständen wird eine ursprüngliche Rechtstendenz, 


d. h. ein Greifen mit der rechten Hand in der wie üblich kontra- 
lateralen, der linken Hemisphäre erweckt. Die in der linken Hemi- 
sphäre erweckte Tendenz zur Hinausentwicklung in den. rechten 
Halbraum geht aber unter der Einwirkung der Aufgabe und unter 


2) „Störung des Lagegefühls mit paradoxer Kontraktion“, Zschr. l 


f. Neur. u: Psych. 1923. x REG, 

3) Demonstration im Verein deutscher Ärzte zu Prag am 10. N 
vember 1922, cf. M. Kl. 1923, Nr. 1; und Vortrag mit Autonsiehef 0- 
Ibidem, 7. Dezember 198. ag mi Autopsiebefund, 


ET Tun un a Te 


ableitende, ablenkende und verteilende Querfunktion erfolgt aber 


. durch eine Querfunktion erzielt. Wenn diese Auffassung zu Recht 
bestehen bleibt, wäre das Beschriebene gewiß ein schönes Beispiel 


dieses Beispiel eingegangen bin. 


‚farbiges Chaos sich durch Querfunktion und Gestaltsgliederung „auf- 


` zentrum auf Erregungen, die der Außenwelt entstammen. Was 


fische (bei der Wahrnehmung’ vielleicht der neuangeregten Bewegung 


' rung, ein Wahrnehmungsgebiet. 


t Eg 


976 | | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. | 13. Juli 
en | { 


der absaugenden Wirkung der Querfunktion auf die andere,. die 
rechte Hemisphäre über. Es erfolgt eine Art Transfer, ein Über- 
gehen eines Teiles der Rechtstendenz, d. i. der Hinausentwicklung 
nach rechts von der linken Hemisphäre und rechten Hand auf die 
rechte Hemisphäre und die linke Hand. Durch diese absaugende, 


Wie unten noch gestreift‘ wird, ist es eine der primären, der 
grundlegenden Funktionen der Motilität, sich unter Umwelt- 
einflüssen zu deren Bewältigung auszugestalten,. und sich 
selbst gestaltend, dabei die Umwelt zur Gegenwelt und Gegen- 
standswelt (Objektwelt) im Sinne J. v. Uexkülls zu gestalten, eine 
Außenwelt zu erschaffen; oder das Gleiche von der psychischen 
Seite her betrachtet wie in der Wahrnehmungscharakteristik 
Pötzls: „die Wahrnehmung würde dann in ‘ihrer Struktur den 
Trieb enthalten, sich einer erteilten Situation zu bemächtigen; 
-der Aktivator ist ein spezifisch gerichteter, aber gebremster Be- 
wegungsimpuls. | 

Ebenso bedeutsam wie für die hirnphysiologische Grundlegung 
.der Gestaltentheorie werden mir auch Pötzls Lehren für meine 
eigene biologisch-genetische Betrachtungsweise des Psychischen. 
Diese hat sich mir bei der psychologischen Auswertung psychiatri-. 
scher und psychopathologischer Befunde und Beobachtungen bruch- 
stückweise ergeben (und wurde im Laufe der Jahre seit 1908 
bei der. Bearbeitung dieser psychopathologischen Erfahrungen da 
und dort niedergelegt). Sie geht dahiu: ! 

Leben und Erleben der Organismen sind fundiert in der Zu- 
sammenwirkung zweier Chemismen: Des grundlegenden allgemeinen 
Chemismus der lebenden Substanz in seinem rhythmischen Ablaufe - 
und von lokalen physikalisch-chemischen Veränderungen des Orga- 
nismus auf Umwelteinflüsse hin, d.i. durch Oberflächenreiz. Dem 
allgemeinen Chemismus und seinem rhythmischen Ablaufe ent- 
spräche (über den Weg seiner Psychisierung siehe im weiteren) 
ein dumpfes Gemeinempfindungserleben mit ıhythmischen Ände- 
rungen, zugleich die Basis der Triebe, Triebspannungen, Bedürfnis- 
spannungen. Ein anderer Teil der Gemeinempfindungsänderungen 
aber, unser Anderswerden beim Erleben, entspränge den Oberflächen- 
reizen. Die „Exoprojektion“ dieser diskontinuierlichen Gemein- 
empfindungsänderungen ergibt noch ungestaltete „Beeindruckungen 
von außen“, die Impressionen. Gemeinempfindungsänderungen nun 
werden meines Erachtens exoprojiziert mittels motorischer Zuwen- 
dung auf Triebziele und Oberflächenreize zu. Der Gemeinempfin- 
dungsablaufund die Gemeinempfindungsänderungen zusammen ergeben 
ein noch recht verschwommenes ungestaltetes „Situationserleben“. 
Die Impressionen aber werden im Wiedererleben weiter verarbeitet 
und zwar mittels Aktion und Reaktion, eben wieder mittels der 
motorischen Zuwendung auf sie, auf das Exoprojizierte zu, auf 
Triebziele und Oberflächenreize zu: mittels Ergreifen, und Hantieren 
(Spielen und Schaffen). Diese Weiterverarbeitung erfolgt unter 
„Hemmungen“, d. i. durch Interferenz, Retardierung, sowie Regulie- 


rung sowohl des Reizerlebens wie besonders der motorischen Reiz- 
reaktionen. | 


jetzt eine ganz besondere Leistung: der Formeharakter der Hinaus- 
entwicklung‘ wird geändert, denn für die rechte Hemisphäre und 
die linke Hand ist die nun mit der linken Hand intendierte Be- 
wegung keine Hinausentwicklung, „vom Körper weg“ in den Raum, 
sondern eine Umkehrung derselben. So wäre die Einbeitlichkeit 
des Greifraums in Form einer Befreiung der Greiltendenz von der 
Hinausrichtung, von der Tendenz „vom Körper weg“ — mittels 
eines Transfers durch bremsende Querfunktion — erzielt. Es wäre 
dies die Freiheit der Willkürbewegung im Greifraum und sie wäre 


von einer „durch Bremsung Freiheit gebenden“ Wirkungsweise 
der Querfunktion und von der Bedeutung einer Querfunktion für 
das Eindrucksgesamt und dessen Gliederung in Objekte und 
Raum, also für Sensorisches, weswegen ich hier ausführlicher auf 

Und weiter: so wird aus einer bloßen Hinausentwicklungs- 
richtung ein im „Raume“ „Greifbares“, gegen den entstandenen 
Greifraum und den eigenen Körper Stehendes und Verschiebliches; 
wie auch nach Pötzl ein verschwommenes, neblig diffuses, ev. diffus 


hellt“ zum leeren Raum, gegen den Gestalten ev. farbig stehen; 
oder wie endlich im „Orientierungsraum“ sowohl greifbar wie sicht- 
bar gewordene „Dinge“ stehen, Dinge, behaftet mit verschiedenen 
Merkmalen und mit verschiedenen Empfindungsqualitäten, welch’ 
letztere ich als die „anhaftenden Eierschalen“ der verschie- 
denartigen Räume, aus welchen das Ding herausgesprungen ist, 
als Muttermale des Greifraums, Berührungsraums, Sehraums, Hör- 
raums, kurz verschiedenartiger Motilitätsiormen und Bewegungs- 
melodien ansprechen möchte. 

| Zusammenfassend ergibt sich Pötzls Standpunkt aus seiner 
Formulierung: „Erfassen“ durch das Auge und „Begreifen“ ge- 
schener Gestalten ergeben die Gestaltung unserer Wahrnehmungen. 
Dies geschieht durch eine spezifische Gegenwirkung vom Rinden- 


mittels einer Eigenleistung dieser Zentren von ihnen her dem Im- 
pulse bremsend entgegenkommt (die Entladungsabfuhr der Erregung 
in einen prompten Reaktionsimpuls also hemmt) und den Erregungs- 
vorgang in der Rinde verteilt, ist der Abstammung nach eine spezi- 


So also kommt es zuerst zu einem „Hingenommensein durch 
die Impression“, zu einem Gerichtetsein auf „Etwas“ (noch Un- 
gestaltetes); im Wiedererleben weiterhin zu dessen Konkretisierung 
und Detaillierung, wie auch zur „Remanenz“ dieser Erwerbungen 
(auf welche interessante Weise werden wir noch unten durch Pötzl 
erfahren); wie nunmehr wieder zur Vereinfachung des Erlebens 
durch die Gewinnung von Signalen, von handlichen Spielmarken 
für die Gliederung im Erleben, d.h. von Merkmalen und „Gestalten“. . 
Es kommt dadurch zur Erstellung von „Gegenüberstehendem”, so- 
wohl Gegenüber- als Feststehendem, von „Gegenständen“ (sowohl 
von Objekten der Wahrnehmung, ‘wie von Denkgegenständen, 
sogenannten Vorstellungen); es kommt also auf diesem Wege end- 
lich zur Wahrnehmung nicht nur des Erlebens, sondern auch des 
Erlebten, d. h. nicht nur zur Gemeinempfindung und zum Situations- 
erleben mit dem Erleben von Gemeinempfindungsänderungen als 
exoprojizierte Impressionen, also zum Bemerken eines „Geschehens 
von außen her“, von Vorgängen und von „etwas“: sondern end- 
lich auch zur Objektgestaltung und gleichzeitig damit zur Ich- 
| gestaltung und zu „Bewußtsein“, eben zur Gegenüberstellung von 

Ich und Objekten. l 

Objekte (und damit eine gegliederte Außenwelt), Ich und 
Bewußtsein ergeben sich in ihrer Scheidung eben mittels der Be- 
wußtheit „psychisch zu agieren“ (vgl. 1908 meine Aktionsgefühle des 
psychisch Tätigseins, insbesondere das „Denkgefühl“) und der Ge- 
richtetheit auf Objekte. Objekte, Ich und Bewußtsein sind in ihrer 
Herkunft hinreichend weit zurückverlolgt: Abkömmlinge der „moto- 
rischen Zuwendung mit Hingenommensein“, der Zuwendung oder 
Flucht, kurz Abkömmlinge der einfachsten reizvernichtenden und 
das Gleichgewicht des Organismus wieder herstellenden Umwelt- 
reaktionen Uexkülls. Außenwelt, Ich und Bewußtsein sind zu- 
gleich die differenziertesten Mittel der Orientierung in der Umwelt 
mit der gleichen Aufgabe wie die einfachsten Reaktionen: durch 


gleichgerichtete, bei gewissem Motorischem aber entgegengesetzte) 
Bewegungsmelodie. Diese Bewegungsmelodie entstammt vielfach 
früher angeregten, aber nicht entladenen (zum Teil weil nicht ge- 
nügend starken oder zu flüchtigen, d. h. unterschwelligen) Impulsen $). 
+ So sind, entscheidet Pötzl, die zentralen Vorgänge bei 
der Wahrnehmung nicht einfach aus dem unbestimmten 
Begriffe „der Aufnahme einer zentripetalen Reizleitung“ 
zu verstehen, sondern als „Gegenvorgang der Zentren“®). 
Das ist gewiß eine biologischere Auffassung als 
etwa der psychophysische Parallelismus, denn das Le- 
bende beantwortet ja primär Umwelteinflüsse durch einen 
Gegenvorgang und so erweist es sich lebendig. . 

Nach W. Köhler hat nicht nur der Eindruck der Umwelt 
Gestaltcharakter, sondern auch dem Ausdruck dieser Bewirkung 
kommt der Charakter von phänomenalen Gestalten zu. Damit ist 
wohl die Gestaltung der Motilität, der sogenannten Ausdrucksvor- 
gänge Kretschmers, gemeint. Daß hierfür, also hier auf dem 
Gebiete des Motoriums selber, ebenfalls eine verteilende und ge- 
staltende Querfunktion wirksam ist, kann nicht schlagender belegt 
werden als gerade an den Beispielen von Störungen des Richtungs- 
raums und Greifraums in Pötzls und Herrmanns Fällen, wo eben 
auf dem ureigenen Gebiete des Moforiums die Querfunktion die 
gestaltete und gerichtete Bewegung schafft; damit aber zugleich er- 
schafft: einen Sinnesraum, ein Eindruckgesamt und dessen Gliede- 


4) Vgl. Pötzls Arbeit über experimentell erzeugte Traumbilder 
und seine psychologische und morphologische Auswertung der experi- 
mentellen Ergebnisse. Zschr. f. Neur. u. Psych. 1917. 


. 5) Vgl. O. Pötzl, Störung des Lagegefühls mit parddoxer Kon- 
traktion. Zschr. f. Neur. u. Psych. 1923, 


erinnert 


Passive und aktive 


Be, EUR 


Reizvernichtung, und darüber hinaus Reizverteilung, Reizverdauung 

ötzl) und Reizbewältigung das Lebensgleichgewicht wieder her- 
sustellen. Die Erstellung von Objekten, Ich und Bewußtsein dient 
benfalls der Bewältigung der Umwelt (und zwar gerade, wie schon 
Marc Aurel wußte, der spezifisch menschlichen Umwelt — der 


Stier habe eine stierhalte —, denn auch wir bemerken ja nur, was 


ws angeht, uns berührt und betrilft) mit Mitteln der Innenwelt, 
und sie bedeutet die „Psychisierung* der die Umwelt bewältigenden 
Innenweltsmittel. 

Die so gewonnenen differenzierten Inhalte, Akte und Leistungen, 
wie darunter eben Objektgestaltung, Ichgestaltung und Bewußtsein: 
weiden vorbereitet und finden ihre unbemerkten, vorbewußten Grund- 
lagen meiner Ansicht nach in einer gemeinsamen „intermediären 
psychischen Schicht“, welche die verschiedenen, im Bewußtsein und 
bewußtem Erleben ausinander tretenden psychischen Bereiche und 
Leistungen zusammenhält, in einem unterkellert und gemeinsam 
fundiert. 


Diese gemeinsame intermediäre psychische Schicht des Un- 


bemerkten ist die Schicht der Gemeinempfindung und ihres rhythmi- 


schen Ablaufs; der Triebe und der Psychomotilität im Sinne von 


Wernicke und Kleist, d. i. der Triebbewegungen, der Ausdrucks- 
bewegungen, und der Einstellbewegungen (Kleists) auf Impressionen; 
der Strebungen und der Vorstufe der Affekte (Gestimmtheiten nach 
Kronfeld); auch der Vasomotilität;. sie ist eine Schicht, in der 
Physisches und Psychisches innig durchschlungen ein noch unge- 
trenntes und ungestaltetes Gemeinsames bilden; und welcher auch 
angehört: W. James Fringe, der Fransensaum um die Lampe ober- 


 bewubter Gedanken, jene unbemerkten Gedankenatmosphären, die 


einem meiner Kranken als den Denkfortschritt höchst störend be- 


.. merkbar wurden, von anderen wieder in Ausnahmszuständen un- 


bemerkt oder in chronischen Psychosen bewußt entäußert wurden, 
oder bei einem wieder fehlten, nicht erweckbar waren, so daß das 
Verstehen abstrakter Worte unmöglich wurde; diese Gedanken- 
atmosphären bilden die apponierende Kondensdampfhüll&e und die 


-` Mutterlauge oberbewußter Gedanken, aus welcher diese auskrystalli- 


Sieren und woher sie ihre Denkrichtung und ihre Wirkungskraft, in 


-~ beidem Sinne ihre Determination beziehen. Nahen Bezug zum Fringe . 


haben, indem sie in ihn (und in die intermediäre psychische Schicht) 
eingehen: die Nachwirkungen früheren Erlebens, die „Rema- 
aenzen‘, über deren Wesenheit ich aber damals nichts auszu- 
Sagen wußte®). Das Wesentliche an diesen meinen biologisch-gene- 


‚ fischen Anschauungen in der Psychologie und das, was sich davon 


mit der Gestaltenpsychologie berührt: eben die Rolle und Wirk- 
samkeit der „motorischen Zuwendung mit Hingenommensein“ (wie 
ich es bislang nannte) für die Wahrnehmung, läßt sich nunmehr besser 
auf Grund von O. Pötzls Forschungen formulieren und verstehen: 

Wir gelangen zur Objektgestaltung, zur Wahrnehmung von 
Gestalt und Struktur in unserem Erleben, indem die motorische 
Bntladungsabfuhr — welche von Triebsspannungen und Oberflächen- 
tazen herkommend auf Triebziele und Impressionen zu gerichtet 
I — gebremst wird, und indem die gebremsten Impulse einer Ver- 


teilung, einer Dispersion unterliegen, während aber ihre Bewegungs- 


melodie überlebt und gestaltend wirksam ist; ja indem vielleicht 


die Bewegungsmelodie, wie oben angedeutet, selber bremsend 


mrkt, wenn sie von früherem analogem Erleben her vorbesteht. 
Nun auf einmal wissen wir durch Pötzl, was an der moto- 


rischen Zuwendung wahrnehmungsgestaltend wirkt und was 


die Gestalt ist: eben eine Bewegungsmelodie. Und wir 
"issen wohl auch noch etwas darüber hinaus, nämlich. auch, was 
“Aaramme und Remanenzen sein könnten: nämlich wieder Be- 
vegungsmelodien als Reiz-, Erregungs- und Impulsrest. 
Bewegungsmelodien also wären es, welche den Impressionen 


| lio Gestaltung zu Objekten schaffen, welche die Gestalt der Im- 
‚pressionen darstellen und vielleicht auch das darstellen, was als 


‚Manenz (Ladungsrückstand) uns liefert: die „Erinnerung“, das 
iedererleben von Situationen und die Wiederbelebung der zu- 


‚gehörigen Gestalten und zwar, wie ich glaube, in jedem Wieder- 


einfallen und bei jedem Reproduzieren‘ willkürlicher Art (sogen. 
ieh Erinnerung) die Gestalten ‚aus sich, der über- 
edenden Bewegungsmelodie, neu erschaffend. So beantwortet sich 


Ws vielleicht doch endlich — wenn auch vorerst hypothetisch — 


nn der großen Fragen der Psychologie, eben jene Frage, welche 
en Fünfjähriger seinem Vater in folgender Form stellte: Wenn man 


Schi ), Vgl. meinen Vortrag: „Über eine intermediäre psychische 
chicht Im „Lotos“ zu Prag, 28. Februar 1922, und meine Monogr aphie 
a praecox, intermediäre psychische Schicht und Kleinhirn- 

ganglien-Stirnhirnsysteme“, Karger 1923, Abh., Nr. 20. Ä 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


N 


977 


träumt, schläft man doch; wenn man schläft, hat man’ die Augen 


zu und sieht die Sachen doch. zA 
Sehraum, Greifraum, Orientierungsraum und deren Gliederung 
in Feldstrukturen (Vordergrundserlebnis und Hintergrund) erscheinen, 
im Sinne Pötzls betrachtet, als Hinausentwicklungsraum, als 
Richtungsraum gebremster und dispergierter motorischer Impulse, 
die Gestaltung darin als Produkt überlebender Bewegungs- 
melodien. Das Zeiterleben scheint zunächst anderen Ablaufs- 


 gesetzen zu folgen, denen des Gemeinempfindungsablaufs nämlich; 
Gemein- 


aber vielleicht ist dieser Ablauf selber wie die 
empfindung in toto doch wieder zu denken: als Produkt 
auch einer Bremsung, nämlich der Bremsung und Verteilung aus 
dem allgemeinen Chemismus des Organismus entspringender Be- 
dürfnisspannungen und der daraus sich ergebenden Aktionen, also 
der Bremsung von Trieben und Triebhandlungen. Gegenüber dieser 
sekundären Herleitung aber können wir. schon primär die Feld- 


struktur im obigen ‚Sinne, die Gestaltfunktion, die Wahrnehmung 


verstehen: als Produkt aus der Bremsung motorischer Impulse und 
aus dem Überleben intendierter Bewegungsmelodien. . Davon empfängt 
die Wahrnehmung ihre Struktur und Gestaltung. 


Es ist im Sinne Pötzls der Vorklang und der Nachschall | 
unserer Motilität, welche (unter der Einwirkung einer bremsenden, 


absaugenden, ableitenden und verteilenden Querfunktion als Ganz- 
heitsfunktion [Kurt Goldstein], als Gestaltfunktion [Wertheimer- 
Köhler]) unsere Wahrnehmungen, unsere Außenwelt gestaltet. 
Man vergleiche z.B. nur oben die Entstehung des einheitlichen 
Greifraums, des Sehraums, des Orientierungsraums als: Ganzheits- 


leistungen und als Entstehung von gestalteten Ganzen: durch diese. 


Verarbeitung der Motilität. | | 

Wir verstehen jetzt, wie und auf welchem Wege die motorische 
Zuwendung ein Hingenommensein durch Impressionen, und im 
weiteren unter Hemmungseinfluß und beim Ergreifen, und weiter 
beim Hantieren, Spielen und Schaffen eine orientierende Objekt- 
gestaltung liefert: eben durch Bremsen und Überleben der Be- 
wegungsmelodien angeregter aber nicht entladener Impulse. 

Daraus ergibt sich jetzt ein übersehbarer und gangbarer 
biologischer und psychogenetischer Weg; ausgehend. von dem Hinein- 
gepaßtsein der Organismen: gerade in ihre jedeigene Umwelt 


nach Marc Aurel und J. v. Uexküll und von des letzteren Freß-, 
Feind- und Fluchtreflexen bei Einzellern als deren Umweltreaktionen 


und Reizvernichtungsmittel, bis endlich zur physischen und psychi- 


schen Reizvernichtung und Wiederherstellung ihres Lebensgleich- 


gewichtes bei den höchsten Organismen, zur Bewältigung der Umwelt 
mit Mitteln der Innenwelt, wie ich biologisch das Psychische 
definierte (Lotos 1922), und zur Psychisierung dieser Mittel 
der Innenwelt selbst. T 2 | 
Der Motilität haben wir diese zugleich biogenetische Funktion 
und psychogenetische Funktion zugewiesen, also sowohl die primäre 
und grundlegende Funktion der unmittelbaren: reflektorischen Reiz- 
vernichtung und Wiederherstellung des Lebensgleichgewichtes, wie 
die durch Hemmung der unmittelbaren Reaktionen sich ermög- 


zur Bewältigung der Umwelt. | | 

Die Aufzeigung der Bremsung der unmittelbaren motorischen 
Reaktionen, wie des Überlebens der Bewegungsmelodie, wie 
der absaugenden und verteilenden Querfunktion als Ganzheitsfunk- 
tion .und Gestaltfunktioh durch O. Pötzl erscheint geeignet, den 
bislang im Dünkeln liegenden biologischen Weg vom Reflex 
zur Psychisierung, zur Wahrnehmung und zu den Re- 
manenzen zu erhellen. | 

Mit 


heits- und Gestaltsfunktion auch eine morphogenetische Wirkung 


für die Differenzierung des zentralen Nervensystems, speziell des 
Gehirnes zu. Schlagen wir seinen Weg ein, so gelangen wir durch 
Pötzls hirnpathologisch . erarbeitete hirnphysiologische Feststel- 


lungen auch auf sichereren Boden für die experimentell erarbeiteten 
Lehren der Gestaltenpsychologie und für meine biologisch-genetischen 
psychologischen Anschauungen, welch’ letztere bislang nur aüf dem 
unsicheren und gefährlichen Boden der psychologischen Auswertung 
psychiatrischer und psychopathologischer. Erfahrungen stückweise 
ertastet wurden, welche sich aber nunmehr auf die Wirksamkeit 


der Pötzlschen Bewegungsmelodien für die Objektgestaltung und 


Wahrnehmung, wie für die Psychisierung unserer Innenweltsmittel 
berufen können. | | | 
Auch einer parallelen Betrachtung unter Freudschen Gesichts- 


‘punkten ist unser Problem. zugänglich und vielleicht dadurch noch 


_ 


. lichende Entwicklung und Psychisierung von Mitteln der. Innenwelt 


gutem Grund weist Pötzl dieser. Verarbeitung der Mo- 
tilität neben ihrer Funktion als Wahrnehmungsbildner; Quer-, Ganz- 


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scheidet“, (Hierzu sei bemerkt: 


' . Begleitung der Arbeit vor sich ging und dieser dabei sexuelle Lust 
zugeführt wurde. E. Jones Zieht dis f oleemig, daß. die Sublimierung 


` Prozesses sei!?). Wir sehen — fährt Melanie 


‚— also die Vorstufe der Symbolik — fest, daß das Kind in einer frühen 


'lich klingenden Töne. der Katzen in der Brunst; „ein Konzert, das 


Säugling folgendermaßen gewonnen werden: ‘Durch den prompten 


Effekt motorischer Aktionen gegenüber Unlustreizen von außen (meiner | 
Nomenklatur nach: gegenüber Oberflächenreizen, welche Wiederher- 
- stellung des Gemeinempfindungsgleichgewichts durch motorische Re- 


des Wegzuckens, Weg- ` 
'schiebens des Körpers, des Flüchtens resp. der Vernichtung ‘des Reizes 


aktionen anregen), also durch den Erfolg 


mittels Wegstrampelns des Reizsenders; während Triebe, Bedürfnis- 


r nklatur ‘nach: innere, nicht 
exoprojizierte, Gemeinempfindungsänderungen) durch solche Aktionen 


‚nicht prompt behebbar sind, sondern, wie. z. B. der Hunger, nur durch . 
Triebstillung. Sonach würde auch hier die Motilität oder wenigstens _Ț 
die motorische Zuwendung mit Erleben ihres Eifektes dienen: der 


Unterscheidung zwischen Innen und Außen, der Bildung der Grund- 
lagen von Ich und Außenwelt. a we | | 


Weiter. führt?) Melanie Klein (Berlin) aus: "Wir wissen, daß 


.Ichtriebe (sc. Selbsterhaltungstriebe) und Sexualtriebe im Stadium des 


Narzißmus (sc. vor Übertragung der Libido, des Interesses, auf Objekte 
der. Außenwelt, wir würden sagen vor Gestaltung von Objekten invari- 


anter Art im Sinne’ Gelbs, vor einer solchen invarianten, d.h. fix 


gestalteten, Objektwelt und Außenwelt) noch vereint sind und sich 


die Sexualtriebe zunächst an die Selbsterhaltungstriebe anlehnen. Daß 
sie sich nachher voneinander ablösen, als zweierlei Energie wirksam 


sind, voneinander abweichende Entwicklungen durchmachen, ließ sich 


aus dem Studium der Übertragungsneurosen erkennen ... Anderer- 


seits bleibt ein Teil der Sexualtriebe zeitlebens den Ichtrieben gesellt 
und stattet diese mit libidinösen Komponenten aus. Dieser libidinösen 


-` -Komponente entspräche das, was Melanie Klein früher als die 


sexual-symbolische Besetzung einer den Ichtrieben zugehörigen Strebung 
oder Tätigkeit bezeichnet hat: „Wir sprechen den Vorgang dieser Be- 
setzung mit Libido als Sublimierung an und können uns die Genese 


‚dieses Vorganges so erklären, daß dabei überschüssiger nicht zu be: 


friedigender Libido Abfuhrmöglichkeiten geboten werden — also da- 


' durch die Libidostauung vermindert oder behoben wird“, 
: Dieser Auffassung entspricht auch ‘Freuds Feststellung, daß 


beim Prozeß der Sublimierung den überstarken Erregungen aus ein- 
zelnen Sexualitätsquellen Abfluß und Verwendung auf andere ‘Gebiete 


eröffnet wird, wodurch bei abnormer konstitutioneller Anlage außer 


den möglichen Ausgängen in Perversion oder Neurose auch der in 
Sublimierung in Betracht kommt®). Vorher schon 8.225 erwähnt M. 


Klein nach Freuds „Die, Verdrängung"): „Wir -wissen aber, daß 


Motiv und Absicht der Verdrängun 


nichts anderes als die Vermeidung 
von Unlust war. Daraus folgt, 


aB das Schicksal des Affekt- 


betrages der Repräsentanz (sc. des Vorstellungszieles einer libidin ösen : 
Strebung) bei weitem wichtiger ist als das der Vorstellung, 


und : daß dies über die ur des Verdrängungsvorganges ent- 


as ist eine wichtige Parallele in 
Freuds dynamischer und Verdrängungslehre zu. unserer Objekt- 
wahrnehmungsgenese aus der Motilität und deren Bremsung in 


einer Querfunktion.) 


S. 257 führt die Autorin aus: Nach der Anlehnung der Sexual- 
triebe an die Icherhaltungstriebe bei der Ernährung werden die Be- 
wegungslust (sc. die das Ich :erhaltenden lustbetonten Aktionen und 


Reaktionen des Körpers) und das an die nächsten Ichtätigkeiten; 
‚an welche sich die Sexualtriebe anlehnen. S.243: Orale (nach S. Spiel- 
‚rein), kannibalische; anale, sadistische Fixierangen kommen dabei zur 


Sublimierung, die mehr oder weniger geglückt ist; je mehr die Fixie- 
rungen der früheren Organisationsstufen unter dem Primat der geni- 


talen ‚Fixierungen zusammengefaßt werden. Frühanalysen erwiesen 


Melanie Klein die allgemeine Bedeutung libidinöser Besetzung‘ für 


die Entwicklung der Kindersprache und von deren Eigentümlichkeiten 


und für die Entwicklung der Sprache überhaupt.. | 
Sperber führt in seinen Untersuchungen über den sexuellen 


. Ursprung der Sprache!) aus, daß sexuelle Impulse eine wichtige Rolle 


bei der Entwicklung der Sprache gespielt haben und daß die ersten 
Sprachlaute die Lockrufe vor der Paarung waren!!). Weiter betont 
Sperber, daß die Entwicklung dieger Sprachwurzeln als rhythmische 


die ontogenetische Wiederholung dieses durch Sperber beschriebenen 


lein fort — aber zu- 
yleich in diesen Bedingungen der Sprachentwicklung die der Genese 
er Symbolik. Ferenczi stellt als grundlegend für die. Identifikation 


1) „Zur Frühanalyse“. Imago 1923, 9, H.2, S. 223, 232, 233, 284. 
8) 3 Abhandlungen zur Sexualtheorie, S. 100, | 
29) Kleine Schriften, 4. Folge, S. 288. 

10) Imago 1, H.5. ` | 


11) Vgl. die stark zur Einfühlung herausfordernden, ‚fast sprach- 


Stein erweichen und Menschen rasend machen kann“. 
12) Jones, „Die Theorie der Symbolik“, Internat. Zschr. V; s. 
auch Rank und Sachs, Die Bedeutung der Psychoanalyse für die 
Geisteswissenschaften. .: ; o o, er I Dr 


' gleitet. Dadurch aber könnte wohl die Ingleichsetzun 


Periode der Symbolik in jedem D 
keiten wiederzufinden sucht. ` 


Ich hätte hierzu -zu. beme 


sammen, also im Situationserleben, werden gewisse Gemeinempfin- 
dungsänderungen exoprojiziert und „die motorische Zuwendung auf 
„etwas“ mit -Hingenommensein“ erlebt: aber noch. ohne scharfe Schei- 
dung zwischen Erlebendem und Erlebtem, weil. die Gestaltung des. Er- 
lebten zu Objekten und des Erlebenden zum Ich mittels einer brem- 


senden sowie verteilenden und gestaltenden Querfunktion noch nicht 


vollzogen wird. | 


ndem das Kind, fährt Ferenczi fort, eine solche In Teichnis- 


setzung seiner Körperorgane vornimmt, findet es vielleicht für jeden a 


affektiv wichtigen Teil der unteren Körperhälite ein Aquivalent an 
der oberen. u | 


Oberflächenreize zu ist ursprünglich der ganze Körper beteiligt, aber 


beim ‘Menschen nun ist aus phylogenetischen Gründen die obere Körper- = 
hälfte reicher mit „Zuwendungsorganen* (Kopf, Augen, Mund’ [auch 


dieser ist ein wichtiges Zuwendungs- und ‚somit Agnosziefungsorgan 


beim Säugling], und zugreifenden Händen), ausgestattet, als die untere 
'Körperhäl 


entwicklungsbetrag, den „Zuwendungsbetrag“, dagegen ist, vom oralen 


` Lustgewinn abgesehen, die untere Körperhälite Erzeuger des Hauptteils, 


des „Lustbetrags" überhaupt und in der Übertragung auch des Lustbetrags 


an den Körperbewegungen. Auch möchte ich vermuten, daß das vielleicht 


‘durch das Klima erzwungene Wickeln europäischer Säuglinge — es 
ist erst in den letzten Jahren außer Mode gekommen —- nicht‘ nur 


eine Erwärmung, sondern auch ‘durch Wickelkissen. und Wickelband . 


eine Bewegungsbeschränkung der unteren Körperhälfte bewirkt, wäh- 


rend es für Kopf, Augen, Mund immer und überwiegend auch für die’ E 
Arme Bewegungsfreiheit läßt: somit würde das Wickeln diesem Prozeß, 


der „Verlegung von unten nach oben“ und damit der Sublimierung, 


"sowie zugleich der Entwicklung des Greifraums, Sehraums, Örientierungs- 


raums, also der Objektgestaltung und Wahrnehmung, sei es auch nur 
durch G 


fördernd entgegenkommen. 


Die frühe Orientierung am eigenen Körper, fährt Melanie Klein. 


fort, ist nach Freud auch von der Entdeckung neuer Lustquellen be- 


verschiedener 


Organe und Körperstellen ermöglicht sein. Ihr schlösse sich dann 


weiter die Identifizierung mit anderen Dingen an, wobei nach Jones 


das Lustprinzip den Vergleich zweier ganz verschiedener Dinge auf 


Grund einer lust- oder interessebetonten Ähnlichkeit ermöglicht). - 


Wir können aber wohl annehmen, meint Melanie Klein, daß 


andererseits diese Dinge und Tätigkeiten, die an sich nicht Lustquellen T 


sind, es durch diese Identifizierung werden, . indem sexuelle Lust auf 
sie abgesetzt wird; wie es Sperber auch für die Arbeit des Ur- 


menschen annimmt. Wenn dann zufolge einsetzender Verdrängung 
3 


‘der Schritt von der Identifizierung zur Symbolbildung gemacht wir 

erweist diese sich zugleich als die Möglichkeit, auf andere ursprüng- 
lich nicht lustbetonte Dinge und Tätigkeiten der Ich-Erhältungstriebe 
Libido abzusetzen: womit der Mechanismus der Sublimierung gegeben 
wäre. Die Identifizierung erscheint aber dann nicht nur als Vorstufe 
der Symbolbildung, sondern zugleich auch als die der S rachentwick- 
lung und Sublimierung. Die Sublimierung findet über diese Symbol- 
bildung statt, indem auf Dinge, Tätigkeiten und Interessen in sexual- 
symbolischer Weise libidinöse Phantasien fixiert werden. _ ur 
: Ohne die Bedeutung der hier zitierten „Freudschen“ Dyna- 
mismen und Besetzungen der Ichtätigkeiten ‚und derer Ziele mit Libido, 
mit Interesse, schmälern zu wollen, scheint mir das in einer frühen 


Periode mn Wiederfinden der eigenen Organe und Tätig- 


keiten in jedem Dinge kein Wiederfinden, sondern wie die Identifikation 
dieser Phase, d. i. Jones’ Ermöglichung des Vergleichs zweier. sonst 


interessebetonten Ähnlichkeit, nicht primär. Ichhalte dieseDynamismen 
für die dynamische Weiterentwicklung eines primären Tatbestandes, 
und-dieser wäre die im Vorangehenden hervorgehobene Hinausentwick- 
lung des Körpers nach einer Seite, der Körperseite des Oberflächen: 


hälfte) unter Situationserleben und unter Exoprojektion von Gemein- 
empfindungsänderungen in dieser Richtung. Der primäre Tatbestan d. 
wäre also nicht eine Besetzung samt Identifiziorung und Symbolbildung 
als Vereinigungsmittel getrennter Erlebniskreise, sondern das noc 

komplexe Erleben, das der Ausgestaltung harrt, und die primären 
Aktionen und Reaktionen aus Gemeinempfindungsänderung, also die 
Motilität. Es braucht ja nicht identifiziert zu werden, was. im Un- 


entifizierung und Symbolisierung, wie die Objektgestaltung und 
Wahrnehmung, wie die Darstellungsfunktion, Bedeutungsfunktion und 
in der Sprachentwicklung Nennfunktion beziehen sich auf den 
emeinsamen Boden der primären Hinausentwicklung des Körpers 
aui Oberflächenreize und Triebziele zu) und der Bewegungs’ 


18) Jones, Die Theorie der Symbolik. Intern. Zschr. Bd: 5, H. 4. 


20000001924. MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.28. 000000 
einer gewissen Vertiefung : fähig. Freud laßt die erste Scheidung‘ 
„zwischen Ich-Subjekt einerseits und Außen:Objekt andererseits beim 


13. Juli 


ing seine Organe und deren Tätig- 


5 rken, was einigen Parallelismus zeigt: 
In der Reaktion - auf inneres Geschehen und atf Oberflächenreize zu- 


Ich möchte hier hinzufügen: Bei der Hinausentwicklung auf 


te, welche die Exkretionsorgane trägt. Ja man könnte.ver- 
_ muten: die obere Körperhälfte leistet mehr den objektgerichteten' oder 


| vorerst auf die Impression hin, d. i. situationsgerichteten Hinaus- | 


ewinnung von Remanenzen, welche später wirksam werden, | 


ganz verschiedener Dinge oder Tätigkeiten auf Grund einer lust- oder ' 


reizes, auf diesen zu (beim Menschen besonders mit der oberen Körper- , 


een noch ungeschieden ist: sondernLibidoabfuhr, Libidobesetzung, 


z 
\ 


, 
| 


` f] i 
$ ' 


shio oo 


melodie dieser motorischen Aktionen und Reaktionen. Diese ursprüng- 
fiche Beziehung bleibt noch lange erhalten und besteht noch nach der 
Gestaltung und Trennung von Objekten und Ich, d.h. nach der Ge- 
winnung. eines in gestaltete Dinge und leeren Raum gegliederten 
Greifraums, Sehraums und Örientierungsraums, sowie eines erlebenden 
Ich und nach der Gewinnung von gestaltbaren DLadungsrückständen 
früheren Erlebens, von Remanenzen, von Erinnerungen: das alles mittels 
der Querfunktion, Gestaltfunktion. Auch „Verdrängung“, „Widerstand“, 
Vermeidungen (Tabu)“ im Sinne Freuds, wie die motivlose Angst, 
deren aller Motiv und Absicht eben ein Tabu, eine Vermeidung, eine 
-  Tyiebscheu, eine Art Unlustprophylaxe, kurz die Unlustscheu ist, haben 
meines Erachtens ebenfalls einen primär motorischen (und wahr- 
nehmungsfördernden) Tatbestand: im Fluchtreflex, dessen psychi- 
siertem Überbau sie angehören. | 


Zusammenfassung: Die entwickelten Anschauungen schließen 
sieh nunmehr dahin zusammen: Der allgemeine Chemismus der 
Organismen in seinem rhythmischen Ablauf und im Zusammenwirken 
mit lokalen physikalisch-chemischen Veränderungen durch Umwelt- 

- änflüsse (mit den Oberflächenreizen) und die auf Trieb- 
` silung und Reizbewältigung gehenden Aktionen und Reaktionen 
- der Organismen; bedeuten das Leben der Organismen. Dieses 


1924 — MEDIZINISCHER .KLINIK — Nr. 28. 


das 


979. 


alles und die Bremsung der Aktion und Reaktion (durch 


. Interferenz usw.) erscheint als der Mutterboden des Psychischen 
Deren Genese vollzieht sich _ 


überhaupt und speziell des Erlebens. 
aus der Motilität mittels Verteilung durch eine Querfunktion des 
Gehirns unter Überleben der angeregten aber nicht abgespielten 
Bewegungsmelodien, wie uns Pötzl lehrte. So entsteht die Mutter- 
lauge, aus welcher Erinnerung (Remanenz), Orientierung, Objekt- 
gestaltung, Objekte und darauf gerichtetes Ich und das Bewußt- 
sein: sich unter der erwähnten Umwandlung der Motilität heraus- 
krystallisieren. Die Wahrnehmung mit oder besser durch Struktur 


und Gestalt der Objekte, wie die Remanenzen, somit unsere Außen- 


welt, wie auch unsere psychisierte Innenwelt, wie auch das „Um- 
wegnehmen“ der Behavior-Psychologie und das einsichtige Verhalten 
der Gestaltenpsychologie verdanken ihre Entstehung, ebenso wie auch 
Gehirn — einen Teil wenigstens — seiner morphogenetischen 
Entwicklung: ‘einer Differenzierung der Motilität, und zwar der 
Bremsung motorischer Aktionen und Reaktionen unter Überleben. 
der zugehörigen Bewegungsmelodien, sowie der Absaugung 


heitsfunktion und. Gestaltfunktion im Sinne Pötzis. 


Referatenteil 


unter besonderer Mitwirkung von 


Prof, Dr.C. Adam, Berlin (Ausenkrankheiten), Prof. Dr. E. Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H. Gerh 


artz, 


Bonn a. Rb. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. Gräff, Heidelberg (Pathologische Anatomie) Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkränkheiten), Geh.-Rat 
. Pre, Dr.Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, . Bonn (Voersicherungsrechtl, u. gericht!, 

Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie), Prof. Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. O. Nordmann, Berlin- 
. Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R. Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S. Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F. Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank - 


heiten), Prof. Dr. Riet 


schel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische 
logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und' Tropenkrankheiten), 


geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am Königin Elisabeth-Hospital Berlin-Obərschöneweide. 


Sammelreferat. 


Fortschritte in der Neurologie.*) 
Von Dr. Arthur Stern. : 


MH! Wenn ich Ihnen im Rahmen eines ‚kurzen Referats 
über die Fortschritte der letzten Jahre auf neurologischem Gebiet 
berichte, so muß ich von vornherein nach 2 Richtungen um Ihre 
Nachsicht bitten: Wenn ich erstens nicht allen von Ihnen und nicht 
in jedem Punkte etwas Neues sage und zweitens über das eine oder 
andere, was Sie zu hören hofften, hinweggehen muß. Das liegt aber 
in der Natur des Stoffes und der mir zur Verfügung stehenden 
leit. Es kann sich nur darum handeln, das ganze große Gebiet 
mit ein paar Streiflichtern zu beleuchten. 
. Inätiologischer Hinsicht haben unsere Anschauungen über 
die multiple Sklerose in den letzten J alıren eine gewisse Wandlung 
erfahren. Das Kennzeichen der Unklarheit, das über der Ent- 
- Hehung dieser Krankheit lag, war das, daß man alle möglichen 
tsachen in Erwägung zog, .von denen eben keine zutreffend war: 
Die Erblichkeit, endogene Momente, das Trauma, Erkältung, Intoxi- 
kationen mit chemischen Giften (CO) und schließlich bekannte In- 
- fektionskrankheiten, wie Masern, Scharlach, Diphtherie,. Typhus, 
 miluenza usw. Aber es war doch einzelnen Autoren schon früher 
aigefallen, insbesondere hat mein langjähriger Lehrer Oppenheim 
| Gegensatz zu Strümpell immer auf die Ähnlichkeit mancher 
klinischen Bilder der multiplen Sklerose mit einer akuten Infektions- 
ankheit sui generis hingewiesen. 
. „Im Jahre 1917 haben ‘dann Kuhn und Steiner durch Ver- 
Impfung von Blut und Liquor Multiple Sklerose-Kranker auf Kaninchen 
wd Meerschweinchen bei den Tieren lähmungsartige, rasch zum 
ode führende Krankheiten erzeugen, in. mehreren Tierpassagen 
erfolgen und beim lebenden wie auch beim toten Tiere eine Spi- 


tochäte aulfinden zu können gemeint, die sie als den Krankheits-, 


ser der multiplen Sklerose ansprachen; 1918 hat dann Siemer- 
Ing an einer frischen Leiche bei der multiplen Sklerose 2 Stunden 
post exitum 

tinensis hat man sie bezeichnet.) 


Als Zwischenträger hat Steiner die Zecke (Holzbock) ange- 
und es ist in dieser Hinsicht interessant, daß einige Autoren 


j i ; i 
n der Tat das vorwiegende Befallensein von Holzarbeitern, Tisch- 
Bo i i 


sehen, 


| *) Nach ei Mi : \ Ä vr i ż 
haltenen e am 6. März im Charlottenburger Ärzteverein ge 


eine lebende Spirochäte gefunden. (Spirochaeta argen- 


lern usw. feststellen wollten. Das bedarf aber der Nachprüfung. 


Seitdem ist die multiple Sklerose, obwohl die Befunde von Kuhn 
und Steiner vielfach, besonders in letzter Zeit angefochten worden 
sind, in ein änderes und interessantes Blickfeld .der Forschung ges 


rückt; denn mit der Annahme der Infektionskrankheit würde sich 


decken der positive Liquorbefund, ferner das Auftreten der Krank- 
heit in Schüben und Remissionen und manches’ andere. Freilich 
eine eigenartige Infektionskrankheit, denn weder hat man je Fieber; 
noch eine Ansteckung von Mensch zu Mensch beobachtet, und über 
die Eintrittspforte des Giftes ist überhaupt nichts bekannt. 
| Obwohl der Beweis für eine Spirochätenerkrankung keines- 
wegs sicher erbracht war, war klar, daß die Therapie hier einsetäen 


und die bekannten antiinfektiösen Heilmittel verwenden würde. 


Leider scheint es aber, als ob alle Versuche mit Salvarsan, Silber- 
salvarsan, Staphylokokkenvakzine, auch Phlogetan, Tetrophan u. a. 
trotz einzelner günstiger Berichte hier arg enttäuscht hätten. Ich 
selbst habe von der Salvarsantherapie keinerlei Erfolg gesehen. 
Ich wende mich nun zu demjenigen Gebiet der Neurologie, 
das uns im letzten Jahrzehnt am stärksten beschäftigt hat, zu den 


Psycho- 


und Verteilung mittels einer Querfunktion des Gehirns, einer Ganz- 


= 


Erkrankungen des Linsenkerns und überhaupt den sogenannten. 


extrapyramidalen Erkrankungen (Amyostatischer Symptomen- 


komplex, striäre Erkrankungen, wie sie auch ‚benannt wurden). 
Sie wissen ja, daß noch in garnicht allzualten Lehrbüchern der 
Neurologie Erkrankungen, um die es sich hier handelt, die Paralysis 
agitans, die verschiedenen Choreaformen, . unter den funktionellen 
Erkrankungen, Muskelkrämpfen, Beschäftigungsneurosen, Tic usw. 
gruppiert worden sind. Auf der anderen Seite hat man noch bis 
in die jüngste Zeit mit den tiefen ‚Ganglien des Großhirns physio- 
logisch: wenig anzufangen gewußt; heute sind wir der Deutung 
dieser Dinge um ein Beträchtliches nähergerückt. Eine kurze ana- 
tomische Erläuterung muß ich hier zum Verständnis einfügen. 
Wenn man früher das ganze Corpus striatum in den Nucleus 


caudatus und Nucleus lentiformis und den letzteren in Putamen 
und Globus pallidus gliederte, ist man jetzt durch entwicklungs- 
geschichtliche und histologische Feststellungen dazu gelangt, daß 


Nucleus caudatus und Putamen des Linsenkerns zusammen gehören 
und den phylogenetisch jüngeren Teil bilden, während der Globus 


pallidus, das „Pallidum“, für sich den älteren Teil des Corpus - 


striatum darstellt. So ist man dazu gekommen, von den älteren 
irreführenden Bezeichnungen Corpus striatum und Linsenkern ab- 
zusehen und Nucleus caudatus — Putamen als Neostriatum und 
Globus pallidus als Palaeostriatum zu bezeichnen. | 

Nun zeigte sich, daß die Paralysis agitans, die, wie man 


wohl sagen kann, die Erforschung dieses Gebietes einleitete, sich - 


980 


nn 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK—Mı. 8. 00606038, Ali 


als eine Ganglien-Zelldegeneration seniler Art vorwiegend in dem 
oben gekennzeichneten Globus pallidus darstellte. Natürlich. sind 
diese Dinge noch nicht bis ins letzte geklärt. Aber es gilt heute 
als ziemlich feststehend, daß die Paralysis agitans als der klinische 
Ausdruck dieser Zelldegeneration im Pallidum und angrenzenden Ge- 
bieten (wahrscheinlich das. Ganze eine Systemerkrankung) aufzufassen 
ist. 

kommt. ) 

studierten der Paralysis agitans in mancher Hinsicht ähnlichen Krank- 
heitsbilder der Pseudosklerose von Strümpell-Westpfahl 
und der sogenannten Wilsonschen Krankheit (wahrscheinlich 
identische Krankheitsbilder) von Interesse. 
um eigenartige Störungen der Koordination, der Mimik, der Sprache, 
mit Zittern, Bewegungsarmut, Muskelschwäche usw., Dinge, die der 
Paralysis agitans sehr ähneln (anatomisch grobe gliöse Wucherungen 


| im Pons, Großhirn, vorwiegend aber im Linsenkern). Dazu kommt 


als Besonderheit ein eigentümlicher Pigmentring der Cornea und 
Lebererkrankungen. Obwohl noch nichts über Art. des Zusammen- 
hangs der Leber- und der Striatumschädigung sicher erwiesen ist, 
hat man doch auch bei der Paralysis agitans nach dieser Richtung 
geforscht und Leberschädigungen mit Hilfe der Widalschen Leber- 
probe nachweisen wollen, die dann also den Ursprung dieser Er- 
krankung etwa im Sinne einer Autointoxikation von der Leber her 
deuten würden. Diese Dinge aber sind noch ganz im Fluß. Einen 
ganz besonderen Anstoß erfuhren die Forschungen auf diesem Hirn- 
gebiet durch die Epidemie von Encephalitis epidemica oder 
lethargica, die uns die letzten Jahre im Zuge der Grippeepidemie 
allerorten gebracht hat. Das Krankheitsbild ist Ihnen ja allen be- 
kannt. Ich brauche also nur darauf hinzuweisen, daß das klinische 
Bild sich insofern für uns etwas geändert hat, als nach den akuten 
Formen, die sich durch die charakteristische Schlafsucht, Augen- 
muskellähmungen (u. a. Pupillenstarre) .und motorische Reiz- 
erscheinungen auszeichneten, uns jetzt mehr das chronische Bild 


der Krankheit zu Gesicht kommt, das das Parkinsonsyndrom der 


Paralysis agitans gewissermaßen kopiert: d. h. also die eigentümliche 
Muskelstarre, Bewegungsarmut, Maskengesicht, dazu choreoatheto- 
tische Bewegungen, psychische Störungen, Erscheinungen, die eben 


auf Entzündungsherde in den subkortikalen Ganglien zurückzuführen. | 


sind. Die Krankheit kann in einen chronischen, jahrelang dauernden 


Prozeß übergehen, und diese Formen sind es, die uns heute noch 


überwiegend beschäftigen. 


‘ Ebenso wie die Paralysis agitans ein überraschendes ana- 
tomisches Substrat im Linsenkern, vorwiegend im Pallidum, gefunden 


‚ hat, so scheint auch allmählich das ganze Gebiet der Chorea und |' 
. der verwandten Krankheitsbilder eine mehr und mehr gesicherte ana- 


tomische Grundlage zu bekommen. Hier hat man Erkrankungsprozesse 
vorwiegend im Neostriatum (also Nucleus caudatus +4 Putamen) als 
Ursachen zu finden geglaubt, wo die kleinen Zellen einem Ent- 
zündungs- bzw. Degenerationsprozeß unterliegen. 

Die außerordentlich charakteristischen athetoseähnlichen Be- 
wegungen des schreienden Säuglings, mit seinen oft stundenlang in 
die Höhegehobenen Armen, erklären sich so ebenfalls als eine physiolo- 
gische Funktion der tiefen Hirnteile, die noch durch keine übergeord- 
neten Großhirnzentren gehemmt undreguliert sich frei entfaltenkönnen. 

Noch andere Krankheiten gehören in dieses Gebiet, wie der 
Torsionsspasmus, die Dystonia muscul. progress. von 
Oppenheim-Ziehen, und auch manche schwere Tieformen hat 
man neuerdings in diesem Gebiet lokalisiert. Alles in allem, es 
bat sich gezeigt, daB außer der gewöhnlichen Motilität ein zweites 
Bewegungssystem in den subkortikalen Ganglien existiert, das für 
die Koordination der Bewegung, für den Gang, für die Haltung, 
für die Sprache, für den Tonus von nicht geringerer Bedeutung als 
das eigentlich motorische Pyramidensystem ist. 

. So, sehen Sie, hat sich die moderne Forschungsrichtung (fast 
scheint sie manchmal über das Ziel zu schießen und nun für alles 
und jedes den Linsenkern verantwortlich zu machen) vom Kortex, 
von der Großhirnrinde, wo die Grenzen der Erkenntnis, der Lokali- 
sationslehre erschöpft schienen, losgelöst und mit überraschenden 
Ergebnissen den tiefen Hirnteilen zugewandt. Es gibt eben, wie 
das u. a. Kraus einmal ausgedrückt hat, außer dem kortikalen, 
dem Rindenmenschen mit seiner Vernunft, mit seinen ausgebildeten 
sensorischen und motorischen Fähigkeiten, eine Tiefenpersön- 


i 


lichkeit, die- einen tieferen Reflexmechanismus, speziell auf dem’ 


Gebiet des Muskeltonus, der vegetativen animalischen Funktionen 
besitzt und die die phylogenetisch älteren und darum nicht weniger 
wichtigen Funktionen verkörpert. Nach Kraus ist sogar die tiefe 


= Person der Kern der Persönlichkeit! . 


Ungeklärt freilich ist noch, wie es zu dieser Zelldegeneration 
In dieser Hinsicht waren die in den letzten Jahren viel 


Hier handelt es sich 


In diese Reihe gehören auch die schönen Ergebnisse von 
Magnus über die tiefen- Reflexe des Muskeltonus beim Tier, die 
Bedeutung des roten Kerns für diese Reflexe usw., auf pathologisch- 


klinischem Gebiet die Tonusveränderungen, die Simons beim 


Hemiplegiker fand, und schließlich beim gesunden Normalen — 


alles in derselben Richtung — die überraschenden, aber von 
Suggestivwirkung noch nicht einwandfrei befreiten Versuche, die 
| uns vor einiger Zeit Kurt Goldstein (Frankfurt) -hier vorführte:. 


Wenn man einen Gesunden in einen bestimmten Entspannungs- 
zustand versetzt, so kann man bei Veränderung der Lage gewisser 
Gliedmaßen z. B. eines. Armes ungewöhnliche Reflexe und Mit- 
bewegungen anderer Gliedmaßen z. B. im gleichseitigen Bein auf- 
treten sehen, die wir bisher nicht kannten. Zweifellos ebensolche 


Reaktionen eines noch nicht geklärten Tiefenmechanismus. Und 


wenn ich zu den psychischen Dingen überleite, so brauche ich 


Sie nur an die Ergebnisse der psychoanalytischen Schule, über 


die ich heute nicht sprechen werde, zu erinnern, die sich wieder 
in anderem Sinne auf der Analyse der Tiefenpersönlichkeit; des 


Unterbewußten, Unbewußten, Verdrängten aufbaut und über deren 


Ergebnisse, von Schlacken und Übertreibungen befreit, auch die 


früheren Gegner dieser Lehre nicht mehr hinweggehen können. 


Schließlich erscheint der modernen Lehre die Hysterie mehr und 


mehr als eine mit einer gewissen Tendenz (Krankheitswillen, „Flucht 
in die Krankheit“, „fehlendes Gesundheitsgewissen“ usw.) hervor- 


|.gerufene Ingangsetzung tiefer entwickelungsgeschichtlich vorge- 
bildeter Mechanismen. 


„Der Apparat . geht in einer niederen 
Schaltung“ ist ein schönes von Kretschmer hierfür geprägtes Wort. 


Die Psychiater sind noch weiter geneigt, diese Forschungs- 


richtung auszubauen, wenn sie den primitiven Denkformen, dem 
sogenannten. prälogischen archaischen Denken z. B. bei der 
Dementia praecox nachgehen und nachweisen wollen, daß die Denk- 
formen des Schizophrenen mit denen des Primitiven und des 
Kindes überraschende Ähnlichkeit haben. 
daß das bekannte Häckelsche biogenetische Grundgesetz, 
nach dem der Mensch in seiner eigenen Entwickelungsgeschichte 


Immer mehr zeigt sich, 


(Ontogenese) -noch einmal die Stammesgeschichte (Phylogenese) 
wiederholt, auch auf die geistige Entwickelung anwendbar ist, und 
daß wir hier und da Rückfälle in längst abgebaute oder überlagerte 
atavistische Urmechanismen vor uns sehen. 

Kehren wir nach dieser Absehweifung in psychiatrische Grenz- 
gebiete zu den neurologischen Fortschritten zurück, so ist über die 
Vagotonie ein paar Worte zu sagen. Seitdem dieser Begriff von 
Eppinger und Heß geprägt und scharf präzisiert worden ist, ist 
er aus Klinik und Literatur nicht mehr verschwunden. Eppinger 
und Heß gingen von.der Vorstellung aus, daß Vagus und Sympa- 


thikus, die wir ja auch sonst vom Herzen, von den Gefäßen, vom 


Magendarmtraktus her als Antagonisten kennen, sich im Zustand 
eines bestimmten dauernden Tonus befinden. Sie stehen normaler- 
weise in einem Verbältnis wie die beiden Wiegeschalen an einem 
Wagebalken und halten ein labiles Gleichgewicht. Ist dieses Gleich- 
gewicht durch Überwiegen des Tonus in dem einen oder anderen 
Nerven krankhaft gestört, so kommt es zu dem Krankheitsbild der 
Vagotonie und Sympathikotonie. 

Die vagotonischen Menschen zeichnen sich äus durch ver- 
langsamten Puls, P. irregul. respiratorius, Extrasystolen, ferner 
Pupillenenge, Salivation, Tränenfluß, Hyperidrosis; im Gebiete des 
Lungenvagus: Bronchialasthma, im Gebiete des Darmtraktus Hyper- 
azidität, mit Neigung zu Ulcus ventriculi, spastischer Obstipation, 
ferner Urtikaria als Ausdruck einer Endothelsekretion der dilatierten 
Kapillaren. Der Blutdruck sinkt durch Erschlaffung der Gefäße. 
Der. Sympathikotone ist ausgezeichnet durch Tacbykardie, 
Steigerung des Blutdrucks, Pupillenerweiterung, Hemmung der 


sekretorischen Mechanismen, Glykosurie. Dazu kommt eine Reihe 
pharmakologischer Prüfungsmethoden. 


trennt wissen wollten. Es hat sich aber in der Folge gezeigt, daß 
zwar ähnliche Bilder bei genauer Untersuchung des vegetativen 
Systems. anzutreffen sind, daB aber von einer Gesetzmäßigkeit nicht 
im entferntesten die Rede sein kann. Es ist ja auch von vornherein 


unwahrscheinlich, daß die Natur, die kein Schema kennt, sich in 
_ ein solches zwängen ließe. Man sah bald bei demselben Individuum 
beide. Züge nebeneinander vereinigt, wenn auch unter Hervortreten 


der einen Komponente, so z. B. beim Basedow, bei der klimakterischen 
Neurose, und es handelt sich bei diesen Gruppierungen wahr- 


 scheinlich um nichts anderes, als um das klinische Bild einer all- 


gemeinen vasomotorischen Neurose, bei der sich, offenbar unter dem 
Einfluß innersekretorischer Vorgänge, die einen oder die anderen 


| Das sind die beiden klini- 
schen Bilder, wie sie Eppinger und Heß voneinander scharl ge- 


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Symptome mehr in den Vordergrund schieben. Jedenfalls hat die 
Jehre von der Vagotonie außergewöhnlich befruchtend gewirkt. 


Sie hat uns in der Tat manche klinische Zusammenhänge wie die 
häufiee Kombination von Hyperazidität, Asthma bronchiale, Urtikaria 
hei dem gleichen Individuum und in der gleichen Familie. besser 
verstehen lassen. Und die Therapie hat mit der Anwendung des 
Adrenalins und Atropins und anderer Mittel, des Kalks, des Afenils 
aus dieser Lehre Nutzen gezogen. | | 

`- Auf einem anderen diagnostischen Gebiet bewegt sich die 
Methode der Enzephalographie, die, 1918 von Dandy an- 
gegeben und später von: Bingel weiter ausgebaut, immer mehr 
Anwendung zu finden scheint. Es handelt sich hier um die 
Siehfbarmachung der Subarachnoidealräume und speziell der Ven- 
tikel auf dem Röntgenbilde durch die Methode der Lufteinblasung, 
die Dandy mittelst der Ventrikelpunktion, Bingel dann mit der 
Lambalpunktion ausgeführt hat (eine nicht ganz ungefährliche 
und für den Kranken durchaus nicht etwa angenehme Metliode). 


- ‚Han sieht dann auf dem Röntgenbilde in der Tat mit überraschender 


Deutlichkeit insbesondere die typische Schmetterlingsfigur der nor- 
malen Seitenventrikel, deren Konfigurationsveränderungen, Ver- 
schiebungen, Verschlüsse usw., denn die Seitenventrikel sind ein 
außerordentlich feines Reagens auf zahlreiche Gehirnveränderungen, 
Tumoren. u. dergl., und in der Tat hat sich die Methode in der 
Differentialdiagnose von allgemeinen Zerebralerscheinungen, Urämie, 


‚Meningitis serosa und in der Lokalisation von ‘Tumoren und 
‘anderen Herderkrankungen, auch bei spinalen Prozessen häufig 
‚bewährt, Jedenfalls wird die Methode, die immerhin einen Ein- 


git bedeutet, nur in unklaren Fällen zur ‘Unterstützung heran- 


ziehen sein. 


 Begebe ich mich nun auf das therapeutische Gebiet, so 
misen wir jedenfalls bescheiden und allen Neuerungen gegen- 


über skeptisch und frei von Enthusiasmus sein. Ich muß davon 


absehen, etwa einzelnen neuen Antipyreticis und Antineuralgiecis, 


„die täglich auf den Markt geworfen werden, das Wort zu reden 


(häufig ist das Gute nur alte Form in einer neuen Hülle), aber 
an einem Mittel, das noch nicht überall ganz gewürdigt ist,. dürfen 


‚wir nicht vorübergehen, das ist das von Hauptmann in die 


Therapie der Epilepsie eingeführte Luminal. Man kann ruhig 
sagen, daß dieses Mittel das alte Bromkali fast ganz aus der 


‚ Bpilepsietherapie verdrängt hat. Es ist ihm zweifellos überlegen 


und ohne die unangenehmen Nebenwirkungen des Bromismus. Ich 


binde mich in Übereinstimmung mit Nonne u. a., wenn ich, sage, 


daß ich in den letzten Jahren das Brom gegen die Epilepsie kaum 


me nötig hatte, Freilich gehört auch hierzu eine gewisse Technik 


und Erfahrung. Man braucht in einzelnen Fällen oft nicht mehr 
als 2 X 0,05 = 1 Tablette von 0,1 pro die, die man ununterbrochen 
monatelang geben kann, in schweren Fällen bis 0,45, 0,6 pro die, 


die in kleinen Dosen auf den Tag verteilt, bei Epilepsia nocturna 


us besonderer Verstärkung der Abenddosis zu geben sind. Bei 
umotiviertem plötzlichen Aussetzen des Mittels setzt sich der Kranke 
e Rezidivgefahr aus. Bekämpft werden ebensosehr die großen 
epileptischen Krampfanfälle, wie die kleinen Absencen, das petit mal. 
Als eine Nebenwirkung ist die zuweilen störende Müdigkeit 
und Mattigkeit zu erwähnen, an die aber Gewöhnung erfolgt; selten 
an dem bei Veronal ähnlicher Hautausschlag. Das Mittel ist ein 
Abkömmling des Veronals und kann auch als Phenyläthylbarbitur- 
sure verschrieben werden, dort, wo man den Namen kachieren 
U. Das Luminal ist kein Heilmittel der Epilepsie, sondern ein 
‚u symptomatisches Mittel, aber als solches unschädlich auch bei 
gem Gebrauch, und zurzeit wohl das beste Antiepileptikum, das 
mir besitzen. Das geht ja auch daraus hervor, daß all die anderen 
' neuerer Zeit empfohlenen Mittel, wie die Nebennierenexstirpation, 
2A ebennierenbestrahlung, die `Xifalmiloh usw. kaum nennens- 
erten Anklang gefunden haben. i 
Par nen ‚ägenartigen Weg hat die moderne Behandlung der 
a ea) oe eingeschlagen. Die Geschichte der Paralysetherapie ist 
bi WS Sie wissen, eine Kette von Mißerfolgen und Enttäuschungen. 
ei a ‚meinen sollen, daß ein Leiden, das so bis fast in die 
ii Einzelheiten als chronische Infektionskrankheit durch die 
on isspitochäte enträtselt und bei dem die Mittel gegen die 
i RS in dem Salvarsan, Quecksilber und neuerdings Wismuth 
ahlreich vorhanden sind, man hätte, . sage ich, meinen sollen, 
nicht Therapie hieraus Nutzen gezogen hätte. Das ist leider 
Re: 3 all. Ich brauche hier nicht zu erwähnen, daß sowohl 
itel ; aralyse als auch bei der Tabes unsere bekannten Syphilis- 
e ganzen versagt haben. Das gleiche gilt wohl auch von 
ndolumbalen Behandlung mit Salvarsan und salvarsanisiertem 


g 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.28. E. 


Serum, die von Gennerich mit großem Enthusiasmus empfohlen 
wurde, wahrscheinlich aber auf falschen Voraussetzungen beruht, 
denn sie ist auf starke Gegnerschaft gestoßen, und die Erfolge 


haben im Stich gelassen. So ist man zu einer alten Methode, zu. ` 
der Fieberbehandlung der Paralyse zurückgekehrt, die .ja. schon 


früher in dem Tuberkulin und der Nukleinsäure gegen diè Para- 
lyse angewandt wurde. Im Jahre 1917 bat Wagner-Jauregg in 
Wien durch die Malariabehandlung der Paralysetherapie 
einen ganz neuen Anstoß. gegeben. Jedenfalls liegen die Dinge 
heute so, daß diese Behandlung in fast allen großen Kliniken und 
Irrenanstalten angewandt, und von günstigen Erfolgen berichtet wird. 

Die Technik ist im allgemeinen so, daß man als Infektions- 
quelle Kranke mit Tertiana, seltener tropischer Malaria verwendet, 
deren Blut (1 ccm) mit der Pravaz-Spritze von einem Malaria- 
kranken auf den Paralytiker intravenös überimpft wird. (Muß das 
Blut konserviert oder transportiert werden, so bedarf es einer ge- 
wissen Vorbehandlung.) Dann treten gewöhnlich 7—10 Tage nach 


der Impfung die ersten Malariaanfälle auf; man läßt dann 8—12 . 


solcher Fieberanfälle auf den Paralytiker einwirken (selbstredend 


unter dauernder Blutkontrolle und unter Berücksichtigung des All- 


gemeinbefindens, der inneren Organe usw., denn auch Todesfälle 
sind bereits in der Behandlung vorgekommen) und cöupiert dann 
durch die übliche Chinintherapie die künstliche Malaria, was ja 
mühelos gelingt. | 

Nun, die Erfolge dieser Behandlung lauten im allgemeinen 
günstig, wenn man sich auch einem übertriebenen Enthusiasmus 
durchaus .nicht hingeben darf, denn von einer Heilung der Para- 
lyse kann auch mit dieser Behandlung nicht die Rede sein. Günstig 
sind die initialen Fälle und die akuten Exazerbationen, die klassischen, 
expansiven, erregten Formen. Sie sollen im allgemeinen rascher als 
sonst abklingen. Körperliche Symptome werden wenig beeinflußt, 


wenn man auch eine Wiederkehr der Pupillenreaktion einige Male, `- 


vereinzelt ein Negativwerden des Wassermann gesehen haben will. 
Sehr wichtig ist, daß Bielschowski in 7 Gehirnen von ver- 


storbenen Malaria-geimpften Paralysekranken keine Syphilis-Spiro- 


chäten gefunden hat, während man sie sonst in der Hälfte oder 


&/, der Fälle zu finden gewohnt ist. Das macht doch sehr wahr- . 
scheinlich, daß die Syphilis-Spirochäte durch die Malariabehand-: 


lung abgetötet wird. | 

Wichtig für die Beurteilung der Besserung mit dieser Para- 
lysetherapie ist natürlich die Frage der Berufsfähigkeit. Die 
Erfahrungen lauten fast übereinstimmend dahin, daß der Prozent- 


satz der sogenannten Remissionen, auch der Vollremissionen bis 


zu völliger Berufsfähigkeit, erheblich über das hinauszugehen scheint, 
was man sonst bei der Paralyse zu sehen gewohnt ist. 50°/, und 
mehr der geimpften Fälle bekommen langdauernde Remissionen, 
die man schon bis zu 4jähriger Dauer gesehen hat. | 
Freilich dürfen Sie das alles nicht zu hoch bewerten, denn 
auch bei der sonst üblichen Salvarsantherapie in kleinen Dosen, 
wie ich sie in der Poliklinik anwende, sieht man, daß die Kranken 


mitunter lange Zeit berufsfähig bleiben, ob mit oder ohne Einfluß 


des Salvarsans, muß ich dahingestellt lassen, denn wir müssen 
eines bedenken: das Bild der Paralyse hat sich in den letzten 


' Dezennien (ob unter Abschwächung des Giftes oder der Luestherapie) 


zweifellos geändert; sie verläuft weniger stürmisch, im allgemeinen 
protrahierter, und das klassische Bild z.B. der Strümpellschen 
Darstellung mit der höchstens 2jährigen Lebensdauer entspricht 
gewiß nicht mehr den Tatsachen. — Jedenfalls gilt heute die 
Malariatherapie als die beste Form der Paralysebehandlung und 
sollte in den initialen Fällen durchaus versucht werden (natürlich 
der klinischen Behandlung vorbehalten). . rn 

(Es gibt hierbei noch manch interessante Frage zu lösen, z. B.: 
beruht vielleicht die eigentümliche Tatsache, daß manche Länder 
wie Indien und Ostasien — trotz syphilitischer Durchseuchung his 


zu 73°), der Bevölkerung — fast frei von Paralyse sind, auf einer 
Immunität, die durch dort einheimische Malaria hervorgerufen: wird?) 


In der chirurgischen Therapie der Nervenkrankheiten er- 


_ wähne ich zunächst kurz die Fortschritte in der Heilung peripherer 


und spinaler Lähmungen. Zu den älteren Methoden der Muskel- 


‘und Sehnentransplantationen hat. jüngst Katzenstein eine neue . 


Methode hinzugefügt für Fälle totaler Lähmung eines Gliedes, bei 
denen wir bisber machtlos waren, weil eben weder Beuger noch 
Strecker, oder bei totaler Beinlähmung, gar keine Kraftspender vor- 
handen waren.” In solchen Fällen nun bildet sich K. z.B. bei totaler 


Unterschenkellähmung (Tibialis und Peroneus) eine neue Sehne 
aus dem Quadrizeps, führt sie unter der Haut an den Peroneus . 
heran und läßt durch den Quadrizeps den Peroneus in Tätigkeit 


/ 


ewe I T T Te erento „2 
Z tap i 


Sehne mit dem Quadrizeps, ähnlich bildet er aus dem Musculus 


großen Gefäßen zum Zwecke der Heilung einer vasomotorisch- 


die keine Heilungstendenz auch bei längerer Bettruhe zeigten. 


. geführten Operation zu denken? Wir können uns erinnern, daß es 


folg an die vasomotorisch-trophischen Neurosen (Raynaud, Sklero- 


982 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


treten. Bei totaler Beinlähmung benutzt er sogar die Bauch- | Überzeugung, den Glauben beizubringen, daß etwas eintritt. Die 
muskulatur als Kraftspender und verbindet eine dort gebildete | ganze Hypnose beruht letzten Endes auf der Autosuggestion des 
'Hypnotisierten, und ich befinde mich ganz in Übereinstimmung mit 
Schilder, der sagt: die Hypnose ist eine Leistung der betreffenden 
Person, die in Hypnose kommt, und nicht des Hypnotiseurs. Es 
tritt eben der Vorgang ein, den die Versuchsperson erwartet, es 
tritt etwas Schlafähnliches ein, wenn die Person den Schlaf er- 


temporalis, dem Kaumuskel, einen Ersatz für den irreparabel ge- 
lähmten Fazialis. Seine Erfolge scheinen jedenfalls zu weiteren 
Versuchen zu ermutigen. | | 


Ich wende mich .nun noch zu derjenigen Nervenoperation, die 
in der letzten Zeit die Chirurgen und Neurologen am stärksten 
interessiert hat. Ich meine die von Higier angebahnte, von Le- 
riche (eigentlich Jaboulay-Leriche) in die Therapie‘ eingeführte 


der Hypnose, von denen der Kranke glaubt, daß sie eintreten 
Sympathektomie, d.h. die Sympathikusdurchtrennung an den 


müssen. Die ganze Kunst des Hypnotiseurs besteht darin, daß 


trophischen Störung. Das Wesen und die physiologische Grundlage 
der Operation kann ich am besten an Hand eines von Dr. Wolff- 
sohn und mir gemeinsam beobachteten und von ersterem operierten 
Falles klarlegen: 5 FRE, | 

34jähriges Mädchen, vor 14 Jahren infolge von Erysipel operativ 
behandelte Knochenvereiterung am rechten Talus. Seit der Operation 
bestand durch die Knochennarbe am Talus eine komplette Tibialis- 
lähmung mit totaler Anästhesie der Fußsohle, Lähmung der kleinen 
Fußmuskeln mit fehlender elektr. Reaktion, Krallenstellung der Zehen, 
vasomotorischen Störungen in Form von Hyperidrosis der Planta; seit 
11/, Jahren erst ein dann ein zweites mal perforant der Fußsohle, 


seur wünscht. Sind beide nicht identisch oder konträr, was eben 
schon vorkommt, so gelingt entweder der hypnotische Vorgang 


vorstellungen, krankhaften Hypnosen und was der Dinge mehr 
sind. Die Hypnose unterscheidet sich nur quantitativ und nicht 


qualitativ von der gewöhnlichen Wachsuggestion, die wir ärztlich 
fortwährend, teils bewußt, teils unbewußt ausüben. 


Es ist prinzi- 
. Person anschaue oder nicht, ob ich die Stirn oder die linke Fuß- 
sohle oder gar nichts berühre, ob ich mit oder uhne „Striche“ 
hypnotisiere, ob ich mich auf das Hypnotisieren intensiv konzen- 
triere, oder, was schon vorkommen kann, an alltägliche Dinge denke, 
immer ist nur das eine nötig, daß der zu Hypnotisierende an den 


Daher entschlossen wir uns bei dem nach den Kriegrserfah- 
a Eintritt der Hypnose und ihre Wirkung glaubt und sie sich einredet. 


rungen mindestens sehr zweifelhaften Erfolg einer Neurolyse bzw. 
Nervennaht des Tibialis zu einer Sympathikusdurchtrennung an der 
Art. femoralis nach Leriche, die Dr. W. ausführte mit dem Erfolge, 
daß nach 6 Wochen die trophischen Geschwüre völlig geheilt 
waren; das eine ist später noch einmal aufgebrochen, inzwischen 
aber wieder. in Heilung begriffen. 


Wie ist nun der physiologische Vorgang dieser vielfach aus- 


Ärztekreisen) und so viel Hang zur Mystik äußert, müssen solche 
Dinge klargestellt werden. 

Ich hoffe, Ihnen einen kleinen Überblick im Sinne des Vor- 
tragsthemas gegeben zu haben, wenn ich mir auch bewußt bin, 


daß das Thema an einem Abend nicht zu erschöpfen ist und von 
mir nicht erschöpft werden konnte. 


nach unseren jetzigen Anschauungen keine eigentlichen trophischen 
Nerven gibt, sondern daß die.Trophik auf dem sog. sensibel-vaso- 
motorischen Reflexbogen zustande kommt. Der Reiz läuft in den 
sensiblen Hautnerven zentripetal' zum Rückenmark, springt vom 
Rückenmark auf die vasomotorische Leitungsbahn über und verläuft 
dann im Sympathikus, und zwar mit den großen Gefäßen zentri- 
fugal. Auf dieser zentrifugalen Bahn im Sympathikusgeflecht der 
großen Stammgefäße unterbricht die Lerichesche Operation den er- 
höhten Nervenreizzustand, der von irgend einer Stelle, in unserem 
Falle von der Knochennarbe am Talus bzw. N. tibialis post. aus- 
gelöst wird, und führt so’ zur Heilung trophischer Veränderungen. 
Speziell unter dem Einfluß von Neuromen als Reizquelle hat man 
solche trophischen Störungen entstehen’ und durch die Sympathikus- 
durchtrennung heilen sehen. 

Das Indikationsgebiet dieser Operation ist inzwischen stark 
erweitert worden. Man ist nicht stehen geblieben bei den. Schädi- 
gungen durch Nervenläsion, man ist auch, wie es scheint, mit Er- 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
' (Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Deuische medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 21. 


Das Tebeprotin, ein aus Tuberkelbazillen gewonnener Eiweißkörper, 
hat, wie E. Toeniessen (Erlangen) ausführt, infolge seiner Eiweißnatur 
Antigencharakter, d. h. es wirkt wie alle artfremden Eiweißkörper bei 
parenteraler Zufuhr spezifisch auf die Zellen und führt zur Bildung von 
Antistoffen. Der Verfasser sieht aber die therapeutische Wirkung des 
Mittels nicht etwa in einer „Immunisierung gegen Tuberkulose“. Die nach 
Injektion abgetöteter Tuberkelbazillen im Blute der behandelten Tiere 
nachweisbaren Antikörper zeigen keinerlei Schutzwirkung gegen eine 
Infektion mit lebenden Tuberkelbazillen. Der Tierversuch zeigt, daß das 
Tier nur dadurch gegen eine Infektion mit Tuberkelbazillen geschützt 
werden kann, daß man es mit lebenden Tuberkelbazillen vorbehandelt, 
und daß diese Schutzwirkung nur so lange anhält, als lebende Tuberkel- 
bazillen im Tier vorhanden sind. Bei dem Menschen besteht eine „In- 
fektionsimmunität“ darin, daß durch das Vorhandensein lebender 
Tuberkelbazillen die Zellen des gesunden Gewebes in spezifischer Weise 
„umgestimmt“ oder „allergisch“ werden: sie reagieren mit verstärkten 
Abwehrerscheinungen gegen neu eindringende Bazillen. Aber eine bereits 
bestehende Tuberkulose läßt sich durch abgetötetes Antigen auf dem Wege 
der „Herdreaktion“ beeinflussen. Das tuberkulöse Gewebe reagiert auf 
Tuberkuline mit einer Steigerung von Abwehrvorgängen (Entzündung), die 
zu einer Begrenzung des Herdes und zur Vernarbung führen kann. Darüber 
hinaus dürfte das Tebeprotin auch eine zelluläre Umstimmung des gesunden 
Gewebes erzeugen. | | E 
Im Zitronensaft ist neben der antiskorbutischen Komponente 
(Vitamin C) nach B. Leichtentritt (Breslau) noch ein zweiter Faktor 
enthalten, den man als Vitamin D oder fettansatzfördernden Faktor be- 
. zeichnen kann. Der Zitronensaft wirkt auch günstig auf die Tuberkulose 
des Meerschweinchens, indem er die zelluläre Abwehrerscheinung gegen den 
_Tuberkelbazillus steigert (die Immunität bei der Tuberkulose beruht auf 
einem an die Zelle gebundenen Vorgang, auf Allergie). Dagegen brachte 
Lebertran wit seinem Vitamin A dem tuberkulösen Meerschweinchen 
nicht nur keinen Nutzen, sondern vielmehr oft direkt Schaden. 

Über das FPornetsche Tuberkulosediagnostikum (Aufschwemmung 
entfetteter und zerstörter Tuberkelbazillen) berichtet Leon Kogan (Kowno 
[Litauen]. Diese Aufschwemmung wird durch Serum Tuberkulöser, von 
der Verdünnung auf 1:200 und höher, agglutiniert werden (die mit bloßem 
Auge sichtbare Flockung besteht aus agglutinierten Tuberkelbazillen). 


Dieser positive Ausfall der Probe macht die Diagnose der Tuberkulose 
wahrscheinlich, 


dermie, Akroparästhesien) schließlich auch an das intermittierende 
Hinken herangegangen, alles Zustände, die ja auch einem irgend- 
wie oder irgendwo entstandenen Reizzustand im vasomotorisch- 
trophischen Reflexbogen ihre Entstehung verdanken. Die Erfolge 
hierbei lauten in jedem Falle ermutigend. | 

Brüning ist sogar dazu übergegangen, zur Beseitigung angio- 
spastischer Zustände (Angina pect. vasomotoria, Hemikranie usw.), 
ja sogar des Glaukoms, eine Exstirpation des Hals- und Brust- 
sympathikus sowie Sympathikusdurchtrennung an der Karotis aus- 
zuführen. Ich glaube, daß wir von dieser Operation noch manches 
Nützliche erwarten dürfen. 5 

Die Fortschritte in der Psychotherapie werde ich heute außer | 
Betracht lassen. Sie würden allein einen Abend füllen. Ich möchte 
nur zum Schluß, im Gegensatz zum Vortragsihema sagen, was ich 
für keinen Fortschritt halte. 

Es ist m. E. kein Fortschritt, wenn man in bezug auf die Hyp- 
nose hier und da wieder Anschauungen liest, nach denen die Hypnose 
auf irgendwelchen körperlichen Übertragungen, mesmerischen Strichen 
alten Stils, auf einem uns unbekannten Fluidum beruhen soll, das 
vom Hypnotiseur aul den Hypnotisierten, z. B. mit der sogenannten 
„Stirnnackenhand“ (Haupt) übergehen soll. Es kann nach meiner 
Meinung von diesen Dingen keine Rede sein. Wer häufig und mit 
verschiedenen Methoden zu hypnotisieren gewohnt und geübt ist, 
muß wissen, wie wenig es schließlich auf irgendeine spezielle 
Technik, auf irgendeine Berührung, auf eine besondere Gedanken- 
konzentration des Hypnotiseurs, sondern einzig und allein darauf 
ankommt, daß man imstande ist; dem zu Hypnotisierenden die 


| = | 13. Jali 
. a 


wartet, und es realisieren sich die Phänomene und Eingebungen in 
eben die Autosuggestionen: die Richtung haben, die der Hypnoti- ` 


nicht, oder es kommt zu unbeabsichtigten Gegenwirkungen, Angst- 


piell völlig gleichgültig, ob ich zur Erzielung der Hypnose die | 


In einer Zeit, die so viel parapsychische Tendenzen (auch in ' 


ee Zr 


` viel geringeren Zahl wirklicher Bazillenmassenausscheider. 


eingesandt werden. 


r 


13: Joli 


Die experimentelle Erzeugung von Disposition zur Tuberkulose 


E Bleivergiftung ist Karl Kißkalt und Franz Schütz (Kiel) nicht 
' gelungen. 


Die erhöhte Erkrankungsziffer an Tuberkulose bei Arbeitern in 
Bleiberufen dürfte daher nicht auf das Blei, sondern auf andere Ursachen 
zurückzuführen sein. | 

Über den Serumkalkspiegel bei Lungentuberkulose berichtet 
W. Zimmermann (Görbersdorf). Die Kalkspiegelwerte sind unabhängig 
von der Nahrungsaufnahme. Zuführung von Kalk hat-also keinen Einfluß 
auf den Kalkspiegel. Selbst intravenöse Kalkzufuhr verändert den Kalk- 
spiegel nur vorübergehend auf einige Stunden. Bei der chronischen Lungen- 


' tuberkulose hat der Organismus ebenfalls das Bestreben, den Kalkspiegel 


konstant zu erhalten. Ante exitum ändert sich der Kalkspiegel, die Werte 


liegen teils oberhalb, teils unterhalb der normalen Schwankungsbreite. Es 


ist dies ein Ausdruck des Verfalls. 
;  Aufdie große Bedeutung der Senkungsreaktion weist Rudolf 
Wachter (Scheidegg) hin. 


anderen Methoden sehr"wertvoll ergänzen, aber niemals ersetzen. Bei der 


| ‚Therapie ist uns die Senkungszahl ein die klinische Beobachtung an Fein- 


heit oft übertreffender Maßstab dafür, ob und wie stark der Körper reagiert. 


Mit Hilfe der Senkungszahl kann man davor bewahrt bleiben, einen Fall 


‚gerade in dem Augenblick günstig zu beurteilen, wo sich unmerklich schon 
wieder ein neuer Krankheitsschub vorbereitet, oder einen Fall aufzugeben, 
wo der Körper des Infekts Herr zu werden beginnt. 

Kein Tuberkulosekranker darf, worauf J. E. Kayser-Petersen 
(Jena) hinweist, das Sprechzimmer seines Arztes verlassen, ohne über 
Namen und Art seiner Krankheit aufgeklärt zu sein. Ob jemand an 
Krebs oder Arteriosklerose leidet, ist für seinen Mitmenschen vom rein 
ärztlichen Standpunkt aus völlig belanglos. Diese Kranken sind als Einzel- 
wesen anzusehen. Ein Tuberkulosekranker aber muß als Gesellschafs- 
wesen behandelt werden; seine Krankheit ist für die Umgebung keineswegs 
gleichgültig. - 

Nach P. Schmidt (Halle a. S.) kommt es für uns in heutiger Zeit 


. nicht sowohl auf die Einbeziehung aller klinisch feststellbaren Tuberkulose- 


fälle einschließlich der „geschlossenen Formen“ in die prophylaktische 
Fürsorge an, als vielmehr auf eine ganz besonders intensive Betreuung der 
Diese hoch- 
gefährlichen Infektionsquellen müssen herausgefunden und unschäd- 
lich gemacht werden. Natürlich muß für eine öftere Wiederholung der 


Sputumuntersuchungen Sorge getragen werden. Es muß aber nicht Nasen- 


tachensekret, sondern wirkliches Bronchialsekret aus der Tiefe 
F. Bruck. 


Wiener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 20—22. 

Nr. 20. Über psychiatrische Untersuchungen kindlicher Ungezogen- 
heiten berichten J. Feldner und E:Laz ar(Wien). Sie stellten bei der Neigung 
am Zerstören Beziehungen zu allen Formen der Psychosen und Psycho- 
neurosen fest.. Es ist eine rein psychogene Erklärung dieses Phänomens 
micht möglich, vielmehr sind die individuelle Konstitution bzw. konditionale 
Veränderungen maßgebend. 

‚  ZumVerständnis der Einschlafstörungen der Kinder führt J.K. Fried- 
jung (Wien) Fälle an, die zeigen, daß es sich besonders bei kleineren 
Kindern um absolute Verluste handeln kann (Entfernung einer Person aus 
dem Schlafzimmer), In anderen Fällen liegt die Ursache neben dem Ver- 
luste eines Liebesobjektes in einer frisch erregten Sexualneugierde (Wieder- 


' heirat der verwitweten Mutter usw.), 


Über idiopathische Anorexie äußert sich Fr. v. Gröer (Lemberg) 
und versteht darunter einen chronisch auftretenden Zustand, bei dem sich 
außer mehr oder minder großer Nervosität und neuropathischer Veranlagung 
ji pathologischer Befund, insbesondere am Verdauungsapparat, zur Er- 
er Appetitlosigkeit nicht finden läßt. Die Ursache ist sicher sehr 
omplizierter Natur. Fohlerhafte Erziehung und nervöses Milieu spielen 
neben irrationeller Nahrung eine Rolle. Die Therapie besteht in Milieu- 


ve quantitativem Speisezettel mit strenger Einhaltung der Mahlzeiten. 


neben wirken Bäder, Lichtbehandlung, ev. ein Stomachikum gut. 
Zur Hutchinsonschen Zahnanomalie bemerkt K. Hochsinger (Wien), 
° zwar in der großen Mehrzahl bei kongenital Luetischen angetroffen 
Ned Na ‚mit anderweitigen Zeichen dieser Erkrankung. Das 
aa iR treten ist für Lues nicht beweisend, da die Zahnanomalie in 
genital KEA einer früh erworbenen Rachitis beruht, die gerade kon- 
à ln stische Kinder fast immer und dann sehr früh befällt. 
Rind: Beitrag zur Kontrolle der Wirksamkeit einiger gebräuchlicher 
ne nskhoden des Keuchhustens liefert K. Kassowitz (Wien). 
ung 2: awel Kinder unter gleichen Bedingungen mit und ohne Behand- 
Stellen ne und konnte keins objektiv nachweisbare Wirkung fost- 
Ätherth nsewandt wurde Luminal, kombiniert: mit Natr. bromat., die 
rapie, Chinidin, Antipyrin und parenterale Proteinkörpertherapie. 


ab si 
vird, 


| a 1924 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Ni. 28. . 


Die Erythrozytensedimentierung kann die . 


983 


Über eine besondere Form des Erbrechens bei Neugeborenen be- 


richtet R. Lederer. Es handelt sich um Fälle, wo das Erbrechen sofort 


nach der Geburt in verschiedenem Grade einsetzte. In leichteren Fällen 
wird nicht alles erbrochen und es tritt spontane Heilung ein, in schwereren 
wurden die gesamten Erscheinungen durch eine Magenspülung behoben. 
Verf. glaubt deshalb, daß die Ursache in epithelialen Verklebungen der 
Schleimhaut des Magenausganges gelegen sei, die durch Spülung gelöst 
werden. 

Nr. 21. Isolierte Sehnervenatrophie im Kindesalter ist nach J. Zappert 
auf eine überstandene Meningitis serosa zurückzuführen, da diese leichter 
und häufiger zur Stauungspapille, deren Folge bei zu langer Dauer die 
Atrophie ist, als die Meningitis cerebrospinalis führt. Verf. macht deshalb 
auf die Wichtigkeit rechtzeitiger Lumbalpunktionen aufmerksam. Zu 

Versuche mit der therapeutischen Anwendung des bakteriophagen 
Lysins bei Kinderkrankheiten machte H. Lehndorff (Wien). Behandelt 
wurden Fälle von Kolizystopyelitis, und zwar wurden die Bakteriophagen 
intravesikal verabreicht. Lokale Beschwerden oder allgemeine Reaktionen 
wurden nicht beobachtet. Verf. warnt vor subkutaner Verabfolgung, da 
sich im Lysat auch Endotoxine befinden. Die Resultate waren sahr ver- 
schieden, einige Fälle heilten, einige blieben unbeeinflußt. Verf. sieht die 
Schwierigkeit in dem Resistentsein bzw. -werden der Erreger. Es müssen 
deshalb diese lysinsensibel gemacht werden, ferner müssen polyvalente 
Bakteriophagen hergestellt werden. | | 

Zur Diagnostik des Wundscharlachs weist C. Leiner (Wien) auf 
die Wichtigkeit des von Schulz-Charlton angegebenen Auslöschphänomens 
hin. Dies besteht darin, daß Normal- oder Rekonvaleszentenserum (nach 
d. 21 Tage) nach intrakutaner Einspritzung bei einem Scharlachkranken 
das Exanthem nach 6—8 Stunden auslöscht, was Scharlachserum nicht tut. 
Mit dieser Methode konnte Verf. nachweisen, daß es sich bei dem sog. 
Wundscharlach um echten Soharlach handelt. 

E. Nobl (Wien) macht auf das Auftreten von Bronchostenose in- 
folge von Bronchialdrüsentuberkulose aufmerksam. Sie kann sich schnell 
entwickeln und bedrohliche Erscheinungen machen. Das Röntgenbild zeigt 
mitunter einen dattelförmigen Schatten im Hals des Mittelschattens an der 
Trachea. Es besteht inspiratorischer Stridor, freie Stimme. Aus dem Ver- 
halten des Pirquet läßt sich die Diagnose meist stellen, da dieser bei 
ähnlichen Zuständen infolge von Fremdkörpern negativ ist. 

Auf das gar nicht so seltene Bild der Pneumokokkenperitonitis 
macht H. Salzer. (Wien) aufmerksam. Obwohl eine Abgrenzung gegen 
die kryptogenetische Streptokokkenperitonitis nicht immer möglich ist, läßt 
sich die Diagnose häufig doch stellen. Auffallend ist der geringe objektive 
Befund im Verhältnis zu dem schweren Krankheitsbild. Die Therapie soll 
eine abwartende sein, und der Eingriff darf erst unternommen werden, 
wenn man Exsudat oder einen Abszeß nachweisen kann. Bis dahin wird 
intravenöse systematische Strophanthintherapie zur Stützung des Herzens 
empfohlen. Die Prognose der Frühoperation ist, besonders bei Mädchen, - 
so schlecht, daß sie gegen diese spricht. 

L. Moll (Wien) überzeugte sich davon, daß die laktierende Mamma 
erhöhte Temperatur aufweist gegenüber der Achselhöhle, und zwar beträgt 
der Unterschied etwa 0,5—0,8°%. Verf. empfiehlt die Messung zwischen 
Thoraxwand und Mamma als Gradmesser der Funktion. (Die Temperaturen 
betragen durchschnittlich: Achselhöhle 36,5—36,8°, Brustfalte 37— 37,80, 
Rektum 36,8—37,2°.) | 

Nr. 22. H.Winiberger (Wien) macht auf die Premdkörperpneumonie 
im Kindesalter aufmerksam. Die Aspiration macht zuerst stürmische Sym- 
ptome, solange der Fremdkörper beweglich ist. Mit der Fixierung tritt 
eine Ruhepause ein, dann folgt entweder Abszedierung oder chronische 
Bronchitis bzw. Pneumonie mit jahrelangem Siechtum. Bevorzugt ist der 
rechte Unterlappen. Die Röntgenaufnahme bringt in sehr vielen Fällen 
Klarheit und die Entfernung gelingt mit der Bronchoskopie. Differential- 
diagnostisch kommt in chronischen Fällen Tuberkulose in Frage, in akuteren 
Fällen Krupp, Pseudokrupp oder Kompression der Trachea durch Drüsen 
oder Senkungsabszesase. 

Zur Pathogenese der Angina pectoris und den physiologischen 
Grundlagen ihrer chirurgischen Behandlung bemerkt Danielo polu 
(Bukarest), daß man statt in der Sklerose der Koronargefäße in der un- 
genügenden Durchblutung des Herzmuskels und der damit verbundenen 
Intoxikatiom des Herzmuskels durch Ermüdungsstoffe die Ursache der Er- 
krankung zu suchen habe. Die sensiblen Fasern des Thorakalmarkes yer- 
mitteln den Schmerz, ihre Durchschneidung beseitigt zwar diesen, aber 
nicht die Ursache. Dazu ist die Durchschneidung der pressorischen Nerven- 
fasern zur besseren Durchblutung notwendig. Diese werden am yoll-- 
kommensten getroffen, wenn man die Nervenfasern oberhalb des Ganglion 
cervicale inf. durchschneidet. Die Sympathectomia cervico-thoracalis lehnt 
Verf. ab, da zuviel fördernde Nerven durchschnitten werden, was kranke 
Herzen schwer schädigen kann. Muncke. 


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` Berührung beider Pleurablätter erzielt. 


‘haben. Vielmehr sind fest abschließende, komprimierende Verbände zur 


Behandlung in den Vordergrund zu stellen, auch ohne Rücksicht auf die 
; Eiterung. 


-1924 — ME DI ZINISCHE_KLIN IR — Nr. 28. 


Wiener klinische Wochenschrift 1924, Nr. 19—21. 


Nr. 19. Zum Problem des Fieberiypus teilt H. Schur- (Wien) Beob- 


achtungen bei Impfmalaria mit. Er beobachtete, dauernd mannigfaltige 
Blatbilder, wo eine Abhängigkeit zwischen Entwicklungsstadium der Erreger 


und Fieberanfällen in der bekannten Weise nicht bestand. Verf. führt das 


regelmäßige Auftreten der Anfälle. ohne gleiche regelmäßige Entwicklung 
der Plasmodien usw. auf eine „refraktäre Phase“ des Organismus dem 


' Infekt gegenüber zurück. Daher kann’ in frischen Fällen natürlich der 


Ablauf der Entwicklung des Erregers den Fiebertypus bestimmen, schließlich 


. kann bei zunehmender Streuung in der Entwicklung die Reaktionsart des 


Organismus allein‘ maßgebend sein. Ähnliche ‘Verhältnisse möchte Verf. 


auch für das intermittierende Fieber bei Sepsis, Tuberkulose usw. annehmen. 


\ 


Bezüglich der Frage, ob eine syphilitische Mutter ihr gesundes 
Kind stillen darf, erklärt M. Hesse, daß das Kind der Mutter nicht über- 


lassen werden darf, wenn auch nur die ‚geringste Infektionsmöglichkeit be- | 
‚steht. Denn eine Immunität solcher Kinder besteht, entgegen früheren 


Annahmen, nicht. Ferner macht Verf. darauf aufmerksam, daß auch eine 


>, Infektion durch die Milch selbst möglich ist. 


Über den. Vagusdruckversuch berichtet D. Schert (Wien). Er 
machte bei einem Patienten, dem infolge Operation wegen Angina pectoris 


der Vagus an einer Seite. durchschnitten war, die Beobachtung, daß der ' 
- Versuch prompt gelang. Verf. hält dies für.einen Beweis- der Reflexnatur. 


des Versuches, dessen genauen Weg man noch nicht kennt. 
Zur Frage der Binttransfusion bemerkt B. Breitner zusammen: 


- fassend, daß die Adrenalin-NaCl-Infusion. bei akuten Anämien in sehr vielen - 
Fällen genügt und die Gefahren der Bluttransfusion vermeidet. Als letztes 


Mittel ist jedoch diese auch bei akuten Anämien, indiziert, während sie zur 
Therapie von Blutkrankheiten an erster Stelle steht. Die Methode von 


Oehlecker mit serologischen Vorproben und biologischem Versuch wird 
als bestes Verfahren empfohlen. 


Nr. 20. K.Nather (Wien) empfiehlt auf Grund klinischer und experi- 


menteller Studien die Anwendung eines exspiratorischen Ventiltroikarts zur 
Behandlung des parietalen Ventilpneumothorax, wie er nach Trauma bzw. 


bei Operationen auftreten kann. Allerdings darf keine stärkere Blutung | 


aus dem Lungengewebe vorliegen. ‚In allen Fällen wird eine vollständige 


Den Einfluß des Jods auf den Stoffwechsel prüfte P. Liebesny 


(Wien) mit Hilfe der Grundumsatzbestimmung. Verabreicht wurden kleine 
Eine Jod- 


Dosen, wie sie zur Behandlung der Struma empfohlen wurden. 
überempfindlichkeit zeigte sich sowohl bei gesunden, wie auch bei allen 
‘Arten von Strumen in schnellem Anstieg des Grundamsatzes, während die 


_ erfolgreiche Therapie im Sinken des Grundumsatzes ihren Ausdruck fand. 
Bei solchen Strumen, die mit Hypofunktion einhergehen, tritt nach Jod- | 
| gaben Stoffwechselsteigerung ein. Bei Hyperthyreosen und Basedow wirkt | 
‚oft eine Kombination von Jod und Thymuspräparaten günstig. 


- Erfahrungen über die Malariabehandlung der progressiven Paralyse 
teilt R. Untersteiner (Innsbruck) mit. Die größere Zahl der behandelten 
Fälle zeigte eine deutliche Besserung über längere Zeit. Eine Beeinflussung 
der serologischen Proben wird gar nicht bzw. in geringem Maße festgestellt. 
Nur Pleozytose und Phase I nahmen ab. Ein Einfluß der Fieberstunden 
auf den Grad der Remission konnte nicht festgestellt werden. 


Zur Psychologie und Klinik malariabehandeiter Paralysen berichtet | 
P. Schilder, daß scheinbar für das Zustandekommen der: Delirien bei. 
den Fieberattacken der Patienten neben dem Fieber und dem : infektiös- 
toxischen Material auch die Sonderart des Gehirns eine Rolle spielt. In 


einem Falle wurde ein paranoisches Zustandsbild bei einer vorher einfach 


dementen Patientin nach Ablauf der Kur beobachtet, das Verf. aus der. 


durch die Malariainfektion bedingten veränderten Arbeitsweise des Gehirns 
und der Änderung des paralytischen Prozesses (Biologie der Spirochäten) 
erklärt. Ferner beobachtete Verf., daß geheilte Patienten in den Erleb- 


nissen ihrer Psychose nichts zu ihrer Persönlichkeit Gehöriges erblicken, 


während remittierte Schizophrene ihr psychotisches Erleben meist als Teil 
ihrer Persönlichkeit empfinden. 


`- Untersuchungen über die Bakterienflora des Ulcus cruris von: 
W. Löwenfeld (Wien). ergeben, daß sich die Bakterien verschiedenster 


Art nur in den oberflächlichsten Schichten aufhalten, da die natürlichen 


Abwehrkräfte des Granulationsgewebes sehr stark sind. Deshalb kommt - 


weder der Art noch der Anzahl der Keime eine größere Bedeutung für den 
Verlauf zu, weswegen desinfizierende Maßnahmen keine Aussicht auf Erfolg 


Nr.21. Die, schon von Laewen aus differentigldiagnostischen Gründen, 


angewandte paravertebrale Injektion (p. I.) benutztenF. Brunn und F. Mandl. 
(Wien) zur Bekämpfung viszeraler Schmerzen. Injiziert wurden 10—15 com 
einer 0,5°/,igen Novokainlösung, wodurch die Rami communicantes eines 


verhältnismäßig günstige Prognose. 
nicht ungünstige Dauerergebnisse. 


. Eierstöcke sind nicht Absonderungs-, sondern ‚Speicherungsstoffe. 
ist anzunehmen, daß der gelbe Körper eine hemmende Wirkung auf 


Sinta und damit die Schmerzleitung von einem intraabdominellen 

Organ unterbrochen werden. Bei Cholezystitis wurde in Höhe des IX. Dorn- 
fortsatzes rechts eingespritzt. 
Beschwerdefreiheit ein, die mehrere Monate anhielt. 
Appendixschmerzen wurde die p. I. nicht angewandt, dagegen mit ziemlich 
| gutem Erfolg bei Angina pectoris, 
Nur bei Injektion in D. IV kam es zu länger dauernder Dyspnoe mit Fieber. 
Verf. empfiehlt die p. I. bei solchen Fällen, wo die üblichen gefäßerweiternden - 
internen Mittel versagen, und wo die operative Behandlung in Aussicht 
‚genommen ist, 

‚ Magensäurewerte vor und nach Eingriffen am Gallensystem unter- ` 
suchten P. Watzel-Wiesentreu und F. Starlinger (Wien). Sie fanden, 
‘daß bei ungestörtem Gallenabfluß in den Darm eine Steigerung, jedenfalls 
keine. Erniedrigung der Magensäurewerte eintritt, 
der Galle nach außen diese Werte sinken. 
'erkrankung an sich ist ohne nennenswerten Einfluß. 


Hier wie auch bei Nierenkoliken . trat 
. Bei Magen- und 


Injiziert wurde im Dorsalsegment I—IV. 


Die Art der Gallenblasen- 


In einem teilweisen Ausbleiben eines Inetischen Exanthems nach 


| Muncke, 
- Zentralblatt für Chirurgie 1924, Nr. 21. 
Zur: Biologie der „Narbe“ und ihrer Schicksale und über die 


Wirkung der Pepsinbehandlung berichtet Payr (Leipzig). . Das Pepsin 
verdaut weder reifes noch junges in Narbenbildung begriffenes Bindegewebe, 5 
aber es verhilft dem, was aus der Narbe fortgehört, zu rascherem Abbau. 
| Die Narbenerweichung wird durch die mechanisch dehnende Aufschwemmung . 

eingeleitet und befördert durch die Steigerung . der natürlichen Ferment-- 
abbauvorgänge. Dabei genügt ein sehr geringer Gehalt an Pepsin. In die 
Spritze werden 1—2 Teilstriche 1°/,iger Pepsin-Pregl-Lösung aufgesaugt 
und der Rest der Spritze mit-1/,°/,iger Novokain-Adrenalinlösung gefüllt. 
` Bei der Operation des Rektumkarzinoms ist nach Küttner (Breslau) `- 
nicht in jedem Falle der Sphinkter zu opfern. Das hochsitzende - 
Rektumkarzinom verhält sich im Gegensatz zu dem ungünstigeren tief- 
sitzenden Rektumkarzinom wie ein echter Dickdarmkrebs und teilt dessen 


Die konservative Sakraloperation hat | 


An dem Resektionsmaterial der Bres- 
lauer chirurgischen Klinik wurde bei 24°/, eine Dauerheilung von über 


5 Jahren erzielt, und die -Hälfte dieser Kranken hat eine volle Fonuna 


so daß -sie arbeitsfähig bleiben konnten. 


Die plastische Operation abstehender Ohren nach Gersuny wird 


von Biesenberger (Wien) in der Weise ausgeführt, daß an der hinteren 
.Fläche der Ohrmuschel ein halbkreisförmiger Hautlappen ausgelöst wird. 
‚Aus dem Knorpel werden einige schmale, dem Obrrande parallel laufende 


Streifen ausgeschnitten und außerdem rechtwinklig dazu weitere 


| schmale Streifen. Dadurch läßt sich die Ohrmuschei an den Schädel an! 
legen, so daß der Knorpel an dem Periost des Felsenbeins angenäht werden 


kann. Die Operation wird in Lokalanästhesie mit ausgiebiger Durchspritzung 
des Knorpels und der Haut ausgeführt. K. Bg. 


‚Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 21 und 22. 


Nr. 21. Bau und Funktion des Corpus luteum bespricht Jaffe 
(Frankfurt a. M.). Die höchste Entwicklung der Granulazellen und der 
größte Gehalt an Lipoiden wird gefunden zu einem Zeitpunkt, an dem die 


Menstruation längst abgelaufen ist. Der Lipoidgehalt hat also keine 


Bedeutung für die Auslösung der Menstruation. Die Lipoide der 


die Menstruation hat. Das menstruationsauslösende Moment ist die 


Follikelflüssigkeit, welche auf dem Umweg über das Peritoneum re- 


sorbiert wird. Follikelflüssigkeit und gelber Korpo wirken. also gegen- 
sätzlich auf die Menstruation ein. 


Dagegen 


+ 


während bei Ableitung 


Die Entstehung von Schokoladenzysten aus heterotopen Epithel- 


wucherungen des Ovars bespricht Oettingen (Heidelberg). 
Oberflächenepithel des Eierstocks ausgehend, bildet sich in der Tiefe eine 
Gewebsinsel von dem Bau der Uterusschleimhaut. Diese Wucherung macht 


die Menstruationsvorgänge mit und es kommt zu Blutaustritten und zur: 


Bildung von Zysten. Wenn diese platzen, so werfen sie der Uterusschleim- 


haut ähnliche Gewebsteile aus, welche zu sekundären Einpflanzungen in. 


das Bauchfell führen. 
ber den Einfluß der Aortenkompression auf die Spontanbewe- 


gungen des Kaninchenuterus haben Mikulicz-Radecki und Lueg 


Von dem . 


u Su FR 18, Jdi 


t 


Thermophorapplikation ist, nach A. Perutz (Wien), kein partieller Heilungs- 

vorgang zu erblicken, sondern die durch Thermophoryverbrennung geschädigte 
Haut ist unterempfindlich gegen mechanische, thermische und toxische Reize, 
Es liegen Störungen der Gefäßnerven und der Exsudationsvorgänge vor. 


Aus diesen Gründen konnte die Veränderung durch die Spirochäten nicht ` 
eintreten. 


4 


-~ ‚derEihüllen hindurch war das Netz in die Gruben und Hohl- 


gene A 


En. (Sei Baar a Fi mr et an 


Abderhaldenschen Reaktion ein praktisch brauchbares Verfahren ausge- 
beitet hat. Es ist gelungen, das serologisch hochmolekulare Eiweiß, 


des Kindes vorausgesagt werden. 


- Prüchten berichten Scheid und Bukofzer aus der chirurgisch-gynäko- 


"taschiebungen geben ungünstige Aussichten auf Heilung. Für die Be- 
handlung ergab sich, daß das Yatren-Kasein die schweren Fälle von 


‚Mr Abkreiber und Abtreiberin bestraft werden, die Mutter des werdenden 


| wr, welche die Gefäße 


‚ Modukten, Peptonen. 


13. Joli i a 0.19%. MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


(Leipsig) experimentelle Untersuchungen angestellt. Die Bewegungen der 


. Gebärmutter werden an den in Urethannarkose befindlichen Tieren auf- 


gueichnet, Nach der Abklemmung der Aorta verschwinden die Bewegungen 


limäblich vollständig. Die Aortenabklemmung hat also infolge der Blut-- 


sparo eine schädigende Wirkung auf die Tätigkeit der Gebärmutter. 
"Darch die Aortenkompression wird beim Menschen die Gefahr hervorgerufen, 
eins bereits bestehende Atonie der Gebärmutter noch zu verstärken. 

Schwangerschaft und Karzinom bespricht Kok (Freiburg) nach 
Versuchen am Mäusekrebs. Die Trächtigkeit verleiht den Mäusen einen 


Sohutz gegenüber der Impfung mit Mäusekrebs, der sich in verschiedener 


Stärke über die Schwangerschaft hinaus erhält. Einen ebensolchen Schutz 
gegen spätere Geschwulstimpfung verleiht eine Bestrahlung der Mäuse 
mit Röntgenstrahlen von ganz geringer Dosis. Man kann also durch 
Strahlenwirkung und durch Schwangerschaft Mäuse gegen Krebs 
schützen. 
Zur serologischen Geschlechtsbestimmung des Kindes im Mutterleib 
wicht Lüttge (Halle) die vorläufige. Mitteilung, daß er wit Hilfe der 


quantitativ niederzuschlagen und die Spaltprodukte vollständig zu ®ex- 
tnhieren. Durch den Nachweis von Stoffen des Hodens im mütter- 
liehen Serum konnte während der Schwangerschaft das Geschlecht 


Über das Verhalten des großen Netzes gegenüber ektopischen 


logischen Abteilung des Krankenhauses Berlin-Lichtenberg. Nach Aus- 
fäumung eines Aborts im dritten Monat wurde eine Kranke wegen links- 
seitigen Adnextumors zur Operation eingeliefert. Nach Eröffnung des 
Banches fand sich ein breiter Netzstrang mit der hinteren. Wand der 
Gebärmutter fest verbacken. Nach Lösung des Netzes fand sich in dem 
Konglomerattumor eine Frucht im dritten Monat und durch die Lücken 


räume der Frucht eingedrungen, als Schutzorgan und als Resorptions- 
ogan Die Frucht war durch ein Loch in der Gebärmatter in die Bauch- 
fühle ausgetreten, 

Die septischen Allgemeininfektionen, ihre Prognose und die Be- 
örfellung medikamentöser Behandlung durch das Hämogramm bespricht 


Sommer nach den Erfahrungen der gynäkologischen Abteilung des Rudolf 


Vircbow-Krankenhauses (Berlin). Für die Auswertung des Blutbildes bei 
Septischen Erkrankungen ist es wichtig, daß die Zählungen stets vom 
gleichen Untersucher ausgeführt werden. Bei den Übergängen der 
Myelayten zu den Jugendlichen, der reiferen Jugendlichen zu den Stab- 
kemigen zählen verschiedene Auszähler verschiedene Werte. Links- 


Sepsis Dicht beeinflußt und daß auch das Rivanol 0,5: 300,0 intravenös 
eingespritzt versa gt. i 


Zur Fortpflanzungsregulierung macht Eberhard (Baden-Baden) . 


den Vorschlag, versuchsweise für 3-Jahre ein Gesetz einzuführen, wonach 


des aber nicht, 


Nr. 22. Zum Eklampsieproblem führt Hülse (Halle) aus, daß die 
"enlichsten Erscheinungen der Eklampsie, insbesondere die Blutdruck- 


Steigerung, auf dem Gehalt des eklamptischen Blutes an Pepton be- 
üben, Der Blut | 


Weder die Blut 


a. können auf gefäßzusammenziehend wirkende Stoffe im Blute 
egeführt werden, Dagegen kommen in diesen Fällen im Blute Stoffe 
rregbarkeitsteigern. Diese Sensibilisierung 
gemessen an der Stärke der Blutdrucksteigerung, welche 
‚zung von Adrenalin eintritt. Es fanden sich bei Fällen von 
ampele im Blutserum beträchtliche Mengen an höheren Eiweißspalt- 
Danach handelt es sich sowohl bei der akuten 
wie auch bei der Eklampsie um einen durch Pepton- 
allgemeinen Gefäßkrampf. ZZ 


8 Blutes wird 
aaoh Einspritzun 


Glomerulonephritis 
Wirkung bedingten 


klampsie und Epilepsie hat Rud. Stefan Hoffmann (Wien) bei | 


mi hwangersch 
No an Krämpfen 
dung t 


alten an einer Frau beobachtet. Die Frau hatte vorher 
gelitten und machte teils vor, teils während der Ent- 


ersetzt durch Anf älle 


dig erste Eklampsie nr der Art der Epilepsie. Angenommen wird, daß 


m Boden für a: as Gehirn in einen Reizzustand versetzt hat, welcher 
Akute ER spätere Epilepsie vorbereitete. 
(Königsberg) ransitorische Erblindung post partum berichtet Fink 


Seracormin ei Wegen Blutung nach Auslösung der Nachgeburt war 1 com 
eingespritzt worden. 5 Minuten später trat eine etwa 30 Minuten 


dauernde yäll; 


drucksteigerung liegt ein allgemeiner Gefäßkrampf zugrunde. 
drucksteigerung bei Nephritis, noch die sogenannte essentielle - 


Ypische Rklampsieanfälle durch. Diese Anfälle wurden später | | | 
. Septojod, mit. Das Mittel enthält zehnmal mehr Jod als die. 


8° Erblindung ein. Die doppelseitige Hemianopsie wurde 


7}; 


gedeutet als Folge des akuten, starken Blutverlustes. Abgelehnt wird ‚als 


Ursache eine Eklampsie und eine Vergiftung durch Secacornin. 


nach den Erfahrungen des staatlichen Instituts für Geburtshilfe in Hamburg 
an 2 Fällen beschrieben. Der eine Fall starb 2 Stunden nach plötzlichem 


der Schnittentbindung. Beide Fälle wurden für Eklampsie gehalten und 
als die Folge einer Vergiftung der Mutter durch den Kreislauf des Kindes. 

Ererbter Milchmangel bei guter Ausbildung der Brust wird von 
Volkmann (Halle) bei einem Fall beschrieben. Bemerkenswert ist die 


‚Pseudohermaphroditismus femininus bei zwei Schwestern beschreibt 
Gal (Budapest). Es wurde die zwischen den beiden Schamlippen befind- 
liche Raphe gespalten, ein Scheideneingang gebildet und die äußerst stark 


nach der Operation schwanger. | | -~ K Bg. 


Therapeutische Notizen. 


| Chirurgie. u 
Die Behandlung der kalten Abszesse bespricht S. Romich., Bei 


Herdes kapselt der Abszeß sich ab, auch hier wird punktiert oder der 
Eiter durch Stichinzision mit folgender Naht entleert. Kalte Abszesse bei 


Nr. 18.) Muncke. 


welche das Glastropffläschohen hineingesteckt wird. Die Raschheit des 


_ Tropfens wird durch Neigen oder Heben des Kopfes reguliert. Die Vor- 
| richtung hat sich bei den Narkosen auf der Unfallstation bewährt. Her- 


steller: Firma Odelga, Wien IX. (Zbl. f. Chir. 1924, Nr. 20.) K. Be. 


G. Holzknecht (Wien) weist auf die guten Resultate der Röntgen- 
bestrahlung bei Schilddrüsenkarzinom, hin, womit natürlich nicht von 
einer möglichst radikalen, operativen Behandlung abgeraten werden soll, 
wenn sie möglich ist. (W.kl.W. 1924, Nr. 17.) | .‚ Muncke. 


Nervenkrankheiten. 


neuem. Es handelt sich dabei prinzipiell um eine Kombination von 


Morphium, :Chloralhydrat und Chloroform. Dabei rechnet der Verfasser 


hauptsächlich auf die Wirkung von Chloralhydrat und Chloroform 
und nur minimal auf Morphium (nur 0,02—0,04 im Laufe von 24 Stunden). 


(M.m.W. 1924, Nr. 14.) | 


Das Paranovai (Bayer), ein durch Zusatz von Phosphation entbi tt ertes 
Veronalnatrium, empfiehlt Otto Kaiser (München) als Hypnotikum 
1,0Paranoval = 0,5 Veronalnatrium. Bei leichter Schlaflosigkeit hinterläßt es 


außerordentlich bei motorisch sehr erregten, meist manisch Kranken. Diese 
nehmen in der Regel freiwillig keine Medikamente, so daß man. zu wieder- 


' holten Injektionen greifen muß. Paranoval dagegen, in wässeriger Lösung 
nahezu geschmacklos, läßt sich leicht zu den Mahlzeiten in Suppe, Gemüse 
oder Brei reichen. Man kann solchen Kranken 2—3 g pro die geben. 


Das Phosphation wirkt antinarkotisch. (M.m.W. 1924, Nr. 20.) F. Bruck, 


| Frauenkrankheiten und Geburtshilfe. u 
Adrenalin zur manuellen Plazentarlösung empfiehlt R. J oachi movits 


(Wien). Er verwendet einige Kubikzentimeter einer 1/,—1/50/wigen Adre- 


nalinlösung, mit der die desinfizierte Hand benetzt wird unmittelbar vor. 

dem Eingehen in den Uterus. Verf. glaubt dadurch infolge Gefäßkontraktion 

die Infektionsgofahr zu vermindern. (W.kl.W. 1924, Nr. 19) | 
A.Sautner (Graz) teilt gute Resultate der Behandlun 


; puerperal- 
septischer Prozesse mit der modifizierten Pregischen Jodie deren 


lösung, dem 


| erste Lösung. 
Injiziert wurden 20—100 com auf einmal, ‘ohne wesentliche. Reaktion 


Thrombosierung der Venen wurde nicht beobachtet. Die Temperatur fällt 
lytisch oder kritisch. Da Nebenwirkungen fehlen, bilden 
Organerkrankungen keine Kontraindikation. Auch von der prophylakt; 

Anwendung hatte Verf. einen günstigen Eindruck. (W, W. 1994 Res 


Munoke, 


t 


 Akutes Lungenödem in der Schwangerschaft wird von Schröder 
Eintritt des Trachealrasselns. Bei der zweiten Kranken verschwand das 


plötzlich eingetretene Lungenödem. nach einem ausgiebigen Aderlaß und 


mangelnde. Funktion trotz guten Baues und der Nachweis der Vererbung. 


entwickelte Klitoris abgeschnitten. Die eino der beiden Schwestern wurde 


produktiven Herden mit Abszessen wird wiederholt punktiert, jedoch ohne 
Druck und unter Vermeidung einer Mischinfektion. Bei Rückbildung des 


erloschenem Herd inzidiert Verf. breit, säubert die Höhle und wischt mit 
Tinct. jodi aus. Dann Naht und Kompressionsverband. (W.kl.W. 1924, 


Narkosebehelf zum händefreien Narkotisieren hat Eichelter (Wien) 
angegeben. Das Ätherfläschchen wird an der Stirn befestigt in der Art 
eines Stirnreflektors. An Stelle des Spiegels ist eine Hülse angebracht, in. 


Sein Schema der Eklampsiebehandlung empfiehlt Stroganoff von 


fast keino Nachwirkungen. Ferner bewährt sich das Mittel als Sedativam 


anderweitige | 


u o 


meh 


986 


Haut- und Geschlechtskrankheiten. 


Erfahrungen mit Reargon teilen M. Hesse und H. Weitgasser 
(Graz) mit. Sie konnten keine Reizlosigkeit und Schmerzfreiheit feststellen, 


wie die Erfinder angegeben haben. Die bakterizide Kraft des Reargons 
allein war in keinem Falle ausreichend, vielmehr wurde nach der Behandlung 
ein Übergreifen auf den hinteren Teil der Harnröhre mitunter beobachtet. 
Verf. sehen ferner in der hohen Silberkonzentration des Reargóns der 


ätzenden und reizenden Wirkung wegen keinen Vorteil vor anderen Präpa- 
raten. (W.kl.W. 1924, Nr. 17.) Muncke. 


Über Wismutschmierkuren bei Syphilis berichtet. Oelze (Leipzig). 
Angewendet wurde ein unlösliches Präparat Bismophan (Riedel) in Form 
einer 10°/,igen Salbe. Es zeigte sich, daß der Wismutschmierkur tat- 
sächlich eine spezifische Wirkung zukommt, vor allem werden auch Er- 
scheinungen, die nicht direkt erreicht werden, wie Kondylome am After, 
Papeln und Plaques im Munde zur Abheilung gebracht. Dagegen reicht 
bei stark hypertrophierten Kondylomen die Wirkung zur völligen Beseiti- 
gung in annehmbarer Zeit nicht aus. Eine deutliche serotherapeutische 
Einwirkung ließ sich bis jetzt nicht erreichen, am ehesten wurde die S.G.R. 


schwächer. (Klin. Wschr. 1924, Nr. 20.) Hans Dau. 


Hals- und Nasenkrankheiten. | 
E. Sucbanek (Wieden) empfiehlt das Tutocain als neues Lokal- 


anästbetikum für die Laryngo-Rhinologie. Verwendet wurde eine 5°/,ige 
Lösung zur Oberflächenanästhesie, und eine 1/,0/„ige zur Infiltration, beide 


mit Zusatz von Adrenalin. Wirkung war durchweg gut, Nebenwirkungen 


kamen nicht zur Beobachtung. (W.kl.W. 1924, Nr. 17.) Muncke. 


Bücherbesprechungen., 


Raimann, Zur Psychoanalyse. 975. Berlin-Wien 1924, Urban & Schwarzen- 
berg. 2,40 RtM. o g 


Verf. hat die psychoanalytische Bewegung in Wien von Anfang an 
beobachtet und ist vielfach mit den Vertretern derselben in Berührung 
gekommen. Er gibt jetzt einen kritischen Überblick über die Entwicklung 
der Psychoanalyse an der Hand der Literatur und der eigenen Erfahrung. 


Die Darstellung ist außerordentlich anregend, klar und leicht faßlich. 


Verf. verwirft die Psychoanalyse nicht in Bausch und Bogen, sondern er- 


kennt die vielfachen Anregungen, die von. Freud ausgegangen. sind, und. 
‘den heuristischen Wert der Methode an. Im ganzen lautet jedoch sein 
Urteil sehr ungünstig. Er rät überhaupt ab, sie in der Praxis anzuwenden, 


Das Buch Raimanns sollte jeder praktische Arzt lesen. In weiten 
Kreisen ist die Psychoanalyse noch populär und man hört nicht so selten 
von Mißgriffen kritikloser Psychoanalytiker. Aufklärend kann der Arzt 
jedoch nur wirken, wenn er auf dem Gebiete ausreichend orientiert ist. 

| Henneberg. 
Abderhalden, Handbuch der biologischen Arbeitsmet 


Teil 2, Heft 5. Tibor Pöterfi, Mikrurgische Methodik. Berlin und 
Wien 1924, Urban & Schwarzenberg. RtM. 2,—. 


Mikrurgie ist nach der Definition des Verf. die Methode, mit der 
man winzige Objekte auf dem Mikroskoptische bei beliebig starken Ver- 
größerungen unmittelbar anfassen und beeinflussen kann. Sie ermöglicht 
gewissermaßen eine experimentelle Zellchirurgie. Wenn auch die Grund- 
lagen der Methode schon vor einer Reihe von Jahren von bakteriologischer 
Seite angegeben wurden, so blieb sie doch, offenbar wegen des Mangels 
handlicher Apparate, auf enge Kreise beschränkt. Verf. hat nun zusammen 
mit der Firma Zeiß einen sinnreich konstruierten Mikromanipulator aus- 
gearbeitet, der die Ausführung der verschiedensten Operationen gestattet 
und dessen Handhabung, wie Verf. meint, kein übergroßes Maß manueller 
Geschicklichkeit erfordert. Das Arbeiten mit diesem Apparat, ferner die 
Herstellung aller Hilfsmittel wie Nadeln, Pinzetten, Pipetten, Schneide- 
instrumente von mikroskopischen Dimensionen werden eingehend beschrieben, 
so daß jeder, der sich in diese Methodik einarbeiten will, eine ausreichende 


Anleitung findet. Wie jeder Fortschritt der Methodik wird zweifellos auch | 


die Mikrurgie der biologischen Forschung zu neuen wichtigen Aufschlüssen 
verhelfen. | Kurt Meyer (Berlin). 
Garrd-Kütiner-Lexer, Handbuch der praktischen Chirurgie. 6 Bände. 
3. Bd., 5. Aufl.: Chirurgie des Bauches. 1048 S. mit 166 teils farbigen 
Textabb. Stuttgart 1923, Fərd. Enke. Geh. 35,—, geb. 40,—. 
Von dem weitverbreiteten Handbuch liegt in neuer Bearbeitung der 


3. Band vor, der die Chirurgie des Bauches enthält. Die einzelnen Kapitel 
sind entsprechend dem modernen Stande der Chirurgie umgearbeitet und 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


‘des Peritoneums und Allgemeines über Bauchoperationen hat Körte, die 


hervorgehoben worden sind, treffen auch für den vorliegenden Band zu. 
Die Ausstattung ist in jeder Weise vorzüglich. Von dem gesamten Werke 


Truttwin, Handbuch der kosmetischen Chemie. 2. Aufl. 769 S. 


hoden. Abt. V. 


13., Juli 


ergänzt. Die Chirurgie der Bauchdecken hat Steinthal, die Chirurgie 


Chirurgie des Magens und Darms hat Kausch, den Darmverschluß Garr& 
und Dorn, die Appendizitis hat Capelle, die Hernien Graser, die 
Chirurgie der Leber Garrd, die Chirurgie der Gallenwege Capelle, die. 
Chirurgie der Milz hat Heinecke, die Chirurgie des Pankreas Körte, die 
Chirurgie des Mastdarms August Borohard bearbeitet. Alle die be- 
kannten Vorzüge dieses Werkes, die in dieser Wochenschrift wiederholt 


fehlt nur noch der 2. Band, dessen Erscheinen hoffentlich nicht mehr lange 
auf sich warten läßt. | | 0. Nordmann (Berlin). 


Mit 35 Abb. Leipzig 1924, Joh. Ambros. Barth, GM.87,—, geb. 40,—, 
| In 33 Kapiteln werden die Rohstoffe für Kosmetika, ihre. Verwendung, 


ihre Beurteilungsunterlagen (Anatomie, Physiologie und Chemie der Haut), 
ihre Schadenmöglichkeiten beim Gebrauch (Bachem-Bonn, Gifte in der 
Kosmetik), die Grenzgebiete (Desinfektion und Hygiene, Patent- und Wert- 
zeiehenschutz) und wissenschaftliche Fragen (Henning-Danzig, Beziehungen _ 
| zwischen chemischer Konstitution und Geruch) erörtert. Besonders genannt 
. seien die Abschnitte über ätherische Öle (Reclaire-Hilversum), kosmetische . 


Bäder (Marcuse-Ebenhausen), Haarfärbe- und -bleichmittel (Saalfeld- 
Berlin) und Alkohol (Ford und Nouberg-Berlin). Von kaliumchlorat- 
haltigen Zahnpasten schreibt Bachem, daß ein 1 cm langer Strang Pebeco 
rund 0,4 g KCI0, enthält, von dem etwa 0,02 g im Munde zurückbleiben 
kann. Schädigungen sind selbst beim Verschlucken solcher Mengen nicht 
zu befürchten; wohl aber ist bei der Verwendung von Kaliumchlorat als 
Gurgelwasser besonders bei Kindern infolge Verschluckens Vorsicht geboten. 
Die einschlägige Literatur ist zitiert; umfangreiche Autoren- und Sach- 
register erleichtern den Gebrauch des innerhalb 4 Jahren in zweiter Auflage 


erschienenen Handbuches, das die einzige „kosmetische Chemie“ darstellt. 


| | E. Rost (Berlin). 
E. Mercks Jahresberichte: Über Neuerungen auf dem Gebiete der 
Pharmakotherapie und Pharmazio. 488 Seiten. Darmstadt 1923, 
E. Merck. - | | 


In den bekannten Merckschen Jahresberichten erfährt der Arzt 
dieses Mal viel Wissenswertes über arzneiliche Arsen-, Antimon-, Jod-, 
Quecksilber- und Wismutpräparate, das als Allgemeinanästhetikum nicht 
ungefährliche Äthylchlorid, Chinidin bei Arhythmia perpetua, das Spasmo- 
lytikum Papaverin, das Kodein, das im Kindesalter unbedenklich in größeren 
Dosen als bisher empfohlen, angewendet werden dürfe (nachts; Säuglinge 
dreistündlich 1—3 mg, 2. Halbjahr 4—6 mg; 2. Lebensjahr 6, steigend - 
bis 10 mg, 3. Lebensjahr 10—18 mg, 4. bis 6. Lebensjahr 13—15 mg, 
6. bis 10. Lebensjahr 15—20 mg), über das lokalanästhetisch wirkende 
Saligenin und über Tetrachlorkohlenstoff (3 com übliche, 5 ccm maximale 
Dosis, mit darauffolgendem Abführmittel; für Kinder von 1 Jahr: 0,65 bis 
1 ccm) als Mittel gegen Ankylostomum, das in England bei zum Tode 
verurteilten Verbrechern versuchsweise angewendet worden ist. 


E. Rost (Berlin). 
Schwalbe, Diagnostische und therapeutische Irrtümer. Kinder- 


heilkunde. 3.Heft: Engel, Konstitutionsanomalien. 79 S. mit 
. 14 Textabb. Leipzig 1924, Georg Thieme. 2,25 GM. 


Recht gute klinische Darstellung, die allerdings nicht systematisch 
durchgeführt, sondern nur aus dem Streben heraus entwickelt ist, auf die 
Irrtümer der Diagnostik und Therapie hinzuweisen. Es wird die exsudative 
Diathese besprochen, der Lymphatismus, die Neuropathie, die Skrofulose, der 
Diabetes, die Adipositas und die Wachstumskrankheiten (Rachitis, Chondro- 
dystrophia usw.). In einem zweiten Teil werden die Erkrankungen des 


‚Blutes und der blutbereitenden Organe besprochen und endlich die Ver- 


dauungskrankheiten der älteren Kinder. Dem Verfasser steht eine reiche 


klinische Erfahrung zu Gebote und er hat sie gut für den Praktiker in 
diesem Büchlein verwertet. Rietschel (Würzburg). 


Gerstmann, Die Therapie der progressiven Paralyse. 28 S. Wien- 
Leipzig 1924, Moritz Perles. 0,60 GM. 


' Über die Behandlung der progressiven Paraiyse — Ref. hat dem 
Thema in dieser Zeitschrift jüngst ein Übersichtsreferat gewidmet — spricht 
bier ein Assistent Wagner-Jaureggs, der die Malariatherapie inauguriert 
hat. Gerstmanns Erfahrungen sind relativ groß. Seine zuversichtliche 
Hoffnung, durch die neue Methode Dauerremissionen zu erzielen, wird durch 
wissenschaftliche Vorsicht in Schach gehalten. Die spezifischen Behandlungs- 
methoden sowie die Tuberkulinbehandlung werden kritisch besprochen. 


Kurt Singer. 


4 . 
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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. o 98 


- Kongreß- und Vereins-Berichte. 


4, Versammlung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft 

— in Heidelberg vom 12. bis 14. Juni 1924. 
Berichterstatter: Dr. Paderstein, Berlia. *) 

i En eindrucksvoller, der Tragik nicht entbehrender Vorgang eröffnete 


den diesjährigen Ophtbalmologenkongreß: die Überreichung der Graefe- 


Medaille an die Wittwe von C. v. Heß. Die höchste Ehrung wird alle 
10 Jahre dem Forscher verliehen, der, ohne Rücksicht auf die Nationalität, 
nach dem Urteil der hervorragendsten Fachgenossen, die ophthalmologische 
Wissenschaft am meisten gefördert hat. H elmholtz, Donders, Th. Leber, 
Hering waren die früheren Empfänger. Ein tückisches Leiden hat C. v. Heß 


üabingeraft, so daß er die Medaille nicht mehr selbst aus den Händen von 
= Ihthoff, dem Vorsitzenden der Gesellschaft, entgegennehmen konnte, der | 


ein Jebendiges Bild des Lebenswerkes von C. v. Heß gab, nachdem er, 
sstzungsgemäß, der unsterblichen Verdienste yon A. v. Graefe gedacht 


hatte, — 


` Esist ein Zeichen für die Wunden, welche der Krieg. und der durch 
ihn verursachte Staatsbankerott auch der deutschen Wissenschaft ge- 
‚schlagen hat, daß bis auf weiteres die Graefe-Medaille nicht verliehen 
yerden kann, weil das Stiftungskapital verloren ist. Wenn trotz der Not 


der Kongreß eine reiche Fülle wertvoller wissenschaftlicher Arbeiten bot, 
‚ wistdas zum Teil der „Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft“ 


ud anderen freundlichen Stiftern zu verdanken, die Mittel zur Verfügung 


stellten; wofür ihnen durch Axenfeld (Freiburg) öffentlich gedankt wurde. 
. Eshann hier nur kurz über solche Arbeiten berichtet werden, die von 


allgemeinem Interesse sind. | Ä 
. Fragen der allgemeinen Entzündungsiehre versuchte Löhlein 


(Greifswald) zu klären, indem er seine Versuchstiere mit Trypan- 


blau vorfärbte, um die Histiozyten zu kennzeichnen, die Hälfte der 
„Tero durch Mesothorium leukozytenfrei machte, und nach 20 bis 
4 Stunden histologisch untersuchte. Er kommt zu dem Schluß, daß bei 


aperimenteller Entzündung der Hornhaut die zu beobachtende Zellver- 


merong zum mindesten in den ersten Tagen im wesentlichen auf einer 
Binvanderung weißer Blutzellen beruht (Marchand), dagegen die Ver- 


“ mehrung bodenständiger Bindegewebszellen (Grawitz) in diesem Stadium 


keine wesentliche Rolle spielt. | 
‚Grüter (Bonn) gelang die Feststellung, daß das von ihm entdeckte 
Herpesvirus in zwei Modifikationen, einer stärkeren und einer schwächeren, 
auftritt, von denen die erstere die Keratitis dendritica des Menschen, die 
Iststers die Keratitis vesiculosa, superlicialis “punctata, und die aus zer- 
plataten Bläschen bestehende rezidivierende Hornhauterosion "hervorrufen. 


Auch die Keratitis diseiformis und profunda werden, abgesehen von Vakzine- 


infektion, durch schwaches Herpesvirus bedingt. Auch beim Hautherpes 


, Wurde das Virus in den beiden Modifikationen, das stärkere vorwiegend 


teim Lippenherpes, das schwächere beim Zoster gefunden. Die Impetigo 
contagiosa entsteht durch Mischinfektion von Herpesvirus und den ver- 
stiedensten Hautkokken. Hautimpfungen mit hochpathogenem Virus er- 
wogen bei Mensch und Tier vakzineähnliche Pusteln. 

v. Szily (Freiburg) hat bei Kaninchen Herpesvirus in eine Tasche 


-an der Iriswurzel eingepflanzt und außer Herpes corneae eine Entzündung 


ar Auges erhalten, die nach den anatomischen Befunden durch die 
an übertragen wurde. Die Bedeutung dieser Befunde für die sym- 


Parthische Ophthalmie des Menschen wurde von Axenfeld und Krück- 


Mann hervorgehoben. l 

TA: Fortsetzung früherer Untersuchungen über photodynamische 

wi gen hat A. Passow (München) eine große Reihe von Farbstoffen 
| verschiedenen Verdünnungsgraden geprüft, und dabei wichtige neue 


T 
sachen gefunden. Als wirksamster Farbstoff erwies sich Rose bengale 


Di X 3 e. è ’ 
letetrajodfluoresain), womit auch praktisch gute Ergebnisse bei in- 


a; Erkrankungen der Lider und der Hornhaut, auch bei Ulcus 
tpens, erzielt wurden. | 
Re; Einbringen von Stäbchen, die mit Emanafion von Thorium X 
bei ai in den Glaskörper von Kaninchen konnte Meisner (Berlin) 
- größeren Dosen Degenerationen der Netzhaut und des Sehnörven, 


Mei Eon: — Heßberg (Essen) empfiehlt Röntgentiefenbestrah. 
$ l schleichender Iridozyklitis,, wo die Erhaltung eines schwer ent- 


znd e 
u erwünscht ist. — Über günstige Ergebnisse der Behand- 
ieh. (öser Hornhauterkrankungen mit kurzwelligem Licht berichtete 


Hirschfeld (Königsberg). 


Ton M gater Mitbenutzung von Autoreferaten, die dankenswerterweise 
wurden, eitung der Klin. Mbl. f. Aughlk. zur‘ Verfügung gestellt 


è 


hintere schalenförmige Katarakt,' bei geringeren Dosen nur Linsen- 


. — Waetzold (Berlin) hat bei der Untersuchung von 1095 jungen L 


Auf dem Gebiet der Farbenlehre hat Engelking (Freiburg) dio 
verschiedenen Farbenanomalen mit Hilfe einer von ihm und Poos ange- 


gebenen Methode, unter Anwendung des Pulfrichschen Phänomens (Be- . . 


einflussung des stereoskopischen Sehens durch Vorsetzen verschiedenfarbiger 
Gläser) untersucht und für die verschiedenen Formen der Farbenanomalien 
verschiedene Stereowerte gefunden. — Zum Nachweis von Farbenüber- 
empfindlichkeit hat Wölfflin (Basel) sich der sogen. Umschlagsfarben 
bedient, die bei verschiedener chemischer Zusammensetzung bei Tageslicht 
gleich erscheinen, bei künstlichem Licht dagegen verschieden, indem die 
eine der beiden Farben eine rötliche oder grünliche Beimischung erhält. 


Wölfflin beabsichtigt Pseudo-Stillingsche Tafeln herzustellen, die bei 


Tageslicht nur der Überempfindliche entziffern kann. 
Um eins konstante Lichtstärke der Prüfungsmarken zu erzielen, 
hat Härtel (Leipzig) ein Perimeter mit transparenten, künstlich 


beleuchteten Proben konstruiert, die durch Blenden in ihrer Größe ` 


verstellbar, und durch einen Goldbergkeil in der Helligkeit variabel 
sind [Zeiß (Jena)]. — Da bei Eintritt eines weißen Objekts in das Ge- 
sichtsfeld unter gewissen Bedingungen zuerst die Empfindung des bewegten 


Objekts, erst später die Weißempfindung auftritt, und das Verhältnis dieser 
‘beiden Grenzen von klinischer Bedeutung sein kann, so fordert Kesten- 


baum (Wien) stets gesonderte Prüfung und Aufzeichnung der „Bewegungs- 
grenze“ und der „Weißgrenze“. — Zur Prüfung auf Bierrum-Skotome 


empfiehlt 'Salzer (München) seine vereinfachte Gesichtsfeldauf- 


nahme, bei der er sich auf die innersten 20—25 Grad beschränkt, ohne 


- Benutzung zu kleiner Objekte. Er hat Bjerrum-Skotome auch bei 
Stauungspapille, Neuritis optica, Papillen- und Netzhautblutungen, Neuro- ` 


Rezidiven, Myopie mit Chorioiditis, Glaukom am anderen Auge, vor allem 


auch bei einfacher Arteriosklerose gefunden, so daß sie keinesfalls ohne 
weiteres als Indikation für druckherabsetzende Operationen oder Eröffnung 


der Nebenhöhlen gelten können. — | 2 

Clausen (Halle) kommt auf Grund von experimentellen und klini- 
schen Versuchen mit Rivanol zu dem Schlusse, daß seine Wirkung keine 
rein bakterizide ist, sondern z. T. eine solche im Sinne einer „Heilent- 
zündung“, da sowohl nach Einträufelung wie nach Injektion eine ausge- 


sprochene ‚Hyperämie sich einstellt. — Fleischer (Erlangen) hat das 


Tebeprotin Toennissen an 35 Fällen von Augentuberkulose geprüft. Es . 


scheint als Diagnostikum dem Alttuberkulin überlegen zu sein und zeichnet 

sich besonders durch das Fehlen der Tuberkulintoxine aus. 
Über die Bedeutung der Insulintherapie des Diabetes fr die Oph- 

thalmologie berichtet Grafe (Frankfurt a. M.). Das Insulin wirkt auch 


am Auge als Antagonist des Adrenalins (Tension, Pupille). Am eindrucks- 
vollsten ist die schnelle Wirkung auf die Hypotonie im Koma, wo auf 


Insulin der Druck in 1—2 Tagen zu normaler Höhe steigt. Auch die 


Lipämie der Netzhaut geht schneller zurück, Refraktions- und Akkommo- ' 


dationsstörungen werden abgekürzt und rezidivieren weniger. Linsen- 
trübungen können zurückgehen, wenn ós sich um echte Catar. diabet. in 
frischem Zustand handelt. Zuckerstare können mit besserem Erfolg als früher 
operiert werden. Dagegen ist die Retinitis diab. bisher durch Insulin 
nicht beeinflußbar gewesen. Ein abschließendes Urteil ist noch nicht 
möglich. — Nach Krückmann (Berlin) kommt die Insulintherapie vor 


Augenoperationen für schwere Fälle von Azidose in Betracht, 'die von -` 


Koma bedroht sind. — Nach Hamburger (Berlin) enthält das Insulin 
zwei Komponenten, von denen eines die Entzuckerung des Blutes, das 


andere die Wasseranreicherung der Organe hervorruft. Es sind Gewichts- 


zunahmen bis zu 8 Pfund in 24 Stunden sichergestellt. Das weiche Koma- 
auge gewinnt seine Spannung durch Wasserzunahme wieder. — Ask 


(Lund) erwähnt, daß bei gesunden Ratten durch Insulin ein Basedow- 


ähnlicher Exophthalmus erzeugt werden kann. — Wirth (Breslau) beob- 
achtete bei einem Mädchen von 14 Jahren mit schwerem Diabetes und 
Katarakt während der Insulinbehandlung eine erhebliche Besserung der 
Sehschärfe im Verlauf eines Jahres. | 


Wenn auch die Erblichkeit der Myopie. heute allgemein anerkannt ` 


ist, so ist damit noch nicht die anatomische Ursache, die Dehnung des 

hinteren Augenabschnitts, erklärt. Muskeldruck oder eine „vererbte Wider- 

standslosigkeit der hinteren Sklera“ können die Ursache nicht sein, weil 
? 


erhöhter Druck im wachsenden Auge 'nicht Myopie, sondern Hydroph- - 
thalmus, und weil Glaukom keine Myopie hervorruft. Vogt (Zürich) 


kommt auf Grund der experimentellen, und von ihm auch klinisch beob- 


achteten Tatsache, daß Durchschneidung des Optikus in der Jugend zur | 


Verkürzung der Längsachse führt, zu der Annahme, daß das Wachstum 


der Augenhüllen abhängig ist von derGröße der Netzhautanlage 


mit Refraktionsfehlern, besonders bei den Myopen, eine überwiegend TANA 


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Leistungsfähigkeit des linken Auges gefunden. — Ein günstiger Einfluß 
der Vollkorrektion -auf die Entwicklung der Myopie war nicht. er- 


kennbar. — Greeff (Berlin) ` betont, daß schon'im Keimplasma bestimmt 
Bei, welche Refraktion und welchen Grad davon ein Mensch bekommt. — 


_ von Hippel (Göttingen) bestreitet,. daß eine spontane Rückbildung der 


Myopie vorkommt. — Clausen (Halle) konnte fast ausnahmslos bei Myopen 
in der Aszendenz oder Deszendenz Myopie nachweisen. 


Die Ernährungsverhältnisse des Auges zu klären, hat sich Seidel 
(Heidelberg) als besondere Aufgabe gewählt. Es ist ihm durch einfache und 


sinnreiche Vorrichtungen gelungen, den Blutdruck in den vorderen Ziliarar- 
terien vor ihrem Eintritt in die Sklera und in den Ziliar- bzw. Vortexvenen nach 


ihrem Austritte aus dem Auge zu messen. Es ergab sich ein physiologisches® 


Druckgefälle von 50—60 mm Hg. — Bei Hypertonikern ist der Ziliar- 
arteriendruck erhöht, während ‘der Druck in den Venen konstant bei 11 bis 
15 mm Hg gefunden wird. Bei Arteriosklerotikern sind die arteriellen 
Schwankungen höber als in der Norm. Direkte Beziehungen zwischen 
Ziliararteriendruck und intraokularem Druck bestehen nicht. — Nach 
retrobulbären Novokain-Adrenalin-Injektionen, die zur Erweichung des 
Auges führen, tritt eine Drucksenkung in den Ziliararterien auf etwa die 
Hälfte der Norm ein, woraus sich die Wirkung solcher Injektionen auf den 
Augendruck erklärt. — Meesmann (Berlin) kommt auf Grund von Unter- 
suchungen über das Bestehen eines Donnangleiohgewichts zwischen 
' Blut und Kammerwasser zu dem Ergebnis, daß die Zusammensetzung des 
Kammerwassers, auch bei pathologischen Zuständen, aus einem rein physi- 


kalich-chemisehen Vorgang erklärt wird. — Serr (Heidelberg) hat festge- 


stellt, daß das Blut Glaukomkranker sich bezüglich seines osmotischen 
Druckes der Serumkolloide in keiner Weise vom normalen Serum unter- 


scheidet, so daß für die Ätiologie des chronischen Glaukoms osmotische 


Kräfte nicht in Frage kommen. — Bei Untersuchungen über „die 
medikamentöse Beeinflussung des Augendruokes“ 
Thiel(Jena) des Nachweises des Übergangs von Fluoreszin-Natrium (Fl. Na.) 
in kleiner Menge in das Kammerwasser mit Hilfe des ultravioletten Lichtes, 
Es ließ sich nicht im gesunden, wohl aber in glaukomatösen oder zum Glaukom 
disponierten Augen nachweisen. Nach Adrenalin, Pilokarpin undEserin ist 
ein verzögerter Austritt von Fl. Na. zu erkennen. Adrenalin bewirkt durch 
Sympathikusreiz eine Kontraktion der im Glaukomauge gestauten Uveagefäße, 
so daß das an Serumeiweiß gebundene FI. Na. nicht durch die Endothelporen 
hindurchtreten kann. — Über weitere günstige Erfolge mit dëm von ihm 
zuerst systematisch angewandten subkoniunktivalen Suprarenininiektionen 
bei Glaukom berichtet Hamburger (Berlin). Vorher unwirksames Eserin 
wird nach Suprarenininjektionen wirksam. Zur Vermeidung akuter Glaukom- 
anfälle wird empfohlen, 2 Stunden post injectionem Eserin zu geben. Die 
. Behandlung kommt vor allem bei chronischem Glaukom in Frage, wenn 
Miotika nicht wirken. Die Gefahr. des Kollapses wird sich vermeiden lässen 
bei Anwendung von Präparaten, die den Blutdruck nicht oder kaum ver- 
ändern, und doch lokal, d. h. am Auge, wirksam sind. Versager kommen 
vor. 
vermeidbar wird, ist noch nicht zu beantworten. — In der Aussprache 
zeigte sich, daß. die Anschauungen und Erfahrungen mit der Behandlung 
des Glaukoms nach Hamburger noch sehr. weit auseinandergehen. 

Für Staroperafionen, die durch umfangreiche Synechien nach 
Iridozyklitis, besonders tuberkulöser Natur, erschwert sind, empfiehlt 
Axenield (Freiburg), die Synechien nach dem Schnitt mit „Synechotomen“ 
zu durchschneiden und dann die Linse in der Kapsel zu extrahieren. — 
‘Bei Glaucoma simplex bei hochgradiger Myopie kommt man nicht 
immer mit der früher empfohlenen Zyklodialyse aus. : Es gibt Fälle, wo 
allein ein trepanierendes Verfahren rettend wirkt. — Elschnig (Prag) 
hat die Aussaugung des Stars in der Kapsel nach Barraquer an 
44 Fällen erprobt und hält sie für unreife Stare der Extraktion aus der 
Kapsel für überlegen. — Für die Zyklodialyse, besonders bei Glaukom 
nach Linsenluxation tritt von Grósz (Budapest) ein. — Sattler 
(Königsberg) empfiehlt die Dakryozysto-rhinostomie (Toti, Ohm) nicht 
nur bei erweiterten oder fistelnden, sondern auch bei geschrumpften Säcken. 
Bei 66 so Operierten wurde spontane Tränenabfuhr in 97°/, der Fälle 
erzielt. — Bei der Bindehautplastik bei schweren Verätzungen hat Thies 
(Dessau) die besten Erfolge mit der Einpflanzung von Lippenschleim- 
haut gehabt, wobei er bis zwei fingergliedgroße Lappen mit Dauererfolg 
eingepflanzt bat. Sämtliche Operierte sind voll erwerbsfähig geworden. 

Eine anschauliche plastische Darstellung des kortikalen Abschnittes 
der Sehleitung gab Pfeifer (Leipzig). Die Verhältnisse liegen nicht ein- 
fach, die kortikale Sehsphäre variiert stark. — Untersuchungen über das 
Kerngebiet des Okulomotorius hat Lenz (Breslau) angestellt, indem er 


in je einem Falle von Botulismus, Diabetes, Lues und Arteriosklerose das. | 


Kerngebiet in vollständiger Serie durchsah. Danach ist die Akkommodation 
an den großzelligen Mediankern gebunden, während der Sphincter pupillae 
im kleinzelligen Mediankern seine Vertretung hat. Die Lichtreaktion wird 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28 


| ‚A De" 0 138. Juli 


bediente sich 


. nebst Spina bifida occulta.. 


Wie oft oder wie selten durch die neue Behandlung die Operation 


nn 


durch den proximalen,. die Konvergenz- und Akkommodationsreaktion durch 

. den distalen Abschnitt dieses Kerns vermittelt. — Igersheimer (Göttingen) 
‚bat an einem großen Material die periphere Sehbahn bei Tabes und Para- 
lyse auf anatomische Veränderungen und. Spirochätengehalt untersucht. 
Zellvermebrung fand sich häufig, gleichgültig, ob Atrophie bestand oder 


‚nicht. Die atrophischen Prozesse nehmen ihren Ausgang stets vom Rand 


des Optikus. — Bei 16 Fällen mit normalem anatomischem Befund konnten 

keine Spirochäten gefunden werden, bei einer zweiten Gruppe mit ent- 
schiedener Zellvermehrung, aber ohne Atrophie, waren 6 Befunde negativ, 
3 positiv, bei der dritten Gruppe mit Atrophie und Zellinfiltration fanden 
sich unter 21 Fällen 7mal Spirochäten, Die Feststellungen machen es 
wahrscheinlich, daß der Degenerationsprozeß von Spirochätenherden aus- 
geht, die in den Scheiden oder in der Umgebung der Sehbahn sitzen, aber 


nicht in ‘die Sehbahnsubstanz selbst eindringen: — 


Horniker (Triest) zeigt an Röntgenbildern, daß die basalen 
Hirngefäße in Fällen von Verkalkung darzustellen sind, was für ätiologisch 
unklare Fälle von Sehnervenerkrankungen oder Zirkulationsstörungen von 
Nutzen sein kann. — 

Meisner (Berlin) zeigt die Photographien von zwei eineiigen 
Tjährigen männlichen Zwillingen mit Strabismus convergens bei Hyper- 
metropie von 3 D. Während aber der eine alternierend schielt, mit vollem 
Sehvermögen beider Augen, schielt der zweite nur links, und dieses Auge 
ist sehschwach. Aus diesem Befund folgt, daß Strabismus alternans und: 
monolateralis erbphysiologisch nicht als verschiedene Wesenheiten zu be- 
trachten sind und daß die Schielamblyopie sekundär bedingt und als 
Amblyopia ex anopsia anzusehen ist. — Scheerer (Tübingen) hat die 
klinische Verwertbarkeit der entoptischen Beobachtung der Netzhautblut- 
bewegung in kurzwelligem Licht an 300 Untersuchten festgestellt. — ` 
Weve (Rotterdam) fand in einigen hartnäckigen, ätiologisch dunklen und. 
der Behandlung bisher unzugänglichen Fällen von Keratitis mit dichten 
Trübungen als Ursache .Gicht, was er durch Nachweis von Harasäure- 
kristallen in abgeschabten Teilchen der getrübten Hornhaut feststellen 
konnte, — Die Frage, ob einseitige Stauungspapille lokaldiagnostisch 
verwertbar sei, verneint Oloff (Kiel)... Nur bei Verdacht auf Sitz des 
Tumors in den vorderen Gehirnpartien entspricht die einseitige Stauungs- 


papille fast stets dieser Seite. 


Leipzig. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 6. Juni 1924. 


Sonntag: Angeborener Mischtumor der Lenden-Krenzbeingegend 

Bei viermonatigem Knaben Tumor mit Haut- 

teleangiektasie i in Kreuzbeingegend. Exstirpation, wobei ein Fortsatz durch 
eine Lücke von Faszie, Muskel und Rückgrat in die Rückenmarkshöhle 
sich erstreckte und bei Durchtrennung des Stiels Liquor abfloß. Faszien- 
und Muskelplastik nach Bayer. Keine nervösen Symptome, nach 1/, Jahr 
Wohlbefinden. : Histologisch Fibrolipom mit einer Knochenspange im Innern. 


Mit Rücksicht auf die Möglichkeit späterer Störungen wird die Operation 


solcher Fälle in frühester Kindheit empfohlen. 

Rosenthal teilt seine Erfahrungen mit einer von ihm seit 1916 
gepflegten Staphylo-Pharyngoplastik mit. Es handelt sich um die Bildung 
eines Schleimhautmuskellappens aus der Mitte der hinteren Rachenwand 


? 
| der mit dem nach Langenbeck mobilisierten und genähten Gaumen in 


Verbindung gebracht wird. Es entsteht also ein Velum aus 3 Stücken, 
den Gaumensegelhälfter und einem Pharynxstiellappen an Stelle der Uvula. 
Der Eingriff ist von entscheidender Wirkung auf die Lautbildung: Durch 
die muskuläre Verbindung mit der hinteren Rachenwand wird das Gaumen- 
segel leicht zum Abschluß zwischen Nase und Mund bei der Phonation 
gebracht; die Sprache der Operierten wurde in allen Fällen normal. Die 
Idee dieser Gaumenplastik, laut mündlicher Mitteilung von Trendelen- 
burg stammend, ist 1876 schon einmal von Schoenborn verwertet, geit- 
dem aber augenscheinlich nicht weiter in Anwendung gebracht worden. 
Aussprache: Sick begrüßt die sehr einleuchtende Operations- 
methode. Der berechtigte Wunsch, die Kinder noch vor Schulbeginn in 
Ordnung zu bringen, läßt sich vielleicht dadurch erfüllen, daß nach der 
Operation vom Zahnarzt das weitere Wachstum des Oberkiefers beobachtet 
und daß, falls das Wachstum zurückbleibt, durch eine Distraktionsvorrichtung 
dem Narbenzug entgegengewirkt wird. Dazu genügt wohl die Korrektion 


erst ein Jahr nach der Operation. An ganz kleinen Kindern ist. das natür- 


lich nicht möglich., 


Warsow: Über Erysipeloid. Beobachtungen über ein epidemie- 
artiges Auftreten an 30 Fällen. Infektion erfolgte nur bei einem kleineren 
Teil der Fälle an rotlaufkranken Schweinen, 7mal an’ Fischen, 3mal ‚beim 
Hasenabzieben, 2mal bei Rehfleisch, Imal an Pferdeknochen; bei den 


übrigen Fällen war die Infektionsquelle nicht festzustellen.. Ditferential- 


diagnose. gegen Erysipel und Panaritium ist meist leicht. Bei der Therapie 
ist oberster grundeatar Ruhestellung, bis die letzten Infiltrate verschwunden 


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. 


13. Joli < 


sind, da sonst Rezidive auftreten; daneben Ichthyolsalbe, Karbolöl, 1/,0/,iger 
Sublimatspiritus. Serumtherspie hat nur in einem kleineren Teil der Fälle 


 prompten Erfolg. Höhensonne ist bei hartnäckigen Fällen zu versuchen. 
Prognose: günstig, nur bisweilen lange Dauer, besonders wenn. nicht, 


energisch. und lange genug fixiert wird. Öfters bleiben hartnäckige Weich- 
teilverdiokungen; besonders an den Interphalangealgelenken, zurück. 
Aussprache: Sonntag. weist auf die gelegentlich langwierige 
Krankheitsdauer hin und auf die anscheinend besonders bei verschleppten 
Fällen vorkommenden Gelenkaffektionen. . Therapeutisch möchte S. das 
Schweinerotlaufserum noch’ mehr betont wissen. | 
~ Hempel berichtet über Erfahrungen in der Behandlung der Varizen 
mit Sublimatinjektionen an Hand von über’ 50 Fällen. Überblick über 
die Entwicklung der verschiedenen konservativen Methoden der Varizen- 
beiiandlung. Nach Erwähnung der Technik der Linserschen Methode 


folgen Angaben über Art und Entstehung der Thromben, ferner über deren 


Ausbleiben bei technischen. Fehlern. Hinsichtlich der Emboliegefahr wird 
darauf hingewiesen, daß bei der Sublimatinjektionsmethode bisher noch 
kein Fall von Embolie beschrieben wurde. Die ‚Intoxikationsgefahr darf 
nicht vernachlässigt werden. ER | | 

- Aussprache: Hohlbaum. betont die Emboliegefahr, die. immer 
vorhanden ist, wenn eine Thrombose besteht, wenn sie auch bei Sublimat- 
injektionen geringer sein mag als: bei Pregischer Lösung. Gleichzeitig 
teilt er eine Beobachtung mit (Witteck-Graz), bei der es auch nach 
Ligatur der V. saphena in einem Falle zu tödlicher Embolie kam, was sich 
wohl nur dadurch erklären läßt, daß entweder größere Anastomosen der 
Y. femoralis mit dem oberflächlichen Venennetz auch an anderer Stelle 


. bestanden oder noch eine zweite V. saphena vorlag, aus der direkt oder 


indirekt der Thrombuüs in die V. femoralis und somit in den Kreislauf kam. — 
Sonntag erwidert Hohlbaum, daß bei Injektionen mit Sublimat eine 


- Eimbolie wohl möglich, aber erfahrungsgemäß nicht zu befürchten ist. Der 


"Vorsicht halber wurde zunächst einige Male vor der Injektion die V. saphena 
magna unterbunden, später aber nicht mehr, da es weder nötig noch sicher 
erschien. Hauptsache ist die Wahl eines geeigneten Injektionsmittels. Die 


` Preglsche Lösung, bei welcher tödliche Embolien beobachtet sind, ist offenbar 


ungeeignet, da sie keinen soliden Thrombus bildet. — Sick erinnert daran, 
daß auch mehr oder weniger unabhängig von dem Eingriffe im Saphena- 
gebiet eine Thrombose der V. femoralis oder poplitea eintreten kann, was 


sbensowenig eine Kontraindikation gegen die Einspritzungen ist wie die 
Möglichkeit; daß nach einer anderen Bauch- oder Hernienoperation jene 
gefährliche Komplikation in einem Bruchteil von Prozenten. der Fälle 


beobachtet wird. — Hoffmann, Gurnemanz: Mitteilung eines Falles, 
bei dem am inneren und äußeren Malleolus je 5 com einer 20°/,igen Koch- 
salzlösung eingespritzt wurden. Die Injektionen waren schmerzlos, doch 
traten auf dem Heimwege der ambulant; behandelten Pat. außerordentlich 
heftige Schmerzen auf sowie am folgenden Tage ein enormes Ödem. Noch 
heute auf Druck starke Schmerzen, namentlich an der Innenseite der Wade 


im Bereich eines langen, völlig thrombosierten Venenstranges. Gefahr der 


Embolie scheint bei dieser Methode wegen der Größe der Thrombenbildung 
nicht zu bestehen, dagegen diene die außerordentliche Schmerzbaftigkeit 
als Mahnung, wenigstens bei empfindlichen Patienten von ihr abzusehen. 

Mensch berichtet über Solästhinrausch an Hand von'200 Fällen. 
Slästbin-Methylenchlorid, geliefert von Meister Lucius&Brüning, Höchst a. M., 


ist zu Narkosen bis zum völligen Toleranzstadium ungeeignet, ‚dagegen gut 


in dor Anwendung zur Einleitung von Athylvollnarkosen sowie vor allem 
m kurzem und proträhiertem Rausch. Leichte Handhabung, keine Ver- 
sung der Maske, gute Dosierbarkeit bei geringem Verbrauch, relative 
Ungefährlichkeit. Einschlafen meist ohne Zeichen der Abwehr und des 
Widerwillens. Verhalten der Patienten während des Rausches ruhig, Er- 
wachen meist schnell, keine Schmerzempfindung während des Rausches, 
Erbrechen, Kopfschmerz, Schwindelgefühl nur selten und von kurzer Dauer. 
Niemals wurden nachträgliche Schädigungen beobachtet. Kinder vertragen 
Sılästhin gut. Kein ‘Versager bei richtiger Dosierung. Solästhin ist ganz 
besonders geeignet zum -protrahierten Rausch. | Weigeldt. 


wen ‚Wien. 
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 30. Mai 1924. 


R. Kienböck stellt eine 31 jährige Frau mit Knochenechinokokkus 
"or. Vortr. kennt Pat. seit 14 Jahren und verfolgt die Entwicklung ihres 


 Iaidens seit dieser Zeit, Pat. ist jetzt auf der Klinik Kermauner unter- 


gebracht, weil sie schwanger ist: Die Beine der Pat. erscheinen verkürzt 
und nbrauchbar;. es handelt sich aber um keine Paraplegie. Pat. kann 
= Beine nicht nach außen oder innen rotieren; es-liegt aber kein doppel- 

iger Schenkelhalsbruch - vor. Wie: die Röntgenuntersuchung und die 


„alpation ergibt, ist das 1. Bein stärker betroffen als das rechte. Links 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


ist sehr selten und heilt auch spontan aus. 


n blog ‚das untere Ende des Femur zu tasten, rechts scheint das obere | zuführen sein. 


Ende zu fehlen; es handelt sich also um eine Erkrankung der Oberschenkel, 
deren Muskulatur atrophisch, deren Fettpolster übermäßig dick erscheint. 


Die Haut ist frei von Narben nach Fisteln sowie von jeder Veränderung. 


Bei der Funktionsprüfung des Hüftgelenkes stellt sich heraus, daß im 


989 


Hüftgelenk passive groteske Bewegungen möglich sind: Drehen um fast 360°, 


Verkürzen und Verlängern usw. (Demonstration.) Die Röntgenuntersuchung 
ergibt, daß die Beckenknochen, das Kreuzbein fehlen, der letzte Lenden- 
wirbel fast fehlt. Dem Tastbefund entsprechend ist wahrzunehmen, daß 
vom linken Oberschenkel nur etwa das untere Drittel, vom rechten das 
mittlere und untere Drittel vorhanden ist (Demonstration). Die Knochen 
sind nicht erweicht, sondern. entkalkt, ja mehr, sie-sind. geradezu ver- 
schwunden. Nur derbe oder weiche Stränge sind noch vorhanden. Das 
rechte-Bein ist zum Teil verwendbar: die reche Sohle berührt den Boden. 
Die Sphinkterenfunktion und die Reflexe sind nicht gestört. Auch in der 
Unterbauchgegend ist eine Vermehrung des Fettpolsters zu tasten, mehr 


schaft erschwert. Die gynäkologische Untersuchung hat ergeben, daß das 
Promontorium stark vorspringt, das Kreuzbein deformiert ist, die Becken- 
wände seitlich herangerückt und verschiebbar sind. Auch die Unterschenkel- 
muskulatur ist atrophisch. Der übrige Befund ist normal. Die Erkrankung 
begann im Jahre 1908 mit einem Nachziehen der linken Hüfte. Pat. 
wurde kurze Zeit nachher in ein Gipsbett gebracht. 1910 wurde Pat. von 
H. Salzer vorgestellt, 1913 griff die Erkrankung auf die rechte Seite über, 
so daß Pat. nunmehr genötigt war, Achselkrücken zu gebrauchen. 1920 war 
derselbe Befund wie heute zu erheben. 
seit Dezember 1923 gravid. Die Diagnosen, soweit solche gestellt wurden, 


lauteten Tuberkulose des Hüftgelenkes, Gicht, Perthessche Krankheit, 


Halisterese; H. Salzer faßte sie als Trophoneürose auf. “Viele Kollegen 
enthielten sich jeder Diagnose. Es handelt sich. um ausgedehnten Knochen- 
schwund in einem zusammenhängenden Gebiet. Entzündungserscheinungen 
fehlen und haben immer gefehlt. Schmerzen sind nicht vorhanden und 
waren nie vorhanden, Fieber ist‘ nicht festzustellen und war nie festzu- 
stellen. Die Krankheit hat einen exquisit chronischen Charakter. Alle 
diese Einzelheiten veranlassen den Vortr., die Diagnose Knochenechino- 
kokkus zu stellen. Vielleicht wird es gelegentlich des Partus zur Sectio 
caesarea kommen; es wird möglich sein, durch Exzision eines Stückes aus 
der Symphyse die Diagnose des Vortr. zu verifizieren. Diese Erkrankung 
Die exakte Diagnose ist bisher 
ohne den Nachweis der Haken nicht gemacht worden. Fälle von dieser 
Erkrankung sind von Rokitansky, Schnitzler und Kirchmayr be: 
obachtet worden. | 


F. Kaspar stellt eine 54jährige Frau vor, die zweimal au der 
Klinik Hochenegg operiert worden ist. Aus der Vorgeschichte erwähnt 
Vortr., daß Pat. vor etwa. 30 Jahren ein Geschwür am Zungengrund hatte; 
einige Ärzte hielten es für luetisch, andere waren anderer Meinung, Durch 
Quecksilberbehandlung wurde angeblich Heilung erzielt. Ende 1921 traten 
Schmerzen in den Beinen auf; es wurde in der Heimat eine Neuritis 


‚diagnostiziert. Es trat jedoch keine Besserung ein, sondern. Kopfschmerzen, 


Schlaflosigkeit, psychische Depression, Diarrhöen, Haarausfall und Ab- 
magerung traten hinzu, dabei abendliche Temperatursteigerungen. Im 
September. 1922 suchte Pat. die Klinik Chvostek auf, wo man auf die 
Möglichkeit hinwies, daß vielleicht eine 'Strumektomie unvermeidlich sein 
werde. Liegekur und Arsenbehandlung waren erfolglos und so wurde 


Pat. auf die Klinik Hochenegg transferiert. Sie. war damals 35 kg schwer, 


war dementsprechend stark abgemagert, hatte 160 Pulse und wies starke 
Tremores auf. Gegen die Diagnose M. Basedowii sprach, daß Graefe, 
Stellvag und Möbius negativ waren; außerdem .war keine Struma vas- 
culosa vorhanden. 
schenkel um 2 cm weniger im Umfange maß als der linke. Im November 
1922 wurde Pat. operiert. Es lag eine Kolloidstruma mit Knoten vor. 
Nach vorübergehender Besserung traten wieder Symptome des Hyperthyreoi- 
dismus auf: die Operation war erfolglos gemacht worden. Hinterher gab 
nun Pat. an, seit 1921 eine Geschwulst am Oberschenkel zu baben. Pat. 
hatte diese Bildung immer verheimlicht. Die-Untersuchung ergab einen 
faustgroßen Tumor, der im Dezember 1922 operativ entfernt wurde. Er 
war mit dem Ischiadikus verwachsen und konnte nur unter Resektion: von 
17 cm des Nerven entfernt werden. Der Nervendefekt wurde durch eine 
Nervenplastik gedeckt. Nach der Operation waren alle Beschwerden (Tre- 
mores, Schwitzen, Angst) verschwunden und kehrten seither nicht wieder. 
Pat. wurde als geheilt entlassen und hat seither mehr als 30 kg zuge- 
nommen. Die histologische Untersuchung des mit dem N. ischiadicus in 
Verbindung stehenden Tumors ergab ein unausgereiftes Neuroblastom 
wahrscheinlich maliguer Natur. Es handelt sich um keinen M. Base- 
dowii; die Symptome dürften auf eine Resorption toxisch wirkender Sub- 
stanzen aus dem ausgedehnte Nekroseherde aufweisenden Tumor zurück- 


æ e 


1921 hat Pat. geheiratet und ist 


Außerdem wäre zu erwähnen, daß der rechte Ober- 


. läßt sich nicht feststellen. Die Untersuchung ist auch durch die Schwanger- ; 


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man dieses angestrebte Ziel noch bei der Querresektion. 


' oder mehr als 0,1°/, Kokain enthalten, als innerliche Arzneien Augen- 


die von dem Arzneiempfänger zu entrichten ist. | 


“soll, verboten wurde, war die Hoffnung ausgesprochen, daß unvergällter 


990 


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= H..Söhur: Erfahrungen über die Resektion des parapylorischen 


Magenanteiles. Vortr. hat-1915 beobachtet, daß nach Resektion des An; 
- trum die Sekretion des Magens herabgesetzt wird, und hat damals diese 
Resektion. aus diesem Grunde "empfohlen. Diese Tatsache ist heute all- 


gemein anerkannt. - Nach dieser Operation sollten sich wegen der Aus- 
schaltung der Magensekretion keine Ulcera peptica jejuni bilden. Indessen 
‘haben sich in letzter Zeit Unannehmlichkeiten ergeben, die eine Ver- 
besserung der Operationsmethodik "erfordern. Die von Schnitzler emp- 


.fohlenen totalen oder subtotalen Resektionen können nur schwer gemacht 


werden; sie würden, allerdings, dä die Sekretion hauptsächlich im Fundus- 
teil 'stattfindet, von der sezernierenden Fläche sehr wenig übrig lassen. 
So aber bleibt von der sezernierenden Fläche viel übrig. Eher erreicht 


daß die. großen Resektionen durch die Untersuchungen Pawloffs gestützt 
sind, ist falsch. Trotz der vielen Untersuchungen sind die Verhältnisse 


- noch immer unklar. Mißerfolge kommen bei den Antrumresektionen auch 


vor.. In den. Pawloffschen Untersuchungen findet sich kein Anhalts- 
punkt für Schlüsse bezüglich der Wirkung der Antrumresektion. Die 
Phase.I der Sekretion fällt aus, weil der vom Antrum ausgehende dauernde 


Reiz fehlt. Da diese Wirkung sich erst ‚allmählich nach der Operation 
‘geltend macht, beobachtete man in einer Anzahl von Fällen nach der Re- 
_ sektion eine Zeitlang Subazidität; vielleicht wurde auch zu wenig reseziert. 


Heute reseziertt man den halben Magen und bezieht das Abflauen der. 
Phase I auf den Ausfall des Antrum. Die Frage ist noch immer ungelöst, 
ob die Magensaftsekretion ein vom Antrum ausgelöster chemischer Reflex 
oder vom Gehirn aus bedingt ist. Die hochgradige Herabsetzung der 
'Azidität ist keine Panazee gegen die Ulcera peptica jejuni. Solche Ge- 
schwüre kommen auch nach Äntrumresektion im Ösophagus vor. Trypsin 
erzeugt die Ulcera peptica jejuni nicht. Auch die Magenfunktion wird, be- 
einträchtigt, indem es oft zur Atonie und zur Ptosis kommt. Vortr.. hält 
es für gerechtfertigt, die I. Methode Billroths anzuwenden, und emp- 
fiehlt die weitgehende Restriktion von Flüssigkeit und Verabreichung fester 
Nahrung. Auch eine solche Veränderung der Operationstechnik ist anzu- 
streben, daß die Sturzenfleerung ins Jejunum vermieden wird. Vielleicht 


: wird überhaupt eine Restriktion der Operationen bei Ulous ventriculi not- 
- wendig werden. = er E 


| Tagesgeschichtliche Notizen. 
(Naehdruek der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellen- 
= | | angabe gestattet.) 


Berlin. Die mit dem 1. Juli in Kraft getretenen Ausführungs- 
bestimmungen zum Opiumgesetze, die bekanntlich den Apothekern 
vorschreiben, ärztliche und zahnärztliche Verordnungen von Opiaten zurück- 
‚zubehalten und aufzubewahren, beziehen sich im einzelnen -auf Ver- 


- schreibungen, „auf denen Opium, Morphium oder seine Salze, Diazetylmorphin 
- (Heroin) oder- seine Salze, Kokain oder seine Salze sowie Zubereitungen, die 


mehr als 0,2°/, Morphin oder mehr als 0,1°/o Diazetylmorphin (Heroin) 


wässer, Einatmungen, Einspritzungen unter die Haut, Klistiere oder Suppo- 
sitorien für Menschen“ verordnet sind. Außerdem sind zurückzubehalten 
Verordnungen von Arzneien zum äußeren Gebrauch, die mehr als 0,03 g 
an Kokain oder dessen Salzen oder mehr als 0,015 g an Heroin oder dessen 
Salzen enthalten, sofern diese Arzneien zur Einführung in die Nase be- 
stimmt: sind oder der Verwendungszweck nicht angegeben ist. 


Für die dem Apotheker. hierdurch entstehende Mühewaltung ist ihm 


eine Gebühr von 10 Pf. für jedes diesbezügliche Rezept zugebilligt worden, 


"Berlin. Nachdem die Verwendung von Phthalsäureester als Zusatz 
für Branntwein, der zur Herstellung von Medikamenten benutzt werden 


Branntwein für medizinische Zwecke zu billigerem Preise bald frei- 
gegeben werden: würde. Diese Hofinung ist durch eine Bekanntmachung 
der Reichsmonopolverwaltung für Branntwein vom 27..Juni zunichte ge- 
‘worden, nach der der ermäßigte Verkaufspreis für Branntwein zur Herstellung 


von Heilmitteln vorläufig 200 GM. für 1 hl Weingeist beträgt, wodurch der 


bisher geltende Großhandelspreis von 100 GM. verdoppelt worden ist! 


Berlin. Der Ausschuß der preußischen Ärztekammer hat, um dem 
Ziel einer allgemeinen Versicherungspflicht der Ärzte gegen Krankheit, 
Invalidität und für den Todesfall näher zu kommen, beim Minister für 
Volkswohlfahrt ‘eine. Gesetzesvorlage an den preußischen Landtag angeregt, 
durch die den Ärztekammern das Recht verliehen werden soll, eine Zwangs- 
versicherung aller wahlberechtigten Ärzte des Kammerbezirks 
in die Wege zu leiten. Die Kammern sollen ferner berechtigt sein, die 
Kosten dieser Versicherung nach dem Einkommen der Ärzte umzulegen. 


Die Höhe der Beiträge soll aber 1/, des steuerpflichtigen Gesamteinkommens 


0 


nicht überschreiten dürfen, 


Die Ansicht, . 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


: Über das sogenannte A Allheile nde Wunderwasser “ der Venecin 


A.-G., das’ von Generaloberarzt Dr. Leu empfohlen wird, sind Anfragen. an 
‘uns ergangen. Nach Erkundigungen an zuständiger Stelle und in der wissen: _ 
schaftlichen Fachliteratur ist nichts Sicheres über die Art der Herstellung 
und über die angebliche Heilwirkung gesagt. Dem Vernehmen nach soll 
das Wunderwasser Gips und Kalziumsulfit entbalten. Die ernste ärztliche 
Fachliteratur hat sich mit diesem Erzeugnis noch nicht beschäftigt. Nach 
allem, was uns hierüber bekannt geworden ist, empfehlen wir unseren 
Lesern dringend, dieses „Allheilende Wunderwasser“ nicht eher anzuwenden, 

bis die ernsthafte medizinische Fachliteratur sich damit befaßt hat. 


In der „Volkswohlfabrt* wird im Hinblick auf die wiederholt beob- 
achteten Vergiftungen an „Morcheln* 
esculenta), an denen im vergangenen Jahre eine größere. Anzahl von 'Per- 
sonen gestorben ist, darauf hingewiesen, daß der -Pilz nur dann ohne 
Schaden genießbar ist, wenn er abgekocht und das Kochwasser weggegossen 
wird oder wenn er nach dem Trocknen ' zubereitet wird. Einfaches Ab- 
brühen genügt nicht, das Kochwasser darf keinesfalls zu Kochzwecken. 
verwendet werden. —— = 


(Gyromitra oder Helvella 


ee = 


Nachdem die sächsische Regierung die vom preußischen Wohlfahrts- 


zulehnen und die erhöhte preußische Gebührenordnung den Honorarforde- . 


rungen zugrunde zu legen. 


“Statistische Angaben über Zahl der Medizin-Studenten an 
den deutschen Universitäten bringen die „Mitteilungen der Gesell- 


schaft deutscher Naturfreunde und Ärzte“.. Für das Wintersemester 1923 
bis 1324 steht danach Wien mit 2943 Medizinern ‘bei weitem an erster 
Stelle, Berlin folgt mit nur 1967, dann kommen München mit 1394, Prag 
(Deutsche Universität) mit 1136 und Graz mit 1105. Überall ist das 


medizinische Studium im Rückgang begriffen, wie die Zahlen dar Studenten 
im ersten Semester beweisen. Auch hier führt Wien mit 623; aber Prag. 


mit 131 und Graz 99 kommen hier noch vor Berlin mit 96 Studenten der 
Medizin;' in Kiel, Marburg und Rostock haben nur je 4 Studenten das 


. Studium der Medizin neu begonnen, in Leipzig und Greifswald je 5, in 


Königsberg, Gießen und Freiburg je 6, während. in Erlangen nur ein ein- 
ziger ‘Mediziner im ersten Semester studierte. i 


Breslau. Vor 100 Jahren, am 3. Juli. 1824, wurde Albrecht 


Theodor Middeldorpf in Breslau geboren, der von 1856 bis er on j 
| 1854 er- 


narius der Chirurgie an der Universität seiner Vaterstadt war. 
schien seine hochbedeutsame Arbeit über die Galvanokaustik, durch deren 
wissenschaftliche und technische Begründung der allzu früh verstorbene 


geniale Chirurg sich einen dauernden Namen in der Geschichte der Medizin 
gesichert hat. | — 


Die vierte Tagung für Verdauungs- und Stoffwechsel- 


krankheiten findet vom 23. bis 25. Oktober in Berlin, ‚Kaiserin-Friedrich- 


Haus, unter dem Vorsitz von Geh.-Rat Prof. Dr. G. Rosenfeld (Breslau) 
statt. - In Aussicht genommen ist folgendes Programm: 23. Oktober: 
Karzinomdiagnose auf dem Gebiete des Magendarmtraktes (von Wasser-. 
mann, Blumenthal); Proteinkörpertherapie (R. Schmidt); 24. Oktober: 
Pankreaserkrankungen (Ref.: Ceelen, Katsch, Guleke); Zentrale: 
Regulation des Stoffwechsels (Th. Brugsch); 25. Oktober: Nachkrankheiten. 
nach Magenoperationen (Ref.: Zweig, von Haberer). Anfragen an Prof. 


. E. Fuld, Berlin W.15, Uhlandstraße 157. . | 


Dozenten Vorlesungen über die Grundlagen und Anwendung der 
Röntgenstrahlen in der Medizin gehalten. 
Diagnostik und Therapie sind getrennt; an den ersten drei Tagen wird die 
Diagnostik behandelt, an den letzten die Therapie. Beitrag 20 M., für den 
Diagnostikkurs allein 15 M. Anmeldungen bis spätestens 15. Juli 1924 


kurs. Wohnungen werden gleichfalls unter dieser Anschrift vermittelt. 


R 


Die Zeitschrift für Gesundheitsfürsorge und Schulgesundheitspflege 


: ist mit der Zeitschrift für soziale und Gewerbe-Hygiene verschmolzen worden, 


und erscheint als Zeitschrift für Schulgesundheitspflege und 
soziale Hygiene unter der Redaktion von 'Med.-Rat Dr. P. Stephani 


Voß, Leipzig | a 
Hochschulnachrichten. Göttingen: Dem Priv.-Doz. Dr. Hans 


Handovsky ein Lehrauftrag für theoretische Grundlagen der Pharma-. 
kologie und allgemeinen Therapie erteilt. — Kiel: Dr. Alfred Benning-- 


‚hoff, bisher Priv.-Doz. in Marburg, als Priv.-Doz. der Anatomie über 
nommen. — Köln: Geheimrat Prof. Dr. O. Tilmann zum Rektor der 


Universität, Prof. Dr. Franz Külbs zum Dekan der medizinischen Fakultät 
gewählt. — München: Prof. Paul Mulzer erhielt einen Ruf als Ordi- 


narius für Dermatologie nach Hamburg. — Münster: Auf den neuerrichteten. 


berufen. 


 Lehrstubl der Psychiatrie wurde Prof. Martin Reichardt aus Würzburg 


t 5 


Druck von L. Bahumacher in Berlin N 4 


unter der Anschrift: Chirurgische Klinik, Göttingen, Goßlerstr. 10, Röntgen- 


(Mannheim) und Prof. Dr. B. Chajes (Berlin) im Verlage von Leopold - 


ministerium . verfügte Erhöhung der ärztlichen Gebührenordnung 5 
nicht mitgemacht hat, hat der ärztliche Landesverband Sachsens einstimmig 
beschlossen, die sächsische Gebührenordnung für Ärzte und Zahnärzte ab- ` ` 


Vom 2. bis 7. August werden in Göttingen von Professoren und . 


Die Vorlesungen über 


ee RENT N a a 5 ne le A i a = 4 u N 0 ` 
5, a =a = i Srn . Ki f l ` oi - Er, l . i | ` Bia : l ; E | 2 A = 
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%“ 


Wochenschrift für praktische Ärzte 


geleitet von 


Organ der Berliner Medizinischen Gesellschaft 


Geh; San.-Rat Professor Dr.Kurt Brandenburg, Berlin * Urban & Schwarzen 


Verlag von 


berg, Berlin, Friedrichstr. 105b 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor 


Nr.29 (1023) 


Berlin, Prag u. Wien, 20. Juli 1924 


XX. Jahrgang 


: = Klinische Vorträge. 


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' 


Antitoxinbildung und Antitoxintherapie. 
Von Thorvald Madsen, Kopenhagen. 


= “Mein heutiger Vortrag”) hat zum Thema die Antitoxinbildung 
und Antitoxintherapie; dabei will ich in erster Linie nur derjenigen 
Arbeiten Erwähnung tun, die in Statens Serum Institut in Kopen- 
‘hagen ausgeführt wurden. Sie knüpfen an die Arbeiten von Behring 

 wdğhrlich an, deren 70. Geburtstag gerade jetzt in der wissen- 
schafllichen Welt gefeiert wurde. 

‘Was zunächst die Antitoxinbildung anbetrifft, so ‚hatten 


schon Salomonsen und Madsen im Anschluß an die Arbeiten 


von Brieger und Ehrlich nachgewiesen, daß -auch die Diphtherie- 
_ Antitoexinkurve im Blute eines diphtherieimmunisierten Pferdes einen 
wellenförmigen Verlauf zeigt. Bei späteren Arbeiten im Kopen- 
hagener Institut zeigte sich ein ähnliches Verhalten bei den meisten 
Antikörpern gegen Antigene sowohl pflanzlicher wie tierischer Her- 
kunft. Doch kommen auch wichtige Verschiedenheiten vor. Mörch 
hat bei der Meningokokken-Immunisierung gezeigt, daß die komple- 
menthindenden und agglutinierenden Antikörper ein Maximum am 
5-7. Tage haben, während die Bakteriotropine (Opsonine) schon 
nach 2 Tagen ihren Höhepunkt erreichen. Dies ist für die Praxis 
der Serumgewinnung wichtig; denn- einerseits muß man danach den 
- Aderlaß am-5.—6. Tage und nicht am 9.—10. Tage nach der letzten 
 Anfigeninjektion, wie es häufig geschieht, vornehmen, wenn man eın 
Serum mit hohem Gehalt an komplementbindenden und aggluti- 
mierenden Antikörpern haben will, andererseits dagegen schon am 
‚Tage, wenn man mehr Wert auf den Gehalt an Bakteriotropinen legt. 
könnte auch, um bessere Resultate als bisher bei der Serum- 
behandlung zu erzielen, den Versuch machen, eine Mischung der 
era vom 2. und 5. Tage anzuwenden. 

‚ Vergleicht man das Verschwinden der Antikörper nach 
aktiver Immunisierung und nach passiver Immunisierung, SO er- 
gibt sich ein paralleles, konstantes Verschwinden der Antikörper 
ans dem Blute. Wenn die antikörperbildenden Kräfte ihre Wirksam- 
et einbüßen, verschwindet das Antitoxin und die dabei resultierende 
Kurve folgt dem gleichen Gesetze, das für die passive Immunisierung 
glt, Einzelheiten der aktiven Kurve, z. B. die erste „negative Phase“, 
snd noch nicht genügend geklärt. Die Anschauung, welche schon 
Salomonsen und Madsen 1896 gehabt haben, ist die, daß der 
1ganismus während des Immunisierungsprozesses eine neue Funktion 
erhält, Antikörper zu produzieren wie eine Art Sekretion, d. h. die 
atikörper werden stets produziert und stets ausge- 

‚schieden. Man kann nämlich beobachten, daß Tiere, denen man 
durch Aderlaß eine größere Menge Antitoxin entnommen hat, trotz- 
dem-im Laufe weniger Tage die alte. Antitoxinkonzentration wieder- 
erhalten, ja es wurde sogar von Salomonsen-und Madsen gezeigt, 
al Man nach sukzessivem Aderlaß und Transfusion die gesamte 
ana nziche Blutmenge im Laufe weniger Tage entfernen und da- 
pa kann last vollständige Reproduktion der ursprünglichen Anti- 
m onzentration beobachten konnte. o al 
Von dieser Beobachtung ausgehend, komme ich zu der wichtigen 
In: einer Stimulation der Antikörperproduktion durch 
aaa ische Mittel. Schon Salomonsen und Madsen hatten 
. Antit ei daß eine Pilokarpininjektion eine sofortige Steigerung des 
ea hervorruft. Madsen und Tallquist konnten as 
a auch Pyrogallol eine deutliche aktivierende Wirkung 
um. ee einem in der Medizinischen Gesellschaft zu Berlin am 
Vorträge e Sa jenen und im Auuese der Schriftleitung gekürzten 
 Auslührliche Darstellung in d. Zschr. f. Hyg. u.Infektionskrankh. 


z. B. auf die Produktion von Antivibrionen-Lysinen ausübt. ‚In den 
letzten Jahren haben besonders Walbum und seine Mitarbeiter im 
Kopenhagener Seruminstitut wichtige Arbeiten über die Steigerung 
der Antitoxinproduktion durch Stoffe von katalytischem Eifekt, z. B. 
Metallsalzen, geliefert. Der größte Teil dieser Versuche wurde mit 
Mangansalzen, besonders mit Manganchlorid angestellt, da ja Mangan 
als ein kräftiger Katalysator bekannt ist. 

An dem Verhalten der Agglutinine bei einer Ziege, die mit 
Kolibazillen behandelt war, konnte festgestellt werden, wie auf eine 
intravenöse Injektion von 0,05 g Manganchlorid die Agglutinations- 
konzentration von 14 auf 250 Einheiten steigt, und daß diese Steige- 
rung bei täglich fortgesetzten Injektionen sogar noch etwas zunimmt, 
Eine ganz entsprechende Wirkung hatte eine Reihe von anderen 
Metallsalzen, wie z. B. Nickel-, Kobalt- und Zink-Chlorid, und be- 


sonders Beryllium-Chlorid, dessen ausgezeichnete Wirkung sich deut- 


lich nachweisen läßt. Größeres Interesse beansprucht indessen die 
Wirkung der Metallsalze bei der Antitoxinbildung, speziell dem 
Diphtherie-Antitoxin. Selbst bei Ziegen, deren Immunisierung gegen 
Diphtherie bekanntlich schwierig ist, war es möglich, durch Be- 
handlung mit Mangan- und Kobalt-Chlorid die Antitoxinkonzentration 


“bis auf 200 1.-E. pro Kubikzentimeter zu steigern. 
Von größerer praktischer Bedeutung ist es aber, daß die Be- 


handlung mit Metallsalzen sich auch bei diphtherieimmunisierten 
Pferden bewährt hat, selbst bei solchen Tieren, bei denen die vorher 
vorhandene Toxinwirkung bereits nachgelassen hatte. Bei fortgesetzter 
Injektion von Mangansalzen kann die Kurve, nachdem sie ein Maximum 
erreicht hat, absinken, eine Tatsache, die durchaus in Überein- 
stimmung steht mit ‘den. früheren Befunden von Madsen und 
Jörgensen bei der Immunisierung mit täglich wiederholten In- 
jektionen von Cholerakulturen. 

Diesen im Laboratorium gewonnenen Resultaten kommt nun 
auch eine große praktische Bedeutung zu. Zunächst gelingt es auf 
diese Weise bei vielen Pferden, die nicht zu ausreichender Anti- 
toxinproduktion zu bringen sind, hochwertige Sera zu erhalten. 
Durch Einführung der Manganapplikation ließ sich sogar der Ge- 
samtdurchschnitt des Antitoxingehaltes bei den behandelten Pferden 
im Kopenhagener Seruminstitut nicht unerheblich steigern. Die 
Manganbehandlung gehört seitdem zur dauernden Methode bei der 
Antitoxingewinnung im Kopenhagener Seruminstitut. 

Die Manganbehandlung hat sich auch bei der Herstellung des 
Tetanus- und Meningokokkenserums, nach den Untersuchungen von 


Walbum und Schmidt auch bei der Ambozeptorgewinnung be- 


währt, so daß es sich hier um ein gesetzmäßiges Verhalten gegen- 


- iiber allen untersuchten Antikörpern zu handeln scheint, wenngleich 


nicht alle Tiere in der gleichen Weise reagieren. Die Verwendung 
von Metallsalzen ist allerdings insofern ein zweischneidiges Schwert, 
als sowohl zu kleine als zu große Dosen schädlich wirken können. 
Man muß in allen Fällen das Optimum zu finden suchen. 
Diese Beobachtungen haben dazu geführt, auch bei infizierten 


Tieren die Metallsalzwirkung zu prüfen. Walbum hat Kaninchen, : . 


die mit Tuberkelbazillen infiziert waren, täglich mit Manganlösun 

behandelt und gefunden, daß die meisten der behandelten Tiere am 
Leben blieben, während die Kontrolltiere nach 5—6 Wochen starben. 
Definitive Schlüsse erlauben diese Versuche allerdings noch nicht. 
Versuche von Walbum und Morch, die intravenöse Injektion 
durch die Applikation per os zu ersetzen, hatten bei Pferden keinen 
Erfolg. Untersuchungen über die Schnelligkeit, mit der das Anti- 
lysin nach der Manganinjektion auftritt, ergaben die überraschende 
Tatsache, daß das Maximum schon nach einer Stunde erreicht wird 
und sich im Gegensatz zu der Wirkung nach Pilokarpin verhältnis- 


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‘gift. Wir müssen allerdings bei der Reaktion zwischen Toxin und 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


20: Juli 


mäßig lange auf gleicher Höhe hält.. Gleichzeitig mit der Steigerung 
des Antitoxins sinkt die Manganmenge im Blut sehr schnell. Wie 
Walbum und Morch an einer Reihe von Organen festgestellt haben, 


findet es sich in den verschiedensten Organen. Interessant ist, daß 


der in der Leber gefundene Mangangehalt in einem gewissen 
Verhältnis zu der antitoxinproduzierenden Fähigkeit 
des Tieresstand. Auffällig war der große Mangangehalt der Lunge. 
.:" "Besonders interessant ist die Feststellung von Walbum und 
seinen Mitarbeitern, daß die Wirkung der Metalle eine gewisse 


Übereinstimmung zeigt, wenn sie nach dem periodischen System 


geordnet werden. Besonders interessant sind die Verhältnisse in 
der Magnesiumgruppe. Man sieht ein deutliches Sinken vom 
Beryllium, das 'am stärksten wirkt, bis zum Kadmium, besonders 


für Agglutinine, aber auch für Ambozeptoren und für bakterizide 


Stoffe, ganz entsprechend der Atomzahl. In. der Kalziumgruppe 
findet sich eine andere Regelmäßigkeit. Hier nimmt die Koli- 
agglutininbildung mit steigender Atomzahl .zu,. während . die Ver- 


hältnisse für die bakteriziden Stoffe umgekehrt liegen. Eine ge- | 


wisse Regelmäßigkeit ist unzweifelhaft vorhanden, ein allgemeines 
Gesetz läßt sich vorläufig in den einzelnen. Gruppen noch nicht 
aufstellen. | | 


‚Jedenfalls brachten 


antigene Produktion - eine Art „sekretorischen“ Prozesses sei, der 
durch katalytische Agentien beeinflußt wird. 

‘ Zur Antitoxintherapie übergehend, möchte ich’ zunächst 
darauf hinweisen, daß im Kopenhagener „Blegdams“ Hospital bei- 
nahe alle Diphtheriekranken einer Stadt von 600000 Einwohnern 
gesammelt werden, und daß dadurch eine günstige Gelegenheit ge- 
geben ist, nicht nur den Verlauf der Infektionskrankheiten von Jahr 
zu Jahr zu verfolgen, sondern auch die Erfolge der verschiedenen 
therapeutischen Mittel zu beurteilen. X | 
| . In Dänemark, wo der Staat das Serum selbst herstellt und 
unentgeltlich abgibt, ist die Diphtherieserum-Behandlung sehr. früh. 


eingeführt worden. Anfangs gab man 4000 I-E., später bis zu 20000. 


In den letzten Jahren ist anscheinend der Charakter der Epidemie 
schwerer geworden. Infolgedessen hat der Chefarzt des Kranken- 
hauses, Prof. Bie, die Antitoxindosis noch erhöht und Resultate 
gewonnen, die mit den von Friedemann neuerdings veröffentlichten 
Berliner Befunden übereinstimmen. Nachdem man in dem genannten 
Krankenhause zur Verwendung sehr hoher Dosen, in schweren Fällen 


teilweise bis zu 200000 L-E. intravenös übergegangen war, ist es 


gelungen die Letalität auf durchschnittlich 1,2%, herabzudrücken; 
im Jahre 1920 ging im Blegdams Hospital die Diphtherieletalität 
sogar auf 0,9°/ herunter, während'sie im Krankenhause Amtssyge- 
huset und in einer Reihe anderer Krankenhäuser außerhalb Kopen- 


hagens, in denen nicht diese sehr hohen Serumdosen gegeben wurden, - 


1,3 bzw. 2,6°/, betrug. 


Hierbei möchte ich darauf hinweisen, daß häufig nicht genügend 
berücksichtigt wird, daß es nicht gleichgültig ist, wie das Antitoxin 
eingeführt wird. Henderson Smith, der wohl als erster hierüber 
systematische Versuche am -Kopenhagener Institut ausgeführt hat, 
fand, daß bei intravenöser Injektion das Maximum der Antitoxin- 
konzentration sofort erreicht wurde, bei intraperitonealer nach 24 
bis 48 Stunden und bei subkutaner erst nach 3 Tagen. Außerdem 


betrug die größte Antitoxinkonzentration nach der intraperitonealen 
Injektion nur die Hälfte, nach der subkutanen nur !/; der bei 
. der intravenösen Injektion erzielten. Auch die kurz vorher von 


Morgenroth und Levy nachgewiesene Bedeutung der intramusku- 
lären Injektion wurde im Kopenhagener Institut festgestellt. 

Die Hauptsache ist, so schnell wie möglich einen Überschuß 
von Antitoxin ins Blut zu bringen, um jede weitere Absorption von 
Toxin durch die Körperzellen und Gewebe‘ hintanzuhalten. Man 
'muß streng zwischen Immunisierung und tatsächlicher Heilung unter- 
scheiden. Es ist niemals gelungen, größere Mengen Toxin im Blut 
bei schwerkranken Patienten nachzuweisen, jedenfalls enthielt niemals 
1 cem Krankenblut eine für Meerschweinchen tödliche DosisDiphtherie- 


Antitoxin in vivo mit einer Anzahl noch unbekannter Faktoren 
rechnen.. Alle diese Versuche an einem großen Material haben die 
Richtigkeit der von Arrhenius und mir geäußerten Ansicht be- 
stätigt, nämlich der, daß das Diphtherietoxin und -antitoxin sich 
miteinander in ähnlicher Weise verbinden, wie 2 Substanzen, die 
schwache Affinitäten zueinander besitzen und deren Verbindung in 
ihrem Anfangsstadium wieder gespalten werden kann. 

Ein solches Übermaß von Antikörpern ist theoretisch schon 
mit kleinen Dosen von Antitoxin zu erreichen, die in den Anfangs- 


und seinen Mitarbeitern). 


diese Untersuchungsergebnisse eine Stütze 
für die alte Auffassung von Salomonsen und Madsen, daß die 


stadien der Serumtlrerapie angewandt wurden. Tatsächlich hat man 


auch damals mit verhältnismäßig kleinen Dosen Erfolge gehabt, 
wobei es sich allerdings wohl nicht um Heilwirkung, sondern um 
Immunisierungserfolge gehandelt hat, jedoch die oben erwähnten 
verbesserten Resultate wurden erst erhalten, als man eine sehr 
starke Erhöhung der-Serumdosen anwendete. Das scheint dafür zu 
sprechen, daß es sich um einen tatsächlichen Heilungsprozeß, das 
heißt, um eine Neutraälisation schon im Organismus gebundenen 
Toxins handelt. Die große Menge des hierzu benötigten Antitoxins 
stimmt gut mit den Ergebnissen der experimentellen Studien überein 
(Heilungsversuch im Reagenzglas von. mit Tetanuslysin vergifteten 
roten Blutkörperchen durch Antilysin von Madsen, bei Schlangen- 
gift und 'spezifischem Serum von Noguchi, ferner Diphtherieheil- . 
versuche von Dönitz, sowie später von Baecher und von Kolle 

Im Blegdamskrankenhaus wurde übrigens festgestellt, daß 
große Serumdosen kaum mehr Serumkrankheit hervorrufen als kleine 
dies tun. Die Behandlung mit großen Dosen: ist nur sehr teuer, 


‚und die Zahl der geretteten Kranken ist nur eine relativ kleine. 


Genaue Untersuchungen über das Verhältnis zwischen intra- 
venös injizierten Antitoxineinheiten und der danach im Blut fest- 
gestellten Antitoxinkonzentration ergaben, daß durchschnittlich mit 
etwa 73 L-E. pro kg eine Konzentration von 1 A.-E. pro cem Blut 
erreicht wurde. Wenn man also 100 I.-E. pro kg injiziert, so ist 
man in allen Fällen sicher, diese Konzentration zu erreichen. Bei 
subkutaner und intramuskulärer Applikation muß man in der Regel . 
mit höheren Zahlen rechnen. Henderson Smith fand mehr als 
1 A.-E. pro com nach der Injektion von 125 L-E. pro kg Körper- 
gewicht. Bei einem Patienten von 23,8 kg Gewicht wurden- 
2900 A.-E. pro kg intramuskulär injiziert und man erhielt 9 A.-E. 
im ccm Blut. Es wurden also ungefähr 325 A.-E. zur Injektion 
benötigt, um 1 A.-E. pro cem Blut zu erzielen. Bei 3 anderen 
Patienten, welche 100 bzw. 200 und 300 A.-E. pro kg intranius- 
kulär erhielten, wurde eine Antitoxinkonzentration von 0,5, 0,7 und 
1,0 A.-E. pro cem erzielt. Für die praktische Serumbehandlung 
ergibt sich hieraus, daß man, um bei einem Kinde von 25 kg Ge- 


wicht einen Antitoxingehalt von 100—300 A.-E. pro kg Körper- 


gewicht zu erreichen und 5—6 Tage zu erhalten, eine Dosis von 
5000 A-E. injizieren müßte. Wenn es sich nun um einen schwer- 


kranken Patienten handelt, bei dem voraussichtslos schon eine Menge 


Toxin gebunden ist, so wäre zur Erzielung der Heilung eine höhere 
Antitoxinkonzentration zu erstreben, die durch die intravenöse In- 
jektion möglichst großer Dosen zu bewirken wäre, und zwar muß | 
diese Antitoxinmenge möglichst gleich im Laufe des ersten Be- 
handlungstages appliziert werden. In der folgenden Zeit wird ein 
kleines Übermaß von Antitoxin genügen, um. noch das im Laufe 
der Zeit entstehende Toxin zu neutralisieren. Es scheint daher 


unrationell zu sein, die Injektion in den folgenden Tagen fortzu- 


setzen, wenn sofort 100000—200000 A.-E. bei kombinierter Appli- 
kation intravenös uyd intramuskulär verabreicht wurde. 

Diese Betrachtungen gelten nur für die -reine antitoxische 
Serumwirkung. Ob mit anderen Körpern, die möglicherweise noch 
im Serum vorhanden sind, vielleicht bei fortgesetzter Injektion noch 
eine weitere Wirkung erzielt wird, muß offenbleiben. | 

Die mit großen Serumdosen erzielten günstigen Resultate 
müssen jedenfalls dazu ermuntern, eine intensivere Serumbehandlung 
auch in den Anfangsstadien anderer Krankheiten zu versuchen. 


Die Pupillenstörungen bei Hirnlues und ihre Bedeutung 


für die Prophylaxe.) —— ` 
Von Prof. Dr. Max Kastan. | 


Gerade vor etwa Jahresfrist wurde von dem damaligen Reichs- 
tag das Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten an- 
genommen, das aber durch einen Einspruch des Reichsrats keine 
Rechtskraft erhalten hatte, nach Berichten der Tageszeitungen nun- 
mehr aber wieder dem Reichstag vorgelegt werden soll, hoffentlich 
ohne den seinerzeit beanstandeten Passus im § 6, wonach auch 
unter der verantwortlichen Leitung von Ärzten stehende Personen 
die Behandlung Geschlechtskranker hätten ausüben können. Unter 
dieser Voraussetzung wäre das Gesetz eine Maßnahme. zur Ver- 


schleppung oder zur Verbreitung und nicht zur Bekämpfung der 
Geschlechtskrankheiten geworden. 


*) Vortrag, gehalten auf der Versammlung des Nordostdeutschen 
Vereins für Psychiatrie und Neurologie am 14. Juni 1924, 


A — oe 
we Da, © U} 


90. Joli 


Tn früheren Zeiten hätte man äuch ohne die aktuellen ` poli- 


tischen Vorgänge keinen Anlaß gesehen, einen Kranken mit Pupillen- 


S 


veränderungen, die für syphilitischen Ursprung sprachen, zur An- 


ige zu bringen. Indessen haben die letzten Jahre unsere An- 
_ schauungen hierüber doch im wesentlichen modifizieren müssen; 

"so scheint die Frage der Anzeigepflicht jetzt erörterungsbedürftig. 
. nächst ist von verschiedenen Seiten auf die Bedeutung der Augen- 


symptome überhaupt aufmerksam gemacht worden. So hat Memmes- 
heimer!) Nachuntersuchungen angestellt über die Häufigkeit und 
Wichtigkeit des Haenelschen Symptoms, das für Lues sprechen 
sollte (Druckschmerzhaftigkeit bei Druck von: oben auf den Aug- 
apfel). Er fand auch, was nun zweitens wichtig ist und von neuro- 
logischer Seite jetzt öfters beschrieben wurde, frühzeitig auftretende 


` Erkrankungen des Nervenapparats, insbesondere des nervösen Seh- 


apparats, (Stauungspapille, Krämpfe und hirnluetische Erscheinungen 


wurden von Seelert, Klieneberger u. a. beschrieben.) 


‘ Drittens fand der gleiche Autor Veränderungen des Liquors, 


idie sogenannte Liquorlues, z. T. wenn auch noch gar keine ‚Er- 


‘scheinungen an der Haut festzustellen waren. Mit Rücksicht auf 
diese Befunde erscheint es vielleicht an der Zeit, sich darüber klar 
zu werden, ob derartige Augenerscheinungen, in erster Linie Pupillen- 
störungen, zur Anzeige verpflichten können. Insbesondere ist darauf 


- ‚hinzuweisen, daß zahlreiche Spirochäten bei Frauen ohne sichtbaren 


Primäraffekt in den inneren Genitalien nachgewiesen werden konnten 
(Zieler). Den Anlaß zu diesen Erörterungen gab folgende Beobachtung. 
Ein 56 Jahre alter Eisenbahnobersekretär trat im Juli 1923 in 


| 
| 


‘meine Behandlung. Eine Schwester erkrankte im Wochenbett an 
- Tabheit, ein Bruder war gesund, der Vater war an Magenca,, die 


Mutter an Altersschwäche gestorben. Im 20. Lebensjahre Lues. Mit 


- Hg behandelt. Vor 29 Jahren Abort der Frau, Im Jahre 1918 (nach 
‚einem Ag ch eingegangenen (Gutachten) 


ensioniert. Damals 


matt, klagte über Steifheitsgefühl in den Gelenken, Kopfschmerzen, 


' Ermüdbarkeit, Schlafmangel und Erregtheit. Die Stimmung war trübe, 


der Gesichtsausdruck ernst, der Kräftezustand schlecht. Außerdem 
fanden sich eine Menge Symptome nervöser Übererregbarkeit und sehr 
ige Pupillenreaktion auf Licht und Einstellung. Behandlung mit 
Jod, Salvarsan, Quecksilber, sehr gründlich, aber erfolglos. Als J. zu- 
nächst von mir untersucht wurde, gab er an, unterdes wegen starker 
Histerkopfschmerzen und schlechten Schlafes in der medizinischen Klinik 
behandelt worden zu sein?2). Nach mündlicher Rücksprache dachte man 


~ ` ach dort an Lues, überwies ihn aber zur Behandlung (Exzision einer 
- Drüse) in die chirurgische Klinik. Bei der Untersuchung ergab sich: 


Pupillen exzentrisch, entrundet (als eng schon früher der Frau auf- 


 gelallen). LR fast — CR —. Leichte Ptosis beiderseits, Sprache nasal, 


linker Mundwinkel hängt, linke Nasenlippenfalte verstrichen. Rechtes 
Gaunensegel wird nicht gehoben. Rechter Kornealreflex schwächer 
als links, Zunge nach rechts abweichend, Stirnrunzeln rechts etwas 
weniger als links. Kniereflex rechts stärker als links, Bauchreflex 
rechts fast —, links +. Sonstige Sehnen- und Hautreflexe o. B. Ebenso 


D 


1) D. m. W. 1923, | ni 
?) Krankengeschichte dort angeblich nicht auffindbar. 


i Sensibilität und Tonus normal, keine Ataxie, kein Romberg, Schläfen- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.29. 0 99 


arterien geschlängelt. Bei Untersuchung Erbrechen, steife. Kopfhaltung. 
Im Liquor Wa. R. —, Nonne—, eine Zelle, Silbersalvarsanbehandlung 
wurde eingeleitet. Zuerst traurig und weinerlich, dann plötzlich sehr 
empfindlich gegen jede Berührung, äußerst mißtrauisch. Schläft'wenig, 


‚ist zeitlich nicht orientiert, fürchtet sich vor allen ihm doch bekannten 


Eingriffen, glaubt z. B., es werde keine Einspritzung, sondern etwas 


Besonderes mit ihm gemacht, meinte, der Arzt stände merkwürdig schief 


vor ihm am Bett, was ihm verdächtig erschien. | 

Da ich das erwähnte Gutachten erst später bekam, die Liquor- 
untersuchung völlig negativ war, so stellte ich meine Diagnose 
zum großen Teil mit Unterstützung des Befundes bei der Ehefrau, 


die mir angab, nach ihrem Abort mit Salvarsan behandelt worden | 
zu sein und welche eine normal und eine maximal weite Pupille 


hatte. Nach dem weiteren Verhalten (typisch paranoische Er- 
scheinungen bei Hirnsyphilis nach Kraepelin) war ja an der Dia- 
gnose Lues kein Zweifel. BE ee, | 
In diesem Falle war ja die Ehefrau mit-ihren charakteristischen 
Pupillen nicht meine Patientin, sondern gewissermaßen nur ein 
lebendes diagnostisches Hilfsmittel. lch wäre also auf keinen Fall 
in die Verlegenheit gekommen, der Anzeigepflicht nachkommen zu 
müssen. Daß man tatsächlich in dieser Beziehung sehr vorsichtig 
sein muß, namentlich was die Rolle der Pupillenstörungen für eine 
bestehende Lues betrifft, zeigt folgender zweite Fall: | 
Ein Auktionator von 54 Jahren, dessen Vater an Lungenleiden, 
dessen Mutter an Altersschwäche gestorben ist, hat sich zweimal luetisch. 
infiziert. Einmal als Soldat und dann im Jahre 1917. Er wurde nach 
der ersten Infektion mit Hg, nach der zweiten mit Salvarsan behandelt. 
Trank früher 20 Glas Bier und 10 Schnäpse täglich, jetzt eine halbe 
Flasche Rotwein, weil danach die Nerven etwas gemütlicher wurden, 
nach mehr Alkohol aber Kopfschmerz auftrete. Ta 25. Lebensjahre 
fühlte er Kribbeln und Schwäche im rechten Bein und -rechten Arm, 
nahm seither vielfache Kuren (Aachen, Tölz und ähnliche Bäder). Im 
Jahre 1915 wurde folgender Befund erhoben: Pupillen träge auf Licht 
reagierend, eng; rechter Fazialis etwas schwächer, sonst keine Be- 
sonderheiten. Im Jahre 1916 rechtes Bein und rechter Arm schwächer, 
körperlich unverändert wje vorher. Klagte trotzdem noch immer über 
Erregtheit, Vergeßlichkeit, Schwächegefühl nach sexuellem Verkehr, 
sehr fettleibig, viel Entartungszeichen. Kniereflexe rechts ++, links +, 
Achillesreflex beiderseits +. Kremasterreflex rechts stärker als links, 
Bauchreflex oberer rechts stärker als. links, unterer beiderseits —. 
Rechte Pupille entrundet, reagieren auf Licht und Konvergenz. 
Wenn man den Angaben des Patienten Glauben schenkt, so 
muß, da er sich zweimal infiziert hat, die erste Lues als abgeheilt 
zu betrachten sein. Trotzdem wurden von einer Reihe von Auto- 
ritäten, die Pat. selbst anführt, die Pupillenveränderungen gefunden. 
Man sieht also, daß die Pupillenveränderungen allein keinen sicheren 
Anhalt dafür geben, daß überhaupt eine luetische Krankheit noch 
besteht, daß also von einer Übertragbarkeit dann auch nicht die 
Rede sein kann. Allerdings kann bei unserm. Fall 2 der langgeübte 
Alkoholmißbrauch die Pupillenveränderungen hervorgerufen haben. 
Für die Frage der Anzeigepflicht erscheint die Beachtung der Länge 
des Zeitraums wichtig, der zwischen Infektion und Beginn der 
Pupillenveränderung liegt. Ä en 


Abhandlungen. 


(ne 


Aus der Chirurgischen Klinik Jena (Direktor: Prof. Dr. Guleke).- 


Der spontane Verschluß des verletzten Gefäßes. 
Von Prof. Dr. Georg Magnus, Oberarzt der Klinik. 


4 Der Blutungsstillstand wird vorwiegend aufgefaßt als Resultat 
einer Thrombose, einer Gerinnung des Geläßinhaltes. Die Stagnation 


. der Blutsäule zusammen mit der Verletzung der Intima gelten als 


‚elngungen für das Zustandekommen dieses höchst verwickelten 
„"ügischen Vorganges. Auf dessen Einzelheiten soll hier nicht 
an werden, da die vorliegenden Beobachtungen und Ver- 
re easa geeignet sind, die.Bedeutung dieses Prozesses für die 
erg ung geringer erscheinen zu lassen, als man bisher im all- 
Fe annahm. Schon theoretische. Erwägungen müssen Be- 
verletzt a ecken gegen die Vorstellung, daß der Verschluß eines 
ar en Geläßes durch Thrombose erfolgen muß; würde doch jede 

nung wie auch jede Ligatur einer Vene oder Arterie die 


Gefahr der Embolie bedeuten. Die Unterbindung der Carotis ext. 


sen an der Teilungsstelle würde, wenn der endgültige Ver- 
denn ee piia voraussetzte, kaum gewagt werden können; 
tröckel i eilließende Blutstrom würde leicht von diesem Thrombus 
reißen 
Nberhan nis anz extrem selten, so selten, daß mit dieser Gefahr 

Pt nicht gerechnet wird. Auch sonst hören wir sehr wenig 


und ins Gehirn verschleppen. Tatsächlich ist | 


von Embolien im großen oder kleinen Kreislauf nach einfachen 


Gefäßverletzungen, soweit sie nur aseptisch zum Verschluß gekommen 
sind; und die postoperative Thrombose und Embolie sind Katastrophen, 


über deren letzte Ursachen wir wenig wissen, die doch aber keines- ` 


falls als lediglich pathologische Steigerungen einer an sich normalen 
und notwendigen Folge der Gefäßverletzung aufgefaßt werden dürfen. 


Wichtiger als diese klinischen Bedenken sind die Resultate 
experimenteller und anatomischer Studien, durch welche der Nach- 
weis erbracht werden sollte, daß die Heilung der Gefäßwunde 
durch Vermittlung eines Thrombus erfolgt. Die Lehre von Petit 
auf den der Gedanke vom Thrombus zurückgeht, war von Virch ow 
dahin erweitert worden, daß das. stagnierende Blut gerinne. Diese 
Vorstellung wurde von Baumgarten revidiert; er stellte solche 
Stagnationen her, indem er am Tier große Gefäße unterband. ein- 
fach und doppelt.. Niemals trat eine Thrombose auf. Die zwischen 
beiden Ligaturen eingeschlossene Blutmenge war auch nach Wochen 


‚und Monaten noch flüssig. . Und dieser negative Befund ist überall 


erhoben worden, wo die Frage experimentell geprüft wurd Ä 
aseptischen Verhältnissen tritt ein Ihrombotischer 
gar nicht oder nur andeutungsweise ein. Ä 

Es müssen also andere Momente sein, welche di | 
schluß bewerkstelligen, und es liegt nahe, die Gefäß a ber 
diese Möglichkeiten zu betrachten; vielleicht ‘kommt dieser die 


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~ Noch im Zusammenhang mit dem Körper wurde dieser Strang 


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. Hau 
Blut. Auch die Konstruktion der Wand spricht dafür, daß ihr 
 „besouidere Funktionen vorbehalten sind. Es ist nicht einleuchtend, 
-` daß eine so mächtige Muskelmasse, wie wir sie an den großen Gefäßen, 

finden, nur dazu da ist, den Spannungszustand, den Tonus, zu erhalten. 


Zur Untersuchung der Frage, wieweit die Gefäßwand im- 


-  stande ist, durch Kontraktion ihrer Muskulatur das Lumen zu ver- 


 .engern und vielleicht eine Blutung zum Stehen. zu bringen, wurde -| 


. bei Amputationen. von. Extremitäten die betreffende Schlagader in- 
‚möglichst großer Länge herauspräpariert. Das Bild war schließlich 
so, daß die ‚endständig ligierte Arterie nach sorgfältiger Unter- 

. bindung aller abgehenden Äste als 15 bis 25 cm langer, blinder 
Schlauch aus der Amputationswunde heraushing. In dieser Situation 
. pulsierte sie ruhig weiter; die -Wellenbewegung - der Wand also 
‚dauerte fort,. während der Inhalt bereits Stagnierte. Allmählich 
jedoch, und zwar vom blinden Ende her fortschreitend, hörte diese 
Pulsation auf, indem der Schlauch: sich langsam zu einem harten, 
runden Strang zusammenzog, Dann wurde die endständige Ligatur 


gelöst: es entleerte sich kein Tropfen Blut. Die durch die Unter- 
bindung zusammengezogene Partie des Gefäßes wurde mit einem 


scharfen Skalpell abgeschnitten: dasselbe Resultat, es blutete nicht. 


durch Ligaturen in 2 cm lange Segmente geteilt, dann das Ganze 


abgetrennt und sofort gehärtet. Die einzelnen Abschnitte wurden 


nach der Härtung. einzeln auf ihren Inhalt untersucht und erwiesen 
sich bis hoch hinauf als leer. So enthielt eine A. femoralis bis 


offene Bauchhöhle sowie die Berührung von Bauchinhalt mit der Außen- 
welt viel’ zu stark pathologische Verhältnisse. Es wurde deshalb auf 
' - das durchfallende Licht verzichtet, und es wurde ausschließlich von. der 
Fläche aus mikroskopiert. Das mittels einer Sammellinse konzentrierte 
Licht einer 5 amp. Bogenlampe wurde durch Passage einer Küvette mit 
einer 20°/,igen Lösung von Ferro-Ammon.-Sulfat vollständig gekühlt, 
so daß Wärmestörungen an den beobachteten Gefäßen ausgeschlossen 
werden konnten. Ein Grünfilter. gestattet.die Untersuchung im rotfreien 
Licht.. Eine wesentliche Erleichterung bedeutete die Möglichkeit, die 
Vorgänge in irgend einem Zustand. photographisch zu fixieren. Das 
„Phoku“ von Siedentopf ist eine kleine Kamera, die auf das Mikroskop 


aufgeschraubt wird, Ein seitlich angebrachtes Okular läßt einen Teil - 


ptrölle bei dem Vorgang zu.und nicht dem Gefäßinhalt, dem 


Zeit- und Momentaufnahmen.. A R 

Mit dieser Versuchsanordnung, die sich als außerordentlich ` 
. brauchbar erwies, wurden die Experimente unternommen. Als Ob- 
jekt wurde zunächst der Frosch gewählt. Ein möglichst pigment- 
armes ‚Tier wurde in Urethan-Narkose versetzt und so äufgespannt, 


hatte die Untersuchung ermöglicht. 


Anbringung einer Strichplatte im Okular und die optische Konjugierung 
dieser Bildebene mit der Bon: 
und Dunkeltuch überflüssig, die Einstellung erfolgt am Okular mit Hilfe 
dieser Strichplatte. Das Format ist 41/,X6 cm, der Verschluß erlaubt ` 


aphischen Platte macht Mattscheibe, 


daß die Haut einer Hinterflosse gut betrachtet werden konnte. Die 


Orientierung über einzelne Gefäßstämmchen ist. sehr ‚erleichtert 

durch die Pigmentflecke. Eine Stelle. wurde 'photograpbisch fest- - 

‚gelegt, und dann ein besonders gut sichtbares Gefäß mit dem .. 

| Messerchen des Mikromanipulators sehr leicht gereizt; das Resultat 
wurde sofort photographiert. Es zeigte sich, daß das berührte Ge- ` 

fäß in mehr oder weniger größerer Ausdehnung, je nach der Stärke 


des ausgeübten- Reizes, sich bis zum Verschwinden kontrahiert. 


‘Der „traumatische segmentäre Gefäßkrampf“* tritt mit großer Sicher- 
heit ein, die Kontraktion bleibt minutenlang bestehen. Das Blut 
wird dabei um die-blockierte Stelle herumgeleitet, die Stromrichtung _ 
‘kehrt’ häufig’um,: in der Umgebung treten Erweiterungen oder Ver- - 
'ehgefungen der Strombahn ein. Die enge Nachbarschaft dilatierter 
| und kontrahierter Bezirke, die Fähigkeit des Gefäßes, hart neben- 


einander in diametral entgegengesetzter Weise anf denselben Reiz zurea- 


gieren, ist sehr eindrucksvoll und erscheint von prinzipieller Bedeutung. 


Die blutige Verletzung des Gefäßes ist nur die quantitative 


Wird nämlich eine Extremität 
mit ihrer Zirkulation vom Herzen abgekoppelt, so strömt das Blut 


noch lange von den Arterien venenwärts; sogar die Kapillaren 
.bluten sich schließlich völlig leer und werden unsichtbar. Während 
dieses Vorganges nun, während die im Arm eingeschlossene Blut- 
menge ihren Weg aus den Arterien nach. den Venen zurücklegt, wurden 
auf die Kapillarschlingen Reize ausgeübt und die Wirkung beobachtet. 

Es zeigt sich nun, daß bei dieser Versuchsanordnung .ein 
Stich mit einer feinen Nadel in den Limbus dort einen anämischen 
Bezirk von Halbkreis- bis Dreieckform erscheinen läßt. Die, em- 
zelnen Kapillaren entledigen sich sehr schnell völlig ihres Inhalts’ 


ii zum Zentimeter. 7 keine Spur. von Blut, die Lichtung war in einen | Steigerung desselben Vorgangs, und der Ablauf der Reaktion ist - ~. 
gii völlig leeren, schlitzförmigen Spalt verwandelt. Erst oberhalb ent- | ebenfalls völlig analog. Wird ein kleines Gefäß der Froschschwimm- ea 
in ‚hält das Rohr eine runde Blutsäule. Das Gefäß ist also ‚von der | haut mit dem Messerchen des Mikromanipulators durchtrennt, so a 
a | _ Unterbindungsstelle an kontrahiert bis zum Verschwinden des | tritt zunächst ein Hämatom auf, das, Blut ergießt sich aus dm ‚sit 
ai Lumens, für einen Thrombus ist gar kein Platz, der Verschluß ist | offenen Lumen. Dann aber, und zwar meist plötzlich, kuntrabiert - 2 
en durch: aktive Arbeit der Wand erfolgt. Daß es nicht die elastischen, | sich das verletzte Gefäß, der zuführende wie der. abführende Ast Bi 
IBAN: sondern die kontraktilen Elemente sind, ergibt sich aus dem lang- | verschwinden, man sieht häufig sehr deutlich die letzten Erythrozyten 
ul samen Ablauf des Prozesses. Im übrigen besteht gar keine Ver- | passieren. Dabei kommt es vor, daß bei der allgemeinen Kontraktion’ u. 
pit anlassung, daß die’ elastischen Kräfte bei blindem Verschluß des |. des Gefäßes einige rote Blutkörperchen abgefangen und später durch ` 2) 
at =- Rohres stärker zur Wirkung kämen als bei offener Strombahn, wohl | eine neue Welle ausgestoßen werden, wobei man sich des Eindruċks ` >k 
iod -eher umgekehrt. Wodurch die Muskulatur zu dieser heftigen und | einer Peristaltik nicht erwehren kann. Das Photogramm 30 Sekunden . el 
iA © andauernden. Kontraktion angeregt wird, ist zunächst noch unsicher; | nach der Verletzung zeigt den klaffenden Schnitt in der Haut, das Ah 
pa o es könnte der mechanische. Reiz der Unterbindung und Durch- fleckige Hämatom, und dort, wo das í Gefäß durch das Gesichtsfeld iù 
iia `. trennung sein, und es ist' sehr wahrscheinlich, daß. dieses Moment | lief; eine Lücke; das verletzte Gefäß ist von seinem Abgang aus ‘ix 
icii . eine wesentliche Rolle spielt nach dem, was wir neuerdings (Küttner | einem größeren Stamm an verschwunden. Dieser selbst strömt sehr al 
A u. Baruch, Kroh, Reichle) über den „traumatischen segmentären | rasch, zeigt aber auch eine starke Irritation; sein Kaliber ist im. zi 
wth, Gefäßkrampf“ wissen. Aber auch die Verarmung des im blinden | Ganzen verschmälert und ungleichmäßig geworden. u 
lo Ende stagnierenden Blutes an Sauerstoff könnte sehr wohl eine |. Die Versuche an der Schwimmhaut des Frosches verliefen h 
a ‚solche Kontraktion: verursachen. _Sicher ist, daß die Arbeit der | streng gesetzmäßig: die Gefäße reagieren auf. Berührung wie auf X 
st. kontraktilen Wandelemente den Verschluß eines Gefäßes, und damit | Verletzung mit Kontraktion ihrer Wand, der Vorgang des Blutungs- im 
N den spontanen Stillstand der Blutung, auch aus einer'großen Arterie, | stillstandes deckt sich mit dem des ‚traumatischen segmentären, N 
ll bewirken’kann, und die Annahme von momentaner Verklebung oder Ein- | Geläßkrampfes; von einer Thrombose, einer Gerinnung des Inhalts  ;y 
= rollung der Intima, oder von einer „Verfilzung“ der Wand erübrigt sich. | eines verletzten Gefäßes wurde nie etwas beobachtet. ` | 2i 
DE pioi Es bleibt zu prüfen, wie der gleiche Versuch am kleinen An der Hand dieser beiden Ergebnisse: des spontanen Ex 
el Gefäß und an derKapillare abläuft. Dazu mußte zunächst die Frage des | Blutungsstillstandes an der großen menschlichen Arterie durch x 
nii segmentären Gefäßkrampfes noch einmal experimentell angegangen | Kontraktion der Wand und am. kleinen Gefäß der Froschschwimm- NN 
ae ‘werden, die Frage, wie Gefäße kleinster Ordnung auf mechanischen | haut durch denselben Vorgang, mußte das Verhalten der mensch- al 
ERA Reiz ansprechen. Die Untersuchungen wurden ermöglicht durch | lichen Kapillare bei blutiger Verletzung geprüft werden. I a 
Ne .. zwei neue Instrumente von Zeiss, den Mikromanipulator (Peterfi) Die Methode: von O. Müller, der direkten. Kapillarbeob- > 
H ` „Mipu“, und das Photographische Okular (Siedentopf) „Phoku“. | achtung durch die intakte Haut des Nagelfalzes bei starker seit- A 
er _ Der Mipu besteht im wesentlichen aus dem Üperationsstativ, | licher Beleuchtung -und 5Ofacher Vergrößerung, ließ Resultate 3 
Er Ä einem Apparat, der vermittels einer ganzen Reihe grober und feiner | erwarten, besonders wenn man -sie durch die beiden neuen Appa- ` 3 
le; Triebe außerordentlich kleine Verschiebungen eines Instruments gegen rate, Mikromanipulator und Photo graphisches Okular, ergänzte. n 
cal das: Objekt gestattet. So ist es möglich, mit dieser „mikrurgischen | ; Frühere V hi 7 Finger hatt b zweckt, die N 
al ‚ Technik“. unter dem Mikroskop einen Erythrozyten durchzüschneiden ‚ ,„ „xuhere Yelsuche am eigenen Pinger AALEN: De D bei n 
“ “1 | oder in einen Leukozyten hinein eine Injektion zu machen. Es gelingt | Reaktion der Kapillarschlinge auf Berührung zu prüfen. Dabei. ` 
il umso. eher bei einiger Übung, ein kleines Gefäß mit einem Instrument | hatte sich die Schwierigkeit ergeben, daß die sofort einsetzende 
Bu zu berühren oder zu verletzen. Sämtliche Untersuchungen wurden mit | Hyperämie das Bild sehr verschleiert und die Beobachtung. erschwert 
ann | auffallendem Licht gemacht. Das Froschmesenterium ist ja immer ein |. oder verhindert. Erst die Anlegung einer Esmarchschen Binde N 
an | sehr verlockendes Objekt; doch setzt bereits die Laparotomie und die | 


nr 


des Lichtes, welches den Tubus passiert hat, ins Auge des Beobachters 
_ gelangen, so daß man im Moment der Aufnabme das Objekt sieht. Die 


und bleiben zunächst leer. In den folgenden Minuten füllen sich 
| die Schlingen, welche dieser Partie benachbart sind, strotzend mit 


| - 90. Joli | 


- puten ändert sich das Bild; 


ebenso hyperämisch wie die Randzone. 


Blut, so daß eine hyperämische Randzone antti Nach 4—8 Mi- 
Keil eine Schlinge nach der andern und beginnt wieder rasch und 
lebhaft zu zirkulieren. Die Füllung wird allmählich stärker als 
vorher und schließlich ist der ganze noch soeben blutleere Bezirk 
Dieser erhöhte Füllungs- 
zustand bleibt sogar noch bestehen, wenn die gesamte Nachbar- 
schaft sich baraits leer geblutet hat, wenn rechts und links von. 


dem Keil alle Kapillaren verschwunden sind. 


Die Versuche sind mit gewisser Einschränkung zu verwerten, 


da die Drosselung der Arterie und Vene und die so bewirkte Ab: : 


koppelung der Extremität vom Gesamtkreislauf besondere Verhält- 
nisse setzt. Immerhin zeigen sie, daß die Kapillaren des Nagelfalzes 


zeizbar sind, daß sie sich auf ein Trauma hin kontrahieren und 


später nach Abklingen des Kontraktionszustandes erweitern können. 
Diese Befunde wurden noch unterstrichen durch Untersuchungen 
an überlebenden Geweben. Bruchsäcke, Wurmfortsätze, Gallenblasen 


‚wurden sofort nach der Entfernung aus dem Körper in eine Wanne 


mit warmer Kochsalzlösung gebracht und vermittels eines Tauch- 
mikroskops beobachtet.. Es zeigte sich dabei, daß auch hier die 


Geläße noch lange fortströmen, daß Arterien und Kapillaren sich 


‚suchen, 


‚Verschlusses. 


‚gehabten Operation ist, 


in die Venen hinein leerbluten, und daß bei diesem Vorgang 
Peristaltik und rhytbmische Strömung, eine Art Pulsation, unverkennbar 
ist. Wird auf die Gefäße in diesem Stadium ein mechanischer Reiz 
‚ausgeübt, so erfolgt die Reaktion genau so wie am Nagelfalz: auf 
‚eine scharfe Berührung des Gefäßes zieht sich seine Wand in mehr 


` oder weniger großer Ausdehnung bis zum Verschwinden der Lichtung 


zusammen, um nach einiger Zeit einer Aufbauchung Platz zu 
‚machen. Ist der Reiz sehr geringfügig, so kann das Stadium der 


 Hyperämie direkt eintreten, es füllen sich sogar in diesem Falle 


Gefäße, die vorher leer waren. Besonders schöne Resultate ergaben 
dieBeobachtungen am exstirpierten Sack einerMeningocele(A.Stübel).. 

Es hatte sich also als Resultat dieser Untersuchungen ergeben, 
dab in einem völlig vom Körper ‚getrennten Gewebe die Gefäße 


‚noch längere Zeit — es wurden verschiedentlich 15 Min. und mehr 


beobachtet — weiterströmen und ihre Reizbarkeit behalten. Waren 
diese Gewebe in Lokal-Anästhesie gewonnen, so machte das keinen 
Unterschied für die Reaktion. 

Die Feststellung einerseits, daß große Gefäße durch Kon- 
traktion ihrer Wand allein den Blutungsstillstand bewirken können, 
andererseits die Beobachtung, daß kleine Gefäße und Kapillaren 


auf mechanischen Reiz sehr ausgiebig mit Kontraktion reagieren, 


legten den Gedanken nahe, auch an der menschlichen Kapillare 
den Vorgang des Blutungsstillstandes nach Verletzung zu ünter- 
Es wurde für Hand und Unterarm eine Gipslade angefertigt, 
um die absolute Ruhigstellung des Objekts für die mikrurgische 
Technik und die photographische Aufnahme zu erzwingen. Die 
Lichtquelle, der Mikromanipulator und das photographische Okular 
wurden eingestellt, der Nagelfalz mit einem Tropfen Cedernöl En 


‚deckt und dann begann die Untersuchun 
Zunächst wurden an der eigenen Tinken Hand und bei ver- 


schiedenen Versuchspersonen die anatomischen Verhältnisse der 
Rapillaren am Nagelfalz genau durch Zeichnungen und Photo- 
samme festgelegt. Waren die. einzelnen Bezirke so weit bekannt, 

die rientierung gesichert erschien, dann wurde zum eigent- 
ichen Versuch geschritten. Eine durch Größe und Lage besonders 
geeignete Schlinge wurde ausgesucht, im Gesichtsfeld bequem. ein- 
gestellt und durch Senken der Messerspitze an der Kehre, am 
bergang des arteriellen Schenkels in den venösen, verletzt. Der 
Ablauf war nun durchaus er en Su. Zunächst entleert nich ein | _ 3 Oir Kongr MA o o aa a nn Zunächst entleert sich ein 


ganz langsam füllt sich in dem anämischen 


: | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. a u 


J 


Blutstropfen, der im Cedernöl gewöhnlich eine sehr schöne Kiigel- 
form annimmt, die Erythrozyten passieren einzeln oder massiert 
die Kapillarwunde. Dann versiegt die Blutung, allmählich oder 
plötzlich, und gleighzeitig ist auch die Verbindung ‘des Tropfens 
mit der Schlinge abgerissen. Manchmal liegen dort, wo diese vorher 
verlief, einige rote Blutkörperchen still. 
Bewegung, sie werden sehr rasch hin und her geschoben und dann 
ausgestoßen, meist in den Blutstropfen hinein, manchmal in ver- 
| kehrter Richtung. Und dann ist. die Schlinge völlig verschwunden. 
In anderen Fällen wird die verletzte Kapillare immer enger, es 
zirkuliert nur noch ein ganz dünner Faden der Erythrozyten, meist 


sehr schnell, dann reißt dieser Faden ab, und man kann die letzfen 


roten Blutkörperchen in den Tropfen einmünden sehen. Daß es eine 
Kontraktion der Schlinge ist, die den ganzen Vorgang. verursacht, 
daran läßt eine wiederholte aufmerksame Beobachtung keinen Zweifel. 

Nach dem Stillstand der Blutung ist also dieKapillare nicht throm- 
bosiert, sondern sie ist bis zum Verschwinden der Lichtung kontrahiert. 


Jedenfalls enthält sie keine Erythrozyten mehr, und sie nimmt auch -` 


keine wieder auf, sie bleibt verschwunden. Lange Serien von Photo- 
grammen zeigen, wie die Lücke zunächst weiterbesteht, wie die an- 
grenzenden Schlingen, offenbar als Ersatz für den Ausfall, sehr stark 
hyperämisch werden, wie die Nachbarn sogar Größe und Gestalt ver- 
ändern, um die Lücke zu verkleinern, und wie schließlich in derselben, 
etwa vom 8. Tage an, Ersatzschlingen auftauchen. 
irgendwie verheilten alten Kapillaren sind, oder ob es sich um wahre 


Regenerate handelt, ist vor der Hand noch nicht zu entscheiden. . 


Als gesichertes Resultat der vorliegenden Beobachtungen darf 
gelten, daß bei bestimmter Versuchsanordnung der Blutungsstillstand 


aus der großen Arterie wie aus der Kapillare keine Gerinnung des. 
Inhaltes, sondern eine Kontraktion der Wand bedeutet, daß Blut- 


stillung durchaus nicht nur eine Angelegenheit des Blutes, sondern 
auch, und vielleicht sogar vorwiegend, Sache des Gefäßes ist. Wenn 


die Anatomie in der Kapillare keine Muskeln findet, die sich kon- 


trahieren können, keine Nerven, welche Reizaufnahme und Reiz- 


leitung besorgen, so bedeutet das lediglich, daß dann die Wand- 


Ob das die 


995. 


Plötzlich geraten sie in 


t 


zelle selbst reizbar und kontraktil sein muß; dafür sprechen ganz . 


besonders die Versuche am überlebenden Gewebsstück. Die Vor- 
stellung von der biologischen Einheit des Blutes und der Gefäß- 


wand und der Wechselwirkung beider auf einander lassen. den | 


Prozeß der Blutstillung in verändertem Licht erscheinen. 


Die Hämophilie bei normaler Gerinnungszeit könnte so ihre ` 


Erklärung finden. Untersuchungen darüber sind im Gange; und 
die bisherigen Befunde sprechen für die Auffassung, daß in diesem 
Falle eine Insuffizienz des Gefäßsystems vorliegt. Auch für die 
Erklärung der blutstillenden Wirkung von Medikamenten liegen hier 
Möglichkeiten. Reinewald!) fand, daß Koagulen und Klauden die 
Blutgerinnung nicht beschleunigen, sondern verzögern, und daß 
die klinisch “sichergestellte . Tatsache ihrer therapeutischen Brauch- 
barkeit auf Gefäßwirkung beruht, und Stegemann, der einem Tier 
bei offener Bauchhöhle Klauden intravenös verabreichte, sah daraufhin 
| heftige Kontraktionen am Uterus, Blase und Darm. Bier?) erwähnt, 
daß während der Bluttransfusion nicht selten heftige Peristaltik ein- 
setzt, die auf dem Öperationstisch Stuhlentleerung herbeiführen 
kann. Auch hier also die Wirkung auf glatte Muskulatur — gedacht 
als Folge des Zerfalls einer auch kleinen Blutmenge —, und damit 
die Möglichkeit, auch die kontraktile Substanz des Geläßsystems zu 


beeinflussen. So wäre die blutstillende Wirkung einer Bluttransfusion 


ohne Schwierigkeit ebenfalls vom Gefäß aus zu erklären. 


1) Diss. Marburg. 1922, 
2) Chir.-Kongr. 1924. 


Berichte über Krankheitsfälle und Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. —— | 


Der unklare Darmverschluß 
infolge nicht diagnostizierbarer Appendizitis. 
Von Dr. Bruno Cohn, Chirurg in Charlottenburg. 


ke Bei jedem entzündlichen oder mechanischen Prozeß am Bauch- 
ell besteht theoretisch die Möglichkeit der Entstehung eines Darm- 
Wenn bei der an sich sehr häufigen Appendizitis 
immerhin nicht allzu oft koinzident ein Ileus vorkommt, der un- 
mittelbar durch die Entzündung des Wurmfortsätzes hervor- 
gerufen und nicht etwa die Folgeerscheinung einer statt- 


Fähigkeit des Bauchfells, 


entzündliche Prozesse und Eiterungen 
Schnell abzukapseln. l 


so hat das wohl seine Ursache in der. 


Glücklicherweise geht die Abkapselung, insofern Darmieile 


daran beteiligt sind, in der weitaus größten Zahl der Fälle in einer 
Weise vor sich, daß die Darmtätigkeit nicht gleichzeitig völlig auf- 
gehoben wird. Doch weist die Literatur der letzten -30 Jahre eine 
Reihe von Arbeiten auf, die sich mit der Frage beschäftigen, welche 
unangenehmen Konsequenzen entstehen, wenn es durch Einbeziehung 
von Darmschlingen in ungünstiger Weise zu einem Darmverschluß 
kommt. Diese Arbeiten sind nun der Art nach zu teilen, nämlich 


erstens in eine größere Gruppe, die die Frage des Deus bei gleich- 


zeitig diagnostizierter Appendizitis abbandelt und zweitens eine 
kleinere Gruppe, die den Ileus bei nicht diagnostizierbarer, sym- 


' ptomenloser Appendizitis beschreibt. 
Powell ist der Ansicht, daß ein Darmverschluß bei oder in-' 


folge von Appendizitis zu den relativ seltenen Vorkommnissen gehört, 


. 
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996 


weil sie nicht frühzeitig E 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 29. 


20. Juli . 


. Er hat sie unter 350 Appendektomien zweimal beobachtet. Lövin- 


sohn veröffentlicht das. v. Mikuliczsche A 


a ma arini; bei dem . 
unter 500 Perityphlitisoperationen sechsma 


| ein Adhäsionsileus vor- 
ekommen ist. Haeckel hatte unter 380 Appendizitisoperationen vier 


älle. von Darmverschluß. Eklund beschreibt 20 Fälle von Darm- 
verschluß unter 985 operierten Fällen, 10 davon kamen ad exitum, 


enug zur Operation Ben. 


Ruge kann 
aterial über 44 Fälle von 


aus dem Körteschen armverschluß bei 


. und nach Appendizitis berichten. Partsch beschreibt einen Fall, bei 
dem ein i4jähriger Knabe infolge von 'Darmverklebungen um den 


gangränösen Wurmfortsatz einen Jleus bekam. Der Wurm lag im 
Bruchsack einer angeborenen Leistenhernie. Monod beobachtete eine 


Abklemmung des Ileums durch den adhärenten Wurmfortsatz bei einer 


Frau von 29 Jahren, die seit zwei Monaten konservativ behandelte 


Krisen in der Ileo-Zökalgegend hatte und wegen eines seit fünf Tagen 


bestehenden Ileus zur Operation kam. M’Ardle beschreibt acht Fälle 
von Ileus durch Appendizitis in einer Arbeit, die sich mit der. Ent- 
stehung des Ileus beschäftigt. Borchard hatte zwei Fälle einer 
Kombination von akuter Blinddarmentzündung mit akutem Ileus. Er 


bezeichnet folgende Symptome als klinisch wichtig: Darmsteifungen 


sprechen gegen einfache Appendizitis. Fieber spricht gegen einfachen 


Ileus. Bei einem Falle von Baer war der Wurmfortsatz physiologisch 


so gelagert, daß eine akute Entzündung nnd Abszeßbildung ihn auf 
das Ileum fixierte. Es ‘entstand ein Darmverschluß, der nach Ent- 


nr des Wurmes und Abszeßeröffuung heilte. 


s folgen nun die wenigen Arbeiten, die der kleineren Gruppe 
zuzurechnen sind. Bougle operierte ein siebzehnjähriges Mädchen 


mit einem ätiologisch unklaren Darmverschluß. Erst die Operation 


schaffte Klarheit, indem sie einen fest in Verwachsungen eingebetteten 
Wurmfortsatz mit. stark geblähten und mit Pseudomembranen bedeckten 


Dünndarmschlingen zu Tage förderte. Es bestanden Residuen einer 
chronischen Peritonitis. 


mechanische Hindernis infolge der Verwachsungen angesehen. Patientin | 


ls Ursache für den Darmverschluß wird das 


starb trotz freigemachter Passage. Hein teilt einen Fall von un- 
klarem Ileus mit, der infolge des elenden Zustandes, in dem er sich 


befand, nicht mehr zur Operation kommen konnte. Es handelte sich 
"um einen 6jährigen Knaben, dessen Darmverschluß mangels sämtlicher |} 
Anhaltepunkte bei untersuchbarem Leib als paralytischer infolge Peri- 
` tonitis angesehen wurde. Appendizitis war nicht einwandfrei nach- 
 weisbar. Die Autopsie ergab etwa 1 Liter hämorrhagisches Exsudat 


in der Bauchhöhle, der sehr lange Wurmfortsatz schnürte, entzündlich 


ist in den abhängigen Partien unbestimmt eine geringe Dämpfung fest- 


~ 


decken ist keine Darmsteifung wahrzunehmen. Auskultatorisch keine 


verändert, Darmschlingen bukettartig ab. Verfasser glaubt, daß die 
durch äußere Mittel angeregte Peristaltik die Darmschlingen erst recht 
in den vorhandenen schmalen Schlitz hineingepreßt hat. De Quervain 


teilt dann noch einen Fall mit, bei dem infolge Verwachsung zweier 


Darmschlingen ein Ileus entstanden war. Erst die Operation dieses 
Darmverschlusses ergab eine mild verlaufende, akute Appendizitis als 
Ursache, ohne daß sich vor der Operation irgend welche Anhalts- 
punkte für dieselbe hätten gewinnen lassen. Es bestand keine Druck- 
empfindlichkeit der, Blinddarmgegend. | i 


Ich bin in der Lage, einen von mir operierten Fall mitteilen 
zu können. | | 


Fünf Tage, bevor ich zu dem Fall. gerufen wurde, erkrankte die 


Patientin unter bestimmten Magen-Darmerscheinungen, vermutlich mit 


Beteiligung des Peritoneums. Der Zustand ließ eine abwartende Hal- 
tung für richtig erscheinen. Es bestand keine lokalisierte Schmerz- 
haftigkeit des Leibes.an irgend einer Stelle, auch der gynäkologische 
Befund ergab keine krankhaften Veränderungen. Vom selben Tage 
an hörte indes die Darmfunktion auf und es war weder auf Abführ- 
mittel, noch durch Einlauf, noch durch eine intravenöse Injektion von 
40 ccm Neo-Hormonal Stuhlgang zu erzielen. Nach weiteren zwei 
Tagen begann sich der Leib zu wölben und schien meteoristisch ge- 
bläht, Dieser Zustand nahm ständig zu und es trat Erbrechen. ein, 
bei dem ein Askaris ‘entleert wurde. Während der ganzen Zeit sind 


Puls und Temperatur normal geblieben. Am fünften Tage wurde der 
Puls unter Schweißausbruch rapide schlechter und das Allgemeinbe- 
‘ finden änderte sich derart, daß sich die Patientin, die sich wegen ' 


subjektiven Wohlbefindens bis dahin gesträubt hatte, nunmehr lieber 


in die Klinik aufnehmen ließ. Mangels sämtlicher anderen Symptome 
bestand die unsichere Vermutung, daß es sich um einen im Dünndarm 
lokalisierten Askariden-Ileus handeln würde. Der konsultierende Inter- 
nist erklärte die sofortige Operation für notwendig, zu der ich dann 
hiuzugezogen worden bin. Befund: 32jährige Frau in gutem Er- 
nährungszustande. Der Leib ist stark auigetrieben und meteoristisch 

ebläht, der Nabel zur Hälfte verstrichen. Tympanie. Infolge der 
Sanna der Bauchdecken ist es nicht möglich, die inneren Örgane 
palpatorisch zu untersuchen. Bei plötzlichem Anklopfen der Bauch- 


Anzeichen für die Lokalisation der Stenose im Darm. Puls klein und 
weich, 110 Schläge in der Minute. Facies abdominalis. Rechtsseitig 


zustellen. Linksseitig nicht. 
Operation in Athernarkose. 1. Akt: Mediane obere Probelapa- 


rotomie. Vorliegender Teil nach Eröffnung des Bauchfells ist das Colon. 
ebläht mit entzündlich verändertem Peri- 


transversum, ad maximum 


toneum viscerale. Die Bauchhöhle ist durch die stark geblähten Därme 


N . 


derart ausgefüllt, daß man nur schwer mit der flachen Hand eingehen 
ünd nach dem Hindernis suchen kann. Es zeigt sich hierbei, daß der 
Dünndarm kollabiert ist. Gallenblase o. B. Geringes trübseröses, 
peritonitisches Exsudat, Schluß der Bauchwunde. 2. Akt: Blinddarm- 
schnitt zur Anlegung eines vorübergehenden Anus praeternaturalis 
coecalis. Sofort bei Eröffnung des Bauchfells profuse, fäkulent stin- 
kende Eiterentleerung. Dicke Pseudomembranen fixieren das Zökum 


an der parietalen Bauchseite. Nach Lösung der Pseudomembranen | 


ist. der Wurmfortsatz kleinfingerdick fühlbar. Er ist durch starke 
Verklebungen in der Lage fixiert und hängt, perforiert, ins kleine 
Becken hinab. Massige Eiteransammlung im. kleinen Becken, die 
bereits unter Fibrinausscheidung die kollabierten Dünndarmschlingen 
in der Lage leicht fixiert erhält, zum Teil aber auch den Dickdarm 
zusammendrückt. Diese Verklebungen lassen sich mit Leichtigkeit 
lösen. Drainage des Exsudates, Einführung eines Tampons, Schluß 
der Wunde, soweit möglich. Während der Operation traten starke 
Pulsschwankungen ein, so daß Kampfer, Koffein und Digitalis verab- 
folgt werden mußten. In der Nacht darauf Exitus wegen Herzschwäche. 

Wir haben somit einen weiteren Fall vor uns, bei dem sich 
trotz eingehender Beobachtung die Appendizitis unserer Aufmerk- 
samkeit entzogen hat.. Erst der Darmverschluß zwang gebieterisch 
zum chirurgischen Eingreifen.. Leider war es aus äußeren Gründen 


' nicht möglich, die vorliegenden Verhältnisse durch eine Sektion 


noch genauer klarzulegen, aber die Operation ermöglichte eine so 
ausreichende Erklärung des Zusammenhanges, daß wir auf eine 
Autopsie verzichten können. Es handelte sich bei diesem Falle 
einwandfrei um die Entstehung eines Darmverschlusses auf dem 
Boden einer .nicht diagnostizierbaren Appendizitis aus zweierlei 
Ursachen: In erster Linie- hat die Peritonitis zu einem paralytischen 


Ileus geführt, der dann durch die mechanische Fixation. der Darm- 


schlingen infolge fibrinöser Verklebungen noch aggraviert worden ist. 
ber die verschiedenen Entstehungsarten dieser lleusformen 
geben die umfassenden Arbeiten von van Zwalenburg, Marion, 
Häckel, Turner und Ruge näheren Aufschluß, über das Vor- 
kommen des Ileus in dieser eigenartigen Verquickung mit Appen- 
dizitis überhaupt äußert sich Sonnenburg. Er meint, daß der 
Ileus zu jeder Zeit und in jeder Phase des akuten Appendizitis- 
anfalles eintreten kann und zwar entweder als direkte Folge der 
Peritonitis oder durch Verwachsungen und durch Ansammlung von 
Exsudat in und zwischen den Eingeweiden und dadurch entstehende 
Verlötung und Abknickung von Darmschlingen. Das hat sicherlich 
seine Berechtigung, aber im vorliegenden Falle waren eben während 
der fünf der Operation vorausgehenden Tage der Beobachtung 
keinerlei Anzeichen für eine Appendizitis wahrzunehmen, genau 
ebenso, wie in den vorher. zitierten Fällen von Bougle, Hein und 
de Quervain. Deshalb muß man diesen Fällen eine Sonder- 
stellung einräumen. | ' | 
Der hier entstandene Ileus hat sich herausgebildet, wie jeder 
andere Darmverschluß, bei dem oft erst die Probelaparötomie mit 
Sicherheit das Hindernis klarlegt. Darum ist die Operation auch . 
nur des. Darmverschlusses wegen vorgenommen worden, da ohne 
diesen keinerlei Anlaß zu einem chirurgischen Eingreifen vorlag: 
Daraus ‘geht hervor, daß man bei Ileus unbekannter Ätiologie . 
stets auch an das Vorhandensein einer Appendizitis denken soll. 
Aus diesem Grunde bringe ich hiermit den Fall zur allgemeinen 
Kenntnis, da selbst in der ausgezeichneten Monographie Sprengels 
über Appendizitis, der alle Eventualitäten streift, nicht diese Fälle 
erwähnt werden, bei denen absolut der Ileus im Vordergrund steht, 
während die Appendizitis, sowohl was lokale Symptome, als auch 
was Temperaturveränderung anlangt, ohne wahrnehmbare Anhalte- 
punkte verläuft. | 
Was schließlich noch den ungünstigen Ausgang der Operation 
anlangt, so kann man nicht umhin, darauf hinzuweisen, daß die 
Fälle von Ileus leider sehr oft zu spät zur Operation gelangen. 
Kocher macht das lange Zögern mit der Operation für die schlechte 
Prognose der operativen Ileusbehandlung verantwortlich. Marion 
ermahnt daran, alle Fälle von Adhäsionsileus unverzüglich zu 
operieren. Naunyn weist betrefis der Resultate der Frühoperation , 
des Darmverschlusses an Hand von 288 Fällen nach, daß die aller- 
besten Erfolge bei Operationen am ersten und zweiten Tage erzielt 


werden, Bereits vom dritten Tage an sinkt die Heilungsziffer von 


70 auf 34%/,. Auch Ruge erklärt als wichtigstes -Ergebnis seiner 
Untersuchungen, daß allein die Frühoperation vor Komplikationen 
schütze und die geringere Mortalität aufweise. Wenn diese Leit- 
sätze also für die lleusfälle klarer Ätiologie gelten, so sollte man 
erst recht die unklaren Fälle so frühzeitig als möglich zur Operation 
bringen. Denn der Shock, den die eingreifende Operation setzt, 


ist zu groß, als daß ihn das in seiner Widerstandsfähigkeit stark 
beeinträchtigte Herz überstehen könnte, Su 


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| ie ‚der IM. Medizinischen Klinik der kgl. ung. Pázmány Peter- | Die hervorgerufene Wirkung war aber dieselbe, wie beim Trinken. 
`- Universität in Budapest (Direktor: Prof. Dr. Baron A. v. Korányi). | In einigen Fällen gab ich statt Essigsäure auch Zitronensäure. De 
0 r PER ES ad au d | Resultat, war dasselbe; man muß aber von. dieser Säure. eine kon- 
Über die Wirkung von Essigsäure auf die Salz- Si ab ‚aber Yon: Glaser DIES = 
eo ; se | l -| zentriertere Lösung, nehmen, die. Sekretion - terdrücken. 
 Auresekretion des Magens. Eine neue Methode | Die Essigsäu an 0 


y s au. Die Essigsäurekonzentration, mit welcher‘ man die Sekretion 
der funktionellen Magenuntersuchung. unterdrücken: kann, ist bei ‘verschiedenen Leuten gemäß der Sekre- 
e a” Von Dr. J. Vändry. . 


-tionsintensität verschieden. Normalerweise genügt eine Essigsäure- 
Bi RT, lösung von 100 -Phenolphthaleinazidität. BE < — 
Bei den Belastungsproben, die ich zur Feststellung der | 
o. Sekrelionstüchtigkeit des Magens ausführte (1), .(2), (8), bin ich zu 
dem Ergebnis gekommen, daß die Aziditätskonzentration des Magen- 


Erz Fall 7. Frau I. K.. Ptosis, “Atonia. "Seit fünf Jahren zeitweise 5) 
auftretende dumpfe Schmerzen in der Magengegend, Appetitlosigkeit. Bann 

= inhältes bei dem Magenfunktionsmechanismus eine wichtige Rolle. 

spielt: Bei der Betrachtung der Magenfunktion während der Ver- 


Abinagerung. P. F.: 125 ccm, gut verdaut, Sch. qu. 125/40; freie HC]: 
23; G: A.: i. P. F. (wiederholt) 110 cem, Sch. qu. 110/45; freie HCl: 36; 
“G. A.: 55. Röntgen: Ptose (große Kurvatur handbreit unter. der Crist 
 dannngsperiode kommt man nämlich zu folgendem Resultate: Nach ilei), Atonia; Duodenum schwer zu füllen, verlangsamte Entleerung. 
O de- Einführung der Nahrung in den Magen kommt zuerst die: 
` Sekretion des spezifischen Magensaftes zustande, dessen Azidität 
'nach den Untersuchungen von Pawlow u. a. ziemlich konstant: ist 


Ä i. Eingegeben Essigsäurelösung von 43 G. A. ‚Ausgehebert: 

200 cem, gut verdaut, Sch. qu. 200/75. T. A.:12, G. A.:47..G. R.: positiv. 
| =- (6—50 HCI). Diese Sekretion erhöht die Azidität- des ge- . 
samten Mageninhaltes, bis sie eine gewisse Höhe (normalerweise 


2, Eingegeben Essigsäurelösung von 89 G.A. Ausgehebert: 185 cem, 
ne verdaut, Sch. qu. 185/70.T. A.: 9, G. A.: 60.G. R.: negativ. 
8 Bi 
429 HCl) erreicht. Eine weitere Erhöhung kann nicht mehr 
‚sistande kommen, weil die kompensatorischen Faktoren des Magen- 


ngegeben Essigsäurelösung von 103 G. A. Ausgehebert: 
230 cem, schlecht verdaut, Sch.:qu. 230/100, enthält Galle. T. A.: 14, 

=. fmktionsmechanismus es nicht mehr gestatten. . Von diesen, Fak- 

~ ten sind die wichtigsten 1. die Verminderung der spezifischen 


Q.A.: 75. G.R.: negativ. ! x ee a ENAT 
, Wenn eine Hyposekretion - vorhanden ist, braucht man` eme 
Sekretion, 2. die Verlangsamung der Motilität, 3. das Erscheinen 
‚‚der Regurgitation und 4. die Verdünnungssekretion. Die Unter- 


weniger azide .Essigsäùrelösung zu geben., Z.B. — — — ov 
Fall 20. Frau Gy. J. Seit’! Jahre- zeitweise auftretende dumpfie 
Schmerzen in der Magengegiend gleich nach dem Essen. Appetitlosig- 
suchungen, die Jarno (4), Hetényi (5) und ich, betreffs der 
. Regurgitation ausführten, haben gezeigt, daß dieselbe normaler- 
-` räse.immer zustande kommt, sobald die Aziditätskonzentration des | 


keit. Stuhl in Ordnung. P!F.: 60 ccm, mittelmäßig ‘verdaut, Sch. qu. 
60/20, freie HCl: 11, G. rc Pr: 2—2,5, Pepsin: ++. P. F. (wieder- 
holt): 45 cem, Sch. qu. 45/15, treie HCL: 18, G.A.: 35, Pu: 2, Pepsin: ++. 
Röntgen: Normaler Befund, Entleerung: normal. Be 

-  ‚Mageninhaltes eine gewisse Höhe erreicht. Zu demselben Ergebnisse 

.:sind auch Bolton und Goodhart (6) mit der Rehfußschen 

-Methode gekommen. Daß die Erhöhung der Azidität des Magen- 

‚ inbaltes eine Verlangsamung der Entleerung nach sich zieht, haben. 

schon viele Experimente gezeigt. Die Rolle der spezifischen Sekretion 


1. 'Eingegeben: Essigsäurelösung von 52 G. A. (PH: 3,5). Aus- 
ehebert: 100 ccm, mittelmäßig verdaut, Sch. qu. 100,20. T. A.:0, G.A: 55; 

- _  mdder Verdünnungssekretion war aber bisher noch nicht klargelegt. 

>. ‚In den vorliegenden Untersuchungen wählte ich einen an- 


'Salzsäuredefizit: 10, Pr: 3—8,5, Pepsin: ++. Nach HCl-Zusatz Pep- 
‚deren Weg. Ich habe nämlich vor Beginn der Sekretion ein be- 


sin: ++. G. R.: negativ. 
. 'siimmtes Aziditätsniveau im Magen hergestellt, derart, daß ich | 


' gehebert: 210 cem, schlecht verdaut, Sch. qu. 210/60; T.A.: 0, G.A.: 57, 
Salzsäuredofizit: 12, Pi: 4, Pepsin: negativ, 'nach HOCI-Zusatz: Spuren. 
G.R.: negativ. nn an NE BR N, 
| Bei Hypersekretion muB man manchmal: die Azidität der. 
‚Essigsäurelösung bis 200 und. mehr erhöhen. Z. Ba n tanz 

| Fall 18. K.Sz. Ulcus duodeni. Seit sieben Jahren, besonders 
im Frühling und Herbst, auftretende dumpfe Schmerzen in der Magen- 
gegend 11/, Stunden nach dem Essen. Obstipation. P. F.: 160 ccm, 
gut verdaut, Sch.qu. 160/30, freie HCl: 40, G. A.: 52, Px:-1,5, Pepsin: 
++. P.F. (wiederholt): 145 ccm, Sch. qu. 145/25, freie HCI: 50, 
G. A.: 60, Pu: 1,5, Pepsin: +++. Röntgen: 'Ptotischer Magen; an der 
lateralen Seite des Duodenum ein Defekt nach Cole, gegenüber eine 


2. Eingegeben: Bisigeäurolösung von 97, G.A. (PR: 2,53). Aus- 


‚ Säurelösungen in den Magen einbrachte. | 

a ‚Die Methode war dabei folgende: Nach zwei wiederholten ‚Probe- 
frühstücken von Ewald-Boas gab ich am dritten Tage dem Patienten 
dieselbe Menge von Brot (30 g) und Flüssigkeit‘ (400 ccm), aber nicht 
als Tee, sondern als eine Essigsäurelösung von bestimmter Azidität. 
Nach.%, Stunden heberte ich den Mageninhält aus, so wie bei einem 


2 ~ Frobefrühstück. An den nächsten Tagen wiederholte ich den V ersuch, Ulkusnische. Entleerung normal. ee ER 
er mit immer- konzentrierteren Essigsäurelösungen. — In dem aus- | .. ‘1, Eingegeben: Essigsäure von 84 G. A. (PH: 2,5—8). Ausge- 
eheberten Mageninhalt bestimmte ich, nach der Feststellung der | hebert:.200 ccm, gut verdaut, ‚Sch. qu: 200/40; T, A.: 35, G. A.: 81, PH: S 
: np: desselben und des Schichtungsqüuotienten von Strauß, die 1,5—2, P i Hap ++, G.R.: positiv. p An EN e F i 
 ' , Anäitätszahl mit Töpfers Reagens (T. A) und Phenolphthalein (G. A), 2. Eingegeben:- Essigsäurelösung von 196. G.A. (Pu: 2,5). Aus- i 
aia = eventuell das Salzsäuredefizit, wie beim Probefrühstück; ich führte ehebert: 310 ccm, mittelmäßig verdaut, Sch: qu. 310/100; T.A.: 16, Rn 
F erner die Günzburgsche Reaktion (G.R.) aus, ob Salzsäure noch vor- | G.A.: 121, Pu: 2,5—3, Pepsin: +, G. R.: schwach positiv. . Shan! 
et den Ist; in einigen Fällen bestimmte ich die Hydro enionenkonzen-. 3. Eingegeben: Essigsäurelösung von 228 G. A. (PH: 2,5). Aus- yo 
- kation mit der Methode von Michaelis und der Verdauungskraft des shebert: 360 ccm, schlecht verdaut, Sch. qu. 360/75; T.A.: 19, @.A:135, Eh 
re Mageninhaltes mit dem Mettschen Verfahren. =: |. Pa: 3—4, Pepsin: negativ, nach HCl-Zusatz Pepsin: ++, G. R.: negativ. En 
25... Mit dieser Methode kam ich zu folgendem Resultate. Bei sehr | Eine eventuelle praktische Verwertung der geschilderten Unter- Baar 
j Verdfinnten Essigsäurelösungen kann man eine ausgesprochene Wir- suchungen könnte aus dem Gedanken abgeleitet werden, daß die Be: le 
: “pug nicht beobachten; wenn man aber die Azidität der Essigsäure- funktionelle Energie eines Organs an der Stärke eines hemmenden \ TR, 
a: erhöht, wird die spezifische Sekretion immer mehr vermindert Reizes gemessen werden kann, die gerade genügt, um die Funktion Ka NT RI RR ER UT 
SE ; FREE ii : tst ainar Tai RS: i SRRA AEE 
. a endlich ganz unterdrückt, so daß keine Sekretion mehr zustande | ZU unterdrücken oder an der Intensität. einer Leistung, welche trotz PERETE El i. 
Ta Pi Nach der weiteren Erhöhung der Essigsäureazidität wird | einer Hemmung bekannter Größe zustände kommt. Ba | EAN. cha 
À: < Me Motilität bedeutend vermindert, es kommt eine . Regurgitation -| . Wenn man die Methode praktisch verwenden will, ist- es am Ra ANETTE EN 
en veal und der ausgeheberte Mageninhalt zeigt eine bedeutende besten, zuerst eine Essigsäurelösung von 100.G.A. 'einzugeben, . Ist Bart A RL 
j m aa Meran der Azidität der eingeführten Flüssigkeit, die man die Sekretion damit unterdrückt, so besteht eine normale oder eine SE VEERDR ah sas DIE 
i R Regurgitation allein nicht, sondern nur mit einer Verdünnungs- verminderte a | Zur Unterscheidung gibt man eine Essig- HR ST DERA EA 
iie eton erklären kann. Bei einigen Fällen konnte ich manchmal säurelösung von 0 G.A. Ist aber eine Sekretion noch vorhanden, SR Es lfhur 
, qo erlangsamung der Motilität bereits dann feststellen, wenn die | so besteht eine Hypersekretion, deren Intensität mit- der. Erhöhung ai ER 
. ekretion noch nicht gänzlich unterdrückt war. Regurgitation be- | der Essigsäureazidität festzustellen ist. . DE FN i NIA: FERNEN 
u f achtete ich nur in einzelnen Fällen. Die H--Konzentration der'| ‘Weitere Untersuchungen werden zeigen, wie die Methode bei Mea a E eike 
-a ‚unsegebenen lösung und des Mageninhaltes verhält sich derart zu- ‚den einzelnen Erkrankungen des Magens diagnostisch zu’verwenden $ Ins.‘ REEL 
en daß die aktuelle Azidität des Mageninhaltes mit der Ver- ist. Aus den. bisherigen Erfahrungen soll nur hervorgehoben werden, sesir 
‚metrung der H'-Konzentration der eingegebenen Lösung immer daß die Aziditätskonzentration des Mageninhaltes nach. einem P.F. RR an 
iner wird, die Werte kreuzen sich und nach der Unterdrückung der | nicht immer parallel mit der Sekretionsintensität des.Magens ein- Sat z 
ER ist der Mageninhalt immer von einer kleineren aktuellen hergeht. Auch die therapeutische Anwendung’ der obigen Befunde ANES rpe 
| Be als die eingegebene Lösung. — Die Pepsinverdauung ist en bei len Sod in EUBEUng gemogen worden. ROSEN See nl 
f nterdrü 4 NE EE ; SE EN, ‘Literatur: 1. Våndoriy, Eine Belastungsprob ` Sa au! KEETE EE: 
er: gedeutet en der Sekretion. entweder aufgehoben oder nur an des Magens. Klin.Wschr. 1922, Nr. 2. — 2D oreelbe Debastunge ron a AN DA E KERNU HS ji K id 
Säure ibt enn man aber zu der ausgeheberten Flüssigkeit Salz- oan Miniere onne des ER EN E E — 8, Derselbe Maeen- | & Zee: 
-pl : ; e : Ae ` elastungsprobe bei Hyperaziditätsfällen, Zschrs£.klin.M. — 4.Jarno EDEL IRIE ESA Sepie 
> PA Ps kann man in derselben Pepsin nachweisen. — Um Über das Hegurgitioren von naaal amin se aVándorty, IE RE BER 
'k : eiden, ob eine zentrale Wirkung (Geschmack der Flüssig- 6. Hetönyi u. Vändorfy, Experimentelle Untersuchungen über den Mechanismus Het, I CHE INH 
a eit usw.) beim Erhal : j ine Roll jelt der Regurgitation beim Menschen. W. Arch. f, klin. M.. 1922, 8, H. 8. — I; M DL E10 CENERE H LECHE, 
- lührte ich die T3 rhalten dieser Resultate nicht eine ote spielt, | and Goodhart, Duodenalregurgitation into the stomach during ARE Aa Mare) Nelken ig Hd 
AS die Lösung bei einigen Patienten durch die Sonde ein. | Lancet 1922, Nr. 9. De ee We a Ehen ah 
| ER l | E f en np, 
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Pr. N NAGA a au! $ Sas P 
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| häufig erblich ist. 


und die Erwerbsfähigkeit sehr beschränkt, stempelt das Asthma 

=: geradezu zu einer Volkskrankheit, deren Bedeutung nicht 
. verkannt, deren Erforschung und Bekämpfung mit allen Mitteln 

angestrebt werden muß. — | 


Listen über Asthmatiker. 
- großen Zahl der Landesversicherungsanstalten (L. V.A.) und von | 


"Homburg v. d. H. 


AR T u “ Se jä 
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1924 — MEDIZINISCHE KLINIR-— Nr. 29. 


FE Bedeutung. ‘ 
en Von Dr. Isserlin, Bad Soden a. T. Mu 
In einen Kurorte praktizierend, in welchem eine große Zahl 


‚2°, Das Asthma in seiner volkswirtschaftlichen - 


x 


"von Asthmatikern’ alljährlich "Linderung -oder Heilung ihres Leidens 
‚sucht, habe-ich schon seit Jahren den Eindruck, ‚daß allgemein die 
` Zahl der Asthmakranken. und die- durch dieses Leiden bedingte 
> Erwerbsbeschränkung unterschätzt werden. Sprach ich gelegentlich 
. 'ı mit vielbeschäftigten Kollegen über diese Eindrücke, so erhielt ich 


‘von’ denselben, zumal von solchen mit reichlicher Kassenpraxis, zur 


‚Antwort, daß unter ihrer Klientel die Zahl der Asttimatiker nicht 


sehr: groß sei.-. Und doch- argumentiert Morawitz richtig, wenn er 


=- das Asthma für eine recht häufige Krankheit hält, weil'fast jeder | 
in seinem Bekannten- oder Verwandtenkreise Asthmatiker kennt. | 

Auch ‚er. beklagt das Fehlen einer Statistik, welche durch greifbare 

"Zahlen diese seine Ansicht belegen könnte. Wenn er:auch betont, 

"daß. Asthmatiker in der Sprechstunde nicht gerade selten: sind, so 

. muß. doch. gesagt werden, daß nur ein kleiner ‘Bruchteil. dieser Pa- 

.  tienten, wie die Nachfrage unter meiner Klientel ergab —. und in | . 
Badepraxis handelt es sich doch. immerhin um ein besseres, mit | 

` dem Arzt nicht. zu sehr 'sparendes Publikum — ärztlichen Rat 


öfters einholt. Daran ist einerseits schuld, daß ein großer Teil der 
Ärzte über eine. günstige Beeinflussung des Asthmas sehr pessi- 


:.* mistisch. denkt und dieses auch den ‘Patienten zu verstehen. gibt, | 
` : so daß eine Konsultation des Arztes nutzlos erscheint, andererseits | 
©; aber die Tatsache, daß fast jeder Asthmatiker symptomatisch für, 
Ihn günstige wirkende Mittel kennt, sei es, daß er zu Inhalationen, - 
` "Räucherungen oder Jod, zum Suprarenin oder Asthmolysin seine 
. Zuflucht nimmt, sei es, daß er, was leider.auch noch häufig genug 


vorkommt, der Morphiumspritze verfallen ist. I 
Einen kleinen Überblick über die Verbreitung des Asthmas er- 


: hält man aber, wenn man eine der in den Zeitungen von approbierten 
und nicht approbierten Kürpfuschern angekündigten Sprechstunden 
besucht; da findet man ein Heer von diesen Kranken, welches die 


ibm versprochene Heilung sucht. Ebenso könnten die Tücker- und 
Vixölkompagnie. in jeder Stadt mit einer ganzen Zahl von Adressen 


"dieser Kranken aufwarten. ` ns pots 
= Auch.die Beschränkung der Erwerbsfähigkeit durch das Asthma 
‘wird selten richtig eingeschätzt. Selten kommt es- bei Kassén-. 
"pätienten zur Krankmeldung, da ja der Anfall meistens nur einen | 
Tag Arbeitsunfähigkeit bedingt und nur bei Häufung der Anfälle 
ein Aussetzen der. Arbeit, für mehrere Tage nötig ist. Im Verlauf 
: eines Jahres aber wird es doch eine ganze Reihe von Tagen, an 
welchen das Asthma den- Patienten zur Arbeitseinstellung zwang. 


\ ‘ 


Gegenstand einer dauernden ärztlichen Behandlung und der 
Unterstützung durch soziale Fürsorgeeinrichtungen wird der Asthma- 


= tiker erst, wenn sehr gehäufte Anfälle ihm das Leben zur Qual. 
‚machen, oder wenn das allmählich aufgetretene und stärker ge- 
` wordena Emphysem ihm dauernde Atemnot macht, die durch die 
. ` Anfälle in schwerster Weise verstärkt wird, oder, wenn schließlich 


gar das rechte Herz der allmählich in den Lungen aufgetretenen 


. Jirkulationsstörungen nicht mehr Herr wird. Gerade diese letzteren 
- Fälle sind in Kurorten recht häufig. en ae 

EA Ergeben also diese Betrachtungen schon, daß die. Einbuße an - 

- Arbeitskraft durch das Asthma nicht zu gering -bewertet werden 


darf, so muß man andererseits auch noch betonen, daß das Asthma 


hinaus zumeist mit seinen Folgeerscheinungen ‚den Lebensgenuß 


Um nun auch zahlenmäßig einen Überblick über die Verbreitung 


des- Asthmas zu. gewinnen, habe ich mich bemüht, geeignetes‘ 
‚Material zusammenzutragen: . Der Weg, den ich ging, war recht | 


dornenvoll, denn fast keine der sozialen Institutionen führte genaue 
Nichtsdestoweniger habe ich von einer 


o) Vortreg, gehalten auf dem: 39. Balneologenkongreß zu Bad 


Mitgliederbestandes. 


| | Berechnet doch Berkart die Erblichkeit auf 
.16°/» Salter sogar auf-40%/, seiner Fälle. Da8 das Asthma kein 
- Lebensalter. verschont, nach Berkart sogar in !/; der Fälle schon 

- in den ersten 10 Lebensjahren. auftritt, .daß es gerade in der Blüte 
- der Jahre recht quälend ist und im späteren Alter über die 50 Jahre 


der ‚allzemeinen 0.K.K. Berlin!) eine Reihe von Zahlen erhalten, 


die immerhin zu einem "brauchbaren Überblick verwandt werden 
: können und.in untenstehenden Tabellen aufgeführt sind. Ich habe 
in denselben die Zahlen für Asthmatiker. verglichen mit denen der - 
Lungentuberkulose derselben Jahre, weil. ja die: Verbreitung der 
Tuberkulose annähernd bekannt ist und mithin dadurch die Zahl 


der Asihmatiker errechnet werden kann. 


Tabellei.: Allgemeine Ortskrankenkasse Berlin 1922. 


Erkrankungsfälle an Tuberkulose 


. Asthmaleidende 
- Alter — | männlich | weiblich |. Alter | männlich | weiblich. 
Jahre ' 9, fy |. Jahre 79: Ofl- 
bis 1a | 60,32 ` bisi | zoll o mo. 
von 15—16 | 29—018 von 15—16 | 17—011 | 11—0,06 
-n 17—20 | 183—044 „17-20 | 50—016 |. 39—008 
” 21—25 |150--0,52 "21-25 | 36—042 | 570,11 
"96-30 | 130--0,59 ” - 26—30. | 36—016 | 66—015 
> 81—35 |107—0,54 ” 8i—35 | 31—016 | 79—021 
” 86—40 | 880,49 ” 36—40 | 46--0.26 | 1030,85 ' 
” 4-45 | 72—044 "4145 | 78-048 | 127—053 © 
” 46—50 | 59-039 ” 46—50 | 920,60 | 125—065 
7 5155 | 26—022 "5155 | 750,63 | 1020,68 . 
55680 | 17—017 " 56-60 | 106—104 | 1190,98 
© > 61—65 | 120,18 ” 61-65 |105—1,56 | 983—110 
7 66—70 | 9—021 68—70 | 67—157 | 76—152 
über 70 3—0,10 . über 70 | 47—1,64 |: 32110 


Zusammen: |841—0,41 |1321—0,41 


vorübergehende Erwerbsbeschränkung, so gibt uns die Tabelle 1 der 


Allgemeinen Ortskrankenkasse Berlin, .mit ihrer Mitgliederzahl: von 
„über 1/, Million einen recht guten‘ Überblick.. Wir‘. sehen dort, -. 
daß im Jahre 1922 an Tuberkulose erwerbsunfähig krank waren 


841 Männer und 1321 Frauen, also 2162’ Mitglieder = 0,41 °/, des 


sind — ein Mißbrauch, der schon im Interesse eines statistischen 


Überblickes über die Verbreitung bestimmter. Krankheiten aufhören. 
müßte — ich will zugeben, daß eine große Zahl von Kranken mit ` 


Atemnot infolge Herz-, Nierenkrankheiten oder Eniphysem unter die 
Rubrik Asthma geraten ist, aber wenn auch nur die Hälfte der in 
der Tabelle aufgeführten Fälle wirkliches Asthma ‚betrifft, so muB 


gesagt werden, daß diese Zahl erschreckend groß ist und für ganz. 
Deutschland berechnet (218280 bezw. 109140 erwerbsunfähige 
Asthmatiker) ein ungeheures Heer von zeitig. erwerbsunfähigen: . 


Asthmatikern ‚ergibt, die einerseits gewaltige Krankengelder ver- 
zehren, andererseits durch ihren Arbeitsausfall ein enormes Defizit 


‘an Arbeit bedeuten. Dabei ist, wie oben gesagt, noch in Rechnung 
zu ziehen, daß daneben noch jene große Zahl von Asthmatikern -| 


läuft, welche sich nicht krank meldet, so daß die wirklichen Zahlen 
der an Asthma zeitig Erwerbsunfähigen jene supponierte Hälfte der 
Tuberkulösen wesentlich übertreffen dürfte. — Einen Einwand möchte 


ich vorwegnehmen, daß nämlich vielleicht die allgemein angenommene, . 
‘verschiedene Verbreitung des Asthmas in verschiedenen Länder- 
'strichen gerade für Berlin sehr ungünstige Zahlen ergeben könnte. 
Dem ist nicht, so. Sehen wir doch in Tabelle 3 bei der L.V.A. 
Brandenburg, daß dort die Invalidität durch Asthma mit die nie- ` 


drigsten Zahlen aufweist, > 


Betrachten wir nun einmal, welche Rolle das Asthma im 
Vergleich zur Lungentuberkulose in Bezug auf die 
werbsunfähigkeit, also auf die Invalidität, spielt. 


erhalten, und diese in Tabelle 2 aufgeführt. Bei einer Gesamtzahl 


von 24901 Invaliden waren 1608 = 6,48 °/, durch Tuberkulose und. 


1018 = 4,08..%/,, also. fast ?/; der Zahl der Tuberkulose, durch 
Asthma invalide, eine Zahl deren Bedeutung sich niemand. ver- 
schließen dürfte. Dabei ist zu bemerken, daß bei diesen Kranken 


Fehldiagnosen recht selten sein dürften, weil über alle ausführliche 


Befunde und Akten vorliegen. 


1) Ich verdanke diese Statistik dem durch die Wohnungsaufnahme | 
in Berlin in wissenschaftlichen Kreisen bekannten Direktor der All- 


emeinen Ortskrankenkasse Herrn Albert Cohn, dem ich an dieser 


„Stelle hierfür danke, wie ich auch den L, V. A, herzlichen Dank schulde. 


r 


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a a A 


00. 


a 


(Zusammen: |790—0,89 |1029—0,82 . 
Betrachten wir zunächst ‚einmal die durch "Asthma bedingte | 


Wegen Asthmas waren im gleichen Jahre, 

'erwerbsunfähbig 790 Männer und 1029 Frauen, also 1819 Mitglieder - 

| = 0,35 %/,. Die Zahl der erwerbsunfähigen Asthmatiker erreicht also `> 

nahezu die.der Tuberkulösen. Nun willich ohne weiteres zugeben, daß 
bisher leider die den Kassen zugehenden Diagnosen nicht immer exakt: 


dauernde Er- 
Ä Ich..habe von 
4L.V.A. strikte Zahlen über die durch beide Krankheiten Invaliden 


er; De a is 


-tuberkulose und 16.444 = 9,1 °/, zur Gruppe 
Sichlich durch Emphysem und Asthma invalide waren. Rechnen 


| Wa übrig. 


= 1924 < MEDIZINISCHE. KLINIK = Nr. 29: 999: 


| —,———— Rn 


: PS Tabelle 2. 

Co Ha S _ |. Heilverfahren 
gie ala. © |s8l S I|TTST Tu 
We aa aa) © al 3 la.| Ss lasıs 
"stammt von ED oa, A SE O elle = A = 
-IVA Jasia on 54 on A nE 

"nee tee > ni B r a ren akt 

- i 2 lo 0/9 g g 
amotar.. |1922] 6761| 626 | 9,27| 434 | 6,42 |1891 1180| 31 | 30 
f. d-Pialz . . . . 11921112967 | 337 | 2,601 97| 0,74| 438| 285| 24 | 21 


Niederbayern. . [1922] 1486 | 126 | 8,40| 86| 572| 61 


55 


 - Mitelfanken . - | 1921| 8767 | 519 |13,76| 401 110,91 | 908| 843| 4| 4 


2 j Summe: | — |2490i |1608 | 6,48|1018 | 4,08 |2798 |2383 | 59 | 55 


 Eiwas mehr ‚Schwierigkeiten macht die Verwendung der mir 


jugegangenen Zahlen über 17 Berichtsjahre von. 14 L.V.A. Die 
‚Statistik dieser Jahre hält sich streng: an das vom Reichsver- 
sicherdngsamt ausgegebene Schema, das unter Nr. 4 Lungentuber- 
kuloseraufführt, unter Nr. 15 die Erkrankungen der oberen Luftwege 


einschließlich der. Bronchien, unter Nr. 16 die Krankheiten des 


ä i Brastfells, unter Nr. 17 die übrigen Lungenkrankheiten einschließlich 


Emphysem und Asthma. Da alle bösartigen Geschwülste unter 
Nr. 6 aufgeführt sind, blieben unter 17 außer Emphysem und Asthma 


wohl pur noch die Koniosen, Abszesse und Gangrän der Lungen. 
. - Nun dürften Abszesse und Gangrän als Invaliditätsursache wegen 


ihres doch mehr akuten Verlaufes wohl kaum eine Bedeutung haben, 


ud die Zahl der Koniosen ist nach meinen Erfahrungen ziemlich 
 merheblich... Ich glaube, daß diese Erkrankungen mit 5 %/, der‘ 
Gesamtsumme reichlich hoch bemessen sind. 


- "Doch gehen wir einmal auf diese Zahlen etwas näher ein 
(val Tabelle: 3). In den 17 Berichtsjahren betrug die Gesamtzahl 
der Invaliden 176 183, von denen 21 248 = 12,05°/, wegen Lungen- 


17 gehörig, also haupt- 
wir also 5°%/, für Koniosen usw. ab, so blieben 8,65°/, für Emphysem. 


Tabelle 3.. 


— : z N 


Ve 


| 


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u Es ergibt 
tiket- und S 
gewinnen, h 
Mr -geleitete 


ese. Ansta 
ndelt, ni 


sich nun die Schwierigkeit, die Zahl. der Emphysema- 
Asthmatiker zu trennen. Um hierfür einen Anhalt zu 
abe ich zunächst einmal das Zahlenmaterial der von 
n Israelitischen Kuranstalt in Bad Soden herangezogen. 
lt, die in der Hauptsache geschlossene Tuberkulose be- 


| Organe Een gelegentlich auch andere Erkrankungen der Atmungs-: 
Ihma dort 


Es ist also wohl anzunehmen, daß Emphysem und 
In ihrem natürlichen Verhältnis zu einander zur Be- 


' bucht wurde. ‘Auch hier scheint Pessimismus daran schuld 


handlung kamen, daß aber der Bestimmung der Anstalt entsprechend 
Tuberkulose in weit höherem Maße vertreten war. Es wurden nun 
in insgesamt 18 Sommern 3344. an den Atmungsorganen Erkrankte 
behandelt (vgl. Tabelle 4), .darunter 2667 =’ 80°, Tuberkulose. 
Die Zahl der Emphysematiker betrug 254 = 7,59°/;, die der Asthma- 
tiker 91 = 272°), (sonstige. Erkrankungen der Luftwege 332 — 
9,69%). Das Verhältnis von Asthma zu: Emphysem war'also 1:3. 

Ich habe des‘ weiteren: durch die Liebenswürdigkeit des Herrn 
Prof. Strasburger 2 Jahre des poliklinischen ‚Journals der: Uni- 


' versitäts-Poliklinik Frankfurt, und- durch die der Herren Dr. Günz- 


berg und Deutsch.:2 Jahre. des poliklinischen Journals des isra- 

elitischen Gemeindehospitals in Frankfurt -durchsehen können. Sie 

finden die Resultate ‚gleichfalls in Tabelle 4 zusammengestellt; die 

en erhalten durch die - Exaktheit' der Diagnosen besonderes 
ewicht. | Ren ee) ee 5 


Zunächst- einmal sind` die Zahlen der medizinischen Uni- 
versitäts-Poliklinik sehr bemerkenswert., Das Material ist, weil die 
Poliklinik die Nachuntersuchung für Gewährung von Milchattesten 
‚hatte, sehr stark mit Lungentubėrkulose` belastet, so .daß ein Er- 
rechnen des. Verhältnisses von' Asthma zu Tuberkulose zu schiefen 
Zahlen geführt hätte. _ Aber gerade darum ist anzunehmen, daß 
auch hier Asthma und Emphysem in ihrem natürlichen Verhältnis 
beobachtet wurden und daher als bemerkenswert festzuhalten, daß 
die Zahl der .Asthmatiker '?/,, die der Emphysematiker */, der Ge- 
samtsumme beider ergibt, bemerkenswert darum, weil ein Zweifel 
über die Häufigkeit des. Emphysems kaum besteht. : Var 

Berechnet man unter Hinzunahme des Materials des Gemeinde- 
hospitals aus den in Tabelle 4 angegebenen Zahlen, . welche . sich 
auf 11564 Zugänge. darunter 2088 ‚Erkrankungen. der Atmungs- 


-organe beziehen, das Verhältnis von Asthma zu Emphysem, so ergibt . 


\ i CAN 


Kuranstalt würde das Verhältnis 2:5 betragen, 


sich etwa 1:2. Unter Einbeziehung. der Zahlen der Israelitischen 


Legen wir also diese Verhältniszahl, .di6 aus über 5400 Fällen | 


von Erkrankungen. der Atmüngsorgane berechnet ist; zu Grunde, 


so würde sich für die Statistik der 14 L.V.A.. ergeben, daß etwa | 


2,480, aller Invaliden durch Asthma 
= dauernd erwerbsunfähig sind, 'd. h. 


E uses VA EF = Heilverfahren  _ ‚daß diese Invalidität mehr als !/; 
' ptatistik AiG Su: R g| © = 3° E P = ee aa o aua der ‚durch ‘Tuberkulose beträgt. 
ot mmtvon | Sa 8else lese 5 | Bs |8 BEG 5] Anmerkungen — . Ich weiß.hicht, wie weit es erlaubt 
C.o EIEECIKIS Sg: en EN a a i = ~ işt aus dieser Berechnung Schlüsse 
| Ale | Er a z eE E | ‘auf die Zahl der in Deutschland an 
Zu 1899 TE Fr Bee ‚Erkrankten ` zu ziehen, mir 
LYA; Hansestädt sau = TE e Pe .. -Scheint es aber-nicht unberechtigt, aus 
an ädte . his 43808| 6116|13,96| 2728| 6,22 i `. der annähernd bekannten Zahl der 
Pe 22 1921| — | — | —| — | — | 1780 |— | 90 | — [insgesamt Heilvert2745 ` Tuberkulosen die Zahl der Asthmatiker _ 
a. Brandenburg. | 1921 | 6284| 476| 7,54) 188| 3,00] 1800 11065 — |—|. +... zu berechnen, : Hetsch schätzt die. 
n 1991 858 11| 1,28 26| 3,00 "n AA — | — |Witwen-Rentner _ Zahl. der: 1n Deutschland lebenden, 
a 'Rheinprov. . „|1920 | 15122| 2177|14,39| 1474| 9,74 | 5482 |4569| 878 [797| `. 14244,  Lungentuberkulösen ` auf. 600000, 
nn 1920 | 2726| 186| 6,82] 162| 5,93] — | — | — |... |WwRatn) EREAS Cornet ‚sogar auf 1,4%, also 
"000 [1921 | 18683] 1420110,37| 1085| 7,92| 4207 139861 984 |895] das 840000: wir würden dona 
T 9 V,0 ; | CEECEE 0; wir würden demgemäß zu 
"o: 1) 1921 8097 1.70 5,50 184 5.94 Ge Sg, casa a Ww.-Rntn. Ad: Dan r K) 2 g sepi S \. 
Be; J , | 9,9 | =. . einer: Krankheitsziffer ` von 120000 
n:Hessen.......|1922 | 2772| 366|13,20| 29711071] 888 | 843 17 |17|. 5°. bie 168000 ‘ Asthmatikern 
n «Schlesien... .|1921 | 11980] 1402111.70| 696| 580| 2945 | — | 126 | — „bis 16000  Asthmatikern kommen. 
n “Westfalen . .|1919 | 5590| 1069|19,12) 61410,89| 2561 | — | 132 | — Meiner: Überzeugung nach ist aber‘. 
o : f (= 54,089/,) (=2,790]0) | ' die Summe der. in Deutschland leben- 
een 1920 | 5250| 870116,57| 565110.70 ER Fl >o o. den : Asthmatiker ` noch wesentlich 
© 1921 | 5756| 89211550) 625l10,86| 3613 | — 5 | — ‚größer. Die aus. der Tabelle 2 sich 
k | (= 599%, (=5,63°/o) ergebende Zahl von- etwa: 1/3. Million 
EE ‚herbayern .[1921 | 4200) 558113,30| 165 3,93 869 | 788| 58 |  Asthmatiker dürfte den tatsächlichen 
. n „Dehwaben |1921 | 2105| 275113,09| 125| 5,95| 310 | 258 — | — 00. Verhältnissen sehr‘ nahe kommen: 
» ‚Unterfranken |1921 | 1554 26411700) 108| 700| 234 |153) — | — "Diese Zahl ist ` è ' 
‚» „Oberfranken |1921 | 1558] 220/1412| 162/1040] 219 |182| — ee Aaa ast, erschreckend hoch, 
~» : Hess.-Nassau |1922 | 39552 3563110.00| 6484116,39| 1342 [11281 161 |154 | | non ‚es noch, wenn sie nur zur 
=a lüringen ..|1921 | 4087| 527112,901 376| 9,20| 1056 | 79] — ' > > |: Hälfte die, Wahrheit, träfe und sie 
a. 1921 | 633| 28| 440) 661040] — |— | — | —|Witwen-Rentner > ` muß entschieden dahin führen, daß 
n Schlesw.-Holst,|1921 | 4608| 315| 6,85| 274| 595| 843 |744| 36 | — |insgesamtHeilvert1986: man den Standpunkt des laisser 
=» Oldenburg . |1921 843| 149117,67| 40| 4,74] 253 |226 34 |33|., _ aller. gegenüber dem Asthma 
n 1921 | 117| 4| 840) 2170| — |< | — | — |Witwen-Rentner . verläßt 000 4i 
-=  Summe:| — |176183l21248|19,05116444| 910) — I—| — |- | Man vergleiche doch hierzu 


I ee a die geringe Zahl von Heilverfahr 
(Tabelle 2 u. 3), die von den L.V.A. bei Asthma er 


wurden, trotzdem der Erfolg bei den bewilligten meist als gut A 
| ; iliis u | zu sein, 
daß so selten Heilverfahren bewilligt werden, ein. Pessimismus, der 
sicherlich ` nieht berechtigt ist, und. der die Quote der heilbaren 
Fälle ohne weiteres einem dauernden; sich stets verstärkenden 


Kranksein verfallen läßt, Hier muß entschieden Wandel geschaffen. 


werden und ich zweifle nicht, daß.es deutschem Fleiß und Gründ- 


bewilligt 


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_ heblich schädigende Krankheit. 


-  Invaliden beträgt zum mindesten. Us 


'hat beim Betrachten das Gefühl, daß sich der Eindruck des Gesichtes 


Tabelle 4. 


lichkeit gelingen wird, zu den alten auch neue Wege zur Be- 
kämpfung dieses Leidens zu finden. j 

M.H. Ich bin. mir dessen sehr wohl bewußt, daß mein 
Zahlenmaterial lückenhaft ist, daß es nur einen groben Überblick 
über die tatsächlichen Verhältnisse’ bringt. Aber ich hoffe, daß es 
die Anregung geben wird, besseres, beweiskräftigeres heranzuholen, 
daß es den Anstoß geben wird, das leider eingeschlafene Interesse 
am Asthma zu erwecken, und ‘daß es so vielleicht den Auftakt 
bilden wird zu einem großzügigen Kampfe auch gegen diesen 


qualvollen Schädling an der Gesundheit und an der uns jetzt mehr 


'als je nötigen Arbeitskraft unseres Volkes. 


' Zusammenfassung. 3 
1. Das Asthma ist eine häufige und die Erwerbfähigkeit er- 


Ə. Die Zahl der in Deutschland in einem Jahre zeitig r- 


werbsunfähigen Astbmatiker- darf auf etwa 110000 geschätzt werden. 


3. Die Zahl der in Deutschland ' durch Asthma dauernd 


tuberkulose, wahrscheinlich aber (vgl. 
=~ 4. Die Zahl aller in Deutschland lebenden Asthmatiker dürfte 
etwa !/, Million betragen. 

zügiger Kampf ‘gegen dasselbe ist aus volkswirtschaftlichben 
Gründen dringend notwendig. | 


Literatur: Berkart, On bronchial asthma, its pathology and treatment. 
London 1889 (zit. nach Fränkel). — 2. Cornet, Die Tuberkulose. — 3. Albert 


Fränkel, Spez. Path. u. Ther. der Lungenkrkh. Berlin 1904. — 4. Hets ch, Tu- 


berkulose in Kraus und Brugsch, 
8.849. — 5. Morawitz, Asthma, 


Spez. Path. u. Ther. ion. Krankh. Ba. 2, 1 T, 
in Kraus und Brugsch, Bd. 8, S.38. — 6. Hyde 
Salter, On asthma. 


‚Über Korrektur niederer Nasenformen. 
Von Dr. Ernst Eitoer, Wien. 


Unter Höhe der Nase soll im Folgenden die Distanz verstanden 


werden, mit der die Nase über die Fıontalebene des Gesichtes her- 
vorragt. Es handelt sich hierbei weniger um die 
als um das Verhältnis zu den Proportionen der übrigen Gesichtsteile 
und um den Eindruck, den dieses hervorruft. Es gibt zweilellos 
Nasenformen, die deshalb ungünstig wirken, weil sie im ganzen oder 
in einem Teil zu wenig über die Gesichtsebene vorspringen. Man 


sofort ändern würde, wenn man das Gerüst dieser Nase entsprechend 
heben könnte. Die Depression erstreckt sich entweder auf den oberen, 
evenituell mittleren Teil des Nasenrückens, dann spricht man von 
Sattelnasen, oder auch auf die untere Partie samt der Spitze, was man 
als Plattnase bezeichnen könnte. Es kann auch bei verhältnismäßig 
hohem oder normalem Nasenrücken der Spitze die entsprechend 
hohe Stützung fehlen, wodurch eine zurückfliehende odeı herab- 
hängende Spitze zustande kommt. Auch breite, ausladende Nasen- 
flügel, breite oder kolbige Nasenspitzen können unter Umständen 
durch Hebung des Nasenrückens in einfacher Weise korrigiert 
werden. Die stark ausgeprägten Typen dieser Nasenformen sind 
gewöhnlich durch pathologische Prozesse oder Trauma entstanden, 
seltener -angeboren. Die große Menge der Nasenformen dieser 
Art aber, die der Kosmetiker zu Ansicht und Korrektur bekommt, 


der Invaliden durch Lungen- 
Tabelle 2) sehr erheblich mehr. 


5. Eine weitere. Erforschung . des Asthmas und ein groß- 


London 1850 (zit. nach Fränkel). — 7. Sänger, Über Asthma ` 
und seine Behandlung. Berlin 1904 (zit. nach Morawitz). | | 


absolute Ziffer . 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


| schiedenen 


‚ sichtigt werden soll, 


'reichliches Material zu gewinnen, 


aller Grundelemente als konserviertes totes 


t 


repräsentieren leichtere Grade dieser- 
Typen und sind öfter angeboren als 


Alveolarfortsatz. des Unterkiefers her mit Benützung des häufigen 
Septums der Nasenscheidewand. Über die Technik’ dieser 
Operationen ist in den letzten Jahren genügend publiziert worden. 
Wenn man von : der Paraffintechnik, die hier nicht berück- 


Fall vom Mund aus vorzunehmen, weil bei Inzision. in der Nase 


20. Juli 


= wr 


-æ 


l 4 oD 2 s |585 S S AA 5 Asthma erworben. Gerade in diesen Fällen 
"Material der Statistik stammt von’ Jahr | 33 |2 a YPI ETR © | Emphy- İst es oft staunenwert, wieviel ein Ge- ` 
| | Dn 85 Aal ao Se 528| sem sicht durch eine ganz geringfügige. — 
l ein | 3 O S r Änderung gewinnen kann. Es seien 
Univ.-Poliklin. Frankfurt aM. .. | 1922 8780| | 29 [0,76 |3,12| 19 1031 | 2,04 | etwa 2⁄ als Beispiel nur die so häufigenNasen- 
i i a ersulfaike 1923 | 3400| 592| 23 |0,7013,80| 20 |0,60|3,40| _„__®ho a nn ie en die u 
= : roter e Spitzenflügelpartie allzu groß zu 
| Summe 7180 pr 52 |0,72|3,40| 39 k 257| etwas, Sein scheint, ee R ER 
f | | April | u - kommen proportionierten Eindruck . 
Polik). d. Isr. Gmde.-Hosp. Frankfurt a. M. 1a ei 241 | 20 [0,70 - 4 Be 1,60| etwa Ys machen, w Tan ee 
Te E 1915 | 1561| 326| 28 |1,80|8,60| 81050240] „ ‘%2 hebt, oder die vielen vorspringenden 
_ Summe:| — .|11564 2088 100 [0,9014,80| 51 [0,44 [2,30 | etway, Nasenspitzen, die in ähnlicher Weise 
| i | korrigiert werden. Für die Korrektur 
| l NE 1 | Pa: | | | dieser Nasenformen ergeben sich 
Ger. Kur-Anst. Bad Soden aT. ......| i894 )| — 188441254 | — 17,59] 91 | — |272| etwa t/s naturgemäß zwei Methoden. Dis 
Tas i | bis | ne. a 13 eine hebt den Nasenrücken durch 
~ į 4910 } PE | | Einheilen einer Unterlage unter 
Summe:| — | — l5482]854 | — |6,501142 | — |%,60| etwa 2} der Haut desselben, die andere 
| die Spitze durch Stützung vom 


absieht, so wird die Einlage meist von einer.. 
Inzision im Naseneingang her eingeführt. Nur bei Özänanasen pflege 


‘ich dieselbe aus einem Augenbrauenwinkel her oder im zweiten 


eine Infektion des Operationsfeldes auch bei großer Vorsicht schwer 


zu vermeiden ist. Eine offene Frage ist nur das Material, das man 
zur Einführung bringen soll. Modernen chirurgischen Prinzipien 
entsprechend verwenden die meisten Operateure eigenes Körper- 
material zur Übertragung. 
dem 


wird, ferner. Stücke aus knorpeligen Septum oder dem Stirn- 


fortsatz und anderes. Auch ich habe, als ich mich vor etwa 15 Jahren 


mit diesen Problemen zu beschäftigen begann, zunächst den Rippen- 
knorpel gewählt. Die Möglichkeit, | 
die relativ leichte Formbarkeit 
desselben bewogen mich. dazu. Schon damals beschränkte ich mich 
nicht darauf, die Methode nur zur Korrektur schwerer Sattelnasen 
zu verwenden, sondern das reiche 


ohne Schwierigkeiten immer 


Material meiner kosmetischen 


| Beliebt ist der Tibiaspan, dann Rippen- 
| knorpel, der in den letzten Jahren besonders in Amerika favorisiert 


Praxis erlaubte es mir, die verschiedensten Nasenformen auf diese A 


Weise anzugehen. Daher konnte ich schon 1913 über eine verhältnis- 
mäßig große Zahl von Fällen berichten, die durch Rippenknorpel- 
transplantation korrigiert worden waren (1). Die Resultate erschienen 
anfangs recht befriedigend, aber schon nach einigen Jahren mußte 
ich mich überzeugen, daß sie nicht haltbar waren. Obwohl ich nur 
einen geringen Teil der damals operierten Fälle dauernd im Auge 
behalten konnte, hatte ich doch eine Anzahl 10—12 Jahre unter 
Kontrolle. Diese verschafften mir die Überzeugung, daß man, auch 
wenn das Perichondrium sorgfältig 
Resorption bis auf ein Drittel des ursprünglichen Volumens zu rechnen 


Auch nachträgliche Krümmung des eingelegten Korpelstückes wurde 
beobachtet. Wiederholt hatte ich Gelegenheit, solche Knorpelstücke 
Jahre später zu entfernen und durch ‘anderes Material zu ersetzen. 
Darunter war ein Stück, das 10 Jahre eingeheilt war. Die histologische’ 
Untersuchung ergab jedesmal, daß das Gewebe bei Erhaltensein 

Gewebe anzusehen sei. 
Diese Erfahrung, sowie die Erwägung, daß man dem Patienten den 
schweteren und in seinen Folgen unangenehmeren (Narbe) Teil der 
Operation ersparen könnte, drängten mich, 
zugehen. Ich tat 
Versuchen als Material Elfenbein, das mir in Bezug auf 
Widerstandsfähigkeit, Bearbeitung, Sterilisierung usw. die günstigsten 
Verhältnisse zu bieten schien. 
bin ich auch heute, wo ich Beobachtungen bis zu zehn Jahren zur 
Verfügung habe, 
Material erwies. sich als vollkommen widerstandslähig. Ich konnte 
mich überzeugen, daß die eingelegten Stücke auch nach Jahren 
meist gar keine Zeichen von Resorption zeigen, manchmal sieht man 
oberflächliche Erosionen,; die aber weder Form noch Größe der 
"Einlage beeinträchtigen. Das Elfenbein wird im allgemeinen, sterile 
Einführung vorausgesetzt, reaktionslos vertragen. Die sehr seltenen 


hat, was den kosmetischen Dauereffekt natürlich sehr in Frage stellt. - 


zufrieden und verwende sie daher häufig. Das 


mit übertragen wird, mit einer- 


zur Alloplastik über- 
dies schon vor 10 Jahren und wählte nach ver- 


Über die Details habe ich schon 
_ seinerzeit ausführlich berichtet (2). Mit den Resultaten dieser Tec. 


ua VIE er IR 


| 


\ Falle wo dies nicht der Fall ist, lassen sich durch technische Fehler, 


werden keine verursacht. Es sollen aber auch die Schattenseiten . 


Einlagen kommen diese Nachteile nicht zur Geltung. Reicht aber | 
“eine solche z.B. von der Nasenwurzel bis zur .Spitze, so wird bei 


- . “Rindern oder Pferden, die sehr frühzeitig verknöchert sind, werden 


4 Stunden in Alkohol gelegt und ohne weitere Vorbereitung ein- 
- gelührt. Die Einheilung erfolgt ebenso prompt und reaktionslos, 
. wie beim Elfenbein. In einigen Wochen ist die Einlage vollkommen 


. Kurze Bemerkungen zu dem Aufsatze von Herrn 


mittel (Santonin, Santonin plus Naphthalin, Gelonida Alum. subacet., 


band 


“ dies unangenehm, da sie ein eventuelles Perforieren eines Endes 
‚ich auch ein Zerbrechen der Einlage bei solchen Gelegenheiten 


düne Stäbchen sein können, kommt dies leicht vor. Es war daher 
schon seit längerer Zeit mein Bestreben, wenigstens für gewisse 
Fälle ein elastischeres Einlagenmaterial zu verwenden. ‘Nach ver- 
schiedenen Versuchen verfiel ich, basierend auf der bei anderer 
‚ Gelegenheit gemachten Erfahrung, daß durch längere Zeit kon- 
-  sseryiertes tierisches Gewebe gegen Resorption ziemlich widerstands- 
Talig ist (8), zu folgendem- Verfahren. Rippenknorpel von jungen 


‘Hierauf kommen sie auf einige Wochen in eine Lösung von 10°, 


überein, daß sie auch beim Palpieren kaum bemerkt wird. Soweit | 
. es meine %/,jährige Beobachtung zu beurteilen erlaubt, scheint das 
„Material gegen Resorption entsprechend widerstandsfähig. Allerdings 


k herangezogen, und zwar verwandte er es in Form von Darmeinläufen 
-neben der Darreichung von Brustpulver als Abführmittel, mit dem 
| Ergebnis, daß bei 13 Fällen (Kindern und Erwachsenen) die in den 
Darm eingegossene Lösung „anfangs sehr stark reizt“, so daß „der 
. Einlauf zunächst nur etwa 2 Minuten gehalten werden kann“, daß 


` üblichen Maßnahmen in bekannter Weise noch mitgebraucht (Nägel- 


| oa schon die hier anscheinend keineswegs harmlosen und für den 
. “auenten wohl in allen Fällen unsympathischen Darmeinläufe nicht 


mi 51924 — MEDIZINISCHE KLINIK — N... 1001 


kaum gewagt haben, zu beliaupten, daß nach einer kaum drei- 
 wöchigen Behandlungsdauer die Oxyuren dauernd verschwunden 
gewesen sind. Der Verfässer ist aber anscheinend der Meinung, 
daß eine noch viel kürzere Frist zu ihrer endgültigen Abtreibung 


meist ungeeignete Form des Stückes erklären. Auch Beschwerden 


des Elfenbeins nicht verschwiegen werden, das sind seine Starrheit 
und bei dünnen Stücken auch die Gebrechlichkeit. Bei kleineren 
4.—5. Tage an „dauernd“ verschwunden seien, wenn keine Neu- , 
infektion durch unbehandelte Geschwister erfolge. Offenbar hat er. 
also doch nach 5 Tagen noch Oxyuren bei seinen Patienten be- 
merkt! Von Interesse war mir ferner in dem W.schen Aufsatze die 
Behauptung, daß „die mikroskopische Untersuchung des After- 
‚schäbsels auf Oxyureneier allgemein bekannt ist“. Nach meinen 
langjährigen Erfahrungen ist gerade das Gegenteil der Fall. Die 
Ärzte können vielfach nicht einmal die verschiedenen Arten der Ein- 
geweidewürmer unterscheideh, geschweige denn deren Nachweis mit 


passiver Bewegung der Nase ein Ende sichtbar werden, wenn man auf 
‘das andere drückt. Manche Leute, besonders Sportsleute empfinden 


bei unvorhergesehener Gewalteinwirkung befürchten. Manchmal habe 


gesehen. Insbesondere bei den Nasenspitzenstützen, die ja nur 


Darmparasiten nur allzuoft völlig unnötig, wenn nicht gar direkt 
falsch durchgeführt wird. Die in der Überschrift des W.schen Auf- 
satzes von ihm gebrauchten beiden Eigenschaftswörter für die von. 


streichen, . und damit ist, wenn nicht durch’ weitere einwandfreie 


frisch entnommen und auf 14 Tage in 1°/,ige Jod-Jodkalilösung gelegt. 
unerwünscht, wenn ärztlich empfohlene Wurmmittel mehr als bisher 
‘Formalin und 5°/, Salpetersäure, bis sie die entsprechende Bieg- 
samkeit erreicht haben. Nach kurzer Auswässerung folgt. längere, 


“mindestens halbjährige Aufbewahrung in Alkohol. Vor dem Gebrauch 
‚wird das Stück zugeschnitten, zur Sterilisierung noch einmal auf 


wäre dann die absolute Garantie ‘geboten, daß nicht allwöchentlich 
neue Anthelminthika angepriesen werden und daß völlig unzulängliche 
Berichte über ihre „Einfachheit“ und .„Zuverlässigkeit‘“ in 
ihrer Anwendung in der Fachpresse erscheinen. | 


Erwiderung auf vorstehenden Artikel. 
Von Dr. Weinberger, Heidelberg. 


Trotz des ungewohnt heitigen Tones vorstehenden Artikels 
muß ich erklären, daß mir Kritik (zumal ich .sie ja auch selbst ge- 
übt habe) jederzeit erwünscht und berechtigt scheint, besonders 
wenn sie von solch kompetenter Seite kommt. Im übrigen habe 
ich nur wenig zu erwidern: z en en 

Einfach ist natürlich ein relativer Begriff, und mir schien die 
angegebene Behandlung einfach, weil das Reinigungsklistier, das 


-fixiert und stimmt in ihrer Konsistenz derart mit ihrer Umgebung 


‚sind mehrere Jahre nötig, um diesen Eindruck zu erhärten. 
Literatur: 1. W.m.W. 1913, Nr.28. — 2. D.m.W.1915, Nr.31. — 3. M.K1.1920, Nr. 4. 


Dr. Weinberger über „Eine einfache und zuverlässige 
Oxyurenbehandlung‘“ (Nr. 22 dieser Wochenschrift).* 
Von Prof. Dr. H. Brüning, Rostock. | 


~ Der Verfasser der vorstehenden Arbeit schreibt in ihrer Ein- 
leitung, daß er mit einer ganzen Reihe der gebräuchlichen Wurm- 


zunehmen braucht, weil dieses Medikament kein ängstlich ge- 
naues Dosieren erfordert, und weil die anderen Behandlungsmethoden 
in den eben genannten Punkten komplizierter sind. 


"fertigt, wird eine Kontrolle ja leicht erweisen. Ich schließe deshalb 
mit der Bitte an Herrn Prof. Dr. Brüning, diese Nachprüfung in 
seiner Klinik anzuordnen und. an der gleichen Stelle wieder über 
das Resultat zu berichten. Größeres Material, bessere Kenntnis und 
die Hilfsmittel eines Laboratoriums werden alsbald ein sicheres 
Urteil gestatten. 


Osymors, Chenoposan, Oxural und Santoperonin) Versuche angestellt 
habe, aber über ihre Wirkung enttäuscht gewesen sei. Er hat des- 
halb das Chloramin (Heyden) zur Abtreibung von Springwürmern 


Aus der II. Medizinischen Klinik der kgl. ung. Pázmány Péter- 
Universität in Budapest (Direktor: Prof. Dr. Baron A. v. Korányi). 


Der plötzliche Tod eines mit Neosalvarsan be- 
handelten Malariakranken unter Addisonschen 
Symptomen. 

Von Dr. Ladislaus Detre. 

Nicht lange nach Einführung des Salvarsans in die Therapie 


„eiwa in der Hälfte der Fälle sich naeh einiger Zeit in den Ent- 
leerungen etwas mehr Schleim als gewöhnlich fand“, daß „das | 
qälende Afterjucken meist schon in der ersten Nacht fehlte“ und 
„daß vom 4—0. Tage ab die Würmer dauernd verschwanden, wenn 
keine Neuinfektion von unbehandelten Geschwistern erfolgt“. Die 
Kur wurde zweimal 5—6 Tage hintereinander durchgeführt mit 
8—9 tägiger Zwischenpause. Während der Kuren „wurden die sonst 


kurzhalten, Händewaschen vor den Mahlzeiten, Aftersalbe und Tragen 
Per Badehose während der Nacht“). Diese Art der Oxyuren- 
penandlung nennt der Verfasser „einfach“ und „zuverlässig“. 
agt man. sich zunächst, ob sie „einfach“ ist, so ist mir gänzlich 
“verständlich, wie man sie als solche bezeichnen kann. Lassen 


präparate auszudehnen. Im Jahre 1912 empfiehlt zuerst Werner 


wirkungen sieht, betont er, daß das Salvarsan gegen chininfeste 
Tertianastämme unbedingt versucht werden sollte, Den gleichen Stand- 
punkt vertritt Nocht, hingegen warnen Fischer, Friedemann 
ebenso Fernbach, Sklarz, Isaac-Krieger und Löwenberg und 
Wollenberg vor der Anwendung der Salvarsanpräparate als Malaria- 
provokationsmittel. | 


en, die während einer Reihe von Tagen durchgeführt werden 
ies a fehlt auch nicht eine der sonst üblichen Methoden, 
hins „amspülungen zum Erfolg. zu verhelfen, wie aus dem Vor- 
sesagten zur Genüge ' hervorgeht. Auch die von W. gerühmte 
ul ässigkeit“ seiner neuen Oxyurentherapie geht aus der 
Fragegeiche keineswegs hervor und, ist deshalb mit einem großen 
näckieen 10, u versehen. Wer die Biologie dieser überaus hart- 
sen kleinen Darmschmarotzer genauer kennt, würde es wohl 


+ 


wegen einer chronischen. Malariaerkrankung die Salvarsantheranj 
eingeleitet wurde und bei welcher der Kranke im Anschluß iome 
Salvarsaninjektion plötzlich starb. | 


genügt, denn er schreibt ausdrücklich, daß die Oxyuren schon vom‘ ` 


Sicherheit erbringen. So kommt es denn, daß die Abtreibung von | 


ihm empfohlene Chloramintherapie der Oxyuriasis sind also zu .' 


Untersuchungen die Brauchbarkeit der Methode dargetan werden. 
sollte, ihre Berechtigung hinfällig.. Im übrigen erscheint es mir nicht 


von wurmkranken Ärzten am eigenen Körper geprüft würden. Es 


man soust dem Tonerde- oder Knoblauchklistier vorausschickt, weg- 
fällt, weil der Patient nur ein Mal im Tage ein Medikament ein- : 


Ob die Chloraminbehandlung das Prädikat „zuverlässig“ recht- ` 


der Lues durch Paul Ehrlich (1909) wurden vielseitige Versuche - 
in Angriff genommen, um das Indikationsgebiet der Salvarsan- . 


die Anwendung des Neosalvarsans bei Malaria und weil er neben 
sonst erfolgreichen therapeutischen Resultaten nur geringe Neben- . 


Wir möchten im folgenden einen Fall beschreiben, bei dem 


1002.. 


' nachweisen. Temperaturgang intermittierend, 38,50 
tend, Sein Zustand bessert sich bald, er verläßt die Klinik, kommt 


Die Befunde dieses Falles. lassen sich im folgenden zusammen- 


' fassen: Ein 24jähriger männlicher Kranker, mit Symptomen des Nerven- 


systems, bittet um Aufnahme in der Klinik. Die Anamnese bietet keine 
bemerkenswerten Daten. Bei objektiver Untersuchung läßt sich 
neben Symptomen des Nervensystems eine mäßige Spitzenveränderung 


aber nach einigen Wochen mit viel schwereren Krankheitssymptomen 
zurück. Das Krankheitsbild beherrschen gastrointestinale Symptome: 
Diarrhoe, heftiges Erbrechen, Subikterus, Schwindel, Appetitlosigkeit, 
Entkräftung und Ohnmachtsanfälle.e Im Urin Urobilinogen. Liquor 
normal. Augenbefund: Neuritis optica (Dr. Jänö). — Fieber bis zu 
400 C erhöhend, Seen intermittierend, manchmal mit Schüttel- 
frost beginnend. Nach einigen Tagen bei einem Höhepunkt des Fieber- 
anfalles gelingt es im Blute Tertianaplasmodien nachzuweisen. 


Die gemäß Ochsner vorgenommene und nach einer Woche wieder- - 


holte Chinindosierung ergibt ein ausgezeichnetes Allgemeinbefinden 
des Kranken, die Fiebererscheinungen verschwinden ganz, er fühlt 
sich gesund. Nachdem aber im Blute — wenn zwar in geringerem 
Maße — die Plasmodien noch immer nachweisbar sind, gaben wir dem 
Kranken intravenös 0,15 g Neosalvarsan. Nach wenigen Stunden trat 
im Gefolge von heftigem Schüttelfrost eine Temperatur von 38°C ein, 


welche nächsten Tag zurückfiel. Im Blute waren noch immer die 


Plasmodien nachweisbar und so gaben wir nach 120 Stunden nochmals 
und zwar 0,30 g Neosalvarsan. — Kurz darauf zeigten sich bedenk- 
liche Erscheinungen: das Fieber stieg bei Schüttelfrost bis 40° C und 
bei diesem Niveau verblieb es; der Kranke ist soporos, adynamisch, 
klagt über starkes Unwohlsein, es quält ihn unstillbares Erbrechen 
nt Diarrhoe, die Extremitäten sind kalt, der Puls ist stark beschleu- 
nigt, filiform, von embryokardialem TYP; auf seinem Gesichte tritt 
bräunliche, diffuse Pigmentation auf, welche sich Tag für Tag verstärkt, 
dieselbe auch auf der Regio perianalis, am Skrotum und an den den 
Kleidern ausgesetzten Druckstellen. Am dritten Tage Kollaps, welcher mit 
Kardiotonika kupierbar ist; am fünften Tag ein neuer Kollaps und Exitus. 

Aus dem bei der Sektion zur Beobachtung gelangten patho- 
logisch-anatomischen Befunde teile ich im folgenden die wesentlicheren 
mit: In der rechten Lungenspitze einige teilweise verkalkte Herde. 
Linksseitig ausgebreitete Pleuritis adhaesiva. Der Umfang der Aorta 


“viel enger, als in der Regel. Das Herz kaum größer als das normale 1). 
Die Milz.dreifach vergrößert, die Foollikel hypertrophisiert. Im Duo- . 


denum die Lymphfollikel gruppenweise hügelmäßig hervortretend. 
Die Dimensionen des Thymus: 4,5x15xX05 cm. Beide, beson- 
ders die rechte Nebenniere stark vergrößert, in den Schnitt- 
oberflächen die Mark- und Rindensubstanz vollständig 
destruierend, bohnengroße zusammenfließende käsige Herde. 


Nach der Autopsie können wir keinen Zweifel hinsichtlich 


des Krankheitsbildes haben. Ob die Malariainfektion eine temporäre 


oder kausale Vorbedingung der Destruierung der Nebennieren war, 
ist wahrscheinlich, doch nicht sicher. Die Tatsache, daß die Sym- 
ptome des Morbus Addisoni nur in einer späteren Phase der Malaria 
prävalierten, hat in keiner Richtung Beweiskraft. 

Die Tatsache, daß die Salvarsanpräparate eine gewisse Affinität 
zu den Nebennieren und zwar in graduiertem Maße zu den anatomisch 
oder funktionell lädierten Nebennieren haben, wird durch zahlreiche 
Beobachtungen bewiesen. | 

Colmer und Lucke haben an den Eingeweiden von Meer- 


schweinchen nach Dosierung von S. und N.S.-Untersuchungen gemacht. 


‘Die Autoren heben neben den Veränderungen anderer Organe die 


schweren pathobistologischen Veränderungen der Nebennieren her- 
vor u. zw. Thrombose, Zellendegeneration und Reduktion der Chromallin- 


- und Lipoidsubstanz, Schamber g bestätigtdiesen Befund; die schwersten 


Veränderungen nebst der Leber fand auch er an den Nebennieren. 
Daß die Nebennieren überhaupt gewisse — sowohl direkte, als hormo- 
nale — giftbindende Wirkung haben, weisen die Untersuchungen 
Lewis nach; Lewis beobachtete die Toleranz der ihrer Neben- 
nieren beraubten Meerschweinchen gegen verschiedene Gifte und fand, 
daß bei solchen Tieren viel kleinere Dosen sich giftwirkend resp. tod- 
bringend erweisen. Bemerkenswert ist der durch Monsiols und 


. Collignon mitgeteilte Fall, welche Forscher nach gegen Febris re- 


currens ee Novarsenobenzol die Entwicklung der typischen 
Symptome der Nebenniereninsuffizienz beobachteten. In diesem Falle 
bewies die richtige Annahme des Hyposuprarenalismus die wirkungs- 
volle Anwendung der Adrenalintherapie. Bei einem Kranken Sergents 
trat nach einer intravenösen Dosierung von N.S. Diarrhoe, Fußkrämpfe, 
Kälte der Extremitäten, Hypotbermie, niedriger Blutdruck, As- 
phyxie — typische Nebenniereninsuffizienz auf, welche Erscheinungen 


auf Adrenalin schnell zur Rückentwicklung Be eneten Sergent glaubt 


den Grund dafür in der durch andere kausale Faktoren (Tbec., Lues) 
hervorgerufenen verringerten leere der Nebennieren zu 
finden; unter physiologischen Umständen sind diese in ihrer Leistungs- 


1) Schridde betont in seiner Monographie über den Status 
thymicolymphaticus, daß bei solchen Individuen das Herz fast in allen 


Fällen vergrößert ist. Ausnahmen nahm er nur in solchen Fällen 
wahr, in welchen der Kranke mit Status thymicolymphaticus an Bronze- - 


krankheit litt. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


nicht überschrei- | 


.— der Thymus und das Iymphatische 


 Nebennierenextraktherapie eine bedeutende Besserung. 


Nebennierenveränderungen. 


fähigkeit verringerten Nebennieren in ihrer giftbindenden Tätigkeit 


. suffizient; im Falle ihrer übermäßigen Inanspruchnahme aber — und 


hierzu sind die hinsichtlich der Nebennieren eine besondere Affinität be- 
sitzenden Salvarsanpräparate zu rechnen — zeigen sie eine relative 
Insuffizienz. Vielleicht erhält der Plexus solaris und Plexus perisu- 
prarenalis so viel chromaffine Substanz, daß sie das Fehlen der Funk- 
tion der absolut insuffizient gewordenen Nebennieren bei einer mäßigen 
Belastung kompensieren können. 3 

Ein indirekter Beweis, daß die Salvarsanwirkung mit dem Chrom- 
affinsystem in Zusammenhang steht, bietet jene Erfahrungstatsache, . 
daß ein großer Prozentsatz der Salvarsantodesfälle auf Individuen mit 
Status thymicolymphaticus kommt. An diesen Umstand erinnert be- 
sonders Schridde in seinem an früherer Stelle erwähnten Werke. 


Daß der Thymus und die Nebennieren mit einander. in engem Zusammen- 


hange stehen, beweist u. a. diese zuerst von Hedinger mitgeteilte 
Erscheinung, daß bei Addisonkrankheit öfters als pathologisch-anato- 
mischer Nebenbefund Hyperplasie des Thymus sich zeigt. Infolge der 
Minderfunktion der Nebennieren hypertrophieren — nach Pulawsky 
ewebe. Hornowsky teilt 
diese Meinung mit der Erweiterung, daß der Thymus und das chrom- 
alfine System in gewisser Hinsicht entgegengesetzte Funktionen ausüben, 
Was für biochemische Prozesse auf die Nebenniere und auf die 
gegen Gifte, besonders gegen S. sich manifestierende Toleranz des Or- 
en einwirken, darauf werfen die durch Zondek an isolierten 
roschherzen gemachten Experimente einiges Licht. Er fand, daß, 
wenn das Gleichgewicht der antagonistischen Ca- und K-Ionen in der 
das Froschherz umgebenden Ringerlösung sich ändere, auch die Gift- 
wirkung einer kardinalen Veränderung unterworfen ist, so daß, wenn 
wir die Konzentration des parasympathikotropen K vergrößern, die sonst 
ungefährlichen Dosen von As Sal Chinin wie ‘doses toxicae wirken, 
demnach die Wirkungen des As und K summiert werden, dagegen 
das sympathikusreizende Ca in entgegengesetzter Richtung wirkt. Dei 
Grund der durch diese verschiedenen Gruppen angehörenden Gifte er- 
zeugten synergistischen pharmakodynamischen Wirkungen geben die 
durch diese Gifte hervorgerufenen biochemischen Prozesse. Und wenn 
bei den unter diesen Umständen vorausgesetzten Salvarsanaffektionen 
die Berechtigung der Ca-Therapie besteht, dann sind die Meinungen 
von Jakobson und Sklarz begründet, daß das mit Ca synergistisch 
wirkende Adrenalin gleiche Wirkungen auslösen kann. Also können 
wir auf Grundlage der Biochemie zu demselben Standpunkte gelangen, 


zu welchem uns praktisch die als Salvarsanfolgerungen auftretenden 
sogenannten angioneurotischen Symptomenkomplexe in ihren klinischen . 


Erscheinungen zwingen: d.i. zur Adrenalintherapie. 

Der von uns beobachtete Fall lehrt, daß die Nebenniere 
und die Malaria untereinander in einer direkten Beziehung 
standen. In der neueren Literatur habe ich zwei ähnliche Fälle 
gefunden. Der eine ist der von Furno, der an seinem an tropischer 
Malaria leidenden Kranken — sechs Monate nach vollkommenem 
Erlöschen der malarischen Symptome — typische Addisonsche 
Symptome sich entwickeln sah; der Kranke zeigte auf Chinin- und 
Furno sah 
außerdem ölters bei Sektionen der an Malaria Verstorbenen größere 
Er lenkt die Aufmerksamkeit darauf, 
daß ein großer Teil der klinischen Symptome der Malaria — 
Adynamie, Ohnmacht, choleriformer Zustand — dem :Hyposupra- 
renalismus entspricht. 
Addisonkrankheit als direkte Folge der Malaria hält, betont, daß 
bei den verschiedenen Malariaformen bloß der tropische in Be- 
ziehung zur Nebenniere steht. Der zweite Fall ist ebenfalls ein 
tropischer; der Mitteiler dieses Falles, Rusca, erinnert daran, daß 
die im Gefolge der Malaria auftretende Bronzekrankheit nicht immer 
ein einfacher sekundärer Hyposuprarenalismus ist, sondern daß wir 
an die tuberkulöse Verkäsung der Nebennieren .denken müssen. 

In meinem Falle besitzt die Annahme eine gewisse Berechtigung, 
daß das angewendete Neosalvarsan auf die schon früher durch die 
Malaria lädierten, oder von dieser Krankheit unabhängig durch 
sekundären tuberkulösen Prozeß zerstörten Nebennieren als eine 
solche große Belastung wirkte, gegen welche deren Funktion sich 
als ungenügend zeigte, und der Exitus als Folge des Hyposuprar- 
enalismus eintrat. 

Auf Grund obiger Erörterungen erfordert nach meiner Ansicht 
die Aufstellung der Indikation der Neosalvarsantherapie der Malaria 
in jedem Falle eine gründliche Erwägung, besonders dann, wenn 
neben’ oder außer der Malaria zugleich der Verdacht einer durch welche 
Wirkung auch immer eingetretenen Läsion der Nebennieren besteht. 

Literatur: Fernbach, M.Ki. 1922, 10. — Fischer, Derm.Wschr. 1921, 31. 
— Friedemann, Klin.Wschr. 1922, 3. — Furno, Policlin. sez. prat. 1920, zit. n. 
Kongr.-Zbl. — Hedinger, Frankf. Zschr. f. Path. 1907, 1, zit. n. Pulawsky. — Hor- 


nowsky, Noviny Lekarskie, 1912, 23, zit. n. Kongr.-Zbl. — Isaac-Krieger und 
Löwenberg, M.K1.1922, 32. — Jacobson und Sklarz, M.K1.1921,44. — Kraus, 


D.m.W, 1920,8. — Nocht und Werner, D.m.W, 1910, 34. — Pulawsky, W.kl.W. 


1912, 20. — Rusca, Policlin. sez. med. 1920, 7, zit. n. Kongr.-Zbl. — Sklarz, 
Klin.Wschr. 1922, 28. — Schridde, M.m.W. 1912, 48. — Werner, D.m.W. 1910, 39 
u. 1912, 39, — Wollenberg, D. m.W. 1922, 31. — G.Zondek, B.kl.W. 1919, 21. 


20. Juli 


Furno, der,in dem mitgeteilten Falle die 


„betrachten sind. | | 
"Immer wieder wird man an diese Worte, mit welchen A. Strasser | 


à 


iia Dermatologischen Abteilung des Wilhelminenspitalös in Wien 

(Vorstand: Prof. Dr. M. Oppenheim). a 

Zur Behandlung des Erysipels mit ultraviolettem Licht. 
Yon Dr. Stefan Robert Brünauer, Abteilungsassistenten. 


„Bei der Therapie. des Erysipels bestätigt sich wieder der 
alte Erlahrungssatz, daß Krankheiten, gegen die sehr viele Mittel 
-` vorhanden sind, eigentlich mehr ‚als selbstheilende Krankheiten zu 


u s 


den Abschnitt über Therapie seiner ausgezeichneten Darstellung des 
Erysipels einleitet, erinnert, wenn man die Literatur der letzten Jahre 
über Rotlaufbehandlung durchmustert und sieht, wie viele und mannig- 


<. fiche Methoden zur Bekämpfung des Erysipels von den verschiedenen 


Autoren angegeben wurden und wic differente, zum Teil widersprechende 
` Resultate dabei erzielt wurden. So empfehlen, um nur eine kurze 
"Darstellung in dieser Hinsicht zu geben, Januschke und Satze das 

- : Pyramidon, das, wie insbesondere Januschke hervorhebt, eine Ver- 
- ‚lindungsvorganges und insbesondere eine rasche Senkung der Tempe- 
raturkurve herbeizuführen imstande ist; Kren berichtete, daß Erysipel, 
sogar Fülle von Erysipelas migrans. im Wasserbett rasch und unend- 

v lch viel leichter abheilen — auf die Bedeutung des Wasserbettes hat 

 fingsb erst wieder Arzt nachdrücklich verwiesen —, die Anwendung 
. „des Thermokauters rühmt Kumaris, die Behandlung mit Karbol- 


.. ..  Kampferverbindungen nennt Uhlumsky geradezu spezifisch. Weh- 


-her und Meyer hatten seinerzeit zur Beeinflussung des Erysipels 


> - Inektionen mit Novokain-Suprarenin angeraten,, Nikolas dagegen 


komte bei seinen Fällen damit keine sicheren Erfolge erzielen. Daß 
man bei einer Infektionskrankheit, wie sie das Erysipel darstellt, auch 
die Chemotherapie zu Heilzwecken heranzuziehen sucht, ist nur selbst- 
‚ yerständlich und so empfehlen denn Schiller das Magnol, dessen 


Wirkung auf das freiwerdende Chlor zurückzuführen sein soll, anderer- ` 


' seits Rosenstein das Rivanol, das in Form von Umspritzungen mit 


einer 2/,igen frisch zubereiteten Lösung nach Angabe des Autors. 


gute Dienste leisten soll. Bepinselungen mit höheren Konzenträtionen 

. / von Argentum nitricum waren seinerzeit von Wernher in die Therapie 
des Erysipels aufgenommen worden, Fränkel, Gaugele, Hirsch, 

-> Stauber, Veyrieres-Ferreyrolles- rühmen neuerdings wiederum 
‚diese unter den verschiedenen therapeutischen Methoden, von, welchen 
namentlich die Behandlung mit Jod einerseits, mit Ichthyol anderer- 
seits stets im Vordergrund gestanden ist. Das Jod wurde in der Rot- 
Juftherapie schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts mit Eriolg 
angewendet und zählt auch heute noch außerordentlich viele Anhänger, 

ob es nun als Jodtinkturanstrich (Benassi, Gelinsky, Hamburger, 
. Kiler, Lämmerhirt), als Jodphenol (Husik) oder in Form der 
Jod-lontophorese (K. F. Be ck) verwendet wird; dem Ichthyol wiederum, 


das von Nußbaum zuerst gegen Erysipel verwendet und geradezu mit 


Begeisterung gepriesen wurde, wird einerseits eine gewisse Wirkung 
'aul die Erreger, andererseits aber eine 'energische Beeinflussung des 
Krankheitsprozesses nachgerühmt, der dann wesentlich abgekürzt und 
milder verläuft; 
- denn auch Ichthyol auf das wärmste, Perutz hebt die ausgezeichneten 
Erfolge der 


‚Aeben interner Chinindarreichung verabfolgt werden. Das von Lusk 
> empfohlene Chinosol bewirkt vor allem eine Förderung der Phago- 
zyose, wirkt also, wenn auch indirekt, auf die Erreger ein, wie dies 
ach, allerdings in anderer Weise, durch Kollargol (Schilinski, 
crutz) und Dispargen (Cholewa) geschieht. Zur unspezifischen 
handlung des Krysipels zählen auch die Verwendung von Terpentin, 
as hier schon von Lücke mit gutem Erfolge verwendet worden war, 
‚die Anwendung von Milchinjektionen (Kraus) und die Autohämo- 
therapie (Torday). Verschieden sind die Erfahrungen mit spezi- 
fischen Mitteln; die von Marmorek angegebene Behandlung mit 
Antistreptokokkenserum ist von manchen Autoren, so namentlich von 
antemesse, als ausgezeichnet gerühmt, von anderen wiederum 
wegen gelegentlich post injectionem auftretender schwerer Erscheinun- 
gen abgelehnt worden, Boisserie-Lacroix empfehlen sie neuerdings 
wiederum, Wernic konnte keine Erfolge beobachten. Ganz ähnlich 
sind auch die Anschauungen über die Verwendbarkeit der Strepto- 
okkenvakzine geteilt, Boidin und seine Mitarbeiter Tierny und 
elafontaine, sowie Sill treten für sie ein, Erdmann wiederum 
‚Spricht sich gegen sie aus. So 
anderer Sera, 30 zum Antidiphtherieserum (Koller, Polák, Aposto- 
teanu), zum Schweinerotlaufserum (Goldschmidt); aber auch diese 
a pezilische* Behandlungsmetliode versagt vielfach (Kraus), 
© Anwendung von Pierdeserum führt nach Meinold überhaupt nicht 

Zu einem Erfolg. 


Mit der fortschreitenden Entwicklung der einzelnen Zweige 


der Strahlentherapie wurden natürlich auch die verschiedenen 


wi der Strahlenbehandlung beim Erysipel in Anwendung ge- 
Wacht, so das Rotlicht von Thedering und O. Müller, die Rönt- 
grnstrahlen von Hesse und von Magelhaes; Schrader empfiehlt 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29: 


'minderung der Schmerzen, eine wesentliche Abschwächung des Ent- - 


Eisler, Kasseroller, Lüth, Oksenow empfehlen , 


o. er auf der Abteilung Ehrmann. geübten Erysipeltherapie ` 
 kervor, bei welcher Ichthiyolalkohol-Umschläge undKollargol-Pinselungen 


griff man denn zur Verwendung, 


ebenfalls die Röntgenbehandlung des Erysipels, und zwar mit Reiz- 
dosen, Czepa zieht wiederum. der Röntgenbestrahlung die weitaus 


1003. 


einfachere, mühelosere und einem größeren Kreise zugängliche . 


“Quarzliehtbehandlung vor, mit welcher gute Erfolge beim Erysipel 


vielfach, so von Beck, Budde, Capelle, Carl, Peteny, Schenk- - 


Popp und Sjövall erzielt wurden. König wieder beurteilt die 
mit der Quarzlampe erzielten Erfolge ‚durchaus nicht so günstig, da 


nach seiner Beobachtungen eine größere Zahl von Fällen durch die 
Bestrahlung nicht . beeinflußt wurden und weiterschritten, und 
Nonnenbruch weist an der Hand einer Statistik nach, daß die 


einfache Behandlung des Rotlaufs mit Umschlägen von essigsaurer É 


‚Tonerde den anderen Behandlungsmethoden nicht nachstehe, daß 


vielfach Temperaturabfall und Rückgang. der Erscheinungen spontan _ 


eintritt, so daß man also bei der Beurteilung eines bestimmten 


therapeutischen Erfolges sehr vorsichtig sein muß. ' IE: 
Bevor nun auf die Resultate der Quarzlichtbehandlung, die wir 


an unserer Abteilung bei einer Reihe von Erysipelfällen erzielten, näher: 
eingegangen werden soll, muß noch Einiges vorausgeschickt werden; . 
‚bei der Durchsicht der letztangeführten Arbeiten über Behandlung des 


Erysipels mit Quarzlicht fällt nämlich auf, daß die verschiedenen Autoren 
auch in ganz verschiedener Weise die Bestrahlung durchgeführt haben. 
So bestrahlt Beck in einer Entfernung von 70—100cm durch 10 Minuten 
und steigt dann um 1—5 Minuten an.. Gapelle wieder bestrahlt in 
einem Abstand von i m durch 5 Minuten, u. zw. auch die Randpartien 


des erkrankten Hautbezirkes, Carl setzt die erkrankte Hautpartie in | 


einer Distanz von 100 cm durch 10—15 Minuten der künstlichen Höhen- 
sonne aus, Ozepa bestrahlt durch 10—15 Minuten in einem Abstand 
von 80cm, -König wiederum durch 5--10 Minuten bei Entfernungen 
von 30—50 cm. Die Distanz von 50cm wählen auch Peteny 


d 


und ` 


Schenk-Popp, welche durch 2—3, bzw. 1 Minute belichten, wobei _ 


ersterer dann um1—1!/, Minuten ansteigt. Sjövall endlich sah günstige 
Erfolge bei einmaliger Bestrahlung des Rotlaufs durch 5 Minuten. Wenn 
nun auch im allgemeinen die Dosierung des ultravioletten Lichtes für 
überflüssig gehalten und darauf hingewiesen wird, daß die individuelle 
Verschiedenheit der Lichtempfindlichkeit jede Dosierung unmöglich. 
macht, .so hat doch eine große Reihe von Autoren, Bering und Meyer, 


'Rost,; Hackradt, Keller u. A., eine solche Dosierung für unerläßlich 


gehalten und insbesondere der Letztgenannte hat in Anlehnung an die 
Jodmethode von Bering und Meyer eine Methode ausgearbeitet, die 


‚sich ausgezeichnet zur Messung der Lampen eignet, u. zw. insbesondere 


deshalb, weil sie im Vergleich zu anderen Meßmethoden (Aktinimeter von 
Fürstenau, Graukeilphotometer von Eder-Hecht) mit biologischen 
Prüfungen an, derHaut desMenschen am meisten übereinstimmt (Keller). 

Ein Becherglas von 5 cm Durchmesser und 100 ccm Inhalt, ge- 


säurelösung, 6—8 Tropfen 1°/,iger Stärkelösung und 1 ccm 1i n-Na- 
triumthiosulfatlösung werden im halben Abstand im mittleren Strahlen- 
kegel der Höhensonne bestrahlt, bis eben Bläuung eintritt; die hier- 


füllt mit je 25 ccm 1P/,iger Jodkalilösung und 5,8%,iger Schwefel- . 


für notwendige Zeit ist die Höhensonneneinheit (HSE), sie - 


stellt die mittlere Erythemdosis dar, jene Menge also, die bei 
den meisten Menschen genügt, ein Erstlingserythem her- 
vorzurufen. | | EN: | 

In der eben geschilderten Weise wurde nun unser Brenner 
geeicht und entsprechend der damals ermittelten Höhensonneneinheit 


von 1 Min. 20 Sek. für die Distanz von 50 cm als Anfangsdosis eine 


Menge biologisch wirksamen Lichtes gewählt, die etwas unter der 
mittleren Erythemdosis lag, einer Bestrahlungszeit von .einer Minute 
entsprach. | l | 


Die Höhensonnenbestrahlungen unserer Erysipelfälle — im . 


folgenden . soll nur von einer Gruppe von 15 klinisch genügend be- 
obachteten Fällen die Rede sein — gestalteten sich nun derart, daß 
die befallenen Partien den Strahlen des Quarzlichtes ausgesetzt 


‚ wurden, jedoch nicht in toto, sondern hauptsächlich die 


Randpartien und das angrenzende Gebiet normaler Haut, 


übrige gesunde Haut mit Kompressen abgedeckt wurde. 
Diese Methode wurde 
die Arbeit Fehleisens, der festgestellt hatte, daß die Strepto- 
kokken: hauptsächlich in -den Lymphgefäßen der oberflächlichsten 
Koriumschichten vorkommen und zwar nicht etwa des geröteten 


Hautbezirkes, sondern in der schmalen Zone, welche dem geröteten 


während die zentralen Anteile mit schwarzem Papier, die 


gewählt nicht zummindesten in Anlehnung an 


Rand des fortschreitenden Prozesses entspricht, Lusk konnte später 


dann zeigen, daß die Erreger auch noch in einem etwa 2—3 cm 


breiten Streifen außerhalb des progredienten Randes im scheinbar. 


gesunden Gewebe vorhanden sind — auch manche andere thera- 
peutische Methoden wurden auf diese Tatsache basiert, so die Ver- 


wendung des Heftpflasterstreifens gegen das Fortschreiten des Rot- 


laufes (Wölffler), der Jodgrenzanstrich (Lämmerhirt u.a). War 
das Erysipel auf beiden. Gesichtshälften oder auch auf dem Kopfe, 
überhaupt an mehreren Stellen vorhanden, die nicht zugleich be- 
strahlt werden konnten, só wurde jede Stelle für. sich bestrahlt. 
Die Augen wurden hierbei geschlossen ‚gehalten, eventuell durch 


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Auflegen von Wattebäuschchen geschützt. Die Distanz betrug 50 cm, 


die Bestrahlungszeit war eine Minute, doch wurde sie bei den fol- 
genden Bestrahlungen, die an einanderfolgenden Tagen vorgenommen 
wurden, um eine halbe Minute verlängert. Zur Linderung des 
‚durch die Belichtung erzielten Erytbems wurden mit Vorteil kalte 
Umschläge von stark verdünnter essigsaurer Tonerde, Aqua plumbi 
oder Borwasserlösung verwendet. Die Behandlungsresultate werden 
nun, da eine Wiedergabe aller Krankengeschichten wohl kaum 
möglich ist, am besten durch folgende einfache Tabelle illustriert: 


Zahl der Bestrablungen | 


ılelslelöle we 


mehr 
‚ala 6 


Fieberabfall >22..716[6 i=: i 
Rückgang der Erscheinungen. | 4 | 7 21—|1| — 15 
"Vollständige Heilung . ; —|4|/5|3 |2| i f- 8 
Es zeigt sich demnach, daß bei unserem Material, das 14 Fälle 
von Gesichtserysipel, darunter zwei Fälle, die schon zum zweiten 


2 
1 


Male an einer Gesichtsrose erkrankten, sowie einen Fall von Erysipel - 
_ der Unterschenkel umfaßte, nach ein oder zwei Bestrahlungen ein 
` Abfall der Temperatur eintrat, 12 unter 15 Fällen, d. i. also 80%, 


wiesen dieses Verhalten auf. Ein Rückgang der Erscheinungen war 
bei 4 Fällen nach einer einmaligen, bei 7 Fällen nach der zweiten 
Bestrahlung zu konstatieren, so daß man im allgemeinen sagen 
kann, daß in etwa ®/, der Fälle ein bis zwei Bestrahlungen genügten, 


um den Rückgang der Erscheinungen zu erzielen. Nichtsdestoweniger 
haben wir ebenso wie Czepa die Bestrahlungen auch dann noch 


fortgesetzt, und. zwar mit der gleichen Dosis oder sogar auch mit 
einer erhöhten, und konnten feststellen, daß 4 Fälle nach der 
dritten, 5 Fälle nach der vierten, 3 Fälle nach der fünften und 
2 Fälle nach der sechsten Bestrahlung vollständig zur Abheilung 
gelangt waren, daß also 60 °/, der von uns beobachteten Fälle nach 
der vierten bzw. fünften Bestrahlung .als geheilt entlassen werden 
konnten. | 

strahlungen, eine Frau, die gleichzeitig an einer impetigoähnlichen 
Erkrankung der Nasen- und Mundwinkelgegend litt und bei welcher 


eine gleichzeitige, unter ‚leichterem Fieber einhergehende Rippenfell- 


reizung die rechtzeitige und regelmäßige Bestrahlung verhindert hatte. 

Fragt man sich nun, wie etwa die Wirkung des Höhensonnen- 
lichtes auf den erysipelatösen Prozeß zu erklären wäre, so können 
verschiedene Annahmen vorgebracht werden; was zunächst die 
bakterizide Wirkung der ultravioletten Strahlen betrifft, so wurde 
eine solche vielfach angenommen, und zwar sowohl für Tuberkel- 


bazillen wie auch für andere Bakterien, allein eine Reihe von Autoren 


wie Rost negieren eine derartige Wirkung auf die im Gewebe be- 
findlichen Mikroorganismen, und auch wir möchten namentlich im 


Hinblick auf die Versuche Königs eine solche bakterizide Beein- | 


‚Aussung in unseren Fällen ablehnen. Und ebenso wenig konnte 
eine Wirkung auf die beim erysipelatösen Entzündungsprozeß- ent- 
stehenden toxischen Stoffe vorliegen, da die bei intensiver Be- 
lichtung beobachtete Abschwächung von Toxinen hauptsächlich auf 
die Wärmewirkung der langwelligen Strahlen zurückzuführen ist 
(C.Sonne). Hier wäre noch daran zu denken, daß es sich in unseren 


Fällen um eine günstige Allgemeinwirkung handelt, um günstige 


Beeinflussung des Gesamtstoffwechsels, möglicherweise auch um 
Schutzstoffbildung in der Haut (Esophylaxie Hoffmanns). Auch 
eine Wirkung auf die Kapillaren des Papillarkörpers wurde an- 


_ genommen, so von Carl, der das Wesentliche der günstigen Wirkung | 


von Höhensonnenlicht auf den Rotlaufin der arteriellen Hyperämie 


erblickt; man hat dann diese Wirkung auf die Kapillaren des Papillar- - 


körpers als eine Beeinflussung ihrer Endothelien erklärt, man hat 
ferner den nach Höhensonnenbestrahlung eintretenden Leukozytosen 
besondere Aufmerksamkeit geschenkt und auch angenommen, daß 
nach Belichtung mit künstlicher Höhensonne analoge Prozesse wie 
bei parenteraler Eiweißeinverleibung sich abspielen. Vielleicht sind 
jedoch die Wirkungen der Höhensonnenbestrahlung auf das Erysipel 
kolloidehemischer Natur; einerseits wissen wir ja seit Verworn, 
daß das Zellprotoplasma als ein Gemisch aus kolloiden und echten 
Lösungen anzusehen ist, andererseits sind bereits Untersuchungen 
über die Wirkung der ultravioletten Strahlen gerade in koloid- 
‚chemischer Hinsicht angestellt worden; so können unter dem Einfluß 


von Ultraviolettstrahlen aus feindispersen gröber disperse kolloidale 


Lösungen entstehen, Albumine vermindert und Globuline vermehrt 
werden, und von den kolloidalen Körpern, die sonst im Stoffwechsel 
eine Rolle spielen, unterliegen insbesondere die Fermente, „die Haupt- 


handwerkszeuge der Zelle“, der Wirkung dieser Strahlen. So konnte 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29: 


Ein einziger Fall beanspruchte mehr als sechs Be- 


| re Vater angeblich an Ma 


20. Juli 


zuletzt Keller experimentell nachweisen, daß bei den üblichen 
Dosen. ultravioletten Lichtes die Fermente in den Zellen primär 
geschädigt, abgeschwächt oder sogar aufgehoben werden. Es wäre 
nun immerhin denkbar, daß beim Erysipel die in den Zellen des 
erkrankten Areals sich abspielenden, durch den Entzündungsprozeß 
gesteigerten biologischen Vorgänge, die ihrerseits ein Optimum für 


die im Gewebe vorhandenen Erreger schäffen, unter dem Einfluß 


der Höhensonnenbestrahlung gehemmt, abgeschwächt werden, woraus 
dann wieder weniger günstige Lebensbedingungen für die Strepto- 
kokken resultieren. Eine solche Erklärung würde auch damit im 
Einklang stehen, daß gerade die Bestrahlung des progressiven Randes 


e 


anscheinend günstige Resultate zeitigt, sie würde andererseits ein 


Analogon zu jener von Hesse darstellen, welcher derart die Wirkungen 
der Röntgenbestrahlung beim Rotlauf zu erklären versucht, und tat- 
sächlich besteht ja hinsichtlich der Beeinflußbarkeit des Erysipels 
ein gewisser Parallelismus zwischen der Röntgen- und der weitaus 


einfacheren und allgemein zugänglicheren Höhensonnenbestrahlung. 


Literatur: Apostoleanu, zit.nachWernic. — Arzt, Acta derm.-vener. 


IV, 8.416. — Beck, C, M.1u.W. 1916, S.892. — Beck, K. F., M.m.W. 1919, S. 1467. — 


Benassi, ref. Arch. £ D. u. S. 117, 8.269. — Boidin-Delafontaine, ref. Zb.. H 


u G. II, S.72. — Boisserie-Lacroixz, ref. Zbl. f. H. u. Q. VI, S.96. — Boidin- 
Tierny, ref. Zbl. f£. H. u. G. II, 8.71. — Budde, ref. ZbL f. H. u. H. TI, S. 436, — 


Capelle, Zbl. f. Obir. 1916, S. 658. — Carl, D.m.W. 1916, S. 595. — Chlumsky, 


ref. Arch. f. D: u. S. 119, S.202. — Cholewa, D. m.W. 1916, S. 1540. — Czepa, B.kLW. 
1922, S. 564. — Hisler, F., ref. Arch. £ D. u. S. 1387, 8.289. — Brdman, ref. Arch. t. 
D. u. S. 122, S. 194. — Fränkel E„ M. Ki. 1922, S. 373. — Gaugele, D.m.W. 1917, 


Nr. 15. — Gelinsky, M.m.W. 1916, 8.882. — Goldschmidt, M. KI. 1921, S. 722, — 


Hecht, Derm.Wschr. 75, S. 800. — Hesse, M.m.W. 1918, S. 505. — Hirsch, C. 
M. K1. 1918, S. 1226. — Hirsch, S, M. KI. 1921, S. 1299. — Husik, ref: Zbl. £. H. u. H. 
I, 5. 232. — Januschke, W.kl.W. 1916, S. 1876. — Kasseroller, W.kl.W. 1922, 
S. 828. — Keller, D.m.W. 1922, S. 346. — Derselbe, W.kl.W. 1923, 5.563. — Der- 


selbe, Strahlenther. XVI, S. 52. — Keppler, M.KL 1916, S. 1387. — König, 


M.m.W. 1916, S. 1701. — Koller, Korrbl. f. Schw. Ärzte, 1916, S. 889. — Kraus, O, 


M. K1. 1918, S. 782. — Kren, W.kLW. 1915, S. 786. — Kumaris, Zbl. f Chir. 1922, 


S. 368. — Lämmoerhirt, B.kl.W. 1921, S. 1389. — Lüth. D.m.W. 1915, 5.78. — 
Lusk, ref. Zbl. f. H. u. G. V, 5.480. — Magelhaes, Zbl. f. Röntg. 9, S. $26. - 


.Marmorek, Der Streptokokkus und das Antistreptokokkenserum. Wien 1895. — 


Meinold, ref. Zbl. £ H. u G. I, S. 464. — Münzkor, M KLI 1916, S. 457. — Nikolas; 


|. Zbl. f. Chir. 1921, S. 250. — Nonnenbruch, M.m,W. 1919, S. 18L — v.Nussbaum, 


Allg.W. m. Ztg. 1887, S. 2. — Oksenow, ref. Arch. f. D. u. S. 115, S. 872. — Perutz, 
Derm. Zschr. 1916, S. 449. — Peteny, Mschr, f. Kindhlk. 21, S. 269. — Polák, O, 
M.m.W, 1914, S. 2273. — Reye,B.kl.W. 1921, S. 1220. — Rosenstein, D.m.W. 1921. 


‘8.1320. — Rost, Strahlenther. XVI, S. 1. — Satze, rəf. Arch. f. D. u S. 122, S. 869. 


— Schenk-Popp, M.m.W. 1919, S, 557. — Schilinski, ref, Arch. £ D. u. S. 117, 
S. 515. — Schiller, rəf, Zbl. f. H. u. G. I, S.349. — Schrader, Ther. Halbmonh. 


35, 5.600. — Sill, ref. Arch. f. D. u. S. 117, 8.559. — Sjövall, ref. Zbl f. EL u. G. 


II, S. 516. — Stauber, M. K1. 1918, 8.1055. — Strasser, Spez. Path. u. Ther. inn. 
Krankh. v.Kraus u. Brugsch. II, 2, 8.715. — Szecsy, W.m.W. 1916, S. 168. — 
Thedering, M.m.W. 1919, S. 72. — Torday, W.kl.W. 1923, S. 762. — Veyridres- 
Ferreyrolles, ref. Zbl. f H. u. G. IT, 8.80. — Wernic, ref. Arcb. f. D. u. S. 
S. 435. — Wirz, Derm.Wschr. 74, S. 321. 


Aus dem Städtischen Krankenhause zu Guben 
(Direktor: Prof. Dr. Adolph Hoffmann). 


Zweimaliger Ileus 
bei Mesenterium ileo-colicum commune. 
Von Dr. 0. Steinke, Assistenzarzt. | 
Überall verstreut finden sich in der Literatur Berichte über 


das Vorkommen eines sog. Mesenterium ileo-colicum commune. 


Sämtliche Autoren sind sich darüber einig, daß diese Abnormität 
zum Volvulus in der Zökalgegend prädisponiert. Im folgenden sei 
ein Fall veröffentlicht, bei dem es nach gelungener operativer Be- 


seitigung eines Volvulus zu einem Ileus infolge der besonderen, . 


durch die Entwicklungsanomalie bedingten Verhältnisse kam. 


27 y landw. Arbeiter K. L., am 13. November 1923 in das Haus 
mit der Diagnose Ileus eingeliefert. | 


Vorgeschichte: Als L. heute Nacht gegen 2 Uhr das Bett ver- 
ließ, um Wasser zu lassen, plötzlich heftige Schmerzen in der linken 


Unterbauchgegend, die sich allmählich über den ganzen Leib aus- 


dehnten. Um 4 Uhr morgens etwas Stuhl, gleichzeitig Erbrechen. 


an kein Stuhl, auch keine Winde. Erbrechen "kleiner Mengen 
ge 


g "üner gallebitterer Flüssigkeit hielt an, Schmerzen immer heftiger. 
‘Der 


eib blähte sich auf. Nachmittags wird L. eingeliefert. Seit 1917 
anfallsweise Magenschmerzen, mehrere Stunden nach dem Essen auf- 
tretend, etwa 15 Minuten anhaltend. Desweg 


en schon in ärztlicher 
Behandlung, hat aber den Schmerzen wenig Bedeutung beigelegt, da 
sie lange Zeit ausgesetzt haben. Vor 1917, wo im Felde Gasvergiftung, 


genkarzinom gestorben, Mutter an 


assersucht. | 
Befund: Mittelgroßer, sehr kräftig gebauter Mann in gutem 
Ernährungszustande mit athletischer Muskulatur. Von sonstigem Befunde 
seien nur. erwähnt: keine Facies abdominalis. Zunge belegt, feucht. 
Untere Lungengrenzen hochstehend, Herzaktion beschleunigt, aber regel- 
mäßig. Leib meteoristisch aufgetrieben, besonders linke Unterbauch- 


116, 


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z gend, die gespannt ist. Während in den übrigen Teilen der Leib Entwicklungsgeschichtlich: sehen wir, daß im. vierten Fötal- 
b. 4 ei na A e monat der Anfangsteil des. Diekdarmes über’ den Dünn darm N 
© echts auslösbar, links nicht nachweisbar (9). ` der vorgetriebenen | nach der r Tarnamgaite tritt in seinem weiteren Verlaufe 
">: iken Unterbauchgegend hohe Tympanie. Bruchpforten frei. Genitale: aA reehten Eor peri oo Iiii nn > 


o. B; ‘Per rectum: o. B. Extremitäten und Nervensystem ohne Be- zieht ‚der Dickdarm nach links, um unter der Milz in ziemlich 
7° sonderheiten. Indikan im Harn nicht vermehrt. ` Leukozyten: 9400. 
3... zBofortige Ban toni in Athernarkose (Prof. Hoffmann). 
“7 ‚Schmitt in der Mittellinie zwischen Nabel und Symphyse, später ‚der - 
"besseren Übersicht wegen um 5cm nach oben verlängert. ` In der 
°— Bauchhöhle reichliche Mengen serös-trüber Flüssigkeit. Aus dem Schnitt 
,  gilltidas stark geblähte Zökum, das vorsichtig. vorgewälzt wird. Es 
-~ besteht ein Mesenterium ileo -colicum commune. Zökum, 
sowie. Anfangsteil des Colon ascendens und‘ das Endstück des Ileum | 
' sind üm- ihren Mesenterialansatz um 1800 nach rechts, im Sinne 
des Uhrzeigers, gedreht. Der Volvulus wird rückgängig gemacht. 
* Im Mesenterium einige Blutsugillationen, besonders .an der Stelle der 
Torquierung. Eine unbedentende Blutsugillation außerdem unter der 
- Serosa des Zökum an der freien Tänie. Der geblähte Darmabschnitt 
Mt die Stärke von etwa drei Frauenfüusten. Darmserosa leicht gerötet, 
sonst frei von entzündlichen Erscheinungen, glatt und spiegelnd, ‚ebenso 
die etwa 12 cm lange Appendix. Einrisse in die Darmserosa bestehen 
nicht Nach Zurückdrehen des Volvulus läßt sich der’ Inhalt des 
-` terquierten Darmes leicht in den übrigen Diekdarm auspressen. Zwischen 
Magen und Querkolon keine Verbindung (fehlendes Lig. gastrocolicum). 
-Eingeweide werden wieder in die Bauchhöhle zurückgebracht, ‘und 
- zwar $0, daß der Dünndarm links, Colon ascendens und Zökum rechts 
- in der Bauchhöhle liegen. Schluß der Bauchwunde in drei Etagen. 
> Am Morgen des folgenden , Tages spontan reichlich breiiger 
Sth; am Abend mehrfaches Erbrechen bei starkem Übelsein. Leib 
“weich, in Seinen mittleren Partien etwas aufgetrieben, nicht druck- 
empfindlich. Winde gelien ab. Oo. | | a 
0 Am 15. November erbricht Pat. im Laufe des Vormittags wieder, 
‚ -whud Winde sistieren. Eine anfängliche Temperatursteigerung 
': mf 38l am Abend des 14. geht am 15. gegen Mittag wieder’ auf 36,8° 


scharfem Winkel kaudalwärts abzubiegen und so. schon jetzt: deutlich 
das :Colon descendens von dem übrigen Dickdarm abzugfenzen. Die 
‘Unterscheidung von Colon transversum und Colon:äscendens erfolgt 
‚etwas später dadurch, daß das. unter: der, Leber liegende: Zökum 
herabrückt und dabei das zwischen Zökum und dem quer ver- 
laufenden Teile.des Dickdarmes. befindliche Darmstück in die Länge 
‚zieht. Schon vorher im dritten Monat ist der-physiologische Nabel- 
bruch in die Bauchhöhle zurückgewandert. Das bei der Wanderung 
des Dickdarmanfängsteiles 'nach. rechts herübergezogene Mesokolon 
legt sich mit seiner Hinterwand (die ursprünglich rechte Oberfläche) 
‘an die Rückwand der Bauchhöhle und verwächst mit ihr, ‚so dab 
hier scheinbar der Dickdarm nie ein freies Mesenterium besessen 
‘hat. Beim absteigenden Teil des Diekdarmes verwächst ebenlalls 
die Hinterfläche ‘(ursprünglich linke Oberfläche) -des nach links 
herübergezogenen Mesenteriums mit der Hinterwand der:Bauchhöhle 
‘und verliert so der absteigende Teil sein freies Gekröse, wobei 
‚allerdings an der Sigmoideumsschleife ein solches -erhalten bleibt. 
Beim quer verlaufenden Teile ‘des Diekdarmes verwächst nur die 
Hinterwand des Netzbeutels ‘mit dem Mesocolon transversum. 
| Bei unserem Falle hatte die unbekannte Entwicklungshemmung 
schon früh, spätestens im dritten Fötalmonat, ‚eingesetzt, da wir 
bei ihm einen Zustand finden, der an das entwicklungsgeschicht- 
liche Stadium der Nabelschleife erinnert. .Die Flexura duodenalis 
(s..0.) liegt auf, der rechten Seite der: Wirbelsäule — ob das 
Duodenum 'etwa noch ein freies Mesoduodenum hatte, wie in dem 
Graserschen ` Falle, darüber findet sich im Krankenblatt keine 


a: à a e~ ES a, r D wa A ee > 
ee nt ee ae DE a us = 


°-.mück. Puls leidlich gefüllt, 114 in der Minute. Auf hohen Wasser- | Notiz —. Die Radix mesenterii ist kurz und fast senkröcht gestellt, Ra ET ES SEN on 
C - ‚eulauf kein Stuhl. Das Wasser läuft otwas gefärbt wieder ab. Am: | die Drehung des Dickdarmes .war so gút wie vollzogen, aber die TSG an NE 
“Nachmittag Leib wieder meteoristisch, besonders in der rechten | Überkreuzung des.Dünndarmes durch das Kolön und dessen An- BE e SAna HE RTI e 
. Unterbauchgegend, deutliche Darmsteifungen sichtbar. Über den go- | heftung, an der hinteren Bauchwand ausgeblieben. So resultiert BES RE RE RG) Ei 


.  „blābten Teilen des Leibes Klopfschall hochtympanitisch. Vereinzelte 
TE Winde gehen ab, wieder Erbrechen. / En En E 
E Am 15. November 3 Uhr nachmittags Operation in Ather- 
' a - Marköse (Prof. Hoffmann). Zunächst in Höhe der rechten Spina 
= iliaca ant. sup. Wechselschnitt, um ev. Enterostomie vorzunehmen. 
= Nach Eröffnung des Peritoneum quillt reichlich sanguinolentes Exsudat - 
P aus- der Bauchhöhle. Es ist nicht möglich, sich den ewünschten 

| berblick zu verschaffen; Dickdarm liegt vor, jedoch kann die Appendix 

l nicht zu Gesicht gebracht werden. Daher Eröffnung des Leibes in der 
Mittellinie unterhalb des Nabels nach Entfernung der alten Nähte durch 
 Stumpfes Auseinanderdrängen der Wundränder. Situs: Plica duodenalis?) 
rechts von der Mittellinie im Oberbauch oberhalb. des Colon trans- - 
versum. In der rechten Oberbauchgegend eine Reihe kollabierter 
Dündarmschlingen, der übrige Dünndarm, über das Colon transversum 

l herübergeschlagen, füllt die linke Hälfte der Bauchhöhle und das kleine 
. Decken aus. Es ist zum größten Teil mit wäßrig-gasigem Inhalt erfüllt, 
. de Sichel seines Mesenteriums komprimiert das ‚Colon transversum; 
Zükum und anschließender Dickdarm außerordentlich gebläht, haben 
. eiwa die Dicke eines Oberarmes eines kräftigen Mannes. Darmserosa 
p ea ztadi gerötet, zeigt starke Injektion der Gefäße, ebenso Serosa 
i py 2erübergeschlagenon Dünndarmschlingen. 40 cm oberhalb. der 
2 : yihischen Klappe Divertikelbildung im Tleum von der Größe eines 
Dirrikel mit gut entwickelter Gefäßversorgung (Meckelsches 
es - Der Dünndarm wird über das Colon transversum in die rechte 
Hilfte des Bauches zurückgeschlagen. Es zeigt sich danach, daß die 
 ormale Lage des Zökum und Colon: ascendens (das spätere Trans- 
versum) etwa in der Mitte des Bauches ist. Beide liegen unter sehr | 

| ine Winkel zueinander. Das Zökum wird mit Serosanähten in das 
erikoneum des unteren Wundwinkels 'eingenäht, um es jederzeit‘ er- 


das Bild, daß das auf der rechten Seite der Wirbelsäule liegende 
‚Mesenterium des Dünndarmes - sich .in das links von ihm liegende 
Mesokolon des Zökum.und Colon ascendens fortsetzt und die natür- 
' liche Lage eines großen Teils des Dünndarmes in der rechten Seite 
der Bauchhöhle ist, während der gesamte Dickdarm links liegt. 
‚Während das Zökum durch seine — obenerwähnte, — scharfe Ab- 
knickung von dem Colon ascendens gut abgrenzbar' ist, ist eine 
Abtrennung des Colon ascendens: vom Colon transversum "nicht 
möglich, da das Kolon ungefähr‘ von der Mitte des Bauchraumes 
aus von unten schräg nach links. oben steigt, um, dann unter der 
Milz in außerordentlich spitzem -Winkel in das Colon descendens 
 überzugehen. Es liegen also Colon ascendens ‘bzw. Colon trans- ` 
versum dicht neben dem Colon descendens. Dieses Bild ist eine 
präzise Wiedergabe des Entwicklungszustandes des Darmtraktus im 
dritten bis vierten Fötalmonat und ist somit als Entwicklungs- 
hemmung dieser: Zeit aufzufassen. en ee 


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eg TU nn —e— in nr nm 
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* Das Zustandekommen des Volvulus im vorliegenden Falle 

‘erklärt sich vielleicht folgendermaßen: Nach der Operation, als der 

Dünndarm in die rechte Seite ‚reponiert‘ wurde, bemerkte man, 

daß ein Teil’ des Dünndarmes (Deum), dessen Mesenteriumlänge es 

gestattete, in das.Becken hineinfiel; nachdem er. rechts.am Zökum 
‚vorbeigeschlüpft war. Möglicherweise ist durch Zurücksiaken ge- 

' wisser Schlingen beim ‘Schlaf. (linke Seitenlage). ein Heraufgleiten 

dieser erfolgt, so daß es dann beim plötzlichen‘ Aufstehen . und Eier 
Pressen zu einem Volvulus gekommen: ist, indem .die Schlingen REANA 
nicht rechts vom Zökum hinuntergleiten "konnten, ‘sondern ‘durch CH RR 


Be P E Y 
ET EEE $ 


3 aa A ON, Durchlegen von Fasziennähten über dem eingenähten | nn an ne a a ri VER ta 
In ı N DEORLURH werden. Verschluß der übrigen Banchwunde S: nem: Entwieklün din dem der ibri z H 1 en spricht U Sf; E tah wi 
"drei Er. n der rechten unteren Bauchgegend angelegten Wunde in | In seinem Enbwickiu gsstadium dem gen lemmung. - IRRE REDE 
“a Eee nk Die Erscheinungen des Volvulus waren die bekannten und NA ANTEE HE ERI 
le e EL Tage ist der Leib weich, auf Heizen und Glyzerin- | die Therapie des Darmverschlusses nach Eröffnung. der Bauchhöhle EEE EEE 
Be er und Stuhl ab. > MEER ae Dami bei dem relativ wenig geschädigten Darme einfach und: sinnfällie. BIN IHRER SEEN GEAT 
-geknüpft und die ee se En ne a Br Die Ursache des zweiten postoperativen Darmverschlusses a iani i o ʻi 
aeh Am 26. Nähte entfernt, Wunden p. p. geheilt. Allgemeinbefinden liegt offenbar ee nn der ersten Laparotomie gemachten EHEN Se Bi HE 
S Sy Pa x | Fehler: es wurde der Dünndarm in die linke Seite`des Bauches OEL parieta 
IE mi 6. Dezember Entlassung mit elastischer Leibbinde. gepackt, Jinks „on: Colon ‚ascendens. Die notwendig gewordene SA ae S IE a 
Sieht ge min 1924 stellt sich Pat. vor, hat keinerlei Beschwerden, Relaparotomie klärte den Situs (oben beschrieben). und mit der ENG. A he 
ei SE Und frisch aus, hat guten Appetit und normalen Stuhlgang. N Ursache des Darmverschlusses ‚auch den begangenen Fehler. Damit j . o N 
an: N) baw.di Stelle, w oo denn fdenM fol andon ‚war die, Therapie bestimmt und die Fixierung des Zökum und Colon HERR. uhr: i 
Dimis han e das freie Gekröse des au a ee > b; chon | ascendens. in der Mitte der Bauchhöhle durch Einnähen in die ae lich, 
Darme noch eginnt. Wieviel von dem folgenden, : ei ae | Wunde an der vorderen. Bauchwand. dürfte eine weitere ‚ähnliche EHRE ee 
autoptischen a Duodenum gehörte, darüber läßt sic Talb - | Komplikation verhindern. Von einer Beseitigung des vorgefund: ee BR 
schrieben 1. „undes nichts aussagen. Graser, hatte einen ~% uo | Meckelschen Divertikels wurde abgesehen, da sich an j a köineitet EL hat 
. n, bei dem das gesamte Duodenum ein freies Mesenterium hatte. eckeischen | e abgesehen, da sich an ihm keinerlei BERN a Fa E i i. 
ZZ Ä | en COMERTE Ns ai 
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. bestehende schwerere. 


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Erscheinungen fanden; die: es ‚als Ursache einer - späteren Störung | 
‚, hätten verdächtigen können. 


Es sei hier noch darauf hingewiesen, wie , wichtig und. nott 


= wendig die weitestmögliche Klärung des, Situs nach Eröffnung des 
` Bauches bei Ileus bei Mesenterium ileocolicum commune ist. 
' mindesten ‚erscheint es notwendig, hierbei die Läge der Plica duo- 
'denojejunalis zu bestimmeń, um nicht eine: au Komplikation 1 

„ wie in unserem Falle zu‘ ‚schaffen. | 


Literatur. 74. Versammlung‘ deutscher Naturforscher und Arzte in Karls- | 
bad 1902. Abt. £ Chir. 4. Sitzung. - Graser, TERIERA Upar Anomalien der Mesen-. 
es Ref. M. m. W. 1902, Nr: 42, 


Zu 


Linifect. 


Ein Mittel zur Regelung der Darmfunktion. 
"Von Prof. Dr. Alfred Lewandowski, Berlin. 


Zufällige Beobachtungen über günstige Beeinflussung der Darm 


tätigkeit durch Einnehmen von rohem Leinsamen gaben mir Veran- 
` .lassung, an. einem großen Material von geeigneten Kranken weitere | 
Erfahrungen zu sammeln, die mitteilungswert erscheinen. | 
O o Semen lini ist in der ärztlichen Praxis allgemein bekannt und 
Ä belièbt als reizmildernd und einhüllend bei äußerlicher Anwendung. 
` Die innerliche Anwendung ist nach den therapeutischen Handbüchern 
` eine seltene. | 
-Erwähnung getan. Die zerkleinerten Samen bilden einen Bestandteil | 
. der offizinellen, erweichenden Species emollientes. 


Einer Wirkung auf die Darmtätigkeit wird keinerlei 


Samen gepreßte fette Öl, Leinöl. wird manchmal innerlich gegeben 


bei Reizzuständen des Verdauungskanals, Übersäure, bei geschwürigen 


Prozessen, bei Erkrankung des Gallensystems. Gelegentlich kann 


man da ein leichte .anregende Wirkung auf die Darmtätigkeit fest- 
‚stellen.‘ Die Epithelzellen der Samenschalen führen Schleim, weshalb .| 
sich die Samen in Flüssigkeiten mit einer Schleimhülle umgeben. | 


Bei genauer Nachforschung ergab sich, daß in Deutschland — wie 
es scheint traditionell — in bestimmten Landgegenden Leinsamen 


.. . zur Anregung der Darmtätigkeit hier und da als Heilmittel ango- 
- wendet wird. In Frankreich ist es. unter dem Namen „grain de 
Lin“ bekannt. Um die Samen in eine für den Kranken angenehmere | 
‘ „Form zu bringen, hat die Fabrik chem.-pharmazeütischer Präparate | 
‚Dr. Laboschin A.-G.!) dieselben. mit einem angenehm schmeckenden 


. Überzug versehen, der: gleichzeitig durch Abschluß der Luft ‚ihre | 
 . Haltbarkeit wesentlich steigert. 


stützt (Saccharum lactis). Diese-verhältnismäßig gut ausgenützte 
Zuckerart ermöglicht auch Diabetikern den Gebrauch des Mittels. 
Die Fabrik hat mir das Präparat, welches von ihr unter dem Namen 


-Linifeet in den Handel. gebracht wird, zu meinen Versuchen zur 
Verfügung gestellt. | 


Meine über ein J ahr sich erstreckenden Beobachtungen bes 


ziehen sich nun auf alle so mannigfachen Fälle von Stuhlträgheit, 
chronische und akute, sowohl auf. leichte Fälle, als auch auf länger 


achtet, dagegen trat die erwartete Förderung der Darmarbeit zu- 


und- schmerzloses Anregungsmittel der Darmfunktion. 


ist schwer zu entscheiden: 33%/, Zellulosegehalt, ev. Freiwerden von 
Öl beim Sprengen der. Samen! 


‘Die Art der Verabreichung ist denkbar einfach. Das Mittel 


‘wird mit irgend einer Flüssigkeit unzerkaut ‚heruntergespült, Wasser, 


Milch, Suppen usw. 


‚Die Menge des zu veroränenden Linifect ist je nach der: 

Im allgemeinen I 

reicht ein Teelöffel pro dosi aus; mehrfach. am Tage in der eben. 
_ beschriebenen Weise genommen. Da. das Mittel unschädlich ist, : 


Ich habe im : 


Selbstversuch erheblich größere ‚Mengen genommen; auch Andere : "u: Pharm. 1929, 92, H.4/6, 'S. 195—280; ferner Rominger, 


Reaktion des betreffenden Menschen verschieden. 


'kommt es auf eine ganz exakte Dosierung nicht an. 


'ı) Berlin NW 21. 


i 194 _ MEDIZINISOHR RLINIK = Nri 29. 


nehmien ER ohne Fonda eine Schädigung. | 
aber auch hier versuchen, mit den kleinsten Mengen den gewünschten ` 


Die Anwendung des Mittels-ist zu empfehlen. ` 
bei allen zur. Stuhlträgheit ‚neigenden . Menschen, ‚besonders bei 


Erfolg zu erreichen. 


~ 


Das aus`. den 


' Luftröhre frei. 


-Emser Salz. 


Nahrungsaufnahme minimal. Da bis zum Nachmittag des 19. No: 3 
vember keine wesentliche Besserung eingetreten ist, nochmals 6000'L.-E. 


Zögernd ging ich dann heran, es auch 
Kranken mit Erkrankung des Blinddarms und mit erosiven Prozessen 
- des Verdauungskanals (Ulcus ventriculi) zu geben. Schädigungen, 
‘an die man theoretisch hätte denken können, wurden nicht beob- 
Im Prinzip muß der Praktiker sich darüber klar sein, daß 
‘er im Linifect durchaus kein Abführmittel im gewöhnlichen Sinne 
vor sich hat, sondern ein etwa dem Regulin vergleichbares sanit 
Wer also - 
Linifeet anwendet, um zu irgend einem- therapeutischen Zwecke 
“eine rasche Entleerung zu erzielen, kann enttäuscht werden. Linifeet 
ist frei von irgend -einer pharmakologisch wirkenden darmreizenden - 
. Substanz, wie es z. B. Cascara im Regulin ist. Die Wirkung ist 
` wohl im wesentlichen eine mechanische, durch die Quellung be- 
: dingte. Ob 'noch andere Faktoren auf die Darmschleimhaut wirken, 


r 


alten Leuten. Dann bei allen Kranken, die durch irgend "eine 


| innere oder äußere Erkrankung vorübergehend zur Beitruhe ver- 
"urteilt: sind. Schwangere, Wöchnerinnen und Operierte werden | 
| davon Vorteil haben. Es kommt‘ vor, daß die. Wirkung ein: bis- 


Dann sieht man wieder Fälle, bi. 
denen der Erfolg nach mehrtägigem Gebrauche nachwirkt, so daB 


zwei Tage auf sich warten läßt. 


man die Gaben aussetzen kann. Kurz die Maunigfaltigkeit. der 


‚| Reaktion ist groß und gibt dem behandelnden und beobachtenden - 

| Arzte mancherlei Anregung zum Individualisieren. Es braucht vor _- - 
| einem- Sachverständigen Kreise kaum ausgesprochen zu werden, daß 
| natürlich die Regelung der Lebensweise. und Ermährung die be- 
| währten Erfahrungen bei- der Behandlung der Stuhlträgheit zu pi 


berücksichtigen ‘hat. 
| Ein m. hierauf erübrigt. sich. an dieser Stelle e 


r 


| Lobelin bei Kehikoptdiphtherie. 


Von Dr. Kurt Ochsenius, Chemnitz, 
' Facharzt für Bengerkrank beiten: 7 ` 


Lobelia. inflata — Kraut und Samen, in Form.von ı Aufgüiösen 


und älkoholischen Extrakten — ist von der Medizin als „entbehrlich“ ~ 

‚verlassen worden). Dagegen ist das kristallisierte Lobelin (Ingel- 
heim) = Lobelin. minus Nebenalkaloiden aus dem Pharmakologischen . 
Institut und der Kinderklinik in Freiburg von Eckstein, Rominger 


und Wieland empfohlen worden?). 
Das Lobelin stellt nach den genannten Autoren ein spezifisches 


Erregungsmittel- des Atemzentrums bei Störungen zentralen Ursprungs ` 
dar, zur Behebung. akuter Atmungskollapse (z. B. bei Pneumonie, 
E Chloralhydratvergiftung, CO,-Vergiftung, Narkoseschäden). 

Als weiteres gleichsinniges Indikationsgebiet. möchte ich die‘ 
| Kehlkopfdiphtherie anführen und dies mit einer Erfahrung belegen. 


TIn der Nacht vom 18. bis 19. November 1923 wurde. ich zu einem - AR 


Ödmonatigen Säugling gerufen, der seit 3 Wochen in ällmählich zu- 


|. nehmendem ‘Maße. an Atemnot litt. In dieser Nacht mehrere schwere  . 
| Erstickungsanfälle. , 
Durch die Natur der. einhüllenden | 


. Substanz wird die. abführende Wirkung außerdem noch leicht unter- 


Das gut genährte, leicht pastöse Kind im -Zustand 
hochgradiger Dyspnoe. ‚Mäßige Zyanose, Stridor. Starke Einziehungen 
im Jugulum und Epigastrium. AÄtemfrequenz 60, Puls 160. Lungen, 

Bei -Auskultation des :ehlkoptes charakteristisches 
rauhes Atemgeräusch®). Entsprechende Lagerung bringt’ etwas Er- 
leichterung. 


Sauerstoff. 


Dip en ‚Abends nach. schwerem asphyktischem Anfall Puls 
labil: Kam 


in. Kaffee, Koffein... Am 20. November wechselnder Verlauf; Kind trinkt 


aber (Buttermehlbrei). Am 21. November früh 6.Uhr Verfall, Puls 200, ` 


rfolg. EN 
-Subkütane Injektion von. 0,003 œ Lobelin (Ingelheim), Atmung ‚erholt ` 
er 
zwei. weitere schwere Anfälle von Atemnot. hilft je eine Lobelin- 
injektion’ jedesmal schnell hinweg. Kampfer tägl. Amal 2 cem. Da 
Stridor noch am 24. November sehr: stark ist, nochmalige Injektion ` 


auf ganzer ‚Lunge starkes Trachealrasseln, Kampfer . ohne ` E 


sich außerordentlich; Zahl geht auf 48 zurück. Kind munterer. -Üb 


von 20000 1.-E. Diphtherieserum. Zur Exs iration Jodkali am 25; No- 
vember. Vom 26. bis 28. November ‚leichtes Serumexanthem. Am 
26. November Atmung freier, zum. letzten Male Kampfer. 


liche an 
ptome von Atemnot ervorrief. 
| In mancher Hinsicht ist der Fall ERR und bemerkens- 
‚wert. Zunächst die außerordentliche Schwere, die sich schon in 
denn wenn Narbenstrikturen zurückbleiben — ein relativ seltenes 
Ereignis —, muß es sich um sehr tiefgehende Ulzerationen gehandelt 
haben. Daher auch Ausbleiben des bei genügender Serummenge 


2) Vgl.Lewandowski, Einiges über Verstopfung. Ther. d. Gegenv. 
Juli 1907. 


:2) Zschr. f: Kinderheilk. 19%1, 28, S. 218—242; Arch. f. e 


Pherap 
Halbmonatsh. 1921, '35, H. 12,85. 367—369. | 


3) Vgl. Walter Hesse, -M.m.W. 1919, Nr. 33, S. 928. 


meh: sol man | 


Injektion von 8000 L-E. Diphtherieserum, Spray mit. 


feröl (20%/,). 2 ccm intramuskulär, ae Astündl. 8 Tropfen x 


' Das Kind genas, jedoch blieb eine Stenose des Lar Tynz, ‚zurück, 
die bei- einer Laryngitis Ende. Januar 1924 wieder bedro | 


seinen Residuen, dem Bestehenbleiben' einer Kehikopfstenose zeigt; 


stets nach 6 Stunden zu konstatierenden Erfolges in Gestalt freierer 
| Atmung. -Man soll bei Kehlkopfdiphtherie stets mit höheren Serum- 
| dosen beginnen als bei Rachendiphtherie (nie unter: 10000 L-E.). 


1) Zum Beis iel Penzoldt, Klinische Arna bebandhinë. 1015 | 


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= 


lo 1924 MEDIŻINISOHE. KLINIK = Nr. 29... 


H at eine durchgreifende Änderung erst nach insgesamt 34000 L-E; 


sin. Dabei nur ein ganz leichtes Serumexanthem. Man sieht, die 


S “Seramfureht ist unbegründet. Dafür gelang es aber, das Kind vor 


“ter Tracheotomie zu bewahren — einer Palliativmaßnahme, keiner 


E ırsächlichen! —, die speziell für Säuglinge eine traurige Mortalitäts- 
-  . ge- auch heute. noch in sich birgt, nach Schick). = 95%, 
Mortalität, zumal dann, wenn nicht -genügend ursächlich. mit 


` Gerum- gearbeitet wird. Wichtig auch die Pflege: gute individuali- 
sierende Hauspflege ist besser als Anstaltspflege. Lobelin wirkte 
augenblicklich lebensrettend. Sa `- : 


o Yom Lobelin (Ingelheim) sah auch ich- besonders Günstiges 


_ bäi-verübergehenden Atmungskollapsen . (z. B. Morphinvergiftung) 


. ud. vorübergehend auch bei schweren Grippepneumonien. Ein 


-Sigling von 7 Monaten mit schwerster grippöser Pneumonie und 
“Hersschwäche, bei dem ich O, und Kampfer als zwecklos schon 
weließ, kam nach einer einmaligen Injektion von 0,003 g Lobelin 


-wiedza sich, blieb unter Lobelinwirkung auch 28 Stunden noch 
-am Leben, ging aber dann zugrunde. Die Wirkung des Lobelins - 


-it eben flüchtig und keine ursächliche auf das primäre Leiden, 


. außer, bei Schäden, die direkt das Atemzentrum angreifen; . sie ist |. 


“ vergleichbar mit der Kamplerwirkung bei Pneumonie. . Das Lobelin 
hilft über schwere Augenblicke, ja Stunden der: Asphyxie hinweg, 
sie muß aber verpuffen, wenn wir die Ursache nicht beseitigen 
Kme Bei Kehlkopfdiphtherie, wenn genügend Serum gegeben 
-< wird; kann Lobelin, wie oben gezeigt, lebensrettend wirken. 


T Aus dem Krankenhause St. Dominikus in Hermsdorf. 
= (Chefarzt: Prof. D..: Ohm). > > 


Über Jodelarson. 


De -Von Dr. B. Gebhardt, Assistenzarzt am Krankenhause. i 


‚Bei dem Umfang, den die Arsentherapie in Deutschland. an- 
genommen hat, ist es auffällig, daß man zwar oft Arsen mit. Eisen, 


| > caber bisher kaum Arsen mit Jod kombiniert hat. ‘Im Ausland da- 


“A 


“gegen hat man, schon lange von der Zweckmäßigkeit einer der- 


| 3 Peld’eingeräumt. 


‚... - aigen Verbindung überzeugt, dieser Kombination bereits ein weites | 


Sr „Seit einiger Zeit haben wir im Jodelarson, der Farbenfabriken 
: ` oam. Friedr. Bayer & Co. ein sehr zweckmäßiges Präparat, das ge- - 
' = egnet ist, auch in Deutschland der Jodarsen-Therapie neue An- ' 


Wg 
AA 


a f In Pfaundler-Schloßmann. 3: Aufl: 1928. 


der städt. Krankenanstalten in Hannover. 


Ais dem Stadtkrankenhaus II und dem ‚Chemischen. Laboratoriüm 


es Biochemische Untersuchungen bei Hautkrankheiten. — 


Ein Beitrag zur Frage der Beziehungen 


5 „rischen Stolfwechselstörungen und’ Hautkrankheiten. i 


a A RT 
` 


Von ' 


<. Prof. Dr. Stümpke und Dr.-Ing. Gg: Soika.. : 


Für. dinem Säugling sind 8000 I-E. schon- eiie Menge, trotzdem 


feststellen. 


= bereits die Luftmenge von 15—20'cem. 


-: Der Übergang von der spekulativen, phi yphisch 

Br pekulativen, philosophischen 
a In der Medizin zur exakt biologischen Denkungsart 
t sairon gekennzeichnet, daß man sich: bemühte, an die Stelle 
a Yermutungen, theoretischen Ableitungen, überlieferten Axiomen 


"isgenschaftliche Tat 
 eichbare positive E 


sachen, mit Hilfe moderne 
rgebnisse zu erzielen. a 


r Forschungsmittel .| 


“ "Dieser große Aufschwung in: der Medizin, der. weit vor der, 


Alte des vorigen Jahrhunderts einsetzte, : erhielt sein Gepräge durch 


ochkommen der modernen "Pathologie: bzw. pathologischen 


“nicht 


ür die -einzelnen Er 


uatomie, die das Bestreben hatte, die einzelnen erkrankten Organe . 
ka Aa makroskopisch, sondern auch mikroskopisch genau zu 
‚ Nlörschen und damit f 


i krankungen sichere 
biologische Grundlagen zu = 5 an 


find ‚ Diese Tendenz, vertreten hauptsächlich durch die großen Pfad- 


r Rokitansky und Virchow, führte zu. einer bis dahin nicht | 


o i j 1 . .. Ld bod -» “ i 
| T nten Klarheit in der Auffassung: medizinischer Dinge, zu emer 


artigen Systematisi 
iaflß aut Ao Kairo 


Jeder Fortschritt auf 


smethoden in den Spezial aber ` 
dem Gebiete der. Wissenschaft . natürlich auch | 


g des Riesenstoffes,: gewann sehr bald: auch |! 
Baira, hatte aber wie. 


r 


hänger zu. erweiben: i; Mir hat sich i das J odelarson dank 'seiner Be- 
kömmlichkeit, die sich. durch das Fehlen von Reizerscheinungen 


|- seitens des Magens und .Darms kund. tut, seiner. bequemen Dosier- 
barkeit und .seiner Haltbarkeit sehr bewährt. . : 0°, 


-Seit etwa: 6 Monaten wende ich das Präparat sowohl im 


Krankenhaus, wie auch in der Privatpraxis an. : Indiziert ist es 


besonders in Fällen. von. Präsklerose. So hatte ich z. B. sehr gute 


Erfolge bei mehreren Patienten, die eine ‚leichte‘ Apoplexie durch- 


gemacht hatten... Sie erhielten das Jodelarson von einer Tablette 


bis zu 5 Tabletten, täglich um eine halbe steigend: , ‚Die Patienten 


fühlten sich bald wohler; .objektiv konnte man nach etwa 4wöchigem 
Gebrauch dieses Präparates: eine geringe Blutdruckverminderung 


`, 


Gern verwende ich das Jodelarson auch in der Kinderpraxis 


bei schwächlichen und anämischen Kindern, besonders mit Drüsen- 
‘schwellungen (Skrofulose, Hilus-Tuberkulose). Die meisten Jod- 
'eisenpräparate rufen- bei den Kindern. wegen ihres schlechten Ge- 
 schmackes Widerstand hervor. . Dagegen eignen sich besonders. die 
'gut dosierbaren Jodelarsontabletten in Mengen ‘von 1—3 Stück am 
Tage gepulvert in’ Milch gegeben, je nach dem. Alter des Kindes. 
Die Wirkung der kombinierten Jod-Arsenmedikation ist meist 
unverkennbar. Das Allgemeinbefinden, Gewicht, Knochenbildung : 
‘und Blutbild bessern. sich sichtlich. . Auffallend: ist.-bei vielen 
Kindern die Verkleinerung der Drüsen: ee ee 


Aus dem Karolinen-Kinderspital "Wien. . re 

BE p (Direktor: Prof. Dr. Knöpfelmacher).  :: 
©  Plätschergeräüsch bei Enzephalographie... 
nn : Von Dr. Hermann Moro. ` ee 


rd 


- Die von Peavy und Bingel angegebene Enzephalographie- 
wurde auch in unserem Spitale’ bei Hydrozephalus im Säuglingsalter. 


wiederholt ‚ausgeführt. Bisweilen . wurden : 50—60. cem ‘Flüssigkeit 


abgelassen und ebensoviel Luft eingeblasen. Analog der ‚succussio. 


Hippocratis, welches Phänomen bei Lufteintritt in einen Seropneumo- 


thorax auftritt, konnten wir dieselbe Erscheinung auch “bei der - 
|.Lufteinblasung in -einen mit Flüssigkeit gefüllten Gehirnventrikel 
erwarten. In der. Tat hat sich auch gezeigt, daß bei:Lufteintritt in 


einen größeren Hydrozephalus ein auf Distanz hörbares metallisch 
klingendes : Plätschergeräusch zu erzeugen ist, ‘sobald man den 


Schädel schüttelt. Auch der Klopfschall über dem mit. Flüssigkeit 


und ‚Luft gefüllten Ventrikel nimmt einen tympanitischen, leicht 


' 


metallischen Charakter an. Zur Erzeugung dieses Phänomens genügt - 


Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft., = = < 7 = 


seine Einseitigkeiten: ‚Offenbar vor allem darin bestehend; daß die rein 


anatomische Einstellung andere Gesichtspunkte ‚oft nicht voll.zur'Ge] tung 


kommen ließ, so die humoralen Vorgänge im Organismus zuweilen 
etwas zu gering einschätzte, .oder'.auch' beispielsweise der in den 
80er Jahren anik A | 

System passend, ‚vielfach Hemmungen bereitete. 


- - Wie im großen, bei der allgemeinen Medizin, so, im- kleinen 


auch bei: unserem. Spezialfach, der Dermatologie.. Auch hier ist 


die Histopathologie, die sich -an: den Namen Unnas knüpft,- 


lange Zeit Richtung gebend gewesen. Die „histologischen, Bilder 


wurden neben der Klinik maßgeblich für die Einschätzung der be-. 
‚treffenden Dermatose, sie gaben oft. differentialdiagnostisch den 
_ Ausschlag, ‘wurden oft als spezifisch angesehen. Darin ist man nun 
zweifellos zu weit gegangen: Es sei daran erinnert, .daß‘.die Histo- 


logie der Hauttuberkulose nicht'so charakterstisch ‚für. diese ist, 


wie man .ursprünglich annahm, daß man ganz ähnliche ‘oder die 


gleichen Bilder auch bei manchen Formen der, tertiären Lues 


‘oder auch bei anderen Typen der infektiösen Grannlome antrifft. 
=“ - Es sei in diesem Zusammenhang. weiter darauf aufmerksam 


gemacht, daß beispielsweise die Beurteilung des Lupus -erythe- 
matodes weitgehend durch seinen histologischen Befund beeinflußt 


wurde. Weil das, was man, bei ‘dieser Affektion unter dem Mikroskop. ' 


zu sehen bekam, nicht mit dem. übereinstimmte, was die Haut- 
tuberkulose im_-allgemeinen erkennen ließ, lehnte man von 
deutscher Seite bis vor ganz kurzer Zeit irgendwelche Beziehungen 
zu letzterer ab, obwohl manche Gründe für-einen solchen Zusammen- 
hang sprachen. Erst neuerdings wird auch von deutschen Autoren 
immermehr die Einseitigkeit einer derartigen Auffassung. anerkannt 
und für den Lupus erythomato.des:neben anderen Entstehungs- 


4 


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ommenden Bakteriologie, als nicht so. recht in das. 


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1008 


möglichkeiten’ an Drüsenerkrankungen (Gennerich) — auch die. 
Möglichkeit einer tuberkulösen Ätiologie zugegeben. 


Daß für die Dermatologie außer der rein pathologisch-anatomi- 


nn Festlegung der Krankheitsbilder auch die Bakteriologie große . 


Bedeutung gewann, brauchen wir in diesem Zusammenhang nicht aus- 


. führlicher zu erwähnen: Die S 


en ‚die Tuberkulose bezeugen das; 
ferner sei erinnert an die große Gruppe der Staphylokokkenerkrankungen 
der Haut (Impetigines, Furunkel, 


yodermie), an die große Gruppe der 
Pilzerkrankungen -(Trichophytie, Mikrosporie,  Favus, Pityriasis 
versicolor). a 


Da aber weder die pathologische Anatomie, noch die 
Bakteriologie nebst verwandten Gebieten (Serologie) für eine 
große Anzahl von Hauterkrankungen, ja man kann ruhig sagen, für 
die Mehrzahl der Dermatosen, eine befriedigende Aufklärung auf 
‚dem Gebiete der Pathogenese und Ätiologie zu schaffen vermochte, 
so war es verständlich, daß gerade unsere Disziplin schon seit ge- 


raumer Zeit Beziehungen zur inneren Medizin suchte und damit 
=- Verbindungen wieder aufnahm, die unter dem Eindruck der großen 


pathologisch-anatomischen Ergebnisse und bakteriologischen Ent- 


deckungen, im Banne der Wiener Schule und Unnas, glück- - 
- lieberweise nur vorübergehend gelockert waren. Gerade unser Gebiet 


brachte ja eine Unmenge fast tagtäglicher Beobachtungen, die den 
Blick in diese Richtlinie zwangen und nahelegten, dem bisher zer- 


streut liegenden Material dadurch eine breitere Grundlage zu geben, | 


daß man an die Stelle einzelner Kasuistik größere Beobachtungs- 
reihen auf exakten, wissenschaftlichen Forschungsmethoden be- 
ruhend, setzte. | | 5 | l 


Die Zahl derartiger Beobachtungen in der Dermatologie 
ist Legion. Einige wenige genügen: Wir alle kennen die Ekzeme 
des Kindesalters, die bei fehlerhafter Ernährung, bei ganz be- 
stimmten inneren Störungen aultreten und oft bei Ausschaltung der 
Causa peccans zur Abheilung gelangen. Wir wissen, daß auch 


Ekzeme im späteren Lebensalter durch Erkrankungen des’ 


 Verdauungskanals, uratische Diathese, bedingt sein können, 
' oder wenigstens eine Beeinil 


ussung durch derartige Zustände er- 
kennen lassen. | i | 
"Ehrmann (1) erwähnt Ekzematisation bei Kranken mit Ausfall 


der Pankreasverdauung, die zurückging nach Einführung von 


Pankreassubstanz. Auch Diabetes und Nephritis seien an dieser 
Stelle erwähnt. | | 


Bei der Psoriasis sei auf die Beziehungen dieser Affektion 
zum sogenannten Arthritismus hingewiesen, ferner auf das Krank- 
heitsbild der Arthropathia psoriatica, darin bestehend, daß oft 


bei diesem Krankheitsbild schwere Gelenkstörungen beobachtet 


werden, vielfach Prozesse, die der Arthritis deformans nahe- 
stehen, denen der eigentliche Psoriasisschub dann folgt, ev. auch 
vorangeht, obwohl gerade diese letzteren Beziehungen noch keines- 
falls restlos geklärt sind. Bekanntlich sind gerade die Franzosen 
für die Einbeziehung der Psoriasis in den Rahmen: allgemeiner Stoff- 


wechselvorgänge stets warm eingetreten. 


Über den Pemphigus bzw. blasenartige Erkrankungen über- 


| haupt hat der Eine (2) von uns ja bereits vor Jahresfrist auch in dieser 


Zeitschrift ausführlich berichtet, und es wurde damals bereits erwähnt, 
daß auch bei diesem Krankheitsbild mannigfache Störungen des Stoff- 
wechsels beschrieben wurden, so beispielsweise von Stüve (8) abnorm 

esteigerter Eiweißzerfall, von Pini (4) Abnahme der Harnsäure, von 
Baum (5) und mir (6) Kochsalzretentionen, letztere in meinem Fall 
dadurch besonders interessant, daß dieses Phänomen einsetzte bei Auf- 
treten einer erneuten Pemphigus-Eruption, während in der inter- 
vallfreien Zeit der Kochsalzstoffwechsel anscheinend nicht gestört war. 


Wenn wir endlich noch erwähnen, daß die große Sammel- 
gruppe des Pruritus mancherlei Beziehungen zum pathologischen 
Stoffwechsel erkennen läßt (Diabetes, Leberaffektionen, chronische 
Nephritis, Gicht, Leukämie), daß ferner auch die Rosacea viel 
weniger als bisher als rein örtliche Veränderung aufgefaßt werden 
dürfte (Obstipation, Genitalstörungen), so ist an der Hand dieser 


wenigen Beispiele gezeigt, wie in der Tat einige Stoffwechsel- 
beziehungen zwischen Dermatologie und innerer Medizin vor- 
handen sind. 


Schwierig ist bei Deutung aller dieser Probleme offenbar 
zweierlei: Binmal finden sich derartige Stoffwechselanomalien 
keineswegs regelmäßig, und dann sind sie keineswegs auf eine 
Dermatose beschränkt, sondern sie finden sich zuweilen bei einer 
großen Anzahl von Affektionen. Es Bi also eine ganz außer- 
ordentliche Mühewaltung dazu, diese z.T. 


divergierenden Befunde in 
ein System zu bringen. Wir sehen uns also einer ähnlichen, ja noch 


schwierigeren Lage gegenüber als der, wie wir sie vorhin geschildert, 
als wir von der Einseitigkeit.der pathologisch-anatomischen Forschungs- 
richtung Unnas sprachen. Und dazu kommt noch ein weiteres: 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


dem weiblichen 


wechselstörungen beruhen; 


20. Juli 


In diese Stoffwechselveränderungen, wie sie offenbar bei 
einer Reihe von Dermatosen vorliegen, 


pi auch die Möglichkeit, 
ja Wahrscheinlichkeit der Beteiligung der Drüsen mit sog. innerer 
Sekretion hinein, oder, da diese ihre Steuerun 


rößtenteils vom - 
vegetativen Nervensystem erhalten, die Frage der 


itaffektion des 
letzteren. Gewiß sind auch diese Dinge z. T. bekannt: So wissen, wir 


alle, daß die Pigmentierungen beim Morbus Addison auf einer Er- 
krankung der Neheantaren beruhen; die Rolle der Thyreoidea 
beim Basedow mit seinen Hauterscheinungen, beim Myxödem und 
vielleicht auch bei andern Dermatosen, wie der Sklerodermie, ist 
seit langem einigermaßen geklärt; manche Hauterkrankungen, die mit 
Seall oon in Verbindung stehen, wie die Dermatitis 
dysmenorrhoica, der Herpes gestationis, die Impetigo 
herpetiformis, dürften auf von den Genitalorganen ausgehenden Stoff- 
dahin. gehören offenbar auch allerhand 

Erkrankungen am Hautorgan ‘der Frau, die wir gelegentlich im 
Klimakterium zu sehen bekommen. Und wenn es auch im einzelnen 
in der Mehrzahl der Fälle schwierig sein dürite, stets ein ganz be- 
stimmtes derartiges Organ für die zur Diskussion stehende Stoff- 
wechselstörung verantwortlich zu machen, so haben wir immerhin die 


weitere Möglichkeit, in dem Nebeneinander, Ineinandergreifen solcher | 


Organerkrankungen, dersogenannten pluriglandulärenInsuffizienz, 


gewisse Erklärungen für manche Irregularitäten’ im Chemismus des 
menschlichen Körpers zu suchen. 


Also wir wollen rekapitulieren: Viel von Stoffwechsel- 
'störungen bei Dermatosen ist bekannt, manches auch über 


gleichzeitige Beteiligung der endokrinen Drüsen, aber es fehlt 
bisher die großzügige Systematisierung des gesamten Stoffes, das 


Bringen des bisher Bekannten auf einen Generalnenner, und es 


wird noch große, alle Details berücksichtigende Forscherarbeit nötig 
sein, um dieses große Ziel zu erreichen. 


Nun hat in letzter Zeit Pulay (Wien) den Versuch gemacht, 


systematisch die Stoffwechselpathologie zahlreicher Dermatosen zu 
erforschen. 


Er hat darüber schon seit 1921 (7) berichtet, im vorigen Jahre (8) 
auch eine größere Monographie über „Stoffwechsel und Haut“) 


erscheinen lassen. Pulays Arbeit besteht aus 2 getrennten Abschnitten, 


von denen der erste — allgemeine Teil — den Stoffwechsel in seiner 
Gesamtheit schildert, der zweite — spezielle Teil — den Stoffwechsel 
einzelner Hautkrankheiten zu ergründen sucht. Leider ist diese Zu- 
sammenstellung in der Hauptsache aus Gründen, die noch angegeben 
werden, so verhältnismäßig unkritisch abgefaßt, daß die außerordentlich 


zahlreichen Ergebnisse nicht als grundlegend angesehen werden 
können. | 


Es ist uns daher auch nicht möglich, im einzelnen auf die dabei 


AS Resultate einzugehen, wir möchten nur ganz kurz erwähnen, 


aß Pulay seine Untersuchungen vornehmlich erstreckte auf: 1. Ekzem, 
2. Urticaria, 3. Psoriasis, 4. Pruritus, 5. Prurigo, 6. Xanthom, 7. Morbus 
Raynaud, 8. Sklerodermie. 

= Dazu kommen noch einige andere Gebiete, die aber teils wesentlich 


kürzer abgehandelt werden, teils aus anderen Gründen hier ausscheiden 
können. Fü 


längerer Zeitsich mit den Wechselbeziehungen der Haut und des Stoff- 
wechsels bereits beschäftigte, und zweitens weil wir Beide im Momente 
der Veröffentlichung der Monographie Pulays bereits mit unseren 
blutanalytischen Arbeiten im Gange waren. _ Ä | 
Unseren eigenen Arbeiten legten wir den Gesamtplan zugrunde, 
durch systematische chemische Untersuchungen des Blutes, des 
Harns und ev. der Haut die Ergebnisse der Untersuchungen von 
Pulay einer Nachprüfung zu unterziehen und festzustellen, ob Be- 
ziehungen zwischen anormalen Werten wichtiger Blut- und Harn- 


bestandteile einerseits, sowie Hautkrankheiten andererseits in Wirk- 


lichkeit bestehen. 


l 


Denn wie wir beim Studium der hier in Frage kommenden Ar- 
beiten Pulays feststellen konnten, geht Pulay sehr häufig von ganz 
falschen, bisher von keiner sachverständigen Seite. auigefundenen 


Normalwerten aus, und seine auf diesem Gebiete über- bzw. unter- 


normalen Werte sind in Wirklichkeit eben- garnicht vorhanden; auf 
diese Unstimmigkeiten hat nach dem Herauskommen der Pulayschen 
Monographie auch Urbach (9) hingewiesen. 

Bei unseren Untersuchungen bestimmten wir zunächst in 
systematischer Weise im Blut: Blutzucker, Harnsäure, Chloride, 


berechnet als Natriumchlorid, Gesamtcholesterin und in wenigen 
Fällen Reststickstoff.’ 


Im Harn wurden gleichzeitig quantitative Bestimmungen der 
Chloride (berechnet als NaCl) und der Harnsäure ausgeführt. 


Bei der Auswahl der in den Kreis unserer Untersuchungen 
zunächst einzubeziehenden Substanzen war die Überlegung maf- 
gebend, daß wir durch Bestimmung der genannten Stoffe, die zum 


1) Verlag von Urban & Schwarzenberg. 


ür uns kam die Nachprüfung der Pulayschen Angaben 
hauptsächlich deswegen in Frage, weil der Eine von uns (St.) seit 


= md 


F wähnten Art durchuntersucht worden. ^ ` | 


| -Urticaria i mal, Morbus Addisonii 1 mal; Lupus 3 mal, Lichen 'ruber 
-  (amminatus) 1 mal, Pseudoleukämie 1 mal, S, 
- Pruritus 2 mal. 


z neten Ergebnisse heraus, so sehen wir in Tabelle 1 beim Krankheits-.. 
bilde des Ekzems, daß der Blutharnsäuregehalt 3 mal beträchtlich 
“ erhöht ist (Fri., Battm., Wiechm.). In einem dieser Fälle ist die 
‚ Btandarddiät, wie nach purinfreier Diät (Wiechm.). Der Gehalt an 
ee Natriumchlorid im Blutserum bewegte sich in normalen Grenzen, 
desgleichen, außer 1 mal (Ern.), der  Cholesteringehalt.: Dagegen 
z - ewir in einem Falle einen niedrigen Harnsäurewert, sowohl im: 


‚All war auch der Natriumchloridgehalt im Harn sehr niedrig. 


, 5 
i + ST = Fr 4,3 x Si 
Wiechm. 1840| 0,7511] 0,0239| — | 4,26|611,4|178,0| nach Standarddiät 
4 o 


ig a Ə mal erniedrigte Natriumchloridwerte (Klei., A. Künn. 


die Ka Blutserum fanden wir den Blutzucker stets erniedrigt, 


. 
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š B `a 


B -à BR g 2 B f , aa erh f L3 Á > it ia i 
5 x i ` ` 5 ee A u; = . ne N 
we` TO y . oo. . 28 ce $ k 


n 


ut 


Teil anch bei besonders wichtigen inneren Erkranküngen eine: 


Tabelle 2. | (Psoriasis.) 


zroße Rolle spielen (Diabetes, Gicht usw.), in großen Umrissen erst 


- unser Untersuchungsfeld abstecken wollten, in welchem die erhaltenen | ' I Bari Blutserum = 
Befunde uns dann weitere Wege weisen sollten. : rn tr ie la E BSE E0 
‘Es liegt ferner in der Natur blutchemischer Untersuchungen, ame: 22 25a ES|3 o| 32|8|28 3 3 
di is KUARE Blutprobe, von der jedes Mal nur eine gewisse Hö chst- Nam ° (ER Sa BA EAEN >= SS = 
menge erhalten werden kann, nur eine ‚bestimmte Anzahl von | METIEN EHE FEE: z 
chemischen Untersuchungen in exakter Weise ausführbar ist, -. = onj z anwe aa Is 1,5 AA. A 
. ; Um gut vergleichbare Resultate erzielen zu können, haben wir | - = | = 5»wle 
mser Patienten vor Vornahme der chemischen Untersuchungen stets | _ .. | 2 i s. syi 
3 Tage lang eine Standarddiät verordnet, die wie folgt. zusammen- | Klei. 0,0446 | 90,6 | 3,92 |646,5/194,0| —. 
gesetzt war: | ee er 23 Be 
‘Schwarzbrot i, a. ooa -. 300 g Getränk von eaan i Lam | 0,0678 | 74,5 | 2,52 1637,51200,0| — 
Marmelade 2... - 50 g bereitet aus- 10g Subst. 1200 cm3 TTA | AN 
Tisch(mitelle)  .. . 808 | Zucker... 234004. 208 nn. Pa .— [292 684,4 164,0] 
‚Kartoffeln hälte) .. laggiwürze flüss. .... nn., Alb. “Al. ' 
| rm a Ks 105 Kochsale, OEE a a 88 18:7. 1924 weh e ae 
‘ "Palmin:bzw. Kokosfett . 25 g Reis u ssk t> e e o: 100g p ar ; EAT aS, 
„Kondensierte Milch ... 30 g Trockengemüse `. ....: 30g 23. I. 1924 0,0379 | — 12,90 | — | — 7: un: 
. Abweichend von dieser Standarddiät haben wir in einigen Fällen 28.1.1994 | = er iadh | 
` noch folgende Kostformen angewandt. Eine purinfreie Kost, bestehend en a - Iriphan 
ausKaffeersatz, Brot mit Käse (morgens); Salzkartoffeln, Gemüse, Braten 1,11.19%4 —)392| — | — |, — [nach Purin- 
oder Pfannkuchen (mittags); Kaffeersatz, 1.Brötchen (nachmittags); | . = l | ; belastg. 1 | 
.  CGriessuppe, Reissuppe oder Brei, Brot mit Käse (abends); eine Be- | 2, II. 1924 | — 4,04]. — | °— | > [nach Parin- 
Ca astoikikost, bei welcher morgens 200 g Brot mit eN pe I Norda: Zu d belastg. 2. : 
akao, mittags gewöhnliches Essen (IM. Form) und 100g Leber | : a a MEN 
Im mus, nachmittags Kakao und Brötchen und abends ee 18. 11.1924 ‚1888 | 4,42 [637,61220,0| 37,3 BREIT q p 
. him, Leber oder Thymus, Bratkartoffeln, 200 g Brot mit Butter‘ un | AR: A E ENE aE DON pi 
j Kise und Kakao gereicht wurden; endlich die gewöhnliche Il. Form | 25.11.1924 | | 3,14 | in 
| der Krankenkost (in Verbindung mit der Atophanmedikation). |. 7.10.1994 | SN Nr H ces; or 
In Ganzen sind von uns bisher 36 Fälle in der eingangs er- | Eu Ka ', | Triphan.. 


. Von diesen war die klinische Diagnose gestellt auf: Ekzem 7mal, 
Deimafitisherpetiformis 4mal, Ichthyosis 1mal, Pemphigus 8 mal, Erythro- a 
dermiedmal, Prurigo Hebrae imal, Akne vulgaris Qmal, Psoriasisömal, | Blutserum war einmal etwas erhöht (Rich.). = 


ykosis coccogenes imal, | wegten sich etwa in normalen Grenzen. 


3% Greifen wir zunächst die auf den folgenden Tabellen verzeich- | herpetif. wiederum niedrige Blutzuckerwerte und dreimal, ‘und 


in einem Kontrollfall, erhöhte Blutharnsäure. ‘Wenn hier auch 


kost bestimmt. werden konnte, so sind die erhaltenen Werte doch 
wohl eindeutig, da. sie zumeist mindestens zweimal bei jedem Fall 
gefunden wurden (nach Standardkost und, vor 'Atophan). Das 
"Natriumchlorid im Blutserum war zweimal erhöht (W. Künn. 4. Ok- 
tober 1923, Stro. 30. Oktober 1923). ee | 


Tabelle 3. (Dermatitis herpetiformis.) | 


Hamsäure im Harn vermindert gefunden worden, sowohl 'nach 


Iulserum, als besonders auch im Harn gefunden (Ern.); im gleichen. 


> | Hiat i Blutserum 
2 Tabelle 1. (Ekzem.) „ = 3 A = 5.419: 1:88 
DD SER „ses 3 Re a N li 
wur Harn Blutserum © Name IE CI Kia A T 3218 A | Bemerkungen 
Ba) T a u 5 L e on gn EEEE ao; sa A &0 ~ b gg `i N 
ala | de ee ee Pe E E ce EEE NH i | 
Name | %4 za E82] 22285 8%]. Bemerkungen Zi Zu, pedalan a R7 ee 
er sgue oala SAR 5| 0. i Ma. ‚1160| 0,7592 |0,0274| — | 4,84 1591,01196,0 | 
“MR I ae os ‚4: %,1923 | 2000| 0,7804 | 0,035 | 73,7 | 4,14 |719,61162,0 | nach Standara- 
su |Z| | — | |454)623,0'204,0 | p a | (45,61)| (0,70) | a RE Me | 
a |-| = | — | = [2,09603,91184,0 - 15, XL 1923 | 1250|: 0,9968 [0,0376] —.| 4,16 |585,0|156,0 | vor Atophan - 
we I—|<_| — | |3,38|631,81178,0 į 1° 1- d2,46) 10,469 ie ee 
1... | 355|1,1887| 0,0498|° — | 1,921540.8 156,0 | 19. XI. 1923 | 1100, 1,0459 |0,0579| —: | 3,06 [625,91152,0 [nach Atophan 
Tei -| (4,22) (0,177) | u EN (11,50) (0,657) 1... RAEI 
IW, -| 1650] 0,8015] 0,0352] 74,4 | 3,12549,9|180,0 | '22.X11.1923| 1850| 0,8038 10,0468| — |4,14| — | — | nach Porin- 


\ (12,46) |(0,725) 
23.X11.1923 | 1150| 1,1466 |0,0851| .— |3,86| — | — [nach Purin- 
Ä | (13,19) [(0,979) | belastg, 4 Tage, 


Stroo | | Ä 
30. X. 1928| — | — | =, [705 | 4,26 1743,01178,0| nach Standard- 


Batta. (13,22) (0,581). =. 
Te ee 599,0/210,0| nach Standarddiät - 
nach purinfreier Diät 


i 


10,07)! (0,32 
ao )| (0,32) 


— 0,0214] — 14,181 — | — | nacti purintreier Dat | 99. XT, 1928 | 1700| 0,9746 [0,0218] — | 3,90 |608,41170,0.| vor Atophan 
(0,278) : | | a Ba. (16,57) |(0,371) RER i ae 2 


l 5 —: 1100 7 il nach 'Atophan 
) = in der Tagesmenge. | I 


„ „© Tabelle 2 beim Krankheitsbild der Psoriasis sehen wir 


3. KIL. 1923 | 1250| 0,9348 |0,0452| .— | 1,44 |637,61184,0 | nach Atophan 
Á ~ o |(14,685). (0,565) ) AEEA 
13.11. 1924 | 850| 1,1700 |0,0642| 79,1 | 4,64 |571,01120,0 |. nach Standara- 
E E T A? 0A: E E 


` -Der Gesamtcholesteringehalt war einmal etwas erniedrigt 
(Künn., W.) und erreichte einmal'im Verlaufe der Erkrankung. einen 
sehr tiefen Wert (Stro. 13. Februar 1924). Im Harn wurden. zweimal 
besonders stark vermehrte Natriumchlorid- und: zweimal erniedrigte 


Reis A Kun.) Lam.) und 2 mal erniedrigte Harnsäurewerte , 


nsäure einmal, allerdings nach Standarddiät, und einmal nach 


"Die Werte des Gesamtcholesterins und des Reststickstoftfes be- 


Tabelle 3 zeigt uns im Krankheitsbild dèr Dermatitis 


‘die Blutharnsäure aus äußeren Gründen stets nur nach Standard- ` 


belastg. 8 Tage ` 


. diät (Kontrolle) ` 


n Br 


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REN RE 
en au menu me em AT 


1010 


a 


 hämatogenen, diffusen Lupus, in einem zweiten um einen aus- 


pn 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


0. Juli, 

Harnsäureausscheidung festgestellt (Künn. W., 4. Oktober 1923, Stro. | a) Ichthyosis, b) Prurigo Hebrae, c) Akne vulgaris, d) Urticaria, 

29. November 1923; Mü. und Stro. 29. November 1923). e) Sycosis coccogenes. | 
In Tabelle 4 konnten wir bei unseren Lupusiällen zweimal 


wiederum mäßig bis stark erhöhte Werte der Blutharnsäure fest- 
stellen und einmal einen etwas niedrigen Chlolesterinwert; ferner 


Vergleich hier daneben gestellt: 
Für Blutzucker (li) . . . v 
im Harn einen sehr tiefen Natriumchloridwert (Bart.) und zweimal 


150—180 mg/?o 
=n» Harnsäure (12) . . bis 3,5 
erniedrigte Harnsäurewerte (Bart., Reml. 4. Februar 1924). „ Natriumehlorid (11) . 500—650 
| ‚Tabelle & (Lupus.) 


=a  Gesamtcholesterin (12). . . 170—220 „ 


34 


Bezüglich der von uns soeben mitgeteilten Normalwerte für 
> | | das Gesamtcholesterin ist zu bemerken, daß diese höher liegen als die 
Harn Blutserum g in der Literatur angegebenen Werte (180—160—170 mg;/P/,) (13). Die 
3 5 4 a |®% o|, a Werte sind jedoch mit besonders für diese Untersuchungen von uns‘ 
e S Ba jh ES 4.8.2.9. 8 neu geeichten Instrumenten vorgenommen und erklären sich evtl. 
Name 0525er eaene, € daraus, daß die gereichte Standardkost, z. B. gegenüber der Kriegs- _ 
| I © a | Een Sg E-i £ a 32% =] k- kost, verhältnismäßig fettreich war. | i : 
as Sn EEL = u Is asiz | a Bei unseren Untersuchungen haben wir folgende Methoden an- 
| 1 qm o a |o®Io |. gewandt: Für Blutzucker die Methode nach Lehmann-Maquenne (i4); 
ee T AAAA T A A TAATAAN TTT | für Harnsäure im Blutserum die etwas modifizierte kolorimetrische 
- Bart. | 484| 0,8144 |0,0569| — | 2,38 |661,01190,0| — Phosphorwolframsäuremethode; für Natriumchlorid im Blutserum und 
Rem] | @,94) |(0,275) | 


30.1. 1924 | 1430| 0,8570 |0,0287| 74,4 | 6,40 |508,9l158;0 


— InachStand- | von uns (S.) (15) bereits bei früheren Arbeiten mit bestem Erfolge 
(12,255) 1(0,410) | arddiät . angewandt hatte; für Gesamtcholesterin die kolorimetrische Bestim- 
4. TL 1994 l 1350 — 10.0691 — |544| — | — | — Inach purin- mungsmethode nach Authenrieth und Funk (16); für Harnsäure im 
zz (0,363) | / freier Diät | Harn .endlich ‘die Methode von Wörner (17). 
11. I1. 1924 | i500) — 10,0827} — 1640| — | — | — [pachPwin- | 0 Die Bestimmungen des Blutzuckers haben wir hauptsäch- 
Käg |: 10,4911 - | | PSIBeB: lich aus dem Grunde ausgeführt, um ev. Zusammenhänge zwischen 
. 18.11. 1924| 750| 1,4010 |0,0601] — |4,94 |569,7]182,0| 36,2 [pack Stand- | Hauterkrankungen und larviertem Diabetes bzw. einer diabeti- . 
Ä Ä (10,508) (0,451) arddiat schen Konstitution aufzufinden. Bisher sind wir bei diesen Unter- 
18. II. 1924 | 1020| — 10,04021 — 13,86] — | — | — [nach parin- | 
(0,410) | | | freier Diät 


suchungen jedoch zu negativen Resultaten gekommen. Die er- 


| ‚| haltenen niedrigen Blutzuckerwerte lassen zurzeit eine Deutung 
In dem einen Fall von Lupus handelte es sich um einen schweren 


gedehnten Gesichtslupus mit der Möglichkeit gleichzeitiger rheuma- 
tischer Affektion. Ä | 


Von den übrigen von uns durchuntersuchten. Fällen sind- 
ferner hervorzuheben zwei im Verlauf einer Pemphiguserkrankung 
und bei einer Erythrodermie mit zweifelhafter Atiologie fest- 
gestellte abnorm niedrige Gesamtcholesterinwerte (Zillm. 
98 mg/h, Berg. 122 mg/P/o); es mag hier angeführt werden, daß 
der niedrige Cholesterinwert bei der Erythrodermie und bei dem 
Pemphigusfall eine schlechte Prognose für den weiteren Verlauf 
der -Erkrankung ergäb, wie wir bei der Diskussion der späterhin 
auch noch gefundenen niedrigen Cholesterinwerte gleichfalls sehen 
werden; der Pemphigusfall ist inzwischen zum Exitus gekommen. 
Bei der Erythrodermie wurden auch stark erhöhte Blutharn- 
säurewerte gefunden: nach Standarddiät 3,64 und nach purin- 
freier Kost 4,80 mg/°/ọ Auch letzterer Befund deutet auf eine 
fortschreitende infektiöse Erkrankung hin. | | 

Ein eingehend durchgeprüfter unreiner Morbus Addisonii 
zeigte eine Viskosität des Blutserums von 1,63 bei 19° C, eine Ge- ` 
samteiweißmenge im Serum von 7,613 g/P/,, woraus sich ein Vis- 
kositätsfaktor von 0,93 berechnen läßt, ein. Befund, der ev. auf 
eine Hyperfunktion der Schilddrüse zu schließen gestattet [Hellwig 
und Neuschlosz (i0)]. | | 

Es sei erwähnt, daß dieser Fall schon vor längeren Jahren in 
der Göttinger medizinischen Klinik ausführlich beobachtet und auch 
behandelt wurde; die Diagnose war dort zweifelhaft gelassen, klassi- 


allen Taleln sehr oft festgestellten anormalen Harnsäurewerte im 
Blut folgendes anführen. : Ä 


Ä Die Harnsäure stellt beim Menschen und den Anthropoiden das 
‚hauptsächlichste Endprodukt des Purinstoffwechsels dar. Sie stammt 


teiden. Diese spalten bei der Hydrolyse Eiweiß und Nukleinsäuren 
ab, welch letztere bis zu Purin- und Pyrimidinderivaten, Kohlenhydraten 
und Phosphorsäure abgebaut werden. können. 

- — Durch vorsichtige Hydrolyse gewisser Nukleinsäuren ist es u. a. 
Levene und Jacobs (18) gelungen, die Spaltung so zu leiten, daß 
diese bei Verbindungen von Purin- oder.Pyrimidinderivaten + Kohlen- 
hydraten bzw. bei noch größeren Komplexen, die außerdem noch Phos- 
phorsäure enthalten, zum Stillstand kommt. Diese Verbindungen 
wurden mit dem Namen der Nukleoside bzw. der Nukleotide belegt. 
. Durch Zusammentreten mehrerer Mononukleotide entstehen die Nuklein- 


. Säuren, welche demnach als Polynukleotide aufzufassen sind. 

| Die Nukleinsäuren werden nun im Darm bis zu den Nukleotiden, 
vielleicht auch bis zu den Nukleosiden aufgespalten und gelangen so 

auf dem Blutwege in den Körper. 


In den Körperzellen erfolgt e 


der bei den uns hier besonders interessierenden Purinkörpern durch 
desamidierende und oxydierende Fermente über das Guanin, Xanthin 
bzw. Adenin, Hypoxanthin, Xanthin bis zur Harnsäure führt. Die 
‚Harnsäure soll durch ein urikolytisches Ferment noch weiter abgebaut 


werden können. Der gleiche Abbau vollzieht sich auch an den Nukleo- 
siden, besonders dem Adenosin und dem Guanosin. 


Einen Überblick über diese Verhältnisse gibt folgendes 


Schema 
und nebenstehende Tabelle 5: l 
scher Morbus Addisonii indes ausgeschlossen. Nukleoproteid ` | 
Ein Versuch mit einer Suprarenininjektion Ben Joe 


| ergab etwa 
3 Stunden nach der Injektion das Auftreten von Glukose im Harn, 


die bis dahin völlig fehlte; 4 Stunden nach der Injektion war die Osa- 
zonprobe auf Glukose am stärksten, nach der 


| |. 
Eiweiß Nuklein 
d. Stunde klang sie | | 
etwas ab. Ä 


: Bikeis Nukleino 
Bei dem einzigen zur Untersuchung gelangten Fall von i 
Lichen ruber acuminatus wurde ein stark erhöhter Blutharn- 
säurewert (4,12 mg/°/,) und ein sehr verminderter Gehalt an | 
Gesamtcholesterin (126 mg;//,) festgestellt. | 
Eine Pseudoleukämie ergab überaus hohe Harnsäurewerte 
im Blut (6,08 mg/°/,) und im Harn (0,976 g in der Tagesmenge). 
Blutbefund der Pseudoleukämie: Hämoglobin 740/,, Ery- 
throzyten 6590000, Leukozyten 6600, Neutrophile 67°/,, große mono- 


nukleäre Leukozyten 11°/o, Lymph? fen 170o, basophile Leuk., Über- 
gangszellen je 1°/,, eosin e L. 30 


ophil : 
Histologisches Bild der Haut: Diffuse Durchsetzung der 
Kutis mit Lymphozytentumoren. Sektion fand nicht statt. 

Bei einem Schwangerschaftspruritus wurde der sehr 
hohe Gesamtcholesterinwert von 312 mg/®/, gefunden. 

Diejenigen von den oben angeführten Dermatosen, bei denen 
keine wesentlichen anormalen Werte festgestellt wurden, 
sind bei dieser Aufführung nicht besonders erwähnt; es sind das: 


we ee da, 
Purinderivat Pyrimidinderivat Kohlenhydrat Phosphorsäure 
Nukleosid i | 


— 


Purin- bzw. Pyrimidinderivat Kohlenhydrat Phosphorsäure 
EEEE EERE 


| 
Nukleotid 
Bei den neueren Arbeiten über den Purinkörperstoffwechsel 


Guanosin angewandt, welch letztere Thannhauser, Brugsch und 
Rother injizierten mit dem Erfolge, daß nach dieser parenteralen 
Purinkörperzufuhr ein Teil gesunder Individuen eine sehr geringe, ein 
anderer leil eine außerordentlich große Harnsäureausscheidung zeigte. 

Endlich wurden in einigen Fällen sogar Harnsäuremengen aus- 
geschieden, welche über denjenigen der injizierten Nukleoside lagen. 


qae 


an 


im Harn die Methode von v. Koränyi und Snapper, die der eine 


—— 
5 


noch nicht zu. Dagegen läßt sich über die Bedeutung der auf 


aus den in den Zellkernen enthaltenen .Eiweißstoffen, den Nukleopro- 


in weiterer fermentativer Abbau, 


wurden neben der Harnsäure besonders die Nukleoside Adenosin und 


— 


L 


Z 


posem 


———— 157 1 


TR = 
u 


m — 


a-i kei Ten ri 


. . 
A 

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eo | 

1 

l 
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Tabelle 5. 


| 6H 
ae E | Ya 
Fan P Xambhin-. hi. p TETI 
Sumin. Mattos E Adenin 
3 re p == t0 
i EAR TA TA 
7 | | 
F CLI 
T I ® r TE r 


r —— N 
== 


eğ 
1 


8 60H 
le ui 


Harnsäure (Laktimform). 
Aus diesen und weiteren hier nicht näher zu behandelnden Ver- 


HE2 5 


suchen zieht Brugsch den Schluß, daß der fermentative Abbau der- 


- Harnsäure durch ein urikolytisches Ferment, nicht das Wesentliche 


darstelle, sondern daß der Harnsäurestoffwechsel vor allem vom vege- 
tativen Nervensystem reguliert werde. Brugsch hat dann den 
Begriff der Reizharnsäure (19) geprägt, d. i. eine auf nervöse Reize 
hin ausscheidbare Harnsäure. f 

Daß die Harnsäure als Purinderivat, nämlich 2-, 6-, un 
zum Purinstoffwechsel in Beziehung steht, hat Horbaczewski (20) 
zuerst experimentell dargetan, der aus nukleinreicher Milzpulpa und 
aus Nukleinen durch Oxydation außerhalb des Organismus Harnsäure 
erhielt und nach Einverleibung von Nukleinen in den Tierkörper eine 
vermehrte Harnsäureausscheidung bewirkte. Für die Stoffwechsel- 
pathologie ist ferner die Unterscheidung zwischen end ogener und 


exogener Harnsäure außerordentlich wic E Während 


man unter endogen entstandener Harnsäure diejenige Menge von Harn- 
skure versteht, welche normalerweise von jedem gesunden Menschen 
bei Ausschluß von Harnsäurebildnern (purinfreie Kost) in der Nahrung 
gebildet bzw. ausgeschieden wird, stammt die exogene Harnsäure 
lediglich aus der zugeführten Nahrung. Der endogene Harnsäure- 
wert im Urin stellt ferner für jedes Individuum eine Konstante 
dar, und liegt z. B. bei gesunden Männern zwischen 0,4—0,6 g (22) pro 
ag, Ebenso ist die Schwankungsbreite der endogenen Blutharnsäure 
sehr klein; sie beträgt nach der von uns angewandten Methode 2,5 bis 
dö mg in 100 cm? Blutserum bei purinfreier Kost. 


‚ Bei der bisher am besten durchuntersuchten Störung des 
unnstoffwechsels, der Stoffwechselgicht, sehen wir eine ver- 


Iangsamte und verminderte Ausscheidung der endogenen Harnsäure 


im Harn, während die endogene Blutharnsäure erhöht ist (in der 
aufalsfreien Zeit). Um die genannten Verhältnisse bei unseren 
Mersuchungen genau verfolgen zu können, waren die von uns 
angewandten weiteren Diätformen nötig. Denn nur die nach 
Priniteier Kost erhaltenen Harnsäurewerte können die richtigen 
E ei Harnsäurewerte darstellen. Die ferner angewandte 
owal 1 bzw. Iriphanmedikation bei gleichzeitig gereichter 
Ob hei Icher Krankenkost sollte uns darüber Aufklärung bringen, 
oft emon Fällen die Verhältnisse ähnlich lägen wie bei der 
aii selgicht. Denn bei dieser sehen wir nach Atophan bzw. 
undoft vermehrte Ausscheidung der Harnsäure durch den Harn 
Waren is eine Verminderung der Blutharnsäure. Bei unseren Fällen 
te Verhältnisse die gleichen wie bei der Stoffwechselgicht. 

miđig ainia ie angeführt werden, daß das Atophan, ein verhältnis- 
li arbonsänre gebauter chemischer Körper, nämlich 2-Phenyl-, 4-Chino- 
| von der Formel: /\Y\coom und das Iriphan, das 


N CH; 
N 


Stronti ; | 
eide rare dieser Säure, pharmakologisch in der Weise wirken, daß 
anzen eine Ausschwemmung der vorhandenen Harnsäure- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


v 


1011 


\ 


mengen aus dem Organismus auslösen, selbst bei purinfreier Kost. Ob 
diese Wirkung auf einer Stoffwechselwirkung oder nur auf einer ge- 


steigerten Ausscheidung (Nierenwirkung) beruht, ist noch unent- 

schieden (23). | u | | | | 
Die Verwendung des Atophans bzw. Iriphans in unseren 

Fällen bezweckte auch die Feststellung, ob wir durch diese Medikation 


unsere Fälle in ähnlicher Weise wie die giehtischen Anfälle thera- 


peutisch beeinflussen könnten. Eine gewisse subjektive und ob- 
jektive Besserung nach. dieser Medikation war in unseren Fällen 


wohl festzustellen, ein endgültiges Urteil möchten wir aber zurzeit 


noch nicht abgeben: Ä 
Des Weiteren sollten die chemischen Untersuchungen der 


Harnsäure im Blut und Urin nach der Purinbelastung Auf- - 


schluß darüber bringen, ob die in unseren Fällen konstatierte 


Störung des Purinstoffwechsels in ähnlicher Weise sich vollziehe 


wie bei der Stolfwechselgicht. Dies war jedoch nicht der Fall. 


` Denn bei der Stoffwechselgicht sehen wir.nach einer Purinbelastungs- 
probe eine starke Verzögerung der Ausscheidung der exogenen 


Harnsäure im Urin und. ein Ansteigen des Blutharnsäurewertes. 
Bei unseren Patienten dagegen stiegen die Harnsäurewerte nach 
der Purinbelastung sowohl im Harn wie im Blut in prompter Weise 


“meist erheblich an. 


Suchen wir nach diesen Erörterungen nun an eine Deutung 


der bei den von uns untersuchten Fällen festgestellten Störung im. 
_ Harnsäurestoffwechsel heranzugehen, so sehen wir als sehr wahr- 
scheinlich: keinen Zusammenhang mit der Stoffwechsel- . 


gicht. Jedoch ließen sich unsere Befunde vielleicht. unter dem 
Gesichtspunkte des in neuerer Zeit von Brugsch aufgestellten Be- 
griffes der sog. Reizharnsäure einreihen. Ki 
Was die andern von uns aufgefundenen abnormen Werte des 
Natriumchlorids betrifft, so könnten diese auf eine Nieren- 
funktionsstörung binweisen. 
Endlich ist über unsere Cholesterinbefunde folgendes an- 
zuführen. Das Cholesterin steht in Beziehung zu den vielfach er- 
wähnten Lipoiden, jenen Stoffen, welche hinsichtlich ihrer Lös- 


lichkeit und Lösungsfähigkeit für gewisse Substanzen den Fettarten . 


mehr oder weniger ähnlich sind. | 


Es muß aber bötont werden, daß vom chemischen Stand unkte . 


der Name „Lipoide“ nicht berechtigt ist. Das Cholesterin z. B., zur 
chemischen Gruppe der Sterine gehörig, stellt seinem chemischen Auf- 
bau nach keinen Fettkörper, sondern einen einwertigen, ungesättigten, 


sekundären Alkohol mit vier hydrierten Ringen dar, dessen Konstitu- 


tionsformel zurzeit noch nicht ganz sichergestellt ist. 

Das Cholesterin kommt teils frei, teils mit höheren Fettsäuren 
verestert fast in allen Organen vor. Sein Nachweis gründet sich u.a. 
auf die Liebermann-Burchardsche Reäktion, bei der eine Lösung 
von Cholesterin in Chloroform unter Zusatz von Essigsäureanhydrid 
und konzentrierter Schwefelsäure eine grüne Färbung erzeugt. Auch 
mit gewissen pflanzlichen Glykosiden, den Saponinen, besonders dem 
Digitonin, bildet Cholesterin charakteristische Verbindungen, die selbst 
zu einer quantitativen Bestimmung verwertet werden können. 

Der von uns bei einem, Schwangerschaftspruritus fest- 
gestellte sehr hohe Oholesterinwert ist ein physiologisch be- 
gründeter, indem bei Graviden auch von anderer Seite hohe Blut- 
cholesterinwerte gefunden wurden (24). 5 

Dagegen haben die vier von uns gefundenen sehr tiefen 


Cholesterinwerte folgende Bedeutung. Nach den neuesten Ar- 


beiten hat das Cholesterin im Blute auch die Aufgabe etwa 
eines Schutzkörpers (25). Die Bakterientoxine gehen mit dem 
Cholesterin des Blutes Verbindungen ein, wodurch die Toxine un- 
schädlich gemacht werden. Zugleich findet auf diese Weise eine 
Abnahme der Blutcholesterinmenge statt. In zwei von unseren Fällen 
(Pemphigus und Erythrodermie mit zweifelhafter Ätiologie) hat 
demnach möglicherweise neben der Hauterkrankung eine bakterien- 


toxische Erkrankung bestanden, oder wenn man so will: die ver- 


minderte Cholesterinämie läßt auf eine bakterielle bzw. bakterien- 
toxische Allgemeinerkrankung schließen, die ihrerseits vielleicht zur 
Entstehung der in ihrer Art verschiedenen Hautaffektion(Pemph igus 
Erythrodermie) führte. In unserem 3. Fall, einem Lichen rub er 
acuminatus, läßt der sehr niedrige Blutcholesterinwert ev. auch 
eine bakterientoxische Deutung zu, wobei man zu berücksichtigen 


hat, daß ja gerade über den Lichen ruber acuminatus die Akten 


noch keineswegs geschlossen sind, daß sich vielmehr hier noch 
immer die verschiedensten Anschauungen bezüglich der Ätiologie 
gegenüberstehen. Beim 4. Fall einer Dermatitis herpetiformis 
(Stro. 13. Februar 1924) fällt der sehr niedrige Blutcholesterinwert 
auch miteiner Verschlechterung des Gesamtkrankheitsbildeszusammen 

Das Hauptergebnis unserer Arbeiten ist: einmal unsere 
Befunde bezüglich des Cholesterins; dann aber die von uns in 


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| vielen Fällen von Hautkrankheiten nn festgestellte Störung 
im Harnsäure- und Kochsalzstoffwechsel, die offenbar den 


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betrachtet, kaum größere Wesensverwandtschaft zu bieten scheinen 


_ Methoden unterschieden, die Dermatologie auszugestalten bzw. zu 


Nährboden darstellen kann, auf dem sich die von uns untersuchten 
und manche andere in Zukunft noch durchzuprüfende Dermatosen 
entwickeln können. 

Charakteristisch ist, daß die von uns festgestellten Werk: 
änderungen, so beispielsweise die Störung des Harmsäure- bzw. 


Kochsalzstoflwechsels, bei einer ganzen Reihe von Dermatosen 
vorkommen, 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


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zu bringen. Wir sprachen in diesem Sinne eben vorsichtig von 
einem „Nährboden“ für das betreffende Leiden. Aber selbst ein 
solcher Modus braucht nicht. vorzuliegen; ein völliges Nebeneinander 


ist im einzelnen Falle zurzeit durchaus diskutabel; genau wie ein 


positiver Wassermann eine vorliegende Dermatose — Psoriasis, 
Lupus — nicht ohne weiteres als luetisch auffassen läßt, so ist 


auch hier der Kausalnexus zwischen Klinik und Stoffwechselbehund 
die zunächst klinisch, histologisch, pathogenetisch | 


nicht unter allen Umständen gegeben. 


2 Juli. 


I Wenn man aber von solchen Selbstverständlichkeiten absieht, 
‚| so ist ein gewisser Fortschritt nicht zu verkennen. 

(Psoriasis, Ekzem, Dermatitis herpetiformis, Lupus vul- 

garis); es scheint uns dieses Bild für die neue Forschungsrichtung 

wichtig zu sein. Während -es in den letzten 30—40 Jahren üblich 

war, durch immer neu aufgestellte Krankheitstypen, meistens 


histologisch begründet, aber’auch durch bakterielld bzw. kulturelle 


werden hoffentlich noch weiteres Material zur- Klärung der Be- 


Tage fördern. 


Literatur: 1. Riecke, Lehrb. d. Hark Geschlechtakrankh,. 1920. Jena, 
verfeinern, ein Bestreben, das gèlegentlich des Guten zu viel tat, - 


Verwirrung bezüglich der Nomenklatur stiftete, so daß selbst- 
Kenner der Materie zuweilen sich nicht zurecht fanden, sehen wir 
bier ein zusammenfassendes, ordnendes Moment. - 

Das wird und darf gewiß nicht dazu führen, wohl charak- 
.terisierte .Dermatosen zusammenzuwerfen, sichtbare Grenzen zu ver- 
wischen; aber es ist gut, die Dinge auch mal von. einem anderen 
Gesichtswinkel aus zu sehen. Wir werden auf diese Weise vor 
Einseitigkeiten bewahrt, die jede lange Zeit hindurch in der Wissen- 
schaft getätigte Arbeitsmethode in sich birgt. 

Es ist selbstverständlich nicht erforderlich, jede in unserer 
Arbeit gefundene Stoffwechselanomalie unbedingt ätiologisch in 


einen gewissen Zusammenhang mit der an Hauterkrankung 


prakt. Derm. Bd.28, S. 274. — 4: Pini, Ebenda Bd. 28, S., 143. — b. Baum, Arch, i 
Derm. u. Syph. Bd. 100. S. 105. — 6. Stümpke, Ebenda. Bd. 108, 8.164. — 7. Pulay, 
Derm.Wschr.1921.-8 Derseibe, Stoffwechsel und Haut, Verlag Urban & Schwarzen“ 
berg, Berlin -Wien. 1923. — 9. Urb ach, Klin. Wschr. 1928, Nr.17. — 10. Klin.Wschr. 
1922, „S, 1988. — 11. Nach gütiger Auskuntt von Herrn Prof. Rona, Berlin. — 


Funk, Ebenda. 1918. S. 1247. — 14. Lehmannu. Maguenne, Zschr. f. physiol. Chom. 


— 16. Authenrieth u. Funk, M.m.W. 1913. S1243. — 17. Wörner, Zschr. i 
physiol. Chem. Bd.29. S.70. — 18. Levene u. F acobs, Berichte der deutschen 
chem. Gesellschaft, Ba. 42ft. — 19. Brugs ch, M. Kl. 1922, S. 655. —%0.Hammarsten,- 
Lehrb. d. physiol. Chem. 9. Aufl, "S. 556. — 21. Burian u: Scehur, Pflüg. Arch. 
Bd. 80, 87, 94; zit. nach Hammarsten, Lehrb. d. physiol. Chem. 9 Aufl. 8.657. — 
22, Brugsch u..Schittenhelm, Lehrb. d. klin. Diaßnostik, 5. Aufl, 8.576, — 
23. Poulsson, Lehrk. d. Pharmakol, 5. Aufl. 8.257. — 24. Linossier, Arch. méd. de ` 


Papp. dig. 1912, zit. nach Bürgeru. Beumer, B.kl.W. 1918, S. 113. — 25. Leupolä 
u. Bogendörtfer, D. Arch. t. klin. M. Ba. 140.- S. 28. 


_ Reteratenteil 


unter besonderer Mitwirkung von 


Prof. Dr. ©, Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prot Dr. m. Rasns, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H. Ge rhartz; 
Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. Gräff, Heidelberg (Pathologische Anatomie) Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Obrenkrankheiten), Geh.-Rat 
Prof. Dr.Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (Versicherungsrechtl. u gerichtl. 


Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie), Prof. Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u, Geburtshilfe), Prof. Dr.0.Nordmann, Berlin 


- schnitt offen gelassen. Mit bloßer Bedeckung der Wunde ohne Docht 


_ Erwachsene. 


- Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R. Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S, Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F. Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 


heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 


logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), 
l geleitet von Dr. Walter Wolii, dirig. Arzt am Königin Elisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide. Ber 
Sammelrefierate. | 


vorhanden. Bei allen sicher einseitig Tauben änderte sich der Ton 
‘| der Stimmgabel vor dem hörenden Ohr oder im Kopfe nicht, wenn 


Neuere otologische Literatur. 
Von Oberstabsarzt a. D. Dr. Haenlein. 


Kontraindikationen gegen primäre Wundnaht bei der 
Operation der akuten Mittelohreiterung sieht Georg. Karl 
Müller (1) nach den Beobachtungen an der Erlanger Klinik in 
sicheren , oder auch nur vermuteten endokraniellen oder innerohr- 
lichen Komplikationen, Bezoldscher Mastoiditis, erschwerten Ab- 
flußverhältnissen infolge weiten Herunterreichens des Operations- 
trichters, ausgedehnten subperiostalen Abszessen. Die Naht wird 
' bis etwa 3/, bis 4/5 des Hautschnitts vorgenommen, der untere Ab-' 


"änderte, wenn anstatt dessen ein zweiter Ton durch Aufsetzen der 


fach unterbrochen, durch den Knochen zugeführt wurde. Für die 


daß der kranke ursächliche Zahn völlig schmerzlos ist. Der Grund. 
liegt in der Irradiation, darin ‚bestehend, daß die Schmerzen weit 
über den Bezirk des Reizungsherdes ausstrahlen und daß der ir- 
radiierte Schmerz intensiver ist als der ursprünglich im Reizungs- 
herd lokalisierte, weil die Erregbarkeit der primär affizierten Nerven- 
fasern sieh abstumpft. Die Diagnose kann dadurch sehr erschwert 


oder Drain wurden gute Erfahrungen gemacht. Die Naht kürzte die 
Heilungsdauer auf 2—3 Wochen ab. Für Säuglinge und kleine 


Kinder sieht Verf. keinen so großen Vorteil in der Naht wie für | werden. 


' Unsere Untersuchungen, welche fortgeführt werden solar | 


 ziehungen zwischen i i und Hautkrankheiten z mo 


Verlag von Gustav Fischer. — 2. Stümpke, M KI. 1923, Nr. 30. — 8. Stüve, Mh: t. 


12. Nach eigenen Versuchen. — 13. Stepp, M.m.W. 1918, 6.782; Authenriethu. 


Bd. 88. 8.207. — 15. Heubner u; Soika, Zschr. f. d. ges. exper. Med. Bd.13. 8.48. - 


dem tauben Ohr ein mehrfach unterbrochener Ton der Stimmgabel PE 
mittels Schlauch zugeführt wurde, während dər Ton sich sofort 


Stimmgabel auf den Scheitel und öfteres Abheben derselben mehr- 
‚Diagnose der totalen Labyrinthausschältung hat die Feststellung, ob 


Hörreste vorhanden sind oder nicht, große Bedeutung. — Nach. > 
Hanna Krütgen (4) kommt es bei der dentalen Otalgie vor, 


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Mit der reinen Eröffnung dès Empyems ohne prin- 
zipielle Freilegung des Antrums und der übrigen erreichbaren Zellen 


Die häufigste Ursache der dentalen Otalgie ist die Er- 


krankung der unteren Molaren, — 


‘chronische pulpitische Reizungen, 
die durch kariöse Prozesse des Zahnbeins eingeleitet werden. Seltener: 


rufen Gangrän der Pulpa, Wurzelreste die dentale Otalgie hervor. 
— Specht (5) wendet sich dagegen, daß aus der geringen Tiefen- 


hat die Erlanger Klinik beste Erfahrungen ‘gemacht. — Boß (2) 
untersuchte experimentell, inwieweit der wirksame Bestandteil des 
_Urotropins, der Formalaldehyd, als Desinfiziens des Lumbal- 
kanals bei Meningitis eine Rolle spielt. Urotropin wurde intra- 
venös einverleibt; Formaldehyd war regelmäßig im Urin und Blut, 
nie im Liquor nachweisbar. Dies spricht nicht gegen die Wirkung, 
da der Formaldehyd in statu nascendi bakterizid wirken kann und 
sich bald darauf zu Ameisensäure oxydiert, teils mit den Eiweiß- 
körpern polymerisiert, teils. durch den Urin ausgeschieden wird, 
wodurch es sich dem Nachweis entzieht. Als geeignetste Applikations- 
weise des Urotropins ist die intravenöse anzusehen. — Ruttin (3) be- 
nutzte die Schwebungen der Stimmgabel, um bei 8 auf.einem Ohr 
Gehörlosen und 4 mit Hörresten zu untersuchen, ob die Betreffenden 
Änderungen im Stimmgabelton wahrnehmen konnten. Gibt 
der Untersuchte an, der Ton verstärkt sich oder schwächt sich ab, 
so sind noch Hörreste für mittlere Töne in dem pathol i Ohr 


auf eine analoge Begrenzung der Gewebsverschorfung bei der An- 
wendung im Ohr geschlossen wird. In dem veröffentlichten zum 


Exitus gekommenen Falle hatte ein Arzt (nicht Facharzt) Ohr- 
polypen entfernt und darauf mit Trichloressigsäure geätzt, wobei 
Säure auf den Boden der Pauke floß, die Mukosa zerstörte. Es 
wurde Bulbusvereiterung, zerstörte Wand gefunden. Ätzungen mit 
Trichloressigsäure zwecks Schließung von Perforationen dürfen nur 
strengstens lokalisiert stattfinden, Promontorium, Paukenboden dürfen 
nicht mit der Säure in Berührung gebracht werden. Granulationen, 
Polypen im Ohr sind, wenn überhaupt, mit weniger intensiv wirkenden 


fisteln als Spätfolge von Warzenfortsatzoperationen. Um 
derartige Nebenverletzungen zu vermeiden, soll man bei tief nach 


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wirkung der Trichloressigsäureätzung an einer Nasenmuschel 


Adstringentien anzugehen. — Bertog (6) berichtet über Parotis- | 


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unten reichender Eiterung den Schnitt im unteren Teil nicht bogen- 
"förmig nach vorne bis unter die Spitze des Warzenfortsatzes ziehen, 
sondern ihn mitten über die Spitze nach unten verlaufen lassen. Verf. 


exiidiert die Fistel und schließt primären Verschluß der Drüsenkapsel 
und der darüber liegenden Weichteile durch Etagennähte an. — 
- ‚Eingehend beobachtete Kelemen (7) eine otogene Osteomye- 
litis der Schädelbasisknochen. Diese Erkrankung — bis 1908 . 


waren nur 3 Fälle publiziert — ist jetzt als selbständiger Sym- 
ptomenkomplex gut diagnostizierbar. In Kelemens Fall exazer- 
bierte eine Mittelohreiterung nach 3 Jahren und machte Radikal- 
operation nötig. Am 9. Tage nach der Operation entwickelte sich 
unter Auftreten von Schüttelfrösten ein eitriger, Iymphangoitischer, 
nekrotisierender Prozeß, wodurch Knochen: und Weichteile von der 
Gegend der rechten Pyramide bis in den Epistropheus, die Muskeln 
der Umgebung in Mitleidenschaft ziehend, zu einem großen Krank- 
heitsherd umgewandelt wurden. Nach und nach wurde die knöcherne 
‚Siguswand entfernt, die Jugularis unterbunden, durch Inzisionen 
‚über den Muskelansätzen Eiterherde freigelegt. Am 14. Tage starb 
„der Patient, — die Prognose dieser. Osteomyelitis ist ja trostlos. 
-Die zu verschiedenen Zeiten entnommenen Blutproben blieben immer 
steril. Es handelte sich hier um einen sekundären Knochenvor- 


gang im Anschluß an ein Mittelohrrezidiv. Bei der Operation bot 
= der Knochen nirgends verdächtige Stellen. — 3 an der Frankfurter 


Klinik beobachtete Fälle von abnormer Stellung des Unter- 


kielers bei entzündlichen OÖhrerkrankungen veröffentlicht 


. Vólger (8). Gemeinsam war, daß es sich um Übergreifen einer 


 aizindlichen Aflektion des Ohres auf das periartikuläre Gewebe 


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des Kiefergelenks, bzw. auf die Gelenkkapsel und den Gelenkknorpel 
handelte. Die immerhin seltene seitliche Verschiebung des Unter- 
kielers bei entzündlichen Ohrerkrankungen, wie sie hier beobachtet 
wurde, sind keine direkten Erkrankungen des Kiefergelenks, sofern 


man das periartikuläre Gewebe nicht unmittelbar zum Kiefergelenk 


hinzurechnet, sondern eine Schutzvorrichtung des Organismus zur 
Vermeidung von. Schmerzen, ohne daß dadurch das Kiefergelenk 
ganz außer Funktion gesetzt werden mußte. — Lampert (9) be- 
spricht die Mängel der bisherigen Hörprüfung mit der Sprache. 
Ausgedehnte Verwendung der Zahlwörter als Gehörprüfungswörter 
‚sei nicht gerechtfertigt. Lampert gibt in Tabellen für deutsche 
und englische Sprache konsonantische und vokalische Reihen, wo- 
bei der Wechsellaut Anlaut, Inlaut oder Auslaut ist. — Bruck (10) 
weist erneut darauf hin, daß es Fälle von Schwerhörigkeit gibt, 
wo die Flüstersprache weiter gehört wird als gewöhnliche Um- 
sängssprache, wenn, wie bei Erkrankungen des Schalleitungsappa- 
rates, die tiefen Töne schlechter perzipiert werden als die ‘hohen, 
da die Tonhöhe der gewöhnlichen Umgangssprache viel tiefer liegt 
als die der Flüstersprache. — Histologische Untersuchungen. über 
hämangiektatische Tumoren des Trommelfells fehlen. 
Fischer (11) beschreibt einen solchen Tumor, bei dem es sich um 
eme Mißbildung im Sinne eines fehlerhaften Überschusses an Blut- 
selißen, also um ein Hamartom nach der Definition .der patholo- 
gischen Anatomen handelt. Es wäre dann dieser Gefäßtumor im 
Trommelfell eine Mißbildung per excessum analog den präauriku- 
‚ ren Anhängen am äußeren Ohr, entstanden durch Verlagerung und 
Weitersprossung (Wittmaack hält den Tumor für Residuum eines 
früheren Schleimhautprolapses). — Bigler (12) beobachtete eine 
Progressive Otosklerose mit Stapesankylose bei einem 13jäh- 
rigen Jungen, der infantile Osteopsathyrose zeigte. Seit 5 Jahren 
zunehmende Schwerhörigkeit mit heftigem Ohrensausen; seit 3 Jahren 
bläuliche Verfärbung der Augen ohne Abnahme der Sehkraft. Das 
orkommen von Otosklerose bei einem so ausgesprochen konsti- 
tutionellen Leiden wie infantiler Form der Osteopsathyrose wirft auf 
die konstitutionelle Natur der Otosklerose ein deutliches Licht. — 
lè von einer Mittelohreiterung direkt oder indirekt ausgehende 
akute diffuse eitrige Leptomeningitis ist mitunter, wie My- 
gind (18) ausführt, klinisch, aber auch bei der Sektion schwierig 
m diagnostizieren, Lumbalpunktion vermag sicherere ‚Resultate zu 


liefern wie makroskopische Untersuchung post mortem. Bei nicht, 


We Fällen von otogener Meningitis büßt das Lumbalpunktat 
er klares Aussehen nicht ein. Dann ist die mikroskopisch nach- 
sch a Pleozytose der Hirnflüssigkeit für die Diagnose ent- 
 eidend. Geringe oder mittlere Pleozytose rubriziert Mygind als 


otogene kollaterale Meningitis. Verf. unterscheidet 1. Meningismus, 


2 N l use meningitische Symptome und normales Lumbalpunktat; 
und en circumscripta, d. h. lokale meningitische Symptome 
terali slone Pleozytose des Lumbalpunktats; 3. Meningitis colla- 

raas, d. h, diffuse meningitische Symptome und leichte oder mittlere 


` 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.29 ` 


Pleozytose (klares Lumbalpunktat); 4. Meningitis diffusa purulenta 


' benigna, d. h. diffuse. meningitische Symptome und unklares Lum- 


balpunktat (Heilung); 5. Meningitis diffusa purulenta maligna (Ex- 
itus). Prognostisch gibt es 2 Meningitisformen. Bei der einen ver- 
breitet sich der entzündliche Prozeß in den Leptomeningen wie die 
Explosion in einem Pulverfaß und keine Operation vermag zu helfen ; 
in der Minorität der Fälle sind die entzündlichen Produkte vom 


primären Herd nicht imstande, den Prozeß in den Leptomeningen 


recht anzufachen. Beseitigung des primären Herdes, so schnell als 
möglich, ist bei der operativen Behandlung Hauptsache. — Runge (14) 
gibt einen neuen Versuch zum Ausbau der Knochenleitungs- 
lehre bekannt. Das Ohr des zu Prüfenden wird mit Wasser ge- 
füllt und dann die. Knochenleitung geprüft. Als grundlegender 
Faktor bei der Wasserfüllung ergibt sich die bessere Überleitung, 
während der verhinderte Schallabfluß nur unterstützend mitwirkt. 
Runge schließt sich der Lehre von der kranio-tympanalen und kra- 
niellen Leitung des Knochenschalls an, wöbei die kranio-tympanale 
Leitung der kraniellen überlegen ist. Die molekulare Überleitung 
über die Gehörknöchelchen lehnt Verf. ab, da man sich durch sie 


- die Fälle mit maximaler Verlängerung der Knochenleitung nicht 


erklären kann. — Chilow (15) stellte durch Versuche fest, daß ein 
Hindernis für die freie Kommunikation des Labyrinths 
mit der Schädelhöhle vorhanden ist, welches erst bei.starker 
Druckerhöhung (130—200 mm Hg) überwunden wird. Es gelang 
nicht, Abnahme des Drucks innerhalb des Labyrinths bei lange 


dauerndem Druck von seiten des äußeren Gehörgangs zu bemerken. 
Der anatomische Bau des Aquaeductus cochleae stellt die, Ursache > 


der Schwierigkeit des Abflusses der Perilymphe aus dem Labyrinth 


dar. — Auch Vogel (16) hat mit Panitrin keine günstigen Re- 


sultate erzielt. Sein Material bestand aus 32 Fällen von Nerven- 
schwerhörigkeit, 16 Fällen von teils frischer, teils älterer Otosklerose 


und 2 Fällen von Ohrensausen ohne Hörstörung. — Engelhardt (17) 


bringt die Krankengeschichte eines an Hirnabszeß Verstorbenen. 
Eine keine Besonderheiten zeigende chronische Mittelohreiterung mit 
zentraler hinten unten gelegener Perforation war Ausgangspunkt. 


. Cholesteatom bestand nicht, die Mechanik der Infektion des Ge- 


hirns blieb ungeklärt, — Hellmann (18) schließt aus 5 histo- 


logisch untersuchten Fällen, daß die von Manasse gegebene 


Einteilung der Knochenneubildung in den Labyrinth- 
hohlräumen zu Recht besteht. Es gibt eine Knochenneubildung 


in den Innenohrräumen, welche ein pathologisch-anatomisches Bild 


für sich darstellt — Periostitis interna fibrosa et ossificans. Im 
Verlauf eitriger Labyrinthentzündung bildet sich da, wo alter La- 
byrinthknochen abgebaut. wurde, wo also das Endost zerstört wurde, 
Knochen auf ganz andere Weise als im allgemeinen bei der Perio- 
stitis fibrosa et ossificans. Entstehungsart, Beziehungen zu den 
Knochen der Labyrinthkapsel und zu dessen Gefäßsystemen sind 
wesentlich andere, ebenso wie die Rolle dieser Gefäßsysteme bei 


der Neubildung des Knochens. — Es kann, wie Ohnacker (19) 
zeigt, schwierig sein, wenn Mittelohreiterung und Hirnerscheinungen 


vorliegen, nachzuweisen, ob ein ursächlicher Zusammenhang 


.zwischen Ohr und Hirn besteht, oder ob es sich um 2 von. ein- - 
ander unabhängige Vorgänge handelt. In Verfs. Fall fand sich bei 


einem radikal Operierten Pachymeningitis haemorrhagica interna, 
die zu subduralem Hämatom und zu einem Erweichungsherd im 
Schläfenlappen geführt hatte. 
seitigen Schläfenlappenabszeß gedacht.. Ist die Möglichkeit der Ent- 


wicklung einer Pachymeningitis haemorrhagica in mehr oder weniger- 
engem Zusammenhang mit einer Otitis media zu bejahen, so dürfte 


doch die Zahl der Fälle, wo ein solcher Zusammenhang bewiesen 
werden kann, gering sein. — Marx (20) weist auf ein von ihm in 
seinen Fällen stets beobachtetes Symptom bei Extraduralab- 
szessen hin: Auffallend deutliche Pulsation des Eiters, fortgesetzte 
Hirnpulsation, die so otoskopisch sichtbar wird. Naturgemäß kann 
sie nur bei offenem Extraduralabszeß auftreten. Als Frühsymptom 
beweist die Pulsation nichts, da sie bei den meisten akuten Otitiden 
sich findet; wenn die Pulsation bei einer schon mehrere Wochen be- 
stehenden Eiterung nachweisbar ist, wird man mit großer Wahrschein- 
lichkeit fortgesetzte' Hiropulsation annehmen können. — Einen Bei- 


trag zur Kenntnis.der Scharläch-Mastoiditis bringt Rohden (21).. 


Eine doppelseitige Mittelohrentzündung entwickelte sich zur Mastoi- 
ditis; beiderseits Operation. 8 Tage nach der Operation Erschei- 
nungen, die an intrakranielle Komplikation denken lassen (Hirn- 


abszeß). In der Familie war ein Scharlachfall vorgekommen; trotz. 


steter Beobachtung auf Scharlach war- bei dem Ohrenkranken nichts 


zu finden gewesen. Als schon eine Explorativoperation erwogen 


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In erster Linie hatte man an links- - 


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wurde, trat deutliche Abschuppung: der Haut ‘auf, und wies darauf 


nungen einschließlich) nehmen ihren Ausgangspunkt von den’ Me- | 
ningen und greifen bei den sekundär- und tertiär-luetischen Fällen 
von hier aus, auf dem Wege des Nervus acusticus auf die Labyrinth- 


.. lues des Ohres betrifft hauptsächlich den Nervenstamm und ‚die 


‚im frühen Sekundärstadium, so lange wir dem praktischen Arzt kein 


"therapie. — Die von Günther (24) in 5 hirnpathologischen 


= rinthes bei den beobachteten Erscheinungen muß in Frage gestellt 


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hin, daß es sich um ein II. Kranksein im Sinne Pospischills 
handelte. — Als Ergebnis seiner Untersuchungen gibt Kraßnig (22) 
folgende auf die pathologische Anatomie der Lues des Gehör- 
organs. bezügliche Wahrscheinlichkeitsschlüsse: 1. die luetischen 
Erkrankungen des Innenohres (meta- und heredoluetische Erschei- 


teile über, die sie in erster Linie schädigen; 2. die‘ Tatsache, daß 
besonders bei der hereditären Labyrinthlües die Funktionsprüfung 
sehr häufig ein Schalleitungshindernis anzeigt; hängt‘ vermutlich 
mit perilabyrinthären zelligen Infiltrationen zusammen; 3. die Meta- 


Ganglienzellen im Rosenthalschen Kanal. Salvarsan möge in 
jenen Fällen verwendet werden, wo man mit großer Wahrscheinlich- 
‘keit noch auf eine Abortivkur rechnen kann. Salvarsan kann ver- 


. wendet werden in Fällen von Gummen und älteren syphilitischen | 


Krankheitserscheinungen überhaupt. Salvarsan erscheint bedenklich 


sicheres Mittel für richtige Dosierung an die Hand geben können, 
weil Salvarsan in diesem Stadium im Körper die Bildung der Rea- 
gine verhindert und die Auikeimung der Nervenlues besonders be- 
günstigt. — Die einzige theoretisch und praktisch begründete In- 
dikation für Panitrin am Ohr sind nach Birkholz (28) außer 
örtlichen Gefäßkrisen im Sinne Kobraks, die Präsklerose der Ohr- 
gefäße im funktionellen Sinne. Die Indikation bei Otosklerose ist 
sehr unsicher; sie deckt sich mit jeder künstlichen Entzündungs- 


Fällen beobachteten tonischen Reilexe auf die Extremitäten 
lassen sich in weitgehender Analogie auf tonische Halsreflexe zurück- 
führen, Als gemeinsame pathologische Grundlage, die diese Phä- 
nomene in den Fällen in Erscheinung treten ließen, kann in An- 
lehnung an die von Simons geäußerte Ansicht eine Verschiebung 
` der sehr komplizierten und empfindlichen tonischen Apparate durch 
zerebrale Prozesse angesehen werden. -Die Beteiligung des Laby- 


bleiben. — Bilancioni und Silvagni (25) untersuchten tierexperi- 
mentell die mit der Tuba Eustachii in Verbindung stehenden 
Muskeln aufGanglien. Diese finden sich in allen Tubenmuskeln, 


sind verschieden groß (Birnenform), stehen mit markhaltigen Ästen 


in Verbindung, die in Muskelfasern enden. Diese Ganglien wirken 
neben der direkten Inneryation. — Über Wechselwirkungen seitens 
des Gehörorgans und über, die anatomischen und physiologischen Be- 
ziehungen zwischen Gehörorgan und Zähnen schreibt Christ (26): 
Eine 17jährige Dame bekam beim Üben auf der Violine, sobald hohe 
Töne erklangen, ziemlich heftigen Schmerz in den Zähnen (Ober- 
kiefer). Hysteriesymptome außer Hyperästhesie des Nervus cochlearis 


‘ sind nicht gefunden worden. Der N. palatinus anterior, welcher di- 
rekt aus dem Ganglion sphenopalatinum kommt, kann bei psychogen - 


entstandenen Zahnschmerzen infolge musikalischer Reize eine wesent- 


"liche Rolle spielen. — 26 Tage nach Mastoidoperation traten- 


bei 6jährigem Kind klassische Meningitissymptome, Fieber 
von 890 auf. 
wie Caldera (27) berichtet, die Symptome. | 

Literatur: 1. @. K. Müller, Arch. f. Obrenhik. Bd.11l, H.1. — 2. Boß, 
Ebenda. Bd. 111, H. 2. — 3. Ruttin, Ebenda. — 4. Haima Krütgen, Ebenda. — 5. Specht, 
Ebenda. Bd.111, H.3. — 6. Bertog, Ebenda. — 7. Kelemen, Zschr. f. Hals-, Nasen-, 
Ohrenhik. Bd. 5, H.1. — 8. Völger, Ebenda. — 9. Lampert, Hbenda. — 10. Bruck, 
Ebenda. — 11. Fischer, Ebenda. Bd.5, H.3 u 4. — 12. Bigler, Ebenda. — 13, Mygind, 


Ebenda, — 14. Runge, Ebenda. — 15. Chilow, Ebenda. — 16. Vogel, Ebenda. _ 


17. Engelhardt, Ebenda. — 18. Hellmann, Ebenda. Bd. 7, H. 1. — 19. Ohnacker, Ebenda. 
. — 2%. Marx, Ebenda. — 21. Rohden, Ebenda. Bd.7, H.2. — 22, Kraßnig, Ebenda. — 


. 23. Birkholz, Ebenda. Bd.7, H.3. — 24. Güntlier, Ebenda. — 25. Bilancioni u. Sil- . 


vagni, Arch. ital. diotol. Vol. 85, F.1. — 26. Christ, Zschr. f. Laryng. Bd. 12, H. 1. — 
27. Caldera, Bollet. delle malattie dell’orecchio. Bd, 40, H.7. Int. ZbL f. Ohrenhlk. 
Bd. 22, E 10—12, \ . Mei a ` 


Aus pathologisch -anatomischen Zeitschriften. 
Von Prof. Dr. S. Gräff (zur Zeit Niigata). 


VonRheindorf wird die Anschauung vertreten, daß die Appen- 
dizitis allgemein von einer primären Infektion mit Oxyuren her- 
zuleiten sei; die Würmer verursachen Schleimhautdefekte, woran sich 
sekundär eine bakterielle Infektion anschließt; auch können die 
Oxyuren bei unversehrter Schleimhaut auf chemisch-toxischem Wege 
"histologische Veränderungen und klinische Erscheinungen auslösen. 

Brauch (1) tritt dieser Auffassung entgegen. Die echte Wurm- 
fortsatzentzündung — weitaus die größte Zahl aller Erkrankungen 


| | -1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. u : 20. Jali 


Nach Entleerung von 4 Askariden verschwanden, 


prë 


des Wurmfortsatzes — nimmt ihren Ausgang von einer rein bakte- 
riell-endogenen Infektion der unlädierten Schleimhaut. Oxyuren, 
welche sich im Wurmfortsatz finden, sind in der überwiegenden 
Zahl der Fälle ein Nebenbefund; die Häufigkeit. des Vorkommens 
von Oxyuren im operativ entfernten Wurmfortsatz ist abhängig von. 
der Höhe der örtlichen -Oxyureninfektion. In den. meisten Fällen, 
welche unter der klinischen Diagnose Appendizitis operiert werden, . 
und sich nach der Operation als mit ÖOxyuren infiziert erweisen, 
finden sich, — wenn diese Wurmfortsätze auch makroskopisch nor- 
mal erscheinen, — bei sorgfältigem histologischem Studium krank- 
hafte Veränderungen, welche. auf eine überstandene, alte, echte 
Appendizitis zurückzuführen sind und somit mit Oxyuren gar nichis 
zu tun haben; die Ursache der klinischen Beschwerden haben wir 
bei diesen Fällen ig den Residuen der alten überstandenen echten 


"Wurmfortsatzentzündung zu suchen und nicht in der Anwesenheit 
der Oxyuren. | | | | 


` 
\ 


Es gibt eine 


appendizitiden fällt; die Oxyuren-Pseudo-Appendizitis hat mit der- 
echten Wurmfortsatzentzündung nichts zu tun. Die klinischen Sym- 


ptome der Oxyuren-Pseudo-Appendizitis finden pathologisch-ana- 


tomisch ihre Erklärung im aktiven Einbohren der Parasiten in die 
Schleimhaut sowie in dem örtlichen intramuralen Entzündungsherd, 
welcher sich um einen eingebohrten, absterbenden Parasiten bildet; 
ferner ist es sehr wohl möglich, daß die Bewegungen der Parasiten 


in und auf der: Schleimhaut einen adäquaten Reiz bilden, welcher 


den Wurmfortsatz zur schmerzhaften, toxischen Kontraktion bringt; 
in. ganz seltenen Fällen kann im Anschluß an -das Einbohren einer 
Oxyuris in die Schleimhaut eine eitrige Entzündung des Organs ent- 
stehen. Die „Oxyurendefekte* und „Wurmkanäle“ Rheindorlis 
verdanken .der technischen Behandlung ihre Entstehung. = 

Die Theorie Rheindorfs von der ausschließlichen Beteiligung 
der Oxyuren bei der Genese der Wurmioörtsatzentzündung wird des- 


halb als unbewiesen und völlig haltlos zurückgewiesen. 
Gerlach (2) teilt Studien über. hyperergische- Entzün- 


dungen mit. Die bisherige Behandlung des Allergieproblems fußt 
auf der Beobachtung und Untersuchung von krankbaften Erschei- 


| nungen, die sich in Form abnormer Reaktionen bei klinischer 


Beobachtung von Tier und Mensch unter dem Einfluß wiederholter 
Antigengaben abspielen; das Arthus’sche Phänomen ermöglicht die 
Erforschung morphologischer allergischer Reaktionen an umschriebener 
‚Stelle, d. h. es gestattet die histologische Auflösung örtlicher Re- 


aktionen, deren besonderer Ablauf in ursächliche Beziehung gebracht 


wird zu dem Zustand der Allergie des Organismus. € 
Bei mehrfach mit gewissen Dosen eines Normalserums vor- 


behandeltem Kaninchen kommt es nach einer bestimmten Anzahl 
von Injektionen bei einer letzten subkutanen Injektion (Erfolgs _ 


injektion) -zu schweren lokalen Hauterscheinungen. Die Umgebung 
von der Blutbahn, Stase und Ödem mit beginnender Emigration von 
Leukozyten; schon innerhalb einer Stunde entwickelt sich eine 
hochgradige. Verquellung des Bindegewebes und eine Ischämie des 


führt und von Blutungen begleitet ist. In der Umgebung findet 
‚sich Ödem, Fibrinausscheidung und starke Anwanderung und Zer- 
fall von Leukozyten. Der zentrale nekrotische Herd wird in toto 
ausgestoßen, das Geschwür kommt auffallend rasch zur völligen 
narbigen Verheilung. Unter gleichen Versuchsbedingungen sind die 
histologischen Veränderungen bei ‘der Ratte die gleichen wie beim 
Kaninchen, nur bleibt — wie bei diesem nur am Ohr, so bei jener 
allgemein — die Haut- und Subkutisnekrose,. sowie die Geschwürs- 
bildung aus; der Unterschied der Reaktion ist nur graduell. Der 
gleiche allgemeine Reaktionsvorgang gilt für Hund, Meerschwein, 
Mensch. Allgemein von Bedeutung ist die Stärke und der schnelle 


die Größe der Dosis der Erfolgsinjektion ist bei den verschiedenen 
Tierrassen verschieden. Der Einfluß humoraler und nervöser Vor- 
gänge konnte im Rahmen der angewandten Untersuchungsweise nicht 
in Betracht gezogen werden. u 

Experimentelle Untersuchungen über die entzünd- 
liche Reaktion der Subkutisin Beziehung zum individuėllen 
Immunitätszustand veröffentlicht S. Tsuda (8). Die Reaktion 
der Subkutis auf den Reiz einerseits verschieden virulenter Keime 


| n durch Oxyuren hervorgerufenen klinischen Sym- 
ptomenkomplex, welcher unter die große Kategorie der Pseudo- 


der Stelle der Erfolgsinjektion zeigt zu Beginn völlige Absperrung 


zentralen verquollenen Gebietes, die tagelang anhält, zur Nekrose 


Ablauf der histologischen Reaktion bis zur Narbenbildung bei sen- 
sibilisierten Tieren, ohne daß die zellulären Veränderungen eine ` 
wesentliche Eigenart aufweisen. Die Empfindlichkeit in bezug. auf 


der Pneumo-Streptokokkengruppe, andererseits gleich virulenter Keime 


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| nl Bostritt also allgemein die Abhängigkeit der Reaktion 


-Organo wurde von W. H. Stefko (4) beobachtet. | 
Hunger Verstorbenen zeigen die blutbildenden Organe histologische 


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en Zustandsänderungen (Schaffung eines allergischen Zustandes) 


- des rengierenden Organismus wird histologisch untersucht. Bei der 
Triektion.schwach virulenter Keime bleiben die Kokken an der 


-  Tnjektionsstelle (Bauchwand), frübzeitig setzt sowohl eine lebhafte 


Phagözytose von seiten der Leukozyten und Bindegewebszellen als 


- zuch das Eindringen der Leukozyten in den Kokkenhaufen ein; der 


Herd wird durch Bindegewebe scharf abgekapselt, die Reaktion der 
Umgebung klingt schnell ab, die Keime verbreiten sich nicht.. Im 
schärien -Gegensatz hierzu kommt es bei hochvirulenten Keimen 


zu einer sehr geringfügigen, oft erst auf die Gewebsschädigung hin 


einsetzenden örtlichen Reaktion. Die Phagozytose kann fast völlig 


fehlen, die Keime durcheilen in wenigen Stunden die Subkutis und 
Niskelsehicht und dringen in die Subperitonealschicht ein. Bei 


Keimen mittlerer Virulenz beobachtet man an der Injektionsstelle 
— mch noch teilweise nach wenigen Stunden — die Reste: des 
- Kokkenhäufens, der von infiltrierenden Leukozyten durchsetzt und 


schlossen ist; die Phagozytose ist mittelmäßig. Die Keime haben 


aber die Neigung, sich von der Injektionsstelle aus zu verbreiten; 


die Reaktion nimmt infolgedessen allmählich einen mehr diffusen. 
.(herakter an, d. h. sie bleibt nicht so- herdförmig umschrieben 


wie bei ganz apathogenen Keimen; Abkapselung des Injektions- 
 herdes,- Abklingen der Reaktion in der Umgebung treten später 


“vonder.Stärke der einwirkenden Noxe deutlich zutage. 
-~ . Wird das Tier vor der Injektion: immunisiert, so zeigt sich 


‘ene Beschleunigung des Reaktionsablaufs,. starke humorale 


.Ablöling auch virulenter Keime, starke Phagozytose von seiten der 


Leuköryten, der Bindegewebs-Adventitiazellen und Wucherung der 


. letzteren in der Subkutis. 


Der Binfluß des Hungerns auf Blut und blutbildende 
Bei durch. 


Verändermgen. Das Knochenmark Erwachsener zeigt schon makro- 


skopisch eine grellrote Farbe und mikroskopisch bedeutende Mengen 


von Erythrozyten; bei älteren Menschen überwiegen die leukozytären 
Pormelemente. Im Gegensatz zum normalen Mark besitzt das Mark 


der Erwachsenen beim Hungernden die Fähigkeit der Fettver- 


verlüssigung; die Lipase wird bei dem Fehlen ausreichender Mengen 


‘ von Lymphozyten in die stark angehäuften Mastleukozyten verlegt.. 
- ‚Der Hunger befördert also die Bildung der Zellelemente 
` desEnochenmarks. In der Leber von-Kindern der ersten Lebens- 
-jahre ist das Auftreten der extramedullären Blutbildung bemerkens- 


„Web; in der Milz findet man eine Verminderung der Follikel. All- 
gemein fällt die Ähnlichkeit der Veränderungen beim Hunger mit 
nen bei. angeborener Ödemkrankheit auf. E Sin 4 
< Das Blut kann Verdünnung oder Verdickung aufweisen. In 
‚uierem- Falle ist die Menge der Aschensubstanz im Blute ver- 
tindert,.das spezifische Gewicht niedrig, die Erythrozytenzahl relativ 


‚Wrmindert, der morphologische Blutbestand annähernd normal; in 


letzterem Falle besteht das umgekehrte Verhältnis, dabei ist der 


‚ ‚ante morphologische Blutbestand stark verändert. 


Der häufig festgestellten hämorrhagischen Diathese. ‚liegen 


Sörugen in dem salzigen, organischen, fermentativen Blutbestande 
“m Hunger zugrunde, deren Folge Änderungen in dem Aufbau 


‚der Geäßwandungen sind; diese Gefäßveränderungen, welche das 


d der hämorrhagischen Diathese klarstellen, können sich auf 
arand des Hungerns Schwangerer auch beim Fötus finden. 


. ‚Unter dem Einfluß des Hungerns besonders im Kindesalter _ 


‚stehen Individuen mit neuen konditionellen Eigenschaften, mit 
analagung zu besonderen pathologischen ‚Prozessen (hämor- 
ann Diathese) und sogar zu-Änderungen der anthropologischen 
iust Zur Morphologie der lipoiden Substanzen im Hunger- 
Sande teilt N. Okuneff (5) mit: Kaninchen, in langdauernden 


KA zustand versetzt, zeigen keine Veränderung des Gehalts an 
‚m esierinestern der Nebenniere, eher eine Vermehrung; in den 


Hi ferschen Sternzellen der Leber und in den Epithelzellen der 
i Me Gallengänge treten Cholesterinester. auf, ebenso: in den 
fi "endothelialen Zellen der Milz und in den Wänden der 
„eren Milzarterien, was unter normalen Bedingungen niemals 


al i ne. & i 
Armen, denn totale Hunger bleibt sogar in seinen fortge 


lichen Einfluß i 
Ra een auf d Quantitä itä ° Lipoi tanzen 
‚der endokrinen Dri y | antität und Qualität der Lipoidsubsta 


d Biarea erimentelle Untersuchungen über intestinale 


I: 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29, 


m Tode des Tieres vorangehenden Stadien: ohne jeg-, 


v5 werden von H. Kawashima (6) veröffentlicht, Bei nor- 


2 > . 
or 


maler ‚Fütterung der Maus bewirkt Eisenmast nur eine sehr gering- 


fügige Siderosis im Darm; . bei Speckdiät und gleichzeitiger Bisen- 


fütterung ist die Eisenspeicherung mäßig gesteigert, während sich 
bei Eigelb-Milchdiät eine sehr -beträchtliche. großtropfige Eisen- 
speicherung ‘in den Retikulumzellen der Propria und ‘Submukosa 
sowie feinkörnige Speicherung in der Muskularis "findet. Dieses 
durch die Ernährung . beeinflußte Verhalten wird folgendermaßen 
erklärt: Die. dem Tier besonders inadäquate Ei-Milchmast ändert 
durch Durchtritt: von Teilen ‚dieser Nahrung durch das Epithel die 
Lebensbedingungen.. der retikulären Darmwandzellen. Das gleich- 
zeitig: mitresorbierte Eisen trifft nun 'eine Zelle, die sich wesentlich 


anders verhält als die normale Retikulumzelle; sie nimmt das Eisen 


auf. Diese Feststellungen mahnen zur 'Vorsicht, entsprechende Be- 
funde histologischer Art im Darm jeweils einem Zerfall von roten 
Blutkörperchen zuzuschreiben. BIN E. | 


Literatur: M. Brauch, 'Ziezlers Beitr, TL m W. Gerlach, Virch. Arch..,247. 
— S. Tsuda, Hbenda 247. — W. H. Stefko, Ebenda 247. — N. Okuneff, Zieglers Beitr. 71. 


— H, Kawashima, Virch. Arch, 247. 


| . Aus ‘den neuesten Zeitschriften. _ 
u Pu | (Siche auch Therapeutische Notizen.) Zr 
| Klinische Wochenschrift 1924, Nr. 22. Be 
Atypische Formen der funikulären Myelitis beschreibt Henneberg 
(Berlin). Das_vollentwickelte Krankheitsbild der funikulären Myelitis ist 


charakterisiert durch ein für die Krankheit typisches Gemisch von Hinter- ` 


und Seitenstrangsymptomen: mehr oder minder hochgradige Anämie, all- 


. gemeine Schwäche, . Parese der Beine, Hypotonie oder Fehlen der Sehnen- 
reflèxe bzw. leichte Spasmen und Reflexsteigerung, Babinski, paretisch- bzw. 


spastisch-ataktischer Gang; Parästhesien in den Händen und Beinen, distal 
zunehmende Abstumpfung der Hautsensibilität in den Beinen, ‘Herabsetzung 
des Lagegefühls in den’ Zehen, leichte Ataxie in den Armen, Fehlen der 
Bauchdeckenreflexe, Blasen- und Mastdarmschwäche. Als atypische Formen 


-sind solche Fälle-anzusprechen, bei’ denen zunächst entweder die Hinter- 


strangerkrankung oder die Seitenstrangerkrankung am deutlichsten hervor- 


tritt, jedöch ist es sehr selten, daß bis zum Lebensende ein reiner oder . 


fast reiner Hinter- bzw. 'Seitenstrangtypus bestehen bleibt. Fälle von 
reiner Hinterstrangerkrankung sind mehr beschrieben worden, anatomisch 
fand Henneberg in einem klinisch reinen Fall lediglich ein beginnendes 


` Lückenfeld am vorderen Septum; bemerkenswert ist, daß die Hinterstrangs- 


degeneration bei funikulärer Myelitis niemals tabiform ist. Ob Fälle vor- 


‘gekommen, bei denen sich die Degeneration auf: die Seitenstränge beschränkt, 
ist zweifelhaft. Sind die Pyramidenseitenstrangbahnen ergriffen,. so -stellt 


sich klinisch das Bild einer spastischen Spinalparalyss dar, in einem solchen 


beobachteten Fall fand sich jedoch anatomisch auch Hinterstrangsdegene- - 


ration. Zuweilen kann durch Auftreten von Kontrakturen in den Beinen, 


. durch das Vorhandensein von einer mehr oder weniger deutlich segmental 


abgegrenzten Sensibilitätsstörung an Brust oder Rumpf das Bild. der funi- 
kulären Myelose dem einer Querschnittsläsion des Rückenmarks’ sehr ähnlich 
werden. Henneberg beschreibt einen.solchen von ihm beobachteten Fall, 


dieser klinische Typus der Krankheit ist selten. Anstatt der bisherigen | 


Bezeichnung der Krankheit als „funikuläre Myelitis“ schlägt Henneberg 


die Bezeichnung „funiküläre Myelose* vor in’Analogie von Nephrose. 


Einen Beitrag zur Frage der Entstehung. der Blutdrucksteigerung 


und Pulsverlangsamung bei Kompression. arterlovenöser Aneurysmen 


bringen Gerlach und Harke (Hannover). . Sie "hatten . Gelegenheit, ein 
faustgroßes, durch Schußverletzung entstandenes arteriovenöses Aneurysina 


in der. Kniekehle operativ zu behandeln. Blutdruckmessungen' vor. der 
Operation zeigten, daß bei Kompression des Aneurysmas der Blutdruck’ 
um 10 mm: Hg anstieg bei gleichzeitigem Absinken der Pülszahl um 
28 Schläge. Nach ausgeführter Lumbalanästhesie rief Kompression des 
Aneurysmas Blutdrucksteigerung um 20 mm Hg hervor bei gleichzeitigem 
Absinken der Pulszahl um 82 Schläge; Ausschaltung des periarieriellen 


Sympathikusgeflechts war ohne Einfluß. Nach Wiederherstellung normaler 


_ Gefäßverhältnisse bleibt Kompression der großen Körperschlagadern ‘ohne 


wesentlichen Einfluß auf Blutdruck und Puls. , Auf Grund ihrer Beob- 
achtung lehnen Gerlach und Harke die ‚Ansicht von Frey, daß die 
Blutdrucksteigerung bei Kompression arteriovenöser Aneurysmen suf reflek- 
torischem Wege zustande komme,. ab. | K = 


 Kochsalzbrei und Jodoformglyzerintannin in ‚der Behandlung der t 
-Hauttuberkulose und. der kalten Abszesse im Kindesalter ‚empfiehlt Keil- | 


mann (Berlin). Auf Grund der von Martenstein angegebenen Methode 
wurden 16 Fälle von Skrofulodermen, Lupus vulgaris und tuberkulöser 


Ulzera mit Kochsalzbrei behandelt und stets eine verhältnismäßig rasche 


Heilung erzielt unter Bildung einer glatten Narbe. Grundbedingung- ist 
genügende Zerstörung des kranken Gewebes, deren Gradmesser die genügend 


21018. 


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1016 


.kationen. 


: Mageninhaltes in die Spritze. 


. menten am Hunde. 


tiefe Ulzeration ist. Mit der von Wederhake angegebenen neuen Mathode 
der Behandlung kalter Abszesse mit Jodoformglyzerin und anschließender 
Tannininjektion wurden bei nicht zu großen kalten Abszessen ‚gute Erfolge 


‚ erzielt. Für sehr große Abszesse scheint jedoch diese Methode nicht ge- 


eignet zu sein. H. Dau, 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 21. 
Es gibt, worauf Rudolf Th. Jaschke (Gießen) von neuem hinweist 


keinerlei örtliche oder allgemeine Symptome der Retroilexio' uteri 


Alle im einzelnen feststellbaren Symptome finden sich genau s0 bei ante- 
fiektiertem Uterus und sind fast ausschließlich abhängig von Kompli- 


Die Retroflexio verdankt oft derselben Grundursache ihre 
Entstehung wie diese Komplikationen. 


Zur Ätiologie der Metropathia uteri äußert sich W. issmans 
(Berlin). Psychische Einflüsse sind imstande, Blutversorgung, Motilität und 
Sekretion eines Organes zu stören. Unlustbetonte Affekte wirken auf die 


Blutverteilung des Körperstammes in dem Sinne, daß die Bauchorgane mit 


mehr Blut durchströmt werden. Durch diese im Ablauf von 28 Tagen im 
normalen Frauenleben unlustbetonten Affekte wird eine vasomotorisch 
lokale höhere Erregung erzeugt. Es kommt zu erhöhter Durchblutung des 
Organs, zu einer auf mangelhafter Motilität der glatten Muskulatur be- 
rubenden. Stase. Sehr oft ist diese Insuffizienz des Uterus eine Folge der 
Insuffizienz gynäkologischen Handelns. Demgegenüber werden Frauen, die 
man durch Persuasion von der Gesundheit ihres Körpers überzeugt, von 


. ihrer Insuffizienz geheilt werden. 


Der sog. Leukozytensturz ist nach Ernst Friedrich Müller 
(Hamburg) als eine Verschiebung von Leukozyten aus Peripherie und 
Herz in das Gebiet der Lebergefäße aufzufassen. Die beim Leukozyten- 
sturz aus der Peripherie verschwindenden Leukozyten reichern sich in der 
Leber an, 


Der Tonuszustand des vegetafiven Nervensystems ändert sich nach 
F. Glaser (Berlin-Schöneberg) an verschiedenen Tagen: 


an einem Tage 
nach Milchaufnahme vagotonische Leukopenie, an einem anderen sym- 
pathikotonische Leukozytose. Leukozytensturz tritt ebenso wie Leuko- 
zytenanstiog rein reflektorisch auf. Die durch „psychische“ Mahl- 
zeiten erzeugten Leukozytosen und Leukopenien. finden ihre Erklärung 
durch vasomotorische Reflexe, die durch die suggestive Magensaft- 
sekretion entstehen. 

Nach C. Bachem (Bonn) verbinden die Wundantiseptika Chlor- 
und Bromalbertan mit ihrer geringen Giftigkeit eine starke anti- 
septische Kraft, Sie sind. ferner geruchlos. Ihre sekretions- 
hemmende Wirkung ist deutlich ausgespröchen. Die beiden Mittel 
verdienen daher in der Chirurgie, Gynäkologie, Dermatologie usw. nach- 
geprüft zu werden. 

- Als Magenschlauch empfiehlt G anter (Würzburg) einen halbstarren 
dünnen Gummischlauch. Die Einführung erfolgt leichter als die des 
üblichen dicken Magenschlauches. Infolge der geringen Dicke und Starre 
des Schlauches läßt‘ sich eine Läsion der Magenschleimhaut vermeiden, 
Auch bei vorhandenem Aneurysma ist daher die Gefahr der Ausheberung 
wesentlich geringer. Wird nach Einführung des Schlauches mit Hilfe einer 
Spritze aspiriert, so bekommt man fast momentan den flüssigen Teil des 


Durch diese Aspiration wird vermieden, daß 
der Kranke zur. Herausbeförderung des Mageninhalts den Brechakt an- 


wenden muß, Es wird viel seltener Mageninhalt neben dem Schlauch | 


in den Pharynx gelangen und Hustenreiz auslösen. Der Durchmesser des 
Schlauches beträgt 6 mm (an Stelle der 12—15 mm des gewöhnlichen 
Magenschlauches). Die Dicke der Wand mißt etwa 11/,mm, so daß für 
das Lumen 31/, mm übrig bleiben. Der Durchmesser eines Auges beträgt 


2—83 mm, die Länge des Schlauches 80 cm. F. Bruck. 


Zentralblatt für Chirurgie 1924, Nr. 22 bis 24. 


Nr. 22. Lumbalanästhesie, Blutdrucksenkung und Vasomotoren 
besprieht Ziegner (Küstrin) nach klinischen Beobachtungen und Experi- 
Bepinseln des Rückenmarks mit Kokainlösung ver- 
ursacht beim Hunde Lähmung und Senkung des Blutdrucks. Die Blut- 
drucksenkung wird verursacht durch die Lähmung der Vasomotoren- 
zentren in dem kokainisierten Rückenmarksabschnitt. Die Lähmung der 
Vasomotoren des Splanohnikusgebietes verursacht ein Abströmen des 
Blutes in die Bauchgefäße und senkt dadurch den Blutdruck. 

Die Segmentierung nach Springer am Oberschenkel empfiehlt 
Rudolf (Sternberg). An dem hochgradig verkrümmten Oberschenkel eines 
2i/,jährigen Kindes wurde ein um 180° gedrehtes keilförmiges Stück des 
Knochens in den Knochenhautschlauch wieder eingefügt. Durch Draht- 


extension hinter der Achillessehne wurde das Bein senkrecht nach oben 
gezogen. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


u ‚29 20. Juli 


Stück ab. Auch bei kleineren Steinen ist bei Durchschneidung die Bil- 


Palpieren, ebenso sind zu vermeiden mit Ziehen und Zorren verbundene 


Bauchoperationen mit Vagusblockierung empfiehlt Ahrens (Rem- 
scheid). Der Magen wurde mit 20 ccm 1/,°/iger Novokain-Supra- 
reninlösung umspritzt. Danach verursacht Zug am Magen nicht mehr 
Verlangsamung des Pulses. Es traten keine Lungenentzündungen. mehr auf 
die Narkose verlief ruhiger als sonst und die Kranken zeigten nach dem 
Erwachen Wohlbefinden. 

Zur Pneumoradiographie der Blase teilt Rosenstein (Berlin) mit, 
daß 'sich durch Einspritzung von Sauerstoff in das Cavum Retzii und- 
gleichzeitige Anfüllung des Blaseninnern mit Sauerstoff die . Wand. der 
Harnblase zur Anschauung. bringen läßt. Dadurch lassen sich - Blasen- 
tumor, Biasendivertikel und -steine gut darstellen. 

Nr. 23. Zur Frage der Gallensteinbildung bemerkt Au Krogius 
(Helsingfors), daß die Selbstsprengung der Gallensteine in der Blase unter 
Bildung von vielgestaltigen Bruchstücken, die sich dann mit einer ge- 
schichteten Schale umgeben, und so zu scheinbar selbständig entstandenen 
Steinen werden, eine ganz gewöhnliche Erscheinung ist. An der Ober- 
fläche größerer Steine sieht man zuweilen verschiedene weiße Linien 
und beim Anfassen der Steine spaltet sich in diesen Trennungslinien ein 


dung aus einem Fragment erkennbar. Durch Selbstsprengung der Gallen- 
steine in der Blase entstehen die multiplen, faszettierten Steine. 

Zur Blutung und Perforationsgefahr nach konservativen Magen- 
operationen wegen Ulkus weist Wagner (Lübeck) darauf bin, daß nicht 
dringend genug gewarnt werden kann, vor unnötig langem und kräftigem- 


Demonstrationsversuche des Ulkus, besonders bei verstecktem Sitz und ge- 
 waltsamer Zug an dem sitzengebliebenen Geschwür bei ‚Austührung der 
konservativen Operation. 

Das Enzephaloskop, das von Volkmann (Halle) smpi wird, 
gestattet gleichzeitig durch den Schaft Liquor abzulassen, die Kammern 
zu spülen und dabei Beobachtungen zu machen. Es ist bequem zu sterili- 
sieren. (Hergestellt von C. G. Heynemann, Leipzig.) 

Eine praktische Modifikation der Phimosenoperation nach Rosner 
wird von Falb (Schwerin) empfohlen. Das innere Blatt der Vorhaut wird 
durch Schrägschnitte von dem Mittelschnitt aus gespalten, so daß zwei 
dreieckige Lappen entstehen, welche durch Uimlegen in den Längsschnitt 
des äußeren Lappens eingenäht werden. 

Nr. 24. Urotropin oder Katheterismus bei der postoperativen Harn- 
verhaltung bespricht Starlinger nach den Erfahrungen der I. Chirurgi- 
schen Universitätsklinik Wien. Bei dem seltenen Auftreten einer post- 
operativen Harnverhaltung ist es unnötig, regelmäßig im Anschluß an 
die Operation 5—10 cem 40 %/,iger Urotropinlösung einzuspritzen. Die Ein- 
spritzung ist vermutlich unschädlich, aber ihre Wirkung ist unsicher. 
Daher ist im Interesse der Kranken der zuverlässige sterile Kathe- 
terismus in der Regel vorzuziehen. 

Zur Entstehung des Knickplattiußes erklärt Brandt (Halle), daß 
das wesentliche prädisponierende Moment nicht im Rückfuß, sondern im. 
Vorfuß zu suchen ist. Therapeutisch ist in erster Linie die supina- 
torische Aufbiegung des Vorfußes zu beseitigen und eine stärkere 
Senkung des ersten Mittelfußköpfchens zu erstreben. Bei der Keil- 
osteotomie aus dem Tarsus ist das Hauptaugenmerk bei der Bestimmung 
des Keiles auf. das Tiefertreten des ersten Mittelfußköpfchens zu richten. 


K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 23. 


Die Vakzinebehandlung der gonorrhoischen Adnextumoren ist nach 
den Erfahrungen von Weinzierl an der deutschen Universitätsklinik Prag 
nicht nur als Proteinkörpertherapie aufzufassen. Verglichen wurden die 
Behandlungserfolge nach Einspritzungen von Arthigon intravenös 0,2—2,0 com, 
Kaseosan ebenfalls intravenös und Kuhmilch 5,0—10,0 cem intraglutäal. 
Nach Arthigon zeigten nur diejenigen entzündlichen Genitalleiden eine 
Herdreaktion, welche durch Gonorrhoe verursacht waren. Die Gono- 
kokkenvakzine ist für die Diagnose und Behandlung am besten geeignet. 
Die Einspritzungen von Kuhmilch und. Kaseosan eignen sich zur Behand- 
lung der übrigen entzündlichen Genitalleiden. Die Vakzinebehandlung ist 
nur zum geringen Teil eine Proteinkörperbehandlung. Die Hauptursache 
ihrer Wirksamkeit ist ein spezifischer Faktor 

Icterus neonatorum und Widalsche Reaktion haben Simon und 
Swetana Wellewa an der Universitäts-Frauenklinik München untersucht. 
Auffallend ist das häufige Zusammentreffen von alimentärer Leukopenie 
und später auftretendem Ikterus. Legt man der alimentären Leuko- 
penie eine Störung im Vagustonus zugrunde, so würde dieser positive 
Ausfall der Widalschen Reaktion bei Neugeborenen dafür sprechen, daß 
die Tätigkeit der Verdauung eine Gefäßerweiterung im peripheren Kapillar- 


gebiet bewirkt. Danach sind die Neugeborenen im allgemeinen als 
Vagotoniker aufzufassen. 


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Alle diese Behandlungsmethoden beziehen ‚sich auf die Veränderung‘ 
des asthmatischen Zustandes. Die Behandlung des akuten, Anfalles wird 
nach den bisherigen erprobten Methoden durchgeführt, von denen die In- 
' jektion von 0,2—0,6 ocm Adrenalin ‚möglichst im Anfang des Anfalles sich 

dem Verf. als die bei weitem beste erwiesen hat. © © ; A 

‚Das zahlreiche Vorkommen von ‘Hypertonien veranlaßte Lepehne 
(Königsberg) nach anfänglichen Versuchen mit intravenösen Kieselsäure- 
spritzen, die aber nur Unvollkommenes leisteten, intravenöse ‚Natrium 
nitrosum-Injektionen bei Hypertonie vorzunehmen. Er ging dabei von 
‘ dem Grundsatz aus, daß Spasmen oder erhöhter Tonus der Gefäße an der 
Blutdrucksteigerung und. den Beschwerden der Kranken weitgehend be- 
teiligt sind, mag es sich nun um eine Arteriosklerose, Nephrozirrhose oder 
genuine Hypertonie handeln. Der. peroralen Darreichung der Romberg- 
schen Zusammenstellung (Natr. nitros. 0,03, Kal. nitr. 0,2, Natr. bicarb. 
1,8; S. morgens nüchtern 1. Pulv. in !/, Liter Wasser) bleibt öfters der 
Erfolg versagt, wo subkutane oder intravenöse Injektionen des reinen Natr. 
nitros. noch ‚Erfolge zeigten. In allmählich steigenden Dosen ‘wurden. 
12—15 Injektionen einer 1—2°/,igen sterilen Lösung ohne nennenswerte: | 
Nebenerscheinungen ausgeführt. Von 40 bisher behandelten Patienten zeigten hai Er CR 
22 = 55 0/, eine erhebliche Besserung ihres Zustandes. Die Beschwerden: Mar 
Schwindelgefühl, Ohrensausen, . Beklemmungsgefühl, Herzklopfen, 'rheuma- 
toide Schmerzen, Atemnot, schlechter Schlaf usw. ließen mehr oder weniger 
nach, um in einzelnen. Fällen ganz zu verschwinden, * Beginn der Besse- 
rung meist nach der 4.6. Injektion. Gewöhnung: wurde nicht beobachtet. 
Die Besserung trat öfters unabhängig vom Blutdruck ein. Bei Anfällen 


Unfertemperaturen bei gesunden Neugeborenen’'hat von den Steinen 
an der ‘gebürtshilflichen Abteilung des Landeskrankenhauses in Braun- | 
schweig festgestellt: Häufiger, als bisher beobachtet worden war, bewegen 

sch die Temperaturen Neugeborener zwischen 84—836% r 
Vorzeitige Ablösung der Plazenta durch die Kiellandzange hat 
' Greenhill (Chicago) an einem Fall beobachtet bei einem tief im Becken. 
in rechter. Binterhauptslage eingetretenen Kopf. Sobald die Zange ge- 
schlossen wurde, trat eine Blutung ein. Infolgedessen Beendigung der 
Geburt. mit der Wiener Schulzange. Die Besichtigung der Nachgeburt 
zeigte, daß.sich an der einen Seite der Plazenta durch die Wirkung der- 
Zange die Chorionschicht abgelöst hatte. Ä | 
. Sectio caesarea bei Atresia vaginae congenita hat Broßmann 
(Jágerndorf) ausgeführt. Zwischen den kleinen Schamlippen befand sich. 
eine derbe Gewebsbrücke; beiderseits von ihr gelangte man in eine zwei- 
fogergliedtiefe Tasche, in deren Tiefe man hinter einer derben Gewebs- 
platte: den kindlichen Schädel fühlte. Da eine Entbindung auf natürlichem 
Wege unmöglich war, wurde der Kaiserschnitt gemacht und eine Entfernung 
des Uterus angeschlossen. | we Zu Ä 
Zum transperitonealen Kaiserschnitt bei Eklampsie erklärt Wagner. 
(Lübeck), daß zur Erreichung guter Ergebnisse zu beachten ist vorsichtige 
- Anstführung der Narkose mit Vermeidung von Abkühlung. Ferner ist 
- die Wunde der Gebärmutter durch zwei fortlaufende Katgutnähte und 
eins-Serosanaht aus Seide zu sichern und .die Uterusserosa durch eine 
vieto Naht am Bauchfell zu verankern. Der schnell und exakt ausgeführte 
fransperitöngale zervikale Kaiserschnitt ist das beste ‚Entbindungsverfähren 


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‚hei Rilampsie, K.. Bg. von Angina pectoris war kein Erfolg zu beobachten.: Wiederholte Kuren f 
Fe p in Abständen von einigen Wochen sind zu empfehlen. Beim Vórbeispritzen i 

. Therapie der Gegenwart, 3. Heft, März 1924. ya entstehen keine schmerzhaften Infiltrate, wie bei der Kieselsäure. i 


. ` Bei einer statistischen Zusammenstellung aús'den Jahren 1910 bis 
1923 über die Erfolge der üblichen Choreatherapie kommt Schnur- 
mann (Berlin) zu einem ziemlich resignierenden Fazit. Die relativ gün- 
stigsten Aussichten für den. Praktiker, besonders bei Fällen mit starker 
Unruhe, bieten laue Ganzpackungen und die Anwendung von Hypnotieis 
(Luminal, Veronal, Chloralbydrat, Morphium und Skopolamin). Andere 
Mittel, die"versucht werden können, sind Sol. Fowleri, 8mal täglich 4 bis 
12 Tropfen, an- und absteigend, Neosalyarsan 1—3 mal 0,3 intramnskulär 
in Abständen von 6—9 Tagen, Melubrin 3—4mal täglich 0,5, diese Mittel in (s 
Kombination mit Bettruhe und Isosierung. Schließlich die. beiden letzteren | AA 


Die modernen Anschauungen über die antiallergische Therapie des 
‚Asthma bronchiale erörtert Storm van Leeuwen (Holland) in eingehen- 
den Darlegungen. Er teilt zunächst das Asthma im großen und ganzen 
in zwei Gruppen ein, eine solche, für die das Klima den bestimmenden Faktor 

- ‚dantellt, und solche, bei denen eine einzige spezifische Substanz (per os 
oder per inhalationem) die Anfälle verursacht. Die erste große Gruppe 
(00-909, aller Fälle) verdankt ihre Entstehung der Inhalation von 
g, „Missmen“, deren eigentliche Natur zwar unbekannt ist, aber doch. 

den toxischen Stoiwechselprodukten gewisser Getreidearten zu suchen 
it die mit Milben oder Schimmelpilz infiziert sind. Asthmakranke mit. 


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diser Ätiologie wären durch Überführung in miasmenarme oder miasmen- | Maßnahmen ohne Medikation  _-  . Tarnogrocki (Pölitz), 

dreio Gegenden (z. B. Meeresküste, Gebirge) zu. bessern bzw. zu heilen. | ae in : erh o O EIR Kurt, IRRE I RaT 
Dabei soll’ aber individualisierend der Gesichtspunkt der .„allmählichen ‚Aus. der. neuesten tschechischen Literatur. ; det, NE NIE AE E 
Desensibilierung“ beachtet werden, d. h. der Ort muß so gewählt sein, daß Der Nachweis des antitryptischen und diastatischen Fermetts im en a ie SR 

| a ihm dem Kranken noch kleinste Mengen von Miasmen zugeführt werden, | Blut läßt sich, wie Kafka und Hlava gefunden haben, in der Psychiatrie 2, REN 

die einen fortwährenden Reiz auf seinen Abwehrorganismus ausüben und | differentialdiagnostisch verwerten. ‘Bei Karzinom, seniler Demenz, Gehirn- ` la TER 

dadurch die Sensibilisierung nicht erlahmen lassen. Praktisch bedeutet | arteriosklerose und. Schizophrenie, also durchweg somatischen Störungen | ea iy i 

das, den Kranken an solchen Ort zu schicken, wo er gerade noch imstande | progredienten Charakters, besteht eine reaktive Röziprozität, indem die Ä WAR Bi 

st, ordentlich und ohne große Beschwerden zu leben. Läßt sich aus | antitryptischen Titer stets ein Maximum aufwiesen, wenn die ‚diastatischen | BE en 


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wialen oder anderen Gründen diese Behandlung nicht durchführen, so ist 
Se nicht spezifische, antiallergische Therapie anzuraten, deren Grundlagen 
af der Erkenntnis beruhen, daß durch interkurrente Krankheiten, bei 
denen artfrernde Eiweißprodukte in den Körper eindringen, das Asthma 
Ar häufig beeinflußt wird, Verf. empfiehlt hierfür das Alttuberkulin - 
ALOA, Koch). Einzelheiten über die Dosierung sind im Original nacb- 
alesen, Bei Versagern oder für den Fall, daß diese Therapie nicht schnell 
. Bang zum Ziele führt, sind 1 O/pige bis 1 °/,ige Schwefelöle, Milch, Vakzine . 
or Pepkon-Witte (letzteres genau ®/, Stunden vor jeder Mahlzeit 0,5 g) 
au versuchen. | a 

; Die zweite kleine Gruppe beruht auf Überempfindlichkeit gegen 
' Ingendeine, - meistens kolloidale Substanz, die entweder auch mit der Luft 
"ngtalmet; wird oder mit der Nahrung im Magen-Darmkanal resorbiert 
Kr Die hierbei in Betracht kommenden „Allergene“ können Tierhaare, 
ern, Pferdehautschuppen, Ipekakuanahbpulver, Nährstoffe (Bier, Milch, - 


Titer minimal waren; bei allen wurden auffallend ähnliche Titer beobachtet. 
‚Bei Epilepsie sind die Schlüsse unsicher. (Cas. lék. česk. 1923, Nr. '45.) 
| Bei einem Fall von Hämophilie,' die sich durch drei Generationen. 
in der männlichen Nachkommenschaft vererbte — der Großvater 
väterlicherseits, der Vater, ein Bruder und ein Vetter (Sohn einer Schwester 
des Vaters) waren Bluter — erzielte B. Vesely einen glänzenden ‘Erfolg, 
der ein dauernder blieb, mit einer einzigen subkutanen ‘Injektion von 
20 ccm normalen Pferdeserums. (Čas. lék. česk. 1923, Nr. 46): 
Auf Grund experimenteller und . klinischer . Erfahrungen (Klinik 
Kostlivý, Bratislava) plädiert K. Koch für den’primären Verschluß der GER 
. Bauchhöhle auch bei eitriger Peritonitis, wenn die Infektionsquelie be- | Je 
seitigt und die Bauchhöhle gründlich gereinigt wurde. Die Drainage 
des Peritoneums stört die Schutzvorrichtungen des Bauchfells, Nach guten > ÄRGERT OR 
‚ Erfabrungen der vorangehenden Jahre wurden im Jahre 1923 von 27 Fällen | | IA) 
mit eitriger Peritonitis 19 primär geschlossen und 8 drainiert; von den. KE 


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Asch), Arzneimittel (Antipyrin, Salizyl usw.) sein. ` Die spezifische Dia- |: ersteren, starb ein einziger 8 Stunden nach der Operation, die sehr spät yet 1 
e dei Feststellung eines der ursächlichen Allergene ist möglich: 1, durch | vorgenommen worden War, Vol: den letzteren aber 2. (Čas. lék. Česk. \ pi iaag P 
9 Fee Probieren, ob eine verdächtige Substanz einen Anfall hervorruft, |. 1923, Nr. 46.) > z Er Ä M eue O Rri a 
‚ rch Hautreaktion, bei der man auf eine skarifizierte Stelle eine kleine  Lipolytische Fermente im Blute lassen nach Ù. Felklovä dia- Mt 
Ange des -Allergens bringt und in positiven Fällen eine große, weiße, | gnostische Schlüsse zu; Leber- oder Pankreaslipase im Serum deuten "auf RT 
Wekargähnliche Quaddel erhält. Nach dieser spezifischen Diagnose ist | eine Läsion der Leber bzw: des Pankreas hin. Leberlipase bei Tuber- ; ERSTE w 

. an « a . “a: _ Pe ° ann í P . . jr BR a BR TEER ETSE Dr 

m die -spezifische Therapie“ durch Injektionen mit kleinen steigenden | kulose spricht frühzeitig für eine parenchymatöse öder- fettige Veränderung N NT AEREE EDDIE TI l 

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in gae Allergens möglich, über deren Ausführung Verf. einige Beispiele | der Leber. Bei Diabetes fand der Autor regelmäßig Leberlipase bei’ älteren IK IC ao | DEE: 

l ae gibt, Selbstverständlich kommt bei diesen auf’ einer spezi- | und Pankreaslipase bei jüngeren Kranken; es scheint also, daß. bei älteren ape rai len, | 
< en Überempfindlichkeit beruhenden Asthmakranken auch die völlige Diabetikern ‚vorwiegend diè ‚Leber, bei. Jüngeren vorwiegend das Pankreas. REN FREIE 
Be meidung des als kausales Agens erkannten Allergens als Heilfaktor 20 erkrankt. (Cas. lék. česk. 1924, Nr. 4.) ee : l a po A - E 
‚acht, ferner als wertvolle Unterstützung eventuell auch die unspezi- K. Henner beobachtete einen Fall von atrophischer Myotonie mit o 
ai Tuberkulintherapie, Bei der Diät ist in beiden Gruppen nach | ausgesprochen neuropatbischen Atrophien, Bulbärsymptomen ‘und Zeichen Nan mare chal A i 

: oe $ .. è n i an ` y . ' ar È t (ol EN xii : 
‘aeren Erfahrungen auf eine purinfreie Nahrung zu achten. | einer Läsion auch des. zentralen Neurons. Der Fall weist das "höchste like 2a | 
Ber e | | l Oo T. | Ä Ä p y 2 BERNER SANS. 
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1018 | ` 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.29. 20. Juli 
68 Jahre) bisher beobachtete Alter auf, es fehlen alle extramuskulären 
Erscheinungen; es bestehen ausgebreitete fibrilläre Zuckungen der -Zunge, 
. diese ist exzessiv atrophisch; ‘die Sebnenreflexe der unteren Extremitäten . 
sind erhalten. Es bestehen keine myopatbischen Symptome, es fehlen 
-= dystrophische Zeichen. (Čas. lék. česk. 1924, Nr. 3) | 

| K. Neuwirt beschreibt einen interessanten Fall von Nierentumor 
(atypisches Osteocystadenoma sarcomatodes oder l’Epithelioma vegstant) 
und bemerkt zur Diagnose der Nebennierentumoren: Zu verwerten 'sind die 
Gürtelschmerzen, besonders wenn sie bald, noch bevor man einen Tumor 
tastet, auftreten; leicht ist die Diagnose, wenn man neben dem Tumor die 
Niere findet, schwerer, wenn er mit der Niere verwachsen ist; der Neben- 
- nierentumor wächst gegen die Zwerchfellkuppe, er wächst mehr. in die 
Breite als in die Länge und verdrängt den Magen nach rechts und den 
‚Dickdarm nach unten und innen; normaler Harnbefund und normale Nieren- 
funktion genügen nicht zur Diagnose. Nebennierentumoren verursachen 
keine Symptome, die auf eine Störung der Nebennierenfunktion hindeuten; 
Fieber, das nicht anders zu erklären ist, spricht für den Nebennierentumor. 
(Rozhledy v chir. a gyn. 1923, Nr. 5/6.) 

Mit der Milchtherapie erzielte O. Bittmann bei entzündlichen 
Adnextumoren ausgezeichnete subjektive und objektive Erfolge. Von 
193 Fällen wurden 131 klinisch geheilt, 54 gebessert und nur 8 blieben 
ungeheilt. Er injizierte abgekochte Kuhmilch in Dosen von 14 ccm jeden 
zweiten Tag intramuskulär oder subperiostal, ohne jemals eine Schädigung 
der Patientinnen gesehen zu haben. (Bratislavské lék. listy 1923, Nr. 45.). 

Die ungestörte Entwicklung der Sprache ist, wie M. Soemann 
behauptet, von der intakten Funktion des Kleinhirns: abhängig. Wenn 
dessen regulierender Einfluß auf die Komplexe der koordinierten verbo- 
artikulären Bewegungen entfällt, dann entwickelt sich die Sprache ver- 
spätet. (Čas. lék. &sk. 1928, Nr. 51.) 

Daß der negative Ausfall der Schickschen Reaktion Diphtherie mit 
Wahrscheinlichkeit ausschließt, kann A. Doskočil nicht bestätigen. Nach 
seinen Erfahrungen besteht. zwischen dieser Reaktion in ihrer heutigen 
Form und der Menge des Antitoxins im Blute.des untersuchten Menschen 
in der Mehrzahl der Fälle kein ziffernmäßiges Verhältnis. Die positive 
Reaktion bei Menschen 'mit genügender Menge von Antitoxin ist nur zum 
Teil durch die koktostabile Kom pononig des. Präparates a (Čas. lék. 
česk. “1928, Nr. 51.) : 

L. Liebich teilt einen Fall mi in welchem ein Fremdkörper —. 
Zweihellerstück — 11 Jahre in einem Bronchus verweilte. Der Fremd- 
körper hatte die Stimmritze passiert, ohne daß Patient etwas merkte, ver- 
ursachte die ganze Zeit nur anfallsweise auftretenden Husten und wurde 
eines Tages expektoriert. (Čas. lék. česk. 1923, Nr. 51.) 

Die subkutane Symphysiotomie hat nach A. Ostr&il den Behand- 
lungsplan bei der Leitung der Geburt beim engen Becken gänzlich ge- 
ändert, denn bei Multiparen mit mittleren Graden des engen Beckens, bei 
protrahierter Geburt, vorzeitigem Abfluß des Fruchtwassers und infiziertem 


4 Fällen bewährt, obwohl nur 5 g des Extraktes verwendet wurden. Den- 
selben Vorgang empfiehlt der Autor aber auch für die Behandlung der 
Oxyuriasis. (Bratislavské. lék. listy 1923, Nr. 4.) | = a 

Tetramethylammoniumchlorid bewirkt, wie Pechäü und Tröger 
zeigen, in Dosen von 0,001 mg am isolierten Froschherzen eine Herab- 
setzung der Kontraktilität des Herzens bis zum Stillstand in Diastole, 
Größere Dosen steigern die Kontraktilität des Kammermuskels, die rasch 
zur Dauerkontraktur übergeht. (Bratislavské lék. listy 1923, Nr. 4.) 

Zur Therapie des Kindbettfiebers empfiehlt W. Rubeška prophy- 
laktisch 20 Tage vor der Geburt und 10 Tage später je eine Injektion von 
Streptokokkenvakzine (150 bzw. 500 Millionen). Wenn die erste Injektion 
‚nieht gegeben wurde, gebe man die zweite bei Beginn der Geburt. Wenn 
auch diese nicht möglich war, gebe man sub partu 50—100 ccm eines 

Ä polyvalenten Streptokokkenserums und 500 Millionen abgetöteter Strepto- 
kokken. Bei ausgebrochener Sepsis ist eine Lokalbehandlung nur selten 
und nur ausnahmsweise indiziert oder möglich und ihre Erfolge sind sehr 
zweifelhaft, Im übrigen sieht man gute Erfolge von Streptokokkenvakzine 
(66,9°/, der Fälle), dann folgt Dispargen, Milch, Kaseosan und Elektrargol. 
In schweren Fällen versagten alle. (Öas. lék. česk. 1924, Nr. 1.) 

Von allen spezifischen antituberkulösen Mitteln bat sich nach. 
Vl. Sichan im Albertinum (Senftenberg) das Tuberculomucin Weleminsky 

am besten bewährt; der Autor beginnt mit 0,2 mg intradermal, steigt jede 
Woche um 0,2, bei sehr abgeschwächter Reaktivität um 0,4—0, 6 mg, bei 
fieberhaften Fällen um 1,0—2,0 mg. Er vermutet, daß es sich hier um einen - 

 Bakteriophagen bei einer chronischen Erkrankung handelt und daß die. 


Bildung des Muzins auf dem Abwehrkampf der Mikroben gegen den Bakterio- | 
phagen beruht. (Čas. lék. česk. 1924, Nr. 4.) 


Gegen Schlaflosigkeit infolge Hypertension empfiehlt M. Wasser- 
mann die Galvanisation der Herzgegend mit dem aufsteigenden Strom, die 
durch 2—4 Wochen durchgeführt die Schlaflosigkeit für lange Zeit beseitigt. 
(Čas. lék. česk. 1924, S. 273.) 

V. Jedlička publiziert 3 Fälle von Lues der Hypophyse. Die- Er- 
krankung war nur ein Teilsymptom der multiplen Lokalisation der Lues 
und im klinischen Bilde fanden siċh keine Erscheinungen, die direkt auf 
eine Läsion der Hypophyse hingewiesen bätten. In einem vierten Falle 
fand J. als erster blutbildende Inseln von typischer Form und Lagerung. 
Der Autor widerspricht der Ansicht Simmonds, daß die Erkrankung der 
Hypophyse bei kongenitaler Lues häufig vorkommt. Er fand unter 8 Fällen. 
bei Neugeborenen und Föten nur noch in einem zweiten Falle Spirochäten; 


sonst bot sich histologisch stets das normale Bild dar. (Čas. lek. česk. 
1924, Nr. 7—9.) 


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G. Müller operierte 8 Fälle von Pseudomuzinkystom des Ovarlums. | > 

Zwei derselben waren mit einer Mukozele des Wurmfortsatzes . kombiniert, | 
und bei-einem dieser Fälle fand sich an der Spitze der Appendix ein | 
solider, maligner Tumor (Fibromyxosarkom). Bei den beiden ersten Fällen l 
fanden sich gelatinöse Massen auch am Peritoneum. Der Autor glaubt, | 


| 

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Uterusinhalt verdrängt sie den Kaiserschnitt und die Perforation des | daß die Affektionen des Eierstocks und des Wurmfortsatzes keinen histo- |= 

lebenden Kindes und bei aseptischem Uterusinhalt konkurriert sie mit dem | genetischen Zusammenhang. besitzen und daß die einzige Ursache dieser 2 

suprapubischen Kaiserschnitt. Sowohl die subkutane Symphysiotomie als | Kombination eine gemeinsame kongenitale, teratoide Grundlage sein dürfte. | 

auch der suprapubische Kaiserschnitt schränken die Perforation des lebenden | (Bratislavské lék. listy, 1924, Nr. 4.) |> 
Kindes auf bestimmte Fälle bei Primiparen ein und verdrängen fast voll- 


ständig die künstliche Frühgeburt, die eine viel schlechtere Prognose gibt. 
(Čas. lék. česk. 1923, Nr. 47/48.) 

Per os eingenommene Azetylsalizylsäure wird nach J. Sil selbst 
bei intensiver Ausscheidung, z. B. beim Verdünnungsversuch, durch den 
Harn teils als Salizylsäure, teils als Salizylursäure ausgeschieden. Setzt 
man sie dem Harn zu, wird sie in vitro gespalten. Zur Bestimmung von 
Mengen über 0,005 g empfiehlt der Autor die jodometrische Methode, bei 
kleineren Mengen die Kolorimetrie. (Čas. lék. česk. 1923, Nr. 49.) 

Bei 2 von 3 Fällen von appendikogener Pseudokozalgie fand 
V. Novák, obzwar die Operation die Diagnose bestätigte und Dauerheilung 
herbeiführte, keine anatomischen Veränderungen, die die Schmerzen in der 
rechten Hüfte durch direkte Reizung der sensitiven Nerven für das Hüft- 
'gelonk und seine Umgebung erklären würden. Er denkt an einen viszero- 
` sensitiven Reflex, ausgehend von der entzündeten Appendix oder deren 

Mesenteriolum. (Čas. lék. česk. 1923, Nr. 50.) 

Von 35 Fällen von Lungentuberkulose, die B. Kuklová mit Blektro- 
cuprol behandelte, zeigten 13 eine wenigstens einen Monat dauernde 
Temperatursenkung, bei 9 Fällen dauerte die letztere nur einige Tage, 
der Rest reagierte überhaupt nicht, Elektrargol erzielte nur in einem 
einzigen Falle einen günstigen Erfolg. Auch Stannoxyl hat vollkommen 
versagt. (Bratislavské lék. listy 1923, Nr. 4.) 

Das beste Mittel zur Abtreibung der Tänie ist nach L. Roháček 
das Extractum filicis maris, das der Autor zur Verminderung von Er- 
brechen und Vergiftungserscheinungen mit der Duodenalsonde direkt in 
den Dünndarm einzuführen empfiehlt. Diese Behandlung hat sich ihm in 


Die Untersuchungen K. Gawalowskis mit Röntgenbestrahlung des 
Thymus bei Psoriasis bestätigen die Behauptungen Sambergers und | 
Brocks, daß die durch die Bestrahlung gesteigerte Funktion des Thymus | 
' die parakeratotische Diathese vermindern und die Psoriasis bessern kann. 
Ferner sah G. nach der Bestrahlung eine Steigerung der pigmentbildenden |. 
Fähigkeit der Haut, doch läßt sich diese Erscheinung nicht mit Bestimmt- | 
heit aus einer direkten Beeinflussung durch das Thymushormon erklären. 
(Česká derm. V, Nr. 1.) i 
Histologische und bakteriologische Untersuchungen an den Sekun- 
dinen von 12 luetischen Föten führen O. Bittmann zu dem Schluß, daß | 
die Infektion von der Frucht auf die Plazenta erfolgt, daß also nicht die 
Mutter das befruchtete Ei sekundär infiziert, sondern daß dasselbe schon 
zur Zeit der Nidation luetisch infiziert war. (Česká derm. V, Nr. 2.) 
Bei einer Frau, die lange Zeit klinisch gesund war und auch während 
der Schwangerschaft keine Gonokokken im Scheidensekret hatte, beob- 
achtete V. Rubeska (junior) wenige Stunden nach der Geburt das Auf- 
treten einer gonorrhoischen Tendovaginitis an den Fingerstreckern beider 
Hände und Füße. Nach Ausheilung dieser Komplikation mit Arthigon- 
injektionen fanden sich in dem reichlichen, schleimig-eitrigen Ausfluß selbst 
nach Beendigung des Wochenbettes zahlreiche Gonokokken. (Česká derm. 
V, Nr. 2.) 


A. Neumann berichtet über gute Erfahrungen mit dem neuen 
französischen Wismutpräparat Tarbisol_bei etwa 30 Fällen von Lues. Es 


hat eine mächtige Wirkung, verursacht keine Schmerzen, wenn es sicher 


in die Muskulatur appliziert wird, und macht zum Unterschied von Tröpol 
| keinen Wismutsaum. (Česká derm. V, Nr. 2.) 


aai 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.29 109 


St. Šmelhans berichtet über Beziehungen zwischen Zahnerkran- Nach E. Baeuchlen (Schömberg) hat sich die von ihm beschriebene 
kungen und Akne und teilt mehrere Fälle mit, bei denen nach Ausheilung | Methode der Röntgentiefentherapie der Lungentuberkulose, die Fernfeld- 
der Zahnaffektion die Gesichtsakne verschwand; allerdings nur, wenn es | bestrahlung des ganzen Thorax in einem Feld mit Stephanschen Reizdosen 
sich nicht.um einfache Karies des Zahns, sondern um Gangrän der Zahn- | und großen zeitlichen Intervallen, bewährt, auch in Kombination mit 


pulpa handelte. (Česká derm. 1924, Nr. 5.) ~ spezifischer Reiziherapie und Pneumothorax artifieialis. (D.m.W. 1924, Nr. 21.) 
“Versuche P. Trumiös an Meerschweinchen über die Wirkung g F . Br nok, 
vitaminarmer Kost auf die Komplementmenge lehren, daß nach einseitiger Arloing und seine Mitarbeiter haben bei einem 13jährigen Mädchen 


Emährung mit Brot, Reis und Kukurruz sowie während des trächtigen | eine typische Kolibazillenpyelonephritis beobachtet, bei der Autovakzine 
Zustandes die Komplementmenge abnimmt, manchmal sogar vollständig ver- | vollkommen versagte: Heilung mit dem Bakteriophagen nach vorherigem 
schwindet, um bei einsetzender Grünfütterung (nach dem Wurf) nach | Versuch in vitro in 4 Tagen: täglich 2 com subkutan, 2 ccm per 08. 


mehreren Wochen (bzw. rasch) wieder zuzunehmen. Die einseitige Fütterung | (Pr. méd. 1924, 42.) b à i 
beschleunigt die normalerweise im Herbst eintretende Abnahme und geht Troisier und Ravina berichten von einem Fall von Thrombo- 
olt mit einer Gewichtsabnahme parallel. (Ceská derm. 1924, Nr. 5.) arteriitis obliterans mit Gangrän am Fuß, die sie mit täglichen Injektionen 


~. J. Crha erzielte in einem Falle von Psoriasis mit Injektionen von | yon Natriumzitrat erst 4, dann 6.g während 28 Tagen unter Rückgang 
` Thymusextrakt eine derartige Besserung der Vitalität der epidermalen | der Gangrän völlig zur Heilung brachten. (Pr. med. 1924, 39.) v. Schnizer. 
Zellen, daß nach einer Staphylokokkeninjektion typische pustuldse, für Hatoher gibt Digitalis per rectum, “entweder 6 em in 100 cem 
Impetigo. charakteristische Effloreszenzen auftraten, ein Beweis für die à 
Theorie Šambergers, daß das Wesen der Psoriasis in einer verminderten 


| ER 2 oder. dreimal täglich in derselben Form 2—2,5 com derselben Tinktur in 
Vitalität der epidermalen Zellen bestehe, die sich in einer ungenügenden 


r 


Verhornung äußere. (Česká derm. 1924, Nr. 7.) 
l i V. Vyšín teilt einen Fall von Pneumonie und 2 Fälle von Skar- 1924, 23.) m Sehnizer. 
lalina mit, die unter dem Bilde der Appendizitis begannen; bei den |, 
Seharlachfällen wurde der Irrtum erst nach der Operation entdeckt. Ein 

4. Fall begann als Appendizitis, am 3. Tage kam ein Masernexanthem 
heraus, aber am 8. Tage war doch ein appendizitischer Abzseß da; nach 
Operation Heilung. (Cas. lék. česk. 1924, Nr. 10.) i 
Die Erfahrungen A. Doskočils mit der aktiven Immunisation nach 
Behring lehren, daß das Gemisch TA .VII unbedenklich und TA VI nach 


Der Mastix (Pistacia lentiscus) ist nach Leclerc ein altes, fast 
vergessenes Mittel zu innerem Gebrauch, namentlich als Stimulans des 
Darmtraktus, gegen Anorexie, Meteorismus und Flatulenz, von angenehmem 
Geschmack, wirksamer und besser als die neueren Aperitiva. Beste Formel: 
Tinktur der Ignaziusbohne 5,0; Tinctura Mastix 3,0; Tinktur des grünen 


vorangehender Impfung mit ersterem ohne Befürchtungen appliziert werden (Pee mod, 192486) | = BODu zer 
kann bei Masern, Scharlach, Keuchhusten und Diphtherie. Die Methode f Allgemeine Therapie. 
ist technisch leicht durchführbar und in vielen Fällen recht wirksam. | E eÁ , 

Anaphylaxie hat D. nie beobachtet. (Čas. lék. česk. 1924, Nr. 11.) Über die Verwendung der Nüsse in der Heitkunde schreibt Leclerc: 


Auf Grund von Erfabrungen bei 24 Fällen von Hyperemesis Von altersher werden sie wegen ihres Tanningehalts zur Tanninbehand- 
und Schwangerschaftstoxikosen wird die Darreichung von Corpus luteum lung der Tuberkulose ausgenützt. Die wirksamste Lösung 2 Walnußblätter- 
und zwar in Tabletten bei leichten Formen und von Injektionen bei | extrakt 60,0; Glyzerin 120,0; Agua q. s. ad 300,0. 1—4 Kaffeelöffel täg- 
schweren Fällen von F. Horálek warm empfohlen. (Čas. lék. česk. 1924, | lich. Dieser Extrakt, 50 g Blätter auf 1 Liter Wasser, ist auch ein altes 
Nr. 13.) | | wirksames Volksmittel bei Metritiden und weißem Fluß in der Form von 


Die Radiumbehandlung der perniziösen Anämie erzielt nach Spülungen. Das Nußöl ist nach den neueren Bestätigungen von Surel . 


F. Tománek die besten Erfolge im Beginne der Krankheit oder im ersten | iR gutes Tänifugum: 60 g in Kartoffelsalat abends wirkt bis zum andern 
Rezidiv, weniger gute im zweiten Rezidiv. Sie’ist noch dort wirksam, wo | Morgen. Hin vorzügliches Stomachikum ist folgender Likör: 60 Nüsse, 
andere Methoden versagen. Vor der Splenektomie ist ein Versuch mit bevor der Kern hart ist, werden in einem Mörser zerstoßen, darüber werden 
Radium angezeigt, da die Operation erfolglos bleiben muß, wenn das Radium 2 Liter Branntwein gegossen, dazu 360 g Zucker, je 4 g Muskat, Zimmt, 


keinen Erfolg erzielt hat. (Čas. lék. česk. 1924, Nr. 14.) Nelken; 48 Stunden mazerieren lassen, dann filtrieren. (Pr. méd. 1924, 85.) 


Beim Rhinosklerom erzielte Jindra Vratislav mit Trepol günstige ‚Nach Egg BO bergerist cas aod Tomt nur ein Medikament, sondern 
Resultate. Frische Herde verschwinden‘ nach 6—7 Injektionen spurlos, auch in täglichen Dosen von 0,00004 g ein Nahrungsmittel. Es ist ein 
ältere werden in derselben Zeit flach, verschwinden aber erst nach I1 bis | wesentlicher Bestandteil der Thyreoideasekretion, die von vitaler Bedeutung 
12 Injektionen, zur vollstän digen Heilung sind 15—17 Injektionen not- ohne es ihre Wirkung verliert. Es ist denselben Gesetzen des Stoffwechsels 
wendig. (Čas. lék. česk. 199 4, Nr. 14—15.) ner unterworfen wie das Chlor. Ungenügende Zufuhr hat Störungen zur Folge, 

Eine Nachprüfung der Bedeutung des Wasserversuchs für die Dia- deren erstes Symptom Hypertrophie des Rezeptionsapparates in der Schild- 
guostik der Magenkrankheiten durch J. Sil ergab, daß. man aus den Re- | drüse ist. In Kropfgegenden haben die Bewohner eine ungenügende Zufuhr. 


sultaten des Wasserversuchs allein keine differentialdiagnostischen Schlüsse (Ber. méd. Suisse rom. 1924, 3.) v. Sohnizer. 

ziehen dürfe. (Sborník lék. 1923, XXIV, S: 99, Festschrift f. Thomayer.) Diphtheriebazillenträger behandelt A. H. Kettner (Charlottenburg) 
K. Svehla gelang es, Milch durch Kefirgärung mehr als 6 Jahre | erfolgreich mit Diphtosan (ein mit Süßstoff versetztər gelber Farbstoff aus 

ganublähig zu konservieren. (Sbornik 16%, 1928, XXIV, S. 121.) der Akridiniumreihe, hergestellt von der Aktiengesellschaft- für Anilin- 


Einen Fall von Diabetes insipidus, der sich erst 15 Monate nach fabrikation zu Berlin). Das Verfahren besteht in Berieselung des 
Ablauf des akuten Stadiums einer Encephalitis lethargica entwickelte, teilt | Nasenrachens von der Nase aus, da gerade in den feinen verborgenen 
J. Platný aus der Klinik Vanysek in Brünn mit. (Sborník lék. 1923, | Falten und Buchten die Diphtheriebazillen mit Vorliebe verweilen, selbst 
XXIV, Festschrift für Thomayer.) | G. Mühlstein (Prag). ’ | wenn sie aus dem eigentlichen Schlundring verschwunden sind. Die Be- 
.  rieselungen werden dreistündlich vorgenommen. Zu Schädigungen kam es 
ee nicht, trotzdem bei = E nicht unbeträchtliche Mengen des Mittels 
l P | verschluckt wurden. Die Gelbfärbung der Wäsche und Kleidung läßt si 
Ä Therapeutische Notizen. ‚an der Hand des von der Fabrik mitgegebenen Merkblattes E E o 
| seitigen. (M.m.W. 1924, Nr. 21.) F. Bruck. 
Innere Medizin. | Lebensrettende Wirkung durch Lobelin. hydrochlor. crist. bei 
Über Einreibungen nach Petruschky berichtet Gabriele Pohl- | Schwerer Oligopnoe in Pantopon-Skopolamin-Athernarkose hat Hellen- 
Drasch (Geesthacht), Die Einreibungen mit dem Linimentum Petruschky dall (Düsseldorf) beobachtet. Es waren 6 Teilstriche Skopolamin inner- 


stellen eine milde Tuberkulintherapie dar und können als solche All- | halb 1!/2 Stunden eingespritzt worden. Der danach eintretende Atemstillstand _ 


gemein-, Fieber- und Herdreaktionen auslösen und somit Nutzen | wurde nach Versagen aller übrigen Mittel aufgehoben durch Lobelin, das 
he Schaden stiften. Die Reaktionen sind im allgemeinen milder, 3 mal 0,01 g subkutan in kurzen Pausen eingespritzt wurde, (Zbl. f, Gyn. 

nie p agsamer und schwächer auf als nach Tuberkulininjektionen 1924, Nr. 21.) l i P K. Bg. 
itni onndorfimpfungen; daher kommen Tuberkulinschäden seltener ‚zu- ~ _ Renaud hält gegenwärtig intravenöse Natriumzitratinjektionen für 
ni Ai aber nicht ausgeschlossen. Die Einreibungen wirken in erster die sicherste und wirksamste hämostatische Medikation. 10—30 ccm einer 
' Bei eber Eee, Allgemeinbefinden und Gewicht günstig ein. 3800 igen Lösung haben bei Kanzer und kavernöser Tuberkulose prompten 
May nden Kranken können sie Entfieberung bewirken oder beschleunigen. | und nachhaltigen Erfolg. Wirkung auf die Nerven der kleinen Gefäße und 

| m. W. 1924, Nr. 21.) F. Bruck. Kapillaren: (Pr. méd. 1924, 41.) v. Schnizer, 


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physiologischer CINa-Lösung als Tropfklistier nach einem Reinigungsklistier . 


60 cem CINa so lange, bis der gewünschte Erfolg erreicht ist, im ersteren. 
Falle nach 1—2, im letzteren nach 3—5 Tagen. (Northw. Med. Seattle 


Anis, von Angelika za 6,0; vor jeder der Hauptmahlzeiten 20—40 Tropfen. 


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nach den Erfahrungen der Tübinger Universitäts-Frauenklinik ein wert- 


` wird in zuverlässiger Weise bewirkt durch Einblasung von Sauerstoff 


l geleiteten Gummikatheters. 


und die Atmung. (Zbl. f. Gyn.. 1924, Nr. 23.) 


sich Walter Marle als ein Kollege, der über ein außergewöhnliches Wissen 


an die Studierenden, die nach eben bestandenem Physikum vieles hören 


 methodik und D 


1090 700.192 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


— Nr. 29. a 20. Juli 


Erfahrungen mit „Dicodid“, einem der Morphin- und Kodeingruppe 
nahestehenden neuzeitlichen Präparate, berichtet Lunz nach den Erfabrungen 
an der II. Universitätsklinik für Frauenkrankheiten in München. Am 


weiche ja das Verständnis für die Funktionen des vegetativen Nervensystems 
in hohem Maße gefördert haben. Der pharmakologische Anteil des Buches 
stellt einen wertvollen Ausbau der Arbeitsrichtung dar, welche erstmals 
besten bewährt hat. sich die subkutane Einspritzung in einer Menge von | 1910 H. H. Meyer und R. Gottlieb in ihrer experimentellen Pharmako- 
0,01. Bei diesen geringeren Gaben wirkt es schmerzstilland, ohne Übel- -| logie als Grundlage der Arzneibehandlung niedergelegt haben. 

keitsgefühl zu verursachen. Die Einspritzungen sind nicht schmerzhaft, | 


die Schmerzstillung tritt nach einer ‚Viertelstunde ein. (Zbl. £. Gyn. 1924, 


hat Platz zusammenfassend dargestellt. 
Nr. 22.) E. Bg. 


Edens hat es unternommen, die 
Frauenkrankheiten. 


Zur Kritik der Uterus-Scheidentamponade führt Vogt aus, daß sie | Herzinnervation hier Aufnahme gefunden bat. 
Die pathologisch-physiologischen Abschnitte stellen in Zusammen- 


hang der Fragestellung der vorliegenden Werke eine große Bereicherung 
dar, wobei man natürlich berücksichtigen muß, daß eine einseitige Be- 


volles und wirksames Hilfsmittel zur Bekämpfung der post- 
partalen Blutungen darstellt. Zur schnellen Desinfektion vor der 
Tamponade wird 5%/,ige Jodtinktur empfohlen. . Nach Einstellen und 
Herunterziehen des Muttermundes wird die Xeroformgaze in die Höhle 
der Gebärmutter und in dig Scheide fest hineingestopft. Die Tamponade 


wird frühestens nach 24 Stunden entfernt mit Hilfe einer Spülung von 
Wasserstoffsuperoxyd. (Zbl, f. Gyn. 1924, Nr. 22.) 


Die Wiederbelebung aspbyktischer Neugeborener mit Sauerstoff 


beiten schlechtbin — von dieser einen Seite her nicht ohne Gefahren ist. 


Richtung dieser Anteil des Müllerschen Buches einen weiteren Ausbau 
erfahren, vor allem auch in seinen Beziehungen zur Klinik. Ohne auf die 


in die Lungen mit Hilfe eines in ein Nasenloch des Kindes ein- 


Der Sauerstoff strömt aus dem Zylinder 
durch. eine mit Wasser gefüllte Flasche, gleichzeitig werden leichte 
rbythmische Thoraxkompressionen oder auch einfache Herzmassage 
vorgenommen. ' Schon nach. wenigen Sekunden belebt sich der Herzschlag 


K. Bg. 


die Übersichtlichkeit der Darstellung in hohem Maße — hervorgehoben, daß 
immer wieder systematisch für jedes Organsystem anatomisch, physiologisch, 
pharmakologisch und endlich pathologisch bzw. klinisch ein Gesamtgrund- 
riß gegeben wird. Als Beispiele erwähne ich nur die Innervation des Magens, 
‘des Darmes, die Abhandlung Grevings über die Innervation der Leber, 
flussung des Eiweißstoffes in der Leber. In den Kapiteln über den Ein- 

Ä fluß des Lebensnervensystems auf die Haut nehmen in dankenswerter 
° Weise die klinischen Beobachtungen einen größeren Raum ein.’ Das gleiche 


gilt bei der Darstellung über den Einfluß dieses Nervensystems auf Knochen 


| Bücherbesprechungen. und Gelenke, 


Marle, Einführung in die klinische Medizin. Mit 379 Abbildungen. 
Bd. I. Berlin und Wien 1924, Urban & Schwarzenberg. Geh. 5,40, geb. 6,60. 


Wärmeregulation und den Stoffwechsel außerordentlich prägnant zusammen- 
Auch in diesem neuen und neue Zwecke verfolgenden Werke erweist 


gefaßt. Die Empfindungen in unseren inneren Organen werden, wie in der 
1. Auflage, von L. R, Müller kritisch behandelt. Im Anschluß an die 
Abhandlung der Hunger- und Durstempfindung folgt nunmehr in der 
2. Auflage ein wertvoller Ausbau durch die Kapitel der allgemeinen Er- 
'krankungen des vegetativen Nervensystems und der histologischen: Ver- 
änderungen bei den verschiedensten Erkrankungen dieser Apparate. End- 
lich folgt eine Therapie. | 
‘auf Einzelheiten dieses einzigartigen Werkes einzugehen. 
ganz besonders auf das Schlußwort des Herausgebers hinweisen. 


Das mit 352 zum Teil farbigen Abbildungen und 4 farbigen Tafeln 


verfügt und eine seltene Gabe besitzt, diese seine Kenntnisse in geeigneter 
Form und Auswahl weiteren Kreisen zu vermitteln. Er wendet sich diesmal 


und sehen, aus dem sie sich. keinen rechten Vers zu machen wissen. 
Ihnen will das Buch, das keineswegs mit den vielen schon vorhandenen 
Kompendien, Repetitorien, Examinatorien usw. vergleichbar ist, über die 
wichtigsten Tatsachen und Begrifio der klinischen Medizin, soweit.sie einer 
Erklärung bedürfen, Aufschluß geben. Dieses Führers kann und wird sich, 
wie wir mit Sicherheit prophezeien können, aber auch so mancher. Prak- 
tiker gern bedienen. Belehrungen und Anregungen zu weiteren Studien. 
sind aus allen 4 Teilen dieses Bandes, der die allgemeine Pathologie, 
klinische Mikrobiologie und Immunitätslehre, allgemeine Untersuchungs- 


Buchkunst dar, das den Autoren wie dem Verlag zum größten Ruhme 
gereicht. Man kann L. R. Müller nur zustimmen, daß dieses Werk der 


Wissenschaft .zu zeigen imstande ist. 
iagnostik sowie die allgemeine Therapie in meisterhafter 


Gliederung umfaßt, reichlichst zu schöpfen. 3 weitere Bände sollen dem 
ee der 379 vorzügliche Abbildungen enthält, folgen. 


Emil Neißer (Breslau), 
L. R. Müller, Die anne ihr Aufbau,ihre Leistungen, ihre 


Erkrankungen, 2. Aufl. m. 352 Abb. und 4 farb. Tafeln. Berlin 1924, 
Julius Springer, Geh. 35.—, geb. 36.50. 


Das erstmals 1920 erschienene Werk L. R. Müllers liegt jetzt in 
der 2. Auflage vor. Aus einer Monographie über das vegetative Nerven- 
system ist ein Handbuch entstanden, wie wir ein ähnliches nicht besitzen. 
Wenn man auch die Begründung des Autors für den neuen Namen dieser 
2. Auflage anerkennen muß, so erscheint doch der neue Titel „Die Lebens- 
nerven“ eine etwas zwangsweise Verdeutschung eines Begrifisinhaltes, der 
unserem Sprachempfinden entsprechend durch die frühere Bezeichnung „das 
vegetative Nervensystem“ besser gekennzeichnet wurde. Die 2. Auflage hat 
nunmehr durchaus den Charakter eines Handbuches. In Gemeinschaft mit 
16 Mitarbeitern ist die Gesamtheit aller Nervenapparate des vegetativen 
Nervensystems behandelt, gleichgültig, ob diese innerhalb oder außerhalb 
der zerebrospinalen Apparate gelegen sind, sowie alle Nervenfasern, welche 
die glatte Muskulatur, das Herz und ‘die Drüsen innervieren., Für die Ge- 
samtheit dieser Nervenapparate ist die Bezeichnung „Lebensnervensystem“ 
gewählt. Nach einer einführenden Entwicklungsgeschichte des vegetativen 
und parasympathischen Systems folgt eine sehr interessante Darstellung 
über die Anatomie und Physiologie der vegetativen Zentren im Zwischen- 


hirn. Besonders dankenswert ist die Abhandlung Regelsbergers über | aber werden Gewürze (Estragon, Dill, Bohnenkraut), Tomaten (Suppe, Saucen, 


die elektrischen Vorgänge im Bereich ‘der vegetativen Nerven. Jedem Ka- | Salat, gedünstet, gefüllt, Auflauf), Zitronen und Gallerten (Gelatine) viel- 
pitel sind die Ergebnisse der pharmakologischen Forschung angegliedert, | fach vorgeschrieben. 


| E. Rost (Berlin). 
= Eu —— b 


K. Fahrenkamp (Stuttgart). 


Fabritius, Zur Klinik der nichtparalytischen Luespsychosen (aus 


Abhandlungen aus der Neurologie, ne usw., Heft du 103 S, 
. Berlin 1924, S. Karger. M. 4,—. 


Der Arbeit liegt eine Kasuistik von 23.Fällen he Die nicht- 
paralytischen Luespsychosen zerfallen in 1. exogene Reaktionstypen, 2. Hallu- 
zinose und halluzinatorisch-par&noide Typen und 3. chronische Defekt- 
zustände. Zur ersten Gruppe gehören Verwirrtheitszustände, Amentiabilder, 
Dämmerzustände und Korsakoffsches Syndrom. Der Verlauf ist akut oder 
subakuf. Die halluzinatorischen Formen (2) können akut und chronisch 
verlaufen. Am häufigsten sind die Defektzustände, zu denen die. Pseudo- 
paralyse und die postsyphilitische Demenz gehören. Treten bei Lues 
manisch-depressive oder katatone Zustandsbilder in Erscheinung, so handelt 
‘es sich nicht um selbständige Psychosen, sondern um Phasen bzw. Schübe 


eines chronischen, zu Defektzuständen führenden Leidens. Henneberg. 


A. Bofinger, Die Diätbehandlung der ZUSEOTELERF EEE 55 Seiten. 
Bad Mergentheim 1924, Hans Kling. 


Das gemeinverständlich dargestellte Büchlein geht von den Voraus- 
setzungen aus, daß jeder Zuckerkranke ein Fall für sich sei, jeder regel- 
mäßig zum mindesten einmal im Jahr eine ärztlich geleitete Anstalt auf- 
suchen sollte, um seinen Stoffwechsel erneut feststellen und seine Kost- 
verordnungen danach abändern zu lassen; es ist praktisch angelegt und 
mit Kostzetteln und einem Kochbuch von Frau Elise Bofinger versehen. 
In’den eingehenden Kochanweisungen wird wenig Salz angewendet, wohl 


, Den Anteil des vegetativen Nervensystems an der Kopfinnervation 


Innervation des Herzens einschließlich der Störungen der Funktionen des 
Herznervensystems zu bearbeiten. Es ist für die Einheitlichkeit des Buches . 
besonders wertvoll, daß dieses so schwierige Kapite: der Pathologie der 


leuchtung der  pathologisch-physiologischen Probleme — also der Krank- . 


Obne Zweifel wird ja mit der Zunahme unserer Kenntnisse in dieser. 


"einzelnen Kapitel hier eingehen zu können, sei nur — und das fördert 


den Einfluß des Nervensystems auf die Zuckerbildung, die nervöse Beein- 


E. Töniessen hat die Bedeutung des vegetativen Systems für die 


Es ist unmöglich, in einer kurzen Besprechung 
Ich möchte 


. ausgestattete Werk stellt ein Stück deutscher Wissenschaft und deutscher 


ganzen Welt den unbeugsamen Lebenswillen und die Größe deutscher. 


24 


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Tine + TN. 


 dausender Blutkontrolle notwendig. 


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70001996 — MÉDIZINISCHE. KLINIK — N.29. = [B 


SOn Kongreß- 
“oe Berlin. ° FR 
Verein für innere Medizin. Sitzung vom 18. Juni 1924. 

Halberstädter: Röntgentherapie in der inneren Medizin. H. ver- 


> sucht, .die ‘bei verschiedenen ‚Erkrankungen mit Röntgenstrahlen erzielten 
Resultate ‚unter Zugrundelegung der biologischen Strahlenwirkungen im 


Körper in 7 Gruppen einzuteilen. SE 

' J Ein pathologisch verändertes, hypertrophisches Organ: mit Hyper- 
funktion oder im Zustand maligner Degeneration wird durch direkte 
Schädigung der pathologischen Zellen oder Herabsetzung der Zellfunktion 
beeinflußt: Günstige Wirkung bei myeloischer und Jymphatischer Leukämie, 
vobei die. außerordentlich gesteigerte Radiosensibilität  pathologischer Ge- 
vebo. gegenüber den entsprechenden normalen eine Rolle spielt. Vor- 


sehlige Dosierung unter Berücksichtigung des Allgemeinbefindens und 
Starke Leukozytenstürze vermeiden. 
Stets Rezidive, die immer strahlenresistenter werden, aber häufig große 


Intervallo; Bei Lymphogränulomatose gute Erfolge der erstmaligen 


“  Iainiduslle Dosierung auch hier erforderlich, besonders bei inthratborakalen 


übrigen Versuche 


‚handelt werden. 


Iokalisationen. Gefahr der akuten Schwellung bei massiven Dosen. Bei 


“  Hypeglobulie werden weitgehende Besserungen durch Hemmung der über- 
Meist keine Dauerresultate. Bei ' 


mäßigen Knochenmarksfunktion erzielt. 
‚peruisiöser Anämie Versuch der Milzschädigung, statt Splenektomie. Keine 
anhaltenden Resultate. Die Strahlenempfindlichkeit des Iymphatischen 


and Vereins-Berichte. 


-- Bestrahlung, auch hier fast immer Rezidive, die strahlenresistenter werden, - 


‚Gewebes ermöglicht es, sehr erfolgreich ‘die Tonsillitis chronisch. zu be- 


handeln. Thyreoidea normalerweise nicht sehr empfindlich. Struma nur 
bei zein-parenchymatösen Formen geeignet. Empfindlicher ist die Hyper- 


. funktion der Basedowstruma. Erfolge hierbei gut, Struma und Exophtbalmus 


hartnäckig.“ Myxödem und stärkere Verwachsungen lassen sich durch ge- 
‚&gmele Technik weitgehend vermeiden. Sehr günstiges Objekt ist die 
maligno Struma. Thymus stark radiosensibel, daher gut bei Thymus- 


- hyperplasie 'zu behandeln. Hypophysentumoren nicht gleichartig in ihrer 
Beeinfüßbarkeit, Augensymptome meist gebessert; Kombination mit Radium- 
‚ünlagen in die Keilbeinhöhle empfehlenswert. Prostalabypertrophie (drüsige 


| Pora) gut beeinflußbar. 


2 Ein an sich normales oder nicht nachweisbar erkranktes Organ 


` wird im Sinne einer Schädigung oder Funktionsverminderung beeinflußt, 


Fin Zweck einer Allgemeinwirkung oder der Wirkung auf ein anderes 
gm. Das typische Beispiel ist die Bestrahlung der Ovarien bei Myomen 
ind Blutungen. Biologisch und technisch am besten begründet. Die 


"lite Bedeutung, z, B. Nebennierenbestrahlungen bei Diabetes und Hyper- 


| tonis, hypophysäre Kastration. | 


N 8, Beeinflussung bestimmter pathologischer Prozesse in beliebigen 
In. mO eine direkte Beeinflussung der entzündlichen Infiltrate, 
tanulationsgewebe usw. stattfindet, aber auch | | 


teilweise theoretisch interessant, praktisch ohne wesent- 


' & eine gleichzeitige Resistenzerhöhung des normalen Gewebes und 


nehrte Bindegewebsreaktion angenommen werden kann. Hierher gehören 


ale Entzündungen, die seit Beginn der Röntgentherapie erfolgreich be- 


Neuerdings auf akute, sonst chirurgisch behandelte 


Alerungen, auf postoperative Pneumonien usw. ausgedehnt. Bekannt gute 


. Sesultate bei verschiedenen tuberkulösen Affektionen, gute Erfahrungen 


Mi Larynrtuberkulose, 
gommen wird, 


üi 6. Jede örtliche Röntgenbestrahlung: kann zu allgemeinen Ver- 


Aktinomykose weniger günstig, als allgemein an- 


eukozytenkurve, Gerinnungsfähigkeit, allgemeine Resistenzerhöhung; diese 


Vernderungen sind Gegenstand der Forschung, therapeutisch exakt beim 
enschen noch nicht greifbar. 5 


6, Die lveti : TER st 5 l 
vorhanden, analgetische Wirkung der Röntgenstrahlen ist zweifellos 


üngen. führen, die denen nach Proteinkörperinjektionen ähneln — 


‚wenn auch der Mechanismus unbekannt ist, Anwendung bei 


Neiralgien. vielfach versucht, schwere. Trigeminusfälle nicht: beeinflußt. 


ulls ER Die Möglichkeit der funktionssteigernden Wirkung von nicht 
W Mdigenden Strahlenmengen ist vielfach versucht, beim Menschen aber 
“ Dicht mit Sicherheit geklärt, 
physe zur Wachstumsanregung sind 
' ‘Fritz Fleischer. 
j Frankfurt a. M. Fe 
Arztlicher Verein. Sitzung vom 2. Juni 1924. 


~- ‚Oüno: Dystrophia muscularis progressiva und ihre Behandlung. | 


C. hat zy 


ji hintereinander schwere Erscheinungen von Muskelatrophie auftraten, 


. Ey, 


iabet Bestrahlungen von Pankreas bei 
ttes, Knochenmark bei perniziöser- Anämie, Nieren bei Anurie, Hypo- 
Beispiele hierfür.  (Selbstbericht.), 


! 


„> 3At zwei Brüder im Alter von 11 und 14 Jahren beobachtet, bei denen“ 


Muskelschwund, Schwäche, leichte Ermüdbarkeit. Die Arme kon 


'Zuckúngen. Die Behandlung‘ war bei der progressiven 


rc. 


._ 


vom Rumpf. abgehoben werden, es bestanden watschelnder Gang, fibrilläre 


Muskelatrophie 
bisher ausgichtslos. O. erinnerte sich der Versuche. von Abderhalden 


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mit Tauben, die bei vitaminfreier. Ernährung nicht mehr fliegen konnten 


. und sich dann bei vitaminreichem Futter wieder erholten. Er gab, den 
beiden. Knaben deshalb versuchsweise besonders vitaminreiche Nahrung In 


Gestalt von Hefe mit dem Erfolg, daß sehr bald: eine Besserung eintrat in 


"Gestalt von Besserung des Allgemeinbefindens, Hebung des Kraftgefühls. 


Die Knaben. können wieder ganz gut’ und längere Zeit gehen, die- Arme 


können wieder über die Wagrechte erhoben werden. Bei der Aussichts- 


losigkeit sonstiger Behandlung empfiehlt C. die Anwendung von vitamin- 
reicher Ernährung: bei dem Leiden zur Nachprüfung. © = =. | 

_Heupke: Über die Einwirkung einiger Medikamente auf. die Hirn- 
gefäß: des Menschen. An zwei Hirnverletzten mit pulsierendem Schädel- 
defekt wurde nach sorgfältiger Fixation ‚des Kopfes ' mittels eines Hirn- 
plethysmographen und eines, Strasburgerschen- Volumschreibers die Kurve 
des Hirnvolums auf einem Kymographion aufgezeichnet, Zur Ausschaltung 


der Fehlerquellen, die. sich durch Veränderung der Atemtiefo ergeben 


konnten, wurde eine 'Atemkurve mit aufgenommen, 'In 5, Versuchen wurde 
nach Einatmung von Amylnitrit stets ein starkes Ansteigen der Hirn- 


' kurve unter Pulsbeschleunigung beobachtet. Nach 1—11/, Minuten: fiel 


die Kurve unter das Ausgangsniveau und. hielt sich für längere Zeit. auf 
dieser Höhe. Da eine schnelle Zunahme und eine’ schnelle Abnahme des 
Hirnvolums nur auf Veränderung der Blutfülle des Hirns und nicht auf 


Schwankungen ‘der Liquor- und Lymphmenge bezogen werden. darf, wie 
‚frühere Untersuchungen von Mosso und Cappie lehren, würde in diesen 
‚ Versuchen eine kurzdauernde starke Erweiterung und eine länger anhaltende 


Verengerung der zerebralen Gefäße auf Amylnitrit sich ergeben. 

. Nitroglyzerin zeigte erst in einer Dosis von 4—5 mg eine Ein- 
wirkung. Die Hirnkurve stieg: sehr - stark an und. hielt sich lange auf 
dieser Höhe, > nn De o a 

Alkohol bewirkte bei einem. Patienten ein starkes Schwanken der 
Hirnkurve in 8 Versuchen, während er bei dem -anderen Patienten ohne 


nicht ein. | S E > yi i 
‚ Coffein, natriobenzoic. senkte in 5 Versuchen nach intramusku- 


Einfluß war. Ein Steigen oder Fallen des Gesamtniveaus der-Kurve trat. 


lärer und intravenöser Dosierung bis 0,1 stets die Kurve nach einem kurz- 


dauernden Ansteigen, wobei es ungewiß ist, .ob die. geringe Volumzunahme 


‘auf das Koffein oder den Reiz der, Injektion bezogen werden muß; 


Adrenalin bewirkte keine Volumsbnahme in :4 Versuchen; bei 
einem Patienten trat aber, starke -Pulsbeschleunigung nach 1 mg intra- 
muskulär und eine Verdoppelung der Höhe des Einzelpulses auf. Da 
Adrenalin aber den Gefäßtonus steigert und infolgedessen. den Blutdruck 
erböht, so muß, wie näher ausgeführt wurde, ein annähernd gleich starkes 


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Ansteigen des Tonus in allen Gefäßzebieten erfolgen. 


' Kampfer 02, Strychnin 0,005 intramuskulär, Luminal 0,1 und Pyra- $ 


midon bis 1,0 per os beeinflußten die Hirnkurve nicht. ` 


Pie Ergebnisse ‘dieser Versuche beziehen sich auf den gesunden. 
Kreislauf. Daß die Verhältnisse bei Kreislauferkrankungen zum Teil wahr- 


~ 


scheinlich anders sind, wurde. näher ausgeführt. ° . 


1 


Eas ...: Jena. et ! 
~ . Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 4. Juni. 1924. 
Du Mont-Eisenach (als Gast): Zur Behandlung ‘der Pneumonie. 


‘Vortr. hatte während des Krieges im ‘Osten die Erfahrung gemacht, dag 


‚große Dosen Natron salicylicum, etwa 6,0 ‚bei Erwachsenen, per os ‚oder 


‚per. rectum eine Stunde 'vor dem erwarteten Fieberanfall gegeben, das 


Fünftagefieber dauernd zum Verschwinden brachten. Er versuchte nun bei © 
_ Fällen von kruppöser, aber auch Broncho-Pneumonie- und ‘einigen Grippe- 
' erkrankungen ebenfalls diese großen Salizyldosen und konnte häufig kritischen 

Abfall: der. Temperatur und rasche Besserung beobachten. Er empfiehlt. 


‚dieses Verfahren zur weiteren Nachprüfung um. so mehr, als ‚schädliche 


' Folgen durch die großen Salizyldosen nicht vorkamen. _ | 


Brinkmann: Klinische Untersuchungen zur typhösen Infektion 


der Gallenblase, nach gemeinschaftlichen Untersuchungen mit Dr. Hage. 
'Die Galle wurde mit Hilfe der Duodenalsondierung gewonnen, eine Methode, 
| die hinsichtlich der bakteriolögischen Untersuchung "der. Magensaftunter-. 


‚suchung nach Volhard-Bolditefischem Ölfrühstück. überlegen ist. Es wurden 
96 Sondierungen an 61 Einzelpersonen vorgenommen, besonders bei Typhus- 
kranken.. Bereits in der ersten Krankheitswoche waren Typhusbazillen in 
der Blasengalle nachweisbar, so daß für diesen Zeitpunkt hämatogene 


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- reger regelmäßig, in der dritten und vierten ‘Woche noch überwiegend. 
Starker. Bazillengehalt der Lebergalle deutet auf hepatogene Infektion. 


< ist der Befund der Blasengalle beim Rezidiv, ist er ' kurzdauernd, ist er 


. meist negativ, ist er langdauernd, positiv, je nach dem Immunitätszustand 
des Kranken. - 


E uncharakteristischer Fieberfälle wie Paratyphus B, zur Diagnostik eines 
.- , Typhus ambulatorius, zur Erkennung. von Bazillenträgern, - Bakteriologische 


und des rechten Mittellappens sowie Pleuritis tuberc, dextr. große dia- 


- lappen, das Fehlen katarrbalischer ‚Lungenerscheinungen, Himbeergelee- 
“ sputum ohne Tuberkelbazillen, Fehlen einer nachweisbaren Struma machten 
. die Diagnose maligner Tumor’ mit Iympbangitischer Ausbreitung im rechten 


| randige halbmondförmige kompakte Verschattungen unmittelbar oberbalb 


'. schwerden gingen spontan zurück, die Schatten schwanden nach 4—8 Wochen 


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10 — MEDIZINISCHE KLINIK — N-29 Re, 


Infektion wahrscheinlich BE In der zweiten Woche. fanden sich die- Er- Spontan stellte sich: starker Schwindel regelmäßig beim Ubergang in die 


horizontale Lage. ein, wenn Patient sich zu Bette legte und sich auf. die 
-inke- Seito drehte. ‚Bei den ersten vehementesten Anfällen dieser Art sah 


Aszendenz der Infektion vom Darm aus möchte Vortr. ausschließen. Wechselnd’ 


Plafond“. Wenn er die Augen schloß, hatte er das Gefühl, als wenn sich. 
sein Körper und sein Bett zusammen drehen würden, ohne daß er die Dreh- 
richtung angeben konnte, 
anfälle. am konstantesten dadurch . zu provozieren waren, daß man dem 
Patienten den Kopf. nach links neigte; weniger intensiv und weniger kon- 
stant kamen sie, wenn man den Kopt nach links drehte. In beiden Fällen 
' waren ‘auch objektiv Spannungen in den zugehörigen Muskelgruppen des 
Nackens zu bemerken. Auch Drehen und Neigen des Kopfes nach rechts 
verlief nicht ganz ohne‘ Spannung und Schwindel; doch waren hier die 
_ Störungen nur episodisch und. angedeutet. Der charakteristische Schwindel 


Vortr. tritt, wie schon, früher, . für die Frühoperation der 
Dauerausscheider ein und. betont, daß gelegentliches Vorkommen . von 
Typhusbazillen in der Lebergalle nicht unbedingt eine Kontraindikation gegen 
‚die Cholezystektomie zu sein braucht, da ev. Gallenrückstauung durch 
Stein oder Sphinkterkrampf das bakteriologische Resultat beeinflußt. Jeden- 
falls ist die Duodenalsondierung ein wichtiges Hilfsmittel zur Aufklärung 


‚Ausheilung des Typhus sollte erst nach je 3 ‚negativen. Stuhl- und Urin- 
proben und einer negativen Gallenprobe erklärt werden.’ 

- Gutzeit: Zur Diagnostik reirosternaler Tumoren. Im Fall 1 
machte das Zusammentreffen einer retrosternalen' knotigen Kolloidstruma 
mit exsudativ zirrbotischer und proliforierender Tuberkulose beider Ober- 


| recht stellte auf die ‚schräge. Trennungslinie der Hemianopsie. . Außerdem 


gnostische Schwierigkeiten. Der 13jährige Mann zeigte klinisch Dyspnoe 
raschen Verfall, kein-wesentliches Fieber. Eine exsudativ hämorrhagische 
Pleuritis rechts, die Entwicklung dichter Dämpfungen über beiden Ober- 


diesen Fällen nach Bruno Fischer mit der linken Hand nach links vorbei- 
zeigen würde). Spontaner Ny stagmus bestand nicht, ebensowenig sonstige 
Motilitätsstörungen des Auges; die vestibulare Untersuchung (B. Fischer 
und Ref.) ergab starke, allgemeine Übererregbarkeit, besonders aber eine 


Dreherregungen. Bis zur Gegenwart haben sich alle diese Beschwerden 
ohne Behandlung fast ganz verloren; auch das Areal der Hemianopsie hat. 
sich weiter verkleinert; der Patient ist in einer durchaus. günstigen körper- 
lichen und. psychischen Verfassung. Angesichts dessen glaubt Ref., daß 
die von ihm schon ‘früher vermptete Beziehung des Schwindels zu der 
sagittalen Galvanisation des Kopfes sehr wahrscheinlich geworden ist. Es 
scheint, daß diese die eigentümliche vestibuläre Reizerscheinung provoziert 


Ober- und Mittellappen und rechten Pleura wahrscheinlich, besonders auch 
der Röntgenbefund: Verbreiterung des Mediastialschattens in .Höhe . der 
ersten und zweiten Rippe nach rechts ohne scharfe Schattengrenzen, | 
_ streifige Trübung des rechten Ober- und Mittelfeldes 'der Lungen. Das. 
rechte Spitzenfeld war frei, "das linke feinfleckig verschattet. Die tracheale 
Aufhelung war ' treppenförmig. -nach links verlagert mit mehreren Er- 
weiterungen . und Verengerungen. Holzknechtscher Raum von vorn her 
in Höhe des verbreiterten. Mediastinalschattens eingeengt. 


schaft zu diesen Reizerscheinungen geschaffen hat. Es ist bemerkenswert, - 
Im zweiten. und dritten. Falle zeigten sich röntgenologisch scharf- 


deren sagittale Richtungsebene senkrecht stand ‘auf. der Grenzlinie der 


des linken Hilusschattens, diesen zum Teil überdeckend, im Zusammenhang ‘Hemianopsie. Diese gegenseitige Lage erinnert an die gegenseitige Orien- 


. mit dem Mediastinalschatten. Holzknechtscher Raum frei. Klinisch: ältere 
Männer mit. geringgradiger Tracheitis, die akute Verschlimmerung in der 


‚kanntlich in der Norm beim Menschen stark gedämpft ist. Der Befund 
Grippezeit erfahren hatte, Schmerzen in Brust und Rücken. Die Be-. 


‚gestattet die Annahme, daß das Okzipitalhirn beim Vorgang der Gesichts- 


feldbildung überschüssige Erregungen der vestibulären Systeme in einer 
unter Wärmebehandlung, so daß eine akute infektiöse Lymphdrüsen- 


schwellung infolge grippöser Tracheobronehitis, nicht ein Tumor die Schatten- 


diese Erregungen Kopfneigung bzw. Kopfdrehung ‘und gegensinnige laby- 
bildung verursacht haben dürfte. N 


„erobellare, die Statik des aufrechten Ganges bedrohenden Einflüsse hat 
sich ja bereits für das Stirnhirn ergeben. 


die Spannungserscheinungen in den Nackenmuskeln’ verstehen, deren Ver- 


| Prag. 
Verein. deutscher Ärzte. Sitzung vom 23. Mai 1924. 
0. Pötzl: Vestibulare Reizerscheinungen bei Herderkrankung des 
linken Okzipitalhirns. 58jähriger intelligenter und gebildeter Patient, guter 
‚Klavierspieler, Rechtshänder. Am 24. Mai 1923 kam ohne Vorboten ein 
Insult, bei dem Patient das Bewußtsein nicht verlor und selbst beob- 
achtete, wie sich ihm ein Nebel vor den rechten Lidwinkel legte. Seither 
besteht auch gegenwärtig .noch eine rechtsseitige Hemianopsie mit der- 
` Eigentümlichkeit, daß die Trennungslinie des sehenden und nichtsehenden 
Teiles des Gesichtsfeldes eine schräge ist diagonal von rechts oben gegen 
links unten hin. Ref. verdankt Elschnig die Möglichkeit, den Fall ge- 
` nauer neurologisch. verarbeiten zu können. Nach dem Insult sind vorüber- 
gehende Delirien mit lebhaften, als „wunderschön“ bezeichneten optischen 
Halluzinationen (Gemälde, Säulengänge usw.) aufgetreten. Agnostische 
Störungen, Störung der Orientierung im Raum usw. hatten niemals be- 
standen; dagegen war u. a. auffällig, daß Patient von Anfang an bei dem 
- Versuch, den Kopf nach links oder nach rechts zu bowegen,. starke. 
Spannungen im Nacken fühlte. Gerade diese Spannungen überdauerten _ 
zusammen mit der schräg abgegrenzten rechten Hemianopsie alle übrigen 
Beschwerden. Fast bis zur Gegenwart bestand links ein Schmerzpunkt 
zwischen hinterem Rand des Proc. mastoideus und dem Ansatz des Musc. 
trapezius, sowie ein Spannungsgefühl, das längs der Randkontur des Musc. 
trapezius bis in die linke Schulter hinein empfunden wurde. Dieser Be- 
` schwerden wegen ‘wurde Patient anfangs Janúar 1924 in einem Ambu- 
latorium zweimal in sagittaler Richtung durch das Kranium galvanisiert. 
‘Ref. konnte nur ermitteln, daß eine Elektrode auf die Stirn, die andere 
auf den Nacken gelegt worden war, sonst nichts Genaueres; beim Elektri- 
sieren selbst habe Patient nichts gespürt als ein Prickeln auf der Stirn. 
Bald nach diesen Galvanisationen.. aber traten Schwindelanfälle auf.. Der 
oerste kam schon in der Nacht nach der ersten elektrischen Behandlung. 


‚Stirnhirnmechanismen. Auch diese Spannungen der  Nackenmuskulatur 
werden offenbar in der Norm durch die Gegenwirkung der okzipitalen 
Zentren abgedämpft und bei der Bildung des. binokulären Scheine 
in ein neues Gleichgewicht umgewandelt und verarbeitet. 


durch seine Häufigkeit, seino Krankheitserscheinungen und. seine thera- 


traktus. Die alte Auffassung, daß das Leiden ein lokales sei, führte natur- 
gemäß zur chirurgischen Behandlung des Ulkus; 
der Unzulänglichkeit der vorgenommenen Eingriffe wuchs ibre Größe und 
Gefahr; gleichzeitig trat eine Wandlung in der Erkennung der Ursachen 


Nervensystems, Veränderungen am Kapillarsystem uni endo wurden als 
"Ursachen des Ulkus erkannt; ich selbst messe dem’ aufrechten Gang und. 
dem raschen Längenwachstum eine große Rolle bei, wofür das seltene Vor- 

kommen des spontanen Ulkus bei Vierfüßlern und Säuglingen, sein häufiges 

Eintreten zur Zeit. des größten Längenwachstums und bei rasch wachsenden 
Personen seine Heilbarkeit durch die bloße dauernde Horizontallage sprechen; 
gleichzeitig trat die interne Behandlung des Magengeschwürs in den Vorder- 
grund; neben verschiedenen diätetischen Methoden wurde die systematische 
- Alkalisierung des Magens, die Röntgenbehandlung und die Proteintherapi® 

angewendet; steht man auch allen diesen Bestrebungen mit großer! Skepsis 
gegenüber, so mußten doch die Heilerfolge Přibrams an 200 durch 3 Jahre 
beobachteten Ulkuskranken mit Injektionen von Novoprotin zur Nachprüfung 
auffordern, zumal sie von chirurgischer Seite stammten, Novoprotin, ein 

weit abgebautes Pflanzeneiweiß, wurde vom Vortr. an 20 Ulkusfällen an- 
gewendet; es wurde nur bei solchen Patienten gebraucht, bei denen alle 


er das zweite Bett (das links vom seinem eigenen Bette steht) „auf dem . 


‘Die Untersuchung ergab, daß die Schwindel- . 


wurde als optimal ausgelöst, wenn man die Sagittalebene des Kopfes senk-. 


bestand ein Vorbeizeigen im linken Schultergelenk nach außen; bei Kopf- 

drehung nach links (im: Sinne der Reaktion von Bruno Fischer) wär 
kein Vorbeizeigen nach rechts zu erzielen, bei Kopfneigung nach links 

zeigte er richtig (während die Mehrzahl der gesunden Versuchspersonen in ` 


starke Abweichreaktion nach links bei den entsprechenden kalorischen und ` 


hat; während der Herd im linken Okzipitallappen nur die latente Bereit- 


' daß die Sohwindelerscheinungen ihr Maximum bei einer Kopflage erreichen, 


'tierung von Kopf und Auge bei der labyrinthären Gegenrollung, die be- ` 


spezifischen Weise absaugt und verarbeitet; ohne diese Gegenwirkung würden 


| rinthäre Augenrollungen bewirken. Ein ähnliches Verhalten in bezug auf 


Auf diese Weise lassen sich 
teilung einen ähnlichen halbgekreuzten Typus zeigt, wie die hier erwähnten _ 


‚ _ Leopold Fischl: Zur Ulkustherapie. Das Ulcus ventriculi gehört | 


‘ der Krankheit ein; konstitutionelle Momente, Erkrankungen des vegetativen 


-l üblichen Behandlungsmethoden erfolglos gewesen waren, 6 Patienten waren 


peutische Beeinflußbarkeit zu den wichtigsten Erkrankungen des Verdauungs `’ 


mit ‘der Erkenntnis von = 


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on Erfolg gastroenterostomiert worden: bei 2 Fällen war die Behandlung 
erfolglos; „bei 18 Fällen trat nach der ersten oder zweiten Injektion voll- . 
ständiges Nachlassen der Schmerzen ein, bei allen Fällen Gewichtszunahme, 
"hei 5 Fällen mit 24 Stunden-Rest deutliche Besserung der Motilität, bei 
dnem Patienten eine mehrstündige Absenz, die ohne sonstige Nachteile 
abklang; der Vortr. stellt eine der Patientinnen vor mit Röntgenbild einer 


mandelgroßen Nische, die vor 2 Jahren vergeblich gastroenterostomiert 
worden. ist; die Nische ist bis auf eine stecknadelkopfgroße Vorwölbung 


: an der kleinen Kurvatur geschwunden, Pat. ist schmerzfrei, hat 12 kg zu- 


genommen, alles ohne Liegekur, nur bei Sehonungsdiät. YVortr. empfiehlt 
die Methode für Fälle, die vor der Operation: stehen oder vergeblich ope- 


niert warden. i 


und des: Levator palp. sup. Eine 23jährige, seit Geburt an exteriorer 


Ophthalmoplegie rechts erkrankte, sonst gesunde. Patientin zeigt seit 
"3 Jahren eine zyklische Okulomotoriuslähmung (Axenfeld) (Okulomotorius- 


lähmang. mit. zyklischer Innervation der inneren Äste und des Levator 


- palp.sup.). Das für gewöhnlich leicht ptotische Oberlid des rechten Auges. 


hebt sich, beginnend mit unregelmäßigen Zuckungen, maximal, während 
gleichzeitig mit der Lidhebung die fast maximal- erweiterte Pupille sich 
verengt, Diese Lidhebung und Pupillenverengerung hält nur wenige Se- 
kuden an, um dann wieder der Ptosis und Pupillenerweiterung Platz zu 
machen. Das Intervall von der einen Hebung (Pupillenverengerung) bis 
sur nächsten beträgt ziemlich genau eine Minute und ist durch Änderung. 
der Angenstellung nicht zu beeinflussen, während das- Ausmaß ’der Hebung 
(Popillenverengerung) in allen Stellungen, in welchen ein Okulomotoriusast 
des rechten Auges beteiligt ist, ausgiebiger ist. Licht- und Konvergenz- 
aktion ist in jeder Phase auslösbar. Außer dieser zyklischen, weitgehend 
wabhängigen Innervation besteht eine deutliche Mitbewegung der Pupille 
in jeder Phase auf Innervation der äußeren Okulomotoriusäste, ebenso eine 
deptliche Hitbewegung des Levators bei jeder intendierten Augenbewegung, 


"bei welcher einer der übrigen äußeren Okulomotoriusäste innerviert wird. 


für die Erklärung der Mitbewegung wird eine Leitungsunterbrechung im 


. ; 5 X A l ei 1 ö 
Okulomotoriusstamme mit teilweisem Einwachsen von äußeren Okulomotorius- 


issen indie interioren angenommen, für die Erklärung der Rhythmik der 
Imerration eine Blockade im Okulomotoriusstamme an gleicher Stelle 


herangezogen, die durch Summation von im einzelnen unwirksamen Reizen 
schließlich zu einem Überfließen der Innervation, einer Art explosiver Ent- 


ladung führt (Elschnig). 


0.Klein: Zur Frage der Nierenfunktion beim arteriosklerotischen 


Hochdruck, Im ersten Stadium des arteriosklerotischen Hochdrucks finden 


sich vorübergehend Nierenfunktionsstörungen, welche in einer mäßiggradigen 
Erhöhung des Reststickstoffspiegels (Nüchternwert oder nach eiweißarmem 


Frühstück), ferner in einer leichten Einschränkung des Konzentrations- 
"ermögens, einer Erhöhung der Ambardschen Konstante u. a. ihren Aus- 
druck finden. Die Funktionsstörungen der Niere im zweiten Stadium der 
Arteriosklerose (maligne Sklerosen mit Retinitis albuminurica) zeigen im 
Gegensatz dazu, abgesehen von dem höheren Grade derselben ein konstantes 


m Die Störungen transitorischen ‚Charakters im ersten ‚Stadium 
t Arteriosklerose können durch Sinken der Herzkraft'herbeigeführt werden, 


1 der Regel werden sie aber durch eine vorübergehend eintretende Herab- 
setzung der Zirkulationsgröße in den Nierenarteriolen (Arteriolenkontraktion) 


ee Sie zeigen somit die gleiche Genese wie die -transitorischen 


t ausführlich an anderer Stelle.) 


Wien. u 
‚ „Gesellschaft der Ärzte, Sitzung vom 6. Juni 1924. 
‘L, Arzt stellt zwei Männer mit Hautveränderungen an den Händen 


Er die sie infolge ihres Berufes als Melker akquiriert haben. Die 
erulichon Erkrankungen der Haut sind in der Landwirtschaft seltener . 
| ih der Industrie; sie finden sich vor allem bei Melkern. 1. Der : 
ir ge Pat, hat das Melkergewerbe 3 Jahre lang in der Schweiz aus- 
uoi Dabei haben sich symmetrische Schwielen an den Endphalangen 


er Finger beider Seiten, besonders an den Daumen, gebildet. Die Zitzen 


Nähe werden nach der schweizerischen Melkmethode zwischen den 


Aare Daumen und Fingern ausgestrichen. Dabei wird das Maximum | 
ch ausgepreßt. Die in Österreich übliche Melkmethode unterscheidet 


Ach von dieser Melktechnik. Die Melkerschwielen bilden sich bei An- . 


wendung der in Österreich üblichen Melkmethode nicht. Die Literatur 


YE diese Melkersch wielen noch nicht. 2. Ein Pat. mit derselben Vor- 
a, 3. Vortr. demonstriert Diapositive von Melkerknoten, aus.. 
an an aeewebe bestehend, mit erodierter Oberfläche an der Lippe und . 


an ; | | 
den Händen. Vortr. denkt an die Übertragung von Kuhpocken. 


> J. Kubik (deutsche Augenklinik, Prag): Kongenitale Okulomotorius- 
“ Yhmung. mit spät entstandener zyklischer Innervation der inneren Aste 


ionsstörungen anderer Organe 'bei allgemeiner Arteriosklerose. (Er- - 


1924 — MEDIZINISÖHE KLINIK — 


-Angst vor der Wiederholung. 


sein pflegt. Emplastrum cinereum führte zu- einiger Besserung, 
wurde Jod und Hydrargyrum suceinimidatum (letzteres intramuskulär) 


u‘ 


Ni. 29. 


G. Nobl hat schon mebrfach die Melkerknoten gesehen; sie sind 
gelögentlich in großen Betrieben zu beobachten. Es. handelt sich um 


'Vakzineübertragung, aber nur in einem Teil der Fälle. In anderen Fällen 
liegt eine tiefe-Form der. Impetigo staphylogenes vor. ‚Die Korneaimpfung 


war also begreiflicherweise in einem Teil der Fälle negativ. . -° ° 

W. Kerl weist auch. auf die. Möglichkeit der Übertragung der Kuh- 
pocken von Mensch zu Mensch hin. Redner. demonstriert ein ‘Kind mit 
Pusteln an den großen und kleinen Labien; die Pusteln sind. im Zentrum 
gedellt. Das 6 Monate alte Brüderchen des Kindes war. frisch geimpft 
worden. Redner nimmt an, daß es sich um Übertragung mittels des 
Fingers handelt. EEE PR 

S. Ehrmann führt aus, daß die Pockenübertragung von Mensch zu 
Mensch auch bei Erwachsenen stattfindet und verweist auf: seine Beob- 


‚achtungen im Jahre 1907. Redner hat typische Vakzinepusteln bei Per- 


sonen beobachtet, die sich an- Bettfedern aus Galizien infiziert hatten- 
Der Kaninchenversuch ergab positive Resultate. 0.00. 

' J. P. Karplus demonstriert eine 48jährige Frau. mit einer Krücken- 
lähmung. Pat. bat seit mehreren Jahren einen Fungus des: linken. Knie- 
gelenkes und trägt deshalb seit Ostern 1922 Krücken. ‘Im Winter 1922/23 
verließ die Pat. wegen ihrer Kniegelenksaffektion ` die Wohnung nicht. ` Im 


' Frübjabr 1923 trat eine Lähmung des rechten. Armes auf und Vortr.'stellte. 


bei ihr eine Krückenlähmung von mäßiger Intensität fest; am. stärksten 
war sie im Radialisgebiet. Die Lähmung. ging zurück. Im Frühjahr 1924 


“trat ein „pamstiges Gefühl“ in der linken Hand auf, später Schwäche im 


linken Arm, die sich nachher zur Lähmung steigerte. Die Lähmung war 
stärker als im Vorjahre. Die Pat. war jetzt im Gegensatz zu ihrem Ver- 
halten im vorigen Jahre weinerlich, deprimiert, übererregbar. - Es ist die 


Frage, ob es sich um eine hysterische Nachahmung der Plexuslähmung! 


vom vorigen Jahre handelt. Sie hatte, wie aus ihren Reden hervorging; 
Zunächst war kein Anhaltspunkt: für 
Hysterie zu finden. Die elektrische Erregbarkeit war nach 3 Wochen Janger 
Dauer der Lähmung normal, was immerhin auffallend war. Auch der 
Blockierungsversuch ergab kein entscheidendes: Resultat, d. h. die Reizung 
zentral von dem Punkt der Läsion. ‘Bei peripheren Lähmungen gibt näm- 
lich in einer großen Anzahl von Fällen die Reizung: zentral vom Punkt der 


. Läsion andere Resultate als die Reizung peripher vom Punkt der Läsion: 
Nun ist es mißlich, daß der Sitz der Läsion ‚gerade in diesem ‚Falle die- 
Axilla ist und daß es darum schwer ist,- zentral von diesem Punkte zu ` 


reizen, außer in der Fossa supraclavicularis, speziell am sogenannten Erb- 
schen Punkt. Eine isolierte Reizung der am stärksten betroffenen Fasern 


ist freilich in der Fossa supraclavicularis nicht möglich. ‘Außerdem sind 


viele Autoren der Meinung, daß die Krückenlähmung eine Wurzelläsion ist. 
Es ist also auch dieses Symptom zur Entscheidung, ob eine funktionelle 
oder organische Störung vorliegt, uicht verwendbar. Bef elektrischer 
Reizung der geschädigten Nervenstämme sollte im Moment der Unter-: 


brechung des Stromes die Hand hinunterfallen, aber bei abgelenkter Auf- 


merksamkeit der Pat. bleibt die Hand sekundenlang in Streckstellung. 
Das Vorhandensein eines psychogenen Faktors ist aber nicht zu bezweifeln. 
Außerdem -sprechen die besonders zu "beobachtenden vasomotorischen 
Phänomene gegen das Vorhandensein einer organischen Störung. Nun ist 


"aber plötzlich im Laufe der letzten Wochen. eine Atrophie der. kleinen 


Handmuskeln eingetreten. Es ergibt sich also, daß auf’ eine organische 
Störung eine funktionelle aufgepfropft ist. Vielleicht handelt es sich bei 
der Pat. um eing Herabsetzung der Widerstandskraft infolge der Erkrankung 
des Kniegelenks. aa E Ya 

H. Schlesinger stellt 2 Pat. mit spätluetischen Gelenkverände- 


rungen vor. Diese Erkrankungen sind häufiger, als'man ‚vielfach. meint. ` 
Vortr. hat ständig mehrere Pat. mit diesen’ Erkrankungen auf seiner Ab- 


teilung. I. Die Erkrankung begann vor 6 Jahren mit Schmerzen in der 


| Hüfte, später erkrankten die anderen Gelenke, vor 3 Monaten wurde Pat. 


schließlich ganz hilflos, so daß er gefüttert werden mußte, Die- Tatsache 
daß die Schmerzen in der Nacht immer besonders heftig waren, führte zur 
richtigen Diagnose. Im Röntgenbild waren periostale Veränderungen 
wahrnehmbar; die Wa.R. war negativ, wie das bei diesen Fällen oft 


später 


gegeben, schließlich Neosalvarsan. Im Anschluß an die Neosalvarsaninjektion Ä 
trat eine Anschwellung des Sternoklavikulargelenkes auf, die bald wieder 
zurückging. Schließlich gab Vortr. Jodnatrium in zehnprozentiger: Lösung. 
intravenös, wodurch einige Gelenke mobilisiert wurden. Doch. hatte auch 
die Wiederholung dieser Behandlung beim Handgelenk keinen Effekt. Nun 
injizierte Vortr. das Jodnatrium intraartikulär. - Der Erfolg war verblüffend: 
3 Injektionen, die nicht als schmerzhaft bezeichnet wurden, bewirkten die 
befriedigende Mobilisierung des anscheinend ankylosierten Handgelenkes: 
Auch die Kniegelenke sind beweglich geworden, so daß Pat. wieder gehen 
kann, .— Il. Pat.. wurde ‚hochfiebernd eingeliefert. Mehrere Gelenke’ waren 


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‚Mobilisierung der Finger 


retikulo-endothelialem System. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


Ka 0.20. Juli 


seit Monaten geschwollen, so daß er wie ein. Mann mit Polyarthritis 
rheumatica aussah. Auf die antirheumatische Behandlung ging die Schwellung 
einiger Gelenke zurück, einige blieben geschwollen: auch das Fieber dauerte 
fort. Die Schmerzen waren nicht intensiv, der Hydrops der Gelenke stark. 
Die Wa.R. im Blute war negativ, im Punktat positiv. Vortr. leitete nun 
die antiluetische Kur ein, die alsbald zur Entfieberung führte. Pat. ist 


anhaltend fieberfrei. Die Kniegelenke sind seither normal, die Hand- und 
Fingergelenke zeigten keinen Rückgang der Erscheinungen. Die intravenösen 


Jodnatriuminjektionen führten zu einer Besserung. Die vollkommene 


gelenke wurde durch intraartikuläre Jodlösung 
erreicht. | po RE . 
P. Saxl und F. Donath: Intravenöse Injektion bei blockierteom 
Die große Häufigkeit der  intravenösen 
Injektionen legt die Frage nach dem Schicksal der injizierten Substanzen nahe. 
Man macht dabei zweckmäßig eine Unterscheidung zwischen korpuskulären 
Elementen, Suspensionen usw. einerseits, gelösten Substanzen andrerseits. 
Die Suspensionen usw. verschwinden rasch im retikulo-endothelialen System 
(kolloides Silber, kolloides, Eisen usw.), ebenso .Lezithin, Cholesterin, 
‚Bakterien, in den Kupfferschen Sternzellen der Leber, in der Milz, im 
Knochenmark, in der Lunge. Die injizierten Substanzen werden immer 
abgefangen. Die Bakteriämie und Lipämie scheinen Ausnahmen zu bilden. 
Die Bakteriämie beruht auf einer Nachspeisung,. des Blutes aus den In- 
fektionsherden: präagonal, das ist ja allgemein bekannt, steigt die Bakterien- 
zahl im Blute an, offenbar infolge des Versagens der Funktionen des retikulo- 
endothelialen Systems; auch die Lipämie beruht nach den Untersuchungen 


von Bondi auf der Nachspeisung. Die gelösten Substanzen sind wieder 


in bluteigene und blutfremde zu teilen. Die bluteigenen werden rasch 
‚aus dem Kreislauf hinweggeschafft, ebenso viele Farbstoffe; eine Ausnahme 
scheint das Kongorot zu bilden, das längere Zeit im Blute kreisen kann, 
‘ohne ausgeschieden zu werden. Unter die körperfremden Substanzen ge- 


hören auch die Medikamente, von denen z. B. beim Chinin nachgewiesen . 
wurde, daß sie zum größten Teil rasch aus dem Blut verschwinden (Unter- 


suchungen aus dem Institut Meyer), ohne ausgeschieden zu werden. Die 
Frage: ist, wohin die Medikamente kommen. Die ..oit leichthin gegebene 


“Antwort, daß sie ausgeschieden werden, befriedigt Vortr. nicht. So haben 


Versuche von Falta und Bernstein ergeben, daß injizierter Trauben- 


. zucker rasch aus dem Blut verschwindet, daß aber der respiratorische 


Quotient erst nach geraumer Zeit steigt. Für die Zuckerarten ist wahr- 
scheinlich gemacht worden, daß sie zuerst deponiert und dann, eventuell 
umgewandelt, ins Blut abgegeben werden. Nicht die. Ausscheidung bedingt 
das Verschwinden der injizierten Substanzen, -sondern die Deponierung. 


einer funktionellen. 


Die Frage ist nun: Welche Organe- nehmen die. injizierten Lösungen zu- 
nächst auf? Es sind immer dieselben Organe, die auch bei der Aufnahme 


korpuskulärer Elemente beteiligt sind. Die Beteiligung der Leber am 


Wasserhaushalt ist durch E. P. Pick und seine Mitarbeiter erwiesen: 
Untersuchungen an der Müllerschen Klinik haben ergeben, daß bei Leber- 
gesunden der injizierte Traubenzucker rasch aus der Blutbahn verschwindet, 
bei Leberkranken nicht. Ähnliche Resultate ergeben- die Untersuchungen 
über das Verhalten injizierter Chlorverbindungen und anderer Substanzen. 


Auch nach Milzexstirpation verschwindet der Zucker nur langsam. Der 


Gedanke liegt da nahe, daß auch bei diesen Substanzen das retikulo- 
endotheliale System eine wichtige Rolle spielt, wenn es nicht gar der 
Apparat ist, der die gelösten Substanzen aus: dem Blut entfernt. Man 
kann sich nun die Frage vorlegen, ob die abfangenden Organe nicht in dem 
Sinne beeinflußt werden können, daß sie gesperrt werden, so daß die 


injizierten Substanzen länger im Blute zirkulieren. Manche Beobachtungen . 


bei Hämolyse (Eppinger, Lepehne) sprechen dafür, daß unter bestimmten 
Umständen die Funktion des retikulo-endothelialen Systems nachläßt. 


Pfeiffer in Innsbruck hat mit Erfolg durch Injektion von Kohle die 


Trypsinvergiftung verhindert. Kürzlich hat Holler bemerkt, daß man 
vor Bluttransfusionen zur Herabsetzung der Hämolyse Elektrokollargol 
injizieren solle. Vortr. haben sich die Frage vorgelegt, ob das System 
blockiert werden könne. Durch Vorbehandlung mit kolloidalem Silber und 
Eisensaccharat suchten Vortr. die Blockade des retikulo-endothelialen 
Systems zu erreichen. Solange aber die zeitlichen Abstände zwischen Vor- 
behandlung und Prüfung, ob die Blockade erfolgt sei, groß waren, war kein 
Einfluß festzustellen. Wurde aber die zweite Injektion nur 10 oder 15 Minuten 
nach der ersten gemacht, war der Einfluß der Vorbehandlung deutlich. 
Von einer anatomischen Ausschaltung kann nicht die Rede sein, nur von 


endotheliale System ganz oder teilweise. Die Versuche, die an Kaninchen 
gemacht wurden, bestanden in Injektionen von physiologischer Kochsalz- 
lösung in der Menge der Hälfte des Biutes der Tiere, in Injektion yon 


Wasser, von Methylenblau, von Tetrachlorsulfophenolphthalein, von Adrenalin. 
. Argochrominjektion nach vorausgegangener Injektion von kolloidalem Silber 


macht eine verstärkte antiseptische Wirkung. Es wurden auf diese Weise 
günstige Resultate bei mebreren Fällen von Sepsis und in einem Fall von 
Tuberkulose erzielt. Auf die Tatsache: der funktionellen Blockade, die 
auch die vorhin erwähnte Bemerkung von Holler ins rechte Licht rückt, 
-soll eine „Blöckadetherapie“ gegründet werden. Über die einschlägigen, 


bereits begonnenen Untersuchungen wird nach Abschluß derselben be- 
richtet werden. 


` 


Rundschau. 


Bruchstücke zur Geschichte der antiken Heilkunde. 
Von Julius Hirschberg. 


Seit länger als einem Menschenalter habe ich mich mit den 
Schriften der alten Arzte beschäftigt und bin dabei auf einige Text- 
Änderungen und Feststellungen gekommen, die ich hier mitzuteilen 


mir erlauben möchte. | | 
I. ‚Schriften der Hippokratischen Sammlung. 


1. Von der Luft und den Wassern, c. 18. (I, 70 Littré; I, 61, 
Z. 12, Kuehlewein). 


Ich möchte annehmen, daß nach örs 7Aıog das Wort ôte aus- 


. gefallen ist, was einem Abschreiber ja leicht passiren konnte. Durch 
. Wieder-Einschieben dieses Wortes, das wohl auch durch das als- 
bald folgende xæè zors gefordert wird, scheint mir der Satz viel 


klarer zu werden: un | | 
u ÖTE NAuoc LoTEy 1EhevIav Eyyvıara yiveroı, ... xa} 10TE 
öliyov xodvov Jegueivaı za ob ayodge. (Vgl. meine Vorles. 
über Hippokr. Heilk. Leipzig, G. Thieme, 1922, S. 59.) 

9. Von der Kunst, c.:10. (Littré VI, S.17, u. Gomperz, 
1910, S. 50). | ae yi 2 

N&v yo 10 docugyvrorv, ğv te deguen, mv TE Oxor zakó- 
nısıaı, Xoïlóv ou. | u 

Ich lese &öugyvzov, nicht blos wegen der grammatischen 
Autorität des Erotianos, sondern auch aus sachlichen Gründen. 
Daß jeder nicht zusammengewachsene Theil (£ovupvrov) hohl ist, 


-= wäre Tautologie. Daß aber jeder solide Theil Hohlräume besitzt, 
das ist die Entdeckung, die der Vf. selbstgefällig uns vorträgt. 


ippokr. Heilk., S. 91.) u 
(Hipp 3. Von den Krankheiten II, c. 15 (Littré VII, S. 28): xæè tas 
yógas tv oüpdaluav &hrés. Littré’s Übersetzung „la region 


\ 


ist ywa toù ðp’akuoù. 


des yeux est douloureuse“ ist ungenau. Der eigentliche. Name für. 
Augenhöhle, d. L. für den Raum, in welchem der Augapfel liegt, 
/ So schon in der 9. der wunderbaren 
Heilungs-Geschichten aus dem Asklepieion zu Epidaurus. So auch 
bei den gelehrten Ärzten, z. B. Galen, vom Nutzen der Theile, 
VIII, 5 (p. 642, 643; I, S. 466 Ausg. v. G. Helmreich). (Vgl. m. Ge- 
schichte der Augenheilk. § 112, 1899, Bd. XII des Handbuches der 
Augenh. v. Graefe-Saemisch und „Über den Namen Orbita,“ 
Register-Band zur Gesch. d. Augenh. 1918, S. 101.). 
Diese Bedeutung von xæoœ Tod öyYaAuod fehlt in allen 
unsren Wörterbüchern. | | 


II. 4. Ebenso feblt in allen griechischen Wörterbüchern, auch 


im Thesaurus ling. gr., in META AES. 1901, sowie im Lex. Graec. 


Suppl. 1910, das Wort dıxopiacıc, Doppel-Pupille!). 
Beschrieben hat diesen Zustand derHerophileerDemosthenes, 

der unter Nero wirkte und den griechischen Kanon der Augen- 

heilkunde, aus dem alle Späteren schöpften, natürlich nicht ge- 


schaffen, wohl aber gebucht hat. (OpY$aluıxoc dürfte der Titel. ge 


wesen sein.) | 


Aëtius, im 6. Jahrh., hat noch zahlreiche Kapitel von ihm 
wörtlich ausgeschrieben. | se | 

Im 9. Jahrh. dürfte der griechische Text des Demosthenes 
bereits verloren gewesen sein. Wenigstens haben die Araber, die 


so gierig nach Texten über Augenheilkunde waren, den Demo- 
sthenes nirgends erwähnt. i | 


Aber es gab eine alte lateinische Übersetzung des Ophthal- 
micus, wohl aus der 2. Hälfte des 4. Jahrh. n. Chr. Diese war 


~ 1) Das Beiwort kopos kommt ja bei sehr späten Schriftstellern 
vor (Photios, Zonaras); bedeutet jedoch bei diesen das, was bei Ari- 
stoteles &repdyAauxog und bei den heutigen Ärzten Heterophthalmus 
nämlich daß die eine Regenbogenhaut hell (blau), die andre dunke 
(braun) gefärbt ist. | ; Ze 


Die Elektrokollargolinjektion blockiert das retikulo- 


U N z a Yo 
Sia a \ 
TA Ei tal eo 


ern 


Je  Schnake herausscharren. 


u seinir Mnemosyne, 1913) meine Erklärung angenommen; . . . . sed 
pumo jure Hirschberg observat sic non posse intelligi effo- 


peer Besitz von Gerbert (von 999—1003 Papst Silvester II) 


er -im Anfang des 14. dem Simon Januensis vorgelegen; 
u gleichfalls verloren gegangen. ‚Vergeblich habe ich 1903 
Rom. bei Pater Ehrle, dem Vorsteher der Vatikanischen Biblio- 
hek, nach dieser Handschrift geforscht. u a 
"Warum die Dikoriasis des Demosthenes von allen den späteren 
Auszüglern (Oribasius, Aëtius, Paulus), auch in der Liste der 
118- Augenkrankheiten, die uns „die Einführung“ (Galen, XIV, 768) 
überliefert, ausgelassen worden, ist schwer zu sagen. Die Selten- 
heit des Zustandes kann man nicht allein anschuldigen, da der- 
silbe doch immerhin Laien, wie Cicero ü. Plinius bekannt ge- 
worden. (C. Plinii Secundi nat. hist. VIH, 16: quod. pupillas 
binas in‘ singulis babent oculis . . .) a | 
“: Tatsächlich erfahren wir nichts über Dikoriasis in- der 
pmen uns erhaltenen griechischen Literatur. Wir würden über- 
haupt nichts davon wissen, wenn nicht Simon Januensis in seinen 
. Synonyma medicinae, vom Anfang des 14. Jahrh., aus der alten 


„Isteinischen Übersetzung des Ophihalmieus uns das folgende Bruch- 


stück erhalten hätte: Dicoriasis Demo. Est duae pupillae in eodem 


olo constitutae ... (Vgl. Die Bruchstücke der Augenheilk. 


des Demosthenes von J. H., Arch. f. Gesch. d. Med. XI, 3 u. 4, 
199. Ferner Dikoriasis, von J. H., C. Bl. f. Augenh., Nov.-Dez. 
Heft 1918.) | a p? 

15. Aus dieser Augenheilkunde des Demosthenes hat 
w Åëtius, im 7. Buch seiner Aıßlia lærgixa Exzaidexe, das von 
der Augenheilkunde handelt2), ein kleines Kapitel aufbewahrt, „über 
de in das Auge hineinfallenden Thierchen (Swöyiov) oder Hülsen 
-oder Sandkörner“. | BE 
: ` Darin heißt es: &i de Zunelvn, aztuta Sehe. ' 
.. Die beiden letztgenannten Worte hat der gelehrte Janus Cor- 
narius 1541 übersetzt mit digito exime: er hat also daxıvio 


‚gelesen. (Vgl. Med. artis principes, 1546 excud. Henricus Stephanus. 


èt. têtrabibl., S. 306, E.). | 


_ Durch die Autorität des Janus Cornarius habe ich mich 


leider verblüffen lassen, 1899 in meiner Augenheilkunde des: 


Aëtius (1899, S. 40) gleichfalls dazı'Ao zu setzen und in m. Gesch. 


der Augenh. (1899, $ 248, Graefe-Saemisch XII, S. 399) ent- 
‚sprechend zu übersetzen. | 


‚Aber einige Jahre später habe ich von den Arabern gelernt, 


daß sie den unter der Lidhaut befindlichen [Faden]-Wurm mit 
‚einem Ring einschließen, um dann die Haut zu spalten und den 
Warm herauszuziehen. (B. XIII, S. 187, 1905, bzw. 1908.) | 

„So schien es mir gerathen, den überlieferten Text des Aëtius 
der Änderung von Janus Cornarius vorzuziehen. 


Übrigens. hätte ich das richtige schon von den Griechen 
lernen können. 


ndes Aristophanes Lysistrate (V. 1027, 1028) heißt es: 


Inrröhos obroci, èxozúlevoov ató ... „Da hast. du meinen Ring: 
Scharre es heraus [das Ungethüm von Schnake].“ Ganz richtig be- 


merkt der alte Scholiast: didwoiv «òr dazıvlıov, iva ELeveya 
Ww-unida 100 Oyp9aluod. Gewiß war ihm dieser Handgriff aus 
der Volksheilkunde ganz geläufig. ‘Aber er hat nicht immer Gnade 
wr den Augen der modernen Philologen gefunden. Blaydes sagt 
(sistr, Halle 1880, S. 281), daß: nur Dindorf u. Enger die 
„en Erklärung des Scholiasten anerkennen, Brunck dagegen 
 Jerökios obroci richtig mit mordaculus iste übersetzt habe, u. 
hier mur eine Anspielung auf das Wort dáxvsrv (V. 1028) vorliege. 
en übersetzt „solch’ ein`kleiner Beißerich“. Leipzig 1881, 
DR Allerdings, die neueste und ganz vortreffliche Ausgabe der Lysi- 
T von J. van Leeuwen (Leyden 1908, S. 141) bringt richtig: 
nanulus, und fügt hinzu: ad invertendam oredo palpebram. 
‚Doch ist hier von kunstgerechtem Umdrehen der Lider nicht 


de Rede, sondern nur von der‘ Pfuscherei der alten Weiber, die 


mt d 


it dem dünnen Ring zwischen Lid. u. Augapfel fahren u. die 


Hr. v. Leeuwen hat (in dem April- 


9) D 


anzen, 1534 zu Venedig (bei Aldus Minutius u. Andreas 


i E chi an) gedruckt worden. Ferner neuerdings das 9. Buch von Musta- 


. das ans, an, 1816; das 12. von Kostomoiris,. Paris 1912; 


| u. 16. 7 inzi 1906 u. 1909. (Alle 
4 Herausgeber Te a. 16 ; Leipag 1901, Athen 1906 u. 1909. ( 


| 1924 — MEDIZINISC HE KLINIK Nr. 


diendi verbum &0x«Asveiv, addit autem veram`interpretationem °x 
Aötio medico IS § 18... l | | 


meiner Gesch., S. 112, 1918.) 


‚gedruckt vorliegt; u. 
beute liefern. 


'asperitates diligenter fricabis. 


Häle es Werk ist griechisch nur einmal, und zwar nur die erste 


t 


29, 


er 


A 
eb 


' (Vgl, Centralbl. f. pr. Augenh. Jan: 1918, u. ‚Register-Band 


- I.6. Galen, von den örtlichen Mitteln (IV, c- 8," B. XH. 
S. 793) bringt den folgenden Satz: Ep ðv dE xnuwors logge 
yévorto, Aaßav won Akzıdov odoxza mulas moocexAEavov ne 
Das Fliegen-Fleisch erregt solort unser Mißtrauen. In der 
That fand ich in Razi’s Encyklopädie, wo dieser Satz citirt wird, 
Bären-Fett (pinguedo ursi, im Continens). Nun d&gxwv oréxo 


cist uns aus Gälen (B. XII, S. 331) bekannt. Wie aber die Ver- 
derbnis gekommen, vermag ich nicht gleich‘ genau anzugeben. 


Diese arabischen Übersetzungen stammen ja hauptsächlich aus 


dem IX. Jahrh. u. Z., mithin aus weit älteren griechischen .Hand- 


schriften, als uns heute zur Verfügung stehen. Ich habe auch Sonst 
noch einige. kleine Verbesserungen : griechischer ‚Texte aus den 
arabischen Übersetzungen, bzw. auch aus den 'Rückübersetzungen 
in mittelalterliches Latein, gewonnen. Aber man muß. sich mit'ge- 
legentlichen Funden begnügen. Eine planmäßige Untersuchung 
würde außerordentlich langwierig und beschwerlich sein, zumal von 
den. arabischen Schriften über- Heilkunde bisher. -nur ‚sehr. wenig 
‘doch vielleicht nur eine sehr. mäßige Aus- 


IV. 7. Das 7. Buch von Aëtius Sammelwerk behandelt die 


"Augenheilkunde®), die beste’ und vollständigste Darstellung aus dem 


Alterthum. Ich. habe den Text lesbarer zu. machen gesucht: in 


meinem Buche Die Augenheilk. des Aëtius aus Amida, griech. u. 


deutsch h. von J. H., Leipzig 1899. (204 S.) (Als „mendorum omnis. 
generis foeda colluvies“* hatte Henricus. Stephanus 1567 den 
einzigen Druck des Aëtius, Venedig 1534, bezeichnet) —— 

V.8. ‘Die einzige griechisch‘ geschriebene Sonderschrift 
über Augenheilkunde, die wir, wenn auch nicht vollständig, 
besitzen. ist ‚die regt öyJaduor, welche: Prof. Puschmann in 


seiner Handschrift der Heilkunde des Alexander aus Tralles, 


und zwar zwischen dem:2. u. dem 8. Buche derselben, gefunden u, 
herausgegeben: Nachträge zu Alex. Trall, Berlin 1886, S. 180—188. 

Puschmann neigt. der Ansicht zu, daß dies die: verlorene 
Augenheilkunde des Alexander sei. Ich kann. dem ‚nicht bei- 
stimmen. Es dürfte die Arbeit .eines Anfängers aus sehr später 
Zeit sein. Der durch zahlreiche Schreibfehler .entstellte, Text der 
einzigen Handschrift ist, mit Hilfe von G. Helmreich, verbessert 
worden. Es sind aber doch noch zahlreiche Fehler stehen geblieben; 


von denen einige, durch Kenntniß der Augenheilkunde u. der an- 


tiken Texte über. dieselbe, wohl berichtigt , werden können. Ich 
bringe zwei Beispiele. >00. | 

I, S. 144. uo uèv dia Tod pvoxoù Tolumaroc sic toùc 
uvzınoas Ovbbei tò röov. — Zu lesen ist.zonuaroc. Gemeint ist 
der so leicht sichtbare. Thränen-Punkt am Rande des Unterlides, 
nahe dem Nasenrücken, der Anfäng des Thränen-Röhrchens.-- Vgl. 
Galen, B. 11, 8.809. | Be 

U, S. 154, 2.3. öovoißeı (Handschrift orige). 


r 


Zu lesen ist 


@egikeı. Die luftblaue Farbe einer Star-Form ‚ist ja bekannt aus 


Demosthenes, bei Aöt. VII, c..53, S. 188 m. Ausg. (Vgl. m. G. 
d. Aug. $ 226--228, Band XII des Graefe-Saemisch, $. 357 fgd.).: 
| VI. Lateiner. ee nie BE o a en N 

7. Celsus bringt (VI, 6,1, A. v. Daremberg, $..296: 
A. von Marx, S. 259): votumque est ut tantum exulceretur. 

Das soll die Übersetzung sein ‚von Amic dè xa deyfvaı to 
zorodcov. (Prorrhet. II, 18, Littré IX; S. 46; Foes. I, 100; Kühn 
1, 2i1lfgd.). - o a Zu ne RR Tunes ' 
- = Die Übersetzung: von Celsus ist unrichtig: dric bedeutet 


AE 


hier Befürchtung. 


8. Cassius Felix (Ausgabe von V, Rose, Leipzig 1879, 


. S. 55.) Ad trachomata ...: pumice. aut osso sepiae molli hoc est 


detracto cortice, et diligenter formato, versatoque palpebro, easdem 


Der Satz Scheint nicht recht verständlich. Er wird aber er i 
verständlich, wenn man erstlich nach. formato .ein Wort einschiebt, 


"wie uteris*) (gebrauche),, und wenn man ferner berücksichtigt, daß 


9) Vgl. „Die griech. Sonderschriften über Augenheilk. van T. 
Arch. f. Augenheilk, B. a u, en za ag VON JH, 
4) Dieses Wort kommt im nächstfolgenden Satz. 
solcher Anordnung, daß man es auch für den varlie gondon orsa 
möchte: post haec et collyrio trachomatico uteris, © ` > +” 


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| Register-Band, S. 98, 1918.) 


- haben. 


- vielleicht nachgetragen werden könnte. (Vgl. Die Augen 


1026 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.29, 


o o | u | 20. Juli. 


formato auf osso sepiae sich bezieht u. bedeutet „zu einem Zäpfchen 
(Stift) ausgearbeitet“. Vgl. Dioscur. Mat. med. II, c. 23: Tò de 


edrö ans onniag Öcrowxov, oxruarodv sic zoAAveıe... Ferner 


Galen, v. d. einfachen Mitteln (XI, c. 27, B. XI, S. 347): Meo 
onriasg .. . dayiúgpovies è adro nmaæparniýoióv u zoAAvgin. 
Somit heißt unser Satz: pumice aut osso sepiae molli, hoc est de- 
tracto cortice, et diligenter formato [uteris], versatoque palpebro 
easdem asperitates sufficienter fricabis. .. (Vgl. m. Gesch. d. Augenh. 


9. In Claudii Hermeri mulomedicina Chironis ed. Eugenius 
Oder (Lips. MOMI 1. II, c. 4, p. 28) beißt es: Quodcumque jumen- 
tum in oculis trichiasin patietur, id est, ut palpebra ejus superiora 
ulterius cilia infertent, sic eum curato. D 

| Der Herausgeber setzt unter den Text infestent mit Frage- 
zeichen und fügt im Index (S. 382) inferciantur (?) hinzu. 

Ich glaube, die verdorbene Stelle läßt sich leicht verbessern, 
wenn man insertent?) vorzieht und folgendermaßen übersetzt: 
„Wenn ein Stück Vieh an der Haarkrankheit leidet, d. h. seine 
oberen Lider zu weit [gegen den Augapfel hin] Wimpern eingefügt 
| .... Hr. Prof. Oder hat meiner Verbesserung zugestimmt. 
Thes. ling. lat. (II S. 1057, 1906—1912) bringt die Lesart in- 
fertent und hat nicht hervorgehoben, daß, wenn auch nicht in der 
Schrift-Sprache, so doch in der der Hufschmiede um 400 n. Chr., 
cilium die Wimper bedeutet: was bei passender Gelegenheit doch 


von J. H., C.Bl. f. Augenh., Nov.-Dez. 1918.) 


Tagesgeschichtliche Notizen. 
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellen- 
angabe gestattet.) f i K 


Berlin. In der Sitzung der Berliner medizinischen Gesell- 
schaft vom 16. Juli 1924 sprach vor der Tagesordnung Herr Tervy über: 
Mikroskopische Schnelldiagnose von Karzinomen. Tagesordnung: 1. Herr. 
London (Petersburg): Die Methode der Angiostomie und deren Resultate; 
2. Herr Viktor Schilling: Blutlehre in der Praxis. 


Berlin. ` Die Reichsregierung hat dem Reichsrat den Entwurf einer 
neuen Prüfungsordnung für Ärzte zugehen lassen. An diesem Ent- 
wurf hat der Reichsrat kleine Änderungen. vorgenommen, indem er eine 
stärkere Berücksichtigung der Versicherungsmedizin und bei der Prüfung 
in Pharmakologie der wirtschaftlichen Behandlungsweise empfohlen . hat. 


| Wien. Das am 8. April d. J. ‚beschlossene, in der Kammer-Haupt- 
versammlung der Wiener Ärztekammer vom 9. Mai verkündete Erkenntnis, 
welches der Kammervorstand als Ehrenrat gegen Hofrat Prof. Hochenegg 


gefällt hat, wurde von der Rekursinstanz, dem Wiener Magistrat, „wegen | 


mangelhaften Verfahrens“, also aus formalen Gründen, aufgehoben. Dieser 
Vorfall illustriert wieder einmal die Berechtigung des.seinerzeit zum Aus- 
druck gebrachten Verlangens nach Mitwirkung eines Juristen — etwa 


. eines juristisch ausgebildeten Kammerseokretärs — bei der forensischen 


Tätigkeit des Kammervorstandes, um auch der juristischen Form strikte 
zu entsprechen. Gleichzeitig aber zeigt diese Entscheidung die Notwendig- 
‚keit. einer Novellierung des Gesetzes vom 21. Dezember 1891, betreffend 
die Errichtung von Ärztekammern, zumal seines $ 12, welcher die Tätigkeit 


‚des Ehrenrates und das Rekursrecht regelt. 


Wien. Das Zentralhilfskomitee der Ärzte Österreichs, 
ursprünglich als Notstandsaktion geschaffen, muß weiter aufrecht erhalten 
werden, um den an Zahl zunehmenden hilfsbedürftigen, erwerbsunfähigen 
Ärzten und deren Familienmitgliedern beizustehen. Außer 860 Geldunter- 
stützungen wurden im vergangenen Jahre zahlreiche Bekleidungsgegenstände 
und Lebensmittel ausgegeben: Die nötigen Mittel flossen hauptsächlich aus 
dem Ergebnis des Notopfertages (fast 230 Millionen Kronen) sowie Sonder- 


spenden der österreichischen Kollegenschaft, von Amerikanern, namentlich | 


Quäkern, und Schweden. Der gegenwärtige Monatsbedarf beträgt 22 Millionen 
Kronen. | — 


Die Häufigkeit des Auftretens der epidemischen Enzephalitis 


in England hat das Gesundheitsministerium veranlaßt, ein Memorandum 


über diese Krankheit auszuarbeiten. Die Enzephalitis ist in den meisten 


Ländern Europas, Asiens, Amerikas und Australiens beobachtet worden. 


In England und Wales, wo die genauesten Zahlen über die Verbreitung 
des Leidens erhoben wurden, wurden in den Jahren 1919—1923 538, 914, 


1470, 454 und 1025 Fälle gemeldet. In dem ersten (bei Ausgabe des | 


Memorandums noch nicht beendeten) Halbjahr 1924 wurden schon 2468 Er- 
krankungen festgestellt. . Im Juni scheint die Morbidität erheblich ab- 
zufallen. Wahrscheinlich ist diese Verminderung noch größer, als es den 


5) s und £ konnten ja leicht vom Abschreiber verwechselt werden. 


Druck von L. Schumacher in Berlin N4 


wimper 


Anschein hat, da die große Aufmerksamkeit, die die Arzte und das Publikum 


der Krankheit widmen, die schnelle Erkennung auch leichterer Fälle fördert. . 
Die Mortalität der Encephalitis lethargica schwankt seit 1917 zwischen 20 
und 50°/,, in der gegenwärtigen Epidemie zwischen 12 und 21°/,. Eine 


exakte Identifizierung des Erregers ist bekanntlich noch nicht gelungen. 


Die Ansteckungsgefahr von Mensch zu Mensch scheint sehr gering zu sein. 
Immerhin wurden mehrere Fälle in demselben Haushalt oder in derselben 
Anstalt beobachtet. i 

Einen sehr viel harmloseren Charakter trägt eine kleine Epidemie 
von Nahrungsmittelvergiftungen, die auf der großen Ausstellung in 
Wembley ausbrach. 87 Fälle von akuten, mehr oder minder heftigen 


Magen- oder Darmstörungen wurden am 9. Juni zwischen 1 und 8 Uhr 


nachmittags in der Hauptsanitätswache der Ausstellung eingeliefert. Alle 
Erkrankungen waren 1—3 Stunden nach Einnahme der Mittagsmahlzeit 


in dem Restaurant der Ausstellung aufgetreten. Sämtliche Erkrankte hatten 
eine Pastete aus Kalbfleisch und Schinken gegessen. | 


Ministerialdirektor a.D. Prof.Dr. Martin Kirchner feierte am 15. Juli 
seinen 70. Geburtstag. Aus der militärärztlichen Laufbahn hervorgegangen, 


wandte er sich unter Robert Koch wissenschaftlichen Untersuchungen, 
insbesondere der bakteriologischer Methoden zu und widmete sich dann der 


öffentlichen Gesundheitspfiege, zuerst als Dozent an der Technischen Hoch- 
schule in Hannover, dann als vortragender Rat der- Medizinalabteilung des 
Kultusministeriums, die später vom Ministerium des Innern übernommen 
wurde. Kirchner wurde als erster Arzt Direktor dieser- Ministerial- 
abteilung. Die Seuchengesetzgebung sowie die Durchführung der Zwangs- 


 impfung sind im wesentlichen ihm zu verdanken. Besondere Verdienste 


hat er sich um die Vorbildung der Medizinalbeamten und um die Schaffung 
der Medizinaluntersuchungsämter erworben, Nach dem Ausscheiden aus 


dem Amte im Jahre 1919 widmete er als Stadtverordneter seine Kraft und 
Erfahrungen weiter der Volkshygiene. | 


Ä Berlin. Die sportärztliche Vereinigung tagte zum erstenmal am 
12. J 


uli. Es konstituierte sich auf Anregung von Geheimrat Bier ein 
neuer Verein unter dem Namen „Ärztebund zur Förderung der 
Leibesübungen“. . Zum Vorsitzenden wurde Prof. Schmidt (Bonn), zum 
Ehrenmitglied der Hygieniker Prof. Hueppe gewählt. Es hielten ‘Vorträge 
die Professoren Bier: Über die Notwendigkeit der ärztlichen Mitarbeit bei 
den Leibesübungen; Hueppe: Über Wärmebilanz und Erkältungsfragen im 


.Sport; Prof. Klapp setzte sich für die tägliche Turnstunde in der Schule 


ein und Priv.-Doz. Halden sprach über das Auge im Sport. 


In Jena findet vom 27. Oktober bis 1. November ein ärztlicher 
Fortbildungskurs in sämtlichen klinischen Fächern, der pathologischen 
Anatomie, der Hygiene, gerichtlichen und sozialen Medizin statt, Ein- 
schreibegebühr 15 M. Bei rechtzeitiger Anmeldung billige’ Wohnung. An- 
fragen und Meldungen an den Vorsitzenden des Thüringischen Landes- 
ausschusses für das ärztliche Fortbildungswesen, Prof. Dr. Guleke in Jena, 
oder an den Schriftführer Sanitätsrat Dr. Schrader in Gera. 


| Dresden. Vom Ministerium des Innern und dem Rat zu Dresden - 


ist der Direktor der I. inneren Abteilung des Friedrichstädter Kranken- 
hauses, Prof. Dr. Päßler, als Vorsitzender, der Präsident des Landes- 
gesundheitsamtes, Geheimer Regierungsrat Dr. Weber, als stellvertretender 
Vorsitzender der Akademie für ärztliche Fortbildung bestätigt worden. 


i Die medizinische Fakultät der Universität Köln ver- 
anstaltet vom 20.—31. Oktober 

praktische Ärzte. Stundenplan und nähere Auskunft über Unter- 
kunft usw. durch den Pedell Simons, Krankenanstalt Lindenburg, Pav. VIII. 


' Erlangen. In der medizinischen Universitätsklinik findet vom 
28. Juli bis 2. August ein Kursus über Röntgendiagnostik und 
Therapie innerer Krankheiten statt. Anmeldungen sind an Dr. Kohl- 
mann, med. Klinik Erlangen, zu richten. | 


| Der VI. Karisbader internationale ärztliche Fortbildungs- 
kursus mit besonderer Berücksichtigung der Balneologie und Balneo- 
therapie findet vom 7. bis 13. September d. J. statt. Dem Programm, das 
demnächst unserer Gesamtauflage beigelegt werden wird, entnehmen wir, 
daß 24 Vorträge aus fast allen Gebieten der Medizin gehalten werden. 
Die Vortragenden, durchweg bekannte Kliniker und Theoretiker, rekrutieren 
sich. aus den Universitäten von Brasilien, Deutschland, Italien, Japan, 
Nordamerika, Norwegen, Österreich, Schweden, der Schweiz, der Tschecho- 
slowakei und Ungarns. Die ausländischen Teilnehmer erhalten durch Ver- 
mittlung des Kuramtes Karlsbad für sich und ihre Begleitpersonen ein 
unentgeltliches tschechoslowakisches Einreisevisum sowie eine 33°/,ige 
Fahrpreisermäßigung auf den tschechoslowakischen Staatsbahnen. Auskunft 
erteilt der Geschäftsführer Dr. Edgar Ganz (Karlsbad). | 


Hochschulnachrichten. Düsseldorf: Der ao. Professor der 
Zahnheilkunde Christian Bruhn zum Ordinarius an. der ' medizinischen 
Akademie ernannt. — Kiel: Dr. Alfred Beck als Privatdozent für Chirurgie 
und Röntgenologie habilitiert. — Tübingen: Dem Privatdozenten für 
Pharmakologie Hormann Walbaum die Bezeichnung eines ao. Professors 
verliehen. — Wien: Der Ordinarius der Pharmakologie Prof. Hans Horst 
| Meyer tritt nach Absolvierung eines Ehrenjahres in den Ruhestand. 


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1924 einen Fortbildungskurs für 


| Die Behandlung der epidemischen Enzephalitis.) 


‚Virulenzkraft des Seuchenerregers endlich nachläßt, daß wir also 
Euzephalitisschüben reichlich zu beschäftigen. Sie werden von mir 


warten, zumal viele bisherige Behandlungsvorschläge wenig me- 


akuten Krankheitszustände therapeutisch zu erörtern, da wir in 


agr im Gehirn abspielt, aber doch nicht nur im Gehirn. 
Manowsky-Zylberlast und Zand behaupten sogar, den Er- 


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geleitet von 


Nr. 30 (1024) 


zinis 


Berlin, Prag u. Wien, 27. Juli 1924 


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; | & . P90 e | | | u 

Wochenschrift für praktische Arzte 
Organ der Berliner Medizinischen Gesellschaft y | 

Geh. San.-Rat Professor Dr.KurtBrandenburg, Berlin * Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedrichstr. 105b 


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BT 1177171 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Becht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeibräge vor 


i i i PRUPTYıtır: ] 
GUEESLLILILIENLDRESBEBSBESBBHSESBERNERRGSEREGBARRBADERUGENGEE UBRERRZGSABAENEBRRONSERSERERAUNULLEERERBEESOOHEOSERNAANRGORSAOREUULERNEOREERDETURLALANEBDERENEERDEREETORERERTERKENE BUOGBSORLAURSOGELSGLASSTEEEOSSANERNRDEUNLAEANGER BESRRAORAnnE ERSOSSERERONEBGAREDATUGE 


Verlag von 


XX. Jahrgang 


Klinische Vorträge. 


Aus der Universitäts-Nervenklinik zu Göttingen 
(Direktor: Geh. Rat Prof. Dr. E. Schultze). 


Von Prof. Dr. F. Stern. 


M.H.! Wenn ich es heute unternehme, über die Frage der 
Behandlung der epidemischen Enzephalitis zu reden, so werde ich 
dam weniger durch die zahllosen Opfer der chronischen Enzephalitis, 
die Ihnen alle bekannt sind, sondern vor allem durch die Tatsache 
geleitet, daß wir immer von neuem in jedem Winter frische Epidemie- 
schübe von dem nun wirklich endemisch gewordenen Virus sehen 
und vorläufig noch nicht in der Zuversicht leben dürfen, daß die 


auch in kommenden Jahren noch befürchten müssen, uns mit akuten 
nicht ein restloses Referat der bisherigen unzähligen Literatur er- 


hodisch und theoretisch wenig begründet ‘sind. Im Gegenteil 
sollen meine heutigen Ausführungen in der Hauptsache den Extrakt 
eigener Erfahrungen auf Grund der in Göttingen beobachteten etwas 
über 300 Fälle darstellen, von denen ich allerdings nicht alle weiter 
verfolgen konnte. Ich verzichte deshalb auch auf größere statistische 
Zusammenstellungen, zumal meine katamnestischen Erhebungen trotz 
maner Bemühungen noch unvollkommen sind. Immerhin sind die- 
selben genügend, um über den Wert von Behandlungsmaßnahmen 
namentlich im akuten Krankheitsstadium ein Urteil abzugeben. 

Ein sehr großer Teil der von mir beobachteten Enzephalitis- 
kranken kam erst im Zustande des chronischen Parkinsonismus 
m unsere Behandlung. Dennoch erscheint es mir wichtiger, die 


diesen allein aktiv die Möglichkeit und, wie ich meine, auch die 
Plicht haben, in den Krankheitsprozeß einzugreifen. | 
Ich gehe bei der Besprechung von meiner schematischen Ein- 
teilung der Enzephalitis in 3 Stadien aus: .1. Das akut-infektiöse, 
2, postenzephalitische, pseudoneurasthenische und das 3. Stadium 
der chronischen Enzephalitis mit vorwiegend. amyostatischen Er- 
sheinungen durch Erkrankung der Substantia nigra. Ich brauche 
m Ihrem Kreise nicht zu wiederholen, daß. die chronische En- 
zephalitis direkt aus der akuten hervorgehen kann, aber in sehr 
vielen Fällen erst im Anschluß an ein Intervallstadium erfolgt, das 
n Pseudo-neurasthenischen Erscheinungen erfüllt ist. Die pseudo- 
Reurasthenischen Erscheinungen können, wie namentlich Nonne im 
gen Jahre in Wien betont hat, ja auch fehlen, aber in der 
He Mehrheit meiner Fälle waren sie doch ausgesprochen, so 
dab ich auf die Beobachtung dieses Stadiums Wert lege und stets 
N emer gewissen Besorgnis um meine Kranken bin, solange sie 
ie nervösen Erscheinungen noch nicht überwunden haben, wenn 
ve auch ein sicheres Kriterium dafür, daß sie nach Überwindung 
es Stadiums nicht doch noch einmal amyostatisch werden, nicht 
an Die Zahl der Kranken, welche unmittelbar im Anschluß 
en akuten Schub sich schnell restlos wieder erholen, mit oder 
: e klinische Narben, ist eine relativ geringe, namentlich dam, 
em im akuten Stadium keine Behandlung erfolgt ist. 

, „m akuten Stadium herrscht, wie wir ohne Zweifel wissen, 
on aktiv entzündlicher infektiöser Prozeß vor, der im wesentlichen 


.) Vortrag, gehalten auf der Versammlung niedersächsisch- 
Westiälischer Neurologen und Psychiater in Hannover am 3. Mai 1924. 


- 


reger während des akuten Stadiums außer im Gehirn auch in der 
Leber gefunden zu haben. Dies ist aus verschiedenen Gründen sehr 
interessant, erscheint mir aber noch nicht restlos gesichert, da uns 


in Wirklichkeit der Erreger mit Sicherheit noch nicht bekannt ist. 


In Analogie zur Poliomyelitis können wir sogar annehmen, daß 


wenigstens aus der Blutbahn der Erreger sehr rasch verschwindet. . 


Toxische Bestandteile sind aber sicher in der Blutbahn enthalten, 
in größerer Menge in manchen Teilepidemien mit besonderem Hervor- 
treten starker hyperkinetischer Erscheinungen, bei denen die ver- 


schiedensten Allgemeinsymptome, wie toxische Erytheme, Ikterus, 


Beschleunigung der Blutgerinnung, hämolytische Erscheinungen, 


rasche Prostration und erhebliche Vermehrung des Reststickstoffs 
im Blut beobachtet wurden. In der Hauptsache wird es aber doch 
darauf ankommen das Virus selbst therapeutisch zu fassen, und es 


ist selbstverständlich, daß unsere Bemühungen auf eine spezifische 
Behandlung durch Gewinnung eines antitoxischen oder antibakteriellen 
Immunkörpers oder auch aktive Immunisierung durch eine spezifische 


Vakzine' gerichtet sein müssen. Diese Bestrebungen sind leider 


bisher noch zu keinem Ergebnis gelangt und können auch so lange 
Zeit nicht zu einem sicheren Ergebnis führen, als wir das Virus der 
Enzephalitis nicht kennen, danach natürlich auch nicht für Immu- 
nisierungszwecke eine Vakzine herstellen können. Gerade der gegen- 
wärtige Standpunkt der ätiologischen Enzephalitisforschung zwingt 
uns nämlich zu einem resignierteren Standpunkt, als wir noch vor 
wenigen Monaten haben konnten. Die bisherigen Forschungsresultate 
hatten uns ja zu der Überzeugung führen müssen, daß ein bestimmtes 
iiltrierbares invisibles Virus, das in enger Verwandtschaft mit dem 
Herpesvirus steht, den Erreger der Enzephalitis darstellt. : Es ist 
aber höchstwahrscheinlich, daß ein Teil dieser Virusfiormen in Wirk- 
lichkeit einen ganz unspezifischen Erreger einer spontanen Kaninchen- 
enzephalitis (Encephalitozoon cuniculi Levaditi) darstellt und nun- 


mehr wird von Bastai an der Hand von merkwürdigen Unter- 


suchungen behauptet, daß die noch als spezifisch geltenden mit dem 
Herpesvirus identischen Virusstämme von Dörr und Schnabel, 
von Levaditi gar kein Enzephalitisvirus darstellen, sondern ein 
einfaches Herpesvirus, das sich nur zufällig im Liquor derjenigen 
Patienten, von denen die vorgenannten Autoren den Enzephalitis- 
stamm gewannen, fand. Die experimentelle Enzephalitis von Dörr 
und Levaditi soll danach keine humane epidemische Enzephalitis, 
sondern eine gewöhnliche Herpesenzephalitis sein. Zum Beweis hat 
Bastai Experimente gemacht, die unserem Geschmack mehr als 
mutig erschienen. Er hat sich von Schnabel dessen Enzephalitis- 
virus schicken lassen und in dem Gedanken, daß es sich hier um 
Herpesvirus handelt, das beim Menschen keine Enzephalitis hervorruft, 
sondern nur beim Tier, das Virus bei nicht enzephalitiskranken 
Menschen endolumbal verimpft: und dabei festgestellt, daß die so 
infizierten Menschen allerdings nicht selbst erkraukten, obwohl sie 
das Herpesvirus monatelang in ihrem Liquor beherbergen. Es sind 
nun zwar von einigen Autoren auch einige andere nicht filtrierbare 
Virusstämme als Enzephalitisstämme bezeichnet worden, doch werden 


wir auch diesen skeptisch gegenüber stehen müssen. Neuerdings 


sind negative Impfresultate auch von Ford und Amoss veröffent- 
licht worden; zahlreiche eigene negative Resultate bei intrazere- 
braler und subokzipitaler Injektion sind von mir.gerade wegen ihrer 


Negativität bisher unveröffentlicht geblieben, während die Herpes- 
enzephalitis auch in eigenen Versuchen prompt angeht. Wenn auch 


die Angaben Bastais noch keineswegs endgültig die bisherigen Ergeb- 
nisse der ätiologischen Enzephalitisforschung vernichten, so ist doch 
der Nachweis des Enzephalitiserregers noch nicht sicher erbracht, Unter 
diesen Umständen ist es auch fraglich, ob der Versuch Levaditis, 


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kranken Menschen selbst erzeugten Abwehrkörpern, d. h. der Be- 


. wehrkräfte im Rekonvaleszentenserum des Enze 


1028. 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30 


die chronische Enzephalitis mit ‚dem Virus der für Menschen un- 
schädlichen Passageenzephalitis von Kaninchen subdural zu behandeln, 
eine spezifische Behandlungsmethode ist. | | | 


Solange wir nun auf einen experimentell gewinnbaren Immun- 
behandlungskörper verzichten müssen, bleibt uns als einzige Möglich- | 
keit spezifischer Therapieversuche die Behandlung mit den von 


wöhnlich nur durch die Foramina Magendii und Luschka in den 
Subarachnoidealraum übertritt und von dort resorbiert wird; und 
nur unter ganz pathologischen Bedingungen, wenn man nämlich 
eine hypertonische Kochsalzlösung intravenös einspritzt, die zu einer 
starken Entwässerung des Gehirns und Liquorrückströmung in die 
Kapillaren führt, kommt es, wie Weed gezeigt hat, zu einer rück- 
läufigen Strömung des Liquor aus dem Subarachnoidealraum in die 
Lymphspalten des Gehirns. Ich meine, daß vor allem die akut 
entzündlichen Erscheinungen an den Kapillaren und kleinsten Venen 
an den Entzündungsherden bei Enzephalitis dieses Durchtreten. von 
Antikörpern, die normaler Weise in der Blutbahn eingesperrt 
bleiben, erlauben, daß wir deshalb überhaupt nur bei noch vor- 
handenen entzündlichen Veränderungen im Gehirn eine Wirkung 
des Rekonvaleszentenserums- erwarten können. Daß diese Ansicht 
‚erlaubt ist, ergibt sich daraus. daß auch rote Blutkörperchen und 
der Immunkörper experimentell zu führen und dann auch festzu- | allerdings meist nur geringe seröse Exsudate aus den: Kapillaren 
stellen, daß die Immunkörper viele Monate im Serum des Rekon- | austreten; wir sehen auch, daß Mesenchymalbestandteile wie Plasma- 
valeszenten bleiben. Diese Versuche sind in größtem Maßstabe | zellen ebenfalls, freilich nur in geringem Maße, die Membrana limitans 
namentlich in Amerika geführt worden, wo die reichen Geldmittel, gliae überschreiten und ins ektodermale Gewebe übertreten können s 
die dort zur Verfügung stehen, Versuche an Hunderten von Affen | wir dürfen jedenfalls wohl voraussetzen, daß im Bereich der Ent- 
gestatteten. Auf Affen läßt sich das Poliomyelitisvirus ziemlich leicht 
übertragen und in seiner Tiervirulenz so steigern, daß die Infektiosität 
des im Rückenmark des verstorbenen Menschen befindlichen Virus 
in mindestens 50°/, gesichert wird. Tatsächlich läßt sich die 
Virulenzkraft des Erregers, d. bh. des infektiösen Rückenmarksbreies, 
durch Behandlung mit spezifischem Rekonvaleszentenserum im 
Reagenzglas, und zwar nur mit Rekonvaleszentenserum, nicht mit 
‚gewöhnlichem Serum praktisch vernichten. Ähnliche experimentelle 
Versuche sind nun in der Tat auch mit Enzephalitis-Rekonvales- 
zentenserum von Kling ausgeführt worden mit dem gleichen Erfolg. 
Leider aber, wie ich jetzt sägen muß, nicht mit derselben Beweis- 
kraft, da das Klingsche Virus an sich dubiös ist. Aus den Er- 
folgen der Behandlung schließen wir trotzdem, daß spezifische Ab- 


handlungsversuche mit menschlichem Rekonvaleszenten- 
serum. Ein Versuch mit derartiger Behandlung erscheint a priori 
gerechtfertigt, wenn wir bedenken, daß nicht nur bei Grippe und 
Scharlach, sondern vor allem auch bei der, der epidemischen En- 
zephalitis so nahe verwandten epidemischen Poliomyelitis Erfolge 
mit Rekonvaleszentenserumtherapie erzielt worden sind, wie Amoss, 
Neustätter und andere berichten, obwohl auch bei der epidemischen 
Poliomyelitis das Virus aus dem Blut schnell verschwindet. Frei- 
lich gelingt es uns, bei der Poliomyelitis mühelos den. Nachweis 


einen lokalen Durchtritt von Antikörpern auch bei nicht endolumbaler 
Zufubr gestattet. Sicher gebe ich aber zu, daß theoretisch noch 


Was nun unsere praktischen Erfahrungen mit Rekonvaleszenten- 
serum anbetrifit, so verfüge ich über mehr als 40 Fälle, bei denen 


betreffen, einige Fälle, in denen die Behandlung nicht abgeschlossen 
ist, bleiben hier unerörtert. Es handelt sich naturgemäß um die ver- 
schiedensten Formen und Stärkegrade der enzephalitischen Erkrankung. 
Einige Fälle sind leichter Natur, so daß man eine spontane Besserung, 
auch.ohne Serumbehandlung. erwarten könnte. Mindestens 8 Fälle 
| mußten aber auch als sehr schwer mit unmittelbar lebensbedrohlichen 

Erscheinungen bezeichnet werden. Der Rest verteilt sich auf mittel- 
schwere Fälle mit ausgesprochenen Allgemeinerscheinungen, mit 
Hinfälligkeit, mit Schlafsucht, mit myoklonischen oder choreatischen 
Zuekungen, mit Augenmuskellähmungen usw. Ein Teil der Fälle 


phalitikers genau wie 
bei der Poliomyelitis sich finden. . nn 


Diese Behandlung ist bisher erst von. wenigen Autoren, z. B. 
Giugni in Italien, von Grünewald in Freiburg ausgeführt 
worden und in besonders systematischer Weise dann von uns. So 
viel ich weiß, sind ähnliche systematische Untersuchungen von 
anderer Seite nicht ausgeführt, jedenfalls nicht veröffentlicht worden. 
Hier und da wird einmal ein Fall in positivem oder negativem 
Sinne veröffentlicht, was natürlich wenig Wert hat. | 

Der Wirksamkeit des Serums stehen einige theoretische Be- 
denken gegenüber. Wir wenden das Mittel bisher nicht endolumbal, 
‚sondern intramuskulär oder höchstens intravenös an und fragen 
uns dann, ob bei dieser Methode das Serum überhaupt auf den 
Entzündungsprozeß im Gehirn wirken kann. Es ist uns ja bekannt, 
daß ein sehr großer Teil der im Blut gelösten Stoffe die anatomisch 
noch, näher zu bestimmende Barriere zwischen Blut und Liquor bzw. 
der Lymphflüssigkeit, die außerhalb der Gefäßwände in den ekto- 
dermalen Saftspalten des Hirns sich findet und schließlich auch 
wieder im Liquor zum Vorschein kommt, nicht überschreitet, und 
wir wissen weiterhin, daß zu diesen, das Kapillarfilter nicht 
passierenden Stoffen auch verschiedenartige spezifische Blutkolloide, 
wie z. B. die im normalen Blutplasma enthaltenen Hämolysine. 
Komplementstoffe usw. gehören. Stoffe aber, die nicht in die 
'ektodermalen Gewebe bzw. Gewebsflüssigkeiten bzw. den Liquor 
geraten, können auf die nervöse Substanz keine Wirkung ausüben. 
Allerdings ist es uns auch bekannt, daß bei verschiedenen menin- 
gitischen Erkrankungen die Blutliquorbarriere gelockert wird und 
die erwähnten Blutkolloide, Antikörper, Hämolysine usw. in den 
Liquor übertreten, was wir z. B. mittels der Weil-Kafkaschen 
Hämolysinreaktion feststellen können. 

Auch bei der Enzephalitis bestehen bekanntlich häufig ent- 
zündliche Veränderungen der Meningen, die an sich die Möglich- 
keit einer gesteigerten Permeabilität gewährten. Ich habe leider, 
da wir in den Liquorentnahmen bei akuten Enzephalitiden immer 
etwas vorsichtig sind, noch nicht Gelegenheit gehabt, die Hämolysin- 
reaktion bei unseren akuten Fällen epidemischer Enzephalitis an- 
zustellen, und glaube auch nicht, daß der Ausfall der Reaktion 
uns sehr viel Wichtiges sagen würde. Vorläufig bleibt uns ja über- 
haupt noch unklar, ob die durch die Plexusepithelien in den 
Ventrikelliguor ausgeschiedenen Substanzen normaler Weise durch 
die Lymphwege des Hirns abfließen und so in Kontakt mit der 
nervösen Substanz treten. Dies wird zwar von einigen Autoren 
wie v. Monakow und Lina Stern angenommen, andererseits wird 


und besonders bemerkenswert ist, daß zwei von den Fällen, die 
ich in diese Gruppe rechnen möchte, an schweren allgemeinen amyo- 
statischen Erscheinungen litteh, die sich in Parkinsonismus bzw. 
schweren pseudokatatonischen kataleptischen Erscheinungen äußerten 
und in dem einen Fall bereits 3 Monate anhielten. _ | 

Die Wirkung des Serums ist in dem günstigsten Falle eine 
derartige, daß unmittelbar wenige Stunden nach der Serumanwendung 
die hohe Temperatur schlagartig abfällt und eine völlige Um- 
wandlung des Allgemeinbefindens eintritt, Diese schlagartige Wirkung 
des Serums beobachteten wir bei dem ersten Fall im Januar 1921, 


eine Zufallswirkung handelt, geht daraus hervor, daß, als nach 
einigen Tagen die Temperatur erneut anstieg und erneut Serum ge- 
geben wurde, die gleiche Wirkung beobachtet wurde. 


durchzuführen. Wir haben abfallende Temperatur auch an anderen 
Fällen beobachtet; immerhin tritt sie, vielleicht aus Dosierungs- 
gründen, nicht immer deutlich ein; aber ich verfüge noch über 
‘9 weitere Fälle, in denen unmittelbar nach der Seruminjektion, 
sicher jedenfalls am nächsten Tage, eine frappante Besserung der 
Krankheitserscheinungen, die längere Zeit vorher mit ziemlicher 
Konstanz bestanden hatten, beobachtet wurden, und zwar gehören 
zu diesen Krankheitserscheinungen Augenmuskellähmungen sowohl, 
wie namentlich die Schlafsucht, aber auch in Einzelfällen myoklo- 
nische Zuckungen; ohne jede Suggestivirage geben die Kranken 
selbst an, daß sie.sich subjektiv besser, frischer fühlen, und weiterhin 
bemerkt man nach wenigen Seruminjektionen, ev. schon nach einer 
Seruminjektion eine unmittelbare Änderung des ganzen Krankheits- 
verlaufes, eine gradlinige und ungestörte Rekonvaleszenz in Fällen, 
die bis dahin einen stationären oder krankheitsprogredienten Verlauf 
genommen hatten. Vor allem erscheint es mir besonders wichtig, 
daß wir auch akute schwere Amyostasen zur Heilung gebracht 
haben. Daß die akute parkinsonistische Starre und die chronische 
lokalisatorisch eine ähnliche oder gleiche Entstehung haben, ist 
eine Vermutung, welche wir darum unterstützen dürfen, weil wir 
auch in den akuten Fällen die Substantia nigra oft schwer erkrankt 
finden. Daß sie genetisch ganz gleichwertig sind, möchte ich aller- 


1) Jetzt 31. 


097. Jdi. 


aber auch neuerdings wieder betont, daß der Ventrikelliquor ge- 


zündungsherde eine Lockerung der Blut-Liquorsperre besteht, die 
manches in der Wertung derRekonvaleszentenserumwirkung unklar ist. 


es angewandt wurde, von denen 271) die akuten entzündlichen Stadien 


hatte bei der Behandlung hohes Fieber, andere sind bereits fieberfrei, | 


den wir mit Serum behandelten; und daß es sich hier nicht um 


| Dieser ver- 
blüffende Erfolg hat uns erst so richtig ermutigt, die Serumbehandlung - 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. ` 


97, Juli 


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| dinge nich behaupten. Jedenfalls beruht die ‚akute Amyostase: in. 


den. meisten Fällen auf einem schweren Entzündungsvorgang, den. 


-wii therapeutisch noch angehen können, während bei den chronischen 
= Vorgängen die Entzündungen entweder zurücktreten oder fehlen- 
ind das therapeutische Agens nicht mehr wirksam ist, entweder, 
weit das Virus sich dem Organismus angepaßt hat oder weil'noch 
“andere toxische Vorgänge wirksam sind. Hierzu kommt die Unwirk- 
samkeit der Behandlung infolge der bestehenden Hirnnarben. Jeden-- 


falls gebe ich ohne weiteres zu, daß, wir wir ja auch von früher her‘ 
schon wissen, die im akuten Stadium einsetzende parkinsonistische / 


Starre durchaus nicht immer prognostisch völlig ungünstig ist, 
sondern auch ohne spezifische Behandlung zurückgehen kann. 


Dennoch habe ich bisher noch keinen Fall gesehen, auch von 


noch keinem anderen Fall in der Literatur gehört, in dem eine so un- 
erwartete und prompte Besserung eintrat, wie in einem von mir in der 


Stadt behandelten Falle, wo ein Patient, - der. 3 Monate lang bereits 


krank war und in einem schweren akinetischen Zustand mit Salben- 
gesicht, Katalepsie und psychomotorischer Akinese im Bett lag, prompt 
nach’ der ersten Injektion von Serum die Starreerscheinungen weit- 
gehend verlor und nach einer zweiten Injektion sich ebenso schnell 


weitergehend erholte, und zwar ging diese Erholung bis zur völligen 


. Gesundheit. Der Mann ist seit 2 Jahren wieder‘ gesund und versieht 
seinen Dienst als Eisenbahnschlosser in vollem Maße. In einem zweiten 
Fall mit'allgemeinem Parkinsonismus, Speichelfluß und -Salbengesicht, 
wo wir die Behandlung etwa 6 Wochen nach Krankheitsbeginn “ ein- 


‚leitetan, "war eine solche schlagartige Besserung nicht feststellbar, aber 


- mählich stellte sich auch bei dieser Patientin die Besserung ein. 
.. Auch diese Kranke ist, wie ich katamnestisch festgestellt habe, jetzt 
- sit etwa 3 Jahren gesund, beschwerdefrei und steht ihrem Haushalt 
ud der Landwirtschaft vor. Endlich in. einem 3. Fall, in welchem 
‘sich im Anschluß an eine leichte akute Enzephalitis eine schwere 
Iokalisierte Starre der Beine bei allgemeiner ‘Asthenie und Kopi- 
‘schmerzen entwickelt hatte, gingen nach der ersten Injektion Kopi- 
. schmerzen und Asthenieerscheinungen zurück, die Starre besserte sich 
rasch nach Zuführung von 80 ccm des Serums. .Auch diese Kranke 


ein sehr befriedigender. Natürlich-ist in einem N Ir 


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der Fälle die Beob- 
achtung erst kurz, aber betonen darf ich doch,:daß kein einziger von 
den Fällen bisher in den Zustand der chronisch-progressiven 


'Enzephalitis übergegangen ist. Bei 9 Fällen können wir die Hei- 


lung über2 Jahre hindurch verfolgen, in den übrigen Fällen kürzere Zeit. 
Der Begriff Heilung ist gewiß nur’relativ zu nehmen. Narben, die, 
sei es vor der Behandlung oder bevor diese völlig wirksam war, 


‚bereits im Gehirn gesetzt waren, können wir auch durch die Serum- 
' behandlung natürlich nicht bessern, und so habe ich unter meinen 
‘Fällen einen mit restierenden aphasischen Störungen, einen, den 


bedauerlichsten von diesen Fällen, mit einer restierenden Dystrophia 


 adiposogenitalis, die ja auf. eine Narbe und nicht auf eine chro- 


nische Erkrankung zurückzuführen ist, und einen Fall mit restierenden 


‚relativ leichten spinalen Lähmungserscheinungen, sowie einen Fall 


mit einer restierenden Serratuslähmung, einseitiger Pupillenstarre 
und einem Tic im Gesicht. Aber auch dieser Fall ist beruisfähig 


-wie die meisten anderen Fälle, von denen ich Ihnen berichtet habe. 


Bei. zahlreichen Fällen habe ich: von ihrer Heilung und ihrem 
blühenden Aussehen mich noch in der letzten Zeit- überzeugen 
können. Besonders die Vermeidung der chronisch-progressiven 


Enzephalitis erscheint mir doch sehr bemerkenswert. Hier kann es 


sich doch wohl unmöglich um einen’ Zufall handeln, wenn. wir þe- 
denken, daß über 40.%/, der Patienten mit ausgesprochener Enze- 
phalitis dem chronisch - amyostalischen  Siechtum _ anheimfallen. 
Wenn ich zum Vergleich wenige Zahlen aus dem eigenen Material 
Ihnen. liefern will, so werde ich natürlich nicht eine vergleichende 
Statistik aller derjenigen Fälle geben, welche auch erst im. chro- 
nischen Erkrankungsstadium selbst ‘uns zugeführt würden, da. Sie 
mir vorwerfen könnten, daß eine derartige-Statistik mit. ausgesucht 
prognostisch schlechtem Material den Sachverhalt verschleiern. würde. -. 
Aber wenn ich zum Vergleich Ihnen das jetzige Resultat nur der- 

jenigen Fälle mitteile, die im akuten Zustande. zu uns gebracht 


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wurden, mit ebenso leichten oder schweren Erscheinungen wie die 
mit Serum behandelten, und wenn‘ ich nur diejenigen Fälle zum 
Vergleich heranführe, die garnicht irgendwie spezifisch oder halb- 
spezifisch oder kausal behandelt. wurden, so werden Ihnen die 
Differenzen der Serumbehandlung gegenüber auffallen, wenn auch - RB RENATE 
das Material kein sehr großes ist. Denn ich erwähne ausdrücklich Eh NE EEE SE 
‚nur diejenigen Fälle, bei denen ich den Verlauf bis zum Ende ver- en VU 
folgen konnte bzw. katamestische Berichte oder Eigenuntersuchungen piwajtis t Kae LIEST NG 
aus der letzten Zeit habe. Dies sind 24:Fälle namentlich aus den a ag E RI ST 2 
Jahren 1920 und 1921. Von diesen sind 4 im akuten Stadium Na ETEN 
gestorben, 13 befinden sich im Stadium. der chronischen unheil- 
baren Erkrankung, 3 Fälle haben erhebliche Resterscheinungen 
oder befinden sich noch im pseudo-neurasthenischen Krankheits- 
stadium und nur bei 4 Fällen kann man von einer relativen 
Heilung sprechen, die. übrigens auch in einem Fall, insofern nicht 
total ist, als bei diesem Fall in der letzten Zeit wieder ein erheb- 
"licher neurasthenieartiger Zustand, allerdings im Anschluß an eine 


ist organisch gesund geworden, insbesondere frei von allen Allgemein- 
erscheinüngen und versieht, wenn auch mit-Schonung, einen schweren 
Posten; nur treten nach Überanstrengung immer Schwächeerschei- 

tungen eines Beines auf, die nicht von ABertonie oder Reflexstörungen. 
‚begleitet und wahrscheinlich rein psychogener Natur sind, ausgelöst 
 Qurch die, bei dieser gebildeten Patientin besonders verständliche Furcht, 

doch noch einmal an Folgeerscheinungen der Enzephalitis zu erkranken. 

- ` Nieht in allen Fällen ist nun das Heilresultat ein so.promptes, 
sibstverständlich haben wir auch Fälle,.in denen nach einer ein- 
maligeń oder wiederholten Seruminjektion eine manifeste Besserung 
objektiver Symptome nicht feststellbar ist, und in denen wir' nur 

‚ s dem späteren Heilverlauf mit größter Reserve den Schluß ziehen, 
daß-das Serum doch wohl eine gewisse Wirkung gehabt hat, aus 
Gründen, dieich gleich nachher noch etwas beweiskräftiger demon- 

: teren kann. Aber auch in schweren Fällen, in denen nicht un- 
i- Mtelbar nach den Seruminjektionen die Krankheitsprogredienz 
| abgebrochen wird, haben wir wiederholt feststellen können, daß in 


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umittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit der Seruminjektion 
mmer, wenigstens vorübergehend etwa die Lethargie gebessert wurde. 
Das Gesamtresultat meiner 27 akuten Fälle ist folgendes: | 

_ Nur ein Fall kam zum Exitus; hier handelte es sich um eine 
sonders schwere Enzephalitis_mit meningitischen Erscheinungen, 
die erst 11 Wochen nach Beginn der Krankheit der Behandlung 
Melührt werden konnte, 110 ccm Serum blieben völlig wirkungs- 


leichte Sepsis, eingetreten ist. Man kann auch nicht einwenden, 


‚daß die von uns mit Serum behandelten Fälle aus Epidemien $ 


stammen, in denen die Prognose ‘der Krankheit namentlich hin- 
sichtlich der chronischen Erkrankungsform eine unverhältnismäßig 
viel günstigere war. Zunächst stammt eine Reihe von: Fällen aus 


- der Epidemie des Jahres 1921 und.. der Winterepidemie 1921/22 
und von diesen Epidemien kann ich wenigstens nach meinen: bis- 


28° 270 


herigen epidemiologischen Untersuchungen und Erfahrungen, die 


08; das ist ein Fall von 8 Fällen, die, wie ich vorhin sagte, in. Are > 
ich zum Teil ja der Liebenswürdigkeit der Ärzte der Provinz 


lebensbedrohlichem Zustande bei Behandlungsbeginn standen. 


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„Demem Fall, in dem nur einmal eine Seruminjektion von 30 cem. | Hannover verdanke, sagen, daß die Prognose quoad. chronischer Er- j | Beh, y 
| gegeben wurde bei einer akuten choreatischen Enzephalitis, blieb | krankungen nicht günstiger war, als die Prognose der schweren < K RR | 
&e einmalige Wirkung erfolglos. Ich habe über diesen Fall bis- | Epidemie des Frühjahrs 1920, bei der nur (die Masse, der Er- Moat a n w 

e katamnestisch nichts feststellen können. In einem Fall war | krankungsfälle eine viel größere war. . Da8. die Prognose der REKEN) 

é Besserung bereits zu weit vorgeschritten, um den Fall mit zu. | Epidemien der letzten Zeit eine an.sich günstigere ist, halte ich f i i 
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werten. Allerdings besserten sich Augenmuskelparesen auch hier | für ‚möglich, zumal ich selbst auf dem Standpunkt stehe, daß die 


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| nach den Seruminjektionen schnell.. In drei Fällen war die Serum- . Tendenz ‚zum. Parkinsonismus in einzelnen Epidemien wechselt. | 4 f 
N maß nicht evident, diese Fälle gingen auch in Heilung über, | Erwiesen ist diese Vermutung allerdings bisher noch nicht. Jeden- INSEL: 
| ch ss wurden auch andere Mittel gegeben. In 4 weiteren Fällen, | falls aber sind mir auch aus eigener ‘Beobachtung genügend Fälle. Marla 
ii Den der Krankheitsprozeß auch beseitigt wurde, wurden eben- | aus den Jahren 1922 und 1923 bekannt, die unspezifisch behandelt, BR: 
„S andere Medikamente, von denen wir eine Kausalwirkung er- | später in. verhängnisvoller. Weise „in den Parkinsonismus übe Nee 
') warten, gereh np To mie wir. di J| gi d in diesem Zustande zu uns gebracht | x HL 
13 theese geben. In 17 Fällen endlich müssen wir die Besserung, | gingen und in ‚u uns gebracht wurden. 12 der- ' u: 
nahmen d von den selbstverständlichen natürlichen. Heilmaß- | artige Fälle habe ich bisher in Göttingen beobachten können. EU TE i B BE 
und deg hi Organismus, im wesentlichen dem Serum zuschreiben; | Wenn die Mehrzahl unserer parkinsonistischen Fälle aus dem Jahre iin 

| mdo nat auch wirklich therapeutische Heilwirkung erzielt | 1920; zum geringeren. Teil aus dem Jahre 1921 und aus früheren |... EPen, 

I ea k nicht die Abwehrkräfte des Organismus allein wirksam | Jahren stammt, so liegt das vor allem an der Massenhaftigkeit der SEANN Er i 

a ie ich, oben gezeigt zu haben. ‘Und nun der ‚Dauererlolg: | Erkrankungen des Jahres 1920. Es liegt mir natürlich fern, zu promig MUE LE 

dio g gesehen von dem einen verstorbenen Patienten, bei dem | behaupten, daß die Serumbehandlung. nun, sicher vor chronisch- EINE BER OU ESRA RA ee 

er erumwirkung zu spät eingeleitet wurde, ist der Dauererfolg | progressiven Erkrankungen schützt, aber ' meine bisherigen Er- Ki RN SE i 

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1030 E 27. Juli 


bei vergleichenden Pferdeseruminjektionen nicht die gleiche Heil- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


hebungen berechtigen mich doch, mit Nachdruck auf das bis jetzt 
feststellbare Resultat hinzuweisen. . 


Es ist nun noch die allerdings sehr schwierige Frage zu be- 
handeln, ob unsere Serumbehandlung als eine spezifische anzusehen 
ist, Schon Grünewald hat seinerzeit daran gedacht, daß haupt- 
sächlich durch den Reiz des parenteral eingespritzten Serums der 
Körper von neuem zur Schutzwirkung angeregt würde, allerdings 


unseren bisherigen Erfahrungen müssen Rekonvaleszenten ausge- 
sprochener Erkrankung angewandt werden. Abwehrkräfte halten 
sich mehrere Monate im Serum, scheinen aber etwa nach einem 
Jahr abzunehmen; die besten Erfolge. sehen wir aber doch wohl 
dann, wenn die Rekonvaleszenz kurze Zeit zurückliegt. Daß Lues 
und aktive Tuberkulose vor der Anwendung ausgeschlossen werden 
müssen, ist selbstverständlich. Ebenso verwenden wir nicht das 
Blut von Kranken, die sich in einem, wenn auch nur leichten 
‚amyostatischen Zustand befinden, wenn auch Gefahren für die akut. 


wirkung gesehen. Es sind dann auch von verschiedenen Seiten ver- 
einzelte Heilerfolge bei intramuskulärer oder endolumbaler Injektion 
verschiedenartiger unspezifischer Sera, Pferdeserum, Diphtherieserum, 
Tetanusserum usw. mitgeteilt worden, Heilwirkungen, die wir ja 
sicher wohl bloß im Sinne der Wirkung der unspezifischen Reizkörper- 
therapie, oder, um den Ausdruck von Luithlen und H. H. Meyer 
zu gebrauchen, der Kolloidtherapie deuten können. Sie wissen, 
daß die theoretischen Grundlagen dieser Therapie uns noch sehr 
unklar sind, daß andererseits aber an den Erfolgen dieser Reiz- 
körpertherapie bei verschiedenen Krankheiten nicht gezweifelt werden 
kann. Es unterliegt deshalb wohl keinem Bedenken, daß die ge- 
legentlich beobachtete rasche Besserung nach Injektion eines un- 
spezifischen Serums nicht auf einem zufälligen Zusammentreffen von 


sultieren. Vor einer endolumbalen Behandlung haben wir uns bisher 
darum gescheut, weil wir, obwohl wir natürlich so steril wie möglich 
arbeiten, doch uns nicht die Sterilität bei der Serumgewinnung zu- 
 trauten, wie sie in Anstalten für Serumgewinnung üblich ist. 
Immerhin werden wir uns in der Folgezeit auch vor intralumbalen 


logisch uns die Sterilität des Serums haben feststellen lassen. Die 
Liquorsperre, die ich vorhin erwähnte, fürchten wir wegen der: ent- 
zündlichen Beschaffenheit der Hirngefäße nicht übermäßig, man wird 
aber trotzdem ‘daran denken können, die Liquorsperre wenigstens 
für die Plexus noch zu vermindern. Roch hat dies versucht, indem 


enzephalitischen Empfänger wohl kaum aus der Seruminjektion re- 


Injektionen nicht scheuen, wenn wir im entsprechenden Fall bakterio- 


Injektion und spontaner Heilung zu beruhen braucht, sondern im 
Sinne eines Heilerfolgs gebucht werden kann, wenn die Wirkung 
wie in einzelnen dieser Fälle, z. B. einem von Bingel mitgeteilten 
Fall, eine auffallend prompte ist. Auch wir scheuen uns nicht, 
falls uns kein Rekonvaleszentenserum zur Verfügung steht, derartige 
unspezifische Sera einzuspritzen und werden dies auch weiter tun, 
wenn wir auch bisher noch keine sichere Heilwirkung beobachtet 


haben. Dennoch meine ich nicht, daß die Wirkung des Rekon- | 
: valeszentenserums rein in die Gruppe der Reizmitteltherapie gehört. 


Es ist zunächst doch ein großer Unterschied, ob ein artiremdes 
Serum, wie das Pferdeserum oder ein arteigenes Serum, das für 
gewöhnlich nicht diese Reizwirkung ausübt, parenteral zugeführt 
wird. Ich habe schon erwähnt, daß einige Vergleichsuntersuchungen 
zugunsten des menschlichen Rekonvaleszentenserums ausgefallen sind. 
In größerem Maßstabe können wir Vergleichsuntersuchungen dadurch 
gewinnen, daß Rosenow in Amerika zahlreiche Fälle mit einem 
Antienzephalitisserum injiziert hat, bezw. behandeln ließ, das er 
durch Immunisierung von Pferden mit Streptokokkenstämmen, die 
er für die Erreger der Enzephalitis wahrscheinlich mit Unrecht 
hält, gewonnen hat. Rosenow hält seine Heilerfolge für recht 
befriedigend; aber es ist sehr bemerkenswert, daß niemals, wie aus 


seinen Krankengeschichten hervorgeht, solche schlagartigen Besse- | 


rungen beobachtet wurden, wie wir sie doch wenigstens bei einer 
Reihe von Fällen. mit Rekonvaleszentenserum sehen: und ich glaube 


eher, daß die Erfahrungen Rosenows einen gewissen Vergleich 
zulassen zwischen den therapeutischen Wirkungen eines unspezifisch 


als Reizmittel wirkenden Pferdeserums und denen eines spezifische 
Immunkörper enthaltenden Rekonvaleszentenserums. Bessere Wir- 


kungen scheint ein neuerdings von Neustätter propagierter Versuch ` 


der Behandlung mit intravenöser Injektion eines ebenfalls vom 
Pferde stammenden Poliomyelitisantiserums zu haben. Dies ist darum 
interessant, weil Poliomyelitis und Enzephalitis zweifellos miteinander 
verwandte Krankheiten darstellen, wenn mir auch der Schluß Neu- 


stätters, daß aus diesen Heilversuchen, wie auch bestimmten 


Komplementreaktionen von Poliomyelitisvirus und Enzephalitiker- 


serum die Identität der Erreger beider Erkrankungen hervorgehen 
soll, zu weit zu gehen scheint. 


Daß die Rekonvaleszentenserumbehandlung der akuten Enze- 


phalitis uns restlos befriedigt oder als definitive Heilmethode an- 
gesehen werden soll, wird von mir selbst nicht behauptet. Hin- 
sichtlich der Dosierungsfirage sowohl, wie hinsichtlich der Frage der 
Verweildauer der Abwehrkräfte im menschlichen Serum tappen wir 
noch viel zu sehr im Dunkeln. Im allgemeinen muß man große 
Dosen anwenden, 50—80 cem, ev. mehrfach wiederholt, wenn wir 
auch bisweilen merkwürdige Erfolge nach Injektionen von 20 cem 
gesehen haben. Wir sind bisher im ganzen bis zu 230 ccm im ein- 
zelnen Fall gegangen, und würden schnellere und charakteristischere 
Erfolge in manchen Fällen vielleicht auch dann erfahren haben, 
wenn wir statt 30 oder 40 cem gleich die Möglichkeit gehabt hätten, 
100 cem auf einmal einzuspritzen. 
einzelnen Fällen auch Zitratblut eingespritzt; doch müßte, wenn 
dies intravenös angewandt wird, vorher unter dem Deckglas oder 
im Reagenzglas festgestellt werden, ob Spenderblut und Empfänger- 
blut nicht miteinander agglutinieren. Unerfreulich ist es, daß wir 
nie im Voraus wissen, ob das Spenderblut Immunkraft besitzt und 
daß wir höchstens aus dem Erfolg die Wirkung feststellen; nach 


> 


regelmäßig eine Bewußtseinsaufhellung eintrat. 


Statt des Serums haben wir in 


er endolumbale Kaseininjektionen machte, um damit die spontan 


entwickelten Blutabwehrstofie dem Hirn zugänglich zu machen. Auf 
einfachere Weise wird es möglich sein, eine aseptische Entzündung 
durch Lumbalpunktion und Lufteinblasung einige Stunden vor einer 


intravenösen Seruminjektion zu erzeugen. Sehr bedauerlich ist die 
Abhängigkeit unserer therapeutischen Maßnahmen von dem zur Ver- 
fügung stehenden Rekonvaleszentenmaterial. Wir haben weder die 


Berechtigung, unseren Rekonvaleszenten durch häufige Blutentnahme 
so viel Blut zu entziehen, daß der Gesundheitszustand darunter leiden 
könnte, noch lassen sich unsere Patienten eine zu häufig wieder- 
holte Blutentnahme gefallen, und gerade im entscheidenden Fall, 
wo man viel Serum nötig hätte, stehen einem die Patienten nicht 
zur Verfügung. Diese praktischen Nachteile werden wir etwas da- 
durch zu bekämpfen suchen, daß wir Rekonvaleszentenserum auf 
Vorrat in Trockenform nach dem Vorgehen von Degkwitz zu kon- 


_ servieren gedenken, können aber nicht versprechen, nun auch Serum 


außerhalb der Klinik zur Verfügung zu stellen. - 


Solange die Serumbehandlung an die Gebundenheit des 
Materials geknüpft ist, wird es natürlich erlaubt und häufig not- 
wendig sein, mit unspezifischen bakteriziden Behandlungsmethoden 
gegen die Erkrankung vorzugehen. Sie wissen, daß die ver- 


schiedensten Behandlungsversuche mit kolloiden Silbersalzen, mit 


Trypaflavin, mit Eukupin, verschiedenen Vakzinen (Hoff) usw. vor- 
genommen worden sind. Einzelfälle, in denen kolloide. Silbersalze, 


Dispargen sowohl, wie Elektrokollargol Besserung brachten, haben 


wir auch gesehen, ebenso einen Fall mit rascher Besserung nach 
Trypaflavin, aber auch einen anderen Fall, in dem Trypaflavin 
wirkungslos war, während nach den Seruminjektionen jedesmal 

Jedenfalls meine 
ich, daß alle diese Behandlungsmaßnahmen, wenn ich ihre Wirkung 
im Einzelfall auch nicht bestreiten will, zurücktreten sollen gegen- 
über der einzigen bisher uns möglichen spezifischen Behandlungs- 
methode, die wir nur mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften 
auszubauen versuchen müssen. Vor allem aber empfehle ich dringend, 
bei den akuten Enzephalitisfällen jede an sich berechtigte Skepsis 


hintanzustellen und eine rein symptomatische Behandlung zurück- 


treten zu lassen gegenüber einem aktiven Vorgehen, das wir unseren 
Kranken schuldig sind, und das auch Erfolge .zeitigt. 


Ja ich gehe noch weiter und möchte behaupten, daß wir auch | 


im pseudo-neurasthenischen Stadium aktiv vorgehen sollen. Gewiß sind 
die theoretischen Grundlagen dieses pseudo-neurasthenischen Stadiums 
‘mangels genauer autoptischer Befunde noch zweifelhaft, aber ich 


betone, daß es sich in diesem Stadium nicht einfach um nervöse 


Folgeerscheinungen handelt, wie sie etwa auch bei anderen In- 
fektionskrankheiten beobachtet werden, sondern daß noch ein aktiver 
Krankheitsvorgang wenigstens in vielen dieser Fälle vorliegt. Seien 


dungsvorgänge, seien es Stoffwechselstörungen, die wir aus dem 
häufigen Vorkommen von Leberfunktionsstörungen in diesen Stadien 
schließen. Gewiß ist auch in diesen Stadien noch der Versuch einer 
Serumbehandlung angezeigt, wenn auch die Erfolge nicht mehr in 
demselben Maße zu erwarten sind, wie in akuten Fällen. In mehreren 
derartigen Fällen haben wir nach großen Seruminjektionen doch noch 
Besserungen gesehen, die teilweise nur transitorisch waren, teilweise 
auch dauernde Erfolge hatten. Bemerkenswert war ein ungünstiger 
Fall, der ein Jahr nach Krankheitsbeginn zu uns mit leichten 


es noch aktive, wenn auch klinisch halb latent bleibende Entzün- 


Parkinsonerscheinungen und ‚starken Kopfschmerzen kam. Hier 
handelte es sich um einen leicht. .rezidivierenden Fall, der mehr- 
fach neue Fieberschibe mit einem traurigen Fortschritt der Er- 
krankung zeigte. Zweimal wurden die fieberhaften Rezidive durch 
Seruminjektionen prompt kupiert, aber der Gesamtverlauf.der Krank- 
heit, die immer mehr zum chronischen Parkinsonismus hinlief, 
konnte leider nicht gebessert werden. 
| Dort, wo Serum nicht zur Verfügung steht, sind hohe Arsen- 
dosen und Milchinjektionen oder ‘andere unspezifische Reizmittel 
dringend angezeigt. Wir haben mehrfach ausgesprochene Besserung 
in diesem Stadium erzielt; und wenn ich auch größere Statistiken 
‘Ihnen, wie ich anfangs mitteilte,. nicht geben kann, da gerade in 
den, nicht akut von mir behandelten Fällen meine Katamnesen leider 
bisher unvollkommen geblieben sind, so möchte ich doch hinweisen 
auf einen Fall, der im Jahre 1918 seine Enzephalitis durchmachte, 
"dauernd seitdem kränkelte, an Schlafstörung, mangelhafter Konzen- 
trationslähigkeit, Doppelsehen bei längerem Arbeiten litt, der typische 
psendo-neurasthenische psycho-motorische Unruhe und auch schon 
ene leichte Rigidität des linken Armes zeigte, der dann im Jahre 1922 


von uns einer intensiven Kakodyl-Milchkur unterzogen wurde, und 


jebzt in einem so guten Stadium sich findet, daß er, an einer Bank 
beschäftigt, seiner Arbeit voll nachgehen und sich und seine Mutter 
ernähren kann. | 
= Und nun zu den eigentlichen chronisch-progressiven Erkran- 
kigen. Wir sind über die Prognose dieser Fälle insofern noch 
schrunvollkommen unterrichtet, als wir noch nicht genau bestimmen 
- könen, welche Typen besonders verhängnisvoll sind. Wir wissen 
wohl, daß diejenigen Patienten, die nach einem längeren Intervall 
nach Ablauf der akuten Erkrankung langsam und schleichend an 
dem Parkinsonismus erkrankten, eine durchschnittlich schlechte 
Prognose ergeben, aber es ist uns unmöglich, in diesem Stadium 
von vornherein Gesetzmäßigkeiten, dafür anzugeben, ob ein Still- 
stand in der Krankheitsentwicklung eintreten oder die Krankheit 
weiter progressiv verlaufen wird. Wir haben massenhaft schmerz- 
liche Erfahrungen darüber machen müssen, daß Fälle mit anfangs 
leicht erscheinendem Parkinsonismus, der während der Behandlung 
in der Klinik keine Fortschrittstendenzen zeigte, sogar sich besserte, 
später, nachdem sie aus der Behandlung entlassen waren, nach Jahren 
auf einmal enorm sich verschlimmerten und berufsunfähig und siech 
wieder zu uns kamen. Aber wir wissen noch nicht so viel, daß wir 
berechtigt wären, im Einzelfall etwa den Stillstand der Krankheits- 
ascheinungen, auch nach aussetzender Behandlung, als einen Be- 
handlungserfolg buchen zu dürfen. Daher kann man mit voller 
Sicherheit nur das Eine behaupten, daß wir nach Atropin- oder 
Skopolaminzufuhr die uns allen bekannte Palliatiyremission hervor- 
mfen. können, und wir sind selbstverständlich verpflichtet, diese 
Behandlung zu versuchen, da sie den Patienten, namentlich in 
leichteren Fällen zu einer bedeutenden subjektiven Erleichterung 
und wenigstens teilweise Rückkehr ‘der Berufsfähigkeit bringen 
Omen. Dennoch scheint es uns wenigstens in leichteren Fällen 
auch hier notwendig zu sein, aktiver vorzugehen. Die Behandlung 
mit großen intravenösen Kakodyldosen einer 50%/,igen Lösung wird 
von französischen Autoren schon seit längerer Zeit propagiert und 
auch deutsche Autoren, z. B. Runge, berichten Günstiges darüber. 
Ub es direkt auf den chronischen enzephalitischen Krankheitsprozeß 
m irgendeiner Weise wirkt, erscheint mir mehr als zweifelhaft, das 
en ist- aber ein so vortreffliches Tonikum, daß man es versteht, 
He die Kranken, wie auch wir mehrfach gesehen haben, nach 
Angerer Arsenbehandlung eine auffallende subjektive Besserung und 
ruh Verminderung der Bradypsychie zeigen. Wie das Beispiel der 
ohen Kakodyldosen lehrt; müssen wir wahrscheinlich Arsen in 
eleren Dosen geben, als wir früher wohl getan haben. Ich ver- 
‚ "else auch auf die Behandlung mit den großen Arsenstößen, wie 


nn l 
Aus der Chirurgischen Abteilung des Stadtkrankenhauses I Hannover 
(Prof. Dr. Kappis). 
Untersuchungen zu einigen neueren Leukozyteniragen 
(kutane Reizmultiplikation, Widals hämoklasische 
Krise u. a.m.). 
Von Prof. Dr. Max Kappis und Dr. Friedrich Gerlach. 


dene Im Jahre 1921 teilte E. F. Müller Beobachtungen mit, nach 
à y intrakutane Injektion verschiedener Stoffe, wie Eiweiß- 
er, Vakzinen, auch isotonischer Kochsalzlösung u. a. zu wesent- 


on Jli © 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 80. | o 


sie neuerdings bei Behandlung. der perniziösen Anämie angewandt 


| Parkinsonismus mäßige sind. 


1031 


werden, über deren Wirkung bei chronischer Enzephalitis meine 
bisherigen Erfahrungen zu gering sind. | ne 
Daneben möchte ich entschieden empfehlen, wenigstens In 
leichteren Fällen, die unspezifische Reizmitteltherapie zu versuchen. 
Wir haben doch mehrere Fälle gesehen, in denen im Anschluß 
danach eine merkwürdige, nicht nur subjektive, sondern auch ob- 
jektive Besserung von Erscheinungen eintrat, die auch nach Absetzen 
der Skopolaminwirkung anhielt. Ob die Wirkung eine dauernde 
ist. weiß ich nicht, aber auch vorübergehende Remissionen müssen 
wir bei unseren Kranken zu erzielen suchen. Wir dürfen unsere 


Kranken, namentlich solange der Parkinsonismus nicht zu stark 


ist, überhaupt nicht aus der Behandlung verlieren. Es ist zu auf- 
fallend, wie Kranke, die während ihrer Behandlung sich leidlich 
halten und leidlich fühlen, sich selbst überlassen oder bei unregel- 


mäßiger Behandlung in der Praxis rapid sich verschlimmern, und 


wir halten die Behandlung rein ärztlich nicht nur darum für not- 
wendig, weil wir sieche und invalide Menschen dadurch vielleicht 
etwas länger am Leben erhalten, sondern weil wir auch diesen 
siechen Leuten ihr Los erleichtern und dazu noch partial berufs- 
fähige längere Zeit in ihrem Berufe halten können, Und darum 
empfehle ich auchneben dersymptomatischen Behandlung in leichteren 
Fällen wenigstens eine systematisch sehr ausgedehnte Reizkörper- 
und Arsentherapie, die nicht ganz nutzlos ist, zu versuchen. Von 
der Hg-Therapie, die Billigheimer empfohlen hat, habe ich bisher 
nichts gesehen. Was für ein Reizmittel wir anwenden, ist wahr- 
scheinlich wenig belangreich. Wir sahen die besten Erfolge 
vielleicht von den gewöhnlichen langsam gesteigerten Milchinjek- 
tionen. Auf die Technik der Skopolamin-Atropinbehandlung 
brauche ich hier wohl nicht einzugehen, da sie bekannt sein 
dürfte. Pausen in der Behandlung sind zu empfehlen, wenn wir 
bisher auch noch nicht die aus der Nonneschen Klinik berich- 
teten Abstinenzerscheinungen zu sehen Gelegenheit hatten. Die 
Verträglichkeit des Mittels wird im einzelnen auszuprobieren 


‘sein, auf der einen Seite ist es merkwürdig und interessant, wie 


wenig Skopolamin auf manche parasympathischen Funktionen im 
Vergleich zu Normalkontrollpersonen wirkt;. auch tägliche Atropin- 
dosen von dmg intern werden im allgemeinen anstandslos vor- 
tragen. Andererseits haben wir auch gelegentlich nach relativ 
kleinen Skopolamindosen delirante Unruhezustände gesehen. Daß 
die Übungsbehandlung bei unseren leicht parkinsonistischen Fällen 
den größten Wert hat und dauernd gehandhabt werden muß, hat 
Heß inKöln mitRecht betont. Andererseitswirken Überanstrengungen, 
wie z. B. auch die Gravidität bekanntlich oft ungünstig. Endlich 
ist ein selbstverständliches Erfordernis die Psychotherapie, wenn 
auch die Erfolge einer Hypnotherapie usw. bei ausgesprochenem 


scheinungen des chronischen Stadiums, die in der Hypnose prompt zu 
schwinden pflegen, lassen sich in diesen Fällen auf die Dauer nicht 
beeinflussen. In den trostlos fortgeschrittenen Siechtumszuständen 
des Parkinsonismus erschien bisher jede Therapie umsonst, schon 
mit Rücksicht auf die schweren Verödungen der Substantia nigra 
und anderer Hirngebiete. Ob diese Annahme durch ‘die von 
Levaditi inaugurierte Vakzinebehandlung (s. ob.) oder andere 
neuerdings empfohlene Maßnahmen modifiziert werden darf, wage 
ich heut noch nicht zu entscheiden. 

Aus Zeitmangel war es mir nicht möglich, auf manche 
wichtigen Behandlungsfragen, z.B. auch die sozial so wichtige Be- 
handlung der Charakterveränderungen des Kindesalters, einzugehen. 
Jedenfalls hoffe ich, daß meine Ausführungen etwas dazu anregen, 
bei dieser furchtbaren Krankheit Aktivität, zum mindesten in den 
akuten Stadien zu zeigen, aber auch in späteren Stadien den Mut 
zu therapeutischen Versuchen nicht sinken zu lassen. 


Abhandlungen. 


lich höherer Wirkung führe als als ihre subkutane, intramusku- 
läre oder intravenöse Zuführung. 

Er sah bei intrakutaner Einspritzung, im Gegensatz zu 
den letzteren Formen der Einverleibung, sehr rasch eine Leukozyten- 


-ansammlung in den Gefäßen der darunter liegenden Subkutis und 


eine Leukozytenauswanderung aus diesen Gefäßen in den In- 
jektionsherd der Lederhaut eintreten; diese Vorgänge waren bis zu 
94 Stunden und länger nachweisbar. 

Schon früher hatte Müller gefunden, daß durch intrakutane 
Injektion unspezifischer Stoffe Wirkungen (z. B. bei subakuter oder 
chronischer Harnröhrengonorrhoe vermehrter Ausfluß und vermehrtes 


Auftreten von frischen, gut färbbaren Leukozyten) erzielt wurden, welche | 


Auch die hyperkinetischen Er- 


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109. 


bei subkutaner "Einspritzung erst mit. der 50—100 fachen Menge ‚des: | 
selben Stoffes erreicht wurden, = > = ? u 


. Beobachtung. nachweisen zu können, daß nach intrakutaner Ein- 
©. ` spritzung von Aolan, Kochsalz u. a. m. eine Senkung der Zahlen 


‘eintrat. Die Senkung begann unmittelbar nach der. Einspritzung 


ing er 
5 R 


*  Preumonie von 29 800 .auf 16400, bei einem Empyem von 21.000 auf 


Injektion der gleichen Stoffe und Mengen ein negatives Resultat. Da- 
. gegen wurde bei einer größeren intrakutanen Quaddelzahl auch keine 
-stärkere Wirkung erzielt. 2 | | 


 zyten in die Eingeweidegefäße bedingt sei, die ihrerseits durch 
‚einen Reiz auf das vegetative Nervensystem oder einen Reflex- 


` reizung (subkutan !/, com der Suprareninlösung 1/1000). oder Vagus- 


schiebungsreflex als eine Vagusreizung auf, die zur Erweite- 
2 schiebung der Leukozyten aus den Hautgefäßen in dieses Gebiet fübrte. | 


| verschiedensten Richtungen und unter. den verschiedensten Bedin- 
handeln, wie ihn Cobnstein und Zuntz schon im Jahre 1888 glaubten 


. unbeeinflußt blieben. 


>` Linie mit der Erklärung der Hämoklasenkrise befaßten, bei den dort 


teils eng teils Senkungen der 
p an 1 Tag 
90%% der 


“e 
= aze, A Ne t = 
ET A | ea RE mw 
PERS Ee et Meia RR P 


aten in Venen und Kapillaren ging meist nicht parallel. (Unsere 
Sr n Ri 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


a g 


Durch heiße Bäder und durch Pilokarpineinspritzung er- 
|  zielte Glaser Kapillarerweiterung und Leukoz AA urch 
kalte Bäder und durch Adrenalininjektion Kapillarverengerung 
und Leukozytensteigerung. Nach Pilokarpininjektion sahen Hoff- 
Waller jedoch außer Senkungen auch einmal einen einwandfreien 
 Leukozytenanstieg. Eine ähnliche Ausnahme fand auch W. Müller 


= ` Müller sah in diesen Vorgängen eine wirkungssteigernde, 

spezifische Tätigkeit der Haut, die er als „kutane Reiz- 

multiplikation“ bezeichnete. —— RE a E 
Diese kutane Reizmultiplikation glaubte Müller auch in der 


; | Steigerungen der Leukozyten, sondern oft „falsche“ Reaktionen er- ` 
der Leukozyten, sowohl im Kapillargebiet der gesamten Körper- 


oberfläche wie auch in den großen Venen und Arterien der Glieder, | nach kalten Bädern durchaus kein regelmäßiges Verhalten zeigten, 


' Glaser erklärt die von ihm gefundenen Vorgänge so, daß 
und glich sich im Laufe einer Stunde wieder aus. 


Als Beispiele führt‘ M. an Leukozytensenkungen bei einer | und daß der Leukozytengehalt der Hautkapillaren durch ihre Weite 
| 3 ‚BI l bestimmt werde, die wiederum vom vegetativen Nervensystem 

13 200, bei: Anämien von 5000 auf 1600, 2100 auf 1400, 3800 auf 1800. 

‘Er fand diesen Vorgang bei etwa 60 Kranken, auch unter Kontrolle 

an ‘mehreren Körperstellen, regelmäßig, mit der einzigen Ausnahme 

einer Iymphatischen Leukämie. Bei sämtlichen Fällen ergaben Kontroll- 

untersuchungen nach subkutaner, intramuskulärer oder intravenöser 


-zytensteigernd, der Vagus erweiternd, leukozytensenkend 
(nach Müller sollte die vagotonische -Gefäßerweiterung (!) des 
Splanchnikusgebietes zur Leukozytenvermehrung (!) in diesem Ge- 


Glaser die Leukozytensenkung gleich mit Vagotonus, die 


Müller glaubt, daß diese Leukozytens enkung in der sprechenden Ergebnissen der Leukozytenzählungen im einzelnen 
'Körperperipherie durch eine Verschiebung der Leuko- Ä 


Fall gleich krankhafte Funktionen ableiten zu wollen. 


‘An anderer Stelle2) weist Glaser darauf hin, daß die Strömungs- 
bedingungen des Blutes einen Einfluß auf seine Leukozytenmengehätten. 


vorgang im vegetativen Nervensystem herbeigeführt werde. | Dieser Ansicht ist auch Hopmann; er erwartet jedoch, wie E. F. 


RD b, flex ki È Symvathikus- 
Diesen Verschiebungsreflex konnte er aufheben durch Sympathikus eina Torkorrenseige ug keino e Dekang 

lähmung. (subkutan 1/, mg Atropin), konnte ihn dagegen besonders 

rasch und -deutlich auslösen durch subkutane Einspritzung des para- 

sympathisch fördernden Pilokarpins: in 5 Min. Abfall von 11 000 auf 

4800 Leukozyten... u = 


Aus diesen Gründen faßt Müller den leukozytären Ver- 


zu eigenen Untersuchungen an. Für uns Chirurgen wichtig ist 
‚ja die Frage der Proteinkörperwirkung, der Leberfünktionsprüfung, 
und insbesondere hat man als Chirurg die Möglichkeit, die Müller- 


| Re | 'iäßen des Splanchnikusgebietes Zählungen vornehmen kann. 
rung der Gefäße des Splanchnikusgebietes und dadurch. zur Ver- | Bei unseren Untersuchungen, die an rund 100 Menschen nach den 
Es würde. sich demnach dabei um einen ähnlichen Vorgang | gungen vorgenommen wurden, sind wir nun zu Ergebnissen ge- 
kommen, die manche der bisher angeführten Hypothesen in wesentlich 
anderem Lichte erscheinen lassen. Ä oz 


Zunächst fanden wir, daß die Leukozytensenkung im 


beobachten zu können, indem sie durch Pen E eine Ver- 
schiebung der a), aus den kontrahierten Gefäßen des Splanch- 
nikusgebietes in die großen Gefäße und in die Körperperipherie auslösten. 
In einer der letzten Veröffentlichungen!) führt Müller noch aus, 
daß diese Verschiebungsleukopenie im wesentlichen durch eine Ver- 
minderung der polynukleären Neutrophilen bedingt sei, und 
zwar in erster Linie der vollausgebildeten Segmentkernigen, 
‚während die Lymphozyten und die neutrophilen Jugendformen im ganzen | 


. kutan oder intravenös einspritzten, und einerlei, welche Stoffe 
wir einspritzien. Dies mögen die folgenden Beispiele zeigen: 
| NR | = Kurve 1. ` | 
. Intrakutane Injektion von 0,3 ccm physiologischer Kochsalzlösung. 


Während der Injektion 10600 | 20 Min. nach der Injektion 12 800 
2 Min. nach der Injektion aah DD, ai e ai t me 1 2 


Dagegen fand Glaser bei etwa 50 Zählungen, die sich in erster: 


beobachteten Leukozytensenkungen keins Änderung der Leuko- | Shen nn m A 8700 | 30 „ u 
zytenformel. Auch Hoff und Waller, die wie Müller intrakutan | 10 8000 | 45 | 
einspritzten, fanden bei 2/, ihrer Untersuchten die Leukozyteniormel 


1 „ „ OA „ „ n „ 8 900 
A 15 „ ne n = 10 200 u 

der Ausgangs- und der Senkungszahl gleich; im andern Drittel fanden S i Kurve 2 

sie Schwankungen mit einem Plus zugunsten teils der polynukleären ı 


Subkutane Injektion von 1,0 ccm Olobintin, 
Während der Injektion 
2 Min. nach der Injektion 11900 | 40 p nm z 
8 : 11900 | 45 7 700 


Leukozyten, ‘teils der Lymphozyten. Unsere Auszählungsergebnisse 
entsprachen auch am ehesten denen von Hoff und Waller. 

Glaser und Hoff haben auch zu anderen hier angeschnittenen . 
Fragen in bemerkenswerter Weise Stellung genommen. Ä 
| Glaser: stellte zunächst bei 333 Kranken, die nüchtern unter 
Bettruhe gehalten wurden, fest, daß bei Zählungen von 20 zu 20 Min, 
eukozytenzahlen, 
bei 53°/,, an 2 Tagen bei 76°/,, an 3 Tagen bei 
ezählten, eintraten. A O 
Bei 36 Fällen mit gleichzeitiger Leukozytenzählung in 
Venen und Kapillaren, welch letztere durchschnittlich 2008 Leuko- 
zyten mehr entbielten als die Venen, schwankten in den Kapillaren die 

ablen in 70°/,, in den Venen nur in 25°/,; das Verhalten der Leuko- 


6400 60 on mon | l ” 9 800 
) SEE E Kurve 3. | 

‘bei Zählun Intravenöse Injektion von 1,0 ccm physiologischer Kochsalzlösung. 
Während der Injektion 11400 | 20 Min. nach der Injektion 6.200 
5 Min. .nach. der Injektion 10900 | 30 8 100 


7300 


EL N ” %9 


40 h noo 9 n 9 100 


” 9 ” N 


gebnisse gingen nach derselbe chtung.) Das von Müller an- 
gegebene Parallelgehen der Leukozytenschwankungen in den Venen 
und Kapillaren ist demnach nicht allgemein richtig. | | 
DE: agegen wechselten, nach Glaser, bei 90 EE EP ent- 
sprechend der Steigerung und Senkung der Leukozyten, bei 80°/, der 

ählungen stets auch die Erythrozyten. Das Parallelgehen von 
Leukozyten- und Erythrozytenzahlen war für die Ergebnisse. 
der Widalschen Probe (nach Engelmann) auch schon von Schil- | 


Leukozytenzählun 
ling, Worms und Schreiber, Schiff und Stransky festgestellt 


| Bei Beginn ...... 11 500 Nach 30 Min... ».. 10 200 
worden. Hofi-Sievers fanden dagegen, daß rote und weiße Blut- Nach 5 Min... .... 10 600 . o 8b ae 8 000 
körperchen teils in analogen Kurven schwankten; teils blieben die. roten a II een 9 700 m U ee 9 600 
unbeeinflußt, teils verhielten sich rote und weiße Blutkörperchen ent- m AO wre 3100 n 45 i 9 600 
gegengesetzt, in DD ae 8 200 P 


1) M.m.W. 1924, Nr. 7, S. 202. "3 M. KI. 1923, S. 1145, 


nach Pikrotoxininjektion.e Auch Glaser hatte bei den Warm- und 
Kaltwasserversuchen nicht immer die erwarteten Senkungen oder 


| balten. Schon Becher hatte übrigens berichtet, daß die Leukozyten - 
| die Kapillaren die Fähigkeit hätten, die Leukozyten festzuhalten, 
abhänge; und zwar wirke der Sympathikus verengernd, leuko- 
biet und damit zur Leukopenie in der Peripherie führen). So setzt | 


 Leukozytensteigerung mit Sympathikotonus, ohne aus ent- 


Müller, von einer Hyperämisierung, demnach einer Gefäßerweiterung, . . 


Die verschiedenen hier angezogenen Fragen regten auch uns . 


sche Erklärung nachzukontrollieren, da man ja auch aus den Ge- 


Ohr-Hautblut eintritt, einerlei. ob wir intrakutan oder sub-- 


10800 | 32 Min. nach der Injektion nn | 


en 9000. 


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ER: 


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Kurve 5. 

Leukozytenzählung unter denselben Bedingungen wie bei Kurve 4. 
Bei Beginn ...... 18 000 Nach 21 Min. ...... 9200 
Nach 5 Min... . . . . 10 800 a A en 6600 

; ER 6500 a 9 600 
EI ea Sun 7000 ` n 40 nee... 6400 


"Wir haben demnach gefunden, daß unter Ausschaltung 


jedes möglichen Reizes, bei einer wiederholten Leuko-- 
‚ytenzählung fast regelmäßig, zuweilen nach einer kurzen’ 


Steigerung, eine zum Teil sehr erhebliche Senkung der 
Leukozytenzahl im Hautblut festgestellt werden kann, der dann 
meist eine Steigerung, oft wieder eine Senkung und schließlich 
wieder eine Steigerung folgen. Um diese zeitlich nicht immer 
gleichartig verlaufende Kurve festzustellen, genügen aber nicht 
Jählungen von 20 zu 20 Minuten, sondern es muß in möglichst 
kurzen Zeitabschnitten gezählt werden. | 

Diese von uns gemachte, zunächst vielleicht auffallende Beob- 
achtung ist auch schon in verschiedenen Mitteilungen der Literatur 
zu finden, wenn sie auch nicht in ihrer Eigenart erkannt und her- 


vorgehoben worden ist. 


= Jnerster Linie sind bisher künstlich erzielte Leukozytosen 
besprochen worden, die man, im Gegensatz zur myelogenen Leukozytose, 
im allgemeinen als Verteilungs- oder Verschiebungs-Leuko- 


‘ıytosen auffaßte, so die Verdauungsleukozytose, die Leukozytose 


nach Muskelarbeit, beim Übergang vom Liegen zum Stehen, beim 
Schreien der Kinder, unter psychischen Einflüssen u. a. m. 

‘Aber es wird da und dort auch über Leukozytensenkungen 
berichtet, von der Widalschen Hämoklasieprobe ganz abgesehen. 
$o teilt O. Stahl mit, daß er die Leukozytenzahl bei einer zweiten 
Entnahme oft gesunken gefunden habe, besonders bei nervösen 
Kranken. Auch Storm van. Leeuwen, Bien und Varekamp 
hatten schon 1922 berichtet, daß auf alimentäre Reize hin die 
Leukozyten schon oft nach 1—2 Min. einen tiefen Sturz zeigten, 
dem zunächst eine Steigerung, dann ein Sturz, dann wieder eine 
Steigerung folgten. Ähnliche Schwankungen mit teilweise tiefen 
Stürzen fanden auch Hoff und Sievers nach alimentären Reizen. 
— Auch Dahl berichtet, daß, auch bei jastenden Menschen, die 
Leukozytenzahl nicht von Minute zu Minute konstant sei, sondern 
Stunden- und Tagesschwankungen aufweise. Diese Mitteilungen 
sind uns jetzt wohl verständlich. 
__ Betrachten wir von unseren Ergebnissen aus die Mitteilungen 
Glasers, der von 20 zu 20 Min. zählte, so kann man sich wohl vor- 
stellen, daß Glaser bei. gleichartiger, zeitlich aber verschiedener 
Schwankung von 20 zu 20 Min. Senkungen oder Steigerungen der 
Leukozyten fand, je nach dem Punkt, in dem er die unregelmäßig 
schwankende Kurve der Leukozytenzablen traf. Jetzt werden auch 


die Leukozytenkurven, die Hoft-Sievers geben, und die sich in 
keine bisher bekannte Regel unterbringen ließen, wohl verständlich. 


Diese eben kurz angeführten Ergebnisse anderer Autoren sind 
ms ein Beweis für die allgemeine Giltigkeit der Ergebnisse unserer 
Untersuchungen, die im übrigen mit möglichst großer Sorgfalt und 
Genauigkeit ausgeführt wurden. | | 

Fragen wir nun nach dem Grund dieser Leukozyten- 
sahlsenkung, so ist zunächst zu überlegen, ob dieser Vorgang 
überhaupt mit dem Eingriff des Zählens etwas zu tun hat, oder ob 
mr nur in Leukozytenzahlen-Schwankungen einen Einblick taten, 
die, völlig unabhängig von äußeren Einwirkungen, dauernd im 


Körper vor sich gehen. © Wegen der Regelmäßigkeit, mit der die. 


Senkung eintritt, glauben wir, daß wir es doch mit einem propter, 
nicht bloß mit einem post hoc zu tun habem, daß demnach die 
Senkung durch die Leukozytenzählung bzw. die zu diesem Zweck 
nötige Verletzung und Blutentnahme ausgelöst oder zum mindesten 
beeinflußt wurde. Ob danebenher noch Spontanschwankungen 
laufen, muß offen bleiben. | | | 
Auf der Suche nach dem inneren Grund müssen wir zu- 
Fr feststellen, daß auch wir bei gleichzeitiger Zählung 
vn Leukozyten im Blut aus Ohrhaut und Vene bei deutlicher 
verschiebung der Leukozytenzahl in der Ohrhaut in der Kubitalvene 
eränderung der Leukozytenzahl fanden. Nur zuweilen fanden wir 
RR In den Venen eine Senkung, die allerdings meist nicht so 
a war wie die im Hautblut. Ähnliche Ergebnisse teilten Ja 
a: a Glaser und Hoff mit. Damit können die Befunde 
ee F. Müller, der die Leukozyten in allen Blutgefäßen der 
"päerie abnehmen sah, keine allgemeine Giltigkeit beanspruchen. 


scheinend ist das Verhältnis der Leukozytenzahlen in den Venen . 


zu P in den Kapillaren ein wechselndes. 
Stell ber nicht einmal im Hautblut, das an verschiedenen 
en entnommen wurde, ist die Verschiebung gleich. So zeigt 


meist keine oder eine der Hautleukozyten-Kurve nicht entsprechende. 


RT 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Mm. 90. 0000 1033 


z. B. die folgende Kurve, beim tiefsten Stand der‘Leukozyten am 
rechten Ohr, am linken Ohr eine Zahl, die höher ist als der 
rechtsseitige Ausgangswert, dann rechts Steigen, links nach kurzer 
Steigerung Senkung der Leukozyten. Ä | | 
| l Kurve 6, a 

Bei Beginn Einstich in das rechte Ohr, nach 15 Min. Einstich 
in das linke Ohr. Sonst kein Hautreiz. Es wurde stets die gleiche 
Zählkammer und. Pipette für beide Ohren benutzt. 


E recht. Ohr link. Ohr | recht. Obr link. Ohr | 
Bei Beginn 6000 — Nach 24 Min. 5800 = — 
Nach 7 Min. 4800 — „ 26 poo o — 7600 

e ie y 6200 — „ 30, 7000 — 

= 40: 5 = ` 8000 „ 35 „ — 380 

a ol y 4400 .— „38 „ 6800 © — 

„ 2 %3 8600 | „ 40 , — 6600 


? 

Auch andere Kurven von beiden Ohren, bei denen die 
Zählungen zu verschiedener Zeit begannen, verliefen nicht parallel, 
wenn auch meist der Anfangswert am zweitgezählten Ohr niedriger 
war als der Anfangswert am erstgezählten. Ä l 

Fünfmal zählten wir die Leukozyten gleichzeitig, nach 


intrakutaner Einspritzung von 1 ccm Kochsalz, an beiden Beinen, 


von denen eines’ein Ulcus cruris aufwies. Das Geschwürsbein hatte 
bei einer Kranken bei Zählung an zwei verschiedenen Tagen jedesmal 
niedrigere Ausgangswerte, am ersten Tag nur die Hälfte (5400 zu 2700). 
Eine Schwankung am Geschwürsbein trat bei deutlicher Schwankung 
am gesunden Bein am ersten Tage nicht ein. Am zweiten Tag war der 
Anfangswert am gesunden Bein 8800, Senkung bis 7500, am kranken 
7400, Senkung bis 3500. Bei den andern Kranken waren die Ausgangs- 
werte ziemlich gleich, die Schwankungen nach Zeit und Schwankungs- 
ausschlag durchaus verschieden. Ä 
Daraus muß. geschlossen werden, daß die Leukozyten- 
verschiebung in Beziehung auf die Gefäßgebiete, die sie 
ergreift, nicht immer gleich ausgedehnt ist. Ein Teil der 
Verschiebungen scheint nur örtlich zu sein und. hängt zum 
Teil wahrscheinlich. mit der Entnahme aus demselben Ohrschnitt 
zusammen, wie sie bei wiederholten Untersuchungen aus Bequem- 
lichkeitsgründen wohl von den meisten Untersuchern vorgenommen 
wird. Ein anderer Teil der Verschiebungen ist, aber nicht 
regel- noch gleichmäßig, im ganzen Hautblut festzustellen; nur 
ein ganz geringer Teil betrifft vielleicht auch das Blut der Venen, 
und zwar, ohne daß sich dafür bestimmte Gesetze aufstellen lassen. 
Mit diesen Feststellungen können die Tatsachen, dieE.F.Müller 
mit seiner Hypothese der Leukozytenverschiebung aus der Peri- 
pherie ins Splanchnikusgebiet beweisen. wollte, nicht mehr als all- 
gemeingültige Tatsachen angesehen werden. 
| Aber auch die Beweishypothese Müllers ist nicht haltbar. 
Wie schon oben ausgeführt wurde, widersprechen sich die Er- 
klärungen von Müller und Glaser: 


Nach Müller führt die Splanchnikusgefäßerweiterung in diesen 
' Gefäßen zur Leukozytose, dadurch Leukopenie in der Periphe 


rie; nach 
Glaser führt die Erweiterung der Hautgefäße zur Leukopenie, ihre 
Verengerung zur Leukozytose. 

üller stützt sich auf pharmakologische Versuche und den 
Cohnheim’schen Entzündungsversuch, nach dem in erweiterten Gefäßen 
infolge Verlangsamung des Außenstroms die Leukozyten den Axial- 
strom verlassen und der Wand anhaften, was Müller dann mit Leuko- 
zytenanreicherung gleichsetzt. 

Diese Anschauung von Müller, die auch Hopmann teilt, ist hin- 
sichtlich der Leukozytenzahlen nicht aufrecht zu halten. Ihr wider- 
spricht zunächst die Leukozytose des Hautblutes nach Supra- 
renineinspritzung,die nach unserem Einblick zur Zeit als die einzige, 
regelmäßig eintretende und allgemein anerkannte (nur Kägi wider- 
spricht) Verteilungs-Leukozytose angesehen werden kann; sie wird 
teils auf eine Verengerung der Hautgefäße mit entsprechender Ein- 
wirkung auf die Strömungsgeschwindigkeit, teils auf eine Auspressung 
von Serum und eine dadurch bedingte Bluteindickung (?) zurückgeführt. 
Andererseits wurde bei künstlicher Gefäßerweiterung keine Leukozyten- 
steigerung gefunden. So konnte Hoff mit Waller und Sievers bei 
der: Gefäßerweiterung durch Stauung (venöse Hyperämie) und bei der 
Gefäßerweiterung, die der künstlichen Blutleere tolgt (arterielle Hy- 

erämie), keine Leukozytensteigerung feststellen. Bei der Gesichts- 
R erämie, die der Einatmung von Amylnitrit folgt, fanden diese 
ntersucher teils Leukozytensenkung, teils -steigerung, was wieder gegen 
die Glasersche Erklärung der Leukozytenzahl-Verschiebungen spricht, 
Gegen die Müllersche Verschiebungshypothese sprechen 
zudem zahlreiche Leukozytenzählungen an den Gefäßen des 
Splanchnikusgebietes, die wir selbst ausführten. 
An Leichen hatte ja Gräff schon mehrmals bei peripherer 
Leukopenie eine Retention der Leukozyten in den inneren Organen 
und umgekehrt feststellen können, allerdings nicht regelmäßig. 
Die Beurteilung. der Leukozytenzahlen in den Ge- 
fäßen des Splanchnikusgebietes am Lebenden ist bekannt- 
lich etwas kompliziert dadurch, daß die Narkose an sich eine 


l 


J 


. fand im Kapillarblut 7100 gegen 5000 Leukozyten in der Arteria radialis. 


aus Beinarterie und -Vene in der Arterie meist etwas 'me 


‚ geben. Ferner müßte bei dem raschen Wechsel in den Leuko- 


1034 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


27. Juli 


` 


i 


Leukozytose auszulösen scheint, was Schwenkenbecher und 
Siegel in erster Linie festgestellt haben;, jedenfalls fanden auch 
wir in Narkose, auch im Hautblut, nicht die sonst normale Leuko- 
zytensenkung, sondern oft Leukozytensteigerungen. Operiert. man 
in örtlicher Betäubung, so stört das beigemengte Suprarenin. 
Zudem sind bei jeder Operation, einerlei, ob sie in Narkose oder 
örtlicher Betäubung ausgeführt wird, fast stets schon andere Maß- 
nahmen (Injektionen o. a.) vorausgegangen, die an sich schon 
Leukozytenverschiebungen herbeiführen können. So darf man bei Ope- 
rationen keine so regelmäßigen Leukozytenverschiebungen erwarten, 
wie sie bei Fernhaltung aller äußeren Reize einzutreten scheinen. 

Tritt aber eine Verschiebung in der Haut ein, so müßte man 
nach Müller im Splanchnikusgebiet eine entgegengesetzte Ver- 


schiebung erwarten. Dies kann vorkommen, wie auch Gräff fand. 


Aber häufiger sahen wir, daß bei Leukozytenverschiebungen 


in der Haut die Leukozyten im Splanchnikusgebiet, so- 


wohl in den Gefäßen wie in Organen, sich parallel verschoben. 
So erlebten wir z. B. bei einem Mann, dessen Operation in ört- 


licher Betäubung begonnen, dann in Narkose zu Ende geführt wurde, 
25 Minuten nach Narkosenbeginn eine Steigerung der Leuközyten im 


Ohrblut von 11300 auf 41 500, im Netzvenenblut von 16700 auf 19000. 
Nach unseren Ergebnissen kann jedenfalls die Leukozytensenkung 
im Hautblut nicht durch eine‘’Anreicherung im Splanch- 
nikusgebiet erklärt werden, wenigstens nicht regelmäßig. - 
Im übrigen fanden wir auch die allgemein anerkannte Tatsache, 


daß in den Organen des Splanchnikusgebietes sich wesent- 
lich mehr Leukozyten finden als in Venen und Arterien desselben 


Gebietes und als in den Gefäßen und Kapillaren des übrigen Körpers. 
Einen höheren Leukozytengehalt fanden wir ferner in den Hoden und 


im Knochenmark, die anscheinend hinsichtlich des Leukozytengehalts 


den intraperitonalen Organen (Leber, Milz, Niere u. a.) zu entsprechen 


scheinen. Von den. Gefäßen des Splanchnikusgebietes enthielten die 
Arterien meist etwas mehr Leukozyten als die Venen; jedoch kam auch 
das umgekehrte Verhältnis vor. i 


Somit kann die Müllersche Hypothese von der Ent- 


stehung der Leukopenie im peripheren, Gebiet infolge einer Leuko- 
zytenanreicherung im Splanchnikusgebiet aus den verschiedensten 
Gründen nichtals allgemeingültigesGesetzanerkanntwerden. 


Den hier vorgebrachten Gründen gegenüber können die neuerdings mit- | 


geteilten Tierversuche von E. F. Müller die Lage auch nicht ändern. 
Glaubhafter erscheint, nach den Befunden des Verfassers, 


zunächst die Glasersche Hypothese, daß Gefäßverengerung zu 


Leukozytose, Gefäßerweiterung zuLeukopenie führe. Aber dem wider- 


sprechen schon die Mitteilungen von Hoff über die Zählungen bei‘ 


künstlicher Hyperämie und insbesondere auch allgemeine Gründe. 


(Auch Hopmann erwartet von der Geläßerweiterung durch ein 
‚künstliches Handbad eine Leukozytose.) 


“ Würden für die Leukozytenzahlen (der Blutdruck spielt ja 
sicher keine wesentliche Rolle) in den einzelnen Gefäßen Gefäßquer- 
schnitt und Strömungsgeschwindigkeit maßgebend sein (im 
Sinne von Glaser: Verengerung — Leukozytose, Erweiterung — 
Leukopenie), so müßten wohl auch normalerweise die Arterien am 
meisten, die Venen weniger, die Kapillaren am wenigsten Leukozyten 
enthalten, obwohl natürlich der in großen und kleinen Gefäßen ver- 
schiedene Reibungswiderstand u. a. auch eine erhebliche Rolle spielen 
müßte. Dem ist aber nicht so. 

Nach den Untersuchungen von Bürker sind die Erythrozyten- 
zahlen in den verschiedenen Gefäßgebieten bei Körperruhe 
gleich. Hess fand durchschnittlich an Erythrozyten im Kapillarblut 
(Fingerbeere) 4,32, Vena mediana 4,33, ‘Arteria radialis 4,75 Millionen, 
Hopmann in den gleichen Gefäßen 4,924, 4,821, 5,076. 

Hinsichtlich der Leukozyten gilt ja allgemein, daß das Kapil- 
larblut leukozytenreicher ist. So fand Hess im Kapillarblut 7160, 
in Vena mediana 6350, in Arteria radialis 6990 Leukozyten; Hopmann 


Glaser fand in den Kapillaren durchschnittlich 2008 Leukozyten mehr 
als in den Arterien und Venen. Weitere Literaturangaben siehe bei 
Hopmann und:bei Stahl. Wir fanden bei gleichzeitigen Zählungen 


Leukozyten, 
zweimal aber auch das umgekehrte Verhältnis. 


Dazu. kommt, daß die Leukozytenzahlen nach unseren 
Untersuchungen durchaus nicht an allen Hautstellen gleich 
sind, sondern große Schwankungen und Verschiedenheiten vor- 
kommen. Es müßte also örtlichen Vago- oder Sympathikotonus 


zytenzahlen beim selben Menschen ein dauernder Wechsel zwischen 
Vago- und Sympathikotonus angenommen werden. Von den weiteren 
Gründen gegen die scharfe Trennung der Vago- und Sympathiko- 
tonie sehen wir überhaupt ab. | 


Somit kann auch die Glasersche Hypothese ‚höchstens 
teilweise das Richtige treffen. 


Wir wollen nicht bestreiten, daß durch Wechsel in der Gefäß- 


weite Änderungen der Leukozytenzablen möglich sind; dafür 


maßgebend sind dann wohl Strömungsgeschwindiskeit, Rei- 
bungswiderstand, Auspressungvon Serumu.a.m. Und sicher 
sind. diese Veränderungen der Weite der Hautgefäße teilweise von 
psychischen Einflüssen, teilweise vom vegetativen Nerven- 
system, dessen Reaktion in der verschiedensten Weise ausgelöst 


‚sein kann, abhängig. Aber sehr maßgebend für die Reaktionsweise 


der Haut muß auch der Zustand der Haut selbst sein, z. B: ob 
die Haut welk oder erkrankt ist o.a.m. Auf diese Hautverhält- 
nisse hat insbesondere W. Müller hingewiesen. Aber außer diesen 
Verhältnissen der Nerven, der Hautgefäße und der Haut selbst sind 
für die Leukozytenverhältnisse in den Hautgefäßen sicherlich auch 
noch andere physikalisch-chemische Bedingungen und Vor- 
gänge maßgebend, die wir im einzelnen noch gar nicht übersehen 
können. Dadurch, daß ein derartiger Komplex von Ursachen- 
möglichkeiten für die Leukozytenschwankungen vorliegt, 
ist wohl der Ausschlag nicht immer gleichartig noch gleich- 
stark, und ebendeshalb ist das Urteil über die Ursache im 
einzelnen Fall außerordentlich erschwert. 


So ist das praktische Ergebnis unserer Untersuchungen. 


eigentlich ein negatives, aber doch nicht unwichtiges: 


Die Widalsche Krisenprobe ist, soweit sie vom Symptom 


. der Leukopenie als Beweismittel Gebrauch macht, auf ganz 


falschen Voraussetzungen aufgebaut. Auch als: Beweis für 
die kutane Reizmultiplikation im Sinne E. F. Müllers kann 
eine eintretende Leukopenie. nicht verwandt werden. Auch 
die Schlüsse Glasers über die Vago- und Sympathikotonie, 
für die die eintretende Leukopenie oder Leukozytose sprechen 
sollten, werden sich höchstens ganz beschränkt aufrecht er- - ` 
halten lassen. | u 
berhaupt werden wir einen großen Teil der zurzeit herrschen- 
den Ansichten über die sogenannten Verschiebungs- oder 
Verteilungsleukozytosen und -leukopenien einer gründ-' 


lichen Nachbearbeitung unterziehen müssen. 


Literatur: Becher, Untersuchungen über das Zustandekommen. der. 
Leukozytose nach Muskelanstrengungen. Mitt. Grenzgeb. 1919, 31. S. 253. — 
Cohnstein u. Zuntz, Untersuchung über den Flüssigkeitsaustausch zwischen 
Blut und Geweben unter verschiedenen physiologischen und pathologischen Be- 


dingungen. Pflüg. Arch. 1888, 42. — Dahl, (Norwegische Arbeit.) Ref. M.m.W. 


1923. Nr. 22, S.720. — Engelmann, Die hämoklasische Krise als Leberfunktions- 
probe. M. Kl. 1928, Nr. 10, S. 308. — Framm, Über den Wert der Widalschen Hå- 

moklasieprobe als Leberfunktionsprüfung. M.m.W.1923, Nr. 22, S. 697. — Frey u. 
Hagemann, Die Brauchbarkeit der Adrenalinlymphozytose zur Funktions- 
prüfung der Milz. Klinisches und experimentelles Beweismaterial. Zschr. f, klin. 
Med. Bd. 92, S. 450. — Glaser, Zur Frage der Abhängigkeit der Blutbildverände- 
rungen vom vegetativen Nervensystem und über den Wert der Leberfunktions- 
prüfung Widals. M.m.W, 1924, Nr.21, S.674. — Derselbe, Über den klinischen 
Nachweis psycho-physischer Reaktionen. M. K1. 1924, Nr.16, 5.5635. — Glaser u. 
Buschmann, Die vagotonische Leukopenie bei funktionellen Neurosen. D.m. 
W.1923, Nr.’8, S. 2438. — Derselbe, Die Bedeutung der Spontanschwankungen der 
Leukozyten (bes. für die hämoklasische Krise und die Verdauungsleukozytose). 
M. Kl. 1928, Nr. 33/34, S.1l4. — Gräff, Leukozytenbewegung im Blut. B. kl. W. 
1921, Nr. 4, S. 84 —H oss, Arch. f klin. Med. 1921, Bd. 137, S.200.— Hoff u. Siovers, 
Zur Frage der Abhängigkeit der Blutbildveränderungen vom vegetativen Nerven- 
system und über den Wert der Leberfunktionsprüfung Widals. M.m.W. 1924, Nr.10. 
S. 298. — Hoff u. Waller, Untersuchungen über das weiße Blutbild bei Intra- 
kutaninjektion und bei der Hämoklasenkrise Widals. Ebenda, 1923, Nr. 22, S. 698. 


 — Hopmann, Die numerische Verteilung der weißen und roten Blutkörperchen 


innerhlab der Blutbahn. M.m.W. 1923, Nr. 9, S.261. — Kägi nach Schenk, M. 
Kl. 1920, Nr. 32, S. 833. — Mietling, Kritik zur sogen, „Hämoklasischen Krise“ 


Widals als Leberfunktionsprüfung. M.m.W. 1928, Nr. 33, S. 1085. — E.F. Müller, 


Die Haut als immunisierendes Organ. Ebenda, 1921, Nr. 29, S.913. — Deorselbe, 
Leukozytensturz infolge unspezifischer Intrakutanimpfung. Ebenda, 1922, Nr. 48, 
S. 1506. — Derselbe, Der Leukozytensturz nach Intrakutaninjektion und bei der 
Widalschen Hämoklasenkrise — eine Reflexwirkung des autonomen Systems. 
Ebenda, 1922, Nr. 51, S. 1763. — Derselbe, Neue Einblicke in die Regulation und 
die Bedeutung des Gefäßtonus, M. KI, 1923, Nr. 17, S.569. — Derselbe, Über die 
Beziehungen der Haut und des autonomen Nervensystems zum qualitativen Blur- 
bild. M.m.W. 1924, Nr. 7, S. 202. — Derselbe, Der periphere Leukozytensturz — 
die Folge einer Leukozytenanreicherung in der Leber. Ebenda, 1924, Nr. 21, S. 672. 
— W.Müller, Beobachtungen zur Frage des Leukozytensturzes nach Intrakutan- 
impfungen, bes. bei allgem. Dermatosen. Ebenda, 1928, Nr. 36, S.1149. — Rösler, 
Das periphere Blutbild unter dem Binfluß von Tuschestapelung. Kl. Wscbr. 1928, 
Nr. 9, S. 401. — Ruef, Über die Frage der Verschiebung des weißen Blutbildes Im 


_ Organismus. Mitt. Grenzgeb. 1922, 34, S.601. — Schenk, Die Adrenalinwirkung 


auf das Blut des Menschen und ihre Beziehung zur Milzfunktion. M. KL 1920, Nr. u, 
S. 279 und Nr.12, S. 309. Ebenda, 1920, Nr.32, S.863. — Schiff u. Stransky; 
Zur Frage der Verdauungsleukozytose und über die Funktionsprüfung der Leber 
beim Säugling mit der Widalschen Methode. D.m.W. 1921, Nr. 42. — Schilling» 
Viktor, „Verschiebungsleukozytose“ besser „Verteilungsleukozytose‘. B. kL W. 
1921, Nr. 8, S.181. — Schwenkenbecher u. Siegel, Über die Verteilung der 
Leukozyten in der Blutbahn. Arch. f. klin. Med. 1908, Bd. 92, S. 303. — Simon, 
Die alimentäre Leukopenie im Bilde der Schwangerschaftstoxikosen. M.m.W. 1924, 


. Nr. 4, 8.96. — O. Stahl, Über die Leukozytenverteilung in der Blutbahn. D.m.W. 


1922, Nr. 10, S. 814. — R. Stahl, Über Fernwirkung im Organismus, Herdreaktionen 
und vegetatives System. Klin. Wschr. 1923, Nr, 22, S. 1024, — Storm van Leeuwen, 
Bien u. Varekamp, The journ. of experim. med. 1922, Okt.1 (nach Hoff-Sievers). — 


Worms u. Schreiber, Zschr. f. klin, Med. 1922, Bd.98. S. 828, 


97. Joli” 


Aus der Kinderklinik der Städtischen Krankenanstalten und dem 
Säuglingsheim in Dortmund (Prof. Dr. Engel). 


Beitrag zur Diagnostik der okkulten Tuberkulose im 
| - Kindesalter. | 


Von Dr. Kurt Schroeder. 


Tuberkuliureaktionen der Haut sind bekanntlich sowohl vom 
_ Zustande des Geprülten wie von Art, Menge des Tuberkulins und 
der Methode der Anwendung in der Stärke des Ausfalles abhängig. 
im Laufe unserer Untersuchungen!) sind wir jedoch auf eine so 
‚große Zahl besonders träg reagierender Kinder gestoßen, daß man 
diesem Umstande größere Aufmerksamkeit schenken muß. Wir 
führen hier nur zunächst die Tatsachen an, ohne auf die Möglich- 
keiten der Zusammenhänge vorerst näher einzugehen. | 

~ Das untersuchte Material besteht ausschließlich aus Patienten 
der Klinik, die in den Jahren 1922/23 Aufnahme fanden. Sämt- 
lichen Patienten wurde zunächst 1/1ọ cem einer Lösung 1: 1000 Alt- 
tuberkulin in die Haut der Dorsalseite des Unterarms_ injiziert; 
reagierten sie negativ, so wurden sie in der gleichen Weise mit 
I cem einer Lösung 1:100 Alttuberkulin weiter geprült, und bei 
pochmalig negativem Ausfall wurden die Fälle mit verdächtiger 
Familienanamnese noch mit dem gleichen Volumen einer Lösung 
1:10 Alttuberkulin weiter geprüft. Ausgeschaltet aus der 
Statistik wurden von vornherein. alle Fälle mit klinisch mani- 
fester Tuberkulose, insbesondere auch Meningitis, ferner alle fieber- 
halten Erkrankungen, besonders Masern, Pneumonie usw., von denen 


bekannt ist, daß sie erst auf höhere Tuberkulindosen schwach bzw. . 


garnicht reagieren. 
geprüft. | 
Zahl der geprüften Fälle 1000. 
Ohne klinisch feststellbare Tuberkulose reagierten positiv 235 Fälle. 
Davon reagierten auf 1:1000 . 188 Fälle = 80 |, 
1:10 . . 8 „ = 16,20% 
” ” ” Zr | 9 s = 3,8 %o 
~, Von den erst auf 1:100 reagierenden 38 Kindern befanden sich 
im 1.—2. Lebensjahr 5, im 3.—6. Lebensjahr 7, im 7.—12. Lebens- 
jahr 17, im 12.—15. Lebensjahr 9. 
~ | Von den erst auf 1:10 reagierenden 9 Kindern befanden sich 
in 1.2. Lebensjahr 2, im 8.—6. Lebensjahr 2, im 7.—12. Lebens- 
jahr 3, im 13.—15. Lebensjahr 2. | 
= Es ergibt sich also die überraschende Tatsache, daß ein 
nicht unerheblicher Prozentsatz der überhaupt reagierenden Kinder 
erst auf 1:100 bzw. 1:10 Alttuberkulin positive Reaktion zeigte. 
Gesetzmäßigkeiten zwischen Allgemeinbefinden, Ernährungs- 
zustand und Konstitution der Kinder einerseits und geringer 
Itrakutanempfindlichkeit andererseits waren bei unserem Kranken- 
Material nicht aufzufinden. Es fanden sich sowohl unter den auf 
1:1000 reagierenden Fällen Kinder in sehr schlechtem Ernährungs- 
zustand und von schwächlichem Körperbau wie auch unter den erst 
auf 1:100 bzw. 1:10 reagierenden Fällen Kinder in sehr gutem 
Allgemeinzustand. Unsere Beobachtungen über eventuelle Zu- 
fanmenhänge zwischen geringer Intrakutanempfindlichkeit und ge- 
ninger Subkutanempfindlichkeit bzw.. größerer Tuberkulinfestigkeit 
snd noch nicht abgeschlossen. Gesagt werden kann vorläufig nur, 
daB die erst auf 1:100 bzw. 1:10 reagierenden Fälle, die: einer 
Prüfung mit subkutanen steigenden Tuberkulindosen unterworfen 
werden, auch sehr geringe subkutane Tuberkulinempfindlichkeit 
m zeigen scheinen. Aber die Zahl der Fälle ist noch zu gering, 
um in dieser Richtung ein abschließendes Urteil zu erlauben. 

‚Als praktisch bzw. theoretisch wichtige Tatsache 
ergibt sich aus unserer Aufstellung, daß 20%, aller 
okkulten Tuberkulosen der Feststellung entgangen wären, 
wenn dieTuberkulinprüfung höchstens mit der Intrakutan- 
Methode 1:1000 angestellt worden wäre. 


In Zweilelsfällen wurde auch subkutan (Fieber) 


N kk 1 


Schon seit langer Zeit wurde an der hiesigen Klinik die 


Original-Pirquet-Methode zu Gunsten der Intrakutanreaktion ganz 
aufgegeben, aber auch hier war es bisher üblich, nur in Aus- 
mahmefällen die Konzentration 1:100 oder gar 1:10 anzuwenden. 
tst jetzt gehen wir auf Grund des vorliegenden Materials dazu 


über, alle Fälle systematisch bis zur Konzentration 1:10 durch- 


auprüfen. Für Wesen und Auswirkung der tuberkulösen Erstin- 
fektion könnten sich daraus bemerkenswerte Schlüsse ergeben. 
a re 


) Engel, Die okkulte Tuberkulose im Kindesalter. Verlag 


Joh, Ambros. Barth 1998, D. m. W. 1911, Nr. 36. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


1035 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


* Aus der Chirurgischen Abteilung des Kaiserin-Elisabeth-Spitals | 


in Wien (Vorstand: Prof. Dr. Albrecht). 
Zwei Fälle von Halsrippen. 
Von Dr. Werner Seyfert. 


Im Jahre 1913 hat Streißler in seiner zusammenfassenden 
Arbeit über die Halsrippen, in der die Anatomie, ätiologische Be- 
deutung, Pathogenese, Klinik und Therapie dieser Skelettanomalie 
auf Grund der in der Literatur niedergelegten und eigener Beob- 
achtungen eingehend abgehandelt werden, eine Tabelle von 87 Hals- . 
rippenfällen zusammengestellt, bei denen eine Resektion vor- 
genommen wurde. In der mir bekannten Literatur der seither ver- 
flossenen Jahre wird über eine Reihe von weiteren Halsrippen- 
operationen berichtet. Von ‚den diesbezüglichen Publikationen 
erwäbne ich vor allem die Arbeiten von Sven Johannson (1915), 
Thorkild Rovsing, (1919), die beide, dem Vorbilde Streißlers 
folgend, die Exstirpation der Halsrippe von einem dorsalen Schnitt 
aus durchführten, weiter die Mitteilungen von Henderson (1914), 
E. Hesse (1920), Eden (1919) und Umberto Pasini (1920) 
über insgesamt 11 Halsrippenresektionen, die mittels vorderen 
Schnittes unternommen wurden. Besonders Hesse und Eden 
halten den Zugang von vorne her für den besten, da er genügend 
groß und übersichtlich sei. | EOR 3 

Auf ‘der Chirurgischen Abteilung des Prof. Albrecht im 
Kaiserin-Elisabeth-Spital in Wien wurden in diesem Jahre zwei . 
Fälle von Halsrippen beobachtet, ein Fall von doppelseitiger und 
ein Fall von nur rechtsseitiger Halsrippe. Bei den durchgeführten 


drei Operationen wurde der Weg von vorne gewählt. Der eine 


Fall ist überdies pathogenetisch von Interesse, beide zeigen ana- 
tomische Besonderheiten. | 
Die wesentlichen Daten der Krankengeschichten sind folgende: 


Fall i. Frau A. F., 43 Jahre alt, verheiratet, Kleidermacher- 
meisterin. Aufnahme 10. Mai 1921. Kinderkrankheiten weiß Pat. nicht 
anzugeben. Mit 16 Jahren Re Seit dem 14. Jahre gewöhnlich 
zur Zeit der Menses Magenbeschwerden, und Kopfschmerzen. 1918 
wurde Pat. hier wegen Struma operiert, zwei Wochen später wegen 
eines im Bereich der Narbe aufgetretenen Abszesses indiziert. 1920 
hatte Pat. einen Lungenspitzenkatarrh. Seit ihrem 16. Lebensjahre 


ungefähr hat Pat. zeitweise Schmerzen im rechten Arm, die für 


Rheumatismus gehalten wurden. Seit 1918 bemerkt sie zunehmende 
Schwäche und „ungeschicktes“ Gefühl in der rechten Hand, welche 
auffallend mager wurde, die Schmerzen im rechten Arm steigern sich. 

. Status chirurg.: Am Halse eine etwa 20 cm lange, reizlose, 
in der Mitte eine zweihellerstückgroße Erweiterung zeigende lineare 
Quernarbe, gut verschieblich. In der Fossa supraclavicularis nahe dem 
vorderen Trapeziusrande ist beiderseits eine platte, knochenharte 
Resistenz zu tasten, die sich ein Stück weit nach rückwärts verfolgen 


. läßt, links weiter nach vorne sich erstreckend als rechts. Rechterseits 


starke Atrophie der Interossei, des Thenar und Antithenar. Die Sen- 
sibilitätsprüfung ergibt keine Störung der Berührungs- und Schmerz- 
empfindung, während Wärme an der palmaren und dorsalen Seite der 
rechten Hand schlecht empfunden wird. Entartungsreaktion im 
Medianus- und Ulnarisgebiet. Die motorische Kraft der Hand bedeutend 
herabgesetzt, vor allem im Fingerspreizen. Daumen und kleiner Finger. 
können nicht im gestreckten Zustand sich mit den Fingerkuppen be- 
rühren. 1 | 
PE E ergibt rechts eine kleinere, links eine größere 
Halsrippe am 7. Halswirbel. | ns | 
| TA Spitzenstoß im 5. L-R. etwas außerhalb der Mamillarlinie, 
Töne rein. Pulmones: Über den Lungenspitzen verschärftes Exspirium, 
zeitweise Knacken, leises Giemen. Harn: Negativer Befund. > 
18. Mai 1921. Operation (Prof. Albrecht): Allgemeinnarkose. 
Schnitt 1 cm oberhalb des rechten Schlüsselbeines parallel zu diesem, 


etwa 10 cm lang, vorne bis über die Pars clavicularis m. sterno- 


cleidomast. reichend, unter Durchtrennung der Haut und des Platysma. 
Durchtrennung des oberflächlichen Blattes der Halsfaszie, Darstellung 
des hinteren Sternokleidomastoideusrandes und des vorderen Trapezius- 
randes. Nun wird der untere Bauch des Omohyoideus dargestellt, in 
dem Dreieck medial von demselben wird in der Tiefe der Bogen der 
A. subclavia und der Bulbus inferior v. jean mit seinem lateralen 
Anteil sichtbar. Der Omohyoideus wird lateral, die Gefäße medialwärts 
verzogen, worauf der Plexus brachialis erscheint. Das Gewebe in 
diesem Bereich ist narbig verändert; unter kräftiger Lateral- und Auf- 
wärtsziebung ‚des Omohyoideus wird der Scalenus anticus mühsam in 
seinem unteren Anteil präpariert. Am hinteren Rande desselben stößt 
man auf die Spitze der rechten Halsrippe, von der ein straffer 


1) Dieser sowie die folgenden neurologischen Befunde wurden 
von Herrn Frof. Redlich kontrolliert. 


M g 5 Wen 


ee an ec rn TE Eee ne nn en rn E mr ie een t BRIEF TE ie i 


Pe Pep 


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' A 


1036 


`  Gewebszug' zur ersten Brustrippe zieht. Der besseren Über- 
sicht halber wird in der Mitte des Öperaätionsschnittes ein zu diesem 
senkrechter Hilfsschnitt nach oben angelegt. Unter kräftiger Verziehung 
“des Sternokleidomastoideus medialwärts wird nun der Scalenus anticus,- 
- eingebettet in as ne in größerer Ausdehnung sichtbar... 

. Bei vorsichtiger Einkerbung des Scalehus anticus, der den Tein Zu- 

| gang. zur Halsrippe noch hindert, an seinem. Übergang vom mittleren 
in das untere Drittel reißt an einer ‚kleinen Stelle die Pleurakuppe 

= ein Tamponade mittels Gazestreifens. Es zeigt sich nun, daß die 
nach medial und unten gekrümmte Halsrippve den Plexus 
- brachialis mit ihrer Spitze durchdringt, ihn in zwei ungefähr 
` gleiche Hälften teilend. Die Halsrippe rd sorgfältig freipräpariert, 
ihr oberer und unterer Rand mit Schere und Elevatorium deutlich 


-.. von etwa 21/,cm reseziert, so daß der Plexus vollständig frei am - 
vorderen Rand des Scalenus medius verläuft. Die Ränder des Rippen- 
restes werden abgerundet und geglättet. Die Vernähung des Pleura-. 
schlitzes erweist sich infolge der narbigen Gewebsbeschaffenheit als 
nicht möglich. Entfernung des Gazestreifens. Fasziennaht. Voll- 
ständige Hautnaht, , | | ER u 
. Am 28. Mai 38,50 Fieber, Stechen in. der rechten Brust, r. h. u. 

‚  Bronchialatmen. — Am 25. Mai Entfernung der Nähte, Heilung per: 
- primam, r.h. u. noch etwas rauhes Atmen. — Am 27: Mai nur noch 
geringe Temperatur, die Schmerzen im Arm fast völlig geschwunden. — 
Am 2, Juni geheilt entlassen. u g ee 

3 =- Fünf Monate später war Pat. vollkommen beschwerdefrei. Die 

a: motorische Kraft war allmählich wiedergekehrt, Sensibilität normal. 


: Spitzenkatärrh war völlig ausgeheilt. Damals klagte Pat. zum ersten- 
mal über ganz- leichte, zeitweise auftretende Schmerzen im linken 
Arm. Seit Februar 1922, nach einer überstandenen Grippe, traten 
diese Schmerzen immer stärker und häufiger auf, leichte Frmüdbar- 
‘ keit, allmählich zunehmende Schwäche gesellten sich dazu, weiters 
heftige beklemmende Schmerzen in der linken Hals- und Brustseite, 
Anfälle von, Atemnot und ausstrahlendes Taubheitsgefühl in der linken 
Gesichts- und Rückenhälfte. Die Pat. bot jetzt folgenden neurologischen . 
Befund: Rechts Supraspinatus leicht atrophisch, ebenso Thenar, Hypo- 
thenar und Interossei. Kraft bei allen 
` Rechts fehlen Bizeps-, Trizeps- und Periostreflexe, die links vorhanden 
. sind. Leichte Hypalgesie und Hypästhesie der ulnaren Handhälfte 
-~ (volar und dorsal) Iines < rechts. In der. kleinen Hand- und Finger- 
muskulatur rechts noch deutliche Entartungsreaktion, links Andeutung' 
von Entartungsreaktion im ne und im Bereiche der Interossei. 
„2% Operation am 31. Mai 1922. ‘Schnitt parallel dem linken. 
= AE etwa fingerbreit oberhalb desselben, ungefähr 10 cm 
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des Sternokleidömastoideus. Unter medialer Verziehung desselben wird 
in dem une veränderten Gewebe der Bulbus venae jugularis darge- 
‚stellt und medialwärts verzogen, die kräftig ausgebildete V, 
-superficialis wird der Übersicht halber nach doppelter Ligierung durch- 
trennt. Stumpf wird nun der schwach ausgebildete untere Bauch des 
M. omohyoideus dargestellt und durchtrennt, ‘In der Tiefe der oberen 
Schlüsselbeingrube erscheinen jetzt die Art. subclavia und der Plexus 
brachialis. Diese verlaufen in einem deutlich nach vorn lateralwärts 
konvexen Bogen. Derselbe ist bedingt durch die Halsrippe, die in 
einem spitzen Winkel unter dem Plexus und der Art. subelavia hinweg- 
‘ziehend im unteren Wunddrittel, medial neben der letzteren erscheint. 
Hier ‚setzt der Scalenus anticus mit seinen lateralen Fasern an der 


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ihnen liegenden Gewebe De und lateralwärts gezogen. Nun wird 
‘mit einem größeren Anteil die Halsrippe sichtbar, die hier eine dünne 


ansetzen, die als von der 1. Rippe heraufziehende Interkostalmuskulatur 


ei zum Angulus costae cervicalis vorzuarbeiten, denn eine weitere Auf- 


-wärts- und Lateralwärtsziehung der genannten Gebilde wird verhindert 


Fasern. des M. scalenus. medius. Es wird nun versucht, lateral vom 
‚Plexus die Halsrippe nach oben zu freizumachen. Art. subclavia und 
elo _ Plexus werden stark nach medial zu verzogen. Ein Hilfsschnitt nach 

ti  :oßen erleichtert die Präparation. Es erscheint nun der ganze Ansatz 


ig | =, des Scalenus med, und Se an der Halsrippe, lateral und nach hinten . 
ak zu. verschwindet -die Halsrippe hinter dem Levator scapulae. Dieser 
ovp wird lateral kräftig verzogen, der Ansatz, des Scalenus med. an der 


T 'Halsrippe durchtrennt. Jetzt gelingt es, die Halsrippe freizupräparieren 
PERA bis zum Angulus; hier erfährt sie eine beträchtliche Verdickung; inner- 
mens halb dieser biegt sie ziemlich scharf nach medial und hinten ab. In 
ae weiterer, mühevoller Verfolgung und Darstellung. des Rippenhölschens 
gelangt man an eine Teilungsstelle desselben; der eine Ast verläuft 
-fast in gerader Fortsetzung des: Hälschens gegi 
oy : der andere eg nach vorne und aufwärts ab. Bei der Präparation 
MEt ‘dieses Anteiles der Halsrippe kommt es zu einer starken venösen Blu- 
` tung, die durch Tamponade beherrscht wird, Es wird davon abgesehen, 
aA "das Rippenhälschen in seiner Gänze freizulegen. Unmittelbar distal vom 
rt. . Angulus wird die Halsrippe mit der Knochenkneipzange durchtrennt 


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- 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


' dargestellt und dann die Halsrippe mit ihrem Periost in einer Länge |. 


zum 10. Juni waren die 
entlassen. 


Die Atrophien sind nur wenig, jedoch deutlich zurückgegangen. Der . 


ewegungen links < rechts. 


die Haut und das Platysma durchtrennt. : Durchtrennung des 
oberflächlichen Blattes der Halsfaszie, Darstellung des lateralen Randes _ 


= P Halsrippe an. Stumpf werden Plexus und Art. subclavia von dem unter ' 
‘Spange darstellt und an deren lateralem .unterom Rand Muskelfasern f ` 
m BER ‘angesprochen werden. Trotz starker Verziehung der Art. subclavia 


und des Plexus lateralwärts gelingt es jedoch nicht, .sich stumpf bis - 


; + durch die unmittelbar hinter dem Plexus an der Halsrippe ansetzenden 


en die Wirbelsäule zu, 


97: Jali 


und unter der Art. subclavia. und dem Plexus mit einiger Mühe nach : 
vorne durchgezogen. Nach vorne zu endet die Halsrippe unmittelbar 
oberhalb des unteren Wundrandes in :der T | 
artigen Verdickung. Von dieser führt ein etwa 1—2 cm langer, un- 
gelähr 1, cm breiter, fibröser Strang zur 1. Rippe, der durchtrennt. . 
wird, womit die Exstirpation des abgetrennten Ri 
. wird. Glasdrain in den lateralen Wundwinkel, Hautnaht. 5 

ce Diesmal traten in der ersten Woche post operationem allabend- . - 
lich heftige Schmerzen von reißendem Charakter im Bereiche des-linken . 
Armes und des linken Schulterblattes auf, während die vor der Opera- 
tion häufig auftretenden Atembeklemmungen, das starke- Druckgefühl 
im Bereic ge- 
schwunden waren. 


iefe mit einer kölbchen- 


ppenstückes beendet 


der linken Schulter und des linken Halses günzlic 


7. Juni. Entfernung der Nähte, Heilung p. pr. intent. — Bis 


chmerzen abgeklungen. 
Fall 2. Aufnahme’ am 2. August 1921. Frau F. W., 29 Jahre alt, 


verheiratet. Familienanamnese o. B. Als Kind Masern, vor zwei Jahren 
Grippe. Wiederholt Halsschmerzen, sonst gesund. Vor 2—3 Jahren 

öfters angeblich Schwellung in der Gegend der Volarseite des Hand- 
elenkes. Beginn der Erkrankung angeblich vor drei Wochen mit 


chwellung der rechten Hand und Schmerzen. vom rechten Ellbogen- 


| gelenk bis gegen die -Finger ausstrahlend. Dabei waren alle Gelenke . 
| frei. Die Hand wurde allmählich schwächer und bleischwer. Gefühl: 

von Ameisenlaufen in den Fingern und livide Verfärbung der Hand. 
Nach heißen Bädern für kurze 
regelmäßig. Ein Abortus, kein Partus. 


eit vorübergehende Besserung. Menses 


Status praesens: ‚Pat. mittelgroß, blaß. Gesicht pigmentiert. 


.Haarwuchs schütter. Siehtbare Schleimhäute blaß. Temperatur afebril. 
Pulsfrequenz 80, Puls der linken Hand mittelhoch, gut gefüllt und ge- 
spannt, regelmäßig. Gefäße zart. Zähne schadhaft ( 

reagieren prompt. Weiche Struma. Thorax lang und schmal. L 
Herz, Abdomen o. B. Harn frei. Nervenbefund o. B. Rechte Hand 
ist etwas aufgedunsen. Vom Ellbogengelenk distalwärts livide Ver- 
färbung. Man tastet rechts weder an der Axillaris noch an der Brachi- 


ungen, 


alis und der Radialis einen Puls. Gelenke sind frei. Die Kraft ist 


bedeutend herabgesetzt. Die rechte Hand fühlt sich etwas feuchter 


und kühler an als die linke. Trophische Störungen an den Finger- 


 nägeln und Rhagaden an den Fingerkuppen. Wa.R. negativ. In der 


Tiefe der rechten Fossa supraclavicularis ist deutlich eine. schmale, 
knochenharte Resistenz zu tasten, welche als Halsrippe angesprochen 


. wird; die Röntgenaufnahme bestätigt die DEROS 


19. August 1921. Operation (Prof. Albrecht): Schnitt über 


-die Fossa supraclavicularis knapp oberhalb des Schlüsselbeins, parallel 
. zu. diesem, etwa 10 cm lang. 


| urchtrennung von Haut und Platysma. 
Die auf der Fascia superficialis sichtbare Vena jugularis externa wird 


zwischen doppelter Ligatur durchtrennt. Nun wird durch die Fasċia 


colli superficialis - ee ech und der hintere Rand des Sterno- 


'kleidomastoideus, sowie der untere Bauch des Omohyoideus dargestellt. - 
ena cervicalis | 


| gespannte mittlere Halsfaszie tastet man bereits die Halsrippe deutlich 
durch. Es wird nun teils:scharf; teils stumpf auf sie eingegangen und 


Der letztere wird lateralwärts verzogen. Durch die auf diese Weise 


bald der am stärksten vorspringende Anteil derselben, der einer kolbig- 


‚höckrigen Verdickung der Halsrippe entspricht, erreicht. Nach avi- 


wärts läßt sie sich leicht verfolgen und von bindegewebigen, an ihr 
ansetzenden Strängen isolieren, bis man etwa 11/, cm kranial von oben. 
erwähnter Prominenz der Costa colli auf einen an ihrer vorderen und 
oberen Fläche sehnig ansetzenden, schmalen Muskel trifft, der als 


‚Musculus scalenus anticus ‘angesprochen wird. Die Inspektion ergibt . 


nun, daß über die Halsrippe hinweg die Arteria subclavia zieht, unc 
zwar über die erwähnte kolbige Verdiekung. Sie erscheint’ durch die 
Appo von unten her bandartig flachgedrückt, so daß eine erhebliche 
Behinderung der Blutzirkulation ohne weiteres klar wird. Die Arterie 
ist wenig über gänsekieldick. Knapp oberhalb des Ansatzes des als 
Scalenus anticus angesprochenen Muskels an der Halsrippe zieht über 
diese hinweg der Plexus brachialis, der durch die Halsrippe nur wenig 
aus seiner geraden Verlaufsrichtung abgedrängt erscheint. Unter 
Durchtrennung des Skalenusansatzes an der Halsrippe gelingt es, das 
vertebrale Ende derselben deutlich darzustellen. Man sieht, wie der 
ne mit einem gut ausgebildeten Tuberkulum nach rückwärts 
und medial um und in ein schlankes Hälschen übergeht. Dort- 
selbst wird die Halsrippe mit der Knochenkneipzange durchtrennt. 


Behufs Isolierung des medialen, vorderen Anteiles der Halsrippe wird 


der Sternokleidomastoideus. etwa 11/, cm weit an seinem hinteren Rand 
eingekerbt. Die Präparation der nun, vorliegenden, knöchernen Ele- 
mente läßt deutlich eine straffe Verbindung zwischen Halsrippe und 
erster Rippe oberhalb der Articulatio sternocostalis prima erkennen; 


aus dem Wundbett nach vorne gezogen. Trotzdem reißt knapp unter- 
halb der kolbigen :Verdiekung das angezogene Rippenstück ab. Bei 
Inspektion der Abbruchfläche ergibt sich, daß es sich um eine ge- 
lenkige Verbindung des vorderen Endes der Halsrippe mit einem 
knöchernen Vorsprung der ersten Rippe handelt. Dieser wird, so weit 
erreichbar, mittels Knochenkneipzange entfernt. Nach Entfernung der 


| Rippe sieht man medial vom Plexus eine von oben nach unten ver- 


laufende, etwa bleistiftdicke Vene unter der Arteria subclavia gegen 


den Angulus venosus zu verlaufen. Um die anatomischen Verbält- 


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at. wurde geheilt 


rothese). Pupillen 


dio abgetrennte Halsrippe wird mit dem Knochenhacken vorsichtig 


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i Verbindungsstelle der Halsrippe mit der ersten Rippe 
m m ldko zu können, wird der vordere Winkel der Operations: 
de mit Haken auseinandergezogen. ‘Dabei wird an einer kleinen 
. Stelle die Wand der Vena subclavia verletzt. Anlegung einer wand- 
ständigen Ligatur. Da es aber neuerdings zu einer Blutung aus der 
Vena subclavia kommt, wird ein Gazetampon auf dieselbe gelegt und 


darüber‘ die Wunde geschlossen. Kompressivverband. Das resezierte 


‚Rippenstück hat eine Länge von 21‘, cm; die kolbige Verdickung ist 
etwa 11), cm breit, 3/4 em dick. arf = A: ZN 
-= _ 28. August. Tampon wird vorsichtig entfernt, ein kurzer Streifen 


eingeführt. Keine Nachblutung. Noch kein Radialispuls oder Brachi- 


alispuls ‚zu tasten. Geringe Schwellung der Hand, leichte 'Zyanose 
-der Fingerspitzen. a a | | 
en rn) August. Entfernung des Streifens und der Nähte. Kurzer 
- Docht. In deren Bereich prima intentio. Im ganzen Verlauf der Arm- 
arterie kein Puls zu tasten. Finger noch kühler als bei der anderen 
Hand, etwas zyanotisch, teilweise auffallend rot. Pat. gibt an, seit 
-der Operation keine Schmerzen mehr, dagegen seit zwei Tagen Gefühl 
des Prickelns in den Fingern zu haben. 
- .d, September. Operationswunde bis auf eine etwa 1 cm lange, 
N, em tiefe Wunde verheilt. Beschwerdefrei entlassen. 
-Die im Beginn des Dezember 1921 vorgenommene Nachunter- 
suchung ergab subjektiv vollkommene Beschwördefreiheit. Narbe 
rizlos, mäßig verschieblich, Venen am Oberarm sichtbar, die Hand 
noch .Jeicht livid verfärbt. Rhagaden an den Fingerkuppen verschwun- 
n, Raciti schwach, aber deutlich: fühlbar. Motorische Kraft 
ast normal. l l 


Nach der Einteilung von Gruber, welche auch Streißler 

md Moreau beibehalten, sind die, beiden Halsrippen im Falle 1 
cin die Gruppe II einzureihen, d. h. es handelt sich um überzählige, 
ga ausgebildete, frei endigende Rippen, die mit der ersten Brust- 
rippe durch einen straffen, bindegewebigen Strang verbunden sind. 


Als Seltenheit verdient die Beschaffenheit des hinteren Endes der 


. linken Halsrippe hervorgehoben zu werden. Das Rippenhälschen 


mei verschiedenen Wirbelkörpern entspringen. | 
‚Topographisch-anatomisch treffen wir im Falle 1 bei beiden 


Halsippen durchaus verschiedene Verhältnisse an. Diese Ver- - 


 sthiedenheit ist in erster Linie zurückzuführen auf die ungleiche 
Länge ‘und Verlaufsrichtung beider Halsrippen, in zweiter Linie 
‚anf die verschiedene Ausdehnung von' Entzündungs- und Heilungs- 
vrgängen, die sich nach der vorangegangenen Strumaoperation in 
der Umgebung beider Halsrippen abspielten. | 


 Vorderes Ende fast die erste Brustrippe erreicht, unter der Art. sub- 
cavia sowie dem Plexus hinwegzieht, sie nur ‚ein wenig nach außen 
und vorn verdrängend, und der Plexus an die Halsrippe nur binde- 
ewebig fixiert erscheint, sehen wir die kürzere, rechte Halsrippe 
m wesentlich komplizierterem Verhältnis zu ihrer Umgebung stehen. 
Da ihr Verlauf mehr horizontal gerichtet ist und sie mit ihrer 
Spitze die Kreuzungsstelle zwischen Art. subclavia und erster Brust- 
pe nicht erreicht, verläuft die Subclavia rechts frei unter dem 
mdegewebigen Strang zwischen Halsrippe und erster Brustrippe. 
alenus anticus, Pleura und Plexus sind mit der Spitze. der Halsrippe 


emgebettet in narbiges Bindegewebe. Während, wie geschildert, von 
et Muskulatur rechts nur der Scalenus anticus teilweise an der 
ie ne anzusetzen scheint, inserieren an der linken Halsrippe 
i ‚wenus anticus, medius, sowie überzählige Interkostalmuskulatur, 
è sie mit der ersten Brustrippe ‚verbindet. 


einer Störung in der Entwicklung des mittleren Keimblattes. Andere 


Ag wurden, konnten wir in diesem Falle nicht feststellen. Wohl 
aa lan wir bei unserer Patientin ‚allgemeine Schwächlichkeit 
‚eurasthenie konstatieren, Zustände, welche Rosenhaupt bei 
Appenträgern häufig beobachtete. re 
rpp genetisch bietet unser Fall, besonders bezüglich der 
Eee Halsrippenerkrankung, zwei Perioden des sogenannten 
a stwerdens der Halsrippe dar, die sich deutlich voneinander 
Arai Sie unterscheiden sich erstens durch den Intensitätsgrad 
m Don, zweitens durch die sie.erzeugenden Ursachen. Seit 
Ki “ür ihrem 15. Lebensjahre‘ leidet Pat., wie sie angibt, an 
i l Im rechten Arm, die wechselnd mehr oder weniger stark 
an ni zeitweise verschwanden, um. sich dann wieder bemerkbar 
bis aC = Dieser Zustand erhält sich im wesentlichen unverändert 


lindet aa 40. Lebensjahr. Sie hält sich für rheumatisch und 
det sich 


wegen eine 
Mlassung 


mit ihrem Zustand ab. Am 20. Juli 1918 ließ sie sich 
r Struma operieren; am 8. August, 10 Tage nach ihrer 
‚ abermals Aufnahme wegen eines Abszesses in der Ope- 


© 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


gabelt sich hier in zwei Äste, die nach ihrer Verlaufsrichtung von 


| Während die bei weitem längere linksseitige Halsrippe, deren 


ung verwachsen; der Plexus wird von ihr durchbohrt und liegt 


‚' Nach Fischel ist die Bildung von Hälsrippen ein Ausdruck: 


kongenitale Anomalien, die häufig bei Trägern von Halsrippen ge- 


ld 


rationsnarbe.. Inzision im Narbenbereiċh an. der rechtén ` Halsseite, 
Drainage. - Seit 1918 nun, berichtet Pat., entwickelt sich eine auf- 
fallende Schwäche und zunehmendes Taubheitsgefühl der rechten 
Hand; namentlich im Winter kommt ihr die Hand fast gefühllos 


vor. Im Gebrauch der rechten Hand fühlt Pat. eine wachsende 


Ungeschicklichkeit. Besonders fällt ihr- ein rapides Magerwerden 
der rechten Hand auf; ‚Schmerzen bestehen jetzt ständig und nehmen 
an Stärke zu; ihren Beruf als Schneiderin auszuüben, wird gänzlich 
unmöglich, Schwermut und Lebensüberdruß bringen sie dazu,.:in 
jegliche Operation einzuwilligen, die sie von ihrem ‚Leiden befreit; 
nur ein solches Leben wolle sie nicht weiter führen. 

Es ist aus dieser Darlegung ohne weiteres ersichtlich,. daß 
wir‘ die erste. Periode des Krankheitsbildes vom 15. bis zum 
40. Lebensjahr datieren müssen; sie.ist charakterisiert durch mehr 
oder weniger starke,- zeitweise ‘auftretende Schmerzen. Als 'aus- 
lösende Ursache dürften wir wohl kleine, teils. durch Wachstums-, 
teils durch Bewegungsmomente des täglichen Lebens .bedingte ana- 
tomische Lageveränderungen der Halsrippe gegenüber ihrer Um- 
gebung, besonders dem Plexus, annehmen. . 0... 


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trophische Störungen von seiten der den Arm versorgenden Nerven, 
verbunden mit ununterbrochenen heftigen Schmerzen. Als ursäch- 
lich auslösendes Moment für diese zweite Krankheitsphase dürfen 
wir, gestützt auf die Anamnese und auf das bei der Operation ge- 


‚wonnene Situationsbild, die 'Strumektomie mit der nachfolgenden 


Eiterung und deren durch die Narbenbildung: bedingten anatomischen 
Folgen auffassen. Demnach stellen wir uns vor, daß in: der ersten 


Periode der Krankheit der Plexus brachialis unmittelbar. vor der. 
Halsrippenspitze. verlief. Dementsprechend kam es zur Zeit der 
Pubertät infolge des Wachstums. der Halsrippe und später. infolge 


der kleinen Traumen: des täglichen Lebens selten und in geringem 
Ausmaße zu Schädigungen des Nervengewebes im Plexus. Auf 
diese sind die „rheumatoiden“ Schmerzen, von denen die Anamnese 
berichtet, zurückzuführen. Dieses Symptomenbild bleibt bis zum 
Zeitpunkt der am Hals. durchgeführten chirurgischen Eingriffe un- 
gefähr gleich. Erst diese Eingriffe nun führen zum Einsetzen der zweiten 
Krankheitsphase. Es kommt infolge der postoperativen. Heilungs- 
vorgänge Zu ausgedehnten. Narbenbildungen und. Schrumpfungs- 
prozessen im Bereiche des vorderen und: seitlichen Halsdreiecks 
rechts. Durch diese wird nicht nur der Plexus, sondern auch der 
Scalenus anticus und die Pleurakuppe aufwärts gegen die Hals- 
rippe gezogen; an ihrer Spitze macht der Narbenzug noch nicht halt, 
der Plexus wird weiter hinaufgezogen, so daß die Halsrippenspitze 


durch ihn hindurchgedrängt wird, ihn in ungefähr gleiche Hälften. 


teilend. Zerrung und Kompression wirken in höchstem Maße auf 
den Plexus ein. Daß diese Schädigung des Nervengewebes. schwere 
Symptome erzeugt, wie sie die zweite Periode in ‘der Erkrankun 


‚unserer Patientin aufweist, erscheint uns ohne weiteres verständlich. 


Pathogenetisch ist noch. zu erwähnen, daß bei unserer Pa 
tientin innerhalb der zweiten Krankheitsperiode ein rechtsseitiger 
Lungenspitzenkatarrh auftrat, für dessen Entwicklung eine günstige 
Basis zweifellos durch jene oben geschilderten, die Pleurakuppe 
einbeziehenden Schrumpfungsvorgänge geschaffen war. Doch müssen 
wir uns auch hier der Beobachtung erinnern, ‚die Clairmont und 


Suchanek 1921 mitteilen, wonach die durch Strumektomie g6- x 


schaffenen Veränderungen der Blutzirkulation und Lungenventilation 
bei gleichzeitig bestehender Lungenspitzentuberkulose mitunter zu 
rascher Progredienz der tuberkulösen Veränderungen führen können. 


Das Bestehen eines alten latenten .Herdes bereits vor. der Strum- 
‚ektomie läßt sich bei unserer Patientin nicht miit Sicherheit aus- 


schließen. Im übrigen ist die häufige Vergesellschaftung und gegen- 
seitige Beeinflussung von Halsrippe und Spitzentuberkulose bekannt. 

‚ Bezüglich des so. späten Manifestwerdens der linken Hals- 
rippe sind wohl die oben erwähnten narbigen Schrumpfungsvorgänge 
nach der Strumektomie. gleichfalls von großer Wichtigkeit. Doch 
ist sehr wahrscheinlich, daß hier ‚außerdem die- nach. der rechts- 
seitigen Halsrippenoperation in der Tiefe stattfindenden Heilungs- 
vorgänge eine Rolle spielen und den letzten Anstoß zum Auftreten 
der. linksseitigen Halsrippensymptome gegeben haben, indem durch. 
Narbenschrumpfung im Bereich der rechten Schlüsselbeingrube ein 


Zug an der linken Hälfte der Strumektomienarbe ausgeübt wurde, 


Aus der bekannten Symptomentrias der Halsrippenerkrankun 


weist unser Fall nur zwei auf: Einen sicht- und fühlbaren Tumor. 


in. der Oberschlüsselbeingrube und den Symptomenkomplex von 
seiten. des Plexus brachialis. Beschwerden von seiten der Gefäße 
fehlten. Die nervösen. Störungen bestanden rechterseits. in Par- 


Die zweite Periode zeigt rasch einsetzende, ‚ernstere :Sym- | 
ptome; schnell zunehmende motorische, sensible und , vor allem 


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sich dieselben Störungen, nur in geringerem Ausmaße. Hier traten 
keine Schwierigkeiten. 


Arme und das Röntgenbild sicherten in Anbetracht eines sonst 


der Atropbien zu verhindern, denn diese gehen auch nach der 


' schrittene Weg von vorne eingeschlagen. 


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(Thomas, Cushing, Streißler). 


. Arm auf, die man wohl auf die Alteration zurückführen muß, welche 


 Anatomisch ist auch diese Halsrippe nach der Gruberschen Ein- 


- Brustrippe nicht wie in dem vorigen Fall eine fibröse, sondern er- 


‚rippenresektion beobachtet wurde. Weiter war interessant das Vor- 


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1038 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


27. Juli 


Ziemlich negativ verläuft, auch die Betrachtung der Patho- 
genese unseres Falles. Ob und in welcher Weise die Angabe der 
Patientin, vor 2—3 Jahren öfters eine Schwellung in der Gegend 
des Handgelenkes gehabt zu haben, verwertet werden kann, läßt 
sich bei der Ungenauigkeit der Angaben nicht entscheiden. Zweifellos 
ist, daß sie, abgesehen von dieser „Schwellung“, niemals Beschwerden 
hatte, daß also etwa 3 Wochen vor ihrer Aufnahme ins Spital die 
Halsrippe ziemlich akut manifest wurde mit Schmerzen im Arm und 
Unterarm, zyanotischer Verfärbung und Schwellung der Hand. In 
der Folge traten Schwächegefühl und Ernährungsstörungen ein. 
Dieses akute Auftreten von Halsrippensymptomen, das dem objek- 
tiven Befunde nach durch .eine Zirkulationsstörung hervorgerufen 
wurde, in einem Alter von 29 Jahren läßt sich unseres Erachtens 
nicht durch Wachstumsvorgänge erklären. Von den bisher beob- 
achteten, in der mir bekannten Literatur erwähnten speziellen aus- 
lösenden Ursachen, die Streißler in seiner Arbeit zusammengestellt 
hat, kann nach Anamnese und Befund und angesichts der plötz- 
lichen Entstehung des Krankheitsbildes nur ein der Patientin nicht 
bewußtes Trauma angenommen werden, welches nicht nur die Art. 
subclavia, sondern auch, wie der Operationserfolg lehrte und worauf 
wir unten noch zu sprechen kommen, den Nervenplexus traf. 


ästhesien im ganzen Arm, leichten Störungen der Wärmeempfindung 
im -Bereich des Dorsum und der Vola manus, Herabsetzung der, 
motorischen Kraft und trophischen Störungen, Atrophien im Medianus- 
und Ulnarisgebiet und Entartungsreaktion daselbst. Links fanden 


überdies beklemmende Schmerzen in der linken Hals- und Brustseite 
dazu mit Anfällen von Atemnot, | 
Differential-diagnostisch boten sich in diesem unseren Falle 


| Der fühlbare, knochenharte Tumor, das 
Vorherrschen von Nervensymptomen vorzüglich im Bereiche der 


normalen Nervenstatüs die Diagnose. 


_ Therapeutisch bestand bei der Schwere der nervösen Er- 
scheinungen und der raschen Zunahme derselben eine absolute In- 
dikation für die Operation, um vor allem ein weiteres: Fortschreiten 


Operation bekanntlich nur schwer zurück (Thomas, Cushing). 
Für den operativen Eingriff wurde der bisher meistens be- 
Zu dem knapp oberhalb 
und parallel der Klavikula geführten Querschnitt wurde ein Längs- 
schnitt hinzugefügt, entlang dem hinteren Rand des Kopfnickers \ 
verlaufend, um ‚besseren Zugang zur Halsrippe zu erlangen. Die Hinzu kommt nun noch die Frage, ob der vollständige Ver- 
Verletzung der Pleura, die sich. nicht selten bei der Isolierung und | schluß der Armarterie, dokumentiert durch das Verschwinden des 
Resektion der Halsrippe ereignete (Nasse, de Quervain, Til- | Pulses im peripheren Verlauf derselben, plötzlich erfolgte mit dem 
mann, Perier u. a. berichten darüber),. erfolgte in unserem Falle | Auftreten der ersten Schmerzen oder sich allmählich entwickelte 
bei der Einkerbung des Scalenus anticus noch unterhalb der Hals-. | im Laufe der 3 Wochen, bevor Patientin in unsgre Behandlung 
rippenspitze infolge narbig-bindegewebiger Verwachsung desselben | kam. Das klinische Bild spricht unseres Erachtens mehr für ersteren 
mit der Pleura; sie hatte jedoch keine üblen Folgen. Beide Hals- | Vorgang, als dessen Folgen jene akut auftretende Schwellung im 
Eu wurden samt dem Periost reseziert (de Quervain und | Bereich des Unterarmes begreiflich erscheint. 
eck). | | 


| Ä i Bezüglich der Entstehung und des pathologisch-anatomischen 
~ Was den Erfolg anlangt, so waren nach der rechtsseitigen | Vorganges müßte man sich demnach denken, daß infolge eines der 
Halsrippenresektion die Schmerzen bereits zur Zeit der Entlassung | Patientin nicht erinnerlichen Traumas eine Schädigung der Arterien- 
der Patientin aus dem Spital, 14 Tage post operationem, fast völlig | wand erfolgte; diese führte zur Bildung eines Thrombus, der ent- 
geschwunden. Fünf Monate später waren keinerlei subjektive Be- | weder wandständig das ohnehin ungewöhnlich enge Lumen der 
schwerden mehr vorhanden, die motorische Kraft im Bereich des | Art.subclavia verlegte oder, was der Lokalisation der ersten Schnierzen 
rechten Armes nur noch unwesentlich herabgesetzt; der Allgemein- | in der Ellbogengegend mehr entspräche, vom Blutstrom fortgerissen 
zustand der Patientin war ein ausgezeichneter, der Spitzenkatarrh | in der Art. cubitalis stecken blieb und später dann durch‘ Stag- 
ausgeheilt. Patientin hat an Körpergewicht beträchtlich zugenommen. | nationsthrombose bis in die Art. axillaris hinauf sich fortsetzte. 
Die Atrophien im Bereiche der Interossei und des Antithenar haben | Derartige Beobachtungen sind in der Literatur mehrfach nieder- 
sich merklich gebessert, die Atrophie des Thenar dagegen bestand | gelegt (Cooper, Coote, Hodgson, Madelung). Ob auch in 
fast noch unverändert. Für die Atrophien ist die Zeit noch zu | unserem Falle Nerveneinflüsse eine Rolle spielten, ob wir, wie dies 
kurz zur Reparation; sie widerstehen der Restitution am hart- | Gordon getan hat, eine Neurose der Vasomotoren mit zur Er- 
näckigsten, können aber schließlich doch gänzlich schwinden | klärung der Zirkulationsstörung heranziehen können, bleibe dahin- 
| | gestellt. - | | 


Bei der Diagnose und Wahl der Therapie mußte an die Mög- 
lichkeit gedacht werden, ob trotz des ausgesprochenen Vorherrschens 
objektiv nachweisbarer Gefäßsymptome die heftigen Schmerzen nicht 
auch durch eine neben dem Gefäßirauma erfolgte Schädigung. des 
Plexus brachialis mit oder vorwiegend bedingt sein könnten. Diese 
Überlegung zugleich mit der Absicht, zur Klärung jener Frage nicht 
erst das Eintreten von Motilitätsstörungen oder gar die Entwicklung 
von Atrophien abzuwarten, die bekanntlich häufig so überaus hart- 
näckig der Reparation trotzen, ließen uns die Indikation zur opera- 
tiven Therapie stellen. : 

Auch in diesem Falle wurde die Exstirpation der Halsrippe 
von vorneher in Angriff genommen. Der typische Querschnitt 
machte das Operationsgebiet genügend zugänglich. Wie Beck 
sahen auch wir nach Resektion der Halsrippe die Art. subclavia 
gleich einem entspannten Gummiband zurücksinken. Pulsation war 
in derselben nicht wahrzunehmen. 

Der Eriolg der Operation war subjektiv ein sehr guter; bereits 
am zweiten Tage post operationem waren kaum mehr Schmerzen yor- 
handen; in einigen Tagen waren dieselben vollkommen geschwunden. 
Daß bei der bestehenden Thrombose der fehlende Radialpuls bald 
wiederkehren würde, war nicht zu erwarten. Es mußte die Aus- 
bildung von Kollateralen abgewartet werden; tatsächlich konnte 
21/ Monate post operationem ein schwacher Radialispuls festgestellt 
werden; zu diesem Zeitpunkte waren auch die Ernährungsstörungen 
an. den Fingerkuppen und Nägeln völlig geschwunden. Diese die 
Gefäßversorgung betreffenden Reparationsvorgänge können natürlich 
nicht oder nur teilweise als Erfolg der Operation gewertet werden. 
Wohl aber die Beseitigung der Schmerzen, die angesichts ihres 
prompten Verschwindens unmittelbar nach der Operation größten- 
teils als Drucksymptome der Halsrippe auf den Plexus angesprochen 
werden müssen. Denn ischämische Schmerzen, wie sie ausschließ-. 
lich als Folgen einer Thrombose auftreten, sind selbstverständlich 
gleich wie ihre direkte Ursache operativ nicht zu beeinflussen. 


Nach der Resektion der linken Halsrippe traten in der ersten 


Woche danach starke neuralgische Schmerzen im ganzen linken 


der Plexus erfuhr, sowohl bei der Loslösung von der Halsrippe 
als auch durch die bei der Luxation der durchtrennten Rippe not- 
wendige Verziehung des Plexus. Nach einer Woche waren diese 
Schmerzen geschwunden. Und seither ist die Frau völlig be- 
schwerdefrei.: Die bei der Patientin durchgeführten Operationen 
haben ihr aus einem. unerträglichen, zu einem beschwerdefreien, 
lebenswerten Zustand verholfen. 


Zu Fall 2 ist Folgendes zusammenfassend zu bemerken. 


teilung als eine Halsrippe zweiten Grades zu bezeichnen; nur ist 
hier die Verbindung der Halsrippe mit dem Knochen der ersten 


folgt vermittels einer Diarthrose. Anatomisch bietet unser Fall 
zwei bemerkenswerte Tatsachen: Gewöhnlich verläuft die Art. sub- 
clavia bei einer Halsrippe, die über die normale Kreuzungsstelle 
der Subklavia mit der ersten Brustrippe "hinausreicht, zwischen 
Scalenus anticus und medius über die Halsrippe. Bei unserer 
Patientin nun zieht die Subklavia vor dem am Mittelstück ' des 
Halsrippenkörpers inserierenden Scalenus anticus über die Hals- 
rippe hinweg, was bisher nur in einem Falle (Pilling) von Hals- 


handensein einer atypischen starken Vene medial vom Plexus, 


deren Verlauf, soweit derselbe zu überblicken war, oben bereits 
geschildert wurde. | | 


Was die ontogenetische Bedeutung der Halsrippe betriflt, so 
handelt es sich in diesem Falle um eine sonst vollkommen normal 
entwickelte, nervengesunde Person; es lassen sich bei ibr keinerlei 
andere Anzeichen finden, die auf eine Störung der Entwicklung des 


mittleren Keimblattes schließen ließen. Auch fehlen jegliche Stigmata 
der Degeneration. | 


Ká 


i 


. Bei allen .drei Operationen konnten wir feststellen, daß die 
“anatomische Übersicht und die Zugänglichkeit zu den Halsrippen 
‚sing vollkommen befriedigende war, besonders wenn der Hilfsschnitt 
nach oben den Querschnitt über die Fossa supraclavicularis. zuge- 
fügt worden war. Wie aus den Operationsberichten ersichtlich, 
waren die anatomischen Verhältnisse in unseren Fällen so kom- 
pliziert, besonders was das vordere Ende der Halsrippen anlangt, 
daß breite Zugänglichkeit als notwendige Voraussetzung für das 


Gelingen der Operation bezeichnet werden mW. | 
Es sei dies besonders hervorgehoben, da in den letzten Jahren 
von-mehreren Seiten der Vorschlag gemacht worden ist, die Halsri Ben; 
‚von einem rückwärtigen Schnitt aus operativ anzugehen. Streiß er 
it dabei so vorgegangen, daß er mittels eines parallel den Wirbel- 
` dèmen geführten Schnittes etwa 2cm seitlich von ihnen durch die 
"Niskulätur bis zu den Querfortsätzen der beiden untersten Hals- und. 
gbersten.Brustwirbel vordringt. Der Processus transversus des 7. Hals- 
. wirbéls wird weggemeißelt und das Hälschen der Halsrippe freigelegt. 
-Nach Dürchmeißelung desselben wird der 'distale Rippenanteil mög- 
liebst weit nach vorne freigemacht. Streißler betont, daß die Me- 
t thode nicht ausreicht, wenn die Rippe zu lang ist oder vorne zu fest 
” hite Dann muß zur Exstirpation der Halsrippe noch der Schnitt 
yon vorne über die Fossa supraclavicularis hinzugefügt werden. ` Wilms 
"hat vorgeschlagen, den Schnitt, den er. für die hintere Pfeilerresektion 
der Rippen bei Phthise empfohlen hat, auch zur Operation der Hals- 
Kippe EU DER DER. Henschen hat zum ersten Mal auf. diesem Wege 
ippen mit Erfolg entfernt. Wilms selbst jedoch sieht die Mög- 
‚ Jichkeit voraus, daß die Entfernung der Halsrippe auf diesem Wege 
- bei komplizierten Verhältnissen nicht gelingen könnte. Für diese Fälle 
= erden Rat, Stücke der Rippe neben der Wirbelsäule zu entfernen. 
‘ Er meint, daß dann in gleicher Weise wie bei der Pfeilerresektion. 
der. mittlere Teil der Rippe nach abwärts sinkt und dadurch die Nerven 
: vom Druck befreit werden. Um das Herabsinken der Rippen zu ver- 
stärken, könne auch noch von der 1. Thoraxrippe paravertebral ein 
Stück entfernt werden. Ob das Herabsinken der Halsrippe nach 
paravertebraler Resektion eines Stückes genügt, um die Halsrippen- 
upiome zu beseitigen, erscheint uns für manche Fälle zweifelhaft. 
‚man sicher gehen und den vorderen Anteil der Halsrippe ent- 
lernen, wird man in vielen Fällen mit der Methode von rückwärts das 
Auslangen nicht finden. Aus diesen Erwägungen und auf Grund der. 
rlahrungen bei unseren Operationen möchten wir auch heute noch . 
den Weg von vorne zur Entiernung einer Halsrippe als den sichersten. 
bezeichnen und den Schnitt quer über die Fossa supraclavicularis mit 
nem eventuell nötigen darauf senkrechten’ Hilfsschnitt die Methode 
der Wahl nennen. Dieser Ansicht hat Albrecht gelegentlich der 
‚ Demonstration der mitgeteilten Fälle in der Freien Vereinigung der 
gen Wiens Ausdruck verliehen). er 
Zusammenfassend sei hervorgehoben: l 
‚ 1, Eine Halsrippe kann nach Strumektomie infolge Narben- . 
schrampfung manifest werden, besonders dann, wenn sich an die 
Strumektomie entzündliche Prozesse im Wundbereich anschließen. 
‚2% Auch bei ausgesprochenem Vorherrschen objektiv nach- 
weisbarer Gefäßsymptome einer Halsrippe ist eine Operation indi- 
' Net, wenn starke Schmerzen bestehen. Dieselben müssen nicht 


Far 


| | 


1er Halsrippe auf den Plexus brachialis muß immer als mögliche 
. Ursache der Schmerzen in Rechnung gezogen: werden. u 
i 3. Die Methode der Exstirpation der Halsrippe von vorne hat 
Uns sehr bewährt, Zugänglichkeit und Übersichtlichkeit sind 
< aigezeichnet, besonders wenn dem horizontalen Schnitt über die 
F 7 Supraclavieularis noch ein zu diesem senkrechter Hilfsschnitt 
nacügt wird. Nach den bei den drei Operationen gewonnenen 
p „ungen können wir nicht annehmen, daß die Methode der 
teile allon. von rückwärts (Streißler, Wilms) technische Vor- 
= ieten würde, müssen vielmehr die Exstirpation der Halsrippe 
vorne als die Methode der Wahl bezeichnen. zz 


u Aus der Kinderklinik der Königl. ung. Elisabeth-Universität, 
~ „derzeit in Budapest (Direktor: Prof. Dr. Paul Heim), 


Eine Modifikation der Buttermehlvollmilch Moros. 
| Von Dr. Oskar Göttche. i 


ist da le hen. nach hd yepepnaeh wirkenden Nährgemischen 
ru dr Dura, I anann Ga ngana 
‘gingen erblickten, | Ä | 

der Pr mit ihrer gärungshemmenden Wirkung, nämlich mit 
| ieh auch ihre Folgeerscheinung, den Durchfall, beseitigen soll. 


9 WELW, 1928, Nr. 30, 8.545. 


1 L E E E e m g E e n ee a e pa S S RI 200007070 Den ER E E A Ehe ae 2 en A EEE EA SETAS, 
. A i & i 4 u f : 2 


<o > 7 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 5 7 | 


Awendigerweise nur ischämischer Natur sein, sondern der Druck 


suchten in erster Reihe nach einer solchen 


en Fäulnis, die pathologische Gärung paralysieren und - 


1 4i s 
A y . « IN ne 
E 1 


nige aber, die gegen die pathologische Koliaszension kämpfen 


ollen, legen das. Gewicht auf den sauren Charakter der antidys- 


t 


peptischen Nahrung. So soll z. B. die sui generis antidyspeptisch 
wirkende Eiweißmilch diese Eigenschaft nach der einen Meinung 
ihrem fäulnisfördernden hohen Eiweißgehalt, nach :der anderen An- 
‚schauung ihrem Säuregehalt verdanken. Wie immer wir auch den 


Wirkungsmechanismus einer Heilnahrung: uns vorstellen, das sicherste 
Kriterium ihrer Benutzbarkeit . bleibt doch schließlich die Empirie. 
Im folgenden soll ein neues Nahrungsgemisch beschrieben 


werden, das erfahrungsgemäß eine recht wirkungsvolle .antidyspep- 
tische Eigenschaft besitzt. er > di 


Moro hatim Jahre 1920 zwei konzentrierte Säuglingsnahrungen 


empfohlen: die Buttermehlvollmilch und den Buttermehlbrei. Die 


bekannte Zusammensetzung der ersteren: ist: Vollmilch +- 3°, Mehl 
-+ 5°/, Butter -+ 7°/, Zucker; der letzteren: Vollmilch -+ 7°%/,.Mehl 


-- 5°), Butter + 5°, Zucker. Er hat die Nährgemische während 


einer Dysenterieepidemie angewendet, und auch ihm fiel schon deren 
antidyspeptische Wirkung auf. Lust hat den Zuckergehalt der 


Buttermehlvollmilch. auf 2°, reduziert, auch gänzlich zuckerlos das. 


Nährgemisch gereicht, da nach seiner Ansicht der hohe. Zucker-. 
gehalt ‘die antidyspeptische Wirkung der Nahrung sehr schädigt. . 
Zur selben Zeit, als die Publikation von Lust erschien, 
machten wir ebenfalls die gleiche Erfahrung, und deshalb wurden 
von Prof. Heim folgende zwei Änderungen an der Buttermehlvoll- 
milch vorgenommen.. ns WER a 
1. aus der Butter und dem Mehl des Nährgemisches wurde :nach 
_ Art der Buttermehlnahrung von Czerny und Kleinschmidt 
eine Schwitze zubereitet, | De PE 

2. die Nahrung würde gänzlich ohne: Zuckerbeigaäbe gereicht. 
Die so modifizierte Nahrung nannten wir zuckerlose Butter- 


_ mehlvollmilch. Sie besteht aus Vollmilch -+ 3°, Mehl + 50/, Buiter 


und repräsentiert ein Eiweiß-Kalzium-: und fettreiches Nahrungs- 
gemisch mit geringem Kohlenhydratgehalt. _ — | 
Die antidyspeptische Wirkung dieser Nahrung: kann vielleicht 


darin erblickt werden, daß ihr hoher Eiweiß- und Kalziumgehalt die 


Fäulnis im Darm befördert, und daß der am leichtesten gärende 
Nahrungskoniponent, : der Zucker, sehr gering ist (nur der Milch- 


zucker der Vollmilch). Der Fettreichtum. soll diese Wirksamkeit 


gleichfalls befördern: das Fett steigert die Sekretion der. Darmsäfte 


und erhöht dadurch die Alkalität, außerdem steigert es durch seine‘ 


doppelsinnige Wirkung in einem Milieu von Fäulnis die gärungs- 
widrige Fäulnis (Bessau). u ee 
100 g zuckerlose Buttermehlvollmilch hat einen Kaloriengehalt 
von 120 Kalorien. Nach unserer Erfahrung wirkt :'sie am erfolg- 
reichsten, wenn wir 120 g pro Kilogramm Körpergewicht. rechnen. 
Wir haben die Nahrung in’ 70. Fällen, angewendet.. Unsere 
sämtlichen damit ernährten Säuglinge waren krank, und selır ‘oft 
gingen wir auf unser Nährgemisch erst dann über, als wir mit den 


‚übrigen üblichen Heilnahrungen kein Resultat erreichen : konnten. 
‘Wir wandten die Nahrung mit gutem Erfolg an bei Atrophie _ 
(von 26 Fällen 17 erfolgreiche, 8 unveränderte, 1 Versager). Bei. 


chronischer Dyspepsie,: die zwar noch zu keiner Atrophie geführt 
hat, aber der Säugling‘ nicht weit von ‚diesem Stadium entfernt war, 


1 unverändert, 1 Versager). _ 


r 


waren die Resultate noch besser (von 18 Fällen 11 erfolgreiche, . 


Der Erfolg zeigt sich. in den ersten 2—3 Tagen: die Stühle 
werden gelb und dickbreiig und ihre Zahl reduziert sich auf täglich 
1—2 Entleeruigen und die Gewichtskurve. steigt an. Rapiden Ge- 


wichtsanstieg. sahen wir selten.. Charakteristisch. ist eine solide, . 
zackenfreie Gewichtszunahme. Bei parenteralen Infektionen wurde, 


ebenfalls recht erfolgreich, die zuckerlöse Buttermehlvollmilch ge- 


f geben (von 15 Fällen 14 erfolgreiche, 1 Versager). “Bei solchen 


wirkt nicht nur der antidyspeptische Charakter der Nahrung günstig 
sondern ihre: Konzentriertheit und ihr großer Kalsrienreichtum ist 
auch bei der stets vorhandenen Anorexie von wichtiger Bedeutung. 
Unsere Fälle waren Furunkulose, 'Phlegmone, Sepsis, Broncho- 


| pneumonie, Pyelitis, Otitis. Obzwar bei Infektionen die Virulenz, 


des Erregers und die Widerstandsfähigkeit des Organismus die zwei 
wichtigsten Faktoren darstellen, sind doch die Nahrung und Medi- 
kation oft von ausschlaggebender Bedeutung. Der Zustand unserer 
zwei Säuglinge mit spastischem ‘Erbrechen, bei denen Atropin und- 
der von Epstein empfohlene Brei erfolglos blieben, bes; | 
prompt an und’das Erbrechen verschwand. Bei 4 Fällen mit Taa 
cong. sahen wir während der.energischen Quecksilber- Rn 


' kur einen. stetigen‘ Gewichtsanstieg bei unserer: Nahrung.. Von 


unseren tuberkulösen Säuglingen sahen wir bei den leichteren 


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blieben, besserte sich. 


rasch bei zuckerloser Buttermehlvollmilch: die Gewichtskurve stieg: 


«7.2. 


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1000. 1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 30. 27. Joli. 


Fällen einen recht günstigen Einfluß der Nahrung, bei schweren | 


Fällen kann natürlich die Progression der Krankheit nicht auf- 
‚gehalten werden. = = SE ERBE 

=.. Eine recht begründete Indikation findet unser Nährgemisch 
bei Tuberkulose durch seinen Fett- und Kalorienreichtum. 
Bei mit Fieber verlaufender Dysenterie beeinflußte die Nahrung 

den Verlauf der Krankheit sehr ungünstig: bei zweien unserer Fälle 
kam es sogar zur Intoxikation. | I: | | 
Bei fieberlosen Dysenteriefällen, bei denen jedes toxische 

. Symptom fehlte, und: bei chronischen, hartnäckigen Dickdarm- 


katarrhen ‚post dysent. sahen wir in zahlreichen Fällen einen außer-. | Aus der II. Medizinischen Universitätspoliklinik der Charité in Berlin - 


ordentlich guten Erfolg. BEE p 
u Außer den 2 Fällen mit fieberhafter Dysenterie entwickelten 
sich die Symptome der Intoxikation noch bei 3 anderen mit unserem 
Nährgemisch ernährten Säuglingen: 2 Säuglings waren im Alter 


unter 6 Wochen, einer 6 Monate alt — alle 3 mit schwerer Atrophie. | 


. Ein Einfluß des Alters auf die Anwendbarkeit unserer Nahrung 


konnte nicht beobachtet werden. Selbstredend benötigt der Säugling, Fa 


je jünger er ist, um so mehr Sorgfalt bei seiner Ernährung. Es 
wurde ein Säugling mit Faux lupina und Labium leporinum von 


> der ersten Woche an mit zuckerloser Buttermehlvollmilch erfolg- | 


reich ernährt. | 


: Unser Nährgemisch ist stark konzentriert. Es ist eine be- 
- kannte Tatsache, daß Säuglinge mehr Flüssigkeit benötigen als 


Erwachsene. Der Säuglingsorganismus enthält. 70%/, Wasser, und 
‘ der Säugling braucht zu seinem Wachstum gleichfalls Wasser. Mit 
der Frauenmilch bekommt der Säugling 125 cem Wasser pro Kilo- 
' gramm. Dies kann als das physiologische Maß seines Wasser- 
bedarfes angesehen werden. Früher hielt man bei künstlicher Er- 
-  nährung ein noch höheres Wasserguantum für nötig: 160—140 com 
pro Kilogramm. .Seit der Einführung konzentrierter Nährgemische 
in die Säuglingsernährung (die Schule von Pirquet) wurde: es 
` augenscheinlich, daß der Säugling. bei einem viel geringeren Flüssig-. 
'keitsguantum sich ebenfalls ganz befriedigend entwickelt. 
` Unsere  zuckerlose Buttermehlvollmilch enthält in 100 ccm 
70 cem Wasser. Wenn wir von unserem Nährgemisch 120 g pro 
Kilogramm Körpergewicht reichen, so-bekommt der Säugling S0 cem 
Wasser pro Kilogramm; also 40 com weniger als bei Frauenmilch- 
ernährung. Trotzdem kann man Säuglinge damit recht lange Zeit 


hindurch ernähren, ohne daß die Symptome des Wassermangels an 
ihnen bemerkbar wären. `. | 


Wir reichten bei 70%/, unserer Fälle die Nahrung TA Jahr, - 


bei 250/3 Ya Jahr, bei 50%/, 3/4 Jahr hindurch. . 
` Es wird mehrfach erwähnt, daß man bei konzentrierten Nähr- 
gemischen Übertemperaturen und Unruhe beobachtete. Wir reichten 


bei fast allen Temperaturerhöhungen — die sich bei manchen, mit 


der zuckerlosen Buttermehlvollmilch ernährten Säuglingen ein- 
stellten — sofort reichlich Tee, ohne daß wir einen Einfluß dieses 
Pius an Flüssigkeit auf die Temperaturerhöhung beobachten konnten. 
= . Wenn sich bei zuckerloser Buttermeblvollmich alimentäres 
Fieber einstellt, genügt es nicht bloß, mehr Flüssigkeit zu geben, 
sondern man muß die Nahrung ausschalten, weil nicht der Flüssig- 
keitsmangel die Ursache des Fiebers ist, sondern die toxische 
Wirkung der Nahrung. Das Fieber schwindet auch nur dann, 
. wenn die Nahrung gänzlich ausgesetzt wird. Daß die Zugabe von 

Tee bei keinem Nährgemisch irgendwelche Einwirkung auf den 
Gewichtsanstieg hat, darin sind alle Autoren gleicher Meinung. 
Unsere Erfahrungen bekräftigen gleichfalls diese Anschauung. Es 
ist jedenfalls ratsam, daß man im Hochsommer bei einem kon- 


. untersuchungsergebnisse. 
etwas eingehender mit dem Problem beschäftigt. . 


- auf Kosten der 
Ulcera peptica, 
kein charakteristisches Merkmal darstelle und folglich auch keine 


Ferment. 


lichen Haushalt recht :viel Schwierigkeiten bereitet. Es ist, also 
selbstredend, daß wir unsere Nahrung auch von diesem Standpunkt 
aus als wertvoll einschätzen. Wenn die Säuglinge zeitweise zur ärzt- 
lichen Kontrolle vorgestellt werden, hat die ambulante Anwendung 
‚der Nahrung überhaupt keinen Nachteil. | | 


Literatur: Moro, Mschr.f. Kindblk. 1920,18. — Heller, Ebenda 1921, 19, — 


Kleinschmidt, Ebenda. — Lust, Klin. Wschr. 1922, Nr.32 — Schick und 
Helmreich, Zschr. £ Kindhlk. 1921, 30. — Davidsohn, Ebenda 1922, 81. — 
Meyer, Ebenda 1913, 5 — Heubner, Jb. t. Kindhlk. 1910, 72. — Flesch und 
Torday, Ebenda 1923, 97. | | 7 


(Direktor: Geh. Rat Prof. Dr. Kraus... 


Über die Bedeutung der Leukozytenformelbestimmung 


beim Magengeschwür. — 

Von Dr. Gaetano Martino, Rom. EEE 

Beim Ulcus ventriculi chronicum fehlen abschließende Blut- 
Kaufmann und Rencki haben sich 


Kaufmann weist darauf hin, daß „verschiedene Punkte im Bilde 


der Magen- und Darmkranken, die Störungen im vegetativen Nerven- | 
system zeigen, oft beweisen, daß diese Störungen in Beziehung zu den 


Sekretionsveränderungen der inneren Sekretionsdrüsen und besonders 


der Schilddrüse stehen“. Wegen der Wichtigkeit, die man der An- 
wesenbeit einer Lymphozytose für die Diagnose der Schilddrüsen- 
sekretionsstörungen beimißt, hat er in 140 Fällen von verschiedenen 
Magen- und Darmkrankheiten, von der chronischen Verstopfung bis 
zum Ulcus ventriculi chronicum, das Blutbild beobachtet. Er hat bei . 
60°%/, seiner Beobachtungen, in | | 
. absolute Lympliozytose festgestellt, mit einer wechselnden Zahl von 
Lymphozyten von einem Minimum von 35°); bis zu einem Maximum 
von 620%,. Seine Beobachtungen aber erstreckten sich nur auf solche 
Fälle, bei denen die Vago- oder Sympathikotonie in Verbindung, zu 
bringen ' war mit eventuellen Veränderungen der Schilddrüse.. Über 
-die Zahl der Fälle, die zu dieser oder jener Magen- oder Darmkrank- 
heit.gehören, fehlen nähere Angaben. Ba 


enau 90 Fällen, eine relative oder 


Rencki beschäftigte sich mit dem hämatologischen Studium 


‘der Magenkrebs- und Ulkuskranken, unter besonderer Berücksichtigung 
‘der Veränderungen der digestiven Leukozytose. Während er fest- 


stellte, daß bei Krebskranken eine geringe Zunahme der Lymphozyten 
olynukleären Zellen *tattfand, behauptet er für die 
aß das Prozentverhältnis der weißen Blutkörperchen 


diagnostische Bedeutung: haben könne. 2 ER u 
In den letzten Jahren ist dem Ulcus ventriculi chronicum eine- 


besondere Stellung zuerkannt worden und man hat angenommen, daß 


das -Magengeschwür den Ausdruck oder ein an einer konsti- 
tutionellen Harmoniestörung darstellen könne. Katzenstein z. B. 
sieht die Ursache des Ulcus ventriculi in dem Mangel an antipeptischem 


In der Folge wurden die Ulcera gastrica als Folge von Störungen 


im vegetativen Nervensystem betrachtet und v. B a ann und seine 


Schule schreiben die Schuld am Entstehen und an der langen. Dauer 


| der Krankheit dem Übergewicht des Vagus über den Sympathikus zu, 


ein Vorkommen, das schon Eppinger und andere als tatsächlich 


'hingestellt hatten. 


Die Vagotonie stellt demzufolge die körperliche Veranlagung 
dar, äuf der ein äuslösendes Moment die Ulcera gastrica entstehen 
läßt, ein Gelegenheitsmoment, das ganz verschiedenartig sein kann. 
Die Kenntnis der Natur des vegetativen Nervensystems hat große 
Fortschritte gemacht. Dresel behauptet, daß die Erregung eines 
Nerven dieses Systems die Erregung durch Induktion in dem anderen 


Fun eu 
a ý 


TERE A A NE E E E E . 
- RP a a a ae YI E 


zentrierten Nährgemisch auch wenig Tee dem Säugling reicht — und 
er wird auch dann von ihm gerne genommen, während die Säug- 
- linge im Winter gar keinen Tee wünschen. . | 
Die Herstellung der zuckerlosen Buttermehlvollmilch ist sehr 
einfach. Sie ist in jedem Haushalt ohne Schwierigkeit durchführbar. 
- Moro selbst und alle übrigen Autoren, die über seine konzentrierten 
 Nährgemische berichtet haben, betonen, daß dieselben nur in An- 
stalten Verwendung finden können. Unsere Erfahrungen mit unserer 
Nahrung widersprechen dieser Auffassung. Wir ernährten sehr zahl- 
reiche Säuglinge unserer Ambulanz, unserer Beratungsstellen- und 
_ private Kranke mit zuckerloser Buttermehlvollmilch, und das Er- 
=t] © nährungsresultat war mindestens ebenso gut bei diesen als in 
U der Anstalt. | ae 
1% Es ist bemerkenswert, daß die neue Nahrung ebenso in der 
Anstalt wie in. der ambulanten Praxis die Eiweißmilch gänzlich 
. überflüssig machte. | Ä E 
a . Es ist ein großer Nachteil der Eiweißmilch, daß ihre Her- 
S stellung verhältnismäßig kompliziert ist und besonders im gewöhn- `` 


_ auslöse und zwar in dem Sinne, daß eine Vagotonie zwar eine erhöhte 
Reizbarkeit, eine leichtere Ansprechbarkeit dieses Nerven bedeute, 
nicht aber sein ständiges Überwiegen im vegetativen Nervensystem. 
| Kuttner und andere glaubten eher auf eine Dysfunktion im viszeralen ` 
Nervensystem schließen zu sollen. SRON SER 
Peritz und Fleischer haben Reaktionen gefunden, welche 

gestatten die Magengeschwürskranken in die Kategorie der Kranken 
mit spasmophilen Reaktionen unterzubringen. In mehr als 40 Fällen 
haben sie regelmäßig spasmodische Reaktionen festgestellt (elektrische 
Übererregbarkeit, Umkehr der Zuckungsformel, erhöhte Spannung der 
Arterienwände usw.). Sie-haben auch nach der Dreselschen Methode 
die Adrenalinprobe gemacht, mit der sich bei vagotonischen Individuen 
eine lebhaftere und intensivere allgemeine Reaktion ergibt, die bis 
zum Kollaps führen kann, und unter welcher der Blutdruck zuerst 
eine Senkung, dann eine Steigerung zeigt. Mit dieser Probe fanden 
sie bei einigen Ulkuskranken ein Bild, das mit dem des normalen 
Individuums identisch. war, bei anderen wieder eine Erhöhung des 
Blutdrücks, bei anderen schließlich wieder ein Bild, ähnlich dem. von 
| vagotonischen Individuen. — Auf Grund derartiger Resultate. läßt sich 
also mit absoluter Sicherheit nicht von einer Vagotonie oder Sympathi- 
kotonie bei Geschwürskranken sprechen. ER con 


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- 810000--3700000) mit 60—800 Hämoglobin. In 


„sich folgendes: 


Auf. jeden Fall. — ob Vagotonie oder Dysfunktion — be- 
stehen þeim Magengeschwür gewisse Relationen zwischen dieser 


“ Erkrankung und.dem viszeralen Nervensystem. 
= Das hämatologische Bild der Krankheiten des vegetativen 


Nervensystems ist heute hinlänglich genau’ bekannt, und durch die 
Untersuchungen von Eppinger und Heß, Neubauer und Stäubli, 
md neulich von v. Dziembowski, ist in sicherer Weise die An- 
wesenheit einer fast konstanten Eosinophilie ‚bei der Vagotonie 


‚festgestellt. 


v, Dziembowski hat ferner eine neutrophile Leukopenie 


- ud eine Vermehrung der Lymphozyten. gefunden, ein hämato- 
logisches Bild (Eosinophilie einschließlich), welches er als das kon- - 


stanteste Symptom der Vagotonie anspricht. Dies stimmt auch mit 
dem Ergebnis der Untersuchungen Bertellis berein, daß -nämlich 
eine Reizung des Vagus die Erscheinung einer Mononukleose im 
Blute auslöst. Bei der Sympathikotonie hat Falta eine Vermehrung 
derPolynukleären und eine Verminderung der Eosinophilen festgestellt. 
Bei dieser Sachlage habe ich gern von Herrn Dr. F. Fleischer 
den Rat angenommen, Blutuntersuchungen ‚bei Ulcus ventriculi 
chronieum erneut vorzunehmen. = | 
- Es folgen hier die Ergebnisse von 44 Fällen aus der Männer- 
abteilung der II. Medizinischen Poliklinik. _ | 
Bei 29 Fällen fanden sich polymorphkernige in einem Prozent- 

satz von 65—77 Verminderungen in 14 Fällen (44--61%,), Ver- 
mehrungen in einem Falle (83°/,). Die Lymphozyten hatten den Pro- 
zenlsatz von 18—29%/, in 26 Fällen, Verminderungen in 5 Fällen 
(Th), Vermehrungen in 13 Fällen (31—44°/,). Die Eosinophilen 
fanden sich in einem Prozentsatz von 1—4%, in 28 Fällen, sie fehlten 
in 6 Fällen, Vermehrungen in 10 Fällen (&—17%). 
- “Die Anzahl der Erythrozyten und des Hämoglobins waren. in 
3 Fällen regelrecht (4000000--5000000); Verminderungen in 9 Fällen 
| iesen .9 Fällen 
war das Prozentverhältnis der weißen Blutkörperchen regelrecht, außer 
in 4 Fällen, wo eine Vermehrung der Lymphozyten bestand. 

Beim Vergleich des Lebensalters mit dem Leukozytenbefund ergab 
a Bei dem einzigen Kranken unter 15 Jahren Eosino- 
A osinophilie bestand auch bei den beiden Fällen von 15 bis 
O Jahren. In den 25 Fällen von 30—50 Jahren hatten 13 normalen 
Befund, 7 Lymphozytose, 1 Eosinophilie, 2 Lymphozytose -++ Eosino- 

& 3 zeigten keine Eosinophilen und bei allen Kranken über 50 Jahre 


.  rmaler Befund in 9 Fällen, Lymphozytose in. einem Falle, Eosino- 


— |. -. 


bilie + Lymphozytose in 2, Neutrophilie in 1, völliges Fehlen der 
Wsinophilen in 2 Fällen. ` o 
In bezug auf den Beginn der Krankheitssymptome bzw. die 


Dauer der Krankheit in Fällen mit veränderter. Leukozytenformel, 


valeren diese in Füllen mit Lymphozytose ‚von einem Minimum von 
4 Tagen bis zu einem Maximum von 12 J ahren, wobei Unterbrechungen 
er jO e pa re bis zu mehreren Jahren vorkamen. In 
enem Falle begann die Krankheit mit Blutung. In den Fällen von 
Eosinophilie läuft die Dauer von einem Minimum von 2 Wochen bis 
m einem Maximum von 3 Jahren, fast immer mit Unterbrechungen 
un verschiedener Dauer. In einem Falle war der Beginn der Krank- 
et von Blutung begleitet. Von 10 Fällen, die operativ mit Gastro- 
alerostomie behandelt wurden, hatten 5 einen regelrechten Leuko- 
ıytenbefund, 3 Lymphozytose, 2 Fehlen Eon Kosinophilen: Ä | 

Was schließlich die Kombinationen und Komplikationen. betrifft, 


‚© fanden sich unter 10 Fällen von Ulcera gastrica, verbunden mit 
. ungentuberkulose, zweimal normale Leukozytenformel, dreimalLympho- 


zytose, einmal Eosinophilie, zweimal Lymphozytose -+ Eosinophilie, 
an Fehlen von Eosinophilen. Bei 2 Ye ilisfällen war der Leuko- 
zytenbefund einmal regelrecht, im anderen fehlten die Eosinophilen. 
mi ällen von Stenose des Pylorus als Komplikation des Ulkus war 
ir m ein regelrechter Befund, in 2 bestand  Eosinophilie,. in 
Ada? dzytose, in 2 Lymphozytose + Eosinophilie. In 4 Fällen von 

läsionen und perigastritischen Verwächsungen war die Leukozyten- 


a egelrecht in einem derartigen Falle ließ sich Lymphozytose 


i Prozentsatz von 470%, es war verändert in 23 Fällen (58°/%) 
ind ar in õ Fällen Eosinophilie, in 9 Lymphozytose, in 4 Ver- 
hilen S von Eosinophilie mit Lymphozytose, in 4 fehlten die Eosino- 


‚plen,:in einem. Ne 1: Re : der 
re. Neutrophilie ohne Eosinophile und Verminderung de 


Die Bosinophilie fand sich also insgesamt “in 10 Fällen, das ist‘ 


enau in 22%, die L . j o: di 
See: ‚ die Lymphozytose in 13 Fällen, d. h. in 29°%; die 
sinophilen fehlten in 5 Füllen (110%), die Lymphozytose und die 


der Anzahl der Neutrophilen. | 


han sucht man diese Ergebnisse unter die theoretischen An- 
nächst ‚sen über das Ulcus ventriculi einzureihen, so wird man zu- 


nach den für Vagotonie oder Sympathikotonie charakteristischen 


0SInd 1 . N D e . S ” 
nophilie fanden sich fast immer zusammen mit einer Verminderung 


en fahnden, In einer Differenz, die zwischen 47./, (regelrechte 


Pa a 
Nle) und 030 (regelwidrige Fälle) liegt, kann ein integrierendes 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK— Nr.30. 0°. 


Das Gesamtbluthild war in 21 Fällen ohne Änderung, also in 


Moment nicht erblickt werden. Es mag die Anzahl von 44 Kranken 
nicht groß genug sein, um endgültig die Frage der Leukozytenformel 
beim Ulcus ventriculi chronicum zu entscheiden, aber'immerhin ge- 
stattet sie doch eine gewisse berechtigte Beurteilung, wenn man einmal 


"berücksichtigt, daß das Material nur sichere und dabei wahllos heraus- 


gegriffene Krankheitsfälle umfaßt und, wenn man sodann: daran denkt, 


‘daß der Störung im vegetativen Nervensystem die überragende Be- 


deutung bei dem Ulcus ventriculi zuerkannt wird. Würde tatsächlich 
eine Vagotonie im Sinne von v. Bergmann.in jedem-Falle von mani- 


festem Ulcus ventrieuli bestehen, so müßte das immerhin charakte- 


ristische vagische Blutbild einen regelmäßigen Befund darstellen. 


Davon kann aber keine Rede sein. Eosinophilie und Lymphozytose 


vergesellschaftet begegnen wir nur viermal. Zwei Fälle davon. sind 
überdies vereinigt mit Lungentuberkulose und die anderen zwei finden 


‚sich bei gutartiger Pylorusstenose. Ein reiner Fall von Ulcus ventri- 


culi.zeigt das vagische Blutbild überhaupt nicht: Man wird somit das 
Bestehen einer Vagotonie als regelmäßigen Befund beim Ulcus ventri- 
culi aus dem Blutbild nicht folgern können. Betrachtet man die Leuko- 
zytenformel unter den Gedankengängen, die .Dresel formuliert hat, 
d. h. in der Weise, daß die erhöhte Ansprechbarkeit des Vagus eine 
Erregung. auch im Sympathikus nach der Art der Sherringtonschen 
konsekutiven Induktion zeitigt, so müßte das Bild unspezifisch werden. 
Dieser Begriff der Unspezifität des weißen Blutbildes. ist aber schwer 
zu fassen. Es kann sich dabei.um die Entstehung regelrechter Blut- 
bilder handeln, oder um Leukozytenformeln, die sehr weit von 
Standardzahlen abweichen. Nahezu die Hälfte der von ‚mir unter- 
suchten Kranken .(47°/,) haben ein regelrechtes Blutbild, bei der 
anderen Hälfte (53°/,) können besonders auffallende Abweichungen 
nicht festgestellt werden. Wie erwähnt, war viermal ein vagisches 
Blutbild, fünfmal bestand außerdem eine Eosinophilie, neunmal eine 
Lymphozytose, fünfmal fehlten die Eosinophilen und einmal fand sich 
eine relative Lymphopenie bei Fehlen der. Eosinophilen. Dabei be- 
trafen die Abweichungen Fälle, bei denen keineswegs die Magen- 
erkrankung an sich in irgendwelcher Beziehung zum Blutbilde zu 
stehen brauchte. Bei den 9 Fällen. von Lymphozytose:z. B. fanden sich 
u.a. Komplikationen mit Tuberkulose, deren Beziehungen zur Lympho- 
zytose sicher gestellt sind. Die Lymphozytose fand sich’ ferner in 
3 Fällen, bei denen eine. Gastroenterostomie erfolgt war, dann bei 


' noch bestehender Pylorusstenose, so daß eher an Beziehungen der. 
Lymphozytose zu stenotischen Prozessen am Magenausgang, also an 


Folgezustände des Ulkus, als an dieses selbst zu denken wäre. Einer 


einzelnen Beobachtung, wie es der Fall von relativer Lymphopenie 


darstellt, der kompliziert ist durch eine Leukozytose von 11200, kann 
eine wesentliche diagnostische Bedeutung: nicht zuerkannt werden, 
und ähnlich liegen die Verhältnisse bei den übrigen regelwidrigen 
Leukozytenformeln, deren Prozentzahlen nach. keiner Richtung hin 
eine. beweisende Bedeutung zuerkannt werden kann. ee, 
Damit entfällt aber auch die Möglichkeit, die ausgleichenden 
Relationen der Vagus- und Sympathikuswirkung auf das Blutbild 
greifbar zu machen. Es muß vielmehr geschlossen werden, daß das 
Blutbild bei Ulcus ventriculi. chronicum für meine Fälle nichts er- 
geben hat, wonach mit einiger Sicherheit auf eine Abhängigkeit der 
Leukozytenformel vom vegetativen Nervensystem gefolgert werden darf. 
= Ein Moment verdient eine besondere Berücksichtigung. Es 
ließen sich unter meinen Krankheitsfällen mehr als 20%, Eosino- 
philie finden. Diese Zahl ist immerhin auffällig. Man hat in der 
Eosinophilie ein Zeichen der Vagotonie finden wollen (Eppinger 
und Heß, Neubauer und Stäubli usw.). Nägeli wendet da- 


gegen ein, daß es eine Eosinophiliediathese und eine konstitutionelle 


Eosinophilie nicht gibt. Die Vermehrung der Eosinophilen sei eine . 


Reaktion, die einen besonderen Reiz-auf das Knochenmark voraus- 
setzt. Und Ferrata vertritt die Ansicht, daß bei der ‚Exitstehung 


der eosinophilen Zellen nicht nur das Knochenmark, sondern auch. 


das Bindegewebe beteiligt sei. Um in meinen Fällen ‘die Eosino- 


philie- als Reizfolge auszuschalten — die Herkunft aus dem Knochen- 


mark oder dem Bindegewebe kann für die vorliegende Frage außer- 


acht gelassen werden —, wären wiederholte Untersuchungen der- 
‘selben Kranken erforderlich, eine Aufgabe, die nachgeholt werden 
muß, Immerhin wäre es recht eigenartig, wenn 20 %, der von mir 
untersuchten Kranken unter einer besonderen Reizwirkung gestanden 


hätten, die zur Eosinophilie führt. Ich nehme vielmehr an, daß 
cus ven- 


die Eosinopbilie als mindestens häufiger Befund. beim Ul 
triculi aufzufassen ist, wenngleich ich auch’ nicht übersehe, daß 


eosinophile Zellen gänzlich fehlen können (4 Fälle meiner Statistik). - 


Ob in der Eosinophilie ein Vagussymptom sich allerdings äußert 
muß zunächst. dahingestellt, sein. Somit komme ich żur. folgenden 
Zusammenfassung: . u a e e a a 


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‚ : Zustand wieder eine Verschlechterung und zwar wies es 1750 
tbrozyten, 62°/, Hämoglobin, 1,8 Färbeindex, Leukopenie, mit relativer 


' aufsuchen mußte. Wir versuchten von neuem die Kaseosantherapie, 


1042 


Bei 44 Kranken mit sicherem Ulcus ventriculi chronicum war 
die Leukozytenformel in 47°/, der Fälle regelrecht, in 53°/, zeigten 
sich Veränderungen in dieser Formel, insgesamt 4 Fälle boten. die 


für Vagotonie als charakteristisch angesehene (v. Dziembowski) 


a -+ Lymphozytose, 10 Fälle, also 22°/,, hatten’ Eosino- 
pbilie. 


Sonst aber kann bei meinem Untersuchungsmaterial von einem für 
das Ulcus ventriculi eindeutigen weißen Blutbild nicht die Rede sein. 

Literatur: Rencki, Arch. f. Verd. Bd.7. — Kaufmann, Mitt. a. d. Geb. 
d. Med. u. Chir. Bd. 28. — G. Peritz u. F. Fleischer, Arch. f,Verd. Bd. 32, H. 5/6. 
— C. v, Dziembowski, B.kl.W. 1917, S.12. — Nägeli, Blutkrankhbeiten und 
Blutdiagnostik. — Ferrata, Le Emopatie. Soc. Ed. Libr. Milano. — Dresel, 


‚Erkrankungen des vegetativen Nervensystems. Kraus-Brugsch, Spez. Pathol. u. Ther. 


inn. Kranukh. (Umfassendes Literaturverzeichnis). 


Aus der II. Medizinischen Klinik der kgl. ung. Pázmány . Péter- | krankt an perniziöser Anämie; bei der Aufnabme 1 Million Erythro- 


Universität in Budapest (Direktor: Prof. Dr. Baron A. v. Koränyi): 
Über die Heteroproteintherapie der perniziösen 
on =o Anämie. o a 
Von Dr. Zoltán Rausch. 


In der M. Kl. 1928, Nr. i7 berichtete Hecht über einen Fall 


von perniziöser Anämie, in welchem ein dem letalen Ende nahe 
stehender Patient durch Kaseosaninjektionen gerettet, sogar wieder 
arbeitsfähig geworden ist. Da es heutzutage noch immer kein 


kausales Heilmittel der perniziösen Anämie gibt, so verdient jedes - 


Verfahren, wenn es auch nur eine Art symptomatischer Therapie 
darstellt, überprüft zu werden. Der von dem genannten Verfasser 
veröffentlichte Fall ist, wie er selber sagt, wirklich verblüffend, und 


‘da er in der Literatur allein steht, benötigt er unbedingt eine 


weitgehende Kritik, um einen wirklich guten Effekt der Hetero- 
proteintherapie bei Perniziosa klarlegen zu können. In der Klinik 
versuchten wir an 5 Fällen von echter Biermerscher Anämie die 
Kaseosanbehandlung, teils ohne, teils mit Arsenmedikation bzw. 


- Kollargolinjektionen, in Fällen mit Milchinjektionen abwechselnd. 


Fall 1. Witwe J. B., 60 Jahre alt, vor 1!/, Jahren erkrankt, auf- 
genommen am 18. März 1923. Patientin ist auffallend blaß, die sicht- 


baren Schleimhäute blutleer, fühlt sich sehr matt, in letzterer Zeit oft 


Schwindelgefühl, öfters Erbrechen, klagt über Be und 
Zungenschmerz. Herz, Lungen, Lieber, Milz normal, funktionelle Magen- 
untersuchung zeigt Anazidität, im Urin kein Eiweiß und Zucker, kein 


Urobilinogen und Bilirubin. Im Blut: Hämoglobin 45°), (Sahli), Ery- 


throzyten 2470000, Leukozyten 7000 im Kubikmillimeter, Färbeindex >1. 
Qualitatives Blutbild: Aniso- und Poikilozytose, viele Makrozyten, 
Polychromasie, keine kernhaltigen roten Blutkörperchen; Blutkörperchen- 


resistenz etwas erhöht; Serumbilirubin 2,20 mg?/, (indirekt), Im Duo- 
denalsaft Bilirubin 52,8 mg */o ; | 


Der Verlauf war fo 


3—4 mal täglich Duodenumspülungen mit je 100—200 ccm 10°/,iger Mag- 
nesiumsulfatlösung. Während der Zeit tritt sowohl subjektiv, als auch 
objektiv eine Verschlechterung ein, indem die Zahl der Erythrozyten 
bis auf 1500000 fällt, der Färbeindex auf 1,4 steigt. Vom 22. April 
bis 25. April versuchen wir zweimal je 10 ccm defibriniertes Blut von 


einer an Polyzythämie leidenden Kranken, aber ohne Erfolg. Vom 


26. April bis 12. Mai geben wir 2—3mal täglich je 2 cem Elektrargol- 
bzw. Kollargolininjektionen. Nach einigen Injektionen stiegen die roten 


Blutkörperchen von 1150000 auf 1650000, blieben aber trotz den 
, weiteren Injektionen auf. demselben Niveau. Vom 13. Mai an bekam 


Patientin 1 com bis 3 com und 5 ccm Kaseosan in Zwischenräumen 
von 2—5 Tagen bis zum 10. Juni. Es traten während der Kaseosan- 
re etwa 2-80), Normozyten in dem Blute auf. Am 11. Juni: 
H 


Klinik in einem bedeutend verbesserten Zustand verließ und während 


des ganzen Sommers sich sehr wohl fühlte, obwohl sie seit Verlassen _ 


der Klinik keine Medikamente zu sich nahm. 


Am 27. Oktober zeigte das Blutbild bei. demselben a e 


00 Ery- 


Lymphozytose auf. Von-nun an verschlechterte sich auch der All- 
gemeinzustand, Patientin klagte. wieder über Mattigkeit, Schwindel- 
gefühl, Appetitlosigkeit, so daß sie im November die Klinik wieder 


daneben auch Arsen, jetzt. aber ohne Erfolg, so daß sie, da sie sich 
der Splenektomie nicht unterwerfen wollte, am 19. Januar in unver- 
ändertem Zustande die Klinik verließ. 

Fall 2. J. A., 48 Jahre alt, seit April mit typischer Biermer- 
schen Anämie in Behandlung. Am 1. März 1922 wegen erfolgloser 
Therapie Splenektomie; nach der Operation Besserung, am 1. März 
1923 verschlechtert sich aber wieder sein Zustand. Kombinierte 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


Schwäche; bisher nicht behandelt. Die klinische Untersuchun 
Die Eosinophilie ist somit relativ häufig und sie ist vielleicht 
imstande, zweifelhafte Diagnosen richtunggebend zu: beeinflussen. 


| gender: Vom 18. März bis 21. April bekam 
Patientin von 3X0,10 bis 10X 0,10 steigend Arsazetin-Pillen und 


.80°/,, Erythroz. 2480000, F. I. 1,5. Außer dieser objektiven Besserung `: 
erholte sich Patientin auch subjektiv rasch, so daß sie am 13. Juni die 


ee 


Kaseosan-Kollargolbehandlung:. innerhalb eines Monats stieg die Zahl 


der Erythrozyten von 1040000 auf 1500000 und auch das subjektive 


Befinden verbessert sich erwähnenswert. -> 
Fall 3. Witwe K. R., 57 Jahre alt, seit 6 Jahren zunehmende 


und 


die Blutanalyse ergeben eine typische Biermersche Anämie. Zuerst 


wird ausschließlich mit Kaseosan behandelt; nach 6 Einspritzungen- 
‚sinkt die zuerst um 400000 erhöhte Erythrozytenzahl wieder auf den 


Ausgangswert:: 1400000 ab. Jetzt versuchten wir Milchinjektionen: 
nach 5 ccm Milch stiegen die Erythrozyten nach ‘starker Allgemein- 
reaktion auf 2000000, fielen aber nach 24 Stunden wieder ab; die 
nächste Injektion zeigt denselben Effekt. Während der Behandlung 
kam auch hier ein Ausschub kernhaltiger Zellen zur Beobachtung. 


Weitere Kaseosaninjektionen riefen keine Besserung hervor, so daß 


‚wir damit aufhörten und eine chronische Arsentherapie einführten. 
Die Behandlungszeit fiel in den Herbst. 


Fall 4. Witwe L. G., 67 Jahre alt, seit einem halben Jahre er- 


zyten. Kaseosanbehandlung erfolglos, kernhaltige Zellen treten im 
Blut keine auf. Wegen interkurrenter Bronchopneumonie ‚wird mit 


den Injektionen aufgehört. Auch diese Behandlung wurde im Herbst 
ausgeführt. | 


Fall 


elenden Zustande. Zwei Kaseosaninjektionen ohne Erfolg. Splenek- 
tomie bringt eine rasche Besserung. ; Ä 
Unsere Erfahrungen können wir, wie folgt, zusammenfassen: 
Im Fall 1 erreichten wir zum erstenmal eine befriedigende Besse- 
rung; zum zweitenmal aber (im Herbst) erlebten wir ein’ Versagen 
der Injektionen; im Fall 2 war zwar auch ein geringerer Erfolg 


den Kaseosaninjektionen zuzuschreiben, aber in den’ anderen drei 
Fällen versagten sie vollkommen. Bemerkenswert ist, daß in diesen 
3 Fällen die Einspritzungen im Herbst verabfolgt waren und auch. 


im Fall 1 die zweite Injektionsperiode in dieses Jahresviertel fiel. 
Die Frage ist nun, ob wir die zwei guten Erfolge unter 
den 6 Behandelten tatsächlich dem Kaseosan zuschreiben 
sollen, oder aber darauf Bedacht nehmen, 
Besserungen mit den Hunterschen Frühjahrsremissionen 
zusammenfallen? Hecht nimmt als wahrscheinlich an, daß der Er- 
folg bei den Kaseosaninjektionen mit der Stimulation des Knochen- 


marksapparates zu tun habe und so eine Umstimmung der Blut- _ 
zellen hervorrufen könne. Diese Annahme wurde aber bisher durch 
kein Experiment unterstützt. Meine Blutuntersuchungen scheinen 


-aber vielleicht einen Anhaltspunkt dafür zu liefern, da ich in einigen 
Fällen während der Kaseosanbehandlung in dem Blutausstrich- 
präparate kernhaltige Zellen auftreten sah, auch in Fällen, wo 
vorher keine solche zu finden waren. Aber sie traten auch dort 
auf, wo die Kaseosaninjektionen doch erfolglos blieben. Es hängt 
also Wert bzw. Unwertigkeit der Behandlung nicht mit 


der bestehenden Aplasie des Knochenmarkes zusammen, 


sondern viel eher mit der Remissionsfähigkeit desselben, 
denn wo dieses noch besteht, kann vielleicht Kaseosan 


wie auch andere parenterale Reize sie zur Geltung bringen 


und so das Bild einer Verbesserung hervorrufen. Ich will 
damit nicht sagen, daß die Heteroproteintherapie in der Behandlung 
der perniziösen Anämie ganz und gar wertlos ist, aber ich glaube 
ihr nach unseren Beobachtungen kaum mehr Wert zusagen zu 


können, als den anderen bisher verwendeten symptomatischen 
Heilmitteln. 


Ä Zur korrektiven Nasen- und Ohrenplastik.”) 
Von Dr. Ernst Wodak, 


Ohren-, Nasen- und Halsarzt in Prag. 


Im folgenden sollen die Erfahrungen niedergelegt werden, die 
ich in einer fast fünfjährigen Tätigkeit auf dem Gebiete der Nasen- 
und Ohrenkorrekturen machen konnte. Erwarten Sie von mir keine 
ausführliche Darstellung dieses heute so umfangreichen Teiles der 
Medizin, sondern gestatten Sie mir, Ihnen einzelne, praktisch be- 


ineiner persönlichen Erfahrungen zu beleuchten. Ich bediente mich 
in der Hauptsache der Methoden J. Josephs, wenngleich ich ge- 


legentlich auch andere Verfahren anwendete und manchmal zu eigenen 
Modifikationen greifen mußte. 


stellung. Diese Frage hat seinerzeit, in den Kindheitstagen unserer 
Disziplin, eine große Rolle gespielt, da man in erster Linie das 


'Ärzteverein. 


+) Vortrag, gehalten am 9. Mai 1924 im Prager Deutschen 


27. Juli Í 


| . Frau L. K., 48 Jahre alt, seit einigen Jahren krank. 
Klinische Diagnose: Biermersche Anämie. Patientin ist in einem sehr 


daß diese 


sonders wichtige Kapitel herauszugreifen und kurz nach der Seite ` 


Zunächst ein paar Worte über die Frage der Indikations- 


wc EC —g 


! 


2 


N C 


| ‚ist (Schauspieler, Angestellte u. s. f). 


 ‚gmigend abgetragen hat. 
‚guscht. Schwellung der Weichteile, Hämatome usw. bewirken, 


ö Ent nach Wochen, 
Operation 


«verkürzt w 
dem Septumknorpel 


lichen N 
chwellung, die nach der Verschmälerung ziemlich hochgradig sein 


kosmetische Moment im Auge hatte. und Operationen aus dieser 


Indikation heraus nicht als vollwertig ansah.. Heute haben wir aber 


elent, im Individuum, das an einer Deformität seines Exterieurs 
psychisch schwer leidet, einen Kranken zu erblicken, dem zu helfen 
unsere ärztliche Pflicht ist. Dabei spielt der Grad der Defomität 
keine so große Rolle wie die Intensität der psychischen Alteration 
des Patienten. Menschen mit hochgradiger Entstellung ertragen 


diese manchmal ohne.alle psychischen Beschwerden, während andere 
wieder-durch geringfügige Abweichungen ihres Exterieurs von der 
- Norm völlig aus dem psychischen Gleichgewichte gebracht werden. 


Jöseph’hat für diesen Krankheitszustand den Begriff Antidysplasie 


geprägt und er allein muß für unser therapeutisches Handeln be- 
 stimmend sein. — In anderen Fällen müssen wir deswegen dem 
Patienten zu helfen versuchen, weil er durch seine Abnormität (auf- 


fallende. Nase, abstehende Ohren u. dgl.) zu seinem Berufe unfähig 


-Kurz streifen möchte ich die Frage: Gehören diese Operationen 


in die allgemeine Chirurgie oder soll sie der Rhinologe ausführen? 


Ih‘glaube, daß sie in die Rhinologie gehören u. zw. deswegen, weil 
viele solcher Deformitäten mit rhinologischen Veränderungen ver- 
‚binden sind (z. B. Schiefnasen und Septumdeviation) und zu ihrer 
richtigen — kosmetisch und funktionell ausreichenden — Beseitigung 


üe Beherrschung der endonasalen Operationsmethoden unerläßlich ist. 
Die Operationen selbst werden in lokaler Anästhesie (Infiltration - 
...m60,5%%,iger Novokain-Adrenalinlösung) vorgenommen und erfolgen 


in der Regel — speziell die Nasenkorrekturen — ohne Hinterlassung 
äußerlich sichtbarer Narben. Bei besonders empfindlichen Patienten 


gebe ich außerdem noch vor der Operation eine Morphiuminjektion. 


Zur Narkose zu greifen, war ich in keinem Falle genötigt, selbst 
Rinder im Alter von etwa 7 Jahren aufwärts ließen sich in lokaler 
Anästhesie operieren. 

Es wird sich für den Arzt, der plastische Operationen vor- 


nimmt, empfehlen, in allen Äußerungen dem Patienten gegenüber, ` 
die. die- Prognose der Operation betreffen, sich einer möglichst 


großen Zurückhaltung zu befleißigen. Daß man keine Garantie für 


% das Gelingen der Operation übernehmen kann, ist ja selbstverständ- 
ich und gilt bei plastischen Operationen mehr als sonst. 


Die häufigste und vielleicht auch dankbarste Korrektur ist die 


Operation von Hö cker-(Adler-)Nasen. ‘Hier heißt es zunächst, 'den 
. Höcker und zwar sowohl in seinem knöchernen als auch knorpeligen 


Anteil abzutragen. Ersterer wird endonasal mittels der Joseph- 
when Säge, letzterer mit einem eigens geformten Sichelmesser 
entfernt, Von besonderer Wichtigkeit und Schwierigkeit ist die 
Beurteilung des erzielten Resultates, d. h. zu wissen,. ob man 
Darüber wird man nämlich allzu leicht 


da Niveaudifferenzen ausgeglichen .erscheinen, und man begnügt 
äich.mit dem — wie man glaubt — ausgezeichneten Resultate. 
wenn die Schwellung der Weichteile vorüber 
S, wird man unangenehm überrascht, wenn neuerlich ein Höcker 
altaucht. An diese Dinge muß ‘man stets denken und bei der 

ranon peinlichst kontrollieren, ob tatsächlich. der Höcker zur 
uenige entfernt ist. ] Zu 
Ist der Höcker abgetragen, so muß die meist zu lange Nase 
erden, was durch Exzision eines dreieckigei Keiles aus 
Sept geschieht. Auch hier ist es von höchster 
ichtigkeit, daß man weder zu viel noch zu wenig entfernt. In 


a ersten Fällen entfernte ich so viel, daß ich unmittelbar 


form i den meisen Patienten gilt. Einige Monate später jedoch 


. war die Nase sehr verändert, da die Nasenspitze infolge des Narben- 


186 retrahiert worden war. Um diesem sekundären Narbenzuge 

vorzubeugen, empfiehlt es sich, eine leichte Prominenz der Nasen- 

spitze zu belassen, da durch den Narbenzug die Nasenspitze später 

i die rechte Lage gebracht wird. Seit ich so vorgehe, sind meine 
tate dauernd gut geworden. | | | 


Die letzte Phase der Höckernasenoperation besteht in der 


erschmälerung der knöchernen und knorpeligen Nase: Joseph 


an E in allen Fällen vor, ich glaube aber, ‚daß man in Fällen 
schm ener und schmaler: Nase ausnahmsweise von der Ver- 
\ älerung des knöchernen Anteiles der Nase Abstand nehmen 
au Man erspart dadurch dem Patienten das Einsägen der seit- 
asenpartien und verkürzt auch durch den Wegfall der 


ku, die Heilungsdauer ganz beträchtlich. Insbesondere kann man 
> vorgehen, wenn die Nase nicht oder nur unwesentlich verkürzt 


"erden mußte. Die knorpelige Verschmälerung in Form der. 


‚dem Eingriff eine Stumpfnase erhielt; was als ideale Nasen- 


ll: a 4924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 80... ..2 0002 1043 1 


Streifenexzision aus der Nasenspitze nach Joseph wird sich aber 


kaum je umgehen lassen, es sei denn, daß die Nasenspitze von 
Hause aus überaus zart und grazil gebaut war. Bei dieser Operation 


ist besondere Vorsicht geboten, da man gelegentlich, wenn man nicht 


streng parallele Streifen exzidiert, unschöne narbige Verziehungen des 


freien Randes des Nasenflügels bekommen kann, die dann überaus, 


schwer wieder zu‘ korrigieren sind. un BER, 
Die Resultate der so vorgenommenen Operationen der Höcker- 


nasen sind als recht gute zu bezeichnen. (Demonstration.) Bemerkens- 


Abbildung L. 


Das Bild der korrigierten Nase ist 11/, Jähre nach erfolgter Operation aufgenommen. < 


wert ist, wie Sie aus den Bildern ersehen, daß die Physiognomie 
der Patienten durch: die Operation eine ganz außerordentliche - 


Änderung erfährt. Diese kann so weit gehen, daß die Patienten 


nachher auch von guten Bekannten kaum ‚erkannt werden. ‘Es ist 


dies ein Beweis dafür, daß die Nase m.E. auf den Gesichtsausdruck 
einen dominierenden Einfluß ausübt. Es wird sich daher empfehlen, 
auf diesen Punkt den Patienten vor der Operation ausdrücklich 
aufmerksam zu machen. A 


Die Beseitigung von knöchernen und knorpeligen Schief-- 


nasen, eine Aufgabe, vor die man oft gestellt wird, ist deswegen 


ziemlich schwierig, weil zwischen beiden Seiten der Nase. große- 
Unterschiede vorhanden sind. Man muß dann bemüht sein, die 


Asymmetrie möglichst in eine Symmetrie zu verwandeln. `. 

Die Korrektur der knorpeligen Schiefnase geschieht in 
der Regel durch submuköse Resektion des fast stets ebenfalls devi- 
ierten. Septums und: nachfolgender Verlagerung der Nasenspitze 
gegen die Mitte. In dieser Lage soll die Nase einheilen, was mit 
Hilfe eines Schieinasenapparates nach Joseph erzielt wird. Dabei 


empfiehlt es sich, zur Erzielung eines guten Resultates die Nasen- “` 


spitze etwas nach der anderen Seite zu drängen, also zu über- 
korrigieren. Dieser Apparat wird einige Zeit nach ‘der Operation 
getragen und verhindert ein Zurückschnellen der Nasenspitze in die 
alte Lage. Es wird sich zur Verhinderung dieses Zurückschnellens 
auch noch empfehlen, die Verbindung des knorpeligen mit dem 


knöchernen Septum möglichst bis- ans Nasendach zu lösen. Dies ` 


geschieht‘am. besten, indem man mit einem Skalpell unter sägenden 
Schnitten an dieser Stelle hoch ‘hinauf einschneidet. Man muß hier 
darauf achten, daß wenigstens eine Spange des knorpeligen Septums 
in ihrem Zusammenhang mit dem knöchernen Septum belassen 
wird. Ansonst könnte am Nasenrücken ev. eine Stufenbildung ent- 
stehen. Die Einheilung der verlagerten Nase wird dann: durch den 


' Schiefnasenapparat erleichtert. 


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Die knöcherne Schiefnase wird nach Joseph dadhrep 


korrigiert, daß man ‘auf der breiteren Seite einen Keil aus dem 


Proc. nasalis des Stirnbeines und Proc. frontalis der Maxilla 


reseziert, dann auf beiden Seiten die Nase einsägt wie bei der Ver- 
schmälerung der knöchernen Nase, und die eingesägten Teile medial 


zeigt (s. Abb. 2). . 


verlagert. Die Resultate sind. günstig, wie der hier vorgestellte Fall | 


Abbildung 2. 


Praktisch wichtig sind die Korrekturen der Sattelnasen. 
Am besten hat sich hier die Einpflanzung eines Stückes Elfenbein 
bewährt, das genauestens dem. zu deckenden Defekte angepaßt- zu- ` 
bereitet wird. Sehr ratsam ist es, von dem Defekt vorher einen 


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0104.00 o oo 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. EI 27. 

oc Wachsabguß zu machen. Die Einpflanzung nehme ich — abweichend: Seltener handelt es sich um andere Deformitäten der Ohren . jo 
Yo. . von Joseph, der in. der Nasenflügelfurche. einschneidet — vom freien | wie Katzenohren, Makrotie, vergrößerte Tubercula Darwini usw... 28 
a) .Rande.des Nasenflügels vor. Sonst verfahre ich genau so wie Joseph. | Hier muß die- Operation dem Falle angepaßt werden. Be Aa 
ei Luetische Sattelnasen werden in derselben Weise korrigiert wie - Zum Schluß möchte ich noch auf eins besonders hinweisen: st 
u, die nicht luetischen Formen, nur empfiehlt Joseph auf Grund seiner | Das Laienpublikum ist geneigt, vom Arzte, der sich mit Nasen- Ber 
| "Erfahrungen, beiluetischen Sattelnasen daseinzupflanzende Stück Elfen- | plastiken befaßt, zu verlangen, daß er imstande sein müsse, aus `` Ich 
bein lieber etwas kleiner zu wählen.als sonst. Der an der tiefsten Partie. | jeder beliebigen Nase "eine ideal schöne griechische zu machen. Be) 
I des Sattels bestehende Narbenzug kann: gelegentlich nach Joseph das | Daß dem leider nicht so ist, ist Ihnen ja bekannt. Unserem Können ei 
i Elfenbein herauspressen, falls es zu groß genommen wurde. - | sind wie überall sò auch hier enge Grenzen gesteckt. Wir müssen ° i 
7 -Die Operationen können ambulatorisch ausgeführt- werden; | uns damit begnügen, wenn es uns gelingt, -die Nase eines Patienten, ` . ih 
Li. ihre Heilungsdauer beträgt etwa 4—5 Tage (Demonstration). . | die ihren Träger auffallend machte, unauffällig zu gestalten, mit. ch 
A a Sehr häufig kommt man in die Lage, kleinere Formfehler | anderen Worten, seine Nase in eine normale Durchschnittsnase zu © ii 
AE und Anomalien der Nasenspitze zu korrigieren. Hier. ist eine | verwandeln.. Darüber hinaus ein ideales Resultat zu erzielen, soll ok 
gt gut- sichtbare Verbesserung meist sehr ‘schwierig, da — bei der | stets unser. Streben sein, doch. wird dieses Bestreben für einen.. ta 
HE . Geringfügigkeit der Veränderungen — das Resultat nicht so auf- | großen Teil der Fälle ein unerfüllbares Postulat bleiben. In Kon- gli 
S ‚ fallend ist. wie bei den eben besprochenen Formfehlern (s. Abb, 3):, |: sequenz dessen ist es notwendig, sich vor jeder Operation zu fragen:  ',., 
a SE 7 u A Konas S a | | Was für ein Resultat kann ich in diesem Falle erwarten? Das Er-` ‘hh 

t ; g a. R . ; e i . E aat Ha è 
aie ' "E gebnis unserer Überlegungen sollen wir vorher. dem Patienten mit- So 
MAN EE teilen und ihn vor allem darauf aufmerksam machen, wenn, wie es Sal 
‘manchmal der Fall. ist, eine zweite Operation nötig erscheint. Nur 39 
so werden wir dem Patienten und- uns selbst unangenehme Ent- nn 
o täuschungen ersparen. . Eee | re ar 
tad a P POREEHGERENEN N zit 
i i BER i B y bog EE 
iy - Zor Injektionsbehandlung der Hydrozele. i 
a Von Geh. San.-Rat Dr. Rheins, Neuß. a 
nieh In Nr-i2 der M.Kl. wird 8.399 aus dem Wiener med. Doktor- Sn 
A kollegium über dieses Thema folgendes gesagt: „Ich glaube nicht, dß. %3: 
PER ‘ein Chirurg eine Hydrozele heutzutage mit Injeklion behandeln werde. = 
iR! ý Wir sind. von der Injektionsbehandlung wegen ihrer Unzuverlässigkeit - a 
n a abgekommen' und verwenden: die Volkmannsche Methode, bei deren . i:i 
ah N inkorrekter Ausführung häufig Rezidive beobachtet werden. Behuiss u 
MN: EN a A Vermeidung der letzteren muß man den Hydrozelensack: ordentlich ii 
Steh, p | | ‚exzidieren, die Serosaflächen mit Jodtinktur bestreichen, dann richtig A) 
BORE So werden prominente Nasenspitzen durch Exzision eines | tamponieren. Sobald dieser Tampon 8—9 Tage liegen bleibt, sieht . En 
u Stückes des membranösen Septums korrigiert. Retrahierte Nasen- | man allenthalben Granulationen und wachsen die granulierenden Flächen Mi 
RAN . spitzen werden nach vorne genäht, ev. kann man Knorpel oder | zusammen  —— Ke SEM -o 
en - Elfenbein zur Hebung der Nasenspitze einpflanzen. SP: ‚Ich kann empfehlen, die einfache Injektionsmethode nach Ba 
AEE n Auch die Naseneingangsplastik gehört hierher. Darunter | weiland Prof. Franz König, die er in den verschiedenen Auflagen F 
sel) O. -~ verstehen wir. die Korrektur. stark hervorspringender Subluxationen | seines Lehrbuches: empfahl, anzuwenden: Einspritzung von frisch z 
alet, des. Septums, starker Verbreiterungen der Pars medialis cartilaginis | bereiteter Jodtinktur, 5—12 g, je nach der Größe der Hydrozele, Mu 
Ba alaris usw. ‚Diese Formfehler bedingen nicht bloß eine gewisse Ent- | ein nur kleiner ungefährlicher Eingriff bei aseptischen Maßregeln, Mi 
el stellung, . sondern oft auch : hochgradige Behinderung der Nasen- | der mir in langjähriger Tätigkeit stets vorzügliche Dienste getan. a 
HUUSI C .- atmung, weshalb sie unbedingt zu entfernen sind (Demonstration | Einmal -nur handelte es sich um einen Rückfall, der 27 Jahre zu- N 
oe eines einschlägigen Falles). 000°", [rüeklag, und der im vorigen Herbst die zweite derartige Injektion N 
Be ; Von Ohrkorrekturen kommt in erster Linie die Aulegung nötig machte. Vor meiner ersten hatte eine Schnittoperation ein H 
Dr abstehender Ohren in Betracht. Diese geschieht in der Weise, | baldiges Rezidiv auftreten lassen. Ä a 5; 
: daß an der Hinterseite.der Ohrmuschel zunächst ein spindelförmiges Eine Morphiuminjektion zur Beseitigung der Reizschmerzen a 

Stück der Haut exzidiert. wird. Sodann wird. auch ein. Teil des | ist bei empfindlichen Personen angebracht.. Auch bei ‚Schnitt .:= 

-Ohrknorpels weggenommen. Hier wie bei der Haut muß: das ent- | operationen mit aseptischen Kautelen kommen nach König ab und 2 

fernte Stück peinlichst dem Fall bezüglich Größe und Ausdehnung | zu noch Todesfälle vor, die in der voraseptischen Zeit nach solchen X 

angepaßt. sein. Wieviel abzutragen ist und: wie weit man ‘gehen | Eingriffen häufig waren. E EN e 

darf, ohne das Resultat zu gefährden, ist ausschließlich Sache der |. ee | | ER PR z 

~ persönlichen Erfahrung... Nach Abtragung eines Teiles des Ohr- Kombinierte Arsen-Strychnin-Phosphortherapie. -2 

. knorpels pflegt in der Koncha eine mehr oder minder starke Falten- | l Von Dr. B y e EN Š 

. bildung aufzutreten, die unschön wirkt. Um dem vorzubeugen, TON NEE DSLNER Nervenarzt, Stuttgart. i 

‘mache ich je nach der Größe des entfernten Ohrknorpels die Exzision ‘ Mehr denn je sieht man in der: Sprechstunde Leute mit Unter- $ 

eines spindelförmigen Stückes der Haut in der Koncha mit exakter | ernährung und deren Folgen, mit Erschöpfungszuständen auf körper- N 

Naht. Die Resultate der Ohrenanlegung sind recht günstige und | lichem, geistigem und seelischem Gebiete. Besonders hat auch die >~ 

dauernde, wie sie an den vorgestellten Patienten sehen können | Gruppe der Neurastheniker eine beträchtliche Verstärkung erfahren. ~ 

(s. Abb. 4). er E E E | Meist handelt es sich bei diesen Patienten nicht um einen einzelnen,  * 

po l 2 Abouding u ne krankhaften Prozeß, um die Disfunktion eines einzelnen Organes, 7 


sondern es gehen mehrere verschiedenartige Störungen gleichzeitig 
nebeneinander her. Es liegt auf der Hand, daß man hier mit 
einer Kombinationstherapie, die mit verschiedenen Mitteln zu gleicher 
Zeit an verschiedenen Orten den Angriff einleitet, mehr erreicht, als 
mit einem einzelnen Medikament. Es ist.daher angebracht, auf eine : 
Therapie ‚hinzuweisen, die bei den genannten Indikationen nicht 
nur symptomatisch, sondern auch ätiologisch wirkt und die in den 
romanischen Ländern, ferner vor allem in den südamerikanischen 
Staaten usw. schon seit langem mit gutem Erfolg gehandhabt wird. 

Dort läßt sich jeder, ‘der sich nicht voll leistungsfähig: fühlt, vor 
Beginn der heißen Jahreszeit, die an seinen Organismus besonders, 
große Anforderungen stellt, eine Serie von Arsen-Phosphor- oder 
Arsen-Strychnos-Phosphorinjektionen machen. Br 

Vor dem Krieg waren Präparate, welche diese Komponenten 

enthielten, im Auslande schon allgemein in. Anwendung; wo M.. 
Deutschland von ihnen Gebrauch gemacht wurde, war man im wesent. 


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Anlegung eines abstehenden Ohres. 


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N. li. 


lichen. auf fremdländische Erzeugnisse angewiesen. Seit 1915 stehen 
uns‘aber’ auch gute einheimische Mittel zur Verfügung, von denen 
ich wegen der raschen Wirkung, des Fehlens von Nebenerscheinungen 
und vor allem wegen des erschwinglichen Preises dem Astonin, 
besonders dem Astonin „stark“ der Firmen Merck-Böhringer-Knoll, 
den Vorzug gebe. | | 


Astonin enthält Natrium &lycerinophosphoricum 0,1, Natr. 


monomethyl. arsenicic. 0,05 und Strychnin. nitric. 0,0005 pro Ampulle 


: m Í com, Astonin „stark“ hat einen um 50 %/, höheren Anteil an 


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Arsen und Strychnin, als das einfache Astonin. Die subkutane 
Einverleibung der drei Komponenten hat vor der oralen Darreichung 
ähnlicher Zubereitungen ganz wesentliche Vorteile: Einerseits erzielt 
man eine viel bessere und schnellere Wirkung, andererseits ver- 
meidet man jede Belästigung des Magen- und Darmtraktus, und 
was das wesentlichste ist — besonders. bei Neurasthenikern und 
Bysterischen —, man hat die Patienten unter ständiger Kontrolle. 

Von den Kuren mit dem einfachen Astonin ‘bin ich seit 
Jahresfrist aus wirtschaftlichen Momenten vollständig abgekommen 
ud führe die Behandlung grundsätzlich nur noch mit Astonin 
„stark“ durch. Prinzipiell werden für alle Fälle 20 Einspritzungen 


wirgesehen, um von vornherein jedem Rückfall vorzubeugen. Nach 


den ersten 10 Einspritzungen, die in 2-tägigen Zwischenräumen 
allg, wird eine 14-tägige Pause eingeschaltet. Dann folgen 
weitere 5 Injektionen wieder in 2-tägigem Abstand und die rest- 
lichen 5 Amphiolen werden jeweils in 3-tägigen Pausen verabreicht. 
Die Einverleibung des Astonins erfolgte subkutan, sie war abgesehen 
von einigen wenigen Fällen stets vollständig schmerzlos; wo ganz 
anmahmsweise über leichte Sehmerzen an der Injektionsstelle ge- 
‚klagt wurde, verschwanden sie immer nach einigen Stunden ohne thera- 
pentisches Zutun. Besonders angenehm wurde von den Patienten, 
welche früher andere Arsenpräparate bekommen hatten,bei Astonin das 
Fehlen des üblen Knoblauch-Geruches aus dem Munde empfunden. 

Für die Behandlung kamen in Betracht Neurasthenien, haupt- 
sichlich solche mit körperlichen Beschwerden — Kopfschmerzen, 
Schwindel, Schlaflosigkeit, sekretorischen Anomalien, — seelische 
Erschöpfungszustände, leichte Depressionen, Anämien, Asthenien, 


Neurosen usw. Der Erfolg der Astonin-Kur ist in leichten Fällen 


manchmal geradezu überraschend, aber auch in schweren ist schon 
schr bald subjektiv und objektiv eine deutliche, Besserung nach- 


weisbar. Das Aussehen ändert und bessert sich, die vorher schlaffe, 


able und welke Haut bekommt recht bald ihren natürlichen Turgor 
wieder. Die körperliche und geistige Erschöpfbarkeit und die 
izbaro Schwäche schwinden. Am. schnellsten sichtbar ist die 
Wirkung in der Hebung des Appetits. So ist es nicht verwunder- 
Ich, daß innerhalb der wenigen Behandlungswochen mitunter recht 
bedeutende Gewichtszunahmen erzielt werden, und es sind gerade 
de am meisten darniederliegenden Fälle, die einem hierbei die 
penehmsten Überraschungen bereiten. Gewichtszunahmen bis zu 
8 Pfund innerhalb der 2 Monate -umfassenden Astonin-Kur zählen 
bei den. von mir behandelten Kranken nicht zu den Ausnahmen, im 
Darchschnitt rechne ich mit einer Zunahme von 4—5 Pfund. Einige 
Patienten zeigten bezüglich der Gewichtszunahme eine ganz paradoxe 
pscheinung, indem sie während der ganzen Astonin-Kur keinerlei 
„sum betrefis der Gewichtszunahme aufwiesen, im Gegenteil 
ne a langsame Gewichtsabnahme auch noch während der 
“andlung an. Bei diesen Fällen stellte sich erst mehrere Wochen 


nach Beendigung der Kur ohne weitere therapeutische Maßnahmen : 


2 ohne jegliche Änderung der Lebensweise auch auf diesem Ge- 
e. em solch guter Erfolg ein, daß die Leute spontan zur Bericht- 
tstaltung erschienen. pa | Zu 
ee ‚Besondere möchte ich ferner hervorheben, daß seelische Er- 
a unsszustände schnell und sehr günstig beeinflußt wurden, die 
che ae, der Energiemangel, die Entschlußunfähigkeit und die 
"trauen und wiedererwachender Lebensfreude Platz. 
Auehbe) a eine große Seltenheit, daß bei einem mit Astonin voll 
it Be elten Patienten eine Wiederholung der Kur nach einiger 
ersone 5 Ist. Andererseits habe ich in vereinzelten: Fällen bei 
n in sehr verantwortungsvoller und aufreibender Stellung 


- 


‚gedrückte Stimmung machten bald einem normalen Selbst- 


nach. éj i 
ch- einer genau durchgeführten Kur sehr günstige Erfahrung mit 


an kan einzelten Injektionen vor besonders großen. Anforderungen 
Richter an Geist gesehen. Es handelte sich hier meist ‚um 
wele Ar vor langen und aufreibenden Prozessen, Schauspieler, 
reisen, und i ‚schwierigen Rollen und anstrengenden Gastspiel- 
Inngen sich ee die vor schwerwiegenden Unterhand- 
m ige lage 

| achen ließen und dann nach ihrer Angabe den oft Wochen hin- 


vorher 1, höchstens 2 Injektionen 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — N... 00.000000 


durch andauernden sehr starken Mehranforderungen an ihre Leistungs- 


fähigkeit in jeder Weise vollauf gewachsen waren. 


KI] 


Bei einem Patienten, welcher arsenüberempfindlich war und 


selbst auf die im Astonin enthaltenen: geringen Arsenmengen mit 


Intoxikationserscheinungen reagierte, habe ich Amphiolen mit 
Natrium glycerinophosphoricum mit Strychnin mit anscheinend recht 
gutem Erfolg verwandt. Ebenso habe ich diese Kombination wieder- 
holt als Tonikum und Roborans bei Fettleibigen anstelle des. Astonins 


“gespritzt, bei denen ein Gewichts- und Fettansatz unerwünscht war. 


Aus dem Bakteriologischen- Laboratorium Dr. Piorkowski, Berlin. 
| Über Sapalcol. ie 
Von Dr. Piorkowski. _. 


_ Wenn man unter Händedesinfektion die Erreichung einer 
absoluten Sterilität im Sinne des Bakteriologen versteht, so. ist þe- 


greiflich, daß bei der außerordentlichen Schwierigkeit. der Lösung . 


dieses Problems immer wieder die 'verschiedenartigsten‘ Versuche 
angestellt. werden, um diesem erstrebenswerten. Ziele ‚näher zu 
kommen. ' Besonders ‘die Chirurgen stellen ein zahlreiches Kon- 


tingent von Bearbeitern . dieses Gebietes neben Bakteriologen und 


Ärzten. Wegen der Unebenheit der Hautoberfläche,. der zahllosen 
Rinnen, der steten Anwesenheit von Staphylokokken, die an:und 
für sich zu den widerstandsfähigsten Mikroorganismen gehören und 
die zum Teil tief in den Schweißdrüsen eingebettet liegen, kom- 


pliziert sich die Anstellung der Versuche bzw. die Entfernung aller 


Unreinigkeiten außerordentlich. Allerdings gibt es. eine Anzahl 


Methoden, die eine fast vollkommene Sterilisation erreichen. ‘Vom. 


Standpunkt des Bakteriologen’ aber müßte jede‘ Möglichkeit des 


Aufkeimens auch nur eines: Mikroben ‘ausgeschlossen sein, wenn-' 
gleich eine’ solche starke Desinfektion vielleicht unerreichbar, für. 
die Chirurgen wohl auch nicht durchaus wichtig ist. Die ev. noch, 
vorhandenen Restkeime dürften schwerlich noch infektionstüchtig 


genug sein, schädigend zu wirken. 


Die bekanntesten Arbeiten rühren von Forschern . wie Paul 


und Sarwey, Fürbringer, Ahlfeld, Krönig, Blumberg, 
Schleich, Mikulicz, Kocher, Nagelschmidt u. a. her. Von 
der rein mechanischen Reinigung ausgehend ist man auf die Kom- 
bination der. mechanischen Reinigung mit chemischen Desinfektions- 


mitteln gekommen und diese ist — abgesehen von der wohl am. 
häufigsten ausgeübten Asepsis — noch heute stark im Gebrauch. ° 
Jedenfalls bedeuten sie einen wesentlichen Fortschritt gegenüber ` 


den rein mechanischen Desinfizierungsmethoden. Das Ideal einer 
ausreichenden 'Antisepsis wird freilich immer die Auswahl einer 
Methodik bleiben, die -die innige Vereinigung, eines stark wirkenden 


bakteriziden Mittels mit dem Waschmedium selbst bildet und dabei ` 
keine Reizerscheinungen, kein Ekzem aufkommen, die Hände selbst 


weich und unbeschädigt läßt. TERN 5 

Bis ein solches Ziel erreicht ist, wird man neu auftauchende 
Mittel daraufhin prüfen müssen, ‚inwieweit sie den an ein solches 
zu stellenden Anforderungen genügen. o | 


Von der Sapalcol A.-G. ist .mir vor einiger Zeit das unter 
dem Namen „Sapalcolseife*“ bekanntgewordene Präparat mit dem 
Ersuchen. um Prüfung ihrer Desinfektionstüchtigkeit, insbesondere 
der Händedesinfektion überreicht worden. > i | 


Die Sapaleolseile ist eine salbenförmige Spiritusseife, die nach. 


einer Vorschrift von Prof. Blaschko für die Zwecke rascher Hand- 
reinigung und Desinfektion mit den verschiedensten Zusätzen- ver- 
sehen, angewendet wird. | p a. 


Entsprechend den Ansprüchen an ein D esinfektionsmittel als sol- 


ches habe ich nun zunächst die Desinfektionsstärke der „Sapalcolseife“ 
in verschieden abgestuften Konzentrationen gegenüber Streptokokkön- 


‚und Staplıylokokkenkulturen, den exquisiten Eitererregern, versucht. 


Ich ging hierbei so vor, daß ich ‘die Seife, die stärken Alkohol- 
geruch von sich gibt, in 10 und 15°%/Jiger Lösung; später "ih 25 


und 30° iger Lösung ` auf die Kulturen‘ einwirken ließ,‘ indem ich 


zu je 10 ccm der verschiedenen Proben, je ,3 Tropfen von mit-physio- 
logischer Kochsalzlösung abgeschwemmten 24 stündigen Agärkulturen 
zutropfen ließ.: Nach verschiedenen Zeiträumen von 5, .10,..20. 30 
und 60 Minuten entnahm ich steril je'1 Tropfen und übertrug diesen 
auf Agarnährböden, die ich 8 Tage bei 370 beobachtete. Natürlich 


wurden regelmäßig Kontrollen angesetzt. Als Resultate waren u 


buchen auf: Staphylokokken: starke Entwickluneshemm 1R 
20 Minuten mit tigen, Abtötung nach 60 Minuten nach S2) igor 


und: Vernichtung nach 5 Minuten mit 50°%%,iger Lösung. Auf Y | 
kokken: Abtötung, nach 5—10 Minuten = g. Auf Strepto- 


10°/,igen . Lösungen. 


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ee Da von der desinfizierenden Kraft der Seife in reinen Lösungen 
.. auf die Wirkung an der Hautoberfläche Rückschlüsse nicht ohne 
Fa weiteres zulässig sind, ging ich dazu über, bei einer Anzahl Ver- 
TE suchspersonen Untersuchungen nach der Richtung hin vorzunehmen, 
die Hände derselben mit Sapalcol waschen zu lassen und die Er- 
gebnisse zu studieren. | Ä Ä 
Hierzu: wurden die Hände jedesmal zuerst 5—7 Minuten lang 
mit der Seile und wenigen Tropfen (worauf großes Gewicht zu 
legen ist) Wasser gereinigt, allmählich mehr Wasser hinzugenommen, 
wobei der Schaum sehr ergiebig auftrat, auch gebürstet. (Wasch- 
becken, Bürste, Wasser wurden sterilisiert.) Dann wurde der Seifen- 
: schaum mit sterilem Wasser gründlich abgespült, häufig. auch mit 
sterilen Mulltupfern. abgerieben, um jeden etwaigen Rückstand der 
nl Seife, der schädigend auf die Kulturen hätte wirken können, nach 
an Möglichkeit zu entfernen. Handteller sowohl wie die Dorsalseite 
ei der Hände und die Flächen zwischen den Fingern wurden mit 
ee 


Bee ‚oberllächen in Petrischalen abgeimpft, ebenso in verllüssigten Agar- 
Wat nährboden eingebettet und bei 37% 8 Tage lang beobachtet. 


- Die Endresultate lassen sich kurż dahin zusammenfassen, daß Sa- 
zo palcol eine starke Entwicklungshemmung der Eitererreger bzw. der auf 
-E der Handoberfläche befindlichen Keime erkennen ließ, daß die Keime 
TiD ~ unter anderem von 340 bis auf 60 nach der Waschung zurückgingen. 
Da sich demnach, durch’die Versuche mit der Sapalcolseife 
allein auszukommen, keine völlige Asepsis der Hände erzielen ließ, 


f 
Sublimatlösung angeschlossen. Nun işt allerdings vom Sublimat 
a bekannt, daß es bei längerer Anwendung leicht reizend wirken 
ee kann, gelegentlich schuppende Ekzeme erzeugt und Intoxikationen 
hervorrufen kann. Gewöhnlich wird aber nach’ den bisherigen 
Vorschriften eine Sublimatbeeinflussung auf 3—5 Minuten ausge- 
Se dehnt. Es kam mir darauf an, die kürzeste Zeitdauer zu bestimmen, 
en welche für die Desinfektion nach vorhergegangener Seifenwaschung 
oe zur Erreichung der Keimlosigkeit ausreichte, und die dahin zielenden 
Versuche ergaben für die Sapalcolseife eine Begrenzung auf !/, Minute. 
on Ein Versuch z. B. gestaltete sich dermaßen, daß die Hände zunächst 
Wi. etwa 420 Keime aufwiesen. Nach 7 Minuten langer Waschung mit 
| Sapalcol blieben noch 11 Keime übrig. Die Hände wurden dann 
mit einer 1°/,„igen Sublimatlösung übergossen, !/2 Minute lang leicht 
‚verrieben und mit sterilem Wasser abgespült. Hiernach waren keine 
es . Keime mehr nachzuweisen. F | 
A Der Erfolg besteht also darin, daß die Anzahl der Keime 
durch die .Sapalcolwaschung wesentlich‘ beeinflußt wird, so, daß 


keimfrei zu machen. Das wäre in der Tat ein Fortschritt gegen- 

über der heutigen, noch vielfach geübten Händesterilisation, denn 

| innerhalb der rasch ausgeführten Sublimatspülung wird ein Angriff 

el auf die Hautoberfläche nicht stattfinden. | 
| Aus der Poliklinik Geh. 

A o . u Mamroth, Berlin. 

ee Erfahrungen mit Chlorylen. 

Von Dr. Georg Perlmann. 


 Angeregt durch die Arbeiten von Plessner, Seelert und 
Kramer über Chlorylen (Trichloräthylen puriss.), das von der 
o Firma C. A.F.Kahlbaum Chemische Fabrik G. m. b. H., Berlin-Adlershof, 
rE in den Verkehr gebracht wird, möchte ich über eine von mir an- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


sterilem Skalpell scharf. abgekratzt und die Abschabsel auf Agar- 


I Auch 
ie ' Tierversuche wurden angeschlossen, wobei Meerschweinchen an ra- 
a sierten Stellen mit Infektionserregern (Staphylokokken) infiziert, mit 

en i Dapalcolseife gewaschen und dann auf Sterilität bzw. Abwesenheit 

rd von Bakterien untersucht wurden. | 
w 1 


wurde eine nachfolgende Behandlung der Hände mit 1P/yoiger 


eine kurze Überspülung der Hände mit Sublimat genügt, um sie 


-Rat Prof. Dr. Rosin und Dr. Paul Hirsch- 


97. Juli 


gestellte Versuchsreibe reiner Trigeminusneuralgien berichten, die 
zu beobachten ich 2 Jahre lang Gelegenheit hatte. Ich möchte 
hierbei bemerken, daß sich Trigeminusneuralgien symptomatischer 
Natur, wie bei Diabetes, Tuberkulose und Lues, unter diesen Fällen 
nicht befanden, obwohl auch solche Patienten von mir behandelt 
worden sind. Die Behandlung bestand in genauer Übereinstimmung 
mit Plessner und Kramer darin, daß ich das Mittel auf Watte 


tropfen ließ und es dem Patienten so lange zum Einatmen gab, bis 


ein Geruch nicht mehr zu spüren war. In Fällen, wo eine leichte 
Benommenheit oder Rausch eintrat, gab ich das Chlorylen intern 
nach der von Seelert beschriebenen Form. Ich habe, im Gegen- 


satz zu Blumenthal, dabei eine gute Wirkung. der Chlorylenperlen 


beobachten können. Um das Resultat meiner Untersuchung vorweg- 


zunehmen, kann ich von meinem Material 60°/, als völlig geheilt, 


250%, als weitgehendst gebessert und 15°/, als Versager ansehen. 
Die besten. Erfolge hatte ich bei frischen Neuralgien, die noch nicht 
durch operative oder röntgenologische Eingriffe beeinflußt waren. 
Schon nach 8 Tagen zeigte sich eine wesentliche Besserung, die 
gewöhnlich nach weiteren 3 Wochen einer völligen Heilung Platz 
machte. Vereinzelt wieder auftretende Rezidive wurden wiederum 
mit Chlorylen behandelt, der Erfolg war der gleiche wie bei der 


ersten Behandlung. In den 25°/, meiner Fälle,. wo ich mit Chlorylen 


eine weitgehende Besserung erzielen konnte, lagen die ersten Anfälle 
gewöhnlich Jahre zurück. Es gelang durch die Darreichung des 
Medikamentes, den Patienten, die gewöhnlich alle Antipyretika und 
Morphium zu nehmen gezwungen waren, bei ihren Anfällen eine so 
weitgehende Erleichterung zu schaffen, daß sie imstande waren, 
ihren Beruf wieder auszuüben. Der Rest meiner Fälle, etwa 15°/,, 
versagte auf Chlorylen. 

Es würde über den Rahmen meiner Arbeit hinausgehen, alle 
Krankengeschichten anzuführen. Einige der markantesten Fälle meines 
Materials möchte ich jedoch ganz kurz skizzieren: . 


1. J.L. Kommt am 22. Februar 1922 in meine Behandlung. Seit 
12 Jahren tagelange Attacken. Schon nach einer Woche täglichen Ein- 
atmens von 80 Tropfen Chlorylen bedeutende Besserung. Nach. vier 


Wochen frei. Weiter ließ ich 1/, Jahr lang wöchentlich imal einatmen. 


Dezember 1922 Rezidiv, jedoch bedeutend schwächer als sonst. Er- 


neute Kur, frei bis, heute. 


2. W. K. Seit einem Jahre Schmerzen. Behandlungsbeginn mit 
Chlorylen 1. Juni 1922. Nach 5 Wochen schmerzfrei. Bis heute kein Anfall. 
3 


. K.Z. Behandlungsbeginn mit Chlorylen Juni 1922, Schmerzen 
seit 9 Monaten. Nach 3 Wochen frei bis heute. 
| 4. W. Sch. Juni 1922. Beginn vor 3 Wochen. Da das Einatmen 
von Chlorylen Benommenheit verursacht, interne Verabreichung von 
Chlorylenperlen, die bis auf leises Brennen im Magen gut vertragen 
wurden. Nach 14 Tagen völlig frei von Schmerzen. Bis heutekein Rezidiv. 
5. F.W. Juni 1922 Behandlungsbeginn mit Chlorylen. Seit 
3 Jahren fast tägliche, äußerst schmerzhafte Anfälle. Auf Chlorylen 
so bedeutende Besserung, daß Patientin ihren Beruf als Telephonistin 
ausüben kann. Patientin nimmt alle 4 Monate i Monat lang inner- 
lich Chlorylen, da das Einatmen Schwindel verursacht. Im Januar 19 
stellt sich die Patientin erneut vor; wenn sie auch nicht ganz schmerz- 
frei ist, so geht es ihr doch so gut wie seit langem nicht. l 
6. F. J. Januar 1923 erste Konsultation. Schmerzen bestehen 
seit Š Jahren. Patient ist lange Zeit hindurch mit Röntgenstrahlen 
behandelt worden. In diesem Falle erwies sich Chlorylen als erfolglos. 
Ich glaube, dieses Versagen auf die wahrscheinlich bestehende Narben- 
umhüllung zurückführen zu können. . 
Zusammenfassend kann ich also sagen, daß das Chlorylen 
sowohl in der Substanz als in der Perlenform sich als ein Mittel 


erwiesen hat, das eine wertvolle Bereicherung der Auswahl unserer 
Antineuralgika darstellt. 


Literatur: 1. Plessner, Berl. Ges. £ Psych. u. Neur, Sitzung vom 
8. ner 1915. Neur. Zbl. Bd. 39, 5, 916 u. Mschr. f. Psych. u. Neur. 


d. %9, 
8.129. — 2. Kramer, Franz, B.kLW. 1921, Nr. 7. — 3. Seelert, Klin. Wschr. 1922, 
Nr. 45. — 4. Thielemann, M. B 


M. B.. Passow-Schaefersche Mh. Bd. 20, H. 3/4. — 
5. Blumenthal, Fritz, D.m.W. 1924, Nr. 5. l 


Aus dem Institut für Allgemeine Biologie der Universität Lemberg. 


Über aktive Fleckfieberimmunität. 

| Vorläufige Mitteilung. 

a | Von Prof. Dr. R, Weigl. 

ei Die Umschau in der bereits umfangreichen Literatur über 
Dr das Fleckfieber der Versuchstiere, insbesondere des Meerschwein- 
chens, zeigt uns, daß da kaum ein anderes Problem so einstimmig 
a beantwortet wurde, wie das Problem. der Immunität des Meer- 
el 


schweinchens nach einmal: überstandenem Fleckfieber gegen eine 
ee neuerliche derartige Infektion. 
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—— u —UTZ 


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Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschatft. 


Darüber sind sich nämlich alle Autoren einig, daß das Über- 
stehen einer typischen Erkrankung, ungeachtet dessen, ob sie durch 
Meerschweinchenfleckfieber-Passagevirus oder Blut des fleckfieber- 
kranken Menschen hervorgerufen wurde, in jedem Falle eine feste, 
dauernde, jahrelang sich erhaltende Immunität gegen eine neuer- 
liche ähnliche Infektion hinterläßt. In dieser Hinsicht scheinen 


nicht einmal Ausnahmen geduldet zu werden. Nur Rocha-Lima 
gesteht, daß er tatsächlich eine Ausnahme fand. 


Angesichts der so einstimmig’lautenden Aussagen der bestbe- 
währten Fleckfieberforscher war esfürmich höchst befremdend, alsich bei 


meinen Immunitätsversuchen ganz entgegengesetzte Resultate erzielte. 


s- ho L3 


A a (Im a E T a 
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. 


‘ ziehen Tiermaterial, die mir durch eine 


= Prowazek, wie auch die mit Rickettsia-Meerschweinchenpassagevirus 


"Die Ergebnisse meiner ersten Versuchsreihen über aktive Fleck- 
fieberimmunität beim Meerschweinchen, ausgeführt im Jahre 1917, be- 
‚stätigten zwar die Angaben Roch a-L imas und anderer. Diese Ver- 
suche, die angestellt wurden zwecks Klärung der Frage, ob das durch 
Rickettsia Prowazeki beim Meerschweinchen 'hervorgerufene Fieber 
tatsächlich dem durch das Blut des fleckfieberkranken Menschen her- 
vorgerufenen entspricht, zeigten nämlich, daß die mit reinen Rickettsia 


` geimpiten Tiere sich nach überstandenem Fieber tatsächlich gegen eine: 
nachträgliche Infektion mit Krankenblut, wie auch Krankenblut-Meer- 
schweinchenpassagevirus als immun erweisen und vice versa. _ 
Die an einem reichlicheren Tiermaterial anderer Herkunft ein 
Jahr später unternommene Wiederholung dieser Immunitätsversuche 
gab mir- dagegen ganz entgegengesetzte Resultate. Es zeigte sich 
nämlich, daß ein ver ältnismäßig großer Prozentsatz der bereits einmal 
‚geimpften und auch typisch erkrankten Meerschweinchen, und zwar 
ungeschtet dessen auf welche Weise die Infektion erfolgte, auf Re- 
infektion mit Krankenblut, : sowie Passagevirus und Rickettsia Prowa- 
ki mit einer für das Meerschweinchenfleckfieber typischen Tempe- 
ratursteigerung, verbunden mit starker Gewichtsabnahme und Kräfte- 
verlall reagierte. Die Prüfung in weiteren Meerschweinchenpassagen, 
wie aach die mikroskopische Untersuchung von Gehirnschnitten dieser 
Tiere, beseitigte jeden Zweifel und ließ es als erwiesen erscheinen, 
daß wir es hier tatsächlich mit einer zweiten Fleckfiebererkrankung 
m.t hatten. Der Prozentsatz der ositiven Reinfektionen wuchs 
zwar in der Regel zusehends mit der Zeit, die zwischen der ersten 
und zweiten Infektion verstrich!). Aber auch da gab es Ausnahmen, 
so daß keine alleemeingültige Regel auf estellt werden konnte. Auch 
die Art und Weise, in welcher die erste 4 fektion vorgenommen wurde, 
ob mit Rickettsien, Meerschweinchenpassagevirus, O er mit Kranken- 
bhit, wie auch die Stärke der überstandenen ersten Infektion, ließ in 
der Regel einen gewissen Einfluß im Prozentsatz der positiven Re- 
-infektionen erkennen und war auch, in einem bestimmten Grad, für 
die Stärke der zweiten Erkrankung maßgebend. Da diese Unter- 
suchungen wegen Mangels an Meerschweinchen abermals unterbrochen 
werden mußten, so konnte ich auch damals noch keine Erklärung 
meiner Ergebnisse, die in schroffem Gegensatz zu denen aller anderen 
Autoren. standen, geben. | | 
. [n einer meiner Publikationen aus dem Jahre 1919 äußerte ich 
mich also dahin, daß die Verschiedenheit der durch mich und alle, 
- anderen. Autoren erlangten Resultate ihre Erklärung vielleicht in der 
Verwendung einer anderen Meerschweinchenrasse, die eben auf Fleck- 
feber anders reagiert, zu suchen sei, 
Bigenschaften verändertes Virus zurückzuführen wäre. 
“Bei Wiederaufnahme dieser Untersuchungen an einem zahl- 
größere Subvention von 


siten der Genfer Liga ermöglicht wurde, konnten bisher bereits 


ilgende Tatsachen konstatiert werden. E 
1. Bei Reinfektion von Meerschweinchen mit virulentem fleck- 
feberrirushaltigem Material — Krankenblut, Meerschweinchenpassage- 
virus, Rickettsia-Prowazeki — wird das in den fleckfieberimmunen 
Organismus eingebrachte Virus nicht immer vernichtet, wie es’an- 
' smehmen wäre, aber bewahrt öfters nicht nur seine Lebens-, sondern 
auch Entwicklungsfähigkeit, und zwar oft so lange, wie im Orga- 
usmus des erstmal geimpften Tieres. | Ä 
 2.Das sich lebensfähig erhaltende Virus vermehrt sich dann 
such im’ reinfizierten Meerschweinchenorganismus und zwar je nach 
in Grad der erworbenen Immunität, entweder nur schwach, oder 
aber gerade so stark wie im erstmal geimpften Tiere. | 
8. Je nach dem Grad der durch die erstmalige Erkrankung 
mangen Immunität ist auch der Verlauf der neuerlichen Infektion, 
dh klinische Bild, verschieden. In den extremen Fällen gelangt 
ni Infektion entweder überhaupt nicht zum Durchbruch, ‚oder sie 
To zu einer ausgesprochenen typischen Fleckfiebererkrankung des 
= ya an diesen zwei extremen Formen finden wir dann 
ine 1a bergänge, also Infektionen, die zwar gänzlich symptomlos, 
me. jede sichtbare Erkrankung des Tieres verlaufen, auf andere 
Ile) aber übertragbar bleiben — also Fälle typischer. inapparenter 
ekionen. Weiters Infektionen, die zwar eine starke Gewichts- 


Abnahme und Kräfteverlall, aber keine Temperaturerhöhung des 


ierten Tieres zur Folge haben. Schließlich Infektionen ver- 


` bunden mit Kräfteverfall und schwacher kurzdauernder Temperatur- 


erhöhung usw. 

der e Ergebnisse dieser Versuchsreihen stellen nun das Problem 
ie ei: das Meerschweinchen nach einmal überstandenem Fleck- 
eder erworbenen Immunität in ein ganz anderes Licht, als es die 


isheri ) , 
a ariei „afersuchungen taten. Sie beweisen eben im Gegensatz 
isher geltenden Ansicht, daß da von einer vollständigen, 


absol E ENY i r i 
eo wen Immunität überhaupt nicht die Rede sein kann. 


0 


mali ? w Reinfektionen wurden 3 bis 15 Monate nach der erst- 


, 


rkrankung vorgenommen. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. = 


‘ähnliche Infektion hinterläßt. 


oder aber auf ein in seinen 


. dieser Bevölkerung bedingt. _ 


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. e . v ar N à k we . je , 
s ; . 3 . f ; 


Die nach einmal iberstäandenem Fleckfieber durch das Meer-- 
schweinchen. erworbene Immunität ist vielmehr eine bloß bedingte 
und. begrenzte, die auch: jederzeit gebrochen werden kann?). 

Es ist selbstverständlich, daß die an ‚Meerschweinchen er- 
langten Resultate nicht ohne weiteres auch auf den Menschen. über- 
tragen werden können.: eN = D n 

In Verband mit den beim Fleckfieber des Menschen bereits 
gesammelten Erfahrungen können sie uns jedoch gewisse Anhalts- 
punkte bieten — also in dieser Hinsicht als Wegweiser dienen. . 

Es gilt unter den: praktizierenden Ärzten der fleckfieber- 


verseuchten Gegenden als eine bereits alte Erfahrungstatsache, daß . 


beim Menschen das Überstehen .einer auch ganz typischen Fleck- 
fiebererkrankung keine absolute Immunität gegen eine neuerliche 
t. Beinahe jeder Arzt Rußlands, wie 
auch die Ärzte der an Rußland grenzenden Gebiete Polens, darunter. 
die besten Fleckfieberkenner, wissen aus eigener Praxis von: Fällen 
zu berichten, wo ihren Angaben gemäß tatsächlich eine zweite 
typische Fleckfiebererkrankung vorlag. Unter diesen Fällen finden 
sich auch viele Ärzte selbst. 00 EPE 

Die epidemiologischen Erfahrungen lassen es ‘weiter ebenfalls 
als sebr wahrscheinlich erscheinen, daß erstens das Fleckfieber 
auch beim Erwachsenen nicht nur in einer leichten, uncharakteristi- 
schen, öfters duch abortiven Form vorkommen kann, sondern. sogar 
ganz symptomlos, also ohne konstatierbare Krankheitserscheinungen, 


‘verlaufen kani. 


Zweitens lehrt uns ‘die Erfahrung, daß das Fleckfieber eben 


‚unter der Bevölkerüng endemischer'Fleckfieberherde.in einem großen | 


Prozentsatz der Fälle in einer bedeutend gelinderen Form, verläuft 
und auch eine bedeutend geringere Mortalität aufweist ‚als unter 
der Bevölkerung nichtverseuchter Gegenden. ` : S SB: 

Auf Grund ursächlicher Verknüpfung all dieser eben vorge- 
brachten Tatsachen und Annahmen sprachen bereits einige Autoren’ 


_ die Vermutung: aus, daß die erhöhte Resistenz der Bevölkerung von 


Fleckfiebergegenden eben darauf zurückzuführen sei, daß ein großer 
Teil dieser Bevölkerung bereits einmal, und zwar höchstwahrschein- 
lich im Kindesalter, eine schwache, oft’ gar abortive Flecklieber- 
infektion überstanden hat, die ‚dann eine ‚bloß angedeutete Im- 
munität hinterläßt, welche eine zweimalige Erkrankung an Fleck- 
Hieber zwar nicht ausschließt, aber die leichtere Form des Fleckfiebers 


Da die Wissenschaft sich jedoch von derlei, durch sero- 
logische und bakteriologische Befunde, wie auch das Tierexperi- 
ment nicht gestützte Angaben nicht leiten läßt, gilt das Fleck- 
fieber, all dessen ungeachtet noch immer, wenigstens in allen, auch 
den neuesten Publikationen wie auch Lehr- und Handbüchern, als 
eine Krankheit, deren Überstehen so gut wie immer eine vollständi = 


Immunität hinterläßt. 


Zwei -Laboratoriumsinfektionen, die sich dieses Jahr in meinem 
Institut ereigneten, zeigen : nun, daß eine zweitmalige Erkrankung 
ausgeschlossen ist. ya taa 

Der erste Fall bezieht sich auf einen unserer Mitarbeiter 
Dr. Krukowski. Er überstand ein schweres Fleckfieber zum erstenmal 


des zu seinen Arbeiten nötigen Rickettsienmaterials ernährt er .an sich 


1000, mit Rickettsia Prowazeki infizierter Läuse. Teils.waren es Läuse 
die sich direkt am Kranken durch zweitägiges Blutsaugen infiziert 


'|'haben, teils waren es Bu E in der 1. bis i{. Passage; 


vom 18. Mai an aber ausschließlich Passagestämme. Bis 7. Juli 1922, 
also gleichzeitig in demselben Käfig mit den "infizierten Läusen ge- 
halten und gefüttert wurden, erwiesen sich stets als ol ee 89 

Den 7. Juli 1922 stellt sich Unwohlsein und starker. Kopfschmerz 
den 8. hohes Fieber ein. Den ii. Juli konstatiert: der untersuchende 


Arzt, Dr. Arnold, einer der besten Fleckfisberkenner, Fleckfieber.. 


Die am 19., also am 11. Krankheitstag angestellte Weil-Felix-] DE 
ist 1 : 500 positiv. Den 25. Juli Krisis, aa all a 
— Ende September zeigt die Weil-Felix-Reaktion noch einen’ Titer 
1:500 positiv. | ur IM 


fieber überstanden vor 3 Jahren im Jahre. 1919. Vom 10. Juni 1922 


2) Über die Bedingungen, die in jedem Falle. zur oie dei 
konnten unsere Untersuchungen bisher noch kei efriedio 
Aufschluß bringen, . = Fr nn befriedigenden 


1 4 


an Fleckfieber auch. beim erwachsenen Menschen tatsächlich nicht >` 


bereits vor 5 Jahren im Jahre 1917 in Rumänien. Zwecks Erlangung 


selbst- seit dem 2. Mai 1922 täglich eine große Anzahl, oft weit- über 


also über 2 Monate, blieb er gänzlich gesund. Alle Kontrolläuse, die 


Den 13. tritt dann ein starkes Exanthem in charakteristischer Aus- 
bildung auf. Der weitere Verlauf der Krankheit ist ein et “ 


Der zweite Fäll betrifft Frl, Z, 18 J ahre alt. . Erstes Mal Fleck- ; 


an ernährt sie ebenfalls täglich hunderte von Fleckfieberläusen ähn- : 


erworbenen aktiven Fleckfieberimmunität des Meerschweinchens führen, - 
ens führen, - 


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1048 o 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. O AJl o 
licher Herkunft wie beim ersten Fall, aber andere Stämme. Nach der | hat, daß es in dieser neuen Form jede erworbene Immunität leicht 
Erkrankung Dr. Krukowskis, und zwar den 10. Juli. übernimmt sie | brechen und eine neue Infektion schaffen konnte. | 
alle von Dr. Krukowski bis zu dieser Zeit genährten Rickettsien- Die Prüfung aller, während der Zeit, in der sich 
Lausstämme. Am 7. September stellt sich Unwoblsein, heftiger Kopf- 


i i det ickettsienstämme auf ihr Verhalte 
schmerz und Temperaturerhöhung, am 11. dann hohes anhaltendes tionen ereigneten, verwendeten Rickettsienstă n 
Fieber ein (390°-41° C). Der Verlauf der Krankheit ist aber ein äußerst 
ild 


bei Reinfektion des Meerschweinchens wird da a Klärung 
inge j j i Tj ie zur Klärung dieser 
milder. — Die erste Diagnose lautet auf Grippe, dann Verdacht auf bringen. Die zahlreichen Tierexperimente, die zur 8 

T.abdominalis. Nach OTE ins Eoidemiepital- am 18.September | Frage sich als nötig erwiesen, sind jedoch noch nicht abgeschlossen. 
‘ — also am 11. Krankheitstag, läßt sich jedoch noch ein schwa 


die Infek- 


sicht- Aus den eben dargebrachten Tatsachen müssen wir jedenfalls u 
bares spärlich ausgebildetes Exanthem nachweisen, das am 2. Tag ver- | die Lehre ziehen, daß das Füttern von Fleckfieberläusen auch für 
schwindet. Die am 12. Krankheitstag angestellte Blutuntersuchung 


den bereits Fleckfieberimmunen ein äußerst riskantes Unternehmen 
— (Weil-Felix Reaktion 1:1500 komplett Widal, Ty., P.Ty. B negativ) — | pedeutet#). | | | i 
beseitigt jeden Zweifel und sichert die Diagnose Fieckfieber. Am Dadurch wird aber leider das an und für sich äußerst um- o] 
21. September, am 14 Krankheitstag, Temporaturabfall zur Norm =- | ständliche und kostspielige Arbeiten mit Fleckfieberläusen gar arg | 
1:250 positiv. l | 


kompliziert und erschwert. | 
=. v a. 3 Der erbrachte Beweis, daß das Fleckfieber beim Menschen 
BER ai zo ganz Klaren Palea gesold Bichi; ovchi eiu deilat keine absolute, sondern bloß eine relative Immunität hinterläßt, 
"Ich selbst überstand erstes Mal Fleckfieber vor 4 Jahren im | läßt es nun im Verband mit den im Tierexperiment erbrachten 
Jahre 1918. (Laaboratoriuminfektion mit einer Rickettsienkultur der Tatsachen als höchst wahrscheinlich erscheinen, daß die ın fleck- 
6. Lauspassage.) Seit Mai 1922 ernährte ich ebenfalls täglich eine | fieberverseuchten Gegenden, auch an der Höhe der Epidemie, kon- 
oße Anzahl, oft über 1000 Fleckfieberläuse, derselben Herkunft, also | .statierbaren abortiven Fleckfieberfälle uns in den meisten Fällen 
an une = 10. ai also nn ee eine zweitmalige Fleckfiebererkrankung darstellen. Weiter geben 
mit Fa stellte sich heitiges Unwohlsein, verbunden mit Gelenk- | di bni ; türliche Erklä der 
schmerz, den nächsten Tag hohes Fieber ein (bis 4106). Das Fieber un 


bisher rätselhaft vorkommenden Erscheinung, daß nämlich die Zahl 
bleibt auch den 2. Tag auf derselben Höhe, den 3. Tag Temperatur- TE À ws 

abrli zur Norm Trotz der kurzon Daner das Wieberstsdiums ist die der Fleckfieberfälle in einigen bereits seit Jahren stark verseuchten 
.Rekonvaleszenz eine äußerst langsame. Der konsultierende Arzt, eben- 


Gegenden Rußlands von Jahr zu Jahr nicht merklich abnimmt, 
falls einer der bestbewährten Fleckfieberkenner, ‚schließt Fleckfieber | sondern sich beinahe konstant erhält oder eher wächst. Da die 
aus. Weil-Felix-Reaktion konnte während der Krankheit und Rekon- nach einmal überstandenem Fleckfieber erworbene Immunität keine 
valeszenz nicht angestellt werden. — Die zwei Monate nach der Er- | absolute ist, ist es also anzunehmen, daß die Verwahrlosung, ins- 
krankung entnommene Blutprobe ergab eine Weil-Felix-Reaktion 1:50 | besondere die ‚schlechten Ernährungsverhältnisse des jetzigen Ruß- 
komplett — 1:100 in Spuren; früher, auch während der Zeit inten- | lands, den Grad der durch einmal überstandenes Fleckfieber er- 
sivster Rickettsienläusefütterung stets 1:5 negativ. langten Immunität der Bevölkerung so weit herabsetzen, daß eine 

Diese 3 Fälle konnten wegen meiner Abwesenheit im Tier- | zweite Infektion desto leichter haftet. Diese Infektion ruft dann je 
experiment, also Laus- und Meerschweinchenversuch, leider nicht | nach dem Grad der erworbenen Immunität ein in seiner Form ver- 
ausgenützt werden. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß in den | schiedenes Fleckfieber hervor. Die Ergebnisse des Meerschwein- 

2 Fällen echtes, im ersten Fall ein typisches, äußerst schweres, im | chenexperiments im Verband mit unseren epidemiologischen Erfah- 
zweiten ein leichtes Fleckfieber vorlag. | rungen lassen es nämlich als sehr wahrscheinlich erscheinen, daß 

Bei der Diagnose des zweiten Falles war besonders die posi- | auch beim Menschen, gerade so wie beim Meerschweinchen, eine 
tive Weil-Felix-Reaktion maßgebend. Daß es sich da nicht bloß | neuerliche Fleckfieberinfektion ‚nicht nur ein typisches Fleckfieber, 
um Reaktivierung der X-Agglutinine durch andere Infektion handelte, | eine leichte, bloß abortive und schließlich bloß rudimentäre Er- 
braucht nicht erst betont zu werden. Wie bekannt wird nämlich | krankung, sondern auch eine ganz symptomlos verlaufende, also 
die X-Agglutination nach ihrem gänzlichen Schwund durch ander- | eine typische inapparente Infektion hervorrufen kann. 
weitige Infektionen nicht geweckt. 8 Diese Möglichkeiten zwingen uns nun zür Änderung unserer 

Dieser Umstand Iäßt es eben als sehr wahrscheinlich er- | bisherigen Ansichten über die Epidemiologie des Fleckfiebers in 
scheinen, daß der dritte Fall ebenfalls als abortives Fleckfieber | einigen Punkten. 
anzusehen ist. Da es trotz allen eben angeführten Tatsachen doch Von einem ganz anderen Gesichtspunkt aus muß also vor 
als erwiesen anzusehen ist, daß das einmalige Überstehen von allem die Rolle des sogenannten Fleckfieberimmunen bei der Ver- 
Fleckfieber beim Menschen, wenn auch keine absolute, so doch | breitung des Fleckfiebers betrachtet werden. 
tatsächlich eine starke Immunität hinterläßt, so ist es klar, daß bei Auf Grund der ganz eindeutigen Ergebnisse der Untersuchungen 
der Brechung dieser Immunität in jedem Falle gewisse, die zweit- | aller Autoren über die Infektiosität des Blutes des bereits entlieberten 
malige Infektion begünstigende Umstände mitspielen müssen. fleckfieberkranken Menschen wissen wir, daß das Virus bereits mit 

Welche Umstände nun bei den 2 ev. 3 in Rede stehenden, der Entfieberung, jedenfalls aber bald nach der Entfieberung aus 
beinahe gleichzeitig auftretenden Laboratoriumsinfektionen das Zu- dem kreisenden Blut verschwindet; wenigstens ist es weder im 
standekommen der zweiten Infektion bedingten und erleichterten, Menschen, Affen und Meerschweinchen, noch im Lausexperiment 
die Disposition schufen, diese Frage konnte bisher noch nicht ganz nachweisbar. Auf Grund dieser Erfahrungen kam der bereits Ent- 
befriedigend gelöst werden. Daß besonders in diesen Fällen ge- | fieberte als: Infektionsüberträger nicht mehr in Betracht. 
wisse begünstigende Umstände eine entscheidende Rolle spielen | . „Beim Fleckfieber gibt es keine Virusträger“. Dies galt als 
mußten, unterliegt nämlich keinem Zweifel. Alle hier in Betracht | ine der bestbegründeten Tatsachen, und hatte insbesondere auch 
kommenden Personen waren nämlich über 2 Monate unausgesetzt | für den Fleckfieberimmunen Gültigkeit. 

Tag für Tag nicht nur der Infektion ausgesetzt, sondern wurden Da wir es nun als höchst wahrscheinlich betrachten können, 
auch täglich tatsächlich mit verhältnismäßig starker Dosis infiziert). daß beim immunen Menschen eine inapparente Fleckfieberinfektion 

Es wäre also auf Grund unserer Immunisierungserfahrungen eher möglich ist, während welcher der sich im Organismus vermehrende 
anzunehmen, daß dadurch ihre erwarbene Immunität gegen Fleck- Infektionserr eger dann längere Zeit auch im kreisenden Blut vor- 
fieber gesteigert als herabgesetzt wurde. Der erste Fall könnte | handen ist, so müssen wir auch annehmen, daß dies Blut sich 
zwar seine Erklärung in diesem Umstand finden, daß Dr. Kru- während dieser Zeit für die Laus als infektionstüchtig erweist. 

kowski sich 10 Tage vor seiner Erkrankung bei der künstlichen Auf diese Weise kann also jeder Fleckfieberimmune zum 
Infizierung von Läusen zufällig mit der dazu verwendeten Kapillare, | temporären Virusträger werden. 

die mit stark konzentrierter hoch virulenter Rickettsienaufischwem- 
mung gefüllt war, in den Finger stach, dadurch also eine verhältnis- 
mäßig sehr große Rickettsienmenge in seinen Organismus einführte. 
Beim zweiten und dritten Fall spielten jedoch ähnliche Infektions- 
möglichkeiten höchstwahrscheinlich keine Rolle. Am nächsten lag 
natürlich der Gedanke, daß sich das in langer Lauspassage ge- 
züchtete Fleckfiebervirus eines bestimmten Stammes derart verändert 


\ 


4) Obwohl in unserem Institut bereits seit 4 Jahren immer eine 
größere Anzahl fleckfieberimmuner Leute, oft über 15, die auch öfters 
ausgewechselt wurden, Fleckfieberläuse durch Ansetzen an ihren 
Körper ernährten, wurde bisher bei keinem dieser Leute eine zweit- 
malige ausgesprochene Fleckfiebererkrankung konstatiert. Nur ist es 
uns aufgefallen, daß sich bei vielen der zur Lausfütterung neu enga- 

ierten Leuten nach einer gewissen Zeit eine immer undiagnostizierbare 
rkrankung einstellte, die stets mit einem höchstens 3 Tage dauernden 
hohen Fieber verbunden war. Trotzdem wir diese Erkrankungen mit 


der Ernährung großer Mengen ricketisieninfizierter Läuse in ursäch- 
liche Verbindung brachten, 


wurde ihnen jedoch leider keine weitere 
Aufmerksamkeit geschenkt, | 


3) Wie bekannt, genügt zur Infektion des Menschen der einmalige 
Stich einer infizierten Laus. Die in Rede stehenden Personen wurden 
aber täglich von 1000 stark infizierten Fleckfieberläusen gestochen. 


27. Juli 


Das ist auch ganz klar, daß eine solche inapparente Infektion; 
weil eben unerkannt, eine desto sicherere Basis. weiterer Infektions- 
möglichkeiten schafft. | 

Von diesem Gesichtspunkt aus wird auch das Problem des 
Überdauerns des Fleckfiebers über die nichtepidemische Periode 
hinaus einer leichteren Erklärung zugänglich. 

| Die größte Bedeutung können jedoch diese Ergebnisse für 
das Problem der erfolgreichen Bekämpfung des Fleckfiebers haben. 

Bei der Fleckfieberübertragung galt nämlich bis jetzt der 

‚ Fleckfieberimmune als der harmloseste Mensch. Dies war eben der 
einzige, der, wenn auch in stetem Kontakt mit stark verlausten 


Fleckfieberkranken nach gründlicher Entlausung als Fleckfieber- . 


überträger überhaupt nicht in Betracht kam. Von nun an muß 
dagegen eben der Fleckfieberimmune, entgegen den Kranken und 
nicht Immunen, als der in gewisser Hinsicht gefährlichere, weil 


Ä 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK _ Nr. 30. | | 
—e enter 


1049 


nicht zu erkennende Fleckfieberträger, in Betracht gezogen werden. 
Also bei der Entlausung der Umgebung des Kranken muß der 
Fleckfieberimmune insbesondere berücksichtigt werden, da er nicht 
nur infizierte Läuse beherbergen, sondern sogar selbst Läuse infi- 
zieren kann. | 

Auch von der Kontumation sollte der Fleckfieberimmune 
deshalb nicht nur nicht befreit bleiben, sondern im Gegenteil sollte 
die Zeit seiner Kontumation erheblich über die Inkubationszeit des 
Fleckfiebers, und zwar wenigstens um 14 Tage (die Dauer der 
eventuellen inapparenten Fleckfieberinfektion). verlängert werden. 

Abgeschlossen Ende Dezember 19225). 


| 5 Der Redaktion der Med. Klinik erst im Januar 1924. einge- 
sandt, da durch ein Mißverständnis das Manuskript ein Jahr ander- 
wärts aufgehalten wurde. 


Referatenteil 


unter besonderer Mitwirkung von 


Prof. Dr. C. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. E. Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H.Gerhartz, 

Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. Gräff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), . Geh.- Rat 

Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankhei: en), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (V ersicherungsrechtl. u. gerichtl. 

Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, B:rlin (Phy:ikal. Therap:e). Prof. Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. O. Nordmann, Berlin- 

. Sehöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R. Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S.Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F. Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 

heiten), Prof. Dr. Rietsch el, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr.K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 
logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), 


geleitet von Dr. Walter Wolff, airig. Arzt am Königin Elisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide. 


Sammelreferat. 


Diagnostische Fortschritte auf dem Gebiete 
der Röntgenstrahlen. 
Sammelreferat (Bd. 31). 
Von Prof. Dr. Leopold Freund, Wien. 


Anatomie. Varietäten. 


Das genaue Studium der Topographie der inneren Gefäße par- 
enchymatöser Organe ist nach Alexander Melnikoff am besten 
möglich in situ an vorher durch Injektion von Gips mit Mennige 
in starker Formollösung (bis 30 0/6) gehärteten Objekten mit nach- 
iolgender stereoskopischer Röntgenaufnahme (H. 5/6). — Schinz be- 
schreibt einige der wichtigsten Variationen der Halswirbelsäule; die 
Assimilation des Atlas, die Manifestation des Okzipitalwirbels, das 
Ofenbleiben des hinteren Atlasbogens, das Os odontoideum, echte 
und unechte Halsrippen, rudimentäre Thorakalrippen, den. Hiatus 
cervicalis persistens (H. 5/6). — Einen Fall von kongenitalem 
Femurdefekt mit postnataler Entwicklung des Knochens 
teilt G. Engelmann mit (H. 2/3). — Die röntgenographische 
Untersuchung des Schädels ermöglicht nach Yoshihide Nishi- 
kawa die Darstellung des komplizierten, mancherlei Varietäten unter- 
liegenden Verlaufes der venösen, die Sinus durae matris, Emissarien 
und Diploevenen führenden Furchen und Kanäle des Schädels, ihrer 
Kaliber- und Verzweigungsverhältnisse, sowie die bei pathologischen 
Veränderungen des Schädels und seiner Inhaltsorgane auftretenden 
änderungen der venösen Gefäßkanäle des Schädels. Von Inter- 
esse sind die durch Knochensyphilis erzeugten Veränderungen der di- 
Ploetischen Venenkanäle sowie die bei Sinus pericranii erhobenen 
Röntgenbefunde (H. 5/6). 


Knochenpathologie. 

H. Schranz veröffentlicht die Krankengeschichte und die 
Röntgenbilder von einem geheilten Falle von Luxationsfraktur 
des I. u. ‚N. Halswirbels mit Abbruch des Dens epistropheus 
und Lusationsverschiebung des Atlas nach hinten (H. 5/6). — Der 
| Tuch eines oder mehrerer Dornfortsätze der unteren Hals- 
und oberen Brustwirbelsäule ist nach F. Zollinger ziemlich 
Aufig und eine relativ harmlose Frakturform der Wirbelsäule. Sie 
entsteht infolge einer unkoordinierten Aktion der einzelnen Portionen 
#8 einen Trapezius. Stets ist der frakturierte Dornfortsatz stark 
nekempfindlich, oft deviiert und unter Krepitation beweglich. Das 
ntgenbild zeigt in der Mehrzahl der Fälle den dislozierten Dorn- 
satz sowie die Abbruchfläche (H. 2). — Die sehr seltene isolierte 
a Querfraktur des basalen Epiphysenkerns des 4. Finger- 
: 3 gliedes konnte Fr. Kantz röntgenographisch bei einem Mädchen 
aelweisen (H, 1). — Die röntgenologische Lateralverschiebung der 


Oberen Humerusepiphyse bei der angeborenen Schulterlähmung. 


"Betracht. 


beruht nach C. Mau nicht auf einer während der Geburt entstehenden 
traumatischen Epiphysenlösung, sondern ist lediglich als Projektions- 
täuschung infolge der starken Innenrotation aufzufassen. Die rönt- 
genologischen Veränderungen im und am Schultergelenk insgesamt 
sind vielmehr als der Ausdruck einer neurotischen Atrophie zu 
deuten (H. 2). — Bei einer Tabikerin ergab Oberndorfer die 
Röntgenuntersuchung der Lendenwirbelsäule: Hochgradige Verdünnung 
der Wirbelkörper, Deformationen der Gelenkflächen, Auflockerung 
der Spongiosa, Bildung größerer Spalträume, die Zwischenwirbel. 
scheiben zwischen den erkrankten: Wirbeln waren zum Teil ver- 
schwunden, es fanden sich neben Knochenbrücken auch dichtstehende 
inselartige Einlagerungen hyalinen Knorpels, an .den Außenseiten 
mancher Wirbel fanden sich Exostosen (Spondylitis tabica) (H.5/6). 
— Franz Wohlauer bespricht einen Fall seiner Beobachtung, bei dem 
eine doppelseitige Erkrankung des Os lJunatum und eine 
Zyste in einem Os naviculare manus nach einem vor vielen . 
Jahren stattgefundenen geringen Trauma nachgewiesen wurden. 
W. sieht die Grundlage des Leidens, das ihm eine Analogie mit der 
Köhlerschen Krankheit des Os naviculare pedis zu bieten scheint, 
in einer fehlerhaften Anlage bzw. einem Fehler im Verknöcherungs- 
mechanismus. Das leichte Trauma treffe auf einen primär wenig wider- 
standsfähigen Knochen und die Auswirkungen seien groß (H. 4). — 
Eine isolierte Malazie des Os naviculare carpi dextri, die seit 
7 Jahren bestehend und fortlaufend untersucht wurde, ergab Fried- 
rich Kautz als Röntgenbefund: In der Mitte des Os naviculare 
eine linsenlörmige unregelmäßige Auflockerung der Struktur, die 
Kortikalis anfangs normal, erschien später an zirkumskripter Stelle 
unterbrochen (H. 2/3). — Bei einem 14jährigen Mädchen beobachtete 
F. Fleischner multiple, symmetrisch angeordnete Epiphysenver- 
änderungen (Verbiegungen, unregelmäßige Form und Konturen, Re- 
duktion der Größe, ungeordnete Struktur, Aufhellungsherde, ver- 
änderte Gelenkspalte) an den Mittelphalangen beider Hände, Das 
Krankheitsbild wird der Osteochondropathia juvenilis zuge- 
zählt. Ein zweiter Fall von einseitiger Patella bipartita, bei 
dem am anderen Knie ein Morbus Schlatteri bestand, wird von 
Fleischner demselben Krankheitsbilde zugezählt (H. 2). — Im An- 
schlusse an die Beschreibung von 4 Fällen der Perthesschen Krank- 

heit, die röntgenologisch mit den charakteristischen Symptomen der 
sehr stark abgeflachten, stellenweise aufgehellten, aufgelockerten. teil- 
weise in einzelne Stücke zerfallenen, außerdem etwas abgerutschten 


Kopfkappe des Femur, bei verbreitertem Gelenkspalte und oft vor- 


handener Coxa vara in Erscheinung traten, erörtert Max Rehbein 
die. Ätiologie dieser Krankheit, die nach seiner Auffassung keine 
einheitliche ist. Als Ursachen kommen sowohl kongenitale und er- 
worbene Entwicklungsstörungen als auch Trauma und Infektion in 
Ersteren kommt die Rolle der Disposition, letzteren jene 
der auslösenden Ursache zu. Trauma und Infektion können aber 
auch gelegentlich die alleinige Ursache darstellen (H, 2/8). — Die 
röntgenologischen Befunde von der Spina ventosa haben. nach 


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nokoniosis folgende differential- diagnostisch wichtige Symptome 


1050 


Eugen Fraenkel manche gemeinsame Züge mit den von F. und 
Jüngling beschriebenen Fällen von multipler Knochentuberkulose, 
doch unterscheiden beide mancherlei Merkmale z. B. die bei der 
Spina ventosa häufigen periostalen Knochenauflagerungen, die bei 
der anderen Affektion gemeinhin fehlen. Prinzipiell ist jedoch eine 
Trennung beider Erkrankungen weder vom anatomischen noch ätio- 
logischen Standpunkte aus berechtigt (H. 5/6). — Die scharf um- 
schriebenen Aufhellungen der Knochensubstanz und Knochendeiekte, 
die nach der herrschenden Auffassung angeblich Gicht beweisen 
sollen, sind nach W. Amelung kein Beweis für echte Arthritis 
urica, sondern kommen auch bei der chronischen Polyarthritis und 
bei der Arthritis deformans vor (H. 1). — Einen tödlich verlaufenen 
Fall von allgemeiner Ostitis fibrosa mit innersekretorischen Stö- 


rungen (schwächerer Tonus des parasympathischen Systems), wobei 


eine fortschreitende fibröse Umwandlung des ganzen Knochensystems 
mit Zystenbildung stattfand, teilt E. Nägelsbach mit (H. 1). — 
Ein von Ludwig Fedder beschriebener Fall von Ostitis fibrosa 
zeigte an vielen Stellen Geschwulstbildungen, die sich bei der Autopsie 


als Rundzellensarkome erwiesen. Die von Ostitis fibrosa freien 
Knochen zeigten nirgends Tumoren. Hierdurch ist ein Zusammen- 


"hang beider Erkrankungen nahegelegt (H. 4). — Auf die gelegent- 
liche Unmöglichkeit der Dilferentialdiagnose zwischen Osteo- 
sarkom und Karies weist der Fall Leo Reichs hin, bei dem 
der Kalkgehalt des Käses einer kariösen Symphyse wolkige Schatten 
vortäuschte und die reaktive Knochenneubildung in der Nachbar- 
schaft verdeckte (H. 5/6). — Eine angeborene Dermoidzyste, welche 
den Zusammenschluß der Ossa nasalia in frühester embryonaler Zeit 
verhinderte und sich nach oben in das Stirnbein weiter entwickelte, 
bechreibt Esau (H. 2/3. — Einen seltenen Fall einer periostalen 
Geschwulst, vermutlich Chondrom des Femur teilt A. Kautzky- 
Bey mit (H. 5/6). — Konrad Weiß bringt die Krankengeschichte 


und die Röntgenbilder eines Falles von multiplen Chondromen, 


der durch die strenge Einhaltung der halbseitigen Erscheinungs- 
form besonderes Interesse verdient (H. 5/6). | 


Pleura. Lungen. 


Kostomediastinale Schwarten erscheinen radioskopisch 
nach Herrnheiser bei sagittaler Strahlenrichtung als homogene 
paramediastinale, paravertebrale oder intrakardiale Schatten mit 
meist scharfem Lateralkontur.. Im Gegensatz zu rein mediastinalen 
Verwachsungen können sie den Mediastinalrand wesentlich über- 
ragen und in jeder Thoraxhöhe sich flächenhaft abbilden. Sie be- 
sitzen in der Regel Dreiecks- oder Bandform. Untere kostomediasti- 
nale Schwarten zeigen starke respiratorische Verschieblichkeit; die’ 
Herz- und Gefäßpulsation ist bei rein kostomediastinalen Schwarten 
nicht beeinträchtigt (H. 2). — M. v. Falkenhausens radiographische 
Untersuchungen bestätigten die klinische Brauchbarkeit der Bestim- 
mung der Lungenspitzenfelder nach Krönig und Goldscheider 
(H. 2/3). — Zur Beseitigung des störenden und irreführenden Schattens 
vom M. sternocleidomastoideus bei der Lungenspitzendurch- 
leuchtung empfiehlt Georg Reimann eine am Halse anzulegende 
entsprechend konstruierte Metallklammer (H. 2/3). — An der Hand 
klinischer, röntgenologischer und pathologisch-anatomischer Unter- 
suchungen prüfte H. Wernscheid den Zusammenhang zwischen 
Lungentuberkulose und klinisch bestehendem Asthma 
bronchiale. Bei 38 Fällen ergab das Röntgenbild ohne Ausnahme 
tuberkulöse Lungenveränderungen. Bei 8 von 11 Sektionen fanden 
sich chronisch adhäsive Prozesse. Bei 38 röntgenologischen und 
11 Sektionsbefunden von Emphysem bestanden teutliche Zeichen 
von Lungentuberkulose. W. faßt das Emphysem als metatuberkulöse 
Erkrankung auf (H.4). — Als charakteristisches radioskopisches 


Merkmal des mediastinalen Emphysems im Kindesalter wird. 


von H. Wimberger eine hellfleckige Zeichnung des Mittelschattens 
angegeben, wobei zwischen dem rechten Hilus und der Wirbelsäule 
ein Lichtstreifen auftritt, durch den der Lungenstiel ohne zentrale 
Verbindung gleichsam frei im rechten Lungenfelde schwebend er- 
scheint. Ferner treten Verdrängungserscheinungen an der Lunge und 
am Herzen auf. Ein vereinzelter, größerer, wohl umschriebener 
Luftraum im Mittelfellgewebe (Pneumomediastinum) erscheint als 
paravertebrale, wohl abgegrenzte, strukturlose Aufhellung mit seit- 
lichen Verdrängungserscheinungen (H. 1). — LillyPokorny-Weil 
gibt an der Hand der Krankengeschichte eines Falles von Pneumo- 


an: 1. das gleichmäßige Befallensein beider Lungenhälften; 2. das 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


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27. Juli 


hirsekorn- bis linsengroße, ziemlich intensive und scharf begrenzte 
Schattenfleckchen in beiden Lungenfeldern, außerdem an mehreren 
Stellen größere, mehr weniger scharf begrenzte Schatten ergab (H. 1): — 
Nach Georg Schmoller kann das Röntgenverfahren wohl nur in 
den seltensten Fällen im Frühstadium einen Lungentumor selbst 
zeigen, wie etwa die Bronchoskopie, sondern nur die Folgeerschei- 
nungen. Wohl aber-zeigt es in gewissen Grenzen die Ausdehnung 
der durch den Tumor hervorgerufenen Erscheinungen. Das Röntgen- 


verfahren nützt bei der Diagnose dieser Krankheit nur in engster 


Verbindung mit allen anderen Untersuchungsmethoden (H. 4)... — 
Bedeutende diagnostische Schwierigkeiten erwachsen nicht selten, 
wenn bei einem zu Beginn der Erkrankung diagnostizierten Lungen- 
tumor sekundäre Aftektionen, ausgedehnte Einschmelzungs- 
prozesse, Platz greifen, die nunmehr das Krankheitsbild beherrschen. 
W. Goldstein bespricht derartige 10 Fälle, darunter Z eigener 


| Beobachtung und gibt Anhaltspunkte für die Differentialdiagnose 


(H. 5/6). — Einlaufen von Baryumbrei in denBronchialbaum 
als Zufallsbefund konnte von W. Landau auf neurogene Schluck- 
störung — vermutlich Vagusläsion auf luetischer Basis — zurück- 
geführt werden. Da hierbei die gewohnte Hiluszeichnung neben den 
breigefüllten Bronchien sichtbar war, erschien damit der Anteil der. 
Gefäße an der Lungenzeichnung erwiesen (H. 2). 


Zirkulationsapparat. 


Nach E. Attinger kommt dem linken Vorhofe nicht die ihm 


seinerzeit zugeschriebene prominierende Rolle in der Formbestimmung 
des hinteren Herzrandes zu. Bei frontaler Durchleuchtungs- 
richtung baut sich der hintere Umriß der Herzfigur in der schwachen 
unteren Hälfte vom linken Ventrikel, das gute oberste Viertel von 
einem Gefäßbindegewebspaket auf, und nur was dazwischen noch ` 
vom hinteren Herzrande übrigbleibt, wird vom hinteren Umriß des 
linken Ventrikels selbst gebildet. Es ist nicht die Größe des linken 
Vorhofes, sondern der Durchmesser der Ventrikelmasse, der die Stärke 
der Wölbung des hinteren Herzrandes bedingt (H. 1). — Nach 
Werner Teschendorf ist bei starker venöser Stauung (Pulmonal- 


‘ stenose mit Septumdefekt) nur im Jugendalter ein Hervortreten des 


Schattens der Vena cava im Röntgenbilde zu erwarten, während im 
höheren Lebensalter (Fälle mit Trikuspidalstenose) die Dilatation 
hauptsächlich auf den rechten Vorhof beschränkt bleibt. Bei starker 
Vorhofsdehnung wird der rechte Herzbogen vom linken Vorhof ge- 
bildet, während der nach links verdrängte rechte Ventrikel unter- 
halb des Pulmonalschattens randbildend wird und nur eine kleine 
Partie des linken Herzrandes vom linken Ventrikel gebildet wird. 
Die Diagnose eines offenen Ductus Botalli ist bei Erwachsenen be- 
sonders dann zu stellen, wenn bei charakteristischem Röntgenbilde 
und einer auf kongenitales Vitium deutenden Anamnese noch be- 
trächtliche Belastungen des Kreislaufes ertragen werden. In einem 
Falle von enormem Aneurysma der Aorta descendens waren klinisch 
sämtliche Zeichen eines linksseitigen Pleuraergusses nachweisbar. 
Der Fall bewies, daß das Groeco-Rauchfußsche Dreieck nicht durch 
Verdrängung des unteren Mediastinums zustande zu kommen braucht 
(H. 4). — Der Zufalisbefund eines ausgedehnten, sämtliche, Herz- 
höhlen betreffenden Panzerherzens, bei dem die Einlagerungen 
sich außer zwischen den perikardialen Adhäsionen auch im Peri- 
kard vorfanden und das nicht die geringsten subjektiven und ob- 
jektiven Störungen von seiten des Herzens verursachte, wird von 
H. v. Hecker mitgeteilt (H. 2/3). — Ein Aneurysma.der Aorta 
descendens mit pulsierender Vorwölbung unterhalb der linken 
Skapula wird von H. Sachs beschrieben (H. 2/3). — Durch lang- 
same Injektion von 20—150 ccm. einer 10—15 °/,igen Jodnatrium- 
lösung in die Kubitalvene und sofort folgende oder gleichzeitige 
Röntgenaufnahme gelang es Lasar Dünner und Adolf Calm die 
Armvenen und auch die Lungengefäße bis zum Eintritt ins Herz 
gut darzustellen (H. 5/6). Von der Ausbildung dieser neuen Me- 
thode lassen sich neue Erkenntnisse erwarten. — Durch eine sinn- 
reiche Umkonstruktion des Kymographen von Gött und Rosen- 
thal gelang es Karl Hitzenberger und Leo Reich Pulsationen 
von tief im Körperinneren gelegenen Organen, deren Pulsationen 


nach verschiedenen Richtungen zu registrieren (H. 1). — 


Digestionstrakt. | 
Weiche, poröse, nicht schattengebende Fremdkörper im Öso- 


| phagus (Fleischbissen) können nach Robert Lenk durch Imbibition 
Freibleiben der Spitzen; 3. Hämoptysen; 4. das Mißverhältnis vom | mit Kontrastmitteln direkt dargestellt werden (H. 5/6). — Ein mit 
klinischen und röntgenologischen Befund, welch letzteres zahllose 


stielartiger Basis der vorderen Wand in der Gegend der Bifurkation 


man nur bei der Schirmdurchleuchtung wahrnehmen kann, graphisch | 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 1051 


97. Jli E 


der Trachea aufsitzender 5 cm langer, 3 cm dicker Ösophagealtumor 
(Karzinosarkom) ergab J. Sommer als typischen radioskopischen 
Befund, den ins Lumen vorspringenden, fast allseitig von Kontrast- 


mitteln abgegrenzten Schattendefekt (H. 1). — In einem Falle von 


sekundärem Lymphosarkom des Mediastinums fand M. Haudek den 
oberen Brustteil des Ösophagus in ein spindelig starres Rohr ver- 
wandelt, dessen Ausgußschatten unregelmäßig getüpfelt und gefeldert 
war und an den Rändern taschenartige und grobzackige Ausbuch- 
tungen aufwies, Eine Stenose bestand nicht. Die Kontrastmasse 
blieb kurze Zeit in den Taschen und Furchen des Tumors liegen. 
Bei einem Falle von Lymphogranulomatosis des Mediastinums be- 
‚wirkte der Tumor außer einer Verdrängung der Speiseröhre mit 
mäßiger Kompression eine einseitige unregelmäßige Konturierung 
des Kontrastschattens, der nahe dieser Wand auch stellenweise ein 
getüpfeltes Aussehen hatte (H. 4). — Die Toxikologie des Baryum 
sulfuricum behandelt .eine Arbeit von :P. Krause und Kurt 
Köding. Chemisch reines Baryumsulfat (Baryum sulfuricum purissi- 
: mum) ist ungefährlich. Die Vergiftungen in der Röntgenologie sind 
auf Verwechslungen, Verunreinigungen und auf fahrlässige Abkür- 
zungen in der Rezeptur zurückzuführen. — Nach O. Bilfinger be- 
ruht die Veränderung der Magenform nicht immer auf seiner patho- 
. logisch veränderten Funktion. Sie kann auch abhängig sein von der 
Beschaffenheit der tragenden Eingeweide. Als Urform des Magens 
sei die Stierform anzusehen. B. erörtert auch die Mannigfaltigkeit 


der Befunde, die sich bei der Durchleuchtung des Duodenums aus ` 


seiner verschiedenen Lage und aus dem verschiedenen Verhalten 
der Ingesten in demselben ergeben (H. 4). — Durch einen mittel- 
starken Druck der rechten Hand in der Gegend der Incisura angu- 
laris, oberhalb der Stelle, wo das Magenkorpus endigt, in der Rich- 
tung nach dem Antrum zu, kann nach J. Schütze die Eröffnung 
des Pylorus beschleunigt werden (H. 4). — Bei hinfälligen 
alten Leuten fand Max Levy-Dorn häufig verlangsamte Ent- 
. leerung des Magens, Ptosis, Impressionen der großen Kurvatur bis zur 
Sanduhrform, winkelige Abknickung und Verdrängung des Magens 
nach rechts, sowie eine bis handbreite Intermediärschicht (H. 5/6). — 
Die Antiperistaltik des Magens kommt nach Haas nur bei 
organischen Veränderungen zumeist des Magens und auch ohne 
Passagestörung vor. Gelegentlich ist sie ein radiologisches Früh- 
symptom des Karzinoms. Sie kommt wahrscheinlich auf reflekto- 
rischem Wege zustande (H. 5/6). — Altschul konnte am Materiale 
der Schlofferschen Klinik feststellen, daß bei alleiniger Berück- 
sichtigung der indirekten Symptome der Geschwüre des Magen- 
ausganges die Fehlerprozente nur um ein Geringes höher waren, 
als bei bloßer Berücksichtigung deren morphologischer Verände- 
rungen. Hingegen boten ihm die indirekten Symptome die Möglich- 
keit, die Floridität des Prozesses zu beurteilen und die Indikation 


fir einen chirurgischen Eingriff zu stellen (H: 5/6). — Der Lieb- 


lingssitz der Magengeschwüre ist bekanntlich die kleine Kurvatur. 
Sehr selten kommen sölche an der großen Kurvatur vor. Fritz 
Walter beschreibt einen solchen Fall, bei dem die radiographisch 
diagnostizierte Ulkusnische an der großen Kurvatur bei der Obduk- 
ton nachgewiesen werden konnte (H. 1). — Hanns Wernscheid 
interzog 4600 Obduktionsbefunde in bezug auf das gemeinsame 
Vorkommen von Lungentuberkulose und Ulcus pepticum 
amer Durchsicht. Es ergab sich, daß bei den autoptischen Befunden 
mit Ulcus ventriculi bei 9,8 %/, (bis 22,6.%/,), bei Ulcus duodeni bei 
6,2 0), (bis 26,8 0%) sichere tuberkulöse Lungenveränderungen mehr 
festgestellt wurden, als bei der Gesamtzahl. 2 Magenulzera zeigten 
mikroskopisch Tuberkulose (H. 4). — Die Beobachtung von K. E. Neu- 
ann, daß eine nach rechts geknickt verlaufende Pars descendens 
duodeni auf Strangbildung daselbst beruht, wird auf Grund autoptisch 
Sichergestellter Fälle von Siegfried Weinstein bestätigt. Die 
Aliologie der Stränge kann eine manifeste oder abgeklungene Ent- 
zündung oder eine nicht entzündliche Bildungsanomalie sein (H. 4). — 
Eine Stenose des Duodenums oberhalb der Papilla Vateri und 
ene Stenose des unteren Ileum, veranlaßt durch von einem tuber- 
kulösen Geschwür des Colon transversum ausgehende schrumpfende 
 rerwachsungen teilt Heinz Beck mit. Der Bulbus duodeni war 
Inst ebenso stark erweitert wie der dilatierte Magen (H. 5/6. — Für 
le Diagnose einer Invaginatio ileocoecalis gibt Regnier fol- 
gende Symptome an: Bei Füllung per os: Stenose oral der Invagi- 
nation, Fehlen des Zökums eventuell auch Colon ascendens, Bildung 
ei Schattenbandes im rechten Hypochondrium ohne Zeichnung, 
l e Peristaltik und von geringer Schattendichte, dessen Breite von 
em Kontraktionszustand des Darmes abhängt. Bei Füllung per 
rectum; 1, Zweiteilung der Kontrastmittelsäule entsprechend der 


Umschlagstelle des Invaginatum auf das Invaginans; 2. eigentüm- 


liche um die Zirkumferenz des Kolons herumlaufende Streifen als 


Ausdruck der Zusammenfaltung infolge Mesenterialzuges, wobei das 
Kolon eine glasige Farbe aufweist; 3. ein bandartiger heller Streifen 


im Kolon, der von ihm wie von einem Mantel umgeben ist und 
dem mangelhaft oder gar nicht gefüllten Invaginatum entspricht; 


4. Unterschied im Kaliber des Invaginatums und des Invaginans, 
wobei an der Übergangststelle die Kolonzeichnung plötzlich aufhört 
(H. 5/6). — Als charakteristische röntgenologische Befunde des 
Coecum mobile werden von Fritz Herzog die verzögerte Ent- 
leerung und die mangelhafte Durchmischung angegeben. Die Lage- 
anomalien haben eine geringere Bedeutung. Beachtenswert ist die 


Erweiterung des Coecum ascendens (H.1). — Nach Rotky und 
Herrnheiser fehlen noch sichere Beweise, welche zur ursächlichen 


Beziehung mehr minder unklarer Darmbeschwerden auf „Kolon- 
senkung“ berechtigen, sobald wir die gleichen Lageverhältnisse 
oft völlig beschwerdelos bestehen sehen (H. 5/6). — Otto Fritz 
beweist an einem weiteren Fall, daß nach Darreichung der gebräuch- 
lichen Kontrastmitiel Askariden im Magendarmtrakt sichtbar 
werden (entweder als Aussparungsbild im gefüllten Darm, oder po- 
sitiv im leeren Darm, wenn sie selbst das Kontrastmittel in den 
eigenen Körper aufgenommen haben) (H. 5/6.) — In einer Reihe inter- 
essanter Beobachtungen hat Frau Dr. Lilly Pokorny die günstige 
Beeinflussung des Meteorismus durch die adsorbierende Fähigkeit 
der Tierkohle radioskopisch feststellen können. Es wird nicht das 
Gas selbst, sondern die Ursache seiner Entstehung adsorbiert (H. 2). 


Urogenitalapparat. | m 
Die Harnblase beweist nach E. Vogt ihre große Anpassungs- 


fähigkeit nicht nur bei der vorübergehenden. Verlagerung in der 


Schwangerschaft und unter der Geburt, sondern auch bei der künst- 
lichen dauernden Ausschaltung der Entwicklung der Harnblase in 
die freie Bauchhöhle nach der ventralen Fixation des Uterus, nach 
der Kollifixur und nach der Vaginalfixur. Die Harnblase paßt sich 
ohne-Schwierigkeiten bald den neuen Raumverhältnissen an; ebenso 
wie bei der Geburt verschafft sich die Harnblase vorwiegend nach 
der rechten Seite zu Platz. Die Harnblase wandert nicht nach 
oben zu, sondern nach den beiden Seiten zu. Bei Totalprolaps läßt 


sich das Wandern der Blase durch vergleichende .Röntgenunter- 


suchungen im Liegen und Stehen unmittelbar beobachten (H. 5/6.) — 
Die Lage und Größe von Blasenausstülpungen (Divertikeln) 
lassen sich nach Fr. Kraft durch die Methode der partiellen Blasen- 
füllung in sehr befriedigender Weise und einfach feststellen. Die 
Blase wird zuerst wie gewöhnlich mit der Kontrastflüssigkeit an- 


gefüllt, dann massiert, eine Aufnahme gemacht, dann wird ein Teil - 


der Kontrastflüssigkeit entweder vom Patienten spontan oder mittels 
Katheters entleert und die zweite Aufnahme angeschlossen. Bei der 
Miktion ist nach den herrschenden Auffassungen eine Entleerung 
des Divertikels nicht möglich; es muß sich im Gegenteil stärker 
anfüllen. Durch die teilweise Entleerung zieht sich die sonst ver- 
deckende Kontrastschicht kulissenartig von dem Divertikel ab und 
dasselbe erscheint nunmehr auf der Platte zur Differenzierung von 
zwei größeren Divertikeln, auf derselben Blasenseite ist die Ein- 
führung eines schattengebenden Katlıeters in ein Divertikel unerläß- 
lich. Die nachträgliche Gasfüllung desselben ermöglicht die ge- 
naue Feststellung seiner Lage (H. 1). 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) i 


Klinische Wochenschrift 1924, Nr. 23. 

Über die Beziehungen der spezifischen Viskosität des Blutserums 
zur Höhe des Grundumsatzes bei Funktionsstörungen der Schilddrüse 
berichtet Neuschlosz auf Grund seiner Untersuchungen. Wenn auch ein 
strenger Parallelismus zwischen der Erhöhung des Grundumsatzes und der 
Herabsetzung der spezifischen Serumviskosität nicht hervortritt, so läßt 


. sich doch ein deutlicher Zusammenhang beider Größen erkennen. Hyper- 
thyreosen gehen mit einer Herabsetzung, Hypotbyreosen mit einer spezifischen 


Erhöhung der Serumviskosität einher, ferner zeigt es sich, daß eine Er- 
höhung des Grundumsatzes im allgemeinen mit niedrigen Werten, eine 
Herabsetzung des Grundumsatzes mit hohen Werten für die spezifische 
Serumviskesität verbunden sind. Neuschlosz hält daher die Bestimmung 
der spezifischen Viskosität des Serums für eine brauchbare — wenn auch 
nur approximative — Methode zur funktionellen Schilddrüsendiagnostik, be- 
sonders zur schnellen vorläufigen Orientierung über die Richtung der 


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1052. 


1924-— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


i 27. Juli 


Schilddrüsenfunktionsstörung. Zur quantitativen Bestimmung des Grades 
der Funktionsstörungen ist sie jedoch nicht geeignet, dazu dient nur die 
Bestimmung des Grundumsatzes. _ 

Weitere Untersuchungen über die Atiologie der Encephalitis epi- 
demica (lethargica) gibt Schnabel (Berlin) bekannt. Es wurden neben 
den Kulturen des Basler Stammes und des in Berlin gewonnenen Virus, 
die Kulturen von Bastai (Italien), Levaditi (Paris) und Kling (Stock- 
holm) experimentell geprüft. Danach kann dem Bastaischen Virus keine 
ursächliche Bedeutung als Enzephalitiserreger zuerkannt werden. Der 
Stamm von Levaditi verhielt sich in jeder Beziehung wie das Herpesvirus, 
es rief außer der typischen herpetischen Keratitis schwere charakteristische 
nervöse Allgemeinerscheinungen hervor, Die Nachprüfung des Klingschen 
Virus ergab, daß es bei einem Teil der damit geimpften Tiere bestimmte 


histologische, als „enzephalitische“ im weiteren Sinne anzusehende Ver- 


änderungen des Gehirns ohne klinisch wahrnehmbare Begleiterscheinungen. 
hervorzurufen imstande ist. Zu dem Herpesvirus steht es weder in klinischer, 
noch pathologisch-histologischer, noch auch immunologischer Hinsicht in 
irgendeiner nachweisbaren Beziehung; eine größere Bedeutung für die 
Ätiologie der Enzephalitis kann deshalb dem Klingschen Virus nicht zu- 
erkannt worden. 

Über den serologischen Luesnachweis mittels Meinickes Trübungs- 
reaktion berichten Klopstock und Dölber (Heidelberg). Aus ihren Er- 
fahrungen ergibt sich, daß die neue M.T.R. mit aktivem Serum bei Zimmer- 
temperatur zweifellos einen Fortschritt gegenüber den bisherigen Trübungs- 
reaktionen darstellt. Die Empfindlichkeit ist hinreichend, ob sie aber in 
bezug auf charakteristisches Gepräge in der bisherigen Form eine aus- 
reichende Gewähr bietet, scheint den Autoren zweifelhaft; als alleinige 
Untersuchungsmethode zum serologischen Luesnachweis ist sie nicht ge- 
eignet, sondern vorläufig nur in Verbindung mit der Wa.R. 

Über die Bakterienflora des Darms gibt van der Reis (Greifswald) 
in einer V. Mitteilung seine Untersuohungsergebnisse über die endogene 
Infektion des Dünndarms beim Erwachsenen bekannt. Es zeigte sich bei 
Gärungs- und Fäulnisdyspepsie eine reichliche Besiedelung des Dünndarms 
mit Kolibakterien. Es handelt sich dabei nicht um eine Ohymus-, sondern 


um eine Wandinfektion; die pathologische Besiedelung ist vorläufig als 


Folge einer Störung in der Darmsekretion aufzufassen, bei Gärungsstuhl 
im Sinne einer Sekretionshemmung, bei Fäulnisstuhl einer Sekretions- 
vermehrung. Gärung und Fäulnisdyspepsie sind demgemäß als Teil- 
erscheinung der Koliinfektion aufzufassen, die je nach den Reaktions- 
verhältnissen im Darm Gärung oder Fäulnis hervorruft. "ÉH. Dau. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 22. 

Zur Pathologie der Endocarditis. lenta äußert sich Paul Ormos 
(Hödmezöväsärhely, Ungarn). Sie gleicht in ihrem Bilde mehr der benignen 
Endocarditis verrucosa, aber ihr schwerer Verlauf und meist tödlicher 
Ausgang machen sie der Endocarditis ulcerosa ähnlicher (Milzdämpfung, 
Bakteriämie, Embolien, Metastasen). In dem mitgeteilten Falle kam es 
zu einer Embolie der Art. iliaca ext., wodurch die Arterienwand verletzt 
wurde.: Die mitgebrachten Bakterien führten zur Zerstörung der Wand 
und zur Entwicklung eines faustgroßen Aneurysmas. Dessen Zer- 
reißung hatte den Verblutungstod zur Folge. Trotz positiver Wa.R. handelte 
es sich nicht um ein syphilitisches Aneurysma. Bei Endocarditis lenta 
kann auch ohne syphilitische Infektion eine positive Wa.R. vor- 
kommen. 

H. Grau (Honnef) berichtet über einen Fall von fraumatischer ört- 
licher (Finger-) Infektion mit tuberkulösem Auswurf (beim Aufheben von 
Scherben einer zu Boden gefallenen Spuckflasche),. Es kam zu einer Er- 
krankung des Knochens (Periostes). Röntgenbestrahlung und syste- 
mätische Hitzebehandlung (die Hand wurde täglich 4 Stunden 
lang auf die Dampfheizung gelegt) führten zu einem bemerkenswerten Erfolg. 

In einem Falle von Appendizitis fand Niedermeyer (Schönberg 
[0.-L.]) in dem exstirpierten Wurmfortsatz, dessen Mukosa eine be- 
ginnende eitrige Einschmelzung erkennen ließ, ziemlich fest eingebohrt ein 
1,5 om langes Stück einer Roggengranne. Vermutlich war der Fremd- 
körper gelegentlich des Dreschens von Getreide in den Mund geraten. 

Schneidende Instrumente verlieren bekanntlich durch das Aus- 
kochen beträchtlich an Schärfe selbst dann, wenn man die Schneide 
des Messers durch Umwickeln mit Watte oder Gaze schützt (die Verände- 
rungen, die beim Erkalten des Metalls auftreten, genügen, der Schneide 
ihre Feinheit zu nehmen). Verziehtet, man daher aus diesem Grunde auf 
das Auskochen, so darf man sich nach Fritz Brüning (Berlin) nicht 
des Alkohols zur Desinfektion bedienen; denn selbst die keimtötende 
Wirkung des 60—70°/,igen Alkohols, die größer ist als die konzentrierteren 
und absoluten Alkohols, ist sehr gering gegenüber der dann nur in Betracht 
kommenden Sublamin-, Karbol-, Lysol- oder Sagrotanlösung. (Die aus- 

gezeichnete Wirkung, die der Alkohol bei der Händedesinfektion zeigt, 


beruht im wesentlichen auf einer Arretierung und Fixierung der 


Hautkeime, also auf einer Herabsetzung der Keimabgabefähig- 
keit. der Haut.) l F. Bruck. 


Schweizer medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 20 bis 22. 

Nr. 20. D. Bloom (Bern) untersuchte die Wirkung des Jodkalis 
auf die Zirkulation. Mehr als die Hälfte’der Fälle zeigte eine Abnahme 
des Maximalblutdruckes bei etwa 1,0 JK pro die. Sie tritt erst nach einigen 
Tagen ein und schwankt zwischen 10 und 40 mm Hg. Bei manchmal 
schon, geringen Dosen nahm das Pulsvolumen in 50°/, zu. Bei Vergrößerung 
der Dosis nahm auch das Pulsvolumen zu, doch fand sich keine prozentuale 
Steigerung. In 75°/, nahm die Pulsfrequenz um 3—33 Schläge pro Minute 
zu. Die drei geschilderten Folgen der Jodmedikation traten in 50°/ gleich- 
zeitig bei demselben Patienten auf. Es geht aus den Untersuchungen ein 
deutlicher Einfluß des JK auf die Zirkulation hervor, der sich besonders 
in einer Vergrößerung des Minutenvolumens zeigt. 

Über die Herkunft des Fruchtwassers äußert sich O. Häuptli 


(Aarau), der einen Fall beobachtete, in dem eine Atresia ani et urethrae 


bestand, so daß sich dem Fruchtwasser kein fötaler Urin beigemengt haben 
kann. Da die Blase nicht dilatiert war, ließ sich auf eine sehr geringe 
intrauterine Nierensekretion schließen. Verf. hält diesen Befund der Theorie 
entgegen, die die Entstehungsursache des Fruchtwassers im fötalen Urin sieht, 
und glaubt, daß das Fruchtwasser ein Sekretionsprodukt des Amnions ist. 
Nr. 21. Der Arzt als therapeutischer Faktor in der Psychotherapie 
wird, wie A, Maeder (Zürich) ausführt, heutzutage viel zu sehr vernach- 
lässigt. Man legt bei der Erziehung den Wert auf die Objektivität, worunter 
das Subjektive leidet. Man kommt zu sehr zur Einseitigkeit und ver- 
nachlässigt den Menschen als Ganzes. Den Prozeß, der sich im Arzt ab- 
spielt, wenn er als therapeutischer Faktor wirkt, teilt Verf. in 3 Phasen: 
eine zentripetal gerichtete, bei der der Arzt sich in die Lage des Patienten 


_ einfühlt, eine zentrale (die „Umwandlung“*), die sich in der Tiefe seiner 


Seele abspielt, und eine zentrifugale (die „Auswirkung“). Zu allem ist 
eine spezifische Eignung zum Ärzteberuf Voraussetzung. 

Über die hemmende Wirkung von Zucker und Kochsalz auf ver- 
schiedene Krankheitserreger in „vitro“ und in „vivo“ berichtet A. Meier 
(Zürich). Bei Versuchen in vitro erwiesen sich Zucker. und Kochsalz in 
konzentrierten Lösungen als bakterizid, doch war die Wirkung des Koch- 
salzes durchweg stärker als die des Zuckers. Verschiedene Bakterienarten 
verhielten sich ganz verschieden, am widerstandsfähigsten waren Strepto- 


| kokken und Milzbrandbazillen. In vivo waren die Ergebnisse mit Zucker 


negativ, während durch Kochsalz in jedem Falle ein Einfluß auf die Erreger 
ausgeübt wurde. Verf. glaubt, daß die Wirkungen in praxi- besser sein 
würden, da dort nicht so große Mengen virulenter Bakterien in Frage 
kommen wie in seinen Versuchen. Auch ist vielleicht von einer mehr- 


maligen Wundbehandlung mit Zucker oder Kochsalz ein günstigeres Resultat 
zu erwarten. 


Nr. 22. A. Loevy (Davos) gibt eino Übersicht über die physio- 
logischen Anpassungsvorgänge an das Höhenklima. Die mitunter gleich 


nach der Ankunft aus dem Tiefland beobachtete Frequenzsteigerung von 


Puls und Atmung ist nicht als Anpassungsvorgang, sondern als Wirkung 
eines ungewohnten Klimareizes aufzufassen. Durch Zunahme sowohl der 
Erythrozyten und des Hb-Gehaltes als auch der Gesamtblutmenge paßt 
der Organismus sich dem Höhenklima an. Ferner findet eine gesteigerte 
Sauerstoffbindung an das Hb statt. Auch das Atemvolumen bzw. der 
Thoraxumfang nehmen zu, wie auch bei Abnahme der Pulsfrequenz das 
Herzschlagvolumen steigt. Schließlich betont Verf. die Anpassung des 
Hautorganes in Gestalt der Pigmentbildung. Sie dient zum Fernhalten 
der ultravioletten Strahlen, zur Absorption der Wärmestrahlen, mithin als 
„Wärmeakkumulator“, so daß die Wärmeregelung des Körpers verbessert wird. 
Über den Einfluß verschieden visköser Muzilaginosa auf die 
korneale Novokain- und Kokainanästhesie berichtet H. Graf (Zürich). 
Die Anästhesie wird durch isovisköse tierische Kolloide, insbesondere 
Rinderserum, derart beeinflußt, daß Verkürzung der Latenzzeit, Erhöhung 
der Intensität und Verlängerung der Dauer eintritt. Demgegenüber setzen 
pflanzliche Kolloide alle diese Funktionen herab; auch Lipoidemulsionen 
wirken in gleicher Weise ungünstig. Zur Erklärung dieser Unterschiede 
zieht der Verf. die verschiedenen Dispersitätsgrade und die spezifische 
Wirkung tierischer Kolloide tierischem Gewebe gegenüber heran. Die 
kolloidalen Stoffe der Tränenflüssigkeit wirken wahrscheinlich ebenso. 

St. Wieser (Zug) teilt zwei Fälle von Vergiftung mit Amanita 
verna (Knollenblätterschwamm) mit. Der Pilz wird meist mit Champignons 
verwechselt und sein Genuß führt meist zum Tode. Nach 9—12 Stunden 
Inkubation setzt die Vergiftung ganz akut mit Durchfällen und Erbrechen 
ein. Unter choleraäbnlichen Erscheinungen tritt der Tod ein. Das Sen- 


sorium bleibt meist bis kurz vor dem Tode frei, Blutungen infolge der 
toxischen Schädigungen treten ebenfalls ein. Muncke. 


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27. Juli 


| | | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. | 1053 


Zentralblatt für innere Medizin 1924, Nr. 25 und 27. 


Nr. 25. 0. Klein beschreibt einen in der Jakschschen Klinik in 
Prag beobachteten Fall von Leuchtgasvergiitung bei einem 18jährigen 
Mädchen, der durch seine hochgradigen motorischen Reizsymptome, 
klonisch-tonische Krämpfe, Trismus, Deviation der Augen und des Kopfes 
nach links während der Anfälle und spastische Reflexe an das Bild der 
Strychninvergiftung erinnerte. Charakteristisch war der rasche Wechsel 
und die Flüchtigkeit der Symptome, ebenso schnell verschwanden nach 
Abklingen der Giftwirkung auch Herzschwäche und Lungenödem sowie eine 


Störung des Koblehydratstoffwechsels: während zuerst erhöhter Nüchtern- . 


wert des Blutzuckers und Glykosurie bestanden hatten, war schon am 
dritten Tage die Glykosurie verschwunden und auch durch Belastung mit 
100 g Glukose nicht mehr hervorzürufen, dabei war der Blutzuckerspiegel 
noch deutlich erhöht. i 


Nr. 27. Paul Engelen (Düsseldorf) hat die Martinetsche Funk- 
tionsdiagnostik des Zirkulationssystems zur Erprobung von Medikamenten 
angewandt. Das Martinetsche Verfahren besteht in einer Prüfung der 


‚ Pulsfreguenz sowie des systolischen und diastolischen Blutdrucks in der 


Ruhe, in der Aufrechtstellung und nach 20 tiefen Kniebeugen. Beim 
Gesunden wird die Pulsfrequenz in aufrechter Stellung um 4—8 Schläge, 
nach 20 Kniebeugen um 16—21 Schläge erhöht und kehrt bei Ruhe in 


weniger als 3 Minuten zur Norm zurück. Der Blutdruck (maximal und 


minimal) steigert sich in aufrechter Stellung um 5 mm, nach den Kniebeugen 
steigt der Maximaldruck um etwa 40, der Minimaldruck um etwa 10 mm 
an, auch hier Rückkehr zur Norm bei Ruhe in weniger als 3 Minuten. — 
Bei Zirkulationsschwäche ist die Steigerung der Pulsfrequenz erheblicher, 
die Rückkehr zur Norm dauert länger. Der systolische Blutdruck erhebt 
sich beim Übergang zur vertikalen Körperhaltung nicht, der diastolische 
dagegen um mindestens 10 mm. Diese Steigerung des Minimaldrucks, beim 


. Fehlen der Steigerung des Maximaldrucks ist noch deutlicher nach 20 Knie- 


beugen und auch hier die Rückkehr zur Norm verzögert. — Alkohol 
(20 ccm in Verdünnung mit indifferenten Geschmackskorrigentien) beeinflußte, 
wie an 3 Beispielen gezeigt wurde, Zirkulationsschwäche günstig und zwar 
Herzen mit ungenügender Reservekraft, gestörte vasomotorische Reaktion 
und insuffiziente Kreislaufsfunktion bei Klappenfehler. — Digitalisdispert, 
das wegen seines geringen Gehalts an Digitoxin keine kumulative Nach- 
wirkung zeigt, führte von Tag zu Tag die statische und dynamische Reaktion 


der Pulszahl immer mehr der Norm zu. W. 


Zentralblatt für Chirurgie 1924, Nr. 25. 


Ermüdungshypotonie und Ermüdungsatonie ist nach der Auffassung 
von F. J. Kaiser (Soest) die Ursache des Ulcus ventriculi (et duodeni). 
Das im Dehnungsgebiet des Magens liegende Gefäß, z. B. die Arteria 
gastrica dextra, wird nach Erschöpfung ihrer Beweglichkeit in die Länge 
gezogen und überdehnt. Dadurch wird die Lichtung des Gefäßes ver- 
kleinert. Die Folge des mangelhaften Blutzuflusses ist eine Er- 
nährungsstörung des Gewebes in dem am ungünstigen versorgten Ab- 
schnitte. Dauert die Blutsperre längere Zeit, so entsteht ein Ulcus. 


Damit aber geht die Hypotonie in einen Reizzustand, in die Hyper- 
tonie, über. 


Zur Kasuistik der Magenmyome teilt N. Kleiber (Berlin) den 


Fall einer 62jährigen Frau mit, bei der sich innerhalb eines Jahres eine 


kindskopfgroße Geschwulst, vorwiegend im rechten Bypochondrium, 
entwickelt hatte, bei geringer Störung des Allgemeinbefindens. Bei der 
Operation fand sich ein knolliges, mit einem Stiel von der großen Kur- 


‘vatur des Magens ausgehendes Myom. Abtrennung und Vernähung. des 


Magenloches. 
Die Verwertung des Weichteilmantels funktionell störender Finger 


. Zur Beseitigung angrenzender Mittelhandnarben empfiehlt Porzelt (Würz- 


burg). Der infolge Metakarpaldefektes seines Haltes beraubte, in Beuge- 


stellung stehende Finger wurde aus seinem Haut-Weichteilschlauch aus- 


gelöst und der Weichteillappen zur Ausfüllung des nach Ausschneiden 
der Mittelhandnarbe entstandenen Hautverlustes verwendet, 


Das gleichzeitige Operieren zweier Chirurgen an einem Patienten 
empfehlt Kirchmayr (Wien) bei der Varizenoperation älterer Leute. 
An beiden Oberschenkeln wird gleichzeitig der Venenstamm von drei 
Schnitten aus freigemacht und herausgezogen und am Unterschenkel die 
variköse Vene entfernt. Die bei diesem langwierigen Eingriffe notwendige 
Allgemeinnarkose wird dadurch um die Hälfte verkürzt. — Bei 
der Henle-Albéeschen Operation versorgt ein Assistent nach der Ent- 
nahme des Knochenspans den Oberschenkel, während der Operateur das 
Transplantat einpflanzt, ' K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 24 und 25. 


Nr. 24. Über Alter und erste Konzeption der Frau hat Schwarz 


nach den Erfahrungen an der Universitäts-Frauenklinik zu Marburg statisti- 
sche Zusammenstellungen gemacht. Eheschließungen waren zwischen dem 
22. bis 26. Lebensjahre am häufigsten. Für die berichteten Fälle wurde 


eine Sterilität von 8%, berechnet. Ist es bei einer Ehefrau 2 Jahre nach _ 


der Hochzeit noch nicht zur Konzeption gekommen, so ist die Aussicht auf 
ein Kind geringer als die Aussicht auf dauernde Unfruchtbarkeit.: Die 
Konzeptionshäufigkeit ist am größten in den ersten drei Monaten. Die 


Anzahl der Ehen, bei denen das erste Kind erst nach dem ersten Ehe- 


jahre kommt, ist größer als die Zahl derer, in denen die Geburt im 
ersten Jahre erfolgt. Mit zunehmendem Alter wird der Zwischenraum 
zwischen Hochzeit und erster Konzeption länger. | 

Der Einfluß der Schwangerschaft auf das Wachsen und Rezidi- 
vieren maligner Geschwülste wird von Lederer (Prag) besprochen. In 
dem mitgeteilten Falle handelte es sich um ein Sarkom der rechten Schläfen- 
gegend, das bereits, vor 2 Jahren inoperabel war und nach einer Palliativ- 
operation und Radiumbestrahlung geheilt schien. Am Ende der Schwanger- 
schaft, nach fast 30 Monate dauernder Rezidivfreiheit, trat ein Rezidiv auf, 
das ungemein rasch zum Tode führte infolge der Entwicklung des Sarkoms 
in der mittleren Schädelgrube. Die Schwangerschaft hat also das 
Rezidiv ausgelöst. Als Schlußfolgerung ergibt sich die Forderung, bei 


Schwangeren, die wegen einer bösartigen Gesehwulst operiert worden sind, 


die Schwangerschaft zu unterbrechen. | | . 

‘Einen Beitrag zur Frage der Spontanamputation der Adnexe bringt 
Küstner aus der Universitäts-Frauenklinik Halle. Bei einem faustgroßen, 
hinter dem Uterus liegenden Tumor, der für ein vollkommen aus dem ur- 
sprünglichen Zusammenhang losgelöstes Dermoid des Eierstocks erkannt 
wurde, fehlte die dazugehörige Tube. Der Eileiter ist ‘bei der Stieldrehung 
des Ovarialtumors amputiert worden. Von der Tube war nur ein frei 
endendes 1 cm langes Stück am Uteruswinkel erhalten. | 


Lebensbedrohliche Ovarialblutungen bespricht Lüttge (Halle). | Die 


Laparotomie ergab als Ursache für die innere Blutung eine geplatzte 
Corpus luteum-Zyste. Der Grund für die starke Blutung war eine 
stark herabgesetzte Gerinnungsfähigkeit des Blutes, welche 
9 Minuten betrug, statt der üblichen Zeit von 4—5 Minuten. 

Sub partu perforiertes Pyovarium wird von Schwarzkopf (Leipzig) 
beschrieben. Kurz nach einer Zangenentbindung- hatte sich schwerer Ver- 
fall und eine faustgroße Geschwulst neben dem Uterus entwickelt. Es 


handelte sich um ein in die Bauchhöhle geplatztes Pyovarium. Trotz Ab- 


setzung des Uterus und der Adnexe Exitus. | 


Ein Fall von Üterusstein wird von Hoffmann (Wien) beschrieben. 


Bei einer 69jährigen Frau wurde aus der Scheide ein verkalkter stein- 
artiger Körper von Eiform von 5 cm Durchmesser entfernt. Die mikro- 
skopische Untersuchung ergab ein verkalktes nekrotisches Fibromyom. 


Angenommen wurde, daß ein Uterusmyom in die Scheide geboren war und 


hier längere Zeit verweilt hatte. | 

Die Rolle des Koitus beim vorzeitigen Blasensprung und bei Er- 
krankungen des Kindbettes wird von v. Büben (Budapest) besprochen 
und an der Hand von tabellarischen Übersichten der schädliche Einfluß 
nachgewiesen. Ä 

Nr. 25. Serumeiweiß- und Erythrozytenbestimmungen an gesunden 
und hydropischen Schwangeren hat Bergmann an der Marburger Frauen- 
klinik angestellt. Das Blutserum des aus dem Ohrläppchen entnommenen 
Blutes wurde mit dem Refraktometer bestimmt. ‘Während die Zahl 
der roten Blutkörperchen nicht wesentlich verändert war, veränderte sich 
in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft das Serumeiweiß um 10/0. 
Bei Hydropischen und Nephropathischen ist die Verminderung des 
Serumeiweißes noch etwas größer. Im Wochenbett gleicht sich die Hyp- 
albuminose rasch wieder aus. 

Zur Behandlung der Asphyxia pallida. neonatorum empfiehlt Spitzer 
(Wien) das unmittelbare Einblasen von Luft mit dem Munde. 
Auf den Mund des scheintoten Kindes wird eine vierfach zusammengelegte 
Gazekompresse gelegt als Schutz für das Kind und für den Arzt. Ein- 
geblasen wird die in den Mund eingenommene Luft, nicht die Ausatmungs- 
luft des Arztes. 

Grundsätzliches zur Behandlung gonorrhoischer Adnextumoren 
bespricht Pinesohn (Breslau). Durch örtliche und allgemeine Behandlung 
ist die Rückbildung in den entzündeten Anhängen und die Ausheilung der 
Gonorrhoe anzustreben. Nach dem Versagen der konservativen Behandlung 
ist das einzige wirksame Verfahren die tiefe supravaginale Amputation des 
Uterus mit sämtlichen Adnexen. Je später man operiert, um so schonender 
kann man vorgehen. | 

Zur Prage: Uterusperioration oder Uteruserschlaffung berichtet 
Kritzler (Erbach) den Fall einer 49jährigen Frau, bei welcher nach Ent- 
fernung von Zervixpolypen die Kürette tief in die Gebärmutter versank. 


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gesetzliche Genehmigung des künstliches Abortes hat an der außer- 


der Bevölkerung 34—36 lebende Kinder. .K. Bg. 


1054. E 1994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. hi 


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Die Laparotomie zeigte, daß keine Perforation eingetreten war und 
der Uterus eine schlaffe Muskulatur hatte. Die Beobachtung zeigt, daß 
plötzliche erhebliche Erschlaffungen auch des nicht graviden 
Uterus vorkommen. 

Zum Kampie gegen die Fruchtabtreibung bemerkt Lönne (Gelsen- 
kirchen), daß der Vorschlag, die Abtreibende straffrei zu lassen und 
nur die Beihilfe zur Abtreibung zum Verbrechen zu bestrafen, un- 
zweckmäßig ist. Die Folge würde sein, daß die gewerbsmäßigen Ab- 
treiber lediglich durch Beratung die nötigen Anweisungen geben 
werden. Ferner wird von mehrgebärenden Frauen die Selbstabtreib ung 
in der Weise vielfach geübt, daß in Hockstellung Seifenlösung mit einer 
Spritze in den Muttermund eingespritzt wird. 

Zum Kampfe gegen die Pruchtabtreibung weist Poljak (Minsk) 
auf das Dekret der Sowjetregierung in Rußland hin, welches die künst- 
liche Unterbrechung der Schwangerschaft durch den Arzt im 
Krankenhause oder in Privatanstalten gestattet. Die Genehmigung 
erteilt im einzelnen Falle eine „Mutterschaftskommission“. 

ber die Abortfrequenz' in Rußland während des Krieges und der 
Revolution berichtet Karlin (Petersburg), daß 92°), sämtlicher Aborte 
als künstlich herbeigeführt anzunehmen sind. Die Frauen erkranken etwa 
dreimal häufiger an Sepsis im Anschluß an-Abort als nach reifen Geburten. 
Die als zeitweilige Maßnahme infolge des wirtschaftlichen Elends gedachte 


Oxydierung des Blutes durch Verringerung des CO,-Gehaltes — sogen. 
Alkalosis —, durch endokrine Störungen bedingte vermehrte Autointoxi- 
kation infolge der sich bildenden „Krampfgifte“ (wahrscheinlich der 
Guanidingruppe angehörend), ferner Einfluß der Jahreszeit („Frühjahrs- 
gipfel*), der Gravidität, der Laktation, der chronischen Ernährungsstörung 
in der Kriegs- und Nachkriegszeit — alles dies ist bei den therapeutischen 
Maßnahmen zu berücksichtigen. Praktisch kennzeichnet sich freilich die 
klassische parathyreoprive Form durch den stürmischen und längeren Ver- 
lauf. Während die andern häufig latent verlaufen nach Art einer tetani- 
schen Umstimmung“, Neben der oft schwer durchführbaren rein operativ- 
technischen Prophylaxe durch möglichste Schonung der EK. rät Verfasser 
schon bei geringstem Verdacht auf beginnende Tetanie die medikamentöse 
Darreichung von Kalzium und Paratbyreoidintabletten. Bei manifesten 
Symptomen (Krämpfen usw.) steht ebenfalls Kalzium an erster Stelle, 
10 %/,iges Afenil 10—25 com mehrmals intravenös (cave Infiltrate!) und 
Calc. lact. innerlich in Wasser 30 g pro die. Die Wirkung beruht wahr- 
scheinlich auf einer durch Alkalibeschlagnahme vermehrten Säuerung des 
Blutes. In schweren Fällen versagt die Methode. Die Organtherapie in 
Form der Parathyreoidintabletten ist noeb sehr umstritten, hat aber doch 
| schon mehrfach, besonders mit Kalzium kombiniert, Erfolge gehabt. Eine 
‚weitere wirksame Beeinflussung ist durch Verwandlung der tetanigenen 
Alkalosis des Blutes in eine Azidosis zu erreichen. Gaben. von saurem 
Ammoniumphosphat (NH,H>PO,) etwa 18 g pro die in 1 Liter Zuckerwasser 
‘bieten gute Heilaussichten. Narkotika bei Spasmen, die mit Schmerzen 
verbunden sind, Opiate, und besonders das Bromkalzium in Form des 
Ureabromins, sind ebenfalls nicht zu entbehren. Die wirkliche kausale 
Therapie durch Transplantation der EK. von Pferden oder frischen Leichen 
ist bis jetzt ziemlich fehlgeschlagen, soll aber trotzdem bei Versagen der 
konservativen Maßnahmen versucht werden. Im allgemeinen sind die Hei- 
lungsaussichten im wesentlichen abhängig von der Reduktion der EK. und 
dem dadurch bedingten Störungsgrad des neurotonischen Gleichgewichtes. ` 
Die Degkwitzsche Maseroprophylaxe beansprucht nach de Rudder 
(München) in letzerer Zeit ein zunehmendes Interesse, da sie bei richtiger 
Anwendung ein sicheres Mittel gegen den Ausbruch der Masern darstellt. 
Die Notwendigkeit einer ausgedehnten Masernbekämpfung ergibt die 
statistische Tatsache, daß pro Jahr 40—50 000 Todesfälle an Masern zu 
berechnen sind. Und zwar kommen 90°/, aller Fälle auf Kinder in den 


ordentlich hohen Geburtenzahl in Rußland nichts geändert, auf 1000 


Therapie der Gegenwart, 4. Heit, April 1924. 

Die Grundregeln über das Verhalten des Arztes bei Nierenschädi- 
gungen und Odemen der Schwangeren sind nach Zangemeister (Mar- 
burg) wesentlich besser fundiert worden durch die fortschreitende Er- 
kenntnis der Genese und der Komplikationen des Hydrops, der Nephro- 
pathie und Eklampsie. Eine aussichtsreiche Prophylaxe ist dadurch erst 
ermöglicht worden. Die Symptome, auf die der Arzt in der Sprechstunde 
zu achten hat, sind die Schwellungen, häufig auch nur Prallheit der unteren 
. Extremitäten und abhängigen Bauchpartien. Fernerbin die abnorme. Zu- 
nahme das Körpergewichts, die bei normalen Schwangeren durchschnittlich 
nicht mehr als 350g in der Woche betragen darf. Die Ursache des 
Hydrops beruht wahrscheinlich auf abnormer Durchlässigkeit der Kapillar- 
wände, dadurch bedingt der Austritt eiweißreichen Blutprotoplasmas in 
die Gewebe. Offenbar entsteht die komplizierende Nephropathie lediglich 
auf der Basis dieses allgemeinen Hydrops. Außer der hierbei vorhandenen 
Albuminurie tritt noch ein Sinken der Harnmenge, und damit auch häufig 
als zweite Komplikation die Eklampsie hinzu. Letztere ist auf ödematöse 
Hirnschwellung zurückzuführen. Pathognostisch sehr wichtig besonders 
für das präeklamptische Prodromalstadium der Hirmödeme ist die Blut- 
drucksteigerung über etwa 35 mm Hg. Letztere pflegt stets der Eklampsie 
vorauszugehen. In der Geburt selbst muß zur Messung des Druckes eine 
Wehenpause gewählt werden. . Eiweißkontrolle des Urins und tägliche, 
während der Geburt eventuell 1—2stündliche Blutdruckmessungen, sind 
die Vorbedingungen zur Prophylaxe des Hydrops und seiner Komplika- 
tionen. Diese selbst besteht in Bettruhe (I), Beschränkung der flüssigen 
und festen Nahrung (cave Kochsalz!). Bei Rezidiven eventuell 20 cm 

15 0/,iger Ringerlösung intramuskulär etwa alle 2—3 Tage, intra partum 
alle 2—3 Stunden. Bei der Nephropathie selbst außer diesen Maßnahmen 
noch leichte Schwitzprozeduren, soweit noch kein erhöhter Blutdruck be- 
steht und so lange, als er normal bleibt. Nimmt trotzdem die Albuminurie 
zu, dann ist der Uterus baldigst wehenlos zu entleeren. In der Geburt 
selbst sind dieselben Grundsätze maßgebend, nur noch strengeres Verbot 
von Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme. Am besten garnichts geben. 

Bei präeklamptischen Symptomen (Sehstörungen, Kopfschmerzen, 

Erbrechen, Magensohmerzen) mit gleichzeitiger Blutdrucksteigerung, aber 
ohne Nephropathie, sind ähnliche scharfe Vorsichtsmaßregeln anzuwenden. 
Bei schnell steigendem Blutdruck und bestehender Albuminurie am besten 
sofortige Krankenhausüberweisung. Hier Kaiserschnitt‘ oder in späteren 
Stadien Zange usw. Bedrohliche Blutdrucksteigerungen vor oder nach der 
Schwangerschaft werden nach wie vor mit Aderlaß oder mehrfach wieder- 
holten Lumbalpunktionen behandelt. 

Die Behandlung der chirurgischen Tetanie hat nach Melchior 
(Breslau) neuerdings mit einem wesentlich erweiterten Begriff der Tetanie 
zu rechnen. Es handelt sich nicht nur, wie bisher herkömmlicher weise 
angenommen wurde, um eine postoperative Krampfform, die gelegentlich 
eine ernste Komplikation nach Eingriffen an der Schilddrüse bildet und 
auf einer Schädigung bzw. Reduktion der Epithelkörper (EK.) beruht. 
Auch „schilddrüsenferne“ Operationen (z. B. Laparotomie bei Peritonitis), 


Aufschiebung des Erkrankungsalters. Sie kann geschehen: 1. durch Ver- 
hinderung der Ansteckung, 2. durch immunisatorische Maßnahmen an dem 


‘ des kranken Kindes, kommt aber fast regelmäßig zu spät, weil der Arzt 
meist erst am „Exanthemtag“ zum masernkranken Kinde gerufen wird, 
wo es bereits 4 Tage infektiös ist und die Geschwister schon angesteckt 
hat. Diese wünden sich also im 4. Tag der Inkubation befinden. Gerade 
in diesen Fällen gibt aber die intramuskuläre Injektion von Masern- 
rekonvaleszentenserum nach Degkwitz sicheren Schutz vor dem Ausbruch. 
Die theoretischen Grundlagen der Immunisierungsvorgänge haben zu der 
Erkenntnis geführt, daß je zeitiger im Inkubationsstadium. gespritzt wird, 
um so sicherer der Erfolg ist. Bei einer bereits ausgedehnten Über- 
schwemmung des Körpers mit Masernerregern nützen auch größte Serum- 


am 5. oder 6. Tage die doppelte Menge, am 7. Inkubationstage läßt sich 
in 2/; der Fälle mit drei Schutzdosen noch Erfolg erzielen. Darüber 
hinaus ist die Behandlung aussichtslos. Besonders gefährdet und deshalb 
masernschutzbedürftig sind Kinder mit Rachitis, Tuberkulose, Keuchhusten 
und Ernährungsstörungen. Tarnogrocki (Pölitz). 


Aus der neuesten französischen Literatur. 


Über Krankheitserscheinungen und Komplikationen der sogenannten 
geheilten Nierentuberkulosen sagt Levy: Die gelbbraune Niere kann Mani- 
festation einer von vornherein geschlossenen oder auch einer primären 
offenen Tuberkulose sein; im ersteren Falle muß der Ureter keineswegs 
undurchgängig sein. Wichtig: offene renale Tuberkulose in der Anamnese. 
Weder die massive Degeneration einer tuberkulösen Niere, noch ihre Aus- 
schaltung durch Ureterobliterätion schützen vor oft recht schwören 
Erscheinungen. Sie können interpretiert werden als Manifestationen einer 


pyonephrotischer oder perinephritischer Art mit Fieber und bilateralen 
Schmerzen). Oder akute, chronische Zustände auch der anderen Niere in 
Form einer toxischen Nephritis mit Albuminurie, Pyurie und funktionellen 
‚Störungen. Endlich Übergang auf die unteren Harnwege, besonders die 
Blase. Dann einfache refiektorische Reizung bis zur ausgedehntesten klini- 
schen Bazillose. Sodann können solche Nieren alle charakteristischen Zu- 
stände einer offenen Nierentuberkulose hervorrufen außer Hämaturie. Die 


Eingriffe am sonstigen endokrinen System (Hodenverlust), hochgetriebene 


ersten fünf Lebensjahren. Erstes Ziel der Prophylaxe ist deshalb die ` 


bedrohten Kinde (Degkwitz). Die erstere Maßnahme besteht in Isolierung . 


dosen nichts mehr. Bis zum 4. Inkubationstage genügt eine Schutzdosis, - 


persistierenden aktiven Tuberkulose (schwere septische Erscheinungen 


ganzen Erscheinungen schwinden sofort mit der Exstirpation. Endlich 


E 1924 — MEDIZIN 


f 


| kam: man alle diese Erscheinungen als Formen der Heilung auffassen. 


Also in allen Fällen baldigste Entfernung. (Journ. urolog. 1923, 3.) 

-Marfan beschreibt eine Angina pustulosa, die meist jenseits des 
4, Jahres vorkommt, keine Winterangina, mit richtigen Pusteln auf der 
Pharynischleimhaut, die sich u. U. auf den Laryng ausbreiten können, 
inen.Croup vortäuschen und zu entsprechenden Hauterscheinungen führen’ 


können. Virus: unbekannt, hat eine gewisse Neigung zum Nervensystem, 


meudotetanische Anfälle und Lähmungen, die besonders das Gaumensegel 
und die Dilatatoren der Glottis befallen, letztere spät. Trotzdem gewöhnlich. 


Heilung, - Mit der herpetischen Form hat sie nichts zu tun, auch mit der 
aphthösen nicht. Behandlung die der akuten Infektionen, 2 mal täglich 
Pinseln -mit 10/yiger wässeriger Methylenblaulösung. (Arch. méd. enfants 
Paris 1924, 2.) | 

- Man kann nach Claude und seinen Mitarbeitern bei Dysharmonikern 


nit ayklothymen Erscheinungen im Exzitationsstadium besondere instinktive 
' Perversìonen beobachten, wie unsoziales Verhalten, Onanie, Fetischismus, 


eholerische Reaktionen, Äthersucht. Dies entspringt einer gleichzeitig sich 


entwickelnden intensiven imaginären Tätigkeit, die zu einem Traumzustand 


- ineine reelle überzuführen sucht. Dies erklärt den psychologischen Mecha- 


führt mit: lebhaften Vorstellungen namentlich erotischen Charakters; in 
dem Moment wird der Kranke wirklich schizoid, er sucht der wirklichen 
Welt zu entgehen, gefällt sich in seiner imaginären Welt, die er im Notfall 


nsmus, die verschiedenen nicht pathologischen Tendenzen des Traum- 
sostandes, die verschiedenen Toxikomanien, namentlich auch in gerichtlicher 
Hinsicht. Immer hängen diese Zustände mit dem intermittierenden Exzi- 


. takionszusfand zusammen, mit der vagosympathischen Gleichgewichtsstörung, 


E was einen prophylaktischen Erfolg im Ruhestadium erhoffen läßt. 
méd. 1924, 28.) 


(Pr. 


` Die verschiedenen Arten der Herzhypertrophien diagnostiziert Bard 
mittels Palpation. Sie beruht einmal auf ‘der Erschütterung der Thorax- 


wadung durch die Vibrationen beim Klappenschluß, dann auf den Vor- 


. vülbongen der Thoraxwandungen durch das Anschlagen der Herzwandungen, 


ao im wesentlichen auf Vibrationen und Vorwölbungen. Man beobachtet 


 wntens die lokalisierte Vorwölbung der Herzspitze, gefühlt bei Auflegen 


der Palma auf die Spitzengegend, umschrieben, wie eine Kuppel, choc en 


done, eigentümlich der Insuffizienz der Aortenklappen. Dann die lokale 


„ Butzen, ‘besonders bei Myokarditiden. 
I, 1) 


frang, 1994, 1.) 


mt 3 


Vorwölbung der Mittelgegend, brüsk bei den hyperkinetischen, nervösen 
Berzen, ruhig und langsam bei den renalen Herzen. Im ersteren Falle 
ot systolisches, anorganisches Geräusch, im letzteren Verstärkung des 
zweiten Tones und Abschwächung und Verlängerung des ersten. Ein gutes 
Zeichen für die Hypertrophie des rechten Herzens, besonders renalen Ur- 
sprungs. Die lokale epigastrische Vorwölbung: Hypertropbie des rechten 


Herzens, pulmonären Ursprungs. Endlich die kugelförmige Vorwölbung im 


gazen, mehr in der Mitte, weniger an. der Spitze, bei Hypertropie beider 
(Arch. mal. coeur, vaiss., sang. 


Über die Dilatation der Bronchien' beim Erwachsenen sagen Jong 


ud Antinel: Die klassische Beschreibung ist in Wirklichkeit das letzte 


Stadium; es gibt aber eine lange Periode, wo sie beim Erwachsenen wie 
Wim Kind eine chronische Krankheit mit vielen akuten Sohüben darstelit. 


Bein Kind in den Pausen keine Erscheinungen; beim Erwachsenen, nament- 


ieh beim älteren, lokale, pulmonäre oder pleurale Sklerose mit chronischer 
Bronchitis; nach einem besonders schweren Schub dauernde Dilatation. 


Diese akuten Schübe können verschieden auftreten: als Poeumonie, Hämo- 
‚Piyse, fötide Bronchitis, Gangrän. Sie enthüllen die Dilatation oft. Röntgen, 


Mmentlich mit Lipiodol, gibt deutlichen Aufschluß, Man darf nie ver- 
essen, nach Tuberkelkeimen zu suchen. Vergleich der Quantität des 
Sputums mit der Temperatur: wenig Sputum bei steigendem Fieber läßt 


an- eins eiternde Tasche, einen Abszeß, oder an eine Interlobärpleuritis. 


denken, Steigt Sputum mit dem Fieber: Entwicklung eines neuen Schubes. 
Diese Erscheinungen können verglichen ‘werden mit den zystischen Krank- 
eitn anderer Organe, bei gewissen Hereditärsyphilitikern z. B., und es 

8% sich, ob man hier nicht kongenitale Zustände mit langsamer pro- 
Bessivor Entwicklung vor sich hat. Behandlung: in manchen Fällen gibt 
fio spezifische gute Aussichten; 


S a kavernendrainierende Bronchus stellt, sich auf dem Schirm 
„ eines, klares Band dar, begrenzt von zwei dunklen, parallelen Linien- 
igon, nach dem Hilus zustrebend. In ihm findet das .großblasige Rasseln 
en 7 man oft in der Nähe von Kavernen hört, und ‘dann kann man 


tte, (Journ. méd, franç, 1924, 1) 0 


X El legt an der Hand eines Falles die Folgen von Gefäßspasmen 
e &8 handelt sich um einen Kranken, der neben anscheinend gutartigen 


p Meioris-Anfällen häufig lokale Asphyxien an den Fingern aufwies, 
‚Jahren durch Embolie der Arteria oentralis das Augenlicht auf 


i 


ee. ISCHE KLINIK — Nr. 30. K, 


im ganzen problematisch. (Journ. méd. 


leicht Kayernen diagnostizieren, die man sonst nicht vermutet 


` iR KA 
gi ES ) 


. 1055. 


einer Seite verlor und plötzlich beim Bücken vom Tode 'ereilt: wurde. 
Daraus, daß noch etwas Lichtempfindung auf dem embolisierten Auge vor- 
handen war, wird geschlossen, daß es sich erst um einen Spasmus der 


‚Arteria centralis gehandelt hat und daß die Angina pectoris-Anfälle eben- 
falls nur als Spasmen der Arteria coronaria aufzufassen sind. Nun. gibt 


es noch mehr solcher Zustände, die mit einem Gefäßspasmus beginnen und. 


. unter diesem Gesichtspunkt zusammengefaßt werden können. Hierher ge- 


hören die verschiedenen Formen: der Hautasphyxien, mal perforant, Haut- 
geschwüre, manche früher als essentiell. angesehenen Optikusatrophien, 
wahrscheinlich auch die Kausalgien, gewisse Stumpfschmerzen und Ge- 
schwüre, Raynaud, kurz manche Zustände, bei denen man heute mit Erfolg 
die Sympathektomie ausführt. Die Diagnose dieser Zustände, namentlich 
im Beginn, ist oft recht schwer und.gerade hier gibt das Atropin wertvolle 


‚ Aufschlüsse. Abadie injiziert auf den Boden der Orbita lmg Atropin 
in 10 Tropfen ' sterilisierten Wassers: ist die betreffende Atrophie spas- 


modisch, so wird sich nach 1/, Stunde das Gesichtsfeld vergrößern, der. 
Blick besser werden. . Bei jeder anderen Ursache ist der Effekt der Injektion 
= 0. Andererseits findet man in solchen Zuständen eine Verschlimmerung, 
wenn man Adrenalin oder Pilokarpin injiziert.. (Pr. méd. 1924, 32.) 

| T ` | m. Schnizer.- : 


’ 


- Therapeutische Notizen. 

i , Chirurgie. | | = 

Die Pikrinsäure als bewährtes Mittel zur Desinfektion: des Ope- 
rationsfeldes wird von Türschmid (Polen) empfohlen. Nach Abwaschung 
der Haut mit Benzin wird das Operationsgebiet mit 5°%/,iger alkoholi- 


scher Pikrinsäurelösung durch 10 bis 20 Sekunden bestrichen.- 
Die Asepsis ist vollkommen und auch bei reizbarer Haut entstehen keine 


Entzündungen. Die Pikrinsäure ist billiger als Jodtinktur. Die Verfärbung 


der Haut ist mit 25°/,iger ‚alkoholischer Salmiaklösung zu entfernen. (Zbl. 
f. Chir. 1924, Nr. 21.) SE erg 
Händedesinfektion mit wäßrigen Tanninlösungen empfiehlt Kora- 
belnikoff (Odessa). Bakteriologische . Untersuchungen der Hände nach 
Bearbeitung derselben ‚während 3 Minuten mit 50/,iger wäßriger- 
Tanninlösung gaben befriedigende Ergebnisse. Sie wird als zuverlässiges 
und billiges Händedesinfektionsmittel empfohlen. (Zbl. f. Chir. 1924, Nr. 28.) 


Die Behebung der postoperativen. Haruverhaltung ‚durch Kalium _ 


empfiehlt Reimer nach den Erfahrungen der II. chirurgischen Abteilung. 
dès Krankenhauses Oharlottenburg-Westend. Untersuchungen im Wiener. 
pharmakologischen Institut hatten gezeigt, daß die Morphinwirkung auf die” 
Blase darin besteht, daß Morphium den Detrusor erschlafft,, wodurch reflek- 
torisch der Sphinkter in kräftige Kontraktion verfällt. Kaliumsalze spannen 


den erschlafften Detrusor an und lösen dadurch reflektorisch die Harnsperre. , 


Bei den Operierten wurde das Kalium gegeben als Liquor Kal. acet. in 
einer Lösung von 20—40 auf 300. Davon halbstündlich einen Eßlöffel. 
In: der größten Zahl der Fälle konnte in der nächsten halben Stunde Urin 


entleert werden. Das Medikament wird gut vertragen. Es gelingt, die’ > 


durch Morphin und durch lokale Reize allein hervorgerufene postoperative 
Harnverhaltung zu beseitigen und dadurch den Katheterismus überflüssig 
zu machen. (Zbl. f. Ohir. 1924, Nr. 21.) ! Ke Bgu., 


Die Reiztherapie bei chirurgischer Tuberkulose empfiehlt B.Rüscher. 


(Bad Rappenau). Er benutzt das Yatren, um das Bindegewebe: speziell 
zu reizen, ‚also aus einem Schlummerzustande aufzuwecken oder zu ver- 
mehrter Arbeit anzuspannen. Nur muß überhaupt ein reaktions- und 


funktionsfähiges Mesenchym vorhanden sein. Sonst nützt es so wenig wie 
eine Peitsche bei lahmen Pferden. Unter der Yatrenwirkung läßt die 


Vernarbung einen merklichen Fortschritt und schnelleres Tepa: ar 


‚kennen. Das Yatren wird lokal, d. h. am Krankheitsherd, : appliziert 
(Infiltration des Fungus, Ein- und Umspritzung bei tuberkulösen Drüsen . 


und Abszessen, Gelenkinjektionen). Es trifft so das den Herd umgebende 
gesunde, Bindegewebe ein. ungleich mächtigerer Beiz,' als dies -bei 
einer herdfernen intramuskulären oder intravenösen Anwendung: möglich 
wäre. Benutzt wird eine 5°/%ige Yatrenlösung. Neben der lokalen Appli- 
kation geht aber .eine intramuskuläre Injektionstherapie einher. (Für diese. 
kommt das ‚von den Behringwerken hergestellte Lipatren A und B in. 
Betracht,. eine Mischung von Yatren und Lipoid; das Lipatren B' enthält 
noch Strepto- und Staphylokokkenvakzine für Fälle mit Mischinfektion.) 
(D.m.W. 1924, Nr. 21) . PR a | ee 
'  Sonnenbehandlung, kombiniert mit Stauung, Jod und künstlichen 
Bestrablungsapparaten führt nach Eugen Kisch (Berlin) auch in: der 
Tiefebene — Hoheniychen — zu Erfolgen bei der Knochen- und Gelenk- 
tuberkulose. Hier kann man, mit verschwindend geringen Ausnahmen — 


‘schwerste Formen fistelnder Gelenktuberkulosen: ohne ` yer- 


stümmelnde Maßnahmen zur dauernden Ausheilung bringen. Die Ver- 


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1924, 40.) 


1056 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK —. Nr. 30 


| | | ‚Nr.30. 00000 | 27. Juli 


mutung, daß die Durchführung der Sonnen- und Freiluftbehandlung im 
Hochgebirge wegen der veränderten klimatischen Verhältnisse einen be- 


sonders günstigen Einfluß auf die Tuberkulose ausüben müsse, hält der 
Verfasser für durchaus‘ irrig. Im Gegenteil. Da die Kranken nach ihrer 
Genesung wieder in die Tiefebene zurückkehren müssen, d. h. in diejenigen 


klimatischen Verhältnisse, in denen sie ursprünglich erkrankten, so sind 
sie besonders leicht der Rezidivbildung ausgesetzt. Man muß daher danach 
streben, den Tuberkulösen dort an Ort und Stelle, wo er erkrankt 
ist, auch wieder zu heilen. Die innerliche Verabreichung von Jod 
geschieht in ziemlich hohen Dosen (Erwachsene 3 g, Halberwachsene 
2 g, Kinder 1,—1g pro die, in Dritteldosen 10 Minuten vor jedesmaligem 
Umlegen der Stauungsbinde). Das Jod empfiehlt sich nach Bier unter 
anderm, weil das bei Stauungsbehandlung oft beobachtete Auftreten von 


sekundären Abszessen durch die gleichzeitige Verabreichung von J od ganz | 


wesentlich herabgesetzt wird. (D.m.W. 1924, Nr. 21.) F. Bruck. 
Der Stockverband bei Klavikulafraktur wird von Wildbolz (Bern) 


empfohlen. Dem Kranken wird zwischen Rücken und spitzwinklig 


gebeugten Ellenbogen ein umpolsterter Stock durchgeschoben 
und die Ellenbogen auf dem Stab durch einige Bindenzüge festgehalten. 
Die starke Supination der beiden Schulterblätter erzwingt eine dauernd 
gute Lage der Knochenbruchstücke. Allerdings muß der Kranke im Bett 
beim Schlafen eine halbsitzende Stellung einnehmen. Nach 10 Tagen ist 
der Stockverband durch einen einfachen Mitellaverband zu ersetzen. (Zbl. 
f. Chir. 1924, Nr. 21.) K. BE: 


Nervenkrankheiten. 
Tetrophan (J. D. Riedel, Berlin), das bei multipler Sklerose an- 


_ gewendet wird, empfiehlt J. Elsner (Dresden) bei der spinalen Kinder- 


lähmung im reparativen Stadium, Die Wirkung soll auf „Erhöhung der 
Erregbarkeit“ der spinalen Ganglien beruhen. Es kommt daher zur Hebung 
des Muskeltonus. Ferner zeigt sich bei Quadrizepslähmung wieder der 
Patellarreflex. Bei Überdosierung treten Reizerscheinungen auf (z. B. Finger- 
krampf; ferner eine Art Dauer-Babinski). Im allgemeinen beginnt man mit 
täglich 1/2 Tablette (1 Tablette = 0,25) und steigt bis auf 3—4 Tabletten, 
bis Reizerscheinungen oder ein sichtlicher Erfolg eintreten. (M.m.W. 
1924, Nr. 21.) I F. Bruck. - 
Mit der Xifalmilchbehandlung der Epilepsie konnte M. Tramer 
(Zürich) keine Erfolge erzielen. Es handelte sich allerdings um chronisch 


bromisierte, schwere und mittelschwere Fälle, so daß Verf. das negative 


Resultat nicht auf leichte und nicht bromisierte Fälle verallgemeinern 
möchte. Auch bei Folgezuständen der Encephalitis Jethargica sah Verf. 


keinen Erfolg. Nebenerscheinungen stärkeren Grades fehlten allgemein. 
(Schweiz. med. Wschr. 1924, Nr. 23.) Muncke. 
Leredde empfiehlt an der Hand von 3 Fällen von Epilepsie bei 


Kindern von 10 und 14 Jahren und einem 28 Jährigen Neosalvarsanı, 
In allen $ Fällen Heilung. Er nimmt hereditäre Lues in allen Fällen als 
Ursache an,.die. sich sonst Bag nicht unterbringen lassen. (Pr. med. 


v. Schnizer. 


_ Büicherbesprechungen. 


Marle, Lexikon der gesamten Therapie. 2. umgearb. Aufl. Lief. 8 
bis 12. Berlin und Wien 1924, Urban & Schwarzenberg. GZ. 4,50. 
Das ausgezeichnete Marlesche Werk nähert sich dem Absehlusse. 
Es ist kein Nachlassen zu konstatieren. Mag, um nur einiges herauszu- 
greifen, von Nierenkrankheiten, Säuglingsnahrung, Serumtherapie, Sport, 
Stottern, Syphilis, Tuberkulinbehandlung, Vergiftungen, Wiederherstellungs- 
chirurgie oder schließlich den Zähnen, und alledem, was damit zusammen- 
hängt, die Rede sein, Text und Abbildungen erfüllen jeglichen Wunsch, 
den man an ein Nachschlagewerk stellen kann, in vollstem Maße. 
| Emil Neißer (Breslau). 
Wossidlo, Kystoskopischer Atlas, . 3. Auflage mit 53 Abbild. im Text 
nd 48 farbigen Tafeln mit Erklärungen. 111 Textseiten. Leipzig 1924 
W. Engelmann. geh. M. 55,—, geb. in Leinen M. 39,— 


Das dem Ref., wenn auch nicht in dieser Eigenschaft, sondern als 


? 
Fachkollege bekannte Buch hat in kurzer Zeit seine dritte Auflage erlebt 
W 


elcher Umstand allein das Bedürfnis nach einem solchen Buch beweist. 
Der Text, der nach dem Vorworte „eingehend revidiert und erweitert“ 
wurde, soll, wie gleichfalls im Vorwort bemerkt, nicht als Lehrbuch dienen, 
muß aber doch, allerdings nur vom Praktiker, als solches gebraucht werden, 
während der Facharzt, bei aller Anerkennung der subjektiven Ansichten 
des Verf., sich doch mit manchen Darstellungen nicht einverstanden erklären 
kann, die hier zu besprechen, den Rahmen eines Referates zu weit über- 
schreiten würde. Es mag sein, daß bei einer wirklich genauen Textdurch- 
sicht manches vom Verf. selbst als mißverständlich aufzufassen erkannt 


und danach richtiggestellt würde. 
Technik der Kystoskopie und das Instrumentarium bezüglichen Abbildungen 


sind recht gut. Der Atlas als solcher, sowohl in der Auswahl, der Dar- 
stellung und der Reproduktion der Bilder ist im ganzen Großen vor- 


züglich; aber auch hier können Bezeichnungen wie Tafel V, Abb. 3: 
Hernie in die Blase“, zu Irrtümern führen, desgleichen ist die Darstellung 


der Leukoplakie (die ein andermal wieder Leukoplaquie heißt) nicht sehr 
charakteristisch und die Behauptung, daß sie besonders im Verlaufe der 
Blasentuberkulose aufzutreten pflege, sicher nicht allgemein anerkannt, 
Trotz dieser Mängel ist aber der Atlas ganz ausgezeichnet und erfreut sich 


auch im Ausland großer Beliebtheit. 


Papier, -Druck, Abbildungen sind 
ausgezeichnet. _ 


R. Paschkis, 


Trendelenburg, Aus heiteren Jugendtagen, Mit-2 Bilänissen, 296 5. 


Berlin 1924, Julius Springer. M. 9,60. 


Es bleibt immer ein großer Reiz für den Jüngeren, A Wachsen 
und Werden eines Meisters zu betrachten, zumal wenn es in so liebens- 


würdiger Form dargestellt wird wie hier. Manchem von uns wird es Zeiten 
zurückrufen, von dənen er heute unter den viel schwereren Verhältnissen 
nur hier und da zu träumen wagt. Das Buch ist aber weit über den 
Kreis der Ärzte binaus von Bedeutung; denn die Art, wie Fr. Trendelen- 
burg erzogen wurde, wie ihm die Weite des Blicks, auch über fremde 
Länder, schon in jungen Jahren von einsichtigen Eltern gegeben und ver- 


| schafft und wie ihm damit der Blick für die Vorzüge der einheimischen 


Verhältnisse wie für ihre Schwächen geschärft ward, ist vorbildlich für 
das, was wir an unseren jungen Leuten fördern sollten. Den Historiker 
der Medizin werden die Berichte über die Art des Unterrichts in seinen 
Studienjahren lebhaft interessieren, und der Erblichkeitsforscher findet 
mancherlei interessante Einzelheiten aus der auch im biologischen Sinne 
nicht unwichtigen Familiengeschichte, die der Verf. mit Recht seinem 
eigenen Werdegang vorausschickt. Hier haben wir die bürgerliche ‚Schicht, 
aus der das künftige Deutschland geschnitzt werden muß, die Männer und 


Frauen, die das wertvollste Erbgut für die künftigen Führer liefern müssen, 


einmal deutlich vor Augen. - Grober (Jena). 
S. Isdac, Über Wesen und Behandlung der Fettsucht. Aus: Würz- 


burger Abhandlungen, Bd. I, Heft 6. (Bd. 21.) 33 Seiten. Leipzig 1924. 
Curt Kabitzsch. 1,50 GM. 


Es ist dem Verfasser gelungen, in einer kurzen Darstellung auf 
33 Seiten über das Wesen und die Behandlung der Fettsucht eine 
besonders klare Abhandlung zu schreiben, die vor allem für den Arzt in 
der Praxis wertvoll ist, weil er sich hier in einfacher Weise über theo- 
retische und praktische Punkte dieser so wichtigen Frage orientieren kann. 
Bei den Ursachen der Fettsucht wird vor allem die endogene Fettsucht 
behandelt. Die Darlegungen über die Stoffwechselstörung bei der Fettsucht 
zeigen in gedrängtester Form auch dem Arzt, der sich weniger mit der 
theoretischen Seite dieses Problems beschäftigt, die Fülle wissenschaftlicher 


der Fettsucht aufgebaut werden konnte. 


Auch die Rolle der ondokrinen 
Drüsen wird kurz behandelt. 


Kostbeispielen kurz auf besondere Formen der Entfettungskuren eingegangen. 
Die Ausführungen des Verf. stützen sich auf die Erfahrungen, die er bei 
von Noorden sammeln konnte. 

Der Verfasser hat diese für die Praxis komplizierte, aber überaus 
wichtige Fragestellung mit exakten wissenschaftlichen Unterlagen trotz der 
Kürze so verständlich darzustellen gewußt, daß sich jeder Arzt die wichtigsten 
Grundzüge dieser Frage klar machen kann, ohne beim Studium der vor- 
liegenden Abhandlung die theoretische und praktische Schwierigkeit des 


Problems zu vergessen. K. Fahrenkamp (Stuttgart). 


Radmaon,: Die Verletzungen der Bergleute. Sondershausen 1924, 
Verlag Aug. Eupel. 


Der Verfasser behauptet in der Einleitung seines Buches, daß die 
Verletzungen der Bergleute in vieler Beziehung eigenartig und bisher noch 
nicht zusammenhängend beschrieben seien. Nach einem Studium seines 
Buches kann ich die Notwendigkeit einer derartigen Darstellung nicht an- 
erkennen. Es wird in dem vorliegenden Buche die gesamte spezielle Unfall- 
chirurgie kursorisch abgehandelt, ohne daß immer der Stand der modernen 
Chirurgie berücksichtigt wäre. Ein Nachteil des Buches besteht ferner 
darin, daß alle Abbildungen fehlen. Ich glaube, daß die Knappschaftsärzte 
in den Lehrbüchern der Chirurgie oder der Unfallheilkunde alles das finden 
können, was das vorliegende Buch enthält, daß aber die ausgebildeten 
Chirurgen, die auch große Eingriffe an Verletzten zu erledigen haben, nicht 
mit allem übereinstimmen, was der Verfasser empfiehlt 


| 0. Nordmann (Berlin). 
RER EEE BENENNEN 


Die in den Text eingefügten, auf die 


Forschungsergebnisse, auf deren Grundlage erst eine rationelle Therapie 


Bei der Therapie der Fettsucht wird an sehr guten Tabellen und 


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- gemäß 


_ 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 1057 


Berlin. 


Berliner medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 2. Juli 1924. 
Offizielles Protokoll. 
Vorsitzender: Kraus. Schriftführer: M. Borchardt. 
Zur Aufnahme vorgeschlagen: Herr Dr. Arnold Fiegel, Neue 
Winterfeldstr. 7, von Herrn Dr. Fritz Fleischer. 
Eine Einladung liegt vor zur Tagung für Verdauungs- und Stoff- 


- wechselkrankheiten vom 23. bis 25. Oktober d. J. im Kaiserin-Friedrich-Haus. 


Vor der Tagesordnung. 
1. Rotber: Filmdemonstration von Balantidien eines Falles von 
Balantidienruhr. | 
2. A. Israel: Fall von Karotisnaht bei einem Yijährigen Knaben, 


Tagesordnung. | Ä | 

1. Walterhöfer und Schramm: Die Behandlung der perniziösen 

Anämie durch Entmarkung von Röhrenknochen. (Erscheint unter den 
Originalien dieser Wochenschrift.) | 

Aussprache: Schramm: Durch subkutane Umspritzung an der 

'Vorderfläche der Tibia dicht unterhalb der Tuberositas tibiae bzw. oberhalb 

der Malleolen wird ein kleiner Bezirk anästhesiert. Hier wird oben wie 


unten ein Knopflochschnitt durch Haut und Periost bis auf den Knochen 


angelegt, das Periost beiderseits etwas zurückgeschoben und oben ein Loch 
von etwa 4 mm, unten von etwa 8—9 mm mit Kugelfräse angelegt. Am 
unteren Rande dieses Loches wird mit Luerscher Zange eine kleine Rinne 


` in der Tibiafläche angebracht. Im Chloräthylrausch wird mit einer kräftigen 


Spritze von 100—150 cem, deren Konus exakt auf das obere Bohrloch auf- 
gepaßt sein muß, Normosal in die Markhöhle eingepreßt. Sie sehen das 
Mark sodann wurstförmig aus dem unteren Bohrloch herausquellen. Durch 
Einführen einer Babcocsonde in das untere Bohrloch Zerstörung stehen- 
gebliebener Knochenmarksreste und Spongiosateile. Um eine glatte Ein- 
führung der Sonde zu ermöglichen, ist die vorher erwähnte Knochenrinne 
angelegt, da ohne diese die Sonde bei der Einführung abknickt. Nach 
weiterem zwei- bis dreimaligem Spülen kommt die Spülflüssigkeit klar und 
ohne Fettbeimengung heraus. Wasserdichte Hautnaht. 


Zadek: Prüft man die Blutbildung (mit der von Morawitz an- 


gegebenen Methode der Sauerstoffzehrung der Erythrozyten) und den Blut- 
üntergang (am sichersten durch Feststellung der Urobilinausscheidung 
im Stuhl) in den einzelnen Krankheitsstadien des Morbus Biermer, läßt 
sich mit großer Genauigkeit die Periode der beginnenden Besserung 
(kenntlich an der plötzlich nicht mehr gesteigerten Blutatmung, d. h. physio- 
logischer Sauerstoffzehrung der Roten und nachlassender Hämolyse bei 
noch niedrigen Blut- und Hämoglobinwerten) und der Zeitpunkt des be- 
einnenden Rezidivs (kenntlich an der plötzlich wieder erhöhten Hämolyse 
bei noch hohen Blut- und Hämoglobinwerten) abgrenzen. Es gelingt also 
mit diesen biologischen Methoden, die von -jeher bekannten spontanen 
Remissionen im Verlaufe der perniziösen Anämie, die durch ein Nachlassen 
bzw. Aufhören der Giftwirkung zustande kommen, exakt zu bestimmen. 


In dieser Periode der Besserung ist eine Therapie überflüssig. Alle Behand- . 


Iungsmethoden der Perniziosa müssen dieses Stadium der Nichtbehandlungs- 
bedürftigkeit berücksichtigen und ihre Wirksamkeit nachweisen in den 
Perioden des Vollstadiums, d. h. der Erreichung der beginnenden Re- 
mission, und in der Verhütung des beginnenden Rezidivs. In zahl- 
reichen Fällen ist danach verfahren worden, so daß bei niedrigen Blut- 


, md Hämoglobinwerten nicht behandelt wurde, wenn die Sauerstoffzehrung 


niedrig wurde und die Hämolyse nachließ. Bei den von Walterhöfer 
und Schramm gezeigten Fällen hat sich mindestens die Hälfte in diesem 
Stadium der spontanen Remission zur Zeit der Entmarkung des Röhren- 
knochenmarkes befunden, da ausdrücklich angegeben wird, daß das Mark 
gelb war. Gelbes Fettmark in der ganzen Tibia findet sich aber im Voll- 
stadium oder Rezidiv des Morbus Biermer nicht, wohl aber nach zahlreichen 
hochenmarkspunktionen bereits in der beginnenden Remission, wo — 
a plötzlich erniedrigten Sauerstoffzehrung — keine überstürzte 
udung seitens des Markes bei nachlassender Hämolyse statthat!). 

Pes Herr Walterhöf er verlegt den Sitz der Erkrankung in das Knochen- 
(„megaloblastische Regeneration“) und mißt der Hämolyse eine 


ee Rolle zu. Dazu ist zu sagen, daß die gesteigerte Hämolyse 
eim Morbus Biermer si 
der Toxinwirkung in den 
ee 
N 
u ) Näheros m den im Druck befindlichen Arbeiten: Zur Therapie 
us Biermer, D.m.W. 1924; Zur Prognose des Morbus Biermer, 


M.mW. a 5 j 
in, Wa a Biologie des Knochenmarkes beim Morbus Biermer, 


Vollstadien und Rezidiven der Krankheit stets vor- 


cher sekundär ist, aber als sinnfälligster Ausdruck 


Kongreß- und Vereins-Berichte. i 


handen ist, in den Remissionsperioden ebenso regelmäßig verschwindet. 
Eigentlich hat Herr Walterhöfer selbst an seinen Fällen den besten Beweis 
gegen seine Auffassung geliefert, da ja in einem großen Teil seiner Fälle 
der Befund gelben Knochenmarkes gegen die primäre Markaffektion spricht, 
vielmehr die Rückbildung des megaloblastischen Markes in Fettmark in 
der Remission beweist, die keiner so eingreifenden Behandlung bedarf, wie 
sie die Entmarkung darstellt. ne | 

Paul Lazarus: Die strahlende Materie ermöglicht einen Einblick 
in die funktionelle Leistungsfähigkeit des Knochenmarks; sie ermöglicht 


ferner eine Verkleinerung von Milztumoren verschiedener Ursache. An. | 


3 Diapositiven wird erläutert: . | 
1. die Verankerung von intravenös eingespritztem Aktinium X im 
ganzen Skelettsystem einer Maus. Selbstphotogramm. Diese Organo- 


tropie erklärt die energische Reaktion des hämatopostischen Systems auf, 


Strahlenreize; 

2. das Autoradiogramm des rechten Schienbeins einer Patientin 
mit Anaemia perniciosa; mit Aktinium X behandelt. Rasche Besserung 
des Allgemeinbefindens und des Blutbildes (Hämoglobin von 32°/, auf 529/9, 


Rote Blutkörperchen von 1 300 000 auf 2 500 000)2). Noch intensiver wirken 
. intravenöse Injektionen von Radiothor®). Bericht über eine 50jährige 
Frau, Anaemia perniciosa. April 1923 in schlechtem Zustande, mit starken 


Ödemen, Herzdilgtation, 35°/, Hämoglobin, 810 000 roten Blutkörperchen, 
Index 2,1, kernhaltigen Normo- und Megaloblasten eingeliefert. Nach einer 
Radiothorinjektion (25E.S.E.} und Radiumbestrahlungen der Tibien Besserung. 
Heute, nach über einem Jahre, noch voll arbeitsfähig, 89°/, Hämoglobin, 
3,6 Millionen rote Blutkörperchen. Keine kernhaltigen Blutkörperchen. — 
Wo auf Injektion radioaktiver Stoffe oder auf Knochenbestrahlungen keine 
Reaktion erfolgt, dürfte das Knochenmark kaum noch reizansprechbar sein; 

3. weitgehende Verkleinerung von Milztumoren verschiedener Genese, 
einschließlich der Bantischen Krankheit, auf Außenbestrahlurigen mit 
Radium). | 2 oc. 

H. Hirschfeld fragt nach der Mortalität der Operation und der 
Dauer der erzielten Remissionen. | | 

Walterhöfer (Schlußwort): Unser ganzes Bestreben ging natürlich 
darauf hinaus, ein Mark zu treffen, das noch erregbar war. Aus der Farbe 
des Knochenmarkes irgendwelche Schlüsse auf die Remissionsbereitschaft 


' zu ziehen, hat sich als irrig erwiesen. Sie haben oft genug gesehen, daß 


Fälle, deren Zustand und Verlauf alles andere als den Beginn einer Re- 
mission darboten, gelbes Knochenmark in der Tibia zeigten. 

Ich kann nicht anerkennen, daß die Untersuchungen auf Abbau- 
produkte des Hämoglobinmoleküls zur Bestimmung des Zeitpunktes des 
Eintritts eines Anfalls herangezogen werden können. Ein viel feinerer 
Maßstab dafür ist das Verhalten von Erythrozyten und Hämoglobin. Ich 
verfüge über Beobachtungen, in denen diese Zahlen neben klinischen Er- 
scheinungen zeigten, daß ein Anfall in hohem Grade vorhanden war, während 
das Bilirubin im Blute keine Erhöhung zeigte und erst dann plötzlich an- 
stieg, als Erythrozyten- und Hämoglobinkurven die beginnende Erschöpfung 
des Markes anzeigten. | 

Der Eingriff ist durch seine Geringfügigkeit mit keinerlei Gefahr 
verbunden. Von 42 Operierten leben heute noch 19, davon 2 aus dem 
Jahre 1921, 1 aus dem Jahre 1922, 14 aus dem Jahre 1923 und 2 aus 
1924. Die längste Dauer eines Intervalls nach der Operation betrug über 
3 Jahre. | 


2. Weinert (Magdeburg): Die Indikationen zur Entmilzung, Erfolge | 


und Mißerfolge. (Erscheint unter den Originalien dieser Wochenschrift.) 
‚ Aussprache: H. Hirschfeld: Ich möchte nur auf eine Ursache 
der Mißerfolge der Splenektomie bei einigen Krankheiten noch einmal hin- 


‚weisen, die der Herr Vortragende nur kurz gestreift hat, nämlich auf die 


Hyperfunktion des retikuloendothelialen Apparates, die bei perniziöser 
Anämie immer, beim hämolytischen Ikterus nur seiten nach der Splenek- 
tomie eintritt. Wenn trotz Entfernung der Milz als Blutzerstörungsorgan 
nach kürzerer oder längerer Zeit alle Zeichen des pathologisch gesteigerten 
‚Blutzerfalles wieder einsetzen, so ist das zum größten Teil darauf zurück- 
zuführen, daß der retikuloendotheliale Apparat der Leber, -der Lymph- 
knoten und des Knochenmarkes imstande ist, die blutzerstörende Funktion 
der entfernten Milz im früheren Umfange wieder zu übernehmen, was er 
in günstig verlaufenen Fällen offenbar nicht kann. In solchen Fällen ist 
also an Stelle der Hyperfunktion der Milz eine. Hyperfunktion des retikulo- 


endothelialen Apparates getreten. Auf das in solchen Fällen zu berück- 


i 


2) B.kl.W. 1912, Nr. 48. 
8) D.m.W. 1922, Nr. 14/15. 
4) Verhandl. d.. Kongr. f. ion. Med. 1914. 


er zu 2a Zul mil at MD DS ne zn ze ar e Sei ze 


a a a . -> 
Ba - N et nahe 
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.hämolytischen Ikterus bei einem Kind, keine Erythrophagozyten. 


1058 


sichtigende Verhalten des Knochenmarkes unter dem Einfluß eines hyper- 
funktionierenden Retikuloendothels will ich bier nicht eingehen. 


Wie weit der Ersatz der blutzerstörenden Funktionen der Milz nach 
ihrer. Entfernung geben kann, zeigen Versuche, die ich gemeinsam mit 


einem japanischen Kollegen, Herrn Dr. Sumi, ausgeführt habe. Wir 
konnten feststellen, daß bei Ratten, Mäusen und Meerschweinchen. einige 
Tage nach Entfernung der Milz im ‚peripheren Kreislauf blutkörperchen- 
haltige Zellen auftreten, deren Menge erst zu-, später aber wieder ab- 
nimmt. Doch konnten wir vereinzelte Exemplare noch nach drei Monaten 
im Blute nachweisen. Inzwischen hat auch Domagk in einer im letzten 
Bande von Virchows Archiv erschienenen Arbeit über den gleichen Befund 


berichtet, doch gibt er an, daß diese Erythrophagozyten nur bei Ratten, 


nicht bei Mäusen auftreten, während wir sie ausnahmslos bei Ratten, 
Mäusen und Meerschweinchen gefunden haben. 
erst einmal Gelegenheit beim Menschen nach Splenektomie das Blut 
auf diese Zellen zu untersuchen, fanden aber in diesem einen Falle, einem 

i Bei 
zahlreichen Personen, denen die Milz wegen verschiedener Leiden vor 
Jahren herausgenommen worden war, war unser Suchen nach diesen Zell- 
formen‘ gleichfalls vergeblich. Erst weitere Untersuchungen an frisch ent- 


.. milzten Menschen müssen zeigen, ob sich der menschliche Organismus in 


! 


dieser Beziehung anders verhält, als der der untersuchten Tiere. Domagk 


hat allerdings einmal auch bei einem vor ®/, Jahren entmilzten Mann ` 


während einer fieberhaften Erkrankung Erythrophagozytose im Blute gė- 
sehen, die aber mit Aufhören des Fiebers wieder verschwand. Während 


-= Domagk die Erythrophagozten, die er bei Ratten nach der. Entmilzung 


fand, für Retikuloendothelien hält, können wir zeigen, daß drei verschiedene 
Zellarten im Blute Erythrophagozytose ausüben. Auch wir sahen Zellen, 
die wir für Retikuloendothelien ansprechen, von denen ein Exemplar unter 
dem einen der aufgestellten Mikroskope zu sehen ist. Diese Zellen er- 
innern sehr an die Endothelien. die in letzter Zeit wiederholt bei Endo- 
carditis lenta beschrieben wurden. Hin und wieder sahen wir gewöhnliche 


neutrophile Leukozyten, die rote Zellen in sich aufgenommen hatten, am 


häufigsten aber sind es Monozyten, welche die Erythrozyten gefressen 


haben. Wir haben also Erythrophagozytose im strömenden Blute bei 
unseren Versuchstieren nachgewiesen. 


welche Leukozyten gefressen hatten. 


Diese Beobachtungen über Erythrophagozytoseim strömenden 
Blute nach Milzexstirpation im Verein mit dem schon bekannten Auf- 
treten zahlreicher Erytbrophagen im Retikuloendothel der Leber, der Lymph- 
drüsen und des Knochenmarkes zeigen, welche wichtige Rolle der retikulo- 
endotheliale Apparat, zu dem ja auch die Monozyten des Blutes in engen 
Beziehungen stehen, nach der Milzexstirpation spielt. Eine besonders gute 
Funktion desselben ist also keineswegs für die klinischen Erfolge der Ent- 


' milzung günstig, denn die Rezidive, die man stets bei der perniziösen 


Anämie, in seltenen Fällen aber auch beim hämolytischen Ikterus und 
der Thrombopenie beobachtet hat, beruhen ja darauf, daß der retikulo- 
endotheliale Apparat auch die für den Organismus unter bestimmten Be- 


dingungen schädliche Funktion der Milz bei den genannten Krankheiten 


mit übernebmen und somit die erwartete günstige Einwirkung der Splen- 
ektomie illusorisch machen kann. Leider sind die von verschiedenen Seiten 
versuchten Bemühungen zur Verhütung der so bedingten Rezidive den 


retikuloendothelialen Apparat zu blockieren, z. B. durch Kollargolbehand- 
lung, bisher nicht geglückt. 


Meyerstein: Bei l5jährigem Mädchen mit typischer Morbus 
maculosus Werlhofi trotz Milzexstirpation Tod. Sektionsbefund (klein- 
zystische Degeneration beider Ovarien). deutet vielleicht auf einen anderen 


therapeutischen Weg. 77%, der Werlhofkranken sind weiblich. In der. 
Chlorose gibt es noch eine andere, ebenfalls chronisch-intermittierende 


Blutkrankheit, für die eine exquisit ovarielle Genese angenommen wird 


Nach Pfeiffer und Hoff sinkt die Blutplättchenzahl beim Einsetzen der | 


Menstruation ab und nach Schrader und Heinrich Hoffmann wird in 
dieser Zeit. das Rumpel-Leedesche Phänomen positiv. Die kleinzystische 
Degeneration der Ovarien ist der Ausdruck überstürzter Follikelreifung, 
verbunden mit vorzeitigem Zugrundegehen nicht vollreifer Follikel. In der 
Gynäkologie wird sie als Ursache der „essentiellen“ Genitalblutungen an- 
gesehen, die nach Ehrenberg mit allgemeiner hämorrhagischer Diathese 
einhergehen können. Sollte wirklich die Eireifung mit allgemein erhöhter 


Blutungsbereitschaft einhergehen, so könnte man sich vorstellen, daß durch 


sie dem Kreislauf gewisse Stoffe entzogen werden, deren Fehlen eben die 
Blutungsneigung zur Folge ‚hat. 

Eireifung stehen dem normalen weiblichen Organismus genügende Mengen 
dieser Stoffe zur Verfügung, dem bei der multiplen Degeneration der 
Follikel gesteigerten Bedarf gegenüber versagt er.. Das seltene Befallensein 
des männlichen Geschlechts an der Werlhofschen Erkrankung könnte sich 


daraus erklären, daß der männliche Organismus eben nicht der Belastung - 


1994 LT KLINIK — Nr. 30 


durch die Fireifung ausgesetzt ist. 


Wir hatten bisber leider 


Gelegentlich sahen wir auch Zellen, 


wirkung entzogen wird; 


Bei der nur alle 4 Wochen eintretenden ` 


97. Juli 


Bei ihm muß aus anderen Gründen 
ein Mangel an den in Frage stehenden Stoffen, über deren Natur mau 


sich gewisse Vorstellungen machen kann, entstehen, damit es zu den Blu- 


tungen kommt. Therapeutisch käme bei geeigneten Werlhoffällen zeit- 
weise Röntgenkastration in Frage, nach der Kiehne ein Ansteigen der 


Thrombozytenzahlen beobachtet bat. Ausführliche A OEE in der 
Zschr. f. Kindhlk. 1924; Bd. 38, S. 11. 


Victor Schilling: Folgender seltene Fall beweist die Bedeutung 
des Befundes von Jollykörpern oder Kernkugeln für die Milzfunktion. In 
einem Blutausstrich in der Poliklinik wurden zahlreiche Kernkugeln fest- 
gestellt; die Nachforschung ergab eine 33jährige Patientin, die. wegen 


. Tetanie in der Nervenklinik lag. Innere Untersuchung ergab weitere 


Anhaltspunkte für Ausfallserscheinungen wichtiger Organe: Aufhören der 
Regel mit 32 Jahren, Haarausfall, gestörte Pankreasfunktion mit Fett- 
stühlen und Durchfällen. Die Milz war palpatorisch und perkutorisch 
nicht feststellbar. Auf Grund des Kernkugelbefundes, der monatelang ver- 
folgt wurde, wurde die Diagnose: Hyposplenie bzw. Milzatrophie gestellt. 
Vier Monate später ‚erfolgte Tod durch Tuberkulose (Komplikation); bei 
der Sektion wurde eine sehr kleine Milz von 35 g Gewicht gefunden. Diese 


Milzatrophie erscheint hier als Teilbefund einer allgemeinen pluriglandu- 


lären Insuffizienz mit Atrophie anderer Organe, z. B. des Uterus. 


Benda: Herr Hirschfeld bat sogar meiner Meinung nach den 


igenbönois erbracht, daß nicht der retikuloendotheliale Apparat der 


Schuldige ist, indem er die Beobachtung mitteilte, daß auch die Leuko- 


zyten fressen, wenn eben die minderwertigen geschädigten Blutzellen vor- 
handen sind. 


Verein für innere Medizin. Sitzung vom 9. Juli 1924. 
J. Rother: I 


Über den Einfluß der Röntgenstrahlen auf das vege- 
tative System. In einer gemeinsam mit O. Strauß durchgeführten größeren . 
Experimentalarbeit wurde an Hand von Blutdruck- und Blutzuckerbestim- 
mungen der Frage nachgegangen, an welcher Stelle im Organismus sich 
mit Bezug auf diese Funktionen die Energie der Röntgenstrahlen zunächst 
einmal in biologisches Geschehen umsetzt und welcher Art die Kette 
reflektorischer Vorgänge ist, die von jenem Perzeptionsorgan überleitet zu 
den Erfolgsorganen, an welchen die Endefiekte (in unserem Falle Blutdruck- 
und Bilutzuckerveränderung) beobachtet werden. Bezüglich der Haut wurde 
an Kaninchen ermittelt, daß sie als ein derartiges Perzeptionsorgan für 
den zur Blutdrucksenkung. führenden Strahlenreiz hervorragend beteiligt 
ist. Es wurde nämlich folgendes gefunden: Bei Verabfolgung von !/ HED 
harter Strahlen auf ‘die Oberbauchgegend sinkt der Blutdruck innerhalb 
von zwei Sunden gewaltig ab. Diese Senkung bleibt aus, wenn die Bauch- 
haut durch Spaltung und Wegziehung aus dem Einfallsfeld der Strahlen- 

sie ist indessen vorhanden, wenn nur eine Haut- 
brücke mit darunter geschobener Bieiplatte isoliert bestrahlt wird. — 
Atropinisierung hob den Strahleneinfluß auf den Blutdruck auf. Die Blut- 
zuckeruntersuchungen ergaben am Menschen, daß unmittelbar auf die Be- 
strablung der Oberbauchgegend ein geringgradiger Abfall des Biutzuckers 
folgt, daß dagegen am folgenden Tage stets ein kompensatorischer Anstieg 


zu beobachten ist. Aus zahlreichen Tierversuchen am Kaninchen und am 


Hunde ging. dann noch folgendes hervor: Stets erfolgt bei diesen Tieren 


(besonders beim Kaninchen) auf die Bestrahlung ein gewaltiger Blutzucker- 
| anstieg. Dabei ist es gleichgültig, ob die Oberbauchgegend im allge- 


meinen oder die operativ .vorgelagerte Leber bzw. die operativ vorgelagerte 
Bauchspeicheldrüse isoliert bestrahlt wird. Auch bei einem pankreaslosen 
Hunde wird der an sich schon hohe pankreasdiabetische Wert durch die 
Bestrahlung noch erheblich gesteigert. Dagegen blieb jede Blutzucker- : 
steigerung aus, wenn beide Nebennieren exstirpiert waren. Die isolierte 
Bestrahlung einer Nebenniere nach. vorheriger Herausnahme der anderen 
war von einer erst nach Tagen einsetzenden Blutzuckersenkung gefolgt. 
Hierbei handelt es sich um direkte Zellschädigung. Die geschilderten 
momentanen Beeinflussungen von Blutdruck und Blutzucker werden zurück- 
geführt auf die Fähigkeit der Röntgenstrahlen, eine Reaktion auszulösen, 
falls die Bereitschaft zum Ablauf derselben vorher besteht. In diesem 


Sinne (Reaktionsauslösung) darf von einer Reizwirkung‘ der Strahlen ge- 
sprochen werden. (Selbstbericht.) 


Aussprache: Halberstädter: Wir müssen unterscheiden zwischen 
einem Reizeffekt und einer direkten Reizwirkung der Röntgenstrählen. Von 


. einem Reizeffekt können wir sprechen, wenn auf die Bestrahlung hin eine 


Funktionssteigerung erfolgt. 


Es ist schwer zu entscheiden, woher sie 
kommt. 


Daher ist unter den Biologen, die eine Reizwirkung leugnen und 
denen, die eine Reizwirkung beinahe immer annehmen, eine Verständigung 
nicht vorhanden. Als geeignetes Studienobjekt zur Klärung der Frage ist 
am besten die einfache Zelle geeignet. Unter gewissen Bedingungen be- 
wirkt die Bestrahlung eine Beschleunigung der Kernteilung. Es ist das 


. ia pa D a Be Er 


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93 


u A Br E ae 


97.Juli ` 


Kranken litten an offener Tuberkulose. 
 Lungentuberkulose bessere Ergebnisse zeitigte, so waren die Heilerfolge 
- bei offener Tuberkulose doch ebenfalls gute und oft ließ sich nahezu eine 
Heilung erzielen trotz Verschlechterung des Lungenbefundes. Die pro- 


sich nach der Dosierung richten. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 30. 


ein Reizeffekt. Man hat dann an Pflanzen Versuche gemacht, die zeigten, 
daß unter gewissen Bedingungen das Längenwachstum zunimmt. Liegt 
aber nicht doch eine 'schädigende Wirkung auch hierin vor? Welche Dosen 
machen sie, gehören hierzu nur schwache Dosen? Begünstigen' kleine 
Dosen das Wachstum? Bei den Pflanzen liegen die Dinge so, 'daß es sich 


` um ein vorübergehendes Längenwachstum handelt, und daß später eine 


Schädigung nachzuweisen war. Winterknospen z. B. blühten nach der 
Bestrahlung frühzeitig, aber sie zeigten nach dem Abblühen eine Nekrose. 


- Hierfür waren große Dosen erforderlich, so daß also auch außerordentlich 


große Strahlenmengen einen vorübergehenden Reiz ausüben können. Wenn 
man von einer Tumorreizung durch Strahlen sprechen will, so kann sie 
auch von einer großen Dosis kommen. 
läßt sich somit schwer sagen, ob es sich um einen Reizeffekt oder die 


Schädigung eines Organs gehandelt hat. Es kann irgend eine Protein- 


körperwirkung vorhanden sein. 
| Aussprache zu dem Vortrage von Halberstädter: Röntgentherapie 
in der inneren Medizin. | 

' Anthon hat gemeinsam mit Halberstädter 52 Kranke mit Kehl- 
kopftuberkulose behandelt und sie nach der Bestrahlung fortlaufend unter- 
sucht. Stets handelte es sich um sekundäre Tuberkulose. Die meisten 
Wenn auch die geschlossene 


duktiven Formen der Kehlkopftuberkulose sind für die Strahlenbehandlung 
geeigneter als die exsudativen. _Besserungen kann man erst nach 1 bis 


3 Monaten feststellen. 


Paul Lazarus: Ist es wahr, daß unterschwellige Bestrahlungen 
die Geschwülste aufpeitschen, oder pathologische Prozesse zum Wuchern 
bringen können? Ist es richtig von einer Ovarial-Reizdosis, einer Krebs- 
dosis usw. zu sprechen? Sind die Apparatgiganten berechtigt oder nicht? 
Wir haben weder von der experimentellen Biologie noch durch die patho- 
logische Anatomie einen sicheren Beweis von der Reizwirkung der Röntgen- 


‘ strahlen. Auch die Strahlenphysik gibt keine Erklärung für die Möglich- 


keit einer Reizwirkung durch Röntgenstrahlen. Wir müssen die strahlende 
Energie von einem einheitlichen Gesichtspunkte auffassen und können drei 
Energiequellen unterscheiden. Die freie Emanation. Damit erzielen wir 


richtige Reizwirkung. Daran schließen sich die strahlenden Materien. Mit 


ihnen erzielen wir ebenso wie mit dem natürlichen Licht Wirkungen, die 
| Ganz anders ist der Röntgenstrahl, der 
Strahl der modernen Apparate. Bei ihm ist auf eine kleine Zeitdistanz 


ein Intensitätsmaximum konzentriert, im Gegensatz zu anderen strahlenden 
Energien, bei denen die Intensität klein, aber dió Zeitdauer groß ist. Beim 
Röntgenstrahl ist also ein Intensitätsmaximum auf einem Zeitminimum. 


Deswegen kann auch der schwach dosierte Röntgenstrahl eine Reizwirkung 


entfalten. Bei Radium kann man zwei Stadien unterscheiden. In dem- 


ersten wirkt er infolge seiner geringen Intensität als Reiz. Erst später 
infolge der Summation kommt es zur lähmenden Wirkuhg. Es besteht 
also ein fundanıentaler Unterschied gegenüber dem Röntgenstrahl, bei dem 
die Spanne zwischen unterschwelligem und überschwelligem Reiz eine un- 
gemein geringe ist. Deshalb muß man bei der Anwendung der Röntgen- 
therapie sehr vorsichtig sein da, wo es sich um radiosensible Organe handelt. 
Erst wenn es sich um Hyperfunktionen handelt, kommt der Röntgenstrahl 
in Betracht. Versuche ‚von ‚Hertwig zeigten, daß z. B. die Schädigung 
von Spermatozoen sich proportional der Bestrahlungszeit vollzieht. Schwach 
und lange Zeit bestrahlte Samenfäden sind weit intensiver geschädigt. Die 
Zellen befinden sich in verschiedenen ‚Stadien. Die Zelle in Strahlenruhe 


| ist strahlenfester. Die Zelle in Teilung ist fallreif. Bei Bestrahlungen, 


die sich auf Tage und Wochen hinziehen, ist es wahrscheinlich, daß man 
die Zelle in ihrer schwachen Stunde trifft. So ist es zu erklären, daß wir 
durch überstarke Dosierung gewisse Krankheiten, wie die Leukämie, gegen 
Röntgenstrahlen refraktär machen, die aber auf Radium doch noch reagieren. 


- Die Erscheinungen von Strahlenvergiftung sind bei Radium viel geringer. 


Von allergrößter Bedeutung ist es, den Körper unter antikachektische 
Mittel zu setzen, wenn man mit Strahlen behandelt. Man soll nicht von 
Reizdosen, sondern von optimalen Dosen Gebrauch machen und sprechen. 

‚ Hans Hirschfeld: Bei der Leukämie hat sich die Röntgentherapie 
von jeher bestens bewährt. Es kommt darauf an, die Krankheit im rechten 
Moment zu behandeln, d. h. im Beginne des Rezidivs. Hierfür ist eine 
mindestens alle vier Wochen erfolgendo Blutuntersuchung erforderlich. 


H. verfügt über zwei so beobachtete Kranke, die seit 5 bzw. 10 Jahren 


erfolgreich behandelt werden. Man darf nicht verkennen, daß konstitutionelle 
Momente bei derartigen Erfolgen mitwirken. Man begegnet Kranken, die 
ohne jede Behandlung eine vanze Reihe von Jahren sich halten. H. kennt 
einen Kranken, der S Jahre öhne- Strahlenbehandlung seine Krankheit 
errug. Bei der akuten Leukämie sind die Erfolge schlecht, aber man soll 


Über die Versuche von Rother 


ein Röntgenbild demonstriert. 


doch den Versuch der. Strahlenbehaudlung machen; Erfolge kann man 
event. in Krankheitsfällen sehen, bei denen Milz- und Drüsenschwellungen 
bestehen. In Fällen von Polyzythämie mit Anämie ist die Bestrahlung -- 


nicht angezeigt. Hier empfiehit sich mehr Arsen. Ä 


Kretschmar hat günstige Erfolge bei der Bestrahlung von Kindern | 
mit Lungentuberkulose gesehen. Das Gewicht der Kinder hob sich, ehe < 


noch Änderungen an der Lunge oder im Hilus auftraten. 
W. Alexander wendet sich gegen die Behauptung von der anal- 


'getischen Wirkung der Röntgenstrallen bei echten ‚Neuralgien. . Die Fälle 
von chronischer genuiner Neuralgie heilen mit Röntgenbestrahlungen nicht.. 
Vielleicht kommt es gelegentlich einmal zu einer Besserung, aber von einer - 


Regelmäßigkeit des Erfolges kann nicht die Rede sein. - à 


Cramer empfiehlt die Röntgenbestrahlung der Hilusgegend bei . 


Kindern, die in der Ernährung und im Wachstum zurückgeblieben sind. 


Es handelt sich um eine Allgemeinwirkung. Die Bestrahlung der Lungen- 
. tuberkulose darf nur bei den produktiven Formen erfolgen. Beim Asthma 
sieht man gute Erfolge durch die Bestrahlung. Auch hierbei handelt es. 
-sich um eine Allgemeinwirkung. Die Bestrahlung der Struma ist heute 


noch Geschmacksache. Die komprimierenden: Strumen werden aber besser 
chirurgisch behandelt. 


soll man von der Bestrablung Gebrauch machen. Pruritus wird immer 
da, wo er mit leichten Hauterscheinungen verbunden ist, erfolgreich be- 
handelt, sonst nicht. a 


Tugendreich sieht ‘die Röntgenbehandlung des Ulcus ventriculi 


und Ulcus duodeni für sehr aussichtsreich an. In manchen Fällen hält der . 


Erfolg jahrelang an. Die Magensekretion ändert sich kurze Zeit nach der 
Bestrahlung nicht, man kann sie’ erst nach mehreren Monaten geändert 
sehen. 
Ulkus mit Röntgenstrahlen zum Verschwinden zu bringen. Hierfür wird 
Fritz Fleischer. 


| Heidelberg. | 
Naturhistorisch-Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 24. Juni 1924. 


H. Sachs berichtet über neuere Erfahrungen anf dem Gebiete E 
der Serodiagnostik der Syphilis. Da das Wesen der Syphilisreaktion. 


noch nicht geklärt ist, muß die Einstellung der Reaktionen, so daß sie mög- 


liċhst empfindlich für Syphilis und zugleich möglichst charakteristisch für. 
diese Erkrankung sind, der Empirie überlassen bleiben. Während die einen 


Untersucher eine große Empfindlichkeit zu erreichen suchen und dabei 
unspezifische Reaktionen mit in den Kauf nehmen, legen andere, darunter 
auch Sachs selbst, mehr Wert auf Spezifität, die sich aber als eine ab- 


solute nicht erreichen läßt. Was die Wahl der auszuführenden Reaktionen . 


betrifft, so soll man stets die Wa.R. und eine Flockungs-, bzw. Trü- 
bungsreaktion ausführen, da die Reaktionsbreiten sich nicht decken, 


Im hiesigen Laboratorium werden die Wa.R. nach der Reichsvorschrift, die 


SGR. und neuerdings auch MTR. nebeneinander ausgeführt. Letztere ist 


zwar sehr empfindlich, scheint aber häufiger unspezifische Ausschläge zu 


geben als die Wa.R. und die SGR. Die MTR. wird demonstriert. 

A. Klopstock demonstriert ein nenes Verfahren zur Flockungs- 
reaktion für die Serodiagnose der Syphilis, das von Sachs und Klop- 
stock in Gemeinschaft‘ mit Ohashi ausgearbeitet worden ist. Zu der 
Ausarbeitung hat das Bestreben geführt, die bewährte SGR. rascher ab- 
lesbar zu machen. Die Extrakte bestehen aus einem ctholesterinierten 
Rinderherzextrakt nàch Sachs. und Georgi und Benzoeharz als Ver. 


stärker. Die Reaktion wird angestellt, indem zu 0,l com inaktiriertem 


Patientenserum 0,5 com der Extraktverdünnung gegeben werden. Die Ver- 
dünnung wird bereitet, indem 1 Teil alkoholischer Extraktlösung in 19 Teile 
0,85 %/niger Kochsalzlösung geblasen werden. Durch Schütteln wird der 


Es gelingt auch, das anatomische: Substrat für ein perforierendes 


1059 ` 


Beim Basedow hat die Bestrahlung gute Erfolge. - 
In einem Fall von Bechterew -hatten harte Strahlen iu hoher Dosierung ' 
ein gutes Ergebnis. Bei Neuralgien, deren innere Therapie erschöpft ist,- 


Ablauf so beschleunigt, daß nach wenigen Minuten das Resultat deutlich: 


sichtbar ist und nach 1/„—1 Stunde Brutschrankaüufenthalt endgültig ab- 
gelesen wird. Die Ablesung erfolgt makroskopisch, die massive Flockung 
in den positiven Seren sedimentiert rasch. Zur Anstellung der Flockungs- 
reaktion werden zwei Extrakte benutzt, von denen der eine außer den 


erwähnten Bestandteilen noch Lezithin enthält, durch das das Benzoeharz 


besser in Lösung gehalten wird, so daß die negativen Sera noch klarer 
erscheinen bei nur geringer Abschwächung der Reaktion in den positiven. 


Eokstein: Über inkomplette Hämolyse. Bettet man lackfarbenes. 


Blut in Agar ein, oder bringt man normales Blut nach Agareinbettung 
zu kompletter Hämolyse, so läßt sich mikroskopisch gegenüber nicht 


. bämolysiertem Blut ein zweifacher Unterschied feststellen: 


1. Das gesamte Hämoglobin ist aus den Zellen ausgetreten: 

2. Das Hämoglobin hat. seine Färbbarkeit geändert: während in- 
takte Erythrozyten sich nach Alzheimer rot färben, färbt der ausge- 
tretene Blutfarbstoff sich bei der gleichen Färbung blau. 


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in größeren Werken das Antimon als Heilmittel gegen Bilharzia nicht an- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30 


| Ze U. | 27: Juli 
m | | 2 | T. 3Y. | l 


! 


Bei inkompletter Hämolyse verläßt. nur ein. ‚Teil des- Hämoglobins 
‚die Zellen. Am. Beispiel. zweier in ihrer. Intensität leicht abstufbarer 
Arten von Hämolyse wird nun das färberische Verhalten des Blutfarbstoffes 
Blutagarblöcke. 
„zeigen bereits beim Einlegen in eine konzentrierte Sublimat-Ringerlösung 

Das Sublimat verliert beim Eindiffundieren 

"in den Agarblock an Konzentration; in einer gewissen Blocktiefe wird die | 
‚hämolysierende Konzentration erreicht. Die nun einsetzende Hämolyse 
. wird jedoch, da weiteres Sublimat nachdringt, bald durch eine Fixierung 
`- unterbrochen.. Durch Wechseln. der Sublimatkonzentration läßt sich In- 
` tensität und topographische Ausdehnung der Hämolyse willkürlich variieren. 


' bei nur partiellem Austritt aus. den Zellen demonstriert. 


“eine leichte zentrale Hämolyse. 


Eine weitere an eingebettetem Blut bequem abstufbare Art von 
‚ Hämolyse ist die durch Gefrieren und Wiederauftauen. 


auf dem Göfriermikrotom geschnittenen Blutblock finden wir vollständige 
` Hämolyse. 


kung. Läßt man den Block jedoch kürzere Zeit als. zur Fixierung. nötig 


. in Formol, so hat Gefrierschneiden eine inkomplette Hämolyse zur. Folge, 
‚indem je nach der Dauer der, Formolwirkung mehr oder weniger Farbstoff 


< die Zellen verläßt und diese selbst entsprechend mehr oder weniger aus- 
‚ gelaugt werden. 


. Färbung nach Alzheimer zeigt nun: während "bei aknea 


| Hämolyse ein Teil des 'Hämoglobins aus den Zellen ausgetreten ist, hat 


nicht nur das ausgetretene (extrazelluläre), sondern auch das nicht aus- 
‚getrötene (intrazelluläre) Hämoglobin seine Tar pDgrker geändert: Agar 


und Erythrozyten färben sich blau. 


Das mikroskopische Bild der inkompletten Hämolyse ist also: Orts- 
wechsel eines. Teiles, Färbbarkeitswechsel des gesamten Hanse! ohink; 


Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 25. Juni 1924. 
"Simmel: Biutkrankheiten und Konstitution. Die Hämatologie be- 
deutet einen wesentlichen Faktor in der Konstitutionsforschung. Die Ver- 
schiedenbeit der Zahl der roten Blutkörperchen bei beiden Geschlechtern 
und die Vererbung der „Blutgruppen“ weisen darauf hin, daß die Kon- 


stitution schon normalerweise Einfluß auf das rote Blutbild hat. Die Ent- 


wicklung der Chlorose im Pubertätsalter wird dadurch verständlich, daß 
häufig erst in der Zeit geschlechtlicher Reifung die individuelle Konstitution 
in allen Einzelheiten sich offenbart. Bei der perniziösen Anämie erklären 
die verschiedenen, das Leiden toxisch bedingt ansehenden Theorien. (Gift- 
 Tesorption vom Darm aus, pölyvalente Toxinwirkung) nicht alles. 


hier muß ein konstitutioneller Faktor in Rechnung gestellt werden. Die 


. aplastischen Anämien des Kindesalters dürften zur Hauptsache auf endogene 


“Ursachen zurückzuführen sein. Unklar liegen die Verhältnisse bei der 
hämolytischen Anämie. Es ist aber die Tatsache bedeutungsvoll, daß 
scheinbar gesunde Aszendenten der Kranken eine Resistenzverminderung 
der roten Blutkörperchen aufzuweisen hatten. 

“Die Sichelzellenanämie der nordamerikanischen Neger ist wohl im 
p konstitutionell bedingt, sie ist rassegebunden und tritt aus- 
'ausgesprochen familiär auf. Wie bei der hämolytischen Anämie finden 
sich. auch hier scheinbar gesunde Familienangehörige, deren Blut unter 
gewissen Versuchsbedingungen die latente Minderwertigkeit offenbart (Sichel- 
zeilbildung bei Konservierung des Blutes in vitro). Bei diesen beiden 
'Anämien : sowohl wie bei der Chlorose und perniziösen Anämie spielt der 
‚physikalisch-chemische Zustand der Erythrozyten eine erhebliche Rolle. 
Seine Abhängigkeit von der Ionenkonzentration des Plasmas und damit 
vom Tonus des vegetativen Nervensystems läßt wiederum an konstitutionelle 
Einflüsse denken. 

Lommel: a) Behandlung der Bilharzia. Bei einem jungen Ägypter, 
der die charakteristischen Merkmale der ‚Krankheit aufwies (Hämaturie, 
Tenesmen, Entleerung der typischen Wurmeier) konnte L. die vorzügliche 
- Wirkung des Antimons beobachten. Die Kur, ambulant und ohne Neben- 
erscheinungen durchgeführt, bestand in intravenösen Injektionen: von 0,1 


bis 0,15 Tartarus stibiatus in 1°/oiger‘ Lösung, alle 2—3 Tage, bis zur 


Gesamtmenge von 1,8 im Verlauf eines Monats. Schon nach wenigen Ein- 
spritzungen Besserung, schließlich völlige klinische Heilung und Beschwerde- 
freiheit des Patienten. "Dieser Erfolg ist deshalb erwähnenswert, weil auch 


geführt.wird. In Ägypten kommt es häufig zur Anwendung. 


b) Strongylus intestinalis im Magen. 47 jähriger Bahnarbeiter aus 


dem Saartal erkrankt nach einmaligem Bluthusten und Atemnot mit Magen- 
schmerzen, namentlich nachts, Gewichtsabnahme. Die Untersuchung ergibt 
das Fehlen der freien Salzsäure im Magensaft, sehr niedrige' Gesamtsäure- 
werte, positiven Milchsäurebefund. Mehrfach ließen sich Würmchen im 
Ausgeheberten nachweisen, die als Larven des Strongylus intestinalis er- 
kannt wurden. Der Kranke hat nie in den Tropen gelebt, vielleicht ist 


' sich lange Jahre in China aufgehalten hat. 


Gefrierschneiden nach vollendeter Fixierung bleibt ohne Wir- 


Auch, 


‚Arzt diagnostizierte ein Unterleibsleiden und verordnete Dunstumschläge. 


'zytenzablen. 


sein Zusammenleben mit. dem Bruder an der Infektion: schuld, ‘da dieser 


‘Der Wurm ist aber in Italien 
wie in Deutschland als einheimisch erkannt. Klinisch ist eigentümlich, 


‘daß das Leben der Würmer im Magen karzinomähnliche Zustände hervor- 


Der Kranke wurde. AuSWAKIS als Fee ohne 
. Befund -probelaparotomiert. 


gerufen hat. 


c) Paroxysmale Oxzalurie. Die Kranken TR unter der Nieren- 
kolik {durchaus äbnlichen Erscheinungen, selbst Hämaturie. Im frisch 
gelassenen Harn finden sich neben den roten Blutkörperchen zahlreich 
Kalziumoxalatkristalle. Zwischen den Anfällen völlige Gesundheit. Auf- 


fallend ist, daß.es sich häufig um sehr nervöse Menschen handelt, so daß 


auch in diesem Punkte ein Vergleich mit der Phosphaturie naheliegt. Die 
In einem unfixiert | 


Genese des Leidens ist unklar, vielleicht beruht es auf einer Veränderung 
der Schutzkolloide des Harnes unter nervösen Einflüssen. Therapeutisch 
kommt die Einschränkung von Gemüse und leimgebenden Nahrungsmitteln 
in Frage; manchmal hat eine völlig veränderte Lebensweise Sistieren des 
Leidens zur Folge. Ein Versuch mit Nierenmitteln wie Theocin ist angezeigt. 

Grober: Über die Entstehung endoarterieller Geräusche beim 
Korotkofischen Versuch. Mit Unterstützung des Physikalischen Instituts 
ausgeführte Untersuchungen über die Art der Töne, wie sie bei Korotkoffs 
Methode der Blutdruckbestimmung hörbar werden, ergaben, daß sie als 
akustischer. Ausdruck der Loslösung der aneinanderliegenden Gefäßwände 
(P- Stellung und P-Aussprache der Lippen) zu: gelten haben 'und. nicht 
hervorgerufen sind durch Schwingungen der unter beiderseitig geringerer 
Spannung als vorher stehenden Gefäßwand. Die gelegentlich zu hörenden, 
von den Tönen eingerahmten Geräusche sind Stenosenerscheinungen. Sie 
werden durch Unebenheiten oder höhere Spannung der Wand erzeugt, 


. daher sind sie bei zunehmendem Alter vermehrt anzutreffen, stets bei 
Kommen sie bei jüngeren ` 


nachweisbarer Sklerose der Art. brachialis. 


Menschen vor, dann liegt ein erhöhter Gefäßtonus vor. Diese Untersuchungs- 


ergebnisse sind somit von differentialdiagnostischer Bedeutung. N. 


ii. 


Prag. 


Verein deutscher Ärzte. Sitzung vom 30. Mai 1924. 


G. A. Wagner stellt eine 33jährige Patientin vor, bei der. es sich 
um Kombination von intra- und extrauteriner Schwangerschaft handelt 


und die Möglichkeit einer echten Superfötation besteht. Erste Geburt vor 
3 Jahren, normal, Kind bei der Geburt abgestorben, dann normale Men- 
struation bis Sommer 1923. Letzte normale Menses (3 Tage) Mitte Juli. 
August, September und Oktober je eine leichte, dem Menstruationstermin 
entsprechende Blutung. Im Oktober plötzliche Erkrankung mit Schmerzen 


im Unterbauch und Ohnmacht. Beginn einer Blutung, die mit kurzer 


Unterbrechung bis 23. November (6 Wochen) dauerte. 


Kein Fieber. Der 


Die Frau vermeinte, schwanger zu sein, der Arzt negierte dies nach An- 
stellung der Phloridzinreaktion. Anfang Januar 1924 Aufnahme in die 
Klinik. Status praesens: Kolostrum positiv. Livide Verfärbung. Portio 


_ weich. Kollum scheint überzugehen in einen aus. zwei Teilen bestehenden 


Tumor; ein faustgroßer Teil links unten (zunächst als etwas vergrößertes 
Oorpus uteri gedeutet), rechts in breiter Verbindung mit ihm ein bis in 
die Nabelhöhe reichender, weicher Tumor. Im Douglas ein orangengroßer 
elastischer, empfindlicher Tumor. Subfebrile Temperatur, normale Leuko- 
Diagnose: Vorgeschrittene Extrauteringravidität oder Myom 
bei junger Intrauteringravidität oder Gravidität und Ovarialtumoren. La- 
parotomie 22. Januar 1924: In der freien Bauchhöhle kein Blut. Der 
große Tumor rechts das gravide rechte Horn eines Uterus bicornis, links 
das nicht gravide Horn. Der im Douglas getastete Tumor nicht zu sehen, 
da das Rektum mit Appendices epiploicae an der Hinterwand des Uterus 
fest adhärent ist. Man tastet durch das Rektum hindurch den Tumor. 
Nach Abpräparieren quillt altes Blut vor: Es handelt sich um eine orangen- 
große Haematocele retro-uterina. Die rechten Adnexe’ ziehen gestreckt an 
der Uteruskante hinab zur Hämatozele, die Tube im mittleren Anteile ver- 
dickt, steht mit diesem Teil, der ein festhaftendes Koagulum trägt, `i 

Verbindung mit der Hämatozele, an deren Begrenzung sich außer der 


linke Ovar beteiligt. Das Fimbrieneude der in der Mitte spindelig aufge-. 
triebenen Tube ist offen. Exstirpation der rechten Tube. Beide Orarien 
groß. Spaltung des rechten Ovars zeigt trotz Suchens nur ein Oorpus 
luteum (1 cm Durchmesser). Exzision einer Scheibe. .Nun das linke Ovar 
gespalten, es enthält ein ebenso großes Corpus luteum wie das rechte. 
Auch hier Exzision eines Stückes zur Untersuchung. Bauchnaht. Unge- 
störter Verlauf, am 10. Tag entlassen. Schwangerschaft ungestört weiter 
verlaufen. Am 19. Mai 16 Uhr Wehen, die bald wieder aufhören.. Am 
nächsten Vormittag 10 Uhr gute Wehen, nach 11/, Stunden Blasensprung, 
3/4 Stunden später Spontangeburt eines 46 cm langen, 2680 g schweren 


hinteren Uteruswand und vorderen Rektalwand auch das herangezogene 


N 


nehmen haben, 
der Beanspruchung durch die Mitglieder. in eine Bedrängnis- geraten, die 


 frächtlichen Bei 


abi der sonst, keine Zeichen mangelnder Reife. aufweist. Geburts- 
demin war für den 15. Mai berechnet. Glattes Wochenbett. War es 


‚schon nach dem Operationsbefund wahrscheinlich, daß es sich um gleich- 


zeitigo. Extra- und Intrauteringravidität handelte, so wurde dies durch die 
histologische Untersuchung bestätigt: In der Hämatozele fanden sich keine 
Fireste mehr, wohl aber in dem kleinen Koagulum (1 cm Durchmesser), 


"das’die’ rechte Tube spindelig auftrieb und durch eine kleine Lücke durch 


` die Tabenwand mit der Hämatozele in Verbindung. stand. Die Zotten 
wiesen fast durchwegs kein Epithel mehr auf, nur eine, allerdings‘ schon 
dagenerierte Zotte ließ noch den deutlichen Epithelbelag des: jungen Eies : 


erkennen. Dasselbe war an der lateralen Wand der nach hinten ge- 


schlagenen Tube inseriert, hatte die Tubenkapsularis durchbrochen, ` die 


“gegenüberliegende Tubenwand (parietalis) arrodiert und so zur Perforation 


der Tube gegen die Mittellinie geführt. Das Fimbrienende war vollkommen 
. freiund stand in keinerlei Beziehung zur Hämatozele. | 


` Es wird kurz auf die in der Literatur .niedergelegten Fälle von 
gleichzeitiger Extra- und Intrauterinschwangerschaft hingewiesen.. Nun be- 


“stand im vorliegenden Falle die Gravidität seit Ende Juli. ‘Bei der Ope- 
-“ ration. im Januar wurde der Uterus entsprechend einer Gravidität vom 
` "Ende des 6. Lunarmonates gefunden. "Die rechte Tube dagegen wies nur 

eine ganz kleine spindelige Auftreibung. auf,. die Hämatozele war kaum 
.orangengroß. Es ist daher nicht anzunehmen, daß, als es Ende Oktober 
‘zar atypischen Tubenruptur kam, auch hier schon die Schwangerschaft - 


seit Juli bestanden habe, denn bei einer Tubenschwangerschaft von mehr 


. _` alg drei Monaten wäre die Ruptur nicht so ausgegangen und die Verände- 
‚rungen ’an der Tube hätten ganz andere sein müssen. Deswegen lag der 
Gedanke nahe, daß es sich hier vielleicht um einen Fall von Superfötation 
‚und Nidation des später befruchteten Eies. in der Tube handle. Es werden 
die Momente angeführt, die für die bisher veröffentlichten Fälle von Super- 


fölation im Sinne einer solchen Möglichkeit sprechen; sie alle sind nicht 
vollkommen beweisend, wenn auch in mehreren solcher Fälle die Erklärung 


der Eigentümlichkeiten der Fälle durch Annahme einer Superfötation am 


swanglosesten gegeben werden kann. Die Gründe, die für die Unmöglich- 
keit einer Superfötation von Autoren ‘angeführt: werden (Verschluß des 
Üteruskavums, Ausbleiben der Ovulation in der Schwangerschaft), werden 


besprochen, Im vorliegenden Falle war, als die angenommene Über- 


sehwängerung erfolgte, die Kapsularis mit der Parietalis noch nicht‘ ver- 


= lte. Und wenn auch das Sistieren der Ovulation den Eintritt der Gra- 


vidität infolge Hemmung weiterer Follikelreifung durch Hormone des Corpus 


luteum und des Chorion die Regel ist, so sind, wenn auch seltene, Aus- 


nahmen von dieser Regel nicht auszuschließen. So läßt auch. Fränkel 


(Handbuch Halban-Seitz) die Möglichkeit einer späteren. Ovulation, offen. 


Die dicht so seltenen Fälle, in denen Frauen nach eingetretener Gravidität 
noch zum Menstruationstermin eine oder mehrere Blutungen aus dem 


Uterus ‘haben, könnten vielleicht auf solche Ovulation zurückgeführt 


werden, die durch mangelhafte Hemmung der Follikelreifung zustande 


kommen kann. Nun bestanden in unserem Falle, nachdem die letzte. 


Menstruation im Juli gewesen war, noch durch’ 3 Monate hindurch all- 
monatlich genau am Menstruationstermin schwache Genitalblutungen. 


~ Endo Oktober kam es zu den Erscheinungen der Tubenrüptur. Die beiden 
í Corpora lutea wiesen keine wesentliche Differenz auf, nur in dem dem 
‚Infrauterinen Ei entsprechenden Corpus luteum war die Ausbildung binde- 
 gewebiger Septen weiter vorgeschritten. Bei Annahme einer Superfötation 


besteht; das Corpus luteum links seit 6 Monaten, das rechte ist bei. der 
Ruptur wenige Wochen alt gewesen.‘ Die Rückbildungsvorgänge haben 


‚links nach den Untersuchungen von Miller, Walthard jun. bereits vor 
RE 


ER ` 


Monaten ‚begonnen. Rechts müßte man, wenn man das Corpus luteum nur 
dem Einfluß seines Eies ausgesetzt annehmen würde, nach Zerstörung des- 


. selben, d. i. 3 Monate vor der Operation, eine raschere Rückbildung an- 


nehmen, da es ein. puerperales ist, während sich links die: langsame 
Schwangerschaftsdegeneration abspielt, so könnten Unterschiede leicht ein- 


geholt werden. ` Nach unserer Ansicht ‚aber hängt die allmähliche Invo- 
lution. des Corpus luteum graviditatis ganz von der hormonalen Tätigkeit 
‘des Chorions ab und diese muß infolgedessen beide Corpora lutea gleich- 


mäßig beeinflussen. Über Rückbildungsvorgängs des Corpus luteum nach 
Schwangerschaftsunterbrechung in frühen Monaten liegen noch’ keine Beob- 
achtungen vor. Die Prager Frauenklinik ist 'mit solchen seit. Jahren bo- 
schäftigt. Bu a g = u | 

| A. Wolff-Eisner-Berlin (als Gast): -Die Bedeutung der neueren 


Forschungen über Tuberkuloseimmunität für die Tuberkuloseiherapie.. 
Es ist irreführend, die Bedeutung des Immunitätszustandes für den Ablauf 
der tuberkulösen Erkrankung zu leugnen.: Eine Immunisierung ohne Er- 


krankung ist allerdings bisher nicht zu erzielen gewesen, ‚aber in Ehrlichs 


` Diphtherieversuchen war. eine Immunisierung mit reinen Toxoiden, also 
ohne Schädigung (Erkrankung) der Zellen ebenfalls nicht möglich. Der 
Begriff „Immunität“ darf bei der Tuberkulose wie auch'.sonst nicht mehr. 


im ursprünglichen Sinne angewandt werden. Da jede Immunität durch- 
brochen werden kann, gibt es eine. absolute Immunität überhaupt nicht. 


‘Da das Zusammentrefien von Antikörpern (Immunstoffen) und Bakterien 
Krankheitserscheinungen und auch Tod bedingen kann, so sind die wechseln- - 


den Symptome im Verlaufe der Tuberkulose als Äußerungen. immunbiologi- 
scher Vorgänge aufzufassen. Die Tuberkulinbehandlung kann. natürlich 


' nicht mehr tun, als. vorhandene Heilungstendenz -unterstützen, .schon aus. 
dem Grunde, weil im Verlauf der Tuberkulose ja stets Tuberkulin in den 


Kreislauf gelangt. Da bei der Mehrzahl der Tuberkulosefälle Heilungs- 


tendenz besteht, wird die praktische Bedeutung der Tuberkulinbehandlung 


nicht eingeengt. Vortr. -hat in l5jähriger spezifischer Behandlung zahl- 
reiche Tuberkulöse gebessert und arbeitsfähig erhalten und schreibt. es der 
Therapie zu, wenn vor allem ein Fortschreiten. relativ gutartiger Prozesse 


‚sich verhindern ließ. Doch ist jahrelange Tuberkulinanwendung notwendig, 
um diese Erfolge zu erzielen. Das Endurteil über die Tuberkulin- 


behandlung kann daher nicht die Klinik und nicht die Heil- 
stätte, sondern ‘nur der praktische Arzt fällen. Herdreaktionen 
am Krankheitsherd bedingen immer Risiken. Das Wesen der richtig .ge- 
leiteten Tuberkulintherapie sieht Vortr. in ‘der Heranziehung von Zellen 
fern vom Krankheitsherd: zur Bildung der Antikörper, besonders des Haut- 
bindegewebes und des retikulo-endothelialen Apparates. Diesen Standpunkt 
hat Vortr. schon vor 15 Jahren vertreten und die entsprechenden: thera- 
peutischen Folgerungen daraus gezogen und dementsprechend sind die 
verschiedenen Konkurrenzmethoden, welche mit industrieller Propaganda 
den Markt zu.erobern suchen, zu bewerten. Welche Methode — Ponn- 
dorf, Petruschky, Moro — man wählt, ist vollkommen gleich- 


‚gültig, umsomehr, da der Wahl der Präparate nur sekundäre Bedeutung 


zukommt, es kommt in erster Linie auf die Dosierung an, also darauf, 
auch bei. der Tuberkulinzufuhr von der Haut aus das Filter, das die Haut 


und das Hautbindegewebe durch ihren Rezeptorenapparat darstellt, nicht 


zu überlasten und somit Herdreaktionen ` am. Krankheitsherd mit ihren 


Folgen zu ‘vermeiden. Als Präparat empfehle ich am meisten ein Tuber: . 


kulin, das die gesamten Antigene in polyvalenter Form enthält, die thermo- 
labilen und thermostabilen Komponenten ' nebeneinander, das sog. panti- 


. gene Tuberkulin, das die Behringwerke. nach ‘meinen Angaben - herge- 


stellt haben. 


= Versicherung und Ticketsystem in der Schweiz. 
BR Die Erscheinungen, welche mit der Entwicklung des Versicherungs- 
wesens als unliebsame Kehrseite auftreten, sind. fast überall dieselben. 


e Wandlungen der letzten Jahre haben auch in der Schweiz eine Men- 
- talität der Massen herbeigeführt, nach der es selbstverständlich ist, daß 


der Staat und die Allgemeinheit die Sorge für den Einzelnen zu- über- 


und so sind speziell die Krankenkassen infolge zunehmen- 


nach möglichst baldiger Abhilfe ruft und diese auch 'schon in recht be- 


Moherung. Wir stehen unmittelbar vor der dahinstrebenden Revision des 


ee und: die Beratungen über die Alters- und Invalidenversicherung | 


‚der Kan 
-twag 2 
alcht n 


tone vermag noch das Tempo. der Entwicklung in dieser Richtung 


dabe mid; trägen des Bundes gefunden haben. Die Tendenz zielt 
„mit immer größerer Bestimmtheit auf das Obligatorium der Ver- 


Im Gange und nur die. prekäre.Finanzlage des Bundes und . 


hr hemmen, Was das für die Ärzteschaft zu bedeuten hat, braucht | SR en x 
äher erörtert zu werden. Die Ärzte werden sich trotz aller Gegen- ' für uns keineswegs eine ideale Lösung. i Nach aller übrigen Bescherungen, 


> - 000,0 Bandschau 00.0 
: wehr — nicht gegen. den Versicherungsgedanken, sondern gegen das immer 


mehr zunehmende Schablonenwesen und die Proletarisierung — den neuen 

Verhältnissen mit den 'besten Mitteln anpassen müssen, 
Bereits haben einzelne Gemeinden das . Obligatorium eingeführt 

z. B. Basel, Appenzell, Graubünden, Solothurn. In Basel sind 75.0/, dor 


Einwohner obligatorisch versichert, in Zürich stehen wir vor der Einführung 


des entsprechenden Gesetzes. Es sollen Familien mit. jährlichem Gesamt. 
einkommen von nicht über Fr. 4200 und Einzelpersonen mit J ahresverdienst 


von nicht über Fr. 3000 obligatorisch versichert werden. ‚Und der Gesetz- 
entwurf sieht eine Möglichkeit, der Ausdehnung dieser Versicherung auf 


Personen mit größerem Erwerb vor. Aber mit der Erweiterung der Ver- - 


sicherung soll’ auch der allbekannten ungebührliehen Ausnützung des Ver- 
sicherungsrechtes durch die Versicherten gleichzeitig der Riegel geschoben 
werden. Und zwar durch Einführung des sogen. Ticketsystemes.' Daß. dies 
nicht zur Freude der. Ärzte geschieht, braucht nicht betont zu ‚werden 
Denn das unseres Wissens zuerst in Lyon eingeführte- Ticketsystem ist 


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für notwendig erachtet. 
- Patient braucht hierfür keine Extratickes zu lösen. 


1062 


1924--- MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30 


| .30. u 27. Juli 
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welche das Unisichgreifen der Mechanisierung unseres Berufes und ganz Į 


besonders die immer. allgemeinere Entwertung der Persönlichkeit mit sich 


gebracht haben, möchten wir nicht auch noch die Funktionen der Tram- 
 kondukteure übernehmen. ‘Auf der andern Seite ist bei der rapid steigen- 


den Inanspruchnahme der Kassen durch die Mitglieder der Gedanke der 
Mitbeteiligung der Versicherten an den Heilungskosten ein unabweisbarer 
geworden. Nun hat der Kanton Solothurn als erstes Gemeinwesen in der 
Schweiz seit ungefähr 11/, Jahren ein Ticketsystem eingeführt, das auch 
die Zustimmung der Ärzteschrft gefunden hat und mit dem gewisse Er- 
fahrungen bereits gemacht werden konnten, die auch die deutschen Kol- 
legen interessieren dürften. 


Das für uns Wesentlichste dieses Tioketsystem ist dies: die Ärzte 


'haben mit den Tickets nichts zu tun, vor allem: sie haben sie nicht ein- 


zusammeln und abzugeben, wie beim französischen System. Die Tickets 
werden vom Patienten vor der Inanspruchnahme des Arztes bzw. der 
Apotheke an den Verkaufsstellen abgeholt. Es gibt zwei Wertzeichen. 
Das eine von 20 Rappen, das andere von 30 Rappen. Diese Wertzeichen 
werden in einer der ärztlichen Leistung entsprechenden Anzahl in-die 
Krankenscheine geklebt, welche 55 Felder für den Arzt und 22 Felder für 


die Apotheke enthalten. Diese Zahl soll sich fast ausnahmslos als ge- 


nügend erwiesen haben. 
Die Ergebnisse des Ticketsystems in der Stadt Kein sind für 


' das Jahr 1923 laut Schweizerischer Krankenkassenzeitung vom 1. Juli 


1924 folgende: Die Einsparung pro Mitglied und Jahr betrug bei 1435 
versicherten Kindern Fr. 3,83 = 23,4°/,, wobei der der Kasse zufallende 
Erlös aus dem Ticketverkauf mitgerechnet ist. Ohne die Tickets beträgt 
die Minderbelastung der Kasse 17,27 0/,. Bei der Erwachsenenversicherung 


soll sich eine reine Minderbelastung pro Mitglied für das Jahr 1923 von 


Fr. 10,34 = 26,97 %/, ergeben haben. Bei einer Sektion der KK., dor- 


jenigen von Leuzingen, wurde der Versuch gemacht, die Tickets nicht vor 


der Inanspruchnahme des Arztes einlösen zu lassen, sondern nachträglich 
10 0/ der- Heilungskosten bei Abgabe des Scheines vom Versicherten ein- 
zuzieben, was auf dieselbe Mitbeteiligung desselben hinauslief. Inter- 
essanterweise mißlang dieser Versuch insofern, als bei dieser Kasse die 
durchschnittlichen Jabreskosten pro Patient nicht abnahmen, sondern von 
Fr. 20,76 im Jahre 1922 auf Fr. 21,55 im Jahre 1923 stiegen. Aus dieser 
Erfahrung schließt man auf die erzieherische Wirkung des vorgenannten 
Modus. Es ist im übrigen dem Arzte überlassen, ob er Erxtraleistungen 


Daß dieses hier kurz skizzierte System den Beifall der Kassen- 
vorstände findet, solange es das finanzielle Ergebnis der Kasse in günstigem 
Sinne ‚beeinflußt, ist selbstverständlich, denn diese haben hauptsächlich die 
finanzielle Seite im Auge. Man wird nun das Urteil der Ärzte abwarten 
müssen, das nach der kurzen Zeit der Wirksamkeit wohl noch etwas 
zurückhaltend lauten wird. Immerhin scheint sich hier ein Weg zu 
zeigen, der gangbar ist und auf dem sich Ärzte und Kassen begegnen 


Hediger, 


können. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quelen- 
angabe gestattet.) 


Berlin. Durch einen Erlaß des preußischen Ministers für Volkswohl- 
fahrt wird verfügt, daß die Kreisassistenzärzte von jetzt ab die Amts- 
bezeichnung „Medizinalassessor“ zu führen haben. 


Berlin. Der 9. Ausschuß des Reichstages für soziale Angelegen- 
heiten nahm am 10. d. M. einen Antrag an, nach dem die Sätze der 
Erwerbslosenfürsorge für kranke Erwerbslose verdoppelt 
werden. — Bezüglich der Wochenhilfe soll nach dem im 9. Ausschuß 
angenommenen Antrag der Reichsarbeitsminister ermächtigt werden, mit 
Wirkung vom 1. August d. J. ab eine Vorordnung bekanntzumachen, nach 
der die einmaligen Beiträge zu den sonstigen Kosten der Entbindung und 
bei Schwangerschaftsbeschwerden 20 GM., das Wochengeld in der Familien- 
Wochenhilfe 30 und das tägliche Stillgeld 0,25 GM. betragen sollen. Ein 
Antrag, die Lasten der Wochenhilfe als einer. bevölkerungspolitischen Maß- 
nahme auf das Reich zu übernehmen, wurde der Regierung überwiesen. 


Berlin. Der preußische Landtag hat das Gesetz, betreffend die 
Bekämpfung übertragbarer Krankheiten in bezug auf die über- 
tragbare Genickstarre und die epidemische Kinderlähmung abgeändert. Die 
epidemische Kinderlähmung wird hinsichtlich der Anzeigepflicht bei Er- 
krankungen und Todesfällen den anderen übertragbaren Krankheiten gleich- 
gestellt. Sowohl auf die Kinderlähmung wie auf die Genickstarre werden 
die Bestimmungen ausgedehnt, die hinsichtlich der Ermittlung bei Verdacht 


der Erkrankung gelten, so daß also kranke, krankheitsverdächtige und an- 
‘steckungsverdächtige Personen beobachtet sowie abgesondert werden sollen, 


bei der Kinderlähmung jedoch „mit der Maßgabe, daß die Überführung von 


Nur er hat über diese zu entscheiden und der 


' Kindern in ein askenhäne oder in einen anderen geeigneten Unterkunfts- 
raum ‘gegen den Widerspruch der Eltern nicht angeordnet werden darf, 
wenn nach der Ansicht des beamteten Arztes oder des behandelnden Arztes 
‚eine ausreichende Absonderung in der Wohnung sichergestellt ist“. 
Auch in der Schweiz hat das gehäufte Auftreten der Poliomyelitis 
Besorgnis erregt. Gegenüber sonst jährlich etwa 30—50 Erkrankungen 
traten schon 1920 104 Fälle auf, und nach einer leichten Verminderung 
in den folgenden Jahren stieg die Zahl im Jahre 1923 auf 257. Das eid- 
. genössische Gesundheitsamt berief deshalb in diesem Frübjahr eine Sach- 
verständigenkonferenz, in der Prof. Stooß referierte. Der Referent kam 
‚zu dem Schluß, daß aus dem Auftreten von zwei lokalen Seuchenberden, 
im Kanton Schwyz und in der Stadt" Luzern, nicht die Gefahr einer aus- 
 gedehnten Epidemie abzuleiten sei. Man beschloß, ein Merkblatt für Ärzte 
und ein solches für das Publikum herauszugeben mit den folgenden Forde- 
rungen: 1. Isolierung der Kranken für 4 Wochen; 2. Ausschluß der mit 
Kranken in Berührung gekommenen Schüler vom: Schulbesuch auf 4 Wochen 


dem Auftreten eines Falles von Poliomyelitis. 


' 


Die epidemischen Krankheiten haben sich nach der „Volks- 
wohlfahrt“ i | | 

vermindert. In der zweiten Hälfte dieses Jahres haben jedoch Typhus 
und Ruhr eine beträchtliche Zunahme erfahren. Mit dem Anwachsen der 
Erkrankungszahlen an Ruhr ging auch eine solche der Sterbefälle parallel. 
Hingegen ist die Zahl der Sterbefälle an Typhus (für die statistische An- 


gestiegen, sondern mit 0,3 auf 10000 der Bevölkerung stehengeblieben. 


sächlich in den kleinen Orten eingetreten ist, deren Mittellosigkeit die 
Seuchenbekämpfung‘ erschwert. Die Ausbreitung des Typhus erstreckte 
sich vor allen Dingen auf Norddeutschland, besonders Mecklenburg-Schwerin 
mit 11,51, Lübeck mit 7,66 Erkrankungen auf 10000 Einwohner, während 
in Preußen nur 2,69, in Hessen, Baden, Württemberg und Bayern noch 
nicht einmal 1 Erkrankung auf 10 000 Einwohner vorkamen. Außer Typhus 
und Ruhr hat nur noch die Tollwut im Jahre 1923 gegenüber dem Vorjahre 
zugenommen. — 

Wie die Pharmazeutische Zeitung mitteilt, hat am 1. Juli eine Aus- 
‘sprache zwischen den Kassenhauptverbänden ‚und den ärztlichen Organi- 


Verordnung erscheinen wird, in der für Versicherungsträger die Mindest- 


sätze der ärztlichen Gebühren ordnung (Abschnitt2) um 20°% herab- 
gesetzt werden sollen. 


bisher als Höchstsätze gegenüber den Krankenkassen. | 
Die Vereinigung deutscher Kommunal-, Schul- und Für- 


dem Heuberg veranstalten, die dem Thema „Erholung und Erholungs- 
fürsorge“ gewidmet ist. 
zum Preise von insgesamt 15 M., Teilnahmegebühr am Kurs 12 M. An- 


meldungen bis zum 1. September an: Kindererholungsfürsorge Heuberg e. V., 
Stetten a. k. M. TERES 


DieÜb erhandnahme derTuberkulose, auch unter den Studenten, 


.torium zu gründen. Unter der Mitwirkung und dem Protektorat bekannter 


Petites-Roches in 1100 m Meereshöhe in Verbindung mit zwei anderen 
Heilstätten dieses Tuberkulosesanatorium schaffen will. Zahlungsfähige 
Studenten sollen dort die Kosten ihres Aufenthaltes selber tragen; Medi- 
ziner, welche im Krankenhausdienst Tuberkulose erworben haben, werden 
von den Versicherungsbehörden dort untergebracht werden. Für die mittel- 


losen Studenten wird aus Wohltätigkeitsfonds und von den Universitäts- 
behörden gesorgt werden. _— 


Vom 26. Oktober bis 1. November 1924 veranstaltet die Bonner 
Röntgenvereinigung einen Fortbildungskursus für Röntgentherapie und 
Röntgendiagnostik. Der Stundenplan usw. wird durch die Deutsche Röntgen- 
gesellschuft bekanntgegeben. 


Martius, Bonn, Universitäts-Frauenklinik, Theaterstr. 5. 


Hochschulnachrichten. Berlin: Die Privatdozentin und Ab- 
teilungsleiterin im Institut für Krebsforschung in der Charité Dr. Roda 
Erdmann zum nichtbeamteten ao. Professor ernannt. — Greifswald: Der 
o. Professor der Kinderheilkunde Geheimrat Erich Peiper zum 1. Oktober 
von den amtlichen Verpflichtungen entbunden. — Köln: Dr. Walther 
Haupt als Privatdozent für Gynäkologie und Geburtshilfe niedergelassen. — 
München: Als Privatdozenten habilitierten sich: Dr. Eugen Kahn für 
Psychiatrie, Dr. Waldemar Mobitz für Innere Medizin, Dr. August 


Bostroem für Psychiatrie, Dr. Emil Karl F rey für Chirurgie und Dr. 
Rudolf Degkwitz für Kinderheilkunde. 


Auf Seite 12 des Anzeigenteils findet der Leser einen zum Ausschneiden 
und Sammeln geeigneten „kurzen Abriß von Krankheitsbildern 
mit therapeutischen Anmerkungen“. In dieser Nummer sind 
diagnostische Probleme der Pneumonie kurz umrissen worden unter 


Fortlassung alles Entbehrlichen und unter Hervorhebung einiger wesent- 
licher Gesichtspunkte. 


Druck von L. Schumacher in Berlin N4 


N. 0002.) 


und Schließung von Schulklassen, Kindergärten u. dgl. für 14 = nach 


in der ersten Hälfte des Jahres 1923 sämtlich erheblich 


gaben nur von-den Orten über 15 000 Einwohnern veröffentlicht sind) nicht 


Daraus läßt sich schließen, ‚daß. die Vermebrung der Typhusfälle haupt- 


sationen im Wohlfahrtsministerium stattgefunden, an welche im Anschluß eine i 


Diese Mindestsätze der Gebührenordnung galten - 


sorgeärzte wird vom 10. bis 12. September eine Herbsttagung auf 


Unterbringung und Verpflegung im. Kinderheim 


hat in Frankreich zu dem Entschluß geführt, ein Universitäts-Sana- | 


Politiker hat sich ein Ausschuß konstituiert, der auf dem Plateau der | 


Anmeldungen und Anfragen erbeten an Prof. 


1 


oS o Klinische Vorträge. 


geleitet von 


Nr.31 (1025) 


Geh. San.-Rat Professor Dr. Kurt Brandenburg, Berlin * Urban & Schwarzenberg.. Berlin, Fri 


PT TRRLTTT t0e, 733 Tı9 LULITLLELLLTTLTIRLTTATITTITTTITETTETTTTEEITSTITEITETTTIETSTTETTTETTIITLETTELLTILLIITTTITTTILITEITTLLITITIIITTITSITTITTITTTTITTTTTSTLTITTETTITTITIITTLTTTTTTTITTITTTIITLITTITETITTITTITTITTTTTITTITTEITTE 
` 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden 


BRRRSASEEEERSNEREEBAHZUNGESREERGRBGESEUEURSSARBELURERGHULEUDBUSESSEARGGLEDESCHHUNEESDERSRUNERGERERDERULUAUNGDREBERRRERSERERERSESCHFHURENNERSRRERERAUUEDERNEBNUEEEAENENE 


Berlin, Prag u. Wien, 3. August 1924 


Verlag von 


XX. Jahrgang 


us dem Hygienischen Institut der Universität Freiburg 
| (Direktor: Geheimrat Prof. Dr. Uhlenhuth). 


Zur Einführung in die Ernährungslehre.*) 


Von Dr. E. Remy. 


. ; : Die Existenz, die geistige und körperliche Entwicklung eines - 
jeden Volkes, einer jeden Nation, stehen -in unmittelbarem Zu- 


sammenhange mit ihrer Ernährung. ‚Erfahrung und Tatsache haben 


im Laufe der Zeiten gezeigt, daß jene Völker und Nationen, deren 
‚ Emährang auf ungenügender Grundlage aufgebaut war, hinter denen 


mittel, sowohl hinsichtlich Qualität, wie Quantität für ihren Lebens- 


mrückstehen mußten, die die zum Leben notwendigen. Nahrungs- 


uterhalt besaßen. Besonders aber. ist jede richtige Ernährung von ` 


- fmdamentalem ‚Einfluß auf die Gesundheit des einzelnen Indi- 


einige 
 sthwächter Form, bestehen blieb, sowie der vollkommen unge- 


ge erzielen. Dadurch 


der 


vidaus, denn jeder normal ernährte Körper leistet dem Eindringen 
 gesundheitsschädlicher Stoffe und Organismen bedeutend intensiveren 


Widerstand, vermag im allgemeinen Krankheit besser zu über- 
stehen, als ein unterernährter. Ein Beispiel hierfür bietet unsere 
ägene- Nation. wor | l 

Infolge der mit dem Kriege verbundenen Blockade, die noch 
‚Zeit nach Beendigung des Völkerringens, wenn auch in ge- 


nügenden Geldmittel, die dem Reiche zum Ankauf der notwendigsten 
Lebensmittel vom Auslande her zur Verfügung standen, war die Er- 


- tährungslage . des deutschen Volkes äußerst gefährdet, wodurch 
- manche Schichten des Volkes einer Unterernährung anheim fielen. 


Die Folge dieser Tatsache war eine erhebliche Steigerung .zahl- 
icher Krankheiten, wie: Tuberkulose, Rachitis, vor allem aber eine 
gesse Entnervung zahlreicher Bevölkerungsschichten, die in den 
eschiedensten Symptomen sich manifestierte. Wie eine Erlösung 


- mbte es daher über das deutsche Volk kommen, als die vor kurzem 
igelretene stabile Währung einen Umschwung in der Ernährung. 
ul sich brachte. - Ist es doch nunmehr möglich, einen großen Teil. 

s Volkes auf eine bessere Grundlage der Ernährung zu stellen, 


18 wie solches in den vergangenen 8 Jahren der Fall war. Wenn 
üch die Menge und Auswahl der derzeitigen Nahrungsmittel nicht 


Mi denen der Vorkriegszeit auf gleicher Höhe steht, so läßt sich 


nu ergicbigster Auswertung aller uns zur Verfügung- stehenden 
“rprodukte eine erhebliche Besserung der gesamten Ernährungs- 
werden unserem Volke jene Kräfte zurück- 


gegeben, die es zu dem machen soll, was es einst war: der Träger 


7 geistigen und kulturellen Entwicklung der Menschheit. 


iii as Prinzip der Ernährung beruht im wesentlichen auf der 
nn endigen ‚Zufuhr jener Nahrungsstolfe, die ‘zur Erhaltung der 
lieh en Funktionen eines lebendigen Organismus unbedingt erforder- 

snd. Durch die dauernde Tätigkeit der Zelle, bzw. Zellkom- 
plexe, die h 
H „n ihnen wohnenden Energieformen beruht, werden die die 
6 zusammensetzenden Stoffe verbraucht und bedürfen daher einer 
„oeneration. Es müssen daher der Zelle vermittels der Nahrung 


, lne Stoffe zugeführt werden, die sie zu ihrem Aufbau unbedingt 


atidi hat, wie: Eiweißstoffe, Kohlenhydrate, Fette, Mineralstoffe 
„u Wasser, Diese Nahrungsstoffe werden uns in den Nahrungs- 


rm geboten, die entweder in rohem Zustande oder in zubereiteter, 


ar wi ierbarer Form vom Organismus aufgenommen werden. 
dia % T wie diese Nahrungsstoffe in den Nahrungsmitteln ent- 
alten sin P . hi 

„714, werden sie ohne weiteres vom Körper nicht resorbiert, 


nd, orte h ri j ienischen Institut 
Universität ee im Februar 1924 im EN e 


auptsächlich auf einer stetigen Umwandlung der in ihr. 


sondern sie erleiden teilweise einen Abbau zu Verbindungen 'niederer 
Stufe, die dann von den Zellen der Darmwand aufgenommen und ` 
mit Hilfe der Blutbahn den. Körperzellen zugeführt werden. Der 
unmittelbare Austausch der von der Blutbahn mitgeführten unver- 
änderten Nahrungs- sowie Abbaustoffe wird durch die Lymphe ver- 
‚mittelt. Eine bedeutende Rolle in der Resorption spielen ohne 
Zweifel die Leberzellen; denn, ehe die Nährstoffe in die Körper- 
zellen gelangen, werden sie von dem Blute an der Leber“ vorbei- 
geführt, wo sie eine Verwandlung erleiden können -oder daselbst 
aufgespeichert werden. Auf alle Fälle bietet die Nahrungsaufnahme “ 
ein Bild kompliziertester chemischer und ‚physikalischer Vorgänge, 
deren Wesen noch zum Teil unerforscht ist. Wie außerordentlich 
wichtig die richtige Zufuhr der Nahrungsstoffe sein muß geht daraus 
hervor, daß jede Veränderung des Protoplasmas der Zelle, die durch. 
ein kürzeres oder längeres Fehlen dieses oder jenes Zellbausteins 
bedingt ist, von ausschlaggebender Bedeutung für die funktionelle 
Tätigkeit der Zelle bzw. Zellkomplexe sein kann. Damit’steht ohne 
weiteres in innigem Zusammenhange Sein oder Nichtsein eines jeden- 
lebendigen Organismus.‘ Denn der Begriff des Lebens. stellt nach ` 
M. Verworn den Ausdruck für einen bestimmten Komplex von Be-. 
dingungen dar, und es ist da, sobald dieser Komplex von Bedin- ar 
gungen gegeben ist!). Und was das Gemenge von: Stoffen in der. 
Zelle das Wesen des Lebens -als solches erscheinen läßt, ist die 
‘Summe der chemischen Umsetzungen, die sich in seinen Bestand- 
teilen abspielen. Die lebendige Substanz der Zelle zersetzt sich, 
solange sie lebt, und bildet sich fortwährend neu. Die bei diesem . 
Umwandlungsprozeß entstehenden Produkte, die: keine weitere Ver- 
wendung mehr finden, werden von der Zelle nach außen. hin'ab- 
gegeben. Die Regeneration des so ausgeschiedenen Zellmaterials 
erfolgt durch die Nahrung. Abgabe und Aufnahme -der Zellstoff- 
bestandteile repräsentieren den Stoffwechsel der Zelle, das Funda- 
ment aller lebender Materie. In treifender Weise spricht sich über 
das Wesen. des Lebens Charles S. Minot in seinen Abhandlungen: 
„Moderne Probleme der. Biologie“, wie folgt aus: Das Leben ist 
uns nur als an die Materie gebunden bekannt, nur dürch die 
Materie kann sich das Leben äußern, nur durch. die Materie auf 
die Welt wirken, nur durch die Materie von «der Welt beeinflußt 
' werden?). Und.O. Hertwig bezeichnet als die fundamentalen Eigen- 
schaften jeder lebenden Substanz: a) sich zu ernähren, b) zu wachsen 
c) sich fortzupflanzen®). Man kann mit vollem Recht sagen, daß. 
mit der spezifischen ‘Art der chemischen Zusammensetzung jeder 
Zelle bzw. eines jeden Zellkomplexes die Spezifität der Zellfunktion: 
Hand in Hand geht. k4 2 a 


Br 


Als den wichtigsten Bestandteil der Zellenmaterie -eines jeden 


lebenden Organismus müssen die Eiweißstoffe angesprochen 
werden. Sie beherrschen das gesamte Protoplasma der Zellen und: 
ihre molare Veränderung ist von einschneidender Bedeutung für 
den vitalen Charakter: derselben. Sie: besitzen keine einheitliche 
chemische Zusammensetzung, sondern ihr Gehalt an Kohlenstoff 

Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Schwefel schwankt. innerhalb. Fs 
wisser Grenzen, wie nachstehende Tabelle zeigt: ; 5 N 


; Tabelle i. | | 
C- 50,0—55,0 9/9 Kristallisiertes Eiweiß 51.480 

H gp 1,3° m eK 1 ETa 
N 15,0—19,0° 0 5.29% 35 18,140), 
Ö 19,0—24,0 0/5 E 9% n au 22,66 JA 
S 0,3— 2,40], Be » j ‚0,960, $ 


'1) M. Verworn, Die Erforschung” des Lebens. Jena 1911. 


2) Charles S. Minot, Moderne Probleme der Bio 


l on. ; 
8) Oskar Hertwig, Das Werden der Organis ogie.. Jena 1913, 


men. : Jena 19292, 


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. 1064 


l Konstitution bzw. die Struktur der im Pflanzen- und Tierreich auf- 


bieten die reichliche Zufuhr von Stickstofiverbindungen durch den 


der Eiweißstofie sowie die der Glykoproteide benötigt, nicht der 


keit der Pflanzen in ähnlicher Weise miteinander verkettet, wie 


| ZZ 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


3. August 


Außerdem kennen wir Eiweißstofie, die das Element Phosphor 
enthalten, wie die Nukleine und Para- oder Pseudo-Nukleine. . Von 
diesen Verbindungen ist das bekannteste das Kasein, welches sich 
in der Milch vorfindet. Ferner gibt 'es noch Verbindungen, die 
neben Eiweißstoffen Zucker oder aminierte Kohlenhydrate. in fester 
Form aneinandergekettet besitzen; Es sind dieses die sog. Glyko- 
proteide, die im Haushalte der Natur eine nicht unwesentliche 
Rolle bei der Synthese der Zellbausteine spielen. Da die chemische 


erfahren. Dies geschieht mit Hilfe der im Magen-, sowie im Darm- 


Pepsin, Trypsin, Erepsin, Arginase, sowie zum Teil uns noch un- 
bekannte Fermente. An und für sich stellen die Fermente Pro- 
dukte der Zelltätigkeit dar, über deren chemischen Charakter wir 
noch keineswegs genau unterrichtet sind. Sie sind kolloidale, 

eiweißartige Stoffe, gegen höhere Temperaturen mehr oder weniger 
beständig und spezifisch auf bestimmte Zellfunktionen eingestellt. 
Auf Grund der Untersuchungen von E. Herzfeld erscheinen die 
proteolytischen Fermente, zu. denen Pepsin und Trypsin gehören, 
als typische Katalysatoren, indem sie die langsam verlaufenden 
Eiweißhydrolysen beschleunigen und sie bis zu demjenigen Stadium 
führen, worin sie sich selbst befinden. Ferner fand dieser Forscher, 
daß die proteolytischen Fermente Gemische von Aminosäuren dar- 
stellen und in ihrer Wirkung durch synthetisch bereitete Gemische 
von Aminosäuren der Polypeptide ersetzt werden können!!). Ohne 
Mitwirkung dieser Fermente ist eine Umwandlung der Eiweißstofte 


tretenden hochmolekularen Eiweißverbindungen bisher mit Sicher- 
heit nicht ermittelt ist, Sabanejeff hat u. a. für gereinigtes Eier- 
albumin das Molekulargewicht zu 15000 gefunden, so läßt sich eine 
Einteilung der Eiweißstofie auf exakter chemischer Grundlage zurzeit 
nicht geben. Diesbezüglich sei u. a. auf die Systeme von Conheim‘), 
Richter-Anschütz?) und Abderhalden®) hingewiesen. 


Die Eiweißstoffe, die wir in den verschiedenartigsten Nahrungs” 
mitteln zu uns nehmen, können wir bezüglich ihrer Herkunft in 
pflanzliche und tierische unterscheiden. Jedoch auch die tierischen 
Eiweißstoffe entstammen schließlich den Pflanzen, denn weder der 
menschliche noch tierische Organismus sind imstande, von selbst, 
aus den die Eiweißstoffe kombinierenden Elementen, solche auf- 
zubauen, und betrachtet man die reinen Karnivoren, so ernähren 
sich diese wiederum von Tieren, die auf pflanzliche Ernährung 
mebr oder weniger angewiesen sind. Die Synthese der Eiweiß- 
stoffe, die wir für unsere Nahrung benötigen, vollzieht sich somit 
ausschließlich in den Pflanzen und zwar in den chlorophylihaltigen 
Zellen. Schon der bekannte Botaniker Sachs hat bereits in dem 
Jahre 1862 darauf hingewiesen, daß bei den höheren Pflanzen die 
reichlichste Bildung von Eiweißstoffen in den assimilierenden Laub- 
blättern stattfinden dürfte. Gerade in diesen Organen der Pflanzen 


Wie später erläutert wird, besitzen die Eiweißstoffe den höchsten 
Ausnutzungswert aller Nahrungsstoffe. | | 
Den Eiweißkörpern als Nahrungsstoffe gleichstehend sind die 
Kohlenhydrate, von denen bereits gesagt wurde, daß sie als Bausteine 
für- die Eiweißstoffe dienen. Deshalb ist es von allergrößter Wichtigkeit, 
über die Bildung dieser Stoffe, die fast ausschließlich durch die uns 


bestehen aus den Elementen: Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, 
wobei die beiden letztgenannten Elemente im allgemeinen im Ver- 
hältnis von 2:1, also gerade wie beim Wasser (H,O) auftreten. Dieses 
chemische Charakteristikum war auch der Grund, weshalb man der- 
artigen Verbindungen den Namen: Kohlenhydrate gab. Will man sie 
aber chemisch genauer definieren, so lassen sich die Kohlenhydrate 
als Aldehyde oder Ketone mehrwertiger hydroxylhaltigerVerbindungen 
auffassen, also Stoffe, die außer Hydroxylgruppen (—OH) noch ent- 


weder die Ketogruppe Co oder die Aldehydgrüppe be besitzen. 


Je nach der im Molekül vorhandenen Anzahl von Kohlenstoffatomen 
werden die Kohlenhydrate wie folgt eingeteilt: Biosen, Triosen, 


Tetrosen, Pentosen, Hexosen, Heptosen, Oktosen, Nonosen, Dekosen. 
Einzelne Repräsentant 


en dieser Gruppen finden wir in nachstehen- 
der Tabelle: | 


Tabelle U, 
1. Biosen: Gilykolaldehyd. 
2. Triosen: Gilyzerinaldehyd, Dioxyazeton. 


3. Tetrosen: Erythrose, Threose, Erythrulose., 
4. Pentosen: Arabinose, Xylose, Rhamnose, Rhodeose, Fukose,. 
5. Hexosen: Mannose, Glukose, Fruktose, Sorbose, 


Die angeführten sieben und höherwertigen Zuckerarten bis zu den 


Transpirationsstrom, sowie die reichliche Versorgung der synthetisch 
wirksamen Zellen mit Zucker und Kohlenhydraten die besten Be- 
dingungen für die Eiweißsynthese”),. Es mag vorweggenommen 
werden, daß die Pilanze den Stickstoff, den sie für die Synthese 


Luft entnimmt, sondern lediglich dem Boden. Die bisherigen 
Forschungen über die: Entstehung der Pflanzeneiweißstoffe führen 
zu dem Ergebnis, daß wir alle Berechtigung haben, anzunehmen, 

daß Ammoniak bzw. seine Derivate jene Verbindungsformen sind, 
unter welchen der Stickstoff in die zur Bildung von Eiweißstofien 
prädestinierten Komplexe eintritt. Vereinigen sich nun die ge- | 
nannten Stickstoffabkömmlinge mit einer Hydroxylverbindung, z. B. 

Alkohol, welche Stoffe in einfacher oder komplizierter Form im 
Pflanzenorganismus auftreten, unter Abspaltung von Wasser, so ist 
damit die Bedingung für diesen oder jenen Baustein der Eiweiß- 
stoffe gegeben €). Nachstehendes Schema veranschaulicht die Synthese 
eines einfachen Bausteines der Eiweißstoffe, des Glykokolls. 


CH,OH CH, — NH, 


| Dekosen hinauf sind für den Stoffwechselprozeß nicht von Bedeutung, 
pP Mol.. | + NH, 2MolL, CH— NE, CM—NH, | dagegen aber spielen eine eminente Rolle im tierischen und pflanz- 
a en g Zao 4/" ee os lichen Haushalt die zusammengesetzten Zuckerarten, wie: Rohrzucker, 
| „So N f Milchzucker, Maltose, Glykogen und Stärke. Man bezeichnet diese 
Formaldehyd Glykolaldehyä Aminoazet- Aminošthyl- Glykokoll | 
| 3 aldehyd alkohol 


Zuckerarten im allgemeinen mit dem Namen Polysaccharide, da, 
wie die chemischen Ab- und Aufbauprozesse dieser Verbindungen 
bewiesen haben, sie sich aus zwei oder mehreren Molekülen ein- 
facher Zuckerarten zusammensetzen. So läßt sich z.B. der uns 
bekannte Rohrzucker durch Behandeln mit verdünnten Säuren in 
zwei Hexosenmoleküle zerlegen, nämlich in ein Molekül Glukose 
und ein Molekül Fruktose, welchen Prozeß man die Inversion des 
Rohrzuckers nennt. Ferner kann in analoger Weise die Stärke zu 
Glukose oder Traubenzucker abgebaut werden, wobei als inter- 
mediäres Produkt Dextrin auftritt. Da die Stärke uns in den 
Nahrungsmitteln in so überaus reichem Maße geboten wird, es sei 
bier nur an die verschiedenen Mehlarten, wie: Weizen-, Roggen-, 
Gersten- und Maismehl erinnert, ferner an die Hülsenfrüchte, Erbsen, 


Linsen, Bohnen, außerdem Kartoffel, Reis, Tapioka, so dürfte der 
Bildungsgang dieser Polysaccharide in den Pflanzen von größtem 
Interesse sein. Ä 


Und denken wir uns nun diese Bausteine durch die Zelltätig- 


dieses Emil Fischer in meisterhalter Weise bei der Synthese 
seiner künstlichen Eiweißstoffe bewerkstelligte, so haben wir uns 
damit ein klares Bild, über die Entstehung der Eiweißstoffe in den 
Pfilanzen entworfen®). Ferner. ergaben Versuche von Godlewski, 
daß bei Tageslicht die dreifache Menge an Eiweißstoffen entsteht, 


wie in der Dunkelheit, und daß die Eiweißbildung als ein rein 
photosynthetischer Prozeß anzusehen ist1P). 


Wie bereits erwähnt, ist der menschliche Organismus nicht 
imstande, die Eiweißstoffe in der Form, wie sie uns in den 


tierischen und pflanzlichen Nahrungsmitteln geboten werden, zu 
resorbieren; sie müssen vorher eine durchgreifende Umwandlung 


4) Gonheim, Chemie der Eiweißkörper. Braunschweig 1904. 
5) V. v. Richter, Chemie derKohlenstofiverbindungen. Bonn 1909. 
:&% Abderhalden, Lehrbuch der physiolog. Chemie. Berlin 1915. 
7) F. Czapek, Biochemie der Pflanzen. ‚Jena 1920. 
8) G. Trier, Über einfache Pflanzenbasen und ihre Beziehungen 
zum Aufbau der Eiweißstoffe und Lezithine.. Berlin 1912. 


8) E. Fischer, Untersuchungen über Aminosäuren, Polypeptide 
und Proteide. Berlin 1906. : 


10) E. Remy, Photosynthese. Apotheker-Ztg. 1913, Nr. 30. 


Wie bekannt, spielen bei jedem pflanzlichen Organismus zwei 
wichtige Lebensprozesse eine fundamentale Rolle: der Assimilations- 
prozeß und der der Atmung. Während sich der erste Prozeß ledig- 
lich nur in den grünen Teilen der Pflanzen, also dort, wo die 
Stätten des Chlorophylis sind und nur bei Tage, also bei Licht- 
zutritt, abspielt, verläuft der Atmungsprozeß in allen Geweben, bei 


11) E. Herzfeld, Beiträge zur Chemie der ne Fer- 
mente. Zschr. f. Biol. 1914, 64, S. 103 u. 1915, 68, S. 102. 


saft für die Eiweißspaltung vorhandenen spezifischen Fermente, wie: 


als Bausteine für verloren gegangene Zellelemente nicht möglich. 


bekannten Zuckerarten repräsentiert werden, sowie über ihr Verhalten. 
im tierischen Organismus, Näheres zu erfahren. Die Kohlenhydrate 


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| 3. August z 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 31. 


1065 


E der Assimilationsprozeß in Betracht, dessen Wesen darin besteht, 
aus der Luft Kohlensäure aufzunehmen und aus dieser organische, 
_ kohlenstoffhaltige Substanz zu bilden 1°). Ehe jedoch das Endprodukt 
der Assimilation, die Stärke, erreicht ist, geht ihrem Werden ein 
“ jaßerst komplizierter, chemischer Prozeß voraus, dessen Weg in 
seinen Grundzügen bereits klar gelegt ist, dessen absolut genauen 


Reaktionsverlauf wir aber in seinem vollen Umfange noch nicht. 


kennen. In letzter Zeit haben vornehmlich die genialen Arbeiten 
Willstätters ung einen Einblick in die allerersten Phasen dieses 
Prozesses gegeben. Vor allem „spielt hierbei das Chlorophyll die 
Hauptrolle, das sich mit Kohlensäure bei Anwesenheit von Wasser 
. m der dissoziierten Verbindung Chlorophylikohlensäurehydrat ver- 
bindet. Die Anlagerung der Kohlensäure erfolgt hierbei an dem 
im Chlorophyll enthaltenden Magnesiumkomplex. Unter dem Ein- 

_finsse des Lichtes lagert sich nun dieser Komplex zu Chlorophyll- 
‘ formaldehydperoxyd um, welche Verbindung nun ihrerseits durch 
Einwirkung eines Enzyms Sauerstoff. abgibt und gleichzeitig Form- 
aldehyd in Freiheit setzt. Mit dem Formaldehyd ist die Grund- 
- substanz für den Aufbau der hochmolekularen Zuckerarten bzw. 
Polysaccharide gegeben. Die Bildung dieser Stoffe geschieht nun 
auf dem Wege der Kondensation. Welche intermediären Produkte 


hierbei entstehen, ehe die Endsubstanz, — die Stärke, — erreicht. 


wird, ist mit` Sicherheit noch nicht festgestellt. Vielleicht dürfte 
sioh die Kondensation vom Formaldehyd aus über Glyzerinaldehyd, 


‚Glukose, Disaccharid zu dem Polysaccharid Stärke vollziehen, so daß . 
sich der gesamte Entwickelungsgang durch nachstehendes Schema 


veranschaulichen läßt: 


ui l N A 
ee > ey 
N N N 
| | 0 | | o 
00/7 —— > Mg — 0-0 \ ——p MH+H-cof +40 
H | 
N | : N N 
-0 c= y ae. 0S -€ C- 
S E A Io A 
Chlorophyllkohlen- Chlorophyliformaldehyd- Chlorophyll + Formaldehyd 
säurehydrat ; peroxyd -}- Sauerstoff 
OHOH © .  CH,OH 
gÔ CHOH fonom) 
3u- ; 2 Mol. 42 Mo). n 
| NE | ! = 0 Feen > tao = H, or C2H0 == H,0 > n (CoH4005)2 
| BE Na 
F ormaldehyd Glyzerinaldehy Glukose Disaccharid Polysaccharid 


Die Stärke kann nun entweder zum Aufbau . anderweitiger 


Stoffe, die für die Lebenstätigkeit der Pflanzen unbedingt erforder- di UNE 
darf der Fette, sie bilden Fundamente für ihren Bau. Es mag noch - 


lio sind, verwandt werden, wobei sie selbst einen Abbau erleidet, 
oder sie wird als Reservestoff in bestimmten Gewebsteilen abgelagert. 
Die bei unserer Ernährung aufgenommene pflanzliche Stärke wird 
nicht als solche resorbiert, sondern sie muß erst in eine für die 
Kömperzellen aufnehmbare Form umgewandelt werden. Dieses ge- 
et zum größten Teile durch das im Mundspeichel und Dünn- 
am enthaltene Ferment Diastase. Dieses Ferment hat die Eigen- 
: aft, nicht allein Pflanzenstärke, sondern auch das Glykogen, eine 
Im tierischen Organismus- vorhandene Substanz, die ein Stoffwechsel- 
produkt der Leberzellen darstellt, abzubauen, wobei als Endprodukt 
= aubenzmcker resultiert. Diese Zuckerart unterliegt nun keinem 
n eren Abbau, sondern kann direkt von den Geweben aufgenommen 
erden, vorausgesetzt, daß selbige vorher nicht durch die Einwirkung 


èr Darmbakterien in-andere Stoffe verwandelt wird. Der Trauben- 


zucker ist es, der im tierischen Organismus, sowohl als Transport- 


zucker, ‚wie auch als Zeilbildungsmaterial die Hauptrolle spielt. 
Ba der Traubenzucker bei den vitalen Funktionen der Zellen 
li kt und welchen tiefgreifenden Umwandlungen er dabei unter- 
legt, ist bisher nicht aufgeklärt. | | 
Ein der Stärke isomerer Körper ist die Zellulose, die das 


| Zellhautgerüst der Pflanzen bildet. Sie unterscheidet sich von der. 


as Säuren und F ermente leicht spaltbaren Stärke dadurch, daß 
a men Abbau, sei es auf chemischem oder fermentativem Wege, 
rn zugänglich ist. Bei der Einwirkung von Säuren kann unter 
ar = Traubenzucker erhalten werden; Fermente haben so gut wie 
8T “einen Einfluß, Im Darme dagegen erleidet sie einen teilweisen 


Botanik: Strasburger, Noll, Schenk, Schimper, Lehrbuch der 


Jena 1921, 


und Nacht. Für die Entstehung der Stärke kommt ausschließ- 


Abbau durch die daselbst vorhandenen Mikroorganismen, doch ist 
die Summe der resultierenden Abbauprodukte, die resorptionsfähig 
sind, verhältnismäßig nur gering. Ihr kalorischer Nähreffekt steht 
weit hinter dem der anderen Nahrungsstoffe zurück. Die Zellulose 
wird zum größten Teile vom menschlichen Organismus unverändert 
ausgeschieden. | | 


Die Fettstoffe, die wir zu unserer Nahrung benötigen, können 


dem Tier- oder Pflanzenreich entstammen und sind bezüglich ihrer 
Herkunft in ihrer chemischen Zusammensetzung oft recht verschieden. 
Sie finden sich sowohl bei Pflanzen wie auch den Tieren, entweder 


für sich allein in den Zellen, den sogenannten Fettzellen, vor, oder 


in Verbindung mit andern Stoffen. Die reinen Fettzellen, wenn sie 
nicht gerade isoliert auftreten, sind alsdann zu den sogenannten 
Fettgeweben vereinigt. Nach den bisherigen Forschungen über die 
Entstehung der Fettstoffe im pflanzlichen und tierischen Organismus 
darf mit Sicherheit angenommen werden, daß der Traubenzucker 
hierbei eine Hauptrolle spielt. Wahrscheinlich findet ein Abbau 
desselben zu Azetaldehyd statt, einem Oxydationsprodukt: des Äthyl- 
alkohols, der auf dem Wege der Aldolisierung sich zu Fettsäuren 


kondensieren läßt. In dieser Richtung hin haben gerade in letzter 


Zeit die experimentellen Arbeiten von Neuberg und Hirschfeld?®) 
sehr aufklärend gewirkt. Nach Ansicht dieser Forscher läßt sich die 
Synthese der Fette durch nachstehendes Schema veranschaulichen: 


0 O Sa n 
c of 5 
| `H I SH | 
CH, m 
0 OH | | ai 
l 
Oh 0k > Cm-0EC y ol O Oe m E a ettare 
; ek CHOH CH —— 
OR, CH 
l 
u CH,OH CH; 
Azetaldebyd Aldol-Oxybuttersäure- Y Dioxy- Sorbin- 
‚ „ldehyd € hexansäure- Säure- 


aldehyd Aldehyd 
Fettsäure + Glyzerin = Fett 


Die mit der Nahrung aufgenommenen Fette werden in der Mund- 
höhle nicht verändert, sondern erst im Magen, vornehmlich aber 
im Darm, zunächst in eine Emulsion umgewandelt. Alsdann erleiden 


. sie eine Spaltung in ihre grundlegenden Bestandteile: Fettsäure und 


Glyzerin, welchen Prozeß man Verseifung nennt. Bewirkt wird diese 
chemische Spaltung durch das im Magen und Darm vorhandene 
Ferment Lipase. Diese Spaltung der Fette schreitet aber nicht 


‚unbegrenzt fort, sondern ein, Teil bleibt in unveränderter Form 


bestehen, so daß dadurch ein Gleichgewichtszustand zwischen Fett- 


säuren, Glyzerin und unveränderten Fetten hervorgerufen wird. 


Nach Spaltung erfolgt sodann die Resorption, wodurch erst die Fette 
em Organismus zugeführt werden. Jede einzelne Körperzelle be- 


erwähnt werden, daß der menschliche Organismus auch imstande 


ist, aus Fettsäuren und Glyzerin Fette wieder aufzubauen, wodurch ' 


ein-dem Abbau reversibler Prozeß entsteht. Allgemein hat sich 
erwiesen, daß jene Fette vom Organismus am leichtesten resorbiert 
werden, deren Fettsäuren eine möglichst niedere Anzahl von 
Kohlenstoffatomen besitzen, wie dieses besonders beim Butterfett der 
Fall ist. | 

Ebenso unentbehrlich wie Eiweißstoffe, Kohlenhydrate und Fette 
sind die anorganischen Stoffe oder Mineralbestandteile für den Stoff- 
wechsel der Zellen. Die Aufnahme eines sehr großen Teiles dieser 


Stoffe, soweit sie als unbedingte Nährelemente in Betracht kommen, 


erfolgt durch die tierische oder pflanzliche Nahrung, worin sie zum 
Teil fertig vorgebildet sind. Welche Elemente der anorganischen 
Materie für den vitalen Charakter ‘der tierischen oder pflanzlichen 
Individuen erforderlich sind, läßt sich mit Hilfe der chemischen 


Analyse leicht feststellen. Dabei hat es sich gezeigt, daß für das 


Wachstum der Pflanzen nachstehende 10 Elemente unbedingt vor- 
handen sein müssen: Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, 


Schwefel, Phosphor, Kalzium, Kalium, Magnesium und Eisen. Außer 


den genannten Elementen können noch auftreten: Natrium, Chlor 
Silizium, Aluminium und Jod. In der tierischen Asche wurden 
außer den genannten Stoffen noch ständig vorgefunden: Jod, Fluor 
Lithium, Bor und Mangan; nicht dagegen wurden in der tierischen 
Zelle als beständige Begleiter: Silizium und Aluminium 'nachgewiesen. 
Alle genannten Elemente, die zur Erhaltung des Stoffwechselprozesses 


183) Ad. Grün, Die Fettchemia und Fettindustrie i 
1919—1922. Chem. Ztg. 1928, Nr. 148/144, S. 857. ustrie in den Jahren 


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© 192% — MEDIZINISCHE KLINIK — N.31. 3. August 


unbedingt erforderlich sind, können nun nicht in ihrer elementaren 
Form ohne weiteres resorbiert werden, sondern bedürfen hierzu vor- 
erst der Umwandlung in bestimmte Verbindungen, die mehr oder 
weniger einen gut ausgeprägten ionisationsfähigen Charakter tragen. 
Nur Sauerstoff kann in gewisser Beziehung als unmittelbarer elemen- 
tarer Faktor in die Lebenstätigkeit der Zelle eingreifen. Jedem 


einzelnen Mineralbestandteil der Zelle kommt eine spezifische Be- 


deutung zu, und das Fehlen dieses oder jenes Mineralstoffes bedingt 
eine Funktionsänderung der Zelle. Immer mehr und mehr: hat sich 
im Laufe der wissenschaftlichen Forschungen auf dem Gebiete der 
Physiologie der Pflanzen und Tiere ergeben, daß die Mineralstoffe 
im Haushalt der.Natur eine eminent wichtige Rolle spielen und 


daß wir unter allen Umständen mit unserer Nahrung diese Stoffe 


aufnehmen müssen, nicht allein in qualitativer, sondern auch in 


quantitativer Beziehung, um den gesamten Stoflwechselprozeß im 
Gleichgewicht zu .halten. 


Während man bisher die Eiweißstoffe, Kohlenhydrate, Fette 


und Mineralbestandteile als die alleinigen Faktoren für die Auf- 


rechterhaltung des Stoffwechsels betrachtete, verdichteten sich die 
experimentellen Ergebnisse der Ernährungslehre in den beiden 


letzten Jahrzehnten zu der unumstrittenen Tatsache, daß es außer 


den genannten Nährstoffen noch andere geben müßte, ohne deren 


Vorhandensein die Nahrung niemals als vollständig angesprochen 
werden kann. Es hat sich weiterhin gezeigt, daß durch das Fehlen 


dieses. oder jenes Stoffes auf längere Zeit hin bestimmte Krankheiten 
auftreten, die sich ihrerseits nur dadurch beheben lassen, daß wir 
mit der Nahrung den fehlenden Stoff dem Organismus wieder zu- 


führen. Man bezeichnet daher diese Stoffe, die die Nahrung. erst 


eigentlich vervollständigen, als Ergänzungsstoffe, Komplettine, 
Vitamine, Nutramine oder akzessorische Nährstoffe!*). Eine überaus 
große Anzahl von Forschern haben sich mit dem Wesen der Kom- 
plettine beschäftigt, und faßt man die Resultate aller dieser Arbeiten 
zusammen, so ergibt sich, daß wir auf Grund des physiologischen 
Verhaltens zurzeit vier Komplettine unterscheiden können, die all- 
gemein mit den Buchstaben A, B, C, D bezeichnet werden. Be- 


züglich ihres chemischen Aufbaues bzw. ihrer chemischen Konsti- 


tution sind wir noch vollkommen im Unklaren über diese Stoffe, 
wir wissen weder ihre empirische noch Konstitutionsformel. Alle 
Versuche, irgendeines der vier Vitamine rein zu isolieren, sind 
bisher fehlgeschlagen; auf alle Fälle sind es äußert labile Verbin- 
dungen, von denen nicht mit Bestimmtheit gesagt werden kann, 


ob sie einen ausgesprochenen fermentativen bzw. katalytischen 


Charakter tragen. Es fragt sich überhaupt, ob wir bei jedem: der 
Komplettine eine in sich bestehende Verbindung haben oder ob 


nicht mehrere Verbindungen in bestimmter qualitativer und quanti- 


tativer Zusammensetzung dieses oder jedes Komplettin aufbauen 
mit der ihm eigenen spezifischen Funktionsauslösung. 

Das Vitamin A, sogenanntes fettlösliches Komplettin, lipoider 
Faktor, antirachitisches Prinzip der Engländer, findet sich in 
allen tierischen und pflanzlichen Fetten, sowie in Ölen vor, ferner 
in grünen Gemüsen. Die Erfahrung hat allgemein bewiesen, daß, 
je gelber die Farbe des Fettes oder Öles ist, je größer der Gehalt 
an Vitaminen. Fehlt dieser Ergänzungsstoff in der Nahrung, so 
wird dadurch vor allem das Wachstum beeinflußt, sowie die Er- 
haltung des Knochensystems. Das Komplettin A kann nach den 
bisherigen Untersuchungen im tierischen Organismus nicht syntheti- 
siert werden, sondern wird von der Pflanze fertiggebildet über- 


nommen. Wahrscheinlich vollzieht sich seine Entstehung in den 


grünen Teilen der Pflanze. Es ist verhältnismäßig thermostabil, 
wird aber bei längerem Erhitzen, besonders auf höhere Tempera- 
turen, wenn nicht ganz, so doch zum größten Teile zerstört. 
Das von Kasimir Funk entdeckte Vitamin B, auch wasser- 
]öslicher Faktor B, wasserlösliches Vitamin B, antineuritisches Prinzip, 
Antineuritin oder Beriberischutzstoff genannt, ist wasserlöslich 
und wachstumsfördernd. Es kommt vor allen Dingen in der Milch, 
in Mohrrüben, Hafer, Mais, Weizen, Gerste, Reis, Malz, überhaupt 
in allen Meblarten,. sowie sehr reichlich in Hefe vor. Ferner wird 
es, wenn auch nicht so reichlich, in Kartoffeln angetroffen, in 
größeren Mengen in Gemüsen, besonders im Spinat; ferner in Bohnen, 
Erbsen, Orangen, Zitronen und Tomaten. Von wesentlicher Bedeu- 
tung ist die Tatsache, daß bei den Getreidearten das Vitamin B fast 
ausschließlich in den unteren Teilen des Endosperms gelagert ist, 
weniger in den stärkehaltigen Schichten, so daß 'ein gut aus- 


14) R. oo ar Berg, Die Vitamine. Leipzig 1922. — C. Funk, 
Die Vitamine. Berlin 1922. — B. Sjollema, Ergebnisse und Probleme 
der modernen Ernährungslehre. München 1922. 


und Salzen nicht ‚zu bilden vermag 18), 


gemahltes Mebl, was fast nur reine Stärke enthält, weniger nahrhaft 
ist als ein solches, dem Kleiebestandteile in gewisser Menge bei- 
gemischt sind. Gegen Hitze und Druck scheint dieses Komplettin 


ziemlich beständig zu sein; längeres Erhitzen zerstört es jedoch 5), 


Beim Fehlen des Vitamins B geht vor allem der Appetit zurück und 


damit die Nahrungsaufnahme. Durch Brühen wird das Komplettin B 
nahezu vollständig aus den Gemüsen entfernt, was für die richtige 


Zubereitung der Gemüse von großer Bedeutung sein dürfte1®). 
Das Komplettin C, auch antiskorbutischer Faktor, Anti- 


skorbutin, genannt, trifft man vornehmlich in frischen Vegetabilien 


an; es ist wie das Vitamin B wasserlöslich und tritt neben dem- 
selben in der Kartoffel auf. Dadurch erhält die Kartoffel, eines 


| unserer Hauptnährmittel, eine noch größere Bedeutung wie bisher 17). 


Das -Vitamin C ist den Vitaminen A und B gegenüber wenig 


| hitzebeständig und scheint durch längeres Erhitzen vollkommen 
zerstört zu werden. Wie gesagt, so wenig wir über das Wesen der 


Vitamine aufgeklärt sind, wir erkennen sie ja nur an ihren physio- 
logischen Funktionen, eine um so bedeutendere Rolle kommt ihnen 
als wesentliche Bestandteile der Nahrung zu. Der Kernpunkt der 
Vitaminlehre liegt darin, daß der Organismus unter allen Umständen 


auf die Zufuhr dieser Komplettine angewiesen ist, die er auch bei 


der Ernährung mit vollständigen Eiweißstoffen, Fetten, Kohlenhydraten 


Nachdem wir in großen Zügen die einzelnen Nahrungsstoffe 


ihre Entstehung, ihre Umwandlung im pflanzlichen und tierischen . 
| Organismus kennen gelernt haben, läßt sich nunmehr ein Bild ent- 


werfen, wie sich unsere Nahrung für den täglichen Bedarf gestalten 
muß. Vor allen Dingen muß die einseitige Ernährung, wie die 
karnivore oder vegetabilische, verworfen werden; die gemischte 
Kost ist die einzig wahre, die dazu prädestiniert ist, darauf weist 
unter anderem die anatomische Struktur des menschlichen Gebisses 


hin, die Lebenskraft des menschlichen Organismus auf die Dauer 
zu erhalten. Die Auswahl der Nahrungsmittel richtet sich in erster 


Linie nach den hauptsächlichsten Erträgnissen des Landes, was 
auch Rubner in seinem bekannten Werke „Volksernährungsiragen“ 
deutlich zum Ausdrucke bringt!?).. Von den uns zur Verfügung 
stehenden Nahrungsmitteln wird ein verhältnismäßig nur geringer 


Teil in rohem Zustande genossen, die meisten dieser Stoffe müssen 


erst in der richtigen Weise zubereitet werden, um sie für den 


Organismus aufnehmbar zu machen??). Und gerade in der richtigen 
Art der Zubereitung liegt einer der Kardinalpunkte unserer ganzen 
Ernährung. . Was nützt es uns, wenn uns die wertvollsten Nahrungs- 


mittel dargeboten werden und wir verstehen es nicht, sie in der 
richtigen Weise auszunützen. Immer wieder ‘und wieder treten die 


"Erscheinungen auf, daß trotz reichlicher Zufuhr von Fleisch, Ge- 


müsen und Kartoffeln usw. doch nicht der Nähreffekt erreicht wird, 


‚der bei richtiger Zubereitung erzielt werden müßte. Es ist daher 


nicht von unwesentlicher Bedeutung, daß alle diejenigen Personen, 


die mit der Zubereitung von Speisen betraut sind, sich eingehend 


mit der Kochkunst beschäftigen. Es wäre von sehr großem Vorteil, 
vielmehr hat es sich als ein dringendes Bedürfnis unserer Zeit 


herausgestellt, daß alle diejenigen, die später dazu berufen sind 


einem Haushalt oder einer öffentlichen Speiseanstalt vorzustehen 
oder in solchen Betrieben mitzuwirken, eine Kochschule besuchen, 
wenn ihnen nicht die Gelegenheit geboten wird, 
Haushalt gründlich zu erlernen. 


Da aber die geistige wie die körperliche Entwickelung und 
Leistungsfähigkeit in geradem Verhältnis zu der Art der Ernährung 
steht, so ist es von großer Wichtigkeit sich über die Menge der 


solches im eigenen 


Nährstoffe und deren Verhältnis zueinander in der Nahrung Rechen- 


schaft zu geben, ebenso aber auch über ihre Auswahl. Man kann 
den täglichen Bedarf an Nährstoffen einerseits dadurch zum Aus- 
druck bringen, daß man die notwendigen Mengen an Eiweiß, Fetten 
und Kohlenhydraten unter Berücksichtigung des Alters, des körper- 


15) W. Stepp, Über den derzeitigen Stand der Vitaminlehre mit 
besonderer Berücksichtigun 


g ihrer Bedeutung für die klinische Medizin. 
Klin, Wschr. 1922, 5. 607. ` | 


16) A. Juckenack, Unsere Lebensmittel vom Standpunkte der 
Vitaminforschung. Berlin 1923. | 


ı) H.:Wieland, Welche Vitaminiormen sind in den Kartoffeln 
vorhanden? Klin. Wschr. 1922, I, S. 607. 


18) F, Röhmann, Über künstliche Ernährung und Vitamine. 
Berlin 1916. 
19) M. Rubner, Volksernährungsfragen. 
20) E, Abderhalden 


Leipzig 1908. 
Berlin 1922.. 


, Nahrungsstoffe mit besonderen Wirkungen. 


3. August o4 
| | lichen Zustandes und der Arbeitsleistung nach Grammen berechnet, 


` wie nachstehende Tabelle zeigt?}): | 
—  — 


‘ Person von 70 kg Körper- ee | | Kohlen- : 
| E Eiweiß Fett hydrate Kalorien 
- bei leichter Arbeit ....| 107g 46 g 440 g 2700 
sp) bei mittlerer Arbeit ... | 118g | 56g | 500g | 3087 
` e) bei schwerer Arbeit ... | 124g | 68g 550 g 8428 
$ d) Altersversorgter . . . ... 9i g 45g | 82g 2133 
e) Gefangener bei mittlerer 
AEREE EOE. 105g | 56g 500 g 3025 


| Andererseits aber läßt sich der tägliche Bedarf an Nahrungs- 
-stoffen mit Hilfe von Wärme- bzw. Energiewerten bestimmen, wobei 
als Wärmeeinheit die große Kalorie zugrunde gelegt wird, jene 
‘ Wärmemenge, die notwendig ist, um 1kg Wasser um 1°C zu er- 
höhen. Auf Grund zahlreicher Untersuchungen wurde festgestellt, 
daß der Wärmewert für 1g Eiweiß 41 der für ig Kohlen- 


hydrate 4,1 und der für 1 g Fett 9. Kalorien beträgt. Kennen wir 


: mun die Mengen Eiweißstoffe, Fette und Kohlenhydrate in Grammen 
; ausgedrückt, die wir täglich zu uns nehmen, so läßt sich unter 
‘ Einsetzung der vorgenannten Kalorienwerte leicht der gesamte 
. kalorische Effekt der angewandten Nahrungsstoffe ermitteln. Die 
‚so erhaltene Kalorienzahl gibt uns nur ein Bild des Rohenergie- 
` wertes der aufgenommenen Nahrung. Da aber, wie bekannt, nur 

` ein bestimmter Teil der Nahrungsstoffe für den Stoffwechsel ver- 
braucht werden, so wäre mit der Kalorienzahl des Rohenergiewertes 

~ die tatsächlich vom Organismus ausgenützte Kalorienzahl nicht ge- 
geben. Um nun den wirklichen Nährwert zum Ausdruck zu bringen, 


müßte die Ausnutzungsgröße der einzelnen Nahrungsstoffe bestimmt 


werden. Auf Grund praktischer Ermittelungen und theoretischer 
Erwägungen ist man zu dem Ergebnis gekommen, daß man den 
absoluten Nährwert eines Nahrungsmittels an Kalorien erhält, wenn 
man die Menge der Eiweißstoffe mit 5, die der Fette mit 3 und 
. die der Kohlenhydrate mit 1 multipliziert und die so erhaltenen 
Produkte addiert22). Als Maßstab für die für jeden Menschen 


täglich notwendige Menge Wärmeeinheiten gilt allgemein das Gesetz, 


daß für jeden qm Körperoberfläche täglich 1400 Wärmeeinheiten 
notwendig sind. Kennt man daher die gesamte Fläche des ein- 
zelnen Individuums, so läßt sich daraus leicht die Menge der not- 
vendigen Kalorien bzw. der Nahrungsstoffe errechnen??). Jedoch 
darf diese Regel unter keinen Umständen verallgemeinert werden. 
Vor allen Dingen sind bei jeder Ernährung der körperliche Zustand 
und die Arbeitsleistung in Betracht zu ziehen. Geistige Arbeit ist 
hierbei von rein körperlicher streng zu spezifizieren. Jede richtige 
Ernährung muß so geleitet werden, daß Quantität und Qualität der 
Nahrungsmittel bei ihrer Aufnahme durch den Organismus mehr als 
Wohltat, nicht als Zwang, der unbedingten Selbsterhaltung emp- 
luden werden. Dieses muß von den ersten Tagen der Kindheit 
an geschehen. Die Natur selbst bietet uns hierzu die besten Mittel 
und Wege. Für den Säugling ist die Muttermilch das Nahrhafteste 
| n Beste, und jede Mutter hat daher die heilige Pflicht, falls ihr 
‚ “rperlicher Zustand es. erlaubt, das Kind vom ersten Tage der 
eburt an so lange zu stillen, wie es in ihren Kräften steht. Denn 


die chemische Zusammensetzung einer guten Muttermilch kann nicht 


durch künstliche N ahrung erreicht werden. 
Ind co onders spielen bei ihr die Quantität der Vitamine A, B 
Kay eine bedeutende Rolle, wodurch sie sich von den sonst be- 
A ASN Milcharten wesentlich unterscheidet. Vor allen Dingen ist 
ilira stoßer Wichtigkeit, daß die stillende Mutter ihre eigene Er- 
vor ale dabei nach den richtigen Gesichtspunkten regelt, daß sie 
an reichlich mit Milch und Butter versorgt wird. In treffender 
A ist das Prinzip der Ernährung und der Pflege des Säuglings 
mie a okannten 10 Geboten für die Mutter zusammengefaßt?*). Es 
lean m weres Verbrechen an der kommenden Generation, wenn 
ihr Mi ütter infolge schlechter, sozialwirtschaftlicher Stellung von 
en Mitmenschen bezüglich einer besseren Ernährung nicht ge- 


u) Handb. der Hyoie ; 
Leipzig 1911 i ger Hygiene von Rubner, v. Gruber, M. Ficker 
29 K. v. Buchka, Das Lebensmittelgewerbe. Bd. 1, S. 3. 
Mi K. Thomas, Nahrung und Ernährung. Leipzig-Berlin 1920. 
“) Verlag Mandruck A.-G., München 1921. 


WERE 


a o = 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. © 1067 


` Zusammensetzung verschiedener Milcharten2). 


A E: AT S= Trocken- 5 
E 2 rar 3 E pF Te er: 
A ohproteine)ļ 55| Pro-| 7 p 
2 z p A teine Fett a 
un 0/0 ofo | % 1% | % %% [Kal 
Kasein Albomin 
| 0,80 1,21 UA 
Frauenmilch | 1,0298|87,58 an 3,74] 6,37 |0,30| 16,22 30,11 68 
? ' E 
288 051 I i | H. 
Kuhmilch . . 11,0813 87,7] — 3,68] 4,94 10,724 26,60|28,94 | 69 


Ziegenmilch . | 1,0320 86,88 3,76 


Schafmilch. .|1,0855/83,57| 22- 228 


6,18| 4,17 [0,98] 31,33137,60 | 97 
5,15 | | 


nügend unterstützt würden. Aber auch die heranreifende Jugend’ 


muß stets in ihrer Ernährung beaufsichtigt werden, und da ist es 
vor allem Pilicht der Lehrer bzw. der mit der Erziehung beauftragten 
Personen, sich von dem körperlichen Zustand derselben zu über- 
zeugen und besonders dort helfend einzugreifen, wo Gefahr einer 
Unterernährung im Anzuge ist. Dort, wo die Eltern nicht in der 
Lage sein sollten, den Kindern eine ausreichende Nahrung zu geben, 
müssen‘ Unterstützungen in irgendwelcher Form, sei es auf dem 
Wege der Wohltätigkeit, sei es durch Sicherstellung von Mitteln 
seitens des Staates, der Städte oder der Gemeinden gewährt werden. 


_ Denn nur eine körperlich gesunde, in allem gekräftigte Jugend vermag 


sowohl während ihrer Entwicklungszeit, wie auch im späteren Leben 
Gefahren durch Krankheiten besser zu überwinden und leichter den. 
an sie gestellten körperlichen und geistigen Anforderungen gerecht zu 
werden. Eine gesunde, kräftige Ernährung ist eines der heiligsten 


‚ Güter, die wir unserer Jugend mitzugeben verpflichtet sind, denn 


sie ist dereinst dazu berufen, die verloren gegangene Größe unserer 
Nation auf geistigem, kulturellem und wirtschaftlichem Gebiete wieder 
herzustellen. 

Ein besonderes Augenmerk in der heutigen Zeit muß man auf 
diejenigen Stätten der allgemeinen Volkswohlfahrt richten, die dazu 
bestimmt sind, minder bemittelten Schichten der Bevölkerung für ein 
verhältnismäßig geringes Entgelt eine ausreichende Nahrung zu bieten. 
Untersuchungen bezüglich der Nährwertzusammensetzung verschie- 
dener öffentlicher Speiseanstalten haben deutlich den Beweis erbracht, 
daß eine Beaufsichtigung dieser Anstalten bezüglich der Güte der 


Speiseanstalten unerläßlich erscheint. Vor allen Dingen müssen- 


diese Anstalten so gestellt sein, daß sie ihren Besuchern zum 


mindesten eine ausreichende Nahrung als Hauptmahilzeit darbieten, _ 


d. h. die Kalorienzahl muß diesseitigen Erachtens mindestens 
1200 Kalorien betragen und darf diese unter keinen Umständen fast 
ausnahmslos aus der Menge der verabfolgten Kohlenhydrate sich 


ergeben. Derartige Wohlfahrtseinrichtungen besuchende Personen 


gelten bezüglich ihres Alters als vollkommen ausgewachsen und sind 
meistenteils auf Erwerb durch mehr oder weniger schwere Arbeit 
angewiesen.‘ Gerade in den arbeitenden Klassen des deutschen 
Volkes bieten sich bei der heutigen wirtschaftlichen Lage in bezug 
auf ihre Ernährung ungeheure Schwierigkeiten und sobald dieses 
Fundament, das die Triebfeder aller Lebensfunktionen in sich birgt, 
auch nur einigermaßen erschüttert wird, so würde dadurch die Volks- 
kraft untergraben, die dem deutschen Volke zu seiner Erhaltung so 
unbedingt notwendig ist. | 

Aber auch an jene Mitmenschen muß in der Wohlfahrtspflege 
gedacht werden, die ein arbeitsreiches, oft sorgenvolles Leben hinter 
sich haben und infolge besonderer Umstände in den Armenhäusern 


sowie Pfründnerheimen Aufnahme finden. Gewiß bedürfen: diese p 


Personen nicht der kräftigen und ausgiebigen Ernährung, wie dieses 
für die heranwachsende Jugend sowie die arbeitenden Schichten 
der Bevölkerung zutrifft. Immerhin muß auch ihnen eine aus- 
kömmliche Nahrung geboten werden. Nicht oft genug kann darauf 
hingewiesen werden, daß der Wert der richtigen Ernährung einer 
der Hauptfaktoren der Selbsterhaltung eines jeden Volkes ist, denn 
mit ihr steht und fällt das Geschick der Nation. | 


25) König, Chemie der menschlichen Nahrungs- und Genußmitt 
Berlin 1903, 1. g mittel. 


4,07| 4,44 [0,85] 28,66131,05 | 74 


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 ; gnomonisch ‘bezeichnet werden können. + 
‚Abgeschlossen ‘sind. die Untersuchungen - über die Röntgen- Ä 


- nicht. 


bei ungefähr 2000 Patienten die Magenuntersuchung durchgeführt. 
‘Von diesen Patienten kam ein Teil auf der chirurgischen Abteilung 


t 


Be MED 12 INISO HR KLINIK — Nr. öl. 


Abhandlungen. | 


‚Aus dem Röntgeninstitute des Kais. Elisabethspitales in Wien . 
| (Vorstand: Doz: Dr. G. Schwarz). | z 


- Das Röntgenbild des Ulcus ventriculi und duodeni 
in der Kontrolle durch den Operationsbefund. 
Von Dr. Alois > ‘Czepa, Assistenten `. des Institutes. 


| Die Röntgendiagnostik Kat durch den Vergleich ihrer Befunde 
mit dem Operationsbefund im Zusammenarbeiten mit den Chirurgen 


. Gelegenheit gehabt, die verschiedenen Bilder, die der Magen und |. 


das Duodenum aufwies, zu ordnen und auf. ihre Wertigkeit bezüg-. | 


-lich ihres Zusämmenhanges mit dem gesuchten bezw. gefundenen í 


Ulkus -zu prüfen, so. daß wir heute. über eine große. Zahl von 
Symptomen verfügen, die zum Teil als für ein Ulkus direkt patho- 


diagnostik. des Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüres aber 'noch 
‚Es sind noch eine. Menge. Fragen zu-lösen. ‚Und :wenn wir | 
heute wohl mit ziemlicher Sicherheit sagen können, ob. ulzeröse 
Veränderungen vorliegen oder nicht, so können wir die Frage nach 
dem ganz genauen Sitz und der Ausdehnung dieser Ver anderingen 
nur in einem Teil der Fälle beantworten. 
In unserem Röntgeninstitute wurde in den letzten 3 Jahren“ 


unseres Spitales (Prof. Albrecht). zur Operation. Dank des Ent- 
gegenkommens des Vorstandes dieser Abteilung konnten wir uns 
durch den persönlichen: Augenschein bei der Operation von dem 
‚anatomischen ` Befunde überzeugen. Die: Ergebnisse dieses Ver- 


gleiches des röntgenologischen 'und anatomischen Befundes sollen 
im. Folgenden kurz besprochen werden. 


I. Das Uleus ventrieuli, 


E Entspr echend dem häufigsten Sitz des E TE an 
- der Mitte ‘der kleinen Kurvatur und im pylorischen Abschnitt des 
Magens wollen wir hier eine Zweiteilung treffen und von einem 
Ulkus der Magenmitte und einem Ulkus am Pylorus sprechen. Von 


einer detaillierteren Einteilung der Ulzera hinsichtlich ihres Sitzes | 


wollen. wir hier absehen. 


A. Das Ulkus der Magsnmitte. 


Der weitaus häufigste Sitz dieses Ulkus ist die kleine ` Kurvatur | 


in Taillenhöhe, seltener die Hinterfläche und in ganz. seltenen Fällen 

: die Vorderfläche und die. große Kurvatur.. 
O Zur ‚Röntgendiagnose: eines Ulkus. der Magenmitte fordern. wir 
‚heute die Sichtbarkeit einer Ulkusnische (Haudek); alle übrigen 
Zeichen, wie Einkerbung‘ und Zähnelung der großen Kurvatur, 
lokalisierter Druckpunkt an der kleinen Kurvatur, 6-Stundenrest usw: 
berechtigen uns 'bei nicht sichtbarer Nische nur einen Verdacht 


suchen. Oft kommt es vor, daß selbst sehr große Nischen bei der 
ersten Untersuchung trotz genauesten Absuchens der Magenwand 
in allen Durchleuchtungsriebtungen nicht zur Darstellung kommen, 
besonders: wenn der Magen mit großen Sekretmengen. stark über- 
lader ist, und erscheinen dann mit größter Deutlichkeit, wenn eine 
gründliche Magenentleerung durch Ausheberung oder Spülung der 
Röntgenuntersuchung vorausgeschickt wurde. 
Abb. 1 und 2 zeigt einen’ solchen: keineswegs vereinzelten Fall, 
bei dem eine überwalnußgroße Nische bei der ersten Untersuchung in 
dem dilatierten und mit Sekretmengen und alten Speiseresten über- 


eine über unseren Antrag vorgenommene, gründliche Magenr ae 
vorhergegangen war, auch von dem ungeübtesten Untersucher hätte 


gnose „Pylorusstenose“ zufrieden zu geben, wäre ein grober Fehler; 
hiermit würde sich die Röntgendiagnostik des Vorsprunges, ‘den sie 


nächst mittels Verabfolgung des Rieder-Breies vorgenommen, weil 


Sekret- und Motilitätsverhältnisse gestattet als die ausschließliche 


ae der Magenschleimhaut und des mn en 


übrigen 3 Fällen hatten wir bei einem bei wiederholter Untersuchung 


auf Ulkus auszusprechen und zwingen uns,:nach der Nische zu 


 ladenen Magen unsichtbar. blieb, bei der zweiten Untersuchung, der- |' 
| æ | 
entdeckt werden können. In einem solchen Falle sich .mit der Dia- 


vor den übrigen klinischen Untersuchungsmethoden voraus hat, begeben. 
| In. unserem Institute werden die Magenuntersuchungen zu- | 
diese Art der Magenuntersuchung eine bessere Beurteilung der 
Verwendung der Ba-Flüssigkeit; doch führen wir auch eine zweite | 


Untersuchung mit Ba-Flüssigkeit durch, da diese unstreitig eine 
leichtere Füllung und Darstellbarkeit der Nischen, des Faltenver- 


In. den letzten g J ahren : konnten wir bei 80 Patienten auf | 


Grund von bei wiederholter Untersuchung gefundenen Ulkusnischen 
' | mit Sicherheit ein Ulkus. diagnostizieren. Die Ulzera. saßen fast 
| durchaus an. der kleinen 'Kurvatur in Taillenhöhe (G. Schwarz), 


in wenigen Fällen mehr. an der rege des m und - 


a Fällen an ‚der BAr Kurvatur. 


t . = ee ` - , . > a . 


Abbildung 1 o 


u "Abbildung 8 


Ta dani einen. Falle saß das Ulkus ziemlich hoch an der großen 


Kurvatur (Abb. 3), so daß. es bei dorsoventraler Durchleuchtung gut” | 


zu erkennen war, und zeigte 4 Stunden nach der Nahrungseinnahme, - 


zu welcher Zeit der Magen bis auf einen geri Tr Rest entleert war,. 


noch eine deutliche. Füllung mit Schichtung und. Luftblase; 5 Monate - 


a T konnte an dem Pationten der gleiche Befund erhoben werden: 


tient stand hierauf auf einer internen. Abteilung 6 Wochen in Be- 


“handlung. Die darauffolgende Untersuchung ergab,. daß die Nische 


verschwunden war, nur ein kleiner Schattenvorsprung bezeichnete den 
Ort. der früheren. Veränderung. In dem zweiten Falle saß das Ulkus 


| etwas tiefer. und mehr an der Hinterwand des Magens, aber doch noch 


so, daß die Nische bei ganz geringer Drehung von der großen Kur- 
vatur her zu sehen war. Die beiden Fälle kamen nicht zur Operation. 
Von den genannten 80 Fällen wurden 29 Fälle operiert.. In. 
.26 Fällen fand sich bei der Operation entsprechend unserer Diagnose 
ein mehr oder: weniger großes Ulkus der kleinen Kurvatur;, von den 


eine kleine Zacke der kleinen Kurvatur, die mit dem Magen deut- 
lich: verschieblich war, als kleine Nische gedeutet; die Operation 
fand aber nur an der betreffenden Stelle die Magenwand und das. 
dazugehörige Netz etwas verdickt, ein. deutliches Zeichen eines Ulkus 
war nicht vorhanden. Da die Resektion in diesem Falle unterblieb, 
läßt es sich nicht sagen, ob sich hinter der tastbaren Verdickung 


N arbe die Ursache des Röntgenbefundes gewesen ist. 


perihepatitischen Verwachsungen keine für Ulkus sprechenden Ver- 
änderungen. am Magen zu konstatieren.‘ Beide Fälle hatten eine 
deutliche Ulkusanamnese (einer mit Hämatemesis), beide ließen bei 
der ersten Untersuchung nur große Druckschmerzhaftigkeit der kleinen 
Kurvatur und vermehrte Sekretschicht erkennen und. zeigten erst 
' bei neuerlicher Untersuchung nach 1 bzw. 3 Monaten eine deutliche 
.Nische, so daß wir der Ansicht sind, daß auch in diesen Fällen ein 
Ulkus vorhanden war, das aber noch. nicht zu solchen Veränderungen 


Geschwürs durch den nicht eröffneten: Magen ‚ermöglichten. 

» Wenn man früher der Meinung war, daß nur -penetrierende 
"Ulzera das ausgebildete Nischensymptom zeigen, so wissen wir seit 
“der Mitteilung von P&tren und Edling, daß auch Geschwüre, die. 
‚weder zu einer Verdickung der Serosa noch zu irgendwelchen Ver- 


‚ erzeugen können. Der lokale Spasmus kann selbst kleine Geschwüre 
röntgenologisch unverhältnismäßig groß und deutlich machen 


(Cramer). Oft genug zeigt das genaue Studium 'des Resektions- 
den Veränderungen der Magenwand bei der Inspektion des Magens 


' folgte, noch- ein oder mehrere andere Ulzera vorhanden sind, die 
keine von’ außen sichtbaren Veränderungen der Magenwand gesetzt 
‘Hatten. Dem Operateur können also bei der Inspektion ' des Magens 


von außen Ulzera entgehen, worauf erst kürzlich wieder Haudek 
hingewiesen hat, 


Gewiß ist damit nicht bewiesen, daß i in unseren beiden Fällen 


tatsächlich Ulzera bestanden haben; nur die Untersuchung der 


(j 


nicht doch ein kleines Ulkus verborgen hatte oder ob nur. eine 


Bei den 2 anderen Fällen waren außer aeara und, 


. der Magenwand geführt hatte, die dem Chirurgen. die Ertastung des 


änderungen der Magenwand in der Umgebung führten, große. Nischen _ 


präparates, daß neben dem Ulkus, das während der Operation an 


‚von außen zu erkennen war und dessenthalben die Resektion er: . 


wu Ua ——' u 


8: August 


‚ ergab ein in das Pankreas penetrierendes Ulkus. Ob in 


' kleinen Kurvatur feststellen konnten, die 8 
aulzulinden war; nur eine kleine Vorwölbung der Magenwand verriet 


© 


‘s 


þnnenwand des Magens hätte hier den Beweis erbringen können. 
. Aber gerade dieser Beweis wird in solchen Fällen nur selten er- 
' pracht werden können, da die meisten’ Operateure sich mit Recht 
` weigern werden, bei solchen anatomischen Befunden die Eröffnung 
« des Magens oder gar die Resektion vorzunehmen. Die bei wieder- 
holter-Untersuchung röntgenologisch dargestellte Nische ist aber ein 
‘derartig eindeutiges und sicheres Symptom (Verwechslungen. mit 
-Divertikel [Akerlund] oder anderen Gebilden wie etwa in dem 
Falle Altschul kommen bei unseren beiden Fällen nicht in Be- 
* tracht), daß wir hier auf unserem Befunde bestehen müssen: und 
. überzeugt sind, daß bei diesen Fällen ein Schleimhautulkus vor- 
. handen war, das durch Spasmus zu einer Nische ohne anatomische 
Veränderungen der äußeren Magenwand geführt hatte. Auch Schinz 
berichtet in seinem Buche über solche Fälle. i 
Daß die Nische, wenn es sich nicht um ein Ulcus penetrans 
handelt, einem lokalen Spasmus ihre Entstehung verdankt, kann 
“wohl heute als erwiesen gelten. Dafür spricht das Verschwinden 
‚von Nischen, wie es erstmalig von G. Schwarz, später dann von 
: Ohnell-Rosenthal, Haudek, Akerlund u.a. und jüngst von 
- Bernheim beschrieben wurde. Da wir dieses Verschwinden oft 
: schon nach ganz kurzer internistischer Behandlung sehen, dürfen 
‚ wir wohl nicht immer eine Heilung des Geschwüres dafür verant- 
' wortlieh machen. Wir haben .dieses' Verschwinden von. Nischen 

‚ wiederholt beobachten können. 


Ein Fall sei hier eingehender erwähnt, der bei der ersten Unter- 


“suchung eine deutliche große Ulkusnische zeigte, die nach 2monatiger 
‘ Spitalsbehandlung im Röntgenbilde vollständig verschwunden war; 
- Patient kam ein Jahr später mit seinen alten Beschwerden neuerdings 
in das Spital, die Röntgenuntersuchung ließ neuerlich eine große Nische 


an der alten Stelle erkennen und die kurz darauf deta Operation 
: er Zwischen- 
zeit das Ulkus geheilt war, und das bei der Operation gefundene Ulkus 


einem Rezidiv entsprach oder ob das alte Ulkus durch die Behandlung 
‚ murin einen reaktionslosen Zustand versetzt wurde, läßt sich natür- 
“lich nicht entscheiden. | 


P2 


Ähnlich verhielt es sich in einem zweiten Falle, bei dem: wir 
bei der ersten Untersuchung eine a Ulkusnische an der 
ochen später nicht mehr 


den früheren Sitz der Nische. 3 Monate später wegen neuerlicher Be- 
schwerden neuerliche Untersuchung und abermaliger Nachweis einer 
großen Nische. Die 3 Wochen später vorgenommene Operation ergab 
ein Ulkus an der kleinen Kurvatur. | 


Von den zur Operation gelangten Magen verdienen einige 


noch eine etwas eingehendere Beachtung. 


‚ Bei einem Patienten fanden wir bei wiederholten Untersuchungen, 
die zum Teil auseinander lagen, einen etwas erweiterten, weit nach 
rechts reichenden und anscheinend dort fixierten Magen mit exzitierter 
Peristaltik. Zwischen Bulbus duodeni und kleiner Kurvatur, von beiden 
etwa gleichweit entfernt, war ein etwa haselnußgroßes, ovales Barium- 
epot zu erkennen, das auch bei wiederholten Aufnahmen keinen Ver- 
bindungskanal zum Magen, Duodenum oder Jejunum erkennen ließ und 
ausgesprochen druckschmerzhaft war (Abb. 4). Wir konstatierten ein 
ms Pankreas penetriertes Ulkus, ließen aber wegen der abnormen Lage 
n großer Reserve die Möglichkeit offen, daß es sich um den seltenen 
all eines vom Duodenum ausgehenden Ulkus handeln könnte. Die 
peration ergab ein kronenstückgroßes Ulkus der kleinen Kurvatur, 
as Ins Pankreas penetriert war, mit zahlreichen Verwachsungen de 
uodenums mit Pankreas und Netz. | 
Ulkusnischen der kleinen Kurvatur mit gleichzeitiger Verän- 
zung des Bulbus duodeni wurden von uns im ganzen 9mal be- 
sage 4 Patienten wurden operiert. Außer dem durch die 
Nische erwiesenen Ulkus an der kleinen Kurvatur fand sich bei 
Abbildung 4. einem eine Ulkusnarbe im Duode- 
num, in einem zweiten Falle eine 
Abbildung 5, Ulkusnarbe nahe dem Pylorus im 
Magen, im dritten Falle starke 
Verwachsungen des Pylorus mit 
Leber; im vierten Falle, der einen 
hochgradig erweiterten Magen 
mit typischer Stenosenperistaltik, 
enormer Sekretschichtvermehrung, 
Rurvatur - “Er großer Nische an der kleinen 
b. 5) pr starker Deformierung des Bulbus duodeni 
finned a Patto, land sich ein fast die ganze kleine Kurvatur 
ankreas y T lkus, das im pylorischen Magenanteile mit dem 
ch des erwachsen war, der Bulbus duodeni selbst aber erwies 
x der Operation als frei. a | 
ulzerös Spi Befund ist auffällig, weil der Röntgenbefund auch ‚einen 
tozeb am Pylorus und Duodenum vermuten ließ, wäh- 


_ 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 81. 


- 1069 


rend die. Operation den Duodenalbulbus als vollständig frei fand. 
Wir machen auf diesen Befund, an dieser Stelle besonders aufmerk- 
sam: und werden später noch auf ihn zurückkommen. 

In zwei Fällen, bei denen wir bei der Untersuchung nur eine 
-Ulkusnische an der kleinen Kurvatur feststellen konnten, fand sich 
außerdem bei der Operation noch ein Ulkus, bzw. mehrere Narben 
nahe dem Pylorus. ‘Sie waren bei der Untersuchung unentdeckt 
geblieben. | 

Ein Fall mit einer großen Einziehung an der großen Kurvatur, 
einer deutlichen Nische an der kleinen Kurvatur und sehr druck- 
schmerzhaftem Bulbus duodeni erwies sich bei der Operation als ' 
inoperables Karzinom der kleinen Kurvatur mit einem deutlichen 
Krater gegen das Magenlumen. 

Die Röntgendiagnostik des Ulkus der kleinen Kurvatur ist 
also 27mal (das Karzinom kann ebensowenig als Fehldiagnose ge- 
rechnet werden wie die kleine oben erwähnte Nische) durch die Ope- 
ration bestätigt worden. Wenn wir schon die beiden Fälle, bei 
denen trotz des röntgenologischen Nischensymptoms die Operation 
kein Ulkus finden konnte, auf die Fehlseite der Röntgendiagnostik 
setzen, so ergäbe sich äls Fehlresultat bei 29 Operationen nur die 
Ziffer 2, was etwa einem Prozentsatz von 6 entspricht. Lassen wir 
aber die oben gemachten Einwände gelten, so haben wir überhaupt 
keinen negativen Fall. | 


B. Das pylorusnahe Ulkus. 

Ist zu einer verläßlichen Diagnose eines Ulkus der Magenmitte 
der Nachweis der Nische notwendig, so können wir uns bei der - 
Diagnose des pylorusnahen Ulkus nur selten auf direkte Symptome 
stützen. Ulkusnischen müssen in der Pars pylorica zum größten 
Teil unerkannt bleiben. Sitzen sie an der kleinen Kurvatur, so ist 
ihr Krater nach abwärts gerichtet und verhindert so die Bildung 
eines Dauerdepots. (Untersuchung des Patienten in rechter Seiten- 
lage würde diese Verhältnisse bessern, ergibt aber auch nur in 
seltenen Fällen ein befriedigendes Ergebnis.) Liegen die Nischen 
an der Vorder- oder Hinterfläche der Magenwand, so müssen sie 
ebenfalls, da die Lage der Pars pylorica eine genaue Betrachtung 
‘von allen Seiten unmöglich macht, meist dem suchenden Auge. ent- 
gehen. Dazu kommt noch, daß gerade an dieser Partie des Magens 
die stärksten Bewegungen ablaufen.. Wir müssen daher bei der 
Diagnostik des pylorusnahen Ulkus auf das Nischensymptom in den 
meisten Fällen verzichten und hierzu andere Veränderungen der 
Magenwand und vor allem die indirekten Symptonie,. wie Anomalien 
der Peristaltik, Motilität, Sekretschichte usw. heranziehen. Allerdings 
nehmen die indirekten Symptome in manchen Fällen solche Grade 
an, daß sie fast den Charakter von direkten Symptomen erlangen. 

Ist also durch das Fehlen von typischen Symptomen die 
Diagnose des pylorusnahen Ulkus erschwert, so.ist die Frage nach 
dem Sitz des Ulkus oft unbeantwortbar. Das .pylorusnahe Ulkus 
kann präpylorisch, im Antrum oder knapp vor, am oder knapp 
hinter dem Pylorus sitzen. | 

Strauß hat seinerzeit die präpylorischen und postpylorischen 
Ulzera vom klinischen Standpunkte aus als parapylorische Ulzera, vor 
ihm Soupault und auch Faber als Itanslorische Ulzera zusammen- 
gefaßt, weil diese Ulzera ein ziemlich einheitliches Symptomenbild 
geben sollten. Diese Autoren rechnen aber auch die Duodenal- 
geschwüre hinzu; da wir aber diese Geschwüre aus direkten Sym- 
ptomen zu diagnostizieren gelernt haben, so können wir heute mit 
einer solchen Einteilung nicht zufrieden sein. Schinz teilt die pylorus- 
nahen Ulzera in präpylorische und parapylorische ein, wobei er unter 
den letzteren die am Pylorus und die knapp vor und hinter dem Pylorus 
sitzenden Geschwüre versteht. Seine Einteilung ist vom anatomischen 
Standpunkte aus sicher gerechtfertigt, wenn auch ‘die Zuweisung so 
manchen Geschwüres in' die eine oder andere Gruppe sicher etwas 
willkürlich erfolgen muß. Auch vom Standpunkte des Chirurgen ist 
gegen eine solche Einteilung nichts einzuwenden, obwohl der Operatenr 
intra operationem bei der Inspektion des Magens von außen oft genug 
keine genauen Angaben über den Sitz des Ulkus machen kann.. Vom 
Standpunkte des Röntgenologen ist aber eine solche Einteilung gewiß 
schwer zu.trefien, da sie die Möglichkeit zur Voraussetzung haben müßte 
für jede der beiden Gruppen eigene bestimmte Gruppen angeben zu 
können. Eine solche Möglichkeit besteht aber nur selten. Wir sind. 
nur bei einem Bruchteile der Fälle in der Lage, bei der Röntgenunter- 
suchung auch den Sitz des Ulkus angeben zu können, und auch bier 
deckt der Operationsbefund noch manchmal Differenzen auf. So setzen 
Bein orneho Ulzera oft Veränderungen der Magenwand, die sich bis 
zum Pylorus und über diesen hinaus bis ins Duodenum erstrecken und 
auf diese Weise zur Deformierung des Bulbus führen, so daß ein solcher 
Fall bei der Röntgenuntersuchung als Duodenalulkus imponieren kann 
Behält. bei einem solchen Öperationsbefunde der Röntgenologe noch 
Recht, da ja tatsächlich am Duodenum ulzeröse Veränderungen be- 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 3, August 


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SE standen haben, so kann man dasselbe schon nicht mehr bei den Fällen | änderungen wird leicht erklärlich, wenn wir an das von. Forsell a 
en behaupten, bei denen die Röntgenuntersuchung nur Veränderungen am | nachgewiesene und von Akerlund besonders hervorgehobene Längs- 2: 
TI _Pylorus und Duodenum finden konnte und die Operation ein prä- | muskelbündel denken, das a kleinen Kurvatur bis in das Ks 
we ee 'Geschwür ergab, Pylorus und Duodenum aber frei fand. | Duodenum zieht und das bei Verkürzung zu einem Heranrücken der - 2 
chinz erwähnt in seinem Buche einen solchen Fall, bei dem infolge | ganzen Pars pylorica an die kleine Kurvatur führen muß. Hierbei > +i 
der Veränderungen am Bulbus ein Duodenalulkus angenommen werden | kommt es zu einer Verschmälerung dieser Magenpartie, der Pylorus- A 
a, mußte und bei dem die Operation ein großes präpylorisches Ulkus | kanal rückt aus seiner zentrischen Lage gegen die Seite der kleinen y 
Su nachgewiesen hatte. In unserem Material sind solche Fälle ziemlich | Kurvatur und der mediale Rezessus des Bulbus duodeni (Akerlund) a 
E zahlreich. per S kann verstreichen. Dabei kann der Pyloruskanal erweitert oder ver- > 
EA ap Da eS vom praktischen Standpunkte aus ziemlich gleichgültig | og aeiio Bylorospasmus stärker oder schwächer ist als die durch 22 
r E re a y a Para i N A, yomi a. d | de Raffung der kleinen Kurvatur hervorgerufene Erweiterung des 2 
a I ar SSRUNIETBUSONDE CEN DIZ ERS S nur m wenigen Fällen | Pyloruskanales. Es ist leicht.einzusehen, daß zu derartigen Verände- Be 
mit einiger Bestimmtheit angeben kann, so ist es zweckmäßiger, | rungen pylorusnahe, aber gelegentlich auch pylorusferne Ulzera führen s 
Me auf eine mehr oder weniger willkürliche ‚Einteilung zu verzichten | können, letzteres in der Regel dann, wenn sie sehr groß sind undsich - , 
a und bloß von einem para- oder juxtapylorischen oder einem Ulcus | weit gegen den Pylorus, hin erstrecken. Bei dem eben erwähnten z 
trii. ad pylorum zu sprechen. S | Falle handelte es sich um ein solches ausgedehntes Ulkus, das außer- a 
N Direkte Veränderungen der Pars pylorica im Röntgenbilde | dem noch zu starken Verwachsungen der Pars pylorica mit dm  #- 
a "bei prä- und parapylorischem Ulkus sind nieht häufig und zum Teil | Pankreas geführt hatte. In unserem Materiale finden sich noch 4 Fälle, . 
E tür Ukas Auch nicht charakteristisch... die mehr oder weniger starke Raffung der kleinen Kurvatur mit ex- O 
w o Ei anvlonsche: Binzah . klei x . (Abb. 6 zentrischer Einmündung des Pyloruskanales (Abb. 11) zeigten und von = 
en . ine präpylorische Einziehung der sen Kurvatur ( al 5) | denen 2 auch noch andere Deformationen des Bulbus duodeni erkennen R 
a = ist, wenn sie als einzige sichtbare Veränderung auftritt, für die | ließen. In allen diesen 4 Fällen handelte es sich um präpylorische A 
ee Diagnose eines Ulkus nicht verwertbar. Wir sahen sie bei unserem | Ulzera, die sich bei den letzteren 2 Fällen bis in das Duodenum - 
e ne Materiale im sen nur dreimal. Zu | erstreckten. | = a; 
2 Ein solcher Fall, bei dem diese Einziehung gleichzeitig mit einer | Veränderungen des Pyloruskanales im Sinne einer Verlängerung- | 
u l großen Sekretschicht wiederholt gefunden wurde und bei dem wir die | und Verbreiterung. also Verindarinsän. vie. sie Bier und. nach 
ee, Diagnose „Ulkus nicht ausgeschlossen“ 'abgegeben hatten, kam‘ zur . ihm Stierli P Ch \ als P 16 i fen. f Hander) Zu. 
oe Operation. Der Operateur fand den Pylorus etwas enger, aber keinen | MM Stıerlın und Jhaou! als I yroruszapien, terner Haudei De = 
a Anhaltspunkt für Ulkus. schrieben und als Symptom für ein dem Pylorus nahes Duodenal- A 
lt = Schlechte Entfaltbarkeit und Verschmälerung der Pars pylorica, | Wkus angegeben haben, sahen wir im ganzen dreimal Dee 3, p 
oD = sowie unscharfe Wandbegrenzung kann durch ein präpylorisches Der erste Fall wies am Kanal eine kleine Nische auf (Abb. 12) 2 
a Ulkus hervorgerufen werden; aber auch ein beginnendes Neoplasma und ergab bei der Operation einen dem Pylorus und Duodenum an- | 


kann die gleichen Veränderungen machen. _ 
e | Verschmälerung der Pars pylorica fanden wir bei 4 Füllen; von 
n S diesen wurde ein Fall operiert und ein Ulcus ad pylorum gefunden. 
eg Ein Fall, der neben hochgradiger Verschmälerung der Pars pylorica 
: (sie war in einen etwa fingerdicken starren Kanaltumozewendelt) auch 
noch eine unscharfe Wandbegrenzung zeigte (Abb.7), und bei dem wir 
die Diagnose auf kallöses Ulkus oder Neoplasma gestellt hatten, erwies 
sich bei der Operation als ein kallöses Geschwür am Pylorus. Von 
Der zwei weiteren Fällen mit schlecht füllbarem Antrum und unscharfer 
I d Wandbegrenzung an der kleinen Kurvatur ergab die Operation bei 
or dem einen ein .kleines Ulkus am Pylorus, bei dem anderen einen. 
et | derben, flachen Tumor der Hinterwand der Pars pylorica, der erst 
eo durch die ee Untersuchung als ein chronisches Ulkus er- 
an wiesen wurde (Abb. 8). In einem Fall aber, der einen unregelmäßig kon- 
turierten und an der kleinen Kurvatur unscharf begrenzten pylorischen 


I. Magenanteil und Bulbus zeigte, fand sich ein präpylorisch sitzender 
ee i Skirrhus (Abb. 9). 


See Tumor, der sich bei der histologischen Untersuchung als ein Bu 
kirrhus auf Ulkusbasis herausstellte. Bei dem zweiten Falle fand die K 
u außer dem verlängerten Pyloruskanal einen nur 

unvollständig füllbaren, nicht normal konturierten Bulbus (Abb. 13)  , 
und die Operation einen kleinapfelgroßen Ulkustumor, dem Pylorus, i 
Duodenum, Gallenblase, großes und kleines Netz angehörten. Der 
dritte Fall (Abb. 14) zeigte außer Verbreiterung und Verlagerung des S 
Pyloruskanals einen wenig und nicht charakteristisch deformierten Si 
Bulbus; wir gaben mit großer Reserve die Diagnose auf ein juxta- 
pylorisches Ulkus ab. Die Operation fand nun einen erweiterten, mit 


Abb. 11. Abb. 14. Ä 
Abb. 12. - Abb. 15, u - 


Litia 


der Gallenblase breit verwachsenen Bulbus (altes Ulkus?). Zwei Jahre 
später kam der Patient neuerlich wegen großer Beschwerden zur Unter- 7 
suchung, die hochgradige Antrumspasmen und ein unregelmäßiges 3 
Füllungsbild des Bulbus (Abb. i5) ergab. Unsere Diagnose lautete auf D 


Adhäsionen und wurde durch die neuerlich vorgenommene Operation 
vollaut bestätigt. 


Wir haben bereits oben Fälle erwähnt, bei denen prä- bzw. para- I: 
pylorische Ulzera deutliche Deformationen des Bulbus gemacht hatten. N 


` Nw ist es auffällig, daß in unserem Material nicht weniger t 
als t4 weitere Fälle, die infolge ihrer Veränderungen am Bulbus als 
Duodenalulzera gedeutet werden mußten, bei der Operation als prä- i 
oder parapylorische Ulzera erkannt wurden, die nur in 3 Fällen auf j 
das Duodenum übergegriffen hatten. | 


Von diesen 3 Füllen bot der eine Fall bei der Röntgenuntersuchung 
bezüglich des Bulbus das gleiche Bild wie Abb. 5, dem, wie früher be- 
schrieben, ein bis zum Pylorus reichendes Ulkus der Magenmitte zu- 
Bun lag; auch bei ihm reichten die Veränderungen des knapp am 

ylorus im Magen sitzenden Ulkus teils in das Duodenum, teils hoch 
an die kleine Kurvatur hinauf. Der zweite Fall zeigte eine Einziehung 
der Vorderwand des Bulbus und eine nischenförmige Ausstülpung der 
Hinterwand, die Operation aber ein Ulkus der Pars pylorica mit .ber- 


Abb. 13, 


| 
Abb. 16. | 
Hi 


Abbildung 8 


Abbildung 9. 
ie | Abbildung 7. 


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we | Abbildung ‚6. 


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Foa Ebensowenig typisch für Ulkus ist jene Veränderung der Pars 
ee pylorica, die darin besteht, daß bei ganz leichtem Druck ein un- 
regelmäßig begrenzter Füllungsdefekt. zustandekommt. Wir haben 
dieses bekannte Symptom so wie andere Autoren des öfteren beim 
ee | Karzinom des Pankreaskopfes. und bei neoplasti- 
Bir Abbildung 10. Scher Veränderung der Magenwand gefunden. 

N | Aber in einem Falle, bei dem wir auf Grund 
‚dieser Veränderung die Diagnose auf Tumor gestellt 
hatten (Abb. 10), ergab die Obduktion des wenige 
Tage nach der Untersuchung gestorbenen Patienten 
5Ulzera der Hinterwand der Pars pylorica, die gegen 
das Pänkreas perforiert waren und zur Bildung 


einer apfelgroßen, mit Speiseresten gefüllten Höhle 
geführt hatten. | 


a Betrachten wir nun die Veränderungen am Pyloruskanal selbst. 


Eine exzentrische Einmündung des Pyloruskanals weist nicht auf 
ein am Pylorus sitzendes Geschwür hin. Das Geschwür kann auch 
vor und nach dem Pylorus sitzen und selbst Ulzera der Magenmitte 


können zu einer Verziehung des Pyloruskanales gegen die kleine 
Kurvatur hin führen. | 


Ich verweise hier auf den beim Ulkus der Pars media erwähnten 


Ulkus mit großer Nische sogar zu Veränderungen 
des Bulbus duodeni geführt hatte. Das Zustandekommen solcher Ver- 


Fall, bei dem ein 


un auf die Pars horizontalis superior duodeni und Verwachsungen 
es letzteren mit dem Pankreas. Der dritte Fall (Abb. 16) ließ bei 


Fleck, also eine Art zweigeteilten Bulbus erkennen; dabei bestand an 


1) Der Pyloruszapfen ist nach den genannten Autoren ein Sn 
ptom eines pylorusnahen Duodenalgeschwüres. Ich habe diese älle 
aber hier eingereiht, da bei unseren Fällen eine starke Beteiligung des 
Pylorus nachgewiesen wurde. | 


hochgradiger Gastroduodenoptose einen flachen Bulbus und darüber 
durch eine ziemliche Distanz getrennt konstant einen lünglichen kleinen 


3; August | 


manchen Tagen hochgradige Retention (24 Stunden). Der Operations- 
befund ergab einen kleinapielgroßen Ulkustumor der Vorderseite des 
Pylorus und Duodenums. Leider wurde bei der Resektion das Präparat 
zerstört, so daß eine genaue Analyse des Bildes unmöglich war. 


In den übrigen 10 Fällen, die im Röntgenbilde die 
verschiedenen als für Ulcus duodeni typischen Bulbus- 


deformitäten zeigten, wurde bei der Operation das Duo- 


denum frei gefunden. Wie soll’ man sich nun das Zustande- 
kommen dieser Veränderungen erklären? Nach Akerlund ist die 
Einziehung der großen Kurvatur des Bülbus i. e. der Cole-Defekt 


in sehr vielen Fällen durch einen Spasmus bedingt; diese Auf- 


fassung, die mit unseren später zu besprechenden Operationsbefunden 
nicht ganz übereinstimmt, würde ohne sonderlichen Zwang das Zu- 
standekommen des Cole-Defektes am anatomisch freien Bulbus bei 


einem präpylorischen Magenulkus erklären. Anders steht es aber. 


mit der Erklärung der übrigen Bulbusveränderungen. Freilich könnte 
man sagen, daß die bei der Untersuchung am Bulbus gesehenen 
und für Ulkus typischen Veränderungen doch durch ein Duodenal- 
ukus verursacht waren, das dem Operateur bei der Inspektion des 
Magens und Duodenums von außen entgangen war. Die nachträg- 
liche Untersuchung des Resektionspräparates führte in vielen Fällen 
zu keinem befriedigenden Ergebnis, weil die Schleimhaut des Duo- 
denums oft durch die Abklemmung stark beschädigt war, und war 
“in allen den Fällen unmöglich, in’ denen nur eine Pylorusausschaltung 
gemacht werden konnte, das Ulkus also im Körper verblieb. Außerdem 


war es in vielen Fällen für den Operateur während der Operation 


unmöglich, zu sagen,. ob das Ulkus noch vor oder hinter dem 
Pylorus saß, da die Orientierung mit Hilfe der Pylorusvene nicht 
immer leicht und zuverlässig ist, besonders dann, wenn Pylorus 
und Duodenum von einem Ulkustumor umfaßt werden. Es dürften 
also in unserem Materiale gewiß Fälle vorhanden sein, die von uns 
zu den parapylorischen Geschwüren gerechnet werden und doch 
Duodenalulzera waren, aber es sind auch solche dabei, die ohne 


Zweilel ein ulkusfreies Duodenum bei der Autopsie aufwiesen, da- 


gegen bei der Röntgenuntersuchung als Duodenalulzera imponierten. 
Ich erwähne hier nur die Tatsache und will mich aller weiteren 
Schlüsse enthalten. 


Anomalien der Peristaltik sind oft Begleiterscheinungen des ' 


Ulkus, ob es nun an der Magenmitte, am Pylorus oder im Duodenum 
sitzt. Sie sind für keines dieser Ulzera in besonderem Maße 
typisch. Das gilt auch für die Antiperistaltik. Ob dabei in den 
abführenden Wegen immer ein Verengerung, die ja nicht organisch 
zu sein braucht, sitzen muß, ‘kann man nicht sagen. Aber immer 
ist nach Haudek die Antiperistaltik ein Zeichen einer organischen 
Veränderung des Magens und Duodenums, wenn sie auch keinen 
Schluß auf den Sitz dieser Veränderungen zuläßt. Denn alle Ulzera 
des Magens und des Duodenums können mit Antiperistaltik einher- 
gehen, wenn auch die Ulzera des Magenausganges diese Anomalie 
besonders häufig zeigen, vor allem wenn sie stenosierend wirken, 
wobei es allerdings nicht immer zu besonderer Verlängerung der 
Austreibungszeit kommen muß. Antiperistaltik weist also nicht auf 
ein pylorusnahes Ulkus hin. Läßt aber die Röntgenuntersuchung 
bei deutlicher Antiperistaltik die kleine Kurvatur des Magens und 
den Bulbus duodeni frei erscheinen, so können wir wohl mit einiger 
Sicherheit die Veränderung in die Pylorusnähe verlegen. 

Ahnlich liegen die Verhältnisse bei dem klinisch und röntgeno- 
logisch leicht erkennbaren Bild der Pylorusstenose. Durch die 
Untersuchungen von Schmieden und Haertlein und Haudek 
wissen wir, daß Ulzera der kleinen Kurvatur durch Schrumpfung der 

mgebung zu einer schneckenförmigen Einrollung des ‚pylorischen 
Magenteils und zur Pylorusstenose führen können. Und Clairmont 
hat gezeigt, daß einem großen Teile der Fälle mit gutartiger Pylorus- 
stenose offene, chronische, stenosierende Duodenalulzera zugrunde- 
ligen, die oft weit vom Pylorus entfernt sind. Nach diesem Autor 
sind Geschwüre am Pylorus selbst eine Seltenheit. 

HL Die Röntenuntersuchung: darf sich nun mit der auf den ersten 
Ay zu stellenden Diagnose: „Pylorusstenose“ nicht zufrieden geben, 
ei ua muß nach den Ursachen dieser Stenose suchen, was in 
Ba ällen gut gelingt. Dazu ist vor allem notwendig, daß der 
2 senuntersuchung eine gründliche Magenentleerungvorausgeschickt 

n Man kann selbst bei ziemlich hochgradigen Stenosen den 

eaha durch geeignete Manöver füllen und dessen Form deutlich 
N lung bringen. Erweist sich dann bei der Untersuchung 
vefor agenmitte als nischenfrei und der Bulbus duodeni normal 
Tent so kann man mit ziemlicher Sicherheit die pathologische 
i: RR erung an den Pylorus lokalisieren. Ist der Bulbus aber nicht 

normaler Form oder gelingt seine Füllung trotz aller wirksamen 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


1071 


Manöver nicht, dann muß die Diagnose Ulcus parapylorieum oder 


duodeni offen gelassen werden, ‘da beide Ulzera solche Verände- 


rungen machen können, ob sich nun die ulzerösen Veränderungen _ 
“auf die Pars pylorica und das Duodenum erstrecken oder auf das 


Duodenum oder die Pars pylorica allein beschränkt sind. 
Hochgradige Pylorusstenosen mit allen klassischen Symptomen 


dieses Bildes (ektatischer Magen, Rechtsdistanz, große Sekretschichte, _ 


Stenosenperistaltik, 24 Stunden-Rest usw.) und dabei normal ge- 
formtem Bulbus duodeni, die von uns als auf Ulkusbasis bestehend 
diagnostiziert wurden, wurden nur 6 operiert. Bei einem dieser 


Fälle findet sich der Vermerk: „Ulkus wahrscheinlicher als Kar- 
zinom“; die Operation ergab einen kleinapfelgroßen Karzinomtumor 
am Pylorus:. Ä | 


+ 


‚. Fälle mit bloßer Druckempfindlichkeit der ` Pylorusgegend, 
vertiefter Peristaltik bei zeitweiser Antiperistaltik, aber normaler 
oder nur wenig verzögerter Austreibungszeit, Sekretschichtvermehrung 
und ohne sichtbare Wandveränderungen am Magen und Duodenum 
kamen nur 5 zur Operation. 
Ulkus am oder knapp am -Pylorus nachgewiesen. | | 

In einem Falle sahen wir im -Antrum unregelmäßige Peristaltik 


in Form von kleinen Wellen, zeitweilig auch starke Spasmen und wir. 


sprachen den Verdacht auf ein parapylorisches Ulkus aus. Die Ope- 
ration fand am Pylorus ein kleines Geschwür. | 


Hierzu sei bemerkt, daß Anomalien der Peristaltik oder gar. 


Spasmen, wenn sie allein beobachtet werden, für -diẹ Diagnose 
eines Ulkus nicht genügen. Sie gestatten höchstens, den Verdacht 
auf ein Ulkus auszusprechen. Selbst hochgradige Spasmen können 
an einem anatomisch normalen Magen auftreten. 

"So kam kürzlich ein Patient ad'exitum, bei dem wir wiederholt, 
auch noch knapp vor seinem Tode, -enorm starke Spasmen beobachten 


konnten, so daß sie grobe Füllungsdefekte der Magenwand vortäuschen 
konnten (regionärer Gastrospasmus). Da sich bei der Untersuchung 


irgend ein Anhaltspunkt für Ulkus oder neoplastischen Prozeß 
nicht finden ließ, haben wir uns mit der Registrierung der Tatsache 


begnügt. Die Obduktion des Patienten ergab auch einen durchaus 


normalen Magen und Zwölffingerdarm. Br 
Wenn wir uns vor Augen halten, wie wenig typisch eigentlich 
die Zeichen des parapylorischen Ulkus sind, so werden wir uns 


:nicht wundern, daß Fehldiagnosen vorkommen müssen, allerdings 


nur insofern, daß der Röntgenbefund ein Ulkus falsch, das heißt 
mehr oder weniger weit vom Pylorus lokalisiert, oder daß eine als 


Ulkus bezeichnete Veränderung bei der Operation als Karzinom 


oder eine als Karzinom aufgefaßte Veränderung als Ulkus erkannt 


wird. Für die Praxis ist die erstgenannte Tatsache ziemlich gleich- - 


gültig, da es hier in erster Linie auf die ulzeröse Veränderung 
überhaupt ankommt und in nicht ganz sicheren Fällen die vor- 
sichtige Bezeichnung „Ulkus ad pylorum“ eine nachträgliche 
Desavouierung durch den Operationsbefund vermeidet. Und um 
die zweitgenannte Fehldiagnose zu umgehen, haben wir nur den 
einen Weg, in entsprechenden Fällen die Möglichkeit des Bestehens 
eines eventuellen Neoplasmas im Röntgenbefund deutlich hervor- 
zuheben. 


ration aber einen negativen Befund erhoben hat, sind in unserem 
Material nicht vorhanden. Dagegen haben wir in zwei Fällen 
Magen und Duodenum normal befunden, bei dem die Operation ein 
präpylorisches Ulkus aufgedeckt hat. Das ist bei einer Zahl von 
42 eperierten Fällen nicht einmal 5°/,. | 


II. Das Ulcus duodeni., 


So wie das Ulkus der Magenmitte diagnostizieren wir heute 
das Ulcus duodeni vorwiegend aus direkten Symptomen, das ist 
aus den Veränderungen, die das Ulkus an der Bulbuswand_ setzt 
und die sich fast durchwegs in mehr oder minder hochgradigen 
Formveränderungen des Bulbus dokumentieren. Die überaus große 


"Mannigfaltigkeit der Bulbusbilder läßt sich unschwer auf wenige 


typische Grundformen zurückführen, die detailliert zu beschreiben 
ich mir hier ersparen kann, da der durch das Ulkus deformierte 
Bulbus duodeni in den letzten Jahren im Vordergrunde des rönt- 


: genologischen Interesses steht und ausgezeichnete Darstellungen’ der 
‚jüngsten Zeit darüber vorliegen. u 2 


Daß zur Diagnosenstellung des Duodenalbulbus vor allem ein 
deutliches Bild des gefüllten Bulbus notwendig ist und der Unter- 


. sucher nicht eher die Untersuchung abschließen darf, bevor er 


durch ein wirksames Hilfsmittel (wie Effleurage, Rechtsneigen oder 
rechte Seitenlage des Patienten, eventuell auch eine andere Lage, 


'Abklemmen der Pars inferior duodeni usw.) eine genügende Füllung 


des Duodenums erzielt hat, ist wohl selbstverständlich. Wer bei 


In allen diesen Fällen wurde ein 


Fälle, bei denen der Röntgenbeiund positiv gelautet, die Ope- | 


~ ram eare REREEISE TE TUERVERERRIER: EBEN 
man. Be $ m m m m s 


~ veränderung am Duodenum in manchen: Fällen imstande ist, mit 
Ihm widersprechen. Das geübte und durch die wiederholte Platten- 
. kontrolle geschärfte- Auge sieht am ‚Bulbus — gutes Durchleuch- ' 
‚. tungslicht vorausgesetzt — auch geringfügige Veränderungen. 
. Nischen von Linsengröße, kleine parabulbäre Flecke können bei 
=- werden, umso leichter, da sie fast immer.dichter als der Schatten 
l a ist selbstverständlich die’ Röntgenaufnahme unentbehrlich. 


. - Fällen, meist aber. nur zur Kontrolle des Durchleuchtungsbildes. und‘ | 
Patienten bei der Durchleuchtung ist. bei uns die aufrechte. Wir 


Aufnahmenkässette, die der Kassette von Akerlund. nachgebildet ist. 


= 


‚ sondern nur vermehrte Sekretschichte und mehr oder minder aus- 
gesprochene Druckempfindlichkeit des Bulbus aufwiesen und die wir. 


‘den: beiden anderen durchaus normaler Befund. Die anatomischen 
' ` Befunde der beiden ersten Fälle waren ebenfalls so geringfügig, daß | 
kein weiterer Eingriff vorgenommen wurde. Wir haben also keine 
` Veranlassung, diese beiden Fälle auf. die Fehlseite der Röntgen- 
. diagnostik zu setzen. . . | | Zu. 


_ einigen die-Differentialdiagnose Duodenalulkus oder Cholelithiasis zu 
lösen war. In allen diesen Fällen wurde Magen und Duodenum- 
Si sowohl bei der Röntgenuntersuchung als auch bei der Operation normal 
El os gefunden. © 0 = a & 


. „eingehender besprochen werden sollen. | 


 Rippenbogen fixiert war. Der Bulbus war hochgradig erweitert und 
-nur teilweise fühlbar. (Abb. 17.) Dabei bestand 


“ der Untersuchung nur den sich- spontan füllenden Bulbus ‚genauer 
: beobachtet, den nicht spontan gefüllten Bulbus aber als nicht dar- 
- stellbar bezeichnet, der wird einerseits die wirklich veränderten 
.. Bulbi fast nie zu Gesicht, bekommen und andererseits vollkommen 
‘ normale Bulbi. als .deformiert bezeichnen. Viele Bulbi werden erst 
. “nach längeren wirksamen Manövern gut gefüllt, obwohl sie ana- 
` tomisch durchaus normal bezeichnet werden müssen: 


am Bulbus duodeni operiert; bei allen hat der po 
-befund die Diagnose bestätigt. 


"Diagnose an Gallensteinen litt und mäßigen Druckschmerz in dem. 
rechten Hypochondrium bot, zeigte bei der Röntgenuntersuchun 
‚enorm gedehnten Magen, der mit dem kaudalen Pol fast. 


| hervorragte, so daß die beiden Magensche 
getrieben wurden. Nach Reposition .der Darmschlingen wurde am 


Duodenums dilatiert und von wurstförmiger Gestalt; große Gasblase 


ge ` 


‘ 


a 


X D 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.31.. 


4 š 


Diagnose war: Verwachsungen und, Abklemmung der ‘Pars déscendens. 


eine bohnengroße sich derb anfühlende Verdickung nahe dem Pylorus. 
©. Um Beziehungspunkte zwischen den röntgenologisch sichtbaren 


| | Veränderungen des .Bulbus duodeni und dem bei der’ Operation 
‘Wir verwenden zur Untersuchung‘ in erster Linie die Durch- 


leuchtung. Wenn Chaoul sagt, daß man nur bei grober Wand- der Mehrzahl :der operierten Fälle sowohl in Operationen als auch 
der‘ Durchleuchtung eine richtige Diagnose zu stellen, so muß ich 


konnten .aber -zu keinem klaren Ergebnis kommen. Naur. so viel 


nicht zu dicken Patienten sehr gut bei der Durchleuchtung erkannt entsprach, :was auch bereits Barsony angegeben hat, find daß die 


des übrigen Bulbus sind. Zum Nachweis ‘der feinen Einzelheiten 


| lage hatten, das breit mit dem Pankreas verwachsen war. - 
Deshalb verwenden auch wir_die Aufnahme des Bulbus in vielen |- 


Pylorus und an der Pars pylorica sind. aber mehr oder weniger 
starke Verwachsungen der erkrankten und der ‚anschließenden 
Partien mit der nächsten. Umgebung, wie Leber,. Gallenblase, Netz, 
Pankreas, Kolon usw. in Form von mehr oder weniger. breiten 


zu dessen Fixierung. In welcher Lage' der Patient untersucht wird, ' 
hängt ganz’ von dem jeweiligen Falle ab, die: normale Stellung des 


machen die: Aufnahmen während der Durchleuchtung bei kürzester 
Exposition, oft'mit der von Schwarz und Czepa angegebenen Serien- | <o daß es schwer hält, zu sagen, was und wieviel der röntgenologisch 
Im: ganzen wurden 35 Fälle mit deutlichen Veränderungen | was dem Ulkus bzw. der entzündlich veränderten Wand allein auf 
sitive Operations- | die Rechnung zu schreiben ist. 
a wichtig, da Verwachsungen des Duodenums mit der Umgebung auch 
‘ohne Ulkus, zumindest ohne ehirurgisches Ulkus vorkommen können 
und auch entzündliche Veränderungen der Umgebung zur Adhäsions- 
‚bildung Anlaß geben. In der größten Mehrzahl der Fälle sind wohl 


. Einmal befanden sich zweiGeschwüre. im Duodenum, ein anderes < 
Mal ein kallöses Geschwür des Duodenums und ein Geschwür der 
‘Pars pylorica. | RES : E | | 

Von den Fällen, die keine Deformation des Bulbus zeigten, 


Gallenblase. hervorgerufen werden, anderer Art als die, welche ein: 
| 1Y. | Duodenal- oder parapylorisches Ulkus setzt. Das, 

auch nicht als Ulcera duodeni bezeichnet hatten, kamen wegen starker |' ` pa SPI i 
Beschwerden 4 zur Operation. Bei einem ergab sich eine kleine Närbe | wir auf Grund 
am Pylorus, bei einem zweiten geringe Adhäsionen im Duodenum, bei | 


Bulbus mit'großer Reserve den Verdacht auf ein parapylorisches Ulkus 
‚eben hatte. Chaoul gibt als’ Symptom der :Periduodenitis zacken- 


örmige, stark unregelmäßige Konturen von konstantem ‚Charakter am 
unverschieblichen Bulbus an. Das Bild, das dieser Fall vor der zweiten 


Außerdem kamen 7 weitere Fälle zur Operation, von denen bei 


diese Bulbusbilder nicht. gezeigt. 


Es ist dies der normalgefornite, aber auffallend große Bulbus, den 
Außer diesen Fällen wurden 2 Patienten operiert, die etwas | wir. 13 mal. beobachten konnten. - Drei solcher Fälle kamen zur 


Ä | RR hl ie vielleicht iner mäßigen Verengeruni 
Eine 87jährige Patientin, die seit 5 Jahren nach der klinischen eine Narbe nach Ulkus, die vielleicht zu einer mäßig gerung 
3 einen 
bió zur 


stenosiert, in dem dritten Falle war das ganze Duodenum vollständig 
Symphyse reichte und dessen pylorisches Ende weit rechts unter dem 


so können wir. sagen, daß ein „Megalo“-Bulbus manchmal durch 
eine geringe Stenose im Verlaufe des Duodenums verursacht sein 
mag, daß er aber sicher auch als nicht pathologische Varietät vor-- 


kommt, sein Nachweis also zu keinem sicheren Schlusse auf krank- 
 hafte Veränderung berechtigt. TE 


ochgradige Pylorus- 4} 
l Sos stenose mit großem 24Stunden- 
Abbildung 17. Mot nal un un 

1 OTN © Abbildung 18. & eriduodenale äsion 

Ä CS» ‚auf sbasis. Die Operation 

TE O Paz SE ergab, daß das Colon trans- 
| ‚ versum und ascendens samt 

dem entsprechenden Mesente-. 

.. rium nach oben hinter den. 
. Magen geschlagen war und 
-` dort durch einen kleinhand- 
tellergroßen Defekt des kleinen 
Netzes über der kleinen Kur- 
vatur des Magens nach vorne 
nkel dadurch weit auseinander 


` 


Gesamtüberblick. 


mitte und des Duodenums. Haudek gibt für die Geschwüre des- 
mittleren Magenteiles die Ziffer 385°/,, ‚für die präpylorischen und 
stenosierenden Geschwüre des Pylorus je 5, zusammen, also 10%, 
und für das Duodenalulkus 58 °/, an.. Unser Prozentsatz der para- 


Pylorus ein kleinapfelgroßes Karzinom entdeckt, das mit dem Pankreas 
verwachsen war. | | 

. Der zweite Fall war ein halbes Jahr vor der Röntgenunter- 
suchung cholezystektomiert worden. Derzeit, ein- bis zweimal des 
Tages Erbrechen. Die Durchleuchtung zeigte den Anfangsteil des 


Materiale die Berechnung kompliziert, weil so viele Ulzera, die nur 
‚röntgenologische Duodenalsymptome gemacht hatten, auf Grund des 


‚hinter dem Pylorus, saß, in einigen. Fällen nicht möglich war. 
Außerdem kann diese Ziffer dadurch zustandegekommen sein, daß 
zufällig bei uns mehr juxtapylorische Ulzera operiert wurden, weil 
sie vielleicht gerade stärkere Beschwerden machten. Aus diesen 


an der Kuppe, starke peristaltische und antiperistaltische Bewegungen 
in dem 'dilatierten Abschnitt. Der übrige Teil des Duodenums nur 


| - i 2 5 E l l F S . o Er i } l | . 2 EM Te 
HOT e a EEE 3: August | 
anz wenig: gefüllt. (Abb; 18.) Keine komplette Stenose. Unsere | 


Die Autopsie bei der neuerlichen ‚Operation ergab Stenosierung des- 
Duodenums in der Pars descendens durch Adhäsionen und außerdem ' 


gefundenen anatomischen Befund zu gewinnen, haben wir uns bei 


‚durch das Studium des Resektionspräparates von dem Sitze, der 
‘ Größe, der Form usw. des Ulkus genau zu überzeugen versucht, . 


‚können wir sagen, daß die ‚große Einziehung der großen Bulbus-- 
kurvatur in den meisten Fällen einem kleinen, seltener einem ,. 
- größeren Ulkus, oft nur einer Narbe an der Vorderwand des Bulbus - 


schweren Veränderungen des Bulbus weitaus in der Mehrzahl der A 
Fälle ein großes. Ulkus der Hinterwand des.Duodenums zur Grund- . 


Bei den ulzerösen Veränderungen am Bulbus duodeni, am 


Strängen, sowie von Duodenum und Magen untereinander vorhanden, d 
gesehenen Veränderungen des Bulbus diesen Verwachsungen und 


Diese Frage zu entscheiden ist‘ 


die Veränderungen des Bulbus, die z. B. durch Prozesse an der Í 


Im vorigen Abschnitte haben wir eineù Fall erwähnt, bei dem 
Gr einer gewissen Verbreiterung und Verlängerung des. - - 
Pyloruskanals bei nur wenig und nicht charakteristisch verändertem >- 


ausgesprochen hatten und bei dem die Operation einen erweiterten . 
. mit der Gallenbläse breit verwachsenen Bulbus aber kein Ulkus , er- 
Operation bot, würde seine Angabe bestätigen. Andere Fälle haben | 


Und noch ein Wort über eine keineswegs seltene Bulbusform. - 


Operation. Bei einem fand sich hoch in der Pars superior duodeni 


des Lumens geführt haben-mochte. In dem zweiten Falle war das ` 
Duodenum durch einen Karzinomtumor des Pankreaskopfes teilweise 


frei. Wenn wir aus diesen drei Fällen einen Schluß ziehen dürfen, ` 


Auffallend ist in unserem Materiale die große Zahl der para ` 
_pylorischen Geschwüre im Verhältnis zu den Geschwüren der Magen- .- 
pylorischen Ulzera ist wesentlich höher, allerdings ist bei hen | 


Operationsbefundes zu den. parapylorischen Geschwüren gerechnet . 
wurden, weil die Entscheidung, ob: das Ulkus noch vor, am. oder 


3. August | | | 


Gründen müssen wir darauf verzichten, aus unseren Daten irgend- 
einen weitgehenderen Schluß zu ziehen. 

Nur vom praktischen Standpunkte aus, vor allem bezüglich 
der Frage, ob der Röntgenbefund verläßlich ist, das heißt, ob der 
positive Befund mit Sicherheit für ein Ulkus spricht, der negative. 
ein Ulkus ausschließt, ist unser Material sicher geeignet und auch 
groß genug, eine diesbezügliche Antwort zu geben. 


Ein positiver Befund bei Ulcus ventriculi, der durch die | 


Operation nicht bestätigt werden konnte, war im ganzen zweimal 
abgegeben worden. Ich habe bereits früher eingehend erklärt, daß 
auch bei diesen Fällen höchstwahrscheinlich ein Schleimhautulkus 
vorhanden war. Da aber ein Beweis für diese Behauptung infolge 


Nichteröffnung des Magens nicht erbracht werden konnte, die In- | 


dikation zu einem Eingriff jedenfalls nicht gegeben war, so rechne 
ich diese beiden Fälle zu den Fehldiagnosen und erhalte somit ein 
Fehlresultat von 6 %. D f 

Bei den juxtapylorischen und Duodenalgeschwüren ist es nicht 
ein einziges Mal vorgekommen, daß ein positiver Röntgenbefund 
durch die Operation nicht bestätigt worden wäre. Also ein Er- 
gebnis von 100 °/, bei 77 Fällen. | 


Berichte über Krankheitsfäll 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


ij 


Ein negativer Röntgenbefund, der durch die Operation. des- ` 


avouiert wurde, kam beim Ulkus der Magenmitte niemals vor; beim 
juxtapylorischen Ulkus zweimal, was einem Prozentsatz von 5 ent- 


‘spricht. Auch beim Duodenalulkus ist. kein einziges Mal bei nega- 
tivem Röntgenbefund ein positiver Operationsbefund erhoben worden, 
obwohl gerade hier wegen starker Beschwerden der Patienten dieLapa- . 


rotomie vorgenommen wurde, die aber den Röntgenbefund bestätigte. 
Mit Recht können wir deshalb sagen, daß die Röntgendiagnostik 
des Magen- und Duodenalgeschwüres heute bereits auf einer solchen 
Stufe steht, daß sie mit weniger als 5°/, Fehlern rechnen kann, 
worin mit ihre keine andere Untersuchungsmethode zu konkurrieren 
vermag. Angaben. von anderer Seite, die mit höheren Fehlersätzen 
rechnen, können nur durch mangelhafte‘ Technik erklärt werden. 


Literatur: Barsony, Arch. f. Verdauungskrkh. 1921, 28, 8.275. — 
Chaoul, M.m.W. 1923, H.9,10. — Cramer, Fortschritte. 1921, S. 265. — Alt- 


schul, Ebenda. 1922, S.274. — Haudek, W.klW. 1922; W.m.W. 1910, 1912; - 


M.m.W, 1910, 1918. — Olairmont, W.kl.W. 1918. — Strauß, Jahreskurse für 
ärzt). Fortbild. 1919, Märzheft S.1. — Petrén u. Hdling, Fortschritte, 1914, 21. — 
Soupult, Traité des maladies de l'estomac. Paris 1906. — Schmieden und 
Härtlein, B.kl.W. 1902. — G.Schwarz, Bruns’ Beitr. z. Chir. 1910. — Aker- 
lund, ‚Fortschritte. 1919, 27. — Oehbnell, Arch. f. Verdauungskrkh,. 1917, 28. — 
Schinz, Das Ulkusleiden im Röntgenbild, Hamburg 1921. ze 


e und Behandlungsverfahren. 


Aus der I. Med. Abteilung (Vorstand: Prim. Doz. Dr. Karl Reitter) 
und der Prosektur (derzeitiger Leiter: Dozent Dr. Anton Priesel) 
des Krankenhauses der Stadt Wien. 


Über einen Fall von Sepsis mit schwerer Funktions- 
störung des hämatopoetischen Apparates. 


Von Dr. Eduard Gimplinger, Sek.-Arzt. 


Die Arbeiten der letzten Jahre haben uns für die diagnostische 
Auswertung der Erscheinungen jener, unter dem Bilde einer akuten 
Infektionskrankheit verlaufenden Krankheitsfälle, in denen im 
dilferenziellen Blutbilde eine auffallende Verschiebung der Ver- 
hältniszahlen zu Gunsten der Lymphozyten vorliegt. und infolge- 
dessen an eine Systemaffektion des lymphatischen Apparates ge- 
dacht werden kann, wertvolles Material geliefert. 

Von der oft naheliegenden Diagnose der akuten sub- oder ' 
aleukämischen Lymphadenose muß in vielen Fällen abgegangen 
und der sich darbietende Symptomenkomplex nicht als die Folge 
einer Systemaffektion, sondern einerseits als Ausdruck einer ab- 
normen Reaktion des lymphatischen, andererseits als eine schwere 
Schädigung des granulozytenbildenden Apparates aufgefaßt werden. 
Die Begriffe der „Iymphatischen. Reaktion“, des „septischen Granu- 
loytenschwundes“, der „akuten Aleukie“ und der „Angina agranu- 
locytotica“ sind Ergebnisse unserer ausgebauten diagnostischen Er- 
kenntnisse. 
= _ Diese Fortschritte schränken die Diagnose der akuten aleu- 
kämischen Lymphadenose auf ein enges Gebiet ein und’ immer 
häufiger werden die Stimmen, die die Auffassung des Symptomen- 
komplexes als Krankheit sui generis überhaupt ablehnen.. Doch 
wird auch bei dieser Einstellung mit mehr oder minder starker 
Betonung die Schwierigkeit der. Abgrenzung dieser, fließende Über- 
sange aufweisenden Krankheitsbilder intra vitam hervorgehoben. 

Von einem Falle, der weitgehenden diagnostischen Über- 
legungen oben geschilderter Art Raum gibt, möge im Folgenden 
erichtet werden: 

Beruf Am 2). Oktober 1923 wurde die Pat. H. P., 19 Jahre alt, ohne 
die T m die Abteilung eingeliefert. In gekürzter Darstellung ergab 
ih ntersuchung: Hochgradige Blässe der Haut und sichtbaren Schleim- 
iute, Vitiligo an der Stirn-Iaargrenze, Haupthaar diffus ergraut. Hirn- 
nerven frei. Pupillenreaktion prompt und ausgiebig. Rachen blab. 
Kat ‚er, linken Supraklaviknlargrube und an derselben Halsseite eine 
To a verschieblicher, indolenter Drüsen. Asthenischer 
Aa ber der ganzen Lunge verschärftes In- aber weiches Ex- 
d un, Non male Herzgrenzen, der 1. Ton an der Spitze lauter, über- 
ee systolisches Geräusch, über dem untern Sternum ein 
An sto isch-diastolisches Reiben. Stark undulierende Halsvenen. 
lorisan] weich, Hepar derb, leicht druckempfindlich, bis in die Nabel- 
Be 23 2 eichend, Lien 2 Querfinger breit den Rippenbogen über- 
en a empfindlich. Schlaffe Parapareso der unteren Extremi- 
ne Rn Se positivem Babinskischen Zehenphänomen: Achilles- 
eine Ata rsehnenrellexe etwas lebhafter. Bauchdeckenreflexe fehlend. 
ia xie. Sensibilität ungestört. Geringe. Atrophie der unteren Ex- 
aten. Subfebrile T emperaturen, Pulsfrequenz 96, rhythmisch. 
1918 Anamnestisch erfahren wir: Die Patientin bekam im Spätherbst 
(mit 14 Jahren) im Anschlusse an eine angebliche „Grippe“ (Hals- 


weh, Schluckbeschwerden, Fieber) und eine etwas später auftretende 
Periostitis am rechten Unterkiefer, einen schwerfälligen, stampfenden, 
breitspurigen Gang. Anfangs 1919 wurden die Haare grau und erschien 


die oben verzeichnete Vitiligo. Wegen zunehmender Verschlechterung- 


des Gehvermögens erfolgte im April 1919 die Aufnahme auf die in- 
terne Abteilung eines Wiener Krankenhauses. .Dort wurde eine be- 


eichter Besserung verschlechterte sich der Zustand wesentlich und die 


Patientin kam an die psych.-neurol. Klinik. Da wurden therapeutische 


a OAN gemacht und die Pat. nachher einer l4tägigen 
a 


ariakur unterzogen. Im Februar 1922 erfolgte angeblich nur mit 


geringer Besserung die Entlassung. Im Juni 1923 traten bei geringster 
Bewegung heftige Kopfschmerzen, „krampfartige“ Beschwerden im 
Hals und eine auffallende Blässe des Gesichtes auf. Kurz vor der 
Spitälsaufnahme waren leichte abendliche Temperatursteigerungen und 
große Schwäche vorhanden. | | | 
Die weitere Untersuchung ergab: Blutdruck R.R. 130, Wa.R. 
negativ, im Harn leichte Vermehrung von Urobilin und Urobilinogen, 
im übrigen keine nennenswerten Betunde. Um so auffallender waren 
die wiederholten Blutuntersuchungen, deren Ergebnisse zusammen- 


1078. 


ERE multiple zerebrospinale Sklerose festgestellt. Nach einer Zeit 


gestellt hier folgen (Färbung der Ausstriche mit Leishman-Giemsa): 


Am 30. Oktober: Rote Blk. 1240000; Hb. Sahli 20; F.-I. 0,9; 
Leukozyten 11840; neutr. polyn. Leuk. 10°/,, abs. Zahl 1184; basoph. 
„L. t/2"/o, abs. Zahl 59; Myclozyten0; Lymphozyten 89/,, abs. Zahl 10537; 
ymphoblasten 0; Monozyten 4, °/,, abs.Zahl 59. — Am 13. November 
dieselbe Reihenfolge: 960000; 20; 1,17; 5280; 10°, 528; 0; 
890%/,, 4699; 0; 0. — Am 18. November: 0; 0; 0; 4650; 20%, 930; 0; 
0; 80%, 3720; 0; 0. — Am 29. November: 1150000; 15; 0,73; 4080; 
291/,%0; 1195; 0; 0; 69%,, 2815; 1%, 40; 0. — Am 7. Dezember: 
900000; ‚15; 0,8; 7040; 117,0, 91; 0; 0; 981/,%/,, 6920; Y/,%/, 28; 0. 
Die Durchschnittszahl der Thrombozyten war 265000. Die Erythro- 

zyten zeigten mäßige Größenunterschiede, Polychromasie, basophile 
rote und blaue Punktierung. Erythroblasten sind in mäßiger Anzahl 
vorhanden. Die neutrophilen pölymorphkernigen Leukozyten zeigen 


meist einen wenig ee Kern, vereinzelt finden sich Metamyelo-. 
r 


zyten. Die neutrophile Granulation ist spärlich und sehr zart. 

Die Lymphozyten sind fast durchwegs. größer als normal, über- 
wiegend sogenannte „nacktkernige“ Formen, mit nicht oder kaum in 
der häufig wiederkehrenden scharfen, kurzen Kernkerbe sichtbarem 
Protoplasma. Im breiteren Protoplasmaleib ganz vereinzelter Individuen 
findet sich feinste Azurkörnelung. Der Kern füllt die Zelle fast aus, 
ist heller gefärbt als der der normalen Lymphozyten und zeigt ein 
feineres Chromatinnetz mit manchmal deutlich sichtbaren Nukleolen. 
Die Kernpolymorphie ist in geringem Grade durch einzelne Rieder- 
formen feststellbar. | | 

Die Schultze-Winklersche Oxydasereaktion fällt. bei den ein- 
kernigen Zellen ausnahmslos negativ aus. Unter allmählich staffel- 
förmig ansteigenden Temperaturen ohne Schüttelfröste, mit immer 
geringeren, meist morgendlichen Remissionen verschlechtert sich das 
Krankheitsbild. 

Die auf der Höhe des Fiebers entnommene Blutprobo ergab: bei 
der Kultur das erstemal Staphylococcus pyogenes aureus non haemo- 
Iyticus (wahrscheinlich Verunreinigung), das zweitemal grampositive 
Streptokokken. Im leichtgetrübten Harn wurden ebenfalls kulturell 


Streptokokken festgestellt. 


Eine am 9. November aus der linken Axilla exzidierte Drüse, die 
leider zum Teil durch Autolyse geschädigt war, zeigte histologisch in 


1%, 52; 


den gut erhaltenen Partien deutlich die Tendenz, die Kapsel zu durch- . 


brechen und das periglanduläre Fettgewebe Iymphozytär zu infil- 
trieren. | | 


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1074 


Da das klinische Bild die Entscheidung der differentialdiagnosti- 
schen Möglichkeiten einer Sepsis mit abnormer Reaktion und einer 
aleukämischen Lymphadenose vorläufig noch nicht gestattete, wurde 
neben der intravenösen Verabreichung von Argochrom und Argoflavin 
noch der Versuch mit Röntgenbestrahlung gemacht, zumal die oben 
beschriebenen Drüsen .sich vergrößerten und solche auch in der linken 
Axilla palpabel wurden. Trotz’ der negativen Ergebnisse, von denen 
mit der Bestrahlung Herz, Naegeli, Wetterer, Klieneberger, 
Beclere u.a. bei der akuten Iymphatischen Leukämie berichten, er- 
schien uns der Versuch im Hinblick auf die sonst völlig infauste Pro- 
gnose gerechtfertigt. Neidhardt hat erst in einer in jüngster Zeit 
erschienenen Arbeit auf die Möglichkeit der therapeutischen Beein- 
flussung der akuten Lymphadenose durch Röntgenstrahlen unter be- 
stimmten Modalitäten hingewiesen. Auffallend war auch in unserem 
Falle, daß einige Tage nach der Bestrahlung der Drüsen die 


höchste absolute und relative Zahl der polymorphkernigen 
neutrophilen Leukozyten festzustellen war. | | 


Nach der Milzbestrahlung entwickelte sich eirie Kontinua bis 409, 
acht Tage später war die Milz nicht mehr palpabel. 
Außer einem einmaligen Nasenbluten bestanden nie Anzeichen 
einer hämorrhagischen Diathese. — Unter zunehmendem Krüfteverfall 
erfolgte am 15, Dezember 1923 der Exitus letalis. | 
Die Abteilungsdiagnose lautete: Sclerosis multiplex cere- 
brospinalis — Lymphadenosis aleucaemica acuta — wobei 
die Möglichkeit einer Sepsis mit Granulozytenschwund und 


kompensatorischem Eintreten der Lymphozyten offen ge- ' 


lassen wurde. 


Aus dem Protokoll der Sektion (am 16. Dezember 1923, aus- 
geführt von Dr. I. Knoflach) sei hervorgehoben: Die Haut der etwas 
abgemagerten Frauenleiche wachsartig-gelblich, in den abhängigen 
Körperpartien nur schr spärliche, blaß-violette Hypostasen, Schleim- 
häute blaß. Das Blut von eigentümlich wässeriger eschaffenheit, fast 
durchgehend flüssig, von gelblich-rötlicher Färbung. Im Gehirn und 
Rückenmark der typische Befund der multiplen Sklerose, die Herde 
zum Teil sehr ausgedehnt, so namentlich in den hinteren Abschnitten 
der Seitenkammern, woselbst sie sich bis zu 1 cm in die Tiefe unter 
das Ependym erstrecken. Sekundäre Degeneration der Hinterstränge 
im unteren Dorsal- und Lumbalmark. — linken Pleuraraum etwa 
150 ccm klar-seröser Flüssigkeit, der Lungenunterlappen teilweise luft- 
leer, der pleurale Überzug mit zarten librösen Auflagerungen bedeckt. 
Die peribronchialen Drüsen klein, anthrakotisch. — Im Herzbeutel etwa 
30 com klar-seröse Flüssigkeit, Herzklappen intakt. — ÜÖdematöse 
Schwellung der aryepiglottischen Falten, von der linken Falte bis 
hinab an das Taschenband eine blutige Suffusion der Schleimhaut mit 
kleinem zentralen Substanzverlust. Reichlicher Soorbelag des Zungen- 
grundes, der Trachealhinterwand und des oberen Abschnittes der Speise- 
röhre. Zervikale Lymphdrüsen bis kleinkirschengroß, am Durchschnitt 
graurötlich, dabei ziemlich fest. — Leber gewöhnlich groß, blutarm, 
hellgelblich-braun, mit deutlicher Azinuszeichnung. — Milz etwa auf das 
Dreifache vergrößert, Kapsel an einer umschrjebenen Stelle mit .dem 
Zwerchfell verwachsen, sonst zart, Konsistenz etwas erhöht, Schnitt- 
fläche blutarm, rötlichbraun, Follikel nicht vergrößert, Milzsaft nicht 


abstreifbar. ne Drüsen bis haselnußgroß, blaß-graurötlich. — 


Nieren blaß-gelblich, an mehreren Stellen der Oberfläche stecknadel- 
ad zum Teil leicht erhabene Abszeßchen mit hyerämischem Hof. 
Nebennierenrinde lipoidarm. In der Harnblase ungefähr 30 ccm leicht 
eitrig-getrübten Harns, die Schleimhaut etwas ödematös, innerhalb 
des Trigonums blutreicher. In den a Röhrenknochen teils Fett- 
mark, teils (so in der Femurdiaphyse) blaßgrau-rötliches, leicht trans- 
parentes Mark. ' 


Die vom Sektionsmaterial ausgeführten bakteriologischen Unter- 


suchungen hatten folgendes Ergebnis; Im Eiter der Nierenabszeßchen 
grampositive Kokken, vorwiegend zu zweien angeordnet. Kulturell 
aus der Milz nach Anreicherung auf Schottmüllerplatten Staphylococcus 
pyogenes aureus, daneben kleinehämolysierende Streptokokken- 
kolonien. Von der Galle angelegte Kulturen blieben steril. 

Von dem Ergebnis der histologischen Untersuchung des Leichen- 
materials (Färbung der Schnitte mit Hämatoxylin-Eosin) ist zu er- 
wähnen, daß die Veränderungen im großen und ganzen nicht sehr 
hochgradig waren, immerhin jedoch für eine Erkrankung des hämato- 
poetischen Apparats sprachen. 

O Das Gefüge der Milz erscheint verhältnismäßig locker, die Venen 
sind strotzend blutgefüllt, die endothelialen Elemente zeigen, nament- 
lich in der Nachbarschaft kleiner follikulärer Arterien, oft Speicherung 
eines scholligen, bräunlichen Pigments. Das Iymphatische' Follikular- 
gewebe hat auch histologisch keine wesentlichere Ausdehnung als ge- 
wöhnlich. Hingegen fallen im Bereiche der Pulpa neben lympho- 
zytären Elementen reichliche Plasmazellen, oft auch mehrkernige, auf. 
Überdies sind noch zahlreiche Riesenzellen, wohl retikuloendothelialer 
Herkunft, zu sehen, die Megakaryozyten gleichen. Damit ist aber das 
Bild der Zellformen im Pulpabereiche nicht erschöpft. Vielmehr finden 
sich auch Elemente unzweifelhaft myeloischen Charakters, große oval- 
kernige Zellen mit reichlichem, eosinophil oder ‘basophil gekörntem 
Protoplasma. Diese stellen jedoch nur einen Bruchteil der Pulpa- 


zellen dar und namentlich die basophilen Elemente sind nur sehr 
spärlich vertreten, 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


i S a a 2 Sa j 


or. 


In der Leber finden sich innerhalb der periportalen Felder 
wechselnd reichlich zellige Infiltrate. Sie bestehen aus großen, blaß- 
kernigen, .retikuloendothelialen Elementen und dazwischen gelagerten 
Iymphoiden Zellen, die oft große, zum Teil leicht Pe erne 
aufweisen. | | | 
In Schnitten von dem roten zelligen Knochenmark der Femur- 
diaphyse treten im ganzen die myeloischen Elemente stark in den 
Hintergrund. Man sieht überwiegend Zellen vom Iymphoiden Typus, 
meist vom Aussehen großer Lymphozyten, vielfach auch mit typischer 
Radspeichenstruktur der Kerne und großem Protoplasmaleib. Daneben 
finden sich außer Retikulumzellen reichlich Megakaryozyten und ver- 
hältnismäßig spärliche kernhaltige, rote Blutkörperchen. Einen besseren 
Überblick über die zellige Zusammensetzung geben Klatschpräparate 
des Knochenmarks, die mit Leishman-Giemsa gefärbt wurden. Hier 
tritt das Überwiegen der rundkernigen plasmaarmen Lymphoidzellen 
besonders deutlich hervor. Sie imponieren auch hier wie in den Blut- 
ausstrichen oft als „nackt-kernig“. Der Kern selbst ist rund, heller gc- 
färbt als bei normalen Lymphozyten, feiner strukturiert, weist häulig 
1—2 Nukleolen und eine scharfe Kerbe auf. Diese durchschneidet ihn 
manchmal wie in amitotischer Teilung. In der Kerbe erscheint ein hell- 
blauer Protoplasmastreifen. Zwischen diesen Zellen liegen einzeln oder 
zu zweien und dreien größere mit sattblauem Protoplasma, feinnetz- 
förmig gebautem Kern mit kleinen blauen Nukleolen (Myeloblasten) 
und solche mit neutrophilem oder schwach basophilem Brolop ERA 
und feinster diffuser oder herdförmiger roter Granulierung (Myelozyten), 
dann ziemlich reichlich Zellen mit grobbalkigem Kern, der exzentrisch 
in einem tiefblauen, elliptisech geformten Protoplasma liegt (Plasma- 
zellen).: Eosinophile Elemente sind feststellbar, ausgereifte neutrophile 
ne Leukozyten so gut wie nicht. Im Vergleich zu den 
chnitten findet sich eine größere Zahl oxy- und basophiler, manchmal 
unktierter Erythrozyten und Erythroblasten. In ziemlicher Anzahl 
{nochenmarksriesenzellen. 
Die mit den Strichen ausgeführte Indophenolblausynthese ergibt 
nur in den als myelogen angesprochenen Zellen schöne blaue Körnelung. 
Die nach der Vorschrift von Helly durchgeführte panoptische 

Färbung der Paraffinschnitte mit May-Grünwald-Giemsa-Farbstofl 
zeigt durchgehend rundzellige Elemente mit wenig Protoplasma, da- 
zwischenliegende Erythrozytenhaufen und nur wenig eosinophil und 
ln granulierte Zellen und Megakaryozyten. | 


ie Nieren weisen nur geringe Veränderungen auf, wenn man 
von den leukozytären (den oben angeführten Abszeßchen entsprechenden) 


Infiltraten absieht. In relativ geringer Zahl und Ausdehnung sind zwischen | 


den Kanälchen des Rindenlabyrinths, hier und da auch in der Mark- 
substanz verwaschen begrenzte Anhäufungen Iymphozytenäbnlicher 
Zellen. Die größte Ausdehnung besitzen sie in der Nachbarschaft der 
Gefäße, an der Rinden-Markgrenze. Auch hier überwiegen kleine 
Rundzellen mit dunklem Kern und spärlichem Protoplasma; neben ihnen 
kommen gelegentlich noch Plasmazellen vor. 

Der Befund an den Lymphdrüsen ist durchaus kein einheitlicher. 
Nur stellenweise zeigen die. Drüsen einen kompakteren Aufbau, nament- 
lich im Bereiche des Marks, gleichmäßige tration der Rinde mit 
Verschwinden der Follikel und Randsinus; die lymphozytären Zellen 
durchsetzen dann vielfach auch in dichter Lagerung die Kapsel und 
das angrenzende Fettgewebe. In anderen Bezirken sind die Rinden- 
knötchen noch deutlich zu erkennen und haben „helle“ Keimzentren. 
Die perifollikulären Sinus enthalten verschieden reichlich kleine Rund- 
zellen. Solche Differenzen im geweblichen Aufbau sind oft in ein und 
derselben Drüse feststellbar. Eine der untersuchten Zervikaldrüsen 
weist frischere entzündliche Veränderungen auf, Erweiterung des Sinus. 
mit Desquamation der Endothelien, die vielfach Kerntrümmer phago- 
zytiert haben. Oft sieht man auch in allen untersuchten Drüsen mehr- 
kernige Zellen endothelialer Herkunft. | 


Die Ergebnisse der anatomischen Untersuchung zusammen- 
fassend, ist festzustellen, daß neben den für die multiple Sklerose 
typischen Befunden sich unzweifelhaft Anhaltspunkte für das Be- 
stehen einer Erkrankung des hämatopoetischen Apparates 
finden. Es sind die Zeichen einer schweren Anämie vorhanden 
und als augenfällige Befunde eine Iymphatische Metaplasie 
des Knochenmarks, lymphatische Herde in Leber und 
Niere in geringerem Grade ausgesprochen, doch immerhin auch 
feststellbar, Veränderungen in den Lymphdrüsen und in 
der Milz. Die Drüse zeigt nur zum Teil eine diffuse Durchsetzung 
mit kleinen Rüundzellen, das Iymphatische Gewebe der Milz ist nicht 
hyperplastisch, doch treten in deren Pulpa neben kleinen Lympho- 
zyten zahlreiche Plasmazellen besonders auffällig hervor. Diese Zell- 
gattung ist auch in großer Zahl im Knochenmark vertreten. 

Angebracht erscheint uns da der Hinweis auf die Befunde 
bei Plasmazellenleukämie, die nach Naegeli mit der Lymph- 
adenose im engen Zusammenhange steht. Wenn auch in unserem 
Falle keine Plasmazellen im strömenden Blute festzustellen waren, 
so treten sie nach den dargestellten histologischen Untersuchungen 
um so auffallender in den Organen hervor. Besonderes Interesse 
beansprucht dieses Vorkommen, wenn man erwägt, daß die von 
Glizinski und Reichenstein, dann von Ghon und Roman 


3. August- 


mitgeteilten Fälle von Plasmazellenleukämie sub- oder aleukämisch 
verliefen. | ae 
; Für die chronisch-septische Erkrankung im vorliegen- 
` den Falle sprechen die verschiedenen mitgeteilten bakteriologischen 
` Befunde, die überall Streptokokken erkennen lassen, die Nieren- 
` abszesse und die frischen entündlichen Herde in der untersuchten 
` Zervikaldrüse. Zu a 
| Überblicken wir die gesamten Befunde des dargelegten Falles, 
-so ergibt sich, daß im Winter 1918 zum ersten Mal die Erschei- 
nungen einer multiplen Sklerose auftraten. Diese bestand mit den 
ihr eigenen Remissionen bis zum Exitus. Dazu kam eine zeitlich 
- nicht sicher feststellbare, vermutlich infektiös-toxische Schädigung 
“des Organismus, als deren erste erkennbare Folge die anamnestisch 
. angegebene Blässe zu werten ist. Diese Schädigung wird aber 
. wohl weiterhin die zum letalen Ende führenden Krankheitserschei- 
nungen ausgelöst haben. Als uns die Patientin übergeben wurde, 
las es nahe, die Krankheitssymptome als die Folge einer Erkran- 
: kung des Iymphatischen Apparates und zwar einer aleukämischen 
. akuten Lymphadenose zu werten. Auf die lange vorher bestehende 
Anämie weist Naegeli in seinem Lehrbuche hin. Mit dieser Er- 
. scheinung soll nach demselben Autor eine gering entwickelte Ver- 
` gröberung der Drüsen parallel gehen. Das Fehlen der hämorrhagi- 
: schen Diathese ist mit den klinischen Erfahrungen vereinbar. Der 
Blutbefund spricht entschieden für die Diagnose, besonders in den 
- auffallenden Zahlenverhältnissen und in der Atypie der Lympho- 
- ıyten, die weitgehende Unterschiede gegenüber der Norm auf- 
weisen. Ihre absolute Zahl, auf deren Wichtigkeit Domarus bei 
‘der Beurteilung von Lymphozytosen hinweist, da sie ja auch ein Er- 
gebnis des Fehlens der Granulozyten sein können, ist bei weit- 
gehender Verminderung der granulierten Elemente auf das 2- bis 
‚ lache erhöht, wenn als Normalzahl 2000 angenommen wird. Die, 
exorbitante Verminderung der Granulozyten wäre mit einer Ver- 
- drängung des myeloischen Apparates durch. mächtig wucherndes 
Iymphatisches Gewebe klinisch in Einklang zu bringen. Patho- 
logisch-anatomisch findet sich eine vergrößerte Milz, mäßig ver- 
größerte Lymphdrüsen, seröse Ergüsse in Pleurahöhle und Herz- 
beutel und teilweise rotes Knochenmark. Die histologische Unter- 
suchung ergibt in Leber, Milz und teilweise in den Drüsen Infiltrate, 
die für die lymphatische Leukämie als charakteristisch gelten können. 
Ihre mäßige Ausdehnung wäre auf die Akuität des Prozesses zu 
beziehen (Naegeli). Der auffallendste Befund ist das fast völlige 
Verschwinden der myeloischen Elemente, ohne entsprechende Meta- 
plasierung in anderen Organen und das Auftreten fast rein lympha- 
tischen Gewebes im Knochenmark, das in wechselnder Ausdehnung 
‚geradezu zu einem Iymphatischen Organ umgewandelt erscheint. - 

‚ In der zur Verfügung gestandenen Literatur finden sich nur 
wenige Fälle, die als akute aleukämische Lymphadenosen angesprochen 
werden. Als solche erscheint der von Herzog publizierte. Die 
klinischen, hämatologischen und anatomischen Befunde . weisen weit- 
gehende Ähnlichkeiten auf. Nur war bei uns keine Thrombopenie vor- 


handen, die res veranlaßte, Beziehungen zwischen der akuten 


Aleukie Franks und der akuten Leukämie herzustellen. Auf einen 
für uns später wichtigen Befund im zitierten Falle, nämlich den 
Bakteriennachweis in Leber und Niere, sei hier hingewiesen. 

Marchand beschreibt einen Fall von. ungewöhnlich starker 


Lymphozytose im Anschlusse an eine Infektion, bei dem die klinische 
lagnose „akute lymphatische Leukämie“ gestellt wurde. Bei 2100 Leu- 
ozyten waren 85,50%, Lymphozyten. Es wurden die starke hämor- 


rhagische Diathese, der ei enartige Blutbefund und die se ptikämische 
atur des Prozesses korear hoben. 

„Der von J. ©. Schippers unter der in Frage stehenden Diagnose 
veröffentlichte Fall unterscheidet sich bei fast völliger Übereinstimmung 
1 den übrigen Befunden nur durch die graduell etwas intensivere 

Yperplasie in den einzelnen Organen. Auch der Autor hebt cie Ge- 
Önksschwellung und die Tatsache hervor, daß die Krankheit 
als akute Infektion imponierte, 

, Nur Ähnlichkeiten im Blutbilde weist der dargestellte Fall mit 
Tag auf, die Bantz und Leon beschrieben, und die Friedmann 
ne Gruppe unter dem Namen Angina agranulocytotica heraus- 
Rn Mh hat. Dieser Autor weist auf die dfierentia diagnostischen 
A eaungen zu leukämischen Prozessen hin und un führt von 
cn Sicher septischen Erkrankungen die klinische Erfahrung bin- 


er zu jenen schweren, akuten Infektionen, bei denen ein völliges 


„arniederliegen der Funktionen des myeloischen Apparates und ein 
rer vikariierendes Eintreten der Lymphozyten zu beobachten ist, 
mische Pr klinische Bild jene frappante lichkeit mit akut leukä- 
Ar eit h ozessen bekommt. Jagic und Schiffner betonen in ihrer 
zwischen k die lymphatische Reaktion die fließenden Übergänge 
manon ter Leukämie, lymphatischer Reaktion und se tischem 
zytenschwund bei schweren Infektionen und Intoxikationen. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 31. 21075 


Hält man sich nun vor Augen, daß das ganze Krankheitsbild 


‚klinisch den Aspekt einer akuten Infektion bot, daß es gelungen 


ist, sowohl im strömenden Blute, als auch im Harne und bei der 


Sektion in Milz und Niere Streptokokken nachzuweisen, daB 


die anatomisch-histologische Untersuchung nicht eindeutig für 
eine Lymphadenose spricht, daß die zitierten Autoren einer- 


seits ebenfalls Bakterienbefunde beschrieben, anderseits die : 


klinischen Erscheinungen, die auf die septische Natur des Pro- 
zesses hinweisen, hervorheben, so werden die diagnostischen 
Überlegungen trotz der hämatologischen und der teilweise auffallenden 
histologischen Befunde, doch dahin führen, in unserem Falle nicht 


eine primäre Systemerkrankung der lymphatischen Or- 
gane, sondern eher eine schwere Funktionsschwäche des. 


myelo-erythropoetischen mit vikariierendem Eintreten 
des Iymphatischen Apparates bei einer schweren akuten 
Infektion anzunehmen. N 4 
Wenn Nägeli auf die günstigen Bedingungen für das Auf- 
treten von Infektionen bei der akuten Iymphatischen Leukämie hin- 
weist und deren sekundären Charakter betont, so vertritt Sternberg 
ganz entschieden die primär septische Natur dieser sicher schwer 


abzugrenzenden Prozesse und die meisten Autoren folgen ihm da- 


bei weitgehend. Herz betont aber in seiner Monographie „Die 
akute Leukämie“ einschränkend, daß zu dem an sich unspezifischen 
Erreger noch eine bestimmte Disposition kommen muß, um diese 
abnorme und nicht gerade häufige Reaktion in Erscheinung treten 
zu lassen. a l 

Welche Faktoren diese Disposition schaffen, ist heute 


.noch unklar. 


Anzeichen von 'Status thymico-lymphaticus, auf dessen 
nahe Beziehungen zur akuten Leukämie von Neußer, Herz und 
Bartel hinweisen, konnten, wie aus den klinischen und den Ob- 
duktionsbefunden zu ersehen ist, nicht. festgestellt werden. 

Es möge gestattet sein, für unseren speziellen Fall zur Er- 
klärung des disponierenden Momentes einer vielleicht etwas speku- 
lativ anmutenden Überlegung Raum zu geben, der aber bei kritische 
Würdigung nicht jede Berechtigung abzusprechen ist. 

Lüdke ist es gelungen, bei Tieren durch Schädigung des Knochen- 
marks mit Pyrodin und in der Rekonvaleszenz gesetzten Staphylo-Strep- 
tokokkeninfektionen leukämieähnliche Blutbilder zu erzeugen. 

un kam bei ähnlicher Versuchsanordnung zu über- 
einstimmenden Ergebnissen. 

Ziegler hatineiner Arbeitausgeführt, daß durch Reize, gleichgültig 
welcher Art, die schädigend auf dieMilzfunktion einwirken, Änderungen im 
Blutbild und in der Funktion des Knochenmarks sich abspielen können. 

Bei unserer Patientin wurden nun therapeutisch Typhus- 
vakzineinjektionen gemacht. Wenn man den stark hemmenden 
Einfluß. der Typhustoxine auf die Funktion des ganulozytenbildenden 
'Apparates erwägt, wäre eine Alteration der Knochenmarksfunktion 
im Bereiche der Möglichkeit. Kommt dazu noch die Milzschädigung 
durch eine Infektion mit Malariaplasmodien, — auffallend war schon 
bei der 1. Untersuchung die zum Bilde einer Sepsis nicht passende 
derbe große Milz, die sich auch nicht gut in den Komplex der 


 akut-leukämischen Erscheinungen einfügen ließ, — so sind mit 
unserer gegenwärtigen Kenntnis vom pathologischen Geschehen die 
Möglichkeiten, daß ein derart geschädigtes Organsystem bei einem. 


auf es einstürmenden virulenten Infekt 1. abnorm reagiert, 
daß aber auch 2. eine baldige Insuffizienz des durch eine 
andere Zellartnurungenügend funktionierenden Abwehr- 
mechanismus statt hat, gut vereinbart. Be 

Es wird wohl nicht zum geringsten von der persönlichen Ein- 
stellung zu den in Erörterung gezogenen Problemen abhängen, in 
welche Gruppe Fälle, wie der geschilderte, bei der diagnostischen 
Beurteilung eingereiht werden, denn es stehen uns derzeit absolut 
verläßliche Kriterien zur Wertung des dargelegten Symptomenkom- 
plexes noch nicht zur Verfügung. . 

Von entscheidender Bedeutung ist in einem solchen Falle die 
Klarstellung der Frage, ob dem außergewöhnlichen Blutbilde die 
Rolle eines essentiellen oder akzidentellen Faktors zuzuschreiben ist. 

Vielleicht wäre hier der Hinweis auf zwei Aussprüche Türks 
am Platze: „Nicht ein so wertvolles Symptom allein, sondern das 
klinische Gesamtbild ist entscheidend für die Diagnose“, und „das 
Leukozytenbild im Blute von Infektionskrankheiten ist die Resultante 
aus dem Zusammenwirken von Art und Stärke der Infektion auf 
der einen und individueller, bzw. augenblicklicher Reaktionsfähig- 
keit des erkrankten Organismus auf der anderen Seite“. 


Uns lassen die bisherigen Darlegungen eher der Ansicht zu- 


neigen, den gesamten Symptomenkomplex als eine Sepsis mit ab- 
normer Reaktion der geschädigten Abwehrorgane aufanfassen, die 


„ ah 


EA ' 


- 


=e e e 1 
u 


von. einer unbekannten .Infektionsquelle'‘, dur 


. Billigkeit des Präparates; vor allem aber ein guter, scharf, zeich- 


o Mo MEDIZINISCHE KLINIK — 0 ee 


ch‘ sichergestellte Er- 


f ER - Abbildung 1- Ba 
"i reger hervorgerufen wurde: ‚Das ‚Blutbild wäre demgemäß nicht der | ‚Unmittelbar nach Anrühren des Breies. 
ol. Ausdruck einer bestimmten Systemaffektion, sondern nur 'die.Folge | 
We. einer augenblicklichen, individuellen Reaktion der hämatopoetischen | | 
F ai | Organe, für deren Auftreten der Versuch einer Erklärung‘ auf Grund || : - 
hard von Beobachtungen ernster Autoren gemacht wurde. 2 - 
a >= Be jur Io en ; ' 
Ain 5 Literatur:1,Bantz,M.Kl. 1922. — 2. Friedmann, M. KL 1923. — 8.Herz, , 
ma, Monogr. Die akute Leukämie, W:kl.W. 1909, — 4. Herzog, Virch.Arch, 192. — |` 
Et 5. Jagic und Schiffner, M.m.W. 1920. — 6. Laon, D. Arch. £f kì. Med. 18. .— | 
N . 7.’Lüdke, Ebenda.100. — 8. Maärchandt,.Ebenda 110. — 9. Naegeli, Lehrbuch, | ' 
Sl ea | | — 9. Naegeli, ; 
Pe Blütkrankheiten. — 10. Neidhardt, Strahlenther. 1924. — 11. Pappenheim, |. i 
e ‘zitiert nach, Lüdke. — 12, Schippers, B.kl.W. 1918. — 18..Sternberg, W.kl.W. |: R 
Lejh = I9, — 14 Türk, Vorlesungen über kl, Hämatol. W.m.W. 1907. — 15. Ziegler, |: \ 
A | ‚zitiert nach Lüdke. | i | a ao 
e N Er | 
Ta i . i me : E l , : Een — 
A > Aus der Röntgenabteilung des Rudolf Virchow-Krankenhauses zu Berlin, 
i A -> | < (Leitender Arzt: Prof. Dr. Levy-Dorn). ng 
N Vergleichende Prüfung ee 2 ol 
RARA ergleichende Prüfung verschiedener Baryum- |: T 
ol De ae A Se De ì > 5 8 r - 
Ya Mer 5 e ' | 
eh N  „.präparate. Ä 
a ll n . A N x 7 a . -o ` , f l a M l - 
WER 0... „Von Dr. Curt Wittkowsky, Volontärassistent. ` | 
FIR '" Das Baryum sulfuricum hat sich wegen seiner Billigkeit als 3 
A Kontrastmittel in der röntgenologischen Diagnostik des Verdauungs- | 2 
pA ` traktus allgemein bewährt. Die chemischen Fabriken. bemühen sich -| : 
uch ' daher, ein Präparat herzustellen, das allen Ansprüchen des Arztes | | 
ba © genügt; es sind infolgedessen eine Reihe recht brauchbarer Präparate | | Eo ER Re Sn | 
Sera im Handel, deren Eigenschaften in einer Anzahl von.Versuchen |, SONi mn. N De. ah 
N "von uns geprüft wurden. Bei Anstellung derartiger Versuche muß ‘| | Eubaryt ‚Idrabaryum Röntyum - Roebaryt . Citobaryum . „Baryam 
or Be ‚man sich zunächst darüber klar werden, welche Anforderungen |: | su | a 
en wir- an ein. Präparat stellen müssen, um es für unsere Durch- $ a. Abbildung 2, . 
RRES  leuchtungszwecke`als brauchbar zu bezeichnen und andererseits, um. | £; DES | Nach 2 Stunden, 
takal  - von vornherein gegen Fehlerquellen, die auf | einer Unzulänglichkeit 5 i i 
AEEA des Kontrastmittels beruhen, geschützt. zu ‚sein. Notwendig. sind | ; 
R danach: einfache Herstellungsweise, Wohlgeschmack und möglichste 
ji | 
i EN 


u, nender und intensiver Kontrastschatten, sowie eine ‚genügend lange z 
En i anhaltende, ` gleichmäßige Suspension. Frühzeitiges Sedimentieren i ES 
umask des Kontrastbreies kaiın bei Magenuntersuchungen zu Fehlschlüssen | | 
Insofern“ Veranlassung geben, als dadurch eine Intermediärschicht. k 
AN und somit ein pathologischer Magenzustand vorgetäuscht wird. | 
N, -oœ . Unsere Versuche erstrecken sich auf folgende Präparate (welche : 
Sat sämtlich von den Patienten gern genommen. wurden): | | 
WIRT o a 1. „Bubaryt® r = Tan: is = 
al ©. 2. „ldrabaryum“ (I. D. Riedel, Berlin-Britz), ° .. E 
ne 3 Rntyum: en 
Be x. .& „Roebaryt“ (Saccharinfabrik, Magdeburg), l E 
Si 5. „Citobaryum“ (Merck, Darmstad), |. 
ne 6. „Baryum sulfuricum purissimum“ (letzteres als ge- | ! 
o . kochter Brei a Zusatz ..von' Mehl und Zucker. Her-.| : 
SR a ‚stellungsart s. u.). en we 
a si| Es wurden ‘zunächst Verdünnungen hergestellt entsprechend | : 
N den in-.den Gebrauchsanweisunigen der verschiedenen Firmen an- | | 
I w Wa gegebenen Mengen; wo die zuzusetzende Wassermenge auf 200 bis} | ee 
all Si 400, ccm: ‘freigelassen wurde, ' wurde. jedesmal die mittlere Menge | ? 
a o  von”300. cem‘genommen: Die jeweils notwendige Menge .des Kon- |- 5 BER... 
Kane: ‚trastmittels wurde mit der Wage genau abgewogen. Diese Kon- ' ERS 
N trastilüssigkeiten wurden in: Reagenzgläser gefüllt, : unmittelbar vor 


‚der ‘Aufnälime noch einmal ‘durchgerührt und mit Röntgenstrahlen 
 phötographiert. Alsdann blieben die Gläser. unberührt im’ Ständer 
2 Stunden stehen, ‚nach dieser Zeit wurde eine zweite”Aufnähme _ 
gemacht. Dieser Versuch wurde,. um Fehlerquellen oder Zufällig- 
"keiten ‘bei der Herstellung des Breies nach Möglichkeit ausschließen 
zu können, im ganzen dreimal wiederholt und zwar jedesmal mit 


Y neu -angerührtem -Brei unter genau den gleichen Bedingungen. 

. Hierbei ergaben nun die größte Schattentiefe das Präparat „Röntyum“ 
P (Nt: 3) und danach das „Roebaryt“ (Nr. 4) :[s., Abb. 1]. T 
M © Die Aufnahmen ‚nach 2 Stunden zeigten,. daß die Sedimen- 
A tierung bei einem Teil der Präparate schon ziemlich stark einge, 
pinte k treten war, während die meisten garnicht oder. .nur wenig sedi- 
lan ‚menfiert”ivaren (s: Abb! 2). men. a, 
LERNTEN `. Wir ließen die Präparate dann unberührt im Ständer stehen 


| und machten . 


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eine weitere Aufnahme nach 24’ Stunden (s. Abb, 3). 
. Nach, diesen Sedimentierversuchen zeigte das Präparat „Rön- 
tyum“ Nr, 3) das, beste Ergebnis, da es ‚auch nach 24. Stunden. 
garnicht sedimentiert war; aber auch das -einfache Baryum sulf. pur. 


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| ebenfalls kurz aufkochen zu.lassen. 


Nr.8 


i Nri > Nr Nrd  ° Nr6. . ._Nr6 
ı  Eobaryt lIdrabaryum Röntyum Roebaryt Citobaryum ' Baryam 


.. . sulf, pur. 
(Nr. 6) war. ziemlich unverändert geblieben. Letzteres wurde bei ` 
uns bis: vor kurzem ausschließlich verwandt; unsere Herstellungs- _ 
weise war'so, daß wir 2 Eßlöffel Baryumpülver mit 1 EBlöffel Zucker 
yermischten und dieses in einen aus’ 1 Eßlöffel Mehl und ca. 400 cem ` 
Wasser bestehenden Brei einrührten und das Ganze einige Minuten. 

aufkochten. Das günstige Resultat dieses Breies hinsichtlich der _ 
Sedimentierung brachte 'uns nun auf den Gedanken, alle Präparate» 

nach (dem vorgeschriebenen Anrühren mit heißem oder kaltem Wasser 


Hierbei. ergab sich nun, daß ° 


ast alle. Präparate hinsichtlich :ihrer Konsistenz zunahmen und 


dementsprechend nicht oder nur wenig mehr sedimentierten: Speziell 
war.es-bei den Präparaten der Fall,:die vorher eine relativ ‚schnelle 
Sedimentierung gezeigt hatten, so daß hiernach der Schluß’ erlaubt 
ist, den Fabriken eine entsprechende Nachprüfung ihrer Gebrauchs- . 
vorschriften zu empfehlen. So sahen wirz. B. eine. wesentliche Ver- 
‚besserung bei’ dem Präparat „Idrabaryum“, das vor dem Aufkpchen 


Abbildung 3. 


; g ner Du we BR; 7 Er A E ee A E N aa e g N a o T “i i e T ES an e ar a a a a Ag A 
; A | os > = | g | | i ; 5 3 i ; x we $ | 3 an g , y \ E in o : 
a ` , . l j EEN o ʻi i | 2 š 2; j 3 | ! $ l A 1! j ERREN 
3, August i: 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. > TOTT a a 
pAg — l = MENESES ; o BEE EEE EEE Bia aoh iga E 
Te Dr a aaa aaa pR 
à > f n aa ah 
; ; - , i f woe A 
j ` Dieses Mißverhältnis veranschaulicht folgendes Schema: nE Ei 


Nach 24 Stunden. 


Le 
EEE rg ÁÁ 


- 
BE 29° Due Br Ze 
n- 


- t ; ee 

. Giftigkeit a 

Anästhesierungskraft Giltigkeit bei gleicher : Se 
bei gleicher Dosis bei gleicher Dosis = Anästhesie- a 
B rungskraft a 
a 

Kokain ist Kokain ist Kokain ist Dr ie x 

Kokain : = 100 wirksamer] Kokain =100| giftiger giftiger als fe 
Stovain = 50| 2 mal |[Alypin = 30| 3,3mal | Alypin 0,6 mal Se 
i Eukain = 40| 25 „ I|Stovan = 15| 66 „ |Novokain31 „ Do 
Novokain = 25| 4 „ Bukain: = 10| I0 „ Stovain 3,3 1) i ! E n 
Alypin = 20| 5 „ Novokain= 8 12,5 1 Eukain 4 „ - y ai ii 


CNT ER REA ug N er; gleich zu Kokain wäre Tutokain 6,25mal ungiftiger, dabei aber. ne 
-Ne Iri Ts A j3 , T. ) x ° a BT . a + D rs er 
Boberyt Idrabaryum Röntyum Hopbarsı- (ltcharyinn Barren doppelt so wirksam. Wir hätten somit im Tutokain ein Anästhe- a 
i Ale: - sul. pur. tikum, das bei derselben anästhesierenden Kraft wie das Kokain Begi 


sedimeitierte; die scheinbar anderen Ergebnisse von Fedder!) er- 


klären sich hiermit. Auch beim „Roebaryt“ ist ein Aufkochen zu 
empfehlen. „Eubaryt“ dagegen wird beim Kochen leicht flockig und 
sedimentiert trotzdem; doch wird uns mitgeteilt, daß die Fabrik im 
Begriff äst, dem Übelstande abzuhelfen. | 


Vir selbst benutzten in der letzten Zeit bei unseren Durchleuch- 


Kir zutrifft, wurde zunächst eine Tutokainlösung folgender Zusammen- | ne Bat 
imgen-meist das Präparat „Röntyum“-Kahlbaum; es hat den Vorteil, setzung verwandt: | 47 u reagi 
es:nicht aufgekocht zu werden braucht, um eine Sedimentierung I. Tutokain i.. . . 0,5 | H or 
m verhüten, sondern nur mit Wasser angerührt wird und dann ge- Suprareniin . . .. 0,0025 RER 
brauchsfertig ist. Es zeichnet einen. scharfen Kontrast únd gibt auch Natr. chlor. . . . 0,9 jei A 
m sehr: starker Verdünnung noch einen brauchbaren Schatten, ` ver- Aq. dest. . ad 100. | ri l e Ep 
ändert keine Suspension weder in saurer noch in alkalischer Flüssig- Mit dieser Lösung wurden in 100 Fällen (42 männlich, 48 weib- IN 
et und wird von den Kranken anstandslos getrunken. Dagegen liegt | lich im Alter von 5 bis 71 Jahren) 202 Extraktionen (im Ober- eanit 
ex gewisser Nachteil darin, daß es — wenn nach Vorschrift herge- | kiefer 133, im Unterkiefer 69). und 11 größere Eingriffe, wie Zysten- HER e 
stelt — ziemlich dickflüssig ist und daher bei Einläufen in den Darm | operationen, Meißelungen, Wurzelspitzenresektionen (im Oberkiefer 9, lu, an E 
weh engere Schläuche Schwierigkeiten verursacht. im Unterkiefer 5) ausgeführt, und zwar kam dabei die rein termi- Be. 
Nach alledem müssen wir sagen, daß fast alle geprüften Präpa- | nale Anästhesie im Oberkiefer 62mal und im Unterkiefer 22mal zur: je 
tate brauchbare Kontraste geben und, besonders wenn bei einigen die Anwendung. : Mandibularisleitungsanästhesie wurde in 16 Fällen an- o 
entellungsweise durch Aufkochen o. ä. entsprechend geschieht, auch, gewandt. Die Injektionstechnik war im allgemeinen die von Guido u 


ünsichtlich der Sedimentierung die Anforderungen bei den meisten 


m wesentlichen erfüllt werden. 


, Letzten Endes spricht unter den wesentlich gleichen Präparaten 
e Preisfrage das entscheidende Wort. 


Aus der operativen Abteilung des Zahnärztlichen Institutes der 
Universität Leipzig (Direktor: Prof. Dr. O. Römer). 
Tutokain. 
Ein neues Lokalanästhetikum. 
Von Dr. Heinz Hirschberg, Assistent am Institut. 


in u großen Vorzüge, die die Lokalanästhesie vor der Narkose 
‚ meen Fällen größerer und kleinerer Eingriffe vor allem im 


elergehiet besitzt, sind bekannt und unbestritten. Das anfänglich 


ur lokalen Anästhesie verwandte Kokain, das zum ersten Male in 


„Alte des vorigen Jahrhunderts Anwendung fand, mußte seiner 


u tigkeit wegen (Maximaldosis 0,05!) den weniger giftigen 
ä 


Tutokain = 200| 0,5 mal | Tutokain = 16| 6,5mal 


paraten wie Eukain, Stovain, Alypin und vor allem dem 


Tutokain12,5 mal 


Hieraus geht hervor, daß z. B. Novokain wohl 12,5mal un- 
giftiger ist, als Kokain, daß es aber auch nur ein Viertel von dessen 
Anästhesierungskraft besitzt. Um also eine gleich tiefe Anästhesie 
wie mit Kokain zu erreichen, müßte man das vierfache Quantum 


‚Novokain verwenden, so daß Kokain in bezug auf seine anästhesi- 


rende Wirkung also nur 3,125mal giftiger ist, als Novokain. 

| Nach den von den Farbenfabriken vorm. Bayer mitgeteilten 
Tierversuchen besäße, wie in der letzten Zeile des Schemas an- 
gegeben, Tutokain im Verhältnis zu Novokain bei doppelter Giftig- 
keit eine 8mal größere anästhesierende Kraft. D. h. eine Tutokain- 


lösung von derselben Toxizität wie eine Novokainlösung besäße das 


vierfache Anästhesierungsvermögen der. Novokainlösung. Im Ver- 


nur knapp, ein Zwölltel seiner Giltigkeit besäße. ‘Einer 2%/,igen 
Novokainlösung entspricht beim Tier (Kaninchen und’Maus) an 
Toxizität eine 1°/,ige Tutokainlösung. Um die gleiche Anästhesie 
hervorzurufen, genügt aber eine nur 0,25 %/sige Tutokainlösung. 
Um zu prüfen, inwieweit dieses Verhältnis’ vou Tutokain zu 
Novokain bezüglich seiner anästhesierenden Wirkung für den Menschen 


Fischer!) angegebene. Injiziert wurden bei terminaler Anästhesie- 


rung durchschnittlich 0,5 bis 2 cem, bei größeren Eingriffen bis zu 


7 ccm. Zur Mandibularisleitung genügten 4 cem oberhalb des Tri- 
gonum retromolare und 0,5 bis 2 ccm bukkal zur Anästhesierung 


des N. buceinatorius. Bei diesen. 100 Fällen: war die Anästhesie | 


64mal sehr gut, 30mal gut und in 6 Fällen zweifelhaft. Hierbei 


sind mit gut die Fälle bezeichnet, in denen mit der 0,5°%/sigen Tuto- 


kainlösung eine Anästhesie erzielt wurde, wie mit demselben Quan- 

tum einer 2°/,igen Novokainlösung. l 
Mit einer Lösung von: 

II. Tutokain ... . . 0,25 

Suprarenin . .. . 0,0095 . 

Natr. chlor.. . .. . 09 


Ag: dest... + ad 100. | $ 


wurden in weiteren 40 Fällen (24 männlich, 16 weiblich im Alter 


von 16 bis 70 Jahren) 67 Extraktionen (im Oberkiefer 37, im Unter- 
kiefer 80) und 4 größere Eingriffe ausgeführt, und zwar unter ter- 
minaler Anästhesie im Oberkiefer 19mal, im Unterkiefer 14mal und 


unter Mandibularisleitung mal. Von dieser 0,25 %/,igen Lösung 
wurden bei terminaler Injektion 1 bis 3 cem verwandt, zur Leitungs- 


 anästhesie dieselben Mengen wie von der 0,5 %/sigen Lösung. Der 


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en Novokain weichen. Alle diese Ersatzpräparate des Kokains | Erfolg war 9mal sehr gut, 26mal gut und 5mal zweifelhaft. i > i; 
„en aber neben dem Vorteil der geringeren Giftigkeit' den Nach- Um zu vergleichen, ob auch bei Tutokain ein Zusatz von Ka- ne 
mögen b auch ein bei weitem geringeres Anästhesierungsver- | lium sulfuricum die Anästhesie verstärkt, wie dies beim Novokain f 
‚besitzen. | S-i ae | Be “ ; 
~ | | | | 1) Fischer, Die örtliche Betäubung in der Zahnheilkunde’ |; $ i 
') Siehe Fedder, M.KI. 1923, No.9; ~! 1 H. Meußer, Berlin 1920 ib Vena 
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í der Fall ist, wurden noch Versuche mit folgenden beiden Lösungen ‘| 


` 40 Fällen (14 männlich, 26 weiblich im Alter von 14 bis 63 Jahren) 


terminalen Anästhesie durchschnittlich 2 bis 4 cem injiziert wurden: 


IR RR. um 
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dieselben guten Resultate erzielt, wie mit der 0,5 °/œìġen Lösung. 


:0,25 %/,ige Tutokainlösung steht einer 2 °/,igen Novokainlösung in 


Fällen ist es natürlich oft sehr schwer, ja zum Teil unmöglich, zu 
.. .algesie vorhanden ist oder nicht. 


Anästhesierungsfähigkeit des Tutokains -gegenüber der des Novo- 


19% — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


einführen und damit Heilung erzielen können, ohne auf der Haut‘ 


angestellt: = | Ra es | eine. wesentliche physikalische Veränderung zu verursachen. 
II. Tutokain 05 IV. Tutokain . . . 08 |  .. Beim.Anwenden der Iontophorese waren wir von zwei. Gesichts- 
Suprarenin 0,0025 ...  Suprarenin . . 0,0025 ... |, punkten geleitet. Dem einen: daß wir bei verschiedenen Krankheiten - 
Naa: e ri | u ra 0 der Haut das wirkende Arzneimittel in die Haut einführen, wo die - 
al. suli. . | al. sul. . . R ti i inmäl-i iefet isatio: 5 
A deil. 100 Aa. dest, oo: esorption der Mittel einmal infolge der tiefen Lokalisation der Läsion, 


| mittel haben wir in solchen Fällen in erster Reihe die verschiedenen 
parasitiziden Mittel, wie Jod, Chlorzink und- Ichthyol angewendet. 
=. : Den- anderen Gesichtspunkt erklärt; daß wir mit der Tonto- 
| phorese teils einen Zustand (Anästhesjerung, Anämisierung der Haut) - 
| erreichen Können, der kosmetische Eingriffe erleichtert, weiter, daß 
-wir derart in die Lage kommen, diese Eingriffe’so auszuführen, daß 
_ ein fast spurloses Beseitigen der Läsion erreicht werden kann. 
Diese Ziele erstrebte in neuerer Zeit: auch Wirz (8). Wir 
‚rechnen ihm als Verdienst an, die. von ‘dermatologischer Seite ver- 


zweifelhaft., 0.0.0 ur i uk, 
Ä Mit 0,25 %/,iger Tutokainlösung + Kal. sulfuricum wurde in 


anästhesiert und 67 Extraktionen sowie 5 größere Eingriffe vorge- | weitert zu haben. NR E u | 

‚nommen. Hierbei war die Anästhesie 33mal sehr gut, 7mal gt | In der technischen Ausführung der Methode haben wir. uns 
und in keinem Falle zweifelhaft. Dieses besonders günstige Er- | anfangs ganz an die Wirzsche Vorschrift gehalten, .die im großen 
gebnis ist wohl aber zum Teil mit darauf zurückzuführen, .daß bei der | folgende ist: Als Elektrode dienen 1 und 2 mm dicke Bleiplatten.. Die 
Zur Mandibularisleitung wurden aber auch nur 4 com verwandt und '| licher Mullbinde überzogen und wird befeuchtet manschettenartig an 
einer beliebigen Stelle des Unterarms angelegt. .Die Größe der 
aktiven (d. h. mit dem Medikament in Berührung tretenden) Elek- _ 
trode entspricht immer der Größe der zu behandelnden Hantstelle, 

. bzw. überfagt sie um 1—2 cm. Ein zwei- bis dreiblätteriges Lösch- 
papier oder sterile, hydropbile Gaze wird in die Lösung des zur An- 
wendung kommenden Arzneimittels getaucht oder mit der Lösung 

, benetzt und auf die aktive Elektrode gelegt, wobei wir darauf achten 

"müssen, daß es etwa 1/3 cm über den Rand der Elektrode reicht. Die 

aktive Elektrode wird nun auf die zu behandelnde Stelle gedrückt, 

damit sie in möglichst engen Kontakt mit der Haut trete. Dann wird 


Diese klinischen Versuche ergeben, daß sich Tutokain als An- 
ästhetikum: für zahnärztlich-chirurgische Zwecke gut eignet. . Eine 


ihrer anästhesierenden Wirkung etwas nach.. Dagegen ist die 0,5.0/oige 

Tutokainlösung. der. 2 °/,igen Novokainlösung- an anäsihesierender 
Kraft zum mindesten gleichwertig, . wenn nicht sogar überlegen. 

Durch einen Zusatz von Kal. sulfuricum wird die Wirkung des Tuto- - 
kains- erhöht, wenn, auch nicht in dem Maße, wie die des Novokains. 
Unangenehme Nebenerscheinungen oder Nachwirkungen. wurden in 
keinem der 205 Fälle beobachtet. Daß in’ 12 Fällen die Wirkung 
zweifelhaft war, ist wohl nicht allein dem Anästhetikum zuzuschreiben, 
sondern wohl auch zum Teil auf Überängstlichkeit und Nervosität 
der Patienten: zurückzuführen. Denn oft ist:die Angst des Patienten 
vor einem chirurgischen Eingriff so groß, daß der. geringste- Druck 
schon Schmerzäußerungen und Stöhnen hervorruft, und solche Pa- . 
tienten sich benehmen, als hätten: sie die schlimmsten Schmerzen, 

nur aus Angst, daß wirklich Schmerzen eintreten könnten.. In solchen 


“auf 5—10 oder 20 M.-A. steigern. Bei Anwendung von Jod, Ichthyol, 
Pepsin ist die negative Elektrode die aktive, bei Adrenalin, Novokain usw. 
(bei Alkaloiden) ist die’ positive Elektrode die aktive. Daher müssen 


5—10 Minuten. S | we 
| Im Laufe der Behandlung haben wir später das Verfahren 
| etwas modifiziert und vereinfacht und haben seine Fehler zu elimi- 
nieren getrachtet. 2 | EEE N 
. Vor allem haben wir bei der Auswahl der Elektroden !/, mm 
oder noch dünnere Bleiplatten gebraucht, die den Vorteil besitzen, 
daß, sie sich gerade wegen ihrer Dünne der Haut anschmiegen, was 
bei den Behandlungen im Gesicht besonders wichtig ist. Dann haben 
wir dèr ursprünglichen Vorschrift Leduc’ gemäß 8- bis 10- oder noch 
mehrschichtige (16- bis 32-) hydrophile Gaze zum Eintauchen in das 
| Heilmittel angewendet. Wie schon gesagt, benützte Wirz einen 15-, 


beurteilen, inwieweit überhaupt eine Anästhesie oder wenigstens An- 


~ N 


Genaue. systematisch vergleichende Untersuchungen über die 
'kains sind noch nicht abgeschlossen, doch kann immerhin schon so- 
viel gesagt werden, daß Tutokain ein Anästhetikum ist, das bei 
bedeutend geringerer Konzentration und damit auch Toxizität dem 
Novokain an Tiefe der Anästhesie zum mindesten gleichsteht. 


3. August u 


2. B. bei Trichophytiasis profunda, dann wieder aber wegen der um- 5, 
ständlichen Behandlung (verschiedene Salbenverbände auf dem Gesicht 
oder, auf der Kopfhaut) nur schwer durchführbar ist. Als Arznej-. 


nachlässigte Methode wieder zu Ehren gebracht und praktisch er- - 


indifferente Elektrode ist 8—10 cm mit 1—2 Schichten gewöhn- 


‚mit Vorsicht der elektrische Strom eingeschaltet, den wir langsam bis ` 


. die zur Anwendung gelangenden Mittel erst genau untersucht werden, - 
. ob sie als Kat- oder als Anionen in Wirkung treten. Behandlungsdauer: . 


Aus der Abteilung für Hautkrankheiten der Charité- Poliklinik | 
In Budapest (Vorstand: Kgl. Rat Dr. Joseph Sellei). 


Die Anwendung der lontophorese in der Dermatologie. 


Von Dr. Joseph'Sellei und Dr. Johann Fenyö. 


=> Der elektrische Strom wird zwecks Iontophorese schon seit 
‚langem in der Dermatologie angewendet. Reynold (1) behandelte 
Favus, Trichophytiasis und Pityriasis versicolor mit Sublimat, 
Ehrmann Dermatitis seleroticans nuchae mit. Ichthyol, Sudnik 
Hauttuberkulose mit Chlorzink-Elektrolyse usw. Später wurde ‘die 


 »Iontophorese auch unter dem Namen, „Kataphorese“ angewendet, 


kam jedoch. bald in die Hände von Charlatanen. Dadurch dis- 
'kreditiert, wurde sie von Fachleuten immer weniger benützt — was 


wir zum großen Schaden. unseres therapeutischen Handels nur be- 


dauern können. 


Auch die gründlichen wissenschaftlichen Untersuchungen des 


älteren und jüngeren Leduc (2) über das Heilverfahren haben 


lange Zeit größeres Interesse nicht wecken können, woran vielleicht 


auch der überschwengliche Optimismus dieser Autoren schuld war, 
die nun alles mögliche mittels Iontophorese heilen wollten. Bei 
strenger, sachlicher Kritik dieser Behandlungsmethode können wir 
auf Grund unserer Erfahrung sagen, daß wir in der Iontophorese 
über ein Verfahren verfügen, mit dem wir Arzneimittel in die Haut 


ja auch 20 M.-A. starken Strom. Dies haben wir für zu stark gefunden. 


Patienten mit schwächerer Willenskraft (solchen Fällen begegnen wir 
oft) können die Stromstärke nicht vertragen, sie klagen über starkes 


. Brennen. Dem haben wir so.abgeholfen, daß wir nur 4—5 M.-A. Strom- 


stärke anwendeten und nie über 5 M.-A. gingen. Dafür ließen wir 


| den Strom statt 5 Minuten auch 10—15 Minuten einwirken. Das Er- 


gebnis war das gleiche, die Kranken aber ertrugen das Verfahren 
besser. Außer den schon angeführten Mitteln benützten wir später in 
einigen Fällen auch eine 10°/,ige Argent. nitricum-Lösung und die 
300/,ige alkoholische Lösung von Ammonia pura liquida. Bald jedoch 


vergrößerte sich die Zahl der angewendeten Medikamente nach Er- 


weiterung des Indikationskreises des Verfahrens. Die Iontophorese 
wendeten wir bei einem größeren Krankenmaterial (bei 150 ver- 
schiedenen Hautkranken) an, und zwar bei Trichophytiasis superT- 
ficialis und profunda, 'Mikropsoriasis, Eczema chron., 


Neurodermie, Alopecia areata, Pseudopelade Brocq, Sy- 


cosis staphylogenes und Seborrhoea pityrodes. Wir glauben 


auch, daß‘ das Verfahren .bei der Behandlung von Narben, bei ` 
Lupus vulgaris, Uleus venereum und bei anderen Hautkrank- 


heiten gut anwendbar ist, können über letztere mangels genügenden 
Materials aber vorläufig nicht berichten. Auch können wir wegen 
Raummangels unsere Fälle hier nicht anführen und beschränken uns 
auf den Endbericht der Behandlung. | u = 
1. Bei yes superficialis wendeten wir eine 
Jod-Jodkalilösung (1:2:300) an und benutzten eine Stromstärke von 


gT beares e — 
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| f Sr | : ee a ee Pehee dried 
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Fe: Da a =: an E Eu et a, À PR a A Be u # Ay —. S i RE ER ii zn 
Kur ~ ; . ‚ en i . ; , : n j x RT, ty a Fa EEE EOE a sh ERTL) AR 

‘ ia ` SE a i : ; wi ` ' . `’ az = ' a a E e x n - ar ge 4 S x ri į g ge S p x - ne RT. 2 PVL EA | f 2 r : 4 , ve e? I y Yl in 

| FRE TEE S Dh DE RUN: 
a | Su ve | “en n E Art RA N 

Ri 1 rm rn y J. . id PTE d i . . ~ i 4 í ` : as - < Dir Er, a HEM H 2 qit a u 

5M-A. Die Behandlungszeit haben wir nicht ganau gemessen, da wir | lingt es nämlich, sofern wir eine Tonogėn-Novokainlö Aiie N gr I | ei . R 
dio Behandlung für beendigt P gen N wh der Jodlösung | 4—5 M.-A. anwenden, die feinsten Hautblutgefäße völlig un N SS AE ARa a 
vebräante Gaze ihre ET eu Ar ON T ei re zu machen, wobei jedoch die größeren Hautgefäße in ihren WY L | EBEN 
rei den, was etwa ò— nspru = . FR = “ ur EAN I VERTS RD 

dh Bellen gen Auge den slan an Konturen sichtbar bleiben und daher leicht mit der von uns anges | poii "ln, 
Tiare A nach in 1014 Tagen. Rz ne > wendeten Wirzschen Glühnadelelektrode zerstört werden können, MEER FENE N 
; $ ; TE. i i ; PR in | Ä a Ir Nr Harn 
ay AH die Ergebnisse bei Trichophytiasis profunda be- die wir einem weiteren Fachkollegenkreis wärmstens ‚empfehlen. INN ki han 
fiedigten. Wir benutzten ähnlich abschwächend eine Jod-Jodkali- Der Naevus flammeus und die Rosacea sind die dank- | TEE P AAREENNN 
m i hyol a 30% Natürlich k | barsten Gebiete für solche Eingriffe. Besonders bei’R haben Ikentichie 
lösung und verdünntes Ichthyol (etwa 30%,ig). Natürlich kamen nur arsten Gebiete tür solche Kingrilfe. Besonders bei’hosacea habe koe bE Pepi 
Falle -in Betracht, wo wir außer Iontophorese keine andere Behandlung | wir in. einigen Fällen, in denen wir mit den. üblichen Methoden hun 


wie Pflaster, Salbe oder heiße Umschläge usf. durchführen ließen. Die 
ziemlich zirkumskripten Fälle heilten mit 5 M.-A. starkem: Strom be- 
“handelt in 8—10—12 Sitzungen, d. h. in 3—4 Wochen. 
 . $, In einigen Fällen von Sycosis staphylogenes war das 
Verfahren ebenfalls günstig. Ein Fall z. B., der monatelang mit Salben, 
‘"Jodtinktur, Vakzine, Terpichin behandelt wurde, ohne endgültig zu 
heilen, konnte mit Ichthyol-Iontophorese in 6 Sitzungen völlig in Ord- 
zung gebracht werden. ; 
.  & Weniger befriedigten die Ergebnisse bei den verschiedenen, 
meist: plaqueartigen chronischen Ekzemen, wo wir Ichthyol (50°), ig) 
und 1f ige Argentum nitricum-Lösungen - benutzten. In dem einen 
oder anderen Fall sahen wir zwar etwas eo doch kann von 
einer endgültigen Heilung nicht berichtet werden. Bei Neurodermie 
-  habenwir Ichthyol so wie 10%/,ige Argentum nitricum-Lösung gebraucht. 
Als aktive Elektrode benutzten wir in diesen Fällen Zinkplatten. (wobei 
sieh ein Niederschlag von Zink-Silber bildet). Für kurze Zeit besserte 
sich zwar das Leiden, doch war dann wieder das Jucken aufgetreten 
wd die Sache begann von neuem. | 


..„.d Befriedigend waren die Ergebnisse bei Alopecia areata. 
Als Medikament benutzten wir eine 300/,ige alkoholische Lösung von 
Ammoniak pura liqu. bei 5 M.-A. 10 Minuten lang. Die negative 

. Elektrode. dient in diesen Fällen als die aktive. 

.  Unbefriedigt waren wir bei Seborrhoea pityrodes, wo weder 
die früher angegebene Lösung noch‘ eine Hümagsolanemulsion usw. 

- trotz wochenlanger Behandlung von Erfolg begleitet war. 
“ Die Iontophorese ist für den Kranken ein unbedingt sehr 
- bequemes Verfahren, da es die Behandlung mit Salben fast ganz 
entbehrlich macht, was bei Lokalisation der Hautkrankheit im Ge- 
‚sicht und auf der behaarten Kopfhaut von Wichtigkeit ist, außerdem 
verkürzt es wesentlich die Behandlungsdauer. In einigen Fällen 
haben wir zwar erfahren, daß die Methode allein nicht ganz aus- 
reichte und mußten wir noch zur Salbenbehandlung zurückgreifen. 
Besonders die Trichophytiasis profunda, auch die Sycosis ‚staphylo- 
, Ses war nicht immer gänzlich mittels Jod- oder Ichthyol-Ionto- 
| Phörese zum Schwinden zu bringen und mußte dann noch nach- 
| täglich Mercur praeeip. alb. + Ichthyol-Salbe (Selleische Salbe: 
9% Mercur pp. alb. + 10°/, Ichthyol, dann 10°, Mercur pp. 
alb. + 159, Ichthyol und noch steigend) angewendet werden. Wir 
ten Jedoch wieder mit der Iontophorese vollständigen Erfolg dort 
erzielen können, wo zuerst die vordem angegebene Salbe (Sellei) 
angewendet wurde, die Behandlung sich aber in die Länge zog, 
| und wo der Rest der Krankheit eben mittels Iontophorese ganz zum 
. Mäwinden gebracht werden konnte. Es ergänzen sich demzufolge 
‚manchmal Salben- und iontophoretische Behandlung. E 

. Der längere Zeit hindurch und etwas stärker angewendete 
-elektrische Strom wirkt bekanntlich hyperämisierend auf die Haut; . 
e wir die mit gewöhnlichem Leitungswasser befeuchtete hydro- 
phle: Gaze der negativen Elektrode auf die Haut, so wird diese 
schon nach 5 Minuten bei 5 M.-A. Stromstärke stark hyperämisch, 
Fe die hyperämische Wirkung die Folge der H-Ionenwirkung. 
le z, B. bei Alo pecia arcata erreichten Resultate waren jedoch 


(Salbenbehandlung, innere Behandlung, Ovariumextrakte usw.) 
nichts erreichen konnten, doch ganz annehmbare Erfolge erzielen 
können. Wir glauben, daß die Behandlung mit Iontophorese, dessen 
Indikationskreis zu erweitern auch wir noch weiter bestrebt sind, 
in der dermatologischen Praxis nicht mehr . entbehrt werden kann 
und zum ständigen Arzneischatz dieses Faches gezählt werden muß. 


` Literatur: 1. Zitierb bei Leduc. — 2. Leduc, Die elektrolytische oder 
iontophoretische Behandlung (übersetzt aus dem Französischen). — 8.. Wirz, 
Derm. Wschr. 1922, 14 u. 32. . f . . 


Die Vakzinationsbehandlung der Gonorrhoe. 
-Von Dr. Orlowski, Berlin. ar 


Man kann zwei grundsätzlich verschiedene Anwendungs- 
formen anwenden. Die Einverleibung einiger weniger. großen Dosen, 
‘am besten intravenös, mity der Absicht fieberhafter _ Ausschläge 
über 38,5, und die häufig wiederholte intramuskuläre Einspritzung 
langsam einschleichender kleiner Dosen nach Wrightschem Vor- 
bild. Beim ersten Behandlungsmodus wird man drei Reaktionstypen 
‚unterscheiden können. Eine Gruppe reagiert überhaupt nicht, sie 
wird auf massive Dosen über 100 Mill. Keime leichtes aspezifisches 
Fieber bekommen; besonders charakteristisch sind da die Fälle, bei 
denen z. B. der eine Ehepartner oder der eine Teil des Verhältnisses BADEN. Mir MEER 
mit bedrohlichem Fieber und örtlichen Reizerscheinungen antwortet, Se ehe 
und: der andere Teil überhaupt nicht trotz desselben Gonokokken- a; VERAN 
Stammes. Wechselt man nun die Vakzine oder benutzt eine Eigen- 
vakzine, so reagiert er ebensowenig. Die zweite Gruppe, die die, RN En A 
numerisch größte ist, reagiert auf jede Injektion, aber auf. jede ae 
weitere, gleich große- mit schwächeren Ausschlägen. Die. dritte ia 
reagiert bei der ersten Vakzinebehandlung, die nicht. beim ersten 
Tripper zu geschehen braucht, ebenso wie die vorige, bei einer 
Neuinfektion dann aber nicht mehr; steigert man nun: die Dosen 
oder wechselt die Vakzine, so erzielt man geringe Ausschläge, die 
aspezifisch und therapeutisch wertlos ‚sind. Zur Erklärung muß 
man annehmen, daß gewisse Menschen zur Bildung von spezifischen 
Antistoffen gegen das gonorrhoische Antigen nicht befähigt, sind, 
eine Fähigkeit, die durch andere Gonokokkenstämme ebensowenig 
geweckt werden kann, weshalb auch die Anwendung von Eigen- 
vakzinen prinzipielle Vorteile nicht verspricht. Bei zwei besteht. die 
Fähigkeit, nimmt aber allmählich ab,. so daß lange fortgesetzte In: 
jektionen ` keinen Zweck haben, mehr als drei sind niemals nötig. 

Schließlich muß man annehmen zur. Erklärung von Gruppe 3, daß - tibie 
die Fähigkeit zur Antikörperbildung so erschöpft werden kann, daß KSA 
sie auch nach längerem Intervall nicht mehr geweckt wird. Wahr- - 
scheinlicher ist mir die Annahme, daß die Antikörper im Blute 
zurückbleiben und nicht, wie üblich, ausgeschieden werden. . Jeden- 
falls verlaufen die Fälle der dritten ausgesprochen schlecht, was 
sich bei der ersten: Annahme: ohne weiteres verstände, 'bei der 


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armee m nen iriri = 


ticht bloß der hyperämisierenden Wirkung des Stromes zuzuschreiben, | letzteren -muß man zu einer Hypothese greifen, die gekünstelt ist, ` Ei N: 
sondern auch der angewendeten 80°%/yigen Ammoniaklösung. Wir | aber den Verlauf solcher Fälle befriedigend erklärt. Die günstigere Kuh i 


= ma 


. Prognose, die jede. weitere Infektion bietet, hängt fraglos nicht nur 
mit der fortschreitenden Metaplasie aus weichem Zylinderepithel zu 
immer fester gefügtem Plattenepithel zusammen, sondern auch mit 
einer humoralen Durchtränkung und .der Verankerung spezifischer: 
Antistoffe am lokalen Entzündungsherd.. Eine neu . einsetzende 
Vakzinationsbehandlung. unterbricht und stört nun das Gleichgewicht; 


meen, daß in diesem Fall, worauf man ‘auch von anderer Seite 
, sehon hingewiesen hat, zulolee der keratinlösenden Wirkung des 
a moniaks das durch die Iontophorese eingeführte geringe Keratin- 
fa am wirkt, So ist es auch in den andern Fällen: nicht gerade 
. tatsächlich eintretende Hyperämie, sondern das eingeführie 

el bewirkt die günstigen Ergebnisse. Auf Grund unserer bis- 


= m a 
en ar a r E 


engen Erfahrungen sehen wir daher die Indikation für die ionto- | sie vermehrt die allgemeinen Antistoffe des Blutes und der Lymphe | N: 2 
Düorefische Behandlung 1. bei zirkumskripten, parasitären zuungunsten der örtlichen und so erleben: wir nun, daß nach wieder- | H li ih Bt 
Saphylogenen) Hauterkrankungen, 2. besonders im Gesicht | holtem günstigen Gonorrhoeverlauf, sagen wir, die vierte Infektion ps | en 
auf der behaarten Kopfh aut, wo sie a) eine Salben- | mit Vakzine behandelt wird, sie verläuft nicht schlecht, die fünfte HE uns gr $ 
“andlung meist enthehrlich macht, dabei b) die Behandlungs- | wird nun wieder mit Vakzine behandelt, reagiert gar nicht, verläuft If male ER a t 
"er wesentlich verkürzt oder c) diese (so auch die Strahlen- |' außerordentlich ungünstig. ‘Die näher liegende Annahme, daß es ORSA eat jid 
erapie) ergänzt. Außerdem ist sie besonders. wirkungsvoll bei | sich um einen besonders virulenten Gonokokkenstamm handele, eine fagat i 
„Metischen Behandlungen, da wir mit ihr in den Besitz | Erklärung, die für die meisten Fälle anderen Verlaufs sicher zu- EEE ef jE 
Sa Verfahrens gelangen, mit dem wir bei vollständiger Anämi- | treien wird, ist damit abzuweisen, daß gerade diese Fälle der gary si. i 
ee, zu behandelnden Terrains auch eine- vollständige ae ne Bl len nn beginnen, schnell Beat Hark ni 
gefäße nn erreichen, was z. B. bei der Zerstörung der Hautblut- zum Aufl in es AUS Se ühren. Damit ist schon ein Einwand ji tt 
6 von besonderer Wichtigkeit ist; Mit diesem Verfahrenzge- gegen _die berschätzung der Vakzinationstherapie erhoben. Unter & | EE ; 
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1080 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


2 oa nn. 
Zi 
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3. August 


Vakzination verstehen wir 1. eine Bildung des spezifischen Anti- 
körpers, die mit Fieber einsetzt und langsam abklingt; 2. reaktive 
Einwirkung auf den .Gonokokkus .und seine Toxine, vorausgesetzt, 
daß diese Verbindung in einem abgeschlossenen Herde möglich ist. 
Daß das Fieber nicht durch Gonokokkenvernichtung, humorale 
Überschwemmung mit Zerfallsprodukten analog der Herxheimerschen 
Reaktion erzeugt wird, ‘geht schon daraus bervor, daß eine solche 
örtliche Reaktion, z. B. in den Hoden, in der Prostata, in den Ge- 
lenken, sowohl objektiv als subjektiv fast stets vermißt wird. Tritt 


sie auf, wie beispielsweise am deutlichsten bei der Hodenentzündung 


mit gesteigerten Schmerzen, erhöhter Schwellung, sichtbarer Ver- 
schlechterung im Gegensatz zu den gut gewählten Fällen, bei denen 
man am anderen Tage Abschwellung, Schmerzlosigkeit konstatiert, 
so hät hier sicher nicht eine Reaktion der gebildeten Antistoffe mit 
den Gonokokken im abgekapselten Herd stattgefunden, sondern die 
spezifischen Antistoffe haben als allgemeiner und ‚schlecht ge- 
wählter und zu groß dosierter Reiz eine lokale Herdreaktion ge- 
macht mit erhöhter Hyperämie, vermehrter seröser Transsudation 
und Gonokokkenvirulenzsteigerung. Daraus ergibt sich die zweite 
= allgemeine Indikationseinschränkung. Bei allen akuten und örtlich 
abgekapselten Prozessen ist die Dosierung und Anwendung stets 
zweifelhaft, wenn auch manchmal sehr deutlich wirksam.. Die dritte 
und wichtigste Einschränkung gebielet die Resistenzverminderung 
des Körpers gegen die Gonokokken vom 2.—5. Tage nach der Ein- 
spritzung, die negative Phase Wrights. Sie ist besonders dann zu 
beachten, wenn, wie. meist üblich, noch örtliche Behandlungs- 
methoden zur Anwendung kommen, selbst sachgemäße Janetsche 
Spülungen können da gefährlich werden und eine Komplikation 
herbeiführen. Besonders bedenklich sind aber Dilatationen, obwohl 
sie naturgemäß mehr in subakuten oder chronischen Fällen an- 
gewendet werden; daher ist die gleichzeitige Behandlung mit Vakzi- 
nation und Dilatation auf jeden Fall abzulelinen. Es ist auch durchaus 
wahrscheinlich, daß, wie Dorner neulich betonte, gerade eine all- 
gemeine Generalisierung des Gonokokkus, eine gonorrhoische Sepsis 
ihren Anfang in der negativen Phase nach einer Impfung nimmt. 
Im speziellen sind für diese Technik, also 50,75, 100 Mill. 


Keime in 3—Ö5tägigen Intervallen, 3mal, folgende Indikationen 
aufzustellen: | 


t 


1. Am günstigsten bei akuter parenchymatöser Prostatitis. 


Die Gefahr einer Überdosierung ist hier gering, ebenso in sub- 
akuten Fällen. Jede örtliche Behandlung spez. die Prostatamassage 
hat zu unterbleiben. | he Sin ' 

2. Arthritis acuta. Hier wie bei der Prostatitis hat Über- 
dosierung geringe Gefahr. Bei chronischen Fällen ist die aspezi- 
fische Reizbehandlung (Kaseosan, Yatren) leichter dosierbar und 
auch wirksamer. s 
3. In einigen Fällen von Urethritis anterior, bei denen nach 
dem Verlauf: prompte Rezidive am 3. oder 4. Tage nach Aus- 
' setzen der Behandlung und schnelle Besserung durch Spülung, 
oder durch die Urethroscopia anterior eine Infektion der prä- 
formierten Hohladnexe sichergestellt ist. Zuerst von mir!) emp- 


1) Über Arthigon bei Urethritis anterior. Zschr. f. Urol. 1918, 11. 


fohlen. Die örtliche Behandlung hat. in der Zeit zu unterbleiben, 
muß aber nachher wieder. aufgenommen werden; und dann unter 


| günstigeren Auspizien. Eine völlige Heilung der Urethritis durch 


Vakzination allein, wie sie Janet unter 9 Fällen neuerdings 
dreimal gelungen ist, ist mir nicht geglückt. Damit ist die 
Anwendungsmöglichkeit. erschöpft. Bei akuter Epididymitis kann 
man gelegentlich einen erstaunlichen Erfolg buchen. Das Gegen- 
teil. ist häufiger. Da ist aspezifische Therapie mit intravenösen 


Elekrokollargol- und intramuskulären Terpichininjektionen wesent- 
lich dankbarer. _ | 


Die 2. Technik: häufig wiederholte intramuskuläre oder 
subkutane Injektionen von 5—50 Millionen Keimen steigend, 
bei Auftreten von Fieber und örtlichen Stichreaktionen sofort 
Zurückgehen auf die Hälfte der Dosis kann ihre Erfolge 
durch Bildung spezifischer Antistoffe haben. Wahrscheinlicher ist 
sie nur eine Abart der Protoplasma aktivierenden Reizmethoden. 
Mehr wie einen allgemeinen Eindruck wird man darüber nicht be- 


kommen. Sie hat keine deutlichen Erfolge, ihre Gefahren sind. 


dafür auch um so geringer. Ihre spezifischen Indikationen sind. 


1. Fälle, die auf Grund eines Glaubensstandpunktes (Homöo- 
pathie, Naturheilmedizin) eine örtliche Behandlung überhaupt ab- 
lehnen. Sie ist da eine wirksame Hilfe der konservativen anti- 
phlogistischen Methode mit täglichen heißen Sitzbädern von 42 bis 
45° C. und allgemeinem Regime. Die Methode, die der Harnröhre 
zur Entfaltung ihrer Schutzmaßregeln ungestört Zeit läßt und als 
die beste akute Tripperbehandlungsmethode überhaupt zu bezeichnen 
ist. Nur muß betont werden, daß damit allein — wenigstens mir 
nicht — eine völlige Heilung gelingt. Nach 8—10 Wochen ist der 
Zeitpunkt gekommen, örtlich am besten durch Spülungen einzu- 
greifen, die dann allerdings in kürzester Zeit ohne Komplikationen 
und bei größter Schonung des anatomischen Baues der Urethra zur 
Heilung führen. Dann muß bestritten werden, daß diese Methode 
stets komplikationslos verläuft, wie das die Naturärzte usw. behaupten. 
Ich habe wiederholt Fälle von Prostatitis und Urethritis posterior 
sogar mit schwerster Retentio urinae, die von solcher Seite behan- 


delt wurden, gesehen.. Die Epididymitis ist allerdings bei dieser 
Methode scheinbar nicht zu befürchten. Ä 


2. Fälle, die bei der vorhergehenden Infektion an Arthritis 
erkrankt waren, sollen stets grundsätzlich wegen der Gefahr des 
Rezidivs exspektativ ohne örtliche Methoden und aktiv immunisa- 
torisch nach der zweiten einschleichenden Technik behandelt werden. 


8, Fälle, die schon monatelang ohne Erfolg behandelt wurden, 
immer wieder zu Komplikationen und Rezidiven neigen. Es be- 
steht da die Wahrscheinlichkeit, daß in der Samenblase, der Am- 
pulle des Ductus deferens oder einem zentralen Prostata acinus 
Gonokokkenherde sind, an die man nicht herankommt. Zusammen- 
fassend wäre zu sagen, daß die einschleichende Vakzinationsbehand- . 
lung der Gonorrhoe deutliche und zweifelsfreie Erfolge nicht er- 
gibt, die bei einer reaktiven Technik sicher. vorkommen. Die da- 
mit aber verbundenen Gefahren lassen es im allgemeinen ratsam 


erscheinen, sich der aspezifischen, protoplasmaaktivierenden Me- 
thoden mehr zu bedienen. 


Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. 


Aus dem Hygienischen Institut (Prof. Dr. v. Wasielewski) und der 
Medizinischen Poliklinik (Prof. Dr. Grafe) der Universität Rostock. 


Wie weit sind die Reaktionen von Bonacorsi, - 
v. Wassermann und Mátéfy zur Serodiagnostik der 
aktiven Tuberkulose praktisch verwendbar ? 


Von Priv.-Doz. Dr. W. F. Winkler und Med.-Prakt. H. Gerth. 


Den Fortschritten der physikalischen Chemie dankt die Sero- 
logie in den letzen Jahren neue Betrachtungsweisen und praktische 
Erfolge. Bisher lagen diese in der Hauptsache auf dem Gebiete 
der Luesdiagnostik, jetzt scheinen solche auch in der Serologie der 
Tuberkulose zu folgen. Seit langem erstrebt man hier eine zu- 
verlässige diagnostische Methode. Dabei handelt es sich weniger 
darum, eine Reaktion zu finden, die eine einmal statigefundene 
Tuberkuloseinfektion anzeigt — diese besitzen wir bereits in den 
‚verschiedenen Methoden kutaner Impfung —, als darum, auf sero- 
logischem Wege feststellen zu können, ob eine vorliegende Er- 
krankung tuberkulösen Ursprungs ist, oder, die Aufgabe noch enger 
umschrieben, ob eine klinisch sichere Tuberkulose aktiv ist. 


Es ist eine große Zahl neuer Reaktionen zur Serodiagnostik 
der Tuberkulose in den letzten Jahren angegeben worden, aus der 
wir drei zur praktischen Erprobung herausgriffen: die von Bona- 
corsi(1), v. Wassermann (2) und Mät&fy (3). Ihre theoretischen 
Grundlagen, Methoden und Ziele sind verschieden. Lina Bona- 
corsi will mit ihrer Reaktion schlechthin die Diagnose Tuberkulose - 
stellen. Die theoretischen Grundlagen erscheinen in ihrer kurzen 
Darstellung unklar; sie benutzt die Methode der Trübungs- und 
Flockungsreaktionen. A. v. Wassermann setzte sich eine Re- 
aktion (W.-Tu.-R.) als Ziel, mit der man jede aktive Tuberkulose 
nachweisen könne. Er ging von der Vorstellung einer spezifischen 


lipophilen Veränderung der Tuberkuloseseren aus und benutzte die 


Komplementablenkung als Indikator der Reaktion zwischen Serum 
und Antigen. Mätöly dagegen wollte mit seiner Reaktion (Mät.-R.) 
nur die Frage nach der Aktivität einer bereits sicher erkannten 
Tuberkulose beantworten; mittels Fällung durch eine Aluminium- - 
sulfatlösung weist er eine Globulinvermehrung nach. Im einzelnen 
a wir bezüglich der Theorie und Technik auf die Original- 
artikel. 


Die Schwierigkeit einer Kritik der serodiagnostischen Ergeb- 


| nisse bej aktiver Tuberkulose liegt in der Unklarheit des Begriffes 


Y 


aktive, Zunächst sind sicher inaktiv vom allgemein-biölogischen 


ie praktisch-medizinischen Standpunkte aus alle ausgeheilten Fälle. 
Diese müßten nach allen drei Reaktionen negativ sein. Unter 
Aktivität aber wird sehr verschiedenes verstanden; Wir gingen 
hier zunächst von rein praktischen Gesichtspunkten aus und faßten 


deshalb-in dieser ‘Arbeit als aktiv nur jene Krankheitsfälle auf, die 
piysikalisch und röntgenologisch als Tuberkulosen sichergestellt 


waren, und bei denen in fast allen Fällen auch Tuberkelbazillen 
im Auswurf gefunden wurden. Zeigten sie Gewichtsabnahme und 


- Fieber, s0 galten sie als progredient-, sonst als stationär:aktiv. 


kolöges:Material. Mit ihm mußten alle drei Reaktionen positiv aus- 
fallen. Ím Gegensatz dazu durften sie: mit den Seren Gesunder 
nar iegätiv sein, während sie sich verschieden verhalten mußten, 


x wirden sie angestellt mit Seren, die von anderen als tuberkulös 
. Bekrankfen stammten. Nach den Angaben ihrer Erfinder darf die 


W-TuR. hier nie, die Bonacorsi-Reaktion nur schwach und aus- 
mhmsveise positiv sein, während der positive Ausfall der Mät.-R. 
‚such. hier den Prozeß nur als einen aktiven. anzeigt. 


-. Bei Anstellung der Reaktion von Bonacorsi hielten wir uns 
 strang-än die technischen Anweisungen, .nur daß wir nicht nur 


nen öholesterinisierten Alkoholextrakt aus -Tuberkelbazillen be- 


‚autsten, sondern dreiExtrakte, die aus zwei humanen (M. 49 und Mäder) 


1924. MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. . 
= | 4 ; ti m. 1 ' ' = = l 
Extrakten), deren hemmende Wirkung durch Nörmalseren zum Teil. 
‚aufgehoben wird. (Vergl. auch Blumenthal.) De re 

8. Wir ließen Patientenserum,. Antigen und: Komplement nicht 
nur.®/, Stunde im Brutschrank, sondern auch noch ®/, Stunde bei 


waren folgende: 


'Untersuchern die. klinischen Diagnosen bekannt. 


‚Zimmertemperatur. binden. 


jiz 


Tuberkulose, zu allermeist Lungentuberkulose, litt. ‘Die Ergebnisse 


Positive Reaktionen nach: v. Wassermann: 


>. Dabei sind wir uns wohl bewußt, daß: es auch aktive Lungen- nz | me ne 
tuberkulösen, besonders im Frühstadium gibt, die klinisch nicht ae oe ea = age 
sicher. erkennbar sind. Wir bezeichneten diese deshalb nur als k seropositiver Lues . De A j 35 3 90), 
Verdachtsfälle, denn zurNachprüfung der serodiagnostischen Methoden = „ anderen Erkrankungen . . `. . . „ 16 = 0=0 
bräuchten wir zunächst einmal ein klinisch ganz sicher aktiv tuber- „ Gesunden . . 2.22.22. n 8T 0=0 


- Wir haben also. mit unserer Methodik doch‘ noch in Ia. der. 
Fälle: von aktiver Tuberkulose ein Versagen der W.-Tu.-R. gehabt, 


das sich, das sei ausdrücklich erwähnt, nicht auf negative Anergie 


der untersuchten Kranken zurückführen läßt. Unsere Ergebnisse 
sind nicht so gut, wie die ersten von Wassermann veröffent- 
lichten, und wie die von Richters (7) an Rindern gewonnenen, 
aber doch besser als die Resultate von Mylius und Silberstein. 


‚ Auch Janssens (8) Erfahrungen mit dieser Reaktion. sind nicht so 
günstig. Er sandte zwei Gruppen von Blutproben ' dem Wasser: 


mannschen Institute zur Diagnostik ein. Bei der ersten waren den 


Mit dieser 'abgeänderten Methodik wurde das Blut von ‘etwa ` 
190 Personen untersucht, von denen nicht ganz die Hälfte an aktiver - 


Hier reagierten . 


‚ea na 


> ==. BEER Pi SEE rt 
MT Enz are 7 i eo: >> 3 Br 
ee ae 1 an k > = bs: te mt nen a aea -$ < E N TE RE A s Zee, . Pe = -= S at 
eoa N A a E A Be En se nn = er nen EEE ee nr Year Sl BET ET TEN S ee er Se 

x unten. TR EST INSEL TRETEN, = EIS II nes EEE ESen em Eee nee 
a ae de nnd - a ge een Pe ee ee z va n oa > = =. 
an er me en rer na Tanen Terran : SIR 5 Sg 3 SUR SA 

> 2 . R Kt he Bi En _r a st PE E E p RE nr ee tr ot r 


4, der Tuberkulosefälle positiv, von der zweiten Serie, bei der dem ` 

Institute die Krankheitsbilder unbekannt blieben, war unter den 
sicher tuberkulösen Seren nur reichlich die Hälfte positiv.. Unspezifisch 
nn ı mu Ar war keine Reaktion. Unter den negativen-überwogen die zirrhoti- 
merielen war. Ob der Grund dafür in ihrer Unspezifität oder | schen, unter den positiven die knotigen Formen. Wir beobachteten 

>. den Umistande, daß diese Stämme auf.lipoidarmen Nährboden ge- | ähnliches, denn es reagierten. stationär-aktive Formen in 480/4, 
Mn wachsen. waren, zu suchen war, ließen ‘wir im Hinblick auf die progredient-aktive in 78°/,, ‚chirurgische. Formen in: 850/ positiv. 

~. Mligen Ergebnisse mit dieser Reaktion zunächst ununtersucht. Wegen der Kleinheit der Zahl der Fälle möchten wir aber nochi 
Mit ewa 150 Seren Kranker und Gesunder stellten wir die Bona- | keinen Wert auf diese Beobachtungen legen. >  .... 

unireaktion an. Über die Ergebnisse gibt die Tabelle Auskunft. Unter den Blutproben seropositiver Luetiker fanden wir auch 

Prozentsatz der positiven Ergebnisse nach Bonacorsi: einige wenige, deren Untersuchung mit der W.-Tu.-R. positiv ausfiel. . 

Ob unspezifische Bindungen hier vorlagen, konnten- wir nicht mit‘. 


_ ‚ind einem bovinen Tuberkelbazillenstamm gewonnen waren. Schild- 
kröteutnberkelbazillen und -Smegmabakterienextrakte erwiesen sich 
us alsünbrauchbar insofern, als mit ihnen nur selten eine Flockung 


EE ea 1m: 
m 
g 
mn ..s =æ > 
pA e 


For 
e. n nenn nm 
Fe Be rea a 


| mit mit mit — | Sicherheit sagen, da uns nicht bekannt wurde, ob neben der Lues 
rn e Extr. M. 49 | Extr. Mäder | Extr. bov. | eine Tuberkulose vorlag. Sollte es sich zeigen, daß bei sicherem 
| : - bei: aktiver Tuberkul | 80 6i Ausschluß einer Tuberkulose seropositive Luesfälle, auch mit der . 
"my Aiberkulose-Verdacht . | 50 O 44 W.-Tu.-R.. positiv sein können, so müßte man immer neben der . 
de ee N a 6T.  W.-Tu.-R. auch. die Wa.R. ansetzen und sich auf ein Versagen dieser . 
| „Gesunden ..... a "a | 80 20 40 Untersuchungsmethode hier ebenso einstellen, wie ‚man es von 


PR -Es erübrigt sich, auf die Ergebnisse im einzelnen einzugehen. 


Die Bonacorsi-Reaktion ist nach unserer Erfahrung gänz- 
ioh unspezifisch und deshalb für Tuberkulose dia- 
süoslisch in keiner Weise verwendbar. Nachprüfungen von 
Anderer’ Seite scheinen noch nicht vorzuliegen. 


“ Technisch schwieriger ist die Reaktion von Wassermann. 
‘ Ab’Antigen verwendet er einen Extrakt, der durch Kochsalzlösung 
und dem. er. 
Sie ist 


a enifetteten Tuberkelbazillen gewonnen- wird, und 
$ thin zusetzt, Die Entfettung geschieht mittels Tetralin. | 
änscheinend nicht immer vollständig, wenigstens fanden Blumen- 


3 a () und Silberstein (5) noch säurefeste Reste, während wir 
| Ei in verschiedenen Antigenproben vergebens suchten. 
Neinalmethode, die zu verbessern auch Wassermann für er- 


Mit der 


ebenswert hält, und mit dem Originalantigen kamen wir ebenso-, 


"Mg zu brauchbaren Ergebnissen wie Mylius (6) und Silber- 
ui ir variieren vergebens Antigen-, Komplement 1)-Serum 
„Ambozeptordosis und setzten ohne Erfolg Cholesterin dem 


Sein W 


p o 2u, wie v. Wassermann zur Verstärkung rät. Verwert- 


tat erzielten wir erst, als wir die Technik in drei Punkten 


4 [ra ließen die mit Lezithin beladenen Bakterien mehrere 


-Aage stehen. 


AN ‚arbeiteten mit mehreren AÄntigendosen, indem wir 

a. cn die Hälfte der im Extraktvorversuch komplette Lösung 
N sondern sie selbst, ja sogar die doppelte, im Vorversuch 
an, ende Dosis verwendeten. : Wir sind dazu durch die Er- 


r . + 
—erkuloseseren (genau wie bei: den zur Wa.R. verwendeten 


0 


NND. .: 
Lygi einem großen Teil der Versuche’ benutzten wir das von 


l glichm gip p Derursel, hergestellte Trockenkomplement, das sich als‘ 


hig ochwirksam und im Gebrauch als praktisch erwies. 


geben dürfen. ` — = ee T 
| Grafe und Reinwein (9) erhöhten den diagnostischen. Wert 
der ‚Blutkörperchensenkungs-Reaktion dadurch, daß sie. bei Ver- 


Buß ` | 
schreit estattenden Menge nahmen, wie es v. Wassermann vor- 


ul rd daß bei Austitrieren der Antigene an normalen 


anderen seit, langem gewohnt ist. 


Wir setzten die Reaktion weiter mit’ einer 'Reihe von Seren ` 


an, die von Personen stammten, die an Typhus, ‚perniziöser ' Anämie, 


negativ. Auch alle Gesunden reagierten negativ. `- 


Von den Seren Tuberkuloseverdächtiger waren 40%), positiv. 


multipler Sklerose, Tumoren u. ä. erkrankt waren. Stets’ war sie 


Erst eine weitere Beobachtung kann entscheiden, ob hier unspezi- 


fische Reaktionen vorgelegen haben oder. nicht, und ob wir uns in 


zweifelhaften Fällen bei Stellung der Diagnose dem‘. Serologen . an- 
vertrauen dürfen, wie es Wassermann will. ` Bei unseren: Tuber- 
. kuloseverdächtigen handelt es sich um Patienten, ‘die durch ihre 
Umgebung gefährdet waren oder noch sind, und bei “denen Ana- : 
mnese und subjektive Beschwerden zu dem Verdachte führten. Wir 
verfolgen diese Fälle weiter und werden später über sie berichten, 
denn erst nach dem Ausfall: weiterer klinischer und -serologischer 


Untersuchungen dieser Verdächtigen wird man “über den praktischen. 


D 


Wert der neuen Reaktion. | auf aktive Tuberkulose ein Urteil ab- 


dachtsfällen vor und nach einer Injektion von 1/19 mg Alttuberkulin - 
die Sedimentierzeit bestimmten. Bei Tuberkulose war sie danach 
meist verkürzt. Wir 'übertrugen dieses Prinzip’ auf ‘die W.-Tu.-R. 


‘und erzielten dadurch : wiederholt bei zunächst ‚seronegativer, 
‘klinisch aber sicher‘ aktiver "Tuberkulose am Tage nach der Tu- 
‚berkulingabe positive Resultate. Sera ebenso behandelter Gesunder 


wurden nie positiv. ` So scheint. es.uns auf Gründ unserer Beob- 
achtungen möglich, den diagnostischen Wert der W.-Tu.-R. durch 
Tuberkulingaben zu erhöhen. , .: ` e | 


Die bei den Reaktionen. nach Bonacorsi und v. Wasser- : 
mann verwendeten Sera untersuchten: wir schließlich auch noch ` 


mit der von Mätöfy angegebenen und von uns genau befolgten 


‘Methode der Eiweißfällung durch 1/3 go Aluminiumsulfat. wir 


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‚einfach, die Ablesung meist leicht. 


‚progredient- und stationär-aktive Fälle. 


‚uns erprohten Reaktionen, so müssen wir sagen, daß sie nach 


1924 = MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.31. 


Flockung, sondern der Zeit, nach der sie auftrat. Die Technik ist 
Prozentsatz der positiven Reaktionen nach Mätöfy 
bei aktiver Tuberkulose . . . ....% 
„ Tuüberkulose-Verdacht . . ... .. 28 
„ anderen Erkrankungen . . .,. . 50 
„ Gesunden . . . Re | 
Die Erfahrungen anderer Untersucher mit der Mät.-R. sind 
sehr verschieden, z. B. tritt Krömeke (10) für sie ein, während 
Basch (11) sie verwirlt. Nach unseren Erfahrungen zeigt auch 
diese Reaktion nicht sicher die Aktivität eines tuberkulösen Pro- 
zesses an. Die 10°), Versager verteilen sich fast gleich auf. 


Stärke der Reaktion und Schwere .des Krankheitsbildes war nicht 
zu erkennen. Da die Reaktion auch bei völlig Gesunden positiv 
sein kann, scheint uns ihr praktischer Wert nicht allzu groß. - 

-` Kommen wir zurück auf die Ziele der Erfinder der drei von 


unseren Erfahrungen noch von keinem erreicht sind. Die Reaktion 
von Bonacorsi ist wahllos positiv bei Gesunden wie bei Kranken. 
Unmöglich können wir in ihr eine brauchbare Methode zur Sero- 


Br ae | KR 08. August 
lasen die Reaktion nach 1/4, 1/2, 1 und it Stunden ab und be- 
zeichneten graduelle Unterschiede nicht nach der Stärke der 


Eine Beziehung zwischen | 


Reaktion die Aktivität u. U. jeder Infektionskrankheit nachweisen, 
Bei der Tuberkulose gelang uns das mit ihr aber nicht immer. 
Da wir andererseits positive Resultate zum Teil auch bei Gesunden 


| hatten, scheint sie uns praktisch nur bedingt brauchbar. — Die 


Wassermannsche Komplementbindungs-Reaktion soll nur bei 
aktiver Tuberkulose positiv sein. — Wir fanden sie bei Gesunden 
nie, von Kranken vielleicht nur vereinzelt: bei seropositiven Luetikern 
positiv. Die Gefahr unspezifischer Reaktionen scheint bei ihr also 


nach unseren Erfahrungen kaum zu bestehen. Die Brauchbarkeit 
| der neuen diagnostischen Methode ist also nur noch abhängig von 


den. Ergebnissen der Tuberkulose. - Hier versagte sie aber noch bei 
ı/, der sicheren Tbe.-Fälle. So spricht ein negativer Ausfall zu- 
nächst nie gegen Tuberkulose, ein positiver allerdings. mit größter 
Wahrscheinlichkeit dafür. Über ihren Wert als diagnostisches Hilfs- . 
mittel bei Tuberkuloseverdacht werden wir erst im Laufe. der Jahre 


nach genauer klinischer und serologischer Beobachtung und u. U. 


pathologisch-anatomischer Verarbeitung der Fälle ein Urteil ab- 
geben dürfen. | | | d 


Literatur: 1. Bonacorsi, Zschr. f. Immun.-Forsch: 1923, 36,-8.531. — 
2. v. Wassermann, D.m.W. 1923, Nr.10 und ZbL f. Bakt. Ref. 1924, 76, S. 94. — 
3. Mätöfy, M.KlI. 1928, Nr. 21. — 4. Blumenthal, D.m.W. 1924, S. 673. — 5. Silber- 


stein, Ebenda. 1924, S.675, — 6. Mylius, Ref. Ebenda, 1924, S.624. — 7. Richters, 


Ref. Zbl. £ Bakt. 1924, 76, S.92 — 8. Janssen, Zschr. f. Tbe. 1923, 38, S. 423. — 


. oO. | ` | ` us x 9, Grafe und Reinwein, Beitr. z. Klin, d. Tbe. 1923, 54. — 10. Krömeke, D.m.W. . 
diagnostik der Tuberkulose erblicken. — Mátéfy will. mit seiner |.1924. S. 281. — 11. Basch, M.KL 1924, S. 384 — 12. Gerth, Inaug.-Diss. Rostock 1924, 


0 Aug der Praxis für die Praxis. 


= Geburtshililiches Brevier. 
Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, Baden-Baden. 
Allgemeiner Teil. 


Asepsis und Antisepsis in der Geburtshilfe. Die Genitalbakterien 
rufen im allgemeinen keine puerperalen Wundkrankheiten hervor 


und die Lehre von der „Selbstinfektion“ — man spricht jetzt besser | 


von endogener Infektion — hat nicht mehr die Bedeutung, die man 
ihr zeitweise zuschrieb. Vereinzelt sind aber durch gewissenliaite 


. und einwandfreie Beobachter doch Fälle vorgekommen, die zum . 
Tode der Wöchnerin geführt haben. 


Bei normalen. Geburten 
ist daher eine innere Desinfektion der Kreißenden nicht 


nötig. Hofmeier hat seiner Zeit. den Ausspruch getan, daß der 


Arzt, der die Kreißende bei .operativen Eingriffen nicht intra- 


vaginal . desinfiziert, sich einen Verstoß gegen $ 222 des RStG. 


schuldig machen kann. Wer so glänzende Erfolge aufzuweisen 
hatte, hat auch die Berechtigung zu einem derartigen Ausspruch 
gehabt. . Kaltenbach war derselben Ansicht. Olshausen hat 
ebenfalls gesagt, daß er bei der Lösung der Placenta die 


prophylaktische Scheidendesinfektion für eine nicht zu 


unterlassende Sicherheitsmaßregel hielt. Bei der Wendung 


und der Zangenapplikation, wo man im Eisack selbst manipuliert, ` 
schadet das Einführen von Keimen weniger; nehmen wir aber eine 
Placentarlösung vor, die vielleicht noch längere Zeit dauert, bringen 


wir die Keime leichter in die offenen Gefäßlumina. In der Hallenser 
Frauenklinik wurde daher unter dem Direktoriat Kaltenbach nach 


der Placentarlösung noch eine intrauterine Spülung gemacht. In 


der Klinik wurde dazu das Chlorwasser benutzt, welches bei 
Atonia uteri auch noch zugleich eine muskelzusammenziehende 


Wirkung hervorruft. Hatte man Chlor nicht zur Hand, z. B. in | 
der Poliklinik, wurde alkoholische Salizylsäurelösung 3,8 : 1000 
© Wasser oder Kal. permanganat 1:: 1000 genommen. 


Ich ver- 
wandte später ausschließlich 1„—1°/,ige Lysollösung, die 
ich auch stets vorzog bei vaginalen Spülungen vor opera- 
tiven Eingriffen, weil Lysol die Scheide schlüpfrig macht. Das 
'Solveol enthält zwar mehr Kresol als das Lysol, entbehrt aber der 


seifigen Wirkung, die das Lysol in hohem Grade besitzt Von 


Kaltenbach wurde stets auf das Gefährliche aller intra- 


uterinen Einspritzungen hingewiesen, er verwarf Karbolsäure 
(Karbolzufall!) und besonders Sublimat zur intrauterinen Spülung. 
Döderlein erklärt, welcher Ansicht auch Menge ist, daß 


eine Infektion bei der Geburt durch normales Scheidensekret nicht 
möglich sei, somit auch eine Ausspülung einer solchen Kreißenden 


nicht nötig, einerlei, ob untersucht oder nicht; Menge glaubt, daß 
die Ausspülung bei gesunder Scheide schädlich sei, bei der gonor- 
rhoisch entzündeten unmöglich wirksam sein könne. Döderlein 
bemerkt ferner, wird eine Schwangere mit pathologischem Scheiden- 
sekret untersucht, so kann der untersuchende Finger die Keime 


. 


nach oben bringen. Wird ausgespült, so ist die Gefahr geringer 


| eventuell ganz beseitigt. Vieles Tuschieren birgt große Gefahren. 


Für den praktischen Arzt ist es unmöglich, die in der Klinik leicht 
zu machende Untersuchung des Scheidensekrets auszuführen, und 
da der Arzt meistens zu Geburten gerufen wird, wo schon vorher 
durch eine Hebamme untersucht worden ist und er nie ' wissen 
kann, ob mit reinem Finger untersucht wurde, so ist meiner An- 
sicht nach am richtigsten, in diesen Fällen eine vaginale Spülung. 
vor der erneuten Untersuchung zu machen. Kaltenbach ließ 

sowohl in Gießen als auch später in Halle im klinischen Betriebe 
stets vaginale Spülungen machen mit Sublimat 1: 3000. Die Re- 
sultate sind die denkbar günstigsten gewesen, trotzdem die Kreißende 
beim Unterricht manchmal von 10—12 Studierenden, der Hebamme 
und dem Assistenzarzt 1—2 Mal untersucht wurde. Daß dabei 
natürlich auf die peinlichste subjektive Antisepsis. gesehen ` wurde, 
brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Gummihandschuhe gebrauchte 
man damals noch nicht. Selbstverständlich wurden im nor- 
malen Wochenbett keinerlei Ausspülungen gemacht. Bei 
diesem Verfahren erzielte ich auch in Köln die. glänzendsten Re- 
sultate, zumal Lysolspülungen auch niemals schadeten bei hoch- 
gradiger Anämie ‚und Nephritis. Ich habe in meiner Praxis stets 
vaginale Spülungen verordnet: 1. Bei gonorrhoischen Ausflüssen 
(hier nahm ich anstatt Lysol, ‚Sublimat 1: 3000 oder Argent. nitric. 

1 : 2000). 2. Bei sonstigen reichlichen Ausflüssen: 3. Wenn die 
Vaginalsekrete übel. rochen. 4. Wenn Temperatur über 38° bei der 


Geburt eintrat. 5. Wenn ein operativer Eingriff, namentlich ein 


intrauteriner, vorgenommen werden sollte, ganz besonders aber vor 
der Placentarlösung. Daß man natürlich diese Ausspülung der 

Scheide mit ausgekochtem Irrigator, Gummischlauch und Mutterrohr - 
machen muß, ist natürlich, Man lasse die Luftblasen heraus und 
mache die Ausspülungen unter niederem Druck, so daß die 
Flüssigkeit langsam einläuft. Ausspülungen mit Sublimat- 


_ lösung unterbleiben besser während der Schwangerschaft; wenn man 


bei eitrigem oder schleimig-eitrigem Ausfluß Ausspülungen machen ` 
muß, nehme man Chlorzinklösung (Rp. Zinei chlorati 50,0, Aq. 
dest. 100,0, davon 5—10 g auf ein Liter lauwarmes Wasser). 
Zweifel empfahl zur Herstellung eines normalen Scheidensekrets 
Milchsäureausspülungen (Rp. Acid. lact. Aq. dest. ana 100,0, 


_ davon 10 g auf ein Liter Wasser): Mit dieser Lösung soll 14 Tage 


vor der Entbindung täglich gespült werden. Die Hauptgefahr für 
die Kreißende droht „von Außen“, deshalb muß die subjektive 
Antisepsis die weitgehendste sein. Dieses wird am besten erreicht, 
indem man seine Hände möglichst frei von Bakterien hält: Non- 
infektion. Was mit Instrumenten angefaßt werden kann, fasse man 
unbedingt nur mit diesen an. Wer Gummihandschuhe zur 
Verfügung hat, bediene sich dieser stets. Man pflege immer 
seine Hände sorgfältigst, damit man eine schrundenfreie Haut hat. 
Selbst wenn mit Gummihandschuhen untersucht wird, muß man 
seine Hände so desinfizieren, als ob ohne Handschuhe untersucht 


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1—2stündlich z. B. Rivanol 2:1000 oder Wasserstoffsuperoxyd in `- 
2—30/,iger Lösung (Perhydrol; chemisch reines Wasserstoffsuperoxyd, 
ist 30 %/,ig) oder sonst ein Desinfiziens. Nach der Entbindung ist . - 
eine uterine Spülung mit demselben Mittel oder von 70 %/,igem Al- ` 
'kohol zu machen. Bei rasch höher steigendem Fieber entbinde man ` 
‚so schnell als möglich, . das schonendste Verfahren ist bei noch nicht 
genügend geöffnetem Muttermund die Metreuryse. Schwere Zange _ 
unterbleibt besser, um größere Eingriffe zu vermeiden, oft bleibt . 
nur die Perforation: übrig. Die Beschaffenheit des Pulses ist 
hier von hoher Bedeutung, je schneller derselbe ist, um 
so eher muß die Geburt beendigt werden, zumal wenn auch - 
das Fieber noch höher steigt. Der wenig Erfahrene hole sich spe- 
zialistische Hilfe, denn :oft .muß rasch eingegriffen werden, sonst: 
greift die Infektion auf die Blutbahn über und es kann der Tod 
durch allgemeine Sepsis erfolgen; das Kind stirbt dann meist vor `- 
dem Tode der Mutter ab. Da das Fruchtwasser zersetzt: ist und 
stinkt, achte man auch auf sich, sonst infiziert man sich selbst; ` 
darum. schütze man sich durch Gummibandschuhe. : In einem solehen : 
Falle von Physometra muß auch nach der Entbindung der Uterus 
tüchtig ausgespült werden — ich habe da schon bis zu. 10:Liter . 
genommen — mit 1/,—1 °/,iger. Lysollösung oder eineni anderen `` 
Desinfiziens z. B. Rivanol: 2:1000. Zum Schluß nahm ich dann’ 
noch 1/,—1 Liter 70°/,igen. Alkohol. Sollte das Fieber in’ den 
nächsten 24 Stunden nicht herabgegangen sein, kann man nochmals `. 
intrauterin ausspülen. Dabei gebe man Ergotin subkutan. -Fieber- 
‚mittel sind zwecklos. ee ee Seen 
`. Schmerzstillung.. Der richtige Dämmerschlaf nach Krönig-. _ 

‚Gauß ist aus verschiedenen Gründen nur in einer Klinik durchzu-: 


` ird; dennes kann ein nicht sichtbares unmerkliches Rißchen oder. 
Jichslchen im Handschuh sein, wodurch der sich bald ansammelnde 
Schweiß. mit Bakterien. durchdringen kann.‘ Die Handpflege ge- 
schieht‘ am besten jeden Abend vor dem Zubettegehen nach 
Wırmwasserseifenwaschung und darauf folgendem Einreiben der 
Jinde mit Alkohol, Glyzerin ana oder Boroglyzerinlanolinsalbe oder‘ 
vier Rp.:Borvaselin, Lanolin, Ol. ricini, Glyzerin ana 25, Nitro- . 
: bol gi T: Zur subjektiven Desinfektion der Hände habe ich 
meist die Fürbringersche Methode angewandt: Die in. warmem 
Sıilenwasser mit steriler Bürste mehrere Minuten gereinigte Hand. 
wird ebenso lange mit 50 °/,igem Alkohol abgerieben und dann 
- mh 2—3 Minuten in Sublimatlösung 1:1000, ständig reibend, 
gehalten. Ich habe Hydrargyrum oxycyanatum in derselben Kon- 
gentration vorgezogen. Ahlfeld empfahl, die gereinigte Hand mit 
nichts -anderem als 80—90°/,igem Alkohol 3—5 Minuten lang zu 
desinfzieren. Man muß stets beide Hände gleich lange bürsten 
`` mdmb der ganze Vorderarm bis zu dem Ellenbogen desinfiziert 
“werden. Zum. Schluß werden die Gummihandschuhe mit Hilfe 
steriler Gaze oder eines sterilen Tuches angezogen. - Der Arzt unter- 
hass nio vor dem Waschen seinen Rock abzulegen und die Hemd- 
imel über seine Ellbogen zurückzustreifen.. Das Hemd des Ge- 
burishelfers soll an Ort und Stelle, wenn eben möglich, frisch 
gewechselt werden. Dann erst wird ein steriler Leinwandkittel an- 
serogen. ‚Hat man diesen einmal nicht zur Verfügung, kann man 
-awh eino Schürze aus Billrothbattist, die-in Sublimatlösung L: 1000 
gelegen und darin abgewaschen, anziehen. ; E h 
< Vonder rektalen Untersuchung!) bin ich nie ein Anhänger ge- 
wesen, dà man, wenn man später zu einer vaginalen Untersuchung noch 


v 


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germungen ist oder zu einem operativen Eingriffe, das Bacterium | führen und für den Praktiker außerhalb ein nicht‘ geeignetes Ver- ar 
-eli nicht so rasch und leicht von der Hand entfernen. kann. Man | fahren. Narkotika soll man prinzipiell nicht im Beginn der Geburt: . nl" 
wll natürlich auch vaginal so wenig wie möglich, am | geben, da sie bestimmt die Geburtszeit verlängern. ‚Sind die Schmerzen ` A pr Ri sta 
- besten aur mit Gummihandschuh, untersuchen. Kürzen der | zu stark, ‚so leistet eine Morphiuminjektion von 0,015—0,02. aus- BUNT, / tr E 
| Schamhaare, besser abrasieren derselben geschieht vor jedem opera- | gezeichnete Dienste, oft hat sie auch: bei großer Erschöpfung der | | Bea. 
tiven Eingriff, darauf tüchtiges Abwaschen mit warmen Wasser und | Kreißenden und Wehenschwäche . wunderbaren Erfolg, indem die. he, 
- Xile. Außer Sublimatwaschung 1:1000 empfiehlt sich, | Wehen nach einem kürzeren oder längeren Schlaf kräftiger werden. DOREEN: 
ut weitesten Sicherheit noch einen Anstrich mit Jod- | Ist ein größerer Eingriff nötig, rate ich dringend -zur Narkose, un- De 
- tinktur zu machen. Wenn man keine Gummihandschuhe zur Ver- | vollkommene Narkose ist zu widerraten. Die Gebärende braucht ja ERRENA 
- . Ägmg hat und eine Luetische mit Papeln untersuchen muß, fettet | so wie'so nur wenig Chloroform und die Eingriffe dauern auch ee 
-ma am eigenen Schutz die Hand und den Vorderarm mit Sublimat- | selten lange. Dagegen ist es nicht ratsam die ganze Geburtszeit RETTEN 
> vaselin ein (1:500). Sonst genügt Boröglyzerinlanolin. Zum Schluß | über zu chloroformieren, Kaltenbach riet dringend davon. ab,'.da I 
: ° mhe'man stets darauf, daß die Hebamme reinlich ist und sich gut | hierdurch ‚sehr leicht atonische Nachblutungen entständen: Nach PE pi 
desinfiziert; sehe nach ihren Fingern, ob'sie kein Panaritium usw. | den neuesten Forschungen sei man auch besonders vorsichtig mit i n 
- bat, erkundige sich auch nach den .Wöchnerinnen, die sie sonst in | der Chloroformnarkose bei dem Status thymico-lymphaticus. und else" 
Pige hat (Gefahren des Scharlach, Rose usw.). Das ist. man jeder | Status hypoplasticus, da hierbei‘ schon ein geringer Blutverlust in EAR 
S Wöchterin schuldig. y . u Ea der Nachgeburtsperiode hinreicht, um den Tod der Mutter herbei- Rare 
Meer bei der Geburt. Tympania uter = Physometra. Wenn | zuführen. Ich habe nie einen schmerzhaften operativen Eingriff ohne Ne ie 
, ausnahmsweise Fieber bei einer Geburt entsteht, so suche man | Narkose gemacht und hierfür sind einem die Patientinnen unend- Eon N 
| ‚mach siner Ursache, ob z. B. extragenitale Erkrankungen, wie Oti- | lich dankbar. Es schadet auch nie, wenn man zum Schluß der - jet I 
2 N media oder sonstige Infektionskrankheiten, es veranlassen. Wir | Geburt bei sehr schmerzhaften Preßwehen etwas Chloroform inha- pran thag 
;, wolle bier nur das Fieber als Folge und Komplikation der Geburt | lieren läßt oder einen Ätherrausch macht (cave Äther nachts wegen ya Baer 
betrachfen, Es handelt sich dabei meist um ein Resorptions- | Feuergefährlichkeit). Über Hypnosegeburten habe: ich: keine per- DEA is 
5 oder ein Infektionsfieber. Es fragt sich, ob die Fruchtblase | sönlichen Erfahrungen, dieselben eignen sich auch mehr für den An- MENEE pa 
Mh steht oder ob und wie lange das Fruchtwasser schon abge- | staltsbetrieb, zumal auch die Betreffenden. vorher „hypnotisch er- a | 
‚, sa ist. Fieber bei noch stehender Fruchtblase ist selten und | zogen“ werden müssen. `- : ee E EE Da 
gewöhnlich ohne Bedeutung, meist fällt es nach Sprengen' der | re ee ee WEHEN) 
‚Fruchtblase allmählich ab. Hier handelt es sich dann um ein In- Komplikationen der Schwangerschaft.‘ ° > o; a9 WANN 
torikationsfieber, das durch Resorption ‘von Stoffwechselprodukten 1. In mit Myomen durchsetzten Uteri kann sich eine Schw angor- ai ; e 
 Jamloser Saprophyten entstanden ist. Bedenklicher liegt der Fall, | schaft entwickeln, es wird für den weiteren Verlauf der Schwanger .: Ai a H 
. „wa Fieber entsteht, nachdem die Fruchtblase schon längere Zeit | schaft darauf ankommen, wo. die Myome sitzen und sich danach- ee, HIERHER 
.. 5 pfungen ist. Haben öftere Untersuchungen stattgefunden — in | das Verhalten richten. Man sei so konservativ wie möglich. In a E CEE 
' Sllenen Fällen faßt auch einmal eine Frau mit unreinen ‘Fingern der Schwangerschaft werden meistens nur Kompressions- . N | g 
‚ Wbst in ihre Scheide — ist am wabrscheinlichsten, daß Bakterien | erseheinungen eine Indikation zur Operation geben.. Wehen- Ian 
; Aügebracht worden sind, die eine Zersetzung des Fruchtwassers und | schwäche kann in jedem Stadium der Geburt auftreten, man treffe SET 
, ie die Tympania uteri hervorrufen. Ausnahmsweise kann | deshalb: stets : Vorkehrungen, um eine atonische NachBlutung a | i i 
tet site „Selbstinfektion“ in Frage kommen, ohne daß eine Unter- | Anfang an energisch zu bekämpfen. Oft werden Myome ' während. IR 


Ang stattgefunden hat. Weiland Gebhardt hatte seinerzeit ge- 
man, da8 die Fäulnisgase durch virulente Colibakterien hervor- 
he werden. Krönig fand die verschiedensten Mikroorganismen 
M infizierten Fruchtwasser. Dringen die Gasmengen durch einen 
bis unter das Peritoneum, entsteht das Emphysema uteri par 
als Bei geringer Temperatursteigerung bis einige ‚Zehntel 
88 mache man zunächst desinfizierende Scheidenspülungen 


der Schwangerschaft größer, im Wochenbett dagegen kleiner;'kleinere : 
‘können ganz. verschwinden. Muß in der Schwangerschaft einge 
' griffen werden, soll nieht die Schwangerschaft unterbrochen, ‚sondern.  , 
die Myomknoten sollen' entfernt werden, wenn möglich durch 
'Enukleation. , Bei intramuralen und breitbasigen, subserösen Myomen 
wird man zùr supravaginalen Amputation des Uterus gezwungen 
werden können. Gestielte werden. bei der Geburt abgetragen, wenn 

| sie nicht reponiert werden können, sonst ist Schnittentbindung am 
Platze. Die größten Hindernisse gehen meist von der hinteren Wand der 
„Cervix aus. Während der Geburt stark gequetschte Myome können ` 
‚später gangränös werden. . Submuköse Uervikalmyome schäle man `. 


| 


Bord ) Wer aber rektal untersuchen will, muß sich an dieStö ckelsche 
. u halten, nur mit dem Gummihandschuh ‘zu untersuchen, der 
Gegen Berling allein genügt nichtin dieser gefährlichen 


i € ty - 


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- 


1084 


1924 — MEDIŻINISOHE KLINIK — Nr.31. ` 


| = Bd, August”. 


am besten möglichst bald aus, um die: Geburtswege frei zu 
machen und spätere Nekrose zu vermeiden. Man denke auch an 
die Möglichkeit einer Uterusru 

Querlage. 


2. Ist eine Schwangerschaft durch Ovarialtumor kompliziert, 
so empfiehlt es sich möglichst früh den Tumor zu entfernen. Die 


Gefahr der Unterbrechung der Schwangerschaft nach der Operation 


ist nicht so groß als man früher annahm. In 20—25 °/, der Fälle 


‚ ‚soll Frühgeburt eintreten.. Von 5 Fällen, die ich operierte (4 Der- 
moide, 1 Kystom), hat keiner abortiert, das Kystom war insofern 
 verhängnisvoll 'als ein Jahr nach der Operation sich ein Adeno- 


karzinom der Bauchwunde bildete. In einem sechsten Fall von 


‚Schwangerschaft mit doppeltem Ovarialtumor bei einer Erstgebären- 


rasche Ausdehnung des Leibes und gleichzeitiges Aus- 
bleiben der Regel muß bei schon länger bestehenden 


Da sie über den Rahmen der Klinik hinaus noch nicht Allgemein- 


den riet ich ausnahmsweise abzuwarten, damit die Schwangere die 
Chance hätte wenigstens ein Kind zu bekommen. 


Fehlgeburt ein (mens. 6) bei einem nicht lebensfähigen Kinde. Wie 
ich. später hörte, waren die Tumoren gutartig, und darf auch 


nur in dem Falle, daß man von der Gutartigkeit des Tumors über- 
zeugt ist, ausnahmsweise bei einer solchen Kombination gewartet 
werden, um dann später die Schnittentbindung mit Entfernung. der t 
Tumoren zu machen. Die natürliche Entbindung bei noch. bestehen- . 
dem kleinerem Tumor birgt mehr Gefahren durch Bersten desselben 


bei der Reposition, außerdem wird dieselbe ja nur in den seltensten 
Fällen möglich sein. Eine Reposition wird am besten nur in einer 
Klinik versucht, wo bei Verdacht der Ruptur gleich die Laparo- 


tomie gemacht werden ‚kann; der alleinstehende Arzt sei besonders } 
vorsichtig und unterlasse lieber die Reposition. Die Diagnose wird 


im Beginn der Schwangerschaft bei kleineren Tumoren meist leicht 
sein, wenn derselbe noch neben oder hinter dem Uterus liegt.. Sehr 


Ovarialgeschwülsten stets den Verdacht auf Gravidität 
erwecken. Ovarialzysten sind viel praller gespannt als 
der Uterus. Wächst der. Uterus, so liegt ein kleiner Tumor 
meist vom Uterus gedeckt. Schwierigkeiten der Diagnose entstehen 
gewöhnlich nur bei Kolossaltumoren, wenn keine kombinierte Unter- 


ptur bei abnormer Kinds-, speziell 


| ist nur ganz ausnahmsweise. berechtigt. 


Sie folgte aber 
- nicht meinem Rat, sondern ließ anderswo gleich operieren. Es trat 


ebenso wie in der Schwangerschaft bestehen. 


1 


suchung mehr möglich, hier bilft man sich nach Hegar durch 
Herabziehen der Portio und durch Untersuchung vom Rektum aus, 


bei welcher man das seitliche Auseinanderweichen des supravagi- E 
nalen Collums nach dem weichen Uteruskörper deutlich erkennt. 


Die Punktion der Cyste birgt große Gefahren in sich und 


Bei .der Geburt kann aber 
auch einmal punktiert werden, wenn die Reposition nicht gelingt. 


Bei schwerem Geburtshindernis, speziell im Douglas fixiertem Tumor, 


kann die Sectio caesarea in Frage kommen. Fine normale Ent- 
bindung wird nur bei ganz kleinen Tumoren stattfinden können, 


Ist eine Geburt mit Ovarialtumor gut verlaufen, emp- 


fiehlt es sich trotzdem baldigst denselben zu entfernen 
wegen der Möglichkeit einer Stieldrehung und Infektion. 
Kaltenbach glaubte, daß sogar die Schwangerschaft eine maligne 


' Degeneration des Ovarialtumors begünstigen könnte. 


3. Die Komplikation einer Schwangerschaft mit 


Krebs, speziell Collumkrebs, kann keine so häufige sein, kommt 


aber vor. Meist wird ein rasches Wachstum des Carcinoms èin- 
treten, denn nur im Frühstadium. wird. eine Konzeption möglich 


sein. Die krebsigen Infiltrationen werden durch ihre Härte ein Ge- 


burtshindernis oder mindestens eine Verzögerung_ abgeben; besonders 
ungünstig -wird der Verlauf sein, wenn das Carcinom auf das Para- 


-metrium übergegangen ist. Die Diagnose ist meist. leicht, kann 


aber auch bei Cervixkrebs, der den äußeren Muttermund freiläßt, 


einzelnen Knotens vorkommen. Die. operative Behandlung darf nie- 
mals durch die Rücksicht auf Erhaltung der Frucht verzögert werden. 


‚Wird das Carcinom erst, bei der Geburt erkannt, so kann -diè 


Therapie nur in der baldmöglichsten totalen Entfernung des Uterus, 


Einen solchen Fall 
überweise man am besten der Klinik. Ist dies nicht mehr möglich 


| und muß man im Hause entbinden, so wird man eventuell tiefe 
.Inzisionen zu Hilfe nehmen müssen wegen Rigidität des Gewebes. 


Diese Einschnitte bluten aber oft sehr stark, auch besteht die Ge- 
fahr der Infektion im Wochenbett. Ist die Geburt vorbei, so zögere 
man nicht zu lange, sondern überweise baldigst die Wöchnerin der 
Klinik zur Operation oder Strahlenbehandlung. 


= Referatenteil 


unter besonderer Mitwirkung von 


Prof. Dr. C: Adam, Berlin (Augenkrankbeiten), Prof. Dr. E. Edens, 


St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H. Gerh artz, 


Bonn a. Rb. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. Gräff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haen! ein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geh.- Rat 


‚Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (Versicherungsrechtl. u. gerichtl. 


Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie), Prof. Dr. W.Liepmann. Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. ©. N ordmann, Berlin- 
Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S.Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F.Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 
heiten), Prof. Dr. Rietschel; Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychothera 


pie, medizinische Psycho- 
logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), eo l 
| . geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am Königin Rlisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide. 


Sammelreferat. 


Aus der Universitäts-Kinderklinik Würzburg | 
(Vorstand: Prof. Dr. Rietschel). 
Neuere Milchgemische in der Diätetik des Säuglings. 
| Von Walther Schmitt, Assistent der Klinik. | 


In den letzten Jahren sind mehrere gute Nahrungsgemische | 


in der Säuglingsheilkunde angegeben worden, die teils als Dauer- 
nahrung verwendet, teils aus besonderen Indikationen gegeben werden. 


gut der Ärzte geworden sind, dürfte eine, wenn auch unvollständige, 
Übersicht der einschlägigen Arbeiten von Interesse sein. 


Dabei muß zuerst über den wichtigsten Bestandteil jeder 


‚Säuglingsnahrung, die Milch, einiges gesagt werden. 


'Daß es tatsächlich gelingt, Säuglinge über Monate hinweg 


ohne nachweisbaren Schaden milchlos zu ernähren, sei hier nur als 
Kuriosum erwähnt. Hamburger (47) gab Säuglingen über Wochen 
bis mehrere Monate eine Kost, die die Grundstoffe der Milch in 
anderen Nahrungsmitteln bot. (Leberbrei als Eiweißträger, Eisen- 
und Vitaminquelle, Lebertran, Gemüse- und Fruchtsaft, Einbrenn- 


suppe aus Pflanzenöl und Weizenmehl, Reissuppe, Salzgemische.) 


Vorläufig haben jedoch solche Experimente nür theoretisches Inter- 
esse und, ob nicht auch bei den anscheinend gesund gebliebenen 


Kindern doch Schäden aufgetreten sind, die nur bisher nicht er- 


kannt werden konnten, steht noch dahin, 


Das souveräne Mittel der künstlichen Säuglingsernährung ist 


und bleibt die Milch. - | 

Während in romanischen Ländern der Eselinnenmilch in 
manchen Fällen der Vorzug, sogar vor der Frauenmilch, gegeben wird, 
so, bei debilen, lebensschwachen Frühgeburten und bei Athreptikern 
unter 4 Monaten [Ribadeau-Dumas et Fouet (100), Marfan (79), 
Barbier (6)] haben wir in Deutschland neben der. Kuhmilch praktisch 
nur noch Ziegenmilch zur Verfügung. = 

Ziegenmilch gilt nun von jeher im Volk als besonders ge- 
eignet für die Säuglingsernährung. Ein gewisser äußerer Vorzug 
ist ihr ja auch in der Tat dort nicht abzusprechen, wo sie direkt 
vom Erzeuger bezogen werden kann, während Kuhmilch nur als 
Marktmilch aus der Sammelstelle zu haben ist. Was aber ihre be- 
sondere Eignung als Säuglingsnahrung betrifft, so mehren sich in 


. den letzten Jahren die Stimmen, die sich dagegen aussprechen. Als 


erster dürfte Scheltema (110) schon 1916 darauf hingewiesen 
haben, daß bei Ziegenmilchernährung viel öfter Anämie beobachtet 
werden kann, als bei Kuhmilchernährung. Seitdem kamen aus einer 
Reihe von Kliniken [Aron (8), Blühdorn (12), Brouwer (15), 
Dettweiler (26), de Rudder (108), Stöltzner (123), Stuben- 
rauch (124)] Arbeiten und Beobachtungen, die erkennen lassen, daß 
‘es bei Ziegenmwilchernährung ganz auffallend häufig gegenüber der 
Kuhmilch zu chronischen Schäden kommt, die zu einer hochgradigen 
Anämie (Hayem-Jaksch) führen. Auch wir konnten in unserer 


schwierig werden. Das Careinom kann auch in der Form eines. 


_ (Fortsetzung folgt) . 


Klinik im Laufe der letzten Jahre mehrere Fälle von typischer 
. Ziegenmilchanämie beobachten, deren Heilung bei Umstellung der 
| Kost in den meisten, nicht allzu fortgeschrittenen Fällen- gelang. 


- “ Erklärungsversuche zu dieser Beobachtung liegen bis jetzt nur 
re vor. Stöltzner (123) ‚denkt an Hämolyse durch die lös- 
jiehen Fettsäuren, die’in der Ziegenmilch in 8fach größerer Menge 
is in der Frauenmilch enthalten sind. Dettweiler (26) wendet 
sich gegen diesen Erklärungsversuch. Wenn Anämie bei Ziegenmilch- 


andhong beobachtet. wurde, so sei dies kein. Erfolg der Ziegenmilch 
an. sich, sondern es- komme nur bei vitaminarm ernährten Tieren 
yon. de Rudder (108) ist geneigt sich Stöltzner anzuschließen 
' md'wendet sich gegen Dettweiler. Blühdorn (12) wiederum. 
piht: sich sowohl gegen die Fettsäurehypothese wie gegen die 
Avitaminösentheorie aus. Nach ihm wirken mannigfache Bedin- 
-` gingen zusammen, wie die schlechtere Ausnutzung des Eisens, eiņe- 
- ‚erhöhte Neigung zu Seifenstuhlbildung usw. Gött (41) schließlich 
"denkt an gewisse hämolytische Gifte (Saponine); die den von den 
Ziegen bevorzugten Blättern eigen sind, und dort, wo solche Blätter 
` den Tieren vorzugsweise verfüttert werden, zu einer Vergiftung der 
. Milch führen mögen. $ i Zen 
- Jedenfalls ist dieser Frage ein erhöhtes Interesse .zuzuwenden 
` ud wir räfen immer, der Kuhmilch den Vorzug zu geben, wenn 
beide Mileharten in einwandfreier Qualität zur Verfügung stehen. 
-Um etwaige Schäden von Frischmilch nicht einwandfreier Her- 
kukt auszuschalten, macht man aber auch neuerdings von 'fabrik- 
mäßig hergestellten Milchdauerpräparaten wieder mehr Gebrauch. 
In Zeiten der Milchnot bzw. an manchen Orten (z. B. Tropen- 
gegenden) kann man ja unter Umständen auch ganz dringend auf 
‚So angewiesen sein. o | 
=, „Kondensmilch wurde schon früher vielfach verwendet. Seit 
- Am Errungenschaften der modernen Vitaminlehre ist man davon 
Jedoch wieder mehr abgekommen. Doch haben neuerdings monate- 
°  IngeEmährungsversuche der Amerikaner Wolf und Sherwin (132) 
- gaeigt, daB bei Zugabe von Orangensaft, Kondensmilch der Roh- 
 , miht der pasteurisierten Milch im Erfolg nicht nachsteht und 
dib besonders keine‘ gastrointestinalen Störungen auftreten. Und 
. ‚Yariot (127) wies nach, daß die gezuckerten, bei 50° eingedampften 
- Imdenmilchen eine normale Entwicklung des Säuglings gewähr- 
- dest Rachitis beobachtete er dabei nür selten, Skorbut trat nie 
al Er meint deshalb, daß Fermente und Vitamine erhalten bleiben. 
Im Gegensatz hierzu stehen nach ihm die nichtgezuckerten Kondens- 


hilchen, „welche unter starker Hitze (meist 110—120°) eingeengt‘ | 


med (z. B. Nestles Kondensmilch). Dabei sah er’ regelmäßig 
Slowerscheinungen auftreten. Comby meint dazu, daß zwar die 
gesicherten Kondensmilchen wohl weniger skorbutigen wirken, hält 
“ Me aber doch nicht für absolut unschädlich. Jedenfalls ist bei Ver- 
 Wadung von Kondensmilchen unter ‘allen Umständen die regel- 
> mifigo Zugabe von Orangen-, Zitronensaft oder anderen Vitamin- 
p äger angezeigt, | E ae 
< „ Zählreiche Arbeiten im In- und Ausland untersuchen die Brauch- 
or es der verschiedensten Trockenmilchpräparate [de Angelis (2), 
a et Dorlencourt (5), Blackham (10), Bosworth (18), 
aid), Clark und Collins (21), Comby (22), Cavonaugh 
ke and Hall (20), Czerny (23), Dubost et Frangois (27), 
Der) Helmreich und Schick (50), Heß (58), Lang- 
`, Mil e} Leary (12), Méry, Aviragnet, Lesné, Lereboullet, 

Dat Halle, Dorlencourt et Schreiber (82), Neuland und 
dr, 88), Nobel und Wagner (92), Scurfield (116, 117), 
„pp (121), Suppl&e (125), Washburn (131)]. Die Trocken- 
alle verspricht schon deshalb von vornherein für die Säuglings- ` 
a Enel zu sein, da neuere Verfahren es ermöglichen, 
ai Temperaturgraden herzustellen, die eine Erhaltung der natür- 
3 Ran chemischen Eigenschaften und. vor allem des Vitamingehaltes 
po Aschmilch gewährleisten. In. der: Tat lauten auch die Urteile 
Ale urchweg zustimmend, ja teilweise begeistert. Czerny stellt | 
= gendo Forderung für eine gute Trockenmilch auf: Sie muß’sich 

hl Wasser ohne Bodensatz suspendieren lassen; 2. monatelang 
: nali sean; 3. weder an Geschmack noch an chemischen Eigen- 
Matten einbüßen, | 


An Deutschland liefert das. bei uns ‚gebräuchliche Krause- 
mm ngsverfahren ausgezeichnete Präparate, die diesen Anforde- 
| Klar entsprechen [Czerny(28),HelmreichundSchick (60), 
| Bl ‚und Peiper (87, 88), Nobel und Wagner (92)]. Be- 
Ali s Minimen kommen, wie üblich, aus Amerika, wo. viele 
4 uhr üle Trockenmilch als der Frischmilch geradezu überlegen 
wein Ihnen schließen sich vor allem die Franzosen an. Auch 
ae und Italien sind mit günstigen Urteilen vertreten. Alle 
rer die Brauchbarkeit der Trockenmilch bei der Ernährung des. 
5 M wie des kranken Säuglings und loben vor allem -ihre 


= Be mae 
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können heute wohl nicht mehr aufrecht erhalten werden. Wir ver-. 
wenden in unserer Klinik seit geraumer Zeit die Trockenmilch der 


dahin zusammenfassen, daß die Trockenmilch im Erfolge der Frisch- 
„milch anscheinend nicht nachsteht.... . ie 


. undMehl stets gleich erhalten bleiben. Beis 


Feuer (Asbestplatte) unter starkem Umrühren. so lange gekocht. bis. :\. Me ei 
-die Masse. nie dünnflüssig und bräunlich erde u DIS. 


- } ER Bee K er, ; Ka. uf 

' > s : t u J F ii anan H 

D E ee, lage ade juai 

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y : } en F ION ai D a S ta : a i i Br u a Br LE en a A pi Ei keplet 

2 s7 FR: ` x ENTE au ii a A E E aa ir Es 

` nz Be N Ts s nz N i 7 E 1085- i N i E z B ' len Be re KIERTEEN Lrh , a no 

L.. l i \ j Banai en a R i Be ta ARTN Poarte s NEE 

Elle 

ae a en eu N 

‚hygienischen Vorzüge (Keimarmut, - Haltbarkeit, Sauberkeit. in der. Ä Te 

Verarbeitung, Vermeidung schädlicher Nahrungsreste . usw.).. ` Nur SER Pe Bin 

vereinzelt wird über Vitaminarmut, von anderen über geringere PER HN 

Bekömmlichkeit gegenüber der Frischmilch geklagt, was mit an.dem BE) 

verwendeten Präparat liegen mag. © © E SO en IA N 

| Es ist sicher zu weit gegangen, wenn man die: Troekenmilch ze, Ä n sie i 

als auch einwandfreier Frischmilch überlegen ansehen will.. Wir.- Se 
a 1 . ; z ET Ei a ; : á Se DE N: 
schließen uns hier Czerny (28), Langstein (69) und Rietschel” ` Bun 
an, wenn sie die Trockenmilch eben immer nur als Ersatz. der dt 


'Frischmilch ‚verwendet wissen. wollen. Freilich die Befürchtungen. me 
Langsteins hinsichtlich der chemischen Veränderung und der Vitamin- `; 
‘armut und ihre Gefahren, die Rietschel früher: ebenfalls. teilte, 


Edelweißwerke Schlachters (Kempten, Allgäu), die’unter Kontrolle 
der Berliner Kinderklinik. steht, sowohl bei gesunden, ‚wie kranken - . 
Kindern.. .Es werden. daraus . alle gebräuchlichen Milchmischungen- ’- 
der. Klinik ‘hergestellt, und wir ‚können unser vorläufiges Urteil - 


- Es verdient noch Erwähnung, daß aus Amerika auch bereits 

über . günstige Erfolge mit Eiweißtrockenmilch .berichtet : wird . 

(Sauer (109). Die Franzosen [M&ry, Aviragnet (82) uw] 
finden sogar eine Eiweißmilch, die sie aus einem Präparat von: 
halb entrahmter Milch herstellen (mit 6 %/, Eiweiß‘ und 1°/, Salzen) ` 
der Finkelsteinschen Originaleiweißmilch. überlegen. Ein’ ähn- ` 
liches deutsches Präparat wird- wohl nicht‘ mehr lange: auf sich. 
warten lassen. — Et ER er Bee Ve 
| Um welche Milchmischungen ist nun. in den letzten. Jahren `- 
die Diätetik des gesunden 'und des kranken Säuglings bereichert 


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worden und welche Erfahrungen 'liegen darüber vor? © i 
. Ich möchte mich hier auf diè Besprechung der bekanntesten: - 
Milchmischungen beschränken und zwar. der Buttermehlnahrung 
nach Czerny-Kleinschmidt,. des Buttermehlbreis und 'der 
Buttermehlvollmilch nach Moro, der Dubonahrung nach - 
Schick, der peptisch vorverdauten Milch nach Bessau und ` 
der Sauermilchen. | ee ON Br 


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1: Buttermehlnahrung nach Ozerny-Kleinschmidt, we j 
Im Jahre. 1918 gaben Czerny. und Kleinschmidt (24) 
eine „Buttermehlnahrung für schwache Säuglinge“ an. Sie schloß sich © ~. 
an andere fettreiche Gemische, wie die Sahnenmilchen, mit dem Unter-.. | 
schiede an, daß bei ihr das Fett und die polyvalenten Kohlehydrate _, 


als Buttermehlschwitze zugeführt wurden!) I 
Nach Angabe der Autoren ist diese Art, der Fettanreicherung - . < 
den sonstigen Methoden im klinischen Erfolg ganz entschieden - -7 
überlegen. Sie benützten die Nahrung vor allem bei Kindern im © 
1. Lebenstrimenon unter 3000 g Gewicht und zwar begannen sie bei 
Kindern, die weit unter 3000 g schwer waren, die Ernährung. mit BR 
'1/ Milch und ?2/, Buttermehlabkochung, bei den Kindern, die sich ` 
dem Gewicht von 3000 g` :näherten oder dasselbe ‘überschritten, ` ' 
wurde :?/, Milch mit 3/s Buttermehlabkochung “verdünnt. . Die Ge- 


| 1) Das Originalrezept lautet! Die Butter, die Verwendung. findet, 
bedarf keiner besonderen Prüfung, da auch jede Butter minderer 
Qualität brauchbar ist.‘ Auch das Weizenmehl braucht -nicht die feinste - 
Qualität aufzuweisen, immerhin möchten wir, wenn uns die Wahl. frei . 
steht, den feineren kleiearmen Sorten den Vorzug geben.‘ Die.Mischune _ 
mit Kuhmilch, besonders. wenn sie noch mit etwas Zucker. gesüßt ist.  . 
hat einen angenehmen Geschmack, so: daß sie die Säuglinge im allge- p EEEN 
meinen: gern nehmen. Die Relation von Butter, Mehl, Wasser und A ehr 
Zucker, die wir empirisch als zweckmäßig festgestellt: haben; ist ` | aqa 
folgende: Auf. je 100 g Verdünnungsilüssigkeit kommen. 7 æ- Butter. 
7 g Mehl, 5g Kochzucker, wobei es erlaubt ist, ein wenig’nach-oben . 
oder unten abzurunden. Doch muß das Verhältnis zwischen Butter : 
ielsweise bringt man ` 
| ocht diese über ge- > ; al A 
m Feuer unter starkem Umrühren mit einem Holzlöffel, bis sie. > RA i 
schäumt und der Geruch nach Fettsäuren verschwindet (3—5 Minuten), | aiet 
Dann fügt man 20 g Weizenmehl (Feinmehl). hinzu und. vermengt dieses. nA jii Me. | 
mit'der zerlassenen Butter. Beides zusammen wird. nun auf gelinden . 2 N 
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‚20 & Butter (statt 21) in einen Kochtopf und . 
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| Ä en. ist. (etwa . <”; IN rei. th: 
4—5 Minuten): Jetzt werden 300 & warmes Wasser und 15 g Koch- KIN N 
zucker zugegeben, ‚nochmals aufgekocht, durch ein. Haarsieb - egeben 
und Schließlich das ganze noch warm der abgekochten und erkalteten 
Kuhmilch zugesetzt. ‚Ein Hinzufügen von Salz erübrigt sich bei dm “` 
Salzgehalt : der Butter, ebenso ist eine. nochmalige Sterilisation der 


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fertigen Milch nicht zu empfehlen, ‚dauernde Kühlhaltung aber unbe: > Be iin Ri 4 EN 
dingt erforderlich. . eh m as WANNE IST. 


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1086 


samtmenge- der Nahrung wurde so dosiert, daß sie 200 cem pro 


Kilogramm Körpergewicht nicht überschritt. Meist wurde jedoch 
erheblich darunter gegeben. z 

Was den Erfolg betrifft, so rühmten sie in erster Linie, daß 
die Gewichtskurven stetige Zunahme, ähnlich wie Frauenmilch- 
kurven, zeigten. Auch das Längenwachstum der Kinder war dabei 
sehr befriedigend. Das Aussehen und der Turgor der Kinder wurden 
ganz auffallend gut und die Säuglinge zeigten guten Fettansatz. 
Ein weiterer Vorteil der Nahrung schien eine Resistenzerhöhung 
gegenüber akzidentellen Infekten zu sein. Diese Erfolge konnten 
in erster Linie bei zwar schwächlichen, aber sonst nur wenig ge- 
störten Kindern beobachtet werden. Mißeriolge dagegen traten auf 
bei akuten Dyspepsien, auch wenn sie schon in der Reparation be- 


griffen waren, weiter bei Erythrodermia desquamativa. Kinder mit | 


exsudativer Diathese zeigten keine Verschlimmerung 


. Kraniotabes 
' trat auch unter Buttermehlnahrung auf. | | 


\ 


Um nun ihre guten Erfolge bei der Butiermehlnahrung zu 


erklären, denken Czerny und Kleinschmidt einmal daran, daß 


die durch die Erhitzung der Butter bedingte Entfernung der niederen 
Fettsäuren von großer Wichtigkeit sei. 


dem vermuten sie auch in der chemischen Veränderung des ge- 


rösteten Mehles einen Vorteil. Auch der relativ geringe Eiweiß- 
gehalt erscheint ihnen besonders notwendig für die Ernährung 
debiler Kinder. | 


Diese Buttermehlnahrung fand rasch allenthalben Nachprüfer, 
die teils mit ‘dem Öriginalrezept, teils mit Modifikationen ver- 
schiedenster Art arbeiteten [Brinckmann (14), Brown, Curtney 
and MacLachlan (16), Brückner (18), Brunnthaler (19), 
Elizalde (28), Epstein (29), Ernberg (80), Exchaquet (31), 
Flesch und Torday (34), Friedberg (36), Frontali (87), 
Gauthier (38), Gismondi (89), Griffith and Crozer (44), 
Griffith, Crozer and Mitchell (45), Hamburger (46), 


Kaczke (56), Kasteele (59), Kleinschmidt (61), Klerker (63), | 


Klotz (64), Krasemann (66), Lange (68), Löwenburg (75), 
Mendelsohn (81), Mitchell (83), Neuland und Peiper (87), 
Niemann und Foth (89), Noack (90), Poulsen (95), Plan- 
tenga (94), Reiche (97), Resch (98), Rietschel.(101, 102, 105), 
Rhonheimer(99),Schloßmann(114),Schoedel (115), Wolff(133), 
Zielaskowski (134)]. | 

Im allgemeinen schließen sich die Urteile den schon von 
Czerny-Kleinschmidt gemachten Erfahrungen an. Die Indi- 
kationen werden erweitert und schärfer umrissen. Immer wieder 
kehrt die Empfehlung bei Frühgeburten, Hypotrophikern, Rekon- 
valeszenten ohne Dyspepsie, kurzum bei Kindern, die. hinter der 
Entwicklung gleichalteriger ohne schwerere Störungen zurück- 
geblieben sind und nicht recht gedeihen wollen. Bei Frühgeburten 
besonders wird die Buttermehlnahrung als ganz besonders erfolg- 
reich bei Zwiemilchernährung mit Frauenmilch gerühmt. 

Immer wieder aber auch wird gewarnt vor Anwendung .der 
Nahrung bei akuten und chronischen Durchfällen, bei parenteralen 
Infekten und vor allem bei dekomponierten Kindern. Sie sind 


meistens in ihrer Toleranzbreite für Fett dermaßen geschädigt, daß 


die Fettzulage der Buttermehlnahrung, wenigstens in ihrer Original- 
form, zur Katastrophe führen kann. Was die Rachitis betrifft, so 
sahen die meisten Autoren keine günstige Beeinflussung durch die 


Nahrung, wie auch schon Gzerny-Kleinschmidt bei Fütterung 


mit Buttermehlnahrung Kraniotabes auftreten sahen. Eine Hebung 
der Resistenz gegenüber parenteralen Infekten aller Art konnte nur 
von einem Teil der Nachprüfer bestätigt werden. Immerhin steht 
Klotz (64) vereinzelt da, wenn er eine ausgesprochene Neigung 
zu parenteralen Infekten bei Buttermehlnahrung feststellen will. 
Unsere Erfahrungen gehen doch im aligemeinen dahin, daß die 
Buttermehlkinder weniger zu parenteralen Infekten neigen bzw. sie 
leichter überstehen als bei nicht fettangereicherten Nahrungen. Bei 
den Erscheinungen der exsudativen Diathese stehen den Urteilen, 
die Besserung beobachteten, wohl ebenso viele gegenüber, die Ver- 
schlechterungen sahen, so daß man hier den Eindruck gewinnt, 
daß die exsudative Diathese von der Buttermehlnahrung nicht beein- 
flußt wird. Wir können diese Beobchtung, . die auch für sonstige 
fettreiche Gemische Gültigkeit hat, aus der Erfahrung unserer Klinik 
voll und ganz bestätigen. Erythrodermia desquamativa dagegen 
scheint schlecht von Buttermehlnahrung beeinflußt zu werden, was 
ebenfalls Czerny-Kleinschmidt in ihrer ersten Arbeit schon fest- 
stellen konnten. Viele Autoren haben die Nahrung auch beim ge- 
sunden Kinde mit ausgezeichnetem Erfolge erprobt und empfehlen 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


Dann aber messen sie der 
Korrelation von Fett und Mehl eine wesentliche Rolle bei; außer- 


| Buttermehlnahrung geführt. 


3. August 


sie daher als Normalnahrung; andere dagegen wollen sie nur als 
Heilnahrung in der Hand des Arztes angesehen wissen und warnen 
davor, das Rezept dem Laien in die Hand zu geben. 28 
Was die theoretische Grundlage der Nahrung betrifft, so be- 
stätigt Löwenberg (75), daß bei einem Röstprozeß von nur 5 Mi- 
nuten aus der Butter im Gegensatz zur Sahne 50 °/, der flüchtigen 
Fettsäuren verschwinden. Rietschel dagegen konnte kaum eine 
Abnahme der Fettsäuren feststellen. Er findet überhaupt auch in 
Buttermeblnahrung obne Einbrenne, sowohl in der frischen als bei 
Magenausheberung nach 2 Stunden so wenig Fettsäuren, daß er 
ihrer Anwesenheit keinen Wert beilegt. Er weist darauf hin, daß 
auch in der sauren Milch, die unbedenklich mit ausgezeichnetem 
Erfolg verfüttert werden kann, sehr viel mehr flüchtige Fettsäuren 


. durch Milchsäuregärung vorhanden sind. Klinisch konnte er denn 


auch von einer Buttermehlsuppe, in der das Fett nur durch Schlagen 
mit dem Schneebesen fein verteilt war, die gleichen Erfolge sehen 


wie von der Einbrennenahruug. Nach ihm beruhen deshalb die 


Erfolge nicht auf dem Einbrenneprozeß, sondern auf der Fettanreiche- 
rung, der Korrelation der 3 Nahrungsstoffe und dem Kalorienreichtum. 


Die dadurch ermöglichte geringe Nahrungsmenge und geringe Wasser- 


zufuhr scheinen für die Aufzucht debiler Kinder besonders günstig. 
zu sein. Auch Moro (84) hält die Entfernung der niederen Fett- 
säuren für ganz unwesentlich. Noack (90) fand, daß sich Butter- 
mehlnahrung und Sahnemilch weder in der Ammoniakausscheidung 
noch in der Fettausnützung unterscheiden. Er hält deshalb die 
Entfernung der niederen Fettsäuren durch, Einbrenne ebenfalls für 
bedeutungslos. Auch Klercker (63) meint, daß die Buttermehl- 
röstung die Fettsäuren nicht entferne, wohl aber deshalb zweck- 
mäßig sei, weil sie den richtigen Hitzegrad zur Dextrinisierung des 
Mehles anzeige. Dieser Röstprozeß des Mehles scheint doch mit 
einen wesentlichen Faktor des Erfolges zu bilden, wie Klein- 
schmidt (61) selbst in einer späteren Arbeit durch Austausch- 
versuche nachweisen : konnte. Es wird dadurch eine langsamere, 
auf einen größeren Darmabschnitt verteilte Resorption des Mehles 
erzielt. Wir wissen dies auch aus neueren Arbeiten [Grafe und 
v. Schröder 42)] der Diabetesliteratur und wir selbst haben auch 


_ von der Anwendung eines trocken auf der heißen Pfanne leicht ge- - 
 bräunten Mehles recht Gutes ‘gesehen. 


Was die Ausnutzung der Nahrungsstoffe bei Buttermehlnahrung 
anlangt, so sind die Stoffwechselversuche von Stolte (122) und von 
Zielaskowski (134) bedeutsam, die eine sehr gute Kohlehydrat- 
und Fettresorption und ebenso eine ausreichende Stickstoffretention 
nachweisen konnten. u 
Durch die Praxis wurden viele Autoren zu Modifikationen der 

Ich möchte mich hier auf die von 

Rietschel angegebene beschränken. Einmal ist das Czerny- 
Kleinschmidtsche Originalrezept leicht mißverständlich, wovon 
wir uns immer wieder überzeugen müssen. Zum zweiten sind die 
von den Autoren gerade für die kleinsten Kinder angegebenen Fett- 
mengen, die sich bei einer 1/, Milch-Buttermehlsuppe auf 5—6 °/o 
belaufen, nach den Erfahrungen unserer Klinik entschieden zu hoch. 
Auf demselben Standpunkt steht auch Epstein (29) und Finkel- 
stein (Lehrbuch 3. Aufl), Auch Hamburger (46), als Schüler 
Czernys, wendet nach jahrelangen Erfahrungen heute viel geringere 
Mengen Fett an, indem er variable Mengen der Mehlabkochung in der 
gewöhnlichen Halbmilchmischung durch Buttermehlabkochung ersetzt. 
Wir verwenden daher in unserer Klinik seit Jahren eine Butter- 


mehlnahrung mit 2/, bis 2/ Milch (Normal: Halbmilch; für Neu- 


geborene, Frühgeborene und ganz junge Kinder: 2/, Milch; vom 5. ' 
bis 6. Monat ab 2/, Milch). Dazu kommen 3 °/, Butter, 3 °/, Mehl 
und 5 °/, Zucker. Dabei fangen wir bei unsicheren, noch in der 
Reparation stehenden Kindern, aber auch bei Atrophikern leichteren 
Grades ohne Dyspepsie, kurzum bei Kindern, bei denen wir eine 
Schädigung der Fett- und Kohlehydrattoleranz befürchten müssen, 
mit einer 1°/,igen Buttermehlschwitze an, um bei Erfolg langsam 
auf eine 3°/,ige Einbrenne hinaufzugehen. Dadurch können die 
Indikationen für diese ausgezeichnete Nahrung wesentlich erweitert 
werden. | 

In den letzten Jahren sind nun auch hier in Würzburg unter 
dem Material der Klinik, Poliklinik und namentlich auch der von 
uns versorgten Mütterberatung der Säuglingsfürsorge Hunderte von 


Kindern, zum großen Teil normaler Entwicklung, mit Buttermehl- 
` nahrung groß gezogen worden und es macht immer wieder Freude, 


wenn man erfährt, daß ein Kind, das man nach seinem Entwick- 
lungszustand, seiner gesunden bräunlichen Hautfarbe, seinem guten 
Turgor, seinem festen kernigen Fettpolster für ein Brustkind halten 


3. August 


möchte, seit Monaten ausschließlich mit Buttermehlnahrung ernährt 


wird. Nur selten trifft man bei. anderer Ernährung Kinder, die sich 
so sehr dem Typ des gesunden Brustkindes nähern. Wir stehen 


daher nicht an, die Buttermehlnahrung neben ihrer Anwendung als 


Heilnahrung bei debilen Kindern, auch als normale Winternahrung 


für das gesunde, unnatürlich ernährte Kind zu empfehlen. 

_ Nicht mehr als Modifikation, sondern schon als eigene Heil- 
nahrung kann man die von Kleinschmidt (61) angegebene Butter- 
milch-Buttermehlnahrung bezeichnen. Sie vermag auch bei akuter 


Dyspepsie ganz Ausgezeichnetes zu leisten. Kleinschmidt geht 


dabei so vor, daß er zuerst nach Teepause Buttermilch ~- 3 °/, Maizena 


‚ohne Zucker gibt, dann nach 2 Tagen mit einer 2 %/,igen Einbrenne 


anfängt und bis 4 %/, steigert, schließlich bis zu 5°/, Nährzucker 
zulegt, den er später durch Rohrzucker ersetzt. Diese Nahrung hat 
vor der Eiweißmilch den Vorzug, daß sie nicht nur als Heil-, sondern 
auch als Dauernahrung zu verwenden ist. Als solche ist sie auch 


moh Kleinschmidt besser, als holländische Säuglingsnahrung: 


_ Kaozke (56) bestätigt voll und ganz Kleinschmidts Er- 


folge mit Buttermilch-Buttermehlnahrung. Auch er sah sehr gute 


Emährungserfolge bei frischer und chronischer Dyspepsie und Dys- 
trophie. Die Stühle besserten sich rasch, die Reparation trat bald 
ein und die Kinder gediehen weiterhin recht gut. Er zerlegt die anti- 
dyspeptische Wirkung der Nahrung in 2 Komponenten: die Butter- 


_ milch hemme das Koliwachstum und sterilisiere so die kolibesiedelten 


oberen Dünndarmabschnitte; das Fett der zugesetzten Einbrenne wirke 
gärungshemmend und fäulnisfördernd durch Anregung der Darmsaft- 
sekretion, das geröstete Mehl sei-schwerer resorbierbar und gelange 
so in die unteren Darmabschnitte, wo es die physiologische bakte- 
rielle Gärung fördere. Rietschel hat schon seinerzeit bei seinen 
Versuchen mit süßer und saurer Buttermehlnahrung gefunden, daß 


die sauergewördene Buttermehlnahrung der süßen im Erfolg viel- . 


fach überlegen war. Seitdem verwenden auch wir eine Buttermilch- 
Buttermehlnahrung und können uns den guten Erfahrungen vor- 
genannter Autoren voll anschließen. 


j Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siohe auch Therapeutische Notizen.) 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 23 u. 24. 

Nr. 23. Über die primäre, autochthone oder maranlische Hirnsinus- 
thrombose berichtet 0. Klein (Prag), Sie tritt zu allen jenen Grundleiden 
hinzu, bei denen die die Thrombenbildung begünstigenden Bedingungen: 
Verlangsamung des Blutstroms, veränderte Blutbeschaffenheit und ana- 


„komische Läsion des Endothels der Venenwand gegeben sind. (Davon zu 
unterscheiden ist die infektiöse oder sekundäre Hirnsinusthrombose, die 
sich entweder per continuitatem oder metastatisch an infektiöse Prozesse. 


des Schädels, Gesichtes, «wie Erysipel, Furunkulose, Otitis media, an- 


schließt.) ‚In Symptomatologischer Hinsicht ist das Bild der Sinusthrombose 
‚va dem der Meningitis meist kaum zu unterscheiden. Beschrieben 
| vird ein Fall, wo ein Magenkarzinom, das symptomlos verlief, zur 


Sinusthrombose führte. Auch hier glich das Bild dem einer Basilar- 
meningitis, An eine marantische Hirnsinusthrombose konnte nicht ge- 


dacht werden,.da kein mit Kachexie einhergehendes Grundleiden gefunden 


wurde. Anamnestisch fehlte jeder Anhaltspunkt für das Bestehen eines 


‘Schweren Magenleidens. Das Erbrechen konnte als Begleitsymptom des 


erhöhten Hirndrucks mit dem übrigen klinischen Bilde sebr wohl in Ein- 
klang gebracht werden. 

i Die Biutkörperchensenkungsreaktion bei Encephalitis epidemica 
“orlem H. B. Lorenz und A. Berger (Breslau). Gesetzmäßigkeiten im 


Ablauf‘ der Blutkörperchensenkung bei Enzephalitikern ließen sich weder 


beim unbeeinflußten" noch bei dem mit Kaseosan vorbehandelten Patienten 


feststellen. Daher ist dieser Reaktion auch kein differentialdiagnostischer 


Wort beizumessen, Nicht nur pathologische Beschleunigung, sondern auch 


krankhafte Hemmung der Senkungsgeschwindigkeit konnte nachgewiesen . 


worden. 


vo En die isolierte Erkrankung des Otolithenapparates weist Theodor 
= ehormann (Budapest) hin. (Die Otolithen wachen über das 
en des Ruhezustandes, während die Bogengän ge hauptsäch- 
si ` Boweg ungen ihre Rolle zu spielen haben.) Die Diagnose der 
rong isolierten Otolithenerkrankung ist nur berechtigt, wenn kein 
à Eh besteht. Dessen Gegenwart muß als Zeichen der Miterkran- 
Sym ia Bogengänge betrachtet werden. Beschrieben wird ein neues 
ir aF isolierten Erkrankung des Otolithenapparates, das darin þe- 
veger as der Otolithenschwindelanfall durch kurzes, ruckweises Be- 

gon, Schütteln des Kopfes, unterbrochen werden kann. (Auch bei 


(Schluß folgt.) 


: er 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. = -1087 


der auf einer Ermüdung des statischen Organs beruhenden Seekrank- 
heit beseitigt ruckweise Bewegung des Kopfes den Schwindel. Das go- 
schieht in dem „Zitterstuhl“, einem Armstuhl, den ein kleiner Elektro- 


motor in beständigem Zittern erhält. Es ist wahrscheinlich, daß das 


Zittern auf die Otolithen wirkt.) _ 


Über die Pneumokokkenperitonitis der Kinder berichtet Strauß. 


(Biebrich a. Rh.). Erkrankt ein Mädchen im mittleren Kindesalter u 
Pneumokokkenperitonitis kommt fast ausschließlich bei Mädchen von 3 bis 
10 Jahren vor — plötzlich mit heftigen Leibschmerzen, starkem Erbrechen, 


hohem Fieber und Durchfällen, so soll man an Pneumokokkenperitonitis 


denken. Durchfälle sind fast die Regel bei dieser Erkrankung, bei Appen- 


dizitis selten. Ausschlaggebend ist. aber der palpatorische Befund. . 
Zeigt sich bei sorgfältigster Untersuchung dann noch der Leib rechts nicht 


schmerzhafter als links, auch die Muskelspannuug rechts nicht mehr als 
links, so kann man eine von der Appendix ausgehende Erkrankung aus- 


schließen und die Diagnose Pneumokokkenperitonitis stellen. Dann warte 
man den für die Operation günstigen Moment ruhig ab. Denn hier ist die 


Spätoperation das Richtige (Sicherheit der Diagnose vorausgesetzt). 

Zwei Fälle von Leuchtgasvergiftung hat F. Rosenberger (München) 
beobachtet. In dem einen Falle trat lautes Schreien nach plötzlicher 
Einatmung großer Gasmengen auf, in dem andern kam es plötzlich zu 
starker Bewußtseinstrübung. Als Gifte kommen unter Umständen auch 
unvollständige Verbrennungsprodukte noch in Frage. | 

Ein neues Okklusivpessar empfiehlt K, Bergl (Prag). Die üblichen 
geschlossenen Schutzkappen führen zu Sekretstauungen. Das vom Ver- 
fasser konstruierte Pessar kann nach Belieben bei unverändertem Sitz zum 
Sekretabfluß geöffnet werden. Es wird daher meist in Offenstellung ge- 
tragen. Nur vor der Kohabitation muß die Frau das Ventil schließen, um 
es nachher, allerdings erst nach einer desinfizierenden Scheidenspülung, 
wieder zu öffnen. Vor der Menstruation entfernt die Frau das Pessar 
selbst; das Wiedereinsetzen geschieht durch den Arzt. Das Liegenlassen 
der Schutzkappe zwischen zwei Regeln verstößt also nicht gegen die Vor- 
schriften der Hygiene. (Das. „Salus-Pessar“ ist in 10 Größen erhältlich 
bei Berthold Schroll, Berlin S., Prinzessinnensir. 16.) 

Nr.24 DieÖdemkrankheitkommt nach H. G erhartz(Bonn) auch ohne 
nachweisbare Herzinsaffizienz vor. Diese gehört also nicht zum typischen 
Bilde der essentiellen bradykardischen Ödemkrankbeit. . 

Chronische Durchfälle bei neuropathischen Kindern jenseits des 
Säuglingsalters führen nach B. Leichtentritt (Breslau) oft eine Ver- 


 armung des Organismus an lebenswichtigen Stoffen herbei (Avita- 


minosen). Diese'Zustände sind mit gemischter Kost, unter Umständen 
auch mit gesteigerter Vitaminzufuhr zu bekämpfen (z. B. mit Metagen, 
das die drei bekannten Vitamine in konzentrierter Form enthält). 

Die kongenitale Tuberkulose erörtert W. Kuhle (Greifswald). Eine 
bazilläre Vererbung, d. h. eine Übertragung durch Ovulum oder Sperma 


kommt nicht vor. Dagegen kann die Infektion intra partum erfolgen, wo 


durch die Eröffnung der Bluträume den in der Plazenta befindlichen 


Tuberkelbazillen Gelegenheit geboten wird, in das Gefäßsystem der Frucht 
zu gelangen. Die Infektion intra partum fällt zeitlich beinahe mit einer 


extrauterinen Infektion zusammen. (Mancher Fall, der bei der Mutter ver- 
blieb und als extrauterin infiziert angesprochen wurde, ist vielleicht äls 
eine Infektion intra partum zu deuten.) | 

| Über halbseitige Rachenlähmung (Lähmung des von den Kon- 
striktoren des Rachens eingeschlossenen Schlundrohres; zu unterscheiden 
von der Gaumensegellähmung) nach Grippeenzephalitis berichtet Bo enning- 
haus (Breslau). Die Diagnose der halbseitigen Rachenlähmung durch 
Würgen festzustellen, ist nicht in allen Fällen möglich. (Bei Berührung 
der hinteren Rachenwand mit der Sonde wird mitunter nicht wie gewöhn- 
lich die hintere Rachenwand nach der gesunden Seite verzogen, vielmehr 
kann bei Übererregbarkeit des Rachens der Würgereflex so stark sein, daß 
die kontrahierenden Gaumenbögen die hintere Rachenwand verdecken; oder 
bei starker Untererregbarkeit tritt überhaupt kein Reflex ein.) Dagegen 
gelingt der Nachweis dieser Lähmung immer durch die Phonation, wobei 
sich auch die hintere Rachenwand kontrahiert (energische Verziehung .nach 
der gesunden Seite hin). F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 19 u. 22. 


Nr. 19. Über die Bestimmung des Wismuts in Organen, Biot, Harn und 
Stahl sowie über seine Ausscheidung berichten W. Autenrieth und 
Armand Meyer (Freiburg i. Br.). Kleinste Mengen Wismut lassen sich 
durch Überführung in das Kaliumwismutjodiddoppelsalz mit hinreichender 
Genauigkeit auf kolorimetrischem Wege bestimmen. Etwa beigemengtes 
freies Jod kann mit Chloroform ausgeschüttelt werden. Vorhandenes Queck- 


silber stört die Wismutbestimmung nicht, denn es bleibt als farbloses 


komplexes Mercurikaliumjodid K(HgJ,) in Lösung. Organe, Blut usw. 
werden mit Salzsäure und Kaliumcblorat aufgeschlossen. 


en. tt 


-nrm A e 
. 


1088 


gut vertragen worden. 


~ 


'E. K. Frey (München) weist auf die Erfolge hin, die bei schwerem 
Asthma bronchiale sowohl mit der Exstirpation sympatbischer Ganglien 
. Er betont, daß 

Vagus und sympathisches Ganglion Bestandteile des regulierenden 
nervösen Apparates des Herzens sind ‘und daß für ein schon geschädigtes 


Herz die Ausschaltung auch nur eines Teils seiner regulierenden Nerven 
. von schwerwiegendster Bedeutung ist. 


als mit der Durchschneidung des Vagus erzielt wurden. 


schädigung bildet also eine Gegenanzeige gegen die genannten Operationen 


Zur Punktion der Cisterna magna (cerebello-medullaris) äußert 

imi In 5 Fällen von Syphilis des Zentralnerven- 

systems mit vorwiegenden Hirnnervensymptomen, die der Verfasser mit 
Neosalvarsan per ceisternam behandelte, ist das Mittel von allen Kranken 
Mit dieser neuen Anwendungsweise ist man viel- 

leicht besser imstande, besonders auf die frischen basalen syphilitischen 
Prozesse günstig einzuwirken, als es bei der bisherigen Salvarsanbehandlung 
Ö Bei den akuten Formen der Meningitis wird die Zisternen- 
punktion und Spülbehandlung wegen der Nackensteifigkeit und Unrühe der 
- Kranken wohl meist nur in. Narkose möglich sein. Durch die Nähe der 
lebenswichtigen Zentren bedeutet die Zisternenpunktion einen erheblich 


sich Maximilian Pfister. 


möglich war. 


gefährlicheren ‚Eingriff als die Lumbalpunktion. 


Den Tubertraggurt als Hilfsmittel bei Entlastungsverbänden, Zug- 
verbänden, Beckengipsen usw. empfiehlt H. Knorr (Heidelberg). Der gut 


gepolsterte Traggurt für den Sitzknorren ist so an dem Verbande befestigt, 
daß man ihn abnehmen und in seiner Länge verstellen kann. 


Eine für Lues congenita charakteristische PRormveränderung (Knospen- 
form) an den ersten Molares beschreibt H. Pflüger (Hamburg). Es handelt 
sich bei diesen Veränderungen nicht um Schmelzhypoplasien, sondern der 
| Es macht den Eindruck, 
als habe sich die Krone des Zahnes nicht zu ihrer vollen Größe entfaltet 

Während der Querschnitt des normalen Molars ein 
schiefwinkliges Viereck darstellt, nähert sich der Querschnitt eines syphi- 


Während ferner der normale 
Molaris seinen kleinsten Durchmesser am Zahühals und seinen größten im 


Zahn ist in seiner ganzen Zahnform verändert. 


(„Knospenform“). 


litisch veränderten Molars einem Kreise. ` 


Bereich der Kauhöcker hat, ist es bei der Knospenform gerade umgekehrt 
Nicht nur die mittleren Schneidezähne, 


sollten auf syphilitische Zahnveränderungen untersucht werden. 
Hinsichtlich der Konstitution ist es nach Lehmann (Düsseldorf) 


klar, daß die durch ‚funktionelle Reizwirkung verbesserte Zellqualität 
und -quantität (also eine erworbene Eigenschaft) als Anlage vorerbbar 
ist, aber der Entwicklung und Erhaltung durch rationelle Körperzucht 


Rationelle Körperzucht ist bei allen, auch den zunächst 
 minderwertigen Kindern von frühester Kindheit an notwendig (z. B. auch 


dringend bedarf. 


Säuglingsturnen!), weil wir gar nicht wissen können, wieviel gutes, älteres 
Ahnenerbe als Anlage überkommen und nur bei den Erzeugern oder durch 


ungünstige Momente beim Kinde selbst, vor oder nach der ‚Geburt, nicht 


zur Entwicklung oder Entfaltung gelangt ist. 


In einem von Schwartz (Altscherbitz) ‚mitgeteilten Falle erkrankte 
ein Syphilitiker (latente Syphilis) an schwerer Malaria tertiana. Nach 
Heilung der Malaria durch Chinin kam es trotzdem zur Paralyse. 


Nr. 22. Auf den Sinus caroticus an der Ürsprungsstelle der Carotisinterna 


als Ausgangsort eines hemmenden Herzreflexes und eines depressorischen 


‘ Gefäßreflexes weist H. E. Hering (Köln a. Rh.) hin. Kompression der 


Carotis communis, der Carotis externa oder interna löst an anderer Stelle 
als in der Sinusgegend die Reflexe nicht aus, wofern man nicht bei Druck 


auf diese Stellen andere Gefäße zerrt. Es kann daher besonders gefähr- 


lich sein, die Karotis in der Sinusgegend zu unterbinden. 

Über den depressorischen Gefäßreflex beim Karotisdruckversuch 
am Menschen berichtet Eberhard Koch (Köln). Das Ausmaß der Blut- 
drucksenkung ist dabei im allgemeinen um so größer, je höher der Blut- 
druck ist. Ein negativer Ausfall dieses Reflexes kann einerseits darauf 
beruhen, daß der ausgeübte Druck gar nicht die Teilungsstelle der Karotis 
trifft; anderseits darauf, daß die Blutdrucksenkung durch drucksteigernde 
Umstände ausgeglichen oder gar überkompensiert wird. 

` Die Diphtherieschutzimpfung erörtert Rudolf Degkwitz (München). 
Die. Lösung des Problems, einen Impfstoff herzustellen, mit dem man 
Menschen aktiv gegen Diphtherie immunisieren kann, war Behring prinzipiell 
gelungen. Fertig zu einer Massenimpfung und zu einem Kampfe gegen die 
Diphtherie nach dem Muster der Pockenschutzimpfung war die Methode 
aber noch nicht. ; In dieser Beziehung bedeutet die von Schick angegebene 
Hautprobe am Menschen zur Erkennung seiner Diphtherieempfänglichkeit 
und seiner Diphtherieimmunität einen Fortschritt. Ob einem Menschen 
Diphtherietoxin gefährlich werden kann, sieht man, wenn man Spuren des 
Giftes in seine Haut appliziert. Verträgt er das Gift reaktionslos, so muß 
in seinen Körpersäften das Gegengift in einer Konzentration bereitstehen, 
die jede Giftwirkung von vornherein unterbindet. Kann das Diphtheriegift 


in seiner Haut eine Entzündung verursachen, so zeigt das Schutzlosigkeit 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


. größer als im Schulalter. 


Eine bereits bestehende Herz- 


 Kurellaschem Brustpulver hat O. Voigt (Kiel). beobachtet. 


eignet sich für die An und besonders für den Massenbetrieb. 
sondern auch die ersten Molares 


3. August 


und Diphtherieempfänglichkeit an. Die Empfänglichkeit für Diphtherie, an 
der Schickschen Probe gemessen, ist bis zum 3. Lebensjahre 3—4 mal 

ö Wichtig ist daher, einem Kinde während seiner 
6 ersten kritischen Lebensjahre eine Diphtherieimmunität zu verschaffen. 
Denn das Gros. der Menschen wird mit fortschreitendem Lebensalter 
diphtherieimmun, ohne die Krankheit durchmachen zu müssen (spontane 
Immunität). Wir können jetzt Gesunde auf Jahre hinaus gegen Diphtherie 
schützen und akut Bedrohten mit seinem Serum auf kurze Zeit sicheren 
Schutz verleihen. | 

Auf die Häufigkeit eines positiven Blut-Wassermann bzw. ind 

Aortitis sypbilitica bei älteren Leuten weist Friedrioh Port (Augsburg) 


hin. Findet man bei Leuten über 50 Jahre einen positiven Blut-Wassermann, 


:so kann man auch beim Fehlen jeglichen Herzbefundes in der Mehrzahl 


der Fälle mit dem Bestehen einer Aortitis syphilitica rechnen. Übrigens 
scheint diese Aortitis die Lebensdauer ihrer Träger nicht so wesentlich zu 
reduzieren, wie dies nach allgemeiner Ansicht der Fall sein soll. 
Über Verätzung der Mundhöhle und der oberen Luitwege durch 
Lötwasserdämpfe berichtet F. Koelsch, Zur Prophylaxe ist zu fordern, 
die in Frage kommenden Arbeiten nur unter gut wirkender Ventilation, 
ev. im Freien vorzunehmen. Auch kann durch sofortiges Spülen des 
Mundes mit Alkalien der Ätzwirkung vorgebeugt werden. 
Den Tod eines Neugeborenen infolge einer übergroßen Dosis von 
Das Mittel 
führt durch die darin enthaltenen Fol. Sennae zu einer lebhaften Steigerung 
der Peristaltik des Diekdarms. Während im allgemeinen in der Kinder- 
praxis das Pulver meist mess erspitzenw eise verordnet wird, erhielt ein 
8 Tage alter Knabe mehrmals einen Teelöffel Brustpulver. Dadurch 
wurde die Diekdarmschleimhaut so stark gereizt, daß es statt einer ver- 
mehrten Peristaltik, zu einom Spasmus kam (spastischer Ileus). Bei der 
Sektion fand sich im Kot reines Brustpulver. 
Die Kerssenboomsche Tuberkelbazillenfärbung ist nach Frie dri ch 


Wilhelm Knipping (Morsbach, Kr. Waldbröl) die beste Methode. Sie 


F. BEUOK 


Wiener klinische Wochenschrift 1924, Nr. 22 bis 24. | 
Nr. 22. Adynamie und Hypodynamie der Muskeln und ihre thera- 
peutischen Probleme bespricht J. Pal (Wien). Unter Adynamie wird der 
Mangel an energetischer Leistungsfähigkeit bei erhaltener aktiver Beweg- 
lichkeit, unter Hypodynamie eine der Muskelbeschaffenheit nicht ent- 
sprechende Leistungsmöglichkeit verstanden. Erstere beruht auf einer 
Störung der tonischen Funktion des Muskels, wobei Tonus die Ansprech- 
barkeit und Leistungsfähigkeit der Muskelzelle ausdrückt, die an das Vor- 
bandensein des Betriebsstoffes gebunden ist. Es kann die Adynamie 
hämatogen und neurogen bedingt sein. Auch am Herzmuskel ist eine 
Störung der tonischen von der kinetischen scharf zu trennen. Erstere 
findet sich bei degenerativen Vorgängen im Herzmuskel. Adynamien häma- 
togenen Ursprungs finden sich bei Störungen der inneren Sekretion, ferner 
bei toxischen Zuständen, solche neurogenen Ursprungs bei zerebralen Kreis- 
laufstörungen,. auch bei Gelenkerkrankungen. Therapeutisch ist wenig zu 
erreichen. Am Herzen wirkt Koffein und Kampfer besser als Digitalis. 
Eine gewisse Steigerung -der Assimilation läßt sich indirekt durch Be- 


‚ wegungsübungen mit Steigerung der Dissimilation erzielen. Die -regionären 


neurogenen Adynamien führen meist neben Störung der Bildung des Tonus- 
substrates auch zur Atrophie, die nach Schwund der Ursache (Neuritis, 
Gelenkerkrankung) ausheilen kann. 

Zur Symptomatologie der Uterusruptur teilt H. Heidler (Wien) 
einen Fall mit, in dem das markanteste Symptom ein sich mit jeder Wehe 
verstärkender Schmerz in der rechten unteren Extremität.war, kombiniert 
mit Ödem und Zyanose desselben Beines. Es fand sich‘ als Ursache dafür 
das nach der Ruptur aufgetretene retroperitoneale Hämatom. Nach Ent- 
leerung desselben schwanden diese Symptome nicht sofort, was Verfasser 
mit einer traumatischen Neuritis erklärt. Das Fehlen einer Shockwirkung 
bei der Ruptur wird beobachtet, wenn das Kind nicht in die Bauchhöhle 
austritt. Deshalb kommen Fehldiagnosen, wie Vitium cordis oder Peri- 
tonitis, vor. 

Erfahrungen mit der Blutkörpersenkungsprobe in der gynäkologl- 
schen Diagnostik stellt F. Bocker-Rüdenhof (Wien) zusammen. Verf. 
fand die Probe als gutes Zeichen zur Unterscheidung von entzündlichen 
und andersartigen Adnexprozessen, wobei sie der Leukozyten- oder Fieber- 
kurve mitunter überlegen ist. Ferner ist die Erkennung postoperativer 
Komplikationen damit gut möglich. Nachteile sind das sehr langsame 
Zurückgehen zur Norm und die sehr große Empfindlichkeit. 


Nr. 23. F. Kermauner (Wien) macht auf einen Reflex bei der 


gynäkologischen Untersuchung aufmerksam, der in einem Zusammen- 
‚ zucken und event. dem Ausstoßen eines unartikulierten Lautes ‚bei der 


3. August 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK = Nr. 31: ` 


1089 


Berührung der großen Labien bzw. der Schamhaare besteht. Es ist dies 
ein dem Willen nicht unterworfener Reflex, so daß irgend welches mehr 
‘oder weniger energisches Zureden unter Umständen erst recht Widerstand 


auslöst. 
| Eine neue Methode der Leberfunktionsprüfung mit Phenolphthalein 


gibt S. M. Rosenthal (Baltimore) an. Er bestimmt den Gehalt des 


Yarbstoffes im Blute verschiedene Zeit nach der intravenösen Injektion. 
Während der Farbstoff in der Norm kontinuierlich das Blut verläßt, steigt 
der Farbstofigehalt bei Leberkranken für viele Stunden zu hohen Konzen- 


trationen an, die den Grad der Leberschädigung anzeigen. Auch differential- 
diagnostisch soll die Methode bei Zirrhose, Karzinom und Icterus catarrh. 
‚von Wert sein. Bei letzterem spricht die Schwere der Funktionsstörung - 


‘für eine Hepatitis als Ursache. gi 
i Über Ziegenmilchanämie im Säuglingsalter berichten E. Kirsch- 
Hoffer und 0. Kirsch (Wien). Sie beobachteten zwei Fälle von hoch- 


- gradiger Anämie, die sich auf große Gaben von Kuhmilch sofort besserten. 


Das Aussehen und Blutbild ähnelten dem der perniziösen Anämie. Der 
Verlauf ist rascher als bei anderen alimentären Anämien, andererseits ist bei 


'- ‚entsprechender Kost rasche Heilung zu erzielen. Eine besondere Konsti- 

tution oder Kombination mit Rachitis, wie es für andere Anämien eben- 
falls die Regel, sind nicht beobachtet worden. | 
_ Anämie vom Typ Jaksch-Hayem erst gegen Ende des ersten Lebensjahres 


Schließlich wird eine 


‚beobachtet; während die Ziegenmilchanämie schon im 1. Lebenshalbjahre 


‚auftritt. Ferner wurden Hautblutungen und umschriebene Hautödeme 


` meist ganz geringfügig war. 


‚ 


beobachtet. Verf. nehmen deshalb für die beschriebene Anämie eine 
‘Sonderstellung an, deren Kenntnis für den praktischen Arzt von Wichtig- 
keit ist. Ä 


E Den Einfluß von Saponindrogen auf die Diurese untersuchten 
V. Kollert, L. Kofler und W. Hauptmann (Wien). 


| Sie fanden bei 
Gesunden mit Dekokten von Herb. Herniariae, Rad. Ononidis und Rad. 
Primulae eine Steigerung der Diurese, die nur kurze Zeit dauerte und 
An Kranken mit Störung des Wasserhaus- 
haltes verschiedener Ursache und verschiedenen Grades wurde nur zweimal 
ein Erfolg beobachtet, bei schweren hydropischen Fällen fehlte jeder Effekt. 
schädliche Nebenwirkungen kamen nicht zur Beobachtung, auch bilden 
Nierenkrankheiten keine Kontraindikation gegen die Anwendung, z. B. als 
Expektorans. Im Harne wurde kein Saponin nachgewiesen. Der Wirkungs- 
mechanismus der beobachteten Wirkungen ist unbekannt. 
Nr. 24. Beiträge zur Ätiologie der anaphylaktischen Erkrankungen 
liefert K. Hajós (Budapest). Er untersuchte Fälle von Asthma bronch,, 
Migräne und Urtikaria, bei denen, wie schon bekannt, sich eine kutane 
bzy, intrakutane Überempfindlichkeit gegen gewisse Eiweißkörper fand, 
während orale oder rektale Applikation nur selten anaphylaktische Er- 
seheinungen hervorbringt. Es sind dazu- noch gewisse Veränderungen der 
Darmschleimhaut oder der Leber notwendig, die durch Alkohol, Galle oder 
Röntgenbestrahlung hervorgerufen werden können. Verf. teilt einige Fälle 


mit, wo er die Richtigkeit dieser hier experimentell gemachten Ansicht 


bestätigt fand. Therapeutisch sah er, bei Urtikaria besonders, mit Tier- 
kohle gute Resultate. u 

Die Röntgenstrahlenbehandlung der akuten Eiterungsprozesse hat 
L. Freund (Wien) schon längere Zeit mit gutem Erfolge verwendet. Es gibt 
aber auch Fälle, die sich ungünstig verhalten oder nach anfänglich guter 
Reaktion Rückfälle erleiden. Allerdings ist die Methode nicht imstande, die 
jetzt geltenden klinischen Prinzipien umzustoßen. Bezüglich der Wirkung 
wendet Verf. sich gegen die Ansicht von Holzknecht, der nur eine zer- 
störende Wirkung der Strahlen annimmt, und führt Beispiele für eine 
dualistische Theorie der Strahlenwirkung an. | Muncke. 


Zentralblatt für Chirurgie 1924, Nr. 26. 
di Zur Entfernung von Ösophagusfremdkörpern vom eröffneten Magen 
S bemerkt Hacker (Graz), daß es vorteilhafter ist, den breit eröffneten 
u en den Wundrändern vorgezogen zu halten und mit der ganzen 
“and einzugehen, statt den Magen in die Bauchwand einzunähen. Es 
empfiehlt sich, 
10a ekörperendes und den Hiatus der Speiseröhre zu bestimmen. — In 
R $ Er Fremdkörper handelt es sich um verschluckte Gebisse. Häufig 
inab 0 bei der Ösophagoskopie extrahieren oder durch vorsichtiges 
"abschieben in den Magen leiten. | | 
lien gti der Hüftgelenksveränderungen bei veralteten, sub- 
Yon tabi r enkelhalsfrakturen beschreibt Heine (Dresden) einen Fall 
kenn or Spontanfraktur an der Kopf-Halsgrenze mit Neubildung von 
F spongiosa über dem alten Gelenkknorpel und einer zweiten über- 
agerten Knorpelschicht. | 

en ‚Entzändungsfrage teilt Schück (Berlin) mit, daß nach Durch- 
SER $ = Nervenstammes oder der hinteren Wurzeln der anästhetische 
© Fähigkeit verliert, auf entzündliche Reize mit aktiver Hyper- 


röntgenologisch die Wirbelkörperhöhe des unteren 


‚ämie zu reagieren. ‘Auch die Lokalanästhesie hemmt die Entzündung 


‚und hindert die aktive Gefäßerweiterung. 


Dagegen findet die 


Eiterung auch in der nicht innervierten Entzündung statt. Der Schmerz 


‘bei der Entzündung berubt auf der Gewebsspannung. — Bei den 


meisten akuten Entzündungen gilt es, therapeutisch die entzündliche 
Reaktion zu verstärken. 


Ber vielen chronischen Entzündungen ist die Ent- 
zündung schädlich und durch Anästhetika zu bekämpfen. 
Einen Fall von Heroia Spigelii bei einer 22jährigen Arbeiterin be- 


‚richtet Drescher (Reichenbach). Die Patientin war beschwerdefrei außer 


bei der Inkarzeration, wobei eine apfelgroße Geschwulst in der rechten 
Unterbauchgegend heraustrat. Eine Bruchpforte war nicht zu fühlen. Nach 


: Spaltung der Aponeurose des äußeren schrägen Bauchmuskels fühlte man 
neben dem Rektus einen markstückgroßen Bruchring, der durch Faszien- 


doppelung verschlossen wurde. | 
Piastischen Verschluß der vom Rezidiv bedrohten Hernien empfiehlt 


"Gussew (Littauen) mit Hilfe eines frei’ transplantierten Faszienlappens aus 


„vernäht wird. 


dem entsprechenden Oberschenkel, der als „Faszienflick“ aufgenäht. wird. 

Zur Nabelplastik bei Umbilikalhernien schneidet Kirschmayr 
(Wien) aus dem konvexen Schnitt in der Mitte einen rautenförmigen Lappen 
aus, dessen Zipfel zu einem schrägen Hauttrichter in der Form eines Nabels 


Akute hochgradige Hyperglykämie: als Frühsymptom bei experi- 


‚menteller Pankreasnekrose beschreibt Calzavara (Padua). . Dabei. findet 


sich im Urin kein Zucker. Die Vermehrung des Zuckers im Blute ist 
vielleicht klinisch als Zeichen für Pankreasnekrose zu verwerten. 
Postoperative Harnverhaltung hat Boenninghaus (Halle) bei einem 


'7jährigen Kinde mit Hoden- und Bauchfelltuberkulose mit dem Chlor- 


äthylrausch behandelt. Nach dreitägiger Harnverhaltung ging die Ent- 
leerung im Toleranzstadium des Rausches reggmäßig vor sich. — Die 
Harnverhaltung ist das Zeichen für eine Störuß@gin der Zusammenarbeit 
zwischen Organautomatismus. und zentraler willkürlicher Inner- 


vation, also eine Teilerscheinung einer allgemeinen Störung des Nerven- 


: systems. 


K. Bg. 


` Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 26. 
Adrenalinwirkung auf den Blutdruck bei Schwangeren, Wöchne: 


rinnen und Eklamptischen hat Vowinckel auf der geburtshilflichen Ab- 


teilung des Virchow-Krankenhauses Berlin untersucht. Nach subkutaner. 


Einspritzung von Adrenalin blieb in den meisten Fällen die erwartete 
Biutdrucksteigerung aus und häufig senkte sich der Blutdruck.. Dagegen 


trat bei denselben Fällen nach intravenöser Einspritzung von 0,01 mg 


Adrenalin eine regelrechte und zum Teil erhöhte Blutdrucksteigerung auf. 


Daraus folgt, daß bei Schwangeren die Aufsaugung des Adrenalins von der: 


Haut aus behindort ist. Die subkutane. Einspritzung von Adrenalin 


ist bei Schwangeren unzulänglich wegen der Ödemneigung der Haut: 


und wegen der Neigung::zu Gefäßspasmen. l 
Ein Myom des Darmkanals bei einer 62jährigen Frau beschreibt 
Apel (Universitäts-Frauenklinik Rostock), Die Bauchhöhle war ausgefüllt 


durch eine unregelmäßig gelappte Geschwulst, die extraperitoneal in das 


Mesokolon des Sigmoideums hineingewachsen war, ausgehend von der 


'Muskularis dieses Darmabschnittes. Nach mühsamer Ausschälung der 


‘als eine Stunde dauerte, der Operation nach Baldy-Franke unter-- 


Geschwulst aus dem kleinen Becken Exitus. 
Die operative Behandlung der Lageveränderungen von Uterus und 


Scheide bespricht Stoeckel (Leipzig) nach statistischen Feststellungen an 


2000 von 1910 bis 1920 an der Kieler Frauenklinik ausgeführten Operationen. 
Die Rotroflexionsoperation nach Alexander-Adams durch Ver- 


kürzung der Ligamenta rotunda gab 9,5°%/, Rezidive. — Die Retroflexio; 


uteri fixati,alsTeilerscheinung einer Infektion stetsmit Adnexveränderungen 
vergesellschaftet, wurde, wenn die Blutkörperchensenkung auf 18 mm länger 


zogen, wobei zur intraperitonealen Korrektur der Lage die Ligg. rotunda 


' benutzt werden. Ein Rezidiv post partum ist nicht zur Kenntnis ge- 


‚kommen. — Für die vaginale Plastik gilt der Grundsatz, . breite, gut 


durchblutete Gewebsflächen rasch und spannungslos mit Knopfnähten an- 
einanderzubringen. Rezidivzahl: 5,50%/,. — Unter den Prola psoperationen 
wurde die Interposition nach Schauta- Wertheim bevorzugt, wobei 


' das Interpositionsbett völlig bluttrocken sein muß. Rezidivzahl: 3,7 O. 


Die vaginale Totalexstirpation wurde bei Frauen jenseits der Meno- 
pause ausgeführt in Verbindung mit Scheidenresektion und Dammplastik 
und gab gute Dauerergebnisse mit 2,3°/, Rezidiven. — Bei der Pro- 
montorifixur wurde versucht, die Ileusgefahr durch Verschluß der Bucht 
oder durch weite Öffnung der Bucht auszuschalten. Sie wurde bei den 


‚großen Totalprolapsen jüngerer Frauen ausgeführt, | 


Franke (Braunschweig). Die von ihm zuerst in Deutschland eingeführte 


‘Die Operation der Retroflexio und des Prolapsus uteri besprich 


Behandlung der Retroflexio mittels der retrouterinen Anheftung der 


Euren tan t 


HERE 7% e ui E E Ee, FiA 
r O E e E 


Tumor hatte auf die mediale Wand der Orbita übergegriffen. 


nasi entfernt. Starke Blutung macht Bellocg-Tamponade nötig. 


1090 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


runden, durch das Lig. latum nach hinten durchgezogenen Mutter- 
bänder gibt keine Versager. Nach der Operation wird ein Pessar für 
14 Tage eingelegt. — Bei älteren Frauen mit hochgradigem Prolaps wird 
der Uterus an der vorderen Bauchwand mit Hilfe der Faszie des Rektus 
aufgehängt. Dabei wird ein Faszienstreifen durch die Bauchfellduplikatur 
unterhalb des Ligaiments durchgezogen und wieder an seiner alten Stelle 
befestigt, nachdem die runden Mutterbänder durch den Rektus durch- 
gezogen worden sind. 

Die chirurgische Behandlung der angeborenen Bilduugsfehler des 
Uterus empfiehlt Kakuschkin (Saratow). Er hat bei einem durch eine 
Scheidewand geteilten Uterus ein keilförmiges Stück aus dem Fundus 
herausgeschnitten, Ein Jahr nach der Operation wurde ein ausgetragenes 
Kind geboren. 

Den Einiluß der Totalexstirpation des Uterus und der Adnexe auf 
‚die fortschreitende Lungentuberkulose Schwangerer hat Misgeld nach 
den Erfahrungen der Universitäts-Frauenklinik Berlin untersucht. Die 
Erfolge werden als günstig bezeichnet, denn von 56 seit 1908 bis 1923 


der Körpertemperatur und Temperaturwechsel, Ermüdung, Schlaf-, Nahrungs- 
mangel, rapides Wachstum, Einflüsse der Jahreszeiten, des Luftdrucks, die 
Windrichtung. Von patholögischen Einflüssen sind zu erwähnen: Indigestion, 
Enteritis, besonders Perioden der Diarrhoe bei Normalen oder habituell® 
, Konstipierten, . toxische Nahrungsmittel und Getränke (Konserven, Alkohol 
usw.), Arzneimittel (Opium, Äther, Kokain, Ergotin, Chinin usw.), Purgan- 
tien, Einläufe, endokrine Störungen, fieberhafte Krankheiten (Grippe usw.), 
schwere Ernährungsstörungen (Diabetes), chronische Eiterungen des Rhino- 
pharynx, der weiblichen Genitalien, Hypo- oder Hypertension des Liquor, 
 Reflexreizungen durch periphere Nervenläsionen. Auf alle diese an sich _ 
nicht epileptisierenden, oft recht unbedeutenden Reize reagiert das Gehirn 
‘des Epileptikers infolge der kortikalen Störungen; für manche dieser ist es 
vorzugsweise empfänglich. Therapeutisch ist deren Kenntnis sehr wichtig 
(Pr. méd. 1924, 35.) | 
Zur Entwicklung einer Angina Vincenti ist nach Puig eine Ver- 
. minderung des Infektionswiderstandes der Schleimhaut und die Fusospiro 


chätensymbiose nötig. In 50/, ist erstere durch eine Allgemeinerkrankung 
operierten Fällen waren 32 gebessert und 16 gestorben. Die Ausfalls- | bedingt oder durch Avitaminosen; in 95°/, durch eine Entwicklungsstörung, 
erscheinungen waren gering. K. Bg. beim Kind am 6 Jahrmolaren, beim Erwachsenen am Weisheitszahn, In- 
| fektion der Perikoronarschleimhaut oder chronische alveolodentäre Reizung. 
Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie, |: Logische Behandlung: der Allgemeinerkrankung und Entfernung ‘des Zahnes 

58. Jg, H. 5. (Pr. méd. 1924, 36.) 


M. Hajek: Mukokele der rechten Stirnhöhle und des rechten 


Nach Laubry und seinen Mitarbeitern ist die Insuffizienz des 
Siebbeinlabyrinthes. Endonasale Operation, Heilung. Der hühnereigroße 


rechten Ventrikels sehr viel seltener und das in den Handbüchern ge- 
. wöhnlich beschriebene Bild, schwere Herzerscheinungen mit nachfolgendem 
Ödem, Asystolie, viszerale Ödeme und . Kongestionen sind eigentlich die 
‚Zeichen der linken Insuffizienz infolge Verminderung der Zirkulation und 
‘der Kapazität durch Dilatation und Hypertrophie des linken Ventrikels. 
' Kardinalssymptome: fast immer regelmäßige Tachykardie, im xiphokostalen 
‚ Winkel sicht- und fühlbare Distention, Galoppgeräuch am Schwertfortsatz. 
Im weiteren Verlauf das diastolische Blasen der pulmonären Insuffizienz, 
ebenso wie es bei linker Insuffizienz zu Aorteninsuffizienz durch Muskel- 
‘verlust am Infundibulum kommen kann. Funktionelle Symptome: Zyanose, 
_Polyglobulie — gewöhnlich dunkler Teint; viszerale Ödeme und Kon- 
. gestionen sind viel weniger wichtig und viel langsamer. Ursachen: kon- 
genitale Herzkrankheiten, Affektionen der Lungenarterie, Sklerose, Aneu- 
'rysmen der großen Mediastinalgefäße, kompressive Mediastinitis, pleuroperi- 
kardiale Verwachsungen. Prognose rapid fatal, keine Remissionen, trotzt 


jeder Behandlung im Gegensatz zu links,‘ wo Tonikardiaka lindern und Re- 
missionen die Regel sind. (Pr. med, 1924, 37.) 


. Nobecourt bespricht Raynaud und Weir-Mitchell bei Kindern: 
beides sind Störungen des peripheren Sympathikus, erstere ein Vasokon- 
striktorenkrampf, letztere eine Vasomotorenlähmung. Die anästhetische 
und analgetische blaue Verfärbung bei Raynaud steht der schmerzhaften 

aktiven Hyperämie bei Weir gegenüber. Ätiologisch kommen Tuberkulose, 
Syphilis, nervöse und: innere Drüsenstörungen in Betracht als primäre Fak- 
‘toren. Spezifische Behandlung kann oft wertvoll sein. Andererseits bei 
Raynaud Warmwasser- und elektrische Behandlung, bei Erythromelalgie 
kalt Wasser, Opotherapie. (Progr. med. Paris 1924, 10.) 
f Die Angina cardiogastrica ist nach Lian und Pollet eine be- 
sondere Form der Angina pectoris, gewöhnlich mit Infarkt des Myokards. 
Außer den typischen Anfällen mit Schmerzen in der Präkordialgegend oder 
im Epigastrium namentlich rechts Erbrechen, dauernde Nausea, Epigastralgie 
spontan oder auf Druck, Meteorismus, leichte Muskelspannung im Epi- 
gastrium und akute Herzschwäche, Senkung des Blutdrucks, wechselnde 
Tachykardie, Zeichen der Herzdilatation, Dyspnoe, oft mit Husten und 
sanguinolentem Sputum (kongestivem Ödem). Ferner leichte Fiebersteigerung, 
 Polynukleose, aschgraue Blässe, Schweiße, große Schwäche, perikardiales 
Reiben. Prognose sehr infaust,. Diagnose oft verfehlt, wenn z.B. die 
gastrischen Erscheinungen im Vordergrund stehen; dann leicht Verleitung 
zu chirurgischen Eingriffen. Dann Gallenkolik, die übrigens auch gleich- 
zeitig bestehen kann, Lungenembolie, Grippe mit Herzerscheinungen, Peri- 
karditis. Besonders schwer in unklaren Fällen: in einem Falle bestand 
‚lediglich plötzliche Epigastralgie mit Schwäche und Tendenz zur Synkope, 
Oft kann man auch an eine Vergiftung denken. Bei plötzlicher Herzinsuffi- 
zienz muß man die Möglichkeit immer im Auge behalten. Zu einer Herz- 
ruptur kommt es nicht immer. Das plötzliche Auftreten und die Intensität 
‘sind typisch. Es kommen aber auch Fälle von Infarkt vor, die sich ohne 
Schmerzen, nicht brüsk entwickeln oder mit viszeralen Embolien oder unter 
paroxystischen Tachykardien. Absolute Ruhe, Kardiotonika, Digitalis, 
Opiumpräparate der Schmerzen wegen. (Pr. med. 1924, 41.) 


Nach Marchand kann entgegen der landläufigen Ansicht bei der 
Epilepsia minor im-Schwindel und Anfall das Bewußtsein erhalten sein. 
Die Erinnerung kann vollkommen erhalten bleiben, wie beim Traum nur 
' kurz erhalten bleiben oder nach dem Anfall schwinden. Auch bei den 
Absencen, wo der Faden nur für einen Moment unterbrochen ist, ist die 


Von den 
beiden Operationsmöglichkeiten; entweder äußere Radikaloperation mit 


Verödung der Stirnhöhle bei gleichzeitiger Ausräumung des Siebbein- 
labyrinthes oder Eröffnung des Siebbeinlabyrinthes nach Resektion der 


mittleren Muschel, wurdesdie letztere mit gutem Resultat angewendet: 

F. Hutter: Die "Behandlung der Ozäna mit polyvalenter Ozäna- 
vakzine. Hofer-Kofler haben Regeln für die Vakzinebehandlung der 
Ozäna aufgestellt. Diese Regeln sind minutiös genau zu beobachten. Der 
Fötor zeigte sich bei fast allen von Hutter behandelten Fällen beeinflußbar. 
Wo die Behandlung längere Zeit regelmäßig durchgeführt wurde, kam der 
Fötor zum Schwinden. Parallel damit ließ die Borkenbildung nach. Voll- 
ständig versiegte die Sekretion selten. Ob Dauererfolge erreicht werden, 
läßt sich noch nicht entscheiden. Die spezifische Beziehung, die sich 
zwischen Fällen sicherer genuiner Ozäna und der „Ozänavakzine“ zeigt, 
muß als starkes Argument zugunsten der Ätiologie des Coecobacillus foetidus 
erscheinen. i 

E. Wodak und M. H. Fischer: Zur Analyse des Bárányschen 
Zeigeversuches. Inhalt: 1. das Zeigen bei der refiektorischen Ein- 
wirkung bestimmter Muskelgruppen auf- die Muskulatur des Zeigearmes; 
2. der Einfluß von Hautreizen auf das Zeigen; 3. der Einfluß von Kopf- 
drehungen und Augenwendungen auf das Zeigen. Es zeigt sich, daß es 
eine Reihe von Faktoren nicht labyrintbären Ursprungs gibt, die den Zeige- 
versuch in eigenartiger Weise zu beeinflussen imstande sind. 

R. Leidler: Ein Fall von beginnender Mittelohrtuberkulose: bei 
erhaltenem Trommelfeil. Bei einem Tuberkulösen wird ein Angiofibroma 

14 Tage 
später Mittelohrentzündung, besonders rechts. Keine Perforation. Exitus 
durch Lobulärpneumonie in allen Lungenlappen 8 Tage später. Histo- 
logische Untersuchung der Schläfenbeine ergab mit größter Wahrscheinlich- 
keit tuberkulösen Charakter der Entzündung im Ohr, Vieles sprach für 
hämatogenen Infektionsweg. Der histologische Befund entsprach nicht 
völlig dem klinischen: links fast völlige Taubheit, Unerregbarkeit des Laby- 
rinths für .Kältereize, rechts hochgradige Schwerhörigkeit und Untererregbar- 
keit des Labyrinths. 2 Tage vor dem Tode Besserung sowohl des Gehörs 
als auch der kalorischen Erregbarkeit. Die Störungen der kalorischen Er- 
regbarkeit bereiten der Erklärung größte Schwierigkeiten. Histologisch 
mußten . Labyrinth und Schnecke als normal gelten. Vielleicht waren 
Toxine in das Labyrinth und Schneckeninnere gelangt. Haenlein. 


Aus der neuesten französischen Literatur. 


Hartenberg schreibt über die epileptische Anfälle begünstigenden 
Umstände: 2 Arten, physiologische, denen jeder Gesunde unterworfen ist, 
und pathologische infolge eines Krankheitszustandes oder außergewöhnlicher 
Einflüsse. Zu den ersteren gehört der Schlaf, die ersten und letzten 
Stunden und die erste.halbe Stunde des Erwachens, besonders bei plötz- 
lichem Erwecken. Dann die Regel, die Pubertät und die Menopause, wäh- 
rend die Schwangerschaft in etwa der Hälfte der Fälle eine Besserung, 
nur in !/, eine Verschlimmerung verursacht, Auch die Nahrungsaufnahme, 
gewisse Speisen werden verantwortlich gemacht. Harnstoff und Eiweißarten 
scheinen aber nicht schuld zu sein. Endlich: Änderungen in der Zirku- 
lation, Kongestionen zum Kopf, Erregungen, Hypervagotonismus, Senkungen 


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3, Augst. ©- | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.31, 0000005 


‘ Erinnerung an all das, was während der inaktiven Zeit passierte, erhalten. | einer Pleuritis zu zweifeln. Die Schmerzen entsprechen den Anheftungs- 


Dies kann zu eigenartigen Zuständen führen: eine Epileptikerin ließ wäh- 
rend einer Absence einen Topf mit heiß Wasser auf ihren Fuß fallen; sie 
spürte deutlich das Zusammenziehen ihrer Muskel, fühlte das Gefährliche 
"ihres Zustandes, stand aber wie eine Fremde dabei. Diese Erinnerung 


‘kann wie betont nur einige Augenblicke oder einige Stunden anhalten, 
Auch im Gehen kann der Epileptiker im Schwindel seinen Weg fortsetzen, 
* Hindernissen ausweichen, verstehen, was‘ man ihm sagt und die Erinnerung 
' ` daran behalten. Seltener ist das Bewußtsein im Höhepunkt des essentiellen. 
Anfalles erhalten. In manchen Fällen kann das Bewußtsein erhalten sein, f 


‘aber der Kranke kann sich nicht bewegen oder sprechen, obgleich er- alles 
‚hört und sieht, was um ihn vorgeht. Auch das Schmerzgefühl kann auf- 
' gehoben sein oder es können große Schmerzen bestehen. (Pr. med. 1924, 27.) 


Bloch weist an der Hand von 3 Fällen darauf hin, daß es lang 


“anhaltende Fieberanfälle gibt, wochen-, jahrelange, die ganz wie Malaria, 


“zu bestimmten Stunden verlaufen, ohne jedes physikalisches Zeichen, 


| weder beim Kranken noch bei seiner Umgebung, von unbegrenzter Dauer, 


mit positivem Wassermann, mit verhältnismäßig gutem Allgemeinzustand. 
‚ Die Kranken machen auch trotz der langen Dauer keinen hektischen oder 


septikämischen Eindruck. Außerhalb der Fieberanfälle vollkommen nega- 


- tiver Befund. Dieses Fieber ist das einzige Symptom einer alten verkannten - 


ı Syphilis. Für Malaria stimmt alles: die nachherige Erschöpfung, die 


Schweiße, nur findet man keine vergrößerte Milz, keine Parasiten, das Chinin 
versagt. Das Nächstliegende ist Tuberkulose: vielleicht einige mediastinale 

: Schatten, sonst völlig negativ. Manche Fälle lassen auch an Maltafieber 
denken. In den 3 erwähnten Fällen bestand eine sehr leichte Hepatome- 


. galie, die Bloch als einziges, allerdings leicht zu übersehendes Charakte- 
 tistikum ansehen möchte. Eine einzige Salvarsaninjektion bessert den Zu- 
stand sofort. (Pr. méd. 1924, 40) ` | | | 
Ergebnisse der Untersuchungen von Hartmann und Bounet über 

- Blasenstörungen bei Uterusfibromen an 1000 “Fällen: Pollakiurie ist 
‚häufig, nur am Tage. Ursache: Hyperämie im Dreieck. In einigen Fällen 


- ‚Zystitis, die wie bei der Retroversion des graviden Uterus ein gangränöses 


Bild annehmen kann, und Hämaturie. Retention in 3,50%/,; aber wahr- 
‚scheinlich weniger. Sie kann auftreten, ehe das Fibrom Erscheinungen 
macht, meist morgens beim Aufstehen, und wenn es dann tagsüber kommt, 
muß schließlich. doch zum Katheterismus gegriffen werden. Selbst wenn 


- ‚68 wieder zu normalen Miktionen, selbst zu Pollakiurie kommt; dies ist nur . 
vorübergehend. Die Retentionen treten gerne zur Zeit der Regel auf.. 


‚Entgegen der landläufigen Ansicht sind es nicht die der Blase nächst- 
liegenden Fibrome vorn am Kollum, die diese Erscheinungen machen, 


‚sondern namentlich in den Douglas hineinreichende Körperfibrome. (Gyn. 


Obstétr. Paris 1924, 2.) 
Über das mediastinale Syndrom in der Otorhinolaryngologie 


schreiben Portmann und Forton: es sind den anatomischen Verhält- 
missen entsprechend Kompressionssymptome vaskulärer Natur, Kongestion 


und Ödem der oberen Partie des Körpers durch Kompression der Vena 


“ara, der Arteria subclavia, pulmonalis, des Truncus brachiocephalicus. > 


Oder nervöse: Reizung oder Lähmung des Rekurrens mit Erstickung, 
Austenanfällen, phonetischen Störungen, seltener Reizungen des Plexus 
cardiacus, sympathicus, phrenicus, der intercostales. Endlich Kompressionen 


des Ösophagus und des Bronchialbaumes. (Rev. laryng. oto.-rhinol. 1923, 12.) 
Die permanente Dilatation des vesikalen Endes des Ureters kommt ` 


ziemlich häufig vor nach Gayet und Rousset. Diagnose: Kystoskop 


und Röntgen, Häufig dabei -Inkontinenz des Sphinkters und Pollakiurie, 


manchmal Nierenschmerzen bei Anfüllung der Blase: Ursachen: kongenital 
oder Folge einer vesikorenalen Infektion, Tuberkulose, Zystitis, Pyelonephritis. 
Divertikel, Stein, Ureterenstenose.' Therapie: Nephrektomie. (Journ. urol. 
Paris 1924, 2.) s 
> Die tertiäre Syphilis des Uterus verursacht nach Sejournet 
Während und außerhalb der Regel oft recht ernste Blutungen, manchmal 
bei Ermüdungen, den geringsten Anstrengungen, dem geringsten Trauma, 
manchmal auch nach der Menopause. Man kann Arteriitis, Sklerose, den 
Einfluß einer syphilitischen Ovaritis feststellen, wenn es nach einer Geburt 
auftritt überhaupt nichts. Keine Schmerzen, vielleicht etwas harter Hals, 
Hi; vergrößerte Ovarien. Immer erst Ausschluß anderer Ursachen. Man 
N: endlich nicht vergessen, daß fibromatöse Blutungen eine Syphilis ver- 
ken können. (Gyn. Paris Dee. 1924.) 
i er nennt die rheumatische Entzündung des Zwerohfellmuskels, 
de pı enitis, eine vergessene Krankheit. Viel plötzlicher beginnend als 
Fa und Peritonitiden im oberen Teil des Abdomens, kann sle 
w verlaufen, aber Fieber und Schmerz verlaufen nicht parallel: 
ermische Maximum kann abends sein und der Hauptschmerz morgens. 
an begegnet dieser Erscheinung beim Rheumatismus häufig: Exazerbation 


des Schmerzes durch Ruhe, Milderung durch leichte Bewegung. Bilateralität - 


der Sc ‚nerzen ist nicht die Regel, liegt sie aber vor, so ist erst recht an 


‚oder Veränderungen des Eiweißstoffwechsels beruhen. 


~ 


1091 


stellen des Zwerchfells: man hat denselben Schmerz beim Pneumoperitoneum, 


wenn das Gas die unterliegenden Organe vom Zwerchfell trennt. Also: 


Schwertfortsatz, falsche Rippen, Regio subcostalis auf dem Rücken. Eine 
eigentliche Dyspnoe kommt nicht vor, wohl aber verminderte Exkursionen. 


Es kann analog wie beim Tortikollis zu einer Kontraktur des Zwerchfells _ 


kommen. Heilt durch Salizyl leichter als andere Rheumatismen. Es kommt 
vielleicht noch eine andere Ätiologie in Betracht als der Rheumatismus, 


er ist aber sicherlich die häufigste Ursache. (Rev. méd. Suisse rom. 1924, 4.) - | 


Über das Proteinfleber schreiben Bezangon und seine Mitarbeiter: 
Es gibt aseptische Fieber, die nicht auf Infektion, sondern auf Störungen 
Hierher wären zu 
rechnen das Sarkomfieber bei Jugendlichen, die vorübergehenden Stöße bei 
Leukämie, bei Überanstrengungen Ermüdungen, im Wachstum, beim Ein- 
schießen der Milch. Ferner bei Eiterretention, bei Resorption der. Blut- 
plättchen, bei der Radiotherapie und vielleicht das menstruelle und prä- 
menstruelle Fieber. Dieses Fieber hat die Eigentümlichkeit,. mit Gelenk- 
erscheinungen einherzugehen, besonders das prämenstruelle, namentlich in 
den Fingergelenken, oft ganz unter dem Bilde eines akuten Gelenkrheuma- 
tismus. Man kann vielleicht auch die Gicht in ihren akuten Anfällen von 


diesem Gesichtspunkte aus dem Serumfieber nähern, bei dem ja auch Gelenk- 
Auch das. Fieber bei der Resorption. von . 


erscheinungen vorherrschen. 
Ödemen gehört hierher. Ebenso bei der paroxystischen Hämoglobinurie; 
in beiden Fällen Gelenkerscheinungen. Das eine Mal, weil unvollkommen 
verarbeitete Proteinsubstanzen die Darmwände passieren, oder weil.parenteral 
ein Exsudat, z. B. bei Pleuritis, resorbiert wird. Einé weitere Eigentümlich- 


keit dieser Fieber sind die Hautmanifestationen, Urtikaria, scharlachäbnliche 


Exantheme usw. Man kommt dabei leicht auf den Gedanken, ob nicht auch 


gewisse zweifellos infektiöse Arthropathien, wie bei Dysenterie, Scharlach, 


Gonorrhoe, selbst beim akuten Gelenkrheumatismus, hierher zu rechnen sind. 


Der fluxionäre Charakter, die flüchtigen multiplen Gelenkerscheinungen 
legen dies nahe. (Pr. med. 1924, 34.) 


Bossan stellt Betrachtungen über die Therapie der Tuberkulose 
und den Pneumothorax an: Die Leber ist zu überwachen, die Toxine sind- 
. zu neutralisieren und zu eliminieren. Wenn bei erweichten Herden der 


Pneumothorax möglich ist, und das ist er sehr häufig, so wirkt er auf 
zwei Arten. Er drückt den Eiterinhalt der Lunge aus, mechanisch wie 


bei einem Schwamm. Die Zirkulation der retrahierten Lunge ist auf- 


gehoben: die Resorption und die Absorptionsoberfläche sind auf ein Maximum 


vermindert. Daher das sofortige Absinken, des Fiebers nach der Anlage: 


man bat nicht so rapid auf den tuberkulösen Prozeß wirken können, hat 


aber einen Abszeß entleert, die Resorptionsflächen für die Toxine in hohem. 


Grade vermindert. Wenn man nun unter diesen Umständen den Pneumo- 
thorax unterhält, kann man Zufälle erleben. Man schafft durch Annäherung 
der ulzerierten, infizierten Oberflächen einen kalten Abszeß, eine tiefe 
Ulzeration, die schließlich durch Fisteln sich Ausgang in die Pleurahöhle 
verschafft. Dies ist die wesentliche Ursache des späteren, häufigen 


Pyopneumothorax. Also in diesen Fällen temporären Pneumothorax, um 


den Organismus zu erleichtern und währenddessen die Leber und das rein 
tuberkulöse Element zu beeinflussen. (Rev. méd. Suisse rom. '1924, 5.) 
| v. Sohnizer. 


Therapeutische Notizen. - — 


Hautkrankheiten. 


Zur Therapie der progredienten Schweißdrüsenentzündung der 
Achselhöhle empfiehlt W. Klug (Heidelberg), die verschieden lokalisierten 
Prozesse dadurch freizulegen, daß man aus der gesamten Haut der Azilla 
einen Brückenlappen schneidet. Hierdurch gelingt os, alle Prozesse der 
Achselschweißdrüsen, ganz gleich, in welchem Stadium sie sich befinden 
und wo sie liegen, breit zu eröffnen. Zwischen den Hautbrückenlappen 
und die Subkutis kommt ein Jodoform- oder Yatrengazestreifen, um zu 
frühe Verklebung zu verhindern. Auf diese Weise gelingt es, die vorher 
hartnäckige Entzündung schon am nächsten Tage zurückzubringen, .Die 
Schmerzen verschwinden, die Bewegungsfreiheit des Armes stellt sich zum 
großen Teil wieder ein. Nach 4—5 Tagen wird der eingelegte Gazestreifen 
entfernt und der Hautlappen an seine ursprüngliche Stelle zurückgelagert. 
Der Lappen schrumpft am wenigsten, wenn man die Schnittlinie entlang 
und parallel den Rändern des Musculus pectoralis major und latissimus 
dorsi legt. Fisteln gibt es bei diesem Verfahren nicht. Dabei kommt es 
auch zur Verödung der Drüse, . soweit sie nicht schon durch die Infektion 
geschehen ist. (M.m.W. 1924, Nr. 22.) Ä 

Das Schwefelmittel Mitigal hat sich nach H. F. Hofmann (Caub 
a. Rhein) in einem Falle von Pruritus universalis licheniformis auf neur- 
asthenischer Basis ausgezeichnet bewährt. Skabies war mit Sicherheit 


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auszuschließen. Der Erfolg trat schon nach einer Einreibung von 50 ccm 

Mitigal ein. Es wurden dann noch 2 Tage lang je 50 com und dann jeden 

zweiten Tag 30 ccm eingerieben. (D.m.W. 1924, Nr. 283) l 
Über das Gonorrhoemittel Reargon berichtet Hans Hirsch (Berlin). 


‚Die bisher allein empfohlene 50/,ige Lösung hat in 2 Fällen von chronischer 


Gonorrhoe der Anterior, Posterior mit Prostatitis und Spermatozystitis zu 
akuter Verschlechterung geführt. Der Verfasser warnt daher bei 
gleichzeitiger Erkrankung der Posterior und Prostata vor dieser Kon- 
zentration.. Man beginne mit schwächeren Konzentrationen und 
steige langsam bis 5°. Ferner sollte man das Mittel nicht jedem 
Patienten in die Hand geben, damit er es selbst in Wasser. auflöst, da das 
Reargon, wenn es nicht ganz exakt aufgelöst wird, Brennen und Reizungen 


in der Urethra erzeugt. (D.m.W. 1924, Nr. 24.) 


Bismophan ist nach G. Leder (Görlitz) trotz seines geringen Wismut- 


'gehalts ein ‚brauchbares Wismutpräparat, aber, ebensowenig wie andere 


Wismutpräparate geeignet, Salvarsan zu ersetzen. Von alleiniger An- 
wendung des Wismuts bei primärer Lues ist daher dringend abzuraten. 
Ob eine Bevorzugung des Wismuts vor dem Quecksilber zu Recht besteht, 
wird erst die Zukunft entscheiden können. 

Salvarsan ist es jedenfalls zu empfehlen. (M.m.W. 1924, Nr. 23.) 

Bei der Spätsyphilis wird nach L. v. Zumbusch (München) zurzeit 
die Heilkraft des Salvarsans überschätzt, die des Jods unterschätzt. In 
sehr veralteten Fällen, in solchen, die mehr stationär sind, und bei dekrepiden 
Kranken ist ein energisches Vorgehen bedenklich, Hier ist Jod harmloser 
als Salvarsan. Aber auch die Jodpräparate dürfen nicht überdosiert werden. 
2 g Jodkalium pro die ist bereits eine Menge, die schon eine heroische 


_ Dosis genannt werden kann. Man erreicht mit der Menge von 1—1 g 


pro Tag dasselbe, ohne die lästigen Nebenerscheinungen auszulösen. Das 
ist leicht begreiflich, da die Hauptmasse der dargereichten Jodalkalien 
schon nach ganz kurzer Zeit, nach wenigen Stunden, den Körper. durch 
die Nieren verlassen hat, (M.m.W. 1924, Nr. 23.) F. Bruck. 


Kinderkrankheiten. 


Zur Behandlung der spastischen Pylorusstenose im Säuglingsalter 
erklärt W. Knoepfelmacher (Wien), daß man ohne chirurgische Behand- 
lung nicht immer auskommen könne. Denn neben dem Spasmus, der 
durch Medikamente beeinflußbar ist, kann ein erhöhter Tonus bestehen, 
der unbeeinfiußbar ist. Das „Larvieren“ mit der Ernährung führt meist 
zum Ziele. Daneben wird die Schlund- oder Duodenalsonde, Deckung des 
Wasserbedarfs durch Kiysmen oder intraperitoneale Injektion empfohlen. 
Medikamentös gibt Verf. Papaverin (3 mal 0,01—0,04) und Atropin (2 bis 
4 mal 0,00025—0,0003 g). Nach einem 8—14 tägigen Zuwarten kommt 
die Operation in Frage, wenn andere Aussichten nicht bestehen, in 
Form der Pylorotomie, wobei die Durchschneidung bis ins Antrum aus- 
gedehnt werden kann. (W.m.W. 1924, Nr. 20.) Muncke, 

Clark beschreibt einen Fall von Kampfervergiftung bei einem 
16 Monate alten Kinde, das aus Versehen einen Teelöffel Kampferöl erhielt: 
wenige Minuten nach Einnahme dieser 0,72 Kampfer Konvulsionen, die mit 
kurzen Intervallen anhielten und ein petechialer Ausschlag über den 
ganzen Körper. Bewußtlosigkeit anhaltend bis zum Tode nach 7 Stunden. 
Sektion: Magen und Darm petechiale Hämorrhagien, ebenso an der Nieren- 
rinde, starker Kampfergeruch. (Brit. med. journ., London 1924, 1.) 
` | s v. Schnizer. 

Die Behandlung des Keuchhustens einzig und allein mit frischer 
Luft empfiehlt Otto Bossert (Essen) angelegentlichst. Die Kinder wurden 
bei Frost und’ Schnee, bei Regen und Sonnenschein Tag und Nacht im 
Freien gelassen, ungeachtet etwaiger hoher Fiebertemperaturen. Nur zur 
täglichen Untersuchung wurden sie vorübergehend auf die Krankenstation 
gebracht. Hier im Zimmer aber trat gleich vermehrter Hustenreiz auf, Bei 
keinem Kinde (fast sämtliche Kinder waren unter einem Jahr, eine große 


Anzahl unter 6 Monaten) wurde: irgendeine Schädigung durch die Frisch- 


luftbehandlung beobachtet. Das Pflegepersonal wurde streng angewiesen, 
mit Wollzeug und nötigenfalls mit Warmkrügen für gleichmäßige Warm- 


haltung zu sorgen. Namentlich in der Nacht ist sorgfältige Beobachtung 


notwendig. Das Verfahren ist der sonst üblichen Behandlung überlegen. 
Im Privathause dürfte die Behandlung am Fehlen geeigneter Räumlichkeiten 
(geschützte Veranda) scheitern. Hier muß man sich mit häufigen Ausfahrten 
ungeachtet jeder Witterung begnügen. (D. m.W. 1924, Nr. 24.) F. Bruck. 
G. Morawetz (Wien) stellt zur Behandlung des Keuchhustens das 
Einhalten eines diätetisch-hygienischen Regimes an erste Stelle. Staubfreie 
Luft und Sonnenbestrahlung sind die wichtigsten Faktoren. Fieberhafte 
Bronchitis und Pneumonie bilden bei günstigem Wetter keine Kontraindi- 
kation gegen die Freiluftbehandlung. Daneben ist Calcium bromatum und, 
in schweren Fällen, Codein anzuwenden. Die spezifischen Behandlungs- 


methoden sind in ihrer jetzigen Form den medikamentösen noch nicht 
überlegen. (W.m.W. 1924, Nr. 21.) Muncke. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


Als Unterstützungsmittel neben 


| Bücherbesprechungen. 


I. Cohn, Urologisches Praktikum. 2. Auflage. Berlin und Wien 1924, 


Urban & Schwarzenberg. RtM. 7,20. | 


Die zweite Auflage des offenbar (und dies mit Recht) beliebten 
Büchleins ist gegenüber der ersten durch Zusätze und Ergänzungen den 
Fortschritten unseres Faches entsprechend erweitert. Wenn auch, wie es 


' bei der ungeheuren Literatur kaum anders möglich, einzelnes fehlt, so ist 


es doch ein recht gutes, den Erfordernissen des Praktikers reichlich ge- 
nügendes, gut und übersichtlich dargestelltes, kurzgefaßtes Lehrbuch. Der 
erste Teil beschäftigt sich mit den Untersuchungsmethoden „und der 
Schilderung der Instrumente, der zweite enthält die allgemeine Sympto- 
matologie, der letzte eine Darstellung der Erkrankungen der verschiedenen 
Organe. Eine große Zahl von Abbildungen, schwarz und farbig, erläutert 


den Text. Die Wiedergabe der letzteren, Druck und Papier sind vor- 


züglich. R. Paschkis. 
Pleißig, Medikamentenlehre für Krankenpfleger und Kranken- 


schwestern. 5. vermehrte und verbesserte Auflage. 195 Seiten. Berlin 
und Wien 1923, Urban & Schwarzenberg. GZ. 3,60. 

Ein außerordentlich vielseitiges, lehrreiches und geschickt zusammen- 
gestelltes Büchlein, in dem die Eigenschaften, Darstellungs- und Anwen- 
dungsweise der wichtigsten Arzneimittel besprochen und allerlei praktische 
Vorschriften über ‘die Handhabung der dazu ’ gehörigen Geräte gegeben 
werden. Auch der Arzt findet manchen für die Praxis nützlichen, Ärger 
und Kosten sparenden Wink, der ihm sonst in Unterricht und Büchern 
nicht erteilt wird bzw. schwer zu finden ist. Emil Neißer (Breslau). 


v. Domarus, Grundriß der inneren Medizin. 640 Seiten mit 58 Abb, 


Berlin 1923, Jul. Springer. geb. 12,50, br. 11,—. ! 
Ein ganz ausgezeichnetes Buch beschert der Verfasser nicht nur 


wie es ihm vorschwebte, Studierenden und jungen Ärzten als Ergänzung | 
‘von Vorlesungen und Kursen und als Überleitung zum Studium erschöpfen- 
der Lehrbücher. Vielmehr kann über den Kreis dieses jungen Mediziner- 


geschlechts hinaus dieser Grundriß Nutzen stiften als eine Zusammen- 
fassung des wirklich Wissenswerten. Man fragt sich, wie es eigentlich 
fertiggebracht wird, auf reichlich 600 Seiten das zu bringen, was ander- 
wärts nur bei größerem Umfange geboten wird. Die Antwort heißt, daß 
nicht nur ein Programm aufgestellt wird, sondern auch wirklich durch 
einen an Kenntnissen und Erfahrungen reichen Autor mit großem Über- 
blick zur Ausführung gelangt. Es lautet: knappe, klare Form der Dar- 
stellung, schlichte und elementare Ausdrucksweise, unter Vermeidung ent- 
behrlicher Fachausdrücke sowie Verzicht auf alle für das Verständnis nicht 
unerläßlichen theoretischen Erörterungen. Emil Neißer (Breslau). 


Schulhof, Cousismus, die Kunst der Selbstüberredung. 
Leipzig 1924, Moritz Perles. ö.K. 18400,—. 


Cousismus: dieses scheußliche Wort dürfte geeignet sein, zur Prüfung 
bei paralytischen Sprachstörungen verwandt zu werden. Es bezeichnet 


eine neue psychische Behandlungsmethode derart, daß der Patient sich 


mehrmals am Tage seine Gesundung einredet, unter deutlicher Bewegung 


der Lippen, mit frohen Gesten und Mienen. Also eine Form der Auto- 
suggestion, mittels derer neue Lebens- und Gesundungskraftquellen frei 


. werden. Wie wir uns in nervöse Krankheiten hineinreden, so sollen wir 
.| uns systematisch auch in die Gesundheit hineinreden. 


des Apothekers Cou6 in Nancy. Zu ihrem Sachwalter macht sich Schulhof 


in seiner alles Wissenschaftliche meidenden, fast feuilletonistischen Studie. 


Es ist gegen diese neue (und sicher brauchbare) Heilmethode nur das eine 
einzuwenden: daß sie nicht neu ist. Bei jeder sachgemäßen Suggestiv- 
oder Hypnosetherapie streben wir ähnliches an, nämlich den Patienten 
unabhängig vom Arzt zu machen, erstreben wir, daß der Kranke mit dem 
dialektischen Rüstzeug des Therapeuten weiterarbeitet. Schon wenn wir 
eindringlich zum Kranken sprechen und ihn zur Aufmerksamkeit zwingen, 
spricht er ja innerlich alles mit. Und wenn er sich der Worte erinnern 
will, muß er immer wieder Zunge und Kehlkopf innervieren, innerlich mit- 


sprechen, Ob das Lautsprechen oder die Lippenbewegung dabei wirklich 
so wesentlich ist? 


nicht, überzeugt kaum. 


Kurt Singer. 
W. Weitzel, Die neuentdeckten lebenswichtigen Vitamine und 


die Folgen einseitiger Ernährung. Zweite, umgearbeitete und ver- 
mehrte Auflage. 108 S. München 1924, Otto Gmelin. Geh. M. 2,—, 
geb. M. 3,—. : 

Kurzes, für den praktischen Arzt geschriebenes Büchlein über die 
Ergänzungsstoffe zu unseren Nahrungsstoffen, die Vitamine, über deren 
chemische Natur noch immer Dunkel herrscht. Der Gegenstand ist seitdem 
in dem Report des Medical Research Council „On the present state of 


knowledge of accessory food factors (Vitamins)“, London 1924, erschöpfend 
behandelt worden. E. Rost (Berlin). 


3. August 


88 S. 


So sagt die Schule 


Die vorliegende Arbeit überredet zu diesem Glauben | 


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letzten 


Kongreß- und Vereins-Berichte. 


Berlin. _ 
Berliner medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 16. Juli 1924. 
Offizielles Protokoll. 
Vorsitzender: Kraus. ‘Schriftführer: Benda. 


Einladung der Abteilung für innere Medizin zur Naturforscher- | 
versammlung in Innsbruck. | | 
= Verstorben: HerrBäckler, langjähriger Stenograph der Gesellschaft. 
Zur Aufnahme vorgeschlagen: die Herren Dr. med. Francisco 
Fonseca und Dr. med. Ricardo Fonseca aus Merida, Venezuela, zurzeit 


- Berlin NW, Albrechtstr. 4III, von Herrn C. Benda; Herr Dr. med. Christos 


Avierinos aus Kairo von Herrn Kraus; Herr Medizinalpraktikant Dr. med. 
Reinhard Planer, Friedenau, von Herrn Koblanck. 

‘ Wieder eingetreten: Herr Sanitätsrat Dr. Ernst Jacobsohn, 
Friedrichstr. 226. ' 

‘ Herr Ministerialdirektor Kirchner wurde seitens des Vorstandes 
und Ausschusses zum 70. Geburtstage beglückwünscht. | 

< Herr Prof. Dr. Terry aus Nashville, Tenessee, U. S. A, und Herr 
London aus Petersburg werden als Gäste begrüßt. 
I Benda macht auf eine Demonstration aufmerksam, die Herr Terry 


iù Nebenraum veranstaltet. Es handelt sich um eine mikroskopische 


Schnelldiagnose von Karzinom, die nach einer bestimmten Anfärbung ge- 
Härteter Organstückchen im auffallenden Licht (also ohne Anfertigung 
mikroskopischer Schnitte) unter gewissen Bedingungen gelingt. (Erscheint 
unter den Originalien dieser Wochenschrift.) i 


Tagesordnung. Ä 
`. London-Petersburg (a. G.): Die Methode der Angiostomie und 
‚die mit Hilfe dieser Methode erreichten Resultate. (Lebhafter Beifall.) 
(Erscheint unter den Originalien dieser Wochenschrift.) 
Der Vorsitzende spricht dem Vortragenden den Dank der Gesell- 
schaft aus und beglückwünscht ihn zu seinen schönen Untersuchungen. 
- _ V.Sehilling: Blutlehre in der Praxis (mit Filmvorführung). (Er- 
scheint unter den Originalien dieser Wochenschrift.) | | 


| Bonn. 
Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde (Medizin. Abteilung). 
| Sitzung vom 16. Juni 1924. | 
Sträter stellt einen Fall von: Wunddiphtherie vor und besprich 
die darüber bisher veröffentlichten Anschauungen. 

Weiterhin demonstriert Fröhlich, der sich schon seit mehreren 
Jahren mit der Messung der Empfindungszeit im Gebiet des Gesichtssinnes 
beschäftigt, d. i. die Messung jener Zeit, welche zwischen dem Beginn des 


 Lichtreizes und dem Beginn der ‚mit dem Lichtreiz verknüpften Empfindung 


vergeht, in seinem Vortrage: „Über eine Methode der Empfindungszeit- 
Messung“ eine neue Methode, welche F. F, Hazelhoff (Groningen) be- 
schrieben hat. Diese Methode hat das folgende Prinzip: Der Beobachter 
hat omer Fixiermarke mit dem Auge zu folgen, welche mit einer Ge- 
schwindigkeit von 20 cm/Sek. bewegt wird. An einer Stelle der Bahn der 
Pixiermarke taucht ein kurzdauernder Lichtreiz auf, den das Auge erst 
wahrnehmen kann, wenn die Empfindungszeit vorüber ist. Taucht die 
Empfindung auf, so ist unterdessen das Auge mit der Fixiermarke eine 
Strecke weiter gewandert und sieht die Empfindung mit einer Verschiebung 
auftreten, Aus der Größe der Verschiebung und der Geschwindigkeit der 
Piriermarke kann die Empfindungszeit berechnet werden. Vortr. hat mit 
mit Hilfe eines Apparates, der es gestattet, die Empfindungszeit alternierend 
mit den Methoden von Hazelhoff und Fröhlich zu messen, an 4 Ver- 
Suchspersonen eine vollständige Übereinstimmung der Resultate beider 
Methoden festgestellt. 


Hinselmann berichtet über den Übergang der Mikroorganismen 


| von der Mutter aufs Kind. Auf Grund eingehenden Quellenstudiums hat 


m sicher ergeben, daß folgende Mikroorganismen übergehen können: 
Packen a, Grippe, Lepra, Malaria, Masern, Milzbrand, Pneumokokken, 
13 Fall Kückfallfieber, Lues, Trypanosomen, Tuberkulose, Typhus. Die 
kön e sind beim Menschen realisiert, Ihnen reihen sich beim Menschen 
aa en bei denen der Übergang nicht sicher nachgewiesen, aber wahr- 
ne oder fraglich ist: Flecktyphus, Wurmlarven, Mumps, Rotz, 
Ühe a Tollwut, Windpocken. Beim Tier ist von diesen Keimen der 

Se gesichert bei den Wurmlarven, beim Rotz und der Tollwut. 
Winge ler Keime konnten bisher im menschlichen Fötus nicht nachge- 
at worden: Frambösie, Pest, Cholera, Diphtherie. Bei den beiden 
teriämi egt es wahrscheinlich daran, daß es bei ihnen selten zur Bak- 
® kommt. Bei der Pest liegen die Verhältnisse noch nicht ganz 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK '— Nr. 31. 


' gemacht: 


klar, bei der Frambösie muß der Übergang vorläufig als nicht erwiesen 
angesehen werden. Angesichts der Verwandtschaft des Treponema per- 
tuenue mit dem pallidum sind aber Zweifel berechtigt, ob dieser Schluß 
später ‘nicht wird revidiert werden müssen. RS 


Die Keime gehen in sehr verschiedener Weise durch. Hinselmann 


hat folgenden Versuch einer Rubrizierung des Penetrationsmechanismus 


1. Bewegliche Keime: a) durch Eigenbeweglichkeit mit flüch- 
tigen oder geringfügigen Epithelveränderungen: Spironema recurrentis, 
Bact. typhi, Plasmodium malariae; | I O i 
b) durch Eigenbeweglichkeit mit gröberen Epithelveränderungen: 
Spirochaete pallida, Trypanosomen? Helminth. ? Se | | 
2. Unbewegliche Keime: a) durch Nekrotisierung: Tub., Lepra? 
Eiterkokken? Pneumokokken ? Grippe? en 
b) durch Nekrotisierung und Durchwachsen: Milzbrand, Rotz; An- 
hang: Karzinom und Sarkom. Wu | 
3. Filtrierbare Keime durch eine Art Adsorption mit Ultrafiltration 
im Sinne von v. Provazek: Pocken, Windpocken, Tollwut? Mumps? ` 
Für die Frage der Infektion des Fötus sind, abgesehen vom Durch- 
schnittsmechanismus des Keimes, die Punkte von Bedeutung, die Lubarsch 


mit Recht betont hat, wie Dauer, Intensität und Virulenz der mütterlichen 


Mikrokokkämie, f | | l 
Die eingehende Bearbeitung des Themas wird im 4. Band des neuen 
Handbuchs der Biologie und Pathologie des Weibes, herausgegeben : von 
Halban und Seitz, veröffentlicht werden. | 
P. Prym demonstriert ein Teratom der Schädel- und Augenhöhle 


beim_Neugeborenen. Neugeborener Knabe (Frühgeburt im 6.—7. Monat). - 


Die Mutter des Kindes ist eine 26jährige Erstgebärende; wegen akut auf- 
tretendem Hydramnion wurde die Blase gesprengt; dann trat Spontan- 
geburt ein. (Klinische Beobachtung: Prof. H. Cramer.) 
Mächtiger Tumor in der Schädelhöhle, der sich als hühnereigroße 
Geschwulstmasse in die linke Orbita fortsetzt und das Auge plattgedrückt 


auf seiner Kuppe erkennen läßt. Starker Hydrozephalus, der bei der Ge- 


burt platzte.e Vom Gehirn nur noch platte an der Pia anhaftende Reste, 
getrennt vom Tumor nachweisbar. Histologisch: Solides Embryom mit Be- 
standteilen der 3 Keimblätter und Überwiegen von .embryonaler Zentral- 
nervensubstanz. (Nähere Beschreibung erfolgt in Dissertation von Herrn 
Sohumacher.) | 


Erlangen. 
Ärztlicher Bezirksverein. Sitzung vom 20. Juni 1924. 
A. Pratje: Zur Topographie des Mediastinums am Lebenden. 
Zwischen der Anatomie des lebenden Körpers und dem Bau der Leiche 


bestehen erhebliche Unterschiede; daher ist die Untersuchung des lebenden 


Menschen notwendig. Die Untersuchungen wurden mit stereoskopischen 


Röntgenaufnahmen angestellt, die genaue Messungen über die topograpische ` 
Lage zulassen. Durch das zu einem steifen Brei verrührte Kontrastmittel 


Röntyum (Kahlbaum) gelang es, den Ösophagus auch außerhalb des 
Schluckaktes darzustellen. 
Ösophagus im Ruhezustande geöffaet oder geschlossen ist; an der Leiche 
besitzt er meistens ein enges sternförmiges Lumen; im Ösophagoskop er- 
scheint er im Brustteil weit klaffend. Die Röntgenuntersuchungen zeigten, 
daß beim lebenden Menschen außerhalb des Schluckaktes der Ösophagus 
im Halsteil meist ein geschlossenes Lumen besitzt, im Brustteil dagegen 
ein mehr oder weniger geöfinetes, mit Luft gefülltes Lumen aufweist, das 
in einigen Fällen ziemlich weit sein kann, häufig abgeplattet ist und eine 


_ Spiraldrehung zeigt. Auch die Atmungsphase scheint infolge der ver- 


änderten Druckverhältnisse im Thorax nicht‘ ganz ohne Einfluß auf Form 
und Weite des Ösophagus zu sein. Von den physiologischen Engen kann 
man außer denjenigen am Anfang und Ende des Ösophagus noch die: 
Aortenenge regelmäßig beobachten und häufig eins Enge etwas tiefer, 
welche durch den linken Stammbronchus. verursacht wird. Auch in der 


Frage, ob der Verlauf des Ösophagus ein gerader oder gekrümmter ist, 
widersprechen sich die Ansichten in der Literatur. Der Ösophagus hat 


stets einen mehr oder weniger gekrümmten Verlauf, die kyphotische Krüm- 


. mung der Brustwirbelsäule macht er wenigstens zum Teil mit; häufig, 


findet man eine Biegung nach rechts und hinten am Aortenbogen. Indi- 
viduelle Variationen sind.vorhanden. Auch das Gewicht der Magenfüllung 
sowie die. Atmungsphase sind von Einfluß. Zum Schluß wurde noch die. 
Frage des Abstandes der Speiseröhre von der Wirbelsäule erörtert, Jene 
soll sich nach den Angaben in den Lehrbüchern eng der Wirbelsäule bzw. 
der Aorta descendens anschließen. Die Röntgenuntersuchungen zeigten 
aber, daß der Abstand von der Wirbelsäule unter Umständen ziemlich 


Zunächst wurde die Frage erörtert, ob der- 


1094 


. gewissen Verhältnissen haben, 


‚ darms bei verschiedenen Körperstellungen sowie bei In- und Exspiration 


_ kraft der elastischen Lungenfasern auszuschalten, wurde bei einer Leiche 


.. Ausmaß der Funktionsfäbigkeit ermitteln. Wird eine dürch die Verweil- | 


einmal gereizte Sekretion in den leeren Magen hinein weiter. 


spaltung ne bei Achylien nicht immer parallel. 


| TER | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. N 8. August 
groß sein und in Höhe des 9.—12. Brustwirbeis auf 5—6 cm ansteigen 
kann, Außer einer erheblichen individuellen Variation sind mechanische 
Faktoren von Einfluß, so ist z. B. bei der Inspiration der Abstand ein 
größerer als bei der Exspiration. Bei diesem großen Abstand von der 
Wirbelsäule müssen sich die Pleurablätter der beiden Seiten stark anein- 
ander nähern und eine Art dorsales Mesenterium bilden. Auf alle Fälle 
muß das hintere Mediastinum eine viel größere Tiefenausdehnung unter 


Hand wieder beweglich gemacht und der verlorene Daumen dürch Im- 
pläntation der großen Zehe ersetzt wurde. | 

Keller: Ein neues Dosimeter für ultraviolettes Licht. Zur Messung 
wird die Schwärzung von Ollorsilberpapier benutzt. Man belichtet mit 
Gesamtlicht und mit nichtbiologischem Licht. Die Differenz ergibt die 
biologischen Strahlen. Man kann empirisch Kurven gewinnen, die die 
Beziehungen zwischen der Fapierschwärzung- und der Erythemdosis angeben. 


H. SPORING 


als wir im allgemeinen anzunehmen ge- 
wohnt sind. 


. A. Hasselwander: Demonstration zur Verschieblichkeit der Bauch- Prag. 
organe, H. weist zunächst auf die Verschieblichkeit des Magens und Dick- Bi 
Sitzung vom 6. Juni 1924. 

l P. Kaznelson berichtet über in letzter Zeit sich auffallend häufende 
Fälle von Skorbut und demonstriert 6 Fälle. Alle zeigten, das typische 
Bild mit Hämorrhagien in der Haut und Muskulatur der unteren Extremi- 
täten und der für Skorbut typischen Gingivitis (Auflockerung, Schwellung 
des Zahnfleisches mit lividblauer Verfärbung), Im Blut findet sich eine 
in manchen Fällen sehr schwere sekundäre Anämie. Die Leukozyten neigen 
zur Verminderung, es besteht oft ausgesprochene Leukopenie. Bei der 
Differentialzählung ist nur das Fehlen oder die geringe Ausprägung der 
Linksverschiebung bemerkenswert. Die Blutplättchen sind sehr reichlich, 
‘eher vermehrt. Die Gerinnungszeit ist normal, ebenso die Blutungszeit 
Auch das Rumpel-Leedsche Phänomen ist negativ. Man muß daher 
annehmen, daß es sich nicht um eine allgemeine hämorrhagische Diathese, 
sondern nur um ganz lokalisierte Gefäßveränderungen handelt. Auch der 
Erfolg der Therapie (Zitronensaft) spricht für die Diagnose. 


E. Adler demonstiert einen Fall von multipler Sklerose mit ie 
papille. Die 20jähr. Pat. erkrankte im November 1923 unter den Sym- 
 ptomen einer Querschnittsläsion des Bückenmarks (druckempfindlicher 

5. Brustwirbel, spastische Paraparese der Beine wit Fuß- und Patellar- 
klonus, Babinski und Oppenheim, bds. fehlende Bauchdeckenreflexe, vom 
Nabel -abwärts Hypästhesie, Retentio urinae). Im Verlaufe von 4 Wochen 
Rückbildung aller Symptome. Am 30. Dezember Erblindung am ‘linken 
Auge, woselbst an der Klinik Prof. Elsohnig eine Stauungspapille kon- 
statiert wird. Am 6. März 1924 Sehstörung am rechten Auge, wo es eben- 

‚falls zur Ausbildung einer Stauungspapille kommt, während die im linken 
Auge bereits abgeheilt ist. Auch- die rechtsseitige Stauungspapille bildet 
sich bis Mitte April vollständig zurück. Zur Zeit außer beiderseitiger 

temporaler Papillenabblassung und fehlenden Bauchdecokenreflexen absolut 
kein pathologischer Befund. Der Fall zählt zu jenen äußerst seltenen 
multiplen Sklerosen, die mit Stauungspapille einhergehen und sogar ge- 
wöhnlich durch noch andere Symptome des gesteigerten Hirndruckes und 
Lokalsymptome als Hirntumoren wenigstens ein Zeitlang imponieren. 


G. A. Wagner: Die Behandlung der Harninkontinenz der Frau. 
Auf die Blasen- und Ureterfisteln, auf den unwillkürlichen Harnabgang 
bei den tuberkulösen Schrumpfblasen wird nicht ‚eingegangen. Bei den 
Fällen von beständiger Harnausstoßung infolge von Hypertonie des Detrusor 
charakterisiert durch die hochgradige Trabekelbildung bewähren sich Papa- 
verin und ähnliche Mittel, die die glatte Muskulatur beeinflussen. Bei 
Insuffizienz des Sphincter vesicae kann es sich erstens um Narben handeln, 
die den einen Schenkel nach der Gegend des Schambeines fixieren. Nach 
- Druchtrennung dieser Narben und event. Fettinterposition heilen diese 
Fälle prompt. Zweitens kommen die Fälle in ‚Betracht, wo der Sphinkter 
angeborenerweise defekt ist, wie bei der Hypospadie und solche, wo er 
defekt wurde und zwar entweder durch ungeschickte operative Eingriffe 
oder durch Geburten. Bei den geringgradigen Schädigungen genügen kon- 
servative Maßnahmen (Faradisieren, Gymnastik, Massage, Bäder usw.). Von 
den operativen Maßnahmen kommen für die schweren Fälle hauptsächlich 
die Pyramidalis- -Faszienumschlingung des Blasenhalses nach Goebell- 
Stoeckel in Betracht oder die plastische Verwendung der pubischen An- 
teile der Levatoren nach Ruppert Franz, event. die Bildung einer aus 
den medialen Anteilen bestehenden. Lavatorzwinge, wie sie der Vortr. an- 
gegeben hat. Dieser hat auch die Durchziehung der Urethra durch einen 
'| Schlitz des einen Levator mit recht befriedigendem Erfolg verwendet. 
Für die Fälle, bei welchen Deszensus der Scheide mit relativer Harn- 
inkontinenz besteht, genügt manchmal die einfache Kolporrhaphie, speziell 
mit der von Halban angegebenen Modifikation der Raffnaht der fasziösen 
Platte zwischen Blase und Scheide. Sehr gute Erfolge gibt die Interpositio 
uteri vesico-vaginalis nach Wertheim und speziell die Fixation des Fundus 
gegen das Diaphragma urogenitale. Der Vortr. hat die Operation in diesen 
Fällen modifiziert, indem nicht die Fundusecken, sondern YVorderwand 
des Uterus rechts und links 2—3 cm unterhalb des Fundus gefaßt und 
gegen das Diaphragma bzw. das Periost des Schambeins fixiert wird. In 
diesen Fällen ist dann der Uterus sozusagen lordotisch verkrümmt und 
der Fundusanteil liegt der hinteren Symphysenwand breit an, die Urethra . 
verläuft nun zwischen dieser und dem als feste elastische Pelotte wirken- 


Verein deutscher Ärzte. 
hin. Die Beweglichkeit der linken Flexur war besonders eindrucksvoll auf 


einigen Röntgenbildern. (vom Lebenden) zu sehen. Um die Retraktions- 


die Lunge stark aufgebläht, in. diesem Zustande gefroren und in Schnitte 
zerlegt. Dabei zeigte sich ein extremer Tiefstand sämtlicher Bauchorgane 


(auch der retroperitonealen), .z. B. lag der Magen vor der Symphyse, der 
untere a. unterhalb des Darmbeinkammes. 


 Kohlmann (range) 


-Frankfurt a. M, 
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 16. Juni 1924. 

G, Katsch: Über reinen Magensait und Magenchemismus. Es 
werden die Vorteile geschildert, die durch Gewinnung von Aziditätskurven 
mit Hilfe der Verweilsonde gewonnen werden. Die Verlaufsbilder, die man 
vom Magenchemismus erhält, sind vielseitiger als das Momentbild, wie es 
einmalige Ausheberung liefert. Durch Variieren der Sekretionsreize lassen 
sich verschiedene Reizbarkeitssymptome und bei depressiven Störungen das 


sonde eingeführte Reizlösung nach kurzer Zeit zurückgesaugt, so geht die 

Man kann 
Proben von reinem Saft gewinnen und deren Eigenschaften studieren. Es 
wird Stellung genommen zu den Begriffen Superazidität, Hyperchlorhydrie, 
absolute Hyperchlorbydrie, Supersekretion, die auf Grund der neuen Be- 
funde eine gewisse Korrektur und festere Bestimmung gewinnen. Gesamt- 
chlorbestimmungen im Magensaft gestatten 2 Funktionen der Magenschleim- 
haut zu unterscheiden: Chloridspeicherung und Säureabspaltung. Es finden 
sich Gesamtchlorwerte im Magensaft bis zum doppelten der Gesamtchlor- 
werte im Serum. Störungen in der Chloridspaltung und in der Säureab- 


Freiburg i i. Br.. 

Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom, 20. Imi 1924. 
Hosemann: 1. Der .Solästhinrausch. Das Mittel ist ungeeignet 
zur Vollnarkose, aber brauchbar für das erste Stadium der Narkose und 
für einen Rausch. Der Patient schläft nicht dabei, sondern merkt alles, 
was geschieht, verspürt aber keine Schmerzen von operativen Eingriffen 
Nach Beendigung der Narkose wacht Patient sofort auf. Für Erwachsene 
werden etwa 100 Tropfen gebraucht, man tropft langsam, etwa jede Se- 
kunde einen Tropfen. Das Mittel ist nicht feuergefährlich und riecht nicht 
unangenehm. Die Anwendung des Solästhinrausches wird für. kleinere: 
chirurgische Eingriffe, wie Spaltung von Phlegmonen usw., empfohlen. 
2, Über akute Pankreatitis mit Krankenvorstellung. Es handelt sich im. 
ersten Falle um ein junges Mädchen, bei dem nach den seit Jahren auf- 
tretenden Schmerzanfällen die Diagnose auf Gallensteinkoliken mit Magen- 
spasmen gestellt wurde. Als Schmerzen in der Blinddarmgegend mit hohem 
Fieber auftraten, wurde laparotomiert. Es fand sich eine Verlegung des 
Darms durch ein mächtig geschwollenes Pankreas. Dieses wurde drainiert, 
es entleerten sich eitrige Massen vom Pankreas und Gewebsnekrosen vom 
Netz. Allmählich Genesung. Ein Gallenstein war nicht vorhanden. — 
In dem zweiten Fall lagen Gallensteine vor. Wenn die auftretenden Ko- 
liken so heftig sind, daß sie durch Morphium nicht zu bekämpfen sind, 
und wenn die Schmerzen nicht mehr rechts, sondern links von der Mittel- 
linie auftreten, muß man an eine akute Pankreatitis denken. Die Operation 

ergab ein akutes Pankreasödem, die Vorstufe der Pankreatitis. | 
Eden: 1. Chirurgische Demonstrationen zur Kardiaresektion. Bei 
einem an der Kardia sitzenden Karzinom, das bis in den Ösophagus hin- 
aufging, wurde eine ausgiebige Resektion vorgenommen und der stehen- 
gebliebene Teil des Pylorus direkt an den Ösophagus angenäht. In dem 
Magenrest findet sich keine freie Salzsäure, aber Pepsin. 2. Knochen- 
bruchheilung. Bei Oberschenkelfrakturen wird eine Verbindung von Ex- 
tensions- und Gipsverband angewandt. Bei verzögerter Kallusbildung 
Einspritzung von Natriumglykokollphosphat. 3. Wiederherstellung nach 
Handverletzungen. Demonstration eines Kranken, bei dem die versteifte 


wer e BR 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr.3i: 0.1098 


{ den Fundus uteri. Auch Drehung der Urethra nach Gersuny wird ge- | um die Anlage einer rudimentären, überzähligen, knopfförmigen Niere am 
| legentlich angewendet und hat bisher in allen Fällen gute Resultate ge- | oberen Pol der normalen Niere, wie auch in dem einstweilen aus der: 
| geben. Der Vortr. führt die Operation so aus, daß nach Umschneidung | Pankowschen Klinik publizierten Fall von Schönholtz. Der zystische 
der Urethralmündung die Urethra auf‘ mehrere Zentimeter freipräpariert | Hohlraum, der eine muskuläre Wand und eine Auskleidung mit kubischem 
wird, um 180° oder mehr Grad gedreht, dann dadurch fixiert wird, daß | Epithel aufweist, ist offenbar eine Zyste des Wolfschen Ganges, äbnlich 
| einen Zentimeter hinter der Mündung das Muskelrohr an das Diaphragma | wie im Falle R. Meyers. Der überzählige Ureter ist also offenbar an der 
| genäht und dann erst die Schleimhautwundränder durch Katgutknopfnähte | Stelle des Wolfschen Ganges, aus welcher er kranial vom normalen Ureter 
vernäht werden. So kann sich bei event. Durchschneiden der letzteren | hervorgesprossen ist, dauernd verblieben. Dieser Teil des Wolfsohen Ganges 
das Urethralrohr nicht wieder zurückdrehen. Anlegung von Paraffindepots | ist erhalten geblieben und offenbar durch eine feine Lücke mit der Vagina 
| = um den Blasenhals hat der Vortr. niemals angewendet. in Verbindung getreten. Die Lücke konnte nicht aufgefunden werden. 


“Es wird nun ein Fall demonstriert, der die gelegentliche Schwierig- Friedel Pick: Über Viridansinfektioo: Ziemlich allgemein ist 
| keit einer Harninkontinenz zeigt: Ein 26jähr. Fräulein, das seit der Kind- | die Meinung verbreitet, seit Schottmüller 1910 das: Krankheitsbild der 
heit immer etwas naß war und an Bettnässen gelitten hat. Vor 4 Jahren | Endocarditis lenta umgrenzte und als ihren Erreger den Streptococcus 
waren von einem tschechischen Chirurgen in 4 Sitzungen je 4 Paraffin- | viridans nachwies, daß in fieberhaften Fällen mit den physikalischen Zeichen 
injektionen gemacht worden, die den Zustand aber in keiner Weise besserten. | einer Herzklappeninfektion die Prognose als sehr bedenklich anzusehen ist, 

Da die Patientin nun heiraten will, ist sie über den unheilbaren wässerigen | wenn auch bei anscheinender Leichtigkeit des Krankheitsbildes, also Fehlen 

Ausfluß unglücklich und wird vom Arzte zur Heilung an die Klinik ge- | 'der für Endocarditis lenta charakteristischen Zeichen wie Milztumor, Neigung 

schickt, Pat. von anscheinend normaler Konstitution. Nur das äußere j zu Infarkten, Nephritis — aus dem Blute nicht hämolysierende, sondern 
‘Genitale zeigt geringe Zeichen von Infantilismus. Die Schleimhaut der | nur vergrünende Kolonien von Streptokokken auf bluthaltigen Nährböden 
Uretbralmündung mündet in einen von rückwärts her aufsteigenden kleinen | gezüchtet werden, Neuere, Erfahrungen haben aber gezeigt, daß mitunter 

Sporn, der die Mündung selbst etwas verdeckt. Die Harnröhre ist nicht | auch solche Fälle mit positivem Nachweis vergrünender Streptokokken aus- 

abnorm weit, die Blase hat eine gute Kapazität, die eingespritzte Flüssig- | heilen können (Funke und Salus, Libman, Leschke, Löwenhardt, 

keit wird gehalten. Die spontan entleerte 24stündige Harnmenge, ebenso | Jungmann), daß in.den Leichenorganen desselben Individuums neben- 

wie das durch Verweilkatheter aufgefangene Tagesquantum bleibt ein | einander blutlösende und vergrünende Streptokokken vorkommen, dies gə- 

wenig hinter den Trinkmengen zurück. Bei der genitalen Untersuchung | legentlich auch bei Züchtung vom Lebenden’ beobachtet wird. Andernteils 

findet sich das Genitale normal bis auf ein unvollkommenes Septum im | sahen Bakteriologen (Morgenroth und seine Mitarbeiter, Schnitzer und 

oberen Drittel der Vagina, das von der vorderen Vaginalwand ausgeht und | Munter, ferner Kuczynsky, Wolf, Rosenow) unter verschiedenen 

die hintere nicht ganz erreicht, also immerhin eine Andeutung von Dupli- | Bedingungen (Einwirkung chemischer Substanzen, Tierpassagen, besonders 

zität und damit einer Mißbildung. Da nun Mißbildung des Genitales mit | bei der Maus) Verlust der blutlösenden Fähigkeit und Vergrünen der Kul- 

‚ solchen des uropoetischen Systems nicht selten zusammen vorkommen, | turen. ‚Wenngleich diese Versuche nicht überall in gleicher Weise ge- 
wurde die Vermutung erweckt, daß das Nässen auf einen überzähligen | langen, wie eine von Makamura aus dem Bailschen Institut in Prag 

ektop ausmündenden Harnleiter zurückgeführt werden könnte. Es fand | publizierte Arbeit lehrt, so scheint doch jedenfalls die Vergrünung allein zur 

sich rechts neben der Mündung der Skeneschen Drüse eine kleinste Lücke, | Charakterisierung einer Streptokokkenart nicht genügend und insbesondere 

durch die eine feinste Sonde in einen parallel zur Urethra verlaufenden | nicht zu einer Verwertung zur Prognosenstellung. Auch die Empfindlich- 

1, em langen Gang einmündet. Versuche, durch Einlegen eines Stückchens | keit gegenüber der Bakterizidie des Patienten und Normalblutes und die 
Ursterkatheter Harn aufzufangen, mißglückten. Die Chromozystoskopie | Kettenbildung in flüssigen Nährböden, wie sie E. F. Müller nach Schott- 

ergab: Beide Uretermündungen an normaler Stelle. Der rechte scheidet | müllers Vorgang zur Charakterisierung des Viridans als Lentaerregers heran- 

weniger Harn aus als der linke. Weder ein vor die kleine Lücke rechts | zog, ist nach den Befunden von G. Salus, der in 39 Fällen in R. Funkes 

neben der Urethra fixiertes Tupferchen, noch ein in die Scheide eingelegtes | Abteilung 19 mal Viridans aus dem Blute züchtete, wobei die Fälle auch 
Gazestück zeigen nach stundenlangem Liegen Blaufärbung. Das Gazestück | bei längerer Beobachtung alle in Heilung ausgingen, und Leschke nicht‘ 

in der Scheide aber ist etwas naß geworden. Da mit Rücksicht auf diesen | ausschlaggebend. Die prognostisch ungünstige Bedeutung des Nachweises _ 

Befund die Diagnose eines dritten harnausscheidenden Ureters in Frage | vergrünender Streptokokken wird aber auch erschüttert durch die Beob- 
gestellt ist, wird die Möglichkeit einer relativen Insuffizienz des Sphinkter | achtung guter Verläufe bei nicht auf das Endokard beschränkten entzünd- 

in Betracht gezogen, und nun geplant, den Bauchschnitt zu machen, durch | lichen Affektionen, bei welchen solche Kokken gezüchtet wurden, wie 
Inspektion sich von dem Vorhandensein oder Fehlen : eines überzähligen | Pyelitis (G. Salus), Cholangitis (Schottmüller, Eickhoff), Meningitis 

Ureters zu überzeugen und in letzterem Falle die Operation nach Goebell- | (Schottmüller, Sawitz), Perikarditis (Löwenhardt). P. sah im An- 
Stöckel auszuführen. Es findet sich das innere Genitale vollkommen | schlusse an fieberhafte Endokarditis später Perikarditis mit Exsudation, 

ıormal Rotunda und Infundibulo-pelvica an normaler Stelle. Rechts sieht | dann zunächst rechtsseitige, dann linksseitige Pleuritis auftreten und 

man durch die Beckenserosa hindurch zwei Ureteren. Nach Spaltung des | schließlich in Heilung ausgehen, wobei G. Salus aus dem Blute Strepto- 

hinteren Ligamentblattes zeigt es sich, daß der eine Ureter normal be- | cocous viridans züchtete — von 3-reichlich beschiokten Blutagarplatten 

schaflen ist, ein zweiter, 1 cm von ihm entfernter paralleler Strang, dünner, | wuchs nur auf einer eine einzige Kolonie, auch in Blutbouillon wurden 
Äurbwandiger und blasser ist. Dieser verläuft am hinteren Ligamentblatt | nur wenige Keime, in den später exstirpierten Tonsillen zahlreich Viridans- 

medial und ventral von dem normalen Ureter. Die uterinen Gefäße werden | kolonien. Solche Beobachtungen von Entzündungen seröser Häute durch 

Jetzt an der Kreuzungsstelle von den Ureteren abpräpariert und empor- | einen zu so. schleichenden Erkrankungsiormen führenden Erreger, wie es der 

gehoben, das vordere Ligamentblatt gespalten und nun der untere Anteil | Streptococcus viridans ist, haben aber auch noch ein allgemeineres Inter- 

der Ureteren und die Blasenecko freigelegt. Der normale Ureter mündet | esse, weil sie vielleicht ein Licht auf die noch ungeklärte Ätiologie jener 

an normaler Stelle in die Blase, ein dünner überzähliger Ureter verläuft | merkwürdigen chronischen Polyserositisformen werfen, deren Folgezustände 

a m die Gegend des Scheidengewölbes parallell mit dem anderen, biegt durch die Bildung dioker Schwarten und Umklammerung von Organen 
er rechtwinkelig um und scheint in dieses einzumünden. Es wird nun | mitunter in lokalisierterer Form als Zuckergußleber oder als perikarditische 
Median von der Einmündungsstelle inzidiert. Man kommt in einen von | Pseudoleberzirrhose ein sehr chronisches, auch diagnostisch oft schwieriges 
blasser glatter Schleimhaut ausgekleideten Hohlraum; dieser ist aber, wie | Krankheitsbild liefern, welches in neuerer Zeit durch L. Brauer; sowie 
Sondierung ergibt, nicht die Scheide. Er ist 4 cm lang und 1 cm breit. | Volhard und Schmieden erfolgreich chirurgisch angegangen wurde. Für 
Seine Wand wird gespalten. Sie zeigt Trabekel. Dieser ganze Sack wird | einen ‚Teil dieser Fälle ist wohl die Tuberkulose anzuschuldigen, aber 
amn mit samt dem untersten Ende des überzähligen Ureters exstirpiert gerade bei den mit mächtigster Schwielenbildung einhergehenden fehlen 
und dabei die mediale Wand des rechten Scheidengewölbes zwecks Drai- | klinische und pathologisch-anatomische Befunde hierfür und bleibt die 
‚gb inzidiert. Zwischen der Sackwand und der Scheidenwand ist eine | Ätiologie dunkel, umsomehr, als bei dem eminent chronischen Verlauf der 
S ð mm breite derbe Bindegewebsschichte. Aus dem überzähligen | Fälle (z. B. Niels R. Finsens eigene Krankheitsbeschreibung, Fall von 
teter, dessen Lumen sehr eng, dessen Wand sehr dick ist, quillt ein Rumpf mit 301 Punktionen) nur selten derselbe Arzt Beginn und Folge- 
weng Flüssigkeit. Er wird nun in gewöhnlicher Weise in die Harnblase | zustände der Krankheit beobachtet hat. P. betont die zum Nachweise 
etwas oberhalb der rechten Ureterenmündung implantiert. Die Abtastung | des Viridans notwendigen Vorsichtsmaßregeln (Verdünnung wegen Emp- 
er rechten Niere ergibt, daß nur ein Nierenbeoken vorhanden ist, was ja | findlichkeit gegen Blutbakterizidie, bluthaltige Nährböden, längeres Beob- 
Sg war, da die durch den überzähligen Ureter ausgeschiedene | achten der Kulturen), da auch in typischen Fällen geübte Bakteriologen 
wa bei Indigokarmininjektion im Gegensatz zum Harn des rechten | oft negative Befunde melden — vielleicht liegt in der Nichtbeachtung. 
wieder = Blaufärbung angenommen hat. Die Peritonealwunden werden dieser no on ve ha . olt negativen Resultate der Züch- 
ar E e Der überzählige Ureter heilte glatt ein, die Pat. ist tung aus Blut und pieuritischen Exsu aten; das sind lauter Fragen, deren 
ommen trocken. Wahrscheinlich. handelt es sich auch hier | Beantwortung dem Einzelnen, namentlich wenn er nur über Material der 


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_ von Prof. Hochenegg in seiner klinischen Vorlesung am 11. Januar d. J. 


1096 


o 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.3. © C. 8. Angust 


Privatpraxis verfügt, unmöglich ist, sie mabnen aber, dem züchterischen 
Nachweis vergrünender Streptokokken auch in Fällen yon Polyserositis 
besondere Beachtung zu widmen und durch ausgedehntere Untersuchungen 
die prognostische Bedeutung seines Nachweises sicherzustellen, die lange 
nicht so infaust zu .sein scheint, als man bisher vielfach annimmt. | 
G. Herrmann: Bericht über seine Studienreise nach Rom (Paychi- 


. atrische Klinik, Prof. Mingazzini). 


B. Halpert: Neue Wege in der Gallenblasenforschung- (TI. Teil: 
Zur Orthologie und Pathologie der Gallenwege). Die „funktionelle Stauung“ 


ist die Stagnation von Galle in der Gallenblase — bei geschlossenem Sphinkter 
auch in den Gallenwegen —, bedingt durch Dysharmonie zwischen Resorp- 
tionstätigkeit der Gallenblasenschleimhaut und der ihr zugeführten Galle, 


Die Gallenblase, die man bei der funktionellen Stauung vorfindet, ist eine 


„Stauungsgallenblase”; die Galle staut in ihr, weil ihre Schleimhaut die 


ihr durch den Zystikus zugeführte Galle durch Resorption nicht weg- 


schaffen kann. Vortr. unterscheidet: 1. Eine „sekundäre Stauungsgallen- 
blase“, wobei die Insuffizienz der Blase nur eine relative und sekundäre 


ist (exogene hepatogene Form). Diese bietet pathologisch-anatomisch keinen 


Befund, sie entspricht, wenn sie klinisch manifest wird, der Schmieden- 
schen „akuten Stauungsgallenblase“. 2. Eine „primäre Stauungsgallen- 


blase“ (autochthone zystogene Form) mit pathologisch-anatomisch nach- 
weisbaren akuten Veränderungen der Blase, die die Ursache für. die Re- 


sorptionsstörung abgeben. ‚3. Die „chronische Stauungsgallenblase“, die 
genetisch ein Kombination und Spätform der beiden reinen Formen dar- 
stellt und pathologisch-anatomisch neben chronischen Veränderungen oder 
Ausgangsstadien abgelaufener Prozesse immer auch frische zeigt. Ange- 
borens anatomische Verhältnisse bestimmen, ob die „funktionelle Stauung* 
und somit die „Stauungsgallenblase“ klinisch manifest wird. Das „Gefäß- 
nervenbündel® der Gallenblase läuft bei einer Reihe von Fällen gerade 


_ über den Krümmungen der Halszystikusgegend. Druck auf den Blasen- 


körper streckt, wenn die Blase gefüllt ist, die Krümmungen und zeırt an 
dem Gefäßbündel, was direkt als Schmerz empfunden werden kann oder 
auch zusammen mit den Abwehrkontraktionen der Gallenblase oder durch 


die Zirkulationsstörung, die der Zerrung unter Umständen folgt, entstehen 


kann. Die reine „mechanische Stauung“ führt zu keiner Steinbildung, den 
Anlaß zur Cholelithiasis gibt die funktionelle Stauung.- 


 Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellen- 
angabe gestattet.) or 


Ein Münchener Kliniker, welcher von einem bekannten Arzt in 
Karlsbad zu einem Konsilium dorthin berufen worden war, erhielt auf 
dem tschechoslowakischen Konsulat den Bescheid, daß ihm das Paßvisum, 
also die Einreiseerlaubnis, nicht erteilt werden könne, weil den deutschen 
Ärzten die Ausübung ärztlicher Tätigkeit in der Tschechoslowakei nicht 
gestattet sei. 
werden, wenn ein Gesuch beim Ministerium des Äußeren in Prag eingereicht 
und bewilligt würde. Das tschechoslowakische Konsulat begründet seinen 
Bescheid damit, daß die Erlaubnis für Ausübung ärztlicher Tätigkeit für 
Ärzte aus anderen Ländern durch Staatsvertrag geregelt werden müsse. 
Es ist ungewöhnlich, den Besuch und die Beratung eines Einzelnen in 
einem Konsilium mit der „Ausübung ärztlicher Tätigkeit“ auf eine Stufe zu 
stellen. Obwohl in vorliegendem Falle der Münchener tschechische Konsul, 
nachdem er von dem Bescheid seines Büros in Kenntnis gesetzt worden 
war, sich auf eigene Initiative an das Prager Ministerium gewandt hatte, 
um von dort die Einreisebewilligung zu erwirken, dürfte es wünschenswert 
sein, die vorliegende Frage einer grundsätzlichen Entscheidung zuzuführen, 
zumal gerade in den böhmischen Bädern viele deutsche Kurgäste sind, die 
im Falle einer ernsten Wendung ihrer Krankheit den berechtigten Wunsch 
haben werden, den Arzt ihres Vertrauens aus Deutschland zuzuziehen. 


Wien. Die Disziplinarkammer der Universität hat in ihrer Sitzung 
vom 14. d. M. mit Stimmeneinhelligkeit beschlossen, die von Professor 
J.Hochenegg selbst beantragte Disziplinaruntersuchung gegen seine 
Person’ nicht einzuleiten, und zwar aus folgenden Gründen: 1. Was die 


erhobenen Anklagen gegen gewisse Gruppen von Ärzten betrifft, so hat 
schon das in den Vorerhebungen zustande gebrachte umfangreiche Material 
die Mitglieder der Disziplinarkammer davon überzeugt, daß die von 
Hochenegg behaupteten üblen Erscheinungen (unlauterer Wettbewerb 
durch Gewährung hoher Provisionen, Zuziehung minder geeigneter Fach- 
ärzte, laxe Indikationsstellung) durchweg nicht bloß vereinzelt, sondern in 


einer erheblichen Zahl von Fällen zutage getreten sind und zum Teile 


geradezu typischen Charakter angenommen haben, so daß der wider 
Prof. Hochenegg ausgesprochene Vorwurf, er habe seine Anklagen ohne 
zureichende Gründe, also leichtfertig, erhoben, der Disziplinarkammer nach 
den Ergebnissen der Vorerhebungen als ungerechtfertigt erschienen ist. 
2. Gegen die Tatsache, daß Prof. Hochenegg die erwähnten Anklagen in 
einer Vorlesung, also im Kreise von Studierenden, vorgebracht hat, ist vom 
akademischen Standpunkte kein Einwand zu erheben. Es entspricht durch- 


Eine Ausnahme von dieser Regel könne nur dann gemacht 


aus der Aufgabe des akademischen Lehrers, neben den wissenschaftlichen 
auch sittliche Fragen des Berufes vor seinen Schülern zu erörtern und auf 
Verstöße gegen die Standesmoral tadelnd hinzuweisen. 3. Die in den. 
einzelnen Tagesblättern gegen Prof. Hochenegg ausgesprochene Beschul- 
digung, er habe -eine unheilbar Kranke aus Gewinnsucht operiert, hat sich, 
als unbegründet herausgestellt, und die weiteren auf-einem bloßen Gerücht 


. beruhenden Beschuldigungen, er habe einem Badearzte eine Provision an- 


geboten, konnten nicht erwiesen werden. — Leider hat es der hohe aka- 
demische Senat unterlassen, das von ihm gesammelte Material der Öffent- 
lichkeit bekanntzugeben. _— P Ai 

Der Höhenkurort Semmering hat einen Preis von 1000 Gold- 
kronen ausgesetzt, der an den Autor der besten Arbeit verliehen wird, 
welche in den letzten zwei Jahren durchgeführt oder veröffentlicht wurde 
und einen Fortschritt unserer Kenntnisse von der Wirkung des Höhenklimas 
auf den Menschen bewirkt hat. Er wird verliehen von der mathem.-naturw. 
Klasse der Akademie der Wissenschaften in Wien. Die Zuerkennung wird 
verkündet in der feierlichen Sitzung der Akademie der Wissenschaften 1925. 
Der Preis ist in erster Linie für Österreicher bestimmt, doch können auch 
Ausländer berücksichtigt werden, wenn sie ihre Arbeiten an einer öster- 
reichischen Höhenstation oder einem österreichischen Institut ausgeführt 
haben. Autoren, welche sich um diesen Preis bewerben wollen, können 
ihre im Druck erschienene Arbeit bis 31. Dezember 1924 an die Kanzlei 
der Akademie der Wissenschaften, Wien I, Universitätsplatz 2, einsenden.‘ 
Auch die Einsendung von ungedruckten Arbeiten ist möglich, doch müssen 
sie in zwei in Maschinenschrift hergestellten Exemplaren vorgelegt werden. 


Die diesjährige ärztliche Studienreise führt in die Schwarzwald- 
bäder. Sie wird.am Sonnabend, den 6. September, in Würzburg beginnen 
und am Sonnabend, den 20. September, in Bad Dürrheim schließen. In 
Aussicht genommen ist der Besuch folgender Orte: Mergentheim, Schwäb. 
Hall, Schömberg, Wildbad, Freudenstadt, Rippoldsau, Triberg, Baden-Baden, . 
Freiburg, Badenweiler, Todtmoos, St. Blasien, Donaueschingen und Dürr- 
heim. Nähere Auskunft erteilt das Bureau der Deutschen Gesellschaft für 
ärztliche Studienreisen, Berlin W9, Potsdamerstr. 134b. | 


Das Davoser Forschungsinstitut hielt am 19. Juli eine Sitzung 
des Stiftungsrates ab, auf der der Institutsleiter Prof. Loewy über die 
wissenschaftliche Entwicklung des Institutes während des ersten Jahres 
seines Bestehens berichtete. Unter den bisher 27 Mitarbeitern waren 
13 Deutsche. Überwiegend handelte es sich um praktische und theoretische 
Mediziner, dazu kam ein Zoologe, ein Physiker, ein Chemiker und ein Tier- 
arzt. Eine größere Anzahl von physiologischen, chemischen und klinischen 
Arbeiten sind bereits veröffentlicht worden bzw. werden in kürzester Zeit 
veröffentlicht werden. Die Einrichtungen des Forschungsinstitutes sind 
derart ausgebaut, daß dem Wunsche aller Arbeiter hinsichtlich Apparate, 


Instrumente, Tiermaterial sowie geeigneten Arbeitsplätzen genügt werden 


konnte. Vom Oktober ab sind wieder Arbeitsplätze frei, davon einzelne für 
Arbeiter aus valutaschwachen Ländern unter Gewährung freien Aufenthalts, 


An den sozialhygienischen Akademien in Berlin-Charlottenburg, 
Breslau und Düsseldorf wird der nächste sozialhygienische Lehr- 
gang für Kreisarzt-, Kreiskommunalarzt-, Schul- und Fürsorgearztanwärter 
von Ende September bis gegen Weihnachten abgehalten. Da die Teilnehmer- 
zahl beschränkt ist, wird baldigste Anmeldung empfohlen. Anfragen an die 
Sekretariate Berlin-Charlottenburg, Spandauerberg 15/16, Breslau, Maxstr._4, 
Düsseldorf, Fürstenwall 1. _— 


Der VI.Karlsbader internationale ärztliche Fortbildungs- 


v 


kursus mit besonderer Berücksichtigung der Balneologie und Balneotherapie | 


findet in der Zeit vom 7. bis 18. September d. J. in Karlsbad statt. Das 
Programm, welches demnächst erscheint, enthält 24 Vorträge aus fast allen 
Gebieten der Medizin. Die Vortragenden, durchweg bekannte Kliniker und 


Theoretiker, rekrutieren sich aus den Universitäten von Brasilien, Deutschland, 


Italien, Japan, Nordamerika, Norwegen, Österreich, Schweden, der Schweiz 
und der Tschechoslowakei. Die ausländischen Teilnehmer erhalten durch 
Vermittlung des Kuramtes Karlsbad für sich und ihre Begleitpersonen ein 


unentgeltliches tschechoslowakisches Einreisevisum, sowie eine 33°/.ige Fabr- 


preisermäßigung auf den tschechoslowakischen Staatsbahnen 


Bad Pyrmont. Am 20. d. M. wurde die neuerbaute Brunnen- und 
Wandelhalle eingeweiht, die einen wichtigen Fortschritt in der Entwicklung 
des Bades bedeutet. Der heizbare Bau, in seinem Ausmaß an die Kissinger 
Wandelhalle erinnernd, gestattet die Trinkkur bei jeglicher Witterung, so’ 
daß in Zukunft die Saison von Anfang April bis Ende Oktober ausgedehnt 
werden kann. _— 

Deutsches Insulin. Wie wir erfahren, bringen jetzt auch die 
Firmen Chemische Fabrik auf Action (vorm. E. Schering), Berlin N 39, 
Müllerstr. 170/171, und C. A. F. Kahlbaum Chemische Fabrik G. m. b. H., 
Berlin-Adlershof, Insulin in den Verkehr. Das Insulin der genannten Firmen 
wird nach den Vorschriften des Toronto-Komitees hergestellt und unter 
Kontrolle des Deutschen Insulin-Komitees nach der international gebräuch- 
lichen Einheit eingestellt. Wie wir hören, soll die Produktionsfähigkeit so 
groß sein, daß jeder Nachfrage genügt werden kann. 


Hochschulnachrichten. Frankfurta.M.: Ein Ruf auf den Lehr- 
stuhl der Pharmakologie an Stelle von Geheimrat A. Ellinger ist an den 
Ordinarius der Wiener UniversitätProf. Ernst Pick ergangen. — Tübingen: 
Den Privatdozenten Eduard Borchers (Chirurgie) und Emil Vogt (Ge- 
burtshilfe und Gynäkologie) die Dienstbezeichnung ao. Professor verliehen. 


Druak von L. Schumacher in Berlin N 4. 


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a geleitet von 


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Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden jj re 


 Nr.32 (1026) 


=. Wochenschrift für praktische Arztei 
| zZ. | Organ der Berliner Mediziaischen Gesellschaft | 3 
Geh. San- Rat Professor Dr. Kurt Brandenburg, Berlin * Urban & Schwarzenberg, Berlin, Frl 


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Berlin, Prag u.Wien, 10. August 1924 


XX. Jahrgang 


Aus dem Georg Speyer-Haus in Frankfurt a. Main. 
Chemotherapeutische Studien über Wismut. 
. Von Prof. Dr. W. Kolle. 


Levaditi und Sazerac!) haben zuerst das Wismut in Form 
des Wismut-Kalium-Natriumtartrates in die Syphilistherapie als 
brauchbares Antisyphilitikum eingeführt. Vor ihnen haben aber 
schon verschiedene Autoren über chemotherapeutische Versuche mit 
Wismut berichtet, ohne daß das .Metall oder seine Verbindungen 
praktische Bedeutung in der Luestherapie gewonnen hätten. So 
hat Balzer?) 1889 Wismutnitrat subkutan bei Lues angewandt. 
Ehrlich versuchte Bi-Verbindungen bei Trypanosomen, hielt sie 
wegen ihrer sehr geringen Wirkung aber für therapeutisch be- 
dentungslos und wandte sich von den Wismutverbindungen ab. 
Robert und Sauton?) versuchten 1916 Wismutverbindungen mit 
Erfolg für die Behandlung der experimentellen Hühnerspirochätose. 
Kolle und Ritz‘) injizierten kolloidales Wismut intravenös bei 
syphilitischen Kaninchen, konnten aber erst bei Benutzung der Dosis 
tolerata oder einer ihr sehr naheliegenden Gabe rezidivfreieHeilung der 
Primäraffekte erzielen und verfolgten, zumal mit Silberverbindungen 
bei intravenöser Injektion bessere chemotherapeutische Indices erhalten 
wurden, das Studium der Wismutverbindungen nicht 'mehr?). 
Nach den ersten Mitteilungen, die mir über die starke Wir- 
kung des von Levaditi empfohlenen intramuskulär einzu- 
verleibenden Wismutpräparates, des Wismut-Kalium-Natrium- 
tartrates zukamen, habe ich mich mit dem chemotherapeutischen 
Stadium des Wismuts und seiner verschiedenen Verbindungen bei 
Kaninchensyphilis erneut. experimentell beschäftigt. Wenn ich jetzt 
die wichtigsten Ergebnisse dieser sich über drei Jahre erstreckenden 


Versuche mitteile, so möchte ich vorausschicken, daß es mir vor 


allen Dingen darauf ankam, durch systematische Versuche über 
seiner Verbindungen, über den Zusammenhang zwischen che- 
mischer Konstitution der Wismutverbindungen und ihren 
toxischen sowie chemotherapeutischen Wirkungen beim 
gesunden und beim infizierten Tier — neben der Wirkung auf 

Ypanosomen und Rekurrensspirochäten namentlich bei den mit 
Spirochasta pallida infizierten Kaninchen — Aufschluß zu erhalten. 
Besonders wer auch die Frage der Chemorezeptoren der Wismut- 
Verbindungen, der Vergleich zwischen Wirkung löslicher und unlös- 


licher Präparate, der Verbindungen mit komplex und nicht komplex - 


sebundenem Wismut, das Verhältnis der Wirksamkeit von anorgani- 
a H und organischen Wismutverbindungen, die therapeutischen 
‚nd toxischen Unterschiede zwischen intravenöser, sub- 
Aufaner und intramuskulärer Einverleibung — immer im 

ergleich zu den Arsenobenzolderivaten — zu klären. Die 


ausführliche, durch Protokolle belegte Veröffentlichung der hier nur 


P, I zusammengefaßten Versuche, die ich gemeinsam mit Fräulein 
-“eupold und Fräulein Dr. med. Evers und zum Teil mit 


Dr. Collier und der Laboratoriumsassistentin Fräulein Möbus und 


fer Mitarbeit der Chemiker Dr. Bauer und Dr. Maschmann 


') C. r. acad. des sc. 172, 1391 (1921) u. 173, 338 u. 1201 (1921) 
. 2 » y . e Gi 
Cr. É de biol, 85, 430 (1921); Ann. De die, 36, p. 1. 
ar „7. 80c. de biol. 41, 537 (1889). 

a) „un. Past, (1916), 30, p. 261. 

‚m. W, 1919, Nr. 18, S. 481. . | 
wendung > u. Literaturangaben über die therapeutische An- 
Wissenschaft. Akhandl, Nedi "u Verbindungen“. Tieres 


Rekurrensspirochäten an weißen Mäusen untersucht. 


die Art der antisyphilitischen Wirkung des Wismuts und | 


_ Klinische Vorträge. 


im Georg Speyer-Haus ausgeführt häbe, wird im Archiv für Derma- 
tologie und Syphilis erfolgen.  . Be | I 

Zu den Versuchen wurde eine große Anzahl verschiedener 
Wismutverbindungen herangezogen, über deren chemisches Verhalten 
Dr. Bauer in der folgenden Mitteilung berichten wird. Im Sinne der 
chemotherapeutischen Methodik Paul Ehrlichs, die auch jetzt noch 
für zielbewußte Versuche, maximal wirksame Präparate von geringer 
Giftigkeit zu finden, unerläßlich ist, wurden zunächst bei Vertretern der 
verschiedenen Gruppen der Verbindungen dieses Metalls, auf die ich 
noch zu sprechen komme, die Wirkung auf Trypanosomen und 
Die 
Versuche wurden nach Analogie der mit Farbstoffen und. Arsenikalien 
ausgeführten Studien an weißen Mäusen so angestellt, daß die zu 
prüfenden Präparate teils intravenös, wenn sie löslich waren, teils 
subkutan 24 Stunden vor der Infektion, gleichzeitig mit dieser und 
24 Stunden nach erfolgter Infektion injiziert wurden.‘ Bei unseren 
Stämmen von Trypanosomen konnte bis jetzt keine Bi-Ver- 
bindung gefunden werden, die einen sicheren Schutz oder eine 
sichere Heilwirkung entfaltet. Selbst wenn die Parasiten nur in 
geringer Menge im Blute vorhanden waren, gelang es selbst mit 
den größten, der tödlichen Dosis der Bi-Körper sehr nahe- 
liegenden Mengen nicht, eine rezidivfreie Heilung zu erzielen. 
Auch mit der Verbindung „Bi 5“ von Giemsa konnte. bei dem 
zu allen chemotherapeutischen Versuchen hier verwandten Trypano- 
somenstamm (Nagana Prowazek) keine Wirkung erzielt werden.. Es 
wird zwar durch manche Bi-Verbindungen eine gewisse Hemmung 
der Parasitenentwicklung oder kurz dauerndes Verschwinden . der 
Parasiten aus dem Blute erzielt, die aber bald wieder erscheinen und 
den Tod der Tiere herbeiführen, wie folgendes Beispiel zeigt (Tabelle1). 


Tabelle 1. Weinsaures Wismutnatrium und „Bid“ bei schwacher 
| Trypanosomeninfektion 


- a) Stamm Prowazek 


Tage Weinsaures | 
nach der| Wismutnatr. | „Bi 5“ intravenös „Bi 5" subkutan 
Infektion| intravenös | 

T. | +sw | +sw | +sw | +sw | -+sw| + sw + sw ‚sw 

tooo | Wzooo | Waooo | Yeooo | Yıooo | Hıoo. | tso prè 
2 [EEH FE HEH EF IEF +EH HE) 
. | tot tot | tot | +++] tot (+++ 

pa tot ara tot tot 

à O |. 


a) Stamm Prowazek, b) Stamm 30 (Bi = empfindlich) . 


n 38 „Bi 5“. Konzentration der Lösung 7% 

ie cem p. 20 g Maus. subkutan 

SIET- RR Kr 
FE a) Stamm Prowazek | | b) Stamm 30 
i +sw +-sw + sw| +sw |+sw |+ sw -+ sw |+ sw 

02 | 0,3 |04 | 05 | 0,6 | 0,8] 0,16 P a a 

2 +wŢw | +w | — | +sw jkrank| +w| + | + + sw = 
3. (HHH HH] tt] + tw + | + ml 
EHEHEHE + tot [++ — IH vw] — 
; ot |+ Tit Irische tot | — | tot | tot 
7 rkung = 
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0.1994 —'MEDIZI 


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hÀ. 522. Wismut-Polyh droxyverbindun 3 a 
Konzentration .der.Lösung 10 0). | 


ccm p. 20 g Maus. 
" Tage n. d. Iaf. | |. di 
io +sw o| +sw |. +sw A 
ei 0,4 ccm 0,8 ccm 0,2 ccm 
2. +sw + + 
\ a a2 ++ 
3. f + w — ; — 
5. we = Z 
6. Zr = = 
T. n es = 
1 8. T wi ar = $ — E = w 5 
‚dauernd frei| +wi5 | +wi2 


Selbst bei dem -von Professor Giemsa uns überlassenen wismut- 
empfindlichen Trypanosomenstamm (St. Nr.30) haben wir mit. 
den bisher bekannten Bi-Verbindungen Dauerheilungen nur in wenigen 
Fällen erzielen können. Diese wismutempfindlichen Parasiten des Stam- 


_ mes 30 verschwinden, wie die Tabelle 1 zeigt, einige Zeit nach Injektion | kurzer ‚Zeit verankert.: Sie wirken in erster Linie durch ihre 
Affinität zu lebenswichtigen Teilen der Parasiten, führen rasch. zum 


‘des Wismutpräparates, erscheinen aber vielfach nach 10—20 Tagen 
wieder. Da man stets relativ große Bi-Gaben den Tieren einverleiben 


- muß, wurden offenbar nur die Tiere; die individuell eine hohe Bi-Tole- 


Tanz aufweisen, sterilisiert. Auf Rekurrensspirochäten wirken ein- 
zelne Bi-Verbindungen, aber die meisten nur in den höchsten Dosen, 
der Dosis tolerata oder chronica letalis, sterilisierend (Tabelle 2). - An- 


= Tabelle 2 
. Stamm: russ. Recurrens. 


=: i 


n Afl Weinsaures s i Bi 5“ u ee N 
ag Wismutnatrium Ch, A. 515 subkutan a; inTavanse „Bi 5“ subkutan - 


intravenös 


Yon tol. ©. zooo tol. — 
1/2000 tol. es iy ek j 


chron. tödl, 


® 


SOÄADROPO@DH 


\ 

N | Verlauf der Kontrollen normal. ; 
dere Bi-Verbindungen zeigen selbst in den größten Dosen gar keine Be- 

einflussung. Soweit die Injektion der Bi-Verbindungen subkutan erfolgt, 
wird noch zu untersuchen sein, inwieweit die Resorption bzw. die Depot- 

bildung der Bi-Verbindungen von Einfluß auf das Vorhandensein 

oder Fehlen einer Wirkung ist. Mit einigen Bi-Verbindungen ist 

also Sterilisierung der rekurrensinfizierten Mäuse mit hohen Dosen, 

wenn auch nicht sicher, zu erzielen. Die Spirochäten verschwinden nach 

Injektion solcher Wismutpräparate, und wenn die Reinfektion 7 Wochen 


nach der ersten Infektion vorgenommen wird, zeigt das positive 


Reinfektionsergebnis, daß nur ein einmaliger Parasitenbefund vor- 
gelegen haben kann. Wenn man diese positive  Reinfektion als 
Kriterium für. die mit Arsenobenzolderivaten erzielte Sterilisierung 
auch für die Bi-Verbindungen gelten läßt, so ist also die Sterilisierungs- 
fähigkeit der rekurrensinfizierten Mäuse mit einzelnen Bi-Verbindungen 


NISCHE KLINIK — Nr. 32, 


Afs chron. tödl. Dos. 


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i B © n > -e da EN P 
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Pid . $y a A Pa REN i 
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nachgewiesen. Aber ein chemotherapeutischer Index, der 


demjenigen der Arsenobenzolderivate vergleichbar: wäre, 


wurde bis jetzibei keiner Bi-Verbindung, einschließlich des 

Präparates Bid, nachgewiesen. Ferner mangelt bei den Bi-Ver- 
bindungen die Sicherheit und Regelmäßigkeit der Wirkung. Es ist das 
vielleicht auf die relativ hohen Bi-Gaben zurückzuführen, die man ver- 
wenden muß, und die wechselnde Empfindlichkeit der Mäuse gegen die 
Giftwirkung des Bi. Sind die Tiere empfindlich gegen die Giftwirkung, < 
‘so sterben sie, oder-werden bei chronischer Vergiftung nicht sterilisiert. 

= - Es war notwendig, auf diese Versuche etwas ausführlicher 


| einzugehen, weil Giemsa und sein Mitarbeiter Sei auf Grund ihrer 


Versuche mit Wismutverbindungen an rekurrens- und trypanosomen- - 
‚infizierten Tieren behaupten, daß die- Bi-Körper direkt wie- die 


| Arsenobenzolderivate. auf die genannten Parasiten wirken. Aus den 


im Speyerhaus angestellten Versuchen, über die ich mit Fräulein 
F. Leupold in einer besonderen Arbeit mit Beifügung ausführ- 
licher Protokolle berichten werde, läßt sich aber nur die Folgerung 


‘ ziehen, daß Wismut in den bisher bekannten Verbindungen — es 


gilt das. auch von neuen für chemotherapeüutische Zwecke von . 
Dr. Bauer und Dr. Maschmann nach biologischen Gesichtspunkten 
hergestellten, Wismut komplex gebunden enthaltenden Körpern — in 


- anderer Weise auf die Rekurrens-Parasiten und Trypanosomen wirken 


muß, als es für. die Arsenobenzolderivate nachgewiesen ist. 
: Die Arsenobenzolderivate werden an die Parasiten innerhalb 


Tode derselben und lösen. in zweiter Linie durch diese rapide 
Wirkung, den Ictus chemotherapeuticus aus. Das Wismut und 


seine Verbindungen ‘unterscheiden sich biologisch prinzipiell von 


den. Arsenobenzolderivaten, die mit ganz wenigen Ausnahmen 
— zu denen vor allem das Arsalyt und die Sulfoxylsalvarsane ge- 
d - `- hören, die. auf Trypanosomen wenigwirken — einen 
außerordentlich günstigen chemotherapeutischen 
Index außer auf Syphilis- und Frambösiespiro- 
 chäten auf die genannten Protozoen. besitzen. 
Das. Vorhandensein von ÜChemorezeptoren‘“ der 
Parasiten für Wismut, die in Parallele zu den 
Chemorezeptoren für Arsenobenzole zu setzen 
‘wären, ist, bis auf das Verhalten eines wismut- 
_ empfindlichen Stammes, nicht ‚nachgewiesen. Ver- 
suche, Trypanosomen und Spirochäten gegen Wis- 
mut zu festigen, sind seit einiger Zeit im Speyer- 


— | _ haus eingeleitet, ebenso Experimente, um die Frage 


Bein | es fy ELLITEITS NN 


parate handelte — 


— | — zu klären, ob die Wismutpräparate wesentlich ent- 
tot | — |.—  wicklungshemmend oder abtötend auf die ge- 
~ | tot nannten Parasiten wirken. Denn das Wismut 
= und seine Verbindungen wirken offenbar entwick- 
— | -  lumgshemmend und gleichen inbezug auf ihre 
T = chemotherapeutische Dynamik dem Quecksilber. 
a Um die Beziehungen der chemischen Kon- 

: | —|  — stitution zur chemotherapeutischen Wirkung. bzw. - 
> .. die therapeutische Dynamik der Wismutverbin- 
= -. dungen von verschiedener Konstitution weiter zu 
—| . klären, war’ es wegen der fehlenden oder un- 
rl sicheren Wirkung der Wismutverbindungen aui 

tot . Trypanosomen und. wegen der unregelmäßigen 


Wirkung bei Spirochätenkrankheiten notwendig, 
das Studium der Wismutverbindungen an experi- 
mentell-syphilitisch infizierten Kaninchen . 
durchzuführen. Zu diesem Zwecke wurden die. töd- 

` liche und die erträgliche Dosis der. zu unter- 
suchenden Präparate bei intramuskulärer und — 

. soweit es sich um wasser- oder. alkalilösliche Prä- 
| 'bei intravenöser Injektion an gesunden Kaninchen 
ermittelt. ‘Man benötigt hierzu größere Tierreihen. Es gelingt aber, 
für jede Wismutverbindung die sicher erträgliche und die sicher töd- 


"liche Dosis festzustellen. Bei intramuskulärer Injektion unlöslicher 


und depotbildender, löslicher Präparate erfolgt selbst bei großen. 
Dosen der Tod erst nach längerer Zeit (2—83 Wochen), bei löslichen 
nicht depotbildenden Verbindungen innerhalb 7—12 Tagen. Bei intra- 
venöser Injektion löslicher Verbindungen kann eine akut und eine 
chronisch tödliche Dosis ermittelt werden. Während die in Wasser.oder 
Alkali löslichen Verbindungen bei intravenöser Injektion gewisse, aber 
doch nicht allzu erhebliche Unterschiede in der Dosis, auf den Bi-Gehalt 


bezogen, aufweisen, zeigen die löslichen wie unlöslichen Ver- 


bindungen nach intramuskulärer Injektion hinsichtlich 
ihrer Toxizität große Unterschiede. Es wird später darauf 


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10. August 
zurückzukommen sein, inwieweit diese auf Differenzen in der Resor- 
bierbarkeit der durch lösliche wie unlösliche Verbindungen ge- 
bildeten Depots beruht. Auf der folgenden Tabelle 3 sind einige 
Verbindungen; um das Gesagte zu erläutern, als Beispiel zusammen- 
gestellt. = | ' Br Ä 
Tabelle 3*), 


= Bestimmung der tödlichen Dosis von Bi-Verbindungen 


Präparate 


Bi- 2 
Gehalt Dosis 
%/o | 
_ Weinsaures Wismutnatrium iv. h 40 LA 48 7 3002 Sr 08 
Weinsaures Wismutkalium iv. Y 50,9 T % 2,01 vr Le Bl Rz 
er 2 A | 0,05 | 0,04 | 0,03 | 0,02 | 0,01 
Wanstsulhd iv..." . -j| 818 Hsr| tst. -2008|-1508| -0g | 
Fruetose-Wismutnitrat iv. } 52,5 a 0 4 3008 00 , 
‚ Fructose- Wismutmutnitrat iù- U zo, {0,8 |02 |oO,1 
nn aae we » | 715 |+ 50g |-200g | 
_ Cumarsaures Wismut intram. . 30,61 pa 3005 3508 
Phenylglyzin - p - karbonsaures \| gog [0,4 | 03 | 02 
Wismut intram. . 222. J i +10 | +15 | 721 |-150 
me = Bi 36 [02 0,1 01 | 0,08 | 0,05 
.. Wismut intram. . . . . . JIHg34 | 72 123 |-300g|-500g|-3508| 
Weinsaures+ oxymerkuribenzol- \j Bi 35 | 0,1 0,09 | 0,07 | 0,06 | 0,05 | 0,04g| 0,03 
saures Wismut im. . . . `) Hg 831 t4. | f8 tt4 | T7 | f6 |-300 |=300g 


bedeuten 


bedeutet die Gewichtsabnahme. 


Was die Wirkung der Wismutpräparate auf die Spiro- 
chaeta pallida im Kaninchenkörper betrifft, so sind auch hier 
prinzipielle Unterschiede gegenüber den Arsenobenzol- 
derivaten festzustellen. Die Bi-Verbindungen wirken viel lang- 
samer als die Salvarsane. Selbst wenn man die löslichen Präparate 
intravenös in Dosen gibt, die der tödlichen sehr nahe liegen, werden 
die Spirochäten zuweilen erst nach Tagen unbeweglich. Auch dann, 


wenn eine klinische Heilung der Primäraffekte innerhalb der gleichen 


Zeit, wie sie nach Anwendung von Arsenobenzolderivaten eintritt, 
eriolgt — ein chemotherapeutisches Kriterium für die vergleichende 
experimentelle Bewertung der Antisyphilitika —, verschwinden die 


Spirochäten sehr langsam aus den Primäraffekten. Was sich bei 


erwendung von Arsenobenzolderivaten, namentlich: bei intravenöser 
Injektion, an den Spirochäten in Stunden vollzieht, tritt bei An- 
wendung von Wismutverbindungen — auch bei löslichen, wenn sie 
Intarenös gegeben werden — fast stets erst in Tagen ein. Die 


lung der Primäraffekte vollzieht sich bei den größeren Dosen 


s lerdings annähernd in der gleichen Zeit wie bei den Arsenobenzol- 
erivaten. , | 

Im Verlauf der Versuche konnte ich die von mir gemeinsam- 
mit Ritz bei Verwendung kolloidalen Wismuts festgestellte Tatsache 
aufs neue bestätigen, daB die zur Ausheilung der Schanker 
miwendige Dosis der meisten Wismutverbindungen bei 
travenöser Einverleibung sehr nahe der tödlichen liegt. 
Wei Von den vielen Bi-Verbindungen, die wir auf diese 
Ken untersucht haben, haben sich nur sehr wenige heraus- 
danon lassen, und zwar neben den Zucker-Wismutverbin- 
i gen, die mit Hilfe von Zucker- bzw. Polyhydroxylverbindungen 

gastellten Bi-Salze von Säuren, sowie Salze von Arsinsäuren mit 


‚ Xomplex gebundenem Bi, die einen therapeutischen Quotienten 


vo e is > e . e ° e 
n 1:2 bei Intravenöser Injektion aufweisen. Dies gilt auch 


| Tabelle 4. | a 

Prip arate: intravenös injiziert Ea Dosis tox. | Dosis tol. | Heildosis 
ir eu S 

m dene 89,65 | 0,01: | 0,006 | > 0,005 

a use, | 722 0,02 0.01 
Weinzüres Wismut-Natrium | 40° | 0,01 | 0,009 | > 0,01 
Manu ces Wismut-Kalium.| 509 | 0,008 | 0,008 | 0,005 
Jodoxn nutmitrat... . .. 37,6 0.006 | 0,004 | > 0,008 
i, chinolinsulfosaures o 
Mannose. latri TEREE 16,2 0,04 0,03 | >0,01 
Mannose- Wi titrat... j 44 002 | 0,01 | > 0,008 
"ismutoxydnatrium | 19 0,08 002 | > 0,005 


| en 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 
_ für die von Giemsa empfohlenen ‘Verbindungen. Für das Präparat 


*) Es bedeuten: iv. = intravenös, intram. = intramuskulär. Die Zahlen neben f 
en Tag des Todes, z.B. 710 = tot am 10. Tag. Das — vor den Zahlen mit g 


erzielen läßt und daß diese Wirkung vorwiegend neben einer 


t 


1099 


Bi 5, Natriumtribismutyltartrat mit 70°/, Bi-Gehalt, für das Giemsa 


_ einen chemotherapeutischen Index angibt, der weit besser sein soll, als 


derjenige der Arsenobenzolderivate, konnten wir keinen chemothera- 
peutischen Index bei intravenöser Injektion feststellen (Tabelle 4.) 

-n -` Was die von Sei in der D. m. Wochenschrift?) 
veröffentlichten Versuche mit dem Präparat Bi 5 
betrifft, so haben wir auch hier bei intramusku- 
lärer Injektion keinen höheren Index als bei an- 
deren Verbindungen erzielt. Das Giemsasche 
Natriumtribismutyltartrat Bi 5 hat in unseren Ver- 
suchen keine prinzipiell andersartige Wirkung oder 
erhebliche chemotherapeutisch nachweis- 
bare Vorzüge bei Kaninchensyphilis ‚vor dem 
auch im Trepol enthaltenen Natrium- 
Kalium-Tartrat, das Levaditi und Sazerac 
als erste für die Syphilisbehandlung empfohlen 
haben, gezeigt (Tab. 5a u. 5b umstehend). 

Aus den mit ca.50verschiedenen Bi-Ver- 
bindungen bei syphilitischen Kaninchen 
ausgeführten Versuchen ergibt sich, daß die Wis- 

 mutverbindungen, die bisher bekannt sind, bei in- 
travenöser Einverleibung keinen chemo- 
therapeutischen Index, der demjenigen 
der Arsenobenzolderivate auch nur ent- 
fernt vergleichbar ist, besitzen. Und wenn 
man ferner die langsame Wirkung der. Wismut- 
präparate auf Spirochaeta pallida, verglichen mit 
Arsenübenzolderivaten, auch nach intravenöser 
Einverleibung und ferner den geringen Heilwert bei 
Trypanosomen und die unregelmäßige Wirkung 


` auf Rekurrensspirochäten bei geringem chemotherapeutischen Index 


in Betracht zieht, so läßt sich sagen, daß den genannten Parasiten 
derartige Chemorezeptoren, wie sie dieselben für Arsenobenzolderi- 
vate besitzen, für die bisher bekannten Bi-Verbindungen nicht zuer- 
kannt werden können. Für diese Annahme, die einen Kernpunkt 
der chemotherapeutischen Beurteilung der. Wismutpräparate bildet, 
ist aber noch eine zweite experimentell lestzustellende Tatsache an- 
zuführen; es ist das die Wirksamkeit auch ganz unlöslicher 
Wismutverbindungen, z. B. des Wismutkarbonats, bei 
intramuskulärer Einverleibung auf die Syphilisspiro- 
chäten (Tabelle 6 umstehend). | | | 
Die ersten wichtigen Versuche von Levaditi und Sazerac 
bezogen sich auf das Trepol?), das weinsaure Wismut-Kalium- 
Natrium, also eine lösliche Verbindung, diè intramuskulär einver- 
leibt wird. Später wurde auch die Tribismutylweinsäure, die in 
Wasser unlöslich ist, angewandt. Das systematische Studium, dem 


‚wir die verschiedenen organischen und anorganischen, in Wasser 


bzw. Alkalien löslichen und unlöslichen Wismutverbindungen mit 


} komplex an Hydroxyle und nicht komplex als Base an saure Gruppen 


gebundenem Wismut sowie als Bi-Salze (Doppelsalze) unterzogen 
haben, hat erwiesen, daß sowohl bei den in Wasser oder Alkali 
löslichen Präparaten wie bei den unlöslichen Verbindungen, die 
sämtlich, um Vergleichswerte zu erhalten, in Ölemulsion intra- 
muskulär verabreicht wurden und als Depots kürzere oder längere 
Zeit liegen bleiben, die Wirkungsweise eine ganz anders- 
artige ist, als die der Arsenobenzolderivate. Sie ist, um hier den 
wesentlichen Punkt vorweg zu nehmen, in Analogie zu setzen 
zur Wirkung des bei menschlicher Syphilis intramuskulär 
einverleibten metallischen Quecksilbers und seiner 
Verbindungen. K 
Die meisten Autoren nehmen an, daß die Quecksilber- 
verbindungen im nn entsprechend ihrem Quecksilber- 
&ehalt wirksam sind und daß die Differenzen in der Beeinflussung 
syphilitischer Erscheinungen wohl größtenteils auf Resorptions- 
unterschieden der verschiedenen Präparate beruhen, ferner, daß sich 
bei Syphilis eine Dauerwirkung bzw. eine. Heilung am besten durch 
intramuskuläre Einverleibung der Hg-Verbindungen mit Depotbildung 
lasmaaktivierenden und katalytischen Wirkung auf die Entwick m 2 
emmung der Spirochäten durch das vom Lymphstrom aufgesaugte Ñ | 
das in alle Zellen und Säfte eindringt, zurückzuführen ist, 
Ich muß hier eine Ansicht korrigieren, die ich früher auf Grund 
ausgedehnter Studien mit intravenöser Einverleibung der Queck- 


silberpräparate bei experimenteller Kaninchensyphilis vertreten hatte: 


6) D. m. W. 1928 S. 1327. | 
7) Das Trépol ist später als unlösliche Bismutylverbindung in 


| den Handel gebracht. 


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0 TR MEDIZINISCHE KLINIK — Nes? Denen 


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Fe | . Wirkung. von „Bi 5u auf den Syphilisschanker ami Kaninchenhoden, subkutan. | Dosis tox, 0,2, Doiii: tol. 018. en 
9 E f 3 i j B ; FR X ’ gr m (i 
SNE : ; Durchmesser A £ ! : nn l a a 
L, i ' Kan.- | der Schanker. Dosis e a e . o Tg ESEA 4. Ta g. 2 we. 5. Tag. . A 
B, Spirochäten- 1 pro. Durch- Darch- Durch- | Durch- D 2 
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re = - - Intramuskulär: Dos. töx. 0,2, Dos. tol. 0,1; intravenös: Dos. tox..0,01, Dos. tol. 0,005—0,007. zu m Kia 


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(1D g.bew. \ i ' * ; AF y o N W pi 
. da die Heilkraft des Quecksilbers, die ja beim, Menschen über allen | - Wie aus’ der folgenden Tabelle hervorgeht, zeigen die. ver- Mia 
..  Zmeifel’erhaben ist, sich bei der experimentellen Kaninchensyphilis. | schiedenen Wismutverbindungen recht erhebliche Unter- j i 
nicht mit genigendor A ur Zuvor aia kert erzielen von. schiede inbezug auf die absolute. Dosis, bei der sie nach - ihr. 
Di Bei he url er N re auch ai intramuskulärer Einverleibung wirksam sind. (Tabelle 8.) . Über- Hl 
en UnGon er ? è raschend war es, festzustellen, daß sich genau zahlenmäßig Pi til 
schiedene. Quecksilberpräparate beim syphilitischen Kanin- Werts. die- dirdi- Thehrfäch. mit eläicher.Dosi ötlärholte Ver | i: hie 
_ ehenintramuskulär anzuwenden. Bei früheren Versuchen, nament- | ‘Orte, die durch mehrlach mi; gleicher /0SIEFUNS wiederholte ver- All; air 
"lieh bei den mit Ritz publizierten Untersuchungen, war die intravenöse | suche ermittelt wurden, für. jedes Wismutpräparat gewinnen lassen. FOARRIE RENER 
Injektion als Indikator für etwaige chemotherapeutische Unterschiede | Es bedarf großer Versuchsreihen, um beide Dosen — die kleinste oek Be u 
verschiedener Quecksilberverbindungen gewählt worden. Da das | heilende Dosis und die Dosis tolerata — genau zu ermitteln. Man i n ri 
Quecksilber, intravenös einverleibt, bei Kaninchen relativ rasch | sollte eigentlich erwarten, daß sich‘ derartig quantitativ exakte ERROR ART 
mare et. wird und da ferner die Dosis I ming eigo gor Unterschiede bei: den im Muskel in Form von Depots abgelagerten TERN 
mifindlichen Tie nn. ee er Re Ti z Se Wismutpräparaten nicht finden würden, da ja. die Resorptions- a rs 

RENNEN „ıerarl, um Wirkungen zu erzielen, angewandt WSTTCR | Yerhältnisse, wie ich: später durch Röntgenbilder zeigen werde a Taia 

. ‚mußte, so konnten bei diesen Versuchen nennenswerte chemo- B dentlich hied ti nd wie ich eleich hinzufi SL RE An 

therapeutische Effekte nicht erzielt werden. Die chemo- | Außerordentlich verschiedenarige, und — wie Ich gleich hinzufügen a EL EB 

- therapeutischen Quotienten waren so. klein, wie bei den meisten 'in- möchte > komplizierte sind.. Diese unterste Gr enzdosis der i hif Re AN 
- tavenös: einverleibten Wismutverbindungen. Wir schlossen daraus, | Wirksamkeit > intramuskulär einverleibter ‚Bi-Verbin- ONGA E 
- dab die Qüecksilberverbindungen keine oder nur eine sehr geringe | dungen geht aber keineswegs der durch. intramuskuläre ii EE TES 
` Affinität zu -Chemorezeptoren der Spirochäten haben bzw. auf das | Injektion zu ermittelnden Dosis tolerata parallel. ° = ll 
-o Fehlen von Chemorezeptoren der Parasiten für die Hg-Verbindungen, | E NE Ciee IE Bed BIENEN: 

‚und konnten in Übereinstimmung hiermit keine nennenswerten Unter- | Tabelle & =. ee i BA BES HERNE a 
schiede in der Wirkung von Hg-Verbindungen mit verschiedener RER — =—— Aa RE 

- iemischer Konstitution bei intravenöser Verabreichung: feststellen. Präparate: Bi-Gehalt Dosis tox. "Dosis tol H 1dosis” HU NARBE 

Alle diese Tatsachen bestehen zu Recht, auch dann, wenn man für das intramuskulär injiziert - in O/o a aJ ea S GOSARIA Be h 

... tenlenemes chemotherapeutischen Quotienten eine andere Erklärung | . : | ARE i K EN k FHEA, i 

e „oder andere Hypothesen annehmen will. Aber es hätte schon damals | | | | a Mi Bl i 
hgischerweise von uns die entwicklunegshemmende Wirkung | Trépol. .. a css. ess. e-f 50 0,3 0,2 0,005 | Hal 7 

der Quecksilberpräparate für Spirochäten, die wir aus unseren Ver- Wismutkarbonat . eine ann |. 83,2 0,8 041 03. REN i 

„suchen gelolgert hatten, auch durch Untersuchungen mit. der Wir- | Wismuthydroxyd :....... ‚80,31 0,5 041.004 BIRI $ 

. -mg von Quecksilberdepots ergänzt werden sollen. Derartige _Wismutvalerianat aha e anea da 69,10 0,2 0, = f 0,008 Me ERN HE E 

Ä ‚Untersuchungen sind jetzt in Analogie zu Experimenten mit. intra- Bismut. salieyl. bas. ..... 54,4 . 0,8 :02..| 0,0038 ` u a E A 3 

f „uuskulärer Einverleibung der Wismutverbindungen durchgeführt worden. Wismutjodid ET NEE - | 35,33 0,2 „0,1 0,006 A ER LER a 5 

Ich gebe ein Beispiel über die Wirksamkeit einer solchen intra- | Wismutsulid...... |, 81,3 0,3 02 |: 0,008 PPR tN, 

a ulär wirksamen Hg-Verbindung (Nr. 276). (Tabelle 7.) Dermatol ale nr ELKI ns 0% MOB] o ao EE ai 
F a sehr alle Chemotherapeuten seit Ehrlich sich über den-Ein- ie O EAA n sl ye (e o na 
<p des- Ictus chemotherapeuticus für die rasche Vernichtung der Wemeanran Wimut-Kaltum. 509 04 >08 a HERREN 
ns aasiton und der sie auslösenden Affinität der Rezeptoren der In- l ‚Sehleifnsaunas Weit } T 02—01 di. O 05 vo Pianka 
F M zu den Chemikalien einig waren, so wenig ist‘die | Y” | a AEn SG: I A oe teeny 
o a tung der langdauernden Wirkung der Chemotherapeutika, wie is nod I: Bu CORREA. 
Amann bei der inkremuskuliten Qnetkailbor- und jetzt in der | Weinsaures. Wismut ....- 45 |, 04 0,3 A ji jar, DE 
-` intramuskulären Wis PEE i ußer Acht ge- | m. : u J 0,004 IRB: 
-lessen worden. Ich aan sich dokumentiert, au 5 Kar Zimtsaures Wismut. .....} ‚55,72 | . 0,4 0,3 0,006 use El 

k ch selbst habe den Nachweis erbringen können, ikeweinsauren Wisinnt 579 -03 00 | u] dur irti 
en ‚wasserunlösliches Antimonpräparat, das Antimontrioxyd Cholsanres: Wismut. > 2 1::31.8 09 FT > 0,003 en 

- ihzidin“), ein für Sterilisierung. kleinerer trypanosomeninfizierter ech aaa Ki ' ' 0,005 > P a a 

+ Versuchstie . ER s 5 hab . Nukleinsaures Wismut .....'[; 16,75 02.: 1-0 001° Bar 
ee re maximal wirksames Depotpräparat ist. Die Versuche haben De osanpas: Wismit 5 04 03 o : N EAER 

. Dw nicht nur bei Quecksilber- söndern auch bei Wismutverbindungen PAN: ; DE S, ' ' 0,01 . PERPE 
einen neuen Beweis für dia R . -_. | Chinasaures Wismut ...... 33,7. | .0,4 0.3 0.006 HEERES 

e nn a tir die Bedeutung der Depots bei der. Wir- | Alizarin-Wismut. .' i 433 0'4 08 re je 

r Lhemotherapeutika geliefert Kur Be N AET j R : ; | N rEg 

u 9 Ae Re umarsaures Wismut, ....| 30,61 05 04 0.008 ` KORB Eene IE gr 
Ai ` Das von den Muskeldepots. langsam, aber in Schüben ‚ Fruktose-Wismutnitrat .. .. 37,6 - 0,5 0,4 < 0.004: TERN 
nsenommene Wismut wird in den Kreislauf, von dort in die | Mannit-Wismutnitrat . ....| -52,5 v 0,8 0,2- 0,004 - ' Er. 
Er Een bzw. überall dorthin, wo Spirochäten sich befinden, gebracht, | Jodoxychinolinsulfosaures Ir en E eA ar M 
“wirkt, nach allem, was wir bisher experimentell er- Wismut-Natrium ......| 162 0,2 0,1 0,01 _ oE faruk g 
mitteln kön | | THa An, Wismuüttriphenyl....... = | 485, 0,2 01: 0.008 ` tur t] 
‚Durch . nen,entwicklungshemmendaufdieSpirochäten. | 7 nnose-Wismutnitrat | | 44 >05 0% 0008 $ che 
Dr Ds tersuchung des Blutes und der Organe konnte | A ANGE 0008 a LEE 
Der Strang nachweisen, daß tatsächlich das Wismut von den Im Gegensatz zur intravenösen Wirkung sind nun bei intra- TER AAE r 
f ne Schubweise resorbiert und während längerer Zeiträume muskulärer Verabfolgung sämtliche Wismutpräparate in. einer Dosis ' INE BE N 

z ch und in den Organen nachweisbar ist. Über diese -Unter- | wirksam; die einen großen Abstand von, der Dosis tolerata hat. Kalt DE: 

I mee Rs die vielleicht noch weitere, Aufschlüsse über den Wirkungs- | Wenn die Heildosis und die Dosis tolerata exakt festgestellt sind, - il... i 

es Wis smus und die Distributionsverhältnisse .der verschiedenen | ist auch der chemotherapeutische Quotient für intra- U 
noch rerbindungen im Organismus- ergeben, wird Dr. Strauß | muskuläre Injektion ermittelt. ne ; tie A REG AN i. t F 

e sesondert berichten und auch experimentelle Beweise dafür Es würde aber zu falschen Schlußfolgerungen führen, wenn BR Sr Rh. nal K 
| Pa daß das Wismut an die Eiweißkörper der Globulin- man ohne weiteres diesen chemotherapeutischen Quotienten, ` BURN. 2 3 
~ „ m des Serums gebunden wird. ermittelt durch intramuskuläre Einverleibung` der Wismut- - Ae TATE a! Si 
Be a aiaeag e t i 

' RTL pE E E 

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n O a r E O BA O a KLINIK — Nr. 32. 


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. präp arate, ‚die dan in den Muskeln deponiert bleiben, in "Parallele 
. > stellen wollte zu. dem dürch. intravenöse Injektion wasser- 


- . löslicher Arsenobenzolderivate ‘gewonnenen Quotionten. Das ` 
` Wesen und die große Bedeu- 


. bildes und der Aubapsıe sowie das Studium der durch Wismut-. 
‘verbindungen verschiedener chemischer Zusammensetzung hervor- 


10. August: 


š 5 [ g \ - 2 : pir ; $ g ' ~ è : N g 
2 i - x 


 gerufenen pathologisch- anatomischen Veränderungen. = | 


. > "Die Kaninchen . sind 
s, tun des chemo her g Röntgenaufnahmen von einigen Wismutverbindungen mib. versähiödener Resorptionsdauer. Ze 
TE EEN = S E Q tient mme ne = Wismutsulfid und ‚Wismutkarbonat, bleiben als Plomben. liegen, Ch. A.470 ist nach 8 Tagen wegen Ir nicbt ya mäch-- 
Ne bin E DR on tri einer n. P. nr a .. ZUM ' zei; 414 völlig resorbiert. - . ugen Muskeln an den Extre- -. 
indung bei. intravenöser İn- = TA ARAE SATE 


ia anne mitäten für das Studium der 
jektion,' wie er als chemo- 


FERN a therapeutischeGrundlage der. 
Sys N, Beurteilung von :löslichen 
nal: chemischen: Verbindungen 
‚durch Ehrlich mit so, viel 
Erfolg in die Chemotherapie A 
eingeführt und: zùr “Auffin- 
dung des Salvarsans. ver- 
wandt wurde, hat eine ge-' 
wisse absolute Bedeutung 4 
 inbezug auf die Affinität der 1i 
Verbindungen zu denChemo- i% 
_ rezeptoren der zu beein- [i 
- .flussenden Parasiten und da- f? 
. mit auf die Möglichkeit der’ 
raschen Abtötung der Para- 
siten und die Dosis sterili- 
sans. Da wir es hier aber 
infolge der sich über Tage 
- und. Wochen erstreckenden 
'. , Resorption der Depots mit 
-  — langdauernder Wirkung so- m 
wohl auf Organe wie "auch. e 
‚aufdieParasitenzutunhaben, WE 
= Müssen ‘die Resorptions- 
€ 0.0 verhältnisse der einzel- 
. nen Präparate bei. Be- 
| -. . wertüng der Quotienten in 
| 


' einverleibten Wismutverbin- 


| 
I 
| 
N 


Versuche wurden so ausge- 
führt, daß die in Wasser 
löslichen wie die unlöslichen 
Präparate i in gleicher-Menge 


- jiziert ‘wurden. : Man: kann 
. das Schicksal der. Depots: im 
Röntgenbilde- ziemlich genau 


4 
HZ. 


- Versuchsreihen. ‚wurden. im- 


© Wismutsulfid. 
nach 24Std 
„Schenkel geschwollen = 


auch durch die Autopsie und. 
Wismuts ulfid = ` das. Studium. der ` kolos 


. a > 
ar T A 
J AA 
ET A S = w~ 
f 2a w 
ee T AN er 
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7% 


Abbi àung 1 a 


einer besonderen Mitteilung 
, berichten wird, das Verhalten 


ana a, Fa . 
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amram 


Be 


bilde, sondern. auch inbe- 
zug auf die Intensität der. 


E SA 
ee u en 


be u EREREREN, 
- . ana ne" 


"Rechnung gestellt werden. f 4 

: . Die Zeitdauer, innerhalb der. 99° 
ein intramuskulär einver- W 
-` leibtes Präparat zur. Resorp- F 
. tion gelangt, kann und wird,. |. 
` wie es tatsächlich der Fall- 
"ist, von Bedeutung für die 
therapeutische Wirkung einer 


verbindungen recht erheb- 
liche Unterschiede auf. Wie 
Prof. Jalf& in einer Mit- 


” N, 
p u .. . tE pr a 3 
SP se i - en, ar en 
Ps u ß en. ' ao - 2 
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N r u Pi x u a 
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P s DE: : 


- schrift. darlegen wird, wer- 


Gh A. 470 


A 
| | 
Ri Verbindung sein.. Eine Hg- : Ch. A: 470. “| {ungen der Nekrosen mit 
m T oder Bi-Verbindung, die 2... nach h% 5 } d nach 8 Tagen. | E;  Thrombosierung der Gefäße. 
O bis 3 Monate und länger als : AA i SS. < und nachfolgender Abszeß-. 
ie De an er sich > EV ee a Be. Wi E Ee a = bildung mit: käsigen Massen, 
keaten anders: :verhalten, "als eine: e-e ee eT e AN O A EA wà in denen Wismut nachge- 
al { i ' i ' l i : ~ 5 ne l 5€ 
- Wn solche, die innerhalb 8 bis Abbildung 3.. ee Abbidangd ~- . wiesen: werden konnte, und 
ae 14 Tagen resorbiert ist. Denn > `. ` m a e a e a a men der sekundären- : Entzün- 
an ‘wenn ein Depot aufgesaugt nme =" 1.777727] : TREUE RE ee 


| dungserscheinungen gefun- 
wird, kann das aus dem Depot 


‘in den Lymph-und Blutstrom 
 gelangende Chemikale. ent- | 
_ wederin Harn, Galle, Speichel f 
"USW. ausgeschieden werden . f 
-oder es wird zunächst in den. 
is 


® 
MEE 9 Zoe = 
VE 
-r 
ee, 
Sr ea 


“=... d- krose und die Thrombosen 
| a ‚sind, desto weniger kommit 
| es zu Abszeßbildung und In- 


parenchymatösen Organen 
festgehalten und. von dort 
mehr oder weniger rasch eli- 
_ miniert. Die geringen oder. 
fehlenden chemothera- 
‚peutischen Indices der 
meisten Wismutverbin-, 
‘dungen beiintravenöser- 
Injektion sprechen da- 


‚präparate lassensichhin- 


x ir > " Ne 
s s s 
Eri 2 FX NS o Ta 
© Er R t EEE rag . pon 
ar N: rt een P P a. 

A E p N 2 bi r. . pi 

; i "le ER i 

une iada a sn se rà Tune Anand i tn mahnt : 
8 r 


Gruppen teilen, zunächst 


weis “ 


z.B. Wismutkarbonat. und 


. . 
.. B A È 
ra spe Manam m amm da aara TS e = 


-Baz AEE Eaa Wee es ya ri Resorption verfallen,. und 
dort wieder eliminiert wird. = 7 Abbildung 6. ein | Abbildung 4 e =- die dritte Gruppe diejeni- 


Vielmehr dürfte das aus De- . gen, deren Resorption nach 
pots resorbierte Bi — und das gleiche gilt für Hg — re 1—2 Wochen vollendet ist.. Nach. intramuskulärer Finverleibung 
nicht an Gewebszellen fixiert, sondern zunächst aus den Körpersäften 


von Präparaten der dritten Gr ‚di "Tasen bis 
durch die Niere und andere Exkretionsorgane eliminiert werden. : uppe, die innerhalb 14 Tage 


x 


..pathologisch-anatomi- 
schen‘ Veränderungen `. 
.(Jaffe) weisen. die Wismut- . 


teilung in dieser. Wochen- 


u =] den.. Je geringer die Ne-, 


filtration des umgebenden 
.. Gewebes. Die. Wismut- 


sichtlich ihres Verhal-. 
tens nach intramusku- 
‚lärer Injektion in drei 


‚Resorption derintramuskulär. 


"dungen - mittelst Röntgen- i , 
- strahlen sehr geeignet, Die. 


 sterilen Öls: intramuskulär, ine 


‚verfolgen. Bei Anlegung.der 
mer mehrere Tiere mit den- 
"selben "Dosen gespritzt, um. 


i nach 71Wochen `| schen Veränderungen, dasin . 


ER 5 x |> dankenswerter eise- Herr. 
Es ke J Prof. Jaffé im pathologi- 
Omen >; schen. Institut der Universi- 
Abbildung ` ` tät (Prof. Dr.Fischer) über- ` 
| ee - "nahm und worüber er: in: 


: der Präparate zu verlolgen. _ 
Nicht nur im Röntgen: 


den verschiedene Abstu- . 


é 


diejenigen, welche wie 
‚Plomben liegen bleiben, 


Pole a ge nee ur De | h A He : | er BO = erg, io Ger 
pots aufgesaugte Bi haup | 2 : -o E 4 bis 
sächlich in Organen ZU- nach std. Ba 2 i | : nach 8 Tagen + a bindungen, die. nach )! 
nächst deponiert und von 2 | 2 


6 Wochen allmählich der . 


4 Wochen restlos resorbiert sind, findet eit nur 
Die Untersuchungen erstreckten sich daher auf die Feststellung | ndet sich nach dieser Z 


| noch eine geringe Masse des in izierten. Wismuts im Narben ewebe' 
der Resorptionsdauer der a a mittels Röntgen- | eingebettet. - Area diesen g” Typen, für die ich die iolgenden 


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237° 


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auch bei solchen Präparaten,- 


-- "jiemlichnahestehen. Als Bei... 
© gpiel:hierfür möchte ich auf, -< 
<. die Unterschiede:hinweisen, : 


. denen :Zuckern. herge- ` 


© verbindungen .” besitzen. ` 
. . Eg wird die Aufgabe der wei-- 
teren. klinischen. -Forsehung : 
-sein destzustellen; wie sich . \ 
-.. ‚der’Einfluß, von rasch. und: 
.  vonlangsamresorbierten Ver- ` 
"bindungen duf den’ Gesamt- . 


‘muskulärerInjektionre- ` ` oA 
...Jativ.rasch :aufgesaúugt, ' -A 
- „im Organismus. verteilt me 

- und auch durch die ver- p 


` ` gesoliedei wird,andere —— 
o  Giitwirkungen entfaltet - . 
{als z.B. ein ; Präparat, 


- - Mur durch 
verhältniss 


BR 


a 6 berkleinerten: Röntgenphotogramme gebe; bestehen alle möglichen 
: Übergäöge, nicht. nur in bezug auf die: Resorptionsgeschwindigkeit, 


. 


> spidern auch bezüglich der Wirkungen auf die Muskeln,- besonders 


‚diesichehemischanscheinend : .„. 


. "Fe 


diedie mit denverschie- . 


stellten  Zuckerwismüt- 


‚schiedenen Organe Aus- - 


. daswie-das Wismutkarbonat einer „Plombe“ gleich viele { 
-. _ Monate in den Muskeln fixiert bleibt... Auch die. thera- 
` ‚pautischen Effekte der. verschiedenen Bi-Verbindungen können 
verschieden . sein, je nachdem sie rasch aufgesaugt und. ausge-- 
. - schieden oder langsam resorbiert werden: und. während langer 


. Zeiträume in. den Säften kreisen... `- ans 
<. Wenn’ man alle'diese dargelegten Verhältnisse berücksichtigt, 


. muß. man zu ‚dem Schluß gelangen, daß. der chemotherapeu- 
„fische. Index- für ‚die Bewertung der intramuskulär ein- 
verleibten ‚Präparate Bedeutung gewinnen kann, soweit 


man iber die.Resorptions- und Ausscheidungsverhältnisse- 
`- uFGrund des Röntgenbildes und unter Berücksichtigung der patho- 


logisch-anatomischen Untersuchungen genau orientiert 


` Jt. Für das Suchen-nach Wismutverbindungen, die bei der Syphilis- 
` „therapie beim. Menschen Verwendung: finden sollen, ist ferner die 
- x $slemalische Ermittelung des chemotherapeutischen Index 
. „durch Bestimmung: der kleinsten wirksamen Dosis und der Toxizität 
>., m ’Tierversuch notwendig und-wertvoll.... © = 00O 


` E € 


3t wenn es 


on Analogie der klassischen Versuche Ehrlichs mit den Arseno- - 
venzolderivaten ‚g6geben. Die oliemische Modellierung an den 


organischen und anorganischen Resten, mit denen das Bi bzw. BIO 
m Wechselwirkung zur Gewinnung . mehr oder weniger stabiler 
E pexer Verbindungen. gebracht wird; führte, wie durch unsere | 
| schen. ae dargetan ist, bisher nicht zu chemotherapeu- 


„otropie beruhenden Veränderungen der Verbindungen, 


. auf veränderter Parasitotropie und Orga- 


N í e u Ep A « æ s 3 
„odern zu solchen chemischen Modifikationen, die sich 


e biologische und toxikologische Studium der Bi-Ver- 


a duigen nach obigen ‘Gesichtspunkten notwendig. 


en Zusammenfassend möchte ich über die Ergebnisse der hier . 
. -kuz mitgeteilten ‘Untersuchungen. sagen, daß es mir notwendig er- 
, Scheint, ‘die beschriebene Methodik und. Methoden weiter durchzu- 
hrén, um statt wähllos-'ausgesuchter oder nur entsprechend dem 
Vismutgehalt wirksamer Körper solche zu finden, ‘die bei minimalster . 
zung und‘ þei. möglichst geringer allgemeiner ` Giftigkeit eine - 
mg chst starke antisyphilitische Wirkung entfalten. Es ist also 

nobwendig, die Giftigkeit. der löslichen und unlöslichen.intramus- | 
por einverleibten. Verbindungen festzustellen, und zwar in ihrer. 
FE zur. Resorptionsgeschwindigkeit. Ferner ist die absolute 

. eildosis bei intramuskulärer Injektion zu ermitteln, und auf Grund | 
= ieser Feststellung sind-die optimal wirksamen Verbindungen heraus- | 
suchen. Das` gilt‘ für. alle’ bisler bekannten Wismutpräparate. | 
or. an es gelingen würde, die im Benzolkern durch Wismut 
| ‚uostitnierten Verbindungen weiter zu variieren, wäre die Möglich- . 

‚keit der zielbewüßten: chemischen Modellierung: der Bi-Verbindungen 


veränderte Resorptions- und Ausscheidungs- 
e. oder durch -Differenzen in den: Distributionsgesetzen, 


F ‚Organisinus "unterscheiden. Gerade deshalb ist aber das weitere |. 
. Systematisch a 


T 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr... 


LU RS a TE 


‚Abbildung 7: 


oe SR 
` ¿ 


- müssen darauf geprüft wer- 


eu 


Wirksamkeit. entfalten. 


-Kombination von Wis- 
‚verschiedenen Resorp- 


'bei neben der rasch 'ein- 


‘die Dauerwirkung ab- 


 0ganismus' geltend. macht. wi smufcarbonaf ‚bindungen von maximaler 
‚Denn.es ist klar; daß. ein ` 5 Monate ‚therapeutischer Wirkung zu - 
. ‚Präparat, däsnachintra- ' nach Injektion erhalten. Auch die Dosie- | 


- rungsfrageist durch Tierver- 
‚suche: weiter klärbar.. Wenn 


allen Punkten für die Ver- 


. Menschen zutreffen, so haben 


een wir auf Grund der Erfah- -` 
rungen der Chemotherapie doch: keine‘ Veranlassung, die systemati- 


schen Untersuchungen mittels Tierversuchen für die in. der. Therapie 


beim Menschen anzuwendenden Präparate auszuschalten. - Die jetzt - 
vielfach geübte Einverleibung von, großen.Mengen Wis- | 

mut, die.in Form: zahlreicher Depots. monatelang in. den 
| Muskeln liegen’ bleibt, ist; soweit es sich aus den Tierversuchen 
“beurteilen läßt, vielleicht eine unnötige Überdosierung, und k 
vielleich doch bedenklich wegen- chronischer Giftwir- 


kungen. Denn das Wismut ist in seiner Wirkung dem Blei 


toxikologisch ähnlich (Nephritis, Wismutsaum am Zahnfleisch, Leber- . | 
schädigung usw.). - a a Baer papu 


- Die mitgeteilten Versuchsergebnisse erlauben, i bezüglich der l 
Wirksamkeit : und Verwendbarkeit des. Wismuts bei der Syphilis- 


infektion der Kaninchen einen Vergleich'zum Salvarsan zu ziehen. 


Bei Anstellung eines solchen Vergleiches muß-man sich vor Augen 
halten, daß‘ das Salvarsan mittels Tierversuchs von P. Ehrlich ge- | 

' funden wurde und .daß die-Resultate des Tierexperiments und der 
‚später von Klinikern ‚beim syphilitischen Menschen erzielten- thera- 


peutischen Ergebnisse im großen und ganzen übereinstimmten. Das 


‚dürfte — mutatis mutandis — auch für die Nutzanwendung 


' Spirochäten. 


mittelnden’ Krankheitsprodukten. -` 


‚der mit Wismutverbindungen angestellten Tierversuche, 


für den. Menschen zutreffen. 
` Das Salvarsan b 


~- 1. Das Salvarsan wird fast momentan bei intravenöser Injektion u 


an die Spirochäten. verankert und hat direkte Wirkung auf die 
2..Das Salvarsan führt bei 'genügender Dosierung zu dnr 
sicheren Abtötung der Spirochäten in den die Ansteckung - ver- 


` 


3. Die Arsenobenzolderivate haben bei intravenöser und intra- 


ausgeschieden, --. 


°. Š. Mit. Salvarsan läßt sich in einem hohen Prozentsatz die. 
"Syphilisinfektion des Menschen und, wie ich durch Tierversuche 
zeigte, der Kaninchen innerhalb 3--4 Wochen post infectionem' 


heilen, d. h..der Infektionsstoff im infizierten Körper restlos zerstören. 
Im Gegensatz hierzu wirken die Wismutverbindungen ` ` 


i. viel langsamer auf die-Spirochäten ein. Diese verschwinden 
-so langsam, daß man ce ee a 


9. nicht von einer direkten Wirkung der bisher Dekan | 


Wismutverbindungen auf die Syphilisspirochäten sprechen kann. 


3. Während. bei den Arsenobenzolderivaten nach intravenöser. 
‚Einverleibung ein. hoher chemotkierapeutischer Index (1:10—1:25) - 
erzielt wird, ist das bei den intravenös injizierten Wismutverbindungen 


nicht der Fall. Nur wenige weisen einen Index von 1:2 auf, 


4 


B Die: Anwendung . des Tierversüchs: ist auch notwendig, um 
| solche Bi-Präparate zu finden, die.bei intravenöser Injektion." 


einen chemotherapeutischen Index besitzen. ‚Solche. Präparate 


‘den, ob sie, intramuskulär. en 
einverleibt, . auch erhöhte. . 


-So ergibt sich 2. B. _ 
| die- ‘Möglichkeit, durch‘. - 


| „mutverbindüngen mit... 


tions- und Ausschei- 
dungskoeffizienten, wo- 


'tretönden Wirkung auch -> 


-gestuit werden kann, Ver- 


die. Ergebnisse der Tier- : 
experimente 'auch nicht in 


hältnissebeimsyphilitischen. 


u ietet danach”gegentber dem Wismut Vorteile ` 
nach drei Richtungen. 2005] Sg re 


muskulärer Einverleibung einen großen chemotherapeutischen Index. ` 
| 4..Das Salvarsan wird relativ rasch, namentlich: bei der. all- | 
.gemein üblichen Form der intravenösen Injektion, aus dem Körper 


1104 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


10. August 


4. Die absolute Heildosis bei intravenöser Injektion ist bei 
allen bisher Bekannten Bi-Verbindungen fast genau die gleiche wie 
die intramuskulär wirksame. . 

5. Therapeütisch gute Effekte lassen sich durch Wismut nur 
erzielen, wenn es intramuskulär als Depot gegeben wird, aus dem 
es dauernd in Schüben resorbiert wird und durch Entwicklungs- 
hemmung der Spirochäten indirekt wirkt. 


Das Hauptanwendungsgebiet des Wismuts ist daher bis zur 


Auffindung von Verbindungen dieses Metalls, die etwa das Gleiche 


leisten, wie das Salvarsan, die Unterstützung der .Salvarsantherapie 


| sei es in Kombination mit Quecksilber oder Wismut, die Methode 
in Form der kombinierten Salvarsan-Wismutbehandlung sowie die | der Wahl. ' 


Abhandlungen. 


Über Knochenfrakturen und Pseudarthrosen.*) 
Von Prof. Dr. M. Zondek. = 
Die Ergebnisse experimenteller Untersuchungen, die ich über 


die Heilungsvorgänge bei Knochenfrakturen angestellt und vor un- 


gefähr 15 Jahren beendet habe, habe ich mich seitdem bemüht, 
klinisch zu verwerten. Ich möchte hierüber in aller Kürze berichten 
und die dabei gewonnenen Erfahrungen auch vom Standpunkte der 
modernen Regenerationsforschung mit einigen Worten erörtern. 
Bekanntlich hat Julius Wolff die innere Architektur des 
neugebildeten Knochens bei Frakturen untersucht und gezeigt, daß 


die Anordnung der Knochenbälkchen den Gesetzen der Statik ent- 


spricht. - Diese. Untersuchungen betrafen aber Knochenfrakturen nach 
vollendeter Heilung. So wertvoll diese Erkenntnis für die Lehre 
der Knochenfrakturen ist, so dürften die Untersuchungen über die 
Vorgänge während der Rnochenbruchheilung vom mecha- 


nischen Standpunkte aus vielleicht auch von einigem Interesse sein, 


und zwar einmal für das Verständnis der biologischen Vorgänge 
bei der Heilung der Knochenbrüche und ferner für ihre Behandlung. 


Derartige Untersuchungen habe ich seinerzeit an der Ex- 


tremität der Maus ausgeführt, und zwar wurden die Knochen in 
den verschiedensten Zeiten nach der Fraktur (2, 4, 6, 9, 12, 15 usw. 
bis zu 35 Tagen) vollkommen in Serienschnitte zerlegt, denn nur 
die Betrachtung einer vollständigen Serie ermöglicht eine klare 
Vorstellung vom statischen Aufbau des Kallus. (Demonstration.) 

Nach Feststellung der angegebenen Vorgänge bei der Knochen- 
bruchheilung in morphologisch-anatomischer Beziehung liegt es nahe, 
sie vom Standpunkt der Biodynamik zu betrachten. Es ist zweck- 
mäßig, die dabei in Tätigkeit getretenen Reizwirkungen zu zerlegen 
in solche, welche die Neubildung auslösen, und in solche, die sie 
unterhalten. Und bei den Reizwirkungen der zweiten Gruppe be- 
trachten wir gesondert 1. die Zufuhr und Aufnahme der für die 
Knochenneubildung notwendigen Nährstoffe, ferner die Faktoren, 
die auf den gesetzmäßigen Aufbau des Kallus aus verschiedenen 
Gewebsarten und seine Umwandlung bis zur endlichen Gestaltung 
des Knochenbruchs einwirken. 

Betrachten wir nun von diesem Gesichtspunkt aus die ein- 
zelnen Vorgänge bei der Frakturheilung. Durch den Knochen- 
bruch werden an der Bruchstelle Knochen und umliegende Weich- 
teile verletzt. Zellkomplexe: und Gewebsfasern werden aus ihrem 
Zusammenhang gebracht, und viele Zelleiber werden dabei zerrissen. 
Diese Zeiltrümmer haben eine gewisse Bedeutung für die Neu- 
bildung der Gewebe. Wenn es erlaubt ist, Vorgänge aus der 
Pflanzenwelt als Analoga heranzuziehen, so sei auf die Unter- 
suchungen von Haberlandt hingewiesen. Haberlandt hat an 
isolierten Gewebsstücken pflanzlicher Organe (Kohlrabiknollen, Kar- 
toffeln usw.) festgestellt, daß die auf Wundgewebsbildung hin- 
zielenden neuen Zellteilungen nur dann reichlich auftreten, wenn 
die Reste der verletzten Zellen noch vorhanden sind. 

Haberlandt deutet dies so, daß von dem verwundeten Proto- 

lasma bestimmte Stoffe gebildet werden, die er Wundhormone nennt. 
ie E Wundhormone hat Bier bereits lange vor Haber- 
landt in die Lehre der Wundheilung eingeführt. Bier betrachtet 


aber im Gegensatz zu Haberlandt als Wundhormone solche Reiz- 
stoffe, die zur Neubildung eines wahren Regenerats, nicht aber zu 
der einer Narbe führen. 


Wir wollen nunmehr die weiteren Vorgänge bei der Fraktur 
kurz betrachten. Aus den verletzten Geweben ergießen sich Blut, 
Lymphflüssigkeit, Fettropfen usw. zwischen und neben die Bruch- 
enden. Es wird auf diese Weise dem frakturierten Knochen eine 
größere Menge Nährmaterial geboten, welches an der Bruchstelle 


+) Vortrag, gehalten am 28. Mai 1924 in der Berliner medi- 
zinischen Gesellschaft. 


Nachbehandlung der mit Salvarsan behandelten Syphilitiker. Klinische 
Erfahrung wird zeigen müssen, inwieweit das Wismut das Queck- 
silber ersetzen würde oder, wenn nötig, mit ihm kombiniert werden 
kann, so namentlich bei der intermittierenden Dauerbehandlung der 
Lues in den späteren Perioden, bei der aber das Salvarsan vielfach. 
unentbehrlich sein dürfte in Form z. B. der auf meine Veranlassung 
im Georg Speyer-Haus hergestellten Hg-Bi-Verbindungen. Für die 


Frühperiode der Syphilis, namentlich die Abortivheilung, ist das 


Salvarsan das dominante Mittel, die Salvarsantherapie, sei es allein, 


zunächst liegen bleibt und sich dort staut. Diese Stoffstauung 
dürfte bei der Auslösung und Ausgestaltung der Regenerations- 
vorgänge mitwirken. Nachdem dies die Botaniker Sachs, Goebelu.a. 
für pflanzliche Gewebe in einer Zahl von Fällen vermutet hatten, hat 
S. V. Simon an den Blattstengeln der Sinningia nachgewiesen, daß 
durch experimentelle Stauungen von Kohlenhydraten (Glykose) Neu- 
bildungen verursacht werden können. Wir können daher in analoger 
Weise annehmen, daß aus dem um die Bruchenden angesammelten 
Material der Kallus die für seinen Aufbau notwendigen Stoffe gewinnt. 
| Wenn die Stofistauung geschwunden ist, dann entnimmt der 
Kallus dem Blute die für seine Umwandlung in Knochengewebe not- 
wendigen Substanzen. Eine Vorbedingung für den regelmäßigen 
Fortgang dieses Prozesses ist die Neubildung von Blut- und Lymph- 
wre den Bruchenden und dem sie umgebenden Kallus 
Lexer). l ' 

An der Frakturstelle beim menschlichen Knochen . besteht 
aber nicht allein Stoffstauung, sondern es treten auch die Er- 
scheinungen der Entzündung auf. Diese dürften aber im wesent- 


lichen nur bei der Auslösung der Regeneration mitwirken, denn 


die Entzündungserscheinungen gehen nach einigen Tagen vorüber, 
dabingegen dauert die Kallusentwicklung viele Wochen lang. 2 

Die Kallusentwicklung geht nun weiterhin in einer bestimmten 
Regelmäßigkeit vor sich. Wir haben gesehen: Die Größe des Kallus 
hängt von der Größe der Dislokation ab. Je größer diese ist, desto 
größer ist der Kallus. Die verschiedenartigen Gewebe, aus denen 


‚der Kallus sich aufbaut, zeigen während der Entwicklung vom 


Beginn bis zur Heilung der Fraktur eine bestimmte Anordnung 
und Transformation. Man könnte nun diese in qualitativer, quanti- 
tativer und topischer Hinsicht gesetzmäßige Anordnung und Um- 
bildung der Gewebe als funktionelle Reizwirkung ansehen. 
Doch kämen wir mit dieser Erklärung nicht viel weiter. Wir tun 
daher gut, auch die funktionellen Wirkungen zu zerlegen und auf 
ihre physikalischen Bedingungen zurückzuführen. Man könnte so 
der Einwirkung der Muskelkontraktionen, die auch bei Fixation 
der Fraktur im Gipsverband und bei Bettruhe nicht aufhören, 
ferner der Spannung der übrigen Weichteile in der Umgebung der 
Fraktur eine richtunggebende Bedeutung für den Kallus bei- 
messen. Dies dürfte auch in gewissem Maße der Fall sein. Sicher- 
lich kommt aber dabei auch anderes in Betracht. Denn die osteoiden 
Bälkchen sind an der Stelle, wo der größte Druck bzw. Zug zu 
überwinden ist, bereits zu einer Zeit ausgebildet, wo das übrige 
Kallusgewebe noch sehr weich ist. Ich möchte daher glauben: Nicht 
allein die funktionelle Inanspruchnahme verursacht diese gesamte, 
den statischen Verhältnissen entsprechende Anordnung und Um- 
bildung der Kallusmasse, sondern es sind Wirkungen innerer Kräfte, 
nämlich der zwischen den einzelnen Geweben bestehenden 
korrelativen Beziehungen, die auf Anlage und Umwandlung 
des Kallus bis zu seiner schließlichen Verknöcherung in einem Sinne 
einwirken, der der Herstellung der gestörten inneren Ordnung und 
der statischen Funktion der Extremität entspricht. Diese korre- 
lativen Beziehungen stehen wahrscheinlich unter dem Einfluß des 
Zentralnervensystems, worauf ich noch zu sprechen kommen werde. 


Klinische Bedeutung. 


Welche klinischen Folgerungen können wir nun aus den vor- 
liegenden Betrachtungen ziehen ? 

Je größer die Dislokation, desto größer der Kallus, desto un- 
günstiger und langsamer die Heilung. Ein stark entwickelter 
Kallus ist also zumeist die Folge einer hochgradigen Dislo- 
kation. Auf der anderen Seite beobachtet man nach guter Ein- 
richtung der Fraktur eine verhältnismäßig sehr kleine Kallusmasse 
und gute und schnelle Heilung (Demonstration). Je früher die Ein- 
richtung erfolgt, desto ‚leichter und vollständiger gelingt die Be- 


| _ 10. August 


seitigung der ‚Dislokation. Es empfiehlt sich daher in jedem Falle 


die Einrichtung der Fraktur möglichst bald vorzunehmen und sich 


nicht davon durch die Besorgnis zurückhalten zu lassen, daß der 


bald nach der Verletzung angelegte Gipsverband infolge späterer 
Abschwellung der Weichteile' der Extremität zu viel Spielraum lassen 
könnte. Eine Dislokation der Fragmente in einem gut angelegten 
Gipsverband ist nicht zu besorgen, im Gegenteil, die Möglichkeit 
aktiver Muskelbewegungen unter dem Verband ist sogar förderlich 
für. die Heilung des Knochenbruchs und wirkt in gewissem Maße 
einer Versteifung der miteingegipsten Nachbargelenke entgegen. 
Bei etwa 2 Wochen alten Frakturen besteht der Kallus aus 
osteoidem Gewebe, und an seiner Grenze, zwischen: dem oberen 
und unteren Bruchende, aus Knorpel. Dies erklärt die Tatsache, 
daß, wenn auch der Kallus in diesem Stadium sich schon ziemlich fest 


anfühlt, schief gerichtete Fragmente noch gerade gerichtet 


werden können. Durch die bessere Lage der Bruchenden zuein 
ander werden um so günstigere statische Verhältnisse für die 
weitere Entwicklung des Kallus geschaffen, welche die durch die 
- Reposition verursachten Läsionen mehr als wett machen. Der Kallus 
wird bald schmäler, und die anliegenden Weichteile, besonders die 
Muskeln werden in eine mehr normale Lage gebracht, was ihre 
Funktion günstig beeinflußt. | 
Weiterhin führen die vorliegenden Untersuchungen zu der 
Erkenntnis, daß wir früher die Heilung von Knochenbrüchen an 
der unteren Extremität oft viel zu früh für beendet angesehen 
haben. Sobald der Kallus sich fest anfühlte,. ließ man vielfach den 
Patienten umhergehen. Während bei der Entlassung des Patienten 
das Bein nur sehr wenig verkürzt war, war nach Jahresfrist die 
Verkürzung oft recht erheblich ‘geworden. Die Betrachtung des 
~ dritten gezeigten. Stadiums der Frakturheilung zeigt uns nun, daß 
~ war die ganze Kallusmasse bereits aus osteoidem Gewebe besteht, 
daß aber die osteoiden Bälkchen an der Bruchstelle in ihrem Inneren 
noch Knorpelreste aufweisen und noch nicht genügend wider- 
. standsfähig geworden sind. Kein Wunder, wenn in einem solchen 
Stadium erhebliche Körperbelastung die Fragmente zusammendrückt 
oder verschiebt. Ich lasse daher das gebrochene Bein verhältnis- 
.. mäßig nicht stark belasten, vor allem richte ich mich im Einzel- 
felle nach der Lage der Bruchenden zueinander und der Größe der 
Rückbildung des Kallus, wobei ich auch den Allgemeinzustand des 
Patienten berücksichtige. | 
Weiterhin dürften die vorliegenden Befunde für -die Lehre 
: von der Pseudarthrose von einigem Interesse sein. Bei Pseud- 
arthrosen, die nach Zersplitterung des Knochens auftreten, hat 


man feststellen können, daß fast immer kurze Zeit nach der Ver- 


vundung die Knochensplitter. operativ entfernt worden 
waren. Schon bei einfachem, ohne Splitterung erfolgtem Knochen- 
. bruch. bedeutet die Entfernung der um die Bruchstelle angesammelten 
 Gewebsträmmer. und -füssigkeiten einen ungünstigen Einfluß auf 

die Frakturheilung. Ja, gelegentlich ist sogar Pseudarthrose danach 
aulgeireten in Fällen, in denen man erfahrungsgemäß bei konser- 
vativer Behandlung eine sehr gute funktionelle Heilung erzielt hätte. 
Bei irühzeitiger Operation einer Splitterfraktur entfernt man aber 
ander den Gewebstrümmern und Gewebssäften das den Knochen- 


‚Slückehen anhaftende Periost, bzw. Endost, das von so großer Be- 


deutung für die Knochenneubildung ist. Ferner ist noch folgendes 
zu bedenken: Beläßt man die Knochenstückchen an Ort und Stelle, 
dann heilen sie entweder unverändert ein, oder sie werden ganz 
oder teilweise aufgelöst, und die freigewordenen Stoffe wirken teils 
Sav anreizend auf das Regenerationsgeschehen ein, teils werden 
= Passiv als Nährsubstanz beim weiteren Aufbau des Kallus ver- 
raucht. Von diesen Erwägungen über die Vorgänge bei der 

oebenbruchheilung ausgehend, habe ich mich bei Frakturen und 
0 auch bei Splitterfrakturen möglichst konservativ verhalten. Hier 
ein solcher Fall von Splitterfraktur (Demonstration), bei dem ich 
ei längere Zeit nach der Fraktur nur einige von Eiter umspülte 
| Ki spontan losgelöste Knochensplitter entfernt habe. Es bildeten 

a Kallusmasse, die von einem Bruchende zum anderen 
und a und seitliche Knochenspangen, die in ihrer Lage, Größe 
aan oam an die entsprechenden Befunde bei den experimentell 
zeugten Rnochenfrakturen erinnern. 


Es gibt aber auch Fälle von Splitterfrakturen, bei denen, 


nem keine Knochensplitter entfernt worden sind, die Konso- 
won ausbleibt. In diesem Falle (Demonstration) wartete ich 
Pre lang ab. Die Knochenstückchen wurden zwar größten- 
m 1sorbiert, es wurde aber kein hinreichender Kallus gebildet. 
entf as offenbar daran, daß die Bruchenden zu weit voneinander 
rmt waren, als daß die korrelativen Beziehungen zwischen dem 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


oberen und unteren Bruchende hätten genügend zur Geltung kommen 


können. Ähnlich wie bei einem Amputationsstumpf waren die Mark- 


höhlen der Knochenbruchenden durch neugebildetes Knochengewebe 
abgeschlossen. Die bloße. Annäherung der Bruchenden mit darauf 
folgendem fixierenden Verband war nicht mehr im Stande eine 
knöcherne Konsolidation herbeizuführen. Ich mußte daher operativ 
vorgehen. Nach Abmeißelung der Bruchenden bis auf gesundes 
Mark wurde das spitze Ende des oberen Fragments in das untere 
eingespießt, und zur weiteren Sicherung der Lagerung wurde um 


die vereinigten Knochenstückchen Metalldraht in einigen Windungen 
gelegt. Der Arm .ist zwar mit Verkürzungen geheilt, aber voll- 


kommen gebrauchsfähig geworden. | 

Im Gegensatz zu der eben behandelten Defekt-Pseudarthrose 
kommt Pseudarthrose auch: gelegentlich in Fällen vor, in denen 
die Bruchenden dicht aneinander liegen. Offenbar sind bei Ent- 
stehung von derartigen Pseudarthrosen auch andere Momente von 


Bedeutung. Bei Heilung einer Fraktur handelt es sich nämlich 


nicht nur um die Einleitung der Knochenregeneration, sondern auch 


um ihre dauernde Unterhaltung, um die genügende Zufuhr von. 


Knochennährmaterial und seine Aufnahme, ferner aber noch um 

seine Verwertung zum Aufbau des Knochens im Sinne der Wieder- 

herstellung der statischen Funktion des Knochens. . Zr 
Man hat sich, ohne sich im Einzelfall über die Entstehungs- 


ursache der Pseudarthrose klar zu sein, auf verschiedene Weise be- 


müht, die gestörte, bzw. unvollkommene Knochenheilung‘ wiederum 
in Gang zu bringen. Man versuchte dies durch Anwendung von 
mechanischen Reizen (Reiben der Knochenenden aneinander) 
oder durch Injektionen von chemischen Substanzen (Jodtinktur, 
Terpentin, Milchsäure, Karbolsäure u. a. m.) zu erreichen. Oft aber 
blieb der Erfolg aus. Und das ist nicht verwunderlich, denn durch 


derartige Einwirkungen wird nur eine verhältnismäßig kurz dauernde 
_ Entzündung verursacht, die im wesentlichen nur eine die Regeneration 


auslösende Bedeutung hat. Wir dürfen aber eine bessere Wirkung 
erwarten, wenn folgendes gelänge: Die Entzündung in möglichst 
kurzen Zwischenzeiten zu erneuern, ohne daß dabei die bereits ein- 


getretene Regeneration besonders beeinträchtigt würde, und zwar 


müßte dies längere Zeit hindurch geschehen. Ferner der Bruch- 
stelle die für die Kallusentwicklung notwendigen Nährsubstanzen 
zuzuführen. Die Erneuerung der Entzündung an der Bruchstelle 
in möglichst kurzen Zwischenzeiten erreicht man nun meines Er- 
achtens dadurch, daß man, was vielfach schon geschieht, die 
Pseudarthrose nicht fixiert. Die Bruchenden werden dabei immer 
wieder aneinander gerieben, und die Entzündung stets von neuem 
angefacht. Wie andere habe auch ich gelegentlich bei Nichtfixation 
einer Pseudarthrose, z. B. bei Pseudarthrose des Oberarms durch 
Tragenlassen des Arms in einer Mitella nach längerer Zeit Heilung 


‘beobachtet. | 


Eine Heilung der Pseudarthrose ist aber gewöhnlich nur 
dann möglich, wenn die Zufuhr der Nährstoffe an die Bruchstelle, 
sei es durch Periost-, sei es durch Markgefäße, hinreichend ge- 
sichert ist. dst dies nicht der Fall, ist das Knochenmark an den 
Bruchenden knöchern abgeschlossen, dann ist zumeist eine Heilung 
der Pseudarthrose ohne operativen Eingriff nicht zu erwarten. Man 
muß in diesen Fällen, was auch schon geschieht, die Bruchenden 


bis in das normale Mark resezieren und darauf die Fragmente an 


den Schnittflächen aneinander befestigen. | 
Immerhin gibt es Fälle von Pseudarthrose, bei denen die 
Bruchenden dicht aneinander liegen, die Kallusmassen beider 


. Fragmente reichlich entwickelt sind. Bruchenden und Kallus. nur 


durch einen schmalen Spalt voneinander getrennt sind, und trotz- 
dem tritt keine Konsolidation ein. : 

Dieser Befund entspricht nun dem Stadium der normalen 
Frakturheilung, in welchem die Bruchenden und die Kallusmassen 
durch eine Knorpelschicht voneinander getrennt sind. Wir können 
demnach diese Pseudarthrose als ein Stehenbleiben der normalen 
Frakturheilung in dem angegebenen Stadium ansehen. Es besteht 
jedoch zwischen diesem und der Pseudarthrose folgender Unter- 
schied: In dem Stadium der normalen Kallusentwicklung sind die 
Bruchenden nur insoweit von osteoidem Gewebe überlagert, als 
sie nicht einander gegenüber liegen. Bei der Pseudarthrose da- 
gegen sind die Bruchenden, auch wenn sie vollkommen einander 
gegenüber liegen, durch osteoide Massen verschlossen, Wir dürfen 
vielleicht diesen Befund bei der Pseudarthrose dadurch erklären 
daß die Reizwirkung, die bei der Heilung von dem einen Fragment 
auf das andere ausgeübt wird, nicht vorhanden oder erschöpft ist 
und sich danach die Bruchenden wie bei einer Amputation knöchern 
abgeschlossen haben. Es fragt. sich nun, wodurch ist das Aus- 


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- 1106 


Während 
. Erkenntnisse und Lehrsätze — im Laufe der Jahre immer wieder 


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bleiben der Reizwirkung verursacht, sodaß das Fortschreiten der 
Kallusentwicklung auf dem Wege zur Konsolidation unterbrochen 
wird? Ich habe schon einmal früher gesagt, daß es sich hier um 
Stoifwechselstörungen handeln dürfte. Bezüglich der Bedeutung 
der örtlichen Stoifwechselstörungen sei nun auf die Mitteilungen 
Edens auf den letzten beiden Chirurgenkongressen hingewiesen. 
Eden hat den Einfluß der chemischen Zusammensetzung der Ge- 
websstoffe im Gebiete: der Bruchstelle auf die Kalkaufnahme durch 
den Kallus experimentell untersucht und kommt im Verlauf der 
Untersuchungen zu dem praktischen Ergebnis, daß Einspritzung 
von Natrium-Glykokolphosphat bei schon bestehendem Kallus ver- 
zögerte Verknöcherung beschleunigt. 2 

~ Nun aber gibt es die sehr seltenen Fälle von juveniler Pseud- 
arthrose, bei der’ selbst die Resektion der Bruchenden und ihre 


' Fixierung aneinander keine Heilung bringt, und dies sogar, wenn 
. die Operation wiederholt ausgeführt worden ist. Hinsichtlich der 
' Entstehungsursache dieser Fälle dürften vielleicht folgende Tat- 


sachen von Interesse sein: 


Bei Tabes und anderen spinalen Erkrankungen ist die Kallus- 


` entwicklung verzögert, und häufiger als sonst stellt sich Pseudarthrose 


ein. — Auch Bier spricht dem Nervensystem auf die Gestaltung des 
Kallus einen großen Einfluß zu —. Ferner ist experimentell nach 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 32. 


10. August 


Entfernung der Schilddrüse, der Epithelkörperchen oder der Thymus 
Und klinisch sind 


die Kallusentwicklung wesentlich beeinträchtigt. 
bei dem Eunuchoiden, den ich hier zeige, trotzdem er bereits 20 Jahr 
alt ist, die Epiphysenfugen noch knorpelig, und nach einem gering- 
fügigen Traum war zunächst auf der einen Seite und nach eini 
auf der anderen Seite eine Epiphysenlösung. des Schenkelkopfes ein- 
Ben (Demonstration). In Anbetracht dieser Tatsachen liegt der 
edanke nahe: Wenn von irgend einer Stelle des Weges: Bruchstelle 
— vegetatives Nervensystem — Zentralorgane und endokrine Drüsen, 
von denen wohl die hormonals Regulation der Bruchheilung bzw. 
Knochenregeneration, ausgeht — eine Störung eintritt, dann kann es zur 
Pseudarthrosenbildung kommen. 


Auf die weiteren Ergebnisse meiner oben angegebenen Unter- 


suchungen, wie die Tatsache, daß im Mark. des einen Fragments ` 


weniger Zellen vorhanden sind als in dem des anderen, ferner daß 


der Kallus in frühem Stadium mit der Umgebung kontinuierlich zu- 


sammenhängt, in späterem Stadium aber .von ihm durch einen 
Knochenmantel begrenzt ist, auf diese und andere Tatsachen in ihrer 
Bedeutung für die Knochenchirurgie bin ich nicht näher eingegangen. 
Hier kam es mir nur auf die Mitteilung einiger Befunde an, 
deren Kenntnis für das Verständnis der biologischen Vorgänge bei 
der Frakturheilung u 


frakturen von einigem Interesse sein dürfte. 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


_ Kritische Bemerkungen zur Brusternährung der 
= Säuglinge nebst einem Vorschlag zur Verbesserung 
der natürlichen Stillbedingungen. 


Von Kinderarzt Dr. Alexander Singer, Wien.. 


‚ Wie die gesamte Medizin wurzelt auch die Kinderheilkunde ` 
'_ und insbesondere diese in der Volkserfahrung. Die von unseren 


Urvätern gefundenen primitiven Erkenntnisse vom Wesen und der 


Behandlung der Kinderkrankheiten und von den Ernährungs- 
methoden der Säuglinge pflanzien sich traditionell fort, wurden in 
' späteren Zeiten gemäß den modernen Anschauungen modifiziert und 


schließlich theoretisch wissenschaftlich begründet — etwa so, wie 


man einer altbekannten Melodie einen neuen Text unterlegt. Von 
. diesen theoretischen Erwägungen ausgehend, wurden nun neue Er- 


kenntnisse gefunden, neue Methoden spekulativ aufgestellt, so daß 
schließlich die heutige Kinderheilkunde einen Monumentalbau 
repräsentiert, dessen Grundsteine im Erdreich der Jahrhunderte 
vergraben, ihre Volkstümlichkeit kaum mehr erkennen lassen. 

aber die einzelnen Bausteine — die theoretischen 


verwittern und durch neue ersetzt werden müssen, ist wohl im 
gesamten Gebiete der Medizin noch kein Grundsatz so allgemein 
von jeher anerkannt worden und unwidersprochen geblieben, wie 
das Dogma von der natürlichen Säuglingsernährung, das ist die 


Ernährung der Säuglinge mit Mutter- oder Ammenmilch. Nun soll 


man ja freilich an einem Dogma nicht deuteln und mäkeln und 
um so weniger, als ja die Frauenmilchernährung tatsächlich vor 
allen anderen Ernährungsmethoden den ungeheueren Vorzug hat, 
fast nie jene alimentären Schädigungen zu zeitigen, wie sie bei 
künstlicher Nahrung zuweilen auftritt. 


Intoxikationen enteraler und parenteraler Provenienz, so darf man 
schließlich nicht chauvinistisch genug sein, um gewisse olfenkundige 


. Schäden zu übersehen, die wieder nur der Ernährung mit Frauen- 


milch zu eigen sind. Man sollte doch glauben, daß die von der 
Natur selbst vorbestimmte und hergestellte Nahrung vom Säugling 
glatt vertragen, id est obne Störungen des Befindens assimiliert 
und ausgenützt werden muß. Nimmt man nun die Beschaffenheit 
der Stühle, die Gewichtszunahme des Kindes und sein Aussehen 


als objektiven Maßstab für die Zuträglichkeit. der Nahrung an, so | 
ergibt sich die merkwürdige Tatsache, daß in den ersten Lebens- 


wochen, ja iu manchen Fällen sogar die ganze Säuglingszeit hin- 
durch die Anzahl der Stühle vermehrt ist, diese selbst schleimig, 
ungleichmäßig, mit unverdauten Kaseinbrocken durchsetzt und von 
grünlicher Farbe sind, mithin ausgesprochen dyspeptischen Charakter 
tragen, während die Säuglinge wenig und ungleichmäßig zunehmen 
und von häufigen und heftigen Windkoliken geplagt sind, kleine 
Übelstände,. aber immerhin Übelstände, die sich übrigens, worauf 
A. Hecht aufmerksam gemacht hat, durch kleine Zugaben (10—15 g) 
unverdünnter Kuhmilch nach jeder Brustmahlzeit leicht beseitigen 


lassen. Auf den mutmaßlichen Grund dieser Heilwirkung geringer 


Vermeidet man also bei 
Brustnahrung fast mit absoluter Gewißheit Eklampsie und alimentäre 


Kuhmilchgaben werde ich späterhin noch zurückkommen. Freilich 


erfolgt nach kürzerer oder längerer Zeit gewissermaßen eine Ein- 
stellung des Darmes auf die ihm zugeführte Nahrung, so daß etwa 
in der 6.—8. Woche die Stühle normal werden, und das Aussehen 
und das Gedeihen der Säuglinge sich bessert. Dies schafft aber 


doch nicht die Tatsache aus der Welt, daß die Frauenmilch - 


während der ersten Wochen für den Säugling auch keine Ideal- 
nahrung darstellt. 


lichen Erscheinung nach, so ergeben sich folgende Fehlerquellen, 
die zu einem mangelhaften Gedeihen des Kindes führen können: 


I. Inkonstanz der Zusammensetzung der Frauenmilch. 
Die normale Frauenmilch besteht in der Hauptsache neben 
zahlreichen Mineralsalzen aus 1,7°/, Eiweiß, 3,7%. Fett, 6,7% Milch- 
zucker (Moll, Nobel u. a.) Diese Werte sind jedoch keineswegs 


| konstant, sondern weisen unter dem Einfiusse mannigfaltiger Um- 
stände derart große Schwankungen nach unten und oben aul, daß ' 
‘eine Standardmilch im wirklichen Sinne eigentlich ein Idealbegrifi ` 


ist, der tatsächlich fast nie erreicht werden kann. Es ist eine 
ingeniöse Einrichtung der Natur, daß die Zusammensetzung bzw. 
die Konzentration der Muttermilch sich adäquat der zunehmenden 
Verdauungsfähigkeit des kindlichen Darmes ändert. 
ersten Tagen nach der Entbindung von der Brustdrüse sezernierte 


Kolostrum enthält reichlich Serumalbumin, Fett, Salze und Kolostrum- 


körperchen, nach Czerny und E. Unger Umwandlungsprodukte 
aus Leukozyten und Mastzellen. Mit zunehmendem Alter des Kindes 
verringert sich in der Milch das Serumalbumin, während das Kasein 


und der Zuckergehalt zunehmen und die Kolostrumkörperchen ver- 


schwinden. Mit anderen Worten: Der in den ersten Lebenstagen 
zum Abbau des Kaseins und zur Verbrennung des. Zuckers noch 
nicht befähigte kindliche Organismus ist in der Lage, seinen Bedarf 
an erhaltenden und aufbauenden Substanzen aus dem Serumalbumin 


und dem Fett zu bestreiten, wobei letzteres, wie Schloßmann an-, 


gibt, ohne besondere Vorbereitung direkt von den Chylusgefäßen 
aufgenommen wird, während in den späteren Säuglingsmonaten die 
sich: dem Standardgehalt nähernde Brustmilch eine erhöhte Ver- 
dauungsfähigkeit des kindlichen Darmes vorfindet. 

Dieses geniale Prinzip der Natur, dem reifenden Organismus 
die seinem Alter entsprechende Nahrungskonzentration quasi auto- 
matisch zu bieten, erscheint aber in Wirklichkeit nicht restlos 
durchgeführt. In vielen Fällen bewahrt die Brustmilch ihren 
kolostralen Charakter mehr oder weniger lange, dadurch dem rascher 
reifenden kindlichen Körper die nötigen Aufbaustoffe versagend — 
häufiger geschieht das Umgekehrte: Die Milch reift rascher als der 
zu beliefernde kindliche Organismus; dieser ist nicht in der Lage, 
das ihm in ungeeigneter Form (Kasein) und im Überschuß gebotene 
Material zu bewältigen und erleidet Schaden hinsichtlich seines 
Wohlbefindens und seiner Entwicklung. Während im ersteren Falle 
(allzu lange währender kolostraler Charakter der Milch) der kind- 
liche Darm auf die abführende Wirkung der Kolostramkörperchen 
(Baginsky) mit Durchfällen, zerfahrenen, dyspeptischen Stühlen 
und Gewichtsstillstand reagiert, führt der zweite Fall (vorzeitiges 


ger Zeit - 


ınd für`die planvolle Behandlung der Knochen- 


Gehen wir nun den Gründen dieser befremd- 


Das in den - 


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10. August > 
Reifen der Brustmilch) zur Überlfütterung, hartnäckiger Obstipation 
und bei Überschreiten der Toleranzschwelle (Finkelstein) zur 
‚negativen Bilanzstörung. 
Sind.aber endlich diese, wenn auch nicht regelmäßig, so duch 
häufig auftretenden Störungen der ersten Stillperiode überwunden, 
‘so. bietet auch das fernere Säuglingsalter keine Gewähr für eine 
‘gleichmäßige Beschaffenheit der Brustmilch. . Diese ist vielmehr von 
‚einer Reihe von Umständen abhängig, von denen uns hur wenige 


A 


‚bekannt sind. Als solche die Beschaffenheit der Brustmilch im . 


‚schädlichen Sinne beeinflussende Faktoren können gelten: 
; a) Tiefergehende Gemütserschütterungen der Amme, die, wie 
‘schon Baginsky in seinem Lehrbuch der Kinderheilkunde erwähnt, 


. m einer „Verwässerung“ der Milch führen können. Ich selbst habe | | 
_ Indikation für ein dauerndes Abstillen des Kindes bietet. Dagegen 


- .‘;es mehrfach gesehen, daß nach heftigen Aufregungen der Mutter 

. ‘die Produktion der Brustdrüse zeitweilig gänzlich sistierte. 

.*  b) medikamentöse Beimengungen der Milch infolge von Über- 
‚gehen der von der Amme zu Heilzwecken eingenommenen chemischen 
‘Substanzen, wie Brom, Morphium, Jod, Arsen usw. 

. c) Erkrankung der Amme an Lues oder Epilepsie (?). 
d) Menstruation der Amme. AE 
a Wenn man bedenkt, welch schwere physische und psychische 

- Störungen der Frau häufig als Vorläufer und Begleiterscheinung 

der Menstruation auftreten, Störungen, die sich gegen Ende der 
‚Blutung merkbar abschwächen, um mit deren Aufhören wie ab- 

‚geschnitten zu sein, so ist es ohne weiteres klar, daß der weibliche 
‘Organismus im Menstruationsintervall Toxine aufspeichert, die mit 
dem Menstruationsblut ausgeschieden werden. Der Glaube an die 

_ „Unreinheit* der menstruierenden Frau war schon bei den alten 

'.. Kılturvölkern weit verbreitet: und besteht noch "heute bei den 

‚Bauern und Zigeunern Siebenbürgens, Bosniens, Dalmatiens usw., 

° Jjaselbst bei fast allen Negerstämmen Afrikas, die ihre menstruierenden 
‚ Frauen mehrere Tage vor und nach der Menstruation in eigenen 

‚Hütten, entfernt von aller menschlichen Gemeinschaft, eingesperrt 

halten (Ploß, Das Weib). Wenn auch diese Maßnahme etwas: 
. „alu radikal anmutet und für unsere zivilisierten Gegenden wohl 


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kaum anzuwenden ist, so hat doch die Giftwirkung der menstruierenden | 


Frau zu ernsten Forschungen namhafter Autoren Anlaß gegeben. 
Bo bestätigt Bela Schick auf Grund ausgedehnter Versuche, denen 
angeblich ein ganzer Blumengarten zum Opfer gefallen sein soll, 
daß Blumen in der Hand menstruierender Frauen viel rascher 
welken, Blumenstöcke, die von menstruierenden Frauen gewartet 
Wurden, trotz sorgsamster Pflege absterben, sowie daß von 
menstruierenden Köchinnen zubereitete feinere Speisen, wie Ma- 
. jonnaisen und Saucen, mißlingen. Eine Erklärung für diese merk- 
~ würdigen, aber authentischen Erscheinungen bleibt auch Schick 
‚schuldig. Meines Erachtens lassen diese sich nur so deuten, daß. 
‚Sich während des Menstruationsintervalls unter dem Einflusse der 
Bierstockfunktion im weiblichen Organismus Abfallprodukte bilden, 
die im Blute kreisend ihre Wirkung summieren, bis sie auf einer 

. gewissen Höhe, 
fub auf das Nervensystem zu entfalten beginnen. Nach weiterer 
Steigerung erfolgt schließlich vielleicht auf vasomotorischem Wege 
die Entladung in Form der einsetzenden Blutung. Diese toxischen 
Ablallprodukte werden teils mit dem Menstruationsblut,: teils durch 
die Haut ausgeschieden und können, wie Baginsky meinte, 
füchtiger, oder, wie mir wahrscheinlicher dünkt, fester in den 
örperllüssigkeiten lösbarer Natur sein. Man könnte dann annehmen, 


aB sie mit dem Handschweiß auf die Körperoberfläche gelangt, | 
sich nach Verdunsten des Schweißes auf der Haut in feiner Schicht 
. trachtungen auf dem Boden fest begründeter und allgemein bekannter 


Tatsachen bewegt, se begebe ich mich nun in das Gebiet der 
' Hypothese, ‚einer Hypothese freilich, die, wie ich glaube und in 


ablagern und durch Berührung auf Blumen, Speisen usw. über- 
vage die oben beschriebenen Wirkungen zu entfalten vermögen. 
krei Nimmt man nun das Vorhandensein dieser Toxine im Blut- 
eislaufe als erwiesen an, woran ja schließlich nach ihren so augen- 
re Manifestationen nicht zu zweifeln ist,- so wäre es schwer 
p daß von allen Organen gerade nur die Brutdrüse und ihr 
T 1 die Milch von dem Einflusse des Menstruationsgiftes ver- 
ne bleiben sollte. Es ist vielmehr ohne weiteres verständlich, 
| E r ei den nahen Beziehungen zwischen Blut und Milch die Toxine 
mi em Wege der Drüsensekretion zu allererst in diese übergehen 
Ren als schädlicher Bestandteil der Nahrung zu Krankheits- 
noch “mungen des Säuglings führen müssen, wobei wahrscheinlich 
au ein Teil des an der Körperoberfläche abgelagerten Giftes beim 
„gen direkt in der Mund des Kindes gelangt und mit der Nahrung 
Ne as wird. Die pathologischen Symptome des von einer 
ach erenden Amme gestillten Kindes bestehen zunächst in einem 
nom ar wnerklärlichen Widerwillen gegen die bisher gern ge- 
mene Brustmilch, schon mehrere Tage vor Eintritt der Men- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


‚haben, doch bleibt es abzuwarten, ob seine, 
der Nachprüfung standhalten. 


der Reizschwelle, angelangt, ihren toxischen Ein- | 


4 


struation, während allenfallsige künstliche Nahrung ohne weiteres 
akzeptiert wird. Wird zu dieser Zeit von der Pflegerin oder gar 


' vom Arzte die Annahme der Brustmilch erzwungen, so sind die 
_ unausbleiblichen Folgen dieser unvernünftigen Prinzipienreiterei mehr 
: oder minder schwere Dyspepsien mit heftigen Koliken, Erbrechen 


und schlechten Stühlen, die, wenn sie auch wohl niemals schwerer 


wiegende Folgen nach sich ziehen, doch zumindesten dem Kinde 


und den Eltern ein paar unangenehme Tage bereiten. Die Inten- 


‚sität des kindlichen Krankheitszustandes ist stets direkt von dem 


Grade der Menstruationsbeschwerden der Amme abhängig, mitanderen 
Worten: Je mehr Toxin die menstruitrende Amme erzeugt und auf 
den Säugling überträgt, desto schwerer erkrankt dieser. An dieser 
Stelle möchte ich es aber betonen, daß die Menstruation keine 


ist dieses ‚während der Menstruationszeit und, wenn es schon Tage 
vorher Zeichen des Widerwillens gegen die Brustnahrung merken 


- läßt, auch während dieser Zeit, um es vor Schaden zu bewahren, 


künstlich zu nähren. | N; | 
| = H. Hypogalaktie. ne 
' Von den Fällen abgesehen, in denen die unsachgemäße Be- 
handlung der Brustdrüse bei Trinkschwäche des Säuglings zur 
dauernden Unterproduktion und endlich zum: gänzlichen: Versiegen 


der Milch führt, ist die Hypogalaktie eine sehr seltene Erscheinung. 
' Sie kann bedingt sein durch angeborene oder erworbene ’Debilität _ 
der Amme, mangelhafte Ernährung (im allgemeinen soll eine stillende _ 
. Frau um 50%, mehr Nährwerte zu sich nehmen, als vor dem 
. Stillen) (Nobel), angeborene Verkümmerung: der Drüsensubstanz, 


wobei die Mamma selbst durch Fettablagerung ungeheuere Dimen- 
sionen annehmen kann. An Versuchen, diese primäre Unergiebig- 
keit der Brustdrüse therapeutisch zu beeinflussen, hat es nicht 
gefehlt, doch blieben, wie Seitz in Giessen berichtet, alle Maß- 
nahmen wirkungslos. In letzter Zeit will Nölle in Bielefeld durch 
Johimbininjektionen, glänzende Erfolge in dieser Hinsicht : erzielt 
guten Resultate auch 


II. Anatomische Eigentümlichkeiten.der Mamma und 
| = des Säuglings. | | 
Außer der im vorhergehenden Abschnitte erwähnten Hypo- 


: plasie der Brustdrüse können Flach- und Hohlwarzen dem Still- 

. geschäft unübersteigbare Hindernisse entgegenstellen, während dem 
Säuglinge durch Hasenscharte und Wolfsrachen das Saugen an der 
. Mutterbrust unmöglich gemacht werden kann. Vorübergehende Er- 


krankungen der Mamma, wie Rhagaden der Brustwarze oder Mastitis 
und anderes, können im. Zusammenhange dieser Arbeit nicht als 
entwicklungshemmende Stillhindernisse betrachtet werden, da es ja 


durch entsprechende Maßnahmen gelingt, nach Überwindung der 
vorliegenden Erkrankung die Drüsensekretion wieder in Gang zu 


bringen. 
Außerhalb jener durch erkennbare äußere Umstände in der 


Entwicklung gehemmter Säuglinge gibt es jedoch noch eine Kategorie 


von Kindern, die an der Frauenbrust nicht gedeihen, ohne daß man 


. hierfür Gründe anzugeben vermöchte. Die Ursache dieser bisher 


unaufgeklärten Erscheinung glaube ich gefunden zu haben in dem 
Fehlen einer = 


IV. Biologischen Verwandtschaft jw aake Amme und 
ur Säugling. 
Habe ich mich in den bisherigen Abschnitten meiner Be- 


folgendem begründen zu können hoffe, so viel Wahrscheinlichkeit 
für sich hat, daß ich sie als vorläufige Mitteilung der Fachwelt zu 


unterbreiten wagen darf, ist sie .doch geeignet, in das Dunkel 


mancher ungeklärten Frage Licht hineinzutragen. Die zur Be- 
stätigung oder Verwerfung meiner Annahme dienenden Versuche 
will ich in den nächsten Tagen nach Maßgabe des mir zur Ver- 
studio den Fachgenossen zur Nachprüfung übergeben. 

Es ist eine bekannte und durch die Literatur der letzten 
20 Jahre erliärtete Tatsache, daß die parenterale -Zufuhr von art- 
fremdem Eiweiß im menschlichen Organismus Reaktionen auslöst 
die unter Umständen so gewaltig sind, daß sie sogar zum Tode 
führen können. Aber selbst die Einverleibung in therapeutischen 
Dosen kann zuweilen besonders bei prädisponierten Personen zu 
chokartigen Krankheitserscheinungen führen, ‘die allgemein unter 


' füguńg stehenden Materials beginnen und ihr Resultat sine ira et 


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= mit vorzüglichem Erfolge einführte, stark zu Gunsten der un- 


kann jedoch auch auf. anderem als dem parenteralen Wege erzielt 


demnach den Angaben Andreattis, so wären seine Erfolge nur 


Einwirkung der intestinalen Sekrete nicht mehr in der Lage ist, die 


 augurierte spezifische Serumtherapie, namentlich seit den Versuchen 
. v. Gröers im Jahre 1917 (Bericht in der Gesellschaft der Ärzte in 


mit unspezifischem Pferdeserum günstig beeinflußte, Felix Deutschs 


‘schwere Dysenteriefälle durch ausschließliche Kaseinkost (Topfen) 


in desolatem Zustande eingebrachten Patienten auffallend besserte, 
. Erfolge, die ich nur der Kaseinwirkung, d. h. dem peroral verab- 


. tion infolge allzu langer Anwendung des Präparates zu Intoxikations- 


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1108 ( E = 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. +10, August 
| | 
dem Namen „Anaphylaxie*“ bekannt zu großer Vorsicht bei An- 
wendung artfremder Proteine zu therapeutischen Zwecken mahnen, 
Diese anaphylaktischen Erscheinungen . treten. insbesondere bei 
länger dauernder Zufuhr desselben Präparates auf, so daß eine 
Summation der Gifiwirkung. angenommen werden muß, und können 
mit Sicherheit vermieden werden, wenn man innerhalb der 
Behandlungsperiode öfters das Eiweißpräparat wechselt. Die Sen- 
sibilisierung des Organismus kann schon durch eine einmalige 
größere Gabe erfolgen, so daß bei der nächsten Dose mit Ausnahme. 
der ersten 6 Tage nach der erstmaligen Verabreichung der 
anaphylaktische Chok erfolgen kaun. Eine Desensibilisierung kann 
in manchen Fällen durch langsames Einschleichen, d. h. Injektion 
kleinster, allmählich steigender Dosen erreicht werden. 
` Die Wirkung der Proteine auf den menschlichen Organismus 


das vegelative, bei peroraler (Kinder jeden Alters und Erwachsene) 
das angioneurotische System betroffen, so stehen bei der Anaphy- 
laxie des ‘eben ausschließlich mit Kuhmilch genährten Säuglings, 
der Eklampsie, neben vegetativen und angioneurotischen haupt- 


Reaktion des Säuglings auf. die stete Zufuhr derselben artiremden 
Eiweißsorte handelt, erhellt am besten aus der Tatsache, daß bei 
. wechselnder. Eiweißart in der Nahrung z. B. in Form der Mollschen 
Puddingdiät die eklamptischen Krämpfe allmählich abflauen, um 
nach Zufuhr auch kleinster Mengen von Kubmilch vor Desen- 
sibilisierung des Körpers sofort wieder aufzutreten. Der Ein- 
wand, daß. unter so vielen künstlich genährten Säuglingen schließ- 
lich doch nur ein kleiner Prozentsatz an Eklampsie erkrankt, wird 
werden. Wie Andreatti in einem Vortrage in der Gesellschaft 
der Ärzte vor kurzem berichtet hat, ist es ihm in vielen hundert 
Fällen gelungen, bei Tuberkulose mit einer Modifikation der 
Tuberkulintherapie, die ja im wesentlichen nichts anderes als eine 
spezifische Eiweißtherapie ist, vorzügliche Erlolge zu erzielen, indem 
er das Tuberkulin nicht parenteral, sondern peroral verabreicht, 
wobei stärkere Herd- und Allgemeinreaktionen ausblieben, und die 
Körpertemperatur nur unwesentlich erhöht war, während sich der, 
subjektive und objektive Befund zusehends besserte. Glaubt man 


einen anaphylaktischen Chok erleidet und nicht jedes Kind, das 


. Zustandekommen der anaphylaktischen Störungen eine besondere 
Disposition des betroffenen Organismus annehmen, die ihn für die 
neurotrope Wirkung summierten Eiweißes empfindlich macht, wenn 
man nicht etwa annehmen will, daß es durch langsame Steigerung 
| mus kommt, was mir wenigstens -nicht sehr plausibel erscheint. 
so zu erklären, daß eine Resorption des Tuberkulins auch vom (` 
Darme aus stattfindet, wobei es infolge der Veränderung durch | immer so kraß zu sein wie zwischen menschlichem und tierischem 
Eiweiß, um anaphylaktische Störungen hervorzurufen. Gelegentlich 


stürmischen Reaktionen wie bei der parenteralen Einverleibung zu | von Bluitransfusionen, die schon vor mehr als 50. Jahren (Ge- 


entfalten. | | 
Nun wird aber in den letzten Jahren die von Behring in- | Ausgeblutete zu retten, hat es sich wiederholt erwiesen, daß die 
Blutübertragung von Mensch zu Mensch zu den schwersten Krank- 
Wien), der Typhus, Diphtherie und andere Infektionskrankheiten | konnte, ohne daß man imstande gewesen wäre, die eigentliche Ur- 
| sache dieser foudroyanten Giftwirkung des transfundierten Blutes 
(Kritischer Temperaturabfall bei Erisypel durch Injektion größerer 
Dosen Di-Heilserum) und schon etwas früher Paul Saxels, der die | deckung machte, daß sich das Blut sämtlicher Menschen in vier 
seither so gebräuchlichen Milchinjektionen in. die Therapie zum Teil‘ Kategorien einteilen lasse, die sich zueinander so verhalten, ‚daß 
das Blutserum der einen die Erythrozyten einer zweiten und dritten, 
dagegen nicht der vierten zu agglutinierem vermag, während die 
eigenen Eryihrozyten wieder nur von dem Serum einer oder der 
anderen Gruppe agglutiniert werden, verlor: die Transfusion all- 
mäblich ihre Schrecken und hat sich in der Folge durch viele 
Forscher, in letzter Zeit durch Nather in Zürich, später in Wien 
ausgebaut zu einer der glänzendsten therapeutischen Errungen- 
schaften der letzten Jahre entwickelt. Dieses gegenseitige Verhält- 


spezifischen Aktivierung des Protoplasmas (Weichardt) vernach- 
lässigt, d. b. man nimmt an, daß die Heilwirkung der Sera weniger 
auf den in ihnen enthaltenen spezifischen Antitoxinen, als auf ihren ' 
Gehalt an artfremdem Eiweiß zurückzuführen ist. 


Ein weiterer Beweis für die therapeutische Wirksamkeit 
peroral verabreichten arlfremden Eiweißes ist meines Erachtens 
auch in der im Eingange dieser Arbeit erwähnten -prompten ' 
Besserung dyspeptischer Bruststüble durch kleinste Gaben von 
Kuhmilch .nach den Brustmahlzeiten zu erblicken. Erwähnen | 
möchte ich ferner, daß ich während des Krieges in meiner In- | in einem in Holland gehaltenen Vortrag betont hat, zwischen 
fektionsabteilung am Reservespital Wiener Neustadt zahlreiche | Menschen bestehen, die miteinander durchaus nicht verwandt sind, 
nach vorheriger gründlicher Darmreinigung sehr günstig beeinflussen 
konnte. Die hohen. Temperaturen fielen nach 2tägiger Topfendiät 
lytisch ab, die profusen blutig-schleimigen Stühle wurden zusehends 
fester und seltener, während sich'das verfallene Aussehen der meist | 


meinschaft haben müssen, nebenbei gesagt, der Grund, weshalb die 


Agglutinationsversuche von Abderhalden zur Bestimmung der 
Paternität versagt haben. | 


reichten artfremden Eiweiß zuschreiben kann. 


Wo aber durch irgend ein Mittel eine ‚Heilwirkung ‚erzielt 
wird, dort kann es auch durch Überdosierung, bzw. durch Summa- 


zyten der anderen mit ihr biologisch nicht verwandten deuten dem- 
nach darauf hin, daß die Proteine der letzteren auf die erste 
Blutgruppe als artfremdes Eiweiß wirken, obwohl sie von 
derselben tierischen Spezies — in diesem Falle „Mensch“ 

— stammen. Da nun sämtliches im Organismus eines Individuums 
erscheinungen oder zum “anaphylaktischen Chok kommen. Sind 
diese üblen Zufälle bei parenteraler Anwendung der Proteinkörper 
(Sera, Milch, Milchpräparate usw.) schon lange bekannt, so wurden 
in jüngster Zeit auch gewisse Hautphänomene, wie die Urtikaria, | 
als anaphylaktische Reaktion auf peroral aufgenommenes Eiweiß 
gedeutet. Wir sehen also dem klassischen anaphylaktischen Chok 
bei parenteraler Eiweißverabreichung mit seinen lebenbedrohenden 
Vagus- und Sympatikussymptomen (Zyanose, Bradykardie, Herz- 
schwäche) die wesentlich schwächeren angioneurotischen Erschei- 
nungen bei peroraler Aufnahme gegenüberstehen und können: daher 
die Anaphylaxie als Giftwirkung eines Eiweißkörpers auf. das Nerven- 
system bei sensibilisiertem Organismus definieren. | 

In augenfälligster Weise ist jedoch der anaphylaktische Chok 

peroral zugeführten Eiweißes bei der Eklampsie dauernd mit Kuh- | geschlossen werden können, nur als anaphylaktische Erscheinungen 
milch ernährter Säuglinge zu erkennen. Sehen wir bei parenteraler | 


| auf das artfremde Eiweiß der biologisch nicht verwandten Ammen- 
Anwendung (meist ältere Kinder und Erwachsene) hauptsächlich | brust aufzufassen sind. Hierdurch wird auch ohne weiteres ver- 


enthält, so wird auch das Eiweiß des Brustdrüsensekretes mit dem 
Blutserumeiweiß identisch sein und sich biologisch von dem Milch- 


eiweiß der einer anderen Blutgruppe angehörenden Frau unter- 
scheiden. i | ze 


Wenn man nun nach meinen Ausführungen als erwiesen an- 
nimmt, daß auch durch peroral eingeführtes artfremdes Eiweiß unter 
Umständen anaphylaktische Störungen in weiteren oder engeren 
Grenzen hervorgerufen werden können, so wird man wohl zugeben 
müssen, daß auch die Frauenmilch bei einem Säugling, der einer 
anderen Blutgruppe angehört als die stillende Frau, gewisse Schädi- 


Abschnitten skizzierten Gründe für die Entwicklungshemmung aus- 


sächlich die Erscheinungen von Seiten des Zeniralnervensystems | 
im Vordergrund. Daß es sich hierbei wirklich um eine anaphylaktische 


hinfällig, wenn man bedenkt, daß ja auch nicht jedes Individuum, ` 
das wiederholte Injektionen desselben Eiweißpräparates bekommt, ` 


Eier, Fleisch und andere eiweißhaltige Nahrungsmittel genießt, 
 Urtikaria oder Strophulus erkrankt. Wir müssen daher’ für das 


der Kuhmilchmenge zur Desensibilisierung des kindlichen Organis- 


Die Artverschiedenheit der. Eiweißkörper braucht jedoch -nicht 


sellius 1873, Berns 1874, Landois 1875) versucht wurden, um ` 
heitserscheinungen, ja selbst zum Choktode der Behandelten führen: 


zu ergründen. Erst als Landsteiner im Jahre 1901 die Ent- 2 


nis der einander nicht agglutinierenden Blutgruppen, das ich „bio- 
logische Verwandtschaft“ nennen möchte, kann wie v. Eiselsberg 


während Eltern und Kinder biologisch miteinander keinerlei. Ge- 


Die hämolytischen und agglutinierenden Eigenschaften des 
Serums der einen Blutgruppe gegenüber den Kolloiden und Erythro-.. 


befindliche Eiweiß Proteine derselben molekularen Beschaffenheit 


gungen verursachen kann, die, wenn alle in den vorhergehenden 


= 


>=. °F 


uns 2°” 


1) 


BIN 
; 


nur die Wa.R. zu prüfen, 


z - - i aal beider festzustellen. 


nt 


5 „vom dritten Monate an agglutinable und agglutinierende. Fähigkeit, |; 
m ' > 4 besitzt (Landsteiner, Sturli, -Quarrie, Guthrie u.'a.), so daß” 
“die Diagnose der bestehenden - oder- fehlenden: biologischen Ver- |. 
-gmandischaf erst von diesem Zeitpunkte. an gestellt ‚werden kann. 


i E: Ich bin mir wohl bewußt, daß diese ganze Frage derzeit in- 


- 4 a Age der leidigen materiellen Verhältnisse mehr ‚theoretische als 


ipraktische Bedeutung besitzt,- wird’ es doch in den, meisten Fällen: | 
E schwer halten, bei Versagen der Mutter gleich eine andere 
. = biologisch geeignete Amme ‚aufzutreiben. Immerhin wird es, glaube | 
es cich, für Arzt und Eltern von ‘großem Interesse: sein,. die Ursache |. 


ä A : " Zeiner mangelhaften Entwicklung . ‚des. mit- aller Sorgfalt gepflegten | 


"er ie € 
. 


w A " atien zu können. -> ; 
u» Literatur: Nobel, Die: Ernährung gesunder und kranker Kinder. Wien, 
“Rikolaverlag 1923. — Moll, Ars. medici, 1923.. — Czerny, Festschrift zu Henochs 


E D E S 


[Lan dt 2 Seren Auen ER She 
Kin Bin ak E ee 
$ v =” K 
e- e 
v 


'"3B\Schick, Vortrag in der Gesellschaft der Ärzte. Wien 1928.— No elle, Zbl. f. Gyn. 
B Nr. 45. — Seitz, Klin. Wschr. 1928, Nr. 44. — Andreatti, Vortrag in der Ge- 


Wiens, Sitzg. am 22. Nov. 1928. — Nat er, W.kl. W. 1923/24. 


è r 
` 


Aus dem Krkieliränkkenhaus. Oschörsleben-Bode: 


r g y 


a | oo Von Dr. Esau. | | 
DieEinlieferung eines pockenvördächtigen Kranken i ins sKranken-. 


en mer TS 
r ee a 7 Wiener mn 
. $ ` ' 
RNS Pi a i $ 
` 


haus ist immer noch trotz des bei uns guten en und nn m 


DEE FE Ze A 


a erden En- oder En onder als“ rein ee A 
. le für den verantwortlichen Arzt, der-unter allen Umständen : 
eine Pockenerkrankung schnell, und - sicher feststellen soll. Eine ' 
um so. schwerere Aufgabe, als fraglos ` die. bedauerliche, aber be- 
Kae und nicht zu "ändernde- Tatsache besteht, daß. der größte ` 
el der Ärzte echte Pocken: ‚wegen. ihrer Seltenheit. aus eigener 
“z Anehanung nicht kennt. Deshalb “bleibt die Erkennung: des ersten 
- Falles, besonders wenn‘. es sich‘ um einen leichten womöglich 
Eee handelt, der- ‚wenige Erscheinungen und npr. ein paar- 
. „“Pusteln aufweist, manchmal eine schwere Aufgabe, die ‘einem erst. 


| 


eieo rU Br a un a BB u a EEE 
er K y A . A 


n Macht wird. 


Verweilen in verdächtigen oder als Pockengegend bekannten Landes- ` 
“teilen, der Begim und däs charakteristische Bild der Erkrankung, 
i ar: bei der Variola vera immer. seinen reinen Typus: bewahrt.. 
n Demjenigen Arzt, der ‘an Variola überhaupt denkt‘ und sich durch‘ 
- »eingehendes Studium 
„größter, Wahrscheinlichkeit die richtige. Deutung. undi Erkennung |, 
‚Nicht verschließen. Vor‘ allem dann nicht, wenn er. an diejenigen 
u ngh denkt, die ‘wenn auch nur : ‚oberflächlich. einige . Ähn- 
pi -die N mit der Variola bzw. mit der: 'Variolois ‚haben können, . 
on el ‚arizellen nämlich und die. Syphilis!). Aber ein Rest von 
iwierigkeiten bleibt manchmal’ noch zu lösen, wie der folgend 
„„eschriebene Fall erweist. 0 ~ i 
Pk 48 Jührig, Landäthejter, ie am 8. Dezöchet 1928 als. 
«Al; Frül vacaug eingeliefert und gab folgendes zur ee] 
ler war er immer ‚gesund, ist verheiratet und hat gesunde Kinder; 


') Das generalisierte ustulöse: Syphilid war 
Bien trotz sonst guter Kekse: Syp die Syphilis kaum bekannt; 
ie sich besonders gern’an der Stirn’ A Veneris, dann 
Teil. B seltener an den F Extremitäten“ 
Berlin 1839, S. TERN. d 


~ ständlich, warum ein Säugling añ . der Brust einer. zum 1 Süillgeschätt: | 
a ee tauglichen Amme, sei. sie auch die .'eigene ‘Mutter, zu: ' 
& “x weilen nicht gedeiht, oder fortwährend “intestinale Störungen bietet, 
2 während er die Milch einer anderen -oft körperlich : :minder ge- |. 
- ‚eigneten Frau ohne jede Beschwerde verträgt und: assimiliert. Sollten | 
zao die von mir und anderen Kollegen, die:sich die Mühe nehmen | 
— “wollen, anzustellenden Versuche. 'die' Richtigkeit meiner Hypothese | 
x/von der Notwendigkeit einer biologischen ‚Übereinstimmung zwischen 
“Amme und Säugling erweisen, Sô wird man in Zukunft nicht umhin.. 
"können, bei unerklärlichem Nichtgedeihen. eines Brustkindes: nicht |. 
sondern auch an- einem. Tropfen : des 
Ammen- und "Säuglingsblutes ‚den Grad’ der: biologischen Verwandt- | 
Eine: ‚gewisse. Einschränkung : erfährt : 
`». tdiese Forderung durch den Umständ, daß: das Säuglingsblut erst . 


-Kindes durch eine einfache‘ in wenigen Minuten ie Reaktion ` 


= en 70, Geburtstag. — E. Unger, Das Colostrum.. Diss. Berlin 1898. Virch. Arch. Bd. 151. 1. 
l „= Baginsky, Lehrbuch der’ Kinderkrankheiten. 7..Aufl. — "Ploß, Das Weib. — |: 


"Später durch weitere Erkrankungen sehr zum  Verdruß leichter ge- 


Meist gibt zwar dis Volssechiohte € einige e Anhaltspunkte; das i 


mit: dem Fall befaßt, wird sich mit aller- 


A al 
übrigens in früheren 


sagt Die medizinische Praxis | | 


„sellschaft der Ärzte. Wien 1924. — D waton W ‚Freie Vereinigung der Chirurgen Fo 


< Variola vera, Varizellen und varioloiformes Syphitid. : 


aa sind mit dicken schwärzen trockenen. B 
; die Verfürbung der Haut durch Blutfarbstoff. ist verstärkt. Temperatur A 


t 


De H Be < ; wi $ ed 


"während T Krisper adie: er. ein Trhssnlsiden. an da linken Hals- 


-seite durch und. hat seitdem eine Anschwellung an. der Stelle behalten; .. 

die ‘sich auch, in der:letzten Zeit nicht änderte.. ‘Jede ‘venerische: In- . 

Sektion ' und. überhaupt: jede Möglichkeit. dazu ' wird, wiederholt : und: : 
glaubhäft verneint: Gearbeitet hat L. bis züm '80, ‚November; hatte-an 


diesem: "Tage jedech . Frösteln verspürt,’ "arbeitete achar 1..Dezember, a men 


ging‘ dann aber :am 2, ‘Dezember wegen Ausschlags an den Füßen zum ` 
"Arzt, der ihm Bettruħė; em jfabl. Erst am 8. "Dezember ‚sah‘ ihn..sein 
Arzt wieder und schickte. ihn, schleunigst" als‘ Pockenver ‚düchtigen. ‘ins í 
Krankenhaus.. In. ‚der. Zeit zwischen dem 2. ‚und 8. Dezember ‚waren: 
a Pusteln allmählich..und in Schüben,. an den’ Beinen’ beginnend. nd: 
fwärts fortschreitend aufgeschossen.- Kein wesentliches Krankheits- ` . 
geti l,- keine Störung des Sclilafes: und des’ Appetite, TA 
> "Befund: Sehr großer. mittelkräftiger Mann. in ‚mittlerem Br- l 
 nährungszustande:, Temperatur abends 88°, Der ` ganze Körper -ein-' 


schließlich der behaarten Teile ist von.Pusteln. bedeckt; nur an wenigen ° Auer 
meist. bedecken. sie. ~ 


Stellen ' stehen die.. Pusteln. weiter : auseinander, | 
‚dichter, an vielen Stellen sehr dicht und auch: ineinandor überfließend. ' 
‚die ‘Haut. ‘Am stärksten ist der Rücken, nachdem Brust und Bauch, . 
an diesem wieder vorwiegend die Leistenbeugen und die Genitalgegend 


" betroffen; das rechte Bein ist stärker ‘als das“ linke, an ihnen die.Innen- . .. 


seite mehr als die Außenseite befallen. An: der.Innenseite des rechten. 
Unterschenkels haben die -Pusteln- ‚ausgesprochen hämorrhagischen - 
‚Charakter. - Weniger eng 'stehen die Pusteln an beiden ‚Armen, der ` 
„rechte Arm und’ die Beugeseiten sind mehr bedacht. Die behaärten 
‚Teile des Kopfes weisen, eine: mittlere Diehtigkeit der Pusteln auf. Die 
Mundschleii 
Pusteln besetzt, z, B.' auch an.der Zungenunteiseitd. 
ist das Gesäß nd die Handflächen; an den Füßen finden sich: nur ' 
ganz vereinzelte teilweise hämorrhagische Pusteln: 


Te „Abbildung 1.04 BEN Abbildung‘ 2. 


Teilweise sind. es 
ganz frische. ‚mit: serösem kaum getrübten Inhalt, die meisten weisen 
abgeschlossenes W achstum. mit Dellenbildung bei trübem Inhalt ‚auf, 
‘Ein geröteter Hof umsäumt die einzelne Pustel, soweit:sie einzeln 
steht. Am rechten Unterschenkel liegen. die. Pustelni in. breiten hämor- 3 


5. mm, die. kleinsten sind x von‘ Stecknadeikopfröße.. 


. rhagischen Zonen und ‚fließen an. wenigen. Stellen zusammen. : Die 


'Pusteln sind einkammerig, die älteren trocknen bereits cin; die Schorfe ” 
sitzen schr'fcst und lassen sich nicht ablösen.. Nüssende Stellen finden. F 


ebensowenig — 
sieht, man zerfallende- Pusteln oder- aus solchen‘ hervorgegangene , fer Me 


"sich nirgends, aucli nicht an aneinander liegenden Stellen, 


-schwüre. Die Dr üsenschwellungen entsprechen den Häutveränderungen; | 
nur ‘an der linken Halsseite “findet: sich ein diffuses tieflie endes | 
Infiltrat,: das schon lange Zeit‘ bestanden und ab und zù gese ımerzt 
„haben soll: ‘einzelne Drüsen sind in ihm- nicht zu palpieren, | | 

11. Dezember: Die gesunde Haut: an "Beiden 
-dur ch Blutfarbstoff gelblich verfärbt. - Temperatur abends 38,80, 

.. BB. Dezember: Leukozyten 12000, normale. Verteilung. 
14. Dezember: Die Pusteln des rechten, weniger 


' seit 3. on an .. bis oe Befinden dauernd gut. 
19. Dezember: Die letztentstandenen Pusteln sind e 
die Reste lasson sich leicht abheben; ingotrocknet, 
neue. me BEN 1 $ | 
22. Dezember: Auf der rust sind rede einige Pust i 
aufgeschossen; . am rechten ‚Knöchel sind die Kun Aue Be daan 
. teilweise Da X n Su | 
97: Dezember: Neuer. Tem eraturanstie mit abendliche 7 
|. bis 38, 50 unter gleichzeitigem aiie von neuen 1 Pastela itzen 


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aut a in allen ihren Teilen ziemlich dicht. mit, flachen B 
Nicht befallen EURE 


des linken Unter | ` 
utschorfen bedeckt, : 


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Die. Pusteln sind- 
von verschiedener Größe; ‚die ‚gronten haben einen‘ Durchmesser. von A 


Jnterschenkeln ist ro oi 2, 


an Brust und Beinen vereinzelt a 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


% 


klinischen Formen der Varizellen bei Erwachsenen. Ebenda. 1913, Nr. 37. 
— Stäubli, 


Varizellen bei Erwachsenen. Korr.-Bl. f. Schweizer Arzte. | 
1913, Nr: 8. 2:2 a wi". Wa be a, 


`, 


3) Busc hk e, in Riecke, Haut- und Geschlechtskrankheiten, . 


gulation der Diurese wird durch manche ganz in Zweifel gestellt; - 


10.-Angust. 


wiegend am Bauch, weniger an beiden Unterschenkeln ünd noch spär- -Nach der Erfahrung der Syphilidologen?) scheint das vesikulöse 2 
licher ‘an Brust’ und Rücken. N e = | [ und :pustulöse -Syphilid‘ überhaupt selten für sich allein vor- . "ab 
Die Blutuntersuchung ergab ‘dann positive Wa.R. (+++). |. zukommen und es ist meist mit. anderen 'syphilitischen Exanthemen ` 5; 
- .. „In der Folge Behandlung mit Salvarsan-Novasurol; Verlauf ohne Kompli- | vergesellschaftet; es soll sich meist um mittelgroße papulöse Formen ` m 
~ ;- Kation, kein Ikterus, keine neuen Pustelnachschübe, rasches Abheilen | handeln. Die Decke der Bläschen hebt sich ab, der Inhalt trübt a 
. der Pusteln unter sehr starker Pigmentbildung (s. Abbildungen). Anfangs | sich eitrig und nach dem Platzen. präsentiert sieh ein meist-nicht. .  ; 
Februar 1924 zeigt das Infiltrat an der linken Halsseite insofern eine | ehr? deles schait  eeschnitienos kreistundes: Tachos Geschwin. = 7 
- Änderung, als die diffuse Schwellung vermindert ist und einzelne Drüsen Dan ý ber 1 w B ‚ge ke. dab diese. Form des Svnhilids mei z ouk 
. .durchzufühlen sind. Negative Wa.R. nach insgesamt 9,3 Neosalvarsan, | Vann aber sag uschke, daß diese Form PS DV DO LE MSi. c i 
` 22 cem Novasurol und 10 ccm Bismugenol; glänzende Erholung. |. nn we nn "an 
RE Sa Bi 4 x ERE hatn, F n BR ; [ A s 
: PELA ac a o u ana Ae Mannie AeL vor voll- ER Une erster Patient "zeigte -aber dauernd nur leichte at 
war, aus ländlicher Bevölkerung stammte, der jegliche Möglichkeit Krschäinensen iriz unzweifelhaft ‘schwerem: Infekt” : Was aber — 1i 
a nn re an das P P hinsichtlich. der anderen .in der Literatur beobachteten Fälle von a 
„lahnez und, bor dem in Ele Dr auci en u Varizellen beim Erwachsenen interessiert, ist die Bemerkung von: ~ 2! 
E a n R T p e n Buschke,- daß derartige luetische Exantheme. auch raue p 
„earna crammie mad. dab auci na nen spontan "ibheilen. können; ‘wenn ich auch, Irrtümer für aus- E 
z u N a leeres: a an a, eeschloeen hälte in Bezug; auf die in der Literatur bekanntgegebenen - a. 
Varjola war von vornherein leicht auszuschließen; die Vorgeschichte Beobachingen von Erwachsenen Varizellen. s0 eibi: die, Angabe =i i 
sprach. dagegen, die Polymiorphie- der Pusteln und das leichte Enschlees doeh dn-denken: vorallem. we ni BIER: Romberg Se ag 
Kn RAR f 1 2 u a ge FE traut, der Varizellen bei Erwachsenen überhaupt nicht kennt. In, % 
2 R mor auk piee 8° Sraet 1; = Ei mmer | den Fällen, bei. denen objektiv ein Primäraffekt nicht nachzuweisen _ pn 
a E N I EL R . | war, wird bei spontaner Abheilung ohne Wassermann eine sichere `» 14 
| ee a ur | Diagnose: BR ganz unmöglich gewesen sein. Trotz immer wieder .& 
g variolon, bon Denn handie, H Waher ke nho u rneuten Suchens war.ja auch bei unserem Kranken die Eintritts- ‚ul 
= sich. Es soll nicht verschwiegen werden, daß wir dem anscheinend a en oib Merdin sae aa der linken aleile o ai 
zuverlässigen Manne voll „Glauben sehênktey, als er jede Möglich: "breite Infiltrat ` das nach a abe des Kranken zwar:seit Jahren Ah 
ket anbi y ieena Eon ee OI a a beland und als Drüsentuberkuloge behandelt war, das aber dòch il 
nicht einmal so unwahrscheinlich, - daB er völlig unschuldig auf |. ie der spezifischen Behandlung Veränderungen: dürchmachte. m 
extragenitalem Wege an nn Laes ‚gekommen iat Dne Su Die diffuse. Schwellung verschwand teilweise und es ließen sich E: 
. fortige Blutuntersuchung würde uns rasch- eines Besseren belehrt | on Schluß der Behandlung einige Drüsen dürchfühlen, die kleit ti 
| haben. Be les a ern ne a ý | und derb waren und wohl die Reste einer tuberkulösen Erkrankung it 
Nun ist die Frage der Varizellen bei Erwachsenen an- | Sein konnten. Mit einer großen Wahrscheinlichkeit kann man aber . mi 
-scheinend noch nicht voll geklärt. Strümpell spricht von ihnen | „ch ‘annehmen, daß. an dem verstärkten. Infiltrat die luetische ni 
© als einer echten Kinderkrankheit, von der Erwachsene nur äußerst | Troktion mitgewirkt hatte, als Ausdruck eines Primäraffektes in ji 
.. ., selten befallen werden; Romberg hält sie für eine ausschließliche der Nähe. der linken Tonsille oder‘ an einer noch. tiefer und ver- ʻi 
. Erkrankung des Kindesalters, voh sicheren Fällen bei Erwachsenen | p oreener čele genen Stelle. D Eee Ic 
sei nichts bekannt. Die Ausbeute in der kasuistischen Literatur |- ° 7, \sammenfassend möchte ich sagen,. daß die Variola vera a 
über, Varizellen bei Erwachsenen ist ziemlich spärlich’). | unter den . Erkrankungen mit pustulösen Hautveränderungen eine ` -4 
Die diagnostischen Heilmittel sind einigermaßen gering; | Sonderstellung einnimmt, : die echten Pockenpusteln zeigen. . ly 
auf das äußere Krankheitsbild will ieh nicht weiter eingehen.. Das | immer eine gleiche Form und haben gleiche‘Größe. Infolge - a 
‚Blutbild, ist beim an Varizellen ‘erkrankten Erwachsenen kaum | des Auftretens in Schüben sind bei Varizellen neben vollaus `z 
. bekannt und ein an sich vielleicht charakteristisches Blutbild wird | gebildeten unter Umständen bereits abheilende und ; 
durch‘ zahlreiche Ursachen z. B. die eitrige Einschmelzung' der | daneben eben aufschießende, also sozusagen mehrere iu 
` Pusteln, besonders wenn es sich um eine massige Aussaat handelt, | Generationen von Pusteln zu finden. Ein gleiches oder sehr Í 
 ‚verwiseht und unbrauchbar. Krause gibt an, daß normale bzw. | ähnliches Bild findet sich bei der Syphilis in der Form des y 
verminderte Leukozytenwerte die Regel seien. Stäubli bemerkte | »ustulösen, varioloiformen Exanthems; während aber die i} 
„eine Leukopenie mit einer Vermehrung der großen Mononukleären | Varizellen in zwei oder drei-Schüben normalerweise ab- In 
‚ und Übergangsformen. Wir stellten hei unserem Kranken erhöhte | heilen, Erwachsene von ihnen wenn überhaupt wohl nur äußerst ` iy 
'  Leukozytenwerte bei sonst unwesentlich verschobenem Blutbild fest; | selten befallen werden, scheint die Lues sich dadurch’ auszuzeichnen, ‘s 
ein Resultat, das. für Lues charakteristisch sein soll. ©. | daß bei ihr viele Male neue Pustelnachschübe auch Wochen nach iy 
Das Aussehen’ der Pusteln sprach ganz für Varizellen. Was | dem ersten Auftreten der ersten Pusteln möglich sind. Erst de cy, 
uns stutzig machte war einmal der schleppende Verlauf, das lang- | spezifische Behandlung, in Ausnahmefällen: auch spontan, beendet k 
same Abheilen der .Pusteln, vor allem aber eine neue Pusteleruption.] die Nachschübe. Nicht der Erfolg einer spezifischen Behandlung, x 
-` unter neuerlichem Anstieg der Temperatur in der 3. Beobachtungs-. | die ein Verlegenheitsmittel ist, soll die Diagnose sichern; sie ist a 
woche, als die Abheilung in bestem Gange war. © ` | aueh in unklaren Fällen :durch Anwendung aller Hilfsmittel und an 
Was uns davon abhielt trotz der anders lantenden Angabe | durch rechtzeitigen Wassermann, den wir aus den oben ge 3 
des Patienten ernstlich an ein luetisches Exanthem zu denken, war | schilderten Gründen erst reichlich spät heranzogen, anzustreben. Ss 
“die Erinnerung an eine schwere syphilitische. Erkrankung varioloi- | Man vergißt immer ‚wieder, daß die. Anamnese zur Beurteilung o4 
-former Art, die einige Jahre vorher bei einem polnischen. Mädchen | venerischer Krankheiten immer núr mit: der größten Vorsicht zu N 
© beobachtet war. Diese Kranke kam ohne Diagnose zur Einlieferung; | verwenden. ist. De; Zu a Sr je 
sie wies ein großpustulöses Exanthem auf, das mit Variola eine. RENTE u ME go] EN 
. gewisse Ähnlichkeit hatte; doch waren die einzelnen Pusteln zu Aus dor IL Internen-Univorsitäteklinik:in Budapest. i 
` groß, konfluierten in: den Schenkelbeugen, die Haut zwischen den | è (Direktor: Dr. Freiherr L. v. Kötly, o. ö. Professor): i 
Pusteln näßte, es bestanden hohe Temperaturen und stark aus- | 0.2 nn 9: Kae =. 3 
geprägtes en Mar mn o a =", „Kasnistischer Beitrag | a 
.-  herauszubringen und das Mädchen, das sehr verwahrlost war, wurde . ' Dath dae Ne ae PERLE. ES > 
- ‚isoliert. Der . Verlauf war an ‘den folgenden Tagen eindeutig: die zT. Pa h ogenese, des Diabetes insipidus. Ir 
°. Pusteln trockneten. nicht ein, A zerfielen, Ma aon und Von Dr. Géza v. Gerlöczy, I. Assistent der Klinik. ~ 
bildeten ausgedehnte papulöse Geschwüre in Guirlandenform. - Der Bezüelich. dar Pälhoseness ass nsinidus sind wir a 
er Hua Nur i man angestellten Wassermann ergab Hoi in 2 mlickem De. Die m re En nn 
a DOBIINER-AINSIAN: i a aaea Poin sind scheinbar- sehr variabler Herkunft; . i 
2 use, Vorkommen von Varizellen bei Erwachsenen. D.m.W. | COTOS Wira: or Araca; daß die Forscher dieser Krankheit oft, dure à | 
1913, N Llienthel, Varizollen bei Erwachsenen. Ebenda. 1815 “aus entgegengesetzter Ansicht sind. — Die am häufigsten diskutierte | 
Nr.26. — Savini, Das seltene Vorkommen und: die eigentümlichen Frage ist die Rolle der Hypophyse. Ihre Teilnahme in der Re-- i 


~ = f ) d A . ke x F . | se i 5 | J . j oi 2 i 
Z ie + e A SUSE. f et nd on = . ne , , TY ai i 
ee E Š - n n sa S N EA nap. Br f a e ; E ar » a Br ar Fa a o an 7 au: mn 
2 « l ; 8 j a 2 viel. E : l u . he E Pai g f a i N. 2 en Bu N 
l o N i en r es N i a Z i A E ns k E . ` ; l l 5 S p i ’ \ a“ . n i . , N Be . a j | - i | ; | a l m i by 7 i | > 3 | ar 
Phiget- ne - 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.-32. a /\ E 
er | N 9 Mii `' . » EN = ee RAT ee DE ER : Eea 7 TS AN 

| . E ; i 7 . 7 ` . va y A AA 


"Iktzterer ist auch: keinesfalls einheitlich darüber, ob die regulierende 
Tiligkeit die ganze Drüse oder nur einen ihrer Lappen betrifft, 
"mid ob das Entstehen des Diabetes insipidus -die Folge einer Hyper- 


__kann:ein viel klareres Bild geschaffen werden. Die entnervte Niere |. 
Zr produziert einen reichlichen, dünnen, feste Bestandteile kaum ent- 


- entleert‘ wird. Die Regulationszentren sind im vierten Ventrikel 
-  (fungmann, Veil) und im Zwischenhirn (Leschke)... Die Läsion 
'` dieser Zentren ‘geht stets mit dem typischen Urinbefiund einher; 


-:,  mielnden Nerven sind: der Vagus und der Splanchnikus. 
“ Während. die Splanchnici eine bedeutende Rolle spielen, ` indem 
` ihr Darehschneiden Polyurie, ihre Erregung Diuresehemmung und 
~. Hyperchlorurie hervorruft (Eckard), scheinen: die Vagi hinsichtlich 
<- de Nieren bedeutungslos zu sein (Jungmann); gewiß hat man 
'. - auf expèrimentellem Wege bisher keine vollkommene Klärung über 
- den Einfluß der Vagi gewonnen, es ist aber durchaus nicht unmög- 
lih, da8 der, bei anderen Organen giltige Antagonismus beider 
Systeme -auch bei den Nieren besteht, und zwar. wahrscheinlich 
dena, daB im Tonus des sympathischen Systems ein beständiges 
Übergewicht herrscht. Be | en 


 Ingen,.aber mit dem Extrakte der einzelnen Lappen sind bereits 
 ahlreiche Versuche angestellt worden. — Die Wirkung, die 'mit 
“dem Extrakte der Neurohypophyse zu ‚erreichen ist, ist. zwar 


oder Hypofunktion ist. 


 ‚stheint-es belanglos zu sein (Leschke). Sowohl die Exstirpations- 
„versuche, als z. B. der enge Zusammenhang mit anderen endokrinen 


Diese Bedeutung wäre natürlich erst durch die. Kenntnis seines 


s Dinrese von der Klärung der Hormonfrage abhängig. Obwohl end- | 


‚kan, während dagegen noch als Ursache die Möglichkeit einer 


Übergewicht gegenüber der Funktion des Hinterlappens. — Diese 


‚Symptome des Diabetes insipidus im Leben vorhanden | 


We 
‚‚orderlappens wäre für das Zustandekommen der Krankheit vér- 


nn, Der hier mitzuteilende Fall spricht für die Berechtigung dieser 


an 10, November 1920. 


x a $ E B i 


‚ ‚Status praesens: Schwach gebaut, blutarm. . Normaler interübr 
und Nervensystembefund. Tagesmenge des Urins 11 Liter 
Gew. 1001, 
Urinmenge und das spez. Gewicht erfolglos; A de® 
serums stieg aber von — 0,58 auf —.0,61; ebenfall Er- 
höhung des R. Nitrogens' (52—56 mg?) — des spezifischen Ge- 
wichtes des Blutes und deor Serumrefraktion.. En 
Röntgenaufnähms der Schädelbasis bilateral: Keine Erweiterung 
der Sella turcica. — Augenhintergrund normal.  Wa.R.: negativ. 
Sa Bei der gynäkologischen Untersuchung. wird eine 3 mon atige 
Gravidität festgestellt. 0.000000. a i $ 
<` Pituglandol erzeugt eine schnell ablaufende geringgradige Diurese- 


indere-wieder, die das Entstehen des Diabetes insipidus ‚mittels 
eines Hypophysentumors gefunden haben, weisen mit Recht auf die 
‚pathogenetische Bedeutung der Drüse hin. Aber die Meinung 


Über die diureseregulierende Funktion des Nervensystems 


haltenden Urin, gleich dem, der von Diabetes insipidus-Kranken - 


versuche würde wegen des häufigen Graviditätserbrechens verzichtet. 
u. ` Nach einer .-£ wöchigen ae -diätetischen, , Pituglandol-, 
‚Strychninbehandlung verläßt sie die Klinik. | 


wi der, Schädigung ersterer mit erhöhter und‘ letzterer mit ver- 
'ninderter Salzausscheidung. | 


der Entwicklung ihres Diabetes insipidus ..ist der zeitliche 
© Die zwischen den Zentren ler Entwicklung ihres Diabetes insipidus / 


Zusammenhang so augenfällig; daß wir-uns berechtigt glauben, auch 
einen kausalen Zusammenhang annehmen zu können. 


und der Niere Verbindung ver- 


weniger beständige Erscheinung; ‘aus den Angaben der oben mit- 
‘geteilten Krankengeschichte wird aber ohne weiteres: ersichtlich, 
daß bei der Patientin keine — sozusagen — physiologische Polyurie, 
sondern. zweifellos ‘ein echter Diabetes insipidus vorhanden 
Konzentrationshemmung vereinigt. RE: | 
Wird ein 'pathogenetischer Zusammenhang angenommen, so 


Der Tonus der vegetativen Nerven wird durch innen- 
sekretorische Hormone reguliert. Hier knüpft sich die Hypo- - 
þhyse an das Problem der Diurese an. . a 
`- Die Herstellung des Hypophysenhormons ist bisher nicht ge- 


diesen Zusammenhang vorstellen? 


gewiß die Hypophyse zu betrachten. — Wie kann man sich 


Schon Schäfer erwähnt in seiner grundlegenden Arbeit, daß 


schaften zukommen, indem sie sowohl .zu fördern, als zu hemmen 
imstande ist. ‘Man trifft die gleiche Auffassung bei. Hann: der 
Tp Orre í Vorderlappen wirke . diùuretisch, der Hinterlappen antidiuretisch, und 
vielseitig, gut durchstudiert, kann aber hinsichtlich der vegetativen 

Nerven. keine Systematisierung erfahren, z.B. wirkt das Extrakt 
„eegend auf das Vaguszentrum (Bradykardie), und gleichzeitig auch 
auf dié Sympathikusnervenendigungen (Diuresehemmung, Magen- 
sekfetionshemmung). Mit dem Extrakte des Vorderlappens. 
wurden bisher keine auffallenden Erfolge erzielt. Auf die Diurese 


(durch das Ausfallen des Hinterlappens) erklärlich. Das Übergewicht 
wäre meines Erachtens auch derart vorstellbar, daß der Vorder- 


Hinterlappenfunktion gelangt. 


trachiet, sowie aus einer Hypertrophie mit'.mehr oder weniger 


Drüsen (z. B. Keimdrüsen) weisen darauf hin, daß der Vorderlappen | 


pen | Hypophysehypertrophie bei der graviden Frau wird auch ge- 
m der innensekretorischen Korrelation große Bedeutung besitzt. ch p p D S 


wöhnlich als Folge des Arbeitsplus wegen: des Ausfalles dér Ova- 
rialfunktionen aufgefaßt (Fichera). Der Akromegaloidtiyp der 
Graviden spricht auch für-Hyperfunktion. <.  ...0.. 
Die anatomischenVeränderungen der Hypophyse während. 
der Gravidität wurden von Erdheim und :Stumme eingehend 
studiert. _ Wie bekannt, trifft: die ‚Vergrößerung der Drüse 


Homons prüfbar; so ist auch die Frage seines Einflusses auf die 


gültige Beweise nicht zur Verfügung stehen, . können doch. manche 
arische Angaben zur Orientierung „dienen. VIE 
. „baut Leschke fällt dem Vorderlappen in der Diureseregu- 
lierung absolut keine Rolle zu, nachdem bei seiner isolierten 
Emtirpation sowohl die Menge, als die Konzentration des Urins 
 Wwerändert bleibt. Daraus folgt aber höchstens das, daß der Aus- 
der Vorderlappenfunktion keinen Diabetes insipidus verursachen- 


. sonders bei einer Multipara — ist. manchmal so intensiv und rasch, 
‚daß der Hinterlappen durch ihn so gut wie zurück- 
‘gedrängt wird. Durch eine solche intensive und rasche. Ver: 


des zurückgedrückten Hinterlappens ausfällt, und der schon. auch 
auf diese Weise ins Übergewicht geratene Vorderlappen noch durch 
‚die Hypertrophie auch ‚hyperfunktioniert, d. h. wäre das Zu- 
standekommen der Pathogenese mit der Hannschen Auf- 
' fassung im Einklang. Nachdem aber die Graviden-Hypophyse- 


Ayperfunktion des Vorderlappens übrig bleibt, d.h. er gewinnt ein 


Aullassung wird bei Hann geäußert, sich stützend auf Sektionsbelunde 
a Hypophysegeschwülsten Verstorbener, bei denen jedesmal die 


m so oft bei der Sektion das Zugrundegehen des | 
‚nterlappens ohne gleichzeitige Schädigung des Vorder- | 
*Ppens gefunden war, während die Symptome fehlten, wenn 
e Geschwulst auch auf den Vörderlappen. übergriff. Das auf diese 


oder längerer Zeit wieder. zurücktreten, dagegen die Frau heute, 


unverändertem Zustande befindet, bedarf diese einfäche Er- 


ise entstandene Übergewicht der innensekretorischen Gruppe des ganz unwahrscheinlich, daß. die Neurohypophyse durch die Kom- 


pression solche anatomische Schädigung erlitt, daß sie zu keiner 
- Regeneration mehr fähig ist, und 'so wäre .die Hypophysedysfunktion 


4 


antwortlich zu mach en. 


: auf Kosten des. Hinterlappens konstant geworden. 
Auffassung: A | e A Ea fa a e a ee Ä 

K. J, 27 Jahre alt, Arbeitorsfrau. Aufgenommen auf dig Klinik | Zur Behandlung der. Salvarsandermatitis. 
| | Von Dr. Hubert: Sieben, Bürstadt (Hessen). 


Anamnese: Vater unbekannt; die Mutter litt an .‚Nierenleiden. 


Id usgege Erkrankung. Lues: 0; Alkohol 0. Zwei. Ent- | le er a ira Mensch en 
bindun gegangene Erkrankung. : Lues: 0; Se - Es ist sicher, 'daß.’es nicht wenige Menschen sibt, die ei 
vangen aus ‘Jitz OL. - kon» EP 2a a S Or nen zıbt, die eine 
. dti 1900, Belt Augant 1920, kink Besen da “Durst..| Salvarsanidiosynkrasie haben, die. auf Salvarsan speziell mit einer 


gefühl erhebliche Men 


asser item Appetite. und: ent-: 
Sprschender Ernährun gen Wassers., Trotz a ee und 


g nahm sie binnen 3 Monaten 10 kg ab.  , 


z A R 7 4 
D A \ 7 : à ' (3 
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-ein Mittel, solche Schäden zu verhüten, Nicht nur die Dermatitis 


; : i 
. x - i j $ ® i . ö $ \ 
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NET, ER { 
pez ei à 
aCl: 0,028%.. 6stündiges Dursten bleibt indios, 
das ‘s 3 ut... 
u. re URN 4 


verminderung. Spez. Gewicht nimmt bis 1008 zu: Auf Salzbelastungs- \ 
Zwischen dem Zeitpunkt. der Schwangerschaft und. 


Eine mäßige -Polyurie ‚mit Hypochlörurie ist zwar während 
der Gravidität — besonders gegen Ende ‘dieser — .eine mehr- 


war. Mit der reichlichen Diurese, war eine gleichzeitige 
wäre als Treffpunkt zwischen Gravidität und Diabetes: insipidus ' 
hinsichtlich der Diurese der Hypophyse zweierlei gegenseitige Eigen- 


der Diabetes insipidus wäre aus dem Übergewicht des Vorderlappens 


lappen mittels Hyperfunktion über die entgegenwirkende | 
Als Konsequenz der Hyperfunktion . wird die Hypertrophie be- 


Sicherheit- auf eine Hyperfunktion gefolgert werden kann. Die 
ausschließlich .den Vorderlappen, und das Wachstum — be- 
srößerung wäre eine ‘Situation leicht vorstellbar, wo die Funktion 


veränderungen nach dem Ablaufe der Gravidität binnen kürzerer ; 
T 26: Monate nach, ihrer Entbindung — sich noch immer in j 


klärung der Frage einer. weiteren Hypothese. Vielleicht, ist es nicht 


"Dermatitis reagieren. In dem. Chlorkalzium haben wir- bekanntlich 


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`- prophylaktisches Mittel gegen Salvarsanschäden darstellt, habe ich 
. nun in'dem unten beschriebenen Fall einer bereits bestehenden 


als ebenfalls gutes prophylaktisches Mittel bereits kennen gelernt 
und erprobt hatte. Es wurden an zwei verschiedenen Tagen je 


dorf & Co. A.-G. Hamburg hergestellte sterile Kalzium-Gummi-Lösung 
mit einem Gehalt von 5°/, wasserfreiem Chlorkalzium, deren Haupt- 
- indikation nach. der Begleitschrift akute Blutungen sind. Der Er- 
= folg dieser Ammotaninjektionen ist so auffallend, daß eine Beschrei- 


-von scharlachroter Farbe, außerdem zahllose linsengroße und größere 


~ frei, wurde aber nach einigen Tagen ebenfalls befallen, auch hier jetzt 


© war schlecht; abendliche Temperatursteigerungen, 


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ee Lamellen ab. Jetzt bestand nur noch ein leichtes Eryt 


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1112 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


ee na 10. August 


sondern auch anderweitige Schädigungen, wie z. B. das angioneuro- 
tische Ödem, wie ich (1) schon vor einiger Zeit nachgewiesen habe. 
Meines Wissens hat zuerst Stümpke (2) das Afenil — ein Kalzium- 
präparat — als prophylaktisches Mittel gegen Salvarsanschädigungen 
empfohlen. Seither habe ich, sobald sich irgendwelche nachteilige 
Wirkungen des Salvarsans zeigten, sei es Erbrechen, heftige Kopf- 
schmerzen, Fieber oder Erytheme, stets mit gutem Erfolg eine intra- 
venöse Chlorkalziuminjektion (0,5:5,0) der Salvarsaninjektion vor- 
ausgeschickt. Auch in einem Fall von rezidivierendem Hg-Exantlıem, . 
den ich (8) kürzlich beschrieben habe, hat das Kalzium offenbar eine 
gute Wirkung gehabt. — Während nun die meisten Salvarsan- | 
erytheme nach Aussetzen des Mittels nach einigen Tagen wieder 
verschwinden, kommen leider auch immer wieder Fälle vor, bei 
denen es zu einer ausgebreiteten, ja universellen Dermatitis kommt, 
die zu einer äußerst schweren Schädigung des Körpers, ja sogar 
zum Tode führt.. Ich habe einige derartige Fälle, bei denen der 
Zustand monatelang andauerte, beobachtet und einen derselben (4), 
der wegen seiner klinischen. Erscheinungen besonders interessant 
war, genauer beschrieben. 


Ausgehend von der Erwägung, daß das Kalzium ein gutes 


Aus’ dem Institut-für Hautkrankheiten und Strahlenbehandlung 
| von Dr. Fritz M.Meyer, Berlin. | 


„Olobintin“. | 
Von Dr. Fritz M.Meyer, Berlin. | 


` Anläßlich der Kriegstagung der Berliner Dermatologischen Ge- 
sellschaft teilte ich meine Erfahrungen mit, die ich. mit der von 


hatte, und stellte sie dann in. einer Veröffentlichung!) erneut zu- 
sammen. Ich habe bei diesen Gelegenheiten auf die großen Fortschritte 


zeitig aber auch auf die Nebenwirkungen aufmerksam gemacht, die 
mit dem damals zur Verfügung stehenden Terpentinöl nicht zu selten 
auftraten und der. Einführung der Methode in. die Allgemeinpraxis 
hindernd im Wege standen. | a 

Inzwischen hat man sich bemüht, die unangenehmen Neben- 
wirkungen dadurch auszuschalten, daß man in Ampullen eine wohl- 
sehr schweren Salvarsandermatitis ebenfalls das Kalzium angewandt, 
und zwar in Gestalt einer einfachen Chlorkalziumlösung: (0,5:5,0), 
die ich wiederholt injizierte, jedoch, wie ich gleich bemerken will, 
ohne den geringsten Erfolg. Ich griff darauf zum Arnotan, das ich 


| „Terpichin“ in den Handel brachte, ein Präparat, das in keinem ein- 

zigen Falle unerwünschte Resultate zur Folge hatte. Bei dem großen 
Indikationsgebiet, das sich allmählich für die Terpentinölbehandlung 
herausbildete, ist es aber durchaus erwünscht, möglichst viele Ter- 
. pentinölpräparate zur Verfügung zu haben, da erfahrungsgemäß bei 
| | allen Medikamenten, auch wenn sie pharmakologisch zu derselben 
eine Ampulle (10 ccm) Arnotan intravenös injiziert, worauf nach 
6 Tagen die Dermatitis verschwunden war. Arnotan ist eine nach 
Angaben von Prof. Allard (Hamburg) von der. Firma P. Beiers- | bestehen, daß einzelne Patienten auf die verschiedenen Präparate der- 
selben Gruppe verschieden reagieren. Diese Faktoren sind in prak- 


unterschätzen, da dasselbe bei Krankheiten bzw. Krankheitssystemen, 
bung des Falles gerechtfertigt erscheint. 


K.B., 21 Jahre alt, kräftiger Mann, kam am 19. Januar 1924 
mit Primäraffekt am Präputium in Behandlung. Bekam 10 Spritzen 
Hg sal..0,1 und 7 Neosalvarsan Dosis IV. Gut vertragen. Einige. Tage 
nach der letzten Salvarsaninjektion ausgebreitetes Erythem am Stamm 


Anwendung findet. | | 
+ Unter diesen Gesichtspunkten war es zu begrüßen, daß auf Ver- 
anlassung von Klingmüller, dem wir die Einführung des Terpentinöls 
in den modernen Arzneischatz verdanken, die Firma J.D.RiedelA.G., 
Berlin, ein neues Terpentinölpräparat unter dem Namen „Olobintin" 
anfertigte, das gegenüber der ursprünglichen Terpentinölbehandlung 
den Vorzug haben sollte, die seinerzeit beobachteten lästigen Neben- 
. wirkungen zu vermeiden, ohne daß dadurch die Wirksamkeit und die 
Sicherheit bzw. Regelmäßigkeit des Erfolges leiden sollten. > 
"Inzwischen sind außer von Klingmüller selbst noch von 
' Rohrbach?) und von von der Porten?) Beiträge über die Wirkung 
des Präparates erschienen. Ich selbst habe in meinem Institut seit 
langer Zeit an einem großen Material das Olobintin angewandt und 
sehe mich durch die günstigen, mit ihm erreichten Erfahrungen be- 
wogen, dieselben hier wiederzugeben, um besonders die praktischen 
Ärzte zu veranlassen, mehr als bisher diesem Präparat bzw. dieser Be- 
handlungsmethode ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Es kommt noch 
hinzu, daß gerade in der heutigen Zeit wirtschaftlicher Not eine große 
Zahl von Patienten nicht mehr in. der Lage ist, bei vielen Erkran- 
kungen, wo die Röntgenstrahlen an erster Stelle einen günstigen Effekt 
hervorrufen, sich bestrahlen zu lassen, weil die Mittel hierzu fehlen, 


Papeln von dunkelroter Farbe, die sich grell von dem.scharlachroten 

Untergrund abheben: Wo die Papeln weniger dicht stehen, sind sie 
Spur. Auch die Arme und der Hals zeigen zahlreiche Papeln, 

doc \ ist hier kein Erythem. Die untere Extremität war zunächst noch 


Erythem und zahllose Papeln. An beiden Ellbogen eine talergroße 
Hyperkeratose, stark schuppend und von einem 5 mm hohen und ebenso 
breiten Wall umgeben. Etwas später wurde auch das Gesicht befallen, 
doch ‘zeigten sich hier nur spärliche Papeln. Das Allgemeinbefinden 
Appetitlosigkeit, 
völlige Schlaflosigkeit infolge sehr starken Hautjuckens. Urin frei. 
Ehe die untere Extremität befallen war, bekam Pat. 0,5 Chlor- 
kalzium intravenös, was die Weiterverbreitung nicht aufhalten konnte. 
Nach 3 Tagen wiederum 0,5 Chlorkalzium. Ohne jeglichen Erfolg, 
ebenso eine 3. Chlorkalziuminjektion. Nach mehreren Txgen Pause, 
in denen ‘der Zustand sich in keiner Weise geändert hatte, 10 cem 
Arnotan intravenös (entsprechend 0,5 Chlorkalzium). Es trat zunächst 
subjektive Besserung‘ ein, das Hautjucken ließ nach, die Papeln ver- 
ringerten sich und wurden flacher, auch die beiden Wälle an den Ell- 
pogei verflachten sich. Drei Tage später 10 ccm Arnotan. Nun 
bildete sich das Exanthem rasch zurück, es verschwanden restlos die 
Papeln, nach’ 6 Tagen war die Hyperkeratose samt Wall an beiden 
Ellbogen völlig verschwunden.. Die ganze Körperhaut schu 


Gegenden ihren Wohnsitz haben, wo nicht ohne weiteres eine Strahlen- 
behandlung Platz greifen kann. Im großen und ganzen kommt. das 
Olobintin in all den Fällen in Betracht, in denen schon die übliche 
‘ Terpentinölbehandlung Gutes zu leisten vermochte, so daß ein Hinweis 
auf die entsprechenden Krankheiten in kurzer Form genügt. 
| So wie seinerzeit, ist auf dermatologischem Gebiet an erster 
Stelle die tiefe Bartflechte zu erwähnen, die prompt auf Olobintin an- 
spricht und fast in jedem Falle allein durch dieses Mittel zu beseitigen 
ist. Daneben nenne ich die zahlreichen Formen von Furunkulose, bei 
denen die spezifischen Präparate doch nicht das leisten, was man einst 
von ihnen erwartete, und die besonders in ihrer schweren und hart- 
näckigen Form sehr gut durch Olobintin. zu beseitigen sind; ohne daß 
man natürlich Rückfälle verhindern kann. Auch bei Unterschenkel- 
geschwüren ist ein Versuch mit dem Präparat angebracht, wie bei allen 


Hautkrankheiten, bei denen Eiterungen im Vordergrund des Krank- 
heitsbildes stehen. | 


em im 
ücken. Auch dieses verschwand sehr-bald ohne weitere Behandlung. Haut 


völlig normal, auch alle subjektiven Beschwerden völlig verschwunden. 
.Es ist völlig ausgeschlossen, daß eine so schwere Salvarsan- 
dermatitis mit Papel- und Hyperkeratosenbildung innerhalb weniger 
Tage von selbst heilt, vielmehr ist der Erfolg dem angewendeten 
Mittel zuzuschreiben. Merkwürdig ist, daß die Dermatose auf ein- 
fache Chlorkalziumlösung nicht reagierte, ja' sogar trotz dieses 
Mittels sich noch weiter verbreitete, während das Arnotan Heilung 
brachte. Erfahrungsgemäß brauchen solche schwere Salvarsan- 
dermatosen viele Wochen, ja Monate, bis sie allmählich heilen, 
d. h. wenn sie überhaupt heilen und sie nicht durch Komplikationen 
letal endigen. Dieser auflallende Erfolg der Arnotanbehandlung gibt 
mir Veranlassung, dieses Mittel für ähnliche Fälle zu empfehlen. 


Literatur: 1. M.K1. 1928, Nr.19. — 2. Ebenda. 1922, Nr.30. — 3. D.m.W. ^ Bk 
1923, — 4. Derm. Wschr. 1902, 71. i = and 8. D.m.W ) B.kLW. 1918, Nr. 37. 


| 2) D.m.W. 1923, Nr. 24. 
| | © F 4) Riedel-Archiv 1928, H. 4, 


Über Erfahrungen mit dem Terpentinölpräparat | 


Klingmüller empfohlenen Behandlung mit Terpentinöl gesammelt 


- hingewiesen, die die Terpentinölbehandlung in geeigneten Fällen und | l | 
bei Anwendung der richtigen Technik zu leisten imstande ist, gleich- 


‚sterilisierte Kombination von Terpentin und Chinin unter dem Namen: 


Gruppe gehören, eine gewisse Gewöhnung erfolgt, andererseits aus ` Be 
Gründen, die auch heute noch nicht völlig geklärt sind und die darin. 


tischer Hinsicht gerade bei der Anwendung des Terpentinöls nicht zu. 


die durch einen chronischen Verlauf charakterisiert sind, häufig seine 


abgesehen von der großen Schar Kranker, die auf dem Lande bzw. in 


nun 


AN 


"er o A | ` i 5 E > | n x \ j N l 3 v N i | A | E = i S | ; | $ E ` i j l | h a w 2 < E i i gen TR . 3 5 / 
-i dags "00 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.382.. U. 11 
. e - 7 z à i Ee e ' f ' u £ 5 - 


; E, 5 £ i | 
' Bei den Komplikationen der Gonorrhoe ziehe ich der Anwendung. 


‚des Olohintins unbedingt die Gonokokkenvakzitie, vor- allem das Ar- 
higön; vor, das als ein wesentlich sichereres Unterstützungsmittel an- 

Ä zusprechen ist. Dagegen sind die Olobintininjektionen. bei. den so 

häufigen Komplikationen der weiblichen Gonorrhoe, insbesondere 
tei den Erkrankungen der Adnexe, außerordentlich zu empfehlen. 

> Hier sieht man in zahlreichen Fällen, in denen jegliche andere 
Therapie, versagte, einen prompten Umschlag des Krankheitsbildes, 

o sbeld-man sich zur Anwendung der Terpentinölbehandlung ent- 
schlossen hat. T BE Are: 
"Auch der nichtspezifische Fluor stellt eine Erkrankung dar, bei 
 derder Versuch mit Olobintin sich lohnt. Es handelt sich ja bier um 
eine Crux medicorum, der wir bis zum heutigen Tage trotz der Unzahl 

der Präparate, die eingeführt worden sind,. noch. ziemlich machtlos 

-gergüberstehen, und bei der ein neues Präparat, das hier und da’ 

"günstige Resultate erzielt, immerhin mit Rücksicht auf den besonders. 
- hartniekigen Verlauf zu begrüßen ist. FO, 3 
* “Ich will nicht darauf eingehen, mich mit der Frage zu befassen, 

_ inweleher Weise die Wirkung des Terpentinöls zu. erklären ist, zumal 
inden genannten Publikationen, besonders in den Klingmüllerschen 
Arbeiten, mehrere Theorien aufgestellt worden sind, ohne daß es: in 
der Praxis bis zum heutigen Tage gelungen ist, die Richtigkeit der ; 

"einen oder anderen Theorie restlos zu beweisen.. = — > wa 

` Was die Technik anbetrifft, so ist es ratsam, sich auf das Olo- 
bintin in der Form, wie es im Handel ist, nämlich als 10°/,ige Lösung, 

. mäesehränken; ich habe ja schon in meiner: ersten Veröffentlichung 
“darauf aufmerksam gemacht, daß eine Veränderung der Konzentration 

ds Terpentinöles nicht den Erfolg im günstigen oder ungünstigen 
'- Aime žu- beeinflussen vermag. Man begnüge sich ausschließlich mit 
-_  derEinspritzung in die Glutäen in genau derselben Art und Weise, wie- 
-  deTechnik bei der antiluetischen Behandlung geübt wird, verzichte 
dagegen aber auf die Einverleibungen durch die Blutbahn, da dieselben 


serhänfig von recht unangenehmen Begleiterscheinungen begleitet | 


-Sd Es’empfiehlt sich, zunächst mit einer gut sterilisierten, 2 cem 
Iassenden Rekordspritze 1 ccm zu injizieren und dann, sofern Kontra- 
‚Indikationen keine Steigerung verbieten, die zu injizierende Menge von 

;, .er-Injektion zur anderen um je !/s eem zu erhöhen, bis man bei 
7 elwa 3 cem angelangt ist. Die Injektionen sollen möglichst zweimal 
Pa wöchentlich vorgenommen werden mit der Einschränkung, daß, wofern 
Nicht nach 5—6 Einspritzungen eine eindeutige Besserung sichtbar ist, 
- . Dan yon der Fortsetzung der Anwendung des Präparates absieht, da 


elahrungsgemäß auch dann von einer größeren Zahl kein Erfolg zu 


-erwarten ist. | E 
à ‚Ich glaube, daß die Tei'pentinölbehandlung in ihrer jetzigen 
form- dazu berufen ist, eine wesentliche Lücke in unserem Arznei- 
~ Vane = z 2 . 


Am dem Hygienischen Institut der Technischen Hochschule Dresden 
EN (Direktor: Prof. Dr. Philalethes Kuhn). | 
en Über Chloramin-Heyden. 

l . Von Privatdozent Dr. R. Fetscher. | te 
v e: dem Namen Chloramin hat die Chemische Fabrik Heyden . 
| ara-Toluolsulfonchloramidnatrium in den Handel gebracht. 

C Tom Nach dem Prospekt der Firma kommt dem Chloramin folgende 
a 


N SO NE, x 


x 


+3 3,0 


. Der Gehalt an Chlor, das durch Zusätz von Salzsäure zu Chlor- 


ar "RnB freigemacht und durch Titration nachgewiesen werden 
da et rund 25°/,. Die Chemische Fabrik Heyden nimmt an, 
> tiong f nicht darauf, sondern auf Sauerstoffabspaltung die Desinfek- 
| nach In Chloramins beruhe. Die Abspaltung von Sauerstoff soll 
= gender Formel vonstatten: gehen: or ee 
3 3 ho 8 a | 
Re a CH,<go, nn, + NaCl + 0 
höherer. | 
= p Konzentration, macht sich jedoch deutlich ein Gerüch bemerk- 
n a unterchlorige Säure oder ähnliche Verbindungen erinnert. 
: Ya e chemische Erklärung kann nach folgender Formel versucht 


CH 
Aso,. AN + 2H,0 
Aus HOCI 


Some H poi. | 
x Z HıCgo, .ncH + HOCI + Na0R 
+ NaOH kann sich weiterentwickeln: Na0Cl +H,0. 


t 


ij 


Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. — > 
a 


von dem Zwischenprodukt HOCI, also 


| hin. Trautmann (36) berichtet über sehr 

‚amin in der Ts s 
3 rn k m : 0,5—1 higen Chloraminlösungen. -Bei Trockenverbänden : benutzte er 
Bei der Arbeit mit Chloraminlösungen, namentlich mit solchen |; 19 /018°5 Chloraminstreupulver und. schließlich 10%,ige Chloramin-. 


. Verbindung 


"als wirksames er zur Behan 
‘ Klauenseuche. Spülungen. mit 1°%/,igen warmen Chloraminlösun i. 
Einstäuben von 30 ohi i i 


amin 
 Sehnelle Wı dreini zu. :Otto (26), der die W 

= F schnelle Wundreinigung zu. Otto (40), der die Wirksa it. FR 
` dener Chlorpräparate, vergleicht, bestätigt gleichfalls, i: ‚Yerschie- 


| schatz auszufüllen, ‚und daß, wenn sich. erst' eine. größere :Zahl von 
- Ärzten mit dem Olobintin befaßt haben wird, vielleicht auch das Indi- 
kationsgebiet noch eine größere Erweiterung erfährt. E Zr 


i Aus der I. Chirurg. Abteilung des Wiener Allgemeinen Krankenhauses 


-° (Vorstand: Hofrat Prof. Dr. Konrad Büdinger). 
-o ‚Instrumentelle Fadenknotung. . 
a Von Dr. Pranz Weigl 00.0 


. Für den praktischen -Arzt ergeben sich nicht ganz. selten 


. Situationen, in denen er gezwungen ist, Nähte anzulegen, ohne seine 


Hände so verläßlich vorbereiten zu können, daß er die Verantwortung 


-für die Berührung der Wunde oder des -Nahtmaterials tragen könnte. 


Für diese Fälle ist es sehr wünschenswert, einen Vorgang einzu- 
halten, welcher unter Würdigung der äußeren Hindernisse den Regeln 
der Asepsis entspricht. Diesen Ansprüchen genügt die in der Folge 


' beschriebene Methode, die überaus einfach ist und bei einiger Übung 
ebenso rasches Arbeiten. wie beim Knüpfen’ mit’ der Hand gestattet. 


Nachdem die Nadel ‚durch .beide Wundlefzen gestochen ist, 
faßt man.mit der Pinzette das eine Fadenende A und hält. es fest. 
Mit dem Nadelhalter wird die Nadel herausgezogen . und abgelegt. 
Das mit der Pinzette gehaltene: Fadenstück A wird. nun ‘einmal um 


den Nadelhalter geschlungen (Abb. 1). — > 


v> — "Abbildung TA Abbildung? | 


t 2 ` \ à 
IR | 
u 
X 
N i N. 
r 


und das Fadenende B. gefaßt 


Der Nadelhalter wird. geöffnet 


(Abb. 2). Zieht: man’ nun den Nadelhalter zurück, indem man 


gleichzeitig den mit der Pinzette gefaßten Fadenteil A festhält, ‘so 
tritt das Fadenende B durch die aus Æ gebildete Schleife und die 
erste Schlinge des, Knotens ist fertig, Durch Anziehen an beiden 
Enden. werden die Wundränder aneinander gebracht. Dann wird. 
das von der Pinzette gefaßte Fadenende A. losgelassen, der Faden-' 


gefaßt, durchgezogen und der Knoten ist gebildet... "° 


“teil B.um die Pinzette geschlungen, mit derselben das Fadenende A 


Es ließe sich so zunächst der auffallende Geruch verstehen, der 


yon NaOCl (Natriumhypochlorit), .herrüähren müßte.” Die. von der 


‚Firma Heyden in den Vordergrund gestellte Sauerstoffwirkung ginge 
von diesem Zwischenprodukt aus. Inwieweit die übrigen Teile. der 


[me r 


an der bakteriziden Wirkung gleichfalls beteiligt sind; 
ist schwer zu beurteilen. | es eg se 


N J k L 


Eine große Zahl von Arbeiten über die Wirksamkeit von Chlor- 
des- 


amin liegt bereits vor, Dobbertin (9) schreibt Chloramin` eine 
infizierende und zellaktivierende Kraft zu.. Er empfiehlt 1/, ige 


' wässerige Lösungen zur ` Behandlung infizierter Wunden, ‚Spülungen 


mit 1/,%/,igen Lösungen bei: Gelenkeiterungen, Sehnenscheidenphlep- 
monen usw., ferner bei: gynäkologischen und, geburtshilflichen Ein- 
griffen. Zur Händedesinfektion, schl: | | 


zur Zahnwurzelbehandlung ‚benutzt. Nühsmann (95) weist auf die 
Verwendbarkeit von Chloramin zur Behandlung a 
vun ‚gute Erfahrungen mit Chlor- 
Frische Riöwunden berieselte er mit 


Vaseline. 2%,ige Chloraminlösung und Streupulver erwies sich i 
dlung- der Geschwüre bei Mm 


Vaginitis infectiosa der Rinder und Eir 
amin-Talkumpuder, zeigte guten Erfolg. Blaß (8) rühmt dem OR 
nach. ‚Hoeck (15) schreibt, 3/,—1/,o/,igen Lösungen 


[i 
1 
t + 


von unterchloriger-Säure, bzw. 


gt er 5 Minuten langes Bürsten ` 
in 1,0/,iger kalter wässeriger Chloraminlösung vor. , ` zu a | 
Schoenlank.(29) hat 10°%/,ige Chloraminlösungen mit Erfolg | 


te gr anulationsanregende Wirkung bei der ‚Nachbehandlung ` 
Abena 


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a IO: August, 


OOA O 0 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.32. 0o 


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ie wo. lösungen desinfizierend, sekretionshemmend und granulationsfördernd | Technische Vorb emerkungen zu den Versuch ne ee r 
A -X wirķen: : Warme Lösungen sind nach ihm wirksamer als die kalten. | 2 1 nn ,, Lia 
sakid oo 0 Mayr (28) betont die günstige Wirkung von Chloraminlösungen (!/4%) | ` - . Die unten geschilderten Versuche wurden mit optimalen Nähr- -$2 
ad `: -zur Überhäutung. von Wunden 'bei Staphylokokkie.. Glasscheib.(i4) | böden vorgenommen, wobei durch Verbindung des von Süptle (88) ix 
hl) So , wandte Chloramin als Desodorans und Desinfiziens in 1/,—!/>/aigen | zuerst ausgesprochenen Gedankens mit gleichzeitiger Berücksichti- . d::i 
ll -> Lösungen an. ‚Ozäna wurde durch Spülungen geruchfrei, . Bei Mittel- | „ung der H-Ionenkonzentration. besonders: empfindliche Nährböden pe 
a a ee O a, a on Wurzs ae Rebel (27) be- | herzustellen versutht. wurde. Das Bestreben -ging vor allem dahin, a 
Ben ' nutzte Uhlol mn zZ Ing von’ EET SA a gnau q Ra DE N wan patana pla he, sr KERN 
eiii - Die Brauchbarkeit des Eri arätes zu den verschiedensten klini- | N für die Mehrzahl der. Versuche ‚wenigstens geioumihig gute Eia 
n schen Zwecken, aus der an sich schon keimtötende Wirkung erschlossen | Brühe zu finden. Da nicht einmal für die gleiche-Bakterienart bei fih 
-o werden muß, wird noch nüher beleuchtet durch: eine Reihe bakterio- |; Anwendung verschiedener Desinfektionsmiittel die optimale H-Ionen- iz 
San = Jogischer Untersuchungen. Nach Dold (10) liegt die Toxizitätsgrenze | konzentration des Nährbodens unbedingt gleich ist, bot die Aufgabe. — g 
Ne - für 15 g Maus zwischen 1 mg und -O,lmg. ‘Die Giftigkeit des Präpa- | erhebliche Schwierigkeiten. -Als praktisches Ziel wurde daher. an- ` t3; 
o `. „ rates wäre also ziemlich gering. Chloramin der Konzentration 1: 100000, | gestrebt, einen: Nährboden herzustellen; der empfindlicher als det- "+ 
nn besitzt nach dem gleichen Autor dieselbe keimtötende Kraft wie Phenol- | Tjerversuch. reagiert und eine gewisse. allgemeine  Brauehbarkeit `. i 
hen < lösungen der Stärke 1:1000. Beide Lösungen töten Staphylokokken | Zusweist, Hervorgehoben sei noch, daß der "Wasserstolfexponent "=; 
Hl ‚ „in 15—20 Minuten ab. Bei Zusatz von 50°, Menschenserum wirkt | h der von Michaelis (24) »ehanen Methode bei Zimmers n. 
nn  Chloramin in der Verdünnung 1: 200. Lolige Chloraminlösungen töten Bar fe er | 10: 2 18 N anBeSe er Tei E Ta 
v . -in der Mischung von i Teil 0,85°%/,iger Kochsalzlösung. und 2 Teilen temperatur festgestellt wurde. - Bei. höherer Temperatur, also z. B. kaa 
tayt ' Brühe frisch aus dem Kranken gezüchtete Streptokokken in !/, Stunde, | IM Brutschrank, ‚steigt der "Wasserstoffexponent, die- H-Ionenkonzen- a 
a ~- 02°hige Lösungen in 1 Stunde. Bei. 50%%'. Serumzusatz sind | tration nimmt somit ab, um bei Abkühlung wieder zum, Ausgangs- | Im 
ul AR Streptokokken bei 10/,igen Chloraminlösungen erst nach 2 Stunden ab- ‚punkt zurückzukehren, - Auf diesen "Umstand sollte stets ‚Rücksicht - en 
RE ‚.. getötet. Frisch gezüchtete Gonokokken wurden. durch 0,2°%/,ige Lösungen | genommen werden. Er wurde bisher nicht beachtet. Kolthoff (20) - Nik 
DEAN: ‘in Aszitesbrühe in 3—4 Minuten, durch 0,1%/,ige Lösungen in 8 Minuten | weist gleichfalls auf diese Notwendigkeit hin. .In letzter Zeit war :” 
Ha. A EL ae N ee ee jz = Im eltern Teak ‚den als Teströhrchen die.-von Kolthoff angegebenen Kaliumchromat- -i7 
ieie daß an Seidenfäden angetrocknete Staphylokokken in 1°/,igen Lösungen |- und ee 2 unse es | sr non BE, 
ARTEN in 8 Minuten, ‘durch 0,1°%/,ige Lösungen in 60 Minuten, ebenso auch lösungen ‚der von dem gleichen Autor angegebenen Konzentration. hay 
ALIEN "von 0,1v/siger Sublimatlösung abgetötet wurden. Bei Anwesenheit von |- Der Vorzug dieser Methode. besteht darin, daß die Teströhrehen . ji) 
BEENIE : 800%), Blutserum töteten  5%/,ige Chloraminlösungen :Staphylokokken | farbenbeständig sind und 'nicht. so ängstlich vor:Licht geschützt 7 
HRCA in 80 Minuten; 1%,ige Lösungen noch nicht in 60 Minuten. 40 ige 


| | ' werden müssen, wodurch ‚man der Unbequemlichkeit überhoben ist, | 
Sublimatlösung ‘tötete Staphylokokken- noch nicht in 120 Minuten; 


| . 

sr 

| oxokken- no ın Lad Minute öfters die Teströhrchen . erneuern zu müssen. . Als Indikatoren be-- - E 

5%/ige Sublimatlösung noch nicht in 60 Minuten. ` Streptococcus pyo- |: nutzt Kolthoff die von Michaelis angegebenen. Nach Süpfle hal 
genes (bzw. equi) wurde bei Anwesenheit von 50%. Blutserum durch | „na Dengler (34) ist 3%,ige Traubenzuckerbrühe für Staphylokokken 74 
30/,ige Chloraminlösung in 30 Minuten, durch 4°%),ige' Sublimatlösung | 5 ER "Nahrbod 2 5D; s Ersebnis kann: bestăbi eria Lg 
noch nicht in 120 Minuten 'abgetötet. Die tötliche Chloramindosis | Cer opimaie Nanrboden.. I as . Kann ‚bestälgt. Beri = pal 

.. beträgt für 1 kg Kaninchen 1,25 g bei subkutaner Einverleibung. 0,5 g | wenn man die Brühe m der üblichen e1S6 neutralisiert. Bench lan 
. auf ikg werden nahezu ohne Reaktion, -0,05 g ohne jede Krankbeits- sichtigt man` jedoch gleichzeitig die H-Ionenkonzentration.. so zeigt a 
'erscheinung vertragen. Trautmann (36) fand Staphylococcus pyo- | sich, daß man, ebenso günstige Ergebnisse. erhält, wenn man 1°/ige - 1 | 

oo genes aureus in 1P/sigen Lösungen nach 3 Minuten, in 0,1%/,igen: | Traubenzuckerbrühe mit P = 8,0 benutzt, wie aus folgender Zu-: o 
nach 60 Minuten abgetötet. Sublimat brauchte in 0,1%/,iger Lösung | sammenfassung wiederholter Untersuchungsreihen ersichtlich ist: ja 

‚gleichfalls 60 Minuten. Streptococcus pyogenes equi, wurde in eiweiß- J - —— . k | Bon. ee I H 
haltigem Medium in 30 Minuten bei 8°% igen Lösungen, . durch 4%fige | an en en ee ae, vr 

- ‚Sublimatlösungen nicht in 120.Minuten ‚abgetötet. Kühnemänn (19) . Gewöhnliche Brühe, | Co iy 

stellte fest, daß 1—2°/ ige Chloraminlösungen bedeutend stärker wirken | : = = o] " 
.. als Dakinsche Lösung. ee es nr... N F re Wachstum nach  —_ č — = l 
. nach ihm in 1/4- und Y/,0/,igen Lösungen in 5 Minuten, durch. 1P/,ige FH | 10 Sek: |. = ) Sek. | å 50 Sek: | 60 Sek. t; 
in 3 Minuten, Koch 20 „ige Chloramisloetingen in 1/, Minute abgetötet. | __ 10 Sek. | 20 Sek. |. 30 Sek z Sek. | 50 ar |. 60 Sek a 5 

 Dakinsche Lösung. braucht 7—10 Minuten. Schiemann und | 5.6 EEE 7 Be et u les a 

` . Wreschner (30) prüften die chemotherapeutische Wirkung bei Wund- | . go: er ER a er u B TE 

. desinfektion . und fanden noch eine Stunde nach der Infektion- mit 68 er. ee DB u a PE | I 
Streptokokken Chloramin wirksam.. Kirstein (18). ‚setzte 5%/,ige | 79 5 Ts En u a a5 D . 

_ Chloraminlösung in. doppelter Menge tuberkulösem Sputum zu und er- | ` 7g ` Zw a ar >> wie E izl 
'zielte sichere Abtötung der: Tuberkelbazillen nach 5 Stunden Ein- | gol - a = a u nn _ f 
wirkungsdauer. 5°/,iges Sublimat erwies sich als. deutlich unterlegen.. YE GEE T CE Su D ER Jo 
Nach der ersten vorbereitenden Mitteilung von Uhlenhuth und | 7 n | | = i 2 

: Jötten (37) berichtet Uhlenhuth und Hailer (38), daß mit 5°/,igen E | rt RER ee ee a 
.* Chloraminlösungen schon bei dr Einwirkungsdauer auf tuber- 2% oige Traubenzuckerbrühle 58 
kulöses Sputum in 39 von 41 Fällen Abtötung der Tuberkelbazillen.ge- | - ER — "Ja 
lang. Beide Autoren erweitern T ihre Mitteilungen dahin, daß im |` 5,6 = on, zus = = 2 
‚allgemeinen schon durch 8%/,ige Chloraminlösungen in 4stündiger.Ein- |- 62 | — nn _ — — = ur 
wirkungszeit Desinfektion tuberkulösen Auswuris stattfindet. Bei be- | - 68 | +- Fa: z= F H or |, 
sonders grobballigem und zühem Sputum kann es vorkommen, daß 1712 -+ |:— -— = — = |. 
auch 5°/,ige Chloraminlösung versagt, weshalb die Autoren empfehlen, | %6 + + — — — e ti 
50%/,ige Lösungen 4 Stunden einwirken zu lassen. Unter dem Namen 80 |- + + q ' + = — = i 

‘ - „Sputamin“ wurde ein Chloraminpräparat auf Veranlassung von Uhlen- |. ' 84 + +: — — — — ~ 
m in den er gebracht, das ARE nn un Be | | >% E PA E e _ = i 
zeichnet ist. Es müssen von diesem 6°/ige Lösungen tunden ein- oo ; „ai, ab, she m: 

‘ wirken. ` Eingetrockneter tuberkulöser Auswurt wird gleichfalls durch Ä a ee ann A: 
5h ige Chloraminlösungen desinfiziert. Jötten (16) bestätigt die Er- 56 Eo MODRE u Ri u — | | 
gebnisse von Uhlenhuth. und Hailer. a: -2 e9 lo — > Sa a 2. = N 
| Seligmann und Ditthorn (31) prüften gleichfalls die keim- | gg | 7E ner; m u = p 
tötende Krait von Chloramin. Sie bezeichnen 2%/,ige Lösungen. als die 79 x BE er F = E 2 
für die Bedürfnisse der Praxis geeignetste ‚Konzentration. - 1/2°/oige 76 ; A T p E BB: _ e 

Lösungen werden zur Händedesinfektion empfohlen. Typhusbazillen- 80 an E y 2. F = t 
haltige Fäzes ließen sich durch 2°%ige Lösungen Hesinfiziesen. | g4 T T er Bu A ee : 
2 Stunden ist hinreichende Einwirkungsdauer. Sie empfehlen Chlor- T an, ac a = šā A 
amin wegen seiner stark desodorierenden Wirkun j { 


zur Beseitigung 


übler Gerüche, wozu sowohl Y/,%/yige Lösungen wie Bestreuen mitdem | -© * 4. 3%/,ige Traubenzuckerbrühe. 7 | 
Chloraminpulver selbst benutzt werden kann. Dunkelgefärbte Stoffe = TET = . nis — | 
'. und Tapeten, wie auch Wolle werden ‘durch Chloramin ‘angegriffen. | 5,6 ‘| .— — {|o ee _ >. k 
Wäschedesinfektion ist dagegen unbedenklich. Bei dunkler und ver- | 6,2 — o = — — =. a f 
schlossener ee, behalten Chloraminlösungen lange ihre | : 68 | + a; A = -= = i 
Wirksamkeit. Genauere Versuche über diese Frage Tegi von Auf- 72 + + | +. = i _ i 
recht (1). vor. -100/ ige Lösungen zeigten in 8 Tagen einen Rückgang | 76 po + 1. #+..|2 =) = er m 

von 2,8%, des ursprünglich festgestellten aktiven Chlors, 5%jsige | 8,0 o} + Pr = = — 

. Lösungen verloren 4,54%/,. - i Te ge 8,4 +. + Ne: ar DR: Pr 

I 


$ D - , l ' d ! N | | | p 
10. August o o o 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.32. 0 | 18 0. 
Die Versuche wurden stets ın gleicher Weise a Ea en eu, EEE 
ıltıren von Staphylococcus aureus vorgenommen. chrägröhrchen |. En . al DE SEN R a E a 
ee. 2 em ysiologischer Kochsalzlösung ‚abgeschwemmt, die | Wachstum nach ... e|ıs8!2|19|1%8|@ d | g 
. Abschwemmung filtriert und 3 Tropfen von ihr 5 ccm 8°',iger Chlor- Ä ee = er a E = Ss |S 
aminlösing zugesetzt und von 10 zu 10 Sekunden 1 Öse in Brühe = |2/2|I82|2|28 Ja|lo 
- übertragen. Die ee a ie ande e den lie i : = Eur 
wurde erstmalig das Ergebnis abgelesen. ach erimpfun 0J s TRD E E SE S ee 
ny wurde dieser abermals 24 Stunden bebrütet und hernac ee Chloramin `. ler 3 a + T + u 
nochmals das Wachstum as pe die en en die bop iges noo {HI +I - = le | 
“ung von Ohloramin vorbereiten sollten, wurden stets oramin- 01: I oa SA Fea a e a a r a Fon 
d und‘ nicht nach dem Vorbild von Sü fle Phenol benutzt. Es Sr R ohchloramin l + T | + Fe T T: 
schien zwenkmabig, yor iia zur eo nn a er a eS 50 iges "n H T T u a An N Be 
wirkung optimale Nährböden herzustellen, nicht etwa durch Ein- 0/5 TEEN ae eh "> ER 
kti die zum Vergleich herangezogenen Desinfektionsmittel ae o + PETET + + T 
eine wabsichtliche Verschiebung der Ergebnisse zugunsten des Chlor- 1o igo Phenollösung- = | pi | T ii + + + + + | 
amins einträte. k N : i 30/ige Phenolschwefelsäure . THI HIHIHIHI AHI +1 — 
Bei Besprechung der Versuchsergebnisse selbst werde ich weiter 1%iges Pantosept . ... : |+, +!+ | +1 + | +1 +1 
“intennoch einmal auf die Frage der optimalen Nährböden bei den 80/,iges ae: TNES E Ee ON Bere ee Pe a 
einzelnen Bakterienarten zu sprechen kommen. Vorausgreifend sei nur bo/,iges . $ a: = | EA OR | lage | RG RES | a 


‚noch erwähnt, daß sich 1°/,ige Traubenzuckerbrühe der pg = 8,0, 
deich als Normalnährboden bezeichnen möchte, auch bei Milz- 
brand als zur Nachkultur nach Desinfektionsversuchen gut bewährt 
hat. Der Nährboden ist wesentlich empfindlicher als der Tier- 


versuch (um etwa 30%/,) und somit genügt er allen Anforderungen, 


‚die man .billigerweise an ihn stellen darf. Allgemein fiel mir auf, daß 
die von mir als optimal gefundenen H-Ionenkonzentrationen niedriger 
sid, als die von Dernby (11) angegebenen. Es mag dies daran 
liegen, daß’ die verschiedenen Zusätze zu den Nährböden verschiedener 
Herkunft sind. Es scheint überhaupt sehr wesentlich, auf diesen 
‚Punkt Gewicht zu legen und nicht die Traubenzuckermenge und den 
Wasserstoffexponenten- allein entscheiden zu lassen. Das für andere 
Iwecke gut brauchbare Protopton, ein Hydrolysat aus Horn, das 
als Ersatz von Pepton-Witte empiohlen wird, erwies sich z.B. als 
ungeeignet für optimale Nährböden. Bei Witte-Pepton oder auch 


bei Albumose Heyden war das Wachstum. wesentlich besser. Pro- 
topton läßt die Kulturen vielfach sehr auffallend verschleimen. Man 


findet. massenhaft die von Kuhn beschriebenen A-Formen in den 


verschleimten Kolonien. | 


Liese und Mendel (22) haben angeführt, daß es notwendig 

si, bei Vergleich von Desinfektionsmitteln stets Aufschwemmungen 
hermstellen, in denen die gleiche Bakterienoberfläche. vorhanden 

si Sie wollen durch Auszählung der im Kubikmillimeter ent- 
haltenen Bakterien und Bestimmung ihrer Oberfläche eine Gesamt- 
öerfläche berechnen und auf diese die Desinfektionswirkung be- 
sehen. -Es ist eigentlich selbstverständlich, daß die Adsorptions- 
sitkung von der freien Oberfläche abhängt, damit ist aber noch 
‚Nicht die Berechtigung dargetan, auf jene. allein die keimtötende 
Ei Kraft eines Mittels zu beziehen. Es ist dabei mindestens der eine 
= wesentliche Umstand übersehen, daß sich das Verhältnis von Ober- 


liche zu Volumen verändert und zwar, daß die Oberfläche bei- 


abnehmender Größe eines Körpers relativ zunimmt. Wenn daher 
bei gleicher Gesamtoberfläche zwei verschieden große Bakterien- 
aten in gleicher Zeit abgetötet werden, so wäre nur ein Schluß 
Sallhaft, nämlich der, daß die größere Bakterienart gegen das an- 
serandte Mittel empfindlicher ist als die kleinere, weil ja bei 


a eit des Volumens eingewirkt und abgetötet haben muß als bei 

der kleineren Bakterienart. 

raliver Oberfläche sehr wesentliche Unterschiede allein dadurch 

l geben, daß je nach der Bakterienart die Resorptionsgeschwindig- 

eit verschieden ist. Aus diesem Umstand erklärt es sich wohl 

' teilweise, daß Bakteriensporen trotz-ihrer relativ sehr großen Ober- 
Häche sehr widerstandsfähis sind. | | 

Für die Praxis der Desinfektionsversuche scheint jedoch eine 

solche ‚Verleinerun o 

| m genügen, die von Reichenbach (28) und Lange (21) an- 

sellihrten Gesichtspunkte zu beachten. Wesentlich ist, daß stets 


|  Aufschw | 
uschwenmungen von gleicher Dichte bei allen Versuchen be- 


= werden und daß durch kräftiges Schütteln der Aufschwem- 
ff gen Sr besten Schüttelapparat) und nachfolgende Filtration 
dl Suspensionen gesorgt wird. Bei den Keim- 
toden, von ‘denen die Hailersche Mulläppchenmethode 
me d wurde, ist ebenfalls gleichmäßige Dichte und Vertei- 
Eon ei Tränkung der Läppchen benutzten Aufschwemmung 


Es wurden zunächst 


Welcher Zeit Versuche darüber angestellt, nach 


bestimmte Bakterienarten von Chloraminlösungen 


abgetötet werden 


z 0 


Te Ergebnis wiederholter Versuche mit Staphylococcus 


ar folgendes: 


- besonders erschwert wurden. 


Wachstum nach . 


Rlkiiv verminderter Oberfläche eine kleinere Giftmenge auf die. 


Es kann übrigens auch bei gleicher |. 


der Betrachtung fast zu weit zu gehen. Es. 


_ wieder für 24 Stunden in den Brutschrank gesetzt un 
Ergebnis abgelesen. | 


(Über die Technik’ der Versuche vgl. oben.). 


Die gute Wirkung von Chloramin geht aus dieser-Tabelle ein- 


deutig hervor. 1%/yiges Sublimat zeigt sich einer 3% ,igen Chloramin- 


lösung gleichwertig. Es muß jedoch hervorgehoben werden, daß darauf 


verzichtet wurde, das Sublimat in der üblichen Weise. zu entgiften, 


weil ein gleiches Verlahren bei Chloramin. nicht anwendbar ist und. 
ebenso wenig bei den Phenolen in Frage kommt. Es schien auch eine 
nach den Verhältnissen der Praxis nicht zutreffende Benachteiligung 
desSublimats zu sein, wenn nur bei ihm allein die Versuchsbedingungen 


Das Pantosept ist ein von der Chemischen Fabrik Ehrenstein bei Ulm 
in den Handel gebrachtes Präparat, das dem Chloramin chemisch nahe- 
steht. Nach den Prospekten der Firma kommt ihm folgende Formel zu: 
| | x _COONa | 
l C <S0, Ne 
Die Reklameschriften behaupten, daß die 2 Chloratome dem 
Pantosept eine besonders starke keimtötende Kraft sicherten. Die an- 
gestellten Versuche - lassen indes keine Überlegenheit über Chloramin 
erkennen. Es fiel ferner auf, daß. Pantosept schwerer löslich als Chlor- 
amin ist. Der wesentlich höhere Preis des neuen Präparats ist nicht 
durch bessere. Wirkung gerechtfertigt. - Rohchloramin, das 80%, 
Reinchloramin und im übrigen harmlose anorganische Beimengungen 
enthält, ließ in den dargestellten Versuchsreihen keine verminderte 
Wirkung erkennen. Sie tritt aber bei anderer Versuchsanordnung in 
dem zu erwartenden Maße hervor. 


Bei Serumzusatz verschieben sich die Abtötungszeiten sehr be- 
trächtlich, wie nachstehende Zusammenfassung lehrt: 


| 
| | |: 

1%/,iges Chloramin . + + + + | + I 

30/„iges n F + T az g e 

Bohigas a ane ee ee 

10/,iges Rohchloramin. . 1 + | + -+ H ES 

3l iges 7 el A -+ + + S A s 
-5O iges " : + + + — an NER 

ifoiges Sublimat . . . + | + + + Erst 
50/,ige Kresolseifenlösung + T + |’ + | + A a 


Die Versuche wurden so ausgefülirt, daß ‚zu d ccm sterilem Serum 
3 Tropfen der mit 2 ccm physiologischer Kochsalzlösung hergestellten 


Aufschwemmung einer 24stündigen Kultur von Staphylococcus aureus 
zugesetzt wurden. Zu dieser Mischung wurden 5 cem 2%%,iger bzw. 
6%,iger und .10°%,iger Chloraminlösung getan, daß die Konzentra- 


tion des Desinfektionsmittels. schließlich 1%, bzw. 3% und 5%, be- 
trug.. Ebenso wurde bei Rohehloramin, Sublimat und Kresolseife 


verfahren. Nach der angegebenen Zeit wurde je 1 Öse in unsere 
Normalbrühe übertragen, 24 Stunden bebrütet, auf Agar überimnft 
hernach das 
Die bekannte Tatsache, daß Eiweiß die Desinfektionswirkune 
verringert, findet sich auch bei Chloramin bestätigt. FB 
ist aber, daß die am meisten verwandten Mittel, Sublimat und Kresol- 
seile, noch wesentlich stärker als Chloramin beeinflußt werden; Bei 
dieser Versuchsanordnung ist das Heydensche Präparat dem Sublimat 
gleicher Konzentration überlegen. Du we: 
Werden weniger widerstandsfähige Keime zu den Versuchs, 
benutzt, so ergibt, sich bei Koli folgendes Bild; Ver suchen 


x 


10Min. 120Min..80Min.| 1 Sta. | 2 Std. |3 Sta. 


Bemerkenswert 


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‚ ich auf besondere Besprechung. Die Frage nach der schwächsten noch 


600%/,iger Alkohol 


1116 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


Wäokstum nach o . o | 10Sek.I20Sek.|808ek.\20Sek. 


| Technisch boten die Versuche eine Reihe von Schwierigkeiten. 

50Sck.|60Sek, Als zweckmäßigste Anordnung ergab sich schließlich folgende: Eine 

Agarplatte wurde sehr dicht mit einer Bakterienaufschwemmung be- 

Sr impft (1 Tropfen einer mit 2 ccm physiologischer Kochsalzlösung her- 

1Oloiges Chloramin . Zr H = = == =< pan Aufschwemmung einer 24stündigen Staphr oo Elan). 

3 [o 1ge8 ” = = == = E > ie Streupulver wurden als feinste, hauchartig chicht darüber ge- 

90/, iges y e Na = = = = = streut, was gut gelingt, wenn die Pulver in Säckchen von 4 fachem 

10/ iges. Rohchloramin . +|+| -1-1- |] > Mull getan werden und der geschlossene Beutel leicht geschüttelt 

3O/niges r + — — — — = wird. Es stäubt dann eine feine Pulverschicht auf den Agar. Bak- 

öh iges n — — — — — = terienwachstum ist gut unter ihr zu erkennen. Die so behandelten 

1o iges Sublimat + — — — — = Platten kamen 24 Stunden in den Brutschrank; dann wurde das Er- 
10/,ige Karbolsäure . + | + _ _ — — 

+I-{-l- b-i- 


gebnis abgelesen. In einer Reihe von Versuchen wurden auch Agar- 
stückchen steril ausgeschnitten, zur Entfernung der Desinfektionsmittel 


f _ f 3 e il a z : é y 
In gleicher Weise warde die Wirkung des Chloramins in steriler physiologischer Kochsalzlösung gewaschen, in Normalbrühe 


| l auch | übertragen und die Röhrchen 24 Stunden bebrütet. Das Ergebnis 
gegen Typhus und Shiga-Kruse-Ruhr-Bazillen erprobt. Da sich keine | wurde durch in keiner Weise verändert. | 


besonders abweichenden Befunde gegenüber Koli ergaben, verzichte 


=. Ba- a a D N ns A z 

wirksamen Verdünnung von Chloramin beantwortet nachstehende | wychstum E 3 EE = bs = 8 E Šo 5. 2 BE E 
; Fun © © o ~ owej — I 
Tabelle: | = | A 88 JEGUR: 
Verdünnung. . .[1:10012:50o|1 : 1000|1:5000| 1: 100001 :50000] 1 : 100000 | Se 

| | Nach 24 Std. + | + + — —.| — +- + 
Chloramin.....]| — | — | — — | er. ae je EE Wurde in der Mitte einer beimpften Agarplatte ein Häufchen 
Rohchloramin..| — | — | — I — — — + der Streupulver gebracht, so zeigte sich um dieses herum ein 
Karbolsäure...| — | - | + | +i + + + 


steriler Hof von wechselnder Größe, sofern die Desinfektionsmittel 
wirksam waren. Agarstückchen, wie oben dargestellt, in Brühe 
übertragen, führten zu keiner Trübung, wenn sie dem hellen Hof 
entnommen wurden, wohl aber, wenn sie aus den ferneren Teilen 


der Platte entstammten. Das Ergebnis stimmt mit. dem oben als 
Tabelle dargestellten überein. 


Wird Normalbrühe mit einer Öse einer mit 2 cem Kochsalz 


| Zu 10 ccm der Verdünnungen der Desinfektionsmittel wurden 

3 Tropfen einer mit 2 ccm physiologischer Kochsalzlösung hergestellten 

Auischwemmung einer 24stündigen Kultur von Staphylococcus aureus 

hinzugefügt. Die Mischung kam 20 Minuten in den Brutschrank; her- 
nach Wurde 1 Öse in Normalbrühe überimpft, 24 Stunden bebrütet und 

das Ergebnis abgelesen. 

Dold fand Chloramin noch in der Verdünnung. 1:100000 
gegen Staphylokokken wirksam. Die Verwendung unserer emplind- 
lichen Normalbrühe erklärt es wohl, daß ein weniger günstiges 


kultur beimpft und dann-von den Streupulvern soviel hinzugefügt, 
Ergebnis, keimtötende Wirkung in der Verdünnung 1:50000, fest- 


daß bekannte Konzentrationen des Desinfektionsmittels zustande 
kommen, so ergibt sich folgendes Wachstumsbild: 


Chloramingehalt . . . . . . . 1:2500 1:1000 1:500 
Wachstum nach 24 Stunden — 


Borsäuregehalt . 


gestellt wurde. 


Es lag nahe, Chloramin als Mittel zur Trinkwasserentkeimung 
zu benutzen, Die Versuche wurden folgendermaßen angestellt: 


Dresdener Leitungswasser wurde mit einer Koliaufschwemmung 


1: 2500 1: 1000 1:500 


Wachstum, nach 24 Stunden . . + -+ + 
(24stündige Kultur) versetzt. Von dem infizierten Wasser wurden | Argent. nitric. . . . . « . . . 1:2500 į : 1000 {1:500 
Agarmischplatten hergestellt, ferner wurde 1 Liter des Wassers mit achstum nach 24 Stunden — 


— — 


soviel 1°/,iger Chloraminlösung versetzt, daß diese Menge das in der 
Tabelle angegebene Chloramin enthielt. Nach der ersichtlichen Zeit 


wurden weitere Mischplatten hergestellt, 24 Stunden bebrütet und die 
Kolonien nach Wolffhügel gezählt. Ä 


Benutzt man statt der Streupulver die Desinfektionsmittel 
selbst zur Herstellung der erwähnten Brüheverdünnungen, so. zeigt 
sich das gleiche Ergebnis. Es wird auch nicht verändert, wenn 


man von der Brühe, welche das Desinfektionsmittel enthält, nach 
| | Mit5m Mit 5 mg Mit 5 mg 24 Stunden weiterimpft. | 
Keimzahl | Ohne Zusatz | Chlorkal Chloramin | Rohchloramin : Die Versuche zeigen, daß die Streupulver, wie ja zu erwarten 
auf11WasserljaufilWasser| auf 11 Wasser | war, starke bakterizide Wirkung entfalten. 5°/ige Pulver genügen 
| vollauf. Es ist deshalb unnötig solche mit höherem Gehalt anzu- 
Nach 10 Min. |, 2520 0, 0 660 wenden, wie es in der Veterinärmedizin teilweise geschehen ist. 

n a 2340 0 0 420 Besonderer Wert wurde auf (die Versuche mit angetrockneten 

„ {Std 2480 0. 0 280 | 


| Milzbrandsporen gelegt. 
Das Bild ändert sich auch nicht, wenn die doppelte und 
4fache Keimmenge angewandt wird. Geringere Chloraminmengen 
sind aber nicht mehr genügend wirksam, während die Chlorkalk- 
menge noch weiter ohne Schaden herabgesetzt werden kann, wie 
nachstehender Versuch beweist: 


Nach der von Hailer angegebenen Methode wurden 6tägige 
Milzbrandkulturen, die reichlich Sporen enthielten, mit 2 cem physio- 
logischer Kochsalzlösung abgeschwemmt und 1 qcm große sterile 
Mulläppchen getränkt. : Sie wurden im Exsikkator über Chlorkalzium 
getrocknet. Die so vorbehandelten Läppchen kamen in Chloramin- 
lösungen und wurden nach bestimmter Zeit herausgenommen, 1M 


| steriler physiologischer Kochsalzlösung gründlich gewaschen und in 
j l Ohne Zusat Mit 3 mg Chloramin | Mit 3 mg Chlorkalk | unsere Normalbrühe übertragen, 24- Stunden bebrütet, dann auf Aga 
Keimzah SO R A in 11 Wasser in 11 Wasser überimpft, wieder 24 Stunden bebrütet und das Ergebnis abgelesen. 
Aus nachstehender Tabelle sind die Einzelheiten der Versuche 
Nach 10 Min. 9 680 4860 | 4 ersichtlich: mer 
„ 20, 10 300 2580 0 ISEEREBSSERSERBISE 
33 |#|#2|2|27 221% 12 la Inla|ın 
Für die Großdesinfektion von Trinkwasser dürfte nach diesem Wachstum nach... ... E iE E A E ö ie = 0 5 = = a le is 
Bild Chloramin kaum in Betracht kommen, wohl wird man Jele 
daran denken können, behelfsmäßig Trinkwasser mit Chloramin zu | on | | | | | | A ala 
entksinien. 5 mg in 1 Liter Wasser, ja selbst 10 mg werden | ; eis Chloramin . H En ei i Fr + t A + T t + + BE 
weder durch Geruch noch Geschmack wahrgenommen und werden | 3 5opiges a a EEE e —|———|-—j-— 
anstandslos vertragen, wie ich an mir selbst feststellte. 3 mg g 1opigesRohchloramin [HIHI HIHIH HIHI IH + ++/+t 
Chlorkalk dagegen machen sich schon durch leichtes Kratzen im | g')3%/,iges : ++ 11-112] 
Halse bemerkbar. In außergewöhnlichen Me wie nn 3 S piges R E IE. z i Pa Bu EAEE DES aa BR 
Militär, auf Expeditionen usw., kann sehr wohl empfohlen werden, | ® {8°oìge thenoischwe- ++ 
das in seiner Handhabung sehr bequeme Chloramin zu benutzen. g el age La j : -HHHH Ht +++ 
Auf Wunsch der Firma Heyden wurden ferner Streupulver | X 5 jigo Kresolseifen- AN A ylh ++ 
mit verschiedenem Chloramingehalt auf ihre bakterizide Krait ge- UND ni “ i EET TEN steril. 
prüft und mit anderen üblichen Streupudern verglichen, + = Wachstum vorhanden, - = p 


_r 
‚such 


| | | 10. August 


hergestellten Aufschwemmung einer 24stündigen Staphylokokken- | 


er‘ 


a Re 


ad ne E S 


ee O 


Die:zum Vergleich herangezogene 3°/yige Phenolschwefelsäure 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


=” worde wach der Vorschrift des Viehseuchengesetzes (RGB. 04/05, S. 514, 


$ 7, Abs, 2b) hergestellt. 


erreicht war, ebensowenig mit Kresolseifenlösung. 


Sie soll besonders zur 
Viehwagen bei Milzbrand benutzt werden. 


Desinfektion von 


` Die dargestellten Versuche beweisen, daß eine Abtötung der 
Sporen durch 3°/oige Phenolschwefelsäure in 24 Stunden noch nicht 


Die 3°/,igen 


Chloraminpräparate dagegen zeigen gute Wirkung, noch bessere 
“natürlich. die 5°/,igen Lösungen. 1 

 möglichst- hoch zu spannen, empfiehlt es sich nur 5%/yige Lösungen 
Die Wirkung des Chloramins kann 
durch Erwärmen der Lösungen noch verstärkt werden, wie nach- 


` inder Praxis zu benutzen. 


stehende. Tabelle erkennen läßt: 


Um den Sicherheitskoeffizienten 


Wadstum nach . 


‚1%'iges Chloramin 


i 0. diges n 

Ho iges „ . . 

: 8” }Yiges Rohchloramin . 
FE 3o iges s Š 
aet iges $ a hA 
gA ige Phenolschwefelsäure . 


öige Kresolseifenlösung. 


g lelea Z| E| ggg g 
ISBBBBIHIEIHIE 
+H HHH H 4 +++ 
++ ++- -i-l -| — 
+++ i—i- — 
+H HHHH HH ++ 
+ HHHH HHHH HH - 
++ 4141111 — 
++ 4444444 + 
HIHHH -HHHH ++ 


Um die Empfindlichkeit der Nährböden gegenüber dem Tier- 
- versuch festzustellen, wurde in einer Reihe von Versuchen der 
Reagensglasversuch mit dem Tierversuch verbunden. Sporentra- 
gende Mulläppchen wurden in die Desinfektionsmittel eingebracht, 


wie. oben dargestellt in Brühe übertragen, gleichzeitig aber ein 


‚weites. Läppchen auf eine Maus überimpft. 


+> Die.Läppchen wurden mit der Platinnadel von vorne in 2 mm 
weite Blutentnahmekanülen gesteckt, in die ein stumpfer Dorn paßt. 
Die Kanüle wurde unter die Rückenhaut der Tiere eingestochen, das 
den mit dem Dorn in die Wunde gepflanzt und die Kanüle zu- 


tückgezogen. Es gelingt so leicht und rasch die Mulläppchen zu ver-. 


‚Inplen. on den eingegangenen Tieren wurden Abstriche von der 
üiz mikroskopisch untersucht und wenn dieses Verfahren nicht zur 
scheren Diagnose ausreichte, wurde die Milz in Brühe übertragen, 
A Stunden bebrütet und nun die Brühe untersucht. War so noch 
keine Entscheidung möglich, wurde die Brühe !/, Stunde auf 70° C 
Brüheröhrchen übertragen, 24 Stunden 


erhitzt, 1-Öse in ein neues 


u ` böbrütet und abermals untersucht. Dann erst wurde die endgültige 


lagnose gestellt. 
Die Tierversuche brachten nun folgende Ergebnisse: 

Wirkung, nach ei infektions- |g lg lg Zg IE IE |®|® 
mung na | engr SOE EIRIE & ALIE 2 A 
— jo |0 | A| HT IM IM! m IN 
"jo [les Choramin . 2: felelete lell 
Do d0j,iges „ + +|1—-1-|1-|-|-|1—-|- 
Dr biges 1 8% -4 — [u | — | — | = | — | =— | — 
55 Iniges Rohchloramin . ++ +++ +|1+!|r+r|+ 
33 |? Jiges 3 el — 11-121 
el O T o ESE e 
i Ms Shige Phenolschwefelsäure. | + ++ I +/+!+| ++ + 
2 Shige Kresolseifenlösung +i + + +/+|+/|+I+i+ 
F bedentet, daß das Tier an Milzbrand eingegangen ist. Die Einwir- 


i | gsdauer der Desinfektionsmittel auf die 
erimpfung ist oben abzulesen. Ä 


In 5%/,iger Chloramin- und Rohehloraminlösung 'der Tempe- 


Alu von 400C sind also Milzbr 


mehr fie 
oil meaeen, 


andsporen nach 6 Stunden nicht 
in 3°/,igen Lösungen nach 8 Stunden. Das 


| esinfektionsmittel, die 3°/,ige Phenolschwefelsäure, hat 


auch nach 


24 Stunden noch nicht abgetötet, 5/,ige Kresolseilen- 


Men: ebenfalls noch nicht nach dieser Zeit.: Die starke Überlegen- 


eit deg 


 Shenolschwefelsäure. 
eigenen- L 


Chloramins rechtfertigt seine Einführung an Stelle der 
e. Das Ergebnis wurde sowohl mit unserem 
de aboratoriumstamm gewonnen, wie auch ‚mit dem vom 
1. ‚eesundheitsamt bezogenen Stamm „Stettin“. Die Normalbrühe. 

Sich als empfindlicher als der Tierversuch erwiesen, da (siehe 


- 0 en ] F rr . ` . N s ® x e x 
g 68 Zelang, aus 5°%/,iger Chloraminlösung die Milzbrandsporen 


1. Asch nach 8 


Stunden zum Wachstum zu bringen. Auch bei den 


verwandt werden. 


- gleichwertig. 


ilzbrandsporen vor der 


Hyg. 1921, 9. — 22. Liese und Mendel, Zschr. f. Hyg. u. 


ate i f ` Fai af u pik 
ei Er i | \. 
Re ' 7 ! \ ` vo, 


übrigen Konzentrationen zeigt sich ein ähnliches Bild. : Mit dieser 


Probe dürfte die Brauchbarkeit der Normalbrühe erwiesen’ “sein, 


denn das Ausbleiben des Wachstums in Brühe ist ein sicherer 


Beweis für die Beseitigung jeder krankmachenden ‚Wirkung der 
“ vorbehandelten Bakterien. Bei der großen Zahl von Komponenten, 


welche das Bakterienwachstum beeinflussen, scheint das hieran- 
gewandte Maß zuverlässiger als die unsichere: Forderung eines 
„optimalen“ Nährbodens. schlechtweg, denn die durch ihn ange- 


‚strebte obere Wachstumsgrenze kann’ immer nur relativ sein,. da 


sie von einer großen Zahl von nicht auszuschaltenden Zufällen ab- 
hängt. Es genügt zudem für die Zwecke der: Desinfektionspraxis 
festzustellen, ob die Keime'noch schaden können oder nicht, und 
nach dieser durch den Tierversuch klar gezeichneten Grenze: dürfte 


am besten die Zusammensetzung des’ zur Nachkultur . benutzten. 
Nährbodens festgelegt werden. Es erübrigt sich dann auch eine 


größere Zahl der verschiedensten Nährböden. herzustellen. | 

Versuche über die Giftigkeit des Chloramins für Mäuse ergaben, 
daß, auf 15 æ Maus bezogen, !/,, mg vertragen wird. Höhere I 
e aa deutliche Krankheitserscheinungen und führen zum Tode 
der Tiere. A en 22 | Et 
E , | Zusammenfassung .00.n 

1. Staphylokokken werden in wässerigem Medium von 1%/siger 
Chloraminlösung nach 2 Minuten abgetötet, von 3%/,iger in 30 Se- 


kunden, von 5°/,iger innerhalb 10 Sekunden, durch-5°/sige Roheblor- 
 aminlösung nach 10 Sekunden. 1°/aiges Sublimat ist in wässerigem 


Medium 3°/,iger Chloraminlösung gleichzusetzen. 


2. Bei 50%,igem Serumzusatz tötet 1/,ige Chloraminlösung 


Staphylokokken nach 2 Stunden, 3°/,ige nach 1 Stunde, 5°/,ige nach 


20 Minuten, 5°/,sige Rohchloraminlösung nach ‚30 Minufen. 1/,ige 


Sublimatlösung hat noch nach 3 Stunden nicht abgetöte. — — ` 
3. Chloramin tötet: in der Verdünnung von ft: 50000 


noch Staphylokokken in 20 Minuten ab, Karbolsäure nur in der 
Verdünnung 1:1000. = M | | 


4. Zur behelfsmäßigen Trinkwasserdesinfektion kann Chloramin 


reichend.. | | | 
5. 5%/,ige Chloraminstreupuder sind 5°/,iger Borsäure über- 
legen, 1P/,igem Argentum. nitrieum-Puder an bakterizider Kraft 

6. 5%/,ige Chloraminlösungen töten angetrocknete: Milzbrand- 
sporen bei Zimmertemperatur in 10 Stunden, bei-40° C in 8 Stunden, 
5°/,ige Rohehloraminlösung nach 11 bzw. nach 9 Stunden. 

7. Bei 40°C sind Milzbrandsporen in 5°/,iger Chloramin- 
und Rohchloraminlösung nach 6 Stunden nicht mehr . pathogen 
für Mäuse. EN | a | | 

8.. Die tödliche Dosis für Mäuse von 15g Gewicht, liegt für 


Chloramin zwischen 1/10 und Yy mg. ` ; 


9. 19/,ige Traubenzuckerbrühe der py = 8,0 wird als Normal- . 
brühe zur Nachkultur bei Desiniektionsversuchen empfohlen. Die 


Brühe'ist etwa um !/, empfindlicher als der Tierversuch. ` 


‚Literatur; 1: Adam, Zbl: f. Bakt. I. Orig. Bd. 87, B.7R. — 2. Aufrecht, 


Pharm. Ztg. 1923, Nr. 90. — 3. Blaß, D.m.W. 1922, Nr. 28: — '4. Bougault, Ref 
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Tierärztl. Rundschau. 1921, Nr. 28. — 97. Ublenhuth und Jöbten, Arch. De“ 


` 


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s r (] N) 


' 8.848. — 89. Ublenhuth, Hailer und Jötten, Arch. t. Hyg. 1994, 92, 8,394, _ 


40. Uhlenhuth und Hailer, Hbenda, 1924. 92, 3.804. 


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5mg Chloramin auf 1.Liter Wasser. wirken aus- 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.32. 


_ Referatenteil 


unter besonderer Mitwirkung von 


Prof. Dr. C. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. E.Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L.Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H.Gerh btia 
Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Proft. Dr. S. Gräff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geb- Rab 


Prof. Dr. EH ennoeb erg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a.M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (Versicherungsrecht!. u. gerichtl.- 
Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie). Prof. Dr. W.Liepmann. Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. O. Nordmann, Berlin- 
Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S. Peltesohbn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F.Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 
heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 

logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), i 


geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am Königin Flisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide. 


Sammelreferat. 


Aus der Universitäts-Kinderklinik Würzburg _ 
(Vorstand: Prof, Dr. Rietschel). 


Neuere Milchgemische in der Diätetik des Säuglings. 
Von Walther Schmitt, Assistent der Klinik. 


(Schluß .aus Nr. 31.) 
2. Buttermehlbrei und Buttermehlvollmilch nach Moro. 
Im Jahre 1920 gab Moro (84) die beiden Vollmilchgemische 
nach dem Vorgange Czerny-Kleinschmidts als Säuglingsnahrung 
an?). Maßgebend bei der Zusammensetzung war für ihn vor allem 
das Verhältnis Fett: Kohlehydrate®); auf einen Einbrenneprozeß 
analog der Buttermehlnahrung verzichtete er, da er ihn, wie schon 
oben erwähnt, für unwesentlich hält. | 
Auf Grund seiner Versuche ‘hielt er die Nahrung für eine 
recht brauchbare Dauernahrung des jungen und älteren Säuglings. 
Aber auch als Heilnahrung war sie vorzüglich und schien dabei 


der Buttermehlnahrung an Indikationsbreite. überlegen zu sein. 
Denn es fiel auf: Bo: 


1. daß fieberhafte parenterale Infekte auf die Gewichts- 
bewegung keinen oder nur geringen und sehr vorübergehenden 
Einfluß ausübten. 

2. Daß die Stühle fast durchweg von selten guter Beschaffen- 
heit waren und daß langdauernde dyspeptische Störungen bei der 
neuen Nahrung oft wie mit einem Schlag zum Stillstand gebracht 
werden konnten. | 

3. Daß die Nahrung anscheinend auch bei. habituellem 
günstig. wirkt. Ä 

4. Daß dabei ein ausgedehntes und seh 


r hartnäckiges Erythema 
glutaeale mit Ekzem binnen zwei Tagen vollständig abheilte. 


Die exsudative Diathese selbst wurde nicht beeinflußt, der 
Erfolg beim Erythema glutaeale ist wohl durch die Verminderung 
der Urinmenge zu erklären. 

Moro stellte deshalb als Richtlinien für die Verordnung der 
neuen Nahrung auf: Dystrophiker, auch schwereren Grades, Dys- 


Speien 


_ trophiker mit Dyspepsie, fieberhafte parenterale Infekte, Säuglinge 


mit Neigung zum Speien und Erbrechen, ekzematöse und inter- 
triginöse Manifestationen der exsudativen Diathese. Bei der ex- 
sudativen Diathese konnten aber, wie gesagt, nur-Teilerfolge erzielt 
werden. Rachitis trat ebenso auf wie bei der Buttermehlnahrung. 


Der wichtigste Fortschritt gegenüber dieser Nahrung ist die anti- 


dyspeptische Wirkung des Buttermehlbreis und der Buttermehl- 
vollmilch. Moro vermutet hier mit eine Wirkung der Nahrungs- 
konzentration, der wasserarmen Ernährung, deren Vorteile auch 


2) Zusammensetzung und nu des Buttermehlbreies: Zu 
100 g Milch werden 7 g (feines) Weizenmehl, 5 g Rohrzucker und n 
frische Butter zugesetzt, zu einem Brei verkocht und mit dem Löffe 
verfüttert. Da es sich um eine sehr kalorienreiche (etwa 160 Kal. 

ro 100 g) Kost handelt, erhielten die Säuglinge nur 4 solcher Portionen, 

ei älteren Säu Hngen oder größerem Sättigungsbedürfnis wurde die 
Tagesmenge auf 450, höchstens 500 gesteigert und auf 4, ausnahms- 
weise 5 Mahlzeiten verteilt. Erschien es wünschenswert, den Brei 
durch flüssige Nahrung zu ersetzen, so verabreichten wir Buttermehl- 
vollmilch von folgender Zusammensetzung: 100 œ Vollmilch und 3 g 
Weizenmehl, 7 g Rohrzucker, 5 g Butter (etwa 150 Kalorien) in 4 bis 
5 Einzelportionen ..... Ein greifbarer Unterschied zwischen der 
Wirkung von Brei und Vollmilch hat sich klinisch nicht gezeigt. Die 
Wahl der Nahrungsform muß fallweise getroffen werden. 

3) Verhältnis von Fett zu Kohlehydrat: In der Buttermehlnahrung 
F:K=1:1,6, im Buttermehlbrei F:K=1:1,6, in Buttermehlvoll- 
milch F:K 1:1,9 in der Frauenmilch F:K=1:1,7. Bei diesem 
Verhältnis von F: K werden Fäulnisvorgänge im Darm tunlichst ver- 


mieden., Dies sieht Moro als wesentlich für eine Dauernahrung für 
ganz junge Säuglinge an, 


andere konzentrierte Nahrungen wie die Dubonahrung Schicks 
besitzen. 


Lust (76) hält auf Grund seiner Ernährungsversuche die 


beiden Nahrungen für unentbehrlich in der Säuglingsnahrung. Den- 


Unterschied zwischen beiden sieht.er mit Moro nur in der Kon- 
sistenz und wendet sie ganz nach dem jeweiligen Falle an. Der 
Zuckerzusatz ist eine variable Größe. So hat sich ihm Butter- 
mehlvollmilch mit 3—5 statt 7°, Zucker besonders bei den 
chronisch-dyspeptischen Störungen der Dystrophiker bewährt und 
verhütet das Auftreten parenteraler Dyspepsie bei Infekten. Durst- 


schäden konnte er trotz des geringen Wasserangebots nur selten 


beobachten. Sie verschwanden rasch nach Wasserzugabe (diese 
scheint besonders in der heißen Jahreszeit geboten). Wegen der 


10. August | 


möglichen Durstschäden will er daher die konzentrierten Nahrungen 


als ausgesprochene Winternahrungen betrachtet wissen. Er wendet 
die Moro-Nahrungen an einmal bei Kindern, die eine kalorisch 
ausreichende Menge in Form normaler Milchschleimmischungen 
nicht bewältigen können, dann bei parenteral infizierten fiebernden 
Kindern, bei habituellem Speien und Erbrechen und bei nervöser 
Anorexie. Eine Erhöhung der Resistenz gegen Infekte konnte er 
jedoch entgegen den Moroschen Beobachtungen nicht feststellen. 
Flesch und Torday (35) konnten bei ihren Nachprüfungen an 
50 Kindern wohl bei den Kindern über 6 Monaten in der über- 


wiegenden Mehrzahl gute, ja teilweise glänzende Erfolge sehen; 


darunter dagegen waren ihre Erfolge im Gegensatz zu Moros An- 


gaben bei gleichen ‚Indikationen so wenig ermutigend, daß sie für 


das erste Halbjahr die Nahrung besser nicht angewendet wissen | 


wollen (2 Todesfälle bei toleranzgeschädigten Kindern). Heller (49) 
dagegen kann die Erfolge Moros nur bestätigen, wenn er auch 
zugibt, daß er im Sommer mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen 
hatte, und Kleinschmidt (62) berichtet ebenfalls, daß er manch- 
mal bei dystropbischen Kindern, die bei Buttermehlnahrung nicht 


recht gedeihen wollten, einen prompten Erfolg mit Moromilch er- 


lebte. Rosenbaum (107) berichtete auf dem Kongreß in Göttingen 
1923 über sehr interessante Ernährungsversuche an Zwillingspaaren 
mit fettreichen (fettangereicherte Frauenmilch, Morobrei und Moro- 
vollmilch) und fettarmen (Frauen- und Kuhmagermilch mit Mehl- 
und Eiweißanreicherung) Gemischen. Er kommt zu dem Schluß, 
daß „seine Versuche die klinische Erfahrung stützen, wie sie erst 
kürzlich von Rietschel ausgesprochen und von Wagner (129, 
130) bei tuberkulösen Säuglingen festgelegt wurde, daß, wo es nur 
irgend möglich ist, nur ein reicher Fettgehalt der Nahrung einen 
guten Ernährungserfolg weitgehend verbürgt“. Namentlich eine 
erhöhte Resistenz gegen Infekte ist dabei gar nicht zu verkennen. 
Lasch (71) kann dem nur beistimmen. Aron (4) sucht die Er- 
klärung dazu in dem Gehalt des Fettes an A-Vitamin. Dieses 
scheint doch zum Teil. in der Buttermilch zu bleiben, deren gute. 
Erfolge in der Dauerernährung bekannt sind. Göppert (40) re- 


kalorienreiches Nahrungsmittel, 


fahrungen ihres Lehrers Grosser hinsichtlich der Ernährung mit 
konzentrierten Nabrungsgemischen. Von fettangereicherten Mi- 
schungen „erwies sich Moromilch als bei weitem zuverlässigsi® 
Ernährung bei (gesunden) Säuglingen im ersten Trimenon, für die 
keine Frauenmilch zur Verfügung stand“. Buttermehlnahrung war 


wobei sie an heißen Tagen Tee dazu gab. Auch sie ist von einer 
erhöhten Resistenz gegen Infekte überzeugt. Wir. selbst können 
dazu nur insofern Stellung nehmen, als Moronahrung sich uns sehr 
gut bewährt hat bei Speiern und bei Kindern, denen aus irgend- 
einem Grunde nur schwer das notwendige Maß an Kalorien beizu- 
bringen war (Anorexie bei nervösen Kindern, bei Pyelozystitis, 
Lues congenita, während und nach Infektionen, Anämie usw.), 
ebenso auch bei gesunden Kindern schon von den ersten Monaten 
ab. Für die Praxis ist jedoch ein Versuch damit nur dort zu 


unzuverlässiger. Sie sah auch im Sommer Gutes von Moronahrung, 


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spektiert das Fett nicht nur als Vitaminträger, sondern auch als 
Höckle (55) bestätigt die Er- 


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`|  ietationen der exsudativen. Diathese auftreten; Lust berichtet über 


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- „achtete bei reinen Dubokindern -bald eine gewisse Appetitlosigkeit 
(auch Höckle) und einen: Gewichtsstillstand, . und.‘ bei. Infektion 
` - mite er im Gegensatz zu Helmreich und Schick (50,.51; 52) 
` Ot:einen schwereren, manchmäl toxischen Verlauf gegenüber wasser- 


SINIT r -4 


Poo e Ernährungsstörungen sah.. ‚Über gleiche Erfahrungen berichtet 
Mn abe ER obécourt (91), der hohe- Zuckergemische ‚besonders günstig in’. 
Dy Fe Ernährung hypotrophischer und  kachektischer ‘Kinder findet. _ 
„ë > Selbst bei akuten und subakuten, fieberhaften und fieberlosen Er- ° 


| „Angebot in 
5 | ler Kuhmilehdubo, unter dem physiologischen Minimum liege. 


k ‚ Ab-Zwiemilch zur Frauenmilch- empfehlen. bei: Frühgeborenen und 


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i Wir ihr: nur dann den ‘Vorzug “vorden -Fettgemischen; wenn: eine 


i ‘schlechte Verträglichkeit ‘des Fettes zu befürchten ‘ist (verzögerte 


 kürzung der Magenverweildaùer (um 25 %/, der bei: der Vollmilch- 


2; 


"2.10" 5::Die Sauermilchen. 


:Säuglingsernährung erzielen lassen.. ‚Sie habea. zur ‘Angabe der 
holländischen. Säuglingsnahrung (Köppe) und der Rietschelschen 


‚Böhlen). Besonders hat sich die Buttermilch -bei Züfütterung zur 


-Frauenmilch bewährt, vor allem. bei schweren akuten und’ chroni- ' 


‚schen Ernährungsstörungen. Sie. bildet dabei eine glückliche Er- 
 gänzung der Frauenmilch,. deren. geringen Eiweiß- und Salzgehalt’ 
sie äuszugleichen vermag [N.eubauer. (86)].: Aber auch ;allein mit ` 
entsprechenden Anreicherungen: gegeben, ist |sie. eine. sehr gute 
Dauer- und ‚eine. nicht ‘minder gute Heilnahrung.. So verwendet. 


' behbrlich ‘hält. Ähnlich,gelt Putzig (96) vor und die Buttermilch- 


“| Buttermellnahrung Kleinschmidts geht von. denselben Gesichts- . 
‚punkten aus. Die Erklärung ihrer antidyspeptischen Wirkung wird: 


‘einmal in ihrem hohen Eiweiß- und. ‚niederen Milchzuckergehalt 


ihres’ hohen: Säuregehalts den Darm geradezu desinfiziere. und das 


| pathologische Koliwachstum in ‘den oberen Dünndarmabschnitten 
| unterbinde: [Leichtentritt (73, 74), Kaczke (56)]. Damit fielen 


„die letzten Befürchtungen, die.die sauer gewordene Milch 'als zer- 
‚setzt und deshalb für die Säuglingsernährung unbrauchbar: ansahen, 
‚Befürchtungen, "die namentlich: 'auch Rietschel (101; 102, 103) 
‘schon in verschiedenen Arbeiten ad absurdum geführt hatte. "Er 


[konnte ‘in zahlreichen Versuchen. die, völlige Unschädlichkeit, ja 


‘den Nutzen spontan sauer gewordener Milch, -selbst beim ernährungs- 
. gestörten. Säugling dartun. Epstein (29) und Klotz (65) glaubten 
davon allerdings weniger Gutes:zu sehen als Rietschel. > Neuer- 
. dings ist: man nun .allenthalben,. besonders in. Amerika; dazu über- 
‚gegangen, diesen günstigen Prozeß der ‚Säuerung. künstlich hervor- 
‚zurufen, teils durch Beimpfung: der Milch .mit -Milchsäure-,; Bul- 


..garikus-, Yoghurtkulturen; teils durch Zusatz von abgepaßten Mengen 


| denkt man neben: der Vernichtung‘ der pathogenen ‘Bakterien an. 


a 9. ,Pe tisch“ vorverdaute Kulimilch: Kühvollmilch‘ 4 0 F aut 
` 400 abgekühlt. + 10 %/, n-Salzsäure + 0,5 o/y. Pepsin Ben nn un 
lamellis Merck), 48 Stunden :Brutschrank -++ der n-Salzsäure äquiva- 
lente Mengen chemisch. reiner Soda. Nochmals. aufgekocht, ~- 


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-Schon längere Zeit sind. auch bei-uns in Deutschland die 
„ausgezeichneten Erfolge bekannt, die sich: mit Buttermilch in der. 


‚Anfangsnahrung: in Büchsen geführt “(Trockenmilchwerke Töpfer, | 


‚sie Langstein (70) an Stelle‘ der 'Eiweißmilch, ..die er:"für ~ent- -- 


"gesucht; danu aber denkt män vor allem daran, daß sie vermöge | 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


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Adam . berichtete in Mannheim 1923 über eine kalzium- 


angereicherte, fettreduzierte Sauermilch. Auf Grund seiner Studien 


der Biologie der Dyspepsiekoli kam er zu der Überzeugung, daß 
„nicht die Fäulnisförderung der ausschlaggebende Faktor in der 
Behandlung (der ‘Dyspepsie und Intoxikation) sei, sondern die 
Unterdrückung der Kolivegetation überhaupt. Wir haben nicht 


eine gärungswidrige, sondern eine antibakterielle Diät anzuwenden“. 


Da ihm Buttermilch und Sauermagermilch, die ja an sich, wie 
oben schon erwähnt, dieser Forderung gerecht werden, in ihrer 
Zusammensetzung nicht konstant genug für diese Aufgabe schienen, 


‚gab er folgendes Rezept®) an, das die Herstellung einer ganz kon- 


stanten kalziumangereicherten, fettreduzierten Sauermilch ermöglicht. 
Die Kalziumanreicherung bedingt durch Neutralisation der. ent- 
stehenden Milchsäure eine weitgehende Vergärung des Milchzuckers 
und erleichtert die Bildung der erwünschten Kalkseifen, die Fett- 
reduktion schränkt die Alkaliseifenbildung ein und begünstigt eben- 
falls die Entstebung von Kalkseifen.. Mit dieser Milch. konnte 
‘Adam an über 250 dyspeptischen Säuglingen, darunter auch vier 
Intoxikationen und bei mehreren dekomponierten Säuglingen und 
bei Frühgeburten (als Zwiemilch) gute Erfolge sehen. Auch als 
Grundlage für eine Übergangs- und Dauernahrung scheint sie ihm 
brauchbar. Lust (87), Moro (85) und Heß (54) können seine 
Erfolge bestätigen‘ Wenn der Autor jedoch meint, daß seine 
Nahrung den Vorzug habe einfach zu sein, so kann man dem nicht 


beistimmen. Einmal kann man unter. Umständen 48 Stunden auf 
‚die Herstellung der Nahrung warten müssen und dann kann man 


das Rezept wohl einer erfahrenen Küchenschwester, sicher aber 
nicht der aufgeregten Mutter eines toxischen Säuglings in die Hand 


geben. Doch ist die Adamsche Sauermilch jetzt auch als Büchsen- 


milch im Handel zu haben (Trockenmilchwerke Töpfer, Böhlen 
in a und wir können ihre Anwendung nach dem, was wir 
davon gesehen haben, ebenfalls empfehlen. Praktischer ist jedenfalls 
das Vorgehen von Hainiß, der seine „saure Magermilch“, ähnlich 
wie früher schon Rietschel, wie folgt herstellt: Er läßt die Voll- 
milch roh bei Küchentemperatur einige Stunden stehen und spontan 
leicht ansäuern. Dann nimmt er ?/, der aufgerahmten Sahne- 


schicht ab. Schließlich wird sie abgekocht und dabei nach Bedarf 


mit Kohlebydraten angereichtert. Es resultiert dadurch eine saure 
Magermilch mit etwa halbem Fettgehalt und nur leicht vermindertem 
Eiweiß- und Milchzuckergehalt. Hainiß gibt diese Milch bei Dys- 


` Fortschr. d. Med. Jg. 87, S. 621—623. — 19. Brunnthaler, Jahrb. f. Kindhik. Bà 97, 


S. 3113819. — 20. Cavonaugh, Dutcher and Hall, Am. of dis. children, Bd. 25, S, 408 
bis 50%. —' 21, Clark and Collins, Publ. health reports. Bd. 47, S. 2415-2488. — 


22. Comby, Bull de la soc. de pådiatr. de Paris. Bà. 20, S. 876—877. — 28, Czerny, 


Fortschr, d. Med. Jg. 29, S. 957—958. — 24. Czerny und Kleinschmidt, Jabrb. f. Kindhlk. 
Bd. 87, S. 1—14. — 25. Czerny und Keller, Des Kindes Ernährung, Ernährungs- 
störungen und Ernährungstherapie. 1923. — 26. Dottweiler. M. m. W. Jg. 69, S. 1018. 
— 27. Dubost et François, Nourrisson, Jg. 9, S. 2839—43. — 28. Elizalde, Semana möäd, 
Jg. 28, S. 417—424. — 29. Epstein, M. Kl. Jg. 17, S. 1478—1481. — 80. Ernberg, Acta 
paediatr. Bd. 2, S. 149—158. — 31. Exchaquet, Rev. mdd. de la Suisse romande, Jg. 41, 
S. 671—674. — 832. Faber, Am. journ. of disease of children. Bd. 26, :8. 401—410. — 
88. Flamini, Clin. pediatr. Bd. 5, S. 586—574. — 84. Fiesch und Torday, Orvosi hetilap. 
Jg. 64, N. 257—260, und M. KI. Jg. 17, S. 283—285. — 85. Dieselben, Jahrb. f. Kindhlk. 
Bd. 97, S. 108—109, — 86. Friedberg, Ebenda. Bd. 93, S. 16—24. — 87. Fröntali, Ebenda. 
Bd. 97, S. 162—181. — 38. Gauthier, Bull. de la soc. de pédiatr. de Paris. Jg. 22, 
S. 146—150. — 39. Gismondi, Rev, de clin, de pédiatr. Bd. 20, S. 577—5696. — 40. Göppert, 
Diskussion zu Rosenbaum, Tagung der Gesellsch. £. Kindhlk. Göttingen 1923. — 
41. Gött, Diskussion zu de Rudder, M.m.W..Jg.71, S.766. — 42. Arafo und Schröder, 
Klin. Wschr. Jg. 2. S. 2248. — 48. Greenthal, Journ. of the Michigan State med. soc. 
Bd. 22, S. 9—10. — 44. Griffith and Crocer, Arch, of pediatr. Bd. 38, S. 412-414, — 
45. Griffith, Orocer and Mitchell, New York med. journ. Bd. 114, S. 187—145. — 
46. Hamburger, Mschr. f. Kindhlk. Bd. 25, S. 254—263. — 47. Derselbe, Jahrb, f. 
Kindhik. Bd. 108, 8.277. — 48. Hainiß, Mschr. £. Kindhlk. Bd. 26, S. E68-576. — 
49. Heller, Hbenda. Bd. 19, S. 891—404. — 50. Helmreich und Schick, Zschr. i. 


Kindhik. Bd. 30, S. 363. — 51. Dieselben, Hbenda. Bd, 30. S. 121—144. — 52. Dieselben, 


Ebenda, Bd. 80, S. 147—1567. — 53. Heß, New York State journ, of med. Bd. 20. 
S. 209—211, — 54. Heß (Mannheim), Diskussion zu Adam, Tagung Südwestd. Kinder- 
ärzte. Mannheim 1928. — 55. Höckle, Arch. t Kindhik. Bd, 74, S. 80. — 56. Kaczke, 
D. m. W. Tg. 48, S. 1089—40. — 67. Kahn, B. kl. W. Jg. 58, S. 1192. — 58. Derselbe, Dis- 
kussion zu 


Mallinckrodt, Tagung der Deutschen Qes. f. Kindhlk. Göttingen 


1928. — 59. Kasteele, Mschr. f£. Kindhlk. Bd. 25, S. 314—323. — 60. Kissoff, Klin. Wschr. 
Jg. 2, S. 1119—1120. — 61. Kleinschmidt, Mschr. f. Kindhlk. Bd. 19, S. 369—8793. — 
62. Derselbe, Ebenda. S. 861. — 63. Klerker, Med. rev. Jg. 40, S. 55—63. — 64. Klotz, 
Zschr. f£. Kindhik. Bd. 27, S. 161—168. — 85. Ebenda, M. m. W. Jg. 67, S. 278, — 
66. Krasemaun, Prakt. Arzt. Repert. d. prakt. Med. Jg. 5, Heft 15—16. — 67. Derselbe, 


Jahrb. £ Kindhik. Bd. 96, S. 80-81. — 68. Lange, Zschr. £. Kindhlk. Bd. 22, 5. 187. 


trophikern ohne Zeichen akuter Darmstörung, bei Milchnährschäden, 


bei Mehlnährschäden, bei der Zwiemilchernährung des gesunden Kindes, 
hauptsächlich aber bei atrophierten Säuglingen mit bestem Erfolge. 


Auch wir können sie im Bereich dieser Indikationen, nament- 


lich aber auch für die Ernährung des gesunden Kindes empfehlen. 


Literatur: 1. Adam, Tagung Südwestd. Kinderärzte Mannheim 1923, und | 


Mschr. f. Kindhik. Bd. 26, S. 439—458. — 2. de Angelis, Pediatr. Bd. 30, S. 537—547. — 
8. Aron, Tagung d. Deutschen Gesellsch. f. Kindhlk. Jena 1921. — 4. Derselbe, Dis- 
kussion zu Rosenbaum, Tagung der Deutschen Gesellsch. f. Kindhlk. Göttingen 
1923. — 5. Ariragnet et Dorlencourt, Nourrisson. Jg. 10, S. 81—105. — 6. Barbier, 
Diskussion zu Ribadeau-Dumas, Ball. de la soc. de pediatr. de Paris. Bd. 21, 
S. 280—285. — 7. Bessau, Klin. Wschr. Jg, 2, S. 862—866. — 8. Bessau-Bossert, Jahrb. f. 
Kindhlik. Bd.89, S.269—823, — 9. Bessau, Rosenbaum und Leichtentritt, Ebenda, Bd. 95, 
S. 128—188. — 10. Blackhanı, Lancet. Bd. 2, S. 1186—1140 und Practitioner. Bd. 106, 
S. 842—846. — 11. Blechmann, Bull. de la soc. de la pödiatr. de Paris. Jg.1921, S. 297 


bis 802. — 12. Blühdern, M. m. W. Jg. 69. S.1220—1221. — 13. Bosworth, Am. journ. of 


disease of children. Bd, 22, S. 455—468. — 14. Brinekmann, Med. rev. Jg. 40, S. 166- 


bis 172. — 15. Brouwer, Jahrb. f. Kindhlk. Bd. 102, S. 857—870, Bd. 103, S. 51—64. — 
16. Brown, Curtney and Mac Lachlan, Am. journ. of dis. children. Bd. 24, S. 368 bis, 
881. — 17. Bruce, Arch. of pediatr. Bd. 39, S. 388—898, S. 656—661. — 18. Brückner, 


5) Herstellung: 1. Vollmilch und Zentrifugenmagermilch zu 
gleichen Teilen mischen. Steht keine Magermilch zur Verfügung, so 
kann nach dem Gerinnen die halbe Rahmschicht abgehoben werden. 
2. Kurz aufkochen. 3. Auf 20—250 C abkühlen und mit 24 Stunden 
‚alter dicker Sauermilch versetzen (2 Eßlöffel auf i Liter bzw. 500 ccm 
auf 10 Liter). Man nimmt später von der dick gewordenen Milch des 
Vortages die nötige Menge vor dem Kreidezusatz. 4. Bei Stuben- 
temperatur von etwa 20—220 C stehen lassen. Wenn die Milch dick 
geworden ist, also 

ulverisierter Kreide auf 1 Liter. Mit Schneebesen verquirlen, bis 
keine Milchklümpchen mehr zu sehen sind. 5. 3—4 Stunden bei 
Stubentemperatur von 20—220 C stehen, lassen. Wenn Schäumen ein- 
getreten ist, nochmals umrühren. 6, Langsam erhitzen bis zum ein- 
maligen Aufkochen unter dauerndem Schlagen mit einem Schneebesen. 
Zwischen 40 u. 60°C vorsichtig erwärmen. 7. Nach Aufkochen den 
vorgeschriebenen Zucker (z. B. 3%, 5%, 7°, Nährzucker) in ge- 


löstem Zustand zusetzen und die Milch durch Haarsieb gießen. 8: Vor 


dem Abfüllen der unter gelegentlichem Schlagen etwas abgekühlten 
Milch den Bodensutz gut aufrühren. Nicht nachsterilisieren. Die Me- 


thodik ist genau innezuhalten, wenn die Nahrung gleichmäßig aus- 
fallen soll. 


ewöhnlich nach 20—24 St., Zusatz von 2,5 g reiner, | 


~ 


— 69. Langstein, D. m. W. Jg. 47, 8.854. — 70. Derselbe, Tagung d. Deutschen Ges. 
$. Kindhik. Jena 1921. — 7L. Lasch, Diskussion zu Rosenbaum, Tagung d. Deutsch. 
Gesellsch. f. Kindhik, Göttingen 1923. — 72. Leary, Boston med. and surg. journ. 
Bd. 186, S. 591—597. — 18. Leichtentritt, Jahrb. f. Kindhik. Bd. 94, S. 119--124, — 
74. Derselbe, M. m. W. Jg. 68, S. 549—550. — 75. Löwenburg, New York med. journ. 
and med. record. Bd. 117, S. 295—298. — 76. Lust, Klin. Wschr. Jg. 1, S. 1603—1606. 
— 77. Derselbe, Diskussion zu Adam, Tagung der Südwestd. Kinderärzte. Məna- 
heim 1928. — 78. Mallinckrodt, Mschr. f. Kindhlk. Ba. 27, S. 4. — 79. Marfan, Dis- 


kussion zu Ribadeau-Dumas, Bull. de ia soc. de pödiatr. de Paris. Bd. 21, 


S. 280-285. — 80. Marrigt and Davidson, Journ. of the amer. med. assoc. Bd. 81, 
S. 2007—2009. — 81. Mendelsohn, Zschr. f. Kindhlk. Bd. 30, S. 802—309. — 82. Méry, 
Aviragnet, Lesné, Lereboullet, Weil, Hallé, Dorlencourt et Schreiber, Bull. de la soce 
de pödiatr. de Paris. Jg. 1922, S. 157—181. — 88. Mitchell, Arch. of pediatr. Bd. 38, 
S. 414-418. — 84. Moro, Mschr. £. Kindhik, Bd. 18, S. 97—122. — &ö. Derselbe, Dis- 
kussion zu Adam, Tagung Südwestd. Kinderärzte, Mannheim 1923, — 86. Neubauer, 


Mschr. f. Kindhik. Bd. 21, S. 21-81. — 87. Neuland und Peiper, M. Kl. Jg.16, 8.119 


bis 1208. — 88. Dieselben, Ebenda. Jg. 17, S. 841—842. — 89. Niemann und Foth, 
Jahrb. f£. Kindhik, Bd. 93, S. 187—150. — 90. Noack, Arch. f£. Kindhik. Bd. 69, S. 431 
bis 438. — 91. Nobsconrt, Bull. de V’acad. de mèd. Bd. 85, S. 224—226. — 92. Nobel 
und Wagner, Zschr. f. Kindhlk. Bd. 30, S. 291-801. — 98. Paul, Vereinigung Süd- 
westdeutscher Kinderärzte. Frankfurt 1921. — 94. Plantenga, Jahrb. f. Kindbik. 
Ba. 92, S. 375—391. — 95. Ponlsen, Mschr. t Kindhik. Bd. 25, S. 539—545. — 96. Putzig, 
Ebanda. Bd. 24, S. 436-488. — 97. Reiche, M. KI. Jg. 16, S. 646-649. — 98. Resch, 
Schweizer med. Wschr. Jg. 51, S. 978—980. — 99. Rhonheimer, Ebanda. Jg. 51, S. 229 
bis 231. — 100. Bibadeau-Dumas et Fouet, Bull. de la soc. de pédiatr. de Paris. Bd. 2l, 
S. 280—285. — 101. Bietschel, Zschr. f. Kindhik. Bd. 28, S. 188—200. — 102, Derselbe, 
Ebenda.  S. 201—207. — 108. Derselbe, M. m. W. Jg. 67, S. 35—36. — 104. Derselbe, 
M. Kl. 1919, Nr. 46. — 105, Derselbe, Beitr. zur sozialen Hygiene des Säuglings- und 
 Kleinkindesalters. Jg. 1920, S. 802—319. — 106. Derselbe, Zbl. f. Kindhlk. Bd. 1, 
S. 7. (Referat zu Nob&court,) — 107. Rosenbaum, Mechr. f. Kindhlk. Bd. 27, S. 442, 
— 108. de Rudder, M. m. W. Jg. 71, S. 766. — 109. Sauer, Arch. of pediatr. Bd. 89, 
S. 1—10. — 110. Scheltema, Nederl. Maandschr. voor Verlosk. Vrouwenz. enz. Bd. 6, 
S. 407. — 1il. Schick, Zschr. f£. Kindhlk. Bd. 17. S. 1—114, — 112. Derselbe, Ebenda.. 
Bd. 22, S. 195—294. — 113. Derselbe, Ebenda. Bd. 27, S. 67—78. — 114. Schloßmann, 
M.m.W. Tg. 69, S. 46—47. — 115. Schoedel, Mschr. f£. Kindhlk. Bd. 28, S. 865—3870. — 
116. Scurfield, Journ. of state med. Bd. 81, S. 28—40. -- 117. Derselbe, Child. Bd. 12, 
8. 18—16. — 118. Sherman, Arch. of pediatr. Bd. 87, S. 434—435. — 119. Derselbe, 
Journ. of the am. med. ass. Bd. 75, S. 921--922. — 120. Shaw, Arch, of pediatr. Bd. 39, 
S. 864—368. — 121; Stepp, M. KL. Jg. 17, S. 287—288. — 122. Stolte, Jahrb. f. Kindhik. 
Bd. 89, S. 161—176. — 128. Stöltznor, M, m, W. Jg. 69, S. 4—6. — 124. Stubenrauch, 
Diskussion zu de Rudder, M.m. W. Jg. 71, S. 766. — 125. Supplee, Lait. Jg. 1 
S. 321—381. — 126. Totis, Orvosi hötilap. Bd. 66, S. 65—66. — 127. Varlot, Bull. ot 
mèm. de la soc. möd. des höp. de Paris. Jg. 38, S. 838—844. — 128. Veeder, Med. 
Klin. of North-Amerika. Bd. 6, S. 69—80. — 129. Wagner, Zschr. i. Kindhlk. Bd. 3, 
S. 127—151. — 130. Wagner und Happ, Ebenda. S. 162—175. — 131. Washbnrn, Journ. 
of d. science. Bd. 5, S. 888—898. — 182. Wolf and Sherwin, Arch. of pediatr. Bd. 40, 
S. 897—402. — 138. Wolff, Jahrb. f. Kindhlk. Bä. 94, S. 183—191. — 134. Zielaskowskl, 


Ebenda. Bd. 97, S. 330-840. — Die Literatur des Auslands stand nur in Referaten 
des Zentralblatts für Kinderheilkunde zur Verfügung. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


‘Klinische Wochenschrift 1924, Nr. 24. 

Rinen Beitrag zur Entstehung und Behandlung des Singultus bringt 
Kappis (Hannover). Bei einer 27jährigen Kranken, die seit 3 Jahren an 
Singultus litt und bei der anderwärts bereits eine Phrenikusdurehschneidung 
beiderseits und darauf eine Phrenikusneurexhairese ohne jeden Erfolg vor- 
genommen worden war, wurde festgestellt, daß bei diesem Singultus das 


10. August 


nit (Ba 


zimi | 


"Luft unfer einem glucksenden, gr 
" eingezogen wurde. 


y 


Ghana aktiv in keiner Weise beteiligt war, sondern durch eine klonische 
Kontraktion der beiderseitigen Hals-Schulter- Brosimuskuldter: ünd änderer 


_ Attnungsmuskeln tuckweise die Schultern und der Thorax gehoben wurden, . 


“ wodurch in den Lungen. ein luftverdünnter "Raum entstand, so daß die 
größtenteils im Larynx entstehenden Geräusch 
Bei dem Versuch, 


brechen, zeigte es sich, daß bei Injektion von 20—30 cem 1/2%/oigen Novo- 


kains an der linken Halsseite etwa in Höhe des 5. Halswirbels für die 
“Dauer der Novokainwirkung der Singultus ‚regelmäßig verschwand. Nach 
“der daraufhin vorgenommenen operativen Entfernung der ganzen linken 
| 4, Zerrikalwurzel sowie des mittleren und unteren Halsganglions des linken. 
l Sympathikus blieb der Singultus für 20 Stunden verschwunden, um: dann 
Unter der Annahme, 
Ad ich doch um eine psychogene Erkrankung handelte, wurde der 
Krakön: der Larynx im oberen Teil des Schildknorpels geräde. so stark 


geniu so wieder aufzutreten wie vor der Operation. 


‚komprimiert, daß sie bei ruhigem Atmen genügend Luft bekam, daß sie 
ich aber die Singultusatmung nicht mehr leisten konnte, weil, sie sonst 


nicht mehr genügend Luft und Erstickungsgefühl bekommen hätte. Nach. 


kurzer Kompression verschwand der Singultus vollkommen und ist seitdem 


nicht wieder aufgetreten. 
‚Zur Kenntnis der hochgradigen Erweiterung des linken Vorhofs 


= teilt Schott (Bad Nauheim) 6 Fälle mit, bei denen ein relativ seltener 


Toad 


‚ Herand eine Unterteilung in 2 Bogen oder es fand sich ‘eine Doppel- 
.. kontur auf der rechten Seite. 
=- weniger -hochgradige Vorwölbung des Herzschattens gegen den retrokardialen 

-  Raun, teilweise bis weit über den Wirbelsäulenschatten reichend. Die 


qr E Ti. x 


Q Er m A Van er 


= gelbliche Komponente hineinspielen). 


Röntgenbefund beobachtet wurde. Es handelt sich um Patienten mit‘ 


hochgradiger Mitralstenose mit mehr oder minder ausgeprägter Dekompen- 
sation des Kreislaufs, alle hatten eine Arhythmia perpetua. Der Herz- 
schatten.war stets nach rechts stark verbreitert, entweder zeigte der rechte 


In Fechterstellung sah man eine‘mehr oder 
Bafuide: sind so zu erklären, daß der linke Vorhof weit nach rechts hin- 


‚überreicht und in dem okati Teil des rechten Herzrandes oder in dessen 
ganzer ‚Ausdehnung randbildend wurde. ; 


Kapillaroskopische Untersuchungen bei Vasoneurosen hat Rodisoh. 


(Pag) vorgenommen. Es handelt sich um 3 Fälle, bei denen bei zweien 
schwere‘. vasomotorische Störungen, 


Bemerkenswert ist der Zusammenhang < dieser Zustände mit 
H. Dau. 


-. Dieuische medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 25. 


Nach Seyderhelm (Göttingen) ist die Chlorose zur Seltenheit, 
do. perniziöse Anämie zur häufigsten aller Blutkrankheiten ge- 


Worden, wenn man von den sy mptomatischen, hypochromen Anämien ab- 


sieht Das wichtigste Frühsymptom der perniziösen Anämie ist: ein Zungen- 
‚brennen, hervorgerufen durch eine am Rande, oft an der Spitze lokalisierte 


Papillitis. Dann muß nach weiteren Symptomen gefahndet werden, dazu 
gehören: Achylia gastrica und Zahnfäule (z. B. in Form einer. Stoma- 
| ts uleerosa). Charakteristisch ist das Kolorit im. vorgeschrittenen 


adim. Ein Ausgebluteter sieht „weiß-bleich“ aus, die Blässe der Chlorose 
-it „leicht grünlich, 


t alabasterartig durchschimmernd“, der anämische 
Karzinomkranke zeigt einen schmutziggrauen Farbton, beim Nierenkranken 


' scheint die Haut leicht gedunsen, fahlbleich. - Das Kolorit der perniziösen 
'„strohgelb“ (der. 


Anämie im vorgeschrittenen Stadium ist blaßgelb, 


ef Bilirubingehalt des fast immer goldgelb gefärbten Plasmas läßt die 
lichen - 
eine Remission hervorzurufen und dieses 
Kofir. 
2,5, Sir. simpl. 40,0, Tinct. cort. aur. 5,0, Tinet. 


edeutet, gebe man Azidol- -Pepsintabletten, mindestens 3mal 3 Tabletten 


Während der Mahlzeiten. 


2 


ber die neue Wassermannsche Tuberkulosereaktion berichten. 
Lange und G. Heuer. 


ers 
eheint eine Verp esserung der Reaktion: angezeigt. 


Auf die Staublunge und Tuberkulose bei den Bergleuten des Mans- 
üpferschieferbergbaues weist Franz: Ickert (Mansfeld) hin. Der 
ehieferstaub setzt den Tuberkelbazillen einen Schutzwall entgegen; 


si kin n des Kin mit Kupferschieferstaub verändert die lokale Kon- 


-Ielder K 
= chi 


es Körpers ‘so weit, daß fast ausschließlich die zirrhotische 


den Reflexweg für diese klonische 
 Muskelkontraktion zu finden bzw. durch Novokaineinspritzung zu unter- 


p bei einem ein manifester M. Raynaud | 
. mit Sklerodermie und innersekretorischen Störungen verbunden waren. 
Nach der Meinung Redischs stellen alle 3. Fälle verschiedene Stadien 


bzw. Grade eines der vasoneurotischen Diathese O. Müllers zugehörigen | 
Prozesses dar. 


-dri inneren Sekretion, 


Solange die Beseitigung der’ ursäch- 
e Noxe unmöglich ist, muß die Therapie dahin ‚streben, durch-Reiz-. 
a, am besten Arsen, 
Wadium möglichst lange zu erhalten dürch streng vegetabilische Kost, | 
$ oder saure H e und große Dosen Salzsäure (Acid. | 
yärochlor. 3,5, Pepsin. 
= at. 1,0, Aq. dest. ad 300,0; täglich 4—5 mal 1 Eßlöffel nach den 'Mahl- 
Zeiten); Kranken mit Glossitis, für die die. flüssige Salzsäure eine Qual 


"ür eine zuverlässige klinische Verwertbarkeit 


~ 


„isoli sate SOE entsteht. Nach Infektion mit Toberkeibasitlen verläuft 


dann die Erkrankung milder und’ protrahierter, also - gutartiger, als bei den 
anderen Sterblichen. . _ 

"Über Geschlechtsverkehr unter Kindern ad die dadurch erworben en 
Geschlechtskrankheiten berichtet: N. Schönfeld. (Greifswald). Bei Ge- 
schlechtskrankheiten von Kindern, deren Übertragungsweise unklar ist, und 
wo: auch eine’ "Übertragung durch Badewasser : nur eine 'gezwungene Er- 
klärung wäre, muß man, bei gleich geschlechtlichen Kindern an unmittel- 
bares Spielen an den Geschlechtsteilen, bei vers schieden geschlechtlichen 
auch an geschlechtlichen . Verkehr ‚denken: ` EN, 

. ‚Auf den prophylaktischen Wert des Pesiseruims. bei‘ Lüngenpest 
weist. Osman Cherefedden (Konstantinopel), als sicher hin. : Pestserum 
kann als Reaktionserscheinung eine allgemeine Drüsenschwellung‘ hervor“ 
rufen,. die man: nicht. mit` Pestdrüsenschwellung verwechseln darf. 

"Der Hypnotiseur wirkt, wie Levy-Suhl. (Berlin- Wilmersdorf) von 
neuem betont, nur auf dem Wege der. Suggestion. Patienten verfallen 
in Hypnose, noch :ehe man. ‚auch. nur den geringsten. Versuch. einer Be- 
einflussung vorgenommen hat. . Lediglich,. weil sie in dem Glauben sind, 
die Hypnose beginne in dem. Augenblick, wo: sie sich auf das. Hypnosebett 
legen, verfallen sie- autosüggestiv in den von ihnen erwarteten Zustand. 
Jede Hypnose erfährt diejenige Form und Ausgestaltung, die den eigenen 
Vorstellungen und Erwartungen des Hypnotisierten entspricht;. jede Hypnose ` 
‚ist also schließlich nichts - anderes als. eine ärztlich unterstützte Selbst-. 
hypnose. 

Über Polyarthritis fheumatica ' nach Minimen Deichiet Hertha 
Zagelow (Stettin). Das Trauma schafft an seiner Einwirkungsstelle einen. 
locus minoris resistentiae. Das verletzte Gelenk muß zuerst Sitz. der 
Erkrankung sein, von wo aus- ‚der ‚Körper mit virulenten Keimen - über- 
' schwemmt wird. Häufig besteht das Trauma in. geringfügigen Dauerreizen, 
die die kleinen Fußgelenke treffen Poukwa De &# E Bruck. 


Sa Münchener medizinische \ Wochenschrift 1924, Nr. 23—25. 

‘Nr. 23.. Über photodynamische Wirkungen. auf Bakterien. berichten 
‚A.PassowundW.Rimp au(München). Es genügt hierbei vielleicht schon eine 
ganz schwache Färbung der. Bakterien, vorausgesetzt, daß der Farbstoff selbst 
eine genügend Lichtmenge 'zu absorbieren. vermag. .. Unter dem Mikroskop“, 
sieht man die Zellen nach der Bestrahlung quellen, unscharf. werden. und ı 
dann platzen. Das deutet auf ‘osmotische. Störungen hin. Man könnte 
auch daran denken, daß sich die absorbierte Lichtenergie: ‚in molekuläre 
Wärme umsetzt, wodurch die Bakterien zugrunde gehen. Es ist-möglich, 
durch Auswahl entsprechender Farbstoffe nach Belieben mit roten, gelben, 
‚grünen, blauen und violetten Strahlen eine starke Phötodynainische Wirkung 

auf Bere auszuüben. _ 

© = Die Ungefährlichkeit der Narzylenbetäubung betont Hans Solbach 
(Würzburg). Narzylen ist gereinigtes Azetylen. . Aüch eine Schädigung der 
pärenchymatösen’ Organe wurde nicht beobachtet, so daß’ die Scheu, ‘die 
Narkose in kurzen Abständen: wieder. vorzunehmen, weil sich die par- 
enchymatösen Organe von der toxischen Schädigung durch das Narkotikum ` 


nicht so bald ‚erholen, bei der Narzylenbetäubung nicht begründet ist. Das ` 


Azetylen wird, ‚ziemlich schnell aus dem Blute ausgeschieden. Auch zu 
Untersuchung. n im Interesse einer exakten. Diagnosenstellung kann diese 
Narkose ausgiebig verwendet werden. Sie ist auch vorzunöhmen bei schwerem. 
Vitium cordis, Fettherz, Bronchitis, ‚Tuberkülose, Struma. Je länger sich 
die. Betäubung hinzieht, mit desto geringeren ‚Narzylenkonzentrationen 
kommt man im ‘allgemeinen aus; je gleichmäßiger ‚sämtliche. Körperzellen 


mit Azetylen gesättigt sind, je geringer somit das Gefälle ‚des Narzylen- ; 
spiegels: ist, desto ausgeglichener ist der -Verlauf auch. äußerlich... In der 


Nähe der Maske, wo. höbere Konzentrationen vorhanden sind, ist ebenso.. 
wie beim Äther Feuer (offene Pamm Thermokauter, Glüheisen, RUEIRT 
_ Funken) zu vermeiden.  . 

. Auf die menorrhagische Wirkung der ‚Mitzbestrahlung weist B, s piet: 
"hoff (Jena) hin. Sie entsteht auf endokriuem Wege durch Einwirkung ‘von 
Milzhormonen: auf die are: (Wechselbeziehiungen zwischen Milz und 
` Ovarium). 

Über fälschlich angenommene, Trunkenheit oder. Alkoholvergiitung 


berichtet Georg Straßmann (Wien). Unter dieser Diagnose verbergen 
sich vielfach andere’schwere Krankheitszustände, ‘die. eine Bewußtlosig- ` 


. keit oder den Tod verursachen können. Daran. ‚muß man bei der: Auf- 
findung hilf- oder bewußtloser ‘Personen im Freien denken, auch bei 
einem wahrnehmbaren Geruch nach Alkohol.. ‚Zur restlosen Auf- \ 
 klärung ‚solcher Todesfälle ist es aber notwendig, daß sie sämtlich seziert 
_ werden (Einführung der polizeilichen. Sektion für oloba unklaren 
Todesfälle in der Form, wie sie in Österreich besteht), | 

Einen Fall von herzsynchronischen Muskelzuckungen | hat Giovanni 
Galli (Lecco) beobachtet. Bei einem Kranken mit as alor Tahy 


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1122 


kardie zeigte sich ein rhythmisches Auseinanderspreizen beider 
Nasenflügel, das mit zwei Fingern leicht zu fühlen ist. 
löcher vergrößern sich merklich während der Spreizung. Diese Muskel- 


zuckungen zeigten sichnur an den beidenNasenflügeln, sonstnirgends 
am Körper. 


erst nach Tagen aufhört. Im Schlaf hört die Spreizung auf. Der Krampf 
der Nasenflügel ist synchronisch mit dem Puls. Es handelt sich 


um eine symmetrische Zuckung zweier kleiner Muskelgruppen im Gebiete 


der Faziales. 


Die doppelseitige Funktionsstörung schließt eine periphere 
Ursache aus. 


Es dürfte sich um eine Läsion des Fazialisrindenzentrums 
handeln, das in kleine Zentrula geteilt ist (eines davon ist das der Nasen- 

spreizung). Die Pulswelle reizt das Zentrulum, wenn sie eine" gewisse 
Frequenz nicht. übersteigt. Dagegen hört die Spreizung beim tachykardi- 

schen Anfall (Frequenz über 200) auf: Der Blutdruck sinkt und die Puls- 
welle ist minimal. Während des Schlafes ist die Rinde außer Tätigkeit. 
Eine einseitige Zentralläsion kann auch eine doppelseitige Funktionsstörung 


hervorrufen, da es sich hier um Muskeln handelt, die schon in der Norm 
gleichzeitig bilateral funktionieren. 


> 


Auf den Eukodalismus weist von neuem Frensdorf (Göttingen) hin. 
Beim Eukodal kann ebenso wie beim Morphium eine Gewöhnung eintreten, 
ferner eine Bukodalkachexie und bei Entziehung. eine schwere Intoxikations- 
psychose entstehen. Wie die Abstinenzerscheinungen beim Morphinismus 
in Wirklichkeit Intoxikationserscheinungen sind, die aber gewöhnlich hintan- 
gehalten werden durch neu zugeführte „tonisierende“ Morphiummengen, 
wie sich also erst mit dem Aufhören der Injektionen die Morphiumvergiftung 
in ihrer wahren Gestalt, unverschleiert, zeigt, so dürfte es sich auch beim 
‘ Eukodalismus verhalten, Der Verfasser warnt davor, Eukodal als harm- 
loses Ersatzpräparat für Morphium zu geben oder gar als Schlafmittel zu 
verordnen, 
_ Über Gynergen zur Bekämpfung der Atonia uteri äußert sich W alth er 
Koerting (Prag). Dosierung und Indikationsbreite des Präparats stehen 
= noch keineswegs fest, sind aber jedenfalls enger bemessen, als die Fabrik 


angegeben hat. Gynergen ist zwar sehr wirksam, aber mindestens in der 
jetzigen Dosierung keineswegs unschädlich. 


Nr. 24. Nach L.Bogendörfer und W. Buchholz (Würzburg) hat die. 
Ernährungsweise einen entscheidenden Binfluß auf die Zusammensetzung 
des Dünndarmsaftes. Die Menge der jeweils vorbandenen Fermente, die 
Wasserstoffkonzentration und die Flora sind in erkennbarem Grade ab- 
hängig von der Ernährungsweise. 
Die Anatomie des Trendelenburgschen Phänomens am Hüftgelenk 
. erörtert Hermann Kehl (Marburg a. L.). Das Phänomen wird immer dann 
positiv, wenn in dem normalen, wechselseitigen Spannungsverhältnis der 
Gebilde, die zur aufrechten Haltung des Körpers im Hüftgelenk zusammen- 
wirken, eine Veränderung eingetreten ist, die die Störung der normalen 
Funktion eines dieser Gebilde bewirkt. Diese Gebilde sind: das Lig. 
'iliofemorale, das Gelenk- und Skelettsystem und der M. glutaeus max. 

- Über seine Erfahrungen mit der konservativen Behandlung der 
chirurgischen Tuberkulose nach der Calotschen Injektionsmeihode be- 
richtet Theodor Fohl (Leipzig). Die besten Erfolge erreicht diese Methode 
im Verein mit klimatischer und Allgemeinbehandlung. Aber auch 


ohne diese bei isolierter Anwendung wirkt sie günstig und ist jedenfalls 
weit erfolgreicher als die „Höhensonne“. 


Im Lichte der Zellularphysiologie betrachtet Fritz Michael 


Lehmann (Berlin) die Immunität, die Befruchtung und den Reizverzug. 
Er betont hierbei die Schwächen der humoralen und die Vorteile der zellu- 
. lären Theorien und stellt eine rein zellular-physiologische Immunitätstheorle 
auf, aus der alle humoralen Theorien ableitbar sind. Die Voraussetzung 
bierbei ist: Die Immunitätslehre ist ein Ausschnitt aus der Stoffwechsel- 
lehre. Die Entzündung ist ein Verdauungsvorgang. Eine Entzündung 
heilt, wenn die vollständige Verdauung des Entzündungserregers 
erfolgt. Sie bleibt so lange ungeheilt, als die Kräfte der Zellen nicht aus- 
reichen, sie zur Heilentzündung zu steigern. Denn die Zellen verdauen 
bei der Entzündung die Entzündungserreger, die Säfte spielen eine 
Nebenrolle. Die Durchführung der Verdauung ist dem Grundgewebe 
(Mesenchym, besonders Gefäßwandzellen) zuzuschreiben, nicht aber den 
Phagozyten. Bei der Untersuchung des Lebendigen untersucht man 
seinen Stoffwechsel. Wird dieser aber heute untersucht, so wird nicht 
das Lebendige untersucht, sondern nur irgendeine Einzelheit im Blut 
oder Harn. Man sollte aber auf alle Einzelheiten zunächst verzichten und 
alle Rätsel auf eines zurückführen: auf die Zelle als Stoffwechsel- 
einheit. 
Die Technik der iontophoretischen Anästhesie bespricht Franz 
Wirz (München). Die Mittel, die man zur Ausführung dieses Verfahrens 
braucht, sind: galvanischer Strom, Elektrodeninstrumentarium und An- 
ästhesielösung (Cocain. mur. 0,2, Sol. Suprarenin. [1: 1000] 0,5, Aq. dest 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


| ad 10,0; die Lösung .darf nicht erhitzt werden. 
Die Nasen- 


Die Spreizung verschwindet, sobald der tachykardische Anfall | 
‚einsetzt, und kehrt sofort zurück, wenn dieser nach Stunden oder auch | Heinz-Herbert Matoni (Oberhausen). 


Auch hat es sich nicht gezeigt, daß sich die Bestrahlten langsamer erholten 
als die Operierten, wenn man bei einem solchen Vergleich die letzte 


wenn auch deren Mortalität noch nicht 19/, beträgt. 


eine diagnostische Bedeutung. Sie wird die Diagnose nicht allein ent- 


` 


10. August 


Zur Aufbewahrung der 
Lösung verwende man Fiolaxglas [Schott], da aus anderen Glassorten mit 
der Zeit Alkalibestandteile in Lösung gehen und das Kokain zur Fällung 
bringen). 


Zur Frage: Uterusexstirpation oder 'Röntgenkastration äußert sich 


Er hat keine ausgesprochene 
Schädigung des Blutes nach einer Röntgenbestrahlung feststellen, können 


Menstruation und nicht den ersten Behandlungstag als Zeitpunkt annimmt. 
Ausschlaggebend sei ferner bei den im ‘Haushalt unentbehrlichen Frauen 
die kurze Behandlungsdauer bei der Bestrahlung sowie die Tatsache der 
absoluten Ungefährlichkeit dieses Verfahrens gegenüber der Operation, 


Nr. 25. Die Bedeutung der Haut für die Insulinwirkung betont 
Ernst Friedrich Müller (Hamburg). Die beim Versuchstier bekannte 
Insulinwirkung wird bei intrakutaner Zufuhr erhöht, Die toxische Dosis 
liegt bei intrakutaner Aai wesentlich über der subkutanen, die töd- 
liche sicher noch höher. 


Nach Ferdinand Hoff (Kiel) hat die intrakutane Krebsreaktion 


scheiden, ebensowenig wie der Blutnachweis im Stuhl, der Salzsäurewert 
im Magen bei Magenkrebs. Aber mit anderen Methoden zusammen ist sie 
brauchbar. ‘Der Verf. injiziert neben dem „Krebsserum“ auch ein „Normal- 
serum“ von. nicht Krebskranken. Die charakteristische Reaktion des Krebs- - 
serums besteht in einem violetten Fleck an der Impfstelle mit Serum von 
röntgenbestrahlten Krebskranken. Die Seren waren diagnostisch brauchbar, 
wenn sie zwischen 3-Stunden und 31/, Monaten nach der Bestrablung ab- 

genommen waren. Wenn nun das Krebsserum in der eben angegebenen 
Weise reagiert, aber das Normalserum eine gleichartige Reaktion zeigt, so 


liegt ein unspezifischer, in der individuellen Hautreaktionsweise, beruhender 


Vorgang vor, die Reaktion ist als negativ zu bezeichnen. Wenn aber das 
Normalserum nicht reagiert, so ist eine minimale charakteristische Re- 


aktion des Krebsserums als positiv zu registrieren. 


An Stelle der unspezifischen parenteralen Proteinkörper- 
therapie ist, wie Arnold Zimmer (Berlin) ausführt, die regulative 
Reiztherapie getreten. Diese wirkt elektiv auf die Zell- und Organsysteme, 
die sich in einem abnormen Reizzustande befinden. Hier soll sie regu- 
lierend eingreifen und das Organ in seinen normalen Erregbarkeitszustand 
zurückführen. Diese Reizmittel dürfen bei Vermeidung aller unnötigen 
Reaktionsorscheinungen (starke primäre Allgemeinreaktionen) nur solche 


Reaktionen nach sich ziehen, die zur Erreichung des therapeutischen Zieles 


unbedingt nötig sind. 


Über die Diagnose der Schwangerschait durch biologische Methoden . 
berichtet Karl Fink (Königsberg i. Pr.). In Frage kommen 6 Methoden. 
Sie wurden, und zwar immer nur ein Teil von ihnen, herangezogen bei 
normaler Gravidität, bei der Tubargravidität (auch, der vermeintlichen), 
bei der Gravidität mit abgestorbener Frucht und bei der Differentialdiagnose 
zwischen Gravidität und Tumor (Myom). Die biologischen Reaktionen 
können uns gelegentlich viel nützen. Man sollte sie daher im klinischen 
Betrieb in Anwendung ziehen. 

Seine Beobachtungen über innersekretorische Störungen aus der 
täglichen Praxis teilt R. Stoevesandt (Bremen) mit. Es handelt sich 


um Schwächezustände aller Art, um Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen, 


um Hypertonien u, dergl. mehr, was so leicht die Signatur „Neurasthenie“ 
oder noch nichtssagender „Blutarmut“ erhält. Die Chlorose dürfte ganz 
allgemein als eine Krankheit (oder vielmehr Konstitution) innersekretorischen 
Ursprungs aufzufassen sein. Auch bei männlichen Individuen kann gerade 
in der Wachstumsperiode ein ähnliches Blutbild zustande kommen, das 
bisher das Kriterium der Chlorose war (dabei ist der Ausdruck „Chlorose“ 
zu vermeiden, weil er für das weibliche Geschlecht reserviert ist). Es gibt 
auch Chlorosen ohne Hämoglobinarmut, wo diese einmal dagewesen, aber 
wieder verschwunden ist. Denn ein chlorotisches Mädehen bleibt chlorotisch, 
auch wenn das Hämoglobin wieder normal geworden ist. Die Diagnose 
muß hinüberwechseln in das Kapitel der vegetativen Neurose. Betont wird 
die allgemeine innersekretorische, vielleicht pluriglanduläre Genese des 
chlorotischen Blutbildes, wobei das Ovarium beim heranwachsenden weib- 
lichen Geschlecht das größte Kontingent stellen mag als diejenige Drüse, 
die am meisten wechselnder Beanspruchung ausgesetzt ist, aber keineswegs 
das Monopol dafür hat. Auch das beginnende Klimakterium kann vorüber- 
gehend das chlorotische Blutbild hervorrufen als die letzte Belastungsprobe, 
die das weibliche endokriue System durch die Ovarien auszuhalten hat. 
Die Sterilisation der Gummihandschuhe durch Natriumhypochlorit 
(unterchlorigsaures Natron, Javellesche Lauge) empfiehlt Lothar am Ende 
(Leipzig). Bei einer Lösung von 0,382°%/, Chlor braucht man 15 Minuten; “ 
Milzbrandbazillen werden nach 30 Minuten, ihre Sporen nach 45 Minuten 


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Sanl den Gummihandschuhen abgetötet. 


alle Fälle nach 1 Stunde bei obiger‘ Konzentration. erreichbar. Das "NaOCl 


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muß in einer braunen Flasche aufbewahrt werden. Es ist reizlos für 


` die ‘Hände. 
Auf die diabetische Anlage,- die ererbte 
wechsels‘“ , die der Ausdruck einer Minderwertigkeit des Inselapparates sein 
_ dürfte, weist F. Umber (Berlin) hin, Ihre Erkennung wird eber gefördert 


durch Prüfung der alimentären Hyperglykämie als durch. diejenige |. 
Die Blutzuckerbestimmung ‚nach -der Bang-: 
-gohen Mikromethode erfordert aber. einen Bone Aufwand an Zeit und. 


- der alimentären Glykosurie. 


umischen Arbeitsmethoden. cF. Bruck. 


Zentralblatt für i Chicmigie 1924, Nr. 27. 


Über Rezidiv bei Magengeschwürsoperationen mach der Methode 
In dem . 


` Billroth I berichtet Friedemann (Langendreer) in zwei Fällen. 
‚ ersten Falle handelte es sich um ein Rezidiv nach ausgedehnter Magen- 


resektion nach Billroth I, wo nicht genügend freie Duodenalhinterwand zur 


Verfügung stand, und in dem zweiten. Falle um ein Rezidiv, das zu töd- 
- licher Verblutung führte. 


+ ist dies Operationsverfahren in erster Linie zu empfehlen. 


“ Eine auskochbare chirurgische Stirnlampe hat auf der I. chirurgischen | 
Sie hat ein geringes Gewicht, der 


Klinik Wien Demel zusammengestellt. 
- Reflektor. sitzt mit kurzem Stiel der Nasenwurzel fest auf und läßt die 


= * ‚Augen frei. | 
| Sakrokokzygeale Einstülpung der Rückenhaut ist nach Walzberg 


(Minden) oberhalb des Auslaufs der Rima ani nicht selten als Grübchen 
von der Größe einer halben Erbse zu. sehen. Sie können. der Sitz von 
Entzündungen werden und sind dann samt ihren ‚ Verzweigungen zu 6X- 


 stirpieren. 


menge von 1/, bis ijs 


~> Den lleolumbalschnitt empfiehlt Härtl Berlin) für die Tumoren 
„der rechten Abdominalgegend als schrägen Schnitt etwas unter Nabelhöhe . 


„dem, ‚Faserverlauf des Musc. abdom. extern. ‚entsprechend, Die Verlängerung 
` Jümbalwärts schafft den Zugang zur Lumbalgegend wie der AOLBMIaDD- 
„sche Nierenschnitt. 


Die Arthrodese des Sprunggelenkes mittels Rippentransplanfation l 
Nach Längsschnitt an der Vorderseite- 


empfehlt Kornew (Petersburg): ` 
` des Unterschenkels und des Fußrückens wird nach. Aufklappen der Knochen- 
haut eine Rinne ausgemeißelt und‘ die gekrümmte VII. Rippe eingelagert. 
Schädigungen durch Rivanol werden nach den Erfahrungen von 
„ Bosen stein (Berlin) nicht gesehen bei Einspritzung von 1°/ypigen Lösungen. 
‚In die Muskulatur und in die ‘Gelenke. Die 'unvermeidlichen kleinsten 
 Gnmesschdigungen bleiben ohne schädliche. Tog, K. Bg. 


Zentralblatt für Gynä äkologie 1924, Nr. 11. 

Grenzen der Gefühlskontrolle bei intrauteriner Anwendung von 
‚. Instrumenten bespricht Sellheim (Halle a. S.). ‘Von. der Sondenaus- 
tastung der Uterushöhle ist nicht viel zu halten. Das meiste, was man 
‚ dmit herausbringen könnte, fühlt man durch bimanuelle: Untersuchung. 
Auch bei der Ausschabung. des Uterus ist eine Überschätzung des Tast- 
. bildes möglich, Selbst größere Geschwulstbildungen. in der Uterushöhle 
können der Kurettage entgehen. ‘Die. größte Überbewertung erfährt der 
“ Tastsinn bei der Handhabung der Abortzange. — Bei der Ausräumung 
eines Abortes ist es wesentlich, die „gefahrlose Zone“, d. i. das Gebiet, 
das "der austastende Zeigefinger erreichen kann, nicht zu über- 
schreiten. Der erste unerläßliche. Akt einer Ausräumung ist die Verab-: 
E einer gehörigen Gabe Ergotin und Pituitrin. Jeder Zugriff des 


en mit dem Finger, und der Gesichtssinn ist, soweit es. möglich ist, 
ian 


Die Röntgentherapie der Peritoneal- und Genitaltuberkulose ist- 


Dach den von Uter mitgeteilten Erfahrungen der Heidelberger Frauenklinik 


- ein zuverlässiges Behandlungsverfahren. Notwendig sind 4—6 Be- 


. Strahlungen mit der geringen, unter der Ovarialdosis liegenden Strahlen- 


funktio HED. . Unter Schonung der weiblichen Genital- 
e a folgt rasche Hebung des Allgemeinzustandes und Verschwinden 
er örtlichen Krankheitszeichen. 

m In der Behandlung des Eklampsismus und dor Eklampsie wird 
“ ssen-Möller (Lund) die Geburt mit dem Blasenstich eingeleitet 


ar Eon spontan ‚beendet, unter Umständen in leichter Äthernarkose 
n 


? 
h u Mortalität und ist daher verlassen ‘worden. 


ist n p erhöhte Senkungsgeschwindigkeit, der N Blutkörperchen 
ach Falta (Szeged) ein regelmäßiges Schwangerschaftszeichen 


D 
nE vierten Monat. Bei beginnender Fehlgeburt und Blutungen ist 
un on Bei A dnerentzündungen ist sie stark erhöht, ebenso bei Krebs 


Krebsrezidiven, 


` 


„Schwäche des Zuckerstoff- | 


Auf Grund der. übrigen günstigen Ergebnisse 


'strumentes ist zu überwachen durch vorausgehendes und nachfolgendes | 


H. 3.) 


ge. — Die Stroganoffb ehandlung ergab in den letzten 4 Jahren. | 


- Lungenherde. 


E i 


\ 


Die T E E wird N Bronnikoff (Rybinsk) Boe 

mäßig mit dem Proberöhrchen des Sahlischen Hämoglobinometers ange- 
stellt. Die nach A Stunde geprüfte Beschleunigung der Senkung gestattet 
' eino gute "Unterscheidung. der entzündli chen Zustände. der Anhänge von 
den nicht oder nicht mehr entzündlichen. : . 
. Einen Fall von Lervikalgravidität beschreibt, Reinhardt (Ludwigs- 
hafen), bei der die Eiinsertion ausschließlich in ‘der Zervix statthatte. 
Blutungen und Schmerzen . machten die Ausräumung des- Ries notwendig. 
Infolge der Durchwachsung | der Zervixwand kam os dabei zu so schweren 
Blutungen, ‚daß die Gebärmutter- sofort exstirpiert werden mußte, K. Bg. 


Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1924, Nr. 9 und 10. 


von Gutfeld (Berlin) von der Möglichkeit, die Seuche‘ überhaupt auszu- 
rotten. Für diese Hoffnung ist wesentlich, daß ein .großer. Teil ‘Menschen 


meter Blut sein. Die Intrakutanreaktion von Schick erlaubt Feststellung, 
ob Antitoxin vorhanden ist oder nicht, in ziemlich einfacher, Weise. Ein 
strikter Beweis für das Geschütztsein negativ reagierender Individuen gegen 
Di-Erkrankung. liegt nicht vor, ist- aber- nach den. neuen Forschungen mit 
einer gewissen Wahrscheinlichkeit anzunehmen. : `, 

Holfelder (Frankfurt a. M.) gibt neben seinen. speziellen: Erfahrungen 


einige sehr wesentliche allgemeine Gesichtspunkte über die Röntgenbehand- 


lung der malignen Geschwülste. Nur die begründete Aussicht auf wirk- 


Operation abgeben. 
und angenehmer. nur durch Röntgentherapie erreichen. ` Wo. die Operation 
wirkliche Heilungsaussichten bietet, spielt auch heute noch das Messer die 
erste Rolle. 


sichten bietet, kahn heute die unbedingte Indikation zur Operation nicht 
mehr aufrechterhalten ‘werden. — Bei den Sarkomen des Stützgewebes 
wird die Prognose der Strahlenbehandlung- durch einen vorangegangenen 
chirurgischen Eingriff (Probeexzision) ganz außerordentlich ‚getrübt. — All- 


naberoghenp ar. H ans u eyer (B erlin- Wilmersdorf ). 


Therapeutische Notizen. - 


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Innere Medizin. 


' Zur Kieselsäurebehandlung der Lungentuberkulose. gibt Freund 
(Neukölln) neue Beiträge. Er empfiehlt: das Silistren-Bayer (Tetraglykol- 
ester der SiO,) in Dosen’ von mal täglich 20 Tropfen in Wasser. Die 
Erfolge bei 2/s der- behandelten Fälle gingen beträchtlich über. die mit der 
sonst üblichen Behandlung. erzielten. Erfolge hinaus. 
Durchschnitt etwa 50 Tage gegeben und zwar als Adjuvans der Liegekur, 
'Pneumothorax- oder spezifischen Behandlung. ‚Es. bewährte sich aber nur 


‚bei den produktiv-zirrhotischen bzw. rein: zirrhotischen Formen der Tbe. 
` Das Kriterium ist Gewichtszunahme, Verschwinden des Katarrhs und der. 


'Bazillen, das Röntgenbild und das subjektive Befinden der Kranken. 
Empfehlenswert. ist auch die Silistrenbehandlung der initialen Sklerose 


_ eventuell in mehreren (2—3) Etappen. Der verhältnismäßig hohe Preis, 


stellt für den allgemeinen und langdauernden Gebrauch noch ein. gewisses 
Hindernis dar. Die Wirkung aller Kieselsäurepräparate beruht auf einer 


lungsdauer und der Menge der verabreichten Siliziumdosen. Die frühzeitige 
Hemmung des tuberkulösen ` Zerfallsprozesses und die Neigung zur indura- 
tiven Gestaltung scheint nicht bloß: auf mechanische Weise oder durch 


- Anwesenheit einer unspezifischen Entzündung, sondern auch durch eine 


chemische Einwirkung hervorgerufen zu werden. Herdreaktionen sind bei 
peroraler Zufuhr des Silistren nicht zu nn (Ther. d. Gegenw. 1924, 


Tarnogrocki. (Pölitz). 
Grippe- und Bronchopneumonien. Sie führt zu rascher Hebung des all- 


Eßlust, zu sofortiger. Umstellung der erschöpften Abwehr in siegreiche 
Überwindung der Krankheit bei gleichzeitig schneller Ausheilung der 
Ferner bewährte sich dem Verfasser das Mittel bei un- 
klaren Fieberzuständen akuter Natur mit'den Zeichen einer Meningo- 
kokkenmeningitis, wo Temperatüren von 41° nach 12 Stunden zur 
Norm sanken. Nässende Ekzemfälle kamen nach ‚subkutaner Omnadin- 
anwendung rasch zur Eintrocknung. Auch ‚bei Erysipel ur sich Dash 


- In einer Arbeit über den Nachweis von Diphtherieantitoxin : unter 
besonderer Berücksichtigung der Di-Hantreaktion von ‘Schick spricht 


gemein gesprochen ist die Röntgenreaktion eines. malignen Tumors ganz ; 


Die Vakzino Omnadin empfiehlt A. Opitz angelegentlichst bei 


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aller, Altersstufen-Di-Antitoxin im Serum besitzt. Ausreichend für. Schutz . 
gegen die Erkrankung soll eine Menge von 1/2 bis !/1p AE pro Kubikzenti- 


liche Dauerheilung sollte die Indikation. zu. einer schwer. verstümmelnden . 
Die einfache Lebensverlängerung kann man sicherer 


‘Für viele Karzinomarten, bei denen die Radikaloperation. 
zwar noch technisch durchführbar ist, aber erfahrungsgemäß entweder eine - 
sehr große Mortalität zur Folge hat, ‘oder, aber nur ‚geringe Heilungsaus- 


Daş Mittel wurde im . 


fortschreitenden Bindegewebs- und Narbenbildung proportional ‚der Behand- . 


gemeinen Wohlbefindens, zur Wiederkehr der vorher völlig darnied erliegenden i 


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1924, Nr. 25.) 


1124 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


6—12 Stunden eine gute Wirkung. Ferner hat sich das Mittel bei allen 
eitrigen, verjauchten Wunden, bei Phlegmonen, Pänaritien u.a. | 
in Kombination mit Staphylokokken-Yatren durchaus bewährt. (M.m.W. 
Die Behandlung der Pleuritis besteht nach Heinrich Zimmer 
(Berlin-Wilmersdorf) in: 1. Entlastung durch Punktion oder Ausblasung; 
2. Verordnung vonSalizylpräparaten, Kalk und Atophan, sowie resorptiven 
Maßnahmen (Jod, physikalische Therapie, Brustwickel, Seifenwickel usw., 
Anregung der Diurese); 3. Auffrischung torpider und. stagnierender Herde 
durch Injektion von unspezifischen Eiweißkörpern (kein Tuberkulin, um 
eine vorhandene latente Tuberkulose nicht zum Aufflackern zu bringen). 
Als Nachbehandlung: Wärmeapplikation und Höhensonnenbestrahlung. Eine 


_ Vermeidung der Sohwartenbildung durch frühzeitige Ausblasung war meist 


nicht: zu erzielen. Die Luftinsufflation (Ersatz des ausgeblasenen 
Exsudates durch Luft) bietet in diagnostischer Hinsicht bei abgekapselten 


Exsudaten einen großen Vorteil. (D.m.W. 1924, Nr. 23.) 


Die Insullnbehandlung hält H. Strauß (Berlin) nur bei bestimmten 
Fällen von Diabetes für dringlich, nämlich erstens da, wo die übliche Diät- 
behandlung nicht zum Ziele geführt hat, also bei schweren und mittel- 
schweren Formen; 2. bei Komplikationen, wo eine rasche und inten- 
sive Beeinflussung des Zuckerstoffwechsels notwendig erscheint. Hierbei 
muß man oft aus äußeren Gründen auf eine präliminare Blutzucker- 
bestimmung verzichten. Dann ist aber ganz besonders zu verlangen, daß 
man mit kleinen Insulindosen in die Behandlung „einschleicht“ und — 
was an sich schon für jede Insulinbehandlung obligatorisch ist — für den 
Fall des Eintritts von Prodromen eines „Insulinschadens“ (hypoglykämischer 
Insult) Zucker, Malzbonbons usw. bereithält. Gibt man außerdem noch, 
ehe man über die Reaktion des Falles genau orientiert ist, kurze Zeit 


naeh der Insulininjektion bei sonst strenger Diabetesdiät eine Suppe mit 


15—20 g Mehl, so wird das Risiko noch weiter verringert. (D.m.W.1924,Nr. 24.) 

Über ambulante Ulkuskuren berichtet J. Boas. Die Liegekur ist 
nur bei schweren Magen- oder Duodenalblutungen erforderlich. : Bei okkulten 
Blutungen oder leichten manifesten Hämorrhagien kann man ambulant 
behandeln. Die Kranken können dabei ihrem Beruf in vollem Umfange 
nachgehen, allerdings unter der Voraussetzung einer strengen Diät, geeigneter 
medikamentöser Behandlung sowie ausreichender körperlicher Schonung 
(namentlich bei Schwerarbeitern). In Fällen von Ulkus ohne okkulte 
Blutungen ist die ambulante Behandlung die Methode der Wahl. Bei der 
ambulanten Ulkustherapie hören zuerst die subjektiven Beschwerden, und 
zwar meist schon innerhalb der ersten 1—2 Wochen auf. Aber auch die 
'Druckpunkte und die okkulten Blutungen pflegen im Verlaufe einer 
4—6wöchigen Diätkur in Verbindung mit zweckmäßiger Alkalibehandlung 
in zahlreichen Fällen definitiv zu schwinden. (D.m.W. 1924, Nr. 24.) 

Zur Behandlung der pluriglandulären Fettsucht äußert sich Max 
Porges (Marienbad). Bei einer Affektion, die mit intensiver Wasserretention 
einhergeht, ist eine vermehrte Wasserzufuhr durch Trinkkuren kontraindiziert. 
Dagegen empfehlen sich: Moorbäder (besonders bei weiblicher Adipositas 
mit Ausfallserscheinungen seitens der Ovarien; die Bäder bewirken eine 
bessere Ernährung der Ovarien und damit eine Erhöhung der endokrinen 
Funktion); ferner Drüsenextrakte (Lipolysin), salzarme Kost. Die 
Behandlung führt nicht sowohl zu einer Gewichtsabnahme als vielmehr zu 
einer Reduktion des Körperumfangs. (D.m.W. 1924, Nr. 25.) 

DE F. Bruck. 

Zur Behandlung der echten Arthritis deformans empfehlen O.Fliegel 
und R. Strauß (Wien) das Mirion, ein Eiweiß-Jodpräparat. Verf. nehmen 
.an, daß die Ursache der echten Arthritis deformans neben Gefäßprozessen 
in endokrinen Störungen gelegen sei, und geben aus diesem Grunde das 
Jod, dessen Wirksamkeit durch die parenterale Eiweißzufuhr erhöht werden 
soll. Sie geben 3—5 ccm in zweitägigen Intervallen intramuskulär und 
erzielten geringe Allgemein- bei starker Herdreaktion. Die Erfolge waren 
sehr gut und traten sehr bald ein. (W.m.W. 1924, Nr. 24.) Muncke. 

Klinische Erfahrungen mit Scillaren gibt Körner (Würzburg) bekannt. 
Seillaren hat sich als Herzmittel durchaus bewährt, es entspricht in seiner 
Wirksamkeit ungefähr dem Strophanthin, übertrifft dieses aber dadurch, 
daß es nicht nur intravenös, sondern auch in Tabletten eine gute Wirkung 
entfaltet. Die diastolische Wirkung kommt bei ihm noch deutlicher als 
beim Strophanthin zum Ausdruck. Kumulation und Nebenwirkungen wurden 
nicht beobachtet. Besonders zu empfehlen ist es bei Patienten, die auf 

Digitalis nicht bzw. nicht mehr ansprechen. (Klin. Wschr. 1924, Nr. 24.) 
H. Dau. 

Gegen Oxyuris vermicularis empfiehlt M. Krimer (Landsberg a. L. 
[Bayern]) als besonders wirksam das „Vermitacet* (Chemisch-technische 
Ges., Charlottenburg 5). Das Mittel enthält Rainfarn, Tanacetum vulgare L., 
mit einem gelinden Abführmittel (Fruchtmus). Es ist zu einer Fruchtpaste 
verarbeitet. Der Inhalt einer Packung genügt zu einer Kur der Erwachsenen, 
die in einmaligem Einnehmen des Mittels morgens besteht; Kinder erhalten 


Darstellung des hier in Betracht kommenden Krankheitsgebietes. 


10. August 


weniger. Mitunter muß die Kur wiederholt werden. Daneben: häufige 


Waschungen des Afters und der ganzen Dammgegend mit kaltem Wasser, a 
nach jeder Defäkation und auch sonst morgens und abends. (D.m.W. 
1924, Nr. 24.) F. Bruck. Wi 


Bücherbesprechungen. 


Schwalbe, Diagnostische und therapeutische Irrtümer und deren 
Verhütung. Innere Medizin. 6. Heft: v. Noorden, Krankheiten 
des Verdauungskanals, des Pankreas und des Peritoneums. 
2. Auflage. GZ. 2,30. — 9. Heft: Matthes, Infektionskrankheiten. 
2. Auflage. GZ. 3,20. Leipzig 1923, Georg Thieme. | 

‚Die erste Auflage des sechsten Heftes des Schwalbeschen Sammel- 
werkes war seinerzeit von Adolf Schmidt kurz vor seinem Tode verfaßt, 
aber nicht bis zur Vollständigkeit ausgearbeitet worden. Aus der Feder 

v. Noordens stammend, bietet nun die zweite Auflage unter Ausschaltung 

der Krankheiten der Leber eine glänzend aufgebaute, völlig abgerundete . 

Das 

Ringen nach Klarheit, das dem Frankfurter Kliniker in besonders hohem 

Grade und auch mit besonderem Erfolg eigen ist, gereicht gerade einem 

die „Irrtümer“ behandelnden Buche zum größten Vorteil, ganz abgesehen 

von dem überaus großen, mannigfaltigen Krankenmaterial, das zur Ver- 
wertung gelangen kann. — Der äußerst verantwortungsvollen Aufgabe, 
den diagnostischen und therapeutischen Irrtümern auf dem Gebiete der 

Infektionskrankheiten nachzugehen, wird wie in der ersten Auflage, auch 

in dieser neuen M. Matthes (Königsberg) mit bestem Gelingen gerecht. 

Vielfach hat er Ergänzungen vorgenommen; auch ein ausfübrlicheres Kapitel 

über Encephalitis epidemica ist hinzugefügt. Emil Neißer (Breslau). 


Adler, Praxis und Theorie der Individualpsychologie. 2. Aufl. 
257 S. München 1924, J. F. Bergmann. M. 10,50. Ä 


In der vorliegenden 2. Auflage sind einige Fortschritte der „Individual- 
psychologie“, wie sie sich in neuen Schriften des Verf. finden, aufgenommen. 


zim 
Ein neues Kapitel: Das organische Substrat der Psychoneurosen, ist hinzu- 3 
gekommen. Wie bereits in der Besprechung der 1. Auflage ausgeführt ki] 
wurde, bringen die Arbeiten des Verf. — um eine Sammlung solcher handelt - Kin 
es sich — manche wertvollen Gedanken und Gesichtspunkte, andererseits ih 
finden sich in ihnen so viele willkürliche und phantastische Deutungen ad 
und unstatthafte Verallgemeinerungen im Stile der Psychoanalyse, daß sie 


als streng wissenschaftlich nicht bezeichnet werden können. Henneberg. 


Birnbaum, Grundzüge der Kulturpsychopathologie. 
1924, J. F. Bergmann. M. 2,40. 


Auf Veröffentlichungen Birnbaums ist man stets gespannt. Man 
liest sie im Vorbewußtsein, Neues, durch die bloße psychiatrische Empirie 
nicht Eingeengtes, von hoher Warte aus Gesehenes zu erfahren. Und ist 
nie enttäuscht. Auch das vorliegende Buch ist eine Bereicherung der 
Literatur in ungewöhnlichem Sinne. Wenn Birnbaum auch bier erst 
Wege und Forschungstendenzen für eine künftige Kulturpsychopathologie 
aufweist, so ist mit der Form und in der Form seiner Darstellung doch 
schon ein reicher Inhalt mitgegeben. Da er ein guter Kenner und ein 
feinsinniger Versteher kultureller Werte in Kunst und Dichtung ist, da er 
zudem psychopathologische Erscheinungen nicht nur schildern, sondern 
auch werten kann, so ist er berufen, einmal die pathologischen Auswir- T 
kungen im Kulturellen und die kulturellen Auswirkungen am Pathologischen k 
großzügig für unsere Zeit zu umreißen. Er selbst glaubt, daß dazu der 
Kulturpbilosoph gehöre. Aber schon das Beibringen von Erfahrungsdingen 
ohne intuitive Schau, so gedacht, fixiert, geordnet und in den Gesamt- 
rhythmus des gesunden und kranken seelischen Daseins eingefügt, wie os 
hier geschieht, bedeutet eine Tat. Birnbaum wird diese Grundzüge. 
einmal zu einem Lehrbuch ausweiten, äußerlich und von innen her. 


Kurt Singer. 


Sternberg, Josef Skoda, Meister der Heilkunde. Band VI. 92 8. | 
Wien 1924, Julius Springer. M. 2,—. 


70 S. München zii 


Den anderen Darstellungen aus der Reihe der Meister der Heilkunde 
folgt hier die Darstellung des Lebens und Wirkens des deutschen Begründers 
und Ausgestalters der Auskultation und Perkussion. Sternberg schildert 
in sehr lebendiger Weise, wie sich Skoda gegen den Willen der Fakultät 
durchsetzte, wie er den Widerstand, der ihm die Arbeit und das Vorwärts- 
kommen erschwerte, zunichte machte, und wie er sich durchrang. Es ist 
für jeden Arzt, heute mehr denn je, eine sehr lehrreiche Lektüre und 
namentlich der ärztlichen Jugend dringend zu empfehlen. Die Ausführungen 
über die medizinischen Zeitströmungen zeigen, daß der Verf. sich die 
historische Entwicklung der Medizin im 19. Jahrhundert ganz zu eigen 
gemacht hat und daß er sie vortrefflich darzustellen weiß, 


Grober (Jena). 


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BE - Kongreß- und 
eo Leipzig. ` En ee 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 17. Juni 1924. u ba 
PE Payr hält an Hand zahlreicher Projektionsbilder einen Vortrag ‘über 
- die Mastdarmfistel. Solange es sich um oberflächlich -gelegene oder solche, 

- die höchstens in der Mitte des Sphincter- externus münden, handelt, ist- 
= ‚gegen die wohl überall gebräuchliche Spaltung mit der Verwandlung eines’ 
Kanals in eine durch Granulationsgewebe von der Tiefe her allmählich aus- 
= heilende Rinne nichts einzuwenden. Anders, wenn es sich. um'hohe. Mündung - 


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 muskels handelt: Noch ernster. wird die Gefährdung der Afterschlußfähig- 
- ‚keit, wenn es sich um sog. Hufeisenfisteln handelt. ‚Man steht hier vor 
-wei sebr ernsten Gefahren:- Entweder heilt ‘die ‘Fistel nicht aus (etwa 
-  -88%) oder der Eingriff hinterläßt däuernde, allerdings dem Grade, nach. 

verschieden schwere Schlußunfähigkeit. Die. Ansicht, daß einfache, zur‘ 


;'Faserrichtung senkrechte Durchtrennung des äußeren Schließmuskels ` un- 


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Ze ‘die Stelle der Durchtrennung an. ‚Die Versorgung durch die. Äste des 
0 a: N pudendus: erfolgt bilateral symmetrisch. Rein dorsal ist, eine sog. 


‚Außerdem hinterläßt die Spaltung ` eine mehr oder ‚minder breite binde- 

- © heblich hemmt. Man hat in neuerer Zeit vielfach versucht, die Fistel 
. möglichst vollständig herauszuschneiden, die entstandene große und tiefe 

č =.. > Wunde durch versenkte oder. alle ihre Schichten umfassende, ev. mit-Draht 
`. gelegte Nähte zu schließen. ‘Der Erfolg ist nur einem Teil der Fälle þe- 


0: - nieht selten wird man durch bedenkliche. entzündliche Erscheinungen ge- 


=,” zwungen, die Operationswunde teilweise oder ganz zu eröffnen. Das Rezidiv `. 


E des Grundleidens ist dann kaum zu vermeiden. Das grundsätzlich an- 
-<` sprechende Verfahren der Auspräparierung der Fistel bis zum, Mastdarm 
J . mit Umstülpung des isolierten .Fistelschlauches. in den Mastdarm mit Ab- 
i> -, bindung und Abtragung . (v. Hacker, König) gelingt bei ganz.. hoher 
Fos Mündung keineswegs sicher. ‘Der Vortragende hat seit Jahren bei solchen 
Se  :. schwierigen Fällen gelegentlich von der Plombierung der Tiefen und. 
ii > dureh das Zurückweichen der in das Infiltrat mit einbezogenen Levator- 


I, : -"fasern oft ganz erstaunlichen Umfang gewinnenden Wundhöhle mit breiten, 
"7 "Aus der Nachbarschaft gewonnenen Fettlappen, wie es kürzlich von, 


a -Kirchmayr empfohlen worden ist, mit allerbestem Erfolg Gebrauch gemacht. 
~ ` Der Fettlappen wird in die Tiefe des: Wundbettes spannungslos eingelegt, 
'..  ,. die Haut darüber durch einige Lagerungsnähte mit Silberdraht "etwas. zu- 


>  strebten Ziele zu unterscheiden: 1. Eingriffe zur Behebung der Beschwerden; 

~ 2 zur Korrektur der fehlerhaften Stellung der großen Zehe und 3. zur 
Besserung des gleichzeitig bestehenden Spreizfußes. Bei jüngeren Personen 
‚Wird man, wenn irgend möglich, die Vereinigung aller dieser Forderungen 


chronisch entzündeten Schleimbeutels.und Abmeißelung der ihn bedingenden 
Exostose erzielt. Viele Kranke sind völlig zufrieden, wenn sie ihre Schmerzen 


„Nach technischen Gesichtspunkten lassen sich die H. v.-Operationen folgender- 
„Maßen sichten: 1. Abtragung der Exostose und Herausschneidung des’Schleim- 

~ „beutels; 2, Osteotomien am Mittelfußknochen a) am Köpfchen, b) am Schafte, 
2: 9 an der Basis; 3. operative Eingriffe an der Gelenkkapsel, Reffungen an 
„der medialen Seite; 4. die sparsame oder totale Resektion des.l. Metatarso- 


| 
) 
Phalangealgelenkes, gegebenenfalls mit Maßnahmen zur Arthroplastik (Faszie - 
~ Odor Fett); manche erstreben nach der Resektion knöcherne Ankylose; - 
| Er Sehnenverlängerung, Sehnen- und Muskelverpflanzungen, letztere als 
| 


Grundlage einer allmählich 'erfolgenden funktionellen Korrektur der Miß- 


. Ger Anzahl von Fällen mit sehr befriedigendem Erfolg bei leichteren’ und 
o e relechvoren Fällen geübtes Verfahren, dessen, Angriffspunkt Gelenk- 
tapsel und -bänder sind, allerdings’ nicht im Sinne einer vermehrten 


En Rs Extensorenverlängerung die große Zehe zwar gut geraderichten ließ, 
Ze die Neigung behielt, in die fehlerhafte Stellung zürückzufedern. 


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ajoi iagt 0" 1924 — MEDIZINISOHE KLINIKE —'Nr.32. 


Vereins-Berichte. 


am oberen Rand des äußeren oder gar im Bereich des inneren Scohließ-.. 


= *gehädlich sei, trifft sicherlich nicht ausnahmslos zu. Es kommt auch auf 


-© _ - neutrale. Zone, aber gerade in ihr ‘münden die Fisteln so gut wie nie 


| 
we  ‚gewebige Narbe, die als inaktive Zóne den Schließvorgang. des Afters er 
| 


: ` 1gehieden. Die Gefahr der Wundinfektion ist doch eine. nicht unerhebliche, i 


= im Mastdarm kann gemacht werden,. ist jedoch meist gar nicht notwendig. 
“  , Payr: Über Hallux valgus-Operationen. Die operativen ‘Methoden . 

= aur Behandlung des Hallux valgus (H..v.) haben. sich in den letzten Jahren 
in ganz erheblichem Maße vermehrt. Man hat einmal je nach dem er- 


a 
| 
+7 , sammengezogen, jedoch nicht dicht geschlossen. Eine Naht der Öffnung 


‚anstreben. Beschwerdelosigkeit wird oft schon durch Ausschneidung des- 


los sind, verzichten auf eine ideale Stellungsverbesserung der großen. Zehe. — ; 


r z iae ; 6. kombinierte Verfahren. — Nach einer Kritik der grundsätz- 
`: - Jiehen Ziele dieser Behandlungsmethoden. schildert Vortr. ein von ihm in 


es 4 panig an der medialen, sondern einer Entspannung an der- 
.. oralen Seite. Vortr. hat. oftmals, die Beobachtung gemacht, daß sich 


ar Ri: suchte und fand die Ursache ‘für dieses Verhalten in einer sehr. 
„„eblichen Schrumpfung der Ligg. cöllateralia an: der Außenseite des. 


r Di H a $i + 1 we Pe Da a: a eh re Fa S 
» R \ ur i + T i ’ s Ba i a r . 


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Gelenkes, einschließlich der gesamten: Verstärkungsbänder der fibrösen 
‚Kapsel. Auch ein Band zwischen lateralem Sesambein und Kapsel trägt 
mit zur Erhaltung dieser 'krankhaft: vermehrten Kapselspannung bei. Die 
"Gelenkkapsel wird vom. Dorsum her ausgiebig unter Erhaltung und Beiseite- 
_ ziehen der Strecksehnen gespalten, durch Abziehen der Haut der ganze 
"laterale ‚Kapselabschnitt dem Auge-zugänglich gemacht und, dem Gelenk- 
-spalt folgend, bis an die Beugeseite und das laterale Sesambein gespalten. 
Nun läßt sich die große Zehe ‘ohne große Mühe geraderichten und bleibt 


nach Abtragung der Exostose, ohne jede weitere Maßnahme ganz von selbst 


in: dieser Stellung. Der Eingriff besteht. also aus Schleimbeutelexzision, 


Abmeißelung der Exostose und ausgedehnter Kapselbänderdurchschneidung, 


"ev. Exzision an der lateralen Gelenkseite. ` Fälle mit einem Ablenkungs- 
“winkel: bis 45° sind durch diesen einfachen Eingriff noch gut zu be- 


herrschen. — Der Unterschied. zwischen den Weichteiloperationen samt 


Exostosenbegeitigung und den. Osteotomien -ist insofern für ‚den Kranken 


ein sehr beträchtlicher, als er. 8—10-Tage. nach dem Eingriff bei Einhaltung 


‘des ersteren Heilplanes den Fuß wieder belasten. kann, während die 
` Knochendurchtrennung, .will. man deforme Heilung sicher vermeiden, einen 
mehrwöchigen Schutz vor stätischer Belastung beansprucht. — Vortr. be- 


spricht im Anschluß‘ an epidiaskopische Demonstration der Technik eine 
große Anzahl von wichtigen Fragen: Einfluß des Schuhwerks für die Patho- 


' genese, Art der Behandlung, Ursachen von Rückfällen usw. 


Aussprache: Sonntag führt bei H. v. nur ausnahmsweise: Osteo- 
tomie aus und geht in der Regel folgendermäßen vor: dorsaler Längsbogen- 
schnitt; Exstirpation des Schleimbeutels. ‘Abtragung des Knochenvorsprungs, 
Durchtrennung der geschrumpften Weichteile innenseits und Raffung außen- 
seits. Verlagerung und ev. Verlängerung der Strecksehnen; besonderer 
Wert wird gelegt auf. orthopädische Nachbehandlung: redressierender Ver- 


: band bzw. Bandage mit Einlage zwischen 1. und 2. Zeho und. Außenschiene 


sowie geeigneter Schuh und. ev. Einlage. — Schede stimmt Payrs An- 


. sicht zu, daß die Hindernisse für die Beseitigung des H. v. in der Sohlen- 
muskulatur . liegen. Der H. v. ist ebenso wie die Kontraktur des'Groß-_ 
zehengrundgelenkes eine direkte Folge der Fußsenkung, denn er ist ver- 


ursacht durch die passive Spannung der Flexoren. Dementsprechend läßt 


sich. auch sowohl der H. v. als. auch die Kontraktur . durch Redressement 


des Fußes völlig beseitigen. Voraussetzung ist, daß die Gelenkverände- 
rung noch nicht zu weit, fortgeschritten. ist und daß das Redressement 
wirklich vollständig ist. — Hoffmann (Gurnemanz) möchte die‘ neue 


| Operationsmethode Payrs'nur für. leichte Fälle als ausreichend‘ erachten. 


Ziel jeder H. v.-Operation muß neben Beseitigung der Deformität Auf- 


"richtung des stets eingesunkenen Quergewölbes sein. Dem trägt‘ die 
| Hohmannsche Operation allein Rechnung in Verbindung mit der des 


Quintus varus, die in zahlreichen Fällen mit bestem’ Erfolge‘ ausgeführt 
wurde. Auch dieser Eingriff „läßt -sich ambulant in örtlicher Betäubung 
mit ' sehr gut passendem Gipsverbande unter Herausarbeitung des Quer- 


gewölbes vornehmen. ‘Dauer bis zur Gehfähigkeit etwa 4 Wochen. Gefahr. 


der Versteifung des Großzehengrundgelenkes bei Durchtrennung lateral: von 
‘Kapsel ünd Bändern bei älteren Patienten! Haupterfordernis ist die Nach- 


‘behandlung: Bäder, Massage, aktive-und passive Übungen sowie- Zelluloid-- 


'stahldrahteinlagen nach Lange mit. scharf herausgearbeitetem Quergewölbe 
unter fester Fassung .des Mittelfußes. Stets einfache Nachtbandage in 


Form- eines kräftigen Bandes über dem Mittelfußköpfehen - mit volarer 
“.Pelotte unter. den Metatarsen.II—IV, die in leichten Fällen in Verbindung 


mit Übungen und den vorerwähnten Einlagen eine Operation. stets erübrigt. 
u | Zu Ä i Weigeldt, 


Ta D is "Prag. a | 
' Verein deutscher Ärzte. Sitzung. vom 13. Juni: 1924. 
Herrmann-Reiser: G. Herrmann, berichtet. über die Subokzipital- 


. punktion (Punktion der Cisterna magna nach Ayer) und die von Sicard 


und Forestiera angegebene Methode der Injektion von Lipiodol (400/,iges 


_ Jodöl) zum Zwecke der röntgenologischen Darstellung vom Verschluß des 
. Wirbelkanals bei Tumoren. Besprechung der Vorteile für die Höhendia- 


‚gnostik: Zur Bestimmung der oberen Grenze der Rückenmarkstumoren ist 


das Verfahren unerläßlich. Besprechung der Gefahren: 1.' Durch die 


Punktion selbst wird’nur ganz ausnahmsweise eine Gefahr bedingt. Hin- 


` weis auf den einzigen darüber bekannt gewordenen Fall Pf isters!), der 


bei einem Falle vorübergehende schwere Atemstörungen sah.‘ 2. Die. von 


"den übrigen Autoren. geschilderten Beschwerden nach der Lipiodolinjektion 


(Kopf- und Nackenschmerzen und Temperatursteigerungen durch mehrere 
Tage) sind. u. a. durch eine ähnliche reaktive Entzündung bedingt, wie 
ich sie als Folge der Lufteinblasung. nachgewiesen habe. In einem Falie 


1) M. m. W. 1924, 8. 608. 


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. können, allerdings ungleich seltener: so z. B. Infektionen mit Angehörigen 


1126 1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 32. 


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von Verdacht eines Verschlusses durch chronische Meningomyelitis luetica 
erzeugte die Methode eine vorübergehende starke Verschlimmerung mit 
Temperaturerhöhung und hochgradiger Zellvermehrung im Liquor (3000). 
Ghon: Ein Fall von. Lymphogranulomiatose bei einer 24 jährigen 
Frau, die seinerzeit im Anschluß an ein Puerperium eine Anaemia perni- 
ciosa überstanden hatte. Die Sektion ergab: Lymphadenitis und Peri- 
lymphadenitis granulomatosa fibrosa der inneren inguinalen und iliakalen 
Lymphknoten beiderseits, stärker links als rechts, der paraaortalen Lymph- 
knoten, der retromediastinalen, der unteren und: oberen tracheobronchialen 
Lymphknoten rechts und der rechten paratrachealen Lymphknoten, im 
allgemeinen an Intensität der Veränderungen kranialwärts abnehmend; 
gleiche Veränderungen in: den peripankreatischen, lienalen und portalen 
Lymphknoten und in den Lymphknoten des unteren Mesosigmoideum und 
des Periproktium; vereinzelte augenscheinlich jüngere metastatische Granu- 
lomherde im oberen Pol der Milz, ziemlich reichlich jüngere kleinere und 
fibröse größere Herde in der Leber, ziemlich viele Granulomherde in der 
Harnblase und ein kleiner subpleuraler Herd in der medialen Fläche des 
rechten Unterlappens. Außerdem fand sich bei der Sektion: Amyloidose 
mit Sagomilz und Nephropathia amyloidea, allgemeine Anämie mit himbeer- 
farbenem Knochenmark und Hydrops universalis. Der Primärinfekt für die 
Granulomatose wurde bei der Sektion nicht gefunden: in Betracht kam 
dafür nach dem Sektionsbefund nur die untere Körperhälfte. Die Haut 
konnte deshalb ausgeschlossen werden, weil die schwersten und ältesten 
Veränderungen die linken inneren ingninalen Lymphknoten zeigten, die 
äußeren inguinalen beiderseits zum Teil überhaupt frei von Veränderungen 
waren, zum Teil anatomisch jüngere und nur herdförmige Veränderungen 
zeigten. Die Veränderungen der Lymphknoten sprachen demnach für das 
Genitale oder den unteren Darm als Eintrittspforte. Die Veränderungen 
der Anämie waren anatomisch die einer schweren sekundären Anämie, 
Ghon und R. Fischl: Ein Fall von Meningitis durch ein Kapsel- 
bakterium bei einem Säugling. Ghon: Der 41/, Monate alte Säugling 
zeigte - bei der Sektion neben einer eitrigen Meningitis mit Pyozephalus 
noch eine rechtsseitige eitrige Pleuritis mit reichlichem Exsudat, lobulär- 
pneumonische Herde in den Unterlappen und einzelne Abszesse der Lungen. 
Bemerkenswert erschien der Fall zunächst dadurch, daß die gefundenen 
pathologischen Veränderungen ätiologisch verschiedene Prozesse waren: im 
Exsudat der Pleuritis fand sich reichlich Streptococcus mucosus, weniger 
reichlich Bacterium coli, im Exsudat der Lungenabszesse ausschließlich 
Staphylococcus pyogenes aureus, und im Exsudat der’ Meningitis aus- 
schließlich ein Kapselbakterium. Weiter dadurch, daß die Meningitis durch 
ein Kapselbakterium verursacht war, dessen Bestimmung noch nicht voll- 
ständig abgeschlossen ist, das sich aber vom Bacterium pneumoniae (Fried- 
länder) in einigen Punkten unterscheidet, vor allem im Verhalten gegen- 
über den Kohlehydraten. Die Bestimmung der Angehörigen der Kapsel- 
bakterien bereitet bekanntlich Schwierigkeiten. Als Erreger von eitriger 
Meningitis kommen sie selten in Betracht. In letzter Zeit sind einige 
solche Fälle beschrieben worden. Bemerkenswert erschien der Fall schließ- 
lich noch dadurch, daß es sich um keine frische tödliche Meningitis handelte, 
sondern um eine ältere, die nach den klinischen Untersuchungen schon 
2 Monate gedauert. hatte. Dementsprechend war auch der anatomische 
Befund: neben dem mächtigen Pyozepalus, der seinen längeren Bestand 
durch eine förmliche pyogene Membran an der Wand der Ventrikel doku- 
mentierte, fanden sich ältere eitrige Exsudatmassen mit Lipoiden in der 
Cisterna cerebello-medullaris und inselförmige, milchweiße, fibröse Herde 
als Narbenreste von Exsudat an der Konvexität, Daß eitrige Meningitis 
auch chronisch werden kann, oft auch rekrudesziert und vielfach sogar 
ausheilt, ‚wissen wir von der Meningitis Weichselbaum. Ich kenne aus 
eigener Erfahrung aber auch Fälle anderer Ätiologie,. die Gleiches zeigen 


färbten Eiter, in dem sich mikroskopisch Eiterzellen, aber keine Mikroben 


ein, der ‘Harn bot keinen pathologischen Befund dar, das Kind zeigte 
starken Opisthotonus. Die neuerliche Lumbalpunktion bot einen ähnlichen 
Befund wie die erste; an dieselbe wurde eine Spülung des Lumbalsackes 
. mit physiologischer Kochsalzlösung geschlossen, die von Zunahme der 
‚ Krämpfe gefolgt war. Später beobachteten wir Ungleichheit der Pupillen 
boi sehr träger Reaktion derselben. Eine dritte Lumbalpunktion war 
ergebnislos, so daß Verwachsungen angenommen werden mußten. . Die 
Untersuchung des Augenhintergrundes .durch Herrn Dr. Braun von der 
Augenklinik lieferte ein negatives Ergebnis. Im Harn waren keine Fried- 
länderbazillen zu finden. Da die Hirndruckerscheinungen sich steigerten, 
die Patellarreflexe starke Steigerung darboten und wiederholtes zerebrales 
Erbrechen sich einstellte, nahm Prof. Hilgenreiner die Ventrikelpunktion 
vor, die etwa 15 cem trübe Flüssigkeit lieferte, in der sich 1300 Zellen im 
Kubikmillimeter, Nonne-Apelt I. Phase stark, zweite schwach positiv, fanden, 
und positive Diazoreaktion bestand. Diese Ventrikelpunktionen wurden im 
ganzen viermal vorgenommen und lieferten stets mäßige Mengen trüben 
Liquors, welcher positive Hämolysinreaktion zeigte und Friedlähderbazillen 
enthielt. Später wurde der bis dahin negative Babinskigeflex positiv, an 
der Muskulatur der unteren Extremitäten stellten sich starke Adduktoren- 
spasmen ein; die von Dr. Charousek von der deutschen Ohrenklinik 
vorgenommene Untersuchung der Ohren lieferte ein negatives Ergebnis. 
Das Abdomen bot kahnförmige Einziehung, über ‚den Lungen fand sich 
jetzt auch links Verkürzung des Perkussionsschalles ohne auskultatorische 
Erscheinungen, die Atmung war sehr beschleunigt, der Puls fliegend; die 
neuerliche Untersuchung des Augenhintergrundes durch Prof. Löwenstein 
‚ergab beiderseitige Trübung der Papilla nervi optici. Im Anschluß an 
eine der Ventrikelpunktionen wurde eine Spülung mit Rivanol vor- 
genommen, auf die das Kind mit großer Unruhe reagierte. Wegen starker 
nächtlicher Agitation und Wirkungslosigkeit des bisher gegebenen Chloral- 
hydrats wurde ein Versuch mit Hypnodonan gemacht, indem das Kind 
1/4 Tablette davon erhielt. Es trat 4stündiger ruhiger Schlaf ein, doch 
stellte sich am nächsten Tage ein großfleckiges Erythem im Gesicht ein 
"und dem Mund entströmte ein eigentümlicher süßlicher Geruch. Eine 
flüchtige Fazialislähmung der linken Gesichtshälfte, wohl als toxisch auf- 
zufassen, verlor sich innerhalb weniger Tage. Eine ausgedehnte Phleg- 
mone des rechten ÖOberschenkels, in deren Eiter sich Staphylococcus pyo- 
genes aureus fand, Zunahme der Krämpfe, starke Schweißbildung am ganzen 
Körper, dauernder Verlust des Bewußtseins und eine terminale Pneumonie 
bildeten den Schlußakt des traurigen Verlaufes. Dazu gesellten sich spär- 
liche bis linsengroße Blutungen ‚in der Gesäßgegend, die im Zentrum be- 
ginnende Nekrose zeigten, und unter diesen Symptomen erfolgte der Tod 
am 47. Tage der Beobachtung. Die Suche nach der Infektionsquelle blieb 
resultatlos, die Suche im Rachenschleim und Nasensekret der Mutter,. die 
keinerlei Krankheitserscheinungen darbot, auf Friedländerbazillen, lieferte 
ein negatives Ergebnis. Die literarische Ausbeute solcher Vorkommnisse 
beim Säugling ist sehr gering. Außer einer aus dem Jahre 1907 stammenden 
Beobachtung von Noeggerath, dessen Fall in seinem trainanten Verlauf 
mit dem unsrigen .eine große Ähnlichkeit zeigte und durch den Bacillus 
‘coli immobilis capsulatus Wilde verursacht war, sind in allerletzter Zeit 
zwei Fälle von Elias mitgeteilt worden, von denen der eine ausheilte. 
Derselbe erlag später einer Pneumonie und bot bei der Sektion leichte 
_Wucherungszustände in der Glia. Der andere, welcher nach 62 tägiger 
Dauer seinem Leiden erlag, zeigte den fast analogen Befund wie unser 
Fall. Nach mündlicher Mitteilung des Herrn Gottlieb Salus sollen in 
letzter Zeit in Prag häufiger Fälle von Infektion mit Friedländerbazillen 


der Gattung Streptokokkus. vorgekommen sein und es wäre wohl möglich, daß die schlechten Wohn- 


Diese Tatsache hat mehr als theoretisches 
Interesse. 


Rudolf Fischl: Mit den Bemerkungen über den klinischen Verlauf 
des Falles von Meningitis durch ein Kapselbakterium, dessen interessanten 
pathologisch-anatomischen und bakteriologischen Befund Ihnen Herr Ghon 
geschildert hat, kann ich mich ganz kurz fassen. Es handelte sich um 
das dritte Kind; das erste war an Masern, das zweite an Krämpfen ge- 
storben. Die Familie bewohnte in den letzten 2 J ahren ein Massenquartier, 
in welchem 20 Familien in einem feuchten Raume zusammenlebten. Das 
Kind war ausschließlich gestillt worden und litt seit 3 Tagen vor der im 
Alter von etwas über 2 Monaten erfolgten Aufnahme an Krampfanfällen. 
Wir fanden bei ihm träge Pupillenreaktion und beobachteten das häufige 
Auftreten tonischer Krämpfe, während welcher das Bewußtsein erlosch, 
die Pupillen sich ad maximum erweiterten und reaktionslos wurden, und 
die Atmung sistierte. Während des Anfalles bestand Zyanose, die nachher 
starker Blässe wich. Die Temperatur war hoch fieberhaft. Die große 
Fontanelle war gespannt, die Lumbalpunktion ergab dicken, grünlich ge- 


kommen des Infektes eine Rolle gespielt haben. 


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Wien. 
Seminarabende des „Wiener medizinischen Doktorenkollegiums“. 
24. März 1924. 


Lues, 
Referenten: Kyrle, Mucha. 


Ist die Wismutbehandlung der Syphilis ein wirksames Verfahren? 

Die Erfahrungen, die wir mit der Wismutbehandlung gemacht haben, 
erstrecken sich auf eine verhältnismäßig kurze Zeit, so daß es noch nicht 
möglich ist, ein abschließendes Urteil über den Wert derselben zu fällen: 
Die Wismutbehandlung wurde von französischer Seite eingeführt und wurden 
die Präparate Trepol und Novotrepol angewendet. Kurze Zeit hernach hat 
sich die ‘deutsche Industrie der Herstellung der Wismutpräparate be- 


10. August 


fanden. Aus dem Punktat wurden im Hygienischen Institut Friedländer- 
bazillen gezüchtet. Im weiteren Verlaufe wurden die Krampfanfälle seltener _ 
und schwächer, .es stellte sich eine Dämpfung in der rechten Thoraxbälfte ` 


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verhältnisse und der dichte Belag des Massenquartiers bei dem Zustande- ' 


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19%4 — MEDIZINISCHE É ae Den EI 


 miächtigt‘ ande haben ‘wir bereits eine Reilio. derselben, ' welehe den? franzd.. | 
..,sischen gleichwertig sind. Die Wismutbehandlung . kann: ganz. ‚Wesentliches” 
‚leisten. Das Wismut wird in Form öliger Susponsionen- intramuskulär ap- 
` piziert, 2- bis 3mal in der Woche, in- der, Einzeldosis I bis 3’com. Wir 
haben das Wismut inder größten Mehrzahl der. Fälle’ mit Neosalvarsan , 
| “verwendet. Es hat sich gezeigt, dab vorhandene: luetische Erscheinungen : 
rasch zum Schwinden kommen, rascher, als. wenn ‘eine reine Quecksilber: - 
~ "behandlung eingeleitet wird. Die Spirochäten. pflegen nach. der 2.,-in re-, 
..sistenten Fällen nach der 3. oder 4. Injektion zu ‚verschwinden.. Mitunter - 
‚wird erst am Ende der Kur oder nach derselben ein Umschlag der Wa. Ro 
- beobachtet. Bemerkenswert ist, daß Liquorveränderungen durch Wismut 
` allein eine Sanierung erfahren. Was die Verträglichkeit: der Wismutpräpa- 


Belvarsatterapie ist das ‚Medikament zwar, ein. Nirksaner: Faktor, rotidem 
-gibt es Fälle, wo Versager' vorkommen; ‚was nach dem vorher: ‚Angeführten 
‚begreiflich ist. .Das Streben: nach Schaffung: neuer Präparate ‘ist begrüßens- 
‚wert, trotzdem sind` jedem- Mittel Grenzen gezogen, sobald die Krankheit 
bereits. festgewurzelt ist. Hier ‘setzt die unspezifische: Behaudlung' ein. Es 
‚wird :eine Reihe von Fällen gebön, wo. man mit den- spezifischen. Mitteln 
nicht zum Ziele kommen wird. ‚Darauf beruht die gang unspeäiische Be- 
nn "der ‚Syphilis, ee 0 
| Welche Mittel dienen der unspezitischen Behandlung? - 
‚Schon bei: den früher üblichen Präparaten. haben ` wir: unbewaßt ün- 
spezifisch. "wirkende: Komponenten” verwendet. Es‘ waren dies die Vehikel, 


‘rungen. im Organismus, ‚die. sich: in ‚Veränderungen- .des Biutbildes äußern. 
- vertragen werden als die Quecksilberinjektionen. Stomatitiden' treten zwar, 


"ebenfalls auf, dieselben sind aber weniger . schwer als die Quecksilber- | 
"stomatitiden. Von anderer Seite wird auch ein. günstiger Erfolg bei. visze-~- 
taler Lues gemeldet. Die allgemeinen Schädigungen anlangend wäre: "her- | | 


vorzuheben, daß Nierenschädigungen im Sinne von Albuminurie‘ äußerst‘ ‘gehende Veränderungen im :Blutbilde, ferner. entstehen recht. stürmische 


» selten sind. Trotzdem kann mitunter ein schwerer ‚desguamativer Katarch "Reaktionen, bedeutende Temperatursteigerungen. ‚Gerade diese stürmischen 
a Nieren mit Zylindrurie auftreten; es sind dies aber. passagere Erschei- 


‚nüngen, die höchstens 2 bis 3. Monate: die Kur übérdauern. ‘Es ist jeden: 
E notwendig, eine genaue Kontrolle ‚des Urinsediments durchzuführen. 
: Sobald schwere Nierenschädigungen nachweisbar sind, empfiehlt es sich, die . 
- Kur.zu unterbrechen. Es zeigt‘sich bei einer -Wiederholung der Kur, daß 
‚bei-der zweiten Kur die Nierenveränderungen geringer zu. sein pflegen als. 
bei :der ersten. Rezidiven werden auch nach Wismutbehandlung :beob- 
“achtet, ihre Zahl ist - keine größere als bei. anderen Behandlungen. Zu- 
. sammenfassend wäre hervorzuheben: Die‘ "Wismutbehandlüng ist der Queck- 
'silberbehandlung überlegen, da dieselbe geringere. Veränderungen hervorruft. 
. als 'die letztere. In Fällen, wo Hg oder Salvarsan nicht vertragen werden, 
- werden wir zum Wismut greifen. Wir ‚sind mit der Wismutbehandlung 
noch nicht über das Erprobungsstadium hinaus.: Für Fälle, die bereits 
ausgiebig mit Hr und Salvarsan behandelt worden waren, kann man Wis- . 


Mittel ist die. Kuhmilch. .Dieselbe wird in der Menge von 2 bis 20.cem 


„stalten ‚durch Verwendung einer entgifteten Milch: von ‘Dr. Seidl oder des 
-Aolans, die im -Handel in Phiolen erhältlich sind. Ein anderer Weg hat 
darin bestanden, ‚daß man ‚sich bestrebt hat, nur einzelne Bestandteile der 
Milch’in. Anwendung zu bringen. Hierher gehört, ‚das .Caseosan. Dasselbe 
ist ‚eine gebrauchsfertige, sterile '’Kaseinlösung in Phiolen, welche. intra- 
. venös 0,5 bis 1,0 cem appliziert werden kann: Von vielen Autoren wird 


‚selben am intensivstön: sind: Wir konnten uns davon überzeugen, , daß in 
vielen Fällen bei sehr‘ resistenter Wa.R. durch: Hinzufüguug der. Milchinjek- 


"Resultate erzielt werden konnten.. Dann würden. von: Bakterientoxinen das 


wendet. - - Hierher gehört ‚noch das Vakzineurin, an welches sich. das von 


mut wählen. Die Wahl der Präparate ist gleichgiltig, da dieselben ziemlich Wagner- -Jauregg empfohlene‘ Tuberkulin. anschließt. Durch die Einver- 


gléiohwertig sind. Wir haben: mit Bismogenol gearbeitet. Dieselbe Wir- 
. kung kann man auch mit dem von Bayer dargestellten Präparat erzielen. 
" Auf èine entsprechende Frage. äußerte sich ‘der Ref., daß er vorläufig es. 
nogh: nicht unternehmen würde, eine Abortivkur mit einem! Wismufpräparat 
durehzuführen, da die bisher orprobten Präparate, (Hg, SRI Varsan) verläß- 
liche Resultate ergeben. | d 
Was verstehen wir unter unspezifischer Behandlung der ‚Syphilis? 


.- Wir sprechen von unspezifischer Behandlung im Gegensatz zur spo- 
zifischen. Das Quecksilber und Salvarsan werden als spezifische Heilmittel. 
bezeichnet, da bei Anwendung: dieser Mittel. die Symptome’ sich rasch rück- 
Bilden, Bei den unspezifischen Mitteln. hingegen sehen wir keine prompte 
. Veränderung der Symptome. Man darf'die spezifischen und "unspezifischen I 
"Mittel "nicht entgegenstellen,‘ sondern wir :müssen dieselben ` als- Kombina- ` 
tionsverfahren anwenden. Mit dem unspezifischen Verfahren wollen wir den 
‚ganzen Organismus zur Heilung. heranziehen. Zum unspezifischen Verfahren . 
„sind wir gekommen durch die. Erkenntnis, daß trotz korrekter spezifischer iu 
“Behandlung in einer Reihe von Fällen keine Heilung ‚eingetreten war. Die 
-von Ehrlich angegebene Therapia sterilisans“ magna gelingt ` nur in der 
. Primärperiode der Syphilis,' wir können ‚jedoch mit dem:'gleichen, Verfahren 
‘in der Sekundärperiode nicht dieselben Erfolge erzielen. Auf Grund dieser 
Erkenntnis entstand die Aufgabe, nachzuforschen, ob’ sich ' nicht andere 
‚Wege auflinden lassen. Bei älteren Fällen. von Syphilis hat man’sich‘in 
der. Folgezeit bemüht, das. Salvarsan zu aktivieren. "Hierauf ist die Emp- 
-fehlung des Siiherealyarsane, sowie die Linsersche Mischspritze, bei.der ` 
 Neosalvarsan und Novasurol zugleich. appliziert; ‚werden, zurückzuführen, | 
Hierdurch soll eine höhere Wirkung, eine Aktivierung .des’ Salvarsans er- 
‚folgen. Wir sind jedoch der Meinung, daß: letzteres niemals gelingen werde 


leibung: so komplizierter Eiweißkörper beabsichtigt man, eine Reaktion’des 


‚schließt. sich mit Rücksicht auf: den Gelatinegehalt das Mirion, "welches 
inträmuskulär ‚oder auch intravenös in der Menge von 2 bis 5 cem ange: 
wendet wird, an. An das Mirion seien das Terpentinöl, das Terpichin, das 


des. Blutbildes : sowie zu Änderungen im kolloiden System führen. — Auf 
einige an Ref.. gerichtete Fragen antwortete derselbe’ ‚folgendermaßen : Wir 
behandeln. immer im sekundären Stadium kombiniert, spezifisch gleich- 
zeitig. Wir geben Salvarsan, welches die größte Zahl der : ‘Spiröchäten be- 


. vorgeschrittene Syphilis in Ordnung zu bringen, geben wir. dem Organismus 


das-Spezifikum, eine andere- Basis für 'seine Einwirkung findet. Unsere 
Resultate sind dadurch, daß wir das ‚Prinzip‘ der unspezifischen -Irritation 
des Organismus ‘anwenden, zufriedenstellende. “Bei. der Milchbehandlung, 
reagieren die Patienten mit: Fiebertemperaturen. und: Hyperleukozytose, 
. ebenso reagiert der Organismus , ‘durch Mirion mit einer’ Leukozytose, Es 


darstellt, da trotz’ fieberhafter Reaktionen Rezidiven und Mißerfolge. beob- 
achtet . wurden. Bei: genauerer. Untersuchung ergab : sich, daß’, „manche 
Menschen trotz Fieber keine Hyperleuközytose, sondern sogar “eine Leuko- 


'4.B. das Paraffinum liquidum. Diese Vehikel ‘allein’ bewirken -Verände- 


In viel höherem. Maße, rufen Veränderungen im. Organismus artfremde Ei- 
weiße hervor. Das erste für die unspezifische, Behandlung der-Lues dienende 


. parenteral, i. e.. intraglutäal injiziert. Die. Folgen derselben sind weit- 


"Reaktionen ‚haben dazu. geführt, die‘ Milchinjektionen reaktionsloser zu, ge- 


‚ der natürlichen‘ Kuhmilch der Vorzug gegeben, da die Reaktionen bei der- 


tionen in. der Menge. von 10 bis 15.cem zur spezifischen Behandlung bessere‘ 


.Glyzerin angereiht. Schließlich seien noch. für die unspezifische Behand- 
lung zu erwähnen: der Aderlaß, die ‚Injektionen ‚von Eigenserum,, die In-' 
‚jektion von ‚hypertonischen Salzlösungen; welche ebenfalls zu. Änderungen 


‚seitig Hierdurch werden die Symptome eliminiert. Die’Zeiten sind aber 
vorü er wo wir. uns ' nur. nach dem. klinischen Bilde richteten. Um eino- 


gleichsam, einen Stoß, wodurch wir den Boden verändern, umackern, so daß 


‚hat sich herausgestellt, daß das ‚Fieber. den alleinigen Heilfaktor nicht. 


Streptokokken“, das Staphylokokken-, das "Typhustoxin intravenös ange- . 


‘Organismus zu. provozieren. In derselben Absicht, bat man ‚ferner Deutero- - - 
'albumosen, ‚Natrium nucleinieum und das Phlogetan subkutan -oder intra- 
muskulär in'.Dosen. von 2 bis 5. com empfohlen. An diese Präparate . 


aus. der Überlegung, daß "die Spirochäten, je länger sie im Gewebe sich. penie aufweisen. Es sind mithin die- guten und. schlechten ‚Reagierer be- 


„befinden, eine um so größere Intimität mit’ dem Gewebe eingehen. Die. 
. Spiehä en sind dann so-im Gewebe geschützt,. daß das Salvarsan nicht. 
überall einwirken kann. -Wir sind deshalb dadurch, daß. wir den ganzen 


 züglich der Effekte der Behandlung, auseinanderzuhalten, ' Die: Milchinjek- 
tionen sind schmerzhaft, die Ersatzpräparate ‚derselben‘ sind aber nicht 
go gleichwertig. Die Reaktionen bei letzteren sind zwar gering, saber auch 
au ins Auge fassen, zur. Änsicht gelangt, außer den Bakterien uns | die Erfolge _ bei der. Lues dementsprechend ‚keine: gleichwertigen, Wir 
` e Konstitution des Patienten zù wenden. Da die Therapia 'sterilisans machen. die Salvarsaninjektionen ‚abwechselnd mit, den Milchinjektionen. 
a) wie oben bereits erwähnt wurde, nur für die Primärperiode, jedoch. | Auch im Fieber machen 'wir die. Salvarsaninjektionen und benutzen wir 
Fra: T weiteren Stadien der 'Syphilis'gilt, haben wir 'behufs Heilung | diese Phase mit. Vorliebe und hat: sich. ergeben, daß dabei gar nichts 
. Syphüide) ranker die unspezifische Heilung aufgebaut. Schon die alten | passiert, Das Mirion 'macht kaum » "Fieber und machen wir innerhalb der 
- kung auf er haben gewußt, daß fieberhafte Krankheiten eine ‚gute, Wir 
‚Sache von le Lues mitunter ausüben. Es ist ferner die Kenntnis der; Tat- 
Zu 'berück großer Bedeutung, ‚daß es eine spontane Syphilisheilung gibt. : 

En 2 überhaupt ‚bei der ganzen Syphilisbehandlung, daß 


das Mirion wie die Milchinjektion... - Die Kontraindikationen der Milchth 
"liegen in der Konstitution des ‘Patienten. Bei schlechtem‘ Ernährungs- 
` zustand werden wir vorsichtig ‘möglichst kleine Dosen. anwenden. Eine 
zweite Kontraindikation ist ‚hohes Fieber, . da dasselbe durch: : di -Milch- 


Endgeschick der Infektion wira vom Menschen "selbst bestimmt, In ‚der oebandung noch gesteigert: wird. 


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Salvarsankuren 20 Injektionen à.5 ccm intramuskulär. Im Prioziz wirkt- 
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ausgezeichnet. 


solche mit spezifischen Mitteln ganz insuffizient. 
. ist nach unserer Erfahrung empfehlenswert. 


Behandelten nur zwei Todesfälle, welche schlecht injiziert wurden. Unter. 
den ausgesuchten Frühfällen haben wir nicht einen Mißerfolg gehabt. K. 


1128 


Was leistet. die Malarlabehandlung der Syphilis. = Ä Ä 
Wir sind der Meinung, daß sehr einschneidende: Vorgänge im Or- 
ganismus beim ganzen Ablauf der Syphilis sehr zur Heilung beitragen 


Idiosynkrasie mit hohem Fieber interessiert uns deshalb, da sich heraus- 
gestellt hat, daß nach derselben die Syphilis glatt ausheilt. Es hat sich 
ergeben, daß die glänzenden Erfolge der Salvarsandermatitis dem regel- 
mäßigen Befunde einer Hyperleukozytose und insbesondere einer Eosinophilie 


bei derselben in Beziehung zu bringen sind. Auf der Suche nach solchen 
Eingriffen in den Organismus, um schlechte Reagierer zu beeinflussen, war. 
es naheliegend, die Malariabebandlung heranzuziehen. Seit 11/, Jahren 


beschäftigen wir ung mit der Malariabehandlung nicht nur bei Liquor- 


veränderungen, sondern wir haben auch frische Syphilis herangezogen. Wir 


können bei der Beurteilung des Erfolges der Fälle von frischer sekundärer 
Syphilis sagen, daß hier ein Weg offen ist, den wir früher nicht kannten. 
Unsere Vorgangsweise ist folgende: Wir injizieren zuerst Salvarsan, bis 


alle Symptome geschwunden sind; nun wird eine Malariakur durchgeführt, 


der Pat. macht 10 Anfälle durch, wobei derselbe an Körpergewicht herunter- 
kommt, knapp nach der Malariakur wird der Pat. mit Chinin behandelt 
und sofort eine Salvarsanbehandlung angeschlossen. Die Pat. erholen sich 
rasch und blühen auf. Sie vertragen das Salvarsan glänzend und .sobald 
sie die negative Phase erreicht haben, bleiben sie negativ. Von Wichtig- 
keit ist es, daß der Pat. die Kur nicht unterbrechen darf. Dort, wo eine 


derartige Kur korrekt durchgeführt wird, habe ich den Eindruck gewonnen, 


daß dieselbe einer Sterilisation nahe kommt. Zur Sanierung eines Falles 
mit bereits stigmatisiertem Liquor eignet sich die Malariabehandlung ganz 


Ergibt letztere bei Paralyse gute Resultate, so muß man. 
noch bessere Erfolge in einem früheren Zeitabschnitte derselben erwarten 


und wird sich die Auswirkung der Malariabehandlung demzufolge für die 


Vorstadien der Paralyse erfolgreich erweisen, Die Prophylaxe der Paralyse 


ist nur zu erreichen mit der unspezifischen Behandlung, hingegen ist eine 


Die Malariabehandlung 
Wir haben unter 400 derart 


Tagesgeschichtliche Notizen. | 
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellen- 
= angabe gestattet.) 


Berlin. Anläßlich der neuen Prüfungsordnung für Ärzte vom 


5. Juli erläßt der Minister für Volkswohlfahrt Vorschriften bezüglich der 
Schluß- und Übergangsbestimmungen. Danach dürfen, obwohl die neue 
Prüfungsordnung am 1. Oktober 1924 in Kraft tritt, Studierende die ärzt- 


liche Vorprüfung noch bis zum 1. Juni 1925 unter den Voraussetzungen 
der alten Prüfungsordnung ablegen und Studierende, die vor dem 1. Ok- 


tober 1922 das medizinische Studium begonnen und bis zum 1. Juni 1925 die 
ärztliche Vorprüfung vollständig bestanden haben, ihr Studium nach den 
bisherigen Vorschriften beenden und die ärztliche Prüfung nach der alten 


Prüfungsordnung ablegen, sofern sie sich bis zum I. April 1927 zu dieser 
Prüfung melden. | 


Rostock. Am 25. und 26. Juli fand in der medizinischen Universitäts- 
klinik die Gründungstagung der Nordwestdeutschen Gesellschaft 


für innere Medizin unter dem Vorsitz von Prof. H. Curschmann statt. 


Aus Hamburg, Altona, Göttingen, Kiel, Greifswald, Stettin, Lübeck und 
sogar Danzig waren zahlreiche Kollegen der Rostocker Einladung gefolgt, 
so daß die Präsenzliste dieser ersten Tagung bereits über 80 Namen auf- 
wies. Das Programm von 27 Vorträgen und einigen Demonstrationen konnte 
vollständig erledigt werden. Es blieb sogar Zeit zu. eingehenden und leb- 
haften Diskussionen. Daß auch der gesellige Teil der Veranstaltung nicht 
zu kurz kam, daß insbesondere Warnemünde seine alte Anziehungskraft 
bewährte, sei noch der Vollständigkeit halber hinzugefügt. — Die nächste 
Tagung der neuen Gesellschaft wird nach dem Vorbild der Nordwest- 


deutschen Chirurgen-Vereinigung voraussichtlich im Winter in Hamburg- 
Eppendorf unter dem Vorsitz von Prof. Brauer stattfinden. 


Der letzte Aufruf des Bundes deutscher Assistenzärzte, 


der alle noch nicht angeschlossenen Kollegen zum Beitritt aufforderte, hat 
einen erfreulichen Erfolg zu verzeichnen gehabt. Eine Anzahl neuer Orts- 


gruppen ist dem Bunde beigetreten und haben damit bewiesen, daß sie 


den Ernst der Stunde erkannt haben und daß auch sie der Ansicht sind, 
daß die drohende Gefahr nur durch gemeinsamen Zusammenschluß ab- 
gewehrt werden kann. Der Bund tritt abermals an die Kollegen, die dem 
Rufe noch nicht gefolgt sind, heran und fordert sie zum Beitritt auf, An- 


schriften: Bund deutscher Assistenzärzte, Berlin-Charlottenburg 2, Grolman- 
straße 36 III (Telepbon: Bismarck 1755). 


Die internationale Vereinigung von Ärztinnen hielt Ende 
Juli ihre dritte Konferenz in London ab, an der über 300 Mitglieder teil- 
nahmen, darunter 75 aus überseeischen Ländern, die im ganzen über 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


Die Salvarsandermatitis als Ausdruck einer Intoxikation oder 


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10. August 


10 000 Ärztinnen repräsentierten. 15 Delegierte berichteten über Zahl, 
Organisation und Arbeit der Ärztinnen in deren Ländern, aus Deutsch- 
land Dr. Heusler-Edenhuizen. Die Teilnehmer des Kongresses nahmen 
auch an einem Empfang beim Premierminister sowie einem Tee im Unter- 
hause teil. — Auf. Anfrage eines Abgeordneten erklärte der Gesundheits- 
minister im englischen Unterbause, daß im Jahre 1923 auf 11 'Totenscheinen 
„Impfung“ als Todesursache angegeben war. Von diesen 'Todesfällen 
scheidet einer aus, da augenscheinlich die Impfung in keinem Zusammen- 
hange mit dem Tode stand. Dagegen kommen 2 Fälle hinzu, im denen 

die Impfung die Todesursache darstellte, ohne auf den Totenscheinen 


erwähnt zu sein. Drei von diesen erlägen septischen Infektionen nach der _ 
Impfung. © A | 


. Über die Erfolge einer im Februar in Detroit. abgehaltenen Krebs- 
woche berichtet Harry C. Saltastein in dem „Journal of the American 
Medical Association“. In dieser Woche wurden in sämtlichen Hospitälern der 
Stadt kostenlose Untersuchungen auf Krebs vorgenommen. Mehr als 1100 Per- 
sonen unterzogen sich einer solchen Untersuchung. 42 Fälle oder 4,80), 
von Krebs wurden entdeckt, darunter sind nur diejenigen enthalten, in 
denen das Bestehen der Geschwülste nicht vermutet. wurde oder die sich in 


| ungeeigneter Behandlung befanden, während hofinungslose oder in geeigneter 


Behandlung stehende Fälle nicht dazu gerechnet wurden. Außerdem wurden 
15 (8,60%/0) krebsgefährdete Fälle entdeckt. Den Hauptanteil bildeten die 
Geschwülste der Brust, von denen 39 festgestellt wurden, darunter 16 Krebse 
und 23 gutartige Tumoren. Krebsgefährdet erschienen besonders Patienten 
mit Erkrankungen des Mundes und der Zunge, von denen 13 in einem 
Hospital gesehen wurden: 2 gefährliche Entzündungen der Zähne und des 
Zahnfleisches, 2 tiefe Fissuren, 4 Warzen oder sonstige gutartige kleine 
Geschwülste der Zunge, 2 Geschwüre, 2 Fälle von Leukoplasie und einer 
von Syphilis. | | | = 

Der Verfasser ist der Ansicht, daß die Resultate die Veranstaltung 
solchen öffentlichen Kampfes in Form von Krebswochen und Ähnlichem 


rechtfertigen und die Gefahren, die durch Erzeugung allgemeiner Ängstlich- 
keit entstehen, überwogen werden. ; 


Ein internationaler ärztlicher Fortbildungskurs findet vom 
2. bis 29. Oktober 1924 in Berlin statt; Derselbe wird gemeinschaftlich 
veranstaltet von der Medizinischen Fakultät der Universität Berlin, den . 
Organisationen des Kaiserin Friedrich-Hauses für das ärztliche Fortbildungs- 
wesen und der Dozentenvereinigung für ärztliche  Ferienkurse in Berlin. 


Er besteht aus: 1. einer 14tägigen Vortragsreihe über die Fortschritte der 


Medizin, 2. lAtägigen Übergichtskursen‘ über Spezialgebiete und 8. vier- 
wöchigen Ausbildungskursen über Sonderfächer in allen Zweigen der Medizin. 
Näheres durch das Kaiserin Friedrich-Haus, Berlin NW 6, Luisenplatz 2—4. 


Die Fürsorgestellenkommission des Deutschen Zentral- 
komite&s zur Bekämpfung der Tuberkulose veranstaltet während 
des Monats Oktober d. J. in Berlin wieder einen vierwöchigen Lehrgang 
in der Tuberkulosefürsorge für etwa 30—40 Teilnehmerinnen, der einen 
tbeoretischen und praktischen Teil umfaßt. Der Unterricht ist unentgelt- 
lich. Für Unterkunft und Verpflegung haben die Teilnehmerinnen selbst 
zu sorgen. Auf Antrag können Beihilfen hierfür gewährt werden. An- 
meldungen bis spätestens 1. September d. J. an die Geschäftsstelle des 


Tuberkulose-Zentralkomitees, Berlin W 9, Königin-Augustastr. 7. Über die 
Zulassung ergeht besondere Mitteilung. 


Frankfurta. M.: DasUniversitäts-Institut fürphysikalische 
Grundlagen der Medizin wird auswärtige Kurse abhalten und zwar 
vom 30. August bis 6. September im Elisabethkrankenhaus in Essen a. Ruhr 
über „Tiefentherapie“, im Anschluß daran im Marienhospital in Gelsen- 
kirchen über „Diagnostik“ und vom 15. November ab „kombinierte Therapie 
und Diagnostik“ im evangelischen Krankenhaus Oberhausen. Anfragen an 
die Krankenhäuser oder nach Frankfurt. Kurshonorar je M. 70,—. 


Die Akademie für ärztliche Fortbildung inDresden veranstaltet einen 


| Fortbildungkurs für praktische Ärzte vom 6. bis 18. Oktober d. J. 


‚Näheres im Anzeigenteil sowie durch die Geschäftsstelle der Akademie, 


. Dresden N, Hospitalstr. 7 (Landesgesundheitsamt). 


Während der 88. Versammlung der Gesellschaft der deutschen 
Ärzte und Naturforscher in Innsbruck findet am 24., 25. und 
26. September eine Ausstellung statt, die eine Übersicht über die neuen 
chemisch-pharmazeutischen Präparate, ärztlichen Instrumente und Hilfs- 
mittel und Fachliteratur bieten soll. Es sind bereits. zahlreiche An- 
meldungen eingegangen. Ze Sr En u g 

Dr. P. Neukirch, ao. Professor an der medizinischen Akademie In 


Düsseldorf, hat die Leitung des Sánatoriums Dr. Schütz in Wiesbaden 
übernommen. — 


Hochsehulnachrichten.- Berlin: Der Professor der städtischen 
Krankenanstalten in Barmen Prof. Wätjen zum ao. Professor und Abteilungs' 
vorsteher im pathologischen Institut ernannt. — Königsberg: Der Privat 
dozent für Hygiene und Bakteriologie Wilhelm Hilgers zum nichtbeamtetet 
ao. Professor ernannt. — Leipzig: Der Privatdozent für innere Medizli 
Hans Günther zum nichtplanmäßigen ao. Professor ernannt. — Münster 
Für den neugegründeten Lehrstuhl der Kinderheilkunde Prof. Hans Vog 
(Magdeburg) und für den ebenfalls neugegründeten Lehrstuhl der Augəx 
beilkunde der ao. Prof. von Szily in Freiburg (Brsg.) in Aussicht genommer 
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Druck von L, Schumacher in Berlin N 4. 


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Wochenschrift für praktische Ärzte 


geleltet von Organ der Berliner Mediziaischen Gesellschaft Verlag von 


“eh. San.-Rat Professor Dr. Kurt Brandenburg, Berlin * Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedrichstr. 105b 


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‚Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor 


K "QEERIERTILTITTIEDTETESERERETESNESEEUTENUNENEREUESUENENENNUNSERGENERUSSTHENESERDERHENGENRUUNDERORDGGENONRESUURBUUDDRORGLEGGRELSTRRENEBDRUNTAEGEUUBUDGURUUGUSEDRERUDUERBINESRUESGEUADERGLEDEUNGSHERESENGEUNUSERENGTURNRREUGDREUDUSRERGORARENEERNG ULTRÜETEEDBEUETERUENGHDUERUROUEN 


‚ wieder wundern muß, daß trotzdem so’ häufig in der Praxis gegen 
diese Grundregeln verstoßen wird. - | 


Die häufigste Indikation ist die: der Gefährdung. des kind- 


-+= , Man möchte glauben, daß nichts in der Medizin so klar und 
> -fest umschrieben ist, wie die Indikationsstellung zur Anlegung | 
-`  : derZange, nichts so einfach, wie die technische Durchführung dieser 
“Operation. In Wirklichkeit stehen sich Theorie "und Praxis aber 


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Beurteilung dieser. Asphyxie sind verhältnismäßig schwankend. Es 


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.. „die‘große Tragik für den Geburtshelfer: derselbe Eingriff ist geeig- 
.. net; Mutter und Kind zu retten, derselbe Eingriff kann beiden den 
“ . Lebensfaden abschneiden. | | SES © 
‘>. Deshalb gehört es zu den ethischen Pflichten. des Arztes, sich. 
darüber klar zu sein, daß jede entbindende Operation, insbesondere 
- dieZange, die der Häufigkeit nach obenan. steht, ihm die Verant- 
..‚wortung für Mutter und Kind aufbürdet. © Wer immer daran denkt, 
- Wird niemals leichtfertig eine Zange machen; viele Mütter’ und 
. ‚Kinder würden allein dadurch dem Leben erhalten bleiben. _ 
"= Es ist eine Erfahrungstatsache, daß die Prognose wissenschaft- 
~- lich. begründeter geburtshilflicher Operationen, im. allgemeinen gut 
Ist; während nicht indizierte Eingriffe ungewöhnlich häufig unglücklich 
Bi enden. Das ist eine Besonderheit der geburtshilflichen Operationen ; 
. gegenüber chirurgischen Eingriffen. : Insbesondere ist derjenige diesen 
- Gefahren ausgesetzt, der’ nicht über ausreichende‘ Kenntnisse der : 
Beokenlehre und des Geburtsmechanismus verfügt. Daß die. Geburts- 
hilfe- eine Kunst ist, offenbart sich nirgends mehr als bei der Aus- 
‘ ‚führung operativer Eingriffe. Die Technik : allein macht es: nicht, 
‚den. Ausschlag geben lediglich . die geburtshilflichen Kenntnisse. 
Deshalb werden geburtshilfliche Operationen auch nicht allein durch 
| Übung am Phantom erlernt; ebenso wichtig für die Ausbildung ist die 
. - Sorgfältige und häufige Beobachtung spontan verlaufender Geburten. 
Iek persönlich erblicke in der Übermittlung einer genauen Kenntnis 
‚der-Beckenlehre und des Geburtsmechanismus den Schwerpunkt des 
geburfshilflichen Unterrichts, den ich erteile. Das gilt besonders 


ohne daß das eine wirkliche Gefahr für das Kind bedeutet. In eine 
kurze Formel läßt sich die richtige Beurteilung nicht bringen. Ein 


klingenden Wehe. Die einfache. Beschleunigung der kindlichen 


logisches Anpassen und kein Zeichen der Gefährdung ist. Wich- 
tiger ist Verlangsamung der kindlichen Herztöne. 
daß entweder Reizung des Herzvagus oder Hirndruckerscheinungen 
‚vorliegen. Ebenso sind arbhythmische Zustände von Bedeutung. 
Die Arhythmie kann eine zwiefältige sein; : einmal in der Weise, 


d- E B em D m m 


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dann, daß die einzelnen Herzaktionen ungleich stark sind. Tritt 
‘hierzu ein rasches' Sinken der Zahl der Herztöne, ‚zumal ohne voran- 
: gegangene Beschleunigung, unter 100, so. möchten wir dies als-ein 
bedrohliches- Zeichen ansehen. Man muß sich in jedem. einzelnen 
Falle darüber klar sein, daß das Anlegen der Zange bei asphyktischen 
‘Kindern die Gefahr für diese durch den. Druck der. Löffel erhöht. 
Bei. dieser Einstellung erscheint es ‚selbstverständlich, daß eine 
Zange das wirklich bedrohte Leben eines Kindes nicht retten, son- 


Er 
tor- 
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ist nur. zu häufig der, daß das Kind unter mehr ‘oder weniger 
sroßer Gefährdung der Mutter tot entwickelt wird; nur eine rasche 
und leichte Entwicklung mit der Zange ist Erfolg versprechend. 


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-für -die Behandlung der Geburten in Kopflage. Die Zange ist nicht | selten. Wissenschaftlich stehen im Vordergrund schwere Erkran- 

ARE einfach ein Instrument, um damit das Kind aus dem Geburtskanal.| kungen derselben, inbesondere solche des Herzens und der Lungen. 
wy > herauszuziehen, sondern sie hat. die Aufgabe, den Geburtsvorgang | Praktisch wird. dagegen viel häufiger die Zange aus mütterlicher 
1 a İn: durchaus individueller Weise, das heißt unter Anpassung an die | Indikation als sogenannte Erlösungszange angewandt. ‘Sehr mit 
aa -Ratürlichen Verhältnisse zum Abschluß zu. bringen., So wird es. | Unrecht, denn wenn es sich ‘hierbei ‘nicht um eine einfache Becken- 

ee jedem klar sein, daß das nur ‚möglich ist auf. der Grundlage einer | eingangszange. handelt, so bedeutet der Eingriff für die Mutter nur 
ai % Mm alle Einzelheiten genauen Kenntnis des Geburtsmechanismus. | zu oft eine schwere Schädigung (Verletzung, Infektion usw.). Hier 
do -Vede Beckenform, jede normale, Geburt hat ihren. ganz besonderen | stehen andere und bessere Mittel zu Gebote, um die Geburt zu be- 
æ}  echanismus. Wer hier klar sieht, wird’ niemals in Verlegenheit | enden. Wehenmittel, Scheidendamminzisionen, Morphium, Chloro- 
pt Sein, wie er die Zange anzulegen hat, in welcher Richtung ‘er ziehen | form usw. sind das Gegebene. Die Kenntnis dieser Mittel und ihre 
Bo 2 usw. In der Hand des geschickten Geburtshelfers wickelt sich | Anwendung müßte jedem Arzt und Geburtshelfer etwas Selbst- 
Y) “ „er Eingriff glatt ab, andernfalls. wird durch Ungeschick ‚und Un- | verständliches sein. Aa ee RE ER, 
a. atals dig Zange schwierig und führt zu unnötigen Verletzungen In fast allen: Lehrbüchern.. der Geburtshilfe lesen wir, daß 

T Gefährdung von Mutter und Kind. `>. . Fieber unter der Geburt als Indikation für die Zange anzusehen ist. 
nu a Indikation und Vorbedingung für die Ausführung der Zange | Ich 'halte das für eine verhängnisvolle Irrlehre der wissenschaft- 
al -pa Hand in Hand. An sich kann die Zange indiziert sein; | lichen Geburtshilfe, der ich vielfach entgegengetreten bin. Fieber 
a- ma aber- die Vorbedingungen nicht erfüllt sind, bleibt ihr der Er- | an sich besagt für eine vorliegende Infektion der Genitalien gar 
Bi. Bi versagt. Die Indikationen sind teils mütterlicher-, teils kind- | nichts; denn -Temperatursteigerungen unter der Geburt, ohne daß 
pi... lerseits gegeben, Die Vorbedingungen sind, daß der Muttermund | eine ‘Infektion, insbesondere der Genitalorgane, vorliegt, kommen 
ep genügend erweitert und die Blase gesprungen ist; der Kopf- selbst |. häufig vor. Und selbst wenn das der Fall ist, so würden wir darin 
if. Tia zangengerecht stehen; das heißt: er muß in seiner größten | erst recht keine Indikation für das Anlegen der Zange erblicken 
ei WE: umferenz die Beckeneingangsebene überwunden haben oder doch -| weil jede Verletzung bei einer ‘infizierten 'Kreißenden die Gefahr 
+ | | Eu | | 

a | | i = cr i 


E Nr; 33 (1027) Berlin, Prag u. Wien, 17. August 1924 XX. Jahrgang 
a 22 Klinische; Vorträge... 2 N ne 
u Aus der Universitäts-Frauenklinik Jena | | so weit konfiguriert sein, daß ein größeres Mißverhältnis zwischen 
Dre =” (Direktor: Prof. Dr. M. Henkel). 1 Kopf‘und Becken nicht mehr besteht. Daß der Kopf nicht zu Klein Ä 
T gegs_ je y ER E ea sein darf, ist eine notwendige Voraussetzung, :um überhaupt mit der 
er ‚Die Indikation der Zangengeburt und ihre T echnik. Zange‘ die Extraktion zu bewerkstelligen. "Diese Vorbedingungen :- 

wor E Von Prof. Dr. M. Henkel. | * sind :so klar und: so selbstverständlich, daß: man sich nur immer. 


‚lichen . Lebens unter der Geburt, die Asphyxie. Die Unterlagen zur 


= ‚scharf gegenüber. Das beweisen die zahlreichen Fälle, bei denen | gehört eine gewisse Erfahrung dazu, den Auskultationsbefund der 
T . - &rEriolg ausbleibt, Mutter und Kind nicht-gerettet wurden, sondern | kindlichen Herztöne. richtig zu “deuten. Schwankungen derselben. 
. < demEingriff mit dem Tode büßen mußten. Darin liegt ja gerade.| kommen häufig vor, insbesondere vor und nach Einsetzen der Wehen, 


"klares Bild bekommt man erst, wenn man wiederholt die kindlichen . 
Herztöne auskultiert. Der günstigste Zeitpunkt liegt in der' ab- 


Herztöne bedeutet nicht allzu viel, da sie ‘häufig nur ein physio-. 


Diese besagt, 


daß die Herzaktion nicht in gleichmäßigen Intervallen erfolgt, und. 


dern unter Umständen das Gegenteil bewirken kann.: Der Effekt | 


Die Indikationen von seiten der Mutter sind verhältnismäßig 


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= Teil auch in den Lehrbüchern ein recht verschwommener. 


= ist eine sehr einfache. 


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'Natur selbst gibt hier wichtige Hinweise, 


. schienenen weiteren 


des Fortschreitens der Infektion erhöht. Der Infektionsprozeß, der 
núr lokal geblieben wäre, führt so leicht zur Sepsis, zur allgemeinen 
Infektion. Das gilt insbesondere dann, wenn die Vorbedingungen 
zur Zange nicht erfüllt sind, oder ihrer technischen Durchführung 
Schwierigkeiten entgegenstehen. | I 

Die Kunst des Geburtshelfers besteht darin, .die Kräfte der 
Mutter richtig auszunutzen, und nicht vorzeitig ‚oder unrichtig ein- 
zugreifen. Das bezieht sich nicht nur auf die Anlegung der Zange, 
sondern auf die ganze, Leitung der Geburt überhaupt. Ein häufiger 
Fehler, der in der Praxis.begangen wird, besteht darin, daß Wehen- 
mittel zur Unzeit gegeben werden; z. B. in der Eröffnungsperiode, 
wenn die Blase noch steht, um die Geburt zu beschleunigen. Das 
rächt sich leicht durch Wehenschwäche zu einer ungünstigen Zeit, 
namentlich in der Austreibungsperiode. 
der, daß die Frauen aufgefordert werden, zur Unzeit mitzupressen; 
sei es, daß der Muttermund noch nicht völlig erweitert oder bei 
engem Becken der Kopf noch nicht völlig konfiguriert ist. Die 
und die Aufgabe des 
Arztes muß in erster Linie darin: bestehen, den natürlichen Ablauf 
der Geburt zu unterstützen, zu erleichtern. 

Bei Erstgebärenden bedeutet die 
licheren Eingriff als bei Mehrgebärenden, eben wegen der größeren 
Häufigkeit der Verletzungen; denn je enger die Scheide, je fester 
der Damm ist, um so größer ist die Gefahr der Verletzung. Der 
Geburtshelfer hat aber nicht nur die Verantwortung für den Ge- 
burtsvorgang zu übernebmen, sondern auch für die schädigenden 


- Folgen, die sich durch schlechte -Geburtsleitung hinterher ergeben: 
.Dammrisse, Prolapse der Scheide und des Uterus, 


chronische Ent- 
zündungen des Beckenzellgewebes, Gebärmuiterzerreißungen, Blasen- 
verletzungen usw. Ä 

In Deutschland wird im allgemeinen und: mit Recht die 
Naegelesche Zange als Universalinstrument für den praktischen Ge- 
burtshelfer empfohlen. Neuerdings wird vielfach der Versuch ge- 
macht, an ihre Stelle .die Kiellandsche Zange zu setzen. Meine 
grundsätzliche Stellungnahme hierzu habe ich in dieser Wochen- 
schrift, 1924, Nr. 3, zum Ausdruck gebracht. Die darnach er- 
Publikationen von anderer Seite haben mich 
in meiner Beurteilung dieses Instrumentes nicht schwankend ge- 


. macht. Mit Vorteil ist sie bei plattem Becken in den Fällen an- 


zuwenden, bei denen der Kopf konfiguriert im Beckeneingang steht; 
als Rotationsinstrument . leistet sie nicht mehr als die N aegelesche 
Zange. Wohl aber führt sie leichter zu Uterusverletzungen, Plazentar- 
ablösungen usw. | | 
Der Begriff der „hohen“ Zange ist in der Praxis und zum 
/ Sinn- 
gemäß kann man 


eingang noch nicht überwunden hat. Hier gibt es nun aber sehr 
große Unterschiede, die notwendig auseinander gehalten werden 
müssen. Der Kopf kann nämlich fest oder ‚beweglich im Becken- 
eingang stehen. Im letzieren Fall kommt für uns die Anlegung 
der Zange überhaupt nicht in Frage. Steht der Kopf fest im 
Beckeneingang, so muß vor allem darüber absolute Sicherheit ge- 
schaften werden, ob er bereits konfiguriert ist oder nicht. Nur 
nach ausreichender Konfiguration darf nach unserer Auffassung der 
praktische Arzt die Zange anlegen, Die Beantwortung dieser Frage 
Wir gehen hierbei so vor, daß-nach Ein- 
leitung der Narkose 
der Geburtshelfer mit der flach aufgelegten rechten Hand nach 
hinten und unten den Kopf in das 
Den Erfolg kontrolliert und unterstützt er mit der anderen Hand, 


die vollständig in die Scheide eingeführt wird. Zumeist handelt 


es sich um Geburten bei plattem, insbesondere plattrachitischem 
Becken. Hierbei verläuft die Pfeilnaht des im Beckeneingang 
stehenden Kopfes quer, dem Promontorium genähert. Die innere 
Hand hat nun darauf zu achten, ob bei dem Druck mit der äußeren 
"Hand die Pieilnaht nach vorn rückt und das hintere Scheitelbein 
tiefer tritt. 
Hand durch Hebelwirkung am hinteren Scheitelbein die Druckwirkung 
der äußeren Hand und der Eintritt des Kopfes in das Becken 
unterstützt werden. Erleichtert wird dieser kombinierte Handgriff 
durch Vornahme desselben in Walcherscher Beckenhängelage. Tritt 
der Kopf tiefer, so ist die Konfiguration als- ausreichend zu be- 
zeichnen. Der Zange, die nun angelegt werden kann, werden von 
Seiten des Beckens keine Schwierigkeiten mehr bereitet. Praktisch 
handelt es sich alsdann auch nicht mehr um eine „hohe“ Zange 
im eigentlichen Sinne, sondern um eine solche, die den allgemein 


1094 _ MEDIZINISOHR KUINIK — Nr.338. 00. O 


gültigen  Vorbedingungeh - entspricht. 


Ein weiterer Fehler ist 


Zange einen viel gefähr- 


darunter nur das Anlegen der Zange an den. 
Kopf verstehen, der mit seiner größten Zirkumferenz den Becken- 


und Entleerung der Blase auf dem Querbett Extraktion des Kindes 


Becken einzupressen versucht. 


Eventuell kann mit den 4 Fingerspitzen der inneren’ 


x 


die Kiellandzange besser als die 
die nur eine Kopfkrümmung hat, 


Führen 


Die Technik des Anlegens der Zange, insbesondere die der 


typischen Beckenausgangszange findet sich in allen Lehrbüchern 
der 
darauf eingegangen zu werden braucht. Nur auf einen Punkt möchte 
ich aufmerksam machen: Es ist unbedingt daran festzuhalten, daß 
beim Einführen der Löffel genau die Medianebene des Körpers der 
Frau eingehalten wird; und nicht nur das, es muß auch darauf 
geachtet werden, | 
Ebene fallen. Das gibt die sicherste Gewähr dafür, daß die Spitzen 


Geburtshilfe so ausführlich: beschrieben, daß hier nicht näher 


‘daß die Innenflächen der Griffe genau in diese 


der Zange sich nicht vom Kopf entfernen und N ebenverletzungen 


infolgedessen vermieden werden. Das gleiche gilt für das Senken 


der Griffe, um die Zange zu schließen. Es erübrigt sich auch bei 


Bei der Extraktion mit der Zange ist ständig an die Möglich- | 


keit ihres Abgleitens zu denken, insbesondere bei Vorderhaupts-, 
. { Gesichts- und Stirnlagen. 
“auch Schwierigkeiten hinsichtlich der Zugrichtung. Hier hilft nur 
genaue Kenntnis des Geburtsmechanismus 
_ der Kopf noch nicht auf dem Beckenboden, so geht die Zugrichtung 
nach abwärts; 
aus der jeweiligen Einstellung. Bei Hinterhaupislage geht die Zange 


Bei der Extraktion entstehen gelegentlich 
im einzelnen Fall. Steht 
die weitere Manipulation mit der Zange ergibt sich 


einfach im Bogen nach der Symphyse zu. | 

O Bei Mehrgebärenden kann die Extraktion des Kopfes voll- 
ständig mit der Zange vorgenommen werden. ‘Bei Erstgebärenden 
wird man besser das Instrument früher abnehmen, nämlich dann, 
wenn es dem in den Mastdarm eingeführten Zeigefinger gelingt, in 


: den Mund des Kindes zu kommen. Die Narkose, die zweckmäßig 


bei allen Zangenextraktionen angewendet wird, kann von diesem 
Augenblick an.abgebrochen werden; denn es gelingt nun die weitere 
Entwicklung. des Kopfes lediglich durch digitale Manipnlationen, 
die durch event. Mitpressen erleichtert werden. Wenn der linke 


. Zeigefinger vom Mastdarm her in dem Mund des Kindes liegt, wird 


mit den Spitzen der 4 Finger der rechten Hand unter Zurück- 


schiebung des vorderen Vulvaabschnitts das Hinterhaupt unter der _ 


Symphyse hervormassiert, erscheint an der hinteren Kommissur die 
Stirn, so wird der Finger aus dem Mastdarm entfernt, und mit: der 
{lach auf den Hinterdamm aufgelegten linken Hand der Gesichts- 
schädel herausgedrückt. Dadurch wird gleichzeitig der Damm ge- 
schützt, so daß diese Technik die größtmögliche Sicherheit gegen 
Dammrverletzungen bietet. - Unter Senken und Heben des zwischen 
beiden Händen gehaltenen Kopfes werden die Schultern zum Ein- 
schneiden gebracht, von hinten her gehen die beiden Zeigefinger 
in die Achselhöhlen, und mit einem Zug nach oben wird die 
vollendet. War die Nabelschnur um 
den Hals geschlungen, so wird sie zwischen zwei Klemmen 
durchschnitten. = 

So einfach diese typische Beckenausgangszange ist, s0 schwierig 
kann die Technik werden, sobald der Kopf noch nicht auf dem 
Beckenboden steht. Zunächst gilt es, sich ein klares Urteil darüber 
zu verschaffen, wie weit: der Kopf in das Becken eingetreten und 
wie seine Einstellung ist. Das kann leicht sein und recht schwierig: 


Leicht dann, wenn die Kopfgeschwulst gering ist und so eine rasche 


Orientierung am Schädel und seiner Beziehung zum Becken mög- 
lich ist. Ist dagegen die Kopfgeschwulst stark ausgebildet, die 
Scheide eng, so untersucht man zweckmäßig in Narkose mit der 
halben Hand. Das Wegmassieren der Kopfgeschwulst gelingt nicht 
immer in wünschenswerter Vollständigkeit. Die hälbe Hand wird 
sich aber auch dann leicht orientieren, weil sie einen größeren 
Komplex abtasten kann als nur ein oder zwei Finger. Erreicht 
man die Spinae ischii, so steht der Kopf noch nicht auf dem Becken- 
boden. Kommt man ans Promontorium, so ist der Kopf noch nicht 
in das Becken eingetreten. Für den Anfänger ist der von Schwarzen- 


bach angegebene Hinterdammgriff sehr ‚empfehlenswert, der ledig- | 


17. August 


Führt dieser Impressions- 
versuch nicht zum Ziel, wie manchmal aus besonderen Gründen 
(bei abnorm dicken Bauchdecken usw.), so kommt ein Zangenversuch 
bei sonst begründeter Indikation in Frage. Für diesen eignet sich, 
das muß zugegeben werden,- 

Naegelesche, weil man mit ihr, 
den Kopf gut im queren Durchmesser fassen kann. 
dürfen derartige Zangenversuche nicht fortgesetzt werden. 
6—8 kräftige Traktionen nicht zum Ziel, so kommt nur noch die 
Perforation in Frage, und nichts wäre verkehrter, als nun etwa 
noch die Wendung zu machen. - | 


Ins Uferlose 


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dieser Technik, wie das mancherorts geschieht, das Anlegen der 
Löffel und das Vorwärtsgleiten derselben mit der halben Hand zu 
verfolgen. Denn das erhöht unnötig die Infektionsgefahr, führt auch 
gelegentlich zur Verschiebung der Kopfeinstellung. 


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l  ahiesten Aussicht auf Erfolg, wenn sie frühzeitig erkannt wird und 


0: hauptslage, oder von der Vorstellung ausgehend, daß die Prognose 


-- „dage herbeizuführen. Die Prognose der Zange- bei Stirnlage ist 
.- -sehr ungünstig, sie wächst sich sogar zu einer direkten Gefahr für 
‘ Mutter und Kind heraus, wenn der Kopf,noch nicht auf dem Becken- 
boden steht. 3 ee o ee u“ 
>: 1, ` Günstiger ist die Zange bei Gesichtslage, aber auch hier nur 
; dann, wenn das Gesicht auf dem Beckenboden steht und das Kinn 
[mach vorn gekehrt ist. Zum Mechanismus der Geburt in Gesichts- |. 
7 dage gehört, daß das Hinterhaupt lang ausgezogen wird. So ist 
; - -` mit‘Sicherheit damit zu rechnen, daß, wenn das Gesicht nicht auf - 
: dem Beckenboden steht, das Hinterliaupt auch noch nicht in das. 
war Becken eingetreten ist. Die Zange in. dieser Phase der Geburt ist 
technisch nicht nur schwierig, sondern. erfordert auch große Kraft- 
t anwendung, die nicht ohne bedeutungsvolle Folgen für das Kind 
| ‚ und die Mutter ist. Nicht immer: leieht‘ist es, durch die äußere 
j ‚Untersuchung das Hinterhaupt die Beckeneingangsebene nach oben 


- Härte usw. zu geben. BE ee en 3 z 
057 Steht der- Kopf nicht auf dem Beckenboden, so ist es immer 


Er "Diese Technik ist einfacher und sicherer als das Wandernlassen der 
< Löffel. Bei Vorderhaupts-Stirn- und Gesichtslagen muß die Ent- 


~- durchgeführt werden. Da hierbei der Kopf mit‘ größeren Durch- 
- artiger Zangen ungünstiger, und es ergibt.sich für den Geburtshelfer 
= 3 dreit wird, daß bei der Extraktion das Hinterhaupt nach vorn kommt. 


Dann kann man bei stehender oder eben gesprungener Blase. ver- 


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Yich:durch äußere Manipulationen gestattet, die Frage: zu entscheiden, 


-  ob:der Kopf schon auf dem Beckenboden steht oder nicht. 


Die Technik der Einführung der halben Hand zur genauen 
Feststellung: der für das Anlegen der Zange. notwendigen Einzel- 
heiten ist auch deswegen für die Praxis so sehr zu empfeblen, 
weil; sie ermöglicht, dem Untersucher eine absolut klare Vorstellung _ 


über. die Einstellung des kindlichen Kopfes, über seine: Größe, 


ade; 


k ratsam, die Zange unter dem Schutz der halben Hand anzulegen. 


. Verläuft die Pfeilnaht quer, so führen wir grundsätzlich zuerst 
~ den’ hinteren Löffel ein, das heißt, bei erstem Querstand den 


© Jinken, bei zweitem den rechten. .Diese- Technik des Zuerstein- 


führens des hinteren Löffels gibt den sichersten Schutz gegen 


:ein-unerwünschtes Drehen des Kopfes. in der’ Zange, dergestalt, daß 


: das:Vorderhaupt beim Schließen der Zange. nach vorn kommt. 


“ -wieklung des kindlichen Kopfes mit der Zange bis- zum -Schluß 
: messem durehschneidet als bei Hinterhauptslagen, so kann es leichter 
‘-zu. Verletzungen der Mutter und zu. größeren ‘Schädigungen. des 

‚Kindes kommen. Dadurch wird ganz von selbst die Prognose der- 
‚ dieAnregung, diese Einstellungen in günstigere umzuwandeln. Das ge- 
‚sehieht bei Vorderhauptslage in der Weise, daß am besten durch ma- 

melle Handgriffe, eventuell aber-auch mit der Zange, der Kopf so ge- 
“Bei Stirnlage ist die Umwandlung schwierig. Sie bietet am 

- . „wein die Geburt nicht durch ein: enges. Becken kompliziert wird. 

. suchen, durch Lagerung entweder eine Vorderhaupts- resp. Hinter- 


‚der Gesichtslage günstiger ist als die einer Stirnlage, eine Gesichts- 


 berragend zu fühlen. Steht das Kinn unter der. Symphyse, so ist 


_ mallgemeinen damit zu rechnen, daß. der Kopf voll in das Becken | 
getreten ist. Da die.Zange für Hinterhauptslage konstruiert ist, 
so mub ihre Anwendung bei den ätypischen Zangen. (Vorderhaupt-, ‚ 


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. ‚Aus der Landesstelle für öffentl. Gesundheitspflege, Dresden, Reichsstr. 


z Untersuchungsanstalt. 
Von Philalethes Kuhn und Walter-Loele. 
Die Bedeutung der bakteriologischen Untersuchungsämter wird 


` DieBeziehungen zwischen Ärzten und bakteriologischer 


Abhandlungen. - 


irektoren: Prof. Dr.med.Kuhnu. Dr.phil. et Dr.:Sing.Hei duschka). | 


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von den praktischen Ärzten oft nicht richtig eingeschätzt. Entweder. 
‚wird das Ergebnis der Untersuchung überschätzt, und die Arzte - 
verlassen sich auf das Untersuchungsamt mehr als auf ihre eigenen , 
nischen Beobachtungen, oder aber. die Tätigkeit einer bakterio- 


gischen Untersuchungsstelle wird von manchen Ärzten überhaupt 


ür überflüssig gehalten. Und doch ist das Ergebnis der bakterio- 


gischen und serologischen Untersuchung. ein wichtiges, oft aus-, 


Aulaggebendes Hilfsmittel für die Diagnose, der Arzt muß sich nur 
ist er im klaren sein, wie das Untersuöhungsmaterial einzusenden || 
șa wid welche Schlüsse er aus den Untersuchungsergebnissen 


; ziehen darf, Oftmals liegt die scheinbare Zwecklosigkeit der Unter- 


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.Stitn- und 'Gesichtslage) ‘leicht zu einem’ Abgleiten führen, insbe- 
‚sondere, ‘wenn die 'Zugrichtung nach abwärts notwendig wird. Am 


besten ist: es alsdann: die Zugrichtung etwas unterhalb der Hori- 


“zontalen: wirken zu lässen:; Wird bei Gesichtslage die Beendigung 


der Geburt. notwendig, ehe der Kopf ganz in das Becken einge- 


‚treten ist, so'-wird: màn bei Mehrgebärenden erwägen, ob es nicht 


zweckmäßiger ist, die Geburt durch Wendung und Extraktion zu 
beenden. Bei Erstgebärenden verbietet die Engigkeit der Geburts- 


wege und die geringere Nachgiebigkeit. der Weichteile diesen Aus- 


weg. Hier wird man'sich die Frage vorlegen, ob man nicht nach 
Thorn die Gesichtslage in eine Hinterhauptslage umwandeln kann. 
Wir empfehlen diesen Weg in allen Fällen, die nicht durch Becken- 


enge kompliziert: sind. Die Technik: ist‘ sehr. einfach: Die Frau 
‘wird auf die Seite des: kindlichen Rückens: gelagert. Die rechte 


halbe Hand (bei 1. Lage) hebelt das -Hinterhaupt herunter, während 
‚der Daumen. diè Stirn nach oben schiebt. Die linke Hand hebelt 


von außen. die Brust des. Kindes nach links. Der Eingriff muß 


in tiefer‘ Narkose vorgenommen werden. Liegt keine‘ Becken- 


‚ verengerung vor, so: gelingt es. auf diese Weise meist leicht, das 


Hinterhaupt in das Becken einzuleiten. Noch in linker Seitenlage 


- ‚Bereiten die‘ Weichteile durch Engigkeit ‘oder Rigidität 
Schwierigkeit, so ist in jedem Fall: vor Anlegen der Zange ein aus- 


wirkung bei der Zangenextraktion wesentlich herabgesetzt, was bei 
asphyktischen Kindern oft. von entscheidender Bedeutung: ist. 
Geburt des Kindes. geht außerdem rasch vor sich und die Infek- 


Quetschung entstandenen Rißwunden. - 
wenn es sich um die Entwicklung des auf dem Beckenboden stehenden 
Kopfes handelt und die Technik beherrscht wird.: An sich ist.die Zange 


angesehen wird. Verletzungen und Infektionen danach sind sehr häufig. 
Bei der Mutter handelt es sich um: mehr oder weniger ausge- 
dehnte Scheiden-Dammrisse, ‘Verletzungen der.. Gebärmutter, der 
Blase, Druckschädigungen der Beckennerven usw. Bei den Kindern 


festgestellt werden können, so ist doch nicht jedes Risiko für das 
Kind ausgeschlossen. Wissen wir doch, daß Intelligenzdefekte nach 


‚schweren Zangenoperationen nicht selten vorkommen; auch dafür- 


ist bis: zu einem gewissen Grade der Geburtshelfer verantwortlich.. 
Gewiß ist in der Hand des geschulten, ‚gewissenhaften Geburts- 


‚helfers die Zange ein segensreiches. Instrument; aber darüber gibt 


es gar keine Meinungsverschiedenheiten, daß Jahr für Jahr an.den 
Folgen mangelhafter Indikationsstellung und ungenügender Technik 
durch die Zange eine große Zahl von Müttern und Kindern schwer 
geschädigt werden resp. zugrunde gehen. 


Berechtigung nur dann, wenn ihre Anlegung im Interesse von Mutter 
und Kind geschieht, nicht aber, daß diese Schaden dadurch erleiden. 


suchungen lediglich an der Art der Einsendung. Die Landesstelle 
für öffentliche Gesundheitspflege hat deshalb unter Berücksichtigung 
der in der Literatur bereits vorhandenen Erfahrungen!) die wichtigsten 


Gesichtspunkte zusammengestellt, die für die Art der Einsendung- 


und die Deutung des Untersuchungsbefundes wichtig sind, und 
hofft; dadurch den Ärzten manche vielleicht in: Vergessenheit 
geratene Erinnerungen aufzufrischen. . > ren | 


Untersuchungen bei Typhus erkrankungen. 


Jede Typhusepidemie ist ein biologisches: Experiment, dessen 
genaue Beobachtung oft die Quele “der Erkranknugen verrät. Leichte 


Epidemien . mit wenigen typischen Typhuserkrankungen werden 
meist dadurch verursacht, .daß. von Bazillenträgern Nahrungsmittel 


'verunreinigt werden. Die Ausbreitung der Erkrankung läßt häufig 


Bi 1) W. Prausnitz, Wie kann. und soll eine bakteriolo iche- 
Untersuchungsstelle von. den Ärzten benutzt werden? Mitt. d. Volks. 
gesundheitsamtes. Wien, 1923, No. 10; Philalethes Kuhn, Über 


die Einsendungen än die bakteriologische Anstalt und ihre Verwertung, - 


Straßb. Med. Ztg. 1917, H. 1. 


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wird die Zange angelegt,. die ja jetzt, als Hinterhauptzange mit, 
quer verlaufender ‘Pfeilnakt, ohne größeres Risiko zu ‚machen ist. 
giebiger Entspannungsschnitt anzulegen, dadurch wird die Druck- 
Die - 
tionsgefahr. ist bei glatten Schnittwunden ‘geringer als bei durch 


- Die Prognose der Zangenoperation ist im allgemeinen günstig,- 
durchaus nicht das ungefährliche Instrument, als welches sie allgemein‘ 


sind die’Druckschädigungen durch die Zange ebenfalls. sehr mannig- 
faltig. Aber. selbst wenn nach der Geburt. keine sichtbaren Schäden 


Dieser Tatsache sollte - 
sich jeder Arzt bewußt sein, der die Zange in-die Hand nimmt; ` 
denn sie ‚soll nur angewendet werden und hat ihre eigentliche 


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Blut zur Gruber-Widalschen Reaktion einsendet. 


= Blute ist natürlich bew 


1132 


| © > 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.33. ` 
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F- Lomi 


darauf schließen, welche Art, der Infektion vorliegt und wo. der 


. Bazillenträger zu suchen ist. Schwere Typhusepidemien werden 


meist dadurch hervorgerufen, daß die Seuche-von wirklichen Typhus- 
kranken weiter. verbreitet wird, insbesondere dann, wenn die erste 
Typbuserkrankung übersehen wurde. | 

Wirkliche Schulfälle von Typhus, wie sie in der Klinik gezeigt 
und gelehrt werden, sind in der Praxis durchaus nicht so häufig. 


Im Gegenteil zeigt sich, besonders bei Massenerkrankungen, daß nur 


ein kleiner Teil der Erkrankten das klinische Bild des Typhus 
liefert, während viele Fälle als Magen- und Darmkatarrhe, als grippe- 


. ähnliche Erkrankungen, als unklare schleichende fieberhafte Krankheit 
‘ verlaufen. Wenn auch ein einzelner unklarer Fall vom Arzte über- 


sehen werden kann, darf bei einer Häufung von fieberhaften Er- 
krankungen verlangt werden, daß die richtige Diagnose gestellt 
wird, wenn auch das Krankheitsbild unklar ist. Der Arzt. kann 
sich in derartigen Fällen sehr schnell ein Bild machen, wenn er 

Bekanntlich ist in 
der zweiten Krankheitswoche die Gruber-Widalsche Reaktion in über 
90°/, aller Fälle positiv. Wenn sich auch in den Büchern die An- 
gabe findet, daß in den ersten Tagen der Krankheit die Agglutination 
noch negativ ist, darf sich der Arzt nicht abhalten lassen, bereits 
jetzt die Reaktion ausführen zu lassen, denn häufig kann man fest- 
stellen, daß der wirkliche Krankheitsbeginn weiter zurückliegt, als 
der Kranke glaubt. Wichtig für den Arzt ist weiter, daß sich bei 
Beginn der typhösen Erkrankung fast immer aus dem Blute Typhus- 
bazillen züchten lassen. Dagegen ist die so beliebte Einsendung 
von Stuhl zur Erkennung der Typhuserkrankung weniger geeignet, 
sie ist besonders dann von besonderer Wichtigkeit neben der Unter- 
suchung 'des Harnes, wenn es sich um die Feststellung von Bazillen- 
ausscheidern handelt, oder darum, sich ein Bild zu verschaffen, wie 


stark durch den Typhuskranken die Umgebung gefährdet ist. 


~ Typhusepidemien, die durch Genuß von verseuchtem Wasser 
aus Zentralanlagen zustande kommen, sind bei den jetzigen besseren 
hygienischen Verhältnissen außerordentlich selten, da größere Mengen 
von Typhusbazillen in das Trinkwasser gelangen und bereits kurze 


‚Zeit, nachdem sie in das Wasser gelangt sind, genossen werden 


müssen. Wahrscheinlicher werden schon Einzelerkrankungen durch 
Genuß von nicht einwandfreiem Brunnenwasser aus manchen 
Dorfbrunnen verursacht, die schon durch ‚ihren Bau sehr leicht 
einer vorübergehenden Verunreinigung durch Abwässer ausgesetzt 


sind. Wenn sich auch die Typhusbazillen im Wasser nur kurze 


Zeit am Leben erhalten, ist eine Ansteckung in dieser Zeit wohl 
sehr gut möglich. Auch durch Düngung von Gemüse mit Abort- 
wasser kann gelegentlich eine Einzelerkrankung hervorgerufen 
werden. Diejenigen Nahrungsmittel, deren Infektion durch Typhus- 
bazillen am leichtesten möglich ist, sind’ Milch und gekochte 
Kartoffeln. In der heißen Jahreszeit kann auch durch Fliegen eine 
Verunreinigung der Nahrungsmittel zustande kommen. Über- 
tragungen von Typhuserkrankungen durch verschmutztes Papiergeld 
oder durch Kleidungsstücke und Decken gehören zu den Aus- 
nahmen. . | | 

Aufgabe der Ärzte ist es, den Bezirksarzt darin zu unter- 
stützen, daß der Ausgangspunkt des Typhus, der Bazillenträger, 
gefunden wird. Mit Neuregelung der Desinfektoren- Ausbildung 
werden die Desinfektoren hierbei neben den Gemeindeschwestern 
eine wertvolle Unterstützung leisten können. 

Bei Beginn einer typhusverdächtigen Krankheit soll der Arzt 
einsenden: ’ 

1. einige Tropfen Blut in Galleröbrehen, die von der Unter- 
suchungsanstalt zur Verfügung gestellt werden. Bei der Absendung 
ist die Widerständsfähigkeit und der Verschluß des Gläschens zu prüfen. 

. in Kapillaren aufgefangen, Blut: zum Anstellen der Gruber- 
Widalschen Reaktion. Die Kapillaren sind zu versiegeln oder zu- 
zuschmelzen und der Verschluß ist zu prüfen. | 

| Die Einsendung von Blut in Watte eingetrocknet, wie es 
von manchen Instituten verlangt wird, ist nicht praktisch, da eine 


genaue Bestimmung des Agglutinationsttiters, der für die Diagnose . 


sehr wichtig ist, nur schwierig vorgenommen werden kann. 


Bedeutung der Befunde. 
a) Blutkultur: Positiver Befund von Typhusbazillen im 


eisend, negativer Befund spricht nicht gegen 
Typhus. Bei bestehendem Typhusverdacht ist daher die Einsendung 
des Blutes zu wiederholen. | 


b) Bedeutung der Gruber-Widalschen Reaktion. Durch 
die Agglutination wird festgestellt, daß in dem Blute des Kranken 
Stoffe vorhanden sind, welche die Typhusbazillen zusammenballen, 


und daß diese Substanzen in einer Verdünnung des Blutes wirk- £ 


sam sind, die bei Gesunden oder andersartig Erkrankten nicht 
mehr wirkt, | Sr 
-= `Diéjenige Serumverdünnung, in der eben noch Aggluti- 
nation der Bazillenaufschwemmung eintritt, wird als Grenztiter 
bezeichnet. A a l 


“Wir unterscheiden die 'makroskopische Untersuchung, die 
mit bloßem Auge an abgetöteten Kulturen festgestellt wird, und 


die mikroskopische, die am hängenden Tropfen mit lebenden 
Kulturen vorgenommen wird. | 


Der Grenztiter ist dadurch gegeben, daß eine Verklebung 
einzelner Bakterien nicht mehr, sei es mit dem bloßen Auge, sei 
es mit dem Mikroskop nachgewiesen werden kann. Es ist natürlich, 
daß der mikroskopisch festgestellte Titer sehr viel höher sein muß, 
als der makroskopische, weil der Vorgang der Agglutination auch 


noch mikroskopisch erkennbar ist, wenn die Anzahl der. sich zu- 


sammenballenden Bakterien gering ist und die Häufchen klein sind. 


Dementsprechend gilt auch eine mikroskopische Gruber-Widalsche 


Reaktion bis 1:100 oder 200 nicht als Beweis für eine Typhus- 
erkrankung, und viele Ärzte stehen daher sehr mit Unrecht auf 


dem Standpunkt, daß mit der Gruber-Widalschen Reaktion über- 


haupt nichts anzufangen ist. | 
Demgegenüber ist eine makroskopische Zusammenballung 


der abgetöteten Typhusbazillen schon in einer Verdünnung von 1:10, | 


wenn sie in kurzer Zeit eintritt, verdächtig für Typhus (oder 
Bazillenträger). Die makroskopische Diagnose gibt an Untersuchungs- 


anstalten zu viel weniger Irrtümern Anlaß, weil sie einfacher, kon- 


stanter und leichter kontrollierbar ist, da immer die gleiche Typhus- 
bazillenaufschwemmung verwendet wird. 


Zur makroskopischen Agglutination werden von der Landes- 


‘stelle vorher eingestellte Typhusbazillenaufschwemmungen verwendet, 


die mit einem agglutinierenden Testserum 'des Reichsgesundheits- 
amtes in einer Verdünnung von 1:1000 in wenigen Minuten einen 
deutlich sichtbaren grobflockigen Niederschlag in der Aufschwem- 
mung hervorrufen. | 

Von. der Landesstelle wird das Ergebnis der makrosko- 
pischen Untersuchung sofort nach Eintritt der Reaktion (spätestens 
nach 18 Stunden) dem Arzte mitgeteilt. Bei einem Titer von 


über 1:100 dürfte in den meisten Fällen Typhuserkrankung vor- 
liegen, unter 1:100 besteht nur Verdacht. l | 


Zahlreiche Untersuchungen haben ergeben, daß bei Verwen- 
dung dieser Methode im Falle einer Typhuserkrankung meist: vom 
3. bis 6. Tage der Titer über 1:10, vom 14. Tage über 1: 100 bis 
zu 1:10000 ausfällt. Während des Typhusverlaufes kommen er- 
‚hebliche Titerschwankungen vor, der Titer sinkt. besonders dann, 
wenn in dem Blute Typhusbazillen nachzuweisen sind. (Schwere 
Fälle haben öfter niederen Titer, leichte Fälle hohen Titer.) 

Bei einer makroskopischen Reaktion von 1:100 wird man 
mikroskopisch die Verklebung einzelner Typhusbazillen meist noch 
in Verdünnung von über 1: 1000 nachweisen können. Der mikro- 
skopische Titer wird aber nicht mitgeteilt. | 

Durch Fortfall der mikroskopischen Gruber-Widalschen Re- 
aktion, die man mit dem hängenden Tropfen vor allem auch bei 
Personen, die einer Kriegsimpfung unterzogen waren, immer noch 
erhält, wird eine unnütze Beunruhigung des Publikums und der 
Arzte vermieden. | 

Bei vorausgegangenen Typhuseinspritzungen bleibt die Wi- 
dalsche Reaktion oft viele Jahre lang positiv. Die Agglutination 
am hängenden Tropfen ist hier mit Vorsicht zu beurteilen. Die 
makroskopische Reaktion ist zwar manchmal auch noch bis zu 
einem Verhältnis von 1:100 positiv, tritt aber meist erst nach 


18 Stunden ein. Bei der Untersuchung ist daher mitzuteilen, ob 
Schutzimpfung vorlag. 


Da auf Antrag der Ärzte Nachuntersuchungen zur Feststellung, 


den Verlauf einer typhösen Erkrankung. Es kommt zwar auch bei 
anderen Erkrankungen gelegentlich positive Agglutination in einem 
Verhältnis makroskopisch bis zu 1 : 100 vor, so besonders makro- 
skopisch in höheren Verdünnungsgraden bei chronischen Darm- 
erkrankungen, bei großen zerfallenden Geschwülsten, ferner als 
Mitagglutination bei Ruhr, aber diese Fälle sind nur vereinzelt und 
können die Bedeutung der Gruber-Widalschen Reaktion nicht 
‚herabsetzen. Es ist notwendig, daß dem Arzt vom Untersuchungs- 
amt die Art der Untersuchung mitgeteilt wird, da die Beurteilung 
der Ergebnisse von der Methode abhängt. | 


ob eine Veränderung des Titers eintritt, kostenfrei vorgenommen. 
werden, sind die Arzte in der Lage, sich ein Bild zu machen über 


17. August 


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Ee h Die Gruber-Widalsche Reaktion bei Bazillenträgern kann 
- sehr hohe Werte erreichen, ohne daß zurzeit eine typhöse Er- 
£  Krankung vorzuliegen braucht. Sehr oft ist die Reaktion aber nur 


schwach und kann in einzelnen Fällen auch negativ werden. Sie 


1924 MEDIZINISCHE KLINIK — Nm... 


| Einspritzung :eines.immunisierenden Serums: oft günstig., Die Gefahr 


Jain demnach die Stuhl- und Harnuntersuchung nicht ersetzen. 


< o): Untersuchungen von Harn und Stuhl. Die Unter- 
suehung-von Harn und Stubl ist besonders wichtig zur Feststellung 
yon Dauerausscheidern, sie ist hier die wichtigste der Untersuchungs- 
*neihoden. Die Einsendung des Harns darf nie unterlassen werden. 
Rs gibt Harne, die vollständig klar aussehen und trotzdem Typhus- 

. hizillen-in Reinkultur enthalten. Es braucht demnach. durchaus 
‚nicht eine Erkrankung der Nieren vorzuliegen. 


Die Untersuchung. 


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anaphylaktischer Erscheinungen. bei ‚späteren Impfungen kann da- 


durch vermieden werden, daß das.Serum eines anderen Versuchs- 
tieres verwendet wird. Ist zuerst mit Pferdeseruni behandelt, dann 


wird bei späterer Infektion Rinderdiphtherieserum genommen. Die 


:| Einsendung von Rachenabstrichen auf Objektträgern zur Feststellung 


von Diphtheriebazillen ist nicht zweckmäßig, da der negative Befund 
nichts beweist. und diphiheriebazillenähnliche, harmlose Bakterien 
‚vorhanden sein können. Nur die Kultur gibt Sicherheit. . Von , den 
Untersuchungsanstalten. werden Röhrchen mit Waättetupfern zur Ver-. 
fügung gestellt. Es ist selbstverständlich, daß der. Arzt den Mandel- 


\.abstrich selbst kunstgemäß vornimmt. Das Ergebnis der Unter- 


von Personen, die im Verdacht stehen, Bazillen auszuscheiden, . 


-. muß wiederholt vorgenommen’ werden, då vorübergehend die Aus- 
scheidung zum Stehen kommen kann. | | E 
E Fleischvergiftung (Paratyphus). 


- -Bei allen Einsendungen, die aus Anlaß von Fleischvergiftungen 
- m die Untersuchungsämter gemacht werden, ist es notwendig, 


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© . "Mitteilungen über die klinischen Erscheinungen, über die, voraus- 


‚siehlliche Ursache und über die Ausbreitung der Erkrankung zu 
geben, da diese wichtige Hinweise für die vorzunehmende bakterio- 


logische- und chemische Untersuchung enthalten können. Es ist, 


- wenn.möglich, auch zu bemerken, welche Krankheitserreger vor- 
. wsidtlich in Frage kommen, da außer den Paratyphusbazillen 


suchung kann frühestens in 6—8 ‚Stunden mitgeteilt werden, ist 


| aber dann nur ein vorläufiges, da spärliche Kolonien erst nach. 


etwa 18 Stunden auftreten können.‘ Dem Arzt wird mitgeteilt, ob 


‘|. auf den Platten eine Reinkultur von Diphtheriebazillen. vorliegt 
-| (diese Fälle sind für die Serumbehandlung die günstigsten), ob 


neben den Diphtheriebazillen noch andere Bakterien reichlich vor- 


{ handen sind, ob die Diphtheriebazillen sich nur spärlich nachweisen 
| lassen und ob die Kultur negativ. ist. Die Landesstelle drückt den 


"wd den eigentlichen Wurstgiftbakterien, dem Bacillus botulinus, 


‚auch Daim- und Fäulnisbakterien und .Eitererreger bei septischen 
Tiererkrankungen Fleischvergiftungserscheinungen hervorrufen. 
. Man unterscheidet bekanntlich die unter dem Bilde eines 


‚heltigen, oft choleraartigen akuten Darmkatarrhs verlaufende para- 


. : phöse Erkrankung von einer schleichenden, dem Typhus ähnlichen 
Erkranküngsform. Für die letztere gilt das für den Typhus Gesagte. 

=> Zr Feststellung der akuten Form, die unter dem Bilde der 
es Peischvergiftung bekannt ist, ist die frühzeitige Einsendung von 
‚ hl und Harn notwendig, besonders auch von Harn, da festgestellt 


u it, daß’ nach Aufnahme von .paratyphusbazillenhaltigen Speisen oft 


shr schnell eine Ausscheidung der Bazillen durch die Nieren erfolgt. 


m Auch hier gibt die Ausbreitung der Erkrankung wichtige An- 
haltspunkte für die Quelle der Erkrankung, die in den meisten 


Fällen wohl Fleisch von kranken Tieren oder an sich gesundes 
- Fleisch, ‘das nachträglich infiziert wurde, in nicht wenigen Fällen 
aber auch verdorbenes Gemüse oder verdorbene Mehlspeisen sind. 


Auch durch Wasser, durch Eis, durch Milch und Käse können Er- 


. krank ungen hervorgerufen werden, welche die Erscheinungen der 
' Pleischyergiftung machen. 


And demnach einzusenden: 1. die verdächtige Speise, 2. der Stuhl- 
sug und Harn, 3. wenn die Krankheit bereits 


| > Blat zum Ansetzen der Gruber- Widalscheri Reaktion: 


Ruhr. 


| uit schnellste Einsendung von Ruhrstühlen: an das Laboratorium 
= wendig, da die Ruhrbazillen leicht absterben.- In geeigneten 
: Mllen ist es zweckmäßig, aus dem blutigen Stuhle die Schleim- 
locken herauszulischen, etwas abzuschwemmen in Wasser und' sie 

| parerik Kochsalzlösung einzusenden. Die Gruber-Widalsche 
taktion gibt bei Ruhrbazillen nicht ganz die sicheren Resultate 

bei Typhusbazillen, da 
po, h stellung der Diagnose Ruhr ist deshalb der Nachweis der 
| ' gibt azillen aus dem Stuhl in jedem Falle zu erstreben. Vielleicht 
P es auch Fälle von klinischer Ruhr, die nicht durch Ruhrbazillen 


N =- ~ 


} 
| evorgerufen werden (den Friedländerschen Pneumoniebazillus 


d manche Stämme von Bacterium vulgare). 


N Auf Amöbenruhr ist zu fahnden, wenn die Patienten aus den 
‚5 „4Zopen kommen. py As ee 


1 E Cholera. | | 
I rich Bei Choleraverdacht sind hinsichtlich der Einsendung die 
gesetzlichen Vorschriften zu befolgen. Zweckmäßig. ist es, 


vor der Einsendung die Untersuchungsanstalt drahtlich zu benach- 


material eintrifft, 


/ 

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; 

' | = 
$.: Untersuchungen auf Diphtherie 
nis a dringendem Verdacht soll der Arzt nicht erst das Ergeb- 
j Neilsern ıtersuchung abwarten, sondern sofort die Einspritzung von 
im wenn al vornehmen, da oft kostbare Zeit verloren geht. Auch 


? 


` 


Zur Untersuchung der Fleischvergiftung 
einige Tage besteht, 


ht ‚Bei Ruhrerkrankungen ist besonders in der warmen Jahres- 


Ruhrbazillen leichter mitagglutinieren. - 


Nehti . ; : 2 u 
| tigen, damit alles bereits vorbereitet ist, wenn das Untersuchungs- . 


‘ 


Verdacht sich bakteriologisch nicht bestätigt, wirkt. die 


» 


Befund durch die Anzahl der Kreuze aus (3 Kreuze = Reinkultur, 
2 Kreuze = Mischkültur,. 1: Kreuz = spärlich  Diphtheriebazillen). 
. Bei negativen Befunden wird mitgeteilt, ob die Platte steril 
blieb (bier kann das Wachstum von Diphtheriebazillen durch ein 
angewandtes Desinfektionsmittel verhindert sein), oder ob die Platte 
von. Heubazillen überwuchert wurde, die das Wachstum für Diphtherie- 
bazillen beeinträchtigen. In diesen beiden Fällen, ebenso dann, 


wenn das bakteriologische Ergebnis nicht mit dem klinischen Befund 


'übereinzustimmen scheint, ist nochmalige "Untersuchung anzu- 


empfehlen. Auf den Anträgen ist. stets mitzuteilen, ob. das Sekret ; 
' aus dem Rachen, aus, der Nase oder aus der Bindehaut stammt, 


da auf den letzteren Schleimhäuten Pseudodiphtheriebazillen vor- 
kommen, die den Diphtheriebazillen sehr ähnlich, aber nicht pathogen 
sind. Dem Arzt wird auch mitgeteilt, ‘wenn im Rachensekret 
Pseudodiphtheriebazillen vorhanden sind. Es kommt vor, daß be- 
sonders nach Serumeinspritzungen die Diphtheriebazillen atypisch 
wachsen und auch auf. Rinderserumplatten mehr wie 'Pseudo- 


diphtheriebazillen aussehen. Das Vorkommen. von Körnchen in den ` 


Diphtheriebazillen, das ihnen bei der Neißerfärbung das charakte- 
ristische Aussehen gibt, ist keinesfalls spezifisch.. Bei der bakterio- 
logischen Diagnose ist stets das Gesamtbild zu berücksichtigen. 
Aus dem Vorkommen einzelner. diphtherieähnlicher Stäbchen kann 
nicht mit Sicherheit die Diagnose gestellt werden. Im Zweifelsfalle 
kann durch weitere Kultur und Tierexperiment die Frage entschieden 
werden, . ob. echte Diphtheriebazillen. vorhanden sind. Die Unter- 
suchung wird durch . den Tierversuch aber so verlängert, daß er 
für den Arzt nur in einzelnen Fällen in Frage kommt. | 5 


Untersuchung auf Gonokokken. 


Von der Untersuchungsanstalt werden Objektträger in Papp- 


hülsen auf Antrag geliefert. Unzweckmäßig ist die.Einsendung auf 


dicken Glasscherben, Brillengläsern, Deckgläschen und die Eintrock- 


nung .auf Watte. Der Sekrettropfen muß auf dem Objektträger 


dünn .ausgestrichen werden, damit die Eiterzellen ‚sich gut aus- 
breiten: können. ‘Sie werden dadurch sehr viel größer und zeigen 
die Gonokokken deutlicher. Dicke. Tropfen sind meist nur an 
einzelnen Stellen des Randes verwertbar. Die Abstriche müssen 


lufttrocken sein, bevor sie mit den Schichtseiten aufeinandergelegt | 


in Papier. verpackt werden. Es ist selbstverständlich, daß. nur 
Objektträger verwendet. werden dürfen, die’ vorher: niemals zu 
Bakterienfärbungen gebraucht werden. Auf gebrauchten: Objekt- 
trägern kann man oft die merkwürdigsten Befunde machen. — 


Die Diagnose Gonokokken wird nur gestellt, ‚wenn nach Lage- 


‘rung und Reichlichkeit der gramnegativen semmelförmigen in- 


` tràzellulären Kokken im Sekret der Harnröhre oder im ‚Zervikal: 
ein Zweifel nicht 


sekret (nicht Vaginalsekret nach Prausnitz) 
möglich ist. Andernfalls wird nur mitgeteilt, gramnegative Kokken 
von Gonokokkenform.- ee a i 

Die Kultur von Gonokokken kommt nur in Ausnahmefällen 
in Betracht. er Ä en N 


©. Meningokokken. > 0000 
Da die Erreger der epidemischen Genickstarre- sehr empfind- 


lich sind, ist die Einsendung nach. Möglichkeit zu "beschleunigen. 


Die Gläschen sind vorher vom Einsender durch Erhitzen 


sch | nochmals 
zu ‚sterilisieren. - .. Ga 


Bei Einsendung von Nasen- und Rachenabstrichen zur .Unter- ` 


‘suchung auf Meningokokken ist. anzugeben, ob in der Umgebung 


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skopischen Befund allein nicht die Diagnose auf Meningokokken 


serum eingesandt wird, daß demnach die oberflächlichen Geschwürs- 


dem dünnen Blutausstrich stets ein flacher (Kuhn) Tropfen ein- 


1134 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33. . 17. August 
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Genickstarrelälle vorliegen. In Mund und Nase gibt es gramnegative 
harmlose Kokken, die trotz Kultur und Agglutination sehr schwer 
von Meningokokken unterschieden werden können. 

Sind in. dem eingesandten Lumbalpunktat Eiterzellen mit 
gramnegativ intrazellulären Diplokokken nachweisbar, so wird dem 
Arzt mitgeteilt: Meningokokken. Es wird in jedem Falle die Kultur 
versucht, die oft nicht mehr gelingt, die Agglutination mit einem 
Meningokokken-Serum vorgenommen, dasVerhalten auf verschiedenen 
Zuckernährböden geprüft. Auch wenn die Kultur nicht einen voll- 
ständigen typischen Meningokokkenstamm ergibt, ist trotzdem vom 
Arzte der Fall als Genickstarre zu behandeln. 


Bei Rachen- und Nasenabstrichen wird .aus dem mikro 


mäßig, es sind aber stets dünne Blutausstriche beizulegen. Un- 
zweckmäßig ist es, das Blut in Kapillaren oder in Wassermanngläschen 
einzusenden, wenn es sich darum handelt, das Blutbild festzustellen. 


Durch die Gerinnung des Blutes können die Zahlenverbältnisse der 
Zeilen vollständig verschoben werden. 


+ 


Seltenere bakteriologische Untersuchungen. 


Bei Verdacht auf Strablenpilzerkrankung soll sich der Arzt 


erst überzeugen, ob in dem Eiter oder im Auswurf Drusen in Gestalt 
von kleinen Körnchen enthalten sind. 


Bei Milzbrand darf die Diagnose, wenn nicht bereits klinisch 
eine sichere Diagnose möglich ist, nicht aus dem Vorkommen von 
sporenhaltigen Stäbchen und dem charakteristischen Aussehen der 

Kultur allein gestellt werden, da ganz ähnlich aussehende Bazillen 
besonders in schmierigen, verünreinigten Wunden vorkommen 
können. Es ist in jedem Fall durch den Tierversuch die Patho- 
genität festzustellen. Einsendung von Blut zu Kultur ist in jedem 
Falle nötig. ; 

Zur Feststellung von Flecktyphus ist das Blut einzusenden 
ähnlich wie für die Widalsche Reaktion, behufs Anstell der 
Weil-Felixschen Probe. Nach Prausnitz ist es zweckmäßig, 
gleichzeitig zur Differentialdiagnose einen Tropfen Blut in Galle - 
einzusenden, um Typhus auszuschließen. | 

Bei Rotz ist Ausfluß aus der Nase, Eiter von den Geschwüren 
oder Sputum einzusenden. Bei.chronischem Rotz außerdem Blut 
zur Agglutination. Bei septischen Erkrankungen ist am besten 
1—2 cem Blut in Traubenzuckerbrühe zu bringen (die Kulturröhrchen 
werden auf Antrag geliefert) und dem Institut zu übersenden. Wenn 
dies nicht möglich, genügt die Einsendung des Blutes in einem 
sterilen Wassermanngläschen. Das Wachstum der Eitererreger 
wird gehemmt, wenn die Blutkonzentration zu stark ist. Man gibt 
deshalb zweckmäßig einige Tropfen des ersten Kulturröhrchens auf 
ein zweites Brüheröhrchen. 

Bei Verdacht auf Blattern wird eine Pustel mit der Nadel 
geöffnet, auf dem Objektträger ausgestrichen und nach dem Ein- 
troeknen dem Laboratorium überwiesen. Durch das Reichsgesetz 


ist jetzt die Cornealimpfung vorgeschrieben, die u. a. in der Staatl. 
Lymphanstalt Dresden vorgenommen wird. 


gestellt, sondern in jedem Fall die Kultur vorgenommen und mit 
großer Vorsicht beurteilt. | 


Untersuchung auf Tuberkelbazillen. 


Der Arzt soll sich überzeugen, daß wirklicher Auswurf, nicht 
Mundspülwasser oder Nasensekrete eingesandt werden. Vor der 
Absendung ist zu prüfen, ob- die Flasche auch wirklich gut ver- 
schlossen ist, damit beim Auspacken nicht ‘das Personal unnötig 
gefährdet wird. Bei der Untersuchung werden von allen verdäch- 
tigen Stellen Teile entnommen und auf einem Objektiräger aus- 
gestrichen. Die Untersuchung ist also bereits eine Art Anreicherungs- | 
verfahren. Auf. besonderen Antrag wird auch die Anreicherung mit 

der Uhlenhuthschen Antiforminmethode vorgenommen. Auf der Mit- | 
teilung an den Arzt wird durch die Anzahl von Kreuzchen die Menge 

der Tuberkelbazillen ausgedrückt und damit auf die Gefahr der Er- 
krankten für ihre Umgebung hingewiesen. Harn und Pleuraexsudate 


sind bei Verdacht auf Tbe. zweckmäßig durch das Tierexperiment 
zu prüfen. 


Untersuchung auf Syphilisspirochäten. 
Der Arzt hat vor allem darauf zu achten, daß wirkliches Reiz- 


belege zunächst abzutupfen sind, und daß von dem nunmehr hervor- 
tretenden leicht blutigen Serum Ausstriche gemacht werden. . Es 
können auch vom Arzt fertiggestellte Tuschepräparate eingesandt 
werden. (Verreibung von etwas Reizserum mit chinesischer Tusche 


oder Opalblau (Grübler Leipzig) auf einen dünnen Objektträger, 
Abstrich mit Hilfe eines zweiten Objektträgers.) 


Wassermannsche Reaktion und Modifikationen. 


Zur Anstellung der Wassermannschen Reaktion, ihrer Modi- 
fikationen nach Stern und Hecht und zum Ansetzen der 
Flockungsreaktionen ist es zweckmäßig, möglichst viel Blut einzu- 
senden, mindestens 4—5 ccm. Ist aus irgend einem Grunde- es 
nicht möglich, größere Blutmengen .zu erhalten, dann ist es zweck- 
mäßiger, das Blut in einigen weiten Kapillaren einzusenden, die 
auf Antrag geliefert werden. Es ist dabei zu bedenken; daß 
die Reaktion um so unsicherer wird, je kleiner die Blutmengen 
sind und je weniger man Vergleichsreaktionen anstellen kann. 
Nach der amtlichen Vorschrift sind drei geprüfte Extrakte zu ver- 
wenden, von denen einer ein Extrakt aus syphilitischen Organen 
ist. Gewöhnlich wird aus dem Ergebnis der drei Resultate das 
Gesamtresultat bestimmt, und es bedeutet Wassermann mit 
4 Kreuzen: alle Extrakte zeigen gleiche Hemmungen, Wassermann 
1 Kreuz: mindestens ein Extrakt zeigt völlige Hemmung, Wassermann 
2 Kreuze: mindestens zwei Extrakte zeigen völlige Hemmung 
oder ein Extrakt zeigt völlige Hemmung, zwei Extrakte fast völlige 
Hemmung. Wassermann 3 Kreuze: zwei Extrakte völlige Hem- 
mung, ein Extrakt teilweise Hemmung. Außerdem wird bei dem 
Gesamturteil noch berücksichtigt das Ergebnis beim ersten Ablesen 
und am folgenden Vormittag. Die Sternsche Reaktion ist zwar 
empfindlicher als die Wassermannsche Reaktion, dafür aber weniger 
spezifisch. Sie kann die Wassermannsche Reaktion nicht ersetzen. 
Das Gleiche gilt auch für die Hechtsche Modifikation. Beide 
' Methoden haben außerdem den Nachteil, daß die Kontrollen sich 
nicht lösen, wenn kein Komplement vorhanden ist. Sie sind daher 
auch nur bei frischem Biute zu verwenden, in dem noch Komplement 
enthalten ist. Die Resultate der Modifikation der Flockungsreaktion 
nach Dold, Meinicke und Sachs-Georgi sind im Ganzen gleich- 
wertig. Nach den Erfahrungen der Landesstelle ist die Ausführung 
nach Sachs-Georgi mit einem von Frankfurt bezogenen Cholesterin 
Extrakt sehr deutlich und für große Untersuchungsreiben sehr ge- 
eignet. Sie stimmt fast völlig mit dem Ausfall der Wassermann- 
schen Reaktion überein. Besonders ist es in der wärmeren Jahreszeit 
notwendig, die Reaktion möglichst schnell auszuführen. Es ist da- 
her geboten, das Blut unmittelbar nach der Entnahme möglichst 


Untersuchungen von Harn. 


An der Landesstelle werden nicht nur die mikroskopischen 
Untersuchungen, sondern auch alle in Betracht kommenden chemi- 
schen Reaktionen ausgeführt. Soll Harn zu Kulturzwecken ver- 
wendet werden, so ist er am besten mit dem Katheter zu 


entnehmen. Bei Untersuchungen von Harnsediment auf Tuberkel- 
bazillen wird festgest 


ellt, ob die säurefesten Bazillen auch alkohol- 
rest sind. | i 


Untersuchungen von Blutausstrichen. 


Es sind stets mehrere Präparate einzusenden, damit mehrere 
Färbungen ausgeführt werden können. Bei Malariaverdacht ist neben 


zusenden. Ein Blutstropfen wird auf dem Objektiräger durch Schräg- 
halten zum Abfließen und Eintrocknen gebracht. Für Blutausstriche 
verwendet man entweder nach Nägeli zwei Deckgläschen oder man 
nimmt Objektträger. Bei der Nägelischen Methode wird ein steck- 
nadelkopfgroßes austretendes Blutströpfchen auf die Mitte eines gut 
gereinigten Deckgläschen abgetupft und ein zweites Deckgläschen 
leicht darübergelegt und von dem ersten . Deckgläschen abgezogen. 
Diese beiden Deckgläschenabstriche geben das wirkliche Verhältnis 
der Biutzellen wieder. Nimmt man Objektträger, so fängt man mit 
der schmalen Kante ein Bluttröpfchen auf, zieht es zunächst quer 
über einen zweiten Objektträger und, nachdem es sich so flächen- 
haft über die Kante ausgezogen hat, schnell über die Länge des 
zweiten Objektträgers. Das Blut wird dabei nicht vorgeschoben, 
sondern nachgezogen. Je schneller der Ausstrich trocknet, um so 
besser werden die Präparate. Bei dieser Art des Ausstriches ist 
die Verteilung der Blutzellen eine ungleichmäßige. Besonders die 
Leukozyten sammeln sich an den Randpartien stärker an und werden 
manchmal arg entstellt. Indessen bekommt man bei einiger Übung 
auch durch Objektträgerausstriche brauchbare Ergebnisse. Bei Blei- 
untersuchungen zur Feststellung von basophil gekörnten roten 
Blutkörperchen und bei Malaria genügen Objektträgerausstriche voll- 
ständig. Auch bei Bleiuntersuchungen ist der flache Tropfen zweck- 


rait Angst on N, 1924 — MEDIZINISCHER" KLINIK — Nr. 88, . n a 
2: bald der Untersuchungsanstalt zuzuschicken, damit die Untersuchung | in höherem Maße taber ‚diejenigen gefährden kann, die das Material | BR Sun 
= dort:sofort vorgenommen werden kann. >. <.> "x. -| auspacken. :Er:soll. sich, demnach immer überzeugen, ob die ihm jii 5 ig 

"io Y>. Es- kommt vor, daß das Ergebnis der'Wassermannschen |' zugesandten Glasgefäße auch widerstandsfähig sind, indem ‘er mit IB e 

"Reaktion nicht mit dem übereinstimmt, ‘was der -Arzt erwartet, er | ihnen diejenigen. Manipulationen. vornimmt, denen die Gefäße aul EEE EEE 

sendet dann. oft nach einigen Tagen das Blut an eine andere Unter- | dem: Transport und auf: der Post ausgesetzt sind. Er überzeuge sich, ER a pikaa N 
...." süchungsanstalt, erhält von da den von ‚Ihm gewünschten positiven | ob der Verschluß dicht ist, ‘ob bei den mit Schraubverschlüssen fi EAIiE i ai ip j! 
“oder: negativen Befund und ist der. Ansicht, daß ‘die: 1. Unter- | versehenen: Gefäßen. das. Korkplättchen unversehrt ist. Diejenigen aE ENERGIE 
> 7° ® ‚sgöhungsanstalt unzuverlässig arbeitet. Es kann auf. diese Weise nie | Substanzen, ‘welche leicht in Gärung übergehen, dürfen nie das i E UHR BETEN 
2: festgestellt werden, ob ein Fehler vorlag, ‚und der Arzt handelt | Glas vollständig füllen, das ist besonders bei Stuhlgängen der Fall, IRRE yeng 
-` riehtiger, wenn er bei der 2. Einsendung auch dem 1. Institut | die .im Sommer beim Öffnen. oft explosionsartig bis an die UMREN GIS i als 
"seinen Teil Blutes zuschickt. Er kann in diesen’ Fällen, wo.es sich | Decke spritzen und das Personal außerordentlich gefährden. Es „ea izt Ri 
2° -am‘ Nachprüfung handelt, bei der Ländesstelle Kostenlosigkeit be- | genügt ein Teelöffel voll.Stühl zur Anlage der Kultur. Auch beim II ES. 1 
>- „amtragen, die in jedem Falle genehmigt wird, denn sie hat selbst-: | Absenden -der. Wassermanngläschen ist es gut, die Widerstands- Ina: ES 
verständlich das größte Interesse, festzustellen, ob: die Reaktionen | fähigkeit.der Gläschen und die Dichtigkeit des. Veerschlusses einer ERA ana IA 
© mverlässig ausgeführt werden. Wenn auch in der Regel die Wa.R. | Prüfung zu unterziehen. És ist, für das Untersuchungsamt wie für ii Ban, Ep 
‚= "bereits 3—4 Wochen nach der Infektion positiv ist, gibt es doch | den Arzt und den Patienten gleich unangenelım, wenn das Gläschen Bm: 7 ne fid: 
-o c" Fälle, in denen trotz bestehender Erscheinungen (Plaques, Papeln, | zerbrochen ankommt... 2 000 eeo en DE RN el ln 
: > Kondylome, Roseola) die Wa.R. noch negativ. ausfallen kann. - | : : Da, wo Untersuchungsgefäße usw. von den Anstalten- geliefert PER RING DRSEEDER IE EINEN 
<o. Die Hechtsche Modifikation wird an. der Landesstelle ‘mit | werden, soll. der Arzt: nach Möglichkeit davon Gebrauch machen. RE m AAMT Ak 
` „einem Cholesterinextrakt in einem Verhältnis von- 1:10 und. be- Die Antragsformulare sind -so auszufüllen, daß kein Zweifel HR IE ee NER ji 
‚2°: sonders bei beginnender Syphilis auch von 1:5 angestellt. Aus: | über den Arzt und über die Art der Untersuchung herrschen kann. | N als si 
. +. verschiedenen Tausend Vergleichreaktionen geht hervor, daß die | Wird ein Antrag auf Wa.R. gleichzeitig mit Blut. eingeschickt, dann E ETENA RAN En 
“ . ‚Heehtsche Modifikation in dem Verdünnungsverhältnis 1:10 im | wird selbstverständlich die Wa.R: ausgeführt, denn das Untersuchungs- BHN AS n nk u ji 
~: großen und ganzen mit dem "Ergebnis der ‚Wassermannschen | amt kann nicht erraten, daß der Arzt Material, zur Untersuchung auf ` UNE Ha ZA 
7, = Reaktion übereinstimmt. In einem Verhältnis von 1:5 ist das | Agglutination oder auf Sepsis oder auf mikroskopischen Blutbefund ein- Ua En ll 
‚ ;.."Bint:des Gesunden stets negativ, positiver Ausfall in’ diesem Ver- | sendet. -Sehr oft lassen die Ärzte.alle klinischen Angaben weg, sehr zu BE BE AE KE | 
5, baltis ist nur dann von Bedeutung, wenn: klinische Anhaltspunkte | ihrem eigenen Schaden, denn der Untersucher kann ‘mit gelegent- REES i eru 
„= fär- Syphilis. vorhanden sind. Die- Reaktion ist auch bei nicht | lichen Nebenbefunden: nichts: anfangen; besonders, wichtig ist dies ADT einige 
. c3 ' yphllitischen Krankheiten positiv, : besonders bei multipler Sklerose, | bei der Wa.R. Es braucht nicht betont zu werden, daß auch die Eee | 
' ».,.,beisschweren nervösen Erscheinungen, bei habituellen Aborten, viel- | Kostenfrage sich nur da ’’glatt erledigen läßt, wo ‘genaue Einträge ef 
; 7 diht auch manchmal bei fortgeschrittener Tuberkulose. Jedenfalls | auf den Antragsformularen vorhanden sind. ii i 
©. -zeigt der positive Ausfall dem Arzt-an, daß es sich nicht um ein | 0 a A $ ee, re ah) 

" „normales Blut handelt. Häufig wurde festgestellt, daß die Hecht- | Wann darf der Arzt das Untersuchungsergebnis erwarten? MN 
sehe, Modifikation zunächst in der. stärkeren Konzentration positiv © Alle direkt mikroskopischen ‚Untersuchungen, ebenso wie die ` | aket 
. >» wurde, dann in der schwächeren, und daß nunmehr die. Wasser- | Fe ee werden am Tage des Eingangs erledigt und i Aig 
ș `- mamsche Reaktion begann positiv auszufallen. Die Hechtsche | das Ergebnis wird noch am Nachmittage der Post übergeben. Die IM pit 
«<> „Modifikation kann also dem Arzte einen -wichtigen Hinweis geben | telephonische Mitteilung: erfolgt auf Antrag des Arztes und in allen. ls 
und ist vor allen Dingen dann zu empfehlen, wenn die Wasser- | wichtigen: Fällen dann, wenn der. Arzt Telephonnummer angegeben ` sey 
; , v> mammsche Reaktion schwankend ausfällt. Häufig kommt. es vor, | hat. Bakteriologische Untersuchungen werden, wenn es möglich ist,- N 
daß ein Blutserum, das zunächst positiv. ist, am folgenden Tage | an dem dem Eingang folgenden Tage. fertiggestellt. Macht die , EI 
©. Negativ erscheint oder umgekehrt, daß ein negatives Blut am | Kultur Schwierigkeit, dann kann ein bestimmter Tag nicht angegeben ` Beh 
t  mächsten Tag schwach positiv wird. Würde demnach ein derartiges | werden, es wird jedoch nach Möglichkeit ein vorläufiges Ergebnis Biat 
| . Bluf.in verschiedenen Zeiten und noch mit verschiedenen Extrakten | mitgeteilt. Erhält. der . Arzt. nicht ‚rechtzeitige Mitteilung, dann Br 
„|e „abgesetzt, so kann es vorkommen, daß. die. eine Untersuchungs- | wendet er' sich” am besten an, die Untersuchungsstelle und’ bittet Ab 
| <~ = “anstalt meldet +4---+, die andere negativ. Hier klärt die Hecht- | um Auskunft, die vielleicht nur deshalb nicht gegeben werden kann, Ale: 
`t she Modifikätion, weil sie die unter der Wa.R. liegenden Schwellen- | weil.der Arzt. in der‘ Eile vergessen hat, seinen Namen auf den lu 
ki © Werte zur Darstellung bringt, sehr schnell auf. Für die Behandlung | Antrag. zu setzen. m. P | SET, 

a a der klinische Befund in Betracht, ‚wenn nur eine Modifikation | : >. >`- | Bewertung der Ergebnisse. nee d Ara 2 anias 
TE On Semannschen Reaktion positiv ausfällt. In zweifelhaften 1 ` Wenn das von. der Untersuchungsstelle abgehende Resultat ag N 
LE A bair ist Wiederholung (auf Antrag kostenfrei) zweckmäßig. | nicht mit den klinischen Beobachtungen des Arztes übereinstimmt, ATTE in 
De Histologische Eing änge. | PE ist es zweckmäßig, die Untersuchung zu- wiederholen. Es kann pi 2 
6 a Te en ar A | dabei: Kostenlosigkeit beantragt werden. SM, RN 

2... Mewebsstückchen sind am besten in verdünnter Formollösung ALT a u: ee 
Fah, aay sie hier noch für alle Zwecke verwendet werden | ` ee Ri — en 

z „nen, entweder in einem Gläschen mit Formollösung: oder in mit | EIS ne aa NEM w en 
15. ‚Formel durchtränkter Gaze. Bei allen histologischen Einssadunsen ‘Aus dem. Georg Speyer-Hause (Dir. Geh. Rat Prof. Kolle) und dem . 9. ul 
1)... die genaue Angabe, woher das Gewebsstück stammt, wichtig und | Senckenbergischen Pathologischen Institut der UniversitätFrankfurta.M. eat 
! er Diagnose oft entscheidend.. Ebenso ist es notwendig, dB | 2... (Dir. Prof. B. Bisoher).., | F i o 
Ta an paraten, wenn er nicht das gesamte entfernte Gewebe über- Über Gewebsveränderungen na ch Wismu tiniektionen. | Ba, 

„ei, wenigstens die wichtigsten bei der’ Besichtigung sich von- | .. on I S W jA ES i ai Boa 
d me enden Teile schickt. Für den Untersucher sind |, . `. © -.; Von Prof. Dr. Rudolf Jafié. | 2 a i 

>z = öde Klinische Ane ! Bei i uns| e yes ee ES Y Er 3 I 
ao e 2 i aar >- Als, die ersten Salvarsaninjektionen intramuskulär gemacht a 
|,  Benaue Diagnose möglich ist, wenn eine gründliche Ausschabung | wurden, zeigte es sich, daß schwere lokale Gewebsveränderungen En 
tj »Trgenommen wurde, aus der hervorgeht, wie sich die drüsigen | auftraten. Ich bin an anderer Stelle ausführlich. auf die damals bare 
b} Teile zur Muskulatur verhalten EX. Senden manchmal so gering- gemachten Beobachtungen eingegangen und will daher nur kurz EARN 
iy  -tigige Gewebsteilchen einsesandt. daß‘ man: förmlich ;sieht, mit | daran erinnern, daß diese Veränderungen hauptsächlich in Gewebs- HEVIN 
v „Welcher Vorsicht der Arzt die Kürette eineeführt und herausgezogen nekrosen und in Thrombosen in der Umgebung der Nekrosen be- a 
db: hab Ebenso ist es notwendie bei Verdacht eines beginnenden | Standen, während ‚entzündliche Erscheinungen im Anfang oft ganz 
s}  Zervixkarzinoms nicht nur ein Bröckchen von der Oberfläche der | fehlten. Da jetzt die neu aufgekommene Behandlung mit Wismut- I 
t eschwulst abzukratzen sondern 'eine Exzision vörzunehmen, um. | ‚njektionen auch wieder intramuskulär angewandt wird, ist es von EIER 
gi das: Tiefenwachstum der Geschwulst festzustellen; nur so ist ein Interesse, die. dabei auftretenden lokalen Gewebsveränderungen zu nen 
tp- Wirkliches Urteil über die Nat der Geschwulst möglich. | untersuchen... 1 0 E i p EA 
epo i À a i TOPI Fe Zn a '- Die von mir untersuchten 17 Kaninchen, die mir von Herrn ET 
|, , .;76Sichtspunkte be: der Absendung des iniektiösen . | Geh. Rat Kolle für diese histologischen Studien. übergeben wurden. .- Ahat T: 
Bpo Materials.. en y waren mit verschiedenen Wismutpräparaten, löslichen und unlöslichen, ee 
3 ha Arzt, der infektiöses Material einschickt, soll sich immer | intramuskulär injiziert worden. Auf. die chemische: Natur dieser Hrn 
ip. > at sein, daß er hierdurch unter Umständen ‚die Allgemeinheit, | verschiedenen Präparate: kann ich nicht eingehen. Ich will sie nur Ken. 

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1136 


| i 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK > Nr. 88. | 


. Leber nachweisen ließen. 


4 


17. August 7 


mit den im Georg Speyer-Hause angewandten Nummern bezeichnen | 


und verweise wegen der chemischen Fragen auf die entsprechenden 
Veröffentlichungen. Da aber bei Anwendung verschiedener Präparate 


verschiedene Gewebsveränderungen auftreten, seien die Tiere nach 
den angewandten Mitteln eingeteilt. 


Vier Kaninchen (Nr. 920, 921, 922, 923) waren mit dem Präparat 464 
behandelt worden, und zwar hatten 2 Tiere 0,3 in Lösung bekommen. 
Von diesen war das eine nach 3, das andere nach 11 Tagen getötet 
worden. Bei beiden Tieren fanden sich in den Septen ausgedehnte 
Nekrosen mit massenhaft Kerntrümmern. In der Umgebung der nekro- 
tischen Herde ein schmaler Saum nekrotischer, z. T. verkalkter Muskel- 


fasern. Nur bei dem früher getöteten Tier fand sich außerdem eine 
geringgradige Leukozytenansammlung in den schmalen ae der Um- 
gebung. Die beiden anderen Tiere hatten 0,3 desselben Präparates in 
öliger Suspension erhalten. Der anatomische Befund war der gleiche: 


Auch hier Nekrose im Septum mit schmalem Saum nekrotischer, z. T. 


verkalkter Muskelfasern und nur bei dein früher getöteten Tiere gering- 
gradige leukozytäre Infiltration in der Umgebung. Auch diese Tiere 
waren am 3. bzw. 11. Tage getötet worden. | 


Mit dem Präparat 414 waren drei Tiere injiziert worden, und 
zwar hatten zwei Nr. 908 und 910) 0,1 des Mittels in Lösung, eins 


(Nr. 911) 0,1 in öliger Suspension erhalten. Kaninchen 908 war nach 


zwei Tagen getötet worden. Es fanden sich nur kleine neun und 
Muskelnekrosen mit Homogenisierung und scholligem Zerfall der Fasern, 
außerdem nur einzelne Leukozyten in den Muskelsepten. Kaninchen 910, 
das. erst nach vier Tagen getötet wurde, zeigte im ganzen den gleichen 
Befund, aber in etwas stärkerem Grade; hier fanden sich außer etwas 
größeren nekrotischen Herden in der intakten Muskulatur einzelne ge- 
schwollene nekrötische Muskelfasern, z. T. auch deutliche Kernwuche- 
rung. Mit Kossa-Reaktion sind auch in einigen Muskelfasern feinste 
Kalkkörnchen nachweisbar. Bei Kaninchen 9i1, das mit dem gleichen 
Präparat in öliger Suspension behandelt worden und nach zwei Be 
getötet worden war, fanden sich in den verbreiterten Septen ziemlich 
reichlich Leukozyten und in deren Umgebung kleine Muskelnekrosen. 

Kaninchen 821 hatte 0,2 Wismut-Sulfid erhalten und war erst 


nach 96 Tagen getötet worden. Hier fanden sich in den Septen der 


Oberschenkelmuskulatur reichlich Narben, und zwar z. T. in Form eines 
zellarmen Bindegewebes, z. T. aber auch noch zellreiches Granulations- 
A und Fibroblasten. In letzteren Bezirken lagen reichlich schwarze 

örnchen, z. T. in Häufchen beieinander liegend (Wismut). Auffallend 
war, daß sich in diesem Fall auch in den retikulo-endothelialen Zellen 


der Milz neben Phagozytose roter Blutkörperchen reichlich schwarze 
Körnchen (Wismut) ebenso wie in den Kupfierschen Sternzellen der 


= Ein weiteres Tier (Kaninchen 835) hatte 0,1 Wismut-Karbonat 
erhalten und war am 83. Tage getötet worden. Hier fand sich nur 


eine größere Narbe, in der noch große Massen Wismut und Reste ver- 


kalkter Muskelfasern nachweisbar waren. Auch in diesem Falle fanden 
sich in den Retikulo-Endothelien der Milz und in den Kupfferschen 
Sternzellen reichlich schwarze Körnchen. | 


uch bei den nächsten Tieren fanden sich nur verschiedene 
Stadien von Narbenbildung. So zeigte Kaninchen 1768, das 0,2 von 


Präparat 470 in öliger Suspension erhalten hatte und am 71. 


1. Tage 
danach getötet worden war, nur eine Narbe, die allerdings zum größten 
Teil noch aus Granulationsgewebe und Fibroblasten bestand und in 


der reichlich feinkörniges Wismut, besonders an den Randpartien, und 


zwar vielfach intrazellulär lag. Auch in der Milz fand sich reichlich 
feinkörniges intrazelluläres 


ismut neben Phagozytose. roter Blut- 


 körperchen. Ein zweites Tier, das nur 0,i des gleichen Präparates 


gelöst erhalten hatte und nach 29 Tagen getötet worden war, wies 
überhaupt nur ein ziemlich zellreiches Narbengewebe auf, sonst keinen 
pathologischen Befund. | Í | 
m Gegensatz zu diesen zeigen die lotzten Tiere sehr schwere 
Veränderungen. So zeigte Kaninchen 2116, das 0,2 ccm von Präparat 472 
bekommen hatte und am 22. Tage danach getötet worden war, eine 
größere Zerfallshöhle in der Muskulatur und in deren Umgebung in 
mäßig breiter Zone die Muskelfasern nekrotisch und z. T. verkalkt. 
Entzündliche Reaktion fehlte, auch war Wismut nicht mehr nachweis- 
bar. Kaninchen 898 war mit 0,2 ccm von Präparat 412 gespritzt und 
nach 12 Tagen getötet worden. Dies zeigte ausgedehnte Nekrose der 
Septen und der angrenzenden Muskulatur mit Verkalkung zahlreicher 
Muskelfasern. Im Innern des nekrotischen Herdes eine abszeßartige 
Ansammlung von Kerntrümmern, auch in der Umgebung des Herdes 
zwischen den nekrotischen Muskelfasern einzelne Leukozyten. In der 
Tiefe der Oberschenkelmuskulatur findet sich außerdem ein großer 
Abszeß mit zahlreichen Leukozyten, die großenteils zerfallen sind, 
außerdem reichlich Reste nekrotischer Muskelfasern und in der Um- 
ebung des Abszesses wiederum ein Streifen nekrotischer und ver- 


alkter Muskelfasern. Mit Gramfärbung wurden keine Bakterien 
gefunden. 


Gleichfalls ausgedehnte Abszeßbildung in den Septen und der 
Muskulatur mit Nekrose und eigenartig körnigem Zerfall dər Muskel- 
fasern sowie Verkalkung der nekrotischen Fasern zeigte Kaninchen 286, 
das 0,2 cem des Präparats 483 erhalten hatte und nach 21 Tagen getötet 
worden war. In der Umgebung des Abszesses fand sich ein Wall von 
Granulationsgewebe, in dem aber auch Reste verkalkter Muskelfasern 


'Stellen, und zwar in den Septen. 


. 4,35 g Neosalvarsan i. v. 


nachweisbar waren. Im Innern des Abszesses, aber nur in den Be- 
zirken, in denen auch die Leukozyten nekrotisch sind, finden sich große 
Massen schwarzer Körner (Wismut), während im Eiter nur kleine 
Wismutkörnchen, diese aber auch nie intrazellulär, nachweisbar sind, 
Gramfärbung war auch hier stets negativ. a 
Einen großen, scharfabgesetzten Abszeß zeigteauch Kaninchen 2881, 
das Präparat 470 erhalten hatte und. nach 4 Monaten starb. Auch 
hier starke Fibroblasten- und Granulationswucherung. | 
‚Kaninchen 2486, das mit 0,4 ccm des Präparats 304 i. m. be 
handelt worden und nach 7 Tagen gestorben war, wies gleichfalls aus- 
gedehnte Abszedierung auf, und zwar erstreckte sich von dem Abszeß 
aus auch breite Eiterung in alle Seitensepten. Dazwischen nekrotische 


Muskelfasern, und auch in der Umgebung des Abszesses finden sich 
Nekrosen und Fibroblastenwucherung. Kalkablagerung nur an wenigen 


Die Angaben in der Literatur über pathologisch-anatomische 


. Veränderungen nach Wismutinjektionen -sind äußerst spärlich. 


Kollert, Strasser und Rosner!) beschrieben nach Trepolinjektionen 
beim Kaninchen Veränderungen in den Nieren, die demen bei 
Hg-Vergiftung glichen, nämlich Schwellung der Kanälchenepithelien 
bis zur Nekrose mit Verkalkung. Veränderungen an den Nieren habe 
ich bei den von mir untersuchten Fällen nicht gesehen. 

Lucke und Klauder?) sahen aber in ihren Versuchen die 
gleichen Veränderungen. | . RE: 

Müller, Blaß und Kratzeisen®) konnten sowohl bei Säug- ` 
lingen als auch bei Ratten die Injektionsstelle nach Injektionen von 
Nadisan und von Trepol untersuchen. Die ausführliche Publikation, - 
auf die die Verfasser verweisen, lag noch nicht vor, ich kann mich 
also nur auf die vorläufige Mitteilung stützen. 


Die Autoren teilen zusammenfassend mit, „daß bei Nadisan und 
Trepol in der Umgebung des Wismutniederschlags sich ein mehr oder 
weniger gefäßreiches Granulationsgewebe bildet, das selbst wiederum 
in seinen innersten Schichten der Nekrose verfällt. Dies dürfte der 
Fall sein, solange noch wirksame Reste des Mittels an Ort und Stelle 
abgelagert sind. Schwere Entzündungserscheinungen,. Bildung von 
Gewebssequestern oder umfängliche Gewebsschwielen. wurden nicht 
gesehen“. In einem Falle bei einem Säugling erwähnen die Verfasser 
auch „Verkalkung der vorher abgestorbenen bzw. absterbenden Teile“. 


- Durch die Liebenswürdigkeit von Herrn Geh.-Rat Kolle hatte 
ich ferner Gelegenheit, die lokalen Veränderungen nach Injektion 


eines Wismutpräparates in einem Fall, von einem Menschen zu 
untersuchen. | 


Das menschliche Material war durch Herrn Dr. Hugo Robic 
aus Maribor a. D. in Jugoslavien an Herrn Geh. Rat Kolle geschickt, 
Ich entnehme dem mitgesandten Krankheitsbericht folgende Angaben: 
Die Patientin batte im Februar 1922 andererorts 0,90 ‘Neosalvarsan 
erhalten intraglutäal, außerdem 4 mal 0,6 .Neosalvarsan intravenös 
und hatte gleichzeitig ‚eins. Schmierkur. durchgemacht. ° „Vom 17. Mai 
1922 bis 13. Juli 1922 erhielt sie auf meiner Abteilung 4 Mirion- 
Injektionen i. m. und 3,40 g Neosalvarsan i. v.: Dosierung IL und II, 
und außerdem vom 17. Oktober 1922 bis 30. Dezember 1922, da sie 
wieder klinische Erscheinungen aufwies, 10 Salic. Hg. i. m. à 1,0 un 

‘12. Mai 1923 wurde sie abermals mit 
luxurierenden Papeln am Genitale aufgenommen und erhielt nun: Am 
18, Mai Neotrepo!l 1,5 ccm, 16. Mai Neotrepol 2,5 ccm, 19. Mai Neo- 


| a ccm, 22. Mai Neotrepol 2,5 ccm, 25. Mai’Neotrepol 2,5 ccm, 
un 


am 29. Mai Neotrepol 3 ccm. Am 80. Mai stellten sich plötzlich 
nach vorherigem Wohlbefinden epileptitorme Krämpfe ein (Patientin 
war Epileptikerin). Die Patientin verfiel in vollständige Bewußtlosig- 
keit, die bis zu dem um 6 Uhr früh erfolgten Tode anhielt. Während 
dieser Zeit hatte Patientin 22 Anfälle mit tonisch-klonischen Krämpfen. 
Die Pupillen waren weit und reaktionslos, Babinsky positiv.“ 


Leider wurden nur Muskelstückchen von der Injektionsstelle, 


„nicht aber auch das Gehirn und die inneren Organe eingesandt. 


Es wäre sonst äußerst wichtig gewesen, festzustellen, ob etwa eine 
Enzephalitis analog der Salvarsanenzephalitis vorgelegen hat. 


Die mikroskopische Untersuchung der Muskelstückchen hatte 
folgendes Ergebnis: Scharf abgesetzt von der: Muskulatur findet sich . 
in den Septen ein großer Abszeß, in dem noch Reste nekrotischen 

Gewebes nachweisbar sind. Außerdem befinden sich im Innern des 
Abszesses große Mengen schwärzlicher Körner (Wismut). . Diese, 
Körnchen liegen z. T. frei im Abszeß, z. T. aber auch intrazellulär in 
großen und kleinen Phagozyten. Der Abszeß ist scharf abgesetzt durch 
Fibroblasten und Bindegewebe, in dem Rundzellen und gelapptkernige 
Leukozyten in mäßiger Anzahl nachweisbar sind. In -einem zweiten 
Stück ist die Abkapselung durch ein gefäßreiches Granulations-. und 
Bindegewebe noch viel stärker. Hier sind überhaupt nur noch Reste 
eines Abszesses nachweisbar mit mäßig reichlichen, ausschließlich 


1) W.kl.W. 1928, Nr.3, S. 49. 


2) The journ. of pharm. and exp. ther. 1928, 21, No. 5. 
3) M.m.W. 1923, Nr. 20, S. 625. ae 


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mit Wismutkörnchen beladene Zellen. , In einem vierten Stückchen 


>, deutlicher. Kernwucherung, erkennbar sind.: Zwei weitere Stücke 
©. gehließlich entsprechen schon beschriebenen Bildern —...., 
2,7 Außerdem konnte ich das Narbengewebe an: der. Stelle.. der 


rreme n {0 - -_ 
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“t: enthalten. In dem Narbengewebe selbst finden sich reichlich‘ bluthaltige 


. -~ 


0:70 


: -` Veränderungen an der Injektionsstelle nachweisbar waren. > - 


"=> A Die Veränderungen nach der Injektion von Neotrepol sind 
` won:denen nach Salvarsan weitgehend ‘verschieden: . Während nach ` 
-l "Salvarsaninjektionen Eiterungen im ‚Anfangsstadium ‘ganz fehlen | 
~ <> amd. nur Nekrosen und Thrombosen. gefunden werden, tritt ‘nach 
“. =; mektion von Neotrepol sehr starke. Eiterung und Abszeßbildung 
‚2° di Die von mir untersuchten Stückchen, die verschieden lange. 
>. = Zeit vor, dem Tode erfolgten Injektionen. entsprechen, . zeigen 
. . ` deutlich, daß zunächst in der Umgebung. der :injizierten Wismut“. 
 „;massen Ansammlungen von Leukozyten. auftreten, die. dann die 


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een. 7,194 MEDIZINISCHE KLINIK 
i Eea SR AE a P s SE y ` ; 7 E y RE N h s ! ur 6 re 2 
gs ne. 1924 MEDIZINISCHE KLINIK. 


erten Wismutkörnern. 'In-einem dritten Stück findet | Wismuthaufen: vollkommen ‘umgeben. das Gewebe einschmelzen und 
. "sich. in. einem: Muskelseptum ein großer ‚Herd so dicht‘ gelagerten | = i 
-ooi Wismuts, daß man darunter überhaupt kein, Gewebe mehr. erkennen 


- =; findet sich ein Herd von dicht mit Leukozyten durchsetztöm Granülations- _ 
ee gesebe in dem noch reichlich Reste degenerierter Muskelfasern, 'z. T. mit. 


© Gefäße, in der Umgebung aber, besonders’im Fettgewebe, zahlreiche 
o tirombosierte Gefäße mit, kernloser Wandung. Es ist interessant, daß 
b 15 Monate nach der. intramuskulären Salvarsaninjektion derartige 


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. somit‘ zur Abszeßbildung führen.. :Das Wismut selbst wird großen- 


isn. Hord- ans. ziehen: dichte: leukozytäre.Iifiltrate in .teils durch: Phagozytose abtransportiert. Mit dem Fortschreiten des 


: 5 die kleineren Septen hinein. Innerhalb dieser Infiltrate - mäßig. viele 


‚Wismutabtransports verschwinden auch die Leukozyten, es kommt 


zur -Granulationswucherung 'und-. zur Narbenbildung. Wenigstens 


‚glaube ich, diesen:-Hergang für meinen Fall feststellen zu können. 


: Daß. etwa- die Eiterung auf eine mit. der Injektion erfolgte bakterielle 
Infektion: zurückzuführen sei; glaube ich nicht. Bakterienfärbungen 
im Schnitt waren’negativ... Auch wäre es sonderbar, wenn bei Sm 
-- Salvarsaninjektion untersuchen. Dieses bestand aus. derbem' hyalinen | Injektionen ‘eine Infektion erfolgt- wäre:.. Vielmehr spricht der Betun 

Bindegewebe mit'kleinen Herden von Rundzellen. , Dazwischen finden. : 
- ‚sieh. einzelne größere Zellen, die gelbbräunliche Massen (Salvarsan?) 


der jüngsten. Injektionsstelle, an der neben- den großen Haufen von 


"Wismut zahlreiche leukozytäre Infiltrate zwischen die Septen ziehen, 


in-demSinne; daß das Wismutselbsteine leukozytotrope Wirkung ausübt. 


."  Überbliekt man ‘die Untersüchungen noch ‚einmal, so ist zu- 
: nächst: zu betonen, daß. die lokalen Gewebsveränderungen von der 
‚chemischen Natur des angewandten Mittels abhängig sind. Ob das 
‚betr. Mittel: gelöst oder ‘in. öliger Suspension gegeben wird, ist da- 


. 


bei von geringer Bedeutung.. -| - 


-> “Die gefundenen: Veränderungen bestehen -bei einigen Mitteln 


in’der Bildung ‚großer Abszesse und ausgedehnten Nekrosen an der 
'Injektionsstelle. Charakteristisch ist die ausgedehnte Verkalkung ab- 
sestorbener Muskelfäsern. ` Bei anderen Mitteln sind Eiterung und- 
_Nekrosen geringer, 'hier tritt die Bildung eines Granulationsgewebes 
‚und Fibroblastenwucherung mehr in den Vordergrund. Das Wismut- 
‚präparat selbst bleibt verschieden lange : am: Ort der Applikation 


liegen. Oft geschieht der Abtransport intrazellulär durch Phagozytose. 


Berichte über Krankh 
(Vorstand: Prof. Dr: N. Jagie). *: 


Von Dr. G. Spengler, Assistenten der Abteilung.‘ 


= .,""zms >. 5 w Ss m m 


< handlung, in -dem- eine kausale Therapie, meist erfolglös: ist. In 


i e wenigen glücklichen Fällen wird die Mesaortitis als- Nebenbefünd 
rechtzeitig vom Arzte erhoben und: einer. mehr ‘oder minder erfolg- | 
-  Teichen Behandlung zugeführt. 'Schottmüller fordert in einer- 


i , Diskussionsbemerkung die Prophylaxe der Aortenlues und Branden- 
‚burg betrachtet jeden Mann über 40- Jahre, :der eine Lues durch- 


x 


1; und Geläßapparates durch körperliche und geistige Arbeit als‘ Pro- 


. .2jlaxe. Über den Wert energischer ` antiluetischer ‘Kuren. bei 
. Ypkilitischen Aortenerkrankungen, die ‘bereits klinisch, sei:es sub- 


., Jekliv oder auch schon objektiv in Erscheinung getreten sind; ist 
ds Urteil sehr geteilt. In dem Folgenden’ wollen wir unsere Er- 
Ahrungen in der Klinik und Therapie der Mesaortitis .luetica, "die 
Wirin den ersten fünf Nachkriegsjahren gewonnen haben, besprechen. _ 
In dieser Zeit kamen: 84 Fälle’in’ unsere Beobachtung und 
den dlung, 52 davon waren Männer, .32 Frauen, was ungefähr 
m von Huber erhobenen Verhältnisse: von 2/; "Männern. und . 
Jda Frauen und den von. Korcynski gefundenen: -Prozentzahlen 
und :88,3 für Frauen’ entspricht. Bei.der 


; < Behan 


Yon. 61,2 für Männer ei.d 
wrlindeten Voraussetzung; daß Männer und Frauen im gleichen 
ale Juetisch sind, muß die stärkere Inanspruchnahme des männ- 


.. .£ranken als die Männer, während diese im 6; und 7. Dezennium 


Scheinlich hän 
werden der F 


. 


2 p -us der Medizinischen Abteil -dës Sophiens itale d Wien k ; 

N! Sap es ER E a | das:-5. und etwas stärker. das 6. Dezennium als bevorzugte 'Alters- 
Br: -E en N zeiten. in Betracht kommen... Auch. Donath fand das’ Alter von 
> -Zut Klinik und Therapie der Mesaortitis luetica. - 


. „2° Die Iuetischen Erkrankungen :der -Aorta bilden einen großen | 
| Teil der Herzkrankheiten. ° Da aber subjektive Beschwerden erst : 
Min Erscheinung treten, so kommen. derartige. Kranke oft erst 
einem 'Entwicklungsstadium ihrer Erkrankung in ärztliche Be- : 


gemacht hat, als gefährdet und- empfiehlt. für diesen. neben anti- | 
 ‚ Instischer Behandlung eine- geringere Beanspruchung - seines Herz- 


lichen Kreislaufapparates einerseits durch größere körperliche und 
N Arbeit, andererseits durch den Abusus von gefäßschädigen- 
ve Genußmitteln, ‚wie Alkohol, Nikotin und schwarzem. Kaffee, für |. 
Ue häufigere Juetische Gefäßerkrankung bei Männern verantwortlich 
| AR werden. Was die Beteiligung der, einzelnen ` Lebens- 
‚ youllen an dieser Erkrankung bei beiden Geschlechtern anbe- 
agt, so fanden wir, daß die Frauen im 4. Dezennium häufiger | In Le: | 
er m 6: u | anamnestisch sichergestellt. Weitaus.der größte Teil der Patienten 
weit mehr Erkrankungen aufzuweisen haben als die Frauen: Wahr- | negierte ‘die Infektion z. T. aus Scham, z: T. aber‘ doch, weil Primär- 
gt dies auch mit dem früheren: physiologischen Alfer; | | 
Moment. oa rau zusammen. Während die meisten Autoren,. dieses ' 
hl nicht berücksichtigend,. die Alterszahlen für beide’ Ge: | 
ray ier zusammen angeben und’ so: das 5. Dezennium als das ; 
„0 stärksten befallene errechnen (Huber, Korcynski, Arns- } es: j n Re 
. Perger, Romberg), kommen wir zu: dem ‘Ergebnisse, daß‘ für | negativ gefundene Serùumreaktion: erklärt, 


`~ Ki 
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itsfälle und Behandlungsverfahren. 


Frauen das`4.. und 5: Dezennium in gleichem Maße, : für -Männer 


50—60 Jahren ‚stärker àn der. Mesaortitis luetica beteiligt als das 


‘5; Dezennium. ` 


| `.. Das: kürzeste Intervall von .der.Infektion bis zum Auftreten 
“der aortitischen : Symptome : beträgt ‘bei. unseren Beobachtungen . 
7 Jahre, das längste 39 Jahre. Am häufigsten liegen 15—25 Jahre . 
zwischen Infektion ‘und Manifestwerden der Gefäßerkrankung. — 


>: Deneke errechnet als Durchschnittsintervall 20 Jahre, als kürzeste 
Zwischenzeit 5, als längste 44 Jahre, Romberg ein Intervall von 448 


- Jahren, durchschnittlich22 Jahre, Korczynski 1--27 Jahre, Schrumpf 


r 


4—25 Jahre. ‚mit‘ einem Durchschnittsintervall von 10 Jahren. Auch: 
Huber, kommt zu denselben.Zahlen wie wir. Nach seinen Beobach- : 
| ‚tungen ‘ist. das häufigste Intervall 15—25 Jahre, das kürzeste 4 Jahre, . 
| das längste 45 Jahre.. ©. .... 00000000 i E AI e A AE US 
l- Alle diese Zahlen. sind aber eigentlich für die Klinik und 

‘Therapie der Aortenlues ohne Bedeutung; denn über. den tatsäch- ` 
‚lichen ‚Beginn der.-Gefäßerkrankung nach. der Infektion geben sie 
| uns keinen Aufschluß,: sondern nur über ihr Manifestwerden, das 


. N Ha g + 


‚doch ‘von sebr vielen‘ äußeren Momenten abhängig ist. Wahrschein- 
lich fällt das, Gefäßsystem der Lues weit früher zum Opfer,. viel- 


“leicht schon. im sekundären Stadium.: Für verschiedene Arten von. 
| viszeraler Lues ist eine viszerale Frühsyphilis an den gleichen Or- - 
ganen. órwiesen,. für. die Aorta wahrscheinlich (Citron). Vielleicht 
ist der Luetiker - schon in dieser‘ Zeit--zum späteren Herzkranken - 


bestimmt, wie wir auch heute schon wissen,‘ daß in dieser Zeit 


| sich auch schon die’ Neurotropie eines: luetischen Virus manifestiert. 
"Auffallend ` ist, daß wir in ‘den anamnestischen Aufzeichnungen 


unserer Kranken nie Angaben über stärkere luetische Exantheme 


finden, wie auch Tabiker und Paralytiker. ein nur geringes sekundäres ` 
Stadium ihrer. Lues durchgemächt haben sollen. Dem Ausfall der- 
- Wassermännschen :Luesreaktion kommt: oft bei der Diagnose der 
Mesaortitis luetica, speziell bei den inzipienten und der spezifischen 
Behandlung vielleicht noch am ehesten zugänglichen. Fällen, eine 


Par + 


konstanter Befund bei der Mesaortitis luetica. | | 
` Wir errechneten in unseren Fällen 87%, Deneke 86,5 oh, Huber 


entscheidende Bedeutung-zu. Eine positive Wa.R.'ist ein ziemlich 


850%, "Brandenburg 70%, und Schrumpf 580 
‚In den restlichen Fällen von uns war die Iuetische. Infektion 


affekt und Sekundärstadium infolge ihres leichten Verlaufes, - wie 


'oben.erwähnt wurde, verborgen blieben. Lenzmann betont eben- 


falls, ‘daB häufig. Individuen‘an Aortenlues erkranken, die nur ge: 


ringe Symptome ihrer Infektion durchgemacht haben und. bei denen ` 


es zu keiner defensiven'Reaktion kam, womit er die von ihm häufiger. 


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von leichter Kurzatmigkeit bei Überanstrengung bis zur schwersten 


1188 


= 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33. - IT, August 


Auffallend selten ist unter unseren Fällen die Kombination 
mit luetischen Erkrankungen des Nervensystems. In nur 14,5°/, 
finden sich Symptome einer mehr oder weniger ausgebildeten Nerven- 
lues, während Huber und Goldscheider in etwa 25 %/,, Deneke 
in30°/, Erscheinungen luetischer NervenerkrankungenbeiMesaortitis 
beobachteten. Umgekehrt fand Frisch unter 115 Fällen von Nerven- 
lues 45 mal Komplikationen von seiten der Aorta, von denen nur 
2 Fälle subjektive Beschwerden angaben, was Frisch auf eine 
Störung der viszeralen Sensibilität zurückführt. 

Manifestwerden der Tabes dem Auftreten der kardialen Symptome 
lange voraus (Rogge u. Müller), was auch wir in einigen Fällen 
beobachten konnten, die nur ihrer tabischen Symptome wegen die 
Abteilung aufsuchten, Einer von diesen Fällen kam im Verlaufe 
von 3 Jahren wiederholt zur Beobachtung, die bestehende Aorten- 
klappeninsuffizienz machte ihm gar keine subjektiven Beschwerden. 
Frisch weist ebenso wie Goldscheider auf die relative Benignität 
der Mesaortitis bei Kombination mit Nervenlues hin. In einer jüngst 
erschienenen Mitteilung berichtet Löwenberg von 33°/, Aorten- 
erkrankungen beiNervenlues. Auch er beobachtet häufig die Symptom- 
losigkeit einer die Nervenlues komplizierenden Aortitis und ihre 
Benignität im weiteren Verlaufe. Doch sind sie eine unangenehme 
und gefährliche Komplikation, wenn bei der Malariabehandlung der 
Nervenlues an das Herz und Gefäßsystem erhöhte Anforderungen 


gestellt werden. In diesen Fällen ist ihr trotz ihrer sonstigen Harm- 
losigkeit erhöhte Beachtung zu schenken. a 


| Die ersten subjektiven Symptome der Mesaortitis luetica sind ab- 
hängig vom Sitze der ersten Gefäßwandveränderungen und deren Inten- 


‚sität. Ein dumpfes Druckgefühl unter dem oberen Sternum nach | 


stärkerer körperlicher Anstrengung, dem der Charakter des Schmerzes 
noch fehlt, muß bei einem jugendlicheren Individuum den Verdacht auf 
eine Aortenlues wachrufen. Sehr oft findet sich schon dabei die von 
R.Schmidt angegebene stärkere Druckempfindlichkeit des linken Arm- 
plexus, ein Symptom, dem wir in unseren Fällen immer große Beach- 
tung geschenkt haben. Gerber fand alsFrühsymptom Parästhesien des 


Halses bei Erkrankungen der Aorta, die wir auch bei fortgeschrittenen | 


Fällen vermißten. Nicht selten jedoch klagten die Patienten spontan 
auch bei beginnender Aortitis über Parästhesien und Schwäche im 
linken Arm. Diese Beschwerden haben einen kontinuierlichen 
Charakter und werden nur vorübergehend bei stärkerer Anstrengung 
vermehrt. Auch nachts bei voller körperlicher Ruhe verlassen sie 
den Patienten oft nicht. Auch bei Kälteeinwirkungen und nach 
stärkeren ‚Mahlzeiten nehmen diese Aortalgien an Intensität zu. 


"Nach R. Schmidt entstehen sie ebenso wie der Schmerz bei der 


Angina pectoris in dem die Aorta umgebenden sympathischen Nerven- 
 geflechte, 


während J. Mackenzie sie als viszerosensorische Reflexe 
etrachtet. Bei der heimtückisch schleichenden Entwicklung der Mes- 
aortitis können auch diese ersten Symptome, die schon anatomische 
Veränderungen der Aortenwand zur Ursache haben, nicht als Früh- 
symptome betrachtet und zur Bestimmung der Dauer der Erkrankung 
und der Prognose ihrer Behandlung, wie wir später sehen werden, 
herangezogen werden. Grau sieht in ihnen zum Teile schon Zeichen 
einer Dekompensation. Häufig finden sich außer den ersten Angaben 
dumpfe Druckschmerzen in der Magengegend, besonders bei Bewegung. 


Weitaus seltener sind Klagen über Herzklopfen als Anfangs- 
symptom. Diese Beschwerden bleiben oft dem Charakter und der 
Intensität nach unverändert, obwohl sich bereits eine Insuffizienz der 


Aortenklappen entwickelt hat, und erst auftretende Kompensations- 


störungen ändern. plötzlich das Krankheitsbild. Anderseits kann 
die Erkrankung ohne vorangegangene subjektive Beschwerden ganz 
plötzlich mit dem ausgebildeten schweren Anfall von Angina pectoris 
in Erscheinung treten, was wir oft zu beobachten Gelegenheit hatten. 
Oder im Anschlusse an das früher erwähnte Druckgefühl unter dem 
Sternum tritt ein brennender oder schneidender Schmerz unter dem 
Brustbein auf, der unter äußeren Einflüssen sich zu Anfällen von 
Angina pectoris steigert. Eine scharfe Trennung der Aortalgie von 
der Angina pectoris ist oft nicht möglich. Der Aortalgie fehlt das 
Vernichtungsgefühl. Häufig läßt sie sich durch antineuralgische 
Mittel (Chinin-Pyramidon) günstig beeinflussen, die bei der Angina 
pectoris wirkungslos sind (Jagić). In den Anamnesen unserer 
Krankengeschichten finden wir in 30°, Angaben über Anfälle von 
Angina pectoris im Verlaufe der Erkrankung verzeichnet. Atemnot, 


kardialen Dyspnoe, finden sich in allen Stadien und bei allen Formen 
der Aortenlues, auch ohne Insuffizienz der Aortenklappen. Im 


Stadium der Dekompensation können wir bei der Aortenlues wie bei 


anderen dekompensierten Vitien nicht selten noch subjektive Sym- 
ptome finden, die Jagić als Dehnungsschmerz bezeichnet. Es.sind 
dies stechende oder drückende Schmerzen, entsprechend der Herz- 


eine Insuffizienz der Klappen voll entwickelt ist. 


Meist geht das | 


beiden Formen reiht er die A.valvularis und die 


spitze und dem linken Herzrande, die auf einer Überdehnung des 
linken Ventrikels beruhen und bei erfolgter Kompensation wieder 
verschwinden. Aber gar nicht so selten, nach Huber in 35%, 
nach unseren Erfahrungen in 15°/,, verläuft die kompensierte Aorten- 
lues ganz ohne subjektive Beschwerden, auch dann, wenn schon 

Sie ist dann nur 
ein Zufalisbefund bei anderen Erkrankungen. Daß die Anfälle von 
Angina pectoris durch den Sitz der Gefäßwandveränderungen an 
der Mündung der Koronargefäße oder an diesen selbst bedingt 
sind, ist eine bekannte Tatsache; warum aber einmal Aortalgien 
schon leichte Erkrankungen verraten, das anderemal aber selbst 
schwere Veränderungen bei gleicher Lokalisation subjektiv sym- 
ptomlos verlaufen, ist ungeklärt. Wir sehen, daß der Forde- 
rung nach Frühbehandlung der Aortenlues der Mangel 
eines. Frühsymptomes in den meisten Fällen entgegen 


steht. | 


Diese Inkonstanz der subjektiven Symptome läßt sie auch 
als Kriterium bei der Einteilung der Formen der Mesaortitis luetica 
nach dem Sitze der Erkrankung nur unsicher erscheinen. 

Schottmüller trennt die Aortitis supracoronaria von der Aortitis 
coronaria ab und meint, daß bei letzterer die subjektiven Symptome 


intensiver und die Anfälle von Angina pectoris häufiger sind. Diesen 


A. aneurysmatica an. 
Korczynski unterscheidet eine Aortitis simplex ohne Beteiligung der 


Klappen und der Koronargefäße von der Aortitis gravis, zu der er die 
Koronargefäßerkrankungen, die Aortenklappeninsuflizienz und das Aorten- 
aneurysma zählte Huber faßt die Aortitis coronaria, valvularis und 
aneurysmatica als komplizierte Aortitis zusammen und stellt sie der 
unkomplizierten entgegen. | j | 
Diesen Einteilungen haftet der Mangel an, daß man eine Be- 
teiligung der Koronargefäße auch bei feblenden subjektiven Sym- 
ptomen, wie autoptische Befunde zeigen, nicht ausschließen kann. 
Wir bedienen uns der subjektiven Beschwerden als Einteilungs- 
kriterium nicht und unterscheiden nur nach den objektiven klinischen 
Befunden die Aortitis, die Aortenklappeninsuffizienz und 
das Aortenaneurysma. Eine Mitbeteiligung der Koronargeläße 
kann bei allen 3 Gruppen der Mesaortitis luetica vorkommen. 
Der Palpations- und Perkussionsbefund bei der Aortitis 
zeigt meist nichts Abnormes. Aber nicht so selten finden wir auch 
hier schon eine deutliche Hypertrophie des linken Ventrikels, die 
nicht immer ein Zeichen einer Mitbeteiligung der Aortenklappen 
zu sein braucht, wie Schottmüller annimmt. Da der luetische 
Prozeß immer in der Pars ascendens aortae beginnt, so sind die 
anfänglich geringen Verbreiterungen derselben auch perkutorisch 
und selbst röntgenologisch nicht nachweisbar. Auch stärkere Ver- 
breiterungen entziehen sich noch der Perkussion. Elias fand bei 
der Verbreiterung der Aorta ascendens rechts paravertebral neben 
dem ].—IH. Brustwirbel eine Dämpfung, die auch wir in einer 
Anzahl von Fällen nachweisen konnten. Diese Dämpfung ist nicht 
bedingt durch die zu weit von der Thöoraxwand liegende verbreiterte 
Aorta, sondern durch eine infolge der Verbreiterung der Aorta be- 
wirkte relative Luftverarmung des perkutierten Lungenteiles. Bei 
Verbreiterungen des Aortenbogens, die auch bei fortgeschrittener 
Aortitis vorkommt, findet Jagig in der Höhe der II. Rippe eine 
den linken Sternalrand überragende, rechts bis zur Medianlinie 
reichende, annähernd runde Perkussionsdämpfung, die bei der 
Röntgendurchleuchtung mittels Füllung des Ösophagus mit Kon- 
trastpaste nach Kreuzfuchs dem vorspringenden, verbreiterten 
Aortenbogen entspricht. Das wichtigste physikalische Symptom 
ibt uns die Auskultation, den akzentuierten II. Aortenton, den wir 
fast konstant finden. Er ist das früheste und konstanteste objektive 
Symptom der Aortitis (Huber, Schottmüller, Stadler, Kor- 
cynski). Neben dieser Akzentuation des II. Aortentones findet 
sich häufig in der Aortenregion ein systolisches Geräusch als Aus- 
druck der Wandveränderung der Aorta. Wir fanden dieses Ge- 
räusch sehr häufig, während Koreynski und Stadler es selten 
beobachteten. Auch die Atheromatose der Aorta bietet einen gleichen 
Auskultationsbefund, doch können Anamnese, der positive Aust 
der Wa.R., das eventuell jugendliche Alter und das Fehlen anderer 
arteriosklerotischer Veränderungen den eigentlichen Weg weisen, wenn 
auch die Differentialdiagnose nicht immer leicht ist. Vor einer Ver- 
wechslung mit einer Stenose der Aortenklappen schützt die Be- 
achtung des IL akzentuierten Aorientones und des Pulses. Auch 
blutdruckerhöhende Erkrankungen, wie periphere Arteriosklerose 
und chronische Nephritis können wegen des akzentuierten Il. Aorten- 
tones differentialdiagnostisch in Betracht kommen. Nicht selten be- 
steht eine Neigung zur Tachykardie. Solche Fälle können in ihrem 


| Krankheitsbilde an die Thyreotoxikose erinnern (Jagić). In den 


S Angu Ei o 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK —:N138.: 0. o a aa a RB a he alle 
1 Qualitäten des Radialpulses sahen wir- bei der Aortitis ohne In- |; -. "Weit: mehr'Bedeutung möchten wir der Beachtung des Habitus IEPENE HE i 
= -x guffizienz dèr Klappen keine Veränderungen, während Koroynski | der Patienten schenken. Fast alle Autoren heben die blasse, fahle HRS | aan ; 
. . Pulgas celer bei. der Aortitis simplex beschreibt. Der. ‘Blutdruck Hautfarbe der an einer Iluetischen Aortitis erkrankten Patienten her- EE KARL. Pon h 
' jstin beginnenden Fällen nicht erhöht, auch bei fortgeschrittenen |: vor; im Gegensatze zur ‘roten .oder zyanotischen Hautfärbung von MIA eiea apie K 
t Fallén nach unsern Erfahrungen nur wenig höher als normal, ‚wenn | Arteriosklerotikern oder Trägern -eines endokarditischen Vitiums. ni RE San SAE I 
} ` mohë andere blutdruckerhöhende Momente hinzukommen. Auch | Huber fand diese .„blasse, ledern aussehende Haut“ in 70°/, seiner IRRE EPIT H 
hei der Aortenklappeninsuffizienz ‚konnten, wir nie so. hohe Werte | Fälle. Auch wir konnten 'sie-als ‘auffallend bei den meisten nicht WERE BEE aein 
p .Änden, wie Schrumpf angibt. Auch Huber und Stadler ver- |'oder nur. mäßig dekompensierten Mesaortitiden verzeichnen. Sehr Mika erl: en 
© missen.beträchtliche Blutdruckerhöhungen ebenso wie Koreynski |: schwierig ist‘ die Beurteilung, welcher Typus von Menschen mehr ATENE a 
=: in leichten Fällen. en 5] am Aortenlues erkrankt. Korcynski schreibt diesbezüglich: „Direkt DIR ABB A et 
Bei der H. Form der Aortenlues, der Insuffizienz der | feitreiche Personen, wie. dieselben unter den eigentlichen Arterio- AEE SUN Sn i 
C Aortenklappen, die nach Huber .31,5°%,,. nach Korcynski | sklerotikern vorkommen, habe -ich unter unserem Materiale nicht SEEN o £ AE Ei 
‚21,5%, in unserem Krankenhausmaterial ‚60.°/, aller luetischen, | gefunden“. J: - Bauer.. folgt.. dèr. Einteilung der Habitusformen A R a a l; RER 
. -`  Aortenerkrankungen ausmächt, ist die Diagnose leichter.‘ Die Per-. | Sigauds ‚und findet bei der Aortitis luetica eine auffallende Ver- RER ER AETS 1 
-  -kūssion und Palpation des Herzens ergeben eine ausgesprochene -|: minderung '.des.' respiratorischen und,- zerebralen Typus und eine RER len, s i ni i 

Y : , Hypertrophie des linken Ventrikels, das Röntgenbild eine typische | enorme Vermehrung: des digestiven und etwas weniger des mus- ji IE. DE Pei 
'  , "»Aortenkonfiguration des Herzens und eine mehr oder minder aus- |'kulären Typus. Unter den‘ Komplexmuskulären: haben. wieder.die BI IHR Ne finant 
1. -gesprochene Verbreiterung der Aorta ascendens. In der Aorten- | Muskulodigestiven’ das Übergewicht. Bei: der Arteriosklerose . da-. He IRAM I IR ji il, 
-< region hört man ein weiches, gießendes diaästolisches Dekreszendo- | gegen. findet er ‚keine. besondere Verschiebung gegenüber den le a HRE 
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4... : geräusch, daneben sehr häufig auch ein systolisches Geräusch, wie. 
"oben. erwähnt, nicht als Folge einer. Klappenstenose, sondern als 
a: Ausdruck der Geläßwandveränderungen.. Häufig. ist dieses _dia- 
tte > -"stolische Geräusch im Stehen besser -zu hören als im Liegen. Nach 
a). - "Sehöttmüller kann es auch fehlen, ihm beweist die Hypertrophie 
+ des-linken Ventrikels allein eine Mitbeteiligung der Aortenklappen. 
. Während Huber nur in 30%, seiner Fälle von Aortenklappen- 
-< ...iäsuffizienz einen ausgesprochenen Pulsus celer findet, können: wir 
Be ~, diesen nach unseren Beobachtungen als fast konstanten Befund: be-- | 
e>- zeichnen. Auch bei der Aortenklappeninsuffizienz: ist nach unsern | 
si. ‚Erfahrungen der systolische Blutdruck meist nicht wesentlich erhöht. 
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Normalzahlen der . Häufigkeit der ‚Habitusformen.. Nach Ansicht ee 
dieses Autors kommt die Disposition des digestiven Typus, zur _ AANE ERE 
:-Məsaortitis dadurch ' zustandė,; daß. durch den’ Zwerchfellhochstand : UM EHEN. 
‚der. Aortenbogen ‚stärker gekrümnit, durch die Querstellung des I an in 
‚Herzens die optimale Strömungsrichtüng des‘ Blutes gestört. ist und BERATER 
dadurch‘ die Aorta vulnerabler und krankheitsfähiger wird. Wenn.: PIA IEEE 
wir uns auch- nicht: der Einteilung Sigauds bedienten, deren Yer- 

| wendung sehr viel Spielraum für: subjektive Beurteilung frei läßt, ÜBERSEHEN 
‚so müssen wir doch sagen, daß wir vorwiegend kräftige, breit- ` PTR TREU GR 
gebaute Patienten in unserem Materiale fanden und. nur. ganz aus- HIER AREIEBE DER 
nahmsweise zarte.. oder. asthenische Individuen oder Menschen vom `: KEY ER ER i7 air 
 zerebralen Typus, obwohl geistige und manuelle Arbeiter gleich- ARTE) 
mäßig vertreten waren: ` © | HR N 


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Denke weist auf eine Erniedrigung. des diastolischen Blutdruckes. 
„„and-eine dadurch bedingte Vergrößerung der. Blutdruckamplitude: 
y .  as“frühestes Zeichen einer Aortenklappeninsuffizienz hin,. auch 
{..- Koreynski, Huber und Stadler betonen dieses Symptom. Auch 


"Wenn wir nochmals "zusammenfassend die subjektiven und, 
' objektiven. Symptome der Mesaortitis .luetica mustern, so. finden. = ipeo 0n 
wir, daß keines von ibnen pathognomonisch für diese Erkrankung ist, - AEE TENE OEA 


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-~  witKonnten diese Beobachtung in den Fällen, in: denen wir ihr 


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‚ ..Beaähtung schenkten, bestätigen. Gleichzeitig mit dem Pulsus | daß jedes von'ihnen auch anderen Erkrankungen wie Arteriosklerose, HIN le E 
T eeler‘ et altus sahen wir Hüpfen der peripheren Gefäße: In den t Vitien: nach Endokarditis, Nephritiden oder Hypertonien zukommt, Manali e nea zl ee 
j, ` meisten Fällen ließ sich bei Aortenklappeninsuffizienz ein Durozier- | daß weder. das Alter noch der Habitus der Patienten eine ent- ` EI DR ll 
p. "sches Doppelgeräusch nachweisen, während wir den'Traubeschen | scheidende Rolle spielen, und schließlich auch der Wassermannschen RR ORNER aid 
a:  Döppelton fast immer vermißten. 2.0.2.0. |>Serumreaktion nur. ‚bedingt ein für die Diagnose entscheidender tAE EAA, RES ind 
TN -In unserem Materiale finden sicli: nur 6- Fälle von Aneurysma | Wert zufällt, da schließlich auch ‘ein Luetiker mit positiver Wasser- A er el 
ğt- .- aortae, deren Krankengeschichten uns keine ‚klinischen Besonder- | mannscher Reaktion keine Mesaortitis, sondern nur eine Arterio- et BER 
a! ` Jeiten bieten. Huber sieht im Röntgenbilde oft‘ ein Frühsymptom | sklerose haben kann. Kömbinationen beider Gefäßwandveränderungn. © =. ..n... HE uma 
re der: Aortitis, denn eine‘ über das Normalmaß hinausgehende Ver- |. sind ja gar nicht so selten. Wir sehen also, daß die Diagnose einer. e AEN Ale, 
Te breiterung der Aorta und oft‘ auch -eine Verlängerung: derselben. luetischen Aortenerkrankung oft recht schwierig sein kann. Wir koi NEA TERN 
wt -` Ëndet sich häufig schon bei ‘der beginnenden Aortitis. Meist ist | sehen aber auch, daß beim Auftreten der ersten subjektiven Sym- ` -' KIRO azet 
w! meist die Aorta ascendens verbreitert, aber in vielen Fällen springt | ptome bereits mehr ‘oder minder weitgehende Wandveränderungen LE de a 
naon 'süch der Arcus aortae über den Mittelschatten hinaus, auf dessen | vorhanden sind, oder daß selbst schon fortgeschrittene Erkrankungen `- a ae ER er 
n exakte röntgenologische ‚Messung mittelst Füllung des-Ösophagus | subjektiv symptomlos verlaufen, Eine Frühdiagnose im strikten ` ` in TEES i 


y; mit Kontrastpaste nach Kreuzfuchs wir schon früher. hingewiesen 
p .._ Haben. Der verbreiterte Aortenschatten zeigt bei der Aortitis meist. 
Se keine; verstärkte Pulsation im: Gegensatze zu der verstärkten. Pul- 
ni . Mion des mächtig verbreiterten Schattens beim Aneurysina aortae 
- ad: zuweilen der Aortenklappeninsuffizienz. In fortgeschrittenen 
"aE Stadien kann die Pulsation jedoch fehlen, weil die Aorta in ein 
p „Starres Rohr umgewandelt ist.“ Da, wie erwähnt, die Hypertrophie 
o, "&s-äinken Ventrikels auch bei der Aortitis ohne Beteiligung der 
appen auftritt, so finden wir auch ‘bei dieser Form der Aorten- 
8 manchmal schon eine Aortenkonfiguration‘ des Herzschattens. 
. Bei’der Beurteilung der Aortenbreite muß aber immer die Thorax- 
T „ forin. der Zwerchfellstand und das. Alter des Patienten in 
ne Peiracht gezogen werden. Eine gleichmäßige Verbreiterung des 
Shafts der Aorta ascendens spricht eher für Lues, die der Aorta 
Rescèndens eher für Arteriosklerose.  - . ER Ä On 


Sinne ist daher nicht. möglich. Und diese Frühdiagnose ist das BEER EHRE ERS: 
wichtigste Erfordernis einer erfolgreichen kausalen Therapie. are ame a 
Wegen der Schwierigkeit. einer Frühdiagnose der Mesaortitis 
luetica: einerseits und ihrem "häufigen Vorkommen andererseits — 
sie :ist die: häufigste Manifestation der viszeralen Lues, nach 
Schrumpf macht sie 56,7°/, äller Fälle von innerer Lues aus — 
ist ‘von einigen ‚Autoren (Brandenburg, Schottmüller). die 
prophylaktische Behandlung 'aller an Lues krank gewesener 

_ Patienten durch wiederholte antiluetische Kuren und Schonung des 
Herz- und Gefäßapparates gefordert worden. Die allgemeine Durch- . sa 
führung dieser Forderung scheitert. wohl an dem Umstande, daß ein -` 

großer Teil der Kranken, besonders Frauen, von ihrer Luesinfektion 

nichts wissen — bei 51°/ unserer. Patienten finden sich keine An- 

gaben über eine syphilitische Infektion — und, daß die ‚notwendige 


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.... back hat über ein vasomotorisches, Hautphänomen bei Aorten- 


. Schonung. des Herzens und. des Gefäßapparates bei.im arbeits- 
"fähigsten Alter stehenden Männern aus wirtschaftlichen Gründen 


‚gesetzt werden und die daraus resultierende Narbe keine funktionellen 


H c ip 
Bh  krankungen berichtet, das wir in vielen unserer Fälle beim Nach- | nicht möglich ist. | mv er | P a 
j  Pfüfen gefunden haben. Auf. mechanische Hautreize (Bürsten) | - Es: bleibt also ;nur die spezifische Behandlung der Ba: 
s;  SPechen bei Aortenerkrankten die Hautkapillaren in einem halb- | manifesten ‘Aortenlues übrig. Solange die Aortenlues als ES 
ii. Kun lörmigen, Bereiche am oberen Sternum stärker an. Diese } eine’ metasyphilitische Erkrankung 'aufgefaßt wurde, fehlten einer lege en 
BE mondförmige Zone entspricht der. Headschen: hyperalgetischen | spezifischen, ‚spirilloziden Therapie die theoretischen "Grundlagen, alle gi 
kN I ren Zone und: ist, wie diese als viszerosensorische Er- | jetzt, wo sie als eine luetische Erkrankung erkannt, die 'Spirochäte . u 
dt. ot amung, als viszerovasomotorischer Erregungszustand zu erklären. | als direkter Erzeuger der anatomischen Veränderungen in der Aorten- ee 
Ra adler hat diese Beobachtung nicht bestätigen können. ,  .| wand nachgewiesen ist, ist die antiluetische Behandlung. begründet: i o 
op a oreynski weist auf eine Lympliozytose im morphologischen | und. Erfolg versprechend, Erfolg versprechend aber nur dann, wenn ee 
e- ÖNuibilde bei der Aortitis hin,. die er zur Diagnose verwendet. Nach | dem progressiven, destruierenden Prozesse frühzeitig Schranken “la o 
s?  Wüseren Untersuchungen ist dieser Befund so inkonstant, daß er ; | | RE Bis. 3, 
sp. gnostisch nicht in Betracht kommt.: =... 1 Störungen hinterläßt. Der ersten Bedingung "entspricht die so- | | u > 
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| 0.1986 MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.38. > Ar August 


genannte Frühdiagnose, zur Erfüllung der zweiten Bedingung be- 
sitzen wir keine klinischen Kriterien. Wir wissen aus. der Chirurgie, 


daß nicht so sehr die Ausdehnung und Tiefe einer Narbe funktionelle 


Störungen setzt, sondern vielmehr deren Lokalisation. Wir müssen 
uns nun die Frage vorlegen: können wir klinisch durch Auswahl 
der zu behandelnden Fälle eine solche funktionelle Schädigung 
durch Narben vermeiden? Die Antwort darauf ist: Nein. Unsere 
klinischen und autoptischen Erfahrungen lehren uns, daß luetische 
Prozesse an den Koronargefäßen sich abspielen können, ohne klini- 
sche Erscheinungen zu machen. Eine durch antiluetische Kur er- 


zeugte Narbe. an den Koronargefäßen kann nun zu .anginösen Sym- 


ptorhen führen, wie wir später zeigen werden. Oder der lüetische 
Prozeß spielt sich an der Aortenklappe ab, ohne eine Insuffizienz 
dieser zu erzeugen und daher auch klinisch ohne deren Symptome 


zu verlaufen. Nach der antiluetischen Kur entsteht eine narbige 


Schrumpfung der Klappen und die Insuffizienz dieser tritt in Er- 


scheinung. In diesen Fällen. haben wir. wohl. die Erkrankung 
anatomisch zum Stillstand gebracht, aber eine funktionelle Ver- 


‚schlechterung erreicht, wir haben die Krankheit, aber nicht den 


In der Literatur wird auf diese Verschlechterung nach anti- |' 
~ luetischen Kuren, die unseres Erachtens von nicht geringer Be- 


: so konnten wir doch niemals irgend eine Änderung im objektiven 
deutung für die Bewertung dieser Kuren ist, nur wenig hingewiesen | 


Lenzmann mahnt auch in Anbetracht der 


(Huber, Romberg). 
Möglichkeit einer Jarisch-Herxheimerschen Reaktion zur Vorsicht bei 


der Mesaortitis mit anginösen Symptomen. Weitaus 
a icher finden sich in der Literatur Berichte über gute Erfolge 


„Hente. dürfen wir die Antithese aufstellen, daß die Aortitis luica, im 
Beginne erkannt, im klinischen Sinne heilbar ist, ja eine große Anzahl 
von Fällen, mit Ausnahme derjenigen von Aortitis valvularis, auch 
noch im vorgeschrittenen Stadium.“ Bei der Aortitis supracoronaria 
konnte er in vielen Fällen sogar Rückbildung der Verbreiterung erzielen, 
bei der Aortitis coronaria in einem großen Teile durch Schwinden des 


‚ Oppressionsgefühles und der Anfälle von Angina 


einen günstigen 
Einfluß erreichen, auch bei beginnender Aortenklappeninsuffizienz ver- 


einem Falle sogar den Rückgang einer aneurysmatischen Erweiterung. 
Auch Goldscheider fand Rückbildung von Aneurysmen und Romberg 


berichtet von einer Aortenklappeninsuffizienz, bei der nach .der Be- 
handlung das In 


suffizienzgeräusch und der Pulsus celer geschwunden | 


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. stärkere Verbreiterung der Aorta und eine stärkere 
_antiluetischer Kuren, wenn sie frühzeitig einsetzen, energisch und durch | 


. des linken Ventrikels als vor der Behandlung. 
genügend lange Zeit durchgeführt werden. Schottmüller schreibt: | , 


schwerden die Abteilung wieder aufsuchen. Ein anderer Patient, der 


mit schon dekompensierter Insuffizienz der Aortenklappen zur Auf- 


nahme kam und.nach erfolgter vollständiger Kompensierung anti- | 


luetisch behandelt wurde, verlor seine schweren subjektiven Sym- 
ptome im Spitale ganz und wurde beschwerdefrei und vollkommen 
kompensiert entlassen. Kaum ging er seinem Berufe als akademischer 
Maler durch 14 Tage nach, als wieder schwere Kompensaltions- 
störungen auftraten, die unbeeinilußbar und bald zum Tode führten. 
Im ersten Falle eine noch nie dekompensiert gewesene Aortitis, im 
zweiten Falle eine dekompensierte Insulfizienz der Aortenklappen, 
beidesmal Schwinden der subjektiven Symptome nach antiluetischer 


Kur und bei körperlicher Ruhe während des Spitalaufenthaltes und 


neuerliches stürmischeres Auftreten derselben kurze Zeit nachher 


| bei gewohnter Tätigkeit. In beiden Fällen bat die strenge Schonung 


1e 


des Herzens wohl eher zum Schwinden der subjektiven Erscheinungen 
beigetragen als die antiluetische Kur. Andererseits sehen wir auch 


' bei Patienten mit Aortalgien und leichteren Anfällen von Angina 


pectoris nur bei Bettruhe ohne jede spezifische Behandlung die 


Beschwerden auch für kurze Zeit verschwinden. 


Wenn wir nun auch in einer großen Anzahl von Fällen eine 
; subjektive Besserung durch‘die, antiluetische Behandlung erzielten, 


Befunde, sei es ein Schmälerwerden der Aorta, sei es ein Schwinden 


eines Insuffizienzgeräusches oder eine Änderung der Pulsqualität 


feststellen. In. einem Falle verzeichneten. wir nach der Kur eine 
Hypertrophie 


: Bei schweren anginösen Zuständen haben wir nur für kurze 


Zeit Besserung erzielt, meist wurde der Zustand bald ein so 
: schwerer, daß eine zweite anti 


luetische Kur nicht mehr vorgenommen 
werden konnte. J 
Die Krankenge 


schichte eines solchen Falles ist auszugsweise 


‚folgende: A. M., 42 Jahre, Kaufmannsgattin. Vor 20 Jahren Infektion. 
‘ Schmierkur.. Vor 1 Jahr erster Anfall von Dyspnoe und Oppressions- 
gefühl: unter dem Brustbein, später stechende Schmerzen im Rücken, 
‘in den linken Arm ausstrahlend. Wiederholung der Anfälle. WaR.+. 
zeichnet er klinische Heilungen, bei vorgeschrittenen Besserungen, in |: Modenol - Neosalvarsankur. Bei der Aufnahme 


Ödeme, Dyspnoe und 


, Aortalgien! Wa.R.-+. Hypertrophie des linken Ventrikels. Systolisches 


waren, findet aber sonst bei auffallender Besserung im subjektiven : 


Befinden keinen Rückgang der örtlichen Veränderungen, vor allem 
keine Verkleinerun T: Aortenbreite. Stadler und Lenzmann 
sahen selbst bei schweren Fällen, wo auf Grund des objektiven Be- 
fundes kein Erfolg zu erwarten war, Schwinden der subjektiven Sym- 
tome (Angina pectoris, Schmerzen beim Aneurysma), Auch Huber 
berichtete über subjektive Besserüungen, während er einen Rückgan 
der Veränderungen objektiv nur selten nachweisen konnte. Er fan 
nicht selten die Aorta sogar weiter werden, weil wohl eine binde- 
gewebige Umwandlung der spezifischen Veränderungen, aber keine 
Wiederherstellung des elastischen Gewebes erzielt wird. 
scheider warnt vor Überschätzung des Effektes, da auf Besserungen 
bald Verschlechterungen folgen, ebenso Oigaard. M. Sternber 


lich derer man weniger optimistisch sein soll. Nach Korczynski sind 


. die Aussichten einer antiluetischen Kur bei der einfachen Aortitis gut, 
| ewesener Aortenklappeninsuffizienz 


bei schon einmal dekompensiert 
oder bei starker Mitbeteiligung der Koronargefäße jedoch schlecht. 


Wir haben uns einer kombinierten Quecksilber- Neosalvarsankur 
bedient. Wir gaben 20 intramuskuläre Injektionen von Hg-suceini- 
midatum 0,02 in zweitägigen Intervallen und Neosalvarsan in- der 
Gesamtmenge von 3,5—4,5 g in von 0,15—0,45 g aufsteigenden 
Dosen. Immer ließen wir der ersten Neosalvarsaninjektion einige 
Quecksilberinjektionen vorangehen, um einer Jarisch-Herxheimer- 
schen Reaktion vorzubeugen, und haben eine solche auch nie beob- 
achtet. In. einer Anzahl von Fällen verabreichten wir auch Jod. 
Mit der spezifischen Therapie setzten wir nur bei völlig kompen- 
sieriem Herzen ein, war dieses dekompensiert, so wurde der Zu- 
stand erst auf die übliche Weise behoben ynd auch während der 
antiluetischen Kur dem Patienten Ruhe und Schonung auferlegt. 
Vielleicht werden nicht selten die guten Erfolge im subjektiven 


Symptomenkomplex der antiluetischen Behandlung zugeschrieben, 


während hauptsächlich die Schonung des Organismus die Ursache 
ist. 

objektiven Symptome einer Dekompensation bot, nach einer kom- 
biniertem Kur die in Aortalgien und Anfällen von Angina pectoris 


bestehenden subjektiven Symptome während des Spitalaufenthalts voll- 


kommen schwinden. Kaum einige Tage der häuslichen Beschäftigung 
zurückgegeben, mußte Patientin wegen; neuerlicher. und heftiger Be- 


Gold- 


. Geräusch über allen Ostien. 


| entuierter II. Aortenton. Nach Kom- 
pensation kombinierte Quecksilber-Neosalvarsankur. Schwinden der 


Aortalgien. Wa.R. bleibt positiv. 14 Tage nach Beendigung der Kur 
: neuerlich Auftreten von Aortalgien, Anfällen von Angina pectoris und 


. Dekompensationserscheinungen. Patientin stirbt ein halbes Jahr später 
“in einem Anfalle von Angina pectoris. 


Wir wollen hier auch von 2 Fällen berichten, bei denen im 


Verlaufe der Behandlung jedesmal im Anschluß an die Neosalvarsan- 


injektionen Anfälle von Angina pectoris in der Nacht auftraten. 
Als wir gleichzeitig mit dem Neosalvarsan. 0,08 g Papaverin. mur. 


injizierten, - blieben die Anfälle aus, so daß wir in diesen Fällen | 


durch das Salvarsan bedingte Krampfzustände in den Koronar- 
: gefäßen annehmen müssen, In Fällen von Aortitis ohne Insuffizienz 


NN e-e 


luetischen Kur zu verdanken ist, daß der luetische Prozeß nicht 


weiter vorgeschritten ist und die Klappen ergriffen’hat, ist wohl 


' schwer zu entscheiden, haben wir doch auch Fälle beobachtet, die 
:obne antiluetische Kur durch Jahre nur Symptome einer einfachen 
: Aortitis zeigten. Andererseits haben wir 2 Fälle in unserer Beob- 
.achtung gehabt, bei denen sich aus einer durch mehrere Jahre 
: stationären Aortitis während der antiluetischen Kur eine Insuffizienz 


der Aortenklappen entwickelt hat. Die kurz zusammengefaßte 


' Krankengeschichte des einen Falles ist folgende: 


. |: vollentwickelten Aortenklappeninsuflizienz neuerlich zur Aufn 


' Kombinierte Quecksilber-Neosalvarsankur. Nach der 
| vor eo 


; über an 


L. B., Generalmajorsgattin, 46 J. Seit 2 Jahren besteht leichtes 


Brennen unter dem Brustbein, anfangs anfallsweise, später kontinuierlic 
‚und stärker. 


‚negiert. Wa.R. im Serum +. Herzdämpfun 


Kein Abortus in der Anamnese. Venerische Infektion 
g: MR=2cm, ML =8 m. 
Leises systol. Geräusch in der Aortenregion, akzentuierter II. Aortenton. 


Behandlung sub- 


ektiver Befund unverändert. Wa.R, bleibt positiv. 
achkur in Bad 


. Der brennende Schmerz und der Druck in der 

teilung. WaR + Objektiver Herzbefund wi 

: oj tontin. die x ine | auf die Abteilung. WaR. +++. jektiver Herzbelund wie 
So sahen wir unter anderem bei einer Patientin, die gar keine . Neuerlich kombinierte Quecksilber-Neosalvarsankur, in deren 


d wieder auf. Nach 1 Jahr neuerliche Aufnahme 
früher. 


Verlaufe 
ein diastolisches Geräusch am Erbschen Punkte auftritt, das an Intensität 


zunimmt. Keine Besserung der objektiven Erscheinungen nach Be- 
endigung der Kur.‘ Ein halbes Jahr später kommt Patientin mit Klagen 
auernde.Herzbeschwerden und den abjektiven Symptomen einer 


ahme, . 


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‚der Klappen ist es der kombinierten Kur häufig gelungen, die 
en | rfolsen die Dauertol A stellt : Aortalgien und leichte anginöse Anfälle zum Schwinden zu bringen . 
eK een 0:8: | und bei allmonatlicher Injektion von 0,45 g Neosalvarsan auch die 


‚ Patienten dauernd beschwerdefrei zu halten.’ Inwieweit es der anti- 


` 1,8d.79, — Huber, D. Arch. i klin, M. 1919, 128.. — Jagie, M. Kl. 
WmW. 194, Über den Herzschmerz. — Jagi6-Kreuzfuchs, M.Kl. 1921, Nr. 2. 
i a du "Korezynski, Derm. Wschr. ‘1918, Bd. 67; W.%1.W.. 1916. 


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der ‚Aöekanklappen während und ‘nicht nach einer spezifischen Be- 


"handlung ‚aufgetreten sind, so ‚glauben wir. annehmen zu dürfen, | 


` daß es in diesen Fällen zu einer Progredienz des,.luetischen Prozesses 


. “gekommen ist, und nicht eine narbige 'Schrumpfung . ‚der eppen 


.. diese Insuffizienz bewirkt hat. 


- In Fällen von Insuflizienz der. Aortenklappen, sei- es mit, ‚sei: 


eS- ohne vorausgegangene Dekompensation; die einer antiluetischen 


- "Behandlung unterzogen wurden, sahen :wir nie eine. Änderung der. 


-objektiven Symptome und nur kurz vorübergehende Besserungen 
der:subjektiven Erscheinungen. In :den- meisten Fällen. kehrten. die 


Beschwerden bald zurück, der Patient wurde neuerlich dekompensiert, | 


. und zur wenige überlebten 1 Jahr -die Behandlung. 


Die Behandlung mit Wismuthpräparaten haben wir in. noch | 
um ein Urteil abgeben zu können. . 
- Abet.ein Fall von Aortitis mit leichten. anginösen: Symptomen, ‘der | 
. inder Nacht nach der ersten Trepolinjektion einem schweren Anfall 
sonZAngina pectoris erlag, hat uns bei dieser ‚Behandlungsmethode |. 
-m großer Vorsicht gemahnt. Bei Aortalgien haben wir durch kleine | 


m Hanem Ausmaße “versicht, 


Gaben von Chinin und Pyramidon oft sehr gute Erfolge erzielt. 


Wenn wir nun unsere Erfolge bei antiluetischer Behandlung | 
der. Mesaortitis zusammenfassen, so können wir wohl von einer |. 


„mehr oder minder lang dauernden. Besserung. im subjektiven Be- 
Anden von Fällen von Aortitis sowohl mit als auch ohne Insuffizienz 
„der Klappen sprechen. In manchen Fällen: wurde die Prögredienz 
 des’’Prozesses vielleicht gehemmt. Eine Heilung :oder . objektive 
“Änderung des Befundes haben wir nie erzielt. Der:durch den 


‚ Spilalsaufenthalt bedingten körperlichen und .auch psychischen Ruhe 


' müssen wir bei dem Effekte der antiluetischen Kur einen be- 
-  dentenden Anteil einräumen. 
sogar Verschlechterungen des subjektiven und objektiven Krankheits- 
:bildes waren, heben wir gegenüber ‚den vielen. günstigen Beucheen 
hetonend hervor. 

: „Literatur: Arnsperger, D. Arch. £. klin, M 78. — J. Bauer, D. Arch. 1. 


> ‘Mih M. Bd. 126. — Brandenburg, M.KI.’1921, Nr.18. — Citron, M.Kl. 1919, 


Int — Deneke, D.m.W. 1913, Nr. 10. — Donath, B.kLW. 1909, Nr.45, '— Elias: 


WAW. 1919, Nr. 12. — Frisch, Klin.Weschr. 1923. Nr. 80. — Gerber, -D.m.W. i 
1912, Nr..12. — Grau, Zschr: f. klin. M. 
1928, Nr. då, ` 


: 1919, Nr, 6. — Goldscheider, M., Ki. 


— Lenzmann, 


"Zachr. f, ärzıl, Fortb. 1919, Nr. 8, — Löwenberg , Klin. Wschr. 1924, Nr. 18. — 


„ igaara, Zschr. f. klin. M. 1911, Bd. 78. — Rogge u Müller, ‚D. Arch. f. klin, M.. 
I, — Romberg, M.m.W. 1918, Nr.45. — R. Schmidt. M. K1. 1922, Nr. 1 u. 2. — 


Schottmüller, M.Kl. 1919, Nr. 7, D.m.W. 1923, Nr- 6. — Schrumpf, Zschr. f. 
Phys. u. diät. Ther. 1918, Bd. 62, D.m.W. 1918, Nr. 28: — Stadler. Zbl. £ Horz- u 


 Gpfäßkrich, Nr. 12. — M. Sternberg, M. Kl 1920, Nr.41 — Zack, M. KI: 1919, Nr. 22. | 


-Der Wechselstroin als Heilmittel. 
Eton Med. -Rat Dr. Karl Schmid, ‚Bruck 2. d. Mur. 


> - Die neueren, mir zur Kenntnis gekommenen Urteile über .die 
eiwendbarkeit des sinusförmigen Wechsel- oder. Sinusoidalstromes 


An. der ärztlichen Praxis lauten. ziemlich. vernichtend. 


So sagt Max Kahane .in. seinem 1922 erschienenen Buche ' 
Ere der Elektrodiagnostik: und Elektrotherapie für: praktische | 
te“: „Der Sinusoidalstrom wurde: unter Betonung seiner; im Ver- . 


"gleich zum laradischen Strom, milden und dabei doch tiefer. gehenden 
o. Wirkung als Ersatz desselben empfohlen.“ 


Al noch besondere Disposition (organische Herzaffektionen, Status 
„Ymphaticus) vorhanden war oder unrichtige Technik den Herztod 
‚verschuldet hatte. | | Ä 

In Nr. 48 . der 


Bi enthalten üher eine Sitzung des Vereins deutscher 
rag vom 27. Oktober 1999 
ai esprechung des Unterschiedes ‘zwischen sinusoidalem Wechsel- 
‚strom und reinem Induktionsstrom die’ Gefährlichkeit des sinusoidalen 


echselstromes besonders hery orgehoben habe. Es ist aus’dem Berichte 


en Beier daß sich irgendein Teilnehmer an dieser Sitzung gegen 
Se Be hauptung ausgesprochen hätte. 


Diese Ablehnung des Wechselstromes als Heilmittel erschien 


rhag berechtigt, solange man eine restlose Aufklärung der durch 

bewirkten Unglückställe nieht hatte. "Diese Aufhellung. ist 
Er erweile den Elektroteehnikern gelungen, wie. im weiteren aus- 
geführt werden soll. Lassen sich. aber ‚durch genaue Kenntnis;ihrer 
ide Bes solche Unglücksfälle - mit Sicherheit "vermeiden, * so muß 
‚ede Besorgnis vor der Arallichen Verwendung des Wechselstromes 


Di dissin Fi ilten die Insuffizierizerscheinungen. von; Seiten“ 


Unsere Mißerfolge, die. zum Teil 


Und weiter: „Wiederholte 
` Beobachtungen von plötzlichem. Herztod þei "der. Anwendung der- 
“ Sinusoidalströme lassen die. Anwendung dieser Ströme. 'aüch dann. 
. kontraindiziert erscheinen, wenn es zutreffen sollte, daß. in diesen. 


„Medizinischen Klinik“ vom Jahre 1922 ist ein - 
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‚nach welchem der Vortragende F. Kraus 


_1924 — MED 1ZINISOHE KI LI iR zZ > 


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Sivad ja seine eei Yori aul praktischem und 
-theorstischem Gebiet werden” ihm ‚mit der‘. “Zeit sicher eine umfang- 
reiche: Anwendung verschaffen. = | 

Es ist seit. längerer: ‚Zeit bekannt, dab Wechselstiöme; welche 


“a 


| das Herz eines Tieres (oder eines Menschen) durehströmen, eine ganz 
eigenartige Wirkung her'vorbringen. . Am .bloßgelegten. Herzen von Ver- 


suchstieren konnte unmittelbar gezeigt werden, daß: in solchem Falle 


. das Herz, als ganzes Organ betrachtet, still liegen bleibt; ‘also keine 


regelt echten Zusammenziehungen. sich vollziefien, welche geeignet 
wiren, den Blutkreislauf ‘ aufrechtzüerhalten, , daß "hingegen. ie un- 


| zähligen Muskelfaserbündel, jedes. für’ sich, in zuckender, flimmernder 


. Bewegung sind, an der Oberfläche des Herzens. ähnlich anzusehen wie 


| eine von leisem Wind: bewegte Wasserfläche. Leider tritt die Gefahr 


..des Herzflimmerns gerade bei j jenen verhältnismäßig niedrigen Perioden- 
zahlen, (16—180 in der 'Sekunde) ein,: welche in der Lichtstromtechnik 
gewöhnlich angewendet ‚werden. (Wechselströme mit. mehr als 
100 000. Perioden ‘in der. Sekunde [Teslaströme] sind ` erfahrungsgemäß 


‘ganz ungefährlich.) Als. geringste für den Menschen unter Umständen 


tödliche Stromstärke wurde nach Siemens’-Handbuch für Wechselstrom 
ungefähr 0,1 Ampere, :d. s. 100: Milliämpere, gefunden. ‚Diese Strom- 
stärke hängt "bekanntermaßen von zwei"Größen. ab, von der Spannung 
des. Stromes und vom. Widerständ, den ihm der menschliche Körper 
entgegensetzt, nach der Formel 

I 6 t er tike i in Amp. j=: y (Potentialdifi. a d. Enden desLeiters in Volt) 


W (Widerst. in Ohm) > 


 Nodlimals- ausdrücklich hervorheben möchte ich, ‚daß die Ge- 


ahrlichkeit, ‘des Wechselstromes nur dann gegeben ist, wenn er zur 
Gänze oder zu einem ‚wesentlichen Teile durch das. Herz geht, wie. 
‚auf. einer eigens darau! gerichteten Untersuchung ‘der durch Wechsel- 
‘strom herbeigeführten tödlichen Unfälle durch , „Professor Boruttau' 
en ‚Berlin erhärtet würde. Andere innere Organe wer den. durch weit 

tärker gespannte ‚Ströme nicht dauernd geschädigt, wenn. auch ` 
a Brandwunden entstanden waren. Ja, sogar durch den Kopf 
. gehender Strom von 3000 bzw. 5000 Volt führte in. je einem Falle 
nur zu Brandwunden und kur zdauernder: Bewußtlodigkeit, aber nicht, 


zum Tod. 


\ O TET zu’ beobächten. Erstens nur so ‚niedrig 


‚legenheit zum, Durchgang 


‚Es. müßte ‘also een genügen, folgende: zwei Vorsichts- 
gespannten 
Wechselstrom zu verwenden, -daß auch bei geringstem, Widerstand 
der Haut (der bei guter Durchfeuchtung ' derselben auf 1500: Ohm 
herabsinken kann) und der inneren Organe (etwa 500. Ohm), also 
bei einem Gesamtwiderstand: von etwa 2000 Ohm eine Stromstärke 
von weit ‚unter 100- Milliamp£re sich ergibt, ‘etwa eine Maximal- 
spannung von 25—80 Volt. Zweitens wären die Elektroden so 'am 
‚Körper ‘anzubringen, daß, der zwischen: ihnen laufende Str om nicht. 
zur Gänze oder zum größeren Teile das Herz. trifft. — 

' Die erste Forderung würde einfach dadurch erreicht, daß man. 
den Wechselstrom von 110—220 Volt Spahnung durch einen regulier- 
‚baren Widerstand gehen ließe, von dem im. Nebenschluß der ent- 
‚sprechend niedriger gespannte Strom zum. Patienten geleitet wird. 
‚Eine (mittels Voltmeter) geeichte Skala oder (noch: besser) ein in 
den. Apparat eingebautes Voltmeter zeigen dabei. mit hinläng- 
‚licher Genamgkoil die Spannung. des: dureh den Patienten fließenden 
Stromes. | 

Nun wissen, aber die Elektrotechniker Bu ‘daß diese And 
ordnung nur. dann genügt, wenn der Patient praktisch vollkommen, 
gegen Erde isoliert ist. ‘Ist der. Patient nicht. gegen Erde isoliert, 
z. B. wenn die Mauern oder besonders der Fußboden. des Ordinations- 
raumes ` feucht . sind und etwa gar noch: das Schuhwerk ‚oder: die 
Unterwäsche des Patienten durchnäßt' sind, ‚dann - bekommt er bei 
Anwendung des: Wechselstromes. „Erdschlü “. d.h. es geht dann 


der volle Lichtstrom mit seinen. 110—220 Volt zwischen seinen Fuß- 
- sohlen. (oder sonstigem Erdberührungspunkt) und ‘einer der beiden 


‚Elektroden durch. Es ist nämlich eine. Phase der Wechselstrom- ` 
leitung. aus Sicherheitsgründen (Blitzgelahr u. dgl.) immer „geerdet“, 
d.h. in leitender ‚Verbindung mit der’ Erde, also -im Falle des 
feuchten Fußbodens und’Schuhwerkes des Patienten auch mit dessen 
Fußsoblen. Durch das Auflegen der Elektroden ist nun die Ge-- 
des. ungeschwächten Lichtstromes. durch 


den. Patienten gegeben, und wenn. er dur ch das Herz geht, die 


"Gefahr des Flimmerns und des Herztodes. 


Die Kenntnis dieser Umstände. ermöglicht hente mit Sicher- 
heit die Vermeidung jeder derartigen Gefahr! Jede Möglichkeit 


eines Erdschlusses des Patienten, muß einfach unbedingt. ausge- : 


schaltet werden! . ` ve 

"Dies. kann auf zweierlei Art erreicht werden. Entweder bringt 
man den, Patienten überhaupt nicht in den Bereich‘ des. Licht- 
stromes, indem. man einen. der neuen von Siemens, oder Anderen 
erzeugten Transformatorapparate benutzt, ‚in, dem durch Induktions- 


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1142 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33. 


- 17. August 

wirkung aus dem Lichtstrom Wechselstrom von viel geringerer | oder Blasenbildung oder Pigmentierung ist nach noch so häufiger 

Spannung erzeugt wird. Dieser transformierte Wechselstrom bildet | therapeutischer Anwendung auch nicht die Spur zu sehen. 
einen Stromkreis ganz für sich; das Auflegen der Elektroden stellt Gegenüber dem scharf abgehackten faradischen Strem, der, 
also keine Verbindung mit dem Lichtleitungsstrom her, ein „Erd- | wenn er von der Sekundärspule abgenommen wird, seinem Wesen 
schluß* ist ausgeschlossen, auch wenn Mauerwerk, Fußboden, | nach ja auch ein Wechselstrom ist, ist der Sinusstrom unserer 
Schuhe und Wäsche des Patienten naß sind. Die zweite Art, einen | Lichtleitungen mit seinem allmäblichen An- und Abschwellen viel 
„Erdschluß* unmöglich zu machen, ist die, daß man den Patienten | milder, trotz dieser Milde aber intensiver und durchdringender. . 
gegen Erde praktisch isoliert. Ich erreiche dies dadurch, daß ich Professor Schulz hat gezeigt, daß das sogenannte „biologische 

: sowohl die vier Füße des Stuhles, auf dem er sitzt, als auch des | Grundgesetz“ von Arndt bei der Arzneibehandlung berücksichtigt 
Schemels,: auf den er seine Füße stützt, mit Gummikappen ver- | werden soll. Das heißt, daß erkrankte Zellen bzw. Organe milde 
sehen habe, obwohl mein Ordinationszimmer und insbesondere dissimilatorische Reize brauchen, um wieder zu ihrer normalen Tätig- 
dessen Fußboden vollkommen trocken ist, was an sich erfahrungs- | Kit en ebracht zu werden. ea Bd ie 

j ; - aN ER è ch. habe mir nun gesagt: Wenn einerseits dieses 
gemäß schon eine genügende Isolierung gewähren würde. Arndtsche Gesetz für chemische Reizmittel gilt, wenn 
DerApparat, den ich verwende, zeigt im wesentlichen eine Ver- | andererseits jede Zelle auf jeden beliebigen wirksamen 
bindung von zwei in den Lichtstromkreis eingeschalteten Wider- | dissimilatorischen Reiz immer auf die gleiche, ihr 'eben 
ständen. Der eine dieser Widerstände ist fix und bewirkt. einen | zukommende Weise reagiert (was ja auch eine bekannte 
Spannungsabfall um etwa 4/5 der Spannung des Lichtstromes, der | biologische Erfahrungstatsache ist), so muß mit einem 
zweite Widerstand ist regulierbar; ist er ganz eingeschaltet, so hat | richtig dosierten rein physikalischen Reizmittel, wie es 
der von den Sekundärklemmen abgezweigte Strom O Volt Spannung; | z.B. der Wechselstrom ist, dasselbe zu erreichen sein, wie 
wird er gar nicht eingeschaltet, so hat der Sekundärstrom etwa | Mit einem richtig dosierten wirksamen Medikament. 

80 Volt Spannung; innerhalb dieser Grenzen ist jede beliebige Daß alle früher gefürchteten Gefahren sich bei seiner An- 
Spannung durch ganz alimähliche Regulierung erreichbar. (Der wendung ‚vermeiden lassen, wurde schon gezeigt, ebenso, daß er 
hiesige Lichtstrom hat eine Spannung von 150 Volt.) Diese Appa- keinerlei Atzwirkung (im Gegensatz zum konstanten Strom) herbei- 
ratur ist in ein Holzkästchen montiert, welches man leicht überallhin | führt; auch alle unangenehmen Nebenwirkungen chemischer Reiz- 
mitnehmen kann, und zwar ohne Gefahr zu laufen, etwas zu zer- | mittel fehlen hier: Hier gibt es keine Schädigung wegen Idiosyn- 
brechen, weil sowohl der fixe als auch der regulierbare Widerstand krasie, denn ein krankhaft überempfindliches Organ gibt sich sofort 
aus Drahtspiralen bestehen. (An einem Reserveapparat habe ich | beim Einschleichen des Stromes zu erkennen und man beschränkt 
als fixen Widerstand eine Glühbirne, die aber wegen ihrer leichten | !R solchem Falle die Stomspannung auf wenige (3. oder gar nur 2) 
Verletzlichkeit weniger zu empfehlen ist.) Der Deckel des Kästchens | Volt; in solchen Fällen ist die fortschreitende Besserung förmlich 

kann zweckmäßig so eingerichtet werden, daß er nur dann zu- | in die Augen springend, da von Mal zu Mal höhere Spannung ver- 
` geklappt werden kann, wenn der Regulierwiderstand vollkommen | tragen und verlangt wird, bis endlich die etwa der Norm ent- 

eingeschaltet ist. Es wird dadurch die Gefahr vermieden, empfind- sprechende Höhe erreicht ist. Diese Erscheinung ist wesentlich 
liche Patienten etwa unversehens mit einem wenn auch ungefähr- verschieden von der „Gewöhnung“. Diese tritt nicht ein, 
lichen Strom von eventuell 30 Volt Spannung zu erschrecken. Ich | d- bh. ein Organ, das einmal normale Reizempfindlichkeit besitzt, 
pflege grundsätzlich bei vollkommen eingeschaltetem Regulierwider- | reagiert immer wieder auf die gleiche Stromstärke (bzw. Spannung) 
stand zu beginnen und erst durch allmähliches Ausschalten des | annähernd gleich stark, auch wenn der Wechselstrom Jahre lang 

Regulierwiderstandes die Spannung auf die gewünschte Höhe zu täglich an derselben Stelle in Anwendung kommt, wie ich an mir 

bringen. | | selber erfahren habe. Natürlich ist auch eine Kumulierung nicht 
zu fürchten. Eine Überschreitung der zulässigen Reizstärke, also 
eine zu hohe Dosierung des Stromes, ist nach meinem Dafürhalten 
ausgeschlossen, wenn man sich an die subjektiven Angaben des 

"Patienten hält. Es erscheint dieses Verlangen im ersten Augenblick 
vielleicht als unwissenschaftlich, aber letzten Endes muß uns doch 
immer das Befinden des Kranken als Richtschnur für unser Handeln 
dienen. Und es ist sicher ein unschätzbarer Vorteil dieser Behand- 
lungsmethode, daß schon während der Anwendung und un- 
mittelbar darnach die Wirkung vom Patienten empfunden wird 
u. zw. ausnahmslos angenehm empfunden wird. | 


Ich habe auch nie eine Schädigung von Nachbarorganen durch 
den Wechselstrom gesehen; wir wissen ja, daß gesunde Organe 
überhaupt stärkere Reize vertragen als kranke. Vorsicht möchte 
ich nur in Bezug auf das Herz empfehlen, obwohl ich bisher bei 
` Behandlung seiner Nachbarorgane (oft genug z. B. der linken Lungen- 
spitze) mit Wechselstrom noch nie eine ungünstige Wirkung auf 
das Herz erlebte. Das Herz selber habe ich allerdings noch nie 
direkt behandelt, auch nicht mit schwachem Strom. 


Um einige Angaben über die von mir verwendeten Strom- 
spannungen zu machen, berichte ich, daß ich bei entzündlichen Augen- 
leiden, Supraorbitalneuralgie, Migräne etwa 3—5 Volt, bei Lungen- 
spitzenkatarrhen, Rippenfellentzündung 12—20 Volt, (bei Kindern kaum 


über 7—15 Volt), bei Behandlung der in der Bauchhöhle gelegenen 
autonomen Nervenzentren (z. B 


; non Hyperemesis gravidarum, 
gastrischen Krisen, asthmatischen Anfällen etc.) 2—17 Volt, bei Struma 
5—10 Volt, bei Lumbago 12—20 Volt, bei Ischias 10—380 Volt je nach 


fortschreitender Besserung, bei Erfrierungen 5—12 Volt in Anwendung 
brachte und mit den Erfolgen im allgemeinen sehr zufrieden bin. 
Frische Neuralgien weichen häufig schon nach einer Sitzung von 
10 Minuten Dauer. ur 

Wichtig ist- zum Schluß noch die Frage nach dem Anteil 
etwaiger Suggestivwirkung oder der etwa erzeugten Autosuggestionen 
an diesen Heilwirkungen. Ich gestehe, daß ich mich bemühe, der- 
artiges durch mein Verhalten nicht herbeizuführen, um ein möglichst 
klares Bild über die reine Wirkung des Wechselstromes zu erhalten. 
Trotzdem habe ich schon oft gesehen, daß quälende Zustände von 
Verstimmung, undefinierbarer Angst und dgl, auch wenn sie M 
Begleitung organischer Leiden, wie Herzklappenfehler und d 


gl. aul- 
treten, nach abdominaler Behandlung wesentlich gebessert, oder 
gahz behoben wurden. a 


Im Vorstehenden glaube ich gezeigt zu haben, wie man bei 
ärztlicher Anwendung des Wechselstromes jede Gefahr mit Sicher- 
heit vermeiden kann. | | | 
In den folgenden Zeilen möchte ich meine anfängliche Be- 
merkung über die praktischen und theoretischen Vorzüge des 
Wechselstromes begründen. 
Die praktischen Vorzüge sind folgende: | 
1. Die dabei in Verwendung kommenden Apparate, sei es 
der Siemens-Halskesche oder ein anderer ähnlicher Transformator, . 
sei es der oben beschriebene oder ein anderer (z. B. der von Bott 
& Walla vertriebene) Widerstandsapparat, sind alle praktisch keiner 
Abnützung unterworfen und — Stromanschluß vorausgesetzt — 
jederzeit funktionsbereit. Wie lästig ist dagegen die so oft nötige 
‚Erneuerung. einer galvanischen Batterie (Trockenelemente .sind im 
EL T Verhältnis zu ihrer Lebensdauer noch immer recht kostspielig) oder 
pi | die Instandhaltung eines Tauchelementes. 

2. Die Widerstandsapparate haben so wenig Rauminhalt und 
Gewicht, daß sie leicht in die Wohnung des Kranken mitgenommen 
werden können; von einer galvanischen Batterie kann das wohl 
nicht gesagt werden. 

Der theoretische Vorzug des Wechselstromes vor dem kon- 
stanten Strom besteht in der ganz reinen eindeutigen physikalischen 
ee Reizwirkung des ersteren; dagegen bewirkt der konstante Strom 
ll. außer einer nur bei Schließung und Öffnung auftretenden elektri- 

schen Reizwirkung eine ziemlich starke elektrolytische Zersetzung, 
indem bei seinem Durchgang durch die Gewebe gewisse Bestand- 
teile der Gewebeflüssigkeiten als Ionen mitgeführt werden: an der 
Anode sammeln sich die Säureradikale, die Halogene und Hydroxyl- 
gruppen, an der Kathode die Metalle und Wasserstoff. 

Außer dieser Zersetzung, welche zur Anätzung der Haut, be- 
sonders aber der Schleimhäute, führen kann, bewirkt der galvanische 
Strom auch eine Flüssigkeitsströmung in der Richtung von der 
Anode zur Kathode und (nach Dr. Otto Marburg) ein Wandern 
der sogenannten Fibrillensäure in den Nervenfibrillen auch in der 
Richtung von der Anode zur Katlıode, wodurch die. Erregbarkeit 
des Nerven an der Anode vermindert, an der Kathode vermehrt 

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m allen diesen Nebenwirkungen ist der Wechselstrom frei; 
von einer Verätzung der Haut oder auch nur von einer Quaddel- 


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.. Aus der Kinderklinik der königl: ungar. Elisabeth-Universität, : 


derzeit in Budapest (Direktor: Prof. Dr. P. Heim). `- 


- `. ir Therapie der septischen Pyelitis im Säuglingsalter. 


Von J. Duzär, "Assistenten. _ 


ER ‚Die große Affinität des Säuglingspyelons zu den Eitererregern, |- 
‘>: besonders zum Bacillus coli, scheint eine Erklärung für die große | 
- "Verbreitung und den verhältnismäßig ‘schweren. Verlauf dieser Er- . 
= xrankung zu geben. Zum Glück kommen septische Verlaufstypen 


"pur selten vor, dieselben müssen ‚aber zu den allerschwersten: Er- 


| Å ~ kyankungen des Säuglings gezählt werden.: Diese septischen Pyelitis- 
C o e stellen nicht nur die charakteristischen Symptome der einfachen 


. „ Pyelitis dar, sondern sie gehen auch ‘mit hohem, intermittierendem 


w -oder remittierendem Fieber, mit Zirkulationsstörungen, Sklerem und 


` Diyidität der Extremitäten, Kollaps, Exsikkation, hoher Atmung 


‚nnd eventuell Glykosurie einher. Der. Krankheitserreger, ‚meistens 
.. . "der Bacillus coli, kann gewöhnlich 'nur aus dem Urin gezüchtet. 
7 yerden, während die Züchtung aus dem. Blute tfotz der. zaver- 
 lässigsten Methodik nur ausnahmsweise, am. besten noch am 4. bis 


3, Tage gelingt. Häufiger beobachtet-man dieses klinische Bild bei 


~o Jangen Säuglingen, die eine besondere Neigung zur allgemeinen. | 
"Sepsis aufweisen (besonders nach vorangegangenen Katarrhen und .| 
-e Emährungsstörungen). IRRE Be 
= >o" ao Im allgemeinen sind die. einfachen Pyelitiden des. Säuglings 
‚durch Urotropin, Salol und reichliche Flüssigkeitszufuhr gut. zu be- 
` einflussen, auch diejenigen mit ‘schweren ‚Meningealsymptomen,. wie 
7 aueh von Prof. Bókay betont wurde.: Den schweren: septischen 
. 2. Pyelitisfällen dagegen stehen wir fast machtlos gegenüber. Eine. 
i puo, erfolgreiche Medikamentendarreichung ‘machen das anhaltende Er- 
brechen, der heftige Durchfall, die lahmgelegte Zirkulation unmög- 


-dieh, die Aussichten auf eine Desintoxikation : wird — trotz. der 


“entsprechenden, entgiftenden Therapie — durch den ständigen Toxin-. 


nachschub aus dem Pyelon verringert. - ' | 


.... Beischweren, septischen Pyelitiserkrankungen der-Erwachsenen, : 
. dalls Nierenbeckenspülungen kontraindiziert sind, wirken intravenös 
. veřabreichte kolloidale Metalle (Argochrom, Argoflavin) sehr günstig, 


` manchmal sogar lebensrettend. Die gute Wirkung dieser Präparate 


:- = > beruht teils auf ihrer bakteriziden, teils auf protoplasmaaktivierender 


Eigenschaft. Die Richtung der Stoffwechselvorgänge wird nach: der 
- dlkalischen Seite verschoben, die Speicherungsfähigkeit des Retikulo- 
 endothelialsystems nimmt zu. Antikörperbildung und: Enigiftungs- 


ws E fähigkeit des Organismus werden ebenfalls. bedeutend gesteigert. |: 
| Eine intravenöse Einverleibung ‘solcher Präparate ist beim |. 


Jungen Säugling meistens unmöglich. ‚Vor Verwendung des Sinus 
- . longitudinalis an Stelle der-Venen wurde von mehreren Seiten ge- 
"wait (Bessau). Die verzweifelte Machtlosigkeit, mit welcher man 


„eben den septischen Pyelitisfällen junger Säuglinge gegenübersteht, | 


` awang mich zu dem Versuch, Argochrom intra sinum zu verab- 


teiehen. Zu diesem Zwecke übte ich die Sinuspunktion bei zahl- | 
„„tächen (mehreren Tausend) Gelegenheiten‘ und nachher auch die, | 
.. Technik der Einverleibung kolloidaler Lösungen an einem großen 


Material ein. Zu einer vollkommen richtigen Injektion in den Sinus 


. „.st.das Benutzen zweier Spritzen unbedingt notwendig. In die eine | 
wird das Argochrom aufgezogen, die zweite, ‚vollkommen Argochrom- 
fie, mit gleichfalls ganz -reiner Nadel, dient zur Sinuspunktion. 

. Mt Rücksicht auf die schweren Zirkulationsstörungen pflege ich 
|... vorerst 8-15 cem Blut abzusaugen, nachher wird die Spritze ab- 


genommen und die Nadel so lange. fixiert, bis die andere, mit 


‚Argochrom gefüllte Spritze wiederum auf derselben befestigt ist. Das 


3 Einspritzen muß vorsichtig und langsam geschehen, die Ausübung 
‚eines größeren Druckes muß vermieden werden. Nachher werden 
Nadel und Spritze auf einmal: entfernt.. Nach einigen Sekunden 


: nehmen die Mundwinkel einen bläulichen Farbton an zum Zeichen 
W, wie schnell sich das Präparat im ganzen Organismus ver- 


` teilt hatte. Nach verschieden langer Frist erscheint auch das Er- 


- ‚brochene und der Urin grünlich verfärbt und bleibt 2—3 Tage lang 


8%. Die Dosis beträgt bei ‘kleinsten Säuglingen !/,. bei größeren 


„I=L, cem Argochrom, eventuell 2—8mal wiederholt, je nach Not- 


- wendigkeit, innerhalb 1—4 Tagen. © nd A or 
Zur Beurteilung meiner Ergebnisse sollen zwei solche Fälle aus 


1Y, Jahren behandelt und seither ständig beobachtet wurden. 
Fall i, Körpergewicht 4650 g, aufgenommen mit 5!/, Monaten, 


3 Tochter eines ‘Koll \ . : ap 
az ` egen. Geburtsgewicht 3000 g. Nach .3 Monaten 
‚künstlich ernährt, Öfters Durchfall” ‚Vor 4 Tagen Brechdurchfall mit 


ieber und Gewichtsverlust. Nach erfolgloser Behandlung im Eltern- 


ause wurde das Kind mit der schlechtesten Prognose an die nn : 


x 


"vatpraxis ausführlicher angeführt werden, ‘die schon vor mehr als. 


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i , ” fa = > 
ar : y Pr PE. «x .r 


` überwiesen., Bei. der Aufnahme finden wir großes Verfallensein, halo- 


nierte Augen .mit- ängstlichem, starrem Blick. An den Extremitäten 


'|.eigentümliche, fleckige Zyanose, Sklerem, hochgradige Hypotonie. Die 
. Fontanelle ist tief. eingesunken, der Turgor ‚schlaff, Herztöne leise, 
Puls ziemlich schlecht.: Bei der Urinuntersuchung findet sich viel 
‚| Eiter,. Epithelzellen aus’ den. höheren Harnwegen, Kolibazillen, Blut. 


Das Kind fiebert, erbricht und hat spritzende Stühle. Therapie: vor- 
sichtige Eiweißmilch-Ernährung,‘ später Frauenmilch; viel Tee, Uro- 
tropin, Salol. Trotz allem. keine Besserung, das Kind wird immer 
schwächer, bis sich das woblbekannte Bild eines Sepsiskollapses ent- 
wickelt. Totale Bewußtlosigkeit, schwere Zirkulationsstörungen, Zucker 
im Harn, livide, guoßfleckige, toxische Exantheme. Durch Sinuspunktion 


-wurden :10 cem Blut entnommen, danach 1 cem Argochrom intra sinum 


verabreicht.. Subkutan 300 œ Salzinfusion mit Tonogen. Hungerdiät. 
Nach 5 Stunden bedeutende Besserung, das Kind blickt öfters umher. — 


. Nach 24.Stunden Rückfall mit denselben Symptomen. An den Ex- 


tremitäten tritt wiederum Sklerem auf mit starker Zyanose, das Sen- 


sorium wird stark getrübt. Wiederum 1 cem Argochrom intra sinum. 
‚Am nächsten Tage Entfieberung,: danach bei vorsichtiger Frauenmilch- 
‘ dosierung schnelle Reparation, zu gleicher Zeit plötzliche Verbesserung 


der Stühle. Eiter sowie Kolibazillen sind im. Urin noch häufig vor- 


. handen, nachher verschwinden aber auch diese bei Urotropin-, Salol- 
'.darreichung und vitaminreicher Ernährung. Heute ist das Kind schon 


14, Jahre alt, vollkommen gesund, entwickelt sich sehr gut. - 


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---- = Fieberkurve. 
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A = Buttermilch. | a d 
. TI = Frauenmilch. 
2 u = Eiweißmilch mit 3%), Zucker. 


. 2 Bei dem 2. Fall handelt es sich um einen 4 Monate alten, männ- ` 
‚lichen Säugling mit 5800 g Gewicht, der wegen einer seit 3 Wochen ` 
` bestehenden, von einer angeblichen Darminfiektion verursachten Tem- 
peraturerhöhung aufgenommen wird. Stark remittierendes Fieber, Ge- 
wichtssturz; 37 700 "weiße Blutzellen; im Urin Eiter, Pyelonzellen, Blut, - 


Koli. Die Züchtung von Koli aus dem Blute mißlingt. 


Trotz der geringen ARE der dargereichten Muttermilch treten 


am 4. Tage schwere toxische Symptome mit Kollaps auf: Nach Ent- 
nahme von 10.ccm Blut 1 ccm Argochrom in den Sinus longitudinalis. 


Infusion physiol. Kochsalzlösung mit Tonogen. Rapide Besserung mit 
' Fieberabfall. — Nach 3 Tagen steigt die Temperatur wieder. 2. Argo- 
chrominjektion’ in den Sinus (11/, ccm). Danach schnelle EN 
| macht 
den Eindruck eines in jeder Hinsicht gut entwickelten Bübchens. N 


bis zur : vollkommenen Genesung. Das heute 14/,jährige Kin 


"Seither habe ich . mehr als 20 Fälle mit der geschilderten 


Methodik. behandelt. Der jüngste war- ein 12 Tage altes Neuge- 
borene mit ausgesprochenen Pyelitissymptomen, septischem, inter- 
mittierendem Fieber, Koli-Befund im- Urin usw. Nach Y/, cem 
Argochrom intra sinum- trat. vollkommene Entfieberung und Ge- 

nesung ein. SR Br ni ur ER 
ee, Ohne Zweifel liegt. ein. großer Nachteil der Methodik’ darin 

daß dieselbe nurim Krankenhause anwendbar ist. Meines Erachtens’ 


gehören äber die septischen Säuglingspyelitisfälle mit allgemeinen 
Intoxikationserscheinungen ausnahmslos in ‚Anstaltsbehandlung. | 
. . Einen Mißerfolg im Sinne einer Sinusthrombose oder Anurie 


habe 'ich nie erlebt. Es kam jedoch vor, daß trotz der ausge- 
‚sprochenen Besserung der. akuten Symptome die Entwicklung einer 


Pyelonephritis nicht- verhindert: werden konnte. 


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So wird es im Papyrus Ebers aus dem 16. Jahrhun 


‚sei. Außerdem ergaben seine Versuche, daß d 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33. 


| B o 17. Äugust - 
nn ns Ba nn nn nn Sana nun Ban ne nn | 


Zusammenfassung: 1. Die Argochrom-Einspritzung durch 
den Sinus longitudinalis ist eine sehr zuverlässige, energische 


Therapie der schwersten .septischen Pyelitisfälle im Säuglingsalter. 


2. Dosierung Y/;—1'/, ccm, eventuell in 1—4tägigen Inter- 
vallen 2—8mal wiederholt. 


3. Das Präparat wird von Säuglingen (auch von Neugeborenen) 


gut vertragen. Doch wird die Wichtigkeit einer vorsichtigen, ‘gut 
eingeübten Methodik nachdrücklich betont. 

‘4. Urotropin, Salol, ‚reichliche Flüssigkeitszufuhr und vitamin- 
reiche Nahrung ist, so wie früher, zur vollkommenen Beseitigung 


der Pyurie und Bakteriurie auch bei dem geschilderten Verfahren 


unbedingt notwendig. | | 
Aus der Medizinischen Klinik am Hospital zum Heiligen Geist 
‘ Frankfurt a. M. (Direktor: Prof. Gustav Treupel). 
Unsere Erfahrungen mit Scillaren. 


Von Dr. Ernst Schwab, Sekundärarzt und Alfons Müller, Med.-Prakt. 
Eine dominierende Stellung in der Herztherapie nahmen 


bisher Digitalis und Strophanthin ein. Es waren die Herz- 


mittel, die in der modernen Medizin zur Anwendung gelangten, 


wenn es sich darum handelte, die Kräfte des Leben spendenden 


Organes. des Menschen zu heben. Es war das große Verdienst 
Mendels (1), im Jahre 1918 durch seine Arbeit „Bulbus scillae, 
ein zuUnrecht vernachlässigtes Herzmittel“ dasselbe wieder 
in die Herztherapie eingeführt zu haben. 

Schon im 


und zwar besonders wegen seiner wassertreibenden Kraft. Im 


Laufe der.Zeit jedoch war es vollkommen in ee geraten. 


betreffende Rezept lautete: en: 


„Bin anderes Krankheiten am Herzen zu vertreiben 
Dattelmehl 1. 
Meerzwiebeln 1/3 
amamu-Pilanze y/s 
. Süßes Bier 1/, dena 
tehebu-Baum 1/2 
kochen, durchseihen und 4 Tage einnehmen.“ 


Daß Bulbus scillae aus dem Arzneischatz verschwand, er- 
klärt sich erstens aus der Tatsache, daß die damals im Handel 


befindlichen Präparate des Bulbus scillae vollkommen unwirksam | 
waren, und zweitens war man allgemein der Ansicht, daß Bulbus 


scillae schwere Darmstörungen hervorrufe. Diese von Mendel (1) 
betonte Minderwertigkeit der Handelspräparate bestätigt auch Mark- 
walder (2). Mendel benutzte Bulbus scillae pulv. und fand, daß 


-Scilla vor allem in der Lage sei, auf die diastolische Insufli- 
zienz zu wirken, im Gegensatz zu Digitalis, das systolisch 


wirkt. Aus diesem Grunde sei das Hauptindikationsgebiet die 
Aorteninsuffizienz, daneben Insuffizienzerscheinungen bei 
gleichzeitigem Emphysem, Myokarditis und Nierener- 


- krankungen. Niemals sah er bei all seinen Fällen eine Störung 


des Verdauungstraktus, niemals trat eine Ang 
lation em. 


Dieser günstige Einfluß von Bulbus scillae auf das Herz fand 
durch die pharmakologischen Untersuchungen von Markwalder (2) 


ewöhnung oder Kumu- 


seine Bestätigung. Er verarbeitete frische.-Meerzwiebel nach. dem von | 


Straub angegebenen Verfahren und fand, daß sie äußerst glykosidreich 


\ ie wirksame Substanz 
von Bulbus scillae recht resistent gegen die üblichen Behandlungen 


beim Trocknen und Extrahieren sei ganz im Gegensatz zur Folia. digi- 
talis. Er glaubt auch, daß die wirksame Substanz bzw. die Substanzen 


des Bulbus scillae hinsichtlich ihrer Froschwertigkeit den Digitalis- 
stoffen überlegen sind. Er fand nämlich bei Bul.bus scillae einen Titer 
von 0.000008 pro Gramm Frosch, während der Titer des kristallisierten 
Digitoxinsin gleicher Messung 0.0000036, des reinsten Gitalins 0,000006 ist. 


In der Zwischenzeit war es der Firma Sandoz gelungen, das 


Reinglykosid der Meerzwiebel, das Scillaren, darzustellen. 


Die mit diesem ee Scillaren von Jenny (3) angestellten 
Untersuchungen ergaben, daß Scillaren am Heoschhöreen weniger 
fest haftet als Digitalis. Weiterhin zeigte sich, daß man zum Stillstand 
des Froschherzens doppelt so viel Scillaren braucht als Digitalis, d. h. 
Scillaren besitzt eine geringere Vergiltungsdosis. Der Unterschied 
zwischen Scillaren und Digitalis ergab sich auch in der Einwirkun 

von Scillaren auf Leimplatten. Digitalis wirkt entquellend, währen 

Scillaren eine viel geringere Quellungshemmung, ja sogar eine Quellungs- 
förderung hervorruft. Mit diesen Untersuchungen Jennys stimmen 
auch die von Okushima (4) undGrünwald (5) überein. Beide Autoren 
stellten fest, daß Scillaren an Wirkungsintensität der Gruppe der Stro- 
phanthine etwa gleich kommt, gemessen an der Wirksamkeit an Fröschen. 


| ist für die Scillarenwirkun 
‚ deutung, daß allem Anschein zwischen Scillaren und Kalk eine Affinität 


rauen Altertum wurde Bulbus scillae angewandt 


ert erwähnt. Das 


3. März, 600 ccm. ` 


Sie bestätigen ebenfalls, daß Scillaren ein sehr geringes Haftvermögen 
besitzt und damit zusammenhängend auch eine geringe Neigung zur 
Kumulation. Grünwald glaubt ferner, daß zwischen Scillaren und 


| Strophanthin ein Pseudoantagonismus besteht und zwar derart, daß 


bei kombinierter Anwendung, dieser beiden Mittel das Auftreten der 
Strophanthinkontraktur verhindert und eine bestehende Strophanthin- 
kontraktur durch .Seillaren gelöst werden kann. Seiner Ansicht nach 


g am Herzen von entscheidender Be- 


besteht, die eine Störung des Ionengleichgewichtes zwischen Kalk und 
Kali zur Folge hat. | l 

Auf Grund der günstigen pharmäkologischen Ergebnisse wurde 
Scillaren auch an unserer Klinik angewandt. Wir verfügen über 
insgesamt 25 Fälle. In allen diesen Fällen sahen wir niemals, 
selbst in hohen Dosen, weder bei der Verabreichung von Scillaren__ 
per os, nochintravenösirgendwelcheErscheinungen voi seiten 


des Darmes, was ja auch andere Autoren wie Boden und Neu- 
-kirch (6), Cahn (7) und’Hertz (3) beobachteten. Die Angaben von 


Hertz (8), daß die Patienten nach intravenösen Scillarengaben 
über einen’ unangenehmen knoblauchartigen Geschmack klagen, 
können wir nicht bestätigen. Auch fanden wir ebensowenig wie 


'Sacki (9), Kaufmann (10), Massini (11), daß Scillaren eine kumu- 


lierende Wirkung ausübt. Unter unseren 25 Fällen waren 12 Fälle 
von Mitralinsuffizienz, 10 Fälle von Myodegeneratio cordis, 1 Fall 
von Aorteninsuflizienz und 2 Fälle von Arteriosklerose. Was die, 
Herzmuskelinsuffizienz anbelangt, so sahen wir, daß Seillaren in 
fast allen Fällen, wo Strophanthin versagte, eine eklatante Wirkung 
hervorrief. Nur in einem Falle versagte Scillaren sowohl wie 
Strophanthin. Hier handelte es sich um eine Insuflizienz infolge 
Nierenerkrankung. Das Versagen der. Scillarentherapie in diesem 
Falle würde auch vollkommen übereinstimmen mit den Ergebnissen 


‚der Untersuchungen von Boden und Neukirch (6), die in solchen 


Fällen auch keinen Erfolg von Scillaren sahen. In welch günstiger 
Weise Scillaren die Diurese beeinflußt und sich dem Strophanthin 


oft überlegen zeigt, ergibt sich aus folgendem Fall: 


K. B., 74 Jahre alt, ohne Beruf. Pat. hatte als Kind Masern, 
mit 60 Jahren Grippe. Seit 2. Jahren klagt Pat. über Atemnot, 
Schwellung der Beine, Beschwerden beim Treppensteigen und Schmerzen 
in der Herzgegend. Pat. wurde draußen mit Digitalis behandelt. In 
letzter Zeit starke Zunahme der Beschwerden, € = 

Status am 21. Januar 1924 bei der Aufnahme: Mittelgroße 
Pat. im reduziertem Ernährungszustande. Dyspnoe mittleren Grades, 
Ödeme beider Unterschenkel. Su 

Lungenbefund: Schallverkürzung über beiden Spitzen, rechts . 
mehr als links, sonst Klopfschall regelrecht. Atemgeräusch über der 


- linken Spitze sowie rechts bis Skapulaspitze verschärft vesikulär. Über 
den mittleren Partien. fein- bis mittelblasige Rasselgeräusche. 


Herzbefund: Größe 3,5:10,5. tus außerhalb der M.C. L. 
palpabel, hebend. Neben dem ersten Ton an der Spitze kurzes, weiches 
systolisches Geräusch. II. Töne leise. 2. Aortenton stärker als 2. Pul- - 


monalton, Aktion unregelmäßig, ungleichmäßig 


Puls: Normale ‘Frequenz, unregelmäßig, ungleichmäßig, rechts 
= links, gespannt. l À o 


Hepar: Zwei Querfinger breit unterhalb des Rippenbogens 
palpabel. cig” 3 

Diagnose; Myodegeneratio cordis. 

Pat. erhält täglich 3mal 1 Tablette Scillaren. Die Urinmengen, 
die bei der Aufnahme 600 ccm betrugen, halten sich bis zum 3. Februar 


durchschnittlich um 1400 ccm. 


Am 4. Februar Absinken der Urinmengen auf 600 ccm. Absetzen 
von Scillaren. Pat. erhält heute eine intravenöse Injektion von 1/3 mg 
Strophanthbin, darauf Anstieg der Diurese auf 1000 ccm. 

Die Urinmengen sinken jedoch wieder ab und schwanken bis 
zum 22. Februar zwischen 600 und 850 ccm. 22. Februar. Urinmengen 
200 ccm, Strophanthin 8/4 mg, Diurese von 400 ccm; 26. Februar, erneut 
Strophanthin 1 mg, Diurese von 800 ccm; 27, Februar, 420 ccm; 28. Fe- 
bruar: 620 ccm; 29. Februar, 540 cem; 1. März, 600 cem; 2. März, 520 ccm; 


4. März. Pat. erhält wieder 3mal 1 Tablette Seillaren per os, 
daraufhin 1300 ccm Urin. 5. März, 1200 cem; 6. März, 900 cem; 7. März, 
100 ccm; 8. März, Scillaren intravenös 1 ccm, Diurese von 1800 ccm; 
10. bis 14. März. täglich 1 cem Scillaren intravenös. Die Urinmengen 
betragen durchschnittlich 1900 cem. Die Knöchelödeme sind ver- 


schwunden. Pat, fühlt sich vollkommen wohl und hat keinerlei Be- 
schwerden mehr. | 


Vom 14. März ab Aussetzen der Scillarentherapie. Bis zum 
1. April schwanken die Urinmengen zwischen 300 und 750 ccm. Avi- 


treten von Ödemen an den Knöcheln und beiden Armen.. Verschlech- 
terung des Allgemeinbefindens. | 


9. April. Pat. erhält wieder Scillaren 3mal i Tablette täglich 
er os, daraufhin 1200 cem Urin; 28. April, Urinmengen durchsehnitt- 
ich zwischen 1300 und 1500 ccm, Ödeme an den Armen und Knöcheln 


fast vollkommen verschwunden. Subjektives Wohlbefinden. 


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- Schweiz. m, W. 1922, Nr. 26. 


Wirksamkeit ist, 


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Ebenso gute Erfolge ergab die Behandlung der Fälle mit 


Insuffizienzen auf arteriosklerotischer Basis. Auch hier zeigte sich 
Seillaren oft dem Strophanthin überlegen und erzeugte oft ‘eine 
überraschende Diurese sowie eine Kräftigung des Herzens. In 
unserem ‘einen Fall von Aorteninsuffizienz sahen wir auch eine 


Beeinflussung der Diurese, konnten aber "sonst keinen besonders 


günstigen‘ Einfluß des Scillarens feststellen, vor allem sahen wir 
“keine besondere Vertiefung der Diastole, wie sie Mendel nach 
- Bulbus Scillae sah. wir | | 
Zusammenfassend sei also gesagt, daß Scillaren sowohl 
f per os wie intravenös von den Patienten gut vertragen wird, vor 
' alem ruft es keinerlei Darmstörungen bei oraler Eingabe hervor. 
Auch. tritt keine Angewöhnung auf. Es zeigt sich in manchen 
“Fällen dem Strophanthin überlegen. 
‚thronischen Herzinsuffizienzen anzuwenden, während man nach 


'Sceillaren ist besonders bei- 


seren Erfahrungen mit Strophanthin bei dekompensierten Herz- 


” klappenfehlern bessere Erfolge erzielt. `’ 


. »"Diteratur: 1. Mendel, Ther. d. Gegenw. 1918, H. 1—4. — 2. Markw alder, 
Kin. Wschr, 1922, Nr. 5. — 3. Jenny, Schweiz med. Wschr. 1922, Nr. 22. — 4. Oku- 
shima, -Arch. i. exper. Path. u. Pharmak. 1922, Heft 5/6. — 5. Grünwald, ebenda. 


1 Het 1/8.—6.Boden und N eukirch, D. Arch f. klin. Med. Bd. 142. — 7. Cahn, ' 
Kin, Wschr, 1923, H. 36, S. 1719. — 8. Hertz, M.m.W. 1924, Nr.9. — 9, Sacki,. 
. DW, Nr.2 — 10. Kauffmann, M.m. W. 1928, Nr.17. — 11. Massini, 


t 


<- Alformin, ein alkalisches Adstringens. 
2.2 Von Hofrat Dr. Alfred Zucker, Dresden. 


- Die adstringierenden Stoffe teilt man bekanntlich in zwei 


Groppen: 1. Gerbsäure, 2. Salze des Aluminiums und verschiedener 


Schwermetalle. Die Gerbstolie verhalten sich wie ‘schwache Säuren, 
se fällen Eiweiß aus sauren und neutralen Lösungen und bilden 


wit leimgebenden Geweben feste Verbindungen (Vorgang des Gerbens). 


Die Salze, des Aluminiums und der Schwermetalle verhalten sich. 
ähnlich’ wie die Gerbstoffe. 
‘albuminat gefällt. 


Eiweiß wird von ihnen als Metall- 


Eigenschaft zeigt sich recht- unangenehm bei Verwendung der viel 


- gebräuchlichen essigsauren, ameisensauren und milchsauren Tonerde- 


sung. Es ist bekannt, daß z.B. essigsaure Tonerde bei längerer 
Anwendung das Gewebe recht unangenehm mazeriert. Als Mund- 


ud Gurgelwasser wird sie zwar viel verordnet, ihre Anwendung er- 
. Mheint aber nicht harmlos, wenn man bedenkt, daß sie sehr leicht eine 
‚ Eitkalkung der Zähne infolge ihres sauren Charakters herbeiführt. 
= >  "Iärhabe nun Versuche angestellt, die, ätzende Wirkung der 
“ ren Komponente auszuschalten. Dabei hat sich herausgestellt, 
- daB dasfrisch gefällte Aluminiumhydrgxyd, welches teilweise kolloi- 


len Charakter hat und als Aluminiumhydroxydgel anzusehen ist, 
fast die gleiche adstringierende Wirkung besitzt, wie die sauren 
wmiumsalze, aber ohne Ätz- und Reizwirkung. Bedingung der 
uk daß das Aluminiumhydroxydgel stets frisch her- 
gestellt wird, damit es seine hochdisperse Form behält. Die Metall- 
ydroxydė haben nämlich die Eigenschaft, in sich selbst zu altern, 
tt. allmählich treten die hochdispersen Teile zu größeren Komplexen 


mammen und in gleicher Weise nimmt die adstringierende Wirkung 


hr asidiesem Grunde ist die Wirkung eines trockenen Aluminium- 
` oxydpräparates erheblich geringer als die des frisch gefällten. 


m feuchte hochdisperse Aluminiumhydroxydgel bildet auf den. 


loberflächen eine 


zeiliper. Bildung v 


Vorteil des Alumin 


Niederschlagsmembran, vermutlich unter. gleich- 
on komplexen Metalleiweißsalzen. Ein weiterer 
iumhydroxydgels besteht außer dem Fehlen jeg- 


gt, das ähe, der entzündeten Schleimhaut anhaltende Mucin 
m und schädigende Säuren zu neutralisieren. 

et ist eine außerordentlich vielseitige. Eingehende Ver- 
"ergeben, daß es ein ausgezeichnetes Mund- und Gürgel- 
s Rialet aut os die entzündeten Schleimhäute des Mundes 
normale F > Sear Schnell und ohne jede Nebenwirkung in die 
Gerade als Gurgelwasser dürfte es sehr 


Suche 


e Form zurücklührt. 


p ommen S i] ; > . e ) H 
Eigenschaften 7 den bisherigen Gurgelwässern recht unangenehme 
S anhalten. — Das chlorsaure Kali. ist, wie in der 


b | 
ildendes Chlorat, welches einen Zerfall. der roten Blut- 


2 Verschlucken i rstopfung der Nierenkänälchen bewirkt, Auch 
“scheinungen sermger Mengen beim Gurgeln kann Vergiftungs-' 


“a Ist die Eiweißlällung oberflächlich, so wirkt sie 
- adstringierend, geht sie in die Tiefe, wirkt sie ätzend. Diese ätzende 


& m dem Umstand, daß seine alkalische Natur es 


hydro ie therapeutische Verwendungsmöglichkeit des Aluminium- 


etont wurde, ein gefährliches, Methämo- - 


i Übermangansaures Kali färbt Schleimhaut 
genehm braun durch Absetzen des schwer entfern- 


‚leicht gefaßt werden. 


fügung. 


gewährleistet. Die Kanüle bleibt lange scharf ‘und 


Elastizität auf die Befestigung der Nadel am An 
Wert gelegt,: indem sogar auf Wunsch noe 


Sollte wirklich einmal infolge eines ünglückliel 
Nadel abbrechen, so dringt das verdickte Andersen sof 


S \ ERR en (ETS hl. 

: EE S Eee A Ya eS sw o i p ; Re a ne 

- Fa a ey, ; 2 N | -i Ka y N -d SEE RET N k 2. ei i j Hal ; 

Rs Keen s, l Be , . tg z Ze i = f je a i RA a Zu f S i ; Bl r t EH {3 Er Be „j! 

5 + x 19 - $ ` i n 2 $ . ” ‘ y 5 ` u; `~ ` S j M D ` + pie: 
1h Aagot T — HE. KLINIK — Ni. 33. >00 ERON 1146. yi 
En RER | BE ed > ae a ee ae ee ur 
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baren Braunsteins, welcher sich in die feinsten Risse der Zahn- 
substanz einlagert, auch führt der längere Gebrauch zur Abstumpfung 
des Geschmackes: , Wasserstoffsuperoxyd lockert die Schleimhaut 


und besitzt keine adstringierende Wirkung. . 
Ich habe die Max Elb Aktiengesellschaft Dresden veranlaßt,. 
ein wirksames Präparat, welches bei jedesmaligem Gebrauch, messer-- 


spitzenweise ins Wasser geschüttet, in ‚statu nascendi Aluminium- 


‚hydrosydgel'ergibt, unter der Bezeichnung „Alformin“ inden Handel 
‚zu bringen. Alformin hat sich als adstringierendes Mund- und 


Gurgelwasser ohne jede Neberiwirkung erwiesen.. Das Verfahren ist 
zum Patent angemeldet.. Seine weitere Verwendung in der Wund- 
behandlung und gynäkologischen 'Praxis unterliegt’ zurzeit noch der 
Nachprüfung. Auch hier, scheinen die. bisher erhaltenen. Resultate 


zu großen Hoffnungen zu berechtigen (insbesondere -bei Fluor- ` 
behandlung). Damit weitere Beobachtungen mit dem recht inter- 
.essanten Präparat gemacht werden können, 'stellt die Fabrik 
Max Elb, Dresden, Proben kostenlos zu Versuchszwecken zur Ver- . 


Die aseptische Tascheninjektionsspritze. „Paratus“. 
Dr Rattner, Arzt in Berlin. | 


i 


' Das Problem der sterilen und handlichen Aufbewahrung “ist 


in dem leicht transportablen „Paratus“ gelöst, der von ‘der Firma. 
. Grünebaum & Scheuer, Berlin SW. 61, Belle-Alliancestr.i3 auf den 


Markt gebracht wird. „Paratus“, bequem nach Art eines Füllfeder- 


halters in der. Westentasche zu tragen, enthält eine dauernd in 
Alkohol lagernde Rekordspritze,. von’ 1 resp. 2 cem und am anderen. 


Ende drei gleichfalls durch Alkohol sterilisierte verschieden lange 

Kanülen. : nS EN ai | Ei | 
Dieser aseptische Taschen-Injektions-Apparat hat sich mir. in 

meiner Praxis als sehr brauchbar erwiesen. Es ist klar, ' daß- diese 


dankenswerte technische Neuerung in erster Linie berufen sein dürfte, 
.den Bedürfnissen des zu jeder Tages- und Nachtzeit in der Hilfs- 
 bereitschaft stehenden praktischen Arztes gerecht zu werden. 


Im Zusammenhang damit möchte ich an dieser Stelle- nicht. 


verfehlen, die Aufmerksamkeit, der Kollegen auf die sogenannten 
ii 3 D .. ® = d > ` ú . i 2 
„Bsco“-Kanülen hinzuweisen, die dem „Paratus‘ beigegeben sind. 


' Diese Neuheit ist von der Firma Hohlnadel-Fabrik „Belle-Allianee“ 


Scheuer & Co. erfunden und in den Handel gebracht. 

"Die „Esco“-Kanüle besteht aus einer Legierung, deren. Zu: 
sammenstellung Geheimnis des Herstellers ist. Sie hat einen halt- 
baren: Nickelüberzug, . der ein unveränderliches gutes Änsschen 

| | zebrauchsfähie 
Sie kann jederzeit ausgekocht werden und, ohne ae 
änderungen erleidet, in Wasser oder. Alkohol liegen. Die übliche 
Medikamente, die, zur ‚Injektion verwendet werden, øreilen die 
Kanülen in keiner Weise. an. Als ein Vorzug, erscheint mir ai 
Tatsache der fast völligen Unmöglichkeit des Abbrechens dar Kanüle! 
-Bei der „Esco“-Rekord-Kanüle ist neben der Erhöhung Fin 


| Sr È l h eine besonder z 
stärkung (wie aus beigegebener Abbildung hervorgeht) ee 
Zulalls eine 
ort :in die 


Tiefe, es bleibt außerhalb der Haut oder Schleimh 
Somit stellt dieser Injektionsspritzenbehälte: RN 

SER ` i ' Tu 8 m j . Pr ` wir j 3 mit S ` 1 S= 
aus praktischen Kanülen einen wirklichen technischen Fortschritt. le 


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und über Prolaps- oder ähnliche Beschwerden klagen, trotzdem sie 


1146 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33. 


 Pyoktanin als Zusatzmittel bei der örtlichen 
Betäubung. 
Von Dr. Adrian Schticking, Bad Pyrmont. 
In seiner Arbeit: „Die örtliche Betäubung in der Hand des 


praktischen Arztes“ regt Prof. Dr. Max Kappis, Hannover, die 


örtliche Betäubung zur Naht von Dammrissen an. Bekanntlich sind 
die Resultate bei Dammrissen, seien es frische oder alte, selbst bei 
einwandlfreister Technik nicht immer die besten. Daher kommt es 
nicht selten vor, daß die Patientinnen in die Sprechstunde kommen 


angeben, ‚sie seien nach der Entbindung genäht worden. Bei der 
Untersuchung stellt sich heraus, daß der damalige Dammriß wohl 
genäht, die Naht aber wieder aufgerissen bzw. durchgeeitert ist. 


Die Patientinnen haben sich dann nicht weiter um ihr Leiden be- | 


kümmert; nur wenn die Beschwerden stärker werden, suchen sie 
von neuem einen Arzt auf. Viele von diesen möchten eine Narkose 
vermeiden und begrüßen es freudig, wenn ihnen eine schmerzlose 
Operation ohne Narkose in Aussicht gestellt werden kann. — In 
allen diesen Fällen operiere ich in örtlicher Betäubung und zwar 
infiltriere ich mit einer 0,5°%, Novokainsuprareninlösung, der ich 


auf 100 g dieser Lösung 0,2 bis 0,3 Pyoktanin' coerul. zusetze. | 


Seitdem ich so verfahre, habe ich stets zufriedenstellende Heil- 
erfolge gehabt. Dammrisse II. Grades heilten innerhalb 6 Tagen, 
so daß ich mich oft verwunderte, wenn ich nach dieser Zeit die 
Patientinnen besuchte und sie noch bettlägerig wähnte, sie bereits 
Nleißig ihren häuslichen Arbeiten nachgingen, ohne geringste Be- 
schwerden zu verspüren. Die Untersuchung ergab dann immer eine 
völlige Verheilung, auch der obersten Nähte, die dagegen früher 


sehr gern infolge des Ausflusses durchschnitten. Über die Technik | 


bemerke ich folgendes: Bei frischen Dammrissen infiltriere ich ganz 
oberflächlich, nur seitlich steche ich die Nadel tiefer ein und spritze 
die Lösung unter langsamem Zurückziehen der Nadel etwas stärker 
ein, da ich hier mit den größeren und tieferen Nähten hindurch- 
zukommen pflege. Als Nahtmaterial verwende ich Jodkatgut. 


Bei ` 
alten. Dammrissen infiltriere- ich zunächst das Öperationsgebiet, 


17. August 


präpariere die alte Schleimhaut, soweit erforderlich ist, ab und 
infiltriere dann nochmals, wenn nötig, das mir nun vorliegende 
angefrischte- Gewebe oberflächlich, so daß eben die Nadelspitze im 
Gewebe verschwindet, sodann folgen gleichfalls einige tiefere .seit- 
liche Einstiche mit der Nadel, so daß ich sicher bin bei den 
tiefereren und größeren Nähten keine Schmerzen zu verursachen. 
Die ganze Prozedur ist sehr einfach, erfordert wenig Zeit und er-. ` 
spart dem Operateur außerdem die Sorge um eine evtl. Narkose, 
Aber nicht nur zur Naht von ‘Dammrissen verwende ich die 
0,5 Novokainlösung unter Zusatz von 0,2 bis 0,3 Pyoktanin: coerul., 


sondern fast in allen denjenigen Fällen, wo ich früher lediglich die. 
0,5 Novokainlösung verwandte. Ich habe so stets eine erstaunlich 
schnelle Heilung konstatiert und schiebe die guten Erfolge be- 
sonders der austrocknenden Eigenschaft des Pyoktanins zu, das die ` 
Überhäutung wesentlich beschleunigt. Eine örtliche Betäubung von 


Furunkeln und Karbunkeln hatte ich stets perhorresziert, nachdem 


ich nach einer solchen .eine schwere allgemeine ‘Sepsis gesehen 
hatte; jetzt aber habe ich mit der lokalen Novokainpyoktanin- 
Betäubung derartig günstige Resultate beobachtet, daß ich diese 
Methode ‚nicht missen möchte. Für unbedingt wichtig halte ich 
allerdings, daß außerhalb des entzündeten Gewebes infiltriert wird. 

Zu Blasenspülungen verwende ich schwächere Pyoktanin- 
lösungen, etwa 0,2 g auf 500 g Ag. dest. unter Zusatz von 0,2 g 
Novokain. Dabei habe ich gefunden, daß 0,2 g Novokain voll- 
kommen zur Schmerzlinderung genügt, offenbar erhöht Pyoktanin 
die anästhesierende Wirkung des Novokains. Es empfiehlt sich je 


nach der Schmerzhaftigkeit der Blasenentzündung entweder etwas 
mehr oder wenig 


ser Novokain hinzuzusetzen oder es gänzlich fehlen 
zu lassen. | | 


Auch zur innerlichen Behandlung läßt sich Pyoktanin 
mit Erfolg anwenden, so`z. B. in Pillenform bei Oxyuriasis, Magen- 


geschwüren, chronischem Magenkatarrh etc. Schädigende: Einflüsse 
habe ich bei vorsichtiger Dosierung niemals beobachtet. Kinder 
von 5—10 Jahren vertragen 0,02 bis 0,03 g täglich, Erwachsene 
0,03 bis 0,05 täglich ohne Beschwerden oder nachteilige Folgen. 

Leider färbt Pyoktanin stark blau, mit Alkohol oder Salzsäure 
lassen sich die Flecken von den Händen aber leicht entfernen. 


Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. 


Aus der Chemischen Abteilung des Georg Speyer-Hauses in Frank- 
furt a. M. (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. W. Kolle). 


Zur Chemie der Wismutverbindungen. 


: Von Hugo Bauer, 
Mitglied des Georg Speyer-Hauses. 


Die wertvollen Eigenschaften der Wismutverbindungen für die 
Behandlung der Syphilis sind erst vor kurzem durch R. Sazerac 
und C. Levaditi erkannt worden. Wenn man bedenkt, daß das 
Arsen als Heilmittel bei Syphilis schon lange verwendet wurde, 


bevor Paul Ehrlich seine systematischen Untersuchungen auf dem 


Arsengebiet begann, daß die Brauchbarkeit der Verbindungen des 
Antimons in der Therapie der Protozoenkrankheiten schon seit vielen 
Jahren bekannt ist, so muß es auffällig erscheinen, daß das Wismut, 
das als Wund- und Darmdesinficiens ausgiebige Verwendung fand 
und findet, so spät als Syphilisheilmittel erkannt wurde. 

Daß die früheren, auf diesem Gebiete vorliegenden Unter- 
suchungen nicht zum Ziele geführt haben, hat verschiedene Ursachen. 


Einer der Hauptgründe ist die Schwierigkeit der Ausführung ex- 


perimenteller Untersuchungen bei Syphilis. Ehrlich hätte die 
Auswertung seiner zahlreichen Arsenpräparate niemals allein. an 
syphilitischen Kaninchen durchführen können, sondern bediente 
sich der im Laboratorium leicht zu behandelnden Mäuse, die mit 
Trypanosomen oder mit Rekurrensspirochäten infiziert waren. Ehr- 
lich konnte das um so eher, als die Wirksamkeit der Arsenpräparate, 
von einigen Ausnahmen abgesehen, bei Trypanosomiasis, Rekurrens 
und Syphilis einigermaßen parallel geht. Auf Grund dieser Erkennt- 


nis konnte aus der großen Schar der Arsenverbindungen das Sal- 


varsan durch Prüfung an Mäusen als wirksamstes Präparat heraus- 
gefunden werden. 


Wismutverbindungen verhalten sich jedoch anders. Sie beein- 
flussen Trypanosomen und Rekurrensspirochäten nicht oder nur in 


geringem Maße (K.olle). Dazu kommt, daß die Wirksamkeit der Wismut- 


verbindungen sich erst bei intramuskulärer Applikation entfaltet. 
Die Methode der intravenösen Injektion, die Ehrlich seinem Ver- 


fahren zur Auswertung des chemotherapeutischen Index zugrunde 


gelegt hat, ergibt, wie.die Untersuchungen von W.Kolle zeigen, einen 
verhältnismäßig geringen Index, der zu einer Unterschätzung der 
Heilkraft des Wismuts bei Syphilis geführt hat. 


Nachdem in der vorhergehenden Abhandlung Herr Geheimrat 
Kolle über die Chemotherapie der Wismutverbindungen berichtet 


| hat, seien hier einige chemische Angaben über die Chemie des 


Wismuts sowie einige der im Georg Speyer-Haus neu hergestellten 
'Wismutverbindungen gemacht, wobei es gestattet sei; zur Erleichterung 
des Verständnisses auf schon Bekanntes zurückzugreifen. 
Wismut gehört, ebenso wie Antimon und Arsen, im periodischen 
System der Elemente der Gruppe des Stickstoffs an. Es hat von 
diesen Elementen das höchste Atomgewicht (209), die am stärksten 
ausgeprägte metallische Natur. In seinen Verbindungen ist es fast 
ausschließlich dreiwertig, die fünfwertige Form ist nur in einigen, 
schwierig erhältlichen Sauerstoffverbindungen bekannt. Eine vom 
fünfwertigen Wismut sich ableitende Wismutsäure ist in reinem 
Zustande noch nicht erhalten worden. Das Oxyd Bi,0, zeigt keine 
Säurenatur, sondern basische Eigenschaften. Da diese jedoch nur 
schwach ausgeprägt sind, erleiden die anorganischen Salze des Wis- 
muts, falls keine überschüssige Mineralsäure zugegen ist, eine hydro- 
Iytische Spaltung unter Bildung unlöslicher, basischer Wismutsalze. 
Die im Vergleich zum Arsen metallische Natur des Wismuts 
äußert sich auch in den wismutorganischen Verbindungen, in denen 
Wismut an Kohlenstoff gebunden ist. Die außerordentliche Variations- 
fähigkeit, die dem an Kohlenstoff gebundenen Arsen, in schwächerem 
Maße dem Antimon eigen ist, vermissen wir beim Wismut. Von 
Monoarylverbindungen des Wismuts sind bis jetzt nur Phenyl- 
bismutinhalogenide erhalten worden, organische Bismutinsäuren ‚und 
Bismutinoxyde sind noch unbekannt. Dieser Mangel an Variations- 
fähigkeit verhindert einen synthetischen Ausbau der Wismut- 
verbindungen in ähnlichem Umfange, wie wir ihn in der Arsenchemie 
kennen. J 


Eine andere Eigenschaft des Wismuts gibt uns jedoch di 
Möglichkeit in die Hand, eine große Anzahl von Wismutverbindunget 
mit organischen Komponenten zu gewinnen, nämlich die Fähigkei 
zur Bildung komplexer Salze, die beim Wismut stärker als be 
Arsen und Antimon ausgeprägt ist. Hydroxylhaltige, organisch 


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a "Substanzen vermögen Wismutverbindungen ZU bilden, die in Alkalien’ 
2 Jöslich sind. In diesen Verbindungen zeigt das Wismut nicht die ' 


=, |. normale Reaktion, mit Alkali als unlösliches. Wismuthydtoxyd aus- 
-  ‘zufsllen. Das: Metall ist vielmehr für. den analytischen Nachweis 


| . "yerschwunden und befindet sich in komplexer Bindung. :Schwefel- | 
-"wasserstoff jedoch vermag derartige Verbindungen unter Bildung, . 


“des unlöslichen schwarzbraunen Wismutsulfids zu: zersetzen. 


das, zum 


.. sauren. Alkali gebunden wird, | ] 
-A;Rosenheim und W. Vogelsang (2) in kristallisierter Form ge- | 
. wonnenen Kaliumsalzes, das 67°), Wismut enthält, die Bruttoförmel. 
'.KBi0;H1001s besitzt und von seinen Darstellern ‘folgende Struktur- . 

- formel-erhalten hat: a a A ee Pe 


< “Die Tatsache, daß alkalische Weinsäurelösungen-. Wismut- 


u ' hydroxyd bzw. Wismutsalze auflösen, ist schon lange: bekannt und 


y ie ý 


zum Nachweis von Traubenzucker im Harn dient. - Aa 
.‘.."Näheren Aufschluß über die Art, wie .das Wismut vom wein- 
gibt die Zusammensetzung des- von 


COOK Be PERE 
EROSION. 00... en 

a ono. Bid TED =. 
GÖRA oo 


=z Nach dieser Formel haben wir also ein’ Monokaliumsalz ‘einer 


‚  " Tribismutylweinsäure vor uns. Unter dem Einfluß des. Alkalis ist das 


i an „Trepol“ 
; ‚bezeichnete Präparat ist keine einheitliche Substanz, was sich.schon. 
<- "daraus ergibt, daß es weder.in Wasser noch in Alkali klar löslich ist. 


rl 


æ 
EE E E 
- 


a Natriums folgender Rormel: 


<. enthält EN ; $ i u Ks x 2 i FE 9 g 
ei per weniger ale das in higen 


© 7 „Dasvon G. Giemsa und W: Weise (8) kürzlich beschriebene 
. !heinlich mit 

Be dieser Autoren 
i „ eheimrat Kolle berichtet hat, nur zum: Teil. bestätigt werden. 


‚Siltiger, 
Wisina 
, Sannt, Auch Nukleinsäure 
: Aydrosyverbindungen Wismut zu binden. Es ist schon:lange be- 


E 1. Sullöst, 
sung gibt 
Überschüssige 


.  - Wismùt-an die Hydroxylgruppe der Weinsäure gewandert. Auffallend 
„> erscheint es, daß auch das Hydroxyl einer Karboxylgruppe: eine Bis- 
` mütylgruppe komplex zu binden vermag. Offenbar Ai | 


die sauren 


= „Eigenschaften der zweiten Karboxylgruppe so stark herabgedrückt, daß. 
ee ‘ihr Hydroxyl alkoholische Funktion annimmt, ee 


"Neben dieser Verbindung erhielten Rosenheim und Vogel- 
.. gang noch ein anderes Kaliumsalz, ‘wenn:auch in 
von: folgender Formel: ee} 


schlechter Ausbeute, . 
-GROBO O o 7 
en CHE e o a 
= COOK ©: BE 


d 


- ox Die Darstellung kristallisierter N atriumsalze gelang den genannten | 


Forschern nicht. 


< Eile dem Brechweinstein analog. konstituierte Verbindung. des. 
.. Wismts ist nicht bekannt. : Die. Angaben .G: Bäudrans (6), der ein 
derartiges Salz erhalten haben will, konnten von ändern Forschern | 


nieht bestätigt werden. A re E F ao a 
Das von Sazerac und. Levaditi (1) unter dem: Namen 
eingeführte und als. weinsaures: Wismut-Kalium-Natrium 


Im Laufe unserer Versuche, ein- einheitliches Natriumsalz 


‚ aner:Wismutweinsäure zu gewinnen, -machite Herr Dr. Maschmann 
© die Beobachtung, | 
' Fein man weinsaures Wismut in der gerade notwendigen Menge. 
Natronlauge von bestimmter Konzentration auflöst und -sich selbst. 
= Aberlaßt (D. R.P. angemeldet.) ea N wen S 
E „Die so 
Au lulttrockenem Zustande die Zusammensetzung eines tribismutylwein-. 


daß ein kristallisiertes Natriumsalz sich ausscheidet, 


gewonnene Verbindung mit 71.9, Wismutgehalt hat 


COO’. BiO ; a g =. D 2 : ii | 
..CHO.BiO Zr 


CHO.BiO 


+20 0. 
. COONa : | | 


und ‚als „Bi 5“ bezeichnete tribismutylweinsaure: Natrium ist. wahr- 
unserem Salz identisch.: -Die- biologischen Angaben 


konnten durch die Untersuchungen, über die Herr 


RL wie Weinsäure sind auch andere Oxykarbonsäuren | * 
allgt, komplexe Wismutverbindungen zu liefern. 'Insbesondere | 


wurden v 
unbekann 
Im Vergl 


on uns Schleimsäure und Zuckersäure in ihre bisher..noch. 
ten Wismutverbindungen und deren Alkalisalze übergeführt. 
eich zu den Bismutyltartraten sind diese Verbindungen 
n ohne daß ihre Wirksamkeit gesteigert wäre.  — © — 
on Oxykarbonsäuren der aromatischen Reibe, die komplexe 
verbindungen liefern, seien die Di-. und -Trioxybenzoesäuren 
gehört zu den Komplexbildnern.  . 
von Karboxylgruppen vermögen Poly- 


Auch bei Abwesenheit 


ant, daß Wismutnitrat sich bei Gegenwart von Glyzerin in- Wasser 
ohne daß sich basisches Wismutnitrat abscheidet. Diese: 
mit Natronlauge einen weißen Niederschlag, der mit 


y 


findet ihre praktische Anwendung im: Nylanderschen Reagens, . 


r Natronlauge wieder in; Lösung gebt. In Lösung be 


U 


findet sich. Natrium-bišmutyl:glyćerat. ‚Ebenso wie; Glyzerin verhäl 
sich’ der sechswertige Alkohol Mannit [L. Vanino (4)]. Wie Herr 


Dr. Maschmänn gefunden. hat, liefern auch die Zucker komplexe 


-Wismutverbindungen;, die sich in Alkalisalze überführen lassen. Als 
besonders geeignet haben sich Mannose, Fruktose und Xylose er- 
‘wiesen: Verbindungen 'der Fruktose mit Wismut sind, wie wir 
‚nachträglich gesehen haben, schon im Jahre 1888 von Winter (6) 


| beschrieben worden... Diese Zuckerwismutverbindungen, deren Her- 


: stellingsverfahren: zum Patent angemeldet ist, zeichnen sich durch 
eine kräftige Wirksamkeit im Kanincheuversuch und durch rasche 
Resorbierbarkeit aus. Die Alkalisalze dieser Zuckerwismutverbin- 


| dungen reagieren - in "wässeriger Lösung infolge hydrolytischer 
| Spaltung alkalisch. | 


Wismutnitrat, das in, verdünnter: Salpetersäure gelöst ist, zu_ver- 


_ setzen, kann man an Stelle des Wismutnitrats. dessen. Verbindung 
mit Mannit oder Zuckern. benutzen. .In beiden Fällen erhält man, ` 
J|. wie Vanino (4) ‘gezeigt hat, dasselbe unlösliche Wismutsalz. Be- 
nutzen wir.eine Säure, die zur Komplexbildung befähigt ist, so ent- 


‚steht, wie vorher, ein ‚unlösliches Wismutsalz, das aber in Alkali 
"unter Bildung einer komplexen Wismutverbindung löslich ist. Einen 
_ Unterschied zeigt, wie Herr Dr. Maschmann. gefunden hat, .die 
. 7-Jod-8-oxychinolin-5-sulfosäure. ‚Bringt. man deren Natriumsalz mit 


Mannit- oder Zucker:Wismutnitrat in Lösung zusammen, so entsteht. 


kein Niederschlag, sondern eine klare, gelbbraune Lösung, aus der 


' sich- das Natriumsalz einer komplexen  Bismutyl-jodoxychinolinsulfo- 


 sãure isolieren läßt. Dieses Präparat, von uns ‘als: Sp.H. 414 be- 
zeichnet, -ist mit neutraler Reaktion in Wasser löslich. Bei intra- 


‚muskulärer. Applikation 'wird es. rasch -resorbiert und zeigt einen 
hervorragenden Index bei Kaninchensyphilis (Kolle). 


“Die im Vorhergehenden genannten komplexen Wismutverbin- 


dungen lassen sich in wasserlöslicher Form als Alkalisalze thera- 


peutisch anwenden, was sich besonders. dann empfiehlt, wenn eine 


rasche Resorption erwünscht ist. - Zur Erzielung der ‘therapeutischen 


. Die Verbindungen des Wismuts mit Polyhydroxylverbindungen i 
'sind zur Darstellung von Wismutsalzen organischer Säuren sehr ge- 
‚eignet. Anstatt die Alkalisalzlösung einer organischen Säure mit 


Wirkung ist jedoch die Verwendung der wasserlöslichen Form nicht 


Zeit unter. Wismutwirkung setzen, so. ist: die wasserunlösliche Form 
vorzuziehen. In diesem Falle ist es nicht einmal erforderlich, daß 


‚das‘ Wismut mit komplexbildenden ‚Säuren vergesellschaftet ist. 


© Die Untersuchung‘ zahlreicher schwer. löslicher Wismutsalze, 
die. teils bekannt waren, ‚teils neu hergestellt wurden, hat ergeben, 
‚daß alle Salze eine Wirkung bei Kaninchensyphilis-aufweisen, wenn 
auch nicht in ‘gleicher Stärke. ‘Die Wirkungsunterschiede lassen 


jedoch keinen Zusammenhang mit ‘der chemischen Konstitution 'er- 
kennen, sondern erweisen sich als Funktionen: der Resorbierbarkeit 


‚und: Ausscheidungsgeschwindigkeit (Kolle). Mn 
| ‚Dieser Umstand führt uns zu der Annahme, daß die Wismut- . 
verbindungen zur ‚Entfaltung‘ ihrer  Heilwirkung besonderer Haft- 


gruppen (haptophorer Gruppen) nicht bedürfen. Der. Wirkungs- 


: mechanismus der Wismutverbindungen ist demnach nicht mit dem 
der organischen Arsenverbindungen in Parallele zu stellen. Viel- 
mehr müssen wir annehmen, daß. durch Einwirkung. der Körpersäfte - 


-auf die. Wismutverbindungen eine ‚Durchtränkung des gesamten 


Organismus mit Wismut stattfindet (Kolle). In welcher Form das 
‘Wismut’ von den Körpersäften aufgenommen wird; steht noch nicht 
fest. Die Untersuchungen, die' Herr: Dr. Ed. Strauß im hiesigen 


notwendig. Will man den Organismus von einem Depot aus längere ` 


Institut ausgeführt hat, lassen es wahrscheinlich erscheinen, daß 


das Wismut an. die Globulinfraktion des Eiweißes gebunden ist. 


Das. Wismut. wirkt nach: dieser Auffassung in gleicher Weise wie 


‚das Quecksilber, indem die Entwicklung der Spirochäten durch die 
Durchtränkung des. Organismus mit Metall unterbunden wird. 
Unter. den -unlöslichen Wismutsalzen verdienen die Wismut- 


salze der Zimtsäure und ihrer. Substitutionsprodukte, z. B. der o- und 


 p-Oxyzimtsäure und dér Hippursäure wegen ihres hohen ‘chemothera- 
peutischen Index besonders hervorgehoben zu werden. Es wäre 
| jedoch : verfehlt, deswegen den : genannten. Säurekomponenten eine 
‚besondere Affinität zu den Krankheitserregern zuschreiben z 


ten eine 


Daß eine derartige Spezifität nicht vorliegt, ergibt sich auc 


| a E h daraus, 
daß Wismutsalze aus beliebigen anderen Säuren, wie z. B. Bo 


Wismut- 


‚subnitrat, ebenfalls eine kräftige Wirkung zeigen. Über die Be- _ 
 wertung des chemptiherapeutischen Index bei intramuskulären De- 
pots sei auf die. Arbeit Kolle, M.K. Nr.82, verwiesen. . ` 


Der Gedanke, Wismut mit den altbewährten Syphilisheilm; 
Quecksilber und Arsen zu kombinieren, lag nahe. Für ne 


es sich nicht darum handeln, mechanische Gemenge von Verbindungen 


* 


u wollen. 


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‚essigsäure wurden in ihre Wismutsalze übergeführt. 


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=> > ` 192% — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. nn 


17. August 


dieser Elemente herzustellen. Vielmehr sahen wir unsere Aufgabe 
darin, chemisch gut definierte und möglichst einheitliche Verbin- 
dungen zu gewinnen. Dies erreichten wir bei der Kombination 
Wismut und. Quecksilber auf zweierlei Weise. 


Quecksilberorganische Verbindungen, die gleichzeitig einen 
Säurerest enthalten, lassen sich in Wismutsalze überführen (D.R.P. 
angemeldet). | 


Als Beispiele seien die Oxymerkurisalizylsäure 
COOH 
{Nou 


o | q Jeon, 

deren Anhydrid als Hydrargyrum salicylicum bekannt ist, die Oxymerkuri- 
benzoesäure und Oxymerkurianthranilsäure genannt, deren Wismutsalze 
weiße, unlösliche Pulver darstellen. 


Auch die in der Syphilistherapie' bereits bekannten Sulfo- 
säuren, z. B. die Merkurisuliosalizylsäure, sowie die Merkuriphenoxy- 


Einen anderen Weg, der gewissermaßen die Umkehrung des 
ersten darstellt, schlugen wir ein, indem wir Quecksilbersalze kom- 
plexer Bismutylsäuren darstellten. (D. R, P. angem.) Wir gewannen 
so Merkuro- und Merkurisalze der Bismutylweinsäure, der Bismutyl- 
sallussäure (Dermatol), der Bismutylnukleinsäure. Die beiden letz- 
teren Säuren zeigen hierbei eine interessante Erscheinung: sie re- 
agieren mit Merkurisalzen nicht unter einfacher Salzbildung, sondern 
werden im Kern merkuriert, und es entstehen Verbindungen, die 
sowohl Quecksilber wie Wismut in maskierter Form enthalten. 
Eine Kombination von Wismut und Arsen läßt in erster Linie 
an ein Wismutsalvarsan denken. Unter den von Ehrlich und 
Karrer?) hergestellten Metallarsenverbindungen ist diese Ver- 


bindung. nicht aufgeführt. Die von diesen Forschern erhaltene 
Arseno-Bismutoverbindung 


ås = Bi— As — Bi = As 


( N IN ( 
v NE, . HCl L ) NH, . HCl | NH3. HC 


OH OH 3a oo. 

gehört nicht in die Reihe der Metallsalvarsane, sondern in die der 
gemischten Arsenverbindungen, zu denen z. B. auch die Arsen- 
phosphorverbindungen zählen. Wir haben gefunden, daß man ein 
Präparat von den Eigenschaften eines Metallsalvarsans erhält, wenn 
man Arsenoverbindungen mit Wismutsalzen in schwach saurer, 


| komplexen Bismutylsäur 
Natriumbismutyltartrat, (D. R. P. angem.) 


. bundenem Wismut überführen lassen. 
Verbindung dieser Art leitet sich von der 3-Amino-4-oxyphenyl- 


\ 


neutraler oder alkalischer Lösung zusammenbringt. Bringt man 


eine möglichst : schwach saure Lösung von Wismutchlorid oder 


Wismutnitrat mit Salvarsanlösung zusammen, so tritt eine Braun- 
 färbung ein, die sich nach einiger Zeit weiter vertieft. 


von Alkali erhält man einen braunen Niederschlag, der bei Über- 


Bei Zusatz 
schuß des Alkalis mit tiefbrauner Farbe in Lösung geht. An Stelle 
der anorganischen Wismutsalze können auch die Alkalisalze der 


en Verwendung finden, beispielsweise das 
Eine andere Art der Kombination von Wismut und Arsen 


erreicht man durch Darstellung der Wismutsalze von Arsinsäuren. 
Diese Wismutsalze sind unlöslich. Verwendet man aber Arsin- 


säuren, die gleichzeitig Hydroxylgruppen enthalten, so gelangt man 


zu Verbindungen, die sich in lösliche Alkalisalze mit komplex ge- 
Eine besonders wertvolle 


arsinsäure ab. Führt man nach einem, den Farbwerken vorm. Meister 
Lucius und Brüning in Höchst a. M. geschützten Verfahren in die 
Aminogruppe den Dioxypropylrest ein, so läßt sich aus der so er- 
haltenen Dioxypropyl-S-amino-4- oxyphenylarsinsäure 

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eine Bismutylverbindung gewinnen, die neutrale, lösliche Alkali- 
salze bildet. Diese Verbindung (Sp. H. 510) zeigt nicht nur für 


sich allein eine gute Wirksamkeit, sondern ist zur Kombination 


‚mit Salvarsanpräparaten besonders geeignet. 


Was schließlich die wismutorganischen Verbindungen betrifft, 
die Wismut direkt an Kohlenstofi gebunden enthalten, so ist, wie 
schon erwähnt, nur eine kleine Anzahl von Verbindungen bekannt, 
die therapeutisch keine Vorzüge vor anderen Wismutverbindungen 
aufweisen. Ob es gelingt, auf diesem Gebiete zu neuen, wertvollen 
Präparaten zu gelangen, muß die Zukunit lehren. 

Literatur: 1. R. Sazerac und C. Levaditi, Compt. rend. d. Vacad. 
d. sciene. 1921, 172, 1891; 1921, 173, 1201; Ann. d. l'inst. Pasteur 1922, 86, L — 
2. A. Rosenheim und W. Vogelsang, Zschr. f. anorgan.. Chem. 1906. 48, 208. — 
3. G. Giemsa und W. Weise. K1.W.1923, 2,1258. — 4. L. Vapino und O. Hauser, 
Zschr. f. anorgan. Chem. 1901, 28, 210; L. Vanino und F. Hartl, Journ. £ prakt. 
Chem. 1906, 74,142. — 5. Q. Baudran, Ann. d. chimie et de phys. 1900, (7) 19, 536. — 
6 H. Winter, Liebigs Ann. d. Chem. 1888, 214, 326. — 7. P. Ehrlich und 


P. Karrer, Ber. d. Dtsch. Chem. Ges. 1913, 46, 3564. — 8. W. Kolle, Chemothers- 
peutische Studien über Wismut. M.Kl. 1924, Nr. 32. | 


Aus der Praxis für die Praxis. 


ee Leon 00 N uk ln u a 
Geburtshitiliches Brevier. 


Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, Baden-Baden. 


(Fortsetzung aus Nr. 31.) | 


A. Riesenwuchs der Frucht. Selten sind Kinder schwerer als 
5kg und sind höhere Zahlen mit großer Vorsicht aufzunehmen. 
Doch kommen solche Fälle vor, wie z., B. A, Martin von einem 
Knaben berichtet, der ohne Hirn und Schädeldach 7470 g gewogen, 
also unverkleinert wohl 8000 g. Ich selbst entwickelte einmal ein 


Kind, das, vor Zeugen gewogen, 5950 g wog und 59 cm lang war. 


Es starb mir bei der Wendung wegen des engen Beckens ab. Das 
Kind hatte, wie meist der Fall, sehr breite Schultern. Die Dia- 
gnose ist aus dem starken Leibesumfang zu stellen, liegt der Schädel 
vor sind die Nähte und Fontanellen sehr eng. Ist die Frucht ab- 
gestorben, so vermeide man größere Verletzungen der Mutter durch 


verkleinernde Operationen, denke auch wegen der Schulterbreite | 


“an die Kleidotomie und 'seitliche Inzision, um Dammverletzungen 
höheren Grades zu umgehen. | 


5. Der Hydrocephalus kann bei Nichterkennen Uterus- 
ruptur machen, ist aber bei vorliegendem Schädel leichter zu 
erkennen als bei nachfolgendem. Man untersuche am besten mit 
der halben Hand bei vorliegendem Schädel. Bei der äußeren Unter- 
suchung fühlt man einen großen gespannten Sack, oft auch das 
Pergamentknittern durch die Bauchdecken; dieses letztere erleichtert 
auch die Diagnose bei Beckenendlage. Esist ein Kunstiehler bei 
Hydrocephalus Zange anzulegen, man punktiere entweder bei 
noch vorhandenen Herztönen, bei toter Frucht ist Perforation 
mit Kranioklasie am Platze. Der Hydrocephalus muß mög- 


lichst früh erkannt werden, was leider nicht immer ge- 
schieht. 


Uterus geführt, - 


Die Zangenanlegung hat schon öfters zur Ruptur des 


6. Gleichzeitiger Eintritt und Kreuzung von Zwillingen. Der 


. Sachverhalt wird am besten mit der halben Hand erkannt. Be- 


finden sich beide gleichzeitig eintretenden Kinder in Kopflage und 
erfolgt die Geburt nicht spontan, so extrahiert man den Schädel 
der ersten Frucht mit der Zange, es folgt dann die zweite nach 
oder wird ebenfalls extrahiert. Treten beide Früchte in Becken- 
endlage ein, so extrahiere man .zuerst das mehr nach hinten ge- 


legene Kind. Liegt aber die erste Frucht in Beckenendlage, die 


zweite in Kopflage, so kann es zu einer-Kreuzung der Köpfe 
kommen, wenn der vorliegende Kopf des zweiten Kindes vor dem- 
jenigen des ersten in die Beckenhöble eintritt. Hier stirbt das 
erste Kind fast regelmäßig ab und legt man, um das zweite In 
Kopflage befindliche zu retten, die Zange an dessen Kopf an und 
extrahiert es. Dann folgt der Kopf des ersten meist von selbst 
oder man entwickelt-ihn in Beckenendlage. Bei abnormen Schwierig- 
keiten enthirne man vom Rückenkanale aus den Kopf der ersten 
Frucht, die sicher tot ist und bekommt so Platz, Das aller- 
schlimmste Hindernis entsteht, wenn sich die zweite querliegende 
Frucht in die Halsaushöhlung der ersteren in Schädel- oder Becken- 
endlage liegenden Frucht hineinlegt. Hier ist man meist genötigt, die 
Dekapitation der zweiten Frucht zu machen, sonst geht die Mutter 
unentbunden zugrunde. Noch einen praktischen Wink möchte icl 
hinzufügen: Da bei größerer Ausdehnung des Uterus, noch besonder 
vermehrt durch Hydramnion, leicht eine schwere Atonie eintrete: 
kann, empfiehlt es sich vor der Extraktion des zweiten Zwilling 
1—2 Spritzen Secacornin zu geben. Nach der Geburt kann ma 
bei sehr großer Erschlaffung auch noch eine Spritze Gynergen vel 

abreichen. Mit der Expression der Placenta warte man möglich 

lange und exprimiere sie erst, wenn die Zeichen der Lösung (s. E 

"hautretention) vorhanden. Der Kontraktionszustand des Uterus MI 


noch mehrere Stunden genau beobachtet werden. Dieselben Kautelt 
sind auch nach Drillingsgeburten zu treffen. 


=. JtaAügast u 2.50.1924. — MEDIZIN ISCHE KLINIK — Nn.83:. aa an 2, MAR A e RRpe 
7, Ist der Rumpf abnorm vergrößert, sei es‘durch Ascites, | krose. derselben, wodurch wiederum’ eine.Ruptur mit Erguß des Urins LTR HENRI 
"Ausdehnung der kindlichen Harnblase, umfangreiche | in die freie Bauchhöhle eintreten kann. Dann erfolgt Exitus letalis. BEE U Kehl: 
. Lymphangiektasien usw., so tritt natürlich dieses in Erschei- | Tritt der ‘günstigere Fall ein, daß: der Urin dauernd nach außen N En 
‚nung, wenn.der Kopf oder bei Beckenendlage die Extremitäten ge- | durch die Harnröhrs .abtropft, so. wird .die; abgestorbene Blasen- I nl) 
boren sind. Hier muß dann auch meist-mit der-halben oder ganzen | schleimhaut oft unter wehenartigen Schmerzen aus der Harnröhre Ma a Alle 
‘Hand: untersucht werden, um die Art des Hindernisses festzustellen. - ausgestoßen; es bleibt. dann aber eine Schrumpfblase zurück oder m al arg 
Ich ‘warne dringend hier zu große Gewalt anzuwenden und erwähne -die Patientin ‘bekommt eine aufsteigende Pyelonephritis, wenn sie AST: EENEN ii ar 
i folgenden Fall: Ein sonst erfahrener. Geburtshelfer hatte, weil der | nicht 'einer Sepsis erliegt. . Bei ` dèr : äußeren Untersuchung findet I ea; 
Kopi -bei der Ersigebärenden trotz guten ‘und lange bestehenden | man iw hochgradigen Fällen zunächst einen abdominalen Tumor, der HERE RUE ER SENAN 
‘Wehen nicht erschien, Forceps gemacht; dann zog er am Kopfe, der | einen grariden Uterus vortäuscht.:: Der Tumor verschwindet nach I AH GEA il 7 
übrige Körper wollte aber nicht folgen und. die Frucht starb. bei | Katheterisation. Bei der:vaginalen Untersuchung‘findet man einen I PHE HE N A; 
diesen lange fortgesetzten Bemühungen ab. Der Kollege holte nun |’ zweiten, ;: das- Becken. mehr -oder . weniger ausfüllenden: Tumor,. den Ik Er NLA ki, Eei 
noch ‘einen Arm herab, auch trotz- Ziehens mit diesem gelang die | graviden. inkarzerierten, retroflektierten Uterus... Die- Prognose ist HER a | SEDA 
‚Entwicklung der Frucht nicht. Der. sehr starke Kollege’ hatte schließ- | bei frühzeitiger Erkennung der Krankheit, solange noch keine. Zer- ERN UTR RERE 
lici. die Wirbelsäule abgerissen- und der Kopf hing nur noch an der |- setzung des: Urins eingetreten, gut. :Die Therapie besteht -in vor- ji autaia il Sch 
‚ "'stark-in die Länge gezogenen Haut des Halses, die auch schon an | sichtigem -Ablassen dës :Urins, langsamem Aufrichten des -Uterus in Ih HHan: la 
'äiner:Stelle eingerissen. Logisch ‚schließend mußte hier also. ein. | Seitenlage oder Knieellenbogenlage; zuletzt wird ‘ein Pessar einge- NIS HIER BEE i BR 
söwaltiges Hindernis bestehen. Ich fand später hinzugezogen obigen .| legt, welches einige. ‘Wochen liegen. bleibt: "Wenn. manuell die Re- pie PEGN e i 
Befund und den stark verdickten Oberarm in der Scheide. Um nun |- position nicht leicht gelingt, ‚kann. man auch einen Kolpeurynter für IE N ae I 4 
Ä ‚möglichst schonend zu entbinden und kein Weiterreißen des schon | einige ‘Stunden ‚einlegen und: dann nochmals die Aufrichtung ver- I BERN: i Bi 
bestehenden Dammrisses zu bewirken, stach ich mit dem scheeren- | suchen. Ist sohon Blasengangrän :vörhanden, empfiehlt es. sich, die ji S, N Hat 
" förmigen Perforatorium in den -Arm ein, es entleerte sich seröse | Patientin einer klinischen Behandlung zu überweisen. In einem Falle, It Kein! a 
Flüssigkeit. Jetzt, wo Platz gewonnen, konnte ich danh, weiter kon- | wo weder. die. Aufrichtung noch der künstliche. Abort noch "die HE Fp i Hr. 
statieren, daß oberhalb der Linea terminalis: ein straff gespannter | Punktion vonder Scheide‘ aus half, hat: seinerzeit Olshausen die ii mai 7 RES 
-Tamor liegt, der von der kindlichen Brust ausging. Hier stach ich | Exstirpation des Uterus ‘von .der Scheide aus. vorgenommen, bei HERREN A HR ie 
 nun-ebenfalls mit dem Perforatorium.unter Leitung der Hand ein, es:| einem hochgradig verengten, osteomalacischen Becken.. Siehe auch . N I Al," 
entleerte sich darauf eine größere Menge chokoladefarbiger Flüssig- | Extrauteringravidität zwecks Differentialdiagnose.. Wi i liah E bt: 
keit. Jetzt ließ sich die Frucht am Arm leicht extrahieren. Die an Aeae ana e a | - Hi RGE 
. später vorgenommene mikroskopische Untersuchung der Cysten er- .- Fehler und Erkrankungen der Frucht. Sr | ale 
,gabrdaß es sich um eine seltene Geschwulstbildung, ein. Lymph- | >  Extrauteringravidität:. 'In ‚Österreich besteht‘ die‘ Vorschrift, | i ij S 
-angioma cystoides, vom.Thorax ausgehend, handelte.. Ich habe | 448 bei plötzlich Verstorbenen die „sanitätspolizeiliche Obduktion“ : N ac 
p das Yorkommnis so ausführlich beschrieben, damit jeder sieht, daß "gemacht wird: Bei dem Obduktionsbefunde von 31 Frauen, die in N i 4 x 
ms Gewalt nur Schaden angerichtet werden kann — wo leicht | Wien .1899—1920 mehr oder. minder plötzlich. gestorben, hat sich f Sl 
hätten größere Zerreißungen bei der Mutter entstehen können — ergeben, daß alle einer inneren Verblutung in Folge einer N i 
Soden nur durch überlegtes langsames: Vorgehen in schonender | gestörten Exrtrauteringravidität- erlegen sind. - Mehr als IN li 
Weise entbunden werden muß. lem: T 2 Mehrgeschwängerte. (20—42: Jahre), ím stärksten das ‘vierte | 
: -.78. Der Acardiacus kommt ‚nur bei eineiigem Zwilling vor | Jahrzehnt. In 31 Fällen Eileiterschwangerschaft: 22 Pars | 
und wird fast immer nach dem wohlgebildeten Zwilling gebgren. - isthmica, .5 Pars- ampullaris, 4 Pars’interstitialis. ‘Sämtliche: Isth- f 
5 "9. Der Anencephalus macht Schwierigkeiten ‘durch den er- | musschwangerschäften endeten bereitsim '1.—2.Mönät durch äußeren i 
: ‚Schwerten Durchtritt der Schultern bei vorausgehendem Kopfe; wenn 'Fruchtkapselaufbruch tödlich. Wir wissen, daß durch Tubenruptur 
lebend geboren, gehen diese. Früchte bald zugrunde. ::,.  ' :| und Tubenabort. diese abnorme: Schwangerschaft ‚meistens. endigt F 
= 10. Die Doppelmönstra : geben nicht so oft als man denken | und.daß nach Fehling der Tubenabort mindestens. 8 Mal- häufiger ji 
, -Sollte Veranlassung zum. Eingreifen; sie bleiben selten am Leben. Ich | ist ‘als die Ruptur. Zum Glück endigen nun nicht alle Fälle tödlich, u 
. erinnere an die Schwestern Blazek (Thorakopagen),..die von Breisky | in einzelnen Fällen bildete sich auch - eine Abkapselung des er- i 
t; md Schauta in Wien untersucht. wurden, die ich auch selbst. | gossenen Blutes, eine. Hämatocele. .Trotzdem aber schwebt .noch ii 
bi später gesehen; auch an die bekannten siamesischen Zwillinge, die | das Damoklesschwert der Nachblutung. über diesen Kranken und . 
j: 63 Jahre alt wurden. Da- Doppelmonstra, meist frühzeitig ausge- | Werth hat seiner Zeit mit Recht den Ausspruch- getan, daß die N 
y stoßen werden, geben sie selten eine. Indikation zum Eingreifen ab. | Extrauteringravidität als eine „bösartige Neubildung“ zu betrachten Bir 
i ‚Um zur richtigen Diagnose zu kommen, muß man mit der |: und daher- möglichst bald. zu -operieren sei; auch kann durch: In- RETE 
$ halben oder ganzen Hand eingehen. Anbei folgt die Eintei- | fektion später Verjauchung und Vereiterung eintreten.. Werth hat Pit 
$ wg von weiland G. Veit: a) solche, die einfach durch Zunahme | auch schow auf. die besondere: Wichtigkeit der- Auf- EROH 
ġ .. des Umfangs des ganzen Körpers und einzelner Teile die Geburt | nahme einer genauen Anamnese aufmerksam gemacht. Es EES 
l: mechanisch erschweren (Diprosopus, Cephalothoracopagus, Dipygus, | ist nicht immer leicht im Anfang diese Krankheit zu erkennen, denn Seren: 
t M Zange oder Perforation), b) in solche, bei denen die Ver- |: die kleine ‚Anschwellung in ‚der Tube oder Umgebung. ist selbst an 
bi Wachsung nur das eine oder andere Körperende: betrifft (Cranio- | von dem Geübten nicht immer zu fühlen. Man soll aber an einen be hei 
i- - Pagus, Ischiopagus, Pyopagus), c) in solche, bei denen die Früchte | abnormen :Sitz der Schwangerschaft denken, wenn. die Periode aus- er 
ji am iumpf in größerer oder geringerer Ausdehnung zusammenhängen | geblieben und man eine etwas verdickte weiche Anschwellung neben FIRE ANNE 
bi „Aoracopagus, Dicephalus). ‘Am: günstigsten verläuft die Geburt in | dem Uterus findet. Es kann auch ein neben dem Uterus liegender ER 
ti 3eckenendlage. Da diese Früchte meist nicht lebensfähig sind ist | kleiner Adnextumor für eine ektopische Schwangerschaft. gehalten El 
»  „‚Senittentbindung nicht am Platze, die Zerstückelung ist auch zu | werden. Es ist also nicht immer so einfach in den ersten 2 Monaten un 
t veschränken, ebenso das Abschneiden schon 'geborener Kindesteile. | eine. Schwangerschaft festzustellen, speziell ob extrauterin . oder Her Zoe: 
bo Retroflexio uteri gravidi. Klagt eine Schwangere über Kreuz- | intrauterin.. Es- kommt häufiger vor, daß eine intrauterine. für eine A RA Ea 
5.. „Seümerzen, Verstopfung und Harnverhaltung, so denke man an einen | extrauterine. gehalten wird als umgekehrt. Wir Ärzte sehen aber Me 
$  geschwängerten, retroflektierten Uterus. Oft richtet sich ein der- | meist die Extrauteringravidität, wenn Störungen des Verlaufs sich : Di peAa p 
u  - arliger Uterus spontan auf, ja, ich.habe die spontane Aufrichtung |. einstellen, sei es, daß eine innere Blutung mit Kollaps ‘auftritt — MEER 
„gar bei fixiertem Uterus gesehen; bleibt diese Selbsthilfe aber ein- | es kann sogar in kurzer'Zeit sich eine derartige Kranke verbluten — a 
s mal: aus, dann kommt es im 4. Monat der Gravidität zu einer voll- | oder daß eine Blutung nach außen erfölgt wie. bei. einer gewöhn- Ele: \ 
i aigen Inkarzerierung im:Becken. Die. immer sich mehr füllende lichen. Fehlgeburt.. Zu entscheiden, ob. eine innere Blutung durch ge- Ka oo 
i. . “Mnblase steigt allmählich höher bis. über den Nabel, dann tröpfelt | störte. Extrauteringravidität oder ‚ein: uteriner Abort vorliegt, ist En 
N permanent Urin ab: Ischuria paradoxa. Sie kann dabei 5 Liter | nicht immer einfach und braucht Zeit. zur Beobachtung und Ent- 
a Br mehr enthalten. Da die Harnröhre. sich sehr in die Länge scheidung. Der intrauterine Abort und der tubare Abort haben Id 
leert a die Blase meist nur mit einem männlichen Katheter ent- | einiges. gemeinsam: we uonleiben der Periode, Vergröße- a 
E stoende Mar Ist der ganze Urin abgelassen, was durch sich ab- | rung des ae a. aty ischen Blutungen aus 
ARNt ma otahon, die sich ‚vorlegen, oft Schwierigkeiten macht, dem nn i i ie > Sud Decic uafetzen. -Wenn richtig 
n lieg np daß der Uterus in einer falschen Lage eingekeilt d von ‚der à an en. o re wıra, l 50 sind ‚die Schmerzen bei der 
<o Himd die Blasenwand ‚zu sehr überdehint, .so entsteht Ne- | Extrauterinschwangerschaft mehr. seitlich, während: sie beim uterinen 
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Abort mehr in der Mitte sind. Ferner blutet es beim uterinen 
Abort stets stärker nach außen als beim tubaren. Die Diagnose 
wird oft viel klarer, wenn die abgestoßenen Stücke oder Membranen 
aufbewahrt sind und dem Arzt gezeigt werden können, Legt man 
die mit dem Blute abgegangenen Gewebsstücke ins Wasser, so findet 
man beim uterinen Abort im günstigen Falle ein mit Zotten be- 
setztes Chorion, während beim tubaren Abort ein solcher Befund 
nicht vorhanden, Das hilft sehr zur exakten Diagnose, besonders 
wenn die abgegangenen Stücke noch miskroskopiert werden und 
man stark gewucherte Deciduazellen findet. Differentialdiagnostisch 
käme noch Endometritis exfoliativa in Betracht, hier ist aber eine 
ganz andere Anamnese; denn es werden hier mehrere Male bei 
regelmäßigen Menses Häute ausgestoßen. Der Verfall der Patientin 
ist beim tubaren Abort meist größer, findet man dann auf der einen 
Seite noch eine Anschwellung, so ist eine weitere Stütze zur An- 
nahme einer Extrauteringravidität gegeben. Oft fühlt man auch 
von Anfang an garnichts, auch keinen abgesackten Bluterguß (Häma- 
tocele), trotzdem können aber 1—2 Liter Blùt im Abdomen sein 
und kann sich die Patientin verbluten. Bei größerem Blutver- 


lust besteht hochgradige Blässe, oft kaum fühlbarer 


kleiner Puls, Brechreiz,Aufstoßen, Gähnen, kalterSchweiß. 
Wenn der Blutverlust ein größerer ist, so kann man die Flüssigkeit 
durch Perkussion in der Lendengegend nachweisen und ist oft auf 
einer Seite die Resistenz stärker als auf der andern. Fluktuation 
läßt sich meist nicht nachweisen. Wenn der Douglassche Raum 
nicht verwachsen, findet man dann auch die Hämatocele Meist 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


‚großen Lehrbüchern nachgelesen werden. 


17. August 


ist der Uterus dabei nach vorne geschoben, anteponiert; Blutunter- 
laufungen des Nabels, auf die Hellendall aufmerksam gemacht, 
habe ich nie beobachtet. Differentialdiagnostisch kommt Perfora- 
tionsperitonitis in Betracht, diese Patienten zeigen aber mehr peri- 
tonitische Symptome (Fall Dührssens von Magenulkus), auch käme 


noch Pyosalpinx in Betracht, jedoch bricht derselbe meist ins Rectum 


oder Blase durch. Auch eine Stieldrehung eines kleinen Ovarial- 
tumors könnte ebenfalls in Betracht gezogen werden. Besteht eine 
Haematocele retrouterina, so fühlt sich dieselbe anfangs weich an, 
je länger dieselbe besteht, um so härter wird sie. Oft ist schon 
an Stelle einer Haematocele retrouterina ein Retroflexio uteri gravidi 
angenommen worden, und hat man dann versucht den Uterus 
aufzurichten. Man denke also an diese Möglichkeit und merke 
sich, daß bei der Haematocele retrouterina der ganze Uterus vor 
dem Tumor liegt, während bei Retroflexio uteri gravidi es nur 
die Cervix ist. Bei der Retroflexio uteri gravidi besteht mehr 
Harnverhaltung (Ischuria paradoxa), vergleiche auch bei Retroflexio 
uteri gravidi. Bei der Antepositio des Uterus durch eine Haematocele 
retroutering steht auch der äußere Muttermund gerade nach unten. 
Die Hämatocele zeigt unregelmäßige Konturen, während der retro- 
flektierte gravide Uterus sich gleichmäßiger anfühlt. Es kann sich 
auch eine peritubare Hämatocele bilden, die verschiedene Lage 
haben kann und verschieden groß ist, auch sich nach dem Blut- 
gehalt in der Tube richtet. Die verschiedenen Arten der Extra- 
uteringravidität erwähne ich nicht weiter, hierüber muß in den 


(Fortsetzung folgt.) 


i 


r l ' e 
Referatenteil 
l | unter besonderer Mitwirkung von 
Prof. Dr. C. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. H. Edens, 


St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H. Gerharta, 

Bonn a. Rb. (Tuberkulose), Prof. Dr, S. Gräff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstahsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Greh.-Rat 

Prot. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfeider, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (V ersicherungsrechtl. u. gericbtl. 

Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie), Prof. Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. 0. Nordmann, Berlin- 

Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S.Peltesobn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F.Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 

heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho» 
logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), 


geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am Königin Rlisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide. 


Sammelreferat. 


Lebensalter sinkt der durchschnittliche Augendruck, während der 
Blutdruck in den intraokularen Gefäßen steigt. Wenn man bei 
pathologischen Drucksteigerungen Störungen im Gefäßsystem des 
inneren Auges als disponierendes Momertt in Betracht zieht, scheint 


es berechtigt, dem erhöbten allgemeinen Blutdruck Bedeutung bei- 
zumessen. 


Aus’dem Gebiet der Augenheilkunde. 
(Neueste Literatur.) 
Von Prof. Dr. Adam, Berlin. 


Fußend auf den Versuchen von Wessely und Köllner. schlägt 
Hamburger (1) eine neue Glaukombehandlung mit Suprarenin vor. 
Die Injektion erfolgt. subkonjunktival, am besten temporal, nach- 
dem vorher 1—2 Tropfen einer 2 °/,igen Holokain- und Suprarenin- 
lösung eingeträufelt worden sind und zwar 0,2—0,5 ccm der unver- 
dünnten Stammlösung. Bei den meisten Glaukomatösen sinkt der 
Druck ohne jegliche Komplikation sogleich im Anschluß an die In- 
jektion oder nach rasch vorübergehendem kleinen Anstieg. Gleich- 
zeitig erweitert sich die Pupille maximal. Dies eigenartige Ver- 
halten der Herabsetzung des Druckes bei maximal erweiterter Pupille 
glaubt H. damit erklären zu können, daß er annimmt, daß durch‘ 
die Wirkung des Suprarenins auf die Gefäße das Blut gewisser- 
maßen aus dem Auge herausgedrückt wird. — In einer Reihe von 
Fällen scheint das Mittel in der Tat wirksam zu sein, in einer Reihe 
von Fällen versagt es, und in einer Reihe erzeugt es akuten Glaukom- 
anfall. Es wird Aufgabe weiterer Untersuchungen sein, festzu- 
stellen, für welche Form der Glaukome, die ja durchaus verschie- 
dener Natur sind, das Mittel besonders geeignet ist, 

Wie Bliedung (2) ausführt, ist der Augendruck in der Arterie 
der Netzhaut und in den Arterien der Aderhaut unter normalen 
Verhältnissen als gleich hoch anzusehen. Unter normalen Verhält- 
nissen ist der Blutdruck in den intraokularen Gefäßen beider Augen 
annähernd gleich hoch. Im fortschreitenden Alter steigt der systo- 
lische Blutdruck in der Arteria centralis. Eine Beziehung zwischen 
Augendruck und Blutdruck in den intraokularen Gefäßen in dem 
Sinne, daß der höhere durchschnittliche Blutdruck auch einem durch- 
schnittlich höheren Augendruck entspricht, besteht nicht. Gleichen 
Augendrucken entsprechen individuell ganz verschiedene Blutdrucke 
in den intraokularen Gefäßen. Diese Tatsache spricht nicht da- 
gegen, daß vorübergehende Blutdruckänderungen mit vorübergehenden 
Augendruckänderungen einhergehen können. Mit fortschreitendem 


Bei einer Fahrt im Walde begegneten einem Auto 4 Hirsche 
in voller Flucht, die von der Seite her gegen das Auto anstürmten; 
das erste Stück sprang vorn vor dem Auto. vorbei, das zweite 
sprang durch den Sitzraum des Autos und traf hierbei die Insassin 
im Gesicht. Die 2 anderen Tiere sprangen hinter dem Auto vorbei. 
Außer Verletzungen im Gesicht wies die Patientin, die bald nach 
der Verletzung von Thies (3) untersucht wurde, noch eine starke 
Schwellung in der Augengegend, Blutung in der Bindehaut und 
eine Trübung der Hornhaut auf. Überall steckten in der Kon- 
junktiva und in der Kornea Tierhärchen, über 2 Dutzend. Medial 
nahe der Hornhaut lag in einer 8 mm langen Rißwunde der Sklera 
ein Irisprolaps.. Die Verwundungen wurden in der üblichen Weise 
behandelt und heilten mit voller Sehschärfe ab. Thies vermutet, 
daß die Verletzung folgendermaßen stattgefunden hat: Zunächst hat 
offenbar das Tier mit dem Kopf oder dem Schultergürtel den Stoß 
gegen die Augengegend erteilt, die Autobrille abgerissen und hat 
dann infolge Bewegung des Wagens noch heftig mit den Hinter- 
läufen gegen das Auge geschlagen; das Auge selbst wurde medial- 
wärts gepreßt und platzte am Hornhautrande auf, da es am medialen 
Knochenrande der Orbita Widerstand fand. 

Fin 47jähr. Eisenbahner, dessen Krankheitsbild Schneider (4) 
beschreibt, war zwischen die Puffer zweier Wagen gelangt, wobei 
ihm hauptsächlich die rechte Seite des Brustkorbs eingezwängt 
worden war. Seither zunehmende Sehschwäche. Bei der ophtbalmo- 
logischen Untersuchung bemerkte man nahe bei der Papille oben 
und unten von der Makula ungleichmäßige grauweiße Flecken, den 
Verlauf der größeren Venen folgend, wenige ganz zarte Blutaustritit 
in kleinen Streifen. 4 Wochen später waren diese Erscheinunget 
verschwunden und das Sehvermögen wieder normal. 

Schneider schließt sich der Meinung von Purtscher al 
daß es in solchen Fällen durch Stauung im Schädelinnern zu eine 


e MS n & u IRA NE N AANA >: 
Zu | Re 17. Angst..." . a k : a i k 5 a 4 u l Bi B $ . = i ` : g S W f a a j EA E E .. Fr De p 
SS u a % 5 Pan 2 A o F ; ky - - = zi ; EDIZIN ISC HE KLINIK = > = ee . EEE i i n 3 Ea PE E P Da a TE 
. ` akuten Stauung der Netz) ae N : DUUE RUINE _ Np 33° an en ee paa O EENE FE 
at etzhaut ei Sa = MD Nr: 33. 0° Eee 2 eiai tee Easan a itys 
Lymphräume u 2 utvenen S ; = i : 7 NR 8b. 5 2 Be Se ae. UN SEEN BREI 
E. : nd d ER Spren Ag ae k wa: Ba Se > - n a a ar a Te 2 Be, en a en er dep: EZB 
das Netzhauigewebe Eak. o e e ae a TE E ann Er 
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Be unktion ei ‚die Anı ee a a E legen Berichte i ‚Auch bei den a e ne ih EA BER 9030} Ei RIDERE 
.. führe p eine Besserung der.: Anregung gegeben, 'du . | Orbitaltum über Daueterfolge noch. Sarkomen der Ad | ii AE 
lee analdeun or. Yon oem Gedankı ar ‚Schneörvenatropk; er durch..| wurde: en, über. die 169 noeh. nieht vor. Von 70 Fri j R 
. -Tenshi Aug: herbeizu- | 20 0° günstig. beei n der Literatur 'be A gnen ; REF 
Erhährun 5 ionierenden R l 8. wenn es relä eh 0 beoba h eeinflußt - -All DR richtet wo d . zP ! ak: 
te wer g (id est länge este der Netzh 25° änge, die , chteten auf Lymphoi .: Allerdings er SER t worden ist aka. 
vielleicht diese mit gere Hyperämisierum, 'tzhaut- in ein Deere schwülsten der Orbita; ymphome,: bei‘ aller ‚erstrecken. sich di f: P 
na = A mit einer St > -o ierung) zu yi - © essere $ . i Br er Orbita: R d S Sa ei ‘allen: andere ur FIR ji 1856 PR shuk ‘ An 
<- gieren. Deutschm r Steigerung der Li u versetzen, könnten sarkomen sind zwat undzellensarkomen, Ende en bösartigen G ; Air en 
S ann (5) hb , r Lichtempfin m, könnten | heilunge: zwaāt vereinzelte Be men, Endotheliom: 2 Zange: 
eine Sklerektomi at bei 6 Auger mpfindlichkeit ilungen bei 1 TREE: reinzelte B Zmaothellomen Mel ale 
„zielen; in ander | mmen, ohne ein ehnervenat a | werden also Y, eobachtungszeit nac N, ‚aber keine D A Kiet 
o. en -6 Fäll ‚ ohne ein positi 'venatrophie rg ‚auch: die. bögartige gszeit nachgewiesen w auer- | Ah 
-Retinitis pi ällen teils mit ositives Resul 2 so weit dies ireend ı ie. bösartigen Geschwi gewiesen word | EIER 
BEE NS pigmentosa hat mit Sehner ey tat zu er- | in dies irgend mö Denon Geschwülste opera worden. Wir KPS dir Erf 
-> in di p er. en . rvenatro ie, a in .neue agi möglich. ist.-. Bei RE 5 Ste. Oper iv IE RE 
ee n Miya weder in Ser a, = mit F bei 54 a Be EAA en Se I Mona ne 
a y zu beobacht erung noch ei : uch | di oa er Heilu iah ‚alten £ en 45: EI wurden REA 1: nd piaty! 
> 2 Komplikati jay m ch ein Aufhalten der ‚der Hypophy FEN ung beobachtet besonde 5: mit auffal NAEH ge 
ee ikatio ED o ai Ti Pa alten der Ee physengeschwulst tét, ‚besonders, ; TOI 204 lender HGA SIES EHERUE 
-`-o Kabl e noch ens des Aug | E Anra utokain hat sich ni ‚das Sehvermögen ange Auswirkun Sehe AET TE N 
©: KaBler (6) beobach 4 Jahre nach abgel ugenapparates, die áls- ur ‚subkonjunkt kt sich nach Krebs í E e | 5 ES tat 1 r ae 
“  mätinnere a R betreffen haupıe Eizephalitis von | Instillation als a bn subkütanen kei ‚der‘ Augenheilkunde I S 
beteiligt i r des Au treffen hauptsächli h di | indehautsack aus brauchbar njektion und mei ' He iine 
a, Beteiligt Ist. In: kei ges, während ächlich die äuß jindehautsack eingeträuf uchbär erwiesen. Da meist auch Kr ES HERD spale: 
5, Ubersteh einem der Fälle ırend nur selte äußere | zeugt — Dri eingeträufelt, ' ‚erwiesen. Da Tutokain, i Zur Le EENES 
E iiA en de ea e war. l ten der- : 15 Au Dr REES weder. . a tokain, IRER eu ER 
0. Nach a re verändert | Ku nenn a Bithlschdigungen der È nur. nach ek CEE Im Aige > Ind nn 
ce Slana obachtungen Eu WOOO | en | tische Wirk: gen. der Kornea a tion .beobacht: | Fa IHR MER AN 
es iemals ein lä gen. von Hense | El Kanye Yirkung . erfol; ae wie das Kokain beding et — noch 1 safe! 
.. =. " moht gleichzeiti nger lense (7) macht die ı BE eu nv olgt bei. RER ain bedingt — i HEA RECN HRE 
e erkanden. einzelne henrologin ee ol wo nn i Tutokain beim Gebrauch g ~ mydr, alla, 
e Ne et | E an en . 3 oeisch ! as : de | om we z i Rufe 2: l uUa r iokti l > So ' 7. n u r NE R Ö eren UNETAN En Engl 
2 die multi sind oder i Bi > nachweisb AE nn eingeträufo. a jektion — @l IE Sup arenin. sowie OEE iii PRAN HARE ENE 
DELTI ple Sklero im Laufe dieser Z se aTe Zeichen der ` E elt; ‚wegen de Zr gnet es- sich > o. ral e nach sub- Ha D iG S RER EA Et 
-o c yelafiy. sehn se machi entweder ser Zeit hery che der . rung des Auces d. . der: Schmerzlosi; 0 , m 2—5 0/ . » N ANIN BAs SENM pi 
2 ell vorüb weder — und das ist ortreten, d. h. | si uges (d` h., wenn d zlosigkeit meist gut zi oìger . Lös N Ea pe ereti 
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Bu e M Zeit; best T erkrankt da FE ome ode Pai i körpern 417 C en For ` Sn icht gerad: < Pl SE i il TR : 
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+ Falle ist d zeigt keine Nei; as zentrale Sk en eh- | Als Infilt ee‘ eineren Eineriffen an de Entfernung von: sibel.. APERE TNS a 
ee er Optik . e Neigung zu Hei otom län er 9 iltrationsanästh ti Runen ander Koniunk g von‘. Fremd- Mrita 2 SIR. De 
.0.sonslige nachwei us nie allein‘ erkrank r: Heilung. I gere | Suprarenin etikum ist es nach Zusa onjunktiva.a | , ME ASAE RN HGE len 
© ṣu © = Birch-Hi örungen von sei }, es fehlen dann 'niemals ‘| ` ie subkutan, bei al onjunktival(beiintraok von kleinsten Mengen HR RER ae 
u, Tag - $ seiten des niemals ` l Nur | bei allen ei i i iintraokul N N engen IEIR BRNS "Al bap I 
‘als. Schutzbri irschfeld (8) En es Nerve s'| lässig. Subkutan g len einschlägigen. Eing: laren Öperatioı Ill Bat LER 
; a zbrillen ) hat eine ‚Rei az nsystems . DU kutan renü SAA gıgen. Eingriff TER p rationenp. ; IE HNER EN BT KRE 
< iiser, die unter d ‘werden, untersucht. ` lassorten, die | einer durch Tutokain 'bedi —2 %/,ige Lösur andt,. zuver- ` | 4 f SANG: 
-- < Xanthos, Zeiß-1 on Namen: Schott 0. ersucht... Hinsichtlich: e | einem Tropi erg bedingten Hyper sung. Zur Paralysie- LAN 
ea m iB-Umb : ‚Schott 0.198.. Er insichtlich de : Tropfen einer 1 %/ggi ngten Hyperämie $ „Zur Paralysie- EHE 
we Ansicht, d mbral in de hott 0,198, Eupho tlich der Subkoniunktival x Jo igen S IPAE genüg IN. uf hd 
-7 Amichi, daß sie i n- Handel gebracht s, Hallauer, Eni- | 10— junktival wird mi Suprareninlösung, auf $ gt Zusatz von al iiA 
. ;. mittleren Nü m allgemeinen zu gebracht werden, ist „ Eni- | 0—12 Minuten erzi mit 2 0/ iger Lösun ung aut 2 S a itoka al Be 
Rad üancen ei rn n. zu empfehlen sei 18n, ist er d nuten erzielt. : 10 ger Losung bereits Irisar utokain a RRI ait aria 
Z. < Muz gewähren, di r. die meisten Verhä en, da sie in ihri Verf. nen ie Tutokainwii Rn Pe A sanästhesie i Ea TA 
.. und. die d , die leuchtend ‚ Verhältnisse ' ausreichen en | Verf. neuerding: kainwirkung mehrere ar Ve En ale 
j, bien em Auge ANAON Strahle ausreichenden | ti TAUS AMES bereits. etwa 1 rere Stunden nhält. in ne Anz le 
o) ieren.. D ge schädliche Denn genügend al ;henden | Honen sämtlich ‚etwa Ya—1 § tunden anhält, injizi t ale DUR 
i) oat a M agegen häl ' n kurzwelli abschwäch W s AIC. e Kranke “ d2 , tunde vo RE ]iziert der Bu es ae ich 
. :geprlesene S t er das Rë igen Strahlen gut a en | Warten nicht ranken. Er- verliert da vor: Beginn d I SERIE Maidon 
GE 0 anosk “as: von Rühnke mi en gut ab daß die mehr unnötig Zeit rt dadurch mit Eins er Opera- late orange At PERERIN 
p. 0.8 opglas: für Rühnke mit großer Reklam sor- | daß die Operation | nötig Zeit, andersei nit bineta i ala} 
Tas rc r kurzwelli ungeeignet,. deni Ber Reklame an- | è folet. ] peration gerade im A , anderseits -erreicht pritzen und IH an ng 
I las, das G gen Strahlen d SE enn es läßt den erößt DE rro gt. Er bet A de 1m Aurenbli Sun. erreicht er d A |! ne kie BEN i 
p ER eaphoth urch. Besoni aen größt bei Q\cem. etont ‘daß bei de & ick der -größi ee adurch layer hr 
170888, G glas ee esonde ten | Pal O\cem Iniekti ?? ei de roA ANI größt } l,, paap NE 
or S, Glas, d genannt wird ` rs empfiehlt & m Injektionsflüssi i dem oben e ODIEN. Anästhesi BES [an 
e dämpft, Vi as Gelb und Gé wird; es ist. im - wesentlic er ein | renins verl nsflüssigkeit erst. 1/29 rwähnten Süprareni 6810... Eee 
en un ab Ei wesentlichen ei nn: verbraucht . wir it erst. 2/29 der’ Men Buprareni ' lenich 
N . dj iolett und Ultravi elbgrün ‚absorb | ichen e öß . wird s 2o ‚der Maxi Ge nzusatz ei 
die im wesentlj traviolett gar ‚absorbiert, Oranee und ein | 8T ere Mengen. Sup: l, 68 also im Belieben maldosis des Su ara] 
N .dunstv entlichen nur d ganz abblendet. ge und Blau en, uprarenin bei Tute Belieben steht,- j Mer, MUDEN- pio kara 
„„.„Qünstversehlei r das Rot- des et. Da diese Bri E E in bei Tutokain | steht,- jeweils noch, aa Ta 
b `` fiohlf Bi eierte Ferne vi des. Spektrums liese Brillen 1924, S. 47 ir. 1. Hamburger, Zur neuen Gla ‚zu verwenden. noch ORED EERI 
t, . Denit Birch-Hi e viel deutlich trums durchlassen, die 'drucki . — 2, Blieding, Die Bezi ur neuen Glaukomoperai ngon Sis Ap AN, 
zi Jigi irschfeld di licher erschei i ssen, die | ckin den intra , Die Beziehungen zwi omoperation. Klin. EARTE r] 
i ; vägarusw. Auch ist de ` diese Glä erscheinen, lassen; ð, die | S. 198.— 3; Thi raokularen Gefäß gen zwischen allgen on. Klin. MbL f, Aughll Hape 
iv dirda L . Auch ist der. Far ser auch für Flie; ; so: emp- | unfall 3. Thies, Eine seltsame A en und Augendruck. gemeinem Bl: ‚ Aughlk. EOS an, 
. dO . t der. Farbensch w r Flieger, Spi - | unfall. Klin. M ame Augen Augendruck. Ar n Blutdruck, Bl i i 
o age, seinen F tbenschwache u 3I zer, Sportleute, wirkungei bl. f Aughlk verletzung darch ein ch. £ Aughik. Mai In $ A, 
"i | a i Bezüglich der were zu steigern nter Umständen dadurch 4 mann, hi der Heichaut nach reload 4. ‚Schneider ungewöhnlichen. Par | Bi t! 
l, ` GA Auges st r Strahlenthera R ERTL |: uni 1924, 8. 1.°— erative Beeinflussun; ression. Ebenda 1924, S. schersche Fern-- a IN! 
N Mid Ligos Birch-iirschteld (9) auf dem S$ a ge a Ki 
t, -Aeh ist ; wülsten i 3) auf dem Standpunki Son es zentralen Skotomi ughik. 1924,:8.'69. — jen als Spätfolge schr. £. Aughik RES, 
it benutze operativ n in allen Fällen; ı andpunkt, daß .‚Sklerose®.: Ebend: otoms bei Neuritis ı one Die Ba IOR a ii > 
ji E O soll. sei n un (die Bestrahl es irgend mö ur ughlk, Juni 1924, Besen 6. — 8. Birch-Hirse aris für di Sulung der Dau hr, ht 
| ‚dieser anwend 1 es, daß estrahlung nur als U ög- | in der Ophthalı 4, S. 7. — $. Derselbe, D schfeld,. Zu: e Diagnose „M Anor He > 
sk Entfe, wendet. b man sie vor d en nterstützung | etketi = ologio. D . Derselbe, Die Str hl ur Schutzbrillenfrag, ultiple RER 
E dntiernun satt] esonders . aer Operatii i & |." etikum und de ‚m.W.1924, Nr. 18, — ahlentherapie mali nfrage. Zschr. ` TEDE a 
ie mutas sich ni ers, wenn es sich z r, Operation oder nach ee Anwendung in 3, — 10. Krebs, Tuto maligner Tumoren HEE E En 
jl ahea i da S ausführen läßt, a A daß eine ee | Be D ang in der Augenheilkunde, Mm En Tomares | iy 
. .yerbachtet . in einer begründet seinen : E Aus den neue CERA S ma. W. 1924, S. 646, .. BEN 
d} lig ; wurden 2 großen Z hl i } nen Stand- ; u: us de ie. S EON ı ©. 646, EREE a*s 
en und die Opemskionmehoden cn. Rezidive | Aus den neuesten Zeitschr Ba ne 
e ean es,. bei ey wesentliche AE EEE es. gestatten: : Se she auch Therapeutische ri riiten. — < Je OEL I PRS n 
H.  othesen zu schi er Bestrahlung den Bulbus « entfernen. Wichtig | | Klinische Wi 9 PE a E ng 
H. Fälle schützen, wei \g den Bulbus d n. Wichtig = linische Wochenschri en | 1 a i 
o era Veränderungen RR es sich gezeigt ana ehe Györ a Beitrag zur Bedeutu ee Nr. 25. I RE 
280 Auf ugapfel als ` ` an önzelnan larab gy (Heidelberg): ung der. tetanische ar i Ei SE jez 
- Veränd lagerun | pfel als Fol | inzelnen E7 Vago erg): Sei "e. etanischen Honoka | u Bon 
eia a Aaru g auf der Hornha ge der Bestrahlung; ‚| gaben eine Ab er ne Versuche. mit Ammo ‚Hopokalzämie EIERN 
teten von Glauk indehaut- und 1 efäßneubildung u früher manifesten 'esamtserumkalkgeh phosphatbehandlung en 
.- #0 neb ukom wurd ‚Netzhautgef dung und | zu Blüh und:auch latenten tei gehaltes beim ‚Vers lung er-. aap Dann, 
9 neben der B e beobachtet. e 80 aßen.: Auch Auf prs lühdorn und nten tetanisch ‚Verschwi o Nahen R 
Boll man ` estrahl achtet. Bei epibulbi ; ch Aut- | frühe D Rohmer: hält Gy ischen Symptome. Im Inden der > ua Bar 
„ man di ung. nur die E epibulbären Tun eren Auffassü mer: hält György. de ymptome. Im.G | Mirat 
tiber -ej ie Bestrahl ie Enukleati í iumoren, ist er ssüng fest, daß di rgy. dement ‘Gegensatz ` OERO ERA 
| Allerdings a von sins hsen, Eri n versuchen, d E das Bestehen i gung des Gesamtse oblem der C ner ` EEN ie, 
. ‚der St muß ma günstigen Erfol | ‚ 08 hierbei | Bedeu johen der. manifest E serumkalk TA N a-Ionisatior | I oa 
, - Ger: Strahlen j n auch, hierdie ey ligen. beobachtet word erbel | Bedeutung hat. j est-tetanischen Sympi gehaltes (Hypokalzä aon RENERE 
Sind: die Eriol, Betracht zi ie eventuell schädig: orden ist. | Über die Denn ee oz) ppi i 
„4. die Erf A ziehe FORD | schädigende Wi ber die F | a 16 nur. eine Ye ' RE ERE 
-Literatur riolge üb n. - Hinsichtlich‘ e Wirkung ; e Fermente in der Ha E o ur. eine sekundäre ` len. 
. 4ileratur beri eraus trauri htlich des Netzhautgliom (Berlin) Unt er Haut haben ne e äre- aa 
‚Srlolge et worden i Alle 22 Fälle, i eo: Hautstü ngen angestellt en Wohlgemuth und Ya mST aaea” 
u zu verzei en ist und = ©, über die in de ' i cken von Leich z 1’ . ‚Es wurd IE und Yan gr: DREHTE 
gunde rzeichnen ; die anfänglich. ri Ä ‚der | und di n Leichen in ganz bestimmi ə aus vollkomm asaki DER 
„BO N6 gogan schienen, sind s angilc ‚recht günsti nd dieser system ti g estimmter Wei vollkommen bl EN Marne 
zur gen. M , sind sämtli stige | fett- . atisch auf Ferme; r Weise ei ; utfreien nal 
aw Destrahl an wird si | ich an Metast | fett- und. eiwei | Fermente. untersucht. in Extrakt h a BT 
ung ent A sich also EEE: astasen zu- N we weißspaltend . ; . untersucht . D 2 ergest ll aet: ' 
D schließe in solchen Fällen nu: Diastase in ei en Grup tersucht, die d eilt ee 
n WwW : | ällen nu ur in einer M N URPON ongo fran À en. kohlehy ee 
S n, wenn es, sich um das einzige; Be ans aller Basar den Worte Nachgewisen wurd Ih 
ve an | i nn efun Ain'siah u rt. Ferne ee n. des verhältni e: a 
r | € den, ‚die sich von den bi erner wurde in dei jas verhältnismäßi 5 | Enoti ; 
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o 7 - u | Me EKSRA dadurch unterschäs Lipase aei En 
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152 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33. 


17. August. 


GE 


sie weder chinin- noch atoxylempfindlich ist. Dieselbe Lipase ließ sich 
im Unterhautfettgewebe sowie im Fett der Nierenkapsel und Mesenterialfett 
' nachweisen. Von proteolytischen Fermenten konnte weder eines vom 
Charakter des’ Pepsins noch eines von dem des Trypsins nachgewiesen 

werden. “Dagegen gelang es, Katalase in erheblicher Menge nachzuweisen. 
 - Über das Vorkommen neoplastischer Bakterien in menschlichen 
. Krebsgeschwälsten berichten Blumenthal, Aubef und Meyer (Berlin). 
Es wurden Parasiten, die anscheinend zu der gleichen Gruppe wie das 
"Tumefaziens gehören, in menschlichen Krebsgeschwülsten (Karzinomen, 
 Sarkomen) nachgewiesen. Mit Hilfe dieser Parasiten konnten bei Pflanzen 
und den üblichen Versuchstieren Geschwülste hervorgerufen werden, die 
‘sich bei Ratten bisher bis zur 4. Generation fortzüchten ließen. Diese 
Geschwülste..sind biologisch zu den malignen zu rechnen, sie bilden Meta- 
stasen und hatten meist schon von ‘der 2. Generation ab einen histo- 
logischen Bau, der an die bekannten Mäuse- und Rattenkarzinome und 
-Sarkome erinnert. Aus den Geschwülsten ließen sich in der ersten bisher 


nur einmal, in der zweiten bis vierten Generation die Parasiten überhaupt 
nicht wieder gewinnen. T | 


_ Röntgenstrahlen und Entzündung ‚behandeln Heidenhain und 
Fried (Worms) auf Grund ihrer Erfahrungen und Versuche. Es wurden 


250 Fälle von akuter und. subakuter Entzündung und Eiterung bestrahlt. 
Keine oder nur geringe Erfolge wurden bei Eiterungen in starrwandigen 
Höhlen, Empyema pleurae, Otitis media, Stirn- und Kieferhöhleneiterung 
erreicht. Insgesamt aber wurden fast 75°), gute und sehr gute Erfolge 
gesehen. Mit den klinischen Befunden stimmten die serologischen und 
'bakteriologischen Befunde nach der Bestrahlung auffallend überein. In 


der Mehrzahl der Fälle tritt der sichtbare Umschwung des Krankheitsbildes 


nach 48 Stunden sowohl klinisch wie serologisch und bakteriologisch zutage. 


H. Dau. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 26. 


Über die Indikationen zur operativen Behandlung der Gallenstein- 
krankheit äußert sich W. Körte. Er ist bei schwerer akuter Entzündung 
der Gallenblase für Frühoperation im Anfall oder gleich danach; beim 
Choledochusstein ebenso nach kurzem Abwarten. Bei der chronischen Ent- 
zündung entscheiden der Grad der Beschwerden und der Befund der Unter-. 
suchung. Bei der entzündungslosen Cholelithiasis muß man sich nach dem 
Grade der Beschwerden richten, uferloses Abwarten kann sich schwer rächen. 
Jedenfalls ist die Cholelithiasis kein harmloses Leiden. Man muß rechtzeitig er- 
kennen, wann eine gefährliche Wendung des Leidens einzutreten droht. 

Über Serodiagnostik der Tuberkulose mittels Komplementbindung 
berichten H. Schloßberger, O. Hartoch, M. Lusena und R. Prigge 
(Frankfurt a. M.). Die Komplementbindungsmethoden versagen in einem 
so hohen Prozentsatz der Fälle von sicherer Tuberkulose, daß sie in ihrer 
jetzigen Form bei der Frage, ob ein Krankheitsprozeß. auf tuberkulöser 
Infektion beruhe, nicht verwertet werden können. Aber auch eine positive 
Reaktion ist wegen des Vorkommens positiver Komplementbindung bei 
nicht tuberkulösen Kranken für die Diagnose oder Prognose nicht zu ver- 
werten. Eine Trennung von „aktiver“ und „nicht aktiver“ Tuberkulose 
ist mit Hilfe der Komplementbindungsreaktion nicht möglich. Diese Unter- 
scheidung ist auch klinisch und pathologisch-anatomisch nicht durchführbar. 

Krysolgan ist nach Adolf Feldt (Berlin), wie Goldpräparate über- 
haupt, kein Kapillargift. Ursächlicher Zusammenhang mit Lungen- und 
uterinen Blutungen ist nicht erwiesen und unwahrscheinlich. Krysolgan 
wird in Dosen von 0,0001 g (1/19 mg) bis 0,05 g angewandt. Wann es bei 
Tuberkulose indiziert ist, wird kurz angegeben. | 

Über Amnesie und Anästhesie bei der Hypnosegeburt berichtet 
Ulrich Franke (Breslau). Der Erfolg der schmerzlosen Hypnosegeburt 


liegt nicht im Vergessen der ausgestandenen Schmerzen, vielmehr werden 


tatsächlich während einer guten Hypnose keine Schmerzen empfunden. 
Siegelringzellen sind nach R. Meißner (Breslau) nicht "spezifisch 
für Karzinome der serösen Höhlen. Sie sind nur ein Ausdruck schwerster 
Kachexie, wie sie meist bei Karzinom, aber auch bei allgemeiner Unter- 
ernährung besteht. So fanden sie sich außerordentlich ‚reichlich in der 
punktierten Aszitesflüssigkeit in einem Falle von Hungetödem. 


Über einen Fall von Malaria quartana in Norddeutschland berichtet 


Ludwig Bitter (Kiel). Die Infektion fand nicht im Auslande, sondern 


in Deutschland statt. Anophelesmücken gibt es auch hier und ferner 
auch Malariakranke (Kriegsteilnehmer), die sich in einer Malariagegend des 
Auslandes infiziert haben. : | 

Ein Leistenhoden kann, worauf Friedrich Loeffler (Halle a. S.) 
hinweist, zu „schlechter Haltung“ führen, weil beim Geradestehen oder 
Bücken Schmerzen in der Leistenbeuge auftreten. Die „schlechte Haltung“ 
wurde in zwei Fällen beseitigt durch operative Herabholung und Fixation 
des Hodens im Skrotum. Bei jedem Knaben mit „schlechter Haltung“ sollte 


man daher auch die Lage der Hoden untersuchen. F, Bruck. 


‚inechanische Momente sowie eine bestimmte Konstituti 


_ Wiener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 23 bis 26. 

Nr. 23. W. Falta (Wien) weist auf die klinische Bedeutung’ der 
Blutzuckerbestimmung hin. Nur mit ihr ist eine genaue Beurteilung der 
Diabetesfälle und eine rationelle Behandlung, besonders mit Insulin, möglich, 
Verf. vertritt auf Grund seiner Untersuchusgen die Ansicht, daß die Blut- 
zuckerregulation mindestens in ebenso großer Weise von der Zuckeravidität 


der Zellen wie von der Zuckerabgabe der Leber beeinflußt werde. Das 


Insulin beeinflußt die Zuckeravidität der Zellen in positivem Sinne. Ferner 
hält Verf, die Zuckerproduktion auch beim Diabetiker für eine feststehende 
Größe, während der Zuckerverbrauch variiert.. Bezüglich der Behandlung 
fordert Verf. im allgemeinen, in leichteren Fällen durch Beschränkung des 
zuckerbildenden Materials Zucker- und Azetonfreiheit anzustreben, während 
man in schweren Fällen auf die Dauer durch Zufuhr gewisser Kohlehydrat- 
mengen unter Eiweißbeschränkung wenigstens die Azidose hintanhalten 
muß. Hierbei ist eine öftere Blutzuckerkontrolle unerläßlich. | 
Nr. 24. Auf Mißerfolge in der Behandlung von Knochenbrüchen, 
ihre Ursachen und ihre Verhinderung macht A. Eiselsberg. (Wien) auf- 
merksam. Er betont die Wichtigkeit der. Reposition des Bruches, da, 
Extensions- bzw. Nagelbehandlung allein meist nicht genügen. Dafür ist 
die Kenntnis der Anatomie und Physiologie des Bruches erforderlich sowie 
Rekonstruktion des Verletzungsmechanismus. In den Fällen, wo eine 
Reposition nicht möglich oder nicht von Dauer ist, steht man an der Grenze 
operativer oder konservativer Behandlung. In der Nachbehandlung warnt 
Verf. vor frühzeitiger passiver Bewegung, sondern häls den Patienten zu 
möglichst früher aktiver Bewegung an. | 
Die funktionelle Therapie in der orthopädischen Chirargie der 
Bxtremitäten bespricht A. Bum. Die Mobilisierung ist ein wichtiges Er- 
fordernis bei allen Arten von Extremitätenverletzungen. Der Zeitpunkt, 
an dem mit der funktionellen Behandlung zu beginnen ist, ist schwer zu 
bestimmen. Jedenfalls ist eine prämobilisierende Ruhe erforderlich, deren 


Dauer von Art und Grad der Schädigung sowie Alter und Konstitution des 


Individuums abhängig ist. Sie ist aber in jedem Falle auf das aller- 
notwendigste Maß zu beschränken. Als funktionsvorbereitende Maßnahmen 
noch im Ruhestadium sind Stauung, Extension und statische Beanspruchung 
im Verband zu nennen. | 


Zur Ätiologie der Osteochondritis coxae juvenilis (Perthessche 


Krankheit) bemerkt J. Haß (Wien), daß er nach seinem Material mit der 
Anschauung von Kreuter und Fromme übereinstimmt, wonach ‚ein 

fließender Übergang von rein rachitischen Vorgängen bis zur Arthritis 
deformans besteht; letztere drückt dann Heilungs- bzw. Kompensations- 
vorgänge aus. Verf. führt ähnliche Vorgänge wie an der Hüfte auch an 
der Schulter und am Kalkaneus an. Neben der Spätrachitis, die die 
Skeletteile, die am intensivsten im. Wachstum begriffen sind, ergreift, sind 


dieser Krankheitsgruppe erforderlich. 


0.E. Schulz (Prag) behandelt die Beziehungen der Spina bifida 
occulta zu den Erkrankungen der unteren Extremität. Die Spina bifida 
occulta ist sehr häufig und findet sich auch bei Gesunden. Sie ist erst 
als krankbaft zu bezeichnen, wenn sie sehr groß oder mit Geschwulst- 
bildung kombiniert ist, die den Sakralkanal komprimiert. : Dann ist die 
Spina bifida occulta die Ursache der meisten orthopädischen Deformitäten 
der unteren Extremität, auch wenn sie nicht mehr feststellbar ist, da sie 
sich sekundär total schließen kann. Die Deformitäten brauchen nicht an- 
geboren zu sein, sondern können auch im späteren Leben entstehen, auch 
im Anschluß an ein geringes Trauma. i 

Defekte Hüftgeleuke bespricht H. Spitzy (Wien). Die Behandlung 
dieser ist am meisten bearbeitet und durchgebildet worden. Verf. gibt als 
eigene Methoden zunächst die Verstärkung des Pfannendaches bei reponierten, 
aber nicht haltenden Hüftgelenksluxationen mittels eines Tibiaspanes, an. 
Ferner teilt er eine Methode zur Operation der Coxa vara mit. Er osteo- 
tomiert das Femur dicht unter dem Trochanter und setzt die Spitze des 
distalen Teiles an die untere Kante des Schenkelhalses. Der vorher ab- 
geschlagene Trochanter wird etwa 5 cm unterhalb der alten Stelle an das 


Femur genagelt. Die Resultate dieser Methode waren gut durch Jahre 
hindurch. Ä i 


on zur Entstehung 


Nr. 25. Zur Frage der Giftfestigkeit der Spirochäten faßt Brand- 
weiner (Wien) seine Erfahrungen dahin zusammen, daß sie zu den sehr 
seltenen Vorkommnissen gehört. Die Neigung zu Rezidiven ist damit nicht 
zu erklären, auch bei großen Mengen von eingeführten Antiluetieis. Verf 
fordert ausgiebige Salvarsan-Wismut- bzw. Hg-Behandlung und die Pauser 
nicht länger als 4 Wochen, auch zwischen den späteren Kuren. 

Nr. 26. Die Röntgenschädigungen und ihre Bedeutung für di 
Entwicklung der Röntgentherapie bespricht G. Holzknecht (Wien). Zu 
Vermeidung ersterer macht er besonders auf die Verlängerung. der Pause 
zwischen den Serien und auf die Verabreichung einer Probedosis vor de 
Volldosenserie, z. B. gegen maligne Tumoren, aufmerksam. Verf. entwicke 


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a Fähigkeit der Strahlen .beruhe. 
= säratliche therapeutischen Erfolge auch ohne diese erklären. lassen. . Die 


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7? -~ strahlten Gewebes bzw. dessen Ausfall paer der ‚dureb ‚dessen. -Abbau frei- 
E: ‚werdenden Stoffe. | Mun cke,.. 


i _ Zentralblatt für innere Medizin 1924, Nr. 30 nnd 3... 5 
-"Nr:30. Das chronisch partielle Herzaneurysma und die Möglichkeit 
"seiner = Dista ist der Gegenstand einer ‘Studie von A. Hanser; Mann- 


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schädigungen der-Herzwand fast stets infolge -von ` Arteriosklerose‘ der Ko- 
k rodatgefäße. 


 :Nekröbiose einer Herzmuskelpartie führende Ernährungsstörung. verursacht 


E Sei: “Die Annahme von M. Sternberg, . daß os sich bei diesem Vorgange - 
um: eine Pericarditis epistenocardica handle, wird. abgelehnt, dagegen mit -f 
"Sternberg die Möglichkeit der Diagnose -des Aneurysma auf ‘Grund. des, 


T 

- . Křankheitsverlaufs nach Anfällen von Angina, pectoris: (eben: jenes epi- 
|" -"stenokardischen Fiebers) angenommen. 

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` ptoė, gegenüber anderen Herzmuskelerkrankungen, auch . der Koronar- 


! 

2 «sklerose fehlen, trotzdem ist das’ chronisch . partielle. Herzaneurysma wohl 

tio  giel’böufiger anzunehmen, als seine bisher. ‚kaum mögliche Pingar: 

F ` barkeit vermuten läßt. i 

- oe MEBI Für die Suboksipitalpanktion el. Rei. -d Zbl. f. Tnnbre 
led; Nr. 24 in Nr. 27. dieser Wschr.). hat Rudolf Stahl . einen. Hilfs- - 

Be : 5 ` apparat angegeben, dessen genauere Beschreibung er. sich in einer weiteren 


HE . venm hiag vorbehält. Es soll mit diesem Apparat der- positive wie, 
hi -der négative Druck sofort gemessen. werden können, er soll es ermöglichen, 
N ` mter ‘leicht abstufbarer milder Saugwirkung Liquor zu entnehmen, ibn- 
a’ (mit Medikamenten versetzt oder Medikamente: allein) . Seren, Spülüssig- 
= - keiten oder auch Luft einzuführen. : Der Verf. bevorzugt in den meisten 
ki. Fallen die Subokzipitalpunktion vor der ‚Tumbalpunktion, obwohl das erstoro 
ni Verfahren nicht ganz ungefährlich ist; oii, N. e nT W. 
E = uR en are, N Be Ro 

2 Zentralblatt für Chirurgie 1924, Ne: 28.. 

Be -Zur Therapie des akut blütenden Magengeschwürs empfiehlt Erk es 
Mo chenden) die Umstechung und Abnähung in den ‚Fällen, ‘wo 
an wegen des Allgemeinzustandes oder aus technischen Gründen eine Resektion 
en .miehtmöglich ist. Dabei wird das Ulcus durch ringsherum gelegte Nähte 


ron. der Umgebung abgesperrt und durch Verknüpfung der neuen 
13 Baden eingestülpt. 

.Für die innere Besichtigung des Magens und Duodenums bei dem 
Pihlan äußerer Veränderungen beim. Magen- und ‚Duodenal-. 
` ulcus hat Beck (Kiel) ein Instrument hergestellt. - Der Tubus a 
} ~- kochbar, der optische Einsatz in Lysol sterilisierbar.. Der Tutus yind 


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b ` zwischen ciner Tabaksbeutelnaht durch die vordere -Magenwand geführt. 
ne ‚. Durch. die Vorrichtungen zum Aufblasen ‚und; zum. Absaugen sind bei dem. 
I ‚großen Übersichtsfeld der Optik auch kleine oberflächliche Eosohwürs zu, 
EM z entdecken. (Hersteller: Georg Wolf; Berlin, Karlstr.) ° 
E. ..Die Behandlung maligner Gesichtsfurunkel mit Inzision und Um- 
ike X sprituing mit Eigenblut nach dem Vorgange von: Läwen hat in zwei. bös- 
I „gen Fällen Linhart (Graz) ausgeführt.. „In Narkose wurden aus der. 
wo ‘gesläuten Kubitalvene 80 cem Blut abgesaugt und rings ùm. die Schwellung 
- Gesunden eingespritzt. Die entzündliche Infiltration wurde durch die 
ial riegelung mit Blut zur Begrenzung und Ausheilung gebracht. 
fi ‚Eine einfache Doppelprobe zur. ‚Auswahl des für die Transfusion 
a eeigaeten Blutes empfiehlt Kubänyi (Budapest). Aus der Vene, des 
IE upfängers werden 3—5 cem Blut abzentrifugiert. und zu einem Tropfen 


a Blatant dem Objektträger 'zugefügt. Der nicht agglutinierende Spender 


‚kann i in dringenden Fällen bereits benutzt werden. Wird aber. ein: Blut. 

h ir gleichen Gruppe gesucht, so sind aus. der Vene dieses Spenders ` 

Eo uh 3—5 cem Blut abzuzentrifugieren ünd ein Tropfen des serums mit 
i einem Tropfen Blut des Empfängers zu. 'verreiben. | 


ri f . Eine aktiv bewegliche Extensionsschiene hat Wihkelba auer., auf 
z = ‘chirurgischen Klinik Wien. hergestellt. Zwei parallele Eisenstäbe - 
zi n den Oberschenkel in jedem Winkel. fest. Mit ihnen ist der für den 


d ehe bestimmte, im Kniegelenk drehbare Rahmen beweglich ver- 
g! a welcher die Rollen zur Gewichtsextension trägt, -Die Schwere. 
H a Ka Siki] ist dadureh ausgeschaltet und eine geringe: 
sl axuon der Muskeln bringt den Apparat in Bewegung, ohne, die Bruch- 
S au verschieben. (Hersteller: Eigner, Wien IX.) . 

‚Zur Extension mit nicht rostendem Draht- hat Beck an. der 
gischen Klinik Kiel einen Apparat „hergestellt. Mit einem dünnen 


E Ai 
} hrer von 2 mm Dicke. wird der Knochen: “durehbohrt‘ und das. eine: 


Er seine nt de Köntgenwirküng, dio. nur auf ‚der Aersirenden | 
Eine Reizwirkung wird. 'bestritten, da sich 


`, Wirkung beruht auf:Schädigung des strahlenempfindlichsten Teiles des: Þe- 


~ heim; Das chronisch partielle Herzaneurysma : entsteht. durch Ernährungs- | 
| wie Rosenberg- (Mannheim) mitteilt, die trockenen, mit Pikrinsäure B- 
Im Anschluß an den stenokardischen Anfall auftretendes ; hafteten. Verbandstücke sehr feuergefährlich sind und die Gelbfärbung 


E . < Weber wird von dem Verf. so erklärt, daß es durch diese. tiefe, zur Nekrose, - 


Sonstige charakteristisch: Sym- 


. Anomalie.in einem abnormen Zustande befindet, können mannigfaltige Ein- 
flüsse 'in der’ Weise einwirken, daß es zum Bronchjalasthma' kommt.: Das- . 


eses Serums aus der Fingerbeerë der verschiedenen Spender je.1 Tropfen - |. 


mit Neigung zur Progression und Ulzeration. 
keit der Erkrankung. Vorbedingung für den Pneumothorax. 
i Formen häufig verwechselt wird. diè interlobäre Pleuritis, die aber durch 
' einen mehr homogenen Schatten’ und mindestens’ eine ‘scharfe Begrenzungs- ` 
"linie charakterisiert ist.‘ -Pneumothoraxbehandlung kommt hierbei nicht in 
Frage, ‚ebensowenig bei der käsigen Pneumonie. wegen der geringen Kom- 


‚ wachsenen; aber. nicht immer. ` Va ETT 


4 


Ende- des angebobrtei I Drahtes auf die Spitze des BEER airi, 
so daß .es dem wieder- - -qurückgezogenen Bohrer durch das Loch hindurch 


- folgt. Hinter ‚einer runden Platte wird der Draht beiderseits in einen 


‚festen: Spannbügel. eingespannt, :so daß ein seitliches Verrutschen unmöglich 
ist, Der Dräht kann beliebig. ‚lange Zeit liegen bleiben und das kleine 
Bohrloch schließt sich. in wenigen: Tagen. 

: Wundbehandiung mit. arterieller Hyperämie empfiehlt Chatzkel- 


= | sohn. (Riga): ‚Zu ‚diesem Zweck „wird: der eröffnete Abszeß 15 Minuten 
, lang mit - heißem Wasser von. 36-400 R berieselt. 
' monen \ werden mit täglich häufig. wiederholten heißen Bädern behandelt. 


Beginnende Phleg- 


"Die Pikrinsäure ist ungeeignet als Desinfektionsmittel, weil, 


“der Haut bei längerer. ‚Einwirkung. auch mit alkoholischer Ammoniaklösung 


| nicht zu entfernen ist. — -‚Einpfehlenswart sind die Sr era 


£ 


Therapie d der Gegenwart, 5. Heit, Mai 194. © 
‚Über die -Bedentung. des’ Vagus ‘und des Sympathikus ` für die 


| Üeranis des ‘Asthma bronchiale (unter. besonderer Berücksichtigung von 


'fiebererzeugenden’ Milchinjektionen). berichtet Glaser (Berlin). -Auf das 


-Bronchokonstriktorenzentrum, das sich infolge angeborener: bzw. vererbbarer | 
r 


Primäre ist“ die- Vaguserregung; - ‚diese ruft sekretorische ‚Störungen der 
'Bronchialschleimhaut.und auch Spasmen der Bronchialmuskulatur hervor. 


Hierdurch entstehen "wieder. schmerzhafte Sensationen, die dem Gehirn auf ` 


‚dem Sympathikuswege zugeführt- werden. Nach. eingehender Würdigung 
der: bisher bekannten und. gebräuchlichen therapeutischen: Maßnahmen und 


ihrer Erklärung i im’Sinne der. obengenannten Theorie gibt Verf. eine Deutung 
“über. die Wirkungsweise der. fiebererzeugenden -Milchinjektionen.. Nach ' 
seiner. Auffassung gehen Temperatursteigerungen mit sympathikotonischen 
7 Erregungen. einher, wie. ja überhaupt zahlreiche Fiebersymptome (Herz-. 
J. beschleunigung, Austrocknung der Mundhöhle, Verminderung der Magensaft- 
en, Hemmung der Darmtätigkeit usw), durch a = 
| erklärt werden können. 


Die Milchinjektionen stellten‘ demnach eine den.. 
'Sympatbikustonus steigernde. Therapie dar.. Eine Auffassung, die’in-anderer 
Form schon seit langer Zeit bekanpt. war, da man wußte, daß durch inter- 


kuryente fieberhafte Erkrankungen Anfälle von Bronchiälasthma häufig. aus- - 


blieben. „Febris tulit spasmum.“ ‚Die Injektion selbst wird in der Weise 


Ä ausgeführt, daß gewöhnliche Kuhmileh 10 Minuten im ‚Wasserbad ‚gekocht 


und davon: 5—10 ccm 'eingespritzt werden, damit eine kräftige Fieber- 


"reaktion entsteht. Bei.den weiteren Einspritzungen geht man mit den 


Dosen etwas herunter. . Die a kommt besonders bei langwierigen. 


und. verzweifelten Fällen in: Betracht, 


Eliasberg (Berlin) bespricht di; Belang der Barton Uni- 
versitäts-Kinderklinik .über die Behandlung. -der kindlichen Lungentuber- 


'kulose mit dem ‚künstlichen Pneumothorax. Die Indikation. wurde in 
:18,5% Fällen, ‚also ‚weit häufiger als bei Erwachsenen gestellt. 


Unbedingt ` 
‚anzulegen ist der Pneumothorax bei, allen Fällen einseitiger, fortgeschrittener, 


auch kavernöser Luungentuberkulose.. ‘Ebenso ‘bei der selteneren Hämoptoe, 
wenn sie lokalisiert werden kann.. Wichtig für die Behandlung ist die- 
‚Unterscheidung‘ der verschiedenen Formen von, Hilustuberkulose. ‚Bei den 


“leichteren ‘Formen mit Schwellung der: bronchialen und paratrachealen 
_ Lymphknoten ist der Pneumothorax. überflüssig; ebenso bei den Formen, 


die klinisch sehr spärliche: Rasselgeräusche, Dämpfung und Bronchialatmen 
im Interskapularraum und -röntgenologisch große. Drüsenpakete, die von 


'unscharfen, - dichten Schattenzonen umgeben sind, aufweisen und zwar wegen 


ihrer Neigung zu Spontanheilungen. Das. Hauptindikationsgebiet bilden 


‘die „echten Hilustuberkulosen“ ‚ deren Röntgenschatten sich aus einzelnen 
| Hörden. zusammensetzt und sich vom Hilus fächerförmig ausbreitet. Klinisch 


findet man Dämpfung, zuerst in der Axila, Bronchialatmen, Rasseln, bei 
Kavernen Bazillen im Auswurf, Fieber, Appetitlosigkeit, Abmagerung usw.’ 
Der Prozeß. ‚entwickelt. sich meist. schlagartig infolge massiger Infektion, 
Auch hierbei ist Einseitig- 
Mit diesen 


pressibilifät der. Lunge. Gegenindikation ist ferner Darm-, Nieren- und 


 Hirnhauttuberkulose, floride. Thoraxrachitis und ernstere Brönehoöstöndse 
I. infolge, Kompression durch vergrößerte Bronchialdrüsen. 
| Kindes spielt keine Rolle. : Bereits 4 Monate alte Säuglinge sind behandelt. 


Das Alter’ des 


worden. Die technischen Anlagemöglichkeiten. sind. besser als bei. Er- 
„Bei. pleuritischer. Rand». 


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schwarte ist abzuraten, bei partiellen Verwachsungen ein Versuch zu 
machen, ohne dabei die Stränge zerreißen zu wollen. Der Einstich erfolgt 
bei größeren Kindern ohne Lokalanästhesie, bei kleineren und Säuglingen 
in Chloräthylrausch. Füllungsmaterial ist atmosphärische Luft, am besten 
vom Kranken aspiriert. Bei Erstanlagen 100—300 ccm Luft und häufiges 
allmähliches Nachfüllen bis zum völligen Kollaps. Exsudate sind selten 
und nur, wenn sie ansteigen, abzulassen. Dauer der Behandlung je nach 
der Schwere des Falles 1—3 Jahre. Heilungskriterien sind neben den 
sonst üblichen noch die Senkungsgeschwindigkeit der Erythrozyten und 
die Leukozytenformel. Die Ernäbrung beschränkt sich auf reichliche Fett- 
zufuhr bei mäßiger Eiweißration unter Verzicht auf starke Zunahmen. 


Tarnogrocki (Pölitz), 


. Aus der neuesten amerikanisch-englischen Literatur. 
Klinkerfuß beschreibt Polymastie in 4 Generationen: Tumoren in 
der Axilla, die in der Schwangerschaft zunehmen und Schritt halten mit 
der Vergrößerung der Brüste im Puerperium, ohne Warzen, die aber in 
Verbindung stehen wahrscheinlich mit den normalen Brüsten, die nicht 
mit entzündlichen Zuständen verwechselt werden dürfen und mit Karzinom, 


das der Patient in solchen Fällen am meisten befürchtet, nichts zu tun 


haben. (Journ. amer. med, ass, 1924, 16.) 


Friedmann und Straus fanden Hyperbilirubinämie in 330/, 


"bei Cholezystitis, und zwar in 930%), während der Anfälle, in 78°/, im Inter- 


vall, also wenn gastrische Symptome vorlagen, aber keine Schmerzen. Sie 
ziehen die Probe nach Fouchetder van den Berghs vor. Die Feststellung 
ist von Wert bei der Differentialdiagnose Cholezystitis und Duodenal- oder 
Magenulkus und Karzinom, aber ohne Bedeutung bei Pneumonie, wo man 
in 50°/, latenten Ikterus findet. (Journ. amer. med. ass. 1924, 16.) 
Price: Mitralstenose kann in seltenen Fällen Lähmung des linken 
recurrens laryngealis verursachen. Infolge Drucks auf den Nerven durch 
die linke Pulmonalarterie, die Aorta oder das Ligamentum aorticum. Dauer: 


durch Stärke des Drucks und Reaktion des Herzens auf die Behandlung 
bestimmt, (Journ. amer. med. ass, 1924, 16.) 


Phelbs und Hu berichten von 2 fatalen Fällen nach Verabreichung 
von Tetrachlorkohlenstoff gegen Hakenwürmer, 1 bzw. 3 com. Ursache: 
zentrale Nekrose der Leberzellen. (Journ. amer. med. ass, 1924, 16.) 


In mehr als 90°/, aller Schwangeren fand Mills durch physio- 


logische Vergrößerung der Hypophysis venöse Stase der Netzhaut und in 


ausgesprocheneren Fällen Einengung des Gesichtsfeldes, ebenso Verminde- 
rung der Sehschärfe, vorübergehend temporal und zentral. Hinsichtlich 
Nieren und Blut nichts Pathologisches. Symptome: Nausea, Erbrechen, 
Kopfschmerzen, Störungen im Epigastrium und Kolon, seltener renale oder 
hepatische Störungen. Sie sind sowohl Folge des Drucks, wie der ver- 
mehrten Funktion der Hypophysis. Es müssen dabei die bis jetzt als prä- 
eklamptisch beschriebenen Symptome streng geschieden werden von den 
eben genannten, die nicht auf Rechnung einer genuinen Toxämie der 
Schwangerschaft kommen. (Amer. journ. obstetr. gyn. St. Louis 1924, 7.) 

O’Hare und Walker haben je 50 Fälle von Arteriosklerose mit und 
ohne periphere Sklerose untersucht und festgestellt, daß bei solchen, die 
einen Druck unter 145 aufwiesen, bei etwa der Hälfte die periphere Arterio- 
sklerose ziemlich ausgesprochen war; während diese bei Drucken über 145 
oft sebr gering war. Sie schließen daraus, daB kein Zusammenhang zwischen 
Hypertension und peripherer Arteriosklerose bestehe. Ob die Hypertension 
zuerst auftritt und dann die Arteriosklerose oder umgekehrt, darüber haben 
die Untersuchungen keinen Aufschluß gegeben. (Arch. int. med. Chicago 
1924, 23). | 

i N Osteomyelitis kann sich nach Phemister schmerzlos 
entwickeln und Wochen und Monate lang bestehen, ehe sie Lokalsymptome 
machen. Solche schweigenden Herde entstehen als Folgen oder Kompli- 
kationen einer Staphylokokkenosteomyelitis, Man kann sie durch Palpation 
und Röntgen manchmal erkennen. So sind gewisse symptomlose Zonen 
von Knochensklerosen zu erklären. Ein ätiologischer Zusammenhang zwischen 
dieser Läsion und dem schmerzlosen Abszeß oder. Granulom der Zahn- 
wurzel besteht nicht. (Journ. amer. med. ass. 1924, 17.) 

Gangrän in der Nase beschreibt Bowers bei 3 Kindern im Alter 
von 4 bis 10 Jahren im Gefolge des Diabetes. Bei älteren Leuten mit 
vorgeschrittener Arteriosklerose findet man Gangrän gewöhnlich in der 
unteren Extremität; bei Kindern handelt es sich nicht um Arteriosklerose, 
sondern um eine Thrombose des Typs Thromboangiitis obliterans, die bei 
Infektion oder Entzündung in der Arteris vorkommt. In einem Falle hatte 
Insulin sehr günstige Wirkung. (Journ. amer. med. ass. 1924, 17. . 

An der Hand zweier Fälle führt Scott über Aortenaneurysma 
rupturierend in die Pulmonalarterie aus: Ätiologie Syphilis. Klinisch: 
abruptes Einsetzen mit Atemnot, manchmal Schmerzen auf der Brust, etwas 
später Husten und Ödem der unteren Gliedmaßen. Vorübergehende Besse- 
sung durch Bettruhe in wenigen Fällen; für gewöhnlich das Bild einer 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33. 


| 17. August 


fortschreitenden Zirkulationsstörung mit Exitus in einigen Wochen oder 
wenigen Monaten. In einem Fali lebte der Kranke noch ein Jahr lang. 
Typisch: das oberflächliche, besonders intensive systolische Geräusch über 
dem Conus arteriosus, am deutlichsten über dem 2. und 3. linken Interkostal- 
raum. Puls: ruckartig, regurgitierend, in den beiden beschriebenen Fällen 
im Volum vermindert. In beiden Fällen war Röntgen ohne Erfolg hin- 
sichtlich der Diagnose. (Journ. amer. med. ass. 1924, 13.) 

Ä Kahn hat beobachtet, daß Beseitigung des Hustens manchen Fall 
von Tuberkulose wider Erwarten bessert, und zwar durch Verabreichung 
von Antigenen. Eine leichte vasomotorische Rhinitis faßt er als Zeichen 
einer Allergie auf. (Amer. rev. tub., Baltimore 1924, 9.) 


Bowditoh berichtet weiter über die Röntgenbehandlung der Per- 


tussis: abwechselnd über Rücken und Brust 8—4 Bestrahlungen, nach 


7—10 Tagen Wiederholung, die aber selten nötig war, im Ganzen weniger 


als 1/, Erythemdosis. Schon 8 Stunden nach der ersten Sitzung wesentliche 


Besserung, die nach der 2. Bestrahlung am 3. Tag zunahm. Nach der 
3. Bestrahlung am 5. Tag waren die Anfälle wesentlich weniger, Husten 
verschwand und allmählich auch Erbrechen, Zyanose, die nächtlichen 
Störungen. Im allgemeinen je früher der Fall in Behandlung kam, um sọ 
größer der Erfolg. (Journ. amer. med. ass. 1924, 18. 


Neal gibt eine Analyse von 1535 Fällen von Meningitis: Mit Aus- 


| nahme der tuberkulösen Meningitis kommen mehr Fälle von Meningitis im 


ersten Jahre vor, als sonst in einem Lebensalter; es zeigt die höchste 
Ziffer. Die größte Zahl der tuberkulösen Meningitis findet man im 2. Jahr. 
Zu Zeiten, wo keine Epidemie herrscht, ist die Zahl der tuberkulösen Fälle 
gleich oder größer als der Meningokokkenfälle Die häufigsten Ursachen 
der purulenten Meningitis ist der Reihe nach der Meningokokkus, der 
Pneumokokkus und der Streptokokkus, dann der Influenzabazillus, der 
Staphylokokkus und der Bacillus coli. Die beiden letzten verhältnismäßig 

selten. Andere pyogene Organismen verursachen gelegentlich eins Menin- 
gitis, sehr selten höhere Organismen wie Streptothrix und pathogene Hofen. 


(Journ. amer. med. ass. 1924, 18.) 


Felty und Keeier geben eine Analyse von 28 Fällen von Koli- 


bazillensepsis: Infektionen des Blutstroms sind verhältnismäßig ungewöhnlich 


im Vergleich zur Bakteriämie anderer patbogener Keime.. Der Häufigkeit 
nach sind die Haupteingangspforten der Urinaltrakt, der weibliche Genital- 
und der Intestinaltrakt. Kein Fall von Sepsis ging von einer Infektion 
des Gallentraktes aus. Häufiger bei Frauen während der Gebärperiode, 
zwischen 20 und 40, und bei Männern zwischen 40 und 70. Oft geht ein 
operativer Eingriff voraus, der wahrscheinlich die Blutinvasion einleitet, 
Für die Prognose ist nicht die Sepsis als solche wichtig, sondern Aus- 
dehnung, Schwere, Lokalisation des primären Herdes. Der Kolibazillus 
verschwindet gewöhnlich rasch- aus dem Blutstrom. Hoher Leukozyten- 
gehalt (1500038000) erwies sich immer als günstiges Zeichen. Metastasen 


in etwa1/, der Fälle, relativ häufiger in Genitaltraktfällen. Mortalität 329],. 
(Journ. amer. med. ass. 1924, 18. 


~ Daly: Fast jede Frau mit einer organischen Herzkrankheit kann 
unbeschadet dieser Läsion eine Schwangerschaft durchhalten. Unter- 
brechung zur‘ Lebensrettung oder Vorbeugung eines Herznachlasses ist 
selten nötig. Letzterer kann vielmehr unter Fortsetzung der Schwanger- 
schaft in den meisten Fällen kompensiert werden. Abort oder Entbindung 
bei einem Nachlaß, wenn nicht schon Wehen da sind, ist nicht weise, da 
hierdurch der an sich schön geschädigte Herzmuskel noch empfindlicher 
geschädigt wird. Nach der Schwangerschaft: ist das Herz so wirksam wie 
vorher. Bei solchen, die sonst keine geburtshilflichen Komplikationen haben, 
ist Entbindung unter Äthernarkose die gegebene. (Journ. amer. med. ass. 
1924, 18.) 


Nach Symmers muß die Annahme, Hodgkin sei meist in den Hals- 
iymphknoten evident, verlassen werden. In manchen Fällen sind sie über- 


haupt nicht vergrößert. Häufiger ist die Vergrößerung der Abdominal- 
und auch in Verbindung damit der Thorakallymphknoten. Die Haupt- 
angriffspunkte sind die Lymphpakete des Abdomens, Thorax, Nackens, 
Achsel und Leiste, ferner des Hülfslymphsystems einschließlich Milz, Leber 
und anderer Lymphansammlungen in verschiedenen Körperteilen, während 
die Masse der Lymphfollikel in der Submukosa des Gastrointestinaltraktes, 
der Respirations- und Urinalorgane verschont bleiben. Das provozierendo 
Agens hat also eine gewisse Vorliebe für einzelne Gruppen des Lymph- 
gewebes, eine Bigentümlichkeit, die Hodgkin mit der chronischen lympha- 
tischen Leukämie teilt. Vorherrschend werden andere Organe als die 
Lymphknoten befallen: Milz, Thymus, Leber primär; die ersteren erst 
sekundär. Auch die Skelettmuskeln können Destruktionen unterliegen, 
Pektoralis, Vorderarm, Psoas. Hinsichtlich der Reaktionen in den Lymph 
knoten und im Knochenmark besteht ein gewisser Parallelismus mit der 
myelogenen Leukämie. Diese beiden Krankheiten sind vielleicht nur zwe 


verschiedene Antworten auf dasselbe Agens. (Amer. journ, med. 50. Phils 
delphia, März 1924.) 


Bi: von im Fällen v von n Gallenblasenaffcktionen bis; zu 125 durch: 
"Eis Die Abwesenheit des Vorwiegens des Gesöhlechts bei ` 
e stützt die Infektionstheorie der. Ätiologie der akuten und |. 
. chronischen, kalkulösen und nicht kalkulösen . Cholezystitis.- Tonsilläre 
Sepsis, "Appendizitis, Gelenkrheumatismüß; :. Grippe. spielen‘ eine . wichtige . 
- "Rolls; .Typhus weniger. Junge Leute‘ ‚mit kongenitalem 'hämolytischem |}. 
Ikterus, mit hypertrophischer biliärer Zirrhöse, - Splenomegalie haben’ häufig I 
*.Gallenblasenkrankheiten gewöhnlich mit ‚Steinen. Ikterus in 33—40°%). 
‘Das klinische Bild war bei beiden Geschlechtern - häufig. unklar. Bei. | 
+ Männern gastrische Klagen in 309/0. Bei jungen. Frauen freie Kolik. und. | 
Iktarüs selten. Das Bild des Ulkus war ‚weniger. häufig. Wohl aber ein | 
„„Astülnter Typ der Dyspepsie. (Ann. clin. med., Baltimore 1924, 2). | 

.=Bland; Akzidentelle Okklusion. des Ureters ist nicht selten. Meist, 


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"steht nach‘, vori:  eneizt 1 Enio. ma Hüfte der. etäzierten Seite gebeugt, nur: i EREA 
die Zehen ‚berühren‘ den Boden, - ‚die Hand. in den Rücken gestemmt, Druck- <. VEIRE, 
punkt ` im Grübchen. ‘beim Gelenk. . Lisndenwirbelsäule. steif und: konkav : N EI EHE 
nach .der lädierten Seite.: Liegend ergibt die“ 'Abdominalpalpation: ‚den -~ MERE SE 

, Baorschen Sakroiliakalpunkt:, auf einer Linie 5: em unter dem Nabel bis WER 

żur Spina ant. sup., der. sebr- empfindlich.: ' Beim. Sitzen ‚Gewicht auf dem In EM 
‘Tuber. ischü: der’ ‚gesunden Seite, . Ist dieser. ‘Punkt gefunden und. der NER EERE 
‚Schmerz läßt nach bei Druck: auf die. Spina ` ant: sup: nach rückwärts: oder A ARCI 
aufi die Spina post. sup. ‚nach vorwärts, so. ist :die' Diagnose sicher. "Ferner: FUE 
Lasögue auf der gesunden Seite, bis die Schmerzgrenze erreicht: ist, dann | 
Vergleich damit auf der kranken Seite und bei Erreichung. der :Schmerz- fi 
grenzen: Dorsiflexion des Fußes: ‚nimmt. dabei. der. Schmerz zw — :Ischias ; REN 
wo nicht — ` Sakroiliakalgelenk. 'Letzteres auch bei Zug am Tuber, ‚wenn HER 


Be T 


1 i sgr J | À Amen: E S to t AHi ahi DE E e A ER ` 
er i Yan E A SAE E ON a ERA EA en Aa EN sipo, SI ' EP ea Da np are neh, 
: Si ' N y? 3 ; (N PR N aE EMENN ID 
N T Te EA “on Be . Be Pon A F Baa 8 Rau: En et ee E = Feier a . t REDE ur . ! 22 $i DIAT lan fi 
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BG ee, en N BE RER de EA Te, a a N n . NE Ener Sr own A R RES ii i ; j 5 ' i en Es A Sn ae EHE ES il: 
E e ae Ge er i - Le `, 2 E et a e a i , ; re a E E ENRUTE LEE RE ML FTSE NE TE 
a te a B 5 . i g z 3 $ x A y u i TOR A . 2 Patien i EE s ‘ oo. ; ae -o zs Ais pe ry tap oE 
Bu ' a de Mr, -.. E R $ E e ‘ A . e i = RATS Rh o petion j Aa f g ' a m pr si . $ Jbg sa re AN gy: 
i ` Tnn Aea < ao N š Ea g mE ae: se N we * 5 . oo: ; è ee a T -b 2 et 119 ENE AET OE AE HE 181.108 uti 
x R A p a Darytas Tors n 5 AL i ; pi — , T. ol... E re ` um ie DR Ean g © EEE E EA p E u EN IHi 
~” 3% - ae ` z - ’ gs wer ER Er Ze; * € : 3% ; z 3 ’ TRELA ` LEER je s . ee Zr ze y Ta na De i nyi a . N z . Se poo en pe { C nad HE R t HI 
v = E PR Shi l i K $ ` oe ` ; i ' n aie ra re er 2, a BILD ATAN A 3 ; 
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$ 3 ETF E > A [Zu ` = BAR = z ` ’ 7 , en Sp RE 2 v8 “ 7 . PE E u Er er ok, 47 LET DE HE DE eh ie 
S RS 15 Eea a on oT GESSI ý i A i R . - i 5 . Be r an . 2. f s re ! Er A: r Zr et T Ai FE Miu y E LENY En 
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BT 'hirurgischen Eingriffen, vaginaler oder‘ abdominaler. Hysterektomie,. | |. dieser schmerzhaft. Ähnliches ergibt dieselbe Untersuchung bei Lagerung _ MEIEN i 

- tiefe” pelvische Operationen. Meist einseitig, - in 1, etwa béiderseitig. | auf der. ‚gesunden | Seite. Of -lösen ` Manipulationen- ‘auf. dieser Seite iR H 

. Nörtalität in beiderseitigen Fällen 33 as in. ‚einseitigen 18%. (Atlant, | Schmerzen auf dor affizierten ang ‚Einfaches Heilmittel: ein entsprechender. Maiar an ; 
md Joum, Harrisburg 1924, 27.) = + ` Gürtel, sn en > E M e W Sohnizer. R EAE AIEE E viN 
n : Hall: Schmerzvoller abdominaler Myoklonus ist inter arklshendie d | | ° se > I ee on ei ee Oel: le w 
` gjin bei epidemischer Meningitis. Meist. ‘den Rektus. oder Obliquus | Ze N e e A RE RAe BE l A N | 
- .externns betreffend kann er ein- oder beiderseitig sein, ‚abwechselnd mit | a ee a ea IE RUSS EH EEEN 
Pain (Lancet, London 1924, 1). 0 . Therapentische Notizen. ea NE a ei 
Alderich und McLure beschreiben die prognostische Bedeutung r, E ne ko Er Mhina en beii A Anl 
Sa Antradermalen Salzlösungsiniektion bei- Nephritis.‘ Es werden 2/0 com | I RE Fr auenkrankheiten. be BE RHR G ade af un Hi 
diner 0,8%/oigen NaCl-Lösung auf der Beugeseite des Vorderarms so injiziert, Pust (Jena) lehnt fast jede intrauterine Behandlung a Tit alle. ` I Neun d Kal: 
„daß mån die Mündung der Nadel durch die Haut durch sieht. Je größer nicht fieberhaften, nicht. gonorrhoischen Erkrankungen. des Endo- ERSTE a Kuh ih 
‚aun.das Ödem, um so kürzer ist die Zeit, in der die Quaddel verschwindet metriums. gibt es nur eine schonende Behandlung: die'Kürette.- In geübter IKB lin 
-` und-umgekehrt. Wenn diese Probe bei‘ Kranken gemacht: wird, die ein.] Hand kann sie richtig indiziert und dosiert werden: Im, übrigen: keine jis HESS, P Bl 


“ ‚Odem:entwiekeln, so geht die Reduktion der Zeit, in. der, die Quaddel ver- 
- söhwindet, dem Ödem einige Tage voraus. Bessert sich: das Ödem, so- 
a . ninmi diese Zeit zu, bevor irgend ein Zeichen der Besserung deutlich wird. | 
In manchen Fällen dauert dies bis zu 60 Minuten, Irgendwelche Be- 
E siehungen zur Albuminurie bestehen. nicht, wohl aber ein ‚Parallelismus,. 
= zwischen der Kurve dieser ‘Zeit und der. Urinausscheidung. ‘Die, Verfasser 
halten: diese neue Methode für außerordentlich ‚wichtig. und ‚sicher bei 2 
lat der Prognose. (Journ. amer.. med. ass. 1924, 18.) ` ie aN 
Ti „Es gibt nach Wharrey Fälle von schwerem Ohrenklingen. Antalge 
a a m Kohen oder niederen Blutdrucks, im letzteren Falle ‘gewöhnlich beider- ` 
a-  . witig, ‘Natürlich kann in beiden Fällen auch eine Ohrläsion 'mitvorliegen, I 
nn ""Polypen, Verschluß der Eustachischen Röhre, ‚Ist dies bei niederem Druck 
z >. dee-Fall, so findet man den Tinnitus gewöhnlich auf der Seite der Läsion. . 
rn  Insölekien Fällen ist erst die Ohrschädigung zu beseitigen. . Zur Beseitigung ` 
3i >, des “hohen Blutdruckes: Nitfoglyaerin hoo. Grain A = 200 (Lancet 
o m, 18) | 
a :‘Yiolle schreibt über. EA Posologie der Getränke: Bei kardio- | 
 viskulären Affektionen sollte der Patient "Getränke liegend nehmen, und | 
` awar morgens beim Erwachen - und: abends: vor dem Schlaf, in kleinen 
3  Qnantitäten, nicht während der Mahlzeiten. Bei. ‚ verzögerter- Absorption wa. 
j |, Yom Verdauungstraktus kann ‚Magendilatation vorliegen:. dann Getränke in | 
- ‚Kleinen abgeteilten Dosen, liegend, lange nach der Mahlzeit. Bei intestinalen 
Börngen, wie profuser Diarrhöe, keine Reduktion, aber so verabfolgt, daß- 
a; gesamte 24-Stundenquantität des Harns möglichst der normalen nahe- 
r kannt, Eine normale Niere hat: nämlich eine große: funktionelle Elastizität | 
: wd;pat sich den Anforderungen an; eine. kranke sezerniert -ohne jede, | 


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ch emischen. Mittel in. das Uterumkavum. Bei‘ gesundem“ Endometrium 
sind sie “überflüssig, boi- krankem ‚gefährlich. In die kranke: Gebärmutter ' 
‘gehört auch kein mechanisches- ‚Mittel, ‚kein Pessar, kein, Röhrchen, . - | 
. kein Fruktulet. Die gesunde verträgt sie, wenn der zervikale Schleim- BER 
.pfropi- nicht beeinträchtigt, >A: he 'bakterizid intakt ist- (die 
bakterizide Kraft des Schleimpfropfes ist enorm). . Das. im Einzelfall vorher 
‘richtig - einzuschätzen erfordert große Erfahrung. Wird.die mechanisch: und - - 
"bakterizid. abschließende Wirkung des zervikalen. Schleimptropfes nicht 0 alt) 
gestört, so ist die Methode‘ brauchbar. (M.m.W. 1924, N28) 00 län ICH 


Acykal, eine ‚organische ‚Silberzyankomplexverbindung wit einem ` 
Gehalt von 54,30), Ag empfiehlt. W: Roller (Potsdam) in einer Kon- ` 
‚zentration von-1:10000 bei Operationen als-Scheiden- und Uterusspülung, 
bei ‚Zystitis. und nach Protatektomie als Blasenspülung; ‚ferner nach jeder 
- Abortausräumung und jedem 'Kürettement, bei septischem Abort: heiße 
Uterusspülung (etwa 50°). Die‘ "Wirkung: des Acykals ist. ähnlich: wie die ^ 
des Cholevals, bei fehlender Eiweißfä ällung. auf die desinfizierende, ätzende 
"und adstringierende Eigenschaft der Silberkomponente zurückzuführen. : Das. 
Mittel us lhr „keine Lu auf ‚der Wäsche, er mW. 1924, Nr, 24.) 

| F. Pono 
_ Infektionskranliheiten. ` u; X e ` 


l _ Über die Behandlung des Maltafiebers verbreitet sioh deP Sn arro yo 
eingehend. Zunächst bespricht; er die Serumtherapie: ‘Man injiziere am. 
ersten Tage 20 ccm, weiterhin alle 1—2 Tage 10 ccm Heilserum und’ zwar 
subkütan, intramuskulär : oder intravenös (letztere Anwendung bildet die ` 
` Ausnahme): : Bei der Serumtherapie werden als N ebenwirkungen: beobachtet: 


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e "Rücksicht auf die gestellten, Anforderungen. 'nur- ein ganz. einheitliches” i örtliche ‚Reizerscheinungen, Erytheme, Fieber, Gelenkschmerzen usw. .: Dazu $ 
si. Quantum. In pathologischen Zuständen, besonders’ der Leber, wo eine. |: kann eine örtliche Anaphylaxie (typische Pseudophlegmone): bei wieder- 


holter Injektion treten. Auch die ‚Vakzinebehandlung (1000—2000 Millionen. 

|’ Keime) zeigt - allerlei örtliche” und allgemeine Nebenwirkungen. (Fieber, 

Tachykardie, Erbrechen, '‘Albuminurie); ` es scheint die Vakzinethierapie in 

-der akuten Phase ünd bei ungenügender Anwendung (bezüglich Dauer und. 
Dosierung) oft zu versagen. Von chemotherapeutischen Agentien- ist, am 

‚ meisten vom Neosalvarsan zu "halten: Man beginnt mit ‚kleinen Dosen (0,15) | 
intravenös, steigt dann auf 80—45. cg und verbraucht im ganzen 3—4 g. 2 
Die genannten Behandlungsarten können auch. kombiniert. werden. :Die ER 
symptomatisohe Behandlung (Bäder, feuchte Packungen; Arzneimittel) sind 

von untergeordnetem Wert.‘ ‚Die Nahrung sei der Toleranz des Patienten 

| angemessen; Milch als alleinige. Nahrung. genügt nicht. Bei hohem ‚Fieber 

empfiehlt sich ‚Bettruhe., (El Siglo. med, 1924, i 53 u. 85.) . 

ee S :  - Bach em. (Bonn). - 
"Intralumbale, Dispargeninjektionen bei Meningitis cerebrospinalis 


-portile Hypertension vorliegt, ist besondere Vorsicht nötig; ‚weil. hier. reich-. 

‚liche Elimination erfolgt. Hier ganz ‚besonders nicht zu den Mahlzeiten, 

am nicht zur portalen Hypertension noch eine: physiologische zuzufügen; 

Ä „mir 80: kann physiologische Opsiurie vermieden werden. (Lancet, 1924, 20.) 

> 2 Über symptomatische Ischias und Erkrankungen des Sakroiliakal- i 

ie schreibt Mennell: Letztere. sind wesentlich weniger selten, als | 

` aio diagnostiziert werden. Lumbosakralverstauchung ist- ein. mehr weniger 

-Ohronischer Zustand infolge Akzentuation der normalen Kurve, aus- | 

‚Aobrochener Lordose oder des Gegenteils des flachen Rückens, des vertikalen ` 

er a na Ersteres ist fast immer Folgé der Haltung und selten akut außer 

; ennisspielern, Auch die letztere ‘ist gewöhnlich durch Lage und 

E osoh und kann. bei nicht genügend unterstützter Lenden- 

Akte è nach längeren Narkosen beobachtet werden. In beiden Fällen 
ee , | ückenschmerzen, die namentlich im letzteren Falle in die Beine 

dam on. Man muß den Rücken erst im Sitzen, dann im Stehen besehen, empfiehlt 0. Buß (Bremen), In 8 F ällen- zeigte sich: trotz. 3. Wochen langer 

in nn übergeneigter Haltung unter- Nachrückwärtsstrecken der: ge- | Behandlung mit täglichen. Injektionen. von Meningokokkenserum. intralumbal, 


“Streokten l 
ar a Beine und Erheben des Rumpfes. ‘Außer den durch ‘Röntgen | intravenös. und intramuskulär ‚und zahllosen ; Lumbalpunktionen‘ keine 


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j! ri i e Anden Vergrößerungen 'oder- Frakturen der Processi trans- Besserung, aber nach 4 intralumb alen Dispargeninjektionen erfolgte HA o 
A; ann sioh Ba kommt die. sakroiliakale Verstauchung in ‚Frage. - Sie völlige Heilung. (Bei septischen‘ Aborten, Puerperalfieber, eitrig er’ gonor- È ae 
"richt % akut oder langsam entwickeln; einer großen Gewalt: bedarf es ‚rhoischer Salpingitis haben sich. intravenöse. Dispargeninjektionen sehr i a EE ene i 

P dazu: ein Ausrutschen ev. mit einer Last usw. Diagnose: Patient. | bewährt.) ‚Mm. mW. 1924,. Nr. = rs ie ee, | EU EIERN 
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‚med. Wschr. 1924, Nr. 20.) 


1156 


Zur Bekämpfung der Maserninfektion im Säuglingsalter empfiehlt 
S. Buttenwieser (Berlin) ‚angelegentlichst die Degkwitzsche Methode. 


Hierbei wird durch Einspritzung von 3—4 ccm Masernrekonvaleszenten- 


serum während der vier ersten Inkubationstage der Ausbruch der 
Masern verhütet. Das Serum wird 8 Tage nach der Entfieberung bei 
komplikationslosem Masernverlauf. den Rekonvaleszenten entnommen. (Eine 
sehr große Zahl von Kindern in den beiden ersten Lebensjahren wird durch 
Masernbronchopneumonie weggerafit. 


Kinder. an Masern als an Keuchhusten, Scharlach, Diphtherie zusammen.) 
(D.m.W. 1924, Nr. 26.) | F.Bruck. . 


Allgemeine Therapie. 
L. v. Gordon bespricht die Behandlung des Heufieberleidens, das 


er für eine fanktionelle Neurose des vegetativen Nervensystems mit niedrigem 


Blutkalkspiegel, wohl bedingt durch Veränderungen des endokrinen Systems, 
hält. Nach Besprechung der verschiedensten Mittel empfiehlt Verf. be- 
sonders Calc. chlorat. Lokale Behandlung wird vom Verf. mit Rhinovulin- 
Crème bzw. -Emulsion geübt, sowohl an der Nase als auch am Auge. 
Ferner bewährte sich Vibrationsmassage der Nasenschleimhaut sowie lokale 
Applikation von 1°/,iger Optochinlösung. Eventuell kommt Behandlung 
mit einer Mischvakzine bei Überempfindlichkeit gegen Bakterieneiweiß in 
Frage, während Verf, die prophylaktische Behandlung mit Pollenextrakten 
für unvorteilhaft und unsicher hält. Die lokale Behandlung krankhafter 
Veränderungen der Nase muß in der anfallsfreien Zeit erfolgen. (Schweiz. 


| | ' Munoke 
Zur Luminalbehandlung äußert sich Gerhard Stroomann (Bühler- 


höhe [Baden}). Luminal, das durch Einführung der Phenylgruppe wesent- | 


lich gesteigerte Prinzip des Veronals, ist als stark wirkender Körper 
anzusehen. Es kommt häufig zu Exanthemen, Blutdrucksenkung. Da 
es als Kapillargift gelten kann, sei man sehr vorsichtig. bei Arterio- 
sklerose, erhöhtem Blutdruck und stärkeren vasomotorischen Störungen. 
Hier kann Medinal viel unbesorgter gegeben werden., Die Beobachtungen 


des Verfassers beziehen sich nicht auf die genuine Epilepsie, sondern auf 


den Gebrauch des Luminals als Hypnotikum und bei Migräne. Nach 
Einzeldosen von 0,1 bis 0,2 kam es wiederholt zu einer kurzen Rausch- 
empfindung, zu leichtem Schwindel (Taumeligkeit), zu leichter Ataxie 
(deutliche Gehstörung). 


einer Abnahme der psychischen Leistungsfähigkeit 
(Hemmungen, Gedäch 


Nr. 26.) | F. Bruck. 
Die starken desinfizierenden Eigenschaften des Trypailavins haben 


A. Rothacker (Gera) veranlaßt, das Mittel auch als Gurgelwasser an- 
zuwenden. Er gibt von der 1/,%/,igen wäßrigen Lösung 20 Tropfen auf 
ein Glas heißen Wassers zum Gurgeln bei Anginen jeglicher Art und 
Pharyngitis. Auf Grund zweier guter Erfolge, die er mit diesem Verfahren 
auch bei Diphtherie erzielte, empfiehlt Verfasser bei Anfangsfällen von 
Diphtherie bis zur Feststellung der bakteriologischen Diagnose und bei 
der Behandlung schon gespritzter Diphtheriefälle das Gurgeln mit Trypallavin 
zu verordnen. (Fortschr. d. Med. 1924, Nr. 2.) |. 


kommen 


2 


| Augenkrankheiten. 


Ratera gelang es, einen Fall von retrookularem Fibrom mit Röntgen- 
strahlen zu heilen. Der Tumor saß in der rechten Augenhöhle oben und 
trieb den Bulbus etwa 2 cm vor. Die Behandlung begann mit 5 X-Einheiten 
(4 mm Aluminiumfilter) unter Schonung der Umgebung an 2 aufeinander- 
folgenden Tagen. Nach einem Monat war der Exophthalmus schon be- 
deutend verringert und die zweitägige Röntgenkur wurde wiederholt, und 
nach einer nochmaligen Behandlung einen weiteren Monat später. war der 
Exophthalmus überhaupt ganz geschwunden. Dieser Zustand hielt auch 


auf die Dauer (5 Jahre) an. Außer vorübergehendem Ausfall der Augen- 
brauen waren keine Schädigungen oder Nachwirkungen zu beobachten. 
(El Siglo med. 1924, S. 644.) 


= Bachem (Bonn). 
Ameuille hat nach der Ablation eines Katarakts einen unaufhör- 


lichen Tränenfluß, der sich gegen jede Medikation rebellisch verhielt, be- 
obachtet und sah diese Erscheinung sogleich verschwinden auf eine intravenöse. 
Injektion von Kalziumehlorür in der üblichen Dosis, die noch einmal 
wiederholt werden mußte nach 48 Stunden und nach 6 Wochen. Er er- 


wähnt gleichzeitig, daß er auch bei Diarrhoe und Erbrechen der Tuberkulösen | 


und Hämoptysie ebenfalls vorzügliche Erfolge damit zu verzeichnen hatte. 
(Pr. méd. 1924, 31.) v. Schnizer. 
Das neue Lokalanästhetikum „88 G.“ von der Gesellschaft für che- 
mische Industrie in Basel untersuchte U. Lüssi (Basel). Es ergab sich 
in der Augenpraxis mit der 2°/,igen Lösung eine gute Anästhesie, die für 
die Sprechstundenpraxis ausreicht. Es tritt rasche Anästhesie ein, Druck- 
steigerung fehlt, weswegen es besonders bei glaukomatösen und glaukom- 


verdächtigen Augen ausschließlich verwandt wurde. (Schweiz. med. Wschr 
1924, Nr. 25.) 


i Muncke. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIR — Nr.38. —_ 


Nach Pfaundler: sterben mehr | 


sonstigen Überschriften durchweg gehaltvolle Abhandlungen ‚nachfolgen, 


Bei chronischem Luminalgebrauch kann es zu 


tnisstörungen, Ungeschicklichkeiten). (D. m. W. 1924, | behandlung auf eigene Faust herumzuexperimentieren, bis er den Schaden 


| "Bücherbesprechungen. | i 


Mayerhofer und Pirquet, Lexikon der Ernährungskunde. 1.Lieferung 
144 Seiten. Wien-Leipzig-München, Rikola Verlag. a 
` Für die neue Wissenschaft der Ernährungskunde wird von den. 
Herausgebern ein nach Inhalt und Anordnung ebenso reichhaltiges wie 
eigenartiges Buch geschaffen. Sie haben Mediziner und Volkswirtschaftler, 
Botaniker und’ Zoologen, Männer aus praktischen Fabrikationszweigen, 
Historiker und. Vertreter der Sprachwissenschaften herangezogen, um in 
einem Lexikon das Wichtigste von alledem zu vereinigen, was sonst nur 
verstreut, unvollständig und unter großen Schwierigkeiten von dem ständig 
wachsenden Kreise der auf diesem Gebiete Interessierten gefunden werden 
kann. Zwischen dem Aal und dem Butterschmalz, die die vorliegende 
erste Lieferung eröffnen und‘ beschließen, findet man je nach der Be- 
deutung der Materie mehr oder minder ausführliche Auskunft über Abfälle 
und Antilopen, Agar-Agar und Affen, Arsen und Angebot (Begriff aus der 
vergleichenden Ernährungslehre), Appetit und Arbeitstierefütterung, Back- ` 
hausmilch und den Bären in seinen verschiedenen Arten, Bantingkur und 
Bergins Benegkt, den Verfasser einer 1792 erschienenen Zusammenstellung . 
über die Leckereien, Bienenzucht und Bier, Bovist und Braten, Brot und 
.Büffe, Die Nennung dieser wenigen Stichworte, denen ‚wie auch den 


mag die Vielseitigkeit des Werkes dartun. Emil Neißer (Breslau). 


C. v. Noorden und S. Isaac, Verordnungsbuch und diätetischer Leit- 
` faden für Zuckerkranke. Mit 149 Kochvorschriften. Zum Gebrauche 
- für Ärzte und Patienten. Berlin 1923, Julius Springer, 2 
' Dom häufig geäußerten Wunsche von Patienten der v. Noorden- 
Lampeschen Privatklinik in Frankfurt, das ihnen übergebene Verordnungs- 
heft im Buchhandel erscheinen zu lassen, kommen die jetzigen Klinikleiter 
nach. Sie betonen scharf, daß das Büchlein sich zwar an Ärzte und 
Patienten wendet, aber nur dann brauchbar ist, wenn des Arztes begleitende 
und ergänzende Verordnung die für den einzelnen Kranken und den je 
weiligen Zeitpunkt zutreffende Kostform auswählt, Mit leisem Zweifel, ob 
nicht doch manch ein Diabetiker gerade.in der jetzigen Zeit des so beliebten. 
_Arztsparens den Versuch machen wird, an der Hand- eines auch für 
_ Patienten bestimmten Buches des Frankfurter Meisters der Diabetes- 


(vielleicht zu spät) merken wird, begrüßen wir doch dankbar auch dieses 
Werkchen. Es bringt Ärzten und Zuckerkranken die üblichen Tabellen 
mit wertvollen Ergänzungen und Erläuterungen von besonderer Prägung, 
gibt wohlerwogene Winke über die Anordnung von Mahlzeiten, die sich 
teils nach dem Geschmack und der allgemeinen Lebensweise, teils -auoh 
nach der jeweils gültigen Kostform richten müssen, dann eine Übersicht 


‘über die verschiedenen Kostformen,. die für die Behandlung von Zucker- 
kranken in Betracht kommen, ferner vielfach erprobte Kochvorschriften und 


Emil Neißer (Breslau). 
Arbeiten aus dem Neurologischen Institute der Universität Wien. Bd. XXY, 

- 2. und 3.Heft. Leipzig und Wien 1924, Franz Deuticke. M.21,— 
Die Schwierigkeit der Materie, die nur Spezialisten unter den Spe- 
zialisten ganz zugängig ist, verhindert leider ein genaues Eingehen auf 
diese wichtigsten histopathologischen und anderen anatomischen Arbeiten, 
für deren Wert neben den Namen einzelner Verfasser der Leiter des Wiener 
Instituts für Hirnforschung, Otto Marburg, bürgt. Als für den Praktiker 


bewährte Bezugsquellen. 


| und praktischen Neurologen wichtigste Aufsätze nenne ich hier: Naito: 


„Zur Frage der zerebralen Fettsucht“ (fragliche ursächliche Bedeutung Yan 
Tumor, Lues, Hydrozephalus); Spiegel und Saito: „Beiträge zum Studium 
des vegetativen Nervensystems“ (vorsichtige Wertung der Erregung Yeg% 
. tativer Zentren durch Hormone, experimentelle Untersuchungen über den 
vestibulären Pupillenreflex bei Durchsohneidung des hinteren Längsbündels); 
Oseki: „Salvarsanschäden des Rückenmarks“ (bei vorher krankem Nerven- 
system gelegentlich reaktive Reizung, bei vorher gesundem Parenchym 
Schädigung unter dem Bild der Landryschen Paralyse oder malazisoh® 
Entzündung); Takase: „Zur Pathologie der periodischen Psychosen“ (mit 
anatomischer Projektion auf die Areale der Hirnkarte); Spitzer: „Anatomie 


und Physiologie der zentralen Bahnen des Vestibularis“ (umfassender Fort- 
bildungsvortrag). 


Kurt Singer. 
Schiff, Hypophysenpathologie. Wien-Leipzig 1923, Moritz Perles. 
In das schwere Gebiet der Hypophysenphysiologie und -Pathologl® 
leuchtet Schiff mit einem an Erfahrung reichen Blick. Der Vortrag ent- 
hält eine Synopsis all dessen, was wir heute von den Funktionen der 
gesunden und kranken Zirbeldrüse wissen — oder zu wissen glauben. 


40 Seiten kann man über ein so schweres Gebiet kaum klarer, kaum aus- 
führlicher schreiben. 


Kurt Singer. 


17. August J f 


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= reichen‘ gefallenen Kameraden. . 


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Frankfurt : a. M 


| Be Ärztlicher Verein. 


 psych 
„neuere 


Hysterie, deren therapeutisches Ergebnis die’ Psychokatharsis würde, . Diese 


Fallen | ‚Vorzügliches leisten. Hierfür 2 Beispiele: 1: 20jährige Kassen- 


beaintin, nervös völlig unbelastet, bekommt epileptbide Anfälle, nachdem 


Sitzung vom 30. Juni u 
Unger: Zur Psychotherapie. a), Kasuistische Beiträge" zur 
‚ökökakhartischon Behandlung. Eine wesentliche Wurzel der’ 
n Psychotherapie sind die Breuer- Freudschen Forsehungen über 


jean einem Tage im Beruf einen epileptischen Anfall. und‘ einen Er- 
= rägungszustand bei einem Kriegsbeschädigten gesehen hat. ‚In der Hypnose 


. bei-Rrinnerung an diese Erlebnisse heftigster Affektausbruch, in: weiteren 


ypnosen stets mit denselben Schreien, mit: derselben Mimik und. den- 


selben Worten wiederholt, aber jedesmal an Intensität deutlich nachlassend, x 
` s0. ‚dab in der letzten (9.) Hypnose kaum noch eine, Spur von Erregung 


Kongreß und Voreins-Berichte, ch = A 5 nn 


‚leichten Typhus sehr.quälende Harnverhaltung; . Er, ist kurz vor ‚ger Er- 
krankung unter den primitiven ` ‘Verhältnissen einer. ‚Sommerfrische'. einmal 
beim ‚Wasserlassen durch eine: Schwester. in Tracht ‚gestört worden und 


I war davon ‚aufs einlichste ‚berührt.‘ Das. vorher ‚un ehemmte Drinieren 
"Methode ist in der Entwicklung der Freudschen Lebre weit überholt, 7 P 15 


‚sollte‘ aber weiter ernste Beachtung finden, ‘denn sie kanà in "geeigneten | 


m -erkennen ist, obwohl Worte usw. die 'gleichen wiò zu Anfang ‚sind. 


~ Heilung, — 2. 2öjähriger Oberzollsekretär hat als 16 jähriger Kriegs- 
freiwilliger die blutigen flandrischen Kämpfe im Herbst 1914 mitgemacht. 
Seitdem nervös, reizbar und deprimiert, Zitteranfälle im linken Bein, Geh- 
“;störung. Hierfür bei wiederholten Untersuchungen keine organische Grund- 
lage gefunden. In 19 Hypnosen während vierteljähriger 'Sanatoriums- 
. behandlung wird überaus reichhaltiges,’ 
.Erlebnismaterial zutage gefördert. 


stark affektbetontes verdrängtes- 
Besonders erweisen ‚sich als pathogen- 


8 Szenen: Sturmangrifi mit Verwundung der Lendengegend; 5 Tage. langes: 


_ hilfloses Liegen zwischen den feindlichen Linien neben sterbenden Kameraden; 


"Rückkehr | in die Heimat mit Fragenbestürmung durch Angehörige der zahl-- 


Nur ein kleiner Teil: des Erlebnismaterials 
‚di in'bewußter Erinnerung wiedergegeben. 


Der überwiegende Rest, ‚vor 
allem-aber die ungeheure Wucht der begleitenden Affekte, kommt nur-in 


“der Hypnose und in den während der Behandlung zahlreich auftretenden 


Saan Erinnerungsträumen zum Ausbruch. Weitgehende Dissoziation 


‚der Persönlichkeit nachweisbar. Starke. Beeinträchtigung des Allgemein- 
beindens und Verschlimmerung der Gehbeschwerden während der Kur. 
eine Verminderung der Affektausbrüche, also kein eigentliches Abreagieren 
 Aiklbe Nach Abschluß der hypnotischen Behandlung 2 Wochen all- 


gemeine Kräftigung, daneben akzessorische Psychotherapie: Belehrung, "Pr 
Zunächst 
es sei nun der krank- 


- weltänschauliche Erörterungen, Beschäftigung, Geselligkeit u. dgl. 
ungebessert entlassen, jedoch mit. dem Hinweis, 
` machende Seeleninhalt ins Bewußtsein gehoben. und somit für die eigenen 
' > seelischen Energien des Kranken angreifbar gemacht. Anleitung zur 
eigenen bewußten Bewältigung dieser Erlebnisreste. In den nächsten 
` Monsten gelingt diese Bewältigung vollkommen. Pat. ist in der Stimmung 


"gehoben, wenn auch weiter ernst, tut schweren Außendienst, kann stunden- 


lang: laufen, reiten, Bürodienst machen. Somit Heilung nach 9jährigem, 
‚beinahe existenzvernichtendem -Bestehen der Beschwerden. '. - | 

b) Zur Methode der psychologischen Analyse. Die Freud- 
sche‘ Lehre hat sich von. der Psychokatharsis' zur tieferschürfenden und 


s 


-  weitergreifenden P sychoanalyse, dann schließlich zum geistvollen psycho- 


genetischen und philosophischen System entwickelt, das die Welt der 
seelischen Werte auf dem Lustprinzip aufzubauen. sucht und weit über 


Se Beteich der Medizin hinausgreift. Zweifellos. wertvoll für ‘den Arzt 
sind’ hierbei der überzeugende Hinweis ‚auf die’ mächtige Rolle des Un- | 


En und die der Affekte sowie die inhaltliche Determiniertheit des 
Prem. Kritische Vorsicht fordern heraus die Überbetonung des 

| E= en, dio dogmatische. Symbolik und die. eigentliche Methode der 
' “Fehosnalyse, Gegen die unterschiedslose Anwendung der psycho- 
a gleichgültig, wenn der natürliche Zustand, in dem stets 
ausgesetzt ist Teil der Seeleninhalte dem Scheinwerfer des Bewußtseins 
attig ‘tief ist, durch langdauernde Analysen gestört wird; es sollten der- 
i greifende Operationen wie auf’ somatischem Gebiet nur nach 
nger Indikationsstellung vorgenommen werden. Sodann spricht aber 


auch gegen die unterschiedslose Anwendung der psychoanalytischen Methode 


d 

a daß jeder einzelne Psychotherapeut bei der langen Dauer 

Nöte behandlung und der Gesamtkur jährlich nur etwa 1—11/, Dutzend 
er behandeln kann, so daß diese Behandlung nur solchen Kranken 


zugänglich a an | 
uige He, die über boss viel. Geld und Zeit verfügen. Von. der 


‚kein: Aennenswerter 
Simei in Betracht, 

 Peütischen Vorteile, 
nutz ar machen, oh 
Müssen? Die Frag 


Teil als Objekt der Psychoanalyse im strengen Schul- 
So erhebt sich die Frage: Kann man die großen thera- 
die sich aus der Freudschen Lehre ergeben, Neurotikern 
ne die angedeuteten. Nachteile mit in Kauf nehmen zu 


'[ zu einem vorangegangenen. ‚psychischen Trauma. nicht auszuschließen ist, 


analytischen Methode sprechen einmal Bedenken der seelischen Hygiene. . 


Masse der behandlungsbedürftigen Psychoneurosen kommt. also 


o ist zu bejahen., a 1. Ein 28 jähriger Kunst“ 


wieder: arbeiten, es war hier im Sanatorium viel schöner.“ | 
geeignet &ingekleidete Gegensuggestion® ist- sofort von dauerndem Erfolg- 


_Perforation des rechten Trommelfells (nach abgelaufener 
‘ohne Schädigung des Gehörs und des Vestibularapparates. zu 6 He 
M rwähnen. 

. Chronologisch: Grippe im März 1920 ‚mit 3 Tage andauerndem mabet 
lMtägiger Schlafsucht und Doppeltschen, . Allmählich zunehmender Tremor 


 übergriff. Im. Jahre 1923 ei Mitlelohreiterung. Seit, 


stockt, sowie er in die ‚Klinik -kommt und: wieder: Schwestern : 'in Tracht 


sieht. Aufklärung. dieses Zusammenhanges und Beruhigung. beheben. ‘sofort 


dauernd den peinlichen Zustand. — 2. ‚32 jährige Handwerkerstochter wird 
-yon Chirurgen geschickt, der. Bedenken hat, eine. in Aussicht genommene 


. Operation wegen Mittelbandtuberkulose auszuführen, Entzündliche Schwellung 


mit zentralem Schorf. Zwei Wachaussprachen i und eine Hypnose. analytisch 
ohne Ergebnis. ‘In’ der zweiten ‘Hypnose auf Befragen: - „Wenn ich krank 
‚bin, ‚geht: der Vater. (werwitwet, von der Pat. schwärmerisch geliebt) mit 


"mir'zum Arzt; ich will ja gern alles aushalten, wenn er nùr bei mir ist.“ 


Aufklärung und Suggestion in der- Hypnose . macht der artefiziellen Hand- 


entzündung ein Ende. — 3. Die oben ‚erwähnte 20j ährige Kassenbeamtin 
bekommt ein Rezidiv ihrer 'Krampfanfälle, das in Anbetracht‘ des beob- 
achteten. ‚vollkommenen Abreagierens 'rätselhaft: erscheint. 


In. ‚tiefster 
Hypnöse wird der Pat. der Zwang: suggeriert, das innerste Motiv. ihrer 
'Neuerkrankung. anzugeben. 
Widerstreben erfolgt schließlich das. leise Geständnis: 


Pat. ist noch heute, 28/, J ahre. später, dauernd frei von "jeder psychogenen 
oder nervösen. Störung. — Selbstfinden eines psychologischen Zusammen- 


hanges durch einen intelligenten und gebildeten Patienten ‚unter ärztlicher 
Anleitung; Aufdeckung eines wenig tiefliegenden krankmachenden Wunsches 


in‘ leichter Hypnose; endlich in tiefster Hypnose gewissermaßen : ‚radikales 


Abtragen’ der verdeckenden ‚Bewußtseinsschichten, direktester Weg. zum 
` krankmashenden Motiv bei- ganz besonders suggeribler Pät. sind also 


beispielsweise mögliche: Wege, die in geeigneten Fällen den. "Reichtum der 
psychoanalytischen Forschung unter Vermeidung: ihrer. Nachteile - thora- 
peutisch nutzbar machen. Eine derartige undogmatische Anpassung an 
die individuelle Lage des Falles scheint ` neuerdings auch bei Peyon 
analytikern, Prenger Observanz Boden. zu u finden, re u 


i 


Prag. { 


Verein deutscher Ärzte, Sitzung vom 20; Ju uni: 1924. 
Bruno‘ Fischer demonstriert: 2 Fälle von ‚Encsphalopathia post- 


 gripposa mit Zwangsbewegungen' des: Kopfes: (Kopfdrehung nach links) 


und manegeartigen rotierenden. Bewegungen (des Körpers nach rechts ‘beim 
Gehen. In dem einen Falle, der im Frühjahr :1920 eino- Grippe ‚durch- 


. machte, traten im Oktober 1923. Zwangsvorstellungen, Zeichen von Grübel- 


sucht auf, denen 2 Monate später eine zwangsweise Drehung nach links 
folgte. Gleichzeitig trat eine, spastische. Pärese im rechten Arm,. 


einhergehende Schreibstörung auf, die die Patientin dazu. drängt, Worte in 
'verkehrter Buchstabenfolge (nicht in Spiegelschrift) mit dem Endbuchstaben 
zu beginnen. Seit 4 Wochen dauernder Brechreiz, anschließend an. eine 
kalorische Vestibularisuntersuchung. Interessant ist, daß 2 Monate vor der 
Zwangsbewegung die Zwangsyorstellungen aufgetreten sind und eine Beziehung 


Der zweite Fall betrifft eine zwangsweise Gangstörung, "bestehend 
in der Unfähigkeit ‘des Kranken, in gerader Richtung zu gehen; dabei 


treten Manegebewegungen, Drehungen des Körpers nach. rechts. auf, die 
‘schließlich. einen hüpfenden. Charakter annehmen undan die Drohungen | 


einer Tanzmaus erinnern; die Drehung beginnt: mit Wendung des Kopfes 


und der Augen nach rechts (oben). Durch ‚starke linksseitige kalorische. 


Spülung ist zeitweise für kurze Zeit ein gerader Gang zu ‚erzielen. Ebenso 
vermag der Kranke beim Stiegensteigen oder nach energischer Aufforderung 


‚manchmal die Drehbewogungen zu hemmen. Von ‚sonstigen körperlichen 


Symptomen’ ist ein rechtsseitiger: Hemitremor, spontanes Schwanken nach 
rechts, ein zeitweiser Blickkrampf nach rechts oben, sakkadierte Augen- 
bewegungen, eine allgemeine. Steifigkeit des Körpers und eine trockene 


Mittelohreiterung) 


im rechten Arm, der im Läufe von 3 Jahren auch’ auf das rechte Bein 


die erwähnte or Gangstorung: 


schriftsteller, der bei’ seiner guten Allgemeinbildung auch die ‚Prinzipien 
| der Freudschen Lehre ‘kennt, findet unter Anleitung in. ‚zwei ‚kurzen Be- 
sprechungen die psychologischen. Grundlagen für eine ihn-im, Verlaufe eines 


Unter mimisch ‚sehr , deutlich. erkennbarem - 
„Ich wollte nicht. 
Psychologisch: 


in den.. 
letzten Wochen Zittern in beiden Beinen und eine mit Zwangsvorstellungen‘ 


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‚starre. 


‚3 Jahre. 


i 10% — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 83. 


Es ist hier kaum einé 'zerebellare oder vestibulare Schädigung als 


Ursache der: Drehbewegungen anzunehmen. Am ehesten kommt eine 


Kombination von striärer Affektion mit einem geringfügigen peripheren 
Defekt des rechten Vestibularapparates in Betracht. 


Sittig demonstriert einen 19jährigen Jungen, der vor mehr als. 


... 2 Jahren 'mit Schlafsucht erkrankte (er ließ beim. Essen das Glas aus der 
Hand fallen). . Es stellte sich. weiter eine eigenartige Bewegungsstörung eih, 


die an den Torsionsspasmus einerseits, andererseits an Faxonsyndrom, 
Clownismus - erinnert. Pat. macht, besonders beim Gehen und Stehen, 
drehende' vertrackte Bewegungen. Das Ganze erregt den Eindruck des 
Gewollten, Gemachten. Dabei. besteht bei dem Pat. reflektorische Pupillen- 

"Der Blut- und Liquorbefund war bei wiederholter Untersuchung 
stets normal. Es handelt siĉh also um das Bild eines Clownismus — mit 


gewissen Unterschieden am ehesten an den Torsionsspasmus erinnernd — 


und reflektorischer Pupillenstarre nach epidemischer 'Enzephalitis. 


“Lorant berichtet über kombinierte Schilddrüsen- Proteinkörper- 


therapie der Fetisucht. Er zeigt an Hand eines Experimentes die Wirkung | 
einer Proteinkörperinjektion während einer Thyreoidinkur. Genaue Stoff- 
wechselversuche zeigten, daß der Organismus während einer Gewichts- 


abnahme Stickstoff und Salze retiniert. Der Gewichtsverlust ist nur durch 
“Ausscheidung von Wasser, Fett und Kohlehydräten . bedingt. Die Durch- 


führung einer Schilddrüsen-Proteinkörperkur wurde an Beispielen erläutert. 
Im Laufe einer an und für sich nur ungenügenden Schilddrüsenmedikation 
erhielten die Pat.. in 8—4 tägigen Intervallen Proteinkörperinjektionen 
(Hypertherman). Diät wurde vollkommen freigegeben. Auch das sonstige 
Verhalten wurde dem Pat. freigestellt.‘ Patienten, die sich gegen sonstige. 
Kuren refraktär verhielten, haben ausgezeichnet reagiert. Die im voraus- 
bestimmte Gewichtsabnahme wurde bei allen Fällen ohne Ausnabme erzielt. 
Die Pat. erreichten bisher nach Beendigung der Kur trotz freier Diät ihr 
ursprüngliches Gewicht nicht wieder. Die längste Beobachtungszeit beträgt 
Während der Kuren soll man eine Überdosierung des Thyreoidins 


‘ Emeritierte Phthisiker sowie auf "Tuberkulose verdächtige 
Personen sollen von der Kur ausgeschlossen werden. 


vermeiden. 


"Sitauhg vom 28, Juni 1924. 


o. Rautor demonstriert einen Fall von Pleuritis costomediastinalis . 


posterior. Aus dem Komplex der 'mediastinalen Pleuritiden, deren Sym- 
ptome von französischen Klinikern eingebend erörtert worden sind, hat 
Herrnheiser nach röntgenologischen Beobachtungen von '‘Schwarten nach 
derartigen Ergüssen den Begriff der Pleuritis costomediastinalis (anterior 


und. pösterior) herausgehoben; also Exsudatbildungen nicht im eigentlichen 


. mals negativ. 
' Genesung) positiv. 


laufs auszuschließen. Ebenso kam einer der selteneren Infiltrationsprozesse 


mediastinalen Pleuraraume, sondern dem Sinne entsprechend der Um- ` 


biegungsstelle, der Pleura mediastinalis in die Pleura costalis. Der vor- 
gestellte Fall betrifft ein 19jähriges Mädchen, das seit März d. J. in Beob- 
achtung des Vortr.. steht. Damals bestand seit 3 Wochen Bruststechen, 
Husten und Auswurf, subfebrile Temperaturen, allgemeine Schwäche. 


Pat. mit Tuberkulose belastet (2 Brüder des Vaters an Tuberkulose go- 
'storben, ein Bruder der Pát. wogen Bronchialdrüsenaffektion. seinerzeit in | 
Behandlung des Vortr.). Lungenbefund: Neben beidseitiger Spitzendämpfung 


mit Einschränkung der Krönigschen, Felder Dämpfung über dem rechten 
Unterlappen mit hochbronchialem Atmen und dichtem hochkonsonierendem 


..Knisterrasseln, letzteres in abnehmender Dichtigkeit bis gegen die Spitze | | 


zu hörbar. Links ad basim die gleichen Veränderungen i in abgeschwächtem 


Maße.. Tuberkelbazillen in mäßig reichlichem, rein eitrigem Sputum mehr- 
Intrakutanreaktion mit 0,0001 Alttuberkulin (nach der. 
Blutbefund: 15000 Leukozyten, davon Polynukleäre 


'52°/,, Lymphozyten 31°/,, erstere mit ausgesprochener Linksverschiebung. 


Es wurde somit zunächst ein Infiltrationsprozeß im rechten (vielleicht auch 


linken) Unterlappen angenommen. Gewöhnliche kruppöse Pneumonie schied - 
wegen der mangelnden akuten Erscheinungen aus. 

die von Bard- W. Neumann beschriebene Tuberculosis congestiva zu 
denken, eine Rudimentärform der käsigen Pneumonie mit günstiger Prognose. 
Aber auch diese war gleichfalls wegen des hier um so viel milderen Ver- 
kaum in Frage. Die Röntgenuntersuchung ergab nun überraschenderweise 
einen dreieckigen paravertebralen, ‘dem Zwerchfell rechts aufsitzenden 


Schatten, den Herrnheiser als hinteren rechtsseitigen kostomediastinalen 
Erguß deutete. 


' Die Erscheinungen klangen allmählich ab; zurzeit ist Pat. 
geheilt, es besteht bloß rechts hinten basal etwas Schallverkürzung mit 
leicht abgeschwächtem Atmen. Aus äußeren Gründen mußte eine Probe- 
punktion unterbleiben; doch ergibt, von allem anderen abgesehen, der 


Vergleich des damaligen mit dem jetzigen normalen Röntgenbild, daß es ` 
‚ sich ùm ein offenbar seröses Exsudat auf tuberkulöser Basis gehandelt hat 


Basierend auf den Symptomen dieses Falles wird versucht, eine Sympto- - 


matologie der in Rede stehenden Pleuritisform, die Kurish bisher nicht 
abgesondert wurde, zu geben, 


Am ehesten war an 


Herrnheiser: . Röntgenologisch bandtörmiger, homogener,, phraverte- 


braler Schatten mit scharfer Lateralkontur, nach oben sich verjüngend 
und an Intensität abnehmend. Deutliche mit dem Zwerchfell gleichsinnige 
respiratorische Verschieblichkeit desselben. Nach dem Ergebnis orientierender 
Lokalisationsbestimmungen ist das Substrat des Schattens nahe der hinteren. 
Thoraxwand in der Gegend des unteren medialen Winkels des rechten 
Thoraxraumes zu suchen, 


(im .Pleuraspalt) gelegen. Als intrapulmonaler Prozeß kam nur — da 


Tumor, Infarkt usw. auszuschließen — spezifisches oder unspezifisches In- 


filtrat in Frage. Bei Lungeninfiltraten eine scharfe lineare Schattengrenze 
nur bei Ausbreitung an der. Grenzfläche eines Lungenlappens und nur, 


-wenn diese Fläche von den Strahlen tangential getroffen wird. (Marginale 


Infltrate, vgl. Fleischner). Im vorgestellten Falle. spricht die scharfe 
laterale Schattengrenze gegen Infiltrat, da an.der genannten Lokalisation 


normalerweise kein entsprechender Lappenspalt vorhanden. Annahme ab- | 


normer Lappung gezwungen, Vorkommen einer solchen an dieser Stelle 


ist dem Vortr. nicht bekannt. Als extrapleuraler Prozeß . kam Erguß oder 


dieke Schwarte an der hinteren Umschlagstelle der Pl. costalis in die pl, 


mediastinalis (Sinus costomediastinalis posterior) in Frago. Ein die Pleura- ' 


blätter auseinanderdrängender Erguß könnte als paravertebraler Schatten 
zutage treten, infolge seiner. durch die Lungenfläche gebildeten äußeren 
Begrenzung scharf konturiert sein und daher das Bild erklären, - Bei dicken 
Schwarten in dieser Gegend (hintere kostomediastinale. Schwarten) jedoch 
das gleiche Sagittalbild, Differenzierung durch schräge und Frontalunter- 
suchung. Der Erguß gibt. infolge größerer Schichtdicke — im Gegensatz 
zu den kostomediastinalen. Schwarten — deutlichen Schatten. Im vor- 


gestellten Falle im ‚Schrägbild deutlicher Dreieckschatten, “hauptsächlich ` 
wenig im eigentlichen Mediastinalspalt. Vorschlag, 


im Bereich des Sinus, 


derartige Ergüsse nach Analogie der kostomediastinalen Schwarten eben- 
falls als „kostomediastinal* von rein mediastinalen Flüssigkeitsabsackungen 
abzutrennen. Im ersten vom Vortr. beobachteten Falle durch Probepunktion 
und Operation verifiziertes Empyem. Im vorgestellten. Falle spricht wohl 
-der ‘weitere Verlauf, das Schwinden des Schattens innerhalb einiger Wochen 
"bis auf einen ganz zarten Schleier und geringe Den oplichkpitsginsshrinkjig 
des medialsten Zwerchfellabschnittes, für Erguß. ` 

0. Pötzl: Operativ geheilte traumatische Frühepilepsie. 52 jähriger 
Mann, stürzte am 25. Mai 1923 die Treppe herunter, war eine balbe Stunde 
bewußtlos, dann . dauernd sensorisch und motorisch aphasisch. Vom 30. Mai 
an gehäufte epileptische Anfälle mit Rechtsdrehung von Kopf und Augen. 
Klonismen der Zunge. 1. und 2. Juni Status epilepticus. Bei der Trepa- 
nation durch Schloffer fand sich nun ein bohnengroßes, bereits organi- 
siertes Hämatom zwischen Leptomeninx und Hirnrinde im Bereiche des 
unteren Drittels der linken vorderen Zentralwindung sowie ein etwas 


17.August 


Hauptfrage: Intrapulmonal oder extrapulmonal | 


kleineres Hämatom der gleichen Art -nahe der Sylvischen Furche an der 


Wernickeschen Stelle. Der Duralappen. und der Knochendeckel . über der 
Trepanationsstelle wurde entfernt. Am 2. Tage nach der Operation sistierten 


die Anfälle, nach 3 Wochen war die Aphasie zurückgebildet; der Pat. ist 


jetzt über’ ein Jahr gesund und beschwerdefrei. Während der Operation 
waren mehrere epileptische Anfälle abgelaufen; die sie begleitenden Hirn- 
vorgänge ließen sich bei diesem Falle gut beobachten. Ref. bespricht die, 
Bedeutung dieser Hirnvorgänge und schließt sie dem von ihm und Schüller 
seinerzeit gemeinsam festgestellten Vorgang der Entquellung im Verlauf 
gehäufter epileptischer Anfälle an. 

E. Hirsch: Diagnostisch unklarer Fall von Meningitis mit günstiger 
‚Ausgang. ` Eine 26jährige Beamtin erkrankte am 17. Mai, mittags, nachdem 
sie sich vormittags noch recht wohlgefühlt und Dienst gemacht hatte 
_ plötzlich mit Kopfschmerzen und Erbrechen, das sich bis. abends mehrmals 
wiederholte. Am anderen Tage wurde sie in einem leichten Verwirrtheits 


zustande an die deutsche. psychiatrische Klinik Prof. Pötzl gebracht; sie 


verkannte die Umgebung, hatte die Erlebnisse des Vortages vergessen, ver- 
wechselte Personen usw. Die neurologische Untersuchung ergab außer 
verzogenen engen und.lichtstarren Pupillen, die auf Konvergenz reagierten, 
nichts: . Pathologisches. Am 3. Krankheitstage trat Nystagmus beim Blick 


| nach oben auf, und am 4. Krankheitstage, nachdem bereits’ die Pupillen- 


reaktion auf Licht wieder frei war, kamen unter neuerlichem Erbrechen 
und Kopfschmerz meningeale Reizerscheinungen und basale Symptome: 
Doppeltsehen, Nackensteifigkeit, Kornig und Babinski. 

l Die: Prognose erschien also recht ungünstig .und es tan ein 
starker Verdacht auf tuberkulöse Meningitis; dieser Auffassung schien auch 
die Temperatur zu entsprechen; sie hatte morgens nie über 37°, abends. 
87,7 — 88,30. Indessen war die Leukozytenzahl auf 16 000—19 000 arhöbt. 
| Allerdings schließt diehohe Leukozytenzahl Tuberkulose nicht aus. Im Lumbal- 
. punktat waren am 2. Krankheitstage 48 Rundzellen, am 3. 160 und am 4. über 
250, darunter eine große Zahl Polynukleärer. Nonne-Apelt und Pandy positiv. 
Nach wenigen Stunden Stehens zeigte sich ein Fibringerinnsel. ‚Bei den 
verschiedenen mikroskopischen Untersuchungen des Liquors un keino 


a Aogust 5.0 01924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.33. 00000. le HE Br dle T Eg 
Bakterien gefunden, Kulturen gingen nicht an. und 2 Tierversuche blieben | Exanthem von blaßroter bis hochroter Farbe-an der. Streckseite der 'Ober- KR hiaai i an Nett, 
| insofern erfolglos, als 2 Meerschweinchen infolge: einer .Stallseuche vorzeitig arme; der Oberschenkel. und im Gesichte, der Stamm..war -fast frei. ..Die it; ann | IE ar! 
zugrunde gegangen waren. Ein dritter. Tierversuch. ist. im. Gange. Im | Leukozytenzabl stieg auf’33 000,- darunter 84%/;-Polyaukleäre, die Trempe- NAT AERP Aueh ni 
f. Nasensekret wurden keine spezifischen Erreger gefunden. Da also tuber- | ratur bis auf 8920, Lulu ASS HN ll SE 
=: kulöse Meningitis wahrscheinlich wàr, epidemische Meningitis: - Zugleich mit dem Serumexanthem trat die eben fällige Menstrua- UNE HR HIR BEN 
= gerebrospinalis aber nicht ausgeschlossen werden konnte, jin- | tion ein und unmittelbar -nachher kam. plötzlich eine. : weitgehende Ma Er li 
E jizierten wir der Pat. täglich 10 ccm Meningokokkenserum, nachdem wir | Besserung, die zu. dem: jetzigen Zustande führte. © Die: Pat:.. befindet KH EIER RG hi $ Fini 
--yorher. die entsprechende Liquormenge abgelassen hatten. Der. Zustand | sich also vom $0. Mai an bis heute in: diesem gebesserten. bzw: sym- O MORENON 5 MERNI 
> der Pat, änderte sich zunächst nicht, verschlimmerte sich eher ein. wenig, | ptömenfreien Zustande, so daß ein Rückschlag wohl kaum mehr zu er- A a ha DAMEN 14h 
sber:am 7. Krankheitstage trat eine bedeutende Besserung ein, die Pat. | warten sein dürfte. Seit dem 10. Juni kein Gerinnsel im Lumbal- EEEa is BR 
fühlte sich subjektiv wohler und freier. Dieser Besserung entsprach auch | punktat.. | TUE U a e a a a S jli EEE NA vaiki 
` ein Sinken der Zellzahl in Blut und Liquor. Am- 10. Krankheitstage trat’ | Der neurologische Status ergibt- jetzt außer einem’ geringgradigen, IHRER E Skidi i N ii | 
C mit Erbrechen und Kopfschmerzen eine neuerliche Verschlimmerung: ein; | nur manchmal auftretenden Nystagmus in den Endstellungen. keinen patho- N RES 
' | die Pat.-wurde leicht verwirrt, die basalen Symptome traten wieder in- | logischen. Befund. Die Zellzahl im Liquor ist ebenfalls ` stufenweise - ge- IN AE SIERE EIN 
a ‘ den Vordergrund und am 11. Krankheitstage, bemerkten wir ein urtikarielles | sunken und, beträgt jetzt 18—20 Zellen im Kubikmillimeter.: ` > UEA EESE i "i Si Ki 
i Rundschau 2 Er eh DEN. i i i 
w -Aus dem Hygienischen Institut der. Universität Freiburg i; Br., | und Ermüdung einerseits, Erholung: und ‚Leistung‘ andererseits er- AWARE HESn DE i ji i; 
Ni ET (Direktor: Geh. Rat Prof. Dr. P. Uhlenhuth. ‘ .  j..halten-hat, wird er eine. zweckmäßige Unterrichtshygiene ‘treiben FARRRINENGERNRIF BIRS AREN 
E ERDE . a a oag | Konnen = < ont oo a a a ee S Senden, DA ne AA E 
I ‚Ist. die hygienische Ausbildung der Lehrer notwendig | Ganz besonders gilt dies hinsichtlich einer-Überbürdung kränk- ` Eat BEEN 
Me . und durchführbar? 00. | licher Schüler. ' Wir wissen, daß die meisten : der sogenannten Schul- N e ataa 
ae Ä lol, | krankheiten durchaus nicht lediglich auf das Konto der Schule a ale: 
ee ;Von-Geh. Rat Prof. Dr. P. Uhlenhuth und Dr. W. Seiffert, . | geschrieben werden dürfen, sondern daß sie auf eine'von vornherein HEEEL ih Re 
fi .. Immer energischer hat sich in den letzten Jahren die Er- | gegebene krankhaite Anlage zurückgehen, die hernach durch einen iE fe Al) AU; 
W,  kanntnis Bahn gebrochen, daß die Schule der hohen Bedeutung, die | "üeksichtslosen Schulbetrieb eine erhebliche Verschlimmerung. er- URS HAERLLE a A 
W ihien Rahmen der Volksgesundheit zukommt, nicht genügend fahren können (Myopie, Neurasthenie, Chlorose usw.). Dem Lehrer USERN SR SE EL 
in: < Rechnung trägt, A = Š E 2 ‚die Kenntnis etwaiger . krankhafter Anlagen zu übermitteln, liegt | Eis SB 
Wi. ' ' Auf der einen Seite hatte die durchgehende ärztliche Unter- | dem Schularzt ob, der zu diesem Behuf grundsätzlich laufende leise 
ji suchung‘ unserer Schuljugend, die im Anschluß an die Quäker- | Gesundheitslisten über jeden Schüler führen soll; die Institution | Ka ge "sen 
W. speisungen einsetzte, ein derart erschreckendes Bild von dem des Schularztes ist eine der wichtigsten Errungenschaften der EBAL AI i PERIE 
#.. :Gesundheitszustand unserer Kinder ergeben, daß die Forderung Schulhygiene und sollte auch für die höheren Schulen schleunigst re MR BE f 
bt.» immer eindringlicher erhoben wurde, auf die hygienische Hand- | ZU Durchführung ‚gelangen. Die ganze Einrichtung. bleibt ‚aber a da al A 
 }-- habung des Schulbetriebs den gleichen Wert zu legen, wie wirkungslos, wenn dem Lehrer das Verständnis dafür abgeht, wie . ` AEE TA PEART 
W. auf-die pädagogische. Sa : er die ihm vom Arzt als schonungsbedürftig genannten Kinder be- > ME aa E ARAT 
w. ` ~. < -Zweitens wurde der Verlust unseres vorzüglichsten Instrumenites | handeln soll. Es ‚ist eine der vornehmsten Aufgaben, denen die a ob SE Ba 2 FAN 
ul - zurErtüchtigung unseres Volkes, der allgemeinen Wehrpflicht, immer ‚Lehrerschaft, genügen muß, in ihr das Verständnis für die ‚schul- De HES g 
hg lebhalter empfunden. Es war nur selbstverständlich, daß nun an ärztliche Tätigkeit zu erwecken, und sie auf eine innige Zusammen- | BB 
t.. ` die uns zur Durchhildung unseres Volkes gebliebenen Institutionen, an arbeit mit dem Schularzt vorzubereiten. Von den ärztlichen Dingen EINE, Mai 


selbst, d. h. von ‚Diagnostik, und Therapie, braucht der Lehrer so 
gut wie garnichts zu wissen; im Gegenteil, ihm muß auf das Schärfste 
eingeprägt werden, daß jede Untersuchung usw. dem Arzte zukommt. 
l ‘Wir sehen also: die technischen‘ Grundlagen, auf denen sich 
eine hygienische -Vervollkommung des Schulbetriebes durchführen 
läßt, sind vielenorts gegeben; die meisten Schulgebäude entsprechen 
unseren Anforderungen, wenn sich auch noch viel verbessern läßt 
‚(Waschvorrichtungen!), und . die Anstellung hauptamtlicher Schul- 
ärzte nimmt erfreulichen .Fortgang. Nur weiß es der Lehrer viel- 
fach ‚noch nicht, wie er seinen Unterricht auf diesen hygienischen 
Grundlagen aufbauen soll. Diese Kenntnis muß - ihm vermittelt. 
werden. So gipfelt' unsere erste Forderung nach einer hygienischen  . 
Vervollkommnung des Schulbetriebs in der Forderung nach einer 


me. <` die Schulen, das dringlichste Verlangen gerichtet wurde, der körper- 
1a a ‚lichen Ertüchtigung doppelte Aufmerksamkeit zuzuwenden. 
8°... Und schließlich machte sich in’ demselben Maße, in dem sich die’ 
ut... Auffassung durchrang, daß eine rationelle Seuchenbekämpfung, 
tel, Insbesondere die Bekämpfung der in. besorgniserregender Weise zu- 
. Aehmenden Tuberkulose, ohne die tätige Mitarbeit jedes Einzelnen 
pls: kaum zu erwarten sei, die gebieterische Notwendigkeit geltend, die 
m g dam nötige hygienische Erziehung und Belehrung bereits 
‚6. in die Schule zu verlegen; denn später kommt sie erfahrungs- : 
Wi gemäß fast immer zu spät. -. le: e a | 
i . _ :80 sind es denn drei Forderungen, die der. Hygieniker 
w- an die Schule stellt: die Forderung -nach ‘einer hygienischen Ver- 

`- Volkommnung des Schulbetriebs, die Forderung. nach einer be- 


T oe Betonung auch der körperlichen. Ertüchtigung unserer 'hy gienisohen Ausbil dung der Lehrersohaft: er 
A ugend und die Forderung nach ihrer hygienischen Erziehung und. o M 3°: a 
1 er). Wie lassen sich diese Forderungen ihrer Erfüllung "Auch die Forderung nach einer besonderen Betonung der 


körperlichen Ertüchtigung unserer Jugend setzt sich von 


FR 2, Ke = | Tag zu Tag energischer durch. , 2 au A 
#4;  Unleugbar ist bereits vor dem Kriege viel getan worden, um Zweierlei ist zur Erfüllung dieser Forderung nötig: Einmal 
„®t Mech in unserm Schulbetrieb den Ansprüchen der Hygiene Genüge | muß der. Jugend auch wirklich die Möglichkeit gegeben ‘sein, ihre 
‚9 AU fu. Staat und Kommune setzten ihren Ehrgeiz darein, jeden | ‘körperlichen. Fähigkeiten hinreichend auszubilden, d. h..die Zahl 
g Denen Schulbau, wenn man so sagen darf, mit allem hygienischen. der Turnstunden muß erhöht und die Ausbildung der Turn- 
en omiort auszustatten. Wir dürfen aber nicht vergessen: Mit der |- lehrer immer mehr vervollkommnet werden. 0... 
gg; ohlung von Musterbauten ist es nicht getan; der ganze hygie-. Auf der andern. Seite ist es aber unbedingt erforderlich, die 


Bewertung der körperlichen Leistung -der geistigen anzu- 
gleichen. Jener Musterknabe „Latein und Griechisch gut, Turnen. 
mangelhaft“, muß als Typ des Musterknaben verschwinden. Ein. 
bestimmtes Maß körperlicher Leistung muß im Abgangszeugnis die 
‚gleiche Conditio sine qua non sein, wie ein bestimmtes Maß geistiger 
Leistungen. Die Vorbedingung zum Studium ist eben ein gewisser 
Grad ‚allgemeiner Ausbildung, und da’ gehört die körperliche Aus- 
bildung mit hinein. Wenn wir unsere Jugend körperlich ertüchtigen 
wollen, dürfen wir ‚nicht in der Schule die körperliche Ertüchtigung , 
als Belanglosigkeit. behandeln. Die Eltern werden ihre Kinder in 
erster Linie immer dazu’anhalten, die für die Versetzung bedeutungs- 
vollen Lücken auszufüllen; solange die körperliche Untaug- 


Nische Apparat (z. B. hygienische Bänke und Tische, Heizungs-. und 
i tungsanlagen) wirkt sich zum großen Teil erst dann aus, wenn 
Er v veokentsprechend gehandhabt wird. Unbedingt muß der Staat, 
Fr: Musteranlagen geschaffen hat, nun auch die Konsequenzen 
m en und diejenigen, die darin tätig sind, auch instand setzen, 
$ in der richtigen Weise“ auszunutzen; d.h. der Staat muß den 

Š eA: eine Ausbildung zuteil werden lassen, die sie mit den 
g . Meiigsten Grundsätzen der Schulhygiene vertraut macht. 


(l 


g» ..Nelbstverständli Rz Abe | 
I ‚ velbstverständlich gehört in diese schulhygienische Ausbildung, 
f eren. die Lehrer bedürfen, auch der-Begrilf der Hygiene des 
BA bie ns hinein; erst dann, wenn der Lehrer einen Ein- 
die physiologischen Wechselbeziehungen zwischen Leistung | 


amt me nen ae 
RE ee =" a ER 

ze ee ee a ne a - Van PR 

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1160 


lichkeit keine für das Zeugnis bedeutungsvolle Lücke 
ist, werden die wenigsten darauf Wert legen, sie zu 
schließen. >- 


Die Forderung nach der so nötigen hoben Bewertung der 
körperlichen Leistungsfähigkeit pflegt nun häufig, insbesondere bei 


den Lehrern der höheren Schulen, auf wenig Gegenliebe zu stoßen. 
Wer aber die körperliche Ertüchtigung unserer Jugend erreichen 
will, muß danach trachten, auch die Lehrerschalt dafür zu ge- 
winnen. Eingehend muß sie darüber aufgeklärt werden, wie be- 


deutungsvoll Turnen und Sport für unsere ganze Volksgesundheit 


sind; man muß ihr die Wege weisen, wie sie die Freude der Jugend 
an körperlicher Betätigung wecken und in die rechten Bahnen 
lenken kann. Auch das Streben nach der körperlichen Ertüchtigung 


unseres Volkes führt zu der Forderung nach einer hygienischen 
Ausbildung der Lehrerschaft hinüber. 


l 


Über die Notwendigkeit, mit der Belehrung des Volkes in 
Fragen der Volksgesundheit bereits in der Schle anzufangen, 
herrscht heute wohl kein Zweifel mehr. Strittig ist dagegen die 


In. 


Form, in der diese Belehrung statthaben soll; soll der Lehrer oder 


der Arzt diesen Unterricht erteilen? 


Die Antwort auf diese Frage ergibt sich aus dem Ziel, das 
wir diesem Unterricht stecken, und das Ziel lautet: Es soll 
unserer Jugend eine gesundheitsgemäße Lebensführung 
in Fleisch und Blut übergehen; die Hygiene soll ihr nicht 
mehr etwas Besonderes sein, sondern etwas Selbstverständliches 


werden, so selbstverständlich, wie es der gesunde Menschenverstand 
ohne weiteres verlangt. 


Um dieses Ziel zu erreichen, genügt es nicht, die Kinder in 
einer Sonderstunde mit hygienischen Fragen bekannt zu machen. 
Im Gegenteil, eine Sonderstunde würde dem Bestreben, den Kindern 
die innige Verknüpfung unseres gesamten Lebens mit hygienischen 
Fragen vor Augen zu führen, entgegenstehen, und so liegt es durch- 
aus nicht in unserer Absicht, für die Einführung einer Sonderstunde 
in Hygiene einzutreten. Vielmehr soll der gesamte Unterricht 
zu hygienischen Belehrungen herangezogen werden. Bei 
jeder sich bietenden Gelegenheit müssen die Kinder auf die Be- 
deutung der Hygiene hingewiesen werden. Die allgemeinen: hygie- 
nischen Grundsätze der Körperpflege (Reinlichkeit, Händewaschen, 
nicht auf den Boden spucken, nur gegen die vorgehaltene Hand 


husten usw.) müssen ihnen von kleinauf anerzogen werden. Lese- 


stücke . müssen ihnen die Gefahren der Überanstrengung und An- 
steokung vor Augen führen; die zahlreichen Beispiele, die der Ge- 


_ schichtsunterricht für die Bedeutung der Seuchen, für die Bedeutung 


einer entarteten Lebensführung bietet, sind auszunutzen; der Re- 
ligionsunterricht (ägyptische Plagen, Aussatz, die mosaische Gesetz- 
gebung usw.) ist heranzuziehen. Auf Schulausflügen lassen sich 
hygienische Anlagen (Trinkwasserversorgung, Kläranlagen usw.) 
besichtigen. Vor allem aber muß in jedem Rind ein Gefühl für 
die Verantwortung geweckt werden, die ein jeder dem ihm anver- 


trauten Gut des Körpers um seiner selbst und der Gesamtheit 


willen schuldig ist. Dem Kinde seinen Organismus als ein be- 
wunderungswürdiges Kunstwerk vorzustellen, an dem eine tausend- 


und abertausendjährige Entwicklung gearbeitet hat, das niemand 


verkümmern. und verkommen lassen darf, muß der Grundgedanke 
des biologischen Unterrichts sein. Gleichzeitig hätte dann der 
Unterricht in Staats- und Bürgerkunde einzusetzen, um die Auf- 
merksamkeit auf die rege hygienische und sozialhygienische Tätig- 
keit zu lenken, die Staat und Kommune im Interesse der Volks- 
gesundheit entfalten. | 
‘Ein derartiges Werk der Erziehung kann nur der Lehrer 
leisten, nicht der Arzt. So kommen wir auch hier wieder zu der 
Forderung: An die Lehrerschaft müssen wir uns wenden, 
sie in unsere Gedankengänge einführen, wenn wir die Jugend selbst 
unseren Zielen zuführen wollen. Und deutlich heben sich hier 
zwei Kategorien der Lehrerschaft ab: Jeder, der in Biologie, in 
Staats- und Bürgerkunde unterrichtet, muß unbedingt näher mit 
den Fragen der Gesundheitslehre vertraut sein; jener Unfug muß 
aufhören, daß ein biologischer Unterricht ohne jede biologische Vor- 
bildung abgehalten werden darf, daß den Kindern Kenntnisse ver- 
mittelt werden, die der Lehrer aus irgendeinem Laienbüchlein 
schöpft. Biologie, sowie Staats- und Bürgerkunde müssen als Fach 
anerkannt werden, gleichberechtigt den alten und neuen Sprachen 
oder Mathematik. Neben diesen Fachlehrern muß aber auch jeder 
andere Unterrichtende über ein bestimmtes Minimum an hygieni- 
schen Kenntnissen verfügen, damit er das belehrende Material, das 


| 7.49% — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33. | | Bar 


| ppelt 
und dreifach unterstreicht. i 


ihm sein Fach in Fragen der Volksgesundheit bietet, auch aus- 
werten kann. 


. Wenn wir die Forderung nach einer solchen hygienischen 
Ausbildung der Lehrerschaft erheben, so sind wir uns freilich 
darüber klar, daß eine solche Ausbildung immer nur eine mehr 
oder weniger allgemeine sein kann. Zu jeder spezielleren Unter- 
weisung gehören ganz andere Kenntnisse, Kenntnisse, die nur der 
Hygieniker selbst besitzt. Diese spezielle ärztliche Unterweisung 
soll durch das hygienische Erziehungswerk, das wir dem Lehrer 
übertragen sehen möchten, niemals unterbunden werden; im Gegen- 
teil, der Lehrer soll die Schüler heranreifen lassen für jene Unter- 
weisungen, die nur der Arzt erteilen kann. | 
Die Beteiligung des Arztes, vor allem natürlich des 
Schularztes, an der hygienischen Belehrung braueht aber durchaus 
nicht in Form eines regelmäßigen Unterrichts zu geschehen (jeder 
Unterricht ist Sache des Pädagogen!). Der Arzt soll nur zu Vor- 
trägen herangezogen werden, über Tuberkulose, über die Gefahren 
des Alkohols, über Geschlechtskrankheiten usw., kurz, lediglich zu 
Vorträgen über die wichtigsten Themen auf dem Gebiete der Volks- 
gesundheit, damit er deren Bedeutung durch seine Autorität do 


IV. 

Wenn nach alledem die hygienische Ausbildung der 
Lehrerschaft so überaus bedeutungsvoll ist, so erhebt sich die 
Frage: wie läft sich eine solche Ausbildung durchführen? 

. Bei dieser Frage müssen wir zunächst im Auge behalten, daß 
es nicht etwa lediglich darauf ankommt, den Lehrern die wichtigsten 
hygienischen Kenntnisse zu übermitteln, sondern daß wir die Lehrer 
auch zu freudiger Mitarbeit gewinnen müssen. Wenn es uns nicht 
gelingt, sie von der Bedeutung dieser Mitarbeit zu überzeugen, ist- 
der größte Teil der Mühe umsonst. Die Kräfte, denen diese Aus- 
bildung übertragen wird, müssen also besonders ausgewählt‘ sein, 
die Aufmachung, in der die Unterweisung erlolgt, muß durch 
geeignetes Demonstrationsmaterial möglichst ansprechend gestaltet 
werden; gerade hier gilt es besonders, nicht etwa ein trockenes 
Wissen,sondern ein lebendiges Interesse zu vermitteln, das sich auf 
weite Kreise übertragen kann. Der gegebene Ort für die Aus- 
bildung ist also die Universität, der gegebene Dozent der Hygieniker. 

Eine derartige Ausbildung läßt sich für die Studierenden -der 
philosophischen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät 
ohne große Mühe und. Kosten durchführen. Man braucht nur durch 
einen Dozenten für Hygiene die entsprechenden Kollegs lesen zu 
lassen, und zwar würde sich, wie gesagt, eine Einteilung in zwei 


Kategorien empfehlen: Ein zweistündiges Sommerkolleg müßte 


einen kurzen Überblick über die wichtigsten Fragen der Biologie, 
Krankheitsentstehung und Krankheitsbekämpfung, Hygiene der Sehul- 
einrichtungen und Hygiene des Unterrichts bringen; dieses Kolleg 
wäre von allen angehenden Lehrern als Pflichtkolleg zu hören. — 
Um jedoch die Berechtigung zu erhalten, später Unterricht in Bio- 


‚logie oder Bürger- und Lebenskunde zu erteilen, müßte noch der 


Besuch eines zweiten (Winter)-Kollegs nachgewiesen werden, in dem 
die wichtigsten allgemeinen Probleme der Gesundheitspflege und 


-fürsorge abgehandelt worden’sind; außerdem wird die Berechtigung 


an eine Prüfung gebunden, die ebenfalls durch einen Hygieniker 
statthaben muß. 

Um die Einführung von P£flichtkollegs kommt man nicht 
herum. Leider zeigt die an vielen Orten gemachte Erfahrung, daß 
das Interesse der Studenten, wenigstens der Nichtmediziner, für 
Fragen der Gesundheitspflege minimal oder, besser gesagt, über- 
haupt nicht vorhanden ist. Allgemeine Kollegs über Schule und 
Gesundheitspflege pflegen entweder nicht zustande zu kommen oder 
sehr bald einzugehen. Diese Interesselosigkeit ist ein überaus 
trauriger Beweis dafür, wie dringend es not tut, die Schulen zur 
Teilnahme an Fragen der Volksgesundheit heranzuziehen. 

Besonders wichtig ist die hygienische Ausbildung der 
Volksschullehrer, denn ihnen ist ja der weitaus größte Teil unserer 
Jugend anvertraut. Bei ihnen fanden wir auch hier in Baden ein 
überaus reges Interesse für unsere Bestrebungen; der Volksschul- 
lehrer, der ja die gesamte Ausbildung der ihm überwiesenen Klasse 


leitet, fühlt sich eben in erster Linie als Volkserzieher, im Gegen 


satz zu dem Fachlehrer, dem die Übermittelung seiner Fachkennt- 
nisse das Wichtigste dünkt. Sollten die Bestrebungen der Volks- 
schullehrer, ihre Ausbildung in Anlehnung an eine Universität zu 
erhalten, von Erfolg gekrönt sein, so fände ihre hygienische Aus- 


bildung die einfachste Lösung: sie müßten selbstverständlich die 
beiden gleichen Kollegs hören, die für die Studenten vorgesehen 
werden sollen, | 


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<: Belehrung durch die Schule systematisch behandelt. werden. -| Bedeutung. auch ‘dèr ‘hygienischen Ausbildung der Lehrerschalt hin- Dr 
`i. Es ist selbstverständlich, daß -diejenigen Lehrer,- die diesen |' weisen und die Durchführung dieser Ausbildung unter den augen- Ei 
‚Unterricht in den Seminaren erteilen gollen, ihrerseits eine gute | blicklich bestehenden Verhältnissen in konkreten: Vorschlägen REN a 
>’ Darehbildung durch einen Hygieniker erhalten haben. müssen. - Es | demonstrieren. : Wenn jetzt der allgemeine Ausbildungsgang einer N al; 
“kommt für sie nur. die Ausbildung in einem zweisemestrigen | Reform unterworfen wird, "so. ist unbedingt- die Forderung. zu er- BA enata E 
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12. Weit ‚schwieriger gestaltet ‘sich die Frage bei dem-jetzigen . 


= Ganze ihrer Ausbildung. Ihnen auf den Seminaren einen, Unter-, 
. "yieht in Hygiene durch einen Hygieniker 'erteilen zu lassen, dürfte. 


-ip den meisten Fällen praktisch nicht durchführbar und auch kaum 


=: wünschenswert sein, da auf den Seminaren. die pädagogische Hand- 
-Z +häbungjedweden Unterrichts sehr bedeutungsvoll ist; ein pädagogisch 


nieht vorgeschulter Arzt kann als Lehrer in den Seminaren den. 


-= yon ihm vertretenen Lehrstoif den Schülern. garzu leicht. mißliebig 


„machen — das Schlimmste, was geschehen könnte. : Es -empfiehlt 


E "sich also auch auf den Seminaren zunächst ein Unterricht ‚allein 
"dureh. Lehrer, allerdings hier in einer .Sonderstunde über Gesund- 
. „heitslehre, in der die Grundlagen. der "hygienischen Erziehung und. 


'-" "Kolleg an der Universität mit anschließender Prüfung. 


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halb: der Universitätsstädte: wird ‘während der letzten 10 Tage der 
“großen Ferien oder im Anschluß:'an die Abgangsprüfung, jedoch vor Aus- 
.händigung des Abgangszeugnisses, in Heidelberg und Freiburg ein 
_ Sonderkursus über Gesundheitslehre' mit-praktischen Vorführungen ab- 
gehalten; für die, Unterkunft. und Verpflegung der Schüler wird in 
: den‘. Jeerstehenden Seminaren gesorgt; die Kosten der gemeinsamen 
Rückreise übörnimmt der Staat, +~  °  .... 
c, Bekanntlich. ist ja. gerade: heute die-Frage der Ausbildung der 
‚Volksschullehrer in vollem Fluß. Wie weit sich: diese dem Mini- 
sterium unterbreiteten Vorschläge ‘der bevorstehenden Neuregelung 
‚einfügen lassen, läßt sich natürlich nicht übersehen; die Denkschrift 
‚konnte: nur‘ ganz. prinzipiell mit allem Nachdruck auf. die große 


heben, daß auch der Hygieniker Gelegenheit erhält, seine 


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7, A.. Für die. Schüler der obersten:Klasse an don Seminaren auber- 


o Daß es mit der Einfügung - iniger. Kollegs: über Gesundheits- 


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i ‚erhalten haben, unter Leitung. eines Hygienikers ergänzen. Eine 3 l t aehro; in UN | ER 
. solehe Ergänzung könnte dabei nur an dem Hygieneinstitut | kommen, würde ‚im letzten, Wintersemester von dem Freiburger pi P: 
"einer Universität stattlinden,;: da nur’ hier das nötige De- | Hygiene-Institut in Verbindung mit dem Stadtschularzt ein über NA REEE 
i ‘monstrationsmaterial zur Verfüzune steht. ` Een sieben Abende ausgedehnter Vortragszyklus (alle 14 Tage ein Vor- N Ih 
Seh Wo ein Wille ist. ist; S 5 Woa O In Bad EWR? de sich. trag) für | die ‚hiesigen Lehrer abgehalten, der sich eines guten. Be- ; iiy 
= en i S = tab em Budo WEIN 22 on a ‚erfreuen. hatte; ae  abgehandelten FAROR neun: i KI 
a e hegelung durchlühren lassen: a © Me euchenentstehung und Seuchenbekämpfung, Tuberkulose paa 
H -`x An den Seminaren einer Universitätsstadt müßte entweder | und Schule, Köry ed und Gesundheits n e "Brnährun der | i fi 
De SELL SE SA DIVOISIERISSIAQh TODD  ONIWEn > d Schule, Körper- w ndhoitspilege,: Ernährung, de) $ | 
l- lürdie oberste Klasse die Stunde über Gesundheitspflege in die | Kropf und seine Bekämpfung, über Vererbung und Rassen- ' hi 
v Zeit- verlegt werden, in der an der Universität das entsprechende | hygiene, Hygiene und Unterricht. -. | | u: 


t - “Kolleg gelesen wird, und ‘die Seminaristen müßten an diesem Kolleg 


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; köinfe für die Seminaristen ein Sonderkolleg :am Hygiene-Institut, | 
‘< ^ W0rSich alles Demonstrationsmaterial' befindet, gelesen werden. 


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Universitätsstädte (für Baden: Karlsruhe und Ettlingen). . Bei dem | über Schule und Gesundheitspflege abhalten ließe. . 


y Sind. die Seminare in den: Universitätsstädten leer. Man. könnte 


yi @lsoin den Universitätsstädten in den letzten 10 Tagen der Seminar- 


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> > die Seminaristen dürfen ihr Abgangszeugnis. jedoch erst nach ‘dem 
"absolvierten Kursus erhalten. ne a RE SE 
5, ‚ Auf Grund dieser Erwägungen wurden dem badischen 
"Ministerium für Kultus und Unterricht folgende: Vorschläge in. 


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u vedi der philosophischen und mathematisch-natur- 
: Wissenschaftlichen Fakultät, der auf eine Anstellung der 'badischen ` 
Ber ttelschulen reflektiert, muß ein einsemestriges Kolleg über. Gesund- | 
$ eitspilege ‚als abtestiertes Pflichtkolleg hören. BIETER o. 
ehai Die Genehmigung zur. Erteilung des Unterrichts. in Biológie, 
Fr a ens- und Bürgerkunde an Mittelschulen und Seminaren wird: von 
‚Besuch eines zweisemestrigen Kollegs (1.,Semester: Schul- und |]. 
i A undheitspflo e, 2. Semester: Die wichögslen ‚Probleme und Ein- 
k a mgen der Hygiene und Sozialhygiene mit praktischen Vorführungen) . 
i ramat a von einem Hygieniker vorgenommenen Prüfung abhängig 
Hyaa (e Kollegs sind al für Nichtmediziner von einem 
> Hygieniker zu 8 ER Sonderkollegs für Nichtme d Wi 
“ta aiy . Für die Schüler der’ obersten Klasse an den Seminaren der 
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-lesung Sen Ib i i echende Vor- 
lang ‚ch Sion Dozenton für Hygiene. eine entsprechende Vor- 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


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....8, Tag: 


Schule und Fürsorge (Stadtschularzt Dr. Pflüger), | 


Hygiene des Schulgebäudes und seiner Einrichtungen (Professor 
 Nißle), Hygiene des Unterrichts (Privatdozent Dr. 
Ernährung und en men), erste Hilfe in Un- 
glückfällen (Privatdozent Dr. Rohde), 
Der Kursus war vorzüglich besucht; obwohl jeder Teil- 
nehmer die Kosten selbst tragen mußte, waren nahezu 200 Lehrer er- 


schienen. Alle Vorträge wurden mit regstem Interesse aufgenommen. 


Der Beweis, daß sich derartige Kurse auch unter den heutigen | 


schwierigen Verbältnissen durchführen lassen, ist also erbracht. Unsere 
Aufgabe wird es sein, derartige Kurse von Jahr zu Jahr zu wieder- 
holen. Es wird dabei nicht nötig sein, immer wieder einen Sonderkurs 
über „Schule und Gesundheitspflege* abzuhalten, aber künfti 


darf 
kein Kursus über irgendwelche schultechnische Fragen abgehalten 


werden, dem nicht ein Vortragszyklus über gesundheitliche Themen 
angegliedert worden ist. Wenn 


er sea mit der Lehrerschaft 
zusammen arbeitet, läßt sich dieses Ziel ohne Schwierigkeit erreichen. 


- So wäre dies der Weg, um die Lehrerschaft mit unsern 
hygienischen Gedankengängen vertraut zu machen: die Zusammen- 
arbeit mit den Behörden muß die Hygiene in die Aus- 
bildung, die Zusammenarbeit mit der Lehrerschaft selbst 
in die Fortbildung der Lehrer hineinbringen, alles zu dem 
Zweck, die Jugend mit den notwendigsten hygienischen Kenntnissen 
vertraut zu machen. Die hygienische Belehrung der Jugend 


ist das. Fundament, auf dem die Volksgesamtheit eine 
gesunde Lebensführung aufbauen soll. 


=. Tagesgeschichtliche Notizen. 
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellen- 
| T angabe gestattet.) 


Berlin. . Der Reichsminister des Auswärtigen gibt ein Abkommen 
bekannt, das mit der österreichischen Regierung wegen des Austausches 
von Nachrichten über das Vorkommen übertragbarer Krank- 
heiten in den beiderseitigen Grenzbezirken abgeschlossen worden ist. Die 
Mitteilungen erstrecken sich auf die gemeingefährlichen und übertragbaren 
Krankheiten; auf die letzteren nur, sofern in den betreffenden Ländern, 
bzw. den deutschen Staaten eine Anzeigepflicht besteht. Die Benach- 
richtigungen sollen wöchentlich erfolgen. Es sollen andererseits auch die 
Vorsichtsmaßregeln mitgeteilt werden, welche in dem von der Krankheit 
bedrohten Bezirk gegen den von ihr befallenen Bezirk des Nachbarlandes 
ergriffen worden sind. Bei gemeingefährlichen Erkrankungen (Pocken, 
Cholera, Pest und Flecktyphus) findet die Verständigung sogleich beim 
Auftreten des ersten Falles auf kürzestem, telegraphischem Wege statt. Bei 
Auftreten von asiatischer Cholera sind auch die Bazillenträger auszuweisen. 
Beide Teile räumen sich für die Grenzbezirke die Befugnis ein, durch 
Kommissare in den Gebieten des andern Teils über den Stand der Krank- 
heiten und die Schutzmaßregeln an Ort und Stelle Erkundigungen einzuziehen. 


Der Bericht des Hygiene-Ausschusses des Völkerbundes 
über die Tagung vom 11. bis 21. Februar 1924 in Genf liegt jetzt vor. 
Sehr ungleichartig sind die Gegenstände dieser Tagung, sehr ungleichwertig 
ihre Behandlung; ob die Ergebnisse dieser Art von Verhandlungen den 
großen Aufwand an Zeit, Mühe und Geld lohnen werden, muß die Zukunft 
lehren. Besonders das englische Mitglied scheint hierüber sehr skeptisch 
zu denken. — Hervorzuheben ist folgendes: in Rußland Abnahme des 
Pleckfiebers, der Cholera und der Rekurrens, dagegen bedeutende Steige- 
rung der Malaria, besonders der perniziösen Fieber, die erst nach dem 
Kriege aus dem Kaukasus in die südrussische Tiefebene eingeschleppt 
wurde; 5 Millionen Fälle festgestellt! — 600 Tonnen Weltproduktion an 
Chinin genügen dem Bedarf nicht; der Preis ist auf das öl/‚fache der 
Vorkriegszeit gestiegen. g | 
Pest: Hier wurde dem Ausschuß von Norman White ein Bericht 
über die Epidemiologie und das Sanitätswesen in den Häfen ÖOstasiens er- 
stattet. Der Verf. bat 1922/23 acht Monate lang die wichtigsten Hafenplätze 
Süd- und Ostasiens besucht und das so gewonnene Material übersichtlich 
zusammengestellt. 56000 km, meist über See, 26 Stationen in 8 Monaten: 
Der Verf. gibt selbst zu, daß er nur wenig in die Tiefe hat eindringen 
können; er mußte sich wohl mit dem begnügen, was ihm die Hafenbehörden 
lieferten. Die altera pars, die Rheder, Schiliseigner und Einwohner der 
Hafenstädte, sind wohl nur im Vorübergehen gehört worden. Trotzdem 
enthält das Buch eine Fülle von Einzelheiten. Es gipfelt in dem Entwurf 
eines Zusatzes zur internationalen Sanitätskonvention, Teil I, der nur für 
die Häfen des fernen Ostens gedacht ist. Manche Schlußfolgerungen, z. B. 
die, es sei sehr zweifelhaft, ob der Pestbazillus allein imstande sei, Pest- 
pneumonie zu erzeugen, werden wohl nicht unwidersprochen bleiben. Die 
Vorschläge bedeuten im großen und ganzen eine Vereinfachung für den 
Handel, aber eine gewaltige Vergrößerung des Apparates (zentrales inter- 
nationales Bureau in Singapur, Einteilung der Häfen je nach ihrer sani- 
tären Ausstattung u. a. m.). 


Die Schlußfolgerungen aus diesem Berichte wurden von einer Sub- 
kommission nur teilweise angenommen. 


Druck von L. Schumacher in Berlin N 4. 


Seiffert), 


in München Fortbildungsvorträge über Rönt 


17. August 

- - Opiumkommission: es stellt sich immer mehr als unmöglich heraus 
den Bedarf der einzelnen Länder pro Jahr und Kopf der Bevölkerung. auch 
nur einigermaßen abzuschätzen und danach die Weltproduktion zu regle-- 
mentieren. — Etwa 120 Hygieniker haben Informationsreisen nach anderen 
Ländern- unternommen, um ihre Erfahrungen auszutauschen; die Sub- 
kommission war im allgemeinen von dem Ergebnis zufrieden. — Der 
Sanitätsdienst am Bosporus ist noch fast gänzlich ungeregelt, ebenso die 
Überwachung der Pilgerzüge nach Mekka. — Die Studien einer Subkom- 
mission über Schlafkrankbeit sollen auf die gesamten Sanitätsverhältnisse 
in den früheren deutschen Schutzgebieten ausgedehnt werden. — Der 


Kostenvoranschlag für 1925 verlangt etwa 1,5 Millionen schweizer Franken, 
von denen die Rockefellerstiftung 600000 überneh 


imen soll- Deutsches 
Mitglied des Ausschusses ist Nocht (Hamburg) 


Claus Schilling (Berlin). 

Wien. Inder Sitzung der Ärztekammer vom 16. Juli d. J. erstattete 
Dr. Laub das Referat über die Stellungnahme der Kammer zum Entwurf 
des Krankenkassenorganisationsgesetzes. Die Wiener Kammer hat 
gegen die im Entwurfe beabsichtigte Neuorganisation der Krankenkassen. 
für Arbeiter prinzipiell keine Einwendung zu erheben, sofern die erworbenen 
Rechte der Ärzte, welche bei jenen Krankenkassen tätig sind, welche auf- 
gelöst bzw. mit anderen größeren Kassen vereinigt werden, gewahrt bleiben. 


Eine darauf bezugnehmende Bestimmung ist ausdrücklich in das Gesetz 


aufzunehmen. Ebenso wie in diesem Punkte stimmen die Wiener Ärzte- 


kammer und die W. O. überein, daß die Forderung aufgestellt werde, die 
Bestimmungen, welche im $ 12 des Entwurfes bezüglich der Übernahme 
und Versorgung von Angestellten der übergebenden Kasse enthalten sind, 
sinngemäß auch auf die Ärzte angewendet werden und desgleichen auch 
die in § 13 angeführten Bestimmungen, soweit sie auf ‘die Ärzte in An- 
wendung kommen, für die Ärzte heranzuziehen sind. Die Wirtschaftliche 
Organisation der Ärzte Wiens und die Wiener Ärztekammer vertreten die 
Auffassung, es seien unter allen Umständen den bei den bezogenen Kassen 


angestellten Ärzten die gleichen Rechte zuzuerkennen, welche für die 
übrigen Angestellten in Geltung treten. 


Berlin. Geh.Med.-Rat Prof.Dr.Fürbringer, der ehemalige Direktor 


des Krankenhauses Friedrichshain, hat in ungewöhnlicher geistiger und 
körperlicher Frische seinen 75. Geburtstag gefeiert. Der Jubilar, der vor 


kurzem zum Ebrenmitglied der Berliner medizinischen Gesellschaft gewählt 
worden ist, übt auf den Spezialgebieten, die ihn seit Jahren besonders be- 
schäftigen, nicht nur eine erfolgreiche praktische Tätigkeit aus, sondern bringt 
auch hier wertvolle wissenschaftlich-kritische und literarische Leistungen. 


Die Deutsche Gosellsehaft für Gewerbehygiene veranstaltet 
vom 10. bis 13. September d. J. in Hamburg einen Vortragskufs über 
Gesundheits- und Unfallgefahren in der Industrie. Ort: Hörsaal des 


Instituts für Schiffs- und Tropenkrankheiten. Teilnehmergebühr für die 


Gesamtveranstaltung M. 80,—, für Einzelvorträge M. 5,—. > | | 
Ferner veranstaltet die Gesellschaft am 29. und 30. September d. J. in 
Würzburg (Hygienisches Institut) ihre erste Jahreshauptversammlung, 
Die Verhandlungen sind der Besprechung der. Staubfrage in- der Industrie 
gewidmet. Es referieren Prof. Dr. K. B. Lehmann (Würzburg), Regierungsrat 
Dr. Engel (Berlin, Reichsgesundheitsamt) und Oberregierungs- und Gewerberat 
Wenzel. Im Anschluß wird eine Sonderausstellung über technische Neue- 
rungen auf dem Gebiet der Bekämpfung von Staub und schädlichen Gasen 


eröffnet. Ferner wird die Frage der Belehrung der Arbeiterschaft über die 
Berufsgefahren und ihre Heranziehung zur Mitwirkung bei der Bekämpfung 
derselben behandelt. Referent: Ministerialdirektor Prof.Dr.Dietrich (Berlin). 
Auskunft erteilt die Geschäftsstelle der Gesellschaft, Frankfurt a. M., 
Viktoria-Allee 9, rent | 
Die Deutsche Röntgengesellschaft veranstaltet (in der Woche 
vor der Innsbrucker Naturforscherversammlung) vom 16. bis 20. September 


gendiagnostik und 


Strahlentherapie. Anmeldung bei Prof.Grashey, Krankenhaus München- 


Schwabing. Einschreibegebühr 15 M. 


Einen ausschließlich urologische Fragen betreffenden ärztlichen 


Fortbildungskurs in Bad Brückenau will die dortige Vereinigung der 
Ärzte vom 7. bis 9. September abhalten. | 


‚ Bochum. Zum Chefarzt der chirurgischen Abteilung des St. J oseph- 
Hospitals wurde Dr. Hermann Greinemann, 1. Assistent der chirurgischen 
Klinik des St. Marienkrankenhauses zu Frankfurt a. M., gewählt. 


Hochschulnachrichten. Greifswald: Der ao. Prof. Wilhelm 
Meisner in Berlin zum Ordinarius der Augenheilkunde als Nachfolger von 
Prof. W. Löhlein ernannt. — Hamburg: Der ao. Professor der Kinder- 
heilkunde Hans Kleinschmidt zum o. Professor ernannt. — Kiel: Dom 
Regierungs- und Geh. Med.-Rat Karl Deneke wurde die Würde emes 
Ehrenbürgers der Universität verliehen. — München: Der Lehrstuhl der 
Hygiene und Bakteriologie, den bisher Geh. Rat Prof. Dr. Max von Grube! 
innehatte, ist dem Geh. Rat Prof. Dr. Uhlenhuth in Freiburg (Brsg.) &% 
geboten worden. — Wien: Prof. Ernst Pick hat den Ruf auf den Lebr 


stuhl der Pharmakologie in Frankfurt a. M. als Nachfolger von Geh. Med.-Ra 
Ellinger abgelehnt. l 


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Organ der Berliner Mediziaischen Gesellschaft 


Verlag von 


Geh. San.-Rat Professor Dr.KurtBrandenburg, Berlin # Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedrichstr. 105b 


. Nr.84 (1028) 


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Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor 


SIEHTAITITFITGEIIBTRRBERULTERERERTDERERUENRANNUNNERFRNENNRRANENEBANABERDER Í BURNIUEEBARSEHESRERUNEBARURSGRRAEHERLSBAGHRAAGRDLEGDERRUBRESGBBERURDLHLNDTERRRUNBRRTUNUNGGTSLVEERENUHERGNERRRRÄRENELUERRUBRUREORSÜRUNNGOOULLUARDEUBLEERUGUUORERDLEREUSRUBGERRGNGERENE® 


Berlin, Prag u.Wien, 24. August 1924 


XX. Jahrgang 


"Klinische Vorträge. 


Aus dem St. Vincenz-Krankenhaus in Köln. 


| ~. Über Rezidive nach Gallensteinoperation.”) 


Von Prof. Dr. Dreesmann, leitender Arzt. 


"Wenn wir über Rezidive nach Gallensteinoperation sprechen, 


. go, müssen wir zunächst uns darüber Klarheit verschaffen, was 


- darunter zu verstehen ist. Die Auffassung hierüber. ist keine ein- 


= wenn man auch die Urteile der Laien mit berücksichtigt. Nach 
‚ Hotz-Basel, der vor kurzem_eine Statistik aus verschiedenen Kliniken 


über 12147 Gallensteinoperationen veröffentlicht hat, sollen nach 


"Angabe der Internen 25°. der ‚Grallensteinoperierten Beschwerden 


zrückbehalten, „welche kurzweg als Rezidive gedeutet werden, 


E heitliche, schon nicht unter den Ärzten und sicherlich dann nicht, 
“goder doch wenigstens die erwartete Heilung vermissen lassen.“ 


‚Der Laie wird, wenn er wegen Gallenstein operiert worden ist, 


K jede Schmerzempfindung im-Bauch mit der früheren Erkrankung in 


Zusammenhang bringen, - und wenn die Schmerzen einen heftigen 
' Charakter. annehmen, ohne weiteres die Operation als erfolglos be- 
“iehnen. Anders wird das ‘Urteil des Arztes lauten, wenn er 
genauer nach der Ursache der späteren Beschwerden forscht und 


| ‚dieselbe ergründet hat. | 


Es ist selbstverständlich, daß eine Gallensteinoperation, auch 
wenn sie das Leiden völlig ‚beseitigt hat, keineswegs vor anderen 


Erkrankungen schützt, noch, daß sie sekundäre Erkrankungen restlos 
z. beseitigt. Die Patienten oder Patientinnen können hinterher so gut 


wie jeder andere an Appendizitis, Uleus ventr., Nierenstein, Pan- | mals durch Tasten über das Vorhandensein von Steinen verge- 


‘kreatitis usw. erkranken. Das sind aber keine Rezidive. — Diese 
Erkrankungen haben mit der früheren. Erkrankung und der Operation 
. keinen oder einen höchst losen Zusammenhang. Wenn auch das 
Uleus ventr. oder duodeni, vielleicht- infolge von Verwachsungen 


. im Anschluß an die Operation, oder Thrombenbildung, oder, wie 


von. anderer Seite auch behauptet- wird, durch Beeinflussung der 


-~ Sekretion des Magens, wenn auch unwahrscheinlich, in einem ge- 


wissen Zusammenhang. mit. einer Ektomie stehen könnte, so werden 


‚. Bie mir aber doch beistimmen, daß ich diese Erkrankungen, ebenso 


‚wie auch Appendizitis, Nierenstein, nicht zu den Rezidiven rechne 


í „ud aus dem Kreis der Betrachtungen ausschließe. — 'Schwieriger 


liegt schon die Beurteilung” der Pankreatitis; doch ist dieselbe in 
den meisten Fällen wohl Folge der Gallensteinerkrankung, der 
Cholezystitis oder Cholangitis und. wird nicht immer nach Be- 
seitigung des Grundübels sich wieder zurückbilden. Es kann eine 
ehronische Pankreatitis mit- ihren Folgeerscheinungen dauernd be- 
stehen bleiben. Doch ist dies sehr selten und: kann diese Er- 
 krankung daher wohl vernachlässigt werden. Im Gegenteil dürfen 


'. » Wir annehmen, daß die Beseitigung: des Grundübels, des Gallenstein- 


leidens, bessernd auf die Pankreatitis einwirkt. Ähnlich verhält es. 
Sich auch mit der Hysterie, die. durch das Gallensteinleiden nicht 


ge selten bedingt sein dürfte und nach der Operation fortbestehen 


ann. Wir haben demnach zunächst eine Gruppe von Beschwerden 
zusammenzulassen, welche mit Gallensteinleiden bzw. der. Operation 
n keinen Zusammenhange stehen: und die nur zufällige Ereignisse 
Carstellen. — Unter die. zweite Gruppe von Beschwerden. möchte 
ich diejenigen einreihen, welche vielleicht in gewissem Sinne durch 
{ie Operation bedingt sein können. Hierunter sind aufzufassen 
. „CUS ventr. oder duodeni; ev. Obstipation infolge von Adhäsions- 
a am Colon transversum. Nach meinen Erfahrungen sind 
-AS Qese Folgeerscheinungen aber sehr selten, Adhäsionen an 


*) Nach einem Vortrag, gehalten im allgemeinen ärztlichen 


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und für sich màċhen keine Beschwerden, es sei denn, daß Strangu- 


lation oder Abknickung des Choledochus durch ‚sie bewirkt wird, 
oder daß noch ein entzündlicher Herd vorhanden. ist. — Eine dritte 


Gruppe bilden dann diejenigen Fälle, bei denen trotz der Operation. 


Selimerzattacken auftreten, welche auf entzündliche Vorgänge im 
Bereich des Gallengangsystems: zurückzuführen sind, sei es, daß 


diese Vorgänge in den Gängen oder außerhalb derselben ihren Sitz 


haben. — Die letzte, vierte,. Gruppe sind dann. die eigentlichen 
Steinrezidive, d. h. also Fälle, bei denen sich hinterher’ wiederum 
Steine in den Gallenwegen finden. Aber auch hier muß streng- 
genommen wieder geschieden werden zwischen den Fällen, in denen 
die Steine infolge mangelhafter Operation zurückgeblieben sind und 


solchen, in denen ‘sich die Steine neu gebildet haben. - Die 3. und 


4. Gruppe möchte ich im Gegensatz zur 1. und 2. Gruppe als Rezi- 
dive ansehen, wobei die Beschwerden nicht immer durch zurück- 
gelassene oder neugebildete Steine hervorgerufen zu sein brauchen, 
sondern auch durch entzündliche Vorgänge im ‘oder am. Chole- 
dochus. Das :Übersehen von Steinen in den. Gallengängen kann 
nicht immer dem Operateur zur Last gelegt ‘werden. >` Wenn Steine 
im Choledochus sich befinden, vor allem, wenn es sich um viele 


und kleine Steine im Choledochus, eventuell auch im Hepatikus 


handelt, so ist es zuweilen’ unmöglich, sich mit Sicherheit darüber 
zu. orientieren, ob alle Steine entfernt sind. Nur wenn der Chole- 
dochus so weit ist, daß man mit einem Finger in ihn, eindringen 
kann, wird man mit: einiger Gewißheit die Abwesenheit von Stein- 
konkrementen feststellen können. Von außen kann man sich. nie- 


wissern. Pankreas, Duodenum verhindern beim Choledochus, die 
Leber beim Hepatikus, ein genaues Abtasten. Auch bei der Chole- 
zystostomie, wird man sich niemals mit Sicherheit von’ außen über- 


zeugen können, ob alle Steine aus der Gallenblase entfernt sind. 


Bei etwas -verdickter Gallenblase kann man’ häufig genug kleinste 


Steine, vielleicht von Hirsekorngröße nicht äbtasten. Oft genug, 


kann es daher vorkommen, daß man nach Öffnung der Bauchhöhle Ä 


überrascht ist, anscheinend eine normale Gallenblase ohne Stein- 
bildung vorzufinden,. während die Symptome deutlich für .eine Er- 
krankung der Gallenblase und für Steine sprachen. Ganz abgesehen 
davon, daß es sich hier um Fälle von Cholezystitis ohne Stein- 


bildung handeln kann, wird man nicht. selten nach Öffnung und - 


Entleerung der Gallenblase von der Galle nunmehr, wenn auch 
kleine Steinchen:nachweisen können. Gerade diese kleinsten Steinchen 


sind oft mit den heftigsten entzündlichen Erscheinungen verbunden. 


Ganz naturgemäß wird man bei der Cholezystostomie niemals die 
Sicherheit haben, alle Konkremente entfernt zu haben, als wie bei 


der Ektomie. Es muß aber auch zugegeben werden, daß sich nach 


(der Ektomie neue Steine im Choledochus bilden können, zumal 
wenn gleichzeitig Choledochostomie und Drainage des Choledochus ` 


gemacht worden ist. Der periphere Teil des Choledochus, abwärts 
der Drainagestelle ist jetzt richtig gestellt. Von der Operation her 
können Blutgerinnsel oder abgeschabtes Epithel in demselben sich 


befinden. Die Drüsen im Hepatikus und Choledochus sollen wahr- 


scheinlich keinen Schleim produzieren, sondern vielleicht fermentativ . 


wirkende Sekrete.: Aus allen diesen Stoffen -kann sich in dem 
Choledochus ein Pfropf bilden, der die Mündung verschließt und 
schließlich, was man öfters beobachten kann, anscheinend plötzlich 
entleert wird. Unter einem leichten Kolikanfall hört die Absonderung 


der Galle nach außen plötzlich auf. Dieser Pfropf kann ‘auch zur 


Bildung eines Steines den Kristallisationspunkt abgeben. 
Es fragt sich nun, wie oft kommen Rezidive vor? Nach 
Hotz’ großer Statistik sollen etwa in 8%/, der Fälle Rezidive ein- 


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11647 


treten. — Ich habe die Gallensteinoperationen seit Januar 1919 
bis jetzt zusammengestellt. Es handelt sich um 382 Fälle. 
zehnmal habe ich während dieser Zeit R 
Sinne beobachtet. 


Neun- 
ezidive im ganz allgemeincn 
Von diesen 19 Fällen wurden 14 einer nochmaligen Operation 
unterworfen. In 6 Fällen war nach Ektomie ein Choledochusstein 


vorhanden. In 3 Fällen war nur eine Cholezystostomie gemacht worden 


und waren Steine in der Gallenblase vorhanden. Zweimal lag eine 
Dilatation des Choledochus vor, ohne daß Steine in demselben nach- 
gewiesen werden konnten. Einmal war ein Verschluß des Choledochus 


vorhanden, einmal eine Perforation des. Choledochus ohne Steinbildung; 


einmal fanden sich in der Nähe des Choledochus zwei Seitenligaturen 


mit wenig Eiter in der Umgebung. Ein letzter Fall hat. noch besonderes 
Interesse. Es handelte sich hier um einen 79jährigen Herrn, bei dem 


ich vor 11 Jahren die Ektomie gemacht hatte. Seit einigen Monaten 
waren, nach vollständigem Wohlbefinden während der ganzen Zeit, 
wieder Koliken mit Ikterus aufgetreten, die schließlich doch zu einem 
erneuten Eingriff zwangen. Es fand sich hier ein Stein außerhalb des 
Choledochus; anscheinend in einem Reste des Zystikus. Im Choledochus 
war trübe Galle. Ich kann nur annehmen, daß dieser Stein noch aus 
der früher entfernten Gallenblase stammte und bei der Operation über- 
sehen wurde. — Es kommt leicht vor, daß bei der Operation die: 
Gallenblase einreißt, die Steine dan in die Bauchhöhle gelangen und 
kann dann ein Stein übersehen werden. Auffallend ist es, daß während 


der 10 Jahre dieser Stein keinerlei Beschwerden gemacht hat, so daß, 


man eigentlich an die Möglichkeit einer Neubildung denken müßte. 
Dies erscheint aber ausgeschlossen, da der Choledochus geschlossen war. 

Auch in einem andern Falle ist nach 15 Jahren wieder ein 
Rezidiv aufgetreten mit Ikterus. Doch war Patientin so elend, daß ich 
sie einer nochmaligen Operation nicht unterwerfen konnte, Sie ist 
schon am folgenden Tage infolge Sepsis gestorben. In 4 Füllen 


handelte .es sich bei den Beschwerden um Erkrankungen, die mit der 


dingt, vorliegt. Finden wir Ikterus, so handelt es sich bei aus- 


Operation nicht im Zusammenhange stehen, einmal um ein Karzinom 
des Choledochus, einmal um ausgedehnte Adhäsion im Bereich des 
Colon asc. und der Flex. hep, einmal um Appendizitis und einmal 
um Nierenstein. | S 
Ziehen wir von den 19 Rezidiven diese 4 Fälle ab, so haben 
wir nur mit 3,9%, Rezidiven zu tun, eine Zahl, die mit der von 
Hotz ziemlich übereinstimmt, Bei diesen 3,9%, sind aber dann 
auch alle die Fälle mit eingerechnet, welche auf unvollständige 
Operation zurückgeführt werden müssen. Ich bin mir wohl be- 


wußt, daß diese Statistik kein ganz einwandfreies Bild über die 


Beschwerdefreiheit nach der Operation abgibt. Es mögen von den 
operierten Kranken noch der eine oder andere über Beschwerden 
klagen, obne daß ich hiervon Kenntnis erlangt habe. Doch viele 
Fälle sind dies gewiß nicht. Auf der andern Seite sind aber unter 
den angeführten Rezidiven manche, bei denen die erste Operation 


nieht von mir ausgeführt wurde; diese müßten dann aber auch 
ausscheiden. i | 


Die wichtigste Frage ist nun wohl, ob,: falls Beschwerden 
nach Gallensteinoperation eintreten, eine Unterscheidung zwischen 


falschen und wahren Rezidiven- möglich ist, wobei wir entzündliche 


Rezidive und zurückgelassene Steine zusammenfassen. Nicht immer 
wird diese Unterscheidung leicht sein, aber doch in manchen Fällen 
läßt sich mit größter Sicherheit ein Urteil abgeben. Zunächst muß 
daran festgehalten werden, daß jeder Kolikanfall der Ausdruck 
einer Entzündung ist. Er ist nicht durch einen Stein allein be- 
dingt, der ja immer vorhanden ist, während die Koliken zeitweise 
hinzutreten. Die Ursache des Kolikanfalles ist eben in dem Auf- 
flackern der Entzündung zu erblicken. Ist nun die Gallenblase 
entfernt, so kann sich, wenn es sich um ein wirkliches Rezidiv 
handelt, die Entzündung nur im Choledochus entwickeln, abgesehen 
von seltenen Fällen, die kaum in Betracht. kommen werden, in. 
denen ein Stein sich in der Leber befindet. Ich. habe dies bis jetzt 
nur einmal beobachtet. Ob diese Entzündung nun durch einen 
Stein bedingt ist, der im Uholedochus sitzt, oder durch einen ent- 
zündlichen Prozeß in der Nachbarschaft des Choledochus, läßt sich 
wohl kaum mit Sicherheit sagen. Liegt ein .entzündlicher Prozeß 
außerhalb des Choledochus vor, so werden die Erscheinungen kon- 
stanter sein, während bei einem Stein im Choledochus wir hier 
und da auftretende Koliken beobachten. Entwickelt sich eine 
Cholangitis, so ist, ich möchte. sagen, ein sicheres Zeichen der- 
selben der auftretende Ikterus. Dieser Ikterus ist nicht immer 
intensiv, er macht sich vielleicht nicht einmal in einer Verfärbung 


der Sklera bemerkbar, aber im Harn müssen wir bei einer 


Cholangitis Gallenfarbstoff nachweisen können. lst dieser Nachweis 
auch bei wiederholten Untersuchungen nicht zu erbringen, so er- 
scheint es’fast ausgeschlossen, daß ein Stein im Choledochus oder 
ein entzündlicher Prozeß in demselben, durch andere Ursache be- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


geschätzt. 


oder man sieht den deutlich erweiterten Choledochus. 
. der Fall, so muß man mit feinen Punktionsnadeln den Choledochus 


24. August Ä 


gesprochenen Koliken meistens um einen Stein. In einzelnen Fällen 
aber zeigte sich, daß doch kein Stein da war, aber eine Dilatation, 
die wohl auf eine Stenose an irgendeiner Stelle des Choledochus 
zurückzuführen ist. Ich habe dies zweimal beobachtet. Treten die 
Koliken sehr bald nach der Operation wieder ein, so wird man 
annehmen. dürfen, daß ein Stein bei der ersten Operation zurück- 
gelassen worden ist. Ein völliger Verschluß des Oholedochus, wie 
ich ihn einmal beobachtet habe, muß natürlich dauernden Ikterus 
machen, ebenso auch ein Karzinom. In den Fällen, in denen die 


Gallenblase nicht entfernt worden ist, können naturgemäß Koliken 


eintreten ohne Ikterus. l 


Mögen nun die Koliken bedingt sein durch einen Stein im 


 Choledochus oder durch Verengung der Narbe oder durch einen 


entzündlichen Prozeß außerhalb, in jedem dieser Fälle kann nur 


‘eine Behandlung in Betracht kommen, und zwar besteht die Be- 


handlung in einem nochmaligen operativen Eingriff. Es ist natur- 
gemäß nicht leicht, einer Patientin, die schon eine Gallenstein- 
operation überstanden hat und der man mit größter Wahrscheinlich- 
keit Beschwerdefreiheit versprochen hat, sofort eine erneute Operation 
vorzuschlagen. Aber diese Bedenken dürfen uns nicht hindern, den 
Rat zu geben, der allein im Interesse der Patienten liegt. Ob unser 
Rat befolgt wird, ist Sache der Patienten. | 
Hinzu kommt noch, daß, da der entzündliche Prozeß nach Ek- 
tomie sich nurmehr im Choledochus abspielen kann, jeder fieberhafte 
oder sogar mit Schüttelfrösten kombinierte Kolikanfall nach Ektomie 
erhöhte Gefahren in sich schließt, einmal die der Infektion der 
Lebergallengänge und die noch größere Gefahr der Fortleitung der 
Entzündung durch die Lymphbahn oder. vermittelst, des Ductus 
pancreaticus auf dasPankreas. Diese letzte Gefahr darf nicht außer Acht 
gelassen werden. Ich habe vor Jahren eine Patientin daran verloren, 
die sich nicht rechtzeitig zur Operation entschließen konnte. Man 
darf aber auch mit gutem Gewissen zu einer erneuten Operation 
raten. Die Schwierigkeiten werden im allgemeinen zu hoch ein- 
Ist bei der ersten. Operation ein Querschnitt gemacht 
worden, so. bevorzuge ich jetzt einen Längsschnitt, oder umgekehrt, 
um möglichst sofort in die freie Bauchhöhle zu gelangen. Die fast 
immer vorhandenen Verwachsungen des Netzes mit der Leber und 
der vorderen Bauchwand werden gelöst, man kommt. auf das Bett 
der Gallenblase, das uns nach unten in die Gegend des Chole- 
dochus führt. Zuweilen kann man hier sofort den Stein tasten, 


Ist das nicht 


aufsuchen. Die Gefahr der zweiten Operation hinsichtlich der 
Peritonitis erscheint mir geringer als bei der ersten Operation. 
Durch. die vorhandenen Adhäsionen ist die Bauchhöhle zum Teil. 
abgeschlossen. Außerdem aber scheint mir nunmehr die Neigung 
des Peritoneums zur Adhäsionsbildung und zur Abkapselung des 
Operationsgebietes eine größere gewörden zu sein. Bei Rezidir- 
operation habe ich, soweit ich mich entsinne, keinen Patienten an 
Peritonitis verloren. Die ausgedehnte Statistik von Hotz ergab bei 


Rezidivoperation nach vorhergegangener Ektomie 14,62, nach ein- 
facher Cholezystostomie 8,91°/, Mortalität. 


Sind die Koliken Folge einer Stenosierung des Choledochus 
oder eines völligen Verschlusses, so kommen naturgemäß ein- 
greifendere operative Eingriffe in Betracht. 


Ich war in einem Falle bei einer völligen Stenose des Hepatikus 
gezwungen, das Duodenum nach Eröffnung an die Leber anzunähen 
um den Rest des Hepatikus. Um dies möglich zu machen, mußte ich 
vorher den Pylorus verschließen und Gastroenterostomie machen. Pa- 
tientin wurde geheilt und beschwerdefrei. — In einem anderen Falle 
habe ich mit Erfolg ein Gummidrain in den Rest des Hepatikus ein- 
renäht und das andere Ende dieses Drains schräg durch die Wand ins 

uodenum geleitet, welches an die Leber angenäht wurde. Das Gummi- 
drain blieb liegen und konnte sich in den Darm abstoßen. — In einem 
weiteren Falle, bei dem ich wegen der schweren entzündlichen Er- 
scheinungen mich auf eine Stomie beschräuken mußte, habe ich bald 


darauf wegen der Fortdauer der Beschwerden eine Cholezvstoduo- 
denostomie gemacht. 


Am meisten Scheu haben die Patienten vielfach vor wieder- 


holten Narkosen, die sich auch sonst bei öfterer Anwendung der 


Narkose bemerkbar macht. Ich möchte hier auf ein einfaches Hilfs- 
mittel hinweisen. Während wir bei den Medikamenten, die per 08 
eingenommen werden sollen, mit Recht ein großes Gewicht auf ein 
Geschmackkorrigens legen, wird die Nase in dieser Hinsicht sehr 
stiefmütterlich behandelt. Hier von einem Geruchskorrigens Ge- 
brauch zu machen, hat selten der Narkotiseur in Erwägung gezogen, 
und doch ist dies sehr einfach und meist, zumal bei Kindern, neben- 
bei bemerkt, von verblüffendem Erfolge. Seit einer langen Reihe 


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24. Augast ` 


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von Jahren benutzen wir in den meisten Fällen bei der Narkose 
als Geruchskorrigens mit bestem Erfolge Eau de Cologne. Vor 
"Einleitung der Narkose kommt ein ordentlicher Guß auf die Maske 
und dann allmählich das Narkotikum, unter Umständen unter Wieder- 


olung der Aufträufelung von Eau de Cologne. Noch kürzlich hat. 
ein Kollege die außerordentliche Annehmlichkeit dieses Korrigens | 


an sich selbst empfunden und seine Befriedigung hierüber aus- 
gesprochen. we . 
- Eine Frage ist noch zu erörtern. Was kann geschehen, um 
Rezidive zu vermeiden? Es ist ohne weiteres klar, däß, wenn noch 
keins Steine im Choledochus sind und die Gallenblase‘ entfernt 
wird, Rezidive kaum auftreten werden. Daraus folgt, daß man 
Gallensteinkranke operieren soll, bevör die Komplikation des Chole- 


-dochussteins eingetreten ist. Wir sollen also .möglichst frühzeitig 


den Gallensteinkranken die Operation anraten. Je frühzeitiger die 
Operation. gemacht wird, je jünger die Patienten sind, um so .ein- 
“facher gestaltet sich die Operation und um so sicherer werden die 
Patienten in ihrem weiteren Leben vor Beschwerden bewahrt. Es 
ist auch ohne weiteres klar, daß die Entfernung der Gallenblase am 
sichersten vor Rezidiven schützt. Zumal nach den eingehenden 


Untersuchungen von Aschoff müssen wir annehmen, daß nicht 


alein die Dysfunktion, wie Berg glaubt, die Hauptursache der 
Gallensteinbildung ist, sondern daß anatomische Veränderungen der 
Gallenblase von nicht zu unterschätzendem -Einflusse sind. Ich 
möchte glauben, daß auch der Zystikus eine wesentliche Rolle hier 
mitspielt. .Die Klappen des Zystikus haben doch offensichtlich den 
“Zweck, die beiden Ströme von Galle und Drüsensekret, die den 
Iystiküs passieren, von der Leber zur Gallenblase und umgekehrt, 
von einander zu trennen. Sind nun die Klappen im Zystikus defekt, so 
-Wird es leichter zu einer Stauung im Zystikus und in der Gallenblase 
kommen. Vielleicht ist es möglich, durch verschiedenfarbige Füllung 


des Zystikus mit hartwerdendem Material von der Leber und von 
der Gallenblase aus diese eigenartige Einrichtung zur Darstellung 
m bringen und Defekte nachzuweisen. — Gegen die Entfernung 


der Gallenblase spricht ja, daß, nach Aschoff, dieselbe ein Druck- 


regulator. ist. Die in die Gallenblase gelangte Lebergalle wird dort. 


al.!/;—1/,, eingedickt infolze Resorption voa Seiten der Lymph- 
md Blutgefäße. Auch soll durch Entfernung der Gallenblase die 


 Pankreassekretion beeinflußt werden. Es soll weniger Pankreassalt 
ad weniger Galle in den Darm gelangen und hierdurch vielleicht 


auch eine Schädigung der Magensekretion herbeigeführt werden. — 


Von anderen Autoren werden aber diese Folgeerscheinungen ab- 


‚gilkhnt, Wie dem aber auch sei, wir müssen immer daran fest- 
halten, daß es sich in allen Fällen von Gallensteinbildung um keine 
urmale Gallenblase mehr handelt, daß die Gallenblasenwand mehr 
oder weniger hochgradig verändert ist und daher: ihre Funktion 
nicht mehr ausüben kann. Tatsächlich sehen wir ja auch, daß kein 


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D 


Aus der Deutschen Universitätsfrauenklinik in Prag 
i (Vorstand: Prof. Dr. G. A. Wagner). 


_- Perniziöse Anämie und Gestation. 
-= Von Dr. Robert Benda, Assistent der Klinik.. 


I Wenn es auch in den vergangenen Jahrzehnten der Forschungs- 
igkeit von Biermer, Naegeli, Ehrlich. u. a. gelungen ist, die 
permase Anämie in symptomatologischer und diagnostischer 
sicht ‘genau zu charakterisieren und sie als Krankheit sui generis 
gegenüber anderen verwandten Krankheitsbildern abzugrenzen, so 
lieh doch die Atiologie und Pathogenese dieser Krankheit bisher 


| nerlorscht, Nur in einer verschwindend kleinen Zahl von Fällen 
ounten ätiol i | 


IE Leere und Wöchnerinnen. Gusserow teilte schon im Jahre 
inf Fälle von „hochgradigster Anämie“ bei Schwangeren und 

nit FR mit, und nahm einen Zusammenhang der Erkrankung 
| pa Schwangerschalt an. Allerdings fehlen in dieser Arbeit 
. 2 über das Blutbild, das nach dem heutigen Stand unseres 
m unerläßliche 
nn ne ie betrachtet werden muß. In der folgenden Zeit 
| nammen vereinzelt Berichte über analoge Fälle. Der kausale 
estatio; ang zwischen der Krankheit. und den Vorgängen der 
srallon blieb aber lange unbekannt. Es ist das Verdienst von 


egeli, diesen Zusammenhang klar erkannt und durch Publikation 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK > 


‘Patienten betrug die Mortalität sogar nur 2,87°/,. 


_ Abhandlungen. 


reff otogische Zusammenhänge aufgedeckt werden. Sie be- 
en Doiriocephalus latus-Träger,: Luetische und bis dahin gesunde 


Voraussetzung für die Diagnose der per- 


-als vielmehr aus anderen Gründen. => 


1. 


Nr. 34. u 


| IN 


einziger Patient bis beute von der Entfernung. der: Gallenblase* S, 


"nachweisbare Schädigung davongetragen hat. 


Ich stehe daher nach wie vor auf dem Standpunkt, den ich . 
auch bereits vor vielen Jahren hier im Verein, allerdings . damals. 
noch unter Widerspruch vertreten habe, daß im allgemeinen . nur 
die Ektomie in Betracht kommen kann. Dieser Standpunkt dürfte 
wohl heute von fast sämtlichen Chirurgen geteilt werden. ` Die 
Stomie kommt nur als Notoperation in Betracht; so habe ich sie 
vor Jahresfrist noch mit Erfolg bei einer 91 jährigen Patientin vor- 
genommen. ee ee un an 
i Naturgemäß müssen wir uns bei der Ektomie überzeugen, 
daß der Choledochus frei von Steinen ist. Auch wenn ein Solitär- 
stein in der Gallenblase vorhanden ist, kann trotzdem. auch: poch 
ein Stein im Choledochus sich befinden, was ich einmal beobachtet 
habe. Ist der Zystikus eng und die Klappen au demselben an- 
scheinend nicht verändert,. so, ist das Vorhandensein eines Chole- 
dochussteines unwahrscheinlich. Trotzdem aber erachte ich, wenn 
eben möglich, eine genaue Sondierung des Oholedochus für- uner-- 
äßlich.. Haben sich Steine. im Choledochus gefunden, so wird man 
eine Erweiterung der Papille erstreben müssen, eventuell auch den 
Choledochus durchspülen; letzteres ist zumal dann geboten, wenn, 
die Steine im Choledochus bei ihrer Entfernung mehr oder weniger 


zertriämmert wurden. Es genügt im allgemeinen eine Dehnung des 


Choledochus. Eine transduodenale Spaltung der Papille, lediglich 
zu diesem Zwecke, möchte ich nicht empfehlen. . une 0 
Eine Frage möchte ich noch kurz streifen, die bei der Emp- 
fehlung der frühzeitigen Operation. wohl aufgeworfen werden kann, 
das ist die Frage nach der Mortalität. Hotz hat eine Gesamt- ` 
mortalität von 9,22°/, errechnet. Ich habe von den 882 Patienten 
seit Anfang 1919 35 durch Tod verloren; hiervon sind aber 17 Todes- 
fälle nicht auf die Operation zurückzuführen. Bei il bestand vor. 
der Operation akute Pankreatitis, Sepsis oder schwere Peritonitis. 
Dreimal lag Karzinom vor; 1 Patient starb an Koma bei vorhandenem 
Diabetes, eine Patientin an Herzinsuflizienz. bei Basedow- und eine ` 
an Ileus, der vor der Operation bereits bestanden hatte. Von den 
18 Patienten, die infolge Operation starben, ‘hatten 6 Pneumonie, 
3 Peritonitis, 4 Herzinsuffizienz, 3 Embolie, 2 starben infolge von 
Nachblutungen. ‘Diese 18 Fälle auf die Gesamtzahl ‚gerechnet, er- 
gibt eine Mortalität von. nicht ganz 5°%%,. .Bei den weiblichen 
Wenn man be- 
rücksichtigt, daß eine ganze Reihe von schwersten Erkrankungen 
und verschleppten ‚Fällen sich unter. ‘den Patienten befanden, ` so 
wird man diesen Prozentsatz als sehr gering ansehen müssen. Aber 
auch diese Zahlen führen uns wieder zu der Forderung der früh- 
zeitigen Operation, wodurch nicht nur die Mortalitätsziffer, sondern 
auch die Anzahl der Rezidiven noch weiter wesentlich: herabgesetzt 
werden. kann. ee e E 


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von acht einschlägigen Fällen durch seine Schülerin Beyer- 
Gurowitsch im Jahre 1912 dadurch einwandfrei bewiesen zu 
haben, daß vier seiner Fälle im Gegensatze zur kryptogenetischen 
Biermerschen Anämie dauernd rezidivfrei blieben.. In den 
folgenden Jahren mehrten sich die Berichte über Fälle von 
perniziöser Anämie, die während der Schwangerschaft oder im. 


‘ Wochenbett zur Beobachtung Kamen. Esch konnte in. seiner. im 


Jahre 1917 erschienenen ‘Arbeit sechs Fälle aus der Marburger 
Klinik mitteilen, und gleichzeitig 17 andere Fälle aus der deutschen 
Literatur zusammenstellen. Seither sind in der deutschen Literatur 
nur die Fälle von Beckman, Heim und Rumpf bekannt geworden. 
Beckman bearbeitete das Material: der Klinik Peham und konnte 
unter. etwa 60 000 Geburten der Jahre 1902—1920 nur 6 Fälle von . 
„Graviditätsanämie“ veröffentlichen. ` Die beiden‘. letztgenannten 
Autoren berichten über je einen Fall. Ich habe diese Zahlen 
deshalb angeführt, damit man. sich eine ‚Vorstellung von der 
Häufigkeit des Auftretens der perniziössen Anämie während der 
Gestation bilden könne. Es muß auf Grund. der genannten: Zahlen 


als ein seltenes Ereignis bezeichnet werden.. Ich bin nun in der 
Lage, an dieser Stelle über sechs. hierher, gehörige Fälle berichten 


zu können. Die Symptomatologie und der klinische Verlauf dieser 
Fälle sind aus den bisher veröffentlichten Arbeiten hinlänglich be- 


kannt. Wenn ich mich trotzdem entschlossen habe, die Kranken- 


geschichten meiner Fälle ausführlich „mitzuteilen, so geSchieht es 
nicht so sehr in der Absicht, die Kasuistik solcher Fälle zu be- 
reichern, obzwar manche von ihnen genug des Interessanten bieten 


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komplizierter. 


beide, aber wenig ausgiebig. Patellarsehnen-, Achillessehnen- und 


In der Umgebung des Anus einige pigmentierte Narben; am äußeren 


Normoblasten 0,3%/,, Reizungsformen vorhanden. 34000 Blutplättchen 


1166 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. | 24. August 
Wie schon erwähnt, ist die Pathogenese der perniziösen | Wöchnerin wohl. Die Temperaturen schwankten zwischen 87,20 und 
Anämie bisher unerforscht geblieben. An Bestrebungen, sie aufzu- 


39,30, Puls 120. Am 28. September verschlechterte sich der Zustand 5 
klären, hat es nicht gefehlt. Die Resultate derselben haben in 


wesentlich. Temperaturen zwischen 38,6% und 39,80, Puls klein und 
verschiedenen Theorien Ausdruck gefunden, von denen sich aber fre en Mn He Sn ax .. ee nn T, erden 
keine einzige dauernd behaupten konnte. Dasselbe gilt auch für | en kein Anhalts de ech en onen emp 
X : e ‘aturen en, doch wird ihnen -keine allzu 
die Pathogenese der während der Gestation auftretenden perniziösen | große Bedeutung beie omoa ai: da sie ja bekanntermaßen bei perniziöser 
Anämie, nur ist das Problem diesbezüglich naturgemäß noch viel | Anümie vorkommen und da in diesem Falle auch schon vor der Geburt 
Ich glaube nun, mit einigen Beobachtungen an | Temperatursteigerungen bis 38,20 aufgetreten waren. Am 24, Sep- 
meinen Fällen, die sich nur aus der ausführlichen Darstellung der- | tember Febris continua zwischen 39,4% und 39,6°, Puls 150. "Blutbild: 
selben verstehen lassen, einen Beitrag zur Lösung dieses Problems |, 1010000 Erythrozyten, Hämoglobin korr.80%/,, Färbeindöx1,38, 6400 weiße 
liefern zu können. | Blutkörperchen, der sonstige Befund unverändert. Am 25. September 
wiederum Temperaturen zwischen 39,30 und 39,6° und bedeutende Ver- 
schlechterung. Schwere Dyspnoe, Delirien. Patientin erhält eine intra- 
muskuläre Injektion von 10 cem defibrinierten Blutes einer gesunden 
Wöchnerin. Blutbefund (Dr. P.Kazn’elson): 656000 Erythrozyten, Hämo- 
globin (Sahli) 25/2, korr. 16,4, Färbeindex 1,12, 3220 weiße Blutkörperchen. 
Polyn. neutroph. Leukozyten 46,5%, Lymphozyten 42,50/,, Monozyten 
6,50%, Myelozyten und Metamyelozyten 2,8%,, Reizungsformen 0,7%, 
Normoblasten 0,7%, Megäloblasten: 0,5,%/,, 2300 Blutplättchen (auch 
Riesenformen), Makro-, Aniso- und - Poikilozytose, Polychromasie, 
Jollyk., basophil punktierte Erythrozyten; Rechtsverschiebung. Re- 
traktion 0, Sedimentierung ++, Plasma gelb. Am 26. September 
Temperaturen zwischen 380 und 39%. Zunehmender Verfall. Schwerste 
_Dyspnoe, Embryokardie, Delirien. Abends erfolgte der Exitus letalis. 
Sektionsbefund: Hochgradige Anämie der Haut und sicht- 
baren Schleimhäute. : Hochgradige Anämie und fettige Degeneration 
des Herzmuskels (Tigerherz).. Anämie und Hämosiderose der Leber. 
Anämie und -fettige Degeneration der Nieren. Hochgradige Anämie 
des Gehirns, der Lungen und des ganzen Intestinaltraktus. Rötliches 
Knochenmark.. Ekebymosen im Endo- und Epikard, in den Lungen- 
nleuren, am Zungengrunde und in der Milzkapsel. Ausgedehnte 
lutungen im rechten Nierenbecken. Eitrige nekrotisierende fötide 
Eindometritis post partum. Weicher Milztumor. Ödem der Unterlappen 
beider Lungen. Frische fibrinöse Pleuritis über dem linken Unterlappen. 
Verfettung des Epikards (mäßigen Grades). Aorta angusta (4,2 cm). 
Geringe Dilatation des linken Ventrikels. Path.-anatom. Diagnose: 
Anaemia gravis, Septicaemia ex endometritide post partum. Aus der 
Milz wurden Streptokokken gezüchtet. 


. 


I. Am 10. September 1921 wurde eine 17jährige Fabriksarbeiterin 
an der Deutschen - geburtshilflichen Universitätsklinik aufgenommen. 
Familienanamnese o. B. Als Kind Masern und Ohrenfluß; im 13. Lebens- 
jahre Schwellung der Halsiymphdrüsen. Patientin wurde damals !/, Jahr 
mit Injektionen und künstlie er Höhensonne behandelt. Sie hat sich 
dann vollkommen wohl gefühlt, bis vor drei Monaten Appetitlösigkeit 
und Müdigkeit auftrat. Damals bemerkte auch schon die Mutter, daß 
sie auffallend blaß sei. Sie gab aber ihre Arbeit nicht auf, -obwohl 
sich ihr Zustand zusehends verschlechterte. Seit zwei Monaten er- 
bricht Patientin fast jede genossene Nahrung. In der letzten Zeit be- 
merkte sie, daß sie bei Eintritt der Dunkelheit schlecht sehe. Vor | 
14 Tagen traten Bläschen auf der Zunge ‘auf, gleichzeitig löste sich 
das Zahnfleisch von den Zähnen ab. Anfang September mußte die 
Patientin wegen zunehmender Schwäche ihre Beschäftigung aufgeben 
und wurde vom Arzt an die Klinik gewiesen. Die Menses traten im 
15. Lebensjahre zum erstenmal auf, waren immer sehr stark, dauerten 
oft bis 14 Tage. Letzte Menstruation am 17. Dezember 1920. Bisher 
kein Partus, kein Abortus, keine venerische Infektion. 

Status praesens: 154 cm groß, Ernährungszustand gut. Extreme 
Blässe der Haut und sichtbaren Schleimhäute. Ödeme an den Unter- 
schenkeln... An der rechten Halsseite unregelmäßige Narben nach ver- 
eiterten Lymphdrüsen. Die rechte Pupille reagiert nicht auf Licht, die 
linke nur wenig. ausgiebig. Die linke Pupille in geringem Grade ent- 
rundet, etwas weiter als die rechte. Auf Akkommodation reagieren 


Kornealreflexo lebhaft. Die mittleren oberen Schneidezähne zeigen 
eine Andeutung des Hutchinsontypus. An der Zungenspitze einzelne 
Bläschen. Tonsillen etwas vergrößert. Sternum druckschmerzhaft. 
Lungen o. B. Kurzes systolisches Geräusch über der Pulmonalis, sonst 
reine Töne. Lautes Nonnensausen. Röntgenbefund: Zwerchfell hoch 
gedrängt, das Herz. anscheinend etwas dilatiert, größte quere Herz- 


breite 12,8 cm. Milz und Leber nicht palpabel, Milz auch perkutorisch 
nicht vergrößert. Im Harn Eiweiß in Spuren nachweisbar., 


ie geburts- 
hilfliche Untersuchung ergab den Befund einer Gravidität von 9 L.M. 


In diesem Falle von perniziöser Anämie kommen zwei der 
bekannten ätiologischen Faktoren in Betracht: Schwangerschaft und 
Lues. Für die luetische Ätiologie scheint die’ positive Wa.R. des 
Blutes und die Pupillenreaktion zu sprechen. Die erstere ist nun 
allerdings für die Annahme einer Lues nur mit allergrößter Reserve 
zu verwerten. Wissen wir doch aus den Arbeiten von Esch, 
Lahm, G. A. Wagner u. a, daß der positive Ausfall der Wa.R. in 
der zweiten Hälfte der Schwangerschaft überhaupt nur sehr wenig. 
Beweiskraft für die Diagnose Lues hat. Ihr Wert wird in unserem 
Falle noch weiterhin beeinträchtigt durch die bestehende perniziöse 
Anämie. Wenn wir auch über die komplizierten Vorgänge bei der 
Wa.R. und ihr gegenseitiges Ineinandergreifen nicht vollkommen 
unterrichtet sind, so wissen wir doch, daß die Lipoide des Blutes 
dabei sicher eine — wahrscheinlich nicht unwesentliche — Rolle 


spielen. Nun handelt es sich aber bei der Perniziosa um eine 
Störung des Lipoidstoffwechsels. FE. | 

| Auch Türk ist der Ansicht, daß der positive Ausfall der Wa. 
während einer Perniziosa nicht maßgebend für die Luesdiagnose sein 
könne, da sich im Blute hämolytische Vorgänge abspielen, andererseits 
aber die Erythrozyten der Perniziosa gegenüber hypotonischen Salz- 
lösungen und anderen hämolytisch wirkenden Reagentien eine deutlich 
erhöhte Widerstandskraft besitzen. Was die fehlende Pupillenreaktion 
betrifit, so erwähnen Naegeli und Türk das — wenn auch seltene 
— Vorkommen von spinalen Symptomen bei der perniziösen Anämie. 
Das Krankheitsbild nimmt in diesen Fällen geradezu den Charakter 
der Tabes an. Pupillenstarre, fehlende Patellarsehnenreflexe, Sensi- 
bilitätsstörungen, Parüsthesien, reißende .Schmerzen und Ataszie, selbst 
Blasen- und Mastdarmstörungen kommen vor. Als anatomisches Substrat 
dieser Symptome findet man perivaskuläre Degenerationsherde mit Glia- 
wucherung vorwiegend in den Hintersträngen, Es ist daher auch das 
Symptom der fehlenden Pupillenreaktion für dio Annahme einer Lues 
als ätiologisches Moment nicht verwertbar. In Übereinstimmung mit 
dieser Auffassung steht auch der Liquorbefund. Der Liquor war klar, 
Nonne-Apelt, Pandy, Goldsol und Wa.R. negativ. Dazu kommt, dab 
bei der Obduktion des Kindes keinerlei Anhaltspunkte für Lues ge- 
funden werden konnten. Die Untersuchung der Plazenta auf Spiro- 
chäten wurde leider verabsäumt. Die Gewichts- und Größendimensionen 
der Plazenta sprechen aber unbedingt gegen Lues. Mit großem Eifer 
wurde hingegen auf Spirochäten a in den äußeren inguinaler 
Lymphknoten, in den beschriebenen perianalen Narben und im Gehirn 
Herr Dr. C. Terplan vom pathologisch-anatomischen Universitätsinstitu 
hat sich in dankenswerter Weise dieser großen Mühe unterzogen. 
den Lymphknoten und perianalen Narben fanden: sich in den nac 
L evaditi gefärbten Stufenserienschnitten keine spezifisch entzündliche 
Veränderungen und keine Spirochäten. Vom Gehirn wurde die Vie 
hügelgegend in enger Stufe nach Jahnel untersucht. Es fanden sie 


Genitale nichts Abnormes. Wa.R. +++. 

Das schwere Krankheitsbild ließ an perniziöse Anämie denken. 
Die am 11. September vorgenommene Blutuntersuchung bestätigte diese 
Vermutung: 1260000 Erythrozyten, 40%, Hämoglobin, Fürbeindex 1,4, 
4000 weiße Blutkörperchen. Im Ausstrichpräparat: Poikilozytose, 
Anisozytose, Polychromasie, Normoblasten, Megaloblasten, Türksche 
Reizformen. Die Kranke wurde dann auf einige Tage an die I. medi- 
zinische Universitätsklinik (Prof. R.Schmidt) transferiert. Der Kranken- 
geschichte dieser Klinik!) entnehme ich noch folgende bemerkenswerte 
Befunde: Im Stuhl keine Parasiteneier. Aldehyd im Stuhl. bis 1: 1500 +. 
Mageninhalt: Nüchtern 0. Nach Probefrühstück Kongo —. Freie Salz- 
säure 20, Gesamtazidität 40. Mikrosk.: o. B. Blutdruck: (Riva-Rocei) 
98 mm. Ophthalmosk. Bef.: Auffallende Blässe, normalkalibrige Gefäße. 
Venen und Arterien zeigen fast keinen Unterschied in der Farbe der Blut- 
säule, sonst normal. Die am 15. September von Herrn Dr. P.Kaznelson 
vorgenommene Blutuntersuchung ergab: 1390000 Erythrozyten, Hämo- 
globin (Sahli) 66/2, korr. 47,1, Färbeindex 1,5, 2780 weiße Blutkörperchen. 
Polyn. neutroph. Leukozyten 36°%,, Lymphozyten 58,3°%,, Eosinophile 
0,35/,, Myelozyten und Metamyelozyten 2°), Megaloblasten 30/,, 


(auch Riesenformen); Retraktion +-+, Sedimentierung + +, Serum 
klar. Indir. Bilirubin 1,5. Blutungszeit 11 Minuten. „= 23. 

Am 20. September abends setzten die ersten Geburtswelen ein 
und am 21. September erfolgte nach einundzwanzigstündiger Geburts- 
dauer die Spontangeburt eines 45 em langen, 1650 g schweren männ- 
lichen Kindes. Die Geburt hatte den Allgemeinzustand der Kranken 
kaum alteriert, ihn zunächst jedenfalls nicht in ungünstigem Sinne be- 


einflußt. Der Blutverlust war sehr gering. Das Kind wies alle Zeichen 
der Unreife auf, ging nach wenigen Minuten zugrunde. Gewicht der 
Plazenta 230 g, Größe 11:13 cm. Sektionsbefund des Kindes: Zer- 
reißung des Tentorium cerebelli mit frischer Blutung. Kleine epikardiale 
Blutung. Vollständige Atelektase der Lungen. Keine Zeichen von 


Lues. Knorpelknochengrenze normal. Diagnose: Haemorrhagia intra- 
meningealis. 


In den ersten Stunden nach der Geburt subjektives Wohlbefinden. 
Temperatur 380, Puls 94. Auch am nächsten Tage fühlte sich die 


1) Für die freundliche Erlaubnis, diese und die folgenden Kranken- 


geschichten benützen zu dürfen, bin ich Herrn Prof. R. Schmidt zu 
besonderem Danke verpflichtet. 


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- -keine entzündlichen Veränderungen. a 2 | ing 2 Zr 
-` Auf Grund dieser Befunde glaube ich berechtigt zu sein, im, 
 yorliegenden Falle die luetische Atiologie ausschließen zu. können: 
"Besonders hervorheben möchte ich an diesem Fälle ‘das Auftreten 
“einer septischen Infektion, die, wegen. ihres ungewöhnlichen. Ver- 
Jaufes als solche nicht erkannt, im Verein mit der perniziösen Anämie. 
innen kurzer Zeit den letalen Ausgang herbeigeführt hat: Wenn 
.. marin Betracht zieht, daß es sich um .eine ganz glatte Spontan- 
gebut bei einer weder vor noch. während der Geburt vaginal Unter- 
Fo -daß dieser Fall durchaus nicht vereinzelt dasteht, bei perniziöser 
-<-> Anämie, die während der Gestation. auftritt, die. Annahme einer: 
; ganz.besonders gesteigerten Disposition zur septischen Infektion be-, 
°P. -  \zechligt, ein Umstand, auf den übrigens’ auch schon frühere Autoren 
- aufmerksam gemacht haben. Das ist ja auch ohne Zweifel einer 
> > ‚der Gründe der schlechten Erfolge der künstlichen Schwangerschafts- 
17. unterbrechung bei perniziöser Anämie, über deren Berechtigung und 
‚FE "Aussichten ich auf die erschöpfende Darstellung von Sachs verweisen 
-, „möchte, ohne zu dieser Frage an diesem Orte selbst Stellung zu nehmen. 


i 
ef ©, IE 82jährige Frau, hat am 7. Februar 1920.zu Hause geboren. 
+i. ` Glatte Spontangeburt ohne nennenswerten Blutverlust. Am nächsten 
ito Tage wurde die Patientin au der:deutschen Universitäts-Frauenklinik . 
t>.. aulgenommen, von dieser am folgenden Tage der I.. medizinischen 
ti . °Universitätsklinik überwiesen. ‘Da die Patientin bewußtlos war, mußte 


| ta 
er- s ::die Anamnese mit dem Manne aufgenommen werden. Pat. erkrankte. 
čb © vot. mehreren Jahren an ein&m schweren Gelenkrheumatismus, sonst. 
č) -Aber fühlte sie sich wohl und sah immer blühend aus. Die jetzige 
&F Schwangerschaft nahm einen normalen Verlauf. Seit 4 Wochen ist sie 
bi -. krank. Zu dieser Zeit bemerkte sie. eine zunächst kleine, rasch größer 
f .. „werdende, sehr schmerzhafte Verhärtung in der rechten Mamma. Bald 
ki bildeten sich tiefe, eiternde Geschwüre. Gleichzeitig trat Heiserkeit 
ei. und’ Husten auf. Das Zahnlleisch begann zu bluten. Pat. soll dadurch - 
„mel Blut verloren haben. -Dem Manne. fielen in der ‚letzten Zeit ihre . 

„< hochgradige Blässe und Anschwellungen am ganzen Körper auf. Die 


- venerische Infektion. Dem Status praesens entnehme ich nur die be- 
, . ‚merkenswertesten Daten. Allgemeine Blässe der Haut und Schleim- 
; häute, Verstreut Petechien -an den unteren Extremitäten, die Sdematös 
'. „sind. Medial von der rechten Mamilla. zwei: nierenförmige, eiterig be- 
SE legte Geschwüre. ‘Milz nicht palpabel. Andauernde Stomatorrhagie.. 


Ri: Normale Temperatur, nur am 10. Februar 38,8%. Im Harn Eiweiß positiv, 
"[-  imSediment ausschließlich Leukozyten, . Blutbefund (Dr. P.Kaznelson): 
wil; °-976000 Erythrozyten, Hämoglobin (Sahli) 86/2, korr. 26, F. I. 1,19, 
il... 10980 weiße Blutkörperchen. 66%, polynukl. 'neutroph. Leukozyten, 
a). 19%. Lymphozyten, 8,79% Monozyten, 2,7%, Reizungsformen, 1°), Ery- 
m. > „throblasten, 2,30, Myelozyten, 0,30/, Megaloblasten, Thrombozyten ver- 
je] >. iindert, Retraktion +++, Serum farblos. Es mußte daher die Dia- 
TO m perniziöse Anämie gestellt werden. Der Verlauf war foudroyant. 
Bi Su Am-l2. Februar erfolgte der Exitus. letalis. | Ba: De 
Bi. ; Dektionsbefund: Rechtsseitige eiterige, abszedierende Mastitis . 
Mi mit- Durchbruch nach außen. Fötide Endometritis bei marzidem, über- 


‚ustgroßem Uterus. Thrombose der linken Vena spermatica. Ein. 


-  böhinengroßer Abszeß im linken. Unterla pen. mit mehreren kleineren, 
|- mittelbar angrenzenden Abszessen. Tobäre Pneumonie im linken 
(i: Unterlappen und herdförmige im rechten Oberlappen in grauer Hepati- . 
ep : Mion, Fibrinös-eiterige Pleuritis links. Akutes Ödem beider Lungen. 
BE ültiple ‘embolische bis hanfkorngroße, : vielfach gruppierte, eiterige 
N ‚Inflttate und Abszesse in beiden Nieren nebst ‘einigen streifenförmigen 
En , Piterigen Ausscheidungsherden beiderseits. Mittelgroßer, weicher Milz- 
pi,  umor. Tigerherz. Fettige' Degeneration der Leber, Degeneration der 


je -~ Nieren. Allgemeine schwere Anämie. ‚Teilweise (t/s) rotes Knochen- 


A o mark im Femur. Sehr lipoidarme glatte Nebennieren. a 
a ‚, In diesem Falle handelte es sich um eine perniziöse Anämie, 
ne } In den letzten Wochen: der Schwangerschaft zum Ausbruch kam 
gi < U die foudroyant zum Tode führte, wohl. infolge. der hinzu- 
GE ‚gekommenen septischen Infektion; —— > se 
3 IL. 84jährige Frau, am 14. Mai 1928 an der I. medizinischen 


nn srtätsklinik aufgenommen, hatte. am: 12. April am normalen 
vn gerschaftsende geboren.: Die Geburt war glatt verlaufen, ohne 
die kA erten Blutverlust. Einen Monat vor der Entbindung schwollen 
beit an, doch konnte die Patientin’ bis zur Geburt ihre häuslichen 
die: a verrichten. Sie war schon immer.blaß. gewesen, ‚doch nahm | 
obut ti, Rn, der. Entbindung in auffallender Weise zu.. Seit der 
at, en Fieber bis 390 ohne Schüttelfrost, starke Kopfschmerzen. 
Fans, rägt seither keine Nahrungsaufnahme, erbricht sofort alles. 
King; Anamnese o. B. Im 7. Lebensjahre hatte sie Scharlach, als 
2 Oi linken Kieferwinkel Drüsen. Im Alter von 25 Jahren trat 
befinden P Ta einer Geburt starke Gelbsucht auf, seither Wohl- 
keinen Al “enstruationsverhältuisse o. B. Pat. hatte 6 Geburten, 
eai ortus. Venerische Infektion negiert. | Bu 
! Peitpolsten praesens: Kräftig gebaute Patientin mit gut erhaltenem 
5 #%er. Etwas pastöser Habitus. ' Hautfarbe schmutzig-gelbbraun, 


Tr eU mM UT co E A FT 


em. DE L E 


i 7 


2. 21924 — MEDIZINISCHE KLINIK = W340 


"keine Spirochäten, im Parenchym des Gehirns sowie an der Leptomeninx - 


F: guchten handelt, so erscheint im Zusammenhalt mit der Tatsache, 


© Frau hat jetzt das sechste Mal geboren, keinen Abortus ‚gehabt, 'keine | 


a geh ' RE i = > De i x na a NR: , ei 
s4 à $ B n . Sa E E ta dà E PA » Re , 
j ` u, Ba en A . E a A ee Aa en hooi } z 
‘ BE oe, 8 - > o ay a X ER - Era è Ro i 
Er De a ee S Des 3 2 R 
` a . BER a a Fe : 2 ER .. g z = 


«Ödeme ‘an "den unteren Extremitäten. Sichtbare: Schleimhäute. auf- 
fallend blaß, Sclerae leicht sübikterisch. Hals-und Rachenorgane o. B. 
Geringe Druckschmerzhaftigkeit des. Sternum.’ Lungen o. B. Herz- 
"grenzen: normal. -Über allen: Ostien. deutliches systolisches Geräusch. 


|. Starkes Nonnensausen. Puls 116; rhythmisch, mäßig leicht unterdrückbar. 


'. Leber und Milz vergrößert. ‘Die letztere überragt drei Finger breit den 
Rippenbögen. Reflexe normal. ‚Im Harn Eiweiß schwach positiv. Im 
' Sediment reichlich Epitlielien der Harnwege.:. Aldehydreaktion stark 
“positiv. Im Stuhl köine Parasiteneier. Mageninhalt: Kongo neg., freie 
Salzsäure 0,--Gesamtazidität 22. Bilirubin 2,9, kein direktes Bilirubin. 
Blutdruck ` (Riva-Rocci): 90'’mm. Wa.R.. negativ. Die durch Herrn 
Dr. H. Enge! vorgenommene Blutuntersuchung ergab: 796000 Erythro- 
. zyten,. Hämoglobin, (Sahli) 33/3,‘ korr. 16,. F.I 0,90; vital gefärbte 
` Erythrozyten 102/,0, hochgradige Anisozytose mit Vorwiegen der Megalo- 
. zyten, Poikilozytose, zahlreiche Bo Erythrozyten, basophil 
.punktierte Erythrozyten, ein Jollyk., 8660 weiße Blutkörperchen. 51% 
. Begmentkern., 1/3%/, Stabkern., 1/3°/, Mastzellen, 231/,%0, Lymphozyten, 
12/,0/0 Monozyten, 3°%/, Normoblasten, 14v/, Megalöblasten, 1?/;”/n Myelo- 
zyten, 12/;%/, Myeloblästen, 1° Prömyelozyten, 2%, Metamyelozyten, 
88260 Blutplättchen. Retraktion +-+--F,.Sed: +, Serum klar, gelb. 
. Der Zustand der Pat. war. ein schwerer und zeigte. trotz Arsen- 
: verabreichung keine Neigung zur . Besserung. Auch der Blutbefund:' 


| änderte - sich nicht. Die Temperaturen schwankten anfangs zwischen 


880 und 39°, sanken dann etwas ab. Anfang Juni traten starke Durch- 
fälle auf, gleichzeitig leichte Benommenheit: Pat: schlief sehr viel. Die 
. am ‚1: Juni vorgenommene Blutuntersuchung .ergab: 927000. Erythro- 
` zyten, Hämoglobin (Sahli) 53/3, korr. 25, F.I. 1,21. - In den nächsten 
Tagen Delirien. Unter fortschreitender Somnolenz, abwechselnd mit 
een, tritt unter zunehmendem Kräfteverfall und unter 
„Zunahme der. Ödeme am 8. Juni der Exitus letalis ein. >= > 
: Sektionsbefund: Hochgradige Anämie. Mittelgroßer Milztumor. 
. Himbeergel&eartiges Knochenmark. im Femur, im 'Sternum und in den 
Rippen. Hydroperikard, Hydrothorax und .Hydrops ascites.. Tigerherz.' 
. Zentrale Verfettung und Hämosiderose der Leber. Herdfiörmige Pneu- 
monie im linken. Ober- und Unterlappen: . Akutes-Lungenödem. Akute 
Laryngitis mit Ödem der Schleimhaut des Larynx und Aditus laryngis., 
Kleine lipoidarme Nebennieren. Märzider Uterus. “Ödem der Ovarien. 
: Ödem der Schleinihaut des Ileum und des Dickdarms. 
: ‚In diesem Falle traten die ersten Krankheitssymptome 4 Wochen 
vor der :Geburt auf, aber erst nach-der Entbindung kam es zum 
voll ausgeprägten Krankheitsbild. Der Blutbefund war anfangs in- 
‚folge der fehlenden Hypexchromie nicht ganz typisch, obzwar ‚sonst 
alle jene Veränderungen des Blutes. vorhanden waren, die als 
charakteristisch für perniziöse Anämie angesehen werden. Im späteren 
Verlaufe der: Krankheit stieg ‚auch der E.I. über 1. Die Diagnose 
erscheint überdies durch den Sektionsbefund einwandfrei gesichert.. 
- +. IV. 28jährige Primipara, am 15. März 1924 an der deutschen 
 Universitäts-Frauenklinik aufgenommen, hatte am 5. März zu Hause 
‚eine glatte Spontangeburt. Dabei kein nennenswerter Blutverlust. 
Eine Woche vor der Geburt fiel ihr selbst -ihre hochgradige Blässe 
auf. Gleichzeitig bemerkte sie, daß ihr die Füße anschwollen und daß. 
: sie’etwas matter sei als früher. Nach. der Geburt fühlte sie sich zu- ` 
nächst wohl, dann aber traten häufig Kopfschmerzen und Herzklopfen 
auf. Vom 4: Tage post partum an täglich hohes Fieber ohne Schüttel- 
fröste. Deshalb sandte sie der behändelnde Arzt an die Klinik. Fami- 
‚lienanamnese o. B. Pätientin hat als Kind Masern durchgemacht, ist 
sonst immer gesund ‘gewesen. Bisher kein Partüs, kein Abortus, keine. 
_ venerische Infektion. Keine Schwangerschaftsbeschwerden, nur Kopf- 
` schmerzen zu Beginn der Schwangerschaft. = AES 
| Status’praesens: Mittelgroße Patientin in gutem Ernährungs- 
: zustand. Starke subikterische Blässe der Haut und sichtbaren Schleim- 
häute. An: den unteren Extremitäten geringe Ödeme. Mund- und : 
. Rachenorgäne o. B. An der Herzspitze ein systolisches Geräusch. 
Starkes: Nonnensausen. Puls 120, rhytimisch, leicht .unterdrückbar. 
‚Lungen o. B. Milz und Leber deutlich vergrößert. Reflexe normal. 
.Am Genitale kein pathologischer Befund. Temperatur. täglich zwischen 
370 und.390 bis 40%. Leukozytenzahl 13200., Es wurde angenommen, 


| daß. es sich um eine puerperale Sepsis handle. Die Patientin bekam 


: daher am 16. und 18. März. je 50 cem Rivanolintravenös und je 10 cem 


Streptokokkenserum intramuskulär. Wegen der hochgradigen Blässe ` 
| wurde am 20. März. von Herrn Dr. Engel eine Blutuntersuchung vor- 


“genommen. ` Dieselbe ergab folgenden Befund: 976000 Ervthrozvten 
Hämoplobin .(Sahli) kort. 25, F. I. 1,1, 17240 weiße Blutkörperchen‘ 
40o Promyelozyten, 6,6%, neutroph. Myelozyten, 0,8%, 'basophile Me 
lozyten, 6%/, Metamyelozyten, 21%/, Stabkernige, 430/, Segmentkernige 
: 0,60% ‚Mastzellen, 0,6%/, Eosinophile, 11%/, Lymphozyten, 3%, Monoton. 
:2%/, Normoblasten, 1%, Normoblasten in Teilung, 080/ Megaloblasten. 
-0,80/, Megakaryozyten. 'Aniso-, Poikilo- und Megalozytose, Polychro- 
: matophilie, Thrombozyten leicht vermehrt. Sed. +, Retraktion +++ 
Serum klar, farblos. Bilirubin (indirekt) 1,2 mg. Die bakteriologis che 
Untersuchung des Blutes fiel negativ aus. Mit der Diagnose perniziöse 
.Anümie wurde die Patientin .der I. medizinischen Klinik überwiesen. 
' Der Krankengeschichte dieser Klinik :entnehme ich noch f olgende 
Daten: Im Harn Eiweiß 0, Aldehyd ++, im Stuhl’ keine Parasiteneier. 


| Wa: R. negativ. Blutdruck 95 mm (RR.). Ophthalmoskopischer Befund: ' 


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und Funk vorgenommene Bestimmun 


1168 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


An beiden Augen. streifen- und fleckförmige Blutungen, besonders | 


zirkumpapillär. Die am 26. März nach der Methode von Autenrieth 


g des Cholesteringehaltes : des 
Blutserums ergab einen Wert unterhalb 0,20/. Die Patientin war da- 


mals in einem recht schlechten Zustand. Sie bekam zunächst Arsen, 
dann am 28. und 30. März sowie am 3. April eine intravenöse,Infusion 


von 80, 300 und 270 ccm Zitratblut (von ihrer Schwester und ihrem 
Bruder). 


Die Wirkung war eine sehr günstige. Schon nach einigen 
Tagen fühlte sich die Patientin viel wohler, ihre Wangen begannen 
sich zu röten, die Temperatur sank zur Norm ab. Am 23. April be- 
trug die Zahl der roten Blutkörperchen 2400000, Hämoglobin (Sahli) 
korr. 65,70/., F. I. 1,22. Vital gefärbte Erythrozyten 1520/60, 5530 weiße 
Blutkörperchen. 620/, Segmentkernige, 7°/, Stabkernige, 3%/, Eosino- 


phile, 1%, Mastzellen, 19,7%/, Lymphozyten, 7,3%, Monozyten, Thrombo- | 


zyten vermehrt. Am 2. Mai betrug die Zahl der roten Blutkörperchen 
3044000, Hämoglobin (Sahli) korr. 70%, F. I. 1,08.. Vital gefärbte 
Erythrozyten 78%/og. Die Milz knapp unter dem Rippenbogen zu tasten. 
Am 3. Mai wurde die Patientin bei ausgezeichhetem Allgemeinbefinden 
nach Hause entlassen. Sie hat sich seither wiederholt vorgestellt, 
sieht blühend aus und ist vollkommen beschwerdefrei. 

Die Beobachtungsdauer ist in diesem Falle natürlich eine viel 
zu kurze, um die Frage, ob es sich hier um eine Dauerheilung einer 
durch die Gestationsvorgänge hervorgerufenen perniziösen Anämie 
oder nur um eine Remission bei kryptogenetischer Biermerscher 
Anämie handle, in dem einen oder anderen Sinne beantworten zu 
können. Die Entscheidung dieser Frage wird nur durch eine genaue 
langjährige Beobachtung der Patientin möglich sein. Verschiedene 
Momente sprechen aber dafür, in diesem Falle einen kausalgene- 
tischen Zusammenhang zwischen perniziöser Anämie und Gestation 
anzunehmen. Der Fall illustriert übrigens in überzeugender Weise 


den Wert der morphologischen Blutuntersuchung in diagnostisch 


unklaren Fällen von Febris post partum. | 
Ich verfüge nun noch über 2 weitere Fälle, deren Deutung 


gewisse Schwierigkeiten bereitet. Beiden Fällen äber ist ein typisch 


perniziös-anämisches Blutbild gemeinsam, weshalb ich glaube, sie doch 
als hierhergehörend an dieser Stelle mitteilen zu sollen. 


V. Am 20. September 1920 Spontangeburt. Normaler Wochen- 


bettverlauf. 14 Tage nach der Geburt stellten sich große Schwäche, 


Appetitlosigkeit und eine auffallende Blässe ein, die so hochgradig 
war, daß sie den Angehörigen auffiel. Die 20 jährige Patientin wurde 
am 15. November 1920 an der II. medizinischen Universitätsklinik 
aufgenommen. Der Krankengeschichte dieser Klinik, die mir vom 


Vorstande derselben, Herrn Prof. R. Jaksch-Wartenhorst, in ent- 
egenkommender Weise zur Verfü 


gung gestellt wurde, entnehme ich: 
amilienanamnese o. B. Patientin hat 


im Alter von 3 Jahren Typhus 
durchgemacht, später litt sie an einer Erkrankung der Halslymphdrüsen. 


Im 17, Lebensjahre bekam sie ausgedehnte Geschwüre am rechten 
Unterschenkel, die erst nach 2 Jahren zur Ausheilung kamen, Die 
Menstruation begann im 14. Lebensjahre, war zunächst einige Monate 
regelmäßig, dann aber trat Amenorrhoe ein, die bis zum 19. Lebens- 


jahre anbielt. Venerische Infektion wird negiert. Die eben durch- 
gemachte Schwangerschaft war die erste. 


Status praesens: Kleine Patientin von mittlerem Ernährungs- 
zustand, starke Anämie der Haut und sichtbaren Schleimhäute mit 


einem Stich ins Gelbliche. Pupillen reagieren normal auf Licht und 


Akkommodation. Zwei alte 1 cm lange Narben unter dem Kinn. 
Hals- und Rachenorgane o. B., ebenso die Lungen. An der Mitralis ein 
leises systolisches Geräusch, das als anämisches gedeutet wird. Puls 
rhythmisch, äqual, leicht unterdrückbar, 120. Leber nicht vergrößert, 
Milz perkutorisch deutlich vergrößert, bei Rechtslage unter dem Rippen- 
bogen tastbar. Inguinaldrüsen beiderseits deutlich vergrößert. An den 
unteren Extremitäten Ödem, reichlich alte pigmentierte Narben, am 
rechten Unterschenkel zwei offene Geschwüre. Reflexe normal. Die 


Untersuchung des Magensaftes ergab: Freie Salzsäure 5, Gresamtazi- 
dität 32%, Okulistischer Befund: Außerlich normal, o 


a 
Sehr blasse Gefäße, Venen stark erweitert, vereinze 


t Blutungen längs 
der größeren Gefäße und der Nervenfaserschicht. Wa. R. negativ. Blut- 


befund: 490000 Erythrozyten, 25%, Hämoglobin, F. I. 2,2, 5600 weiße 
Blutkörperchen. 40%. Lymphozyten, 2°%/, große mononukleäre Leuko- 
zyten, 2%, Übergangsformen, 4°/, Myelozyten, 51°/, polynukleäre neutro- 
phile Leukozyten, 1%/, Eosinophile. Starke Anisozytose, Poikilozytose, 
Anisochromasie, sehr starke polychromatophile Degeneration. Auf 
100 weiße mn kommen 3 Megaloblasten. Im Blutserum 
fiel die Probe nach Hymans v.d. Bergh (indirekte Methode) positiv aus. 

Es konnte also kein Zweifel darüber bestehen, daß es sich um 
einen Fall von perniziöser Anämie handelt, die in ursächlichem Zu- 
sammenhang mit der eben durchgemachten Schwangerschaft zu stehen 
schien. Die Patientin war damals recht elend, erholte sich aber zu- 
sehends. Auch der Blutbefund besserte sich bedeutend. Am 18. De- 
zember betrug die Zahl der roten Blutkörperchen 3004000, Hämoglobin 
(Sahli) korr. 8,82 g, Färbeindex 0,9; dabei bestand noch starke 


Anisozytose, Poikilozytose, Anisochromasie, reichlich Myelozyten, auf 
100 weiße Blutzellen kam 1 Normoblast. Am 20. Dezember konnte 


die Patientin bei gutem Allgemeinbefinden nach Hause entlassen 


n T nicht nachweisbar. Ophtha 
“fund. 


bis kirschkerngroßer Lymphknoten des unteren 


24. August 


werden. Mehr als zwei Jahre war die Patientin beschwerdefrei. Im 


Sommer 1921 wurde zu Hause eine Schwangerschaft im 2. Lunarmonat 


unterbrochen, ohne daß der Gesundheitszustand der Schwangeren hier- 
zu Veranlassung gegeben hätte. Am 29. Januar 1923 erfolgte wegen: 
ee Schwäche die neuerliche Aufnahme an die. II. medizinische 


inik. Haut und Schleimhäute etwas blaß. Milz perkutorisch deut- 
lich ver 


ößert, nach vorne bis zur vorderen Axillarlinie, nach unten 
en Rippenbogen reichend. Palpatorisch: Derber harter Milz- 
tumor, etwas über den Rippenbogen hervorragend, deutlich tastbar, 
osk.: Normaler Be- 

Im Magensaft: freie Salzsäure 25, Gesamtazidität 42. Blut- 
befund: 3700000 Erythrozyten, 68°), Hämoglobin (Sahli) = 9,5 g korr., 
Färbeindex 0,8. 14%, Lymphozyten, 4°, : Übergangsformen, 19%, 
Myelozyten, 2% Eosinophile, 790), polyn. neutroph. Leukozyten: 


bis an 


Anisozytose, Poikilozytose, Anisochromasie, auf 100 weiße Blutzellen 


2 Normoblasten. Mit Rücksicht auf diesen Befund konnte ein Rezidiy 
der seinerzeit durchgemachten Perniziosa ausgeschlossen werden. Die 


Patientin befand sich im 2. Lunarmonat einer neuerlichen Gravidität. 
Es wurde daher das von der internen Klinik gestellte Verlangen nach 


Unterbrechung der Schwangerschaft abgelehnt. Während dieses zweiten 


klinischen Aufenthaltes trat nun in der linken Inguinalgegend ein etwä 


faustgroßer, harter, gegen die Umgebung gut abgrenzbarer, jedoch 
wenig Ferschiehlicher Fanor auf. Er de: als male Maar ån- 
Ben, dessen Ausgangspunkt. allerdings unklar blieb. Die 

atientin wurde nun einer Röntgentiefenbestrahlung unterzogen. Am 
1. April kam es zum spontanen Abortus. Unter Höhensonnebehand- 
lung und Arsendarreichung besserte sich der Zustand rasch, und am 
18. April 1923 konnte die Patientin mit ‚normalem Blutbefund nach 


Hause entlassen werden. Sie fühlte sich seither recht wohl und wäre 
wohl gar nicht wieder an die Klinik 


RE wenn sie nicht hierzu 
aufgefordert worden wäre. Am 12. 
deutschen Universitäts-Frauenklinik aufgenommen. Die Anamnese er- 


gab allerdings, daß sie sich in der letzten Zeit wieder recht schwach. 
fühle. Die Temperaturen waren erhöht, stiegen oft bis 38,5% Haut 


und Schleimhäute blaß. Vulvaödem. An der Taken seitlichen Becken- 


wand ein derber Tumor, der derselben breit aufsitzt und sich entlang 
der Beckenschaufel nach vorne 'zu ausbreitet. Er ist von außen als 


dreifingerbreite, oberhalb des Poupartschen Bandes und parallel zu 
Semacihen verlaufende Resistenz nachweisbar, die sich bis. zur Spina 
jliaca ant. sup. verfolgen läßt. Rechts an der symmetrischen. Stelle 
ein ebensolcher, etwas kleinerer Tumor. 


In beiden Leistenbeugen 


oße, harte, verschiebliche Lymphdrüsenpakete. Blutbefund: 2780000. 
oe, Hämoglobin (Sah i) 
7730 weiße Blutkörperchen. Vital gefärbte Erythrozyten leicht ver- 
mehrt, Erythrozyten etwas blaß, starke Anisozytose, mäßige Poikilozytose ; 
56,30%), Segmentkernige, 27°/, Stabkernige, 1,8°%/, Eosinophile, Mastzellen 
vorhanden, 9,3%, Lymphozyten, 5,6%, Monozyten, 0,3%/, Normoblasten. 
Thrombozyten reichlich, Sedimentierung -—-++, Retraktion +++, 
Serum klar, farblos. i l 
Es konnte sich somit auch diesmal nicht um perniziöse Anämie 
handeln. Zur ee der Diagnose wurde eine der Be 
Lymphdrüsen exstirpiert. Herr Prof. Ghon, der die Freundlichkeit 
hatte, die Präparate zu begutachten, stellte die Diagnose Lympho- 
granulomatose. Die Patientin wurde der II. medizinischen Universitäts- 
klinik überwiesen, an welcher sie am 11. Juni ad exitum kam. 


PIE 


ebruar 1924 wurde sie an der 


60/2 korr. 43, Färbeindex 0,68, 


ektionsbefund (Prof. Ghon): Lymphogranulomatose mit 


fibröser Lymphadenitis und Perilymphadenitis der bis nußgroßen inneren 
inguinalen Lymphknoten beiderseits, 


der iliakalen Lymphknoten beider- 
seits und (der paraaortalen Lymphknoten entlang der 


anzen Bauch- 
aorta, sowie der bis haselnußgroßen retromediastinalen Lymphinoten, 
der kleindattelgroßen unteren tracheobronchialen Lymphknoten rechts, 
der etwa erbsengroßen Lymphknoten des Ligamentum pulmonale rechts 
und der bis über bohnengroßen oberen tracheobronchialen Lympb- 
knoten rechts sowie einiger kleinbohnengroßer paratrachealer der 
rechten Seite; mit fibröser Lymphadenitis und Perilymphadenitis einiger 


esosigmoideum un 
Periproktium; mit Lymphadenitis ohne fibröse Induration der bis hasel- 
nußgroßen äußeren inguinalen Lymphknoten beiderseits; mit fibröser 
Lymphadenitis und Perilymphadenitis der bis haselnußgroßen pen- 
pankreatischen Lymphknoten, der bis bohnengroßen lienalen und por- 
talen Lymphknoten; mit vereinzelten nicht indurierten konglomerierten 
bis kleinkirschgroßen metastatischen Herden im oberen 
und mit einigen fibrösen Metastasen in Form eines ungefähr haselnub- 
oßen Herdes im rechten Leberlappen und. mehreren bis erbsengroßen 
erden im linken Leberlappen; disseminierte bis hanfkorngroße, zum 
Teil konglomerierte, nicht indurierte metastatische Herde in beiden 
Leberlappen; mit vielen bis erbsengroßen Metastasen in der Schleim- 
haut der Harnblase; und mit einem stecknadelkoßfgroßen subpleuralen 
Herd in der interlobären Fläche des rechten Lungenunterlappens. 
Amyloidose der Milz vom Typus der Sagomilz mit starker Vergröße- 
rung der Milz. Amyloidnieren. Himbeeriarbenes Knochenmark in den 
langen Röhrenknochen und den Wirbelkörpern. Mäßig lipoidreiche 
Nebenniere rechts, lipoidarme links: Braune Atrophie des Herzmuskels. 
Geringe Residuen von Endokarditis an der Mitralklappe. Partielle 
adhäsive Pleuritis in der Mitte des vorderen Randes des recht 


en Ober- 
lappens. Ein kleinhanfkorngroßer subpleuraler Kalkherd im Interlobör- 


rande des linken Oberlappens an der Grenze zwischen kranialem und 


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24: August: 


Atrophie der Ovarien. | \ 
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 Pemiziösen Anäı 


0,1924 — MED 
‚Hlorei Drittel. Partielle adhäsive Perihepatitis und Perisplenitis. 
mittlere Zwei nußgroße en links mit einer 
ne i linken A Hoch- 
radivar Hydrops ascites und Hydrothorax beiderseits mit Kompressions- 
Pase Deider Unterlappen. Hochgradiges 
tremitäten. Atrophie des subepikardialen Fettgewebes. Allgemeine 
Anämie. Drei Nebenmilzen, die größte haselnußgroß. Patholögisch- 
matomische Diagnose: Lymphogranulomatose. > 
Die Beurteilung dieses Falles ist nicht leicht. Es gibt zwei 


Möglichkeiten: Entweder handelt es sich um einen Fall von 


Biermerscher Anämie, wobei das Blutbild durch die hinzugekommene 


neue Erkrankung (Lymphogranulomatose) in ähnlicher Weise ver- 
ändert wurde, wie es Weinberg für die Kombination von perniziöser 
Anämie und Karzinom beschrieben hat, oder aber handelt es sich 
u einen Fall von perniziöser Anämie, die mit der durchgemachten 
Schwangerschaft in ätiologischem Zusammenhang 


. "stand, daß nach mehr als dreijähriger Beobachtung ein. Rezidiv von 
= witen der perniziösen Anämie nicht auftrat, scheint mir doch eher 


fir die zweite Möglichkeit zu sprechen. Man müßte dann mit Bezug 
-aufdie perniziöse Anämie eineDauerheilungannehmen und dievormehr 
als einem Jahre aufgetretene Veränderung des Blutbildes als Folge 
der in diesem Zeitpunkt erworbenen Lymphogranulomatose ansehen. 

-VI. Auf diesen Fall verweise ich nur, ganz kurz, da er bereits 


von Kalser aus der medizinischen Klinik R. Jaksch-Wartenhorst aus- 


führlieh publiziert wurde. Es handelte sich um eine 31jährige Frau, 
bei welcher im 7. Lunarmonat ihrer 3. Gravidität eine schwere Anämie 


"auftrat,. die sämtliche Charaktere einer perniziösen aufwies. Daneben 
bestand seit mehreren Jahren eine Mitralinsuffizienz und eiw Milztumor, 
der als Stauungsmilz angeschen wurde. Der Zustand der Patientin 
-parein sehr schlechter, weshalb die bestehende Schwangerschaft, die 


mittlerweile bis zum 8. Lunarmonat gediehen war, am 23. Februar 1919 
an- der deutschen geburtshilflichen Universitätsklinik unterbrochen 


wurde (Metreuryse, Herabholen eines Fußes, Extraktion und Perforation . 
des nachfolgenden Kopfes). i | | 


Die unmittelbar vorher an der geburtshilflichen Klinik vor- 
genommene Blutuntersuchung ergab: 1292000  Erythrozyten, Hämo- 


-globin (Sahli) 17, korr. 24,7, F.I. 0,84, 6620 weiße Blutkörperchen. 


8 polymorphkernige neutrophile Leukozyten, 19,70%, Lymphozyten, 
10% ‘osinophile, 0,7”/, Mastzellen, 1,70/, Monozyten, 0,3%/, Megalo- 


vital gefärbte Erythrozyten, schr viel Mikrozyten, weniger Makrozyten. 


 Peikilozytose, sehr gute Färbbarkeit. Erythroblasten in Mitose. Reich- 


lich polychromatophile Erythrozyten, Thrombozyten vermindert. 

- Nach Einleitung der Frühgeburt trat bald eine auffallende 
Besserung im Blutbild ein. Da jedoch der Zustand der Kranken noch 
Immer ‚kein befriedigender war, wurde 10 Wochen später an der 
chirurgischen Universitätsklinik die Milz exstirpiert. Bald hernach 


tat eine wesentliche Besserung ein, so daß die Patientin 2 Monate 
nen mit einem fast normalen Blutbefund entlassen werden konnte. 
i 


e hat sich in den 5 Jahren, die seither verflossen sind, wiederholt 


„vorgestellt und ist dauernd vollkommen beschwerdefrei. / Br 
Kalser nimmt an, daß sich auf Basis einer Erkrankung des | 


en venösen Ostiums eine immer mehr zunehmende Stauungsmilz 
twickelte, die das Blutbild — wenigstens vorübergehend — im 
mne einer perniziösen Anämie beeinflußt hat. Aus der Kranken- 
deutlich hervor, daß diese Veränderung im 
Batbild zum Teil der bestehenden Schwangerschaft zuzuschreiben 
si, da das Blutbild der früher vorhandenen sekundären Anämie in 
S der perniziösen übergegangen ist und reihe sich dieser Fall in 
übereinstimmender Weise den von Naegeli erwähnten Fällen an, 
in denen er im Verlaufe der Gravidität' Biermersche Anämien be- 
Obachtet hat. Ich kann mich dieser Auffassung Kalsers nur an- 
schließen und glaube, daß das perniziös-anämische Blutbild in diesem 


Falle in erster Reihe durch die bestehende Schwangerschaft hervor- 
gerufen wurde. 


er Die mehrere Jahre vorher schon vorhandene 
lunssmilz mag dabei eine unterstützende Rolle im Sinne Kalsers 


gespielt haben. 


~ Das Wesen der perniziösen Anämie besteht nach Naegeli 
ann, daß das Knochenmark durch hämolytisch wirkende Toxine auf 
1: Sehwerste zeschädigt wird, so daß es in großem Umfange. zum 
; ergang von roten Blutkörperchen und zu einer Umstimmung der 
generation roter und weißer Blutzellen kommt, wie. sie eine weit- 
A enda Analogie im embryonalen Leben findet. : 
se gut fundierte und heute. fast allgemein anerkannte Theorie 
"egelis auf. das Gebiet der im Verlaufe der Gestation auftretenden. 
nie anwenden, so werden wir zu der Auffassung 
‚ Solche Krankheitsfälle unter einem einheitlichen Gesichts- 
als zur Gruppe der Gestationstoxikosen gehörend : zu be- 
Auffassung, die auch von anderer Seite (Jung- 
‚treten wird, Wir müssen dann folgerichtig annehmen; 


gedrängt 
punkte 


achten, eine 
Mann u, a.) ve 


IZINISCHE KLINIK — Nr. 34. ` 


dem der unteren Ex- 


stand. Der Um- 


ten, 5,3%, Erythroblasten, 1,0°/, Metamyelozyten, 0,7%/, Promyelo- . 
ayten, 0,3%, Myelozyten; Retraktion +++, Serum gelb. Reichlich 


Wenn wir nun 


daß es vom Ei gebildete Toxine sind, di 
gelangen, im Knochenmark verankert werden und dort nun ihre 
deletäre hämolytische Wirkung entfalten. .Diese hämolytisch wir- 
kenden Toxine finden normalerweise im Blute der Schwangeren 
einen mächtigen Gegner vor: das Chölesterin. Bezüglich seines 
Vorkommens im Blüte Schwangerer und seiner: biologischen Be- 
deutung kann ich auf meine .in einer früheren Arbeit gegebene 
ausführliche Darstellung verweisen. _ An dieser Stelle will ich nur 
das zum unmittelbaren Verständnis Notwendige kurz zusammenfassen. 


Nach den Ergebnissen der Untersuchungen von Autenrieth 
und Funk enthält das normale ‘Menschenblut in 100 cem 140 bis 


160 mg = 0,14—0,16 °%/,, das Blut Gravider in den letzten Monaten 


der Schwangerschaft 0,21—0,80 %/, — nach eigenen Untersuchungen 
0,20—0,88 %/, — Gesamtcholesterin (freies Cholesterin ~+- Cholesterin- 
ester). Ursache und Bedeutung der Schwangerschaftshypercholester- 
ämie sind bisher unaufgeklärt geblieben, was um 'so verständlicher 
ist, als ja unsere Kenntnisse über die Herkunft des Cholesterins und 
die Rolle,: die es im Haushalt des Organismus spielt,- höchst mangel- 
haft sind. Durch experimentelle Untersuchungen gelang aber doch 
der Nachweis einer sehr. bedeutsamen biologischen Wirkung des 
Cholesterin. Ransom konnte zeigen, daß das Cholesterin, den 
Serumbestandteil darstelle, der der Hämolyse durch Saponin ent- 
gegenwirkt, Nach H. Pfibram steigert auch das verfütterte und 
resorbierte Cholesterin die hemmende Kraft des Serums gegenüber 
der Serumhämolyse,. Ebenso hängt nach K. Meyer die Empfind- 


lichkeit der  Erythrozyten gegenüber der. Saponinhämolyse von 


ihrem Gehalt an Cholesterin ab. Seit den Untersuchungen von 
Abderhalden und Le Count und: von Hausmann wissen wir, 
daß die biologischen Wirkungen ausschließlich dem freien, : nicht 


‘dem gebundenen Cholesterin zukommen. Přibram hat nun, aus- 


gehend von diesen experimentellen und. gewissen klinischen 
Erfahrungen, die Theorie aufgestellt, daß das vermehrte Cholesterin, 
das die Fähigkeit besitzt, ‘die Erythrozyten vor ‚verschiedenen 


Schädlichkeiten, so -insbesondere vor der Einwirkung gewisser. 


Hämolytika, zu schützen, auch die Vorgänge der physiologischen 


Erythrolyse zu. hemmen vermag. Diese Annahme habe ich einer 


klinisch-experimentellen Studie über die Bedeutung der Schwanger- 


'schaftspolyzythämie als Arbeitshypothese zu Grunde gelegt. Ich 
konnte tatsächlich einen Zusammenhang zwischen dem Cholesterin- 


spiegel des Blutes und der Zahl der roten Blutkörperchen in der 
Schwangerschaft im Sinne’ eines weitgehenden Parallelismus beider 
nachweisen. und gelangte so zur Auffassung, daß die Polyzyihämie 
der Schwangeren mindestens zum größten Teil Folge sei einer 
durch das vermehrte Cholesterin bewirkten-Hemmung der Vorgänge 
des physiologischen Erythrozytenzerfalles.. In die Zeit dieser 
Untersuchungen fiel nun unser Fall I. von perniziöser'Anämie., Die 
Autoren stimmen in ihren Angaben über den Cholesteringehalt des 


Blutes bei perniziöser Anämie keineswegs überein. Beumer und. 


Bürger und Port. fanden verminderte, Pribram normale, King 
erhöhte Werte. Angaben über den Cholesteringehalt des Blutes 
bei Fällen von im Verlaufe der Gestation auftretender perniziöser 
Anämie lagen bisher überhaupt noch nicht vor. Die Lipoide des 
Blutes spielen schon seit längerer Zeit in der pathogenetischen 
Betrachtungsweise der perniziösen Anämie eine Rolle. Seit den 


_ Untersuchungen von Faust und Tallgvist, die aus den Leibern 


von Botriozephalen eine hämolytische Substanz gewonnen und mit 


'Ölsäurecholesterinester identifiziert hatten, ist die Ölsäure als 
Ursache vieler Anämien, namentlich auch der perniziösen, ange- 


schuldigt worden.. :Diese Theorie wird. aber heute von Naegeli 
und anderen Autoren nicht anerkannt. Auch von Seyderhelm 
wird sie auf Grund experimenteller Erfahrungen’ abgelehnt. Esch 
hat nun für die Fälle der von ihm so. benannten „perniziosaartigen 
Graviditätsanämien“ der Lipoidämie eine entscheidende ätiologische 


Rolle. zugeschrieben, ‘allerdings ohne eine Anreicherung des Blutes 


mit Lipoiden in ‚diesen Fällen auch tatsächlich nachgewiesen zu 
haben. Wenn unsere obige Auffassung von der biologischen 
Bedeutung des Cholesterins zu Recht besteht, dann müßte ganz im 
Gegenteil bei der perniziösen Anämie eine Lipoidarmut des Blutes 
erwartet werden. Aus diesen Gründen schien mir:die Bestimmun 

des Cholesteringehaltes in unserem Falle von ‚großer Bedeutung zu 
sein. Ich habe die Untersuchung unmittelbar vor. der Geburt vor- 
genommen. Bezüglich der Methodik verweise 'ich auf meine frühere 
Publikation. Bei einer Erythrozytenzahl von 1 200 000 fand ich. den. 
enorm niedrigen Wert von 0,11%/,-Gesamtcholesterin im 
Serum. Wenn man bedenkt, daß es sich doch um eine Hoch- 
gravide handelt, so ist das gewiß ein höchst ungewöhnlicher und 


bemerkenswerter Befund, Ich verweise ferner auf den: Fall IV. 


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in den Sektionsbefunden der Fälle II und II 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


| | 2 24. August 


Hier wurde bei einer Wöchnerin bereits am 21. Tage nach der 
Geburt ein Gehalt des Serums an Cholesterin unterhalb 0,2%, 
festgestellt. Die Untersuchung konnte leider aus äußeren Gründen 
nicht früher vorgenommen werden. Nach den Angaben der Lite- 
ratur (Chauffard, Schlimpert, Hufimann) wird nun der 
normale Cholesteringehalt des Serums erst zwischen dem 28. :und 
70. Tage nach der Geburt wieder erreicht. ‘Ich selbst fand in 
einem Falle noch am 38, Tage post partum eine sehr beträcht- 
liche Hypercholesterämie. Es muß daher auch dieser Befund als 
ein ungewöhnlicher. bezeichnet werden. Es wurde demnach in bei- 
den. daraufhin untersuchten Fällen von. perniziöser Anämie, die im 
Verlaufe der Gestation auftrat, eine auffallende Hypocholesterämie 
im Serum festgestellt. (In. den anderen 4 Fällen war leider die 
Cholesterinbestimmung nicht vorgenommen worden, da 3 von ihnen 


(U, V, VI) zu einer Zeit zur Beobachtung gekommen waren, wo wir 


die Bedeutung des Cholesterins für den Erythrozytenschutz noch 
nicht erkannt hatten (1919, 1920), während der 4. Fall (II) mehr 
als- einen Monat nach der Geburt erst in klinische Beobachtung kam, 
und zwar nicht an unserer Klinik). | 

Mit dieser Feststellung fällt aber die von Esch 
Theorie vón -der pathogenetischen Bedeutung der Lipoidämie. Es 
widerstrebt mir, aus diesen zwei Beobachtungen weittragende Schluß- 
folgerungen zu ziehen. Ich kann mich aber des Eindrucks nicht 
erwehren, daß dieser auffallende Befund kein zufälliger ist. Ist 
diese Voraussetzung aber richtig, dann müßte dem Mangel 
an Cholesterin, dem Ausbleiben der physiologischen 
Schwangerschaftshypercholesterämie eine Bedeutung in 


der Pathogenese der während der Gestation auftretenden 


perniziösen Anämie eingeräumt werden. Sie würde darin 


daß die das Krankheitsbild hervorrufenden, 
dem Ei entstammenden, hämolytisch wirkenden Toxine 
ungehemmt ihre Wirkung entfalten können, wenn das 


Cholesterin, das berufen ist, die Erythrozyten vor. dem 
‚toxischen Zerfall zu schützen, dem Organismus in un- 


genügender Menge- zur Verfügung steht. Es kann infolge- 
dessen in. großem Umfange zum Untergang normaler 
Erythrozyten kommen, die das unter dem fortdauernden 
Einfluß der Noxe stehende Knochenmark trotz aller An- 
strengungen nicht zu ersetzen vermag. 


4 


t 


Vielleicht ist diese Auffassung auch eine Erklärung für die 
Tatsache, daß es bei Botriozephaluswirten, Luetischen und Graviden 
nur:.so selten zum Ausbruch der Krankheit kommt. Warum aber 
in den während der Gestation auftretenden Fällen von perniziöser 
Anämie die physiologische Schwangerschaftshypercholesterämie aus- 


bleibt, vermögen wir solange nicht zu erklären, als wir die Ursache 


der letzteren nicht kennen. Wenn wir mit Albrecht und Welt- 


mann einen Zusammenhang zwischen ihr und der in der Schwanger- 


schaft auftretenden Hypertrophie der .Nebennierenrinde annehmen, 
dann müßte die letztere in diesen Fällen fehlen. Tatsächlich ist 
sowie in dem von 
Heim mitgeteilten Falle von einer auffallenden Lipoidarmut der 
Nebennierenrinde die Rede. 
höchst auffallender Befund. . Auch Landau spricht von einer Lipoid- 
armut der Nebennierenrinde bei permiziöser Anämie. Wenn nun 
die Annahme von Albrecht und Weltmann richtig wäre, daß die 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


aufgestellte 


Das ist doch bei einer Wöchnerin ein’ 


Cholesterinester des Blutes aus der Nebennierenrinde stammen und 
daß ihre Vermehrung im Blute ein Ausdruck der Hyperfunktion, 
ihre Verminderung der Ausdruck einer Funktionsschwäche oder 

Lähmung der Nebennierenrinde ist, dann wäre es ungemein ver- 
lockend, in der Hypofunktion derNebennierenrinde die pathogenetische 
Grundlage der während der Gestation auftretenden perniziösen 
Anämie zu erblicken. Im Widerspruch stünde allerdings diese Auf- 
fassung mit der Anschauung Landaus und Jaffes. Landau 
schreibt auf Grund von experimentellen Untersuchungen der Wechsel- - 
beziehungen, die zwischen dem Lipoidgehalt dei Nebennierenrinde 
und des Blutes bestehen, dem letzteren die primäre Rolle zu, Jaffé 
sieht in der Tatsache, daß er in 2 Tierversuchen nach Cholesterin- 
fütterung Cholesterinester in der Nebennierenrinde nachweisen konnte, 


‚während man normalerweise in der Nebennierenrinde dieser Tiere 


(Rind und Kaninchen) nur Phosphatide und Cerebroside vorfindet, 
den Beweis für seine Annahme, daß die Lipoide in der Neben- 


nierenrinde des Menschen nicht Sekretions-, sondern Speicherungs- 
produkte sind. 


Was die Natur der bei der perniziösen Anämie wirksamen 
Noxe betrifft, so nimmt Türk an, daß sie'in hämolytisch wirkenden 
Lipoiden zu suchen sei. Freund und Mohr -haben bei der 
Eklampsie in der Plazenta eine beträchtliche Menge von Lipoid- 
substanz nachgewiesen, die alkohollöslich ist und hämolytisch wirkt, 
während in der normalen Plazenta zwar auch Lipoide, aber ohne 
hämolytische Wirksamkeit gefunden werden. Ausgehend von dieser 
Tatsache nimmt nun Türk an, daß die hämolytisch wirksamen 
Lipoide bei den in der Gestation auftretenden Fällen von per- 
niziöser Anämie von der Plazenta geliefert werden. Diese An- 
schauung würde der Auffassung der Krankheit als Gestationstoxi- 
kose Rechnung tragen. Untersuchungen künftiger Fälle in dieser 
Richtung muß es allerdings vorbehalten bleiben, diese Theorie auch 
experimentell zu stützen. Wenn wir also auch heute noch weit 
davon entfernt sind, klaren Einblick in die Pathogenese der wäh- 
rend der Gestation auftretenden und durch sie bedingten perniziösen 
Anämie zu gewinnen — was ja schließlich auch für alle anderen 
Gestationstoxikosen gilt —, so glaube ich doch, durch den Hinweis 
auf die Beziehungen, die zweifellos zwischen dieser Krankheit und 
dem Lipoidgehalt des Blutes und der Nebennierenrinde bestehen, 
einen Beitrag zur Lösung dieses Problems geliefert zu haben. 
Literatur: Abderhalden und Le Count, Zschr. £ exp: Path. u. Thor. 
1906, 2, 199.— Albrecht und Weltmann, W. kl, W. 1911, S.483.— Autenrieth 
und Funk, M.m.W. 1913, S. 1248. — Beckman, Mschr. f. Geb. u. Gyn. 1921, 56, 
S. 119. — Benda, Arch. f Gyn. 1923, 116, S. 506, Lit. — Beumer und Bürger, 
Zschr. f. exp. Path. 1913, 13, 343. — Beyer-Gurowitsch, Inaug. Diss. Zürich 1912. 
— Esch, Zschr. f. Geb. u. Gyn. 1917, 79, 8.1; Arch. f. Gyn. 1922, 117, S. 147 (Lues). — 
Faust und Tallqvist, Arch. £. exp. Patb. u. Pharm. 1907, 57, 367. — Freund und 
Mohr, B. kl. W. 1908, S. 1798.— Gusserow, Arch. f. Gyn. 1871, 2, S. 218. — Haus- 
mann, Beitr. z. chem. Phys. u. Path. 1905, 6, 567. — Heim, Zbl. f£. Gyn. 1928, 5.818. 
— Jaffó, Hbenda 1924, S.1122. — Jungmann, M. m. W. 1914, S. 414. — Kalser, 
B. kl. W. 1920, S. 692. — Lahm, Arch. f. Gyn. 1920, 112, S. 3857. — Lan dau, Die Neben- 
nierenrinde. Gustav Fischer, Jena, 1915. — Meyer, K., Beitr. z. chem. Phys. u. Path. 
1908, 11, 357. — Naegeli, Blutkrankheiten und Blutdiagnose, 8. Aufl, Berlin 
u. Leipzig, 1919. — Pribam, H., Biochem. Zschr. 1906, 1, 418; Prager med, Wschr. 
1908, Nr. 83, S. 719; 1912, Nr. 17 u. 87; Med. Klin. 1914, Nr. 28, Li. — Ransom, D.m.W. 
1901, S.194.— Rumpf, Ebenda, 1923, S. 488. — Sachs. „Die Indikationen zur künst- 
lichen Unterbrechung der Schwangerschaft" von G. Winter. Urban u. Schwarzen- 
berg, Berlin u. Wien. 1918. — Seyderhelm, Brgebn, d. inn, Med. u. Kindhik. 1922, 
21, 361.-- Türk, Vorlesungen über klinische Hämatologie. 2. T., 2. Hlft. Wilhelm 


Braumüller, Wien u. Leipzig, 1912. — Wagner, G.A., Med. Klin. 1923, S.18. — 
Weinberg, Zschr. f. klin. Med. 1918, 85, S. 892, l , 


(Vorstand: Prof. Dr. A. Ghon). 
Blatternimpfung und Enzephalitis.*) 

Vorläufige Mitteilung. 

Von Prof. Dr. Franz Lucksch. 


Die Untersuchungen nahmen ihren Ausgang von 3 Fällen, 


. bei denen genau 10 Tage nach der Blatternschutzimpfung bei 4 bis 


6jährigen Kindern Erscheinungen, die an Encephalitis epidemica er- 
innerten, aufgetreten waren und zum Tode geführt hatten. Bei der 
Sektion war eine andere Todesursache nicht zu finden und die 
bistologische Untersuchung ergab die typischen Veränderungen der 
Encephalitis epidemica im akuten Stadium. Dementsprechend wurde 
das Gutachten dahin gestellt, daß es. sich augenscheinlich um 


*) Vortrag, gehalten im Verein deutscher Ärzte in Prag am 
27. Juni 1924. | | 


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g | 3 Fälle von E. e. handle, die in ätiologischer "Beziehung nichts 


mit der Blatternschutzimpfung zu tun hatten. 


Die Lymphe, die in dem einen Falle verwendet worden war, 
kam zur Untersuchung und erwies sich im gewöhnlichen Sinne 
steril. Die mit derselben vorgenommenen Impfversuche ergaben 
beim Kaninchen eine typische Keratitis, die Hautreaktion fiel nicht 
deutlich aus. In weiterer Folge wurden korneale Impfungen an 
Kaninchen mit neu beschaffter staatlicher Blatternlymphe angestellt, 
wobei sich zeigte, daß etwa 30 % der jung ausgewählten Tiere 
ohne besondere klinische Erscheinungen meist am 10. Tage ein- 
gingen. Der Sektionsbefund war ein negativer, bis auf eine mäßige 
Rötung des Gehirnes, die aber gelegentlich. auch fehlen konnte. 


Auf die histologische Untersuchung wird später eingegangen werden. 


Inzwischen wurde ich von der Arbeit von Levaditi und 
Nicolau über Neurovakzine in Kenntnis gesetzt. Ich hatte die 
Möglichkeit, eine Enzephalitis bei subduraler Injektion mit Blattern- 


impfstoff zu erzeugen, als selbstverständlich vorausgesetzt. Mir war 


es vielmehr auf die Erzeugung einer Enzephalitis von einem ent- 


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24.August o — ME JHE KLINIK — Nr. 34: © IIL. Ess i 
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| | | | | no tae a TE ale Bu 
TOE TE TEA HE 


" fernkire Orte her angekommen. Die nunmehr angestellten Ver- 


- suche ergaben, daß es auch bei subduraler Injektion mit einer 
- :100fachen Verdünnung der Lymphe gelang, Enzephalitis - herbei- 


lieh je nach dem Grade der Verdünnung am 4. oder am 5..bis 


`- G. Tage: Das Gehirn war dabei meist deutlicher gerötet oder 


` ödematös, oder beides. Diese Enzephalitis . ließ sich in Passagen 


`- fortführen, es konnte von Gehirn auf die Kornea und wieder zurück 


auf das Gehirn mit Erfolg geimpft werden. Be 
-Es wurde nunmehr, um mich zu überzeugen, ob das Verhalten 
bei Verwendung von Blatternimpfstoff anderer Provenienz dasselbe 


sei, Wiener Implstoff verwendet. Der Erfolg mit der Wiener Lymphe 


-. war derselbe. Damit war gezeigt worden, daß im Gegensatz zu Le- 


Schm orl bezüglich dieser Färbemethode, daß sie sehr. launenhaft 
sei. Bei Mallory- bzw. Lentzfärbung waren die größeren Herpes- 


r I elan | körper blasser, aber in derselben Farbe. dargestellt; doch zeigten 
zuführen. Der Tod trat bei dieser Applikationsart früher ein, näm- 


sie dort, wo sie kleiner und kompakter waren, auch dieselbe In- 
tensität der Gelb- bzw. Rotfärbung wie die Guarneri- oder Initial- 
körper: ‘Was schließlich, die Giemsafärbung anlangt, konnte 
verschiedene Färbung iw Rot oder Blau, je nach der Differenzierung 
erreicht werden. Ze PR PR E ES ee 

| Zweitens konnte festgestellt werden, daß einerseits bei der 


Vakzineveränderung den Guarnerikörpern: identische Gebilde 
auch innerhalb des Kernes auftreten und andererseits. wieder 


bei der Herpeskeratitis Körperchen vorkommen, die in Bezug 


-auf ihre Lage außerhalb des Kernes, ihre Gestalt,. Größe: und ihr 


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vaditiund Nicolau die direkte subdurale Vakzineimpfung zu Enze- | färberisches Verhalten den Vakzineeinschlüssen. gleich, sind. a N 
phalifis führe, dasselbe galt für die korneale Impfung.  . . | Ersterer Vorgang ist im Handbuch von v. Prowazek im Kapitel PN Mi 
"Nach Fertigstellung dieses Teiles der Untersuchungen’ erfuhr: | Vakzine angeführt; daß er auch bei der Variola vorkommt, zeigt in ui oo 
ich, daß auch Blanc und Caminopetros dieselben Resultate ge- | besonders schöner Weise die Abbildung eines Schnittes von der ii EAN 
habt hatten. u Be Leber eines an Blattern verstorbenen Negers ‘in dem Buche von Hei: il 

| - Die histologische Untersuchung der Kaninchengehirne ergab | O. Neumann und M. Mayer, Tierische Parasiten, Tafel 32, Abb. 2. ot: 
> ider Todesfällen nach kornealer Impfung neben’ negativen Re- | Einschlüsse im Kern fand Lipschütz auch bei der Paravakzine. N 
- aillatan-auch mäßige Hyperämie und spärliche perivaskuläre Rund- | Das zweite Vorkommnis, Körperchen außerhalb des Kernes bei Be 

‘ leninfiltrate; in den Fällen, in denen der Tod nach der sub- | Herpes, habe ich, so wie ich sie gesehen und vorgezeigt habe, noch Ba 

- duralen Impfung eingetreten war, und zwar stets viel früher, war | nicht beschrieben gefunden. In: welcher Beziehung sie zu den von pips 
-mh der histologische Befund ein viel deutlicherer, ganz dem von | Löwenstein angegebenen stehen, läßt sich. vorderhand wegen der PEG 
' Zdansky bei den Herpes-Enzephalitisfällen entsprechend. Eine | Verschiedenheit der angewandten Methoden (Abstrich und Schnitt) AN 


Diferenzierung dieser zwei Enzephalitisformen, der. durch Vakzine 
einerseits und der durch das Herpes-Enzephalitisvirus andererseits 
hervorgerufenen, war darnach im histologischen Bilde nicht möglich, 
‚daesmir bisher nicht gelungen war, in meinen Fällen von Herpes- 
-  Emephalitis die bekannten Herpeskörperchen nachzuweisen, was, 
vie Lauda selbst angibt, sehr selten gelingt. Ich war aber auch 
bis jetzt nicht imstande, bei Vakzine-Enzephalitis an den Gehirn- 


‘zellen Veränderungen etwa im Sinne von Guarneri- oder Initial-- 


 körperehen zu sehen. | a i | 
' Aus diesen Befunden ergab sich ohne weiteres die- Frage: 


War die in den eingangs erwähnten Fällen 'aufgetretene Enzephalitis 


- Wob durch die Blatternschutzimpfung ausgelöst oder stand sie 
‚mit derselben in direktem ursächlichem Zusammenhang? 

Am einfachsten wäre die Entscheidung gewesen, wenn man 
` wn den Leichen seinerzeit hätte direkt auf ein Tier abimpfen 
können, sei es nun korneal oder aber subdural. : Ich hatte das 


‚: .amals’aus der Überlegung heraus unterlassen, daß das Gehirn, 
 Deroreszur Untersuchung kam, zwei Tage nach eingetretenem Tode 
‚der Leiche gelegen hatte. ' Ferner waren mir aber damals die 


| Verhältnisse bei der Vakzineimpfung, die ich erst in meinen Ver- 
Suchen bzw. aus der Literatur kennen gelernt hatte, unbekannt. 
‚E8.ergab sich danach das Bedürfnis nach Parallelunter- 
suchungen. Diese konnten sich beziehen erstens auf Veränderungen, 
'- Mie man mit Herpes-Enzephalitisvirus an der Kaninchenkoriiea her- 


nicht entscheiden. | | u ER 
Es scheint mir, daß es nach diesen Befunden nicht 
mehr angeht, einen strengen Unterschied zwischen spezi- 


fischen Guarnerikörperchen und unspezifischen Degene- 


rationserscheinungen beim Herpes zu machen. Ich neige 
vorläufig der Anschauung zu, daß beides Degenerationserscheinungen 
seien. Für das verschiedene Verhalten. in dem "einen und. dem 
anderen Falle spielt vielleicht die verschieden starke Intensität der 
Reizung durch die verschiedenen Virusarten eine Rolle. Auch über 


die Natur der „Einschlüsse“. (Basichromatin, Nuklein) möchte ich 
mich hier nicht auslassen ` e a 


Zu den zwei anderen Vergleichsuntersuchungen der Kaninchen- 


. und der menschlichen Gehirne bin ich noch nicht gekommen. : Aber 


schon jetzt erscheint es mir’ nach all dem Vorhergesagten nicht 
Menschen zu einer Enzephalitis führen könnte. Be ne 

ie Untersuchungen wurden mit- Unterstützung . von. seiten 
der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und 


' unmöglich, sich vorzustellen, daß auch einmal eine Vakzine beim 


Literatur in: Böhmen ausgeführt.. , 


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"Aus der Dermatologischen Abteilung des Rudolf Virchow-Krankenhauses 


(Dirigierender Arzt: Prof. Dr. A. Buschke). 


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er zweitens auf solche, die nach entsprechender Appli- M . Über therapieresistente Lues. pi 
aton der beiden Virusarten am Gehirn vorgefunden werden nn A a re RE Ra ai Be 
könnten -und endlich auf das Suchen nach sneäflschen Verände- Von Dr. Erich Langer, Oberarzt der Abteilung. DE r 
Tugen in den Gehirnen der in Rede stehenden Fälle vom Menschen. ` Durch eine große Anzahl von Arbeiten der letzten: Jahre, die gr 
2E Was die erste Möglichkeit anlangt, ist allgemein bekannt, | sich zum Teil auf ein großes Material stützen, und auf eine lang- qis 
Er bei’der Vakzinekeratitis die Guarnerischen, die Initial- und die | jährige Erfahrung aufgebaut sind, zieht sich gewissermaßen als ein ai 
“mentarkörperchen nachweisbar sind. Beim Herpes bzw. bei.der | roter Faden die Anschauung, daß im Verlaufe der Lues und ihrer ij" 
„perimentellen Encephalitis epidemica sind die sogenannten Herpes- | Manifestationen während des letzten Jahrzehnts eine ‚einschneidende m 
~ : ürperchen beschrieben, die einerseits für Degenerationserschei- | Wandlung vor sich gegangen ist. Von den verschiedensten Autoren ie 
ugen, andererseits für spezifische „Einschlüsse“ im Sinne der | werden in immer stärkerem Maße Krankheitserscheinungen berichtet, I 
un netikörperchen erklärt wurden. Schließlich hat Löwenstein | die früher zu den größten Seltenheiten gehörten; schwere Er- Ip 
nerzeit in Abstrichen von Herpeskeratitiden Gebilde beschrieben, | krankungen besonders der Leber und des Nervensystems sind a 
bi Ee den Initialkörpern. bei der Vakzine in Parallele gesetzt | wiederholt der Gegenstand ausgiebiger Erörterungen gewesen, und I 
ehe Öwenstein hat bei dieser Gelegenheit auf die..große Abn- | schließlich galt ganz besonders .das Interesse der Autoren der thera- Higer 
Ael der Herpes- und Vakzinekeratitis aufmerksam gemacht. | peutischen Beeinflussung der Lues; die nach Ansicht vieler in den Ne 
ee Meine Untersuchungen beziehen sich ausschließlich. auf Schnitt- | Jetżten Jahren nachgelassen habe, was’ dazu geführt hat, daß .die ht; 
re ! a a Forderung aufgestellt wurde, mit immer stärkeren Dosen gegen die led: 
m Es. konnte durch Untersuchung dieser kurz gesagt Folgendes | Symptome der Lues mit unseren Antisyphilitieis vorzugehen. Nicht ie 
‚tgestellt werden: mug u zum wenigsten ist hieraus auch die große Begeisterung zu erklären, I | 
hrga tons ließ sich zwischen den Gebilden, die sich bei ‚Vakzine- 'mit..der das Wismut in die Zahl der vorhandenen antisyphilitischen | hun Er: 
| Sch tis einerseits und bei Herpeskeratitis andererseits finden, eine | Mittel aufgenommen wurde und von den Ärzten. verabfolgt' wird. ' | I Ei 
i „‚ändige Übereinstimmung in'’bezug auf die Färbung | | In dem ganzen. und recht beträchtlichen Fragenkomplex, der RE 
| stellen, ; | ee. allgemein die Syphilidologen zurzeit beschäftigt, stehen ganz. be- IE KERN 
| > Bei Hämalaun-Eosinfärbung und bei der Methode von | sonders zwei Fragen im. Brennpunkte` der Diskussion: Einmal die Ap N 
ji \. Gieson war sie ganz gleich. Dasselbe war auch der Fall | Nachforschung nàch einer Variabilität der Spirochäte, aan. 
| „der Behandlung der Schnitte nach Biondi-Heidenhain;. ob- | d. h. gewisser 'organotroper, vor allem neurötroper IR 
S un gegeben ist, daß sich dabei die Guarnerikörper blau färben | Stämme. Die ‚Bedeutung. dieser Frage ist erst kürzlich eingehend Teno 1 
E Een, Waren sie ebenso rot wie die Herpeskörper; übrigens sagt | von Nordmann erwogen worden, und es sei hier nur darauf ver- Arie ¿pi N 
e ; o - e. er | k i Shean y i 
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| a n| 
| aen} 
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1172 


wiesen. Das andere Problem, das in der jüngsten Zeit auch von 
den verschiedensten Seiten aufgerollt ist, beschäftigt sich mit der 
Möglichkeit, Salvarsan- bzw. Salvarsan-Hg-resistenter 
Spirochätenstämme. Ich ‚möchte die Frage lieber so aufgefaßt 
sehen, daß man sich nicht zunächst mit der Resistenz gegen das 


einzelne Medikament beschäftigt, sondern versucht, eine Antwort 


darauf zu erhalten, ob es eine Resistenz ganz allgemein gegen die 
Therapie bei der Lues gibt und, worauf diese beruht und in zweiter 
Linie, ob die Resistenz gegen die .verschiedenen Mittel ein und 
dieselbe Ursache als auslösendes Moment hat. 

Es hatte sich bald in der ersten Nachkriegszeit uns der 
Eindruck aufgedrängt, daß in dem Ablauf der Lues eine weit- 
gehende Änderung vor sich gegangen sei, worauf seinerzeit Fischer 
hingewiesen hatte. Es wurde die Beobachtung gemacht, daß die 
Exantheme schwerer als vorher auftraten, in viel größerem Umfange 
als bisher zeigte sich in unserem großen Material das Vorkommen 
von malignen Luesformen (Buschke, Fischer), es fölgten die 
Beobachtungen über das gehäulte Auftreten von Leukodermen und 
ihre Ausbreitung über den ganzen Körper, insbesondere aber auch 
das häufigere Befallenwerden der Männer mit Leukodermen (Frey- 
mann, Buschke und Freymann, Langer), und es konnte über 
das gehäufte Auftreten von luetischen Nervenerkrankungen berichtet 
werden (Buschke und Sklarz). Somit hatten wir entschieden 
den Eindruck von einer ausgiebigen Aggravierung der luetischen 
Erscheinungen, zumal noch hinzukommt, daß wir in immer häufigerem 
Maße schwere Folgen im Verlaufe der Therapie sahen, so das 
gehäufte Auftreten schwerer Salvarsanexantheme (Buschke und 
Freymann) und Erkrankungen der Leber vom einfachen Ikterus 
bis zur schwersten letal endigenden Leberatrophie mit Aszites und 
Hydrothorax (Buschke und Langer). Aber auch aus anderen 
Kliniken häufte sich das Material, nachdem anscheinend vielfach 
sich Schwierigkeiten in der weiteren Behandlung der Lues zeigten 
(Arndt, Zinsser, Silberstein u. a.), so daß man zu dem 
Resultate gelangte, es müsse eine Anderung in unserem ihera- 


peutischen Programm vorgenommen werden, wolür, wie neben 


vielen Autoren auch jüngst Silberstein aus der Soholzschen 
Klinik das Wismut herangezogen wissen will, oder aber, wie es 
kürzlich auch Hoffmann vorgeschlagen hat, zu einer Erhöhung 
der Einzeldosis des Salvarsans geschritien wird. Gerade der 
letztere Weg erscheint mir nicht ganz unbedenklich, da wir bei 
dieser Methodik schließlich einmal an einen Punkt kommen müssen, 
an dem wir mit unseren Dosen wegen der Gefabr der Über- 
dosierung nicht höher hinauf gehen können. Jedenfalls hat es 
doch den Anschein, als ob wir momentan mit unserer Therapie an 
einem Punkte angelangt sind, an dem wir zwar in einem großen 
Teil der Fälle, und zwar wohl sogar in den meisten, soweit es 
überhaupt möglich ist, zu dem erreichbaren Ziele kommen, in 
einem anderen Teil aber der Behandlung fast olinmächtig gegen- 
über stehen, da unter unserer Therapie selbst bei Anwendung aller 
Hilfsmittel die luetischen Manifestationen sich absolut nicht beein- 
flussen lassen wollen, oder kaum, daß sie abgeheilt sind, von 
neuem in Erscheinung treten. Und so ist gerade dieses Gebiet 
der Therapiefestigkeit, zunächst hauptsächlich unter dem Gesichts- 
punkte der Salvarsanresistenz, in immer ausgedehnterem Maße 
Gegenstand der Diskussion geworden. Nach den ersten kurzen 
Mitteilungen von Rille, Fantl, Lutz, Siemens’ und anderen ist 


nunmehr schon eine große Literatur über dieses Gebiet entstanden, 


so daß in der letzten Zusammenstellung hierüber Silberstein 


bereits 39 Autoren mit einer recht beträchtlichen Anzahl von 
Fällen namhaft machen konnte. 


Ich möchte nunmehr aus unserm großen Material nur ein 
Beispiel in aller Kürze anführen, deren Reihe wir allerdings noch 
beliebig erweitern könnten, da kasuistisch über die klinischen Er- 
scheinungen ja zahlreiche Mitteilungen vorliegen, die den Stand- 
punkt der verschiedenen Autoren demonstrieren. Dabei stehen wir, 
wie auch Jeßner, auf dem Standpunkte, daß keineswegs alle jene 
Fälle hierher gehören, bei denen noch nach beendeter Kur eine posi- 
tive Wa.R. bestehen geblieben ist; denn um auch die Wa.R. mit in 
den Kreis der hier abzuhandelnden Betrachtungen hineinziehen zu 
können, müßten wir erst ganz genau über ihr Wesen unterrichtet 
sein. Daher lehne auch ich diesen Gesichtspunkt für die Unter- 


suchung der Resistenz ab, während ihn z.B..Felke, Löwenield 


und Silberstein mit in den Kreis ihrer Betrachtung gezogen 
haben. Unter der Therapieresistenz möchte ich nur jene 
Fälle verstehen, bei denen gleich die ersten Erschei- 
nungen der Therapie widerstehen resp. als grave oder 
maligne Formen auftreten oder die im Verlaufe oder 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.34. 


24. August 


sofort nach einer allgemein als vollgültig anzusehenden 
Behandlung plötzlich ein Exanthem oder andere klinische 
syphilitische Erscheinungen bekommen haben, oder 
schließlich solche, bei denen sich Rezidive trotz regel- 


mäßiger und mehrfacher Kuren immer von neuem ein- 
stellen, so daß gar kein Abschluß der Behandlung ab- 
zusehen ist. | | 


Diese Einteilung entspricht ungefähr ihrem Inhalte nach auch 
derjenigen, die Silberstein für seine Fälle gegeben hat, die er 


in „primär resistente“, „primär-sekundär resistente“ und „sekundär 
resistente“ eingeteilt hat. 


Vorherrschend unter unserm Krankenmaterial sind besonders 
jene Fälle, bei denen troiz ausgiebigster Behandlung stets von neuem 
schwere luetische Erscheinungen auftreten oder die von Anfang an 
ein schweres Krankheitsbild darbieten. Diese Exantheme zeigen 
durchweg einen graven oder malignen Charakter. 


Pat. K.M., 29 Jahre alt. Infektion: P.A, am Penis Dez.1922. Damals 
angeblich 9 Neosalvarsaninjektionen und 5 Wochen Schmierkur. Seit 
April 1923 ein Pickel an dem Naseneingang, der nicht abheilte und 
dauernd größer wurde, so daß er jetzt über 2 Markstückgröße erreicht 
hat. Pat. hat nunmehr im ganzen bis zum Mai 1924 etwa 40 Neosalvarsan- 
injektionen, 10 Kalomelspritzen und 10 Wismutinjektionen erhalten, ohne 
daß eine Veränderung eintrat. Klinisch und histologisch: irambösiformes 
Sn Auch unter der bisherigen Behandlung bei uns (5 Bi, 4 Kalomel 
und Jodkali) nur geringe Besserung; zurzeit machen wir mit dem Pat, 
eine Zittmannkur. Auch äußerliche Applikation von Hg-Salben und 
Pflaster, Röntgenbestrahlung ist ohne Erfolg geblieben. 


Ich habe nur dieses eine Beispiel angeführt, obwohl ich be- 
liebig ihre Zabl erweitern könnte, da wir ähnlichen Fällen momentan 
recht oft begegnen. Hier kommt es mir lediglich auf unsern 


theoretischen Standpunkt zu der obigen Frage an, zumal wir die 


Absicht haben, uns nicht nur auf die Besprechung der Salvarsan-. 
resistenz zu’ beschränken, sondern auch zu betrachten, inwieweit 


auch bei Quecksilber und Wismut eine Resistenz in Frage kommt, 


und da es sich ergeben wird, daß vielleicht unser Standpunkt in 
manchem von den bisher dargelegten abweicht. Und gerade bei 
letzterem sind uns, während wir nur mit Wismut behandelten, 
ölters Fälle aufgefallen, wie sie ähnlich auch von anderer Seite 
(z. B. Gaal) beobachtet sind. Die Patienten kamen zu uns mit 
typischen makulösen oder papulösen Exanthemen. Daraufhin wurde 
eine reine Wismutbehandlung durchgeführt, unter der auch zunächst 
alle Erscheinungen sich zurückbildeten, bis plötzlich nach mehreren 
Injektionen, meistens nach der 6. bis 9., von neuem ein spezifisches 
Exanthem in Erscheinung trat, das dann in den meisten Fällen 
unter einer kombinierten Hg -Salvarsanbehandlung verschwand. 
Gaal zieht daraus den Schluß, der mir ganz berechtigt erscheint, 
daß man einem Präparat allein nicht trauen könne, und daß man 
wenigstens noch ein zweites zur Behandlung mitheranziehen müsse. 
Leider ist es ’bei uns in keinem Falle möglich, den betreffenden 
Partner zur Beobachtung zu bekommen oder die Patienten nach der 
Entlassung noch längere Zeit zu beobachten. Dies liegt aber an 
unserm leider sehr unbeständigen Krankenmaterial. Die Patienten 
verlassen oft mitten in der Beobachtung das Krankenhaus, und es 
ist in den meisten Fällen, zumal es sich zum großen Teil um 
obdachlose Patienten handelt, nicht möglich, sie weiter zu beob- 
achten und schon gar nicht die Patienten zu Nachuntersuchungen 


heranzuziehen, so daß es vielfach ausgeschlossen ist, irgendetwas 
über den weiteren Verbleib der Kranken zu erfahren. 


Wenn wir nunmehr nach der Ursache der vorliegenden Tat- 
sachen suchen, daß wir bezüglich unserer Therapie in eine Periode 
hineingekommen sind, in der wir vielfach großen Schwierigkeiten 
in der Beseitigung der Krankheitserscheinungen der Lues begegnen, 
so genügt es unserer Ansicht nach nicht, wie Fabry, nur zu 
sagen, daß eben die Symptome in Form von fibrösen Papeln, 


| psoriasiformen und frambösiformen oder malignen Syphiliden infolge 


ibrer anatomischen Veränderungen schwerer geworden sind, sondern 
wir müssen nach der tieferen Ursache forschen, warum es so ge 
worden ist, Mehrere diskutable Punkte stehen uns für die Be 
sprechung dieser Frage zur Verfügung. Und zwar muß die Ur- 
sache für die Therapiefestigkeit liegen entweder In 
unseren Antisyphiliticis oder in der Spirochäte selbst 
oder aber im infizierten Organismus. Man kann wohl ohne 
weiteres aus dem Studium der Literatur, aber auch den klinischen 
Beobachtungen schließen, daß in einzelnen Fällen jedem von den 
drėi Faktoren allein die Schuld an der schlechten Heilungstendenz 
eines einzelnen Falles zukommen kann, aber in den meisten WI 


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es sich doch wohl darum handeln, daß alle drei Faktoren inein- 


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.. \-andergreifen und zu dem Zustande, führen,: den man allgemein als.| — Orgänismus-Antisyphiliticum-Spirochäten. — den Um- ` 
© > ‚Therapiefestigkeit ansieht. Tu. | stand. suchen, der‘ uns eine einigermaßen befriedigende Erklärung 
«3,0 SV 8Es2ist ja. die Diskutierung dieses: ganzen . Fragenkomplexes ‘| für. unsere Frage.geben kann, wenn: auch nicht-von der Hand zu 
. nicht. etwa eine Angelegenheit, die erst in den letzten Jahren ‚durch | ‘weisen ist, daß bald das eine bald. das andere Moment aus diesem ` 
2. die ausgiebige Salvarsanbehandlung. ins Rollen gebracht ist, sondern | Trio besonders. hervortreten. und die ‘Hauptschuld’ tragen dürfte. -` 
` =- in der reinen Hg-Ara hat man sich plötzlich auch vor demselben | ..: "Bezüglich ‘der gegenseitigen Beeinflussung von Anti- 
‘Punkte gesehen, und es verdient hier, vor allem die Arbeit von |:luetica und Spirochäte.muß'man.doch wohl nach den bisher vor- 
=» Oppenheim: ganz besonders auch wegen einiger Parallelen, die | liegenden experimentellen: Untersuchungen: und bei vorsichtiger Be- 
>. .gieh'leicht mit den heutigen Fragen decken, herangezogen zu werden. | wertung der "klinischen Beobachtungen zu dem: Schluß 'kömmen, 
>.. "Auf.Grund einer Reihe von Krankenbeobachtungen, die Oppen- | daß. es sehr wohl möglich. ist, daß .infolge der Behandlung die 
8, hein mitteilt, kommt er zu dem Schlüsse, eine Quecksilberlestig- | Spirochäten eine gewisse Festigkeit gegen das: eine ‘oder: :andere 
“...»keitider Spirochäten anzunehmen, und zwar unterscheidet auch er :| oder aber gegen alle Präparate erwerben können.. Zunächst, kann 
= , eme Festigkeit a priori und eine ’solche, die erst, im Verlaufe ‘einer | man. hierfür vergleichsweise als Beweis die auch von Oppenheim: 
"Behandlung bei dem betreffenden Individuum auftritt: ‚Oppenheim | ausführlich besprochenen Ehrlichschen Untersuchungen über atoxyl-. 
:°°, glaubt in Analogie zu den Ehrlichschen : Feststellungen ‘über die .| feste Trypanosomen .heranziehen, wobei, . ähnlich‘ "seiner ` klini- 
12. "Moxyllestigkeit der Trypanosomen, daß Spirochätenstämme „ihre in |.:schen--Feststellung, daß die Hg-Festigkeit leichter bei Kombination 
| `- emem Organismus erworbene Quecksilberiestigkeit auch in' einem |. des Quecksilbers ‚mit-anderen Präparaten. eintritt, hervorgehoben sei, 
=“ andern derselben Spezies behalten, ja zum Teil auch in, einer | daß auch, bei der Atoxylfestigkeit der Trypanosomen Ehrlich beob-- 
E „anderen Spezies bewahren können“. Ganz ‘besonders ‘interessant | achten konnte, daß diese Arsenfestigkèit sich auch. zeigte, wénn er` 
‚ist'weiterhin seine Beobachtung, . daß die Quecksilberfestigkeit. sich '|: die Trypanosomen mit anderen‘ nicht arsenhaltigen Substanzen, . so‘ 
`~. verstärkte oder früher in Erscheinung trat, wenn zur. Therapie | dem. Pyronin und dem Acridin, die keinerlei Verwandtschaft zu dem: 
, ` -auber dem Hg noch andere Präparate (Chinin, Arsazetin) usw. | Arsen besitzen, behandelte. Diese Tatsache. verdient deshalb hier 
:- «~ ‚hefangezogen wurden. Aus seiner. Arbeit zieht er schließlich den | besonders hervorgehoben zu werden, da es doch zunächst theoretisch 
> $ehluß, daß es weniger auf die individuelle Disposition des infizierten | immerhin möglich erscheint, daß von. den: verschiedenen: Medi- . 
| ` < Organismus ankomme, sondern daß die Hauptursache-in der Queck- | kamenten das eine eine Festigkeit gegen das andere, ohne daß 
t- - ‚siberlestigkeit der Spirochäten . selbst liege. Nun brauche aber. | letzteres verabfolgt worden ist; hervorrufen könnte, wodurch züm 
nach den Ehrlichschen Untersuchungen die Festigkeit gegen ein |. Teil erklärt wäre,. daB ein gegen das: eine Mittel. resistenter Fall’ 
T ` chémisches Mittel nicht in jedem Falle- bei Mensch: und Tier ein | auch gegen die anderen nicht reagieren will, wie wires ja prak-. 
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=- .. Maximum darzustellen, sondern es könne sich:um „halbfeste Rassen | tisch an. unseren Kranken ‚beobachten können. Des weiteren ‘ist es 
`> handeln, die unter dem Einfluß entsprechender Dosen von Atoxylien `| experimentell, vorläufig wenigstens, für das Quecksilber von Launoy. 
-< verschwinden, aber nach einiger Zeit wiederkehren und so. die:|*und’Levaditi. und für das Wismut von Sei nachgewiesen, .daß die‘ 
| .Sehwierigkeit der Behandlung bedingen“. In einem. Nachwort zu: ‚Spirochäte-gegen’ diese Mittel durch Passageversuche gefestigt werden 
E ‚seiner Arbeit spricht dann Oppenheim die Vermutung auf. Grund- |-kann.. Für das Salvarsan liegen ganz einwandfrei beweisende Ver- 
i. ‚eines gegen „606“-festen Luesfalles aus, daß es auch. im Verlaufe | suche nicht: :vor,, wenn:auch Margulies eine gewisse Festigung er-' 
c der:Salvarsantherapie schließlich zu. einer Therapiefestigkeit aus.| zielen konnte!). Doch daß eine Beeinflussung in der. Wirkungsart 
| ähnlichen Gründen wie -beim : Quecksilber kommen könne. Zur. | der Spirochäten möglich ist, zeigen die Versuche von Plaut und 
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. gleichen Zeit gab in einer Umfrage über die Salvarsanwirkung. auch,| Mulzer, “denen es gelungen ist, einen Pallidastamm, : der bislang. 
‚Buschke sein Urteil dahin-ab, daß er sagte, daß unter Umstäüden | keinerlei Beziehungen zu dem, Nervensystem hatte, ausgesprochen 
‘in der neuen Salvarsanära mit einer Therapiefestigkeit, zu rechnen: |. neurotrop zu machen. . Und schließlich sind in dieser Hinsicht auch 
‚wäre. Er sagte damals: 1. Der Beweis, daß durch diese Behand- |-die klinischen Beobachtungen von Gruppeninfektionen. mit folgender 
g - Jung mit einem Schlage eine Heilung der Syphilis erfolgt —.es | Resisteùz ganz besonders zu bewerten, wie sie Gougerot und `>. 
|. ‚handelte. sich 1910 um die ersten intramuskulären Präparate —, | G6ray schildern. Diese Autoren nehmen an, daß sich entweder: ` 


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sh ist nicht erbracht. -Ich ‘habe. selbst mehrere Rezidive anderweitig. | die Spirochäten derartig an’ die oder an ein bestimmtes. Mittel ge- : 
sj  ‚behandelter Fälle kurze Zeit nach der Injektion gesehen. Die Art | wöhnen, daß sie ihm widerstehen, oder aber. daß eine Anpassung `. . 
ij dieser Rückfälle erwies bei diesen Patienten nicht eine Abschwächung: | an die vom Körper gebildeten Antikörper erfolgt, so daß diese nicht E 
if. , .der.Krankheit. 2. Hieraus folgt, daß wir auch mit diesem Mittel, äbn- | mehr ihre Wirksamkeit entfalten können.: Nach diesen. Autoren sind 5 
ooo lich wie mit dem Quecksilber, häufiger werden.behandeln müssen. Das |. auch von Dekayser, de Grave u. a. Fälle beschrieben worden, S 
%, ` “erscheint mir besonders, da es sich um eine Depottherapie — gemeint | in denen Luetiker auf ihre Maitressen die Therapieresistenz über- i 
a| „Smd die damals intramuskulären Injektionen — handelt, gefährlicher | trugen. Nordmann hält auf Grund von Gruppenerkrankungen a 
bF- "wid-auch wahrscheinlich schließlich ` wirkungsloser als beim Queck- | nicht verwandter Individuen. eine Modifikation der Spirochäten im PE 
st -` Silber, letzteres wegen der. viel leichter eintretenden Gewöhnung an | Sinne des Neurotropismus für möglich. Aber auch Jeßner kommt a 
a >. die: Substanz, ersteres wegen der: viel größeren Giftigkeit.“ Ich | auf Grund seiner Beobachtungen zu der Anschauung; daß es eine A 
| Nabe die damaligen Anschauungen dieser beiden Autoren ausführ- | Therapie- ‚und in seinen Fällen speziell Salvarsanfestigkeit der. K 
si: licher angeführt, einmal. wegen der mancherlei Parallelen, die sich | Spirochäten geben müsse. Und Jadassohn hält die JeBnerschen Bar 
I . indiesen Beobachtungen, verglichen mit den jetzigen, finden und | Mitteilungen nur für erklärlich, wenn man annimmt, daß Resistenz- a 
ji um zu zeigen, daß doch. schon von mancher Seite von Anfang an | differenzen in den Spirochätenstämmen vorliegen. Auch Kolle'bält p 
s}. Zur Vorsicht und zu einer sinngemäßen Therapie gemahnt wurde. | es bei aller vorsichtigen Bewertung für möglich, daß, „sei es durch Siep 
Denn ein Moment außer den bereits angeführten scheint nicht ganz’ |: Mutation, sei:ès. unter besonderen Verhältnissen“, sich salvarsan- wi 
F uber acht bei der Beurteilung der Frage der Therapieresistenz |.feste Pallidastämme. bilden können, wie ès ja ähnlich, für die Bi 
Er nn Fälle zu sein: .dies ist die sinnlose und unsachgemäße Art, | Trypanosomen erwiesen ist. ae ne p 


nit Mar heutzutage: von mancher Seite behandelt wird: Nicht zu 


-wissen Grauen eine Übersicht über die unzähligen Wismutpräparate 


‚der. letzten Jahre gibt, einen Ausspruch Alberts an: „Der größte 
er der heutigen Therapie ist der’ Mißbrauch der Medikamente.“ ` 


- Fehl 


Ai Daß die schlechtere ‚Reaktion der Erkrankung gegen unsere 
‚Aufisyphilitika lediglich durch eine weniger sorgfältige Ver- 


< s arbeitung derselben in den Fabriken bedingt ist, erscheint 


für den allergrößten Teil der Fälle mir. wie. allen ahderen Autoren 
unwahrscheinli 


~~ ‚Alliger Verwendung bei einer großen Zahl von Patienten bei dem. 


= ap möglich, allein in dem Organismus den schuldigen. Teil 


sf,  man muß 
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cht führt Lyoinet in einer Arbeit, in der er mit einem ge- 


ch. Gewiß kommen mit allen Präparaten bei gleich-. kutieren. 
| D oder anderen einmal Störungen vor, jedoch läßt sich damit | 
ran nicht die Festigkeit der Lues. und damit auch die Aggra- 
nerung der Erkrankung erklären. Ebenso wenig erscheint es mir | 


wie es von Lutz, Loewenfeld u. a. getan wird, sondern | 
wohl in dem Ineinandergreifen der drei Komponenten | 


- - Wesentlich erscheint mir auch bei Besprechung. dieser Fragen, 


‚darauf ‚hinzuweisen, daß, wie seinerzeit Oppenheim für das Queck- 


' silber annahm, die erworbene Hg-Festigkeit vererbt werden könne, . 


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obwohl es sich demnach: um eine Vererbung erworbener Eigen- 


schaften handle, so auch jetzt verschiedene Autoren, z. B..N aegeli,. 
glauben, daß. bezüglich. der Frage :des Neurotropismus und der- 
Therapiefestigkeit die Spirochäte durch äußere Einflüsse verändert 
werden kann.. Denn nach seiner Ansicht kann man’eine Vererbung 
‚erworbener Eigenschaften bei einzelnen Lebewesen unbedingt dis- 


Wenn bisher ‚auch Quecksilber und Wismut mit unter diesem 
Gesichtpunkte betrachtet wurden, da ja auch Fälle vorkommen, bei 


‚denen sich lediglich ihnen: gegenüber eine Festigkeit zeigt, so stehen 


1) Anmerkung bei der Korrektur: In einer in der Derm. 


; W och. 1924, Nr. 27 referierten Arbeit berichtet Klauder, daß es ihm 


gun sei, bei experimenteller Kaninchensyphilis salvarsanresistente 
pirochätenstämme ‚zu erzeugen. En 


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.: Organismus ansehen. In erster Linie kommen hier in Frage die 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 34. 


doch im Brennpunkte des Interesses die Beziehungen zwischen dem 
Salvarsan und der Resistenz. Denn gerade bei diesem tritt uns 
noch mehr als bei den beiden anderen Präparaten die wichtige 
Frage entgegen, wie verhält es sich gegenüber dem Organismus, 
dem es einverleibt wird. | | 

Gewiß ist ohne weiteres zunächst zuzugeben, daß bezüglich 
der Festigkeit der Organismus allein ohne’ jede medi- 


kamentöse Beeinflussung unter Umständen die Ursache 


Besonders Löwenfeld | 
setzt sich dafür ein, daß der Gesamtorganismus die Fähigkeit ver- 


für die Festigkeit abgeben könne. 


lieren könne, „durch Bildung von Abwehrstoffen den Effekt der 


zweifellos wirksamen Therapie zu ermöglichen“. Er kommt zu dieser 


Anschauung, da er glaubt, daß trotz der direkt spririlloziden Wir- 
kung des Salvarsans dieses nur dann seine volle Kraft entfalten 
könne, wenn es von den Abwehrkräften des Organismus unterstützt 
wird, während er für das Hg von vornherein, wie die meisten 


neueren Autoren, eine Wirkung auf dem Umwege über die Körper- 
` zelle annimmt. . Unter diesem Gesichtspunkte ist bei voller Würdi- 
` gung der Antisyphilitika für den Ablauf der Lues der Antikörper- 


bildung des Organismus im Sinne der Lesserschen Selbs 
theorie eine große Bedeutung beizumessen. 


` Eine andere Möglichkeit des Einflusses de 
die Therapiefestigkeit wird von Lutz angenommen, der glaubt, daß 


trotz der in vitro spirilloziden Wirkung des Salvarsans dieses im 


Organismus wegen der verhältnismäßig großen Verdünnungen, in 
denen es verabfolgt wird, erst in eine „avidere“ Form umgewandelt 
werden müsse. Diese Fähigkeit fehlt dem Organismus in den Sal- 
varsan-resistenten Fällen. Auch Gougerot und Geray glauben, 


daß in gewissen Fällen im Organismus das Salvarsan zur Unwirk- 
. samkeit abgebaut wird, so daß nach Vernaux die Arsenobenzole 
. an,ihrer spirilloziden Wirkung gehindert werden. Und schließlich 


nimmt Felke an, daß es sich beim Quecksilber und auch beim 


Salvarsan um eine „mangelnde Reizbarkeit“ der. Körperzellen durch 
das betreffende Mittel handele. fs 


Auch mir erscheint die Heranziehung der Frage der Anti- 


_ körper- bzw. der Immunitätsverhältnisse im Organismus für alle 
Antisyphilitika von großer Bedeutung. Dabei dürfte es als sicher 


anzusehen sein und ist durch zahlreiche Fälle erwiesen, daß der 
Selbstheilung der Lues im Lesserschen Sinne unbedingt eine große 
Bedeutung zukommt, wenn auch Lesser selbst in seiner Ansicht 


. etwas zu weit geht, wenn er z. B. die Quecksilberheilung ganz in 
‘die Selbstheilung mit einbezogen wissen will. Andererseits dürfte 


es auch als sicher anzunehmen sein, daß unsere gebräuchlichen 
Antisyphilitika außer ihrer direkten Einwirkung auf die Spirochäten 


-in gewissen Beziehungen zu den Immunitätsverhältnissen des Körpers 


stehen. Und es hat nach den therapeutischen Erfahrungen den An- 
schein, als ob in den meisten Fällen, die zu einer wenigstens kli- 


nischen Ausheilung kommen, die Immunitätsverhältnisse günstig 


. . beeinflußt werden. Immerhin muß man nach Buschke mit der Mög- 


lichkeit rechnen, daß das Salvarsan, obwohl es auch nicht imstande 


ist die erwünschte Sterilisatio magna herbeizuführen, die Immunität 


zerstört und zertrümmert, Buschke hat in gemeinsamen Arbeiten 
mit Kroó an Versuchen mit rekurrensgeimpften Mäusen den Be- 
weis dieser schädigenden Salvarsanwirkung erbringen wollen. Es 
konnte festgestellt werden, daß die Gehirne immuner und mit Neo- 
salvarsan nachbehandelter Tiere infektiös blieben. Ein Teil der 
immunisierten und mit Neosalvarsan behandelten Mäuse konnte 
trotz\der an den Kontrolltieren festgestellten Infektionstüchtigkeit 
des Gehirns von neuem infiziert werden, so daß die Autoren zu 
dem Schlusse kamen, daß man an eine Vernichtung der Immunität 
durch das Salvarsan denken müsse. Mit einer gewissen Vorsicht 
können diese tierexperimentellen Erfahrungen auf den Menschen 
übertragen werden, Auch Schumacher glaubt annehmen zu 


können, daß das Salvarsan die Antikörperbildung bei der Lues in. 


hemmendem Sinne beeinflußt. | 


Aber auch eine Reihe klinischer Momente kann man unter 
dem Gesichtspunkte einer gestörten bzw. durch unsere therapeu- 
tischen Maßnahmen veränderten Immunität und Reaktionsweise des 


verschiedenen Arten des Ablaufs der Lues bei Kulturvölkern und 


bei Eingeborenen. Die nicht durch die Therapie beeinflußte Lues |. 


der Eingeborenen zeigt sich vor allem in schweren Hauterscheinungen, 
während dagegen das Nervensystem völlig verschont bleibt, so daß 
bei den unkultivierten Völkern die sog. metasyphilitischen Erkran- 
kungen garnicht oder nur höchst selten vorkommen. Muß man da 
nicht mit Gaertner annehmen, daß neben mancherlei anderen 
Faktoren ganz besonders eine Rolle spielt, daß die kultivierten 


gelenkt ist. 


theilungs- | 


s Organismus auf 


Völker unter dem Einflusse der seit langer Zeit in ausgiebiger 


Weise geübten antiluetischen Therapie stehen, so daß gewissermaßen g 


infolge der Behandlung und der veränderten Immunitätsverhältnisse 
auch die Angriffsrichtung der Spirochäten in ganz andere Bahnen 


Und schließlich kommt noch für die Bëtraçhtung der Therapie- 
festigkeit der Lues ein weiterer Punkt hinzu. Es kann wohl mit 
unbedingter' Sicherheit behauptet werden, daß. die Resistenz gerade 


in dem letzten Jahrzehnt besonders zugenommen hat, und daß gegen- 


über den relativ seltenen quecksilberfesten Fällen, wie sie von Oppen- 


heim beschrieben sind, heute in immer gehäufterem Maße salvarsan- 

. resistente Syphilis beobachtet wird, wie auch Heyn aus der Arndt- 

schen Klinik gelegentlich einer Demonstration erst kürzlich fest- 
Nun muß man außer den bisher angeführten Tat- 


stellen konnte. 


sachen noch in Erwägung ziehen, ob nicht infolge der Salvarsan- 
behandlung eine Zunahme der Virulenz des Kontagiums ein- 
getreten ist, wie es von Buschke gelegentlich der Diskussion im 
preußischen Landesgesundheitsrat hervorgehoben wurde. Nach 
Buschke kann es keinem Zweifel unterliegen, daß „wenn das 
Salvarsan nicht: das Kontagium vernichtet, was es in genügend 
hohen Dosen ja bewirken kann, dann viel eher als das milde Queck- 
silber die Lebenstätigkeit der Spirochäten steigert“. Auch Scholtz 


‚hält es für möglich, daß sich evtl. durch Eliminierung schwächerer 


Spirochätenindividuen widerstandsfähigere Spirochätenstämme außer 
der Möglichkeit des Vorkommens arsenfester herausgebildet haben. 
Unter diesem Gesichtspunkte läßt sich auch eine Erklärung dafür 


finden, daß die Lues jetzt wieder vielfach Erscheinungen einer ganz | 


akuten Infektionskrankheit angenommen hat, die sich besonders 


hartnäckig der Behandlung gegenüber erweisen. Es ist leicht mög- 


lich, daB die Schuld daran einmal die Anbehandlung mit Salvar- 
san trägt, die ja als viel gefährlicher als beim Hg anzusehen ist, 
oder aber die Verabfolgung von zu kleinen Dosen, worauf neben 


anderen Frei aus der Jadassohnschen Klinik hingewiesen hat. 


Demnach erscheint uns nach den dargelegten Tatsachen mit 
einer gewissen Wahrscheinlichkeit erwiesen, daß wir mit unseren 
Antisyphiliticis insbesondere mit dem Salvarsan im Ehrlichschen 
Sinne eine Festigkeit der Spirochäte gegen die betreffenden Mittel 
im Verlaufe. der Behandlung erzielen können bzw. eine Virulenz- 
steigerung des Kontagiüms veranlassen, die wiederum Ursache einer 


Aggravierung und Resistenz der Lues wird.. Andererseits aber ist 


es nicht ausgeschlossen, daß wir gleichzeitig durch die Behandlung 


‚und zwar hier ganz besonders durch die Salvarsanbehandlung’ bis 


zu einem gewissen Grade die Immunität zerstören: können, so daß 


infolge der fehlenden Abwehrkräfte der Körper nicht imstande: ist 
trotz weiterer Verabreichung von. Antisyphiliticis mit dem .Erkran- 


kungsprozeß fertig zu werden und im Gegenteil sich die Erkrankung, 


da den Erregern keine genügende Abwehr entgegengesetzt wird, 
in schwereren und malignen Formen weiter ausbreiten kann. 


Literatur: Nordmann, Derm. Wschr. 1924, Nr. 3/4. — Fischer, Ebenda. 


. 1919. — Bu chke, Med. Kl. 1910, Nr. 39; 1922, Nr. 9: Veröffent!l. a. d. Geb. d. Med. 
Verw. 1922, H.7. — Freymann, Derm. Wschr. 1922, S.33. — Buschke u Frey- 

mann, Ebenda. 1921, Nr. 36. — Buschke und Sklarz, Arch. f. Derm. u. Syph, 
:1922,138, — Langer, Derm. Wschr: 1923, Nr. 30. — Buschke nnd Langer, D.m:W. 
- 1922, Nr. 85. — Zinsser, Zbl. f. Haut- u. Geschlechtskrkh. Bd. 9, S. 325. — Arndt, 


Med. KI. 1922. — Silberstein, Arch. f. Derm. u. Syph. 1924, 147. — Hoffmann, 
Derm., Zschr. 1928, 39. — Rille, Fantl, Siemens s. bei Silberstein, — Lutz, 
Schweiz. med. Wschr. 1920. — Jessner, Med. KL 1928, S. 867; Arcb. f. Derm. u. Syph. 
1924, 145. — Felke, Arch, f. Derm. u. Syph. 1922,140.— Loewenfeld, Derm.Zschr. 


1923,88. — Gaal, Derm. Wschr. 1924, S. 50. — Fabry, Med. K1. 1928, S. 1218. — 


Oppenheim, W. kl, W. 1910, S. 1807. — Lyonnet, Lyon möd. 1924, 133, S. 224 — 
Ehrlich s. bei Oppenheim. —Launoy und Levaditi, zit. nach Silberstein. 
— Sei, M.m. W. 1923, Nr.42.— Margulies,Plaut und Mulzer, zit. nach Silber- 
stein. — Gougerot und Geray, Zbl. f. Derm. Bd.8, 8.482. — Jadassohn, 
Kolle, Arch. f. Dorm. u.Syph. 1924, 145, S. 268/64. — Naegeli, Schweiz. med.Wschr. 
1923, S. 1038. — Lesser, Med. Kl. 1922, S. 824. —Buschkea und Kroo, Arch. f. Derm. 
u, Syph. 1924, 145, S. 286. — Schumacher, Ebenda. — Gaertner, Zschr. 1. Hyg. 
u. Infektionskrkh, 1921, 92, S.341.— Heyn, Zbl. £. Derm. u. Syph. Bd. 6, 66. — Frei, 
zit. nach Buschke. — Scholtz, Veröffentl. a. d. Geb. d, Med.-Verw. 1922, H. 17. 


Aus der Universitäts-Kinderklinik Frankfurt a. M. ` 
(Direktor: Prof. Dr. v. Mettenheim). | 
Pseudochylöser Aszites und Lipoidämie bei Lipoid- 
| | nephrose.* Be 
Von Dr. Rudolf Stoffel, Assistenten der Klinik. 
Die Zahl der seither beobachteten bzw. in der Literatur be- 


' schriebenen Fälle von pseudochylösem Aszites als Begleiterscheinung 


von Nierenerkrankung ist eine verhältnismäßig geringe, die Er- 


*) Vortrag im Ärztl. Verein zu Frankfurt a. M. am 19. Mai 1924. 


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| scheinung: selbst aber doch wohl ‘sehr. viel: häufiger als danach an- 


‚nommen werden könnte. 
- ‚Vielleicht findet dieser 


` im -Verlauf der Erkrankungen oft zu Spontanrückbildung der Höhlen- . 


ervüsse kommt, -ohne daß eine Probe- oder Entlastungspunktion das 
3 eigenartige Aussehen der Höhlenflüssigkeit erwiesen hätte; oder aber 
es begnügt sich der Beobachter mit der Feststellung des merkwürdigen, 
milchigen Aussehens des Punktates, das er ohne weiteres für „chylös“ 
` halt, wenn ihm auch dafür zumeist eine genügende ‚Erklärung fehlt. 
Tatsache ist. jedenfalls, daß in überwiegender Zahl der in 
der Literatur beschriebenen Fälle von milchig getrübten Ergüssen 


im oder. ohne Zusammenhang mit Erkrankung ‘der Nieren das 


Punktat einzig nach dem makroskopischen Aussehen,” ohne. nähere 
physikalisch - chemische Untersuchung, als „chylös“ aufgefaßt 
worden :ist. | | a 
‚Es war ein Verdienst Heinrich Quinckes (1), darauf hin- 
gewiesen'zu'haben, daß auch Eiweiß.in Form kleinster Körnchen 
eine der Fettemulsion ähnliche Trübung bewirken ‚kann. Er trennte 
hiemach: erstmalig die „albuminösen“ von’ den „fetthaltigen“ Er- 
güssen: _ | 


Die ‚gleiche Schwierigkeit der richtigen Deutung milchig ge- 
„ frübten Aussehens kann gelegentlich auch beim Blutserum auftreten. 


_ Milchig getrübtes Serum war. bereits im 17. Jahrhundert von 
einigen Ärzten beobachtet und von diesen wie auch späteren stets 
A: als der Ausdruck einer Fettemulsion erachtet worden. 
"Schon. 1827 hat Hesse (2) die Vermutung ausgesprochen, 
daß ‘es sich in einer Reihe von, veröffentlichten 'Fällen von 
‚nilchigem* oder „weißem“ Blut-nicht um „Fettblut“, sondern um 
‚erhöhten Eiweißgehalt“ des Blutes gehandelt. habe. Er hat da- 
durch die Frage der Lipämie oder Lipoidämie erstmalig zur Dis- 
kussion gestellt. Erst in jüngerer Zeit wurde dieser Frage durch 
sehr eingehende Untersuchungen nähergetreten und jene Vermutung 
Hesses bestätigt. Ich erwähne diese Frage der Lipämie und 
bipeidämie deshalb im Zusammenhang. mit derjenigen bezüglich 
der ehylösen oder pseudochylösen Ergüsse, weil sie auch eine Rolle 
~. pidt in einem von uns an der Kinderklinik kürzlich beobachteten 


- Rall-von Nephrose. 


- dolgende; 
„Ende Dezember 1923 
augenommen, nachdem es seit über 3 
in Behandlung war. 
n af „chronische 
=- ‚Zur.Anamnese ist zu bemerken: Einziges 
Bern. "Lues und Tbe. 
worden. Wa.R. bei Eltern sicher negativ. Kind bis zu 2!/, Jahren 
völlig gesund.. Dann im 
liche Behandlung. Anfang Oktober plötzliches Auftreten von Schwel- 
gim Gesicht, besonders der Augenlider und Schwellung der Füße. 
o und zu Erbrechen. Im Frbrochenen am 5. Krankheitstage ein 
u pulworm, Der bereits zu Krankheitsbeginn 'zugezogene Arzt ver- 
“ ‚ordnete jetzt Santoninkur und zwar. nach Bericht eines später be- 


onaten bei mehreren Ärzten 


ind gesunder, junger 


| delnden Kollegen in ungewöhnlich protrahierter Form: nach Aus- 
We der:Mutter sollen dabei im. ganzen 30 Pulver gegeben worden . 
| ob mit oder ohne Kalomel, , ist ; 


sn. Wie hoch die Einzeldosis: un 
7 T re erfahren. Da der Zustand des Kindes sich dauernd ver- 
a echtert, wird — am 16. Krankheitstage — ein anderer Arzt zuge- 

ten Dieser erkannte eine schon vorgeschrittene Nierenentzündung 
s am delte entsprechend. Die Diurese war bei allen versuchten 
"op ionen — von den Species  diureticae über die en der 
“Engruppe und den Harnstoff zum Thyreoidin — nicht recht in Gang 
n gen. Der Eiweißgchalt des Urins betrug nach den Berichten 
| fa > und 80%. Neben den mehr oder weniger starken Ödemen 
auchy er Kollege bald Hydrothorax und, Aszites fest. Zweimal wurde 
a a zu je etwa 1 Liter vorgenommen. Das’ Punktat soll 
le artig trübe“ gewesen sein, wurde aber- weiter nicht 


lieg Als uns das Kind in der 14. Krankheitswoche zugeführt wurde, 


at ie Allgemeinzustand schon kaum mehr Genesung erwarten. Es 
er unter Meidung aller medikamentösen Therapie in den ersten 


edle eme auffallende Besserung des” Allgemeinbefindens ein, die 
à gem nur einige Tage standhielt. Danach stellte sich nach stärkeren 
ns a Odemen auch wieder rasch zunehmender Aszites ein, der 
Bauch e aa nach Einlieferung der Patientin Veranlassung zur 
sogleich. tion gab. Es wurden 11/, Liter Flüssigkeit entleert; schon 
Usseh ‚mit beginnendem Auslließen fiel das eigenartig milchig-trübe 
en en der Punktionsflüssigkeit auf und ließ zunächst an „chylösen 
ära enken. In Verbindung mit dieser Betrachtung schien auch die 
milhioa she unden zu sein für das eigentümlich trübe, gleichfalls fast 


86 Aussehen des Blutserums . der kleinen Patientin, das einige 


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ala festgestellt worden war, elegentlich einer nüchtern vor- 
|, menen Blutentnahme zum Tscke einer an unserer Klinik üb- 


n Globulinfällungsreaktion auf Tuberkulose, die.sich aber wegen 


~ 


- ` 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK Nr. 34. s 


‘ dieser Serumtrübun 
u he . waren negativ. 

Umstand darin seine Erklärung, daß es ||: ‚Man | | ee) i 
: Fettblut, wenngleich die' Venenpunktion, solange Patientin noch nüchtern, 


Die Krankengeschichte-zu diesem war kurz zusammengefaßt 
wurde das 3jährige Mädchen in die Klinik. 


Die Diagnose des zuweisenden Kollegen. lautete | 
Schrumpfniere im-Anschluß an degenerative Nephrose“. 


in -der Familie angeblich nicht beobachtet 
Spätsommer 1923 „leichte Grippe“ ohne ärzt- 


š Enga E Fe u E. 2 de = UL ı 
hr poi 2 $ RAY o fas 04 we aN 


g nicht durchführen ließ. Pirquet und Tierversuch 
Man dachte auf Grund des Aussehens des Serums "Zunächst an 


frühmorgens vorgenommen worden war. Einige Tage. später war’ bei 
dem unter gleichen Voraussetzungen entnommenen ;Blutserum zur 


Wa.R. dasselbe Aussehen festzustellen... > — — — en Bez 
Die Beobachtung des Gesamtkrankheitsbildes ließ in erster Linie 


- eine ‚hochgradigste parenchymatöse ` degenerative Form der Nieren- 


erkrankung erkennen im Sinne: der. Nekrose nach Volhard und Fahr. 


. Es sind, diese tubulären ine: — von febriler' Albuminurie 
' abgesehen — relative Seltenheiten. 


| Nach den Erfahrungen Heubners 
und wie Noeggerath statistisch nachgewiesen ‘hat, gehört die Mehr- 


zahl der sichergestellten Fälle dem Kindesalter und frühen Schulalter an. 


. Eine Erkrankung anderer 'Organe als der Nieren war während 
des ganzen Krankheitsverlaufes nicht festzustellen, außer einer: ver- 
minderten Funktionstüchtigkeit der Lieber, ‘die sich in gelegentlich 
nachzuweisender Glykosurie äußerte, eine Erscheinung, die man nach 
Franke (3) in Fällen chronischer Nephritis, in denen die Erkrankung 


vorwiegend das Nierenparenchym ergriffen hat, häufig beobachten kann. 


e ‘besonderen ergaben auch Pneumoperitoneumaufnahme ünd 
Laparoskopie. keinen Anhalt für Tumoren etwa im Sinne von Tbc.- 
Knoten, die. eine Kompression oder Arrosion von Lymphgefäßen zur 


Erklärung von. Chylusautritt hätten geben können. 


Das Kind hatte in der Klinik nie Fieber, bis Anfang März — ih 
der 23. Krankheitswoche — eine Bronchopneumonie sich einstellte, 


‘die in weiteren 11 Tagen schließlich den Exitus letalis beschleunigt 


herbeiführte. EN. p Swe E £ 

Zum Verlauf der Nierenerkrankung in unserem Falle bleibt zù 
bemerken, daß der Eiweißgehalt des immer nur spärlich gelassenen 
Urins sich zwischen 12.und 400/9% bewegte. Der Blutdruck schwankte 
um 125/85 (R.R.) und war nur anfangs etwas höher. Der Reststickstoff 
im Blut betrug bald nach Einlieferung 'der Patientin 0,045 %, war also 
damals also jedenfalls nicht wesentlich erhöht. Der Sedimentbefund 
war fast immer konstant: ganz vereinzelt Erythrozyten, mäßig viel 
Leukozyten, ‘reichlich hyaline Zylinder und stets Lipoidkörper, was 
auf besonders schwere Degenerationsprozesse schließen ließ. Mikro- 


‚skopisch ` waren im Urin Bakterien ` nicht nachzuweisen, kulturell 
wiederholt Staphylococcus aureus und Streptococcus longus. 


Chylurie, auch nur im geringsten Grade, .wär nie- 
worden. 00.0.0 | on o u oo. 
Bei der Aussichtslosigkeit irgendwelcher kausaler Therapie 
mußten wir uns darauf beschränken, symptomatisch zu behandeln und 
dies schien uns in erster Linie geboten in Hinsicht auf den immer 
wieder erneut sich einstellenden Aszites. Bis zum letalen Ausgang 
der Erkrankung‘ — etwa 5 Monate nach Beginn derselben — sahen 


beobachtet 


"wir uns genötigt 6mal. zu punktieren, zuletzt 14 Tage vor dem Tode. 


Die abgelassenen Flüssigkeitsmengen betrugen bis zu 1?/, Liter. 


Der Erguß hatte. stets das eigenartig milchige, seifenwasserähnliche 


Aussehen in jeweils ungefähr gleich intensivem. Maße. 


Die Sektion ergab neben einer konfluierenden Bronchopneumonie 
die erwarteten: Veränderungen an den Nieren im -Sinne einer degene- 
rativen Parenchymschädigung. Es fanden sich Epithelnekrose und Ver- 
kalkungen wie‘ sie bei Quecksilberschädigungen häufig vorkommen. 
‚Die übrigen Organe, besonders “auch das Herz, ließen nachweisbare 
Veränderungen nicht erkennen. Nirgends wurden Zeichen für Tuber- 
'kulose oder ‚Lues gefunden, wie ja auch die klinische Untersuchung 
‘dafür keinen Anhalt geboten hatte. Ausdrücklich sei noch erwähnt 
daß’ irgendwelche Veränderungen am en es Apparat, im be- 
sonderen am Ductus thoracicus auch nicht aufgefallen waren. 


Die mit dem. erstmalig ‘erhaltenen Punktat angestellten Unter- 


suchungen hatten .im wesentlichen das gleiche Ergebnis. wie die 


aller durch die späteren Punktionen vorgenommenen Aszitesflüssie- 
keiten. Für die. Annahme eines chylösen Ergusses konnten 'wir uns 
vón vornherein bei dem klinischen Befund eine ungezwungens Èr- 
klärung nicht geben und. als wir dann bei der Untersuchung auf 


Fett, das im Chylus doch. stets sehr reichlich vorhanden sein müß, 


solches nur in. Spüren ‚nachweisen konnten, war uns damit erst 


recht ein Hinweis gegeben, daß hier eine besondere Art von chylösem 


Erguß vorliegen müsse. — | ar í Te. | 

. Das Eingehen auf die entsprechende Literatur hat uns bei 
der Diagnosestellung in ganz bestimmte Bahnen gelenkt und uns 
auf Grund zahlreicher, nach: den bereits ‘üblichen Methoden vor- 
genommenen Untersuchungen zur Erkenntnis geführt, daß es sich 
auch in unserem Falle tatsächlich um pseudochylöse Ergüsse handelt. 
| Es sei eine kurze Zusammenfassung unserer Befunde gestattet 
die die Unterscheidung ‚derartiger pseudochylöser Punktionsflüssie- 
keiten von- den chylösen und chyliformen Ergüssen erhellen und die 
‚durchaus im Einklang stehen mit den Befunden früherer Beobächter. 
‚ Unter diesen haben besonders’ Strauß (4), Bernert (5), und 
W eil (6), letzterer gemeinsam mit Müller in Düsseldorf (7), weitgehende 
Klärung gebracht, wenn auch noch manche Einzelfrage strittig ge- 
blieben sein mag. Ä Me N a SA 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 24. August 


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T Das Aussehen der in Frage kommenden Ergüsse wird sehr , Dies ist dann'zum ersten Male und, soweit ich in der Literatur 1" 
Ile treffend als „seifenwasserähnlich“ bezeichnet. Demgegenüber zeigen feststellen kann, seitdem nicht wieder geschehen, gelegentlich eines gg 
sa die eigentlich chylösen Ergüsse mehr gelblich.rötliche Färbung. Bei schließlich zur Autopsie gelangten Falles von Nephrose, den Weil (Le) p% 
Hi chylösen Ergüssen tritt nach einiger Zeit der Aufbewahrung im ch nun a. n de dem F ne Don ip 
ani Gefäß eine mehr oder weniger diekeRahmschicht an der Oberfläche auf; omiscaen. UHLEISUSHUNgEN 95 PETUS UNE 29: AER P E F 
> ; Fee Ä : 5 | Düsseldorf (l. c.) ausgeführt worden sind. Die Resultate der beiden ji 
a bei den pseudochylösen' davon keine Spur. Auch tritt nach längerem. | Autoren bestätigen durchaus die von Strauß und von Bernert er- TE 
nE, Zentrifugieren beiletzteren keine Schichttrennung auf wie bei ersterem. | hobenen Einzelbefunde. wo Fi E w 
vo Goi a ale Een Re A ee en -. In unserem, Falle wurde die quantitative Untersuchung der fiz 
Er ir 5 un i 0 m Iweibge = 7 S pseucdoo1y10s9, h o ne Aszitesflüssigkeit auf Fett und unverseilbare Substanzen, die Lipoidd, tx 
bh: na € i aaie er P en re ne ee nn "1, | vom chemisch-physiologischen. Institut der Universität ausgeführt. ° = 
5 A Ra TT non, s unttaten E ‚ der Eiweißgehalt | und das Ergebnis war wiederum eine Bestätigung im Sinne von. +H 
2 =; on ee en t. F BR SONN lte Strauß, Bernert und Weil. Der Fettgehalt unseres Punktates <A 
n Tanker En nd ach seines seen een _ war noch geringer als der des von Weil (l. c.). beobachteten Aszites. ir 
q b ie be hr au a: ex As 4 Bene heller rundlicher. Er betrug dort 25,8 mg %, in unserem Falle nur 24 mg %. Die >j 
Gebil dé a en an a 2e Färbung der Werte für die unverseifbaren Substanzen waren in unserem Falle I 
’ ; S 2 ‚der | noch höher als dort. Sie betrugen bei uns für Lezithin allei i 
‚korpuskülären Elemente mit den üblichen Fettfarbstoffen gelingt en je betrugen E RAAEN AN y 


nicht oder nur in geringem Grade. Von Mikroorganismen waren. 
in unserem Falle mikroskopisch nur ab ünd zu Bact. coli nachzu- 
‚ weisen. Kulturell wurde die Aszitesflüssigkeit nicht untersucht. 
Die die Trübung verursachenden Substanzen sind bei den 
chylösen Ergüssen als Fett durch Äther auszuschütteln, bei den | 
pseudochylösen nicht, auch nicht nach Laugenzusatz. Sie sind wohl 


4,5 mg %, für Cholesterin 8 mg %. Weil gibt in seinem Fall nur 
den Wert für Cholesterin an, der 2,4 mg % betrug. E 
“ Leider war es uns nicht möglich, eine Untersuchung auch 
des milchig getrübt befundenen -Blutserums in entsprechend ein- 
gehender Weise herbeizuführen. Ziehen wir aber die vorausgegangenen 
Ausführungen in Betracht und zudem die in der Nachkriegszeit er- 


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> aber nach mehrstündiger Alkoholbehandlung den üblichen Aus- 
 schüttelungsverfahren zugängig. i 


Soweit die Methoden, die obne großen Apparat auch den 


Praktiker erkennen lassen, daß -Fett jedenfalls nicht im wesent- 
lichen die Trübung der Punktionsflüssigkeit bedingen kann wie bei 
Chylus und die den Untersucher instandsetzen, jeweils mit einfachen 
Hilfsmitteln zwischen einem echt chylösen und pseudochylösen Er- 
guß- zu entscheiden. Dieser Aufschluß wird in manchen Fällen zur 
Klärung fraglicher ätiologischer Momente des jeweils vorliegenden 
` Krankheitsbildes beitragen können. | Ä | 
Wodurch aber, wenn nicht durch Fett, ist die milchige Trü- 
bung der pseudochylösen Ergüsse bedingt? Wie eingangs erwähnt, 
trennte Quincke(l.c.) als erster die „feitbaltigen“ von. den so- 
genannten „albuminösen“ Ergüssen, bei denen Eiweißkörper in feinster 
Form die Trübung bedingen sollen. Durch die nicht gerade zahl- 
reichen Veröffentlichungen anderer Autoren der folgenden Jahre 
ist dann versucht worden, dieser Frage im Einzelnen näher zu kommen. 
1898 sah Strauß (l.c.) erstmalig seifenwasserähnlichen Aszites 
bei ehronisch-parenchymatöser Nephritis. Er machte diese Beobachtung 
dann noch wiederholt in den nächsten 5 Jahren und wies.nach, daß es sich 
um‘Fetttrübung im Sinne von Chylus auf alle Fälle nicht handeln könne. 
Er hatte ungefähr zu gleicher Zeit, gerade wieder bei Nephrosen, 
im Blut Lezithin als Ursache milchig-getrübten Serums festgestellt, nie 
jedoch Gelegenheit gehabt, Blut und Aszites gleichzeitig daraufhin zu 


schienenen Arbeiten von Beumer (12), Stepp (13) und Port (14), 


die feststellen, daß sich die Nephrosen im Sinne von Volhard. 


und Fahr.den übrigen Erkrankungen der Nieren gegenüber durch 
einen erheblichen Lipoidgehalt des Serums auszeichnen, die es 


‚milchig getrübt erscheinen lassen, so dürfte wohl genügend Be- 


gründung vorliegen für die Annahme, daß es sich auch in unserem 
Falle bei der Trübung des Serums nieht um „Lipämie“, sondern 


um Lipoidämie handelt. 


Weil (l. c.) führt -zu seinen Beobachtungen die Erkärung an, 


daß die Lipoide des. Serums aus dem Körper selbst stammen müssen 


und unmöglich in solchen Mengen durch die Nahrung zugeführt sein- 


‚können. Die Körpersubstanz wird durch die Eiweißverluste erheblich 


reduziert und da dauernd nur geringe Nahrungsmengen zugeführt 
werden können, wird zeitweise mehr Eiweiß ausgeschieden, als durch 
die Nahrung wieder ersetzt wird. Es findet erhöhter Verbrauch an 
Zellmaterial statt, die Zellvorräte an Eiweiß und Lipoiden werden 
requiriert und vom Blut nach den Bedarfsstätten gebracht. Die schwer 
erkrankten Nieren lassen nur das Eiweiß schnell wieder verloren gehen, 
nicht aber so sehr die Lipoide, so daß diese in so großer Menge übrig- 
‘bleiben, daß eine Anhäufung im Blutserum resultiert. Daß die Nieren 
wohl Eiweiß, nicht aber in größeren Mengen ‚Lipoide durchlassen, 
beweist die Tatsache, daß der Urin praktisch frei von Fetten und 
Lipoiden ist. Ob, wie in unserem Falle, doch immerhin mikroskopisch 
im Urin Lipoidkörper nachzuweisen waren, ist nicht erwähnt. 


Die von. Weil (l.c.) gegebene Erklärung für die Anhäufung. 


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untersuchen. Erkam aberschon damals zu dem Schluß, daß es eine Form von 
poe gibt, die mit der Nephrose in engem Zusammen- ` 
hang steht, und daß die öfters von ihm beobachtete Lakteszenz des Blut- 
serums dje gleicheUrsache hat wie derlakteszierende Charakter derErgüsse. 
-Um dieselbe Zeit erschien die Arbeit Bernhard Fischers (8) 
„über Lipämie und Cholesterinämie“. Er wies darin u. a. darauf hin, 
daß speziell bei Nephrose „Lipämie“ häufiger festgestellt worden sei, 
allein nach dem Aussehen des Serums, ohne weitere Untersuchung. 
Dabei könne als erwiesen gelten, daß — abgesehen von der physio- 


von Lipoiden im Blutserum und Aszites läßt sich zwanglos in allen 
Einzelheiten auf den von uns beobachteten Fall übertragen. Es 
ist.dieser somit der zweite überhaupt bekannt gegebene : 
Fall, in dem bei ein und demselben Patienten milchige 
Serumtrübung und pseudochylöser Aszites zur Beob- 
achtung kam und in dem die von den erwähnten älteren 
Klinikern vermutete enge Beziehung zwischen Lipöid- 
nephrose, pseudochylösem Aszites und Lipoidämie als 


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logischen Verdauungslipämie — echte Lipämie nur beiPotus und Diabetes 
vorkommt. Zudem hebt Verfasser den von. ihm gefundenen hohen 
Cholesteringehalt des Diabetikerblutes besonders hervor. | 
Klemperer und Umber (9) kommen später weitergehend durch 
Untersuchungen über diabetische Lipämie zu dem Resultat, daß auch 
hier das, was seither als „Lipämie‘“ bezeichnet wurde, in Wirklichkeit 
Lipoidämie ist. | | u 


Bereits 1900-hatte Groß (10) daran erinnert, daß Lezithin durch 


erwiesen gelten kann. | 
. Literatur: 1. Quincke, zit. bei Weil, Über Lipoidämie, M.m.W. 1912, 


 Nr.89, — 2. Hesse, zit. bei B. Fischer, Über Lipämie und Cholesterinämie. 


Virch. Arch. 1908, 172. — 8. Franke,’ Alimentäre Lävulosurie bei ‚chronischen 
Nephritiden. W.kl.W. Jg.26, Nr.28, — 4. H.Strauß, Zur Entstehung und Be- 
schaffenheit milchähnlicher, pseudochylöser Ergüsse. Charit6-Annalen 1903, 27. — 
5. Bernert, Arch. f. exper. Path, u. Pharm.: Nr. 49, — 6. Weil, Über Lipoidämie, 
M.m.W. 1912, Nr.89. — 7. Müller, zit. bei Weil, l.c. — 8. B. Fisober,. Über 


Lipämie und Cholesterinämie, Virch. Arch. 1903, 172. — 9 Klemperer u. Umber, | 
- Zschr. f. klin. Med. 1907, 61. — 10. Groß, Arch. f. exper. Path. u. Pharm. 1900, 44. — x 
11. Ascoli, zit. bei Weil, Über Lipoidämie, M.m.W. 1912, 89. — 12. Beumer, | 
Über nephrotische Hypercholesterinämie. Arch. f. Kindhik. 1921, 68. — 18. Stepp, l 
Arch. f. klin. Med. 1918, 127. — 14. Port, Ebenda. 1919, 128. | © F 
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Zur Behandlung des chronischen Darmkatarrhs 
= im Kurort.) 
| Von San.-Rat Dr. Siebelt, Flinsberg. 
‚. „Das Gebiet der chronischen Darmerkrankungen gleicht einem 
viel beackerten Felde, auf welchem mancher unserer Größten tätig 
war. Von Homburg v. d. H., dem diesjährigen Tagungsorte . der 


Balneologischen Gesellschaft, ging manche wichtige Anregung aus; 
die Not der Zeit mit ihren Ernährungsschwierigkeiten blieb nicht 


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Quellung in wäßriger Lösung: starke Opaleszenz a und die 
'Lösungsverhältnisse anderer Stoffe ändert. Er sieht daher den wesent- 
lichen Grund der Trübung bei den pseudochylösen Ergüssen im Lezithin. 
en Ascoli(11) glaubte, die Ursache in einem molekular veränderten 
Globulin gefunden zu haben. u | 
1903, etwa gleichzeitig mit den erwähnten Arbeiten von Strauß 
(Le) und Fischer (l. c.), kommt Bernert (l. ¢.) auf Grund sehr ein- 
ehender Untersuchungen zum Resultat, daß im Lezithin und Globulin 
ie gemeinsame Ursache zu suchen sei für die pseudochylöse Trübung. 
Er hält das Lezithin für den wesentlichen Faktor, der beiträgt zur - 
Änderung gewisser Eigenschaften der Globuline, sei es, daß nur mole- 
a An agerung nun, ee die der Aggregatzustand der 
obuline verändert, ihre Löslichkeit verringert wird, sei es, daß si 
beide tatsächlich chemisch binden. P i an 
Wie aber auch Strauß, - vermißt Bernert unter seinen Be- 
obachtungen und in der Literatur einen Fall; in dem bei ein und dem- 


Bun: selben Patienten milchig getrübtes Serum und pseudochylö i 
E:S festgestellt, bzw. eingehend untersucht ist. i nn 


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*) Nach einem Vortrage vom 39. Balneologenkongreß, 


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August. 


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sino Einfluß auf die Häufigkeit der bezüglichen : Erkrankungen. 


m maz die Rechtfertigung liegen, aufs neue diese Angelegenheit 
an zumal endlich "auf dem Wege ‘über die physikalische 
“ Chemie ‘das Dunkel, welches bisher .auf der längst bekannten 


-günstigen Wirkung der Mineralwässer lag, sich zu lichten beginnt. 


= Die Bezeichnung „chronischer Darmkatarrh“ rettete sich aus 

der älteren Medizin zu uns herüber, trotzdem dieses Krankheitsbild 
niehts weniger als eindeutig ist. Gleich vielen anderen Namen faßt 
es eine mehr oder minder fest umschriebene Gruppe von Krankheits- 
 geichen in einem Worte zusammen. Hier soll nur auf den eigent- 
'lichen“chronischen Darmkatarrh, weleher'mit reichlichen Durchfällen 
einhergeht, Rücksicht genommen werden. Er ist ein keineswegs 
seltenes Leiden, und der Arzt sieht unter seinen Kranken einen 
reichlichen Vomhundertsatz damit behaftet. 
dankbar ist die Behandlung der Krankheit, welche zwar selten von 
sich alıs zum Tode führt, ihrem Träger jedoch viel Unbehagen und 
Plage verursachen kann, sind wir doch oft nicht in der Lage, die 
Trache unmittelbar anzugreifen, sondern müssen uns auf die 
Linderung der dringendsten Beschwerden beschränken. E 
= Von alters her beliebt ist der Gebrauch der alkalischen und 
salinischen Mineralwässer, namentlich. der warmen Quellen dieser 
Grappe. So pilgern ungezählte Scharen von Genesung oder Er- 
 leichterung suchenden Kranken alljährlich nach Karlsbad, Wiesbaden, 
Homburg, Kissingen und den anderen bewährten Kurorten dieser 
. Grappe. Auch manche Eisenwässer erfreuen sich eines gewissen 
Rufes, und werden besonders dann gern in Anwendung gezogen, 
wenn es infolge der mangelhaften Ausnützung der Nahrung, 
vielleicht auch durch eine Art Selbstvergiftung nach Aufnahme 
giltiger Zersetzungsstolie aus der regelwidrigen Eiweißverarbeitung 
im Darme zu gewissen Änderungen in der Blutbeschaffenheit 
gekommen ist, welche ebenfalls mit einem hergebrachten Sammel- 
namen als Blutarmut bezeichnet werden, 

Aber gerade bei diesen Zuständen begegnen wir in den 
Stahlquellenkurorten oft recht großen Schwierigkeiten. Die kohlen- 
„sauren 'Eisenwässer werden bei Störungen in der Tätigkeit des 
| Nagendarmkanals, mögen sie eine Ursache haben, welche sie wollen, 
meist recht schwer vertragen. Selbst die vorsichtigste, gewisser- 
maben “einschleichende Anwendung kleiner und kleinster Mengen, 
ei und im Gefolge von Mahlzeiten führt nicht a gr 
 - angewonnung, und selbst dann ist schwer zu entscheiden, 0 
a dem Eisenwasser ein wesentlicher Teil des Erfolges zuzu- 

iben ist, 
awen Eisenwässern gegenüber mag die Sache etwas anders 
legen, weil bei ihnen die adstringierende Wirkung des Vitriols 
mehr zur Geltung kommen kann und die die Darmbewegung an- 
gende Kohlensäure weglällt. Immerhin. ist nicht zu verkennen, 

m vielen Fällen die heftigen und stürmischen Diarrhöen dieser 
rm des chronischen Darmkatarrhs unter der stopfenden Wirkung 
auch es kohlensauren Eisens schwinden. Besonders deutlich tritt 
dies bei an Alkalien reicheren und-an CO, ärmeren Eisenkarbonat- 
mellen hervor, wie z. B. am Flinsberger Niederbrunnen. Was oft 
&Trinkkuren mit Eisenwässern störend und unangenehm’ empfunden 
"nd, erscheint also hier als erwünschte Nebenwirkung. 
.. Bei der Erkenntnis und Würdigung dieser Dinge waren wir 
| isher im wesentlichen auf die Erfahrung angewiesen. Erst. die 
perimentaluntersuchungen vor .allem von Bickel und seinen 
Schülern, welche den Einfluß von Mineralwässern am Magen-Darm- 
wal von Warmblütern studierten, brachten eine gewisse Erkenntnis 
er Vorgänge, Weiter brachte die Anwendung der Ionenlehre auf 
A ung der Heilquellen neue Förderung unseres Wissens. 
id erzielte Schade (Kiel) bemerkenswerte Untersuchungs- 
se über die entzündungswidrige Wirkung der Mineralwässer 
- gerade auch im Magen-Darmkanal, mit dem Ergebnisse, daß in 
we Richtung das Spannungsverhältnis zwischen Kalzium- und 
Nit ‘monen die entscheidende Rolle spielt. (89. Balneologenkongreß.) 
en Untersuchungen verläßt die Balneologie allmählich den 
ee der Erfahrungswissenschaft, und es ergeben sich neue, wert- 
oe Richtlinien für weitere F orschung: | 
ir ‚Recht zufriedenstellende Erfolge liefert die Behandlung des 
an echent Darmkatarrhs mit Bädern. 
| en Bigenschalten des warnten Bades äußerst wohltätig, zumal 
a = und der leichte Druck -des Wassers auf die Bauchgegend 
leit gend auf die vielen Beschwerden wirken, welche ihn zu be- 
gefühl pllegen, wie kolikartige Schmerzen, Kollern, Auftreibungs- 
von Rich: ‚Besonders gute Dienste leisten Bäder mit Abkochung 
enrinde, wie sie seit Jahren: in Flinsberg eingeführt sind, 


> © 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. ~ 


Verhältnismäßig un- 


Den allerdings nicht sehr zahlreichen schwefel- 


zum Wohle aller derer, die sie aufsuchen. 


Zweifellos sind die physi-' 


PR 


um. 


ob Harze oder Stoffe aus der Röihe der flüchtigen Öle dabei wirk- 
sam werden. Mit-der Anwesenheit dieser Stoffe im Fichtenrinden- 


bade dürfte sich die Erfahrungstatsache ihrer guten Wirkung bei 


Erkrankungen an mit: glatten Muskeln und Schleimhaut ausgestatteten 
Organen, so Verdauungstrakt, Harn- und Genitalorganen erklären. 
Nebenher mag die Bemerkung gehen,’ ‘daß Fichtenrindenbäder fast 
ideal gegen den quälenden Juckreiz wirken, ‚von welchem unsere 
Kranken oft, namentlich auch nachts, gepeinigt werden, wie sie 
überhaupt alle Pruritusformen günstig beeinflussen. SF 
Auch in den Moorumschlägen steht dem. Baädearzt ein 
Mittel zur Verfügung, wohl geeignet, erfreuliche Wirkung beim 
chronischen Darmkatarrh selbst, wie auch bei seinen mehr oder 
minder schmerzhaften Begleiterscheinungen zu erzielen. Der ver- 


‚flossene Krieg gab uns Gelegenheit zu eingehenden klinischen Be- 


obachtungen und Erfahrungen auch in dieser Richtung. EL, 

. Mögen ‘nun auch die’ Behandlungsmöglichkeiten, welche uns . 
die Bäderheilkunde mit Trink- und Badekur an- die Hand gibt, 
recht mannigfaltig und eıfolgversprechend sein, so gut wie nie 
läßt sich ohne eine’ streng geregelte Lebensweise, namentlich be- 
züglich der Ernährung auskommen. In dieser Richtung läßt der 
offene Kurort leider noch manches zu wünschen übrig. Die. dankens- 
werten Bemühungen, die „Diät“ im Kurort mit medizinischen Grund- - 
sätzen in Einklang zu bringen, liegen in ihren. Anfängen ‚weit 
zurück; sie knüpfen sich an die Namen von H. Strauß, C. Pariser 
(Homburg), Landsberg und. Determeyer im Schlesischen Bäder- 
tage. Dem Kriege und seiner Folgezeit mit den fast unüberwind- 
lichen Ernährungsschwierigkeiten ist es neben dem mangelnden 
Verständnis und Entgegenkommen vieler., Hotel- und Kosthaus- 
besitzer in den Kurorten, welches der Bequemlichkeit und einem 


gewissen Trägheitsmoment entspringt, zu danken, daß wir nicht so 


vorwärts gekommen sind, wie zu wünschen wäre. Hinderlich war- 
auch der in der Nachkriegszeit hervörgetretene Hang, in Nachgiebig- _ 
keit gegen die Wünsche gewisser Besucher, manche ‘der üblen 


“ Großstadtauswüchse, wie Dielen, Musik- und Tänzcafes in die Kur- 


orte zu verpllanzen. Indessen beginnt man sich, wenn. nicht. alle 
Anzeichen trügen, wieder auf-den Beruf der Kurorte .zu besinnen, 
und so wurde auch bezüglich der Diätfrage der abgerissene Faden 
wieder aufgenommen. . Der Deutsche Ausschuß für die gesundheit- 
lichen Angelegenheiten der Kurorte erörterte sie: bereits vor Jahres- 
frist und betonte mit allem Nachdruck, . daß die hygienischen An- 
forderungen. an Speisen und Eßgerät gerade jetzt in Rücksicht auf 
die vorhandenen Gesundheitsschäden aufrechterhalten werden müßten. 
Förster und v.Niedner (Salzbrunn) setzten‘sich -in Schlesien für 
die Sache .ein; im Westen kamen die Homburger Diäten wieder 
zur Geltung. Die von S. Hirsch beeinflußte „Nauheimer Kranken- 


‘kost“ zeichnet sich durch ein kurz, klar und bestimmt im Ausdruck 


gehaltenes Merkblatt aus. An vielen anderen Orten, so auch in 
Flinsberg, ist man daran, die. notwendigen Folgerungen zu ziehen. 

Gelingt es, die Grundsätze einer folgerichtigen Diätetik, die 
den Forderungen der wissenschaftlichen Heilkunde, der Hygiene und 
der ‘Wirtschaftlichkeit in gleichem Maße -Rechnung trägt, in den 
Kurorten zur Geltung zu bringen, dann können sie ‘zum großen 
Teil das leisten, was jetzt noch den diätetischen Heilanstälten und 
Sanatorien vorbehalten -ist. Sie werden damit den Kreis ihrer Be- 
sucher in der Richtung der Träger von Magen- und Darmerkrankungen 
erheblich erweitern können. Die natürlichen Heilmittel der Kur- 
orte, ihre Mineralquellen und Bäder, welche unter allen Umständen 
den Grundstock ihrer Betätigung bilden müssen, werden im Verein 
mit einer sachgemäßen Ernährung erst recht zur Geltung kommen 


— 


-_ Ein Fall von Stieldrehung eines Ovarialtumors : 
bei einem Yjährigen Mädchen. TE: 
_ Von Dr. Otto Wallerstein, Aachen. 


| Wenn auch ‚vereinzelt über Ovarialtumoren bei kleinen. Mäd- 
chen vor der Geschlechtsreife berichtet worden ist, liegen in. der 


0 


mir zur Verfügung stehenden. Literatur nur wenige Fälle vor, in 
denen die Operation eine Stieldrehung feststellte. In einigen größeren 
Lehrbüchern der Kinderheilkunde wird auf die Möglichkeit dieses 
Vorkommnisses. bei .der Differenzialdiagnose der Appendizitis im 
Kindesalter hingewiesen, und auch im vorliegenden Falle war schließ- 


lich, eine Appendizitis angenommen worden, auf Grund: deren die. 


Operationsindikation gestellt wurde. | 
Elfriede H., 9 Jahre alt, : erkrankte am 5, A 


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Seichviel ob der hohe Gehalt an Gerbsäure im Badeauszuge oder | heftigen Leibschmerzen, die. von dem Kinde besonders in der unteren rE PL KEN REA ; 
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ar 18 .1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


WL 
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Decoct. rad. salep. e 0.5/ad 15.0 
Ol. menthae pip. I 
Liquor. ammon. anisat. 0,2 

Ol. pumilionis - 


Bauchgegend lokalisiert wurden; Erbrechen und Obstipation sind vor- 

handen; Appetitlosigkeit; Temperatur rektal 380; das Allgemeinbefinden 
ist nicht gestört; es besteht eine défense musculaire auf der linken 
Unterbauchseite; der Leib ist im ganzen etwas gespannt. Unter 


-lichen Literatur verzeichneten seltenen Fälle um einen bereichern. 


warmen Umschlägen und »Belladonnasuppos. zuerst abwarten; bis 
N 


7. April morgens bestehen die Schmerzen unverändert fort; das Kind 
erbricht noch zweimal und klagt über zunehmende Übelkeit; mittags 
ist die Temperatur 37,80%; der ganze Leib sehr gespannt und druck- 
empfindlich. Die Wahrscheinlichkeiteäiasnose lautet auf Appendizitis; 
die Bevorzugung der linken Seite bei der Schmerzangabe wird ent- 
weder auf abnorme Lage des Wurmfortsatzes oder auf unzuverlässige 
Angabe des Kindes zurückgeführt; eine Konsultation mit dem Leiter 
der chirurgischen Abteilung, Herrn Dr. Krabbel, des Krankenhauses 
Forst bestätigt die Diagnose; das Kind wird am selben Nachmittag 
im Krankenhause Forst von Herrn Dr. Krabbel operiert. Der Opera- 
tionsbefund lautet: | | i 
Rechtsseitiger Pararektalschnitt etwa 6 cm lang; Peritoneum 
. etwas aufgelockert, dunkel durchschimmernd. Nach Eröffnen fließt 
etwas blutig seröse Flüssigkeit ab; Appendix frei. Der Finger tastet 
hinter dem Uterus’ einen hühnereigroßen, verklebten Tumor. Ver- 
längerung des Schnittes nach unten; Vorwälzen des 'Tumors, der den 
linken Rn angehört. Es handelt sich um eine ÖOvarialzyste, die 
durch mehrfache Stieldrehung total infarziert war. Abtragung der 


Adnexe und Peritonealisierung des Stumpfes. Das. Kind konnte nach - 


9 Tagen geheilt entlassen werden. | 2 | 
‘ Die kasuistische Mitteilung würde die in der mir zugäng- 


Literatur: Stieldrehung eines Ovarialtumors bei einem 9jährigen 
Mädchen. M. m. W. 1923, 2L — L Boll, Stieldrehung des Ovariums bei zwei 
Schwestern von 84, und 7 Jahren. Ref. Arch, f. Kindhk. Bd. 54 — Pugol, 
Ovarialzysten bei 10jährigem Kinde mit Stieldrehung. Ref. ebenda, Bd, 55. — 


Monord-Rochd, Stieldrehung einer Dermoidzyste. Journ. de med. de 
Bordeaux 1908, 22, ap 


Zur Behandlung von Rhinitis sicca. 
Von Dr. Ernst Friedländer, Wien. 


Jeder Arzt weiß, welch undankbare Aufgabe die Behandlung 
einer chronischen Rhinitis sicca ist. Oft treten hierbei trotz Fehlens 
-` einer nachweisbaren Nebenhöblenaffektion Kopfschmerzen und psy- 


chische Depressionszustände auf, welche sich nur schwer beein- 
flussen lassen. ; 


Ich habe nun das in solchen Fällen gebräuchliche Menthol- 
nasenöl, welches meist in besagten Fällen auch keine deutliche 
Wirkung zeigt, mit anderen Zusätzen und in anderer Zustandsform 
verschrieben, und zwar: 


Ol. eucalypt aa 2,0 
Ol. parafüini 3,0 
| . Gummi arabiei q. s. ut f. emulsio 
uud bin hierbei v 


on folgenden Erwägungen ausgegangen. 


Ol. menthae pip. hat außer der kühlenden Wirkung auch eine des- 
infizierende, wie dies ja bei Darm- und Gallenblasenleiden bekannt ist. 


Ol. pumilionis und Ol. eucalypti üben einen Reiz im Sinne einer 


stärkeren Durchblutung und gleichzeitig stärkeren und dünnflüssigeren 


Sekretion aus. Im selben Sinne wirkt Liquor ammonii anisati. 
Das Salepdekokt ist als. Pufferung gedacht, um das nun 


reichlicheı fließende Sekret zu umhüllen ung eine unangenehme 
Reizwirkung zu vermeiden. Im gleichen Sinne wirkt Ol. paraffini. 
Die Emulsionsform ist gewählt, weil Medikamente in rein öliger 
Form auf Schleimhäuten. nicht ihre maximale Wirkung entfalten 
können, weil ja Öle, flüssige Paraffine und ätherische Öle mit dem 


serösen Medium der Schleimhäute nicht mischbar sind, während sich 


Emulsionen, die ja schon feinste Verteilung von öligen Medien in 
Wasser darstellen, sich viel intensiver und rascher mit dem serösen 


Medium der Schleimhäute vereinigen. Auch bei Rhinitis sicca fehlt 
eine Sekretion nicht, sie ist nur viel spärlicher, und um so mehr 


muß man die lokalen Mittel in leicht aufnehmbarer Form applizieren. 


Die Verschreibungsform hat sich mir in vielen Fällen bis 


jetzt sehr gut bewährt, so daß ich sie zur Nachprüfung empfehlen 
k 


ann. In den meisten Fällen ist die Wirkung auch auf die Kopi- 
schmerzen und die psychischen Depressionen eine sehr günstige. 


Bemerkung zum Aufsatz von Bondi über intra- 
thorakale Auskultation?). 


Von Prof. Dr. med. et phil. H. Gerhartz, Bonn. 


Über die Technik der intrathorakalen Auskultation berichtete 
ich bereits im Jahre 1906 kurz in dieser Wochenschrift?). Die Technik 
der röntgenologischen Bestimmung der Lage des Schlauchendes, und 


zwar zur Vorhoflokalisation, ließ ich durch Jaffe 1909 beschreiben’). 


1) S. Bondi, Med. Klin. 1924, Nr. 18, S. 602—603. ı | 


2) H. Gerhartz, Notiz zur Technik der Ausheberung des Magen- 
saltes. Med. Klin. 1906, Nr. 11. 


3) L. Jaffe, Die Lokalisation des linken Vorhofs des Herzens 
im Röntgenbild. Inaug.-Diss. Berlin 1909 und Zbl. f. klin. Med. 68, H. 5/6. 


| - Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. 


Aus der Bakteriologischen Abteilung des Rudolf Virchow - Kranken- 
| hauses Berlin (Direktor: Dr. Kurt Meyer). 


Erfahrungen mit der Meinickeschen Trübungsreaktion. 
Von Dr. Gudrun Bruns. 


Die zuletzt von Meinicke angegebene Modifikation seiner 
Trübungsreaktion?); die Anstellung mit aktivem Serum bei Zimmer- 
temperatur, hat weitgehende Anerkennung gefunden. Wir wollen 
auf die zahlreichen in letzter Zeit erschienenen Arbeiten nicht näher 
eingehen und nur beispielsweise anführen, daß Förtig?) an einem 
Material von 1814 syphilitischen Seren 88,4 % Übereinstimmung 
. zwischen den Resultaten der Wa.R, und der MTR. feststellte. . 10,2 % 

waren MTR. -Wa —, 1,2% MTR. — Wa +. 752 Kontrollseren zeigten 
keine unspezifische Trübung. Damit bestätigte Förtig, was auch 
von anderer Seite [Elkeles?) u. a.] schon betont wurde, daß die 
MTR. eine größere Reaktionsbreite und eine höhere Empfindlichkeit 
besitzt als die Wa.R, ohne daß die Spezifität, nach seinem 
Material zu urteilen, beeinträchtigt wird. 


Wenn wir glauben, trotz der in letzter Zeit sich häufenden 


Veröffentlichungen auch unsere Erfahrungen mitteilen zu sollen, so 
tun wir dies, weil‘ sie sich auf ein ausgewähltes Material 
beziehen. Zur einen Hälfte besteht dieses aus Fällen von primärer 
sowie latenter.Lues des sekundären und tertiären Stadiums, meist 
am Ende einer Kur. Die andere Hälfte betrifft zum überwiegenden 
Teil Fälle, bei denen erfahrungsgemäß unspezifische Reaktionen 
beobachtet werden: Karzinom, Sepsis, Tuberkulose, Urämie, ‚Diabetes, 
hochfieberhafte Erkrankungen, Ikterus, Gravidität. ° 


1) Klin. Wschr. 1924, No. 9, S. 361. 
2) M.m.W. 1924, No. 12, S. 365. 
3) M.KI. 1923, No. 45, S. 1494. 


keine Anamnese erhoben werden konnte. 


Wir hielten uns ganz 
Meinicke und benutzten als 
dünneren 1028, 


Wir untersuchten 520 Fälle mit folgendem Ergebnis: 

In 457 Fällen = 88% stimmten die Resultate der Wa.R. und 
MTR. überein, während sich in 63 Fällen = 12 % Differenzen ergaben. 

Diese Unterschiede verteilen sich folgendermaßen: | 

A. Wa.R. stärker als MTR., zusammen 18 Fälle. 

i. WaR. + MTR. —: 4 Fälle, davon 2 Lues, 1 Angina, 
1 Pneumonie. | | x 

2. WaR. & MIR. —: 14 Fälle, davon 4 behandelte Lues, 
1 Aortitis luetica, 1 Paralyse, 1 Lues congenita. In 7 Fällen ließ 
sich keine Lues nachweisen, und zwar bei je 1 Fall von Arterio- 
sklerose, Pneumonie, Typhus, Sepsis, Grippe, multipler Sklerose. 
1 Patientin mit Sepsis starb kurz nach Krankenhausaufnahme, so daß 


an. die Versuchsanordnung . von 
dickeren Extrakt No. 3612, als 


B. MTR. stärker als Wa.R., im ganzen 45 Fälle -~ 

1. Wa.R. — MTR.+:20 Fälle, und zwar 16mal ein luetischer 
Befund, 1 Cholezystitis, 1 Nephritis, 1 Ikterus katarrh., 1 Epididymitis. 

2. WaR.=F MTR. +: 1 Fälle, davon 7 Fülle von Lues. Kein 
Anhalt für Syphilis fand sich bei 2 Fällen von Apoplexie, 1 multipler 
Sklerose, 1 Grippe. | u 

3. Wa.R.-MTR-+:8Fälle, davon 7 Luesfälle und 1 Ischias ohne 
Anhalt für Syphilis. | i 

4 Wa.R. — MTR. +: 6 Fälle, und zwar bei 5 luetischen Erkran- 
kungen und 1 Splenomegalie ohne Anhaltspunkte für luetische Infektion. 

Aus diesen Zahlen ergibt sich unzweifelhaft 3 
Empfindlichkeit der MTR. Verhältnismäßig viele Fälle, bei 
denen die Wa.R. versagt, werden durch positive MTR. als luetischer 
Natur erkannt. Fast ausnahmslos handelt es sich hier um Fälle 
von latenter oder behandelter Lues. RE 

Der umgekehrte Fall, eine einwandslrei positive Wa.R. bei 
negativer MTR., findet sich in unserem Material nicht. Dagegen 


eine größere 


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kam eine Reihe von Fällen mit angedeuteter Wa.R. bei negativer 
MTR: zur Beobachtung. Allerdings ist ja eine solche angedeutete 
WaR. nicht beweisend. Aber es ist doch bemerkenswert, daß es 
sich hierbei vielfach um Luesfälle handelte. Von einer absolut 
erößeren Empfindlichkeit der MTR. wird man daher nicht sprechen 

. können. en un, 
Was die nicht minder wichtige Frage der Spezifität der 


zu erzielen. 


. >. Vielleicht dürfen wir hoffen, daß es Meinicke bei seinen 


maisgesetzten Bemühungen gelingt, die Reaktion zu noch größerer 
Vollkommenheit auszugestalten, wobei größerer Wert auf Sicherung 


d; 
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Pig”. 
der Spezifität als aul Steigerung der Empfindlichkeit zu legen Später zerschnitt ich den Rest ‘der Masse, in welcher ich Ae 
sein dürfte. | | | eine kleine Stelle fand, die ich für bösartig hielt. Nach sorg- upt: 
. Auch in technischer Hinsicht sind Verbesserungen noch | fältiger Untersuchung teilte ich meine Entdeckung dem betreffenden ki i 
erwünscht. | | Chirurgen, mit, der infolgedessen bald darauf die Brust- und die er h 
„ „90 war die große Unstabilität der Extraktverdünnungen, die | Achseldrüsen operativ entfernte. Aber in diesen ‚wurden keine Ber 
die. Herstellung einer größeren Menge verbot und sehr schnelles | anderen bösartig erscheinenden’ Stellen - gefunden.. Der Patientin irae 
Arbeiten erforderte, ohne Zweifel ein Nachteil der Reaktion. Hohn‘) geht es gut, und «sie hat bis Jetzt keine Zeichen einer Wieder- | el 


hat get, daß durch Zusatz von 1 cem einer Í % igen K, CO,-Lösung 
AwWcem der zur V erdünnung benutzten 3%igen NaCl-Lösung die 
‚Kitraktverdünnung stabilisiert werden kann. Allerdings schreibt 

"in vor, daß die Reaktion ‘mit inaktiviertem Serum bei Brut- 


schranktemperatur und 24stündiger Beobachtungszeit angestellt 
werden: soll. l 


è ; ng l . . 
‚,, Wir haben in letzter Zeit eine größere Zahl von Seren gleich- 


Xg mit der nach Meinicke hergestellten und mit der nach Hohn 


Elkeles®). hat ein Verfahren m diesem ÜI 
stand abzuhelfen. Er setzt Normalserum hinzu, dessen Stabilisierungs- 


wirkung die unspezifische Trübung verhindern soll. Wir haben eine 


größere Zahl von Liquoren in dieser Weise untersucht, bisher mit 


| gutem Erfolg, doch sind unsere Erfahrungen noch nicht abge- 


schlossen. _ | en EN N nu pe o 
Zusammenfassung: Bei dervergleichenden Untersuchung von 


die sich in einer von mir vor 11/, Jahren untersuchten Brust- 
geschwulst `befand, entgangen war: Zwei Scheiben dieser‘ rund- 
lichen Masse von etwa 1,5 cm im Durchmesser wurden mit dem 
Gefriermikrotom geschnitten und schienen gutartig zu sein. 


erkrankung gezeigt. en | en es: 
Die Erfahrung gab mir zu denken. Könnte ich es das nächste 


Mal in gleichem Falle besser machen? Nein, nur. wenn’ ich im- 


stande wäre, eine Methode zu erfinden, durch die es mir möglich 
wäre, mit einer gewissen Sicherheit und Schnelligkeit eine: kleine 
bösartige Stelle in einer großen gutartigen Masse zu finden. Es 
erschien erforderlich, das Gewebe in viel feinere Scheiben zu zer- 
schneiden, als es bisher geschehen war. Auch wenn ich’ das, täte, 


angegeben, um diesem Übel- 


Ea a Den Be nn. 
er LI Sein E R a x n= 
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Ra er ee a Esie a =: 
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MTR. betrilft, so meinen wir, kein uneingeschränkt günstiges | 520 ausgewählten Seren mit der ‘Wa.R. und: MTR. zeigte sich im i 
Urteil fallen zu dürfen. Wir sind uns natürlich bewußt, daß ein | allgemeinen eine größere Empfindlichkeit dr MTR: 4 i i 
negativer ánamnestischer Befund im Einzelfalle nicht sehr hoch In einzelnen Fällen jedoch reagierte die Wa.R. stärker, so daß Ä RE 
bewertet werden kann. Immerhin ist die Zahl solcher Fälle — | zur Erzielung. einer Höchstzahl: von .positiven Resultaten die gleich- NR 
WaR—NMTR-+ ohne Luesanamnese = bei unserem Material nicht zeitige Anstellung beider Reaktionen erforderlich ist. OLA | SESU Ne 
ganz gering. Es finden sich, wie schon erwähnt, je 1 Fall von Positive Reaktionen ohne nachweisbare Luesanamnese kamen N 
Cholezystitis, Nephritis, Icterus catarrh., Epididymitis, : bei denen | bei der MTR. etwas häufiger zur Beobachtung als bei der Wa.R. Br Yo i 
die Wa.R, völlig negativ ausfiel, ferner 1 Fall von Ischias, bei dem Ob in der Tat, wie es hiernach scheinen könnte, die größere Fi I hl, 
“auch die Wa.R. angedeutet positiv war. Ä | . | Empfindlichkeit der MTR. mit einer Verminderung der Spezifität PAER RN 
Demgegenüber enthält unser Material Fälle ohne Lues- | einhergeht, wird sich nur auf Grund ausgedehnter ‘Untersuchungen ; 2} er li 
anamnese mit einwandfrei positiver. Wa.R. bei negativer MTR. gar- | entscheiden lassen. — — B a no = HE Ni 
nicht, mit schwach positiver Wa.R. nur zwei (Angina,. Pneumonie). Ein Ersatz der Wa.R. durch die so außerordentlich einfache Ba FAN Iig t poia iE 
Daß diese vielleicht unspezifischen Reaktionen bei der Wa.R. | MTR. kommt jedenfalls zurzeit noch nicht in Frage. RN RER 
seltener vorkommen als bei der MTR., erklärt sich ohne weiteres | | ee | | A I; Bee 
ren ri sell g - i | a a A | f Eh ups 
widmen erkennen läßt, welche bei der WaR nicht zum | Aus dem Pathölogischen Institut der Mediziniächen Fakultät der ke 
Ausdruck kommen. | Vanderbilt Universität Nashville, Tennessee, U.S.A. HARIR iE I, Na 
Es erscheint zweifelhaft, ob es überhaupt möglich sein wird, icari i i 1 in. wenioer : | SIR, «| 

die Empfindlichkeit der Reaktion gerade in der Richtung zu steigern, EKONET OT erg nn A als pi el 
dab nur die durch Lues hervorgerufenen Serumveränderungen an- |, Sechzig Sekunden onne Mi rotom.”) | | EL SE et 
 gmäigt werden, während die doch sicher gelegentlich auch bei | Eine neue Methode, die besonders zum Finden von Bös- NE iaie t prte) 
. anderen Erkrankungen vorhandenen, zum mindesten sehr ähnlichen artigkeit geeignet ist. a Ä Ra ERS ieh, 
‘ Veränderungen des Serums sich dem Nachweis entziehen. | ee N k Bpel 
. — Um unser Urteil zusammenzufassen, möchten wir glauben, _ Von Dr. Benjamin Taylor Terry, A haha vig han 
„dab ein positiver Ausfall der MTR, doch nicht ganz. mit der fast Prof. der Pathologie, Nashville, Tennegsee, U.S. A. n | EEE 
absoluten" Sicherheit für Lues spricht wie ein positiver Ausfall der Die Methode, die in ‘den folgenden Seiten zur Besprechung | Ben: Ei 
WaR. -Immerhin wird er für die Diagnose auch dann ins Gewicht | kommt und über die ich zum. ersten Male. vor der Abteilung für BEN Ki, 
fallen, wenn die Wa.R. negativ ausfällt. | Pathologie und Physiologie der amerikanischen medizinischen Ge- HERR AR: 
= Wir glauben daher, daß beide Reaktionen nebeneinander an- | sellschaft zu Chicago am 11. Juni 1924 berichtet habe, ist durch den "En 
‚gestellt werden sollten, um eine Höchstzahl von positiven Reaktionen | Umstand ins Leben getreten, daß mir eine kleine bösartige Stelle, Ä | Era 


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Bun en u a PIRA EE E Aya ER Toa une I = = 
Et > 2 DE mea >, rry = A a 2 
> = i “at Eee =: Eu ee E 8 BE A 


4 

ilisii 4 5 ie könnte ich wissen, in' welcher meiner vielen iben di dain 

slabilisierten Extraktverdünnung untersucht und zwar nach der von Won 1] hal a Beim $ ee YAON Scheiben die ER 

leinicke ans T . . j . | bösartige Stelle enthalten sei? Beim Suchen einer Antwort fiel mir OS RE 

Ta angegebenen Versuchsanordnung mit aktivem Serum bei | >. sch. oft mit bloßen Aure melih ORT ek 
 Zmeriemperatur. Hierbei haben wir stets übereinsiimmende Er- | 2! daß ich oft mit blobem Auge in gelärbten Präparaten bösartiger ee iga 
gebnisse beobachtet, Sollte ch a Er h an zrößerem | Gewebe Flächen beobachtet hatte, die sich besonders intensiv färbten, Aah a 
laterial bataan a e E EOSO Arlanrung An B tabili- | so daß ich zeitweilig noch vor der mikroskopischen Untersuchung ABEREEN 
- Sierfen Liane a an ae gel Esmeine Verwendung der BiabIN | dan Eindruck hatte, daß das Gewebe bösartig sei. Könnten also EG EA n 
E = ae a Stabili- | vieleicht bösartige Stellen durch schnelle Färbung der Oberfläche us p 
sierung a nel auch Meinicke?) ein Verfahren zur nn {| von Scheiben der ganzen Gewebe hervorgehoben ‘werden? Ich ent- Bil i 
a ni yeitet zu haben, das er aber noch nicht mitgetel A at. | schloß mich, es zu versuchen und fing an, dünne glatte Scheiben ER 
der dimmer Bal O CR könnte. Während im ale | ich mit saurem polychromen Methylenblau und fand, daß ich in NE 
al : r Xtrakt mehr positive Resultate gibt, weist unser B erstaunlich vielen Fällen die bösartigen Stellen entweder mit bloßen Sp 
Bi = Fälle auf, wo ‘der dickere Extrakt positiv reagierte Auge oder bei Benutzung einer guten Lupe von der Oberfläche ABS, 
| a emem Befund bei dem dünneren. her sehen konnte. er, 2 Zn SE 
d. An nicht zu unterschätzender Nachteil der MTR., der an sich Diese Entdeckung interessierte mich ungeheuer und ich: vér- REET 
aus in alleinige Verwendung für die Serodiagnostik der Lues ‚öffentlichte dieselbe 1). gie Bu en; a. Br 
Pie ebt, ist der, daß sie bei der Untersuchung von Lumbal- u | a A I 
; sigkeiten versagt, indem auch 'normale Liquoren Trübung ‘ 0) M.Kl. 1923, Nr. 45, S. 1494. RR re E I N 
"geben, . =  #) Nach einer Demonstration vor. der Berliner medizinischen LETTER 
Bess Gesellschaft am 16. Juli 1924. nn rc ae 
re JMW 1924, Nr. 11. S. 395 1) B. Toy: Journal. of the American Medical Association ih, HERRN 
MmW. 1924, Nr. 17, 8.554, De ne I 
F 1 ‘ il a EN ha 
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1180 


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Bei. zahlreichen Untersuchungen von gefärbten, bösartigen 
Geweben stieß ich auf einige, bei. denen weder das bloße Auge, 


noch die Untersuchung unter der Lupe für die Diagnose genügend war. 


Es erwies sich als sehr wünschenswert, die Methode dahin 
zu ändern, daß .es möglich würde, die Untersuchung mit der 
schwachen Vergrößerung des Mikroskopes mit schräger auffallender 
Beleuchtung vorzunehmen. Experimente zeigten, daß dieses möglich ist. 


Um die besten Resultate bei‘der mikroskopischen -Unter- 
suchung der Gewebsscheiben mit schräger auffallander Beleuchtung 


zu erzielen, müssen die folgenden 7 Punkte in jedem Falle in Be- 
tracht gezogen werden: 


1. Fixierung, 2. Auswahl, 


3. Scheibenschnitte, | 4. Färbung, 


5. Beleuchtung, 6. Vergrößerung, 7. Kontrolle. 


1. Fixierung. Das Gewebe muß richtig in 
sein. Dünne Gewebsscheiben können in 12—24 Stunden fixiert werden. 
2. Auswahl. Wenn es sich um Bösartigkeit handelt, sollten die 
zu untersuchenden Scheiben, wenn möglich, sowohl bösartige als auch 
gutartige Stellen enthalten. Der vordringende Rand der, Geschwulst 
sollte in dem zu untersuchenden Ausschnitt zu finden sein. Man ver- 


- .meide nach Möglichkeit Gewebe, das degeneriert oder entzündet ist. 


8. Scheibenschnitte. Die zu untersuchende Oberfläche muß. 
anz glatt sein. Das ist von. höchster Wichtigkeit. Um eine glatte 


berfläche zu erhalten, benutze man ein sehr scharfes Rasiermesser 


und mache zwei parallele Schnitte ohne starken Druck, jeden mit einem. 
‚einzigen, langen, schnellen Zuge. | 


Ein guter, genau und rasch wirkender Farbstoff 


4. Färbung. I 
sollte richtig angewandt und dann schnell mit destilliertem Wasser 


abgewaschen werden. Für fixierte Gewebe benutze man polychromes 
'Methylenblau, welches angesäuert worden ist. Die Bereitung dieser 
‘. Farblösung wird am Ende dieser Abhandlung angegeben werden. Die 


Färbung wird in ungefähr 5—10 Sekunden vollendet. Die Zeitdauer 
hängt von der Güte und Konzentration der benutzten Reagentien und 


dem Zustand des Gewebes ab. Kleine Scheiben werden durch. Bin- 


tauchen in etwas Farblösung und leichtes Hin- und Herbewegen in 
derselben gefärbt, ohne sie jedoch: stark an dem Boden ’des Gefäßes 
zu reiben. Die Farblösung kann wiederholt gebraucht werden. Man 


erneuere dieselbe, sobald sie zu schwach geworden ist. ‘Bei großen 


Oberflächen kann die Farblösung mit einem breiten, sehr weichen 
Pinsel von Kamelhaaren aufgestrichen werden. > 


5. Beleuchtung. Die zu untersuchende Oberfläche soll kurz 


‚ abgespült und in diesem feuchten Zustande (da die Methode gegen 
„Austrocknung empfindlich ist) von starkem auffallenden Lichte ‚schräg 


beleuchtet werden. Das beste Resultat wird wahrscheinlich erzielt 


durch Benutzung eines starken elektrischen Lichtes, welches zu einem 


kleinen Strahl ungefähr von 2 mm Durchmesser konzentriert ist und 


in einem Winkel von etwa 45° auffällt. Eine kleine Glühlampe am 


Hautmikroskop von E. Leitz gibt gute Resultate, aber ich glaube, sie 
. kann noch. verbessert werden. 


s 


|. 6. Vergrößerung. Eine hundertfache Vergröße 
mir gewöhnlich, um Eiterzellen von Krebszellen oder L 


| ebrauch eines 
15—16 mm-Objektivs (Leitz Nr. 3) und eines 


10 Mal erzielt werden. 
Es ist jedoch besser, zum Feststellen kleiner bösartiger Herde 


‚in großen gutartigen Massen zuerst ‚das bloße Auge oder eine Lupe | 


mit etwa 10 Mal. Vergrößerung zu benutzen. 


7. Kontrolle. Die Diagnosen, d 


ie mit schräger auffallender 
Beleuchtung gemacht werden, sind nur provisorisch. 


In jedem 
Falle sollten sie kontrolliert werden: Empfehlenswert sind hierzu gute 
_ Gefrierschnitte, die mit saurem polychromen Methylenblau gefärbt 


sind. Wenn man sorgfältig arbeitet und mit dieser Methode Erfahrung 
hat, dürften provisorische und endgültige Diagnose in den Hauptpunkten 
in über 80% der Fälle übereinstimmen. | 


- Ratsam wäre am Anfang, diese Methode an bösartigen Fällen 
zu versuchen, welche leicht mit anderen Methoden zu diagnosti- 
zieren sind, z. B. sehr bösartigem Brust- oder Gebärmutterkrebs. — 
Wenn man sich mehr und mehr mit der Farblösung und der Technik 
des Färbens und hauptsächlich des Schneidens bekannt gemacht 
bat, kann man schwierigere Fälle untersuchen. 


Vorteile; 


Die neue Methode hat mindestens 8 Vorteile: 


1. Zeitersparnis. Ist das Gewebe gut fixiert, von passender 
Größe und zum Untersuchen geeignet, so kann die provisorische 


mikroskopische Diagnose häufig. in weniger als 60 Sekunden 


gestellt werden. 


2. Leichtfaßlich. Die Methode ist so einfach, daß sich wohl 
jeder geübte Pathologe dieselbe leicht und schnell aneignen kann. 


2) Ich neutralisiere die Säure in unverdünntem Formol. durch 
Hinzufügung von pulverisiertem CaCO, Dann wird ein Teil dieses 
neutralisier 


rten Formols zu neun Teilen physiologischer Kochsalzlösung 
hinzugefügt. 0 Fr 


10% Formol2) fixiert 


Untersuchung in keiner Weise. 


rung genügt- 
| er zu 
unterscheiden. Eine solche Vergrößerung kann durch & 

periplan. E. Leitz-Okulars _ 


` 


ea r 


8. Für fixierte Gewebe geeignet. Sie ist für gut in 


Formol fixierte Gewebe geeignet. Unfixierte Gewebe in dünnen 


Schnitten können jedoch schnell, wenn auch unvollkommen, in 


60 Sekunden fixiert werden, indem man dieselben für diese Teit- 


dauer in 10 %igem Formol auf ungefähr 95°C erhitzt. Es ist be- 
quemer, das Formol zuerst zu kochen, es dann vom Feuer zu nehmen 
und die Gewebe zu fixieren, während das Formol abkühlt. 


4. Nicht kostspielig. Die Ausführung dieser Methode ist 
nicht kostspielig, da sie nicht viele Dinge erfordert. Die Farbstoffe 


sind ' sebr billig. Für etwa 2 Mk. kann sich der Pathologe mit 


Chemikalien versehen, die Monate oder Jahre reichen. Die Lampe, 


mit der die Oberfläche .des Gewebes beleuchtet werden soll, -ist 
in einem Laboratorium vielleicht der einzige Gegenstand, der be- 
schafft werden ud. — = — | 

5. Das Auffinden bös 
ist besonders nützlich, um kleine bösartige Stellen .in umfang- 
reicheren großen gutartigen Geweben zu finden. Durch die Färbung 
treten die Kerne blau und das-alte Bindegewebe rot hervor. 


6. Vielfache Verwendbarkeit. Sie ist nicht auf Diagnose 


artiger Anfänge. Die. Methode - 


von Bösartigkeit. beschränkt, sondern zeigt vielleicht fast ebenso gut 


andere pathologische Veränderungen. Mit etwas Übung ist es nicht 


schwer, unter vorteilhaften Bedingungen die akuten von den chro- 


nischen entzündlichen Veränderungen zu unterscheiden. ‘So kam 
‚man auch tuberkulöse Riesenzellen 
leicht erkennen. 


und. käsige Nekrose ziemlich 
7. Zuverlässigkeit. 
gebenen Falle, ob die Diagnose mit dieser Methode gestellt ‘werden 
kann oder nicht. 


8 Folgende Untersuchungen unbeeinträchtigt. Die 
Vorlärbung der Scheiben zur Untersuchung der ganzen Masse mit 
schräger aufiallender Beleuchtung stört, die sp 


Ungeeignetes Gewebe. Nicht jedes Gewebe eignet. sich 


in gleicher Weise für die Diagnose mit schräger auffallender Beleuch- 


tung nach Färbung mit polychromem Methylenblau. Gebärmutter- 


‚ausschabungen in gutartigen Fällen geben oft so kleine Gewebsstücke, 


daß sie mit einem Rasiermesser nicht glatt geschnitten werden können. 


Ungenügend fixierte Gewebe und nekrotische Gewebe oder solche, ; 
` welche nach dem Tode Veränderungen unterworfen worden sind, 


oder solche, die zeitweise Radium- oder Röntgenstrahlen ausgesetzt 
worden sind, färben sich schlecht und mögen schwer zu diagnosti- 
zieren sein. Außerdem gibt es Fälle von Bösartigkeit, deren Dia- 
gnose so schwer ist, daß die beste Technik und vielleicht die 


stärkste Vergrößerung des Mikroskopes angewandt werden muß. 


Diese Fälle, und andere, welche nur. spärlich bösartige Zellen auf- 
weisen, sind mit schräger auffallender Beleuchtung sehr schwer zu 
diagnostizieren. + Ä | 


Während ich der Meinung bin, daß Untersuchungen ` mit 
schräger auffallender Beleuchtung genügend sind, um die Diagnose 
in den meisten Fällen zu. stellen, glaube ich, daß es unwahrscheinlich 


ist, daß diese Methode stets die älteren Methoden ersetzen wird. ‘Die 


neue Methode erlaubt die schnelle Untersuchung großer Oberflächen, | 


und sie ist von größter Hilfe beim Finden von Flächen, die man 


Sie ist eine zuverlässige Methode. bei’ - 
geeigneten Geweben. Gewöhnlich sieht man sofort in einem ge- 


ätere mikroskopische, 


noch weiter untersuchen möchte. Da man vermeidet, eine größere 


Anzahl von Schnitten nach der alten Methode durchmustern zu 
müssen, wird, wie ich hoffe, diese neue Methode eine enorme Er- 
sparnis von Zeit und Material ergeben. 


Zubereitung der Farblösung®). Ich benutze zwei haltbare 
Vorratslösungen: un N BE 
< Nr. 1 ist 1000 ccm einer 1%igen wäßrigen Lösung von Methylen- 
blau. (Methylenblau Medicinale von Merck oder Grübler sind gut) 
= Nr.2 ist 1000 ccm einer 1%igen wäßrigen Lösung von Kalium- 
karbonat (KCO). Mercks U. S. P.-Karbonat, wasserfrei, ist ausgezeichnet. 
;  Farblösung für formol-fixierte Gewebe. 
| Vorratslösung Nr.1 
Vorratslösung Nr.2....... 


zusammen 100 ccm | 
| Man koche die Lösung stark, genau 60 Sekunden in einem 
Erlenmeyer-Kolben von 250—500 ccm. Die Zeit darf erst von dem 
Augenblick an gerechnet werden, wo die Lösung 100°C erreicht oder 


starke Blasen schlägt, also sichtlich kocht. - Nach 6 da lacai 
Kochen kühle r die L E ach 60 Sekunden 


ösung schnell ab, ind den Kolben 
unter fließendes Wasser hält. a | er, 


` 


3) Diese Farblösung kann auch durch E. Leitz, Berlin, Luisen- 
straße 45, berejts fertig bozok on vada l = a : o 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr.34. ` > 24. August 


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‚ Aeigie, 


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Sy, ee 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. ee NITS 


zi Wenn abgekühlt, füge man sofort 1 cem Eisessig hinzu, schüttele 
| tüchtig, filtriere, und die Lösung ist fertig zum Gebrauch für formol- 
fixierte, Gewebe. Diese Farblösung hält sich monatelang. 
RR = Zusammenfassung: 
Eine provisorische mikroskopische Diagnose kann oft gestellt 
werden an geeisnetem, in Formalin fixiertem Gewebe in weniger 
als 60 Sekunden, indem man es mit einem scharfen Rasiermesser 


Aus der Praxis für die Praxis. 


w E ‚Geburtshililiches Brevier. 


| NOE Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, Baden- Baden. 


(Fortsetzung aus Nr. 33.) 


Meist deutet das Abgehen einer Decidua darauf hin, daß das 
"Brabgestorhen, trotzdem kann aber in Ausnahmefällen das Ei noch 
seilerentwicklungsfähig bleiben. Man nehme stets eine genaue 
namnese auf, die hier von besonderem Werte ist und wenn 
"einmal die. sonst regelmäßigen Menses ausgeblieben, denke man 
immer an die Möglichkeit einer Extrauteringravidität; es kann sich 


auch Colostrum“ in den Brüsten wie bei intrauteriner Gravidität 


eisen. Trotz alledem ist man oft über einen Fall nicht im Klaren 


und da ist stets am sichersten, die Patientin einer Anstalt zur Be- 
Obachtung zu übergeben. Jedenfalls ist dringend 1. vor einer 


"Öurettage zu warnen, da durch sie größeres Unglück entstehen 


kann (Platzen des Fruchtsacks, Verjauchung des Blutergusses usw.) 
2 auch vor einer Sondierung des Uterus. Es kann aber 
auch einmal der Fall eintreten, daß die Patientin nicht mehr trans- 


portieri werden kann, dann sollte jeder Arzt im Hause die Kranke 
“operieren (Ich habe selbst seiner Zeit zwei solcher Fälle mit Erfolg 


operiert). Die Symptome sind hier meist so typische, daß eigentlich 
einIrrtum nicht gut vorkommen kann; trotzdem kann aber auch 


die Blutung so stark auftreten, daß jede Hilfe zu spät kommt. 
lmidiert man bei der Operation in der Mittellinie — der Pfannen- 
siielsche Querschnitt ist für den Nichtspezialisten zu kompliziert 


und dauert auch länger als der Medianschnitt — so quillt meist 
tach der Eröffnung des Bauchfells das Blut aus dem Leib. Man 
geil dann seitlich vom Uterus zu der geborstenen Tube, umfaßt 


‚dieselbe mit 2 Fingern und sucht sie mit oder ohne Ovarium vor 
die Bauchdecken zu bringen, binde dann äb. Es ist garnicht so schwer 
Jalsman denkt. Ich empfehle natürlich dieses operative Vorgehen dem 


praktischen Arzte nur für ganz exzeptionelle Fälle, denn meist wird es 
noch gelingen fachmännische Hilfe herbeizuholen. Inzwischen verordnet 
man Rückenlage, eine Eisblase auf den Leib, Opiumtinktur zwei- 


sündis 8—10 Tropfen. So kann im günstigen Falle eine Abkapse- 


lung erioleen. Erholt sich die Patientin aber nicht, wird der Puls 


immer schlechter und schlechter, so muß natürlich operiert werden. 


Je weiter die extrauterine Schwangerschaft vorgeschritten, 
umso leichter wird die Diagnose, weil man dann die Herztöne 
oren kann; im Anfang hört man öfters schon früh über der Sym- 
physe ein Gefäßgeräusch. Der Uterus steigt oft schon zeitig ober- 
halb der Symphyse empor. Es können aber auch Täuschungen 
unterlaufen. Ich sah einen Fall, wo ein sehr tüchtiger Gynäkologe 
"Usnormale, abgestorbene Schwangerschaft von 6 Monaten annahm 
nd der Patientin riet, auf holperigen Wegen Fahrten zu machen, 
damit Spontan der Abgang erfolgte. Dabei war die Betreffende 
para fast bis zum Skelett abgemagert und konnte kaum Stuhl- 
gang bekommen. Als ich später konsultiert wurde, diagnostizierte 
ich eine abgestorbene Abdominalgravidität, da rechts seitlich im 

Omen ein etwa-kindskopfgroßer ungleichmäßig sich anfühlender 
anor zu tasten war. Per vaginam war der Uterus deutlich abzu- 
Bet, Meine Diagnose wurde dann auch anderswo durch Röntgen- 
de bestätigt und auch die Operation gab meiner Annahme 
Erg Man sieht also, daß auch ein erfahrener Fachmann sich 
ten kann, wenn er flüchtig untersucht. Ich habe auch schon 
“uspasmen angenommen, bis sich eines Tages die wahre Erkrankung 
Die Graviditas ovarialis ist wohl am seltensten, Die 
„Wangerschaft im rudimentären Nebenhorn muß der extrauterinen 


layidität zugezählt werden. Klinisch läßt sich eine Differenzierung 


i p auteringravidität meist nicht oder höchst selten durchführen, 
A ohl, wenn der Erfahrene die Tuben normal fühlt, der Sitz darin 
sc 5 schlossen werden kann. Subjektive Symptome der Schwanger- 

al sind bei Graviditas extrauterina viel seltener und spielen in 


ter Diagnose eine untergeordnete Rolle. Nicht unerwähnt will ich 


u daß auch eine normale Gravidität mit extrauteriner gleich- 
jpo Kommen kann, da muß natürlich die extrauterine durch 


Wi. Leibschnitt entfernt werden. Die Hämatocele ist stets per vaginam 


in glatte Scheiben zerschneidet, oberflächlich anfärbt und dann die 
feuchte Oberfläche mit starkem schräg aufiallendem Lichte untersucht. 
Die Gewebsscheiben sollen planparallel, brauchen aber nicht sehr dünn 
zu sein, da nur die Oberfläche in auflallendem Lichte betrachtet wird. 

Die Anwendung der Einzelheiten dieser neuen Methode aut 
frisch exstirpiertes, unfixiertes Gewebe ist einer weiteren Veröffent- 
| lichung; vorbehalten. | | 


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zu operieren, wenn -sie verjaucht oder vereitert ist, sonst ist per 
Laparotomie vorzugehen, da man von oben alles besser übersehen 
kann. In zweifelhaften Fällen betrefis des Inhaltbefundes ist die 
Probepunktion am Platze (Vorsicht wegen Infektionsgefahr). Auch 
die Leukozytenzählung ist ein wichtiges Kriterium, dieselbe würde 
für Haematocele sprechen, wenn die Zahlen unter 10000 bleiben, 
für einen entzündlichen Prozeß, wenn Zahlen von 20000 und darüber 

| herauskommen. Einen gewissen, aber nicht unbedingten Wert hat 
die seiner Zeit von Kaltenbach angegebene Blutungskurve; man 
trägt in dieselbe die entscheidenden Punkte der Anamnese und des 
Befundes ein. „Besonders anschaulich tritt der Zeitpunkt des intra- 
tubaren Fruchttodes oder der Berstung der Tube aus dem gleich- 
zeitigen Eintritt einer Blutung mit Abgang einer Decidua sowie aus 
dem Auftreten von Kollapsen hervor“. | 

Blasen- .oder Traubenmole. Die Blasen- oder Traubenmole 
wird auch Hydatidenmole genannt und ist eine geburtshilflich 
sehr wichtige Erkrankung, freilich ziemlich selten, mehr bei Mehr- 
gebärenden als Erstgebärenden vorkommend. Virchow bezeichnete 
die Erkrankung als Myxoma chorii. Sie besteht aus einem 
Konglomerat von meist hirsekorn- bis kirschgroßen Blasen. Ich habe 
seiner Zeit in der geburtshilflichen Poliklinik zu Halle einen Fall 
gesehen, wo Blasen bis klein Hühnereigröße vorhanden waren und 
die ganze Masse fast einen halben Stalleimer voll betrug. Wegen 
starker Blutung war ich bei der Multipara genötigt manuell aus- 
zuräumen. Meist ist vom Fötus nichts mehr zu sehen. Die ent- 
arteten Zotten können die Wand des Uterus durchwuchern und ist 
diese destruierende Molenbildung für die Trägerin sehr gefährlich. 
Der Verdacht auf Blasenmole entsteht, wenn der Uterus wesentlich 
größer ist als der Zeit der Schwangerschaft entspricht und mäßig 
starke dauernde Blutungen abwechselnd mit blutig wäßrigem Aus- 
flusse bestehen. Im Gegensatz zu Abort nimmt der Uterus trotz 
Blutungen zu. Kindsteile sind nicht zu fühlen, auch keine Herz- 
töne zu hören. Der Uterus dehnt sich rasch aus und steigt bis 
zum Scrobiculus cordis. Die Diagnose wird sicher gestellt, wenn 
entweder Blasen abgegangen sind oder man die Blasen durch den 
touchierenden Finger fühlt. Wenn sich Blasen abstoßen und keine 
dringende Indikation zum Eingreifen (Blutungen, Fieber) besteht, 
kann man durch Ergotingaben die Ausstoßung unterstützen. Sonst heare | 
gehe man mit zwei Fingern ein und schäle die Blasenmasse von RER TEE W a E 
der Wand. Vor dem Gebrauch einer Curette, selbst einer sehr AENA EI DE 
breiten, möchte ich warnen, da damit die Uteruswand einmal leicht EBENEN EN 
durchbohrt werden könnte. Nach Ausräumung und Ausspülung TEE FENG BTS NE 
unter niedrigem Druck gebe man noch einige Tage Ergotin, bei EEA AEEA A 
stärkerer Blutung empfiehlt sich Tamponade nach Dührssen. Eine Ae AE EAER ENIRA PICH 
Molenträgerin ist noch:monatelang zu beobachten, da sich nicht © ER 
selten ein Chorionepitheliom entwickelt. 

Hydramnion. Der Leib ist durch dasselbe stark ausgedehnt, 
die abnorme Fruchtwassermenge kann bis zu zehn Litern und darüber IREEN 
steigen. Ursachen sind: Kreislaufstörungen der Mutter und des TENSE LEI E 
Fötus; fötale Mißbildungen auch bei anämischen Multiparae usw. IE naaa KUMEA Hd: 
Die die höchsten Grade erreichende Form wird in seltenen Fällen auch PE EETRI gB NL 
bei eineiigen Zwillingen beobachtet, dabei ist nur der eine Eisack BESSERE ENNIE 
hydramniotisch. Durch die verdünnte Uteruswand fühlt man deutlich INA ar 
die Fluktuationswelle, wie bei einer Ovarialzyste. Differentialdia- | ERS EAIA 
gnostisch muß daran gedacht werden, das Fühlen von leichtbeweg- IS SPER RT LE 
lichen Kindsteilen entscheidet für Gravidität. Oft sehr schwierig A ARA EE BE 
kann die: Diagnose werden und sind schon Irrtümer hervorragender E ORELE ANEI E 
Geburtshelfer vorgekommen. Speziell wird das akute Hydramnion Rz AEO 
eineiiger Zwillinge leicht verkannt, wenn man die Anamnese ver- aa SEEN ji 
nachlässigt. Kein Ovarialtumor erreicht aber in wenigen Wochen ENERE O EEE NE Du 
einen solchen Umfang wie das akute Hydramnion. Therapie: Bei ERA INEN 
mäßigem Umfange hilft oft eine Leibbinde, wird aber die Dyspnoe eg 
durch die stark zunehmende Ausdehnung sehr groß, ist die künst- 
liche Unterbrechung der Schwangerschaft durch den Blasenstich anı 
Platze; das Fruchtwasser muß langsam abfließen. In der Nach- 
geburtsperiode entstehen leicht atonische Nachblutungen und treffe 
man stets frühzeitig Vorkehrungen. - (Hörtsetzune 10100) 

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1182 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34, 24. Adgust 


Referatenteil 

i unter besonderer Mitwirkung von | 
Prof. Dr. C.Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. EB. Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H. Gerhartz, 
Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. Gräff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geh.-Rat 
Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (Versicherungsrechtl. u. gericht). 
Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie). Prof. Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. 0..Nordmann, Berlin- 
Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S.Peltesobn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F.Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 
heiten), Prof, Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 

logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), 
geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am Königin Hlisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide. 


Sammelreferat. 


Hintze-Leipzig(4) untersuchte 100Pneumonielälle, vorwiegend . 
kruppöse Pneumonie. Um gleich vorweg zu nehmen, waren die Re- 
sultate nicht so eindeutig wie bei den Versuchen von Adler; sie 
decken sich vielmehr mit den Schlußfolgerungen von Bürgers und 
Herz. Hintze fand Pneumokokken in 91 Fällen, in 7 Fällen: 
Streptokokken, imal Staphylokokken, 1 mal den Kapselbazillus 
Friedländer. Der Typus I fand sich in 28,5 %/, aller Fälle mit 
30,8 %/, Sterblichkeit. Der Typus Il in 38,4 °/, der Fälle mit einer 
Mortalität von 20 °/, scheint nach den Untersuchungen von Hintze, 
eher eine Gruppe für sich zu bilden, die sich möglicherweise in 
mehrere Unterabteilungen einreihen ließe. Hintze. meint auch, 
daß die Typeneinteilung mit Schwierigkeiten verbunden ist, da bei 
längerem Fortzüchten die biologischen Eigenschaften der Pneumo- 


kokken sich ändern. Jedenfalls sind noch zahlreiche eingehende 
Versuche erwünscht. | 


Neuere Ergebnisse der Pneumokokkenforschung. 
l © Von St. Lichtenstein, Berlin. 


Die neueren Arbeiten auf dem Gebiete der Pneumokokken- 
forschung haben vorwiegend die Typeneinteilung der Pneumokokken 
zum Gegenstand. Bekanntlich stellten die amerikanischen Forscher - 
Avery, Chickering, Cole und Dochez, 4 Typen von Pneumo- 

kokken auf. Die Typen I, II und III bilden eine Gruppe. Die beiden 
ersten Typen wurden in 60 /, aller Fälle gefunden; sie unter- 
scheiden sich in ihren morphologischen und kulturellen Eigenschaften 
nur wenig voneinander. Typus III wurde in 4,2 %/, der Fälle fest- | 
gestellt; er unterscheidet sich deutlicher von den Typen I und II. 

Der IV. Typus bildet die zweite Gruppe. Die Identifizierung der 
einzelnen Typen ist von Wichtigkeit, da man aus dem Vorhanden- 
sein des einen oder des anderen Typus Rückschlüsse auf den Ver- 


Felton, Lloyd D. und Katb.Dougherty (5u.6) konnten einen 
lauf der Erkrankung und die Wirksamkeit der Serumbehandlung 


avirulent gewordenen Pneumokokkus durch Überimpfen in Sstündigen 
Intervallen in sterilisierte Magermilch stark virulent machen. Ein 
4stündiger Überimpfungsturnus in einer Einzellkultur trieb die Viru- 

lenz der Pneumokokken so hoch, daß die Infektion mit einem ein- 
zigen Diplokokkus genügte, um eine Maus zu töten. Der Grad der 
Virulenz war auch von der H-Ionenkonzentration des Nährbodens 
abhängig. Die Höhe der Fleischextraktkonzentration beeinflußte 
gleichfalls die Virulenz. Im Sputum von Tuberkulösen wurden von 
2.Bohdanowicz(7) in 56°/, der Fälle Pneumokokken nachgewiesen. 
Den größten Prozentsatz an positiven Resultaten ergaben eitrige 
Sputa. Der Nachweis der Pneumokokken erfolgte durch mikro- 
skopische Untersuchung des Sputums, Anlegen von Kulturen und 
Impfung von Mäusen. Die Mehrzahl der Stämme (28 von 32) lösten 
sich in Galle auf und waren für die Maus virulent. Eine Identi- 
fizierung der einzelnen Typen blieb aus: aus Mangel an spezifischem 
Serum konnte die Agglutination nicht ausgeführt werden. 


Literatur: 1. Bürgers u. H. Horz, Zbl. f. Bakt., I. Abt. Orig. 1923, 91, H. L — 


ziehen kann. 


Die Befunde der amerikanischen Autoren wurden in letzter 
Zeit in größerem Maßstabe im hygienischen Institut in Düsseldorf von 
Bürgers und Herz (1) nachgeprüft. Insgesamt wurden 100 Pneumo- 
kokkenstämme verschiedener Herkunft untersucht, darunter waren 
31 Stämme aus Rachenabstrichen von gesunden Menschen. Die Ver- 
suche führten zum Resultat, daß in Bestätigung der früheren Aus- 
führungen von Yoshioka (2), bei der Identifizierung der einzelnen 
Typen noch große Vorsicht geboten ist. Bei 27 Stämmen wurde eine 
Mitagglutination durch heterologe Sera beobachtet. Ferner ließen 
sich die Typen I und II mit Hilfe der Komplementbindung nicht 
sioher voneinander trennen, während der Typus III mit der gleichen 
Methode gut abgegrenzt werden konnte. Die Typenverteilung ge- 
staltete sich in der Weise, daß Typus I bei gesunden Menschen in 
21 %/,, bei Pneumonien in 23 °/, aller Fälle festgestellt werden 
konnte. Typus II wurde bei Gesunden in 55 °%/,, bei Pneumonien 


in 47 °/, gefunden; Typus III — bei Gesunden in 24 %/,, bei Pneu- 
monien in 27 %/,; Typus IV — bei Pneumonien in 3 °/,, und fehlte 
ganz in den Rachenabstrichen von gesunden Menschen. Sonst fanden 
sich die verschiedenen Typen auch in Fällen von Bronchitis, Pleu- 
ritis, Meningitis, Sepsis und in Gelenkpunktat. Bei Personen, 
die aus der Umgebung von Fällen mit positivem Pneumokokken- 
befund untersucht wurden, ließen sich verschiedentlich gleichfalls 
Pneumokokken feststellen, dabei war (in einem Falle von Menin- 
gitis) der gleiche Typus gar nicht vertreten, oder aber in Gemein- 
schaft mit einem anderen Typus. Auf Grund der Ergebnisse ihrer 
Untersuchungen, daß „eine Regelmäßigkeit des Vorkommens be- 
stimmter Typen bei Kranken und Gesunden, namentlich aber in der 
Umgebung von Kranken“ nicht beobachtet werden konnte, folgern 
die Autoren, daß zur Klärung des Problems der Pneumokokken- 
infektion noch viele groß angelegte Versuche an verschiedenen Orten 
nötig sein werden. Die gleiche Frage der Typenverteilung der Pneumo- 


kokken bei kruppöser Pneumonie (freilich mit einem abweichenden 


Ergebnis) behandelt Adler-Prag (8) in einer längeren Abhandlung, 
Die Feststellungen der amerikanischen Autoren über die spezifische 


Differenzierung. der einzelnen Pneumokokkentypen und die klinische 


Bedeutung dieser Differenzierung konnten von Adler bestätigt werden. 


Die Pneumoniefälle mit dem Typus III weisen die größte Mortalität 
auf; die Fälle mit dem Typus I verlaufen entschieden gutartiger. 


Übergänge zwischen den einzelnen Typen wurden nicht beobachtet, 


und so neigt der Autor zu der Ansicht, daß die Pneumonie eine 


101, H.2. — 4. Hintze, Med. Ges. Leipzig. Sitzg. v. 6. Mai. Ber. M.m.W. 1924, Nr. 28. — 


2. Yoshioka, Zschr. t. Hyg. u. Infektionskrkh. 1923, 96. — 3. Adler, H., Ebenda. 1928, 


5. u.6. Felton, Lloyd D. and Kath. M. Dougherty, Journ. of exp. med. 1924, 39, Nr.1. 
— 7. Bohdanowicz, Z., Medycyna doswiadezalna i spoleczna. 1924, 2, H. 8—4 (polniseb). 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siche auch Therapeutische Notizen.) 


Klinische Wochenschrift 1924, Nr. 33. 

Über die Substitutionstherapie der leichten Pankreasinsutfilzienz 
mit Insulin berichtet Redisch. Nicht nur schwere und mittelschwere, 
sondern auch leichte Fälle von Diabetes mellitus sollen mit Insulin be- 
handelt werden. Gerade bei diesen vermag das Insulin besonders viel zu 
leisten, da einerseits die Substitution des Ausfalls an Pankreashormon 
vollkommen ist, andererseits das noch vorhandene Inselgewebe zu erhöhter 
Tätigkeit angeregt wird. So ist es gelungen, leichte und an der Grenze 
von leicht zu mittelschwer stehende Diabetesfälle durch zeitweilige Insulin 
behandlung bei ausreichender Ernährung dauernd zucker- und ketonfrei zu 
halten und bei ihnen Gewichtszunahme bzw. Gewichtskonstanz zu erzielen. 

Über die Verteilung der Biutzellen in der Blutbahn stellt Ziegler. 
Erörterungen an. Die Lehre von der Verteilungs- oder Verschiebungs- 
leukozytose ist abzulehnen. Wenn Schwankungen in der Leukozytenzahl 
im arteriellen System — auch in seinem kapillaren bzw. präkapillaren 
Anteil — beobachtet werden, so sind sie stets allgemeiner Art. Leuko- 


zytenverschiebungen aus einem Kapillargebiet in ein anderes kommen 
nicht vor. 


exogene Infektion ist. Schon das Auftreten der Krankheit zu be- 
stimmten Zeiten weist auf ihren Charakter als Kontaktinfektion hin. 
Versuche mit Immunseris, weiße Mäuse gegen eine Infektion zu 
schützen, sowie Leukozytenversuche gegen die einzelnen Pneumo- 


kokkentypen ergaben gleichfalls eine spezifische Differenzierung der 
einzelnen Typen. 


Über die Veränderungen der Leukozytenzahlen unter verschiedenen 
Versuchsbediugungen äußert sich Frhr. v. Liebenstein. Er bringt eine 
experimentelle Bestätigung der vorhergehenden Arbeit. Die 
zahlen schwanken stets in weitem Ausmaß um einen Mittelwert. Des 
wird wahrscheinlich durch Retentionen und Mobilisierungen der Leukozyten 


in den verschiedensten Kapillargebieten bewirkt. Veränderte Körperhaltung 


Leukozyten- 


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ui. Pemperaturschwankungen haben keinen bostitamenden Einduß auf. die J 


-” -otikozytenzahlen. 
= 2 Die Biologie des Kuochenmarkes pelin Morbus Biörmer Bespricht 


idk auf Grund -eigener Versuche und Erfahrungen. Das Wesen. der |. 
> Perniziosa ist die ‚gesteigerte Hämolyse (durch ein noch unbekanntes Gift), | 


sekundär erst wird die mächtige Reaktion der Blutbildungsstätten hervor- 
gie und nicht umgekehrt. Die Richtigkeit dieser Anschauung geht: 
aus. morphologisch- histologischen sowie ‚chemisch-physikalischen Blut- und ` 
: Knoehenmarksuntersuchungen im Stadium des Rezidivs und der Remission 
„deutlich hervor. Kommt es 'bei den vorübergehend Geheilten - -zum Rezidiv, | 


` go ist. sein erstes Zeichen die gesteigerte Hämolyse 'und später erst treten 


5- Eryihroblasten und Makrozyten im Blute auf. Die. Remission kommt durch ` 
: ein: Nachlassen -der Giftwirkung zustande. Die Sauerstoffzehruvg des Blutes. 
- nimmt mit dem Einsetzen der Remission physiologische Werte ‘an, während 
‘sie bei einer entwickelten perniziösen Anämie — beeinflußt durch die 
‚kernbaligen roten Blutkörperchen — stets“ erhöht ist... | 

Zum Phänomen des Leukozytensturzes nach Intrakutaninjektlon. 
"ige Vollmer und Schmitz neue’ experimentelle Daten: Nach Intra- 
` kutaninjektion von Aolan und physiologischer. NaCl- -Lösung kommt es einer- ` 
“solts. zu einer verminderten Säureausscheidung im: ‚Urin, andererseits wird 
dabei: :— nach den Untersuchungen von E. F. Müller — ' Leukozytensturz, ` 
-iw Blute beobachtet. -Bei experimenteller Äzidose, durch Verabreichen von 
E e bleibt der Leukozytenstürz aus, stellt sich aber sofort 
‘ib „wenn die Azidose durch foreierte Atmung kompensiert wird. - Der- 


= ~ Leukozytensturz wird als Vagusreiz. durch Na+, K+, OH— und Hypotonis . 


griech bei Verwendung der Antagonisten - = Gert, Br und Hypertonie: 


T aa — bleibt er aus. 


- Die psychische Beeihlltuseung des Blutserumkalkspiegels bear: 


Bm; Es gelingt bei geeigneten Patienten, durch hypnotische Beruhi- 


. „güngen den Kalkgehalt des Serums zu. vermindern.. Eine Erklärung für 
dieses Phänomen findet Verf. in dér- von-Krauüs und Zondek. gemachten. 
. Entdeckung, daß bei Sympathikuserregung sich eine. Ca-Ionenanreicherung 
‚im. n ügwebe findet und deswegen dem Blute Kalk entzogen wird.  . 
„Über den kardiovaskulären/ Antagonismus von Insulin und Adre- . 


alle. äußern sich Czöpai und Weiß. Da Nebenniere und Pankreas den. 


; "Anlhydratstoffwechsel antagonistisch beeinflussen, so lag es auch nahe, 
‚an.einen kardiovaskulären Antagonismus zwischen Insulin. und Adrenalin 
m denken. Die Versuchsergebnisse der Verfasser zeigen aber, daß ein 
aati Antagonismus nicht besteht, sondern daß die Adrenalinompfind- ` 
lichkeit von der Höhe der Blutzuckerwerte abhängig ist. . Erhöht sich der ` 
‘Blützucker- trotz Insulin, so ist auch. eine Steigerung der. Adrenalin- 


= empfindlichkeit nachweisbar, ee F. ‚Lehr. . 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 27. 


' Auf die auffallende . Abnahme. der. Chlorose : weist Th. Deneke. 
hen hin. Es spricht viel dafür, daß die Chlorose durch das früher 
. betriebene Einschnüren der Oberbauchgegend durch das Korsett 
verursacht war und mit dieser Unsitte verschwunden .ist.. (Nur durch 
Beseitigung des Korsettdruckes wurde früher Heilung erzielt.. Bekannt ist 
 Ägüberaus günstige Wirkung der Bettruhe bei schwereren Fällen.) Durch 
"den Korsettdruck werden Leber. und Milz. geschädigt. (Die Leber 
wird nach dem Hilus zu komprimiert, so daß die Blutbewegung in dem. 
. Organ selbst und in der Pfortader gehemmt wird;. damit ist auch der 
_ Kreislaùf in der Milz mit beeinträchtigt.) . Leber und Milz sind. aber die . 
- Hauptstätten des Eisenstoffwechsels; ‚wie denn fast das. gosamte - 
a das der Organismus außer dem an die roten Blutkörperchen ge- 
“ bundenen Eisen besitzt, sich.in diesen beiden Organen: befindet. ‘Durch . 
die Beeinträchtigung das intermediären Eisenstoffwechsels' entsteht. das. 
„Krankheitsbild der Chlorose, Dabei könnte die Bildung. neuer roter, Blut- 
Körperchen im Knochenmark unbehindert weitergehen; sie bekommen aber 


u nicht genügend Hämoglobin, weil das zu dessen Aufbau unentbehr- 


-liche Bisen von dem darniederliegenden intermediären Stoffwechsel nicht 
An ‘hinreichender Menge geliefert wird. . In: dem Pubertätsalter des 
 eibes ist aber der Bedarf an neuen roten Blutkörperchen‘ besonders groß. 
Die Widalsche Reaktion der hämoklasischen Krise ist. nach 
nt Simon (München) eine Funktion des vegetativen. Nervensystems, 
F r keine Leberfunktionsprüfung.. Durch zentrale Beeinflussung der 
. 1osmoforenzentren mit Bestrahlung. gelingt ‘es in 'allen Fällen, bei 
arzinomkranken eine Umkehr der.vorher bestehenden alimentären- Leuko- 
Dec in Leukozytose zu erreichen. Übrigens "haben Karzinomkranke 
‚Menläre Leukopenie, was diagnostisch zu. verwerten ist, . und mehr 
F was. prognostisch zu verwerten ist. 
ber die Amputationstechnik und Prothesenversorgung während 
0s Krieges urteilt Böhm (Berlin). Von mehreren Hunderten Chopart- 
tümpfe war kaum ein Dutzend brauchbar. Das ist der‘ Stumpf nur; 


ba der BULL TEN SAA eo 
| ohne Prothese mit einem ; ‘orthopädischen ‘Schuh, ja im Hause auch EIS 
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‚gilt, die Regel: Jeder Zentimeter ist wertvoll. Im allgemeinen hat ‚sich 
' (Gummifuß nach Marks), gutgelsgertem Kniegelenk und -balbhoher Ober- 


'tromität braucht kein Zentimeter. mit Rücksicht auf die. Prothese geopfert 
' zü werden; für die Funktion ist jeder Zentimeter von Vorteil. ‘Die Sauer- 
|. bruch: Prothese leistet: Hervorragendes - dort, wo es aufs’ Greifen. an- EN EIEII 
kommt.’ Aber ‘ein Fehler -ist es, . Sohwerkranke und. Landwirte. nach KA ER RR, 
Sauerbruch zu operieren. Der feine Mechanismus. der Prothese hält die 


` lichen Standpunkt aus gesehen; unbeschadet ihrer hohen wissenschaftlichen 


Armen“ zu, die ohne direkten. Anschluß an: die Stumpfmuskulatur" durch REN 
| Schulterblatt-, 'Rücken- oder. ‚Rumpfbewegungen betätigt werden (Carnes ` Ba DIR 
-usw.). ‘Für Berufszwecke. kommt, der -Arbeitsarm- in Frage, der ledig- BEREITEN 
lieh ein Werkzeug darstellt. Für den Landwirt ist-er in Verbindung. . RNA? ; 


. Arbeit im wesentlichen von ein or. Hand ausgeführt, während die andere j (E Bi 
nur stützt: r dinis 


| des Brustkorbes der. Fingerdruck in den Zwischenrippenräumen überall, Kor i 
auch über. der absoluten Herzdämpfung und unterhalb der Lungengrenzen r iR 
| Schmerzempfindung ` aus. (zurückzuführen .. auf -die oberflächlichen 


i Männer, die sich bei ein und. derselben Puella publica in demselben Jahre 


' eine bekam 4 Jahre post infectionem eine Hemip! egie, die trotz energischer 
| Behandlung mit leichter Demenz. bestehen blieb, der zweite hat eine. Tab es, 
. die beiden anderen sind trotz energischer Behandlung (intralumbal und 


eingehend. Er zieht die indirekte Transfusion der direkten Überpflanzung KT or Sing 
‘von Spenderarterie oder -yene in  Empfängervene vor. Auch ist er davon | ale 
 àbgekommen, die Venen nur zu punktieren, weil 'dadurch-der Eingriff ver- | tan len. 
. zögert oder durch Gerinnung in den' dünnen Kanülen' ‚gefährdet wird, ` RSS Eh 
‚sondern führt die Freilegung und Unterbindung der Venen aus’ zugunsten ee 
‘der Sicherheit und Schnelligkeit der Transfusion. Als. Spender wähle man 


‘Spenderblütes diene folgender Vorversuch: 10 com. Spenderblut, durch Ka a 
' Punktion gewonnen, werden mit ` 2 com. Zitratlösung in der -Rekordspritze i P Ee 
vermischt und dem Empfänger intravenös . injiziert, . danach wird unter u en 
"Kontrolle. von: Temperatur, Puls und Allgemeinbefinden die Reaktion ab- 
| gewartet. Ä 


Franz v. Kováts (Szeged). Die Mundpipetten stellen ein unappetitliches 
und . gefährliches Verfahren dar.'. Die Gummiballons, ‘die man bei in- 
‚empfohlenen Ansätze kommen an Einfachheit und’ Schnelligkeit der Mund- 


kontrollieren kann, sind‘ absolut. 'sauber und so einfach, daß sie fast ohne 


. Kokains, ist neben diesem durch. vollständigen künstlichen Un dar- 
i . gestellt worden. 


' anästhetikum weist R. Gottlieb (Heidelberg) him, Das Psikain teilt mit - 
‘dem Blätterkokain das gute Eindringungsvermögen. : Die Gefäße werden 
‚allerdings durch Psikain eher.erweitert, aber ein Zusatz von Adrenalin 
‘kehrt diese Erweiterung prompt in Verengerung um; das Psikain’ verträgt | 


geheilte Karzinomkranke zeigen keine alimentäre Leuko- 


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wenn er ‘einen planon Sohlensuftritt alabi, so daß- de Amputierte 


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ohne einen solchen mit’einem- Hausschuh schmerzfrei: ‚gehen kann.- Für 
die. Amputation im unteren und: mittleren Drittel. des Unterschenkels jiis 


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für Unterschenkelamputierte- die: Prothese aus Holz mit gelenklosem Fuß 


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schenkelmanschetto àm besten-.bewährt. Bei‘ Stümpfen der‘ oberen Ex- LABEL 

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Beanspruchung’ und. Verschmutzung. während der Arbeit. in keiner Weise 
aus. Der praktische Wert der Sauerbruch-Methode : ist, vom wirtschaft- 


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Bedeutung, beschränkt. - Das trifft ‚aber bei. allen . „willkürlichen 


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mit der Kellerklaue . ein‘ vorzügliches Instrüment. ' Denn hier wird die- 


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Über Schmerzpunkte im Bereich des. Brußtkogbes berichtet Telig- 
mann‘tBerlin): ` Nach ihm löst — im (Gegensatz zu Bing — im Bereich ' 


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sensiblen Nervenverzweigungen der Interkostalnerven). Physiölogisch. I sati ki RI je la] 
finden sich Drückpunkte am ganzen Körper. - UI 
-J.H. Schultz (Weißer. Hirsch bei Dresden) berichtet: über 4 junge 


mit Syphilis infiziert hatten.. Alle vier erkrankten. trotz ‚durchaus sach- = Ba 
gemäßer und : sorgfältiger Behandlung an schwerer Nervensyphilis. Der ` 


mit Fonskithem Fieber). an schnell ‚verlaufender we zugrunde | ji z bir, Rei (ie: An 
gegangen. | 
je Dis Technik der Blattransfusion beschreibtLichtenfeld(Rinteln a a.W.) 


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möglichst. Blutsverwandte. Als Probe auf die Verträglichkeit des. 


"Einfache. Pipettierungsansätze für Laboratoriumsbedari beschreibt 
fektiösem Material verwendet, sind. nicht. handlich, der Flüssigkeitsspiegel 
ist unruhig, die, pipettierende Hand ermüdet schnell. Die vom Verfasser 
pipette gleich, übertreffen . diese an Genauigkeit, weil das Auge besser ` 


Kosten in einigen. Minuten horstellbar sind. .. | F. Bru ok. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924; Nr. 26 und 21. 


Nr. 26.. Über die Synthese des Psikains berichtet Richard Will- 
stätter (München). -Psikain ist eine Verbindung der Kokaingruppe. Die darin 
enthaltene: Base, ein Isomeres des gewöhnlichen, aus Blättern gewonnenen 


Auf die pharmakologische Bedeutung. des Psikains als Lokal- 


sich also gut mit Adrenalin. Bei der allmählichen Aufnahme von normalen 
Schleimhäuten a aus dürften ihm die. beim Blätterkokain gefürchteten‘ Gefahren 


1184 


völlig fehlen. Selbst bei der raschen Aufnahme, etwa von blutenden 


Schleimhäuten aus, wird eine Vergiftungsgefahr jedenfalls erheblich geringer 
sein. 


Konzentrationen auskommen, als das beim Kokain möglich ist. Man ver- 
wendet am besten das saure weinsaure Salz des rechtsdrehenden Pseudo- 


kokains (Psikain), das bis etwa 20°, in Wasser löslich ist. Es läßt sich 


ohne Zersetzung bei 100° sterilisieren. | | 

Über Schleimhautanästhesie mit Psikain berichten K. Brodt und 
W. Kümmel (Heidelberg).  Hingewiesen wird auf die schnelle Wirksam- 
keit des Mittels. Man braucht nur ungefähr die Hälfte der Zeit, deren 


‚man beim Blätterkokain in der gleichen Konzentration bedarf, um eine 


genügend Anästhesie zu erzielen. So genügt ein .Spray von 1 ccm 
1°/,igen Psikains in vielen Fällen, eine Milchsäureätzung im ‘Kehlkopf 
vorzunehmen. Das 5°/,ige Psikain kommt dem 10%/,igen Blätterkokain, 
das 100/,ige Psikain dem 20°/,igen Blätterkokain in seiner Wirkung gleich. 


. Die Dauer der Anästhesie reichte für die vorgenommenen Eingriffe voll- 


ständig aus. 


Zür Anästhesie der Schleimhaut in der Urologie empfiehlt F. Voelcker 


(Hallea.S.) das P sik ain, und zwar für die männlicheHarnröhre 5—10 com 
` einer t/s—1/4°/oigen Lösung. Man kann aber auch, wenn eine vollkommenere 


Wirkung erzielt werden soll, eine 1/;—1°/oige Lösung verwenden. Nach 
Einspritzung in die Harnröhre bindet man diese ab und läßt die Flüssig- 
keit 5 Minuten darin. Zur Anästhesierung der Harnblase bedient man 
sich am besten ebenfalls einer 1/,—1/,/yigen Lösung, von der man 100 cem 


in die Harnblase einspritzen und 5—10 Minuten belassen kann. (Benutzt 


man eine 10/,ige Kokainlösung, so würde man 1 g Kokain in den Körper 
einspritzen, während die Maximaldosis 0,05 beträgt!) | Ä 

Vergleichende Untersuchungen über die Wirkung des Kokains und 
Psikains haben K. Beringer und R. Wilmanns (Heidelberg) angestellt. 
Bei Psikaindarreichung wurden im Gegensatz zum Kokain weder kollaps- 


ähnliche Zustände noch Nauseaerscheinungen beobachtet, ferner keinerlei l 
psychische Erscheinungen, ' insbesondere weder objektive noch "subjektive 


Zeichen von Euphorie. Dieses Ergebnis ist von größter Bedeutung . gegen- 


über der überaus gefahrdrohenden Wirkung der euphorisierenden Eigen- | 
. schaften des Kokains. ä Zu 


Zur Frage der Erbiichkeit des Krebses äußert sich Heinrich 
Wachtel (Krakau). Neben dem Neoplasma malignum hereditarium 
gibt es ein Neoplasma. malignum acquisitum. Die bisherigen Krebs- 
behandlungsmethoden (radikale Operation, Radium, Röntgen) sind ein vor- 
treffliches Mittel gegen den akquirierten Krebs, während sie dem hereditären 
Krebs weniger gewachsen sind. Die Heirat eines Mitgliedes einer Krebs- 
familie (Häufung der Krebsfälle in der Antezedenz!) sollte vermieden 
werden. In der Nichtberücksichtigung dieses Umstandes dürfte die überall 
feststellbare Zunahme der Krebsfälle mitbegründet sein. 0: 

Neben der Hyperglykämie ist der Gehalt der Gewebe und des 
Blutes an Milchsäüre als ein wichtiges Moment für das Wachstum 


maligner Tumoren anzusehen, worauf M. Händel und K. Tadenuma 


(Tokio) auf Grund von Tierversuchen hinweisen. 

Zur Masernbekämpfung äußert sich Brügger (Hamburg). Der Tag 
des Ausbruchs des Exanthems bei einem Masernkinde ist für die von 
diesem infizierten. Kinder nicht immer der 4. Inkubationstag, sondern 
manchmal schon der 5. oder 6. oder sogar schon der 7. Die für den 
4. Tag empfohlene Menge von 3 ccm Masernrekonvaleszentenserum langt 
nieht immer. Der Masernschutz kann schon nach 4 Wochen erloschen 
sein. Neuinfektion ist dann möglich., Ist kein Serum zu beschaffen, so 
ist Erwachsenenblut zu spritzen (30 cem oder mehr). Mit jedem Tag, der 
unbenutzt verstreicht, sinkt die Aussicht auf wirksamen Masernschutz 
beträchtlich. 3 2 | 

Bei einem Übermaß an Essen und Trinken aus Gewohnheit stellt 
sich nach O. Huntemüller (Gießen) der Körper auf diese hohe Speise- 
und Getränke- bzw. Alkoholmenge ein und antwortet mit Ausfalls- 
erscheinungen, sobald sie herabgesetzt wird. Diese Ausfallserschei- 
nungen werden dann dahin gedeutet, daß im allgemeinen ein stärkeres 
Aufnahmebedürfnis vorliegt. Sie verschwinden jedoch, wenn sich der 
Körper an einen geringeren Nahrungsbedarf gewöhnt hat. 

Nr.27. Über das vegetative Nervensystem in der Schwangerschaft und 
seine Störungen berichtet Ludwig Seitz(Frankfurt a.M.). In der Schwanger- 
schaft scheint, abgesehen von den spezifischen Veränderungen am Uterus 


und an Teilen des Gefäßnervensystems, das Charakteristische der Ver- 


änderungen eine erhöhte Labilität des gesamten vegetativen 
Nervensystems zu sein. Die Ursache der veränderten Reaktion und 
der Labilität des vegetativen Nervensystems ist in erster Linie in den 
großen Umstellungen des Stoffwechsels, der Drüsen mit innerer Sekretion, 


- der H- und vielleicht auch der Ca-Ionenkonzentration durch die Schwanger- 


schaft zu erblicken. Die Veränderungen des vegetativen Nervensystems 
sind daher im wesentlichen sekundärer Art. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


Meist wird man zur Erreichung genügender Anästhesie mit geringeren 


keit, Verlangen nach langdauernder Bettruhe). 


. Jaryngoskopie. 


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24. August 


Das Verhalten der Blutgase bei der Betäubung des Menschen mit 
Azetylen (Narzylen) erörtert Rudolf Schoen (Würzburg). Es wird durch 
Analyse des: Venenblutes beim Menschen die Geschwindigkeit der 
Aufnahme und Ausscheidung des Azetylens, der Eintritt und der 
Grad der Sättigung und die Breite der betäubenden Konzentration beim 
Einatmen von Azetylensauerstoffgemischen bestimmt. Das Verhalten des 
Sauerstoffs im Arterien- und Venenblut läßt darauf schließen, daß die 
Azetylenbetäubung -mit starker Einschränkung der Oxydationen einhergeht. 
Die Narzylenbetäubung ist charakterisiert durch: raschen Eintritt der 


Sättigung, außerordentliche Breite der betäubenden Konzentration des 


Azetylens (20—50 Vol.-Proz. im Blute), Schnelligkeit der Ausscheidung 
des Azetylens aus dem Bluto. - E | 
Beim menschlichen Gelbfieber wurden nach W.H. Hoffmann (Habana): 
meist in der nephrotisch veränderten Niere Kalkzylinder festgestellt. 
Dadurch läßt sich die anatomische Diagnose der Krankheit bei ersten 


{| Fällen rechtzeitig stellen, was für die Seuchenbekämpfung und -verhütung 


wichtig ist. 


Toxische Hauterscheinungen nach Wismutbehandlung haben Görl 


“und Voigt (Nürnberg) in 2 Fällen beobachtet, wo. intramuskuläre In- 


jektionen von Bismogenol zur Verwendung kamen. In dem einen Falle 


‚stellte sich in der Rekonvaleszenz ein schwerer, sich über Wochen hin- 


ziehender Depressionszustand ein (kein Interesse für die Berufstätig- 
F. Bruck. 
Wiener klinische Wochenschrift 1924, Nr. 25 bis 28. > 
Nr. 25. Eine neue Methode zur Behandiung der Tuberkulose der _ 
oberen Luftwege mittels lokal applizierten küustlichen Lichtes teilt 
E. Wessely (Wien) mit. Ausgehend vón der therapeutisch günstigen 
Wirkung der blauen Seite des Sonnenspektrums und des ultravioletten 
Lichtes, besonders von Wellenlängen um 300 ax, auf das tuberkulöse Ge- 
webe verwendet Verf. Kohlenbogenlicht mit besonders imprägnierten Kohlen 
der Fa. Goerz. Durch eine besondere Anordnung der Kohlen wird das 
Licht möglichst nach einer Seite geworfen, mit einem optischen System 
aus Quarz wird es zu einem Strahlenbündel gesammelt, die Wärmestrahlen 
durch eine eingeschaltete Wasserjacke absorbiert. Der Kehlkopf wird be- 
strablt entweder mittels Reflexion durch einen Nickelspiegel, der durch 
einen Halter in bestimmter Stellung gehalten wird, oder mittels Schwebe- 


Die Behandlung erfolgt mit 2tägigem Zwischenraum in 
Sitzungen von 7—10 Minuten. Bei exzessiven Bestrahlungen tritt ein dem 


‚Hauterythem analoger Vorgang ein mit grauer Verfärbung des Epithels. 


Ödeme treten durch die gewöhnlichen Bestrahlungen nicht ein.: Bei der. 
gebräuchlichen Dosis fehlt meist jede objektive oder subjektive Sohlein- 


'hautreaktion. Der therapeutische Effekt besteht in Rückbildung der tuber- 


kulösen Granulationen mit Wucherung des Bindegewebes. Dysphagie wird 
meist bald günstig beeinflußt, doch verhalten sich schwere Fälle rofraktär. 


Die Dauer der Abheilung ist sehr verschieden. Im allgemeinen heilen 


Ulzera im Mund, Zunge, Rachen viel schneller als die des Larynx. Vor 
Beginn der Behandlung ist ein möglichst genauer Allgemeinstatus zu er- 
heben. Die Methode ist den chirurgischen Methoden in der Hinsicht über- 
legen, daß ein Erfolg mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist. 

Alfred Arnstein (Wien) teilt mit, daß in manchen Fällen mit 
Insulin in kleinen Dosen eine Temperatursenkung zu erzielen ist. Verl. 
läßt die Frage, ob diese Wirkung hormonal bedingt ist oder ob’es sich um 
eine unspezifische Proteinwirkung handelt, offen. | RE 

Zur Punktion der Harnblase bemerkt D. Kokoris (Athen), daß die 
Ursache eines Mißlingens darin liegen kann, daß direkt über der Symphyse 
punktiert wird und die Nadel im prävesikalen Raum bleibt. Es ist deshalb 
etwa 1 cm über der Symphyse zu punktieren. Bei infektiösem Blasen- 
inhalt hält man die Kanüle zur Vermeidung von Ausfließen von Urin beim 
Herausziehen zu. Wenn der urethrale Weg nicht bald nach der Punktion 
gangbar gemacht werdeh kann, ist die Zystostomie vorzuziehen. 


Nr.26. ‚Intravenöse Injektionen bei blockiertem retikulo-endolhe- 


Malem System führten P. Saxl und F. Donath (Wien) aus. Normaler- 


weise verlassen alle Substanzen, die man intravenös injiziert, sofort oder 
in einigen Minuten die Blutbahn, gleichgiltig ob sie gelöst oder nur sus- 
pendiert sind. Dabei kommt dem retikulo-endothelialen System die Haupt 
rolle zu. Verff. injizierten deshalb 10 Minuten vor intravenöser Verabreichung. 
von physiologischer NaCl-Lösung, von Farbstoffen oder Adrenalin 10 ccm 
Elektrokollargol und erzielten dadurch eine Blockierung des retikulo-endo- 


tbelialen Systems, die wahrscheinlich nur funktionell, nicht anatomisch ist, 


und nur kurze Zeit anhält. Es wird aber dadurch erreicht, daß die Lö 
sungen wesentlich länger in der Blutbahn kreisen, was von Wichtigkeit ist 
für die Therapie, besonders bei Gefäßmitteln und Antisepticis. > l 
Kasuistisches zur Jodtherapie der perniziösen Anämie teilt 
G. Holler (Wien) mit. Es handelt sich um'einen Fall, der durch lang: 
-dauernde Verabreichung einer 5°/,igen Jodkaliumlösung (3 mal 8—5 Tropfen) 


iii EB ie Ze ze 


C NeR 


hob A. Fischer (Wien). 


Shin: 
Unterschied zwischen den Zellen in den Herden und außerhalb derselben. 


ud 


+ 


dee Pt “en daß die Nachuntersuchung keinen Anhalt-für das | 


"Bestehen: ‚der Erkrankung mehr ergab. Verf, geht dabei von der Vor- 
stellung: aus, daß eine Hypofunktion der Schilddrüse bei der Anaemia per- 
> nidos’ eine Rolle spielt, u. U. sogar die primär-ätiologische. Da die Milz 
bi hämolztischen Anämien als Jodfänger zu fungieren scheint, ist die 
Aussicht‘ auf Erfolg nach Splenektomie größer. Außerdem kam ein tuber- 
` kolöser Lungenproze zur Ausheilung, was. Verf. der Hämolyse und dem 
vermehrten: Eiweißzerfall zuschreiben möchte. Schließlich. ist Verf. der 
"Ansicht Zadeks, daß anhaltende Remissionsstadien mit dem Rückgang 
der myelazy tischen zur normozytischen Erythropoese' verbunden sind. 


sylenzahl ‘beobachtete J.Sahler (Wien). Er stellte bei normal "men- 


» ‚straierten' Frauen eine regelmäßig schwankende Kurve fest, derart, daß - 


sich eine hohe, steile prämenstruelle und eine kleinere intra- oder post- 
menstruelle Zacke- findet. Zum Beweise, daß die Ursache in normalen 
Kofüssen durch die Ovarien liegt, untersuchte Verf. in gleicher Weise 
‚Mädchen vor der Menarche, klimakterische Frauen, oder solche, die infolge 
Tuberkulose lange Zeit amenorrhoisch waren, ferner Mädchen mit hypo- 

plastischem Genitale, schließlich auch Gravide in den letzten Schwanger- 

shaftsmonaten. Bei allen diesen fand sich ein von der Norm durchaus 

ıhreichendes Verhalten, wobei besonders jede Regelmäßigkeit vermißt wurde. 

Nierenbefunde bei Behandlung von Lues mit Wismutpräparaten 


“ päparaten bei vorher Nierengesunden Sedimentstörungen verschiedenen. 


Grades fest, jedoch ohne daß klinische Erscheinungen ‘daneben beobachtet 


wurden odor die Funktionsprüfung eine Abweichung von der Norm zeigte. 


- Bei Nierenkranken ist die Anwendung dagegen nicht. ungefährlich, während, 


die bei: :Gesunden erhobenen Befunde nicht gegen eine weitere Erprobung 
al weiterer Basis sprechen. 


‚Nr:28. Über Dichloren als Narkotikum berichtet P. Albrecht 


E (Wien). In längeren Versuchen stellte sich eine Bestätigung der: im Tier-.. 
. eperiment erhobenen Tatsache heraus, 


daß es weder am Herz oder Ge- 
Ben; noch an anderen Organen eine Veränderung erzeugt. 
die Blutdrucksenkung. 
Siedepunkt und der geringe Verbrauch. Wegen der Reizwirkung auf die, 
motorischen Hirnteile erwies sich eine Verdünnung mit Äther im Verhältnis 
1:3 als am günstigsten. Eine halbe Stunde vor der Narkose ist eine In- 
jektion von Morph. 0,02—0,03 und Atropin 1,—1 mg zu verabreichen. 
Einen morphologischen Beitrag zur Lehre von der Säurevergiftung 
ide L, Heß und J. Goldstein (Wien). Sie fanden bei Säurevergifteten 
Nieren eine Unfähigkeit der Leberzellen, Farbstoff festzuhalten und ‚sehen 


‚drin-auch einen wesentlichen Teilfaktor bei der Pathogenese der Azidosis 
‚Inden die in der Leber gebildete oder nach dort transportierte Säure ihre 


shädliche ‚Wirkung zuerst auch dort entfaltet. 


'8.Erben (Wien) macht darauf aufmerksam, daß beim Vagusdruck- | 


weich. szur Erklärung bisher als Ursache die Behinderung des venösen 
- Abllusses ‚aus dem Schädelinneen:: nicht beachtet worden ist. „Diese tritt 
shon bei leichtem Druck auf den Hals ein, woyon man sich bei Pat. mit 


‚ Tuchendefekten auf dem Schädel überzeugen kann. 


Die Frage der Abhängigkeit der Speicherungsfähigkeit der Retikulo- 


endothelien von bestimmten Krankheiten untersuchte E.Ledofsky(Wieden). 
Das Resultat war negativ, doch leidet die Speicherungsfähigkeit eines Organes 
ü Erkrankung desselben z. B. bei Fett- und Stauungslebern. Auch zeigt 
der Leber bei miliarer Tuberkulose oder Krebsmetastasen ein 


 Muncke. 


Schweizer medizinische Wochenschrift 1924, N. 24 bis 26. 
Nr. 24. Verlauf und Heilung der Lungentuberkulose im Hoch- 


Ba bespricht O. Amrein (Altein-Arosa). Die durch das Klima aus- 
geübte Reizwirkung auf den Organismus stellt den Hauptteil der thera- ` 


Prichen Wirkung dar. Deshalb ist eine gewisse Resistenz nötig, so daß 


were Lungentuberkulosen mit einem Dauerpuls von 120 und mehr, sowie 
stark febernde Fälle des TII. Stadiums, sowie Komplikationen von Seiten | 
d degenerative Herzerkrankungen oder dekompensierte Vitien : 
raindikationen sind. Für den Verlauf im Gebirge sind Puls ' 
nd. Temperatur ausschlaggebend, und im ‚günstigen Falle werden: beide 
Langdauerndes Fieber ist häufig Folge einer .| 


-deg Darmeg un 
‚cat Kont 


Ki deutlich beein flußt, 


„in Pizierenden Lues und schwindet bei entsprechender Therapie. Husten- 
und ‚Auswurfmenge, sowie die Nachtschweiße lassen bald. nach. Dem 


Parey kommt eine Rolle zur unterstützenden Reiztberapie zu. Verf. 


Yerlapfes 
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Yon: eine 
` ilen 2 


11924 — M EDIZINISOHE LE Nr 34. u a 


‚teilt H. Plüß (Zürich) Untersuchungsergebnisse mit. 


Zyklische, endokrin bedingte Schwankungen der Brythro- 


.Er stellte, besonders bei unlöslichen Wismut- 


Auch fehlt 
Weitere Vorteile sind Nichtbrennbarkeit, niedriger 


aß die biologische Prüfung nicht’ allein zur Beurteilung des Heilungs- 
herangezogen werden darf, sondern daß dem klinischen Befunde 
ch die größte Bedeutung zukommt. Bei tuberkulöser Verdichtung 
m oder zwei Lappen wurde in 830/, Stillstand erzielt, bei Kavernen- 
urin 450/,. Verf. betont die: Überlegenheit des Hochgebirgsklimas, 


7 RE 
[ i 


die sich auch ganz besonders bei der sog. chirurgischen: ‚Tuberkulose zeigen 


"soll, die im Gegensatz zur Lungentuberkulose der Sonnenbehandlung sehr. 
. zugänglich ist, | 


Über Isoagglutination im. menschlichen Bfute und Ihre: Vererbung 
Sie, benutzte die 
Gruppeneinteilung von Jansky (Moos), die "ähnliche Verhältniszahlen zeigte, 


wie bei anderen Untersuchern. Isoagglutinine im Serum und ‚agglutinable | 
Substanzen der roten Blutkörperchen sind als Erbfaktoren. im’ Keimplasma 
‘und werden nach den Mendelschen Regeln vererbt. 


Die Untersuchungen. 


müssen bei Zimmertemperatur makroskopisch abgelesen werden. Eine Be- 


vorzugung einzelner Gruppen durch Krankheiten wurde nicht festgestellt. ; 
. Verf. weist auf eine gewisse Bedeutung der Isoagglutination in der gericht- 


lichen Medizin hin, wo allerdings nur négative, Resultate verwertbar. sind. 

| Einen Fall von Enzephalitis im Puerperium beschreibt H. Lieb 
(Schaffhausen) als Beitrag zur Frage der Schwangerschaftstoxikosen. Es 
traten 10 Tage nach normaler Geburt beim ersten Aufstehen: zerebrale 


‚Symptome mit Temperatursteigerung. auf, wobei die Patientin fast dauernd ` 
.benommen war und auf Reize wenig reagierte. Nach 6 Tagen Exitus. ' 
Es fanden sich Herde in den Thalami optici und einzelne: Blutungen, de 


als toxisch gedeutet werden. ' noch infolge der Schwangerschaft. . Vorf. 


nimmt an, daß das N ervensystem- nur langsam durch Schwangerschaftsgifte 
 alteriert wird und daß die Erkrankung auch ‘nach Entfernung des schäd- 
‚lieben Agens ihren weiteren Verlauf ‚nehmen kann. | 


. © Nr. 25. Zur Pathologie und Therapie der ‚Angina pectoris äußert. 
sich W. H. v. Wyß (Zürich). Nach Zusammenstellung der letzten Literatur 


‚glaubt Verf. die beiden zurzeit geltenden Theorien vereinigen zu können, 
indem er für den Status anginosus den. Mechanismus der Aortalgie an- 


nimmt (d.h. eine durch Geschwürsbildung in der Aorta verursachte Über- 


'empfindlichkeit), während die chronisch verlaufenden Fälle mit heftigen, 


aber seltenen Anfällen nur durch Blutmangel der Herzmuskulatur erklärt 
werden können. Verf. schlägt ‘operative Behandlung vor in allen Fällen,. 


die jeder internen Therapie trotzen und . keine Insuffizienzerscheinungen | 


des Herzens aufweisen. 
| Über Thrombose und Embolie berichtet. M. Holsnasn auf Grand 
des Materials der Universitäts-Frauenklinik Zürich. "Danach wurde die 


‚größte Zahl nach -Laparotomien, besonders Myomoperationen, gefunden. 
Ursache der. Thrombosierung ist unbekannt, als begünstigende Faktoren 
` zeigten sich Infektion, allgemeine Zirkulationsschwäche, starke Blutverluste, 
auch eine relative Disposition des höheren Lebensalters. 
Ä Symptomatologie sah Verf. keine Unterstützung: durch die prämonitörischen 


Bezüglich der: 


Symptome, wie Mahlersches oder Michaelissches Zeichen usw. Bei- Lungen- 


embolien ‚wurde nur in 11,30%/, vorher eine Thrombose . festgestellt; als `. 
Veranlassung der tödlichen Embolie wurde in mehr als.der Hälfte kein 

. besonderer Umstand gefunden: 
und die Zirkulationsverhältnisse betroffener Extremitäten möglichst be- 
günstigen. Zur Vermeidung von Thrombosen: empfiehlt : Verf. die Wochen- 


: Die Therapie- muß Embolien vermeiden 


bettsgymnastik; bei Operationen sollen die begünstigenden Momente (lange ° 


‚Narkose, schlechte Lagerung usw.)' möglichst vermieden werden. 


Nr. 26.. Die Bedeutung der choreatischen : und athetotischen - 


. Bewegungsautomatismen bespricht R. Bing (Basel). Er teilt die nor- 


malen und pathologischen Bewegungen in. willkürliche ‚und unwillkürliche 
ein, wovon letztere in vier Gruppen sich einteilen lassen: a) reflektörische . 
Bewegungen, zu denen auch der Muskeltonus gehört; b) motorische Reiz- 
erscheinungen; c).autochthone Bewegungen, bei denen der Reiz’ an der 
Stelle des’Kernes entsteht, nicht ‚peripher' zugeleitet wird; à) automatische 


Bewegungen, zu denen das Zittern, fibrilläre Muskelzuckungen- gehören, 


ferner die choreatischen, Automatismen und die athetotischen Zwangsbewe- 
gungen. Chorea minor und chronische Chorea, sowie die Athetose beruhen. 
auf Affektionen des Striatums; eine Rigidität der Muskulatur gehört auch 
zu diesem Symptomenkomplex., Die choreatischen Störungen beruhen wahr- 


' scheinlich mehr auf einer Affektion. des Putamen, die athetotischen mehr 


auf einer ‚solchen des Nucl. caudatus. Der ‘Grund ides Auftretens der 


‚Bewegungen ist. in einer Enthemmung' zu suchen, die normalerweise nur . 
zu zweckmäßigen Bewegungen eintritt. Therapeutisch wird. Skopolamin, 


Atropin empfohlen, und für die akute Chorea (minor) Arsen: mit Extr. 


. cannab. indic. kombiniert. 


L, Schnyder (Bern) will. den ‚Krankheitsbegriff‘ der Neurose du” 
den der Psychoneurose ersetzen.. Er. versteht darunter funktionelle Krank- 


heiten: des N ervensystems, die diej enigen Funktionen betreffen, durch welche 
-sich der Mensch àn seine materiellen, sozialen und moralischen Verhältnisse | 
anzupassen vermag. Hierbei unterscheidet. er Psychoneurosen im engeren - 


Sinne und psychoneurotische Einzelerscheinungen. Der Untarschied zwischen 
ihnen und den Psychosen besteht darin,. daß bei letzteren die psychischen . 
Störungen abrupt auftreten und in deutlichem Gegensatz zu. den ‚normalen 
„psychischen Vorgängen stehen, während bei ‚ersteren fein abgestufte Uber- 
gänge bestehen. Bo i pan 


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1186 


latur erlangt die primitivere Bewegung das Übergewicht. In 
 abduktion ist zu begegnen durch Vermeidung der üblichen Mitella, durch 
frühzeitige Schienung unter Betonung der BASUAHORESSeFDDE und Kräftigung 


Das kritische Dreitagefleberexanthem der kleinen Kinder (Exan- 


| thema subitum) beschreibt E, Glanzmann (Bern). Es handelt sich um 


ein meist ohne Prodromalien auftretendes Fieber von dreitägiger Dauer, 
das von Übelkeit, Mattigkeit, heftigen Kopfschmerzen begleitet ist, Es 
befällt meist Kinder von 2 Monaten bis 6 Jahren. Der Temperaturabfall 


ist kritisch und mit ihm oder einige Stunden nachher tritt ein Exanthem 


auf, das am Rumpf beginnt und’morphologisch den Masern stark ähnelt. 
Nach 24—48 Stunden Abblassen ohne Hinterlassung von Pigmentierung 
oder Schuppung. Mitunter wird ein Schnupfen als Begleiterscheinung beob- 
achtet. Husten fehlt. Das Blutbild ist charakteristisch: Leukopenie mit 
Lymphozytose und reichlichen Monozyten. Es fehlen: die für Scharlach 


charakteristischen Zeichen der Angina, oft mit Belag, während man mit- 


unter eine exanthemartige Rötung im Rachen findet. Das Krankheitsbild 
ist deutlich genug differenziert, so daß eine Unterscheidung von den übrigen 
kindlichen Exanthemen immer möglich ist. 

Einige Betrachtungen über den Serumshock und die anaphylaktische 
Reaktion teilen Th. und J. Stephani (Montana) mit. Die nach Injektion 


= von Serum auftretenden Reaktionen sind verschieden, je nach dem Ursprung | 
des Serums und seiner Zubereitung, sowie nach der Reaktionsbereitschaft 


des Patienten und der Art der Krankheit; im ganzen sind derartige Zufälle 
aber nicht selten. Deshalb warnen Verf. vor der Injektion von einfachem 
Serum und fordern für die prophylaktischen Injektionen große Einschränkung, 
da die Serotherapie für die verschiedensten Krankheiten dauernd zunimmt. 


Ferner soll bei jeder Injektion die individuelle Empfindlichkeit geprüft 


werden und man muß den Patienten nach der Injektion 12 Stunden lang 


überwachen, Besondere Vorsicht erfordern die Hypertoniker. Muncke, | 


Zentralblatt für Chirurgie 1924, Nr. 29 und 30. 
Nr.29.EineHlypophysengangsgeschwulsthatE.Unger (Berlin) dadurch 


‚operativ angegangen, daß er beide Stirnbeine in einem Stück heraus- 


brach und nach oben umschlug und das Stirnhirn mit einem Spatel abhob, 
wobei der Riechnerv abriß. Nach Punktion der den Sehnerven verdeckenden 
Zyste Besserung der Kopfschmerzen, der Gangstörung und des Sehens. 
Nach der infolge des Wachsens der Geschwulst notwendigen zweiten 


| Operation Exitus. 


Die ulnare Abduktion als Folgezustand der Handphlegmone SE 
F.Schoening (Erfurt). Bei Schädigung des Gelenkes und seiner Musku- 


Der Ulnar- 


der radialen Muskulatur. 


' Leitungsanästhesie an dem iniraklavikularen Teile des Plexus 
brachialis hat A. Balog (Rumänien) in der Weise ausgeführt, daß 10 ccm 
Novokain-Adrenalin vom Einstich an der Spitze des Proc. coracoideus, 
parallel dem Schlüsselbein auf die 2. Rippe eingespritzt wurden 


Der drainagelose Verschluß der Bauchhöhle nach Cholezystektomie 


. kann nach O. Bokastoff (Moskau) bei Abwesenheit von Infektionen und 


Stilung der Blutung und des Gallenabflusses in der Weise ausgeführt 
werden, daß der unterbundene Zystikusstumpf in das Leberbett versenkt 
und vernäht wird. 

„Integrale Therapie“ (Eigenblutbehandlung) infizierter Wunden treibt 
A. Goljanitzki (Astrachan) in der Weise, daß er mit destilliertem Wasser 


lackfarben gemachtes Blut des Kranken in die Umgebung der Wunde 


einspritzt. 


Nr.30. Über die operative Behandlung der steinlosen Gallenkoliken be- 
richtet F. Fink-Finkenheim (Karlsbad). Bei den-akuten oder chronischen 
Prozessen entzündlicher Natur mit Verwachsungen und Knickungen, wo 


bei der Operation keine Steine gefunden wurden, bestanden heftige und 


häufige Koliken, wie bei Kranken mit Konkrementen. Die Operation be- 
schränkte sich bei geringen Veränderungen auf Lösung der Verwachsungen 


oder Zystostomie; wo ein Magen- oder Duodenalgeschwür die Beschwerden 


verursacht hatte, wurde Gastroenterostomie und Zystektomie gemacht und 
bei Eiterungen die Gallenblase entfernt. 

Zur Gaumenplastik empfiehlt W. Rosenthal, die Langenbecksche 
Uranoplastik in gleicher Sitzung mit einer Pharyngoplastik zu ver- 
binden. Der Eingriff wird am besten zwischen dem 12. bis 15. Lebensjahr 
‘gemacht, und in der Zeit des Abwartens werden die Kieferhälften durch 
Zahnschienen angenähert. In Lokalanästhesie wird aus der hinteren 
Pharynzxwand ein Lappen abgelöst, der bis zum hinteren Rande des 
harten Gaumens ohne Spannung reicht. Der Lappen wird zwischen den 
wund- und beweglich gemachten Velumhälften durch Seidennähte befestigt. 
Durch die Fesselung des weichen Gaumens an die Rachenwand entstehen 
keine Störungen. 

Die intrakardiale Einspritzung von 1 cem Adrenalin hat 
G. Raeschke (Lingen-Ems) bei Herzstillstand nach Lumbalanästhesie mit 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34 


. mit wechselndem Fieber. 


24. August 


Erfolg gemacht. Einige Minuten nach Einspritzung von St/sigem Tropa 


kokain (Merck) in den Rückenmarkskanal war die Atmung unregelmäßig 
und der Rn unfühlbar geworden.. K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 28 bis 30. 

Nr. 28; Perniziöse Anämie .in der Schwangerschaft beschreibt 

v. Oettingen (Heidelberg) bei einer Frau, welche zuerst in ihrer ersten 
Schwangerschaft an einem Erschöpfungszustand mit Erbrechen und fieber- 
haftem Wochenbett erkrankte. Nach völliger Genesung trat der gleiche 
Zustand bei der zweiten und dann bei der dritten Schwangerschaft ein: 
schwerste Blutarmut bei hohem Färbeindex und allgemeine‘. Erschöpfung 
Um der schweren Schwangerschaftstoxikose für 

die Zukunft vorzubeugen, wurde die 24jährige Frau operativ sterilisiert. 
Durch Tumor bedingte Duodenalstenose hat Hohlbaum (Leipzig) 

bei einem Neugeborenen durch vordere Gastroenterostomie mit 
Braunscher Anastomose behandelt. Die hinter dem Magen gelegene höckerige, 
derbe, kleinapfelgroße Geschwulst verschwand nach der Behandlung mit 


Röntgenstrahlen. 


Den Bilirubinstoftwechsel bei Neugeborenen haben E. Meyer und - 
A. Adler (Leipzig) durch Bestimmungen des Gallenfarbstoffs im Blut, im 
Urin und Stuhl untersucht. Ikterus und Bilirubinämie gehen nicht parallel. 
Die bei. jedem Säugling vorhandene Bilirubinämie tritt nicht in 


Erscheinung, weil die Leber das Bilirubin auf dem Darmwege ausscheidet 


Sie ist durch den Hungerzustand und die Abkühlung des Neugeborenen 
verursacht. Das Auftreten von. Gelbsucht, das unabhängig ist von dem 
Bilirubinspiegel im Blut, hängt von individuellen Momenten ab. - 

Das Vorkommen von Urobilin im Stuhl und Harn von Neugeborenen 
haben L. Goldschmidt-Schulhoff und A. Adler untersucht. Es ist 
unabhängig vom Gewebsikterus, aber spricht für eine Leberschädigung 
Sein Entstehungsort: ist die Leber. Harn und Stuhl gesunder Neu- 
geborener sind frei von Urobilin. 

Für die Kielland-Zange tritt Saenger (München) ein. Es ist 
gefährlich, die Zange bei hohem Stand des Kopfes und Bockenverengerung 
anzuwenden. Wenn der Kopf in das kleine Becken eingetreten und der 
Muttermund völlig erweitert ist, gelingt die Umwandlung der Vorderhaupte- 
lagen in Hinterhauptslagen spielend. 

Perforation des Uterus bei Abort mit Darmvorfali durch den 
Ursano-Dilatator“ beschreibt Hellendall (Düsseldorf). Die Einführungs- 
enden dieser Bougies sind kugelförmig und mit stumpfen Gewinden um- 


geben. Der bei Ausräumung eines Abortes m. I. entstandene RiB ging 


durch .den inneren Muttermund in das rechte seitliche Laquear. Die 
Untersuchung des supravaginal amputierten Uterus ergab keine Verände- 
rungen .an der Muskulatur. 

Zur Frage der Einschlußblennorrhoe Neugeborener und der Bin- 
schlußvaginitis haben M. Fischer und A. Pasch (Leipzig) die Aus- 
striche von Augensekreten und von Scheidensekreten untersucht und in 
den Zellen keine Andeutungen von Einschlüssen gefunden. Die 
Theorie vom „genitalen Trachom“ konnte nicht gestützt werden: Es 

wird davor gewarnt, bei ätiologisch noch nicht geklärten Krankheiten 
Zelleinschlüsse, die den Erreger enthalten sollen, finden. zu wollen. 

Die okkulte Darmblutung in der Pathogenese der Melaena neo- 
natorum bespricht v. Raisz (Budapest). Bei einem großen Teil der 
Neugeborenen ist chemisch im Stuhl Blut zu finden. Die alimentär 
entstandene Hyperämie des Darmkanals wird durch Geburtsschädigungen, 


durch Steigerung des Übergangskatarrhs, durch Tues und Sepsis bis zu 
der anne Blutung gesteigert. 


Nr. 29. Über Lipoide und Ovarialtunktion bemerkt Robert Meyer 
(Berlin), daß es nur ein Corpus luteum gibt, und dieses stirbt ‚entweder 
nach der Gravidität oder ohne solche den vorzeitigen Tod. Das sog. „Corpus 
luteum menstruationis“, das verhindert wird, seinen eigentlichen Zweck zu 
erfüllen, spielt keine Rolle i im Körper. In das Stadium der intrazellularen 
Lipoidbindung ist die der Beschützung der Gravidität zugedachte Tätigkeit 
des Corpus luteum. zu setzen. Die sichtbaren, bei der Rückbildung 
freiwerdenden Lipoide verdienen keine Beachtung. Die ovarielle Sonder- 


leistung liegt nicht zur Zeit der größeren Sichtbarkeit freier Lipoïde. 


Rückenschmerzen infolge einseitiger Sakralisation des 5. Lenden- 
wirbeils beschreibt H. Martius (Bonn) bei einer 19jährigen Frau, die 
wegen fieberhafter Fehlgeburt 2 Monate lang bettlägerig gewesen waft. 
Der Querfortsatz des 5. Lendenwirbels hat auf der rechten Seite 
mit der Massa lateralis des 1. Sakralwirbels und mit der Facies auriou- 
laris des Kreuzbeins sich verbunden, so daß ein überzähliges Sakralloch 
entstanden ist. Auch der linke Querfortsatz ist nach dem Röntgenbilde 
etwas verdickt. Die Knochenanomalie ist angeboren, aber die Schmerzen 
‘traten erst in späteren Jahren ein, nachdem die Muskulatur erschlafft 
‘war und infolge Abnahme des Muskeltonus die Rumpflast in höherem 


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4 denä & ein escktion ungen zweck: bort füh | | onen und = anter Kontro ; mit 2—3) rlichen Kalc menge sich“: 3 JIR HEN a 
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1188 g w et ra MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 34. 


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: 24. „Lost | 


länge, die wirksame Substanz des Insulins zu isölieren und rein darzu-. 
stellen, könnte eine wirklich zuverlässige Dosierung und Beurteilung ihrer | 
Wirkung möglich sein.. Versuche hierüber sind zurzeit in vollstem Gange. 
Die een Applikationsmethoden. sind die subkutane und intra- 
venöse. Die‘ perorale Insulindarreichung in. Form der Fornetschen Pillen 
ist erfolglos. Die theoretischen Grundlagen für die Wirkungsweise. des In- 
sulins ‘sind noch völlig unentschieden. Man- weiß noch nicht, an welcher 
Stelle in der, ganzen Reihe von Vorgängen bei der normalen Verwertung ` 
‚des Zuckers im Organismus der Angriffspunkt des Insulins zu suchen. ist, 
Es spricht vieles dafür, daß es sich um eine komplexe Wirkung handelt, 
‘die an mehreren Stellen gleichzeitig angreift und vielleicht sogar nicht nur 
den Kohlehydrat-, sondern auch den Fett- und Eiweißstoffwechsel beein- 
Außt. Neuerdings. haben sich auch Wirkungen auf die Regelung der- 
Körpertemperatur herausgestellt. Ein historischer Schlußüberblick über 
‚die Lehre von der inneren Sekretion -der Bauchspeicheldrüse stellt unein- 
geschränkt den Erfolg der kanadischen Forscher der Macleodschen Schule 
fest, .denen es zu verdanken ist, daß wir heute schon in dem Insulin ein 
wertvolles. Mittel, zur Behandlung des Diabetes in den Händen haben. 
Nach ‘dem Muster der bekannten Kombinierung synergistisch wir- 
kender Arzyeimittel zur Erreichung einer intensiveren Wirkung ist’ im - 
jüdischen Krankenhaus Berlin ‚die intravenöse Kombinationstherapie bei 
Herzkranken durchgeprobt worden. - Über die Erfolge damit berichtet 
W. Schaefer. Ais.Präparate für die nur intravenös verabfolgten „Misch- 
spritzen“ kommen in Betracht: Digipurat, Digalen, Digititrat, Strophanthin, 
Scillaren (Sandoz), Coffein. natr. salieyl., Strychnin. nitr. und Euphyllin 
(Byk). ’ Die Kombinationsmittel wurden so gewählt, daß sie in verschie- 
dener Weise teils am Vasomotoren-, am Vagus- oder am Atemzentrum, 
teils am Herzmuskel, an den peripheren Gefäßnervenendigungen und an den | 
‚Reflexapparaten des Rückenmarks angreifen. In den Mischspritzen wurden 
gegeben 1 cem Digipurat bzw. Digalen, 0,75 und 1,5 ccm Digitrat - oder . 
0,0005 g Strophanthin oder 1 ccm Seillaren, gemischt mit 0,2 g Koffein bzw. 
-0,0005—0,001 Strychnin oder mit 2 com Euphyllin (= 0,48 g) oder auch 
See einzelne der genannten Herzmittel mit Koffein und Strychnin in den 
angegebenen Dosen zusammen, schließlich auch eine Kombination der beiden 
letzten Mittel allein. Die einzelnen Indikationsgebiete sind im wesentlichen | 
die alt bekannten. Die Erfolge sollen oft überraschend im Sinne schneller | 
| Hebung der Herzkraft und Stärkung des Vasomotorenzentrums gewesen 


sein und denjenigen der intravenösen Injektion der Einzelsubstänzen über- | geplatzten Graafschen Follikel sah O. Bittmann. Die Ursache dürfte 
"legen sein. Nebenwirkungen sind eigentlich nur bei zu schnellem Ein- | eine Retroflexio uteri gewesen sein. Diese bedingte eine Behinderung des 
-spritzen und zu starker Konzentration von Euphyllin beobachtet. Kom- | Kreislaufs und sekundär eine reiche Vaskularisation des innern Genitals 
_ binationen mit diesem Mittel wurden deshalb auf 10 com mit Ag. dest. | und daher auch der Theca folliculi. Als der Follikel spontan platte, 


verdünnt und ganz langsam (3—5 Minuten) injiziert. Die Kontraindika- | verhinderte die starke Blutung die Schließung der Periotationsönung. 
tionen sind die gleichen, wie bei den Einzelpräparaten. | (Čas. lék. česk. 1924, Nr. 5.) ` 


Die bisherigen Methoden der Vakzine- und Reiztherapie in der | 
modernen Wundbehandlung haben meist nur Teilerfolge zu verzeichnen’ 
gehabt und haben sich zum Teil auch wegen ihrer Kompliziertheit in der 
Praxis nicht durchzusetzen vermocht. Nach Wolfsohn (jüdisches Kranken- 
haus Berlin) bestehen auch heute noch nicht allzu große Hoffnungen, be- ` 
sonders wenn es sich um granulierende oder fistelnde Wunden handelt. 
‚Jede Reiztherapie verliert an. Wirkung, wenn man offene, mit der Außen- 
welt kommunizierende Herde in Angriff nimmt, weil die allzuschnelle 


wurde, verwandelt sich: das. Ösen Iuteum. mensirustionis in F morpho- | 


logisch verschiedene Corpus luteum graviditatis.: (Sborník lék. 1923, AR, 
8.230, Festschrift für Thomayer.) 


bei Fällen von Vorhofflimmern, wo es manchmal eine vollständige Regelung. 


deutende Erleichterung brachte, wie kein anderes Kardiakum. Man gibt 
abends eine Probedosis von 0,2g. Zeigt sich keine Intoleranz, gibt man 
am nächsten Tag 5 x 0,2 und ‚steigt auf 6—7 x 0,2 in den folgenden 
Tagen etwa 15 Tage hindurch. (Sborník lék. 1923, XXIV, S. 277, Fest- 
schrift für Thomayer.) . 
Ä Okkultes Blut im Stuhi läßt sich nach Augustin nach Fleischkost 
nicht immer nachweisen., Geht man ‚von Fleischkost zur fleischlosen Kost 
über und findet im vierten Stuhl Blut, dann handelt es sich um eine- 
pathologische Blutung. Ist. die Chloralhydrat-Alkohol- Gusj &kolprobe nach 
Boas und Vändorfy positiv, dann ist ein .alimentärer Ursprung -des 
Blutes ausgeschlossen. (Sbornik lék. 1923, XXIV, Bd. 2, S.- 188.) 

Nach -Anlegung eines Herzkühlers sah E. Omunt bei Menschen 
mit gesundem Herzen keine Zunahme des Blutdrucks, sondern meist ein 
.Sinken ‘desselben. Dasselbe gilt- von Arteriosklerose ohne Nierenverände- 


(Sborník lék. 1923, XXIV, Bd. 2, S. 421.) 

` Pruška hat die Kiellandzange bei 138 Fällen der Klinik Rubeska 
erprobt. Sie leistet unschätzbare Dienste bei Deflexionslagen, ist ein gutes 
Rotationsinstrument, erleichtert die Extraktion und gefährdet, wenn’ richtig» 
eingelegt, wenig den Kopf; aber sie läßt doch manchmal im Stich, setzt 
die Frau schweren Verletzungen aus, setzt eine genaue Diagnose und voll- 


geeignet. (Čas. lék. česk. 1924, Nr. 5.) 
atrophische Wucherung malignen Charakters (Karzinom) hervorzurufen. Das 
gesetzter Reizung mit Teer erfolgte ein Weiterwachstum nach der Breite 


Petroläther beschleunigte die Teerwirkung. (Čas. lék. česk. 1924, Nr, 5.) 
Bine bedrohliche Blutung in die freie Bauchhöhle aus einem frisch 


Erfahrungen der Klinik Ostrčil. in Brünn bei 181 Fällen folgende Richt- 


. Fortschwemmung der Sekrete eine Entfernung der Immunitätsprodukte be- 
dingt und dadurch die ausgesprochene Herdreaktion verhindert. Dagegen 
sind abgeschlossene Herde dankbare Objekte. Am zweckmäßigsten erscheint 
dem Verf. zurzeit die Kombination einer spezifischen. Vakzine, z.B. auto- 
genen Bakterienkulturen, mit einem unspezifischen Reizkörper. Die Yatren- 
vakzinen der Behringwerke scheinen dafür gut geeignet zu sein. Zu einer : 
ausreichenden Kochsalzverdünnung der Vakzine wird 1/2 °/, Novokain hin- 


cassarea abdominalis auszuführen. Bei jeder Blutung am Schwangerschafts- 
ende muß man Placenta praevia annehmen und den Fall, ohne zu unter- 


1924, Nr. 5.) G. Mühlstein (Prag). 


zugesetzt und damit die Wunde um- und unterspritzt. Die Menge richtet Therapeutische Notizen. 
sich nach der Beschaffenheit der Wunde und der Lockerheit der Umgebung. | 
Die Einspritzungen können’ mehrfach wiederholt werden, | Chirurgie. 


Tarnogro cki (Poli) 


Aus der neuesten tschechischen. Literatur. 

Untersuchungen von Ostr&il und Bittmann über die Beziehungen 
zwischen Uterusschleimhbaut und Corpus luteum ergaben, daß es zwischen 
_ zwei Menstruationen unabhängig von denselben zu einer Ovulation kommt, 
deren Endeffekt die Produktion des Eies und die Ausstoßung desselben | 
aus dem Follikel ist, aus dem- sioh das Corpus luteum entwickelt. Die 
Menstruation ist nicht abhängig von einer bestimmten Phase der Entwick- 
lung des Corpus’ luteum, sondern von dem Leben des Eies selbst. Das 
Absterben desselben hat zur Folge den Eintritt der Menstruation und 
‘ die Regression des Corpus luteum.. Dasselbe ist nur ein temporäres Hilfs- 
organ für das Leben des Bies. Es verhindert während des Lebens ' des 
Eies, zu.dem es gehört, die Reifung anderer Follikel und dient vielleicht 
auch der Verlängerung des m des Mies. Wenn das Ei befruchtet 


die Narkose. (Zbl. f. Chir. 1924, Nr. 29.) 


bedingungen zu schafien. . (Zbl. f. Chir. 1924, Nr. 29.) K. Bg. 


Injektionsflüssigkeit yom Blutstrom ansaugen zu lassen; dann wird ra 


Sebr gute Wirkung sah J. Brumlík von Chinidinum sulfuricum - 


des Rhythmus, aber auch bei andauernd unregelmäßigem Puls eine so be- 


ne aa um ie 0 


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rungen; aber. selbst bei chronischen Nierenleiden stieg der Blutdruck nur - 
in: der Hälfte der Fälle, um nach 2 Stunden meist wieder zu sinken, ` 


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‚endete Technik- voraus und ist daher für die allgemeine Praxis nieht 
O. Bittmann gelang es, in der Haut der Kaninchen durch Teer eine 
‚histologische Bild der regionären Drüsen’ bewies die Malignität. Bei fort- la 


und Tiefe und zentraler Zerfall. Auch Kachexie trat ein. Eine Kombination mit- 


Für die Therapie der Placenta praevia gibt B. Boček nach den 


| linien: bei lateralem Sitz der Plazenta, Durchgängigkeit der Zervix für zwei 

Finger und Längslage: Blasensprengung; bei engerer Zervix: Moetreuryse. 
Bei starker Blutung und obigen Vorbedingungen: Wendung nach Braxton- 
| Hicks. Bei zentralem Sitz und Durchgängigkeit der Zervix. für zwei Finger 

führe man entweder den Metreurynter ein (mit starkem Bilutverlust ver- 
| bunden!) oder wende kombiniert auf den Fuß. Ist der Fall nicht infiziert 
und das Kind lebensfähig, besonders aber wenn die Plazenta zentral sitzt 
und es sich um eine Primipara mit langer Zervix handelt, ist die Seotio 


mn nn ee ae aaa =; £ - 
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suchen und ohne zu tamponieren, in die Anstalt schicken. (Gas. 16k. česk 


Bin einfaches Hilismittel bei der Narkose empfiehlt H. Drossmann 
(Köln). Bei sich sträubenden Kindern nach wiederholten Narkosen wird . 
auf die Maske ein Desodorans, nämlich Eau de Cologne, zunächst : 
aufgeträufelt. Wenn nach 1—2? Minuten mit dem Aufträufeln von ` 
' Chloroform oder Äther begonnen wird, erfolgt kein Sträuben mehr gegen 


An Stelle der Tamponade eiternder Wunden behandelt H. Blumen- 
thal (Moskau) mit Salbenverbänden (sterilisiertem Vaseline), um das 
frühzeitige Verkleben der Wundränder zu verhüten und günstige Heilungs 


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Die beste Behandlung der Varizen ist nach Bazelis die der 
intravarikösen Injektionen. Technik: Eine feine Nadel wird direkt in den 
Varix eingestochen; das Gefäß darf nicht durchstochen werden — davon 
hängt der Erfolg. ab. Sie bleibt einige Zeit unbewegt liegen, um dio 


| z iiert, die Nadel rasch zurückgezogen und für 3—4 Minuten k omprimiert. 
‚Vor der Injektion steht der Patient einige Minuten, um sich den Varix 


füllen zu lassen; dann über dem Knie eine elastische Binde umlegen und 


p den Patienten hinlegen. Sofort nach der Injektion wird die Binde ab- 
genommen., Auf diese Weise appliziert, ist die beste Methode; von ihrer. 


"genauen Befolgung hängt das Resultat ab. So kommt auch die sklerosierende 


. ach 4 Wochen völlig resorbiert ist. 


- - beiiedigend. (Pr. med. 1924, 23.) 


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Lösung am besten in. Berührung mit dem Endothel. Die letztere besteht 


hei Arthritikern, Rheumatikern, mit Migräne und Urtikaria Behafieten aus 
90- 80- oder 40° iger Natriumsalizyllösung je 2—5 bzw. 2—3 ccm bis 
1.10—6 sem pro Injektion. Man kann pro injectione 0,05 cg Novokain 
migen. Bei Syphilitikern empfiehlt sich: Quecksilberbijodat; Natrium- 


jüat; Natriumchlorat; Aqua dest. aa 1,0; 1—2 cem pro injectione. 
gibt dio Anamnese Malaria: neutrales Chininum hydrochloricum 0,4; 


Urethin 0,2; Aqua dest. 2,0; 3—6 cem pro injectione. Nebenwirkungen; 
keine: Manchmal.nach der Injektion ein zu ertragender Krampf, auf den 
man vorher aufmerksam macht. In den meisten Fällen zeigt sich schon 
am nächsten Tage ohne Schmerzen oder Behinderung die venöse Induration: 
in.einigen Fällen leichte perivenöse Induration an der Injektionsstelle: 
Beitrohe, warme feuchte. Umschläge. Nach 7 Tagen harter Strang,. der 
In den meisten Fällen nur 1—2 In- 
jektionen, in manchen bis zu 8 u. m.,. dann 2 in der-Woche. Material. 
ibr 800 Injektionen. Erfolge, wenn die Technik eingehalten wird, sehr 
Ä . v. Sohnitzer. 

. Bei Varizen empfiehlt Curt Hempel (Leipzig) Sublimatinjektionen, 


--mdzwar in einer Lösung von 1:100 imtravenös nach Linser. Es 


konnt zur Obliterätion der Varizen` infolge künstlich hervorgerufener 
Thrombosierung. Kontraindiziert ist die Behandlung mit Sublimat- 


ijiktionen. bei Nierenerkrankung, Diabetes, Arteriosklerose, Leberleiden, 


Thrömbosen der großen Stammvenen, Caput Medusae, Darmkatarrh, Ekze- 
matikern sowie bei Varizen mit ganz dünner Hautdecke (hierbei leicht 
Bautgangrän; aus diesem Grunde vermeide man Injektionen am Dorsum 


„pedis oder an der Tibiakante). (M.m.W. 1924, Nr. 27.) | 
In einem Falle von Retentio testiculi im Canalis inguinalis bei einem . 


dreijährigen Kinde gelang es Adolf Vollbrandt (Freiburg i. Br.), nach 


wiederholten, sanftem Herabziehen des Skrotums die Testes auf. den Boden 
' des Skrotums zu bringen. Dieser erstrebte Zustand wurde erhalten durch _ 
ein sich fest und unverschiebbar anschmiegendes, ganz aus weichem Gummi, 
hergestelites Bruchband mit leicht aufblasbaren Pelotten. Die der Reibung 


ausgwsetzten Hautstellen werden eingepudert. Dieses Gummibruchband ist 
unter dem Namen „Hernifix“ von Steinberg, Freiburg i. Br.; Bertholdstr. 22, 
m beziehen. (D.m.W. 1924, Nr. 26.) - E E 

Die Behandlung des Furunkels mit Histoplast empfiehlt auch 


. Oberndorfer (Asch [Schw.]) angelegentlichst. Er beobachtete rasohes 


Abklingen aller entzündlichen Erscheinungen der behandelten Partien 


. nd ihrer näheren Umgebung, zugleich aber ein auffälliges, fast plötzliches 


Sistieren der Neubildung weiterer Furunkel. (M.m.W. 192%, Nr.-23.) 
Ba Gelenkverletzungen empfiehlt Siegfr. Löber (Vacha) die Ge- 


‚ Jenkhöhle mit 1°/.0iger Rivanollösung auszuspülen. Die Rivanolspülung 


berähet- sich auch gut bei Gelenkempyem. (D.m.W. 1924, Nr. 27.) 
| | i F. Bruck. 

, Orthopädie. | | 

‚Zur Therapie des spastischen Plattfußes empfiehlt G. Engelmann 
(Wien) die Injektion von je 1O ccm einer 0,5°/oigen Novokain- oder 


02 9sigen Eukainlösung in die Muskelbäuche der Peronaei und der Ex- 


tensoren. Schon nach einigen Minuten tritt Erschlaffung der Muskeln ein 
und die Supination und Plantarflexion sind möglich. Verf. fand diese Mo- 
fiode der von Lorenz angegebenen intraartikulären Injektion von 0,5 bis 
1,0 cem 10°%,iger Kokainlösung überlegen. ar Muncke. 

‚Die. operative Schienung der spondylitischen Wirbelsäule empfiehlt 


Fritz Lange (München). Das Verfahren rührt vom Verfasser her. Zur. 


E: 


“erung der spondylitischen Wirbelsäule werden Schienen zu beiden 
a der Dornfortsätze unter die Rückenmuskulatur eingeführt und mit 
en Dornfortsätzen vernäht. Am besten haben sich dazu bewährt Zelluloid- 


Kae die 5-10 mm dick und beliebig lang sein können. Zelluloid heilt 
asp glatt ein wie ein Knochenspan und bleibt im Körper, soweit bisher 


s Peobachtungon reichen, unverändert erhalten. Durch diese Schienen, die 
acà. mit der Wirbelsäule verbinden, wird dem Zusammensinken dieser 


; "irgebeugt, Fin spondylitischer Wirbel kann jeden Tag zusammenbrechen 


wd deshalb kommt alles darauf an, die kranke Wirbelsäule‘ vor solchem 


Ä nsanmenbruch zu behüten. Auch eine schon vorhandene Lähmung kann 


‚der operativen Schienung schwinden. Zur Ausheilung der Spondylitis 


| x eine Buckelbildung nicht notwendig. Der Verfasser glaubt viel- 
4 |. dureh die operative Schienung der Wirbelsäule den Weg gefunden zu 


(M.m.W. 1924, 


z Fe den Kranken vor dieser Entstellung zu bewahren. 
| F. Bruok. 


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‚. Kinderkrankheiten. 


Nach Hermann, Vollmer (Berlin) gelingt. es bei Rachitis, durch: - 


Extrakte der Hypophyse, des Thymus und Ovariums .die Blut- 
phosphate zu, vermehren und-die Säureausscheidung mit dem 


Harn zu vermindern, also den intermediären Stoffwechsel zu be-- 
'schleunigen, d. h., ihn antirachitisch zu beeinflussen. .So ‚wurde. 


durch subkutane Injektion von, Pituglandol, Thymoglandol.und 
Ovoglandol (abwechselnd je 1 ccm jeden zweiten. Tag, im ‚ganzen 6 bis 


12 Injektionen) floride Rachitis durchschnittlich in 2—3 Wochen blut- 
chemisch. und -klinisch geheilt. Da aber Hormone leicht durch die, 
Haut resorbiert werden, kann . anstelle der Injektion die perkutan 


wirkende Salbe treten. Durch tägliches Einmassieren von Hormonsalben 
(„Hormokutin“, von der Hageda-Berlin in den Handel gebracht), die ab- 


wechselnd die Exztrakte der Hypophyse, des Thymus und Ovariums ent- 


balten, erreicht. man fast ausnahmslos durchschnittlich -in 8- Wochen 


klinische Heilungen, denen ein rasches Ansteigen der Blutphosphat- 


werte zur Norm vorausgeht. (D.m.W. 1924, Nr. 27.) ‚F.Bruck. 


A. Weber-Hedinger (Gams) empfehlt das Glandescol, ein neues. i 
 lösliches Pepsin-Pankreaspräparat, bei. Kindern.: ` Die Kinder erhielten: ’ 


3—4 mal täglich 15 Tropfen unmittelbar nach der Mahlzeit in Zucker- ` 


wasser.‘ Es wurde gern genommen und wirkte: besonders .bei. Verdauungs- 


schwäche mit mangelhaftem Appetit in der Rekonvaleszenz nach Infektions- 


krankheiten, sowie bei subakuten. oder chronischen Zuständen von Dys- 


pepsie mit Sub- oder Anazidität, schließlich bei ruhrartigen Infekten des - 
Darmkanals mit gehäuften, schleimigen, unverdauten Stühlen. (Schweiz. 
med. Wschr. 1924, Nr. 25.) TE Sa 


| Einen durch seine Ursache seltenen Fall von Spasmus nutans bei. 


einem 6 Wochen alten Kinde beschreibt Briz. :Das Kopfnicken verstärkte 
sich bei dem schwächlichen Kinde immer mehr, das weder schlief noch 


die Brust nehmen wollte. Es zeigte sich --sehr bald, daß sich auf den ° 
behaarten Stellen des Körpers, besonders der Kopfhaut und 'den Wimpern, . 


zahlreiche Filziäuse und deren Nisse befanden. 'Nach Einreibungen von 


grauer Salbe und warmen Seifenwasserwaschungen ließen schon nach zwei :: 
Tagen die Krämpfe nach, das Kind schlief ‘und nahm die-Brust. wieder ` 
und war nach einigen weiteren Tagen vollkommen geheilt‘. (El Siglo med.. ` 


1924, S. 157) = v Bachem (Bonn). 


. 
’ 


Über Erfolge mit Tierbluteinspritzungen bei Kindertuberkulose þe- 
richtet Kretschmer (Berlin). Zur Verwendung kam das Tierblutpräparat _ 


„Hämoprotin“., Die Behandlung wird auch- ‚von fortgeschrittenen und 


schweren Phthisikern sehr gut vertragen. ` Hier kann, wenn auch keine ' 


-Muncke. 


Besserung des Lungenbefundes, doch ein Gewichtsstillstand, ja sogar, mit- 


unter eine erhebliche Gewichtszunahme erzielt werden. Die: Erfolge bei 


den leichteren Fällen waren bemerkenswert und kaum mit einer anderen ` 


ambulanten Methode in so kurzer Zeit zu erreichen, : abgesehen. vielleicht 
von der Röntgentiefentberapie. Bei Darmtuberkulose kommt: es zu rascher 


Besserung der Durchfälle. Die Behandlung mit Hämoprotin ist eine Eiweiß- 


therapie, nicht eine Bluttransplantation, denn das eingespritzte Blut wird 
‘sofort im Körper zersetzt und abgebaut. (M.m.W. 1924, Nr. 25.) u 
| | = F. Bruck. 


u Hautkrankheiten. we = 
Heißwasserinjektionen in Angiome empfiehlt Ernst Moser (Zittau). 
Kleine Angiome verschwinden. nach einmaliger Injektion, größere nach 


mehrfacher Wiederholung. Die, Technik wird genau beschrieben. Man muß . 
das kochende Wasser unmittelbar neben sich stellen und möglichst schnell 


einstechen mit möglichst dünner Kanüle. Spritzen mit Metallstempel sind 
zu vermeiden, da man hierbei infolge der verschiedenen Ausdehnung durch 


die Hitze gegenüber dem Glase plötzlich mal den Stempel nicht weiter . 


gefüllt werden. (D.m.W. 1924, Nr.27) 


Die unspezifische Reizkörperbehandlung der Furunkulose, 2 


Schweißdrüsenabszesse und ähnlicher Erkrankungen der Haut.mit 


_Olobintin empfiehlt Harry Schütz (Leipzig). Die Einspritzungen werden 
auf das Periost der Darmbeinschaufel gemacht (in der hinteren Axillarlinie | 
2 Finger breit unterhalb des Darmbeinkamms). Als Einzeldosen: steigend 


0,5—1,9—3,0 ccm: In toto: 1,0—10,0 com (durchschnittlich ` 4—5.ccm), 


_ drücken kann. Es empfehlen sich vielmehr Spritzen mit Porzellanstempel. ` 
Zum Schutz der eigenen Hände gegen die Hitze benutze man dicke Gummi- 
' handschuhe (Sektionshandschuhe), die vor dem Anziehen. mit kaltem Wasser 


und zwar auf 1—8 Injektionen verteilt (durchschnittlich 3). - (D. m. W, 


1924, Nr. 27.) F. Bruck, 


Über die Behandlung der tiefen Pyodermien äußert sich Peyri wie 


folgt: Sie kann eine lokale und’ eine allgemeine sein. Die lokale erstreckt 


sich auf die Eröffnung des Eiterherdes und vorsichtige antiseptische Behand- 


` . 


lung. Zur Allgemeinbehandlung eignen sich die Zinnsalze, besonders 


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. die geringen Beschwerden der ‚Kur. 


Hoffmann und H. Th. Schreus (Bonn) mit. 
‚Syphilis recht brauchbar und mindestens so kräftig wie Bismogenol und 


Infektion, herbeizuführen. 


» 


1190 


BE ©. 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34 


DE 7 u 24. August 
| | 


das kolloidale Metall, wie solches mit einem Zusatz von T.appa-Extrakt unter 


dem Namen Bardanol (in Spanien) im Handel ist. Man gibt dreimal täglich 
‘einen Eßlöffel, entsprechend 15 cg des Metalls. 


Die günstigen Erfahrungen 
des Verfassers erstrecken sich auf die Behandlung verschiedener Fälle 


tiefliegender Follikulitis, Staphylokokkenmykosis des Bartes, verschiedene 
Formen von Furunkulose usw. (El Siglo med. 1924, S. 13.) 


.Eine eigentümliche Art der Lopusbehandlung wird von Boinet 


‚genannt. Von 2 Frauen, die mit starkem Gesichtslupus behaftet waren, 


ließ sich die eine innerhalb 4 Monate 1500, die andere in 9 Monaten 
4000 Bienenstiche ‚setzen. In beiden Fällen trat schnelle Heilung ein, 
obschon bei der einen Frau schon seit 13 Jahren die Krankheit bestand. 
Bemerkenswert sind die schnelle Immunität gegen das Bienengift sowie 
(El Siglo med. 1924, S. 143.) 
Bachem (Bonn). 
Ihre Ea mit dem Wismutpräparat „Mesurol“ teilen Erich 


Das Präparat ist bei 


Milanol. Eine genaue Überwachung,‘ besonders des Urins, ist nötig. In 
bezug auf Schnelligkeit der Wirkung auf alle Erscheinungsformen der 
Syphilis steht es dem Quecksilber zum mindesten nicht nach und leistet 
vielleicht auch in der Dauerwirkung nicht weniger als dieses. Aber auch 
Wismut vermag keine sichere Heilung in allen Fällen, besonders bei älterer 
(D.m.W. 1924, Nr. 25.) 


Als ein gut wirkendes Wismutpräparat empfiehlt Friedrich Dietel 
(Erlangen) das Mesurol (Bayer). Es wird wöchentlich dreimal 1 cem 
davon intraglutäal injiziert. In der Regel kommen auf eine Kur 15 (bis 
20) Einspritzungen. Wie bei anderen Bi-Präparaten war auch hier von 
der 4.5. Injektion an Epithelurie zu beobachten, während weitergehende 
Nierenschädigungen nie gesehen wurden (genauere Urinuntersuchung min- 
destens 2mal wöchenuich!). . Die Bi-Ablagerungen an der Schleimhaut 


(Zahnfleisch, Zungen- und Wangenschleimhaut) sind nur vorüb ergehender 
Natur. (M.m.W. 1924, Nr. 27.) | 


Das französische Medikament Stovarsol, ein organisches DEN 
wird von L. v. Zumbusch verworfen. Das innerlich genommene Mittel 


‚ soll einen „sicheren. Schutz“ gegen eine syphilitische Ansteckung gewähren. 


Bis zu mehreren Tagen nach der Infektion soll es selbst massive Infektionen 
unschädlich machen. Der Verfasser weist auf die große Gefahr hin, die 


darin liegt, daß das Publikum in Sicherheit gewiegt wird mit der Angabe, 


durch jenes Mittel könne die Syphilisansteckung sicher verhütet werden. 
Er fordert daher, daß der Verkauf des Präparats durch die zuständige 


Behörde so lange verhindert werde, bis eine ausreichende Prüfung von 


berufener Seite stattgefunden hat. (M.m.W. 1924, Nr. 24.) F. Bruck. 


Bücherbesprechungen. 


Aßmann, Die klinische Röntgendiagnostik der inneren Erkran- 
kungen. . 3. vorm. Aufl. Mit 842 Textabb. und 20 Tafeln. 
F. C. W. Vogel. Geh. 48, —, geb. 58, —. 


Nach knapp 3 Jahren erscheint das Abmannsohe Werk der Kli- 
nischen Röntgendiagnostik der inneren Erkrankungen neu bearbeitet in 
3. Auflage. Diese Tatsache spricht schon für die wachsende Anerkennung, 
die das Buch in weitesten Kreisen von Klinikern und Röntgenologen ge- 
funden hat. Der besondere. Wert dieses: Werkes liegt darin, daß es uns 
nicht nur in bester Weise röntgendiagnostische Erkentnisse vermittelt, 
sondern daß diese im engsten Zusammenhang gewertet werden mit den 
Ergebnissen anderer klinischen Untersuchungsmethoden. In fast allen 
Kapiteln wird der Vergleich des Röntgenbildes mit pathologisch-anatomi- 


Leipzig, 


schen Befunden herangezogen und so tritt überall das deutliche Bestreben | 


| Ä Abhandlungen aus der Neurologie, Psychiatrie usw. Heft 25: Leyser, 
zu tage der Deutung des Röntgenbildes eine anatomische Vorstellung zu | 


Grunde zu legen. Dadurch wird das Ergebnis des Röntgenbefundes aus 
der rein spekulativen Betrachtungsweiss herausgehoben und auf eine 
exakte wissenschaftliche Basis gestellt. Alle Einzeldarstellungen sind vom 
Geiste des auf reiche klinische Erfahrungen sich stützenden inneren 
Klinikers durchdrungen, der dem Ergebnis der Röntgenuntersuchung eine 
bedeutsame Rolle im Rahmen aller anderen. klinischen Untersuchungs- 
methoden beimißt und der die Grenzen der Leistungsfähigkeit der einzelnen 
Methoden kritisch abzuwägen versteht. 

"Die 3. Auflage des Werkes ist durch wertvollen Zuwachs an Text 
und ‘Abbildungen merklich umfangreicher geworden im Vergleich zu der 
1. Auflage, Die Gliederung des Werkes in 10 Hauptabschnitte ist dieselbe 
geblieben. — Die ersten Abschnitte über Diagnose der Kreislauforgane 


werden könnten. 


S. Karger, 


haben eine nicht unwesentliche. Erweiterung und Bereicherung erfahren 
durch ergänzende Ausführungen über Volumenbestimmungen des. Herzens, 
und vergleichende anatomisch-rötgenologische Betrachtungen pathologischer 
Herzformen. Gerade hier ist der Vergleich mit den anatomischen Präparaten 
in ausgiebiger Weise zum besseren Verständnis des Roatgenbildeg heran- 
gezogen. 

In dem Kapitel Atmungsorgane wird leider auf eine vergleichende 
Betrachtung zwischen Röntgenbild und: anatomischem Befunde, besonders 
im Kapitel der Lungentuberkulose nicht ausreichend Rücksicht genommen, 
Hier finden noch zu sehr die deskriptiven Bezeichnungen der Schatten- 
gebilde Anwendung, wo. mit Vorteil anatomische Begriffe gebraucht 


Der Abschnitt „Zwerchfell® bringt neue anatomische Bilder und 
wertvolle Ausführungen über die pathologische Physiologie der Zwerch- 
fellbewegung. 

Die MasenDarnerkränkungen sind wesentlich ergänzt und bereichert 
durch die Mitbearbeitung der neuesten Literatur über die Diagnose des 
Duodenalulkus und dessen Folgeerscheinungen. Auch hier ist ein Zuwachs 
an wertvollem ausgezeichnetem Bildermaterial zu bemerken. 

Im Kapitel Nervensystem ist die in jüngster -Zeit zur Methode aus- 
gebaute Pneumenzephalographie mit aufgenommen worden. Ausgezeichnete 


Bilddarstellungen geben eine klare Übersicht über die Leistungen dieser 
neueren Untersuchungsmethode. 


Die letzten Abschnitte über Knochen und Gelenke sind ebenfalls 


durch Bildermaterial wesentlich ergänzt worden. 

Die photographischen Reproduktionen sind trotz der starken Ver- 
kleinerung durchweg als hervorragend gut zu bezeichnen. Auch die Auto- 
typiebilder und der gesamte Druck sind mit größter Sorgfalt ausgeführt, 
Dem Verlage F. C. W. Vogel, Leipzig gebührt für die ganz vorzüglicbe Aus- 
stattung des Werkes uneingeschränktes Lob. Das Werk kann mit vollem 
Recht als das Standardwerk der Röntgendiagnostik innerer Erkrankungen 
bezeichnet werden. L. Küpferle (Freiburg i. B.). 


Wintz, Die Röntgenbehandlung des Mammakarzinoms. Mit 4 Ab- 


'bildungen und 82 Lichtdrucktafeln. Leipzig 1924, Georg Thieme: Ge- 
bunden 27,— GM. l l | 


Die Veröffentlichungen von Wintz zeichnen sich immer dadurch 
aus, daß sie sich stets nur auf eigene Spezialforschungen stützen. 
Wintz übernimmt nie einen Erfahrungssatz anderer ohne weiteres, er prüft 
stets alles vorber mit neugeschaffenen kritischen Methoden und kommt 
dadurch zu eigenen Resultaten. Diese bewährte Arbeitsweise zeigt sich 
auch. wieder in dem neuen Buche von Wintz. Eine Bestrahlung des 
Mammakarzinoms ist eine technisch unendlich schwierige Aufgabe, indem 
es bis dahin theoretisch unmöglich schien, die ausreichende 
Strahlenmenge auf das erkrankte Gewebe zu applizieren. “Hierin unter- 


scheiden sich eben Uteruskarzinom und Brustdrüsenkrebs grundlegend. 


Wintz hat nun ein Verfahren ausgearbeitet, das es ermöglicht, die volle 
Karzinomdosis im Bereich des gesamten Ausbreitungsgebietes zu 
verabreichen. Theoretisch gestützt ist dieses Verfahren durch eine große 


Anzahl hochwissenschaftlicher Meßversuche, die uns in vielen Beziehungen 


Neues gebracht haben. Die Einstellung selbst gestaltet sich verhältnis- 
mäßig einfach. Bostrablt wird ein Mamma-Axillarfeld, ein Supraklavikular- 
feld und ein infraklavikulares Zwischenfeld, unter Umständen kommt dazu 
noch ein Rückenfeld. Wie diese Einstellungen im einzelnen zu erfolgen 
haben, wird an Hand einer großen Anzahl von Abbildungen dargestellt. 


. Diese Abbildungen sind von unendlich hohem informatorischem Wert. Sie 


sind nicht einfache Photographien, sondern Ausschnitte aus einer kinemato- 
graphischen Aufnahme des gesamten Vorgangs. Möge- es uns beschieden 
sein, daß wir, gestützt auf die Wintzsche Bestrahlungstechnik, im Kampfe 
gegen das Mammakarzinom künftighin erfolgreicher sein werden als bisher! 


Otto Strauß (Berlin). 


Herzkrankheiten und Psychosen. 
GM. 4,—. 


Die Geistesstörungen bei Herzleiden sind bis jetzt ein ziemlich dunkles 
und deshalb umstrittenes Gebiet. Auf Grund eigener Fälle und des in der 
Literatur veröffentlichten Materials untersucht L. in kritischer Weise das 
kardiogene Irresein und seine Beziehungen zu Arteriosklerose, progressiver 
Paralyse, Lues, Infektionskrankheiten, autochthonen und psychogenen 
Psychosen. Die beiden Grundfragen: welche Schädlichkeit es ist, die bei 
Herzleiden die Geistesstörungen hervorruft, und unter welchen Bedingungen 
sie wirksam wird, lassen sich nach L. noch nicht beantworten, dagegen 
konnten manche interessante Einzelheiten und auch gewisse Gesetzmäßig- 


"keiten festgestellt werden, so daß man die sorgfällige. Arbeit mit Nutzen 
lesen wird. Edens. 


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Mit 83 Seiten. Berlin 1924, 


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Kongreß- und Vereins-Berichte. 


z.B. über dem rechten Schläfenlappen und legt den M. temporalis darüber.‘ 


München. | 
=. Ärztlicher Verein. Sitzung vom 25. Juni 1924. 


. Bumke: Über Paralyseprobleme. Die Paralyse ist wahrscheinlich 
erst um Jahrhunderte der Syphilis nachgefolgt. In der Leipziger Klinik 
konnts eine Abnahme der Paralyse seit 1918 festgestellt werden; die Tabes- 
ille haben. an Zahl bereits seit 1911 nachgelassen. Eine. Erklärung für 
diese Tatsache läßt sich nicht finden, der Krieg, die Einführung des Sal-. 

` arans u. a. dürften wohl kaum Ursache sein. In anderen Städten konnte 
dieselbe Tatsache festgestellt werden, in wieder .anderen zeigte die Zahl 


'der Paralysefälle keine Abnahme oder eher eine Zunahme., ‘Vortr. hält es | 


fir möglich, daß es sich in den einzelnen Städten endemisch um ver-. 
sebieden- virulente Spirochäten handelt. Auch macht er darauf aufmerk- 
sam, daß ér selbst den Eindruck habe, daß die stürmischen Formen der 
Paralyse iminer seltener auftreten und damit auch die Abgrenzung gegen 
die Hiralges immer schwieriger werde. Fest steht, daß eine Tabes ohne 
vorherige Syphilis unmöglich ist und daß nur ein. bestimmter Prozentsatz 
der Tabiker an Paralyse erkrankt. Das kann kommen 1. von Eigenschaften 
. der Spiroehäten, 2. von Eigenschaften des angegriffenen Menschen oder 3. 
som Hinzutreten anderer exogener Schädlichkeiten zu einer Spirochäten- 


infektion. Daß nur trinkende Luetiker die ‚Paralyse bekommen ist falsch. 


Irieg, geistige Überanstrengungen, die Kultur mit ihrer Entfernung von 
. der Natur, oder Unterschiede der Rasse sind als die Geisteskrankheit aus- 
Iösenden ‚Ursachen abzulehnen. Ob Frühbehandlung der Syphilis einen 
Einloß auf das Auftreten der Paralyse hat, ist recht fraglich. Denn wer 
gar nicht behandelt wird, bekommt Paralyse und gerade die Paralytiker 
wissen oft gar nichts von ihrer Lues. Wer behandelt wird, bekommt eben- 


flls Paralyse, da die Sekundärerscheinungen durch die Therapie verdrängt ` 


verden und so die Möglichkeit zur Geisteskrankheit verstärkt wird. Die 


Inkubationszeit wird immer kürzer, je später jemand infiziert wird. Vortr. 
- glaubt, daß dies daher kommt, daß die Widerstandsfähigkeit des Körpers 


gegenüber der Paralyse mit zunehmendem Alter immer mehr nachläßt. 
‚ Nach Plaut wird die neurotrope Qualität der Spirochäten erst im Körper 
erworben, und zwar zu einer Zeit, in der der Patient schon nicht mehr 
 austeekungsfähig ist. Es ist also eine Leistung des Körpers und der Spiro- 
‚täten: Nach Hauptmanns Theorie bekommen die Leute Paralyse, die 
`. im Sekündärstadium mit ihrer Syphilis nicht fertig werden. Starke Se- 
. kundärerscheinungen stellen nämlich immer eine konstitutionelle Minder- 
: Wertigkeit dar. Bei jeder Paralyse müssen wir zwischen den Entzündungs- 
„‚Srgangen-im Gehirn, die durch das Eindringen der Spirochäten hervorge- 
rien werden und zwischen der Demenz, die durch den aut toxischem Wege 
= ellgenden Abbau des Gewebes erfolgt, unterscheiden. Therapeutisch sah 
Torte; in 9 von 20 Fällen durch Hg-Neosalvarsanbehandlung erhebliche 
Besserung, Von Wagner-v. Jauregg liegen günstige Nachrichten über 


iabehandlung vor. In Leipzig ließ sich zwar damit keine Heilung, , 


Aber wesentliche Besserung erreichen. Die Erfolge richten sich in der Be- 
“rung sehr nach dem Krankenmaterial, an dem sie gemacht worden sind. 
ë leuten, an die beruflich und gesellschaftlich große Anforderungen ge- 
Fa werden, genügen die Resultate meistens nicht. Anders bei Patienten, 
s auf einer primitiven Stufe stehen. '- Bei strengem Maßstab sah Vortr. 

| “mals, eine Heilung, konnte auch in der Literatur keine finden. . 

<> Boström: Über Hirntumoren. Vortr. gibt einen Überblick über 


sm gesamtes Leipziger Hirntumormaterial — lauter selbst beobachtete 


Alle mnerhalb 3 Jahren. Es handelt sich um 72 Tumoren, wobei unter 
| Genes, jeder raumbeengende Prozeß in der Schädelhöhle, gleichviel. welcher 
a = histologischen Zusammensetzung, verstanden wird. 40 Fälle 
u ‚Operation oder Sektion völlig geklärt. Von diesen 40 Fällen 
‚. murde Zima] die Diagnose Tumor überhaupt nicht’gestellt, 1mal zu Unrecht 


Wade ur Ze ie A 


“ydrozephalus!), Imal wurde nur „Tumor“ diagnostiziert, Lokalisation 


var nicht möglich. 5mal war Lokaldiagnose unmöglich, Amal wurde sie 


wr vermütet. Bei den übrigen 27 Patienten war die Diagnose möglich . 
Hypophysentumoren wurden, röntgenologisch sicher ge- 


; ind zutreffend. 6 
| s +, Zur Prage der Operation ist zu sagen, daß mit der Möglichkeit 
Hort RE gleichzeitig die Indikation zur Operation gegeben ist. Die 

atát bei operierten und nicht operierten Kranken war gleich; aber 
ach 6 teilweise exstirpiert werden. Die besten Chancen gaben die 


teile. Entlastung) vorgenommen. 11 starben, 3 heilten völlig, 4 mit Defekt. 


u en br nn 
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R i : , ' 
atlastung dem Balkenstich vorzuziehen, 2mal hatte die Trepanation 
ziemlich ° großen 


Ausfallsersch einu 


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‚ 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ni: 34. 


viele. Operierte konnten wesentlich gebessert werden., 3 Tumoren konnten’ 
sten. In 23 Fällen wurden Entlastungsoperationen (Balkenstich oder 


^i den übrigen kein Erfolg. Vom neurologischen Standpunkt ist die breite | ( 
| standes, den die Gewebe dem elektrischen Strom ‚entgegensstzen, Tumor- 
gewebe von, Nervengewebe unterschieden werden kann. Wanner lenkt die 


Gehirnprolaps zur Folge, ohne daß besonders schwere on, Ne ‚webe Unterscl we 
Aufmerksamkeit auf die Benützung der Stimmgabel auf dem Kopf, mit der : 


An one ngen aufgetreten wären. . Deshalb macht man die Trepa- 
E a Stellen, wo wichtige Hirnteile nicht geschädigt werden können, 


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Auch zwei Entlastungen werden empfohlen, um den Druck zu- verteilen. 


` Hier ist das-Hinterhaupt des weiteren zu empfehlen, weil sich die Nacken- 
muskulatur darüber‘ legt. Den Ort da zu wählen, wo. man den Tumor. 


vermütet und wò man hofft, ihn event. herausschälen zu können, kann zu 


‚enormön Prolapsen führen. Die Prognose hängt von der Frühstellung der 


Diagnose und von der Art des Tumors ab. Die Hirntumoren machen an- 


‘fangs recht geringe Erscheinungen. Kopfschmerz. tritt. nur in der Hälfte 
der Fälle auf; bald finden sich Sehstörungen, später. Krämpfe. Die Kranken ` 


mit Stauungspapille bekommen rascher allgemeine Erscheinungen. Manch- 


mal Beginn nur mit Hörstörung. Manchmal versteckt sich der Tumor hinter _ 


psychische Erscheinungen. Man soll nicht jeden Fall mit Kopfschmerzen, 
aber jeden neurologisch aussehenden Fall ophthalmoskopisch untersuchen, 


da in 25°/, aller Tumoren Stauungspapille ‚nachweisbar ist, besonders bei, 


Zysten, Abszessen, Stirohirn- und Hypophysentumoren. Fast niemals fehlt 
sie bei Kleinhirn- und Hinterhauptstumoren. ' Die Röntgenuntersuchung hat 


nur Wert bei Tumoren, die mit den Knochen in Berührung kommen, ferner . 


bei Erhöhung des allgemeinen Hirndrucks, wo sich. dann Erweiterung der 


Nähte und Impressionen und Verbreiterung der Sella tureica zeigt. Bei 
Kleinhirnbrückentumoren besonders im Akustikuswinkel wuchern die Ge-. 


schwülste in den: Meatus acusticus hinein, erweitern ihn ‘und lassen diese 
Erweiterung auf der Röntgenplatte nachweisen. | ee : 


Sitzung vom 9. Juli 1924. 


` Sauerbruch: Die Chirurgie der Hirngeschwülste. Vortr. sah von 
. der chirurgischen Therapie der Hirngeschwülste — nur in 7 Fällen war 
die Radikaloperation möglich — wenig günstige Erfolge. Warum wird so’ 


wenig erreicht? Schuld trägt 1. die Schwierigkeit der Diagnosenstellung, 


‚doch ist es damit besser gestellt als man meint. In 75% aller Fälle 
kann wenigstens -die Diagnose auf Tumor gestellt werden, in 300), ist ge- 


nauere Lokalisation möglich; 2. die‘Indikation zur. Operation, die sofort 
gegeben ist, wenn ein Geschwulst diagnostiziert oder mit Wahrscheinlich- 


keit vermutet wird; 3. die technische Durchführbarkeit der: Operation 'und: 
Störungen während ` derselben.. Die Operation ist heute ohne große. tech- 
nische Schwierigkeiten möglich, unangenehm aber wird. ihre Rückwirkung‘ 
auf das Gehirn und den Kranken. Eine größe. Zahl Patiosnten bekommt 
mit der Eröffnung des Schädels Zustände von, Herz- und Atemlähmung . 


durch die plötzliche Änderung des Druckes und der 'zirkulatorischen Ver- 


- hältnisse; 4. die Folgen und Komplikationen. ‚Die operativ bedingte Mè- 


ningitis läßt sich völlig vermeiden. Zirkulatorische Störungen. mit:Steigerung 


des Hirndrucks finden sich besonders dann, wenn die Operationsöffnung zu 
klein gemacht wird, das Hira sich in die Lücke preßt und zum allgemeinen ` 
nun noch der lokale Hirndruck kommt. Da bei den Hirnkranken häufig 
Reflexe (wie z. B. der Schluckreflex) fehlen, treten leicht Schluckpneumonien . 


auf. Gegenüber anderen Operationen, wie der Bauchhöhle, ist. die Über- 
sichtlichkeit bei der relativ kleinen Operationsöffnung viel. schlechter und 
Unterschiede in Konsistenz sind nur schwer durch Pälpation nachweisbar. 


Störend wirkt ferner die starke Blutung bei Eröffnung des Schädels, oft 


schon bei Durchtrennung der Haut, des weiteren nach Eröffnung stark ge- 


‚stauter Venen; 5. ‘das Wesen der Geschwülste; besteht doch ein großer | 
Unterschied zwischen einer schön umschriebenen; gut ausschälbaren Zyste 


und einem stark diffus wuchernden Gliom. Frühe Diagnosenstellung: auf 
röntgenologischem Wege läßt häufig im. Stich. Zur Lufteinblasung in die’ 
Ventrikel hat Vortr. kein Vertrauen. Die Neißersche Punktion lehnt er 


` wegen ihrer üblen Folgen gleichfalls’ab, wird doch tödliche hämorrhagische | 


Infarzierung des Gehirns sowie Verletzung der Arteria meningea media mit 
Hämatombildung oft beobachtet, Man muß auch bedenken, daß die Punk- 
tionsnadel immer nur einen ganz kleinen Gehirnteil trifft, man deshalb oft 


und an vielen Stellen punktieren muß, was für das Gehirn schädlich ist. 


Was die Frage betrifft, ob man 1l- óder 2zeitig operieren soll, ist zu be- 


achten, daß. beim zweizeitigen Vorgehen die akuten. Schwankungen im 


Druck wegfallen. Aber es’ hat den Nachteil, daß das Entstehen von Gra- 
nulationsgewebe nach dem ersten Eingriff die Übersicht. im Gebiet sehr 


' erschwert., Zur Frage einer Probekraniotomie, ähnlich, der. Probelaparo- 
tomie, ist zu sagen, daß die Meningitisgefahr" dabei sehr gering ist und. 
nur die Gefahr des Todes durch starken Hirndruck in Betracht ‚kommt. . 


Der hohe Hirndruck findet: sich aber fast nur bei großen und malignen 
Tumoren, die ja doch zugrunde gehen würden. In der Diskussion weist 


Redwitz auf ein von Meier (Charlottenburg) mit dem Physiker Schlüter ` 


ausgearbeitetes Verfahren hin, bei dem durch Vergleichung des Wider- 


sich über Geschwülsten — ähnlich dem Schwabachschen Versuch — 


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ist ohne Einfluß auf die Reaktion. 


1192 


Unterschiede finden lassen. Mehrere Redner betonen noch den Erfolg von 
therapeutischen Röntgenbestrahlungen. 


Sitzung vom 16. Juli 1924. | 
Polano und Dietl: Hautsekretion und Hefegärung, ein Beitrag 


zur Frage des Menstruationsgiites. Die weibliche Keimdrüse bringt bei 


der Menstruation Störung in das Gleichgewicht der Sekretionen. Der Volks- 
glaube schreibt Menstruierenden eine Giftwirkung zu, so sollen Blumen 
welken, wenn eine solche Frau sie eine halbe Stunde in der Hand gehalten 
hat oder wenn sie in die Milch menstruierender Ammen gebracht werden. 
Die Wissenschaft war in ihren Ansichten darüber gespalten. Verschiedene 
Autoren glaubten, daß der Schweiß parasympathisch wirke und daß das in 
ihnen enthaltene Cholin die Ursache sei, Polano und Dietl versuchten 
seit 3/, Jahren diesem Problem näherzukommen. Dabei bemühten sie sich, 
daß die Vorgänge, die studiert werden sollten, möglichst klar und einfach 
sind, daß sie sich möglichst häufig. zu einer bestimmten Zeit ins Werk 


setzen lassen und daß sie meßbar sind. Aus diesen Erwägungen heraus 


prüften sie den Einfluß des Schweißes menstruierender Frauen auf die 
Gärung ein und derselben Hefegattung. Sie nahmen nur die Absonderung 


der Hohlhand und der Fingerbeeren, an welchen nur .Schweiß-, aber keine 


Talgdrüsen sich befinden. Es wurden Reihenversuche in der Art angestellt, 
daß Versuchspersonen nach gründlicher Reinigung der Hände ungefähr 


10 Minuten lang untergärige Braunbierhefe der Pschorrbrauerei, die trocken 


ist, kneten mußten. Dieselben Personen mußten dann anschließend eben- 
solche Hefe mit Gummibandschuhen kneten. Von diesen Hefen wurde die 
Gärkraft festgesetzt und als Gärlösung wurde eine Traubenzuckerlösung 
von bestimmter Konzentration genommen. Mit diesen Versuchen ließ sich. 
zur Zeit der Menstruation eine deutliche Beeinflussung der Hefegärung 
feststellen. Außerhalb der Periode war bei Leuten auch mit sog. feuchten 
Händen der Einfluß auf die Gärung sehr gering. Obwohl das eine Mal eine 
Verzögerung, das andere Mal eine Beschleunigung der Gärung auftrat, 
ließen sich nicht zwei Typen unterscheiden, weil eine und dieselbe Person 
plötzlich entgegengesetzt reagieren konnte. Erhitzen der Hefe auf 100° 


Von einem Menstruationsgift zu sprechen, das die Wirkung hervor- 
ruft, ist nicht statthaft. Denn auch außerhalb der Periode läßt sich ein 
schwacher Einfluß auf die Hefegärung feststellen, manchmal sogar bei der 
männlichen Hand. Die Ursache wird darin liegen, daß alle Drüsen des 
Menschen während der Periode eine wesentliche Leistungssteigerung auf- 
weisen. Eine Cholin- oder Arsenwirkung ist nicht die Ursache. Die Men- 
struation ist ein entgiftender Faktor; durch sie werden alle 4 Wochen die 
für die Nichtschwangere nicht  verwendbaren Stoffe ausgeschieden. Die 
Haut und die Uterusschleimhaut sind dabei Erfolgsorgane. 


Jena. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 9. Juli 1924. 


. Jacobi: Über die forensische Bedeutung von Geständnissen in 
der Psychose. Nach Erörterung der verschiedenen psychiatrischen Krank- 
heitsbilder, bei denen es zu fälschlichen Anschuldigungen seitens der 
Kranken kommen kann, wird auf Beispiele in der Literatur hingewiesen, 
in denen über Geständnisse in der Psychose, die objektiv richtig sind, be- 
richtet wird. Anschließend hieran wird über einen Sträfling berichtet, der 
wegen schweren Diebstahls in Haft zur Beobachtung seines Geisteszustandes 
in die Landesheilanstalt in Hildburghausen verbracht wurde und dort re- 
aktiv im Sinne einer Haftpsychose erkrankte. In dieser gestand er, früher 
einen Mord begangen zu haben, der bisher trotz eifrigen Bemühens der 
Staatsanwaltschaft nicht aufgeklärt werden konnte. Die Wandlungen des 
Kranken vor, in und nach der Psychose werden eingehend erörtert. 


Hilpert: Über einen Fall schwerer Migräne mit histologischem 
Befund. Bericht über den in der Psychiatrischen Klinik in Jena im Fe- 
bruar d. J. ad exitum gekommenen Fall von schwerer Migräne mit Halb- 
seitenstörungen, schwerer Aphasie und Dämmerzuständen, über den bereits 
Schob in der Zschr. f. d. ges. Neur. u. Psych. 1916, 35, berichtet hat. 
Es fanden sich massenhaft Corpora amylacea in den Wandungen der stark 
erweiterten Seitenventrikel, deren Ependym schwer geschädigt war. Außer- 
dem zahlreiche Amyloidkörperchen in den Pialscheiden des Optikus. In 
den Seitenventrikelwandungen, besonders um die Gefäße und um den Op- 
tikus dichte Gliarasen. Im übrigen nur vereinzeltes Auftreten von Amyloid- 
körperchen. Große Massen nur dort, wo stärkerer Druck und Stauung bei 
gliareichem Gewebe angenommen werden mußte, wie auch Störmer be- 
richtet hat. — Erklärung der wichtigsten Migränesymptome, soweit sie 
nicht auf Außerfunktionsetzung kortikaler Gebiete zurückzuführen sind, mit 
Transsudation in die Pialscheiden der Gefäße und des Gehirns an Hand 
der Stöhrschen Untersuchungen über die Innervation der Pia. Er- 
örterung der Beziehungen zu dem Amyloidkörperchenbefund. 


mer: 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. u 24; August 
nn nn names em m Lem en mem ernennen nn nn nme ermeserstenn nenne mm 


Boening: Rekurrensbehandlung der Paralyse. Von 30 bisher mit 
Spirochaets recurrens Duttoni behandelten Paralysefällen boten 5.Fälle. 
(Gruppe I: 16,7°/,) eine „vollkommene Remission“ (wiedererlangte Berufs- 


fähigkeit mit keinen oder geringsten psychischen Defekten); 4 weitere 


Fälle (Gruppe II: 18,30/0) eine „unvollkommeno Remission“ (wiedererlangte 
Fähigkeit zu irgend nutzbringender Arbeit und relativ geordnetes Verhalten. 
bei doch nachweisbarem psychischem Defekt); 3 Fälle (Gruppe III: 26,7 %,) 


blieben von der Kur bisher unbeeinflußt; 13 Fälle (Gruppe IV: 43,3%.) 
starben. | 


Die hohe Mortalität war nicht auf die Rekurrensinfektion als solche 


zurückzuführen, sondern auf den Umstand, daß auch schr weit vorge- 
schrittene Paralysen behandelt wurden, die meist erst längere Zeit nach 
Überstehen’ der Rückfallfiebererkrankung, an den üblichen Komplikationen 
vorgeschrittener Paralyse zugrunde gingen., Nur in 3 Fällen (10°/,) war 
war der Exitus als direkte Folge der Rekurrensinfektion anzusehen. Inner- 
halb der Gruppen II und II dürfen in einigen Fällen noch Besserungen 
erwartet werden; auch vom Vortr, wurden noch Monate nach Abschluß der 
Kur eintretende Remissionen beobachtet, wennschon in der Regel die 
Besserungen eher einträten. | Ä 

Die Nachbehandlung bestand in allen Fällen nach dem Vorgang der 
Wiener Klinik in täglicher intravenöser Injektion von 0,15 Neosalvarsan 
bis zur Gesamtdosis 3,0 und gleichzeitiger „Liquordrainage* (Dercum-Höfer), 

Im Stadium initiale in die Behandlung eintretende Paralysen zeigten 
die deutlichsten Bosserungen, ohne daß jedoch frühzeitige Behandlung einen 
guten Kurerfolg verbürgte. Ein Zusammenhang zwischen ‚ Lebensalter 
und Remission wurde nicht deutlich, ebensowenig ein solcher zwischen 
Remission und Höhe, Häufigkeit und Dauer der Fieberanfälle. Auffällig 
war das (auch von anderen Seiten beobachtete) gute Ansprechen der ex. 
pansiv-agitiorten Paralyseformen, die ja bekanntlich auch zu Spontan- 
remissionen neigen, auf die Behandlung. Bei älteren Fällen ist immer 
große prognostische Vorsicht am Platze. 
l Vor einer Überschätzung dieser und der (wohl wesensgleichen) 
Malariabehandlung wird gewarnt. Erst große Versuchsreihen und die ge- 
naue Kenntnis der Häufigkeit von Spontanremissionen werden ein objektives 
Bild geben können. | | | 

Kolle: Über Körperbau und Charakter. Vortr. gibt zuerst einen, 
kurzen Überblick über die bisher zu dieser Frage geleistete Arbeit, nament- 
lich die Arbeit Kretschmers. Seine Grundeinstellung ist a priori kritisch. 
Im Anschluß an Bumke, Ewald, Gruhle lehnt er den Begriff des 
Schizoids ab. Er hat darum seine Untersuchungen auch nur an sicheren 
Schizophrenen gemacht. Diese erstrecken sich über 100 Kranke mecklen- 
burgischen Volksschlages (Heil- und Pilegeanstalt Sachsenberg b. Schwerin 
i.M.). Er fand im Gegensatz zu Kretschmer einen hohen Prozentsatz 
an „pyknischen“ Körperformen, daneben viel nicht rubrizierbare Bilder 
und Mischtypen, während die charakteristischen Typen weitaus in: der 
Minderzahl sind. Dabei hat er die charakteristischen Typen außerordent- 
lich weit gefaßt, wie er an Hand von zahlreichen Tabellen demonstriert, 
Er kommt also zu dem Schluß, daß — jedenfalls für das von ihm unter- 
suchte Menschenmaterial — keine eindeutige biologische Affinität be- 


stimmter Körperbautypen zum schizophrenen Formenkreis besteht, und hält 


mit Bumke damit die Kretschmersche Lehre in ihrer ursprünglichen 
Gestalt widerlegt. Allgemein weist er auf zahlreiche Unklarheiten und 
Ungenauigkeiten der Kretschmerschen Arbeit hin und weist os schärfstens 
zurück, daß Kretschmer seine Lehre eine exakte naturwissenschaftliche 
Körperbaulehre nennt. Die Kretschmerschen Ausführungen über die 
Normalen und Genialen scheinen ihm ein Hinweis darauf zu sein, wie wi 
kritisch Kretschmer vorgegangen ist und wie er versucht hat, zugunsten 
seiner vorgefaßten „Intuition“ die Wirklichkeit umzubiegen. Nur durch 
exakte und immer wieder neue Untersuchungen an großen Reihen von: 
Kranken und Gesunden, nicht aber durch bloßes Theoretisieren vom grünen 


Tisch aus könne es deutlich werden, was von Kretschmers Aufstellungen 
sich als haltbar erweisen wird. (Autoreferate.) 


Sitzung vom 23. Juli 1924. 


Berblinger demonstriert 1. unser Hinweis auf seinen früher in der 
Gesellschaft gehaltenen Vortrag über die Pathogenese der Dystrophia 
adiposo-genitalis einen symptomlos verlaufenen Hypophysentumor be 
einem 62jährigen Mann (Körperlänge 170 em, Körpergewicht 73 kg). Dei 
Tumor, der sich extrasellar ausdehnt, den Zwischenhirnboden muldenartii 
zurückgedrängt hat, ist histologisch ein Hauptzellenadenom, umgeben vor 
einer Schale von Hypophysengewebe. Vom sog. Zwischenlappengewobt 
Biedls „Stoffwechseldrüse“, ist mikroskopisch nichts mehr nachzuweisen 
Der Hinterlappen ist auf eine ganz schmale Zone reduziert. Auch diest 
Fall ist eine Stütze für die vom Vortr. an verschiedenen Orten vertreten 
Auffassung, daß für alle hypophysären Krankheitsbilder die Veränderun 
der eigentlichen Prähypophyse in den Vordergrund zu stellen ist. 


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= Zitbelalementen als zweifellos zu erklären. 


Biner Sog. Hydronephrose das Nierenbecken ausgeschaltet, so entwickeln 


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.. _Bistologisch fand sich als: Grundlage für die Lebervenenthrombose 


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2, demonstriert der Vortr. eine ehr seltene Beobachtung, soweit er ` 
dis s ii kennt, die einzige von metastasierendem ‚Karzinom der 
* Zrbeldrüse. Der Zirbeltumor findet sich bei einem ö2jährigen seit drei- 
viertel Jahren kranken Mann, der Symptome einer Hirngeschwulst (Kopf- 
- ‚schmerzen, Augenmuskellähmung) darbot, außerdem die. Zeichen ` einer 
;, schlafen Paraplegia inferior. Für die klinischen . Erscheinungen hat 
die ‚Sektion die anatomischen Grundlagen . ergeben, nämlich. einmal: den 
erwähnten Zirbeltumor, dann dessen Metastasen in zerebrospinalen Nerven- 
‘ yarzeln und in der Cauda equina, ferner ein Übergreifen meningealer Me- - 
“tastasen auf das Lumbalmark. In den -Keimdrüsen des Mannes ‚konnte 
- "York: keine Veränderungen feststellen,. die die absolut sicheren ‚Folgen 
` veränderter Zirbelfunktion sein konnten. Der Testis bietet, abgesehen von ` 
.dem Stillstand der Spermiogenese, das Bild partieller Unterentwicklung. - 
: Unter. ‚den Zellen des Epiphysenkarzinoms wie Seiner - - Metastasen sind 
"typische Elemente mit Kerneinschlüssen zu finden. Vorti. hat schon. 
früher auf die Bedeutung dieser Einschlüsse - ‚hingewiesen und hinweisen 
Jassen; welche uns in den Stand setzen, den en des Tumots von den | 


‚ein, mal Entzündungszeichen . ‘an. nicht- thrombosierten. Venen fehlten. 
Ätiologisch ist der vörliegende Fall unklar, kein -Anhalt für Lues. 


Untersuchungen der: ‚menschlichen Epithelkörperchen: im‘ Senium unter 
‚gleichzeitiger Berücksichtigung: der. Skelettbeschaffenheit: orgaben i in 19 Fällen 
‚von senilor Osteoporose stets’ Wucherungen' der Hauptzellen in: einzelnen 
‘oder mehreren Organen; 2mal fanden sich. "typische Hauptzellenadenome. 
‘Der Umfang der. "Wucherungen : entsprach ‚nicht durchaus. der Größe der 
. Knochenveränderungen. Am: gleichen‘ Material konnte’ ‚gezeigt worden, daß 
‘das Auftreten ozyphiler. Zellen nicht, wie Koopmann. annimmt, vom Alter 
` allein abhängig sein kann. Wucherungen ` ‘und typische Adenom& der oxy- 
philen Zellen wurden in mehreren Fällen von senilem Diäbetes, : in allen 


thelkörperchen‘ anzusprechen... Im Anschluß an die neuesten Untersuchungen 
‚Freudenbergs und. Gyorgys,; ‚sowie Rabls' über den. Vorgang der phy- 
‚siologischen. Verkalkung.' glaubt der Vortr.. ‚schließen. zu: können, ‚daß den 


a Über experimentelle Hydronephrose. Vortr.. berichtet über. da: 
“ii experimentell erzeugter Hydronephrose auf Grund von Unter- . 
‚ „ süehüngen, die Dr. Kitani aus Japan auf Veranlassung des Vortr. 
im Pathologischen Institut der Universität’ Jena im letzten Jahre . ‚ausge- 
< führt hat. Dr. Kitani wird darüber in einer ausführlichen Arbeit in einer’ 
< deutschen Zeitschrift Mitteilung machen. ` Vortr. beschränkt sich deshalb 
`- darauf-hier nur die Resultate anzugeben, welche sich unter 
. Verwendung der vitalen Karminfärbung haben gewinnen lassen. . I. Wenn 
ein Ureter fast 1 Jahr unterbunden ist, an den Hauptstücken und RS 
 -Tührei der Niere weitgehendste Atrophie. eingetreten ist, sind die Glomeruli 
zum größten Teil noch in ihrer Struktur intakt. 2. Wird zur Erzielung 


“erste Phase der Verkalkung: die Bindung organischer Kalksalze zukommt, 
' während die oxyphilen’ Zellen wahrscheinlich. mit der zweiten Phase der 
Verkalkung: der ‚Abscheidung - "und Wiederauflösung der Kalksalze in den 
Grundsubstanzen insofern in Verbindung | zu : bringen. ` :sind, als sie eine 
_ Übersäuerung des Blutes und die damit verbundene Störung: der Verkal- 


sind notwendig, zum Teil bereits im Gange. 

Brinkmann: Zur Serologie der aktiven Tuberkulose. Die zur 
Verfügung stehenden Reaktionen sind spezifische , und unspezifische, Letztere 
beruhen als’ sog. 'Labilitätsresktionen auf Veränderungen des Eiweißquo- 
tienten in Serum und Plasma. In Zusammenhang mit :den spezifischen 


"sieh hochgradige hydronephrotische Atrophien rascher. 3. Wird nach An- 
legung einer Hydronephrose durch Unterbindung des Ureters- dicht. über. 
der Harnblase der Ureter später in die Haut eingepflanzt, so tritt wieder. 
eine Drinabsonderung ein, und die Erholungsfähigkeit der Niere scheint 
eins größere zu sein, als man bisher angenommen hat. : 4. Wird vom 
‚Nierenbecken bei einer hydronephrotischen Atrophie ohne Anwendung von 
. besonders hohem Druck Farbstoff 'eingespritzt, so’ wird derselbe. von den 
-Venen um die Papillen aufgenommen, z. T. im Unterhautzellgewebe des 
- Tieres unter sichtbarer Rotfärbung ee lagert, und dùrch die gesunde Niere 
ausgeschieden. 

Vortr, weist besonders darauf hin, daß "die Art des Glomerulus- 
interganges in der hydronephrotischen | Niere schließlich dadurch zustande 
- "kommt, „daß ein Schlingenkollaps auftritt, wenn: der Druck in der- Kapsel 
größer ist, als der Druck in den Kapillaren*; daß aber der Schlingen- 
Ale zunächst ein partieller ist und dann erst ein totaler wird, und die 
 Glomeruli, wenn sie atrophieren, erst sehr spät und allmählich 'hyalin . 
werden, Der Untergang des Glomerulus ist dadurch von dem in väsku- 


die Fornetsche Agglutinationsprobe und die: Komplementbindungsreaktionen 
unter besonderer Betonung der Wassermannschen, von den unspezifischen 
‘ die Reaktionen nach Sachs und v.Oettingen, Frisch und Star- 
| lingen, Mätefy, Daranyi, Sachs und Klopstock,. ‚Reitler und be- 
sonders die Bestimmung der: ‚Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit. ` ‘An 
der Hand vergleichender Untersuchungen an über 200 Seren läßt sich eine 
weitgehende Übereinstimmung der. Wassermannschen- und, Sachs-Klopstock- 
schen Reaktion und beider wieder mit den Werten’ der Blutkörperchen- 


' bestimmtes Verhältnis zum Ausfall der verschiedenen Hautreaktionen nicht 
ableiten. Der Ausfall der serologischen Reaktionen - hängt ab von der Aus- 


-schen Sinne). Charakter des tuberkulösen Prozesses. Die 'Wa.R. erwies 
sich als hinreichend spezifisch, Pösitiver Ausfall spricht für aktiven Prozeß, 
l negativer schließt einen ’ solchen nicht aus.” ‚Obwohl die ‚serologischen 
Reaktionen, besonders die. Wassermannsche. ‘bei: initialen Fällen im allge- 
meinen versagen, wurde. mehr weniger starker positiver Ausfall’bei zunächst 


Po Re Schrumpfnieren ‚deutlich en = es "o unsicheren Verdachtsfällen. gelegentlich. doch noch vom weiteren klinischen 
von einer „gl 7 en von einer hydronephrotischen Sc nn A IETS hl Verlauf bestätigt. Bei wiederholten Untersuchungen ist der Ausfall des 
dem: Ännklpatbogen : Fe p g T sprechen. Die maß. Fe Fe 'Tuberkulose-Wassermanns (wie auch -der Sachs-Klopstockschen Reaktion) 
Feststellung a 7 ae Yorgenomimen, R E wechselnd, erwies sich hierbei gelegentlich aber als feineres Prognostikon 

5. CARON | | als z.:B. die Gewichtskurve. In: desolaten Fällen wird ante exitum Ab- 
ia Husten berichtet unter Vorweisen - der Präparate: 1. über zwei | fallen der Werte. der Wassermannschen und der Labilitätsreaktionen beob- 
holaa, ungen von intrahepatischem Gallengangskarzinom (primäres | achtet, weil ‘der erliegende Organismus bei erschöpftem Kreislauf nicht 
 „Mölangozelluläres Leberkarzinom) bei einem 73jährigen und einem 75 jährigen . mehr die genügende Kraft zur ‚Ausschwemmung von Riweißabhauprodukten 
a Beide Karzinome fanden: sich- in nicht : zirrhotisch veränderten | in die Blutþahn aufbringt. Auf Grund der weitgehenden" Üb ereinstimmung. 
Ey und waren von knotiger Form. Auffallend war .bei' dem ersten | -des  Ausfalls der Wassermannschen und einzelner Labilitätsreaktionen 


e die starke Metastasenbildung, die das Skelettsystem bevorzugte. 


y <2 über einen Fall von Endophlebitis. hepatica ‘obliterans bei einem : 
rigen Mädchen. Es erkrankte mit Müdigkeit in den Beinen, 14 Tage’ 
A trat ein pralles Ödem beider Beine auf. Einen Tag später Bewußt-, 
igkeit, Im Urin fand sich ‚reichlich Blut. und Eiweiß. Unter urämischen 

"scheinungen Tags darauf Beine 
<P athologisch- anatomisch fand sich eine Thrombose der Vein ETA 
‚ Stanun während in der Leber im allgemeinen: das Bild stärkster 
in ungsrophi überwog, fanden sich in anderen Partien, so besonders 
- Sproche geschwulstartig vergrößerten: Lobus caudatus Bilder einer ausge- 
größe nan yp Portrophie, Die Vena cava. inferior war zwischen dem ver- 
chens a Lobus caudatus und dem rechten ‚Leberlappen eingeengt und, 
0 wie ihre” Wurzeläste, bis auf ein. geringes Restlumen thrombosiert. 


(Sachs-Klopstock, Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit) wird angenommen, 


Die Wa.R. wäre dann nur als besonders feine’ physikalisch- chemische Me- 
thode zum Nachweis der gleichen Veränddrungen..des Bluteiweißquotienten 
| anzusprechen. ‚Wassermann und: Sachs- -Klopstock lassen sich quantitativ 
gestalten durch Austitrieren. der positiv reagierenden Seren. gegen fallende 
Dosen Antigen bzw. Chlorkalzium-Lezithin. Der Ausfall. der Wa.R. wird 
schärfer, wenn man nach Wassermanns neuester Modifikation das Antigen 
mit Lezithin beladen über Nacht auf. Eis stehen läbt..  (Autoreferate.). 


Ä 2 Wien. | 
| | Geseilschait der Ärzte. ‚Sitzung. vom 13. Juni 1924. 


En W. Schiller berichtet über eine 43jährige Frau, die nur riie 
einer Behandlung mit Röntgenstrahlen von einem lebenden Kinde. ent- 


a oliferation der Venenintima, woran sich die Thrombose an der Ein- ‘bunden werden konnte. Pat. wurde am 4. November 1922 ins Frauen- 

an der Lebervenen in die Vena.cava inferior anschloß. Die - hospiz aufgenommen; sie hatte 1906 und 1912 spontan abortiert und hatte 

wen Zeigten akute Parenchymschädigungen, reichlich. ‚Erythrozyten und 1918 wieder starke Blutungen.. Ein Frauenarzt, an den sich Pat. wendete, 
“in den Kanälchen, keine Nekrosen. 


stellte die Diägnose auf’ omata uteri und schlug der Pat. Vor, sich 


wird: ‚besprochen. die Wildbolzsche Eigenharnreaktion, von den spezifischen 


1924 —MBDIZINTSO HE KLINIK — N. Be a 
"Hustön tritt für de Deutung, der Venenverknderung. a sklero | 


Danisch: Epithelkörperchen . und Verkalkung. . Systematische 


Fällen von stärkerer Arteriosklerose; sowie bei. ‚Nierenerkrankungen beob-. 
„achtet. Die oxyphilen. Zellen: sind. als. funktionierende: Elemento der‘ Epi- - 


‚'Hauptzellen der Epithelkörperchen eine physiologische Bedeutung für die ` 


kungsvorgänge ‚paralysieren. Weitere Nachprüfungen. der‘ genannten Ansicht 


| senkungsgeschwindigkeit feststellen, ‚dagegen eine Gesetzmäßigkeit für ein. 


dehnung, dem anatomischen und immunbiologischen (allergische: im Ranke- : 


daß die Reaktionen . durch. die gleichen Eiweißalterationen bedingt sind.: 


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1194 


| 1994 — MEDIZINISCHER KLINIK — Nr. 34 24. Angust 


operieren zu lassen. Pat. lehnte die Operation ab. 1920 konsultierte Pat. 
einen anderen Gynäkologen, der ihr die Röntgenbehandlung vorschlug. 


Pat. ging auf diesen Vorschlag ein und wurde während der Jahre 1920 
und 1921 mit Röntgenstrahlen behandelt. Die Kastration gelang jedoch 
nur unvollkommen. Pat. hatte bis Jänner 1922 Blutungen und wurde 
damals gravid. ` Als Pat. aufgenommen wurde, war nach dem ganzen Be- 
funde der Ausbruch eklamptischer Anfälle zu befürchten. Tatsächlich 
stellten sich die Anfälle auch ein und die Entbindung wurde mittels hoher 
Zange durchgeführt. Das Kind war zunächst etwas asphyktisch, konnte 


aber wiederbelebt werden. Pat. hatte bis zum .6. Tage normale Tem- 


peratur, am 7. Tage trat Fieber ein. Die Beschwerden der Pat. wurden 


auf die Nekrose von Myomknoten bezogen. Es wurde nun die supravaginale 
Amputation vorgenommen und Pat. verließ nach 14 -Tagen die Anstalt. 
Bei der anatomischen Untersuchung des Präparates wurden viele Myom- 
knoten gefunden. 'Myome erschweren die Befruchtung und Austragung des 
Ries infolge der Veränderung der Schleimhaut und der vielen Buchten des 
Cavum uteri (Olshausen, Landau usw.).. Es ist also nieht erstaunlich, 
daß angesichts des Vorbandenseins des Uterus myomatosus Pat. früher 
nicht ausgetragen bat. ° Nur die Röntgenbestrahlung hat dies ermöglicht, 
weil es unter ihrem Einfluß zur Rückbildung der Myomknoten kommt. 
Auch Blutungen infolge von Metropathie hören unter dem Einfluß der 
Röntgenstrahlen auf. Die Sterilität, die sich infolge der Röntgenbestrah- 
lung entwickelt, kann auch zeitlich begrenzt sein, so ist. z. B. ein Fall 
bekannt, in dem nach l4jähriger Sterilität wieder eine Konzeption ein- 


getreten ist. Fälle, in denen nur durch Röntgenstrahlen das Austragen 
eines Kindes ermöglicht w 


urde, haben Schumann, Zangemeister und 
Steiger beschrieben, > l l i 


E. Redlich stellt ein 16jähriges Mädchen mit Narkolepsie vor, 
Dieses Krankheitsbild wurde Ende der Siebzigerjahre zuerst von G6lineau 
beschrieben; später haben Westphal, Gowers und andere Autoren ein- 
schlägige Fälle publiziert. Der Symptomenkomplex ist im allgemeinen 
nicht sebr gut bekannt, aus weichem Grunde Vortr. diesen Fall demonstriert. 
Es werden manchmal Fälle als Narkolepsie beschrieben, welche die typischen 


Symptome nicht bieten. Vortr. hat 9 Fälle von Narkolepsie gesehen und 
ist darum der Ansicht, daß diese Krankheit nicht so ganz selten ist. Pat. 


ist in der Entwicklung etwas zurückgeblieben (Menses seit dem 15. Lebens- 
jahre), hat im Alter von 3 bis 4 Jahren an Enuresis nocturna gelitten, 
‘die dann wieder verschwand, wieder auftrat, um für immer zu verschwinden, 
Pat. ist nicht hereditär belastet. Pat. hat seit 5 Jahren narkoleptische 
Anfälle: sie schläft mehrmals während des Tages ein, beim Sitzen, Gehen, 
Stehen, Arbeiten, und wacht, wenn sie beim Gehen eingeschlafen ist, auf, 
sobald sie irgendwo anstößt. Der Schlaf ist ein ganz regulärer Schlaf und 
dauert wenige Minuten. Der Nachtschläf ist meist gut; nur selten spricht 


Pat. im Schlafe, Bei der Narkolepsie ist neben diesen Schläfanfällen, die | 


das auffälligste Symptom sind und nach denen die Krankheit ihren Namen 


hat, eine zweit& Reihe von: Symptomen vorhanden. die auch bei der de- 
monstrierten Pat. nicht feblen. 


Bei Affekterregung, 2. B. beim Lachen, 
knickt Pat. ein und droht umzufallen. 


Pat. hat keine epileptischen An- 
fälle, keine Anfälle von Bewußtlosigkeit, keine hysterischen Zustände. Die 


von Henneberg kataplektische Hemmung genannten Symptome nennt 
Vortr. effektive Tonusblockade. Es tritt ein Verlust des Muskeltonus 
ein: im gesamten Gebiet der quergestreiften Muskulatur oder in einem Teil 
derselben. .Der Unterkiefer sinkt z. B. nach unten; bei der Schilderung 
seines Anfalles sinkt ein Pat. auf den Boden, Ein Pat. aus der Beobachtung 


des Vortr. ist ein 22jähriger Mediziner, der 'seit Jahren bei Tage oft ein- 


schläft, besonders in Vorlesungen. Ein Pat. aus der Beobachtung des Vortr. 
ist Arbeiter in einer Automobilwerkstätte und schläft oft ein, wenn er 
unter dem Automobil, auf dem Rücken liegend, eine Reparatur am Boden 
des Automobils durchführen soll. Die echte Narkolepsie hat mit Epilepsie 
nichts zu tun; psychopathische Züge kommen manchmal bei Narkoleptikern 
vor. Symptomatisch findet sich die Narkolepsie bei Hirntumoren; doch 
muß man Narkolepsie und die tagelang dauernden Schlafzustände genau 
unterscheiden. Als ätiologisch wirksame Faktoren findet man in einer 
Anzahl von Fällen Schädeltraumen und schlechten Schlaf angegeben. Die 
echte Narkolepsie ist bei Männern häufiger als bei Frauen; sie tritt meist 
um die Pubertätszeit herum auf. Sie ist eine exquisit chronische Erkran- 
kung und ist therapeutisch bis heute nicht beeinflußbar. 
Fällen tritt sie um die Dreißigerjahre herum auf. 

ist nichts Sicheres bekannt. Man hat früher auf die Drüsen mit innerer 
Sekretion hingewiesen,. speziell auf die Hypophyse. Man hat bei Narko- 
leptikern Lymphozytose im Blute gefunden. Bei der vorgestellten Pat. 
fand man Abbau der Thyreoides und Hypophyse bei Untersuchung des 
Serums nach Abderhalden. Auch der Grundumsatz ist herabgesetzt, doch 
geben alle diese Tatsachen keine Aufklärung über das Wesen der Narko- 
lepsie. Auch Kahlers Meinung, daß die Narkolepsie auf die narkoleptische 
Disposition des Gehirnes zurückzuführen ist, ist wenig aufschlußreich. Man 


In wenigen 


ein dem normalen Schlaf ganz ähnlicher Zustand die Erkrankung charak- 
. terisiert. Man hat in den letzten Jahren, in denen sich die Kenntnis der . 
Funktionen der subkortikalen Zentren sehr entwickelt hat, ein Schlafzentrum 


dieser Regionen macht den postenzephalitischen Rigor. 3 
. auf die nahe Beziehung des Graues des III. Ventrikels zum Sympathikus 


müßte doch wohl auch beim vierfüßigen Versuchstier vorhanden sein. Die 


Über die Pathogenese ` 


hat sie auch zum striären Symptomenkomplex, den man von der Enzepha- 
litis ber genauer kennt, in Beziehung gebracht. 


Singer vorgeschlagene Ausdruck Hypnolepsie zweckmäßiger, weil eben 


im Grau des II. Ventrikels angenommen und Schlafanomalien auf Störungen 
in dieser Hirngegend bezogen. Die ee Zentren stehen auch zum 
Muskeltonus in- Beziehung und ein Versagen dieser Zentren würde die 
Tonusblockade zur Folge haben. Nun hat sich auch im Zusammenhang 


mit den Untersuchungen über die Funktion der subkortikalen Zentren eine 


ganze subkortikale Psychologie entwickelt, Vortr. weist auf die Darlegungen 
Nothnagels über die mimischen Störungen nach Thalamusläsionen hin 
sowie darauf, daß dem Thalamus, vielleicht auch anderen subkortikalen 
Zentren, die Auslösung. der Affekte zukommt. Jedenfalls sind die sub- 
kortikalen Gebiete für die Affekttätigkeit von großer Bedeutung. - Ausfall 


Vortr. weist nun 


und den vom Sympathikus beherrschten Drüsen mit innerer Sekretion hin, 
die wieder den Sympathikus stark beeinflussen. Die Veränderung im Grau 
des III. Ventrikels, welche die Hypothese des Vortr. annimmt, ist eher 
funktioneller als anatomischer Natur. _ 

E. Spiegel: Streifenhügel und Körperhaltung. Die Symptomatologie 
der Erkrankungen der Vorderhirnganglien ist experimentell viel untersucht 
worden; außer dem Wärmestich ist aber kein sicheres Ergebnis bekannt. 


Auch die Untersuchungen Wilsons, der sich um die Kenntnis der Linsen- 


kernerweichung große Verdienste erworben hat, haben nur negative Re 
sultate ergeben. Um nun den Gegensatz zwischen. der reichliche Ergebnisse 
liefernden klinischen. Pathologie und der experimentellen Forschung zu 
erklären, machte man die Annahme, die Vorderhirnanglien "hätten ihre 


bedeutsame Funktion der Tonusregulation im Laufe der Phylogenese er- 
worben. Die Erklärung ist nur quantitativ. Etwas von dieser-Funktion 


Reiz- und Ausschaltungsversuche haben nur negative Ergebnisse gehabt, 
Die -Dauerspannung der Muskulatur, die die Körperhaltung garantiert, muß 
der Schwere entgegenwirken. Es müssen also die Strecker über die Beuger 
überwiegen. Die Innervation in diesem Sinne muß zentraler Natur sein, 
sie ist supraspinal, sie verläuft durch den Tractus rubrospinalis, wie die 
Versuche über die Enthirnungsstarre ergeben haben (Sherrington). 


Klinische Erfahrungen über Pat. mit Läsionen der subkortikalen. Zentren 


führen zu ähnlichen Schlüssen. 


Versuche von Spiegler und Ishikawa 
haben eine Analogie zwischen Tetaniekrämpfen und Enthirnungsstarre er- 


geben; beide kommen durch die Aktion pontiner und medullärer Zentren 
zustande. . Auch die Tetanuskrämpfe und. die Strychninkrämpfe haben 
Ähnlichkeit mit der Enthirnungsstarre. Der Tetanus ist auch nach totaler 


Rückenmarkdurchschneidung vorhanden. Nach halbseitiger Durehschneidung 


ist er auf der Seite der Durchschneidung schwächer als auf der anderen. 
Ein für den Tetanus wichtiges Zentrum liegt im. Kleinkirn, da Kleinhirn- 
exstirpation den Tetanus deutlich herabsetzt. Die Großhirnrinde ist für 
den Tetanus belanglos. Eine beträchtliche Änderung erfolgt nach Er- 
stirpation des Corpus striatum. Tetanustoxin bewirkt unter normalen 
Verhältnissen Streckkrämpfe, nach Exstirpation des Streifenhügels Krämpfe 
im Sinne der Beugung der Extremitäten; es entwickelt sich eine Rigidität 
der Beuger, keine Starre der Strecker. Vom Corpus striatum aus werden 
also die Tetanusimpulse verteilt; die Beziehung zu der durch ihren Tonus 


die Körperhaltung bestimmenden . Muskulatur ist erwiesen. Während also 


die Tetanuskrämpfe durch das Corpus striatum beeinflußt werden, sind die 
Strychninkrämpfe vom Corpus striatum vollkommen unabhängig. Die 
Strychninkrämpfe entstehen durch Sümmierung von Einzelzuckungen und 
zeigen deutlichen Energieumsatz. Der Tetanuskrampf bewirkt eine Ver- 
änderung der Ruhelänge des Muskels und zeigt einen minimalen, kaum 
wahrnehmbaren Energieumsatz. Die Strychninkrämpfe beginnen Minuten 
nach der Injektion, die Tetanuskrämpfe nach Tagen. Der Tetanuskranp! 
ist ein Zerrbild der normalen statischen Innervation. Das Corpus striatum 
sendet Dauerimpulse aus und reguliert den Tonus der Beuger und Strecker. 
Das Kleinhirn unterstützt nach Maßgabe bestimmter äußerer Einwirkungen 
diese Funktionen. | 

J: Schönbauer berichtet über die in den letzten Jahren auf der 
Klinik Eiselsberg beobachteten Fälle von Strangulationsileus. Die diesen 
Zustand hervorrufenden Adhäsionen entstehen nach entzündlichen Erkran- 
kungen; die zuerst breiten flächenhaften Adhäsionen werden durch die 
Peristaltik zu Strängen umgewandelt. Die Adhäsionen bestehen aus jungen 


Vielleicht ist der von 


Bindegewebe und enthalten unter Umständen auch glatte Muskulatur. V0 
Payr datieren die Bestrebungen, die Bildung von Adhäsionen zu 
hindern. Der Grund der Entstehung der Adhäsionen liegt letzten Endes 
im fermentativen Abbau des Exsudates. Die Analyse der klinisch be 


ad und Trypsin-in die Bauchhöhle. 


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i ae es nie zu Adhäsionen, oft nach Duodenalperforationen. 


< a | Die Beratungsstelle für 


- Sicher ihr Ziel erreichen. 


" ehachteten‘ ‚Fälle Areibt, daß die Adhäsionsbildung nach Appendizitis mit 
. Perforation; nach Gallenblasenexstirpation, nach Operationen am weiblichen 
` Genitale zustande kam. Bei tierexperimentellen Untersuchungen hat sich 
: vergeben, daß der Gehalt des Exsudates an Trypsin und Diastase von 
Wichtigkeit ist. Eingießen von Jodtinktur oder Lugolscher Lösung macht 


Exsudation, aber keine Adhäsionen. Bei Hunden, die wenig zur Adhäsions- ` 


"yildung neigen, genügt das Vorhandensein: von Bakterien in der Bauch- 
“höhle 'nieht, wohl aber bilden sich Adhäsionen auf Einbringen von Eiweiß 
Nach Eingießung von Äther bilden sich 
` -Adhäsionen nur, wenn Injektionen von 10 cem 5iger Trypsinlösung ge- 
aacht werden (Demonstration von. Bildern). Nach Magenperforationen 
ma Vortr. hat 
auf dem Chirurgenkongreß darüber berichtet und seine Ansicht dahin ge- 
> äußert, daß die- chemische Intoxikation als Grund der Adhäsionsbildung 


> anzusehen sei: Vergiftung durch Eiweißabbauprodukte infolge von Trypsin- 


Vortr. 
bat bein Hunde eine Dünndarmschlinge abgebunden und konnte nach 


wirkung. Heile (Wiesbaden) ist zur selben Meinung gekommen. 


24 Stunden Trypsin im Exsudat nachweisen. Hunde, die mit Trypsin vor- 
behandelt wurden, sind bei dieser Versuchsanordnung nach Exstirpation 
der abgebundenen Schlinge nicht ad exitum gekommen, während die Kontroll- 
tiere eingingen. Hunde, die nicht vorbehandelt waren, sind durch Trans- 
fusion des Blutes vorbehandelter Hunde geschützt worden. Vorbehandelte 
Hunde haben auf die Injektion von Trypsin in die Bauchhöhle nicht mit 
Adbäsionsbildung reagiert. Vortr. will die Ergebnisse des Tierexperimentes 
nicht rückhaltlos auf den Menschen übertragen. Vortr. teilt mit, daß er 
zusammen mit Löffler an der Herstellung eines Serums arbeitet, das 
vielleicht die Bildung von Adhäsionen verhüten wird. Eiweißvergiftung 
liegt auch bei Knochenzermalmung und Verbrennung vor. Vielleicht gelingt 
es, durch antifermentativ wirkende Stoffe auch in diesen Fällen therapeutischo 
Erfolge zu erzielen. 


ee Rundschau. 


Zuckerkranke. 
Von Dr. Ernst. Lyon, Köln. Ki 


Die Behandlung der Zuckerkrankheit ist durch, die Forschungen der: 


 Jetzten Jahre in neue, aussichtsreichere Bahnen gelenkt worden. Die volks- 
-Wirtschaftliche Bedeutung einer zielbewußten, energischen. Dauerbehandlung . 
"dieser Erkrankung nach modernen Grundsätzen ist jedoch in Deutschland 


. weiter weniger klar erkannt worden als in Nordamerika. ` Der Diabetes ist. 
Neuerdings wird ‚sogar berichtet, daß ‘die schweren 
jugendlichen Formen erheblich zugenommen haben (Ehrmann). Allerdings 
 Beruht das Anschwellen der Zahlen. teilweise auf: der. besseren. Kenntnis 


Auge geworden. 


~, der Erkrankung, die nicht mehr so ‘oft unter anderer, falscher Diagnose in 
...der Statistik erscheint. Nach Magnus-Levy (1919) sterben vielleicht 1% 
‘und mehr aller Menschen der Großstädte an Zuckörkrankheit. Von. den 
Bewohnern der Großstädte, . die das 40. Lebensjahr erreichen, hat aber 
ai ieh 40, Aussicht, an oder mit Diabetes zu sterben (Magnus- -Lev. y) 

Die Wohltaten der: modernen. Diabetesforschung und Behandlung 
Kommen aber — wenigstens in Deutschland — nur einem verhältnismäßig 
- ‚kleinen Kreis von begüterten Kranken’ zugute. ‘Für ärmere Diabetiker 
, kommt ein Aufenthalt in Krankenanstalten mit vorzüglicher Behandlung 
nar für sehr kurze Zeit ihres. langen Leidens in Betracht. Die große Masse 
= der Zuckerkranken gehört aber nicht, wie man vielfach meint, den Wohl- 
a habien an, 
> der Armenverwaltung, wozu auch die Kleinrentner zu: zählen ‚sind. Auch 
“ "der Diabetiker. des verarmten Mittelstandes kann . oder will sich häufig 


| : keine längere ärztliche Behandlung leisten. . '\ - 


= Der sachgemäßen Behandlung des Diabetes stellen sich jae Hinder- 
“nisse. entgegen. Die -Zuckerkranken -sind oft leichtsinnig, besonders im 
': BiA ihres Leidens; sie. folgen nieht: den diätetischen Ratschlägen und 
üntziehen sich gerne dauernder ärztlicher Beobachtung. Bei der'ungeheuren 
> Verarmung des deutschen Volkes bestand in den Nachkriegsjahren vielfach - 
-cht die Möglichkeit einer ‚geeigneten. diätetischen Behandlung. Sie stößt 
~ inter. den heutigen Verhältnissen häufig 'noch auf. große Schwierigkeiten. 
„Nicht zu den Seltenheiten gehört, daß der Diabetes langè Zeit hindurch 
übersehen wird. Viele ‚Ärzte haben beim 'besten Willen nicht die Zeit, 
ich mit der diabetischen. Stoffwechselstörung so eingebend zu befassen, wie 
€s im Interesse des einzelnen Kranken nötig. wäre.. Ohne quantitative | 
o ohne Toleranzfeststellung, ohne’ genaue, und individuelle 
 diätetische Behandlung ist aber eine erfolgreiche Diabetestherapie undenkbar. 


Gerade bei der Zuckerkrankheit: muß flüchtige Arbeit vermieden werden, | 
um nicht bei den Kranken ` das falsche Bild einer "gleichgültigen, und 


- Ungefährlichen Krankheit zu ..erwecken. ` Mit Recht betont vielmehr 
hm Noorden, daß es keine chronische Krankheit, deren sachgemäße -Be- 


jandlung so viel Wachsamkeit, Nachdenken und wirkliches Arbenpn or- 
` "Tordert wie bei der Zuekerkrankheit. 
Wie kann die Behandlung dieser Krankheit sorb easert werden? 


. -(2, B. von Külz, Umber,‘von Noorden). 
im den Fällen, wo man zu Hause keine ehlgandfieie Toleranzprüfung vor- 
nehmen kann. In einer solchen Anstalt kann man den Diabetiker für sein 
oe diätetisch eindrillen.. Er lernt, „worauf es ankommt“. ‘Mit Recht 
De Umber, daß Diabetikor, die draußen scheinbar mit aller Sorgfalt 
uA werden ‚mit geringem Erfolge , gegen die Giykosurie ankämpfen 

Immer mutloser werden, 


In ähnlicher Weise wird in Nordamerika ver- 


a Dort hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, daß nicht die: Sprech- 
shie des Arztes der Ort- ist, den Zuckerkranken für das Leben einzu- 
Schulen, 


Die praktischen Ärzte, des Landes stehen auf dem Standpunkte, - 


ng 


sondern dem Heer’ der Kassenpatiönten, und den. Kranken 


Die Vorzüge klinischer Vorbehandlung sind oft hervorgehoben te 
‚ Sie ist besonders wichtig 


in ‘einer klinischen Abteilung schnell und‘ 


daß: nach Entdeckung‘ der Zuckerkrankheit eine: klinische Vorbehandlung 
nötig ist, und von N oorden ‚berichtet, daß Ärzte. und Patienten- sogar 
stürmisch danach verlangen. Von. Noorden ist der Ansicht, daß nach 
wenigen. Jahren Spezialkliniken für Arme und Reiche über ganz Nord- 
amerika verbreitet‘ sein werden! Im verarmten Deutschland fehlen die 
„Mittel für Diabetikörkrankenhausabteilungen mit Laboratorien und Küchen- 
‘einrichtungen wie in Amerika. : Nach den kassenärztlichen ` Bestimmungen, 
dürfen in Deutschland überhaupt nur schwerkranke Kassen- und Armen- 
-patienten in "Krankenhäuser eingewiesen werden; Eine klinische Vor- 
behandlung kommt daher für den größten Teil unserer Zuckerkranken nicht 
in Betracht. Für einen noch kleineren Kreis von Kranken ist .eine regel- 
mäßige, jährlich mindestens ‚einmalige: Anstaltsbehandlung möglich, wie: 
‚sie .Bofinger-für jeden Zuckerkranken fordert. Die städtische oder staat-" 


"liche Beratungsstelle für Zuekerkranke in ‘den Großstädten: ist geeignet, als. 


Ersatz für diese Spezialabteilungen zu dienen. Sie sollen dem Kassen- 
“und Armenarzte seine Aufgabe erleichtern, für ihn die Toleranzfeststellung 
vornehmen, einen möglichst guten ‘und durchführbaren diätetischen Beil- 
plan ausarbeiten und dem Kassenarzte vorschlagen. Man stelle sich die‘. 
`| -Aufstellung der Kost für den Diabetiker nicht zu leicht vor.. Es. gibt 
keine schematische, für alle Zuckerkranken- brauchbare Diät.. : Der fett- 


leibige Diabetiker, der nicht zunehmen soll, bedarf, einer -andern Kost wie. 


der abgemagerte jugendliche Kranke mit seiner Neigung zum 'Koma, bei, 
dem ‘alles darauf ankommt, dem Kräfteverfall entgegenzuarbeiten. Aber 
auch bei dem einzelnen Diabetiker muß man die Kost öfters ändern. Die 
"Toleranz ist bekanntlich keine konstante Größe. Der Schwerpunkt der‘ 
Behandlung der Zuckerkranken bleibt die Diätetik. Die. Insulinbehandlung, 

die: häufig notwendig wird, -hat in die ambulante Kassen- und: Armen- 
'praxis bisher keinen Ringang gefunden. - Die Anwendung des Insulins ‘ist 
nieht immer gefahrlos; alle Fälle sind auch nicht zu dieser Behandlung 
geeignet. ı Dabei darf, die Diätbehandlung nicht vernachlässigt werden. 


‚Die Insulintherapie : erfordert stets ein vorsichtiges, die besonderen Ver- - 


hältnisse eines jeden‘ Falles berücksichtigendes Vorgehen.: Sie kann ohne 
‚weiteres im Häuse des Kranken vorgenommen werden, wenn die häuslichen 
‚Verhältnisse eine peinliche Beobachtung ärztlicher Vorschriften gewähr- 
leisten und eine dauernde Kontrolle durch den Hausarzt besteht. In der 
Kassen- und Armenpraxis kann die Beratungsstelle: auf Veranlassung. des. 
Hausarztes auch die Insulinbehandlung, die sonst nicht möglich wäre, über- 
nehmen. Die Beratungsstelle wird. geeignete.Fälle, z. B. mit hoher Azidosis, 
' zur Krankenhausbehandlung vorschlagen. Selbstverständ)ichsoll die Ber atungs- 
‚stelle den Kassen- ‘oder Armenarzt nicht überflüssig machen. Ohne seine 
Mitarbeit ist ein Erfolg nicht zu erwarten. Die großen hausärztlichen Auf- 
gaben, die von Noorden 1923 in einem Vortrage klar umschrieben hat, 
behalten: auch hier ihre Geltung. ' Die Beratungsstelle soll‘ die Arbeiten 
` erledigen, die der 'Kassenarzt nicht leisten kann. Der Hausarzt soll die 
Behandlung leiten, nur die Kranken von Zeit zu Zeit zur Kontrolle auf: 
. die Beratungsstelle schicken. -In ähnlicher Weise wie bei ‘der. Fürsorge- 
stelle für Lungenkranke soll sich diese Beratungsstelle organisch, zwischen 
Arzt und Kranken eingliedern, Die Beratungsstelle für Zuckerkranke kann- 
die Zelle darstellen, aus der sich‘ Spezialabteilungen für Diabetiker ent-- 
wickeln können, ' wenn unsere Tage Gen Armut . von besseren Zeiten ab- 
- gelöst werden. 


"Vielen mag. eine Berabungsstäile. für Zuoköökiränke Überttünsig er- 


‚scheinen. Man könnte den Einwurf erheben, daß ‚man nicht für jede 
"Krankheit eine besondere Fürsorgestelle richten könne. 
Erkrankungen, z. B. der Lungen, der Nieren, oder des Herzens beanspruchen 
keine so andauernde, mit persönlicher Arbeitsleistung des Arztes verbundene, 
‘Tätigkeit, wie die Zuckerkrankheit. Die ‚Bedeutung der sachgemäßen ärzt- 
"lichen Behmidling wird durch-folgende Berechnung von J oslini ins rechte 


Aber chronische _ 


DEE a Er BG a SST Ba u 
N rel, 
tyg ARAP. A je p 
AEE SISE tE H E OAN 
Ti ar ET he ld, 
Pei ka ne DE ziy HET DELER 
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UOTE fy Lana i : 
DAE E e eii 4, Ar 
SERIE Fiii ih: 
Weder ER Ben : 
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NEED TOR ER TER 
ENEA taati gptl 
AARO Ta 14 K iH ner 
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= welcher auf die in den letzten Jahren beobachtete große Zahl von Pilz- 


1196 


Licht gerückt: Wenn alle Diabetiker der Ver. Staaton innerhalb der letzten 
10 Jahre nach modernen. Gesichtspunkten bebandelt worden. wären, so 


hätte dies innerhalb des genannten Zeitraumes für die Summe aller Diabe- | 


tiker einen Zuwachs: yon 2 Millionen Lebensjahren ergeben. (Zit. nach 
von Noorden.) 


von Noorden stimmt dem Sinne der Joslinschen Be- 


rechnung auf Grund eigener Erfahrung zu. Jedenfalls zeigen diese Zahlen, daß ` 
die Diabetesbehandlung großer Bevölkerungsschichten verbessert werden muß. ` 


Die Beratungsstelle ist auch der billigste Weg, der unter den heutigen 
Verbältnissen der drückenden Not bei uns begangen werden kann.. Die 
Beratungsstelle kann die Räumlichkeiten bestehender Anstalten 2. B. der 


Türsorgestelle für Lungenkranke oder für Säuglinge, von Polikliniken mit- 
Die Zahl der Sprechstunden kann je nach der Größe des 


benutzen. 


Wirkungskreises auf einige Stunden wöchentlich -beschränkt werden, - Die 


Beratungsstelle kann seine Tätigkeit nebenamtlich ausüben. 


Die Beratungsstelle für Zuekerkranke kann Ärzten und Kranken 


unentbehrlich werden. Es ist nicht einzusehen, weshalb andere Länder 
mit dem Beispiel einer besseren Bebandlung der Diabetiker uns-noch 
weiter vorangehen sollen. Auch bei uns muß sich die Erkenntnis durch- 
setzen, daß man auf dem alten Wege allein nicht zum Ziele gelangen 
kann, sondern daß mit ‚geringen Mitteln durch die Beratungsstelle den 
Zuckerkranken, die nicht mit materiellen Gütern gesegnet sind, eine "Besse- 


‘rung ihres Leidens, Erhaltung und Steigerung ihrer Arbeitskraft und eine 
Verlängoruńg ihres. Lebens verschafft werden kann, 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Auf 'eine neue Behandlung der akuten Alkoholvergiftung 


_ wird in dem „Journal of the American Medical Association“ aufmerksam 


gemacht. Physiologische Experimente haben ‚gelehrt, daß die Einatmung 


kohlensäurehaltiger Luft (etwa ein Gehait von 5—10°/, Kohlensäure in Luft 
oder Sauerstoff) das Atemvolumen um das fünffache vermehrt. 


Sauerstoff-Koblensäuregemisch empfiehlt sich zur Wiederbelebung bei Kohlen- 
oxydvergiftung und um nach Operationen den Äther rasch aus dem Körper 


zu entfernen. Zur Vertiefung der Atmung und zur Ausscheidung des Kohlen- 
oxyds hat sich eine geringe Zugabe von Kohlensäure zu dem bisher üblichen 
_ reinen Sauerstoff. bewährt. ‚In einigen Fällen von schwerer Alkoholvergiftung 
| Es konnte: 
ferner gezeigt werden, daß nach der Aufnahme von Alkohol der Alkohol- 
gehalt des Blutes sehr rasch abfiel, wenn mit. Hilfe von Kohlensäure- 


gelang es, die Bewußtlosigkeit in kurzer Zeit zu beseitigen. 


‚einatmungen das Atmungsvolumen vergrößert wurde. Schwere Vergiftungen 
mit Alkohol und auch mit Methylalkohol scheinen durch die Einatmung 
eines Kohlensäure-Sauerstoffgemisches günstig beeinflußt zu werden. 


Ein seltsamer Fall von Massenvergiftung durch Kohlenoxyd 


~ ist kürzlich auf einem belgischen Automobilomnibus, der dem Landverkehr 


dient, _ festgestellt worden. In dem geschlossenen hölzernen Gestell, das 
auf einem Ford-Motor aufgebaut war, waren 20 Personen untergebracht. 


Etwa 20 Minuten nach der Abfahrt benachrichtigte ein Reisender den Fahrer, 


daß er sich durch Hitze belästigt fühlte und daß einer seiner Bekannten 
krank sei. 


12 Personen bewußtlos auf den Bänken lagen. 


werden. Die Untersuchung des Blutes ergab Koblenoxydvergiftung. Die 


Ein solches 


‚Als man nachsah, ergab sich die überraschende- Tatsache, daß ` 


Einer vòn den. bewußtlosen | 
. Reisenden, ‘ein junger Mensch von 17.Jahbren, konnte nicht wieder hergestellt 


ioi — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 34 


‘am 1. Oktober 1924 in. Betrieb genommen werden. 


bat Merkblätter über Licht-, 


gegeben, die gedacht sind zur Verteilung ‚in i a Tuber- - 


, kulosefürsorgestellen und Kinderhorten. 
nötigen Laboratoriumseinrichtungen sind nicht kostspielig. Der Leiter der | 


Die "großen Universitätskliniken ZU. Münsteri L W. gehen irar Voll- , 
Re entgegen. ‘Die Medizinische, Chirurgische und. Frauenklinik sollen 


Sprechstunde. der Medizinischen Universitätsklinik für innere und Nerven- 
krankheiten wird bereits am T. September 1924 eröffnet. 


` Der Preis für de diesjährige, in Würzburg beginnende Ärztliche 
Studienreise durch die Schwarzwaldbäder vom 6. bis 20. September 


ist einschließlich aller Eisenbahn- und Autofahrten . sowie Unterkunft und 
Verpflegung auf‘325 M. festgesetzt ‚worden. 


‘Der Provinzialausschuß für hygienische Volksbelehrung i in Hannover 
Luft-: und Sonnenbäder heraus- 


Anläßlich: der diesjährigen Tagung der Versi Deutscher Natur- - 


| forscher und Ärztei in Innsbruck soll wiederum eine Tagung der Deutschen 
Gesellschaft für Unfallbeilkunde, Versorgungs- und Versiche- 


. (Zeitz): Die Behandlung der Brüche und Verrenkungen der Oberextremitäten ` 


‚nach Abfindung; Dr. Knack, ärztlicher Direktor des Allgemeinen Kranken- 


rungsmedizin stattfinden und zwar am Dienstag, den 23. September 1924, 


Beginn 9 Uhr ‚morgens im Hörsaal des pathologisch-anatomischen Instituts. 
Eine Reihe von Vorträgen sind schon angemeldet: Dr. Böhler (Brixen): 


Die Ausbildung der Ärzte in der Uhfallchirurgie; Ober-San.-Rat Univ.-Doz. i 


Dr. v. Friedrich (Budapest): Trauma und Tuberkulose; - Dr. Poelchen 


durch aktive Bewegung; San.-Rat Dr. Schulz (Limburg): Früheinweisung 


Unfallverletzter ins Krankenhaus; Prof. Dr. Diniger, (Frankfurt a. M.): Das 


Heilverfahren in der Privatunfallversicherung oder Erfahrung in der Privat- 
versicherung über Gewöbnung und Anpassung an Unfallfolgen, besonders 


hauses Hamburg-Barmbeck: Die persönliche Ausbildung an Krankenanstalten. 
Weitere Vorträge können noch angemeldet werden. 


sind zu richten an: Geschäftsstelle der 88. Versammlung der Gesellschaft 


_ Deutscher Naturforscher und Ärzte, Innsbruck, Schöpfstr. 41, Phys. Institut, 


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mit der gleichzeitigen Meldung 'zur Teilnahme an der Tagung der Gesell 
schaft Deutscher. Naturforscher und Ärzte. 


Ein neues, vierteljäßrlich erscheinendes Zentralblatt „Diek Baii 


kungen des Bewegungsapparates“ ist unter der Schriftleitung des 
vielseitigen und verdienstvollen Dr. Eduard Weisz (Pistyan) und der 
Mitwirkung bekannter Forscher des In- und Auslandes mit seinem ersten 
Heft erschienen. 

die nicht nur die deutsche, sondern auch die fremdländische Litoratur über 
die Erkrankungen des Skelettsystems referierten, zum Opfer gefallen; auch 
hatten wir bisher kein Zentralblatt, welches das beregte Gesamtgebiet ohne 
Rücksicht auf ‘die Art der Therapie (ob intern, orthopädisch, physikalisch, : 
chirurgisch) widerspiegelte. ‘Das alles will das neue Organ bringen; gelingt. 
es ihm, so wird es seinen Weg machen. Die im ersten Heft gebrachten 


Originalarbeiten und Referate sind verheißungsvoll. 


Das erste Heft der neugegründgten „Vierteljahresschrift des 


Bundes Deutscher Ärztinnen“ ist im Juli 1924 erschienen. - (Heraus- 


Beobachtung lehrt, daß die Gefahren, die darin bestehen, ‚daß ein nicht 


genügend durchlüfteter Motor die Verbrennungsgase in einen geschlossenen 
Raum hinein entleert, sebr groß sind. Zweifellos sind leichtere Grade von | 


Vergiftung bei derartigen Anlagen häufiger vorgekommen, zumal wenn die 
Wagen, wie das auf Fahrten über Land vorkommt, längere Zeit mit ge- 


schlossenen Fenstern und Türen laufen. Die Beobachtung verdient, all- 
gemeiner bekanntgemacht zu werden. 


Gegen den Abbau der Nahrungsmittelkontrolle wendet sich 
in der Volkswohlfahrt Prof. Juckenack. Im gesundheitlichen und wirt- 
. schaftlichen Interesse der Bevölkerung läßt sich der Abbau der allgemeinen 


Lebensmittelkontrolle nicht rechtfertigen, vielmehr ist. es in wirtschaft- 
lich schwierigen Zeiten die besondere Aufgabe der Behörden, die 


Bevölksrung-vor Belieferung mit gesetzwidrigen Lebensmitteln und Gebrauchs- 
gegenständen zu schützen.  Wertvoll ist auch die präventive Wirkung 
der Nahrungsmittelkontrolle, weil die Verfälscher möglichst Gegenden mit 


ihren Waren überschwemmen, in denen sie nicht Gefahr laufen, mit der 
Lebensmittelkontrolle in Konflikt zu geraten. 


Das Reichsgesundheitsamt veröffentlicht eine Wärnung, in 


vergiftungen hingewiesen wird. Die meisten Vergiftungen sind nicht 
auf den Genuß verdorbener, sondern giftiger Pilze zurückzuführen, die von 
unkundigen Personen gesucht worden sind. Allein die Kenntnis der 
besonderen Merkmale der eßbaren und der giftigen Pilze schützt vor schäd- 
lichen Folgen. In dem vom Reichsgesundheitsamt berausgegebenen Pilz- 
merkblatt sind namentlich auch die Erkennungszeichen der Knollenblätter- 


schwämme, der gefährlichsten aller un angegeben und an farbigen 
Abbildungen erläutert. — 


. angeschlossen, die, wie wir‘ berichteten,, 


von Dr. Franziska Tiburtius und einen Artikel von, Prof. Dr. Lydia ' 


bildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten. 


| gegeben von Dr. Heusler-Edenhuizen ünd Dr. Laura Turnau, Ver- 


lag von C. ‘A. Schwetschke & Sohn, Berlin). Die Aufgaben des Bundes, 
dessen Organ die neue . Zeitschrift darstellt, sind: 1. Zusammenschluß der- 
Ärztinnen -Deutschlands; 2. Bearbeitung sazial-hygienischer ‚Kragen vom 
Standpunkt der Ärztin als Frau; 3. Ausarbeitung von Vorschlägen für die 
sozial-hygienische Gosotzgebung. des Reiches und der Länder vom selben 


Standpunkt aus und 4. Sorge für die nicht mehr arbeitsfähigen älteren - 


Kolleginnen, sowie Unterstützung der jungen Medizinerinnen in ihren Aus- 


Der .Bund- hat sich neben 
15 anderen Ländergruppen an die „International Medical Womens Association“ 


soeben in London ihre dritte 


Tagung abgehalten hat. Das erste Heft enthält unter anderem einen Brief 


‚Rabinowitsch-Kempner über Ärztinnen und Tuberkulosebekämpfung. 


Die medizinische Fakultät der Universität Halle hat dem: Geh. 
Med.-Rat Prof. Dr. Alfred Denker in Halle in Anerkennung seiner hervor- 


ragenden Leistungen auf dem Gebiete der Otologie die „uoleene Hermann. 
Schwartze-Medaille“ verliehen. 


'Um die Arbeiten über das gut abgegrenzte und wichtige Forschungs- 


gebiet der Fermente nach wie vor möglichst in. cinem Zentralorgan. zu- 
sammenzufassen und von diesem aus neue Anregungen für die Forschung 
zu geben, veranlalte Geheimrat Prof. E. Abderhalden.die weitere Heraus- 


gabe der Zeitschrift „Fermentforschüng“. Sie erscheint jetzt im Verlage 
von Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien. Das 1. Heft der. Neuen 
Folge, 1. Jahrgang, liegt vor und enthält 3 Originalarbeiten. 


Hochschulnachrichten. Berlin: Preisaufgabe von 1924/25 í für 
den Staatspreis: Welche diagnostische Bedeutung hat das Blutbild für dio 
otogenen Krankheiten? Für den ‚städtischen Preis: Unter welchen Be- 
dingungen kommt es.bei einem tuberkulös infizierten Kinde zu einer Miliar- 
tuberkulose? — Göttingen: Dr, Tonndorf hat sich für Hals-, Nasen- 
und Ohrenkrankheiten habilitiert. — Leipzig: Priv.-Doz. für innere ‚ Medizin 
Günther ist zum ao. Professor ernannt. — Münster: Der Lehrstuhl für 
Hygiene ist dem ao. Prof. Jötten (Leipzig) en 


Druck von L. Schumacher in Berlin N 4. 


Die poliklinische - 


Anfragen wegen Wohnung 


Dem ‚Sturm der Zeit sind diejenigen deutschen Blätter, 


I 

| in. I Bean  geieitetvon Organ der Berliner Mediziaischen Gesellschat veraavon: oo: 0 C L 
L- ," Geh. San.-Rat Professor Dr. Kurt Brandenburg, Berlin + Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedrichstr.105b 
"Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor 

' - Nn85 1029): - Berlin, Prag u.Wien, 31. August 1924 o XX. Jahrgang : .. 
2 00.200000 Klinische Vorträge: : - 2. a 
l 0° Aus der-Medizinischen Universitätsklinik zu Rostock. : -| „ Die Frage nach dem Ergehen- während des ‘Krieges (Front- 

GR © ER ee TAS e = BER ERREREAR: | dienst, Etappe, Hunger: und Kämpfe zu Hause) ist.natürlich stets ° -. 
. = Bemerkungen zur Frühdiagnose der Lungen- von Belang; wenn auch im Einzelfall. 'der Einfluß von Strapazen und en 
een en, d line | ZU a a aT .Unterernäbrung oft. sehr gering`erscheint, und. wir uns oft darüber ` >. 
| en tube rkulose Erwachsener. STE wundern, wie "Zahlreich die Tuberkulose Bestgenährter und Sorgen- ...:: 
4 | ae .Von Prof. Dr. Hans Curschmann. | E und Kampflosester. sind. _ a u Le SE Ba Be we sr 
E ee ee a E ze ee, Mir persönlich ist die Kardinalfrage der Schwindsuchtsana- . 
t- _" Die Frühdiagnose der Lungentuberkulose ist die wichtigste-Vor- | mnese immer: noch. die nach dem „Schwinden“, d. h. nach dem ab- Ä 
5 bedingung zur Behandlung des Kranken und zur prophylaktischen | nehmenden Körpergewicht. ` ee en 
i- ~ ; Beeinflussung -seiner Umgebung. Dieser Satz. scheint jedem Arzt fast - -Die Untersuchung beachte auch hier, daß die Inspektion... - 
i: en Gemeinplatz und ist weitesten Kreisen des Volkes bereits geläufig. | die erste. Aufgabe ist,. nicht ‘das: sofortige blindwütige Losperku- . -~ 
5 -` Nicht ganz gleichbedeutend mit der Frühdiagnose der Tb. pulm. | tieren. - Mit- der Inspektion ‘erfassen wir, ohne Zeit'.zu genauen 
| | . istihre Aktivitätsdiagnose. Und wiederum nicht völlig identisch | Messungen zu brauchen, den Habitus, die etwa disponierende Kon- ` 
.! mit beiden ist-die Diagnose der Behandlungsbedürftigkeit; (wo- | stitution. Der allbekannte phthisische, bzw. asihenische Habitus ist- 

- : . bei- ich unter Behandlung hier eine einigermaßen strenge rationelle | sicher: diagnostisch bedeutsam; er muß immer verdachtsteigernd 
°. „Kur,-nicht aber irgendeine ut aliquid. fiat Verordnung verstehe). wirken. Man vergesse aber die — während des Krieges besonders _ 
i. Immerhin decken sich die genannten ‚drei Ziele unserer Dia- | häufig gewordene — Tatsache nicht, daß jede Konstitution, auch _ 
'- ` .güestik bei der. Tb. pulm. doch derart häufig, daß wir sie im ganzen | die robusteste, und jedes Alter der Tb. pulm. ausgesetzt sind; und, > 
a -` alş nahezu identisch betrachten dürfen. 2 5 7 daß die der Robusten, nie „krank Gewesenen“, wie die hundertfache 
r! Wem ieh’heute, zur Frühdiagnose der Tb. pulm. vor Ihnen | Beobachtung der Tb. der Frontsoldaten zeigte, ‚oft eine. auffallend. 
à: _ das ‘Wort ergreife, so geschieht das nicht, um Ihnen eine ausführ- | ‚bösartige, rechtzeitiger Diagnose also auch besonders bedürftige ist. 
w; ~ liche, systematische Darstellung dieses großen Gebietes zu geben. ` Weiter leistet die Inspektion für die Frühdiagnose nicht allzu `` 
1: . oder um zu dokumentieren, daß wir es hier herrlich weit gebracht | viel; denn eine eingesunkene, bei der. Atmung schleppende’ Brust- 
f: habe; sondern mehr, um mit Ihnen einige mir besonders wichtig | seite ist meist kein Objekt der Frühdiagnose mehr. BERN. 
a. scheinende Punkte zu besprechen und gleichzeitig auch den Prak- | Allerlei Symptome, die z. T. für Mitbeteiligung des Sympa- 
„tiker 'vor der.Überschätzung einzelner. Methoden und Befunde zu | thikus sprechen sollen, gleichseitiger Hornerscher Komplex, Pu- - 
us, warnen und Ihnen’ zu raten, über irgendeinem Produkt neuerer dia- | pillendifierenz, gleichseitige vasomotorische, sekretorische und tro- 
#: gieslischer Technik nicht-den Überblick über das Ganze zu ver-. | phische Symptome am Kopf. und Hals, Tastbefunde; wie eine.be- - 
Fee ‚deren, Denn die — nicht immer leichte — Frühdiagnose der Tb. | sonders ausgesprochene stereotype Halsdrüse, eine tastbare, ebenso - 
s, pulm, zeigt uns immer wieder aufs neue, daß die Diagnostik eine | stereotye Muskelhypertonie über der. erkrankten Lungenspitze, "der `` 
W- Kunst und kein Handwerk ist; eine Kunst, an der, wie an jeder, | Nachweis. bestimmter -Druckpunkte oder einer Headschen Zone - 
“=. die Beherrschung des: technischen Könnens zwar Vorbedingung ist, ebenda und noch manche andere Spezialsymptömchen sind ohne . 
© die intüitive Abwägung der Befunde aber jenseits des Handwerks- | wesentliche Bedeutung. . a a 
n mäßigen liegt, _- SE Dr ~. Nicht‘ zu unterschätzen aber und erwähnenswert, weil nicht ` 
a Wie wichtig die Anamnese ist, darf als Ihnen allen bekannt . allzu bekannt, . ist. die Häufigkeit -„basedowoider“ Symptome im 
n. ausgesetzt werden. Sowohl aus der „familiären Belastung mit | Frühstadium der Tb. pulm. Leichte Struma, Glanzauge, Tachykardie, 
p Tb", noch mehr aus den Infektionsgelegenheiten des Kranken, als | Hyperhidrose,. Haarausfall, Abmagerung, gesteigerte motorische und 
p. auch aus seiner eigenen Vorgeschichte haben wir Wichtiges zu er- | seelische Beweglichkeit, Affektlabilität und Keimdrüsensymptome_: 
i. Wagen. Diese Fragen sollen sich aber nicht auf Husten, Auswurl, | Sind. nicht selten; nicht alle brauchen zusammenzutreffen; einige 
i. Blutspucken, Nachtschweiße, Rücken- und Bruststiche, Fieber u. dgl. | von ihnen sind aber recht häufig. _Die konstitutionelle Neigung zur 
y | beschränken. Man. denke daran, daß alle Symptome. einer Chlo- Tachykardie (auch bei noch unwesentlichem Befund) ist ja ein ganz 

wi ja (Amenorrhoe und Dysmenorrhoe, Müdigkeit, Schlappheit, Blässe, | populäres diagnostisches und prognostisches Krankheitszeichen, ‚das 
y: <  lorexie usw. usw.), einer Neurasthenie, ja einer zyklothymen Phase | sogar In den Attestformularen für Heilstätten schon einen Platz 
ø! Von der beginnenden ‚Phthise ebenso nachgeahmt werden können, | gefunden hat- —|4 a a 

“A me die einer nervösen ulkusähnlichen Dyspepsie, eines Basedowoids | _ Perkussion und Auskultation bilden immer noch das A 

p Nder einer „Herzneurose* oder einer chronischen Endokarditis. - . | und O- der Untersuchung. Gestatten Sie mir, nicht ausführlich zu 

A Ebene, le wichtig. die vorausgegangene Pleuritis ist, wissen Sie’alle, | sein, sondern nur einIZe wenıze Winke. zu geben. Die Perkutierung 

gs gonso sind wir uns wohl alle darüber einig, wie vorsichtig.wir | des im Bett Liegenden oder Sitzenden' ist ungenügend. Man per- : 

el aa Angaben des Kranken von seinen wiederholten „Lungenentzün- kutiere den frei vor einem Sitzenden oder Stehenden von vorn.und 

g; Ungen“ oder Schweren.Grippen gegenüberstehen müssen. DerKranke | von hinten. Wer nur geringste Hördefekte hat, darf nie seitlich 

di > bst hat nicht selten das'instinktive Gefühl, daß diese angeblichen | vom Kranken stehend ihn beklopfen, sondern muß die eben ge- 

le ien oder Influenzen eigentlich schon den ersten Akt. seines | forderte Stellung des Patienten und Arztes befolgen; tut er es nicht, 

A a ens. bedeuten. _ Oft-hat.er Recht damit.. Ob er Recht hat, müssen | so gerät er sehr leicht in Gefahr, die-seinem Ohr entferntere Lungen- 

a aber durch möglichst genaue Anamnestik zu ergründen suchen. | spitze für gedämpft- zu halten: Der Patient sitze mit möglichst 

bl ap, pie Wichtigkeit vorausgegangener anders lokalisierter Tb.- | hängenden Schultern, die Hände in der Haltung, wie zum „Hecht- 

p}  Allekte (an-Drüsen. Knochen.. Gelenken. Genitalien, Nieren, Peri-. | sprung“ auf die Knie gelegt. Die Perkussion geschehe mit der ` 

J : toneum usw.) für Rare en, 10 enken, Wenitallen, u HT Methode. die der Ar t best BER ‚5 ARAY 11 ler 

a3 m usw.) für die Diagnose ist bekannt, wenn auch quantitativ | Methode, die der. Arzt am besten beherrscht; sie sei — besonders 

$i die Frühdiagnose der Tb. pulm. nicht allzu ergiebig. | in Frühfällen — prinzipiell leise. -Die leichten Schallverkürzungen, 

BL Der en 5 die durch noch geringfügige Herde im Apex erzeugt werden. 

` 9). Nach einem Fortbildungsvortrag. | werden durch laute ‚Perkussion. verdeckt. Die Perkussion der 

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_ Methylenblaugegenfärbung empfehle ich dringend die Gegenlärbung 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


31. August 


Krönigschen Spitzenfelder gibt für ausgebildete Fälle gute Demon- 
strationsbilder, leistet aber für die inzipienten nichts. Man per- 
kutiere hinten nicht nur von oben nach unten, sondern — Strüm- 
pells Rat folgend — auch steis von unten nach oben. Leichte 
Schallverkürzungen werden so bisweilen deutlicher gehört. Man 
denke daran, daß die stärkere Schultermuskulatur rechts bisweilen 
eine Dämpfung vortäuschen kann, und, daß schon geringe Skoliosen 
und Kyphoskoliosen jeden feineren Perkussionsbefund illusorisch 
machen können. Von großer Wichtigkeit ist neben der Perkussion 
der Spitzenfelder der Nachweis von Resten einer Pleuritis über den 
unteren Lungenpartien (Schwarte, Verminderung der Verschieblich- 
keit des Lungenrandes). 

Man perkutiere besonders vorn vor allem in den Zwischen- 
rippenräumen und in der Schlüsselbeingrube und vermeide auch 
hinten die Perkussion auf dem Knochen, vor allem auf der Skapula, 
die stets ganz unsichere Resultate liefert. Die Plessimeterfläche, 


sei nach Goldscheider klein, d. i. man perkutiere nur einen 


Finger oder (einen schmalen Plessimeter) und lege nicht 3 bis 4 - 
. Finger zusammen zur Perkussion. 


Allein die Fingerkuppe als 
Plessimeterfläche aufzusetzen, d. i. die Pleschsche Fingerhaltung 


‘zu benutzen, ist bei der Perkussion der Brust nützlich, aber nicht 


notwendig, bei der des Rückens wird vom Ungeübten ein gar zu 
spärlicher, darum ungenügender Kloplischall erreicht. Denn mit 
dem Perkussionsschall ist es — prinzipiell gesprochen — wie mit 
dem Gesangston: das Piano beider muß tönend sein, d. i. den 


akustischen Charakter des regulären mehr oder minder lufthaltigen 


Schalles haben; bei der Perkussion der Lungen speziell darf der 
erzielte Klang nicht vorwiegend den Charakter des bei Beklopfung 
der nicht lufthaltigen Bedeckungen erzielten Tons oder gar des 
Eigenschalles des Plessimeters haben. Mit dem tonlosen Pianissimo 
der Perkussion kann der weniger Geübte bei der Lungenuntersuchung 
nichts anfangen; nur der wirklich Geübte, der auch die palpatorische 
Komponente bei der Spitzenuntersuchung zu verwenden weiß, kann 
dies. Übrigens sind mir nur wenige Ärzte begegnet, die mit 


- leisester Tastperkussion und bewußter Ausnutzung im wesentlichen 


der Palpation Lungenspitzen untersuchen konnten, wie dies bei- 
spielsweise mein Vater Heinr. Curschmann vermochte. 

Die Auskultation achte natürlich auf die bekannten Ver- 
änderungen des Atemgeräusches, vor allem auch auf Verlängerung und 
Verschärfung des: Exspiriums, isoliertes Giemen und besonders 
feuchte Rasselgeräusche. Trockene, knisternde Geräusche sind wenig 
beweisend, da sie entweder Entfaltungsknistern oder weit häuliger 
Muskelgeräuche sein können. Die letzteren sind überhaupt eine 
Hauptquelle der Felildiagnose. Sie treten am häufigsten bei for- 
cierter, langsamer Inspiration und besonders beim Verweilen auf 


der Höhe der Inspiration auf und sind vor allem h.o. über und 


zwischen den Schulierblättern hörbar. Man vermeidet diese häu- 
fige Feblerquelle dadurch, daß man — natürlich neben und nach 
den üblichen Tief- und Normalatimungen — bei geöffnetem Munde 


auch ganz kurze, „japsende“ Inspirationen mit sofort darauf- 


folgender weniger betonter Exspiration ausfübren läßt. Diese jap- 
sende Atmung ermöglicht einerseits die Vermeidung der stören- 
den Muskelgeräusche und andererseits bei den zahlreichen Schlecht- 


. atmern unter den Asthenikern überhaupt die Produzierung eines 


ordentlich hörbaren, darum vergleichbaren Atemgeräusches und dem- 
entsprechend hörbarer Rhonchi. Ich empfehle diese Methode be- 


‘sonders Anfängern, weniger Geübten und Schwerhörigen dringend. 


Im übrigen sei man sehr vorsichtig mit der diagnostischen 
Beurteilung des einmaligen Auskultationsbefundes, verwende stets 


das Resultat der Vergleichung zwischen recht und links, denke 


aber daran, daß rechts oben, besonders hinten oben, alle aus- 
kultatorischen und Schwirrphänomene lauter sind, als links oben. 
Es gilt das sowohl vom reinen Vesikuläratmen und besonders dem 
Exspirium, wie von der Auskultation der normalen und Flüster- 
stimme und dem Stimmfremitus. Deshalb sollte man die Auskul- 
tation der normalen und Flüsterstimme und die Prüfung des 


Stimmfremitus zur Diagnose beginnender Prozesse, insbesondere 


über den. Spitzen, überhaupt nicht heranziehen. 

Daß man womöglich 'auch zu einer Zeit auskultieren soll, wo 
der Kranke noch nicht „abgehustet“ hat, also früh morgens, und, 
daß man die Schleimproduktion und Bildung von Rhonchis durch 
Jodmedikation vermehren kann, dürfte als bekannt gelten. 

Letzteres ist natürlich auch wichtig, wenn man Auswurf zur 
Untersuchung gewinnen will. Hier gilt es, nicht einmal, sondern 
häufig zu untersuchen. Neben der üblichen Bazillenfärbung mit 


mit Chrysoidin: bzw. Picrinsäurealkohol auszuführen. Diese hell- 


gelbe, sehr transparente Färbung ermöglicht im Gegensatz zu der 
undurchsichtigen ersteren Färbung die Färbung und bequeme Durch- 
sicht dieker Sputumschichten. Seit an meiner Klinik diese Methode 
geübt wird, finden wir weit häufiger Tuberkelbazillen, als früher, 
Dagegen leistet die Antiforminanreicherung für die Aulfindung der 
Bazillen klinisch m. E. wenig oder garnichts. Die Untersuchung 
auf die Sonderform des Tb. Virus, die Muchschen Granula ist meist 
entbehrlich, ihre sichere Identifizierung oit sehr schwierig. | 
Die Untersuchung des Eiweißgehaltes des Sputums ist für die 
Frühdiagnose unnötig, ebenso die zytologische Untersuchung des 
Auswurfs auf Lymphozytose, zumal meine Mitarbeiter Eisen und 
Hatzfeld nachgewiesen hatten, daß die Lymphozytose des Sputums 


keine spezifische Eigenschaft des tuberkulösen Auswurfs ist. Elastische 


Fasern dürfte man in Frühlällen stets vermissen. 

Ungemein wichtig ist natürlich die anamnestische Angabe und 
klinische Feststellung des Bluthustens. Wie vorsichtig man mit der 
ersteren sein muß, weiß allerdings jeder Arzt. Die Beschaffenheit 
des Lungenblutes im Gegensatz zum erbrochenen oder aus der 
Nase expektorierten Blutes darf als bekannt gelten. Eine besonders 
wichtige typische Eigenschaft der echten Hämoptoe beachte man: 
daß nämlich nach einer solchen noch tagelang das Sputum eine 
(abnehmend) hämorrhagische, bzw. bräunliche Verfärbung zeigt. 
Allerdings denke man auch daran, daß echte Hämoptysen auch 
bei nicht tuberkulösen Erkrankungen vorkommen z. B. bei Grippe- 
pneumonien, Bronchiektasen, Lungenabszess und -gangrän, Aorten- 
aneurysmen, hämorrhagischen Diathesen und wahrscheinlich auch 
als „vikariierende Blutung“ an Stelle der Menstruation. 

Die Fiebermessung gilt mit Recht als wichtiges Frühdia- 
gnostikum. In Zweifelsfällen messe man dreistündlich rektal oder im 
Munde. Nicht nur die absolute Höhe des Temperaturmaximuns, 
das weit häufiger am späten Nachmittag, bisweilen aber auch 
morgens erreicht wird, ist wichtig, sondern die Höhe der Tages- 
schwankung. Temperaturen, die sich beispielsweise dauernd nur 
zwischen 36,9 und 37,2 bewegen, sind weit weniger verdächtig, 
als solche, bei denen das Minimum meist 36,2, das Maximum 37,2 


beträgt. Was „Fieber* ist, ob die Maximaltemperatur von 372 


oder 37,3 rektal, ist nicht a priori, sondern nur aus der Höhe der 
Tagesschwankung zu ermessen. Daß man in Frühfällen durch 
Spazierengehen und andere Muskelarbeit Temperaturen erzeugen 
kann, weiß jeder Arzt, fast jeder Laie. Man überschätze diese 
Bewegungstemperaturen bei heißer Witterung diagnostisch aber 
ja nicht, da sie auch bei ganz Normalen auftreten können! Man 
denke daran, daß manche weibliche Personen menstruell erhöhte 
Körperwärme zeigen. Leichte, remittierende Temperaturen zeigen 
auch nicht wenige -Konkurrenzkrankheiten der beginnenden Phthise 
z. B. die chronische Sepsis (lenta), alle Formen der essentiellen 
Anämie und Leukämie, okkulte Eiterherde (Tonsillen, Nebenhöhlen, 


Prostata) und Harninfektionen (Kolipyelitis!), Bronchiektasen, chro- 
nische Pneumonien, Lues II und a. m. 


Die Blutuntersuchung, insbes. die Prüfung des neutrophilen 
Blutbildes auf eine Verschiebung nach links (Arneth) ist kein früb- 
diagnostisches Mittel von Belang, wenn auch in der Hand des Er- 
fahrenen bisweilen von Nutzen. Die Untersuchung des Blutes auf 
Tuberkelbazillen (G. Liebermeister) ist wahrscheinlich manchmal 
auch frübdiagnostisch wichtig, ihre Resultate aber nach dem Urteil 
anderer Erfahrener oft schwierig deutbar und. voller Fehlerquellen. 
Für die Praxis scheint die Methode also nur mit Vorbehalt verwendbar. 

Aus der Urinuntersuchung können wir frühdiagnostisch 
nichts lernen; Diazo-Methylenblau- und andere Farbreaktionen treten 
stets erst bei progressen Fällen auf. Daß für die Prognose mehr 
als für die Diagnose einer beginnenden Tb. pulm. der Nachweis 
einer Glykosurie ebenso wichtig ist, als der einer Nephropathie, 
dürfte allgemein bekannt sein. Man denke daran, daß es bei be- 
ginnenden Phthisen auch lange latent verlaufende Nierentuber- 
kulosen gibt, und, daß beide sich gegenseitig recht ungünstig be- 
einflussen können. ki | 
Die Röntgenuntersuchung ist für die Frühdiagnose sicher 
wichtig, darf aber nicht überschätzt werden. Sie ist nur ein Bau- 
stein im diagnostischen Gebäude, nicht immer der Schlußstein. 
Ihre Wertung kann nur im Rahmen der Gesamtuntersuchung 88 
schehen. Nur der, der den Patienten auch sonst beobachtet und 
untersucht hat, kann (falls er es überhaupt versteht) sein Rönt- 
genogramm diagnostisch werten. DasUrteil des „Röntgenspezialisten , 
der nur seine und keine andere Untersuchung am Kranken vor- 
nimmt, schwebt stets in der Luft. Der Praktiker, der ibn zum 


entscheidenden Urteil herausfordert, handelt nicht wissenschaftlich 
und noch weniger praktisch! | 


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d _ ar 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 1199 


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Es genügen in Zweifelsfällen weder die Durchleuchtung, noch 
‚die Bildaufnahme allein. Aber beide sind in jenen Fällen unent- 
ehrlich; die Durchleuchtung deshalb, weil sie Bewegungs- und 


j ’ 


| eigene Untersuchungen haben mir gezeigt, wie weitgehend die un- 


spezifischen konstitutionellen Eigenschaften des Organismus; (insbes. 
die Einstellung des vegetativen Nervensystems) das Maß der Tuber- 


kulinreaktion beeinflussen (vgl. den Parallelismus unspezifischer 

und Tuberkulinhautreaktionen bei Gesunden und Tuberkulösen);, 
| Wichtig ist natürlich auch für die Diagnostik beim Erwachsene: 
der (wiederholte!) negative Ausfall aller Tuberkulinimpfungen. Denn‘ 


andere Vorgänge erkennen läßt, die uns bei der Bildaufnahme ent- - 
gehen.. Vor allem sind hier die vorhandene oder fehlende Auf- 
hellung „getrübter Spitzenfelder“ bei Tiefatmung oder Husten, 
die Bewegung oder Bewegungsverminderung (Williams Phänomen) 


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oder Zackenbildung am Zwerchfell u. a. zu nennen. Aber zur Fest- 
stellung kleiner und kleinster produktiver Herdchen in der Spitze 
reicht die Durchleuchtung sicher bisweilen nicht aus. Hier ist ihr 
das Bild oft überlegen, das dem Erfahrenen feinere Veränderungen 
bei genauer Prüfung zeigt. Aber auch nicht immer! Es kommt 
garnicht selten vor, daß auch die gute Bildaufnahme entweder 
fische, kleine Herde in Spitze oder anderen Lungenteilen nicht 
widergibt oder wenigstens uns nicht erkennen läßt, ab eine harm- 
lose, alte spitzenpleuritische Trübung des supraklavikulären Feldes 


-vorliegt oder ein aktiver behandlungsbedürftiger Prozeß. Das ist 


ohne Zweifel ein großer Mangel des Röntgenverfahrens überhaupt, 


daß es uns allein keinen Aufschluß ‘über die etwaige Aktivität. 


“eines Lungenprozesses zu geben vermag. Wer beispielsweise oft 
Gelegenheit hat, wie wir, junge und ältere Arzte auf ihre Lungen 
m untersuchen und auch zu röntgen, dabei einseitige oder doppel- 
seilige „Spitzentrübungen“ festzustellen und dann zu sehen, daß 
diese „Patienten“ jahraus, jahrein völlig gesund und arbeitsfähig 
bleiben, kann so recht die Relativität des Werts der Röntgenunter- 
suchung für die Frühdiagnose der Tb. ermessen. Ich stimme 


Goldscheider ganz darin bei, daß die alten Methoden der physi- . 


kalischen Diagnostik der Röntgenuntersuchung bisweilen ohne Zweifel 
überlegen sind. = 

“ Dazu kommt, daß der Röntgenbefund nicht selten schwer zu 
deuten ist und sicher oft zu Mißdeutungen Anlaß gibt. Wieviel 
‚Unfag wird nicht mit der „verstärkten Hiluszeichnung“, mit „Hilus- 
 Sängen*, „Besenreiserfiguren“ u. dgl. getrieben! Noch mehr gilt 
das von der Bewertung der „Bronchialdrüsenschwellung“. Wer viel 
Gelegenheit hat, völlig Lungengesunde, insbesondere Großstädter, 
 mitanthrakotischen Hilusdrüsen und leichten Pneumokoniosen, Resten 
"on Grippepneumonien und Pleuritiden u. dgl., röntgenologisch zu 


iniersuchen, wird sich den übertriebenen Respekt vor diesen Hilus- 
' md Hilusdrüsenbefunden des Röntgenbildes bald abgewöhnen. Auch 


diese Befunde können nie und nimmer vom Röntgenspezialisten 
allein, ‘sondern nur von dem Arzt, der einerseits Anamnese und 


ischen Befund des Falles genau kennt und andererseits — 
mürlich — auch aus Röntgenbildern zu lesen versteht, richtig ge-. 


wertet werden. 


Trotz alledem bleibt die Röntgenuntersuchung, im Rahmen 
der gesamten Untersuchung, natürlich ein ungemein wichtiges 
diegnostisches Mittel, das uns nicht selten darüber belehrt, daß der 
~ auf Grund der übrigen Symptome als aktiv anzusprechende — 
‚Amngenherd weit ausgedehnter ist, als unsere sonstige Untersuchung 
„ausen ließ, Wie wichtig die Röntgung für die Feststellung der 

mseltigkeit des Prozesses, der Vorbedingung für die Pneumo- 
MX" und operative Therapie der Phthise, ist, erwähne ich heute 
dur beiläufig. Ä 
4 ie diagnostische Tuberkulinanwendung hat für die 

w, snose der Tb. pulm. Erwachsener nur geringe Bedeutung. 

en heute, daß die positiven Reaktionen. der subkutanen, 
ach anen, kutanen und perkutanen .‚Tuberkulinisierung bei Er- 
cenen nicht als Beweis für eine aktive, ‚d.i. behandlungs- 


nlüge Tuberkulose anzusprechen sind. Wer auf: 1 mg Tuber- ' 


ga At (subkutan) fiebert, braucht nicht aktiv tuberkulös zu sein! 
die Herde. man zur Vervollständigung der Aktivitätsdiagnose auf 
ies a r ea kionen über den Lungen achtet, so wird man, wie ich 
i i Grund vieljähriger Erfahrungen in voller Übereinstimmung 
Tec TN cheider u.a. sagen darf, finden, daß diese Herdreaktionen 
lihe vserische, weil allzusehr der subjektiven Beurteilung zugäng- 


è orgän e sj ] ° e .. 
altanen eRe f nd, auf denen man keine schwerwiegenden Schlüsse 
0 
ct höherem Maße auch von der,kutanen Pirquetschen Impfung 


un E 2 . ». .. 
nd den intra- und perkutanen Methoden. Sie alle beweisen für 


pz 


Was von der subkutanen Methode gilt, gilt in 


‘er beweist, falls: die „negative Anergie“ (v. Hajek) des Schwer- 


tuberkulösen, was ja immer. leicht ist, ausgeschlossen werddn . kann, 
daß der Impfling tatsachlich ‘nicht aktiv tuberkulös ist. . Solche 
negativen Reaktionen werden aber beim Erwachsenen nach der 
Beobachtung aller Erfahrener ungemein selten sein, um so Seltener, 


‘je „schärfer“ die Methode ist; am seltensten also wohl bei An- 


wendung der intrakutenen Impfung. y | | 

Mit welchem Tuberkulin und wie .soll man nun impfen? 
Langjährige eigene, vergleichende Erfahrungen mit Alttuberkulin, 
diagnostischem Tuberkulin nach Moro, bovinem Tuberkulin und 
anderen sowohl bei kutaner, intrakutaner und perkutaner Anwendung 
haben an meiner Klinik zu folgendem Ergebnis geführt: es: genügt, 
wenn überhaupt eine Hautreaktion bei Erwachsenen nötig ist, völlig. 
eine Impfstelle mit konzentriertem Humantuberkulin (alt) und die 
andere mit Perlsuchttuberkulin zu beschicken; das letztere ist nach 
den Untersuchungen meiner Poliklinik und Klinik für die meisten. 
Erwachsenen (wenigstens in Mecklenburg!) das diagnostisch, „schär-- 
fere“ und sollte darum stets mit herangezogen werden.) 

Man kann also dem Arzt nicht eindringlich. genug zurufen: 
die Tuberkulinimpfung nach Pirquet, Ponndorf u. a. hat ` 
für die Frühdiagnose der Tbc. pulm. des Erwachsenen ` 
keine praktische Bedeutung! me A A a 

Das Versagen der Tuberkulindiagnostik hat nun zum Suchen 
nach anderen spezifischen biologischen Methoden geführt. Von ihnen‘ 
hat die Methode der Komplementbindung (nach Bordet und Gengou) 


‘nicht zu befriedigenden Ergebnissen geführt. Die Reaktion wurde 


von den meisten Nachuntersuchern als nicht streng spezifisch. 
befunden. A. v. Wassermann hatte nun ein Tuberkelbäzillen- 
antigen (Tetralin-Tuberkulose-Lezithin-Antigen) hergestellt, das mit 
Serum des tuberkulösen Individuums eine streng spezifische Reaktion 
im Sinne der Komplementablenkung geben sollte; und zwar sollte 
nach A. v. Wassermann nicht die Anwesenheit von Tuberkel- 
bazillen oder -von inaktiven Herden genügen zum Positivwerden 
seiner Reaktion, sondern ausschließlich die Anwesenheit von tuber- . 
kulösem Gewebe, d. íi. tätigem, aktiv krankem Gewebe,. sollte 
den positiven Ausfall bewirken. Der Vorzug der A. v. Wasser- 
mannschen Aktivitätsdiagnose liegt darin, daß sie einen spezifischen 
Ambozeptor nachweist. . Ob der „Tuberkulose-Wassermann “wirklich 
den Schlüssel zur Aktivitätsdiagnose der Tbc. pulm. bringt, wird die 
nahe Zukunft — zahlreiche Forscher prüfen seine Resultate nach, 
auch wir sind damit beschäftigt — lehren. Es darf aber nicht 
verhehlt werden, daß schon jetzt Stimmen laut geworden sind, die 
die Spezifität des Tuberkulose-Wassermann bestritten haben und an- 


‘gaben, daß auch er oft genug bei Lues positiv ausfalle (Silberstein 


D. m. W. 24 Nr.21). Sichere Gewähr für die Aktivitätsdiagnose 
dürfte die Wassermannmethode in ihrer jetzigen .Form wahr- 
scheinlich noch nicht bringen. Hoffentlich gelingt es dem großen 
Forscher oder auch anderen seine Methode so zu modifizieren, daß 
sie das wird, was sie versprach !?). Er a, 
Von anderen vielgeübten biologischen Verfahren sei endlich 
nur der Bestimmung der Erythrozytensenkungsgeschwindigkeit 
gedacht, eines Verfahrens, das gerade bei Tbe. pulm. bereits 
eine große Literatur gezeitigt hat. Es ist sicher, daß diese. 
Probe trotz mangelnder Spezifität doch bei der typischen, aktiven 
Tuberkulose diagnostische und noch mehr prognostische Bedeu- 
tung hat; auch, daß ihre Resultate den Charakter des Pro-. 


zesses (ob zirrhotisch, indurativ, ob mehr exsudativ und ulzerös 


usw.) gut widerspiegeln. Auch differentialdiagnostisch kann man 
die Probe bisweilen verwenden: besonders niedrige Werte der 
Senkungsgeschwindigkeit .(z. B. solche unter 5 mm) können im 
Zweifelsfalle als’ ein weiteres gegen den Tuberkulosecharakter einer 
chronischen Bronchitis, einer subakuten Pneumonie oder eines Bron- 


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p Aktivitätsdiarnose des Erwachsenen garnichts. Das gilt vor | chiektaseherdes dienendes Symptom gewertet werden. Gerade in 


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allem auch y u. : : een. Ä 
dor on der vergröberten Pirquetimpfung, der Ponn- ; . | PE ae BIS EEE 
Sa Methode. Es gehört in das Kapitel des diagnostischen | „Ð Das gilt nach unseren Untersuchungen auch für die experi- | Bush | 
groben Unfugs, au i n . > i mentelle Tuberkulose. Meerschweinchen mit humaner und solcher mit. ig ; 
Methode zu Fri sgerechnet diese (in jeder Beziehung überschätzte) | boviner Tbc.-Infektion des Peritoneums’ reagierten beide int a 
“ee zur Früh- und Aktivitätsdiagnose der Tb. pulm. Erwachsener | di rakutan l i 


stärker a a lin. (M. KI. 1921, Nr. 2) 

A 2) Neuere Untersuchungen von Winkler-Rostock: RE 
nicht veröffentlicht) scheinen wichtige Fortschritte in der a a 
des „Tbe.-Wassermann“ zu bedeuten. | | »erung 


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| menden, wie das leider in zunehmendem ‘Maße geschieht! 


tativer A beweisen alle diese Hautreaktionen und ihr quanti- 


auch nur wenig für immunbiologische Fragen. Denn 


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. Gutachterfällen angeblicher Kriegsphthisiker hat uns neben dem- 
übrigen negativen Befund die f&hlende Senkungsgeschwindigkeits- 
'steigerung der Erythrozyten schon wiederholt in der Ablehnung 
der Diagnose Tbc. .pulm. bestärkt.” E.. Grafe hat in zweifel- | 
halten oder ganz beginnenden Fällen die Senkungsprobe noch 
dadurch verfeinert, daß er durch vorherige Tuberkulinisierung (sub- 
 ‘kutan 0,03—0,1 mg.) bei wirklich Tuberkulösen ein Steigerung der 

`- Senkungsgeschwindigkeit erzielte, die bei Gesunden ausblieb. 
. Jedenfalls halte auch ich die Beobachtung der Erythrozyten- 
senkungszeit für einen der wenigen wirklichen Fortschritte, den uns 


Zur Scharlachfrage. er 
Von Dr. A. Hanser, Mannheim. _ a 


 Krankengeschichte: Am 13. Januar 1922 wurde ich zu einem 
Ajährigen Mädchen gerufen, welches wegen einer.durch einen Holz- 
splitter hervorgerufenen. Lokalinfektion an einem Unterschenkel 
in chirurgischer Behandlung war. Der Splitter hatte sich beim Spielen 
des Kindes auf.dem Fußboden unter die Haut eingebohrt (8. Januar); 
bei einem sofortigen ersten Versuch hatten die Eltern des Kindes - 
‚geglaubt den Splitter ganz haben entfernen zu können. Als aber nach 
4 Tagen unter zunehmender Empfindlichkeit Rötung und Schwellung 
am Bein auftraten, wurde der Chirurg konsultiert, der bei dem bereits 

. . bestehenden Fieber sofort eine Inzision des phlegmonösen Gewebes 
für nötig hielt. Am andern Tage wurde ..ich in Behinderung des 
Kollegen gerufen, weil das Kind wesentlich mehr fieberte, äußerst 
empfindlich war und über starke Schmerzen im Bein jammerte. Ich 
konstatierte bei dieser Gelegenheit das Bestehen eines diffusen. 
 Exanthems am ganzen Rumpfe, welches entschieden’ sofort als‘ 
'skarlatinös bezeichnet werden mußte; andeutungsweise soll es schon 
am Vortage beobachtet worden sein. Immerhin schien -aber die Lokal- 
infektion am Bein so schwer, daß man den Ausschlag auch als 
symptomatisch-septischen auffassen konnte. Angina, Rötung der Zungen- 


konnte, ließ sich. nicht nachweisen, zumal es ganz abgesondert von 
andern Kindern lebte. Nur Zwillingsbrüder von 8 Jahren, die in die 
Schule gingen, waren sein Umgang; dieselben waren gesund, in der 
Schule war kein Scharlach bekannt. Es wurde trotz der Hinneigung 
zur Annahme eines symptomatischen Exanthems strenge Abtrennung 


"ausgedehnt; daß es sich etwa ähnlich einer Iymphangitischen Aus- 
breitung von der Wunde aus entwickelt hätte, konnte weder vom 
Chirurgen, noch von den Angehörigen bestätigt werden. Am 18. Januar 
: hatte sich inzwischen ein noch fast 11/, cm langer Holzsplitter . ent- 
fernen: lassen; aber das Fieber hielt an, die empiindliche 


Inzision denken mußte; beides erübrigte sich aber, indem am 19. Januar 
das Fieber fiel und auch der Lokalbefund sich günstig entwickelte. 
Das Kind wurde ganz munter, der Ausschlag hatte sich unter 


sich keine weitere Komplikation ein. Wegen der Scharlachmöglichkeit 


deutliche: und: charakterjstische Abschu 
der ganze Apparat der Abtrennung in al 
Desinfektion aufrechterhalten wurde. 


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Am 24. Februar 1922, nachdem 


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1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 85. 


. die neuere biologische 


Abhandlungen. 


spitze fehlten. Irgendeine Quelle, von der aus das Kind infiziert sein 


durchgeführt. Dasselbe hatte sich dann schnell auch auf die Extremitäten. 


I chwellung - 
bestand weiter, so daß man an eine Vertiefung oder Erweiterung der 


'allmählicher Abblassung nach 4 Tagen ganz verflüchtigt und es stellte | 


mußte das Kind liegen bleiben. In der vierten Woche stellte sich nun 
Puls ein, weshalb natürlich 
er Schärfe bis zur gründlichen 


| die Räume bereits desinfiziert 
‚waren, erkrankte der eine Zwilling hochfiebernd an einem gleichen 
Ausschlag wie seinerzeit das Schwestereben. Dabei bestand leichte 
. Angina, so daß an der Diagnose Scharlach kein Zweifel bestehen 
konnte. In der Schule und auch sonst in den Umgangskreisen der 


u Bei dem andern Zwilling, den ich bei dieser Gelegenheit sah, 
` entdeckte ich nun auf der Brust eine zarte Andeutung eines gleichen 
Exanthems, wie es aber am übrigen Körper zunächst nicht vorhanden 
war.. Obwohl bei diesem Knaben keine Angina oder sonstige ver- 
dächtige Zeichen vorlagen, auch die Rektaltemperatur maximal nur 
37,6 war, faßte ich — zumal es sich. um einen Zwilling handelte — 
doch die nahe Möglichkeit, daß auch dies ein Scharlach sein könnte, 
ins Auge und legte beide Kranke zusammen. Der erste, ausgesprochener 
Erkrankte machte den schulmäßigen Verlauf mit 4—6tägigem Fieber 
durch, Abklingen des Ausschlags und Angina, akute Lymphadenitis 
am Hälse in der 3. und 4. Woche, keine Nephritis, deutliche Desquamation 


a Der zweite Zwilling ließ noch 3—4 Tage das kaum sich weiter 
a ausbreitende Exanthem erkennen, hatte kein höheres Fieber, bekam 
Ne keine Angina, aber im Beginn der 3. Woche eine ganz typische, leicht- 
en hämorrhagische Nephritis mit Ödemen im Gesicht und den Unter- 
ae - schenkeln und unter anfangs leicht urämischen Symptomen (Kopfweh, 
irn | Erbrechen, Pulsverlangsamung). Diese Komplikation nahm innerhalb 
3 Wochen einen günstigen Verlauf, die Albuminurie, anfangs 2°/,, ging 
verhältnismäßig schnell zurück. Die Erkrankung ist auch bei späterer 


31. August 


Forschung in der Frühdiagnostik der Tbe. pulm.. 
gebracht hat. > F Ea i 

| Trotz aller Errungenschaften ‘neuerer Methodik aber halte der 
Arzt daran fest,. daß die ‘elementaren und sichersten’ Grundlagen . 
der Frühdiagnose der Tbc. pulm. in einer gründlichen Anamnese, 
einer gewissenhaften „gewöhnlichen“ physikalischen Untersuchung . 
und guter, klinischen Beobachtung des Kranken bestehen. Alles, 
was die Wissenschaft der letzten Jahrzehnte an diagnostischen 
Mitteln jenen altbewährten noch hinzugefügt hat, kann sie wohl 
ergänzen, aber keineswegs ersetzen! 2 Zn 


Kontrolle. Bun geblieben. Deutliche Desquamation war ‚auf Hände ` 


und Füße beschränkt. 


Am 25. Juni, nachdem: das Kind fast ein Vierteljahr genesen 
schien, wurde ich wieder zu diesem zweiterkrankten Zwilling gerufen, 
weil er wieder ein —. diesmal ganz diffuses — Erythem am ganzen. 
Körper zeigte, ohne Angina, mit maximaler. Rektaltemperatur von 37,6 und 
bei subjektiv völligem Wohlbefinden. Der Ausschlag dauerte recht 
deutlich in seiner ganzen Ausdehnung 4-5 Tage, die subfebrilen 
‚Temperaturen bestanden 2 Wochen. Nach dreiwöchiger Bettruhe, die 
trotz bestem Wohlbefinden eingehalten werden mußte; ohne nephritische 
Komplikation trat deutliche und charakteristische Abschuppung an 
Händen, Füßen und Zehen ein. Be | wi 


Es steht also bei dieser kleinen Hausepidemie zunächst 
wohl fest, daß: ga j ED | | 
1. der 'erste Fall des splitterverletzten Mädchens tatsächlich 
als echte Scharlacherkrankung verlaufen ist; ae 
2. doch naheliegt, daß — zumal mangels jeder anderen auch 
nachträglich nachweisbaren Infektionsquelle — auch die beiden 
Brüder von der Schwester infiziert waren; und | 
3. der leichtere Fall mit dem nur angedeuteten Exanthem 
“und ohne Angina und ohne jegliche Beschwerden, obwohl er gleich- 
streng im Bett gehalten war, die schwere Komplikation der Nephritis 
und schließlich das Rezidiv bekam. Ä ` = 


sichtig man mit Diagnose und Prognose solcher Erkrankungen sein 
muß. Hätte hier der erste Fall nicht deutliche Desquamation ge- 
zeigt oder wäre er daraufhin nicht sorgfältig zu beobachten gewesen, 
wie leicht hätte das für Scharlach an sich charakteristische Exanthem 
im Zusammenhang mit der Wundinfektion als septisches aufgefaßt 
und — statistisch verwertet werden können! Andererseits, wie leicht 
hätte, wäre es von vornherein sicher als septisches in jenem Zu- 
sammenhang aufgefaßt und behandelt worden, aus diesem Einzel- 
fall — der schon bei aller Vorsicht wohl die Infektion der Brüder 
im Gefolge hatte — nach der raschen Besserung der Lokalinfektion 


werden können! | 


Am merkwürdigsten scheint nun gerade das Rezidiv hier 
zu sein, das ungewöhnlich spät (fast ein Vierteljahr nach be- 
endeter Krankheit) auftrat. Die Möglichkeit einer neuen In- 
fektion (Reinfektion) darf wohl nach unseren ganzen Vorstellungen 
von erworbener Immunität ausgeschlossen werden; eher schon könnte 
dasselbe als Reautoinfektion aufgefaßt werden, wobei der Umstand 
als nicht ganz zufällig geltend gemacht werden könnte, daß gerade 
dieser Knabe -die Nephritis durchgemacht hatte. Wissen wir doch, 
wie häufig nach Strepto- und Staphylokokkeninfektionen Nierenberde 

oft noch Monate, ja ein Jahr beharren können, von denen aus IM 


tinoiden Ausschlags auftreten kann. 


Die Frage des Scharlachrezidivs ist ja im wesentlichen doch 
wohl entschieden. Denn auch im Gegensatz zum „Pseudorezidiv”, 
welches etwa dem mit nochmaligem Exanthemausbruch bestehenden 
. Nachfieber bei noch nicht abgelaufener Erstperiode der Krankheit 

entspricht, dürfte es sich doch hier um ein echtes Rezidiv handeln. 


Hüttenbrenner, Unterholzner, Pospischill usw.) keinen Fal 
an, wo der Wiederausbruch der objektiven Symptome, besonders 
des Exanthems so lange nach der Desquamation wieder zuf 
Manifestation ‚gekommen ist. Die längste Zwischenpause führt 
Körner in einem Fall von Wetzlar an, wo drei Monate zwischen 
beginnender Ersterkrankung und Rezidiv verstrichen waren; im vor 


liegenden Fall trat es aber vier Monate nach dem Beginn der 
Erkrankung auf. i E en 


Diese verschiedenen Tatsachen beleuchten wieder, wie vor- 


eine wesentliche weitere Verbreitung der Erkrankung herbeigeführt 


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Freilich gibt die Literatur, soweit sie mir erreichbar war (Körner, | 


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hienenen Arbeit über „Wündscharlach“2) von 


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Andererseits ist die Frage, ob es sich um eine zweite Er- 
krankung, wie sie ja beim Scharlach entgegen anderen Meinungen 
längst als gar nicht so selten anerkannt wird, gehandelt haben 
könnte, hier nicht zu bejahen, da eine neue Quelle sich nicht er- 
geben hat und andererseits gerade die vorausgegangene Nieren- 
alfektion als solche — wie ich aus der Statistik der Rezidive und 
dem: häufigen Prozentsatz vorhergegangener Nierenkomplikationen 
entnehmen konnte — Quelle und Ausgangspunkt für das Rezidiv 


in Betracht kommt. Wohl beschreibt Jordens (nach Körner) 
einen Fall, wo ein Sjähriges Mädchen mehr als 3 Monate nach 


einem angeblich echten Scharlach vom älteren inzwischen an Scharlach 
erkrankten Bruder wieder angesteckt wurde. 


Weiter kann diese kleine Epidemie,. wo zuerst ein nicht auf 


der üblichen Eingangspforte des Rachens entstandener erster Fall 
‚aufgetreten ist, dann 2 Zwillinge erkranken, davon jeder eine andere 


Komplikation hatte und einer schließlich ein Rezidiv bekam, die 
age der Familiendisposition näher legen: Matthies stellt in 


dieser Hinsicht, in einer Arbeit „Gibt es für Scharlach und seine 


Komplikationen eine familiäre Disposition ?‘!) verschiedene Fragen, 
die selbstverständlich nur im Überblick über eine größere Anzahl 
von Fällen zu beantworten wären. 

‚Immerhin ist in dieser Familienepidemie auffällig, daß gerade 
hier ein Kind die Krankheit auf traumatischem Weg erworben zu 


haben scheint, während ausgerechnet beide anderen Kinder sich 


bald gleichdisponiert zeigten. Die Koinzidenz des Ausbruchs der 
Krankheit bei den Zwillingen kann zudem auf diese Eigenschaft 
(gleiche Disposition) der Nachinfizierten bezogen werden. 


Was aber nun ganz besonders zur Veröffentlichung dieser 


Seharlachbeobachtungen angeregt hat, ist dag zeitliche Zusammen- 
fallen der Lokalinfektion des ersten Kindes durch den 
Holsplitter und der Scharlachinfektion. Die Frage, ob 
diese bereits in dem Kinde gesteckt hat und also der Ausbruch 
des Exanthems zufällig mit dem 5. Tag nach der Splitterverletzung 
zusammengelallen ist, wird ja einen Streit um des Kaisers Bart 
bedeuten, sofern jemand dazu neigt, einen Zusammenhang zu be- 


streiten, weil er nicht positiv nachgewiesen werden kann. In der 
Tat fehlt aber mindestens jeder Anhaltspunkt, woher das Kind 


sonst den Scharlach erworben haben soll, wenn nicht die lokale 
Splitterinfektion als die Quelle für den Scharlach angenommen 


‚werden darf; wobei freilich auch offen bleiben könnte, daß die Ver- 


king lediglich die begünstigende, auslösende Wirkung auf die 
estierung eines sonst latent im Körper versteckten Scharlachs 
ausüben konnte. In der Tat sind ja auch solche Erklärungen für 
die Entstehung des sogenannten traumatischen oder chirur- 
gischen Scharlachs angenommen worden. | 
Bekanntlich sind nach einzelnen englischen Autoren später 
offa, Brunner usw. in der Lage gewesen, den Begriff des 
hirurgischen Scharlachs nach verschiedenen Möglichkeiten zu er- 
ren bzw. zu differenzieren. Immer war die Frage die schwer zu 
alscheidende, ob das Exanthem wirklich Scharlach war, nicht ein 
ist infektiöses oder toxisches usw. Vielleicht der typischste Fall 
Wa der von Leube selbst, der nach einer bei der Autopsie einer 
charlachleiche erworbenen Infektion erkrankte und nach ca. 10 Tagen 
die ersten Erscheinungen zeigte, indem mit anfänglichen Iymphan- 
glischen Prozessen, die von der Wunde ausgingen, ein aus- 


gesprochener Scharlach eingeleitet wurde. Es würde sich in diesem 
d um eine spezifische“ Lokalinfektion von der Leiche aus und’ 


schließlich einen klinisch einwandfreien Ausbruch einer Scharlach- 
erkrankung gehandelt haben. Man würde also hier etwa die Ent- 


Weklung einer Infektion mit dem spezifischen - Scharlachgift in 


gleicher Weise annehmen müssen, wie sich bei einer Lokalinfektion 
e allgemeine Sepsis entwickeln kann. In einer neuerdings er- 
Günther wird 
erwähnt, daß von Hamilton für die Diagnose des Wundscharlachs 
gelordert wird, daß mehr Erwachsene erkranken, die Inkubation 


‚mer sei, die Angina milder sei oder fehle, das Exanthem zuerst 


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entrete, ; 


Ka Günther selbst aber gibt zu, daß zur Begründung eines 

pa anerus zwischen Wunde und Scharlach, also zur Diagnose des 

„udscharlachs, das Auftreten eines von der Wunde ausgehenden 

Xanthems nicht in höherem Maße als Beweis geeignet erscheint, 
der zeitliche Zusammenhang zwischen Läsion und 

üsbruch des Exanthems überhaupt. 

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Nähe der: Wunde erscheine und die Abschuppung früher 


3 Jahrb. f. Kindhlk. N. F. 78; Ergänz.-Bd. 8. 
D. m. W. 1924, Nr. 7, 


= 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. | 


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Im vorliegenden Fall ist die Frist zwischen ‚Verletzung wrd 
Ausbruch des Hautausschlags so typisch schulmäßig, daß ohne 


weiteres an die Möglichkeit gedacht werden: durfte — zumal bei 


Ausschluß einer anderen Infektionsquelle —, daß hier die. Splitter- 
verletzung zugleich quasi die Impfstelle für die Scharlachallgemein- 
infektion war. Bemerkenswerterweise stammt nun der Holz- 


splitter aus dem Fußboden eines Zimmers, in welchem, freilich 


vor vielen (über 30!) Jahren, ein Onkel der Kinder seine Rekon- 
valeszenz von einer Scharlacherkrankung zugebracht haben soll; die 
noch lebenden Eltern dieses Mannes teilen mit, daß er sich ‘ihres 
Erinnerns dort noch geschält habe. Der Parkettboden, um den es 


sich handelt, sei noch derselbe, natürlich häufig und gründlich. 


seitdem mit allen Mitteln gepflegt und behandelt. Es würde sich 
also um die Frage nach der Möglichkeit handeln, ob die Tenazität 
der Scharlacherreger bzw. des Giftes im oder am Holz. so kart- 
näckig wäre, daß nach so langer Frist das Holz noch wirksame 
Keime oder Toxine enthalten konnte. Mechanisch-technisch be- 


trachtet wäre gerade beim Abspänen oder Abhobeln des Parketts. 


denkbar, daß Keime, die zwischen den Balken in der Tiefe gelagert 
sind und dort ihr Leben fristen, ‚gelegentlich durch die Abnahme 
der Holzschichten nach und nach an.die Oberfläche gelangen könnten 


und dann ihre unheilvolle Wirkung tun. 


Jürgensen berichtet über einen Fall von Boeckh, wo- 


2 Geschwister, die mit den Haaren eines vor 20 Jahren an Scharlach 
verstorbenen Kindes gespielt hatten, mit Scharlach erkrankten. 

So müßte die Infektionsform im vorliegenden Fall’ als. ein 
echter Impfscharlach aufgefaßt werden, wo also durch die 
Inokulation der Keime die Infektion eine allgemeine wurde. Es ist 
selbstverständlich, daß diese ganzen Gedankengänge über eine 'sölohe 
Möglichkeit der Infektion nur den Anspruch der Anregung 
machen können, auch in diesem Sinne ungewöhnliche Scharlach- 
infektionen genau zu verfolgen. | | 

Nicht ohne Interesse ist aber diese kleine Familienepidemie, 


um die v. Szontaghsche allen praktischen Erfahrungen und Be- 


obachtungen geradezu hohnsprechende Theorie, daß. Ansteckungs- 
fähigkeit und Immunität bei Scharlach falsche Dogmen seien, näher 


zu beleuchten. v. Szontagh hält das Scharlachgift für’ einen jener. 
ubiquitären Krankheitskeime, die ebenso wie die Erreger der eitrigen 


Tonsillitis an und in uns leben und die in die Reihe der Strepto- 
kokken einzureihen seien. Der Scharlach sei nichts anderes, als 
eine Sepsis oder Pyämie. v. Szontagh könnte gerade den ersten 
Fall des durch den Splitter infizierten Mädchens in seinem Sinne 
als Beweis benützen, daß eine Infektion mit vielleicht ubiquitären 


Keimen (Holzsplitter) zu einer septischen Infektion führte, die eben. 


in diesem Fall die Symptome ‘des „Scharlach“ zeigte. - - 
Könnte er aber dann wirklich, wenn bald nachher zwei Ge- 


. schwister-an denselben Erscheinungen, ohne daß eine gleiche Form 


der Infektion stattgefunden hatte und, ohne daß er Kontagiosität 
annehmen darf, erkranken und wiederum die als „Scharlach“ zu 
bezeichnenden Symptome zeigen, z. B. an seinem Schlußsatz fest- 
halten), wo er sagt: „Eins aber ist unbedingt sicher, näm- 
lich, daß man ruhigen Gewissens die Skarlatina aus der 


‚Reihe der kontagiösen Erkrankungen streichen .kann,“ 


oder, wenn er an anderer Stelle sagt: „Also mit der Supposition, 
daß -Scharlach (und Diphtherie!) ansteckende, kontagiöse Krank- 
heiten darstellen würden, muß ein für allemal aufgeräumt werden; 


ihr darf in der wissenschaftlichen Medizin von nun an kein Platz 
mehr. zugestanden werden.“ ‚Wollte aber v. Szontagh hier mit 


einer familiären Quote einer Sensibilisation oder Überempfindlich- 


"keitsdisposition zugunsten seiner Theorie argumentieren, so würde. 


er trotzdem ohne weiteres der. auch hier eben erfahrungsmäßig be- 
stätigten Tatsache Zwang antun, daß wir um die — wenn irgendwo, 
wohl hier bewiesene — Kontagiosität der Scharlachkrankheit nicht 
herumkönnen. = | | u | 

Der Fall ist so geeignet, dieser v. Szontaghschen un- 
geheuerlichen Theorie, deren Einzelheiten in den Originalien 
nachzusehen sind, entgegenzutreten, daß ich ihn in diesem Zu- 


-sammenhang hervorheben wollte, obwohl anscheinend die Literatur 


über, dieselbe zur Tagesordnung übergegangen zu sein .schien, 
wenigstens soweit die v. Szonta ghsche Theorie die Übertragbarkeit 
der gefürchteten Krankheit. bestreitet. Wollte man lediglich seine 


"Auffassung von der Pathogenität des Scharlachs als einer quasi 
"Stoffwechselstörung auf. den ersten Fall anwenden, so müßte an- 


genommen werden, daß das kleine Mädchen die zufällige auf Stoff- 


wechselstörungen begründete Überempfindlichkeit gehabt hätte, welche 


8) s. v. Szontagh,. Sensibilisationserscheinungen ‘und Über- 


"empfindlichkeitsrenktion. Jb. f. Kindhlk. 1913, 78: 


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unter dem Einfluß der traumatischen Aktivierung zu der Re- 
aktion geführt hat, die die Scharlachsymptome bedeuten. 

Aber wie sollte sich die gleiche Empfindlichkeit der 
später erkrankenden Geschwister erklären lassen, für die 
eine aktivierende Komponente ja überhaupt fehlt? 

Anders wie v. Szontagh, aber immerhin auf einer ähnlichen 
Grundlage, hat neuerdings S.Meyer in einer Arbeit über: „Scharlach 
als anaphylaktischer Shock“ seine Gedanken über das Scharlach- 
problem. entwickelt. Er hat dabei auch das „zweite Kranksein“ 
(Rezidiv oder Neuerkrankung) in den Bereich seiner Betrachtungen 
gezogen. Er gibt zu, daß gerade dieses schwer mit der Hypothese 
der Anaphylaxie in Einklang gebracht werden kann, insofern, wenn 
schon die erste Erkrankung eine Überempfindlichkeitsreaktion. ist, 
nach Ablauf der anaphylaktischen Reaktion ein antianaphylaktischer 
Zustand eintreten müßte. Aber aus den Schlüssen, die sich aus 
der experimentellen Anaphylaxie ergeben, wo beim Zusammentreffen 
von Antikörper und Antigen nicht immer völlige Absättigung voraus- 
gesetzt werden könne, kann sich die Möglichkeit ergeben, daß Anti- 
körper und Antigen übrig. bleiben und ein partiell anaphylaktischer 
Zustand eintritt; wie auch Meyer die verschiedene Organallergie 
als die Grundlage ansieht, welches Organ der Schauplatz der durch 


den Abtransport der Abbauprodukte erzeugien Reaktionen wird, wie 


z. B. die Niere, wo nach Volhard und Fähr auch die hämor- 
rhagische Nephritis als Folge des anaphylaktischen Shocks der 
Niere angesehen werden könne. Die näheren Vorstellungen können 
auch hier in der Originalarbeit*) nachgesehen werden. Leider geht 
nun Meyer bei seinen tiefgründigen Auseinandersetzungen gar nicht 
auf. die Frage ein, wie sie sich. zu der Ansteckungsfähigkeit bei 


Scharlach stellen. Jedenfalls geht er nicht so weit, wie v. Szontagh, 
dessen Theorie, wie gesagt, höchstens in gewissem Sinn für die 


Auffassung unseres ersten Krankheitsfalls gewertet werden könnte, 
während die Fälle der Zwillinge eher gegen ihre Berechtigung, 
sprechen. | | 


Wäre es doch vorläufig nicht auch eine ebenso bedenkliche, als 

in ihren Grundlagen unbewiesene Vermessenbeit, die v.Szontaghsche 

Theorie von der Nichtkontagiosität des Scharlachs entgegen der 
doch nicht auf geträumte oder vorurteilsmäßig kombinierte Erfahrung 

gegründeten, zum Gemeingut der alten und wohl auch noch .der 

jüngsten Arzte gewordenen Lehre von seiner großen An- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK’ Nr: 35. 


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‚spezifisches Gift verursacht wird, festzuhalten. 


symptomatische Ähnlichkeiten also 
‚ Ursachen beobachtet werden, berechtigt aber ebensowenig an der 


‚und andere Gifte bzw. zentrale Kra: 


schriebene kleine Hausendemie lehren? Erstens die Möglichk eit 
eines echten- „Impfscharlach* — nicht „Wundscharlach“ — 


ferner die Übertragbarkeit bzw. Ansteckungsfähigkeit auch eines 


solchen; weiter, daß eine fast unglaubliche Tenazität des 


 Scharlachgiftes denkbar ist; daß die Möglichkeit eines noch 


nach vier Monaten nach dem Erstausbruch eintretenden Rezidivs‘ 
bestätigt ist, und endlich, daß auch hier ein solches aullälligerweise 


einen Fall mit vorausgegangener Nierenaffektion betrifft. 


Die drei Krankheitsfälle gestatten aber weiter in ihrem 


familiären und zeitlichen Zusammenhang und — außer der Ver- 
.letzung des ersterkrankten Kindes —. mangels aller anderen ätiologi- 


schen Faktoren und Quellen ‘gerade unter dem Gesichtspunkt der 
v. Szontaghschen und S. Meyerschen Standpunkte ein Urteil 
über die Scharlachfrage heute etwa dahin zusammenzulassen: 
Es bestehen vorläufig alle Gründe weiter, an der wohl .. 
bisher naheliegenden Auffassung, daß der 'Scharlach durch ein 


| Mag dieses. 
bakteriell oder rein toxisch sein, es scheint die besondere Eigen- 


tümlichkeit zu besitzen, wie ein artfremdes Eiweiß (an)aphy- | 


laktische Erscheinungen hervorrufen zu können, d. h. sym- 
ptomatisch sich auswirkende Vorgänge, wie sie z. B. nach Serum- 
injektion, Verbrennungen, Laugeverätzungen, nach Genuß mancher 


Nahrungsmittel (Erdbeeren, Krebsen, Fischen, Eiereiweiß), Me- 
 dikamenten (Antipyrinpräparate, Chinin usw.) beim Menschen- in 


offenbarem . Sinn einer Stofiwechselstörung auftreten. Daß solche’ 
auch aus solchen . anderen 


Spezifität eines etwaigen Scharlachvirus zu zweifeln, als man die 
bekannte Atiologie des Tetanus bestreiten darf, weil auch Strychnin 


ankheitsprozesse ähnliche Symptome 
wie Tetanus hervorrufen können. 


Wir dürfen aber anderseits. auch infolge der Tatsache, daß 


uns von den in solcher Weise, wie die genannten aphylaktisch 
wirkenden Stoffe und Kombinationen, wie sie innerhalb des Stoffi- 
wechsels vielleicht auch endogen entstehen können, nicht alle bekannt 
sind und vielleicht unbekannt bleiben werden, bei zweifelhaften und 
während des Verlaufs unentschieden bleibenden Fällen mindestens 
praktisch uns berechtigt halten, wenn Verlauf und schließlich aus- 


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bleibende Abschuppung gegen Scharlach sprechen, die Frage, ob es 
und damit, stimmt sie- nicht, unendliches Unheil anzurichten, das 


ein solcher war, zu verneinen. 


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nach der: bisherigen Praxis. eben wohl vermeidbar gewesen wäre. 


Wer besonders v. Szontaghs Monographie über „Dis- 


. position“, die von den verschiedenen Autoren einer recht ver- 
schiedenen Kritik unterworlen wird, durchliest, wird sich gewiß des 


Eindrucks nicht erwehren können, daß seine allgemeinen Darlegungen | 


zu tiefem Nachdenken - anregen. und sicher Keime für neue Ein- 
stellungen zu vielleicht veralteten oder einseitig neuen Vorstellungen 
bergen; aber seine Auffassungen sind keineswegs so.reif, daß seine 
fast an Unfehlbarkeit grenzende Überzeugung von der Richtigkeit 
seiner fast paradox neuen Auffassung des Scharlachs im Sinne der 
"Nichtansteckungsfähigkeit berechtigt ist. Auch muß man doch noch 
z. B. hinter seine Identifizierung von Angina und Scharlach ein 
großes Fragezeichen machen dürfen. Ist ihm nicht bekannt, wie 
grundverschieden trotz ihrer klinischen Ähnlichkeit Typhus und 
Paratyphus als Darminfekte sind? Warum wagt er, jede „einfache“ 
und „Scharlachangina“ nur graduell zu unterscheiden? für Klinik 
und Praxis bleiben sie doch trotz ihrer in manchen Fällen schwierigen 
oder anfangs unmöglichen Differentialdiagnose prinzipiell grund- 
verschiedene Prozesse! Freilich würden uns die v. Szontaghschen 
Auffassungen vor bequemere Situationen stellen: man denke nur an 


die oft peinliche Lage des Arztes, gerade bei Unsicherheit der 


Diagnose Scharlach in einer mehr oder weniger kinderreichen Familie 
den ganzen Abtrennungsapparat in Tätigkeit setzen zu müssen, bis 
schließlich der Verlauf mit dem Ausbleiben jeder typischen Kom- 
plikation oder der Abschuppung mindestens dem betroffenen Laien 
die Überzeugung gibt, daß Alles. überflüssig war! v. Szontagh 
würde dem Arzt auch diese Verlegenheit ersparen. Aber wären die 
von ihm . gehobenen Zweifel nicht oft nur scheinbar behoben und 
würden wir uns nicht oft mit dem. anscheinend „besseren Wissen“ 
eines gröberen Fehlers gegenüber dem Kranken und seiner Um- 
gebung schuldig machen können, als mit der überflüssig gewesenen 
Absperrung? | | 

= Was kann nun außer der alten Erfahrung von der Un- 
berechenbarkeit der Verlaufsart einer Scharlacherkrankung die be- 


% D.m.W. 1928, Nr. 16, 


‚geklärt werden. 


Auch die individuelle, familiäre und zeitliche Disposition 
könnte gerade im Lichte einer solchen den Stoffwechsel beeinflussenden 
Wirkung des Scharlachgiftes in ihrer pathogenetischen Bedeutung 

Spielen doch diese Faktoren unter dem Namen 
der „Idiosynkrasie* beim Gesunden eine Rolle, wie überhaupt der 
Begriff der stattgehabten Infektion bzw. der mangelnden 
Abwehrkraft des einzelnen Körpers gegen eine Infektion 
bzw. Intoxikation als der Ausdruck einer „Idiosynkrasie” 
ganz allgemein aufgefaßt werden kann. Infolgedessen betrachtet 
man ja auch mit Recht den Keim oder das Gift nicht als den 
einzigen Faktor, der die betreffende Krankheit bzw. die Krankheits- 
erscheinungen erzeugt, sondern dazu gehört eben noch. die all- 
gemeine (individuelle und familiäre) und zeitliche Disposition des 
Erkrankenden. Daher der verschiedene Ablauf derselben Krankheit, 
oft bei demselben Genius epidemicus, bei den verschiedenen 
Menschen, wo also auch die etwa größere Heftigkeit der Erscheinungen 


nicht immer etwa einer größeren Virulenz der Keime bzw. Toxizität 


des Giftes als vielmehr oft der individuell geringeren Abwehrkralt 
des befallenen Organismus entspricht. Gerade ja beim Scharlach 
und seiner Manifestation treten diese unterschiedlichen 
Verlaufsarten in besonders auffälliger Weise zutage. 
Die vorgetragene Darstellung von der individuellen Disposition 
läßt nun auch die bekannte Möglichkeit zu, daß ein zwar für andere 
eine Gefahr darstellender Bakterienträger klinisch wenigstens die 
Krankheit, deren Keimträger er ist, gar nicht durchgemacht zu haben 
braucht. : Insofern ist es vielleicht ein nicht ganz ungerechtfertigtes 
Bestreben v. Szontaghs, mit dem Hinweis auf. diese Möglichkeiten 
gegen einseitig bakteriologisch ausgewertete Befunde Einspruch zü 
erheben. Um so falscher ist aber umgekehrt seine These, daß 
„kein Gesunder Krankheiten verbreiten kann“, mit der er die wert- 
volle und in der Praxis namentlich z. B. der Diphtherie erfahrungs- 


gemäß vollbestätigte Tatsache der Möglichkeit der Gefahren von 
Bakterienträgern überhaupt zu bestreiten wagt. | 


. Und erst recht bei Krankgewesenen! . Nach den Erfahrungen, 
wie sie alltäglich die Praxis bei den Scharlachrekonvaleszenten 
zeigt, erinnert ein solcher in seiner Schädlichkeit für die Umgebung 
in gewissem Sinn an die Gefahr des Bazillenträgers, nur dab uns 


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| 31. August EN 


. letzten 5 


þeim Scharlachrekonvaleszenten vorläufig ganz schleierhaft ist, was | Beobachtun; in den ängstlicheren oberen Schichten, nach ‚langjähriger Er 


an ihm und um ihn die Gefahr bedeutet! So hieße es auch die 


“Grenze des theoretisch und praktisch Erlaubten über- 


schreiten, wollte man mit Argumentationen, wie Krank- 


 heitsdisposition, Überempfindlichkeitsreaktion oderSensi- 


bilisation an der Frage der Kontagiosität des wahren 
Soharlachs, dessen Krankheitsbild naoh seiner langen Geschichte 


- und den unbestreitbaren Erfahrungstatsachen anerkannt und leider 


gefürchtet werden muß, vorläufig doktrinär rütteln. 
Wohl geht auch ein Hygieniker, Bürger, in einer neuesten 


ilögischer Grundlage auf die v. Szontaghsche Theorie ein, erwähnt, 
daß auch andere Autoren (Schiff, Moro, Kretschmer, Meyer 
‚und Schloßmann) den Charakter des Scharlachs als einer anaphy- 
Iaktischen Reaktion eines durch mehrere Streptokokkeninfektionen 
überempfindlich gewordenen Organismus auf eine neue Infektion be- 
hepten; und erwägt das Für und Wider. Aber er kennt aus eigener 
Frahrang so anscheinend unzweifelhaft „übertragene“ Fälle von 
Scharlach, daß er — selbst ein Zweifler an der Zweckmäßigkeit 
der Wohnungsdesinfektion bei Scharlach. und Diphtherie! — die 


Theorie von v. Szontagh usw. auch im Sinn der Kontagiosität des 


Scharlachs für unreif und noch nicht bewiesen hält. . 
‚. Übrigens hat in unserer Endemie das ersterkrankte Kind 
sB. noch nie eine Angina oder sonstige Streptokokkeninfektion 


durchgemacht, so daß man beiihm von einem bereits überempfindliclı 


gewordenen Organismus nicht reden kann. 
Wer in der Praxis, namentlich der immerhin leichter der 
Kontrolle und kritischer Beurteilung zugänglichen privatärztlichen 


. 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


Studie über‘ das Scharlachproblem auf im Wesentlichen epidemi- 


Tätigkeit die vielgestalteten Erfahrungen übersieht, wird sich vor- 


der‘ Übertragungsmöglichkeiten und oft-auch fast. mathematisch 
sollten. Mir wenigstens dünkt, daß auch hier die Ausnahmen, die 


Regel bestätigen können. Br : Ä | 
- Jedenfalls aber muß sich auch hier jeder wissenschaft- 
liche Übereifer— Virchow hat einmal gesagt, zuerst wäre der 


` 


haus! — beim Scharlach zu. 


Körner, Jabrb. f. Kindhlk. 10; Pospischill, Ebenda 66; Hüttenbrenner, 
Ebenda 10; Unterholzner, Ebenda 11: — Betr. Wundscharlach: Hofla,"Volk- 
mann Vortr., Chirurg. Nr.90; Brunner, B.kl. W.1895, Nr. 22 ff; Davidowitsch, 


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Arch. t Kindhlk. 54. — Derselbe, Über Disposition. Karger, 1918. — Bürger, 
Zschr. f. Hyg. u. Infektkrkh, 99. Zu 


5) Die in Nr. 18 dieser Wochenschrift am Tage der Einsendung 


. Der Verf. 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


< 


‚Aus der Deutschen Dermatologischen Klinik in Prag - 
(Vorstand: Prof. C.Kreibich). | 


‚ Zur Röntgenbehandlung des Hautkrebses. 
Von Dr. Siegmund Schoenhof, I. Assistenten der Klinik. 


Gilt auch heute für den inoperablen Hautkrebs die Strahlen- 
behandlung mit Röntgen oder Radium als. die Methode der Wahl, 
s ist die Frage, ob man auch operable Formen bestrahlen darf 
‘oder soll, noch immer nicht entschieden. Dies zeigt wohl am deut- 
lichsten das Resultat einer Umfrage, die Perthes an die führenden 


deutschen chirurgischen Kliniken bezüglich ihres Standpunktes in 


jene Fälle, welche eine größere Ausdehnung des Tumors zeigten, 


sicher erscheinenden Übertragungen reine Irrtümer gewesen sein 


allerdings oft recht ärgerlich und enttäuschend sein konnten, die 


Glaube, dann käme die Behauptung, endlich der :Fanatismus! — 
vor der Verantwortlichkeit des Arztes beugen, der nicht “ 
nur Kranke heilen, sondern auch Gesunde. schützen Soll. 
Wenn irgendwo, trifft dies in der Praxis — und im Kranken- 


‚Liter atu r5) (soweit nicht schon im Text enthalten): Betr. Scharlachrezidiv: : 


1208 


läufig und vielleicht überhaupt nie leicht. davon überzeugen lassen, Si 
daß- alle die Mühe und Strenge der Abtrennung und späterer Des- 
infektion ganz umsonst, die teilweise sehr klaren Zusammenhänge . 


` 


Jahrb. f. Kindbik. 1908, Erg.-Bd. — v. Szontagh, Ebenda 72, 76, Erg.-Bd. 1, 76,80. 


dieser Arbeit (4.Mai1924) erschienene Veröffentlichung von E.H ofistaedt, 
„Moderne Scharlachprobleme“, konnte nicht mehr berücksichtigt werden. 


während wir bei kleinen Tumoren und vor allem bei Narbenrezidiven 


nach vorhergegangener chirurgischer Behandlung im Interesse des 
kosmetischen Resultates vielfach die Probeexzision unterließen. _ 


Unsere Zusammenstellung umfaßt nur primäre und sekun- . 
däre Hautkarzinome, während metastatische Karzinome der Haut . 


unberücksichtigt bleiben. Was die histologische Gliederung anlangt, 


halten wir uns an die Einteilung Dariers, der neben den Stachel: 


zellen- oder spinozellulären Karzinomen und dem Basal- 
zellenkarzinom noch eine dritte Gruppe unterscheidet, die er als. 


metatypisches oder spino-basozelluläres Karzinom be- 


zeichnet, Karzinomformen, die den ‚Übergang zwischen den beiden 


der ` Frage der Bestrahlung operabler Karzinome gerichtet. hat. | ersten Gruppen darstellen und die bald mehr der einen, bald mehr 


15 von diesen Kliniken lehnen hier: die Röntgentherapie glatt ab, 
2 führen sie durch, wenn der Patient die Vornahme der Operation 


der anderen Form ähneln. Diese Einteilung. Dariers .zeigt, daß 
' es auch bei histologischer Untersuchung nicht immer gelingt, die 


verweigert, also eigentlich- auch: nur bei Fällen, die den inoperablen | Fälle in eine der beiden großen Gruppen, wie sie früher allgemein 


zumzählen sind, und nur 7 Kliniken behandeln „gelegentlich Haut- 
karzinome des Gesichtes bei alten Leuten“ mit Röntgenstrahlen. 
leso Divergenz der Ansichten ist umso auffallender, als nicht nur 
llreiche Arbeiten von dermatologischer und röntgenologischer 
te, sondern auch von seiten vieler Chirurgen über gute, ja aus- 
gæichnete Erfolge der Röntgentherapie mit genügend langer Be- 
Obachtungsdauer berichten. | 
Es erscheint uns daher wichtig, auch die an unserer- Klinik 
serönnenen Erfahrungen mitzuteilen, um dadurch vielleicht zur 
irung dieser Frage beizutragen. Ist auch die Zahl unserer Fälle 
— mir berichten über 104 Fälle, die wir behandelt haben — zu 


ên und unsere Beobachtungsdauer zu kurz, um dieser Aufstellung haben 


ga Wort einer Statistik zukommen zu lassen, so lassen unsere 
roge bzw. Mißerfolge bereits gewisse Richtlinien erkennen, die 
ser therapeutisches Handeln beeinflussen. | | 
uptsächlich aus ‚äußeren Gründen haben wir erst in den 
Jahren zahlreichere Fälle von Hautkarzinomen mit Röntgen; 
Strahlen behandelt. | 
Te meist ganz verzweifelte Fälle waren, die wir bestrablten. 
ermuti unsere Erfolge aber selbst an diesem äußerst tristen Material 

ugt, haben wir unser Indikationsgebiet bald weiter erstreckt 


nd sind schließlich, was. wir gleich vorwegnehmen wollen, auch 


I = nie kleiner, leicht operabler Tumoren übergegangen. 
iber ein ei 'etzterer Gruppe verfügen wir naturgemäß meist nur 
gesentihe an kurze Beobachtungszeit, ein Umstand, der aber 
zi ive mur er Tatsache, daß wir bei klinisch geheilten Fällen Re- 
Rezidive recht selten zu Gesicht bekamen, daß aber dann diese 
fallt, I gewöhnlich sehr bald auftraten, nicht allzu sehr ins Gewicht 

‚een Fällen wurde die histologische Untersuchung an 


` 


: : a, 
Es ist selbstverständlich, daß es zunächst nur. zeitige oder spätere Plastik hätten gedeckt werden müssen. 


angenommen wurden, einzureihen. Die Häufigkeit der verschiedenen 


Formen des Hautkrebses scheint im Material der verschiedenen © 


Untersucher zu’ wechseln, so daß bald wie z. B. bei Darier der ` 


spinozelluläre Typus, bald wie bei. Miescher -der basozelluläre . 
‚überwiegt, woraus sich vielleicht auch, zum Teil wenigstens, die, 


Verschiedenheit der radiotherapeutischen Beeinflußbarkeit des Haut- 
karzinoms, wie- sie von verschiedenen Untersuchern geschildert 


‘ wird, erklären läßt. In unseren Fällen waren, soweit wir histologisch 


rodens vorherrschend. 


Entsprechend unserer Fragestellung, Operation oder Bestrahlung; 
wir unsere Fälle in operable und inoperable eingeteilt. 


untersucht haben, die Basalzellenkarzinome vom Typus des Ulcus 


Erstere gliederten wir wieder in solche, bei denen die Operation . 


leicht durchzuführen gewesen wäre, und in solche, bei 
denen die chirurgische-Behandlung ‚entsprechend der Aus- 


dehnung des Krebses meist mit größeren kosmetischen De-. 


‚fekten verbunden gewesen wäre, die ev. durch eine gleich- 


Diese nach rein klinischen Gesichtspunkten getroffene Einteilung 


scheint uns am ehesten einen Vergleich der Resultate der Röntgen- f 


therapie mit den zu erwartenden operativen Resultaten zu ermöglichen. 


Esi Inoperable Fälle. 


Bezüglich der Frage der Öperabilität halten wir. uns lediglich. 


an die Größe, Ausdehnung und den Sitz des Tumors ben 
álle anderen Kontraindikationen, wie hohes Alter ren 
Krankheiten, sowie den allgemeinen Kräftezustand 


: der Pati 
völlig vernachlässigt. Nach dieser äußerst strengen Aus atienten 


Auswahl be- 


+ TObeexzisionen durchgeführt, Auch hier waren es vornehmlich | zeichneten wir 32 Fälle als inoperabel, fast durchweg Patienten 


>- 


, anderweitige 


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bei denen die hiesige deutsche chirurgische Klinik die Operation 


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eh Gestorben ....... 12 DB. 5 >; 

in | 28 | 18 | 6 | 4 


den restlichen 28 Fällen betrafen 18 Patienten, bei denen das 
Karzinom zu einer ausgedehnten Zerstörung der Weichteile 
meist des Gesichtes geführt hatte. In 6 Fällen hat aber diese 
Zerstörung auch noch auf die Schleimhäute der Nase und der Lippe 
übergegriffen, die Nasenknorpel zerstört und das knöcherne 
Gerüst in größerer oder kleinerer Ausdehnung bloßgelegt, 
bzw. am Schädel den Knochen arrodiert. 4 Fälle betrafen aus- 
gedehnte Karzinome auf dem Boden eines Lupus vulgaris. 

Von den ersten 18 Patienten wurden klinisch geheilt und 
blieben bisher (3/,—4 Jahre) rezidivfrei 7. 

Es waren dies 6 mit ausgedehnten Ulzerationen der Wange und 
Nase, die zum Teil auch auf die Augenlider und die Oberlippe über- 
gegriffen hatten. Von ihnen ist eine 70jährige Frau 2 Jahre nach der 
‚klinischen Heilung an einer Pneumonie gestorben. Der 7. Fall war ein 
27jähriger Mann, bei dem auf dem Boden eines Xeroderma pigmentosum 
zahlreiche, darunter 2 sehr tiefgehende Tumoren zur Entwicklung ge- 

. kommen waren. Auch bei ihm sind die Geschwülste geheilt, der Pat. 
ist aber ®/, Jahre darauf einer Lungentuberkulose erlegen. 


Als gebessert bezeichnen wir 3 Fälle, 


Bei einem von ihnen war die Behandlung nicht zu Ende 
geführt worden, weil der Pat. nach einer Bestrahlung nicht mehr 
zur weiteren Behandlung kam. Es bestanden Ulzerationen von Hand- 
tellergröße an der Wange, die jetzt oberflächlich überhäutet erscheinen, 
bei denen aber am Rande noch viel Tumorgewebe zu finden ist. Der 
Pat. steht neuerdings in Behandlung. Der 2. Fall ist eine 82 jährige 
Frau mit einem großen Wangentumor, die 2 Monate nach der Bestrahlung 
einer Grippepneumonie erlegen ist. Nach Angabe des behandelnden 
Arztes war der Tumor fast geheilt. Auch hier war also die Röntgen- 
behandlung noch nicht zu Ende geführt worden. ‚Die 3. Pat. 
schließlich, eine 65 jährige Frau, zeigte ein sehr langsam wachsendes 
flaches Basalzellenkarzinom der Schläfe und Kopfhaut mit teilweiser 
Spontanheilung, das trotz dreimaliger intensiver Bestrahlung nicht 
völlig zum Verschwinden gebracht werden konnte, sondern am Rande 
noch immer einzelne perlschnurartig angeordnete Knötchen erkennen 
läßt. Ein gleicher kleiner Tumor an der Nasenspitze ist mit flacher. 
Narbe geheilt. i E S | 

Rezidive sahen wir zweimal. 


Bei einer 64jährigen Frau mit einem den ganzen Nasenrücken 
einnehmenden Ulkus und zwei kleineren aus senilen Warzen hervor- 
gegangenen Ulzerationen der Nasolabialfalte und der Wange traten 
6 Monate nach der klinischen Heilung neuerliche Ulzera auf dem Nasen- 
rücken auf. Pat. verweigert jede weitere Behandlung. Im anderen 
Falle handelte es sich um eine 43 jährige- Frau mit einem ausgedehnten 
Narbenrezidiv, das nach Exzision and "Plastik eines Tumors an der 
Nasenwurzel aufgetreten war und Stirne, Nase, sowie beide Ober- und 
Unterlider einnahm. Die Heilung erfolgte nach 3 Bestrahlungen, doch 
kam es nach einem Jahr zu einem neuerlichen Rezidiv. 


Der Behandlung gegenüber völlig refraktär verhielt sich 
ein Fall. | | | 


Es war dies ein Patient mit einem ausgedehnten Geschwür der 
: Nase mit starkem Zerfall, das allerdings nur nach einer Bestrahlung 
weiter fortgeschritten ist. | 


Endlich wären hier noch die Todesfälle anzureihen, 
5 Patienten, bei denen das Karzinom in seinem weiteren Verlauf 
zum Tode geführt hat. 


Zwei von ihnen zeigten ausgedehnte Ulzerationen im Bereiche 
des Gesichtes, die nach’ vorübergehender Besserung unter Kachexie 
ad exitum führten. In den 3 anderen Fällen saß der Tumor an der 
Haut des Stammes oder der Extremitäten. Von diesen betrafen 
2 Karzinome in Verbrennungsnarben. Das eine Mal bestand ein riesiger 
Herd, der die ganze Seitenfläche des Thorax, die Axilla und die Innen- 


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PERAS 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


seite des Oberarmes einnahm mit Lymphdrüsenmetastasen der Axilla- 


31. August 


und des Halses; das andere Mal ein sehr großer Herd über dem Hand- 

gelenk mit zum Teil schon nach außen nr Drüsen- 

metastasen im ee und der Axilla. 

einen 82jährigen ) 

Handrücken, | 

führte. Bei diesem Patienten fand sich gleichzeitig ein etwa zwei- 

‘ krönengroßes Ulkus in der Nasolabialfalte von gleichem histologischen _ 
Aufbau, das unter der gleichen Therapie völlig abgeheilt war. 


Der 5. Fall schließlich betraf 
ann mit einem ausgedehnten Tumor über dem 
er unter der Bestrahlung weiter wuchs und zum Tode 


Von den 6 Fällen, bei denen die durch den Tumor bedingte 
Zerstörung bis zur Freilegung der Knochen geführt hatte, zeigte 
nur einer eine Besserung, während alle fünf anderen ge- 
storben sind, z l A 


Beim ersten, einem kindeshandgroßen Tumor hinter dem Ohr, 


‚kam es nach 2 Bestrahlungen zu einer starken Verkleinerung der Ge- 
- schwulst. Die Patientin wird weiter mit Radium behandelt. Die.5 


anderen zeigten viermal eine ausgedehnte Zerstörung des Gesichtes, 
die zu einem tiefen kraterförmigen Ulkus geführt hatte, das die Nase 
oder Nase und Mund einnahm, während der fünfte ein. großes Ge- 
schwür an der Schläfe mit Freilegung des Knochen aufwies. | 
Die gleichen traurigen Resultate sahen wir bei unseren 
4 Fällen von ausgedehntem Karzinom auf dem Boden eines 
Lupus vulgaris. Zwei von diesen sind bereits gestorben. 
Ein Fall verhielt sich refraktär, indem trotz der Bestrahlung 
das Wachstum und der Zerfall eines Wangentumors weiterging. 
Und nur in einem Falle hatten wir eine vorübergehende Besse- 
rung zu verzeichnen. | ` : = 
Hier bestanden 2 ausgedehnte Tumoren an der Wange und am 
Kinn. Während der eine an der Wange nach 2 Bestrahlungen ab- 
geheilt war, ist der zweite am Kinn unter -derselben Dosis weiter fort- . 
geschritten und hat zu einem kraterförmigen Ulkus goführt, das in 
seinem Grunde den Unterkiefer bloßgelegt hat. 0 E 


I. Operable Fälle. To 
a. Fälle, deren chirurgische Behandlung zu größeren 
kosmetischen Defekten führen würde. | 
Zu dieser Gruppe rechnen wir alle jene Fälle, bei denen der 
Ausdehnung des- Karzinoms nach eine Operation wohl technisch 
möglich gewesen wäre, wo aber diese Operation zu größeren De- 
fekten geführt hätte, die vom kosmetischen Standpunkte aus im 
Bereiche des Gesichts womöglich zu vermeiden sind, oder bei denen 
diese entstandenen Defekte nur durch eine Plastik hätten gedeckt 
werden können, so daß in allen diesen Fällen der operative Ein- 
griff einen größeren Umfang angenommen hätte. Unser eingangs 
erwähnter Standpunkt, was wir in dieser Zusammenstellung als 
„inoperabel“ bezeichnen, ergibt, daß auch unter diesen „operablen“ 
. Fällen eine Anzahl ist, bei denen, von der Ausdehnung abgesehen, 
andere Kontraindikationen einer Operation vorhanden waren. Anderer- 
' seits haben wir den Begriff des „kosmetischen Defektes“ möglichst 
eng gezogen, in Anbetracht dessen, daß ja fast jeder Eingriff im 


durch den Narbenzug führen kann. Pi 

Die in dieser Gruppe zusammengefaßten 40 Fälle sind mit 
einer einzigen Ausnahme Karzinome im Bereiche des Gesichtes. 
Auch hier konnten wir von 4 Patienten nichts weiteres über ihr 
Schicksal erfahren, so daß wir diese ausscheiden. Von den rest- 
lichen 86 Patienten (Tabelle 2) waren 21 noch nie vorher be- 
handelt worden, wenigstens nicht chirurgisch behandelt, 11 wiesen 
Narbenrezidive auf, und zwar meist nach vorhergegangener 
Exkochleation mit dem scharfen Löffel. 4 Fälle betrafen Lippen- 
karzinome, die wir, wie wir gleich betonen wollen, wegen der 
schlechteren Resultate besonders besprechen. | 


Tabelle 2. Operable Fälle („kosmetischer Defekt“): 40 (86). 


Un- Narben- Lippen- 

| behandelt | rezidiv karzinom 
Geheilt ..... 19 13 5 1 
 Gebessert ........ 2 1 1 ga 
Rezidiviert ...... A-T 3 4 = 
Refraktär ........ 8 4 1 3 
Ls f| o o 2 | 1 |] 4 


geheilt und blieben rezidivfrei (3/, bis 4Y, Jahre). Es waren 
dies Geschwüre und ilache Tumoren von mehr als 20 Hellerstück- 
bis 5 Kronenstückgröße, die teils am Nasenflügel, der Nasenspitze 
und der Nasolabiallalte saßen (7), zum Teil an der Wange (2), der 
Stirne (1), dem Lidwinkel (1) und dem äußeren Gehörgang bzw. 
der Ohrmuschel. Die Narbe ist fast in allen Fällen weich und glatt 


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Bereiche des Gesichts zur Narbenbildung und eventuellen Defekten 


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Von den bisher unbehandelten 2i Fällen wurden 18. 


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31. August 


‘ 


ohne jede Verziehung, und das kosmetische Resultat dadurch ganz 
ausgezeichnet. In vielen Fällen ist. die Narbe kaum kenntlich. 


Ein Fall verdient noch aus anderem Grunde besonders erwähnt 
zu werden. Es ist dies cine 37jährige Frau mit einem über kronen- 


proben Ulkus der rechten Wange, histologisch ein Basalzellenkarzinom, 
ei 


der ein Jahr nach Heilung des Gesichtskrebses ein. Ca. colli uteri 
entdeckt und nach Wertheim radikal operiert worden ist. ' 


Als gebessert führen wir einen Fall: 
einen Söjährigen Mann mit mehreren kleinen Ulzerationen der 


Ohrmuschel, die auf dem Boden seborrhoischer Warzen entstanden, 


nach 2 Bestrahlungen fast völlig abgeheilt waren, als Patient einer 
interkurrenten Krankheit erlag. Wir gläuben wohl annehmen zu dürfen, 
dab auch dieser Fall geheilt worden wäre. 
_ Rezidive hatten wir 3 zu verzeichnen. an A 

Das eine betraf einen 39jährigen Mann mit einem über kronen- 
moen Ulkus in der Mitte des Kinnes, das nach einer Röntgen- 
bestrahlung nach Angabe des Patienten völlig verheilt gewesen sein 
sol, 8 Monate nachher aber wieder zu wachsen begann. Beim zweiten 
Patienten ‚bestand ein kleinhandtellergroßer exulzerierter Tumor an der 


- Wange, der gleichfalls nach Angabe des Patienten nach 2 Bestrahlungen 


. zur Abheilung gekommen sein soll. Hier soll das Rezidiv 6 Monate 


später aufgetreten sein. In beiden Fällen sind die Patienten längere 
keit der Behandlung fern geblieben, haben also die Behandlung 
Be oig g abgebrochen. Der dritte Fall zeigte ein etwa hand- 
tellergroßes, flaches, sehr langsam wachsendes Karzinom über dem 


Sternum mit Neigung zu spontaner Vernarbung. Trotz mehrfacher 


intensiver Bestrahlung gelang uns die Heilung dieses Tumors nicht, 
sondern es traten zweimal Rezidive auf. Patient verweigerte eine 
operative Behandlung. u 

~, Bei.4 Patienten verhielten sich die Geschwülste der Be- 
strahlung gegenüber refraktär. | | 

i Es war dies ein ulzerierèndes. Karzinom mit Defekt des Nasen- 
llügels bei einem 44jährigen Mann, das nach einer Bestrahlung keine 


- Beilungstendenz zeigte. Wir empfahlen Operation. Die vorgenommene 
‚ Plastik heilte. — Ein über kronengroßer Tumor am rechten Stirnhöcker 


‚wigte nach 2 Röntgenbestrahlungen gleichfalls keine wesentliche Ver- 


kleinerung. Es wurde die Exstirpation mit freier Lappenplastik vor- 
ee Anschließend daran kam es zur Abstoßung des Haut- 

ens und Nekrose des Schädelknochens im Bereiche des Tumors, 
do ist die Wunde nach Abstoßung der Knochennekrose geheilt. Ob 
e sich hier um eine einfache Abstoßung des Hautlappens und Knochen- 
nekrose gehandelt hat, wie sie ja gelegentlich vorkommt, oder ob die 
kua p vörhergegangene Röntgenbestrahlung die Heilung ‚ungünstig be- 
anloßt hat, wagen wir nicht zu entscheiden. — Bei der dritten Patientin, 


emer Mjährigen Frau, bestand ein. etwa fingernagelgroßes Ulkus im 


rechten: Augenwinkel. Patientin verweigerte nach der ersten Be- 
strahlung jede weitere Behandlung, das Ulkus hat sich vergrößert. 
Interessanter ist der letzte Fall. | 

Bei einer 76jährigen Frau. bestanden seit 3 Jahren drei Tumoren, 
und zwar zwei etwa nußgroße an der linken Schläfe und am rechten 
Unterkieferwinkel und ein bohnengroßer in der Mitte der Stirne. Alle 
‚ögen den gleichen histologischen Aufbau eines in langgestreckten 
‚Aigen wuchernden, nicht verhornenden Plattenepithelkarzinoms. Wäh- 
rend non der Tumor an der Schläfe nach 3 Bestrahlungen mit glatter 
Narbe heilte und 
a der Stirne nach ursprünglicher. Heilung ein kleines Rezidiv zeigt, 
war bei gleicher Bestra lungstechnik der Wangentumor nicht wesent- 
3 zu beeinflussen, sondern zeigte bald ein deutliches Fortschreiten 

e Tiefe. Es wurde daher Patientin zur Operation dieses Tumors 


Ra geraten, die, zunächst von Erfolg begleitet, zu glatter Heilung geführt 


al. Doch traten bald nachher zahlreiche Metastasen der Lymphdrüsen 


1 Wange sowie der oberflächlichen und tiefen Halsdrüsen auf, die 


auf ntgenbestrahlung nicht ansprechen, 
‚Die Resultate beiden 11 Narbenrezidiven waren viel un- 


| | sinstiger, ‚als bei den chirurgisch nicht behandelten Fällen. Nur 
| o Fällen konnten: wir eine Heilung erzielen. Die Rezidive 


nien am Nasenflügel (1), an der Wange (2) und an der Stirne (2). 


„it. den beiden letzten Fällen handelte es sich um Exzisionen, 


Während a = | 
ken ae anderen, auch die noch zu. besprechenden nicht ge- 


eiirefe ezidive nach Exkochleationen und Kauterisationen auf- 
| Bi Als gebessert führen wir einen Fall: 

Tezidiv lat Er re Frau war ein ziemlich großes Narben- 
si der ganzen 

mehrfachen F 

en Exkochleationen aufgetreten. Es ist uns hier zwar ge- 

wandelt = den ganzen Herd in eine glatte atrophische Narbe umzu- 

die Pa och sind in dieser einzelne Tumorpartien zurückgeblieben, 

' er zu kleinen Rezidiven Veranlassung geben. 


Nach vorübergehender Abheilung rezidiviert sind 4 Fälle. 


brachte j betr effen Narbenrezidive an der Stirne. In beiden Fällen 
Nasenflöge) Exzision Heilung (6 Monate). Bei einem Narbenrezidiy am 


ZU eine x Š j 
m neuerlichen kleinen- Rezidiv, das wieder bestrahlt wurde und 


1924 — MEDIZINISOHE: KLINIK — Nr. 35. 


seit 13/, Jahren rezidivfrei geblieben ist, der Tumor . 


ase und des angrenzenden Lidwinkels nach. 


kam es 10 Monate nach Abschluß der Rönt enbehandlung 


- 


jetzt seit einem Jahre geheilt erscheint. Beim vierten Patienten bestand 


ein Narbenrezidiv am äußeren Gehörgang, das schon 6 Wochen nach. 
Schluß der Behandlung neuerdings auftrat. SE i 


Bei einem knapp vor dem. äußeren Gehörgang liegenden 


Tumor endlich konnten wir gar keinen Einfluß der Bestrablung '- 


feststellen. 


- Noch ungünstiger waren unsere Resultate bei. der allerdings. 


nur kleinen Zahl von Lippenkarzinomen, übrigens durchwegs 


Patienten, welche zunächst jeden chirurgischen Eingriff abgelehnt 


hatten. Nur in einem Falle hatten wir hier eine Heilung zu 
verzeichnen (®/, Jahre), und bei diesem handelte es sich nicht um 


ein echtes Lippenkarzinom, sondern um ein Ulcus rodens der Ober- 


lippe, das auf das Lippenrot übergegriffen hatte. Die drei anderen 


Fälle verhielten sich der Bestrahlung ‘gegenüber refraktär. 
Bei zwei Patienten gelang es uns, sie zur Operation zu über- ` 


reden. Bei einem brachte die Exzision Heilung (4 Monate), der zweite 


_ Fall zeigte aber schon ein Rezidiv in der Operationswunde, das aber- - 
' mals weit im Gesunden exzidiert wurde. ` Es trat hald darauf. ein - 


neues Rezidiv auf, dem der Patient erlegen ist. 
b) Kleine, leicht operable Tumoren. 


Die dritte Gruppe der leicht operablen Fälle (Tabelle 3) um- | 


faßt 32 Patienten. Auch hier müssen wir 2 Patienten, die nach 
einer Bestrahlung für uns nicht mehr erreichbar waren, ausscheiden. 
Bei den restlichen 30 Fällen handelt es sich bis auf zwei Ausnahmen 
durchweg um Karzinome des Gesichts. 25 von diesen Patienten 
kamen ohne vorherige Behandlung zu uns, bei 5 bestanden 
Narbenrezidive nach vorhergegangener Exkochleation. 


Tabelle 3. Operable Fälle (kleine Tumoren): 32 (30). | i 


| = | Unbehandelt Narbenrezidiv Bt 
Geheilt. l. oana anaa | 4 20 | 4 
Gebessert ........ za, — — | u 
Rezidiviert ......... 4 = To 
Refraktär .......... 5 5° we 
ee ei] 5 


Von diesen wurden geheilt und blieben (8 Monate is 


31/, Jahre). rezidivfrei 24. Es waren dies 12 Krebse, die am Nasen- 


 flügel, der Nasenwurzel und. der Nasolabialfalte ihren Sitz hatten, 


darunter 3 Narbenrezidive. 4, darunter ein Narbenrezidiv, saßen 
an der Wange, 4 an den Augenlidern und den Lidwinkeln, 1 an 
der Haut der Oberlippe, 2 an der Stirne. Ein Fall endlich betraf 


ein ‚Plattenepithelkarzinom mit Verhornung an der Handfläche, das 


auf dem Boden einer Arsenkeratose sich entwickelt hatte.) 
Rezidiviert ist nur ein Fall, der als etwa 2Ohellerstück- 


großes Narbenrezidiv nach einer Exzision in unsere Behandlung‘ 


getreten war, nach drei Röntgensitzungen geheilt war, drei Monate, 
nachher aber ein neuerliches Rezidiv zeigte, das, mit Radium be- 
handelt, heilte. | ee 


Hingegen verhielten sich 5 Fälle refraktär. vor 


Der erste Fall betraf eine 80jährige Frau mit einem langsam . 


wachsenden Ulkus am inneren Augenwinkel. Aus äußeren Gründen 


bekam die Patientin nur ?/ der Erythemdosis und war nach dieser 


ersten Bestrahlung weder zu einer neuerlichen Bestrahlung, noch zu 
einer Operation. zu bewegen. Der Tumor wuchs weiter und ist jetzt, 


. 21/ Jahre später, bis zur Größe einer Kirsche gewachsen. Fall 2 war 


ein flaches Geschwür auf dem Boden einer Verbrennungsnarbe am 
Unterlid eines 18jährigen Mannes, histologisch ein Basalzellenkarzinom.. 
Da nach zwei Bestrahlungen keine wesentliche Änderung zu verzeichnen 
war, empfahlen wir die Operation, die auch zu einer glätten Heilung 
geführt hat (2 Jahre). Um einen flachen Tumor im Lidwinkel handelte 


-es sich bei einem dritten Patienten; auch hier wurde die Operation 


durchgeführt. Im vierten Fall, einem etwa erbsengroßen Tumor .an 
der Nasenwurzel, kam es nach einer Bestrahlung zu deutlicher .Ver- 
größorung, so daß gleichfalls zu  chirurgischer Mutferaans geraten 
wurde Im letzten Fall schließlich bestanden zwei karzinomatöse 
Ulzerationen, und zwar eine etwa hellergroße präaurikulär und eine’ 
bohnengroße unter dem rechten Rippenbogen. Während das Ulkus im 


Gesicht heilte und bisher (2t/, Jahre) rezidivfrei blieb, gelang es nicht, . 


das auf der Haut des Bauches zur Heilung zu bringen, so‘ daß es 


 exzidiert werden mußte. Auch dieser Fall zeigte einen ‚glatten Ope- 


rationsverlauf, 


Überblicken wir .die Resultate unserer ‚Röntgenbehandhıng, Í 


so ergibt sich, daß .die Prognose um so günstiger zu stellen. ist, je 
leichter die betreffenden Tumoren ihrer Ausdehnung und ihrem 
Sitze nach einer chirurgischen Behandlung zugänglich gewesen 
wären. Die Ausdehnung nach der Fläche und nach der Tiefe 
sowie der Sitz des Hauikarzinoms stellen also Faktoren dar, die 


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| | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 31. August 
II ER ED EEE EEE EEE EEE EEE ET ET EEE RER E E EEE E EE E EE TEE EE E E SE ES EEEE E EEES EEEE EEE SEEN EEE, 


nicht nur für die chirurgische Behandlung, sondern auch für die 


Prognose der Röntgeniherapie eine wesentliche Rolle 
spielen. | 


Wir sahen bei unseren inoperablen Fällen, die ja in ihrer 


oft riesigen Ausbreitung von vorne herein nur geringe Heilungs- 


aussichten boten, dort, wo der Prozeß sich nur auf die Haut 
beschränkte, noch immer vielfach Heilungen und wesent- 
liche Besserungen. Allerdings gilt dies nur für die im Be- 
reiche des Gesichtes zur Entwicklung gekommenen Tumoren, 
während alle jene Fälle, bei denen die Geschwülste an der 
Haut des Stammes oder der Extremitäten saßen, un- 
günstig verliefen. Ist auch die Zahl derartiger Fälle, über die 
wir berichten, zu klein, um aus ihnen bestimmte Schlüsse ziehen 
zu können, so haben wir doch den Eindruck, daß es hier im 
wesentlichen der Sitz des Karzinoms war, der den ungünstigen 
Verlauf bedingt hat. Weniger kam unserer Ansicht nach die Natur 
des Tumors, definiert durch seinen histologischen Aufbau, in 


Betracht, wenn wir auch berücksichtigen müssen, daß es Stachelzell- 


beziehungsweise spinobasozelluläre Krebse waren, Formen, die im 
allgemeinen als weniger radiosensibel gelten. Unterstützt wird diese 
unsere Ansicht noch durch -die Tatsache, daß bei einem dieser 


Patienten zwei gleich gebaute Tumoren im Gesicht und am Hand- 


rücken bestanden, von denen der erstere mit glatter Narke heilte, 
während der letztere bei gleicher Bestrahlung unbeeinflußt weiter- 
wuchs und zum Tode führte. Neben der Ausdehnung und dem Sitz 
spielte bei den beiden anderen Fällen sicher auch das Wachstum 
aul narbig veränderter Haut (Verbrennungsnarbe) eine große Rolle 
für den ungünstigen Verlauf. 

| Während wir nun auch bei großer Ausdehnung des Tumors, 
solange nur die Haut von ihm betroffen war, überraschend gute 
Heilerfolge zu verzeichnen hatten, waren unsere Resultate durch- 
wegs ungünstig dort, wo die Zerstörung von der äußeren Decke 
auf die Schleimhäute der Gesichtsöffnungen, auf Knorpel 
und Knochen übergegriffen hatte. Hier kam es nach vorüber- 
gehender Verkleinerung der Geschwulst fast ausnahmslos zu starkem 
Zerfall und zum Exitus. 

Der Sitz und das Wachstum auf primär erkranktem und 
narbig verändertem Gewebe dürfte uns auch die schlechten 
Resultate bei all unseren Fällen von Lupuskarzinomen er- 
klären. Erwähnt sei hier, daß alle diese Fälle schon vor der 
Karzinomentwicklung vielfach mit Röntgenstrahlen behandelt worden 
waren. Bei der starken Verbreitung der Röntgenbehandlung des 
Lupus vulgaris kann allerdings ein zufälliges Zusammentreffen dieser 
Behandlung mit der Karzinombildung nicht abgelehnt werden, doch 
erscheint uns dieses Zusammentreffen immerhin bemerkenswert. 

Wesentlich bessere Resultate zeigten die operablen Fälle, 
von denen die überwiegende Mehrzahl geheilt wurde. Doch 
ließ sich auch hier ein deutlicher Zusammenhang mit der 
Ausdehnung feststellen, indem der Prozentsatz der Heilungen 


kleiner, leicht operabler Geschwülste ein wesentlich 
höherer war, als bei jenen, die infolge ihrer Ausdehnung 


chirurgisch schwieriger zu behandeln gewesen wären. Ihrem Sitz | 
nach waren die an der Nase, den Nasolabialfalten und den Wangen 


wachsenden Formen am besten zu beeinflussen, weniger gut die im 
Lidwinkel und am äußeren Gehörgang sitzenden Geschwülste. 
Auch unter den operablen Fällen reagierten wieder die Krebse 
der Haut des Stammes und der Extremitäten deutlich 
schlechter auf die Bestrahlung, indem nur einer von ihnen zur 
Heilung kam, ein anderer nach vorübergehender Heilung bald 
rezidivierte, der dritte sich von vorne herein refraktär verhielt. 

Ungünstiger als die vorher unbehandelten. Fälle verhielten 
sich Narbenrezidive nach vorhergegangener chirurgischer 
Behandlung. Wir glauben wohl, daß es in diesen Fällen der Sitz auf 
der namentlich nach Exkochleationen stark narbig veränderten 
Haut mit ihren schlechteren Ernährungs- und Durchblutungs- 
verbältnissen ist, der die schwerere Beeinflußbarkeit bedingt. Ebenso 
erklären wir uns das Versagen der Röntgentherapie bei einem 
kleinen Ulcus rodens auf dem Boden einer Verbrennungsnarbe. 
Daß der Zustand der Haut für die Heilung des Krebses sehr 
wichtig ist, und daß namentlich, wie dies Rost hervorhebt, die 
Hautreaktion und die Heilung auf senil stark veränderter 
Haut wesentlich von der Norm abweicht, können auch wir 
bestätigen. | 

Ausgesprochen schlechte Resultate gaben die von uns be- 
handelten Lippenkarzinome. Nur ein Fall konnte geheilt werden 
und bei diesem handelte es sich nicht um ein Lippenkarzinom im 
engeren Sinne, sondern um ein Ulcus rodens der Haut der Ober- 


lippe, das auf die Schleimhaut übergegriffien hatte. Drei andere 
Fälle verhielten sich refraktär. Diese Mißerfolge bestärkten uns in 
der Ansicht, derartige Fälle womöglich operieren zu lassen und 
nur bei Patienten, die die Operation verweigern, wie wir es auch 
bisher getan haben, die Bestrahlung zu versuchen. 

Betrachten wir unsere Behandlungsresultate vom Standpunkt 
des histologischen Aufbaues der verschiedenen Tumoren, so 
zeigt auch unser Material, soweit wir histologisch untersucht haben, 
anscheinend eine geringere Beeinflußbarkeit der spinozellulären und 
der ihnen nahekommenden spino-basozellulären Formen gegenüber 
den basozellulären. Erschwert wird diese Beurteilung allerdings 
durch den Umstand, daß wir bei ausgedehnten spinozellulären 
Krebsen Heilung erzielten, andererseits sich kleine basozelluläre 
manchmal refraktär verhielten. Die Schwierigkeit der Beurteilung 
zeigen vor allem unsere inoperablen. Fälle. Entsprechend der 
Neigung der Stachelzellkrebse zu rascherem Wachstum und aus- 
gedehnter Zerstörung finden 'wir sie unter den Formen, die auf die 
Schleimhäute, Knorpel und Knochen übergegriffen haben, vor- 
berrschend. Das gleiche gilt vom Lupuskarzinom, das ja fast stets 
ein Stachelzellkrebs ist. Trotzdem können wir unsere schlechten 
Erfahrungen bei diesen beiden Gruppen nicht oder wenigstens nicht 
allein auf den histologischen Aufbau beziehen, denn unter den 
hierher gehörigen Fällen zeigten auch solche von basozellulärem 
Bau die gleiche schlechte Beeinflußbarkeit. Andererseits sahen wir 
bei jenen Geschwülsten, die sich nur auf die Haut beschränkten, 
soweit sie das Gesicht betrafen, keine wesentliche Differenz im Ver- 


‚halten der histologisch verschiedenen Formen. Von unseren 15 Fällen 


wurden 13 untersucht, es waren 8 Basalzellen- und 5 Stachelzellen- 
karzinome. Geheilt wurden 4 Basalzellen- und 2 Stachelzellen- 
karzinome, 1 Basalzellenkrebs und 2 Stachelzellenkrebse verhielten 
sich refraktär, bzw. führten zum Tode. Ähnliche Verhältnisse zeigten 
die operablen Fälle. Unter 29 untersuchten zeigten 15 basozellu- 
lären, 2 spino-basozellulären und 12 spinozellulären Aufbau. Unter 
den geheilten Fällen waren 12 Basalzellenkrebse und 6 Stachel- 
zellenkrebse, unter den refraktären und rezidivierenden 3 Basal- 
zellen- und 6 Stachelzellenkrebse. Von den metatypischen ist- einer 
geheilt, der andere verhielt sich refraktär. Wenn also die 


Stachelzellenkrebse auch eine schlechtere Beeinilußbar- 


keit zeigen, so ist diese nicht so ausschlaggebend, daß 
man nur auf dem histologischen Befund die Prognose aul- 
bauen kann. | 

Daß der histologische Bau aber gewiß nicht der am 
meisten ausschlaggebende Faktor für den Erfolg oder 
Mißerfolg der Röntgentberapie ist, zeigen uns jene Fälle, 
bei denen zwei oder mehr Karzinome gleichen Aufbaues 
beim selben Individuum bei gleicher Bestrahlungstechnik 
und gleicher Dosierung sich verschieden verhielten Diese 
Differenz findet sich am deutlichsten wohl bei jener Patientin, bei 
der drei verschiedene Tumoren im Bereiche des Gesichtes sich ent- 
wickelten, von denen der an der Schläfe heilte und rezidivfrei ge- 
blieben ist, der an der Stirne ein Rezidiv zeigte, der dritte über 
dem Kieferwinkel sich refraktär verhielt und später zu gleichfalls 
refraktären Drüsenmetastasen führte. Daß gerade dieser letzte Tumor, 


bei dessen Behandlung eine Mitbestrahlung großer Drüsenpakete 


unvermeidlich war, die geringste Radiosensibilität zeigte und die Er- 
krankung der wahrscheinlich durch die vorhergegangene intensive 
Bestrahlung geschädigten Lymphdrüsen zur Folge hatte, spricht 
wohl sehr für Brocks Ansicht, der der Lokalisation bzw. dem 
Geschwulstbett eine wesentliche Bedeutung für die Prognose 
des Karzinoms zuweist. Brock konnte einen direkten Zusammenhang 
seiner Bestrahlungsresultate mit dem Sitz auf drüsenarmem. bzw. 
drüsenreichem Gewebe zeigen, indem erstere Formen fast immer zW 
Heilung kamen, letztere aber meist rasch zu Kachexie und zum Tode 
führten. Für diesen Zusammenhang spricht auch das von uns be- 


obachtete differente Verhalten zweier Geschwülste bei einer Patientin 


mit Lupus vulg., von denen der eine Tumor an der Wange mit glatter 
Narbe heilte, der andere am Kinn, wo wieder große Drüsengebiete 
mitbestralilt werden mußten, unbeeinflußt weiterwuchs. 
Verschiedene Beeinflußbarkeit zeigten auch zwei flache Ge- 
schwülste vom Typus des Ulcus rodens bei einer alten Frau, vl 
denen der Schläfetumor auf seniler und allerdings auch noch nach 
vorhergegangener 'Exkochleation narbig veränderter Haut nach vor- 
übergehender Heilung rezidivierte, ein Tumor an der Nasenspitze 
aber restlos heilte. Schließlich müssen wir hier nochmals jene zwe! 
Fälle anführen, bei denen gleichgebaute Tumoren im Gesicht und 
am Körper bestanden. Hier heilten in beiden Fällen die Tumore! 
des Gesichts, während die an der Haut des Stammes bzw. der 


31. Augst > 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


1207 


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Extremität sitzenden sich refraktär verhielten. Wie schon oben er- 


wähnt, beziehen wir hier die Differenz im Verhalten ‘gegenüber den. 


Röntgenstrahlen vor allem auf den Sitz. | 

-Neben allen diesen mehr oder weniger scharf definierbaren 
Faktoren, die für die Prognose der bestralilten Fälle in Betracht 
kommen, finden sich aber immer wieder in der Geschwulst selbst 


oder im Körper des Patienten wirkende unberechenbare Kräfte, die’ 


unsere Prognose zuschanden machen. Wir erleben immer wieder 

Überraschungen im günstigen und ungünstigen Sinne. Während 

mobe, mit starkem Zerfall einhergehende Geschwüre mit einer kos- 

melisch oft so tadellosen Narbe heilen, daß wir es kaum verstehen, 

wo in dam Krebsgewebe sich noch so viel normales Gewebe erhalten 

konnte, verhalten sich kleine Tumoren gleichen histologischen Auf- 
banes, gleichen Sitzes, refraktär. 

Aber nicht allein der größere oder geringere Prozentsatz der 
Heilungen ist es, der den Wert einer Karzinomtherapie bestimmt, 
sondem auch das Verhalten jener Fälle, bei denen die Heilung 
nicht erreicht werden konnte, und die Häufigkeit der Rezidive. Was 
nm die Zahl der Rezidive anlangt, die wir zu Gesicht bekamen, 
s it sie ziemlich klein (10 Fälle). Von den verschiedenen 
Grappen, in die wir unser Material eingeteilt haben, waren es am 
häufigsten (6 Fälle) Karzinome, die schon als Narbenrezidive 
meist nach Exkochleationen in Behandlung gekommen waren, die 

. lach kürzerer oder längerer Heilung neuerdings rezidivierten. Wir 
möchten in diesen Fällen Rosts Ansicht von der „fleckweisen“ 
Wirkung der Röntgenstrahlen auf die Haut zur Erklärung heran- 
ziehen: Denn wenn schon auf normaler Haut eine fleckweise 
Wirkung nachzuweisen ist, so ist wohl anzunehmen, daß bei den in 


sares Narbengewebe eingebetteten Karzinomnestern noch leichter. 


. eine ungleichmäßige Wirkung der Röntgenstrahlen zustande kommt, 
so daß auch nach mehreren Bestrahlungen nicht alles Krebsgewebe 
zerstört wird und die zurückgebliebenen „virulenten“ Reste neuer- 
dings auskeimen und zum Rezidiv führen. Dabei kann natürlich 
niemals entschieden werden, inwieweit diese rezidivierenden Formen 
nomen entsprechen, die an sich jeder Therapie schwerer zu- 
gäglich sind. Von den vorher nicht behandelten Karzinomen 
tezdivierten nur vier, und unter diesen zwei bei Patienten, die 
nach einer bzw. zwei Bestrahlungen sich eigenmächtig unserer Be- 
handlung entzogen hatten, so daß wir in diesen beiden Fällen die 
a vor allem auf die unvollständige Behandlung zurück- 
en. 

‚ Unvollständige Behandlung oder zu große Intervalle 
mischen den einzelnen Bestrahlungen, dadurch bedingt, daß 
emelne "Patienten nicht rechtzeitig zur neuerlichen Bestrahlung 
erschienen, müssen wir sicher auch zur Erklärung der schlechten 

irkung bei einem Teil unserer nur „gebesserten* und 
‚Telraktären“ Fälle heranziehen. | 

‚Wenn auch der Begriff einer Karzinomdosis im engeren Sinne 
‚' einer Dosis, bei deren Verabreichung die meisten Karzinome 
m Heilung kommen, heute wohl von der Mehrzahl der Röntgeno- 
logen fallen gelassen wurde, so müssen wir doch eine Karzinom- 
mindestdosis im Sinne Jünglings als für den Erfolg not- 
wendige Dosis annehmen, eine' Dosis, -die jedenfalls nur bei 
hoher Belastung der Haut erreicht wird. Auch wir haben in ver- 
enzelten Fällen Heilung und Rezidivfreiheit bei einer nur knapp 
an das Hauterythem heranreichenden Dosis gesehen. Die von uns 
angestrebte Dosis war aber eine Erythemdosis, d. h. jene, 
ei deren Verabreichung 3 Wochen nach der Bestrahlung starke 

g der umgebenden Haut mit Follikelschwellung auftritt. Diese 
"se verabreichten wir je nach der Tiefe des Tumors unter 3 bis 


. 
x 


a Aluminium- resp. !/, mm Zinkfilterung mit möglichst genauer 
nii tsiohtigung der Feldgröße. Doch reicht diese Dose sicher 


t aus, um das Karzinom mit einem. Schlage zur Heilung zu 
‚ungen, sondern es sind mehrere derartige Bestrahlungen 
m 6—8wöchentlichen Intervallen notwendig. In der Regel brauchten 
> derartige Bestrahlungen, um klinische Heilung zu erzielen, 

ind haben gewöhnlich auch nach erfolgter Heilung, wenn keine 
Spur des Tumors mehr nachzuweisen war, noch eine Bestrahlung 
vorgenommen. Die von Miescher verlangte einmalige Dosis von 
der H.E.D., mit der er fast in allen seinen Fällen gute 


(2, 1809), 


Erfolge erzielte, kam nicht zur Anwendung, hauptsächlich wohl aus 


em Grunde, weil wir befürchteten, durch eine derartige Dosis 


le Haut so sehr zu schädigen, daß wir bei einem eventuellen 
aen der Therapie nicht nur nicht weiter bestrahlen könnten, 
"em uns dann auch eine Operation möglicherweise Schwierig- 
etten bereiten würde, Es spielen übrigens bei der prognostischen 
Wertung jedes Karzinoms so viel Umstände mit, daß wir nicht 


stoung der Hautplastik und zur. Nekrose des- Knochens. 


annehmen können, es sei in letzter Linie die Dosis allein, die den 
Erfolg verbürgt. Daß die. Bestrahlung mit kleinen Dosen. jedenfalls 


iur ausnahmsweise eine Heilung bringen kann, dafür spricht die 
Seltenheit dieses Vorkommens auch in unseren Fällen, und die 
häufigen ungünstigen Resultate dort, wo eben aus 
die hohe Dosis nicht verabreicht wurde. 


Es wäre schließlich noch das Schicksal jener operablen 


Karzinome zu besprechen, bei denen wir nach ein oder zwei Be- 


strahlungen keinen wesentlichen Rückgang bemerken konnten, und 


die wir daher dem Chirurgen zuführten. In allen diesen Fällen 
war weder bei der Operation noch im Verlaufe der Heilung irgend 
ein Unterschied gegenüber nicht bestrahlten Fällen zu bemerken. 
Nur bei einem Patienten mit’ einem bis an das Periost reichenden 
Tumor der Stirne kam es im Anschluß an die Operation u 

och 
glauben wir auch den ungünstigen Verlauf in diesem Falle nicht 
auf die vorhergegangene Röntgenbestrahlung beziehen zu müssen. 


Auch in ihrem späteren Verlauf — ein Teil dieser Fälle erscheint 


auch durch die Operation nicht dauernd geheilt — zeigten die 
Patienten, bei denen eine Röntgenbehandlung vorangegangen war, 
keine Abweichungen gegenüber nicht bestrahlten Fällen, so daß wir 
wohl annehmen können, daß auch dort, wo unsere Behandlung 


erwachsen ist. Plötzlich stärkeres Wachstum und operativ schwer 
anzugehende Rezidive haben wir jedenfalls nicht gesehen. Se 
Hervorzuheben wäre endlich noch, daß die Behandlung in 
keinem Falle zu einer Röntgenschädigung geführt hat. 
Dem Nutzkonto: Heilung und Besserung in vielen Fällen, steht 
also so gut wie kein Lastkonto gegenüber. | | | 
, Unsere guten Bestrahlungsresultate berechtigen uns daher, 
auch operable Hautkarzinome, besonders im Gesichte, mit 


3 


metische Erfolg meist bedeutend besser ist,.als bei 
chirurgischer Bebandlung und als bei genauer Beob- 


zeitig abgebrochen und zur ohirurgischen übergegangen 
werden kann, ohne daß bei der nachfolgenden Operation 


lung zu befürchten wäre. Karzinome der Haut des Stammes 
und der Extremitäten hingegen wären, soweit sie noch operabel 
sind, womöglich der chirurgischen Behandlung. zuzuführen. | 


Zusammenfassung: _ En 
1. Für das inoperable Hautkarzinom stellt die Röntgentherapie 


beschränkten, wurde noch in einem großen Prozentsatz Heilungund 
Rezidivfreilieit erzielt. Eine Ausnahme bildeten die an der Haut 
des Stammes und der Extremitäten sitzenden Geschwülste, die un- 
günstig verliefen. Bei Übergreifen auf die Gesichtsöffnungen, Knorpel 
und Knochen wurde wohl vorübergehende Besserung beobachtet, der 
ungünstige Endausgang aber nicht aufgehalten. Das gleiche -gilt 
vom Lupuskarzinom. | ro, 


geheilt. Dabei zeigten kleine, leicht operable Krebse einen größeren 


schwieriger anzugehen gewesen wären. Geschwülste der Haut der 
Nase und der Wange waren leichter zu beeinflussen, wie solche der 
Stirne, der Lider und des Ohres. Auch operable Karzinome der 
Haut des Stammes und der Extremitäten zeigten auffallend geringe 


- Radiosensibilität. > | 
3. Neben Sitz und Ausdehnung kommt dem Geschwulstbett 


eine wesentliche Rolle in der Prognose des Hautkarzinoms zu. 

4. Stachelzellkrebse zeigten‘ eine geringere Radiosensibilität, 
als Basalzellenkrebse, | | eu 

5. Rezidive kamen nur selten zur Beobachtung; am häufigsten 
bei Fällen, die schon als Narbenrezidive' nach chirurgischer Be- 
handlung der Röntgentherapie zugeführt worden waren. | 

6. Röntgenrefraktäre Fälle zeigten bei nachfolgender Operation 
keine Schädigung durch die vorhergegangene Bestrahlung. . | 

7. Die guten Erfolge der Röntgentherapie, der ausgezeichnete 
kosmetische Effekt, sowie die Seltenheit der Rezidive rechtfertiven 
auch die Röntgenbestrahlung operabler Hautkarzinome. Wichtig ist 
allerdings eine genaue Kontrolle in den ersten der Bestrahlun 


kennen und dem Chirurgen zuzuweisen. Be 
Literatur: Brock, W., Welche Bedingungen sind maßgebend für die 

Röntgenhehandlung der Hautkrebse? Strahlenther. 1921, 18, 8,1. — Darier, I., 

Des öpitheliomes primitifs de la peau. Brit. journ. of dermat. a. syphil. 1922; 84, S, 145, 


Röntgenstrahlen zu behandeln, umsomehr, als der kos- 


ein ungünstiger Einfluß der vorhergegangenen Bestrah- 


die Methode der Wahl dar. - Bei Tumoren, die sich nur auf die Haut. 


2. Operable Karzinome wurden in: überwiegender. Mehrzahl . 


folgenden Wochen, um röntgenrefraktäre Tumoren rechtzeitig zu er- 


äußeren Gründen . 


nicht zum Ziele geführt‘ hat, den Patienten jedenfalls kein Schaden 


achtung auch in refraktären Fällen die Behandlung recht- 


Prozentsatz von Heilungen, als größere Tumoren, die chirurgisch ; 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. | 


4 wis en a. 31. August 


— Jünglivg, Gibt es in der Röntgentherapie eine einheitliche Karziaomdosis ? 
M.m. W. 1920, S.690. — Miescher, Die Röntgenbestrahlung der Hautkarzinome. 
(Ges. d. Ärzte, Zürich, Sitzg. v. 23, Febr. 1922.) Schweiz. Rundsch. f, Med. 1922, 22, 
S. 257, und Die Röntgentherapie der Hautkarzinome. Schweiz. med. Wschr. 1922, 
S. 791. Autoref. Zbl. f. Haut- u. Geschlechtskrkh. Bd. 6, S. 438. — Derselbe, Kar- 
zinomdosis. Schweiz. med. Wschr. 1923, S. 682. — Perthes,' Über die Strahlen- 
behandlung bösartiger Geschwäülste. (45. Vers. d. deutsch. Ges.t. Chir., Berlin, Sitzg. 
v.2. April 1921.) Arch. f. klin, Chir. 1921, 116, S. 353. — Derselbe, Zur. Biologie 
und Klinik der Röntgentherapie der chirurgischen Krebse. Strahlenther 1923, 16, 
5. 695. — Rost, Die Strahlenbehandlung des Hautkrebses. Ebenda. 1923, 15, S.782. 


Aus dem Maria Theresia-Frauenhospital und der Urologischen Station 


| des Sophienspitals, Wien. 
‚Zur Diagnose der weiblichen Gonorrhoe. 
| Von Dr. Alois Glingar. 


' Trotz der genauen Kenntnis des ‚Erregers, trotz der Möglichkeit 
seiner differentiellen Färbung, trotz der Möglichkeit seiner Kulti- 
vierung, trotz der Provokationsverfahren stößt die Diagnose der 


weiblichen Gonorrhöe immer noch häufig genug auf erhebliche 


Schwierigkeiten. Die Gründe hierfür sind genügend bekannt. Die 
weibliche Gonorrhoe ist oder wird in der Mehrzahl der Fälle chronisch 
und bleibt oft lange Zeit latent. Ihr Sitz in der Gebärmutterhöhle 
— und diese ist bei chronischen Fällen fast immer ergriffen — 
erschwert nicht nur die Behandlung, sondern auch die Diagnose. 


Jeder auf diesem Gebiete arbeitende Arzt wird immer und immer 


wieder auf Fälle stoßen, wo ein Mann angibt, von einer bestimmten 
Frau angesteckt worden zu sein, während die Frau von ihrer Er- 
krankung nichts weiß, auch anamnestisch nichts Verdächtiges, wie 
Fluor, Blasenbeschwerden usw., angeben kann. Besonders in den 
sogenannten besseren Kreisen ist diese Erfahrung geradezu typisch, 
übrigens auch .erklärlich, weil hier die Möglichkeiten der Körper- 
reinigung günstig sind und die Frau, mit einer ausgiebigen Apparatur 
versehen, für die Reinlichkeit ihrer Genitalien durch reichliche 
Spülungen und Waschungen sorgt. und daher äußerlich wahrnehm- 
bare Erscheinungen nicht aufkommen läßt. Sie trägt ihre Gonorrhoe 
jahrelang unbehandelt mit sich, ist ja auch in subjektiver Hinsicht 
gar nicht krank und hat daher keinen Grund, zum Arzt zu gehen. 


Der eine und der andere Partner, der angesteckt wird, nimmt die 


: Sache in den Kauf, ohne der Spenderin etwas zu sagen, da er es 

gar nicht für möglich hält, daß diese Dame krank sein könnte, 
und lieber an alle anderen Eventualitäten glaubt. Endlich findet 
sich einer, welcher der Spenderin die Tatsache mitteilt. Es.kommt 
nun die ärztliche Untersuchung. Der erste Arzt findet. oft. nichts 
und stellt einen dementsprechenden Befund aus, ebenso noch ein 


zweiter, endlich konstatiert ein dritter, wenn es überhaupt noch 


so weit kommt, Gonokokken. Und tatsächlich ist der klinische 
Befund bei der chronischen weiblichen Gonorrhoe oft derartig, daß 
die Diagnose äußerst schwierig ist: die Harnröhre gibt auch bei 
langer Urinpause kein Sekret, auch ihre Ausschabung liefert ein 
negatives Resultat, die paraurethralen und vestibulären Krypten 
und die Bartholinischen Drüsen sind frei, das Zervikal- und Uterus- 
sekret enthält vielleicht einige Eiterzellen, mit denen nichts anzu- 


fangen ist; in neuerer Zeit ist noch das Präputialsekret als Unter- 


suchungsobjekt hinzugekommen, ob 
muß noch abgewartet werden. z 
- In anderen Fällen wiederum ergibt sich | 
anderen Prädilektionsstelle ein Sekret oder ein Abschabeprodukt, 
das eine reichliche Flora verschiedenartiger Bakterien enthält; das 
Grampräparat läßt im Stich, da entweder keine gramnegativen 
Kokken da sind, oder, wenn solche vorhanden sind, ihnen die 
charakteristischen morphologischen Eigenschaften der Gonokokken 
fehlen. Bei dieser Gelegenheit wäre über den Befund der Bakterien- 
flora etwas zu sagen, was zu wenig beachtet wird. Im allgemeinen 
gilt als Regel, daß sich Gonokokken mit anderen Bakterien selten 
vergesellschaftet finden. Die Verallgemeinerung dieses Standpunktes 
-ist aber sicher nicht richtig. Wir müssen uns vorstellen, daß die 
Verdrängung der Gonokokken durch andere Bakterien keineswegs 
plötzlich oder rasch vor sich geht, sondern daß der Kampf ein 
hartnäckiger und langdauernder ist, so daß Perioden mit reiner 
Gonokokkenwucherung und solche mit ausschließlichem Wachstum 
anderer Bakterien häufig wechseln. Dazwischen gibt es Stadien, 
wo die Gonokokken mit den anderen Bakterien, wenn auch nur 
kurze Zeit, zusammen im Sekrete erscheinen, wobei noch in Betracht 
zu ziehen ist, daß bei der Entnahme von Sekret solches aus einer 
sonokokkenfreien Bakterienzone und einer danebenliegenden 
Gonokokkenzone gleichzeitig entnommen werden kann (Menge) 


dies die Sachlage bessern wird, 


an einer oder der 


können. Aus solchen ‚Präparaten klug zu werden, ist oft nicht 


leicht. Wir wissen ja schon lange, daß die intrazelluläre Lagerung 
‘allein kein Beweis für die Gonokokkennatur ist, daß auch andere’ 


Kokken dieses Verhalten teilen. 
Und nun die Gramfärbung! 
aus der Verlegenheit. Finden wir intrazelluläre gramnegative 
Diplokokken, die auch in ihrer Gruppierung und Größe den Gono- 
kokken entsprechen, so werden wir keinen Zweifel an ihrer Gono- 
kokkennatur hegen dürfen. Anders steht die Frage, wenn wir 


extrazellulär oder auf Epithelien aufgelagerte gramnegative Diplo- 


kokken finden. Sind wir da ‚berechtigt, ohne weiteres Gonokokken 
anzunehmen? Gibt es im Genitalapparat gramnegative Diplokokken, 


die keine Gonokokken. sind, ‚abgesehen von Meningokokken und 


Micrococcus catarrhalis, die praktisch nicht in Frage kommen? 
Von vornherein müßte man diese Fragen bejahen. Es ist doch un- 
wahrscheinlich, daß in der großen Zahl von Kokkenarten, die es 
in den offenen Gebieten des weiblichen Genitalapparates gibt und 
für deren Ansiedlung — sei es auch nur als Saprophyten — Tür 
und Tor geöffnet sind, außer den Gonokokken keine anderen gram- 
negativen Kokken geben sollte, daß die Gonokokken allein dieses 
Stigma des gramnegativen Verhaltens tragen sollten? Und in der 


Tat sind auch schon gramnegative Kokken sowohl aus der männ- 


lichen Harnröhre als auch aus dem weiblichen Genitaltrakt gezüchtet 


worden, die keine Gonokokken waren (Steinschneider und 


Galevski, v. Hofmann, Kutscher, Pfeiffer, Baermann). - 


Wenn dazu die vereinzelten Stimmen recht behielten, die 


meinen, daß sich degenerierte Gonokokken grampositiv färben können, 


dann würden sich die Schwierigkeiten in manchen Fällen ins Un- 


lösbare steigern; doch scheint mir dieses Verhalten nicht erwiesen 
und äußerst unwahrscheinlich. | | 


| Wie steht es nun mit dem Kulturverfahren? Gehen aus 
einem solchen Bakteriengemenge in der Kultur Gonokokken aut, 


. dann ist die Frage freilich entschieden. . Aber wir wissen leider aus 


der Erfahrung, daß nur zu häufig die Gonokokken in der Kultur 
von den anderen Bakterien überwuchert werden und die Kultur 


fälschlich ein negatives Resultat ergibt. Wie oft erleben wir es bei - 
der männlichen Gonorrhoe, daß die Kultur der Harnröhrensekrete, 


der Prostata usw. auch bei einwandfreier Technik-keine Gonokokken, 
sondern nur andere Bakterien ergibt und bald darauf ein Rezidiv 
mit den schönsten Gonokokkenrasen auftritt. Der negative Ausfall 
einer Kultur ist eben im gegebenen Einzelfalle nicht anders zu 
werten als eine negative Wa.R., eher noch geringer einzuschätzen. 
Es bleiben noch die Provokationsveıfahren. Die beste 
Provokation bei der Frau ist die Menstruation, sie ist durch keine 
andere künstliche zu ersetzen, Es ist daher im allgemeinen an- 
erkannter Grundsatz, daß die Untersuchung der Frau, wenn in der 
Zwischenzeit die Befunde negativ. waren, unbedingt nach der 
Menstruation erfolgen, soll, und zwar nicht bloß einmal, sondern: 
mehrmals, und nicht bloß nach einer Menstruation, sondern 
nach mehreren. | a en i 
Die künstlichen Provokationsverfahren haben nur pro- 
blematischen Wert. Was zunächst die hämatogenen Verfahren. an- 
langt, so wird am meisten die Vakzineprovokation gelobt, jeder 
Autor hat da sein Lieblingspräparat. Nun sind schon auf dem 
Gebiete der Therapie die Erfolge der Vakzination unsicher, so erst 
recht auf dem Gebiete der Provokation. Zudem befinden sich die 
Fragen der Vakzinwirkung gerade in einem Zustande einer Art 
Gärung.. Die Frage: spezifisch oder nichtspezifisch? Protein- 
wirkung? Kolloidwirkun? Fieberwirkung? sind nicht. entschieden. 
Man braucht nur den Referatenteil einer Fachzeitung durchzusehen 
und wird erstaunt sein, welch gegensätzliche oder abweichende An- 
sichten auf einer Seite vertreten sind. Klar ist natürlich die Sach- 
lage, wenn nach einer Vakzination eine Exazerbation irgendeines 
Herdes auftritt, d. h. die latente Gonorrhoe manifest wird. Aber 
der negative Ausfall ist ebensowenig zu verwerten wie der negative 
Ausfall des Kulturverfahrens. Auch die Heranziehung der Körper- 
temperatur als Index ändert an dieser Sachlage nichts. Wir sehen 
doch bei der Vakzinebehandlung oft genug, daß bei manifester 
Gonorrhoe die Patienten selbst auf hohe Dosen weder bei intravenöse! 
noch bei intramuskulärer Einverleibung mit Temperatursteigerungen 
antworten — zur Wirkung ist übrigens, wie ich schon auf dem 
Urologenkongreß in Berlin 1913 betonte, das Fieber nicht nötig, 
wenn auch erwünscht. Wenn also bei manifester Erkrankung 
keine Temperaturerhöhung einzutreten braucht, so ist man nicht 


Schlüsse zu ziehen. AÄnderseits wurden ja die Injektionen vol 


Auch sie hilft uns nicht immer 


berechtigt, aus dem Fehlen einer solchen bei latenter Gonorrhoe 


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und die beiden Sekrete bei der Ausstreichung vermengt werden | Gonokokkenvakzine zur Fiebertherapie bei nicht: gonorrhoischen 


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Krankheiten’ verwendet, so daß: auch die 'eventuelle Temperatur- f- °% 
gteigerung Nicht beweisend für die ‘positive.'Gonorrhoediagnose ist. 


` vokationsverfahren, z. B. mit Aolan. : 


= Die chemischen Reizmetboden — ich will‘.sie ‚nicht. näher 


für wenig verläßlich. k 


‘Wir sehen also, daß die Schwierigkeiten. bei der "Beurteilung 1 


„Nach viel unsicheret ist die Verwendung der unspezifischen: Pro- |: Diffuse Rundzellensarkomiatose der. Haut bei 


steht 0. 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK Ne 85... 0000000" 


. eines Falles, bei dem man im Urogenitältrakt :selbst- bei genauer 


“Untersuchung keine Gonokokken: findet, recht. erhebliche sind und 
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-v . -Jeh möchte nun auf eine Lokalisation. hinweisen, die, wenn 
© `- aoh allgemein bekannt, aber speziell-in diagnostischer Hinsicht. 
$ ovie zu wenig gewürdigt wird, das ist das Rektum: ‘Die Rektal: 


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daß die Diagnose, ob Gonorrho6. yorliegt oder nicht, begreiflicher- - 
2 Weise oft nicht leicht ist. | 5 Be ni 5 


.ginorrhöe ist bei den Frauen und Mädchen — das wird jetzt schon - 


© yielfach betont — weitaus häufiger als früher angenommen worden. 


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"Anzahl gehabt, wo die Gonokokken in den. schleimig-eitrigen Sekret- 
: -Hoeken des. Rektums ohne‘ bakterielle Beimengungen in cha- 


=.>. Betist daher selbstverständlich, daß. die Fälle mit manifester 'Uro-" 
 genitalgonorrhoe auch auf Rektalgonorrhoe untersucht werden.sollen. . 
‘-  Jehjhabe aber nun gerade unter denjenigen Fällen, bei denen'im Uro- 
> genitalapparat keine Gonokokken ‚gefunden wurden, eine große 


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© = | Ans der Medizinischen Klinik Bonh > ^ i 
f . ; E e at... ANOS EEE, a SER T YAN. 3 BEA ; 
(Direktor: Geb. Rat Prof. Dr. ©. Hirsch)... . > 


2 / 


0, „ leukämischer‘Myelose. © =- 
-a Von Priv.-Doz. Dr. Slack und Dr. Uhles, . -`+ 
Dun To Assistenten der Klinik... >, o ypa o, 
Trotz .gelegentlicher Einwänd e von ‚seiten‘ der .Unitarier;‘ wie 
sie. in. letzter‘ Zeit. erst, wieder “durch. .FEingman u. a. zu Worte 
kommen, darf man heute sagen, ' daß. sich in der. Hämatologie ; die 


dualistische- Auffassung Ehrlichs mehr und -mehr durchzusetzen 


|-vermocht bat: ‘Es liegt nicht in : unserer Absicht, auf das Für und 


‘Wider einer gemeinsamen Stammzelle "hier näher einzugehen;. man 
lese dazu die Ausführungen in den Werken Naegelis, Hirsch- 


felds’u.a.. Festzuhalten.ist. nur, "daß . die, funktionelle: Trennung _ 
-des myeloischen wie ‘Iymphatischen ‘Systems -von den’ Gegnern: des 


+ 


Dualismus immerhin zugegeben ist. © ` | 


S 


+ 
P 3 


| weise seit dem Ausbau unserer Kenntnisse in dem letzten Jahrzehnt, 


“rakteristischer Form, Lagerung und Färbbarkeit zu sehen waren, so 


daß der Nachweis keinen ‚Schwierigkeiten begegnete. Die Ge- 
- .winnung des Sekretes ist'sehr einfach. Man nimmt einen 


„gewöhnlichen weiblichen Glaskatheter odereinen N élaton- 


- katheter, führt ihn etwa 6 em tief in das Rektum ein und. 
spritzt 50—100 ccm lauwarmen Wassers ein, läßt das 
- Wasser durch den Katheter wieder abfließen und fängt. 
~ .egjn einem Glase auf. Es enthält die schleimig.eitrigen Flocken 


-olt alein ohne Kotbeimengungen, zumindest findet man leicht im 


„Wasser schwimmende Flocken, die der mikroskopischen Untersuchung 


-geführt werden können und; wie gesagt, Gonokokken allein inner- 


; , halb. und außerhalb der Eiterzellen in’ charakteristischer Form ent- 
‚kalten. Man staunt dabei einerseits,. wie oft. die Rektaälgonorrhoe. 


überhaupt vorkommt, andererseits, wie.. oft: auch bei: negativem 
„Urogenitalbefund, und: fragt sich, wie sie bei Mangel. an Fluor ent- 


stehen konnte. Die Entstehung. bei Fluor. ist ja leicht .erklärlich. 


‚aus. der Darstellung, die Mucha (Handbuch, der. Geschlechtskrank- 


keiten Finger-Jadassohn) darüber gibt. Ich glaube nun, daß. 
außer dem Fluor die Scheidenspülungen selbst zur Infektion 


~. des Mastdarmes beitragen, indem das flocken- und damit 


i .„‚gmokokkenhaltige Spülwasser, das:ja nicht immer die.Gonokokken | 
‚. „selbst abtötet, am Anus vorbeifließt und denselben bespült. Dabei-.| ` 


~ Kommen nun entweder schon: bei der Spülung selbst gonokokken- 
“ haltige Sekrete durch das saugende Spiel: des Afters mit der Rektal- 
- „"86hleimhaut in.Berührung oder die. Gonokokken halten sich bis zur 


© ..„Mehsten Defäkation dort lebensfähig wud werden bei dieser übertragen. 


-,, Aber nicht nur ‚bei den chronischen Fällen mit -latenter Go- 


< mhos führt der positive Rektalbefund’ häufig zu einer raschen 
‚Diagnose, sondern ‚auch bei den Infektionen ohne Defloration, die 


-wir jetzt auch bei ‘erwachsenen Mädchen immer häufiger zu sehen 


---Dekommen. Eine Untersuchung des Urethralsekretes ist oft nicht 
~ „Möglich, weil die Patientinnen'gerade uriniert haben, in dem reich- | 
- ‚lichen Vulvar- oder Vaginalsekret findet sich eine unmöglich. zu 


 Üflerenzierende Bakterienflora, :die Spiegeleinführung ist unmöglich, 
überhaupt jede Berührung‘: schmerzhaft. ‘Die Rektaluntersüchung 


| S -nach oben beschriebenem Verfahren dagegen ist am wenigsten un- | 
:. angenehm, da fast schmerzlos, und gibt nahezu ausnahmslos in. 


‚diesen Fällen bei vorhandener Gonorrhoe ein positives Resultat, 
Die Rektalgonorrhoe segelt übrigens ‚häufig. genug, unter der 


. Plagge der Hämorrhoiden, ‚besonders wehn sie mit. Blutungen ein- 
= hergeht. Daß die” gonorrhoische Proktitis Blutungen macht, ist | 
.. iehts Neues, aber daß sie es öfter macht, als man annimmt, scheint‘ 
mr wahrscheinlich, da ich in der letzten Zeit erst wieder 3 Fälle 
beobachtete, welche wegen Hämorrhoiden operiert wurden, ohne daß 
Sie Blutungen sistierten. "Die Untersuchung ergab Rektalgonorrhoe 


und die eingeleitete Behandlung dauernde Heilung. 


Es möge also bei der Untersuchung auf weibliche Gonorrhoe, i 
auch wenn sonst keine Erscheinungen vorliegen, nie die Unter- 


suchung des Rektums, ‚die, wie oben. beschrieben, recht einfach ist, : 


4 


‚yerabsäumt werden; bei vorhandener manifester „Gonorrhoe, bei | 
Orhandensein von Rektalerscheinungen, insbesondere von Blutungen, 


> fst recht nicht. 


insbesondere : aber, durch die Einführung. ' der: Oxydasereaktion ` 


Schultzes etwas ausgeschaltet worden. Immerhin, ist die Methode 


| erst 1910 bekannt geworden; und erst in den darauffolgenden Jahren. 
mehr Allgemeingut der Untersucher geworden. -:So ergeht es aber 
‚mit. den Befunden vor dieser Zeit. ähnlich .wie. bei Beurteilung einer 


Entartungsreaktion vor der. Erkennung der Abkühlungsreaktion des 


Muskels durch Grund; die Veröffentlichungen, dürfen gegebenen- 
falls nur mit größter Reserve verwertet werden. Und dabei ist auch 

diese Oxydasereaktion Schultzes bekanntlich kein Mittel, um uns 
‚aus jeglichem diagnostischen Dilemma zu befreien, wissen wir. doch, 
‚daß gerade ‘bei Stammzellen die Reaktion häufig versagt; ‚weil sie 
mit ihrem positiven Ausfall an. das Vorhandensein bzw. Auftreten 
‚noch nicht näher bestimmter: Granula gebunden ‚zu‘ Sein- scheint. 


Fissinger-Broussolle und Prehse u. a. haben sich :um: die 
spezielle Erkenntnis des Wesens dieser Reaktion. bemüht.- So ist 


 die'Identilizierung und Zuordnung ‘der Stammzellenformen "gerade: 
im sirömenden Blut durch diese Reaktion des Öfteren trotz einwand- 


freier Technik nicht möglich, während sie im Gewebe:selbst gelingt. 


“Vielleicht ist der positive Ausfall der Reaktion. beim Granulozyten 
überhaupt in irgend einer Form an die Ausbildung: der dièse Gruppe 


etwas reiferen: Frühformen zu eigen wird. . 


allgemein kennzeichnenden Granula gebunden, so daß sie:erst den 


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geschaltet. wissen eine Erörterung: der Zugehörigkeit der Monozyten. 
Hier gehen die Meinungen doch noch immer stark aüseinander, 


und ob wir für die. Monozyten eine eigene Stammzelle fordern oder 


ihre Entwicklung aus der Stammzelle des myeloischen. oder lym- 
phatischen Systems gelten lassen,. ist für unsere folgenden Aus- 


' führungen ohne: Belang. ‘Die Tatsache, daß. die, große einkernige 
Zelle bei unsern heutigen. Untersuchungsmethöden noch in.jedem .. 
| Fall ein Problem für den -Hämatologen. darstellen kann, bleibt jeden- 


falls bestehen. 0 ee a 
-` Wir kennen seit Ehrlich die Einbeziehung der weißen Blut- 
zellen in das'myeloische und Iymphozytäre System, die Einteilung 


‘in die sogenannten Granulozyten und Lymphozyten: Die funktio- 
nelle- Trennung beider Systeme ist, wie erwähnt, schon von den 
_ Gegnern. des’ Dualismus zugestanden worden. Um so größeres In- 


teresse mußte von jeher die Erörterung.von Befunden ‘sogenannter 


„gemischter Leukämie“. bzw. Beobachtungen von Übergängen einer ` 


Leukämieform in die andere erwecken. ' Erst die Erkenntnis der 


Oxydasereaktion ermöglicht uns, kritisch zu. dieser Frage Stellung 


zu nehmen. Bisher, sind es. bekanntlich vor allem die Fälle von 


Herz 'und.Herxheimer, die autopisch eine Nachkontrolle. der er- 


hobenen 'Blutbefunde ‘erfuhren; im letzteren Fälle kam auch die 


Oxydasereaktion zur Anwendung. Hier. haben wir in der Tat- 
Wuceherungsbefunde in beiden Systemanlagen. beschrieben, ‘aber die ` 
‚| bisherige Auslegung der Untersuchungsergebnisse suchte bekanntlich . 
"hieraus nicht Schlüsse gegen die. Richtigkeit ‘der dualistischen Auf- 
fassung zu formen, sondern sah darin nur 'eine:über das gewöhnliche 


Maß hinausgehende, rein kompensatorisch aufzufassende. Wucherung 
des ursprünglich unbeteiligten Gewebes. a l 


_Die Frage gewinnt Beziehungen zu der ganzen Auffassung 


der Leukämie überhaupt, wie sie sich teilweise aus der klinischen 


‘Beobachtung heraus direkt ergeben hat. Ich erinnere an die Be- 


obachtungen Marchands ‚und..Klienebergers, die bekanntlich 


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* Die erschreckliche . Verwirrung; die eine Zeit lang in..der Auf: 
fassung ‘der Leukämie. und: damit in der, Beurteilung : der. Leuko-. 
‚zyten. überhaupt ‚sich. bemerkbar. gemacht hatte, ist ja .erfreulicher- ` 


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Familienerhebungen waren belanglos, außer Masern keine ernsteren 


`. ganzen frei.. 


finden sich: 65,4°/ p 


= am folgenden Tage: 92600 Leukozyten. Ausgezählt finden sich: poly- 


, folgenden Tag Leukozytensturz auf 64000 Zellen; im Blutbild: poly- 


1210 


© 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


Bi. Angust | 


das passagere Auftreten leukämischer Blutbefunde nach Infektions- 
krankheiten mehrfach ‘zu beobachten Gelegenheit hatten, und die 
durch ihre Beobachtungen der Auffassung das Wort redeten, in der 
Leukämie nur den Ausdruck einer besonders ausgesprochenen und 
dadurch nachhaltig das myeloische bzw. Iymphatische System schädi- 
genden Noxe zu sehen. Spricht man in dieser Auffassung somit 
von einer leukämoiden und leukämischen Reaktion auf die beiden 


‚Systeme, so bietet allerdings theoretisch die Auffassung, bei einer 


Störung der gegenseitigen Korrelationen die Antwort auf eine leu- 
kämische Reaktion des einen Systems mit zunehmender Schädigung 


desselben in der kompensatorischen Ersatzwucherung des anderen , 


Systems. zu sehen, mancherlei Bestechendes. 


‚In der hiesigen Klinik hatten wir vor kurzem Gelegenheit, 


einen Fall von myeloischer Leukämie über viele Monate genau zu 


beobachten. Derselbe dürfte in. seiner Eigenart bisher einzigarlig 


dastehen und bietet außer kasuistischem Interesse doch auch die | 


Möglichkeit, zu einigen prinzipiellen Fragen der Hämatologie Stellung 
zu nehmen, zumal eine genaue histologische Durcharbeitung der 


Organe erfolgt ist. | | 
| Wir lassen die Krankengeschichte folgen: Frau B. V., 39 Jahre 


am erstmalig am 6. April 1922 in die Medizinische Klinik. Die 


Krankheiten überstanden. Seit Herbst 1921 bestand Druckgefühl in 
linker Seite, das sich im Laufe der Zeit zu immer stärkeren: Schmerzen 
steigerte, die nach dem Rücken und der Unterbauchgegend zu aus- 
strahlten. Seit einigen Tagen vor der Aufnahme Schmerzen im linken 
Bein, die, von der'Leiste ausgehend, sich in der Vorderseite des linken 
Ober- und Unterschenkels ständig hielten; gelegentlich auch\Schmerzen 
in der Wade. Seit einiger Zeit Desand Nasenbluten. 

Der Aufnahmebefund war folgender: Kleine, verhältnismäßig 
schlecht genährte, grazil. gebaute Frau in schlechtem Ernährungs- 


zustande mit schlaffer Muskulatur und. geringem Fettpolster. Haut- 
farbe bla, Schleimhäute nur mäßig gut durchblutet. Kopf normal 


konfiguriert, ohne Besonderheiten. Nase frei, mäßige Gingivitis, etwas 


byperplastische Zungenbalgdrüsen, sonst Mundhöhle‘ ohne Besonder- | 


heiten. ‚Kleine multiple Drüsenschwellungen beiderseits des Halses bis 
zu Bohnengröße; Achselhöhlen frei von Drüsenschwellungen, des- 
gleichen Ober- und Unterschlüsselbeingruben sowie. Leistengegend. 
Lungenbefund zeigt nichts Krankhaites. An der Herzspitze systolisches 


. Geräusch bei sonst normalem Herzbefunde, Puls gut gefüllt, mittel ge- 
- spannt; Blutdruck normal. ‚Großer .Milztumor, der bis zur Höhe des 


abels herabreicht und stark druckschmerzhaft ist; daselbst kein Reiben 
hör- oder .fühlbar. 
ößert. Geringgradiger N 


elbruch. Sonstige Bauchorgane regelrecht. 
Jrin frei von 


Nervensystem: Augenbefund rögelrecht, einschließlich Augen- 
hintergrund. Sämtliche motorische und sensible Hirnnerven intakt. 
Reflexe an Armen und Beinen rechts = links in normaler Stärke aus- 
lösbar. Starke Druckschmerzhaftigkeit des linken N. femoralis, sowie 
geringgradigor der Austrittsstellen des linken N. ischiadicus. Kein 

aseguesches Phänomen, keine Atrophie der Muskulatur. Gröbere 


psychische Störungen nicht nachweisbar. Überhaupt neurologisch 
sonst nichts Erwähnenswertes. | 


Blutbild: Hämoglobin 80%/,, Erythrozyten 3700000, Leuko- 


zyten 128000. Im Blutausstrich finden sich 62,8%, polymorphkernige 
Leukozyten, 27,8%, Myelozyten, 4,5%, Lymphozyten, 2,99, 
0,90% Übergangsformen, 0,9°%/, eosinophile Zellen, 0,2%, Stammzellen. 
Es wurde daraufhin die Diagnose einer myeloischen Leukämie 
gestellt; die subjektiven Beschwerden fanden einmal aus dem Kapsel- 
schmerz bei bestehendem Milztumor, ferner aus Druck dieses 
tumors.auf Teile des Plexus lumbalis ihre Erklärung. | 
Am 7. April 1922 erste Röntgenbestrahlung der Milz. Blutbild 
am folgenden Tage: Leukozytensturz auf 76600 Zellen. Ausgezählt 


olymorphkernige Leukozyten, 25,1°/, Myelozyten, 
30/, Lymphozyten, 3,50, 


Stammzellen, 1,2%, eosinophile Zellen. 
Am 8. April 1922 zweite Röntgenbestrahlun 


ilz- 


der Milz. Blutbild 


morphkernige Leukozyten 29,4%, Myelozyten 60,3°/,, Stammzellen 
0,90/,, Mastzellen 3.4°%/,, Lymphozyten 1,4°/,, eosinophile Zellen 2,90/,, 
Übergangsformen 1,79]. ` 


0 ; 
Am 10. April 1922 dritte Röntgenbestrahlung der Müz. Am 


morphkernige Leukozyten 67,00/,, Myelozyten 20°/,, eosinophile Zellen 
1,00/,, Mastzellen 3,0%/,, Übergangsformen 5,0°/,, Lymphozyten 4,09)... 
In Nachwirkung der Bestrahblungen werden am 15. April 1922 
33200 Leukozyten gezählt, am 18. April 15200 und am 20. April 17600. 
In der Folge leichter Anstieg der Leukozytenwerte: am 25. April auf 
26800 Zellen; am 29. April wurden 22000, am 3. Mai 21600 Zellen 
ezählt.e Das Blutbild am 3, Mai ergab ausgezählt: 
ernige Leukozyten 65,8%, Myelozyten 28,30%/,, Lymphozyten 5,3%, 
Mastzellen- 2,0%/,, eosinophile Zellen 0,30, Übergangsformen 1,80/,. 
Am 8. Mai Beginn der zweiten Bestrahlungskur; nach Applikation 


Leber en und palpatorisch mäßig ver- . 
a 


iweiß und Zucker. Extremitäten und Gelenke im 


astzellen, . 


astzellen, 1,10), Übergangstormen, 0,7%, 


polymorph-- 


der ersten Strahlendosis am folgenden Tage Leukozytensturz auf 
11600 Zellen. Blutbild ergibt: polymorphkernige Leukozyten 700, 
Myelozyten 16°/,, Lymphozyten 8,5°/,, eosinophile Zellen 1,0°/,, Mast- 
zellen 2,50/,, Übergangsformen 2,0%. Am 10. Mai zweite Bestrahlung, 
am folgenden Tage -9000 Leukozyten. Blutbild: polymorphkernige 
Leukozyten 75°%,, Myelozyten 13,5%,, Lymphozyten 8°/,, eosinophile 
Zellen 1,00%/,, Mastzellen 2,50%. | Ä 
Anı 12. Mai 1922 dritte Bestrahlung der Milz, am folgenden Tag 
Absinken der Leukozytenwerte auf 8000 Zellen. Im Blutbild sin 
ausgezählt vorhanden: polymorphkernige Leukozyten 74,9%/,, Myelo- 
zyten 7,5%/,, Lymphozyten 13,4%/,, Mononukleäre 0,1°/,, eosinophile 
Zellen 0,10/,, Mastzellen 3,09%), Übergangsformen 1,0%. 
| achdem die subjektiven Beschwerden bedeutend geringer ge- 
worden, und der Milztumor erheblich zurückgegangen ist, erfolgt am 
15. Mai 1922 die Entlassung unter Bekanntgab& des nächsten Be- 
handlungstermins. Außer Solutio Fowleri und Antineuralgika keine 
besondere Medikation. | i 
Wiederaufnahme am 21. Juni 1922: Schmerzen in linker 
Seite bestehen noch fort, im linken Bein sind sie geschwunden. Milz 
weiterhin kleiner geworden. N 
' Blutbild bei der Aufnahme: Hämoglobin 90°/,, Erythrozytea _ 
5400000, Leukozyten 7000. Im Blutbild finden sich: polymorphkernige 
Leukozyten 72°/,, Lymphozyten 16°/,, Myelozyten 400/9, Stammzellen und ` 
Myeloblasten 1,0%,, eosinophile. Zellen 0,50%/,, Übergangsformen 0,5%. 
Am 27. Juni 1922 erste Bestrahlung der dritten Röntgenbehand- 
lung; am folgenden Tage 9000 Leukozyten. Am 28. Juni zweite Be- - 
strahlung, daraufhin Absinken der Leukozytenzahlen auf 6000 Zellen, 
Im Blutbild werden am 29. Juni folgende Zellwerte festgestellt: poly- 
morphkernige Leukozyten 86°/,, Myelozyten 7,70l, Lymphozyen 4,1 9o 
Mastzellen 1,0%/,, große Mononukleäre und Übergangsiormen je 0,8%. 


‚| Im Anschluß an die zweite Bestrahlung traten ruhrähnliche Erscheinungen 


n a jedoch unter Teediät und Tannalbin rasch wieder abklangen. 
Die 


ilz überragt den Rippenbogen nur noch einen Querfinger breit. 
Am 1. Juli 1922 erfolgte Entlassung der Patientin.. ` 
© Wiederaufnahme am 28. August 1922: Subjektiv fühlt sich _ 
Pat. erheblich wohler. Bei der Aufnahme zeigt das Blutbild 720), Hämo- 
globin, 4720000 Erythrozyten und 4400 Leukozyten. Das differenzierte 
Blutbild zeigt: polymorphkernige Leukozyten 68°/,, Lymphozyten 25%, 
Übergangsformen 6°/,, eosinophile Zellen 1%. ee 
Im Sediment Spuren von Eiweiß,. mikroskopisch jedoch keine 
Formelemente, | 
Am 29. August erfolgt eine Bestrahlung der Milz (4. Kur), Am 
folgenden Tage 4200 Leukozyten. Das Blutbild zeigt 76°), polymorph- 
kernige Leukozyten, 200/, Lymphozyten und 4°, mononukleäre Zellen. 
Entlassung am 1. September. 1922, 
Ambulante Untersuchung am 1. Oktober 1922: Blutbild 
jetzt:. Hämoglobin 80%,, Erythrozyten 5000000, Leukozyten 8000.. Aus- 
gezählt wurden: Polymorphkernige Leukozyten 76°/,, Lymphozyten219/,, 
mononukleäre Zellen 1,0°/,, eosinophile Zellen 1,0°/,, Mastzellen 1,0%. 
Das Heilverfahren wurde damit zunächst für. abgeschlossen er- 
klärt, der Patientin jedoch bedeutet, sich von Zeit zu Zeit zur Nach- 
untersuchung einzufinden.. | 
Wiederaufnahme am 9. Juli 1923: Konnte seit .der letzten 
Untersuchung nicht viel arbeiten, schon nach kleineren Bun en 
traten dumpfe Schmerzen in der linken Seite auf, die nach dem Rücken 
‘zu und in die Beine hinein ausstrahlten. Oft Kopfschmerzen, Schlaf- 
losigkeit und Herzklopfen. Mitte Mai 1923 über 6 Tage lang besonders 
heftiges Kopfweh, bei, dem alle Schädelknochen schmerzten. Kurz 
darauf bemerkte Patientin, daß sich am rechten Arm rötliche, beulen- 
artige, derbe Verdickungen bildeten; die allmählich dunkler, mehr blau 
wurden. Die Verdickungen breiteten sich auf Brust, Bauch und Koji 
aus. In letzter Zeit bestand des öfteren Nasenbluten, _ 
Objektiver Befund bei der Aufnahme: Stark anämisches, sub- 
ikterisches Aussehen, schlecht durchblutete Schleimhäute. Längs des 
Halses nicht schmerzhafte, kleine Drüsenschwellungen (s: oben). Im 
Gesicht und am ganzen Körper bis haselnußgroße, rötlich blau ver- 
färbte Hauttumoren, die sämtlich druckschmerzhaft sind. Sonst keine 
Ödeme. Stärkere Gingivitis bei kariösem, stark defektem Gebiß. Zung® 
trocken und belegt. Lungenbefund völlig regelrecht. Herzbefund, ab- 
gesehen von systolischem Geräusch über allen Ostien, frei von krank- 
haftem Befunde. Milz überragt 3 Querfinger breit den Rippenbogen, 
auch die Leber ist perkutorisch und palpatorisch Spur vergrößert. 
Neurologisch völlig intakt. Urin frei von Eiweiß und Zucker. Er . 
wähnenswert bleibt weiterhin ein pathologischer Augenbefund, der 
von der Augenklinik folgendermaßen analysiert wird: Rechtsseitig 
Retinitis leucaemica. Papille scharfrandig, dieselbe wie Fundus etwas 
verwaschen. Gefäße bandartig, geschlängelt. Blutungen und weiße 


Herde von eingewanderten Fettkörnchenzellen = im Verlauf der Zentral- 


vene (temporaler unterer Ast) Bild der Venenthrombose. Peripher 
etwas getäfelter Fundus, keine gröberen Veränderungen. 

l inksseitig: Ausgang einer Iritis purulenta, Wahrscheinlich hat 
im Winter 1922 eine linksseitige Iritis bestanden (gemäß Anamnese)). 
Im organisierten Hypopyon neugebildete Gefäße. Nach Atropin: 
applikation Synechiereste auf vorderer Linsenkapsel. Mit Augenspiegel 
sind Einzelheiten am Fundus nicht erkennbar, 


Blutbild: Hämoglobin 25°,,. Ervth ten 1250000, Färbe- 
index 1,0 fos Dekon kea. 1400. los yihrozyten i 


= ellen; 0,5%), Mastzellen. 


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Ausgezählt finden sich: Polymorphkernige Leukozyten 64°|,, 
große Lymphozyten 8°/,, Myelozyten 80/9, 
‘eosinophile Zellen 2%/,, Mastzellen 19/0, Übergangsiormen 1°/,; ferner: . 
A en Megalozyten, kernhaltige, rote Blutkörperchen. . 


"kleine Lymphozyten 21°, 


. Probeexzision eines der Hauttumoren am 2. Juli 1923; die histo- 


logische Untersuchung. erweckt den Verdacht auf lymphadenotische 


tration der Haut. | | 
Jm Urin kein Bence-Jonesscher Eiweißkörper nachweisbar. 
' Radiologisch: Mediastinum frei. wi: ee 


-o - Einleiten einer Neißerschen Arsenkur. Die stärke Hinfälligkeit 


der Patientin läßt auch eine Digitalisierung geboten erscheinen. 
Am 14. Juli 19235 Hämoglobin 21%,, Erythrozyten 1100000, 
Leukozyten 1400, polymorphkernige Leukozyten 71,7°/,; kleine Lympho- 
on-9,0%,, große Lymphozyten 3,3°,, Myelozyten 0,3%,, Myelo- 
blasten 0,3%/,, eosinophile Zellen 0,4°%/,, Mastzellen 1,0°%,, Übergangs- 
formen 1,0°%/,; Anisozytose, Poikilozytose, Megalozyten, Megaloblasten. 
"Am 17. Juli 1923: Hämoglobin 19%,,. Erythrozyten 1100000, 
Lenkozyten steigen auf 5100 Zellen. 5 | 

"Im ausgezählten Blutbild: 80°, polymorphkernige Leuko- 
17°% Lymphozyten, 2°), Übergangsförmen, 0,5%, eosinophile 


Am 18. Juli 1923 werden 11200 Leukozyten gezählt. Patientin 


` verflt am folgenden Tage zusehends; sie ist sehr elend, erbricht 


dauernd, nimmt kaum noch Nahrung zu sich. Die Hauttumoren sind 
in hrer Farbe erheblich abgeblaßt, aber weiterhin .als derbe, druck- 
schmerzhafte Tumoren deutlich fühlbar. : 

= Am 20. Juli 1923 ist das Hämoglobin auf 8°, gesunken, Ery- 
throzyten betragen 944000. Die Leukozytenwerte, die am 19. Juli auf 
KW angestiegen waren, sind ante exitum auf 99200 hochgegangen. 


“  Bintbild ante exitum: Polymorphkernige Leukozyten 74°/,, Myelozyten 
‘10%, Myeloblasten 3%/,, Lymphozyten 5°/,, Mastzellen 2°%/,, Übergangs- | 


`- formen 6°/,. 


` Æ besonders im Gesicht. 
-m Ausbildun | 


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- Rönfgenbehandlung kam dann die 


udN 
-äler erniedrigt, kurz, es bestand das typische Bild einer Leuk- 


. åm %. Juli 1923, abends 7 Uhr: Exitus letalis. 


. ‚Passen wir den klinischen Befund kurz zusammen, so sehen 
'wir.einen typischen Fall von myeloischer Leukämie, der thera- 


‘-penfisch mit Röntgenstrahlen behandelt wurde und bei dem der 


 Heileffekt durch ständige Blutkontrolle während mehrfachen, zum 


‘ Teil nur kurzdauernden stationären Aufenthalts in der Klinik über- 
- wacht wurde. Während der Behandlung gelang es, durch vor- 


‚Shtige Dosierung der Strahlenmengen eine’ stetige Verminderung 
der Leukozytenzahlen unter Besserung des klinischen Gesamt- 
krankheitsbildes zu erreichen, ohne daß die bei unvorsichtiger 


` Dosierung nicht so selten zu beobachtende Umwandlung aus dem 
chronischen in das akute Stadium ünd damit verbunden eine Über- 


' shwemmung des Blutes mit myeloischen Zellfrühformen im Sinne 
der. Stammzellenleukämie eintrat. 10 Monate nach der letzten 
ge: Kranke mit einem ganz neu- 
arligen klinischen Bilde wieder zur Aufnahme. Es’ bestand jetzt 
ohgradigste Anämie, im Blut war eine ausgesprochene Leukopenie, 
Anisozytose, Poikilozytose, sowie Auftreten zahlreicher Myelozyten 
ormoblasten feststellbar; der Färbeindex.war zunächst normal, 
imie mit Übergängen in ‘das Bild der Perniziosa. Zudem war 
aber auch an übrigen Teilen des Körpers 
g knotiger Verdickungen in der Haut (gekommen, die 


-_ est etwa 6 Wochen vor der.Einlieferung akut zum Ausbruch ge- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.35 < 


lotischen Zellen. 


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Mikroskopische Untersuchung: Haut: Das gesamte Binde- 
gewebe und Fettgewebe der Haut ist auf das dichteste durchsetzt von 
dicht. gedrängten Zellen mit rundem bläschenförmigen Kerne, der be- 
deutend größer als ein Lymphozytkern ist und sich in seinem Aufbau 
scharf von ihm unterscheidet (daß eine Sarkomatose vorliegt, ergibt 
sich einmal aus der diffusen Ausbreitung in der Kutis und besonders 
im subkutanen Fettgewebe, wo die Sarkomwucherungen in charakte- 
ristischer Weise sich zwischen den Fettzellen ausbreiten. Der Sarkom- 
charakter geht aber weiter unzweideutig hervor aus den vielen Kern- 
teilungsfiguren, die'man in solcher Anzahl niemals. bei einer Lymph- 
'adenose oder Myelose findet). Die Oxydasereaktion ist negativ. Bei 
Azur-Eosin-Färbung ist das Protoplasma ganz blaßblau, gefärbt und 


‘ weist keinerlei Körnelungen auf, An allen Stellen der Einlagerungen 


beobachtetman zahlreiche Kernteilungsfigurenin den beschriebenen Zellen. 
Leber: In den Kapillaren finden sich reiche Ansammlungen von 
Myeloblasten, neutrophilen Myelozyten und Leukozyten, daneben auch 
eosinophileMyelozyten. Auch im periportalen Gewebe mehr oder weniger 


. dichte myelotische Herde. 


. Knochenmark: Dichte myelotische Wucherungen. ee 
Milz: Die Pulpa mehr oder minder reichlich erfüllt mit mye- 


sonders in den Randbezirken myelotische Herde. . 
‘Niere: Kleine Schrumpfungsherde mit . lymphozytären Ein- 
lagerungen. > Bauen | 
-Nebenniere: Breites Mark, sonst o. Be | | | 
Auf Grund des Befundes wird die Diagnose auf.eine diffuse. Rund- 
zellensarkomatose der Haut bei leukämischer Myelose gestellt... 
Wenn überhaupt von einer „gemischten Leukämie“ gesprochen 
werden kann, so würde gerade dieser Fall der Möglichkeit . eines 
Übergangs aus der myeloischen Form in’ die’ lymphatische das Wort 
reden. Um so wichtiger erschien uns die möglichst restlose Klärung, 
‚dieses merkwürdigen Befundes, für deren Durchführung wir.an dieser 
Stelle Herrn Professor Schridde unsern ergebensten Dank zum 
Ausdruck bringen. Das’ histologische Untersuchungsergebnis gibt 
der klinischen Beobachtung ungezwungen ihre Erklärung, umgekehrt 
‚sprechen aber auch’ die Beobachtungen an den Blutbildern für, die 


Lymphknoten: Die Sinus sehr stark mit Lymphe ‘gefüllt. Bọ- 


Auffassung Schriddes, insofern eine wesentliche Vermehrung der 


lymphozytären Elemente im Blut nie feststellbar war, was von vorn- 


‚herein. klinisch 'gegen die Annahme einer Iymphatischen Erkrankung `. 


(Lymphadenose) sprach. . So bleibt die Auffassung; hier eine ge- 
wöhnliche myeloische Leukämie und davon ‚unabhängig das Auf- 


treten einer diffusen Rundzellensarkomatose der Haut anzunehmen, 


auf Grund der klinischen und patholögisch-anatomischen Befunde, 


jedoch — der eine ergänzt durch den anderen —- die einzig voll 


befriedigende.. = FE a >, 

Das Überführen der myeloischen Leukämie in das aleukämische 
Stadium spricht nur für die richtige Dosierung der Röntgenstrahlen; 
der Blutbefund zeigte bei Abschluß. der Behandlung das Optimum 
der zu erreichenden Besserung. Es gewinnt doch immer mehr den 


Anschein, daß die‘ Überführung der chronischen Form in das akute 


' Stadium und das Hervorrufen sogenannter, Stammzellenleukämien 


hauptsächlich einer individuell falsch gewählten Therapie zur Last 


gelegt werden muß. Das einzige Mittel, einem solchen unseligen - 
| Behandlungsresultat nach Möglichkeit aus dem Wege zu gehen, bleibt 


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en oren als an sich ja schon nicht allzu häufige Begleit- | F EE PER E RE R < WAERO, | 
Ż etscheinung der früher festgestellten myeloischen Leukämie anzu- Pri ‚Die nn he unserm Falle bietet nas ti 
s| pn. Die Probeexzision brachte die erste Überraschung, insofern | p OPAPP MONS Henis rend man Irüher diese Form besonders 10 i 
ih  Rundzelleninfiltrate nachgewiesen wurden. Ante exitum kam es ‚beschreiben zu müssen glaubte, kennen wir jetzt im Verlauf der be Jpn 
e} -~ m. sehr interessanter Weise wieder zu einem stetigen An- | Leukämie des öfteren diesen Ausgang, und; pilegen ibn. mit einem a RER y 
s} eigen der Leukozytenzahlen, und nachdem in den Tagen vorher Erlahmen der Funktionen des geschädigten Systems in Beziehung. | Pioen ia 
s} teile Zellformen der m alóssohen Gruvpe überhaupt nahezu zu | U setzen. Im Fall Vierkötter besteht aber eine. Leukopenie ohne MEE AE 
ti fehlen’ schienen, treten die letzteren jetzt wieder rni reichlich | Verschiebung des Blutbildes nach der lymphatischen'oder myeloischen Ee ER 
„kl. Gleichzeitig sank das Hämo lobin -trotz der hohen Arsengaben Seite, also mehr ein Darniederliegen beider Systeme überhaupt. ln 
„ ach Neißer stetig ab, is a j | Möglich, en wa Moment im Gefolge der kombinierenden PORE E 
f ibn Ren sehen also Besserung einer chronisch-myelòischen Leukämie Bann Fall ee ey | 2, es aber, in De s E | 
i Wisten AST 0 pieren in das Bild einer mye- | dem leukanämischen aleukämischen ‚Stadium das Bild der feuki. F z Li 
ukämie. 10 M | n Erscheinungen A oT Ra On al re a- I RE RAR 
5 der Leukanämie N na: 1 le ea ai d ER mischen Myelose zu verfolgen. Wir sehen plötzlich das vorher. so DETER ti 
øl male Leukozytenverteilung bei Leukopenie und Ausbildung a maßvolle myeloische System erneut in den : stärksten Reizzustand a 
g Mchlicher Hauttumoren Aite art setzt wieder eine starke | gesetzt und in dessen Gefolge das Blut mit reichlichen Zellen seiner ee Ei 
Pi Reaktion von seiten des marela heh Gon hos a Tne ea Frühformen überschwemmen, gleichzeitig den Hämoglobingehalt des. b RDFA 
a$ qa, Die Obduktion d ae Tul 1099 ereah: Multinle. Blutes stark absinken. Wir gehen ..wohl nicht fehl, hierfür die. eine ni ie 
SE Infilir on der Patientin am 2i. Juli 1923 ergab: tiple. Tor orden Arad h Neier mi | a st jy 
$  Miltrate der Haut und s ' Su ‘on des | Zufuhr der großen Arsendosen nach 'Neißer. mit verantwortlich zu EUER, 
ef H ut und der Nieren. Milztumor. Fettige Degeneration des | an wird Er S | tn je 
a} erens, Lungenödem beiderseits: geringer Pyothorax. Adipositas. machen, wissen wit och, daß in der Tat.die Arsenbehandlung schon in en ii 
Ei g Iaa der Wichtigkeit des Falles übersandten wir Herrn Professor | kleinen Dosen auf das leukopoetische System einzuwirken vermag. poih ' 
i ridde-Dortmund Material zur Untersuchung, die auch von ihm | . Es herrscht die Ansicht vor, das  Erlahmen der Funktion i 
4 Prola Würdigster Weise durchgeführt worden ist. Wir lassen Herrn | eines der blutzellbildenden Systeme mit einem Zugrundegehen ‘seines - Be 
Ca r Schriddes Untersuchungsbefund folgen: - Ä | spezifisches Gewebes erklären zu wollen. Hierzu ist zu bemerken, a | 
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1212. 


daß der histologische Beleg für diese Auffassung noch aussteht; 
ist das Gewebe aber einmal ausgefallen, so kann es nicht plötzlich 
wieder zu erhöhter Arbeitsleistung gelangen. So sind derartige 
Beobachtungen wie die unsrige, nicht gerade geeignet, oben ent- 
wickelte Ansicht zu stützen, abgesehen davon, daß der histologische 
Befund in unserm Fall nur Wucherungsvorgänge, nicht Reduktion 
myeloischen Gewebes aufgedeckt hat. Bezeichnender Weise fand 
sich auch nichts von, kompensatorischer Ersatzwucherung "des 
Iymphatischen Gewebes. So wird man in Zukunft guitun, den 


_ Begriff der Verkümmerung nur mit größter Reserve anzuwenden 


und zu bedenken, daß kompensatorische Ersatzwucherungen. des 
nicht erkrankten Systems z 


darstellen. i 


Es bleibt noch übrig, einige Bemerkungen an den Tumor- 
befund anzuschließen. Warum ein Rundzellensarkom anzunehmen 
ist und die Annahme einer Erkrankung des Iymphatischen Apparats 
abgelehnt werden muß, haben wir bereits aus klinischen und histo- 
logischen Gründen klarzulegen versucht. Damit entfallen differential- 


diagnostische Erwägungen in der Abgrenzung gegenüber dem Lympho- | 
sarkom, unter dem wir nach Ribbert bekanntlich nur das Lympho- | 


blastom verstanden wissen wollen. Bei den bestehenden Unklar- 
heiten ist es zweckentsprechend, sich deutlich auszudrücken. Es 
entfallen damit aber auch Überlegungen, die etwa aus dem Befunde 
eine kompensatorische, ins Sarkomatöse übergreifende Ersatzwucherung 
des Iymphatischen Apparats herauskonstruieren wollen. Wir können 
somit in angeführtem Fall trotz der Merkwürdigkeit der Erschei- 
nungen nur betonen, daß die dualistische Anschauung Ehrlichs 
uns am ungezwungensten das Krankheitsbild verstehen läßt. 


Angina und Rheumatismus. 


-Von Dr. Fritz Kraus, Prag, 
. Facharzt für Elektrotherapie. 


Die Klärung der Frage des Zusammenhanges zwischen Angina 
und Rheumatismus beschäftigt schon fast ein Vierteljahrhundert die 
medizinische wissenschaftliche Welt und trotzdem muß man heute noch 
sagen, daß. diese Tatsache trotz ihrer eminenten praktischen Wichtig- 
keit, noch nicht Allgemeingut vor allem der in der Praxis stehenden 
Ärzte geworden ist. Schuld daran mag wohl der Umstand tragen, 
daß die. Publikationen, die sich mit dieser Frage beschäftigen, 
weniger in den allgemeine Themen behandelnden großen medizinischen 
Zeitungen zu lesen, als vielmehr weit häufiger in der speziellen 
Fachliteratur zu finden sind. Deshalb glaube ich, daß hier der 
Ort ist, den heutigen Ständ dieser Frage möglichst präzise zu 
fixieren, um dem praktischen Arzte seinen therapeutischen Ent- 
schluß im gegebenen Falle zu erleichtern. i 


Ich selbst verfüge in meinem elektrophysikalischen Ambu- 
latorium gerade über ein großes Material aus dem Gebiete der Er- 
krankungen der Bewegungsorgane, weshalb ich mich auch auf Grund 
reichlicher eigener Erfahrung. für berufen halte, diese Frage hier 
eingehend zu erörtern. Da diese Abhandlung rein praktischen 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


| er. C 8h August. 


. für die Beurteilung. solcher Fälle durch Mitinanspruchnahme o- 


derner Technik schulen muß, da er die letzte Instanz für die Ent- 


scheidung bildet, ob eine Indikation zum operativen Eingriff im 


speziellen Falle vorliegt oder nicht. Trotzdem ich also im gege- 
benen Falle die Entscheidung selbstverständlich einzig und allein dem 
Facharzte überlasse, will ich es trotzdem nicht versäumen hier 
darauf hinzuweisen, daß die Inspektion. der Tonsillen, die ja meist 


: vom Praktiker selbst vorgenommen wird, für unser praktisches 


um mindesten recht große Seltenheiten | 


Zwecken gewidmet sein soll, will ich davon absehen die historische | 


Entwicklung unserer Kenntnis auf Grund der älteren und modernen 


Literatur hier zu erörtern, und. will mich nur auf Grund der eigenen 


reichlichen Erfahrungen bemühen, dem praktischen Arzte Dokumente 


vorzubringen, die den Zusammenhang zwischen Angina und Rheu- 


matismus möglichst klar erweisen und zeigen, daß vor allem die 


therapeutischen Resultate den Zusammenhang zwischen diesen beiden 


Erkrankungsformen am deutlichsten erhellen. 
Während in der Fachliteratur zu wiederholten Malen ange- 


diese Eingriffe nur von fa 


Handeln nicht ausschlaggebend sein kann. Vor allem ist die Größe 
der Tonsillen, ob. es sich in einem Falle um kleine atrophische 
eingegrabene Tonsillen, im ‘anderen Falle “am solche handelt, die 
durch chronische und: rezidivierende Entzündung bedeutend ver- 


: größert erscheinen, für die Beurteilung des speziellen Falles ziem- 


lich gleichgiltig, da mich meine Erfahrung lehrte, daß die oit äußerlich 


. am harmlosesten scheinenden Tonsillen oft die schwerst erkrankten 


Organe repräsentieren. Auch der Umstand darf keine Rolle spielen, 
ob die Eiterpfropfen auf den Tonsillen gerade in reichlichster Menge 
sichtbar sind, daich gerade gelegentlich der vorgenommenen Radikal- 
operationen zu wiederholten Malen einwandfrei konstatieren konnte, 
daß die Eiterherde im Parenchym der Tonsillen sitzen. Die Wer- 
tung der Exploration der Tonsillen durch Expression oder Aus- 
spülung derselben soll hier nicht näher besprochen werden, da 


chärztlicher Seite vorgenommen: werden 

sollen. | ; | | Ä | 
Wie ich bereits kurz erwähnte, gibt es heute für den Zu- 
sammenhang zwischen Angina und Rheumatismus schon Argumente 
genug, welche den kausalen Zusammenhang dieser beiden Krank- 
heiten klar erweisen. Es kommt ja in der ärztlichen Praxis oft 
genug, vor, daß man durch den therapeutischen Erfolg einer im 
speziellen Falle angewendeten therapeutischen Methode eine Dia- 
gnose erhärten kann, die man vorher nur mehr dem Gefühle nach 
stellen konnte. Aus meinem Krankenmaterial kann ich in dieser 
Beziehung über gute, ja oft glänzende Resultate referieren, ja ich 
kann sagen, daß ich unter fast 40 Fällen von chronischem Gelenk- 
rheumatismus, die ich der später zu besprechenden Tonsillektomie 
unterziehen ließ, keinen vollständigen Versager hatte. Allerdings 
muß ich eingestehen, daß ich selbst alle meine kritischen Bedenken 
ins Feld führe, wenn es sich um die Entscheidung der Frage 
handelt, ob eine bei einem Kranken bestehende rheumatische 
Affektion immer mit einer Erkrankung der Halsorgane zusammen- 
hängt. Diese Entscheidung ist, ich muß es gestehen, heute immer 
noch sehr schwer, weil wir, abgesehen von dem babylonischen 
Wirrwarr, der im allgemeinen in der Gelenkpathologie heute noch 
besteht, für die. Gelenkerscheinungen, die sich‘ den chronischen 


_ eitrigen Halsafiektionen anschließen, noch keine fest umschriebene 


Symptomatologie besitzen. | 


Davis geht so weit, den sich an eine chronische Halsaffektion 
anschließenden Rheumatismus als Streptokokkenarthritis zu benennen, 
was ja schon von dem Standpunkte abzulehnen wäre, daß, wie wir 
gleich sehen werden, nicht die Spezies Streptokokkus allein für 
diesen Zustand verantwortlich gemacht werden kann. _ 

In den genannten etwa 40 Fällen, in denen stets wegen der 
Herstellung der Autovakzine die Bakterienflora der Tonsillen syste- 
matisch untersucht wurde, waren es allerdings am häufigsten Strepto- 
kokkenformen, die allein den Plan beherrschten; dem zunächst 
kommt meiner Erfahrung nach der Staphylococcus pyogenes aureus 
am häufigsten allein vor, daneben selbstverständlich alle möglichen 
Kombinationen der verschiedenen Strepto- und Staphylokokkenaften. 
Der Mitteilüng eines Laryngologen verdanke ich die Kenntnis, daß 


in einem Falle sogar der tückische Streptococcus viridans aus dem 


sillen, in den Nebenhöhlen, an kariösen Zähnen: ihren Sitz hat, | 
eine rheumatoide Erkrankung zur Folge haben kann, habe ich 


unter meinem verhältnismäßig großen Material nur solche Fälle von . 
_ chronischem Gelenkrheumatismus gesehen, die sich an eine, seit - 

Jahren bestehende, chronische meist doppelseitige eitrige Tonsillitis 
angeschlossen haben. Aus diesem relativen Zahlenverhältnis glaube 


ich schließen zu dürfen, daß diese Tonsillenaffektion ein weit häu- 


wir deshalb die Pflicht, die Rachenorgane, die Nebenhöblen des 


Kopfes usw. von einem geschulten Facharzte einer genauen Unter- 


suchung unterziehen zu lassen, ich möchte sogar noch darin weiter- 


gehen und sagen, daß sich auch der laryngologische Facharzt selbst 


| Tonsillensafte und dem Blute des Kranken reingezüchtet werden 
geben ist, daß jede eitrige Affektion, sei es, daß sie an den Ton- | 


konnte. Ein schlagender Beweis dafür, wie gefährlich die er- 
krankten Tonsillen dem Menschen werden können. Bezüglich der 
Symptomatologie des ganzen Krankheitsprozesses muß ich vor allem 
auf den Umstand besonders aufmerksam machen, daß die Rheumatiker 


selbst oft gelegentlich der Erhebung der Anamnese ihre chronische 


rezidivierende Angina vergessen. Wenn nämlich keine besonders 


heftigen, unter hohem Fieber verlaufenden Rezidiven vorhanden 


| sind, so legen die Patienten den geringen Beschwerden, ‚die ihnen 
figerer ätiologischer Faktor zu sein scheint, als alle die anderen | 
"Affektionen, die ich im Vorangehenden kurz angeführt habe. 


Im Falle einer allgemeinen rheumatischen Erkrankung haben 


die chronische Tonsillitis oft macht, gar keine Bedeutung, zu und 
| sind ganz erstaunt, wenn sie auf das Vorhandensein einer schweren 


Tonsillitis oder gar auf den Zusammenhang ihrer Halsaffektion mit 
dem Rheumatismus aufmerksam gemacht werden. Daraus gebt her- 
vor, daß man nur dann zum Ziele kommen kann, wenn man in jedem 
Falle von schwerem Rheumatismus die Halsorgane objektiv unter- 


sucht und nur vom objektiven Untersuchungsresultat sein weiteres 
therapeutisches Handeln abhängig macht. Ä Ä | 


'. Klinisch können meiner Erfahrung nach’ die verschiedensten 
Formen yon , chronischem Gelenkrheumatismus einer chronischen 
Tonsillitis folgen. Beginnend von dem schwächsten Arthralgien, 
wo sich öbjektiv an den Gelenken nichts- nachweisen läßt, sah ich 
unter meinem Material Formen bis zu. den hartnäckigsten, schmerz- 


haftesten.chronischen Gelenkaffektionen, mit nachweisbarer schwerer 


Delormierung des gesamten Gelenkapparates. Nur das eine konnte 


je bei- Durchsicht meiner Krankengeschichten konstatieren, daß 


va Wr 


die digitale Expression, die heute wohl schon weniger geübt wird, in 


Tachkollegen das Kind tonsillektomieren. Die: Operation war selbst- 
 'esändlich wegen der Chorea ungemein schwierig, da sie in Lokal- 


Th Ta NE, eh ML. UA 3 Aa AA nV 


vor allem die großen Gelenke, unter diesen wieder vor allem 
die Schalter- und Kniegelenke, bei dieser gewiß infektiösen 


- Form’ von chronischem Gelenkrheumatismus befallen zu. sein. 


- „scheinen.“ Ä 


‚Bevor ich auf die Therapie und auf die therapeutischen 
Resultate 'eingehe, sei es mir noch gestattet, Tatsachen anzuführen, 
die sich bei der Beobachtung meines Materials ergaben und die uns 


wohl neues Beweismaterial für die Frage des Zusammenhanges 


zwischen Angina und Rheumatismus. erbringen sollen. 


‚Eine junge Dame kam im Frühjahr 1920 wegen sehr schmerz- 
hafter-polyartikulärer Erscheinungen zu mir und da‘ durch die Ana- 
maese der Verdacht einer chronischen eiterigen‘ Tonsillitis gestützt 
wurde, ließ ich sie vom Laryngologen untersuchen, der auch wirklich. 
de Halsaffektion bei der Patientin fand. Nach vorgenommener Ton- 
slektomie schwanden die polyartikulären Beschwerden derart rasch 
md restlos, daß sie sogar ohne Bedenken heiraten konnte. Acht 
Wochen nach der Vermählung stellte sie sich wieder mit heftigen 
Beschwerden bei mir vor. Eine daraufhin neuerlich vorgenommene 
Untersuchung- der Halsorgane ergab die Tatsache, daß bei der Ton- 
üllektomie ein kleiner Teil des unteren Teiles der einen Tonsille 
stehengeblieben war. Um die Patientin nicht mehr operieren zu 
müssen, wurde der Rest kauterisiert und der klinische. überraschende 
Brlolg war der, daß in kurzer Zeit die arthritischen Beschwerden wieder 
restlos verschwanden. Nunmehr sind 4 Jahre vorüber und die Patientin 
it vollkommen symptomlos geblieben. Einen ebenso lehrreichen Fall 
verdanke ich der Mitteilung eines Laryngologen. Dieser Fall wurde 


'im’Ärzteverein bereits von F. Pick besprochen. Eine über 60 Jahre 


alte Dame wurde ihm wegen konstanter-Nachmittagstemperaturen zur 


 Tonsiléktomie überwiesen. Bei der vorher zu diagnostischen Zwecken 


vorgenommenen digitalen Expression und nachheriger Ausspülung der 
Mandeln bekam die Dame am nächsten Tage eine vom Okulisten kon- 
stalierterheumatische Episkleritis und gleichzeitig eine Hautaffektion, die 
kicht als Erythema nodosum zu erkennen war. Man könnte, wenn 
man diesen Fall berücksichtigt, sogar so weit gehen, zu sagen, daß > 


esem Falle sogar geschadet hat, da sich an sie Erkrankungen, die 

wir für echt rheumatisch halten, angeschlossen haben. | 
‚ Fin ungemein interessanter. Fall kam mir im vorigen Jahre in 

die Hand, da mir ein 12jähriges Mädchen, das nicht ‚weniger als 
orea; chronische Polyarthritis, Endokarditis hatte, wegen seiner 
lenksäffektionen zur Behandlung zugewiesen wurde. 

‚Nach genauer Untersuchung und Erhebung der Anamnese kam 


der Ansicht, daß eine doppelseitige, chronische, eiterige Ton- ` 


| En A das Kind seit seinen frühesten Jahren hatte,. die primäre 


diese Krankheitstrias sein könnte, und ließ von meinem 


isthesie vorgenommen wurde, verlief jedoch trotzdem ohne Zwischen- 
und der klinische therapeutische Endeffekt war blendend. Die 
orea beruhigte sich noch während der drei Tage, die das Kind nach. 


Ä s Tonsillektomie im Sanatorium verbrachte, nach 4 Wochen waren. 


p ‚Plyafthritischen Symptome restlos ‚verschwunden, nur die chro- 
iy e Endokarditis, die schon vor der Operation zu einer Mitral- 
“emos geführt hatte, blieb natürlich unbeeinflußt.. eo 
dinen vierten Fall möchte ich nur aus meinem Material deshalb 


hervorheben, weil die chronische, eiterige Tonsillitis, die leider erst | 


Fi Jahren ihres Bestandes eruiert wurde, neben den schweren 
rap polyarthritischen Symptomen zu multiplen serösen Haut- 
"uonen geführt hatte, die ihrerseits vom Dermatologen als septisch- 


embolische Hautveränderungen diagnostiziert wurden. 
Es würde über den Rahmen dieser Abhandlung hinausgehen 


0 


. Wollte ich nóch die kleineren Züge schildern, aus denen sich der 


en Zusammenhang zwischen Halsaffektion und Rheumatismus 
i größter Sicherheit herauskonstruieren ließ. . | 


H Noch eine kurze Bemerkung zur jetzigen Diagnostik solcher 


Ualsaffektionen, Wie ich eingangs schon erwähnte und wie.ich dies 


| der Wichtigkeit der Sache halber nochmals hervorheben will, bleibt 


ibe AN i dem in diesen Spezialfragen kundigen Facharzte allein 
ein assen, und der Exploration durch den Hausarzt kann ich nur 
wi hi a den ersten Augenblick: orientierenden Wert zubilligen. Der 
mehligste diagnostische Eingriff ist meiner Erfahrung nach die Aus- 

kn der erkrankten Tonsillen zwecks Herausbeförderung eitrigen 
ural, das sich tief im Parenchyn des Organs festgesetzt hat, 


"Ahrend die Expression allein, abgesehen von ihrem vielleicht schäd- 


' Schreck des Vitiums und der Sepsis“ ist im Vor 
Kontraindiziert ist nach demselben Autor die Operation bei | 

akuten Entzündungen der Mandelgegend, bei inkompensierten Herz- 

krankheiten, bei schwerer Tuberkulose, bei schweren. Blutgefäß- und 


(y 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ñr. 35. 0000000 M28 


lichen Einflusse auf die Propagation des infektiösen Virus, gewöhn- 5 


lich auch nicht ausreichend zu sein scheint... pia 
Und nun zur Besprechung: der Therapie. Es ist. mehr als 


'selbstverständlich, daß beim Nachweise eines primären eiterigen. 
'Infektionsherdes im Körper und bei der Annahme eines höchst- 


wahrscheinlichen Zusammenhanges mit bestehenden internen Krank- 
heitsformen unser ärztliches Handeln vor allem darauf hinzielen 


muß, diesen primären. Krankheitsherd: aus dem Körper radikal zu 
‘entfernen. Ich sage ausdrücklich radikal, weil meiner Ansicht nach . 
eine teilweise Entfernung der Mandeln, wie es früher durch die 


Tonsillotomie geschah, keinen definitiven Nutzen bringen kann. Ich 


stütze diese meine Ansicht hauptsächlich durch die vielen bei der 
Tonsillektomie gemachten Erfahrungen, daß die Eiterherde in den 
. wenigsten Fällen oberflächlich, in den meisten. Fällen tiefer liegen. 


Ich habe es zu wiederholten Malen erlebt, daß die Patienten, an 
denen man im reifen Alter wegen schwerer und tiefgreifender Eiter- 
prozesse an beiden. Tonsillen die Tonsillektomie vornehmen mußte, 


bereits in der frühesten Jugend tonsillotomiert worden waren. Die 
Tonsillen, die eitrig infiziert sind, bieten. wegen ihrer großen resor- 
bierenden Oberfläche für den $anzen Körper eine besondere Gefahr. 
Nun begegnen wir aber in Praktikerkreisen immer und immer wieder 
dem zum: Bilde gewordenen Einwurf, daß .die Tonsillen doch ein’ 


natürliches Bollwerk gegen die von außen an die Rachenorgane . 


herankommenden Infektionskeime bilden. 


Rethi, der über ein Operationsmaterial von. über 1000 Fällen 


verfügt, nimmt gleichfalls in seiner vortrefflichen Arbeit über Ton- 


sillektomie scharf Stellung gegen den legeren Standpunkt, den heute. 
immer noch trotz der Erkenntnis der großen Gefahren, die damit ver- 
bunden sind, die medizinische Welt in der Frage dieser operativen _ 
und ätiologischen Therapie einnimmt. Er sagt wörtlich: „Wenn wir 


eine starke äußere uEnE haben, so leistet diese eine große Ab- 
wehrkraft gegen den Feind; 


der Tonsillen ‚hätte zurückführen können, und ist mit anderen Autoren 
(Fleischmann, Henkl) der Ansicht, daß im Schlundring, Zungen- 
grund usw. genug adenoides Gewebe vorhanden ist, das nach der Ton- 
sillektomie die Funktion der Tonsillen übernehmen könnte, und nennt 


mit klaren Worten die chronische Tonsillitis, die eine akute Poly- 
‚ arthritis ‚verursachte, eine absolute Indikation zur Tonsillektomie; hier 


dürfe man mit konservativen: Mitteln nicht ten, „Der 
ergrund. | 


Geisteskrankheiten, bei Hämophilie und überhaupt bei Krankheiten, 
die in kurzer Zeit zum Tode führen können. B | | 


an dem von ihm beobachteten Material bezüglich der Zahl und Intensität 


der auftretenden Blutungen derart gering, daß sie als praktisch be- 
. deutungslos bezeichnet werden kann, bei vollendeter Technik des ` 


Operateurs. . | 


‚ Ich selbst habe an meinem, ta arein n u = 
‚kleineren. Material dieselben Erfahrungen gemacht, nämlich, ‚daß die 


Operation bei klinisch richtiger Ausführung gar keine irgendwie 
gearteten Gefahren in sich birgt. Es kamen zwar. geringfügige 


. Nachblutungen vor, die entweder selbst bald standen oder sich.durch 
meist kurze Tamponale 'anstandslos erledigen ließen: Ein ope-. 
' rativer Eingriff irgendwelcher Art zur Blutstillung war niemals 


l 


notwendig. 


ich es für selbstverständlich, daß man weniger erkrankte Tonsillen, 
die keine oder nur ganz leichte interne Komplikationen nach sich 


+ 


ziehen, ‚nicht operativ, sondern nur konservativ und vor allem- 
exspektativ behandeln soll. Allerdings ist es oft schwer, in solchen 
leichteren Fällen den richtigen. Zeitpunkt zum Eingreifen nicht zu 


versäumen. 


Hier muß ich meine Ansichten bezüglich der Art und Wertung. 
der internen Komplikationen nach Erkrankung der Tonsillen einfügen. . 
Die schwerste Komplikation, vor der man sich am meisten 
fürchten sollte, da bei ihrem Bestehen bezüglich einer Restitutio 
ad integrum die schlechteste Prognose gestellt werden muß, ist die ` 
Nephritis. Ich habe leider in dieser Beziehung schon die traurigsten 


Tatsachen erlebt, daß jugendliche Individuen, bei denen der Zu- 


sammenhang der eiterigen Halsaffektion mit einer mehr an Intensität 


| in unserem Falle gegen die Bakterien, 
Wenn aber der Feind diese äußere Befestigung. besetzt hat, 'so pro- 
bieren wir ihn entweder auszudrängen, ‘oder aber wir demolieren die 
' Befestigung.“ Rethi hat unter seinen 1000 Operationsfällen niemals - 
allgemeine Schädigungen auftreten gesehen, die man auf das Fehlen — 


| R ei Sängern 'ist die, 
Operation möglichst zu vermeiden. Die Gefahr der 'Nachblutung war 


| Trotzdem. ich jedoch bei tatsächlich erkrankten Tonsillen, die . 
bereits irgendwelche interne Schädigungen in Form der Polyarthritis 
Endokarditis, Nephritis usw. erfahren haben, ein .unbedingter An- 
hänger der Radikaloperation in Form der Tonsillektomie bin, halte 


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zunehmenden Nierenerkrankung vorkam, dadurch das Leben ein- 
gebüßt haben. Ä | 


Hier sei kurz ein Fall. geschildert, den ich im vorigen Jahre 
zu beobachten Gelegenheit hatte. Eine junge Dame, die schon seit 
Kindheit an einer rezidivierenden Halsentzündung gelitten hat, und in 
ihrer Folge rheumatische Beschwerden verschiedenster Art durchmachte, 
erkrankte im Jahre nach ihrer Verheiratung im 21. Lebensjahre aber- 
mals an schwerer Angina, der ‚sofort‘ unter hohem Fieber eine ebenso 
schwere Nephritis folgte. Jetzt erkannte man den Zusammenhang, 
tonsillektomierte sofort trotz des hohen Fiebers, das nach der 


Ope- 
ration in Kürze vollkommen schwand. Doch die Nieren- und Gelenk- 


attektion blieb durch die zu .spät vorgenommene Operation unberührt 
und die junge Dame ging im zweiten Jahre ihrer Ehe an der Nephritis 
mit schwersten Ödemen und urämischen Anfällen elend zu Grunde. 
Ich glaube in diesem Fall bestimmt annehmen zu dürfen, daß eine 
rechtzeitig vorgenommene Tonsillektomie das Unglück verhütet hätte. 
ies nur ein kurzumrissenes Bild aus den fallweisen Erfahrungen, 

die ich mit der Nephritis gemacht habe. 
Alle anderen Komplikationen sind wohl ebenso als Indikation 
anzuerkennen, doch bieten sie nicht im mindesten die -Gefahr, wie 
die Nephritis, da sie sich, soweit es ihre anatomische Natur zuläßt, 
weitgehend zurückbilden können. Meine Indikationen und Kontra- 


indikationen decken sich mit denen Rethis, so daß ich in diesem 
Punkte nichts hinzuzufügen habe. | 


Die vorstehende Abhandlung soll speziell den Praktikern über 


diese brennende Frage die Augen öffnen, damit unsere Kranken vor 


den schweren Komplikationen, die eine nicht berücksichtigte Hals- 
alfektion zur Folge haben kann, rechtzeitig geschützt werden Können. 


Retentio testiculi bei Säuglingen und Kleinkindern. 
Von Dr. Adolf Vollbrandt, Freiburg i.Br. 


Um das häufige Zurückbleiben der Testieuli in dem Canalis 


inguinalis bzw. in dem Abdomen zu verhindern, erschien mir in ge- 
'eigneten Fällen ein dauernder, gleichmäßiger Druck auf den Processus 
vaginalis zwecks Erzielung der natürlichen Obliteration durch die 
Verwendung eines Bruchbandes angezeigt. Die bisher gegen Hernien 
angewandten Bruchbänder mit Metallfedereinlage, wie auch die zu 
einem Knoten verschlungenen Lagen von Wollfäden bieten nicht volle 
Gewähr für Unverschiebbarkeit, gleichmäßige Kompression aul den 
ganzen Leistenkanal, Schutz derkindlichen zarten Haut und Sauberkeit. 
Auf der Suche nach einem geeigneteren Apparat, der diese Be- 
dingungen besser erfüllte, habe ich bei einem hiesigen Bandagisten !) 
cin ganz aus weichem, anschmiegendem Gummi hergestelltes Bruch- 
band — „Hernifix* — mit leicht aufblasbaren Pelotten gefunden, 
das sich in einem Falle von Retentio testiculi bei einem jährigen 
Kinde sofort glänzend bewährt hat. Nach wiederholtem, sanitem 
Herabziehen des Skrotums, das in seiner größten Ausdehnung die 
Größe einer Kirsche hatte und nach dem Baden fast ganz zusammen- 
schrumpfte, gelang es mir, die Testes auf den Boden des Skrotums 
zu bringen und diesen erstrebten Zustand mit Hilfe des sich fest 
und unverschiebbar anschmiegenden Gummibruchbandes zu erhalten. 
Das Kind fühlt sich durch den Apparat nicht im mindesten belästigt. 
Die Stellen der Haut, welche der Reibung am meisten ausgesetzt sind, 
werden, falls nötig, wirkungsvoll durch Einpuderung geschützt. 
Wenngleich ich über den endgültigen Erfolg der Behandlung 
noch nichts berichten kann, so wollte ich angesichts der Wichtigkeit 
eines frühzeitigen Eingrilfes in solchen und ähnlichen Fällen (Hernien, 
Hydrozele) doch nicht zögern, auf dieses Bruchband und seine 
Bezugsquelle aufmerksam zu machen. . 


Der Preis des Apparates beträgt etwa 4—5 M.. je nach Größe. 


Aus der Serologischen Abteilung (Prof. Dr. V. Kafka) der Staats- 
krankenanstalt und psychiatrischen Universitätsklinik Friedrichsberg 
in Hamburg. (Direktor: Prof. Dr. Weygandt.) 


Über die Einwirkung des Nitroscleran (Tosse) 
auf pathologische Biutdrucksteigerungen. 


Von Proi. Dr. V. Kafka. 


' Für den Internisten, Neurologen und Psychiater ist die Behand- 
lung der mit Blutdrucksteigerungen einhergehenden Erkrankungen von 
gleich großer Wichtigkeit. Handelt es sich doch darum, die bei den 
Hypertonien und Sklerosen des Gefäßsystems schon bestehenden objek- 
tiven Rrankheitserscheinungen zu bessern oder ihr Auftreten zu ver- 
hüten, sowie vor allem die subjektiven Symptome, die oft im Vorder- 


1) C. A. Steinberg, Freiburg i.Br., Bertholdstr. 22. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


u l 31. August 


grunde stehen, zu lindern. Diesen Zielen kommt aber kaum eines 
der angewendeten und empfohlenen Arzneimittel nahe. Eine schon 
im Jahre 1902 von. Lauder Brunton angeregte Behandlungs- 
methode der Hypertonien und gewisser Nierenerkrankungen mit 


Nitriten wurde in neuester Zeit wieder von Schlesinger, Rom- 


berg, Nagy und Lepehne hervorgehoben, ohne daß jedoch eine 


praktisch brauchbare Methode resultierte. Auf den günstigen Er- 
. fahrungen dieser Autoren fußend, wurde nun von der Firma Tosse &Co, 


in Hamburg eine neuartige Behandlungsmethode eingeführt durch die 


Anwendung des Nitroscleran, das ein anorganisches Desoxynitrat po- 


tenziert durch die Salze eines anorganischen Serums in physiologischer 
Kochsalzlösung (von Herrn Dr. Ehrenstein, Chem. Univ. Institut, 
Hamburg, bestätigt) darstellt. Da wir aus anderen Gründen mit 
eingehenden Blutdruckuntersuchungen bei Geistes- und Nerven- 
kranken beschäftigt waren, ergriffen wir gern die Gelegenheit, die 
Einwirkung des Nitroscleran auf den pathologischen Blutdruck des 
Menschen zu studieren. Wir arbeiteten mit dem von Apel modi- 
fizierten Sphygmomanometer der Firma Leitz. Es wurde stets der 
systolische und diastolische Blutdruck bestimmt, wobei neben Aus- 
kultation der Arteria cubitalis zur Kontrolle meist auch die Arteria 
radialis durch einen Assistenten palpiert wurde. Toleranzprüfungen 


ergaben, auf den Menschen bezogen, noch eine vollkommene Un- 


schädlichkeit bei subkutaner Injektion von 50 Ampullen zu 0,02 g. 
Der Einfluß des Nitrosclerans auf den krankhalten Blutdruck 


und das subjektive Befinden war nun ein so verblüliender, daß wir 
unsere Befunde schon heute mitteilen möchten, trotzdem es sich 


erst um ein Material von 12 Fällen (Hypertonien bei Arteriosklerose 


oder Senium, beginnende Arteriosklerose, 1 Fall von Myodegeneratio | 
cordis) mit 30 Injektionen behandelt. Die Einverleibung des Nitro- 


sclerans erfolgte in Ampullen zu 0,02 und 0,04 g auf je í ccm 


. Flüssigkeit, teils subkutan, teils intravenös. Die bisher angewendete 


Höchststärke war 0,08 g subkutan. Nie wurden unangenehme Folge- 
erscheinungen konstatiert; nur in einem Falle gab ein Patient ver- 


mehrte Speichelsekretion an. Der Blutdruck wurde in 11 von 


12 Fällen deutlich beeinflußt.!) Schon nach subkutaner Injektion 
von 0,02 g war die Herabsetzung deutlich, sie stieg dann an über 0,04 g 
subkutan, 0,02 g. intravenös bis 0,04 g intravenös, woselbst Herab- 
setzungen des systolischen Blutdruckes um 20 bis 25°/, nichts Seltenes 
waren.‘ Die Messungen erfolgten meist eine Stunde nach der Injektion. 
Die Dauer der Blutdruckherabsetzung war verschieden, doch konnten 
wir in 4 Fällen noch nach 24 Stunden eine Erniedrigung des Blut- 
druckes feststellen?). Besonders in die Augend springend war auch 
die Beeinflussung des subjektiven Befindens. Schon nach 0,02 bei 
subkutaner Injektion gaben die Patienten eine Besserung ihres Be- 
findens an; sie fühlten sich frischer, der Kopf wurde freier, Kopf- 


schmerzen verschwanden, die Stimme klarer, und sie verlangten 
selbst nach neuen Injektionen. 


\ 


‘ Die Vorzüge des Nitrosclerans scheinen also zu bestehen, 


1. in sofortiger Herabsetzung des Blutdruckes, 2. in deutlicher 
Besserung des subjektiven Belindens, 8. in vollkommener Unschädlich- 
a 4. in angenehmer Darreichung. Über diesen Punkt noch einige 
orte. 
zeichnen hat, kann je nach Lage des Falles zwischen subkutaner 
und intravenöser Injektion gewählt werden. Es empfiehlt sich, mit 
.0,02 g anzufangen und auf 0,04g zu steigen?); zweckmäßig erfolgen die 
Injektionen jeden zweiten bis dritten Tag. Da auch die Einver- 
leibung durch den Mund nicht unwirksam ist, so scheint es von Nutzen 
zu sein, als Nachkur wie prophylaktisch das Nitroseleran per os zu 
geben. Über die Theorie der Nitroseleranwirkung sowie über die 
Einzelheiten der Behandlung wird später berichtet werden, 


doch können schon heute Versuche mit diesem Mittel warm 
empfohlen werden. 


~ Zur Frage der intensiven Serumbehandlung 
.des Tetanus. o 
Von Dr. Themistocles Dervis (aus Cypern). 


letzten Jahren große Wandlungen aufzuweisen hat, harrt noch der 
endgültigen Lösung. i 


1) Eine Reihe von Iniektionen und Blutdruckmessungen wurde 
vom Medizinalpraktikanten Herrn Dr. Hertz ausgeführt. _ 
2) Weitere Untersuchungen haben gezeigt, daß nach einer Reihe 


von Injektionen der vor der Injektion gemessene Blutdruck immer 
niedriger wird. 


3) Bestehen ausgesprochene subjektive Beschwerden, so kann 
mit 0,04 g begonnen werden, | 


Da auch schon die subkutane Injektion Erfolge zu ver 


Die Frage der Serumbehandlung des Tetanus, die in den 


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‚ «er Ansicht Ausdruck geben wollen, daß Kolibakterien sich in 


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-_ Während man früher mit Recht der prophylaktischen Serum- 
behandlung des Tetanus den allergrößten Wert beilegte, gehen noch 
‘die Ansichten der Autoren über die Erfolge oder über die Nutz- 
losiekeit der Serumbehandlung bei ausgesprochenem Krankheitsbild 
völlig auseinander. 


Erfolg der Serumbehandlung wie folgt zusammen: „Die prophylaktische 
Totanusantitoxininjektion gewährt bei frühzeitiger Anwendung unseren 
Krieesverwundeten einen fast sicheren Schutz gegen Tetanus. Das 
Krankheitsbild des Wundstarrkrampfes, welches uns kurz nach Beginn 


.. des Krieges in erschreckender Form und Häufigkeit entgegentrat, ist 


verschwunden.“ — Über diesen Kümmellschen Standpunkt herrscht 
emeine Merreni Die Frage, wie man die Serumwirk- 
samkeit nach Ausbruch des Tetanus beurteilt, wird verschieden beant- 


. votet Wilms, Ullrich, Maudry, Hübner, u. a. (zitiert nach 
‘Kehl baben sich von der absoluten A E r Serumtherapie 


bei ausgesprochenem Tetanus überzeugt, und Menzer, über das nötige 
Ziel-hinausschießend, behauptet, von dem Tetanusantitoxin, welches 
er bei seinen 13 Patienten in großen Dosen subkutan bzw. intralumbal 


versucht hat, nicht nur keinen Erfolg, sondern eher eine Vorschlechte- |. 


rung im Zustand seiner Patienten gesehen zu haben. Hochhaus ver- 


. hält sich in seinem Urteil dieser Frage Se etwas zurückhaltend, 
n 


ibt aber zu, manchen ausgezeichnete 
. Isg.erzielt zu haben. 


Es. läßt sich nicht leugnen, daß die Mehrzahl der Autoren 
‚der Serumbehandlung: nach Ausbruch des Tetanus sehr skeptisch 
gegenübersteht. | 

In der letzten Zeit beginnt diese Frage von französischer 
Seite aufgerollt zu werden. Tixier, Nobecourt, Duval und 
andere, ‚gestützt auf günstige Erfolge, treten neuerdings für eine 


rfolg mit der Serumbehand- 


. sehr energische Serumbehandlung ein. 


Der Zufall will es, daß ich über zwei recht schwere Tetanus- 
fälle berichten kann, die ich im April 1923 Gelegenheit batte zu 
behandeln. Der günstige Ausgang beider Fälle nach einer energischen 
bra Aulun berechtigt mich, dieser Behandlungsart das Wort 
m teden. 2 = 
© Dererste Fall betrifft eine Berufsschneiderin, die sich fünf Tage 
vor dem Ausbruch des Tetanus beim Reinigen einer Schublade an dem 
rechten Zeigefinger verletzte. | 
.. Zur Patientin gerufen, fand ich das klassische Bild eines schweren 
Wuidstarrkrampfes: Tetanische Anfälle, Risus sardonicus, 38° Tem- 
paratur, Lichtscheu, Schmerzen in der Herzgegend, Auslösung eines 
les bei jeder Berührung. Vorllögender Fall der wegen seiner 


‚kurzen Inkubationszeit (5 Tage) als ein sehr ernster en werden 


m, ging in Heilung über, nachdem Patientin innerhalb 10 et 


a com flüssiges Tetanusantitoxin intravenös und intralumbal (8000 A. 


erhalten hatte. Von der subkutanen Serumanwendung mußte Ab- 
ad genommen werden, nachdem Blumenthal die Nutzlosigkeit 
ser Änwendungsart auf das üunwiderlegbarste nachgewiesen hat. 
ı WAS das Magnesiumsulfat anbetrifft, so habe ich mich bei dessen An- 


wendung streng an die W ydlersche Vorschrift en: d. h. ich gab 
| c 


von einer Shigen Magnesiumsulfatlösung täglich 30 cem intravenös. 
Yom Luminal habe ich ausgiebigen Gebrauch gemacht. | 


Kast Derzweite Fall betrifft einen 28jährigen Gärtner, der von einem 
wagen überfahren, sich eine komplizierte rechte Unterschenkel- 
hln Auzog, Der Ausbruch des Tetanus erfolgte 11 Tage nach dem 
- Nach achttägiger intravenöser und intralumbaler Serumbehand- 


ing, bei welcher Pat. 1600 ccm Serumantitoxin erhielt, trat Heilung ein. 


San das Serum anbetrifft, so habe ich die Sera vom Institut 
Be Hals Paris, das Serum der Höchster Farbwerke, und das der 
Ml &swerke in Marburg -zu gleicher Zeit bei meinen. zwei 
tauen verabreicht, 


, Die Heilung beider als Frühtetanus aufzufassenden Fälle, nach- 


Mm wir zur Neutralis; : : er 
ne ralisi titoxin- 
| dosis'angew sierung des Tetanusgiftes eine große An 


andt haben, erlaubt uns der Serumbehandlung des Wund- 
Bra mehr Vertrauen zu schenken unter der Bedingung, 
me mit großer Dosis betriebene Serumbehandlung einsetzt. 


Berichtigung zu meinem Aufsatz: Wie wirkt die 


‚lfe.im Sommer auf die Gesundheit des Säuglings 
u schädlich? (in Nr, 28 dieser Wochenschrift). 


nr Von Prof. Dr. Rietschel. 


Toa len Aufsatz hatte ich geschrieben: „Neuerdings hat 

Mese bakterielle Theorie wieder gestützt, indem er be- 

üch in steril nz besonders das Bacterium coli in großen Massen 

vielleicht ae Milch angetroffen hätte und er meint, ob. nicht 
| ieses 

och stehen dafür Bew 


eise noch völli ge 
elbstyer öllig aus 


ständlich habe ich in dem ersten Teil dieses Satzes 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


“Kümmell faßt seine Erfahrungen über den proph laktischen. 


Bakterium Gifte produziert werden könnten. 


1215 


der im Hause gekochten Milch dann nachweisen ‚ließen, wenn das 
Kochen nicht einwandsfrei erfolgt ist oder die Milch nach dem 


Kochen sekundär verunreinigt wurde. Ich habe nicht damit aus- 
drücken wollen, als ob Bessau die Ansicht hätte, daß eine ein- 


wandsfreie sterilisierte Milch noch Kolibakterien enthalten könnte. 
Sodann ist zu bemerken, daß Bessau in der Tat nicht behauptet hat, 
daß durch diese Kolibazillen Gifte in der Milch ‚produziert werden 
könnten, die das Kind zur Intoxikation brächten, sondern er nimmt 
ebenso wie wir eine komplizierte Wirkung der Hitze auf das Kind 
an, durch die es zu: Störungen der Verdauungsvorgänge im Darm 
kommt, „wobei die Verfütterung kolibaltiger Milch 'an verdauungs- 
gestörte Kinder außerordentlich bedeutungsvoll sein könnte, indem 
bei insuffizienter Magensalzsäurewirkung und bestehender Stagnation 
in den oberen Darmabschnitten aus der Koliverfütterung eine exogene 


: Kolibesiedelung werden muß“. „Diese wird im Prinzip die gleichen 
Folgen haben wie die endogene, wird nur sehr oft, wenn sie plötzlich - 
und massiv erfolgt, besonders stürmische Erscheinungen hervor- 


rufen“. Bessau hält also eine bakterielle Infektion der Milch mit. 


Kolibazillen für die Entstehung des Sommerbrechdurchfalles für zù- 
treffend und schließt dies daraus, daß Kinder, die aus der Milch- ' 


küche ihre Nahrung erhalten, am. Sommerbrechdurchfall : nicht 


erkranken, „da die prophylaktisch schützende Wirkung der. Milch-. 


küchennahrung in erster Linie auf die einwandsfreie Sterilisierung. 
zu beziehen ist“. Auch diese Ansicht Bessaus_ bleibt zunächst 
nur eine Hypothese. Wir haben gegen diese Auffassung Bessaus 


erhebliche Bedenken, zumal experimentelle Beweise dafür noch 
fehlen. Aber gern komme ich der-Bitte des Herrn. Kollegen Bessau 
nach, eine zum Teil mißverständliche, zum Teil unrichtige Dar- 


stellung zu berichtigen. 


Über Konstitution und Vererbung bei der 
naa - Lungenschwindsucht. E | 

Erwiderung auf die gleichnamige Arbeit von F. Reiche. 
in Nr. 24 dieser Wochenschrift. i 
eaa o Von Dr. Ernst Meinicke. e g 


In etwas ungewöhnlicher Tonart spricht R. am Anfang seiner | 


Arbeit von dem Gefühl des Unbefriedigtseins und der Enttäuschung, 
mit dem wohl. Viele die Jenenser Relerate von Schultz und mir 
gelesen haben dürften. Er erwähnt zwar, daß wir einige fesselnde 


'kleine Beiträge zu dem Thema geliefert hätten; aber der Sinn des 


Ganzen ist uns offenbar nicht aufgegangen. Im einzelnen polemi- 
siert R. dann ausschließlich gegen Schultz, so daß ich nicht recht 
weiß, womit ich mir einen so herben Tadel zugezogen habe. An- 
scheinend wirft R. mir vor, daß ich das Problem der starken Häu- 
fung der Tuberkulose unter den Nachkommen tuberkulöser ‚Eltern 
nicht ausführlich genug behandelt habe. Dieses angebliche Problem 
ist aber wohl für alle, die nicht auf die orthodoxe Konstitutions- 
lehre eingeschworen sind, längst kein Problem mehr.‘ Die Frage 
scheint mir vielmehr so eindeutig im Sinne der vermehrten Ex- 
position entschieden, daß man nur offene Türen einrennt, wenn 
man länger dabei verweilt. Auch die unhygienischen tnberkulose- 
fördernden Einflüsse des Krieges habe ich anscheinend nicht ge- 


nügend berücksichtigt. Erwähnt habe’ ich sie selbstverständlich. 
Mein Thema befaßte ‚sich. aber nicht mit Hygiene, sondern mit Kon- 


stitution und Vererbung und duldete daher keine Abschweifung auf 
andere Gebiete. erm Ä 
der Tuberkuloseerkrankungen als solche während des Krieges von 


Interesse als das ‚gehäufte Auftreten besonderer Krankheitsformen. 
die man sonst in Europa bei Erwachsenen selten beobachtet (kind- \ 


liche Formen). Der Kern meines Referates befaßte sich aber gerade 
mit dieser wichtigen Frage und im Zusammenhang mit ihr mit den 
Jahrhunderte alten Wechselbeziehungen der Tuberkelbazillen und 
ihrer Varianten (Sibirien) zum menschlichen Organismus. Die Varia- 
bilität dieses Verhältnisses, die oft genug Unterschiede der Kon- 
stitution vortäuscht, schien mir der eingeliendsten Behandlung wert. 


Vielleicht interessiert es Herrn Reiche zu erfahren, daß die dies- 
jährige Mikrobiologentagung ganz im Zeichen dieser von mir bei ` 


dem Sondergebiet der Tuberkulose besprochenen Probleme stand. 


Diesen Problemen wird also offenbar von maßgebenden Seuchen- 


forschern die gleiche Bedeutung beigelegt, wie ich das in meinem 
Referat tat. Diese neuen und aussichtsvollen Fragen erwähnt R 
in seiner langen polemischen - Arbeit überhaupt nicht.. Er bleibt 
vielmehr, um einen seiner Ausdrücke zu gebrauchen, ganz in alten 


‘für die überwiegende Mehrzahl der: Tuberkuloseforscher längst er- 


ledigten Fragen stecken. 


Zudem ist ja auch nicht so sehr die Vermehrung 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


31. Angist 


Erwiderung. 
Von Dr. F. Reiche. 


Das persönliche Bedauern, daß bei Gelegenheit des großen 
Doppelreferats von Schultz-Meinicke über Konstitution und Ver- 


 erbung bei der Lungenschwindsucht das beziehungsreiche Thema 
nur- bruchstückweise behandelt und insbesondere auf das bislang 


sehr verschieden gedeutete, praktisch wichtige Moment der erb- 
lichen Belastung nicht eingegangen wurde, war mir die Initiative 
zu einer Ergänzung in diesem Punkt. Die kritischen. Bemerkungen, 
die dabei sich ergaben, betreffen nicht die Ausführungen des 
Herrn Meinicke. 

Mag ich nun auch der Übereinstimmung mit ihm mich darin 
erireuen, daß der deletäre Einfluß der elterlichen Tuberkulose aus- 
schließlich auf vermehrte Exposition zurückzuführen sei, entschieden 
muß ich bestreiten, daß es sich hier um eine für die überwiegende 
Mehrzahl der Tuberkuloseforscher längst erledigte Frage handelt. 
Im Gegenteil, sie ist noch vollkommen in Fluß, manches bei ihr 


‚noch dunkel (Bandelier-Röpke 1924), wie es auch- die Verhand- 
lungen auf jener Jenenser Tagung zeigen und ein Blick in unsere 
Lehrbücher erweist, die nahezu sämtlich der Vererbung der spezifischen 

‘ Anlage zur Tuberkulose einen, im Einzelnen nur wechselnd hoch, 
eingeschätzten Einfluß einräumen, z. T. auch in der noch kürzlich 


wieder aufgenommenen Lehre von der hereditären Übertragung selbst 
eines Locus minoris resistentiae und der Tendenz zu gleichen Ab- 


laufsformen eine greifbare Stütze für diese Anschauung ansprechen. 
Und nicht nur häufen soll sich die Krankheit unter den Deszendenten 


phthisischer Familien, sondern oft bei ihnen besonders bösartige 


Bilder darbieten, welcher Auffassung gegenüber: dann die jüngste 
Theorie von der Übermittelung schützender immunisatorischer Kräfte 
seitens der tuberkulösen Eltern eigen anmutet. 


Da scheint mir denn doch der an großem jahrzehntelang ver- 


folgtem klinischen Material geführte Nachweis, daß die Konstitution 
gegenüber der Tuberkulose durch den Erblichkeitsiaktor der Ab- 


stammung von phthisischen Eltern generell wederim günstigen, 


noch im nachteiligen Sinne beeinflußt wird, von klärender 
und überzeugender Bedeutung zu sein. Solcher Beweise bedarf es 


um so mehr, als unter den familienberatenden praktischen Ärzten, 
sowohl den älteren wie den. jüngeren Generationen, das einstige 
Theorem von der „Belastung“ im philologischen Sinne des Wortes 
noch fest und vielleicht verständlicher Weise haftet, da manche 
Einzelbeobachtungen, wie die Prädilektion der Krankheit in gewissen 
Familien, das Erkranken mehrerer Mitglieder im gleichen Lebens- 
alter oder mit gleichgeartetem Krankheitsgange, scheinbar immer 
wieder neue Belege für die hereditär erworbene Disposition zur 
Tuberkulose enthalten. Aber gerade bei der langsam sich ent- 
wickelnden Phthise werden nur in den seltensten Fällen sich jeweilig 
die Bedingungen der Erbanlage und die hemmenden und fördernden 
Einflüsse der Umwelt in ihrer Wirksamkeit für Entstehung und 


Verlauf der Krankheit sondern lassen und desto schwerer, als es 


mancherlei zur Tuberkulose disponierende kongenitale Momente 
gibt, die ihrerseits wieder sich in sogenannten belasteten wie un- 
belasteten Familien finden können. Serienuntersuchungen müssen 
da das letzte Wort sprechen: sie negierten eine vererbliche spezifische 
Disposition, welche allein darauf sich gründet, 

manifest an Tuberkulose erkrankt waren. 


daß die Eltern 


Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. 
ul: Aus der II. Medizinischen Klinik der Charité zu Berlin 
a re ar (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Fr. Kraus). 


mit Suprareninüberempfindlichkeit erreichte die Suprareninblutdruck- 


Er von 115 T Hg langsam ansteigend auf ee nach 
a Y: e | eo 4 BAR. ° | inuten mit mm Hg, auf Luteoglandol nach 15 Minuten mit 
ee Der Einiluß verschiedener endokriner Organextrakte, 160 mm Hg ihr Marine gegenüber 185 mm Hg im Vorversuch. : 
onn g lonen und organischer Verbindungen . - Ebenso verwandelte sich auf Testiglandol die steile Kurve in eine 
u auf die Suprareninempfindlichkeit des Menschen. flache, die in mehreren Versuchen sogar anfangs negativ wurde. 
OTAN LEERE , . Auch das Anteglandol (Hypophysenvorderlappenextrakt) bewirkte 
en | Von.Dr. Betty Finkelstein. l ‘in 90°, der Fälle einen langsamen Anstieg der I ara 
ee . . . + an Ra; druckkurve, während in 10°/, auf einen steilen Anstieg ein all- 
ee Im folgenden möchte ich kurz die Ergebnisse einer Reihe von as Dee, Re 
ee Versuchen mitteilen, welche ich auf Anregung von Herrn Professor See i ae a der nl T z 
er Dr. Leschke, dem ich an dieser Stelle für seine freundliche Unter- | TE f a o yo nen sh m 
n © stützung den besten Dank ausspreche, vorgenommen habe, um a a re sowie auf die verschiedene Höhe der 
ee die Beeinflußbarkeit des vegetativen Nervensystems durch ver- | “15 zurückzuführen, 
a schiedene endokrine Organextrakte, Ionen und organische Ver- _ Auf Epiglandol und Thymoglandol traten keine typischen 
an bindungen zu prüfen. | Veränderungen ein. - 
Be Zu diesem Zwecke stellte ich zunächst bei den Versuchs- I. Was den Einfluß der Ionen anbetrifft,- so brauchten wit 
a erst "| personen den Verlauf der normalen Dreselschen Suprareninblut- | mit Kalzium keine Versuche vorzunehmen, denn die Wirkung des 
a druckkurve fest. - In den nächsten Tagen wiederholte ich dann die | Kalziums (die Steigerung der Erregbarkeit des Sympathikus) ist ja 
ern Suprareninblutdruckkurve, nachdem ich eine Stunde zuvor das | bereits durch die Versuche von Dresel und Leschke bekannt. 
ee Medikament, dessen Einfluß auf das vegetative Nervensystem ich | Wir prüften daher von den zweiwertigen Ionen nur das Magnesium 
Po untersuchen wollte, . verabreicht hatte. Meine Versuche nahm ich | und sahen nach intravenöser Injektion von 10 cem einer 10°/,igen 
en oa sowohl bei Patienten mit gesteigerter Suprareninempfindlichkeit als | Lösung von Magnesium sulfuricum regelmäßig eine abnorme Supra- 
D il auch bei solchen mit herabgesetzter und normaler Suprarenin- | reninüberempfindlichkeit. Bei schon vorher vorhandener Supra- 
a ‚  empfindlichkeit vor. Dabei konnte ich folgende Beobachtung machen: | reninüberempfindlichkeit konnte ich eine Blutdrucksteigerung von 
Die ms -  1,Vonden endokrinen Organextrakten trat nach Coluitrin | 110 mm Hg auf 225 mm Hg beobachten. Auch Patienten mit normaler 
ni Be (Hypophysenhinterlappenextrakt) sowie nach Thyreoglandol und 


und herabgesetzter Suprareninempfiudlichkeit reagierten mit steil 
ansteigender Suprareninblutdruckkurve. | 
Nach Kalium tartaricum (intravenös 1 ccm einer 10°/,igen 
Lösung) oder Kalium chloratum (8—5 g per os) sah ich ın 
75°,, und zwar bei Patienten mit Suprareninüberempfindlichkeit, 
die Suprareninblutdruckkurve sich abflachen. In 12%/,0/, blieb die 
Suprareninblutdruckkurve ungeändert, in weiteren 12!/30/, mit Supra- 
reninunterempfindlichkeit trat die umgekehrte Reaktion ein: die vor- 
"her flache Kurve wurde steiler. 
Nach Mononatriumphosphat (intravenös 10 ccm emer 
10°/,igen Lösung) wurde die Suprareninblutdruckkurve flacher. 
III. Von organischen Verbindungen prüfte ich den Ein 
fluß des Benzylbenzoats, des Bromurals und des Morphiums 
| auf die Suprareninblutdruckkurve. Dabei fand ich, daß nach 
Benzylbenzoat in allen Fällen sowohl bei Suprareninüberempfind 
lichkeit als auch bei normaler und herabgesetzter Suprarenit 


emplindlichkeit die Suprareninblutdruckkurve sich abflachte. Nach 
0,6 g Bromural wurde in 670%, der Fälle die Kurve flacher, I 
sich Ovoglandol, Luteoglandol und Testiglandol. Die steile 


ao 33°/, blieb der Anstieg ungeändert oder wurde noch steiler, während 
Kurve wurde abgeflacht, desgleichen die normale. Bei einer Patientin ! der Abfall im Sinne der flachen Kurve allmählich erfolgte. Nach 


Thyreoidin, die ich intramuskulär injizierte, regelmäßig eine 
Steigerung der Suprareninempfindlichkeit ein, ‚so daß ‘bei schon 
a in vorher suprareninemplindlichen Personen der maximale Blutdruck 
EB von 115 mm Hg auf 210 mm Hg, bzw. 220 mm Hg anstieg und zwar 
en diesen, seinen höchsten Wert, schon nach 1—2 Minuten erreichte, 
ee bei normaler Suprareninempfindlichkeit die Suprareninblutdruckkurve 
Brenn steil anstieg und bei vorher herabgesetzter Suprareninempfindlichkeit 
a die Kurve entweder einen normalen oder einen steilen Verlauf annahm. 
he |  Leschke hat in nicht veröffentlichten Versuchen das Blut- 
me ve, serum von Patienten mit schwerer akuter Basedowscher Krankheit 
en anderen Menschen intravenös in größeren Mengen injiziert und seine 
ee Wirkung auf die Suprareninempfindlichkeit geprüft. Es ist ihm jedoch 
i oean unter zahlreichen solchen Versuchen nur einmal gelungen, in dem 
Blutserum einer Patientin mit sehr schwerer und ganz akuter 
Basedowscher Krankheit Substanzen nachzuweisen, , welche die 
Suprareninempfindlichkeit der Versuchsperson deutlich steigerten. 
Gerade umgekehrt wie Coluitrin und Thyreoglandol verhielten 


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31. August 
Morphium endlich konnte ich im75°/, eine Abflachung der Supra- 
reninblutdruckkurve beobachten, . während in 25°%,, Fällen von 

 Suprareninüberempfindlichkeit, die Kurve noch steiler anstieg. 

IV. Endlich untersuchte ich den Einfluß der Mahlzeit auf 
die Suprareninblutdruckkurve und fand, daß die Suprareninblutdruck- 
kurve regelmäßig herabgesetzt wurde. Es ergab sich hierbei zwischen 

den verschiedenen Nahrungsstoffen — Eiweiß, Fetten und Kohle- 

- - hydraten -— kein Unterschied. Diese Befunde stimmen überein mit 

jen. bekannten anderen Vagus reizenden Wirkungen der Mahlzeit 


guf. die Blutverschiebung?). l 


7 Zusammenfassung: 
I Eine Steigerung der Suprareninempfindlichkeit trat ein 
nach Injektion von folgenden ° — - = k 
3) endokrinen Organextrakten: Coluitrin (Hypophysenhinter- 
“ Jappenextrakt), Thyreoglandol, Thyreoidin; | | 
-` b) lonen: Magnesium; _ | E 
.e) organischen Verbindungen: in 25°/, derFälle nach Morphium. 
I. Eine Herabsetzung der Suprareninempfindlichkeit trat ein nach 
-> L Injektion von folgenden | z 
© a) endokrinen Organextrakten: Ovoglandol, ` Luteoglandol, 
Testiglandol, Anteglandol (Hypophysenvorderlappen- 
extrakt); | 


2) Nach Abschluß der Arbeit lese ich in „The British Medical. 


Jounal” 1923 Nr. 3258 die Arbeit von Murray Lyon „The Influence . 


of the Thyreoid Gland on Response to Adrenaline“. Verfasser hat den 
Grundstofiwechsel und die Suprareninempfindlichkeit bei Gesunden, 
Basedowikern und Myxödematösen vor und nach. der Behandlung ge- 
ber Erfand bei unbehandeltem Morbus .Basedowii mit einer 

teigerung des Grundstoffwechsels eine Steigerung der 
Suprareninempfindlichkeit, bei unbehandeltem Hypo- 
' thyreoidismus mit einer Herabsetzung des Grundstoff- 
wechsels eine Herabsetzung der Suprareninempfindlichkeit 
regelmäßig verbunden. Auch nach der Behandlung ging bei 


Myxödematösen der Erhöhung des Grundstoffwechsels eine 


‚Steigerung der Suprareninempfindlichkeit parallel. Bei 

 Basedowikern dagegen war auch nach der Behandlung trotz 

'  . Herabsetzung des Grundstoffwechsels die Suprarenin- 
emplindlichkeit erhöht, was Verfasser auf eine persistierende 
Apr ale des sympathischen Nervensystems zurückfübrt. Diese Ver- 
suc 


Geburtshililiches Brevier. —— 

Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, Baden- Baden. 
| | (Fortsetzung aus Nr. 34.) 
Anomalien der Wehentätigkeit. k 


-` ~ Wehenschwäche. Was Wehenschwäche ist, sagt ihr Name, sie 
: m von Anfang an bestehen: primäre, und ist häufiger bei Erst- 
s Mehrgebärenden. . Man spricht von sekündärer, wenn die 

v, „den von Anfang an sehr stark ‘waren und nachgelassen haben. 
. Wachen der primären Wehenschwäche sind: 1. schwache Ent- 

‚ "ekelung der Muskulatur des Uterus (bei Blutarmen, Geschwächten, 
r| čim allgemein verengten Becken); 2. bei mit-Myomen durchsetztem 
Be Hydramnion; 4. rasche Folge von Geburten; 5. Überfüllung 
S-meist starke Überanstrengung des Uterus; sie tritt auf, wenn 
em starkes Mißverhältnis zwischen Kopf und Becken besteht, auch 


eine Norphiuminjektion (0,02), wodurch Mutter und Gebärmutter 


F a kräftige Ernährung, ein warmes Vollbad,, auch warme Um- 
von i auf den Leib, ferner 1—2 stündlich warme Scheidenausspülungen 
inf ‚Agekochtem Wasser (400 Cels.) mit oder ohne Zusatz eines Des- 
“atens, Die Jauwarmen Ausspülungen sind den heißen von 50° C. 


vn aa Wehenerregende Arzneimittel, speziell Secale und 
Pr o sind nicht geeignet, da die dadurch erzeugten Wehen nicht 


geben arakter normaler Wehen haben. Man darf Secale aber 
endi vem man: die Geburt -jederzeit durch Zange oder Wendung 
vor FR are Kaltenbach verwarf Secale in jeder Dosis 
f periode. ntbindung, dagegen empfahl er es in der Nachgeburts- 
A Nachblutune es mit größtem. Nutzen zur Bekämpfung atonischer 
Pitu lan ng verwandt wurde. Etwas anderes ist es mit Pituitrin, 

Saal, Hypophysin. Das Pituitrin wird intramuskulär oder 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35... 


ase und Mastdarm. Ursache der sekundären Wehenschwäche - 


bei rigiden Weichteilen alter Erstgebärenden. Hier wirkt am besten. 


ar ze Zeit Ruhe zum Erholen verschafft wird; nach einigen Stunden 
ezen dann meist kräftige Wehen ein. Bei primärer Wehenschwäche 


b) Ionen: Kalium chloratum, Kalium tartaricum, Mononatrium- `- 


phosphat; 


c) organischen Verbindungen:, Benzylbenzoat, Bromural, in :. 


75°/, nach Morphium; 
2. der Mahlzeit. °. 


IN. Unbeeinflußt blieb die Suprareninblutdruckkurve dureh >.. 


Epiglandol und Thymoglandol.. 


Zur Frage der Seruminaktivierung beim serologischen z 


Luesnachwes. =  - 
Bemerkungen zu der Arbeit von Takenomata 
in Nr. 25 dieser Wochenschrift. `. 
Von Dr. Ernst Meinicke. 


'Der allgemein gehaltene Titel der Arbeit ließ vermuten, daß 


` 


sie sich mit dem Inaktivierungsproblem als solchem bei allen Lues- 
reaktionen befaßte. Leider sehe ich aber meine Trübungsreaktion. _ 


nicht berücksichtigt, obgleich diese bekanntlich für die Frage der 
"Inaktivierung insofern besonders interessante Verhältnisse darbietet, 


als sie im Gegensatz zur Wa.R. mit aktiken Seren spezifische Er- a 
gebnisse zeitigt, mit inaktiven in der bisher geübten Versuchs- , 


anordnung aber nicht. Neue Beobachtungen haben mich nun ge- 


lehrt, daß bei der Frage der Inaktivierung die Wasserstoffionen-. 


konzentration eine beträchtliche Rolle spielt. Es gelingt nämlich olıne 


weiteres, meine Trübungsreaktion (M.T.R.) auch mit inaktiven 
Seren gleichsinnig mit der Aktivmethode auszuführen, wenn man 


die Sera vor Zugabe der Extraktverdünnung mit Alkali versetzt. 
Ich löse in 10 %iger Kochsalzlösung Soda im Verhältnis 1 : 300 und 


gebe von dieser Verdünnung je 0,2 ccm zu je 0,2 ccm der inakti- 


vierten Seren, schüttele durch und lasse das Alkali 1 Stunde ein- 
wirken, bevor ich die Extraktverdünnung zufüge. Ich arbeite im 
übrigen mit denselben Extrakten und der gleichen Technik wie bei 
der Aktivmethode. Es gelingt also, durch Zugabe von Alkali zu 
unspezilisch positiv reagierenden inaktivierten Seren diese 
so zu verändern, daß sie wie aktive spezilisch reagieren. Diese 
Beobachtungen dürften gestatten, das Inaktivierungsproblem: von 
einer neuen Seite aus zu betrachten. Aus diesem Grunde teile’ ich 
meine Erfahrungen hier’ in Ergänzung zu der’ interessanten Ver- 


ê stehen im-Einklang mit meinen oben mitgeteilten Befunden. | öffentlichung von T. kurz mits — — | 


Aus der Praxis für die Praxis. S Re E 


intravenös eingespritzt in der Dosis von 1 ccm. In die Vene muß 
es langsam injiziert werden, die Wirkung ist eine sofortige, während 


es intramuskulär injiziert 10—15 Minuten bis zur Wirkung dauert.. 

Bei Eklampsie gebe man kein Pituitrin, weil hier schon hoher Blut- : . 
druck besteht. Man gebe es auch nicht bei Querlage, Hydrocephalus- - 
und bei den geringsten Anzeigen einer Dehnung des unteren Uterin- 
segmentes. Auch bei stark verengtem Becken ist Pituitrin kontrain- 
diziert. Man soll nie zu schnell bei primärer Wehenschwäche ein- ` 


‘greifen. In den Fällen, wo die Eröffnung des Muttermundes langsam 
vor sich geht, habe ich das Einlegen eines Kolpeurynters in die 
Scheide vorgezogen; man muß denselben nur genügend: füllen, 
je nachdem 300—500 ccm, derselbe muß straff gefüllt sein. Wenn 


die ursprünglich normalen Wehen nachlassen, dafür aber in wesentlich - | 


kürzeren Intervallen und geringerer Dauer auftreten, ist Pituitrin 
am Platze, es wird: also am häufigsten bei sekundärer 
Wehenschwäche indiziert sein. Man denke stets daran, Mast- 


darm und Blase zu entleeren. Bei Herz- und Nierenkranken 
vermeide man Pituitrin. Es sind Fälle bekannt geworden, wo ` 
nach Gebrauch dieser Mittel Erschlaffung der Gebärmuttermuskulatur . 
in der Nachgeburtsperiode eingetreten ist. In diesen Fällen gebe 


man in der Nachgeburtsperiode noch einmal Ergotin oder Gynergen., 


Muß man bei Wehenschwäche operativ eingreifen, z. B. einen Forceps 


"machen, dann gibt man vor dem Eingriff ebenfalls . ein. Secale- 
präparat, extrahiert langsam und überwacht ‚dann sorgfältig "den 
Uterus, indem man, wenn nötig, noch Massage hinzufügt. Kürzlich 
hat C: H.,Stratz vor dem Mißbrauch aller dieser Mittel mit Recht 
gewarnt. Ererwähnt, daß schon Schröderes gegeißelt hat, sie in. 
der Eröffnungs- und Austreibungsperiode zu geben (Tetanus, Tym- 


pania uteri). Stratz empfiehlt mit Vorbedacht Gynergen, das einen E 


günstigen Einfluß in kleinen ‘Dosen ausübt. Im allgemeine 
seien aber alle wehentreibenden Mittel bei nicht 
entleertem Uterus kontraindiziert. Atonien und Blutungen 
in der Nachgeburtsperiode seien das weite Feld, wo sie 


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liche Zustände, so sei eine Kombinationstherapie mit Pituitrin nötig, 


bei normalen Becken eine Sturzgeburt bewirken. 


Kreißende auf einem Abtritt mit weitem Loch niederkommt; auf 


1218 


auch in großen Dosen gegeben. werden könnten. Wer Secale 
als Pulver geben will, merke sich, daß 3 Monate nach der Ernte 
das Secale die wirksame Substanz bedeutend verliert. Am inten- 
sivsten wirkt das frische Sekale im Juli und August, die Wirkung 
ist im März und später fast erloschen. Die konstante Secalewirkung 
ist nach Stoll in dem Gynergen das Ergotamin. Guggisberg 
sagt: „Das Gynergen ist das Uterus-Erregungsmittel „par 
excellence“ in der Nachgeburtsperiodeund im Wochenbett“. 
Wegen der Neigung zu tetanusähnlichen Erscheinungen empfiehlt 
er das Präparat nur in kleinen Dosen zu geben und zwar 0,5 ccm 
Gynergen, Maximaldosis sei 1 cem Gynergen. Handelt es sich um bedroh- 


z.B. bei Atonia uteri, Pituitrin wird dann intravenös gegeben, was sofort 
den Uterus zur Kontraktion bringt. Gynergen erhält dann diesen Zustand. 
Sturzgeburt durch zu starke Wehen. Zu starke Wehen können 

Ist die betreffende 

Schwangere nicht im Hause, kann sie auf der Straße oder, wenn 
sie in einer Klinik noch den Abort aufgesucht hat, das Kind dort 
gebären. Meist wird die Kreißende, durch die Gewalt des Wehen- 
schmerzes gezwungen, sich in kauernde Stellung niederzulassen und 
reißt deshalb auch in dieser Stellung die stark gespannte Nabel- 
schnur selten ab; dagegen treten oft stärkere Dammrisse ein. Wenn 
auch das Kind durch Sturzgeburt verletzt werden kann, tritt doch 
eine ernste Gefahr für dasselbe nur dann ein, wenn die betreffende 


einem Nachtstuhl (Zimmerklosett) ist es nicht so gefährlich. In 
Anstalten mit Wasserklosett fällt daher das Kind auch nicht in den 
Abfluß, sondern wird aufgefangen. Die Aussage von Kinds- 
mörderinnen, sie seien im Stehen von der Geburt über- 
rascht worden, verdient niemals Glauben. Im Anschluß an 
die Sturzgeburt tritt meist Atonie auf. Frauen, die schon einmal 
eine Sturzgeburt durchgemacht, sollten sich, wenn Wehen kommen, 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


31. August 
En 


zur Retention der Placenta führen. 


gleich zu Beite legen, jedenfalls sich nicht weit von ihrer Wohnung 
entfernen. Ist die Geburt im Gange, untersage man das Mitpressen 


und verordne Seitenlage, wo man seine Aufmerksamkeit besonders 


dem Dammschutz zuwendet. 


Krampfwehen. Bei Krampfwehen ist der Uterus mit geringer 
Unterbrechung in anhaltender Kontraktion, es fehlt die Erschlaffung. 
Die eigentliche Dauerkontraktion nennt man Tetanus uteri. Die 
Ursache der meist sehr schmerzhaften, keine Wehenpause zeigenden 
Wehen ist oft der frühe Blasensprung. Die Frauen klagen über 
anhaltende Leibschmerzen, trotzdem schreitet die Geburt nicht vor; 
es bestehen auch manchmal Wadenkrämpfe. Hier hilft oft ein pro- 


trahiertes Bad von 35—37 Grad C., sonst gibt man Narkotika. Der 
Tetanus kann auch bedingt sein durch zu große Secale-Gaben, 


durch ungeschickte Wendungsversuche, ebenso tritt er auf nach 


Abfluß des Fruchtwassers bei verschleppter Querlage und beginnender 


Infektion der Uterushöhle. Die Gebärende ist dabei unruhig, hat 
Spannungsgefühl, die Temperatur steigt und der Puls wird be- 
schleunigt. Die spastische Striktur am inneren Muttermund hat 
meist dieselbe Ursache und kann in der Nachgeburtsperiode auch 

Die Therapie besteht in großen 
Dosen Morphium oder Pantopon subkutan, auch Tinctura Opii als 
Klysma. Bei operativen Eingriffen stets tiefe Narkose und besonders 
vorsichtiges Vorgehen, damit keine Ruptur erfolgt; vorher auch 
bier Morphiuminjektion. Niemals darf man versuchen, solange der 
Krampf noch besteht, gewaltsam einzugehen. Ich will noch bemerken, 
daß durch ringförmige Striktur am inneren Muttermund es zu einer 
festen Umschnürung des Halses der Frucht und so zu einem ernsten 
Geburtshindernis kommen kann. Eine solche Umschnürung ruft 
dann eine tief blaurote Färbung des Halses und Kopfes hervor, die 
zu einer Verwechselung mit einer Strangulationsmarke Anlaß geben 
könnte. Dieser Befund hat deshalb eine hohe forensische Bedeutung. 


(Fortsetzung folgt) 


= Referatenteil = 


unter besonderer Mitwirkung von 


Prof. Dr. C. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. E. Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H. Gerharta, 
Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. Gräff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geh.- Rat 
Prof. Dr. Henneberg, Berlin (N ervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (Versicherungsrechtl. u. gerichtl. 
Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikaäl. Therapie), Prof. Dr. W.Liepmann. Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. 0. Nordmann, Berlin- 


Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S.Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F.Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 
heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 
logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), 


Sammelreferat. 


Aus der Chirurgischen Universitäts-Klinik zu Greifswald 
(Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Pels Leusden). 


Über die Herstellung und praktische Anwendung 
autogener Impfstoffe in der Chirurgie.*) 


Von Priv.-Doz. Dr. Arthur Buzello. 


Die Behandlung mit autogenen Impfstoffen ist nicht nur eine 
tberapeutische Liebhaberei oder Absonderlichkeit, sie ist entschieden 

‚mehr. Sie ist herausgewachsen und entstanden aus modernen An- 
schauungen in der gesamten Medizin. Jede Therapie ist begründet 
in den besonderen medizinischen Anschauungen ihrer Zeit. So 
mußten z. B. die großen Entdeckungen der Bakteriologie und Immu- 
nitätswissenschaft zur aktiven und passiven Immunotherapie und 
schließlich zur Chemotherapie führen. 
Zeit eine neue Betrachtungsweise in der Medizin, die wir als „Kon- 
stitutionsforschung“ bezeichnen: der Körper ist als Ganzes erkrankt, 
und die Heilung wird erstrebt durch Mittel, die nicht das einzelne 
kranke Organ, sondern. den ganzen Körper anregen, seine natür- 
lichen Abwehrkräfte vermehren, die Tätigkeit aller Organe und 
Zellen zugleich aktivieren. | 

Die Behandlung mit autogenen Impfstoffen hat den Grund- 
gedanken, den „als Ganzes“ erkrankten Körper zu Heilungsvor- 
gängen anzuregen durch Mittel, die aus dem erkrankten Körper 
selbst stammen und diesem wieder in veränderter Form zugeführt 
werden. Die besondere Art der Impistoffe, die wir dabei anwenden, 


schafft eine Ähnlichkeit mit der Proteintherapie; ist aber mehr als 
eine reine Proteintherapie. 


*) Vortrag, gehalten auf der 28. Tagung der Nordwestdeutschen 
Chirurgenvereinigung in Rostock am 27. und 28. Juni 1924. 


Wir erleben jetzt in letzter 


 geleitot von Dr. Waller Wolfi, dirig. Arzt am Königin Rlisabeth-Hospital Berlin-Oberschönoweide. 


Die Heilwirkung der parenteral zugeführten Proteine besteht 
ja darin, daß der Organismus in bestimmter Weise darauf ant- 
wortet, oder „reagiert“ und zwar mit einer allgemeinen Reaktion 
und, wenn die Dosis richtig gewählt war, auch mit einer Reaktion 
am eigentlichen Erkrankungsberd, einer Herdreaktion. Aus tausend- 
fältiger Erfahrung in der Proteintherapie wissen wir, daß diese 
letztere, die Herdreaktion, das Wichtige und Entscheidende bei dem 
therapeutischen Effekt dieser Behandlung ist, nicht. die Allgemein- 
reaktion. Es würde zu weit führen, auf die Besonderheiten und 
den Mechanismus beider Reaktionen einzugehen. Nur so viel soll 
gesagt werden, daß alle Bestrebungen und Verbesserungen der wi- 
spezifischen Proteintberapie darauf hinzielen, eine milde Allgemein- 
‚reaktion und dabei eine deutliche und ausgesprochene Herdreaktion 
zu erreichen. Dazu gehört tberapeutisches Geschick, richtige Dosie- 
rung, richtige Intervalle und sorgfältige Auswahl des Mittels. Die 
autogenen Impfstoffe kommen in der Tat diesem therapeutischen 
Ideal recht nahe. Sie machen durch ihre besondere Art bei rich- 
tiger Anwendung nur sehr milde Allgemeinreaktion, dabei aber aus- 
gesprochene und deutliche Herdreaktion. Es ist das der große Vor- 
teil der autogenen Impfstoffe gegenüber den einfachen Proteinen. 
Sie verdanken diese besondere Fähigkeit obne Frage einer be- 
sonderen körpereigenen oder artspezifischen Komponente in ihrer 
Zusammensetzung, die eben anderen unspezifischen Proteinen fehlt. 

. Die Herstellung und Anwendung autogener Impfstoffe in der 
Chirurgie ist nicht. einheitlich, sondern verschieden nach der Art 
des Krankheitserregers und dem Zweck, dem der Impfstoff dient. 
Da man das Nützliche und eminent Wichtige der Herdreaktion m 
der unspezifischen parenteralen Therapie längst erkannt hat, so ist 
die Zahl der Reizkörper, die heute zu diesem Zweck verwandt 
werden, schon ungeheuer groß. Bei den autogenen Impfstoffen, die 
‚diesem Ideal erheblich näher kommen, ist die Zahl natürlich kleiner. 


Es bestehen aber doch noch so viel Möglichkeiten, daß wir sie g% 
sondert besprechen müssen. 


lung bei diesen Vorgängen gestritten. 
atose, Andere nur das Fieber, also nur eine Teilerscheinung für 


| I. Die autogene Vakzinetherapie, 
Wenn sich im lebenden Körper irgendwo ein Feind zeigt, in 


Gestalt" von Bakterien oder blutfremden Stoffen, so mobilisiert der 


Körper als Antwort sogleich seine Abwehrstoffe, die sich an der 
fährdeten Stelle ansammeln. Hauptsächlich sind es zelluläre 
Schutzstoffe, Leukozyten, Phagozyten, aber auch Serumbestandteile,, 
wie Alexine und Leukine, die zur bedrohten Stelle hingeführt werden. 
Das anatomisch-physiologische Resultat dieser Anschwemmung körper- 
eigener Abwehrstoffe ist eine Entzündung, die sich anatomisch als 
Ansammlung von Leukozyten und seröser Gewebsdurchtränkung, 
klinisch als zirkumskripte Rötung, Schwellung und Schmerzhaltig- 
keit zeigt. Diese lokale Reaktion des lebenden Körpers ist daher 
nichts Schädliches, keine Gefahr für den Körper, sondern eine wich- 
ige und zweckmäßige Abwehrmaßregel, um die eingedrungene Noxe 
unschädlich zu machen. Eine solche lokale Gewebsreaktion kommt 
nun überall da zustande, wo artfremdes Eiweiß parenteral in den 
Körper 'eindringt. Bleibt diese Reaktion aus, so ‘besagt das, daß 
die zugelührte Eiweißmenge zu klein war, oder daß der Organismus 
schon derart geschwächt, seine Abwehrkräfte so verbraucht sind, 
daß überhaupt keine Reaktion mehr entstehen kann; dann ist jede 
weitere Zufuhr von Eiweißkörpern nutzlos. 
Weiter. Wenn der Organismus mit den blutfremden Proteinen 


an Ort und Stelle nicht fertig wird, so kommt es zu Allgemein- 


erscheinungen: zu Fieber, Schüttelfrost, starkem Schwitzen, Ver- 
mehrung der Leukozyten, Beschleunigung von Puls und Atmung. 
Alle diese Erscheinungen in ihrer Gesamtheit bedeuten einen Heil- 
vorgang, d. h. nach einer solchen Allgemeinreaktion werden Krank- 
heitsprozesse im Körper günstig beeinflußt. In diesem Sinne ist 
‚such die autogene Vakzine ein blutfremder Stoff, der genau die- 
selben Erscheinungen im Körper hervorruft. 

Man hat viel und lange über das Zustandekommen der Hei- 
Manche haben die Leuko- 


den schließlichen Enderfolg verantwortlich gemacht. Est ist das 


miht richtig. Wir werden von einem Symptom allein aus, ent- 


weder nur der Leukozytose oder nur dem Fieber, niemals eine ge- 
nügende Erklärung für den Heilungsmechanismus bei der Vakzine- 
therapie finden. Wir müssen vielmehr nach einer Erklärung suchen, 
die die Gesamtheit der Erscheinungen erfaßt und gemeinsam durch 
anen Begriff erläutert. | | 

- In diesem Sinne befriedigt am meisten die Erklärung von 


E Weichhard, die allerdings noch nicht ganz bewiesen, aber doch 


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zum Verständnis der Dinge ganz ausgezeichnet ist.- Weichhard 
nimmt an, daß durch parenterale Injektion artfremder.Eiweißkörper, 
also auch einer autogenen Vakzine, alle Zellen des Organismus, 
gesunde und kranke, zu größerer Tätigkeit angeregt werden. Er 
spricht von einer „omnizellulären Leistungssteigerung oder Plasma- 
ıkfivierung“. Alle Organe des Körpers, z. B. Drüsen, Milz, Knochen- 


mark usw., ändern ihre Funktion dabei nicht qualitativ, sondern 


quantitativ. Der Organismus bildet keine neuen, besonders ge- 
artelen Schutzstoffe, sondern mobilisiert und vermehrt nur seine natür- 
lichen Abwehrkräfte, Er heilt dadurch die Krankheit aus sich heraus. 

Dazu kommt ein neuer Begriff. Wenn nämlich bei diesen 
Vorgängen irgend ein Organ schon in bestimmter Richtung ange- 
regt ist, „sensibilisiert ist“, so produziert dasselbe Organ in der- 


selben bestimmten Richtung quantitativ mehr. Z. B. haben wir 


eine.Furunkulose, so wirkt das Staphylokokkeneiweiß als Antigen 


wd ruft spezifische Antikörper hervor. Die Bildungsstätten der 
Antikörper sind sensibilisiert in bezug auf Staphylokokkeneiweiß. 


X vermögen nun durch Injektion einer Vakzine, nicht nur einer 
mologen, sondern auch heterologen, die Bildung von Antikörpern 
Ale Staphylokokken noch zu vermehren, und zwar mit besserer 
nee auf Erfolg, je länger die Sensibilisierung schon stattge- 
unden hat, Je länger die Inkubationszeit einer Krankheit, desto 
= die Aussichten für eine Autosensibilisierung und für eine 
x folgende Vakzinebehandlung. sr i 
man an m man nun autogene Vakzine bevorzugt? Deshalb, weil 
muB dab die autogene Vakzine 2 Komponenten in sich 
iperito nämlich eine artspezifische immunisierende und eine un- 

cae zur omnizellulären Leistungssteigeruug: Die autogene 


Var: 
| „räinebehandlung ist also eine Verbindung von spezifischer aktiver 
| sierung und unspezifischer Proteintherapie. 


Er Ta lchnung Vakzine ist zurückzuführen auf Pasteur. 
abgatötete T als „Vaccin“ einen Impfstoff aus’ lebenden oder 
eführt n Bakterien, der einem erkrankten Körper parenteral zu- 

Wurde zu Heilzwecken. Heute verwendet man ausschließ- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.35. ` 


in Kurven ausdrücken läßt. 


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lch Vakzine von abgetöteten Bakterien. Die Herstellung auto- 
gener Vakzine ist verhältnismäßig: so einfach, daß jedes’ bakterio- 
logisch arbeitende Krankenhaus sie selbst bereiten kann. Von: den 
bakteriellen Erregern an der Infektionsstelle, aus einem Furunkel, 


aus dem steril entnommenen Katheterurin usw. wird eine Agar- 
kultur angelegt. Nach 24stündigem Wachstum im Brutschrank wird 


eine N-Öse der gewachsenen Kolonien in 10 com Kochsalzlösung 
sorgfältig verrieben und 1 Stunde im Wasserbad auf 60° erwärmt, 
um alle Bakterien abzutöten. Die Vakzine wird dann nochmals 


‘durch Überimpfen auf Agarplaiten geprüft, ob alle Keime vernichtet 


sind, erhält einen 0,5 %/,igen Phenol- oder Karbolzusatz zur besseren 
Konservierung und ist gebrauchsfertig. Derartige Vakzinen sind 
kühl aufzubewahren, um das spätere Auskeimen von Bakterien zu 
verhindern. Bei Verwendung einer Normalöse in 10 cem NaCl-Lösung 
wird das zeitraubende Auszählen der Keime vermieden und man 
gewinnt dadurch einen ungefähren Anhalt für die ‚Anzahl von ab- 
getöteten Bakterien in 1ccm. Eine solche autogene Vakzine, wie 


|. sie eben geschildert wurde, enthält in 1ccm etwa 100 Millionen Keime. . 


Nun zur wichtigsten Trage: der. Dosierung. .. Die Dosierung 
ist ja der Kardinal- und Brennpunkt nicht nur der -Vakzinebehand- 


lung, sondern der Proteiniherapie überhaupt. Von der Dosierung 


hängt es ab, ob wir unsere Vakzinen mit Erfolg gebrauchen, oder 
ob wir nur probieren und nutzlos versuchen. Als die ersten. groß- 
artigen Erfolge der Vakzinebehandlung, besonders heterologen Typhus-: 
vakzinen, aus den Vereinigten Staaten berichtet wurden, wußte man 
zunächst garnicht, was man damit anfangen sollte. Verschiedene 
Autoren hatten sehr gute Erfolge, andere wieder gar nicht. Es lag 
eben an der Dosierung. Re: u E 

Da trat vor jetzt 15 Jahren der Engländer Wright an: die 
Öffentlichkeit. mit dem Studium seiner Opsonine und zeigte, daß 
diese uns bei der Dosierung von Vakzinen wichtige .Fingerzeige 
geben können. Er konnte im normalen frischen Serum Stoffe nach- 


weisen, die die Phagozytose befördern und zwar durch direkte Ein-. 


wirkung auf die Bakterien. Er nannte diese Stoffe Opsonine. Man 


kann nun den Gehalt an Opsoninen in einem Patientenserum be- 


stimmen, die sogenannte opsonische Kraft, und hat dadurch einen 
ungefähren Wertmesser für die Widerstandsfähigkeit des Serums 


gegenüber Bakterien. Wenn man diesen Wert vergleicht mit dem 


eines normalen gesunden Serums, so erhält man eine Verhältnis- 
zahl, den „opsonischen Index“. Auf die genaue Bestimmung des 


opsonischen Index will ich nicht weiter eingehen. Dieser Index 


wird aber durch parenterale Zufuhr, z. B. einer Vakzine in ganz 


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bestimmter und gesetzmäßiger Weise beeinflußt, was sich graphisch 


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‚(Nach T. Matthes, Lancet, 26. Septbr. 1908.) 


1. Nach Injektion von sehr kleinen Mengen Vakzine können 
wir sofort eine Erhöhung des Index beobachten. Diese Erhöhung 


ist aber minimal, dauert núr 2—3 Tage und. ist nach 5 Tagen 


spätestens abgeklungen. A | | 
2. War die injizierte Menge etwas größer, etwa mittelstark 
so sinkt zunächst der Index im Blut für eiwa 1—2 Tage, steigt 
dann aber mächtig an. bis zum 7. oder 9. Tag und fällt wieder 
langsam auf die Höhe des Ausgangswertes herab. Die Gesamt- 


reaktion ist in 10—14 Tagen abgeklungen. Den ersten Teil dieser 
' Kurve nennt man die negative Phase, den zweiten die positive, 


3. War die injizierte Menge der Vakzine zu groß, überstark. so 
tritt sofort eine Verminderung des Opsoningehaltes ein, die sich in den 
nächsten Tagen noch verstärkt. Eine positive Phase folgt dann nicht 

Welches sind nun die Folgerungen daraus für unsere Vakzine- 
therapie? Die Bestimmung des opsonischen: Index in jedem Krank-, 
heitsfalle an jedem 2. oder 3. Tage ist gar nicht nötig, denn wir 


wissen, daß eine leichte klinische Allgemeinreaktion mit Fieber 
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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35, 


| | | a 81. August 
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Mattigkeit und Gliederschmerzen einer negativen Phase entspricht; 
bei richtiger Dosierung muß ihr eine positive Phase mit deutlicher 
Heilwirkung stets nachfolgen. Wir werden also in der Praxis eine 
milde Allgemeinreaktion erst abklingen lassen, dann noch 3—4 Tage 
warten, bis wir sicher in der positiven Phase sind, und nun erst. 
mit einer neuen Injektion kommen, die dann die positive Phase 
noch erheblich steigert. So können wir den opsonischen Index im 
Serum allmählich bis zur optimalen Grenze treiben. 

Wir dürfen also bei der Injektion einer Vakzine nicht grob 
. schematisch verfahren, etwa alle 2—3 Tage injizieren, sondern wir, 
: werden zunächst mit vorsichtigen Dosen diejenige Menge der Vakzine 
suchen, die eine deutliche negative Phase, also eine leichte All- 


gemeinreaktion erzeugt. Wir beginnen dazu mit etwa 10 Millionen 


Keimen = 0,1 cem. Man kann also. recht gut Vakzinen verwenden, 
ohne den gefürchteten opsonischen Index. Die Vakzinetherapie 
braucht Zeit und derjenige hat. gute Erfolge mit ihr, der ihr Zeit 


läßt. Die beste Anwendung ist die subkutane, noch wirksamer aller- 
. dings die intramuskuläre. 


Vorteil und ist nicht ungefährlich. 


Ich mußte die Anwendung der autogenen Vakzine etwas aus- 
führlicher besprechen, da sie zugleich als Grundlage dienen kann, 


wie wir. gleich sehen werden, für die Dosierung und praktische An- , 
wendung sämtlicher übrigen autogenen . Impfstoffe, Derartige auto- 


gene Vakzinen sind nun ganz besonders geeignet bei Furunkulosen. 
Nicht der einzelne isolierte Furunkel oder Karbunkel, für sie bleibt 
immer noch die beste Behandlung das Messer trotz aller gegen- 
teiligen Ansicht, aber die chronischen immer wieder rezidivierenden 
Formen von Furunkulose, Pyodermie und Staphylomykose sowohl 
bei Erwachsenen, wie bei Kindern. Man beginnt am besten mit 
10—50 Millionen Keimen subkutan und steigt langsam jeden 2. Tag 
mit der Dosis an bis zu einer deutlichen negativen Phase. Die 
autogenen Vakzinen sind in der chirurgischen Behandlung den poly- 
valenten käuflichen Lager- oder Stammvakzinen bedeutend über- 


legen. Ferner hat die autogene Vakzine nicht unerheblichen Nutzen 


- bei der Nachbehandlung akuter chirurgischer Infektionen, bei akuter 
Peritonitis, akutem Pleuraempyem, Osteomyelitis usw. Niemals kann 
eine autogene Vakzine das Messer ersetzen, nur in der Nachbehand- 
lung leistet sie gute Dienste, das gilt besonders von der akuten 
Osteomyelitis. Bei Koliinfektionen der Harnwege, Zystitis, Zysto- 
pyelitis usw. haben autogene Vakzinen häufi 
weit besseren als polyvalente. 


Gar keinen Erfolg hat natürlich eine autogene Vakzine dann, 


wenn durch hohe Virulenz oder große Zahl der Erreger die natür- 
lichen Schutzstoffe des Körpers rasch verbraucht sind, so daß der 
_ Organismus gar nicht mehr reagiert, wie das bei der Sepsis der 


Fall ist. Die Vakzinebehandlung braucht immerhin einige Wochen | 
Zeit, und in dieser Zeit ist das Schicksal des Sepsiskranken längst 


entschieden, entweder Tod oder Spontanheilung. Bei der akuten 
foudroyanten Blutinfektion müssen wir unser Augenmerk mehr auf 
die Chemotherapie richten, die auf diesem Gebiet sicherlich noch 
‘eine Zukunft hat, wenn auch zunächst die geeigneten Mittel noch 


nicht gefunden sind. Gutes leisten auch autogene Vakzinen bei 


gonorrhoischen Komplikationen, besonders Arthritiden, allerdings in 
‚Verbindung mit sonstigen chirurgischen Maßnahmen, Stauung, Hyper- 
ämie usw. Auch gonorrhoische Blutinfektionen sind hin und wiede 
mit autogener Vakzine erfolgreich behandelt worden. 


ll. Autopyotherapie. 


Auf dem Chirurgenkongreß 1921 berichtete Makai aus Buda- 


pest über eine Methode, bei der nicht ein abgetöteter Impfstoff, 
sondern der eigene Eiter, wie er aus kalten und heißen Abszessen 
durch Punktion gewonnen wird, dem Kranken als Vakzine wieder 
“subkutan injiziert wird. Bei kalten Abszessen wird der Eiter gar 
nicht besonders präpariert, sondern in Mengen von 5—10 cem jeden 
5. Tag reivjiziert, aus heißen Abszessen wird der Eiter 1’ Stunde 
lang auf 56° erwärmt und dann zu je 1 cem jeden 5. Tag verwandt. 
Ähnliche Methoden sind die sog. „Weinberg-Vakzine“ zur Behand- 
“lung stark eiternder Wunden und das Verfahren von Hecht bei 
gonorrhoischen Komplikationen. i 
| Der Grundgedanke der Autopyotherapie ist doch wohl der, 
alle im Eiter enthaltenen Bakterien quantitativ und qualitativ dem 
Körper zu Immunisierungszwecken wieder zuzuführen. Man möchte 
dabei .die etwas zeitraubenden bakteriologischen Differenzierungs- 
und Reinzüchtungsverfahren umgehen und injiziert daher das Ge- 
. misch von Bakterien, wie es im Eiter gegeben ist. Der Abszeßeiter 
enthält aber nicht nur Bakterien, sondern auch Zerfallsprodukte 


Die intravenöse Injektion bietet keinen. 


‚tionen. 


g recht guten Erfolg, . 


: machte gewöhnlich an der Blutschanze halt. 


von Bakterien und Körperzellen, zugrunde gegangene Leukozyten, 
und giftige Eiweißspaltprodukte. Alles das, was. vom Körper als 
schädlich, als unnütz, als Eiter ausgeschieden wird, wird dem Körper 
wieder als Heilmittel zugeführt. Ferner soll dabei die Eröffnung 
eines Abszesses umgangen werden. Die Abszeßeröfinung aber hat 
für uns nicht nur den Grund, den Eiter zu entleeren, sondern soll 
uns auch informieren über die Ausdehnung des Abszesses, in der 
Tiefe liegende Fremdkörper, über die Art der Erreger usw. Falls 


sich Anaerobier oder virulente Staphylokokken im Eiter finden, ist 


die angegebene Methode der Sterilisierung ganz ungenügend. Über : 
alle dem hat die Methode etwas Unsympathisches und Unsauberes 
an sich, sie ist daher nicht sehr viel nachgeahmt worden. | 


III. Autohämotherapie. En 
Die Einspritzung eigenen Blutes wird in der Chirurgie aus 


2 Gründen gemacht: einmal zur Verhütung von Anämien durch 


starken Blutverlust. nach Operationen und dann zur Umspritzung 
nekrotisierender Prozesse, um eine weitere Ausbreitung der Infektion 
zu verhüten. Zu dem ersten Zweck wird. bei größeren langdauernden 
Operationen das Blut in Schalen mit ‚physiologischer Kochsalzlösung 


aufgefangen, ‚später durch 5—6lachen sterilen Mull durchgeseit, so 


daß das Fibringerinnsel zurückbleibt und dieses Blutkochsalzgemisch 
wird dann vollständig auf einmal intramuskülär oder intraglutäal 
injiziert (50—400 ccm). Diese Blutinrjektionen üben einen Reiz auf ' 
die blutbildenden Organe aus, auch werden dem Körper arteigenes 
Eiweiß, Hämoglobin und verlorene Schutzstoffe wieder zugeführt. 
Es besteht natürlich dabei die Gefahr, daß das Blut nicht keim- 
frei ist, besonders wenn die Operation in infiziertes Gebiet hinüber- 


‚greift wie bei Darmoperationen usw. - | 


Läwen behandelte Oberlippenfurunkel mit Eigenblutinjek- 

Neben der chirurgischen Behandlung des Furunkels wurde 
Eigenblut, wie es durch Venenpunktion gewonnen wird, evtl. mit 
Natriumzitratlösung, mit dicker Kanüle in das den Furunkel um- 
gebende Gewebe gespritzt, bis alles prall mit Blut infiltriert war, 


. möglichst weit ins Gesunde. Es wurden dazu 30—40 cem’gebraucht. 


Der Zweck der Injektionen ist eine Abriegelung gegenüber dem ge- 
sunden Gewebe. Er hatte allerdings dabei zunächst 2 Bedenken, 
nämlich, daß die pralle Blutinfiltration die Bakterien in die Lymph- 
streifen und Kapillaren hineinpressen könnte, und dann, daß das 
blutstrotzende Gewebe ein guter Nährboden für Bakterien sein könne. 
Beide Bedenken haben sich als unnötig gezeigt. Die Infektion 


Nourney hat die 
Methode nachgeprüft und als günstig gefunden. | 


Das normale unveränderte Eigenblut bringt dabei sehr wahr- 
scheinlich eine Menge von spezifischen Antikörpern an den Herd 
oder in seine Umgebung. Das Blut des Kranken ist ja in solchem 
Falle durch die Berührung mit dem Antigen sehr reich an. Anti- 
körpern, es kann dieselben nur am Infektionsherd nicht in ge- 
nügender Weise entfalten, dazu hilft die Eigenblutinfiltration in 
der Nähe des Herdes. Niemals soll man jedoch daneben die chir- 
urgische Behandlung unterlassen. Die Eigenblutinjektionen sind als 


| unterstützende und vorbeugende Maßnahme dort am Platze, wo die 
Gefahr einer Keimverschleppung 


| besonders groß ist, also beim Ge- 
sichts- und Nackenkarbunkel. Ä Ä 


IV. Autoserotherapie. | | 
Die parenterale Verwendung des eigenen Serums zu Heil- 


'zwecken ist eigentlich noch älter als die Eigenblutinjektionen. Wie 
‚kann das normale Serum zum. Reizkörper werden? Man nimmt an, 


daß bei dem Mechanismus der Gerinnung oder Serumabsetzung des 
Blutes eine kolloidale Neuordnung oder Umordnung des Serums 
stattfindet, die das Serum für den homologen Organismus toxisch 
macht. Diese Veränderung des Serums bewirkt wahrscheinlich die 


. Reaktionen bei parenteraler Injektion. Zur Gewinnung des Serums 


wird Venenblut im Erlenmeyer-Kölbehen aufgefangen, bis zur Ab- 
setzung auf Eis gesetzt, dann zur Klärung zenirifugiert und spätestens 
nach 24 Stunden verwandt, wegen der Labilität der seroaktiven 
Antikörper. Die 'Einzeldosen sollen 8—6 cem subkutan. betragen. 
Die Autoserotherapie ist eine autogene Proteintherapie mit einigen 
wirksamen Serumstoffen. Sie wird angewandt bei chronischen: Ent 
zündungen und Ulzerationen, die darauf besser heilen. ‘Die An 
wendung ist die gleiche wie bei der Vakzine- und Proteintheraple 
Die Hauptreaktion bei Seruminjektionen ist eine Leukozytose, da- 


neben ist eine hämostatische Wirkung unverkennbar. Der Erfolg 
der Seruminjektion hän 


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mi Se, 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. | 1221 


V. Autotranssudat- und Exsudattherapie. 
Palmer und Secor betrieben schon vor längerer Zeit Auto- 


transsudattherapie, indem sie durch Kantharidenpflaster große Haut- 


blasen erzeugten und dann die klare mit der Spritze. gewonnene 
` Blasenflüssigkeit zu Injektionen verwandten. Die Autoexsudattherapie 
ist mit Vorliebe bei gonorrhoischer Epididymitis gemacht worden. 
Weil entnahm 10 ccm der Flüssigkeit zwischen Hoden und Tunica 
vaginalis und injizierte sie subkutan. Andere Autoren behandelten 
ähnlich oder injizieren die in der Spritze aufgesaugte Punktions- 
füsigkeit sogleich beim Herausziehen der Nadel subkutan unter 
die Skrotalhaut. Die Schmerzen sollen rasch nachlassen, die Er- 
gise in kürzester Zeit verschwinden. Es handelt sich dabei um 
ein Ähnliches Verfahren, wie es Gilbert im Jahre 1894 auf dem 
Medizinischen Kongreß in Rom für seröse Pleuraergüsse angab. Die 
Methode ist häufig nachgeprüft und als brauchbar gefunden worden, 
de ist ja auch so einfach, daß sie zur Nachahmung direkt er- 
muntert, Bei tuberkulösen Prozessen soll man allerdings mit jeder 
Proteintherapie, auch Autotranssudattherapie, vorsichtig sein wegen 
‚der mmerwünschten Aktivierung irgendwelcher latenter Herde. Gerade 
bei dieser Methode ist kritische Beurteilung recht wohl am Platze, 
ds wohl ebensoviele Spontanheilungen vorkommen. 


Vi. Autogene Tumorextrakt- und Tumorlysattherapie. 


Diese Behandlung hat den Grundgedanken, das Tumorzell- 
_ dweiß zu therapeutischen Zwecken nutzbar zu machen. Es ist also 
eine Art zellspezifischer autogener Proteintherapie. Dabei werden 
verschiedene Extrakte oder Lysate verwandt. Entweder zerschneidet 
man den exstirpierten Tumor und zerreibt ihn im Mörser in Chloro- 
omwasser. Danach wird der Tumorbrei in verschlossener Flasche 
a Tage lang bei 39° im Brutschrank der Autolyse überlassen, dann 
wird die obere Flüssigkeit abgesetzt und injiziert (Pinkuß). Andere 
scwenmen den Tumor in physiologischer Kochsalzlösung auf, setzen 
 &was Toluol dazu und halten die Flüssigkeit 48 Stunden bei 370 
sur Antolyse. Vor der Injektion wird das Toluol vorsichtig ab- 
pipettiert. Die Keimfreiheit des Extrakts muß geprüft werden. 
Lankenbein zerkleinert ebenfalls in Kochsalz, stellt 3 Tage auf 
Ei, ültriert dann und erhitzt das Filtrat 1-Stunde auf 56°. Die 
Aulangsdosis der Lysate beträgt. 1 cem intramuskulär, als nächste 
Dosis gibt man schon 5 ccm und so fort bis 20 cem. 
Wenn es sich um kleine maligne Tumoren handelt, die nicht 


@chwärig zerfallen sind, so folgt den Injektionen nur eine ge- 


mge Allgemeinreaktion, bestehend in geringem Temperaturanstieg 
md schlechtem Allgemeinbefinden, und nur geringe Herdreaktion, 
hend in Schmerzen am Tumor. Die Größe des Tumors wird 
der nicht verändert, manchmal das Wachstum sogar beschleunigt. 
Wenn der Tumor groß ist mit zentraler Nekrose oder Ulzeration, 
& It die allgemeine Reaktion stärker und es erfolgt sehr deutliche 
Herdreaktion mit Schmerzen und Entzündungszeichen am Tumor. 
s wird veranlaßt durch eine teilweise Verdauung des nekrotischen 
mormaterials und der Tumor selbst kann sich dabei offensichtlich 
„xeinern. Nach der abgelaufenen Reaktion folgt eine positive 
hase, bestehend in Euphorie, besserem Appetit und Nachlassen 
er Schmerzen am Tumor. Wenn bei dieser offensichtlichen Besserung 
sAlgemeinbefindens noch eine vorübergehende Verkleinerung des 
wors stattfindet, so werden diese Symptome von begeisterten An- 
ängern der Therapie oft als Heilungen bezeichnet, sie sind aber 
Mr vorübergehend. Es muß ausdrücklich "betont werden, daß diese 
rapie gar keinen Einfluß auf das Wachstum maligner Geschwülste 
äh 80 lange diese gut mit Blutgefäßen versorgt sind, nur nekro- 
‚sehe Tumorteile werden angegriffen. Spätere Injektionen werden 
gewöhnlich nur von schwachen oder gar keinen Reaktionen gefolgt. 
in Schwierigkeit besteht noch darin, daß nicht alle Tumoren sich 
selchmäßig gut zur Extraktbereitung eignen, sondern nur wenige, 
kome sind geeigneter als Karzinome. Wenn man aber bedenkt, 
k ke doch fast immer um inoperable Fälle handelt und daß 


ung und Wohlbefinden. herbeiführen können, so hat diese 
aple bei inoperablen Tumoren immerhin einige Berechtigung. 


i Er konnte Ihnen in diesem kurzen Vortrag nur einen Aus- 
i n Chirurgie. Das Gebiet ist natürlich weit größer und bietet 
Aal! nge neuer Möglichkeiten. Der Reiz dieser besonderen Be- 
, ung, das, was sie interessant macht, liegt m. E. darin, daß 


mit relativ unschädlichen.. Mitteln gute Heilresultate erzielen 


‘i 


[4 


dieser Behandlung, wenn auch nur vorübergehend, klinische 


en von der Art und der Anwendung autogener Impfstoffe 


a durch richtige Dosierung und Krankenbeobachtung. Wir 
0 aber niemals das klare kritische Urteil verlieren. Wir müssen 


\ 


uns immer vorhalten, daß viele sog. „Heilungen“ auch ohne auto- 
gene Impfbehandlung eingetreten wären oder mit anderen ein- 
facheren Mitteln, diätetisch physikalischen Maßnahmen usw. Vor 
allem dürfen wir über diesen modernen Behandlungsmethoden,' Pro- 
teintherapie und autogener Impfbehandlung, die alten bewährten 
chirurgischen und internen Maßnahmen niemals vernachlässigen oder 


gar beiseite lassen, z. B. beim Karbunkel. Die autogene Impfbehand- ` 
lung ist nur eine Bereicherung unserer sonstigen Behandlungs- 
methoden, aber sie ist nicht unbedingt erforderlich. Es kommt auf 
das Ziel an, das wir erreichen wollen,‘ nämlich: die -Heilung des 


Kranken. Mein Chef, Herr Geheimrat Pels Leusden, pflegt seinen 


Studenten in jedem: Semester erneut und eindringlich einzuprägen: 


„Diejenige Therapie ist die beste, die mit den..einfachsten Mitteln 
in kürzester Zeit die Krankheit heilt’ und den Kranken wieder 


arbeitsfähig macht.“ Das sollte uns Allen als Leitsatz gelten. Dem- 
jenigen unter uns, der mit seiner Behandlung eines Oberlippen- 


furunkels, einer chronischen rezidivierenden Furunkulose, einer 


chronischen Zystitis usw. zufrieden ist, hat die autogene Impftherapie 


natürlich nichts zu bieten; Demjenigen aber, der nicht so zufrieden 


ist, bringt sie ein neues und bei richtiger Anwendung entschieden 


aussichtsreiches Behandlungsmittel. 


Literatur: I, Autovakzinetherapie: Baer, Zbl. £. Chir. 1928. — v. Beust, 


Schweiz. med. Wschr. 1922, Nr. 85. — Burnham, Zbl. f. Chir. 1914. — Buzello, D. Zschr. 


f. Chir. Bd. 175, H. 1—6. — Derselbe, Zbl. £. Hals-, Nasen- u. Ohrhlk. Bà. 3, H. 2 — 
Canon, Chir. Kongr. Berlin 1921, — Coenen, Bruns’ Beitr. 1909, 68. — Deaver, Zbl. f. Chir. 


1911. — Forselius, Ebenda 1916. — Jutten, Derm. Zschr. 1921. — Kutner. u. Schwenk, 
Zschr. f. ärztl. Fortb. 1912. — Mac Donald, Zbl. f. Chir. 1911. — Möllers, Zbl. f. Bakt. 
Org. 1923. — Perera, Zbl. f. Chir. 1923, — Reiter, B.kl.W. 1909. — Rimpau u. Keck, 
M.m.W. 1921. — Schöne, M.Kl. 1909. — Strubell, M.m.W. 1907. — Seebohm, Zbl. f. Bakt, 


Org. 1920, 84. — Schmidt, Grenzg. 1910, 21. — Vallet, Zbl. £. Bakt. Ref, Bd. 78. — Dor- 


selbe u. Bondet, Zb!. £. Chir. 1924. — Wolfsohu, Grenzg. Bd. 27. — Derselbe, Neue 


deutsche Chir. 1924, 81. — Wright, Zbl. f. Bakt. 1908 Ref. — Derselbe, Journ. of'the . 


americ.” med. ass. Vol. 40, Nr. 6 u. 7. 


II. Autopyotherapie: Belin, Zbl. f. Bakt. Ref. Bd. 67. — Hartnack, Ebenda 


Bd. 70. — Hecht, B.kLW. 1921. — Makai, Zbl. f£. Chir. 1921. 


JII. Autohämotherapie: Burghardt, Zbl. f. Gyn. 1928. — Läwen, Zbl. i~ 


Chir. 1923. — Nourney, Ebenda 1923, Nr. 26. — Peiser, Ebenda 1917. 


D 


IV. Autoserotherapie: Descarpentries, Zbl. f. Chir. 1928. — Müller, W.kl.W. are 


1917. — Palmer u. Secor, Zbl. f. Chir. 1916. — Spiethoff, M.m.W. 1923. | 

‚,. V. Antotranssudat- oder Exsudattherapie: (afario, Congr. d. soc. 
ital. d. chir. 1911. — Lewin; B.kl.W. 1919. — Marinescu, Zbl. f. Chir. 1920. — Rogue 
und Cordier, Zbl. f. Bakt. Ref. 1911. — Sawadski, Zbl. f. Chir. 1911, — Tschigareff, 
Zbl. f£. Bakt. Ref. 1911. i o 


| VI. Autotumorlysattherapie: Bruzzi, Zbl. £. Chir. 1923. — Citelli, Ebenda, 
— Lunkenbein, M,m.W. 1913. — Dorselbe, Ebenda 1914. — Pinkuß u. Kloninger, B.kl.W. 


1913. — Pflaumer, Zbl. f. Chir. 1914. — Wolfsohn, Neue deutsche Chir. 1924, 31. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) | 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 28, 


Über eine Trichinoseepidemie berichtet F. Heissen (Karlsruhe), | 
Die Mortalität war trotz des beträchtlichen Umfanges der Epidemie gering - 


(ein Todesfall bei schätzungsweise 150 Erkrankungen), der Krankheitsverlauf 


_ leicht bis mittelschwer (Fehlen der Muskelkontrakturen, keine pulmonalen 


oder organisch-neurologischen Symptome; nach kurzem, höchstens 14 Tage 


betragendem akutem Stadium baldige völlige Genesung), Subjektive 


Beschwerden: neben ’'den allgemeinen Erscheinungen einer akuten Ver- 


 giftung vor allem quälende Schweiße und hartnäckige Schlaflosigkeit neben 
 muskulären Symptomen. ‚Beweisend. für die Diagnose waren: Lidödem, 


dessen Stärke ein Gradmesser der Schwere der Erkrankung war, und, aus- 


gesprochene Eosinophilie mit so hohen Werten, wie sie sonst bei keiner: 


anderen Infektionskrankheit vorkommen. (Sie gestattete sogar den'Nach- 


weis der erfolgten Trichinelleninfektion bei klinisch latenten Fällen.). 


Versuche, Lidödem und Eosinophilie als Erscheinungen einer Anaphylaxie 


im Sinne einer Überempfindlichkeit gegenüber Schweinefleisch zu deuten, _ 
fielen negativ aus (keine Reaktion ‚auf Schweinefleischpreßsaftinjektionen). 

Sonstige Symptome der Trichinose, wie Milztumor und Kontrast-Kernig 
(positiver Kernig mit fehlenden Patellarsehnenreflexen), fehlten .oder waren, | 
wie die Diazoreaktion, inkonstant. a, re 
| Vom Rivanol zur Behandlung des Puerperalfiebers hat Ulrich 


Franko (Breslau) keine überzeugende Wirkung beobachtet. F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 28, . | 
Über myogene Schmerzen und Versteifungen der Schulter berichtet 


A. Müller (München-Gladbach). Sowohl die spontan: entstehenden („rheu-' 


. matischen“)'' Schmerzen und Versteifungen der Schulter wie die nach 


Quetschung, Zerrung, Überanstrengung, Knochenbruch, eingerenkter Luxation. 
und nach -Durchschuß der Weichteile und’ Knochen entstehenden sind 


sämtlich muskulär, die Gelenkveränderungen ‘hierbei "sekundär, Der zu: 


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m 0.0.1994 = MEDAZINISOHE KLINIK — Nr.35: r 


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| grunde, Jiegende Befund (Hypertonismus). setzt sich Zusammen aus einem 
Hypertonus der: Muskulatur, gewöhnlich mit Schwellung und Ver- 
härtung verbunden, und einem Reizzustand der beteiligten Gelenke, der 


Eingeführtes anorganisches Eisen übt dadurch, daß es im Blute im 


mus, also bei. Anämie und Chlorose, einen raschen Ersatz des Hämoglobins 


31. August 


` 


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dingungen . für die Sinusblockierung zufällig in einem Herzen. ereint mit 
den Bedingungen für das Vorhofflimmern vorhanden waren. Die energische 
Digitalis- -Chiniobehandlung dürfte vielleicht, namentlich in der ersten Zeit 
der langen ‚Stillstände die Blockerscheinungen verstärkt häben. — Die . 
Autoren lehnen die Annahme von H. Straub ab, daß in Fällen von ein- 
' fachen übergeleiteten A. E.S. Sinusblock . stattfindet, ‚indem .Straub die 
postextrasystolischen Pausen auf Grund ihrer zufälligen zeitlichen Beziehung - 
zur verkürzten Normalperiode auf As-Ausfall zurückführt. 

W, Falta, F.Depisch und F. Högler teilen ihre Erfahrungen 
über die. kombinierte Insulin-Diätbehandlung des Diabetes mit. Es wird 
über - gute Toleranzsteigerung bei Insulinbehandlung im Verein mit der 
Mehlfrüchtekur berichtet. Letztere wird in ihrer Wirksamkeit und. auch 
wegen ihrer leichteren Verdaulichkeit der Petrenschen Gemüse- Fettkost 
vorgezogen. Die schematische Diät, welche amerikanische Autoren bei der 
Insulinbehandlung vorschlagen, wird abgelehnt. 

| Paul Szilärd stellte Studien über Leukämie an. Dem leukä- 
mischen Serum kommt keine wesentlich erhöhte leukolydische, Funktion zu. 
Die weißen Blutkörperchen der Leukämie haben eine geringere Resistenz; 
ihr stärkerer Zerfall regt — wenn auch. nicht allein — die verstärkte 
. Leukopoese an. — Die Röntgenstrahlen schädigen direkt die ohnedies 
wenig resistenten Leukozyten der Leukämie. `. 

Eduard Weisz entwickelt mit Hilfe der Beobachtung des „Rospi- 
ratjionsphänomens bei ruhiger Atmung“, ferner der „Respirationserschei- 
nungen bei flüchtiger Atmung“, des „Schnupf- und Sprechphänomens“ eine 
methodische Art der Inspektion, die er im Gegensatz zur Endoskopie als 
Ektoskopie bezeichnet. Verschiedentliche Überlagerungen von Organen 
können mit Hilfe dieser Methode festgestellt werden. Der Zwerchfellstand 
ist gut abzugrenzen. Auch für die Bauchdiagnostik ist die Methode der . 
Ektoskopie zu verwerten. — Nervenerkrankungen führen gleichfalls zu 
einem Minus an Bewegung, also einem verminderten Sprechphänomen. 

J. Revai gibt eine verbesserte Schwellenwertsperkussion an: Der 
Plessimeterfinger liegt mit der Endphalanx flach auf der zu untersuchenden 
Körperfläche, das proximale Ende wird leicht gehoben, so daß 2. und 
1. Phalanx etwas abstehen. Bei der auf diese Weise ausgeführten Schwellen- 
wertsperkussion wird den schrägen Fingerteil hinauf geklopft mit möglichst 
gleichbleibenden Schlägen in kleinen Abständen proximal fortschreitend. 
Der Perkussionston wird dabei immer leerer, bis er in einem gewissen 
Abstand völlig erlischt (Nullpunkt, absolute Dämpfung). — Der. Autor: er-- 
zielte mit Hilfe dieser Perkussion besonders gute Resultate, speziell bei 
der Orthoperkussion. 

M. Geor ‚gopoulos liefert Beiträge zur’Frage der Pathogenese der 
nephritischen Ödeme: Die Entstehung des Ödems bei der renalen Nephro- 


sich zur chronischen Arthritis, schließlich :zur. Arthritis deformans 
steigern kann. . Behandlung: sofortige Massage nach besonderer Technik, 
die jeden einzelnen. Muskel und jedes Gelenk berücksichtigt. 

=- Einen Beitrag zur Eisenfrage liefert O. Baumgarten (Hagen i i. W.). 


Überschuß kreist, eine Reizwirkung auf das bei der Bleichsucht in seiner 
Funktion herabgesetzte - ‚Knochenmark aus. Aber die gleichzeitig ge- 
nossene Nahrung muß reich an organisch gebundenem Eisen sein. Nur 
organisch gebundenes, assimilationsfähiges Eisen dient zum Aufbau 
eisenhaltigen Körpergewebes, besonders der roten Blutkörperchen, wobei, 
es gleichzeitig auch noch das Knochenmark reizt. Anorganisches Eisen 
wird dagegen nur resorbiert, aber nie assimiliert. : Kleine Gaben  orga- 
nischen Eisens, wie in Form von Blutpräparaten, reichen zu einer nennens- 
werten Leistungssteigerung der Organe nicht aus. Man muß daher ein 
Präparat mit hohem Gehalt an organischem, Eisen auswählen, besonders 
‘wenn es sich darum handelt, bei Störungen im Eisenhaushalt' des Organis- 


herbeizuführen. oder, eine Verarmung an Blutfarbstoff ‘nach erschöpfenden 
Krankheiten zu verhüten. Ein solches Präparat ist. das Bisentropon mit 
2,63% Eisen. Seine Vorzüge sind außerdem: Guter ‘Geschmack, nahezu 
vollkommene Resorptionsfähigkeit, Möglichkeit, es in Getränken oder breiiger 
Kost lange ‚Zeit ohne Widerwillen zu ‚nehmen, ‘obne den Magendarmkanal 
im n geringsten zu belästigen. 
Über die Prognose des Morbus. Biermer berichtet J. Zadek (Berlin). 
Für sie gilt außer den bekannten klinisch-hämatologischen Kriterien die 
zeitliche Berücksichtigung der hämolytischen Erscheinungen und der 
Intensität der Atmung des Blutes: 1. Die gesteigerte Hämolyse, am 
sichersten erkennbar an einer vermehrten Urobilinausscheidung im Stuhl, 
kündigt in der Remission trotz hoher Blutwerte zuerst und mit Bestimmt- 
heit das Rezidiv.an. 2. Eine physiolögische oder emiedrigte Sauerstoff- 
zehrung des Blutes trotz niedriger Blutwerte im Vollstadium oder Rezidiv 
ist bei nachlassender Hämolyse das erste Zeichen beginnender Remission, - 
Als Ursache einer pernizlösen Anämie hat Themistocles Deryis 
(Cypern) in einem, Falle eine Taenia solium et Die Abtreibung 
des Bandwurms führte zur Heilung. | 
. Über. Salvarsanschädigungen . berlehtsi F. User: (Eßlingen). Es 
handelte sich um eine Enzephalitis. Wahrscheinlich führte das Sal-. 
varsan eine zu schnelle Einschmelzung des .syphilitischen Prozesses an 
den kleinsten Hirngefäßen und. dadurch’ An Durchlässigwerden der Gefäße 


herbei. Es handelt sich bei Salvarsanschädigung wohl meist um eine | pathie wird auf renale Kochsalzretention zurückgeführt. Diese führt zu 
relative Überdosierung bei Menschen, deren Organe entweder primär | einer Abgabe von Kochsalz ins Gewebe, welche von einer Transsudation 
minderwertig oder durch Syphilis, Malaria, Grippe, Alkohol, Epilepsie und | begleitet ist.. Veränderungen im Gewebe verhindern dann den Abfluß des 
andere Faktoren geschädigt sind. Therapeutische Forderung: Wo keine | Transsudats. — Die Ödeme bei der Glomerulonephritis sind unabhängig von 
Abortivkur in Frage kommt, bis zur 4, oder 5. Einspritzung kleine Sal- | der Niereninsuffizienz und werden bedingt durch eine dieser Erkrankung 
varsandosen, große Pausen! Dann energische Weiterbehandlung! eigentümliche Alteration der Gefäße, welche durch dic gleiche Noxe herbei 
Auf die akute seröse Peritonttis weist Hans Tichy (Schreiberhau) | geführt wird, wie die Niereninsuffizienz selbst. 
hin. .Er nimmt eine akute Appendizitis als Ursache des im Vordergrund D. Scherf untersuchte einen Fall, der in Ruhe vereinzelte, BR 
stehenden erheblichen serösen Bauchfellergusses an. Durch eine möglichst | mal keine, nach Arbeit gehäufte Extrasystolen aufweist, nach größeren. 
frühzeitig ‚vorgenommene Laparotomie wird der giftig wirkende Erguß entleert. | Arbeitsversuchen Anfälle extrasystolischer Tachykardie bekam. Trotz‘ der 
Ein invaginiertes lleozökalkarzinom führte in einem Falle, wie | weiten Grenzen, in denen sich dieser bewegt, ist in allen Kurven bis aul 
Herbert Pollack angibt, da es sich _prall-elastisch anfühlte und gut | die eine nach Chinin die Kuppelung und die Extrareizperiode vollkommen 
abgrenzbar war, zur irrfümlichen Annahme eines Ovarialkystoms. Und | unverändert. Die Möglichkeit, die E. R. P. in nahezu allen Kurven immer 
doch hätten die nach jeder. vaginalen Untersuchung auftretenden Darm- | wieder durch direkte Messung zu bestimmen und der Befund ihrer Konstanz 
blutun gen auf den Verdacht eines Darmtumors hinlenken können, macht allein ein Mitschwanken des E. R.Rh. mit dem S. Rh. unwahrschein- 
Zur Diagnose der Meningitis, insbesondere der tuberkulösen, omp- | lich. Bedenkt man daneben die Konstanz. der Kuppelung und die Un- 
fiehlt Oskar Herz (Hamburg) die Kalilaugenprobe. Bei der Meningitis möglichkeit, gerade die kleinen E.S.J. entsprechend zu teilen, so muß 
tuberculosa erhält man meist keinen getrübten, sondern einen kristall- | eine Parasystolie für diesen Fall ausgeschlossen. werden. 
klaren Liquor. Bei Zusatz von Kalilauge ist nun die Probe, wenn es. Paul Saxl (Wien) 
sich um starke Zellvermehrung im Liquor handelt, stets positiv. 
Man setze 1—2—3 Tropfen Kalilauge zum Liquor und schüttele danach ` 
um. Bleiben Luftblasen stehen, so liegt starke Zellvermehrung vor. Die 
Probe muß sofort angestellt werden, da sie später negativ ausfällt. Sie 
geht parallel dem mikroskopischen Befund. Beim negativen Ausfall ist 
der Liquor nach dem Umschütteln unverändert. Selbstverständlich muß 
der Liquor frei von Blut sein. > 222o | F. Bruck. 


: Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie, 
| Band 37, Heft 3 bis 5. ` 

Heft 3. Brinkmann und Hage stellten bei Typhuskranken 
: Duodenalsondierungen an, Sie konnten schon im Laufe der ersten Woche 
‚in‘ dem galligen. Duodenalsaft Typhusbazillen nachweisen. Den Gallen- 
. blasenreflex lösten sie durch Milchinjektion aus. Im Laufe der 2. Woche 
‚konnte. man in der Galle konstant Typhusbazillen nachweisen "und die 
i Autoren glauben, daß das Gallensystem hämatogen mit Typhus infiziert 
. werde, an eine aszendierende Infektion dagegen glauben sie nicht. Sie unter- 


Wiener Archiv für Innere Medizin 1924, Bd. 8, H. 1. 


Kr. Wenckebach und H. Winterberg beschreiben Störungen 
des Sinusrhythmus nach regularisiertem Vorhofflimmern und Vorbofflattern. 
Im ersten Falle folgte der Entflimmerung nach einem Übergangsstadium 
von Vorhofflattern Sinus-, ein andermal Vorhofextrasystolen. In einem 
zweiten Falle wird das Vorkommen von Sinusblock nach regularisierter 
Arhythmia. perpetua abgetan. Die ‚Autoren nehmen an, a die Be- 


: von Typhusbazillen zum Aufbören gebracht werden (Cholezystektomie). 
Hattesen berichtet über eine Familie, von welcher. nicht weniger 


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' scheiden bezüglich der Ausscheidungsdauer Langausseheider und Spät- 
‚ausscheider. Durch Operation konnte in einzelnen Fällen die Ausscheidung _ 


“als 8 Mitglieder an hämolytischem Ikterus litten. Die Patienten botoa 


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"Hauptsächlich beobachtet man 


schwellung der Halsvenen 


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‘das übliche Bild dar. Bei vieren wurde eine Milzexstirpation ausgeführt, 
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aß durch dieselbe die Weitervererbung der Krankheit hintenan- 
gehalten. worden wäre. Wohl trat eine Besserung des Blutbildes ein, aber 
keine Veränderung im Gallenfarbstoffgehalt des Serums. l | 

= H, Wildegans maß den intraperitonealen Druck bei verschiedenen 
Abdominalerkrankungen. Im allgemeinen ist der Druck etwas positiv 
und zwar etwas größer als der atmosphärische Druck, sowohl unter physio- 
logischen. wie. pathologischen Bedingungen. .Der Druck schwankt mit der 
Atmung etwas, wird im Exspirium besonders unter den Zwerchfellskuppen 
und im-kleinen Becken negativ. 
des Abdominaldrucks und schwereren Erkrankungen des Bauchfells besteht 
im allgemeinen nicht, da die Bauchdecken außerordentlich nachgiebig sind, 
und so nur.bei sehr starker Vermehrung der intraabdominellen Flüssigkeit 
biw. hochgradiger. Ausdehnung des Abdomens durch Gase die Bauchwand 
a gespannt wird, daß ein erheblicher Überdruck sich ausbilden kann. 
solchen bei Leberzirrhose und ent- 
spreohendem Aszites.. | 

- E. Becher beschäftigt sich mit den Druckverhältnissen im Liquor 
cerebrospinalis. Der Liquordruck hängt ab 1. von der Elastizität der 
Hirnbänte (elastischer Liquordruck); 2. von Raumbeschränkungen im'Liquor- 
behälter (übertragener Liquordruck); solche können erfolgen durch Gefäß- 
überfüllung, durch übermäßige Liquorsekretion, durch’ Tumorbildungen; 
3. vom hydrostatischen Druck. Derselbe spielt besonders eine Rolle bei 
sikender und aufrechter Körrerhaltung, 
oberen Partien des Rückenmarks ein nahezu negativer Druck vorhanden 


i$ während in den unteren Partien der Druck gegenüber dem Liegen 
erheblich steigt: 4. vom kapillären Druck; derselbe spielt besonders in 


den Hirnhäuten der Arachnoidea eine Rolle, während er im weiten Rücken- 


'markskanal vernachlässigt werden kann; 5. steht das ganze Liquorsystem - 


wter dem Atmosphärendruck. An einer Stelle des Rückenmarks ist beim 
Punktieren im Sitzen der Druck gleich Null. Bei Beckenhochlagerung 
findet im Gehirn ein Überdruck statt und in den unteren Rückenmarks- 
‘genden tritt ein negativer Druck auf. Sobald etwas Flüssigkeit abge- 


‚lassen wird, ändern sich die Druckverhältnisse erheblich; steigt der Druck 
im ganzen Liquorsystem, so findet auch in den oberen Gehirnpartien sich 


ein positiver Druck. 


Borack studierte die Arthritis gonorrhoica und machte bei der- 
selben zahlreiche Röntgenuntersuchungen. In vielen Fällen läßt sich aus 
dem klinischen Bild und der Röntgenuntersuchung die Diagnose sichern 


' tad wichtige prognostische und therapeutische Richtlinien gewinnen. Ein 


absolut pathognomonisches Röntgenbild der Arthritis gonorrhoica gibt es 
nicht, Bei enormer Weichteilschwellung fehlen häufig röntgenologische 
Veränderungen ganz, bei unscheinbarem klinischem Bilde können anderer- 
sils schwerste Gelenkveränderungen vorhanden sein mit Auffaserung des 
Anorpels und Zerstörung der knorpeligen Gelenke. Röntgenologisch sind 
sogar bisweilen schwere ‘Veränderungen. vorhanden, ohne daß überhaupt 
klinische Symptome wahrnehmbar sind. B. teilt die einzelnen Formen der 
gonorrhoischen Arthritis ein in eine 1. arthralgische, dabei findet sich 


seine des Gelenks, Schmerz und Fieber, meist keine röntgenologischen 
F „änderungen; 2. eine exsudative, dabei findet sich intraartikulärer Erguß, 
, . Migenologisch Erweiterung des Gelenksvaltes; 3. in eine indurative Form, 


dabei 


ie a sich Kapselschrumpfung, röntgenologisch akute Knochenatrophie 


‚In eine phlegmonöse Form, es handelt sich dabei um paraartikuläre 
è ration mit starkem Weichteilödem, röntgenologisch am Gelenk zunächst 
eine. Veränderungen, später Ankylose und Arthritis deformans. 
AR lenkt die Aufmerksamkeit auf das nach Strumektomie häufiger 
i ende Mediastinalemphysem, Solche Mediastinalemphyseme sind 
rordentlich gefährlich durch Kompression der Trachea und durch 
= auf den Herzbeutel. Sie sind auch häufig von interstitiellem Lungen- 
i a begleitet, Besonders entstehen sie bei der Exartikulation retro- 
-ualer Strumen. Beim’ Einatmen wird in die dabei entstehende Höhle 


tuft angesogen und dieselbe beim Ausatmen in das lockere Mediastinal- 


Beebo hineingepreßt, indem das obere Sternum eine Art Ventilverschluß 


eim Exspirium bildet. 


2 Zu diagnostizieren ist das Mediastinalemphysem 
auptsächlich aus der z i 


unehmenden Atemnot, aus der stärkeren An- 
fahe des Mediauı und evtl. Auftreten von Emphysemknistern. Die 
ediastinalemphysems wird am besten dadurch vermieden, daß 
ii. m ende Höhle mit Flüssigkeit und feuchten Tupfern ausgestopft 
" nlegen von Glasdrains bewirkt nicht selten gerade das Emphysem, 
Re zu vermeiden. Die Bekämpfung des entstandenen Emphysems 
„te in breiter Eröffnung des lufthaltigen Gewebes und evtl. Tracheo- 
mie oder Intubation. | 


Neumüller prüfte das Courvoisiersche Gesetz zur Differential- 


gel b Material der Eiselsbergschen Klinik. Die Courvoisiersche 
esagt, daß wenn bei höchgradigem Ikterus ein Steinverschluß be- 


z 


1924 ~= MEDIZINISCHE KLINIK: = Nr. 85.. ee 


_ Genese der Gallensteine. D | | 
gegeben, neben den bekannten Steinen beschreibt E. noch eine neue Form, 
die im Zentrum ein Pigmentstein und in der Peripherie -einen Cholesterin-, 
. pigmentkalkstein ist. Be ee Tee we 
er bewirkt dann, daß in den- 


' gerufen waren. 
| täuschend tuberkulösen Riesenzellen ähnlich, in denselben aber im Zentrum 


Wert der verschiedenen Kropfarten an. 


‘und zwar ist die Aktivität am ausgesprochensten beim Basedow, 


zwischen Tumor und Stein bei chronischem Choledochusverschluß. 


steht, die Gallenblase nicht fühlbar ist, daß bei anderen Ursachen: dieses 

. Verschlusses- Karzinom, Schwellungen, extraperitoneale‘ Tumoren, dagegen‘ 
' eine starke Vorwölbung der Gallenblase meist tastbar ist. An dem Material‘ 
: der Eiselborgschen -Klinik. konnte das Zeichen durchaus nicht konstant 
. gefunden werden, unter 75 .Steinverschlüssen und 47 'Tumorversohlüssen: . 
‘ Ein differentialdiagnöstischer Wert muß ihmi demnach abgesprochen” werden. 


Heudorfer stellt die: Häufigkeit postoperativer 'Darmverschlüsse. 


_ durch Adhäsionen und Stränge nach gynäkologischen Operationen aus ‚dem 
‘ Material der Tübinger Frauenklinik zusammen. Im ganzen fand sich. nach” 
Ein Zusammenhang zwischen der Größe | | 


Laparotomien in. 0,81% später auftretender Ileus. Der Deus kann 'ent-‘ 
weder durch Knickung infolge von Adhäsionen eintreten -oder infolge von 


 Abschnürungen von Darmstücken durch freie Peritonealstränge' bedingt‘ 
` sein. 
: suchungen an Relaparotomierten ‚zeigten, in wenigstens 25% aller Fälle. 
. Am häufigsten sind die Verwachsungen an der Flexur. Vermieden werden . 
' diese Adhäsionen am besten durch schnelle Operation, absolute Asepsis, 
„exakteste Blutstillung und peinlichste. Wundversorgung des. Peritoneums.. 


Nach Bauchoperationen kommt ‘es zu: Verwachsungen, wie "Büter- 


Heft 4. Erturinumi berichtet über den Bau und die formale: 
Der. Arbeit sind sehr gute Abbildungen bpi- 


Walzel und Weltmann stellten Studien zur Gallensekretion bei 


' einer Leber-Gallenfistel an. Sie konnten feststellen, daß pro Tag 800 bis’ 
: 1000 cem Galle sezerniert. wurden und: zwar 2/3 dieser‘ Menge am Tage, 


ı/, in der Nacht. Trotz derartiger Gallensekretion ließ der Haut- und 


Blutikterus nicht nach. Der Farbstoff der Zystengalle schwankte außer- 
ordentlich, wogegen die in der Zeiteinheit sezernierte Menge nahezu konstant 
' blieb.. Der. Wasser- und. Durstversuch übte auf die Gallensekretion fast” 


gar keinen Einfluß aus. Urobilin konnte in der Galle niemals nachgewiesen‘ 


. werden. Dagegen trat sofort Urobilio in der Galle auf, wenn Schweine: - 
. galle, die schon im frischen Zustand normalerweise reichlich Uröbilin ent- 
hält, per os dargereicht wurde. | in u 


B. Naunyn beschäftigt sich mit der Frage des Verschiußsteins 
und seine Bedeutung für die Cholelithiasis. Er kommt zu dem Resultat, 
daß ein Stein sich-im Gallenblasenhals infolge des anatomischen eigentüm- 
lichen Verlaufs des Ductus cysticus besonders leicht einklemme. Dieser 


eingeklemmte Stein kann dann sekundär. noch erheblich wachsen. durch -` 


Apposition von Cholesterin, welches sich aus dem Epithel der anliegenden: 


Schleimhaut bildet | ! m 
Yamauchi teilt eine Beobachtung über Gewebsveränderungen 


besonders Granulationsgeschwälste mit, die durch- Askariden hervor- 
Die ‘von ihm gegebenen Abbildungen sind teilweise 


Askarideneier eingelagert. Die Granulationsgeschwulst wurde aus dem 


obersten Dünndarm bei einer. Operation :;entfernt und von dem Chirurgen 
-im Darm selbst zahlreiche Askariden beobachtet. Die Eier waren im Ge- 


webe eingelagert. ‘Ob sie nun dahineingekommen waren infolge von 
ulzerösen Geschwüren, die durch die Anwesenheit der Askariden bedingt 
waren, oder dadurch, : daß sich die Askariden direkt in die Schleimhaut 


einbohrten und dort die Eier ablegten, ließ sich nicht sicher entscheiden, . 
M. Barnowaki stellte Untersuchungen über den physiologischen 


| Sie. prüfte vor allen Dingen die 
Wirkung des Serums verschieden kröpfkranker Leute auf das Sauerstoff- 


" bedürfnis der Ratte und hält diesen Versuch für sehr wertvoll. ' Das ver- 


schiedene Kropfgewebe ist im Rattenversuch in verschiedenem Grade aktiv 


| Ä | "am 
geringsten bei den verschiedenen Formen des Kretinkropfes. ‚Die. gewöhn- 
lichen Kolloidkröpfe entsprechen etwa in ihrer Aktivität der Norm. Der 


‚Kolloidgehalt des Kropfes ‘spielt bez. der Beeinflussung des Gaswechsels 


keine Rolle, dagegen kommt dem prozentualen Jodgehalt eine entsprechende 
Wirkung zu, ebenso wie das Kropfgewebe selbst verhielt sich vielfach auch. 


das Blut der betreffenden Individuen. _ 


Dehmel und Krumelkam p liefern einen. Beitrag zur Funktion 
der Gallenblase, indem sie bei Kaninchen experimentell den Einfluß der 
Gallenblase auf die Gallensekretion studierten.-: Sie.fanden, daß die Gallen- - 


v 


blase kein Reservoir für die Galle ist und auch nicht die Rolle eines. 


Windkessels spiele. Die Füllung. der Gallenblase erfolgt passiv durch den ' 
‘in den Gallenwegen herrschenden Druck. und nicht aktiv. : Der Abäuß der. 


Galle aus der Gallenblase spielt praktisch keine Rolle. In der Gallen- 
blasenwand findet Resorption selbst von festen Gallenbestandteilen statt 2 


Durch erhöhten Innendruck in‘ der Gallenblase wird .die Papilla Vater 


automatisch geöffnet, durch vermehrte. Dehnung der - Gäallenblasenwand 
wird . die Lebersekretion gehemmt,  Tonusänderungen der ‚Gallenblasen- 


muskulatur reguliert demgemäß die jeweilige Lebersökretion. 


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‚ diesem Verhalten schließt M, auf ihre körperfremde Eigenschaft. 


1224 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35 


Just äußert sich zur Frage der Indikationen und Kontraindikationen 
der Probelaparotomie.: Er kommt zu dem Schluß, daß in der Unfall- 
chirurgie die Probelaparotomie indiziert und absolut berechtigt ist, in allen 
Fällen von Stich- und Schußverletzungen, die wahrscheinlich mit einer 
intraabdominalen Verletzung einhergehen, dann bei allen stumpfen Ver- 
letzungen, bei welchen eine beginnende Peritonitis nicht abgelehnt werden 
kann nach genauester . Kontrolle von Puls und Abdominalsymptomen. 
Kontraindiziert ist Probelaparotomie bei solchen Fällen, bei denen neben 
unsicheren '‘Abdominalerscheinungen Verletzungen von Organen bestehen, 


die nicht mit dem Peritoneum im Zusammenhang stehen. Probelaparotomie 


bei aussichtslosen Karzinomfällen lehnt J. vollständig ab. Er betont aber 


noch ganz besonders, daß bei der Probelaparotomie das Wichtigste die 
Indikationsstellung gegenüber der Diagnosestellung ist. 


Heft5. B. Naunyn faßt in einem Aufsatz zur Lehre‘ vom Aufbau 
und Umbau der Gallensteine noch einmal kurz seine Anschauungen über 
die Entstehung der Gallensteine zusammen, da dieselben vielfach noch 


falsch verstanden worden sind. Der erste Ursprung der Gallensteine findet 


durch Auskristallisieren von Cholesterin aus einer relativ stark konzentrierten 
- Vielfach zeigt sich derartig auskristallisiertes Cholesterin 

zunächst in Kugelform, manchmal sind ‘es auch körnig amorphe Massen. 
Die typischen Gallenblasensteine entstehen meist als kolloide Gele. Das 
Wachstum eines Gallensteines entsteht dann entweder durch Adsorption 
von steinbildenden Medien aus der Galle oder durch Adhäsion eines „Magma“. 
In anderen Fällen bilden sich um den ersten Stein zirkulär weitere Schichten 
durch eine Art von „Aufrahmung“.. In noch anderen. Fällen können die 
Steine durch Zusammenwachsen einer großen Anzahl kleinerer Steine sich 
In den Gallensteinen selber findet später ein Umbau statt. 

Die Hauptrolle bei diesem Umbau spielt die Cholesterindegeneration der 
Schleimhautepithelien. Die anlagernde Schleimhaut bringt . den Stein 
häufig noch- zu weiterem Wachstum, so. besonders die in den Ductus 


. -~ cysticus eingekcilten Steine. 


A. Israel lenkt die Aufmerksamkeit auf Kreislaufstörungen und 
Herzveränderungen bei arteriovenösen Aneurysmen. Derartige Aneurysmen 
werden am ehesten diagnostiziert aus einer Geschwulst, über welcher ein 
sausendes Geräusch vorhanden ist. Die eigentümlichen Kreislaufstörungen 
in dem- von dem Aneurysma befallenen- Gliede werden vor allem durch 
Ansaugung des arteriellen Blutstroms in das Venensystem hervorgerufen, 
da der Druck im Venensystem ein außerordentlich viel niedrigerer ist gegen- 
über dem arteriellen System. Von Erscheinungen, z. B. bei einem. arterio- 
venösen Aneurysma der Arteria poplitea sind besonders zu nennen starke 
Erweiterungen der Venen des. Unterschenkels, Hinken nach ‘Art der 


Dysbasia arterioselerotica, vielfach auch hochgradige:Zyanose des betreffenden 


Gliedes. Druck auf das Aneurysma ruft in vielen Fällen eine Pulsver- 
langsamung und ein Herabgehen des Blutdrucks hervor. Der Druck in den 
Venen ist in dem betreffenden-Gliede erheblich gesteigert. Wenn. ein Bein bei 
bestehendem arteriovenösen Aneurysma hochgelagert wird, so tritt bisweilen 


eine hochgradige Blässe in dem Gliede ein, weil das ganze arterielle Blut | 


in die. Vene abgesogen wird, besonders bei Operationen ist dieser Umstand 
sehr zu berücksichtigen. 

konnten fast konstant Veränderungen am Herzen bei derartigen Kranken 
beobachtet werden. J. berichtet: über mehrere Fälle, bei denen das Herz 
außerordentlich stark verbreitert war, diese Verbreiterung. verschwand nach 
der Operation bei Nachprüfungen ein Jahr später. Die Erklärung für die 
Mitbeteiligung des Herzens wird gegeben in einer dauernden Blutüber- 


‚füllung des Herzens, ein Teil des arteriellen Blutes strömt sofort in die 


Vene, dieses Blut führt dann zu einer Überfüllung des rechten Vorhofs und 
Überfüllung des rechten Ventrikels. In einer Anzahl der Fälle treten dann 


auch systolische Mitralgeräusche am Herzen auf, die gleichfalls nach der 


Operation vollkommen verschwinden. ' 


Merk beleuchtet die Frage der Sporen- i Rostzellen bei mensch- 
lichem Kropf von neuem. Er gibt mehrere Abbildungen, die die Fremd- 
körpernatur dieser Sporen beweisen sollen. Die Rostzellen haben, mit 
konzentrierter Schwefelsäure versetzt, rote bis violette Farben, woraus auf 
die Gegenwart von Cholesterin geschlossen werden muß. Die Sporen verhalten 
sich Parbstoffen gegenüber sicher anders als rote Blutkörperchen und aus 


Gundermann bringt einen Beitrag zur Klinik der Cholezystitis 
und Cholangitis. 

Fällen die Leber, Gallenblase und Galle bakteriologisch- untersucht. In 
der normalen Leber konnte er mehrfach, besonders mit dem Anreicherungs- 
verfahren Bakterien nachweisen. In der Gallenblase und in der Galle fand 
er sehr häufig, besonders unter pathologischen Verhältnissen Bakterien. 
Staphylokokkeninfektionen beginnen nach seiner Anschauung häufig schon 
im Kindesalter. Anfangs verlaufen sie in Form von Katarrben ohne Stein- 
bildung. Im Alter von 20—40 Jahren findet man dann Katarrhe mit 


sind Koliinfektionen ohne Steinbildung mit 
- neigen die Koliinfektionen zur Empyembildung. Dabei kommt es dann 


. häufig und gehäuft. 


Abgesehen von diesen lokalen Veränderungen 


Er hat sowohl bei normalen, wie unter pathologischen 


| | ‚35. 831. August 


Steinbildung und jenseits des 40. Jahres kommen die Kranken meistens. 
im Cholelithiasisanfall zur Operation. 


Häufig beobachtet man nach der 
Operation entzündliche Cholelithiden. 


aszendierend als auch auf dem Blut- und Lymphwege entstehen. 


„Stippchenblase“. Ebenso 


häufig zu Wandgangrän und Perforation. Infolgedessen müssen Koliinfek- 


tionen der Gallenblase viel häufiger aus vitalen Gründen operiert werden 


Rezidive scheinen selten zu sein. Die Paratyphusinfektionen verlaufen 
meist stürmisch, es entsteht schnell ein Gallenblasenempyem nnd Zerstö- 
rungen der Gallenblasenwand. Auch nach Entfernung der Gallenblase 
bleibt die Ausscheidung der Paratyphusbazillen im Stuhl häufig bestehen. 
Bei Streptokokkeninfektionen der’ Gallenblase sind Schmerzanfälle sehr 


Der Verlauf ist im allgemeinen ein sehr chronischer. 
Steine fehlen sehr oft. Es findet sich meist nur eine leicht entzündliche 


‘ Blase ohne Eiterung. Wenn Steinverschluß eintritt, kommt es bisweilen 


zu Empyemen, häufiger aber zu Hydrops der Gallenblase. 


Tobler stellte chemische und histologische Untersuchungen an 
Stramen an, unter besonderer Berücksichtigung von Jod-Basedow-Fällen. 
Die quantitative Untersuchung auf Jod nach Darreichung von Jodpräparaten 
zeigte, daß jede Schilddrüse Jod sehr lebhaft speichert. Trotz langen 
Jodgebrauchs und starker Zunahme der Drüsen an Jod traten in einer 
ganzen Anzahl Fälle Basedowerscheinungen nicht auf. 


logische Veränderung, die vielleicht nach Jodgebrauch festgestellt werden 


‚konnte, war in einzelnen Fällen eine Atrophie von Drüsengewebe. Bei 
anderen Kranken werden nach Jodgebrauch lebhafte Basedowerscheinungen 


beobachtet. Mikroskopisch zeigen derartige Drüsen mehr oder weniger 
Epithelwucherungen, wie sie bei Basedow beobachtet werden. Aber in 
einzelnen Fällen fehlen auch diese Veränderungen vollständig. T. warnt 
deswegen im allgemeinen. vor ärztlich nicht genau kontrolliertem Jod- 


gebrauch; die bisher in der Medizin gebräuchlichen Joddosen hält er jeden- 
falls für viel’zu hoch. 


Bronner prüfte den Wert der Duodenalsonde bei, chirurgischen 
Gallenwegserkrankungen.. Er sondiert mit und obne Mandrin, mit Mandrin 


kommt man im allgemeinen schneller ins Duodenum, aber die Saftsekretion 


beginnt trotzdem nicht früher als bei der spontanen Methode. Um die 


Gallenblasenkontraktion anzuregen, injizierte er statt Wittepepton eine‘ 


300], ige Magnesiumsulfatlösung, leicht angewärmt, und erhielt danach 
meistens Blasengalle, während vorher hellere Lebergalle ‚abgelaufen war. 
Normalerweise enthält die Galle nur ganz 'geringe Sedimentmengen.. Ver- 
einzelt sind in diesen Sedimenten zahlreiche Leukozyten vorhanden. Bei 
chirurgischen Gallengangserkrankungen ist das Sediment meist viel ‚größer, 
es besteht meistens aus zahlreichen Leukozyten und kulturell kann man 
in demselben häufig Koli-, bisweilen auch andere Bakterien finden. Die 
nach Magnesiumsulfat entleerte Galle ist bei Lebererkrankungen fast immer 
pathologisch zusammengesetzt, hauptsächlich findet sich Leukozyten- 
vermehrung. Noch wochenlang nach einer Cholezystektomie kann man 
mittels Duodenalsondierung eine derartige Cholangitis nachweisen. Durch 


Einführung der Duodenalsonde und Drainage mit derselben wird diese 
Cholangitis häufig günstig beeinflußt. 


Szenes prüfte an dem reichhaltigen Material der Frauenklinik zu 
Wien und chirurgischen Klinik den Einfluß der ‚Schwangerschaft, der 
Menstruation und des Klimakteriums auf das Magen- und Duodenal- 
geschwär. In einem großen Prozentsatz sind die Beschwerden, die durch 
das Ulcus ventriculi hervorgerufen werden, während der Schwangerschaft 
entweder verschwunden oder erheblich gemildert. In etwa 60°/, der Fälle 
von Ulcus duodeni tritt gleichfalls eine erhebliche Besserung der Beschwerden 
ein. Die Ursache für. diese Besserung wird gesucht einmal in der ver- 
minderten Salzsäureproduktion der Schwangeren, andererseits in den ver 
änderten Druckverhältnissen und der besseren Durchblutung, die die 
Abdominalorgane während der Schwangerschaft erfahren. Experimente an 
Hunden gaben allerdings keine eindeutigen Resultate. Herabsetzung des 
Tonus der Bauchdeckenmuskulatur läßt die Besserung der Ulkusbeschwerden 
während der Schwangerschaft missen. Die Schwangerschaftsbeschwerden 
‚bei Ulkuskranken, besonders Erbrechen, sind meistens nicht vorhanden. 
Hämatemesis außerordentlich selten. Auf die normalen Ulkusbeschwerden 
pflegt dio Periode im allgemeinen keinen Einfluß auszuüben. Der Eintritt 
ins Klimakterium hat mehrfach sowohl beim Ulcus ventriculi wie beim 
Ulcus duodeni einen verschlimmernden Einfluß auf das Ulkusleiden. 


G. Dorner (apeg 


Die Prognose ist im ganzen gut. 
. Die Kolicholezystitis beginnt gleichfalls in jugendlichen Jahren und ver- 


läuft lange Zeit fast ohne Beschwerden. Die Koliinfektion kann sowohl | 


Häufig - 


Die einzige histo- 


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31. August. | 


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Therapeutische Notizen. 
Innere Medizin. 


Die Transfusion kleiner Blutmengen empfiehlt K arl Walter (Würz- 
burg) zar Behandlung der perniziösen Anämie. In 3 Fällen konnte durch 
subkutane oder intramuskuläre Injektion ein zufriedenstellender 


‚Erfolg beobachtet werden. Es wurden 20 ccm Blut entnommen, defibriniert, 


'gefroren, - wieder erwärmt und nach ‘4 Stunden hiervon 10 ccm injiziert. 

Das so veränderte körpereigene Blut ist dem unveränderten an Wirk-. 
sankeit überlegen. Weder Serum noch Hämoglobin, sondern die Proto- 

plasmaschollen der zerstörten Blutzellen dürften das wirksame Agens 

sein. Es handelt sich hierbei höchstwahrscheinlich um keine Ersatz- oder 

Fermenttherapie, sondern um eine unspezifische Reiztherapic. (M.m.W. 

1924, Nr. 26.) | 

= Die Behandlung mit künstlichem Pneumothorax gibt nach Paul 

Mende (Riga) trotz aller Schwierigkeiten, Komplikationen und Gefahren, 

womit sie verbunden ist, nicht nur durchaus befriedigende Resultate, 
sondern ist zurzeit die aussichtsreichste Methode der Therapie einseitiger 
Iungentuberkulose, und zwar bei ausschließlich ambulanter Be- 
handlung. . (M.m. W. 1924, Nr. 27.) F. Bruck. 


.... @ Singer teilt die erfolgreiche, konservative Behandlung von drei 
Filen von diabetischer Gangrän durch parenterale Eiweißzufuhr mit. 
In allen Fällen trat eine schnelle Reinigung der Wunde und baldige Über- 
äutung ein. Neben der Schnelligkeit besteht auch eine große Dauer-. 
haftigkeit der Wirkung gegenüber dem Insulin. Verf. glaubt 'in. diesen 
Erlolgen’einen Beweis dafür zu sehen, daß die Gewebsumstimmung bzw. 
die Eiweißwickung peripher angreift. (W.kl.W. 1924, Nr. 25.) 


Als Bebandlungsmethode spätsyphilitischer Gelenksaffektionen 
empfiehlt H. Schlesinger (Wien) intraartikuläre Injektionen von 10 °/Jiger 
Jodnatriumilösung, besonders, wenn die intravenöse Therapie mit der gleichen 
Lösung wirkungslos wird. Die zu injizierende Menge braucht nicht groß 
zu sein und darf nicht mit Gewalt eingespritzt werden. Die Schmerz- 
haftigkeit bei der Einspritzung ist gering. (W.kl.W. 1924, Nr, 26.) 
er Muncke. 

. Normacol empfiehlt Egon Stöphasius(Breslau) beiStuhlverstopfung. 
Es enthält einen Pflanzenschleim, der quillt, sobald die Darmfeuchtig- 
keit zur Einwirkung kommt, wodurch ‘das Volumen des Stuhls vermehrt, 


der Stuhl selbst weich wird und an Gleitfähigkeit gewinnt. Die Quellung ` 


ut mechanisch einen reflektorischen Reiz zur Peristaltik hervor. Das 
Hitel wird ungekaut mit einer Flüssigkeit hinuntergespült oder in Mar- 
melado geschluckt. 1—2 Teelöffel voll abends 1—2 mal genügen zu einem 
Brflg am nächsten Morgen. (D.m.W. 1924, Nr. 26.) | 


_ Den kohlensauren Kalk — Calcium carbonicum praeeipitatum oder 
, Creta praeparata (Schlämmkreide) — empfiehlt Fürbringer (Berlin) als 
‚Aufidiarrhoikum (täglich 3mal 2,0—3,0, d. i. ein mäßig gebäufter Teelöffel). 
Das Mittel muß rechtzeitig ausgesetzt werden, da es sonst zu Verstopfung 
führt. (D,m.W. 1924, Nr. 25.) zn 

. Siponstuhlzäpichen (Bayer) bei Hämorrhoiden empfiehlt Brassel 
(Leipzig). Die Zäpfchen enthalten Wismut, etwas Cycloform und Tannin. 


In allen Fällen von Hämorrhoiden, die. durch Obstipation als Folge der 


Manie des untersten Dickdarmabschnittes und des Mastdarms hervorgerufen 
Waren, sah der Verfasser Aufhören des Tenesmus (durch Stagnation der 
Füoes im S romanum und in der Ampulla recti erzeugt) und leichte Aus- 
| Ikerungen. Auch die ausgedehnten Varixknoten schwollen sehr bald ab 
: ER die bohrenden und brennenden Schmerzen verschwanden. Zur Unter- 
- ‚ Fülzung dient die den Zäpfchen beigegebene Cycloformpaste (Bayer), die 
' den Schmerz stillt und den Juckreiz mildert. Je ein Zäpfchen wird 
Seitenlage morgens und abends so hoch wie möglich eingoführt (vorher 
an ‚10 Minuten langes Dampfsitzbad; dies wird ‘bereitet durch einen 
Bimer mit kochendem Wasser, der unter einen Stuhl ohne Rohrgellecht 
‚stellt. wird). Die entzündeten Knoten sowie die Umgebung des Afters 


werden darauf messerrückendick mit der Cyeloformsalbe bestrichen. (D.m.W. 


1924, Nr. 24.) 


Vialonga (Vialongawerke in Düren [Rheinland]) empfiehlt Hans 
‚ppenheim (Berlin-Dahlem) bei Oxyuren. Das Mittel besteht aus dem 
reibungspräparat, das in Form kleiner 'Gelatinekapseln Extract. Chinae 
= Tannacetin enthält, und einem Abführmittel in Tabletten. Zur Unter- 
stützung dienen: Vialongazäpfchen und Vialongabalsam. Man gibt an drei 
aufeinanderfolgenden Tagen morgens und mittags nach den Mahlzeiten je 


tach dem Alter des Kranken 1—3 Perlen in Marmelade (bis zu 3 Jahren 


Fe bis zu 10 Jahren 2, darüber hinaus 3 Perlen) und 1 Stunde nach 
De Mittagessen die Abführtabletten (in. derselben Dosierung wie die 
ö m Nach 8 Tagen Wiederholung der gleichen Kur, im ganzen dreimal. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


Ferner lasse man bei jeder Kur 


ır 5 Tage lang abends ein Zäpfchen in den 
After einführen und fette ebensooft den. Anus mit dem Balsam- gründlich 
ein. (M.m.W. 1924, Nr. 22.) - Eu a 


Infektionskrankheilen. 


Über die Vermeidung operativer Eingriife (Tracheotomie ‚und In- 


tubation) bei der Behandlung des Krupps berichtet Arthur Schloßmann 
(Düsseldorf). Der Verfasser versucht, durch Verminderung der Unruhe; 
der Angst, der Bewegung und der Aufregung des Kindes die‘ Atemnot zu 


lindern. Er gibt daher nach Einverleibung der nötigen reichlichen Menge - 
Antitoxins Beruhigungsmittel, bis an Stelle der Unruhe Ruhe und. 


Schlaf treten. Er bedient sich dazu des Narkophins, .ev. mit einem 


Chloralklisma. Die Dosis wird so hoch gewählt oder durch Wieder- _ 
holung der Injektion so erhöbt, daß der Erfolg, der erzielt werden soll, . 
auch wirklich eintritt und das Kind zur Ruhe kommt. > Wichtig ist ferner. 
die Freiluftbehandlung, d. h. die Zufuhr von frischer und kalter 


Luft. Also: systematische Zurückdrängung des. operativen Eingriffs. unter 
Anwendung eines verständigen, die Erstickungsangst in erster Linie be- 
kämpfenden exspektativen Verfahrens.‘ Denn .die Behandlung der 


diphtherischen Larynxstenose erfordert im allgemeinen . keine 


operativen Eingriffe. (D.m.W. 1924, Nr. 28.) a 
Die Subokzipitalpunktion bei epidemischer Meningitis empfiehlt: 


Adolf Hartwich (Halle a. S.) In 2 Fällen wurde 24mal. die. Cisterna : 
` cerebello-medullaris punktiert und nach Ablassen- einer entsprechenden . 


Liquormenge Meningokokkenserum an dieser Stelle injiziert. Beidemal kam 
es zur Heilung. Diese Punktion ist für den Kranken mit geringeren Be- 
schwerden verbunden als die Lumbalpunktion und.ist für den Arzt technisch 


leichter als diese. Mißerfolge (Punctio sicca, ‘blutige Beimengungen zum . 
: Liquor) kommen dabei nicht vor. 


| Bei den- häufigen Punktionen bei epi- 
demischer und tuberkulöser Meningitis ist. es wichtig, noch eine -weitere 
Punktionsstelle zur Verfügung zu haben. Bei lokaler, z. B. otogener 
Meningitis könnte durch die Subokzipitalpunktion ein. Tiefertreten der In- 
fektion verhütet werden. (M.m.W. 1924, Nr. 28.) er | 


Die Behandlung des Erysipels und des Erysipeloids mit Ichthyol- | 
Man verordne: Ichthyol., 
Aether. sulf. ää 5,0, Collod. 10,0. Die befallene Hautstelle wird damit bis — ` 


‘kollodium empfiehlt Ad. Richarz (Bonn). 


weit ins Gesunde bepinselt. Flecken in der. Wäsche: sind dabei aus- 
geschlossen. Der Überzug ist am anderen Tage kreuz und quer gerissen. 


Dann wird die ganze Stelle darüber neu bepinselt. Dieses Verfahren wird ` 


so lange wiederholt, bis die Temperatur zur Norm zurückgeführt ist. Jetzt 


schilfert die schwarze Ichtbyol-Kollodium-Haut ab und kann im Bade ent- 


fernt werden. Meist kommt der Prozeß schon vom 2. Tage an zum Still- 


stand. (M.m.W. 1924, Nr. 26.) n: 
Nervenkrankheiten. p 


-Einen schweren hysterischen Symptomenkomplex, erzeugt durch 
sexuelle Übererregbarkeit, hat Arnold Kutzinski (Königsberg) durch 
Kastration beseitigt. Die gesteigerte sexuelle Erregbarkeit des 
20jährigen Mädchens führte zu schwerster- Masturbation, zur Ein- 


führung von Fremdkörpern in. die Vagina. Der dadurch hervorgerufene '. 


seelische Konflikt (Selbstvor würfe) führte zu den: Krankheitssymptomen 
(Hysterie). Die Aufhellung des Zusammenhangs brachte nicht die er- 


wartete Abreaktion. (Die Aufdeckung der Zusammenhänge. hat durchaus 
nicht immer eine Beseitigung der Symptome zur Folge.) Das .triebhafte . 


Moment war so dominierend, daß alle psychischen Beeinflussungsversucho 
erfolglos bleiben mußten. Daher blieb nur die Vornahme der Kastration 
übrig. (Die Kranke und ihre Angehörigen wurden auf die möglichen Aus- 
fallserscheinungen hingewiesen.) Der Erfolg war prompt:. Die Symptome 
blieben aus, die sexuellen Reizerscheinungen schwanden. Es bestehen un- 


erhebliche Ausfallserscheinungen , wie Wallungen und Fettansatz. Das Resultat- 
hält-schon beinahe 2 Jahre an. In jedem hartnäckigen Fall von .hysterischen 


Symptomen sollte man den sexuellen Faktoren nachgehen. (D. m.W. 1924, Nr. 28.) 


' Seine Erfabrungen mit Tetrophan teilt A.:Wollny (München) mit. 
Die Hoffnungen, die man auf das Mittel spezielt bei der ‚multiplen Sklerose 
setzte, haben sich nicht erfüllt; immerhin hat sich in einigen Fällen eins 
gewisse günstige Wirkung gezeigt. Auch bei anderen organischen Er- 
krankungen des Neryenmuskelsystems vermag das Tetrophan auch objektivo - 


Besserungen herbeizuführen; ganz besonders empfieblt sich eine Nach- 


prüfung bei der Myasthenie. Man gibt gewöhnlich anfangs I—3mäal. ` 


täglich 0,25 in Tabletten. (M.m.W. 1924, Nr. 25.) 


- Zur :Impotenzbehandlung, beruhend auf einer Erektionsschwäche Ä 
bzw. -unfähigkeit, obne daß eine organische oder psychische Ätiologie auf- 


findbar ist, ‚empfiehlt‘ Lißmann (München) die epidurale. Injektion von 


Yohimbin in 20 cem. physiologischer NaCl-Lösung in ‚steigenden Konzen- 
Ursache der Heilwirkung ist eine Reizung der Kohabitations- . 


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EURE. 1926 | i 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. | 31. August 


ne Bücherbesprechungen. 


Unter den Erkrankungen mit unbekannter oder ungewisser Ätiologie 
werden erwähnt: Scharlach, Masern, Röteln, akuter Gelenkrheumatismus, 
Verruga peruviana, Pemphigus chronicus, 'Follieulitis epidemica, infektiöser 
Herpes und die Lymphangitis epizootica, die natürlich bei den Pilzen unter- 
zubringen wäre. Als Krankheiten, deren infektiösəe Natur ungewiß ist, 
werden erwähnt: die Pellagra, die Beriberi, Skorbut, Kretinismus und die 
Kropferkrankungen. Wir fassen die ersteron bekanntlich jetzt als Avita- 
minosen auf, Am Ende werden als Überträger von Krankheiten noch ge- 
schildert die Milben und die durch diese bedingten Krankheiten, ferner die 
Würmer (von Alessandrini vorzüglich dargestellt, auch mit Angabe der 
Untersuchungstechnik),. Den Schluß des Werkes bildet der Abschnitt über 
die Hauterkrankungen, der durch Castellani eine kurze, aber ganz vor- 
treffliche Beschreibung erfährt. 

Mit dem vorliegenden Werke hat Lustig mit seinen Mitarbeitern 


der italienischen Wissenschaft ein Standardwerk geschenkt, auf das sie mit 
Recht wird stolz sein können. 


Werk „Klinik der bösartigen Geschwülste“ ist durch Erweiterung des Textes, 
Vermehrung der Abbildungen und der Literaturverzeichnisse, Beigabe einer 
tabellarischen Einteilung der Geschwülste nach histogenetischem Prinzip 
und vor allem durch Hinzufügung einer Ätiologie der Geschwülste das 
vorliegende selbständige Buch hervorgegangen, welches nicht bloß dem 
pathologischen 'Anatomen, sondern auch ganz besonders dem Kliniker und 

- dem praktischen Arzte eine ausgezeichnete Übersicht über den heutigen 
Stand der Wissenschaft auf diesem immer komplizierteren Gebiete und 
eine Anleitung zu weiteren Studien in handlicher Form bietet. 

Der reiche Inhalt gliedert sich in zwölf Abteilungen, die allgemeine 
Morphologie der malignen Geschwülste, ihre allgemeine Biologie (funktionelle 
Leistungen, Malignität, Wachstum, Metastasen, Rückbildung), ihre Histo- 
genese, die Einteilung und Benennung, die Ätiologie und die experimentelle 

ee Geschwulstforschung, woran sich dann die spezielle Schilderung der 
ee Sarkome, der Karzinome und besonderer Formen der malignen 
Geschwülste (Xanthome, Zylindrome, Psammome, Cholesteatome, der Neben- 
nierengeschwülste, Chorionepitheliome , Adamantinome), ferner die der, 
Mischgeschwülste der Speicheldrüsen und der komplizierten Mischgeschwülste 
(Teratoide) anschließt. In den zahlreichen Anmerkungen zu den einzelnen 
Abteilungen sind viele besonders interessante Einzelheiten niedergelegt. 
Die sehr reichhaltigen, 50 Seiten einnehmenden, wenn auch auf die Arbeiten 
neuen Datums beschränkten Literaturangaben zeichnen sich besonders 
vorteilhaft durch sorgfältige Auswahl und durch kurze Angabe des wesent- 


erkrankungen, wie perniziöse Anämie der Pferde usw., die Parotitis epi- 
demica, die Encephalitis epidemica und die Heine-Medinsche Krankheit, 
ZN. Max Borst, Allgemeine Pathologie der malignen Geschwülste. Bei den Rickettsienerkrankungen werden außer dem Typhus exanthematicus 
ee 322 S. mit 21 Abbild. und 6 Tafeln. Leipzig 1924, Verlag von S. Hirzel, | auch Febris quintana erwähnt, während z. B. das Trachomvirus, wie schon 
a Preis geb. 16,—. br. 14.— | | erwähnt, unter den filtrierbaren Virus geschildert ist. 
Ta k Aus dem Beitrag des Verf. zu dem großen Zweifel-Payrschen 
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| = Hans Ziemann. 
Kirchhofi, Deutsche Irrenärzte. Einzelbilder ihres Lebens und 


Wirkens. 3358. 2. Band mit 62 Bildnissen. Berlin 1924, Julius Springer. 
Das Buch umfaßt ein Jahrhundert deutscher Psychiatrie in Lebens- 
bildern ihrer prominenten Forscher. Schüler, Assistenten, Freunde der 
verstorbenen Meister der Irrenheilkunde haben deren Schicksal und Wirken 
nachgezeichnet, liebevoll und dennoch mit gerechter Wertung unter dem 
Gesichtswinkel der Ewigkeit und der Geschichte. Wer zwischen den Zeilen 


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Serumdiagnose und die Anaphylaxie, hat Rondoni bearbeitet. Im speziellen 
Teil des 1. Bandes folgen die Infektionskrankheiten, bedingt durch pflanz- 
liche Parasiten, z. B. Pilze, ferner die Erkrankungen durch Schizomyzeten. 

Im 2, Bande folgen weitere Erkrankungen durch Schizomyzeten, 
Abschnitte über die Bakterienuntersuchung und -kultur, im speziellen Teil 
des 2. Bandes die Protozoenerkrankungen. Bei der Besprechung der 
Trypanosomen durch Ottolenghi scheint im allgemeinen die deutsche 
Literatur etwas zu wenig berücksichtigt zu sein. In bezug auf das Trypano- 
soma Cazalboui wäre zu erwähnen, daß dasselbe zweifellos identisch ist 
mit- dem von Ziemann schon früher beschriebenen Trypanosoma vivax 
und daß daher der Name Trypanosoma vivax Ziemanni prioritätsberechtigt 
ist (vgl. auch die englischen Autoren wie Bruce). 

Die Leishmanien sind von Dionisi, die Babesien von Alessandrini, 
die Plasmodien von Dionisi bearbeitet, die Spirochäten von Frugoni 
und Bertarelli, die Amöben von Vallardi und die Kokzidien und 
Hämogregarinen von Lanfranchi und Salvioli. Die von Koch seinerzeit 
beschriebenen Entwicklungsformen der Piroplasmen in den Zecken sind 
ebenfalls übernommen worden und dürften wohl neuerdings nicht mehr als 
berechtigt anerkannt werden. | 

Den Abschnitt über Malaria hat Dionisi sehr schön und präzis, 
entsprechend dem neueren Stande der Wissenschaft, dargestellt. 

| Der 3. Band bringt Abschnitte über filtrierbaro Virus, über Vakzine, 
Pocken, Pappatacifieber, Denguefieber, Trachom, Lyssa, Rinderpest, Schweine- 
pest, Hog-Cholera, Molluscum contagiosum und außer anderen weitere Tier- 


a `i lesen kann, erhält gleichzeitig Einblick in.das Allzumenschliche im Getriebe 
Be lichen Inhaltes bei den einzelnen Titeln aus, die die weitere Nachforschung | von Hochschulen und’ Universitäten, in die verständlichen und oft doch 
ie = 4 sehr erleichtern. - unverzeihlichen Hemmnisse, die Forschern durch Fakultäten, Ministerien, 
= BROS Das Ganze bildet also im Vergleich mit den umfangreichen | durch Ränke und persönliche Antipathien bereitet werden können. Aller- 
n T n A und noch immer sehr wertvollen, aber zum Teil schon recht veralteten | dings überwiegt das Durchringen der schöpferischen Persönlichkeit doch 
a oo Geschwulstwerken einc sowohl Studierenden als Ärzten zweifellos sehr | zum Schluß. Können, Wissen, Ziele und Resultate einer relativ jungen 
Rn a z n- o willkommene und besonders dankenswerte Gabe des anerkannten Meisters | Spezialdisziplin offenbaren sich in den 300 Seiten des mit Bildern geschmückten 
EEE “ >} der Geschwulstforschung. F. Marchand (Leipzig). Bandes (der letzten Arbeit des Organisators Kirchhoff) außerordentlich 
A.Lustig, MalattieInfettive dell’Uomo e degli Animali. Vol.L,IL,II. | plastisch. Von den Lebensbildern, die auch den Nichtfachmann inter- ` 
De Milano 1922, Casa Editore Dottor Francesco Vallardi. essieren, nenne ich die von Griesinger, Laehr, Erlenmeyer, Gudden, 
u REN Lustig hat in Verbindung mit ganz hervorragenden Mitarbeitern, | Westphal, Pelman, Hitzig, Mendel, Krafft-Ebing, Hecker, Jolly, 
ya unter denen sieh in Deutschland bekannte Namen wie Alessandrini, | Wernicke, Moeli, Naecke, Möbius, Nissl, Cramer, Alzheimer, 
ee Banti, Belfanti, Castellani, Dionisi, Rondoni, Peroneito und | Brodmann. Die deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie, in erster 
ee andere befinden, die erste Auflage seines Werkes erheblich vergrößert, so | Linie Kraepelin sowie Kirchhoff, haben sich durch dieses Ehrendenkmal, 
ze daß jetzt drei stattliche, gleich große Bände entstanden sind. Die Ab- | das sie ihren großen Fachgenossen errichteten, selber ein Ehrendenkmal 
ee bildungen sind sehr zahlreich, zum Teil schwarz, zum Teil farbig, und | geschaffen. | Kurt Singer 
a o 3 durchweg vorzüglich gelungen. Liebmann, Vorlesungen über Sprachstörungen. 1. Heft: Die Patho- 
a I Infolge der wissenschaftlichen Arbeit der letzten 10 Jahre und vor logie und Therapie des Stotterns. Zweite umgearbeitete Auflage. Berlin 
Ber allem durch die Erfahrungen des Weltkrieges ist der Inhalt natürlich stark 1924, Oscar Coblentz. RtM. 2,—. 
BE vermehrt. Einen sehr erheblichen Anteil an der Bearbeitung hat Lustig Das Heft ist das erste in einer Reihe von Vorlesungen. Wie Verl. 
vo. selbst übernommen, z. B. im allgemeinen Teil, der die Biologie der Mikro- | eingangs ausführt, sind die Ansichten über Stottern noch sehr geteilt, und 
a a. organismen und die Ergebnisse der Immunitätsforschung bringt. Den Ab- | es scheint Verf. angebracht, seine 30jährigen Erfahrungen über das Stottern 
u za schnitt über die Toxine, Fermente, Präzipitine, Agglutinine, Bakteriolysine, | mitzuteilen. In der Therapie führen zwar viele Wege zum Ziel, aber Übungen der 
a - pN 'Hämolysine, Komplementbindung, Opsonine, .Agressine, speziell Teile der 


Atmung, Stimme, Artikulation seien entbehrlich, ja teilweise schädlich. — Das 
Büchlein, leicht verständlich abgefaßt, zeigt, daß ein erfahrener Praktiker es 


geschrieben hat. Den Schluß bilden Übungstafeln. ` Haenlein. 


Böhler, Wie schützen wir die Verwundeten vor Amputation und. 


Krüppeltum? Mit22 Abbild. 41S. Stuttgart 1924, Ferd. Enke. Geh. M, 1,80. 
Böhler hat schon während des Krieges immer wieder die Forderung 
nach Einrichtung von Spezialabteilungen für Extremitäten-, im besonderen 
Knochen- und Gelenkverletzte in Wort und Schrift propagiert. Dieses 
Postulat wiederholt er jetzt eindringlichst, indem er zeigt, wie sich ong- 
berziger „Bürokratismus, der das Wohlwollen für die Verwundeten immer 
nur im Munde führte“, in der Folge gerächt hat; bei Befolgung seiner 
Forderung nach Sonderlazaretten hätte man nach seiner Meinung 80%, an 
Renten ersparen können, da 810/ der Verletzungen auf die Gliedmaßen 
entfielen und diese nahezu restlos völlig hätten geheilt werden können. 
Manche der von Böhler, der bei der k. k. Armee tätig war, erhobenen 
Anklagen sind, wenn man auch nicht verallgemeinern darf, nach momer 
eigenen langjährigen Felderfahrung nicht ganz von der Hand zu weisen. 
B. aber darf sie mit um so größerem Recht erheben, als er auchMittel und Wege 
zur Behebung der gekennzeichneten Fehler gewiesen hat und wieder weist. 
Eines der Mittel ist das Speziallazarett, ein weiteres größere chirurgische Ab- 
stinenz und bessere funktionelle Behandlung der Knochen und Gelenkschüsse. 
Wenn B. in seiner Arbeit sagt: „Wenn schon eigene Maschinen konstruiert 
werden, um möglichst viele Knochen zu zertrümmern, muß auch die Heilung 
großzügig durchgeführt werden“, so wollen wir hoffen, daß solche groß- 
zügigen Maßnahmen nicht sobald wieder nötig werden. Peltesohn. 


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u 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 35. 0 = o 2 17. 


su Kongreß- und Vereins-Berichte. 


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Erlangen. kursen, sei es für die Klinizisten, sei es für Ärzte, nicht nur dringend- 


Ärztlicher Bezirksverein. Sitzung vom. 10. Juli 1924. | gewarnt wird vor nicht indizierter Extraktion des in. Beckenendlage liegenden 


Jamin stellt ein reichlich einjähriges Kind vor mit traumatischer 
Osteoporosis (Epiphysenlösung) des linken oberen Humerus und Pseudo- 
paralyse: des linken Armes im Anschluß an eine Schutzpockenimpfung. 
Die letztere war also nicht die Ursache der Lähmung, sondern nur das 

kräftige Halten des sich wehrenden Kindes bei der Impfung. 
` Ewald zeigt einen älteren Mann mit traumatischer, motorischer 
und sensorischer Aphasie. Das Trauma bestand in Schlag auf den Kopf 
in Jahre 1914 (bei Kriegsbeginn). Die Aphasie entwickelte sich erst drei 
Jahre später. Seitdem Stillstand. Kein erhöhter Gehirndruck. mus: 
Friedrich: Was geht in der Extremität nach der perlarteriellen Genitale aufweist. | 


. 4 5 Mit der- Scheidendamminzision wird die meines Erachtens ganz 
Spmpathektomie vor sich? Lange Zeit durchgeführte Hauttemperatur- | „niechte Schlingenextraktion überflüssig und kann durch die digitale Ex- 
messungen, Blutdruckmessungen, plethysmographische Untersuchungen, die 


"traktion ersetzt werden. it wi ie Lehre der operativen Behand- 
gemeinsam mit Böwing ausgeführt wurden, und Tierversuche brachten aktion ersetat werden. Damit wird aber die Lehre der operativen gi 


che ; a lung‘ der Beckenendlage auf eine ganz einfache Formel gebracht: Bei 
 Iolgende. Ergebnisse: Die im Operationsbereich .auftretende örtliche Kon- | ‘dem Kinde i | | trakti Bein b 
traktion des Gefäßrohres ist nicht unbedingt an das Abziehen der ebondem Kinde immer nur Extraktion am vorderen Bein bzw. 


Adventitia gebunden. Sie ist im Prinzip identisch mit dem segmen- : ; 

. {ren Gefäßkrampf Küttners. Die sofort a der Operation eintretende Lan 
Bintdrucksenkung und Temperaturerniedrigung macht nach einiger 
Zeit — 2 Stunden bis 6 Tage — einer stärkeren Hautrötung, einer Tem- 
peraturerböhung und in der Mehrzahl der Fälle einer Blutdrucksteigerung 
im betreffenden Gliede Platz. Dies ist die Folge eines gewollten Vor- 
ganges in der nervösen Versorgung des betreffenden Gliedes und nicht 
etwa eine solche des Wundschnittes an sich, des Jodanstriches usw. Durch 
die Sympathektomie wird eine echte Hyperämie ausgelöst; dies beweisen 
de. nach der Sympathektomie auftretenden verstärkten Volumpulse. Nach 
der Sympathektomie sind die Gefäßreflexe in gleicher Stärke auslösbar; 
ie Bahnen werden also nicht unterbrochen. Vorübergehende Unter- 
brechung der peripheren Nerven durch Novokain läßt die Gefäßreflexe für 
die Dauer der Anästhesie nicht mehr auslösen. Ihre Bahnen, verlaufen 
demnach mit den peripheren Nerven. Bei einem Patienten wurde die 
Smpathektomie ausgeführt, nachdem vorher schon die, peripheren Nerven 
 Aurchsehnitten worden waren. Im Amputationsstumpf kam es in diesem 
Falle weder zu erhöhter Hauttemperatur, noch zu stärkerer Hautrötung. 
Dies läßt schließen, daß die Impulse, die durch die Sympathektomie aus- 
gelöst werden, durch die peripheren Nerven weiter geleitet werden. Bei 
. mem Patienten mit quälenden Schmerzen in einem Amputationsstumpf 
Hiten diese nach Durchschneidung der peripheren Nerven nicht auf, da- 
-Begen verschwanden sie, nachdem noch die Sympathektomie ausgeführt wurde. 
Im Tierversuch konnte nachgewiesen werden, daß stärkste Schmerzen 
Ach Injektion von Milchsäure in die Arteria femoralis auch noch auftreten, 
nachdem der Nervus ischiadicus und Nervus femoralis hoch oben durch- 
troint worden waren. Die Weiterleitung war unterbrochen, nachdem noch 
die Arteria femoralis unterbunden wurde. Daraus kann geschlossen werden, 
tab längs der Gefäße Schmerzbahnen verlaufen, die bestimmte Schmerz- ` 
walifäten leiten und die durch Sympathektomie unterbrochen werden können. 
Ein überaus hartnäckiges, trophisches Gesebwür erhielt durch die 
Supattektomie einen mächtigen Heilimpuls, der sich nach 6 Tagen er- 
schöpfte,. Eine später auftretende Arrosionsblutung der Femoralis machte 
deren tücksichtslose Unterbindung nötig — Arbeiten am Gefäßbündel und 
t auch in unmittelbarer Nähe des Nervenbündels des Femoralis. In 
dem pulsiosen blassen Bein kommt jetzt innerhalb von 10 Tagen das tro- 
i üche, Geschwür zur Heilung. Es wird als wahrscheinlich angenommen; 
A 8 durch beide Eingriffe eine Änderung in der trophischen, nervösen Ver- 
: eien, des betreffenden Beines gesetzt wurde, welche die Heilung verursachte. 
A "ophische Komponente bei der Heilwirkung der Sympathektomie. | 
Diemer berichtet über die Kiellandzange, ihre Anwendungsweise 
re damit gemachten Erfahrungen. Unter 48 Fällen der Erlanger 
din mik war keine ernstere Verletzung der Mutter zu verzeichnen. Die 
3 esfälle der Kinder waren nicht auf Rechnung der Zange zu setzen. 
en Fällen konnte nach Versagen der klassischen Zange mit der 
Hländschen noch eine verhältnismäßig leichte Entbindung erzielt werden. 
u die Zange im Rahmen der bisherigen Vorbedingungen. Sie 
Tan 5 = leichteres, mehr physiologisches Arbeiten als die ‚klassische 
f Be wäre zu begrüßen, wenn das Arbeiten mit der neuen Zange in 

Aoo @emischen Unterricht aufgenommen würde. =  Kohlmann. 


— für die Fälle von strikter Indikation zur Extraktion — gelehrt wird, 
“einer tiefen Scheidendamminzision auszuführen. Diese Scheidendamminzision 


bereits ins Becken mehr oder weniger tief eingetretenen Steiß handelt, 
zumal bei einer Primipara und insbesondere,. wenn die Primipara infolge 


Übung die tiefe Scheidendamminzision nicht nähen können, so soll er die 


Mutter vor einem totalen Dammriß bewahrt hat, möglichst. bald, jedenfalls 
noch am Tage der Geburt dem Operateur zur primären Naht überweisen, 

= Abarbanell: Ungewöhnliche Augenstörungen bei Fazialisschädi- 
‚gung. Es wird über einen in der,Augenklinik beobachteten Fall von 


berichtet. Nach Jahren traten Krämpfe im ganzen Fazialisgebiete, sowohl 
in der Gesichtsmuskulatur als auch in der Lidmuskulatur auf; gleichzeitig 
damit vermehrtes Tränen und ungewöhnliche .Augenmuskelkrämpfe. Es 
handelt sich um das bekannte Lidphänomen der Orbikulariskrämpfe und 
um vermehrte Tränensekretion bei Fazialislähmungen. Die Erscheinungen 
der Augenmuskelkrämpfe, die in Form von Konvergenzkrämpfen auftraten, 
. lassen an nervöse Beziehungen zwischen Fazialis und Okulomotorius denken. 
Einige Autoren schließen aus den schon physiologisch vorkommenden Mit- 


Okulomotorius verlaufenden Fasern seinen Ursprung nicht im Okulomotorius- 

kern, sondern im Fazialiskern habe. Andere nehmen als Erklärung ein 
Übergreifen von Erregungen und Reizen in den Kerngebieten an. Wenn 
auch im allgemeinen die Auffassung herrscht, daß anatomisch keine 
'nervösen Beziehungen zwischen dem Okulomotorius und Fazialis bestehen, 
so sprechen die klinischen Beobachtungen dagegen. Wie nun andererseits 
der Abduzenskern durch Fasern im hinteren Längsbündel mit dem Okulo- 
motoriuskern in Verbindung steht, könnte man auch an gemeinsame 
nervöse Beziehungen zwischen Okulomotorius und Fazialis auf dem Wege 
über das hintere Längsbündel denken! | ur 


Sitzung vom 11. Juli 1924. ' a 

Löhlein: Experimente zur Entzündungsfrage. L. stellt 2 Patien- 
tinnen mit dem seltenen Befunde eines lustischen Primäraffektes in 
der Bindehaut des Unterlides vor, die aus dem gleichen Ort stammen 
und fast am gleichen Tage mit einer Entzündung, die schon 3 bzw. 7 Wochen 
alt war, in die Klinik kamen. Das klinische Bild war das typische der 
derb infiltrierten, speckig glänzenden, blaß rötlichen Konjunktiva, die in 


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dos verhärteten Bezirkes zeigte, begleitet von Anschwellung, Verhärtung 
und Druckempfindlichkeit der gleichseitigen Lymphdrüsen, geringen Fieber- 


Wassermann war bzw. wurde bei beiden Patientinnen stark positiv. Ab- 
strichpräparat und Drüsenpunktat (Prof. Schönfeld) ließen Spirochäten: 
nicht mehr nachweisen. Jedoch zeigte ‘das Bindehautsekret ausgesprochene 
Lymphozytose. Bei der einen Patientin, die sofort spezifisch behandelt 
wurde, sind die Augensymptome nach kurzer Behandlung fast vollständig 
zurückgebildet und auch die Drüsen abgeschwollen. Bei der zweiten Pat.. 
die erst später wassermannpositiv wurde und daher erst, kürzlich in spezi- 


und 


+ 


es sind tiefe Gefäße in den Randteilen der Hornhaut aufgetreten. Es ge- 
lang nicht anamnestisch Auskunft über die wahrscheinlich gemeinsame 
Ansteckungsquelle und Ansteckungsweise zu gewinnen, was im Interesse 


er utter und insbesondere für das Kind wird bei den Beekenendlage- | In, 18 Fällen von Ödemen verschiedener Genese wurde nach der Methode 
i en in der Allgemeinpraxis nur dann besser werden, wenn in den Phantom- | von Ellinger und Neuschlosz, zum Teil in Serienbestimmungen die 


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Kindes, einer Operation, die in ihren Schwierigkeiten zum Schaden für 
Mutter und Kind weit unterschätzt zu werden pflegt, sondern wenn auch 


bei Weichteilschwierigkeiten einen wirksamen Entspannungsschnitt in Gestalt‘ 


ist vor allem wichtig, wenn es sich um eine reine Steißlage und einen 


‚vorgeschrittenen Alters rigide Weichteile hat oder ein hypoplastisches. 


an den Hüften, beitotem Kinde und reiner Steißlage Extraktion 
Sollte der praktische Arzt aus Mangel an Assistenz oder’ auch an | 


Patientin, nachdem er durch sein Handeln das Kind gerettet und die 


rechtsseitiger peripherer Fazialislähmung infolge Granatsplitterverletzung 


bewegungen (Bulbusaufwärtsbewegung bei Lidschluß), daß ein Teil der im 


einem Fall im unteren Fornix conjunctivae oberflächliche Geschwürsbildung 


schwankungen, nächtlichen Kopfschmerzen und allgemeiner Abgeschlagenheit, - | 


fische Behandlung genommen war, ist die Rückbildung eine langsame, und . 


Greiiswald. u einer Verhütung weiterer Ansteckungen, die meist durch Kuß erfolgen; 
| Medizinischer Verein. Sitzung vom 27. Juni 1924. dringend wünschenswert gewesen wäre. ib. | | 
A, Hoehne: Zur Behandlung der Beckenendlage. Die Prognose für Beckmann: Ultrafiltrationsversuche an Bilutseren Ödematöser. 


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. das zweite durch. spastische Kontraktur. 


zur Besprechung der modernen spasmolytischen Mittel über. 


1228. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 35 


T = Zu Be KF | 35. . | 31. August 
B i EEEE TEENE AAEE EE EEE D : ; - = nn z Ei y , £ = 


Ultrafiltrierbarkeit des Blutserums geprüft. Es fanden sich in einem großen 
Teil der Fälle Änderungen des Quellungsdruckes sowohl im Sinhe einer 


Erhöhung wie Erniedrigung. Die in der Zeiteinheit ultrafiltrierbare Menge 


Wasser kann auch unabhängig von dem 'Gesamtwassergehalt sowohl in 
Einzelbestimmungen, ‚wie auch in den verschiedenen Stadien der ‚Erkran- 
kung stark wechseln. Es kann dadurch zu einem’ echten Blutödem, nicht. 
nur zu Hydrämie kommen. Diese Erscheinungen stehen offenbar in einer 
gewissen Parallelität. zu dem Verhalten der Gewebskolloide. 

Fällen fand sich vor allem beim Vorhandensein starker Schwankungen in. 


dem Verhalten der Ödeme ein deutlicher Zusammenhang mit der Diurose, 


In anderen, vorwiegend bei Nierenerkrankungen, ließ sich kein deutlicher 
Einfluß nachweisen. Arthur Bunello: 


` 


Wien. | 
‚Seminarabende. des „Wiener medizinischen Doktorenkollegiums“. 
u 24. März 1924. 
Thema: Pharmakotherapie. 
Kefstontene Fröhlich ünd Pick. 
Wie wirken spasmolylische Mittel? 


Wir sind zum Resultate gekommen, daß viszerale Schmerzen durch 
zwei Monate ausgelöst werden, das erste ist durch Dehnung eines Hohlorgans, 


Es gehören hierher beispielsweise 
die Schmerzen, sobald.ein Fremdkörper als ein Passagehindernis wirkt, oder 


die Schmerzen bei Bleivergiftung. ` Es ist ein dankbares Problem, diesen 


spastischen Schmerzzuständen therapeutisch: zu begegnen. Behufs Beseiti- 


‘gung derartiger Schmerzen kann man zwar Morphin anwenden, aber eine 


solche Ausschaltung des Schmerzes ist eine symptomatische Therapie, es 
ist dies, obwohl. man wegen der Raschheit der Wirkung oft dazu greifen 
muß, keine rationelle Vorgangsweise, da sie nicht gegen die eigentliche 


Ursache gerichtet ist. Man kann aber den Spasmus- rationell beeinflussen, 
“indem man sich an-die glatte Muskulatur selbst wendet und die Tätigkeit 


der Muskelzellen direkt schwächt. Das Zentrum können wir nicht aus- 
schalten, um so sicherer können: wir die: -peripheren ‘Nerven ausschalten. 


Wir können die Beeinflussung der peripheren. Nervenendigungen bewirken 
mit Mitteln, welche schwächend, lähmend oder erregend wirken. Bekanntlich 


ist jede Innervation eine .doppelte, die eine wirkt, indem sie die Inner- | 


vation verstärkt, die andere wirkt demgegenüber antagonistisch. Als Bei- 
spiel diene die Beeinflussung eines Anfalles von Asthma bronchiale. Man 
kann. den Bronchospasmus lösen, indem man den .Vagus. durch Atropin 
ausschaltet oder man kann statt die Vagusendigungen zu schwächen ein 
mächtiges Mittel, nämlich das Adrenalin, anwenden, unter dessen Einwir- 
kung sich die Muskelzellen ausdehnen. Ein solcher in seinem Tonus ge- 
schwächter, länger gewordener Muskel kann seinen Tonus nicht behalten 
und gelingt es auf diese Weise, den Spasmus zu lösen. — Wir. gehen nun 


Mittel, welche einen Spasmus der glatten Muskulatur im Bereiche der vis- 


_ zeralen Organe lösen, sind das Atropin und die Alkaloide des Hyoszyamus, 
. Stramonium. Mit dem Atropin versuchte man. einen Spasmus im Bereiche 


des Pylorus, der großen. Gallenwege oder eines Ureters zu lösen, es ist 
jedoch fraglich, ob dies gelingt. Es scheint, daß ein Pylorospasmus durch‘ 


Atropin nicht beeinflußt wird. Man kann Atropin ferner als Antiemetikum 


geben, denn sobald dasselbe den Magen ruhig stellt, kann kein Erbrechen 
erfolgen. Hierauf beruht die Anwendung des Atropins bei der Seekrankheit. 
Bei Ulcus ventriculi sieht man von der Atropinanwendung Erfolge. Das 
Atropin wirkt durch Einschränkung. der‘ Sekretion eine Verminderung der 
Azidität des Magensaftes, es besitzt ferner eine direkte anodyne Wirkung. 
Das Atropin kann jedoch nur mit Vorsicht gegeben werden, da dasselbe 
ein Gift ist. | 

weniger giftiges Präparat dargestellt hat, nämlich das Novatropin. Das- 
selbe hat nur den dreißigsten Teil der Giftigkeit des Atropins. Das Nova- 
tropin kann bei allen spastischen Zuständen im Abdomen vorteilhaft Ver- 
wendung finden und besitzt gegenüber dem Atropin durch den Wegfall 
der zentralen Reizerscheinungen bei prompter peripherer Vaguswirkung 
wesentliche Vorzüge. Man kann dasselbe subkutan 2,5 mg verabreichen. 
Das Methylatropinum bromatum ist ein schmerzstillendes Mittel und 
ist in Deutschland offizinell. Der Wiener Kliniker Pal hat nachgewiesen, 
daß das Papaverin auf glatte Muskelzellen lähmend wirke, und empfahl 
derselbe zur Anwendung bei Affektionen, wo glatte Muskeln in einem 
Spasmus sich befinden, Papaverin als krampflösendes. Mittel, mithin bei 
Krampfzuständen des Magens (Pylorospasmus), Darmes, der .Ureteren. Es 
findet ferner das Papaverin bei Asthma, Angina sowie bei Urämie und 
Eklampsie vorteilhaft Verwendung. Bezüglich der Dosierung kann man 
dasselbe in Dosen von 0,03 bis 0,05 bis 0,1 und pro .die bis 0,2 intern, 
in Suppositorien und auch intravenös verwenden. Als ein wesentlicher 
Fortschritt gilt mit Recht ein in der jüngsten Zeit hergestelltes wasser- 


In. einigen |. 


Diej enigen | 


Es ist deshalb von Wichtigkeit, daß man ein bei weitem. 


ösliches Benzylderivat, nämlich das Akineton.. Dasselbe ist ein sy nthe- 


_ tisches Spasmolytikum von qualitativ der gleichen Wirkung wie Papaverin, 


jedoeh von vollkommener Ungiftigkeit' und bedeutonder Billigkeit. Es Wird Ä 
bei allen Krampfzuständen der glatten Muskulatur, wo bisher Papaverin 
im Gebrauch war, mit Vorteil angewendet. Man kann dasselbe in Dosen 


von 0,5 bis 2,0 oder als Livonal- dreimal täglich 20 Tropfen anwenden, 


- 


Endlich‘ wären noch zwei Alkaloide anzuführen: das Chelidonin wirkt ganz . 
wie das Papaverin, es ist sehr wenig giftig und sehr billig und ist ein 
Analgetikum bei. Magen- und Darmerkrankungen, das zweite ist das Emetin, 


.das in der Radix Ipecacuanhae enthalten ist. Vom Emetin wurde nach- 


Opiums 'synergetisch sich ergänzen. 


gewiesen, .daß es, ebenso wie Papaverin wirkt. Als ein ‚spasmolytisches | 
Mittel wird Emetin nicht angewendet, aber es ist demselben die gute Wir- 
kung: des Pulvis Doveri (Pulvis Ipecacuanhae opiatus) zuzuschreiben. "Das 
Doversche .Pulver stellt eine rationelle Kombination von Opium: und Ipe- 
cacuanha dar, wobei das Emetin. der: ‚Ipecacuanha mit dem Papaverin des 


' Ergänzend wäre noch Uzara zu 


nennen. Dieses wird zur Herabsetzung des Tonus im Darmkanal’ ver- 


wendet. Wiechowski fand, daß viele ätherische Öle (Kampfer, Menthol, 
 Anethol) spasmolytisch- wirken. Dieselben wirken dadurch, daß sie den 


Spasmus herabsetzen. Auf einige an den Herrn Referenten gestellte Eragon 
antwortete derselbe folgendermaßen: Die Atropinbasen sind bezüglich ihrer ° 
Wirkung alle gleich. Man hat dieselben mit Vorteil bei Nachtschweißen 
Phthisiker angewendet, Die speichelvermindernde > Wirkung. des 
Eumydrin ist in der Zahnheilkunde von . großer Wichtigkeit, da nach 
‘Bestreichen der Mundschleimhaut die Speichelsekretion sistiert. Dies hat 
mit der Spasmolyse nichts zu tun,. es ist ein lokaler Effekt. Bezüglich der 
Zusammensetzung des Doverschen Pulvers besteht scheinbar ein Wider- 
spruch, daß dasselbe ein Alkaloid und ein alkaloidfällendes Mittel zugleich- 
enthält. Eine derartige Verbindung ist reversibel. Man kann mit Kohle 
entgiften, bleibt aber die giftbeladene Kohle im Körper, so kann das Gift 
wieder wirksam werden (es ist deshalb in letzterem Falle die gleichzeitige 
Evakuierung von Wichtigkeit. Im Toxodesmin ist die Adsorptionswirkung 
der Tierkohle mit der Evakuationswirkung des Natriumsulfates und 
Magnesiumsulfates vorteilhaft kombiniert. Ref.). = 
Mit weichen Mitteln kann man die Blasenmuskulatur beeinflussen? 
Die Blasenmuskulatur ist doppelt innerviert. Der Detrusor wird 
von vaginalen Fasern, nämlich vom Nervus pelvieus, während der Sphinkter 
vom Nervus hypogastricus versorgt wird, beide sind Antagonisten. Wem 
sich der Detrusor kontrahiert, so öffnet sich der ‚Sphinkter. — Alle Mittel 
der vagalen Gruppe (2. B. Physostigmin) werden den Detrusor kräftigen, 
während Atropin imstande ist, den Detrusor zu schwächen. Sobald es sich u 
um die Behandlung eines Blasenkrampfes : handelt, sind die Körper der 
. Papaveringruppe, das Akineton, die Mandelsäure, imstande, die Blasen- 
muskulatur zur Erschlaffung zu bringen. Dann wäre als ein Mittel, welches 
den Detrusor zu schwächen und den Sphinkter lockerer zu machen vermag, 
das Kalzium zu erwähnen. Ebenso kann auch das Kalium wirken. Wir 
können ferner die Sphinkteren des Beckenbodens durch minimale Gaben 
von Morphium beeinflussen, Einen Blasenkrampf und insbesondere eine 
Retention kann man mit Kalzium behandeln. Dasselbe vermag auf die 
Nerven und auf die Muskulatur einzuwirken. Das Kalzium kann einen 
Detrusorkrampf und eine hierdurch bedingte Pollakiurie- beheben., Es kann 
dasselbe als Kalziumehlorid intravenös injiziert werden, ebenso kann das- 
selbe als Afenil, das ist ein Kalziumharnstoff, ausgezeichnet zu Injektionen 
intravenös Verwendung finden. Dann kann man einen Detrusorkrampf, 
z. B. nach Geburten durch Papaverin beheben. Nach operativen Ringriffen, 
nach einer Chloroform-. oder Äthernarkose kann man mittels Liquor Kalii 
acetici einen Detrusorkrampf beheben. ‘Das Pituitrin ist imstande, die 
Blase. mächtig zu kontrahieren und vermag man im Falle von Retentionen 
mit Pituitrin, 1 bis 2 Ampullen subkutan appliziert, gute Erfolge zu er- 
zielen, während Atropininjektionen erfolglos an der Blase (bei. Krampf der 
Blase) bleiben, ergeben dieselben bekanntlich bei Darmspasmen ausge- 
zeichnete Resultate. Gute Erfolge kann man mit Gemischen von Papaverin, 
mit dem Spasmalgin erzielen. Man kann auch-Novokain epidural injizieren 


und hierdurch’ die Blase ruhigstellen. Ich empfehle Ihnen besonders die 
Anwendung des Kalziums und des Kaliums. 


der 


Wie ändert man den Tonus der quergestreiiten Muskulatur? 

Bezüglich der Verkürzungszustände der 'quergestreiften -Muskulatur 
kommen. der. Herzmuskel und die quergestreiften Körpermuskeln in Be- 
`- tracht. Einen erschlafften Herzmuskel ` kann- man, wie H..H. Meyer fest 
gestellt hat, zur Kontraktion bringen, mithin eine Tonuserhöhung desselber 
bewirken, wenn man solchen Menschen verhältnismäßig große Dosen = 
Digitalis verabreicht. Man konnte auch röntgenologisch feststellen, W 
sich, entsprechend dem verbesserten Tonus, das. Herz. verkleinerte. 
Tonuszentrum für die Herzmuskelfasern ist im Venensinus gelegen, VO 
demselben gehen die normalen Anreize aus. Durch Kalzium kann. ein 
Ventrikelkonzentration ausgelöst werden. Das Flimmern von Herzkammer 


31. August 


| ist an zwei Bedingungen gebunden, die erste ist ein Ansteigen der Herz- 
reize und die zweite ein erhöhter Tonus der einzelnen Muskelfasern. Man 
kann den Flimmerzustand unterbrechen, wenn man den Tonus der letzteren 
vermindert. Auf diesen Eigenschaften beruht die flimmerwidrige Wirkung 
des-Kalziums, des- Chinins, des Chinidins. Letztere beide-setzen die Herz- 
reizwirkung herab und hat es sich ergeben, daß langgezogene Herzmuskel- 
fasern nicht fiimmerfähig sind. — Die tonische Starre der Körpermuskeln 
bei Tetanus, die früher unbeeinflußbar war, kann man beseitigen, wenn 
man intramuskulär in die kontrahierten Muskelbäuche I %ige Novokainlösung 
injiziert. Nach wenigen Minuten ist die Muskelkontraktion verschwunden- 
Dies ist praktisch außerordentlich wichtig. Das Wesen dieser toxischen 
Kontraktion kann ein tiefer Reflex sein, da die Muskeln eigene sensible 


Nervenendigungen haben, die zum Rückenmark hinführen. Daß das Kokain 
Nachdem 


‘ticht nur lokal wirkt, kann man folgendermaßen nachweisen. 
man sämtliche Nerven entfernt, bringt man die Muskeln zur maximalen 
Kontraktion und appliziert Kokain oder Novokain. Es ist dann nach kurzer 
' Zit die Kontraktur verschwunden. ‘Es handelt sich hier um eine direkte 
"Beeinflussung der kontraktilen Substanz. Es ist auf Grund dieser Befunde 
Mandl gelungen, bei Knochenfrakturen der Fußballspieler, die infolge der 
stark entwickelten Muskeln bei der Einrichtung schwer zu meistern sind 
‚und oft mit Atrophie heilten, durch Einspritzung von Novokain in die 
Substanz dieser kontrahierten Muskeln die Reposition leicht auszuführen, 
wobei die Muskelatropbie ausblieb. Auf einige Fragen antwortete der Herr 
‚Referent folgendermaßen: Bei einer Herzdilatation, wo es sich nicht um 
eine Tachykardie, sondern um eine Bradykardie handelt, wird man statt 
Digitalis Koffein anwenden, welches beiden Indikationen gerecht wird. Bei 
Lumbago haben sich intramuskuläre Injektionen von Novokain in die 
'sehmerzhaften Stellen besonders gut bewährt. 

Wurmtreibende Mittel und ihre Wirksamkeit. | 

‚Wir unterscheiden zwei groBe Gruppen, nämlich solche, welche die 
glatten Muskeln erregen, und solche, welche dieselben lähmen. Wir kennen 
mit Aumahme der Granatrinde und ihres Alkaloides, des Pelletierins kein. 
einziges Mittel, das nur auf die Würmer einwirkt. Sonst sind sie alle 
schwere Gifte, welche nicht nur ‚die Würmer töten, sondern auch dem Wirt 
gefährlich werden können. Eine Vorkur mit einer gründlichen Säuberung 
. des Darmes durch Abführmittel ist zweckentsprechend, hingegen muß vor 
einer vorausgehenden Hungerkur gewarnt werden. Gegen Bandwürmer wird 


Rundschau. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.35. 


' 


am meisten das alte Wurmmittel Filix mas angewendet. Das wirksame 


Prinzip der Filixwurzel, das Filmaron, 'hat sich gut, bewährt. Das Ex- 


tractum Filicis maris ist giftig. Die Symptome des Filizismus sind: 
Erbrechen, . Leibschmerzen, Diarrhoen, Bewußtlosigkeit. Die Patienten 
können an Atemlähmung zugrunde gehen oder sie sind nach dem Erwachen 
blind. Derartige Zufälle werden insbesondere bei schwächlichen Individuen 


‘oder bei schlechter Dosierung beobachtet. Es sind schon bei 6 g Filix- 


extrakt Vergiftungen vorgekommen. Behufs Herausbeförderung des Filix- 
extraktes sol] jedenfalls kein Rizinusöl gegeben werden, da nach. dessen 
Anwendung Vergiftungen beobachtet wurden, ‚sondern es sind als Abführ- 
mittel Senna, Kalomel oder Mittelsalze indiziert. Harmloser sind die De- 
kokte der Granatrinde sowie das Pelletierin. Alle diese Gifte wirken auf 
den Nervus opticus und kann durch Konstriktion der Arteria centralis 
retinae eine Amaurose eintreten. Flores Koso sowie Kamala-sind häufig 
verfälscht. Thymol wird als Spezifikum gegen Ankylostomum verwendet, 
man darf jedoch nicht vergessen, daß Thymol ein Phenolderivat ist. ‘Es 
wird als Anthelminthikum 1 bis 2 g pro die in mehreren Dosen geteilt 
verabreicht. Gegen Askariden wird das Santonin verwendet., Dasselbe 


_ bewirkt eine Erregung der glatten Muskulatur der Spulwürmer und treibt 


dieselben vom Dünndarm in den Diekdarm. Es wirkt auch auf das Gehirn, 
das Rückenmark sowie auf die ‚Retina... Nach großen Dosen Santonin tritt 
zuerst Violettsehen, dann Gelbsehen (Xanthopsie) auf, dann können Krämpfe . 
eintreten. Die Xanthopsie geht vorüber. Todesfälle mit Santonin sind 
nieht bekannt. — Das Oleum Chenopodii wirkt bei Kindern bei Aska- 
riden ausgezeichnet. Es wird derart dosiert, daß l Tropfen desselben pro . 
Jahr gegeben wird, jedenfalls nicht mebr als 10 Tropfen, bei Kindern in 
Zuckerwasser oder auf Zucker. Da nach Anwendung des Oleum Chenopodii 


_ mitunter Taubheit auftrat, ist deshalb. dasselbe durch ‘das Santonin lieber 


zu‘ersetzen. Die bei Oxyuren früher gebräuchlichen Karbolsäurespülungen 
sind als ein Kunstfehler anzusehen, da vom Mastdarm eine rasche Re- 
sorption stattfinden kann. Das gegen Oxyuren empfohlene Antoxurin in’ 
keratinisierten Pillen ist ungiftig. Man kombiniert dasselbe vorteilhaft mit 
einer Kalomelsalbe. Dann wurde als geschmackfreies Oxyurenmittel das 
Butolan empfohlen, dreimal täglich 0,5 g eine-Woche lang; mit nach- 
folgendem Laxans. Es wird auch: kombiniert mit Knoblaucheinläufen. 
Gegen Oxyuren wurde auch das Oxymors innerlich und zum Klysma 
empfohlen. a Ren 


Amerikanische Reiseeindrücke. 
Von Prof. Dr. Erich Leschke, Berlin: 


Im Februar dieses Jahres fuhr ich auf Einladung amerikani- 
wher Gesellschaften und im Auftrage des Preußischen Kultus- 
mnisterjums, sowie mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes nach 
den Vereinigten Staaten, um die dortigen Einrichtungen zu studieren 
ud eine Reihe von Vorträgen zu halten. ` | 


. Während der Überfahrt hatte ich Gelegenheit — an 
anderen Studien über die Seekrankheit zu machen, denn wir hatten 


mir und 


Die Sitzungen der medizinischen Gesellschaften beginnen meist 
erst um 9 Uhr abends, und ich habe erlebt, daß interessante De- 
batten sich bis gegen Mitternacht hinziehen. Ä u 

Sehr sympathisch berührt die außerordentliche. Kollegialität 
und Höflichkeit, die die Amerikaner ebenso wie die Engländer bei 
wissenschaftlichen Diskussionen zeigen. Scharfe oder gar persön- 
liche Angriffe sind dort durchaus verpönt.  . ee 

Überhaupt ist das ethische und gesellschaftliche Niveau der 
dortigen Kollegen. durchschnittlich ein sehr hohes, wobei ihre gute ` 
wirtschaftliche Lage natürlich mitwirkt. Der: früher vielfach ge- 


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rügte „Commereialism“ ist durch strenge Standesregeln eingedämmt 
worden. Die ärztliche Tätigkeit, wird gut honoriert, Krankenkassen 
mit allen ihren Folgen gibt es nicht. 


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+ ziemlich rauhes Wetter, das vor der Landung in Halifax (Canada) 
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kleinere Schiffe untergegangen sind. Ich konnte beobachten, daß | 
Diese guten Aussichten haben natürlich viele 


) Menschen mit einem labilen sympathischen Nervensystem und d | | Ärzte- aus den 
S namentlich mit erhöhter Vaguserregbarkeit am meisten zur See- | mitteleuropäischen Ländern zur Auswanderung veranlaßt, und ich 
e krankheit neigen. Es gelingt aber in den. meisten Fällen, die Er- | kann nicht verschweigen, daß manche: von. ihnen nicht dazu bei- 


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scheinungen bei rechtzeitiger Anwendung geeigneter Mittel wesent- | getragen haben, den Ruf unseres Standes zu. heben. - Viele von: 
ch zu lindern oder ganz zu unterdrücken, wobei sich mir die | ihnen haben die schwersten Enttäuschungen erlebt. und in ihrer Not 
tektale Verabreichung in Form von Suppositorien besonders bewährt | zu Mitteln gegriffen, die die Kritik herausfordern. mußten. | 
hat, Ich selbst, obwohl sehr wenig seefest, brauchte infolgedessen ~ Viele Staaten, z. B. New. York, haben neuerdings’ diesen 
keine Mahlzeit zu versäumen. | | Übelständen dadurch vorgebeugt, daß sie die licence, d. h. die Er- 
-ehon am ersten Abend, wenige Stunden nach meiner An- | laubnis zum Praktizieren, erst erteilen, wenn der Betreffeide das 
kunft, holte mich Dr. I Held mit einigen Kollegen ab, mit der | Bürgerrecht erworben hat. Das dauert heutzutage 5 Jahre. Dann 
orderung, einen Vortrag über Ikterus zu halten. 


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Ich hatte so- | erst kann er zum Examen zugelassen werden und nach dessen Ab- 
solvierung zur Praxis. Nur in Ausnahmefällen wird das Examen 
erlassen und die Approbation schon nach Ablauf von eineni halben 
Jahre auf Grund der promenancy in profession erteilt. : 


gleich Gelegenheit, mich von dem regen wissenschaftlichen Interesse 


m überzeugen, welches dort. H ündli 
herrscht. und von der gründlichen 
Kenntnis der y. 0 ırscht, u g 


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gesamten Weltliteratur, namentlich auch der deutschen 


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| Arbeiten. enn manche Dozenten auf Grund ihrer hiesigen Kurs- Einen unangenehmen Eindruck haben auf mich die Bittsteller 
efahrungen die Ansicht gewonnen haben, man müsse drüben mög- | und Geldsammler gemacht. Man bringt sich leicht in eine 'schiefe j 


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e elementar sprechen, so halte ich das für.eine irrtümliche 
u nit aenätzung, Meine Erfahrungen decken sich vielmehr durchaus 
and enen, die Herr Munk in Südamerika gewonnen hat. Den 
Hit schen Kollegen stehen großenteils viel mehr literarische 

mittel zu Gebote, und infolge ihrer größeren Wohlhabenheit 


= freien Zeit haben sie mehr Gelegenheit zum Weiterstudium als 
anche hiesige Ärzte, | | = 


Situation, wenn man in ein fremdes Land sozusagen als Bettler AR 
kommt, und ich halte es für richtiger, die Sammeltätigkeit den ein-' NR 
schlägigen bereits bestehenden Organisationen zu überlassen. Man 

sollte sich gerade im Auslande immer dessen bewußt bleiben, daß 

man ein Repräsentant seines Vaterlandes ist, und. ' 
große persönliche Verantwortung | 
sondern auch für sein Land. 


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Man begegnet vielfach gerade unter Kollegen der Ansicht, 
daß man.in Amerika mit der deutschen Sprache oder ev. einem Sehul- 
englisch gut durchkommen kann. Das ist durchaus nicht der Fall. 
Wer die englische Sprache nicht weitgehend beherrscht, darf sich 
über einen Mangel an Verständnis und Erfolg nicht wundern. 

Ich habe Gelegenheit gehabt, eine Reihe von Krankenhäusern 
und Universitäten zu besuchen. Ebenso wie in England werden 
sie meistens durch private Fürsorge erhalten. Diese Fürsorge ist 
drüben eine unvergleichlich größere als bei uns, und ich habe oft 
gehört, daß man den wohlhabenden Kreisen in Deutschland, nament- 
lich den reichen Industriellen, Bankiers und Kaufleuten, den Vor- 
wurf macht, daß sie ihr Geld nicht in der gleichen Weise wissen- 
schaftlichen und sanitären Zwecken dienstbar machen, wie das in 
Amerika das Nobile officium eines jeden wohlsituierten Bürgers ist. Ein 
wesentlicher Teil des Aufschwungs, den die amerikanische Medizin 


in den letzten Jahrzehnten genommen hat, ist den Mitteln zu ver- 


danken, die der nunmehr 85jährige John Rockefeller gestiftet 


bat, und auch andere Länder, wie Deutschland, Österreich, 


England, China und andere haben der Rockefeller Foundation viel 


. zu danken. 


Das imposanteste wissenschaftliche Institut und Krankenhaus 
in New York ist zweifellos The Rockefeller Institut for medical 
Research, direkt am East River gelegen. Es besteht aus drei 
großen Häuserblocks von je 8 Stockwerken, von denen das eine 
Hospital ist, die beiden anderen nur wissenschaftliche Laboratorien 
enthalten. Ein achtstöckiger Anbau enthält die Räume für die Ver- 
suchstiere, unten große Ställe für Pferde und Kühe mit Auslauf, 
darüber Etagen für Affen, Schafe, Hunde, Kaninchen, Ratten, Mäuse, 


alles auf das Peinlichste sauber gehalten mit allen Hilfsmitteln der | 


Technik und mit vorzüglicher Wartung für die Tiere ausgestattet. 
Das Hospital ist kein gewöhnliches Krankenhaus, sondern hat 
nur Raum für etwa 40—50 Kranke, die allerdings dort glänzend 
aufgehoben sind. Es werden immer nur einige wenige Krankheiten 
zur gleichen Zeit studiert und nur solche Fälle aufgenommen. 
Augenblicklich beschäftigt sich das Hospital, dessen Leiter der 
überaus tüchtige und liebenswürdige Dr. Cole ist, mit dem Studium 
des Gelenkrheumatismus, der Nephritis, der Bronchopneumonie, der 
Herzkrankheiten und der Windpocken. 
Die Abteilungsleiter haben eine durchaus selbständige Stel- 
lung, ebenso auch alle dort arbeitenden Ärzte. Sie sind alle full- 


time men, d. h. dürfen keine Privatpraxis treiben. Die Gehälter 


sind im Vergleich mit den Einnahmen der praktizierenden Ärzte 
bescheiden, aber ausreichend. Auch an den übrigen Universitäten 
sind jetzt großenteils fulltime professorships eingerichtet, über deren 
Vor- und Nachteile die Diskussion noch nicht abgeschlossen ist. 
Manche ausgezeichnete und gerade praktisch erfolgreiche Arzte 
sträuben sich begreiflicherweise gegen die Annahme einer solchen 
Stellung mit beengenden Bedingungen. Andererseits betonen die 
Anhänger dieses Systems, daß die durch den Fortfall jeder Privat- 
praxis freiwerdende Zeit und Arbeitskraft der Lehr- und Forschungs- 
tätigkeit zugute kommt. Ich selbst habe den Eindruck, daß der 
akademische Lehrer und Kliniker die Anregungen der Privatpraxis 
nicht entbehren sollte, zumal dieselbe ja nur einen kleinen Teil 
seiner Zeit in Anspruch zu nehmen braucht. 

Das kollegiale Verhältnis im Rockefeller-Institut ist unter der 
Leitung von Simon Flexner ein mustergiltiges. Der gemeinsame 
Lunch und die jeden Freitag stattfindenden Sitzungen, deren Teil- 


nahme obligatorisch ist, sorgen für einen ständigen Gedanken- 


austausch. 


Die reichen Hilfsmittel des Institutes ermöglichen es, jede 
wissenschaftliche Aufgabe in der großzügigsten Weise in Angriff zu 
nehmen. Für die Untersuchung des Einflusses der Sauerstoffatmung 
auf Blutgase, insbesondere bei Anoxämie, ist eine Kammer gebaut 
worden, in der der Patient jedes beliebige Sauerstofigemisch atmen 
kann. In der Herzabteilung, die von Dr. Alfred Cohn geleitet 
wird, befinden sich drei Elektrokardiographen, die die gleichzeitige 
Registrierung in drei Ableitungen ermöglichen, wobei auch der 
Einfluß verschiedener Körperleiden untersucht und festgestellt wurde, 


daß bei Herzbeutelverwachsungen die normalerweise aultretenden 
Lageveränderungen vermißt werden. 


Eine Neuerung ist der gleichfalls von Dr. Cohn eingerichtete 
constant temperature room, ein dauernd auf 38° gehaltenes Labo- 
ratorium. In diesem Zimmer hat Cohn embryonale Herzen aus 
den ersten Lebenstagen zerschnitten, die Stücke in Plasma übertragen 
und unter dem Mikroskop ihre Schlagfiolge beobachtet. Dabei 
stellte sich heraus, daß schon in den ersten Tagen der embryo- 


waren, mikroskopisch zu untersuchen. 


. Grund .der experimentellen Befunde darauf setzen konnte. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


31. August 
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nalen Entwicklung, wenn noch gar keine, Nervenfasern in das Herz 
eingewachsen sind, die Muskelzellen des Sinus den Rhythmus an- 
geben, daß also schon in dieser Zeit ein „pace-maker“ vorhanden 
ist, dessen Tätigkeit sich die anderen Herzmuskelfasern unterordnen. 
Diese wichtige Feststellung war nur möglich bei Vermeidung jeder 
auch nur vorübergehenden Abkühlung — daher die Notwendigkeit 
dieses Wärmeraumes. — | | 

Die chemische Abteilung untersteht der Leitung von Dr. van 
Slyke, der sich im wesentlichen mit Blutanalysen beschäftigt, für 
die er einen neuen, größeren Apparat angegeben hat, der genauer 
und bequemer arbeitet als der bisherige kleinere. 

Die Untersuchungen über Gelenkrheumatismus werden von 
Dr. Swift und Dr. Miller ausgeführt. Es ist mir aufgefallen, daß 
diese Krankheit in New York sehr viel verbreiteter ist als bei uns. 
Trotz angestrengtester Bemühungen ist es auch drüben nicht ge- 
lungen, den Erreger dieses Leidens zu finden. Jedenfalls vertreten 
die maßgebenden Arzte, neben den genannten auch Dr. Emanuel 
Libman, die auch von mir ausgesprochene Ansicht, daß der Ge- 
lenkrheumatismus eine spezifische Infektionskrankheit mit bisher 
unbekanntem Erreger ist, charakterisiert durch die Aschoffschen 
Knötchen, bei denen die Streptokokken sehr häufig als Misch- 
infektionserreger hinzutreten. Ich habe Gelegenheit gehabt, eine 
Reihe von Aschoffschen Knötchen in der Haut, die vital exzidiert 


Sie ähneln durchaus den 
Herzknötchen. 


Die Verfolgung der Leukozytenkurve. bei diesen Fällen ergibt 
eine Leukozytose, die in den Fällen, die späterhin rezidivieren, 
oder chronisch werden, auch nach der Entfieberung bestehen bleibt. 

Die Untersuchungen über Lungenentzündungen haben einen 
gewissen Abschluß gefunden. Das Pneumokokkenserum scheint 
auch. drüben nicht die Hoffnungen erfüllt zu haben, die man auf 
Die 
Differenzierung der vier Typen hat sich in der Praxis allgemein 
eingebürgert. Ich sah konsultativ einen Fall von Pneumokokken- 
meningitis, Typ IV (Pneumococcus mucosus), leider erst kurz vor 


dem Tode, so daß die intraventale Behandlung mit Optochin nichts 


mehr nutzte. Ich glaube nicht, daß die Unterscheidung der Typen 
einen großen praktischen Zweck hat. Wichtiger scheint mir die 
möglichst frühzeitige Anwendung der Chemotherapie schon am 
ersten Krankheitstage zu sein, da sie nach erfolgter Hepatisation 
auch nach den dortigen Erfahrungen wenig Nutzen mehr bringt. 

Was die einzelnen Pneumokokkentypen voneinander unter- 
scheidet, ist nicht ihr Eiweiß, sondern ein Kohlehydrat, das im 
chemischen Laboratorium isoliert werden konnte. Dieses Kohlehydrat 
hat an sich gar keine antigenen Eigenschaften, bedingt aber beim 
Zusatz von Eiweiß die spezifische Präzipitation und Agglutination, 
durch welche sich die Typen voneinander unterscheiden. 

Dr. Hideyo Noguchi war gerade von Brasilien zurück- 
gekehrt, wo er das Gelbfieber untersucht hatte. Er zeigte mir 
lebende Kulturen von Gelbfieberspirochäten neben solchen von 
Spirochäten der Weilschen Krankheit, die deutlich verschieden 
sind. Bei Versuchstieren kann man mit ihnen gleichfalls eine akute 
gelbe Leberatrophie erzeugen. Alle bakteriologischen Laboratorien 
sind mit großen Brutzimmern ausgestattet, in denen natürlich ganz 
andere Mengen von Kulturen gezüchtet werden können, als in 
unseren bescheidenen Brutschränken, besonders interessant war mein 
Besuch bei Olitzki, dem die Züchtung des Grippeerregers und die 
Übertragung auf Kaninchen gelungen ist. Es handelt sich um das 
gleiche filtrierbare Virus, das ich zuerst 1918 aus Filtraten von 
Grippesputum und Lungensaft gewonnen und erfolgreich auf eine 
Reihe von Versuchspersonen, mich eingeschlossen, übertragen habe. 
Die Anreicherung in der ersten Kultur war mir gleichfalls ge- 
lungen, nicht dagegen die Weiterzüchtung. Diese war nur möglic 
unter den streng anaeroben Versuchsbedingungen, wie sie im Rocke- 
feller-Institut ausgearbeitet worden sind. Die Methode besteht In 
der Einleitung von Wasserstoff in den Kulturbehälter, .der in einem 
besonderen sehr ingeniösen keinen Apparat auf elektrischem Wege 
mit dem Sauerstoff der Luft zu Wasser kondensiert wird. Ein bel- 
gelegtes Methylenblauröhrchen gibt durch. seine Entlärbung einen 
dauernden Indikator für die völlige Sauerstofffreiheit des Behälters 
ab. Unter diesen Bedingungen läßt sich das Grippevirus auch auf 
festen Blutnährböden als zarter Rasen zum Wachstum bringen. 
Kaninchen entwickeln nach der Impfung charakteristische mikro- 
skopische Knötchen im Lüngengewebe. | 

Die serologische Abteilung untersteht Landsteiner, der über 
Hämolysine und deren Vererbung, sowie über Denaturierung VON 


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- Eiweiß durch Einführung bekannter organischer Substänzen als 
 Seitenketten gearbeitet hat. > E E L 


In der biologischen Abteilung macht Uhlenhuth weitere Ver- 
suche über den Einfluß innersekretorischer Substanzen auf die Organ- 


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"entwicklung von Amphibien, während Carrel seine Gewebskulturen 


fortsetzt und durch neue Methoden verfeinert hat. 


In der chemo-therapeutischen Abteilung ist Jacoby die Dar- 


i stellung eines Salvarsanderivates mit ausgesprochener Wirkung auf 


‚die ‚Neurosyphilis „gelungen, und die ersten klinischen Versuche 


“mit diesem sogenannten Tryparsamid lauten günstig. Levene setzt 
' seine Arbeiten über alkylierte Zucker fort. u. 


Das wissenschaftliche Arbeiten im: Rockefeller-Institut wird 


. wesentlich erleichtert durch das: .Bereitstehen aller Hilfsmittel und 
Hilfskräfte. Eine besondere Abteilung ‘ist der. Reproduktion ge- 
widmet, und ein ausgezeichneter Mikrophotograph ist voll beschäf- 
tigt mit der Anfertigung von Diapositiven. ww | 


Die übrigen Krankenhäuser dienen mehr praktischen Zwecken, 


aber auch in ihnen wird rege wissenschaftlich gearbeitet. Zugleich . 


werden sie auch fast alle dem Unterricht nutzbar gemacht. ` 
Zwischen den amerikanischen Krankenhäusern und den unseren 


je: besteht ein großer Unterschied insofern, als die Zahl der behandelnden 
Ärzte eine sehr viel größere ist als bei uns. Es fällt dadurch die 


Kluft fort, welche bei uns zwischen den: Krankenhausärzten und 


den Praktikern besteht, weil drüben jeder tüchtige und 'strebsame . 
Praktiker die Möglichkeit hat, eine- Anzahl von Betten in einem 
.Krankenhause zu bekommen, und zwar so viele, wie er wirklich | 


versorgen kann. Mehr als 20 bis 30 Betten. kann ein einzelner 


- kaum mit der genügenden Gründlichkeit versorgen. Bei uns ist 


es so, daß ein Jahrzehnte lang gut ausgebildeter Arzt, sei er Inter- 


nist, Chirurg oder Frauenarzt, entweder das Glück hat, eine große 
: Krankenabteilung von einigen Hunderten von Betten als dirigierender 
‚ Arzt zu bekommen, die er- niemals auch nur einigermaßen ‚selber. 
. versorgen kann, sondern weitgehend auf seine Assistenten ange-. 
“wiesen ist, oder das Unglück hat, keine solche Stelle zu haben und 
< damit jeden Konnex mit der Klinik und die Möglichkeit zum klini- 
sehen und wissenschaftlichen, Arbeiten verliert. Es scheint mir ein 
‚Vorzug zu sein, wenn gut ‚ausgebildete und wissenschaftlich tüch- . 
. tige Ärzte die Möglichkeit haben, ohne Entgelt in den Kranken- 


häusern zu arbeiten und wenn auch nur einige wenige Betten zu’ 


bekommen, was der Oberleitung durch den dirigierenden Arzt keinen . 
Bi: Das Wesentliche dabei ist, daß über- . 
haupt der Konnex mit dem Krankenhause gewahrt bleibt, wobei 
‚ der gegenseitige Gedanken- und Erfahrungsaustausch und das Mit- 


Abbruch zu tun braucht. 


ansehen auch anderer interessanter Fälle, Operationen und Obduk- 


“tionen, von größter Bedeutung ist. Auch die Anleitung der jungen 
Assistenten und Praktikanten würde dadurch etwas mehr verteilt. 


Ich habe im Mount Sinai Hospital viele Visiten mitgemacht, 


. die außerordentlich lehrreich waren. Die jüngeren Herren, die die 
‚Fälle bearbeitet hatten, Ä 
kurzes Exposé über die gesamte einschlägige neuere Literatur, woran 
‚Sich. die Untersuchung und Besprechung durch den behandelnden 
"Arzt und eine Diskussion unter Teilnahme’ der ‘übrigen Besucher 


stellten sie vor und gaben zugleich ein 


anknüpfte. Die Zahl der Ärzte, die ernsthaft wissenschaftlich 
arbeiten, ist eine sehr große, und der Vorsprung, den wir früher 


gehabt haben, ist erheblich aufgeholt worden. u 
Die Tageseinteilung. der wissenschaftlich arbeitenden Ärzte ist 


` gewöhnlich so, daß sie den Vormittag ihrer Privatpraxis und den 


erh der Tätigkeit im Krankenhause und Laboratorium 
widmen. | u INE. Ä 


Es entspricht der‘ amerikanischen Geistesart, sich: möglichst 


= weitgehend zu spezialisieren, um durch Konzentration auf’ ein be-. 
 ‚sehränktes Glied Höchstleistungen zu erzielen. : 
manchen Fällen seine Vorteile, Auf dem mir: nächst liegenden Ge- 


Das hat gewiß in 


biete jedoch, dem der inneren Medizin, und namentlich der Dia- 


| gnostik, scheint es mir einige Gefahren zu bergen. Ich habe über 


leses Thema mich drüben vielfach ausgesprochen, unter anderem 
t mit dem Leiter eines großen neu einzurichtenden Kranken- 
ch Dieser erklärte mir, er. wolle nur Spezialisten anstellen, 
oiche für Lunge, für Herz, für Magen, für Leber, Gallenwege und 
uodenum, für Mastdarm, für Nieren usw. Ich konnte ihm meine 
edenken nicht verhehlen und ‚erläuterte ihm an einigen Beispielen 


Ries eigenen Erfahrungen von Fehldiagnösen, die ich drüben in- 
= einer zu einseitigen Betrachtung gesehen habe. 
gument, die übertriebene Spezialisierung ad absurdum zu Jühren, 


Als, bestes 
erwies sich mir die Geschichte von einem jungen Arzt, der nach 
enem Examen gefragt wird, welche Spezialität er aufzu- 


l 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK Nr.35.. 


. bei der Prüfung 


nehmen gedenkt und: antwortet, Krankheiten des. Nasenloches. Hier- 
auf erfolgt die . weitere ‚Frage: sehr gut, ‚aber welches. Nasenloch ? 
| Die Untersuchung der: Kranken geschieht außerordentlich 
gründlich nach einem gewissen Schema. Es werden genaue chemische 
_Blutanalysen, röntgenologische, elektrokardiographische und andere 
Untersuchungen in den verschiedenen Abteilungen der verschiedenen 
Ärzte gemacht und die reports dem Krankenblatt eingefügt. Was 
zuweilen zu wünschen. übrig :ließ, war die Synthese dieser ver- 


schiedenen reports zu einer Diagnose , © 00o 
‚Ich erwähnte.schon oben die Häufigkeit des Gelenkrheuma- 
tismus,. ‘ Dem entspricht auch ‘die große Zahl ‘von Herzklappen- 
‚fehlern und Endokarditiden jeder Art, zum Teil mit ungewöhnlichem 
Verlauf. Dr., Emanuel- Libman, der sich meiner ebenso wie 
Dr. S. J. Held, .R. Cole, M.. Cohn; M. Fislberg, Danziger, 
Stadtmueller, G. Baehr, Evan Evans, Garbot — um nur 
einige wenige zu nennen — in der freundschaftlichsten: Weise an- 
genommen hat, verdanke ich den Einblick in ein überaus großes 
Material. -© 00 ee FA i 
Schwierigkeiten bestehen in der Ausführung von Obduktionen, 
die -meist von den. Angehörigen nicht erlaubt werden. Führende 
Kliniker haben früher oft selbst manche :Obduktion:.heimlich bei 
Nacht und Nebel vom Rektum aus ausführen müssen. Glücklicher- 


weise nimmt ‚aber jetzt die Häufigkeit der Obduktionen zu, die ja 


für jede klinische Arbeit unerläßlich. sind. Im Mount Sinai Hospital 
besteht die nachahmenswerte Gepflogenheit, wöchentlich einmal alle 
interessanten Obduktionen zu demonstrieren unter Voranfügung der 


Krankengeschichte.. An diesen von G. Baehr geleiteten Demon- . 


strationen nehmen, alle Ärzte teil, und die klinischen und patho- 


‚logischen Befunde werden allerseits diskutiert. In anderen Kranken- 
 häusern dagegen, z.B. bei Mac Callum und Jones Hopkins 


Hospital in Baltimore beschränken sich die Demonstrationen auf 


den’ engeren Kreis. der Pathologen. ` g 


-~ Eine große Zahl von Enzephalitisfällen sah ich im Monte 
'Fiore-Hospital (Dr. Danziger). Bei den meisten von ihnen konnten 
fung der vestikularen Bahnen mittels der Baranyschen 

Methoden Störungen nachgewiesen werden. |- 

Auffällig selten ist die Tuberkulose. Nur in dem Monte 
Fiore-Krankenhause sah ich auf der Abteilung von Dr. M. Fish- 
berg, dessen. ausgezeichnetes Buch gerade in 'neuer Auflage er- 
scheint, eine größere Zahl von schweren Fällen, und hatte auch 
Gelegenheit zur Demonstration meiner Pneumothoraxtechnik. 

Die besten Einrichtungen zu Stoffwechseluntersuchungen hat 
das Bellevue Hospital. Hier arbeitet vor allem Dubois mit dem 
Benedietschen Apparat. In den gegenüberliegenden Laboratorien 
der Cornell - Uùiversity werden weitere Vereinfachungen der 
chemischen Blutuntersuchung ausgearbeitet. a / 


Es würde zu weit führen, wenn ich noch die übrigen Kranken- 


häuser, die ich besucht habe, auch nur andeutungsweise besprechen 


wollte. - Ein besonders interessantes, größtenteils aus dem Ghetto 
stammendes Krankenmaterial hat das Beth Israel-Hospital. 
Dagegen möchte. ich noch ein Wort sagen über eines der besten 


. Krankenhäuser der, Welt, das berühmte Jones Hopkins Hospital in 


Baltimore. Durch die große Freundlichkeit von Dr..Barker, Long- 
cope, Mc. Callum u.a. hatte ich Gelegenheit, alle Abteilungen 
zu sehen und einen nachhaltigen Eindruck von der .mustergültigen 
Organisation zu erhalten, sowie von der wissenschaftlichen Arbeit, 
die hier in den Kliniken und in den Laboratorien geleistet wird. 

. Auch die Krankenhäuser in Philadelphia, wo ich ‚auf Ein- 
ladung von. Dr. Riesman, Professor für ‘innere Menizin, an der 
Pennsylvania-Universität einen Vortrag hielt, stehen auf der gleichen 
Höhe. Hier verbrachte ich auch einen Abend mit Dr. Best, dem 


'Mitentdecker des Insulins, aus Toronto. 


‚Der klinische Unterricht ist in Amerika mehr nach eng- 


 lischem Muster eingerichtet, .als nach deutschem. Ich hatte Ge- 


legenheit, mich bei den Vorlesungen, die ich vor Studenten hielt, 


wie auch durch Rücksprache mit einem der Leiter des Unterrichts- 


wesens in New York, Herrn. Dr. Emerson, einem Neffen des Dichters 
sowie. späterhin im Gesundheitsministerium in London bei Sir 


George Newman ausführlich zu unterrichten, soweit ich nicht 


durch meine eigene Teilnahme an Kursen und Vorlesungen mir 
schon ein Urteil gebildet hatte. Der wesentliche Unterschied liegt 


in der stärkeren Betonung der praktischen Ausbildung am Kranken- 
bett. Durch die Verteilung der Studenten auf so viele Kranken- 


häuser und Dozenten kann der einzelne Dozent sich seiner Schüler 
viel intensiver annehmen, zumal. sie nicht nach jeder Stunde von 


einer Vorlesung in die andere eilen müssen, sondern eine Zeitlang. 


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| (Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit gen 


‚soviel Geburten als während der Tagesstunden. 


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1232 


wir 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.35. | 
auf einem Krankensaal arbeiten und Muße haben, sich mit den ihnen 


anvertrauten Fällen intensiver zu beschäftigen. Die Art der Aus- 
bildung, die unsere Studenten nur freiwillig in den Ferien beim 
Famulieren bekommen, bildet hier somit den wichtigsten Teil der 
klinischen Ausbildung. Doch werden auch die zusammenhängenden 
klinischen Vorlesungen nach deutschem Muster nicht vernachlässigt. 
Es ist ein Verdienst von Abraham Flexner, das Unterrichtswesen 
aller Länder zu studieren und zu versuchen, von jedem das Beste 
herauszunehmen und daraus einen Lehrplan zu konstruieren, der 
allen Anforderungen möglichst gerecht wird. | 


Es liegt nicht im Rahmen meiner Aufgabe, Ihnen über die 


 . außermedizinischen Aufgaben und Eindrücke meiner Reise zu be- 


richten, obwohl sie sicherlich den bei weitem interessanteren Teil 
darstellen, ebensowenig über meinen Aufenthalt in England und 
Holland. lch kann nur so viel sagen, daß der Empfang, den ich 
in den Vereinigten Staaten nicht nur bei den Kollegen, sondern 
auch bei allen Behörden bis hinauf zum Präsidenten und in der 


Gesellschaft gefunden habe, alle Erwartungen übertroffen hat. Ich 


habe Amerika verlassen mit einem Gefühl der Bewunderung für die 
ernsthafte Arbeit, die dort geleistet wird, und der Dankbarkeit für 
so viel Liebenswürdigkeit und zum Teil aufrichtige Freundschaft. 
Es wäre sehr zu wünschen, daß gerade die deutschen Mediziner als 
berufliche Vertreter einer kulturellen und humanitären Propaganda 
sich mehr mit dem Studium fremder Sprachen beschäftigen und 
durch Auslandsreisen nicht nur ihren eigenen Gesichtskreis er- 


weitern, sondern auch zugleich im bescheidenen Maße für ihr Vater- 
land etwas Gutes leisten würden. 


i 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


- angabe gestattet.) 


Berlin: Der Reichstagsausschuß für dio besetzten Ge- 
biete hat beschlossen, daß die Kosten in Krankheitsfällen der Aus- 


gewiesenen und ihrer Angehörigen voll vergütet werden sollen, gleichgültig, 


ob sie mit der Ausweisung zusammenhängen oder nicht. Auch sollen die 


Ausgewiesenen bei ihrer Rückkehr so in die Rechte der Sozialversicherung 
eintreten, als ob eine Unterbrechung - 
gefunden hätte, 


Die Prüfungsordnung für Ärzte vom 5. Juli 1924 ist in Karl 
Heymanns Verlag, Berlin, erschienen. Preis 0,50 RtM. Der § 24 setzt 
eine medizinische Studienzeit an Universitäten des Deutschen Reiches von 
mindestens 10 Halbjahren fest, davon mindestens 6 Halbjahre nach voll- 
ständig bestandener Vorprüfung. Die Prüfung umfaßt 1. Pathologische 


Anatomie und allgemeine Pathologie, 2. Topographische Anatomie, 3. Patho- 


logische Physiologie, 4. Pharmakologie, 5. Innere Medizin, 6. Chirurgie, 
7. Geburtshilfe und Frauenheilkunde, 8. Augenheilkunde, 9. Ohren-, Hals- 
und Nasenkrankheiten, 10. Kinderbeilkunde, 11. Haut- und Geschlechts- 
krankheiten, 12. Irrenheilkunde, 13. Hygiene, 14. Gerichtliche Medizin. 
Die Prüfung in der topographischen Anatomie wird vor den Fach- 


vertretern und einem Vertreter der inneren, chirurgischen oder Frauenklinik 


abgelegt. Bei der Prüfung in der pathologischen Physiologie ist vor 
2 Prüfern, darunter einem Vertreter der inneren Medizin, die Vertrautheit 
mit den wichtigsten physiologischen Grundlagen der klinischen Erscheinungen 
nachzuweisen. Bei der Prüfung in der gerichtlichen Medizin hat der Kandidat 
nachzuweisen, daß er über die für einen praktischen Arzt wichtigen Lehren 
der gerichtlichen Medizin sowie der Versicherungsmedizin, ferner über die 


Grundregeln der Gutachtenerstattung, endlich auch über die Re 
Pflichten des Arztes unterrichtet ist. 


Untersuchungen über die Stunde der Geburt hat Dr. Boije (Helsing- 


fors) auf der geburtshilflichen Abteilung angestellt. Die Berechnungen er- 


gaben, daß die Zahl der Geburten zwischen 6 Uhr morgens und 6 Uhr 
abends fast genau so groß ist als die Zahl in den übrigen 12 Stunden. 


Die vielfach verbreitete Ansicht, daß mehr Kinder während der Nacht 


geboren werden als bei Tage, besteht nach dieser Berechnung also nicht 
zu Recht. 


Anders steht es mit der statistischen Feststellung über die 
Stunde, in welcher die Wehen sich zuerst bemerkbar machen. 


Hier haben 
sich merkwürdigerweise viel größere Unterschiede ergeben als bei der 
Berechnung über die Beendigung der Geburt. Wenn die 24 Tagesstunden 
in 8 dreistündige Zwischenräume geteilt wurden, so fand sich, daß nur in 
6,50/ der gesamten Fälle die Wehentätigkeit zwischen 12 Uhr mittags und 
3 Uhr nachmittags einsetzte. Von 3 Uhr nachmittags an war ein ununter- 
brochener Aufstieg für jede Dreistundenfrist bis herauf zu einem Höhepunkt 
in dem Zeitabsehnitt zwischen 12 Uhr mitternachts und 3 Uhr in der 
Frühe. In diesen Stunden nach Mitternacht setzte in 19,60), aller Fälle 
die Wehentätigkeit ein. Im Verlauf der 12 Nachtstunden begannen zweimal 

Die Folge davon war, daß 
sehr viel mehr Gebärende die geburtshilliiche Abteilung bei Nacht auf- 
suchten als des Tages. — Es scheint nach dieser Zusammenstellung, daß, 


Druck von L. Schumacher in Berlin N 4. 


trotzdem die Geburten ebenso häufig bei Tage als bei Nacht beendet werden, 


Ärzte und Hebammen mehr Aussicht haben, während der Nachtstunden ge- 
` rufen zu werden, als bei Tage. 


med. Wochensehr. mitteilt, die Ärztekammer Böhmens beschlossen. 
abhängig ist, steht der Ärztekammer zu, die auch in ihrer Vollversammlung 
‚alljährlich die Spezialgebiete bestimmt, für welche der Facharzttitel erteilt 
‘wird. Die unberechtigte Benutzung des Titels wird behördlich verfolgt, 
nicht nur berechtigt, sondern ebenfalls verpflichtet, ein höheres Honorar 


als der praktische Arzt zu fordern. Eine Unterbrechung der fachärztlichen 
| Tätigkeit durch länger als 5 Jabre hindurch bringt das Recht, den Facharzt- 


. größere Wichtigkeit hatten. 


Personen und Kindern im Anschluß an längere Reisen, fehlende Nachtruhe, 


‚der Hilfesuchenden aus, was nicht verwunderlich ist nach der Feststellung, 


‚behandelt. Ä 
3 Aborte und 1 Frühgeburt im 6. Monat. 2 Todesfälle haben sich ereignet, 


anar Quellen- 

nationales Komitee aus führenden Radiologen der ganzen Welt sich bilden 
und der Kongreß dazu dienen wird, eine dauernde Zusammenarbeit in der 
in jedem Lande Organisationskomitees zu bilden; die dem Zentralkomitee 


| an: The Secretary, International Congress of Radiology, e/ 
ihrer Mitgliedschaft nicht statt- | 


chte und } 


31. August 


Ein Regulativ bezüglich des Fachärztetitels hat, wie die Wiener | 


Die Zuerkennung des Titels, die vom Nachweis einer besonderen Qualifikation 
Der Facharzt ist verpflichtet, seine Tätigkeit: auf sein Fach zu beschränken, 


titel zu führen, zum Erlöschen. Ebenso wirkt die Ausübung allgemeiner Praxis, 


Über die Inanspruchnahme der Sanitätswachen auf der Ausstellung 
in Wembley berichtet „The Lancet“. Danach haben seit der Eröffnung 
der Ausstellung über 11000 Fälle Hilfe gebraucht, von denen einige 300 

Abgesehen. von den 87 an einem Tage auf- 
getretenen Fällen von Nahrungsmittelvergiftung waren darunter 12 Knochen- 
brüche, 5 Verrenkungen, 5 perforierte Duodenalgeschwüre, 4 Fälle von 
Appendizitis. Einige Verwundungen durch die wilden Tiere der Menagerie 
wurden beobachtet. Erschöpfungszustände waren ziemlich häufig bei älteren 


unzweckmäßige und unregelmäßige Ernährung. Gegen Kopfschmerzen wurde 
sehr häufig Aspirin verlangt. Akute Indigestionen machen einen Hauptteil 


daß an einem Tage in der Ausstellung mehr als 84000 Portionen Eis 
verkauft wurden, Dagegen wurde kein Fall von akuter Alkoholvergiftung. 
4 Fälle geburtshilflicher Art kamen in die Sanitätswachen, 


beide bei Angestellten, einer durch Unfall und einer durch Herzschlag, 


Ein internationaler Kongreß der Radiologie soll im Sommer 1925 
in London stattfinden. . Der Kongreß soll am 30. Juni beginnen.: An 
4 Tagen sollen je 2 Sitzungen abgehalten werden, im Anschluß daran 
Besichtigungen von Provinzialinstituten. Es wird erwartet, daß ein inter- 


Radiologie und verwandten Gegenständen herbeizuführen. Es wird gebeten, 


Anregungen und Vorschläge für die Programme machen sollen. . Mitteilungen 
Institute of Radiology, 32 Welbeck Street, London, W.1 


Nachdem im Jahre 1922 die frühere „Vierteljahresschrift für öffent- 
liche Gesundheitspflege*, zuletzt „Öffentliche (Gesundheitspflege mit be- 
sonderer Berücksichtigung der kommunalen und sozialen Hygiene“ genannte’ 
Zeitschrift gezwungen war, ihr Erscheinen einzustellen, hat der Deutsche 
Verein für öffentliche Gesundheitspflege im Mai des Jahres beschlossen, 


o The British 


sobald als möglich eine eigene Zeitschrift herauszugeben, Eine solche er- 


scheint jetzt unter dem Namen „Deutsche Zeitschriftfür öffentliche 
Gesundheitspflege“ als Organ des Vereins. Es sind 6 Doppelhefte 
jährlich vorgesehen. Der Bezug wird durch persönliche oder körperschaft- 
liche Zugehörigkeit zu dem Verein "bedingt. Anmeldungen an den Heraus- . 
geber Prof. v. Drigalski (Halle a. S.), Städtisches Gesundheitsamt. Einzel- 
hefte und fortlaufender Bezug seitens Nichtmitglieder durch den Verlag 
Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien. Das erste vorliegende Doppelheft 
enthält den Bericht‘ über die in Hamburg stattgefundene 45. Jahresversamm- - 
lung des Vereins, daraus seien besonders hervorgehoben die Originalreferate: 
Welches sind heute die dringlichsten Aufgaben auf dem Ge- 
biete der Kommunalhygiene? von Stadtrat Dr. Schlosser, und 


Die gesetzliche Regelung der Bekämpfung der Geschlechts- 
krankheiten, von Prof. Jadassohn. | 


Von der im Verlage Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien 
erschienenen „Klinischen Laboratoriumstechnik“, herausgegeben 
von Th. Brugsch (Berlin) und A. Schittenhelm (Kiel) ist soeben der 
zweite Band herausgekommen. Das Werk stellt die zweite, voll- 
ständig neu bearbeitete Auflage der von den gleichen herausgegebenen 
„Technik der Speziellen klinischen Untersuchungsmethoden“ dar. Der 
174 Textabbildungen und 1farbige Tafel enthaltende Band behandelt folgende 
Kapitel: Spezielle chemische Untersuchungsmethoden, bearbeitet von C.Brahm 
(Berlin); Fermente, Abderhaldensche Reaktion, Blutgerinnung nach 
Fr. Meyer-Betz(f), neu bearbeitet von E. Wöhlisch (Kiel); Experimentelle 
Methodik, bearbeitet von W. Frey und H. Löhr (Kiel); Untersuchung des 
vegetativen Nervensystems, bearbeitet von W. Frey (Kiel); Experimentelle 
Untersuchungsmethodik der Proteinkörperwirkung — Biologische Gasanalyse— 


Blutmengenbestimmung durch Farbstoffe, letztere drei bearbeitet von 


H. Löhr (Kiel); Technik der medizinisch-wichtigsten physikochemischen 
Untersuchungsmethoden, bearbeitet von H. Schade (Kiel). 


Hochschulnachrichten. Gießen: Der Privatdozent für Geburts- 
hilfe und Gynäkologie Adolf Seitz zum außerplanmäßigen ao. Professor 
ernannt. — Heidelberg: Der emer. Ordinarius der Chirurgie, Geh. Rat 
Albert Narath, 60 Jahre alt, gestorben. — Leipzig: Der o. Prof. Hor- 


mann Fühner als Nachfolger von Geh. Rat Leo zum Ordinarius der 
Pharmakologie in Bonn ernannt.- | | | 


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ih Das‘ überhebt ‘nicht von der - Verpflichtung eingehendster, 
TH a Sputumuntersuchung auf ‚säurefeste on 
Br ‚ Yäufiger als durch eine ‚tuberkulöse Komplikation fand bei 
3 | a arg maria der auffallend in die Länge gezogene ` 
w. -— erau der Influenzapneumonie durch die Entwicklung eines Lungen- 
5 nn ee seine Erklärung, t i j a 
o. p, Ver lemperaturverlauf gestattet in solchen Fällen keinen ! 
i e aa über den vorliegenden K rankhi proes. da das .| 
lieber beim ‚Abszeß oft sich nicht anders verhält als bei einer 
p Pneumonie mit protrahiertem Verlauf. | a 
ir: ~- Nach kritischem. oder lytischem -Abfall zur richtigen Zeit kann 
| 6 nach kurzem fieberfreiem ‘Intervall plötzlich mit Schüttelfrost oder 
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gt. - Konvaleszenz in Form. eaer iebersackon oder Peberparo don auf- 
se Ria ‚Manchmal, besonders bei größeren inzchmelzunssherden hat 
ne Ka a onen oder intermittierenden Charakter. In seltenen Fällen, 
m f Ganz Hebel Gnronischen. Eiterungen, kann der Verlauf fast oder 
d E A Auch der physikalische Befund der Lungenabszesse ist in 
r i = Regel wenig charakteristisch. Im Beginne der Abszeßbildung 
Ir Abseleiten  oneinungen. der Infiltration, beim un F | 
"E ers Kayernensymptome zu erwarten. -Tatsächlich bietet die 
er | ehzahl nùr atypisch ne Erscheinungen. © ` > > 
Wi Höhlen avernensymptome werden meist vermißt. Die klassischen 
pee Höhlen Prome gelten vorwiegend, ja fast ausschließlich für -die 
# und Tafel appens, ch nn Lage klaffend: erhalten warden 
-orf Smd. Die Höhlen des Unterlappens stellen nur selten 
a erben paa riue dar. Weil die Rippen und N achbarorgane nach- 
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5 MACHE, h der’ Beschaffenheit des umgebenden . Ge 
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"i . haltene ) in der Berliner ‚medizinischen sek ge- 
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a a aa ` ` geleitet von 


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Nr.36(080) 


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.. Wochenschrift für praktische Arzte 7 
er | - Organ der Berliner Medizinischen Gesellschaft Reton o. af 
sor Dr. Kurt Brandenburg, Berlin *' Urban & Schwarzenberg, ‚Berlin, ‚Friedridi 
U Der Veriag behale ch dan ausschließliche echt der Verifligung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift sum Bracheinen glangenden Org 


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` Berlin, Prag u:Wien, 7. September 1924 


Verlag von 


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5 (Chefarzt: Prof. Dr.H. Dorendorf). `- i 
. Influenza und Lungenabszeß‘). © -~ 


i i | Ze Ir Von H. Dorendort. | o aa 
. Wie die. Entwicklung und der Ablauf der Influenzapneumonien, 


“ist auch ihr Ausgang vielgestaltig. In die Länge gezogene 


Lösungen, Wanderpneumonien, Komplikationen und Rückfälle . sind 
an der. Tagesordnung. Br P 0, 
. ‚Entwickeln: sich chronische Pneumonien -in den Öberlappen 
;und- Spitzen, so können sie die größte Ähnlichkeit mit Lungen- 


-tuberkulosen aufweisen: Die differentialdiagnostischen Schwierig- 
“keiten sind um. so größer, als manche Allgemeinerscheinungen, wie. 


langdauernde launische Temperaturen, auftretende. Macies, Nacht- 
 schweiße, Beimengungen von. Blut im Auswurf auch bei diesen 
‚Kranken. vorkommen können. Während bei der Mehrzahl alles 


. ‚restlos wieder verschwindet, bleiben bei einzelnen Fällen kleinere | 


‚.oder- größere Verdichtungen zurück, . Folgen der starken Binde- 


 ‚gewebsneubildungen bei den interstitiellen Prozessen, die röntgeno- 
logisch. der Tuberkulose zum Verwechseln ähnliche ‚Bilder geben 


können. > EA a F | 
-> Gelegentlich wird auch eine ruhende Tuberkulose: durch die 


-  ‚„Inlluenza aktiviert. - Das kommt nicht .eben häufig vor. Während 


vorgeschrittene Tuberkulose durch die Grippe meist verschlimmert 
wird —.allgemeingültige Regeln lassen sich freilich auch hier nicht 
aufstellen —, wird: der Einfluß. einer Grippepneumonie auf die 
Aktivierung latenter, initialer Lungentuberkulosen meist überschätzt. 


„200.2... Klinische 


Aus der. Inneren Abteilung des Krankenhauses Bethanien in Berlin ben sie daher gedämpften Schall mit mehr-oder weniger tympanitischem ~; 
a. En | | eiklang.: Nur wenn ‘die Höhle‘ von .starrem Gewebe umgeben ist, > 
kann sie nach ausgiebigem Abhusten luftfaltig ‚werden und dann yor- - 
übergehend typische Höhlensymptome darbieten. po D 


Vorträge. 


| Von besonderem Werte ist die Ergänzung des klinischen -Be-- 

fundes durch die Röntgenuntersuchung. Aus den. Schatten- . 
bildungen in der Lunge gewinnen wir ein Bild von dem Umfange 
der Lungenerkrankung überhaupt. Das ist wichtig für die Beur- 

teilung des ganzen Krankheitszustandes.‘ Der 'Abszeß oder. die ` 
Abszesse werden immer nur einen Teil der Verdichtungsherde bilden. 

Rundliche, in.der Mitte stärkere Schatten: in’ einem Lungenlappen 


machen die Infiltration abszeßverdächtig.  . 


> Ist die Abszeßhöhle lufihaltig, nach Entleerung des Abszeß- 
-eiters in den Bronchus, so kann sie als. helles Zentrum sich von 
der verdichteten Umgebung abheben. Ist sie mit. Sekret und Iuft. - . 
‚gefüllt, " so‘ können wir einen horizontalen, bei. Lagewechsel sich 


verschiebenden Flüssigkeitsspiegel abgrenzen. 


Tatsächlich bekommt man bei- der Röntgenuntersuchung die 
Höhle. als solche nur selten zu Gesicht, da sie eben sehr oft nicht, `- 
“oder. nicht ausreichend luftgefüllt ist. In solchen zweifelhaften Fällen ` 


ist nach Sauerbruch der Nachweis umschriebenen Druckschmerzes 


wichtiger als unklare klinische und Röntgenuntersuchungsergebnisse. 
Die Situation. ändert sich, wenn ein. bisher abgegrenzter 
Abszeß. in einen. Bronchus durchbricht. Die. plötzlich auftretende. 


Massenhaftigkeit des Auswurfs, der: 1/3 Liter und noch mehr in 


' 24 Stunden betragen ‚kann, wird auf die Diagnose hinlenken, und 


die makroskopische und mikroskopische Sputumuntersuchung den 


. Lungenabszeß in vielen Fällen einwandfrei feststellen. .-. 
= Schwierig kann die differential-diagnostische Abgrenzung von 
abgesackten. eitrigen Exsudaten und interlobären Empyemen sein, 
auch nach ihrem: Durchbruch in einen Bronchus. Sie entstehen: 
‚meist im Anschluß an kortikale: Lungenabszesse nach pneumonischen 
| Prozessen ünd kommen gerade nach Influenzapneumonie verhältnis- - 
mäßig häufig zur Beobachtung.. Auf. die einschlägigen Publikationen 
von .Treupel, Strauß, Schilling sei verwiesen. ft 


. 


Treupel, St | Es ist ‘oft 
schwierig; die interlobären Empyemherde genau .zu lokalisieren, 


' besonders dann, wenh das Exsudat nicht bis nähe an die Brustwand 


heranreicht. Unerhebliche Flüssigkeitsmengen und kleine, im Spalt 


‚ wieder abgekapselte Abszesse lassen sich klinisch überhaupt nicht 


nachweisen.. Die röntgenologische Untersuchung. kann die Auf- 


‚klärung bringen. Oft-ist aber auch das Röntgenbild unzuverlässig, 


So verhältnismäßig selten der Lungenabszeß bei der kruppösen 


‚ Pneumonie ist, so auffallend häufig ist eine vielfache oder umsrenzte 


eitrige Einschmelzung der broncho-pneumonisch oder lobär-pneu- 


monisch - erkrankten Lungenteile bei der Influenza. . Der. häufige À 


Ausgang der Influenzapneumonie in Abszeßbildung und in Gangrän 


- ist eine bereits nach der vorletzten großen Epidemie aus den Jahren - 
1889/90 dureh zahlreiche in der Literatur niedergelegte Beoh- | 


achtungen und. Statistiken erhärtete Tatsache, die durch die letzte 
Influenza-Epidemie ihre volle Bestätigung. gefunden hat. `. 


K Prognose. Nach früheren größeren Zusammenstelluneen 
schwankte die Mortalität der :Lungenabszesse und. ee 
‚ohne Berücksichtigung der Atiologie bei wein interner Behandlun 
‚zwischen 60 und 90%. 

' nach Fraenkels und Körtes. Bericht bei interner B 


So starben in Berliner Krankenhäusern 
| S.. ehandlung v 
183 Kranken 86 =64,6%.. Dem gegenüber wies die hirreicche 
Behandlung erheblich günstigere Zahlen aut. 
operierten Lungenabszesse und Gangränen war nach den vorliee 
Statistiken nur etwa halb so groß wie die, bei interner Behandlung, 


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 Tangreiche Lungenabszesse spontan zur Ausheilung kommen sehen. 


1234 


| | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. | T. Septeibet 


Daher schlußfolgert de la Camp, daß trotz vorkommender 
Spontanheilungen eine Erfolgsicherheit beim Abszeß, mehr noch bei 
der -Gangrän nur chirurgische Hilfe biete. Und Sauerbruch, 
um nur einen der kompetentesten Lungenchirurgen zu zitieren, steht 
auf dem Standpunkte, daß eitrige und brandige Entzündungen in 
der Lunge grundsätzlich früh zu operieren seien. Aber nur bei dem 
diffusen Brand und bei den Lungeneiterungen der Diabetiker hält 
er die sofortige Operation für dringend geboten. Sonst soll nach 
seinen Ausführungen der Eingriff nicht eher ausgeführt werden, als 
bis die anatomische Abgrenzung der Eiterung erfolgt sei. 

Beim Lungenabszeß soll also die. anatomische Abgrenzung 
der Eiterung abgewartet werden. In dieser Wartezeit würde sich 
nach Sauerbruch in „seltenen“ Fällen durch Aushusten des 
Abszesses eine Spontanheilung anbabnen. 


Die Mehrzahl der Ärzte stand noch vor wenigen Jahren unter 


dem Eindrucke, daß die spontane Heilung eines Lungenabszesses 


oder gar einer Lungengangrän ein recht seltenes Vorkommnis sei. 
Spontan geheilte Einzelfälle namentlich von Gangrän wurden publiziert 
oder in ärztlichen Gesellschaften vorgestellt, so von Luce, 
Kausch 1912, D. Gerhardt 1914. — Die von E. Leyden, in einem 
Vortrage „über Lungenabszeß“ im Jahre 1877 vertretene Auffassung, 
„daß die Heilung des Lungenabszesses nichts Ungewöhnliches ist“, 
schien in Vergessenheit geraten zu sein. — Die letzte Influenza- 
epidemie, die das Beobachtungsmaterial an Lungenabszessen und 
Gangrän erheblich vergrößert hat, lehrt, wie zutreffend Leydens 
Auffassung gerade für die postpneumonischen Lungenabszesse ist. 


Das beweisen die Publikationen der letzten Jahre. 


Als die Auffassung, daß die Lungengangrän durch Salvarsan 
geheilt werden könnte, auftauchte und Anhänger fand, wurde eine 
ganze Reihe von Gangränheilungen durch Groß (1916 und 1919), 
Hirsch (1920), Alsberg (1920), Weiß (1920), Molnár (1921) 
Hasenfeld u. a. publiziert, die ohne chirurgischen Eingriff erfolgten 
und von den Berichterstattern als Salvarsanerfolge gebucht wurden. 
Gegen die Auffassung, daß es sich hier um Salvarsanheilungen 
handele, trat der prakt. Arzt H. Schulze in einer kurzen Publikation 


in der Therapie der Gegenwart „Die Selbstheilung des Lungen- 
abszesses“ auf. | 


G. Klemperer unterstrich die Ausführungen Schulzes, daß 
es nicht angängig sei, bei Verwendung besonderer Heilmittel, wie 
des Salvarsans, einen günstigen Verlauf kurzerhand auf die an- 
gewandtie Therapie zu beziehen. 


Im gleichen Jahre (1920) schreibt Weiß, nachdem er für die 


Salvarsantherapie der Lungengangrän eingetreten ist, beim Lungen- 


abszeß könne man sich eher abwartend verhalten, denn gerade in 
letzter Zeit hätte man in Eppendorf mehrfach außerordentlich um- 


Ahnlich äußert sich Peemöller. Auch Hildebrand und Geulen, 
die einen großen Lungenabszeß spontan heilen sahen, ziehen die Schluß- 
folgerung, daß man auch bei ausgedehnten Eiterungen nach Grippe- 
pneumonien mit chirurgischen Eingriffen Zurückhaltung üben solle. 

Wir standen bei der Behandlung unserer Lungenabszeßfälle 
ganz auf dem Sauerbruchschen Standpunkte. Dabei sahen wir 
Spontanheilung bei der überwiegenden Mehrzahl durch Aushusten 
des Abszesses während der von Sauerbruch vorgesehenen Warte- 
zeit, die er auf 6—8Wochen nach Beginn der Eiterung bemißt, erfolgen. 

‘ Wenn man die Kranken täglich klinisch und in nicht zu 
langen Zwischenräumen auch röntgenologisch untersuchen kann, so 
"ist das Risiko der abwartenden Behandlung nicht groß. 

Der Allgemeinzustand des Kranken, sein Zirkulationsapparat, 
die Temperaturkurve, Sputummenge und -beschaffenheit verlangen 
sorgfältige tägliche Kontrolle. Gleichzeitige Abnahme der Eiter- 
sekretion und des Fiebers werden als Zeichen des Heilungsvorgangs 
zum weiteren Abwarten auffordern. Dagegen ist Zunahme der Menge 
der elastischen Fasern in alveolärer Anordnung und Auftreten von 
Lungenfetzen im Auswurf als Zeichen fortschreitenden Zerfalls des 
Lungengewebes zu buchen. — Sinken des arteriellen Druckes, 
Frequenterwerden des Pulsus werden namentlich bei putriden 
Abszessen zum chirurgischen Eingriff drängen. 

Auch die wiederholte Röntgenuntersuchung gibt wichtige pro- 
gnostische Schlüsse und kann zur Entscheidung der Frage, ob die 


abwartende Behandlung iortgesetzt oder zur operativen übergegangen 


werden muß, beitragen. 


Unsere Behandlung der in den Bronchus durchgebrochenen 
Abszesse war in der Hauptsache hygienisch roborierend. Sie bestand 


in der Anwendung derFreiluftbehandlung, in Beschränkung der Flüssig- 
keitszufuhr nach Singer und Anwendung der Quinckeschen Lage- 


rung. Expektorantien und Inhalationen kamen niemals zur Verwendung. 


Die Freiluftbehandlung wurde prinzipiell bei Tage, bei der 


Mehrzahl der Kranken auch während der Nacht auf gedecktem 


Balkon durchgeführt. Die so wichtige genügende Ausgiebigkeit der 
Atembewegungen wird durch sie am besten gefördert. 


Bei kräftigster Ernährung beschränkten wir die Flüssig- 


durchgeführt werden konnte. 


Wir bringen ein paar Kurven. Die Sputumkurven I und I 
rühren von Patienten her, die mit Influenzapneumonie ins Kranken- 
haus aufgenommen wurden, in deren Verlauf der Lungenabszeß 
unter unserer ‚Beobachtung sich entwickelte. 


die Lungengangrän 5 Tage vor der Aufnahme des Kranken ins 
Krankenhaus festgestellt. | 


Flüssigkeits- 
zufuhr und 
Urinmenge 

3000 
2900 
2800 
2700 


— Sputummengs 


Ülüssigkeits- 


keitszufuhr der Kranken. Wir verringerten die in 24 Stunden zu- 
geführte tropfbare Flüssigkeit allmählich auf 4—300 ccm, was bei 
Gewährung von 2 Trinktagen in der Woche ohne Schwierigkeit 
Die Trockendiät bewirkte nahezu bei 

allen Lungenabszeßkranken eine rasche Abnahme der Menge und 
rasche Anderung der Beschaffenheit des Auswurfs. Der üble Geruch 

| bei putriden Abszessen verschwand, das eitrige Sputum wurde in 
kurzer Zeit schleimig-eitrig, dann schleimig, um schließlich ganz zu 
versiegen. Das wurde in einzelnen Fällen in überraschend kurzer 
' Zeit (2—3 Wochen) bei gleichzeitigem Rückgange der Temperaturen 


zur Norm erreicht, woran sich in ebenso kurzer Zeit Ausheilun 
mit starker Gewichtszunahme anschloß. 


Kurve I, 


Sputum- 
menge 


Wilhelm F.: Einfacher Abszeß. 
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genkrechte Linien: Flüssigkeitezufuhr 


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- zufuhr und pt 


Vrinmenge Menge 


2000 200 
1900 190 
1800 180 
1700 170 
1600 160 
1500 130 
1400 140 
I) 130 
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100 100 
900 90 
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400 40 

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Kurt D.: Putrider Abszeß. 


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IS 4 m 4 17 IR 19 2 2 22 23 m 25 2 2 8 B X W2 4 ? ? 
Sputummenge 


— — — — Harnmenge 
senkrechte Linien: Flüssigkeitsmenge 


Derartige Beobachtungen reden eine eindringliche Sprache 
gegen die Ansicht derer, die im Salvarsan das Heilmittel der. 
Lungengangrän sehen. 


Die Quinckesche Lagerung, der bekanntlich der Gedanke zu- 
grunde liegt, die Schwerkraft durch geeignete Lage 
Expektoration nutzbar zu machen, erwies sich uns 


Nachhilfe zur Bewerkstelligung ausgiebiger Expektoration und Ver- 


rung für die 
als wertvolle 


Im II. Falle wurde 


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Karl Sch.: Gangrän 
Temperaturkurve 


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> _hütung von Sekretstagnation. Die für die Expektoration günstigste 


Lagerung muß von Fall zu Fall ausprobiert werden. Zur Erholung des 


Kranken muß sie miteiner möglichst hustenfreien Lagerung abwechseln. 


~- Die Pneumothorax-Behandlung des Lungenabszesses, die wir 

‚bei zwei länger bestehenden putriden Abszessen nicht sicher zu 
' eruierender Ätiologie, bei denen die Abszeßhöhle trotz massenhafter 

Sputummengen sich nur ungenügend entleerte, mit vollem Erfolge 
anwendeten, kam nur einmal bei einem chronischen postgrippösen 
Abszeß im linken Oberlappen zur Verwendung, Der Erfolg blieb 


„as, da der Oberlappen in weiter: Ausdehnung mit der Brustwand 


verwachsen war. Heilung durch chirurgischen Eingriff. 
Die Chirurgen verhalten sich im allgemeinen ablehnend gegen . 


D die Pneumothorax-Behandlung der Lungenabszesse trotz vorliegender ` 


guter Resultate der Kollapstherapie von Forlanini, Tzar, Lauret, 
Cantoni, Arena, Weil, Rodani, Fornaca, Denöchan, Herbert, 
D. Gerhardt, Reichmann aus Stintzings Klinik, Kohlhaas, 
Guth, Meyer-Bönecke u. a. | | | 

. Als schwerwiegendster Grund gegen die Anwendung der 
„ lungenkollapstherapie- bei der Lungenabszeßbehandlung wird die 


-mi dieser Therapie verknüpfte‘ Gefahr der Infektion der Pleura- 


3 ‚beobachtet, und zwar 99 Abszeß- bzw. Gangränfälle und 2 


| höhle angeführt. In jedem Moment könnten wir bei der Pneumo-, 
; thorax-Behandlung von einem Durchbruche des Abszesses in die 


< freie Brusthöhle überrascht werden. 


Durch diese Gefahr wird die Verwendbarkeit des künstlichen 
Prenmothorax bei; der: Behandlung der Lungenabszesse tatsächlich. 


‚ erheblich eingeschränkt. Es eignen sich nur mehr zentral, Hilus- 
nahgelegene  Abszesse für die Kollapstherapie, dagegen nicht., 


peripher, in einem Randbezirk gelegene, die zu Pleuraverwachsungen 
‚Anlaß geben und die Perforationsgefahr näherrücken. Durch lang- 
sames Vorgehen, Einlaufenlassen nur geringer Gasmengen bei jeder 
nzelfüllung, Vermeiden jeder höheren Druckanwendung, fortlaufende 
‚Röntgenkontrolle läßt sich das Risiko dieser Behandlung erheblich 
vertingern. Führt die Kollapstherapie wegen bestehender Pleura- 
verwachsungen in der Umgebung des Abszesses nicht. rasch zum 
. Ziel, was nach wenigen Gaseinfüllungen erkennbar sein wird, so 


‚MM ungesäumt der chirurgische Eingriff erfolgen. Der bestehende 


“neumothorax stört dann bei der. Operation nicht. Er hat sogar 
däs Gute, eine genaue Lokalisation der Verwachsungen, und damit 
den für den Eingriff geeignetsten Platz festzustellen und die kolla- 
erten Lungenabschnitte vor einer Aspiration zu schützen. 
| Unser Beobachtungsmaterial. Seit Januar 1919, nach- 
em ich nach dem Kriege die Krankenhausabteilung. wieder über- 
uam, haben wir 31 Lungeneiterungen nach nen 
in den 
tonchus durchgebrochene interlobäre Empyeme. | 


0 19% — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 86.. 


Lähmung des linken Fazialis, Hypoglossus und 


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[3 


E | Von 22 nicht operierten. Fällen heilten 19. 
‚Es verdient hervorgehoben. zu werden, daß von den ohne 
chirurgischen Eingriff Geheilten die Mehrzahl ‚dem jugendlichen 


bzw. dem Blütealter angehörte. (7. waren unter 20jährig, 3: weitere 


unter 30, 8 zwischen 30 und 39 Jahre alt, nur 4 hatten ein Alter 
über 40 Jahre.) Tee um E 

Auch Leichtenstern weist auf die überraschende Tatsache 
hin, daß die 5 Fälle von Lungenabszeß. und 2 von Gangrän der 
Lunge nach Pneumonia grippalis, die er. während der Influenza- 
epidemie 1889,90 beobachtete, sämtlich jugendliche bzw. dem Blüte- 
alterangehörige Personen betrafen. Der jüngste war ein TjährigerKnabe. 


ie Das ist für den Ausgang gewiß nicht gleichgültig.. Noch be- 


'langreicher in prognostischer Beziehung ist aber wohl der Umstand, 
daß man die Lungeneiterungen bei Influenza anscheinend häufiger 
als akute in die Behandlung bekommt, als es bei Lungenabszessen 


anderer Ätiologie der Fall zu sein pflegt. Unsere spontan heilenden 


Fälle waren ‘mit einer Ausnahme frische Erkrankungen. Bei 13 ent- 
stand die’ Lungeneiterung während des Ablaufs der Influenza- 
pneumonie unter unserer Beobachtung; fünfmal trat der Durchbruch 
des Abszesses in den Bronchus nach den anamnestischen Erhebungen 


.1—3 Wochen, nur einmal — hier handelte es sich um. ein inter- 


vor. der Aufnahme ins Krankenhaus auf. 
Von 19 spontan heilenden Fällen waren 
4 putride Abszesse bzw. Gangränerkrankungen?) und 1 interlobäres 
Empyem mit putridem Auswurf. a i 
Die- Heilungen waren so vollkommen, daß'selbst die Lungen- 
narbe an der ehemaligen Abszeßstelle nicht in allen Fällen röntgeno- 
logisch nachweisbar war.. Alle mit einer Ausnahme sind nach der 
Entlassung aus dem Krankenhause wiederholt ‚nachuntersucht und 
vollkommen gesund befunden worden., Auch der Nicht-Nachunter- 
suchte ist.nach brieflichen Nachrichten gesund und verrichtet als 
ländlicher Arbeiter schwere Körperarbeit. n ag | 


lobäres, in den Bronchus durchgebrochenes Empyem — 3 Monate 


Unter den Abszessen finden sich 3, die lediglich durch den 


Nachweis von elastischen Fasern in alveolärer Anordnung im Aus- 
wurf als Lungenabszesse erkannt wurden. Sie boten klinisch. das 
Bild einer verzögerten Lösung der Pneumonie mit nur wenig aus- 
gedehnten Verdichtungsherden in der Lunge, wogegen die zweifel- 
los vorhandenen kleinen Einschmelzungsherde klinisch und röntgeno- 
logisch nicht zu erkennen. waren. ‘Der schleimig-eitrige Auswurf 
bot bei allen 3 Fällen makroskopisch nichts Bemerkenswertes. 

| Treupel hat ähnliche Beobachtungen bei Influenza angestellt. 
Rosenfeld Denähreibt schon 1902 in der Deich med Presse solche 


‚Fälle als „initiale Abszedierungen“ nach Pneumonie, die nur aus dem 


Auftreten elastischer Fasern und Hämatoidinkristalle im Auswurf 


kennbar wären. v. Jaksċh hat Ähnliches beobachtet. 

Wenn der Prozentsatz der Heilungen in unserer kleinen 
Statistik durch diese 3 Fälle günstig beeinflußt wird, so finden 
sich auf der andern Seite unter den 19 weiteren, nicht operierten 2, 
die bei der Aufnahme ‘als völlig verlorene Fälle sich darstellten. 

Der eine kam ins Krankenhaus am. 8. Krankheitstage mit pneu- 
monischer Hepatisation des rechten Mittel- und Unterlappens und 
einzelnen Verdichtungsherden im rechten Oberlappen. Die linke Brust- 
seite war stark geschrumpft durch pleuritische Schivwartenhildung nach 
einer im Jahre zuvor überstandenen exsudativen Pleuritis. Es bestand 
hohes intermittierendes Fieber, höchstgradige Herzschwäche und 
Dyspnoe. Der Auswuri deutete auf putriden Abszeß, den wir im 
rechten Unterlappen vermuteten. Die Röntgenuntersuchung war nicht 
ausführbar. Tod 
Die . Obduktion bestätigte die Lungendiagnose. 
taubeneigroßer Abszeß im rechten Unterlappen. ` = 

Der zweite’ trat 5 Wochen nach Beginn der Grippepneumonie 
mit den Erscheinungen der Jacksonschen Epilepsie und folgender 
‚iS, rms, ausgebildeter 
Stauungspapille, mit pneumonischen Herden in beiden Unterlappen 
und im linken Oberlappen in desolatem Zustande ein. Exitus 40 Stunden 


er- 


Es fand sich ein 


nach der Aufnahme. Die Sektion ergab: ausgedehnte pneumonische 


Herde in beiden Unter- und linken Oberlappen, einen kastaniengroßen 


Abszeß im rechten Unterlappen, haselnußgroßen Abszeß im linken 


Oberlappen und walnußgroßen Abszeß im rechten Frontalhirn. 
Wenn. wir von diesen beiden bei der Aufnahme als hoffnungs- 
los erkannten Fällen absehen, bleibt nur einer übrig, den wir bei 


abwartender Behandlung verloren. ee 


i) Eine strenge Trennung der Gangrän vom Abszeß ist im 
Einzelfalle oft nicht ausführbar und ist oft vom subjektiven Empfinden 


‘des Untersuchers abhängig. Wenn wir klinisch Gangrän zu behandeln 


bekommen, ist sie fast stets von Eiterung begleitet; es ‚handelt sich 


‘um Abszeß mit Gangrän. Gewöhnlich ist es nicht möglich, zu ent- 


scheiden, ob die eine früher als die andere da war. i 


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14 einfache Abszesse, - 


am Tage nach der Aufnahme an Herzinsuffizienz. 


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m... 1924 — MEDIZINISCHER KLINIK — Nr. 36. T. September 


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Der Kranke litt an grippöser Wanderpneumonie. Die 3 Lappen 
der rechten und der DD der linken Lunge wurden nacheinander 
befallen. Ein im Verlaufe der Pneumonie entstandener putrider Abszeß 
des rechten Unterlappens. wurde . größtenteils . ausgehuste. Auch 
röntgenologisch war eine Verkleinung des Einschmelzungsherdes un- 
verkennbar. Eine Hirnmetastase, die zu inkompletter. Halbseiten- 


lähmung führte, machte seinem Leben ein Ende. Die Obduktion war 
leider nicht möglich. .. 


Abbildung 3. 


Unter den Kranken, deren Lungenabszesse nach Durchbruch 

in einen Bronchus ohne chirurgischen Eingriff heilten, finden sich 

‚neben. solchen mit kleineren Abszessen: eine ganze Zahl mit sehr 

großen Abszeßhöhlen. Von den 17 der Medizinischen Gesellschaft 

‚demonstrierten bringen wir nur die Lungenbilder von den 3 Kranken, 

deren Sputumkurven wir der Arbeit beifügten. (Fall F.: einfacher 
 Abszeß; Fall D.: purulenter Abszeß; Fall S.: Lungengangrän.) 


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©. Abbildung 1. 


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Karl Sch. Lungengangrän. 


5 weitere kamen zum Exitus. Fall 1 mit röntgenologisch sicher 
estellten Abszessen im rechten Mittel- und Unterlappen auigenommen, 
o nach der Vorgeschichte 14 Tage bestanden: Nach viertägiger Be- . . 
obachtung dem’Chirurgen überwiesen. Beim Eingehen in das indurierte, 
starre Lungengewebe in der Abszeßumgebung trat Luftembolie ein. 
Operation abgebrochen. Exitus’ nach 12 Stunden. Ze 


Die weiteren vier tödlich endenden Operationen . betrafen 
Gangränfälle, ‘zwei sehr ausgedehnte solitäre und zwei multiple 
Gangränherde. SUSE un Wr a 

Bei dem einen K. war nahezu der ganze linke. Unterlappen 

. durch Ganerän zerstört. Tod durch Herzinsuffizienz 12 Stunden nach 
operativer Eröffnung des Gangränherdes. Obduktionsbefund: Gangrän 
nahezu des ganzen linken Unter appons; fast hühnereigroße metastatische 

'Abszesse im rechten Mittel- und Unterlappen. k Eu 

Fall 3. Sch. kam mit chronischem, putridem Lungenabszeß im 
linken Oberlappen in desolatem Zustande ins Krankenhaus, nachdem 


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Wilhelm:F. Einfacher Abszeß, 


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Z.A: 
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Abbildung 2. 


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i EA: .er 15 Wochen im Anschluß an Influenzapneumonie in einem Provinzial- 
| se krankenhause hoch fiebernd gelegen hatte. en Rippen- 
NH resektionen hinten über dem linken DT Vor der Eröffnung 
E ‘des Lungenherdes 9 Tage später an Lungenblutung gestorben. Ob- 


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duktion: 2 Faust großer Gangränherd im linken Oberlappen, in dessen 
Mitte eine etwa taubeneigroße Abszeßhöhle. > ee, 
g Fall 4 betrifft eine 42 Jahre alte Patientin, die eine Grippe- 
Wanderpneumonie aut der inneren Abteilung durchmachte, in deren 
Verlauf es zu einer ausgedehnten Gangrän im linken Den kam. 
Der Gesamtzustand der Kranken war während des ganzen Krankheits- 
verlaufs äußerst ungünstig, die Herzinsuffizienz hochgradig. Ohne 
"Eingriff schien der tödliche Ausgang an septischer Intoxikation unab- 
| wendbar. Nach mehrfachen Konsultationen mit den Chirurgen wurde 
die anfangs wegen Herzschwäche- abgelehnte Operation ausgeführt. 
Der Jaucheherd im Oberlappen wurde. eröffnet und .drainiert. Die 
Kranke überlebte den Eingrifi nur wenige Stunden. 


Fall 5. Schließlich verloren wir einen 54jährigen Kranken mit, 
Lungengangrän, die nach den Angaben des Hausarztes vor fast 
143 Jahren im Verlaufe oiner Grippepneumonie auftrat. ‚Ich veranlaßte 
seine ‘Aufnahme ins Krankenhaus zwecks Operation. Die Gangrän war 
im unteren Teil des linken Ober- und oberen Teil des linken ‚Unter- 
lappens festgestellt. Am 31. Oktober 1923 wurden an der Rückenseite 
große Stücke der 6. bis 9. Rippe reseziert. Wegen des sehr ungünstigen 
man wurde die Eröffnung: des Gangränherdes verschoben. 


Kurt D. Purulenter Abszeß. 


Operiert wurden 9: Eine Kranke mit Unterlappenabszeß 
(Heilung), eine zweite mit Unterlappenabszeß und abgesacktem 


> EN N Èmpyem (Heilung), eine andere mit chronisch putridem Oberlappen- tunden später Exitus an ‚Bronchopneumonie der nn ae 
EEE SSH abszeß, der zunächst mit Pneumothorax behandelt wurde. Die Obduktion (Prof.Koch): Ausdehnte ältere und frischere sangti 


der linken Lunge im unteren Teil des Ober- und oberen Teil des 
Unterlappens. Alte Pleuraverwachsungen der linken Lunge mit den 
Rippen. Operationsfeld: liegt innerhalb der Verwachsungen, ken 
Pneumothorax. DiffuseBronchiektasen beider Lungen, Bronchopneumonl® 
des rechten Unterlappens. Alter leichter Mitraliehler, geringe Hyper 
trophie des rechten und linken Ventrikel. | 


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EE TEI A) = Kollapstherapie versagte, da ausgedehnte flächenhafte Verwachsungen 
2 NE NRBEREA einen Kollaps des Öberlappens nicht zustande kommen ließen. 
WERN Chirurgisch wurde Heilung erzielt. Der vierte erfolgreich operierte 
Fall betrifft einen Kranken mit interlobärem Empyem, das in die 
Lunge durchgebrochen war. | 


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gleichgewicht (= Isohydrie) zum Ausdruck kommt. | 
 Nerische Organismus in der Entwicklungsreihe steht, denio. borner 
enken . 


Jum Schluß bringen wir die Zusammenstellung der Operations- 
erfolge. einer Reihe bekannter Statistiken über operativ behandelte 
Lungenabszesse und.Gangrän (ohne Berücksichtigung der Ätiologie) 
und zum Vergleich eine Übersicht über den Ausgang der von uns 
‚beobachteten Lungeneiterungen nach Influenzapneumonie. 


| ne Gestorben 
= {Aus der Weltliteratur 
1 Pneumotomien 
bei Lungenabszessen I 400 Operationen | 300 [100 = 25% 
an # II 182 4 145 | 34 = 17,5% 
„ Gangrän 122 R 80 | 42 = 34,4% 
‚[Operierte 37 Abszesse und Gangrän- Er- | 
|  krankungen 25 | 12 = 32,4% 
ķi g` Aus Lenhartz Abteilung 
in ; Statistik I 60 Operationen 39 | 21 = 35% 
. m6- IL 120 2 56 | 34 = 40,8% 
- ‚| Operationen bis 1919: 72 Abszesse 46 | 26 = 36,1% 
Sauer- dayon 53 chronische Abszesse | 33 | 20 = 38% 
19 akute Eiterungen 16 | 83) = 15,8% 


37 Gangränfälle 


18 | 19 = 51,8% 


je 
Beobach-| Nach Influenza entstandene 


ne Lungeneiterungen 31 Fälle 23° 8 = 25,5% 
1919 bis nicht operiert 222) p 19 | 33) = 13,6% 
31. Mai operiert EN sy 4 | 5 = 55,5 % 


WA) 


Abhandlungen. = 


Aus der ll. Inneren Abteilung des Auguste Viktoria-Krankenhauses 
m Berlin-Schöneberg (Dirigierender Arzt: Prof. Dr. F. Glaser). 


Über Schwankungen des Kalkgehaltes im Blutserum 


bei funktionellen Neurosen. 
Von Prof. Dr. F. Glaser. 


‚Je besser wir in das Uhrwerk des menschlichen Mechanismus 

lick gewinnen, desto mehr müssen wir uns über die Präzision 
wundern, mit der der Organismus arbeitet. So wird die Temperatur 
stets auf 370 reguliert, der Blutdruck hält sich um einen Wert von 


. [O mm Hg; der Blutzucker kreist ständig in einer Höhe von 0,1%. 


Ja auch der Gehalt des Blutes an anderen organischen Bestand- 
tilen ist nach Toenissen (1) auffallend konstant. Wir können dem- 


mach ebenso von einer Isochemie sprechen, wie wir eine Isothermie 


wd einen konstanten Blutdruck annehmen. Aber auch in anderen 


Beziehungen wird im menschlichen Organismus auf die Konstanz 


des Bestandes gewacht. Im anorganischen Stoffwechsel herrscht ein 


besonderes Gleichmaß der Bestandteile, das durch den konstanten 


osmolischen Druck (= Isotonie), den gleichmäßigen Gehalt des 
Blutes an den einzelnen Ionen (=Isoionie), und dem Säuren-Basen- 


kommen diese großen Körperkonstanten zum Vorschein. | | 
T Z. B. nur an die poikilothermen Organismen, bei denen neben 
ar stark schwankenden Körpertemperatur die Konstanz des osmo- 


tischen Druckes mangelhaft ausgebildet ist. Der höher gebaute. 


Organismus hat sich von der Außenwelt so frei wie möglich ge- 


‚ Macht und steht mittels des willkürlichen Nervensystems — von 


: R. Müller (2) als „Umweltnervensystem“ bezeichnet — mit der 
mgebung in Verbindung. _Die wichtigsten Funktionen des mensch- 


Si Organismus wie Herz und Atemtätigkeit, Fortpflanzung unter- 


eaen dagegen dem unwillkürlichen Nervensystem; und auch die 


Isothermie, die Isochemie, der konstante Blutdruck, ja selbst die 


sohydrie, die Isotonie und die Isoionie werden vom vegetativen 
ervensystem gelenkt. Ein wichtiger anorganischer Bestandteil 
es Blutes ist sicher das Kalzium. Dasselbe kommt normalerweise 
RE mg °/, nach Jansen (8) im Serum vor — auch Herz- 
B und Lubowski (8a) kommen zu ähnlichen Resultaten — und 
eigt nach den Untersuchungen von Jansen und anderen Autoren 
me rinkmann(4), Billigheimer (5) bei den einzelnen Individuen 


‚nen äußerst konstanten Wert. Auch meine Untersuchungen, die 


nach der Methode von de Waard ausgeführt wurden, zeigen, daß bei 


Je höher der | 


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T. September | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. re 


Unser Beobachtungsmaterial läßt den Schluß zu, daß bei 
der überwiegenden Mehrzahl der akuten Lungeneiterungen 
nach Influenza, der einfachen sowohl wie der putriden, 


‚bei sachgemäßem Verhalten Naturheilung eintritt. 


Literatur: Garr& und Quincke, Lungenchirurgie 1912. — de la Camp, 
Die Lungenentzündungen in Kraus-Brugsch Spez.-Path. u. Therapie innerer Krank- 
heiten. 8. Bd.,1921,— Sauer b ru ch; Chirurgische Therapie der Lungenkrankheiten in 
Kraus-Brugsch 8. Bd. 1921, 3.— Strauß ‚B.kl.W.1920, Nr. 42. —Treu pel, D.m.W.1920, 


"Nr. 42. — Treupelu.Stoffel, M.m.W.1921, Nr.-25.—Schilling, B.kLW. 1920, 3.891. 


— Singer, Kongreß f. innere Medizin Wiesbaden 1918. ferner D.m.W. 1912, Nr. 51, 
S. 2401 u. Ther. Monatshefte 1914, H.5. — Luce, D.m.W. 1912, S. 436. — Kausch, 
D.m.W. 1912, S. 529, — D. Gerhardt, M.m.W. 1914, S. 1815. — Groß, Ther. d. 
Gegenw. 1916, H. 12, u. M.m.W. 1919, Nr. 82. — Fr. Hirsch, Ther. d. Gegenw. 1920, 
S. 55. — Weiß, Ther. d. Gegenw. 1920, S. 423, — Alsberg, D.m.W. 1920, S. 797. — 
Molnär, Bela jr., Wiener kl. W. 1921, Jg. 31, Nr. 21, S. 255. — Becker, M. KI. 1920, 


Nr. 18. — Peemöller, D.m.W. 1922, S. 690. — H. Schulze, Ther, d. Gegenw. 1920, 


Nr. 3, S.126. — G.Klemperer, ebenda 8. 127.— W. Hildebrand u. W. Goulen, 


. M. KI. 1922, S. 304. — Pribram, Arch, f. kl. Chir. 1914, Bd. 108, H. 4. — Rosenfeld, 


D. m. Presse 1902, Nr. 8. — Brüning, D.m.W. 1919, Nr. 27, S. 784. — Bergmann, 
Ref. D.m.W. 1919, S. 970. — Forlanini, M.m.W. 1910, Nr. 3, — Reichmann, 
M.m. W. 1915, Nr. 28, S. 916 u. 947. — Guth, M.KI. 1923, Jg. 19, Nr. 42, S. 1894. — 


.Meyer-Börnecke, Mitt. Grenzgeb. 1928, 87, H. 1, S. .65. — Kohlhaas, Ref. 


D. m. W. 1915, S. 1882. — Radano, Ref. Zbl. f. d. ges. Tuberkuloseforsch. 1921, 3.264. — 


Denéchan, ebenda 1922, S. 253. — Tzar, ebenda 1915. - 


Ànmerkungen zu nebenstehender Tabelle: 
*) Die Sammelstatistik Garrès, die sich aus Einzelbeobachtungen 


aus der ganzen Literatur zusammensetzt, hat die günstigsten Operations- 
ergebnisse. Das ist nicht auffällig, da von altersher in der Literatur _ 


lieber gute als schlechte Einzeloperationsergebnisse publiziert werden. 
1) 2 von ihnen waren das Opfer einer auswärts vorgenommenen 
Punktion durch die freie Brusthöhle, die zu Pleurasepsis führte. `> 


2) Bei 3 war der destruktive Prozeß in der Lunge so begrenzter | 
Art, daß er lediglich durch den Nachweis elastischer Fasern im Sputum 
‚ erwiesen wurde. ae a 


8) Darunter 2.in hoffnungslosem Zustande ‚aufgenommen. 


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l amei ' g : 1 


gesunden Individuen der Kalkspiegel des Serums, an verschiedenen 
Tagen untersucht, nur ganz geringe Schwankungen zeigt, — `` 

Pat. B. am. 28. Februar: 9,69 mg % Ca: am 6, März: 
9,25 mg % Ca; am 11. März 9,59 mg % Ca. ` nn i 

Pat. R. Am 9. März: 10,57 mg % Ca; am 10. März: 10,28 mg % Ca; 
am 15. März: 10,38 mg % Ca. Ä a 

Pat. P. Am: 14. Februar: 10,12 mg % Ca;, am 25. Februar: 
10,33 mg % Ca; am 27. Februar: 10,00 mg % Ca. . 
Pat. K. Am 14. März: 10,03 mg % Ca; am 15. März: 9,59 mg % Ca; 


am 20. März: 10,01 mg % Ca. 


R. , . 0 - am 18. März: Ban): 
am 29. Mirs: 381 Ser a ii = -2i m ee 9,67 mg 5 Ca, 
Die Schwankungen, die bei gesunden Patienten an verschie- 
denen Tagen auftreten, betragen etwa0,3mg % Ca, selten 0,5'mg % Ca. 
' Die Methode nach de Waard, die von uns in etwa 800 Einzel- 
untersuchungen vorgenommen wurde, wird in folgender Weise aus- 


‚ geführt: ‘zu 1 ccm mit einer graduieren Pipette abgemessenem Serum 


wird 0,5 ccm 6proz. Ammoniumoxalatlösung gefügt. Nach einer halben 
‚Stunde Stehen wurde zentrifugiert und mit 2—8 ccm destilliertem Wasser 
gewaschen. Nach Auflösen des niedergeschlagenen Kalziumoxalats in 
0,3 cem nitritfreier Salpetersäure wurde mit 0,01 o-KMnO, (Merck) 
titriert. ‚Nach Abzug von 0,02 ccm entspricht 0,01 n-Lösung 0,2 mg Ca 


-in'1 ccm Serum!). Für jeden Fall wurden 2 Kontrolluntersuchungen 


‚Ausgeführt; die Fehlerquelle betrug höchstens 0,2 mg % Ca. 
| Bei funktionellen Neurosen erwies sich nun der Kalkspiegel, 


an verschiedenen Tagen bestimmt, äußerst schwankend. Ich führe 


einige Beispiele an: 


: Frl. R. Diagnose: Asthma bronchiale melancholie De ion.. 
Am 14. März: 11,08 mg% Ca; am 25. März: 9,64 mg %. Ca; im 1. April; j 
8,99 mg % Ca. Die Schwankungen betrugen demnach 2,10 mg % Ca. 


Frl. B. Abgelaufene Veronalvergiftnng. Dementia praecox. Am 


12. März: 11,31 mg % Ca; am 18. März: 9,47 mg %'Ca; am 25. März: 


8,54 mg % Ca. Schwankung demnach 2,77 mg % Ca. | 
Frl. M. M. Diagnose: Quinckesches Ödem; vegetative Neurose. 


Aschner: 76:54. Starker Tremor, sehr starke Schweißhände Am 


20. Februar: 10,23 mg % Ca; am 25. März: 9,07 mg % Ca: am 26. März: 


9,08 mg % Ca, Kalziumschwankung demnach: 1,20 mg % Ca. Ä 
Frl. M. CO-Intoxikation; Aschner: 84:60; Starker Dermographig- ` 


mus. Korneal-, Konjunktival-, Würgreflex aufgehoben. Am 14. Februar: 
10,15 mg % Ca; am 17. Februar: 10,00 m 
8,97 mg % Ca. Kalziumschwankung demnach: 1,18 mg % Ca. 

Frl. I.: Diagnose: Chronischer Morphinismus, stark wechselnde 


' Stimmungen. Am 16. Februar: 8,84 mg % Ca; am 20. Februar: 7,07 mg % 


1) Auszug aus der Biochem. Zschr, 1.919,..97, 


1937 


% Ca; am 28. Februar: 


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i stark ausgeprägt. 


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‚Stimmungswechsel unterworfen waren. 


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1238 1924 — MEDIZI 


‚Ca; am 23. Februar: 8,30 mg % Ca; am 20. März: 9,47 mg Ca. Kalzium- 


schwankung demnach: 2,40 mg % Ca. 


. Frl. T. Hysterie (flüchtige Erytheme, feuchte Hände, weint leicht). - 
Am 4. März: 10,33 m 


) ng % Ca; am 6. März: 9,04 mg % Ca; am 7. März: 
10,78: mg % Ca. Kalziumschwankung: 1,74 mg % Ca. ae 

| Frl. A. Sch. Diagnose: Hysterie. Akrozyanose. Am. 29. Februar: 
al mg % Ca; am 4. März: 7,17 mg % Ca; am 5. März: 9,69 mg % Ca; 
am 7. 


März: 10,5 mg %Ca; am 27. April: '8,9& mg % Ca. Schwankung 
demnach 4,98 mg % Ca. | 


rl. N. Nervöse Dyspepsie. Anazidität. Am 14. April: 8,71 mg % ` 


Ca; am 22. April: 9,20 mg % Ca; am 23. April: 10,86 mg % Ca. Schwan- 
kung: 1,65 mg % Ca. | 


Frl. J. Thyreo-Toxikose. Interkostal-Neuralgie. Aschner: 84:68. 

Am 23, April: 9,35 mg % Ca; am 24. April: 10,08 mg.% Ca; am 27. April: 

11,19 mg % Ca. Schwanküng demnach: 1,84 mg % Ca. 

Frl, G. Vegetative Neurose. Aschner: 120 : 78. Dermographismus 
Flüchtige Erytheme, feuchte Hände. 


| ürgreflex 
herabgesetzt, Respiratorische Arhythmie. Am 10. Juli: 9,90 mg % Ca; 
am 14. Juli: 11 


26 mg % Ca; am 21. Juli: 10,22 mg % Ca. Schwankung: 
1,26. mg % Ca. Ä 


- „Frl R. Depressionszustände. Am 10. Juli: 11,01 mg % Ca; am 
19. Juli: 7,52 mg % Ca; am 22. Juli: 9,68 mg % Ca. Kalziumschwankung 
demnach: 3,49 mg %ı Ca. D 
-~ — Frau M. Diagnose: Vegetative Neurose. Aschner: 60 : 42. Flüch- 
tige Erytheme, feuchte Hände, gesteigerte Reflexe, starkes Lidzittern. 
Am 30. Januar 9,46 mg % Ca; am 11. Februar: 9,18 mg % Ca; am 29. Fe- 
bruar: 10,77 mg % Ca. Schwankung demnach: 1,59 mg % Ca. 
Besonders diejenigen funktionellen Neurosen zeigten, Schwan- 
kungen des Kalkspiegels an verschiedenen Tagen, die starkem 
So litt die Patientin R. an 
starken melancholischen Verstimmungen, die Morphinistin I. zeigte 
wechselnde Stimmung je nach Größe der Morphiumgaben. Bei der 
Patientin A. Sch., die an Hysterie und Akrozyanose behandelt wurde, 


waren starke Aufregungszustände vorhanden. . Die Asthmakranke 


Frl. R. hatte tagelang schwere Depressionszustände. Daß die 
Schwankungen des Blutserumkalkspiegels mit verschiedenen 'Stim- 
mungslagen bei funktionellen Neurosen zusammenhängen, geht aus. 


meiner früheren Arbeit (Ša) hervor, in der ich schilderte, daß künst- | 


liche Erregungen und nachfolgende hypnotische Beruhigungen mit 
äußerst starken Schwankungen des Kalkgehaltes im Blute einher- 
gehen; bis zu 3,53 mg % Ca konnte der Kalkgehalt des Blutserums 
durch Hypnosen heruntergesetzt werden. Nicht jede funktionelle 
Neurose geht nach meinen Untersuchungen mit Kalk- 
schwankungen im Blute einher. Auch bei anderen Erkran- 
kungen, wie z. B. bei Apoplexien, innersekretorischen Erkrankun- 


gen sind Kalkschwankungen im Blutserum aufzufinden; auf diese 


Erkrankungen werde ich in einer anderen Arbeit zurückkommen. 
Sind derartige Kalkschwankungen von anderen Autoren schon ge- 
funden worden? Nur bei Jansen (6) finde ich erwähnt, daß er bei 
Serienuntersuchungen an einzelnen Asthmakranken Hypo- und Hyper- 
kalzämie fand; eine Erklärung dieser Unterschiede ist zurzeit nach 
Jansen nicht möglich. Was haben nun diese Kalkschwankungen 
inr Blutserum zu bedeuten? Nach den Untersuchungen von Kraus 
und Zondek (7) tritt bei Sympathikusreizung eine Ca-Ionen-Kon- 
zentration an der Reizstelle auf, bei Vaguserregung eine K-lonen- 
Konzentration. Wir können uns demnach vorstellen, daß bei 
Erregung des Sympathikus das Ca an der Nervenerregungsstelle 
konzentriert wird; auf diese Weise werden dem Blute Ca-Ionen ent- 
zogen. Billigheimer (8) hat, von diesem Gedanken ausgehend, 
nach Sympalhikusreizung durch Adrenalineinspritzungen eine deut- 
liche Abnahme des Ca-Gehaltes im Blute erzielt, den ich desgleichen 
gefunden habe. Bei unseren funktionellen Neurosen würde demnach 
eine Abnahme des Ca-Gehaltes im Serum für eineSympathikuserregung, 
eine Zunahme des Ca-Gehaltes für eine Vaguserregung sprechen. — 


Um die Ca-Ionen handelt es sich also, die bei den nervösen Erregungen 


vom Vagus und Sympathikus in bestimmter Richtung dirigiert werden; 


dieselben kommen zu 8 mg % im Blute vor. Der Rest-Kalkgehalt 
stellt zu 25—835 % das kolloidale, nicht diffusible Kalzium,. und zu 
65—75% das nichtdissoziierteKalziumsalz(Ca[HCO,],) dar [Rona(9)]. 
Da es: sich bei unseren nervösen Erkrankungen um eine Ionen- 
verschiebung infolge nervöser Erregungszustände handelt, werde ich 
zum besseren Verständnis auf den heutigen Stand der lonenforschung 
mit besonderer Berücksichtigung der Ionen zum vegetativen Nerven- 
system kurz eingehen. — Salze, Säuren und Basen zerfallen in 
wäßriger Lösung, wie z. B. im Serum z. T. in Ionen, so NaCl in 
Na--Ionen und Cl— lonen. Starke Säuren, wie Salzsäure zerfallen 
vollkommen in ihre Ionenbestandteile, z. B. 1000 HCl in 1000H-- 
und 1000 Cl—Ionen. Dagegen zerfällt die schwache Essigsäure fol- 
gendermaßen: 1000 CHCOOH in 996 CH,COOH und 4 H-- und 
4 CHCOOH Ionen. In der Essigsäure sind also nur 4 aktuelle 


NISCHE KLINIK — Nr. 36. 


‚ladenen Anionen. g. 
tragen, kreisen mit einer Geschwindigkeit von 20000 km in der 


setzungen in der Zelle. 


H-Ionen enthalten; sobald sie jedoch neutralisiert werden, werden 
sofort aus dem potentiellen Vorrat H-Ionen nachgeliefert. — Die 
Ionen sind elektrisch geladene Atome und Molekülreste; die positiv 
geladenen (alle Metallionen) nennen wir Kationen; die negativ ge- 


Die Ionen, die je eine elektrische Ladun 


Sekunde in bestimmten Abständen um den Atomkern. Diese 
Ionen sind an jeder Lebensäußerung — ich folge den Ausführungen 
Handovskys (10) — beteiligt: am Zustandekommen der Tätig- 
keiten und Ruhe, der Erregung und Lähmung, an der Aufnahme und 
Abgabe von Stoffen, ja auch an der Quantität chemischer Um- 

Die Wirkung der Ionen kann eine osmo- 
regulatorische sein; ist die Umgebung der Zellen eine salzreichere, 
so wird denselben Wasser entzogen. Da die Zellen aus kolloidem 
Material bestehen, so wird durch Art. und Menge der Ionen der 
Quellungsgrad, die Stabilität, die Teilchengröße kolloidaler Teilchen 
beeinflußt. Auch durch die elektrische Ladung der einzelnen Ionen 
und ihre Bindung an Zellbestandteile werden Potentialdifferenzen 


in den Zellen entstehen, die z. B. nach Nernst im Nerven zur Er- 
regung führen. Veränderungen im Ionengehalt können Veränderungen 


in der Beziehung einzelner Zellkolloide zur Folge haben, die sich 
nach Handovsky und Wagner in geänderter Funktion äußern. 
Durch veränderten Ionengehalt wird die Wasserbindungslähigkeit und 
der Wassergehalt der Zellen nach Hofmeister verändert. In der 
Hofmeisterschen Ionenreibe sind die Ionen nach ihrer Hydrations- 
tähigkeit angeordnet; an einem Ende steht das Jod-Ion, in der 


Mitte das Cl-Ion, am anderen Ende das Sulfation; in dieser Reihen-  ' 


folge quellen sie die Gelatine und beeinflussen nach Handovsky 
z. B. die Herztätigkeit, da in jodhaltiger Lösung ein größeres :Schlag- 


volumen als in sulfathaltiger erzielt wird. — Die Bedeutung der 
Ionen geht besonders aus den Untersuchungen J. Löbs hervor, der 


zeigte,. daß Eier des Meerknochenfisches Fundulus in NaCl-Lösung 


von der Konzentration des Meerwassers absterben; durch Zufügung 


z.B. eines Kalziumsalzes wird die Vergiftung aufgehoben. Die Ionen 


halten sich sozusagen das Gleichgewicht, wir sprechen daher von 


einem lonengleichgewicht. Die ursprüngliche, nur nach dem Ge- 
sichtspunkt des osmotischen Druckes 0,9 % NaCl enthaltende physio- 
logische Kochsalzlösung wird besser durch die Ionen-äquilibrierte 


Ringersche Lösung ersetzt, die 0,8 % NaCl, 0,02 % KCI, 0,02 % | 


CaCl, und 0,01 % NaHCO, enthält. Die Muskelkontraktion ist nach 
Embden (11) mit Austritt von- Phosphat- und Kaliumionen ver- 
knüpft; wir können daher verstehen, weswegen phosphorsaure Salze, 
2. B. Rekresal (NaH,PO,) gegen Ermüdungserscheinungen wirken. Ja 
auch die Retina gibt bei Belichtung und das Rückenmark nach 
Reizung Phosphationen ab. Neben anderen Autoren haben be- 


sonders Kraus und Zondek auf die Beziehungen des Vagus und 


Sympathikus zu den Ionen und besonders zum K und 
gewiesen. 


Ca hin- 
Am Herz-Darmpräparat wirken K wie Vagusreizung, 
Ca wie Sympathikusreizung. Nerv- und Ionenwirkung gehen nach 
Zondek nicht nur parallel, sie sind vielmehr absolut identisch. — 
Gehen wir jetzt auf die Isotonie näher ein. Unter osmotischem 
Druck verstehen wir die osmotische Wirksamkeit der in der Gewichts- 
einheit enthaltenen Zahl der Moleküle und Ionen. Normalerweise 


wird . im Blute der osmotische Druck ständig auf einer be- 


stimmten Höhe gehalten; (gemessen nach der Gefrierpunktbestimmung 


= (0,56) er ist hauptsächlich abhängig vom Kochsalzgehalt. Das 
Festhalten des normalen Körpers an der Isotonie kann nur durch 
einen sehr feinen Regulationsmechanismus bewerkstelligt werden. 
Wir vermuten eine nervöse periphere und zentrale Regulation. Als 
periphere osmotische Sensibilitätsorgane ‚werden die Vater-Paccini- 
schen Körperchen von Schade (12) angesprochen. Die zahlreichen 
ineinandergeschalteten Lamellen können wahrscheinlich Druckver- 
änderungen auf den mit dem Innenkolben in Verbindung stehenden 
sympathischen Nerven übertragen und so den Reiz weiterleiten. Die 
zentrale Regulation wird besonders durch die Untersuchungen von 
Leschke wahrscheiulich gemacht, der zeigte, daß beim Kaninchen‘ 
der Stich in die Zwischenhirnbasis zu Hyperchlorämie, der Stich in 
den Boden des 4. Ventrikels zu Hypochlorämie führt (Veil (13), 
Leschke (14), Brugsch, Dresel und Lewy (15). Wir können 
weiter an der Zwischenhirnbasis noch höher gelegene Zentren für 
die Isotonie vermuten, konnte doch Leschke bei polyurischem Dia- 
betes durch -Konzentrationsversuche Bluteindickung mit erhöhtem 
osmotischen Druck herbeiführen und histologische Veränderungn au 


wir den gleichmäßigen Gehalt desselben an Ionen. Wie im Meer- 
wasser kommen im Serum auf 100 Moleküle NaCl etwa 2 KCI und 


2 CaCl,. „Es gilt daher der ganz eigenartige Satz, daß alle Or- 


T. September: 


der Zwischenhirnbasis finden. — Unter Isoionie des Blutes verstehen 


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1994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36: o 


oi ganismen, ‚auch die Organe des Menschen und der Wirbeltiere wäh- die jedesmal bei Erreichung eines bestimmten Wertes die. physio- 


(Schade). Die Regulation der Isoionie besorgt hauptsächlich die 


Niere mittels des vegetativen Nervensystems. Bei der Stichverletzung, 


01 Bernard Polyurie, und Jungmann und Erich Meyer (16) 


‘der Medulla oblongata zwischen Akustikus- und Vaguskern: erzeugte 


-> fanden mittels Stichverletzung des: viszeralen Vaguskerns Polychlor- 
< wie, Diese nervöse Wasser- und Salzausscheidung muß den Gehalt 


a er B 


Der Vagus befördert die Ausscheidung der Fixa (Asher und Pearce), 


mehrung führt. Die Isoionie [nach Toenissen (17) kommen im 
= Binte Natrium 240 mg %, Kalium 80 mg %,-Kalzium 9,3 mg % vor] 
. des: Blutes hängt außerdem vom Stoffaustausch zwischen Blut und 


logische Atmungserregung abgibt. Nach Winterstein (22), Hassel- 


| balch (28), Porges (24) hängt die ‚H-Ionen-Konzentration im'Blute 


"des -Körpers an den einzelnen ‚Mineralbestandteilen beeinflussen. 


der Sympathikus hemmt sie. ‘Auch ‚Stahl (18) fand, daß Sym- 
s ‚pathikusreizung zur Sekretionsverminderung, Vagusreizung 'zur. -ver- 


' Geweben ab. Dieser Punkt ist für uns besonders’ wichtig, weil die 
.Kalziumschwankungen bei funktionellen Neurosen nach meiner Mei- 


. nmg von Tonusschwankungen: im Vagus und Sympathikus ab- 


hängen; konnte doch Billigheimer durch Adrenalininjektionen 


> einan Abstrom von Kalzium aus dem Blute erzielen. Nach Dresel 


> „und;Rätz (19) setzt auf diese sympathische ‚Erregung als Gegen- 
. >- regulation eine parasympathische Erregung "ein, die auch. zu einem 
`" Abtransport von Kaliumionen ` fübrt. Auch die Ausscheidung von: 
‚ - Anionen, wie z. B. des Chlors, hängt nach den Untersuchungen von 


© -Leschke und Veil vom vegetativen ‘Nervensystem: ab; Stich- 
verletzung des Zwischenhirns führt zur Mehrausscheidung von Chlor, 


:. .  derMedulla oblongata zu Hypochlorämie. Wir sehen demnach, daß 
.. _ . die'Blutisoionie der Regulation des vegetativen Nervensystems unter- 


steht. Die Pathologie des Wasser- und -Salzhaushalts weist. auch 


. "auf. das vegetative Nervensystem ‚hin: beim Diabetes. insipidus sind 
- ‚Erkrankungen des Zwischenbirns gefunden worden (Leschke), die 
. ..pfimäre Oligurie [Veil (20)], die sich durch Schwellungszustände 


. - : bne: Erkrankungen der Nieren und’ des Herzens: kennzeichnet, wird . 


.... als vegetative Neurose aufgefaßt; eine isolierte Störung des. Salz- 
.stolfwechsels durch einen Tumor des Zwischenhirns beobachtete 


=> Jungmann (zit. nach Toenissen). — Die Isohydrie, bzw. das 


. - Bäure-Basengleichgewicht ist deswegen so wichtig, weil die Lebens- 


= funktionen nur bei einer schwach alkalischen Reaktion des Blutes 


` möglich sind. Die negativ geladenen Kolloide treten mit den posi- 
tiv geladenen Kationen unter den Erscheinungen der Quellung, 


Lösung, Flockung oder Permeabilitätsänderung der Zellgrenzen in 


‚Berührung; Lebensäußerungen, die. 'zu veränderter‘ Zellreaktion 
führen. Trotzdem -durch die Nahrung häufig saure und basische 
Valenzen eingeführt ‘werden und während des Stoffwechsels stets 


' ‚saure Produkte wie Kohlensäure, .Milchsäure, Phosphorsäure, Aze- 


tonkörper entstehen, wird die alkalische Reaktion auffallend kon- 
Stant aufrecht erhalten. ‘Zur Neutralisation von in das Blut ein- 


. wd Phosphate. Vom vegetativen Nervensystem wird die Konstanz der 
 Wasserstoffionenkonzentration ‚auf einen Wert von 10—728 bis 10740 


- strömenden Säuren dienen die sogen. Puffer; eine derartige Wirkung 
ı entfalten rote Blutkörperchen, das Hämoglobin, Serumeiweißkörper 


desgleichen reguliert. ` Drei Organe werden diesem Zwecke nutzbar 


gemacht: die Niere, die Leber und’ die Lunge. Der in der Leber 


gebildete Harnstoff kann zur Ammoniakbildung verwandt werden 
md so zur Neutralisation von Säuren dienen. Die Harnstoffbildung 
; ‚Steht eng mit dem Eiweißstoffwechsel in Verbindung und dieser ist 


mach Toenissen). Durch Ausscheidung von Phosphorsäure kann 


«| die Niere dem Blute Säuren entziehen; da -die Durchschneidung des 


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der im Blute 
ntiernt sie 


stein, Porges, Hasselbalch zeigen, daß die Auslösung von Atem- 


oaeen nicht, wie früher angenon ırch . die -Kohlensäure 
geschieht, sonder, wie früher angenommen, durc 


 __ 60% 


"von, folgendem: Bruch ab: NaCO, - chemisch gebundene 00, ‚Die Be- 


.... 


der Sympathikus oder der Vagus gereizt wurde. Ähnlich wie nach 
künstlichen Erregungen. und: nachfolgenden suggestiven Beruhi- 
gungen die Tonusschwankungen im. vegetativen Nervensystem sich 
durch Kalkschwankungen kundgeben, werden bei“ funktionellen: 
Neurosen unter Umständen infolge. Aufregungen die Ca-Ionen im 
Blute. relativ‘ vermindert oder auch vermehrt. . Durch den Sym- ` 
pathikusreiz werden ‘die Ca-Ionen nach den- Orten der Nerven- 


 erregung geleitet ünd dadurch dem Blute entzogen: Was für Folgen 


entstehen durch die Ca-Ionenwanderung: in die Gewebe oder aus 
denselben? Selbstverständlich haben wir noch gar keine Vorstellung, 
in welche Gewebe ‘oder Organe bei den ‚beobachteten Kalkschwan- 
kungen die. Ca-Ionenkonzentrationen bew.. Abwanderungen statt- 


finden. Wir ahnen. hier nur Beziehungen der Ionen. zu den. ver- 
schiedenen Organen und können an folgende Vorgänge. denken:. ` 
'Am Herzen führt eine Erhöhung des Kalziumgehaltes nach Zondek ~- 


und. Kraus zur Verstärkung der Systole, eine Verminderung ‘des 
Ca-Gehaltes zu einer Verstärkung der Diastole:. Auch die Frequenz 


‘des Herzschlages wird nach Langendori und Hueck (26) durch 


J} Kalzium beschleunigt. Wir können ‘uns daher vorstellen, daß in- 


folge von Kalkschwankungen im Blute.nervöse Herzstörungen sich 
auszubilden vermögen. Da am Magen Kalzium lähmend, Kalium er- 


‚| regend (Zondek) wirkt, so ist die Möglichkeit gegeben; daß durch 
veränderten Ionengehalt der die Magenmuskulatur umspülenden Salz- 
‚lösung ‚verstärkte. oder verminderte Peristaltik sich ‚geltend macht. 


| Auch an der Blase und am. Uterus können sich ähnliche Verhältnisse 


ausbilden. Da der Tonus der quergestreiften Muskulatur durch‘ 
K-Zusatz verstärkt wird (27), ja Ermüdüngserscheinungen wieder 
teilweise aufgehoben werden können, :und. umgekehrt durch Ca- 


| Zusatz die Ermüdungsvorgänge beschleunigt werden, ist die Möglich- 


| keit gegeben; daß infolge.-Serumkalkschwankungen bei Nervösen die , 


die Muskelfibrillen umspülende Salzlösung derärtig verändert wird, 
daß eine. abnorm leichte Ermüdbarkeit eintritt. Daß Ionenverände- 
rungen .der die Organzellen umspülenden Flüssigkeiten auch auf 
die Wirkung :der Hormone von’Einfluß sein können, haben die 
Untersuchungen von H. Zondek und Reiter (28) wahrscheinlich ge- 
macht. Diese Forscher zeigten, daß die bei Kaulquappen die Meta- 
morphose befördernde-Wirkung des Schilddrüsensekretes durch Ca- 


" Ionenzusatz, ‚gehemmt, durch‘ K-Zusatz . beschleunigt werden kann. 


Die Kalkscliwankuugen, die wir feststellten, können daher auch 
durch: Veränderung des lonenmilieus, z. B. der Herzzellen, eine ver- 


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uns beobachteten Ionenverschiebungen zur Folge haben können.. 


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1240 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ne. 36. 7. September 
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stärkte Schilddrüsenwirkung (29) zur Folge haben. Legen wir 
uns jetzt die Frage vor, welche Zellveränderungen die von 


fassung infolge Tonusschwankungen im vegetativen Nervensystem — 

. durch Sympathikus- oder Vagusreizung — ihre Erklärung finden, so 
sind sie und ihre Folgen durch Beseitigung derartiger Nerven- 
erregungen zu ‚bessern. Das gesamte Rüstzeug der Beruhigungs- 
therapie würde diesem Zwecke dienen, wie die Suggestivbehandlung, 
hydrotherapeutische Maßregeln und die beruhigenden Arzneimittel, 
Wenden wir diese Heilmethoden bei derartigen Erkrankungen an, 
so regulieren wir den Ionenbestand des Organismus vom Nerven- 
system aus und treiben im alten Gewande modernste Ionentherapie. ` 


Literatur: 1. Toenissen, Ergebn. f. ino. Med. u. Kindhlk. Bd. 23. — 

2. L.R. Müller, Die Lebensnerven, Berlin 1924, S. 603, — 3. Jansen, Klin.Wachr. 
1924, Nr.17. — 3a. Herzfeld und Lubowski, D.m.W. 1923, Nr. 19/20. — 4. Brink- 
mann, Biochem. Zschr. Bd. 95. — 5. Billigheimer, Klin.Wschr. 1923, Nr. 38, — 

5a. F. Glaser, Klin.Wschr. 1924, Nr. 33. — 6. Jansen, D. Arch. £ klin. Med. 

Ba. 144. — 7. Kraus und Zondek, Klin.Wschr. 1922, Nr. 86. — 8. Billigheimer, 

Klin.Wschr. 1922, Nr.6. — 9.Rona, Biochem. Zschr. Bd.31u.49. — 10. Handovsky, 

D.m.W. 1923, Nr. 45. — 11. Embden, Klin.Wschr, 1924, Nr. 4 — 12. Schade, 

Lehrbuch d physik. Cıemie 1921. — 13. Veil, Kongr. £ inn. Med. 1920/21. — 

14. Leschke, Zschr. f. klin. Med. Bd. 87, D.m.W. 1920, Nr. 85/36. — 15. Brugsch, 

Dresel und Lewy, Zschr. f. exp. Path. Bd. 21. — 16. Jungmann und Erich 

Meyer, Kongr, f. inn. Med. 1913. — 17. Toenissen, lm Lehrbuch L., R. Müller: 

Die Lebensnerven. — 18. Stahl, Zschr. f. exp. Med. Bd. 35. — 19. Dresel u. Katz, 

Klin.Wschr. 1922, Nr. 32. — 2%. Veil, Ergebn. d. inn. Med, u. Kindhik. Bd. 23. — 

21. Straub und KL Meyer, Biochem. Zschr. 124, D. Arch. f. klin. Med. 138,18, — 

‚22. Winterstein, Biochem. Zschr. 170. — 23. Hasselbalch, D. Arch. f. klin, Med, 


Nach den Untersuchungen von F. Kraus und S. G. Zondek führt 
ein Kalziumübergewicht an der Zellmembran zur Abdissoziation von 
H-Ionen, die eine lokale Azidosis hervorruft; tritt dagegen Ca aus 
den Geweben in das Blut über, so daß ein Kaliumübergewicht an der 
Zellmembran. sich ausbildet, so erfolgt eine Abdissoziation von OH- 
Ionen. Infolge Anderung der H-Ionenzahl verschieben sich die elek- 
trischen Ladungsverhältnisse der Zellkolloide; jetzt können Wasser- 
verschiebungen an der Zelle sich ausbilden, die den Quellungs- und 
Dispersitätsgrad der Zelle verändern; Vorgänge, die. zu einer ver- 
änderten Funktion der Zelle führen (vgl. oben). — Die von uns 
beobachteten Kalkschwankungen im Blutserum bei funktionellen 
Neurosen führen uns nach meiner Meinung in der Erkenntnis dieser 
Erkrankungen einen Schritt weiter; sie zeigen, daß bei Erregungs- 
zuständen infolge Veränderung des Ionenmilieus der die Zellen um- 
spülenden Flüssigkeiten Kolloidveränderungen des Zellplasmas sich 
einstellen können; materielle Veränderungen vermögen sich daher 
durch Tonusschwankungen im vegetativen Nervensystem auszubilden. 
Da, wo die pathologische Anatomie bei funktionellen Neurosen ihre 
Grenze findet, führt uns die Kolloidchemie in der Auffassung patho- 
logisch-physiologischer Zellvorgänge weiter. — Welche praktischen 
Folgerungen ergeben sich aus den bei funktionellen Neurosen beob- 


Ergebn. d. ges. Med. Bd. 5; F. Kraus und Zondeck, Klin. Wschr. 1922, 20. — 
achteten Serumkalkschwankungen? Da letztere nach unserer Auf- 


28. H.Zondek u. Reiter, Klin.Wschr. 1928, 29. — 29. H,Zondek, D.m.W. 1924, 12. 
Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


Aus der Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten 
| des Wilhelminenspitals in Wien. 


Zur Stovarsolirage. | 
Von Prof. Dr. Moritz Oppenheim, Primararzt. 


Der in Nr. 28 der „Medizinischen Klinik* von Weitgasser 
aus der Matzenauerschen Klinik in Graz veröffentlichte Artikel 
über das Stovarsol: veranlaßt mich doch aus meiner bisher beob- 
achteten Reserve in dieser Frage lherauszutreten und ganz kurz 
meinen Standpunkt nochmals zu präzisieren. Die Reserve, die ich 
mir aulerlegte, schien mir dadurch geboten, daß ich einerseits noch 
nicht über genug Fälle und vor allem noch nicht genug lang beob- 
achtete Stovarsolfälle verfügte, andererseits nicht ausschließlich sofort 
für ein fremdes Präparat eintreten wollte, das eigentlich Ehrlich seine 
Entstehung verdankt. Nun, da ich vorausschicken kann, daß wir in 
-dem von Bayer hergestellten analogen Präparat Spirocid ein anschei- 
nend gleichwertiges Präparat besitzen, so bin ich der Gefahr überhoben, 
Reklame für ein Präparat zu machen, das durch Inserate in den medizi- 
nischen Blättern allzusehr angepriesen wird und dadurch Gefahr 
läuft, von vornherein aus Mißtrauen beiseite geschoben zu werden. 

Meine erste Mitteilung über das Stovarsol erfolgte am 28. Fe- 
‚bruar 1924 in der Sitzung der Wiener dermatologischen Gesellschaft; 
meine zweite vorläufige Mitteilung erschien in Nr. 12 der „Wien. 
kl. Wschr.“, wobei ich die Unschädlichkeit des Präparates bei 
richtiger Dosierung, dessen mächtige Wirkung auf die Syphilis- 
erscheinungen und die Spirochäten, sowie die intensive Jarisch- 
Herxheimer-Reaktion bei Anwendung des Mittels nach der ersten 
Gabe hervorhob, und meine dritte Mitteilung!) polemisiert gegen 
die Einleitung von Abortivbehandlung allein mit Stovarsol in bezug 
auf einen von Gruß aus der Klinik Finger veröffentlichten Fall. 
Ganz den gleichen Vorwurf muß ich nun gegen Weitgasser er- 
heben, der zwei seronegative Primäralfekte mit Stovarsol allein be- 
handelt hat. Auch’ er hat sich nicht an die von Levaditi und 
seinen Mitarbeitern geforderten Regeln gehalten, welche das Präparat 
allein ohne Wismut oder Quecksilber nur als Prophylaktikum, 

aber nicht als Therapeutikum bei bereits manifester Syphilis 
empfehlen. Weitgasser irrt sich, wenn er behauptet, daß die 
Franzosen die alleinige Behandlung mit Stovarsol als „ausreichend“ 
bezeichnet haben. Sein Irrtum beruht darauf, daß er Abortiv- 
behandlung mit prophylaktischer Behandlung verwechselt. 
Da seine Fälle 2 und 5 geeignete Fälle für eine Abortivkur kat 
exochen waren, so hätten sie unbedingt kombiniert behandelt werden 
müssen, und auch da ist es heute noch zweifelhaft, ob Stovarsol 
in Verbindung mit Wismut und Quecksilber’ dasselbe leisten wird 
wie Salvarsan-Quecksilber- oder Salvarsan-Wismutkuren. Das wird 
wohl erst die Zukunft lehren; nach meinem Eindruck von der Wirk- 
samkeit des Präparates, gemessen an 41 mit Stovarsol und 24 mit 


1) Nr. 17 der W. kl. Wschr. 


Spirocid behandelten Fällen, dürfte es wohl möglich sein, öfters in 
geeigneten Fällen die Acetyloxyamino-phenyl-arsinsäureverbindungen 
an die Stelle des Salvarsans treten zulassen. Fernermacht Weitgasser 
denselben Fehler, der im Falle Gruß in Innsbruck geschehen ist: 
Fehlerhafte Dosierung! in allen seinen Fällen. Meine Dosierung, die so 
ziemlich der Levaditis und seiner Mitarbeiter entspricht, erfolgt 
folgendermaßen: Drei Tage 2, 3, 3, à 0,25 Stovarsol oder Spirocid, 
drei Tage Pause, dann wieder drei Tage 2, 3, 3 und wieder drei Tage 
Pause und so fort, bis die Dosis von 56 Pastillen, das sind 14 g, 
erreicht ist. Daß in den paar Fällen von Weitgasser negative 
Seroreaktionen positiv wurden, daß positive nicht geändert wurden, 
daß die Spirochäten wohl von der Oberfläche rasch verschwanden, 
aber in der Tiefe zurückblieben, liegt wohl nur an der fehlerhaften 
Anwendung. Auch die Art der Darreichung morgens nüchtern, in 
wenig Wasser verrührt, dann viel Wasser nachtrinken, eine halbe 
Stunde später frühstücken, erscheint mir von Wichtigkeit. Aus der- 
Weitgasserschen Arbeit geht dies alles nicht hervor. Was meine 
in Summa 65 mit Stovarsol (Poulenc) und Spirocid (Bayer) be- 
handelten Fälle betrifft, so kann ich das in meinen vorläufigen Mit- 
teilungen Gesagte nur wiederholen: Stovarsol und Spirocid 
sind, in der richtigen Weise angewendet, unschädlich; 
sie sind mächtige Antisyphilitika; fast bei keinem anderen 
Präparat verschwinden die Spirochäten so schnell; auch die Re- 
sorption, insbesondere von Schleimhautpapeln des Mundes und von 
Primäraffekten geht so flott von statten, daß eigentlich nur Salvarsan 
in Vergleich. kommt. Ich hebe hier nochmals die fast nie fehlende 
Jarisch-Herxheimer-Reaktion hervor, weil sie ebenfalls ein Be- 
weis für die spezifische Wirkung des Stovarsols ist, wenn sie auch 
nicht, wenn sie zu stark ausfällt, gerade als günstiges Symptom zu 
deuten ist (siehe die Arbeiten Matzenauers, Hesses, Oppen- 
heims über diese Frage). Ä E y l | 
Auf Grund der Beobachtung der 65 von mir behandelten 
Fälle kann ich aber noch einen Schritt weiter gehen. Bis jetzt sah 
ich bei den von mir genau nach Vorschrift behandelten Fällen 
primärer, sekundärer und tertiärer Lues, die zum größten Teil 
— mit Ausnahme der seronegativen primären Fälle — ausschließ- 
lich mit Stovarsol und Spiroeid behandelt wurden, noch keine Rezidive; 
ein Teil der Patienten zeigte sich mir, ein anderer Teil blieb aus. 
Von deni letzteren wurde mir auch von anderen Fachkollegen nichts 
berichtet. Trotzdem bin ich überzeugt, daß Rezidiven kommen 
werden. Zahlreich waren die Beobachtungen bezüglich des Um- 
schlagens der positiven Seroreaktion in die negative und das Be- 
harren in der negativen Reaktion. Natürlich kamen auch unbe- 
einflußte positive Seroreaktionen vor. Die genaueren Details über 
meine Fälle habe ich dem von mir bei der Innsbrucker Natur- 
forscherversammlung, Ende September 1924 angekündigten Vortrage 
vorbehalten. Für diese kurze Erwiderung genüge das Gesagte. 
‚  Weitgasser kann ich auch nicht den Vorwurf ersparen, dab 
er jetzt mit 6 Fällen! vor- die Öffentlichkeit tritt; das ist doch 


-. 


106. — 24. Porges, Klin. Wschr. 1924, 6. — 25: Freudenberg, Kongr. f. inn. Med, ' 
1924, S.32. — 286. Langen dorf u. Hueck, Pllüg. Arch. Bd. 61. — 27.8.G.Zondek, ` 


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7. September l 


| nach den Publikationen, die bereits vorliegen, zu wenig. Ferner 
"muß ich berichtigen, daß Gruß über keine Versuche berichtet hat, 


sondern im Anschlusse an meine Publikation über einen Fall be: 


richtet, der nach Abortivbehandlung mit Stovarsol allein Rezidive 
zeigte. Er darf also nicht schreiben, daß seine Versuche einiger- 
maßen von Gruß und Oppenheim verschiedene Resultate ergeben 
haben. Eigentlich stimmt er ja in der Hauptsache mit mir überein, 
indem er schreibt: „daß Stovarsol zweifellos eine eklatante, nament- 


lich dermotrope Wirkung insofern‘ entfaltet, daß in überraschend . 


kurzer Zeit die Spirochäten aus den Primäraffekten. verschwinden, 
dieselben rasch überhäuten und die klinisch sichtbaren Erscheinungen 
der Lues auf der Haut zum Schwinden gebracht werden“. Es gibt 
wohl kein intern schadlos gegebenes Präparat, das derartige Erfolge 
aufweist. Und wenn Pinkus”?) behauptet, daß das Stovarsol und 
die ihm zur Verfügung stehenden Produkte dieser Art die syphi- 
litischen Erscheinungen (Genitalpapeln) nur langsam abtöten, daß 


‘bei täglicher Untersuchung noch sehr lange Spirochäten auffindbar . 


snd und daß sich die innere Wirkung des Stovarsols und der 
deutschen Aminophenylarsinsäuren auf syphilitische Ausbrüche -etwa 
mit der Stärke der Protojoduretpillenwirkung (!) vergleichen 
läßt, so glaube ich, daß die Meinungen nach Beobachtung zahlreicherer 
-Fälle’— ich kenne die Zahl seiner Fälle nicht — und vielleicht 
bei einer anderen. Methode der Darreichung der Mittel — ich kenne 
sine Methode der Darreichung nicht — andere sein werden. > 
Über die prophylaktische Wirkung der :Aminophenylarsin- 
säuren habe ich noch kein Urteil. Ein Fall, eine Frau betreffend, deren 
rezent Juetischer Mann auf meiner Abteilung behandelt wurde, und 
die frei von primären Erscheinungen war, wurde prophylaktisch 
behandelt. Sie blieb frei von Erscheinungen. a, 
„Sonst bin ich mit Pinkus und Jadassohn?) über die Not- 
wendigkeit der genauen klinischen Erforschung dieser Präparate 
einer Meinung; ich bin überzeugt, daß diese Erforschung zu einer 


Einführung dieser Präparate in die Therapie der Syphilis führen - 


wird, wie meine Beobachtungen lehren. Mich wundert nur, daß 
beiden Autoren meine Veröffentlichungen über das Stovarsol 
entgangen sind, obwohl Jadassohn in seiner Arbeit Merk zitiert, 
dessen Notiz über das Stovarsol in derselben Nummer der „Wien. 
kl.Wschr.* enthalten ist, in der meine vorläufige Mitteilung erschien. 

‚ Inzwischen ist auch eine neue deutsche Arbeit erschienen: 
‚Die bisherigen Ergebnisse der antisyphilitischen Prophylaxe und 
 Ilerapie mit Stovarsol“ von Kurt Heymann‘). Ich teile seine 
Meinung: „daß die Aussichten, die sich hier für eine Syphilistherapie, 
de — wenn auch nicht ganz — so doch zeitweise auf Ein- 


spritzungen verzichten könnte, eröffnen, genau untersucht werden. 


müssen“. Und dies ist auch meine Absicht. . Bezüglich der aus- 
indischen Literatur verweise ich auf diese Publikation. 


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ba 1924”— MEDIZINISCHE KLINIK — N... 


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141 


lich eine unnötige Austastung des Uterus machen ‚müssen. Mit der 
Milchprobe hat man also die Austastung des Uterus nicht- voll- 
ständig aus der Welt schaffen können. Wenn diese auch, sogleich 


nach der Geburt vorgenommen, nicht so gefährlich ist wie die 
manuelle Lösung der Plazenta, so ist doch nicht. zu leugnen, daß 


‚es von Vorteil ist, wenn man sie umgehen kann; namentlich gilt 


dies für den Praktiker, der ja auch bei der manuellen Lösung eine 
weit höhere Mortalität.aufzuweisen hat als eine gut geleitete Anstalt. 

“ Und gerade‘ der Praktiker kann das Austasten des Uterus 
ebenso wie der Kliniker in vielen Fällen vermeiden durch richtige 
Leitung der Nachgeburtsperiode,; die nach Bumm ihrer Wichtigkeit 
nach neben der Antiseptik an erster Stelle steht. unter den ver- 
schiedenen .Aufgaben, ‘welche der sachverständige Beistand bei der 
physiologischen Geburt zu erfüllen hat. Bei einer. richtig ge- 
leiteten Nachgeburtsperiode lassen sich zwar nicht immer, wie 


Straßmann gezeigt hat, aber doch in der Regel die Ursachen ver- 


meiden, welche zum Zurückbleiben von Plazentateilen und in weiterer 
Folge zur Austastung führen. 20. 2 
Als wichtigste dieser Ursachen erscheint mir der vor- 
zeitig und unrichtig ausgeführte .Oredösche Handgriff. 
Wenn schon an einer. so gut geleiteten Klinik wie der Straßmann- 
schen in etwa einem Fünftel der Fälle das Herumdrücken am 
Uterus seitens jüngerer Hilfskräfte: für das  Zurückbleiben -von 
Plazentaresten ursächlich: in Betracht. kommt, so gilt dies in weit 
höherem Grade für die allgemeine Praxis. RE a F 
‚Man muß sich nur vergegenwärtigen, wie da in der Regel vorge- 
Pauken UT. In der Nachgeburtsperiode blutet es ein wenig. Hebammen 
und Laien überschätzen bekanntlich meist‘ die Größe des Blutverlustes; 
ein solcher von 1, Liter ist physiologisch! Die Hebamme quetscht 


‘am Uterus herum. Der Arzt wird gerufen; es vergeht eine .gewisse- 


Zeit, bis er kommen kann; er hört von: bedrohlichem. Blutverluste. 
Das ergossene Blut hat Leintuch und Bett, in größerer Ausdehnung 
rot gelärbt; das Auffangen des Blutes in’ einer Schüssel, das’ eine 
bessere Beurteilung. der verlorenen Blutmenge ermöglichen würde, ist 
ja in der Praxis leider noch nicht überall üblich. Nun wird rasch 

rgotin injiziert, dann versucht der Arzt, wenn sich der Uterus nur 
halbwegs auf'Massage bin zusammenzieht, neuerdings mit männlichem 
Kraftaufwande den Credéschen. Handgriff, den die Hebamme schon 


‚ vorher ohne Erfolg versucht hat. Angenommen, er: gelingt, so kommt 


die Plazenta vielfach in einem so zerfetzten Zustande heraus, daß auch 
der gewissenhafteste und erfahrenste Geburtshelfer, der Tausende von 
Plazenten gesehen hat, außerstande ist zu sagen, ob sie vollständig ist 
oder nicht; in solchen Fällen. versagt ja meist auch die Milchprobe 
bzw. sie ergibt kein eindeutiges Resultat. Wenn es jetzt noch weiter 
blutet, so wird nach hastiger, notdürftigster Desinfektion eingegangen 
und der eventuell vorhandene Rest entfernt, dabei aber ‘doch. ver- 
hältnismäßig. häufig eine Infektion gesetzt; denn eine wirksame Des- 
infektion des äußeren Genitales ist schon wegen der anscheinend ge- ` 
botenen Eile nicht gut durchführbar; vor allem aber scheitert sie in der 


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‘Mehrzahl der Fälle daran, daß in der Praxis noch immer die Schamhaare 


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vielfach belassen, im besten Falle mit einer Schere ein wenig gestutzt 


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| 
Aus der Deutschen U frauenklinik in Prag | 
us der Deutschen Universitätsfrauenklinik in Pra | ) | ( RE Tr a kagt 
Ben, worden sind. (Ich kenne praktische Arzte, die sich eines guten Rufes PARTIENE I PEER ARS 
! 


| (Vorstand: Prof. Dr. G. A. Wagner). 
| Zurückbleiben von Plazentateilen.”) 


Von Priv.-Doz. Dr. Hans Hermann Schmid, 
| gew. I. Assistent der Klinik. u 
‚ Im Zweifelsfalle schützt am sichersten :davor, das Zurück- 
bleiben eines Plazentateiles zu übersehen, die sofort nach der 
eburt vorgenommene Austastung des Uterus, wie von Straß- 
mann mit Überzeugung dargelegt worden ist, wie es von Bumm, 


als’ Geburtshelfer erfreuen und Zangenentbindungen :vornehmen, ohne 
auch nur die Haare zu kürzen; wenn man dann wegen Wochenbett- 
fiebers konsiliariter zugezogen wird, ist es mitunter nicht. leicht, 'die 
„Schuldfrage‘ so zu umgehen, wie es Straßmann2) — im allgemeinen 
gewiß mit Recht — empfiehlt) > . en 
Vielfach gelingt aber der Uredösche Handgriff nicht, -und jetzt 
wird in der Praxis in der Regel sofort zur manuellen Lösung ge- 
schritten, natürlich ohne Narkose; daher unterbleibt auch der so oft 
zum Erfolg führende Cred ésche Handgriff in Narkose, der ein Eingehen ` 
im letzten Augenblicke noch überflüssig machen kann. 


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langemeister und anderen wärmstens empfohlen wird. Aler- 


dings ist dieses Verfahren nicht ungefährlich und wird mitunter 
auch dort angewendet, wo kein Rest fehlt; von 


Überflüssigerweise 
net Mitteln zur Prüfung der Plazenta auf ihre Vollständigkeit 
at sich an unserer Klinik die Milchprobe ‘gut bewährt, wie aus 


der Mitteilung von Ederer 1) hervorgeht; durch sie wird . manche 
unnötige Austastung des Uterus vermieden, denn in den Fällen . 
von suspekter Plazenta, in denen sich das choriale Gefäßsystem 
nach Milchauffüllung intakt erweist, kann man die Austastung. ge- - 


Das Gabastonsche Verfahren, das berufen ist, den größten Teil ` 
der manuellem Lösungen vermeiden zu lassen, ist ja-leider trotz der 
Mitteilung von Traugott®) in der Praxis noch wenig bekannt. Aber 


‘auch dort, wo es geübt wird, wie in vielen Kliniken, scheint es uns 


Es kommt nämlich meist erst dann an die Reihe, wenn der Cred&sche 
Handgriff versagt hat. Aber gerade durch diesen ist 'oft die Voll. 
ständigkeit der Plazenta bereits zerstört worden, und so fließt ein Teil 
‚der nach Gabaston eingespritzten Flüssigkeit aus, die Plazenta kann 
sich infolgedessen gar nicht ganz prall füllen.. | 


von manchen Seiten nicht zur richtigen Zeit angewendet, zu werden. 


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ost unterlassen. Da bei positivem ‘Ausfall der Milchprobe aber 
Tabs ervorspritzen der Milch sowohl durch Zerreißen eines Ge- 
b ha als auch durch Abreißen eines zurückgebliebenen -Kotyledo 
Langt sein kann, so wird man in einem solchen Falle gelegent- 


2 M. KI. 1924, Nr. 22, / 8) Kl. Wschr. 1924, Nr. 27. 
a Zbl. f. inn. Med. 1924. Nr.28. - i E 
) Erweiterte Diskussionsbemerkungen zum gleichnamigen Vor- 


Ist die Plazenta glücklich entfernt und ein eventueller Rest 
schließlich herausbefördert, so folgt nicht selten noch,. vielfach. bedingt 
durch die vorausgegangenen Mißhandlungen des Uterus, eine Er- 
‚schlaffung: mit atonischer Nachblutung. Jetzt kommt die Tamponade | 
und, wenn diese versagt, der Momburgsche Schlauch an die Reihe: 
wenigstens wird es so in den meisten Lehrbüchern empfohlen, und in | 
| der Praxis wird auch meist in dieser Weise verfahren. . o” rn ROTER: 
‚Zweck vorliegender Ausführungen ist, dieser, unserer Meinung Et fr 


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‚ Deptember 1999, i . ee, a L i a e a ee BE ELANI THE A ORRORI 

| M Ederer. Dar ie: | si Iständiekeit der |.. 2) Straßmann, Arch. f. Gyn. 1922. 117, 8.368. et AA KSR I Br Dee 

T4) Plazenta, M.m. W. ee ne | 8) Traugott, M.m.W. 1929, Nr. 41, S. 1170. ne ESEL <: ii. È 
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1242. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36.. 


sprechen und auf Grund der Erfahrungen der Prager geburtshilflichen 
Klinik folgende Reihenfolge neuerdings zu empfehlen, die zuerst von 
Koerting*) angegeben worden ist, und die sich sehr gut bewährt hat. 
Blutet es in der Nachgeburtsperiode, so überzeugt man sich 
durch die üblichen Handgriffe (Feststellung des Höherrückens und 
Kleinerwerdens der Gebärmutter, Beobachtung der Nabelschnur bei 
vorsichtigem Emporschieben des Uterus usw.) zunächst davon, ob 
sich die Plazenta noch im Uteruskörper befindet oder schon im 
Durehtrittsschlauche liegt. In letzterem Falle wird sie bei zusammen- 
gezogener Gebärmutter ohne Schwierigkeiten ausgedrückt. 
| Ist die Plazenta noch im Corpus uteri, so wird bei Blutung 
zu.allererst die Aorta abdominalis zusammengedrückt. 


. Hierfür ist, wenn eine Sehrtsche Aortenklemme nicht zur Verfügung 


steht, die manuelle Kompression zu empfehlen; an anderer 
Stelle) habe ich ihrè nicht schwierige Technik beschrieben und 
ihre Vorzüge vor der instrumentellen und namentlich vor der Schlauch- 
kompression begründet, der sie allerdings bei der Notwendigkeit 
eines Transportes nachsteht. Die Blutung kommt dabei vielfach zum 
Stillstande, meist durch bessere Zusammenziehung des Uterus in- 
folge der Anämisierung®). Von der Aortenkompression durch ein- 
fachere Maßnahmen äls durch den Momburgschen Schlauch heißt 
es meist, daß man sie neben den anderen Maßnahmen anwenden 
solle; es kommt mir hier darauf an, neuerdings mit allem Nach- 
drucke darauf hinzuweisen, daß man sie nicht neben, sondern vor 


diesen in Anwendung ziehen solle, unter Umständen auch prophy- | 


laktisch, ähnlich der Esmarchschen Blutleere an den Extremitäten. 

Als nächste Maßnahme kommt auf Grund unserer Erfahrungen 
(Koerting), falls es nach Entleerung der Harnblase bei Nachlassen 
der Aortenkompression noch weiter blutet, das Verfahren von 
Gabaston an die Reihe. Dafür ist es zweckmäßig, wenn der 


-Geburtshelfer in seiner Tasche eine sterile Spritze (Inhalt 75 bis 


150 cem) mit sich führt, die er ohnehin zur Füllung des Kolpeu- 


'ıynters, Hystreurynters oder Prokteurynters sowie zur Ausführung 


der Milchprobe braucht, natürlich mit sterilem Schlauche und eben- 
solcher Kanüle aus Metall oder Glas, die in die Nabelvene einzu- 
binden ist. Die Auffüllung der Plazenta mit 5—600 cem gekochten 
Wassers?) ohne Anwendung allzu starken Druckes bringt vielfach 
die Blutung zum Stehen, wenn es bisher noch nicht der Fall war. 
Nun kann die Hebamme versuchsweise aufhören, die Aorta zu kom- 
primieren. Blutet es weiter, so setzt die Kompression natürlich 
sogleich wieder ein, und jetzt erst ist es an der Zeit, den Crede- 
schen Handgriff anzuwenden; da die Plazenta prall gefüllt ist, ge- 


. lingt er jetzt in der Regel auch ohne Narkose mit dem Ergebnisse, 


daß die Plazenta vollständig herausbefördert wird. Eingehen in 
den Uterus, Tamponade und die Folgen dieser in der Praxis immer 
noch zu häulig angewandten und gefährlichen intrauterinen Ein- 
griffe lassen sich damit in einer großen Anzahl von Fällen ver- 
meiden. An der Deutschen geburtshilflichen Klinik in Prag sind 
z. B., wie Koerting im Verein deutscher Arzte in Prag berichtet 
hat), früher unter 2464 Geburten 31 manuelle Plazentalösungen 
verzeichnet, während nach prinzipieller Anwendung des Gabaston- 


schen Verfahrens bei der gleichen Anzahl von Geburten nur mehr 


10 manuelle Lösungen der in diesem Fällen meist in der Tuben- 
ecke entwickelten Plazenta notwendig geworden sind. 
Selbstverständlich ist zu verlangen, daß die genannten Maß- 
nahmen im Unterrichte von Studenten und Hebammen nicht nur an 
und für sich entsprechend berücksichtigt und möglichst oft praktisch 
geübt werden (das Aulspritzen der Plazenta z. B. wird an unserer 
Klinik von jedem Praktikanten. an einer bereits geborenen Nach- 
geburt ausgeführt), sondern daß auch gelehrt werde, in welcher 
Reihenfolge sie am besten anzuwenden sind. Auf diese Weise dürfte 
4) Koerting, M.KL 1921, 48, 1474 und Wiss. Beil. z. d. ärztl. Nachr. 
19%, 1,1. | 
8) Schmid, Zbl. f. Gyn. 1920, 19, 479. 


6) Die ausgezeichnete Zusammenziehung des menschlichen Uterus 
durch Aortenkompression kann man nicht nur durch die Bauchdecken, 


sondern besonders eindrucksvoll bei der Sectio caesarea fühlen und 


sehen. Diese auch von uns wiederholt gemachten klinischen Beob- 
achtungen können durch die neuesten experimentellen Untersuchungen 
von v. Mikulicz-Radecki und Lang (Zbl. f. Gyn. 1924, 21, 1132) am 
Kaninchen- und Katzenuterus nicht entkräftet werden, denn die am Ver- 


suchstiere gewonnenen Resultate lassen sich doch nicht ohne weiteres 


auf die Verhältnisse beim Menschen übertragen, wie übrigens die ge- 

nannten Autoren selbst zugeben. Ä 
7) Die erst kürzlich mitgeteilten, ungünstigen Erfahrungen von 

Heidler (Mschr. f. Geburtsh. u. Gyn. 1924,.66, 11). mit der Gabaston- 

schen Auffüllung der Plazenta sind vielleicht zum Teile darauf zurück- 

zuführen, daß er weniger Flüssigkeit einspritzt, durchschnittlich nur300ccm. 
8) Koerting, M.Kl. 1921, 48, 1474.. 


es gelingen, das Zurückbleiben von Plazentateilen noch weiter zu 
beschränken. Selbstverständlich wird es immer Fälle geben, in 
denen diese Maßnahmen nicht genügen; doch sind die Fälle von 
echter Placenta accreta bekanntlich außerordentlich selten im Ver- 
gleiche zu den Angaben von Ärzten, Hebammen und Laien, daß 
wegen „angewachsener Nachgeburt“ eingegriffen werden mußte. Und 
auch die pathologischen Blutungen bei „Tubeneckenplazenta“, Pla- 
centa membranacea u. dgl. treten an Häufigkeit zurück hinter den 
Blutungen, die entstehen, wenn der normale Lösungsmechanismus 
durch unzweckmäßiges Kneten und Drücken des Uterus gestört 
worden ist. . Ebenso ist das Zurückbleiben von kleineren Plazenta- 
teilen bei vollständig spontanem Verlaufe der Nachgeburtsperiode 
(also ohne vorzeitige und unrichtig ausgeführte Expression der noch 
nicht vollständig gelösten Plazenta), in der Praxis, wenn auch ein- 


' wandfrei beobachtet (Straßmann), so doch selten im Vergleiche 


zur Zerklüftung der Plazenta und zum Zurückbleiben von Teilen 
durch vorzeitiges Eingreifen der geburtsleitenden Person. 

Noch ein Wort über die Entiernung von Plazentaresten 
im Wochenbett, also nicht unmittelbar im Anschlusse an die Geburt. 
Von manchen Seiten (Winter, Opitz) ist schon auf dem Straß- 
burger Gynäkologen-Kongreß im Jahre 1909 darauf hingewiesen 
worden, daß im Anschlusse an einen solchen Eingriff, der bei leid- 
lichem Wohlbefinden der Wöchnerin ausgeführt wird, die bis dahin 
geringe Temperatursteigerung zunimmt, daß sich nicht selten ein 
septisches Krankheitsbild an den Eingriff anschließt, oft mit letalem 
Ausgange. Viel mehr gilt dies noch für die Fälle, die von vorne 
herein den Eindruck einer schweren septischen Infektion hervor- 
rufen, wie auch aus den neuesten Zahlen von Straßmann hervor- 
geht, bei dem 47% der Fälle von Austastung bzw. von Entfernung 
eines Plazentarestes im Wochenbett fieberfrei waren, während sich 
unter den übrigen, also bei der Austastung bereits fiebernden, 
4 Todesfälle finden. Entfernt man bei solchen Frauen mit Er- 
scheinungen von Septikämie den Plazentarest auch noch so vor- 
sichtig digital oder instrumentell, so fällt nur in dem kleineren Teil 
der Fälle die Temperatur zur Norm ab mit weiterem Ausgange in 
Heilung; in der Mehrzahl der Fälle nimmt die Sepsis einen rascheren, 
bösen Verlauf. Während früher nur in vereinzelten derartigen Fällen 
der Uterus exstirpiert worden ist, hat G. A. Wagner?) zuerst 
empfohlen, diesen Eingriff prinzipiell an Stelle der Entleerung des 
Uterus zu setzen, wenn bei fiebernder Wöchnerin ein offenbar in- 


fizierter Plazentarest im Spätwochenbett nachgewiesen wird und der 


Zustand der Wöchnerin, besonders aber eine allerschwerste Blutung 


. ein Eingreifen dringend notwendig erscheinen läßt. Daß man auch 


in ganz schweren Fällen noch mit Glück konservativ bleiben und 
alles der gütigen Natur überlassen kann, zeigt ‘die Beobachtung von 
Walthard:%). Natürlich.gibt es auch Fälle, bei denen der operative 
Eingriff zu spät kommt. Aber öfter als durch die einfache Ent- 
fernuung des Restes gelingt es doch, die schwer gefährdete Frau 
noch zu retten. 
möglich; so habe ich am 7. Wochenbettstage mit Erfolg den einen 
verjauchten Plazentarest enthaltenden Uterus zusammen mit der 
thrombosierten, vereiterten rechten Vena ovarica bis zur Einmündung 
in die Vena cava exstirpiert, nachdem 5 Tage hindurch Schüttel- 
fröste vorausgegangen waren. Der behandelnde Arzt hatte die gleich 
ihrer Umgebung von Schmutz starrende Frau zur Geburt an die Klinik 
schicken wollen, doch hatte sie dies abgelehnt; eine halbe Stunde nach 
Geburt des Kindes hatte er wegen Blutung die Plazenta nach Crede 
exprimiert, sie für vollständig gehalten und wegen andauernder Blu- 
tung Ergotin injiziert und eine Jodoformgazetamponade angeschlossen. 
Nach der Operation bestand noch Fieber durch 14 Tage; ein Bauchdecken- 
abszeß mußte eröffnet werden; schließlich trat volle Genesung ein. 
| Selbstverständlich ist auch für diese infizierten Fälle das 
Wichtigste die Prophylaxe, die Vermeidung nicht nur der Infektion, 
sondern auch des Zurückbleibens von Plazentaresten; wirken diese 
beiden ungünstigen Umstände zusammen, so ist der Zustand für die 
davon betroffene Frau natürligh noch gefährlicher als bei Infektion 


oder bei Plazentarest allein. Darum nochmals: Principiis obsta! 


Kein vorzeitiger und unrichtig ausgeführter Gredöscher 
Handgriff, dann wird auch das Zurückbleiben von Pla- 
zentateilen seltener werden mit seinen bösen Folgen 
Wenn aber einRest zurückgeblieben ist, dann sogleich aus- 
tasten und den Rest entfernen, nicht erst im Wochenbett, 
wenn die Zeichen von Infektion noch dazugetreten sind! 


9) Q. A.Wagner, M. KL 1918, 47, 1176, 
10) Stoeckels Lehrb. d. Geburtsh. 2. Aufl. S. 769. 


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Ja, auch bei transuteriner Infektion ist dies noch 


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| “allmählich unter 370. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


Ans dem Karolinen-Kinderspital in Wien 
(Vorstand: Prof. Dr. Knöpfelmacher). 


Klinische Analyse einer Amyloidose. 
Von Dr. Oskar Koref. 
Chronische, mit starker Gewebseinschmelzung einhergehende 


Erkrankungen sind häufig Veranlassung für den Eintritt gewisser 
`. degenerativer Gewebsveränderungen in den einzelnen Organen und 
unter diesen ist nicht allzuselten diejenige Veränderung, die mit 


Anftreten von Amyloid einhergeht. Da es uns neuerdings möglich 
ist, für amyloide Entartung am Lebenden den exakten klinischen 
Nachweis führen zu können und im Rahmen dieser Erkrankung uns 
einige Besonderheiten aufgefallen sind, erachten wir es für geboten, 


einen einschlägigen Fall zu veröffentlichen. 


. 


Das nun 10 Jahre alte Mädchen, T. N, war im Laufe von 
7 Jahren öfters in Behandlung unseres Spitals. Beginn der Erkrankung 
reicht bis vor 8,Jahren zurück, als. beim Kinde eine Spina ventosa 
aftrat. Ein Jahr später wurde das Kind in das Spital eingeliefert 
mit multiplen Skrophulodermen und einer Spondylitis des 1. Brustwirbels. 
Seither bei uns sowie in verschiedenen Heilstätten öfters spezifisch, 


mittels Strahlen und allgemein roborierend behandelt, konnten diverse. 
Haut- und Knochenprozesse zur Abheilung gebracht werden. Das 
letzte Mal wurde das Kind im Jahre 1923, im August, aufgenommen; 


nach Angabe der Mutter soll es kürzlich wieder zu fiebern begonnen 
haben und klagte über starke Nachtschweiße. Die Mutter bemerkte 


auch, daß seit einem Jahr der Bauch allmählich an Größe zugenommen 
‘hatte, Bei der Aufnahme zeigte sich diffus über beiden Lungen ver- 
. schärftes Atmen, keine Zeichen eines aktiven Prozesses, 


Die Leber 
reicht mit glattem, dünnem Rand bis an die Crista iliaca, ihre Ober- 


fläche glatt, Konsistenz erhöht, die Milz überragt als derber Tumor 
crei Finger breit den Rippenbogen. 


Harn bei der Aufnahme o. B. 
Das Kind wird spezifisch behandelt, die Temperaturen senkten sich 
Bei der Aufnahme Harn ganz o. B., nach einem 
Monat starke Eiweißausscheidung durch den Harn. Sedimentbefund 
damals einige Epithelien, sonst keine pathologischen Elemente. Nach 
einigen Tagen Harn wieder eiweißfrei. In dieser Weise ändert sich 


im Laufe der Beobachtung der Eiweißgehalt .des Harns des öfteren. 


‚Später treten im Sediment reichlichst hyaline Zylinder auf, keine 


doppelbrechenden Substanzen. Stuhl stets normal. Blutdruck war nie 
höher als 106 mm Hg, systolisch. — Blutbefund ergab bei vermindertem 
Hämoglobingehalt,mäßiger Leukozytose und etwas verminderter Erythro- 
zytenzahl keine nennenswerten Seränderungen. Im 

ausstrich geringe Anisozytose, herabgesetzte Färbbarkeit der roten 


Blutkörperchen, Vermehrung der Thrombozyten (500000 im Kubik- 


millimeter). Blutungszeit 9 Minuten, Beginn der Gerinnung nach 
2-Minuten, sie wird Townin nach 4 Minuten. F 

Es handelt sich uns nun darum, festzustellen, wie die Verände- 
tungen an Leber, Milz und Nieren zu deuten wären. An Systemerkran- 
kungen des hämatopoetischen Apparates oder an eine der Tuberkulose 
aulgepfropfte Lues konnten wir auf’ Grund der stets negativen Wa.R. 
“wie des nahezu ganz normalen Blutbefundes nicht denken. Daß 
e sich um eine reine Folgeerscheinung der Tuberkulose im 
Simne von zirrhotischen Veränderungen in Leber und Milz und 
degenerativen Erscheinungen an der Niere handeln sollte, war 
auptsächlich darum kaum anzunehmen, da — wie noch weiter 
unten näher ausgeführt wird — teils die Funktion der genannten 
Organe kaum geschädigt erschien, teils aber deshalb, weil die 


Nerenfunktionsprüfung eine ziemlich starke Beteiligung der Gefäße 


vermuten ließ. Die Annahme, daß es sich um eine amyloide Ent- 
atung handle, schien uns berechtigt und zur Stützung unserer 
agnose versuchten wir die Vornahme einer in letzter Zeit von Benn- 
hold angegebenen Methode zum Nachweis von Amyloid am Lebenden. 

Die Probe basiert auf der Eigenschaft des Amyloids, gewisse 


Farbstoffe, so hauptsächlich Kongorot, in sehr hohem Maße an sich 


m reiben. Injiziert man demnach ‘diesen Farbstoff in die Blutbahn, 


%0 kann es kolorimetrisch vergleichend erwiesen werden, daß die [ 
$ hervorgerufene weinrote Farbtönung des Plasmas bei 
amyloider Entartung bereits nach einer Stunde nahezu vollständig 


dadurch 


. verschwinden pflegt, während dies beim Normalen erst innerhalb 
on 24 Stunden der Fall ist. Außer bei Amyloidose schwindet die 


Farbe des Plasmas auch bei Nephrose ziemlich rasch, aber dann kann 


eine vermehrte Kongorotausscheidung im Harn nachgewiesen werden, 


Indem sich nach Zugabe von etwas starker Salzsäure Blauwolken bilden. 


Kon züiglich der Technik sei angegeben, daß von einer l%igen 
dans ae (Grübler) 8—10 ccm ' intravenös gegeben werden, 
einer nach 4 Minuten das. erste, nach einer Stunde das zweite Mal Blut 
reieg Pin. entnommen wird. Man verwendet, um absolut hämoglobin- 
aa zu erhalten, paraffinierte Spritzen und zentrifugiert in 
Dan oster Eprouvette scharf ab. . Die Farbe des so gewonnenen 
on; as vergleicht man im Kolorimeter mit einer 1 : 10000 verdünnten 

Soroistandardlösung, Gleichzeitig wird auch der Harn gesammelt, 


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efärbten Blat- 


‚Diluierungsvermögen, die verhältnismäßig gute Wasserausscheidung 


um eine eventuelle raschere Ausscheidung kontrollieren zu können. — Die 
Probe wurde bei unserem Fälle in liebenswürdiger Weise von Herrn 
Dr. Strasser aus der I. Medizin. Klinik (Vorstand: Hofrat Ortner) 
wiederholt vorgenommen, und zwar jedesmal mit dem gleichen Resultat. 

Sie war nicht eindeutig beweisend, denn die Abnahme des 
Farbstoffes betrug. nur 24 °/ọ Wenn wir die von Bennhold an- 
gegebenen Normalwerte: im Durchschnitt. 19,9 %/, (d. h. 23,3 bis 
11,0°/) als giltig annehmen, so haben wir in unserem Falle die 
unterste Grenze des Pathologischen erreicht. Nun aber war es aul- 
fallend, daß das Plasma der ersten Blutentnahme bereits vier Mi- 
nuten nach der Injektion nicht mehr intensiv gefärbt war, und die 
zweite Probe nur mehr Spuren des Farbstoffes enthielt. Da es 


sich hier um eine ziemlich hochgradige amyloid entartete Leber 


handeln dürfte, die auch nach Bennhold das Kongorot am inten- 
sivsten an sich reißt, wäre es nicht ausgeschlossen, daß als Folge 
besonders großer Avidität, bereits in der ersten Zeit der größte 


‚Teil des Farbstoffes vom Amyloid gebunden würde. Um dies zu be- 


weisen, müßten wir über absolute Zahlen verfügen, die den jeweiligen 
Farbstoffgrad anzeigen. Derzeit ist dies aber noch nicht möglich. 

. Die Injektion selbst scheint ganz harmlos zu sein, nur beim 
letzten Mal bekam das Kind Schüttelfröste, war etwas matt und ab- 


‚geschlagen, erholie sich aber in kurzer Zeit. Dabei keine Tempe- 


ratursteigerung, keine Zeichen sonstiger Organstörungen. Ähnliches 
wurde wiederholt beobachtet und auf ungelöste Partikelchen in der 
Kongorotlösung zurückgeführt, was ja schließlich trotz Filtrierens 
und vorsichtigen, wiederholten Aufkochens auch bei unserem Fall 
nicht ausgeschlossen werden kann. nr 


Wir versuchten nun durch Vornahme verschiedener Funktions- 


proben nachzuweisen, wie weit die Funktion der einzelnen Organe 
durch die Entartung beeinträchtigt wurde. Die außensekretorische 


Tätigkeit der Leber wurde als ungestört gefunden. Stuhl war von '. 


normaler Farbe und normalem Aussehen, auch ‚mikroskopisch keine 
Zeichen gestörter Fettresorption. Die Dextrose- und Galaktoseprobe 


(Verabreichung von 80 g Dextrose bzw. 30 g Galaktose) fiel negativ. 
‚aus.‘ Im Serum war Bilirubin nach H. van der Bergh einer Ein- 


heit entsprechend, d. h. nicht vermehrt, im Harn konnten weder 
Urobilinogen noch Aminosäuren nachgewiesen werden. Demnach 
war die Annahme berechtigt, daß die Leber noch genügendes 
funktionstüchtiges Gewebe enthalte. | j | 
| Bezüglich der Niere waren die Befunde nicht mehr so ein- 
deutig. Der Strauß-Volhardsche. Wasserstoßversuch ergab eine 
zeitlich normale, jedoch an Menge ungenügende Wasserausscheidung, 
d. h. es wurde Wasser retiniert: | | | 


Wasserstoßversuch. o 
| ns | Harnmenge Spez. . Gew. 
83/4 Uhr 700g Tee ee — 
Bli y | 9° 1015 
a Te | 5.180 1003 
1, n | 50 ' 1005 
93, n 47 1012 
101/, 53 | i 23 1015 ' 
108, „n | 22 1016 
118), „ 86 1016 
| 457 
| Konzentrationsversuch. ae 
12 „200 g Kartoffel —. ze 
| 50 „ Mehlspeise we 
3 „ 50, Butterbrot © — a 
3, p s; 102 1016 
St no er 50 1020 
6 m 50 „ „ rer => 
6th „ 50° 1022 
3, n früh 180 1020 
| 382 


Die Konzentrationsfähigkeit der Nieren erwies sich ein- 
geschränkt, konzentriert wurde nur bis 1022 spez. Gewicht. Die Jod- 
kaliprobe (0,5 g per os) ergab einen ganz normalen Ausscheidungs- 
verlauf innerhalb 36 Stunden. Kochsalz wurde bei normaler Diät 
in entsprechender Menge (ca. 9 g täglich) ausgeschieden. Sofern 
diese Befunde bei der Analyse der vorliögenden Störung beweisend 
sein sollen, müssen wir annehmen, daß an den Veränderungen der 
einzelnen Nierenelemente die Tubuli und Glomeruli gleich beteiligt 
sein dürften. Die mangelnde Konzentrationsfähigkeit würde für 
Schädigung des Tubularapparates, die an Menge ungenügende 
Wasserausscheiduug für Gefäßbeteiligung sprechen, ebenso wie die 
für ein Kind immerhin beträchtliche Blutdrucksteigerung. Keine 
der Veränderungen dürfte hochgradig sein. Beweisend dafür ist 
nicht nur ‘das normale Verhalten der Jodkaliprobe, das gute 


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124. 19% — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


R | OO Q September 


und der.normale Reststickstoffgehalt des Serums (80 mg°/,), sondern auch ` 


ES = alel Aue Aus dem Privatröntgeninstitut in Pol. Teschen. 
la der Wechsel des Harnbefundes. Die Gefäßbeteiligung für sich ist mit ein 


Moment, welches uns in der Diagnose einer Amyloidentartung unter- E Die Röntgenbehandlung der Tuberkulose.‘ 
. stützt. Denn die Prädilektionsstelle der amyloiden Ablagerung ist die | ` Von Sanitä Sr. Hans Fritsch. í 
© Gefäßwand. Nach V.olhard ist das gewöhnliche Bild einer Amyloidniere | AN o D Ae P 


‘das einer Lipoidnephrose. Doch wurden Abweichungen von dieser . 
` - Form verschiedentlich beobachtet, so, daß die Abweichungen in | 
unserem Falle uns nicht veranlassen, von der Diagnose abzugehen, vor . 
allem deshalb nicht, weil bei der Annahme einer rein degenerativen 
Folgeerscheinung der Tuberkulose die Epithelschädigung unvergleich- 
lich stärker in den Vordergrund treten würde: Daß die nephrotische . 
Komponente diese Nierenerkrankung nicht allein beherrschen kann, 
geht auch aus unseren Befunden über das Bluteiweißbild, das wir im. 
Sinne von Kollert und und Starlinger ermittelt haben, hervor. 
| Unter Bluteiweißbild verstehen‘ genannte Autoren das Ver- 
‚halten der einzelnen Eiweißbestandteile im Serum. Hierbei ergaben 
sich bestimmte typische Verhältnisse, die für gewisse Erkrankungen 
‘von diagnostischer Bedeutung sein können. — Am eindeutigsten 
sind die Befunde bei der Nephrose. ae, | 


Aus den diversen, in der Literatur bekanntgegebenen Werten 
geben Kollert und Starlinger folgende Normalwerte an: 


M.H.! Es dürfte kaum ein dankbareres Gebiet der Röntgen-. 
therapie geben, als’ die Behandlung der Tuberkulose und zwar 
der inneren wie. auch der äußeren, einschließlich der sogenannten 
chirurgischen. Einerseits ist die Aussicht auf Erfolg, wenn man 
sich im Bereich des Erreichbaren hält und nicht Fehler bei der 
Indikationsstellung oder bei. der Anwendung macht, so gut wie 
sicher, andererseits stellen sich ‘zuweilen auch dort hoch‘ Erfolge 
ein, wo ‚man einen verlorenen Fall vor sich zu sehen glaubte. Frei- 
lich bedarf es bei der Röntgenbehandlung der Tuberkulose einer sehr 
genauen Auswahl der Fälle, welche uns nur die exakte klinische, . 
chemisch -bakteriologische und röntgenologische Untersuchung. und 
eine längere Beobachtung jedes einzelnen Falles ermöglicht. Eben- 
so spielt, entsprechend der biologischen Strahlehwirkung auf das 
-tuberkulöse Gewebe, die Dosierung eine große Rolle. E 

Zur Beurteilung der biologischen Vorgänge im bestrahlten Ge- 


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| webe müssen wir uns vor Augen halten, wie denn normalerweise 
.Gesamteiweißgehalt 7—9% . | ein tuberkulöser Prozeß zur Ausheilung gelangt. — Wie wir wissen, 
Fibrinogen 0,13—0,30 ‘werden die abgelagerten Tuberkelbazillen rasch von einem Ring von 
‚Verhältnis Albumin: Globulin 60—80 : 40—20 > > Zellen umlagert,. welche in der überwiegenden Mehrzahl aus Lympho- 
Senk. M. W. l = 250—280 Sekunden. 


zyten bestehen. Die Lymphozyten besitzen nun nach den Arbeiten 
-~ Diese Werte sollen sich nun, in ganz bestimmter Weise von Bergel ein- fettspaltendes Ferment. Wie nun auf Grund von 


ändern, wenn es sich bei einer Nierenerkrankung um eine echte | Tierversuchen nachgewiesen werden konnte, wird durch diese Lipase 
7 -s : die schützende Fettwachsschicht der Tuberkelbazillen zerstört, worauf 
 Nephrose handelt. — Es erfolgt vor allem eine: starke Verschiebung | 3; aae s HRE : RER 
` innerhalb der einzelnen Eiweißfraktionen, die grobdispersen Phasen on a ee è PEE RRS e nn 
vermehren sich gegenüber der feiner dispersierten, dasFibrinogennimmt | gewebe ersetzt. — Was nun das Eingreifen der Röntgenstrahlen in 
- in seiner Menge bis aufs Neunfache zu, das Verhältnis Albumin ‘Globulin 


iesen Prozeß anlangt, so muß vorerst festgestellt werden, daß eine 
verändert sich zu Gunsten des Globulins, die Senkungsgeschwindigkeit | Zerstörung der Tuberkelbazillen auf direktem Wege durch die Be- 
der roten Blutkörperchen wird parallel der Verschiebung stark erhöht. | strahlung nicht erfolgt. Man hat beispielsweise Tuberkelbazillenkulturen 


- Di iweiß immt über d her ab. einer Strahlenmenge ausgesetzt, welche für menschliches Gewebe die 
ee u des ee | vielfache. Toddosis beträgt, ohne daß die Bazillen in ihrer Vitalität 
des Herrn Dr. Susani aus der Il. Medizinischen Klinik (Vorstand: | eine Schädigung erfahren hätten. — Die Wirkung der Röntgenstrahlen 


Sekunden. ` | mit adoron Worten, vorsichtig mit Meinen Dosen und vielfeeh dr 
i Pics — ae i EE Er n nn 'zellulären Vitalität innerhalb der Krankheitsherde die Zellen eine be- 
| oa er en Beides spricht Be, sonders große Strahlenempfindlichkeit besitzen. Eine . Überdosierung 


` Falle gegen die Annahme einer echten Nephrose und steht im Einklang | Durchbruch des Schutzwalles zur Folge. Hierdurch kommt es zu einer 
‚ eben hier gegenüber den Gefäßschäden ganz in den Hintergrund. | Temperaturanstieg. - Wenngleich es hierdurch gleich wie bei einer 
Das Auffallendste bei unseren Blutproben ist der hohe Eiweiß- ee Gau re | ee ei as .. 
gehalt im Plasma. Wenn wir die Angaben der Literatur durch- dios schon aus com SEunES vermieden Werden, Wer; yr San 


| Wirkung der Überdosierung ist die eitrige Einschmelzung des Herdes, 
bei infektiösen Prozessen, deren Verlauf ein chronischer ist. Alder | was rn Stellen, wo eine Fenky Enleenmg möglich ist, weniger 
und Nast fanden dies bei der Tuberkulose, Winternitz bei der 


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\ ‚von Belang ist, dort aber, wo diese Möglichkeit fehlt, Anlaß zu 
BI) Lues auf der Höhe der Erkrankung. Nun wissen wir, daß gerade | Senkungsabszessen, Reinfektion usw. geben kann.  —— T 

C RE diese Erkrankungen in ihrem Verlaufe zur allgemeinen Amyloid- | . Bezüglich der ‘Höhe der gebräuchlichen Dosis mache ma nur 

Eoo oe N = bildung führen, und da erscheint die' Annahme berechtigt, daß die | kurz ne nn von Na so nn en = 

END tA -Entstehung der Eiweißkörper des Amyloids in irgend einem Zu- | gegeben wurde, welche etwa 50°), der H.E.D. beträgt. Br | 


i Te | ist mi ingeren Dosen aus. Durch- 
sammenhange mit, der Serumeiweißvermehrung steht. Unsere An- ee meist Höntgene er bei der. Tuberkulose 
sicht kann auch durch zwei experimentelle Tatsachen gestützt | etwa ı/; der H.E.D., in gewissen Fällen, z.B. bei der Lunge oder dem 
werden, welche freilich erst in einen organischen Zusammenhang | Kehlkopf, noch geringere Strahlenmengen verabreicht. 
gebracht werden müssen. Im Experiment von Doerr und Berger indem ich mich nunmehr der Besprechung der einzelnen 
kommt es zu einer ausgesprochenen Serumeiweißvermehrung bei | Formen der tuberkulösen Erkrankung zuwende, beginne ich mit 

wiederholter parenteraler Eiweißzufuhr und im Tierexperiment von | den. spezifischen Prozessen. der Haut. — Hier wäre der Lupus 
- - Kurezynski entsteht auf gleiche Weise, nämlich durch wiederholte | vulgaris, die Tubereulosis cutis propria, die Tuberculosis 
Injektion von Kaseinlösungen, eine allgemeine Amyloidose. 'verrucosa cutis, das Skrophuloderma und die Tuberkulide 
| Zusammenfassend können wir nun sagen, daß. in unserem | zu nennen. — Die lupösen Hauterkrankungen reagieren, insoweit es 
Falle die langjährige Tuberkulose zu Veränderungen in der Leber, | ‚ich um die flache, exulzerierte, die hypertrophische, die verruköse 
Milz und Niere geführt hat, die im Sinne einer amyloiden Entartung | Form oder den Schleimhautlupus handelt, im großen und ganzen 
aufzufassen sind. Hierfür spricht die Kongorotprobe, die hier nicht | recht gut auf die Röntgenbehandlung, wenngleich man nicht immer 
ganz eindeutig beweisend war, sowie der Befund an den Nieren, der | zur Unterstützung oder Nachbehandlung der Finsenstrahlen entraten 
aufziemlich starke Gefäßveränderungen schließen ließ. Gegen die An- | kann. Bei der flachen, trockenen Form ist die Röntgenbestrahlung 
- nahme stärkerer Epitheldegenerationenim Tubularapparat sprach nebst | gontraindiziert, weil mit ihr nicht nur kein Erfolg erzielt wird- 
der Funktionsprüfung auch das Bluteiweißbild, bei dem uns vor allem | sondern eine Hautatrophie zu erwarten ist. — Bei der Tubercus 
die wesentliche Eiweißvermehrung aufgefallen ist. Letzteres könnte 


Ä ; ; losis cutis propria, bei der Tuberculosis verrucosa cuti- 
mit der Ausbildung der Amyloidose- in Verbindung gebracht werden. | wie auch -beim Skrophuloderma sind die Erfolge ganz aus, 
Literatur: Alder, Zschr. i Tbc. 1919, 81. — Bennhold, D. Arch | „ezeichnete und sowohl der chirurgischen wie auch medikamentösen 

f. klin. Med. 1928, 142. — Doerr. und Berger, Zechr. f. Hyg. Bd. 93, S, 147. — a | | 

Kollert, Zschr. f. klin. M. 1928, 97. — Kollert und Starlinger, Zschr. f. d. ges. | —— ~ 

exp. M. 1922, 30. — Dieselben, W.kl.W. 1922, 7. — Nast, Zschr. f. Kinderblk. — 
. 11, 8.92. — Strasser, Zschr. £d. ges. exp.M.1928,86. — Volhard, Die doppeiso een 
hämat. Nierenerkr. 1918, Springer. — Winternitz, Arch: f. Derm. u. Syph 1910, 101. 


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-= *) Vortrag, En in den Ärztevereinigungen in Mährisch- 
Ostrau, Teschen und Bielitz. ! | 


er er . en beruht vielmehr auf einer biologischen Leistungssteigerung der Zellen, 

Hofrat m Nö et > a. to genaos j welche zur Bindegewebsneubildung und damit zur Ausheilung führt. — 
Fibrinoren En . 024% | Für’ den Strahlentherapeuten ergibt sich daraus die Forderung, alles _ 
| Verhältnis Albumin : Globulin 20:80 . zu unterlassen, was diesem natürlichen Heilüngsverlauf abträglich wäre, 


hätte vor allem eine Zerstörung der Lymphozyten und damit einen . 


mit den Ergebnissen der Funktionsprüfung. DieEpithelschädigung tritt | Ausschwemmung von Toxin in. den Körper und einem unerwünschten 


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sehen, so finden wir ausgesprochene Eiweißvermehrung hauptsächlich Einfluß auf die Menge des ireiwerdenden Giftes haben. Mine weite 


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| 1. September | 


-destfuierendem Charakter ausscheiden. 


versteht sich wohl 


‚ werden. — 


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Therapie insbesondere in kosmetischer Hinsicht bei weitem über- 
legen. Bei allen drei Formen verschwinden nach einer anfäng- 
lichen Exazerbation die Infiltrationen, Geschwürsflächen reihigen 
sich, .die charakteristischen, schlaffen Granulationen erhalten ein 
normales Aussehen. Bei der verrukösen Form heben sich die ver- 


horten Schichten ab, die Abszesse bei dem: Skrophuloderma ent- . 


leeren -sich oder werden resorbiert. Zumeist bedarf es 8—4 Be- 
strehlungen bis Heilung erfolgt. Mitunter können, wie z.B. beim 
Skrophuloderma, tieferliegende Prozesse oder Fisteln die. Behand- 
lmg allerdings in die Länge ziehen, doch heilen auch diese in 
der Regel glatt aus. — Von den Tuberkuliden kommen für 
die Röntgentherapie das Erythema induratum (Bazin), die 


.- Folliklis, die Aknitis (Barthélemy) und der Lupus ery- 


thematosus in Betracht. Speziell ersteres wird nach Wetterer 
ganz ‘vorzüglich beeinflußt. Die Knoten, welche sich erfahrungs- 
gemäß am häufigsten an der Streckseite des Unterschenkels, seltener 
an den Armen, im Gesicht oder am Stamm finden, verschwinden 


nsch.nach der Bestrahlung, während die bläuliche Verfärbung der 
Epidermis über den Knoten einer leichten Pigmentierung weicht. — ` 


Die Knötchen der Folliklis schuppen nach der ersten Bestrahlung 


a der Oberfläche und verschwinden nach den Mitteilungen von 
- Weiterer restlos. — Die in der. Subkutis gelegenen kleinen Er- 


hebungen der Aknitis, welche sich im Gesicht, an den Ohren und 
am Hals zeigen, bediirfen meist einer mehrmaligen Bestrahlung, 


` qum uiter Bildung einer kaum sichtbaren Narbe abzuheilen. — Der 
'Inpus erythematosus verhält sich der Röntgenbehandlung gegen- 


über unsicher. Neben Besserungen und sehr seltenen Heilungen 
sieht man häufig Fälle, die sich ganz refraktär verhalten. In 
neuerer Zeit hat Thedering die Kombination der lokalen Röntgen- 
behandlung mit einer allgemeinen Bestrahlung durch natürliche 
oder künstliche Sonne empfohlen. Er ist der Ansicht, daß „die 


Heilung dieser früher so widerspenstigen Hautkrankheit ihm keine 


ernstlichen Schwierigkeiten in den Weg legt, soferne die Kranken 
in der Lage sind, die Behandlung mit natürlicher und künstlicher 
Sonne zuzugestehen.“ 


Auf die Röntgentherapie der internen Tuberkulose übergehend, 
‚wende ich mich der Lungentuberkulose zu. Diese Erkrankung 
wurde zuerst von Küpferle und de la Camp röntgenologisch 
behandelt. Nach ihren Berichten und denen anderer, wie Bac- 
meister, Lorey, Hilpert, Schröder, eignen sich hierzu nur 
die langsam progredienten, die stationären und latenten Fälle der 
produktiven, zirrhös-nodösen Form, ‚während alle hochfiebernden, 
progredienten Fälle der exsudativen Form insbesondere mit 
Kleine Klavernen sollen 
ü.den geeigneten Formen keine Kontraindikation bilden, doch ist 
Vorsicht am Platze. Sehr günstig wirkt hierbei die Ruhigstellung 
der Lunge durch Pneumothorax oder Thorakoplastik, so daß man 


‚seh Lorey unter diesen ‘Verhältnissen ebenfalls auch schwerere 


destruktive Prozesse der Bestrahlung unterwerfen kann. —  Ent- 


sprechend der Indikationsstellung ist eine längere klinische Beob- 
achtung sowie ein verläßliches Röntgenbild vor Beginn der Behand- 
Img: unerläßlich.. Gerade. das letztere gewährt uns nach den 
Arbeiten von Gräff und Küpferle einen genauen Einblick in die 
pathologischen Verhältnisse der Lunge, so daß wir bei entsprechender 
Arfahrang auf der Platte die verschiedenen Formen der tuberkulösen 
Ingenveränderungen unterscheiden können. Daß eine genaue 
mirolle nach der Behandlung von der größten Wichtigkeit ist, 
von selbst, weshalb die ambulante Röntgen- 
„handlung der Lungentuberkulose: abzulehnen ist. — 
ma Anwendung kommen 'nur ganz kleine Dosen, etwa !/12— 1s 
der H.E.D. auf den Erkrankungsherd. Dabei ist stets auf die 


Temperatur sehr zu achten; erst nach Ablauf der zu gewärtigenden 


„üperatursteigerung, welcher dann gewöhnlich eine Besserung des 
emeinzustandes mit Entfieberung folgt, soll neuerlich bestrahlt 
Felder Zur Bestrahlung wird der ganze Thorax in mehrere 
gm. Zwischen 
Tagen. Nach Abschluß des ganzen Zyklus wird 3—4 Wochen 
ei während welcher Zeit der: Patient einer Höhensonnen- 
alu unterzogen wird. Hierauf wird der ganze Zyklus 
Daal Diese Einteilung entspricht dem durchschnittlichen 
See lungsmodus, jedoch muß man gerade hier unter genauer 
indi achtung der Folgeerscheinungen ` nach - der Bestrahlung 

Yidualisieren. — Die Behandlung nimmt lange ‚Zeit, meist viele 


thala in Anspruch, wie ja' auch die Behandlung der Lungen- 


soll, 


ose in den Sonnenheilstätten mindestens ein Jahr dauern 
Man darf sich durch die Ungeduld des Patienten nicht 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.36. 


eingeteilt, von welchen an einem Tag nur ein Feld bestrahlt 
je einer Bestrahlung liegt ein Intervall von 2 bis 


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drängen lassen, die Intervalle zwischen den einzelnen Bestrahlungen 


oder Bestrahlungszyklen kürzer zu nehmen, da man dadurch den 
natürlichen Ablauf der Reaktion stören würde und der Patient 


hierdurch ‚Schaden leiden könnte. — Von Fränkel wird zur 


Unterstützung in Erwägung, daß die Milz das Hauptbildungsorgan 
für die Lymphozyten sein soll, die Reizbestrahlung dieses Organes 
empfohlen. — Die Resultate der verschiedenen Autoren sind über- 
einstimmend günstige. — Es muß aber hier klar ausgesprochen 
werden, daß die- Röntgenbestrahlung. bei der. Lungentuberkulose 
nur ein Teilfaktor des gesamten Therapieplanes gegen dieses Leiden 


"ist und daß mit derselben die anderen therapeutischen Maßnahmen 


Hand in Hand geher sollen. Vor einer gleichzeitigen. Tuberkulin- 
kur warnt Lorey, weil beide Methoden in gewissem Sinne Reiz- 


therapie darstellen, wodurch gelegentlich eine Kumulation der 


gesetzten Reize eine unerwünschte Wirkung verursachen könnte. . 
Eine dankbare Indikation bildet die Hilusdrüsentuber- 
kulose. ‘Die dabei verwendeten .Dösen sind nach Lorey etwas 
stärker als bei der Lungentuberkulose und werden auf je ein 
rechtes und linkes Drüsenfeld vorne und rückwärts in zweitägigen 
Intervallen appliziert. Daneben geht eine roborierende: Allgemein- 
behandlung einher. — Bei dieser Anzeige ist zu berücksichtigen, 
daß die Diagnose einer Hilusdrüsentuberkulose viel häufiger ge- 
stellt wird, als sie de facto zutrifft. 
schatten zeigt, schlecht aussieht und. abnimmt, appetitlos ist, hat 
eine Hilusdrüsentuberkulose. Sehr häufig finden sich nach akuten 


Infektionskrankheiten wie Masern, Grippe ziemlich bedeutende und. 


lange Zeit bestehende Drüsenschwellungen. am Hilus. Hier kann. 


nur eine genaue Ermittelung der Anamnese, längerdauernde Beob- 
achtung, insbesondere sehr exakte Temperaturmessungen Aufschluß _ 


geben. Es muß hier aber noch darauf. hingewiesen werden, daß 
man geneigt ist, die Hilusdrüsentuberkulose für eine speziell im 
Kindesalter vorkommende Erkrankung zu- halten. Daß dem nicht 
so ist, darauf hat Rüppel (Bonn) aufmerksam gemacht; der über eine 
größere Reihe, von Fällen berichtete, in welchen er bei Tuberkulose 
der Erwachsenen eine besondere Beteiligung der Tracheal- und 
Tracheobronchialdrüsen beobachten‘ konnte. Auch hier ist die 
diagnostische Differenzierung zwischen tuberkulösen Drüsen und 
Residuen einer überstandenen Grippe usw. oft recht schwierig. — 
Hierher gehören auch jene. asthmatischen Zustände, wie sie bier 


und da, bei älteren Leuten mit einer zirrhotischen Phthisenform 


vorkommemw und als deren Ursache derbe Drüsenschwellungen am 
Hilus angesehen werden, welche im Röntgenbild als dichte, aus- 
gebreitete Hilusschatten zum Ausdruck kommen. Das häufig beob- 


achtete Verschwinden der Beschwerden nach der Bestrahlung dürfte 


wohl mit der Verkleinerung der Drüsen zusammenhängen. —. 


Auch die Kehlkopftuberkulose wurde in den Indikations- 


bereich der Röntgentherapie gezogen, seitdem Wilms (1910) den 
ersten Fall von Heilung auf diesem Wege veröffentlichte. Über 


ähnliche, gute Resultate berichteten dann Schulz, Lorey, Hilpert 


u. a. — Eine gewisse Schwierigkeit wird mitunter die Auswahl der 
Fälle machen, . da ja Patienten mit Kehlkopftuberkulose daneben 


. meist so schwere Lungenerscheinungen aufweisen,‘ daß ein Erfolg 


in diesem Stadium von vornherein ausgeschlossen erscheint. In 
den geeigneten Fällen tritt aber der Erfolg oft recht rasch ein. So 
sah ich unter meinen Fällen beispielsweise nach 2 Bestrahlungen 
in, 3wöchigen Intervallen die. bestehenden Veränderungen glatt 


abheilen. — In ähnlicher Weise reagieren die tuberkulösen Ge-. 


schwüre auf den Lippen und der Zunge sehr gut auf die 


_ Röntgenbestrahlung. u 


Die Bauchfelltuberkulose wird in. ihrer exsudativen wie 


“auch der plastischen, adhäsiven Form günstig beeinflußt. Sollte: 
bei der ersteren Form. die Flüssigkeitsansammlung sehr groß sein, 
so empfiehlt sich deren Entleerung durch Punktion vor der .Be- 


strahlung. Bei der plastischen Form kommt es oftmals zur raschen 
Rückbildung von großen Tumoren und damit: zur Behebung von 
Stenosen.‘ Auch Adhäsionen infolge der spezifischen Erkrankung 
werden zur Rückbildung gebracht, wovon sich Fränkel gelegentlich 
späterer Operationen wegen anderer Erkrankungen autoptisch über- 


zeugen konnte. Um Ihnen zu zeigen, was diese Methode zu leisten ` 


imstande ist, will ich ganz kurz über einen Fall. von Späth be- 


richten, der einen eklatanten Erfolg dieser Therapie, darstellt und 


zeigt, daß es sich mitunter auch bei aussichtslos erscheinenden 
Fällen lohnt, wenigstens einen Versuch zu machen. ee Ä 

Es handelte sich um eine sehr heruntergekommene, hochfiebernde 
Patientin, die neben dem Uterus einen mannsfaustgroßen, tuberkulösen 
Tumor ‚hatte. Eine Laparotomiewunde wie auch eine nachträglich an- 
gelegte Inzisionswunde von der Scheide aus waren nicht verheilt, Es 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


T; September 


bildete sich am Abdomen eine handtellergroße Granulationsfläche mit 
allen Zeichen des tuberkulösen Charakters. Dazu kamen noch mehrere 
Dünndarmfisteln, welche die Patientin vollkommen herunterbrachten. 
Späth, der den Fall für verloren ansah, versuchte — ut aliquid fieri 
videatur — die Röntgenbestrahlung mit dem verblüffenden Erfolg, daß 
sich nach wenigen Bestrahlungen die Darmfisteln schlossen, die Wund- 
sekretion nachließ, die Granulationen sich besserten und die Wunde 
am Abdomen kleiner wurde. Nach 18 Bestrahlungen war die Wunde 
zur Stecknadelgröße verheilt, die Fistel in der Scheide geschlossen, 
die Infiltrationen in der Tiefe waren nicht mehr zu tasten und das 
Allgemeinbefinden war ein sehr befriedigendes. | 
Eine größere Zusammenstellung über die Erfolge dieser Be- 
handlungsmethode brachte Bircher (Aarau 1907), der von 43°, 
Heilungen und 31°/, Besserungen berichtet. Zu ähnlichen Resul- 
taten kamen Gauß (Freiburg), Lorey (Hamburg), Hilpert (Er- 
langen) und viele andere. Die Behandlung muß sehr. vorsichtig 
und individualisierend durchgeführt werden. Auch darf man nicht 
gleich mutlos nach der ersten oder zweiten Bestrahlung aussetzen, 
wie dies ja der Fall von Späth hinlänglich zeigt. — Von einer 
gewissen Bedeutung soll nach Iselin das Verhalten der Mesenterial- 
drüsen sein, insofern als bei Vorhandensein einer Eiterung der- 
selben allenfalls mit der Gefahr einer Perforation gerechnet werden 
müßte; aus diesem Grunde empfiehlt der Autor, sich durch Probe- 
laparotomie von dem Charakter der Mesenterialdrüsen zu über- 
zeugen. Wenngleich diese Möglichkeit zugegeben werden muß, ins- 
besondere etwa dort, wo eine Überdosierung stattgefunden hat und 
wir beim Eintritt stürmischer Erscheinungen etwa unter dem Bilde 
einer Perforation des Wurmfortsatzes daran denken müssen, so sind. 
ja glücklicherweise solche Vorkommnisse recht selten. 


Bezüglich der Röntgenbehandlung der Darmtuberkulose 
bestehen gewisse Meinungsverschiedenheiten. Während einige 
Autoren überhaupt davon abraten, weil allenlalls hierdurch eine 


‚Perforation provoziert werden könnte, macht z. B. Bacmeister, 


der gerade auf dem Gebiete der Röntgenbehandlung der Tuber- 
kulose eine außerordentliche Erfahrung besitzt, von dieser Therapie 
ausgiebigen Gebrauch. Im großen und ganzen kann man wohl 
sagen, daß sich bei Vorhandensein multipler Ulzerationen im Darm 
eine Bestrahlung nicht empfiehlt, bei umschriebener Lokalisation 
wie z. B. bei der Ileozökaltuberkulose die Röntgentherapie aber an- 
gezeigt erscheint, wie aus einer Publikation von Reh (Frankfurt) 
hervorgeht, der über eine operativ bestätigte Heilung einer aus- 
gebreiteten Ileozökaltuberkulose nach Röntgenbestrahlung berichtete. 


Die Tuberkulose des weiblichen Genitaltraktes, 


. welche häufig zusammen mit der Bauchfelltuberkulose, wohl aber 


auch für sich gesondert auftritt, bildet ein weiteres Anwendungs- 
feld der Röntgentherapie. Insbesondere sind die Erfolge im Ver- 
gleich zu der operativen Behandlung dieses Leidens, welche eine 
primäre Mortalität von durchschnittlich 10%, hat und oft schwere 
Komplikationen in Gestalt von Kotfisteln nach sich zieht, recht 
gute zu nennen. — Auch postoperativ wird die Röntgenbestrahlung 
warm empfohlen. So berichtet Vogt aus der Frauenklinik in 
Tübingen, daß dort nach Probelaparotomien oder auch unvoll- 
kommener Entfernung erkrankter Adnexe stets die Bestrahlung 
durchgeführt werde mit dem Erfolg, daß die Dauerheilungen nach 
der postoperativen Bestrahlung 80°/, betragen, während die rein 
operative Behandlung nach den Erfahrungen der Gynäkologen nur 
330/, Dauerheilungen aufweist. Außerdem kam nach dem ‘genannten 
Autor kein einziger Fall von einer Fistel zur Beobachtung, während 
die Operationsstatistik z. B. von Krönig 8°/, Kotfisteln aufweist. — 
Als ein günstiger Faktor kommt noch die Röntgenamenorrhoe 
hinzu, welche durch den Wegfall der Menstruation eine Ruhig- 
stellung der Beckenorgane bewirkt, was ja im Sinne der „Ent- 


lastung* wie z. B. bei dem tuberkulös erkrankten Gelenk die 


wichtigste Bedingung einer erfolgreichen Tuberkulosetherapie ist. 

© Von den tuberkulösen Erkrankungen des männlichen 
Genitaltraktes reagiert erfahrungsgemäß die Epididymitis 
am besten, insbesondere wenn die Erkrankung auf das Organ allein 
beschränkt ist. Daß bei dieser Therapie außer den tatsächlichen 
Erfolgen, über welche zahlreiche Autoren wie Wetterer, Bircher, 
Lorey, Freund, Ullmann berichten, noch die Erhaltung des 
wenn auch seiner Zeugungskraft beraubten Hodens in die Wag- 
schale fällt, soll hier nicht unerwähnt bleiben, da ja gerade der 
verstümmelnde Effekt der Kastration auf blutigem Wege die Kranken 
von der an sich kleinen Operation zurückschrecken läßt. Wer es 
je erlebt hat, unter welcher schweren psychischen Depression 
manche Männer stehen, welche operativ ein- oder gar doppelseitig 
kastriert wurden, der wird gewiß eine Behandlungsmethode, welche 
die Möglichkeit der Erhaltung des Organes gewährleistet, nur leb- 


andere Hoden war früher wegen derselben Erkrankung 


halt begrüßen. — Wie sehr man dabei unrecht tut, wenn man 
gerade hier allzu rasch zum- Messer greift, soll Ihnen ein Fall aus 
meinem Material zeigen. Es handelte sich um einen jungen Forst- 
mann, der neben einer Lungenaffektion mäßigen Grades eine 
schwere spezifische Erkrankung des Nebenhodens mit Übergreifen 
auf den Hoden und einer eitrig-sezernierenden Fistel aufwies. Der 

, die aber 
nicht so arg gewesen sein soll, wie die auf dem erhalten ge- 
bliebenen Hoden, entfernt worden. Nach 5 Bestrahlungen heilte 
der Prozeß vollständig aus, indem sich zunächst die Fistel schloß 
und sich dann der früher hühnereigroße Hoden zur normalen Größe 
zurückbildete. Der Fall ist seither, es sind nunmehr 3 Jahre ver- 
strichen, geheilt, der Mann geht seinem recht anstrengenden Beruf 
als Jagdaufseher nach. — Auch die Spermatocystitis tuber- 
culosa wie auch die Prostatatuberkulose lassen sich nach den 
Berichten verschiedener Autoren sehr günstig beeinflussen. So hat 
Wetterer bei 8 Fällen von Prostatatuberkulose 6 Heilungen ge- 
sehen, die beiden restlichen wurden erheblich gebessert. Ich kann 
diesen Fällen aus meinem Material auch einen Fall angliedern, bei 
dem neben einem faustgroßen tuberkulösen Tumor in der Blasen- 
gegend eine Mitbeteiligung der Samenblasen und der Prostata 
konstatiert werden konnte. Nach dreimaliger Bestrahlung war der 
Tumor in der Blasengegend vollständig verschwunden, die lästigen, 
subjektiven Symptome der Spermatozystitis hatten aufgehört und 
die Prostata hatte sich zur Norm verkleinert. 

Auch die Tuberkulose der Niere, des Nierenbeckens 
und der Blase wurde durch Röntgenbestrahlung zu beeinflussen 
versucht.. Für die tuberkulöse Erkrankung der Niere gilt die 
Nierenexstirpation für die Methode der Wahl. Gleichwohl weist 


z. B. Lorey auf Grund seiner Erfahrungen darauf hin, daß es in 


Fällen, welche stationär sind und sich unter einer allgemeinen Kur 
bessern, angezeigt erscheint, vor der Operation den Versuch mit 
der Röntgenbestrahlung zu machen. — In Fällen von beiderseitigem 
Ergriffensein des Organs oder Erkrankung der verbliebenen einen 
Niere nach Exstirpation ist die Röntgenbestrahlung unbedingt 


- indiziert. — Sehr günstig verhält sich nach den Berichten von 
 Wetterer und Lorey die Blasentuberkulose. Die schmerzhaften 


Tenesmen schwinden rasch, die Blutungen hören auf. Von 15 Fällen 
Wetterers wurden 8 weitgehend gebessert, 6 anscheinend ge- 
heilt, 1 Fall, der durch eine vorgeschrittene Lungenphthise kompli- 
ziert war, wurde nur wenig beeinflußt. — Zur Erhöhung der Strahlen- 
wirkung wurde versucht, durch Füllung der Blase mit Silberlösungen 
Sekundärstrahlen zu erzeugen. Die Versuche von Lenk bestätigten 
diese Annahme nicht. | 3 

Das unstreitig erfolgreichste Gebiet der Röntgentherapie bei 
der Tuberkulose bilden die Lymphome. Sie gehörten früher ganz 
und gar in die Domäne der Chirurgie. Mit der genaueren Kenntnis 
der Tuberkulose, ihres Beginnes, ihrer Ausbreitung und Heilung, 
mußte sich der Gedanke durchsetzen, daß eine lokale Operation bei ` 
dem allgemeinen Charakter der Erkrankung wenig Zweck habe. 
Hat doch jeder Chirurg oft und oft die Erfahrung gemacht, daß 
die Exstirpation oder Exkochleation auch aller ihm erreichbaren 
Drüsen keineswegs vor dem häufig recht baldigen Rezidiv bewahrte. 
Auch in kosmetischer Hinsicht waren die Erfolge wegen der.olt- 
mals recht häßlichen, mitunter keloidartig sich entwickelnden Narben 
keineswegs erfreuliche. Es haben denn auch die meisten Chirurgen 
bei den Lymphomen das Messer aus der Hand gelegt. In der Röntgen- 
behandlung haben wir aber eine Therapie, welche in bezug auf 
Einfachheit, Schonung, dauernden und kosmetischen Erfolg der bis- 


_ herigen chirurgischen Behandlung sich als überlegen erweist, wofür 


man die längere Behandlungsdauer gern in Kauf nehmen kann, 


zumal ja diese Therapie ambulatorisch und ohne Berufsstörung des 
Patienten durchgeführt werden kann. | 


. Für die Beurteilung der voraussichtlichen Behandlungsdauer 
sind die jeweiligen Veränderungen maßgebend. Die geschlossenen, 
einfach indurierten Drüsen bilden die günstigste Form. Sie ver- 
kleinern sich meist rasch nach wenigen Bestrahlungen, wobei meist 
eine reaktive Anschwellung zu beobachten ist. Diese Verkleinerung 
setzt sich unter der fortgesetzten Behandlung. bis auf etwa Erbsen- 
größe fort. Auf diesem Standpunkt bleiben dann diese Residuen, 
welche nach den histologischen Untersuchungen von Wetterer ans 
bindegewebig indurierten oder verkalkten Lymphdrüsenresten be- 
stehen. Die für die tuberkulöse Erkrankung charakteristischen 
Zellen wie auch Tuberkelbazillen wurden nicht gefunden. Es be- 
stehen demnach die Zeichen einer faktischen Heilung. — Die g8- 
schlossenen Drüsen mit Vereiterung oder Verkäsung 
reagieren ebenfalls recht gut, doch bedarf es besonders bei den 


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verkästen Drüsen einer längeren Behandlung. Nach der Statistik 
von Wetterer bedarf es bei dieser Form gewöhnlich 6—10 Be- 
strahlungen bis zum endgültigen Erfolg. Eine Verkürzung kann die 
Behandlung dadurch erfahren, daß man vor jeder Bestrahlung unter 
streng aseptischen Kautelen mit einer dicken Spritzennadel den 
Fiter aspiriert oder durch Stichinzision entleert. Ich habe auf diese 
Weise bis hühnereigroße Drüsen unter viermaliger Bestrahlung ver- 
schwinden gesehen. Große, untereinander: verbackene, tiefliegende 
Drüsenpakete nehmen natürlich längere Zeit in Anspruch, doch’ 
sieht man auch hier nach mehreren Bestrahlungen die große, ge- 


spännte Geschwulst sich in einzelne Knoten auflösen, die langsam 


beweglich werden, sich verkleinern und bis zu den oben erwähnten 
kleinen Resten zurückbilden. — Die offenen, vereiterten Drüsen 
nit Fisteln bedürfen erfahrungsgemäß 10—15 Bestrahlungen bis zu 
ihrer Heilung, was mit entsprechenden Intervallen zur Schonung 
der Haut 1 Jahr und auch mehr dauern kann. Dieses Verhalten 
der offenen Fälle hat wohl seinen Grund in der Mischinfektion, die 
diesen Prozessen stets anhaltet und sich durch die Bestrahlung bei 
weitem nicht so gut beeinflussen läßt wie die spezifischen Ver- 
änderungen. Wir müssen uns daher hüten, durch eine unnötige 
Inzision aus einem geschlossenen, wenn auch fluktuierenden Prozeß 


einen offenen, mischinfizierten zu machen. Hier ist die Entleerung 


darch Punktion oder Stichinzision mit nachfolgender Bestrahlung 


“am Platze. — Auf einen Umstand möchte ich hier noch hinweisen. 
- h Fällen von Lymphomen mit gleichzeitig bestehenden floriden 


Lungenprozessen kommt es mitunter kurz nach der Bestrahlung zu 
stärkeren Temperaturanstiegen. Diese Tatsache, welche sich aus 
den eingangs erörterten biologischen Vorgängen zwanglos erklärt, 
weist uns an, in allen diesen Fällen den Zustand der Lunge ge- 
nauestens zu beobachten, anfangs nur mit sehr kleinen Dosen zu 
versuchen, langsam vorzugehen, bei rasch progredienten Fällen aber 
lieber die Bestrahlung sein zu lassen. | 

Noch ein großes und erfolgreiches Indikationsgebiet der Röntgen- 
therapie soll Erwähnung finden, die Gelenks- und Knochen- 
tuberkulose. Die ersten Versuche der radiologischen Beeinflussung 
dieser Krankheitsgruppe reichen bis zu den Anfängen der Röntgen- 
therapie in das Jahr 1898 zurück. Damals berichtete Kirmisson 
über eine erfolgreiche Bestrahlung einer fungösen Erkrankung der 
Hand, Dieser Veröffentlichung folgten bald andere, so von 
Rudis-Jicinsky (1904), Freund (1904) und Gregor (1905). 
Die erste größere Zusammenstellung (41 Fälle mit 24 Heilungen 


‚ md {7 Besserungen) brachte Iselin, der Wetterer, Reichold, 


Belot, in neuerer Zeit Moll, Mühlmann u.a. weitere Berichte 


Aber die günstige Wirkung dieser Therapie folgen ließen. 


Am besten verhielten sich anfangs die kleinen und flachen, 
mehr oberflächlich gelegenen Knochen und Gelenke, vornehmlich 
wohl deshalb, weil mit den früher gebräuchlichen Apparaten und 


Khren eine gleichmäßige Durchstrahlung der tiefer gelegenen, von . 


größeren Weichteilen umgebenen Knachen nicht möglich war. Erst 
als man durch entsprechende technische Verbesserungen, vor allem 
aber durch Methoden wie den Umbau der Gelenke durch Bolus 
oder Radioplastin nach Jüngling die Möglichkeit zu einer gleich- 
mäßigen Auswirkung der Strahlen in dem erkrankten Gewebe schuf, 
wurden auch in den tiefergelegenen Regionen gleich gute Resultate 


erzielt. — Soll die Röntgenbehandlung einen Erfolg haben, so muß 


Pla soll hier gleich vorweg genommen werden — eine Entlastung 
„es erkrankten Gelenkes oder Knochens durchgeführt werden. Außer- 
em sollen mit derselben die übrigen, gebräuchlichen Maßnahmen 

din Hand gehen. Aber selbst dort, wo man auf die Röntgen- 
handlung allein angewiesen ist, können ganz ausgezeichnete Er- 
olge “erzielt werden. Das zeigt beispielsweise eine Mitteilung von 
e der Jenenser Chirurgischen Klinik (Geheimrat 
exer). Unter 14 Fällen von Hüftgelenkstuberkulose wurden 18 
age und nach einer Beobachtungsdauer von 80 Monaten rezidiv- 
a aade Bei Kniegelenkstuberkulose ergab die Nachunter- 
kr w: 66%, Dauerheilung, von 6. Fallen ‘mit spezifischer Er- 
ung des Ellenbogengelenkes wurden 5 geheilt, 5 Fälle von 
bet s Handgclenkes heilten alle. Die Behandlungsdauer 
die So durchschnittlich bei diesen Fällen 8—15 Monate. — Selbst 
ge p Pondyiitig ist, wie dies aus verschiedenen Mitteilungen hervor- 
Ton e Heilung durch Röntgenbestrahlung zúgänglich. — In der 
S et zu Zeit durchzuführenden Röntgenaufnahme haben ‚wir "eine 
sich gute Kontrolle des Heilungsverlaufes. Röntgenologisch läßt 
Ion ne Karies auch ohne sichtbaren Herd durch die Dekalzination 


nochens erke 
ler K nnen. 


Hin chen ein eigentiimlich fleckiges Aussehen erhält. Später 


dann diese Kalkarmut zu, so daß oft die ganze Struktur 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.36. 


Oft ist dieselbe nur stellenweise, so daß: 


verloren geht. Erst während des Heilungsprozesses, wenn sich die 
Knochenbälkchen deutlicher zeigen, kann man manchmal den Herd 


als šolchen erkennen. Langsam kommt es dann zu einer strich- 


förmigen Kalkablagerung parallel zu. den Gelenkslinien oder man 


sieht ringförmige, dichtere Schatten um die Knochenherde liegen, 


so daß diese eine scharfe Begrenzung aufweisen und oft wie aus- 
gestanzt aussehen. Diese scharfe Begrenzung der ehemaligen Er- 
krankungsherde ist als prognostisch günstiges Zeichen zu werten. 
Schließlich wäre hier noch die Sehnenscheidentuber- 
kulose zu erwähnen. Von den drei Formen derselben, der fungösen, 
der knotigen und dem sogenannten Reiskörperchenhygrom reagieren 
nach Wetterer die beiden ersten gut und rasch, während die letzte 
Form längere Zeit beansprucht und weniger gute Resultate gibt. 
Immerhin erscheint auch für diese Form die Bestrahlung indiziert, 
da die Resultate immerhin befriedigend sind und andere thera 
peutische Maßnahmen nur wenig helfen. 
Als Kontraindikation für die Röntgenbehandlung der tuber- 


| kulösen Erkrankungen gilt nach Mühlmann (Stettin) das Vorhandensein 


einer Amyloid- oder Schrumpfniere. Er sah bei geringer amyloider 
Entartung mit kleinen Eiweißmengen schon nach einmaliger Bestrahlung 
ein plötzliches Ansteigen der Eiweißmenge auf 16°%/,. Ebenso beob- 


achtete er bei bestehender chronischer Nephritis auf Bestrahlungen hin 


urämische Erscheinungen. — Diese Wahrnehmungen müssen uns ver- 
anlassen, unser Krankenmaterial auf diese beiden Veränderungen: hin 
ganz besonders genau zu untersuchen. 


M.H.! Ich bin am Schlusse meiner Ausführungen angelangt. 
Ich habe versucht, Ihnen aus der Fülle der, Literatur über dieses 
große und interessante Gebiet unter Beibringung fremder und 
eigener Erfahrungen einen Überblick zu geben. Wir müssen uns 
dabei vor Augen halten, daß wir durch die Röntgenbestrahlung den 
natürlichen Heilungsvorgang anregen und unterstützen wollen, nicht 
aber durch unsere Maßnahmen in diesen Prozeß brüsk eingreifen 
dürfen. 
ob bei außerpulmonaler Lokalisation der Erkrankung nicht auch 
pulmonale Prozesse bestehen, welche bei entsprechendem Charakter 
natürlich die Prognose wesentlich trüben werden. Endlich sei 
nochmals betont, daß die Röntgenbestrahlung wohl als alleiniger 
Heilfaktor Ausgezeichnetes zu leisten imstande ist, sinngemäß aber 
als eine Komponente des modernen Therapieplanes gegen die 
Tuberkulose betrachtet werden soll. i; 


Aus der Inneren Abteilung des St. Hedwig-Krankenhauses Berlin 
(Chefarzt: Geh. Rat Dr. Wirsing). | | 


Über die Behandlung fieberhafter Erkrankungen : 
mit Omnadin unter besonderer Berücksichtigung des 
sepfischen Abortes. et 
Von Franziosei Cramer, Assistenzarzt an der Abteilung. 


In den letzten Jahren ist mit den Fortschritten, welche die 
Erforschung der Immunitätsvorgänge bei Infektionskrankheiten und 
die Lehre der Proteinkörpertherapie gemacht. hat, auch die Zahl 
der zum ärztlichen Gebrauch gelangenden Mittel, die auf diesen 
Forschungen sich aufbauen, ständig im Wachsen begriffen.. Wie 
denn aber das Forschungskapitel über Immunität und Reizkörper- 
therapie noch keineswegs erschöpft und abgeschlossen ist, so er- 
scheint es natürlich, daß ‘auch keines der bisher gebräuchlichen 
Mittel einen nach allen Richtungen hin befriedigenden Erfolg zu 


verzeichnen hat. Vielmehr hat sich für die, einzelnen Präparate zur 


Erzielung bzw. zur Unterstützung von Immunitätsvorgängen — ich 
denke "hier speziell an die „unabgestimmte“* Immunität. — und 
für die Mittel zur Reiztherapie meistens ein umgrenzter -Bezirk von. 
Krankheiten ergeben, bei denen sie besonders wirksam sind. So 
z. B. das Yatren-Kasein für Gelenk- bzw. Knochenerkrankungen 
und Neuritiden, Schwefelpräparate bei Gelenkentzündungen, Ter- 
pentin- und Gilyzerinpräparate bei Unterleibs- ‘bzw. Hantaffek- 
tionen, Vakzineurin ‚bei Neuritiden und Neuralgien usw. Dabei 
bergen diese Präparate, entweder dadurch, daß sie Reaktionen, wie 


Fieber, Übelkeit, Kopfschmerzen bei vielen Fällen hervorrufen, oder 


durch eine komplizierte Anwendungsweise (intravenös, ‚sehr genaue 
Dosierung usw.) für die Allgemeinpraxis gewisse Gefahren in sich. 
Es wäre deshalb sehr zu begrüßen, wenn sich ein einfach anzu- 


 wendendes und doch gut wirkendes Mittel fände, das auch auf einen 


möglichst großen Komplex infektiöser bzw. fieberhafter Erkran- 
kungen Anwendung finden könnte. Im folgenden sollen unsere Er- 
fahrungen, die wir mit der Vollimmunovakzine „Omnadin“ gemacht 


1247 


Wichtig ist für die Frage des Erfolges stets der Umstand, 


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haben, die in mancher. Hinsicht die vorher erhobenen Forderungen 
erfüllt, dargelegt werden. | | i , 


Omnadin ist eine Immunvollvakzine, die von der Firma Kalle & Co., 
Biebrich, hergestellt wird. Es ist eine aus reaktiven Eiweißstofien, 
Lipoiden und animalischen Fettstoffen hergestellte Vakzine, deren Zu- 
sammenstellung auf den grundlegenden Lehren Muchs über die Be- 
deutung der Lipoide und Fettstoffe als Träger der unabgestimmten 
unspezilischen Immunität. fußt.. Näheres ist aus der bereits zahlreich 
vorliegenden Literatur -über Omnadin zu ersehen. Ich verweise nur 
auf die Arbeiten von Much, Kremer, .Schnaudigel, Bernheim, . 
Boehncke u. Ignse u. a. "Omnadin nimmt sozusagen eine Mittel- 
stellung zwischen der Proteinkörper- und Serumtherapie ein. Wir 
haben seit Mitte 1928 auf der inneren Station 29 Fälle fieberhafter Er- 
krankungen ohne besondere Auswahl mit Omnadin behandelt. Ich er- 
laube mir nun, zunächst eine kurze Übersicht über die behandelten 
Fälle vigon zu lassen, um anschließend daran einige besonders inter- 
essante Fälle genauer mit der. Fieberkurve zu besprechen. | | 

ch Bei 7 Fällen von septischem Abort bewirkte Omnadin 3 mal 
 Jytischen, 2 mal kritischen Temperaturabfall. 2 mal blieb Omnadin ohne 

- ‚jeglichen Einfluß auf die Erkrankung. Bei 6 Fällen von schwerer appe 
pneumonie (in beiden Lungen waren bei all diesen Erkrankungen broncho- 
pneumonische Herde) wurde nach Omnadininjektion 4 mal Iytische Ent- 

+ Heberung erreicht, 2mal blieb Omnadin ohne besonderen Einfluß auf 
' -die' Erkrankung. Bei 5 Fällen von Polyarthritis rheumatica. recidiva 
mit Endokarditis hatte Omnadin nur imal einen guten Erfolg, und 


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: kungen wurden bisher nicht mit Omnadin behandelt, 2 Fälle von Pyelo-. 
‚zystitis (bei einem Fall handelte es sich um' eine Kolizystitis) wurden 
durch Omnadininjektionen entliebert, ebenso gingen die übrigen klini- 
schen Erscheinungen, wie ee Blasentenesmen, Leukozyten 
und Epithelausscheidungen rasch zurück. 2 Erysipelfälle erfuhren durch 
Omnadin eine kritische Entfieberung am folgenden Tage mit Rückgang 
der lokalen Entzündungserscheinungen. Furunkulose wurde in 2 Fällen 
mit durchaus gutem Erfolg behandelt. Bei einem dieser Fälle, der 
mit Lymphangitis und Lymphadenitis Pompuan war, gingen die Ent- 

. zündungserscheinungen der zugehörigen Lymphwege einen Tag nach 
= der Injektion mit kritischer Entfieberung gleich zurück. ‘Sehr erfreu- 
‚lich war die Wirkung von Omnadin auch bei einem Fall von Menin- 
gitis-serosa. Es fanden sich bei diesem Fall Stauungspapillen beider- 
seits, ferner bestand dauerndes Erbrechen und subfebrile Temperatur. 
Die Untersuchung des Lumbalpunktates ergab nur eine starke Lieuko- 
zytenvermehrung. Die Wä.R. des Blutes und des Punktates war nega- 
tiv. Nach 3 Spritzen Omnadin ging die Temperatur dauernd unter 
37 zurück, das Erbrechen ließ vollständig nach, das Allgemeinbefinden 
besserte sich zusehends und auch die Stauungspapillen gingen zurück. 
Pat. kam als gebessert zur Entlassung. Bei je einem Fall von Menin- 
gitis tuberculosa und Meningitis epidemica blieben Omnadininjektionen 
ohne jede Wirkung. Bei einem Fall von Paratyphus nach Fleisch- 


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- Temperatur, Bronchopneumonie und Thrombose kompliziert war, wurde 
durch 4 Omnadininjektionen eine lytische Entfieberung mit Rückgang 
aller klinischen Erscheinungen erzielt. Als letzter wurde ein Fall von 
Gonarthritis des linken Handgelenkes, der trotz Besserung dauernd 
mit subfebriler Temperatur verlief, durch Omnadininjektionen dauernd 
entfiebert. arten: | 

| Aus dem oben Geschilderten erkennt man, daß die Anwen- 
‚ dung von Omnadin in den weitaus meisten Fällen von recht gutem 

Erfolg begleitet war, besonders bei ganz akuten Erkrankungen und 
bei möglichst frübzeitiger Applikation. Die Dosierung des Omnadin, 
das intramuskulär (am besten intraglutäal) injiziert wird, ist bei 
den einzelnen Erkrankungen ganz individuell. Eine Schädigung 
durch Überdosierung haben wir nie beobachtet, was ja überhaupt 
einer der. Hauptvorzüge des Omnadin in seiner gänzlich gefahrlosen 
"Anwendung ist, im Gegensatz zu anderen parenteralen Mitteln, die 


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‘Wir haben nie eine Verschlechterung, die auf Omnadin zurück- 
‚geführt werden könnte, gesehen, auch keine Herdreaktionen. Wir 
haben gewöhnlich bei schweren Erkrankungen jeden Tag 2 ccm 
injiziert. ‘Bei weniger schweren Erkrankungen jeden zweiten Tag. 
Mehr als 6 Spritzen haben wir bei keinem Fall gegeben. In vielen 

Fällen taten bereits 2—3 Injektionen. ihre Schuldigkeit. 
Es sei mir nun gestattet, den Verlauf einiger besonders 

_ interessierender Fälle darzulegen. 

 28jährige Patientin kommt, nachdem draußen ein Abort im 
dritten Monat ausgeräumt ist, wegen hohen Fiebers mit Schüttelfrost 
zur Aufnahme. Die Diagnose wird auf Abortus incompletus im dritten 
Monat gestellt. Gleich nach der Aufnahme wird wegen Blutungen der 
' Uterus digital ausgeräumt. Das Fieber geht in den folgenden Tagen 
zunächst herunter. Nach 7 Tagen tritt wieder Schüttelfrost mit hohem 
Fieber auf. Leichte Bauchdeckenspannung. Injektion von Omnadin 
bei einer Temperatur von 39. Am folgenden Tage ist die Temperatur 
auf 38 ee tee Sy Es wird erneut Omnadin gegeben. Abends 38,4 
am folgenden Tage 37,5. Es wird nochmals Omnadin injiziert. Darauf 
sinkt die Temperatur in den beiden folgenden Tagen unter 37 und hält 


Gr: 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 5 


zwar bei einer mehr subakuten Form. Akute Fälle von Gelenkerkran- | 


 vergiftung (Widalsche Reaktion für Paratyphus pn der mit hoher : 


‘sehr oft nach jeder Applikation starke Reaktionen hervorrufen. | 


= T. September 
sich weiter. auf ńormaler Höhe.: Die klinischen Erscheinungen sind 
ebenfalls bedeutend gebessert. | 


. - jährige Patientin wird wegen Schüttelfrost mit hohem Fieber 
und Blutungen eingeliefert. Die Diagnose .wird auf septischen Abort 


gestellt. Digitale en EE die Plazenta in toto entfernt 
o 


wird. Die Temperatur ist am enden Tage normal, um Tags darauf 
wieder auf 39,4 zu. steigen mit Schüttelfrösten. Injektion von 2- ccm 
Omnädin an den drei folgenden. Tagen, wobei die Temperatur über 
39, 38,7, 37,2 zur Norm herabsinkt, um auch weiter normal zu bleiben. 
2ljährige Patientin kommt zur Aufnahme wegen Sepsis post 
abortum. Es ist draußen eine Kürettage gemacht worden, und zwar 
2 Tage vorher. Einen Tag später Schüttelfröste und hohes Fieber. 
Stark riechender Ausfluß mit Blut vermischt. Diagnose: Sepsis post 


abortum. Die Temperatur steigt unter Schüttelfrösten auf 39 und fallt 


nach mehrmaliger Injektion von Omnadin allmählich zur Norm ab, 


“ebenso gehen die klinischen Erscheinungen allmählich zurück. 


33jährige Patientin kommt zur Aufnahme wegen Schüttelirösten 
mit hohem Fieber, das im ‘Anschluß an einen 14 Tage vorher statt- 
gefundenen ‘Abort eintrat. Eine Ausräumung war draußen nicht ge- 
macht worden. Seit dem Aborte verlor Patientin dauernd Stücke von 
Blut und hatte recht erhebliche Schmerzen. Da das Fieber immer- 
während stieg und die Schüttelfröste sich häuften, kommt die Patientin 
ins Krankenhaus. Die Diagnose wird auf Abortus incompletus sept. 
gestellt. Es wird gleich nach der Aufnahme eine digitale Ausräumung 
ausgeführt, - wobei die Plazenta mit den Eihäuten in toto entfernt 
wird. Nachdem zunächst die Temperatur heruntergegangen ist, steigt 
sie nach 3 Tagen unter heftigen Schüttelfrösten wieder zu einer Höhe 
zwischen 39 und 40. Darauf jeden Tag Schüttelfrost mit hohem Fieber. 
Trotz mehrmaliger Injektion von Omnadin ist eine Beeinflussung des 
Fiebers und des. Allgemeinzustandes nicht zu erreichen. Die Patientin 
kommt nach 14 Tagen ad. exitum. Es ist bei diesem Fall besonders 


zu beachten, daß die Infektion höchstwahrscheinlich schon etwa 3 Wochen. 


vor der ersten Omnadin-Injektion eingetreten war. 


-iara 


Für die Wirkung des Omnadin sehr bezeichnend verlief folgender 
Fall. . 32jährige Patientin wird eingeliefert mit schweren Grìppe-Er- | 


scheinungen. Bei der ersten Untersuchung ist über beiden Lungen 


nur raube Atmung zu hören, sonst kein Lungenbefund. Die Temperatur 


hält sich in den ersten Tagen dauernd zwischen 38 und 39. Erst am 
dritten Tage hört man über beiden Lungenunterlappen lautes Bronchial- 
atmen, besonders links, verbunden mit feinen bis mittleren Raässel- 
geräuschen. Am folgenden Tage hört man auch über dem linken Ober- 
lappen Bronchialatmen mit Rasselgeräuschen. 
ach 12 Tagen 


87—37,5 abgefallen. Dafür 
wirbel abwärts ein Pleuraerguß 


ebildet. Die Seen ergibt. 
klare seröse Flüssigkeit. 


Die anschließende Punktion fördert ca. 650 cem 


hält sich dauernd zwischen 37 und 38. Nach etwa 5 Tagen hat sich 
der Erguß links hinten unten bereits wieder vergrößert. 
maliger Punktion werden nur etwa 200 cem leicht 
entfernt. Da infolge von Verklebungen und Verwachsungen eine 
größere Menge nicht zu bekommen ist, wird nach 2 Tagen morgens 
9 ccm Omnadin injiziert mit dem Erfolge, daß am Abend die Temperatur 
"auf 36,8 gesunken ist. Am folgenden Tage wird nochmals Omnadin 
gegeben und die Temperatur ‘bleibt dauernd unter 37, der. Erguß 
ildet sich zurück. DE E 
28jährige Patientin, die bereits 3 Jahre vorher eine Polyarthritis 
durchgemacht hat, wird aufgenommen wegen schwerer Polyarthritis 
rheumatica beider Knie-, Fuß- und Handgelenke. Über der Herzspitze 
hört man ein lautes systolisches Geräusch, ein leiseres über allen 
Ostien. Diagnose: Endokarditis, Polyarthritis rheum. Die Temperatur 
beträgt in den ersten beiden Tagen 38,3 bzw. 38,4. Am dritten Tage 
werden 2 ccm Omnadin injiziert und ebenso an den folgenden 4 Tagen. 
Die Temperatur fällt daraufhin innerhalh von 6 Tagen auf 36,8, um sich 
auf dieser Höhe weiter zu bewegen. ` Die klinischen Erscheinungen, 
wie Gelenkschwellungen und besonders auch die Herzerscheinungen 
(das systolische Geräusch ist tageweise überhaupt nicht mehr festzu- 
stellen) gehen schnell zurück. l i 2 
._ S4jährige Patientin wird eingeliefert mit Schüttelirost und hohem 
Fieber. Heftige kolikartige Schmerzen in der linken Nierengegend. 
Diagnose wird auf Pyelo-Zystitis gestellt. Im Urin befinden sich 
massenhaft Leukozyten, Blasen- und Nierenbeckenepithelien. _ Ebenso 
zahlreich Kolibakterien. Temperatur abends 39, morgens 36,8. Es 
werden gleich am ersten Abend 2 ccm Omnadin injiziert, und ebenso 
an den drei folgenden Abenden. Vier Tage nach der Aufnahme ist 


zu bleiben. Der Urinbefund besserto sich zusehends. Kolikschmerzen 
treten überhaupt nicht mehr auf. | . ü 
Bei einer Patientin, die wegen Morphinismus in Behandlung 
stand und bei der zahlreiche Morphium-Abszesse sich bildeten, trat 
während der Behandlung am rechten Arme von einem geöffneten 
Abszeß ausgehend, ein Erysipel auf. Schüttelfrost, Temperatur 39,4. 
Stark gestörtes Allgemeinbefinden. Es werden ebenfalls 2 ccm Omnadin 
injiziert, am folgenden Morgen Temperatur 37,2, gutes Allgemein- 
befinden, die Entzündungserscheinungen am rechten Arme sind fast 
gänzlich zurückgegangen. Das Fieber fällt am folgenden Tage zur Norm. 


Der Allgemeinzustand 
ist infolge einer Kreislaufschwäche nicht unbedenklich. 
ist unter Abklingen der Lungenerscheinungen die Temperatur auf. 
hat sich links etwa vom sechsten Brust- 


klares Exsudat zu Tage. Spezifisches Gewicht 1019. Die Temperatur 


Bei noch- ` 
etrübten Exsudates 


die Temperatur auf 36,4 gefallen, um dauernd auf normaler Höhe stehen 


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T, September 00; 192£ — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


Zusammenfassung: Aus dem oben Dargelegten eht hervor 5 x PIEN NRR 
daß die Anwendung der Immunvollvakzine Omnadin bei allen akuten Schlußwort zu der Entgegnung auf den Aufsatz 


fieberhaften Erkran ange für die ein zuverlässiges, ohne Gefahren an- in Nr. 28. 

zuwendendes spezifisches Mittel nicht existiert, besonders auch bei | | 

zweilelhaiter Diagnose, in Frage zu ziehen ist. Besonders für den Von Prof. Dr. A. Moeller. E | 
praktischen Arzt kann es wegen seiner leichten Dosierbarkeit und Ge- . A BE: ivo d Herren Dührssen 
fahrlosigkeit dringend empfohlen werden. Vor allem komnit es bei der Nach Beendigung der Vorträge der 


und Dahmer über das Weningersche Heilmittel in der Berliner ta 
Medizinischen Gesellschaft wandte ich mich an den persön- en 
lich anwesenden Herrn Weninger und bat ihn, mir zur Nach- 
Entgegnung auf den Artikel von Prof. A. Möller in prüfung der soeben geschilderten angeblichen Heilerfolge sein 
Nr. 28: „Zur Frage der Weningerschen Inhalationskur | Mittel zu überlassen; ich stieß aber auf starken passiven Wider- | 

bei Lungentuberkulose.“ | | stand, „das Mittel sei noch unterwegs von Amerika“. Er wies mich 5, | 

i EN an den Vortragenden Herrn Dahmer, welcher das Weningersche >  ;o 
Von Prof. Dr. v. Weninger, zurzeit Berlin. i 


Inhalationsmittel besäße und es bei Patienten in Anwendung 
Ohne auf die theoretischen Einwendungen Möllers gegen die | brächte, worauf ich mich sogleich an Herrn Dahmer wandte. 


Wirksamkeit meiner Inhalationskur bei Lungentuberkulose einzu- Letzterer sagte mir, Herr Weninger gäbe das Mittel nicht ab 
gehen, die die praktische Erfahrung bald als haltlos erweisen wird, | aus Furcht, es könne analysiert werden, ich möchte aber an ihn - 
beschränke ich mich auf folgende Erklärung: Patienten zur Inhalation überweisen, was ich ausgeführt (bis i 
Herr Möller hat mir gegenüber mündlich, der Redaktion der | Patient Nr. 4 zurückkam mit der Mitteilung, der Entdecker des l 
M.Kl. gegenüber auch noch schriftlich zugegeben, daß die Fälle 1, | Heilmittels habe kein Material mehr) und wovon ich die Rösultate ` 
3 und 4 seines Artikels gar nicht mit meinem Mittel behandelt | publiziert habe. — Nach der Publikation erschien Herr Weninger 
sind. Es ist ihm ferner mitgeteilt, daß Fall 2, der mit Selbst- | bei mir und teilte mir mit, daß Herr Dahmer die Inhalationen 
mord drohte, solaminis causa vor meiner Abreise 6 Inhalationen ‚ außer dem Falle Nr. 2 nicht mit seinem (Weningerschen), sondern 
bekommen hat. Hier konnte naturgemäß von einer Heilwirkung | mit seinem eigenen (Dahmerschen) Mittel vorgenommen habe. 
meines Mittels nicht die Rede sein.. ` Ich habe ihm erwidert, daß er sich darüber mit Herrn Dahmer - Se 
Von den 4 Fällen, auf die Möller sein absprechendes auseinandersetzen müsse; jedenfalls hätte bei meinen Pa- Ber 
Urteil gründet, ist somit kein Fall einer wirklichen Kur | tientendann wedersein Mittel(Fall2) noch das Dahmersche TERE 


mit dem Weningerschen Mittel unterzogen worden! Mittel als „Heilmittel“ gewirkt. 


‚ Anwendung von Omnadin auf seine möglichst frühzeitige Appli- 
kation an. | 


Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. Bu: a 


Aus der Gynäkolog. Abteilung des Städtischen Krankenhauses Altona | das Problem ist und daß man von seiner Lösung noch weit- ent- 
| (Oberarzt: Dr. M. Frank). fernt ist. 


i : . : Nun zu unseren ‚klinischen Beobachtungen. Die Methode, eg | 

Über die B lutsenkungsreaktion 1a der Gynäkologie. nach der wir untersucht haben, ist die von Fahraeus selbst an- we 
Von Dr. G. Wachholtz. gegebene. Wir halten sie für die einfachste bei genügender Zuver- oe 

Seit der Wiederentdeckung des Phänomens der verschiedenen | lässigkeit. In deñ meisten Kliniken ist wohl die Linzenmeiersche M 


Senkungsgeschwindigkeit (S:G.) der roten Blutkörperchen durch Methode die übliche, sie gibt auch genauere Resultate infolge der | 
Fahraeus im Jahre 1916 ist eine umfangreiche Literatur über | größeren Ausschläge, jedoch ist sie wesentlich umständlicher, da Zu 0 
dieses Thema erschienen, welche beweist, wie großes Interesse diese | Sie oft stundenlanges Beobachten der Senkungsröhrchen erfordert. - Ze: 
Entdeckung in allen Zweigen der Medizin, besonders in der Gynäko- | Wir verwenden P Ipetten von 3 mm lichter Weite, in die wir das 
logie gefunden hat. Fast möchte man die Rückkehr dieser in Ver- | Schon in der p unktionsspritzė im Verhältnis 1: 4 mit 5% iger Natrium DE 
gessenheit geratenen Untersuchungsmethode als ein Symptom dessen citricum-Lösung gemischte Blut aufsaugen bis stets zur gleichen ee 
deuten, daß wieder in erhöhtem Maße humoral-pathologische An- Höhe von 200 mm. Die Höhe ist wichtig, da sie die S.G. wesent- . en 
schauungen an die Stelle der lange allein vorherrschenden zellular- | lich beeinflußt. Zur Punktion benutzen wır eine Luersche 2 cem- ee 
pathologischen getreten sind. Denn die Blutsenkung war schon im Spritze, deren Inhalt und Graduierung auf Richtigkeit geprüft ist. In. 
17. Jahrhundert als Crusta’’phleeistica bekannt. | die Spritze wird 0,4 cem Zitratlösung aufgesogen und danach 1,6 ccm 
Über die Ätiologie den. R. (Senkungsreaktion nach dem Blut aus der mäßig gestauten Armvene; Ausspritzen in ein kleines vr. 
Vorschlag von W estergren) 'war man durchaus im unklaren, in Gefäß nach vorheriger Abnahme der Punktionskanüle (eine größere SEE: 
vieler Beziehung ist man es auch jetzt noch. Als entscheidende | Kanüle verändert das Mischungsverhältnis), Aufsaugen in die P ipette ee 
Ursache erkannte Fahraeus ie Agglutination der roten Blut- | und Einklemmen in senkrechter Stellung zwischen eine Gummi- T 
körperchen, und zwar ballen sich die Erythrozyten bei schnell | platte und Stahlfeder, Stets gleiche Zimmertemperatur von. 17—189, | a 
senkendem Blut zu großen Aggregaten zusammen,, während sich. in Ablesen der Senkungstrecke in Millimetern nach Ablauf einer Stunde. wre 
'ormalfällen nur Geldrollenbildung zeigt. Fahreaus wies ferner | Es ist klar, daß zur Vermeidung von fehlerhaften Ergebnissen das 
eine verminderte elektrische Ladung der schnell sedimentierenden | Instrumentarium völlig sauber und trocken sein muß. Mit Wester- 


Taviden-Blutkörperchen nach gegenüber den langsam fallenden B.K. | gren, Rumpf u.a. halten wir das Ablesen nach einer Stunde für Eo 
| „nes gesunden Mannes. Weitere Versuche brachten ihn zu der Über- Be ee da sie über die Stärke der Senkung entscheidet, Ba 
a zeugung, daß die primäre Ursache im Blutplasma gelegen sein müsse. | und sogar für einen wesentlichen Vorteil dieser Methode, deren ER NL 


urch Experimente von Linzenmeier wurde nachgewiesen, daß Anwendung AUI an dieser einfachen F rn auch de | is. 

die senkungsbeschleunisende Substanz, das „Agglutinin“ ein elektro- | tätigen Arzte möglich und zu empfehlen 1st. Wichtig ist auch, daß a 

positiver adsorbierender Körper ist, daß ferner der Fibrinogengehalt | alle benutzten Röhrchen möglichst gleich weit sind, da dasselbe Ze 

des Blutes eine Rolle spielt. Höber kommt zu dem Schluß, daß | Blut in engeren Röhrchen schneller fällt als in weiten. Es empfiehlt a 

| m Jedem schnellsenkenden Blut eine Verschiebung der im Plasma | Sl l > | Bey 
vorhandenen Eiweißanteile zugunsten der Globuline vor sich ge- | eigenen Erfahrungen und den Angaben der Literatur eine Beein- e 

| gangen sei. Musa dagegen weist nach, daß der Globulingehalt | flussung durch Nahrungsaufnahme für gewöhnlich nicht stattfindet, ee 

! e8 Blutes zwischen 40 und 50 % schwankt, und zwar ganz unab- | Aber nach den interessanten Untersuchungen von Adelsberger | 

| hängig von der verschiedenen . S.G. der Erythrozyten. Und letzt- | und Rosenberg findet sich bei Leberinsuffizienz, eine deutliche 


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in lehnt Rothe die elektrische Ladung der roten B.K. als Grund- | Senkungsbeschleunigung nach der Nahrungsaufnahme, di 

lage für eine Theorie der Senkung als nibehrlich ab. Er hält die | bei Lebergesunden durch rektale. Milchzufuhr erzeugen läßt. Die D 
erflächenspannung der Plasmahaut der Erythrozyten für maß- | Ursache für diese Erscheinung ist die Aufnahme von Biweißzerfalls-- 1° 

gebend für die Agglutination und damit für die Senkung. Genau | Produkten ins Blut unter Umgehung des Leberkreislaufs. Die Leber 


| Me sich bei einer Flüssigkeit mit großer Oberflächenspannung große | des Gesunden baut ae aan rodukte ‚bis zur Unwirksamkeit ab. : 
“| We bilden, soll auch eine große Oberflächenspannung der | Über unsere klinischen Erfahrungen haben wir Folgendes zu 
aSmahautkolloide die Bildung großer Agglutinate begünstigen. berichten: Als Normalwerte fanden wir: beim gesunden Manne i 
; i Schon diese kurze Zusammenstellung der verschiedenen mög- | 1—4 mm, bei der gesunden Frau 8—10 mm (immer nach einer i 

chen Ursachen der S.R. beweist, wie außerordentlich kompliziert | Stunde abgelesen). | - 


1250 


©. 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


| | T. September 


Bei den entzündlichen gynäkologischen Erkrankungen kounten 
wir die Erfahrungen der Literatur bestätigen, daß nämlich die 


Stärke der S.G. im allgemeinen der Intensität und Ausdehnung 


des entzündlichen Prozesses entspricht und einem eventuellen 


Wiederaufflackern der Entzündung parallel geht. Wir fanden in 
der S.R. einen wesentlich feineren Indikator als die Temperatur- 
messung darstellt. Handelt es sich um die Entscheidung der Frage, 
ob ein chronisch - entzündlicher Adnextumor im Augenblick zur 
Operation sich eignet oder weitere konservative Behandlung erfordert, 


so konnten’ wir uns auf die S.R. wesentlich sicherer verlassen als 


auf Temperaturkurve, Provokation durch Hitze oder Proteinkörper- 
injektion. Bleibt die Senkung bei zweimaliger Untersuchung unter 
10 mm, so kann man mit fast absoluter Sicherheit frisch entzündliche 
Prozesse ausschließen oder auf sterilen Eiter in einer Pyosalpinx 
rechnen. Wenn wir den Heilverlauf der operierten Fälle vergleichen, 
so finden wir, daß die normal senkenden Fälle meist glatt heilen, 
während bei den beschleunigt sedimentierenden. oft Wundstörungen 
wie Bauchdeckeneiterung und vereinzelt auch Exsudatbildung vor- 
kommt. Natürlich ist die Grenze von 10 mm nicht absolut bindend, 
wir haben auch Fälle mit einer S.G. von 15 mm operiert, wenn 
es die Umstände erforderten, doch ist dann die Prognose des Heil- 
verlaufs ungünstiger. Bei vergleichenden Untersuchungen der 
Senkungsgeschwindigkeit und der Leukozytenzahl fanden wir bei 
den akut - entzündlichen Adnextumoren fast regelmäßig im Beginn 
eine hohe Senkungszahl, der erst allmählich im Verlauf mehrerer 
Tage eine Leukozytose folgte, die nach Abklingen der akuten 
Erscheinungen langsamer zur Norm zurückkehrte als die Senkungs- 
zahl. Nur in wenigen Fällen war die Leukozytenzahl dauernd 
normal, trotz klinisch sicherer akuter Entzündung. Auch zur 
Kontrolle der eingeschlagenen Therapie kann die S.R. wertvoll sein. 
Es gibt einzelne Fälle von Adnextumoren, bei denen trotz normaler 
Temperatur die S.G. noch zunimmt bei fast gleichbleibendem 
Palpationsbefund; Wärmeapplikation wäre dann kontraindiziert, sie 


darf vielmehr erst stattfinden, wenn die Krankheit und damit die 
Kurve der S.R. zum Stillstand gekommen ist. 


‘Für die oft schwierige Differentialdiagnose zwischen akuter 
Appendizitis und Adnexitis liefert leider auch die S.R. keinen 
sicheren Anhaltspunkt. Hohe Werte (über 60) sprechen im all- 


gemeinen eher für eine Adnexitis, vielleicht weil hier die Toxin- 


resorption langsamer durch Verklebungen eingeschränkt wird. Bei 
perforierter Appendizitis dagegen findet man ebenfalls sehr- hohe 
Werte (z. B. 92, 124.) | 


Zur Stellung der Differentialdiagnose zwischen Extrauterin- 
gravidität und Adnextumor ergibt die Heranziehung der S.R. nur 
unsichere Resultate. Bei Tubarruptur mit starkem abdominellem 
Blutverlust erhält man hohe Senkungswerte; die Diagnose wird hier 
in den meisten Fällen keine Schwierigkeiten machen, so daß sich 
die Anstellung der Reaktion meist erübrigt. Eine ältere Tubar- 
gravidität und ein chronischer Adnextumor senken beide langsam; 
eine völlig normale oder subnormale Senkungszahl spricht in diesem 
Fall eher für einen Tubarabort, wenn trotz normaler oder fast 
normaler Temperatur die Empfindlichkeit und die subjektiven 
Beschwerden ausgesprochen sind. Wichtig sind natürlich eine 
genaue Anamnese, uterine Blutung und eventuell eine Punktion des 
Douglas, von der wir bei vorsichtiger Indikationsstellung noch nie 
einen Schaden gesehen haben. Bei positivem: Ergebnis muß sich 
spätestens am nächsten Tage die Operation anschließen, da es 
sonst durch die Punktion zur Vereiterung der Hämatozele kommen 
kann. Man hat auch versucht, die Leukozytenzahl mit zu ver- 
werten (Gragert); doch da es posthämorrhagische Leukozytosen 
bis zu 24000 gibt unter Ausschluß von Komplikationen, ist auch 
dieses Symptom als unsicher zu bezeichnen. Eine normale Zahl 
spricht schon eher für Tubarabort. Also auch hier ist die S.R. 
nur ein Symptom, keine die Diagnose irgendwie festlegende Reaktion. 

Es lag nahe, die S.R. auch in der Behandlung der fieber- 
haften Aborte mit zu verwenden. Soweit mir bekannt fehlen darüber 
bisher Angaben in der Literatur bis auf die Veröffentlichung von 
Frommolt (Leipzig), die erst während der Abfassung dieser Arbeit 
erschien. Fieberfreie, komplikationslose Aborte geben normale 
Senkungswerte. Die Schwangerschaft der ersten 3 Monate beeinflußt 
diese Zahlen nur ganz ausnahmsweise. Erhöhte Werte bekommt 
man bei vorausgegangenen starken Blutverlusten, wobei meistens 


eine einmalige starke Blutung von geringerem Einfluß ist als eine 


geringe über Wochen protrahierte. In einem derartigen Fall er- 
hielten wir z.B. die Senkungszahl 102. Wir behandeln die fieber- 
haften Aborte aktiv, wenn keine entzündlichen Veränderungen in 
der Uterusnachbarschaft nachweisbar sind und wenn die Weite des 


Zervikalkanals die Ausräumung gestattet: Sonst geben wir Chinin 1 g, 


und zwar zur Hälfte intravenös und intramuskulär gleichzeitig. Die 
komplizierten Aborte werden konservativ behandelt. 


| | Es gibt aber 
auch latent komplizierte Aborte, d. h. solche, in denen die Um- 


. gebung des Uterus empfindlich ist, es aber bisher nicht zur Aus- 


bildung tastbarer Resistenzen gekommen ist, und wieder andere 
Fälle, in denen die Empfindlichkeit rein subjektiv bedingt ist. 
Gerade zur Differentialdiagnose dieser Fälle ist die S.R. recht brauch- 
bar, indem man bei fast allen komplizierten und latent komplizierten 
Aborten eine erhöhte S.R. feststellen kann. Erweckt also das klinische 
Bild, das natürlich auch hier die Hauptsache bleibt, den Verdacht 
auf eine latente Komplikation, so lasse man sich durch eine hohe 
Senkungszahl noch besonders zu konservativem Verhalten bestimmen. 
Wir fanden Werte von 30—90, eine bestimmte Grenze gibt es nicht, 
doch steigt die Morbidität gleichsinnig mit der Senkungszahl an. 

Bei Sepsis post abortum war die S.G. stets stark erhöht, be- 
sonders bei Auftreten von Komplikationen: so fanden wir bei Thrombo- 
phlebitis purulenta den enormen Wert von 147. Eine Parallele 
zwischen der Senkungszahl und der Schwere der Infektion läßt sich 
nicht ziehen, weshalb es auch nicht möglich ist, einfach je nach 
dem Ausfall der S.R. die Prognose zu stellen, im Gegenteil die 
schwersten Fälle zeigten auffallend niedrige Zahlen (z. B. 12, 20 
bei zwei aussichtslosen, in 1—2 Tagen verstorbenen Fällen). Wir 
können uns diese niedrigen Senkungszahlen nur als Kollapszeichen 
erklären infolge der Unfähigkeit des Körpers, sich der Infektion zu 
erwehren, und möchten sie in Parallele setzen zu der stark ver- 
langsamten bis völlig aufgehobenen S.R. im anaphylaktischen Shok. 
Der schwer infizierte Organismus ist anscheinend ebenso wenig 
imstande, das die Senkung hervorrufende hypothetische „Agglutinin“ 
zu bilden wie der durch den Shok geläbmte. 

Hinsichtlich der S.R. bei neoplastischen Tumoren machten wir 
die gleichen Erfahrungen wie sie in der Literatur veröffentlicht sind. 
Benigne, nicht infizierte Tumoren wie Myome, Ovarialkystome er- 
geben normale Senkungszahlen. Stielgedrehte Geschwülste zeigen, 
auch wenn sie nicht infiziert sind, erhöhte Werte, wohl infolge des 
durch Ernährungsstörungen auftretenden Eiweißzerfalls (z. B. 70). 
Maligne Tumoren bedingen eine erhöhte S.G., wir fanden Zahlen 
von 40—130, ohne daß eine Parallele besteht zwischen der Größe 
‚der Geschwulst und der Höhe der Senkungszahl. Eher schon kann 
man aus einer auflallend hohen Senkungszahl den Schluß ziehen 
auf besondere Malignität mit rapidem Wachstum und starkem Ge- 


webszerfall. Zur Illustration erwähne ich ein 10pfennigstückgroßes 


karzinomatöses Ulkus der hinteren Vaginalwand mit nur geringer 
Infiltration des Septum rectovaginale mit der Senkungszahl 130 
(unter Ausschluß anderer Ursachen). Die Patientin entzog sich der 
vorgeschlagenen Radiumbehandlung und kam bereits nach 2 Monaten, 
inzwischen stark abgemagert, mit einer Infiltration des ganzen 
Vaginalschlauches und des Parakolpiums wieder zur Aufnahme; die 
S.R. hatte auch jetzt ungefähr das gleiche Ergebnis. 


Berichten möchte ich noch über eine auffällige Beobachtung, 


die wir bei etwa 20 % unserer :inoperablen Karzinome machen 
konnten: wir fanden nämlich eine sehr niedrige, zum Teil sogar 
normale S.R., z. B. 22, 18, 5, 10. Darunter befinden sich Zervix- 
karzinome mit der gewöhnlichen breiten Infiltration der Parametrien 
oder mit ausgedehnten Netzmetastasen und Aszites, Rezidive usw. 
Bei fortlaufenden Untersuchungen der gleichen Patientin konnten 
wir feststellen, daß anfängliche Werte von 30 allmählich im Laufe 
vieler Wochen zur Norm absanken entsprechend der Zunahme des 
allgemeinen Kräfteverfalls. Wieder andere behielten die bei Kar- 
zinomen übliche Senkungszahl bis zum Exitus ungelähr bei, wobei es 
ohne Einfluß war, ob die Kranken an ihrer Kachexie starben oder 
an Urämie infolge karzinomatöser Ureterkompression. Bei beiden 
Gruppen war die Flockungs-Trübungsreaktion (nach Kahn) positiv, 
fand sich eine Vermehrung der Globuline gegenüber den Albu- 
minen, wie sie auch sonst beim Karzinom üblich ist. Auch andere 
Untersuchungen zur Erklärung dieses Unterschiedes, wie die Re- 
sistenzbestimmung der Erythrozyten gegen hypotonische Kochsalz- 
lösungen usw., führten zu keinem Ergebnis. Jedenfalls geht aber 
auch hieraus die Unmöglichkeit hervor, die Rezidivfreiheit nach 


Karzinomoperationen aus einer normalen S.G. mit Sicherheit er- 
schließen zu wollen. . 


Unsere weiteren Untersuchungen erstreckten sich auf das ge- 
samte gynäkologische Krankenmaterial. Zur Diagnose der Schwanger- 
schaft halten auch wir die S.R. nicht für geeignet. In den ersten 
Monaten der Gravidität, in denen die Diagnose in erster Linie 
fraglich sein kann, ist die S.G. fast immer normal. Die Anwendung 
der Maturinprobe gab hier zuverlässigere Resultate. — Wenn bel 


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| 1. September 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


einer Gravidität der Verdacht auf Lungentuberkulose bestelit, wird 
man zur Entscheidung der Frage, ob die Erkrankung aktiv oder 
latent ist, mit Vorteil die S.R. heranziehen. Leider fehlt es uns 
in dieser Hinsicht an genügendem Material, um sichere Grenzwerte 
anzugeben. 

Bei „klimakterischen Blutungen“ findet man im allgemeinen 
normale oder subnormale Senkungswerte; die klimakterische Frau 
senkt meistens wie ein gesunder Mann. Sind dagegen stärkere 
Blutverluste vorausgegangen, so kann man sehr hohe Senkungszahlen 
erhalten (z. B. 55, 102). Wertvoll war uns auch in einigen Fällen 
die S.R. zur Feststellung des geeigneten Zeitpunktes für- Prolaps- 
operationen, wenn nämlich als Folge von Pessartragen entzündliche 
Veränderungen im Douglas‘ und Parametrium vorhanden waren. 
Unkomplizieıte Prolapse reagieren natürlich normal, durch Ent- 
zündung komplizierte Prolapse haben je nach Ausdehnung derselben 
eine erhöhte S.G. Ebenso wie die chronischen Adnextumoren soll 
man auch sie erst operieren, wenn die S.R. normal ist, nur so ver- 
meidet man sicher Heilungsstörungen. — Will man wegen Menor- 
rhagie usw. eine Kürettage vornehmen, so empfehlen auch wir, 
gemäß dem Vorschlage von Geppert, sich bei unsicherem Pal- 
pationsbefund von der S.R. leiten zu lassen. 

Es ist bekannt, daß die S.G. bei Neurotikern und Psycho- 
pathen normal ist. Diese Tatsache kann zur richtigen Diagnose 
wertvoll sein, ebenso wie eine erhöhte Senkungszahl bei vermeint- 
lich psychogen bedingten Beschwerden auf eine organische Ursache 
hinweist. | 

Bei Krankheiten, die eine normale S.R. erwarten lassen, kann 


. man gelegentlich erhöhte Werte antreffen, wenn z. B. eine latente 


Lues nebenher geht. In anderen Fällen war eine Tuberkulose, 
eine Zystitis, einmal auch ein Ulcus molle bei gleichzeitigem Pro- 
laps als Ursache zu ermitteln. Daß diese „Nebenkrankheiten“ die 
Therapie in entscheidender Weise beeinflussen können oder müssen, 
braucht nicht erst betont zu werden. 

Aus den mitgeteilten Untersuchungen und aus der Literatur 
geht hervor, daß die S.R. keine spezifische Reaktion ist, daß viel- 
mehr die Zahl der Faktoren, die sie beeinflussen, eine erhebliche 
Ist. Das mag auf den ersten Blick als eine Beschränkung ihres 
Wertes erscheinen, ist es aber bei richtiger Auswertung der Er- 
gebnisse im Sinne obiger Ausführungen nicht oder nur selten. Sie 
ist stets nur als ein wertvolles Symptom im gesamten klinischen 
Bild zu verwerten und bildet gerade für die gynäkologische Dia- 
guostik eine Bereicherung der Hilfsmittel. Die Domäne der S.R. 


bleibt die Indikationsstellung zur operativen Behandlung chroni- 


scher Adnexerkrankungen. 


l Literatur: Adelsbergeru.Rosenberg, D.m.W. 1928,20.—Frommolt, 
Zbl. f. Gyn. 1924, 6. — Geppert, B.kl.W, 1921, 10. — Giesecke, Zbl. f. Gyn. 1921, 1. 
~ Gragert, Ebenda. 1923, 45; M.m.W. 1928, 24; Arch. f. Gyn. Bd.118. — Horvat, 
M.m.W. 1922, No.50. — Kok, Ebenda. 1928, 9 — Linzenmeier, Arch. f. Gyn. 
Bd. 113; Zbl. f. Gyn. 1920,80; 1921, 10; 1922, 14. — Löhr, D.m.W. 1922, 12; Grenzgeb. 
Bd, 34; Zschr. f. Chir. 1921, 35. — Musa, KLW. 1923, 31. — Nathan, B.kl.W- 


1821,4. — Pewny, Zbl f. Gyn. 1922, 49. — Plaut, M.m.W. 1920, 10. — Rothe, 


D.m.W. 1924, 2. — Rumpf, Zbl. f. Gyn. 1922, 30. — Runge, M.m.W. 1920, 33. — 


Schilling-Schulz, KI.W. 1923, 48. — Vida, M.m.W. 1928, 9. — Westergren, 
KLW. 1922, 27. 


Aus der I. Inneren Abteilung (Geh. San.-Rat Prof. L. Kuttner) des 


Städtischen Rudolf Virchow-Krankenhauses Berlin. 


Die Blutkörperchensenkungszeit bei Ulkus und 
Karzinom des Verdauungskanals. 


Von | 
Dr.K. Isaac-Krieger, Oberarzt, und H.Kalisch, Medizinalpraktikant. 


‚Pie Veröffentlichungen über die Blutkörperchensenkungszeit 
(B.S.Z.) bei Ulkus und Karzinom des Magen-Darmtraktus sind im 
Gegensatz zu der Literatur über die theoretische Grundlage der 
Methode und den Untersuchungen bei der Tuberkulose und anderen 
Inneren Erkrankungen bisher gering. Sie beschränken sich zumeist 


aul die Mitteilung einzelner weniger Fälle von Ulcus und Carcinoma 


ventriculi inmitten eines großen Materials von anderen Erkrankungen. 
as Interesse, das die B.S.Z. in den verschiedensten Disziplinen 

„satsprucht, und die von anderen geäußerte Aussicht, ein Hilfsmittel 
ur Diagnose des Karzinoms im operablen Stadium zu gewinnen, gab 
eranlassung, bei einer größeren Anzahl von Ulcera und Karzinomen 
es Magen- und Darmkanals die Sedimentierungszeit zu prüfen. 


Ausführlichere Ergebnisse, speziell auch bei Ulcus und Carcinoma | 


Te veröffentlicht Löhr (1) nach Untersuchung von 50 Ulcera 
o und duodeni sowie einer Anzahl von Magen- und Darm- 
momen., Er sah bei Ulcus ventriculi simplex und Ulcus duodeni 


pereme "e [| 
' 


keine oder mäßige Beeinflussung der B.S.Z., und betont, daß selbst 
Br Ulcera callosa „ohne markante Einwirkung“ auf die B.S.Z. 
lieben. Dagegen trat starke Beschleunigung auf beim Ulcus perforans 
und entzündlichen Ulkustumoren, hervorkerufen durch die mit starkem 
Eiweißabbau einhergehenden Entzündungsvorgänge. Bei Untersuchung 
von 100 Karzinomen und Sarkomen verschiedener Organe trat fast 


stets eine bedeutende Beschleunigung der B.S.Z. auf und zwar am 


stärksten bei großen metastasierenden, weniger bei kleinen Tumoren. 
Zweimal wurde trotz maximaler Tumorbildung eine Verlangsamung der 
B.S.Z. konstatiert, ein Befund, der übereinstimmt mit der von Wich- 
mann (2) festgestellten Tatsache, daß bei hochgradigster Kachexie 
gelegentlich die B.S.Z. verlangsamt war. Bei zwei weiteren Fällen, 
einem Ösophaguskarzinom und einem Karzinom des Gesichts, die 
klinisch erfolgreich mit Radium bzw. röntgenologisch behandelt waren, 
blieb die B.S.Z. unbeeinflußt. Löhr zog aus seinen Untersuchungen 


den Schluß, daß die Beschleunigung der Sedimentierung proportional 
ist der Größe und dem Wachstum bzw. Zerfall des Tumors. Er prüfte 


den Wert der Methode ferner bei Fällen von Mastitis und beginnendem 
Mammakarzinom, und konnte keinen Unterschied der Beschleunigungs- 
ziffer bei chronischer Mastitis und kleinem Mammakarzinom feststellen. 
Demgemäß bezweifelt er den Wert der Methode, wenn es sich um 
Erkennung eines eben erst im Beginn’ stehenden malignen Tumors 
handelt. Dagegen spricht er ihr bedingten Wert zu bei Abgrenzung 
des Ulcus simplex vom Carcinoma ventriculi; entzündliche Ulkus- 
tumoren sind entsprechend ihrer starken Beschleunigung vom Karzinom 


‚nicht zu trennen. Ferner erscheint ihm die Methode gut verwendbar 


zur Abgrenzung des Ösophaguskarzinoms gegenüber dem Kardia- 
spasmus und dem Divertikel. Die längste B.S.Z. fand er bei kleinen 
amma-: und bei Rektumkarzinomen. | | u 
Mit der Frage der Verwendbarkeit der B.S.Z. zur Differential- 
diagnose bei Magenulkus und 
Kovacs (3) an Hand eines größeren Materials. Er fand bei 28 mit 
Sicherheit an Ulcus ventriculi, ‘duodeni oder jejuni erkrankten 


Patienten 26mal normale Werte und zweimal Beschleunigung der- 


B.S.Z., dagegen immer starke Senkungsbeschleunigung bei 14 Patienten 
mit sicherem Magenkarzinom. Doch konstatierte er bei 44 malignen 
Tumoren anderer Organe 4mal normale Senkungsgeschwindigkeit und 
erwähnt besonders einen Patienten mit einem ganz kleinen Krebsknoten 
an der Unterlippe, bei dem die B.S.Z. normal war. Er schließt daraus, 
wie Löhr, daß die Methode zur Diagnose des Karzinoms im Initial- 
stadium nicht tauglich sei. Bei vier Patienten mit Mastdarmkarzinom 
fand er nur einmal eine ee ee der B.S.Z., was umso weniger 
erklärlich war, als es sich auch in de 
um große, ulzerierte Tumoren handelte. | 

Ley (4), unter dessen größerem Material sich auch einige Fälle 
von Ulcus und Carcinoma ventriculi befanden, gibt an, daß die Be- 
schleunigung der B.S.Z. bei einigen wenigen Fällen, wo der Charakter 
des Leidens noch nicht sicher feststand, mit-zur Klärung der Diagnose 
beigetragen habe, und beobachtete im Gegensatz zu den vorgenannten 
Autoren niemals einen auffallenden Widerspruch zwischen dem Ver- 
halten der B.S.Z. und dem klinischen Bild seiner Fälle. _ 

Schließlich finden sich auch in den von Benninghof (5) und 


von Schemensky (6) veröffentlichten Tabellen Magenulcera "und . 


-karzinome mit Beschleunigung der B.S.Z., darunter bei Schemensky 
ein Magenkarzinom mit ungefähr normaler Sedimentierung. 

Wir bedienten uns bei unseren Untersuchungen der von 
Linzenmeier (7) angegebenen Methode und bestimmten, nach wie 
langer Zeit der Erythrozytenspiegel im Linzenmeier-Röhrchen 18 mm 
gesunken war. Bei Gesunden fanden wir die von L. angegebenen 
Durchschnittswerte: Männer nicht unter 10, Frauen nicht unter 
31/, Stunden. Patienten mit Erkrankungen wie Lues, Tbc. u. a.m., 
die auf die Sedimentierung einwirken, wurden ausgeschlossen. 

Im ganzen untersuchten wir 71 Fälle: davon waren Ulcera des 
en E 44, und zwar Männer 30 (Tabelle 1), Frauen 14 
En Ri arzinome 27, und zwar Männer 20 (Tabelle 3), Frauen 7 

abelle 4). 
' Unsere Untersuchungsresultate sind in den folgenden Tabellen 


zusammengestellt: 


Tabelle 1. U. ventriculi und duodeni (Männer). 


B.S.Z. 
Sal Bemerkungen.. 
Sta. |Min. | 
i | 4 |15 | Ulcus simplex der kleinen Kurvatur, Subazidität, Sanguis im 
| ‚Stuhl negativ. Ä | 
2 | 3 |30 | Fr. HCl 37; Ges.-Azidität 49; Sahli 65. Sanguis im 
Stuhl negativ. 
3 | 1 |38 | U. penetrans der kleinen Kurvatur. Sanguis im Stuhl 
positiv. | 
4 | 1 |08 | U. simplex, Sahli 72; Sanguis im Stuhl negativ. 
ö | normal | Fr. HCI 60, Ges.-Azid. 78.. Sanguis im Stuhl negativ. 
6 | normal! U. ap Hyperazidität, Sahli 59, Sanguis im Stuhl 
negativ. 
71 3 las 


Anazidität, Sanguis im Stuhl positiv, Sahli 67. 


1251 


-karzinom beschäftigt sich auch 


n drei Fällen mit normaler B.S.Z.- 


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ER ln. 0.19% — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. RR T. Soptember 
su | Tabellei (Fortsetzung). | l Tabelle 4. Karzinome des Verdauungskanals (Frauen). 
MR OA n a > 
Ea daghe B.S.Z. | Bao | | BS.2. |. | | 
en ze "Nr. |. | Bemerkungen. ac A | 
l CER r Ha | Ben | g r. Tea fuin. | Bemerkunge n. 
n aukla ' can | u " 3 
Bi [N or & | 0 |28 areno U. penetrans der hinteren Magenwand, 2 kleine 4 | —|28 | Ca ventr. mit Lebermetastasen. Ta 
el | A  Ule. simplicia, | | | zen Bes inot -Pylorum q i 
Da 9| 5.08 U simplex, Euchlorhydrie. f - en E E | 
Re E 10 | 3 |45 | U. callosum parapyloricum; Sahli 63. 3 | — |30 | Ca der kleinen Kurvatur, inoperabel. Starke Kachexie. e 
pai onig 11 | 3 |40 | U. simplex, Sanguis im Stuhl negativ. 4 | — |44 | Ca ad Pylorum, hochgradige Kachexie. | Ei 
l: CE 12- |. 3 |35 | U. simplex mit okkulter Blutung. | 5 | —| 34 | Ca ventric. mit palpablen Lebermetastasen. Peritoneal- | i 
zen vo k 13 | 1. |32 | U. callosum antri; Hämatemesis; Hyperazidität. 5 karzinose. E P 
ha 14 | 2 |10 | U. simpl., Hyperazidität, Sahli 70, Sanguis i. Stuhl negativ. 6 | normal | Ca desophagi in 38 cm Tiefe. Mäßige Kachexie. g. 
a girin | 15 | 2 |32 | U. der kleinen Kurvatur, Hämatemesis, Sahli 62. | T| 1125 | Ca oesophagi in 35 em Tiefe: starke Kachexie N 
Bu E 5 er o E e o T | l p 
Be a | U.simplex, Hyperazidität. . : Er R en | I 
FEB. 18 | 2 |30 | U. der gr. "Kurvatur, Subazidität, Sanguis i, Stuhl negativ. | p, Af Grund dieser Befunde können wir folgende Peststollungen h 
EEA paih 19 | 3 |45 | U. simplex, Hyperazidität; Sanguis i. Stuhl negativ... | Machen: Ulcera und Karzinome weisen fast stets eine Beschleunigung , J 
P U 20 | 2 |13 | U. callosum parapyloricum, Hyperazidität. | der B.S.Z. auf, die allerdings beim Karzinom im großen und ganzen i 
OEENOS RIAL 21 | normal | U. parapyloricum mit Pylorospasmus; Sahli 57. wesentlich erheblicher ist als beim Ulkus. Es ergab sich für Ulcus 
EE ERARA parap m 
ee er ö 22 |: 2 |00 |. Rezidivierendes U. duodeni; Sahli 42. ventriculi und Ulcus duodeni bei Männern eine durchschnittliche a 
ER 23 | 1 |13 | U. duodeni, Euchlorbydrie. . Ä Senkungsgeschwindigkeit von. 1—5 Stunden. Weniger als 1 Stunde i 
RS 24 | 1 |20 | U. duodeni post gastroenterostomiam' poster. Sahli 49. | fanden wir bei einem Patienten mit Ulcus penetrans und zwei i 
25 | 2 |11 | U. duodeni perforatum post operationem. | gleichzeitig bestehenden Ulcera simplicia (Sektionsbefund). Der i 
. 26 | 2 |37 | U. dúodeni mit Hyperazidität. l Befund tin mt überein mit der von Löhr festeestellten Beschl ar Hi 
2 | 4 |57 | U. duodeni, Sybazidität, Meläna. Š eg on ON eo N SUN EUG, fi: 
28.| 2 |02 | U. duodeni, Subazidität, Sahli 8. der B.S.Z. bei Ulcus perforans. Bei Frauen mit Magen- und Duodenal- a 
29 | 3 |20 | U. duodeni, Hyperazidität; Djagn. pèr laparot. bestätigt. | Wcera war die B,S.Z. 3/4 bis 27/4 Stunden mit Ausnahme eines Falles, > t; 
30 | 2 |45 | U. duodeni, Anazidität, Meläna. | Rs Su por nn 3 Ulkusnarben ae wurden (Tabelle 2, l | 
a | i p r. 9). Zu erwähnen ist hier noch ein Fall von multiplen tuber- 
Tabelle 2 Ulcera des Verdauungskanals (Frauen). kulösen Geschwüren des Typblon und Kolon (Tabelle 2, Nr. 14), u: 
- - — - - bei a eine on von 38 Minuten ‘gefunden wurde. Bei diesen h 
BR l Ga aaa beiden letzten Patientinnen bestand starker Marasmus und war | 
i : A a an mm; ra “ongoi P klinisch Karzinom diagnostiziert worden, so daß gerade hier der Ausfall. $ 
1 |10 | U. der kleinen Kurvatur, Sahli 49, Sanguis im Stuhl negativ. | der Bestimmung hätte von Interesse sein können. Zwischen Ulcus ` 
1 |50 | Schleimhautulkus, Sanduhrmagen, Hyperazidität. . | ventriculi und Ulcus duodeni besteht sicher keine diagnostisch ver- \ 
i |58 | U. der en Kurvatur; Euchlorbydrie, Sanguis im Stuhl | wertbare Verschiedenheit der Sedimentierung. Daran ändert die |" 
negativ. = | ` | Tatsache nichts, daß beim Ulcus duodeni niemals normale Werte N 
1 |58 | U. ad Pylorum, Subazidität, Entleerungsstörung, Sahli 52. | gefunden. wurden, während beim Ulcus ventriculi die B.S.Z. in S 
1 |32 | U. penetrans der kleinen Kurvatur, Sahli 49. | A Fällen unbeeinflußt blieb et ù 
normal | U. simplex, Hyperazidität, Sanguis im Stuhl negativ. 5 j | 


03 | U. callosum, Mitte der kleinen Kurvatur. | 
42 were 3 Ulkusnarben nahe der großen Kurvatur. 
„ad 


Pylorum vor 11/, Jahren operiert; Hyperazidität 
Sahli 58, ` 2 ie 


32 | U. simplex, Hyperazidität. Sanguis im Stuhl positiv. 


i Beim Karzinom sahen wir normale B.S.Z. bei einer Frau mit 
1 
1 5 
-1 |55 | U. callosum, Mitte der kleinen Kurvatur, Sanguis im 
2 
0 
T 


Ösophaguskarzinom, unerhebliche Beschleunigung bei 2 Rektum- 
karzinomen, einem Karzinom des weichen Gaumens und schließlich 
bei & Magenkarzinomen, von denen eines auch klinisch als Ulkus 
imponierte und als solches zur Operation kam. Dagegen fand sich _ 
in 75% der Karzinome eine ganz bedeutend erheblichere Be- 
schleunigung als beim Ulcus simplex oder callosum; die B.S.Z. 
betrug beim Karzinom durchschnittlich nur 1/2 Stunde, einen Bruchteil 
der beim Ulkus im allgemeinen beobachteten Senkungszifier. | 
Eine sichere Ursache für die Unterschiede in der B.S.Z. 'bei 
den verschiedenen Karzinomen haben wir nicht erkennen können. 
Alter und Ernährungszustand, auch der Hämoglobingehalt des Blutes 
spielen offenbar eine untergeordnete Rolle; dagegen scheint eher 


‚von Einfluß zu sein, wie weit fortgeschritten die Ulzeration des 
"Tumors ist. ne 


Stuhl positiv. | 
17 | U. duodeni; Hyperazidität, Sanguis im Stuhl positiv. 
|38 | Tbe. Ulcera’ des Typhlon u. Kolon. (Sektionsbefund. 


abelle 3. Karzinome des Verdauungskanals (Männer). 


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ge 


Ca ventr., kleine Kurv., starke Kachexie, pflaumgroßer 
Tumor palpabel, Sahli 59. 


Ca ventr., starke Kachexie, Lebermetastasen, 


Ca ventr. ad Cardiam, Kachexie, Ösophagusstenose in 
44 cm Tiefe. 


: Ca ad Pylorum, starke Kachexie, Anazidität, Sahli 52. 


Überblickt man die Resultate und versucht, aus ihnen Anhalts- 
Kachexie. Anazidität, hübnereigroßes Ca ventr. palpabel, 
Sahli 64 i 


punkte für die Differentialdiagnose zwischen Ulkus und Karzinom 
‘des Magens oder für die Frühdiagnose des Karzinoms des Ver- 
dauungskanals zu gewinnen, so muß man trotz der Beeinflussung 
der B.S.Z. durch diese Erkrankungen zu dem Schluß ‘gelangen, daß 
die Methode nur unter Einschränkungen zu verwenden ist. Denn 
beim Ulcus perforans und allem Anschein nach auch bei multiplen 
Ulzera ist die B.S.Z. — in Übereinstimmung mit anderen Autoren — 
stark beschleunigt und erreicht eine Zahl, die auch dem Karzinom 
angehören könnte. Andererseits ist beim Karzinom in einer nicht 
kleinen Prozentzahl der Fälle. keine oder nur geringe ‚Beschleunigung 
der B.S.Z. vorhanden und zwar gerade da, wo es sich um beginnende, . 
wenig oder garnicht ulzerierte Tumoren handelt. Eine erhebliche | 
Beschleunigung tritt erst dann ein, wenn der Tumor auch mit 
| 


Ulzerierter Gallertkrebs ad Pylorum, Sahli 45. 

Faustgroßes Ca ventr. und Lebermetastasen. 

Dreimarkstückgroßes Ca, mit dem Pankreas fest ver- 
wachsen, Sahli 55. m | p 

Doppelfaustgroßes, z. T. verjauchtes Ca ad Pylorum. 

Inoperables Ca ad Pylorum, durch Laparotomie fest- 
gestellt, Sahli 61. | 

Zirkuläres Ca des Antrum, mit Übergreifen auf die kleine 
Kurv., mäßige Kachexie. 

Ca der großen Kurvatur, autoptisch keine Metastasen. 

Operativ wird kleines, nicht ulzeriertes Ca des Pylorus . 
entfernt, keine Kachexie. en 

Ca der hinteren Magenwand, inoperabel; per Laparotom. 

festgestellt. Guter E. Z. ši 

Ca des weichen Gaumens, inoperabel. 

Ca des Ösophagus, faustgroß, in 22 cm Tiefe. Hoch- 
gradige Kachexie. | | 

Ca. des Ösophagus in 25 cm Tiefe, mäßige Kachexie. 

Ca des Ösophagus in 31 cm Tiefe, geringe Kachexie. 

Ca recti, direkt über dem Anus, handtellergroß, ver- 

.  jaucht (Sektionsbefund). 


Ca recti, wenig ulzeriert, 10 cm überm Anus (Sektions- 
befund). i 


den üblichen Hilfsmitteln der klinischen Diagnostik einwandfrei 
festzustellen ist. Weiterhin erfährt die Methode eine wesentliche 


Einschränkung dadurch, daß, von vornherein Fälle von Tuberkulose, 
Lues und Ikterus ausscheiden. | | 


Literatur: 1 Löhr, D.m.W. 1922, Nr.12; Zbl, £. Chir. 1921, Nr.35. — 
2. Wichmann, KI.W. 1928, Nr. 138. — 8. Kovacs, D.m.W. 1923, Nr.21. — 4 Leys, 
Zschr. 2. d. ges. exper. Med. 1922, Nr.26. — 5. Benninghof, M.m.W. 1921, Nr. 41. | 
— 6, Schemensky, Ebenda. 1920, Nr.48. — 7. Linzenmeier, Ebenda. 198. 
Nr. 40; Arch. f. Gyn. — Die nach Abschluß der vorliegenden Arbeit verößfent 


lichten Untersuchungen von Hoffgaard (M.m.W. 1924, Nr.8) konnten nicht mehr 
berücksichtigt werden. WE 


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< 1. September 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


1253 


Aus der Praxis für die Praxis. 


Geburtshililiches Brevier. 


Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, Baden-Baden. 


(Fortsetzung aus Nr. 36.) 
Das enge Becken. 


Im Jahre 1908 erschien für den Praktiker ein sehr empfehlens- 
‘wertes Buch „Die operative Geburtshilfe der Praxis und Klinik“ 
von H. Fehling. Fehling sagt in diesem Buche: „Eine Geburt 


beim engen Becken zu leiten, vermag nur der ‚welcher möglichst 


viele normale Entbindungen gesehen hat und welcher die Haupt- 
tugenden eines guten Geburtshelfers, Geduld und strenge Asepsis, 
in sich vereint“ und ich füge hinzu, hätten diese Tugend alle 
Geburtshelfer, so würde auch das Resultat der Geburtshilfe unter 
Privatverhältnissen bei weitem .besser sein. Es zieht oft ein kleiner 
Fehler schlimmere Folgen nach sich und oft ist nicht wieder gut 


“zu machen, was anfangs verfehlt ist. Es kann deshalb nicht oft 


genug betont werden, wie wichtig es ist, den Geburtsmechanismus 
zu kennen (besonders klar zu sehen in Döderleins Leitfaden für 
den geburtshilflichen Operationskurs), die Beckenverhältnisse zu 
studieren und über den Höhestand des vorliegenden Teiles orientiert 
zu sein, damit man weiß, was man den Naturkräften überlassen 
kann und wann eingegriffen werden muß. Wer Geduld hat, 
wird die besten Resultate beim engen Becken haben. 
Woran liegt es aber, daß oft zu früh eingegriffen wird? Ich habe 
es schon oben gesagt: weil ein großer Teil der Ärzte nicht klar 
über den Geburtsmechanismus orientiert ist. Die Ausbildung ist 
oft wegen Mangels an Fällen eine ungenügende gewesen und in der 
Praxis hat sich der Betreffende nicht weiter fortgebildet. Ich habe 
in meinen geburtshilflichen Operationskursen immer besonderen Wert 
darauf gelegt, den Geburtsmechanismus immer wieder zu besprechen, 
denn nur der kann eine Zange schonend machen oder ein Kind in 
Beckenendlage richtig extrahieren, der weiß, wie er im Beckenein- 
gang, in der Beckenweite und wie im Beckenausgang zu ziehen hat. 
Diese Drehungen sind so natürliche, daß derjenige, welcher sie sich 
klargemacht hat, sie nie wieder vergessen wird. 


A. Enge Becken ohne Abweichung der Form. 


‚.1. Das allgemein gleichmäßig verengte Becken. Hier 
sind alle Maße verkürzt von einigen Millimetern bis zu 3 cm, das 
Becken ist von grazilem Bau. Das Kreuzbein ist schmal und schön 
ausgehöhlt. Der Schambogen zeigt den weiblichen Typus, die Sym- 
physe ist auffallend niedrig; es handelt sich meist um kleine Per- 


' sonen. Im ganzen hat das allgemein verengte Becken typisch weib- 


lichen Charakter. Infolge der Verkürzung sämtlicher äußerer und 
innerer Maße ist die Linea terminalis leicht zu bestreichen, 'oft 
bieten auch die Frauen in den äußeren Genitalien die Zeichen 
zurückgebliebener Entwickelung (spärliche Pubes, kleine dünne 
Labien); die kleine Anlage des Beckens ist oft ererbt. Eine Abart 
ist das Zwergbecken, recht selten (Pelvis nana). 


B. Enge Becken mit Abweichung der Form. 
a) Platte Becken. 
‚1. Das einfach platte nicht rachitische Becken. Es 
ist die häufigste Form aller engen Becken. Die Diaghose wird ge- 
stellt aus der Verkürzung der Conjugata bei normalen Quermaßen. 
Das Kreuzbein zeigt normale vordere Konkavität und ist in seinem 
unteren Teil nicht winkelig nach vorne abgeknickt. Die Verenge- 


Tung erreicht keinen hohen Grad und die Conjugata vera sinkt 


aum je unter 8 cm herab. 

2. Das platte rachitische Becken. Durch die Anamnese 
erfahren wir, daß die betreffende Person spät gehen gelernt 
hat. Die Zähne sind spät durchgebrochen. Es sind 
Zeichen vorausgegangener Rachitis da. Die Körpergröße ist 
“ne geringe, die unteren Gliedmaßen sind kurz, Unter- und Ober- 
schenkel verbogen, die Gelenkenden zeigen Auftreibungen. Hände 
und Finger kurz, breit, plump. Oft Verkrümmung der Wirbelsäule. 
und rachitische Hühnerbrust, Stirn häufig niedrig und breit, die 

asenwurzel eingesunken. Die Zähne zeigen Querfurchung 


| ‚Oder stark abgenutzte Kauflächen. Die Lendenwirbelsäule ist 


ordotisch. Liegt die Frau auf dem Rücken, kann man bequem die 
and unter dem hohlen Kreuz durchschieben. Das Becken ist 
stark geneigt, die äußeren Genitalien mehr nach hinten verlagert. 
as Ttomontorium ist leicht zu erreichen. Man fühlt die Abknickung 
er Kreuzbeinspitze nach vorn und bisweilen auch die scharfe Um- 


biegung der Linea terminalis in der Nähe der Articulatio sacro- 
iliaca. Die Spinae anteriores superiores klaffen weit auseinander. 


Ihre Distanz ist nur wenig geringer als die der Cristae, ja sie 


kann gleich und selbst größer sein.. Conj. diagonalis und externa 


verkürzt. Der Schambogen ist erweitert. 


3. Das allgemein verengte platte Becken. Die Diagnose 


ergibt sich aus der Anamnese sowie aus den Maßverhältnissen von 
Conjugata und Querdurchmesser des Beckens. Die Conjugata ist 
verkürzt und die queren Durchmesser sind kleiner als normal. 


Neben grazilerem Knochenbau sind alle Merkmale des rachitischen ' 


Beckens vorhanden. ’ Ä BR 

4. Das durch doppelseitige Luxation der Schenkel- 
körper abgeplattete Becken. In seltenen Fällen entsteht eine 
Abplattung des Beckens infolge doppelseitiger Luxation der Schenkel- 
köpfe nach hinten und oben. - Da solche Kinder meist spät gehen 


lernen und lange anhaltend sitzen, erklärt sich die Abplattung 
Der Grad der Verengerung ist 


durch Einwirkung der Rumpflast. 
meist nicht sehr bedeutend. 


b) Querverengte Becken. 
1. Das ankylotisch querverengte Becken. Hier ist das 


Kreuzbein sehr schmal (die Flügel fehlen fast vollkommen) und ist. 


beiderseits mit dem Hüftbein knöchern verschmolzen. Die Diagnose ist 
leicht zu stellen (Verengerung des Beckenraumes in querer Richtung, 
spitzer Schambogen). Wird auch als Robertsches Becken bezeichnet. 

2. Das kyphotische im Ausgang querverengte Becken. 


Auf die Diagnose wird man durch die spitzwinklige Kyphose und 


die auffallend geringe Beckenneigung geführt. Die unteren Extre- 
mitäten scheinen nach innen rotiert und leicht in Hüft- und Knie- 
'gelenk flektiert. Durch die Verkürzung des Rumpfes hängen die 
Arme auffallend lang herab, das Promontorium ist nicht zu 
erreichen, man findet leicht die quere Verengung des Ausgangs. 
Die Personen gehen, als ob sie etwas vor sich hertrügen. . | 


c) Schräg verschobene Becken. 
1. Das skoliotisch schräg verengte Becken. Der 


Beckeneingang erscheint schrägoval, nach dem Ausgang nimmt 

' die Verschiebung wegen zunehmender Erweiterung des Beckens in 

querer Richtung ab. z = 
Der Schambogen ist geräumig, die Sitzknorren stehen weit 


voneinander ab. Wird die mit Lordose. verbundene Skoliose der 


.Lendenwirbelsäule sehr erheblich, so kann sich das Promontorium 


der Pfanne so sehr nähern, daß die betreffende Beckenhälfte garnicht 
mehr für den Durchtritt der Frucht in Betracht kommt. 
2. Das coxalgische Becken. Bei Gehversuchen fällt der 


Druck ganz vorwiegend auf die gesunde Seite nach Ausheilung des ` 


tuberkulösen Prozesses im Hüftgelenk, Die gesunde Becken- 


hälite ist abgeplattet und verengt, die kranke ausge-' 


buchtet und erweitert. Das Hüftbein der kranken Seite erscheint 

meist deutlich abgemagert. - Fu 
3. Das ankylotisch schrägverengte Becken. Auf eine 

schräge Verschiebung des Beckens wird man durch hinkenden Gang, 


durch Verkümmerung oder Mangel einer Extremität, durch seitliche ` 


Verkrümmung der Wirbelsäule hingewiesen, Die Anamnese ergibt 


überstandene Rachitis oder vorausgegangene Erkrankungen im Hüft-, 


Knie- oder Ileosakralgelenk mit Funktionsstörungen in diesen Ge- 
lenken. Die äußere Untersuchung ergibt seitliche Abweichung der 
Symphyse, Hochstand und mediane Ablenkung einer Darmbein- 
schaufel. Bei der inneren Untersuchung erkennt man bei 
Abtastung der Linea. terminalis mit der gleichnamigen 
Hand die Asymmetrie beider Beckenhällten. E 


d) In sich zusammengeknickte Becken. 


1. Das osteomalacische Becken. Ausschließlich bei Er- 
wachsenen im Gegenteil zur Rachitis. Die Diagnose bei ausge- 
sprochener Erkrankung ist leicht. Die Druckempfindlichkeit der 


Knochen, die charakteristischen Verbiegungen und die Abnahme der 


Körpergröße, lassen über die vorliegende Krankheit keinen Zweifel. 
Am Becken fällt die schnabelförmige Schoßfuge, der enge Scham- 
bogen, die hakenförmige Umbiegung des Kreuzbeins nach vorn und 
oben und der Tiefstand des Promontoriums auf. Ä 
Wenn auch die Osteomalacie jetzt nicht mehr in derartig 
schlimmer Form auftritt, so macht die Frühdiagnose oft sehr große 
Schwierigkeiten, solange die Skeletterkrankung noch nicht sichtbar 
ist, Erst nach wiederholten Nachschüben werden die 


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1254 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


T. September 


Frauen kleiner. Die von Latzko angegebene Symptomentrias: 
Adduktorenkontraktur, Ileopsoasparese (Ileopsoas hebt das Bein im 
Hüftgelenk), Druckempfindlichkeit des Skeletts erleichtert uns die 
Frühdiagnose. Ich habe öfters beobachtet, daß in diesem Falle 
Fehldiagnosen von den behandelnden Ärzten gemacht worden sind, 
entweder rheumatische oder spinale Prozesse wurden an- 
genommen. Meist sind die Kniereflexe stark gesteigert, manchmal 
ist auch Tremor vorhanden. Den Adduktorenspasmus sieht 
man jetzt geradezu als pathognomonisch für beginnende 
Östeomalacie an. v. Winckel sagt mit Recht, alle in der 
Schwangerschaft auftretenden rheumatischen Schmerzen sollte man 
für Osteomalacie verdächtig halten. Oft treten auch die Paresen und 
Atrophien der Muskulatur gegenüber den Knochenerscheinungen so in 
den Vordergrund, daß die Diagnose erschwert wird; sonst ist meist 
Schmerz bei Druck auf die erkrankten Knochen vorhanden. 

.2. Das in sich zusammengeknickte rachitische (pseudo- 
osteomalacische) Becken. In seltenen Fällen entwickelt sich die 
osteomalacische Beckenform auch bei abnorm verlaufender Rachitis. 


e) Unregelmäßig verengte Becken. 


Das Trichterbecken ist im Eingang normal weit und wird 
nach unten enger. Recht selten, Atiologie unbekannt. 


Das spondylolisthetische Becken. Wenn auch selten 
sind sie doch nicht all zu selten, wie Neugebauer gezeigt. 
Hierbei ist der Körper des letzten Lendenwirbels auf den ersten 
Kreuzbeinwirbel nach vorne gerutscht. Das Becken hat dadurch 


. die Bedeutung eines hochgradig verengten rachitischen Beckens. 


Bei der inneren Untersuchung fühlt man die einspringende 
Wirbelsäule, und darunter eine starke Einbuchtung. Dife- 


 rentialdiagnostisch. käme in Betracht ein rachitisches Becken mit 


starker Lendenlordose. Breisky bemerkt, daß bei der Spondylo- 


listhesis nur ein Wirbelkörper, an welchem sich keine Flügel an- 
setzen, ins Becken hineinragt. 


Das Spaltbecken hat geringes geburtshilfliches Interesse, 
entsteht durch angeborenen Mangel der Symphyse und ist meist mit 


anderen Mißbildungen verbunden. Im Wochenbett soll leicht Uterus- 
prolaps auftreten. 


. Das Stachelbecken (Acanthopelys Kilians). | Die nach der 
Beckenhöhle auftretenden Exostosen steigern die beim rachitischen 


Becken bestehende Raumbeschränkung noch mehr,. können auch 
Durchreibungen machen. | : 


Das durch Knochengeschwülste verengte Becken. Es 


sind meist Enchondrome oder Osteosarkome. (Fortsetzung folgt. 


Referatenteil 


unter besonderer Mitwirkung von . 


Prof. Dr. C. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. E. Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H.Gerharts, 
Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. Gräff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geh.-Rat 


Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (Versicherungsrechtl. u. gerichtl. 


Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie), Prof. Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. 0.Nordmann, Berlin- 

Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S.Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F.Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 

heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankbeiten), Dr. W.Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 
logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), f 


geleitet von Dr. Waller Wolfi, dirig. Arzt am Königin Elisabeth-Hospital Berlin-Oberschönewcide. 


Sammelreferat. 


Arbeiten aus dem Gebiete der orthopädischen Anatomie, 
| Physiologie und Biologie. 
Von Dr. Siegfried Peltesohn, Facharzt für Orthopädie in Berlin. 


Während sich die Mehrzabl der orthopädischen Arbeiten mit 
Spezialfragen orthopädischer Diagnostik, orthopädischer Technik 
und orthopädischer Behandlung einzelner Deformitäten und der- 
gleichen mehr beschäftigt, stoßen wir bei der Durchsicht wissen- 
schaftlicher Arbeiten seltener auf solche, die sich mit Problemen 
aus der allgemeinen orthopädischen Physiologie und Anatomie be- 
schäftigen. Und doch interessieren uns gerade diese Arbeiten, einmal 
aus rein wissenschaftlich-theoretischen Gründen, dann aber auch 
wegen der Anregungen, die sie für praktische Fortschritte bieten. 
Eine Reihe solcher berichtswürdiger Mitteilungen aus den letzten 
Heften orthopädischer Zeitschriften sei daher hier referiert. 

Die Loslösung der Orthopädie von strenger mechanistischer An- 
'schauung machte bisher nur langsame Fortschritte; und doch ist 
gerade die Orthopädie ein Gebiet, das sich mit Begriffen wie Kon- 
stitution und Vererbung intensiv befassen muß, wenn Fortschritte 
erzielt werden sollen. Wie Debrunner (1) ausführt, haben die 
Gewebe eines Körpers oder seiner Organe neben ihren allgemeinen, 
durch die Art gegebenen, in der Art wiederkehrenden Eigenschaften 
noch individuelle Merkmale, die zwar vererbbar, aber durch Erb- 
kombinationen von Fall zu Fall oder später durch äußere Einflüsse 
gewissen Veränderungen unterworfen sind im Hinblick auf Zu- 
sammensetzung oder Lebenskraft. Diese Eigenschaften machen die 
Konstitution aus. Sie wird bestimmt durch die im Augenblick der 
Befruchtung durch Vererbung übermittelten individuellen Eigenschaften 
des Somas. Bei der Bestimmung der Konstitution eines Menschen 
will D. nicht das Durchschnittliche, sondern das Beste als Norm 
erklärt wissen. Da den Arzt nun besonders die konstitutionellen, 
zu Krankheitsursachen werdenden Schwächezustände interessieren, 

so müssen bekanntlich bestimmte Typen von Konstitutionen aufge- 
stellt werden. Es ist dann zu erforschen, ob dieser oder jener 
Typus zu bestimmten Leiden prädisponiert. Gerade die häufig als 
Schulärzte tätigen Orthopäden müßten viel mehr, als es bisher ge- 
schieht, auf diese Dinge achten und sollten „Gesundheitsgeschichten“ 
aufstellen, welche das Individuum im späteren Leben auf Gängen 
zum Arzte zu begleiten hätten. — Die Konstitution ist an die Ver- 
erbung und ihre Gesetze gebunden. Von der Vererbungswissenschaft 


interessiert den Mediziner vor allem der genealogische Weg; aul 
ihm wird die Erblichkeit der krankmachenden Konstitution. im 
Einzelfalle festgestellt. Während uns aber der Stammbaum hier 


keine Dienste leisten kann, ist die Ahnentafel, wobei ja bekanntlich 


vom Individuum zu dessen Eltern, Großeltern usw. aufgestiegen 


wird und welche im Gegensatz zum Stammbaum die weibliche . 


Gene berücksichtigt, von großer Bedeutung. Von orthopädischen 
Krankheiten, denen man konstitutionelle Grundlagen zubilligt, er- 


.wähnt D. die wirklich vererbten Mißbildungen, weiterhin die Hämo- 


philie, dann die konstitutionelle Albuminurie, bei der die Eiweiß- 


ausscheidung aus der konstitutionell geschwächten Niere durch eine 


lordotische Stauung ausgelöst wird. Manches spricht dafür, daß 
die Arthritis deformans konstitutionell bedingt ist. Neuerdings 
werden auch die verschiedenen Epiphysenerkrankungen, sowie die 
Rachitis und die Osteomalazie zu konstitutionellen Anomalien in 
Beziehung gebracht. D. ist weiterhin der Ansicht, daß die soge- 
nannten habituellen Skoliosen auf ererbte Minderwertigkeit zurück- 
zuführen sind. Das gilt auch für eine weitere Anzahl von Skelett- 


deformitäten, z. B. den Plattfuß, das X-Bein. Eine konstitutionelle - 


Neigung zu Bindegewebswucherung dürfte der Grund für die Du- 
puytrensche Kontraktur sein. — Die konstitutionelle Betrachtungs- 
weise gestattet uns im praktischen Einzelfalle vor der Erkrankung 
die auslösenden äußeren Anlässe zu unterdrücken oder nach Ein- 
tritt der Erkrankung die Prognose besser zu übersehen. Daraus 
ergeben sich wichtige Gesichtspunkte für die allgemeine und ortho- 
pädische Therapie. Zum Schluß betont D., daß es erste Aufgabe 
der Orthopädie ist, das erworbene Krüppelelend zu verbessern, 
erst in zweiter Linie soll uns das, was durch Vererbung schlecht 
geboren ist, beschäftigen, weil wir so im Sinne einer Verbesserung 
der Rasse handeln. : 
Arbeiten, die sich mit der Erforschung der Ätiologie ange- 
borener Verbildungen beschäftigen, sind, selbst wenn sie mehr oder 
weniger hypothetischen Charakters sind, reizvoll: Und so darf eine 
eigene (2) Beobachtung hier Platz finden, die ein 14jähriges 
Mädchen mit angeborener Dystrophia adiposo-genitalis und gleich- 
zeitiger bilateral-symmetrischer Brachydaktylie an Händen und 


Füßen betrifft. Kongenital verkürzt waren beidseitig an den Händen 


die Metacarpi IV und V, an den Füßen die Metatarsi IN und IV. 
Die symmetrische Bilateralität der Deformität drängt uns in der- 


artigen Fällen, die nur in gezwungenster Weise auf exogene 
Ursachen zurückzuführen wären, das Bedürfnis auf, nach einer 200- 


tralen Ursache zu suchen. Da nun die Dystrophia adiposo-genitalis 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. . 1255 


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einer Störung der Hypophyse ihre Entstehung verdankt und in 
meinem Falle eine Kombination dieser Enkretionskrankheit mit einer 


bilateral-symmetrischen Skelettanomalie vorliegt, so liegt es nahe, 


letztere ebenfalls auf eine Läsion von in der Mittellinie gelegenen 
Teilen des Zentralnervensystems zu beziehen. Ob diese Hypothese 
berechtigt oder unberechtigt ist, sei dahingestellt: jedenfalls 
scheint mir die Forderung, daß sich auch die Orthopäden mit 
Forschungen in der gekennzeichneten Richtung beschäftigen, nicht 
unberechtigt. 

So viel Beachtung wie Drehmanns (3) im Anschluß an De- 


brunners obige Ausführungen mitgeteilten Fälle von kongenitalen 


Deformitäten verdient jedenfalls mein obiger Fall mit seiner hypo- 
thetischen Erklärung ebenfalls. Drehmann berichtet nämlich über 


. 8 Fälle, die ihm den Gedanken nahelegen, daß auch erworbene 


Deformitäten vererbt werden können. Im ersten Falle handelt es sich 
um einen Offizier, der durch Kriegsverletzung einen Unterschenkel 
verloren hatte; er hatte, kurz bevor er ins Feld kam, geheiratet. 
Als die Frau die Nachricht bekam, war sie ungefähr im 2. Monat 
schwanger. Das Kind wurde mit einer Verkürzung desselben Unter- 
schenkels um 2 cm, die jetzt auf 8 cm gestiegen ist, geboren. Es 
war eine kleine Narbe an der Tibia vorhanden; das Kind hatte 


nur 4 Zehen. Beim zweiten Falle handelte es sich um einen durch 


schwere Verbrennungen beider Hände, besonders der rechten Hand, 


. verstimmelten Mann, dem ein Mädchen mit fehlender rechter Hand 


geboren wurde. Der dritte Fall betraf einen Armamputierten, dem 
ein Mädchen mit fehlender Hand geboren wurde. Der Verhand- 
lungsbericht sagt weiter: „Die Fälle geben immerhin zu bedenken, 
ob man die alte Theorie, daß sich erworbene Deformitäten nicht 
vererben, nicht nachprüfen solle Ich habe auch mit Jägern ge- 
sprochen — in Jagdzeitungen wird es immer bestritten —, die 
sagten, daß auch ab und zu der Stummelschwanz bei Hunden ver- 
erbt wird. Ich bitte auf solche Fälle zu achten. Besonders inter- 
essant ist der erste Fall, wo die Verletzung des Vaters erst im 
2. Monat der Schwangerschaft eingetreten ist. (Heiterkeit.)“. 
Kehren wir zu Arbeiten zurück, die sich mit Fragen aus der 
orthopädischen Physiologie befassen, so sei auf bemerkenswerte ex- 
perimentelle Untersuchungen Debrunners (4) zur Frage der Ent- 
stehung von Pseudarthrosen hingewiesen, die gemeinsam mit Frosch 
an Kaninchenvorderextremitäten erzeugt wurden. Es wurden totale 
Enochendefekte in der Mitte des Radius von 2 bis zu 12 cm gesetzt. 


. Es ergab sich, daß Defekte bis 2 mm Formregenerate, solche von . 


3-8 mm Konsolidationsregenerate mit mehr oder minder starker 
Formveränderung zeitigen, Defekte von 10 mm und mehr, also etwa 
in Größe von !/, der gesamten Knochenlänge, von den Bruchenden 
nicht mehr überbrückt werden können. Je größer der Defekt war, 
um so längere Zeit benötigt der Knochen zur Ausheilung. Mangel- 
hafte Ruhigstellung hat auf die Konsolidation anscheinend garkeinen 
Einfluß. D. empfiehlt, die regeneratorischen Vorgänge entsprechend 
den embryonalen Entwicklungsverhältnissen in zwei Phasen, die- 
jenige der provisorischen (stürmisch vor sich gehenden) und die- 
jenige der definitiven (immer langsamer vor sich gehenden, das 
Provisorium verfeinernden, der Funktion zuführenden) Regeneration, 
zu trennen. Die Regeneration stellt sich D. als die Folge gegenseitiger 
ormonaler oder chemischer oder sonstwie gearteter Beeinflussung 
er Knochenenden vor, an denen man osteogenetische, den an den 
agnetpolen vorkommenden analoge Kraftfelder annehmen kann. 
erühren oder beeinflussen sich diese genügend, was mit der Größe 
der Entfernung der Knochenenden von einander oder mit dem even- 
tuellen absichtlichen bzw. zufälligen Vorhandensein von inter- 


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ponierten Weichteilmassen zusammenhängt, so kommt es trotz dieser 


Hindernisse zur Überbrückung des Defektes und zur Konsolidation, 
sonst nicht. Leider kann auf die interessanten weiteren Schlüsse 
des Autors hier nicht eingegangen werden. Ihnen reiht sich ein 
ericht über weitere Kaninchenknochenexperimente an, bei denen 


die Frage gelöst werden sollte, wie sich kleine, unter gewöhnlichen . 


Umständen konsolidierende Defekte bei autoplastischer Einpflanzung 
Lea ydengr Gewebe (Muskel, Peritoneum, Synovialis, Knochen- 

orpelstücke) verhalten. Hier ergab sich, daß freie Muskelver- 
P’anzung unter den letztgenannten Bedingungen die Kallusbildung 
ei stört, daß aber gestielte Muskellappen ihr dann unüberwind- 
iche Schranken entgegenstellen, wenn ihre Ernährung gesichert ist 
und sie als Masse am Leben bleiben. — Für die Praxis ergibt sich 

der daß die guten Erfolge der Chirurgie bei der operativen 
FR lisierung versteifter Gelenke auf der Öffenhaltung der neuen 

‚onklücke durch den eingelagerten Lappen und der möglichst 
weiten Distraktion der Knochenenden beruhen. Eine Interposition., 


hat nur dann Zweck, wenn das Interpositum wenigstens für einige 


Zeit am Leben erhalten werden kann. 

Des weiteren sei auf experimentelle Untersuchungen auf- 
merksam gemacht, welche Walther Müller (5) angestellt hat, um 
die Wirkung längerdauernder funktioneller Ausschaltung und anderer- 


seits einseitiger Beanspruchung eines Gliedabschnittes auf den Knochen 


zu prüfen. Zu dem ersteren Zweck hat M. die operative Ver- 
lagerung einer ganzen Extremität unter die Haut bzw. unter die 
Muskulatur des Rumpfes vorgenommen. Die enthäutete Extremität 


heilte in allen Fällen fest ein. Auf diese Weise war sie jeglichen 
Belastungs- oder Bewegungseinflüssen entzogen und war andererseits 


für lange Zeit abnormen Druck- oder Biegungseinflüssen, je nach 
Anordnung des Experiments, ausgesetzt. Die Wirkung der funk- 
tionellen Ausschaltung äußert sich schon ziemlich frühzeitig im 
Auftreten von Knochenaufhellung an den Metarsalia und den Hand- 
wurzelknochen. Diese Atrophie zeigten die langen Röhrenknochen 
so gut wie garnicht; sie wurde aber auch an diesen in auffallend 
kurzer Zeit recht erheblich, wenn gleichzeitig eine Durchtrennung 
eines Knochens, etwa der Ulna, ausgeführt wurde. Das ist ein 
Hinweis darauf, daß es nicht angängig ist, die akuten Atrophien, 


wie sie z. B. im Anschluß an Knochenverletzungen auftreten, ein- 
fach als Inaktivitätsatrophie zu deuten. Wie erwartet, war die 
Atrophie an den Wachstumszonen der eingenähten Extremität be- 


sonders deutlich, was wohl mit der erheblichen Empfindlichkeit der 
in rascher Teilung begriffenen Zellen zusammenhängt. Weiterhin 


‚waren auch Längenunterschiede an den Knochen der eingenähten 


und der belasteten Seite festzustellen: Die eingenähten unbelasteten 
Unterarmknochen waren fast stets länger. Diese Verlängerungen 


sind eine experimentelle Bestätigung gewisser klinischer Beob- 


achtungen, z. B. für die oft auffallende Längenzunahme der Kinder 
während eines langanhaltenden Krankenlagers, die häufige Längen- 
zunahme gelähmter kindlicher Extremitäten gegenüber dem be- 
lasteten gesunden Bein, das auffallende Wachstum mancher kind- 
licher Amputationsstümpfe. — Was die Wirkungen einseitiger ab- 
normer Zug- und Druckbeanspruchung betrifit, so konnte durch 
Einnähung einer Hinterextremität in stärkster Beugung des Knies 
die Kniescheibe in ihrem Längendurchmesser auf Kosten des Dicken- 
durchmessers umgeformt werden. In einem derartigen Falle trat 
sogar in der Kniescheibe ein querer Spalt auf, der schließlich zu 
einer durch eine Diastase gekennzeichneten Halbierung führte. 
Handelte es sich bei diesen Untersuchungen um die Fest- 


stellung der Einwirkung von Entlastung auf das Knochenwachstum, 


so verdanken wir H. Maaß (6) Untersuchungen über den Einfluß 


pathologischer Druck- und Zugspannungen auf das Wachstum noch 


wachsender Knochen. Die zu diesem Zwecke vor vielen Jahren 
am Schienbein junger Tiere angestellten Experimente erweiterte der 
Autor durch neuerlich angestellte Versuche und fand seine früheren 
Ergebnisse vollauf bestätigt. Es zeigte sich wiederum, daß patho- 
logische Druck- und Zugspannungen auch dem gesunden,. physio- 
logisch druck- und zugfesten Knochen, solange er wächst, ver- 
hängnisvoll verden können und müssen, daß es in erster Linie die 


spongiösen Wachstumszonen sind, die auf diese Weise geschädigt 


werden. Der alte Streit, der sich an die Namen Hüter und Volk- 


mann einerseits und Julius Wolff andererseits über die 'mecha-. 


nische und funktionelle Pathogenese der Skelettdeformitäten knüpft, 
scheint damit endgültig zugunsten der mechanischen Pathogenese 
entschieden zu sein. Maaß iaßt seine Ausführungen etwa in folgen- 
den Sätzen zusammen: Pathologische Zug- und Druckspannungen 
haben keinen organischen Einfluß auf das Knochenwachstum, sondern: 
beeinflussen lediglich die Wachstumsrichtung, indem sie das räum- 
liche Fortschreiten der Appositions- und Resorptionsprozesse nach 
streng mechanischer bzw. dynamischer Gesetzmäßigkeit verlang- 
samen oder beschleunigen bzw. aus der physiologischen Wachstums- 
richtung in fehlerhafte Wachstumsbahnen lenken; die spongiösen 
Wachstumszonen sind diesem schädigenden Einfluß am meisten unter- 
worfen, weil in ihnen das räumliche Fortschreiten der Appositions- 
und Resorptionsprozesse in besonders lebhaftem Tempo vor sich 
geht. Diskontinuierliche Einwirkung pathologischer Druck- und 
Zugspannungen hat auf das Spongiosawachstum den gleichen schä- 
digenden Einflnß wie kontinuierliche; nur bedarf es zur Entwicklung 


des pathologisch-anatomischen Effektes hier entsprechend längerer 


Zeiträume. Die Belastungsdeformitäten entwickeln sich in ihrer 
Mehrzahl unter der diskontinuierlichen Einwirkung pathologischer 
Zug- und Druckspannungen, wie sie in den verschiedenen Er- 
rmüdungshaltungen wirksam werden, an einem durchaus wohl- 


gebildeten und gesunden, aber durch die physiologische Plastizität 


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OS O 1924 MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.36. 4 September . 


des Wachstums . noch nachgiebigen Skelett. — Gerade an diesen 
letzten, .sich auf die diskontinuierliche Einwirkung beziehenden 
Sätzen dürfen wir keinesfalls achtlos vorübergehen. Wird doch 
damit mit der auch in Kreisen der Orthopäden vielfach verbreiteten 
Anschauung, daß sich 'habituell angenommene atypische Haltungen, 


z. B. seitliche Verschiebungen im. Bereich der Wirbelsäule im Schul- 
und Jünglingsalter, ohne Hinzutreten einer. pathologischen - Knochen- 


weichheit nicht fixieren, aufgeräumt. Maaß: betont demgemäß, daß 
die habituelle Skoliose der Schuljahre wirklich in der Schule oder 


-< „doch wenigstens. im Schulalter entsteht und, abgesehen von seltenen 


Ausnahmen, tatsächlich der Einwirkung der skoliotischen Ermüdungs- 


haltung auf das -spongiöse Wirbelwachstum ihre Entstehung .ver- 
: dankt: Auch hier hängt also vieles von der Leistungsfähigkeit der 
. Muskulatur ab. — Es ergibt sich, wie M. in einer zweiten Arbeit (7) 
‘ auseinandersetzt, daß pathologische Druck- und Zugspannungen. am 
. wachsenden Skelett nicht nur durch äußere Wachstumswiderstände, 
‚ Sondern weit ausgiebiger noch durch pathologische Knochenweich- 


heit ausgelöst werden; hieraus resultieren sehr enge Beziehungen 


zwischen-der rachitischen Wachstumsstörung und den mechanischen 


Störungen des Knochenwachstums. Der rachitische Knochen erleidet 
durch die Einwirkung des physiologischen Wachstumsdruckes auf 


. die weichbleibenden spongiösen Appositionszonen analoge Verände- 


rungen, wie das Wachstum des gesunden Knochens durch die Ein- 


-wirkung pathologischer Wachstumswiderstände. - 


Interessante experimentelle und klinische Untersuchungen über 


den äußeren und strukturellen Umbau, den kontrakte und ankylo-. 
tische Gelenke erleiden, verdanken wir Magnus (8). M. brachte 
‘das Kniegelenk junger Kaninchen. durch Einspritzung wenig viru- 


lenter Staphylokokkenkulturen in dauernde Beugekontraktur. Wirkt 


nunmehr Belastung, sei es in.der Fortbewegung oder beim Kauern - 
‘.. und Liegen, ein, so formt sich das Knie „funktionell“ um. Da. aber 


das Gelenk selbst starr ist, nehmen die benachbarten Knochen einen 
Umbau vor. Waren Femur und Tibia vorher zwei gerade Knochen, 
so wird nunmehr aus dem ‚von ihnen gebildeten. Gelenkwinkel ein 
Bogen; die metaphysären Teile nehmen eine so starke Krümmung 


an, daß das ganze Kniesystem ein horizontales U darstellt. Dadurch 


nimmt die Festigkeit dieses Systems erheblich zu; der gefährliche 


. Drehpunkt liegt nicht mehr im Schnittpunkt zweier Geraden, 
sondern er wird aufgelöst und über. eine ganze Kurve verteilt. Eine 


weitere Verstärkung des U-Systems wird durch konsolenartige Um- 
formung der Epiphysen erreicht. Zu dieser „funktionellen Gestalt“ 
tritt die „funktionelle Struktur“. Sie. besteht darin, daß sich die 


’ Knochenbälkchen der ‚Epiphysen in dieselbe Kurve wie das ganze 


Gelenksystem . einstellen, also ebenfalls in U-Form den ehemaligen 
Gelenkspalt überbrücken. M: hatte Gelegenheit diese Verhältnisse 


an einem menschlichen Kniegelenk zu studieren, das sehr lange in 


Beugekontraktur gestanden hatte und in dieser Stellung knöchern 
versteift war. Der 22jährige Patient hatte nach einer Otitis im 
8. Lebensjahre eine metastatische Kniegelenksentzündung mit folgen- 
' der Knieresektion durchgemacht. Das hiernach ungeschient ge- 
'bliebene Knie hatte sich immer stärker gebeugt und war jetzt im 
spitzen Winkel von 25° ankylosiert. Das Röntgenbild dieses Knies 
‚zeigte nun, genau wie das Präparat des Tierexperiments, die 
‚U-Form des ganzen Kniesystems, indem sich die Metaphysen von 


Femur und Tibia gebogen haben, die Bälkchen der Kortikalis 


drängen 'sich dort, wo die stärksten Druck- und Zugkräfte ein- 


wirken, nämlich an der Konkavität und der Konvexität des Knies 


zusammen. Um der Beanspruchung auf Knickung zu widerstehen, 


hat sich endlich, ein neues System von Spongiosabälkchen, nämlich | 


in Radspeichenanordnung gebildet. In zwei: weiteren Fällen von 


ankylotischem. Spitzknie waren durch Umbau ähnliche Knochen- 
iormen zustande gekomnien. | 


| Beschäftigten sich diese letzten A 
Knochenphysiologie, so kommen wir nunmehr zu Arbeiten, welche 


wuskel-und bewegungsphysiologische Fragen besprechen, v.Baeyer(9) 
hat richtig erkannt, daß die bisherigen Abhandlungen über die nor- 


male Kinematik, deren Kenntnis der moderne orthopädische Fach- 
arzt unbedingt braucht, im ganzen zu abstrakt sind; sie vernach- 


lässigen meist die vielfältigen Bedingungen, die im Leben tatsäch- | können. 


lich vorliegen, oder sie sind derartig mathematisch eingekleidet, 
daß sie nur für wenige Auserwählte verständlich sind. Einige Pro- 
bleme der für den Praktiker wichtigen Bewegungslehre allgemein- 
faßlich darzustellen, unternimmt B. in seiner hübschen Arbeit. Die 
'Kompliziertheit der Bewegungsanalysen beruht auf den verschie- 


densten Ursachen. .So sind z. B. die Gelenke häufig nicht gleich- 
mäßige Rotationskörper, so daß der bewegte Gliedabschnitt je nach 


rbeiten mit Problemen der - 


der Winkelstellüng in verschiedene Bahnen gedrängt wird; die 


Länge der. wirksamen Hebelarme ‘kann für einen und denselben 
Muskel mit der Bewegung variieren, in anderen Fällen wieder 
gleichbleiben. Zu berücksichtigen ist weiter u. a. die Zusammen- 
arbeit mit einem oder mehreren anderen Muskeln, die Einwirkung 
der Schwere und. anderer äußerer Widerstände. Besonders ver- 
wickelt wird der Gliedermechanismus durch das Vorhandensein von 


mehrgelenkigen Muskeln und dadurch, daß die Muskeln an einem ' 


mehrgliedrigen System angreifen. Da nun unsere Bewegungen 


größtenteils ein Spiel von Gliederketten darstellen und. nur ver- 


hältnismäßig selten. in der Drehung von einem Knochen gegen 
einen anderen bestehen, und da dieser Kettenmechanismus in weitem 
Maße von mehrgelenkigen Muskeln beherrscht wird, ist eine leichter 
faßliche Darstellung für den Praktiker willkommen. . Einige prak- 


tisch wichtigere Ausführungen des Autors seien als Beispiele des 
Gemeinten. hier referiert. . Durch die tonische Spannung der mehr- 
‚gelenkigen Muskeln sind die Bewegung und die Beweglichkeit der 


übersprungenen Gelenke bis zu einem gewissen Grade voneinander 
abhängig, die betreffenden Gelenke sind „gekoppelt“. Da nun viel- 
fach im Körper, z..B. am Bein, mehrere solche gekoppelten Systeme 
übereinandergreifen, resultiert ein Zusammenspiel, eine Art Trans- 


mission, wodurch eine Art mitläufiger Bewegung von einer- Muskel- 


gruppe ohne weiteres auf eine andere übertragen wird. Ohne wesent- 


liche Längenveränderung der Muskeln ist so z. B. beim Treppen- 
‚steigen die Beugung der Hüfte mit einer Beugung des Knie- und 


Doralflexion des Fußgelenks gekoppelt. Oder: Läßt man bei wage- 


recht gehaltenem. Unterarm die Hand schlaf herabhängen, so ist o 
| der Daumen im Endgelenk gestreckt, die langen Finger in Grund- 
und Endgelenken ebenfalls gestreckt, in den Mittelgelenken um 


etwa 450- gebeugt. Heben wir.nun mit der anderen Hand diese 


herabhängende Hand an, so beugt sich, obwohl die Fingerbeuger `, 


nicht kontrahiert. werden, das Endglied des Daumens, bis die 


_ Daumenspitze den Zeigefinger berührt, die. langen Finger nehmen 


an der Beugüung ebenfalls kräftig teil, die vorher etwas gespreizten 
Finger legen sich aneinander. Es liegt hier eine reine Trans- 


missionswirkung vor, die durch den tonischen Spannungszustand 


der mehrgelenkigen Muskeln bedingt ist; der Vorgang hat: weder 
etwas mit einer zentralen Koordination noch mit passiver Insuffizienz 


| zu tun. Die Kenntnis. dieser Dinge ist in der Praxis für die Sehnen- _ 
transplantationen (bei denen ja meistens mehrgelenkige Muskeln 

verwendet werden), ferner bei den für ataktische Tabiker individuell’ 

‚zu bauenden Bandagen, deren Erfolg ‘oft verblüffend ist, äußerst 
wichtig. Ein wichtiges Moment, das in den anatomischen Lehr- 


büchern garnicht berücksichtigt ist, ist die im alltäglichen Leben 


jeder Bewegung entgegengesetzte Behinderung. Ob wir eine Last | 
fortschieben, Celio spielen oder einen schweren Stein schleudern, 


‚stets wirken gegen die viergliedrige Gliederkette (Schulter-Oberarm- 
_ Unterarm-Hand) äußere Kräfte, einmal an der Schulter, dann an 


der Hand, mithin an den beiden Enden. Wir haben es hier dem- 
nach mit einer „geführten Wirkung“ des bzw. der Muskeln zu tun. 
Während für den Arm einige hierher gehörige Analysen in der 
Literatur existieren, gibt es solche für das Bein überhaupt nicht. 
B. bespricht nun mehrere derartige Fälle U. a. zeigt er, wie die 


Mm. adductores z. B. beim Sitz im Sattel oder im Stahd infolge 


Fixation des Beckens und des Fußes (durch den Steigbügel) die 
Innenrotation des Beins bewirken. Erst durch diese Art der Be- 
trachtung verstehen wir, warum der Mensch mit einer verschwinden- 
den Masse von eigentlichen Innenrotatoren gegenüber der riesigen 
Masse der Außendreher, das sind die mächtigen Glutäen, auskommt. 
Auch ist erst durch diese Wirkung der Adduktoren als Einwärts- 
kreiseler die so typische Haltung und Gangart der Menschen mit 
spastischer Mono- oder Diplegie (Littlescher Gliederstarre) zu ver- 
stehen. Als eine weitere interessante Komplikation wäre. die zeit- 
liche Aufeinanderfolge der Gelenkbewegungen einer geführten Glieder- 
kette zu untersuchen. Gerade in den besprochenen Muskelwirkungen 


ist, so meint B. zum Schluß, vielleicht der ästhetische Genuß an 


manchen harmonischen Bewegungen mitbegründet, wie wir ihn 
beim Kunsttanz. oder beim Dirigieren des Kapellmeisters empfinden 


Aus einer anderen inhaltsreichen, aber spröden Arbeit über 
Probleme aus der Muskelmechanik, die Beck (10) bringt, seien als 
Schluß dieses Berichtes nur einige wenige Sätze gebracht, die ‚den 
Praktiker interessieren können. Zu antagonischen Wirkungen der 
Muskeln führen beim Lebenden nicht allein Muskelkräfte unter sich, 
sondern es wirken den Muskeln als Antagonisten entgegen. die 
Schwere, Bänder, Knochenvorsprünge usw.; so wirkt als Antagonist 


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1. September 


der kräftigen Kopf- und Rückgratstrecker die Schwere des nach 


vorn liegenden Kopfes, der Brust und der Baucheingeweide. Daraus 


resultiert eine Asymmetrie der Muskeln um die Gelenke. Die richtige 
Verlagerung der Schwere und elastische Bänderspannuug ermög- 
lichen, daß der Mensch mit einem möglichst geringen Aufwand 
von Muskelkraft zu stehen vermag; ebenso kann man den Rumpf 
in den Hüftgelenken usw. mit einem Minimum von Muskelkraft 
balancieren. Bei Überdehnung von Muskeln wird die für die 
Kraftentwicklung optimale Ausgangslänge überschritten, die Kraft 


nimmt wesentlich ab; bei langdauernder hochgradiger Überdehnung 


kann die Spannung so gering werden, daß die Muskeln nicht' mehr 
imstande sind das Glied zu bewegen und wie gelähmt erscheinen. 
Das Prinzip der Transmission, das vielfach bei der Sehnenüber- 
pflanzung auf entlernte Gelenke zu Anwendung gezogen wurde, hat 
häufig durch falsche Operationsplanaufstellung und durch Über- 
spannung dieses Prinzips versagt, wofür B. Beispiele beibringt. 


Literatur: 1. Debranner, Konstitution und Vererbung in der Orthopädie, 
Zschr. f. orthop. Chir., Bd. 45, H. 1. — 2 Peltesohn, Innere Sekretionsstörung und 
angeborene Mißbildung. Ebenda, Bd. 48. H. 4. — 3. Drehmann, Diskussion zu 1. 
Kbenda, Bd. 45, H. 1. — 4. Debrunner und Frosch, Experimentelle und klinische 
Studien zur Pseudarthrosenfrage. Arch. f. Orthop., Bd. 23, H. 1. — 5. Müller, W., 
Neue Experimente über die Wirkung mechanisch-fuaktioneller Beanspruchung auf 
Koochen und Wachstumszonen. Zschr. f. orthop. Chir., Bd. 45, H. 1. — 6. Maaß, 
Über den Einfluß pathologischer Druck- und Zugspannungen auf das Knochen- 
wachstum. Ebenda, Bd. 44, H. 3. — 7. Derselbe, Das anatomische und klinische 
Bild der Rachitis. Arch. f. Orthop., Bd. 22, H. 8. — 8. Magnus, Über den Umbau 
kontrakter und ankylotischer Gelenke. Ebenda, Bd. 20, H. 1. — 9. v. Baeyer, Die 


- Wirkung der Muskeln auf die menschlichen Gliederketten in Theorie und Praxis. 


Zschr. f. orthop. Chir., Bd. 46. H. 1. — 10. Beck, Praktisch wichtige Probleme aus 
der Muskelmechanik. Ebenda, Bd. 45, H. 1. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therspentische Notizen.) 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 29. 


Über die Diagnose und Behandlung der Hämorrhoiden berichtet 
L. Kuttner (Berlin). Er hält die chirurgische Behandlung für indiziert 
bei hartnäckigen Beschwerden, die der konservativen Behandlung trotzen; 
bei stärkeren, aber auch bei kleineren, sich immer wiederholenden Blutungen, 
die durch innere Mittel nicht zum Schwinden zu bringen sind; bei aus- 
ED ARE Neigung zum Prolabieren und bei der Einklemmung innerer 

oten. 

Die operative Behandlung der Hämorrhoiden besteht nach Richard 
Mühsam (Berlin) in der Verschorfung der Hämorrhoiden mit. dem 
Paquelin, und zwar in örtlicher Anästhesie mit 1/,%/,iger Novokain- oder 
Ye'oiger Tutokainlösung. Das Verfahren eignet sich für alle Formen von 
Hämorrhoiden, für äußere und innere, für eingeklemmte, entzündete und 
gangränöse. Gerade hier wird der infektiöse Herd rasch beseitigt, ohne 
daß, wie bei den blutigen Verfahren, frische, der Infektion ausgesetzte 
Wunden gemacht werden. 

Die nicht operative medikamentöse Behandlung des grauen 
Stars ist nach W. Uhthoff (Breslau) wenig aussichtsreich und ompfehlens- 
wert. Der kataraktüse Prozeß der- Linse ist anatomisch betrachtet ein 
reparabler Zerfallsprozeß, den man nicht mit entzündlichen Trübungen 
und Prozessen im Bereich anderer Organe, z. B. auch der Hornhaut, in 
Parallele setzen darf. | 

M. Rosenthal (Astrachan) weist auf die Syphilis unter den Kal- 
Mücken und Kirgisen hin. Die eigenartigen Sitten, die noch unter diesen 
balbwilden Steppenbewohnern herrschen, spielen eine große Rolle bei der 
Verbreitung der Syphilis. Die Syphilis bei den Kalmücken ist weniger 
eine geschlechtliche Ansteckung als vielmehr eine angeborene sowie durch 


I den täglichen Verkehr hervorgerufene. Denn -die Krankheit nimmt fast 


Fo: ım Munde ihren Anfang (Übertragung durch die Tabakpfeife, 
nnd Eßgeschirr, Triakgefäße). Die Mehrzahl der Kranken, die zur Behand- 
ung kommen, leidet an schwerer Form der Syphilis II. 
Auf Grund bakteriologischer und serologischer Untersuchungen hält 
R ĉl (Budapest) den Schweinerotlaufbazillus für den Erreger des 
fysipeloids. | 
u aig Kombination von Tuberkulininjektionen mit der Senkungs- 
ie x gkeit der roten Blutkörperchen bei der Lungentuberkulose be- 
Hilfe de rei (Bad Berka). Er erörtert die Frage: Können wir mit 
Diades ala bei gleichzeitiger Injektion von Tuberkulin die 
dem Result pi oder inaktive“ Tuberkulose stellen? Er kommt dabei zu 
auch mit at, dab die Diagnosestellung „aktive oder inaktive“ Tuberkulose 
mit Hilfe der Senkungsreaktion und des Tuberkulins nicht eine Zu- 


stands- . : 
ands-, sondern eine Entwicklungsdiagnose sei. F. Bruck. 


‘ 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 001987 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 29. 


Über die Kropfprophylaxe. in der Schweiz berichtet Hans Eggen- 
berger (Appenzell a. Rh.). Dor Jodmangel ist die alleinige Ursache des 
Kropfes. Zur Kropfprophylaxe braucht man nur tägliche Jodzulagen von 
etwa 40 Millionstelgramm. Ein Zusatz von 0,5 g KJ auf 100 kg Kochsalz 
genügt. Unter ständiger Verwendung des jodierten Salzes in Küche, 
Bäckerei usw. entsteht und wächst kein Kropf mehr. Die Kropfendemie 
beginnt auszusterben. = | | 

Hanns Pollitzer und Ernst Stolz (Wien) werfen die Frage auf: 
Ist die bintdrucksenkende Wirkung der Höhensonnenbestrahlungen eine 
Stickoxydulwirkung? Nach ihnen entfaltet Stickoxydul eine’ ähnliche, 
gefäßerweiternde, drucksenkende Wirkung, .wie sie den nitrierten 
Alkoholen Nitroglyzerin, Amylnitrit, Erythroltetranitrat eigen ist. Bei mil- 
deron arteriosklerotischen Hypertonien scheint mit Höhen- 
sonneninhalationen ein länger dauernder Erfolg möglich zu. sein. 

Seine Beobachtungen über das Verhalten des Biutdruckes bei 
längeren Atempausen teilt Wilhelm Hueck  (Neuwittelsbach - München) 
mit. In den künstlichen Atempausen von Gesunden kommt es zu einer 
Steigerung des Blutdrucks, und zwar zu einer um so größeren, je 
mehr Willensspannung zum Anhalten des Atems nötig ist. Bei einem 
Vagotoniker war die Drucksteigerung in den Atempausen viel größer als 
bei Gesunden. Während eines Anfalls von Oheyne-Stokesscher Atmung 
bei einem Hypertoniker sank der Blutdruck während der Atempausen im 
Gegensatz zum Ansteigen des Blutdruoks bei künstlichen Atempausen, und 


zwar um so stärker, je länger die Atempause dauert, Wahrscheinlich 


dürfte dabei die Psyche die Hauptrolle spielen. 

Zum Eisenstoffwechsel äußert sich Grumme (Fohrde). Nur orga- 
nisch gebundenes Eisen wird assimiliert und zum Körperaufbau 
verwandt. Aber auch anorganisches Eisen, soweit Ferro- (nicht Ferri-) 
Ionen in Betracht kommen, ist wirksam (physikalische Kontaktwir- 
kung). Hierbei findet eine Stimulation des Knochenmarks statt, 
entweder direkt oder vielleicht auf dem Umwege über die Milz. Hier- 
durch wird die Assimilation organischen Nahrungseisens gefördert. 

| i F, Bruck. 


Wiener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 27 bis 33. 


Schmerzverhütung und Schmerzstillung in der Geburtshilfe bo- 
spricht H. Peham (Wien) unter Berücksichtigung aller bisher geübten 


Verfahren. Er lehnt für die normale Geburt die Vollnarkose überhaupt ab, 
hält auch den medikamentösen wie den hypnotischen Dämmerschlaf für 
nicht empfehlenswert für die Praxis. In der Eröffnungsperiode kann man 
0,01—0,015 Morph., 0,02 Pantopon oder 0,03 Narcophin anwenden. In der 
Austreibungsperiode wendet man event. die Narkose à la reine oder bei 
Durchtritt des Kopfes einen Chloräthylrausch an. Die Dammnaht erfolgt 
am besten unter Lokalanästhesie mit 0,5 %iger' Novokain-Adrenalinlösung. 


Schließlich betont Verf., daß es sich bei der Geburt um einen physiolo- 


gischen Schmerz handelt und daß das Geburtserlebnis kein körperliches 
oder psychisches Trauma, sondern das Wertvollste und Edelste im seelischen 
Besitzstand der Frau darstellt, und eine Vorbedingung des Mutterglückes 
und der Mutterliebe ist, 

Die Beziehungen zwischen Gelenks- und Nervenkrankheiten be- 
spricht Wagner-Jauregg (Wien). Als bekannteste erwähnt er die tabischen 
Arthropathien, die den bei Syringomyelie auftretenden gleichen. Das Haupt- 
symptom ist die, Schmerzlosigkeit trotz schwerster Veränderungen. Der 


. Beginn kann akut oder chronisch sein, die Veränderungen sind sehr hoch- ` 


gradig,. bevorzugt wird die untere Extremität. Die Ursache liegt in wegen 
der Schmerzlosigkeit fortlaufenden Traumen und in einer pathologischen 
Knochenbrüchigkeit, die wahrscheinlich durch Affektion der sensiblen N eurone, 
in denen auch Gefäßnerven verlaufen, bedingt ist. Umgekehrt ist bei den 
verschiedenen versteifenden Erkrankungen der Wirbelsäule das Nervensystem 
erst sekundär beteiligt. Es spielen sich an der Wirbelsäule Ankylosie- 
rungen und Verknöcherungen von Bändern neben Knochenneubildungen ab. 
Am Nervensystem beobachtet man Neuralgien und Lähmungen. 
Pathologie und interne Therapie der Cholelithiasis erörtert R. Bauer 
(Wien). Neben dem Infekt kommt der Stauung bei der Steinbildung eine 


‚große Bedeutung zu, da es sich bei der Galle um ein kompliziertes, labiles, 


kolloidales System handelt. Nach Westfal spielt nicht nur die Leber- 
sekretion, sondern auch die Gallenwegemuskulatur eine große Rolle bei 
der Gallenentleerung. Letztere läßt sich durch Atropin, Morphin 

? 


weniger durch Papaverin beeinflussen. Dor Hydrops der Gallenblase kann 


von den leichtesten Formen bis zu infektiösen hochfebrilen Zuständen vor- 
handen sein. Ikterus kann fehlen. Typische Bilder zeitigt meist der 
stürmisch‘eintretende Choledochusverschluß. Die Durchführung der immer 
mehr geforderten „Frühoperation“ scheitert an den Schwierigkeiten der 


Frühdiagnose und der Beurteilang des Verlaufes. Diagnostisch im Vorder- 


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- zientien. 


= greifenden therapeutischen Maßnahmen mit Proteinkörpern. 


. jabalt- die Entzündung beherrschte.. 


D 


1924 — MEDIZINISORE KLINIK — Nr 36. 000 7. September 


grund stehen zurzeit die Duodenalsondierung mit Eingießungen und die 


Ehrlichsche Aldehydprobe im Urin. Ferner ist. die Diazoreaktion im 


Serum wichtig, indem starke indirekte bei schwacher oder fehlender direkter 


Reaktion für hämolytischen Ikterus spricht. Alimentäre Galaktosurie: fehlt | Verf. verwendet die Zitratmethode, weist aber auf’ die Vorzüge. der Oehlecker- 


bei mechanischem Stauungsikterüs immer.. Schließlich verspricht weiterer 
Ausbau der Röntgendiagnostik eine Sicherung der Diagnosenstellung. Dif- 


ferentialdiagnostisch ist immer an verschiedene. Zustände der Niere, Ent- í 
zündungen im Abdomen, oder der Pleura bzw. Lunge, ferner an andere 


Die Prophylaxe muß bei dis- 


Leber- und Gallenblasenleiden zu denken. 


ponierenden Zuständen, wie Gravidität, Abort, infektiösen Darmerkrankungen 
einsetzen. Sie besteht in nicht beengender Kleidung, Bewegung, Diät, Zu- 
führung von Cholagogis. Bei Anfällen ist mit krampflösenden Mitteln nicht 
zu sparen, daneben Wärme, Ruhe, am, besten Milchdiät und nach Rückgang 
von Schmerzen und entzündlichen Erscheinungen Cholagoga und Desinfi- 

Auch bei Steinverschluß ist mitunter konservative Ensrapie mit 
Cholagogis erfolgreich. 


F. Eisler und G. Holzknecht besprechen die Radiologie der Ge- 


‚lenkserkrankungen. Es besteht die Möglichkeit, röntgenologisch ` sowohl 


das durch den pathologischen Vorgang Produzierte (Schwellung der Kapsel, 


ihre Verdiekung, Ergüsse, Veränderungen der Knochen und Knorpelwuche- 
: rungen), als auch das Resorbierte: (Schrumpfung, Kalkschwund, Herd- 


bildungen) zu erkennen. Hiernach werden die Gelenkserkrankungen ein- 


geteilt, über die im einzelnen bier nicht referiert werden kann. Thera- . 
peutisch ist die. Röntgenbestrahlung zur Schmerzstillung ein gutes Mittel 


es empfehlen ‚sich seltene, kleine Dosen, gut filtriert. Von Amerikanern 
wurde der lymphatische Rachenring bei Infektarthritiden mit gutem Erfolge 


bestrahlt und ebenso ist bei ovarieller Ätiologie im Klimakterium eine 


Reizbestrahlung der Hypopbyse von Erfolg. 
Auf den tuberkulösen Geleukrheumatismus macht H. Pollitzer 


(Wien) aufmerksam. Ausgehend von der Ansicht, daß die Grundlage einer ` 
akuten Polyarthritis in einer. tonsillogenen Streptokokkensepsis besteht und . 
das schubweise Auftreten von Tuberkelbazillen im Blut relativ häufig ist 
und nicht zur Miliartuberkulose zu führen braucht, glaubt Verf., daß ver- 


schiedene Bilder des Gelenkrheumatismus Symptome einer akuten, sub- 
akuten bzw.’ chronischen Tuberkulosesepsis sind. Dabei können histolo- 
gische Zeichen der spezifischen Infektion sowohl an Drüsen als auch an 


der Serosa fehlen. Zu den akuten Formen rechnet er: die polyarthritische 
Form der Miliartuberkulose, die heilende polyarthritische Form der Tu- 


berkelbazillensepsis bei generalisierter Lymphdrüseninfektion und die poly-. 


arthritischen Episoden der Lungentuberkulose. Bei ersteren ist die Drüsen- 


schwellung obligat, bei den letzteren kann sie fehlen. Häufig bestehen 
Hautveränderungen und basedowoide Zeichen. Klinisch stellen sich die 
chronischen Formen als frustrane Formen der ' progredienten ohronischen 


Polyartbritis oder 'als progressiver :.Gelenkrheumatismus mit Drüsen- 


schwellungen und Milztumor (Still-Chauffard) dar. Verf. hält die tuber- 
kulöse Ätiologie des ‚letzteren für erwiesen und warnt deshalb vor ein- 


| Die Resistenz 
gegen Tuberkulin ist auffallend stark, so.daß eine eigenartige anergische 


Veranlagung _ des Organismus Voraussetzung für das Zustandekommen der 


Krankheit ist. Therapeutisch stehen Arsen und Freiluftkuren event. Jod 


und Organpräp arate im en Mun eke. 


Schweizerische medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 27 bis 30. 


Nr. 27: Den. Zusammenhang. zwischen Kropf und Krebs unter- 
suchte Q. Steiner (Bern) auf Grund guter Statistiken der Schweiz. Ein 
sicherer Beweis für einen ätiologischen Einfluß der Hypertbyreose auf das 
Karzinom ist nicht zu erbringen. - Dagegen spricht Krebsarmut in lange 
kropfverseuchten Gegenden, während das Zusammenfallen der Grenzen der 
Kropf- ‚und Krebsherde in der Zentralschweiz “dafür sprechen dürfte, 
Verf. glaubt ein Bindeglied zwischen Krebs und Kropf in der Häufigkeit 
der Zahnkaries in Kropfgebieten einerseits und den zahlreichen Befunden 


der Zahnkaries bei Karzinomen des Verdauungstraktus andererseits zu 


finden. Er fordert deshalb. als Propbylaxe zweckmäßige Auswahl und Ver- 
abfolgung der Nahrungsmittel und zwar im Gegensatz zu Ludwig unter 
Umständen Zufuhr von: Vitaminen. 


Über Spontanperforation einer stielgedrehten Dermoidzyste berichtet ` 
Ursache der Perforation war doppelte Stieldrehung. 


P. Meyer (Zürich).. 
Der tödliche Ausgang wurde durch eine Fremdkörperperitonitis bedingt 


= 
wobei mehr die. chemische als die mechanische Läsion durch ‘den Zysten- 
Die Erscheinungen waren klinisch die 


einer Peritonitis, doch schien Fieber nicht bestanden zu haben. 


L. Bischoff (Lugano) teilt einiges über Bluttransfusion mit, Er 
weist auf die Notwendigkeit einer Voruntersuchung. hin und zwar durch 


makroskopische Betrachtung . eines Gemisches von einem Tropfen Zitrat- 
plasma ‘des Empfängers: zusammen mit einem: Blutstropfen des Spenders, 


zę -F am G —— — M a o 


i eintreten. 


da man Blut, dessen Erythrozyten' agglutiniert werden, nieht infundieren 
darf, während die Transfusion von Blut, das die Erythrozyten des Empfängers 


agglutiniert, ohne Gefahr ist. Jeder Spender ist auf Wa.R. zu untersuchen, 


schen Methode hin, die neben der Infusion unveränderten Blutes den oe 
der Meßbarkeit hat. 


Nr. 28. Die Thermenwirkung, der eine Reksinmehen erwi 


Energieformeh zugrunde liegt, studierte F. Kornmann (Ragaz-Lugano) an - 


Hand der Zirkulationsgröße mit dem arteriometrischen Sphygmo- 
 bolographen von Sahli. 


eine Verbesserung aller: Faktoren der Gesamtzirkulation ein, der-bei 15. bis 


Bei einer Badedauer von 5—15 Minuten tritt 


20 Minuten Badedauer ein Indifferenzstadium folgt. Daran schließt sich 
ein drittes Stadium von 20—30 Minuten Badedauer an, das den schon in 


der zweiten Periode begonnenen Umschlag aller Faktoren von der: positiven 
zur negativen Seite bis zu einem bestimmten Maximum fortsetzt und im 


wesentlichen an die Änderung des Pulsvolumens geknüpft ist. 


Das postoperative Stadium der pleuralen Ergüsse, speziell des 


Empyems, bedarf deshalb besonderer . Beachtung, wie L. Hofbauer (Wien) 
zeigt, weil sich als Folgekrankheiten Brustkorbverbildungen, Atem- 


beschwerden, hervorgerufen von seiten der Zirkulation, oder lebensbedrohende 


Zustände (Pyopneumothorax ex vacuo) entwickeln können. Als Ursache 
der beiden ersten Zustände kommen weniger. dicke Schwärtenmassen als 
Anheftung des Zwerchfells an die Thoraxwand mit völligem Verschwinden 
des phrenikokostalen Winkels in Frage, wodurch sich bei Seiten- oder 


‚Rückenlage die Druckverhältnisse vom Abdomen äus auf Zwerchfell bzw. | 


Thoraxinhalt derart ändern, daß. Zirkulationsstörungen mit ihren Folgen 


kranken Seite durch Bewegung des Armes am Platze. 
meidung bzw. Bekämpfung des Pyopneumothorax sind diese Übungen von 


Vorteil, doch ist Vorsicht geboten, da bei zu starker Beanspruchung Fieber 
"USW. durch Resorption pyogener Stoffe von der Pleura Aus oder Vermehrung 


des vikariierenden Emphysems eintreten: kann. Schließlich weist Verf. auf 


Fremdkörper als Ursache chronischer Pleuraeiterungen hin sowie auf deren 


Diagnose durch Röntgenuntersuchung mit Kontrastfüllung. 

Der praktische Wert der Diaphanoskopie der: Nasennebonhöhlen 
erstreckt sich nach A. Junod (Basel) auf die Kieferhöhlen, während sie 
zur Erkennung von Stirnhöhlenaffektionen meist versagt, obwohl sie gerade 
hier eine Lücke ausfüllen könnte, wo auch die Punktion mitunter im Stiche 
läßt. Für die Kieferhöhlen aber ist sie besonders dann wertvoll, wenn die 
Möglichkeit einer Röntgenuntersuchung nicht gegeben ist. 

Nr. 29. Die Pathogenese der Sterilettiniektion beruht nach, 
M. Walthard (Zürich) darauf, daß das Sterilett die antibakterielle Schutz- 
wirkung des Zervixschleimes verhindert und die Selbstreinigungskraft der 
Scheide beeinträchtigt. 

Steriletteile eine Entzündung der Schleimhaut hervor, die bei Eintreten 
der Menses und nach der dadurch erfolgenden Abstoßung der entzündeten 
Teile das Eindringen der pyogenen Infektion begünstigt. Die Behandlung 
mit Sterilett ist allgemein als gefährlich zu bezeichnen 'und, da dies bekannt 


ist, kann der Arzt, im gegebenen Falle wegen Kunstfehlers belangt werden. 


Auch A. Reich (Zürich) weist an Hand zahlreicher Fälle von In 
fektion durch Sterilett, die zum Teil letal endigten, auf die Gefahren hin. 
Die ‚Sterilettinfektion droht bei dem stetig wachsenden Gebrauch anti- 
konzeptioneller Mittel zu einer Volkskrankheit zu werden, wenn Ärzte und 
maßgebende Regierungsstellen nicht dagegen Stellung nehmen. 


Nr. 30. Den Einfluß der Röntgenstrahlen auf Blut und Agglutinin- 


bildung untersuchten C. Frei und A. Adler (Zürich) im Tierversuch. Sie 
“fanden keinen Einfluß auf schon. gebildete Agglutinine, dagegen stellte sich . 
' bei gleichzeitiger Bestrahlung und Immunisierung ein günstiger Einfluß 


heraus. - Selbst starke Schädigung ‚des gesamten Blutsystems durch die 


Strahlen hindert nachfolgende Immunisierung nicht. Die Agglutinine werden 
‚an anderen Stellen gebildet als die Blutelemente. Von letzteren reagiert 
der Iymphatische Teil rasch, -der myeloische langsam; der erythropoetische 
Apparat reagiert am wenigsten. 

Den Zusammenhang zwischen Tuberkulose und Dermographismus 
prüfte Georg Stutz. Er unterscheidet die Dermographia peripherica, bei 


reagieren, und die D. dolorosa, wo der Schmerzreiz von der Häut zum. 
Rückenmark geleitet wird und die Gefäßerregung dann reflektorisch über 
die Grenze. des Einwirkungsortes hinaus geschieht. 
Zwecken gibt nur ‘die D. dolorosa schon bei geringgradigen Lungenverände- 
rungen auf der Seite derselben lebhaftere Hautreaktion als auf der gesunden. 


beiden Brustseiten auf. Gleichzeitige Vornahme der Pirquetschen Impfung 


auf beiden Seiten zeigte eine erhebliche Kongruenz zwischen Dermographie 
und Pirquet, so daß Verf. annimmt, daß bei dem Zustgudekommen ' der 


Hier sind Atemübungen in ‘der. Form von Summen unter gleich-- 
zeitiger Fixation der gesunden Seite mit. der Hand. und Dehnung der 


Auch zur Ver- 


Außerdem ruft der Druck der intrauterin gelegenen 


der. der Reiz die peripheren- Gefäße trifft und diese direkt auf den Reiz . 


Zu diagnostischen 


Die-D. peripherica weist erst in fortgeschrittenen Stadien Differenzen zwischen. 


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1. September 


in: Anstalten ist diese Trennung von großer Wichtigkeit. 


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Pirquetschen Reaktion die unspezifische vasomotorische Erregbarkeit großen 


Anteil hat. 
Ergebnisse einer Rundirage über Kinder mit postenzephalitischen 
Störungen zeigten, wie Jörger mitteilt, daß man die Patienten in zwei 


große Gruppen einteilen kann: die aktiven Formen, bei denon Aufregungs- 


zustände, Defekte der moralisch-ethischen Qualitäten auftreten, und die 
apathischen Formen, die eine Katatonikern ähnliche Haltung zeigen, obwohl 
in dem erstarrten Äußeren die ursprünglichen. Affekte und Verstandes- 
kräfte noch leben. Für eine eventuelle Unterbringung solcher Patienten 
Muncke. 


Zentralblatt für innere Medizin 1924, Nr. 32. 


Dem Insulin -kommt nach Erwin Becher sowohl eine fördernde 
Wirkung auf die Zuckerverbrennung, als auch eine hemmende auf die Gly- 
kogenolyse zu. Die Förderung der Zuckerverbrennung kann dadurch ver- 
ursacht sein, daß der Zucker selbst oxydationsfähiger wird, oder daß das 
Insulin die Bildung oder Aktivierung von zuckerabbauenden Fermenten 
fördert. Verfasser untersuchte nun, ob das Insulin einen Einfluß auf die 


‚ Reduktion aromatischer Nitrogruppen durch Zucker im Reagenzglas aus- 
übt, und fand unter gewissen Bedingungen eine deutliche Beschränkung 


dieser Reduktion auch ohne Gegenwart eines biologischen Objektes. W. 


Zentralblatt für Chirurgie 1924, Nr. 31. 
Phenolkampier (Solutio Chlumsky) wird von V.Chlumsky (Preßburg) 


- zur Behandlung der chirurgischen Infektion empfohlen. Die Vorschrift lautet: 


Acidi carboliei cryst. puriss. 30,0 
Camphorae tritae jap. 60,0 
Alcohol. absolut. 10,0 
M.D.S. Äußerlich. 
Notwendig ist die völlige Reinheit der einzelnen Bestandteile und 
die Vermeidung jeder Beimischung von Wasser. — Bei Beginn der Gesichts- 
rose genügt eine einfache Benetzung der geröteten Stellen mit dem Mittel, 


bei vorgeschrittenerer Erkrankung Umschläge mit Watte, die in die Lösung 


getaucht sind und die einige Male am Tage gewechselt werden. Die 
Lösung bewährt sich ferner bei Eiterung der Haut, der Sehnen, der Lymph- 
drüsen, bei Gelenkerkrankungen und Gelenkvereiterungen. Bei geschlossenen 
Abszessen und Gelenkstuberkulose wird die Lösung nach Absaugung des 
Biters in Mengen von 2—15 ccm eingespritzt. 


Perforation des Dünndarms durch einen Askaris nach eingeklemmiter 
Schenkelhernie beschreibt Hans Degenhardt (Wiesbaden). Nach Operation 
siner eingeklemmten Schenkelhernie, bei der die eingeklemmte Schlinge 
zurückgelagert wurde, trat eine Bauchfellentzündung auf. Bei Wieder- 
öflnung des Leibes fand sich im Bereich der nur noch angpdeuteten Schnür- 
furche ein feines Loch, aus dem Dünndarminhalt hervorsprudelte. Bei 
der Sektion fand sich in der Bauchhöhle ein lebender Spulwurm. 

Über die Varietäten des Schenkelbruches, insbesondere Hernia 
femoro-labialis und femoro-properitonealis berichtet Willerding (Berlin- 
Weißensee). Bei der Operation eines linksseitigen Schenkelbruches zeigte 
sich, daß der derbe Bruchsack sich kegelförmig in einem zarteren Bruch- 


u u weit in das große Labium fortsetzte. — Bei der Operation eines 
ruches der rechten Leiste und Zurücklagerung einer Dünndarmschlinge 
ie lleuserscheinungen auf, und nach Eröffnung des Bauches stellte sich 


heraus, daß am inneren Schenkelring eine stark gestaute Dünndarmschlinge 
: eine Innerhalb des Beckenringes liegende Höhle ging. Wenn die Rück- 
agerung eingeklemmter Teile bei einem Schenkelbruch trotz weiter Bruch- 
pforten Schwierigkeiten bereitet und von neuem Bruchwasser auftritt, muß 
man an die Hernia properitonealis denken. E 


hai Zur Kasuistik der Hernia ventralis Spigelii berichtet Max Apfel- 
Mon z (Linz) über den Fall einer 47jährigen Frau, bei der in den letzten 
des A n zeitweise eine schmerzhafte, eigroße Geschwulst links unterhalb. 
vu abels auftrat. Nach Spaltung der intakten Aponeurose des Externus 
urde die Bruchöffnung im Obliquus internus freigelegt. 


E Ein Fall eines Magenlipoms wird von Hans Nahmmacher (Dresden) 
schrieben. Als Nebenbefund wurde bei der Sektion eine in der hinteren 

He gelegene 8 cm lange, walzenförmige, unter der Schleimhaut des 
agens entwickelte Fettgeschwulst gefunden. 


it p Prage der periarteriellen Sympathektomie berichtet Wilhelm 
gefahr] (Hamburg) über 3 Fälle, welche zeigen, daß die Operation nicht 
ik p ist, Bei einem wegen arteriosklerotischer Gangrän der großen 
PER Sig Falle wurde die Femoralarterie in dem Bereich der Operation 
ieren on In einem Falle von Unterschenkelfraktur, die nicht konsoli- 
eine K wollte, entwickelte sich nach der Operation. an der Femoralarterie 

reislaufstörung, so daß das Bein -abgenommen werden mußte, In 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.36. ° 0 0 


— 


Cd 


dem Falle eines Ulcus cruris riß die Femoralarterie bei der Operation ein 


und mußte genäht werden. nn f Be 
| Bine Sondenschere empfiehlt‘ E. König (Harburg). Sie ist eine 


Verbindung der Kocherschen Ligaturschere und seiner Kropfsonde (Firma 
Windler, Berlin). | Zr a, K. Bg. 


~ Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 31. `. 

Die plastische Wiederherstellung bei gestörter tubo-uteriner Leitung 
(Implantatio tubae in uterum) bespricht Paul Strassmann (Berlin). In 
einem Fall von linksseitiger Dermoidzyste des Eierstockes und von rechts- 
seitiger interstitieller Schwangerschaft wurde das Schwangerschaftsgebilde 
aus der Gebärmutter ausgeschnitten und durch die Öffnung der freien 
Eileiter in die Höhle der Gebärmutter hineingebracht. In einem 2.:Fall 


war auf der einen Seite die Tube verschlossen und auf der anderen. Seite - 


bestand eine Salpingitis isthmica nodosa. Nach Ausschneiden des Isthmus 
wurde die Uterushöble am Horn eröffnet und ein Stückchen der Tube in 
den Uteruswinkel hineingehängt. | | 


Zum Ausbau der Vakziuetherapie berichtet C. Bucura (Wien) über 


Versuche, die Vakzine, statt wie bisher tief intramuskulär in die Glutäal- 


gegend, vielmehr unmittelbar in das Gewebe. der Portio einzu- 


spritzen. Nach sorgfältiger Lokalbehandlung wurde Gonokokkenvakzine 
oder Vollmilchvakzine eingespritzt. Nach 1/ı, cem trat oft schon nach 
1—3 Stunden Schüttelfrost, Fieber und Herdreaktion. auf. Gegenanzeigen: 
der Vakzinebehandlung sind Eiterungen an anderen wichtigen Organen. 
Die in die Portiosubstanz verabfolgte Vakzine wirkt erfolgreicher 
als bei anderweitiger Einspritzung. — Noch besser als die fertige Vakzine 


' scheint die Autovakzine der Kranken zu wirken. | 


Zur Diagnostik der Kindslage, der Nabelschnurumschlingung: und 
der Überdrebung intra partum teilt Demme (Kiel) Beobachtungen mit. 
Am Leib der Kreißenden ist, zumal während der Wehe, festzustellen, daß 


. die eine Seite abgeflacht ist und die’ andere Seite vorgebuckelt. Der 


Abflachung entspricht die Stellung des Rückens. Dort findet sich das 
zentrale Herztönezentrum, Hinterhaupt und Rücken, Stimmt die Abflachung 
mit den anderen Befunden nicht überein, so ist damit zu rechnen, daß 
eine Nabelschnurumschlingung vorliegt oder eine äußere Überdrehung zu- 
stande kommt. Begünstigend für die Stellung des Rückens ist der Sitz 
der Plazenta und die Spannung der Nabelschnur. Die durch die Um- 
schlingung bewirkte Verkürzung der Schnur ist Schuld daran, daß: die 
Abflachung und der Einstellungsmechanismus nicht miteinander 
übereinstimmen. Ä R | 

Einige besondere, dem Geburtsmechanismus bei Kopflage der Prucht 
günstige Bedingungen bespricht G. Calderini (Turin). Während der Wehen 
befindet sich der stumpfere Teil der Frucht vorn, Die Einstellung ent- 
spricht der Theorie, daß ein sich bewegender.Körper am zweckmäßigsten 
die Form eines. „Tropfens“ hat. 
stand der Weichteile auf eine kleinere Fläche ausgeübt und der von den 
Weichteilen gebildete Muf wirkt auf die hinter dieser Stelle befindliche 


Fläche so, daß seine elastischen Kräfte das Vordringen günstig beeinflussen. 


Zwei Fälle von Eklampsie beschreibt C. Schröter (Hof). In einem 
schweren Fall von Krämpfen nach der.Geburt wurden die Blaufärbung und 
die Benommenheit sofort beseitigt durch eine Lumbalpunktion und die 


Einspritzung von 5%igem Tropakokain in den Rückenmarks- 


kanal.. Bei einem zweiten Fall trat bei einer Schwangerschaft 4 Wochen 
vor dem Ende ohne Ödeme und ohne Blutdrucksteigerung bei geringem 


Eiweißgehalt des Urins völlige Erblindung ein, welche nach Einleitung der 


Geburt und Aderlaß allmählich verschwand. | 
Die Tubendurchblasung in ihrer Beziehung zur Therapie der 
Sterilität bespricht F. Geppert (Hamburg). Er empfiehlt mit einer kleinen 


' Luerschen Spritze eine Luttmenge von nicht mehr als 15 cem ein- 


zublasen, um die Entfaltung der Tube festzustellen. Bei Durchgängigkeit 
der Tube ist. unter gewissen Voraussetzungen zu sagen, daß die Tuben an‘ 
der Sterilität micht Schuld sind. Es ist zü versuchen, die Tubendurch- 
blasung zur Behandlung der Sterilität zu benutzen und bei Undurch- 
gängigkeit in bestimmten Zeitabständen mit einer kleinen Luftmenge die 
Durchblasung zu wiederholen. | : -op 
- Das Ruge-Philippsche Verfahren zur Bestimmung der Strepto- 
kokkenvirulenz hat Hans Dreyer (Leipzig) nachgeprüft und kommt zu 
dem Ergebnis, daß es wertvolle Einblicke in das -Kräfteverhältnis zwischen 
Keim und Körper gibt. G ; Ä E BE a 
_ Den Wert der Biuttransfusion bei akuten und chronischen Anämien 
bespricht Oedön Khoor (Budapest). Das eingespritzte ‚Blut verursacht 
Schüttelfrost und. Fieber. Das Blutbild wird nicht nennenswert und nicht 
dauernd gebessert. Die Wirkung beruht. einzig in der Reizung des blut- 
bildenden Gewebes, Der geringe Nutzen wird durch die Gefahr und die 
Nebenerscheinungen überwogen. ee ee ae SL Bg; 


: 


1959 


Bei Kopflage wird dadurch der Wider- - 


et. 


eu . £ Pr = x À IR . Hs - PA š - F z Jiet A 
F ER ES a el aA E Arg share e A oo. SE a n o Bg 2a . 
E sok en, ee. er E A E PA A E y O BE ae ea HE a ee BEE 
ne DE a amd nn Fe A Fu Ban i A a A A FE E an I ERSTE ah a ee TEE TE SI um TB Fe Fu I 5 RT On ECE 


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Dane VER DEE E Zur Sen San ee Ze 


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-An Ga LRP T > 


'63%/, hatten arteriosklerotische Herzläsionen. 


‚verschwinden diese Erscheinungen nach 1—3 Monaten. 


1260 . 


Aus der neuesten amerikanisch-englischen Literatur. 

Über das Herz bei Arthritis deformans schreiben Boas und Rifkin: 
Bei’ über 45°/, aller chronisch 'multipler Arthritiker findet man organische 
Herzläsionen. Kiappenerkrankungen als Folge einer Endokarditis findet 
man: bei 17°/, und bei 280/ von denen, die unter 40 Jahren waren beim 
Einsetzen ihrer Arthritis. Herzkrankheiten infolge von Arteriosklerosis der 
Klappen oder Hypertension in 26°/, und in 4°/, derer, die unter 40 Jahren 
waren, als die Krankheit begann. Von denen, die über 40 Jahre waren 
beim Beginn ihrer Krankheit, hatte keiner endokarditische Läsionen und 

Wahrscheinlich sind jüngere 
Personen für Klappeninfektionen leichter empfänglich. Daraus ist zu 
schließen, daß die chronische multiple Arthritis, die deformierende Arthritis, 
durch ein infektiöses Agens verursacht wird. (Journ. amer. med. assoc. 
1924, 20.) | | 

Heß und Matzner schreiben über den Wert der mit Zitronensäure 
angesäuerten Milch: Zitronen- oder Orangensaft kann direkt der Kuhmilch 
zugesetzt werden, ohne sie zum Gerinnen zu bringen, wenn etwa 21 ccm 
Zitronensaft auf 1 Quart (= 1,1 Liter) Milch ‚gegeben werden. Dadurch 
wird die Milch verdaulicher, die Hydrogenionenkonzentration stärker und 
die Kuhmilch der menschlichen ähnlicher. Kinder vertragen solche Milch 
lange Zeit. Der Zusatz hat weiter den wesentlichen Vorteil, das anti- 
skorbutische Vitamin, das. der Milch fehlt, zuzuführen. Eigelb kann eben- 
falls damit kombiniert werden, auch dies wird von den Kindern recht gut 
vertragen. (Journ. amer. med. assoc. 1924, 20. 

Farland schreibt über die antisyphilitische Behandlung und ihren 
Einfluß auf die Nieren: Bei 128 Kranken, die vorher keine Alteration der 
Niere aufwiesen, fand man als deren Reaktion hyaline und granulierte. 
Zylinder, degenerierte Leukozyten, rote Blutkörperchen und Eiweiß als 
Folge der Nephrose mit einer mehr oder weniger ausgesprochenen Degene- 
ration des Epithels der Tubuli. Am frühesten treten die Zylinder auf in 
460o Eiweiß in 16°/,, alterierte Leukozyten in 15°/,, rote Blutkörperchen 
exzeptionell. Phenolsulfopbthaleinprobe und Harnstoffgehalt des Blutes 
meist normal. Nie Ödeme, Kopfschmerzen, Nausea u, ähnl. Gewöhnlich 

Salvarsan ver- 
ursacht nur eine geringe Reizung, eine noch geringere Neosalvarsan, während 
Hg als Einreibung wie als intramuskuläre Injektion für die Niere aggressiver 
sich erweist. Bei der Wiederholung der Kur verstärken sich die Er- 
scheinungen, die aber gewöhnlich bei Unterbrechung von etwa einem Monat 
wieder verschwinden, sich bei Weiterführung der Behandlung mehrere Male 
wiederholen und ohne jede Schädigung der Niere spontan heilen. Das 
Alter spielt keine Rolle und bildet keine Kontraindikation. Interkurrente 
Infektionen, wie Bronchitis und Bronchopneumonie, können die Reaktionen 
verstärken, aber keineswegs ihre Wiederaufnahme verhindern. 65 Syphi- 
litiker mit früheren Nierenaffektionen, chronischer Nephritis, Lithiasis usw. 
reagieren stärker, aber auch hier besteht keine Kontraindikation. Gewisse 
Maßnahmen, wie Alkalisation des Körpers durch Natriumzitrat, salz- und 
N-arme Kost, Entfernung infektiöser Herde, mögen von Wert sein, aber 
am wirksamsten ist Suspension des Hg. (Amer. journ. med. sc., New York 
1924, 4.) 

Holmblad empfiehlt Diathermie im akuten Stadium von Ver- 
letzungen als schmerzstillendes Mittel, bei Kontusionen, Verstauchungen, 
Bursitis, Myositis, schlecht heilenden Infektionen, Frakturen, akutem Gelenk- 
rheumatismus usw. Sitzungen von 15—20 Minuten, Maximaltoleranz in 
'Milliampere. Es ist kein Allheilmittel und genaue Diagnose ist Vor- 
bedingung, denn oft verbirgt sich unter einer Verstauchung z. B. des Fuß- 
gelenks eine Fraktur des Skaphoids, und dann erzielt man hierdurch nur 
eine recht vorübergehende Besserung. Jedenfalls ist sie aber ein wert- 
volles Analgetikum, gerade im akuten Stadium. In 50°/, aller Fälle trat 
erhebliche Erleichterung ein, mehr als 90°/, waren in weniger als einer 
Woche von Schmerzen befreit. 12 Fälle von 174 wurden nicht beeinflußt. 
In 7 Fällen war die Wiederherstellung atrophierter. Muskeln und versteifter 
Gelenke erheblich beschleunigt. Besonders wertvoll war es bei Frakturen, 
namentlich während des akuten Stadiums. (Journ. amer. med. assoc. 1924, 23.) 

Hyslop führt an der Hand von 7 Fällen aus, daß es eine transi- 
torische Diplopie gibt, die nicht auf die gewöhnlichen Ursachen zurück- 
zuführen ist und mit dem Gebrauch der Augen nicht in Zusammenhang 
steht. Alle diese Patienten wiesen eine Hyperfunktion des Vagus auf. 
Analog den Extrasystolen bei der Vagotonie wird sie ebenfalls als Er- 
scheinung der Vagotonie am besten erklärt. 


vom Okulomotorius versorgter Muskeln; es ist eine richtige spasmodische 
Diplopie. (Journ. amer. med. assoc. 1924, 15.) 


Dixon demonstriert 6 Fälle von Duodenalintoxikation. Das gänze 


klinische Symptom ist nicht nur mechanisch zu erklären. Die Kranken 
mit Obstruktion des oberen Intestinaltraktes weisen durch das Erbrechen 


‘einen starken Wasserverlust auf, ein rotes Gesicht, fadenförmigen Puls, 


niederen Blutdruck, Asthenie, hohen Hämoglobingehalt und in den schwersten 


Als kurzer Spasmus gewisser | 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


_ T.'September 


Fällen Konvulsionen der gastrischen Tetanie. Blutuntersuchung: Aus- 
gesprochene Abnahme der Plasmachloride, Zunahme der Kohlensäure- 
kapazität sowie des Blutharnstoffes. Zwischen den ersten beiden bestehen 
gewisse Beziehungen: Nach Verabreichung von CINa Abnahme der Kohlen- 
säurekapazität, Zunabme der Chloride im Plasma. In einigen schweren 
Fällen trifft dies nicht zu, während in anderen eine erhebliche Besserung 


‚eintritt. Der Chloridverlust ist wahrscheinlich Folge des Erbrechens und 


der Bildung eines toxischen Proteins, das die Chloride an sich. reißt, 
Diesen Erscheinungen folgen solche in der Niere, granulierte und hyaline 
Zylinder und gelegentlich rote Blutkörperchen. Kranke mit Okklusion er- 
tragen die Operation besser, besonders fällt das postoperative Erbrechen 
weg, wenn sie vorher CINa erhalten. Ebenso ausgesprochene Besserung 
bei funktioneller Stase und Erbrechen ohne Obstruktion. Am besten ist 
in diesen Fällen NaCl in großen Quantitäten subkutan, intravenös, per os 
und rectum.. Per os u. U. Tabletten mit Phenylsalizylat. (Journ. amer. 
med. assoc. 1924; 19.) | 

Über Bronchialastima und andere allergische Manifestationen bei 
Apothekern schreibt Peshkin: Sensibilisierung durch Arzneimittel ist 
häufiger, als man gewöhnlich annimmt und aus der Literatur ersieht. Bei 
diesen Berufen ist Ipecacuanba die häufigste Ursache des Bronchialasthmas, 
dann Podophyllin. Emetinlösung und Vanillebohnen reizen besonders die 
Haut: Urtikaria. Synthetische Arzneimittel und getrocknete Drüsenextrakte 
scheinen nur rein mechanisch beim Einatmen des Pulvers einen Anfall 


auszulösen. Auch Rhabarber und Lykopodium sind nur in sehr seltenen 


Fällen die Ursache allergischer Manifestationen. 
1924, 23.) 


Die Diagnose der akuten Appendizitis bei Kindern ist nach Müller 
und Ravdin nicht leicht mangels klarer Beschreibung und weil die 
klassischen Symptome, Schmerz, Nausea, Erbrechen, Empfindlichkeit, 
Rigidität und Temperatursteigerung häufig bei Kindern vorkommen, die 
keine Appendizitis haben. Der Schmerz strahlt zunächst in die Gegend 
des Nabels aus, erst sekundär in die rechte Fossa iliaca, Plötzliche 
Besserung des Schmerzes: üble Prognose, Gangrän oder Perforation. 
Rigidität täuscht leicht, wird oft überschätzt. Außer diesen recht vor- 
sichtig zu bewertenden Symptomen ist noch der hohe Leukozytenbetrag 


(Journ. amer. med. assoc. 


(17000, erhebliche Zunahme der polymorphonukleären) wichtig. Differential- 
diagnostisch kommen Affektionen der Lunge und Pleura in Frage, aber 


man muß bedenken, daß beide zusammen vorkommen können. Bei Säug- 
lingen können alle klassischen Symptome fehlen, bei älteren Kindern kann 
die Reaktion auf die Entzündung schwerer sein als bei Erwachsenen. 
Rektale Untersuchung ist sehr wichtig, zumal da bei manchen Kindern 
das Zökum tief im Becken liegt. Dann pflegen Blasensymptome vor- 
‚zuherrschen. Je früher die Diagnose, um so geringer die Mortalität. Eine 
Appendizitis vortäuschen können Pneumonie, Pyelitis, Pott, Gastroenteritis, 
Kotstauung, intestinale Obstruktion. (Journ. amer, med. assoc. 1924, 23.) 
2 Fälle von idiopathischer Blasenhypertrophie berichten Fordyce 

und Capon: Auf den ersten Blick imponierten sie als chronische inter- 
stitielle Nepbritis. Die physikalische Untersuchung ergab eine rundliche 
Masse im Hypogastrium, eben die hypertrophierte Blase. Die Kinder 
waren meist klein, unterernäbrt und entwickeln im weiteren Verlauf 

urämische Symptome; früber oder später kommt es zu einer Infektion der 

Urinwege. Ausgesprochene renale Insuffizienz. Autopsie: Hypertrophie 

und Dilatation der Blase, Dilatation der Ureter und’ der Nierenbecken, 

zystische Degeneration der Niere. Ursache unbekannt. (Brit. journ. Children 

diseases, London 1924, 21.) 
An der Hand von 5 Fällen führt Fuller aus, daß es in jedem Falle 
von chronisch rekurrierenden abdominellen Schmerzkrisen zweckmäßig ist, 


Pyelogramme vorzunehmen, wenn die Ursache der Schmerzen nicht klar- 


gelegt werden kann. Meist wird dann der geknickte oder gedrebte Ureter 
als Ursache erkannt, während ohne diese Maßnahme Appendix oder Ovarium 
entfernt und unter Umständen die Gallenblase natürlich alles mit negativem 
Erfolg eröffnet wird. (Med. journ. South Afr., Johannesburg 1924, 19.) 


v. Schnizer. 


Therapeutische Notizen. 


Chirurgie. 

Ernst Andersen (Kiel) hat ein Mammakarzinomrezidiv direkt 
mit Kochsalzbrei behandelt, indem er diesen auf den erodierten Tumor 
brachte. Es bandelte sich um eine 59jährige Frau in recht .elendem Zu- 
stande, bei der außer dem Rezidiv noch eine rechtsseitige Hemiplegie mit 
völliger Sprachlähmung vorhanden war. Nachdem der Tumor, der etwa 
‚die Größe von 2 nebeneinanderliegenden Fünfmarkstücken hatte und etwa 
3/4 cm dick war, auf die Kochsalzbehandlung zur Nekrose gekommen war, 
wurde wegen der damit verbundenen Schmerzhaftigkeit die Behandlung‘ 


Mer -- .- -= 
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T. September & 


ausgesetzt. Da diese also nicht lange genug fortgeführt worden war, trat 


nach mehreren Wochen ein Rezidiv auf. Die mikroskopische Untersuchung 
.der Probeexzisionen ergab ein Bild wie nach einer gelungenen Röntgen- 
bestrahlung, nämlich eine gewaltige Bindegewebsvermehrung um die darin 
eingebetteten kleinen Tumormassen, eine Folge der Chloreinwirkung. Die 
Kranke . hatte sich nach der Kochsalzbehandlung glänzend erholt. Durch 
das Chlor erhalten die Zellen des ganzen Körpers einen neuen Lebensreiz. 


Dazu trägt natürlich auch das Schwinden des Tumors bei. (M.m.W. 


1924, Nr. 28.) F. Bruck. 
Zur Gesichtsfurunkelbehandlung empfiehlt A. Gruca (Lemberg) die 


Delbetsche Vakzine, die aus Staphylokokken, Streptokokken und Bac.. 


pyocyaneus besteht und, in voller Dosis intramuskulär eingespritzt, hohes 


Fieber und Schüttelfrost und danach Rückgang der Entzündung hervorruft. 


Die Einspritzung macht den Kranken für 2 Tage bettlägerig. Fälle von 
Sepsis wurden nicht geheilt. (Zbl. f. Chir. 1924, Nr. 30.) K. Bg. 
Zur Behandlung progredienter Furunkel und Karbunkel des Gesichts 
empfehlt Alfred Harf (Berlin) die von Laewen angegebene Bigenblut- 
umspritzung (mechanische Abriegelung des Entzüindungsherdes durch den 


“ ringsherum künstlich angelegten Blutwall). Er berichtet über die erfolg- 
` reiche Behandlung eines fortschreitenden : Nackenkarbunkels bei einem 


Diabetiker mit 20 ccm Di-Serum als Sperrmittel. Es kam zu schneller 
Einschmelzung der starren entzündlichen Schwellung. Allerdings wurde 
die brettharte Schwellung täglich mit Chloräthyl nach Bockenheimer 
stark vereist und dadurch eine Hyperämie hervorgerufen. (D.m.W. 
1924, Nr. 28.) | 


Die konservative Behandlung der Furunkel und Karbunkel durch 


völlige Ruhigstellung, und zwar gleich im Beginn, empfiehlt Canon 
(Berlin-Schöneberg). Dabei wird meist Bettruhe angewandt, ev. mit Hoch- 
lagerung. Daneben: Umschläge mit schwacher essigsaurer Tonerde zur 
Fortschaffung des Eiters und zur Reinigung. Inzisionen sind zu vermeiden, 
um einer Infektion des Blutes vorzubeugen (metastatische Eiterungen bei 
operierten Furunkeln!). Auch pathologisch-anatomisch ist die konservative 
Behandlungsweise begründet, weil sich die Eiterung in Drüsengebilden ent- 
wickelt, die an sich abgeschlossen sind. Bei dieser Methode heilen die 


Furunkel im allgemeinen in 5—10 Tagen, die Karbunkel in 3 Wochen. 


Namentlich bei Gesichtsfurunkeln empfiehlt sich diese konservative 
Bebandlung. (D.m.W. 1924, Nr. 29.) F. Bruck. 
Zur Behandlung von Stauungsgeschwüren verwendet G. Nobl (Wien) 
Druckverbände, die durch Auflegen von entsprechend geschnittenen Gummi- 
schwämmen clastisch gemacht werden. Diese müssen eventuell 14 Tage 
bis 3 Wochen liegen, mindestens aber eine Woche. Daneben kommt mit- 
unter die Verödung der Venen durch künstliche Thrombose mit Karbol- 
säure zur Anwendung. Durch diese Behandlung vollzieht sich eine Um- 
wandlung der hydropischenin normale Granulationen. (W.kl.W. 1924, Nr. 26.) 
Die Elektrokoagulation bei Mastdarmfisteln wendet W.Goldschmidt 
dort an, wo durch Operation eine Durchtrennung des Schließmuskels zu 
befürchten ist und die Gänge nicht zu weit verzweigt sind. Vorgenommen 
wird die Koagulation mit dem Diathermieapparat vermittels einer sonden- 
förmigen aktiven Elektrode. (W.kl.W. 1924, Nr. 27.) Muncke. 
l Die Wunddecke Sterifol empfiehlt Goetzel (Hamburg). Es handelt 
sich um eine im Wundsaft unlösliche Metallfolie. Sie schmiegt sich 
den Wundrändern plastisch und unverschieblich an. Sie verklebt oder 
verwächst nicht mit der Wundfläche, daher ist der Verbandwechsel völlig 


' Schmerzlos, ohne Blutungen. Sie verhindert die Austrocknung der Wunde 


und schützt vor Sekretstauung; denn die Wunddecke platzt bei steigendem 

Sekretdruck auf der Wunde linear, läßt den Überschuß abfließen und legt 

sich dann wieder ventilartig auf der Wunde zusammen. (M.m.W. 1924, 

Nr; 28.) | F. Bruck. 
Frauenkrankheiten. 


Das Chloramin-Heyden empfiehlt B. Storch in der Geburtshilfe, 


Wochenpflege und Gynäkologie als starkes und wenig giftiges Des- 
infiziens und Desodorans. An den äußeren Geschlechtsteilen in 
0,1 Joiger wässeriger Lösung, bei Spülungen der inneren Geschlechtsteile 
in 0,25—0,1°/yiger Lösung mit Zusatz von 0,80/, Kochsalz. — In 0,25°/,iger 
wässeriger warmer Lösung eignet es sich zur Desinfektion der Hände. 
(Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 30.) - K. Bg. 
Als besonders wertvolles Desinfektionsmittel der Genitalorgane, 
namentlich auch des Uterus bei puerperalen Infektionen empfiehlt Chirie 
eine Kulturen von Milchsäurebazillen. Er führt sie in die Vagina bei 
Entzündungen während der Schwangerschaft ein, bei protrahierten Wehen 
= Membranrupturen, nach der Entbindung bei Inzisionen in die Zervix, 
Die Aare lan, Anwendung der Zange. Endlich direkt in den Uterus. 
san lchsäurebakterien hemmen die Entwicklung der Streptokokken, die 
avi aus dem ‚Ausfluß verschwinden. Sie regen intensive lokale Leuko- 
Ban ‚ Cinen mächtigen Heilfaktor an und sind absolut harmlos. (Méd. 
žaris 1924, 5.) v. Schnizer. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


Die Behandlung klimakterischer Ausfallserscheinungen durch 
Röntgenbestrahlung der Hypophyse und Schilddrüse empfiehlt J. Borak 
(Wien). Der Ausfall des Ovars bewirkt Hypereffekte der Hypophyse 
und der Schilddrüse. Ovarielle Ausfallserscheinungen jeder Genese (spontan, 
nach Röntgenbestrahlung und operativer Entfernung der Ovarien auftretend) 
können durch Bestrahlung zweier endokriner Drüsen, in erster Linie der 
Hypophyse, in zweiter der Schilddrüse, in kurzer Zeit außerordentlich 
günstig beeinflußt werden. Die Wirkung beruht auf der dämpfenden, 
reduzierenden Beeinflussung der endokrinen Zellen. (M.m.W. 1924, Nr. 26.) 

| | . E. Bruck. 

Das Thelygan empfiehlt M. Ochwat (Charlottenburg) zur Behand- 
lung der Beschwerden in den ersten Schwangerschaftsmonaten, 
besonders des Erbrechens. Erforderlich sind 3—12 Einspritzungen. — 
In Fällen, wo nach dem ersten Ausbleiben der Menses der Verdacht auf 
Schwangerschaft besteht, hilft die Einspritzung von 2 ccm Thelygan 
zur Frühdiagnose, weil bei einfacher Amenorrhoe danach innerhalb von 
8 Tagen die Periode eintritt. (Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 30.) K. Bg. 


A. Wagner (Lübeck) empfiehlt permanente Tröpfchenirrigation 


mit H,0, zur Verhütung und Bekämpfung des Puerperalilebers. Das 
Verfahren ist rechtzeitig anzuwenden, ehe sich die bakterielle Allgemein- 
infektion zeigt. Da sich die Virulenz der Streptokokken in faulendem 
Gewebe steigert, müssen die der Verwesung anheimfallenden nekrotischen 


Massen entfernt werden. Das geschieht am sohonendsten durch die ge- 


nannte Irrigation. Die üblen Gerüche (Gewebsnekrosen!) sohwinden. Zur 


Verwendung kommen weiche Nelatonkatheter, die entweder in die Vagina 


oder den Uterus eingeführt werden. (D.m.W. 1924, Nr. 28.) F. Bruck. 


Zur Wiederbelebung asphyktischer Neugeborener empfiehlt A.Wagner 
(Lübeck) die Sauerstoffüberdruckatmung durch den Dräger-Baby- 


Pulmotor (Firma Dräger, Lübeck). (Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 28.) K. Bg. 

Die Narcylennarkose nach Gauß-Wieland schafft nach G. Hasel- 
horst (Hamburg) einen Zustand, in dem die Wehentätigkeit nicht 
nennenswert beeinflußt und bei leidlichem Erhaltensein des Bewußt- 
seins mit guter Verständigungsmöglichkeit eine weitgehende Herab- 
setzung der Schmerzempfindung erzielt wird, und: nach ‚dem eine 
fast völlige retrograde Amnesie für die Zeit der Betäubung besteht, Die 
Narcylennarkose ist in der Geburtshilfe allen anderen Einschläferungs- 
methoden “überlegen. (D.m.W. 1924, Nr. 27.) 

Die aktive, instrumentelle Therapie empfiehltG.Burghardt(München) 
beim fieberfreien wie beim fieberhaften Abort. Während in der Klinik 
die Vorbereitung in der bei vaginalen Operationen üblichen Desinfektion 
besteht, muß man sich in der Hauspraxis manchmal unter den primitivsten 
Verhältnissen auf eine Säuberung des blutigen Genitales beschränken. In 


‘jedem Falle ist aber die Bereithaltung des trocken. sterilisierten Instru- 


mentariums notwendig. Die übliche Händedvsinfektion wurde meist durch- 
geführt, nur ersatzweise der sterile Gummihandschuh angelegt, wenn die 
rasche Erledigung bei großen Blutverlusten — meist in kriminellen Fällen, 


wo man den Arzt erst spät ‚gerufen hatte — dringend geboten war. Wenn - 


notwendig, wurde der Muttermund mit Hegarstiften dilatiert oder auch die 
Zervix zur Erweiterung tamponiert. Die Ausräumung geschah mit der 
Winterschen Zange oder der stumpfen Kürette. Das Instrument verdient 
den Vorzug vor dem Finger. ‘ (D.m.W. 1924, Nr. 29.) F. Bruck. ° 


Allgemeine Therapie. 
Die neue Zomotherapie Richets. Richet hat vor Jahren experi- 


mentell zunächst das rohe Fleisch und das Muskelplasma in die Therapie _ 


der Tuberkulose eingeführt. Das Verfahren scheiterte daran, daß der kranke 


Mensch zu wenig Fleisch aufnehmen konnte, höchstens 1 kg pro Tag, um 
die betreffenden Stoffe in genügender Menge in den Körper zu bekommen. 


Die Versuche haben. aber ergeben, daß im rohen Fleisch Elemente sind, die 
die tuberkulöse Infektion und Kachexie wirksam bekämpfen und daß diese 
Elemente sich in der Fleischbrühe (griechisch =zomos), d. h. in den 
flüssigen und löslichen Teilen des Fleisches finden. Eine weitere Schwie- 
rigkeit bestand darin, daß es zu teuer und technisch zu umständlich war, 
den Saft von 3 kg Fleisch, das Minimum dessen, was benötigt würde, her- 


zustellen. Diese Schwierigkeit ist nun beseitigt, nachdem es gelungen ist, 


durch 'ein besonderes Verfahren diese Bestandteile als gekörnte, dunkelrote, 


kristallähnliche Masse mit schwachem Fleischgeruch herzustellen. Geschmack 


nach geröstetem Fleisch, sehr hygroskopisch, Diese Masse kann man in 
Suppen und anderen Speisen geben, 200 g pro Liter. 100 g entsprechen 
3 kg Fleisch. Wirkung: Reparation der Muskelatrophie, Nahrungsstimulans, 
Fixation des Stickstoffs, Gewichtszunahme. Es wird in Dosen von 40—100 


u.m. gut vertragen; Hochfiebernden, Diarrhoikern, Albuminurikern darf - 


man es nicht geben. Nach den Erfahrungen Richets scheinen die Tuber- 
kulösen 1. Grades in 2 Monaten geheilt zu sein, viele 2. Grades besserten 


sich erheblich; im 3. Grade gibt es nur ausnahmsweise Erfolge.. Aber auch 


bei anderen Krankheiten, Typhus, Pleuritis, Anämie, in der Rekonvaleszen; 


1261 


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1262 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 7. September 


gibt es recht erfreuliche Erfolge. Endlich bei Kindern (10—30 g). (Pr. 
méd. 1924, 50.) - | 0m. Sohnizer. 

: © ` Auf „Molkur“ (Firma: „Molkur“, A.-G. für Milchverwertung, Hannover) 

weisen Mathes und Möckel (Wiesloch [Baden]) hin. Molkur ist die ein- 

gedampfte Molke der Kuhmilch und enthält die Bestandteile der Miloh- 

molke in konzentrierter Form, so reichliche Mengen von Milchzucker und 

 Milchsäure, Reste von Eiweiß und Fett und die Nährsalze der Milch (Phos- 


der Mundhöhle, den Erkrankungen der Tonsillen, den Ernährungsstörungen 
des Säuglings, den .Magen- und Darmerkrankungen, der Pylorusstenose 
den Erkrankungen des Wurmfortsatzes, den tierischen Darmparasiten, den _ 
Erkrankungen des Bauchfells und denen der Leber. Als „Anhang“ folgen 

in erfreulich ausführlicher ausgezeichneter Darstellung Kapitel über die 
Pathologie des Stoffwechsels im Säuglingsalter, über die Darmflora und 
_ über die wichtigsten Vergiftungen im Kindesalter. Sodann schließen sich 


Lunge ab, sodann ob vorhandene Kavernen kollabieren, und endlich, ob 
dieser Kollaps lange genug und ohne Komplikationen unterhalten ‚werden 
kann. Jedem, der die Pneumothoraxtherapie beim Kinde anwenden will. 
sei diese Schrift empfohlen. soo y | 


phate, Kalk, Eisensalze). Erfolge zeigten sich namentlich bei äußerer | die Krankheiten des Respirationsapparates (Erkrankungen der Nase und | 5 
Anwendung des Präparates: Pinseln mit Molkur bei'Anginen; in kon- | des. Nasenrachenraums und die Erkrankungen der übrigen Respirations- m 
zentrierter Form aufgetragen bei chronischer, hartnäckiger eitriger Otitis | organe) an. Den Beschluß bildet eine eingehende Würdigung der Krank- en 
`. media; bei Frostbeulen; bei ausgedehnten chronischen Hautleiden (Pityriasis; |. heiten des Zirkulationsapparates (Erkrankungen des Herzens, der Gefäße M 
Ekzemen, Trichophytien [hier ev. mit 10%, Chrysarobin]). (D.m.W. 1924, | und der Lymphknoten). Rein äußerlich möchte mir bei den Krankheiten : a 
Nr. 29.) F: Bruck. des Digestionsapparates eine kleine Änderung; in der Eingruppierung einzelner I 
. Mit dem Natriumthiosulfat als Antidot bei As-, Bi- und Hg-Ver- | Krankheitsbilder zweckmäßig erscheinen insofern als z. B. die an sich sehr Ne 
giituugen hat Semon in der Form intravenöser Injektionen (0,45—0,9 in | wichtigen Kapitel „Pylorusstenose* und „die Erkrankungen des Wurm- | en 
10 com Wasser, eine Dosis von 2.g ist nicht toxisch; 4 Injektionen, alle fortsatzes* in dem großen Kapitel „Magen- und Darmerkrankungen“ als al 
2 Tage eine) in 4 Fällen recht befriedigende Erfolge erzielt. Rapide | Unterabschnitte unterzubringen wären. Über.den Gesamtinhalt des Bandes, | a 
Besserung in einem Falle von As-Ikterus, bei Pruritus und Dermatitis nach | die Tafeln und Abbildungen ist nur Lobenswertes zu berichten. i z 
en Ferner: eine Schwangere hatte 0,45 Sublimat genommen und | . N |  Blühdorn (Göttingen). m 
am einige Stunden später ins Spital mit Hä i ibschmerzen. | au PIRESUR ` L 
ibg AA po kagan i 04 . ae a. Heilung Abhandlungen aus der Kinderheilkunde und ihren Grenzgebieten. Heft 1 u.2: im 
in einer Woche, kein Abort, trotz 8. Monat. Endlich: Neosalvarsaninjektion Eliasberg und Cahn, Die Behandlung der kindlichen Lungen- ie 
neben die-Vene, Schwellung, Schmerzen; mit derselben Nadel 8 cem Aqua | tuberkulose mit dem künstlichen Pneumothorax. 525. M. 2,60. = 
mit 0,75 Thiosulfat; sofortige Besserung. Über die Wirkungsweise ist nichts - Berlin 1924, S. Karger. una = 
bekannt. (Brit. med. journ., London 1924, 3302.) o v. Schnizer. Eliasberg und Cahn berichten über zehnjährige Erfahrungen mit a 
| H. Schmidt (Klingenmünster) empfiehlt das Analgetikum Veramon | künstlichem Pneumothorax bei kindlicher Lungentuberkulose. Die Indikation 7 
‚ bei den verschiedenartigsten Schmerzen, und zwar in Gaben von 2 Tabletten | zur Pneumothoraxbebandlung wurde in 125 Fällen von 659 Lungentuber- $ 
(= 0,4g), ferner das Valisan (Bestandteile der Baldrianwurzel -+ Brom) | kulosen gestellt (18,9°/). Die Technik, die Komplikationen, die Indi- ae 
bei Schlaflosigkeit, Unruhe. (Kein Aufstoßen nach Valisan.) (M.m.W. | kationen werden ausführlich besprochen, im ganzen kommen die Verf. a 
1924, Nr. 28.) | | A | F. Bruck. zu einem relativ günstigen Ergebnis. Besonders günstige Erfolge haben Ik 
' a a | sie bei den Hilusherden erzielt; bei den kavernösen Tuberkulosen hängt J 
Bücherbesprechungen. das Resultat der Behandlung einmal von einem vollständigen Kollaps der i 


H. v. Hoeßlin und Franz Müller, Theoretische und klinische Phar- 
makologie. Ein Lehrbuch für ‚Studierende und Ärzte. 205 S. Leipzig 
1924, Georg Thieme. Geh. 4,20, geb. 6 GM. Su 


Das von einem Internisten und einem Pharmakologen herausgegebene . 
Lehrbuch stellt eine erweiterte Auflage der bisher von M. allein bearbeiteten. 
theoretischen und klinischen Pharmakologie (1921) dar. Die Zusammen- 
arbeit mit einem Kliniker ist mit Freude zu begrüßen.. Das Buch zeichnet 
sich durch seine Anlage, Reichhaltigkeit, Wissenschaftlichkeit, die Berück- 
sichtigung der neuesten Forschungsergebnisse und durch die. sehr erfreuliche 
Anführung der Strukturformeln der Arzneimittel aus. Es gibt keine Phar- 
makologie, die auf so kleinem Raum so viel Tatsächliches, so viel An- 

regungen und so viele Rezepte bietet. | | | 
| Zwei Sätze folgen wörtlich: „Der Arzt soll sich jedesmal genau über- 
legen, ob er überhaupt ein Arzneimittel zur Behandlung braucht, und 
niemals überflüssige Vielverschreiberei treiben, vor allem nicht für eine 
- Indikation gleich mehrere im Prinzip gleich wirkende Stoffe- verschreiben. 
‚Kritik gegenüber jeder Art Therapie soll er gerade aus der experimentellen 
Pharmakologie lernen!“ „Man soll gegen nervöse Asomnie aber nur dann 
Arzneimittel benutzen, wenn diätetische, psycho- und bydrotherapeutische 
Maßnahmen (Waschungen, Duschen, heiße Bäder, Wärmflasche, Bettruhe u. a.) 
nicht gewirkt haben.“ Nicht zustimmen kann man, wenn grundsätzlich 
empfohlen wird, „statt der lästigen lateinischen chemischen Namen die 
geschützten mit dem Zusatz ‚Ersatz‘ zu verordnen (z. B. Antipyrinersatz)“. 
Gewiß ist dies dem Arzt nicht untersagt; der Apotheker darf aber das die 
wissenschaftliche Bezeichnung tragende Arzneimittel nur unter dieser (z.B. 
Pyrazolonum phenyldimethylicum, nicht aber als Antipyrinersatz bezeichnet), 
abgeben. Für den Gebrauch des Buches ist u. a. zu beachten: das rezept- 
pflichtige Oleum Chenopodii anthelminthiei ist bei Überschreitung der 
therapeutischen Dosis ein Wurmmittel von hoher Giftigkeit; nicht 8—16 g, 
sondern 8—16 Tropfen sind die Dosen für Erwachsene; Kindern gibt man 
so viele Tröpfen, wie sie Jahre zählen (nicht mehr als 10 Tropfen). Lobelin 
wird mit Nutzen auch bei der CO-Vergiftung angewendet, die Diallyl- 
barbitursäure geht unter dem Namen Curral (rezeptpflichtig), Methylalkohol 
macht keinen Alkoholrausch. Grundsätzliche einheitliche. Maximaldosen für 
Kinder lassen sich nicht aufstellen, der Alkohol unterliegt nicht dem 
Rezeptzwang; auch die auf die Gesetzgebung bezüglichen Angaben bedürfen: 
einer Revision bei einer neuen Auflage. : E Rost (Berlin). 


Pfaundler-Schloßmann, Handbuch der Kinderheilkunde. Bd. III, 
3. Auf. Mit 15 Tafeln und 195 Figuren im Text. Leipzig 1924, 
F. ©. W. Vogel. Grz. 45,—, geb. 50,—. | | 

Der III. Band des Handbuches behandelt zunächst die Krankheiten 
des Digestionsapparates. Einzelne Kapitel sind gewidmet den Erkrankungen 


Vischer, Beiträge zur Myokarditisim Kindesalter. 87 S. M. 4,20. 
Verf. stellt einmal alle (von Ceelen, Riesenfeld, Fahr u. a.) 
veröffentlichten Fälle, von Myocarditis interstitialis bei Status thymico- 
\ymphaticus zusammen. und bespricht sie kritisch im Zusammenhang mit 
den bisher bekannten interstitiellen Myokarditiden im Kindesalter (bei 
Herzveränderungen, bei Myasthenia gravis u. a.). Sodann bespricht er das 
Basler Material von Myokarditis, wobei nur viermal eine Myokarditis in Ver- . 
bindung mit Status thymico-Iymphaticus, zweimal mit Status Iymphaticus 
zusammen vorkam. Verf. kommt daber zum. Schluß, daß die Myokarditis 
keine Folge des Status thymico-Iymphaticus sei, und er nimmt ein zU- 
fälliges Zusammentreffen an. Sowohl betreffs der Ätiologie der isolierten 
akuten Myokarditis als auch zur Theorie des Status thymico-Iymphaticus 
kann Verf. keine neuen Tatsachen "beibringen. ' Rietschel. 


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Walther Müller, Die normale und pathologische Physiologie des 
Knochens. 218 S., 67 Abbild. Leipzig 1923, Johann Ambrosius Barth, 
GZ. 12, —. a 

Eine zusammenfassende Darstellung des normalen und ‚krankhaften 

Geschebens im Knochensystem hat uns bisher nahezu ganz gefehlt. Diese 
Lücke empfand der neben seiner praktischen Tätigkeit gelegentlich wissen- 
schaftlichen Problemen der Knochenchirurgie nachgehende Arzt besonders 
unangenehm, weil die Einzelliteratur auf diesem Gebiete schier unüber- 
sehbar geworden war. So begrüßen wir das vorliegende Werk Müllers 
freudig; ist uns doch damit endlich ein Leitfaden durch das Labyrinth der 
Knochenphysiologie und -Pathologie gegeben, von dem aus die noch un- 
geklärten Fragen bearbeitet werden können. Und solcher Lücken gibt es 
noch viele in unserem Spezialgebiet; es ist einer der Vorzüge des Buches, 
daß sie klar aufgedeckt und präzise herausgestellt werden. Nicht minder 
wertvoll aber ist die ausgezeichnete Darstellung des derzeitigen Standes 
unseres Wissens, das M. durch eigene ausgedehnte experimentelle und 
klinische Arbeiten erweitert hat, Im ersten Teil wird eine allgemeine 
Biologie des fertigen, des wachsenden, des sich regenerierenden Knochens, 
im zweiten. Teil die pathologische Physiologie des Knochens (atropbische, 
malazische und andere Erweichungszustände usw.) gegeben. Als besonders 
gelungen möchte ich das hervorheben, was Müller über die Wachstums- 
 deformitäten und die lokalen Malazien schreibt, trotzdem es sich dabel 
nur um kurze Kapitel handelt. Das Buch ist mit guten Abbildungen und 
einem (kleiner Korrekturen bedürftigen) Literaturverzeichnis. sowie einem 
| wertvollen Sachregister versehen. | Peltesohn. 


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7. September 


Erlangen. 
» Ärztlicher Bezirksverein. Sitzung vom 24. Juli 1924. 


Wustrow beginnt mit einer Demonstration zweier von ihm be- 
handelter komplizierter Oberkieferbrüche. In beiden Fällen ist das gesamte 
Obergesicht von der Schädelbasis abgerissen. Der zuletzt behandelte Fall 
ist dadurch besonders kompliziert, daß er 3 Wochen hindurch unbehandelt 
geblieben ist. Vortr. zeigt, wie er den Pat., bei dem das Anlegen von 
okzipitalen Verankerungen unmöglich ' gewesen ist, mittels eines von ihm 
erdachten Apparates behandelt hat. Ebenso zeigt er die in beiden Fällen 
verwendeten neuartigen Schienen. 

= Wustrow: Allgemeinmedizin und zahnärztliche Orthopädie. Das 
Gebiet der zahnärztlichen Orthopädie ist aus Zweckmäßigkeitsgründen für 
den Unterricht in zwei Teile geteilt worden: in die Prothetik: und in die 
Orthodontie. Für den Außenstehenden kann diese Teilung leicht zu Miß- 
verständnissen führen. Sie darf natürlich genau so wenig ein Zerreißen 
des Gebietes der zahnärztlichen Orthopädie zur Folge haben, wie man die 
allgemeine Orthopädie in einen prothetischen und einen solchen Teil zer- 
reißen würde, der sich mit den Verkümmerungen und Verkrüppelungen des 
menschlichen Körpers beschäftigt. Deshalb zeigt W. den innigen Zu- 
sammenhang der allgemeinen Medizin und der zahnärztlichen Orthopädie 
nur aus einem Ausschnitt aus dem Gebiet der Prothetik. Er hat absichtlich 
dazu das Gebiet der Plattenprothetik gewählt, da diese dasjenige ist, das 
seit Alters von den Medizinern als der langweiligste und der handwerk- 
lichste Abschnitt der Zahnheilkunde angesehen wird. Nachdem die De- 
finitionen der verschiedenen zahnärztlichen Prothesen und ein kurzer ge- 


schichtlicher Überblick gegeben worden ist, weist Vortr. auf die verschiedenen 


Momente psychologischer, physiologischer, chemischer, anatomischer und 
physikalischer Natur hin, die bei der Indikationsstellung ausschlaggebend 
sind. W. zeigt, wie man auf eine von ihm angegebene physikalische Me- 
thode zu Urteilen über die Notwendigkeit oder Nichtnotwendigkeit von 
zahnärztlichen Prothesen gelangen kann, die sich nicht nur auf Empirie 
zu stützen brauchen. 

W. spricht sodann über die Punktionstüchtigkeit der Plattenpro- 
these und die sie bestimmenden Faktoren. Unter anderem zeigt er, welch 
außerordentlich hohe Kraftleistungen mit einer Prothese der Zahnreihen zu 
vollbringen sind. Während bisher bei der Forschung über die beim Zer- 
kleinern unserer gebräuchlichen Nahrungsmittel aufgewandten Kräfte nur 
eine Art von Quetschmaschinen verwendet worden ist, hat W. darüber mit 
einem den Zahnreihen verhältnismäßig sehr genau angepaßten einfachen 
Apparat Nachprüfungen angestellt. Er teilt die erhaltenen Resultate mit, 
um eine Anschauung von der durch eine Zahnreihenprothese zu leistenden 
Arbeit zu geben. W. geht auf die physiognomische Bedeutung der Zahn- 
plattenprothese ein, wobei er Parallelen zwischen den in den Arbeiten 
Williams gemachten Angaben über die verschiedenen Zahnformen und 
den Angaben zieht, die sich in der psychiatrischen Literatur finden. Vortr. 
zeigt, daß eine alte, schon fallengelassene Lehre vom Zusammenhang 
zwischen Temperament und Zahnform doch eine gewisse Berechtigung be- 
sitze. Da die anatomische Grundlage bestimmend für den mit einer 
Plattenprothese zu erreichenden Erfolg ist, so skizziert W. das Gebiet, in 
dem eine Plattenprothese ihren Sitz und ihren Wirkungsbereich findet, 
Bei dieser Gelegenheit zieht er Parallelen zwischen den neueren Be- 


Mühungen der Anatomie und einem neuen Abdruckverfahren in der Platten- 


prothetik, mit dessen Hilfe man die Lagerung der die Mundhöhle um- 
gebenden Muskulatur während der Bewegung zu erhalten strebt. Sodann 
geht W. auf die Momente ein, die für den festen Sitz der Plattenprothese 
von Bedeutung sind. Von diesen will er genauer nur auf eines eingehen: 
auf die Kaukräfte. An der Hand von Projektionen erläutert er die während 
der einzelnen Kauphasen freiwerdenden Kräfte und ihre Richtungen. Er 
zegt an exakten Beispielen, welche Bedeutung sie für die Befestigung von 


| Plattenprothesen haben. Die Wirkung und Gestaltung einer darauf be- 


Tuhenden Befestigungsvorrichtung, die schiefe Ebene, wird eingehend 
esprochen. Sie ist nur dann richtig zu verstehen und zu konstruieren, 
wenn man die innerhalb der verschiedenen Kauphasen wirkenden Kräfte 
übersicht, W. schließt seine Ausführungen mit der Vorführung von drei 
Fällen, aus denen die psychische Bedeutung der Plattenprothese hervor- 
geht. Er zeigt, wie in 2 Fällen stärkster Protrusionen des Oberkiefers 
prothetische Maßnahmen zu einwandfreien Erfolgen geführt haben. Zu- 
gleich kann er an einigen Fällen von besonders starken Protrusionen des 
anorkiefers zeigen, wie man bei geeigneter Indikation auch mittels ortho- 
ee Maßnahmen zu einwandfreien Behandlungsresultaten kommen 
ann, und daß diese letztere Art der Behandlung nicht nur wie die mittels 
„Fothesen symptomatischer Natur sei, sondern das Übel an viel tieferer 


Stelle angreife und bessere, Kohlmann (Erlangen). 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. | 1263 


Kongreß- und Vereins-Berichte. 


| Leipzig. | 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 1. Juli 1924. 


Kölliker spricht über seine Oberschenkelkurzstumpiprothese. 
Dieses Kunstglied eignet sich für Oberschenkelstümpfe, die so kurz sind; 
daß sie nicht mit einer Hülse gefaßt werden können. Es handelt sich um 
eine Sitzprothese; der Amputierte sitzt mit rechtwinklig gebeugtem Ober- 
schenkelstumpf im Beckenkorb. Das Modell muß daher bei rechtwinklig 
gebeugtem Oberschenkel genommen werden. Der Beckenkorb hat keine 
durchgehende Achse, sondern ein Äußeres und ein inneres Scharnier. Die 


Drehpunkte der Scharniere liegen in Achsenrichtung unmittelbar am Boden - 


des Beckenkorbes, so daß beim Sitzen sich die Sitzfläche des Beckenkorbes 
direkt in die Sitzfläche der hinten abgeflachten Oberschenkelhülse fortsetzt. 
Die Beine befinden sich daher beim Sitzen in gleicher Höhe. In Streck- 
stellung wird die hinten abgeflachte Oberschenkelhülse durch die Spannung 
eines starken Gummizuges, der als Streckmuskel für das Hüftgelenk wirkt, 
verdeckt. Beim Übergang in Streckstellung stellt sich das Hüftgelenk 
automatisch fest. Das Besondere des Kunstgliedes, mit dem die Amputierten 
bei beweglichem Kniegelenk sicher und ausdauernd gehen und stehen können, 
beruht in dem Umstand, daß beim Gehen, Stehen und Sitzen der platt- 
gewalkte Boden des Beckenkorbes als Sitzfläche dient, so daß beim Sitzen 
beide Oberschenkel sich in gleicher Höhe befinden. 

Kleinschmidt: Über extrapleurale Thorakoplastik. Übersichts- 
vortrag über die Lungenkollapstherapie, ihre Anzeigestellung, ihre Wir- 
kungsweise, ihre Ziele und ihre Aussichten bei den verschiedenen Formen 
und Stadien der Lungentuberkulose mit und ohne Beteiligung der Pleura. 
Zum Schluß werden drei nach Sauerbruch operierte Fälle demonstriert. 

Aussprache: Hörhammer berichtet über 20 Fälle von Tuber- 
kulose, die er in den letzten 5 Jahren nach Sauerbruch operiert hat. 
Es handelt sich um Fälle, die bereits lange Zeit in interner Behandlung 
waren. Bis auf 4 Fälle war überall Pneumothoraxbehandlung vorausge- 
gangen, so lange diese möglich oder erfolgversprechend war. Sämtliche 
Patienten hatten kavernöse Prozesse, positives Sputum und Fieber. Haupt- 
sächlich handelt es sich um kavernöse Prozesse der Oberlappen mit Neigung 
zur Schrumpfung. Einige Fälle wiesen Unterlappenprozesse auf und 4 Fälle 
ausgedehntere Prozesse fast der ganzen Lunge.. Ausführung der Operation 
nach Sauerbruch, nur wurde in der Ausdehnung der Resektion der ein- 
zelnen Rippen etwas weiter gegangen, indem meist 12—15 cm große Stücke 
entfernt. wurden. Die Rippenstümpfe an der Wirbelsäule wurden meist 
sekundär mit Luerscher Zange noch weiter reseziert und dann die Lunge 


aus dem paravertebralen Raume möglichst weit abgedrängt, um dadurch 
die Einsenkung noch weiter zu vermehren. Ebenso wurde die Lungenspitze 


aus ihrem Kuppelraum je nach Möglichkeit mobilisiert, besonders wenn die 
Kavernen mehr im vorderen Bereich saßen. Trotz der Aspirationsgefahr 


wurden diese Eingriffe gut überstanden (Lokalanästhesie). Bei den Teil- 


plastiken über den Oberlappen wurde durchschnittlich die 1.—8. Rippe 
weggenommen. Die 7. Rippe soll immer mit reseziert werden, weil da- 
durch die Skapula besser in die Resektionsstelle einsinkt, und die Lunge 
noch mehr kollabieren kann. Bei den Totalplastiken ist H. von der ein- 
zeitigen Methode zur zweizeitigen übergegangen, weil sich dadurch der 
Eingriff wesentlich milder gestaltet. Der zweite Eingriff wurde meist nach 
14 Tagen ausgeführt. Zuerst wurde die untere Partie der 5.—11. Rippe; 
dann die 1.4. Rippe reseziert. Die einzeitige Totalresektion scheint auf 
der linken Seite schlechter als rechts vertragen zu werden. Nach beendeter 
Resektion wurde ein jodoformumwickeltes Drain (in letzter Zeit Jodoform- 
gazestreifen) von der Spitze bis zur letzten resezierten Rippe herausgoleitet, 


In der Regel konnten die Patienten nach einzeitigen Eingriffen nach ' 


14 Tagen aufstehen und entlassen werden. Wenn über die Erfolge dieser 
20 Fälle berichtet werden soll, so ist eine Trennung in 2 Gruppen möglich. 
In die erste Gruppe gehören die mischinfizierten tuberkulösen Empyeme. 


4 Fälle solcher Art kamen zur Operation. Geschlossene Empyeme müssen 


sekundär zu offenen gemacht werden, da die Temperaturen bis 40 stiegen 
und Spülungen nicht ausreichten. Kein Fall dieser Gruppe wurde geheilt. 
2. Gruppe: Die übrigen 16 Fälle sind eigentlich erst diejenigen, an denen 
der Wert der Sauerbruchschen Operation gezeigt werden kann. Nur 
einer der 16 Fälle ist gestorben und 2 Fälle blieben ungebessert. Der 
letale Ausgang des einen Falles war wahrscheinlich durch ungenügende 


Einsenkung der unteren Lungenpartie bedingt. Einen zweiten Eingriff ` 


gestattete der Patient nicht mehr. Von den ungebesserten Fällen hatte 
der eine ein ausgedehntes steriles Exsudat, der andere bekam auf der an- 
deren nicht operierten Seite eine fortschreitende Lungentuberkulose. Um 
so erfreulicher ist das Resultat der übrigen 13 Fälle. Soweit es die Beob- 
achtungszeit zuläßt, kann man von einer klinischen Heilung sprechen. Es 


ist geradezu überraschend, in welch kurzer Zeit die Pat. temperaturfrei ` 


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wurden, der positive Bazillenbefund verschwand und die Gewichtskurve 
nebst Allgemeinbefinden sich hob. Fast sämtliche Pat. sind mehrere Jahre 
in Beobachtung und stehen wieder im Berufsleben. Die zweite Gruppe 
ergibt somit eine Heilungsziffer von 80%. Der Erfolg ist in erster Linie 
der günstigen Auswahl der Fälle durch den Internisten zu danken. 
 Hohlbaum: Knorpelregeneration in Nearthrosen nach Periost- 
transplantation (Mitteilung der zusammen mit Ladwig unternommenen 
experimentellen Untersuchungen). Es wurde an Kaninchen operiert, das 
obere Sprunggelenk eröffnet, aufgeklappt, der Knorpelbelag des unteren 
Tibjagelenkendes mit einer schmalen Knochenscheibe reseziert. Die 
Knochenwundfläche wurde mit einem Periostlappen aus der vorderen Tibia- 
kante gedeckt, die Extremität 14 Tage eingegipst. Die Beobachtungszeit 
erstreckt sich auf 2 Jahre. Das wesentlichste Ergebnis ist, daß sich in 
dem am längsten beobachteten Falle eine neue Knorpeldecke entwickelt 


. hat, die histologisch aus hyalinem Knorpel besteht. Wenn sich der hier 


gebildete Knorpel auch in mancher Hinsicht vom normalen Gelenkknorpel 
unterscheidet, so ist doch die Tatsache bemerkenswert, daß hier zum ersten 
Male die Bildung eines einheitlichen hyalinen Knorpelbelages nach Re- 
sektion des Gelenkknorpels im Tierexperiment beobachtet werden konnte. 
H. bespricht die bisher am Menschen beobachtete Knorpelregeneration und. 
kommt zum Schluß auf die Gefahren der Arthritis deformans in Nearthrosen 
zu sprechen. H. hält diese Gefahr für äußerst gering, weil alle jene 
schwerwiegenden Begleiterscheinungen der Arthritis deformans, Neigung zu 
Gelenkergüssen, Kapselschwellung, Bildung freier Gelenkkörper, allmählich 
zunehmende Schmerzhaftigkeit und Beweglichkeitseinschränkung bei den 
Nearthrosen fehlt. Zwar zeigen die Nearthrosen in der Regel starke Ver- 
bildung der Gelenkkonturen, aber alle geschilderten Begleiterscheinungen 
bleiben auch nach jahrelangem funktionellen Gebrauch der Nearthrose aus. 
Im Gegenteil, an dem Material der Leipziger Klinik zeigte es sich, daß 10. 
bis 14 Jahre in Gebrauch stehende Nearthrosen funktionell mit die besten 
waren. Die Bezeichnung Arthritis deformans für die Formverbindung in. 
Nearthrosen ist deshalb im klinischen Sinne nicht berechtigt. i 
Aussprache: Payr erinnert. an die stammesgeschichtliche Ent- 
wicklung der Synovialmembran mit den interessanten Befunden Luboschs 
über ein völlig knorpliges Stadium. Auch beim Menschen findet man noch 
regelmäßig in den Synovialzotten vereinzelte Knorpelzellen. Für die Frage 
der Knorpelregeneration wäre es also grundsätzlich wichtig, auch die ge- 
samte Gelenkinnenhaut zu exzidieren, wenn auch praktisch ein ausgedehntes 
Knorpelregenerat aus diesen vereinzelten Knorpelzellen gewiß nicht zu er- 
warten ist. Ein Knorpelregenerat ist für eine dauernde gute Funktion der 
Nearthrose nicht notwendig. Der eigentümlich derbe, sehnenglänzende, oft 
ziemlich dicke bindegewebige Belag leistet mit seinen vielfachen Durch- 
flechtungen derber Bindegewebselemente offenbar auch Genügendes zum 
Schutz gegen Abscherung. Die sich schon bald nach dem Eingriff bei 
nicht allzu schwerer Atrophie der Spongiosa herausbildenden Druckauf- 


nahmeflächen der neuen Gleitflächen der nachgebildeten Gelenkkörper sind 


natürlich der Hauptschutz gegen Aufbrauch und funktionelle Abnützung. 
Die Versuche Hohlbaums sind sehr wertvoll, da sie die Tatsache eines 
einwandfreien Knorpelregenerates gegenüber früheren ein solches ablehnenden 
Befunden von M. Hofmann ergeben haben. Derartige Versuche müssen 
eben genügend lange Zeit hindurch verfolgt werden. Die angezogenen 
Versuche waren nur durch 7—12 Wochen kontrolliert worden. — Payr 
möchte in manchen Fällen, besonders bei stark vorgeschrittener Atrophie 
der knöchernen Gelenkenden die zu beobachtenden sekundären Gebrauchs- 
deformierungen nicht als „Arthritis deformans“ bezeichnet wissen. Zu 
einer solchen gehört eben ein Gelenk mit allem, was an gelenkeigenen Ge- 
weben dazu gehört. Die Nearthrosen sind ein praktisch ausgezeichnet 
brauchbarer ‚Gelenkersatz, aber keine Gelenke im anatomischen Sinne. Die 
sekundären Veränderungen in statisch belasteten Neugelenken schreiten 
häufig bis zu einem gewissen kondensierenden Abschluß der Gelenkflächen, 
bleiben aber dann nicht selten jahrelang stationär. Nur bei groben In- 
kongruenzen der Gleitflächen findet eine weitergehende Abschleifung statt. 
Es ist daher von größter Bedeutung, die Gelenkflächen beim Eingriff 
muskel- und gelenkmechanisch möglichst getreu, wenn auch mit gewissen 
Veränderungen (Verkleinerung der Radien, der konvexen, Vergrößerung der 
konkaven Gelenkkörper) nachzubilden, bei schwerer Atrophie an statisch 


belasteten Gelenken durch längere Zeit entlastende Schienenhülsenapparate 
tragen zu lassen. Weigeldt. 


Wien, 
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 20. Juni 1924. 

R. Lenk berichtet unter Demonstration von 2 Pat. über therapeu- 
tische Wirkungen der Röntgenstrahlen bei Ulcus ventriculi. I. 43jährige 
Frau, die seit etwa 10 Jahren Ulkusbeschwerden hatte, wurde wegen einer 
seit Weihnachten 1923 bestehenden Exazerbation vom 7. April angefangen 
mit Röntgenstrahlen behandelt, Die Gesamtazidität betrug 68, die freie 


| 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.36. > 3, September 
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Magens, einen kleinen Sechsstundenrest, 2 Ulkusnischen mit sehr ausge- 


gegend -mit schwachen Dosen behandelt, Pat. verspürte nach der ersten 


von akuter hämorrbagischer Pankreatitis. Die Prognose dieser Erkrankung 


Es wurde bei der Operation blutigseröses Exsudat in der Bauchhöhle ge- 


Salzsäure 50. Die Röntgenuntersuchung: ergab keine Vergrößerung des 
sprochener Druckschmerzhaftigkeit. 4 Tage hintereinander wurde die Magen- 


Bestrahlung bereits eine deutliche Besserung, 8 Tage nach der letzten Be- 
strahlung war Pat. beschwerdefrei. Nach 4 Wochen wurde Pat. einer 
Kontrolluntersuchung unterworfen. Sie hatte um 10 kg zugenommen 
konnte saure Speisen vertragen, Nischen waren nicht mehr wahrzunehmen; 


an ihrer Stelle waren konvergierende Schleimhautfalten zu sehen. Der 


Sechsstundenrest war etwas kleiner als vor der Behandlung. Vortr. will 
nicht sagen, daß die Nischen verschwunden sind. Wichtig ist aber vor 
allem, daß die Druckempfindlichkeit nicht mehr bestand. II. Pat. hatte 
seit 1920 Magenbeschwerden, war seit 1922 obstipiert; sie war stark ab- 
gemagert, litt viel unter Sodbrennen. Diätkur führte zu keiner Besserung. 
Die Röntgenuntersuchung ergab ein haselnußgroßes Ulkus mit Nischen- 
bildung in der Pars cardiaca. 3 Bestrahlungen mit mittelgroßen Dosen 
führten zur Besserung und dann zum Verschwinden der Beschwerden. Pat, 
wiegt jetzt um 11 kg mehr als vor der Behandlung. Auch in diesem Falle 
sind die Nischen verschwunden. Saure Speisen meidet die Pat. seit jeher. 
Vortr. hat viele andere Fälle von Ulcus ventriculi in derselben Weise be- 
handelt. Schwache Bestrahlungen machen die Pat. beschwerdefrei. 

P. Walze] berichtet unter Demonstration zweier Pat. über 3 Fälle 


ist quoad vitam und quoad sanationem schwierig; in den. Berichten der 
Literatur liest man 45 bis 80% Mortalität, Der Zusammenhang mit der 
Cholelithiasis ist nicht zweifelhaft. Vortr. verweist auf die Mitteilung, die 
L. Moszkowicz vor einiger Zeit in der Gesellschaft gemacht hat. Im 
ersten Falle wurde eine Gallenblasenperforation vom Hausarzt angenommen. 


funden, ebenso Blut in der Bursa omentalis. Pat. ist bis auf eine kleine 
Attacke von Cholelithiasis seit der Operation beschwerdefrei. Im zweiten 
Fall trat die Erkrankung 14 Tage nach der Entbindung auf. Atropin 
verstärkte die Schmerzen nur. Moszkowicz. diagnostizierte eine Gallen- 
blasenperforation. Pat. wurde in tiefster Prostration eingeliefert. Auch 
hier fand sich bei der Operation blutigseröses Exsudat und eine schwere 
Pankreasfettgewebsnekrose. Ein radikaler Eingriff war nicht möglich. Die 
Gallenblase wurde ins Peritoneum eingenäht. Pat. kam ad exitum. Bei 
der Obduktion fand man diffuse Fettgewebsnekrose im Abdomen. Herde 
von Fettgewebsnekrose fanden sich noch im Perikard und in der Pleura- 


kuppel, Im dritten Fall trat die Erkrankung 8 Wochen nach einem Partus 


auf. Im Harn war Albumen’und Zucker enthalten. Es war eine Défense 
musculaire im Epigastrium vorhanden. Eine querverlaufende druckempänd- 
liche Resistenz war daselbst zu tasten. Bei der Operation fand sich 
massenhaftes hämorrhagisches Exsudat, Fettgewebsnekrose, blaurote Ver- 
färbung des armdicken Pankreas und Steine in der Gallenblase. Die Kapsel 
des Pankreas wurde gespalten, die Blutung durch Tamponade gestillt, bei 
welcher Gelegenheit sich die Stryphnongaze sehr bewährte, Ein hühnerei- 
großer Pankreassequester stieß sich später ab. Vortr. hält die Spaltung 
der Pankreaskapsel für die richtige Behandlung, weil so die Spannung be- 
seitigt und die Resorption der toxischen Substanzen gehindert wird. Vor- 
handene Gallensteine müssen entfernt werden. Die von Moszkowicz 
‚ befürwortete transduodenale Choledochostomie ist, ausführbar. Vortr. schlägt 
die Drainage nach außen vor, weil so die infizierte Galle abgeleitet wird; 
dabei wird auch das Pankreassekret nach außen befördert. 
L. Moll berichtet über die diätetische Heilung des Pylorusspasmüs 
(unter Demonstration von 2 Eällen). Medikamentöse und diätetische The- 
rapie war erfolglos gewesen. Durch Reisbrei mit Mandelmilch gelang es, 
das Erbrechen zu beseitigen und später war es möglich, allmählich den 
Übergang zur Milchdiät wieder zu finden; Magermilch ist in einem Falle 
vorteilhaft gewesen. In dem andern Fall war Ammenwechsel nötig. Es 
ergab sich dabei, daß die Milch nicht das den Pylorospasmus provozierende 
Agens war. Man nennt vielfach mit Unrecht die Kinder mit Pylorospasmus 
neuropathisch; viel eher ist die Nervosität der Mütter der Grund des 
Pylorospasmus. Die Anstaltsdisziplin, welche die Mütter hindert, sich 
immer mit den Kindern zu beschäftigen, wirkt allein in vielen Fällen wohl- 
tätig. Vielleicht ist auch in der Milch der nervösen Frauen ein Stoff vor- 
handen, der das Erbrechen veranlaßt. Ein chemischer Unterschied in 
irgendeiner Hinsicht zwischen der Milch der Mutter eines pylorospastischen 
Kindes und der Milch der Mutter eines normalen Kindes war nicht fest 
stellbar. Die Kinder werden viel eher durch ihre nervösen Mütter nervos 


gemacht, als daß sie selbst nervös wären. Der Ammenwechsel ist nicht 
immer erfolgreich. 


P. Neuda: Der weiche Gaumen als Träger von Krankheitszeichen. 
Vortr. hat im Herbst über Beobachtungen am weichen Gaumen bel Pan- 


kreatitis berichtet und schon damals darauf hingewiesen, daß Veränderung®? 
der Schleimhaut des weichen Gaumens diagnostisch von Wichtigkeit seim 


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ain Nicht immer ist Blässe ` des‘ Gaumens . - ein. . Zeichen: von Anaemia I 


"universalis ‚und Rötung ein "Zeichen von Erythrämie, ` um einige nur ganz 


‚grobe Beispiele - -Anzuführen. Eine häufige Farbenanomalie ist die Gelb- 
- färbung, die ‚bei‘ Lebererkrankungen auftritt, auch wenn ‚der Ikterus fehlt. 
Bei 
- Kindern weisen „solche Veränderungen, wie sie sich bei alten Leuten finden. 


‚Auch. bei ‚Cholelithiasis “und Mesaortitis luetica ist sie vorhanden. 


_ (hydropische : und. fettige Degeneration), auf schwere ‚kongenitale Anomalien 
hin. “Vortr.. hat solche Zustände ‘bei Imbezillen "beobachtet. Gelbbraune 
- Yerförbung mit Verlust des-Reliefs, so:daß die Schleimhaut wie die Haut 


‚eines Nophritikers aussah; fand sich bei einem. Kind ‚mit kongenitaler Lues. . 


Bei Erwachsenen. spricht Braunfärbung für Pankreäsföttnekrose. Auch bei 


‚den von. P. Walzel in dieser. Sitzung besprochenen Fällen war ‘dieses 


‚ Symptom vorhanden: Für die, ‚Differentialdiagnose zwischen Ulcus ventriculi 
und Ulcus“ duodeni ist.:das Verhalten des weichen Gaumens zu verwerten. 
Hyperänie. des "Gaumens’ findet: sich nur bei Ulcus ` duodeni. Der Zu- 
sammenhang mag darin zu suchen sein, daß die Schleimhaut des. weichen 
: Gaumens ebenso. wie’ die des Duodenums ein Abkömmling des inneren 
` Keimblattes ist. ‘Die mitgeteilten Beobachtungen bedeuten eine Erweiterung 


. unseres diagnostischen Könnens, . speziell Del Erkrankungen. der Organe des 


x 
& 


Epigastriums, a T m a EE 


Sitzung vom 27. Juni 1924. 


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etwa 1 Jahre gehalten hat; bei welcher Gelegenheit er über. die Wirkung 
:des, Jods . auf Strummen berichtet hat.. Der von Wagner-Jauregg vor- 
„ geschlagene . Modus: :der Jodbehandlung, 0,04 mg pro die zu geben, wurde 


vom. Vortr. derart: durchgeführt, daß die Pat. von einer Lösung 1 mg Jod- 


natrium auf 150 Wasser täglich einen Kaffselöffel nehmen: Die Behandlung 
wird individualisierend in der Weise durchgeführt; daß: man je nach Bedarf, 
von dieser. Menge ` beginnend, bis zu einer Medikation 5 mg 150,. täglich 
ein Kaffeelöffel; ansteigt. Die. auf. den: Vorschlag. Wagner-Jaureggs 
durchgeführte. ‚allgemeine Jodbehandlung durch Abgabe von jodiertem Koch- 


salz arbeitet mit- 0,05 ‚mg Jodnatrium auf 1'kg Kochsalz.. Es ist‘ allgemein 
‚bekannt, daß ‚man in ‘der ‚Schweiz den Vorschlag Wagner-J aureggs, 
durch Abgabe v von Jaba Kochsalz er zu treiben, früher. | 


"Entscheidung. des Schiedsamtes im , Streite der “Groß-Berliner 
Kassenä ärzte mit: ‚dem Verband der Krankenkassen. 


. Von Sar.-Rat Dr. Wreschner,, Berlin. 


‘Nach Küfhebung ‚des seit dem 1. -Dezömber 1923 bestehenden ver- 


Bilin Zustandes ` hatte die W.A. ‘Anfang April d. J. einen . Waffen- 


` stillstand ‘mit dem Verband der Krankenkassen geschlossen. Wenn auch 
' seitdem der offene Kampf ruht, so haben doch die Krankenkassen in be- 


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TR- 


harrlicher und zielbewußter Weise nicht aufgehört, ihre: Bemühungen fort- ° 
zuseizen, die ärztliche Organisation zu unterwühlen, unterstützt von einigen. 
Ärzten, die angeblich nur aus Sorge für die Versicherten und den Fort- 


bestand der Soziälversicherung- handeiten. . Möge die Berliner Ärzteschaft 
das Verhalten dieser Ärzte in gutem, Gedächtnis behalten. ‚Ihre Gesinnung 
und Handlungsweise - -verdient es! 

Die Krankenkassen waren: nach der Entscheidung des Arbeits-. 


ministeriums' gehalten, die ibnen von der W. A. am 21. Januar. angebotene 


ärztliche Hilfe anzunehmen, den Vertrag mit ihr zu-erneuern und keine 
Verträge mit ‚anderen Ärzten abzuschließen. Trotzdem haben sie noch 
lange nach dieser Zeit und auch nach dem abgeschlossenen "Waffenstillstand. 
mit Hilfe- einiger Ärzte nicht bloß einen neuen kassenärztlichen Verein ins 


. Leben gerufen, sondern auch ‘versucht, da unter den, 3000: Berliner Kassen-- |} 


ärzten. sich -nur vereinzelte Streikbrecher fanden, solche von außerhalb 


heranzuziehen und’ die Versicherten mit der Begründung von Ambulatorien ` 


zu beglücken, deren Kostenaufwand im umgekehrten Verhältnis zu dem 
Nutzen. stand, den sie den Versicherten bringen. Schließlich hielt man es 
noch. für angemessen, wenn auch Waffeustillstand bestand, an den ärzt- 
lichen Nachwuchs, die Assistenten der hiesigen Krankenhäuser heranzu- 
treten, mit dem Angebot, ihnen fixierte Kassenstellen. zur Verfügung zu 
stellen. Die Kollegen wurden darauf hingewiesen, daß sie ohne Annahme 
‚dieses. Angebotes -für 'absehbare Zeit von der Kassenpraxis ausgeschlossen 
würden. Vergessen hat man nur, ihnen mitzuteilen, daß die Beschränkung 
dor Zulassungsbestimmungen von derselben Seite gegen den Willen der 
erkämpft worden. war, die ihnen jetzt das scheinbar verlockende: 
talga machte... Dank der Besonnenheit und Organisationstreue der 
9 oged, ‚die sehr in: die Absichten der Kassenvertreter durchschauten, 


7 . 


7 Ca 
P ` E + 
` { PaE , A 


o Kaspar. berichtet (unter ' Demonstration. von 2 Pat.) über die. 
- Wirkung der’ Jodbehandlung nach Wagner-Jauregg auf Rezidivstramen, 
.. Vortr, ‚erinnert ‚an die Krankenvorstellung in der Gesellschaft, die er vor 


We NE Er 


—— 


: lieh die W.A. des Groß-Berliner Ärztebundes zu-.gelten habe. Eine von 


1265% 


2, 
. . 


realisiert hat als in Österreich. ":Vogtr.:hat:nun diese Arkder Jodbehand- 

“lung bei Rezidivstrumen in 2 Fällen mit gutem. Erfolg. verwendet. E 
wurde vor § J ahren wegen einer Struma colloides diffusa . öperiert. Vor... 
1% Jahren trat ein 'Rezidiv: auf. Auf minimale Jodmengen (2 mg’ während 
‚3 Wochen im ganzen) verschwand die Struma. er 
wegen 'zweier Kropfzysten operiert, vor 8 Jahren’ wegen einer 'Stridor: Pe- e 
dingenden- Isthmuszyste,. die während einer Gravidität entstanden war:::. Vor 


einem Jahre trat. eine prätracheal gelegene Zyste .äuf. Auf 4 mg, Jod- 


natrium .Gesamtdosis trat Heilung ein.  Vortr: hat. noch in anderen Fällen 
dieser Art: mit minimalen J odmengen gute Erfolge . erzielt... Bei: Pat. außer- ` 
halb Wiens. kommt es aus: verschiedenen: Gründen vor, daß sie Tabletten as ES i ne 
-jodhaltiger Medikamente (Jodostrumit, Jodostarin) - ohne ärztliche Kontrolle a ER a 

' lange Zeit einnehmen. Vortr. hat in einzelgen Fällen diese mißbräuchlice -pR N 

` Verwendung jodhaltiger Präparate. als Grund der Thyreotoxikose feststellen: `- 
' können, ‘deren Symptome ‘die Pat. veranlaßten, die Klinik aufzusuchen. 
` Jodostrumit enthält .0,5.mg Jod.pro Tablette, Jodostarin 5.mg pro Tablette. - 


Es: ist notwendig, daß die Pat. anhaltend kontrolliert. werden; nur kleinste. 


‚ Dosen dürfen kontinuierlich genommen. werden. 


0. Porges: Neue Diätbehandlung der Zuckerkrankheit. ‚In kritischer 
und historischer- ‚Besprechung. des Problems der Diabetestherapie entwickelt. 


‚ Vortr., daß es Aufgabe der Behandlung sei, die Toleranz zu: erhöhen, nicht . 
bloß zu entzuckern. Vortr. spricht sich gegen die heute besonders :in ` 
' Amerika- geübte Unterernährung aus, welche Kur unter Umständen zu a 


schrecklichen. Scherzwort. Anlaß geben könnte: Diabetes geheilt, Patient‘ 
gestorben. , Vortr. erörtert die Frage des Entstehens der Töleranzerhöhung. . 
Besonders gerühmt wurde die vorwiegend Fette verwendende Petrönsche 


.Kur. Ausgehend. von: der durch die: Erfahrung gegebenen Formel, daß- die 


Verwendung der 3 Hauptgruppen der ‚Nährstoffe-die Toleranz ‚herabsetzt, : 
.die Verwendung von ‘nur 2 Hauptgruppen .die Toleranz aber ‘erhöht, hat“ 
Vortr. eine vorwiegend aus Eiweiß bestehende Kost verordnet, mit der er 
AEE Wirkungen erzielt.hat. Es trat eine Steigerung der. Toleranz 

. (Demonstration von Tabellen.) Freilich ist es oft notwendig, Insulin - 
zu u infizieren. Der Verlust von Körpereiweiß wird vermieden. Man schiebt ` 
auch Kohlenhydrattage ein. 
sehen. Zum Braten des’ Fleisches verwendet man Paraffin. liquid. puriss.;, 


freilich ist dabei’ große Vörsicht nötig, um die Bildung: ee 


Produkte zu vermeiden, 


Rundschau 0. 


die, ärztliche Organisation zu schädigen,- war auch dieses Anerbicken. eine 


Erfolg. Trotz der eigentümlichen Auslegung und Durchführung‘ der Waffen- 


stillstandsbedingungen von seiten. der Kassenvertreter haben die. Führer ie 
der Ärzteschaft es nicht an fortgesetzten Bemühungen. fehlen Jassen, im’ 


Interesse der Allgemeinheit zu einem Frieden zu kommen.. -Bei der -Differenz 
in den wesentlichsten ‚Punkten war es den Eingeweihten von vornherein 


klar, daß ohne Schiedsgerichtsentscheidung ein neuer Vertrag. nicht zustande: . 
“kommen würde. Nicht durch die Schuld der Ärzte. wurde die Entscheidung 


so lange hingezögert, und nur durch das dankenswerte Eingreifen: des 
Herrn: Oberpräsidenten. der Provinz Brandenburg wurde die von den Kassen- 
vertretern gewünschte weitere Verschiebung des Schiedsgerichts‘ bis Mitte 


‚September vereitelt und in 3 langdauernden Sitzungen am 18., 20. und 
. 22. August, eine Entscheidung der strittigen .Punkte 'herbeigeführt.: 


Zunächst wurde, als für. die Ärzteschaft wesentlichster Punkt, aner- 
kannt, daß für Berlin das maßgebende ‚Arztsystem die organisierte freie 
Arztwahl sei und daß als die zuständige ärztliche Organisation ausschließ- 


Kassenseite zwar bekämpfte, aber nach dem Abkommen und. den Richt- 


linien des Reichsäusschusses eigentlich ganz. selbstverständliche Tatsache, 


` Doch, was das Schiedsgericht mit der einen Hand zu geben schien, nahm 


‘Arzt den in den Richtlinien des Reichsausschusses vorgeschriebenen Ver- ' 


| angehörigen . Kassenär 
liegt, daß .er dabei aber nicht Mitglied der W.A. zu sein braucht. Eine 


es mit der :anderen.: Bisher. mußte. jeder Kassenarzt Mitglied. der W.A. 
sein; .dies wurde vom Schiedsgericht dahin eingeschränkt, ‘daß zwar jeder 


pflichtungsschein unterschreiben muß und den von der W.A. für alle ihr 
zte getroffenen Bindungen und Verpflichtungen unter- 


‚für die Organisation kaum" erträgliche Entscheidung, dieden Nothelfern 


. eine goldene Brücke bauen soll.’ 
‚Berlin vom .Schiedsamt selbst anerkannte organisierte freie Arztwahl illu- 


Tatsächlich wird aber dadurch die für 


sorisch - gemacht.. Diese ‚Entscheidung ist nicht bloß. für Berlin, sondern: 


für das ganze Reich von schwerwiegender. Bedeutung. ` 


Die Organisation hatte verlangt, daß die während : des vertragslosen 


í Zustandes zugelassenen- 165 Ärzte als Kassenärzte anzuerkennen seien;, da 


ja nur durch die Schüld der Kassenvertröter- das Zusammentreten des '"Zu- 


|. lassungsausschusses nach dem 21. Januar unmöglich. gemacht war. «Das: 
Somi diyorioht trat dieser Auffassung ; bei, al aber aus u 


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I. Pat. 


2. Pat, wurde vor 5 Jahren i 


-Nachteile hat.Vortr. von dieser Kur nie ge- 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


u | Ze | 7. September 


gründen, hauptsächlich wohl wegen. der den Kassen entstandenen großen | 
materiellen Aufwendungen, auch die Verträge mit den Ärzten des 


B.K.V. und mit den an den Ambulatorien angestellten. nicht mehr 
rückgängig machen zu sollen. Ist es Schuld der Ärzteschaft, daß die 
Kassen die ihnen von der W.A. am 21. Januar angebotene ärztliche 
Hilfe, die sie nach dem Gesetz anzunehmen verpflichtet waren, nicht an- 
genommen haben? Ist die ärztliche Organisation dafür verantwortlich, daß 
das Oberversicherungsamt, obwohl es sich bereits Ende Januar darüber 
klar war, daß die ärztliche Versorgung der versicherten Bevölkerung eine 
unvollkommene und unzureichende war, eine Entscheidung monatelang ver- 


. schleppte und die Kassen nicht veranlaßte, die angebotene ärztliche Hilfe 


anzunehmen? Hat doch das Oberversicherungsamt, selbst nachdem die 


den Kassen bis zum. 25. Februar gesetzte Frist zur Beschaffung von Kassen- 
ärzten ohne Erfolg verstrichen war, es nicht für erforderlich gehalten die 
"Kassen zum Abschluß von Verträgen mit W.A. zu veranlassen. 


So war 
ihnen Gelegenheit geboten, sich Ambulatorien einzurichten und Nothelfer 


einzustellen, . Ich weise nur darauf hin, daß durch die grundsätzliche Ent- 
scheidung des Reichsversicherungsamtes vom 5. April, der Einspruch einer 
Kasse gegen eine Entscheidung eines Versicherungs- und Oberversicherungs- 
amtes zurückgewiesen wurde, daß sie das Angebot der Ärzte zur Aufnahme 
ihrer Tätigkeit annehmen müßte. Die Einwände, daß durch Annehmen 
der von den Ärzten ausgesprochenen fristlosen Kündigung die Verträge 


erloschen seien, wurden nach den gesetzlichen Bestimmungen als nicht zu- ' 
‚treffend erachtet und auch die Angabe nicht berücksichtigt, daß inzwischen 


erhebliche Kosten entstanden seien durch die während des vertragslosen 


Zustandes zur ärztlichen Versorgung der Mitglieder getroffenen Einrichtungen. 


Sehr wesentlich ist die Entscheidung des Schiedsgerichtes, daß ferner- 
hin keine Ärzte, auch keine Ambulatoriumsärzte mehr ohne den paritätischen 
Zulassungsausschuß angestellt werden und ‚mit solchen keine anderen 
Verträge, als die mit der Organisation vereinbarten abgeschlossen werden 


‚dürfen. Hiermit ist der Absicht der Kassen, die Ambulatoriumsärzte als - 
fixierte Ärzte, gewissermaßen als Kassenbeamte, ohne die Organisation 'an- 


zustellen, für die Zukunft ein Riegel vorgeschoben. 


In den Ambulatorien dürfen fernerhin Versicherte nicht mehr be- 
handelt werden, sondern nur noch Familienangehörige. Die ausschließliche 
Behandlung der. letzteren in’ den Ambulatorien wird als nicht zu Recht 
bestehend anerkannt. Das Schiedsgericht hat sich jedoch bei dem be- 
stehenden Gegensatz beider Parteien zu einer zwangsweisen Regelung der 
Frage nicht entschlossen, sondern ihnen aufgegeben, durch gegenseitige 
Verhandlungen hierüber Vereinbarungen zu treifen. Sehr bedauerlich, weil 
die Schwierigkeiten, eine Einigung zu erzielen, sehr groß sind und die Ver- 
zögerung der Entscheidung der Ärzteschaft zum Nachteil. gereicht. 


Das Honorar soll als Kopfpauschale mit 7,50 Mk. jährlich bezahlt 
werden. Es ist also die von. den Ärzten verlangte Bezahlung nach Einzel- 
leistungen zurückgewiesen worden. Abgesehen davon ist aber das gewährte 
Entgelt unzureichend und kann die Ärzteschaft nicht befriedigen. Die niedrige 


‚Festsetzung ist wohl. mitzuverdanken der jüngst erfolgten unberechiigten 


Herabsetzung der preußischen Gebührenordnung von seiten des Wohlfahrts- 
ministers. Dafür ist wenigstens das vollkommen unberechtigte Verlangen 
der Kässen, das Honorar nicht an die Organisation, sondern an die ein- 
zelnen Ärzte zu zahlen, zurückgewiesen worden. Nur die Machtgelüste 


der Kassenvertreter und ihre Absicht, der Organisation Schwierigkeiten zu- 


machen, konnte aufs Neue diese Forderung veranlassen, nachdem die 
Kassen sich unfähig erwiesen hatten, die Honorarverteilung auszuführen 


und schon längere Zeit vor Eintritt des vertragslosen Zustandes diese der | 


Organisation überlassen hatten. Ä 

Die Standardaahl, 'nach der, sich die jedesmalig am 1. Januar er- 
folgende Neuzulassung von. Kassenärzten richtet, wird durch die vom 
Schiedsgericht erfolgte Zulassung der bis zum 1. April angestellten B.K.V.- 


und Ambulatoriumsärzte und die inzwischen von der W.A. erfolgte Zu- 


lassung von 165 Kollegen etwa 3400—3500 betragen. So sehr ich die 
Entscheidung des Schiedsamtes bezüglich der Zulassung der erwähnten Not- 
helfer bedaure, so hat die hohe Standardzahl für den Nachwuchs hoffent- 


lich den Vorteil, daß er schneller eine Zulassung zur Kassenpraxis er- 
langen wird. 


Die Frage der Zulassung von Privatkliniken konnte vom Schiedsamt 
nicht entschieden werden, weil nach dem Gesetz den Kassen das Recht der 


_ Überweisung in Krankenhäuser zusteht. 


Die Anstellung von Vertrauensärzten soll nach den Richtlinien des 
Reichsausschusses im Benehmen mit der Ärzteorganisation. erfolgen. Eine 


leider sehr nichtssagende Bestimmung, die die Auswahl schließlich doch. 
den Kassenvertretern überläßt, sehr zum Nachteil der Kassen selbst, da 
diesen viel weniger die Beurteilung der Eignung der Ärzte möglich ist, als. 


der Organisation. 


. Zur Zulassung der Ärzte, die Röntgenaufnahmen und Röntgen- 
behandlung, Massagen, serologische Untersuchungen usw. ausführen, bedarf 


‚ das nicht der „Toronto-Vorschrift“ entspricht. 


. Urologie. 


‘es, sobald den Kassen ‚hierdurch besondere Kosten entstehen,, vorheriger 


Genehmigung der Kassen. Mit dieser Genehmigung ist jeder zur kassen- 
ärztlichen Praxis zugelassene und diese ausübende Arzt berechtigt, diese 


die entsprechende Vorbildung ‚verfügt, und dessen Zulassung für diese 
Leistungen nach Feststellung des Bedürfnisses ausgesprochen ist. Eine Ent- 
scheidung, die den betreffenden Kollegen sehr wenig Vorteile bringt und 


macht. DerVertrag gilt rückwirkend vom 1. Juli 1924 bis 31. Dezember 1925. 
- Der Schiedsspruch teilt das Schicksal vieler, daß er wohl keine der 


beiden Parteien zufriedengestellt hat. Vor allem scheint mir, wie aus 


meinen Ausführungen hervorgeht, die Ärzteschaft dadurch. Grund zur Un- 


. zufriedenheit zu haben, daß es nunmehr jedem Kassenarzte freistehen soll, 


ob er der Organisation beitreten will oder nicht, ‘und daß die Honorare 


nicht genügend erhöht sind. Die Zulassung der Nothelfer im B.K.V. und 


an den Ambulatorien wird wohl jeder organisationstreue Arzt, auch nach 
den Begründungen des Schiedsamtes, ebenso bedauern, wie mißbilligen. 


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Tagesgeschichtliche Notizen. 


. (Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quelen- 


! angabe gestattet.) 

Über die Ergebnisse der Pockenstatistik für die Jahre 1919 
bis 1921 finden‘ sich in den Veröffentlichungen des Reichsgesundheitsamtes 
folgende Angaben: 1919 erkrankten im Deutschen Reich einschließlich der 
erkrankten Ausländer 5021 Personen an Pocken. ‚Die Erkrankungszahlen 
gingen in den beiden folgenden Jahren auf 2115 bzw. 689 herunter. Die 
Mortalität betrug zwischen 14,1 und: 16,7°/,, nämlich in den Jahren 1919 


707, 1920 354 und 1921 100. Unter den Erkrankten befanden sich fast 


genau 40%, Männer gegenüber 60°, Frauen. Die relativ hohen Erkran- 
kungszahlen in den drei Berichtsjahren sind auf die Heeresabrüstung. und 
die politischen Wirren zurückgeführt, insbesondere waren die Polenputsche 


und die Streikunruhen Hauptursachen, wie auch die größten Zahlen der Er- 


krankungen in den oberschlesischen Industriebezirken, daneben in Rhein- 


land-Westfalen und in der Kreishauptmannschaft Dresden aufgetreten sind, 


Von ungeimpften oder vor langer Zeit geimpften Personen starben in allen 


Leistungen vorzunehmen, der über die erforderlichen Einrichtungen und 


die Zulassung. wesentlich :von dem guten Willen der Kassen abhängig 


Altersklassen befindliche, mehr .als bei den rechtzeitig geimpften und den. 


wiedergeimpften. Etwa 55°/, aller Erkrankungen und Todesfälle betrafen 
Personen im Alter von über 40 Jahren. 


Nach Mitteilung der Pharm. Zeitg. wird deutsches Insulin von 
folgenden Firmen hergestellt: Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer & Co. (Elber- 


feld); C. A. F. Kahlbaum (Berlin-Adlershof); Farbwerke vorm. Meister 
. Lucius & Brüning (Höchst); E: Merck (Darmstadt); Chemische Fabrik auf 


Aktien Schering (Berlin). Außerdem wird in Deutschland das ausländische 
Pankreashormön "Insulin fertiggestellt von Hirsch-Apotheke Dr. Fresenius 
(Frankfurt a. M.) — Insulin Fresenius; Theodor Teichgräber A.-G. (Berlin) — 
Insulin Tetewop: Endlich stellt die Chemische Fabrik Dr. Ch. Brunnen- 
gräber (Rostock i. Meckl.) noch das sogenannte „Germano-Insulin“ her, 


werden die folgenden in Deutschland vertrieben: Insulin „A. B. Brand“ der 


Firma Allen & Hanbury Ltd. (London) und „Evans Brand“; Insulin „Boots 


Brand“ und „Lilly“; Insulin „B. W. & C. Brand“ Fabrikmarke „n Wellcome“ 


| der Firma Burroughs Wellcome & Co. (London). 
; ME 


Von ausländischen Insulinen 


Am 2. September konnte Geheimrat Prof. Dr. Naunyn seinen. 


85. Geburtstag in Baden-Baden begehen. 


Geh. San.-Rat Dr. Max Mey er, einer der bekanntesten praktis 


chen 
Ärzte, im Alter von 79 Jahren gestorben. | 


Die 6. Tagupg der Deutschen Gesellschaft für Urologie findet 


vom 1. bis 4. Oktober im Langenbeck-Virchow-Hause, Berlin, statt (Er- 


öffnungssitzung am 1. Oktober, abends 71/2 Uhr). Die. Tagesordnung um- 
faßt Referate, Vorträge und Demonstrationen -aus dem Gesamtgebiete der 


Auskunft durch den Schriftführer, San.-Rat Dr. A. Lewin, 
Tauentzienstr. 18. _ 


`~ 


Hochschulnachrichten. Bonn: Der o. Prof. der Kinderheilkunde 


‘Dr. Bruno Salge, 52 Jahre alt, gestorben. — Breslau: Dr. Herbert 


Lubinski für Hygiene und Bakteriologie habilitiert. Der erem. o. Prof. 
der Zoologie und vergleichenden Anatomie Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Franz 


Doflein, 51 Jahre alt, gestorben. — München: Den Privatdozenten 


Adele Hartmann (Anatomie), Franz Koelsch (Gewerbehygiene), 
Amandus Habn (Physiologie), August Poehlmann (Dermatologie), 


Josef Husler (Kinderheilkunde), Karl von Angerer (Hygiene) und 


Hermann Groll (Pathologische Anatomie) der Titel ao. Professor ver- 
liehen. . — Würzburg: Der Lehrstuhl der. Augenheilkunde, in der Nach- 


folge von Prof. Wessely wurde Geh. Med.-Rat Prof. Franz Schieck in 
Halle angeboten. 


Berichtigung: In Nr. 34, S. 1196 muß das Thema des von Dr. Knack 


 (Hamburg-Barmbeck) für die Naturforscher-Versammlung angemeldeten Vor- 
 trages heißen: Die sozialärztliche Ausbildung an 'Krankenanstalten. 


' Druck von L, Schumacher in Berlin N4. 


? 


geleltet von 


Geh. San.-Rat Professor Dr.KurtBrandenburg, Berlin * Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedrichstr.J05b" 


edizinischelinil 
Wochenschrift für praktische Arzte >. 


Organ der Berliner Mediziaischen Gesellschaft 


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Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor 


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Nr.37 (1031) 


Berlin, Prag u.Wien, 14. September 1924 


XX. Jahrgang 


Klinische Vorträge. 


Aus der Deutschen Chirurgischen Klinik und der Deutschen 
Psychiatrischen Klinik in Prag. 


Befunde am Gehirn während des epileptischen Anfalles. 


Von 0. Pötzl und H. Schlofier. 


Es liegt bereits eine Anzahl von Beobachtungen der sichtbaren 
Hirnvorgänge vor, die während eines epileptischen Anfalles ablaufen. 
Sie haben die verschiedensten Deutungen erfahren. Namentlich ist 
die Frage ungelöst, was von diesen Erscheinungen Ursache, Folge 
oder Begleitsymptom des epileptischen Anfalles ist. Ein großer 
Teil der Beobachtungen bei eröffneter Dura bezieht sich übrigens 
auf die Verhältnisse bei Tumoren oder bei idiopathischen Epileptikern 
und ist daher wenig geeignet, die Verhältnisse zu beleuchten, die 
sich bei einer eben entstehenden epileptischen Disposition vorfinden. 


Zu diesem Teile der Frage vermag aber vielleicht eine gemeinsame | 


Beobachtung etwas beizutragen, die einen Fall geheilter traumatischer 
Frühepilepsie betrifft. | 
| W.K., 52 Jahr, Maschinenführer, stürzte am 25. Mai 1923 über 
einen Treppenabsatz herunter und blieb bewußtlos liegen. Aus der 
Nase kam Blut. Nach einer halben Stunde kam K. wieder zu sich, 
war aber nun andauernd aphasisch. Er versuchte zu sprechen, brachte 
aber nur einzelne Silben, unverständlich aneinandergereiht heraus, ein 
zusammenhangloses Murmeln. Seine Angehörigen erkannte er; er las 
die Zeitung anscheinend mit Verständnis. Schreiben gelang ihm nicht; 
er suchte sich durch Zeichen verständlich zu machen. 
| Der Kranke war am Tage des Unfalles nicht unter Alkoholwirkung 
gestanden, ist überhaupt kein Alkoholiker. Er sollin den ersten Tagen 
nach dem Unfalle geringe Mengen Blut ausgehustet haben, hat aber 
` nie .erbrochen. 

29. Mai auf die deutsche chirurgische Klinik gebracht. Großer, 
kräftiger Mann. Es besteht die geschilderte Aphasie; man hat den 


Eindruck, daß ein gewisser Grad von Sprachverständnis vorliegt, da 


er einzelne Aufträge befolgt (Handheben). Statt des Zähnezeigens 
bewegt er aber die Kiefer. Auf Ansprechen von verschiedenen Rich- 
tungen aus reagiert er mit richtigen Kopfwendungen. Eine Hemi- 
anopsie, besteht nicht, auch keine sonstigen Halbseitenerscheinungen. 
Babinski ist beiderseits angedeutet. Augenhintergrund normal. Die 
Pupillen sind gleich, 3 mm, reagieren prompt. Blutige Suffusionen 
rechts am Ober- und Unterlid und subkonjunktival. Röntgen negativ. 

Bis 31. Mai ändert sich das Bild nicht. Er schläft gut und ist 


etwas munterer. Während die übrigen re A der Aphasie ` 


unverändert sind, schreibt er bereits einige Worte. Am 31. Mai aber 
wird er unruhig; es kommt der erste epileptische Anfall, dem im Laufe 
der Nacht 3 weitere folgen: Tiefe‘ Exspiration, Starrwerden des Ge- 
Sichtsausdruckes, anfangs eine Zuckung von Kopf und Augen nach 
links, darauf erfolgen mehrere Zuckungen nach rechts hin. Die Links- 
’ewegung ist langsam, die Rechtszuckung rasch und ausgiebig und 
von einem kurzen hörbaren Inspirationszuge begleitet. Der einzelne 
Anfall dauert etwa !/, Minute: das Gesicht ist dabei stark gerötet, der 
Mund halb offen; die Zunge liegt am Mundboden und zuckt leicht nach 
rechts hin. Der übrige Körper bleibt in Ruhe; die Pupillen sind im 
Anfall lichtstarr. Nach dem Anfall folgen noch einige tiefe Atemzüge. 
= Am 1. Juni kommt bereits alle 5 Minuten ein Anfall. Es treten 
nun auch Zuckungen in der rechten Hand auf. Die Hand erhebt sich 
etwas; der Zeigefinger ist gestreckt, die übrigen Finger krampfhaft 
gebeugt. Synchron mit den Zuckungen des Kopfes und der Augen 
tritt eine drehende Bewegung der Hand ein. Zwischen den Anfällen 
ist er nicht mehr zum Aufmerken zu bringen; er macht auch keine 
prechversuche mehr, nimmt aber noch Speisen. In der Nacht auf 
en 2. Juni sind die Anfälle noch häufiger und ausgebreiteter, zuweilen 
zuckt nun auch die rechte große Zehe. Die Pulszahlen hielten sich 
zu dieser Zeit um 80, i | ! 
Es war am ehesten ein Hämatom der Dura zu vermuten. 
Neurologisch ließ sich nur Folgendes sagen: Die Anfälle entsprachen 


` 


| Pausen zwischen 


einer Reizwirkung im Bereiche des frontalen Anteiles der unteren 
Hälfte der vorderen Zentralwindung (Fuß F2) und des Operculum 
Rolandi. Die ursprüngliche Aphasie entsprach aber nicht dem 
Bilde eines Herdes dieser Gegend, sondern einer Störung im Be- 
reiche der T,. Wir beschlossen daher die Trepanation mit Freilegung 
der ganzen: Sprachzone, Brocascher und Wernickescher Stelle. 
2. Juni vormittags: Nach Einzeichnung der Lin. Rolandi und 
Sylvii wird ein etwa handtellergroßer nach unten gestielter, halbkreis- 
förmiger Hautknochenlappen gebildet, der die genannte Gegend frei- 
legt. Es findet sich kein epidurales Hämatom; die Dura ist nicht 
besonders gespannt, unverändert; im Verlaufe der deutlich sichtbaren 
Aste der A. men. med. ist keine Blutung. Die Hirnpulsation ist deutlich. 
Nur während der unablässig gehäuft ablaufenden Anfälle ist die Dura 
stark gespannt und die Pulsation verschwindet. Nach Umstechung 
einiger Aste der Men. med. wird die Dura lappenförmig umschnitten 
und eröffnet. Nun sieht man: knapp vor der Zentralfurche, über dem 
Gyrus centr. ant. in dessen unterem Anteil, nahe dem: Operkulum, also 
etwa den Reizpunkten für Fazialis-Hypoglossus entsprechend, ein etwa 
bohnengroßes, innerhalb der weichen Hirnhäute gelegenes, braunrotes, 
sich ziemlich derb anfühlendes, umschriebenes Hämatom. Die Hirn- 
substanz selbst zeigt keine Verletzung. Ein zweites ähnliches, doch 
nur etwa linsengroßes Hämatom findet sich knapp unter der Fissura 
Sylvii in der hinteren Hälfte des Gyr. tempor. sup. nahe seinem Über- 
gang in den Gyr. supramarginalis. Auch hier keine Verletzung der 
Hirnsubstanz. Es scheint sich nur um zirkumskripte Hämatome in der 
Leptomeninx im Versorgungsbereiche der Art. cerebr. media zu handeln. 


m Operationsfeld 
® die beiden Hämatome 
||| die Gegend der Flüssigkeitsansammlung. 


Während das Gehirn bloßliegt, laufen die Anfälle in unver- 
minderter Zahl und Heftigkeit weiter ab. Während des einzelnen An- 
falles wölbt sich die Hirnmasse über die Trepanationslücke vor; die 
Hirnpulsation sistiert und es kommt, allem Anschein nach schon gleich 
mit dem- ersten Beginn des Anfalls, gewiß nicht später, zu einem 
glasigen Ödem, das nur ganz lokal im Gebiete zwischen den beiden 
Hämatomen die Leptomeningen abhebt. So entsteht nur in diesem 
Bezirk eine lokale DEN DE an Leptomeningen, einer vergrößerten 
Uhrschale vergleichbar. Die Leptomeningen sehen in diesem Bezirk 
während der Vorwölbung milchig durchscheinend aus. Gleich nach 
dem Anfall verschwindet dieses Ödem anscheinend sofort, jedenfalls 
sehr rasch wieder völlig.. Eine Hyperämie war während der ganzen 
Vorgänge nicht ausgesprochen; sicher trat sie, falls sie doch bestand, 
gegenüber diesem Ödem in den Hintergrund. Dasselbe Spiel wieder- 
holte sich bei jedem ablaufenden Anfall gleichmäßig. Die Intervalle 
zwischen den einzelnen Anfällen dauerten höchstens einige Minuten. 


| Der Duralappen und der Knochendeckel werden entfernt; ein am unteren 


Rande der Trepanationslücke blutendes Hirngefäß wird durch Muskel- 
tamponade zum Stehen gebracht, Hautnaht. 

Nach der Operation dauern die Anfälle in unverminderter Stärke 
weiter an. Der Typus derselben ist gleich geblieben. Pat. ist in‘ den 
en Anfällen nicht völlig bewußtlos, reagiert aber 
nicht auf Anruf und seine Aufmerksamkeit ist nicht zu erwecken: 


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anscheinend verständnislos. 
Klinik transferiert. Daselbst geht im Verlaufe von etwa 8 Tagen die 


‚Jaksonanfälle (Zeigestellung). Während einer solchen Echographie 


1268 


Der rechte 
Kornealreflex fehlt dauernd. Beidorseits deutlicher Babinski. 


Auch 
Chloralhydrat vermag die Anfälle nicht zu beeinflussen. Gegen Abend 
des Operationstages wird. der Kranke unruhig, so daß ihm Hände und 
Füße gebunden werden müssen. Die Temperatur steigt im Laufe des 


Tages auf 38,6, der Puls auf 120 bei guter Füllung. Am 3. Juni morgens 
sin 


die Anfälle noch immer unvermindert stark und häufig. Pat. be- 
kommt tagsüber verteilt große Bromdosen. Mittags werden die Anfälle 
seltener und nehmen an Stärke ab. Die Klonismen der Hand sind nun 
verschwunden. Nachmittags bis abends sind zwischen den Anfällen 


schon halbstündige Pausen;-die Zuckungen von Kopf und Augen sind | 


nicht mehr so ausgiebig. Die Aufmerksamkeit ist noch immer nicht 
'wachzurufen, 4. Juni: Nachts hat Pat. einmal Stuhl und Urin unter 
sich gelassen, aber.nur 4 leichte Anfälle gehabt, in den Pausen ge- 
schlafen. Heute morgens ist er ruhig, zeigt durch sein Benehmen, daß 
er die Umgebung erkennt. Verbandswechsel. Wundverbältnisse gut. 
Am Nachmittag werden ihm Fragen aufgeschrieben, da er noch immer 
kein Zeichen von Sprachverständnis gibt und auch nicht spricht. Er 


kopiert jede Frage (Haben Sie Hunger? Können Sie nicht sprechen?) | 
‚in fließender Schrift. 


Eine ‘Antwort schreibt er nicht. Während des 
Kopierens der zweiten Frage kommen beim letzten Wort Schwierig- 
keiten und es stellt sich ein ganz leichter Anfall ein, der letzte, den 
der Kranke noch hat. 


Abends: ißt er selbst, gibt durch Zeichen zu 
verstehen, daß er essen oder trinken will 


verlangt durch kenntliche 
Gesten nach Urinflasche und Leibschüssel. 


. Juni ist das Befinden unverändert günstig; es besteht noch 
immer die geschilderte Echographie in fließenden Schriitzügen. Heute 
aber reagiert er schon prompt auf einzelne gesprochene Befehle 


(„Richten Sie sich auf!“ — „Legen Sie sich nieder!“). Aufforderungen, 


die Hand, Fuß, Zunge, Fazialisgebiet betreffend, führt er nicht aus. 
Erst am Nachmittag befolgt er einmal prompt den Befehl, die Hand 
zu heben. Geschriebene Fragen beginnt er nun zu buchstabieren, gibt 
es aber bald auf. Es kommen wieder die murmelnden Paraphasien 
wie vor der Operation. 7. Juni. 


Pat. zeigt reges Interesse für die 
Vorgänge in der Umgebung, grüßt die eintretenden Bekannten höflich, 


befolgt weitere Aufträge prompter als am Vortage, buchstabiert noch 
. Juni wird er auf die psychiatrische 


anze Aphasie zurück bis auf eine geringe Störung der Wortiindung, 
ie sich bis Ende des Monats Juni ebenfalls verliert. 1. Juli 1923 wird 
Pat. ohne Krankheitserscheinungen entlassen; er ist seither bis zur 


Gegenwart :gesund, beruisfähig, ohne Anfälle, ohne Anomalien des 
objektiven Befundes, auch ohne 


psychische Beschwerden oder nachweis- 
bare psychische Veränderungen. | A 


Der beschriebene ÖOperationsbelund hatte sich also tatsächlich 


als die wesentliche Veränderung erwiesen, die die Aphasie und die 
Anfälle ausgelöst hatte. Es hat sich auch bestätigt, daß sich hier 


ein temporoparietaler Typus der Aphasie mit Erscheinungen einer 
Reizung im Operculum Rolandi kombiniert hatte. 


Ob im weiteren 
Verlaufe noch spätepileplische Anfälle kommen werden oder nicht, 


ist. für die Bewertung des Falles in bezug auf die uns hier 


interessierenden Fragen gleichgültig. Jedenfalls dürfen wir ihn als 
eine operativ geheilte traumatische Frühepilepsie bezeichnen. 

Es ist bemerkenswert, daß die Aphasie, die unmittelbar nach 
dem Trauma eingesetzt hatte, schon fast eine Woche gedauert hatte 
und daß das Befinden des Paf. sich sogar ein wenig besserte, bis 
plötzlich, an Zahl und Intensität rasch steigend, die Jakson-epi- 
leptischen Anfälle einsetzten und der Status epilepticus begann. 
Wir wären geneigt, diesen zeitlichen Verlauf damit in Zusammenhang 
zu bringen, daß sich bei der Operation das größere Hämatom be- 
reits als in Organisation begriffen erwiesen hat. Durch die Or- 
ganisation und die damit verbundenen Schrumpfungsvorgänge konnte 
es eine Zerrung auf das intakte operkulare Hirngewebe ausüben 
und dieses tangential dehnen. Wir glauben, daß es in jedem 
einzelnen Fall von traumatischer Frühepilepsie wichtig ist, sich aus 
den besonderen Bedingungen des Falles konkretere Vorstellungen 
darüber zu machen, welche Vorgänge das Hirn während einer kurzen 
Zwischenzeit krampfbereit gemacht haben. 

Aus den Rückbildungserscheinungen ist besonders die seltene 
isolierte Echographie hervorzuheben, die mit dem Verschwinden 
der Anfälle episodisch aufgetreten ist. Sie scheint uns vielleicht 
Beziehungen zu haben zu der eigentümlichen Handstellung dieser 


trat der letzte leichte Anfall auf. Wir erwähnen dies, weil sich 
so vielleicht die Möglichkeit ergibt, diese Erscheinungen als ein 
Lokalsymptom zu bewerten (Querwirkung auf den Fuß der linken 
zweiten Stirnwindung, dieselbe Gegend, auf die auch die Deviation 
von Kopf und Augen hinwies). 

Wesentlich für uns sind aber vor Allem die Erscheinungen, 
die wir am bloßgelegten Gehirn während der. ablaufenden Jakson- 
epileptischen Anfälle beobachten konnten. Diese unterscheiden sich 
von den einschlägigen Beobachtungen epileptischer Anfälle, wie sie 


o ESS 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. B 14. September 
Während jedes Anfalles stößt er ein lautes Stöhnen aus, 


die Literatur enthält, in mehreren Beziehungen sehr wesentlich. 


Nur das Sistieren der Pulsation und die Vorwölbung des Gehirns 
über die Trepanationslücke stimmt mit den gewöhnlichen Beobach- 
tungen überein. Auffallend ist, daß in unserem Falle die sonst 
als überaus deutlich geschilderte Hyperämie, wenn sie vorhanden 
war, so wenig in die Augen sprang, daß man sie nicht konstatieren 
konnte und daß dafür ‘der Erguß klarer Flüssigkeit zwischen Lepto- 
meningen und Hirn, beziehungsweise in die Maschen der ‚Lepto- 
meningen so stark hervortrat, daß er die Haupterscheinung bildete. 
Endlich betrachten wir als besonders wichtig, daß dieser Erguß nur 
lokal beobachtet wurde, auf einen bloßen Anteil des Operations- 


feldes beschränkt, nämlich das zwischen beiden Hämatomen liegende 
‚Gebiet. 


Jedenfalls war der median und scheitelwärts gelegene An- 
teil der freigelegten Hirnparlie von dieser Flüssigkeitsausscheidung 
und Avhebung der Leptomeningen sicher frei. 

In dieser Beziehung unterscheidet sich diese Beobachtung 
von einigen. anderen, die der eine von uns (S.) bei früherer Gè- 
legenheit gemacht hatte. Es handelt sich um mehrere Fälle sowohl 


von idiopathischer als von symptomatischer Epilepsie, bei denen 


während der Trepanation bei freigelegtem Gehirn der Anfall auf- 
getreten ist und sich neben der Vorwölbung des Gehims über die 
Lücke eine ausgesprochene Hyperämie im Bereiche des vorgewölbten 
Hirnbezirkes zeigte. 


So kamen z. B. in einem Falle von 2 Jahre dauernder genuiner 


Epilepsie bei einem 26jährigen Patienten (die spätere Sektion zeigte 


keinerlei Herderkrankung) während der Operation wiederholte epilep- 
tische Anfälle, bei denen man bemerkte, daß sich das Hirn härter 
anfühlte als in den Intervallen und daß jedenfalls die Gefäße im Anfall 
mehr gestaut waren. Dieser Kranke war im Status epilepticus ope- 
riert worden, der bereits tagelang gedauert hatte. Trotzdem war ein 
derartiger Flüssigkeitserguß wie in unserem hier ausführlich be- 
schriebenen Falle nicht zu bemerken. Allerdings muß erwähnt werden, 
daß wir häufig die freigelegte Hirnoberfläche mit Kochsalzlösung be- 
feuchtet haben und daß dadurch ein etwa vorhanden gewesener Flüssig- 
keitsaustritt vielleicht der Beobachtung entgangen ist. 


Daß während des einzelnen epileptischen Anfalles der Binnen- 
druck rapid und enorm ansteigt, ist lange schon als sichergestellt 
zu betrachten (Beobachtungen von Krause, Bungart usw.) Auch 
ein eigener Fall zeigte dies in klarer eindeutiger Weise, indem 
(allerdings bei einem tumorkranken Gehirn) sich während der Be- 
stimmung des Ventikeldruckes ein Anfall einstellte und gleichzeitig 


die Flüssigkeitssäule in dem Steigrohr rapid zu schwindelnder Höhe 
emporstieg. | 


Diese rapide Hirndrucksteigerung hat auch das Hauptaugen- 
merk von Marburg und Ranzi?!) auf sich gelenkt; diese Autoren 
bringen eine Beobachtung, die unserem hier besprochenen Befund 
in vielen einzelnen Zügen ähnlich ist, aber auch wichtige Unter- 
schiede von ihr aufweist. Die Beobachtung von Marburg und 
Ranzi betrifft eine 40jährige demente epileptische Kranke, die von 
Kindheit an .Linkshänderin war und bei der (3. Februar 1919) auf 
ihr stets querulierendes Drängen eine Aufklappung in Lokal- 
anäsihesie in der rechten Stirnscheitelbeingegend ausgeführt wurde. 
Diese Gegend war gewählt worden, weil das Röntgenbild gerade 
in ihr vermehrte, vertiefte und verbreiterte diploetische Venenkanäle 
ergeben hatte. Die Biopsie selbst muß mit unserem Befund genauer 
verglichen werden und wird daher hier ausführlicher wiedergegeben. 

- Das freigelegte Gehirn (G. c. a. u. p.) zeigt die weichen Hirnhäute 
graurötlich gefärbt und geschwollen; das Gehirn scheint wie von einem 
grauen Schleier bedeckt. Beim Einschneiden der Meningen an dieser 
Stelle fließt reichlich Liquor ab. Den Furchen entsprechend machen 
diese ödematösen Schwellungen den Eindruck von kleinen Zysten. Da 
der Prozeß diffus über das freiliegende Gehirn ausgebreitet ist, wird 
an verschiedenen Stellen inzidiert, worauf reichlich Liquor abfließt. 
In diesem Augenblick bekommt die Pat. plötzlich einen epileptischen 
Anfall. Das Gehirn drängt sich aus der Öffnung hervor; die Ober- 
fläche wird intensiv rot; die weichen Hirnhäute, die nach Abfluß des 
Liquors die darunter befindliche Rinde durchschimmern ließen, füllen 
sich prall mit Flüssigkeit, so daß das Gehirn nicht mehr durchschimmert. 

Vor dem Anfall war es bei den Inzisionen zu einer Blutung in 
die Hirnhäute gekommen, die schon vor dem Anfall stand ‚und sich 
nicht vergrößerte. Im Anfall aber überzog sich die ganze vordere 
Partie des freiliegenden Gehirns mit einem Hämatom in den Meningen. 


Nach 3—4 Minuten klingt der Anfall ab; das Gehirn sinkt zurück, 
wobei aber das Ödem ‘der Menin 


en stehen bleibt. Bewußtlosigkeit 

hatte sich bei der Pat, erst mit diesem Anfall eingestellt und lieb 

bis 2 Stunden nach der Operation. eh 

Marburg und Ranzi heben 3 Punkte dieses Befundes be 

sonders heraus. 1. die beträchtliche Schwellung, 2. die deutlich 
1) Arch. 1. kl, Chìr., Bd. 113, S, 169 (1920), | 


ze: E = Ja F D i B P F FT B B Om Em 


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C 'überraschender Intensität. . Nur 1. und 8. | 
-~ wie man sieht, mit unserem hier gebrachten Befunde sicher überein. 


ur 
‘und Ranzi die bekannten Annahmen von Nawratzki und Arndt 


=- der Leptomeningen .in Verbindung, 


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. Hyperämie, 3. eine Flüssigkeitsansammlun 


Was die plötzliche Drucksteigerung. betrifft, so können auch Marb 


4 


. sowie von Tilmann nicht ausschließen, nach denen die Schwellungs- 
erscheinungen und die Hyperämie durch den tonischen Krampf der 
"Muskulatur sekundär bedingt sind, analog der Liquordrucksteigerung 
„bei Muskelaktionen; ebensowenig kann ausgeschlossen werden, daß 
„sie die Folgen einer Stauung im System der oberen Hohlvene seien, 
die mit dem Respirationsstillstand während des Anfalles zusammen- 
und Ranzi geneigt zu sein, 
eine ändere, mit dem Hirn- 
vorgange selbst enger verbundene Bedeutung beizulegen. Die beiden 
Beobachter hatten den bestimmten Eindruck, daß die Schwellung 


hängt. Trotzdem scheinen Marburg 
. -den beobachteten Erscheinungen noch 


: am Gehirn schon während des Beginns des tonischen Krampfes 
‚sichtbar war. 


war auch in unserem Falle mehrmals sicherzustellen. 


Bemerkenswert ist, daß bei dieser idiopathischen Epileptika 


` das Ödem nach Ablauf. des Anfalles bestehen geblieben, in unserem 
Falle aber intervallär rasch und spurlos verschwunden ist. Mar- 
burg und Ranzi bringen das sulzige Ödem mit jener Veränderung 
die sich als eine Art 'von 
chronischer Meningitis häufig bei der Autopsie idiopathischer Epi- 
leptiker vorlindet und die Tilmann als „Entzündung des Sub- 
"arachnoidealraums“ zusammengefaßt hat. Sie sind der Ansicht, daß 
man in diesen Veränderungen der Arachnoidea usw. den Ausdruck 
eines proliferierenden . Prozesses auf Basis einer Reizung der 
Arachnoidea durch den’ Anfall zu erblicken hat; die leptumenin- 
gilischen Erscheinungen seien also „eine Teilerscheinung des An- 
falles und seiner Konsequenzen“, ` 0 | ne 


Mit dieser Auffassung der beiden Autoren scheint es uns 


gut übereinzustimmen, daß das Ödem in ihrem Falle geblieben war, 


während es sich in unserem Falle nach dem Anfall spurlos ver- 


loren hat. Bei dieser beginnenden Frühepilepsie waren eben die 


von Marburgund Ranzi angenommenen sekundären Veränderungen 
der Arachnoidea usw. noch nicht ausgebildet; so können wir vielleicht 
‚annehmen, daß wir ihre ersten Entstehungsbedingungen hier be- 
 tbachtet haben. Weiterhin wäre hervorzuheben, daß Marburg und 
Ranzi die Flüssigkeitsansammlung während des Anfalles nur diffus 
über der ganzen freigelegten Hirnpartie gleichmäßig beobachten 
‘konnten, während wir jene früher geschilderten lokalen Beziehungen 
mi den beiden Hämatomen und zu den epileptisch erregten Zentren 
zweifellos feststellen konnten. Man könnte unseren Befund in dieser 
Richtung etwa als eine plötzlich entstehende und vergehende Liquor- 
zyste in der Regio opercularis allein bezeichnen, . wenn nicht die 
überaus rasche Entleerung beweisen würde, daß eben hier noch 
keine Verklebungen vorhanden waren, wie sie zur Zystenbildung 
erforderlich sind. = | | 
Darin sehen wir den Hauptünterschied dieses Teiles unseres 
Befundes und des: betreffenden Befundes von Marburg und Ranzi. 
Halten diese Autoren ihren Befund für die Spätepilepsie für cha- 
so dürfen wir auch annehmen, daß unser Befund | 


etwas für die Frühepilepsie Charakteristisches enthält. | 


.. Gerade diese lokale Beziehung scheint‘ uns auch direkter für 
daS zu sprechen, was Marburg und Ranzi an ihrem Falle nur 
‚ vermutungsweise aussprechen können: Wenn bei dieser Flüssigkeits- 
Ansammlung eine sekundäre Drucksteigerung durch Pressung und 
Stauung infolge des Anfalles beteiligt ist, was auch wir annehmen 
müssen, -so ist dieser passive Prozeß nur ein Teil des hier zu be- 
Obachtenden Vorganges. Daneben sieht es so aus, als ob en 
anderer Teil des Vorganges direktere Beziehungen zu dem Ort. im 
Gehirn habe, von dem die epileptische Erregung ausgeht. 

_ Es ist die Frage, ob sich über die Natur dieses mehr lokal 
erscheinenden Anieiles des Vorganges bereits etwas aussagen läßt. 

dieser Richtung muß an einen Befund erinnert werden, den der 
andere von uns (P.) bereits im Jahre 1910 gemeinsam mit Schüller 
bearbeitet hat?). Es handelte sich um einen Status hemielepticus 
der linken Körperseite bei einer luetischen Pachymeningitis über 
dem rechten unteren Scheitellappen (G. angularis). Die Obduktion 
ergab eine die rechte, Großhirnhemisphäre und die linke Kleinhirn- 
hälfte betreffende umschriebene . Volumvergrößerung (Schwellung), 

e sich durch Formolbehandlung in eine ebenso verteilte Schrumpfung 
His gekreuzten Großhirn- und -Kleinhirnhemisphäre umwandelte. 
logisch konnte insbesondere an der Kleinhirnrinde die Ver- 


) Ztschr. f. d, ges. Neur, u. Psych. 1910, 8, 8. 191—198. 


t: 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 37. ` 


g in den Meningen von 
dieser Punkte. stimmen, 


Dieses rasche Einsetzen der Flüssigkeitsabscheidung 


Daß ihre Erscheinungen sich vor dem 


teilung dieser Sehrumpfung "dadurch genauer festgestellt werden, 
‚ daß die Schrumpfungsfiguren der .Purkinjeschen Zellen -sich aus- 
schließlich: in jenen Teilen der Kleinhirnhemisphärenrinde vorfanden, 


also in der .Kleinhirnflocke, (dem Palaeocerebellum Edingers, Da- 
durch ergab sich, daß der Status hemiepilepticus begleitet war von 
Schwellungsvorgängen, die den- Gesetzen der Faserarchitektur 
mindestens zum Teile folgen. Da (vergleiche. die Anschauungen 
Kohns über die Schwannschen Zellen!) in einer gewissen Be- 
ziehung den Zellen der Neuroglia Leistungen’ zugeschrieben werden 
dürfen, die mit der Bildung der Richtlinien dieser Faserarchitektur 
zusammenhängen, glaubten Pötzl. und ‚Schüller damals diese 
Schwellung auf eine Quellung” der -Kolloide ‚des Zellprotoplasmas 
zurückführen zu müssen und in ihr eine Analogie mit. dem Befunde 
Alzheimers zu erblicken, der die von: ihm entdeckten amöboiden, 
'protoplasmareichen Gliazellen als Ausdruck des epileptischen ` An- 
falles betrachtet hat. Pötzl und Schüller hielten sie für ein 
Zeichen der von ihnen beobachteten und auf Quellung der Zell- 


kolloide zurückgeführten ‚Schwellungsvorgänge. 


kolloiden nur indirekt, da Schrumpfungsfiguren in den N ervenzellen 
(Purkinjeschen Zellen) als Artefakte zu betrachten sind, die ‘durch 
die Entquellung im Formol zu stande gekommen waren. Es war 
mithin zu sagen, daß beim Status epilepticus "die Hirnschwellung, 
die Reichardt als erster begrifflich. präzisiert und auf Quellungs- 
vorgänge der „Hirnmaterie* zurückgeführt. hatte, tatsächlich eine 
Rolle spielt und daß sie unter Umständen einen umschriebenen, 
gerichteten, nach den Richtungen der epileptischen Erscheinungen 
selbst orientierten Verteilungstypus haben kann. Pötzl und 
Schüller äußerten damals die Hypothese, daß ein ähnlicher Vor- 
gang von Entquellung nach einer früheren Hirnquellung auch in 
vivo bei. gehäuften epileptischen ‚Anfällen eintritt; sie brachten 
damit die Schwankungen der Liquprdruckwerte in Beziehung, die 
Redlich und Pötzl bei periodischen Epileptikern festgestellt hatten: 
Vor der anfallsreichen Zeit war in diesen. Fällen eine leichte, aber . 
deutliche Steigerung des. Liquordruckes regelmäßig, nach derselben 
ein Sinken zu süubnormalen Werten. Diese initiale leichte Druck- 
steigerung konnte mit dem Vorgange der Quellung, das Sinken des 


, Drucks nach der anfallsreichen Zeit mit: Entquellung und: Resorption 
‚des Liquors in Verbindung gebracht werden. Ä | 


‚Wenn man 'es nun. versucht, die hier. beobachtete lokale 
Verbreitung der Flüssigkeitsansammlung mit diesen pathologisch- 


anatomisch gewonnenen Anschauungen in Beziehung zu bringen, 


so könnte man sie am ehesten auf den Vorgang der Entquellung‘ 
im früheren Sinne beziehen. Der Vorgang der Quellung‘ wäre in 
den bezeichneten klinischen Fällen bioptisch nicht nachweisbar oder 
von der,durch sekundäre Ursachen mindestens zum Teile bedingten 
allgemeinen Hirnschwellung nicht differenzierbar gewesen. Streng 
genommen ist die Hirnquellung als nachgewiesen zu betrachten 
vorläufig nur beim Status epilepticus, nicht aber bei der Epilepsie. 
Anfall schon -einstellen 
können, dafür spricht der -Befund ‚von Volland, der die amö- 
boide Glia .Alzheimers auch intervallär im . ganzen Gehirn vor- 
gefunden hat. r S Ea N 

‘ Die Meinung nun, daß eine'lokal gerichtete; geradè aus den 
Hirnstellen der primären epileptischen Erregung stammenden Ent- 
quellung beim lokalen Anteil des hier klinisch beobachteten Vor- 
ganges’ eine Rolle spielt, war bis zu einem gewissen Grade der 
experimentellen Prüfung zugänglich. Wir haben daher im Institute. 
Biedls.- am Hunde die Vorgänge, die sich bei der Reizung der 


motorischen Region und der Verallgemeinerung der Reizung bis 


zum Auftreten spontaner , epileptischer Krämpfe abspielen, zur 


Beobachtung herangezogen. 


| Bei einem mittelgroßen Hunde wurde die linke Großhirnhemisphäre 
freigelegt. Die von uns geplante kapillar-mikroskopische Beobachtung 
bot keine Vorteile und wurde durch Lupenbeobachtung und durch 
Beobachtung mit freiem Auge ersetzt. Das ‘folgende Protokoll der 


. beobachteten Vorgänge stammt von Biedl, den wir gebeten hatten, 


ohne Kenntnis der Fragestellung mit uns objektiv zu beobachten: . | 
... Versuchsprotokoll. Mittels Lupenbeobachtung wird fest- 


| Ban die Hirnrindenreizung mit faradischem Strom von 15—10 cm 


ollendistanz weder an den Arteriolen, noch an den Venen, noch auch 


Ä den sog. Kapillaren der Rindenoberfläche Veränderungen hervor-. 
ze Dis Reizung der motorischen Rindenregion des “Fazialis, 
` Trigeminus und der oberen Extremität ergibt Krämpfe in den ent- 


sprechenden Muskeln, wobei ganz zweifellos festzustellen ist,. daß. 


' wi d der Reizung und der Krämpfe, die Reizung. überdauernd, ein 
| Flüssigkeitsaustritt En der Hirnoberfläche statt hat, so daß sich die 


die mit dem Großhirn in leitender Balinenverbindung steht,. nicht . 


_Nachgewiesen ist am erwähnten Falle die Quellung von Zell- : 


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“aber unter Stillstand der Atmung einen deutlichen Flüssigkeitsaustritt 
“. an der betreffenden. gereizten Stelle. Wiederholte Reizungen der. mo- 


Zeit ist der Flüssigkeitsaustritt äußerst deutlich. Es wurde ein spontan 


Flüssigkeit in kleinen Seen ansammelt. Reizung einer nicht motorischen 
Region hinten zeigt anfänglich keinerlei Flüssigkeitsaustritt, später 


torischen Region führen zu kurz anhaltenden epileptischen Anfällen, 
die sich auch auf die homolaterale Seite erstrecken. Während dieser 


' einsetzender epileptischer Anfall beobachtet, der anfänglich ohne 
' Flüssigkeitsaustritt vor sich ging, im weiteren Verlaufe aber von einem 
‘ starken Flüssigkeitsaustritt gefolgt war. Auch dieser. Flüssigkeits- 

austritt ist stärker in der motorischen Region. Mechanische Reizung 
allein mit der Elektrode bei ausgeschaltetem Strom hat keinen Effekt. 
'Methylenblau wird in konzentrierter Lösung aufgeiupft und die Rinde 
gereizt; es. zeigt sich keinerlei. Veränderung in der dunkelblauen 

- Methylenblaufärbung?). | a 
l -Der Versuch zeigt somit, daß wir die an unserer Beobachtung 
am -Menschen beschriebenen Verhältnisse umschriebener, mit 
der epileptogenen Zonelokal übereinstimmender Flüssig- 
keitsergüsse am Hunde in prinzipiell der gleichen Weise nach- | 
bilden konnten. Besonders wichtig erscheint uns, daß auch bei 
den spontan auftretenden epileptischen Anfällen der Flüssigkeits- 
erguß deutlich der Stelle der primären früheren Reizung, mithin 
dem ursprünglichen Mittelpunkt der epileptischen Erregung ent- 
sprach. Auf den Unterschied, daß die Flüssigkeitsansammlung bei 
dem spontanen epileptischen Anfall des Hundes erst im Verlauf 
des Anfalles ihren Höhepunkt erreichte, machen wir selbst besonders 
aufmerksam; an der gewonnenen lokalen Beziehung aber ändert |’ 

- dieser Umstand nichts®). ° ee | Ze 
Selbstverständlich läßt. sich aus diesem Versuchsergebnis 
' nichts in bezug auf die Herkunft der Flüssigkeitsansammlung aus- | 
sagen. Doch scheint es uns nach diesem Ergebnis noch nicht 
gerechtfertigt, den zitierten pathologisch-anatomischen Befund und 

‘ seine Deutung heranzuziehen und die Vermutung, daß-es sich hier 

wirklich um eine Entquellung handelt, auszusprechen. Eine solche 
. Entquellung kann z. B.. durch physikalisch-chemische Salzwirkungen 
auch in vivo bei der epileptischen Erregung, vielleicht ‚sogar bei 
der Erregung. überhaupt eine Rolle spielen; derartige Ionenwirkungen 
vermindern bekanntlich die Dispersion kolloider Systeme unter be- 
stimmten, genau bekannten Bedingungen. | 
An anderen Möglichkeiten. in bezug auf die Herkunft der. 
‚ ‚Flüssigkeit käme noch in Betracht, daß es sich um Liquor handelt 
oder um Flüssigkeit aus den Lymphspalten, schließlich um Trans- 
sudat aus den Gefäßen. Was die ersten beiden Punkte betrifft, so 
kann, falls wirklich eine beständige Durchtränkung mit Liquor von 
= den Ventrikeln aus durch die Hirnmasse hindurch nach der Ober- 
fläche stattfindet, wie Monakow meint, angenommen werden, daß 
‘Liquor aus den zunächst gelegenen Saftspalten in die Region der 
epileptischen Erregung vermehrt und beschleunigt, an der Ober- 
‚fläche ausgeschieden wird. Es läßt sich aber auch nichts gegen 
- die Annahme einer Ausscheidung aus Gefäßen sagen. Wir bemerken ` 
dazu, daß nach heute vielfach geltenden Anschauungen (Otfried. 
Müller u. A.) auch diese Vorgänge auf eine ähnliche Entquellung 
der Endothelzellen usw. zurückgeführt werden, wie wir sie für Glia- 
zellen und Ganglienzellen im Vorigen angenommen haben.. Dadurch 
wird der Vorgang auf jeden Fall den Vorstellungen ähnlich, die 
sich vielfach z. B. für die Urtikaria gebildet haben. Wir erinnern 
in dieser Beziehung an die Befunde Kreibichs®) über neurogene 
Urtikaria und an den experimentellen Beitrag zur psychogenen 
-Urtikaria von Kreibich und Sobotka®), sowie daran, daß bei 
Epileptikern Urtikaria in allerdings seltenen Fällen als Äquivalent 
auftreten kann. . Damit. soll nicht etwa der hier betrachtete lokale- 
Vorgang als eine Art Urtikaria bezeichnet, sondern nur darauf hin- 
.. gewiesen werden, daß sein Eigenmechanismus sich am ehesten 
.- durch Erscheinungen erklären läßt, die bei den Betrachtungen der 
Kapillarpathologie (Otfried Müller u. A.) gegenwärtig eine große 
Rolle spielen. Dieselbe Eigenschaft, die diese Autoren den Kapillar- 
endothelien zuschreiben, scheint nach ‚unserer Ansicht, allerdings 


.8) Versuche in dieser Richtung werden fortgesetzt. Es handelt. 
sich uns darum, ob neben den Ehrlichschen Reduktionsvorgängen 
. auch eine Phase von Adsorption hier beobachtet werden kann. 

“0,4, Wir vermerken auch, daß im Tierversuch. der Flüssigkeits- 
‚erguß an der Oberfläche der Leptomeningen frei zu Tage lag und ab- 
>  getupft werden konnte. Dieses Verhalten erklärt sich vielleicht aus 
l den verschiedenen anatomischen Verhältnissen, vielleicht auch daraus. 
daß im Versuch keinerlei schädigende Vorbehandlung vorausge- 
gangen war. . | . 

| 5) Archiv f. Derm. u. Syph. Bd. 95. H. 2/3. 

e) Ebendort. Bd. 97. H. 2/3. | 


| 14. September 


1 


nur, 'soweit sie aus Quellung und Entquellung besteht, auch den 
Ganglien- und Gliazellen zuzukommen; sie scheint sich bei der 
epileptischen Erregung in einer besonderen Weise zu verändern 
und zu steigern. | = | nz 


Aus der Medizinischen Klinik der Universität Freiburg i. Br. 
Zur Klinik der primären Bronchialkarzinome. 


- Von. de la Camp. 


15 Fälle von Bronchialkarzinom, die ich in den letzten J ahren 


in der Klinik beobachten konnte, geben mir Anlaß zu einigen 
klinischen , Bemerkungen. Br | Zr 
Ärztliche Erfahrung in Klinik, Lungenheilstätte und Praxis, . 
wie pathologisch-anatomische Feststellung hat erwiesen, daß "die 
immer noch angenommene große Seltenheit der Bronchialkarzinome | 
nicht. zutrifft, daß ihnen vielmehr mit einem Prozentsatz von rund 4 
unter den primären Krebsen ein wesentlicher Teil angehört [Otten?!) 
u.a.]. Die diagnostische Erkenntnis und Abgrenzung der Bronchial- 
karzinome ist deshalb so schwer, weil im Anfangsstadium meist nur 
unsichere und vieldeutige Krankheitszeichen vorliegen, und im 
Weiterverlauf gewöhnlich eine Anzahl von Folgeerscheinungen, ‚wie 
Bronchostenose und ‚Bronchitis, Atelektase und Pneumonie, Pleu- 
ritis und Brustkorbschrumpfung,: gelegentlich. auch Zerfall und 
Höhlenbildung einsetzen, die nun ihrerseits durch andere und häu- 
figere Lungenleiden, insonderheit die Lungenphthise, bedingt sein 
können. Des weiteren können sich, wie Röntgenuntersuchung oft 
nur vermuten läßt und anatomische Sichtung, oft mühsam erst auf- 
deckt, differentialdiagnostisch erwogene Leiden zusammenfinden und. 
beeinflussen, wie Krebs und aktivierte Lungenphthise, Krebs und 
Gefäß- und Lungensyphilis. Und drittens endlich kann sich im: 
vordem veränderten Gewebe Krebs entwickeln, z. B. in Bronchi- 
‚ektasen [Sigmund?)]. | 
Eine Klärung ist deshalb im Einzelfall nur von zwei in letzter . 
Zeit besonders in Technik und Erfahrung ausgebildeten diagnostischen 
Hilfen, der Röntgenuntersuchung und der Bronchoskopie erhältlich. 
Beide ergänzen sich vorteilhaft, insofern die Bronchoskopie oft über 
den Ausgangsort des Leidens, däs Röntgenverfahren über Fort- 
entwicklung des Tumors, Metastasierung in seinem Drüsengebiet 


und die vielfachen vorerwähnten Folgezustände Aufschluß zu geben 
vermag. o 


Auf Grund meines, wenn auch nicht umfangreichen Materials 


muß ich Asmann?) zustimmen, wenn er von den beiden Typen, 
die im Röntgenbild Ausdruck gewinnen (Otten), dem lobären, im 
Lungenlappen beginnenden und Begrenzung findenden, von der Wand 
kleiner Bronchien oder gar dem Alveolarepithel ausgehenden Krebs 
und dem von den Hauptbronchien aus den Bronchialästen folgenden 
sogenannten Hiluskarzinom, wenn er von diesen beiden Typen dem 
letzteren die größere Häufigkeit zuerkennt. Bis auf einen gehören 
alle unsere Fälle zu den in den Hauptbronchien beginnenden Krebsen. 


Ich möchte diesbezüglich auch auf die Ansicht von Levy-Dorn‘) 
verweisen, der mit Schmoller als den durchaus gewöhnlichen 
Ausgangspunkt das Epithel eines Hauptbronchus annimmt. Auch 
Weßler und Jaches®) sprechen sich in ihrem neuen Werke gleich- 


sinnig aus (of the cases which we have observed the bronchial, . 
| infiltrating tumor was the commoner type). PR, 


Das bekannte Überwiegen des. männlichen Geschlechts findet 
in unserem Material besonders Ausdruck. Es waren nur männliche 
Kranke. Das Alter war (der jüngste 37, der älteste 71) in der 


Regel ein höheres, durchschnittlich Anfang der 60; in Bestätigung 
der Beobachtung, daß die Bronchialkarzinome gegenüber den gewöhn-- 


lich in früheren Jahren vorkommenden Magenkrebsen sich meist in 
höheren Altersstufen entwickeln [Schlesinger®)]l. 


 Kachexie fehlte meist im Anfang auffällig. Es gelangen auch - 
oft noch, während des Krankheitsverlaufes, wenn Fieber oder 


1) Otten, Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstr., Bd. 15 u. 30. 
2) Sigmund, Virchows Arch. 1922, Bd. 236, S. 191—206. 


1924, 3. Aufl. | 


Heft 1922, H. 1, S. 62. Ä : | 

5) Weßler u. Jaches, Clinical Röntgen of diseases of the Shet 
New York. | | 

u 8) Schlesinger, Krankheiten’des höheren Lebensalters, Wien u. 

Leipzig 1915, | ne 


3) Asmann, Die klin. Röntgendiagnostik d. inn. Erkrankungen. 
&) Levy-Dorn, Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstr., Bd. 80, Kongr.- 


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.14. September 


. Charakter einer leichten Angina pectoris. 


_ lobären Typen vor. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


1271 


quälende Komplikationen nicht vorhanden waren, Körpergewichts- 
zunahmen von mehreren Kilo. | | | 

Die Anfangssymptome waren in. der Regel unsichere: All- 
gemeiner Kräfteveriall, Appetitlosigkeit, durch Reizhusten oder 
anfallsweise auftretende Dyspnoe veranlaßte Schlafstörung, manchmal 
von ziehenden, unsicher lokalisierten Schmerzen begleitet, etwa vom 
Ein relativ häufiges 
Frühsymptom, das dann mit Unterbrechungen gelegentlich während 
des ganzen decursus morbi anhielt, in einem Fall mit einem hoch- 
gradigen Blutsturz endete, waren mehr oder minder starke Blut- 
beimengungen zum Auswurf. Die eigentliche Blutdurchmischung 
eines glasigen Sputums, das Himbeergeleesputum, war nur in einem 
Drittel der Fälle und auch hier nicht konstant vorhanden. Es 
wurde vielmehr gewöhnlich nur ein blutgetränktes Sputum ausge- 
führt, wie man es auch bei hämoptoischer Phthise, Lungeninfarkt 


oder langsam fistelnd perforierendem Aortenaneurysma zu sehen. 


bekommt. 
Tumorzellen oder Gewebsstücke im Verbande im Sputum zu 
finden, gelang uns nicht, auch nicht sub finem und unter Benützung 


technischer Hilfsmittel [NußBbaum?)]. Das Sputum unterschied sich 


im übrigen oft kaum von dem münzenlörmigen Auswurf einer fort- 
geschrittenen Phthise oder dem reichlicheren eitrigen einer chroni- 
schen Bronchitis oder Bronchiektasie. Osteoarthropathien wie bei 
letzterer habe ich bei unseren Krebsfällen [Weinberger®)] nicht 
gesehen. 


Das Fieber war ein völlig unregelmäßiges und zeigte sich 


weit mehr abhängig von den auftretenden Komplikationen (Pleuritis, 


hypostatischen Lungenprozessen usw.), als von den vom Tumor 
selbst geschaffenen Resorptionsbedingungen. Demgemäß fanden sich 
auch völlig verschiedene Blutbilder (Leukozytosen, Leukopenie, 
Lymphozytosen) in Begleitung der Temperaturerhöhungen. _ 

Bei Besichtigung und Brustkorbmessung fand sich gemäß der 


` meist mit der Fortentwicklung des Tumors in einem Hauptbronchus 


einsetzenden Bronchostenose und der oft auch von den beteiligten 
Lungenwurzeldrüsen aus veranlaßten Pleurabeteiligung gewöhnlich 
eine Schrumpfung der Tumorseite. So entstehen naturgemäß 
physikalische Symptomenbilder, wie sie völlig einer chronischen 
Schrumpfphthise entsprechen. Die von C. Gerhardt?) angegebene 
Vorwölbung des Brustkorbes über der Geschwulst kommt wohl 
wesentlich nur bei den unserer Meinung nach (s. 0.) selteneren 


Die im Anfang gewöhnlich sehr geringfügigen perkussorischen 


und auskultatorischen Krankheitszeichen fanden manchmal einen 


ziemlich plötzlichen Zuwachs durch Auftreten von Bronchostenosen, 
wohl reflektorischer Herkunft, von Atelektasen, Hypostasen und 
Pleuritiden. Ebenso konnte unter dem Einfluß therapeutischer Be- 
strablung (Tumorverkleinerung) auch einige Male eine Rückbildung 
physikalischer Lungenzeichen beobachtet werden (im Röntgenbild 
verfolgtes Verschwinden einer Atelektase.) | 

~ Die beobachteten pleuritischen Ergüsse waren nur ausnahms- 
weise hämorrhagisch. Geschwulststellen, etwa die Stadelmann- 


. Schen Siegelringzellen wurden nicht gefunden. Massivere Dämpfung 


über Atelektasen oder Bronchopneumonien der geschrumpften Tumor- 
seite täuschten manchmal Mantelexsudate vor, deren Vorhandensein 
Sich bei vorgenommener Probepunktion nicht bestätigte. 
Im Röntgenbild sind die durch die Geschwulst selbst ver- 
anlaßten Schatten nicht immer deutlich gegen jene Schattenbildungen 
abzugrenzen, die sich infolge mangelhafter Luftzufuhr oder ent- 
zündlicher Vorgänge im Lungen- oder Pleuragewebe entwickeln. 


_ Entgegen der im peripheren Luftwegraum (Acinus) beginnenden 


tuberkulösen Lungenphthise treten beim Bronchialkarzinom mit Aus- 
gang von einem Hauptbronchus (meist einseitige) „verstärkte“ Hilus- 
schatten auf. Bei der großen Seltenheit der „Hilusphthise“ beim 
Erwachsenen läßt hier die zunehmende Schattenbildung wichtige 
diagnostische Schlüsse zu. Den Mediastinaltumoren wiederum gegen- 
über erweist sich der Schatten des Bronchialkarzinoms weniger ab- 
gerundet oder festonartig gegen das Lungengewebe abgegrenzt, 
sondern unscharfer, als ob vom Hilus aus die Finger einer Schatten- 
hand in das gleichfalls oft durch Luftmangel (Bronchostenose) ver- 
dunkelte Lungenfeld eintauchten. | 
Im Lungenwurzeldrüsengebiet erzeugten Tumorschatten treten nun 


7) Nußbaum, M.m.W. 1922, 69, Nr. 14, S. 507. 
°) Weinberger, Zschr. f. Tuberk. 1921, Bd. 34, H. 5, S. 391. 
°) Gerlach, Lehrb. d. Auskult. u. Perk. 6. Aufl. 1900. 


Zu dem durch Metastasierung 


meist die durch die mehrfach erwähnten Folgezustände geschaffenen . 


Schattenbildungen (Atelektase, Hypostase, Pleurserguß usw.), so- 


wie die auf dem Röntgenschirm sich darbietenden Broncho- 


stenoseiizeichen (Zwerchfellhochstand, steiler Rippenverlauf, enge 
Zwischenrippenräume, inspiratorische Mediastinalverlagerung in 
die Tumorseite, geringere inspiratorische Aufhellung im steno- 
sierten Gebiet). BER: 

Differentialdiagnostisch kommen und kamen auch in 


unseren Fällen vornehmlich in Betracht die (hämoptoische) Schrumpf- 


phthise, die Lungenzirrhose pneumonischer oderpneumonokoniotischer 
Herkunft, interlobäre Empyeme' und Lungenabszeß (wenn sich z. B. 


die ersten ‚Krankheitszeichen nach einer Grippe einstellten) und | 


schließlich die Lungensyphilis. Letztbezüglich kann natürlich auch 
das Ergebnis biologischer Reaktionen nicht ausschlaggebend, sein, 
wenn, wie in einem unserer Fälle, sich neben dem Bronchialkarzinom 
bei der Sektion eine syphilitische Aortenwandveränderung als Folge 


einer durch stark positive Reaktionen erwiesenen Lues finden. . i 
Hier kann die Bronchoskopie bei Sitz des Tumors in einem Haupt- 


bronchus Klarheit schaffen, die von geübter Hand ausgeführt kaum 
einen nennenswerten Eingriff für den Kranken bedeutet. 
bei 'blutigem Auswurf kann sie, sofern ein blutendes Aneurysma 
unwahrscheinlich ist, Anwendung finden und neben diagnostischer 


Klärung noch therapeutischen: Nutzen durch Lokalbehandlung am 


Blutungsplatz schaffen.. 


Die sekundären Lungentumoren erscheinen im Gegensatz zu 
den primären Bronchialkarzinomen im Röntgenbild an beliebiger. 


Stelle der Lungenfelder in Ein- oder Mehrzahl als gut abgegrenzte, 
rundliche Schattenbildungen. in 
Die etwa mit einer langsam progredienten, hämatogenen 


miliaren. Lungentuberkulose im Schattenbild zu verwechselnde 
Iymphogen von einem primären Lungenkarzinom aus zur Entwicklung ' 


gelangte miliare Karzinose ist unter unseren Fällen nicht vertreten. 
Metastasen fanden sich außer in den Lymphdrüsen des Brust- 


korbes und der Halsgegend einmal in der Schilddrüse und einmal. 


in den Nieren. Für die von anderen Autoren beschriebene Nei- 


gung des Gehirns und der Nebennieren metastatisch von einem 
primären Bronchialkrebs aus [Dosquet!P)] zu erkranken, enthält 


unser Material nur einen Beweis. 


Prognostisch schien ein gewisser Unterschied zwischen den 
Karzinomen, die sich in den zu den Oberlappen und in den zu den 


Unterlappen führenden Hauptbronchien entwickelten. Wohl infolge 
der Beschränkung der im weniger elastischen Altersthorax besonders 


wichtigen supradiaphragmalen Lüftung der Lungen bei sich ent- 


wickelnder Unterlappenbronchostenose und der Neigung zu hypo- 
statischen Entzündungen im paravertebralen und kaudalen Lungen- 
bereich nehmen die Unterlappenbronchialkarzinome einen komplika- 
tionsreicheren und schnelleren Verlauf. Das mag auch der Grund 


sein, warum es im Obergeschoß der Lungen bei Oberlappenbronchial- | 
karzinomen schließlich zur Entwicklung -umfangreicherer Tumoren 


zu kommen pflegt. 


Therapeutisch brachte energische Tiefenbestrahlung in 


einigen Fällen vorübergehenden Erfolg nicht nur durch Verkleine- 
rung des Tumors und seiner Drüsenmetastasen selbst, sondern auch 
durch Beseitigung von Luftleere und Entzündung im entlasteten 
Lungenbereich. Punktion pleuritischer Ergüsse hatte nur diagnosti- 
schen Zweck für die nachfolgende röntgenologische Kontrolle des 


vordem verdeckten Tumorschattens. Das Exsudat war gewöhnlich 


bald wieder ersetzt. Autoinjektion keim- und zellfreier Ergüsse war 
ohne Einfluß. | | | a 
Zu Beginn vermag bei günstigem Tumorsitz die Broncho- 


skopie nicht nur diagnostisch Wertvolles zu leisten, sondern auch- 


durch Tumoramputation und Lokalbehandlung Bronchostenose und 
Blutungsneigung zu mindern. | a | 

Wenn: auch die therapeutischen Erfolgsmöglichkeiten einst- 
weilen nur recht bescheidene sind, so entspringt das Bedürfnis 
nach frühzeitiger Diagnose eines immerhin nicht sehr seltenen 
Leidens neben der allgemeinen ethischen Forderung nach klarer Er- 
kenntnis als einzig berechtigter Grundlage ärztlichen Handelns doch 
auch dem praktischen Wunsche im körperlichen und seelischen Inter- 
esse des Kranken und für eine oft notwendige Aufklärung seiner Um-. 


` 


 gebung klare prognostische Linien vor sich zu sehen. 


10) Dosquet, Virchows Arch. 1921, Ba. 234, 5.481. E 


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d : ze RER LE FREE, et RER 3 

e ere», v iD E ` 
T OPES a a : u 


-mögen sie Resorptions- oder Abbaustoffe, 
produkte oder was immer sein, gerade innere Sekrete nennen, 
warum man den Organen, denen sie entstammen, unterschiedslos 


1272 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


14. September 


Abhandlungen. 


Über den Begriff der inneren Sekretion. 


Von Prof. Dr. Alired Kohn, Prag. 


Es dürfte an der Zeit sein, über den Begriff der inneren 
Sekretion zu einer Verständigung zu gelangen; denn mit seiner zu- 
nehmenden Einbürgerung in die wissenschaftliche und praktische 
Medizin geht unverkennbar eine bedenkliche Verwischung seiner 
Grenzen einher. Selbst in den besten Sonderwerken wird man ver- 
geblich nach einer einheitlichen, befriedigenden Aufklärung suchen. 
Organe, die der eine Autor zu den endokrinen zählt, werden vom 
anderen verworfen; was dieser als ein. wichtiges Inkret bezeichnet, 
wird vom nächsten überhaupt nicht anerkannt. Während manchen für 
die Einreihung unter die inkretorischen Organe eine bestimmte 
Bauart und Wirkungsweise maßgebend erscheinen (Kohn, Swale 
Vincent, Weil, Zondek), lehnen andere jede derartige Ein- 
schränkung als überflüssig und unwesentlich ab (Biedl, G. Bayer, 
Asher u.a). Vom physiologischen Standpunkte, meint Biedl, 
müsse man allen Organen, unabhängig von ihrer Struktur, eine 
innere Sekretion zuerkennen. Ähnlich äußert sich E.S.Schafer: 
„Material which is passed into the blood or lymph from any tissue 
or organ of the body forms its internal secretion.“ Wo die lebendige 
Substanz der Zellen einen Stoff liefert, der regelnd in die Funktionen 
des Körpers eingreift, handelt es sich nach Asher um innere 
Sekretion, die also keinesfalls nur auf das eigentliche Drüsengewebe 
beschränkt sei. Dadurch glaubt er eine Menge von Schwierigkeiten 
ausgeschaltet zu haben. So. sei zum Beispiel CO, ein die Atmung 


. regulierendes inneres Sekret, während die Leber (im Gegensatz zu 


Gley und anderen) nicht zu den inkretorischen Organen gerechnet 
werden könne, da ihr Glykogen nicht der Regelung irgendwelcher 
Funktionen, sondern der Ernährung diene. 

In der Tat, um es gleich hier auszusprechen, wenn man das 
allgemeine Stoffwechselendprodukt CO, als Ergebnis einer inneren 
Sekretion bezeichnet, dann hat man wirklich alle Schwierigkeiten 
der Einteilung und Begrifisbestimmung gründlich beseitigt; denn 
dann gibt es kaum noch irgendein Gewebe, dem die Fähigkeit zur 
inneren Sekretion nicht zuerkannt werden dürfte. Dann kann man 
getrost auch die Leber und alle anderen Organe und Gewebe als 
inkretorisch bezeichnen, denn irgendetwas werden sie gewiß dem 
Kreislauf übergeben, mit dem irgendwo etwas geschehen wird, was 
man als Folge des von ihm ausgeübten funktionellen Reizes an- 
sehen darf. Nur wäre es dann richtiger, nicht von innerer 


'Sekretion zu sprechen, sondern einfach zu sagen, daß viele im 


Säftestrom kreisende Stoffe mannigfacher Art und Herkunft auf 
ihrem Wege manche und darunter auch wichtige Wirkungen aus- 
zulösen vermögen, was früher zu wenig beachtet wurde. Das sind 
die Hormone Starlings, und die bewußte und systematische Unter- 


suchung der chemischen Koordinationen der Körperfunktionen 


(Bayliss und Starling) ist zweifellos als ein großer Fortschritt 
zu begrüßen. Warum man aber diese Hormone oder Reizstoffe, 


Stoffwechselzwischen- 


eine innere Sekretion zuschreiben, warum man die Lehre von 
den chemischen Beeinflussungen durchaus als die Lehre von der 


inneren Sekretion hinstellen. will, das finde ich unbegreiflich.. 
Unter Sekretion, sehen wir der Einfachheit halber zunächst 


von der inneren ab, versteht man doch einen ganz bestimmten und 
wohlcharakterisierten Vorgang, die Bereitung und Absonderung 


neuer und eigenartiger Stoffe aus dem Blutmaterial, nicht für den 


Eigenbedarf, sondern zugunsten des Organismus durch eigens dafür 
eingerichtete — sekretorische — Epithelzellen, die auch den 
wesentlichen Bestandteil des sekretorischen Gewebes und der 
sekretorischen Organe — Drüsen — bilden. Die sekretorische 
Tätigkeit macht die Funktion dieser Organe aus; sie sind chemische 
Werkstätten, in denen Zellspezialisten der Stoffverarbeitung und 
Stofferzeugung am Werke sind, gleich wie die Muskeln und Nerven 
Spezialisten der Kontraktilität und Irritabilität genannt werden 
können. Daher ist die Sekretion etwas anderes als der Stoffwechsel, 
dessen die Drüsen für ihre stofllichen Sonderleistungen natürlich 
ebenso bedürfen wie die Muskeln und Nerven für ihre dynamischen. 
Als Sekrete sind demnach ausschließlich die Sondererzeugnisse 
drüsigen Gewebes zu bezeichnen, dessen Funktion eben in der Er- 
zeugung und Absonderung solcher spezifischen Stoffe besteht. Das 
gilt in gleicher Weise für die äußeren, wie für die inneren Sekrete 


(Inkrete), wobei es auf die größere oder geringere Wichtigkeit des 
Sekretes garnicht ankommt. | l l 

Kohlensäure ist kein Sekret, daher auch kein Inkret; sie 
wird nicht als .ein besonderes Erzeugnis sekretorischer Zellen, 
sondern als allgemeines Stoffwechselendprodukt an den Kreislauf 
abgegeben. Darin mag sie noch so wichtige Aufgaben erfüllen, nie- 
mals wird sie aus diesem Grunde zu einem Sekret werden, sondern 
kann allenfalls den Hormonen oder Parhormonen (Gley) zugezählt 
werden. Ebensowenig ist etwa der Muskel, der CO, an den Kreis- 
lauf abgibt, deshalb ein sekretorisches, sondern ist und bleibt ein 
kontraktiles Organ, das eben nur wie alle anderen seine Stoffwechsel- 
endprodukte an den Kreislauf abliefert. Wenn darunter solche sind, 
die als „chemische Boten“ noch irgendwelche Beeinflussungen 
anderer Organe auszuüben vermögen, sv kann man es gleichwohl 
weder als die Hauptaufgabe, die Funktion, des Muskels ansehen, 
solche Stoffe hervorzubringen, noch als sein „endukrines Neben- 
amt“ (Bayer); denn der Stoffwechsel ist keine Nebenfunktion, 
sondern Lebens- und Wirkungsbedingung. Man wird doch auch 
nicht von jemandem, der etwa ein Lehramt versieht, behaupten 
wollen, daß es sein Nebenberuf sei, Nahrung zu sich zu nehmen 
und nützliche Stoffwechselprodukte abzugeben. 


Auch die Organe, die wir Drüsen nennen, und alles sekreto- 
rische Gewebe benötigen die Zufuhr von Erhaltungs- und Betriebs- 
stoffen. Das inkretorische Gewebe gibt demgemäß außer seinen 
spezifischen Erzeugnissen, den Inkreten, auch noch allgemeine Stoff- 
wechselprodukte an den Kreislauf ab, die aber bisher niemals 
Sekrete genannt wurden noch künftighin genannt werden dürfen, 
wenn diese seit langem eingebürgerte Bezeichnung nicht allen Sinn 
und Wert verlieren soll. | 

Das Beispiel von der Kohlensäure genügt aber nicht, um die 
herrschende Verwirrung in ihrem ganzen Umfange erkennen zu 
lassen. Man hät schließlich einfach alle Stoffe, die aus den Ge- 
weben in den Kreislauf übergehen, als innere Sekrete bezeichnet, 
in der schwer widerlegbaren Annahme, daß sie alle auf ihrem Wege 
noch etwas bewirken werden und somit den von pbysiologischer 
Seite als ausreichend angesehenen Kennzeichen eines Inkretes Ge- 
nüge tun. So ist man dahin gelangt, sogar die resorbierten Nah- 
rungsstoffe, Eiweiß, Fett und Zucker unter die inneren Sekrete 
einzureihen, und spricht von inneren Sekreten, die als Nähr- 
stoffedienen(Gley), vonnutritiven oder Verdauungssekreten 
(Biedl), von endokrinen Fettdrüsen (Pende, Cramer) u. dgl. m. 
Um diese Verwirrung kurz abzutun, will ich nur darauf hinweisen, - 
daß die Resorption nicht wie die Sekretion aus dem Blutmaterial 
erfolgt, sondern aus der in den Verdauungskanal: eingebrachten 
exogenen Nahrung, was einen grundsätzlichen Unterschied bedeutet. 


Resorption ist eben keine Sekretion, und Nährstoffe sind keine 
Sekrete. | 


Es gibt nur eine Art von Sekreten, das sind die Sonder- 
erzeugnisse . sekretorischen Gewebes. Alles andere führt diesen 
Namen mit Unrecht, wodurch nur Unklarheit und Verwirrung ge- 
stiftet und der Fortschritt der Wissenschaft infolge der Vermengung 
ganz ungleichartiger Dinge gehemmt wird. l i 

Man kann diesem Übel auch nicht dadurch abhelfen, daß 
man, wie dies Bied] und Gley tun im Gesamtgebiet der inneren 
Sekretion den der Ernährung dienenden „Verdauungssekreten“ 
einen besonderen Platz anweist; sie gehören überhaupt nicht hinein. 
Man sage auch nicht, daß es sich bei diesem Einspruch nur um 
Wortklauberei und um Namensfragen handle. Mit den Namen be- 


. zeichnen wir bestimmte Begriffe, und Namenverwirrung ist Begriff- 


verwirrung. 


Wie ist es aber dazu gekommen? Vielleicht trägt die Beant- 
wortung dieser Frage etwas zur Klärung bei. | 


Die Lehre von der inneren Sekretion lenkte mit Macht die 
Aufmerksamkeit auf die große Bedeutung gewisser Stoffe, die von 
den endokrinen Organen in den Kreislauf abgesondert werden. 
Man lernte Störungen der Säftemischungkennen, Ausfallserscheinungen, 
Ersatzmöglichkeiten und wechselseitige Beeinflussungen, und man 
sprach wieder von Eukrasie und Dyskrasien wie zur Zeit der 
Humoralpathologie. Dadurch wurde die Erforschung des Säftestroms 
neu belebt und bald die Erkenntnis gewonnen, daß auch andere in 
den -Kreislauf gelangende Stoffe mannigfacher Art und Herkunft, 
auf dem Blutwege gewisse und mitunter für das Getriebe des 
Organismus recht bedeutungsvolle Wirkungen auszulösen berufen 
sind. Man nannte sie allgemein chemische Reizstoffe oder Hormone 


-re ~ 7 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


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(Starling), und bald entwickelte sich die neue Lehre von den 
chemischen Koordinationen der Körperfunktionen (Bayliss 
und Starling). Statt aber Endokrinologie und Hormonologie 
säuberlich auseinanderzuhalten, wurden, in Überschätzung des einen 
gemeinsamen Merkmals, alle an den Kreislauf abgegebenen 
Stoffe, wofern sie nur der unbestimmien und daher leicht zu be- 
friedigenden Forderung nach irgend einer auf dem Blutwege aus- 
geübten Bewirkung entsprachen, unterschiedslos innere Sekrete 
enannt. 

. Hierin liegt der Grundfehler. Unter dem blendenden Ein- 
drucke der neuen Einsicht in die chemischen Regulationen sah 
man über die großen Unterschiede der dabei in Betracht kommenden 


Stoffe und Wirkungen achtlos hinweg und nahm, ohne Rücksicht | 


auf Sinn und Bedeutung, die gerade sehr populär gewordene Be- 
zeichnung „innere Sekrete“ für alle die neu aufgefundenen oder 
vermeintlichen chemischen Reizstoffe an. Nun dauerte es nicht 
mehr lange, und man 'dehnte die gleiche Bezeichnung (innere 


` Sekrete oder Inkrete) überhaupt auf alle in den Säftestrom ge- 


langenden Stoffe, einschließlich der Nährstoffe, aus. 

Ich führe als Beispiel die Einteilung der inneren Sekrete 
nach Gley an, welcher folgende Gruppen unterscheidet: 

1. Innere Sekrete, die als Nährstoffe dienen: (Glukose, Fett- 
Fibrinogen). l | 

2. Harmozone (durch welche chemische Vorgänge oder 
Funktionen reguliert werden). 

3. Hormone (mit chemischen oder physiologischen Wirkungen, 
darunter Sekretin). | 

4. Parhormone (Kohlensäure, Harnstoff). 

Aus solchen Gruppierungen — ähnlich unterscheidet Bied] 
nutritive, morphogenetische und funktionelle innere’Sekrete 
— geht hervor, daß man zwar der weitgehenden Ungleichartigkeit 
der ohne zwingenden Grund zusammengefaßten Stoffe einigermaßen 
Rechnung zu tragen sucht, sich aber doch nicht entschließen kann, 
völlig reinen Tisch zu machen. Wenigstens nicht in der Theorie. 
In der Praxis verfährt man gewöhnlich anders, und die meisten 
größeren Werke über innere Sekretion (Biedl, Swale Vincent, 
E. S. Schafer, Pende usw.) handeln fast garnicht von den 
chemischen Regulationen im allgemeinen, sondern vor allem und 
fast ausschließlich von den eigentlichen und echten Drüsen der 
inneren Sekretion. Das spricht dafür, daß man sich aller theoretischen 
Voreingenommenheit zum Trotz des rechten Weges wohl bewußt 
ist. Zwar glaubt Biedl dieses Vorgehen förmlich rechtfertigen zu 
müssen, indem er sagt, daß er mehr dem eingebürgerten Gebrauche 
als einer irgendwie begründeten Unterscheidung folgend, zunächst 
die sog. Blutdrüsen, d. h. die Drüsen ohne Ausführungsgang, und 
dann die sonstigen innersekretorischen Organe (Keimdrüsen, Pankreas, 
Speicheldrüsen, Magen-Darmschleimhaut, Nieren) besprechen wolle. 
‚Aber er würde sich gewiß nicht scheuen, mit diesem Brauche zu 
brechen, wenn diese Unterscheidung nicht vollauf gerechtfertigt wäre. 

Die Lehre von der inneren Sekretion umfaßt ein bestimmtes, 


-= ziemlich gut abgegrenztes Gebiet; die Wissenschaft von den chemischen 


Regulationen ist derzeit erst im Werden, ibr Inhalt noch ungeordnet 
und unbegrenzt. Selbst wenn die Forschung den umgekehrten 
eg gegangen wäre und zuerst im allgemeinen die chemisch- 


~ Tegulatorische Bedeutung vieler im Blutstrom kreisender Stoffe er- 
‚kannt worden wäre, hätte man sich bald veranlaßt gesehen, den 


Organen mit innerer Sekretion eine Sonderstellung einzu- 
räumen. Nicht nur vom morphologischen Standpunkte, wiewohl 
niemand leugnen wird, daß die Morphologie an der wissenschaft- 
lichen Begründung der Endokrinologie verdienstvoll mitgewirkt hat. 
Aber der Begriff der Drüse ist bei weitem kein morphologischer. 

rüsen sind Organe nicht nur von bestimmter Bauart, sondern auch 


m ganz bestimmter Wirkungsweise. Wer zugibt, daß man sich unter ` 
p Tüsen, Sekreten und Sekretion“ bestimmte Organe, besondere 
'zeugnisse und eine eigenartige stoffliche Zellfunktion vorzustellen 


hat, mit dem wird auch über die innersekretorischen Organe 

und Vorgänge eine Einigung unschwer zu erzielen sein. 

H Ein klassisches Vorbild bieten die ausnahmslos anerkannten 
Aupiorgane der inneren Sekretion (Schilddrüse, Epithelkörperchen, 


Hypophyse, Nebenniere). Vom typischen Bau epithelialer sekreto-. 


a Organe, bringen sie spezifische Stoffe in den Kreislauf, die 
is den normalen Entwicklungsgang und Fortbestand des Organis- 
Fak unentbehrlich sind. Diese Stoffe sind nicht leicht faßbar und 
arstellbar ‚und nicht‘ von der raschen, pharmakoiden Wirkungsweise 
ei eigentlichen Hormone. Nicht gleich chemischen Eilboten ruien 
all unverzüglich funktionelle Reaktionen hervor, sondern langsam, 
 &mählich vollziehen sich ihre Wirkungen und offenbaren sich die 


Störungen ihrer Absonderung, besonders während der Entwicklungs- 


zeit (Morphogenetische Inkrete von Biedl, Harmozone von 


‘Gley genannt). Aber nicht nur gestaltend, formbildend wirken sie, 


sondern die Gesamtpersönlichkeit schaffen, prägen und erhalten sie 
in ihrer leiblichen, geistigen und seelischen Integrität. Konstitu- 
ierende Inkrete könnte. man sie nennen. Daher die verderbliche, 


die Persönlichkeit zerstörende Wirkung ihrer Vernichtung, und nichts | 


beweist ihre Eigenart besser als der Umstand, daß die Störungen 
ihrer Ursprungsstätten ganz typische, einzigartige Krankheitsbilder 
hervorrufen (Myxödem, Akromegalie, Addisonsche Krankbeitu.a.m.), 
denen man bisher — wenn überhaupt —. nur organtherapeutisch 
beizukommen vermochte. 
Das sind endokrine Organe; das ist innere Sekretion. Hier 


läßt sich nicht bestreiten, daß es sich um einen besonderen, von 


Stoffwechsel, Resorption und Speicherung zu unterscheidenden Vor- 
gang handle. | 

Aber so klar liegt der Tatbestand nicht immer zutage; so 
vollkommen stimmen morphologische und physiologische. Merkmale 


nicht immer überein. Die Physiologen und Pathologen finden mit. 


zunehmenden Erfahrungen immer wieder Veranlassung, die Grenzen 
weiter zu stecken und zugunsten einzelner, ihnen maßgebend er- 
scheinender Merkmale alle anderen zu vernachlässigen. Dabei wurden, 
wie wir gesehen haben, zweifellos die Grenzen von manchen viel 
zu weit gezogen. Aber wenn man auch die Nähr- und Speicher- 


und Abbaustoffe und die ganze Hormonologie (im engeren Sinne) 


ausschließt, harren auch innerhalb des der Endokrinologie allseitig 
zuerkannten Gebietes noch genug Schwierigkeiten der Lösung. 
So wird man sich vorläufig damit abfinden müssen, daß die 
Thymus und Epiphyse den endokrinen Organen zugezählt werden, 
obwohl sie den typischen Drüsenbau nicht besitzen. 
Dagegen möchte ich hinsichtlich der Neurohypophyse und 


‘des chromaffinen Gewebes nachdrücklich hervorheben, daß sie - 


nicht nur der morphologischen Kritik nicht standhalten, sondern 
auch vom physiologischen Standpunkt aus Mißtrauen erwecken. 
Schon das entspricht nicht dem Wesen inkretorischer Organe, daß 
man so leicht Stoffe von rascher pharmakoider Wirksamkeit aus 
ihnen zu gewinnen vermag. 

Die endokrine Natur des chromaffinen Gewebes habe ich 
seit der Aufstellung dieses Gewebssystems angezweifelt. Das ist 
mir von physiologischer Seite sehr verübelt worden. Nun erlebe 
ich die Genugtunng, daß selbst hervorragende Physiologen das 
Adrenalin nicht mehr als inneres Sekret gelten lassen wollen (Gley, 
Stewart). Vom morphologischen Gesichtspunkte muß immer wieder 
betont werden, daß bisher, ganz abgesehen von der besonderen 
Entwicklung und Bauart, auch der einzig .dastehende Nervenreich- 
tum des chromaffinen Gewebes völlig unberücksichtigt geblieben 
ist. Wenn man nicht bloß die Marksubstanz der Nebenniere, sondern 
auch die Paraganglien sowie die intraganglionären und intraneuralen 
chromaffinen Körperchen in Betracht zieht, so drängt sich die Ver- 
mutung auf, daß die Beziehungen dieses Gewebes zum Nervensystem 
konstanter und wesentlicher seien als zum Blutgefäßsystem. Der 
außerordentliche Nervenreichtum der Nebenniere, seit langem bekannt, 
ist größtenteils für die chromaffine Marksubstanz bestimmt. Keine 
Drüse ist so überreich mit Nerven ausgestattet, die unmöglich nur. 
als Gefäß- oder Sekretionsnerven Verwendung finden können. In 
reichster Aufteilung umspinnen die Nervenendigungen die einzelnen 
chromaffinen Zellen, so daß man eine enge funktionelle Beziehung 
zwischen beiden annehmen muß. Welcher Art sie sein könnte, ist 
ganz, unklar. Keinesfalls die von Nervenzellen zu Neuriten; denn 


die chromaffinen Zellen sind fortsatzlose Abkömmlinge der 


sympathischen Ganglienanlagen und werden von den Nervenend- 
teilungen bloß umsponnen, etwa in der Art von Sinneszellen, so 
daß: man auch an eine (afferente) Beeinflussung der Nervenendigung 
durch die Zelle denken könnte. Das spreche ich nur zaghaft und 
mit allem Vorbehalt aus; aber davon bin ich fest überzeugt, daß 
dieser ungewöhnlichen Nervenversorgung eine Bedeutung zukommen 
müsse und die Funktion des chromaffinen Gewebes durch die An- 
nahme einer endokrinen Tätigkeit nicht restlos aufgeklärt sei. Sollte 
man dagegen wieder einwenden, daß ich auf die morphologischen 
Merkmale zu großes Gewicht lege, so möge man bedenken, daß der 
Nachweis der besonderen Innervationsverhältnisse zwar nur mit 
histologischen Methoden möglich, die Tatsache selbst aber keines- 
wegs eine rein 'morphologische ist, die den Physiologen nicht 
interessieren müßte. Bemerkenswert ist, daß auch schon manche 


ältere Autoren von einer Ladung der Nerven durch die Nebenniere 


sprechen und neuerdings Lichtwitz die merkwürdige Ansicht 
äußerte, daß das Adrenalin vielleicht in die Nerven sezerniert werde. 


spruche mehr begegnen, wenn dem Resorptionsgewebe eine 


schied hinwegtäuschen lassen, der darin liegt, daß das Resorptions- 


- nicht zuzunehm 


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© 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 14 September 
Wir sehen-also, daß es auch innerhalb des engeren Gebietes 


der Endokrinologie noch manche offene Frage gibt; umsomehr 
müssen wir bemüht sein, alles, was zweifellos nicht hineingehört, 


endgiltig abzustoßen, und auch hierbei kann die Morphologie der 
Physiologie nützliche Dienste leisten. 


Es wird nach den früheren Ausführungen wohl keinem Wider- 


würde für die weitere Forschung sicherlich einen großen Gewinn 
bedeuten, da durch die Abstoßung des Ungleichartigen die Erkennung 
des Wesentlichen sehr erleichtert würde. Dazu ist aber eine ge- 
rechte Würdigung aller uns zugänglichen Merkmale notwendig, von 
welcher Seite sie immer kommen mögen. In Gestalt und Gefüge 
kommt die biologische Wesenheit. und Eigenart der Organe nicht 
minder zum Ausdruck als in ihrer Wirkungsweise. Beides, Bau 
und Verrichtung, sind streng mit einander verknüpft. Nicht selten 
sind aber gerade die morphologischen Kennzeichen leichter und 
sicherer zu erfassen, so daß sie mitunter der weiteren physiologischen 
Forschung den Weg weisen konnten. | 
Wenn unsere menschliche Unzulänglichkeit uns zur Arbeits- 
teilung zwingt und die einen mehr die morphologische, die anderen 
die physiologische Arbeitsrichtung pflegen, so ist das nur ein Grund 
mehr, in verständigem Zusammenwirken Ergänzung unserer ein- 
seitigen und lückenhalten Beobachtungen zu suchen, um ein möglichst 
vollkommenes, einheitliches Bild der Dinge zu gewinnen, die Worte 
des großen Naturforschers Goethe beherzigend: 


'Müsset im. Naturbetrachten 
Immer eins wie alles achten, 


Nichts ist drinnen, nichts ist draußen, 
Denn was innen, das ist außen. 


innere Sekretion entschieden aberkannt wird. Wenn auch seine 
Zellen in hohem Grade die Fähigkeit zur Stofiverarbeitung besitzen 
und ihre Erzeugnisse an den Sältestrom abliefern, so. darf man sich. 
doch durch solche Analogien nicht über den grundsätzlichen Unter- Ä 
gewebe sein zu verarbeitendes Material nicht aus dem Blutstrom, 

sondern aus dem Verdauungskanal bezieht. Darin besteht ja gerade 
die besondere Aufgabe der Resorptionsorgane, daß sie Iremdartige, 
von außen eingeführte Nahrungsstofie zur Körpersubstanz umzu- 
wandeln und dann an den Säftestrom abzugeben haben. 


Etwas schwieriger ist die Frage nach der endokrinen Rolle 
der Leber, die von vielen Morphologen. und Physiologen -bejahend 
beantwortet wird. Vom morphologischen Standpunkte wäre aber 
doch erst genauer zu prüfen, ob aus einer bestimmten Bauart mit 
voller Sicherheit auf eine inkretorische Funktion geschlossen werden 
darf. Es ist oline weiteres zuzugeben, daß jedes einzelne Leber- 
]äppchen — von der kaum merklich in Erscheinung tretenden 
äußeren Gallensekretion abgesehen — in seinem Bau einem Epithel- 
körperchen, also dem vorbildlichen endokrinen Organe, gleicht: ein 
Netzwerk sekretorischer Zellstränge, reichlichst von weiten Blut- 
kapillaren durchzogen. Aber dieser scheinbar typische endokrine 
Bauplan stellt genau genommen doch nur eine sehr zweckmäßige 
Einrichtung für den Wechselverkehr tätiger Zellen mit dem Säfte- 
strom dar. Ob diese nun tatsächlich eigenartige Sekrete erzeugen‘ 
oder bloß zugeführtes Material — etwa Nährstoffe — speichern und 
allenfalls noch in nützlicher Weise weiterverarbeiten, das kann aus 
der Bauart allein nicht erschlossen werden. Da die Leber zweifellos 
nur die Aufgabe eines intermediären Stoffwechselorgans versieht, 
aber keine spezifischen Inkrete hervorbringt, noch hinsichtlich 
charakteristischer Korrelationen 'und Funktionsstörungen mit endo- 
krinen Organen auf eine Stufe gestellt werden kann, muß sie trotz 


des verführerischen Baues aus der Reihe der inkretorischen Organe 
gestrichen werden. | 


Unschwer wird es gelingen, die sog. endokrinen Fett- 
organe (Glandula insularis cervicalis oder adiposa von Pende, 
glandular adipose tissue von Cramer) wieder an ihren gebührenden 
Platz zu verweisen. Das. Fettgewebe ist weder nach seinem Baue 
und Zellcharakter, noch nach seiner Wirkungsweise und der Art 
seiner Stoffe ein sekretorisches. Ich will noch ein Unterscheidungs- 
merkmal besonders hervorheben: 

Die Drüsen mit innerer Sekretion 
zunehmender Beanspruchung ihre Tätigkeit zu steigern. Sie sind 
einer Aktivitätshypertrophie fähig, was besonders in der vikariierenden 
Hypertrophie deutlich zum Ausdruck kommt. Dagegen nimmt das 
Fettgewebe bei stärkerer Beanspruchung ab und wird sogar atrophisch, 
während es bei Nichtbedarf zunimmt, hypertrophiert,. Dadurch 
unterscheiden sich in charakteristischer Weise die Speicher- 


gewebe, zu denen das Fettgewebe gehört, von den sekretorischen, 
daß sie im Bedarisfalle ihre Vorräte abgeben und ihre Speicher 
entleeren, 


wodurch sie zum Schwinden, zur Atrophie, gebracht 
werden, während die Drüsen durch erhöhte Inanspruchnahme zu- 


nehmen, leistungsfähiger werden und reichlicher als sonst ihre 
spezifischen Stoffe erzeugen und absondern. Es gibt demnach keine 
„Fettdrüsen“, und Fett ist kein inneres Sekret. 

Auch die Zwischenzellen der Keimdrüsen, denen man 
ziemlich allgemein eine wichtige endokrine Rolle zuweist, zeigen 
im Tierreich, d. h. unter natürlichen Bedingungen, das eigentüm- 


liche Verhalten, daß sie bei guten Ernährungsverhältnissen und Nicht- 


beanspruchung zunehmen und in voller Ausbildung bestehen bleiben, 


bei mangelhafter Nahrung aber abnehmen, besonders ‚dann, wenn 
ihre aufgestapelten Vorräte für die Entfaltung der Keimdrüsen be- 
nötigt werden. Auch sie scheinen demnach durch Inanspruchnahme 
en und leistungsfähiger zu werden, sondern im Be- 
dartsfalle durch Abgabe von Speicherstoifen abzunehmen, wodurch 
sie sich in biologischer Hinsicht wesentlich vom inkretorischen Ge- 
webe unterscheiden. Die endokrine Natur der Zwischenzellen ist 
bisher unbewiesen, ihre Zugehörigkeit zum Speichergewebe wahr- 
scheinlich. 

In dieser Weise scheint es mir doch möglich, wieder zu einer 
vernünftigen Abgrenzung der inneren Sekretion zu gelangen. Das 


Über Vasalgien und Hypertonien im Klimakterium.” 
Ä Von Prof. Dr. J. Wiesel, Wien. 


Ein besonders wichtiges Kapitel der klimakterischen Be- 
schwerden bildet jenes von den Vasalgien, also von Schmerzen, 
die in den Gefäßen — Arterien und Venen — lokalisiert, teils im 
. Sinne dauernder Schmerzen, teils im Sinne anfallsweise auftretender 
Attacken zur Beobachtung gelangen. Natürlich muß als oberstes 
Gesetz gelten, nur jene Formen von Vasalgien und Gefäßkrämpfen 
‚als rein klimakterische zu werten, für die wir nach dem Stande 
unseres jetzigen Wissens eine anderweitige Erkrankung ausschließen 
können bzw. wo wiederholte klinische Untersuchung keinen An- 
haltspunkt dafür bietet, daß ein anatomisch greifbarer Prozeß am 
Herz oder an den Gefäßen vorliegt. Während die Krampfzustände 
einer besonderen Labilität der Vasomotoren während dieser Lebens- 
epoche ihren Ursprung verdanken und in Parallele mit den bekannten 
‘klimakterischen Hitzewallungen zu setzen sind, halten wir die 
kontinuierlichen Gefäßschmerzen für eine Folge der klimakteri- 
schenHyperästhesien an den verschiedensten Organen und Sinnesappa- 
raten. Daß Gefäße hyperästhetisch werden können, lehrt der ana- 
tomische Aufbau der Arterien und Venen ohne weiteres: die Genese 
der Gefäßhyperästhesie allerdings ist dunkel: ob hierbei eine Art 


toxische Neuritis, durch Stoffwechselprozesse bedingt vorliegt, wäre 
genauerer Forschung wert. . 


Was die, reinen Vasalgien anlangt, also jene‘ Schmerz 
haftigkeit der großen Gefäße, die ohne Krampfzustände verlaufen, 
so scheinen sie für das Klimakterium beider Geschlechter etwas 
Charakteristisches darzustellen, obwohl wir Ähnliches auch gelegent- 
lich während der ersten Stadien der Gravidität beobachten können‘). 
Zu Beginn des Klimakteriums bloß auf Druck auftretend, bleibt die 
Gefäßschmerzhaftigkeit später auch spontan bestehe 


n. Die Karo- _ 
tiden, die Schläfenarterien, die Aorta im Jugulum, die Arterien des 
Beines und des Fußes sind Hauptsitze der Schmerzen, seltener die 


-Brachialarterien. Die großen Venenstämme der unteren Extrem- 
täten sind bevorzugte Stellen für Vasalgien — mit oder ohne gleich- 
zeitige Varizenbildung. Daß die Gefäße der Sitz der ‚Schmerzen 
sind, lehrt eine subtile Untersuchung ohne weiteres; sogar bel Hyper- 
'ästhesien der angrenzenden Hautpartien wird der Druck auf die 
Gefäßstämme oft so schmerzhaft empfunden, daß er zum Aufschreien 

führt. Die Karotiden und die Temporalarterien sind die zuerst 
als schmerzhaft angegebenen Gefäße; vor allem in der Kälte oder 
bei schroffem Übergang von einer Temperatur in die andere treten 
die Schmerzen auf. Die exquisite Druckempfindlichkeit der Gefäße 
scheint mir ein wichtiges differentialdiagnostisches Moment 508°? 
‚arteriosklerotische Prozesse abzugeben; nur jene Erkrankungen al 
Arterien und Venen, die zum intermittierenden Hinken führen, er 
zeugen spontane oder Druckschmerzen, was aber bei den hier nie 


besitzen die Fähigkeit, bei 


*) Bearbeitet nach dem in dem Handbuch „Biologie des Weibes“ 
von Halban und Seitz (Verla 


Urban & Schwarzenberg) demnächst 
erscheinenden Beitrag: „Innere Klinik des Klimakteriums“. _ . den 
1) Ausführlicheres in der im gleichen Verlage erscheinen 
| Monographie: „Innere Klinik der Gravidität“. 


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14. September 


zu vermissenden entzündlichen Vorgängen in der Adventitia und 
im umgebenden perivaskulären Gewebe nicht wundernehmen darf. 

Von besonderer praktischer Wichtigkeit ist die Schmerzhaftig- 
keit der großen Gefäßstämme an den unteren Extremitäten, vor 
allem in der Kniekehle. Durch sie kann die Gehfähigkeit stark 
behindert werden; Verwechslungen mit den verschiedenartigsten 
Prozessen an den Kniegelenken sind hierbei außerordentlich häufig. 
‚Während die Kniekehle selbst in schweren Fällen anatomischer 
Gelenkserkrankung fast nie Sitz von Schmerzen ist, sind bei 


klimakterischen Frauen die Kniekehlen bzw. die dort verlaufenden. 


Gefäße eminent druckempfindlich bzw. spontan schmerzend. Das 
Gleiche gilt von Schmerzen im Gebiet der Saphena, die vor allem 
beim Sitzen mit herabhängenden Beinen in. Erscheinung treten, sowie 
von Schmerzen der Fußarterien, die zwar an jene des intermittieren- 
den Hinkens erinnern, sich aber klinisch leicht von der echten 
Claudicatio intermittens unterscheiden lassen. Die hierher gehören- 
den klimakterischen Schmerzen sind: kontinuierlich, steigern sich zwar 


‚beim Gehen, werden mit Parästhesien verbunden geschildert, lassen 


aber die für das intermittierende Hinken charakteristischen Symptome 
des Krampfes, der Blässe, Kühle der Haut, des kleinen oder fehlen- 


den Pulses stets vermissen. Im Gegenteil: Wärme, ja Hitzegefühl, 


das auch objektiv nachweisbar ist, gut tastbarer Puls im betroffenen 


Gebiet sind Charakteristika der klimakterischen Vasalgie. Daß diese 


Schmerzen häufig auf Neuritiden des Ischiadikus, tiefliegende 
Varikositäten, etwa bestehenden Plattfuß bezogen werden, sei neben- 
bei bemerkt. | 


Einer besonderen Besprechung bedürfen die Aortalgien, die 


unter dem klinischen Bilde ähnlich dem der Angina. pectoris ver- 


laufen, und so überaus häufig zu der schwerwiegenden Diagnose 
„Arteriosklerose der Aorta oder der Koronararterien“ Anlaß geben, 
allerdings in erster Linie bei Männern, bei welchen analoge Vor- 
gänge häufiger vorkommen als bei Frauen. Sicher ist, daß hierher- 
gehörige schmerzhafte Sensationen auch ohne arteriosklerotische 
Veränderungen in den Koronararterien oder der Aortenwurzel vor- 
kommen, wie ja auch schwerste anatomische Veränderungen an den 
erwähnten Gefäßabschnitten zeitlebens ohne anginöse Zustände ver- 
laufen können. (Eine Ausnahme scheint: bloß die Lues der Gefäße 


m machen.) Wie falsch ist es daher, nach einmaliger Untersuchung: 


die für den Kranken so ‚außerordentlich deprimierende Diagnose 
einer Angina pectoris vera verlauten zu lassen. Die Entscheidung, 


Inwieweit sklerotische Prozesse hier eine Rolle spielen, läßt sich 


selbst nach langjähriger Beobachtung oft nicht mit Sicherheit fällen. 

le wenig erst nach einer einmaligen Untersuchung! Wenn also 
bei Frauen mit den ersten Zeichen des Klimakteriums diese Form 
der Vasalgien sich als Frühsymptem etabliert und wiederholte 
Untersuchung keine Zeichen einer Arteriosklerose auffinden läßt, 
wird man diese Vasalgien besonders bei ihrer Tendenz, mit der Zeit 


abzuklingen, wohl mit Fug und Recht auf.den Wechsel beziehen 


dürfen. Man kann Aschner nicht zustimmen, wenn er diese Form 
der „Angina pectoris“ nur bei nervös disponierten oder in ihrer 
Konstitution labilen Frauen sieht. Es sind iu erster Linie Frauen 
vom intersexuellen Typus; also Frauen mit „virilem“ Verlauf 


a des Klimakteriums, zu denen ja auch das Gros geistig arbeitender 


Frauen gehört, die an Aortalgien leiden; letztere fehlen bei den 
mehr asthenischen Frauen, die andere Erscheinungen von seiten 
des Zirkulationsapparates aufweisen. Die Angina pectoris ist eine 
eminent „männliche“ Erkrankung: dieser Satz bewahrheitet sich auch 
bei Beobachtung jener Frauen, die an klimakterischer „Angina pec- 
toris“ leiden. Rein praktisch verhält es sich wäbrend der in Rede 
stehenden Lebensepoche (bei unseren noch so außerordentlich 
Mangelhaften Kenntnissen der Ursachen der echten Angina pectoris) 
So, daß wir, natürlich bei Fehlen jedes unseren Sinnen zugäng- 
lichen anatomischen Substrates die im Beginne des Klimakteriums 


aultretenden Angina pectoris-ähnlichen Zustände als mit dem Kli- 


makterium in Zusammenhang stehend. auffassen dürfen und vor 
allem den Į 


dr Kranken gegenüber der Meinung in diesem Sinne Aus- 
uck verleihen müssen, was um so wichtiger ist, als manchmal die 


Psychische Beeinflussung derartiger Zustände in überraschend gün- 


it Sinne vom Standpunkte aus, es handle sich nicht um Arterio- 
f iia gelingt. Keinesfalls sehe ich einen Grund, die klimakterische 
„sind pectoris“ als etwas anderes aufzufassen, als die vielfachen 


‚bierhergehör igen Symptome in anderen Gefäßbezirken. Bloß die Lo- 
alisation, und in manchen Fällen vielleicht auch die Prognose (bei 


„Der sich etablierenden anatomischen Veränderungen) sind es, die 

In diesem speziellen Falle etwas Besonderes darstellen. 

Der Verlauf der Vasalgien im Bereich der hier interessierenden 
schnitte ist gewöhnlich folgender: ihr Beginn scheint häufig 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


| sie treten auch 


1275 


mit den ersten klimakterischen Menstruationsstörungen zusammen- 


zufallen. Zunächst treten unangenehme Sensationen in der Herz- 


gegend auf, die von vornherein mit Ausbleiben einzelner Pulse ein- 


hergehen können und manchmal von Haus aus von Tachykardie 
begleitet sind (wichtiges Unterscheidungsmerkmal gegen die echte 
Angina pectoris!). Die Anfälle treten auch ohne körperliche An- 
strengung, aber um so leichter nach psychischen Emotionen auf; 


häufig ist der Abend oder die Nacht der Zeitpunkt derartiger 


Attacken, welche dann als eine Ursache der klimakterischen Schlaf- 
störungen nicht übersehen werden dürfen. Herzklopfen, das nur 
ausnahmsweise mit Dyspnöe verbunden ist, geht mit zunächst an 
der Herzspitze lokalisierten Schmerzen einher; 
Oppressionsgefühl bei Fehlen von Tachykardie, Arhythmie, ‚Schmerzen 


und Erstickungsgefühl ist als Initialsymptom seltener: Bei nach 
' Mahlzeiten auftretenden Oppressionen darf niemals Zwerchfellhoch- 


stand als eventuell alleinige Ursache übersehen werden. 


Wie viele Fälle von „Angina pectoris“ entpuppen sich als Folge _ 


dieses überaus häufigen und relativ harmlosen Vorkommnisses! 
Die oben beschriebenen schmerzhaften Sensationen mit oder 


ohne Tachykardie berechtigen noch durchaus nicht zur Diagnose 


von Angina pectoris, ebensowenig wie sie für eine organische .Er- 
krankung von seiten des Herzens mit bereits einsetzenden abend- 
lichen oder nächtlichen leichten Insuflizienzerscheinungen sprechen. 


In späteren Zeiten, sozusagen auf der Höhe des Klimakteriums, . 


nehmen diese Beschwerden allerdings manchmal wesentlich zu; 
zu anderen Tageszeiten und auch nach 
körperlichen Anstrengungen auf, was immerhin auf eine leichtere 


‚Ermüdbarkeit des Herzmuskels hindeutet. In diesen Fällen wird 


man auch bei mageren Frauen einen gewissen Grad von Dyspnöe 
nicht vermissen, obwohl die klimakterische Dyspnöe durchaus nicht 
für den in Rede stehenden Symptomenkomplex. Charakteristisches 
darstellt. In einer Auswahl von Fällen findet man diese Vasalgien ver- 
bunden mit ausstrahlenden Schmerzen, wie bei derechten Angina 


pectoris, wenn sie auch fast niemals sich mit dem schweren Zu- . 


standsbild der echten Angina pectoris .decken; charakteristisch für 
die in Rede stehende Form ist die Häufung der Anfälle bei nur 
wenig gestörtem Allgemeinbefinden. In den Anfangsstadien treten 
sie mit Vorliebe in den Nachmittagsstunden nach körperlicher Be- 
wegung im Anschluß an die Mahlzeit, bei Temperaturwechsel, beim 
Auskleiden oder Waschen mit kaltem Wasser usw. auf. Bei völliger 
Ruhe kommt es kaum je zu einem wirklichen Anfall mit Irradiationen. 

Als hervorstechende Momente während dieser Attacken be- 
obachtet man wohl krampfartige schnürende oder brennende sub- 
sternale Schmerzen. Die: eigentliche Präkordialangst fehlt aber 
immer, ebenso wie das Vernichiungsgefühl. Auch die Ausstrahlung 
der Schmerzen nach den Extremitäten hin erreicht selten jene In- 
tensität wie bei der echten Angina. Die in Rede stehenden Anfälle 
sind ferner eher mit Parästhesien als mit wirklichen Schmerzen 
verbunden. Öfter leitet sich der Anfall durch Parästhesien der ver- 
schiedensten Art in den Fingern oder in .der Hohlhand ein, die 
zentripetal fortschreitend, analoge Sensationen in der Herzgegend 
setzen. Die tastbaren Arterien der betroffenen Körperhälfte sind 
hierbei deutlich kontrahiert, die Atmung ist selbst bei schweren 
Anfällen nicht gestört. Die durch den überwältigenden Schmerz 
bedingte Atmungshemmung des echten anginösen Anfalles fehlt. 
Die Frauen sind auch während des Anfalles fast immer imstande, 
ihre momentanen Beschwerden zu schildern; es fehlt die große 
Angstlichkeit im Gesichtsausdruck und das Vermeiden jeder körper- 
lichen Bewegung. Die linke Brustseite, die Schulter, die obere 


Extremität wird hyperästhetisch gefunden, was wir übrigens auch: 


bei der echten Angina ‘sehen. Die Dauer der einzelnen Anfälle, 


diè sich auch in andere Körpergebiete, wie Kiefer, Schulterblätter, 


rechten Arm ‚gegen das Abdomen zu (Verwechslung mit Choleli- 


thiasis) ausbreiten können, ist gewöhnlich nur kurz. An den so-. 
‚genannten Status anginosus erinnernde Zustände kommen nicht vor 2), 


Auch die schmerzhaften Sensationen in den Fingern. und 


(seltener) in den Zehen gehören in das Gebiet der Vasalgien. Der 
Parästhesien in diesen Körpergebieten wurde bereits gedacht, aber 


es kommen mit heftigen Schmerzen verbundene Kramplzustände da- 
selbst vor, mit Gefühl von Totsein und objektiv nachweisbarer manch- 
mal schwerer Asphyxie. Diese Krampfzustände treten mit: Vorliebe 
morgens auf und werden ebenso leicht wie Gefäßkrämpfe an anderen 
Körperstellen durch Kälteeinwirkung,' schroffen Temperaturwechsel. 
ausgelöst. . Sind nicht nur die. Finger, sondern — allerdings 


2) Interessant ist die Kombination der Anfälle mit Hitzewallungen 
und partiellen Schweißen, deren Sitz bei den einzelnen Attacken stets: 


der gleiche zu sein pflegt. 


Eigentliches . 


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1276 


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seltener — die ganze Extremität Sitz der Vasalgie, so kommt es 
unter Umständen durch die sich häufenden Anfälle zu Bewegungs- 
hemmung und Hypästhesie, ja sogar Analgesie. Bei längerem 
Bestehen des Leidens entwickelt sich in vielen Fällen deutliche 
Gefäßparese, die Hände werden dunkelrot, fühlen sich heiß an, sind 
ödematös, neigen zu Ekzemen und Nagelkrankheiten. An den Zehen, 
die von Gefäßkrämpfen befallen werden, entwickeln sich im post- 
klimakterischen Alter leicht gangräneszierende Prozesse infolge 
lokaler endarteriittischer Zirkulationsstörungen. 

Neben diesen peripher lokalisierten Vasalgien möchte ich eine 
Reihe anderer während des Klimakteriums zur Beobachtung gelan- 
genden schmerzhaften Sensationen gleichfalls auf lokale Gefäß- 
krämpfe beziehen. So die oft wunleidlichen Parästhesien und 
Schmerzen in der. Zunge, wo sich nicht allzu selten infolge der 
häufigen Zirkulationsstörungen an Glossitis gemahnende Zustände 
entwickeln; desgleichen dürften krampfhalte Schmerzen im Schlund, 
sowie im Abdomen bei deutlicher Druckempfindlichkeit der Aorta 


(bei mageren Frauen) auf lokale Vasalgien sich beziehen lassen, wofür | 


auch therapeutische Erfolge sprechen. 
* 


i * 

Vielleicht ist hier der Ort, auf ein mehr objektives Symptom 
einzugehen: auf das vielfach beschriebene Symptom der klimak- 
terischen Hypertonie. Ohne an dieser Stelle die einschlägige 
Literatur anführen zu wollen (inbezug auf welche ich auf meine 
eingangs zitierte monographische Darstellung des Gegenstandes 
verweise), sei nur so viel hervorgehoben, daß die einen Autoren die 
Hypertonie auf den dauernd erhöhten Sympathikustonus beziehen — 
eine unrichtige Annahme, denn das Klimakterium ist das ausge- 
sprochenste Beispiel für Heterotonie, während andere wieder der 


Ansicht sind, daß durch den Ausfall der im Ovarium vorkommen 


sollenden vasodilatatorischen und blutdruckherabsetzenden Sub- 
stanzen und dadurch bedingtes Überwiegen der Antagonisten dieser 
hypothetischen Stoffe die Drucksteigerung zustande komme. Dem 
gegenüber sei aber hervorgehoben, daß genug Fälle übrig bleiben, 
die trotz erhöhtem Sympathikustonus — es sind das bestimmte 
hyperthyreotische Verlaufsiormen des Klimakteriums — niemals 
Blutdrucksteigerung aufweisen und überhaupt Hypertonie während 
des Klimakteriums mindestens ebenso oft fehlt wie sie vorkommt; 
selbst bei jenen Fällen fehlt, wo sie theoretisch zu erwarten wäre. 
Meiner Ansicht nach (auch Jaschke hat schon früher dieser 
Meinung Raum gegeben) müssen wir, alle jene Fälle, bei denen 


sich bei bestehender Hypertonie nach kürzerer oder längerer Zeit 


Störungen der Nierenfunktion einstellen, als nicht rein klimakterische 
Drucksteigerungen ausscheiden. Der Inhalt des Begriffes der 
„blanden Hypertonie“ schwankt noch außerordentlich, wie ja auch 
die Beziehung des Adrenalinstoffwechsels bzw. die Bedeutung 
drucksteigernder Inkrete für das Zustandekommen der Hypertonie 
noch nicht völlig geklärt ist. Von einer ausgesprochenen klimak- 
terischen Hyperadrenalinämie ist uns aber bis jetzt nichts Genaueres 
bekannt, obwohl manches für ihre Existenz zu sprechen. scheint. 
Ohne an dieser Stelle auf das Problem: der Drucksteigerung über- 


haupt einzugehen, wäre bloß das Folgende über die Klinik der 
klimakterischen Hypertonien zu sagen: 


Die Drucksteigerung während des Klimakteriums. 
manifestiert sich anders als in anderen Lebensepochen. Sie 


ist wenigstens in der ersten Zeit außerordentlich schwankend, d.h., 
die Druckhöhen variieren zu verschiedenen Tageszeiten, aber auch 
infolge verschiedener geistiger Anstrengungen und psychischer 
Emotionen in wesentlich höherem Maß als das sonst vorzukommen 
pflegt, wobei die betreffenden Frauen durchaus nicht zu den be- 
sonders erregbaren gehören müssen. Sehr häufig wechseln Zeiten 
des Überdruckes mit: solchen abnorm tiefen Drucks. Erst nach und 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


nach etabliert sich — manchmal — eine mehr gleichförmige Kurve. Auf 
eine einmalige Messung hin die Diagnose: „erhöhter Blutdruck“ zu 


Hypertonien, sondern Blutdruckschwankungen innerhalb be- 


. 14. September 


stellen, ist besonders im klimakterischen Alter verwerflich, weil nicht 


trächtlicher Werte das für das Klimakterium Charakteristische 
sind, während von Haus aus bestehende Hypertonie mit Gleich- 
förmigkeit der Messungskurve die Annahme einer rein klimakterischen 
Ursache höchst fragwürdig erscheinen läßt. 

Fälle mit erhöhtem Blutdruck leiden gemeiniglich auch sonst 
an Vasalgien und Krampfzuständen: häufig fällt die temporäre Druck- 
erhöhung mit den früher beschriebenen Schmerzattacken zusammen - 
und zwar nicht bloß mit den anginoiden Formen in der Herzgegend, 
sondern auch mit den erwähnten Krämpfen in anderen Körper- 
gebieten. Andererseits kommen aber auch Drucksteigerungen als 
Folge eines offenbar mehr universellen Gefäßkrampfes zu- 
stande. Diese universellen Gefäßkontraktionen, die im gegebenen 
Moment natürlich Drucksteigerungen zur Folge haben, dokumentieren 
sich, wie ich mehrfach beobachten konnte, durch plötzliches Härter- 
werden der zugänglichen Arterien. Zur Feststellung dieser Dinge 
ist es natürlich notwendig, die betreffenden Frauen in bezug auf 
ihren Gefäßapparat und Blutdruck genau zu kennen, weil alle 
Schlüsse, die man aus einer einmaligen, und vor allem erstmaligen Blut- 
druckmessung zieht, falsch sind. Derartige Attacken paroxysmaler 
Drucksteigerungen sind mit hHitzewallungen, Kopfschmerz, 
Schweißen oder Schwindel vergesellschaftet: nach Ablauf der Attacke 
lassen sich Bradykardie und dasSymptom der großen Pulse nachweisen, 
ähnlich wie man es nach Adrenalininjektionen zu sehen gewohnt 
ist, wie’ überhaupt der ganze Symptomenkomplex an die 
klinischen Folgen einer Adrenalininjektion erinnert.. Auch 
jene Fälle mit mehr dauernder Hypertonie und deutlich nachweis- 
barem Kontraktionszustand an den peripheren Geläßen, die häufig 
genug mit Verdiekung der Gefäßwand, id est sklerotischen Prozessen 
zum Schaden der Kranken verwechselt werden, gehören in die 
Gruppe der mehr Bradykarden. 

Hypertonien mit gleichzeitig bestehender Tachykardie, ein 
Syndrom, auf welches zuerst Mannaberg hinwies, wobei auch der 
Grundumsatz gesteigert ist, sieht man gelegentlich bei bestimmten 
Verlaufsfiormen des Klimakteriums. Charakteristisch aber für das 
Klimakterium, und wie es scheint nur für dieses, ist der hyper- 
tonische Anfall mit nachfolgender Bradykardie. 

Wir sind daher in der Lage, die Drucksteigerung als Folge 
attackenweise auftretender, mit oder ohne schmerzhafte Sensationen 
in verschiedenen Gefäßbezirken einhergehender Krampfzustände aul- 
zulassen, wobei wir freilich die Frage nach der Genese der Druck- 
steigerungen, bzw. der lokalen Gefäßkrämpfe, derzeit noch offen 
lassen müssen. Der erhöhte Sympathikustonus kann hierbei 
eine Rolle spielen; ob derselbe aber auf hormonalem Wege via 
chromaffines System zustande kommt, oder ob hier andere Momente 
eine Rolle spielen, steht vorläufig noch dahin. In bezug auf die 
Genese und Bedeutung von Gefäßkrämpfen überhaupt sei auch an 


dieser Stelle auf die schönen einschlägigen Arbeiten von P ál verwiesen. 


Faßt man das über das Verhalten des Blutdrucks 
im Klimakterium bis jetzt fesistehende zusammen, s0 
läßt sich sagen, daß die Druckschwankungen in sonst 
nicht zur Beobachtung gelangenden Grenzen, nicht die 
dauernde Hypertonie für das Klimakterium .charakte- 
ristisch sind. Ein weiteres Charakteristikum ist der auch 
objektiv nachweisbare lokale oder mehr universelle Ge- 
fäßkrampf mit konsekutiver Hochdrucksattacke und 
Bradykardie, der seinem klinischen Verlauf nach 


durchaus den Folgen einer intravenösen Adrenalininjek- 
tion gleicht. 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


Aus der Chirurgischen Klinik der Deutschen Universität in Prag. | scheinen die Veranlassung dafür abzugeben, daß das Geschwür auch 


Nachblutungen aus der Nahtstelle nach Magen- 
operationen. 


Von Prof. Dr. H. Schloffer. 


Nachblutungen nach Gastroenterostomien, die wegen, Magen- 
oder Duodenalgeschwüren ausgeführt worden waren, sind nach den 
vorliegenden Berichten keine Seltenheit. Der Druck und die Zerrungen, 
denen das offene Geschwür während der Operation unterworlen ist, 
die vermehrte Durchblutung, die nach der Operation auch in der 
Umgebung des eigentlichen Operationsgebietes eintreten mag, 


dann, wenn es vorher nicht geblutet hai, nach der Operation zu’ 
weilen recht stürmisch zu bluten beginnt. Eine nicht geringe Zahl 
von Gastroenterostomierten ist solchen Blutungen erlegen. In man- 
chen Fällen hat die Sektion ein offenes Gefäß am Geschwürsgrunde 
aufgedeckt, in anderen Fällen blieb bei der Autopsie die Quelle der 
Blutung unaufgeklärt und so hat man sich, ebenso wie in manchen 
nicht sezierten Fällen, mit der Annahme begnügt, daß die Blutung 
aus dem Geschwür erlolgt sei. 

Ungleich seltener sind nach den bisherigen Veröffentlichungen 
Nachblutungen, die von der Nahtstelle der G. E. oder der'Resektion 
herrühren. Man gewinnt den Eindruck, daß einzelne Chirurgen über- 


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14. September 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


1277 


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haupt nicht an die Möglichkeit einer Blutung von der Nahtlinie her 
denken, sondern nur an eine solche aus dem Geschwür. Nur aus- 
nahmsweise wird unter den Komplikationen der G.E. die Blutung 
an der Anastomosenstelle in erster Linie genannt [Sofus Wideroel)]. 


. Finsterer?) glaubt nicht an die Möglichkeit, daß nach Resektionen 


ernste Blutungen aus der Nahtstelle vorkommen. Er meint, daß bei 
sorgsamer Blutstillung die Blutung nach der Resektion niemals aus 
einem großen arteriellen Gefäß, wie bei einem penetrierenden Ulkus 
erfolgen könne, sondern nur aus einem Schleimhautgefäß, so daß bei 
niedrigem Blutdruck die Blutung von selbst stehen könne und tat- 
sächlich in vielen Fällen auch von selbst stehe. 

In manchen Fällen, die in der Literatur als Blutungen aus 
dem zurückgelassenen Ulkus aufgefaßt sind, scheint mir diese Deu- 
tung nicht über jeden Zweifel erhaben, indem hin und wieder auch 
die Vorstellung berechtigt ist, daß die Blutung ebensogut von der 
Nahtstelle gekommen sein könne. Um nur ein Beispiel zu erwähnen, 
hat in jüngster Zeit Metge®?) wieder mehrere Fälle von postoperativer 
Blutung mit tödlichem Ausgange mitgeteilt, die er alle als Ulkus- 
blutungen betrachtet und bei denen er die Nahtstelle als Ursache 
der Blutung ausdrücklich ausschließt. Welche Gründe ihn zu 
dieser Ausschließung veranlassen, ist in der Arbeit nicht aus- 
geführt. Aber demjenigen, der diese Gründe nicht kennt, drängt 
sich der Gedanke auf, daß doch in einem, vielleicht in zwei von 
den vier Fällen die Blutung nicht von dem Geschwür, sondern von 
der Nahtstelle ausgegangen sein könnte. 

Es darf nicht übersehen werden, daß auch bei der Sektion 
ein sicherer Nachweis der Quelle der Blutung zuweilen nur sehr 
schwer erbracht werden kann. Selbst dann, wenn die Blutung von 
der Nahtstelle herrührte, kann die Auffindung des offenen Lumens 
in dem durch die Naht veränderten Magen-Darmgewebe unmöglich 


sein. Blutige Imbibition der Wundlippen kann vorliegen, ob die 


Nahtstelle geblutet hat oder nicht, sie braucht aber trotz voraus- 
gegangener Blutung keinen ungewöhnlich hohen Grad anzunehmen. 
In dubio liegt es bei vorhandenem offenen Geschwür, auch wenn 
in demselben keine größeren offenen Lumina zu finden sind, immer 
nahe, das Geschwür für die Blutung verantwortlich zu machen, um- 
somehr als der Chirurg wohl gewöhnlich das Bewußtsein in sich 
trägt, alle nötige Sorgfalt an die Blutstillung gewendet zu haben 
und der Anatom sich ohne einen vorliegenden Beweis vom Gegenteil 
nicht entschließen wird, das Gegenteil anzunehmen. 

Immerhin ist durch eine Reihe von kasuistischen Berichten 
erwiesen, daß auch tödliche Nachblutungen von der Nahtstelle aus- 
gehen können (Brenner, Petrén, v. Haberer, Börger, Peter- 
mann u. A.); einige Fälle betreffen Gastroenterostomien, andere 
Resektionen. Auch die nicht tödlich verlaufenen Nachblutungen nach 
Resektionen beweisen durch ihr Vorkommen die von der Nahtstelle 
drohende Gefahr. v. Haberer®), der eine G. E. und eine Resektion 
infolge Blutung aus der Nahtstelle verloren hat, hätte wahrschein- 
lich noch mehr derartige Opfer bei Resektionen zu beklagen gehabt, 
wenn er nicht in 10 weiteren Resektionsfällen der Blutung wegen 
relaparotomiert hätte. Obgleich der Prozentsatz dieser Nachblutungen 
bei dem ungewöhnlich großen Resektionsmaterial v. Haberers ein 
unerheblicher bleibt, so ist doch die absolute Ziffer hoch genug, 
um neuerlich zu zeigen, daß auch ein geübter Magenchirurg vor 
solchen Blutungen nicht gefeit ist. | 


Auch ich war auf Grund der Erfahrungen an "meiner Klinik 


durch viele Jahre der Überzeugung, daß verhängnisvolle Blutungen 


. von der Nahtstelle aus nach Magen-Duodenaloperationen kaum zu 
Diese Auffassung wurde in empfindlicher Weise 


fürchten seien. 
durch eine Reihe von Erfahrungen richtiggestellt, die wir während 
des Jahres 1922 und Anfang 1923 gemacht haben. Es handelte sich 
um 6 schwere Nachblutungen, von denen 2 ohne Operation gestorben 
Sind, wärend von den übrigen 4 Fällen 3 nach der Relaparotomie 
am Leben erhalten werden konnten. Daß die Operation in den 
beiden ersten Fällen unterlassen wurde, hing in dem einen Falle 
mit der irrigen Vorstellung zusammen, bei Blutungen von der Naht- 
stelle sei die Aussicht auf spontanes Stehen der Blutung eine 
günstige, in dem anderen Falle damit, daß bei der Operation ein 
schwer resezierbares Geschwür nachgewiesen worden war, auf dessen 
echnung man die Blutung setzen zu missen glaubte. 
Es handelte sich in dem ersten Fall um eine Resektion wegen 
pylorischen Geschwürs, von dem nicht entschieden werden 


3 zul. I. Chir. 1918, S. 622, Ref. 

-) Zschr. f. Chir. Bd. 158, S. 114. 

i a f. Paie, 1924, No. 4, S. 131. Stoff 
wechselkh Bd 8 engl. Abhandl. a. d. Geb. d. Verdauungs- u. »toll- 


eines 


konnte, ob es nicht vielleicht bösartiger Natur war. Die Wieder- 


.vereinigung war nach Billroth II-Krönlein vorgenommen worden. 


Der Kranke kollabierte einige Stunden nach der Operation, aber erst 
in der folgenden Nacht trat Bluterbrechen auf, und kurz darauf war der 
Zustand bereits ein so elender, daß sich der betreffende Assistent von 
der Relaparotomie nichts mehr versprechen wollte, eher vielleicht auf 
ein spontanes Stehen der Blutung rechnen wollte. Bei der Sektion 
fanden sich an der Nahtstelle offene Gefüße, aus denen es geblutet 
hatte. Daß nebenher braune Atrophie des Herzens und der Leber 
gefunden wurde, ändert nichts an 
wenn auch zugegeben werden muß, daß ein gesünderer Organismus 
sich nach etwaigem Stehen der Blutung vielleicht noch hätte erholen 
können. 
| In dem zweiten Fall war wegen eines penetrierenden Ulcus 


' duodeni eine hintere G.E. mit Wilmsscher Ausschaltung gemacht 


worden. Der Kranke ging zweieinhalb Tage nach der Operation zu 
Grunde. Bluterbrechen war hier überhaupt nicht aufgetreten, aber am 
Tage nach der Operation wurden bei fast pulslosem Patienten 1!/, Liter 
alten stinkenden Blutes ausgehebert, am nächsten Tage kleinere Mengen, 
kein frisches Blut. -Der verantwortliche Assistent vermutete eine 
Blutung aus dem Ulkus und unterließ in der Hoffnung, die Blutung 
werde von selbst stehen, die Relaparotomie, zumal sich bei der Operation 
gezeigt hatte, daß die Resektion eine ungemein schwierige Aufgabe 
argestellt hätte. Bei der Sektion ließ sich an einem Winkel -der 
Anastomose Blut aus 2 offenen Gefäßlichtgingen hervorpressen. 
In diesen beiden Fällen war die Operation von Assistenten 
ausgeführt, die keine Neulinge auf dem Gebiet der Magenchirurgie 
waren. In beiden Fällen hätte möglicherweise die sofortige Rela- 


parotomie bei Kenntlichwerden der Blutung den Kranken zu retten 


vermocht. 


Ist man zu einer Relaparotomie wegen Nachblutung genötigt, 
so hat man sich, falls eine Resektion vorausgegangen ist, vor allem 
an die Nahtlinie und allenfalls auch an die Stelle des blinden 
Duodenalverschlusses zu halten, während bei einer G.E. wegen 
Geschwürs erst festzustellen ist, ob dieses oder die Nahtstelle 
blutet. Ist von. vornherein nur an die Nahtstelle zu denken, so 
kommen zwei Wege in Betracht: Die Umstechung der Nahtlinie 
von außen her und die Eröffnung des Magens mit Umstechung der 
blutenden Stelle unter Leitung des Auges. Ich zweifle nicht daran, 
daß diese beiden Wege des ölteren beschritten worden sind, wenn 
auch in der Literatur an einschlägigen Mitteilungen nicht viel zu 
finden ist. v. Haberer hat in den obenerwähnten 10 Resektions- 
fällen aufs Geratewohl eine breite nochmalige Übernähung. der 
Anastomose bzw. der Bürzel vorgenommen und seine Patienten 
gerettet, Wir haben von vornherein, auch nach der Resektion, die 
Eröffnung des Magens vorgezogen, weil diese den Vorteil bietet, 
daß man die Anastomosennaht gut übersehen und die Blutung unter 
der Leitung des Auges stillen kann. | | 

Von den vier Fällen, bei denen wir in die Lage gekommen 
sind, in dieser Weise vorzugehen, betrafen 2 Resektionen. Einmal war 
wegen Geschwürs in der Magenmitte diese bis zum Pylorus weg- 
genommen, das Duodenum blind verschlossen, die Wiedervereinigung 
nach Billroth II-Krönlein vorgenommen worden. Der Kranke 
befand sich nach der Operation durch zwei Tage wohl. Erst volle 
drei Tage nach der Operation trat Erbrechen von zunächst altem 
braunem Blut, dann von irischrotem Blut ein. Da die Pulszahl anstieg 
und der Puls recht weich wurde, wurde relaparotomiert (Dr. A. Horner). 
An der Magen-Darmnaht fand sich eine Stelle blutiger Imbibition an 
der Serosa, und nach Eröffnung des Magens durch einen Schnitt, 
3 Querfinger von der Anastomosennaht entfernt und parallel zu dieser, 
zeigte sich an der Schleimhautseite entsprechend der blutig imbibierten 
Serosastelle eine nicht geringe Blutung aus der Nahtlinie, die um- 
stochen wurde. Der Kranke wurde geheilt. In einem anderen Falle 
von Resektion nach Billroth II mußte noch am Tage der Operation 
relaparotomiert werden, die Blutung wurde vom Lumen aus umstochen; 
auch hier genas der Kranke. l l 

Zweimal handelte es sich um Gastroenterostomien, das eine Mal 
wegen Dilatatio ventriculi zufolge eines Geschwürsprozesses in der 
Pylorusgegend, das andere Mal wegen eines Duodenalgeschwürs. In 
dem ersten dieser beiden Fälle trat nach der dem erationstage 
folgenden Mitternacht reichliches Erbrechen frischen Blutes in der 
Gesamtmenge von etwa 1 Liter auf, der Puls verschlechterte sich 
erheblich. Die Relaparotomie mit Eröffnung des Magens durch einen 
Längsschnitt ergab Sickerblutung an mehreren Stellen im Bereiche der 
G.E.-Naht. Umstechung. Verschluß der Magenwunde in querer 
Richtung. Der Kranke wurde geheilt. In dem anderen Falle wurde 


am Aberd des Deren ae in gleicher Weise vorgegangen und : 
ahtstelle durch Umstechung zum Stehen- 


eine starke Blutung an der 
gebracht.. Auch dieser Kranke hat sich von der Blutung erholt, er 
ging aber unter den Erscheinungen einer Pneumonie 3 Tage später 
zu Grunde. Die Sektion ergab eine beiderseitige lobäre Pneumonie, 

Wir haben also 3 Kranke mit profuser Nachblutung nach 
Magenoperationen durch die Relaparotomie gerettet, während der 


er Tatsache des Verblutungstodes, 


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„sicher erkennen und uns auch davon überzeugen, 


» 


©, © 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


14. September 


vierte leider einer Pneumonie erlegen ist. Auch in diesem Fall 


. fand ‘sich bei der Sektion kein Blut mehr und keine Peritonitis, die 


zweite Eröffnung des Magens hatte dem Bauchfell keinen Schaden 


gebracht. 


' Gewiß gibi es Falle, wo der durch die Resektion geschaflene 
Zustand eine neuerliche breite Eröffnung des Magens zum Zwecke 
der Blutstillung an der Nahtlinie nicht geraten erscheinen läßt. 
Wenn die Nahtstelle sehr hoch kardiawärts gelegen ist, kann die 


neuerliche Mageneröffnung, insbesondere aber die Verschlußnaht 


derselben einen nicht ganz einfachen Eingriff darstellen, den man 
gerade solchen ausgebluteten Patienten nicht noch zumuten möchte. 


‚In solchen Fällen würde auch ich mich der’ Übernähung der Naht- | 
_ linie von außen durch tiefe, bis in das Lumen.oder nahe an dasselbe 


reichende, fortlaufende Nähte bedienen. Wo aber der zurückgelassene 
Magenabschnitt genügenden Raum für eine Gastrotomie bietet, sowie 
bei Blutungen nach Gastroenterostomien scheint mir die Gastrotomie 


der zweckmäßigere und den Erfolg besser verbürgende Eingriff zu 
. sein. Wir können (allenfalls durch kräftiges Abtupfen der Nahtlinie 


bei im Augenblick ‘etwa versiegter Blutung) die blutende Stelle 

ob unsere vom 
Lumen aus angelegten Umstechungsnähte die Blutung wirklich zum 
Stehen gebracht haben oder nicht. Das.ist in gleicher Weise bei 
der Umstechung von außer nicht der Fall, wenn auch viel Wahr- 
scheinlichkeit dafür spricht, daß wir bei kunstgerechter Durch- 
führung dieser Umstechungsnähte unter anderem auch das blutende 
Gefäß treffen. Da aber die größten Gefäße in der. Submukosa 
liegen, werden diese Umstechungsnähte bis in die Mukosa. hinein- 
geführt werden müssen, ein mit Rücksicht auf das nach per- 
forierender Naht doch einmal mögliche Dürchsickern - von Magen- 
inhalt nicht immer ganz unbedenklicher Vorgang. Natürlich können 


-- auch einmal die vom Lumen aus vorgenommenen Umstechungen, 


wenn sie tief geführt werden, perforieren, doch würde man in einem 
solchen Falle immer in der Lage sein, durch 1—2 darüber gesetzte, 


deckende Serosanähte diese perforierenden Nähte unschädlich zu 


machen, wogegen man nach der Übernähung der ganzen Anasto- 


mosennaht von außen her noch eine. zirkuläre deckende Serosanaht ` 


darüberlegen müßte, um der Perforationsgefahr mit voller Sicherheit 
aus dem Wege zu gehen. 


Die Gefahr, daß -man durch die Relaparotomie mit Eröffnung 


des Magens . die 'Bauchhöhle infiziert, scheint mir bei geeignetem. 


Vorgehen nicht groß zu sein. Man zieht. den Magen so gut 
als möglich vor, stopft an allen Seiten gründlich. mit Kochsalz- 
kompressen ab und operiert dann ähnlich wie bei einer Gastrotomie 
zur Entfernung eines Fremdkörpers. Gewiß hat die zweimalige Er- 


_ öffnung der Bauchhöhle mit der zweimaligen Narkose innerhalb eines 
. oder weniger Tage Nachteile für den Kranken, 


Die beiderseitige 
Pneumonie, an der der eine unserer Relaparotomierten zu Grunde 


gegangen ist, ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, - zumal der 


Fall in eine Jahreszeit fällt, wo der Transport der Kranken auf den 


Operationssaal durch lange und kaum heizbare Gänge auch sonst 


~ das Auftreten postoperativer Lungenkomplikationen an unserer Klinik 
‘zu begünstigen scheint. 


Ein weiterer Nachteil für diese Kranken ist es, daß die zwei- 
mal hintereinander genähten Bauchdecken nicht immer so verläßlich 
halten, wie sonstige Bauchdeckennähte. 


“ wunde wieder aufgehen, ist nicht von’ der Hand zu weisen. Wir 


haben das in einem der geheilten Fälle gesehen ‚und deshalb dort 
nachträglich eine Drahtnaht angelegt. Deswegen empfiehlt es sich 
in solchen Fällen, insbesondere, wenn es sich um Leute handelt, 
bei denen man im weiteren Verlauf auf bronchitische Komplikationen 
gefaßt sein muß, sicherheitshalber gleich nach der Relaparotomie 


eine stützende Bäuschchennaht mit Aluminium-Bronzedraht auszu- 


führen. 


Was den Zeitpunkt der postoperativen Blutungen aus der Naht- 
linie anbetrifft, so ereignen sich dieselben wohl ebenso wie die 
‚Blutungen aus dem Ulkus gewöhnlich am Tage der Operation 
oder am Tage darauf. Demgegenüber ist es auffallend, daß die 


durch Relaparotomie gestillte Nachblutung bei dem einen hier be- 


sprochenen Falle von Resektion erst drei Tage nach der Operation 
in Erscheinung trat, wogegen sich der Kranke in den ersten Tagen 
den Verhältnissen entsprechend wohl befunden bat, am zweiten besser 
als am ersten Tage, ohne Zeichen der Anämie darzubieien. 


Gewöhnlich wird es sich bei den Fällen, die an der Nahtstelle : 
bluten, wohl darum handeln, daß die Nähte der (fortlaufenden) in- 


neren Nahtreihe an der Stelle der Anastomose oder an der Ver- 


' ` sehlußnaht nicht eng genug oder nicht genau genug gelegen waren 


Die Möglichkeit, daß ein- 
mal einzelne Nähte im Bereiche der zweimal genähten Laparotomie- 


` 


und daß irgend ein n größeres Gefäß E 2 Nähten nicht genügend 
verschlossen war. Ein anderes Mal war vielleicht der Faden 
der inneren Nahtreihe. nicht genügend angezogen worden und wieder 
ein anderes Mal muß man vielleicht “daran denken, daß der’ 


Faden allmählich durchgeschnitten hat und dadurch locker geworden 


‘ist und daß so ein anfangs komprimiertes, aber nicht thrombosiertes. 
oder durch Verdauung des Thrombus wieder durchgängig gewordenes 
Gefäß geblutet: hat. Ein derartiger Vorgang dürfte bei der eben er- 
wähnten Resektion anzunehmen sein, denn anders ist der' Umstand, 
daß es in den beiden. ersten Tagen.nicht, dann aber ziemlich profus 
_ geblutet hat, kaum zu erklären. "Die Beobachtung ist insofern lehr- 
reich, als sie uns zeigt, daß die Blutung aus der Nahtstelle sich 
nicht gleich nach der Operation darzubieten braucht, sondern daß 
unter Umständen Tage bis dahin vergehen können. Diese Fest- 
stellung scheint mir wichtig, weil, obwohl im allgemeinen auch die 
` postoperativen Ulkusblutungen gleich nach der Operation auftreten, 
dennoch bei einer wegen Ulkus vorgenommenen G.E. die Versuchung 
ganz besonders naheliegen würde, eine erst mehrere Tage nach der 


Operation aufgetretene Blutung nicht auf die Nahtstelle, sondern auf | 


das zurückgelassene Geschwür zu beziehen. 


- Der Grad der postoperativen Blutungen aus der Nahtlinie ist 
glücklicherweise in der größten Mehrzahl der Fälle ein geringfügiger. 
Und insofern müssen wir Finsterer zustimmen, als auch wir solche 
Blutungen oft von selbst zum Stehen kommen sahen. Wir haben- 
 vorübergehendes blutiges Erbrechen, Blutbeimengung im Ausgeheber- 
‘ten oder Schwarzlärbung des ersten Stuhlganges ohne Zeichen grö- 
beren Blutverlustes hin und wieder beobachtet; solche geringfügige 
Blutungen mögen vielleicht auch einmal der ‘durch die federnden 
Darmklemmen | bedingten Schleimhautquetschung zuzuschreiben sein. 
In solchen Fällen tun ebenso wie bei Blutungen aus einem offenen 
Geschwür die Magenentleerung mit dem Schlauch, Injektion von 
frischem Plerdeserum (Diphtherieserum), auch die von v. Haberer 
empfohlenen Spülungen mit 1 °/,iger Lapislösung, von der wir ein- 
mal einen Erfolg gesehen zu haben glauben, gute Dienste. Wenn 
aber trotz solcher Mittel die Blutung weitergeht, dann befindet: sich 
der Chirurg der postoperativen Blutung gegenüber in derselben 
schweren Lage, wie bei der Blutung aus einem nicht operieren 
' Geschwür. Er' kann hoffen, daß beim Sinken der Herzkraft die 
Blutung von selbst steht und der Kranke sich dann wieder erholt, 
er muß aber auch der Möglichkeit ins Auge sehen, daß die Blutung 
andauert und der Kranke entweder der Blutung oder nachher einem 
geringfügigen interkurrenten Anlaß erliegt. So wie bei der Blutung 


‚aus dem nichtoperierten Geschwür die zunehmende Sicherheit der 


operativen Technik heute die Chirurgen häufiger als früher ibr Heil 
nicht im Abwarten, sondern im Eingreifen suchen läßt, gerade so 
oder noch viel mehr sollte das auch bei der postoperativen Blutung 
geschehen. 


Handelt es sich um eine Resektion oder ist nach einer G.E. 


der Gedanke, daß ein zurückgelassenes Geschwür blutet, abzulehnen, 


dann ist bei den ersten ausgeprägten Zeichen des Blutverlustes, 


Kleinerwerden des Pulses, blässerem Aussehen und dergl. unbedingt 


operativ einzugreifen. Die vage Hoffnung auf ein spontanes Stehen 
der Blutung kann ein Aufschieben der Operation in solchen Fällen 


nicht rechtfertigen. 


Aber auch dann, wenn nach einer G.E. wegen Ulkus die Ent- 
scheidung, ob die Nahtstelle oder das Geschwür blutet, nicht ge- 
troffen werden kann, wird im allgemeinen dieselbe Anzeige für die 
Operation bestehen. Etwas schwieriger mag der Entschluß sein, 
wenn man. die Operation vielleicht gerade deshalb auf eine G. E. 
beschränkt hat, weil sich das Ulkus als nicht oder nur schwer 
resezierbar erwiesen hat. In solchen Fällen an dem nunmehr 
ausgebluteten Patienten die früher abgelehnte Resektion -doch 
noch ausführen zu sollen, ist natürlich 
Dennoch sollte man aber auch dabei vor der Relaparotomie nicht 
zurückschrecken, zumal man: nie wissen kann, ob nicht doch nur 
eine Blutung aus der Nahtstelle vorliegt, deren Stillung ohne jede 
Schwierigkeit gelingt. Bei der Häufigkeit, mit der ich postoperative 
Nachblutungen an meiner Klinik gesehen habe, an denen. 4 Ope- 
rateurė beteiligt sind, darunter ich mit 2 Fällen, und bei dem Úm- 


bei Resektionen erlebt hat, kann ich die Nachblutung von der Nabt- 
stelle nicht für ein so überaus seltenes Ereignis ansehen. So sollen 
wir sie also auch bei zurückgelassenem Ulkus in Betracht ziehen, 
wenn die Frage der Relaparotomie zur Erwägung steht. 


blutungen durch genaue Blutstillung bei der Operation, Zu diesem 


nicht verlockend. 


stande, daß auch v. Haberer eine größere Zahl von Nachblutungen. 


Das Wichtigste ist natürlich die ‘Verhütung von Nach- 


Zwecke genügt im allgemeinen wohl die unter richtigem Mitfassen | 


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=- sofort gefühlt würde. 


14. September . 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 87. 


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1279 


der Wundränder aufmerksam ausgeführte fortlaufende innere Naht- 
reihe. Die Sicherheit der Blutstillung wird noch erhöht, wenn wir 


vorübergehend zu lüften und die blutenden Gefäße einzeln zu 
unterbinden. Das kann gewiß in vielen Fällen ohne Bedenken 
geschehen. Wenn wir aber — wie bei mancher hinteren G.E., bei 


“mancher hohen Resektion — in der Tiefe der Bauchhöhle nähen 


müssen, dann ist das Lüften der Klemmen wegen der zuweilen 
damit verbundenen Überschwemmung des Operationsgebietes mit 
einem Gemisch von Blut und Magen-Darmsalt nicht gleichgültig, 
und man vermeidet es lieber, zumal die gut angelegte fortlaufende 
Naht in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ja doch vollauf 
genügt. Durch grundsätzliches Lülten der Klemmen würde man 
wahrscheinlich mehr schaden als nützen. Unentbehrlich ist es, 
wenn man die innere Naht mit Knopfnähten ausführt. 

Wir selbst nähen bei Magenoperationen fast immer fort- 


laufend, unterbinden größere sichtbare Gefäße gewöhnlich noch 


einzeln, lüften aber die Klemmen nur ausnahmsweise. Bei der 
Naht der vorderen Wundlippen bedienen wir uns nicht selten der 
Schmiedenschen einstülpenden Naht oder wir fügen wenigstens, 


‚wenn sich während der gewöhnlichen fortlaufenden Kürschnernaht 


die Schleimbaut stärker vorzudrängen beginnt, etliche Schmieden- 
sche Stiche ein. Häufig machen wir aber nur eine einfache 
Kürschnernaht, und wenn sich dabei die Schleimhaut über Gebühr 
vorgedrängt hat, so tragen wir sie dann, um mit der Serosanaht 
nicht allzuweit abrücken zu müssen, mit einer zu diesem Zwecke 
stets vorbereiteten alten Hohlschere ab, die schon ausgeleiert ist, 
besonders weich geht, und zu deren Schließen überhaupt kein 
Fingerdruck mehr erforderlich ist. Ein Mitfassen des während der 
Naht stark angezogenen Fadens oder auch nur der Muskularis ist 
dabei vollkommen ausgeschlossen, weil der vermehrte Widerstand 
Es kann also anläßlich dieser Schleimhaut- 
abtragung eine Lockerung des blutstillenden Fadens gar’ nicht in 
Frage kommen. Übrigens bedienen wir uns dieses kleinen Kunst- 
griffes seit vielen Jahren sehr oft, und bedrohliche Nachblutungen 
aus der Nahtlinie haben wir außer den hier mitgeteilten, während 
kaum mehr als eines Jahres beobachteten Unglücksfällen sonst so 


gut wie nie gesehen. 


Zusammenfassung. 


l. Bei Nachblutungen nach Magenoperationen soll auch dann, 
wenn ein Geschwür zurückgeblieben war, von dem die Blutung 
stammen könnte, an die Möglichkeit einer Blutung aus der Naht- 
stelle gedacht werden. | 


~ 2. Bei stärkerer Blutung aus der Nahtstelle darf auf spontanes. 
Stehen der Blutung nicht gerechnet und muß die Relaparotomie 


vorgenommen werden. 

9. Die breite Eröffnung des Magens ist, wenn die anatomischen 
Verhältnisse sie erlauben, der sicherste Weg, die Blutung aufzu- 
decken und sie zu stillen. | 


Aus der Deutschen Universitäts-Kinderklinik in der Landesfindelanstalt 
in Prag. | 


Über Blasenausschläge im Säuglingsalter. 


Von Prof. Dr. Rudolf Fischl, Vorstand der Klinik. 


‚Die Beziehungen von Hautaffektionen zu krankhaften Prozessen 
des Gesamtorganismus sind speziell für das frühe Kindesalter schon 
lange behauptet worden, und auch die Relation solcher Verände- 
rungen zu den noch im Bereiche des Physiologischen liegenden 

squamationsvorgängen der obersten Epidermislagen finden in der 
pädiatrischen Literatur vielfache Berücksichtigung. 

, Ich brauche nur an die aus unserer Klinik stammenden Mit- 
teilungen von Ritters über die seinen Namen tragende Dermatitis 
exloliativa zu erinnern und die von Epstein betonte Rolle der 
desquamativen Vorgänge an der Haut und den Schleimhäuten in 
IR ersten Lebenstagen bis -wochen zu erwähnen. So ist es denn 
a begreiflich, daß diesen Zuständen bei uns seit jeher große 

v merksamkeit geschenkt wurde, und wenn ich es in den folgenden 
a unternehme, eine Reihe solcher Vorkommnisse zu schildern, 
Ei den Versuch mache, ihre Wege zu ergründen und ihre Be- 
di „ungen zueinander zu erforschen, so knüpfe ich an alte Tra- 

tionen an. 

Be dermatologische und pädiatrische Literatur bieten in dieser 

W ng nur geringe Ausbeute und erst in den letzten Jahren haben 

»caerich, Knöpfelmacher-Leiner sowie Wieland diesen 


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Fragen sich etwas eingehender zugewendet, ohne allerdings über | 
die ersten Anfänge der Erkenntnis hinauszugelangen. 
uns entschließen, die am Magen und Darm liegenden Klemmen | 


Ich habe es daher unternommen, die einschlägigen Beob- 
achtungen meiner Klinik aus den letzten drei Jahren, zumal an 


solchen bei uns kein Mangel herrscht, zu sammeln und will ver- 


suchen, gewisse gemeinsame Gesichtspunkte aufzustellen und eine 
halbwege Gruppierung der in Betracht kommenden Affektionen zu 
unternehmen. Bei der Zusammenstellung des Materials hat mich 
meine Assistentin Frau Dr. Olga Wreger in dankenswerter Weise 
unterstützt. Ä | | : 

Seit jeher konnten wir die Beobachtung machen, daß in jenen 
Kinder der ersten Lebenswochen betreffenden Fällen, die eine starke 
Desquamation der Haut darbieten, welche einerseits in leichter Vul- 
nerabilität derselben gegenüber der mazerierenden Wirkung des 
Fruchtwassers, andererseits in einer zu geringen und lückenhaften 
Ansammlung der vernix caseosa ihren Grund hat, sich sehr oft 
staphylomykotische Infektionen finden. Je intensiver und tiefgrei- 
fender die Schuppung, desto ausgedehnter sind die’ staphylomy- 
kotischen Prozesse, die offenbar in den tieferen Epidermislagen 
günstigere Angriffspunkte finden als in den oberen einen gewissen 
Selbstschutz besitzenden Schichten des Oberhautepithels. | 
u Besonders Frühgeburten mit ihrer an sich dünneren und emp- 
findlicheren Epidermis, die oft die stärksten Grade von Desqua- 
mation zeigen, sind häufige Opfer solcher oberflächlicher Eiterungen, 
welche nicht selten über die Produktion kleiner Pusteln hinaus sich 
zu ausgedehnter Blasenbildung steigern und auch in die Tiefe er- 
strecken. | en | 

Ich kann auf Grund. meiner Erfahrung versichern, daß eine 
scharfe Grenze zwischen Pustel- und Blasenbildung nicht besteht 
und daß wir sehr oft Gelegenheit haben, beide Manifestationen in 
inniger Durchmischung nebeneinander zu beobachten. 


Ich würde deshalb auch vorschlagen, die Bezeichnung Staphylo- : 
mykose für alle diese Prozesse anzuwenden und je nachdem sich . 


die Eiterung in den oberen Hautschichten abspielt oder in die Sub- 
kutis hinabsteigt, von einer Staphylomycosis superficialis und pro- 


funda zu sprechen. Will man in der Klassifizierung noch weiter. 


gehen, so kann man von vesikulöser, bullöser, ekthymatöser und 
phlegmonöser Staphylomykose sprechen, welche Einzeltypen sich 


auch kombinieren. Daß diese Formen nebeneinander vorkommen 


oder sich ablösen, ist eine alltägliche Erfahrung.. In der Regel 
eröfinet die oberflächliche Hauteiterung das Symptomenbild, doch 
kann auch der umgekehrte Fall eintreten, wie dies im Falle XVI 
meiner diesen Mitteilungen zu Grunde liegende Beobachtungen der 
Fall war, der ein Mädchen von 1!/ Monaten betraf, bei welchem 
sich im Gefolge einer Follikullitis abscedens zunächst ein nässendes 
Ekzem am Halse einsiellte, an welches sich eine den ganzen Stamm 
betreffende Staphylomykose schloß, deren einzelne Effloreszenzen 
teilweise ausgesprochenen Blasencharakter aufwiesen. In der Regel 


ist der Weg allerdings ein umgekehrter, indem zunächst die Eiter-. 


blasen kleineren und größeren Umfanges aulschießen und sich daran 


die Entwicklung von subkutanen Abszessen: schließt, wofür ich zahl- 


reiche Beispiele aus meiner Kasuistik anzuführen in der Lage wäre. 

Ein paar Worte über den Charakter dieser subkutanen Eite- 
rungen. ‚Sie sitzen in der Regel in den tieferen Lagen der Sub- 
kutis und sind entweder von geröteter oder von normaler Haut 
bedeckt. Ihren Weg in die Tiefe nehmen sie meist durch die Aus- 
führungsgänge der Schweißdrüsen, wie dies schon vor vielen Jahren 
Longard gezeigt hat, von dem die Bezeichnung: „Follikullitis absce- 


dens stammt, welche das Wesen der Affektion besser bezeichnet als 
die landläufige „Furunkulosis“. Es. handelt sich ja nicht um Fu- 


runkel, denn man findet diese Eiterherde weder um einen Haarbalg 


noch um eine Talgdrüse angeordnet und vermißt auch die zentrale 


Nekrose mit folgender Piropfbildung. Das hängt wohl damit zu- 
sammen, daß sowohl die Haarbälge als auch die Talgdrüsen in 
diesem Alter noch sehr mangelhaft entwickelt sind, während die 
Schweißdrüsen schon eine ganz bedeutende Größe aufweisen, da 
sie gewissermaßen auf Posten stehen, um bei Störungen der 
Perspiratio insensibilis vikariierend einzutreten. Mitunter gestatten 
die Verhältnisse geradezu die Verfolgung des Weges. So war 
dies der Fall bei einer sehr kleinen Frühgeburt, die nach künst- 
licher Überwärmung starke Schweißproduktion aufwies und im 
Anschlusse an diese eine große Zahl solcher Schweißdrüsenabszesse 
zeigte, von denen eine allgemeine septische Infektion ihren Ausgang 
nahm, der das Kind erlag (es handelte sich um eine konsultative 
Beobachtung aus meiner privaten Praxis). | 

Der Boden, auf dem die Hauteiterungen aufschießen, ist in 
der Regel durch anderweitige Erkrankungen gedüngt. ` Von dem 


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-` 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. - 02714 September iv; 


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i Einflusse der vorzeitigen Geburt habe ich bereits gesprochen, auf | _ Gelegentlich von. Versuchen mit Wismutbehandlung der kon- 
| : SE die Bedeutung anderweitiger Prozesse, speziell der Ernährungskrank- | genitalen Syphilis, über welche Max Frank berichtet hat,“ sahen 
| NR 4. heiten, hat besonders Czerny aufmerksam gemacht, und man findet | wir in drei Fällen, von denen zwei mit Tarbis, der dritte mit 
i piii _ regelmäßig in der ‚Vorgeschichte derartiger Affektionen dyspeptische | Wismut-Diasporal behandelt wurde, nach dem raschen.Abklingen . 
NE . Zustände, deren Einfluß auf den Alkaleszenzgrad des Blutes und der | der spezifischen Manifestationen das Auftreten eines großblasigen 
| BR .  .. Gewebssäfte im Sinne einer Herabsetzung desselben ja bekannt ist. | Pemphigus, dessen Blasen schnell platzten und die Veränderung zu 
en HR ‚Die schwerste Schädigung der Immunität. sowohl des Gesamt- | Geschwüren von Ekthyma térébrante durchmachten. Einer dieser 
a e An organismus als auch des Hautorgans bedingen die Mehlnährschäden, | Fälle, der ein besonders schweres Krankheitsbild därbot, sei. in 
` i iA, . welche eine geradezu uferlose Entwicklung solcher Eiterungsprozesse | Kürze berichtet: , | BE 2 
SETS, mit ausgesprochener Neigung zu Nekrose fördern, wie ich dies Mädchen von 2!/, Monaten mit papulösem Exanthem, das auf 
Erde gleichfalls an einem Beispiel kurz erläutern möchte. 3 | Injektionen von Wismut-Diasporat Klopfer rasch schwindet und fast 
| j p ban! an >: handelte sich um einen Knaben von vier Monaten, bei dem unmittelbar darauf von dem Auftreten eines großblasigen Pemphigus 
| i paread © -~ sich der Reihe nach eine schwere Follicullitis abscedens, eine Phleg- | abgelöst wird, dessen Effloreszenzen schnell platzen, starke Entzündung 
EYE mone des rechten Eilbogens, ein Pemphigus am Stamm sowie eine | des Blasengrundes und Nekrose in der Umgebung aufweisen. "Die 
Lu u Phlegmone der rechten Brustseite einstellten. Der großblasige Pem- Suche nach Spirochäten 1m Blaseninhalt ist resultatlos. ‚Aus den 
j i pennig phigus trat in wiederholten Schüben auf, und nach dem Platzen der. Blasen bilden ‚sich tiefgreifende Geschwüre, die zum Teil an den 
Aa pipaita lasen entwickelten sich auf dem Grunde derselben scharfrandige tief- _ Stellen des früheren en sitzen und sich bald in 
EN tät greifende Geschwüre mit vielfacher Neigung zu Gangrän und ohne die unregelmäßig begrenzte l Izerationen von polyzyklischem ‚Charakter 
ni, eringste Heilungstendenz. Das Kind erlag einer Pneumonie und bot umwandeln, welche die unterliegende Muskulatur. bloßlegen (die Ab- 
jui Bei der Sektion die Zeichen einer Sepsis, die sich besonders in einem bildung gibt einen ungefähren Begriff von der Schwere und Ausdehnung 
VEEE A n ne und parenchymatöser Degeneration der inneren eh a ee a en ner 
5 y! ' Organe manilestierten. | en | l ) i re À 16 
EE Einen Einfluß konstitutioneller Momento kanin man nicht fest- | 23ch Kurze Bostande rgetlos sobwindet (oin Ohrbelond, war nicht zu 
k J ERE stellen, indem weder Lymphatismus noch exsudative Diathese noch | und zu Abszedierung der rechten Tonsille. Das Kind -erliegt einer - 
13 I i endlich die der Leinerschen Erythrodermia desquamativa zu- | terminalen Pneumonie und zeigt bei der Sektion einen Retropharyngeal- 
a 9 pa grunde liegende Abartung mitspielen. Wohl aber sind es chronische | abszeß sowie parenchymatöse Degeneration der inneren Organe. Ich 
l i NE - Infektionskrankheiten, namentlich kongenitale Lues und Tuberkulose, | kann nicht umhin, anläßlich der Häufung solcher. Vorkommnisse die 
Wa d iy die wir in der Genese von Blasenausschlägen und der sich an diese | 
SACHE | 
a 


Wismuttherapie mitdenselben in ätiologischen Zusammenhang zubringen. 
schließenden Ekthymabildung eine wichtige Rolle spielen sehen. Von | / 


DER dem Vorkommen des Ekthyma, térébrante bei tuberkulösen Säug- | Fa. F A 7 TEE ; 
ne . lingen habe ich?) erst kürzlich berichtet; von den betreffenden Wir- | I. „aueh #2” RE ES REN N 

MR | iin kungen der kongenitalen Lues will ich an dieser Stelle einiges sagen. A 

ku t peitean | Eine aucb in praktischer Richtung sehr wichtige Beobachtüng N 

BR ieh in besteht darin, daß bei kongenital-luetischen Kindern sich mitunter , 
A \ Bein Nu noch vor dem Auftreten ‚spezifischer Hauterscheinungen Eiterungs- 

a AEG prozesse im Bereiche des Derma einstellen, in deren Blaseninhalt 

hENE ; Kae E 


Spirochäten nachweisbar sind, so daß diese Eiterherde gewisser- 


HA maßen ein Reizserum darstellen und wegen ihres bei hoher Konta- 
URIE iosität ganz harmlosen Aussehens größte Beachtung verdienen. | | 
iR giosität ganz harmlosen Au größe g ver | we 
ul Diesen relativ‘ seltenen Vorkommnissen stehen Fälle gegen- Nachdem schon Escherich und andere Autoren die noso- 
te } über, in denen die Lues gewissermaßen als Schrittmacher für die | logische: Sonderstellung der Dermatitis exfoliativa v. Ritter ange- 
a i Entwicklung staphylomykotischer Hautveränderungen dient, wie dies | zweifelt hatten, ist kürzlich Wieland auf Grund eines großen 
Ha ? aus dor folgenden Beobachtung hervorgeht. Br | Beobachtungsmaterials und gewichtiger klinischer, Argumente dafür 
ueil $ en Es nn n. a einen a T n a | eingetreten, in dieser Alfektion nur den höchsten Grad der an der 
g à 2 Tagen zur Aufnahme gelangte, und dessen Mutter nebst positiver | Haut des Säuglings sich abspielenden staphylomykotischen Prozesse 
Ba Wa.R. Zeichen von Lues darbot. Das Kind selbst zeigte ein spezifisches | zu erblicken, worin ich ihm auf Grund meiner Erfahrungen nur 
oe Exanthem von papulösem Charakter und neben diesem staphylo- | „ustimmen kann. Seit die Verhältnisse an der Klinik ee in 
EN: mykotische Veränderungen am ganzen Körper, in deren Sekret jedoch kvorenischer Richluns wesentlich . bessert hab en vr me 
sl ‚ auch bei Dunkeltelduntersuchung ` keine Spirochäten nachzuweisen | 1JS16MSC a a BEDESBEEN. JAVEN SO yL MT hi 
il Be waren. Daneben bestand eine Phlegmone ad nates. Aus den staphylo- | 84NZ ausnahmsweise solche Fälle, und auch diese spielen sich in 
ief a Be mykotischen Herden der Oberhaut entwickelten sich große eiter- milderen Formen ab. So der folgende Fall: 2. u 
Te n] EN gefüllte Blasen, die sich nach kurzem Bestande in ekthymatöse Geschwüre Mädchen von 10 Tagen, Frübgeburt, zeigt große Pemphigus- 
ah CE umwandelten und dort, wo sie im Bereiche der Schädelknochen saßen, | blasen am Stamme, die später auch auf das Gesicht übergreifen. Die 
BE heine zu Nekrose der obersten Knochenlagen führten. Das Kind erlag dieser | Epidermis am Rande der Blasen leicht abhebbar und auf weite Strecken 
a EORR DE Affektion und bot bei der Sektion die Erscheinungen von Pyämie | abzulösen, typischer Rhagadenkranz um die Mundspalte, langsame Ab- 
hekia A gaea (Abszesse in den Lungen, Nieren und der Muskulatur) sowie spezifische | heilung unter Eichenrindenbädern und Lykopodiumpulver. 
BR il z Yoe im Bereiche der Milz, Leber und der Koorpelknochen- |. Bemerkenswert ist, daß das Kind eine ganz besondere An- 
sn fen 'enzen dar. Ä | hbarkeit der Haut fü hiedene Veränderungen aufweist, 
en eDahad Bene ne sprechbarke er Hau r verschiedene Veränderungen 
a = u, - In einem anderen Falle, der ein Mädchen von 9 Tagen betraf, | denn es zeigt einerseits das von Blattner zuerst beschriebene und 
Ne Rn dessen Mutter nebst Eigenhemmung ihres Serums, die ich immer für | von Slawik richtig gedeutete Hautphänomen .in klassischer Ent- 
ee) 3 pargid luesverdächtig halte, auch sonstige suspekte Erscheinungen aufwies, | wicklung und daneben auch eine außerordentlich starke Cutis mar- 
hd Haste fanden sich nultiple P bien als einziges verdächtiges Symptom | t ee 
REN PERA RR fanden sich multiple Paronychien als einzi e ge morata. | u ER, 
NE | LE ETEN und daneben starke physiologische Schuppung, multiple Phleg- Den zweiten Fall möchte ich als fruste Form der Dermatitis 
il Eh: DENE monen sowie staphylomykotische Prozesse bei konstant negativer | exfoliativa auffassen. | 0 
u Ua Wa.R. Da das Kind keinerlei Störungen der Digestion darbot, war Es handelt sich um ein Mädchen von 31/, Wochen, etwas unter- 
je g apilat es naheliegend, das Auftreten der diversen Eiterungsprozesse A Stammekzem, papulöser Intertrigo, später großlamellöser 
1 ee gewissermaßen als metaluetisch aufzufassen. Abgang der Haut in der Gesäßgegend und an den Oberschenkeln, wo 
en EHEN Eri i . : . i di j 1 isl; j i nen; 
OR HERR: 1 Eine ähnliche Beobachtung ist die folgende: bei die en o nen en. leicht geröien en rien 
SE N 5 | i o M f ‘n lentikuls später treten plaquesartige Herde am Rücken und an den »eitenp 
ES ihn Mädchen von einem Monat. Die Mutter zeigt ein lentikuläres | Jang. p3 a | a er- 
ESS KEN BR l ; Jh Kind spärliche Pemphirusbl des Thorax auf, im Bereiche welcher die Epidermis wie zerrissen © 
R pti ak Syphilid (bei negativer Wa.R.!), das Kind spärliche Femphigusblasen | Scheint und sich leicht auf weite Strecken ablösen läßt. Stellenweise 
ei d KATAS am Stamme ohne Spirochäten im Blaseninhalt, eine Hämorrhagie im | konfluieren diese Herde und zeigen eine leichte Rötung ihres Grundes. . 
nl. 3 ERE Bereiche der linken Fußsohle und Staphylomykose des behaarten | Im Laufe der Beobachtung, die etwa einen Monat währt, tritt lang- 
BEE a SEN Kopfes. Erst mehrere toge pa H a bei ar T ones same Abheilung des Prozesses oin es 
isn a boeth luetisches Exanthem von papulösem Charakter im Gesicht, an den Er: : ; R ART - und 
Mae i AEn Wangen und an den oberen Extremitäten ein, das sich später auch in In ätiologischer Richtung sind es hauptsächlich Staphylo hr in | 
EAN Er! ih PT r den Halsfalten und an der Bauchhaut einstellt, deutliche Beziehungen Streptokokken, die als Erreger der ın Rede stehenden en ] | 
ae 3 FREE HE zwischen Lues und Reizung im Sinne Kreibich’s aufweisend. Betracht kommen; unsere Suche in dieser Richtung bot in der ege 
A i pet Mii | | | einen solchen Befund, und nur ganz selten, in toto zweimal, ar 
a sel o hant As A ` A 2 . . Š = 
Beh +i Bay | 1) Diagnostische und therapeutische Irrtümer, Abt. Kinderhlk., sich der Bacillus pyocyaneus, aber auch dieser n Gesellschalt > 
y ER DEFRA H, 6, Leipzig, G. Thieme, 1922. gewöhnlichen Eitererreger. Er bildet übrigens, namentlich zu 5 
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4. September 


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wissen Zeiten, einen recht häufigen Gast in unseren Räumen und 


ist.bereits wiederholt auch bei Mastitiden der Ammen nachgewiesen 


worden. 


als ursächliches Moment für das Großteil der Fälle sprechen auch 
Übertragungen von Kindern auf die Mütter, die allerdings im ganzen 
selten sind. Ich kann besonders über einen recht beweisenden Fall 
berichten, in dem von Pemphigus des Kindes eine Impetigo conta- 
- giosa bei der Mutter ihren Ausgang nahm. -- | Ea 
= Während wir bisher nur Prozesse behandelt haben, die sich 
in die große Gruppe der Siaphylomykosen. einreihen lassen und 
- bloße ‚graduelle Abstufungen darstellen, in deren Symptomenbild die 
Beschaffenheit der Haut, die Intensität des Infektes, anderweitige 
Erkrankungen des Kindes und die gegenseitigen Relationen zwischen 
Infekt und Objekt hineinspielen, ‘ gelangen wir im Folgenden zur 


“kurzen Besprechung von Blasenausschlägen anderer Ätiologie, die 


gleichfalls einer Erwähnung wert sind. 


So sehen wir des Öfteren, daß durch den Soorpilz verursachte 
Hautentzündungen, die sich besonders in der engeren und weiteren 


= Umgebung der Analölinung lokalisieren, Blasenbildung zeigen. Hat 


doch der erste Schilderer dieser Affektion, Ibrahim, sie nur in 
dieser Form "beobachtet, während wir .in 


am Rande oder auch zwischen die Einzeleffloreszenzen eingestreut 
kleine Blasen entwickeln können. 


Eine in den ersten Lebensmonaten fast gar nicht vorkommende 


Allektion, die gleichfalls- zu Blasenbildung führt, ist- die Impetigo 
contagiosa, von der ich in dieser Gruppe von Fällen (in toto 36) 
nut ein einziges Paradigma bei einem 21/, Monate alten Knaben 
- bedachten konnte, in dem sich die'Infektionsquelle nicht eruieren ließ. 
Eine gleichfalls ganz eigentümliche und sehr seltene Kombi- 

nation ist die von Urtikaria und Staphylomykose, weshalb es ge- 
- stattet sei, einen kurzen Bericht über diesen Fall zu geben. : 

. Es handelte sich um einen Knaben ‚von ‚drei Monaten, der. bei 
der Aufnahme einen urtikariaartigen Ausschlag am ganzen Körper 
zeigte, an den sich einige Tage später eine an den gleichen Stellen 
Iokalisierte Staphylomykose schloß, die in wiederholten Schüben auf- 
trat. Das Kind war hochgradig 'atrophisch, sein Fettgewebe bis auf das 
-Wangensaugpolster geschwunden, der Thorax auffallend weich, ‚die 

{mung stridorös. Im weiteren Verlaufe der Beobachtung stellte sich 
‚ein Gesichtsekzem ein, an das sich eigentümliche hämorrhagische Flecke 
im Gesicht, an der Wurzel des Skrotums sowie in der Glutäalgegend 
schlossen. Auch in diesem Falle muß von einer besonderen Krank- 
heitsbereitschaft der Haut gesprochen werden, deren offenbar konsti- 


. tutionelle Ursache sich nicht feststellen ließ. | | 
. „Wenn auch der gewöhnliche Strophulus sich mitunter bereits 
‚ m den ersten Lebensmonaten findet, so.gilt dies nicht für seine 
bullöse Form, der man: in der Regel erst. in den späteren Lebens- 
‚ Jahren begegnet, so daß eine solche Beobachtung, die ein Mädchen 
‚von 1Y/, Jahren betraf, kurze Erwähnung verdient. ` ` 


-~ Das Kind hatte eine intrauterine Fraktur des linken Unter- 
Schenkels mit nachfolgender Pseudarthrosenbildung erlitten und zeigte 


‘ 


einen auf den ganzen Körper, inklusive .das Gesicht sich erstreckenden 


"Strophulus bullosus. Bemerkenswert war es, daß ein nach der Operation 


der Pseudarthrose sich. einstellendes Erysipel gleichfalls eine starke 


Neigung zu Blasenbildung darbot. 


Eine Aifektion, welche ich nirgendwo beschrieben finde, und: 


je auch ich nur in diesem Falle zu sehen Gelegenheit hatte, möge 
‚den Beschluß bilden. 


| Es handelte sich um ein 9 Tage altes Mädchen, das mit der 
Mutter in die Klinik aufgenommen wurde. Diese berichtete, das Kind 


abe bereits in der Gebäranstält einen Blasenausschlag an der Stirne- 


dargeboten, Bei der Aufnahme fanden wir ein schwer krankes’hoch- 
fieberndes (Temp. 41 Grad) Kind mit ausgesprochenen toxischen Er- 
scheinungen, das auf der Stirne und der ‘oberen Hälfte des Stammes 
einen Ausschlag darbot, der aus dichtstehenden kleinen grau gefärbten 
Bläschen bestand. Beim Bestreichen der Stirne und des Stammes mit 
or Hand hatte man die Empfindung, über ein Reibeisen zu fahren. 


16 Untersuchung des spärlichen Harnes ergab mäßige Eiweiß- und. 


ückermengen, die Mutter erwies sich als sehr milcharm, und so ge- 
Augen wir zur Annahme, daß es sich um ein sogenanntes Durst- oder 


-0 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


In dem gleichen Sinne einer gewöhnlichen Eiterkokkeninfektion 


werden. 


| Übereinstimmung ` mit | . 
Bertha Kauffmann meist papulöse Herde sehen, aus denen sich 


"anspruchnabme der Perspiratio insensibilis erfolgte, die einerseits ` 


zu'starker Beschleunigung der Respiration, andererseits zu profuser 
Schweißbildung führte, bei der die multiplen. blasigen Abhebungen 
der Epidermis an der Stirne und am Stamme zustande gekommen 
waren, die sich nach. genügender Flüssigkeitszufuhr rasch und so 


gut wie restlos verloren. 


| Es gibt also außer den gewöhnlichen .mit Blasenbildung ein- 
hergehenden: Hautaffektionen der frühesten Lebenszeit auch noch 
andere durch eine solche charakterisierte Prozesse, deren genauere 
Kenntnis und Einordnung in das System vorläufig ausstehen. 'Wenn 
ich in meinen vorstehenden Mitteilungen den Versuch gemacht habe, 
die Aufmerksamkeit der Pädiater und Dermatologen auf dieses Kapitel 
zu lenken, so bin ich mir voll bewußt, damit erst einen tastenden 
Schritt nach vorwärts zu wagen und hoffe, daß. diese Anregungen 
das Interesse Anderer an ‘den in Rede stehenden Affektionen wecken 


- Aus der Deutschen Medizinischen Augenklinik Prag 
`- (Vorstand: Prof. Dr. A. Elschnig). 


Resektion des Canalis opticus bei Turmschädel. 
Von Prof. Dr. A. Elschnig, Prag. 


Die Ätiologie der Sehnervenairophie beim 'Turmschädel ist 
auch heute noch nicht einwandfrei sichergestellt. Die ältere Theorie, 
daß der Sehnerv durch eine Verengerung des Canalis ‘opticus 
Schaden leidet. hat sich als nicht stichhaltig, erwiesen, und dürfte 
heute wohl die Theorie von Behr, welcher eine Einklemmung des 
Nervus opticus’ zwischen dem Knie der Carotis interna und der 
Begrenzung des basilaren Endes des Canalis opticus als Ursache 
der Druckatropbie feststellte, größtes Ansehen gewonnen haben. ` 

. Schloffer!) hat den Behrschen Befund an einer ganzen 
Reihe von Turmschädeln nachgeprüft und gezeigt, daß „tatsächlich 
beim Turmschädel die. Beziehungen zwischen Canalis opticus und 
Sulcus caroticus nicht selten in der von Behr angegebenen 
Richtung verschoben sind, mitunter in so hohem Grade, daß die ` 
angenommene Kompression durch die Karotis wahrscheinlich ge- 
macht wird.“ Darauf basierend hat Schloffer an zwei Fällen 
meiner Klinik die knöcherne obere Wand des Canalis opticus in 
einer zweizeitigen Operation reseziert: Bildung eines mächtigen 


; Hautperiostknochenlappens aus der Stirn ähnlich dem Vorgehen 
'Krauses zur Freilegung der Hypophyse, dann als zweiter Akt 


Emporschlagen des Lappens, Ablösung der das Dach der Orbita 
deckenden Dura, Abhebung des Gehirns und Aufmeißelung des 
ganzen Daches des Canalis opticus bezw. Entfernung mit 
Knochenzange. | Ea 
-= | Während der Nachbeobachtung hat sich gezeigt, daß -die 
Kanalöperation zum mindesten keine Schädigung des Nervus opticus 
bedingt. - Seither hat sich für Schloffer keine. Gelegenheit zur 
neuerlichen Vornahme der Kanaloperation ergeben. Aar T 

. Vor Kurzem hat Hildebrand?) das Schloffersche Verfahren 
dahin modifiziert, daß er die Resektion des Daches des Canalis 
opticus von der Orbita aus vorgenommen hat: Freilegung des 
Orbitaldaches durch einen Schnitt längs des Orbitalrandes (von dem. 
ein schmales Stück weggeschlagen wird) bis auf das Periost, Ab- 


' lösung desselben am ganzen Dache der Orbita ‘bis zum hinteren 


Ende der letzteren. Dann wird in das Orbitaldach mit dem Meißel 
ein Loch geschlagen und mit einer feinen Lüerschen- Zange bis 
zum Canalis opticus vorgedrungen, und dessen obere Umrandung . 
weggenommen. Die Operation wurde von ihm, nachdem er einen 
7jährigen Knaben nach Schloffer operiert und eine deutliche. 
Besserung des Sehvermögens .von Handbewegungen in 50 cm Auf 
Fingerzählen in 50 cm gefunden hatte, an der zweiten Seite des- 
selben Knaben, dann bei einem 1Qjährigen Mädchen, an einem 
11jährigen Knaben mit Turmschädel an beiden Seiten jedenfalls 
ohne Schädigung, aber ohne deutliche Besserung des Sehvermögens - 


ausgeführt. 


Ich selbst habe die Operation Hildebrands in folgendem 
Falle versucht: an | 


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zentrationsfieber handle, welche Vermutung auch durch den Effekt 
er eingeleiteten Therapie, die in reichlicher Verabiolgung von Karls- 


Anton K., 50 Jahre, seit dem 10. Lebensjahr Abnahme des Seh- 
vermögens, besonders rapid seit 1914. R.A.S. = Kerze 1/ m, unsichere 


d 
| bader | ühlbrunnen bestand und zu kritischer Entfieberung führte, ihre 
= estütigung fand. Mit dem Fieberabfall war auch die so eindrucksvolle 
autallektion so gut wie geschwunden, ünd an Stelle. der so reichlich 


vorhand R ne i h n 
ohne io ie a Blasen fand sich nur gänz geringe Hautschuppung 


Ich fasse den Fall so auf, daß infolge der hochgradigen Wasser- 


verarmung des Körpers und der hohen Temperatur eine starke In- | 


. 


‚wahrnehmung nur außen unten. 


. Projektion, kleines exzentrisches Gesichtsfeld. L.A.S. = Fingerzühlen 


in tj m. ' Konzentrisch eingeengtes Gesichtsfeld, 10—200, Farben- 
infache Sehnervenatrophie. Hoch- 
gradiger typischer Turmschädel. 


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1) Schloffer, Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 51 (2) S. 1. 1913, 
2) Hildebrand, O., Arch. f. klin. Chir. 124. S. 199. 1923. 


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"+ 1984: MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


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14. Septemb er. 


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Röntgenologisch (Klinik Schloffer) ausgeprägte Impressiones 
digitatae, mittlere Schädelgrube tief eingesunken,. steiler Anstieg der. 
vorderen Schädelgrube. a Be ee ze = 

Die Röntgenaufnahme : des Canalis opticus (Doz. Dr. Herren- 
heiser) zeigte vollständig normale ‘Verhältnisse. 

Obwohl wegen der-langen Dauer der Sehstörung der Fall aus- 


sichtslos war, entschloß ich mich am 24. XI. 1923 (fast nur in chirurgi- 


schem Interesse) über Wunsch des Patienten zur Operation nach 
Hildebrand. E | N, 


Da die Begrenzung der Orbita oben in sagittaler Richtung eine 
fast rechtwinkelige war, konnte ohne Resektion des Orbitalrandes an 
der medialen Wund des Daches bis zur Spitze der Orbita leicht vor- 
| Bedrnngen werden;.im hinteren Drittel wurde das knöcherne Dach der 
Orbita aufgemeißelt und dann nach Hildebrands Angabe. gegen das 
. Dach des Canalis opticus mit Meißel und Kneifzange vorgedrungen. 
Die genaue Lage des Canalis opticus war nur sehr schwer festzustellen, 
bei weiterem Vordringen kam ich 
orbitalis superior und flossen dort einige Tropfen Liquor ab. Einlegen 
- eines Drainrohres in: die Orbita (für 24 Stunden), Naht des Periosts 
und der Hautwunde; reizlose Heilung . | Ä 


Das Vordringen in den Canalis opticus ist ‚auch bei so. 


günstigen Verhältnissen, wie sie die Orbita bei Turmschädel in. der 
Regel darbietet, recht schwierig. Die Untersuchung an einer- 


größeren Anzahl. von normalen. und Turmschädeln (anatumisches ` 


Institut Prof. Grosser), sowie Röntgenaufnahmen des Canalis 
opticus durch Dr. Herrenheiser (Klinik Jaksch) zeigen, daß die 
Achsen der beiden Canales optici fast aufeinander senkrecht stehen, 


und zwar bei normalen und Turmschädeln ungefähr gleich, daß 


‚also die Achse des Canalis opticus fast den unteren äußeren 
Orbitalrand trifft. Wie ich mich auch an Leichenschädeln über- 
zeugen konnte, ist es demzufolge nur bei leerer Orbita einiger- 
maßen leicht, bei gefüllter fast unmöglich, ohne Quetschung des 
Optikus das ganze knöcherne Dach des Canalis opticus zu 
entfernen. i | 


Die Röntgenaufnahme meines Falles (Dr. G. Herrenheiser) | 


- ergab einen Defekt des Knochens in der äußeren oberen Zirkum- 
ferenz des Canalis opticus, bis in ‘die Spitze der Fissura orbitalis 


reichend. Der hinterste Teil des Kanaldaches war zweifellos .er- 
halten geblieben. - | y 


© Hildebrand. hat aus der Art seines zuletzt entnommenen 
Stückes, abgerundeter Knochen, geschlossen, daß er tatsächlich das 
ganze Dach des Canalis opticus entlernt hat. Durch Röntgenbilder 
hat er seine Operation nicht belegt. Es scheint: hier sehr leicht 
möglich, daß dieses abgerundete Knochenstück gar nicht das hintere 


.Ende des. Kanaldaches, sondern der hintere Rand des kleinen | 
Keilbeinflügels war. Hildebrand geht von der medialen Hälfte ! 


der Orbitalwand vor, da der Versuch von der lateralen Hälfte aus- 


: zugehen sich ibm als schwieriger bzw. unausführbar erwies. Bei 


dieser Art des Vordringens halte ich es für fast un- 
möglich, ohne direkte Quetschung des Optikus. oder ohne 
Eröffnung der Keilbeinhöhle das ganze Dach des Kanales 
entfernen zu können. er: | g 


. Ich möchte daher folgern, daß nur das Original-Schloffersche' 


Verfahren, wenn man die durch die Turmschädel bedingte Atrophie 
des Nervus opticus auf Grund der Behrschen Theorie operativ an- 


‘der Säuglings- und Kindertuberkulose beschäftigten; ‚bestätigten die 
Angaben von Küß (H. Albrecht, Ghon, Hedrén, M. Lange). - 


in das mediale Ende der Fissura - 


Die Anschauung, daß die primäre tuberkulöse Infektion mehr- 


fach erfolgen könne, wird 'allgemein geteilt. Sie steht in keinem - 
Widerspruch zur heute gültigen Lehre über die primäre Entstehung 


der Tuberkulose, ist ebenso verständlich für die primär pulmonale 
Infektion als für die primär extrapulmonale und erklärt uns auch . 
die Fälle mit gleichzeitig erfolgter primärer pulmonaler und extra- 


pulmonaler Infektion. Ä 


Daß Küß für die Anerkennung multipler tuberkulöser Herde 
ihr gleichzeitiges Entstehen fordert, geht aus seinen Ausführungen 


‘klar und eindeutig hervor. Der Begriff des‘ mehrfachen Primär- 


infektes ist damit gegeben. Trotzdem ist es auch dem Pathologen 
nicht immer möglich, die Frage zu entscheiden, ob tatsächlich eine 
mehrfache primäre tuberkulöse Infektion vorliege oder nicht. So 


groß die Fortschritte sind, die seit Küß die Lehre über den tuber- 


kulösen Primäriniekt und Primärkomplex erfahren hat, so’ gibt es 


‚darin doch noch genug Lücken, die ausgefüllt werden. müssen. 


_ .. - Der Fall, den wir hier mitteilen und der am 3. März 1924 zur 
Sektion kam, soll ein Beitrag zu dieser Frage sein. | 2 
| Es handelte sich um ein 81/,jähriges Mädchen, das am 25. August 
1923 mit einer Kalilaugenverätzung in das deutsche Kinderspital in 
Prag (Prof. J. Langer) aufgenommen und am 30. August 1923 daraus 


 gebessert entlassen wurde. Am 11. Okt. 1923 wurde es zum zweitenmal 


aufgenommen und einer Bougiebehandlung‘ unterzogen, nachdem am 
12. Okt. 1923 eine Gastrostomie mit Anlegung einer Witzelschen 
Fistel gemacht worden war.. Am 21. Febr. 1924 bekam das Kind, dessen 
Temperaturen bis dahin zwischen 36—-37,6 schwankten, plötzlich 40,10 
Temperatur mit Kopfschmerzen und Erbrechen, ohne zunächst etwas _ 
anderes als eine ziemlich ausgebreitete Bronchitis nachweisen zu 

lassen. Mit den Ersclieinungen einer eitrigen Meningitis starb es am 


. 2. März 1924. 


Das Kind war die Tochter eines Bäckergehilfen, der an Astha 
leidet. Die Mutter des Kindes ist angeblich gesund. Zwei Geschwister 


‚starben: ein Bruder mit 1!/, Jahren, eine Schwester mit 4 Monaten. 


Die Angaben über die Todesursache der beiden Geschwister: lauteten 
nicht gleich. Bei der ersten Anamnese wurde angegeben, daß beide ‘ 


_ Geschwister an Lungenkatarrh starben, bei der zweiten Anamnese hin- 


en, daß der Bruder an Lungenentzündung, die Schwester an 


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| Ge ürmkatarrh gestorben war. Zwei andere Brüder leben und sollen 


gesund sein. 


| h die Verätzung mit Kalilauge En die 
yosuklion in den _Lunger oten 
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irquet schließen eine ändere 


Da anatomisch tuberkulöse Veränderungen nur in der Lunge 
und ibrem Iymphogenen Abflußgebiete nachgewiesen wurden, eine 
kongenital hämatogene Infektion nicht nur auf Grund der Anamnese 


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delt- habe, ist für die Erörterung des Falles gleichgültig. Aus diesem 
Grunde wurde sie bei der Untersuchung des Falles auch nicht weiter 
verfolgt. Nach der heute zu Recht bestehenden Auffassung würde 
‚die stark positive Reaktion nach v. Pirquet bei der ersten Spitals- 
aufnahme dafür sprechen, daß damals in den tuberkulösen Herden 


der Fälle von Kindertuberkulose nur ein primärer Lungenherd 
nachweisbar sei, seltener zwei Herde gefunden werden und multiple 
primäre Lungenherde Ausnahmen bilden. Alle Autoren, die sich 
später mit der Frage über die Zahl der primären Lungenherde bei 


a 

Sn us Opilct nr ausgeschlossen werden konnte, sondern auch auf Grund des anato- 

BR gehen will, ein sicheres Resultat verspricht. eN mischen Befundes,. kam genetisch für die Veränderungen nur eine 

PiE Auf dem diesjährigen Kongreß deutscher Chirurgen (ref. Zbl. f£ | primär pulmonale‘ Infektion in Betracht. Da weiters nach der | 

Te E, a Nelken a | Re ae HE Anamnese die Mutter des Kindes bei dessen Spitalsaufnahme gesund Ä 

Be knochenlap ons subdural bis zum .Canalis .opticus vorgedrungen, die nn und u en Eee u gezeigt 

nipi obere knöcherne Wand desselben reseziert und die. Dura entlang des | 22h wie le SArankengescmenle aus ücklich. bemerkt, kann won! 

at: ‘Kanals gespalten hat. Schloffer ist in der Diskussion für das extra- nicht gut auzenommen werden, : daß die Mutter. des Kindes bei 

Be durale Vorgehen eingetreten, und hat gleichzeitig angeführt, daß er | dessen Geburt eine plazentare Tuberkulose hatte,- die ohne Fölgen 
hr für die Kanaloperation ‚bei Turmschädel auch die Dura im Kanalbereich | geblieben . wäre, Also kann genetisch auch eine intra partum 
eg ‘zu spalten empfiehlt. | | | erfolgte Infektion durch Aspiration von tuberkelbazillenhältigem 

GENE S EE. Aura er | | Fruchtwasser ausgeschlossen werden. | | 

ber ye | Aus dem Pathologischen Institut der deutschen Universität in Prag | ‚D emnach handelte es sich um nn nach der Geburt er- 

DENER | (Vorstand: Prof. A. Ghon). | worbene primär pulmonale Infektion. 

TESA. f a a a Peai a l Vom Standpunkte der Tuberkuloseforschung bemerkenswert 
el Ein Beitrag zur Frage des mehrfachen Primär- . an. dem a Zunächst die Tatsache, daß er 
RI . ER : : ean S nachgewiesenen tuberkulösen Veränderungen anatomisch ausgeh® 
PS EAT infektes bei der — Tuberkuloseiniektion im erschienen: sowohl die Herde in den Lungen, als auch die in den 
RER Kin esalter. | Lymphknoten des pulmonalen Abflußgebietes waren verkalkt und 
RENATE ‘Von Dr. A. Ghon und Dr. H. Kudlich. zeigten darin morphologisch keine Unterschiede. Die Frage, ob es 

MIRA RE NG BR | sich dabei auch um eine Ausheilung im biologischen Sinne gehan- 
tl ie, Schon G. Küß hat darauf hingewiesen, daß in der Mehrzahl 

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14. September 


Abbildung 1. 


Hinten. 


oder wenigstens in einer der tuberkulösen Veränderungen noch 
lebende Tuberkelbazillen vorhanden waren, eine Annahme, die mit 
:dem anatomischen Befunde der Veränderungen nicht in Widerspruch 
` steht, aber auch die Möglichkeit zuläßt, daß zur Zeit der Obduktion, 
d.i.!/, Jahr nach der ersten Spitalsaufnahme, die Ausheilung auch 
- im biologischen Sinne eine vollständige war. Mit dem anatomischen 
Befunde deckte sich auch der histologische. Keiner der Herde in 
den Lungen und den ihr zugehörigen Lymphknoten, die unter- 
sucht wurden, ließen histologisch noch progrediente _tuberkulöse 
Veränderungen erkennen: weder in den Herden selbst noch in ihrer 
- Umgebung. ! | 
Bemerkenswert ist der Fall weiters durch die Tatsache, daß 
es sich anatomisch um Veränderungen eines _örtlich Ä 
“und darin ausgeheilten tuberkulösen Prozesses handelte. Nur die 
Lungen und ein Teil der Lymphknoten ihres Iymphogenen Abfluß- 
gebietes zeigten Veränderungen nach Tuberkulose. Von den Lymph- 
knoten waren die bronchopulmonalen, die unteren und oberen 
tracheobronchialen und die paratrachealen betroffen, während die 
retromediastinalen Lymphknoten und die im Angulus venosus beider- 
‚seits auch histologisch vollkommen frei von tuberkulösen Verände- 
rungen und Resten darnach waren. Nach dem anatomisch histo- 
logischen Befund war es in dem Falle ‚also zu keinem anatomisch 
erfolgreichen Einbruch des Tuberkuloseerregers in die Blutbahn 
gekommen. Damit ist nicht ausgeschlossen, daß während der noch 
progredienten Periode des tuberkulösen Prozesses Tuberkelbazillen 
in die Blutbahn gelangt waren. Die Entwicklung von Metastasen 
blieb jedoch aus. 
‚ Vor allem bemerkenswert ist der Fall schließlich aber durch 
die Tatsache, daß in den Lungen eine größere Zabl von Herden 
gelunden wurde, die wohl Größenunterschiede zeigten, sonst aber 
‚ morphologisch, sowohl im anatomischen als auch histologischen 
Bilde, vollkommen gleich waren und pathologisch-anatomisch durch- 
aus Primärinfekten der Lunge entsprachen. Abgesehen von dem 
im Sektionsbefund als Nr. 18 angeführten Herd in der basalen Fläche 
des rechten Unterlappens, der schon makroskopisch als subpleurales 
Lymphknötchen erkannt wurde und sich histologisch frei von Tuber- 
kulose erwies, waren es im ganzen 17 Herde, die die genannten 
a akalen zeigten. 6 davon lagen in der rechien Lunge, 11 in 
r Anken; i i 


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Rechte Lunge: 6 | Linke Lunge: 11 


r at A ER HEBEN 
Oberlappen | Mittellappen | Unterlappen | Oberlappen | Unterlappen 
es 

o er Se De Te d i T oi 
bi Der Sitz der Herde ist aus dem Protokoll und den drei Ab- 
ildungen ersichtlich. Nur der mit 10 bezeichnete Herd. lag in den 
zentralen Teilen des linken Unterlappens. Er wurde erst bei der 


an eune der Lungen in makroskopische Serienschnitte gefunden. 
e anderen Herde lagen subpleural. Sowohl im rechten als im 


linken Unterlappen waren es die vorderen Flächen, die bevorzugt 


„schienen, denn 4 (40 °/,) von den 10 Herden des linken Unter- 
‚“ppens und 3 (600/,) von den 5 des rechten Unterlappens saßen 
in der vorderen Fläche. | 

Die Größe der 17 Herde war nicht gleich: 6 Herde hatten 


die Größe eines Stecknadelkopfes, 3 überschritten sie, 4 hatten 


last die Größe einer Erbse, 3 erreichten sie und 1 hatte die Größe 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


Abbildung 2. 


Vorn. , 


_ 


1283 ` 


- Abbildung 3. 


ra 


Medial. 


eines Kirschkerns. Die Unterschiede waren demnach keine auf- 
fallenden, besonders wenn berücksichtigt wird, daß die Größen- 
bestimmung nur durch Auge und tastenden Finger erfolgte. 

= Für die Frage, worum es sich bei den 17 Lungenherden 
handelte, kamen anatomisch zwei Möglichkeiten in Betracht: die, 
daß alle 17 Herde verkalkte tuberkulöse Primärinfekte waren; und 
die, daß wenigstens ein Teil der Herde als verkalkte tuberkulöse 
Lymphknötchen anzusehen waren, also als sekundäre Veränderungen, 
abhängig von den primären Lungeninfekten. Für die Entscheidung 
dieser Frage versagte der makroskopisch anatomische Befund, 


| während die histologische Untersuchung so viel mit Sicherheit ergab, 


daß bei keinem der untersuchten Lungenherde Iymphadenoides 
Gewebe oder Reste davon gefunden wurden. | | 

Der histologischen Untersuchung wurden alle Lungenherde 
zugeführt, auch der Herd 18, der schon makroskopisch als Lymph- 
knötchen kenntlich war. Bei der Bearbeitung der Herde ‚geriet 
leider der Herd 9 in Verlust, so daß nur für 16 Herde ein histo- 
logischer Befund zugrunde liegt, wenn vom subpleuralen Lymph- 
knötchen des rechten Unterlappens abgesehen wird. Da der Herd 9 
makroskopisch das genau gleiche Aussehen hatte wie die übrigen 
Kalkherde, kann unter Hinweis auf die histologische Übereinstim- 
stimmung äller untersuchten 16 Lungenherde mit einer gewissen 
Berechtigung angenommen werden, daß er histologisch keinen davon 
abweichenden Befund gegeben hätte. -` l | 

Mit Ausnahme des Herdes 10, der als stecknadelkopigroßer 
Kalkherd innerhalb des linken Unterlappens lag, saßen alle übrigen 
16 Herde subpleural. Histologisch war bei der Mehrzahl der Herde 
zwischen Herd und Pleura Lungengewebe nicht mehr nachweisbar, 
während es bei einigen als schmaler Streilen noch sichtbar. war. 
Alle Herde waren von einer breiten bindegewebigen Kapsel um- 
geben, die mehr oder weniger hyalinisiert und in den äußeren 
Schichten etwas lockerer gefügt erschien. Innerhalb’ der Kapsel lag 
ein scharf aber unregelmäßig: begrenzter Kalkherd, der eine deutliche 
Schichtung erkennen ließ. Zwischen Kalkherd und Kapsel. lag in 
allen Herden eine kalkfreie oder höchstens -nur in.Spuren kalk- 
hältige Zone, ungefähr von der Breite der äußeren Kapsel, die 
entweder in eine schon deutlich erkennbare dichte Hülle überging, 
oder wenigstens die Tendenz dieser Hüllenbildung erkennen ließ. 


Bei einigen der Herde erschien diese Hülle um den zentralen 


Kalkherd so gleichmäßig entwickelt, daß der Lungenherd neben 
der äußeren Kapsel noch eine innere, etwas kompaktere Kapsel 
zeigte. Gegenüber der äußeren Kapsel, die histologisch einem 
Reaktionsprodukt der Umgebung des Herdes entsprach, erweckte 
die innere Kapsel um den Kalkherd durchaus den Eindruck eines 
Produktes des abgekapselten veränderten Gewebes. Das histo- 
logische Bild entsprach darin dem von Puhl für die Primär- und 
Reinfekte der Lunge angegebenen Befunde der „spezifischen“ und 
„nicht spezifischen“ Kapsel. In: keinem der Herde fand sich 
Knochengewebe, in keinem anthrakotisches Pigment. Das die 
äußere Kapsel umgebende Lungengewebe erschien vielfach etwas 
komprimiert, zeigte bei manchen Herden nicht spezifische Exsudat- 
massen: in einigen Alveolen und.eitrige Bronchitis und Bronchiolitis, 
aber bei keinem der Herde eine Veränderung, die histologisch als 
tuberkulöse oder darauf verdächtige hätte angesprochen werden 
können. Ebenso ließen die Herde selbst Veränderungen vermissen 

die histologisch noch als tuberkulöse erkennbar waren. Nur der 


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‚werden, ob es sich bei den verkalkten Lungenherden im mit- 


ebenso im Stiche wie das grob’ morphologische Verhalten der 


"Spitze des linken Unterlappens: der Herd liegt im Winkel 


‚lateralen Fläche des linken Unterlappen 


1284 


Herd 12 an der medialen Fläche des rechten Oberlappens zeigte in 
der Grenze der inneren zur äußeren Kapsel in einigen Schnitten 
einzelne Gebilde, die Riesenzellen glichen und von Zelldetritus um- 
geben waren, als Reste verkästen Gewebes. 


Auch die bronchopulmonalen unteren und oberen tracheo- 
bronchialen sowie .die paratrachealen Lymphknoten, die makro- 
skopisch vielfach Verkalkung zeigten, waren histologisch vollkommen 
frei von frischen tuberkulösen Veränderungen. Wie bei den Lungen- 
herden war auch hier die Untersuchung in Stufenserien durch- | 
geführt worden. Ebenso fehlte Knochenbildung in den verkalkten 
Lymphknoten. Selbst darin glichen sich die Veränderungen in den 
Lymphknoten. und Lungenherden, daß die Kalkherde zum Teil auch 
eine Schichtung zeigten und zum Teil gleichfalls eine doppelte 
Kapsel aufwiesen oder wenigstens angedeutet hatten. — Die hinteren 
mediastinalen Lymphknoten waren ebenso wie die Lymphknoten in 


beiden Venenwinkeln auch histologisch frei von tuberkulösen 
Veränderungen und Resten darnach. 


Mit Rücksicht auf das Ergebnis der histologischen Unter- 
suchung, insonderheit der zum Teil vollständigen Übereinstimmung 
zwischen den Befunden der Lungenherde und den veränderten 
regionären Lymphknoten, muß der Einwand hingenommen werden, 
daß vielleicht doch einige der Lungenherde veränderten subpleuralen 
Lymphknötchen entsprachen. Für anatomisch ausgeheilte tuberkulöse 
Herde wäre demnach- auch die - histologische Untersuchung nicht 
immer berufen, darüber zu entscheiden, ob es sich um Primär- 
infekte oder veränderte Lymphknötchen handelt. , | 


Lassen wir diesen Einwand aber beiseite, wozu eine gewisse 
Berechtigung sicher vorliegt, so muß noch die Frage beantwortet 


geteilten Falle wirklich um 17 verkalkte Primärinfekte handelte 
oder ob nicht auch Reinfekte dabei in Betracht kamen. Weder 
das anatomische noch das histologische Verhalten der Herde geben 
uns auf diese Frage Antwort. Puhls Kriterien für die Unter- 
scheidung zwischen Primärinfekt und Reinfekt lassen uns hier 


Herde und die Veränderungen der regionären Lymphknoten. Daß 
insonderheit auch die geringen Größenunterschiede dafür nicht 
maßgebend sein können, braucht kaum nochmals hervorgehoben zu 
werden. Das histologische Bild der Herde zeigte uns überdies, daß 
die Größe einzelner Herde, so z. B. des Herdes 15, durch Konfluenz 
2 eng nebeneinander liegender Herde bedingt war, ein Befund, der 
die Erwägung gleicher Entstehung auch noch für einen oder der 
anderen. der übrigen Herde aufkommen ließ. 


So spräche denn nichts gegen, sondern alles für die Annahme, 
in der mitgeteilten Beobachtung einen Fall mit ungewöhnlich vielen 
verkalkten Primärinfekten der Lunge zu sehen. Wenn etwas gegen 
diese Auffassung noch in Erörterung gezogen werden sollte, wäre 
es die Frage einer mehrfachen pulmonalen Superinfektion kurze 
Zeit nach der pulmonalen Primärinfektion. : Darauf hier näher ein- 
zugehen, wollen wir unterlassen: die Erörterung dieser Frage würde 
erfordern, auf die Begriffe der Primärinfekte und der Reinfekte 
zurückzukommen, was an anderer Stelle geschehen soll. 


* 


u Sektionsbefund: 
1.. Ein kirschkerngroßer subpleuraler Kalkherd in der 


der an der hinteren Fläche nicht vollständig getrennten La 


pen und 
reift dadurch von der Spitze des Unterlappens auf den sales aden 
Teil des linken Oberlappens über. 


2. Ein fast erbsengroßer subpleuräler Kalkherd in der 


s, 3,5 cm unterhalb 
seiner Spitze. | | 


3. Ein erbsengroßer subpleuraler Kalkherd in der 
vorderen Fläche des linken Unterlappens, nahe seinem vor- 
deren Rande und 2 cm oberhalb seiner vorderen unteren Spitze. 


4. Ein erbsengroßer subpleuraler Kalkherd in der 


vorderen Fläche des linken Unterlappens, nahe der Mitte 
seines unteren Randes. | 


5. Ein fast erbsengroßer subpleuraler Kalkherd in der 
a Fläche des linken Unterlappens, i cm über dem 
Herde 4. 


in der Mitte der vorderen Fläche des linken Unterlappens. 


7 u8 Zwei über stecknadelkopfgroße subpleurale 
Herde in der vorderen Hälite der basalen Fläche des linken 
Unterlappens und knapp nebeneinander. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


6. Bin stecknadelkopigroßer subpleuraler Kalkherd 


9. Ein stecknadelk.o {großer subpleuraler Kalkherd 
in der medialen Fläche des linken Unterlappens, an der 
Grenze zwischen oberem und mittlerem Drittel. | 


10. Ein über stecknadelknopfgroßer Kalkherd in den 


zentralen Teilen des linken Unterläppens, in der Höhe der 


Grenze zwischen kranialem und mittlerem Drittel. 
11. Ein steknadelkopfgroßer subpleuraler Kalkherd 


in der hinteren ‚Fläche des linken Oberlappens, nahe dem- 


Interlobärrande und knapp über dem Kalkherd 1. 
12. Ein erbsengroßer subpleuraler Kalkherd 

Mitte der medialen P 

seinem vorderen Rande. 


13. Ein stecknadelkopfîgroßer sübpleuraler Kalkherd 


in der Mitte der interlobären Fläche des rechten Unter- 
lappens. Bi | | 


14, Ein stecknadelkopfgroßer subpleuraler Kalkherd 


in der Mitte des interlobärer Randes des rechten Unter- 
lappens. | 


läche des rechten Oberlappens, nahe 


15. Ein fast erbsengroßer subpleuraler Kalkherd in 


der hinteren Fläche des: rechten Unterla 
unterhalb seiner Spitze und nahe dem Hilus. 

16. Ein fast erbsengroßer subpleuraler' Kalkherd in 
der Mitte der vorderen Flä 
nahe dem interlobären. Rande. 


17. Ein stecknadelkopfgroßer subpleuraler Kalkherd 
in der vorderen Fläche desrechten Unterlapp 


halb seiner Spitze und nahe dem interlobären Rande. 


ppens, daumenbreit 


18. Ein hanfkorngroßer schwärzlicher, nicht verkalk- . 
ter subpleuraler Herd in der basalen Fläche des rechten. 
Unterlappens, nahe der Mitte des vorderen Anteiles seines unteren 


Randes (Lymphknötchen). | i 
Partielle adhäsive interlobäre Pleuritis beiderseits. 


Verkalkung zweier über hirsekorngroßer Lymphknoten im linken 
Ligamentum pulmonale, eines erbsengroßen bronchopulmonalen Lymph- 
ı knotens an der vorderen Fläche des linken Lungenhilus, eines etwas 
kleineren lateralen oberen tracheobronchialen Lymphknotens links und 
eines kleinerbengroßen unteren tracheobronchialen Lymphknotens links. 
‚Verkalkung eines über linsengroßen flachen unteren medialen 
tracheobronchialen Lymphknotens. . 


Verkalkung eines bohnengroßen unteren trach 


'Lymphknotens rechts, einiger bohnengroßer oberer tracheobronchialer 
Lymphknoten rechts und eines hirsekorngroßen bronchopulmonalen 
Lymphknotens in der vorderen Fläche des rechten Lungenhilus. 


ok 


`~ 


Tuberkulose oder Reste danach. (makroskopische Schnittserien- 
untersuchung). i | 


wk 


Bitrigo ee her cerebralis der Konvexität und Basis mit 
Pyozephalus und eitrige 


eptomeningitis spinalis. 
Ditfuse katarrhalische Tracheobronchitis. 
Narbige Stenose fast der ganzen Pars thoracalis des Ösophagus 
mit spindelförmiger Dilatation seiner Pars cervicalis. a 


Narben im Canalis pyloricus des Magens. | 
Fistel des Magens nach Witzel. 


Geringe katarrhalische Enterokolitis. 


Umschriebene Fibrose des Endokards am Septum ventriculorum. 
Follikelmilz mit mehrfacher Kerbung. 


Hyperämie der Leber, Degeneration der Nieren. 
$ ' 
Paukenhöhlen und Nase mit Nebenhöhlen frei von Veränderungen. 


%* . 


Bakteriologischer Befund: 


Im Exsudat der basalen Meningitis und des Ventrikels 
bakterioskopisch und kulturell reichlich und ausschließlich ein hämo- 
lysierender Streptokokkus, der in Gelatine wächst und Bouillon unter 
ildung eines Bodensatzes leicht trübt. | 

Literatur: Q. Küss, De lPhéréditė parasitaire de la tuberculose humaine 
Paris 1898. — H. Albrecht, Über Tuberkulose des Kindesalters. W: kl. W. 1909. — 
A. Gbon, Der primäre Lungenherd bei der Tuberkulose der Kinder. Urban und 
Schwarzenberg, 1912. — G. Hedrön, Pathologische Anatomie und Infektionsweise 
der Tuberkulose der Kinder, besonders der Säuglinge. Zschr. £. Hyg. u. Infektionskrkh. 
1918, 73. — M. Lange, Der primäre Lungenherd bei der Tuberkulose der Kinder. 


Zschr. f. Tbe. 1923, 38, — H. Puhl, Über phthisische Primär- und Reiniektion in der 
Lunge. Beitr. z. Kl. à. Tbe., 1922, 52, l ; 


14. September 


in der. 


che des rechten Unterlappens,. 


ens, 2 cm unter-. 


eobronchialen 


Sonst nirgends in den Organen Veränderungen von 


| 
| 


ed, September ‚1924 — MEDIZINISCHE "KLINIK — Nr. 37. 0.0.0020, 2.005 1285. s Berka a 
Aus der Abteilung für Hautkrankheiten. (Primarärzt: "Prof. Dr. | Typhus-- und‘ Staphylokokkenvakzine, ferner - Natrium 'nucleinieum me p 
-GŒ Scherber) und dem. Ambulatorium für Nervenkranke der Kranken- |'und schließlich: das. Phlogetan in Anwendung. Namentlich‘. die‘ Re 
Bee, anstalt „Rudolfstiftung“ in Wien, "| Ungleichmäßigkeit aller. dieser Mittel. bezüglich Fieber- und Leuko: `. -; nt 
n EEE S De En „| 2ytoseerzeugung bei-den verschiedenen Patienten, jà bei den ein- .. `- EH f 
"Die Wirkung der Malaria in Verbindung mit: _ | zelnen Injektionen bei ‚demselben Patienten und die darin gelegene... frih: j 
‚spezifischer Behandlung auf die syphilitischen Er- | Unzulänglichkeit, dieser Mittel wie das Versagen der Kombination... -pi "IHN 
 krankungendesZentralnervensyste derGehirn- | deser unspezitischen Fiebermittel mit energischen spezifischen Kuren ` < panh Uhl 
wer krankunge die Beeintlassı PH a n- | in prăventivem Sinne in manchen Fällen: bezüglich Paralyse und © ` : ëi HR RA 
~- — nerven, wie die Deeintussung der liquorpositiven, von | Tabes veranlaßten uns, die inzwischen von Wagner-Jauregg mitso ©” ER K3 
u. Nervensymptomen fr eien Fälle durch diese Therapie | ausgezeichnetem Erfolge bei: der. progressiven Paralyse angewandte. - : pEi A 
000,005. im präventiven Sinne. `. <. | Malaria auch an unserem‘ Krankenmaterial, besonders den uns hie Ehen het 
| ae a a A le Su le. \ und.da zukommenden ganz initialen Fällen von progressiver Paralyse,_ . Baai Has 
ni „ Von Prof. Dr. 6, Scherber und Doz. Dr. 0. Albrecht. | weiters an den zahlreichen im Symptomenbild so. männigfaltigem“ .. ; ! RS 
| ` Die moderne Syphilistherapie ermöglicht die sichere Unter- |’ Tabeserkrankungen und schließlich bezüglich der schützenden Kraft ,. Fisi: IETS 
` ütückung ‘der Syphilis im "primären seronegativen Stadium. Zur: | gegen Erkrankungen des Zentralnervensystems an durch den posi- -. Bi aky 
f Erreichung des Resultats sind mindestens drei intensive Kuren | tiven Liquorbefund hierzu, scheinbar ‚disponierten Luesfällen der. -fixy Hi 
"notwendig, die, was nach Scherber höchst wesentlich ist, einander nN Periode: zu ‚erproben. Wo nur möglich wurde unser. : - ` fsf p: 
| ‚in drei- bis vierwöchentlichen Zwischenräumen folgen müssen. Im | fherapeutisches Handeln durch die Liquoruntersuchung. geleitet, .'; Bi 


‘wobei neben den üblichen Reaktionen, der Ausführung einer exakten 

Goldsolreaktion besonderes. Augenmerk geschenkt wurde, denn.“ 
| diese Reaktion ergänzt‘ das Bild des Liquor ganz wesentlich und `.. 
läßt uns vielleicht .doch.zwischen meningealen und tiefer situierten, -` 
im Nervensystem selbst sich abspielenden- Prozessen unterscheiden. 


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eine weitestgehende Unterdrückung der Infektiosität, welches Moment | Manche Fälle geben schon bei der ersten, Punktion oder. nachdem. f 

t". > mit anderen Maßnahmen bereits zu einer auffallenden Einschränkung, | früher eine ausgesprochene Meningitis cerebrospinalis-Kurve oder eiie, ~ f; 
| der Syphilisinfektionen geführt hat. ` Trotz der Vervollkommnung | Tabes- oder Paralysekurve bestanden. hatte, nach Behandlung eine -` E 
1; unserer spezifischen Behandlung siùd zwei Organsysteme zur dauernden Kurve, die sich von der Normalkurve durch eiñe mebr oder weniger en 

n | A | ausgeprägte Zacke unterscheidet,. welche Kurven wir als Lues latens- ~ 

ae 


Kurven bezeichnen und die doch eine weitere Behandlung. und. 
Beobactung des Falles angezeigt. erscheinen lassen, So ergänzt die : 
:Liquoruntersuchung den klinischen und. Blutbefund in ganz: be-' 
‚sonderer Weise und ermöglicht uns eine weitere Regelung der. 
Therapie. a S a BE eh 
Was die Malariainfektion, die wir mit bereits lange fort- 
'gezüchteten Stämmen künstlich 'erzeugen, im allgemeinen anbelangt, - 
so ist zu sagen, daß ‘der Eintritt der Infektion nach subkutaner 
| Impfung . mit 4 ccm Blut, im Fieberanfall entnommen, in allen - 
Fällen zwischen dem. neunten und achtzehnten Tage nach der -. `- 
Impfung. prompt ‚zustande kam, bis auf. einen Fall, bei dem die 
erste ausgiebige Impfung nicht anging, während die zweite haftete. 
Das Fieber erreicht am ersten Tage gewöhnlich: eine Steigerung ' 
bis über 38,5, erhebt sich dann am. zweiten Tage bereits über 89 
und steigt dann bis über 40, in einzelnen Fällen bis 41,5 Grad 
` Celsius., Im weiteren Verlauf senkt sich vom siebenten bis achten 


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Lokalisation des. Virus in der Nervensubstanz selbst und damit zur |. Fieberanfall die Kurve ein. wenig und wechselt die Zacke zwischen u 
| orbeugung der Entwicklung der Tabes und progressiven Paralyse | 39 und 40, doch kommen auch spontane Senkungen unter 39 yon, N, 
beitragen, daß’ weiters die sypbilitische Meningoenzephalitis, die im | In drei. Fällen kam. es:nach dem’ siebenten, ‚achten, bzw. ellten © © & 
it 5. bis 9. Monat nach der "Infektion besonders bei Potatoren auf: | Fieberanstieg über 39 zum spontanen Erlöschen der Malaria-Infektion. © U 
| u tretende ominöse Frühform wie auch die Spätformen seltener geworden |' Bei zweien dieser Fälle wurde keine Therapie eingeleitet und es . ` RS 
”, sind und bei ihrem Auftreten leichter verlaufen und daß durch die | kam bei dem einen am achten, bei dem zweiten am zehnten Tage Be br: 
‘i genannten Mittel allein, bei entsprechender Anwendung derselben, die | nach dem spontanen Fieberabfall zur neuerlichen Entwicklung einer ge 


pathologischen Liquorveränderungen günstig beeinflußt oder voll- 
kommen zum Schwünd gebrachtwerden können: Andererseits muß aber 
festgestellt werden, daß, obwohl Tabesfälle durch Salvarsan und Wismut’ 

w: allein gelegentlich recht günstig beeinflußt, werden, gastrische Krisen 
| . gebessert, Atazien gemildert, Blasenstörungen behoben und einzelne 
| ' Reflexe wieder auslösbar gemacht werden und auch in Fällen von 
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Malaria. In zwei weiteren Fällen, in denen die Infektion durch 
Chinin unterbrochen wurde, und zwar. erhielt der‘ eine Fall FJ. 
durch ‚neun Tage täglich 1 g Chinin, der zweite Sch.J. durch drei. 
Tage 1 g und durch weitere neun Tage Y, g Chinin — dennoch  . Prii 
kam es bei- dem ersten Patienten am 19. Tage, bei dem zweiten EM: 
genau am 20. Tage.'nach dem letzten Fieberanfalle zur Entwicklung.. _ f 

einer: Rezidive. Es muß betont werden, daß bei beiden Fällen. aus- 
bestimmten Gründen kein Salvarsan gegeben worden war, und daß ` 
vielleicht auch aus diesem Grunde die angegebene Chinintherapie sich 
als ungenügend erwies. Wir geben. daher jetzt stets ‘durch volle 
14 Tage täglich 1 g Chininum hydrochlorieum' oder bisulfuricum 
und -hat diese Dosis auch. in den Fällen ohne Salvarsantherapie 
‚keine Rezidive mehr auftreten lassen. Es ist interessant, daß, ob- 
wohl die bei uns fortgeimplten. Stämme einer typischen: Malaria 
tertiana entstammen, die damit gesetzten Impfungen-bis auf einzelne 
Fälle als Quotidiana verliefen; es spricht dies für ein häufiges Aus- 
keimen von zwei Stämmen. Im allgemeinen greift natürlich ein 
täglicher 'Fiebertypus den Patienten viel mehr an als wie eine 
‚ Tertiana. Von großer Bedeutung für die Beurteilung des Zustandes 
des Patienten sowie für die Einschätzung der Wirkung der Malaria, 
ist -auch die Dauer der zumeist mit einem verschieden heftigen. 
Schüttelfrost eingeleiteten . Anfälle, die sich ‘von drei bis über 
zehn Stunden erstrecken kann. Ungemein wichtig ist daher vor. 
allem eine genaue interne Untersuchung des Patienten vor der 
Malariaimpfung und ist da besonders dem Herzen volle Aufmerk-: 
samkeit zu schenken, . Patienten über 50 Jahren ist.. überhaupt -- 


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progressiver Paralyse durch die chemischen Therapeutika längere. 
missionen zustande. kommen, dennoch die. Wirkung der genannten 
Mittel sowohl bezüglich Klinik wie Liquorbeeinflussung eine be- 
u schränkte ünd unvollkommene ist, daß eintretende Besserungen sich. 
als vorübergehend erweisen, ungenügende Salvarsandosen als Reiz- 
` dosen wirken, in manchen Fällen von Tabes wieder Überdosierungen 
‚des Salv arsans Steigerungen ` der Schmerzsymptome hervorrufen. 
kai Die günstigen. Resultate von W agner-Jauregg mit der Fieber- 
2 ‚therapie (Tuberkulin, Vakzine) bei der progressiven Paralyse, die 
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Beobae tüng. der Mobilisierungsmöglichkeit ‘des syphilitischen Virus 
durch künstliches Fieber (Sch 5 rbe 5 ‚ Wien. Derm. Gesellschaft 1917) 

l yaa eine damit gegebene bessere Beeinflußbarkeit durch spezifische 
Fo veranlaßten ‘uns, völlig selbständig neben der Behandlung der 
ns reichlich zugewiesenen Tabesfälle auch die Lues, mit oder ohne 
bi sche ‚Symptome, in. den ersten Jahren der Infektion mit kom- 
2 en Fieber- und spezifischen Kuren zu behandeln und wurde 
2 erde das kombinierte Verfahren sowohl bei der Tabes wie bei der 
betu dären Syphilis im allgemeinen eine bezüglich Klinik und Liquor- 

2 dweitergehendere Besserung festgestellt als durch die spezifischen 
Wren allein. Als Fiebermittel kamen.Alttuberkulin, Milchinjektionen, . 


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1286 


eine besondere. Vorsicht zu widmen und während wir unter all- 
gemein: strenger Kontrolle des Gesamtzustandes, unter einer besonders. 
guten Ernährung dem Herzen stets mit Kräftigungsmitteln zu Hilfe 
kommen, ‚mäßigen wir bei manchen Patienten, wenn das Fieber 


‚erschöpfend zu wirken beginnt, dasselbe nach Wagner durch 


kleine Gaben Chinin (0,2 bis 0,3) am Morgen des zu erwartenden 
Fiebertages gegeben, und brechen die Kur bei warnenden objektiven 
Symptomen, aber auch bei nicht zu unterschätzenden, vom Patienten 
geäußerten subjektiven Empfindungen, die auf den Eintritt einer 
Herzschwäche hindeuten, durch entsprechende Chinindosen ab und 
wiederholen die Malaria, wenn die Infektion sich nach Klinik und 
Liquorbefund nicht als genügend erwies, nach einer Zeit der Kräfti- 
gung zum zweitenmal. Im allgemeinen lassen wir wenigstens 7 bis 
S mal fiebern, unterbrechen gewöhnlich nach dem 10. bis 12. Anfall, 
doch verfügen wir auch über eine Beobachtung mit 18 hohen Fieber- 


 anfällen bei einem Paralytiker. Es ist zu betonen, daß die günstige 


Wirkung der Malaria auf die Nervensyphilis in direktem Verhältnis . 
zur Zahl der Fieberanfälle steht, daß die Fälle mit den energischesten 
Kuren die weitestgehende Besserung aufweisen und gelang es uns 
in einer Reihe von Fällen bei nicht genügender erster Malaria- 
behandlung durch Wiederholung derselben das klinische wie Liquor- 
resultat wesentlich zu verbessern. Wichtig ist, daß die. spezifische 
Kur, besonders Salvarsan und auch Wismut in möglichst intensiver 
Form unmittelbar an die Malaria angeschlossen werden und eventuell 
die Salvarsanwirkung durch eine den Neosalvarsaninjektionen voraus- 
gehende Liquordrainage verstärkt wird. Doch wendeten wir letzteres 
Verfahren nur in ganz einzelnen Fällen an, da Malaria und die 
spezifischen Mittel allein zumeist entsprechend wirkten. Es ist hier der 
Ort, hervorzuheben, daß der Malaria, wie schon in der letzten Mit- 
teilung hervorgehoben, scheinbar eine spezifisch günstige Wirkung 
auf die Syphilis des Nervensystems zukommt und können wir nicht 
umhin, nochmals auf die vier bereits von Scherber (M.Kl. 1923, 
Nr. 43) mitgeteilten Fälle zu verweisen, von denen zwei zwar auch 
Malaria hatten, aber nur in ganz wenigen und daher nicht wirk- 
samen Anfällen, welche Fälle aber eindringlich demonstrieren, daß 
weder der Typhus, noch die Ruhr, noch das Wolhynische Fieber, 
noch das Rückfallieber in der Wirkung der Malaria gleichzukommen 
scheinen und keineswegs vor Nervenlues zu schützen imstande sind. 


Von Komplikationen, die die Malaria namentlich bei älteren 
Menschen durch ihre die Herzkraft eventuell erschöpfende Wirkung 


mit sich bringen kann, seien außer leichten Insulfizienzen des 


Herzens auf der Höhe der Kur und einer allgemeinen Schwäche sowie 
sich gelegentlich einstellende ängstliche Erregiheit die Fälle mit 
schweren Schädigungen als besonders lehrreich angeführt. So erlitt 


‚ein 53jähriger Mann mit Tabes dorsalis nach dem achten Fieber- 


anfall einen schweren Herzkollaps, dessen Folgen nur durch An- 
wendung aller Herzkräftigungsmittel und sorglältigste Pflege über- 
wunden werden konnten und bei dem besonders ein quälender 
Singultus trotz Wiederherstellung der Herzkralt durch drei Wochen 
bestehen blieb und den Eindruck vermittelte, daß es sich hier um 
eine spezifische Malariawirkung auf den Nervus phrenicus handelte 
(vgl. diesbezügliche Beobachtungen bei Mannaberg, Notbnagels 
Handbuch). Anzuführen sind ferner gelegentlich erst nach Beendigung 
der Malaria auftretende Ödeme der unteren Extremitäten, die mit 
Hebung der Herzkraft wieder schwinden. Besonders zu vermerken ist 
aber jener Fall von Glottisödem bei dem Patienten Sp. H., 53 Jahre 
alt, (in der ersten Mitteilung erwähnt), bei dem ungelähr drei 
Wochen nach der Malaria unabhängig von Lues und Therapie diese 
bedrohliche Erscheinung auftrat, die durch Tratheotomie behoben, 
vielleicht doch mit der Malaria in Zusammenhang stand. Weiters 
ist zu erwähnen, die 38jährige Patientin K.H., die wegen einer 
Tabes mit hoch positivem Liquorbefund, G.R.: Tabeskurve, vier 
Fieberanfälle nach Tertianatypus mitmachte und unmittelbar danach 
an einer schweren Endocarditis mitralis erkrankte. Da Patientin 
sonst stets gesund gewesen war, die Herzailektion sich mit dem 
Anstieg der Malaria entwickelte, die sofort eingeleitete Chininkur 
zur Sistierung des Fiebers und auch zur allmählichen Ausheilung 
der Endokarditis führte, brachte der Internist (Prof. Weinberger) 
diese Komplikation in ursächlichen Zusammenhang mit der Malaria. 
Auf diese Komplikation bei Malaria wiesen schon seinerzeit 
Duroziez und Lancereaux hin. Schließlich zeigte ein Patient, 
der wegen einer initialen progressiven Paralyse der Malaria unter- 
zogen wurde, eine eigentümliche Komplikation insoferne, als jeder 
der ungewöhnlich lange, bis über 10 Stunden dauernden Fieber- 
anfälle (Quotidianatypus), von einem sich an Heitigkeit im weiteren 
Verlauf immer mehr steigernden Erbrechen begleitet war, welches 
die Nahrungsaufnahme fast völlig behinderte und bei dem sehr 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


14: September | 


kräftigen Manne nach zehn Fieberanlällen die Kupierung der Malaria 
bedingte. Diese Komplikation kann allerdings auch als durch die 
Behandlung provozierte gastrische Krisen aufgefaßt werden. Die an- 
geführten Komplikationen mahnen zu einer genauen Untersuchung 
jedes Patienten vor der Impfung, zu einer besonderen Pflege und 
Beobachtung während der Malaria, im übrigen aber sind sie keine 
Kontraindikation gegen die Durchführung der Malaria, die von den 
übrigen Patienten sehr gut überstanden, keine wie immer gearteten 
Folgen hinterließ, auf der anderen Seite den Patienten ganz wesentliche 
Vorteile brachte. | 

. Im Folgenden gestatten wir uns, einzelne der Malariabehand- 
lung unterzogene besonders lehrreiche Fälle von progressiver Paralyse, 
Tabes und latenter Lues!) in etwas breiterem Umfange anzuführen, 
um im übrigen nach dem Eindruck, den uns unser Gesamtmaterial 
vermittelt, die Wirkung der Malaria auf die Nervensyphilis im 
allgemeinen wiederzugeben. 

Bei den Berichten über die Ergebnisse der Malariatherapie 
der progressiven Paralyse wird vielfach besonders auf die prozentuelle 
Berechnung der erzielten sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit 
Gewicht gelegt. Es kann nun nicht geleugnet werden, daß solche 
Berechnungen mit sehr dehnbaren Begriffen arbeiten. Davon, daß 
die Patienten bzw. ihre Angehörigen mit dem so zum Ausdruck 
kommenden Erfolge gewöhnlich zufrieden sind, müssen wir absehen. 
Wir brauchen ein objektives Kriterium der erreichten Dauerremission 
bezw. Heilung. Die Liquorreaktionen sind diesbezüglich der einzige 
objektive Anhaltspunkt; sie werden in den meisten Statistiken nicht 
in diesem Sinne verwertet. Es ist zu bemerken, daß die Liquor- 
befunde kurz nach der Malariakur häufig noch nicht im günstigen 
Sinne genügend beeinflußt sind, andererseits Patienten nach längerer 
Zeit des Wohlbefindens manchmal nicht zur Wiederholung der 
Lumbalpunktion zu bewegen sind. Und doch ist die Wiederholung 
der Liquoruntersuchung auch ohne klinisch symptomatische Ver- 
schlechterung zur Feststellung der tatsächlichen Veränderungen 
dringend nötig, weil bei positivem Ausfall der Liquoruntersuchung 
es durch Wiederholung der Malariabehandlung gelingt, den Patienten 
weiter klinisch zu bessern und diese Tatsache durch Besserung 
des Liquorbefundes zu sichern. 

Ein anderer ungünstiger Umstand in vielen Statistiken liegt 
darin, daß Fälle in verschiedenen Stadien der Erkrankung zusammen- 
gefaßt werden. Daß man auch in vorgeschritteneren Zuständen zu- 
weilen noch einen Stillstand erzielen kann, ist wiederholt berichtet 
worden. Wenn man aber von der Wirkung der Malaria auf die 
progressive Paralyse spricht, sollte man vor allem auf die durch 
klinische wie humorale Befunde sichergestellien, aber zweifellos 
initialen Fälle Bezug nehmen, denn es ist selbstverständlich, daß 
besonders bei diesen Heilungen oder sehr erhebliche Besserungen 
erzielt werden können. Da das Rudolfspital über keine geschlossene 


Abteilung verfügt, konnten natürlich nur solche initiale Fälle hier 
zur Behandlung kommen. 


Von den Beispielen, die diesbezüglich angeführt werden sollen, 
seien nur diejenigen aus unserem Material hervorgehoben, die wegen 


ihrer Instruktivität oder besonderen Verlaufsformen erwähnenswert 


erscheinen. | 
Fall íi. G. Therese, 30 Jahre alt, im Vorjahre bereits von 
Scherber geschildert (Med. Klinik 1928, Nr. 48, Fall 2). Da nach 
Absolvierung der ersten Malariakur mit nachfolgender Neosalvarsan- 
behandlung der klinische Befund nicht befriedigte, namentlich noch 
die Sprachstörung weiter bestand und eine auffallende Schwer- 
fälligkeit im Denken zu konstatieren war, wurde Patientin im Früh- 
jahr 1924 einer zweiten Malariakur mit neun Fieberanfällen unterzogen. 
ach Abschluß der nachfolgenden spezifischen Behandlung zeigt 


Patientin klinisch wie nach ihrem Li 


Auobeinae einen Zustand, d 
sie praktisch als geheilt bezeichnet wer 


en kann; die kombinatorischen 
Leistungen ihrem Bildungsgrad entsprechend, Rechnen mit mehrst 


elligen 
Zahlen ohne Fehler, Stimmungslage vollkommen equilibriert, das Al 
gemeinverhalten normal, Befinden subjektiv und objektiv einwandfrei. 


Der auffallende Erfolg in diesem Falle ist einerseits dem Bin- 
setzen der Malaria mit spezilischer Behandlung im initialen Stadium, 
andererseits der Energie der durchgeführten Therapie zuzuschreiben. 

Fall 2. B. Eduard, 44 Jahre alt, Privatbeamter, Lues negiert, 
wurde wegen auffallender Vergeßlichkeit, Schwindelanfällen, allgemeiner 
Nervosität und änfallsweisen Lähmungen des ganzen Körpers von 
10—20 Minuten Dauer im Oktober 1928 aufgenommen. Befund: 
Anisokorie, Argyll Robertson, leichte Fazialisdifferenz, ungleir ge- 


steigerte Reflexe, literale Paraphasie, leichte Ataxie, Mer ähigkeits- 


störungen, Defekte der kombinatorischen Leistungen, auffallende Rocher 
fehler. Blut: W.R. ++--++ MR: ++. Liquor: Lymphozyten 9, 


1) Literatur in der Arbeit Scherbers, Med. Kl., 1928, Nr. 42/48. 


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14 September © > 


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| Pandy, Nonne-Appelt und Sublimat stark positiv, WR. F+, Goldsol: 1 


Kurve der progressiven Paralyse. Malariabehandlung mit 11. Fieber- 


- anfällen bis 40,7 C. und anschließende .energische Neosalvarsankur. 


- Goldsol: unklare Kurve. 


` bruar 1924: Subjektiv ohne Beschwerden, keine: Anfälle mehr 


- ' Jänner 1924 Liäuorbefund: Lymph; 10,6, Pandy, Nonne-Appelt, Sublimat 
‚R. und M.R. negativ, Goldsol: Lues latens-Kurve. Fe- 


noch positiv, KL 
jektiv: somatisch: keine wesentlichen Unterschiede, psychisch ruhig, 
geordnet. Merkfähigkeitsstörungen und Rechenfehler wie im Oktober 


1928. Juli 1924: anhaltendes Wohlbefinden, Einsicht für die früheren , 


Defekte, ruhig, geordnet. Bei Multiplikation einer neunstelligen Zahl 


“mit 73958 Fehler nur in den Zeilen von 7, 9.und 8. Lumbalpunktion 


derzeit verweigert. | 


Die Remission, welche bisher 9 Monate anhielt, ist mit einer 


wesentlichen Besserung des Liquorbefundes verbunden. Der Körper- 


befund und die intellektuellen Defekte blieben im wesentlichen 
unverändert. Wiederholung der Malaria angezeigt. ay g 


Fall 3. J. Franz, 34 Jahre alt, Postunterbeamter, Luesinfektion ` 


1912, kam anfangs Jänner 1924 wegen seit 3° Wochen bestehender 


Schlaflosigkeit, lanzinierenden Schmerzen in den Beinen, auffallender 


Erregaia und Vergeßlichkeit zur Aufnahme. Somatisch: Tabo- 
aralyse; schwere literale Paraphasie, gedrückte Stimmungslage, leichte 
emenz. Blut W.R. und M.R. komplett positiv. Liquor: Lymph. 17,3; 
Pandy, Nonne-Appelt, Sublimat, W.R. und .M.R.. alle stark positiv, 
Malaria: mit 8 Fieberanfällen bis 40,4, dann 


‚ Neosalvarsanbehandlung. Juli 1924 subjektives Wohlbefinden, psychisch 


entschieden freier, somatisch unverändert. Liquor: Lymph. 28,3, Nonne- 


Appelt, Sublimat, Pandy, W.R. und M.R. nur mehr mittelstark positiv, 
Goldsol: Lues latens-Kurve. Er 


Dieser Fall ist klinisch und im Liquorbefund nicht genügend. 


- 


= beeinflußt, es zeigt sich, daß fixierte Defekte sich bis jetzt nicht 


‘ wesentlich gebessert haben und ist auch hier eine Wiederholung | 
. “der Malaria angezeigt, weil die erste Behandlung nicht genügend 
‚intensiv war. 


' 1983 Vakzineuria-Mirion-Bismogenolbehandlung. 


t 


© Fall 4. Oskar R., Offizier, 40 Jahre alt, Luesinfektion 1906. In 
den Jahren 1916 und 1917 Reizbarkeit, Vergeßlichkeit, Angstgefühle, 
Zwangsvorstellungen, Kopfschmerzen, Magenkrämpfe zeitweise und von 


.. „kurzer Dauer. 1919 Rezidive aller dieser Symptome. WaR. ++++. 
20 Hg-Injektionen und 2,4 Neosalvarsan; danach Wa.R: negativ; nach 


kurzer Pause neuerlich 20 Hg-Injektionen und 4 g Neosalvarsan. 1921 


E WaR. wieder positiv, Auftreten der früheren Beschwerden. Hg-Mirion- 
- Neosalvarsankur. 1922 nahmen die nervösen Erscheinungen wieder zu, 


im Oktober 1922 wurde Anisokorie, entrundete, aber gut reagierende 


Pan Steigerung der Reflexe, auffallende Lebhaftigkeit in Mimik 
un 


Gestik konstatiert. WaR.. und M.R. positiv; darauf April-Mai 
: August 1923 tritt 
Patient in unsere Behandlung: auffallend manischer Zustand, lanzi- 
nierende Schmerzen; Patient erzählt, daß er Paralytiker sei und klagt 
über Geschmacksstörungen. Blut: Wa.R. und M.R. positiv. Liquor: 


benfa Pandy; Nonne-Appelt, und Sublimat mittelstark positiv, 


. Lym 
È Wa . und M.R. +-+: Goldsol: Tabeskurve. Malariabehandlung mit 


acht Anfällen, die von ungewöhnlicher Dauer, über 10 Stunden hielt das 


Fieber jedesmal an, eine ungewöhnliche Steigerung der lanzinierenden 
„Schmerzen bedingten und von die Fieberanfälle a ee sich 


an 


Intensität steigerndem Erbrechen gefolgt waren. Infolge Schwächung 


des kräftigen Patienten Abbruch der Malaria. Vom November 1923 


‚ alles komplett positiv, Goldso 


bis Juli 1924 stete Besserung: Subjektives Wohlbefinden, Patient ruhig, 


Be: 


eistig leistungsfähig, arbeitet in einem chemischen Laboratorium ohne 
törung, Aufstellung schwieriger chemischer Formeln völlig glatt und 


. Anstandslos, Reflexe nicht gesteigert. Lumbalpunktion derzeit verweigert. 


-Dieser Fall zeigt das Parallelgehen des positiven Serumwasser- 
mann mit der Entwicklung nervöser Störungen, ferner die Unzu- 
lünglichkeit aller früheren Behandlungen, während die Malaria eine 


Prompte, über ein halbes Jahr bestehende Remission bewirkte, - 


1917 


Fall 5. Franz T. 41 Jahre alt, Hilfsarbeiter, Infektion 1909; bis 
0 ie Kuren, Hg-Neosalvarsan. 1917: 16 Alttuberkulininjektionen, 
f g- und Neosalvarsaninjektionen; 1919: 25 Alttuberkulin-, 20. Hg- 
und 10 Neosalvarsaninjektionen; 1920 Hautabteilung Rudolfspital: 25 Alt- ` 
überkulin- und 30 Hg-Injektionen, anschließend Noo airar akur Dia- 
enose Taboparalyse, 1922. Klinik Wagner: Patient bietet .das Bild. 


u gemütlicher und intellektueller Abstumpfung, Sprachstörungen, 
p weises Fehlen tiefer Reflexe. .Liquor: Lymph., 55, Globulin +, 


andy +++, Wa.R. -+-F.. Malaria mit 13 Fieberanfällen bis 40,9; an- 


schließend Neosalvarsan. 1923 Mai kommt Patient wieder ins Rudolf- 
pital: Leichter Nystagmus, Fazialisdifferenz, Reflexe . unverändert. 


sychisch von 


Liquor: Ion eordnetem Allgemeinbefinden, intellektuell abgeschwächt. 


. 34, Nonne Appelt, Sublimat,. Pandy, Wa.R. und M.R. 
: Paralysekurve. Blut: Wa.R. und M.R. 


neg. Silbersalvarsankur. 1923 Herbst Patient somatisch und psychisch 


unverändert. 


Malariakur: 10 Anfälle, anschließend Hg-Neosalvarsan- 


ringe 12924: Patient r hi dnet, gute Gedächtnisleistun e- 
' mge Merklähigkeitsstörung, " geordnet, gute ä g, g 


in kombinatorischen Leistungen noch 
Somatisch unverändert. Patient steht seit Monaten 
es konnte daher die T,umbalpunktion noch nicht 


efekte nachweisbar 
ständig in Arbeit und 
wiederholt werden. 


"1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 87. 


‚kung bis zum Beginn der Malariatherapie nachweisbar; seither ist 
der Zustand stationär, in verschiedenen Symptomen .gebessert. Zu 
berücksichtigen ist das bereits längere Bestehen der 'Paralyse, — 


mindestens vier Jahre. — (die früheren Krankengeschichten. nicht. 
erreichbar) und’ doch befindet sich der. Kranke nach den Malaria; 


kuren in gutem objektivem und subjektivem Zustande. Auch hier 


‘wieder ein Hinweis auf den Wert wiederholter. Malariaiherapie. . 


= -Fall 6. Karl R., 41 Jahre, Platzmeister. Infektion vor 18 Jahren, 
damals’ wie im Jahre 1915 und 1922 Hg-Kuren. Januar 1924: Kopi- 


' schmerzen, Schwindelanfälle, Sprachschwierigkeiten. Blut: Wa.R. und 

T3 Sublimat, Nonne-Appelt, Sublimat, 
WaR. M.R. komplett positiv, Goldsol:' Paäralysekurve. . Anisokorie, 
träge Lichtreaktion, ungleich gesteigerte Reflexe, literale Paraphasie. 
Psychisch: hypomanisch, euphorisch, leichte Oriensierungssturungen, , 


M.R. ++. Liquor: Lymph. 6 


schwere Merkfähigkeitsdeiekte und Ausfälle in kombinatörischen Lei- 
'stungen. 16. bis 26. Juli 1923 Malaria, zehn hohe Fieberanfälle mit nach- 
folgender spezifischer Therapie. Juli 1924: Patient vollkommen ruhig 


und, geordnet, in jeder Beziehung orientiert, keine Merkfähigkeitsdefekte, - 


Rechnen ohne Fehler. R. versieht seinen Dienst auf dem’ Sportplatz, 


wo er guch mit der Verwahrung von Wertgegenständen und Geldrechnen 
beschäftigt ist, seit seiner Entlassung: von der an ohne jeden. 
‚Pandy mittel- 


Anstand, Liquor: Lymph. 6,6, Sublimat, Nonne-Appelt, | 
stark positiv, Wa.R. und M.R. negativ, Goldsol: Lues latens-Kurve. 


Der deutlichen. Besserung des klinischen Befundes. entspricht auch 


die des Liquor. - 


(Schluß folgt). 
AusProf.DittrichsGerichtlich-medizinischem Insti 
| Universität in Prag. . . 


Die gerichtsärztliche Beurteilung von Lyssafällen. 
Gleichzeitig eine Mitteilung über die Ausbreitung der 


Lyssa in der tschechoslowakischen Republik. | 
Von Priv.-Doz. Dr. Anton Maria Marx, Assistenten am Institute. 
Schon während des Krieges hat sich die Lyssa, wie in ‚ganz 


_ Mitteleuropa, ‘so auch in den Ländern der tschechoslowakischen. 
Republik in erschreckender Weise ausgebreitet. Böhmen und Mähren. 


gehörten bereits im Frieden 'zu, jenen Ländern des. alten Österreich, 
in welchen die Lyssa fast'nie erloschen ist: Ja, wie aus den:in 


. der _ Zeitschrift „Das österreichische Sanitätswesen“* enthaltenen 


Wochenberichten . über die Ausbreitung der Infektionskrankheiten 


‘bei Tieren in Österreich hervorgeht, stand Böhmen in der Lyssa- 
statistik der Österreichischen Länder an zweiter Stelle. Übextroffen 
wurde es nur von Galizien. Ganz in Übereinstimmung hiermit stehen 


auch die Berichte des Pasteurschen Institutes in Wien’ über die 
daselbst vorgenommenen ‚Schutzimpfungen. Da das Wiener Institut 


das einzige derartige Institut in der österreichischen Monarchie war, ` 


wurden dorthin aus allen Ländern des Reiches von lyssaverdächtigen. 


: Tieren gebissene Personen eingeliefert. Wie nun aus dem Tätigkeits- 


berichte, dieser Anstalt aus den Jahren 1909 und 1910!) hervorgeht, 
stammten.von den 885. in dieser Zeit zur. Impfung gekommenen In- 


'ländern 836 (= 37,9%) aus Böhmen, 180 (= 20,3%) aus Mähren 
und 46 (= 5%) aus Schlesien, demnach aus den Ländern. des alten ` 
Österreichs, die heute der tschechoslowakischen Republik angehören, 


insgesamt 63%.. Ähnliche Zahlen zeigt der Anstaltsbericht‘ aus 
den Jahren 1911 und 19122). Von 1241 in diesen beiden ‚Jahren 


geimpften Inländern waren 505 (= 40,3 %) aus Böhmen, 206(—16,7 %) 


aus Mähren und 47 (=3,8%) aus Schlesien, demnach aus den 
heute der tschechoslowakischen Republik angehörigen Ländern ins- 
gesamt 60,8%. Über die späteren Jahre findet sich leider nur 
ein summarischer Ausweis. re 

Im ‚ersten Augenblick befremdet die geringe Zahl der aus 


Galizien zur Impfung eingelieferten Personen, obwohl'nach den oben 
‚genannten Ausweisen über die Verbreitung der Infektionskrankheiten 


bei Tieren die Lyssa in Galizien viel häufiger vorkam, als in Böhmen 
und Mähren. In dem Ausweise. der Jahre 1909 und 1910 sind nur 


24 (=24%) und in dem Ausweise der Jahre 1911 und 1912 nur 


18 (=1,4%) Personen angeführt, die aus Galizien . stammten.. 
Dieser scheinbare Widerspruch findet seine Erklärung darin, ‘daß 


‚die Bevölkerung der Sudetenländer in der Kultur viel höher steht 


als die Bevölkerung Galiziens, und die kulturelle Entwicklung eines 


Volkes ihren. Ausdruck auch in dem Grade des Verständnisses, das ` 


sie hygienischen und sanitären. Maßnahmen entgegenbringt, findet, 


9) Österr. Sanitätswesen 1911, 28, S. 487. 
2) Österr. Sanitätswesen 1912,.26, S. 241. 


#188], 


Im vorstehenden 'Fall, der eine wiederholte und eingreifende i 
‘ Bebandlung durchgemacht hat, war ein Fortschreiten der Erkran- 


úte der Deutschen 


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31288 = >00 1924 — MEDIZINISÖHE: KLINIK — Nr. 83T. 14. September . 


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Immerhin gestatten diese Zahlen den Schluß, daß in Böhmen und | 1919 bis 1922 erkennen, während im Jahr 1923 bereits wieder eine. 
‘ “Mähren auch.vor dem Kriege die Verbreitung‘ der Lyssa eine ganz |. Abnahme festgestellt werden kann. Die Zahl der für Böhmen aus- - 
“beträchtliche war. 0000 yo. u © > > | gewiesenen Fälle enthält offenbar nicht bloß Fälle, . die in Böhmen | 
` Die Zahlen. bleiben aber weit zurück hinter der enormen | infiziert wurden, vielmehr dürften hier auch Fälle mitgezählt sein, 
Ausbreitung, die die Lyssa in der Nachkriegszeit in den Ländern | die in einem anderen Teile der Republik infiziert, jedoch in ‚das 
‚ “der :tschechoslowakischen Republik und insbesondere in Böhmen | Pasteursche Institut nach‘ Prag eingeliefert wurden und: hier ge- 
“genommen hat. Wie ich einer freundlichen Mitteilung des Herrn | storben sind. Aus dem namentlichen Wochenbericht im Amtsblatt 


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die Zahl der von wutkranken oder wutverdächtigen Tieren gebissenen 


Menschen, da ja heute der Wert der Pasteurschen - Impfung so 
Personen und in Kolonne 5 ist- die Zahl 


gut wie unbestritten und auch dem Laienpublikum-bekannt ist. Es 


PAN Ministerialrates Hamr vom Landwirtschafisministeriun entnehme, | des Gesundheitsministeriums ist wenigstens zu, ersehen, . daß. die., 
Ei. Fl wurde die Lyssa hauptsächlich von der Slowakei, ` wo sie schon im | meisten Fälle, die in Böhmen beobachtet wurden, von Weinberge | 
Be l ` Frieden sehr stark verbreitet war, in die westlichen Länder der | — einem Teile Groß-Prags — ausgewiesen sind. Dort befindet sich EJ 
ARM MM Republik eingeschleppt. Das beste Bild über die Ausbreitung. der | aber das Pasteursche ‚Institut, Worauf der Unterschied in dem sj 
BE, Lyssa in den einzelnen Ländern der Republik geben die statistischen |: Ausweis des Gesundheitsministeriums und jenem des Landwirtschaits- -| 
eh Ausweise des Landwirtschaftsministeriums, die, obwohl noch nicht | ministeriums auch kinsichtlich.der Gesamtzahl der beobachteten Lyssa- 7 
o pa -in Druck erschienen, mir vom Herrn Ministerialrat Hamr für die | erkrankungen bei. der Bevölkerung der Republik in den Jahren 1921 . A 
en = —, Jahre 1921 und 1922 zur Verfügung gestellt wurden und die in | und 1922 zurückzuführen ist, darüber konnte ich keinen Aufschluß _ 1, 
EN dem nachstehenden Tabellen zusammengefaßt sind. ei ‚bekommen. > 2.0000 nun SE 7 w 
ESANA In der i. Kolonne. ist die Zahl der erwiesenermaßen an.Lyssa |. ` Die statistischen Angaben über die beobachteten Erkrankungs-. ia 
N, erkrankten’ Hünde ausgewiesen; in der 2. und 3, Kolonne die Zahl der | bzw. Todesfälle an Lyssa geben natürlich kein vollständiges Bild. lee 
Kaps : prophylaktisch getöteten Hunde und Katzen, die mit wutkranken oder | über die Häufigkeit: des Vorkommens der Lyssainfektiin beim : Iik 
P , wutverdächtigen Tieren in Berührung gekommen waren, in der Kolonne 4 
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nu | jener Personen angeführt, bei | kommt daher in vielen Fällen infolge rechtzeitig ei ite ; 

die. | | K n ‚Fäl niolge rechtzeitig eingeleiteter Be- tÈ 

welchen die Lyssa zum Ausbruch kam. 26: Er handlung trotz erfolgter Infektion die. Krankheit nicht zam Aus- =- Id 

i 1, | 9 | 3 | E | ur bruch. Es war daher weiterhin von Interesse, die Zahl der Per- —- |m 

ix m = —— | sonen, die sich in den. einzelnen Jahren im Pasteurschen Institute Zu E: 

eg ‚prophyl. getötete Gebissene| Davon in Weinberge, das kurze “Zeit nach dem Umsturze errichtet wurde, al 

Honde Hunde | Katzen Personen | erkrankt. | der Schutzimpfung unterzogen, mit den in den erwähnten Ausweisen Jsi 

— - der beiden Ministerien enthaltenen Daten zu vergleichen. l ar 

1921 Böhmen.... 802. 2708 |- 651 | 517 12 Ä ‚Die Mitteilungen verdanke ich Herrn Sektionrat Dr. Votava. . hi 

ioi Uin a saf = 889. a6 |. nn - . Aus ihnen ergibt sich folgendes: | Ä Aa 
Star COESION oa as | | | Im Jahre 1919 wurden 1169 Personen antirabisch geimpft, a 
Ri realen abe Fa ie n | 
HER a E | | E Sn le ; i Ei oo. DE. zt 
RIN 1922 Böhmen... .| 1675 | 5767 | -1826 | 759 10 >on iga ho gaa a ao x 
w . Mähren ....| 621 1720 736 | 333 20 noo on 1928 A, ei n x 
Sen Kae nn o 4T |) ee EL 6 P re He Alba nn sich an a EN x 

r! < E ee a ne a E schluB auf die Häufigkeit der Lyssainfektion unter der Bevölkerung  . 1% 

2 . „Ein Vergleich der Zahlen in diesen beiden Tabellen zeigt.den. | ermöglichen, da nicht immer eine Infektion erfolgt, wenn ein Mensch z 

: kolossalen. Anstieg der Lyssalälle im ‘Jahre 1922 insbesondere in | von einem lyssakranken Tier gebissen wird und in den- meisten È 
4°  - Böhmen und Mähren, in welchem Jahre in diesen beiden Ländern | Fällen eine propbylaktische Impfung vorgenommen wird, ohne die an 
a die doppelte Zahl von Lyssaerkrankungen bei Hunden: beobachtet | Feststellung abzuwarten, ob ‘das als Überträger der. Infektion in 2 
n wurde, als im Jahre 1921. Die Zahl.der im Jahre 1922 allein in | Betracht kommende Tier überhaupt lyssakrank war. Sie bilden- | 
ueg Böhmen an Lyssa erkrankten Hunde erreichte fast die Zahl der im | jedoch eine wertvolle Ergänzung. der beiden erwähnten Statistiken F 
nR Jahre 1921 in der ganzen Republik beobachteten Fälle (1794). Für | über die Verbreitung der Lyssa bei den Tieren und über die Zahl ` ` 
RER ‚das Jahr 1923 ist eine Bearbeitung der 14tägigen Ausweise noch | der Erkrankungs- bzw.. Todesfälle -bei Menschen. Vergleicht man i 
ri nicht erfolgt, doch scheint, wie Herr Ministerialrat Hamr mir mit- | den Ausweis des Pasteurschen Institutes mjt diesen beiden Berichten, , n 
Narr, teilte, der Höhepunkt bereits im Jahre 1922 erreicht worden zu | so zeigt sich in voller Übereinstimmung mit diesen eine beträcht- 1. 
Be sein. Immerhin sind in dem Berichte für das erste Vierteljahr 1924 | liche Zunahme der in’ dem Institute zur Behandlung gekommenen ` H 
Mage noch immer 352 Hunde .als an Lyssa erkrankt ausgewiesen,. von | Personen vom Jahre 1919 bis 1922, während im Jahre 1928 die Ei 
E, welchen 134 Personen gebissen wurden; bei einer Person kam die | Zahl wieder abgenommen hat. E o en u; ; 
s Ha Lyssa zum Ausbruche. Die beiden Tabellen zeigen weiters, in Bekanntlich. erkranken nicht alle Individuen, die von einem |. 
Euren u welch energischer Weise die Ausbreitung der Lyssa bekämpft wurde. | lyssakranken ‚Tiere gebissen werden; nach Doebert?) nur etwa k 
2 Die Zahl der prophylaktisch getöteten Hunde und Katzen — derzeit | 14,8%, nach Bollinger‘) 847%. Unter Zugrundelegung ds ji 

YF ' noch das sicherste Abwehrmittel — ist ganz beträchtlich. Im Jahre 


statistischen Ausweises des Landwirtschaftsministeriums erkrankten > 
‚im Jahre 1921 und 1922 von den gebissenen Personen nur etwa |: 
| NE je 2%. Die Zahl ist etwas kleiner als die in einem österreichischen ` ; 
In Übereinstimmung mit dem Ergebnisse des statistischen Aus- | Veterinärberichte für Österreich berechnete Prozentzahl, die mit i 
weises des Landwirtschaftsministeriums stehen auch die vom Gesundheits- :| 2,4% angegeben wurde (siehe bei Dexler). Man wird wohl nicht 
ministerium bezüglich‘der Verbreitung der Lyssa unter der Bevölkerung | fehlgehen, wenn man diese geringe Mortalität in erster Linie auf 
esammelten Erfahrungen, die mir in freundlicher Weise von den Herren | die energische Durchführung der Schutzimpfung bezieht, wie ‚sie 
inisterialrat Dr. Dlouhy und Sektionsrat Dr. Votava dieses Mini- | in dem Ausweise des Pasteurschen- Institutes-zu erkennen ist. Ein > ' 
steriums zur Verfügung gestellt wurden. Schulbeispiel über den Wert der Pasteurschen Impfung findet sich 


Die nächste Tabelle zeigt die in den einzelnen Jahren in den |.jn dem Ausweis. des Landwirtschaftsministeriums aus dem Jahre 1921. 
einzelnen Ländern vorgekommenen Erkrankungen bzw. Todesfälle für Böhmen. . Nach diesem haben sich von den 12 Personen, die 


añ Lyssa bei Menschen. '|-in dem Berichtsjahre an Lyssa starben,, 9 überhaupt nicht der- Impfung. 


. 1922 betrug sie in der Slowakei, mehr als das achtfache der er- 
 krankten Tiere. er Bu en | 


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| | | unterzogen, eine Person kam verspätet zur Behandlung, eine weitere 
In der ganzen  Dvon — | starb während derselben und eine dritte unterbrach die Kur vor 
‘- Jahr Republik nen | j | en | :|Karpatho- | zeitig. In allen 12 Fällen war somit die. Pasteursche Behandlung. ||. 
| < Böhmen | Mähren |Schlesien (Slowakei | Rußland | entweder überhaupt nicht oder unvollständig vorgenommen worden. | 
al | | | Mit Rücksicht auf die starke Ausbreitung der Lyssa in der 
an > | 3 8 _ ur 9 _tschechoslowakischen Republik und insbesondere in Böhmen dürfte 
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1998 52 22 20 — 10 me, | 3) Nach Kolle-Hetsch: Exper. Bakt. u. Infektionskrankh. 1919, 
1923 22 16 4 — — '2 -| 2. Bd. 8. 11183. | ' | 


4). Nach Dexler: Ärztliche Sachv.-Tätigkeit auf dem Gebiete un. 
Veterinärmedizin. In Dittrichs Handb. der ärztlichen Sachv.-Tätigkeit- 
Bd. 10, 1. Teil, S. 645. | an 


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Diese Zahlen lassen zunächst ein ziemlich rasches Ansteigen 
der Lyssafälle unter der Bevölkerung in der Republik in den Jahren 


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konnte. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


es auch für weitere Ärztekreise von Interesse sein, die’ rechtliche 


Seite dieser Frage und im Besonderen die Momente, welche bei der 


gerichtsärztlichen Beurteilung eines solchen Falles zu berücksichtigen 


sind, zu besprechen. 


Strafrechtlich kann vor allem der $ 335 des österreichischen 
Strafgesetzes, das auch in der tschechoslowakischen Republik noch 
in Geltung ist, in Betracht kommen, der von den Vergehen und 


Übertretungen gegen die Sicherheit des Lebens handelt: 


„Jede Handlung oder Unterlassung, von welcher der Handelnde 
schon nach ihren natürlichen, für jedermann leicht erkennbaren Folgen 
oder vermöge besonders bekannt gemachter Vorschriften oder nach 
seinem Stande, Amte, Berufe, Gewerbe, seiner Beschäftigung oder über- 
haupt nach seinen besonderen Verhältnissen einzusehen vermag, daß 
sie eine Gefahr für das Leben, die Gesundheit oder körperliche Sicher- 


heit von Menschen herbeizuführen oder zu vergrößern geeignet sei, 


soll, wenn hieraus eine schwere körperliche Beschädigung ($ 152) eines 
Menschen erfolgte, an jedem Schuldtragenden als Übertretung mit Arrest 
von 1—6 Monaten, dann aber, wenn hoorans der Tod eines Menschen 
erfolgte, als Vergehen mit strengem Arrest von 6 Monaten bis zu 


1 Jahr geahndet werden.“ 


Eines solchen Vergehens kann sich z. B. der Eigentümer eines. 
.wutkranken oder wutverdächtigen Tieres schuldig machen, wenn 


er die gesetzlich vorgeschriebenen Schutzmaßuahmen unterläßt, ob- 
wohl ihm der krankhafte Zustand des Tieres bekannt gewesen sein 
Von Wichtigkeit für die richterliche Beurteilung eines 
solchen Falles ist vor allem die Feststellung, ob der Eigentümer 
von der Erkrankung des Tieres Kenntnis haben konnte. Nun ist 
es ja bekannt, daß schon vor Ausbruch der typischen Krankheits- 
erscheinungen, in einer Zeit, wo das Tier überhaupt noch nichts 
Krankhaftes zu zeigen braucht, eine. Übertragung der Krankheit 


‘auf andere Tiere und den Menschen durch Beißen oder Lecken 


möglich ist. e 
Im März 1919 sezierten wir die Leiche eines 34jährigen Mannes, 
der etwa 6 Wochen vor seinem Tode von einem Hunde in die Wange 
ebissen worden war. Etwa 5 Tage vor dem Tode traten die ersten 
scheinungen auf. Auf dem Transporte in das Prager Pasteursche 


“Institut starb er kurz nach seiner Ankunft in Prag am Bahnhof. Die 


Leiche kam zur sanitätspolizeilichen Obduktion ins Institut. Die Ob- 
duktion ergab chronische Leptomeningitis, akutes Hirn- und Lungen- 
ödem. Ein mit einer Emulsion von der Medulla oblongata subdural 


_ geimpftes Kaninchen ging unter typischen Lyssaerscheinungen zugrunde, 


ebenso auch ein zweites Tier, das mit dem Gehirn von dem ersten 
Tiere geimpft wurde. ‚Außerdem fanden sich in dem Kaninchenhirn 
reichlich Negrische Körperchen. Der Mann hatte angegeben, daß der 
Hund keinerlei krankhafte Erscheinungen gezeigt, sich zutraulich an 
ihn berangemacht habe und, als er ihn auf den Arm nahm, ganz plötzlich 
in die Wange bib. Ä I | | 

Wie leicht unter Umständen eine Lyssaerkrankung bei Tieren 
selbst von gewiegten Spezialisten verkannt werden kann, beweist 
ein weiterer Fall, in dem eine strafgerichtliche Untersuchung ein- 
geleitet wurde. 


Es handelte sich um ein 24jähriges Dienstmädchen, das unter 
den Erscheinungen einer akuten sychose mit schweren Erregungs- 


. zuständen und Veriolgungsideen am 21. Februar 1922 auf die hiesige 


_ Byperämie der Meningen, leichtes Hirnödem und eine Hyperplasie des 
‚Waldeyerschen tachenringes. 


deutsche psychiatrische Klinik des Prof. Pötzl eingeliefert wurde. Am 
22. Februar trat plötzlich Kollaps auf, von welchem sich die Patientin 
jedoch bald erholte. Dem Kollaps folgte in rascher Folge eine Anzahl 
von Krampfanfällen, von welchen einer ärztlich beobachtet wurde. Die 


sonst sehr unruhige Patientin wurde zunächst still, änderte die Farbe 


und den Ausdruck des Gesichtes und starrte vor sich hin. Dann traten 
tonische Krämpfe in den Armen auf, .Opisthotonus, Trismus, Risus 
sardlonicus, endlich einige tiefe Atemzüge und damit Rückkehr zum 
früheren Zustand. In einem solchen Anfall trat am 22. Februar der 
Tod ein. Die Leiche wurde mit der klinischen Diagnose: Meningitis 
(Lyssa?), Delirium acutum in das deutsche pathologisch-anatomische 
Institut Prof-Ghons zur Sektion‘ eingeliefert. Die Sektion ergab: 


ale Während der Sektion war durch die 
liniker bekannt geworden, daß das Mädchen vor 7 Wochen von einem 
und gebissen worden war, 1 Woche vor ihrer Einlieferung auf die 
Klinik an Kopfschmerzen gelitten hatte und wiederholt beim Wasser- 
sinken von einem Schütteln befallen worden. war. Bei Untersuchung 
er Gesichtshaut fand sich tatsächlich in der Gegend der linken Augen- 
raue eine feine Narbe. Die daraufhin gestellte Vermutungsdiagnose 


yssa wurde durch die von Prof. Lucksch vorgenommene Unter- . 


q chung des Gehirnes und die Anstellung von Tierversuchen bestätigt. 
ger den Fall hat Prof. Lucksch in der Sitzung des Vereins deutscher 
rzte in Prag am 17. März 1922 berichtet). 


Unterdessen war der Fall von der Polizei der Staatsanwaltschaft 


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ir Anzeige gebracht worden und diese ordnete die Einleitung der 


ntersuchung gegen unbekannte Täter wegen $ 335 St.G. an, worauf 
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°) Med. Kl. 1922, Nr. 15, S. 477. 


der Fall zur gerichtsärztlichen Untersuchung unserem Institut abge- - \ 


treten wurde. 


Durch die Erhebungen wurde festgestellt, daß das Mädchen von 
Dezember 1921 in die Gegend: . 
der linken Augenbraue gebissen wurde. Die Wunde -wurde sofort mit 


dem Hunde ihrer Dienstgeberin am 15. 


Kalium permanganatum gereinigt und am nächsten Tage von einem 
Arzte versorgt. Bu at Ä 

Es bestand kein Zweifel, daß das Mädchen an Lyssa gestorben 
war und es war weiters nach der ganzen Sachlage zu schließen, daß 
der Hund der Dienstgeberin die Infektion. verursacht hatte. In diesem 


Sinne wurde ein vorläufiges Gutachten abgegeben und angeregt, die 
Richtung zu pflegen, ob der ’ 

eitserscheinungen gezeigt hatte und welcher. 

Art dieselben waren. Da stellte es sich nun heraus, daß die Dienst- 


weiteren Erhebungen hauptsächlich in der 
Hund irgendwelche Kran 


lee den Hund am 16.-Dezember 1921, also einen Tag: nachdem das 
ädchen gebissen worden war, von einem Tierarzte untersuchen ließ 
und dieser „Staupe“ diagnostizierte. Bei einer 3 Tage später vor- 
nn neuerlichen. Untersuchung bezeichnete der Tierarzt den 

ustand des Tieres wegen aufgetretener blutiger Stühle als hoffnungs- 
los und tötete ihn auf Wunsch seiner Besitzerin. Den Tierkadaver 


übergab er dem Schinder. Das Tier war noch am 18. Dezember- in 


einem tierärztlichen Institute untersucht worden, wo laut einem den 
Akten beigelegten Zeugnisse ein Darmkatarrh diagnostiziert und das 
Tier nach getroffenen Anordnungen wieder entlässen wurde. 
von dem tierärztlichen Institute, als auch von dem als Zeugen ein- 
vernommenen Tierarzte wurde aüsdrücklich betont, daß das Tier 


' keinerlei Iyssaverdächtige Krankheitserscheinungen gezeigt hatte. 


Obwohl nun die bei: dem Tiere beobachteten Krankheits- 
erscheinungen keineswegs für Lyssa charakteristisch waren, so 
konnte doch behauptet werden, daß die Infektion durch den Biß 
dieses Tieres verursacht worden war, da eine andere Infektions- 
möglichkeit nicht in Betracht kam. -Ob die Erscheinungen, die das 
Tier gezeigt hatte, als Prodromalerscheinungen der Lyssa anzusehen 


sind oder ob es sich um eine anderweitige Erkrankung gehandelt 


hat, die neben der Lyssainfektion bestand, war nicht zu entseheiden, 


da das Tier bereits am 19. Dezember getötet und nicht seziert 


worden war. i 


Das wesentlichste Moment, das durch die Erhebungen fest- 


gestellt wurde, war die Tatsache, daß von: zwei tierärztlichen Autori- 
täten, die das Tier kurz nach dem Biß untersuchten, keine für Lyssa 
charakteristischen Krankheitserscheinungen beobachtet wurden. Unter 


. Hinweis darauf mußte im Schlußgutachten betont werden, daß selbst- 


verständlich auch die Dienstgeberin keine Ahnung davon haben 
konnte, daß das Tier wutkrank ist und eine Fahrlässigkeit ihrer- 
seits daher ‚nicht besteht. Daraufhin wurde das Strafverfahren, 
welches anfangs gegen unbekannte Täter, im Verlaufe ‘der Vor- 
erhebungen aber gegen die Besitzerin des Hundes eingeleitet worden 
war, über Antrag der Staatsanwaltschaft eingestellt. | 
Dieser Fall ist somit ein weiteres Beispiel für die gar nicht 
so selten zu beobachtende Erscheinung, daß ein lyssainfiziertes Tier 
die Infektion übertragen ‚kann, ohne daß die Krankheit bei ihm 
schon in erkennbarer Form zum Ausbruch gekommen wäre. Er 
zeigt weiter die Wichtigkeit der Kenninis dieser Tatsache für die 
gerichtsärztliche Beurteilung. Kommt es in einen derartigen- Falle 
zu einer strafrechtlichen Untersuchung, so ist es Pflicht des Gerichts- 


arztes, diese Möglichkeit in seinem Gutachten zu betonen und auf > 


die Notwendigkeit hinzuweisen, Erhebungen darüber zu pflegen, ob 
und welche Krankheitserscheinungen das Tier zu der Zeit, als es 
die Verletzung setzte, dargeboten hat. Es ist dann weiter Aufgabe 
des Gerichtsarztes, sich darüber zu äußern, ob eventuell beobachtete 
Krankheitserscheinungen auch von einem Laien als wutverdächtig 


erkannt worden sein konnten. 


Ä ‚In analoger Weise wie bei der strafgerichtlichen Untersuchung 
kann auch im zivilgerichtlichen Verfahren diese Feststellung 


von Wichtigkeit sein. Denn nach § 1294 des Bürgerl. Gesetzbuches 
ist schadenersatzpflichtig, wer einem anderen — abgesehen von in 
böswilliger Absicht zugefügten Schädigungen — „aus schuldbarer 


Unwissenheit, oder aus Mangel der gehörigen Aufmerksamkeit oder 


des gehörigen Fleißes“ einen Schaden verursacht. Auch hier ist 


also von wesentlicher- Bedeutung für die Frage der Haftpflicht des 
Besitzers eines lyssakranken Tieres, das einen Menschen infiziert 
hat, die Feststellung, ob der Besitzer überhaupt von der Erkran- 


kung seines Tieres Kenntnis haben konnte. 

Ein weiterer Fall von Lyssaerkrankung bei einem Menschen, 
dessen Leiche in unserem Institute zur Obduktion kam, dürfte be- 
sonders für die praktisch tätigen Arzte von Interesse sein. u 

. Es handelte sich um einen 4jährigen Knaben, der am 11, Mai. 
1922 in einem Orte in Mähren zu einer Zeit, da strengste Hundesperre 
angeordnet war, von einem Hünde gebissen wurde. Drei Wochen 
später traten die ersten Krankheitserscheinungen auf. Einen Tag nach 


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1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 37. 14. September 


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_ grunde. 


‚den Knaben nach dem Biß 


- Mährischen Gerichtes, bei welchem die Untersuchung 
hervorgeht, wurde’ durch die Erhebungen festgestellt, 


achtet zu haben. 


ihrem Auftreten sollte der Knabe in das Pasteursche Institut nach Prag 
gebracht werden, er starb aber am Transport, Die Leiche kam zur 
gerichtlichen Sektion in unser Institut. Bei der Sektion fanden sich 


auf der Streckseite des linken Unterarmes 3 kleine, halbmondförmige, 


blaßbraune Exkoriationen; 2 gleichartige Veränderungen an der Beuge- 

seite in gleicher Höhe, 
keinerlei pathologische Veränderungen an den Organen. Die mikroskopi- 
sche Untersuchung des Gehirnes auf Negrische Körperchen fiel negativ 
aus, ein subdural mit einer Emulsion von der Medulla oblongata ge-. 
impftes Kaninchen ging unter typischen Erscheinungen an Lyssa zu- 
Im Ammonshorn des Kaninchengehirns fanden sich Negrische 
Körperchen. Lyssa als Todesursache war somit einwandfrei erwiesen. 
Auf Grund der en ‚des Vaters wurde gegen den Arzt, der 


suchung wegen Verschuldens nach § 365 St.G. (Kunstfehler) eingeleitet. 
Der Vater stützte seine Anzeige darauf, daß der Arzt die rechtzeitige 
Überweisung des Knaben an das Pasteursche Institut unterlassen habe, 


wodurch der Tod verursacht worden sei. Wie aus den Strafakten des 


efübrt wurde, 


| aß der Knabe 
von einem Hunde, der zwei Tage vorher bereits einen anderen Knaben 


gebissen hatte, der jedoch sofort ins Pasteursche Institut abgegeben 
wurde, in den linken Arm gebissen worden war. Der Vater ging mit 
dem Knaben sofort zu einem Arzt, der die Wunde versorgte und in 
einer Anzeige an die Polizei die tierärztliche Untersuchung des Hundes 
verlangte. Diese Anordnung wurde auch befolgt. Obwohl der Tier- 
arzt an dem Hunde keine Zeichen von, Lyssa feststellen konnte, über- 
wies er ihn zur weiteren Beobachtung an den Wasenmeister. Nach 


~ 2 Tagen. holte jedoch der Besitzer während der Abwesenheit des Wasen- 


meisters seinen Hund ab, der dann auf ungeklärte Weise verschwand. 
Der Besitzer behauptete, keine Zeichen von Wut an dem Tiere beob- 


wurden, angebunden. Die Knaben hatten sich ihm genähert, um, wie 
gewöhnlich, mit dem Hunde zu spielen. Nach durchgeführten Er- 
hebungen stellte die Staatsanwaltschaft den Antrag auf Einstellung des 
Verfahrens gegen den Arzt, was auch geschah. | 


Obwohl der Fall zu keiner weiteren gerichtsärztlichen Begut- 


' achtung kam, erschien seine Mitteilung doch angezeigt, weil er 


lehrt, wie vorsichtig der Arzt bei der Beurteilung und Behandlung 
einer Bißverletzung namentlich in der gegenwärtigen Zeit sein muß. 
Bei der großen Verbreitung der Lyssa ist es sicher viel ratsamer, 


in jedem Falle von Bißverletzung, wo die äußeren Verhältnisse die 


Möglichkeit einer Lyssainfektion nicht ausschließen lassen, anzu- 
nehmen, das Tier sei lyssakrank und dementsprechend sein Ver- 
halten einzurichten. Ein Zuwarten kann bisweilen unliebsame. 
Folgen für den Arzt zeitigen. | 

Die erfolgreiche Bekämpfung der Lyssa ist eine recht schwie- 
rige Aufgabe. Gesetze allein genügen nicht. Sie bedarf in hohem 


‚Maße der Unterstützung der Bevölkerung. Volksaufklärende Vor- 


träge, wie sie durch einen Erlaß des Landwirtschaftsministeriums 


der tschechoslowakischen Republik angeordnet sind, und zu welchen | 
ein in der tschechischen tierärztlichen Hochschule in Brünn®) an- 


gefertigter Film zur Verfügung gestellt wird, könnten sehr nutz- 
bringend wirken. | f 

'Es ist Hetsch?) nur beizupflichten, wenn er die Ursache der 
Verbreitung der Lyssa in der Nachkriegskeit auf das Sinken der 
staatlichen Autorität, welche nach dem Kriege allenthalben zu beob- 
achten war, zurückführt. Was Hetsch diesbezüglich von, Deutsch- 
land sagt, dürfte in gleicher Weise auch für die tschechoslowakische 
Republik Geltung haben. Es ist zu hoffen, daß mit zunehmender 
Achtung vor den gesetzlichen Bestimmungen. auch diese Seuche 


wieder zumindest in jene Grenzen zurückgedrängt wird, die sie vor 


dem Kriege hatte. 


| (Vorstand: Proh A. Ghon). 


Zur Pathogenese der Dystrophia adiposogenitalis. 
Von Dr. Erik Johannes Kraus. 


- Von allen namhaften Hypothesen, die über das von Fröh- 


lich zuerst beschriebene und von Bartels Dystrophia adiposo- 


genitalis benannte Krankheitsbild aufgestellt worden sind, befriedigt 


die von Kurt Gottlieb den Pathologen noch am meisten. ' Weder 
die Ansicht von Fröhlich, noch die von B. Fischer, noch die 
von Erdheim können heute als ausreichend angeschen werden, da 
sie immer nur einen Teil der Fälle zu erklären imstande sind, 


6) Amtsbl; d. Min. f. öffentl. Gosundheitswesen 1922, S. 98. 
3 Hetsch, M.KI, 1924, Nr. 4. 


Außer Hirnödem fanden sich makroskopisch 


ehandelt hatte, die strafgerichtliche Unter- 


- 


er Hund war beide Male, als die Knaben gebissen | 


| übrigen Teilen des an find, 
Aus dem Pathologischen Institut der Deutschen Universität in Prag | 


während ein Großteil der Fälle ungeklärt bleibt. Die Zahl der 
pathologisch ungeklärten Fälle wird bedeutend eingeschränkt, wenn 
man mit Gottlieb annimmt, daß „jede Schädigung, die entweder 


. den Vorderlappen der Hypophyse funktionsunfähig macht oder die 


Edingerschen Bahnen im Hinterlappen, Stiel und Infundibulum 
unterbricht“, Dystrophie hervorrufen kann. Nach Gottlieb gelangt. 
zu wenig oder ein falsches Sekret in die Gehirnsubstanz der Regio 
subthalamica, wodurch die normale Wirkung des Hypophysensekretes 
auf gewisse Zentren eine Änderung erfährt, die dann zur Dystrophie 
fühn. — Einen ähnlichen Gedanken finden wir bei Stumpf, der 
die Entstebung der Dystrophia adiposogenitalis bei. chronischem 
Hydrozephalus auf eine Beeinträchtigung der nervösen oder 

hormonalen Beziehungen zwischen Hypophyse und Gehirn zurück- 
führt. — Nach Biedl gibt es eine hypophysäre und ‚eine zerebrale 
Form der Fröhlichschen Krankheit. Für die große Mehrzahl der 
Fälle dürfte nach Biedl die Annahme zutreffen, daß das patho- 
genetische Moment, sei es nun ein Tumor der Hypophyse oder ihrer 
Nachbarschaft, sei es ein patbologischer Hirndruck, die Hynophyse 
einerseits und das Zwischenbirn anderseits, gleichzeitig schädigt. 


Es komme die gleiche Funktionsstörung zustande, wenn der Reiz- 


stoff. des Intermediasekretes seine Wirkung auf das Zwischenhirn . 
nicht entfalte oder wenn dieses Zentrum selbst in seiner Betätigung 
gestört sei. Der Ansicht Biedls liegt somit der gleiche Gedanken- 
gang. zugrunde, den Gottlieb, dem das Verdienst gebührt, als 
erster mit dem etwas engherzigen Standpunkt der bisherigen An- 
schauungen über die Entstehung des Fröhlichschen Syndroms 


gebrochen zu haben, zur Erklärung der Genese der Dystrophia: 
adiposogenitalis herangezogen hat. ; 


Im nachfolgenden sei über mehrere Fälle berichtet, die zum 
Teil geeignet erscheinen, zur Klärung gewisser, bisher nicht end- 


gültig gelöster Fragen in der Pathologieder Dystrophia adiposogenitalis 
beizutragen. | | 


Fall I. Anna G., 23 Jahre alt (Propädeutische Klinik Prof. 
Biedl). Im Jahre 1923 normaler Partus, seither starke Zunabme des 
Körperumfanges und Sistieren der Menses. Die mittelgroße Patientin 
zeigt ein dickes, rundes Gesicht, große fettreiche Mammae, exzessive 
Fettmassen an Bauch und den Hüften. Es besteht Schwindel, Schläfrig- 
keit, Doppelsehen und Bettnässen. Am 11. Dez. 1922 Exitus letalis, 


nachdem in der letzten Zeit der Paniculus. adiposus an Armen un 
Beinen auffallenderweise geschwunden war. ! 


Bei der Sektion findet sich eine chronische Tuberkulose des 
Gehirns, wobei der Boden des dritten Ventrikels von einer tumorähn- 
lichen, grauroten Gewebsmasse vollständig substituiert ist. Ein erbsen- 
großer tuberkulöser Knoten findet sich am Abgang des rechten Nervus 
opticus. Im Bereich des Foramen -Monroi, welches ebenso wie die 
Seitenventrikel ziemlich stark erweitert erscheint, liegt eine mit den 
Columnae fornicis verlötete, haselnußgroße, graurötliche Altermasse, 
die von kleinen verkästen Knötchen durchsetzt ist, die vorderen zwei 
Drittel des dritten Ventrikels vollkommen ausfüllt und mit den gleichen 
Massen, die den Boden des dritten Ventrikels substituieren, in breiter 
Verbindung steht. (Der übrige Gehirnbefund ist der Kürze halber 
weggelassen.) . | g 
Die morphologische Untersuchung der endokrinen Organe 
ergibt: Hypophyse 0,9 g; im Hypophysenstiel einzelne frische miliare 
Tuberkel, der größte Teil des Stiels jedoch intakt. Hinterlappen im Ver- 
hältnis zum Vorderlappen klein; im mittleren und rechten Drittel der 
unteren Hälfte desselben miliare Tuberkel und frische Konglomerat- 
tuberkel, in der oberen Hälfte nur vereinzelte miliare Tuberkel. Stellen- 
weise greift die Tuberkulose vom Hinterlappen auf die Marksubstanz 
über, wobei sich hier (zum Teil zwischen den spärlichen und kleinen 
Kolloidzystchen) miliare und frische Konglomerattuberkel am _reich-. 
lichsten im unteren Anteil der Hypophyse etabliert haben. In den 
en sich in jedem untersuchten 
Schnitt vereinzelte miliare Knötchen. Der Vorderlappen ist stark 
hyperämisch, die Eosinophilen wesentlich vermindert und kleiner als 
normal, die Basophilen ganz auffallend reichlich, die Hauptzellen ent- 
sprechend reichlich. Das erhöhte Gewicht der Hypophyse ist vor allem 
durch die Vergrößerung des Vorderlappens bedingt. 


Zirbeldrüse 0,13 ee 28 g, 2 Epithelkörper- 
chen kaum hanfkorngroß, histologisch o. B. Pankreas 83 g. 74 Inseln 
pro 50 qmm bei geringer Lipomatose. Neben normal großen vielfach 
sehr kleine Inseln, daneben auch sehr große Inseln, histologisch durch- 


wegs o. B. Im Sudanpräparat zarte Verfettung der Inselepithelien, etwas 


stärkere Verfettung in einem großen Teil der Tubuli. — Neben- 
nieren (zusammen) 9,8 g; Rinde sehr stark verfettet, u. a. durch sehr 
reichliches doppelbrechendes Lipoid. Rinde und Mark in entsprechen- 
dem Mengenverhältnis. Chromaffinität nicht nachweisbar (postmortaler 
Verlust?). Ovarien (zusammen) 5,75 g mit ganz vereinzelten Primordial- 
ee in einem oder dem anderen Schnitt. Keine Graafschen Fol- 
ikel. 


Vereinzelt kleine Follikelzystchen mit einem schmalen Saum 
verletteter Zellen und verlettete Ssume um die Corpora fibrosa. 


Ir 
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-1h Sèptembèr -> , 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.37. 000. 0 S RL 


= Epikrise: Es handelt sich um einen typischen Fall von 

=. Dystrophia adiposogenitalis bei einer. 23 Jahre alten Frau, bei der 
das Leiden ein Jahr vor dem Tode begann. Die Untersuchung er- 

| gibt eine vollständige Zerstörung des Bodens des dritten Ventrikels 
| “ durch Tuberkulose. Die Hypophyse erweckt auf Grund des morpho- 
logischen Verhaltens trotz einer ziemlich frischen Tuberkulose in 

5 allen Teilen, namentlich im Hinterlappen, und der Verminderung 
| . ler -eosinophilen Zellen den Eindruck eines immerhin funktions- 
. tüchtigen Organs; selbst vom 'Hinterlappen, der- am reichlichsten 
` {uberkulöse Veränderungen zeigt, sind noch ausgiebige Partien er- 
halten. Bemerkenswert ist die starke Verminderung der eosino- 
. philen Zellen, die vielleicht als eine Folge der Störung im Hypo- 
'  physen-Zwischenhirnsystem anzusehen wäre. Eine auffallende 
| ‘Verarmung an Eosinophilen fand sich auch in einem vor einigen 
‘ Jahren von mir veröffentlichten Fall von Dysirophia adiposogenitalis, 
| der mit Zwergwuchs kombiniert war und bei ‘dem ich den Schwund 
‚der Eosinophilen auf die ganz ungewöhnlich starke Hypoplasie des 
iv Hinterlappens zu beziehen geneigt war. Die Störung der bisher 
“leider noch ungeklärten Beziehungen zwischen dem durch Hinter- 
“ - : lappen und Stiel mit dem Zwischenhirn verbundenen Vorderlappen 
und dem Zwischenhirn ist möglicherweise die Ursache soleher ab- 
-normer Zustände im Zellstaate der Hypophyse. Für die Dystrophia 
adiposogenitalis ist in diesem Falle wohl in erster Linie der. Ausfall 
. der Zwischenhirnfunktion verantwortlich, wenngleich bei der großen 
' Ausdehnung der Veränderungen eine Bestimmung, welcher Teil der 
`  Zwischenhirnbasis hierfür in Betracht kommt; nicht möglich erscheint. 
; Immerhin verdient der Fall!) nicht nur. wegen seiner Seltenheit 
-hervorgehoben zu werden, sondern weil er die große Bedeutung des 
y  Zwischenhirns für die Pathogenese der Dystrophia adiposogenitalis 
N beweist, zumal die Veränderungen in der Hypophyse viel jüngeren 
ae 
| 


an Suchen mikroskopisch kleine, äußerst. dürftige Reste eines 
stark komprimierten, sehr.atrophischen Vorderlappengewebes, das hier 
nach Art einer Schale dem “expansiv wachsenden Tumor anliegt. — 
Zirbeldrüse makroskopisch o. B., histologisch nicht untersucht. 
Schilddrüse 23 g, ziemlich kollöidreich, Bläschen zum Teil erweitert, 
das Epithel niedrig bzw. platt, Kolloid augenscheinlich durchwegs 
erbsäurefest. Interstitium stellenweise ganz leicht verdickt. — 
‚ankreas: 46g (!) mit geringer Lipomatose. 91 Inseln pro 50 qmm. 
Neben. normal großen viele auffallend kleine Inseln; hie und da auch 
sehr große Inseln. Das Inselepithel zum großen Teil mit zerfasertem, 
schlecht darstellbarem Zeileib, nicht selten. dicht zusammengedrängt. 
Tubuli etwas atrophisch, Interstitium zart. — Nebennieren (zu- 
sammen): 6,7 g Rinde.diffus und stark verfettet, fast ausschließlich mit 
mn em Lipoid; Zona reticularis kaum en Mark- 
substanz entsprechend reichlich, vorwiegend aus Zellen’ mit solidem, 
gut färbbarem und gut abgrenzbarem, maig reichlichem Protoplasma. 
hromaffinität im allgemeinen. gering. — Hoden (ohne Nebenhoden) 
zusammen: 12,6 g 9: Die Hodenkanälchen -stark verschmälert, die 
Tunica propria verdickt, das’ verengte Lumen ausgefüllt. von gleich- 
mäßigen, protoplasmaarmen, stark verfetteten Zellen. Das Interstitium 
deutlich verbreitert, hyalin degeneriert mit 'spärlichen, aber: großen 
und stark verfetteten Zwischenzellen. Da RA 


‚Epikrise: Es handelt sich um einen typischen Fall- von 
Dystrophia adiposogenitalis bei einem 42 Jahre alten Mann, - 
bedingt durch einen Tumor der Hypophyse, der dieselbe so gut wie 
vollständig vernichtet und einen starken Druck auf den Boden des 
dritten: Ventrikels ausgeübt hat?). Der Beginn des Leidens liegt 
viele Jahre zurück; die Angaben, daß der Kranke stets nur einen 
- Schnurrbart aus Flaumhaaren besaß, spricht vielleicht dafür, daB 
der Prozeß bis ins Jünglingsalter zurückreicht, weiter zurück wohl 
nicht, da eine Wachstumsstörung nicht vorlag. Die Hoden zeigen 
vor allem: das Bild der Atrophie mit auffallend wenig Zwischen- 
zellen, welch letzigenannte Veränderung Berblinger als charakte- 
ristisch für die hypophysär bedingte Hodenschädigung ansieht. In 


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Datums sind als die im Zwischenhirn, und die Erkrankung zu einer 
„Zeit entstanden sein dürfte, in der die Hypophyse höchstwahrschein- . 


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Be lieh-noch frei von Tuberkulose war. | der letzten: Zeit‘ bot der Patient bereits Zeichen körperlichen Ver- 

A l Ma Oat EP. 49 Jahre alt (Perchiätrische Klinik: Prof falls, der Fettpolster begann zu ‚schwinden, das Gesicht bekam ein 

 - Potz). "Klinische Dinghose: Hypophyaize Kachexie mit Demenz. | 116808 und gealteries Äusschen, Veränderungen, die als beginnende N 

w Patient war am Körper nie stark behaart, - Schnurrbart bestand nur ‚hypophysäre ‚Kachexie angesehen‘ werden diirfen. AR ; r 

W aas Flaumhaaren; kurz vor. dein Kriege seien ihm Bart- und Körper- Verschieden zu deuten ist der Befund im Pankreas, das eine je 
in 


$ haare a gelallen, Zugleich Abnahme der Potenz. Seit 3 Jahren fehlt | auffallende Atrophie zeigt, geringe Verminderung der Inseln und 
> auch die Libido vollständig. In der Klinik wurde folgender Befund 


regressive Veränderungen des Inselepithels. . Will man in diesen 
‚erhoben: Mittelgroß, mit reichlichem Fettpolster; fast fehlender Bart- 


Veränderungen nicht eine Teilerscheinung der beginnenden Kachexie 


- 


in den letzten 14 Tagen stellte Patient eine Zunahme seines Körper- 
gewichts: von 10 kg fest. Leidet seit. 3 Monaten an starken Kopi- 
schmerzen. Während seine Libido von jeher gering war, ist Patient, 
der in seiner kurzen Ehe immerhin öfters kohabitiert hat, seit 14 Tagen 
vollständig impotent. In der letzten Zeit traten sehr heftige Kreuz- und 
Rückenschmerzen auf. Der Patient, der 192 cm lang und 93 kg schwer 


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T ne fehlende ae eauung, weiblicher Behaarungstypus am | erblicken, so kann man bei Annahme einer antagonistischen Wechsel- RAN; 
"E enitale, Breites Bec en, kleine Hoden, Kastratenstimme. ` wirkung zwischen Hypophyse und Pankreas daran denken, daß in- a 
Mi i “Die Sektion ergibt einen fast hühnereigroßen, hoch aus. der folge der Ausschaltung der Hypophysenfunktion und des damit ver- un 
m Far Den ie nr un YD; as bundenen Ausfalls der normalen stimwierenden Wirkung auf das 
u Harte, y yse makroskopisch nicht nachweisbar. . Die Sub- | \ srar okt Bar ua 5 
je  $tantia perforata posterior und die dentlich auseinandergerückten Cor- ehe er re ‚aktiv geworden ist und allmählich eine. 
zw. Pora mamillaria anscheinend. vom Tumor nicht wesentlich tangiert und | üc AUS AN LEN Dal ar | | 
ra pakroskopisch unverändert, Der vor den Corpora mamillaria gelegene Fall II. Karl W., 30 Jahre alt (Propädeutische Klinik, Prof, 
# des Zwischenhirnbodens mit dem Chiasma durch den Tumor | Biedl). Patient war von jeher sehr kräftig ‘und soll seit seiner vor 1 
-e ehgedrängt, die Tractus optici, das Chiasma und die Abgänge der | 1/, Jahr stattgehabten Verehelichung an Körperlänge zugenommen haben; A 
W, Yptici platt gedrückt und stark verdünnt. Die Massa intermedia nicht pi T 


nachweisbar, Alle Ventrikel deutlich. erweitert, am. meisten die 
yo tenventrikel. Die rechte Subst. perf. ant. unverändert. Von der 
ine des steil aus der Sella aufragenden Tumors dringt auf. der, 
ink Seite ein über bohnengroßer Forlsatz des Tumors gegen die 

o Hälfte der Optikuskreuzung ‘nach oben und etwas seitlich ge- 


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pentet, bohrt sich nach Zerstörung dieses. Chiasmaanteils in das mediale | ist, zeigt sehr reichliche Fettmassen im Gesicht und am Bauch, wäh- 
g i der linken Subst. perf. ant. und ist. von der Lichtung‘ des ‘| rend die Nates und Extremitäten auffallend schlank erscheinen. Am 
f © a enventrikels nur durch eine dünne, durchscheinende Membran aus | Abdomen und den Oberarmen deutliche Striae. Behaarung durchwegs 


Gel Ruten getrennt. Das Infundibulum ist als solches nicht mehr 
„ kenntlich, ebenso das Tuber cinereum und die Eminentia saccularis, 


normal. Patient stirbt an; einer Septikämie im Anschluß an eine In- 
wobei der Boden des dritten Ventrikels vor den Corp. mam. bloß von 


jektion. 


J einer di i - | Die Sektion ergibt neben Zeichen einer septischen Allgemein- 
Bo em En Membran gebildet wird. , Im linken Tempore lappen ein | infektion eine deutliche Vergrößerung der Hypophyse, die jedoch aus 
f durch ab alischer Herd infolge Abklemmung der linken Arterid carotis. | der Sella tureica nicht herausragt; ferner ausgesprochene Osteoporose 
1 den harten Tumor. — Fettpolster bei der Sektion am Abdomen | der Wirbelsäule, des Sternum und der Rippen, geringgradige K phose 
dünn un. Oberschenkel itj cm, am Oberarm 1 cm. Die Gesichtshaut | der Brustwirbelsäule, eine kleine diffuse Kolloidstruma nd auffallend 
SH Kom, Ag und bartlos. ` Genitalbehaarung spärlich bei sonst fehlender | kleine Hoden. Der Fettpolster mißt am Halse 1,3 cm, am Oberarm 
"1 „rperbehaarung, . d | =. j| 2 em, über dem Sternum 2 cm, am Bauch 31/, cm und am Ober- 
4 Organ © " morphologische Untersuchung der endokrinen | schenkel 2 cm. : E IR 

De a | a | Die morphologische Untersuchung der endokrinen Organe 
5 Indem ungen or Hypophyse findet sich ein psammöser Tumor°), | ergibt: Hypophyse 0,93 g. Im Hinterlappen befindet sich ein ih- 
ya m unge eure Mengen verschieden großer, konzentrisch geschichteter, | filtrierend wachsendes, basophiles Adenom, das sich namentlich in den 
A runden ’ nur selten verkalkter, kugeliger Bildungen das aus kleinen, | — Er 


dicht A protoplasmaarmen Zellen zusammengesetzte Tumorparenchym 


3) Mit der Angabe Hermanns, ‚der den Fall’ klini 
ürchsetzen. An einer umschriebenen Stelle finden sich nach 2 Sal vom klinischen 


Standpunkt in der Medizinischen Klinik publiziert hat, daß der Tumor 
keine Druckwirkung auf das Zwischenhirn ausgeübt hätte, kann ich 
mich auf Gründ des anatomischen und histologischen Befundes nicht 
einverstanden erklären. Der Tumor, der bei der Sektion als Hypo- 
physengangsgeschwulst im ‚Sinne von Erdheim imponiert hat und 
mit dieser makroskopischen Diagnose übernommen wurde, erwies sich 
bei der nachträglichen histologischen Untersuchung als ein psammöser 
Tumor, dessen Genese wie erwähnt noch geklärt werden muß, 


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1) Derselbe ist jüngst von Raab in einer größeren klinischen 


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unde publiziert ne unserer anatomischen un ‚histologischen Be- 
g. und or ie Histogenese des Tumors. ist derzeit nicht völlig geklärt 
teilung egenstand einer späteren, genaueren Untersuchung bzw. 


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‘ändert, ebenso die Nebennieren. — Hoden zusammen (ohne Neben- 
 hoden) 18,8 g.. Die Hodenkanälchen mit zarter Tunica propria. Sper- 


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spricht das histologische Bild, namentlich der Befund weniger per- 


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vorderen zwei Dritteln desselben etabliert und. etwa zwei Drittel der 
benachbarten Marksubstanz des Vorderlappens zerstört hat. In dem 
erhaltenen Drittel der Marksubstanz mehrere zum Teil bis hanfkorn- 
große Kolloidzystchen. Der Tumor setzt sich gegen den Vorderlappen 
tast überall scharf ab, wobei er das benachbarte Drüsenparenchym 
leicht komprimiert, während er in der Neurohypophyse infiltrierend 
wächst und unter anderem einen stiftiörmigen, ungefähr axial ver- 
laufenden Fortsatz in den Hypophysenstiel entsendet und so etwa die 


Hälfte von dessen Querschnittsareal substituiert. Die Eosinophilen ent- 


sprechend reichlich, durchschnittlich etwas kleiner als normal. Auf- 
fallend wenig reife Basophile. Viele Entgranulierte aus Basophilen 
hervorgegangen. Viele Hauptzellen, offenbar auf Kosten der Basophilen 
vermehrt. Die Rachendachhypopbyse in ziemlich vielen histologischen 
Schnitten, die angelegt wurden, nicht auffindbar. — Zirbeldrüse. von 
normaler Größe, histologisch o. B. Die. leicht vergrößerte Schild-. 
drüse kolloidreich,. mit 'erweiterten Bläschen, teils kubischem, teils 
plattem Epithel, mit zartem Interstitium. Drei Epithelkörperchen 


(zusammen) 0,16 (!) auffallend stark von Fettgewebe .durchwachsen, 


stellenweise mit ‚ziemlich großen Komplexen oxyphiler Zellen, sonst 
o. B- — Pankreas 94 g, durch postmortale Autolyse weitgehend ver- 


matiden, 


anz ver- 
odenkanälchen einige Spermatozoenköpfe. . Das Epithel meist 
4—5reihig, mit etwas vermindertem Lipoidgehält. Die Zwischenstellen 
‘in dem spärlichen Interstitium deutlich vermindert. — Die Nebenhoden 
histologisch o. B | | 


© Epikrise! Es handelt sich. um einen 30 Jahre alten Mann, 
bei dem 3!/, Monate vor dem Tode eine rasch zunehmende Fett- 


sucht ‚und Impotenz bei normaler Behaarung auftrat. Die Sektion | 


zeig‘ ein basophiles Adenom, das zwei Drittel des Hinterlappens 
und der angrenzenden Marksubstanz substituiert. Das Zwischenbirn 
erweist sich anatomisch und histologisch frei von Veränderungen. 


Neben der Fettsucht ergibt die Sektion eine auffallende Osteoporose. | 


Die kleinen Hoden zeigen zwar keine Spermatogenese mehr, doch 


sistierender Spermatozoenköpfe im einem oder dem anderen Hoden- 


` kanälchen dafür, daß die Hodenschädigung nicht sehr alt sein kann. 


. dies Raab tut. 


= Dieser eigentümliche Fall wurde von’ Raab, der denselben 
‘vom klinischen Standpunkt jüngst publiziert hat, als ein Beweis für 
eine rein hypophysäre Genese der Dystrophia adiposogenitalis an- 
-gesehen. Wenngleich ich die Möglichkeit eines ursächlichen Zu- 
sammenhanges der Fettsucht und Impotenz unseres Kranken mit der 


Hypophysenveränderung zugebe, halten mich doch gewisse Momente 


ab, einen solchen Zusammenhang so apodiktisch zu glauben, wie 

Die Tatsache, daß Mooser einen: ganz analogen 
Fall mit hochgradiger Fettsucht und Osteoporose beobachten konnte, 
ohne. daß die Hypophyse auch nur die geringste pathologische Ver- 
änderung aufgewiesen hätte, gibt doch sehr zu denken. Es existieren 
offenbar seltene Formen von Fettsucht, über deren Atiologie und 
Genese wir gar nicht unterrichtet sind, ebenso wie immer wieder 
Fälle von Zwergwuchs beschrieben werden, die keinem der ätio- 
logisch und: genetisch bekannten Typen entsprechen und als 
besondere Fälle — so zu sagen — eine eigene Gruppe bilden. Und 
ebenso scheint es mit der Fettsucht zu sein. Es ist meiner Ansicht 
nach nicht ausgeschlossen, ‘daß in unserem Falle die Ursache der 
Fettsucht wo anders zu suchen sei und das basophile Adenom im 


- :Hinterlappen ntr einen zufälligen Befund darstelle, sowie in zwei 


anderen Fällen, von denen einer aus dem Prager deutschen patho- 
logischen Institut von Nothdurft publiziert wurde, während die 


Hypophyse des anderen Falles, die einen ganz analogen Befund wie | 


die im Falle W. bot, sich in meiner histolögischen Sammlung be- 


findet. — Bei: der Annahme, daß das weniger als kirschkerngroße 


basophile Adenom der Neurohypophyse die Ursache der Dystrophie 
in unserem Falle ist, wäre noch die Frage zu beantworten, ob es 


Forschungsergebnisse aus Medizin und N aturwissenschaft. 


"Mikrostrukturen organischer Substanzen. 
Von Dr. H. Mark, Berlin-Dahlem. 


Im Gegensatz zu den Gasen und Flüssigkeiten, welche keine 
charakteristische äußere Form besitzen, zeigen die festen Körper 
der anorganischen und organisierten Natur Wachstumslormen, welche 

. auf gesetzmäßige Vorgänge bei der Entstehung aller dieser Gebilde 
_ hinweisen, Vorgänge, welche nicht zuletzt beim Aufbau des mensch- 
lichen Körpers eine hervorragende Rolle spielen. 


Die moderne Physik erklärt diesen Gegensatz auf dem Boden 


der Atomtheorie dadurch, daß im gasförmigen und flüssigen Aggregat- 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 37. - 


BE: | = ; F] | 14, September 


werden, da mehreren Fällen von Dystrophia adiposogenitalis, die mit 


gleicher Bedingungen weder Fettsucht noch die in unserem Fall 


-mehr besagt, als Fälle mit Zerstör 


 allergrößten Teil desselben substituiert und nur den obersten Anteil 


‘und Knochenmetastasen. Hypophvse 0,45 g; der Hinterlappen von 


substanz, die Eosinophilen wesentlich vermindert, die Basophilen nicht l 
"reichlich; zwei fibrös-atrophische Herde im Vorderlappen. Kein An- 


die partielle Zerstörung des Hinterlappens durch Tumor oder eine 
spezifische Wirkung des basophilen Adenoms ist, die hierfür 
in Betracht kommt. Daß eine: spezifische Wirkung seitens des baso- 
philen Tumors vorliegt, kann weder geleugnet noch behauptet 


basophilem Adenom der Oro- bzw. Neurohypophyse vergesellschaltet 
waren, andere Fälle gegenüberstehen, in denen {rotz anscheinend 


gefundene Osteoporose beobachtet wurde. Daß die partielle Zer- . 
störung des Hinterlappens bei intaktem Vorderlappen und Zwischen- _ 
hirn (wie in unserem Falle) Dystrophia adiposogenitalis. hervorruft, 
ist meines Wissens bisher nicht gesehen worden, was um so 
ung des Hinterlappens durchaus: 
nicht selten vorkommen. | | 
Nachstehend vier Fälle aus meiner eigenen Sammlung mit aus- 
edehnter bzw. vollständiger Destruktion der Neurohypophyse ohne 
Zeichen.von Dystrophia adiposogenitalis: F 


- 1. 6i Jahre alte Frau mit ulzeröser Endokarditis, Stauungs- 
organen, allgemeiner Atherosklerose und Diabetes mellitus. Im ver- 
größerten Hinterlappen der Hypophyse findet sich ein fibröser,. voll- 
ständig hyalin degenerierter Herd (nach Tuberkulose?), der den 
sowie den. Stiel der Hypoöphyse freiläßt. Vorderlappen o. B. Kein. 
Anhaltspunkt für Dystophle adiposogenitalis, 

2. 58 Jahre alte Frau, abgemagert, mit Karzinom des linken 
Bronchus und zahlreichen Metastasen in den verschiedensten Organen. 
=: Hypophyse 0,87 g, 3/4 des Hinterlappens von einer Metastase 
zerstört, Vorderlappen o. B. Kein Anhaltspunkt für Dystrophia ádi- 
posogenitalis. | DR: 


3. 61 Jahre alter Mann mit Karzinom der Prostata, Lungen- 


sekundärem Karzinom der Sella turcica umwachsen, die ypophyse 
von hinten nach vorne komprimiert, die hintere Hälfte des Hinter-. 
lappens von. Karzinom substituiert. Keine Kolloidfollikel in der Mark- 


haltspunkt für Dystrophia adiposogenitalis. ne | | 
4. 60 Jahre alter Mann mit mäßig entwickeltem Fettpolster 

und Karzinom der Pleura. Die Hypophyse 0,9 g. Dje Eosi- 
nophilen vermindert, die Basophilen reichlich; sehr reichlich ent- 
anulierte Zellen. In der Marksubstanz sehr wenig 'Kolloidfollikel. 
m Hinterlappen eine Karzinommetastase, die bis auf einen kleinen 
Bezirk an der Basis den ganzen Hinterlappen substituiert.” Kein An- 
haltspunkt für Dystrophia adiposogenitalis. u 
-> Was.mich außerdem-abhält, den Fall W. mit Sicherheit als- 
eine hypophysäre Fettsucht anzusprechen, ist der Umstand, daß der 
Patient von jeher eine verminderte Libido sexualis hatte, auffallend . 
lange untere Extremitäten zeigte und bloß 18,3 g schwere Hoden 
besaß, ohne daß histologisch schwerere und vor allem ältere Ver- 
änderungen derselben vorgelegen hätten. Da nicht angenommen 
werden kann, daß normal große Hoden bei einem 30jährigen Manne 


in. 3 Monaten auf 9 g pro Hoden zusammenschrumpfen, so ist der 


Schluß gestattet, daß die Hoden des Mannes wohl schon früher 
abnorm klein waren, ein gewisser Grad von Hypogenitalismus also 

schon früher bestand. Es wäre ja möglich, daß bei einem derartigen - 
Menschen schon geringe Veränderungen im endokrinen System im- 
stande sind, eine schwere Allgemeinstörung hervorzurufen, doch 
bleibt dies bloß eine Vermutung. Aus den hier genannten Gründen 
erscheint mir der Fall nicht geeignet, die Behauptung Raabs, zu 
rechtfertigen, daß hier der Beweis für eine rein hypophysäre Genese 

der Dystrophia adiposogenitalis vorliegt, abgesehen davon, daß.die 
Osteoporose zum Fröhlichschen Krankheitsbild nicht gehört?). 


und der Haarausfall. müßten 
Monate) noch nicht voll aus- 
| (Schluß folgt) 


bei der geringen Dauer des Leiden 


*) Die typische ns 
(31 
gebildet gewesen sein | 2 


"zustand die einzelnen chemisch gleichartigen Teilchen — also die 
chemischen Molekein — aufeinander keine merkliche Anziehung 


mehr ausüben, daß also nach dem Zusammenschluß der Atome zum 
Molekül keine Kräfte mehr übrig bleiben, welche einen. geordneten 
Zusammenschluß der Elementarteilchen zu einem größeren Gebilde 
bewirken könnten. Im festen Aggregatzustand aber sind auch nach 
der -Absättigung der chemischen Valenzen Kräfte am Werk, welche 
die einzelnen Molekeln untereinander in gesetzmäßiger Weise ver- 
ketten und so ein Wachstum hervorrufen, in dessen makroskopischen 
Formen unmittelbar die Struktur der erzeugenden Kräfte sich äußert. 
Als Objekt für das analytische Studium dieser Formen haben 
in erster Linie die einfachsten anorganischen Wachstumserscheinungen 


- ~ 


u 14: September ` 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37: 


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große Anziehungskraft auf die Naturforscher ausgeübt. Die Kristalle, 
_ deren regelmäßige Gestalt und. vollendete Symmetrie das Walten 
einfacher Gesetze bei ihrem Aufbau unmittelbar‘ in Evidenz setzte, 
_ waren daher der Ausgangspunkt für das Studiam von Wachstums- 
_ erscheinungen. Das an solchen Kristallen gesammelte breite Tat- 


 sachenmaterial half dann eine mathematische Theorie der Kristall- 


strukturen entwickeln, welche die allgemeinen Eigenschaften der 


7 Kristalle, ihre ebenen Begrenzungsflächen, ihre Symmetrie und ihre 


` Ánisotropie aus einem einheitlichen Gesichtspunkt verstehen lehrte. 


Diese Theorie behauptet, daß im Kristall die Schwerpunkte der ` 
chemischen Molekeln in den Punkten ‚eines Raumgitters angeordnet. 


sind und daß diese Regelmäßigkeit im kleinsten alle an den großen 
Kristallen gefundenen Erscheinungen zu erklären vermag. Tat- 


gächlich fügt sich eine unübersehbare. Menge von: Tatsachen dem 


von dieser Theorie aufgestellten weiten - Schema; aber auch, ihre 
direkte experimentelle Bestätigung gelang. | 
Aus der Optik der Lichtwellen sind 
an Gittern bekannt, die immer- dann auftreten, wenn die Wellen- 
länge der Lichtwellen von derselben . Größenordnung ist, wie die 


-Abstände in dem verwendeten Beugungsgitter. Diese Abstände sind 


nun im Kristallgitter etwa ein zehnmillionstel Zentimeter, so daß. 
bei Bestrahlung eines Kristalles mit Strahlen von derselben Wellen- 
länge, also mit Röntgenstrahlen, Interferenzerscheinungen zustande 
- kommen müßten. In der Tat zeigte im Jahre 1912 M. v. Laue, 
: daß man auf diese Weise die Gitterstruktur der Kristalle direkt 
durch ihre beugende Wirkung auf Röntgenstrablen erkennen kann. 
‚Damit war ein neuer Weg gewiesen, die Feinstrukturen der Gitter 
m studieren und die Erkenntnis der Verknüpfung zwischen 
be o a Erscheinungen: und mikroskopischer Struktur zu 
vertiefen. À | . 5 
Auch hier hat. die Forschung der ersten 10 Jahre sich im 
wesentlichen den einfachsten Substanzen — also den Elementen — 
zugewendet und ihren Bau aufgeklärt. In der Strukturermittlung 


komplizierter organischer. Gebilde liegen erst Anfänge vor, denn die 


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Methoden der neuen Forschungsriehtung mußten erst erprobt und 
ausgearbeitet werden: gemügend intensive, möglichst monochro- 
matische Röntgenlichtquellen von langer Betriebsfähigkeit wurden 


- ‚konstruiert, die geometrischen Bedingungen der Aufnahmetechnik 


entwickelt und die ihnen entsprechenden Aufnahmeapparate gebaut. 
=- „Nunmehr wendet sich das Interesse von der experimentellen 
Entwicklung der Methode ab und ihrer Anwendung auf kompli- 
‚neriere speziell organische Substanzen zu: In der organischen Chemie 
haben seit van’t Hoff die räumlichen Vorstellungen der Stereo- 
‘chemie — das mit vier gleichwertigen, nach den Ecken eines 


regulären Tetraeders gerichteten Valenzen begabte Kohlenstoff- 


. atom — hingereicht, um die formelmäßige Darstellung der bekannten 
Verbindungen fast in allen Fällen zu ermöglichen. Diese Grund- 
vorstellung selbst fand nun alsbald ihre Bestätigung durch die ersten 
Ergebnisse der Röntgenstrukturanalyse. Im Diamanten sind inner- 
halb ‚des Kristallgitters die Kohlenstoffatome so gelagert, daß die 
Verbindungslinien zu den nächstgelegenen Atomen die Richtungen 
der Höhen eines Tetraeders haben. In’ diesem Kristall besorgen : 
die chemischen Valenzen also gleichzeitig die Bildung des Gitters, 
dessen große Härte und hohe Sublimationstemperatur dadurch er- 
Rlärlich werden. Aber auch in Verbindungen, welche symmetrisch 


aman, + "S 


Fortschritte auf dem Gebiete der Lokalanästhetika. 
gi © _ -Von Dr. Erich Hesse, =. | 


L Assistent am Pharmakologischen Institut der Universität Breslau. 


Ahi Das Bedürfnis der Praxis, das Kokain Aus seiner beherr- 
chenden Stellung als Oberflächenanästhetikum durch andere Mittel 


. v ersetzen, liegt in der hohen Giftigkeit dieser Substanz begründet. 


p abgesehen von Idiosyùkrasien wird vor allem dort, wo hoch 
» nzentrierte Lösungen des Anästhetikums nicht zu vermeiden sind, 


a h ei operativen Eingriffen in den oberen Luftwegen, häufig 
Ä a Giltstoff resorbiert, daß zum mindesten unangenehme Sen- 
nen, Nausea, Tachykardie, 


erschei ja selbst bedrohliche Kollaps- 
Unerwünsehe auftreten, die dem. Patienten wie dem Arzt gleich 
euphorisch t sind. Auf der anderen Seite beschwören die 
toxisch je und rauschartigeen Zustände bei Aufnahme sub- 
a 2er Dosen die Gefahr der Kokainsucht herauf, Grund genug, . 


"die j i ; » e. . Å 
somaa Pentische Verwendung des Kokains möglichst einzu- 


Interferenzerscheinungen. 


`. 


Pharmazeutische 


ein anderer Säurerest eingefügt ist, 


substituierte Kohlenstoffatome enthalten, hat die Röntgenstruktur- 
analyse ergeben, daß die Grundvorstellung der organischen Stereo- 


chemie zu Recht besteht. Im Tetrajodkohlenstoff und im Tetrabrom- - 


kohlenstoff. umgeben die Halogenatome das Zentralkohlenstoflatom 
im regulären Tetraederverband: die Valenzen des Kohlenstofis weisen 
also vom Zentrum nach den Ecken eines Tetraeders. 
. Über. die Bestätigung der anderwärts bereits gestützten An- 
 schauungen hinaus aber ließen sich durch die Röntgenkristallanalyse 
Strukturformeln feststellen, deren genaue Determinierung auf rein 
chemischem Wege bisher. nicht widerspruchsfrei möglich gewesen 
-war. -Das Urotropinmolekel, für dessen Struktur mehrere Vorschläge 
‚gemacht worden sind, welche die verschiedenen chemischen Eigen- 
schaften dieser Substanz in verschieden befriedigender Weise zum 
‘ Ausdruck brachten, ließ. :sich röntgenometrisch genau vermessen. 
-Es besteht aus vier. in den Ecken eines regulären Tetraeders an- 
geordneten Stickstoffatomen, welche von acht in den- Ecken eines 
Oktaeders gelegenen CH,-Gruppen umgeben sind. .Der Durchmesser 
eines Stickstoffatoms in diesem 'Molekel beträgt 0,13 zehnmillionstel 
Zentimeter, der des C-Atoms 0,16 zehnmillionstel Zentimeter. Hier 


ließen sich also neben der Anordnung der Atome auch ihre Durch- . 


messer selbst feststellen. | | | 

- . Weitere interessante Ergebnisse lieferte die ‘Röntgenanalyse 
beim Studium natürlicher organischer Wachstumsformen, insbesondere 
bei den Naturfasern — der Zellulose und der Seide. Beide Sub- 
stanzen wurden zunächst als aus kleinsten Kriställchen: bestehend 
erkannt, welche in diesen natürlichen Fasern so ‘angeordnet sind, 
daß die Hauptwachstumsrichtung, der Faser gleichzeitig mit einer 
ausgezeichneten kristallographischen Richtung des Gitters zusammen- 
fällt. Die Analyse dieser Kristallgitter lieferte in. den beiden Fällen 


das Ergebnis, daß das Zellulosemolekül aus höchstens 4 Molekeln . . 
Traubenzucker bestehen kann, während für das Molekel des Seiden- 


fibroins als Bestandteile nur Glyzin, Alanin und "das Glyzylalaninan- 
hydrid in Frage kommen, eine Erkenntnis, welche gegenüber der 
Vielseitigkeit der vorher auf diesem Gebiet vorliegenden Struktur- 


vorschläge gewiß einen Fortschritt bedeutet. 


= Die bei den pflanzlichen Fasern gefundene Wachstumsstruktur. 
hat sich auch bei der. Untersuchung zählreicher tierischer Gewebe- ` 


bestandteile — Muskeln,. Sehnen, Nerven — als vorhanden erwiesen. 
Es zeigt sich also, daß nicht nur innerhalb eines einzelnen Kristalles, 
wo der Gitteraufbau eine vollendete Regelmäßigkeit der Anordnungen 
erfordert, sondern. auch dort, wò viele kleine Kriställchen in orga- 
nischer Weise zu einem größeren Gebilde zusammengefügt werden, 
dieser Zusammentritt nieht willkürlich erfolgt; so daß die kleinen 


 Kristalliton ganz ungeordnet durcheinander liegen, sondern daß 


auch hier Wachstumsregelmäßigkeiten auftreten, die eine ganz 
bestimmte im Röntgenbild erkenntliche Lagerung der Kristalliten 
erzwingen. Eo , PL 

So wie die regelmäßige Anordnung der Atome im- Diamanten 


| Schlüsse auf die Struktur der. gitterbildenden Kräfte zugelassen hat, ` 
so kann man auch hier erwarten, daß ein durchgreifendes Studium 


der Wachstumsstrukturen, welches im wesentlichen die regelmäßige 
Anordnung der Einzelkriställchen in dem untersuchten Aggregat 
zutage fördern kann, die Grundlage für Vorstellungen bilden wird, 
welche auf. die Natur: der Wachstumskräfte 
stanzen Licht zu werfen imstande sind. 


Präparate. 


| Dazu aber ist es notwendig, daß wir Präparate besitzen 
welche in ihrer anästhesierenden Kraft dem Blätterkokain gleich- 

wertig sind. | | 
Die Bestrebungen der 


Dun, 


letzten Jahre, praktisch: brauchbare 


"Ersatzmittel .zu finden, lassen zwei große Arbeitsrichtungen 


erkennen, die beide zu einem gewissen Abschluß und Erfolg ge- 
führt haben. | | 


Ausgehend von der chemischen Struktur des Kokains ` 


-H 
H,C — CH —— 0'C00'CH, 
i SENE IN Ser: '. á 
N “OE; 2900 Oss. 
Hs ‚CH. - CH, 


hatten die Untersuchungen von Filehne,. Ehrlich und Einhorn 
gelehrt, daß die anästhesierende Kraft des Kokains durch die Ben- 
zoylgruppe (CO ' CsH;) mit bedingt sein muß. 


‘Denn die Kokainderiväte, bei denen an Stelle des Benzoyl 


erwiesen sich wirkungslos, 


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1294 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


während z. B. andere benzoylierte Alkaloide anästhesierende Eigen- 


‘ 


Daraus war zu folgern, daß man ausgehend von der Benzoe- 
säure möglicherweise neue Anästhetika auf synthetischem' Wege 
herstellen könne. | | 


| Da nun das Kokain einen N-haltigen basischen Kern in Ver- 

bindung mit Benzoesäure enthält, wählte man als Ausgangskörper 

die p-Aminobenzoesäure. 

NH Und ebenso wie im Kokainmolekül die freie Säure- 

FR gruppe mit. Meihylalkohol verestert ist, fügte man an die 
| | COOH-Gruppe der Aminobenzoesäure Alkohole oder Amino- 

COOH 


alkohole an, von denen sich in der Praxis besonders der 
Ester der Aminobenzoesäure mit dem Diäthylaminomethyl- 
alkohol, das Novokain, ausgezeichnet bewährt hat. | 

| Damit aber war das Kokain noch nicht ersetzt. Denn allen 
diesen Verbindungen fehlt trotz guter Leitungsanästhesie die schmerz- 
lindernde Kraft auf Schleimhäuten, ein Unterschied, der sich nach 
den Untersuchungen von Gottlieb, Frommherz und Sollmann 
zum Teil aus der Lipoidlöslichkeit, dem Diffusionsvermögen und 
der mehr oder minder hohen Giltigkeit der Substanzen erklärt. 


An das eben erwähnte Prinzip zur Synthese neuer Anästhe- 


ika anknüpfend, haben die Farbenfabriken vorm. F.Bayer u. Co. 


in Elberfeld ein Präparat hergestellt, das Tutocain, das salzsaure 
Salz des p-Aminobenzoyl-a-diäthylamino--methyl-y-butanol. 
NH, on Ä 


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O | O-CH-CHA(CH,: CH, NON | 


CH; 


In diesem Präparat finden wir als Grundkörper die p-Amino- 
benzoesäure wieder vor, die mit einem Aminoalkohol verestert ist. 
Die pharmakologische Untersuchung hat nun nach Schule- 


mann ergeben, daß die anästhesierende Kraft dieser Substanz, ge- 


‚messen an der Empfindlichkeit der Kaninchenkornea, etwa in der 
Mitte zwischen der des Kokains und Novokains liegt. Ihre allgemeine 
Giftigkeit ist fast die gleiche wie die des Novokains, wobei zu be- 
rücksichtigen ist, daß sie im Organismus sehr rasch entgiltet wird. 


Klinische Erfahrungen über dieses neue Anästhetikum liegen 
in großem Umfange vor. DE 

So verwendete Braun das Tutocain bei 1503 chirurgischen 
Operationen örtlicher Betäubung. Die gewünschte Unempfindlich- 


keit trat stets zuverlässig ein, und unangenehme Nebenwirkungen 
wurden nicht beobachtet. | 


Die Zahl der mit Tutocaininfiltrationsanästhesie durchge- 
führten Operationen erhöht sich durch die Mitteilungen von Heuß, 


Markuse, Laewen, Schneider, Wiedehopf, Finsterer, Dütt- 


mann und Lotheisen auf viele Tausende, und zwar hat sich 
` offenbar das Tutocain bei allen Formen der Leitungsanästhesie mit 
gleich gutem Erfolge bewährt. Von einigen Autoren wird es dem 
Novokain gegenüber als überlegen bezeichnet, zumal man erheblich 
geringere Konzentrationen zur völligen lokalen Betäubung braucht 
als beim Novokain. | | 


Da das Tutocain selbst leicht hyperämisierend wirkt, ver- 


wenden die Chirurgen gern das Mittel mit dem üblichen Zusatz 


von Adrenalin oder Kaliumsulfat. 


ber günstige Erfolge bei Benutzung des Tutocains als Lei- 
tungsanästhetikums in der Ophthalmologie und Laryngo-Rhinologie 
berichten Krebs, Frese, Riedel, Suchanek, Seiffert und 
Anthon. Die Indikationsstellung ist die gleiche wie beim Novokain. 
Der Fortschritt, der durch das Tutocain erzielt ist, liegt darin, 

daß es auch als Schleimhautanästhetikum, also als Kokainersatz 
Verwendung finden kann, doch bei schweren Eingriffen, wie z. B. 
intraokularen Operationen, ist das Blätterkokain nicht zu entbehren. 


Zur Infiltrationsanästhesie benutzt man nach Braun am 
besten 1/,—!/; %/,ige Lösungen, die man sich selbst aus Tutocain- 
pulver und 0,6—0,8 iger NaÜl-Lösung herstellt. Ein Zusatz von 
Soda ist unstatthaft, weil durch Alkali das Präparat ähnlich. wie 


das Adrenalin zersetzt wird. 


Von den sterilisierten Lösungen des Tutocains werden zur 
gewöhnlichen Umspritzung, zur Leitungs- und parasakralen An- 
ästhesie 1/,—U/, ige, zur Plexusanästhesie 1 % ige, bei Zahnextrak- 
tionen 1/;—1 %ige verwendet. Die Ophihalmologen empfehlen 2 bis 
5 %ige Lösungen bei Entfernung von Fremdkörpern und zu kleinen 
Eingriffen an der Konjunktiva. Für die Bedürfnisse der Laryngo- 
Rhinologen genügen etwa 10 %ige Tutocainlösungen, denen auf 


4 Teile 1 Teil Suprarenin zugesetzt ist. 


| a | 14. September 


Zusammenfassend ist zu sagen, daß das Tutocain wohl ein 


‚wirksameres Leitungsanästhetikum darstellt als das Novokain, daß 
- es aber das Blätterkokain nicht vollkommen ersetzen kann. | 
Zu neuen Anästhetika gelangte man noch auf einem anderen 


Wege, indem nämlich entweder Derivate des Blätterkokains her- 
gestellt oder, wie Willstädter zeigte, das Kokain selbst syn- 
thetisch aufgebaut wurde. 

v. Braun iormte das Kokainmolekül in der Weise um, daß 
er die mit der Wirkung verknüpften Seitenkeiten (Säurerest und 
Benzoylgruppe) in ihrem Ort verschob, sie vom Kohlenstoff ablöste 


und an den Stickstoff an Stelle der Methylgruppe einfügte. So 
entstand eine Verbindung das N-Benzoyloxypro 


pylderivat des Nor- 
: Ekgonidinesters. & \ | 
| Der cHh — CH-COO.C;H, 
N OB: CH3- CH, * O * CO CH; J CH | 
H:0-= CH 3 CH x 


Diese Substanz, von Braun-kurz Eckain genannt, ist, wie 
Wichura mitteilte, 7”—8mal weniger giftig als das Kokain. Am 
Froschpräparat trat die Leitungsunterbrechung des Nerven unter 
der Wirkung des Eckains schneller eiw als unter der des Kokain 
oder Novokain. | 

Wichura berichtete ferner über Operationen unter Eckain- 
infiltrationsanästhesie u. a. über die Entfernung einer faustgroßen 
Kopfgeschwulst, die ohne Störungen gelangen. 

Es ist zu bedauern, daß dieses Präparat, das vor allem durch 
seine‘ geringe Giftigkeit auffällt, nicht der Praxis zugänglich ge- 
‚macht wurde. | 

‚Die Arbeiten von Willstädter über die Strukturformel des 
Kokains haben gelehrt, daß durch eine verschiedene Anordnung der 
am Benzoylkohlenstoff sitzenden freien Valenzen im Raume eine so- 
genannte Üis-Transisomerie entsteht, aus der sich 2 Reihen von 
Kokainen ableiten, die Normalreihe und die Pseudokokaine. Von 
diesen beiden Gruppen gelang es Willstädter auf synthetischem 
Wege folgende Verbindungen ‚herzustellen: die beiden optisch aktiven 


und das racemische Normalkokain und die entsprechenden der 
Pseudoreihe. 


Es hat sich weiter gezeigt, daß das in der Praxis allgemein 
benutzte links drehende Blätterkokain mitdem synthetischen 1, Normal- 
kokain identisch ist. Das schon früher aus dem Rohkokain ge- 
wonnene rechtsdrehende Alkaloid gehört auch der Normalreihe an. 

Die pharmakologiche Prüfung dieser raumisomeren Kokaine 
durch Gottlieb ergab nun als das Wirksamste das d, Pseudo- 
kokain. Dieses Präparat wird von der Firma E. Merck, Darmstadt 
in Form seines sauren, weinsauren Salzes unter dem Namen 
„rsikain‘ in den Handel gebracht. | 

Im Tierversuch war es dem Blätterkokain überlegen und be- 
sitzt außerdem den Vorteil, daß es sterilisierbar ist und im Orga- 
nismus schneller als das Kokain entgiltet wird. Die unangenehmen 


` Begleiterscheinungen beim Kokaingebrauch sind also beim Psikain 
nicht zu befürchten. | | 


Trotzdem bisher nur ‚wenige Mitteilungen über die praktische 
Verwendungsmöglichkeit des Psikains vorliegen — das Präparat ist 
‚erst seit kurzem weiteren Kreisen zugänglich — läßt sich nach 
den Untersuchungen von Brodt und Kümmel, Voelker, Beh- 
ringer und Wilmanns jedenfalls schon so viel sagen, daß es als 


Schleimhautanästhetikum dem Kokain gleichwertig, wenn nicht 
überlegen zu sein scheint. | 


Die Dosierungsfrage ist noch nicht vollkommen geklärt. Man 
‚wird aber zunächst die gleichen Konzentrationen wie bei den ent- 
sprechenden Kokainlösungen anwenden und, sobald damit gute Er- 
fahrungen vorliegen, dieKonzentration verringern können. Eine Kontra‘ 
indikation besteht bei der relativen Ungiltigkeit der Substanz nicht. 
Ob das Psikain nun, wie behauptet wird, imstande ist, das 


Kokain vollständig zu ersetzen, darüber müssen erst weitere Er- 
fahrungen gesammelt werden. 


Literatur: v.BraunundMüller, Ber. d. Deutsch. Gesellsch. 1918, 8.25.— 
Braun, Klin. Wschr, 1924, S. 730. — Behringer und Wilmanns, M.m.W. 14, 
S.86%. — Brodt und Kümmel, Eibenda 1924, S. 851. — Düttmann, Klin. Wschr. 
1924, S. 1401. — Ehrlich und Einhorn, Ber. d. Deutsch. Gesellsch. 15914, S. 1870. ~ 
Filehne B.kl.W. 1897, S. 107. — Finsterer, W.kl.W. 1924, Nr.18. — Frese, Klin 
Wschr. 1924, 8.1269. — Frommherz, Arch. f. exp. Path. 1922, 93, 34. — Gott- 
lieb, Ebenda 1928, 97, 113 und M.m.W. 1924, S. 850. — Heuß, M.KL 1924, Nr. 22 — 
Krebs, M.m.W. 1924, S. 646. — Lotheisen, W.kl.W. 1924, Nr.18. — Laewen, Zbl 
f Chir. 1924, 19, 100. — Markuse, D.m.W. 1924, Nr. 17. — Riedel, MmW. 194 
8.787. — Seiffert und Anthon, D.m.W. 1924, Nr.17. — Schulemann, Kin. 
Wschr. 1924, S. 677. — Sollmann, Journ, of. pharm. and ther. 1918, Bd. 10u 1L- 


exp. Path, 1919, 20, 1. — Willstädter, M.m.W. 1924, S. 849. . 


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Suchanek, W.kl.W. 1924, Nr.17.— Schneider, Mm.W. 1924, S. 585. — voeler 
Ebenda 1924, S. 851. — Wiedehopf, Ebenda 1924, S. 609. — Wichura, Zsehr. 


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unter besonderer Mitwirkung von ` a ae gay de eh FE h 
St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H. Gerharts, 5 


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RETTET AT NIT, SCH Kt a En nd Sen Senn a Tr 
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| - Prot. Dr. C.Adam, ‘Berlin (Augenkrankheiten), ‘Prot Dr. E. Edens, 


ro ,  Bonn,a.Rh. (Tuberkulose), ‚Prof. Dr. S. Gräft, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Hae nlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geb.-Rat `- Stii 
i . Prof. Dr. Henneberg; Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr; P. Horn, Bonn (Versicherungsrechtl. u. gerichtl.: ` Ban 
| ~ , Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie), Prof. Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. O. Nordm ann, Berlin- i 
a Schöneberg (Chirurgie), Dozènt Dr. R.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S.Peltesohn,' Berlin: (Orthopädie), Prof..Dr.-F.Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- y 
' heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg -(Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. St ekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 
i | | ‚logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitolögie, Infektions- und Tropenkrankheiten, ° ` ae Er 
| =... geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am Königin Rlisabeth’Hospital Berlin-Oberschönewid. —. . u Et 


Problem weiter zu klären. Mit der Entstehung der anatomischen `- 


'Sammelreferate. | i | | 
a ee zz Klappenveränderungen bei der Endocarditis beschäftigt sich Roesner. ; : 


Neuere Arbeiten über Herz- und Gefäßkrankheiten. 
a Er a ‚ Von Eroust_Edens. ne 


‚Seit: über hundert Jahren ist die Entzündung ein Schmerzens- | 
kind der Forschung und, wenn nicht alle. Zeichen trügen, wird sie 


Es ist ‘bekannt, daß man in einer gewissen :Zahl von Fällen 'keine i 
Erreger findet: Roesner geht noch weiter und bezeichnet es als 7 


Tatsache, daß die lokale Mitwirkung von Bakterien. vielfach ‚mit 
Sicherheit‘ ausgeschlossen werden könne; da aber andererseits ein 


enger Zusammenhang der Endocarditis mit Infektionskrankheiten = u 


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durch die tatsächliche Erfahrung-bewiesen wird, so hat man ange-- 
nommen, daß auch die Gifte von Bakterien und Gifte überhaupt 


-es noch längere Zeit' bleiben. . Was für die Entzündung im allge- 
) 


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berichten wollen, Ordnung in die verschiedenen Formen der Endo- 
‚ eärditis zu bringen, so ist das berechtigt, weil. Libman sich auf 
„o u großes Material stützt und. manche neue Beobachtungen bringt. 
ER. ‚unterscheidet eine xheumatische, akute bakterielle, . subakute 
PES bakterielle (Endocarditis lenta), unbestimmte und syphilitische Endo- 
earditis, Der Erreger der rheumatischen Endocarditis ist noch un- 
y Pekannt; in der Hälfte der Fälle findet sich bei der Sektion eine - 
es Sekundärinfektion durch nicht hämolytische Streptokokken, es fehlen 
a ‚hier die bei der subakuten Streptokokkenendocarditis zu findenden 
g Immunkörper. Die akute bakterielle Endocarditis beruht haupt- 
| &chlich auf hämolytischen Streptokokken, Pneumo-, Staphylo- 'oder 
ji  Gmokokken, die subakute (über 6 Wochen dauernd) in 90 °/ auf 
|  Streptococous viridans- und etwa 10 0/, auf. Influenzabakterien. Die 
vi  inbestimmte Endocarditis umfaßt Fälle von klinisch und anatomisch 
typischer. rheumatischer Endocarditis ohne: Aschoffsche Knötchen 
| oder Fälle vom klinischen Typus der rheumatischen Endocarditis, | 
i aber mit atypischen flachen, ausgedehnten Klappen- und Endocard- 
di ' Veränderungen und. ohne Aschoffsche Knötchen, sowie ‚schließlich 
P A ar von. sog. terminaler, d. h. gegen Ende chronischer zehrender 
nananheiten auftretender Endocarditis. Die rheumatische und syphi- 
si, ei Endocarditis ergreifen gern gesunde, die akute und sub- 
un, bakterielle Endocarditis meist schon geschädigte. Klappen. 
E die < rheumatischen Endocarditis waren. in der Hälfte der Fälle 
Eo = di Ncuspidalklappen mit ergriffen. Die akute und subakute Endo- 
V a itis betreffen ‚die Mitralklappen häufiger als die Aortenklappen, 
n, han nahmsweise die, Trieuspidalis; die unbestimmte ' ziemlich 
17 Peri & a rechte Herz, die terminale besonders die Mitralis. Eine 
| rielle ltis komit- oft vor. bei rheumatischer und akuter bak- 
yi. bakte er, selten bei subakuter Endocarditis. Embolien sind bei den 
rt eriellen Formen häufig, Erythema nodosum nur bei rheumati-. 


sche 


k kk embolische Glomerulonephritis nur bei’ subakuter Strepto- 


g  Xkenendocarditig. Nicht -hämolytische Streptokokken im Blut findet 


Wirbel;, durch die das Fibrin des Blutes — wie durch Quirlen 
in vitro — aus- und auf die Kläppen . niedergeschlagen wird. Be- 
günstigt wird dieser Vorgang. durch Veränderungen des Blutes,. die’ 
zur Thrombenbildung beitragen: Vermehrung der. Leukozyten, Throm- 
bozyten und des Fibrinogens. Dementsprechend finden wir Herz- 
` klappentbromben bei den Infektionskrankheiten, die mit einer Leuko- . 
zytose verbunden sind, wie Pneumonie; Polyarthritis rheumatica und .. ; 
Staphylo- wie ‚Streptokökkeninfektionen, solange es dabei nicht zu . 
einer Schädigung des Knochenmarks kommt, während die mit einer. 
Leukopenie einhergehenden Infektionen nur selten eine Endocarditis 
: erzeugen: Diphtherie, Typhus, Grippe. Für die Fälle von Endo- 
carditis lenta, in denen die Leukozyten vermindert sind, ist anzu-' 
nehmen, daß eine Vermehrung‘ vorausgegangen ist. Von nicht in- 
‚iektiösen Krankheiten, die aus den angegebenen Gründen öfters zu 
Herzklappenthromben führen, werden ' genannt Chlorose, Anämie 
infolge von Krebs, ‚Nephritis, myeloische Leukämie und 'als physio- - 
logisches Beispiel die Schwangerschaft.: Aus den Besonderheiten der 
Blutbildung — Plättchenmangel, niedrige Globulinwerte — ist es 
auch zu erklären, warum bei Kindern in den ersten Lebensjahren ` 
die _Herzklappen nicht erkranken. Ob aus einer. Herzklappen- 
thrombose eine Endocarditis wird, hängt davon ab, ob Entzündungs- - 
erreger in den 'Thrombus gelangen. Nach Roesner wird also der 
. ganze Prozeß eingeleitet durch eine funktionelle Klappeninsuffizienz. ` 
„Nur dann kommt es zur Klappenthrombose, wenn durch Schä- 
digung des Herzmuskels an den Klappen (oder einen alten Klappen- 
fehler) durch Bildung eines Insuffizienzströmes -die notwendige | 
Strömungsänderung des Blutes wirksam werden kann.“ Das ist - 
nun zweifellos ein wunder Punkt der Theorie, denn wir wissen. 
daß bei akuter Endocarditis Klappengeräusche nicht selten fehlen . 
(Henschen u. a.). S, | ea 
. In etwas anderer.Weise wie Roesner erklärt Thalhimer 
‚die Entstehung der Endocarditis verrucosä, Bei Masern, Scharlach. 
Angina, Pneumonie soll es ohne die Mitwirkung von Bakterien zu | 
Schädigungen der Klappen und im Anschluß. daran zu Narben 


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meinen, gilt auch für ihre einzelnen Formen. So nimmt es. uns | 2€ l kterier über! u Bu 

nicht Wunder, daß auch > - re i u die Herzklappen schädigen und” dadurch zu einer Endocarditis führen _ Ba u ! 
ee a abordi | End diti könnten. Nach Ribbert lassen.sich jedoch so lokale Entzündungen, Iy A 
a u ee a een gear an ~., | wie die der'Herzklappen, nicht erklären. Ferner spricht dagegen, ` en rE 
|. das letzte Wort -noch nicht gesprochen ist. -Man braucht nur einen | daß gerade Erkrankungen mit schweren tozischen Symptomen wie ` A BEER 
j Blick in einige der gangbaren Lehr- oder Handbücher zu werfen, | Grippe und Diphtherie verhältnismäßig selten mit einer Endo- | j aik 
~ um das. sofort zu merken. Denn schon im Inhaltsverzeichnis, wo j carditis einhėrgehen.. Aber auch schwere Bakteriämien wie Typhus; B idei 
Ju ‚die Einteilung der Endocarditis in ihre verschiedenen Formen ge- |- Staphylo- und Streptokokkensepsis verlaufen oft ohne eine Endo- i AS 
do geben wird, hapert es. _ Nun darf man wohl mit Recht behaupten, .|-carditis. Man darf: deshalb nach.Roesner eine Schädigung‘. der . Le AR 
daß: überhaupt; jede, derartige. Einteilung: falsch, weil ein unzuläng- | Herzklappen durch Bakterien und Toxine nicht als erste Ursache, ‘~ $i : 
des licher Versuch ist, dem Menschen zuliebe scharfe Grenzen an Stelle | der Klappenveränderungen ansehen. Das Erste ist vielmehr die > ` ‘pti T A 
e der in der. Natur überall bestehenden . gleitenden Übergänge zu | Bildung von Thromben an den Klappen. .Hierfür lassen sich ver- Ra Ina 
y Selzen. Aber. bei der Endocarditis hat man bis‘ jetzt ‚besonders | schiedene Gründe anführen. Unter allen Klappen erkrankt am EHE IE e 
ns“ wenig Glück gehabt. Fast jeder Forscher hat seine eigene Ein- | häufigsten die Mitralis. Das hängt damit zusammen, daß sie am Pon Hat: 
w teilung. Wenn. wir jetzt trotzdem: über einen. Versuch Libmans | häufigsten insuffizient. wird; dabei bilden sich. an den Klappen : ni Lat 


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S S übrigens nicht nur -bei Endocarditis, eine ganze Zahl solcher 
# talle ist geheilt - Ninht ; eh: : | 
Fo rein. geheilt. Nicht immer sind die beschriebenen Formen | 
E aoa O gibt vielmehr auch Mischformen. Die. Endocarditis. lenta | kommèn, die die Tätigkeit der Klappen und. dadurch di 22 
‘kann ausheilen Fear a eis der Klappen und- ie Blut 
6 slanhr neen; Libman sah das unter 150 Fällen viermal und |, strömung stören. Wenn jetzt eine neue Schädigung -des Endothels 
fi ine ni rag Seinem Material etwa 50. Fälle zu finden, in denen | aus irgend. einem Grunde erfolgt, so sind die Bedingungen gegeben, | 
sieht, Lib beachtete Endocarditis lenta . spontan geheilt sei. Man | damit ein Thrombus an der betreffenden Stelle entsteht. < >): 
% bakteriel) man legt seiner Einteilung gleichzeitig den anatomischen, . Der in den Arbeiten von- Roesner und Thalhimer ver- 
"on und klinischen Befund zugrunde. _ | tretene Gedanke, daß Störungen -der normalen. Klappenfunktion 
endocarditische Prozesse begünstigen, ist ja alt, So sagt zB, 
Kreysig, wo er über Fehler. im- Bau des Herzens handelt, daß èin p 


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unzweckmäßig gebautes Herz eine große Anlage in sich trage, leicht 
zu erkranken, und daß leicht ein entzündliches Leiden in ibm zu- 
stande kommen könne. Einen ganz schlüssigen Beweis bringen aber 
weder das Werk des alten sächsischen Leibarztes noch die beiden 
oben angelührten neuen Arbeiten. Wir müssen deshalb kürzlich 
erschienene Untersuchungen von Beneke sowie Lewis und Grant 
willkommen heißen, die einen wichtigen Beitrag zu der Frage liefern, 
wieweit Störungen des Klappenmechanismus für die Entstehung 
einer Endocarditis von Bedeutung sein können. In einer Wilhelm 
Roux zum 70. Geburtstage gewidmeten Studie über Herzbildung 
und Herzmißbildung als Funktionen primärer Blutstromfiormen er- 
örtert Beneke unter anderm den Zusammenhang zwischen Strö- 
mungsanomalien an den Ostien mit Thrombosen und Sklerosen der 
Herzklappen und kommt dabei auch auf die Endocarditis lonta der 
Aortenklappen zu sprechen. Es fiel ihm auf, daß in merkwürdig 
vielen Fällen eine Verwachsung der Klappensegel bestand, und 
zwar fast immer zwischen der rechten und linken Tasche, d. h. 
den Segeln, für die nach seiner Auffassung eine embryonale Ver- 
wachsung typisch ist; die Thrombusanlagerung betraf dabei vor- 
wiegend das hintere Segel. Da in den meisten Fällen nach dem 
Befunde die Verwachsung nicht als Folge der Endocarditis aufge- 
faßt werden konnte, so schließt Beneke, daß angeborene Klappen- 
verschmelzungen die Enistehung einer sekundären thrombotisch- 
infektiösen Endocarditis begünstigen. Die Verwachsung steigert die 
zwischen den Klappensegeln stattfindende Reibung und bewirkt 
dadurch, daß sich in dem Blut kreisende Keime leichter an den 
betreffenden Stellen festsetzen. Lewis und Grant haben die Frage 


an einem größeren Material sehr sorgfältig nachgeprüft. Sie unter- 


suchten zunächst mikroskopisch den Bau normaler Aortenklappen 
und ihre Beziehungen zur Aortenwand, dann sicher angeborene 
Fälle von Verschmelzung der Aortenklappen nnd schufen sich so 
eine sichere Grundlage zur Beurteilung der Verwachsungen, die mit | 
einer Endocarditis verbunden waren. Unter Berücksichtigung ander- 
weitig veröffentlichter einschlägiger Fälle fanden sie, daß von er- 
wachsenen Menschen mit angeborener Verwachsung der Aorten- 
klappen wenigstens 23°/, an einer Endocarditis sterben. Von 31 
wahllos gesammelten Fällen von Endocarditis lenta hatten 26 °/, an- 
geborene Verschmelzung der Aortenklappen. Warum die angeborene 
Klappenanomalie gerade für die Endocarditis lenta eine so ver- 
hängnisvolle Rolle spielt, erklären Lewis und Grant in folgender 
Weise. Bei der Endocarditis lenta hat sich der Körper schon an 
die Erreger gewöhnt, bevor sie die Klappen angreifen. Es sind 


wenig virulente Erreger und im Kampi der Erreger mit den Ab- 


wehrkräften des Körpers halten sich beide etwa die Wage; nur an 
einem Locus minoris resistentiae, d. h. in unserm Fall an den miß- 
bildeten Klappen gewinnen die Erreger die Oberhand. 


Für die Form der Endocarditis, das geht aus dieser Über- 
legung ebenso wie aus der eingangs erwähnten Arbeit Libmans 


hervor, kommt der Art des Erregers eine wichtige Bedeutung zu. 


Es ist bekannt, daß .Schottmüller seinerseit für die Endocarditis 
lenta den Streptococcus viridans verantwortlich gemacht hat. Seit- 
dem sind zahlreiche, zum Teil bestätigende, zum Teil abweichende 
Befunde veröffentlicht worden, auf die hier nicht eingegangen werden 
soll. Es unterliegt aber heute wohl keinem Zweifel mehr, daß 
eine Endocarditis lenta auch durch andere Erreger wie den Strepto- 
coccus viridans hervorgerufen werden kann, obwohl Reye neuerdings 
in 28 Fällen von Endocarditis verrucosa den Viridans gezüchtet 
und darauf den Satz gegründet hat: „Jede verruköse Endocarditis 
wird durch den Streptococcus viridans hervorgerufen.“ Eine 
Schwierigkeit in dieser Frage liegt darin, daß der Streptokokkus 
ein wandelbarer Geselle ist, der sein Verhalten mehr oder weniger 
nach der Umgebung richtet; berücksichtigt man diese Eigenschaft, 
so lernt man ihn und sein Wirken besser verstehen. Das zeigen 
Untersuchungen von Kuczynski und Wolff. Diese Forscher fanden 
nämlich im Tierversuch, daß sich nach Injektion von rein hämo- 
lytischen Streptokokken aus den Organen neben den ursprünglichen 
hämolytischen auch Viridanskokken züchten ließen. Sie nehmen 
an, „daß der Viridans gewissermaßen als Standortsvarietät im Or- 
ganismus entsteht“, wenn ein Körper von bestimmter Widerstands- 
fähigkeit durch die gewöhnlichen Streptokokken infiziert wird. Wo 
diese Umwandlung erfolgt, ist eine Frage für sich, sie kann schon 
an der Eintrittspforte, mag aber auch zuweilen in einem der be- 
fallenen Organe stattfinden, etwa -an den Herzklappen oder im Blut; 
so beobachteten Kuczynski und Wolff, daß im Blut von Viridans- 
kranken gezüchtete hämolytische Streptokokken den Viridanstypus 


annehmen. Intravenöse Injektionen von Bouillonkulturen des Strepto- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 37. 14, September 


coccus viridans werden von der Maus nicht nur wochenlang ver- 
tragen, sondern die Tiere gedeihen sogar gut dabei. Als Reaktion 
finden sich in der Regel Milzvergrößerung, Endothelwucherungen 
und lymphoide Infiltration in der Leber. In ganz seltenen Fällen 
sahen Kuczynski und Wolff auch Endocardveränderungen, und 
zwar vor allem an der Mitralklappe und am wandständigen Endo- 
card der linken Kammer: umschriebene Endothelnekrosen von einem 
Durchmesser von zwei bis drei Zellen mit einem dicken subendo- 
cardialen Polster typischer Plasmazellen, später nestartige Endothel- 
wucherungen und warzenartige Erhebungen. Weitergehende Pro- 
zesse wurden nie beobachtet. Die Pathogenität, die gewebsschädigende 
Wirkung der Viridanskokken muß also sehr gering sein. 

Neben den Streptokokken verdienen die Gonokokken als Er- 
reger einer Endocarditis unsere Aufmerksamkeit. Thayer hat eine 
ganze Reihe solcher Fälle gesammelt; unter 176 Fällen von Endo- 
carditis sicheren Ursprungs waren 20 = 11,3 %/, gonorrhoisch. Die 
Endocarditis gonorrhoica kann akut oder subakut, verrukös oder 
ulzerös verlaufen, sie befällt auch gesunde Klappen, mit Vorliebe 
die der Aorta, und verhältnismäßig oft auch die Klappen des 
rechten Herzens; nicht selten bildet sich im Verlauf neben der 
Endocarditis eine eitrige Pericarditis oder Myocarditis aus, Die 
Prognose ist im ganzen ungünstig,. Heilungen selten. | 

Die klinischen Arbeiten der letzten Zeit beschäftigen sich 
vorwiegend mit der Endocarditis lenta, obne dem bisher bekannten 
Bilde wesentliche neue Züge hinzuzufügen. Ich sehe deshalb davon 
ab, den Inhalt der einzelnen Veröffentlichungen hier wiederzugeben. 

Ein Krankheitsbild, das ebenso wie die Endocarditis eine 


Reihe ungelöster Probleme bietet und deshalb auf unser Interesse 
Anspruch hat, ist das | 


Aneurysma arteriovenosum. 

Es ist bekannt, daß dieser Zustand mit verschiedenen Ver- 
änderungen im Kreislauf einhergeht: so u. a. Erweiterung und 
Hypertrophie des Herzens, Pulsbeschleunigung, Blutdrucksenkung, 
Man ist sich bis jetzt keineswegs einig, wie diese Veränderungen 
zu erklären sind. . Es sei deshalb über eine Arbeit von Lewis und 
Drury berichtet, in der die ganze Frage auf Grund von klinischen 
Fällen und Tierexperimenten eingehend untersucht wird, Das 


Aneurysma arteriovenosum hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der 


Aorteninsuffizienz insofern, als in beiden Fällen ein Teil des in den 
großen Kreislauf geworfenen Blutes für dessen Füllung durch ein 
Leck ‘verloren geht. Daraus wird eine Reihe ähnlicher Symptome 
verständlich. So die Pulsform. In beiden Fällen findet man einen 
Pulsus celer et altus und die ihm zugrunde liegenden Besonder- 
heiten des Blutdrucks: abnorm tiefen diastolischen Druck, abnorm 
große Differenz zwischen diastolischem und systolischem Druck 
(Druckamplitude). Kompression des Aneurysmas steigert den systo- 
lischen Druck etwas, den diastolischen und damit zugleich den 
mittleren Druck sehr erheblich; diese Wirkung ist unabhängig von 
der Pulszahl und dem Vagustonus, da sie auch nach Atropinisierung 
eintritt. Gleichzeitig mit dem Druck ändert sich auch die Puls- 
form: Anstieg und Abfall der Kurve werden weniger steil und der 
vorher vorhandene Kapillarpuls verschwindet; die Pulswellen 
geschwindigkeit wird nicht nachweisbar beeinflußt, dagegen die 
Anspannungszeit des Herzens gesteigert (in einem Beispiel um 
0,028 Sek.), weil das Herz länger braucht, um entgegen dem er- 
höhten diastolischen Druck die Semilunarklappen zu öffnen. Die 
Pulszahl ist beim Aneurysma arteriovenosum — wie meist auch 
bei der Aorteninsuffizienz — vermehrt und wird durch Kompression 
des Aneurysmas deutlich (z. B. um 20—380 Schläge) herabgesetzt. 
Da Atropin die Herabsetzung verhindert, so ist anzunehmen, da 
diese auf einer Reizung des Vagus durch die Steigerung des mittleren 
Blutdrucks beruht. Der venöse Druck wird durch das Aneurysm 
arteriovenosum nicht wesentlich beeinflußt, dementsprechend auc 
die Füllung des Herzens, soweit sie auf dem Röntgenschirm aus 


dem Verhalten des rechten Vorhofs beurteilt werden kann, nicht 


vermehrt, doch wird nach Kompression des Aneurysmas die syst- 
lische Verkleinerung des rechten Vorhofs deutlicher. Die plethysm‘- 
graphische Kurve des Arms steigt nach Kompression des Aneu- 
rysmas; wenn, man oberhalb des Plethysmographen den venösen 
Rückfuß durch eine Manschette hindert und die Schnelligkeit des 
Anstiegs vor und nach der Kompression vergleicht, so ergibt sic 
nach der Kompression eine Beschleunigung bis um 100% Um 
soviel muß also die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes gestiegen 
sein. Da der venöse Druck, wie schon gesagt, durch die Kom- 
pression nicht nachweisbar erhöht, also die Füllung und das davon 


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14. September © 


- abliängende Schlagvolumen des Herzens nicht vermehrt werden, so 


"muß. die höhere Strömungsgeschwindigkeit im großen Kreislauf mit 


am Menschen erhobenen Befunde. Der Druck im rechten Vorhof 


und das Plethysmogramm der Herzkammern werden — abgesehen 


* yon unwesentlichen Einzelheiten — nicht verändert, die Strömungs- 
geschwindigkeit des Blutes dagegen, mit der Ludwigschen Strom- 


bis 50 0/, vermindert. Um annähernd den Verlust zu bestimmen, 
‘den der große Kreislauf durch das Aneurysma erleidet, ließ‘. man 
die Femoralis für- eine bestimmte Anzahl Pulsschläge in ein Gefäß 
‚bluten; der Verlust betrug für jeden Schlag etwa !/,—!/, des 


- aus naheliegenden Gründen natürlich nicht ohne weiteres auf ein 
‚Aneurysma arteriovenosum übertragen.. Nun ist in manchen Fällen, 
wie anfangs gesagt, eine Hypertrophie und Erweiterung des Herzens 
gefunden worden. Wie ist das zu erklären, wenn Füllung und 
Schlagvolum nicht beeinflußt werden? Auch auf diese Frage geben 
‚die Versuche von Lewis und Drury Antwort. In den Tierver- 
suchen wurde nur dann eine Erweiterung des Herzens beobachtet, 
wenn Zeichen von Herzschwäche -auftraten (unvollkommene Systole, 
Extrasystolen, Alternans). Nach den geschilderten Befunden kann 
diese Erweiterung, die bei längerem Bestand zur Hypertrophie führen 
würde, nur darauf beruhen, daß infolge der Senkung des mittleren 
arteriellen Blutdrucks der Koronarkreislauf Not leidet: die Kraft 
des Herzmuskels sinkt, die Restblutimenge nimmt zu, Anfangsfüllung 
und -spannung müssen gesteigert werden, um den Kreislauf auf der 
Höhe zu hatten und so fort, bis der verhängnisvolle Zirkel mit der 
- Erschöpfung des Herzens endet. Wegen Einzelheiten muß die um- 
fangreiche Arbeit im Original nachgelesen werden. | I 
‚ ` Als Ergänzung ist eine Beobachtung Müllers lehrreich. Bei 
' einem 48jährigen Manne war durch eine Stahlsplitterverleizung ein 
Aneurysma arteriovenosum, der Femoralis entstanden. Nach zwei 


‚Jahren stellten sich Herz- und Atembeschwerden ein, die sich im Laufe 


der nächsten Jahre zu schweren Erscheinungen von Herzinsuffizienz 
 auswuchsen: Herz stark vergrößert, Arrhythmie, Blutdruck 167 mm Hg, 
dem, Aszites, Mitralinsuffizienz. Die Sektion ergab starke Er- 


weiterung und Hypertrophie des rechten. und linken Herzens, 


Klappen zart, unverändert, auch mikroskopisch nichts Krankhaftes 


im Herzmuskel und den Nieren, Stauungsorgane. Man kann diesen 


‚Befund wohl nicht anders deuten, als daß das Aneurysma zu einer 
fortschreitenden Erweiterung und Hypertrophie und schließlich zur 
Brlahmung des Herzens geführt hat. Als Probe aufs Exempel 


können die Fälle dienen, wo rechtzeitig operiert wurde; hier bildete 
sieh.die z. T. recht 
valskaia, Alexandrescu-Dersca und Lazeano, Frey). 
© „, Biteratur: Alexandrescu-Dersca und Lazeano, Sur un cas d’anövrysme 
artörioveineux. Zb). f. à. ges. Chir. 1923, 21, S. 243. — Beneke, Über Hoerzbildung 
u Bu erzmißbildung als Funktionen primärer Blutstromformen. Zieglers Beitr., . 
Ber I Dobrovalskaia, Zbl. f. d. ges. Chir, 1923, 21. — Frey, Das Verhalten des 
Er N äßsystems bei der Kompression arteriovenöser Aneurysmen.. M m.W. 1919, 
/ dr k :— Gerlach und Harke, Ein Beitrag zur Frage der Entstehung ' der Blut- 
> Steigerung und Pulsverlangsamung bei Kompression arteriovenöser Aneu- 
hiess Klin. Wschr. 1924, 8, Nr. 22, — Henschen, Diagnostik und Klinik der Herz- 


lappenfehler. Berlin 1916, — Kuczynski und Wolff, Untersuchungen über die ex- 


perimentolle Streptokokkeninfektion [der Maus. B.kl.W. 1920, 57, Nr. 33; 1921, 58, 


er d. Deutschen pathol. Ges. 1921, 18. Tagung. — Lewis und Drary, Ob- 
Grant: fri relating to arterio-venous aneurism, 1923, Heart 10, Nr. 4. — Lowis und 
Nr, 1- 2 BSOA relating to subacute infective endocarditis 1928,. Heart 10, 
of the ass ibman, Characterizations of various forms of endocarditis, Transact, 
“ Yon aria of americ. physic, 1922, 87, S. 233. — Müller, Herzinsuffizienz infolge 
Migan en Aneurysma. Verh. d. Deutschen pathol. Ges., 19. Tagung, Göt- 
~ Roesnor Kis Reye, Zur Frage der Endocarditis verrucosa. M.m.W. 1928, Nr. 14, 
NL a naoeräikıe oder Herzklappenthrombus? Klin. Wschr. 1v24, 3, 
r räloyascn) Fe The mechanism of the development of non bacterial chronic 
complicati ar disease. Arch. of int. med. 1922, 80, Nr. 3. — Thayer, On the cardiac 
lons of gonorrhoea, Transact. of the assoc. americ. physic. 1922, 87, S. 248. 


, Neuere Urologische Arbeiten. 
Von Dozent Dr. Paschkis, Wien. i i 


ber ‚zukulidze und Simkow (1) haben auf Anregungv. Lichten- 
wo k 'erexperimentell nachgeforscht, ob am Vas deferens Spontan- 
rise a erfolgen, wie sich die Bewegung desselben nach elek- 
das A verhält und was mit einer in das Lumen und, in 
vor allem ek eingespritzten Farblösung geschieht. Sie fanden 
s erfolgt laß spontane Peristaltik fehlt; kommt eine solche vor; 
Schrieber Re In sehr großen Pausen; bei Reizung sieht man um- 
-Sne Aontraktionen, bei stärkerer Reizung Peristaltik des ganzen 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.37. zZ 


der Steigerung des mittleren arteriellen Drucks: zusammenhängen. - 
Der Kohlensäuregehalt der Alveolarlufs ist herabgesetzt und steigt 
` nách Kompression des Aneurysmas. ' Tierversuche bestätigten diese 


uhr in der Karotis gemessen, durch ein Aneurysma arteriovenosum- 


. Schlagvolumens der linken Kammer, doch läßt sich dies Ergebnis. 


erhebliche Herzvergrößerung zurück (Dobro- 


Samenstranges. Die Farblösung wird, wenn man mit geringer Strom- 
stärke reizt, nach beiden Seiten getrieben; ähnliches kann viel- 
leicht bei Erkrankung vorkommen. | 


Tzukulidze (2) bat anatomische Studien über die Beziehungen 


von Hoden zu Nebenhoden gemacht, die darlegen sollen, daß die 


Entfernung ‘des Nebenhodens bei Tuberkulose berechtigt ist; er 


schildert die chirurgisch-anatomischen Beziehungen an der ’Hand 
sehr hübscher Abbildungen. Ä | M | 
Allemanu und Bayer (3) berichten über 38 im Laufe von 
9 Jahren beobachtete solide 'Nierentumoren, von denen 27 Hyper- 


nephrome, 6 Karzinome, 1 Sarkom und 4 teils unoperierte, teils 


inoperable Fälle waren. Das gut beobachtete‘ klinisch und patho- 
logisch. gut durchuntersuchte Material gibt die Grundlage für die 
Arbeit, in der Klinik, Symptomatologie, Diagnostik, Therapie, Pro- 
gnose, Resultate besprochen werden. Die Operationsmortalität beträgt 
5 °/,, die Frühmortalität 14 °/,, Resultate, die im allgemeinen denen 
anderer Statistiken analog sind und die vor allem auf die Wichtig- 
keit der Frühdiagnose hinweisen. 


Brütt (4) beschreibt den. mikroskopischen Befund an einer | 


Pyonephrose; im Nierenbecken fand sich ausgedehnte Pyelitis: glan- 
-dularis, d. b. also Schleimdrüsenentwicklung. (Ref. hat schon vor 
Jahren als erster die Pyelitis glandularis beschrieben) - 

Alexander (5) beschreibt genau die Krankengeschichte eines 
Falles von Rosenstein, in welchem ein Harnleiterstein durch einen 
Zabn in einer Ovarialdermoidzyste vorgetäuscht wurde;’es werden 
die genauen Untersuchungsresultate, die differential- diagnostischen 
Erwägungen, sowie der Operationsbefund geschildert. 
2 Stapelmohr (6) hat die Vasektomie bei Prostatikern mit 
schlechter Nierenfunktion zur Ermöglichung der Anlegung des 
Dauerkatheters bzw. der Ausschaltung der Gefahr der Epididymitis, 
also als Vorakt zur Prostatektomie gemacht; vielleicht erreicht man 
dadurch auch Verminderung der Prostatakongestion. 

Schwarz und Simkow (7) bringen einen Sammelbericht 
über die Behandlung: der Erkrankungen der Samenblasen, in dem 


-alle neueren Ergebnisse der’ Anatomie, Physiologie, Pathologischen 


Anatomie, Klinik genau besprochen werden. | 
‚ Bull (8) schildert den Verlauf eines sehr komplizierten Falles, 
bei dem er aus dem klinischen Bild eine Embolie der Arteria re- 
nalis vermutete, welche Diagnose durch die urologische Unter- 
suchung gestützt und durch die Nierenexstirpation bewiesen wurde; 
der Fall ging 16 Tage nach der Operation: infolge Thrombose durch 

ihr Grundleiden, Vitium cordis, plötzlich zugrunde. | 5 
=- Blatt (9) teilt den Fall eines 50jährigen Mannes mit, ‚der 
mit fast kompletter Harnverhaltung, einem mächtigen palpatorisch 
und zystoskopisch als Karzinom angesprochenen Prostatatumor. zur 
perinealen Operation kam. Die Exstirpation war schwierig, in der 
Nachbehandlung wurde eine Rektumfistel manifest; nach vorüber- 
gehender Besserung stirbt ‘aber der Kranke an einer. Pneumonie. 
Die Untersuchung .der operativ entfernten Massen ergab ein auf 
Prostata und Samenblasen übergreifendes Lymphsarkom; der Blut- 
befund ergab, daß eine Sternbergsche Leukosarkomatose vorliege. 
Die Sektion ergab Leukosarkomatose der Lymphdrüsen des Beckens, 

analoge Veränderungen in Milz, Nieren, Leber. LEW 

Block (10) hat bei einem 6monatigen männlichen Säugling 
eine mannskopfgroße Hydronephrose exstirpiert; das Kind starb 
24 Stunden nachher und die Sektion ergab ebenso wie das Prä- 


‚parat hochgradige Verdickung und Schlängelung des Ureters; außer- 


dem findet sich um den Harnleiter eine dünne bandartige, wie ein 
Gekröse am Ureter haftende .Bindegewebsmasse; alles sprach ‘für 
eine Stenose in der Gegend der. Einmündung des Ureters in die 


Blase. Als Ursache für die Hydronephrose nimmt Verf. die Ver- - À 


engerung des Ureters an, die dadurch erfolgte, daß sich, wie mikro- 
skopisch gefunden wurde, im untersten Abschnitt des Harnleiters 
in dessen: Wand ein zweiter akzessorischer Harnleiter zeigte, der 
21/, cm oberhalb der Blasenmündung in spitzem Winkel in den 
Hauptureter mündete; dadurch und durch die Muskelhypertrophie 
wurde das Lumen verengt. 


'Boeminghaus (11) hat ein neues endoskopisches Instrumen- 


tarium für die Behandlung der hinteren Harnröhre konstruiert. 


‚Colmers (12) bespricht an der Hand zweier Fälle die ziem- 


lich seltene Erkrankung, den Nierenkarbunkel; die Erkrankuns ist 
stets eine Metastase einer Staphylokokkenerkrankung im Körper 
ist oft mit paranephritischem Abszeß verbunden, der Harnbefund 
‘ist oft negativ. _ 
` Harnuntersuchung ‚ist empfehlenswert. 
eines paranephritischen Abszesses keinen solchen, so soll man die 


Funktionsprüfung der Niere zur bakteriologischen 
Findet man bei Annahme 


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Niere entkapseln, wobei man dann den Karbunket findet. Als Opera- 
tion der Wahl kommt nur die Exstirpation der Niere in Betracht, 
gelegentlich bei kleinen- günstig gelegenen -Karbunkeln kann die 
Resektion desselben aus der Niere ausgeführt werden. | 
 Colmers (i8) hat bei einer nur 10 Tage lang an häufigen 
Koliken und abendlichen Fiebersteigerungen leidenden 29 jährigen 
Frau eine schmerzhafte und vergrößerte bewegliche Niere operiert; 
 Harnbefund, Zystoskopie negativ. Die Operation erfolgte unter der 
Diagnose eines Abszesses der Niere; die Niere wurde entfernt und. 
es fand sich tatsächlich ein kleiner Abszeß an der Vorderseite der 
` Niere, der einem großen keilföürmigen käsigen, fast bis zum Nieren- 
becken reichenden Tuberkuloseherd entsprach. ne 
i Gmelin (14) bringt eine Zusammenstellung der an. der Klinik 
Kümmells wegen verschiedener Formen der, Nephritis, 18 mal bei 
akuten, 101mal bei chronischen, vorgenommenen Operationen. Die 
Fälle werden in akute (nach akuten Infektionskrankheiten, nach Ver- 
giftungen, die Nephritis apostematosa), chronische (Nephritis dolo- 
rosa, N. haemorrhagica, eigentliche chronische N., Morbus Brightii) 
und in die „Feldnephritis“, die zwischen beiden steht, eingeteilt; die 
. Operationen bestehen in Dekapsulation, Nephrotomie, Nephrektomie. 
‘So wurden von 12 Fällen von Nephritis apostematosa 2 dekapsuliert, 
7 nephrotomiert, 4 (davon 1 nephrotomierter) nephrektomiert; núr 
1 Todesfall. 12 Fälle Nephritis dolorosa, alle dekapsulirt, 1 doppel- 
seitig, alle geheilt. 42 Fälle von hämorrhagischer Nephritis ope- 
‚riert, 24 dekapsuliert (15 geheilt, 8 gebessert), 15 nephrotomiert. 
(9 geheilt, 5 gebessert), 3 nephrektomiert. 47 Fälle mit „medizi- 
nischer“ Nephritis; 28 einseitig, 5 doppelseitig dekapsuliert; 12 ge- 
heilt, -8 gebessert; 9 Nephrotomien (5 geheilt), 5 Nephrektomien 
(3 gelieilt, 1 gebessert). | A | | 
Bonem (15) bringt eine historisch-kritische Studie über die 
Theorien der Ätiologie des Kryptorchismus und die Behandlung des- 
selben; die Methode von Küttner, die Arteria spermatica zu durch- 
“trennen, hält er für nicht unbedenklich, hingegen die von Polya, 
den Samenstrang vom Nebenhoden, den Nebenhoden vom Hoden zu 
| trennen, um so eine Verlängerung zu erhalten, für physiologisch 
' unbedenklich.. > u Ä 
Fr Goldberger (16). schließt aus Versuchen über die Nieren- 
funktion folgendes: Ambardsche Konstante gibt ein gutes Bild der 
Gesamtfunktion; die Funktion der einzelnen Niere läßt sich durch 
. vergleichende Kryoskopie bei Trockendiät gut bestimmen, auch die 
Indigokarminprobe ist gut. l ek | S | 
~ | Ikoma (17) beschreibt 2 Fälle sogenannter Eiweißsteine der 
-Harnwege und schildert die Ergebnisse seiner Versuche, solche 
Steine in vitro zu erzeugen, wozu 
stanzen erforderlich sind. RR ae 
| Gottlieb (18) bespricht das Vorkommen: der Hämaturie bei 
Appendizitis an der Hand von 36 in der Literatur vorliegenden 
Fällen; die Blutung ist in den meisten Fällen renalen Ursprungs; 
sie kann gleichzeitig mit akuten Anfällen, nach solchen und bei 
. chronischen Appendizitiden erfolgen. ‘ In den meisten Fällen der 
‘bei akuter Appendizitis vorkommenden Hämaturien handelt es sich 
= um akute parenchymatöse, gewöhnlich beiderseitige Nephritis. Auch 
‘in der zweiten Gruppe dürfte die gleiche Nierenerkrankung vor- 
liegen. Für die chronische Appendizitis wird die Blutung als Folge 
einer Nephritis, oder Embolie, als Folge Übergangs der Entzündung 


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- angesehen. Immerhin ist es eine seltene Komplikation; bei Fällen 

unklarer Hämaturie soll man an Appendizitis denken und in zweifel- 
haften Fällen ist es besser, zuerst die Appendix zu operieren. 

| Stricker (19) berichtet über die Exstirpation einer als Tumor 
gedeuteten großen, harten Geschwulst der Niere, die sich bei der 
Nephrektomie als eine große retroperitoneale Echinokokkuszyste 
erwies, die der Niere so fest angelegen und mit derselben so fes 
verwachsen war, daß die Niere entfernt werden mußte. l 


Goldberg (20) hat an einem Krankenmaterial von 340 kli- 
nischen Strikturen, von denen 3 °/, traumatisch, 5 °/, angeboren, der. 
Rest postgonorrhoische waren, die verschiedensten klinischen Beob- 
achtungen gemacht; je nach dem Zustand unterscheidet er die 
Strikturen, die mit Dilatation allein heilbar sind von denen, die auf 

diese Weise allein nicht zu behandeln sind; das sind die Verenge- 
rungen mit wenn auch geringer Retention, die sehr engen und die 
‚nicht mehr aseptischen Strikturen; je nach dem Falle muß außer 
der Erweiterung auch noch die Entleerung des Restharnes vorge- 
nommen werden. | | 

Baudel (21) referiert über 25 im Laufe von 16 Jahren ope- 


rierte Fälle von Nierentuberkulose des Krankenmateriales von Riese; 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 37. 


` machen. 


Bakterien und schleimige Sub- | ` 


von der Appendix auf die Niere, als Folge reflektorischer Kongestion . 


`~ 


in seiner Statistik überwiegen die Frauen; die Nierentuberkulose 


wurde gewöhnlich erst durch die auftretende Blasentuberkulose als 
solche erkannt; .meist handelte es sich pathologisch-anatomisch um 


Pyelonephritis tuberculosa. Therapeutisch ist die operative Behand- 
lung vorzuziehen; Dauerheilung betrug 72 ?/o. ` u 

. Blum (22) gibt eine kurzgefaßte Übersicht über die Anzeigen, 
die Technik, die Vor- und Nachbehandlung bei der suprapubischen 
Prostatektomie. a 


Boss (23) berichtet über 2 Fälle, in denen nach hohem 


 Blasenschnitt Verknöcherungen in der Narbe oder vielmehr in den 


Musc. pyramidales sich fanden. Die Verknöcherungen in der Linea 


alba oberhalb des Nabels sind häufiger, was Verf. auf die größere - 


Zahl der Reste der Bauchrippen, der Inscriptiones tendineae da- 
selbst zurückführt. Diese atavistische Annahme wird gerade durch 
die Verknöcherung der Musc. pyramidales, die bei niederen Säugern 
stark entwickelt sind, gestützt. Als auslösenden Reiz betrachtet er 


langdauernde Infektionen, die im besonderen Falle durch Steine 


verursacht waren. 


= Pflaumer (24) hat sich -einen Steinfänger konstruiert, de 
die unblutige Entfernung von Harnleitersteinen. erleichtert. 


Antelawa (25) beschreibt eine von der Nierenkapsel aus- - 


gehende Mischgeschwulst bei einem 2jährigen Kinde; die Geschwulst 


war ein Fibrolipomyochondroosteozystom. Das Kind überlebte den ` 


Shock der großen Operation nicht. Ä i 


Wallner (26) hat an 40 Fällen von Genitaltuberkulose der 
Klinik Guleke aus einem 10Ojährigen Zeitabschnitt die Frage der 
Operationsart studiert. Die isolierte Entfernung des Nebenhodens 
und die Semikastration haben ihre eigenen. Anzeigen; findet man 
klinisch und bei der Operation Intaktheit des Testikels, so soll bei 
Leuten unter 50 Jahren konservativ operiert werden. Beim Vor- 
handensein. gleichzeitiger Hodenerkrankung ist die Kastration zu 
Dies hat auch dann vor allem zu geschehen, wenn. Pro- 
-stata und Samenblase nachweisbar erkrankt sind. Doppelseitigkeit 


bei, älteren — Totalkastration, bei jüngeren Semikastration der 


- schlechteren Seite, Epididymektomie allein oder auch mit partieller 
. Hodenresektion; Röntgen- und Sonnenlichtbehandlung leistetnicht viel, 
Brack (27) hat an einer großen Zahl von Fällen (50) aller 


Altersklassen sehr interessante genaue anatomische Untersuchungen 
über den Penis ausgeführt. " | | 


Perlmann (28) beschreibt einige Fälle von röntgenologisch 


bzw. pyelographisch nachgewiesenen Verdoppelungen von Nieren- 
.becken und Harnleiter. | 
Harttung (29) teilt einem Fall einer Nephrektomie wegen 
Zystenniere mit; er zieht bei völlig zystisch degenerierter Niere und 
Funktionstüchtigkeit der anderen Niere die Exstirpation der Nephiro- 
tomie und Resektion vor; eine Operation kommt bei als solcher 
‚sicher diagnostizierter Zystenniere nur bei Blutungen, Infektion und 
Schmerzen in Betracht. | | 
Pannewitz(30) hat weitere Untersuchungen über die Rehnsche 
'Säure-Alkaliausscheidungsprobe angestellt und u. ’a. gefunden, daß 
die „Wasserstoffzahl“ des Harns durch Nahrungsmittel, Medika- 
mente usw. beeinflußt wird. | Ä | 
Gruber (31) beschreibt 2 Obduktionspräparate von Zysten- 
nieren; das eine Präparat enthielt im unteren Pol eine pflaumen- 
große Erhabenheit, die sich bei der mikroskopischen Untersuchung 
als ein Adenozystom . herausstellte, das zweite Präparat stellte eine 
kleine geschrumpfte, -von Zysten durchsetzte Niere dar, deren Nieren- 
becken und Harnleiter gleichfalls das Bild der Pyelitis bzw. Urete- 
ritis cystica boten. | | 
- Loewenstein (82) beschreibt seine Methode der .Reinzüchtung 
des Tuberbazillus aus Sputum oder Harn, die er mit Sumyosbi 
ausprobiert und mit der er in 100 °/, positive Resultate hatte. Das 
Verfahren besteht darin, daß 40 0/ ige Schwefelsäure oder 35 °/,ig® 


setzt werden, das reichliche Sediment wird dreimal gewaschen, als 
Nährboden wird Glyzerinkartoffel verwendet. Es gelang ihm ferner 
der Nachweis, daß es manche pathogene Tuberkelbazillen gibt, die 
für Meerschweinchen nicht pathogen sind. a 
Janssen (38) hat bei einem jungen Mann, der sich einen 
Nähmaschinentransmissionsriemen durch die Harnröhre in die Blase 
eingeführt hatte (nach einem Alkoholexzeß) und- ihn nicht mehr 
entfernen konnte, die Sectio alta machen müssen, wobei sich zeigte, 
daß sich der Schlauch verknotet hatte; er führt die Knotenbildung 


aui: die heftigen Kontraktionen der durch den Fremdkörper ‚seht 
heftig gereizten Blase zurück. Ze 


14. September i | 


Natronlauge in der 5fachen Menge des Sputums demselben zuge. 


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- toxins festzustellen. 


14. September 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


1299 


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Walthard (34) hat eine große Zahl der verschiedensten Tier- 


experimente (Ureterligatur, Ligatur der Nierenarterien, des Ureters 


- samt allen Nierengeläßen, der Nierenvene, Verletzungen der Niere 


stumpfe und scharfe, Einspritzungen von zerschnittenem, emulgiertem 


` Nierengewebe, von Leber- und Hodengewebe) gemacht, um den Ein- 


Auß der kranken auf die gesunde Niere und den Einfluß des Nephro- 


Niere, die Resorption von zerfallendem Nierengewebe folgte, 
die andere Niere stets geschädigt werde; die Schäden ver- 
schwinden aber nach einiger Zeit. Die nicht operierte Niere wird 
‚durch die aus der operativ geschädigten Niere stammenden Gewebs- 
zerfallsprodukte geschädigt, aber vor allem der ganze Organismus. 
Es liegt nach den Versuchsergebnissen die Annahme nahe, daß die 
Nierenzerfallsprodukte für das Nierengewebe schädlicher sind als 
Zerfallsprodukte anderer Organe. Auffallenderweise hat im Tier- 
versuch die Indigokarminprobe, die ja beim Menschen so verläßlich 
ist, oft versagt. | 

Linberg (35) beschreibt einen Fall von transperitonealer 
Exstirpation einer überzähligen unterhalb einer normalen gelegenen 
Niere, der 21. Fall der Literatur. 

Hueck (36) hat durch urologische Untersuchung sowie durch 


Pyelographie und Pneumoperitoneum in einem Falle eine Hypoplasie ` 


der einen Niere mit kompensatorischer Hypertrophie der anderen 
(daselbst auch Erweiterung des Nierenbeckens und Infektion) fest- 
gestellt. Die Operation (explorativ) und spätere Obduktion be- 
stätigten die Diagnose, es bestand aber außerdem noch zystische 
Degeneration der Nieren. = 

Literatur: 1—7: Zschr. f. uro). Chir. Bd. 14, H. 3—4; 8—16: Ebenda Bd.14, 
Sn i ae Ebenda Bd. 15, H. 1—2; 25—29: Ebenda Bd. 15, H.3—4; 30—36: Ebepda 

, H. 5—6. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe anch Therapeutische Notizen.) 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 30. > 

Über die Wirkung von Karlsbader-, Glauber- -und Bittersalz auf 
die äußere Sekretion von Leber und Bauchspeicheldrüse berichtet 
Hans Simon (Berlin). Die peristaltischen Kontraktionen der Gallenwege 
stehen in engem Zusammenhang mit der Darmperistaltik. Unter dem 
Reize: der Salze dürfte nicht nur die Gallenblase ihres Inhaltes entleert, 
sondern auch die Leber zu gesteigerter Tätigkeit veranlaßt werden. Auch 
eine direkte Beeinflussung der Bauchspeicheldrüso durch die genannten 


Salze ist naheliegend. 


Auf die Schwielen und Hühneraugen an den Füßen, ihre Ent- 
stehung, Bedeutung und-rationelle Bekämpfung weist Hermann Engel 
(Berlin) hin. Die falsche Belastung, die zu jenen Übeln führt, muß 
rationell beseitigt werden. was genauer dargelegt wird. Aber ‘das regel- 


mäßige Beschneiden der Schwielen bringt nur eine vorübergehende Er- 
leichterung. Das Auflegen von Hühneraugenmitteln führt häufig zu einer |. 


völligen Mazeration der Sohlenhaut. Nach Ablösung der Schwielen ist das 


entzündlich gereizte Korium schutzlos dem Drucke preisgegeben. Der 


schmerzhaften Behinderung des Ganges folgt eine Periode der völligen 
Auftrittsunfähigkeit, bis sich der Defekt in der Haut einigermaßen bedeckt 
hat. Bei den Hornhautverdickungen an den Dorsalflächen der kurzen Zehen 
(Zebenhühnerauge, besonders an. der kleinen Zehe) genügt es im allgemeinen 


nicht, unzureichendes Schuhwerk anzuschuldigen und bequeme Stiefel und | 


keratolytische Pflaster oder Ringe zu verordnen. ‚Auch die einfache Ex- 


sion eines Klavus führt oft nicht zum Ziel. Dann können nur operative 


änderungen der Stellung der gepreßten Zehenknochen zueinander oder zum 
Stiefeloberleder einen Erfolg haben. Für die gekrümmte Kleinzehe mit 
schmerzhaftem Klavus: Resektion eines Stückes aus der Grundphalange 
mit ev. Verlängerung der zugehörigen Extensorsehne. Das Hühnerauge 
wird ovalär exzidiert und die Lücke vernäht. Man kann auch die ganze 
Grundphalange opfern. Niemals ist die Wegnahme der ganzen Zehe 
erforderlich, a F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 30. 

‘ Die Artverschiedenheit der Streptokokken betont Schottmüller 
(Hamburg), Hingewiesen: wird auf den anaeroben Streptococcus 
en, der in menschlichen Organen putriden Eiter („Fäulnis“) 
zeugt und unter Bildung von stinkendem Gas (Schwefelwasserstofi) in 
eiweißhaltigen Nährböden wächst. Er ist der Erreger der Sepsis puerperalis 


Saw. Peritonitis in pucrperio, ferner der Pylephlebitis, Endocarditis acuta, 


al 'arombophlebitischen Sepsis nach Angina, Otitis media, endlich der 
Koi itis putrida und Lungengangrän, Auch unter den aeroben Strepto- 
en gibt es verschiedene Arten, so den Streptococcus pyogenes haemo- 


Es ergab sich, daß nach Eingriffen an einer‘ 


Iyticus und den Streptococcus viridans seu mitior. Der Verfasser hat auch- | 
nicht ein. einziges Mal beim Menschen einen Übergang der einen Strepto- 


kokkenart in die andere einwandfrei beobachtet. Zwar lassen Wachstums- 
eigentümlichkeiten auf gebräuchlichen oder ungebräuchlichen Nährböden ge- 
wisse Variationen der Krankheitskeime erkennen, aber trotzdem bleibt die 
Spezifität der patbogenen Bakterien bestehen. 


1 


Die Probleme der Lipoidtherapie und der Organreiztherapie erörtert 
Hans Much. Er kommt dabei auch auf das Präparat. Promonta- zu’ 
sprechen. Dieses Mittel stellt alle anderen durch den Darm zugeleiteten 


Lipoide (Lezithinpräparate usw.) in den Schatten. Bei kaum einem anderen 
lebenswichtigen Stoff kommt es so sehr auf den chemisch-physikalischen 


‚Zustand an, wie bei den Lipoiden. Die Lipoide sind in der Zelle, gelöst, 


aber zur Darmeinverleibung wurden bisher Präparate verwendet, die weit- 
gehend abgebaut werden mußten, um noch irgendwie nützlich sein zu 
können, die aber dadurch der biologischen Lipoideigenschaften beraubt 
wurden. Die Art der Zubereitung sichert dem Promonta seinen Platz. 


Es ist biologisch etwas völlig anderes, ob man gebackenes Kalbshirn oder 


Promonta gibt. Deshalb ist ein solches Präparat durch chemische Zer- 
legung gar nicht zu beurteilen. De nr 

Über die Funktionsprüfung des Herzens mittels der plethysmo- 
graphischen Arbeitskurve (E. Weber) berichten Walter Fley und 
Hanns Löhr (Kiel). Dies Verfahren prüft in erster Linie die Funktion 


der Gefäße und der Gefäßnervenzentren. Eine geschädigte Herztätig- _ 


keit alteriert die Funktion der Vasomotorenzentren und gibt zur Ent- 


stehung einer negativen Kurve Anlaß. Aber auch bei Normalen kommen 


negative Kurven vor. Vagusempfindliche zeigen besonders leicht 


negative Kurven. Eine sichere Differentialdiagnose zwischen Herzneurose 


und organischen Herzaffektionen ist somit nicht einwandfrei zu führen. 


‚Eine träge Kurve sieht man bei venöser Stauung (kardial oder extrakardial). 


Hamburgers perkutane Tuberkulinreaktion ist nach Arvid Wall- 
gren (Gotenburg) an Zuverlässigkeit wenigstens der gewöhnlichen Pirquet- 
schen Reaktion vergleichbar. Bei inaktiven Fällen ist sie sogar etwas zu- 
verlässiger als diese. Man muß aber die Sternalhaut als Reaktionsstelle 


wählen (eine Perkutanreaktion, am Unterarm ausgeführt, ist im hohen 


Grade unzuverlässig). Dabei braucht man keino Instrumente. Fällt die 


Reaktion positiv aus, so ist sie noch wenigstens eine Woche nach ihrer 


Ausführung ablesbar. 
Über Besonderheiten der Herztöne bei infektiösen Krankheiten 


berichtet J. Schwarzmann (Odessa). Beim Fieberherz (Reaktion eines. 


normalen Myokardiums auf hohe Temperatur) sind die Töne núr wenig 
verstärkt. Kurze und geschwächte Töne zeugen von einer Schwächung des 
Myokardiums iufolge toxischer Einflüsse: In einigen Fällen bemerkt man 
eine besonders bedeutende Schwächung des ersten Tones und seine Ver- 
kürzung nebst der Verkürzung der systolischen Pause. Der erste Ton geht 
fast unmittelbar in den zweiten über; diese Erscheinung bedeutet eine 


starke Schwächung der systolischen Kontraktionen. Wenn dies von Tachy-. 
kardie begleitet ist, so ist die Lage ernst. 


F. Bruck. 


_ Zentralblatt für innere Medizin, 1924, Nr. 33. 
In einer Abhandlung über die Trigeminusneuralgie hebt Kulen- 


kampff (Zwickau) die Bedeutung der objektiven Symptome bei den neur- 


algischen Anfällen hervor. Selten sind die trophischen Störungen sehr 
auffallend, die vasomotorischen Erscheinungen beginnen mit einer plötzlich 


auftretenden Röte der erkrankten Gesichtshälfte; gelegentlich Schwindel- 


erscheinungen, einseitige Pupillenerweiterung; plötzliches Blaßwerden, das 
natürlich viel schwieriger festzustellen ist, wurde nicht beobachtet; zu 


' kapillar-mikroskopischen Beobachtungen fehlt bei der Schnelligkeit des 
Ablaufs die Zeit. Tränen und Speichelfluß sind sekretorische Störungen, - 


die auch auftreten können, wenn es gar nicht zum Schmerzanfall kommt 
und daher nicht ohne weiteres als Affektreaktionen gedeutet werden dürfen. 
Eine Heilung der echten Trigeminusneuralgie gelingt nur durch Zerstörung 


der Ganglienzellen, die zu dem schmerzenden Nervenast gehören. Bleiben | 
Reste erhalten, so treten oft jahrelang noch parästhetische Anfälle auf, die 


Patienten haben die Empfindung, ihr Gesicht sei aus Holz. oO WV 


Zentralblatt für Chirurgie 1924, Nr. 32. 


Die Pathologie und Therapie der Perigastritis bespricht Joseph 
Doberer (Linz). Er faßt den Zustand als ein eigenes Krankheitsbild auf, 


wobei der Pylorusteil des Magens mit seiner Nachbarschaft durch lockere 


bindegewebige Stränge verwachsen ist. Die konstitutionell minderwertigen 
Personen klagen über krampfartige Magenbeschwerden und Abmagerung. 
Die Krankheitserscheinungen werden beseitigt durch Resektion des 
Pylorus und Einpflanzung des oralen Magenrestes in die oberste Jejunum- 
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Die Hautkanalplastik zum Verschluß des Anus iliacus wird von 
M. Kappis (Hannover) in der Weise ausgeführt, daß das orale Darmstück 
durch eine zweite Bauchöffnung links pararektal herausgeleitet wird. Seit- 
lich von dem pararektalen Schnitt wird ein Längsschnitt angelegt und 
durch Vernähung der benachbarten Schnittränder ein Hautkanal gebildet. 
Die dadurch entstehende Hautbrücke wird von der Faszie' losgelöst, worauf 
der Darm unter der Brücke durchgezogen wird. Durch Vereinigung der 
entsprechenden Hautränder wird der Darm verdeckt, so daß nur aus dem 
dritten Schnitt das Darmende beraussiebt, Nach beendeter Wundbehand- 
lung läßt sich der Kunstafter. durch einen Federapparat, der gegen einen im 
Kanal steckenden Stift wirkt, leicht verschließen. 

Iadirekte Leistenbruchanlage bei ausgebildeter direkter Leiston- . 
hernie beschreibt Konräd Koch (Köln). Tritt ein wegen seiner Kleinheit 
bei der Operation direkter Hernien überschener Leistenbruch später ' zu 


Tage, so kann er für ein Rezidiv des operierten Bruches gehalten werden. 


K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 32. . 


‚ . Zur Lehre von der Schwangerschaftspyelitis teilt E. Klaften 
(Wien) mit, daß regelmäßig in. dem Vaginalsekret das Bacterium 
coli in großer Zahl nachgewiesen werden kann. Diese Veränderung 
der Vaginalflora in. den beiden unteren Dritteln der Scheide ist ein 
wichtiges Zeichen der Pyelitis.. Von Bedeutung für die Entstehung 
der Krankheit sind Stauung in den Ureteren und Stublverstopfung. Selten 


| . ist die Verbindung von Nierenbeckenerkrankung und Blasenerkrankung. — 


Die Behandlung besteht in Bettruhe, Bauchlagerung und. Lagerung auf die 
gesunde Seite, in reizloser Milchkost und täglicher Darmentleerung durch 
Abführmittel. Bei stark verringerter Flüssigkeitszufuhr wurde an, fünf auf- 
einanderfolgenden Tagen Urotropin, je 5—10 ccm morgens und abends, 
intravenös eingespritzt. Gleichzeitig Abspülungen und Ausspülungen 
des Genitale mit 5°/yoiger Milchsäurelösung. Nach Stägiger Behandlung 
wurde 3mal täglich 1 g Urotropin per os verabfolgt, zusammen mit täglich 
10 Tropfen verdünnter Salzsäure, mit Lindenblütentee und alkalischen 
Wässern. — Die Gegenanzeige gegen die Behandlung mit Urotropin bei 
Schwangeren ist eine gleichzeitige Erkrankung der Blase, Bei entzünd- 
lichen Blasenerkrankungen stellt sich nach: Urotropin unerträglicher 
Harndrang ein. | 
. Den Wert intravenöser Urotropininjektionen bei postoperativer 
Harnverhaltung bespricht Egon Weinzierl (Prag). Zunächst wird am 
Tage der Operation und am folgenden abgewartet, ob eine spontane Ent- 
leerung erfolgt. Wenn dies nicht. der Fall ist, werden 5 com Urotropin 
intravenös eingespritzt und diese Einspritzung wird bei ausbleibendem Er- 
folg I—2mal wiederholt. Die intravenösen Eiaspritzungen 40°/,iger Uro- 
tropinlösung haben sich gut bewährt, jedoch versagten sie nach den Fällen 
von Wertheimscher Radikaloperation. | 
Zur Bekämpiung der postoperativen Harnverhaltung durch intra- 
venöse Urotropininjektionen empfiehlt A. Ecke (Chemnitz), um 9 Uhr 
abends des Operationstages 5 cem der 40°%/,igen Urotropinlösung intravenös 
einzuspritzen. Auffallend hoch war die Zahl der Urinverhaltungen nach 


‚ 


_ der Alexander-Adamsschen Operation, bei der- eine unmittelbare operative 


Beteiligung der Blase nicht in Frage kommt. 


‚Erfahrungen mit der intravenösen Urotropinbehandlung der post- 
operativen Ischarie teilt E. Schwab (Hamburg-Barmbeck) mit. Zu warnen 
ist vor der wahllosen Frühinjektion der 40°/,igen Urotropinlösung. Die 
Behandlung wurde nur bei solchen Fällen eingeleitet, wo eine postoperative 
Harnverhaltung durch Instillation von Borsäureglyzerin (20 cem in 
40l iger Lösung) in die Blase nicht behoben wurde, oder wo bereits vor 
der Operation über Blasen- und Nierenbeckenbeschwerden geklagt wurde. 
Als Schädigung werden genannt schwere blutige Blasenentzündung mit 
quälendem Harndrang. Ä | 

Kongenitaler Defekt der linken Niere bei rudimentären Genital- 
organen wird von W. Duwe (Jena) beschrieben. Bei der 21jährigen 
Kranken waren nur 1 Eierstock, 1 Niere und der dazugehörige Harn- 
leiter voll funktionsfähig. Der Fall bestätigt die Regel, daß linksseitiger 
- Nierenmangel bei angeborenem Defekt der Geschlechtsorgane öfter vorkommt, 


K. Bg. 


Wiener klinische Wochenschrift 1924, Nr. 29 -bis 31. 


Nr. 29. Zur individuellen Therapie des Kropfes mittels Jod- 
minimumdosen bemerkt F, Kaspar (Wien), daß juvenile Strumen, weniger 
parenchymatöse Erwachsener und Rezidivstrumen auf kleinste Dosen von 
Jod gut reagierten. Verf. gab monatlich 1—4 mg Kal. jodat. und erreichte 
in einer großen Zahl der Fälle schon in 4 Wochen, mitunter erst nach 
3/, Jahren restlose Beseitigung des Kropfes. Adenome und Kolloidstrumen 
verhalten sich sämtlich refraktär, wogegen ihre Rezidive nach ‚Operation 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK. Nr. 37. 


J. Güdemann (Wien). In einem ganz schweren Falle wurde eine solche 


' werden. Verf. versuchte die Bi-Menge bei intravenöser Verabfolgung zu 


14. September 


auffallend gut reagierten. Die Dosen sind so klein, daß bei genauer Kontrolle 
die Gefahr einer Überdosierung nicht zu befürchten ist. 

Zum Entstehuugsmechanismus der Überventilationstetanie teilt 
W. Schloß (Wien) Untersuchungen an Pat. mit. Die gewöhnliche Er- 
klärung, daß es infolge vermehrter Sauerstoffaufnahme zu einer Alkalosis 
und Ca-Verarmung des Blutes durch Unlöslichwerden der dissoziierbaren 
Ca-Ionen kommt, kann nicht überall zureichen, ‚da bei Sauerstoffnarkosen 
die Tetanie ebenso wie Sauerstoffatmung vermißt wird, während sie bei 
forcierter Atmung auftritt, Verf. glaubt, daß die Muskelaktion zur P-Abgabe 
und dadurch P-Stauung im Blut führt, wodurch eine tetanische Noxe ge- 
geben ist, die allerdings zur restiosen Erklärung nicht ausreicht. | | 
| H. Finsterer äußert sich zur Frage der zweckmäßigsten chirur- 
gischen .Behandlung des Magen- und Zwölflingerdarmgeschwäürs. Er 
verlangt. bei Anlegung des Billroth II die Resektion der Hälfte bis ?/, des 
Magens, damit eine zur Vermeidung des Ulcus peptic. jejuni notwendige 
Anazidität erreicht wird. Bei Anwendung des Billroth I bzw. seiner 
Modifikation nach Haberer (Magen-Duodenum End zu Seit) ist eine so 
ausgedehnte Resektion nicht nötig, doch sind die Gefahren der Methode 
größere, weswegen Verf. vorläufig nach Billroth II operieren möchte, Die 
Befürchtung einer schädlichen Wirkung durch Sturzentleerung bei zu großer 
Anastomose besteht nicht zu Recht, wovon Verf. sich bei Röntgenunter- 
suchungen operierter Patienten überzeugen konnte, 


Über anhaltenbe Toleranzsteigerungen durch Iasulinkuren berichtet 


nicht beobachtet, während zwei schwere und ein mittelschwerer Fall eine 
günstige Dauerwirkung verschiedenen Grades erkennen ließen. i 
Zur Klinik der intravenösen Wismutbehandiung bemerkt F. Mras 
(Wien), daß hierbei ein Zusammenhang zwischen den geringeren und 
seltöneren Nierenschädigungen und den geringeren Bi-Mengen unverkennbar 
sei. Das intravenös verabreichte Bi entfaltete eine ebenso gute Heilwirkung 
als das intramuskulär.gegebene. Inwieweit Dauererfolge bei intramuskulärer 
und intravenöser Therapie Unterschiede ergaben, muß noch entschieden 
steigern, um eine größere Heilwirkung bei geringen Nebenwirkungen zu erzielen. 
Nr. 30. Das Problem der Schallokalisation erörtert S. Gatscher 
(Wien). Die hierüber existierenden Theorien teilt Verf. in zwei Gruppen: 
die akustischen, die sich nur mit der Schnecke befassen, und die heterogenen, 
die den Kernpunkt nicht in’ die Schnecke, sondern in andere Teile des. 
Gehörorganes verlegen. Bei den ersteren unterscheidet man die „Zeittheorie*, 
nach der die Zeitfolge der Gehörseindrücke-in den beiden Ohren für die 
Lokalisation verwertet wird, von der „Intensitätstheorie“, bei der die Aus“ 
. wertung des Erregungsunterschiedes zwischen beiden Ohren für die Lokalisation 
herangezogen wird. Verf. bringt Argumente bei, die für die Intensitäts- 
und gegen die zurzeit meist verwendete Zeittheorie sprechen. | 
Über das Volumen pulmonis diminutum als Symptom des Morb. 
Basedow. berichtet H. Politzer (Wien). Er.fand dasselbe bei der Ohlorose, 
bei der es wohl als tbyreotoxisches Symptom zu deuten ist, bei der latenten 
Malaria und beim Morb. Basedow. Zu erkennen ist es durch eine schein- 
bare Verbreiterung der Herzdämpfung, die durch Ausweichen des sonst 
sehr konstanten rechten Lungenrandes festzustellen ist. Verf. weist zur 
genauen Feststellung auf eine von ihm angegebene besondere Art der 
Perkussion, die Chromoperkussion hin. Ursache des verminderten Lungen- 
volumens ist ein vasomotorisches, sympathikotonisch bedingtes, Phänomen; 
es kommt zu verminderter Lungendurchblutung bei gesteigerter Durch- 
blutungsgeschwindigkeit. en | 
Zur Lehre von der Erhaltung der Energie macht E. Meyer (Preb- 
burg) einige Bemerkungen in Bezug auf die Variabilität der Bakterien, 
: insbesondere des Tuberkelbazillus und derSpirochaeta pallida. Gemäß dem gè- 
nannten Gesetze müssen in einem geschlossenen System, wie es der 
Bakterienkörper darstellt, Energieumwandlungen unter Beteiligung aller 
im System vorhandenen Energien stattfinden, was zur Veränderung des 
optischen bzw. chemischen (Färbung) Verhaltens bei gleichbleibendem 
toxischen Verhalten führen kann. Es ist deshalb die Bedeutung des 
_ optischen Charakters des Mikroorganismus überschätzt worden, er kann sich 
ebenso wie die Pathogenität ändern, obwohl der Organismus derselbe bleibt. 
Systematische Untersuchungen über Atherosklerose stellte Fr. Schu- 
bert (Wien) an einem großen Sektionsmaterial fest. Es zeigte sich die 
besondere Gefahr der peripheren Atherosklerose zumal in jüngeren Jahren 
mit ihren Folgen auf die Nieren. Demgegenüber ist die zentrale: Atbero 
sklerose relativ harmlos. Frauen werden wesentlich weniger betrofien als 
Männer. Die von Beneke beobachtete Kombination von Atheroskleros, 
Fettsucht und Gallensteinbildung wird bestätigt und ähnliche Zusammen 
hänge mit dem Lymphatismus werden wahrscheinlich gemacht. 
J. Bartel macht im Zusammenhang mit der schlechten Prognose 
der juvenilen peripheren Sklerose auf die in Gestalt der „Arteriofibrose 
beobachtete Hypoplasie der Arterien anfmerksam. Hierbei kommt allgemein 


-mra 2: `~ 


nicht gewertet werden. 


14. September 


wahrscheinlich dem Stat. thymico-lymphaticus eine prädisponierende Rolle 
zu, so daß eine enge Beziehung zwischen diesem und arterieller Hypoplasie 
sowie juveniler Atherosklerose bestehen muß. 

Die kombinierte Wirkung von Jod und Thymus auf den Energie- 
stoffwechsel bei Hyperthyreosen studierte P.Liebesny (Wien). Entgegen 
der fast allgemeinen Anschauung vom Synergismus von Thyreoidea und 
Thymus geht Verf. von der Annahme aus, daß der Thymus u. a. auch 
beim Morb. Basedow. antitoxisch wirkt. Es zeigte sich nun, daß Thymus- 
tabletten die Jodschädigung völlig koupieren und die Fortsetzung der Jod- 
medikation erst ermöglichen. Demgegenüber ist Thymus allein unwirksam. 
Die kombinierte Jod-Thymustherapie beseitigt in erster Linie die kardio- 
vaskulären Symptome. Nach allem muß die Thymushyperplasie beim 
Morb. Basedow. als Abwehrreaktion aufgefaßt werden. 

Den diagnostischen Wert der Applikation von Tuberkulinsalben- 
präparaten (Ektebin und Dermotubin) prüfte F. Melion (Wien). Mit 
Dermotubin wurden deutlichere Resultate als mit Ektebin erzielt. Die 
Salbeneinreibung und die Impfung nach Pirquot sind gleichwertig in 
diagnostischer Hinsicht. Munoke. 


Aus der neuesten französischen Literatur, 


An der Hand von 4 Fällen führen Widal und Abrami die engen 
Beziehungen vor Augen, die u. U. zwischen Asthma und Hyperthyreoidismus 


‚bestehen. Es handelte sich um 4 Frauen in mittlerem Alter, bei denen 


sich auf dem Boden eines Basedow schwere, lang andauernde, der üblichen 
Medikation trotzende Anfälle einstellten ohne die üblichen Ursachen. Bei 
einer waren in den Vereinigten Staaten 147 Kutireaktionen auf Proteine 
usw. bewerkstelligt worden, um das Agens nicht zu finden. Allen vieren 
gemeinsam war die Intensität der Anfälle vor und während der Regel. 
Das Asthma entwickelte sich gleichzeitig und parallel mit dem Basedow, 
der aber vorausging. Das ätiologische Moment unterscheidet sie von den 
anaphylaktischen Anfällen. Der Mechanismus ist nicht klar: Es scheint 
sich um eine Gleichgewichtsstörung des vegetativen Nervensystems Zu handeln 
infolge Störung der inneren Drüsen. Radiobehandlung der Thyreoidea hat 
sehr befriedigende Resultate ergeben. (Pr. med. 1924, 14.) 

Nach Vignes begünstigt die Schwangerschaft eine akute Appendi- 
zifis nicht, denn sonst müßte sie da sehr häufig sein und primär, was 
recht selten ist. Sehr wahrscheinlich hat sie aber einen üblen Einfluß auf 
frühere Krisen, deren Rückfälle dann besonders schwer auftreten. Diagnose: 
oft recht schwer, Pyelonephritis, Nierenkolik, drohender Abort, Chole- 
zystitis, Jumboabdominale Neuralgien. McBurney fällt später aus; manche 
Frauen klagten über Uterusschmerzen: er fühlt sich hart an, der Mund 
ist aber keineswegs dilatiert. Bewegung des rechten Beines löst oft 
Schmerzen im Uterus aus. Muskelresistenz und Hautbyperästhesie können 
Recht schwere Formen brauchen keine Puls- 
beschleunigung hervorzurufen. Schmerzhafte Verstopfung mit Fieber oder 
abnorm rebellisches, nicht stillbares Erbrechen legen den Gedanken daran 
nahe. Immer rektal untersuchen. Die abdominale Entleerung nach der 
Geburt kann jahreaite Herde mobil machen und zu fatalen Peritonitiden 
fübren. Es gibt drei trügerische Zeichen für eine Appendizitis post partum: 
schneidende Uterusschmerzen, die die Aufmerksamkeit vom Appendix weg 
aufs Peritoneum lenken, die vollkommen feuchte Zunge, abor trockene 
Lippen, der infolge der Geburt weiche Bauch. (Journ. des Prat. 1924, 17.) 
Sergent hält es praktisch für wichtig, zwischen einer trockenen 
Pleuritis und einer Kortikopleuritis zu unterscheiden, welch letztere nament- 
lich bei der fibrinösen Form die oberflächlichen Teile der Lunge mit affiziert, 
und man hat außer den pleuritischen Symptomen pneumonisches Sputum, 
Rasseln, Dämpfung, Bronchialatmen. Wichtigste Lokalisation: die Spitze. 
Spontaner Schmerz ist häufig, oft auch bei Perkussion oder Druck. Am 
häufigsten in der Mitte zwischen Akromion und 7. Zervikal- oder 1. Dorsal- 
wirbeldorn. Oft ist auch Druck auf die Supraklavikulargrube schmerzhaft, 
Charakteristisch ist Mydriasis im Beginn, Miosis später. Eine vergrößerte 

ymphdrüse unmittelbar binter der Klavikula am äußeren Kopfnickerrand 
deutet auf eine Affektion der Spitze. Das Spitzensyndrom, Druckschmerz, 
Adenitis, Anisokorie kommt auch bei anderen als tuberkulösen Ent- 
zündungen vor. 
drüsen gewöhnlich vergrößert, (Paris med. 1924, 3.) 

Die Lösung des Problems der Serotherapie bei der Tuberkulose ist 
mehr klinisch als bakteriologisch. Der Zustand des Kranken ist der Leit- 
punkt: Es ist ein Nonsens, eine organische oder gar eine destruktive 
Läsion mit Serum behandeln zu wollen. Und insofern ist das Problem 
zuch ein solches der Diagnostik. Lediglich die bazillären Fluxionen sind 
der Methode zugänglich; Fieber und eine regelmäßige Kurve mit schwachen 
Oszillationen charakterisieren sie. Man versichere sich zunächst der Ab- 
Manie von Kavernen, dem unwiderleglichen Zeichen der Verkäsung. 
pusset stellt 5 Katogerien auf: das bazilläre Invasionsfieber, uneigentlich 


yphobazillose von Landouzy genannt; Polyserositis, kongestive Lungen- . 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


, 


Bei Pleuropneumonie der Interlobarfissur sind die Achsel- 


herde, Hämoptoiker, Pneumoniker, Splenopneumoniker; in diesen 3 Kategorien 
ist der Erfolg mit Serum die Regel, Mißerfolg die Ausnahme. Sodann die 
Schübe bei einfachen Tuberkulosen: unregelmäßiger ephemerer Erfolg. 
Endlich: die nekrotisierenden Tuberkulosen; bier ist Serum unnütz und 
schädlich. Die kindlichen Tuberkulosen gehören zu den ersten Kategorien 
und geben sehr gute Erfolge. (Pr. med. 1924, 53.) 

' Buizard betont die Wichtigkeit des Lendenschmerzes bei der Diagnose 
der Cholezystitis, namentlich der chronischen, der praktisch viel zu wenig 
Wert beigelegt wird. Der Kranke klagt immer über seine Nieren. In 
der Nacht hindert ihn der Schmerz, sich im Bett umzuwenden. Es können 
Schmerzparoxysmen auftreten 3—4 Stunden nach der Mahlzeit oder im 


Verlauf eines akuten Schubes der Cholezystitis. Der Schmerz sitzt rechts 
“in den Sakrolumbalmuskeln, die mehr oder weniger kontrahiert sind, 


gewöhnlich an einem der beiden folgenden Punkte, 3—5 cm lang: ent- 
weder in der äußeren Mitte der Muskelmasse, unterhalb der Rippen oder 
am häufigsten in: derselben Längslinie, 1—2 fingerbreit über der Crista 


ilii. Der typische Blasenschmerz, der bei tiefer Einatmung oder Palpation 
entsteht, provoziert oder vermehrt auch diesen rechten Lendenschmerz, und 
Klinisch . 


wenn dieser Schmerz nachläßt, verschwindet auch letzterer. 
können 3 Fälle vorkommen; Die Cholezystitis wird leicht erkannt; der 
Lendenschmerz ist vorhanden oder nicht. 
Lendenschmerzen und digestive Störungen, ohne die beiderseitigen Be- 
ziehungen zu erkennen, insbesondere ihren gemeinsamen Ursprung. Oder 
der Lendenschmerz kann prädominieren. Dies kann zu großen Irrtümern 
führen. (Pr. med. 1924, 53.) | cz 


Lemierre und Levesque schreiben über die klinische Bedeutung 


der Aszitesflüssigkeit, zytologisch, Eiweißgehalt (Verdünnung der Peri- 
tonealflüssigkeit 1:10 und Bestimmung mit Esbach), Fibringehalt: der 
Aszites der alkoholischen Zirrhosen ist in der Regel ein Transsudat: Eiweiß 
über 12 g, kein Fibrin, einige Endothelzellen. Jede Abweichung von dieser 
Formel bedeutet eine Anomalie oder Komplikation. Polynukleose: akute, 
pyogene Peritonitis. Lymphozytose: selten bei Tuberkulose, die bei der 
Laennecschen Zirrhose wenig häufig ist, dagegen geradezu fatal im Verlauf 
der malignen Zirrhosen. Ist Folge einer Perihepatitis oder Perisplenitis. 
Im Verlauf der Laennecschen Zirrhose sind diese leicht; sind sie aber 
schwer, mit Schmerz, subfebril: Syphilis. Aszites bei Anasarka: eigentlich 
nur bei Kompensationsstörungen, halbentzündlich, sehr fibrinhaltig, spontan 
koaguliorend, zahlreiche Lymphozyten, Albuminose zwischen '18 und 35 g. 
In manchen Fällen sind entzündliche Läsionen der serösen Häute die 
Ursachen für die subkutanen Ödeme, die nach der Punktion des Aszites 
in die Peritonsalhöhle zurückströmen. Aszites bei Peritonitis und Karzinom 
des Peritoneums: Eiweiß 40 g und mehr. Fibrin: bei Karzinom wie bei 
Tuberkulose. Zytodiagnostik: beim Karzinom eine Mischung von Lympho- 
zyten und Epithelien; bei Tuberkulose reine Lymphozytose mit einzelnen 
Epithelzellen (keine Anhäufungen) und Makrophagen. 100 —200 im Gesichts- 
feld. Im allgemeinen: bei 12 g Eiweiß Prädominanz der mechanischen 
Wirkung; bei 40 g und darüber entzündliche Ursache. Bei 16—35 g Eiweiß 


handelt es sich sicher um eine gemischte Ursache, Kompensationsstörung, 


Syphilis. (Gaz. des höp., Paris 1924, 41.) Ä 

Über die semiologische Bedeutung der mäßigen arteriellen Hyper- 
tensionen schreibt Gallavardin: Es gibt 2 Typen, einmal die abuormen 
Spannungstypen, bei denen das Verhältnis zwischen beiden Drucken alteriert 
ist. Die diastolischen Hypertensionen sind dekapitierte Hypertensionen; 


man findet. sie bei gewissen subakuten Nephritiden mit frühzeitiger Schädi- 


gung des Herzens, bei gewissen Schwächezuständen und latent mit und 
ohne Galopp, jeder funktionellen Störung vorausgehend. Kommen nament- 
lich bei Aorteninsuffizienzen vor. Dann die normalen Spannungstypen, 
wobei die beiden Drucke in richtigem Verhältnis stehen. Hier gibt es 
3 Gruppen von Kranken. Einmal die schwer Kranken: ‘gewisse Kompen- 
sationsstörungen im Verlaufe von Klappenfehlern, Aortitis, Angina pectoris, 
große arhythmische Herzen, schwere hypertrophische Kardiopathien, schwere 
chronische Nephritiden. Dann leicht Kranke mit geringer Hypertension, 
die Schwindel, wiederholtes Nasenbluten und Atemnot zum Arzt führt. 
Oder, abgesehen von dem Vorstadium progressiver Hypertension, besonders 
die Hypertensionen der Sympathiker, deren Charakteristikum eben das 
mittlere Stadium ist, Basedow, Tachykardien und gewisse juvenile Hyper- 
tensionen. Endlich eine 3. Gruppe, anscheinend Gesunde, essentielle 
Formen unbekannten Ursprunges, progressive, stationäre und regressive 


Formen, letztere besonders bei behandelten Syphilitikern. (Journ. med. 


franç. 1924, 3.) 

Roux: Die Diät bei erschöpften Dyspeptikern. Es gibt zahlreiche 
Dyspeptiker, im allgemeinen gutartig affiziert, aber doch allmählich ihre 
Nahrungsaufnahme reduzierend und (deshalb einen beunruhigenden Er- 


schöpfungszustand aufweisend. Vom Moment der Nahrungsreduktion ab 
rapides Verschwinden des Appetits und Verschlimmerung -des Zustandes, ` 


besonders noch durch unzweckmäßige Medikation. Oft, besonders bei 


1801 


Oder man, behändelt getrennt 


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1302 ` 


Neuropathen, . ist es die Furcht vor dem Unbehagen nach dem, Essen, die 


zur Reduktion der Nahrung führt: Appetitverminderung, trockene Zunge, |: 


geringe Speichelmengen, dadurch Verminderung des Geschmacks, Atonie, . 
Dilatation ‘und Senkung des Magens. Gewöhnlich‘ Konstipation. Leber 
klein, Urin arm an Harnstoff und Chloriden. . Bei jungen Mädchen zessiert 
oft dle Regel.. Hier bilft nur eine genügende Nahrungszufubr, und der 
Arzt muß deshalb zugleich Koch, Arzt und Psycholog sein. Gewöhnlich ver- 
-brauchen diese Kranken 1200— 1000 Kalorien; sie müssen aber 2500—3000 
haben. Manchmal ist dies einfach, weil der Appetit und der Geschmack 


versagen. Reine Milchdiät, dicke. Suppen, Butter, Zwieback, viel Stärke- 


mehl:. Man muß sich hier daran erinnern, daß der Organismus zur. Mast 

nur 60°/, des aufgenommenen Eiweißes, 90°/, der aufgenommenen Kohle- 

hydrate und 100°/, der Fette benützt. Wichtig dabei: 4 Mahlzeiten am’. 

Tage, der Magen muß morgens nüchtern leer. sein. 

‚sitorien oder Öleinläufe. Gegen etwaige Schmerzen warme Kompressen, 
Alkalien. Besonders wichtig ist der psychische Einfluß des Arztes, deshalb 


Isolierung in einer geeigneten Anstalt. Manchmal kommt Sondenernährung 
in Frage. 


. ist. die. Aussicht allerdings düster. (Paris med. 1924, 14.) 


An der Hand eines Falles bespricht Cassaet die klassische Form 


der blutigen Bronchitis Castellanis: Blutiger Auswurf, voll von Spiro- | 
chäten, zeitweise reichlich, ohne Veränderung "des Allgemeinzustandes, fast- 


ohne physikalische Erscheinungen, Der Auswurf ist flüssig, transparent 
= und von Johannisbeerröte, es handelt sich nicht um eine Hämoptysie, 
sondern um eine Hämoglobinoptysic: Man findet nur wenige rote Blut- 
körperchen und diese in rapider Auflösung. Auch die anderen zellulären 
Bestandteile des Sputums unterliegen dieser Iytischen Wirkung. Auch die 
' Spirochäten befinden sich in rapider Lyse. Auch fusiforme Bazillen spielen 
. eine Rolle dabei: 

scheinen sie die Ursache der Schübe zu sein, die ` graues mukopurulentes 
Sputum produzieren. Behandlung: Neosalvarsan, Wismut und lokal trächeo- 
bronchiale Injektionen mit Ammoniak. (Gaz. hebd. sc. méd., Bordeaux 1924, 15.) 

Petit berichtet von einem Ulkus mit Enterorrhagie bei einem jungen 
Mädchen im ersten Stadium der Lungentuberkulose, bei dem 4 ernste 
Enterorrhägien mit Schmerzen am McBurney. auftraten. Operation: Appendix 
voll mit Blut, ‘eine wie mit dem Locheisen geschlagene Ulzeration : am 
 adbärenten Teil, ohne Riesenzellen, ganz analog dem einfachen Magenulkus, 
beim Tierversuch negativ. (Pr. méd. 1924,46.) 

Die Dyspepsie bei Lithiasis ist nach Ramond so häufig, daß man 
eigentlich bei jedem Dyspeptiker daran denken muß. 2 Fälle sind- möglich: 
reine Lithiasis mit ihren typischen Symptomen oder häufiger die ver- 
schleierte Form ohne Charakteristika. Und gerade die Lithiasis täuscht 
meist Magenkrankheiten vor. Hier sind’ gerade die sog. kleinen Zeichen 


der biliären Dyspepsie wichtig, die in ihrer Summe die Didgnose sichern. 


Während beim gewöhnlichen Dyspeptiker die Entwicklung sich allmählich 


bis zum. Höhepunkt vollzieht mit Appetitverlust, Schweregefühl usw. und ` 


dieses Bild bleibt, kommt der Schmerz beim Gallensteinkranken plötzlich, 
krampfähnlich, bald früh, bald spät. 


hunger. Hungerschmerz ist nicht nur für das Duodenalulkus, sondern auch 


‘für Lithiasis und Magenulkus typisch. Dann ist die Aörophagie charakte- | 


ristisch und ein dem des Alkoholikers ähnlicher Vomitus intermittierend, 
schleimig, bitter, bald morgens, bald postprandial. 
immer wie bei der chronischen Appendizitis morgens; 
nach reichlicher Mahlzeit, nach Gehen, Fahren. 
Vasomotorisch: 


oft nachmittags, 
Mit oder ohne Erbrechen. 
sofort näch dem Essen fast Kongestion . und Schwere des 
Kopfes, Schläfrigkeit, manchmal Ohrensausen. Meist ist zwar Verstopfung 


das Gegebene, es kommen aber gleich oder bald nach dem Essen charakte- 


ristische Diarrhoen mit Krämpfen selbst im Magen vor. Ausgesprochener 
Lithiasis.” Hier ist zunächst ein thorakoabdominales Gürtelgefühl’zu nennen, 
kurz nach dem Essen, besonders rechts. Dies kann sich bis zu einer 
Angina steigern. Ferner ein trockener Husten, der, wenn bei einer in- 
fektiösen Lithiasis Fiober und Abmagerung besteht, sogar eine Tuberkulose 
vortäuschen kann. Dann das respiratorische Phänomen: Verminderung des 
Atemgeräusches in der hinteren Axillarlinie unter dem Schulterblatt; was 
stets auf eine Reizung des Gallenbaumes. deutet und die Lithiasis oft vom 
Ulcus duodeni unterscheiden läßt. Ferner Kopfschmerzen, Schwindel, 
Asthenie und Abmagerung, was nun auch in das Bild der chronischen 
Appendizitis paßt. ‘Nicht selten kommen beide zusammen vor. Jedoch 
treten diese Erscheinungen bei der Lithiasis mehr abends, bei der Appendi- 
zitis morgens auf. Endlich sind häufige Schübe von Urtikaria, Pruritus, 
Akne, Seborrhoe typisch. Palpation: Die Gallenblase kann auch reflektorisch 
empfindlich sein bei Ulkus, Appendizitis, Enterokolitis, Adnexerkrankungen, 
Konstipation. 

charakteristischen, ausstrahlenden Schmerz (Brustwarze, Herz, Rippen, 
Rücken, linkes Hypochondrium) kommen. SS mód. 1924, 49.) 


- 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


Kopfschmerzen und Blendungen.: 


Bei Verstopfung Suppo- ` 


Bei manchen Geisteskranken, besonders bei den Schizophrenen, - 


Je nach den verschiedenen Phasen weniger zahlreich 


Sein Appetit ist intakt, oft Heiß- - 


Die Nausea ist nicht 


' ralisierende Behandlung mit Adrenalin. 
als diese dyspeptischen Symptome sind. die kleinen. Zeichen von seiten der | 


Ist die Gallenblase zu palpieren, so kann es zu einem 


1. September i 


Leri: Nach Verletzungen. des Schädels und des Gehirns kann es 
zu Depression, Lähmung, Hemianopsie oder zu Erregungsphänomenen 


kommen. Diese treten gewöhnlich später auf und sind. symptomatisch für 


oberflächlichere Läsionen: es sind: dies entweder epileptische Krisen oder 
Diese . verschiedenen Phänomene sind 
nicht oft vereinigt, weil die epileptischen Krisen besonders auf die temporo- 
parietalen Verletzungen folgen, während -das subjektive Symptom, Blen- 
dungen und Kopfschmerzen, besonders den frontalen und okzipitalen eigen 
ist. Diese Blendungen sind übrigens je nach dem frontalen oder- okzipi- 


talen Sitz der Verletzung verschieden; im letzteren Falle sind sie von.Ge- 
sichtsphänomenen begleitet, ` Phosphenen, Drehungserscheinungen, Ver- 


dunkelung des Gesichtsfeldes, verwaschenen Konturen. usw. Komitiale 


Krisen begleiten oft okzipitale, selbst streng lokalisierte Läsionen und 


typisch ist dann oft die Verbindung mit Gesichtsphänomenen, die als Aura 
vorausgehen: Phosphene, Farbenerscheinungen, selbst Halluzinationen, aber 
ohne - wirkliche psychische Störungen. In ‚manchen Fällen nehmen diese 


visuellen: Erscheinungen den Charakter von Äquivalenten an. In anderen 


Fällen ist der epileptische Charakter dieser abnormen Gesichtsempfindungen 
nur durch das brüske Auftreten, die Flüchtigkeit, die intellektuelle Ver- 
dunkelung und die nachfolgende. Ermüdung. gegeben. Solche ` Gesichts- 
störungen finden sich immer bei okzipitalen. Läsionen, aber auch. dann, 
wenn die Verwundung fern ‘vom Okziput sitzt, nur in der Tiefe bis dorthin 
reicht und bei Klinischen Läsionen der okzipitalen Rinde, z. B. syphili- 
tischer Meningitis oder Otitis. (Pr. med. 1924, 49.) 


Kehlkopfkomplikationen bei Grippe kommen nach Segura folgende 


vor: die gutartigen, katarrhalischen und kongestiven Laryngitiden mit Rötung 


der Stimmbänder ohne Ödem. oder sonstigen Erscheinungen auf der Schleim- 
haut. Dann die infiltro-Ödematösen und spasmodischen Formen:. Röte und 
Ödem des Vestibulum, mit mattweißen Stimmbändern, der Schmerzen und 
des Spasmus wegen wenig beweglich, infolge Reizung des Laryngeus 
superior namentlich bei Frauen, wobei eine nasale Obstruüktion oder die 
Kälte mitauslöst. Dann die phlegmonösen Formen mit Infiltration, ‚mul- 
tipler Abszeßbildung, schweren infektiösen Phänomenen: Am Anfang oder 
Ende einer Grippe kann sie gut-. oder bösartig sein. Brüsker Anfang mit 
schmerzhafter Konstriktion, heftigem Schmerz beim Schlucken und Sprechen 
Respirationsstörungen bis zur Aspbyxie. Schleimhaut weinrot, Ödem der 
Epiglottis. Endlich die nekrotisierenden Formen, diphtheritisch mit ähn- 


‚lichen Mandelentzündungen vorher; üble Prognose. Behandlung verschieden. 


Balsamische Räucherungen, Instillationen, Intubation bei Krämpfen, Tracheo- 


. tomie, Vakziriation usw. (Monogr. oto- rhin. -laryng. internat., Paris 1923, 2.) 


An der Hand eines Falles führt Heitz-Boyer aus, wie. wichtig 


‚selbst eine leichte Urinretention bei der Beckenappendizitis als Beweis 


einer .Poritonealreizung ist: es handelte sich um einen Kranken, der von 


seiten der Harnorgane vorher keine Erscheinungen aufwies, plötzlich einen 
lebhaften Schmerz an der Peniswurzel bekam mit Urinretention, befriedi- 
‚gender Allgemeinzustand, kaum gespannter Unterleib, und — wichtig. — 
rektale Untersuchung völlig negativ. Man muß also bei jeder Urinretention 
eins Appendizitis mit in den Kreis der Betrachtung ziehen. (Pr. méd. 1924, 50.) 
BE Über Asthenie schreibt Lyon: Manche Kliniker verallgemeinern den 
Zusammenhang zwischen funktioneller Insuffizienz der Nebennieren. Aber 
gewisse Individuen werden ermüdet geboren und bleiben so ihr Leben lang. 
Bei dieser Heredität muß man aber nach Syphilis, Tuberkulose u. a. dys: 
krasischen Faktoren suchen, die den nervösen Boden und damit Drüsen: 
störungen schaffen. Persönlich spielen Infektionen, .. Intoxikationen; Diabetes 
eine Rolle. Ferner die begleitenden organischen und funktionellen Stö- 
rungen. Danach hat sich die Behandlung zu richten. Bei den erschöpften 
Nervösen: hygienische Vorschriften P, As. Bei den Tuberkulösen: remine- 


Bei rein nervösen Asthenikern: 


Stryehnin. Ist Syphilis, Arteriosklerose, Anämie, Leukämie, . endokrine 


. Störung, Banti Schuld, kausale Therapie. Viele sind auch Ptotiker. Bett- 
. ruhe, Realimentation, abdominale Gymnastik, Bandagen. (Bull. méd. 1924, 19.) 


Der normale maximale Durchmesser der Aorta ascendens beträgt 


‚ bis zu 8 Jahren 1 cm, 1,3 om bis zu 14 Jahren nach Beretervide. Jede 
: Vermehrung dieses Durchmessers bedeutet ein sehr wichtiges untrügliches 


: Zeichen der kongenitalen Syphilis, selbst bei einem anscheinend gesunden 


Kinde, das sofortige spezifische Behandlung erfordert. (Arch. med. des 
: onfants 1924, 5.) 


Peyrot hat eine Epidemie. der Castellanischen Bronchitis (broneho- A 
. pulmonäre Spirochätose oder Fusospirillose) beobachtet: Kontagiosität: wie 
: die der Grippe.. Prognose quoad vitam gut, aber trotzdem nicht zu ver- 

nachlässigen, weil rebellisch und infolge hinzukommender anderer Infek- 
tionen unter Umständen langdauernd. Sehr polymorph.. Auftreten Yon 
: Blut im. Sputum oft erst spät. Diagnose: Mikroskop. Inkubation 2—5 Tage. 
' Kontagiosität in den Perioden großer Kälte erhöht. Hämoptyse namentlich 
Ä im Beginn sehr variabel und inkonstant. As hat versagt. Wichtig: Isolie 
i TUDE, Antisepsis des Rhinopharynx der AERESRUDE: (Marseille med, 1924, 9.) | 


Su a Kae 
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14. September 


bo 


Abadie injiziert, um die Ursache einer Sehnervenatrophio zu er- 
kennen, Gefäßkrampf oder Erkrankung der Papille, hinten in die Orbita 
Img Atropin. Im ersteren Falle tritt eine halbe Stunde nach der Injektion 
Vergrößerung des Sehfeldes und Vermehrung der Sehschärfe auf, im letz- 
teren Falle bleibt die Injektion ohne Wirkung. Auch bei der tabischen 
Sehnervenatrophie hat er hierdurch Besserung erzielt. (Pr. med. 1924, 32.) 
| v. Schnizer. 


Therapeutische Notizen. 


Innere Medizin. 


Die Reizkörpertherapie bei Gelenksrheumatismus behandeltE.Maliva 
(Baden) zusammenfassend. Er macht darauf aufmerksam, daß der Kern- 
punkt in der Dosierung gelegen ist. Als Arzneimittel bevorzugt er reines 
Kasein oder Yatrenkasein. Die Herdreaktion dient als Gradmesser der 
Dosierung und die Allgemeinreaktion ist nach Möglichkeit zu vermeiden, 
Schwefelbehandlung empfiehlt sich nur in den- einer anderen Therapie 
trotzenden Fällen, da die Allgemeinreaktion ziemlich hoch ist. — Man gibt 
Kasein 0,25—0,5 subkutan oder intramuskulär und verdoppelt für die fol- 


. genden Injektionen je nach der Reaktion bis 2—5 ccm. Geeignet sind in 


erster Linie alle an der Synovia beginnenden, infektiösen Formen, während 


 klimakterische und besonders primär chronische, rein degenerative Formen 


schlecht reagieren. Verf. macht darauf aufmerksam,.daß die andere sonst 
geübte Therapie der chronischen Arthritiden nicht unter der Proteinkörper- 
therapie leiden darf. (W.m.W. 1924, Nr. 33.) Ä 


Die medikamentöse Therapie der Gelenkserkrankungen bespricht 
A.Luger. Für die akute Polyarthritis kommt in erster Linie die Salizyl- 
therapie (Natr. salicylic. 5,0-8,0—10,0 pro die) in Frage, obwohl eine 
spezifische Wirkung, insbesondere auf die Herzkomplikationen abgelehnt 
werden muß. Bewährt hat sich die Kombination mit Milchinjektionen 
(10,0 cem) auf der Höhe der Salizylüberschwemmung, auch bei chronischen 
bzw. rezidivierenden Formen. Bei schlechter Verträglichkeit per os emp- 
fehlt sich Einlauf mit etwas Opium oder intravenöse Injektion von 17,5 "iger 
Lösung. Chronische Gelenkserkrankungen reagieren mitunter gut auf Jod, 


`- besonders die Kalkgicht in Kombination mit T. colchie. Auch Arsenkuren 


bewähren sich in alten Fällen, schließlich bei ankylosierenden Prozessen 


auch Fibrolysin. Äußerlich steht ebenfalls die Salizylanwendung an erster 


Stelle, daneben Jod und Sap. viridis. Gicht wird im Anfall am besten mit 
Kolchicum behandelt, in anfallfreier Zeit auch mit Salizyl und ferner mit 
Atophan, das die Harnsäureausscheidung vermehrt, in intermittierender 
Form (1—4 wöchentliche Intervalle, 2-3g an 2 Tagen).” Die Gichtniere 
und die harnsaure Diathese bilden’ eine Kontraindikation gegen Atophan. 


Schließlich ist bei thyreogenen und klimakterischen Arthritiden die Organo- 


therapie von Nutzen. (W.m.W. 1924, Nr. 29/30.) Muncke. 


Atophanyl (Schering), in Ampullen zu 5 cem im Handel, bestehend 
aus 0,5 g Atophannatrium, 0,5 g Natrium salicylicum, 0,008 g Novokain 
(zur Schmerzlosigkeit bei intraglutäaler Anwendung), empfiehlt Bernhard 
Sundermann (Berlin-Schöneberg). Indiziert ist es bei gichtischen (hier 
wirkt es auf den Purinstoffwechsel) und rheumatischen Erkrankungen. 


Betont wird besonders die ausgezeichnete Wirkung bei Neuralgien ver- 
. Schiedener Art und bei Lumbago. Die intravenöse Injektion ist aller- 


dings dabei Voraussetzung, wie man sich überhaupt zur intraglutäalen 
Injektion nur entschließen soll, wenn die intravenöse kontraindiziert ist 


(Vitium cordis, hochgradige Sklerose der Gefäße, Asthma bronchiale). 
(D.m.W. 1924, Nr. 29.) | 


Paul Ostermaier (München) empfiehlt das Gichtmittel Alysin, 
end aus Pflanzensäuren (Zitronen-, Apfel-, Weinsäure) bei chronischer 
Arthritis urica (nach 6—8wöchigem Gebrauch Heilung oder nahezu 
Heilung), bei rheumatischen Affektionen (Neuralgien) mit Harn- 
s&urediathese (in einem Falle, wo seit 20 Jahren Kopfschmerzen be- 


standen, besserten sich diese schon nach 2wöchigem Gebrauch). (M.m.W. 
1924, Nr. 29.) | F. Bruck. 


Die bisherigen Erfahrungen über Corydalon und sein Anwendungs- 
gebiet seben Schwab und Zwicker (Frankfurt a. M.) bekannt. Corydalon 
st ein von der Firma Goedecke & Co. hergestelltes Kombinationspräparat 
n Tablettenform von 0,5 g, dessen wirksame Bestandteile Phenacetin 0,8, 
ofiein, natr. benz, 0,2 und Extr. Bolladonnae 0,01 sind. Die Gesichts- 
Punkte, die zu dieser Kombination geführt baben, sind folgende: Phenacetin 
lst als Schmerzlinderndes und zugleich beruhigendes Mittel gedacht. Es 
stellt einen der wirksamsten Abkömmlinge der Paraamidophenolreihe dar 
und hat seinem Vorläufer, dem Antifebrin, eine erheblichere Ungiftigkeit 
"raus. Vom Koffein ist die bekannte zentrale und Herzwirkung beab- 


besteh 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


sichtigt, während die Belladonna krampflösende und sedative Wirkungen 
entfalten soll. Verff. wandten das Mittel bisher in 50 Fällen von. Herz- 
neurosen aller Grade mit und ohne Angina pectoris, ferner auch bei der 
Präsklerose und Atherosklerose an. Die Beschwerden der Patienten wurden 
in fast allen Fällen wenigstens bedeutend gemildert, meist beseitigt. 
Die Wirkung war schon in wenigen Tagen festzustellen. Bei besonders 
starken nervösen Beschwerden wurde. Tet. valerian. zur Unterstützung mit- 
gegeben. Bei Fällen von Angina pectoris vera mit gleichzeitiger Aortitis 
luetica blieb. das Mittel wirkungslos. Die Dosierung ist anfangs fortlaufend 
3mal täglich 1—2 Tabletten, später nur noch beim Auftreten der Be- 


schwerden 1—2mal täglich bis zum völligen Verschwinden der Erschei- 


nungen. Nebenerscheinungen nach Einnahme des Präparates wurden niemals 
beobachtet. ` (Ther. d. Gegenw., Juni 1924.) 


Die Behandlung der Cholezystitis (Cholelithiasis) und Cholangitis 
mit Choleval-Merck empfiehlt Rudolf Decker (München). Das in der 
Gronorrhoetherapie verwendete Choleval ist ein kolloidales Silberpräparat 
mit gallensaurem Natrium als Schutzkolloid. Es enthält 10°/, Silber und 
kommt in den Handel in Röhrchen zu 0,1 und 0,2 Choleval. Die Dosis 
wird vor dem Gebrauch in 10 cem destillierten Wassers gelöst. Durch 
intravenöse Injektion von 10 ccm dieser 1°/,igen (bei schwerem Kolik- 
anfall 2°%/,igen) Cholevallösung gelingt .es in sehr vielen Fällen, die Ent- 
zündung der Gallenblase und der Gallengänge prompt zur Heilung zu 
bringen und dadurch eine Operation überflüssig zu machen. Im allgemeinen 
empfehlen sich 4—5 Injektionen im Abstand von 2 Tagen. Über Dauer- 


erfolge läßt sich zurzeit noch nichts Bestimmtes sagen. (M.m.W. 1924, Nr. 29.) 


F. Bruck. 
W. Löffler (Zürich) prüfte das von der Firma Sandoz in. Basel 
hergestellte Bellafolin, ein gutes Extractum belladonnae, das im Gegensatz 
zu der sonst beobachteten Minderwertigkeit von: Belladonnaextrakten eine 
zuverlässige Dosierung gestattet. Verabreicht wird es in Tabletten, Tropfen 
oder subkutan. Bei Cholelithiasis bewährte sich besonders eine Kombi- 
nation mit Papaverin. Im asihmatischen Anfall ist 1 mg Bellafolin immer 

von günstiger Wirkung. (Schweiz. med. Wschr. 1924, Nr. 29.) 'Muncke. 


Potzetakis hat die Wirkung des Kalizumchlorürs in intravenösen 
Injektionen (Dosis nicht angegeben, also die üblichen) geprüft und seine 
kardiotonische Bedeutung sichergestellt: Vermehrung des systolischen 


„Druckes und der Systole, ‚Verlangsamung des Rhythmus. Bei völliger 


Arhythmie bewirkt es normalen Rhythmus und Verschwinden der begleiten- 
den Phänomene, Dyspnoe, Angst, Palpitationen. Es steht in diesen Fällen 
neben der Digitalis. (Pr. méd. 1924. 49.) v. Schnizer. 


Hautkrankheiten. 


Die Mikrosporie, Trichophytie und den Favus des behaarten Kopfes 
behandelt Kurt Stordeur (München) erfolgreich mit Epilation des ganzen 
Kopfhaares und nachfolgender 10°%/,iger Chrysarobinsalbe. Die Epilation 
geschieht durch Röntgenstrahlen in einer Sitzung. Der Haarausfall 
erfolgte prompt nach 3 Wochen (selten mußte nochmals epiliert werden). 
Während der. Epilationszeit werden festsitzende Kappen aus schwarzem 
leichtem Stoff getragen. Dann -beginnt die eigentliche Behandlung mit 
Chrysarobin. Hierbei wird allabendlich der ganze Kopf dick bestrichen 
und eingebunden. (Der Verband muß an der Stirn fest abschließen, damit 
keine Augenreizung auftritt.) Morgens wird der Kopf mit Vaseline oder 
Öl von der Chrysarobinsalbe befreit und bleibt tagsüber trocken. So wird 


der Kopf 14 Tage behandelt. Er nimmt in dieser Zeit eine rotbraune 
Farbe an. Wird über starkes Brennen geklagt, so setze man 1 oder 


2 Nächte die Therapie aus. (M.m.W. 1924, Nr. 29.) F. Bruck. 


` ÜberdieBehandlung der Gonorrhoe mit Reargon berichtet K.Klinkert 
(Wien), daß es sich gut zu Abortivkuren abwechselnd mit anderen Anti- 
gonorrhoieis eignet. Eine Behandlung allein mit Reargon ist nicht emp- 
fehlenswert. Eine Sonderstellung kommt dem Mittel nicht zu. (W.kLW. 
1924, Nr. 25.) o 2 


Ebenso glaubt G. Kohn (Wien) nicht, daß mit dem Reargon eine 
nennenswerte Wandlung der Gonorrhoebehandlung eingetreten sei. Es ist 
nicht wesentlich . besser als die anderen Gonorrhoepräparate, und im Ge- 
brauch umständlich, teuer und bietet keine Gewähr gegen Komplikationen, 
(W.kl.W. 1924, Nr. 28.) Mineke- 


Allgemeine Therapie. 


Die Gemeinsame Deutsche Arzneimittelkommission hät, 


wie Rudolf Schmidt (Prag) berichtet, folgende unspezifische Protein- 
körperpräparate zur Anwendung in der allgemeinen Praxis emp- 


fohlen: sterile Milch, Normalsorum, Aolan, Caseosan, Phlogetan, Novoprotin. 


Davon zur kassenärztlichen Verordnung: sterile Milch, Normalserum. 
(M.m.W. 1924, Nr. 27.) i F. Bruck. 


1303 


Tarnogrocki (Pölitz). ` 


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Bei der Morphiumentziehung hat. man, worauf O. Wuth (München) 
hinweist, erfolgreiche Versuche mit intravenöser Infusion von Cholin ge- 
macht, Cholin ist der Antagonist des Thyreoidea-Adrenal-Systems. Bei 


fahren der Anwendung der Antioxygene (Phenole, Guajacol, Creosot und 
ähnl.) bei Tuberkulose: der Verbrennungsprozeß beim Tuberkulösen ist 
nicht beschleunigt, sondern wie die Urinuntersuchungen beweisen, verlang- 


samt, also kommt gerade die entgegengesetzte Therapie in Frage. (Pr. 
méd. 1924, 51.) V. Schnizer. 


ja 


1994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


Oito Seifert (Würzburg), Die Neb enwirkungen der modernen Arznei- 


mittel. 2. Auf. 4278S. Leipzig 1923, Curt Kabitzsch. 


Kenntnis -dieser Dinge zu kritischem Handeln angehalten. Bei jedem Mittel 


. werden zuerst Wirkung und Dosierung, danach die Nebenwirkungen, immer 
‘mit genauer Literaturangabe, beschrieben. Das Buch ist bei der heutigen 
_ unübersehbaren Menge neu in den Handel kommender Arzneimittel als 


zuverlässiger Ratgeber ein Bedürfnis. Der Aufzählung der einzelnen 


14. September 


amenn 

been, An Stelle der früheren Gruppeneinteilung ist die din kabetische 

ee vorherrschenden Sympathikusreizerscheinungen muß man es natürlich ver- ‚Reihenfolge gesetzt worden, die ein rascheres Aufsuchen der Mittel erlaubt. 
en meiden, den Sympatbikus weiter zu stimulieren oder den Vagotonus herab- | S. hat das seit der ersten Auflage hinzugekommene, sehr umfangreiche 
log zusetzen, darf also nicht Adrenalin und Atropin geben; umgekehrt wird | literarische Material mit größter Vollständigkeit bearbeitet. Der Arzt ist N 
Alt | man bei gesteigertem Vagotonus von diesen beiden Mitteln mehr erwarten | durch die fleißige, sehr mühsame Arbeit des Verfassers in der Lage, über Eur 
ja i Linie können als vom Cholin. (M.m.W. 1924, Nr. 27.) F. Bruck. alle Mittel, die er zur Anwendung ziehen will, sich schnell ein Urteil über `` p 
eh Gray | $ TER D ; . ihre Nebenwirkungen und Gefahren zu bilden, und wird durch die bessere | Ein 
N Be Pissavy und Monceaux lenken die Aufmerksamkeit auf die Ge- 
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Arzneimittel folgt ein Verzeichnis der Namen der Mittel und der a 
ein Sach- und ein Autorenregister. W.Zinn (Berlin). 


ö Lezer, Die freien Transplantationen. I. Teil m. 658 S. und 410 Abb. 
ii; Bücherbesprechungen. | -im Text. Stuttgart 1924, Ferd. Enke. Geh. 30,—, geb. 35,—. 


Von dem großangelegten Werke Lexers, das eine Zierde der deutschen 
Chirurgie ist, liegt der Il. Band vor. Lexer selbst hat die Verpflanzung 
von Knochen und’ Gelenken, Rehn und Ruef haben die Knorpeltrans- 
plantationen, Rehn die Verpflanzung der Sehnen und der Faszien und der 
Kutis, Eden die Transplantationen der Nerven, Rohde die Transplantation 

.vom Bauchfeli und Lexer die Verpflanzung ganzer Gliedmaßen und Ge- 
websabschnitte bearbeitet. Die gesamte Literatur ist berücksichtigt. Eine 
Fülle von guten Abbildungen ergänzt die klare, anschaulich geschriebene 
kritische Darstellung und überall sind die umfangreichen Erfahrungen der 
Lexerschen Klinik, welche die freien Transplantationen seit langen Jahren 
systematisch bearbeitet, zugrunde gelegt. Alles in allem ein hervorragendes 

“Werk, dem in der Weltliteratur nichts Ebenbürtiges an ‚die Seite gestellt 


werden kann. O. Nordmann (Berlin). 


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- Abderhalden, Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden. Abt.IV. 
| Tejl 5, 2. Hälfte, Heft 1. 142 S. Kneise, Technik der Blasenspiegel- 
untersuchung und der Nierenfunktionsprüfung. 141 S. mit 


34 Abb. u. 1 farb. Tafel. Berlin und Wien 2 Urban & Schwarzenberg. 
un M. 5,55 geh. 


In dem Buche sind die Theorie der Zystoskopie, das Instrumentarium, 
die Technik der Zystoskopie, Harnleiterkatheterismus und funktionelle . 
Nierendiagnostik ganz genau beschrieben, wobei sowohl die historische Ent- 
wicklung, als auch die bis jetzt erreichten Ergebnisse berücksichtigt sind. 
Auch über das, sonstige Instrumentarium, die Asepsis, Antisepsis ist alles 
in klarer, übersichtlicher und vor allem wirklich objektiver Weise ge- 
'schildert. Unter Berücksichtigung und mit genauer Kenntnis der ganz 
beträchtlichen Literatur sind die einzelnen Funktionsprüfungen der Nieren . 


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| Bürger, Pathologisch- -physiologische Propädeutik. Mit 27 Abb 
N aufgezählt. Die großen Erfahrungen des Verf. sind in Fachkreisen längst Berlin 1924, Julius Springer. . Geh. 12,—, geb. 13,— 
HS, bekannt; zum Schlusse des Buches gibt Verf. eine ganz kurze Übersicht 


Es ist das Bestreben dieses Werkes, dem en Mediziner ; zu 
einem tiefergehenderen Verständnis bei der Verarbeitung der vielen neuen 
klinischen Eindrücke zu verhelfen. Um dies zu erreichen, ist mit glück- 

-‚lichem Instinkt bei der Darstellung von der vorhandenen Grundlage der 
normalen Physiologie ausgegangen, und so ‚zumeist eine gute Brücke zu 
den verwickelteren pathologischen Verhältnissen geschlagen. Daß der Verí. 


' über die von ihm geübte praktische Durchführung einer funktionellen Unter- 
suchung und betont, daß die Nierenfunktionsprüfungen uns weit vorwärts 
gebracht haben, wenn uns auch gerade die physiologisch weniger fundierten 
und weniger exakt gebrauchten Methoden dazu geführt haben und gerade 
diese die größten praktischen Erfolge aufzuweisen haben. 


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Im ganzen ein 
auch für den Fachmann sehr lesenswertes und lehrreiches Buch mit guten 


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Das Werk bringt eine Fülle von neuen Daten, wodurch such die 
Zahl der Abbildungen erheblich vermehrt wurde. Die Autoren können. 
sich überall in dem Werk auf die reichen Erfahrungen, die sie in langer 
' Tätigkeit in den Tropen erworben haben, berufen. Dadurch gewinnt die 
Darstellung den Vorteil der Frische, und man hat es nicht mit einem 


Buche zu tun, dessen Inhalt, wie bei so manchen Büchern, von ‚anderen 
einfach abgeschrieben ist. 


Es wäre unmöglich, eine größere Fülle Material klarer er verständ- 


licher in kurzem Raume zu bringen, als es die Autoren hier verstanden 
haben. 


In den fast 400 Seiten umfassenden allgemeinen Teil ist sehr vieles 
aus der 1. Auflage übernommen worden. Hinzugefügt‘ ist unter zahlreichen 
anderen Ergänzungen ein Abschnitt über die striären Syndrome und die 
mit ihnen einhergehenden psychischen Veränderungen. Eine völlige Um- 
' gestaltung hat der spezielle Teil erfahren.. Die Einteilung der‘ Psychosen 
und ihre Gruppierung zeigt vielfache Änderungen. So werden die endogenen 
und reäktiven Gemütskrankheiten unter der manisch-depressiven Kon- 
stitution zusammengefaßt und den psychopathischen Anlagen und Reaktionen 
zugeordnet, diesen werden auch die paranoischen Anlagen und Entwick-. 
Jungen. (Querulantenwahn usw.) angegliedert. Die parahoiden Prozesse 


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Ja e DANEAS] hierbei verwickelte, aber noch unsichere Theorien zugunsten einer möglichst 
ae EEY Abbildungen, gutem Druck und Papier. ' Paschkis. klaren, wenn auch vielleicht nur behelfsmäßigen_ Vorstellung hat in den 
Be | j rankhei 109 T Hintergrund treten lassen, ist sicherlich ein großer Vorzug dieser Propädeutik 
5 a ar a re München 1924, TER a = nd sie gibt damit, ihrem Untertitel nepfechenn, wirklich eine Tinführung 
E De eb. GM. 48, = os ee Geh. GM. 45,—, | jn die pathologische Physiologie. Hans Meyer (Berlin-Wilmersdorf). 
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ee rl Verf. hat seine 1919 erschienene Diagnostik der Geisteskrankheiten A, een m Eee nn of Tropical Medicine. 
Ur Lehrbuch der Psychiatrie umgearbeitet. Der Umfang des Buch ox 
eh le ist dabei | : j P A N Infolge der äußeren Verhält habe ich erst heute d y ügen 
a BR: ist dabei von 657 auf 1176 Seiten angewachsen. Als Motiv für die Um- nioig eren Verhältnisse babe ich erst heute das Vergnügen, 
ART: Be | gestaltung führt Verf. an, daß der heutige Stand unserer Kenntnisse die über ja 3. Auflage des bekannten Werkes von Castellani und Chalmers 
en nn Il | Diagnose der Geisteskrankheiten .für sich zu behandeln nicht mehr erlaube. | 7Y referieren. 
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Mit der Einteilung der Trypanosomen kann ich mich nicht ganz 
A Ta e (Paraphrenie, Dementia phantastica) werden als selbständige Formen neben | einverstanden erklären. Z. B. müßte das Genus Duttonella, wenn die 
SET SET TE die schizophrenen Krankheitsprozesse gestellt. Sehr zu begrüßen ist. die | Prinzipien der Autoren zugrunde gelegt worden, richtiger Ziemannella heißen, 
EN a i bisher in keinem Lehrbuch zu findende ausführliche Berücksichtigung der | da Ziemann àls erster die biologischen Figentümlichkeiten dieser Gruppe 
| ee | ‚pathologischen Anatomie der Psychosen. Klarfeld gibt auf 140 Seiten | gegenüber dem Trypanosoma Brucei erwähnt hat. 
K ~ ` eine eingehende, wenn auch nicht vollständige Darstellung der anatomischen 


Befunde und veranschaulicht sie durch 152 recht gute Abbildungen. Das 
neue Lehrbuch gibt in leicht faßlicher Darstellung einen guten Überblick 
über den heutigen Stand unseres psychiatrischen Wissens. Für den 
Studierenden und den in der allgemeinen Praxis stehenden Arzt ist das 
Werk zu breit angelegt, dem angehenden Spezialisten und Anstaltsarzt 
Hz eg kann es aber als sehr geeignetes Lebrbuch empfohlen werden. 


, Henneberg. 


Auch die Einteilung des Schwarzwasserfiebers in 3 Arten läßt sich 
unmöglich aufrecht erhalten. | 
Nähere Ausführungen würden zu weit führen. Abgesehen von diesen 
kleinen Ausstellungen ist das Werk für den Praktiker geradezu vorzüglich 
brauchbar, auch wegen seiner außerordentlich klaren und schönen Ab- 
bildungen. Die wichtigste Literatur dürfte angegeben sein. Den Schluß 


des Werkes bildet die ausgezeichnete Darstellung Castellanis über die 
tropischen Hautkrankheiten. Hans Ziemann. 


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14. September 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


1305 


Kongreß- und Vereins-Berichte. 


Freiburg i. Br. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 8. Juli 1924. 


Vor der Tagesordnung demonstriert Kahler einen 8jährigen Knaben 
mit einer Otitis externa, die durch Übertragung von Vakziaepusteln nach 
Pockenimpfung entstanden war. Die Diagnose wurde durch Impfung auf 
die Kaninchenkornea gesichert. | 

= Koch: Über Pleuritis und Pneumothorax. Demonstration von photo- 
graphischen Aufnahmen von Thoraxdurchschnitten bei Pleuritis und Pneumo- 
thorax. Die besonderen topographischen Verhältnisse, mit denen die klini- 
schen Befunde gut übereinstimmen, werden auf diese Weise sehr anschau- 
lich gemacht. E l 

Anders: a) Über die Tumoren des Sympathikus, Die verschiedenen 
Gewebe des menschlichen und tierischen Körpers haben eing verschiedene 
Fähigkeit, aus sich heraus einen autonomen Wachstumsexzeß hervorzu- 
bringen. Das Nervensystem gibt nur selten den Mutterboden für eine 
echte Geschwulst ab. Das gilt sowohl für das eigentliche Parenchym, die 
Nervenzelle und die Nervenfaser, wie für die Stützsubstanz, die Glia. Bei 
den sich vom Sympathikus ableitenden Geschwülsten liegen prinzipiell die 
gleichen Verhältnisse vor wie bei der Histogenese und Histologie der Gliome. 


Ia der Universitäts-Kinderklinik kam ein Fall von Sympathikustumor zur 


Beobachtung. Es handelte sich um ein ungefähr einjähriges Mädchen, das 
auf der linken Halsseite ober- und unterbalb des Schlüsselbeins und in 
der linken Achselhöhle große knollige, leicht verschiebliche Tumoren auf- 
vies, die sich weiter durch-die obere Brustepertur in den Thoraxraum ver- 
folgen ließen. Auf Grund des Röntgenbildes, sowie des neurologischen 
Befundes wurde die Diagnose auf einen intrathorakalen Tumor gestellt, der 
durch die Foramina intervertebralia des 8. bis 12. Brustwirbels in den 
Wirbelkanal bineingewachsen war und hier das Rückenmark komprimierte. 
Die Sektion ergab eine Geschwulst, die von der Gegend des linken Hals- 
sympatbikus bzw. vom Ganglion cervicale inferius ihren Ausgang genommen 
haben dürfte. Von hier aus ist die Geschwulst raumverdrängend durch 
die obere Thoraxapertur in die linke Pleurshöhle hineingewachsen, wodurch 
die linke Lunge hochgradig nach hinten und unten verdrängt und kom- 
primiert wurde. Nirgends wurde ein infiltrierend-destruierendes Wachstum 
des Tumors festgestellt. Ebenso waren keine Metastasen nachzuweisen. 
Der Tumor war durch die Foramina intervertebralia der oberen Halswirbel 
in den Wirbelkanal hineingewachsen und verdrängte, extradural sitzend, 
das Rückenmark. Die mikroskopische Untersuchung ergab ein sogenanntes 
Sympathikoblastom, das aus marklosen Nervenfasern und eingestreuten 
Ganglienzellnestern aufgebaut war. Derartige Sympathikustumoren leiten 
sieh mit auffallender Regelmäßigkeit vom linken Grenzstrang bzw. seinen 
Ganglien ab. 

X b) Demonstration von Doppelmißbildungen. Es werden im Dia- 
positiv je ein Holoakardius vom Menschen und vom Rind demonstriert. 
Besprechung der Zirkulationsverhältnisse und der einzelnen Teile des rudi- 
mentären Verdauungstraktus des Akardius. Weiterhin Demonstration eines 
Epignathus. - 

Brandt: Über experimentell erzeugte Verdoppelung der Glied- 
maßen bei Tritonlarven. Wenn mau im Schwanzknospenstadium von 
Triton Extremitätenknospen ortho- oder heterotopisch transplantiert, so 
erhält man aus dieser einheitlichen Knospe in der Mehrzahl der Fälle 
3 eine einheitliche Extremität, sondern Verdoppelungen. Eine solche 
re ann ist stets spiegelbildlich, d. h. um den radialen Rand der 
Fa gruppiert. Sie betrifft meist die Hand allein oder Hand und 
Heidenn während der Humerus einheitlich bleibt. Entsprechend der 
a o Adenomerentheorie, nach der eine Adenomere als ge- 
Ka System durch Spaltung aus sich wiederum eine Tochter- 
ee entstehen läßt, bildet eine Gliedmaßenknospe durch Spaltung 
kom ne emp Gliedmaße. Nicht die Einzelzelle, sondern der Anlage- 
m ex als solcher teilt sich. So reiht sich die Entstehung einer Doppel- 

g den normalen Vorgängen bei der Synthese der Organe an. 

| H. Koenigsfeld. 


N Heidelberg. 
alurhistorisch-medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 8. Juli 1924. 


György. Über den Lipoidquotienten im Säuglingsbluf. Unter dem 


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„‚peidquotienten wird das Verhältnis von Cholesterio zu den Lezithin- 


mi phosphorhaltigen Lipoiden verstanden. Das Nabelschnurblut ist 

ki eine starke Lipoidarmut (sowohl an Cholesterin als an Lezithin) und 

im niedrigen Quotienten ausgezeichnet. Sofort nach der Geburt 
ie 


Menge der Gesamtlipoide zu, der Wert für den Quotienten bleibt 


gegen unverändert. Am Ende des 2. Lebensmonats erhöht.sich dann der 


Wert des Quotienten sprungartig. Diese Erhöhung wird mit dem gleich- 
zeitig zu beobachtenden Sprung in der Senkungsgeschwindigkeit in Bo- 
ziehung gebracht. . 


Sitzung vom 22. Juli 1924. 


v. Öttingen und Höpke. Pseudohermaphroditismus masculinus 
externus.. 


v. Öttingen berichtet über eine 20jährige Patientin, die in die 
Klinik geschickt wurde, weil die Periode noch nicht aufgetroten war und 
auch das Benehmen der Patientin auf abnorme Verhältnisse schließen ließ. 
Bei der Untersuchung stellte sich heraus, daß es sich um einen typischen 
Fall von Pseudohermaphroditismus masculinus externus handelt. Das Becken 
ist leer, in den großen Labien finden ‚sich beiderseits bewegliche Hoden. 
Eine Scheide fehlt. Die Harnröhre, die weitgehende Hypospadie aufweist 
und die abnorm verlängerte Klitoris täuschen ein weibliches Genitalo vor. 
Ein Hoden wird exstirpiert. Der Patient bittet im Laufe der Behandlung 
spontan darum, als Mann weiter leben zu dürfen, da er besonders in 
sexueller Beziehung unter seinem Leben als Frau leidet. Die Umstellung 
zum Mann erfolgt in der Anstalt. 

Höpke berichtet, daß der exstirpierte Hoden in Form und Größe 
vollständig einem normalen entspricht. Spermatozoen wurden nicht ge- 
funden, das Interstitium ist nicht gewuchert. Das Genitale entspricht 
einem männlichen, das in sehr früher Entwicklungsstufe in seiner Weiter- 
bildung gehemmt wurde. Eine genaue anthropologische Messung des ganzen 
Körpers ergibt, daß neben rein männlichen auch rein weibliche Merkmale 
vorhanden sind, neben solchen, die nicht eindeutig sind. Das Fehlen reifer 
Geschlechtszellen hat diesen Hermaphroditismussomaticus verursacht, 
Das psychische Verhalten dürfte eine Folge falscher Erziehung sein. Th. 


Leipzig. 
Medizinische Gesellschaft.. Sitzung vom 15. Juli 1924. 


Seyfarth: Primäre Lungen- (Bronchial-) Karzinome in Leipzig. 
Lungenkarzinome sind in Leipzig, wie in ganz Sachsen von jeher häufig 
gewesen. 1900—1924 wurden in Leipzig 307 Fälle (258 Männer, 49 Frauen) 
obduziert. Im ersten Halbjahr 1924 haben Lungenkarzinome auffallend 
zugenommen. Sie wurden in 15,5% aller Sezierten gefunden. Es wird 
‚auf klinisch wichtige Formen, vor allem auf die sehr häufigen Gehirn- und 
Knochen- (besonders Wirbel-) Metastasen hingewiesen. Eine angeborene. 


| Anlage zur Geschwulstbildung scheint bei den Lungenkarzinomen keine 


Rolle zu spielen. Tuberkulose. und Syphilis der Lunge, Pneumonie und 
kroupöse Erkrankungen lassen sich nach unseren Beobachtungen nicht in 
ätiologischen Zusammenhang mit dem Lungenkarzinom bringen. Es ist 
falsch, ätiologisch eine einheitliche Staubart (Metallstaub, Steinstaub, 
Straßenstaub, Tabakteilchen) verantwortlich zu machen. Wahrscheinlich 
kann das Einatmen der verschiedenartigsten Staubteilchen eine fortdauernde 


mechanische oder chemische Schädigung der Bronchialschleimhaut verur- 


sachen und so den Anreiz für die Karzinombildung schaffen. Fast aus- 
schließlich werden Arbeiter und Handwerker befallen, verhältnismäßig häufig‘ 
Zigarrensortierer, Metallarbeiter, Schriftsetzer und Druckereiarbeiter. 
Herzog spricht über den Verlauf der Alterstuberkulose im Jahre 
1912—1924 nach den Obduktionsergebnissen des Pathologischen Instituts 
der Universität Leipzig. Es werden Kurven demonstriert, welche die Todes- 
fälle bei über Fünfzigjährigen zusammenstellen. Von Interesse ist der 
gleichsinnige Verlauf der Männer- und Frauenkurve, der langsame Anstieg 
beider in dem Jahre 1916—1918 und besonders der rasche Abfall nach 
dem Kriege. Nachdem die Kurven im Jahre 1921 unter dem Durchschnitt 
der Vorkriegszeit heruntergesunken sind, steigen sie im Jahre 1922/23 
wieder auf. den Durchschnitt der Friedenszeit an. Die Kurven sind 
natürlich abhängig von der Klientel des Krankenhauses. Trotzdem geben 
die Kurven wahrscheinlich ein wahres allgemeines Bild von dem Verlauf 
der Alterstuberkulose. Wenn die über Siebzigjährigen allein aufgenommen 
werden, würden sich die Kurven nicht wesentlich ändern. Bei Einsetzung 
der absoluten statt der prozentualen Zahlen würden die Kurven leichte 
Abänderungen erfahren; die Bewegung in den Jahren 1918—1921 würde 
jedoch, im gleichen Sinne vorhanden sein. Den Statistiken liegen durch- 
schnittlich 90 Todesfälle von über Fünfzigjährigen im Quartal zur Verfügung. 


Aussprache: Kruse macht darauf aufmerksam, daß der starken 
Erhöhung der Sterblichkeit während der Hungerblockade nur ein ganz kurzer 
und unbedeutender Abfall der Sterblichkeit‘ folgt. Es besteht also keine 
Nachwirkung in dem Sinne, daß die Sterblichkeit durch das Absterben 


wenig widerstandsfähiger Individuen längere Zeit verbessert ‚würde. Auch 


sonst fehlen Beweise für dieso oft ausgesprochene Annahme, 


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sonders an Händen und Fußrücken ausgeprägt ist. 


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Herzog will auf Grund von 6 histologisch untersuehten Fällen von 
` Gallertkrebs der Brustdrüse diese Tumorform mit den Billrothschen 


(epithelialen) Zylindromen und den zylindromatösen Parotistumoren in eine 
Geschwulstgruppe bringen und damit an die Basalzellkrebse anschließen. 


Kleinschmidt faßt kurz seine experimentellen Untersuchungen 
über Knochenregeneration am Kaninchen zusammen. Trotz bestehenden 
Femurdefektes und trotz radikaler Beseitigung des Periostes, zugleich mit 
einer dünnen Schicht des umgebenden Muskels und des Markes, entsteht - 


nach etwa 13 Wochen im Röntgenbild nachweisbar ein den Defekt breit über- 


brückender Kallus. Die Fragmentenden bleiben dabei vollkommen unbe- 


Das Regenerat entwickelt sich schneller bei Tieren mit, erhaltener 
'Epiphysenfuge und wird zu einer festen Knochenbrücke nur bei funktioneller 


‚ Beanspruchung der Extremität. 


Aussprache: Sonntag wendet ein, daß bei den vorgeführten 


Experimenten die Entstehung des Kallus auch ohne Metaplasie möglich | 
erscheine, und zwar teils: vom verbliebenen Periost der Stümpfe, teils von 


den bei der Operation versprengten Periost- und Knochenresten in. der 
Blut- und Gewebstrümmerstraße um die Schienenbrücke. Die gezeigten 
‚Bilder mit der die Stümpfe überbrückenden Knochenleiste lassen sich. auf 
diese Weise sehr gut erklären. 


bei gewissen Fällen von Myositis ossificans und bei Knochenschüssen mit 
Spangenbildung, weithin in den .Weichteilen. 

Aßmann spricht über einen Fall von Bypophysentumor. 23 jähriger 
Mann, Körperlänge 165 cm, Gewicht 55 kg. Als Kind normal entwickelt, 
hatte etwa im 18. Lebensjahre geringfügige Entwickelung der Bart- und 
Schamhaare, die aber später allmählich ausfielen. Seit dem 18. 'Lebens- 
jahre Aufhören des Wachstums. Seit 2 Jahren‘ zunehmende allgemeine 
Kraftlosigkeit, zeitweilig Kopfschmerzen, Abnahme der Sehkraft, deshalb 


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wurde zuerst ein Augenarzt aufgesucht. Befund: Bitemporale Hemianopsie. 


Sehkraft rechts ĉ/ıs, links-®e0. Bitemporale Abblassung der Sehnerven. 


Sella tureica im Röntgenbilde hochgradig. ziemlich gleichmäßig, besonders 


aber nach vorn hin erweitert. Dorsum sellae sehr schmal, steil nach oben 


gerichtet, oberhalb des vorderen Sellaeinganges ein rundlicher Schatten- 
fleck (Kalkherd?). Außer diesen deutlichen Zeichen eines Hypophysentumors 
‘werden besonders folgende innersekretorische Störungen hervorgehoben: 
l. allgemeine Entwicklungsstörungen.- Die Epipbysenfugen sind an den 
untersuchten Knochen trotz des Alters von 23 Jahren noch großenteils 
vollständig offen. 2. Genitale Störungen. Penis ist wenig entwickelt, 
6 cm lang, Hoden klein, bohnengroß, liegen hoch in dem fast ganz zu- 
sammengezogenen Skrotum. Pat. hat nur zeitweilig geringe Erektionen ge- 
‘habt, jetzt kaum mehr, niemals Ejakulationen. Er hat sich niemals zum . 
weiblichen Geschlecht hingezogen gefühlt. Sekundäre Geschlechtscharaktere: 
Schamhaare sehr spärlich, nur am Skrotum, garnicht am -Mons veneris und 
in den Achselhöhlen entwickelt. Barthaare feblten bei der Aufnahme 
vollständig, sind aber zuletzt unter dem Einfluß einer Röntgenbestrahlung 
ganz wenig hervorgekommen. Beckenform breit, erinnert an weiblichen. 
Typus. Fettansatz an Nates und Mammae ein wenig stärker als gewöhn- | 
lich, aber nicht in ausgesprochener Art einer Dystrophia adiposo- genitalis 
(Typus Froehlich). 3. Myxödematöse Beschaffenheit der Haut, die be- 
| Haut sehr trocken, 
auch nach Pilokarpininjektion und Glühlichtbad nur geringe Schweißsekretion. 
Eine Schwellung des Gesichts ist in mäßigem Grade vorhanden, war früher ` 
besonders um die Augen herum noch stärker ausgeprägt, so daß von ärzt- 
licher Seite eine Nierenentzündung angenommen worden war, obwohl an- 
geblich der Urin ganz normal gewesen sein soll. Die Schilddrüse ist nicht 
füblbar. Es wird erörtert, auf welche der verschiedenen Partialfunktionen 
‚der Hypophyse diese Störungen zu beziehen sind. Die unter 1. und 2. ge- 
nannten allgemeinen und genitalen Entwickelungsstörungen werden auf 
Funktionsausfall des Vorderlappens der Hypophyse bezogen, entsprechend. 
apalogen experimentellen Erfahrungen nach Exstirpation des Hypophysen- 
vorderlappens bei wachsenden Tieren. Bei den genitalen Störungen ist 
hervorzuheben, daß nicht das ausgeprägte Bild einer Dystrophia adiposos- 
genitalis vorhanden ist, welches nach neueren Forschungen meist auf eine 
Störung der Sekretion der Pars intermedia oder ihres Sekrettransportes 
durch den Infundibularstiel zum Zwischenbirn bezogen wird. Die genitalen 
Störungen werden vielmebr hauptsächlich, wenn auch wahrscheinlich nicht 
' ganz ausschließlich auf Funktionsstörungen des Hypophysenvorderlappens 
bezogen. Die unter 3. genannte myxödematöse Beschaffenheit der Haut 
wird nicht direkt durch die Hypophysenstörung, sondern auf dem Wege 
über die Thyreoidea erklärt, die erst indirekt. durch Ausfall des Hypophysen- 
vorderlappens rückgebildet und nicht zu fühlen ist. Es wird auf verschiedene 
derartige Erfahrungen einer Beeinflussung der Tbyreoidea durch den 
. Hypophysenvorderlappen und besonders auf neuere Versuche amerikanischer 
Autoren (u. a. Gebrüder Smith) hingewiesen, die. bei Kaulquappen nach 


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19%: — MEDIZINISCHE KLINIK — N.8T © 


Auch weist er hin auf analoge Verhältnisse 


14. September 


Zerstörung des each das Ausbleiben der Entwickelung 
der Thyreoidea und sodann bei Fütterung mit Hypophysenvorderlappen- 
substanz' den Eintritt der ‚Thyreoideaentwicklung beschrieben. haben, — 
Von weiteren Befunden ist zu erwähnen: Blutzucker: normal (0,0969/o), 
Kohlehydrattoleranz nicht, wie bei manchen anderen Fällen von Hypophysen- 
tumor, erhöht. . Spezifisches Gewicht des Urins meist um 1005, bei Kon- 
zentrationsversuchen bisher nur 1017 erreicht. Blutdruck nur 95 mm Hg. 
Blut: L.5000, polynukt. Neutrophile54°/,, Ly. 210/9, E0. 50/9, Mon. u. Üb? 149,.— 
Nach eingeleiteter Bestrahlung der Hypophysenregion von verschiedenen . 
Feldern aus (im ‘ganzen bisher HED) haben die Kopfschmerzen völlig auf- 
. gehört, die Sehkraft hat sich nach Angabe des Pat. gebessert, nach Befund 
der Augenklinik. ist sie links von go auf gg emporgegangen, rechts nicht 
verändert: Die bitemporale Hemianopsie besteht weiter. Die allgemeine 
Mattigkeit ist völlig geschwunden, auch die myxödematöse Beschaffenheit 
der Haut zeigt einen deutlichen Rückgang. Geringe Neuentwickelung der 
Barthaare. ‘Blutbild: L. 6800, polynukl. Neutr. 67%/,, Ly. 22%, Eo. 29), 
Mon. u. Üb. 90/,. Die Besserung der innersekretorischen Störungen wird. 
auf Erholung noch vorhandener Hypophysenvorderlappensubstanz nach Rück- 
gang des komprimierenden Tumors zurückgeführt. Die Bestrahlungen sollen 
serienweise fortgesetzt werden. 

Hueck: Über Arthritis deformans, besonders der Wirbelsäule, | 
Vortragender schildert zunächst an Hand von Präparaten und Diapositiven 
und auf Grund der bekannten Arbeiten von Weichselbaum, Beneke, 
Pommer u.a. den augenblicklichen Stand ‘der pathologischen Anatomie ` 
der Arthritis deformans (A. d.). 'Darnach besteht das Wesentliche in 
einer Umgestaltung der Gelenkfläche durch Kombination von Knorpelent- 
artung und Knöochenneubildung infolge Wucherung der, subchondralen, 
evtl. auch der periostalen Gefäße -und Gelenkkapselwucherungen. Ringebend 
werden die Bilder von A. d. der Wirbelsäule besprochen, als deren Vorbild 
die Altersveränderungen hingestellt werden. In Übereinstimmung mit den 
‚ Untersuchungen Benekes und in Anlehnung an dessen überzeugende Aus- 
 führungen über die funktionelle Genese .der Veränderungen nimmt Vor- 
tragender an, daß der im Verlaufe des Lebens erfolgende Umbau, der 
Zwischenwirbelscheibe die Grundlage des Prozesses bildet. Diese Verän- 
derungen sind wesensgleich mit den Altersveränderungen aller übrigen 
mesenchymalen Gowebe. Sie bestehen in einer zunehmenden Fibrillisierung 
der Grundsubstanz, . was für die Zwischenwirbelscheibe eine Art von Aus- 
trocknung bedeutet, wenn man sie’ in funktioneller Hinsicht mit einem 
Wasserkissen vergleicht. Je nach dem Grade der Abnutzung (wozu sowohl 
"mechanische als auch chemische Momente gehören) schreitet dieser Prozeß 
fort: auf. der- einen Seite bis zur völligen Verfestigung, evtl. Verkalkung 
der interzellularen Substanz, auf der anderen Seite bis zur Defibrillierung, 
Verfettung, Erweichung und Zerfall (evtl. mit nachfolgender: Verkalkung). 
Stets verbinden sich damit Neubildungsvorgänge: Zellwucherung, Neubildung 
von:Fibrillen usw. Der histologische Prozeß kann also durchaus mit der 
Atherosklerose in Parallele gestellt werden. ‘Diese Veränderungen an der 
Zwischenwirbeischeibe haben Veränderungen an den knöchernen Teilen und 
dem Bandapparat der Wirbelsäule zur Folge. Die A.d. unterscheidet sich 
nur durch quantitative Steigerung, d. h. also durch schnelleres Fortschreiten, 
von den geschilderten Altersveränderungen; sie kann daher schon in früheren 
‚ Lebensjahrzehnten auftreten. Ein ganz anderes Bild bietet sunala, die 


i ankylosierende A.d. der Wirbelsäule. 


v. Str ümpell demonstriert ein männliches Individuum mit ankylo- 
sierender Arthritis der Wirbelsäule, der Arm- und Beingelenke, welches 


dadurch vom besonderem’ Interesse ist, daß die Versteifung nach akuter 
Polyarthritis im 25. Lebensjahre begonnen hat, Zunächst weitgebende 
Besserung nach der Polyarthritis und erst 6 Jahre. später schubweises 
Auftreten von stark schmerzhaften Versteifungen. Bemerkenwert ist, daß 
bei dem jetzt 44jährigen Mann starke bräunliche Hautpigmentierungen ‚an 
den Handrücken und im Gesicht bestehen, die: ja beim weiblichen Geschlecht 
manche Autoren (Umber, Munk) auf Ovarialstörungen zurückgeführt 
wissen wollen. 

Huek zeigt die anatomischen Präparate, - die ‚grundlegend von 
Eugen Fränkel geklärt worden sind. Es handelt sich um eine primäre 
Verknöcherung der kleinen Wirbelgelenke, die progredient fast die ganze 
Wirbelsäule - ergreift. (Die A. d. ist zunächst herdförmig.) In: fast allen 
Fällen, die Vortragender zeigt, waren auch die Bänder der Wirbelsäule 7 
verknöchert. 

So eindrucksvoll die Unterschiede sind, wenn man die Unterschiede 
als Ganzes betrachtet, so‘ gibt es doch am einzelnen Wirbel zahlreiche 
- Übergangsbilder. Im Verlauf und bei hinreichend langer Dauer des anky: 
. losierenden Leidens bilden sich an einzelnen Wirbeln unfehlbar die Zeichen 


der Ald.:aus und umgekehrt gibt es A. d.-Fälle mit herdförmigen Gelenk 
ankylosierungen und Bandverknöcherungen. Weigeldt. 


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müssen, sondern auch versuchen müssen, zur Wiedergesundwerdung er- 


‚angel an Bewegung, an Tätigkeit für die einzelnen Organe den allmählichen 


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14. September _ 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 37. 


1307 


Rundschau. 


Sport als Heilmittel, das „Sportsanatorium“. 
f Von Dr. Kirchberg, er 


Lektor für Massage und Heilgymnastik an der Universität Berlin, 
Dozent an der deutschen Hochschule für Leibesübungen. 


Ein Sanatoriumsaufenthalt kann. zwei Aufgaben haben, einmal den 


“kranken Menschen unter möglichst günstigen Allgemeinbedingungen soweit ` 


wie möglich zur Heilung zu bringen, als zweite ebenso wichtige Aufgabe 
steht daneben die Erziehung zu einem möglichst gesundheitsfördernden und 
‚erhaltenden Leben. Der Aufenthalt im Sanatorium soll dem einzelnen 
zeigen, wie er leben soll, nicht nur um gesund zu werden und zu bleiben, 
sondern er soll ihm auch zeigen, was er tun muß, um. auf die für ihn 
größtmögliche Höhe seiner Leistungsfähigkeit in körperlicher Be- 
siebung zu kommen. Dieser Aufgabe wird bisher von ärztlicher Seite nur 


‚wenig genügt, der Grund dafür ist einfach genug: unsere ganze ärztliche 


Erziehung geht ja nur darauf hinaus, Krankheiten zu heilen (ich sage ab- 


‚sichtlich Krankheiten zu heilen, und nicht kranke Menschen zu heilen). 
‘Wir lernen wohl Infektionskrankheiten 'verhüten, aber kaum, was wohl 


mindestens ebenso wichtig wäre, Allgemeinkrankheiten, Stoffwechselkrank- 
heiten, ein frühzeitiges Altern usw. verhüten. Was der wirklichen Aus- 
bildung des menschlichen Körpers zu der unter gegebenen Verhältnissen 
möglichst größten Leistungsfähigkeit verhilft, davon haben wir auf der 
Universität bisher nichts gehört. Wir hören viel von Vererbung und Kon- 
stitution, aber lernen nicht, eine (angeblich) vererbte ungünstige Konstitution 
umzuändern (angeblich vererbt, sage ich, denn das, was wir nachher beim 
heranwachsenden Kind als Konstitution- ansehen, ist wohl mindestens ebenso- 
oft Folge ungünstiger Umgebungs- und Ernährungsverhältnisse — ungünstig 
weil diesem Kind nicht richtig angepaßt — wie die Auswirkung ererbter 
Die Frage, wie mache ich aus'einem Kind mit asthenischem 
Typ einen körperlich vollwertigen Menschen, und die zweite sich aus der 
ersten ohne weiteres ergebende Frage: wenn das überhaupt möglich ist, wie 
lange und bis zu welchem Alter liegt die Möglichkeit dazu vor, sind doch 
so wichtig, daß sie längst hätten zu .Preisaufgaben an unseren Universitäten 
gemacht werden müssen; denn kann der Arzt das, so kann er auch andere 
ungünstige sich im Kindesalter zeigende Typen umformen. 

Das auffälligste Symptom beim asthenischen Typ, um auf dieses 
Beispiel zurückzukommen, liegt in ungünstigen Verhältnissen zwischen 
Längen-, Breiten- und Tiefenwachstum; der lange Thorax ist zu schmal 
und zu flach und die in ihm eingeschlossenen und von seinen Größen- 
verhältnissen in ihrer Arbeit abhängigen Organe — Herz und Lungen — 
stehen unter ungünstigen Arbeitsverhältnissen.. Können wir alle anderen 
ungünstigen Erscheinungen dieses Typ: die Schwäche des Bindegewebes 
mit ihren Folgen, Senkungen der inneren Organe, Neigungen zu Plattfuß- 
bildung usw., die Schwäche der Muskulatur, die sich vornehmlich funktionell 
zeigt, die Widerstandslosigkeit der Haut und des Unterhautzellgewebes usw. 
in ein Kausalverhältnis zu dieser ungünstigen Arbeit von Herz und Lungen 
bringen, so ergibt sich als Forderung: Besserung der Arbeitsverhältnisse 
von Herz und Lungen und die Schaffung der Möglichkeit dieser Besserung 
urch Umformung des Thorax im Sinne einer Verbreiterung und Vertiefung. 

. Das können wir erreichen durch Ausbildung; Gymnastik und Sport 
geben uns diese Möglichkeit. Ich habe dieses eine Beispiel genommen, um 
zu zeigen, wo wir mit unserem Umdenken einzusetzen haben. Höchste 
körperliche Ausbildung ging zu allen Zeiten einher mit wirtschaftlichem 
und künstlerischem Hochstand der betreffenden Völker, beides erscheint 
untrennbar verbunden und ist es auch. Nicht nur die Blütezeit des 
klassischen Heldentums, wenn diese auch am meisten, auch die anderer 
Völker geben uns den Beweis dafür. Das haben wir: von unserer Schulzeit 
her immer gewußt, aber wir haben es als Ärzte nicht ausgewertet, nicht 
m die Praxis übertragen, sonst hätten doch alle Ärzte längst Turnen, 
Gymnastik und Sport wissenschaftlich und praktisch betrieben und nicht 
nur zur Gesunderhaltung der sich ihnen anvertrauenden Menschen verwerten 


krankter oder nicht mehr ganz gesunder Menschen sich dieser Hilfsmittel 
zu bedienen. Das, was den gesunden Menschen fördert, muß wohl auch 
em nicht mehr ganz gesunden Menschen, natürlich entsprechend angepaßt, 
heilsam sein. Wie ich die Ernährungsverhältnisse dem kranken Organismus 
anpasse, so muß ich auch die Bewegungsverhältnisse anzupassen verstehen. 
Gebe ich dem Kranken nichts zu essen, oder nur Sachen, die er nicht ver- 
arbeiten kann, so stirbt er den Hungertod, aber wir wissen ebenso, daß 


= bedeutet: Bewegung ist Leben, Rube Tod, und ärztliche Aufgabe ist 
es, hier anzupassen und dem Patienten nicht nur so viel Bewegung zu 
geben, daß er bzw. seine Organe eben am Leben bleiben, söndern daß sie, 
öglich gefördert werden. Von unseren Muskeln her 


kar wir, daß nur systematische Übung sie wirklich kräftigt. Roux’s 
Paysiologisches Grundgesetz der funktionellen Anpassung: „die. stärkere 


die allgemeinen Erfolge der Neumann-Neurodeschen Säu 


Funktion ändert die qualitätive Beschaffenheit der Organe, indem sie die 
spezifische - Leistungsfäbigkeit derselben erhöht“, gilt aber nicht nur für 
die Muskulatur, sondern für alle Organsysteme, vornehmlich für das Zirku- 
lations- und das Atmungssystem. Dr. Diem, der bekannte Sportlehrer, 
hat für die Leistungsfäbigkeit von Herz und Lungen zusammenfassend den 
sehr guten Ausdruck „Organkraft“ geprägt!): „Die Organkraft ist die Kraft 
von Herz und Lunge. Hier sind wir am Quell des Lebens, am treibenden 
Motor der ganzen Maschine, wo er versagt, bilden alle anderen Eigen- 


schaften zusammen ein Nichts, wo dieser Motor dagegen kräftig arbeitet, . 
‚sind alle anderen Eigenschaften leicht zu erwerben“. Die Kräftigung von 


Herz und Lunge wird für uns immer die Hauptarbeit sein; sind sie wirklich 


krank, so werden wir naturgemäß uns all der Mittel bedienen aus dem 


gesamten Heilschatz, die das kranke Organ erfahrungsgemäß günstig be- 
einflussen; sind sie aber nur schwach, weil bisher nicht genügend aus- 
gebildet und geübt oder durch vorhergehende Krankheit oder unzweck- 
mäßige Lebensweise geschwächt, so haben wir sie zu üben d. h. systematisch 
zu kräftigen. | 


Herz wie Lungen werden wirklich geübt nur durch kräftige Be- 


anspruchung d. h. durch Körperleistungen, welche gleichzeitig einen möglichst 


großen Anteil der Gesamtmuskelmasse des Körpers in Tätigkeit setzen und 
. dadurch (d.h. durch die so bedingte Mehrforderung an Blut und Sauerstoff) 


eine Steigerung des Blutumlaufs und Vertiefung der Atmung zur Folge 
haben. Aber nicht die Gesamtleistung (z. B. stundenlanges Arbeiten) ist 
für die Entwicklung der Herzkraft maßgebend, sondern in erster Linie die 
Intensität, mit der die Leistung in einem bestimmten Zeitmaß gefordert 
wird. Das Herz entwickelt sich, wie jeder andere Muskel, nur durch immer 
wiederholte Beanspruchung, aber nur dann, wenn diese Beanspruchung so 
stark ist, daß sie einen Wachstumreiz auslöst. Für die Kräftigung unent- 
wickelter, ungeübter Herzen von Kindern oder solchen Menschen, die nie 
größere körperlicheArbeit geleistet haben, erscheint dieses Verfahren ver- 
hältnismäßig leicht erklärlich und’ einleuchtend?); schwieriger ist es sich 


vorzustellen, wie ein Herz, das kaum imstande ist, seine Ruhearbeit in. 
genügender Weise zu verrichten, auf Mehrarbeit günstig reagieren soll. 


Die Erklärung liegt in dem Unterschied der Wirkung von schwächerer Be- 
anspruchung, Dauerbeanspruchung und zeitweiliger stärkerer Beanspruchung: 
schwächere Beanspruchungen wirken nicht als Reiz, die Körpermuskulatur 


wie die des Herzens wird durch sie garnicht beeinflußt. Dauerbeanspruchung. 


oder, was dasselbe ist, in gleicher Stärke oft wiederholte Beanspruchung 
setzt, wie jeder Reiz, der mit gleicher Stärke andauernd wirkt, die Reiz- 


barkeit herab, sie sinkt unter die Reizschwelle herab und hört damit auf, 


ein Reiz zu sein®). Ist diese Dauerbeanspruchung oder oft wiederholte 
Beanspruchung nun aber außerdem für das Herz (und in gleicher Weise 
für die Muskulatur) in dem betreffenden Fall zu stark, so führt sie zu 
Störungen, zu einem Versagen der Zu- und Abfuhr der Ernährungsstoffe 
und der Abbauprodukte. In der Körpermuskulatur wirkt dieser Zustand 
verengernd auf die Kapillargefäße ein, so daß schon dadurch allein die 
Arbeit des Herzens erschwert wird, in der Herzmuskulatur können wir uns 
den Vorgang wohl ähnlich vorstellen. So wirkt eine dauernde oder oft 
wiederholte, uns mäßig vorkommende, aber für das betreffende. Herz zu 
große Beanspruchung schädlich. Günstig kann aber hier oft noch wirken 
kurze starke Beanspruchung, die das Herz für kurze Zeit unter 
größerer Spannung, als vordem arbeiten läßt. Wie stark diese Arbeit sein 
muß, um als Reiz in dem betreffenden Fall zu wirken, ist Sache der Be- 
urteilung des mit den Grundideen der Gymnastik wirklich vertrauten Arztes. 
Sportärzte und Sportlehrer haben erkannt, daß man z. B. einen Schwer- 
athleten, einen Boxer usw. auf die höchstmögliche Leistungsfähigkeit des 
Herzens nicht durch tägliches stundenlanges Üben bringt, sondern durch 


1) C. Diem, Zur Neugestaltung der Körpererziehung. "Berlin 1923, 
Weidmann. | | | 

2) Damit ist aber nicht gesagt, daß es auch tatsächlich genügend 
benützt wird, gerade bei Kindern haben wir noch viel zu große Angst, dem 
Herzen wirkliche Reizarbeit zuzumuten. Gesunde Kinder tun das, Gott sei 
Dank, unbewußt, indem sie bei ihren Spielen durch Austoben, wenn man 
ihnen freie Hand läßt, sich selbst diesen für ihre Entwicklung unbedingt 
nötigen Herzreiz verschaffen, darum bleiben die ängstlich von ibren Eltern 


gehüteten und dauernd von Erziehern beobachteten Kinder, vor allem die 


so ängstlich geschonten .Einzelkinder meist in der Allgemeinentwieklung 
stark zurück. Aber gerade die schwächlichen Kinder, die herz- wie muskel- 
schwachen, beides ist ja aus Gründen, die wit später kennen lernen werden, 
meist gleichzeitig der Fall, bedürfen unbedingt einer systematischen Be- 


einflussung durch genügend starke Reizarbeit, die allerdings, wenn sie Erfolg. 


haben soll, genau dosiert und vor allem nach Zeit dosiert werden muß; 
kurze, in genügend langen Zwischenräumen ausgeführte Körperarbeit, die 
das Herz unter. größerer Spannung arbeiten läßt. Arbeitet man so, dann 
sind die Erfolge meist aber auch überraschend gut, die sich beim Kind’ 
sehr bald in seinem ganzen Organismus und Wesen zeigen, ich führe z.B. 
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nastik, die ausgezeichnet sind, allein auf diesen Faktor zurück. 


8) W. G. Lange, Über funktionelle Anpassung. Herausgegeben von 
W. Roux, Berlin 1917. Springer. = l 


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1308 


Zeit, aber unter höchster Beanspruchung, ebenso lassen wir den kurzen 
Schnelllauf nur $mal wöchentlich üben (übrigens die beste Herzkraftübung, 
die es gibt). Wichtig ist also für die Anwendung herzkraftstärkender, 
übender Kuren die Erzielung kurzer, aber genügend starker Reize. Was 
ein genügend starker Reiz ist, wird natürlich in jedem einzelnen Fall ver- 
schieden sein. Wesentlich für das kranke Herz ist die jedes- 
malige Vorbereitung dazu: der Körper darf nicht kalt sein; die Zu- 
sammenziehung der Gefäße im Unterhautzellgewebe stellt, wie die Enge 
der Gefäße in der Muskulatur einen großen Widerstand dar für die Arbeit 
der Entleerung des Herzens im Augenblick der geforderten Anstrengung. 
Dem kranken oder schwachen Herzen muß zuvor die Arbeit des Aufpumpens 
der Kapillargefäße abgenommen werden, das Herz darf nicht gegen starke 
Widerstände arbeiten und muß sein Blut andererseits leicht aus dem 
Venenreservoir der Bauchhöhle schöpfen können. -Das erste wird erreicht 
durch Frottieren des ganzen Körpers oder Abreiben mit Franzbranntwein 
sowie durch eine schnell durchgeführte, im warmen Raum vorgenommene 
energische Ganzmassage, für die in jedem sich mit derartigen Kuren ab- 
gebenden Sanatorium die geeigneten Hilfskräfte da sein müssen. Diese 
Massage ist eine wesentliche Vorbedingung für den Erfolg dieser Kuren; 
das zweite, die Erleichterung der Schöpfkraft des Herzens erzielen wir durch 
den Gebrauch einer elastischen gutsitzenden Bauchbinde, die ich meine 
Patienten sowohl, bei diesen vorbereitenden Kuren wie nachher bei Aus- 


übung des Sports so lange tragen lasse, bis das Herz wirklich gekräftigt 
ist, weiter durch Atmungsgymnastik usw. — 


Die der Übung des Herzens, der Gymnastik bzw. der Sportbetätigung 
vorhergehende Massage ist eine ganz ungemein wichtige, therapeutische 
Maßnahme. Sie soll erreichen eine Erweiterung der Gefäße im Unterhaut- 
zellgewebe, wie in der Muskulatur, gleichzeitig aber auch die dort lagernden 
Ermüdungsstoffe wegschaffen. Den ersten Zweck erreicht die sogenannte 
schwedische Massage, die in der Hauptsache in einer Entleerung der Blut- 
und Lymphgefäße zentralwärts besteht, nur unvollkommen, für diesen Zweck 
ist die Zabludowskische Methode mit ihren langen energischen’Reibungen 
und kombinierten Griffen sehr viel geeigneter. Sie muß flott, mit leichter 
Hand, doch energisch ausgeführt werden. Wir beginnen mit dem Rücken, 
der größten uns zur Verfügung stehenden Körper- und Muskelfläche, deren 
starke durch die so erzielte Gefäßerweiterung bewirkte Durchblutung be- 
reits eine erhebliche Erleichterung der Herzarbeit bedeutet, die sich durch 
Niedrigerwerden der Pulszahl, bei erböhtem Blutdruck durch Herabsetzung 
desselben dokumentiert. Jeder massierte Körperteil ist sofort warm zuzu- 
decken, am Schluß folgt eine kurze energische Abreibung mit Franzbrannt- 
wein. Eine derartige Massage macht die darauf folgende körperliche Be- 
tätigung, die Beanspruchung des Herzens, erheblich leichter, ohne daß die 
beabsichtigte Wirkung, die Kräftigung des Herzens, dadurch irgendwie be- 
einträchtigt wird, sie wird im Gegenteil dadurch verstärkt, daß das Herz 
selbst auch besser durchblutet wird. Dies wird am besten erreicht durch 
eine mit leichter, federnder Hand ausgeführte Herz-Klopfmassage und rhyth- 
mische Kompressionen des ganzen Brustkorbes, die gleichzeitig auf die 
Atmung (Elastischmachen des hier oft starren Thorax) einwirken. Massage 


und Massage ist ein enormer Unterschied, gut ausgeführt ist die Massage 


eine Wohltat, ja eine Freude für jeden Patienten, schlecht ausgeführt 
nützt sie nicht nur nichts, sondern kann recht schädlich wirken. 


Wenn möglich soll diese Massage in den frühen Morgenstunden, nach dem 
ersten Frühstück, ausgeführt werden, ihr f 


olgt im Sanatorium die Gymnastik, 
am besten im Luftbad. | 


Zu anderer Zeit, evtl.an jedem zweiten Tag abwechselnd mit dieser 


Massage wird eine andere Ganzmassage vorgenommen, die der Fortschafiung 


der Ablagerungsstoffe, dem Weichermachen der Gewebe dient. Die Mehr- 
zahl dieser herzschwachen Patienten, namentlich die korpulenten, haben 
starre, der Durchblutung starke Widerstände entgegen .‚sotzende Gewebe. 
Die Haut ist hart, anscheinend mit der Unterlage verwachsen, schlecht 
verschieblich, das Unterhautzellgewebe unelastisch, anscheinend mit kleinen 
körnigen Bestandteilen, zum Teil mit Fett durchsetzt. Das Unterhautzeil- 
gewebe ist aber meines Erachtens ein eminent lebenswichtiges Organ, in 
dem sich jedenfalls bei richtiger Durchblutung und Durchströmung sehr 
wesentliche Lebensfunktionen abspielen, die bei diesem Zustand stark be- 
einträchtigt werden. Die Muskel- und Gelenke dieser Leute, nicht ge- 
nügend benützt, haben ebenfalls ihre normale Beschaffenheit verloren, meist 
sind sie ebenfalls starr, wenig elastisch; ihre Muskeln, namentlich an den 
Übergangsstellen in die Sehnen sind hart und körnig; bei dicken Menschen 
sind oft ganze Muskelgruppen, so am Oberschenkel, so fest und hart, daß 
es schwer ist, die einzelnen Muskeln von einander abzugrenzen, Haut, 
Unterhautzellgewebe, Muskulatur scheint zu einer einzigen harten Masse 
zusammengebacken. Bei Frauen sind vornehmlich die Knie- und Fußge- 
lenke verdickt, Fettpakete hängen an den Innenseiten der Kniegelenke, 
die Fußgelenke zeigen die normalen Konturen nicht mehr, die Buchten 
zwischen der Achillessehne, den Knöcheln und an der Vorderseite des 
Fußes sind verstrichen und fühlen sich eigenartig schwammig, mit körnigen 
Bestandteilen durchsetzt an. Da diese Leute in den Gelenken und Muskeln 
Schmerzen haben, ist das oft der erste Anlaß, der sie wegen „chronischen 
Rheumatismus® zum Arzte führt. Auch in der Bauchmuskulatur fühlt 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 14. September 
seltenes, 2-3mal wöchentlich ausgeführtes Üben für jedesmal nur kurze 


man häufig diese Veränderungen, die Gegend über der Leber ist hart ge- 
spannt und empfindlich, die Bauchatmung durch diese Vorgänge erschwert, 
oft, ‚namentlich bei Männern, ganz aufgehoben, wodurch sich .dann der 
‘ folgenschwere Zustand des Zwerchfellhochstandes entwickelt. Aus allen 
diesen Zuständen, die in verschiedenartiger Form vorgesellschaftet sein 
können, entwickelt sich nun naturgemäß allmählich eine immer größere 
Bewegungsträgheit und Lustlosigkeit. Die Schwäche des, Herzens und der 
Zirkulation bedingt eine schlechte Versorgung der Bewegungsorgane mit 
Blut, ‘die Härte der Bewegungsorgane macht die Bewegungen schmerzhaft, 
der Mangel an Bewegung bei meist ‚gut erhaltenem Appetit führt zu Stof- 
wechselrückständen, die sich nun wieder in den Geweben ablagern. Das 
schließlich resultierende Krankheitsbild ist entweder der sogenannte chro- 
. nische Rheumatismus oder die Herzmuskelschwäche mit all ihren Folgen, 
je nach dem, was gerade bei dem einzelnen im Vordergrund steht. 


Natürlich spielen andere Konstitutionsanomalien, ererbte Faktoren, 
Schädigungen durch chronischen Genuß von Alkohol und Tabak, durch 
Temperatureinflüsse bei allen diesen Leiden als mit auslösende oder ver- 
 schlimmernde Faktoren ebenfalls ihre Rolle, aber die Hauptursache in 
vielen, wohl der Mehrzahl der Fälle möchte ich sehen in ererbter oder 
durch Bewegungsmangel erworbener Kreislaufschwäche, mag diese wieder 


' ihre Ursachen haben in einem ungenügenden Zustand des Herzens oder 
der Gefäße. 


Hier setzt die zweite Art der Ganzmassage ein: intensivo Bearbeitung 
_ des Unterhautzellgewebes durch Friktionen mit den Fingerspitzen, Reibungen, 
Knetungen der Gelenke, Friktionen der Sehnen und Gelenkbänder, Bauch- 
. massage usw. Eine derartige Massage muß gründlich erlernt sein und sehr 
intensiv ausgeführt werden, sie darf aber nicht weh tun. Sie wird, wie 
gesagt, am besten an jedem zweiten Tag ausgeführt. Sie dauert etwa eine 
‘ Stunde, wenn sie nur von einem Masseur ausgeführt wird, wird sie von 
zwei oder mehreren zur selben Zeit ausgeführt, entsprechend weniger. 
Ich lasse die Extremitätenmassage meist an allen vier Extremitäten gleich- 
zeitig ausführen. Vier’ Masseure arbeiten in gleichem Takt und Rhythmus 
und führen stets zur selben Zeit dieselben Handgriffe aus, dadurch wird 
nicht nur die Zeit für die Massage erheblich herabgesetzt, sondern auch, 
da die vier Handgriffe stets nur als ein Reiz zur Empfindung kommen, die 
Reizung des Nervensystems erheblich gemindert. Meine Patienten empfinden 
diese Art der Massage stets sehr bald als etwas sehr Wohltuendes. Die 
Wirkung äußert sich anfangs als Ermüdung, der bald eine angenchme Er- 
frischung folgt. Stets erfolgt eine erhebliche Vermehrung der Urinaus- 
scheidung nach Menge und Gewicht (darüber bald an anderer Stelle). 


Mit Hilfe dieser Massage, aber meines Erachtens auch nur durch 
‚eine derartige Massage gelingt es sehr bald, die Spannungen und Verhär- 
tungen in den Geweben zu beseitigen. So wird eine erleichterte Durch- 
blutung der Muskeln und Gelenke, also eine bessere Ernährung derselben 
ermöglicht, die Bewegungsfähigkeit und Freudigkeit erhöht, gleichzeitig 
aber auch die Herzarbeit bedeutend erleichtert, da das Herz nun nicht 
mehr bei körperlicher Arbeit die durch die beschriebenen Verhaltungen 
zusammengedrückten kleinen Arterien und Kapillaren aufzupumpen braucht, 
vielmehr diese bei bewußter Arbeit sich automatisch erweitern und sozi- 
sagen das Blut vom Herzen heransaugen. (S. die Arbeiten von Ernst Weber.) 


Eine besondere Berücksichtigung bei den hier in Frage kommenden 
Krankheiten spielt der Fettbauch und die Fettsucht überhaupt, 
beides meines Erachtens ebenso häufig Ursachen. einer Herzmuskelerkrankung 
mit all ihren Folgen, wie Folge derselben. Die im Unterhautzellgewebe, 
wie in der Bauchhöhle lagernden Fettmassen erschweren die Arbeit des 
Herzens nicht nur dadurch, daß diese toten Massen (tot, wei 


| an der Arbeit 
für den Gesamtorganismus, die sonst alle Organe in irgend einer Form 


zu leisten haben, nicht beteiligt) dauernd mitgeschleppt werden müssen, 
sondern auch weil sie infolge ihrer derberen Konsistenz und mangelhaften 
Elastizität die tätige Arbeit der in ihrer Nähe liegenden Organe (Unter- 
hautzellgewebe, Muskulatur usw.) erschweren und die selbsttätige Arbeit 
der Kapillargefäße durch ihren Druck beeinträchtigen. So führt jede irgen 
erhebliche Fettmenge im Körper zu einer ganz bedeutenden Erschwe 
der Zirkulation. Das Ziel der Behandlung muß sein, sie zu mindern, obne 
den Gesamtorganismus durch eine zu starke Entziehung von Nahrungs 
stoffen zu schädigen. Mit Massage und Schwitzbädern allein kann mal 
natürlich keine Fettsucht beseitigen, aber die Massage spielt nach den 
oben gegebenen Gesichtspunkten eine sebr wesentliche Rolle für die Mög- 
lichmachung der unbedingt nötigen Steigerung der Körperbetätigung, ohne 
dabei das Herz zu schädigen. Man wird mit den beiden oben beschriebene 
Massagearten bei der Fettsucht den Erfolg haben, daß man dadurch eise 
intensive Körperbetätigung ermöglicht, das A und O 


der Fettbehandlung- 
Meines Erachtens sind letzten Endes auch die auf Störungen der innere? 


Sekretionen beruhenden Fettsuchtsfälle, die im allgemeinen viel selten% 
sind, als man gewöhnlich annimmt, auf Zirkulationsstörungen | 
führen, mindestens werden sie durch diese verschlimmert. Daß der pot 
bauch die Atmung behindert und direkt und indirekt eben so die Ye 

sorgung des rechten Herzens mit Blut wie den Blutabfluß aus dem linke 


Herzen erschwert, dürfte allgemein bekannt sein, 
achtet. 


zurückzu‘ 


| 
| 


wird aber zu wenig De 
Der durch den Fettbauch bewirkte Zwerchfellhochstand ist ED! 
der Hauptursachen dafür und ist in erster Linie zu bekämpfen. 


dafür; systematische Atmungsgymnastik, Druck- und Saugbehandlung des 


rung | 


> w Be Ze ab 
14. September _ 3924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 3809 ER 
ee Te ——— — NE 
. Bauobes 4), onergische Bauchmassage. -. So erreicht man bald’ die Möglich- : Außenwitterung zuerst sehr ‚gut in einer angewärmten Halle tun, bis seine ` w Be Be pegle $ in 
keit, mit aktiver Arbeit vorzugehen und zwar zunächst in unmittelbarem :| Haut wieder leistungsfähig geworden ist, energisches' Trockenfrottieren vor. : -> Ag fooar haee 
| ‚Anschluß an, diemechanische Behandlung. ey .|.dem Luftbad wirkt ebenfalls in diesem Sino.. Das Luftbad'ist,. wenn irgend. Kal Au Fi db: 
<| Auch das Emphysem ist dankbares Objekt für diese Behandlung ‚| möglich, bald auf mehrere Stunden auszudehuen, was dadurch zu erreichen ` Be En ill 
E nd ebenso. Schwächezustände.. nach Infektionskrankh eiten, bei : ist, daß das Freiluftbad. nit seiner angewärmten Halle in. Verbindung steht, a i : ER Halle, | lid 
i -dengn in systematischer Weise Ruhe und Arbeit abzuwechseln hat.. Zunächst | in der man sich bei dem Gefühl des Fröstelns wieder aufwärmt, even- -~ 0 ERPUURMN N. sa 
} ‚wird. natürlich ‚hier die Ruhebehandlung ` vorwiegen. Die tägliche Ganz- | tuell für eine kürze Zeit lang in eine Deck& einwickelt. © 0 0 0 C 0o. ih EI EL 
massage abwechselnd mit Bädern (hier empfehle ich die leider viel zu ver- Für das Sonnenbad sind die. Regela "bekannt genug, als dab. ich `. Pakiet Rn 
ı >-  nachlässigten kurzen heißen Bäder, natürlich unter genauer Kontrolle des | ‚sie hier noch einmal näher darstellen müßte, Jedenfälls sollte das Sonnenbad | Hoah aiT jH 
| Herzens), wird der Eliminierung der -Toxine dienen, aber ebenso der durch | aber mehr als bisher — natürlich. unter genügendem: Schutz. des-Schädels — DREH Elan 
í die erzwungene Ruhe hervorgerufenen Muskelschwäche und Atrophie ent: | als Schwitzbad benutzt werden, als kurzdauernde. energische Bewegung in -00 0 BRP i i E h 
1 gegenarbeiten, bald schließen sich an’ die Massage täglich steigende Wider- | der Sonne bis zum Sohweißausbruch, der Schweiß schützt bekanntlich auch <:  Käfnty el k r 
i standsübungen an und schließlich folgt die aktive Körperarbeit. a gegen den Sonnenbrand. recht gut. Es ist ohne weiteres. einlẹuchtend,  - EAEzEN W 1 
N  Aktive-Körperarbeit soll Sport sein. Bisher ist er in unseren | daß das durch Bewegung hervorgerufene Schwitzen ganz anders auf den. ‚ka Bar, kein 
| ` Sanatorien aus den oben erwähnten Gründen arg vernachlässigt worden. | Körper wirkt, als das Schwitzen im Schwitzkasten -oder im Schwitzbett, a bi Bl Be 
Y Das ‚Sportsanatorium ` soll -` den noch erholungs- und leistungsfähig zu | der so ausgeschiedene Schweiß ‚stammt doch zunächst nur aus den Haut- Br Er Eh a 
~ mächenden Patienten zum. Sport ‘erziehen ‘und den Sport als Heilmittel Su en za ‚bei energischer Betätigung die Gelenke eu i piisi a AN DEHAN 
| systematisch anwenden. Das erste Erfordernis dafür ist, daß der Arzt | vor allem die Bauchhöhle, unter ‚dauernde Druck- und Saugbewegung ..  . #3 N aa, 
: > DEREN an Fa . ar . gesetzt werden und. so ihr Flüssigkeitsinhalt energisch. gewechselt wird. Vorbei Alt 
t sportlich“ und sportärztlich ausgebildet ist: zwei verschiedene Begriffe, | ° Das -Spörfsanathr; lb weiter die: Menschen dasu brinca sieh Sen. 3% Kardon 
| ‚das ersto sagt. daß er sportlich und zwar auf möglichst verschiedenen | „ps: ae oi e d, meet a en a BED I en Ellen Aia 
“  Sporfgebieten selbst tätig ist oder gewesen ist, um beurteilen zu können, En De = LANDE LUDESD AN HE sel s Au cobachten, und Te 8 RER i 2463 
% was`die einzelnen Sportarten dem Körper zumuten, das zweite bedeutet, E a a Far E e P a ee ne t% Be 
‘daß. der Sportarzt..den Körper richtig zu bewerten weiß, d. h. welche ach “= d on nator LOSE Aratos Mg F en it 
i Sportarten, sind für die: Konstitution des betreffenden Patienten die rich- . k hi Ka Ss er a on nr ae an auch a. Bu SE Si 
< tigen, aus welcher.Sportart zieht der Patient den größten Nutzen. Für | z i a a 5 m fa a T 30 Fe a ss Kb ‚3 
vE ` den langen’ schmalen Astheniker .z. B. sind andere Sportbetätigungen nutz- ra re bon : es en kt A N en nn a hal, Sen EHE 
ve “ bringend, als für den kurzen dicken Emphysematiker usw. Die Erkennt- m ihnen ar zeicen wie ee En Bee a = PA nn ee ER ee rpete 
i- Düse, dio für uns auf diesem Gebiet die deutsche Hochschule für Leibes- |. 4., Frau ist ej 2 aa P 2 a en i = ne ar | OBER ah 
al übungen gebracht hat, sind so wertvoll, daß sie hoffentlich bald Gemeingut = h p 5 a i m m i un 2 Se re EIER Bpis pa 
#. der deutschen Ärzteschaft sein werden und die Ärzte zu einer recht regen ES ee er kr (vor en mn “rgand; Yor E oe lii kr ipe aia 
u. Teiln $ -dorlic aan, | Dr stopfung usw.).. -Kann ich die Patienten nicht: überzeugen von der Gesund- _ IE Pe ef ya 
ua Dur en na aden. ... | | heitsschädigung, so muß man sie bei der‘Eitelkeit packen. Man kann eine ag! EN 
m = Bei all diesen Zuständen ist: das Wesentliche die Erzielung kurzer, | jy b G = bh re Si ee een OE oo dak por gaveln iieit 
ii . -abor genügend starker Reize auf das Herz nach entsprechender Vorbereitung | "oe auch sear Zur DEselNgen, allerdings nicht in der ‚kurzen Zeit men. Eu ra Wart a 
w, dès ganzen Körpers. ‘Eine der wesentlichsten Übungen wird da der kurz | [2 Monaten Sanatoriumsaufenthalt, aber dort „wird die Grundlage dazu -° =o PRESAT ua. Ep 
wi > dauernde Schnoellauf sein, weiter das.Üben am Boxball und Schnellfrei- | gelegt, dort wird ihnen die Freude an der Betätigung des, Körpers, vor REAL En 
È. übungen, die einen möglichst großen Anteil der gesamten Körpermuskulatur | allem an der Nacktbetätigung beigebracht. Das'kann nun nicht geschehen ER penyiasat 
5 in Tätigkeit “versetzen. Diese. Übungen werden insgesamt höchstens | durch irgend ein Gymnastiksystem oder, ‚wie es jetzt meist versucht wird, - | ; EREE S i] 
ee o ee De ee i 
X wird... Der übrige Tag ist auszufüllen mit Übungen, die eine allmähliche Apparaten, Sondern nur durch apoios beiisbene Körperbetahigung.. „Die a 


Freude an der Körperbetätigung muß wieder erweckt werden. Spielen, 


st neihgung der Muskulatur, - eine Erhöhung des Tonus der Muskulatur zur | 7 ufen und Springen, Boxen am Boxball usw. sind hier unsere ‘aus der 


e. _ Folge haben, ohne das Herz stark in Anspruch zu nehmen. Dazu gehört 


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wen = Wen ee ee T 
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ara kon oben geschilderte Herztherapie sehr wohl in 
i Beon kommen, da der Zustand des Herzens ja hier meist zunächst stärkerer 
p ung hindernd im Wege steht. Nach dem oben Gesagten ist das kein 
se Arad uch, auch hier wirkt Dauerbeanspruchung .schädlich, nötig ist 
t, Hir anernde starke Beanspruchung — stark je nach dem Zustand: des 
„ms — nach Vorbereitung des Körpers und nachfölgender Ruhe.. 

im Sa ai ‚wesentlicher, immer noch viel zu wenig geschätzter Heilfaktor 
Pati re onum ist das Luftbad, aber nicht so, wie es bisher meist von den 
aa en benutzt wird, ‚nämlich ‘als Sonnenbad, um. sich bräunen zu 


ssn, sondern als Abbärtungsmittel als Gewöhnung an äußere. Reize, an 


. . RT ejas “ F : . N N s j 

"E  Widerstandsgymnastik in ihren verschiedenen Formen (Widerstand durch Sportwelt entliehenen Hilfsmittel. Daneben werde ich mich ' natürlich ch A 
‚; nen Gymnasten), als erstes Stadium, da hier die beste Dosierung mög- ‘| mancher sogenannten Gymnastiksysteme bedienen, vieles aus dem soge- Te TR F, 
g ih, dann die Selbsthemmungs- und Spännungsübungen, die die einzelnen | nannten Mensendieksystem ist z. B. ganz ausgezeichnet für unsere Frauen- . Bee ER 
ø ; | Muskeln ausgezeichnet kräftigen, ohne das Herz übermäßig zu belasten, | welt zu brauchen, aber es ist nicht das allein seeligmachende, es ist. eins: -` | ee]. 3i 
“ Springen und Spielen. Rage von vielen Hilfsmitteln, die der Arzt kennen und an richtiger Stelle ein- - ` et % 
B:  . - Der Tonus der Muskulatur, die passive Widerstandsfähigkeit des | setzen muß. Müllers -„mein System“ ist ganz ausgezeichnet,-ich habe’ auch Er ee i 
a un gegenüber Dehnungen-in -der Rube, ist ‘von außerordentlicher -| keine Schädigung davon .gesehen, aber es ist‘ auch 'nur ein Hilfsmittel. | al ERBE ER 
a. en für den Gesamtzustand des Körpers. Er bedingt ja nicht nur | Wir müssen als Ärzte immer mit der Psyche der Menschen rechnen, ein Br FE PRETEN: 
th: stl altung. des Körpers. die z. B. in bezug auf Brustkorb und Bauch aus- System’ kann so’ausgezeichnet sein,- wie-nur denkbar, wenn es den Menschen EE HERAN, 
pI schlaggebend für Zirkulation und Atmung ist, sondern letzten Endes auch | : Ben 9 oe = | FE BR: NE 

' de | 2. i ia A ‚nicht voll packt, ihn interessiert, ihm wirkliche.Freudėe und zwar dauernd SE Eii 

. ~ ten Gesamtstoffwechsel des Körpers: Der Tonus eines Muskels ist ab- ie RE i | D ERR RER 
u: hängig von der Zahl seiner Fasern und der Dicke der einzelnen. Fasern. Freude macht, wird er es doch bald wieder lassen. Nur der Sport, sport- 3 Nah. Bath 
A Beides schwankt aber, wio'wir wissen, sebr erheblich im’ Maße der von lich betriebene Körperbetätigung wird ihm’ den Lusttrieb bringen, der nötig er Beh iu y 
# dom Muskel geleisteten Arbeit. Wie wesentlich dieser Zustand der Musku- | ist, um ihn für dauernd wieder zur Körperbetätigung zu bringen. < Als ein ER 
ri ia für den Gesamtstoffwechsel auch bei. bestimmten Krankheiten ist, | richtiges Heilmittel ist z.B. das Springen anzusehen. Am besten zunächst a 1 HH yE 
xi r ke ja vom Diabetiker; in allen für. dieses Leiden berühmten Bade- | in der Form -des Seilspringens, wie es. früher unsere Kinder übten. Später Ken TE a 
a E Sprochen. Aa as Bewegungstherapie ein Baum ne als Weit- oder Hochsprung auf weichem Boden... Ich will durch das Springen HE: ler 
w önnte -meines Brachtens die r in Form von Gehen und Steigen; auch hier | und Laufen eine federnde Dureharbeitung der Bauchhöhle, vornehmlich als ie | 
5 | 


4a 
Besen 
= >m 


RT TEUR er 
an: há Cà 


Leberwirkung haben. Gleichzeitig werden däbei bei richtiger Ausführung |, k 
alle Gelenke durchgearbeitet, die Gelenkkapseln wieder elastisch gemacht - pe 
und der.Gelenkknorpel günstig beeinflußt. Die, Funktion kräftigt`das 
Organ, aber auch nur die Funktion erhält dás Organ. Die spezifische . 
Eigenschaft des Gelenkknorpels ist seine Elastizität, die Elastizitätserhaltung, ` Be: 
bzw. Wiedergewinnung die Grundlage für die Gesundung des. Gelenkes. | 

Alle diese Dinge lassen sich nur im Sanatorium ‚durchführen; in Ge- `- |- 
meinschaftsarbeit.‘. Wenn sonst der Erwachsene derlei Dinge treiben soll, 


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——— (un rm: 


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ee Temperaturen‘ und Wetterlagen. Das ist natürlich nur möglich bei kommt er sich merkwürdigerweise töricht vor, wenn ihm irgend ein Kur- 

A Tara genügender Bewegung, wie sie ‘uns Gymnastik und Sport pfuscher dagegen die blödsinnigsten Kuren vorschlägt, wird’ er sie ‚gewissen- 

B bedentet. die muß immer- daran denken, daß Gymnastik Nacktbewegung haft ausführen.. Was braucht nun ein Sanatorium, um derartige Kuren 

yi kältungskrankheite möglichte Abhärtung bringt nicht nur Schutz gegen Er- | ausführen zu können: 244 
W, Unterhautzel gowobe ocn In ertor Linie, Anteenne der ehe 1. wie oben erwähnt den sportlich ausgebildeten Arzt, : 

4 Vorgänge abspielen dy un er sicher eine Se ee e 2. zu seiner Unterstützung eine männliche und eine weibliche gym- 
Wohlbefinden, wenn er entkleidet "o Tae : Fe m 0 D T ee A nastisch-sportlich ausgebildete Hilfskraft, am besten Sportléhrer von der 

"2 Mensch chen. dafür. Natürlich muß man den erweichliohten schwächlichen. | deutschen Hochschule für Leibesübungen, | De ar 
f aaa allmählich daran gewöhnen, das kann man bei ungünstiger | i 4 S o Er D | 5 | 


|, Kir 


ei: Mm.W 1918; Pt Druck- und Saugbehandlung in der ärztlichen Praxis. Dieser Sportplatz soll teils mit kurzem Rasen, teils mit feinem Sand 
l SERE, s r. 30, . = ie X va ee a 


E U. bedeckt sein und außerdem eine Aschenbahn zum Laufen haben, zum Teil 
| en u : u | j 2 g | 23 u i | | | | i | He 5 à E E E Daa ig | et we rn tan Rn A - ea kmi itaat | à 
! i \ WIRTH $ 
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| z Er er © 


1310 


in freier Sonne .mit nach Süden offen einfallendem Licht haben, zum Teil: 
schattigen Baumbestand haben (nach Norden und Osten als Schutz gegen 
kalte Winde). .Er steht in Verbindung mit einer bei kalter Außentemperatur 
geheizten Halle, die groß genug sein muß, um darin Spiel und Sport treiben : 
zu, lassen. Daß daneben alle Einrichtungen für Hydrotherapie vorhanden ` 
sein müssen, sowie ein Warmwasserschwimmbad, ist selbstverständlich. ' 
: Iech wiederhole: Die Ärzte müssen sich des Sportes, der intensiven ' 
Körperbetätigung viel mehr denn bisher als Heilmittel bedienen. Im Interesse : 
ihrer Patienten, aber ebenso im Interesse des ärztlichen Ansehens, sonst . 
kommt sehr bald die Zeit, wo nicht ärztlich ausgebildete Menschen sich 
dieser wichtigen therapeutischen Hilfsmittel bemächtigen werden und dann 
natürlich dieses Hilfsmittel als Kurpfuscherei betrieben wird. 


.——. 


| 


Tagesgeschichtliche Notizen. | 
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellenangabe gestattet.) i 


Die. „Vereinigung der freien privaten gemeinnützigen 
Wohlfährtseinrichtungen Deutschlands“ hat einen Bericht heraus- 
gegeben, redigiert von Prof. Dr. Langstein und Dr. O. von Holbeck, 
Verlag von Hans Robert Engelmann (Berlin W). Dieser Bericht gibt eine ` 
Übersicht über die Ziele der Vereinigung, über die Anstalten und deren 


Einrichtungen : und über die Mitglieder der Vereinigung. Die Anstalten 


sind geordnet einmal nach den Ländern und Provinzen und zweitens nach 


dem Zweck, . dem sie dienen, nämlich Gesundsheitsfürsorge, Erziehungs- 
fürgorge und Wirtschaftsfürsorge. Berichtet wird ferner über die Kranken-, 
Säuglings- und Wochenpflegeschulen, die den Anstalten angeschlossen sind. 
Die Vereinigung umfaßt alle Wohlfahrtseinrichtungen, die nicht konfessio- 
neller Natur sind oder dem Roten Kreuz angehören, und die weder staat- 


lich noch städtisch sind. Unter Gemeinnützigkeit kommt zum Ausdruck, | 


daß sie keine höheren Pflegekosten erheben, als. die Selbstkosten betragen. 
Die Vereinigung ist selbst. ein Glied des Reichsverbandes der privaten und 
gemeinnützigen Pflegeanstalten. In der schweren Zeit des Zusammenbruches 


und der Inflation hat sich der Verband gebildet. Der festgefügten Organi- | 
sation ist, es gelungen, wesentliche Erleichterungen für die Anstalten durch- 


zusetzen und die Unterstützung der Reichsministerien und der Landes- 


behörden für die private Wohlfahrtspflege zu gewinnen. Ihr Streben ist 


es weiterhin, die angeschlossenen Anstalten zur Selbsthilfe zu erziehen und 
dahin zu bringen, ihren-Betrieb durch die regulären Einnahmen zu decken. 


F Im Kanton Baselland wurde am 17. August durch Volksabstimmung 
eins Gesetzgebungsinitiative angenommen, laut welcher die Freigabe der ärzt- 
lichen Praxis eingeführt werden muß, 

Die Bevölkerung von Baselland hat mit 5791 gegen 3531 Stimmen 
auf dem Wege eines Volksbegehrens die Ausübung der giftfreien 
Kräuter- und homöopathischen Heilmethode durch Nicht- 
ärzte mit Ausschluß der Chirurgie und Geburtshilfe für den Kanton Basel- 
land gutgeheißen. Bemerkenswert ist, daß die in dem Volksbegehren ent- 


haltenen Bestimmungen über die-öffentlichen Anzeigen von nichtapprobierten | 


Personen, sowie die Ankündigung von zu Heilzwecken dienenden Gegen- 


ständen, Mitteln oder Methoden wörtlich mit den entsprechenden in Preußen 
geltenden Verordnungen übereinstimmen. 


Schweden. Die Eisenbahnverwaltung ist angewiesen worden, in 
allen Eisenbahnzügen folgende Verbandstoffe und Arznei- 
mittel vorrätig zu halten: 50 Schachteln Borvaseline, 50 Flaschen 
Jodspiritus, 15 Stück Peroxygenoltabletten, 44 Binden verschiedener Größen, 
4 Schienen aus Buchenholz, 1 Gitterschiene, 4 dreizipfelige Verbandtücher, 
22 Pakete Verbandgaze, ferner Sicherheitsnadeln, Gummibinden, Heftpflaster 
in Rollen. Watte und eine Schere. — Die Eisenbahnverwaltung ist ver- 


pflichtet, Krankenpflegekurse für das Zugpersonal einzurichten zur Ermög- 
lichung erster Hilfeleistung bei Unglücksfällen. 


Borlin.: Der deutsche Kolonialkongreß 1924 findet am 17. 
und 18. September in der Universität statt. Er wird veranstaltet von der 
kolonialen Reichsarbeitsgemeinschaft zur Erinnerung an die vor 40 Jahren 
stattgehabte Erwerbung deutscher Kolonien. An die Vollversammlung am 
17. September schließen sich Abteilungssitzungen an, welche gleichzeitig 
tagen. Sie umfassen: 1. Kolonialpolitik, 2. Kolonialwirtschaft, 3. Tropen- 
medizin und -hygiene, 4. Missionen, Schulen und kulturelle Fragen, 5. Über- 
seeische Siedlung und Wanderung, 6. Geographie, Ethnographie und 
Naturkunde. Fern 

Die Generalversammlung der Vereinigung der Deutschen 
medizinischen Fachpresse findet am 24. September, nachmittags 
5 Ubr, in, Innsbruck statt, Ort der Versammlung: Neues Universitäts- 
gebäude, Innrain 52, Erdgeschoß, Saal 33. Auf der Tagesordnung stehen 


u. a. Referate von Schwalbe-Berlin: „Über Verlagsverträge* und von | 
Spatz-München: „Über Beanstandung von Anzeigen“. Anfragen sind zu 


richten an den Schriftführer Finder, Berlin, Augsburger Str. 38. 


| A NER | möchte ich dahin berichtigen, daß Wiesenack zuerst durch Tierversuche 
An der sozialhygienischen Akademie in Charlottenburg 


wird der nächste dreimonatige Lehrgang für Kreisarzt-, Kreiskommunalarzt-, 
Schul- und Fürsorgearztanwärter in der Zeit. vom 29. September bis 


30. Dezember d. J. abgehalten. Lehrplan durch das Sekretariat Berlin- | 


Charlottenburg; Spandauerberg 15/16 (Krankenhaus Westend). 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


| Ehrenarbeit glänzend gelöst, zehntausende von Berliner Familien, die von 


14. September 


Berlin. Die Gesamtzahl der Studierenden im Sommersemester 1924 
ist auf 9950 gesunken gegenüber 12581 im letzten Wintersemester und 
die Zahl der in der medizinischen Fakultät eingeschriebenen auf 1667 gegen 
1967 im Wintersemester. Eee 

Der Verwaltungsdirektor der Charité Geh. Reg.-Rat P-ütter, der vor 
25 Jahren als Stadtrat in Halle a. S. aus seiner amtlichen Fürsorge für die 
bei fremden Leuten untergebrachten Kinder die erste Fürsorgestelle für 


Lungenkrankea ins Leben rief, wurde von der Gesellschaft Deutscher Für- 
sorgeärzte zum Ehrenmitglied ernannt. | 


Pütters wohldurchdachte Organisation wurde von Robert Koch 
freudig begrüßt und veranlaßte den damaligen Medizinalminister Kultus- 


minister Dr. von Studt und den Ministerialdirektor Althoff im Jahre 1904 
. die freigewordene Charitedirektorstelle Pütter zu übertragen und ihm im 
Einverständnis mit dem Magistrat der Stadt Berlin zu ersuchen, seine Für- 
sorgestellen auch in Berlin einzuführen. Pütter hat diese umfangreiche 


der Tuberkulose heimgesucht wurden, bewahren ihm und seinen sorgsamen 
Fürsorgeschwestern und Ärzten ein dankbares Andenken. Fanden doch in 


manchen Jahren über 30000 Lungenkranke in den vier Pütterschen Für- 
sorgestellen Rat und Hilfe. — 


Gestorben ist der ita 


lienische Chirurg Prof. Bassini, bekannt durch 
die nach ihm benannte Bruchoperation. | Zur 


Im Verlage Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien ist soeben 


eine „Allgemeine und spezielle chirurgische Diagnostik“ von 


Max Kappis (Hannover) herausgekommen, ein stattlicher Lexikonoktav- 


band von 652 Seiten mit 601 zum Teil mehrfarbigen Abbildungen im Tot | 


und 5 farbigen Tafeln. Wie schon der Titel sagt, wird in ihm sowohl die 
allgemeine, wie die spezielle ebirurgische Diagnostik und zwar in systema- 
tischer Darstellung behandelt. Erstaunlich ist der außerordentlich billige 
Preis (geheftet 15; gebunden 18 Mark) des auch drucktechnisch schön 
ausgestatteten Werks, der jedem, zumal auch dem Studierenden seine Àn- 
schaffung möglich machen wird und deshalb hier nicht unerwähnt bleiben sọll. 

Im gleichen Verlage beginnt soeben ein „Handbuch der Salvarsan- 
therapie mit Einschluß der experimentellen, biologischen und chemischen 
Grundlagen“ zu erscheinen, unter Mitarbeit zahlreicher Fachleute auf dem 
Sondergebiete herausgegeben von W. Kolle (Frankfurt a. M.) und K. Zieler 
(Würzburg). In ihm nimmt die Behandlung der Syphilis und anderer 
Infektionskrankheiten mit Salvarsan, der Bedeutung des Salvarsans als 
Heilmittel entsprechend, den größten Teil seines Inhaltes ein. Neben der 
Therapie menschlicher und tierischer Krankheiten mit Arsenobenzolderivaten 
sind in ihm die experimentellen und biologischen Versuche, die zur Auf 
findung des Salvarsans geführt haben, sowie die Chemie der Arsenobenzol- 
derivate und viele klinische und biologische Fragen der Infektionskrankheiten, 


die durch Spirochäten und Trypanosomen hervorgerufen werden, in erster 
Linie der Syphilis, behandelt. 


Das Handbuch soll zumal ein Nachschlage- 
werk für die Syphilidologen, Kliniker und Ärzte sein, die an Syphilis 
erkrankte Menschen bek andeln, ebenso wi 


e für die Chemotherapeuten und 
die Chemiker, die sich ‚nit dem Studium der Arsenobenzolderivate experi- 
mentell oder chemisch beschäftigen. 


Soeben ist der erste Band erschienen, 
der zweite soll noch im Herbst folgen. 


Hochschulnachriehten. Berlin: Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Karl 
Friedrich Kleine wurde zum Honorarprofessor ernannt. — Graz: Hofrat 
Prof. Hans v. Haberer in Innsbruck wurde zum Ordinarius der Chirurgie 
als Nachfolger von Prof. v. Hacker ernannt. Die Privatdozenten Max 
de Crinis (Psychiatrie) und Hans Lieb (Medizinische Chemie) wurden 
zu a0. Professoren ernannt. — Heidelberg: 


Die bisher von Geheimrat 
Fleiner innegehabte Professur für medizinische Poliklinik 


Priv.-Doz. Dr. Thannhauser in München angeboten. — Leipzig: Als 
Nachfolger von Prof. Bumke wurde Professor Paul Sc 


hroeder in Greifs- 
wald auf den Lehrstuhl der Psychiatrie berufen. 


Der Aufsatz „Amerikanische Reiseeindrücke“ von Professf 
Dr. Erich Leschke, Assistent der II. Medizinischen Klinik der Charite, 
ist ein Auszug aus einem über dieses Thema in der Klinik unter Einladung 
der Berliner medizinischen Gesellschaft gehaltenen Vortrage. 


Durch ein Versehen bei der Korrektur sind leider einige Druckfehler 
stehen geblieben, z. B. Seite 1229 „prominence“ anstatt „promenanoy 
Seite 1231 „John Hopkins Hospital“ statt “Jones“. 


Da Herr Prof. Leschke vielfach von Lesern unserer Wochenschrift 
gefragt worden ist, wie der Name von Prof. Macleod, in dessen Institut 
das Insulin entdeckt wurde, ausgesprochen wird, hat er uns mitgeteilt, dad 
die korrekte Aussprache dieses ursprünglich schottischen Namens MI 
deutschen Buchstaben etwa als „Mecklaud“ wiederzugeben wäre. 


Berichtigung. In meiner in Nr. 32, Jahrg. 1924, dieser Woche’ 
schrift erschienenen Arbeit: „ZurBehandlung der Salvarsandermatitis“ schrieb 
ich: „Meines Wissens hat zuerst Stümpke das Afenil — ein Kalziumpröpars‘ 
— als propbylaktisches Mittel gegen Salvarsanschädigungen empfohlen“. Dies 


die prophylaktische Wirkung des Kalziums gegen Salvarsanschäden erprO 
‘und dann diese günstige Wirkung auch beim Menschen bestätigt fand. 
Bürstadt, 5. September 1924. | - H. Sieben. 


Auf Seite 28 des Anzeigenteils findet der Leser einen zum Aussehneiden 
und Sammeln geeigneten kurzen Abriß: Über Haarfärbemittel.. 


Druek von L, Schumacher in Berlin N 4. 


wurde dem - 


=. 


KU AR U A 


A | ' Wochenschrift für praktische 


-Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zumffefs? 


Nr.38 (1032) 
BE Klinische Vorträge. | 
i ` Die Behandlung der akuten Wundinfektion. ; 

"bandlungsmethoden der akuten Wundinfektion -nicht sehr geeignet. 
“viele widersprechende Urteile vor. 


. "akut und chronisch verlaufenden Infektionen von günstigem Einfluß 
Sind, so unsicher erscheint ihre Wirkung bei den akuten. Es sind 


E72 en mi- 
I d 


A RR 


_ ‘Mederdrückende Gedanke, daß trotz der großen Arbeitsleistung in 
` den verschiedensten Zweigen der Medizin -und ihrer Hilfswissen- 
‚schalten gerade auf dem Gebiete der Behandlung der akuten Wund- 


‚Metlioden vorliegen, daß vielmehr der Standpunkt, den wir in dieser 


` entspricht. Li 


“ der Wundbehandlung, der Wundheilung und des Wundschutzes vor 
 Iifektion sehr energisch zu beschäftigen. Die seit Friedrichs er- 
‚Iolgreichen Arbeiten bestehenden Bestrebungen, die Wunde und ihre 


„würden nach den verschiedensten Richtungen hin ausgebaut und 
: nebenher lebte der alte Wunsch wieder. auf, von der Gefäßbahn aus 
. eine Sterilisatio magna einzuleiten. Von neuem wurde nach Mitteln < 
‚gesucht, die, in die Blutbahn gebracht, die Keime abtöten sollten, 
„hne dabei die Gewebszellen ernstlich zu schädigen. Eine Zeitlang 


‚ Schiedener Farbstoffe, der kolloidalen Metalle und verschiedener 
_Jodpräparate. “Doch mußte zunächst diese Hoffnung wieder be- 


' Versuche am Menschen für die meisten der Präparate entweder ihre 
. Suche nicht aulgegeben werden und werden auch nicht aufgegeben. 


z Rb Erfolge erzielt, die darauf hindeuten, daß die gewünschte 


‚ulndseien Zeit gewonnen wurde und daß dadurch und oft wohl. 
“durch das Präparat selbst die natürlichen Abwehrkräfte des Organis- 
‚ us, die vielleicht schon. erlahmt waren, ‘ befähigt wurden, den 


“ Allgemeinen Einfluß auf die Bekämpfung der Wundinfektion zu ge- 


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BE . geleitet von Organ der Berliner Medizinischen Gesellschaft Verlag von 


.Geh.San.-Rat Professor Dr. Kurt Brandenburg, Berlin * Urban & Schwarzenberg, „Berlin, Friedrichstr. 105b 


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Singerin Originalbeiträge vor 
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winnen, ' sind unsere Kenntnisse 


Aus der Chirurgischen Universitätsklinik zu Leipzig . 
i (insbesondere auch der Anaerobier) und ihr Verhalten in der Wunde 


a (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. E. Payr). 


lich erweitert worden, wodurch die Möglichkeit gegeben wurde, 
spezifische Behandlungsmethoden in immer bestimmterer. Form aus- 
zuarbeiten. Auch das Wesen und die Wirkungsweise der Antisepsis 
wurde in mehreren Arbeiten von neuem studiert (Traube: und 
Somogyi, Putter), besonders auch die Wirkung der chemischen 
Heilmittel im Organismus (Morgenroth, Neufeld und ihre: Mit- 


Von Prof. Dr. 0. Kleinschmidt, Oberarzt, der Klinik. 
Der jetzige Zeitpunkt ist für einen Überblick über die Be- 


Die experimentelle Prüfung vieler theoretisch gut begründeter Me- 
thoden und die Erprobung in der menschlichen Praxis haben erst in | | 
den letzten Jahren an größerem Material stattgefunden und es liegen | Arbeiter, Garibaldi, Langer u.a.) REN Dr 

Daher ist es schwer, sich ein , Überblickt man die Arbeiten, die auf chemischen, bakteriologi- 
schen oder serologischen Grundlagen die Bekämpfung der Wund- 


einigermaßen zuverlässiges Bild über den tatsächlichen Wert der | 
infektion durchführen wollen, so kommt man bei aller Hochachtung 


Methoden zu machen. So sicher viele der Methoden bei den sub- 


sonderen Voraussetzungen diese Maßnahmen allein genügen; um 
sogar Stimmen laut ‘geworden, die da und dort schädliche Folgen l 
‚beobachteten. Nach Abschluß des Aufsatzes blieb uns .der etwas | maßnahmen des Organismus versagen. Wir kommen zu der Über- 
nie zeugung, daß auch heute noch das Messer des Chirurgen, das man 
ja in der Wundinfektionsbehandlung überflüssig machen wollte, bei 
rechtzeitiger sachgemäßer Anwendung imstande: ist, am sichersten 
infektion nur wenig gesicherte Erfahrungen über grundsätzlich neue \ 
schnellsten zu beseitigen. Seit. dem. Erscheinen von :Brunners 
hervorragendem Werke. über die Wundbehandlung spielt neben der 
durch das Messer zu erzielenden mechanischen. Wundantispsis 
Friedrichs auch die chemische mit Recht wieder eine wesentlichere 
Rolle. Gelingt es uns, die. örtliche Wundinfektion zu beherrschen, 
so schwindet auch immer mehr die Gefahr der Allgemeininfektion, 
der auch das Messer des Chirurgen machtlos gegenübersteht, wenn 
es nicht gelingt, einen etwa vorhandenen Infektionsherd zu beseitigen. 
Aber auch eine Operation kann nur dann Erfolg bringen, wenn es 
sich um eine Allgemeininfektion handelt, die durch Einschwemmüng 
von Keimen aus einem Herd in die Blutbahn entstanden ist, . und 
nicht um eine echte Septikämie, die. im Wachstum der Keime im 
strömenden Blut selbst ihre Ursache hat. In solchen Fällen können 
'nur die natürlichen Abwehrmaßnahmen dem Organismus helfen. 
‘Obwohl dieser Aufsatz nur von der Behandlung der Wund- 
‚ infektion handeln soll, ist es unmöglich, die Besprechung der. Ver- 
hütung ‘der Wundinfektion ganz zu umgehen, da wir ja praktisch 
jede akzidentelle Wunde als infiziert zu betrachten haben. Von: der 
ersten Wundbehandlung hängt oft das Schicksal der Verletzten ab. 
Wir wollen daher mit einigen Worten auf dieses wichtige Kapitel 
eingehen. Eine eigentliche Prophylaxe kann es Verletzungen gegen- 
‚ über natürlich nicht geben. 
getretener Verletzung noch sehr viel tun, um die Wundinfektion zu 
verhüten. Wenn auch die Wundrandausschneidung nach Friedrich 
sich nicht immer streng durchführen läßt aus Gründen der Gewebs- 
schonung, so hat sich das Prinzip doch erhalten und durch die 
vielen Erfahrungen des Krieges Bestätigung, gefunden. (Garre, 
Fründ, Ritter, Stieda, Wilms u. a). Es kommt vielleicht, wie 
die kritische Arbeit von Schönbauer und Brunner ergeben hat, 
nicht so sehr darauf an, den ganzen Wundrand, als vielmehr zer- 
quetschtes und zerfetztes Gewebe zu entfernen : und .die Wunde 
möglichst übersichtlich zu gestalten (Wundrandglättung). Dadurch 
werden alle Buchten und Schlupfwinkel und damit der gute Nähr- 
boden für die Keime beseitigt, so daß eine Naht solcher Wunden 
möglich wird, die bei verminderter Infektionsgefahr die Heilungs- 
dauer wesentlich abkürzt. Wenn auch bei diesen Verfahren nicht 
alle Keime entfernt werden, so werden. sie doch wesentlich ver- 
‚mindert, unter schlechtere Ernährungsbedingungen gesetzt, und die 
‚Abwehrmaßnahmen des Organismus -können besser ihre Wirkung 


Frage heute einnehmen müssen, 'etwa dem. vor dem Weltkriege 


‘ © Die ungeheuren Massen von Verwundungen während desKrieges 
haben nicht nur die Ärzte, besonders die Chirurgen und Bakterio- 
logen, sondern auch die Chemiker veranlaßt, sich mit den Problemen 


Umgebung vor dem Eindringen von Mikroorganismen zu schützen, 


schien es, als ob solche Mittel gefunden wären in Gestalt ver- 


graben werden, da die. experimentelle Prüfung und besonders die ` 


Unfähigkeit, die Bakterien abzutöten, ergab oder gleichzeitig schwere 
Körperzellschädigungen erkennen ließ. Trotzdem dürfen solche Ver- 
i enn es auch noch nicht gelungen ist, ein Allheilmittel zu finden, 
čas im Sinne der Sterilisatio magna wirkt, so wurden doch vorüber- 


irkung bis zu einem gewissen Grade eingetreten war, daß zum 


Abel segen die Keime wieder aufzunehmen. Die Möglichkeit, die 
må ehrkräfte des Organismus zu stärken,. die wir ja lange kennen 
vie] auf die verschiedenste ‘Weise ausgenutzt haben, hat auch zu 
bieta neuen Untersuchungen Anlaß gegeben und auf diesem Ge- 
als ae auch einige positive Ergebnisse sowohl in der Prophylaxe, 
en, ` er Behandlung bereits eingetretener Infektionen erzielt wor-. 

-~o wem auch nicht für alle Arten von. Keimen. | 
Hand in Hand mit. den Bestrebungen, einen örtlichen und 


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und.im Organismus in der letzten Zeit durch viele Arbeiten wesent- . 


vor dem Geleisteten doch zu der Einsicht, daß nur unter ganz be- 


eine Heilung herbeizuführen, wenn die physiologischen Abwehr- 


‚eine Wundinfektion zu verhüten und die eingetretene Infektion am. 


Dagegen können wir auch nach ein- 


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der Wunden und das genügt meist. Es ist sogar wahrscheinlich 
besser, da gewisse Reize nach den experimentellen Untersuchungen 
Carrels für die Abkürzung der Wundheilung notwendig sind. Er 
fand nämlich, daß Wunden, die absolut reizlos gehalten wurden, nur 
langsam heilten. Naturgemäß gibt es auch bei diesem Verfahren 
Versager beim Eindringen besonders virulenter Bakterien. So er- 
zeugen sehr virulente Streptokokken nach Nakayama Streptoleu- 
kozidin, das die Leukozyten zerstört. Das kann man der Methode. 
nicht zur Last legen. Aber man muß den Schluß daraus ziehen, 
daß man solche Wunden bzw. den Kranken in den ersten Tagen 
sehr genau beobachten soll, um den Fortschritt einer Infektion nicht 
zu übersehen. Eine exakte Naht ist oft nicht ausführbar und- auch 
nicht wünschenswert. Man kann dabei nicht schematisieren und 
wird bei tiefen Weichteilwunden lieber für 1 bis 2 Tage ein Glas- 
drain in die Wunde einlegen, besonders wenn es nicht gelingt, alle 
Buchten zu verschließen, um die Gefahr der - Wundsekretstauung 
auszuschließen. Neben der rein mechanischen Wundantisepsis kann 
auf die Wirkung chemischer Antiseptika nicht verzichtet werden. 
Die Ausspülung der Wundhöhlen mit Kochsalzlösung, Wasserstofi- 
superoxyd, Natriumhypochloritlösung (Dakin), Kaliumpermanganat- 
lösung — die letzteren auch zur Dauerirrigation vielfach verwendet — 
haben wohl auch in erster Linie eine mechanische Wirkung, indem 
sie die bakterienhaltigen Wundsekrete wegschwemmen. , Daneben 
wirken sie aber auch bis zu einem gewissen Grade bakterizid, regen 
die Lymphströmung an und reizen das Wundgewebe. Dadurch 
werden die lokalen Entzündungserscheinungen oft in günstiger Weise. 
vermehrt. Die Reize dürfen freilich nie so stark sein, daß Ver- 
ätzungen und andere Schädigungen der Wundränder zustandekommen. 


| die die Abwehrstoffe des Organismus unterstützenden in der Wund- 
_ Die Konzentration der Lösungen darf daher bestimmte Grenzen | behandlung wesentlich zurück. Nur gegen die Tetanusinfektion hat 
nicht überschreiten. Abgesehen von der Irrigation ist das einmalige. 


Einbringen von flüssigen, pulver- und gaslörmigen Antiseptieis in 
gefährdete Wunden zu empfehlen. Unter den flüssigen findet auch 
heute noch die 5—10°/,ige Jodtinktur vielfache Verwendung. Sie - 
wirkt auf die Wundoberlläche mäßig reizend, bakterizid, entgiftend, 
hat eine gewisse Tiefenwirkung und rüft eine Leukozytose in der 
Wundumgebung hervor. Eine dauerhaftere Wirkung hat das adstrin- 


gierende Jodoformpulver, da sich aus ihm beim Zusammentreffen. 


mit Gewebssäften Jod abspaltet. Man muß bei größeren Wunden 
‘wegen der Resorptions- und Vergiftungsgefahr mit der Dosierung 
sehr vorsichtig sein und verwendet in solchen Fällen (auch bei 
Jodüberempfindlichkeit) lieber eines der Ersatzprodukte (Vioform, 
Xeroform, Airol, Aristol, Isoform usw.), die freilich in ihrer Wirkung 
das Jodoform mit Ausnahme des Isoforms nicht annähernd erreichen. 
(Brunner). Bei sehr großen Weichteilwunden und Höhlenwunden | 
ist es besser, die Wunde weit offen zu halten und eine Tamponade 
mit Jodoformgaze (Mikuliez-Schleier) auszuführen. l 


Auch ein anderes Jodpräparat, das Yatren, hat sich in Ge- 
stalt von (1—5°/,) Yatrengaze bei gleicher Anzeigestellung emp- 
fohlen (Beck, Scheidtmann, Dührssen, Balkhausen u.a.). Es 
ruft keine Vergiftungserscheinungen hervor. 


Von den Farbstoffien haben die Akridinfarbstoffe, besonders 
das Trypaflavin, das Methylenblau, das Methylviolett in Form von 
Pyoktaningaze (Baumann) zur Ausspülung oder Tamponade von. 
frischen Wunden wegen ihrer Ungiftigkeit bzw. geringen Giftwirkung 
viele Anhänger gefunden. Auch Verbindungen der Farbstofle mit 
Silber, wie das Argochrom (Methylenblausilber) (Merck), und das 


Argollavin (Leschke) haben sich bewährt. 


Eine neue Ära des Wundschutzes schien durch die sogenannte 
Tiefenantisepsis eingeleitet zu werden. Die Umspritzung des. 
Wundgebietes, wie sie zuerst von Bier und Klapp mit den von 
Morgenroth zunächst in vitro ausprobierten Chininderivaten Eukupin 
und Vuzin angewandt wurden, schien befähigt, eine Ausbreitung 
der Wundinfektion zu verhindern. Die Verwendung solcher Präparate 
zur Antisepsis geht auf die Arbeiten Ehrlichs, der zuerst die Farb- 
stoffe durchprobte, zurück. Die Akridinpräparate Trypaflavin und 
in neuerer Zeit das Flavizid (Langer) und das von Morgenroth 
hergestellte Rivanol wurden als spezifische Mittel zur Tiefen- 
antisepsis, aber auch zur Wunddesinfektion empfohlen. Die zuerst 
sehr vielversprechenden Versuche Klapps, Rosensteins u. a. zur 
Verhütung der Wundinfektion nach mechanischer Wundantisepsis 
und die Erprobung der Mittel nach Abszeßpunktion, zur Furunkel- 
behandlung, zur Behandlung von Gelenkeiterungen, haben einer 
streng kritischen Nachuntersuchung von verschiedenen Seiten nicht 
standgehalten. Wenn auch die Kritik Keyßers vielleicht zu ab- 
lehnend ist, so konnten sich auch Schöne u.a. von dem Nutzen 
des Vuzins in der Wundbehandlung nicht in dem Grade überzeugen, 


daß sie seine Anwendung für notwendig hielten. Nach Schönes 
Ansicht muß‘ die aseptische Wundbehandlung das Meiste leisten. 
Dieser Standpunkt ist wohl noch ziemlich allgemein gültig und hat, 
wie wir glauben, sogar wieder an Boden gewonnen. Von den Chinin- 
derivaten ist nicht mehr viel die Rede. Die Akridinpräparate haben 
sich dagegen: in der Praxis besser bewährt. Das Trypaflavin (Benda), 
in der englischen Literatur als Akriflavin bezeichnet, ist mehr in 
Form von Spülung, Tamponade und zur intravenösen Injektion 
benützt worden (s. unten), seltener zur Tiefenantisepsis (Ritter). 
Das Rivanol (Morgenroth) scheint mehr in den Anwendungskreis 
des Vuzins (Tiefenantisepsis, Gelenkeiterungen) eingerückt zu sein. 
Es hat vor dem Vuzin nach Morgenroth und seinen Mitarbeitern 
den großen Vorteil, daß im Serum die Wirkung auf das Doppelte 
vermehrt wird, was allerdings von Laqueur. gegenüber hämolyti- 
schen Streptokokken nicht bestätigt werden konnte. Er fand viel- 
mehr eine zweimal schwächere Wirkung. Man muß Brunner bei- 


stimmen, daß die Tiefenantisepsis, zu. welcher übrigens auch das 


Yatren empfohlen wurde (Dührssen, Dietrich, Herzberg u. a.), 
leider bis heute noch ein ungelöstes Problem ist. Die Wirkungs- 
weise der Antiseptika ist noch zu wenig aufgeklärt. Ihr. Verhalten 
den Gewebsflüssigkeiten gegenüber, das von Michaelis und Dernby 
studiert wurde, und der Einfluß der Oberflächenaktivität, den Traube 
als wesentlich erkannte, sind noch nicht so weit klargestellt, daß 


das richtige Mittel gefunden werden konnte. Aber diese Arbeiten 
beweisen, 


daß auf dem Erfolg versprechenden Wege weiter- 
gearbeitet wird. l 
Gegenüber den von der Wund 


e oder von der Wundumgebung 
Einfluß suchenden prophylaktischen Maßnahmen treten in der Praxis 


sich die prophylaktische Antitoxininjektion auch noch kurze Zeit 
nach eingetretener Verletzung allgemein und mit größtem Erfolge 
durchgesetzt. Hier hat das ungeheure Verletzungsmaterial des 
Krieges den Beweis erbracht, daß wir imstande sind, den Ausbruch 
eines Wundstarrkrampfes auf ein Mindestmaß einzuschränken bzw, 
ganz zu verhüten, und. es darf bei keiner nur einigermaßen ge: 
fährdeten Wunde auch in der Friedenspraxis eine solche prophy- 
'laktische Injektion unterlassen werden. Leider besitzen wir weder 
für die Eitererreger, noch für die häufigsten Anaerobier gleichwertige 
Sera. Bei der großen Zahl und Verschiedenheit der im einzelnen 


Fall in Betracht kommenden Keime ist das auch nicht zu erwarten, | 


Mit den polyvalenten Seris sind zwar Erfolge erzielt worden, ohne 
daß die Sicherheit ihrer. Wirkung sich auch nur in bescheidenem 


Maße mit‘ der des spezifisch wirkenden Tetanusantitoxins ver- 
gleichen ließe. 


Aus dem bisher Mitgeteilten ergibt sich die hervorragende 
Bedeutung der ersten Wundbehandlung. Von den vielen Wegen, 
die uns zur Verfügung stehen, eine Wundinfektion zw verhüten, 
heißt es in jedem Falle den richtigen zu gehen. Wir möchten noch 
einma) darauf hinweisen, daß in erster Linie die mechanische Anti- 
sepsis unter Klarlegung der Wundverhältnisse, eventuell kombiniert 
mit chemischer Antisepsis in der Wunde selbst bis heute den gang- 
barsten und sichersten Weg zum Ziele darstellt. 

Ist eine Wundinfektion aber eingetreten, so haben wir unser 
Augenmerk nun hauptsächlich darauf zu richten, die Wirkung der 
Keime auf den Ausgangsherd möglichst zu beschränken. Die Er- 
scheinungen, die die Ausbreitung der Wundinfektion einleiten, be 
trefien, abgesehen von den lokalen Entzündungserscheinungen mif 
ihren bekannten Symptomen, 'auch immer den ganzen Organismus. 
Hohes oder ansteigendes Fieber, Magendarmstörungen, allgememe 
Mattigkeit, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen sind der Ausdruck der 
Beteiligung des Gesamtorganismus. Dazu kommen die Erscheinungen 
der regionären Ausbreitung der Infektion, Ödeme, Lymphangiüs 
und Lymphadenitis. Glücklicherweise sind diese Erscheinungen 
nicht immer der Anfang einer wirklichen Allgemeininfektion, son- 
dern meist geht dieser Zustand rechtzeitig erkannt und behandelt 
wieder zurück, um als örtlicher Prozeß weiter zu verlaufen. Jeder 
derartige Fall erfordert aber die ganze Aufmerksamkeit des be- 
handelnden Arztes. Ist eine im obigen Sinne ausgeführte Wund- 
versorgung vorausgegangen, so ist die erste Pflicht die Revision der 
Wunde. Sind die Erscheinungen mehr örtlicher Natur, so wi 
man sich meist damit begnügen können, die Nähte ganz oder teil- 
weise zu entfernen, so daß die Wundsekretion in Gang kommt. Es 
. empfehlt sich die Einlegung eines Drains oder die lockere Tamponad® 
mit antiseptischer Gaze (Jodoform, Yatren, Pyoktanin). Über das 
Ganze kommt ein Alkoholverband, 50—70°/,, der weit üb 


er das 
Wundgebiet hinausreicht, oder ein feuchter Verband mit heißer 


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ausüben. Wir erreichen zwar keine Keimfreiheit, aber Keimarmut 


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- essigsaurer Tonerde. Diese Verbände wirken hyperämisierend und 
„saugen gleichzeitig das bakterienhaltige Wundsekret ab. Die feuchten 
Verbände haben sich, nachdem sie eine: Zeitlang gegenüber den 

l ` trockenen aseptischen ins Hintertreffen ‚geraten waren, wieder mehr 
4 und mehr durchgesetzt. Man soll sie aber möglichst nur bei offenen 
‚infizierten Wunden anwenden, da sie die Haut aufquellen lassen 
und mazerieren und auch zum Teil die Hautfarbe verändern, wie 

z B. die essigsaure Tonerde, die die Haut weißlich färbt. Dadurch 
wird die Feststellung des Eintritts und der Ausbreitung einer In- 
'Zektion unter Umständen, besonders für den Ungeübten, oft recht 

- erschwert. Es kommt noch dazu die lokal anästhesierende Wirkung 
der feuchten Verbände, die dem Kranken und dem Arzte gelegent- 

lich ein falsches Bild der tatsächlichen Verhältnisse gibt. Bei allen 

-> offenen infizierten Wunden hat ein wasserdichter Abschluß des Ver- 
bandes wegzubleiben, da er die Verdunstung der äußeren Verband- 
-= schichten und dadurch die Aufsaugung des Wundsekrets hindert. 
` Heiße feuchte Verbände müssen öfters erneuert werden, da die 
nach Bier und Schäffer durch lokale Hitzeanwendung erzeugte ak- 
tive arterielle Hyperämie keine Dauerwirkung hat, -wie die passive 
venöse. Der Hauptwirkungsfaktor ist nach Schäffer der starke 
Lymphzustrom, der im Sinne einer Autoserumtherapie wirkt, wäh- 
rend die Zellelemente sich weniger beteiligen. Statt des öfteren 

-  Wechsels der Verbände wird in der Praxis vielfach ein elektrisches 
- Heizkissen oder ein anderer Thermophor lose um den feuchten 

. .. Verband gelegt, wodurch eine dauerhafte Wirkung erzielt wird. Die 
 . Anwendung von trockener Hitze, Sonne und. Luft empfiehlt sich mehr 
bei chronischen Infektionen. Die Biersche Stauungshyperämie 


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Behandlung und ihre Dosierung viel Erfahrung und Ubung, wie 
Bier selbst betont hat. Ihr Hauptanwendungsgebiet findet sie zur 


-die alleinige Stauungsbehandlung, nachdem sie in Form der rhyth- 
. mischen Stauung von Thies zur Behandlung der Gasphlegmone 
noch einmal sehr warm empfohlen worden war, scheinbar: keine 
“große Rolle in der Wundinfektionsbehandlung gespielt.. Ihre zweifel- 
"los schmerzstillende Wirkung, der bakterizide und antitoxische Ein- 


‚stützung unserer übrigen Maßnahmen bei bereits ausgebrochener 
“Wundinfektion. | u i | 
. An den Fingern soll man mit der Anwendung von anti- 
‚.septischen feuchten Verbänden sehr zurückhaltend sein. Nicht ' nur 
die längst verpönte Karbolsäure, sondern auch Alkohol und essig- 
‚saure Tonerde führen gelegentlich zu Nekrosen.‘ Man : darf zum 

+  Mindesten nur sehr geringe Konzentrationen wählen (Alkohol 30%%). 
w. Der äußere Abschluß des feuchten Verbandes durch wasserdichten 
Stoff muß auf alle Fälle unterbleiben. Die sogenannte Arztinfektion. 


‚ „g@üchteten Keime, ist in den letzten Jahren -mehrfach Gegenstand 
von Besprechungen gewesen. Wir glauben mit Bier, daß ein zu 
frühes Einschneiden in einen :noch nicht genau lokalisierten Herd 
mehr schadet als nützt. Hier ist die Stauungshyperämie ı oder die 
Ruhigstellung der ganzen Extremität auf Schiene unter gleichzeitiger 


günstiger Wirkung. Solche kleinen Herde gehen oft schnell zurück 
oder führen zu herdförmiger Einschmelzung, die dann mit einer 
Stichinzision oder ‚bei größerer Ausdehnung mit Fischmaulschnitt 
asch beseitigt werden können. Ist eine Einschmelzung eingetreten, 


Mi. l G soll man auch nicht zu lange mit der Inzision warten, um -die 
S  Welahr der Ausbreitung in irgendeiner. Form des Panaritiums oder 
ai ‚der Sehnenscheidenphlegmone zu vermeiden. er u 
w i ? Was für die Stauungshyperämie gilt, gilt auch für die übrigen 
g B i vativen Maßnahmen. Sie sind zur Unterstützung der operativen 
B hr andlung sehr wünschenswert, reichen allein, besonders bei akuten 
f J ektionen, aber meist nicht aus. Sie sollen daher ebenfalls nur 
M Ko a rendung kommen, wenn der Kranke in dauernder 
oe e des Arztes steht. Ist der Infektionsherd breit offen, so können 


nt ‚Mrmit physikalischen und chemischen Mitteln einzuwirken versuchen. 
$ m Die in die Wunde eingebrachten chemischen Mittel können 
i me auf die in das Gewebe eingedrungenen Keime einen 
(er ekten Einfluß nicht gewinnen. Sie wirken dagegen indirekt da- 
‚Qurch, daß sie das Gewebe vom Wundsekret und Keimen reinigen, 

; „einen Lymphstrom aus dem Gewebe nach der Wunde zu. veranlassen 

m das Gewebe entzündlich reizen, wodurch die Leukozytose bzw. 

..802ytose im Wundgebiet vermehrt wird. Es ist dabei wohl ziem- 


Fe 


-` Wirkt in vielen Fällen günstig, doch erfordert sie meist stationäre. 


‚Unterdrückung akut infektiöser Prozesse. In den letzten Jahren hat ` 


fluß des vermehrten Lymphsiromes und wahrscheinlich auch eine: 
verstärkte Phagozytose empfehlen. die Methode aber auch zur Unter- 


7 ‚der Hände, die ja bekanntlich oft einen sehr raschen und bösartigen 
» Verlauf nimmt infolge der Virulenz der im menschlichen Organismus 


lokaler Anwendung. von Alkoholverbänden meist von überraschend 


bzw. wirken. | 
werden, d. h. in Form der Autovakzination, so vergehen einige Tage 
uud in dieser Zeit kann die Erkrankung sich nach der einen oder 
‚anderen Richtung in. entscheidender Weise entwickelt haben. Außer- 
‘dem ist nach der Injektion von Vakzine mit einer. sogenannten ne- 
'gativen Phase d.h. Verminderung der Abwehrkräfte zu rechnen, 


a gleichgültig, ob man Jodtinktur, Wasserstoffsuperosyd (29/0) 


| in flüssiger oder fester Form (Perhydrol, Peihydrit, Yatren (1—10°/), 


hypertonische Kochsalz- (10°/,).oder Zuckerlösungen in die Wunde 
bringt. .Um die Wirksamkeit. des Jodes rein zu erhalten, hat Urtel 
empfohlen, in die Wunde je 5 ccm einer Lösung von. saurem Jod- 
kali (Kalii,jod. 2,0, Acid. acet. dil. (30%) 5,0,.Aq. dest. ad 100) 
und 3°/,iges Wasserstofisuperoxyd einzubringen. Es entsteht da- 
durch Jodwasserstoff, der. in Gegenwart von Sauerstoff in Jod und 
Wasser zerfällt. © — SP 

~- Ähnlich wie die genannten: Desinfektionsmittel, nur nach- 
haltiger, wirken die zur Dauerirrigation verwendeten: Kalium- 
permanganat, Dakinsche Lösung oder Chloramin (Heyden). Dauer- 
irrigation läßt sich gut mit der offenen Wundbehandlung kombinieren. 
Von verschiedenen Autoren ist allerdings bei Anwendung längerer 
Dauerirrigation über. Verätzung des Wundgewebes geklagt worden. 
Man darf daher die Behandlung nicht zu lange fortsetzen, wie ja 
überhaupt in der Wundbehandlung ein öfterer Wechsel der Methode 
von Vorteil ist. Die Pulverantiseptika spielen bei akuten: Wund- 
infektionen eine untergeordnete Rolle. .Nur das Jodoformpulver mit 
seiner adstringierenden, hyperämisierenden, leükotaktischen und ge- 
ringen, aber lange dauernden bakteriziden Wirkung bei Vermischung 
mit Wundsekret leistet zweifellos Gutes. In der letzten Zeit ist dem 
Jodoform im Yatren — ebenfalls ein Jodpräparat — ein Konkurrent 
entstanden. Es ist wasserlöslich, dabei ungiftig und geruchlos. 
Es wirkt ebenfalls bakterizid, . wundreinigend und. regt, wie das 
Jodoform,. die Granulationsbildung in späteren Stadien an. Wenn 


‘es wirklich dieselbe Wirkung in der frischen Wunde hat wie das 


Jodolorm, so ist es wegen seiner Ungiftigkeit diesem deshalb vor- 
zuziehen, weil bei längerem’ Jodoformgebrauch und bei Anwendung 
auf größere Wundilächen sehr unangenehme Vergiftungserscheinungen 
und bei manchen Menschen auch bei vorsichtigster. Anwendung 


Jodekzeme entstehen. Auf größere Wundflächen und bei Höhlen- 
‚wunden ‘soll man das Jodoform daher auch nur in Gestalt von 
. Jodoformgaze bzw. in Form des Mikuliczschleiers anwenden. 


Um die in das Gewebe bereits eingedrungenen Keime zu be- 


spritzung des ganzen, Wundgebietes mit einer direkt. bakterizid 


wirkenden Flüssigkeit, die aber das Gewebe nicht stärker schädigen . 
“darf. Leider ist, wie schon oben. ausgeführt, ein solches Mittel bis 


heute noch nicht gefunden. . - . a | 
Um Einfluß auf die Abwehrkräfte des Organismus zu ge- 


. kämpfen, wäre die ideale Methode die Tiefenantisepsis, die Um- 


winnen, stehen uns theoretisch verschiedene Wege zur Verfügung: -. 


die passive und aktive Immunisierung und die Reizkörpertherapie. 


‚Die erstere. schien infolge ihrer sofortigen Wirkungsmöglichkeit nach 
den Erfahrungen in der Diphtheriebehändlung zunächst erfolgver- 


sprechend, hat aber gegenüber den akuten Eitererregern in der 
Praxis so gut wie vollkommen versagt. Die polyvalenten Staphylo- 
und Streptokokkensera (Marmoreck, Tavel u.a.) haben sich 


meist als 'nutzlos erwiesen. Dasselbe gilt auch für die akuten 


Anaerobierinfektionen, Auch. hierfür sind polyvalente Sera herge- 
stellt worden, entsprechend den am häufigsten: vorkommenden Gas- 


"infektionserregern. Im feindlichen. Ausland sind nach verschiedenen 


Berichten scheinbar bessere. Erfahrungen mit solchen polyvalenten 


_ Seris gemacht worden als in Deutschland. . 


Leider hat auch die aktive. Immunisierung bei akuten Wund- 


infektionen und Allgemeininfektionen im Stich gelassen: Die Vak- 


zinebehandlung, die bei subakuten und besonders bei chronischen 


_ Eiterungen so Ausgezeichnetes leistet (besonders bei Staphylomykosen 


und der Kolipyelitis) kann nicht schnell genug eingeleitet‘ werden, 
Soll sie in ihrer wirksamsten Form. angewendet 


die bei vorsichtiger Dosierung gering ausgebildet und, kurzdauernd 


‚ist, aber. doch ungünstig wirken. kann. Die Injektion von poly- 


valenten fertigen, Vakzinen (Opsonogen, Staphar), die auch bei 
chronischen Infektionen für weniger wirksam gelten. muß, kann zwar. 
schneller nach der Verletzung stattfinden, kann aber, da die Dosie- 
rung noch schwieriger ist, unter Umständen auch stärkeren Schaden 
verursachen. Auch die von Makai. empfohlene Eigeneiterbehand- 


lung ist hier zu nennen. . Sie. soll geringe Lokal- und Allgemein- 


erscheinungen verursachen und die Leukozytose stark anregen. Der 
Methode stehen bei akuten Infektionen die genannten theoretischen 


Bedenken in noch höherem Grade entgegen. . | 


Neben den spezifischen Vakzinen ist auch die unspezifische 


Reizkörpertkerapie (Milch, Caseosan, Aolan) in der Wundinfektions- 


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1314 > 0 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK— Nr.38. = ; 21. September 
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behandlung versucht worden. Auch sie hat bei akuten Infektionen 
wenig Aussicht auf Erfolg und auch tatsächlich wenig geleistet. 
Zwar sind bei den verschiedensten akuten Infektionen Heilungen 
im Anschluß an die Injektionen beobachtet worden, aber die Be- 
urteilung des post oder propter ist kaum möglich. Dagegen sind 
die Erfolge bei länger dauernden Eiterungen, bei schlechter Granu- 
lationsbildung, resistenten Fisteln und. anderen verzögerten Heilungs- 
vorgängen nach der ‚unspezifischen Reizkörpertherapie oft ausge- 
zeichnet. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei Erzeugung: von asep- 
tischen Abszessen durch subkutane Injektion chemischer Reizmittel. 
An erster Stelle steht hier das Terpentin (Wederhake) und andere . 
Terpentinpräparate, besonders das Terpichin- und Tereben (Merck); 
aber auch andere Präparate sind zur Anwendung gekommen, wie 
z. B. das Argochrom (Rolly). Die Beurteilung der ‚beschriebenen 
Heilerfolge ist sehr schwierig und neben den vereinzelten Erfolgen 
sind so zahlreiche Mißerfolge beobachtet worden, daß es ratsam ist; 
nicht zu sehr auf den Einfluß der Reizabszeßbildung zu vertrauen, 
zumal von mancher Seite (Hermstein) behauptet wird, daß die 


wir starke Gelbfärbung der Haut und auch leichte Nierenschädigungen 
und Temperatursteigerungen gesehen. Im übrigen hatten wir den 
Eindruck einiger guter Erfolge bei unklaren septischen Erkrankungen, 
daneben aber auch vollkommene Versager. Das Flavizid (Akridin- 
farbstoffe mit Methylradikalen gekoppelt) wirkt nach Langer viel 
stärker bakterizid. Praktische Erfahrungen sind noch gering. Mit 
Rivanol (Morgenroth) hat Hammerschlag in einigen Fällen 
mit 100 cem einer 1—2°/,igen Lösung an mehreren Tagen hinter- 
einander gute Erfolge gesehen,: wenn die Erkrankung nicht durch 
Streptokokken bedingt war. Bei Streptokokkensepsis empfiehlt er 
die Kombination von Rivanol und Antistreptokokkenserum. ’ Auch 
Bumm hat in den Anfangsstadien mit ähnlicher. Kombination gute 
Erfolge gehabt. — Die übrigen Farbstoffe, Anilin- und Cyanin- 
präparate, Methylviolett, Brillantgrün (giftig) u. a. sind bisher fast 
ausschließlich zur lokalen Wundbehandlung verwendet worden. 

Zur intravenösen Injektion ist die von Pregl angegebene 
kolloidale Jodiösung, besonders bei der puerperalen Sepsis, empfohlen 


MOE D A , worden. Die ersten Berichte lauteten günstig. Spätere Berichte 
Leukozytose verhältnismäßig wenig angeregt wird und außerdem | und unsere eigenen Erfahrungen bei septischen Allgemeinerkran- 


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Wegen die gangbarsten und sichersten auszuwählen. Heute haben 
wir noch kein Mittel, die ausgebrochene Wundinfektion absolut sicher 
zu beseitigen. Umsomehr müssen wir versuchen, den Wundschutz, 
der uns ja in frischen Fällen so gut wie immer gelingt, durch- 
zuführen. Mechanische und chemische Wundantisepsis im oben an- 
gedeuteten Sinne bietet einen solchen fast absolut sicheren Wund- 
schutz. Um ihn durchführen zu können, ist für möglichste Ver- 
: ie ee " aß breitung dieser Anschauung auch im Laienpublikum zu sorgen, da 
zichten dürfen, da doch immer wieder über günstig verlaufene Fälle | der beste Wundschutz gegen bakterielle Infektion zeitlich beschränkt 
berichtet wird. Solange wir kein sicher wirkendes. Mittel kennen ist. Zwar wäre es falsch, bei Fällen, die erst 6—8 Stunden nach 
und ‚nicht Schädigungen des Organismus beobachtet werden, kann der Verletzung in Behandlung kommen, die Hände in den Schoß 
jedenfalls ein Versuch gemacht werden. I ee zu legen in der Annahme, daß die in die Wundränder eingedrungenen 
. Noch einige Worte über die Versuche der Sterilisatio magna. | Bakterien nun sich akklimatisiert und die örtlichen Grenzen über- 

Wie schon einleitend gesagt, sind solche Versuche in den letzten | schritten haben. Auch nach noch viel längerer Zeit (20 und mehr 

_ Jahren .mit den verschiedensten Mitteln zur Anwendung gekommen. Stunden) kann es gelingen, eine Wunde zur reaktionslosen Heilung 
.Mehr örtlicher Art waren die Versuche, durch Einspritzung von | zu bringen, wenn die Wundränder exzidiert und vielleicht einge- 
Desinfektionsmitteln in die abgesperrte Blutbahn einer verletzten | drungene Fremdkörper oder nekrotisches Gewebe entfernt werden 
Extremität die Abtötung der eingedrungenen Bakterien zu erzielen. | konnte. Aber die Bedingungen liegen doch wesentlich ungünstige. 
Vom Venen- und Arteriensystem aus hoffte man Einfluß auf das | Auch wenn eine Infektion bereits eingetreten ist, müssen. wir nach 
Infektionsgebiet zu- bekommen. Die Erfolge waren gering, der | denselben Prinzipien vorgehen und möglichste Klarheit aller Wand- 
Schaden oft groß, so daß diese Versuche wieder aufgegeben wurden | yerhältnisse schaffen. Ist das geschehen,‘ so hat auch heute noch 
(Bier, Keppler, Breslauer, Manninger, Nyström, Stutzin). | allgemeine und örtliche Ruhigstellung als das beste Mittel zu 

- Weniger gefährlich ist die Inj 


Heilerfolge erzielt haben. In chronisch verlaufenden Fällen mag 
man auf diese Weise vielleicht etwas ausrichten, in akuten wird 
man damit zu spät kommen. > =. > 7 

In der Behandlung akuter Wundinfektionen und ihrer Folge- 
erscheinungen ist also leider bisher auch mit der Anregung der 
‚Abwehrkräfte des Organismus nicht viel erreicht worden. Trotzdem 
werden wir auf diese Methoden in schwierigen Fällen nicht ver- 


Urin, 

Be nur die Leukozytose wirksam ist, die durch den die Infektion her- | kungen ließen erkennen, daß das Präparat, das lokal und im Peri- 
Mn ko Ai vorrufenden Erreger zustandekommt. \ | toneum bei leichteren und besonders bei beginnenden Infektionen so 
ba igna $ Der Gedanke, die Abwehrkräfte zu stärken, liegt auch den | Ausgezeichnetes leistet, nicht imstande ist, die erwarteten Hoffnungen 
MEERE NEN ‚Versuchen, allgemein-septische Erkrankungen durch Bluttransfusion | zu erfüllen. - Ni ca | 

a AVATUS E zu beeinflussen, zugrunde. Von deutschen, englischen und a ‚Wir sehen aus der Zusammenstellung, daß wir in vieler Be- 
Eo TRA T - er ne D en een Mein _ ziehung in der Wundbehandlung nach ausgebrochener Wundinfektion, 
Bey af iR a: eisen sicher NE aon Erfol zu erzielen Wir haben | bason ders ye den i septischen Allgemeinerkrankungen nok der vielen 
Peer sogar gelegentlich eher eine schädi Ends Wirkung beobachtet geleistete g Arbeit a och Bes den Anfängen stehen. - Aber diese An- 
EENEN RA S Sa BE EBONITE. aa lisch 5 d ik eh Aut -fänge sind teilweise vielversprechend und durch die Sammlung 
BERGER IS in ‚(Hämaturie). Die genannten englisc T akai a Teen 5 er weiterer experimenteller und klinischer Erfahrungen und gewissen- 
ES. empfahlen, ‚den Spender vorher mit Vakzine des Smplängers oder | hafter Beobachtungen wird es gelingen, aus den vielen vorgeschlagenen 
E auch polyvalenter Vakzine vorzubereiten und wollen dadurch gute 

HERNE 


' Injektion in den Gesamikreislauf | gelten, um den Prozeß zu lokalisieren. Auch wenn schon die ört- 
vom. Venensystem aus. Auch scheinen die Erfolge bei Sepsislällen | lichen Grenzen überschritten sind und der regionäre Lymphapparat 
‚unklarer Ursache, aber auch bei bekanntem Herd oft überraschend | befallen würde oder gar eine Allgemeininfektion eingetreten ist, 
gut zu sein. Die angewendeten Desinfektionsmittel sind ‚nicht gleich- gelingt es glücklicherweise in den meisten Fällen, durch diese Be- 

 wertig. Am wenigsten haben sich das Kollargol (Credé) und die | handlung der Infektion soweit Herr zu werden, daß sie als Herd- 
anderen kolloidalen Metallpräparate bewährt (Dispargen, Elektrargol, | erkrankung abläuft. Die Ausschaltung der Hauptquelle vermag 
Fulmargin), .da sie nach den Untersuchungen von Brunner und | eben doch noch .am. besten dem Organismus den Kampf mit den 
Cohn und Becker sehr geringe bakterizide Kräfte haben. Mit | bereits eingedrungenen Keimen zu ermöglichen. Mit welchen Mitteln 
Jodkollargol hat Corinth in manchen Fällen Heilungen und Besse- 


n at VOrIN ' i >- | wir dabei durch -direkte Abtötung der Keime bzw. durch Unter- 
n. rungen nach intravenöser Anwendung erzielt. In Verbindung mit | stützung der Abwehrkräfte nachhelfen können, ist oben ausgeführt 
Er Methylenblau (Argochrom) (Merck) sind mit Kollargol von Bau- | und muß sich im einzelnen Falle nach den gegebenen Verhältnissen 
AT mann u.a. gute Erfolge gesehen worden (0,1—0,2 g in stark ver- | richt 
ar N T puron vn ST an on richten. 
BER: | 1. i Ö —- — iņtr in 2— | Ä | 
Ba dünnter Lösung Cu: a Eh - Literatur: Balkbausen, Kl. W. 1922, 1860. — Baumann, M; m. W. 1923, 
MR: | wiederholt). ne u | IE 731 u. 735; Ther. d. Gegenw, 1920, 61, 188; K1. W. 1922, S. 2472. — Beck, M. KL 1928, 
PORRE - Sicherer im Erfolg scheinen die Farbstoffpräparate, besonders | 905. — Becker, Zbl. £. Gymäkol. 1921, 8.1218, — Bier, B. kl. W. 1917, Nr. 80. = 
ee |. die Akridinfarbstofie Trypaflavin, Proflavin, Flavizid (Langer) und ae m u — Bris ner a nn 
FRE a RE P . è e ` ` a ee en j k 
er Ar t die Kombination mit Silber Argoflavin (Leschke). Besonders über | Bumm, M. KI 198,1. — Burkhard und Dorn, Brans Beitr. z. kliv. Chir. 1920, 
ee an Pun “U í « P . . . wi . . or amey . à 3 . . . . 
| parohi ET = das Trypaflavin liegen viele günstige Berichte vor und zwar auf | 119,617. — Carrel, Journ.’ of exp. med. 1921, 34,425. — Corinth, Fortschr. d. Med. 
ER  - Grund experimenteller und klinischer Untersuchungen (Neufeld, | 1923, 41, 61. — Dietrich, D. m. W, 1920, 1080. ~ Dührsson, M. m, W. 1922, 504. m 
ee IAA . Schiemann und Baumgarten, Feiler, Burkhard und Dorn, | Feiler, Zschr. i. Immunforschg. u. exp. Ther. 1920, 30,95; D. Zschr. £. Ohir. 1921, i 
ECRI o ; DE \ Ä „23 | 879. — Fründ, Beitr. z. klin. Chir. 1918, 114, 32; M. m. W. 1919, 524. — Fiy, B1 
WEDER Eee Reinhard, Spieß, Lengemann, s. auch Laqueur). Es wirkt | med.journ. 1920, 3087, 290.— Garrd, Zbl. f Chir. 1915,848.— Haberland, D. mW. 
DE Ea . stark bakterizid und ist relativ ungiftig, so daß es in großen Dosen | 1920, 176.— Hammerschlag, Mschr. f. Geburtsh. u, Gyn. 1922,80.— Hermstein. 
| en |. gegeben werden kann. 0,2—0,8 g in 0,5—2°/ iger Lösung sind ohne |. Zbl. eh Se ae — Herzberg, Kl. W. 1922, 1830. — Keppler, ee 
S HIRSI Schaden und ohne stärkere Nebenwirkungen vertragen worden. Bei es 1918, 497; D m W. 1dan 1388, Chir Kong: en 1922 En N mW 2, 
BREI.) | > - sti i l Ko $ Aano nnd: e 1921, 1888; “ r = ne 
| a A MaE _ - stärkerer Konzentration (40 cem einer 2—5°/,igen Lösung) haben | 206. — Langer, D. m. W. 1920, 1016 u. 1148. — Laqueur, Ergebn. d. inn. Med. u, 
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- 21. September 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


Kindhlk. 1923, 23, 467. —Lengemann, Zbl. f. Chir. 1928, 1698. — Lesch ke, B. kl. W. 
1920,79. — Little, Journ. of the americ. med. assoc. 1920, 74,734: — Makai, D. m.W. 
1923, 1147; - Chir.-Kongr. 1922. — Manana, Möd. Prat. 1920, 2, 817. — Michaelis 
und Dernby, Zschr. f. Immunforschg. u. exp. Ther. 1922, 34, 194. — Morgenroth 
und Schnitzer, D. m. W. 1923, 745. — Morgenroth, Ebenda 1918, 961, 988; 1919, 
605; Kl. W. 1922, 353. — Nakayama, Journ. of infect. dis. 1920, 27, 86. — Neufeld, 
Schiemann und Baumgarten, D. m. W. 1920, 1013. — Nyström., Zbl. f. Chir. 
1918, 821. — Putter, K1. W. 1923, 888 u. 986. — Reinhard, Zschr, f. Hyg. u. Infek- 
tionskrkh. 1922, 95, 1.— Ritter, Zbl. f. Chir. 1918, 146; D. Zschr, f. Chir. 1920, 159. — 
Rolly, M. m. W. 1923, 139. — Rosenstein, D. m. W. 1921, 13820; M. m. W. 1921, 1665; 


B. kl. W. 1918, 158.— Sammis, Arch. of pediatr. 1920, 37,679.— Schäffer, Thera- 
peutische Maßnahmen bei Entzündungen. Stuttgart 1907. — Scheidtmann, 
D. m. W. 1920, 787. — Schönbauer und Brunner, Arch. f. klin. Chir. 1921, 115, 
581. — Schöne, Ebenda 1920, 118, 177 u. 249. — Spieß, D. m. W. 1920, 207 u. 511. 
— Stich, Beitr. z. klin. Chir. 1918, 114,1.— Stutzin, D, m. W. 1918, 1196. — Thies, 
Bruns Beitr. 1917. 105, 595. — Traube, Zschr. f. Immunforschg. u. exp. Ther. 1920, 
29, 286. — Traube und Somogyi, Biochem. Zschr. 1921, 120, 90. — Urtel, KIL. W. 
1922, 2330. — Wilms, Zbl. £ Chir. 1916, 146. — Wolf, M. m. W. 1923, 336, — Woli- 
sohn, Immunität, Immunodiagnostik und aktive Immunisierung im Dienste der 
Chirurgie. Neue deutsche Chir. 31. Stuttgart 1924. i 


- Abhandlungen. 


Aus der Städtischen Krankenanstalt Kiel 
(Dirigierender Arzt: Prof. G. Hoppe-Seyler). 


Über Hautfunktion und Intrakutaninjektion.*) 
Von Dr. med. Ferdinand Hofi. 


er Wenn ich in Kürze über Hautfunktion und Intrakutaninjektion 
. sprechen soll, so muß ich mich in Einzelheiten und Literaturangaben 

. auf das beschränken, was zu eigenen Arbeiten (1—4) Beziehung hat. 
Zunächst werde ich in Kürze die grundlegende Frage besprechen, 
ob der Haut eine Sonderfunktion zukommt, die sich auf den übrigen 
Körper auswirkt, und ob diese Sonderfunktion für die Wirkung der 
Intrakutantherapie eine Bedeutung hat. Diese Erwägung ist nötig, 
weil bis in die jüngste Zeit von manchen Autoren eine derartige 
Sonderfunktion der Haut bestritten wird. Als Argumente für eine 
solche Sonderfunktion der Haut will ich nicht die zahlreichen 
‘ allgemeinen Gesichtspunkte zusammenstellen, die ich andernorts 
vorgebracht habe, sondern mich auf die Tatsachen beschränken, die 
man in gewissem Sinne als experimentellen Beweis für die Sonder- 
funktion ansehen kann. Mit Recht wurde darauf hingewiesen (5), 
daß ein solcher Beweis eigentlich schon in der klassischen Pocken- 
impfung Jenners vorliegt. Sind wir doch gewöhnt, uns hier den 
immunisierenden Impfschutz als von der Haut ausgehend vorzustellen, 
und würde doch niemand auf den Gedanken kommen, vollvirulente 
‘ Lymphe anstatt in die Haut unter die Haut dem Körper ein- 
- zuverleiben. Auf dieser Jennerschen Impfung und damit auf der 
Vorstellung einer Sonderfunktion der Haut im immun-biologischen 
Sinne baut sich die neue Böhmesche Rotlaufschutzimpfung auf. 
Bei den 385000 Impfungen, die, wie Böhme mir mitteilt, bisher 
gemacht sind, tritt eine immunisierende Wirkung ein, ohne daß 
eine allgemeine Infektion (Erreger im Blut), die man bisher für die 
. Rotlaufimmunität für nötig hielt, eintritt (6). Der Impfschutz geht 
nur von der Haut aus in Nachahmung der Backstein-Blattern, die 
als milde Rotlaufform: schon immer bekannt waren, und deren 
milder Verlauf nach Böhme nicht durch geringere Virulenz der 
Erreger, sondern durch die Lokalisation in der Haut erklärt ist. 
An die auffallende Tatsache, daß im allgemeinen Dauerimmunität 
nur bei Infektionskrankheiten mit obligatorischer Dermotropie ein- 
tritt, sei als an ein wichtiges anderes Argument nur erinnert. Auch 
das Ergebnis Besredkas (5) vom Pasteur-Institut gehört hierher, 
daß Immunität gegen Milzbrand, die bei Meerschweinchen bisher 
‘nicht zu erzielen war, nur durch Impfung der Haut. zu erzielen ist. 
Nach Besredka beweist dies die „Autonomie de la peau“. Ein 
äußerst wichtiges Argument aber für eine Sonderfunktion der 
Haut ist das von E. F. Müller und Nevermann zuerst gesehene 
Phänomen der Gonokokkenprovokation durch Intrakutaninjektion 
minimaler Mengen unspezifischer Stoffe. Dies Phänomen, das ich 
In ausgedehnten Untersuchungen an Hunderten von Fällen, nach- 
prüfen und bestätigen konnte, besteht darin, daß Intrakutaninjektion 
von geringsten Mengen von Aolan oder, Eigenblut”usw. eine Gono- 
kokkenausschwemmung hervorruft, die durch Injektion selbst viel 
größerer Mengen dergleichen Stoffe unter die Haut nicht eintritt. 
Zu dieser merkwürdigen hautspezifischen Funktion kamen Befunde, 
die einen entscheidenden Einfluß auf: Stoffwechselvorgänge durch 
Intrakutaninjektion zeigten. Vollmer (7) wies nach, daß durch 
Intrakutaninjektion von 0,1 ccm physiologischer Kochsalzlösung eine 
erhebliche Herabsetzung der Säureausscheidung mit dem Urin, eine 
erhebliche Veränderung der Blutzuckerwerte zu erzielen ist.. In 
gemeinsamen Untersuchungen mit Heesch (14) konnte ich deutliche 

erabsetzung, gelegentlich auch Vermehrung des Blutzuckers durch 
Intrakutaninjektion nachweisen, deren Gesetzmäßigkeit noch nicht 
zu übersehen ist, die als Tatsache unseres Erachtens aber nicht zu 
bezweifeln ist. Bei subkutanen Injektionen treten diese Erscheinungen 
mm 


*) Nach einem auf der Gründungstagung der Nordwestdeutschen 


Gesellschaft für innere Medizin in Rostock am 26. Juli 1924 gehaltenen 


ortrag, 


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ee ——C nee e re ee ee ee ru, ee ee ee 


nicht auı;. der Schmerz der Injektion kann demnach auch keine 
Rolle spielen. Dann teilte L&vai in Budapest mit, daß Pharmaka, 
intrakutan injiziert, in kleinen Dosen gleiche Wirkung haben könnten, 
wie größere Dosen subkutan. E.-F. Müller (8) stellte eine ver- 
längerte Wirkung des Insulins bei intrakutaner Injektion der sub- 
kutanen gegenüber fest. Ein eigener experimenteller Beweis dafür, 
daß ein Pharmakon intrakutan viel stärker wirkt, als subkutan, sei 
angeführt. 1 mg Adrenalin subkutan macht bekanntlich nach Frey 
eine sehr eigenartige zweiphasige Blutbildveränderung, im Anfang 
eine starke Lymphozytenvermehrung, dann eine Vermehrung der . 
Polynukleären. Diese sehr charakteristische Blutbildveränderung 
konnte ich nach Yo mg Adrenalin intrakutan, d.h. mit !/ıo.der 
sonst erforderlichen Dosis, sehr ausgeprägt sehen. Die relativen 
Lymphozytenwerte stiegen um 9—23°/,. Das wird nicht nur für die 
Frage der Hautfunktion, sondern in allgemeiner pharmakologischer 
Hinsicht Interesse verdienen. Die Gesamtzahl der Leukozyten zeigte 
meist nach anfänglichem Steigen eine Verringerung als Folge der 
Intrakutanwirkung. — Besondere Bedeutung wurde dann schließlich‘ 
der merkwürdigen, von E. F. Müller gefundenen Tatsache zu- 
gemessen, daß durch minimale Mengen z. B. von Aolan, intrakutan 
injiziert, eine gewaltige Verringerung der Leuközyten im ‘peripheren 
Blut nachweisbar. ist. Diesen Leukozytensturz durch Intrakutan- 
injektion habe ich in 120 Fällen genau studieren können. Die 
Abnahme beträgt im Durchschnitt.26°/, der Leukozytenzahl vor 
dem Versuch, manchmal weit mehr; also ein gewaltiger, von der 
Haut ausgehender Einfluß auf das Blut. Besonders aber scheint 
mir diese Sonderfunktion der Haut und ihr Einfluß auf.den übrigen 
Körper hervorzugehen aus den diagnostischen und therapeutischen 
Ergebnissen, die ich nachher zu schildern habe. Es sei schon jetzt 
gesagt, daß die Wirkungen, z. B. das Verschwinden von Schmerzen, 
nur eintritt, wenn die Injektionen exakt intrakutan ausgeführt 
werden, daß ein Abfließen des Injektionsmittels unter die Haut eine 

Wirkung. vereitelt. | po 7 
Für die Deutung dieser vielgestaltigen, von der Haüt aus- 
zulösenden Vorgänge ist das vegetative Nervensystem sehr in den 
Vordergrund: geschoben worden. Es hat zweifellos seine Bedeutung 
hierbei, wie z. B. aus der von mir gefundenen regelmäßigen Blut- 
drucksenkung nach Intrakutaninjektionen hervorgeht. Von vorn- 
herein habe ich mich aber gegen eine einseitige Erklärung dieser 
Vorgänge als einen parasympathischen Reiz ausgesprochen. Die . 
hierfür angeführten Beweise, aufgebaut auf dem Einfluß von. 

Adrenalin und Pilokarpin usw. glaube ich z. T. widerlegt zu haben. 
Die Tatsache, daß Atropin intrakutan einzelne der genannten 
Reaktionen verhindert, beweist nicht einen Parasympathikusreiz, 
denn Atropin intrakutan verhindert z. B. nicht den Einfluß auf den 
Blutzuckerwert. Die Bedeutung des vegetativen Nervensystems für 
diese Vorgänge habe ich in ausführlichen Arbeiten erörtert. Genaue 
Wiedergabe ihres Inhaltes würde zu weit führen. Vagus und Sym- 
pathikus können m. E. nicht allein den Leukozytensturz nach Intra- 
kutaninjektion mit seinem wechselnden Einfluß auf die verschiedenen 
Zellarten, viel weniger noch manche der sonst hier untersuchten 
Phänomene erklären. Biologische Einflüsse mannigfaltiger Art, 
physikalisch-chemische Wirkungen, Wirkungen von Hormonen und 
vor allem Vorgänge immunisatorischer Art müssen hieran teilhaben. 
Die Berechtigung dieser Auffassung wird sich z. T. aus den Aus- 
führungen über Diagnose und Therapie ergeben. Wenn man in 
dieser Weise die Wirkung der Intrakutaninjektion nicht unter dem 
meines Erachtens zu engen Gesichtswinkel des vegetativen Nerven- 
systems sieht, erst dann ergeben sich die diagnostischen und 
therapeutischen Möglichkeiten, welche im Folgenden ausgeführt sind. 
Sie gehen über die Bedeutung eines Vagus- oder Sympathikus- 
reizes, das würde heißen, über die Wirkung von Adrenalin- und Pilo- 


karpininjektionen weit hinaus. Ich komme zu diesen diagnostischen 


und therapeutischen Ergebnissen. 


Zu unterscheiden. sind hier Intrakutaninjektion mit unspezifi- 


. schen und mit spezifischen Mitteln. An unspezifischen Mitteln 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


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benutzte ich Aolan, Kaseosan und Eigenblut. Die Wirkung dieser | 


Mittel ist insofern gleich, als alle die genannten Sonderfunktionen 
der Haut auslösen. Gewisse Unterschiede sind aber doch durch 
die Art des Injektionsmittels bedingt. So wurden vom Kaseosan 
besonders gute Erfolge bei Gelenkaffektionen gesehen. Eigenblut 
und Aolan zeigen große Ähnlichkeit in der Wirkung. Beide sind 
zur Gonokokkenprovokation und zur Behandlung  gonorrhoischer 
Komplikation besonders geeignet. Intrakutane Eigenblutinjektion 
führte zu besonders guten Ergebnissen bei Hautkrankheiten. Das 
Blut wird aus der Vene des Kranken mit Spritze entnommen und 
sofort wieder intrakutan injiziert. Die Wirkung der unspezifischen 
Intrakutaninjektion mit diesen Mitteln unterscheidet sich- trotz 
mancher Ähnlichkeiten wesentlich von der sonst üblichen Protein- 
körper- bzw. Schwellenreiztherapie: die Wirkung tritt schon bei 
minimalsten sonst unwirksamen Dosen auf, zeigt sich oft schlagartig 
schon nach der ersten Injektion, kennt keine negative Phase mit 
Herd- und Allgemeinreaktionen, Fieber usw., und zeigt schließlich 
als Gegensatz zur sonstigen Proteinkörpertherapie die Phänomene 
des Leukozytensturzes, der Stoffwechselbeeinflussung usw. in der 
oben beschriebenen Weise. Frühere Untersuchungen über Intrakutan- 


‚ therapie haben diese Unterschiede meist nicht berücksichtigt, die 


Ergebnisse nur mit den Theorien der Proteinkörpertherapie erklärt. 

Kasuistische Mitteilungen würden zu weit führen. Es sei nur 
kurz darauf hingewiesen, daß z. T. äußerst günstige Ergebnisse bei 
den drei Erkrankungsgruppen, Gonorrhoe, Gelenkafiektionen und 
Hautaffektionen gesehen wurden. Versager kommen vor, wie bei 
jeder Methode. Schädigungen haben wir noch nie gesehen. Unser 
Material ist ziemlich groß, da mein Chef, Herr Prof. Hoppe-Seyler, 
seit etwa 11/, Jahren bei allen geeignet erscheinenden Fällen in 
unserer Anstalt diese Behandlung durchführen ließ. Die Injektionen 
wurden halbwöchentlich oder alle zwei Tage, in letzter Zeit mit 
gutem Erfolge auch täglich ausgeführt. Im allgemeinen wurden 
jedesmal 2 Quaddeln intrakutan von je 0,1 cem gesetzt, nur wenn 
diese nicht gerieten, andere, so daß immer 2 gute Quaddeln vor- 


handen waren, da oft zu beobachten war, daß bei schlechten 


Quaddeln (Abiließen ins subkutane Gewebe) kein Erfolg eintrat. 
Bei Gonorrhoe ist die diagnostisch wichtige provokatorische Wirkung 


zu verzeichnen, ferner ein schnelles Zurückgehen von Komplikationen. 


Epididymitiden und Adnexitiden werden oft schnell schmerz- und 
fieberfrei, wie besonders Heesch (14) mit Eigenblut in Fortsetzung 
meiner Untersuchungen feststellte. Bei Gelenkkrankheiten sahen 
wir weniger bei polyartikulären Fällen günstigen Einfluß, sehr gute 
Erfolge aber bei Monarthritis. Fälle, die z. T. wochenlang ohne 
Erfolg mit Salizyl usw. behandelt waren, wurden mehrfach nach 
der ersten oder zweiten Injektion, ohne daß zunächst Verschlimme- 
rung eintrat, schmerzfrei. Zunächst haben wir, um nichts zu ver- 
säumen, während der Intrakutantherapie Salizyl weitergegeben. In 
letzter Zeit hatten wir auch gute Erfolge bei Gelenkerkrankungen 
nur mit Intrakutantherapie (meist Kaseosan) ohne Salizyl. Bei 
Arthritis deformans sahen wir häufiger Verschwinden der Schmerzen. 
Oft wurden die Gelenke beweglicher. Recht gut sprechen auch 
gonorrhoische Gelenkerkrankungen an. l 

Besonders einleuchtend erscheint die Bekämpfung von Haut- 
erkrankungen von der Haut selber aus mit der beschriebenen 
Therapie. Auch hier sahen wir häufig deutliche Wirkung schon 
der ersten Injektion, auch bei Fällen, die wochen- oder gar monate- 
lang spezialistisch ohne Erfolg behandelt waren. Das Eigenblut 
bewährte sich hier, wie gesagt, ganz besonders. Erfolge sahen wir 
bei Dermatitis und Ekzemen (auch Salvarsan-Dermatitis schwerster 
Art), bei Psoriasis, Trichophytie, Erysipel und Erysipeloid. 

Da das letztgenannte Krankheitsbild, das Erysipeloid, durch die 
Arbeit von v. Redwitz (9) neuerdings wieder besonderes Interesse 
findet, sei hier ausnahmsweise in Kürze ein Fall angeführt, dessen 


Mitteilung ich einem Kollegen verdanke: Erysipeloid eines Zeigelingers 
mit den typischen Erscheinungen, die v. Redwitz schildert, 4 Tage 
unter Rubigstellung und feuchten Verbänden fortschreitend und auf die 
Hand übergehend. Dann 2 Quaddeln Eigenblut (je 0,1 ccm) intrakutan, 
darauf ohne anfängliche Verschlimmerung gleich Stillstand, 
1, Woche wiederum 2 Quaddeln Eigenblut intrakutan, Heilung. 

Wenn wir diese Ergebnisse der unspezifschen Intrakutan- 
therapie als unter Mitwirkung einer Sonderfunktion der Haut ent- 
standen betrachten, so ist es einleuchtend, daß wir eine Wirkung 
dieser Sonderfunktion auch bei den Methoden anzunehmen haben, bei 
denen spezifische Stoffe auf die Haut einwirken. Ich denke an die 
Methoden, durch die wir in wunderbarer Weise die Widerstands- 
kraft des Körpers gegen Tuberkulose an Hautreaktionen ablesen 
können, an die Diphterie-Diagnostik von Schick und an manche 
andere Methoden. Von unseren Versuchen mit Intrakutaninjektion 


nach 


21. September 


spezifischer Stoffe soll nur auf den Versuch einer intrakutanen 


Krebs-Diagnostik eingegangen werden. Daß zwischen Hautfunktion 


und Krebs enge Beziehungen bestehen, erschien aus manchen 
andernorts genau dargestellten Gründen sehr wahrscheinlich. Es 
wurden, ausgehend von Untersuchungen von Mertens, bei Krebs- 


kranken intrakutane Injektionen mit Seren gemacht, die von anderen 


röntgenbestrahlten Krebskranken stammten. Diese Hautreaktionen 
mit Krebsserum wurden mit den Reaktionen von Normalserum ver- 
glichen. Dabei ergab das Krebsserum offenbar diagnostisch brauch- 
bare, positive Reaktionen. Bisher wurden in dieser Weise 58 Reak- 
tionen angestellt, meist an Kranken, bei denen Krebsverdacht vorlag. 
Inzwischen ausgeführte Sektionen oder eindeutiger Krankheitsverlauf 
erwiesen, daß von 28 Reaktionen an Krebskranken 25 positiv waren, 
daß von 30 Reaktionen an Krebsfreien 25 negativ waren. Für eine 
biologische Methode bedeutet das zweifellos ein gutes Überein- 
stimmen zwischen Reaktion und Krankheitsprozeß. Für die wenigen 


Fälle mit anscheinend unrichtigen Ergebnissen ließen sich auch 


biologische Ursachen anführen, so daß auch hier nicht blinder Zu- 
fall der Methode vorliegt. Hierauf soll nicht weiter eingegangen 
werden. Besonders wichtig aber ist, daß an den Injektionsstellen 
mit Krebsserum gegenüber den Stellen mit Normalserum histo- 
logische Veränderungen im Bindegewebe sichtbar waren. Diese 
histologischen Veränderungen zeigten große Ahnlichkeit mit den 
Veränderungen, welche Bierich bei der. Entstehung des Teer- 
krebses in der Haut nachwies. Es handelt sich hier also scheinbar 
um für den Krebs spezifische Vorgänge, die hier. am Lebenden 
durch Intrakutaninjektion von Krebsserum in der Haut erzielt und 
histologisch nachgewiesen werden konnten. Genaueres über diese 


Methode, die meines Erachtens für die Krebsdiagnostik und für die 
Beziehung zwischen Haut und Krebs von Bedeutung ist, habe ich 


bereits in einer Arbeit (4) ausgeführt. 


Ich nehme an, daß bei den geschilderten Vorgängen die Haut 
in ihrer Gesamtheit als Organ in Funktion: tritt. -Hierfür spricht 
unter anderem, daß bei Tuberkulinimpfungen die Stellen früherer 
Tuberkulinbautimpfungen an anderen Körperteilen eine wieder- 
aufflammende Reaktion zeigen, auch spricht dafür das Ergebnis von 
Andersen (10), daß beim Erysipel. nicht nur in dem erkrankten 
Hautgebiet, sondern überall in der Haut eine Kochsalzanreicherung 
eintritt. Die Reaktionsfähigkeit der Haut ist aber doch an den 
verschiedenen Körperstellen verschieden, wie ich mich bei Nach- 

rüfung der isotopischen Tuberkulinimpfung von Stoeltzner 
(11 u. 12) überzeugen konnte. Hierbei konnte ich entsprechend den 
Angaben Stoeltzners an der isotopisch wiederholten Impfung die 
charakteristischen Veränderungen der Reaktionsstärke an der gleichen 
Impfstelle nachweisen. An gleichzeitig an anderen wechselnden 
Körpergegenden angestellten Pirquet-Impfungen mit Tuberkulin 
konnte ich aber eine gleichartige Schwankung der Reaktionsstärke 
entsprechend der isotopischen Reaktion, die ich zunächst theoretisch 
annahm, nicht feststellen. Da bei isotopischer Impfung die ver- 
änderte Reaktionsstärke auf Tuberkulin auf die frühere Tuberkulin- 
impfung an dieser Stelle zurückzuführen ist, erschien es mir mög- 
lich, daß die Stärke einer Tuberkulinreaktion grundsätzlich von der 


mehr oder weniger großen Nähe eines tuberkulösen Herdes zu dieser l 


Reaktion abhängig sein könnte. Eine Tuberkulinbautreaktion müßte 
dann in Nähe eines Tuberkuloseherdes anders ausfallen, als an 
einer anderen Stelle. Eine derartige Veränderung der Hautreaktions- 
fähigkeit schien auch deshalb möglich, weil man bekanntlich an der 
Haut über einem Tuberkuloseberd oft lokale Schweiße oder lokale 
Temperatursteigerungen feststellen kann. Es wurden also bei ein- 
seitigen Lungentuberkulosen in die Haut über den Lungenspitzen, 
d. h. unter dem medialen Drittel der Klavikula beiderseits intrakutan 
Tuberkulininjektionen gemacht. Hierbei ergab sich in einer ganzen 
Reihe von Fällen eine geringe, aber deutliche Vergrößerung der 
Tuberkulinreaktion (Größe, Infiltration) auf der kranken Seite, 50 daß 
bei mir unbekannten und nicht von mir untersuchten Kranken die 
erkrankte Seite angegeben werden konnte. Einwandireie Intrakutan- 
technik und unbedingt gleiche Größe der Quaddeln ist natürlich 
hier besonders nötig. Ich benutzte bisher Alttuberkulin in Ver- 
dünnung i : 50000. Die Stärke der Reaktion ist natürlich gleich- 
zeitig in der üblichen Weise diagnostisch brauchbar. Bei unserem 
Material mit meist doppelseitigen chronischen Phthisen konnte ich 
die Methode nicht genügend prüfen, um über die diagnostische 
Brauchbarkeit ein sicheres Urteil zu haben. Weil die Möglichkeit 
der Nachprüfung an anderen Orten (z. B. Lungenfürsorgestelle) weit 
besser ist, teile ich schon dies vorläufige Ergebnis mit. — Die zuletzi- 
genannten Unterschiede der Hautreaktionsstärke sind m. E. nicht, 
wenigstens nicht allein, auf spezifische Tuberkulinwirkung und. 


binid 


sprechen; so Inüssen wir uns dessen bewußt bleiben, däß wir damit 
-eine Umwertung: der ‘Begriffe geschaffen haben. Denn wir kennen 


der malignen Geschwülste benutzen. Wir müssen vielmehr zunächst 
. Yon der Annahme ausgehen, daß die Geschwulstzellen selbst als 


~ llen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Aus solchen Vor- 
Sellingen heraus. hat v. Wassermann die von ihm beobachtete 

= Heilung von Mäusekarzinomen durch Eosin-Selen auf eine elektive 

| Schädigung: der Tumorzellen bezogen und Neuberg und Caspary 


5 daß 


5 dung gebracht. Wir kennen ferner die heilende Wirkung des 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK— Nr. 88. © 02000 


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Jmmunitätsvorgänge zurückzuführen, sondern: auf unspezifische -Ver- 
‘änderungen, wie sie ‚bis-in die weitere Umgebung eines Krankheits- 
herdes nachweisbar 'sind, z. B. an der Haut durch die Elastometrie: 
- nach Schade (18), die noch in weiterer Umgebung eines entzünd- 
. lichen Herdes ‘Abweichungen ergibt. rs, RB Sn 
© Wenn wir die.dargestellten diagnostischen: und therapeutischen 
‚Ergebnisse überblicken, so. scheinen sie mir neben den oben an: 


. geführten mehr experimentellen Daten ein besonders starker Beweis 


für die Sonderfunktion der Haut und. somit ` auch für die ‚Sonder: ; | k o$ 


, Stellung. der Intrakutantherapie. - . 


Literatur: 1.Hoff, M.m.W. 1928, Nr.41. — 2. Hoff und Waller, M.m.W. = 
. 19238, Nr, 22, — 8. Hoff und Sievers, M.m.W. 1924, Nr. 10.. — 4. Hoff, M.m.W. 


1924,. Nr. 25. — (Bei 1 bis-4 weitere Literaturangaben). — 5. Böhme, Zschr. f. d. 


' ges.exp. Med. Bd. 40. — 6. Haubold, Tierärztl. Rundsch. 1924, Nr. 1. — 7, Vollmer, ` 


Zschr. Í. d. ges. exp. Med. Bd.40. — 8. Müller, M.m. W. 1924, Nr.25. — 9. v.Redwitz, 
M. m.W. 1924, Nr. 14. — 10. Andersen, M.m.W. 1924, Nr. 28. — 11. Stoeltzner,.. 
M. m. W.1923, Nr.21.— 12. Derselbe, M. m. W..1923, Nr. 40. — 18. Schade, Die phys, 


Chemie i. à. inn. Medizin. Steinkopff, 3. Auil., 3.678. —14: Hoesch, KI. W.1924,Nr.15, °° ` Se 


__ Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


. Aus dem. Institut für. Krebsforschung: der Charité in Berlin. - | und Arsen wirken. auch auf. aktinomykotische Tumoren. -Bei ‘den - : _ 

. | malignen Geschwülsten des.Menschen haben wir ebenfalls zuweilen . > 

mehr oder minder intensive Hemmungen des Tumorwachstums nach -~ 
Arsen-, Jód- und Silberpräparaten beobachtet, und es kommt sogar 


.. . (Direktor: Geh.-Rat Prof. Dr. Ferd. Blumenthal): 
Über die Verwendung einer Cerium-Jodverbindung -| 
(Introcid) in der Therapie der Geschwulstbildungen. _ 
Ein Beitrag zur Frage der Chemotherapie der Tumoren. 
u a : us . Von Prof. Dr. Carl Lewin. Br a R 
‘Der Begriff der Chemotherapie ist der Lehre von den- 


' Infektionskránkheiten entnommen; ihre Grundlagen: haben experi- 
. “mentell und praktisch die Arbeiten von Ehrlich, Kolle, Möıgen- 
- ‚roth, Ublenhuth u.a. geschaffen. Wir bezeichnen danach als 


Chemotherapie die therapeutische Verwendung, solcher chemischer 
Substanzen, die wir meist auf dem Wege der Blutbahn, aber auch 
subkutan oder intramuskulär oder peroral, dem erkrankten Organismus 


. zuführen, um die Erreger der Erkrankung, also’ körperfremde Para- 
siten mannigfachster ‘Art, direkt zu vernichten, ohne daß wir den 


..Körper selbst in nennenswertem Grade schädigen. ‘Wenn wir nun 
bei den‘ malignen G@eschwülsten von. einer Chemotherapie 


bisher keinen spezifischen Erreger der malignen Tumoren. Bestimmt 
wissen wir nur, und- das ist.der. Fortschritt, den uns die letzten 


-Jahre der experimentellen Geschwulstforschung gebracht haben, daß 


‚Parasiten mannigfachster Art,. seien sie nun makroskopischer oder- 
mikrosköpischer Natur, . bei der Entstehung maligner Geschwülste 


` ätiologisch' eine Rolle spielen können. "Diese Auffassung, die ich 


‚au Grund meiner- eigenen ‚Arbeiten immer vertreten habe,, ist durch 
' die Experimente von’ Fibiger, Bullock und Curtiss, Jensen, in 


| jüngster Zeit -auch durch die bedeutsamen Befunde von F. Blumen- 


thal, Auler und: Paula Meyer mit Sicherheit erwiesen worden. 
Die ‚zeigen uns, daß die: verschiedensten makroskopischen und.mikro- 
skopischen Parasiten auf. dem Wege über die Entzündung, also über 


die: chronische ‘Reizung, normale: Körperzellen zu maligner Ent- 
., arung bringen Können. Aber wir können diese Befunde bis jetzt 


‚Asch nicht zur Grundlage einer chemotherapeutischen Beeinflussung 


„Erreger“ aufzufassen. sind, so daß also gewisse chemische- Sub- 
stanzen schädigend lediglich auf sie als den körperfremd gewordenen 
„Parasiten“ einwirkerr, während alle anderen lebenswichtigen Körper- 


‚haben die gleiche Erklärung für das Verschwinden der malignen 
‚Tumoren bei Ratten und. Mäusen nach. Injektion. von gewissen 
Metallsalzen gegeben. Wenn aber nun eine spezifische ‚Schädigung 
maligner Zellen durch chemische Substanzen irgendwelcher Art als 
Chemotherapie :bezeichnet wird,.so können wir selbstverstäudlich 
„Aich bei anderen Geschwulstbildungen, ‘die durch chemische Mittel 
Sich beeinflussen’ lassen, ganz gleich, welches auch immer ihre 
Aliologie ist,: von. Chemotherapie sprechen, obwohl wir in den Zellen 
dieser Geschwülste „parasitäre Gebilde“, _fremdartig gewordene : 
Orperzellen bisher nicht gesehen haben. In der Tat. wissen wir, 
. bestimmte chemische ‚Substanzen auf die mannigfaltigsten 
Omen ‘von. Geschwülsten einwirken und in den Organismus 


in manchen Fällen, ‚wie ich in Übereinstimmung mit F. Blumen-" 
thal wiederholt . berichten konnte, zu weitgehender Verkleinerung `> ` -. 


selbst größerer und, wenn auch selten, zur völligen Rückbildung 
kleinerer Tumoren. Daß die Einwirkung der gleichen Medikamente 
‘auf alle diese verschiedenartigen Geschwulstbildungen in sehr ver- 


‚schiedener Intensität vor sich geht, findet eine vollkommene Analogie _ 
in der verschiedenartigen Wirkung der Röntgen- und Radiumstrahlen : 


auf’ die gleichen Formen von Tumoren. Nun erhebt sich. jedoch 
die. Frage, ob es sich in allen diesen Fällen wirklich um eine direkt 
‚gegen die die Geschwulst aufbauenden. Zellen von der chemischen 


Substanz gerichtete Einwirkung handelt. 


- Von:den Röntgenstrahlen wissen wir sicher, daß 


Versuchsreihen an Menschen- und Tiergeschwülsten Opitz. und seine 


"Schüler haben die Auffassung vertreten, daß nicht eine direkte i 


Zellschädigung- durch die Bestrahlung eintritt, sondern. daß :allge- 
meine Reaktionen im. Organismus zustande - kommen, welche die 
Zellen der Geschwulst vernichten. Es wird denn auch ganz allgemein 


anerkannt, daß neben einer direkten, die Geschwulstzellen schädi- - : 


genden Wirkung der Röntgen-und Radiumstrahlen auch eine Allgemein- 
wirkung auf den Körper’ durch sie. ausgelöst- wird, . welche einen 


. wesentlichen Anteil an dem Erfolge -der Bestrahlung hat: -Diese ` ` 


Allgemeinwirkung ist ungefähr zu vergleichen mit der Proteinkörper- 


therapie, bei der ja auch eine Verstärkung oder Anregung der Ab- ' 


'wehrkräfte des Organismus. den gewünschten Erfolg hervorrufen soll. 
| Was wissen wir nun von einer direkten Zellschädigung von 
Geschwulstbildungen durch chemische Substanzen? Für unsere Be- 
trachtung kommt hier ausschließlich das Arsen und: das Jod: in. 
Frage., Man müßte doch annehmen, daß, wenn eine direkte Wirkung 
überhaupt vor sich geht,- zum .mindesten eine. besondere Affinität 


‚zu dem kranken Gewebe nachweisbar sein müßte,.aus der eine be- 


sonders intensive Einwirkung von Jod und Arsen auf die. Zellen 
der Geschwulst geschlossen ‚werden könnte. Vom Arsen, dem. doch 


zweifellos eine Wirkung auf syphilitische Geschwälste, aufleukämische - 
und pseudoleukämische Tumoren, auch auf echte Neoplasmen und -` 


hier wieder insbesondere auf Sarkome zukommt, .ist aber nichts 


' bekannt, was auf eine besondere Affinität dieser Geschwulstbildungen | i S 
schließen läßt. Wir kennen. keine Speicherung von Arsen in diesen .. 


Tumoren. - | 
Ganz anders liegt 


speichert wird, Die Frage der Ablagerung von Jod in allen anderen. 
Geschwülsten, auf die. es wirkt, vor allem in den syphilitischen 


. Wucherungen, ist merkwürdigerweise überhaupt noch nicht untersucht: 


Es ist demnach das Jod das einzige uns bisher bekannte Medikament, 
welches sich in solchen Geschwülsten abgelagert findet, auf die es 
nach unseren klinischen Erfahrungen eine’ therapeutische Wirkung 


ausübt. - Es schien. mir also.die Möglichkeit einer wirkungsvollen 
"Chemotherapie der Jodverbindungen bei Tumoren gegeben und ich 


‚gebracht, sie allein ansreif hne andere Körperzellen zu | bin auf Grund meiner klinischen Erfahrungen zu der -Überzeugüng ` 
schädigen, So .bilden a nn a Be "yphilttischen. gekommen, daß neben der Operation und der Bestrahlung von einer 


moren. auf Jod und Jodpräparate zurück. Auch ‚durch Arsen 
und. Quecksilber, ‘werden . luetische Geschwulstbildungen zur Rück- 

sens-und des Benzols auf leukämische Geschwülste und wissen, 
auch manche Lymphogranulome durch Arsen zurückgebildet, 
en sogar gänzlich zum. Verschwinden gebracht werden. Jod 


richtig durchgeführten Jodtherapie sich ein wesentlicher Fortschritt 
der Geschwulstbehandlung erhoffen läßt. ` u a 


Ich habe mit den allerverschiedensten J odpräparaten gearbeitet, 
ohne daß ich aber sehr viel weiter gekommen: wäre. : In der letzten ' 


Zeit jedoch verwandte ich eine ganz neue Jodverbindung und bin 


bei meinen Versuchen zu Ergebnissen gelangt, die das, was wir. 


| | | sie bestimmte ` 
Zellen direkt vernichten können. Auch daß die Tumorzellen durch 
die Bestrahlung vernichtet‘ werden können, ist heute, von allen 

‚ Röntgenologen ‚anerkannt. Erst M. Fränkel- und auf Grund großer. ` 


nun die Sache beim Jod. Wir-wissen, daß ès 
. in tuberkulösen Wucherungen in relativ großen Mengen zu finden 
ist, und auch für die malignen Geschwülste hat v.d. Velden nach- | 
gewiesen,‘ daß Jod in besonderem Grade in den Neoplasmen ge-- -= 


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1318 


bisher von der Jodbehandlung von Geschwulstbildungen gesehen 


-ich angenommen, daß das Cerium im Introcid lediglich als Aktivator 
haben, wesentlich übertreffen und die auch über die Erfolge von | dient. 


Arsen oder anderen chemotherapeutisch versuchten Substanzen 
wesentlich hinausgehen. Denn es ließen sich Erfolge mit dieser 
Therapie auch bei solchen Geschwülsten beobachten, bei denen eine 
Wirkung bekannter Jodpräparate bisher nicht nachzuweisen war, so 
daß die Frage gestellt werden darf, ob die Jodwirkung hierbei eine 
entscheidende Rolle spielt oder ob nicht der wesentliche Anteil der 
Wirkung dem Gehalt des Präparates an einer therapeutisch bisher 


bei Geschwülsten noch nicht verwendeten Substanz zukommt, dem 
Cerium. 


Es handelt sich um Versuche mit einer Verbindung von Cerium 


und Jod, die als Introcid bezeichnet wird und die mir von den 


Niederlausitzer Chemischen Werken in Werchow (Niederlausitz) zur 
Verfügung gestellt wurde. | 


Das Präparat entstammt der Idee des leitenden Chemikers der 
Fabrik, des Herrn H. Potratz, der nach mühevollen Versuchen eine 
Cerium-Jodlösung herstellte, die in sich steril und. bakterizid, unbegrenzt 
haltbar ist und selbst in großen Dosen eine erkennbare Gifitwirkun 
nicht hat. Das Introcid läßt sich subkutan, intramuskulär und intravenös 
beim Menschen injizieren. 

gemeinschaftlichen Versuchen mit Herrn Kollegen Erfurt in 
Kottbus prüfte er das Präparat zunächst bei einer Reihe von örtlichen 
und allgemeinen bakteriellen Infektionen, in der Meinung, daß es 'eine 
besondere direkte antiparasitäre Wirkung im Organismus haben könnte. 
Über diese Versuche will Herr Dr. Erfurt in Kürze berichten. 


‘Aus den schon oben entwickelten Gründen habe ich. das 
Introcid bei den verschiedensten Formen von Geschwulstbildungen 
angewendet, zunächst lediglich unter. dem Gesichtspunkte der Jod- 
therapie. Ich habe schon ausgeführt, daß ich der Meinung bin, es 
komme dem Jod eine direkte Einwirkung auf die Geschwulstzellen 
zu, und als Ausdruck dieser seiner Wirkung auf Geschwulstzellen 
sehe ich seine Speicherung in tuberkulösen und malignen Wuche- 
rungen an. Ob und in welcher Intensität das Jod auf diese Ge- 
schwülste wirkt, hängt zunächst ab vom Grade der Jodempfindlich- 
keit der Zellen, die offensichtlich bei den verschiedensten Ge- 
schwülsten ganz verschieden groß ist. Wir sehen ja auch die gleichen 
Unterschiede bei der Wirkung der Strablentherapie, wenn wir tuber- 
kulöse und maligne Geschwulstbildungen vergleichen. Daß das Jod 
nicht etwa auf einen ätiologisch in Betracht kommenden Erreger 
wirkt, schließen wir aus seiner Wirkungslosigkeit gegenüber dem 
Tuberkelbazillus und auch der Spirochaeta pallida Es muß also 
auch die Differenz der Wirkung in den verschiedenen Geschwülsten 
auf der verschiedenen Empfindlichkeit der Zellen selbst gegen das 
Jod beruhen. Aber ebenso, wie wir den Röntgen- und Radium- 
strahlen. neben der direkten zellschädigenden Wirkung noch eine 
Auslösung allgemeiner Reaktionen im Organismus zusprechen, welche 
zu einer Verstärkung der Abwehrkräfte gegen den Fremdkörper, 
den die Geschwulst darstellt, führt, ganz ebenso sehen wir auch 
das Jod als Auslöser von allgemeinen Reaktionen im Körper an. 
Wir wissen, daß es im normalen Stoffwechsel eine wesentliche Rolle 
spielt, daß es dauernd vom Körper gebraucht wird, daß sein Fehlen 
zu schwersten Stoffwechselstörungen führt. Diese Jodwirkung geht 
in erster Linie über die Schilddrüse und damit über die Drüsen 


mit innerer Sekretion, einem der wichtigsten Faktoren für alle Stoff- 


wechselvorgänge. So glauben wir, daß auch in der Jodtherapie der 


. Tumoren neben einer direkten zellschädigenden Wirkung eine All- 


gemeinwirkung in gleicher Weise wie bei der 
Bedeutung ist. 

Der Fortschritt, den wir nötig haben, mußte nun, so nahm 
ich weiter an, dahin führen, daß wir das Jod in einer Form zu- 
führen, die eine möglichst intensive Speicherung in den Organen 
des Körpers gewährleistet. Es hat kaum einen Zweck, wie das 
besonders Franz Müller betont, dem Organismus Jodmengen bei- 
zubringen, die zum größten Teil sofort wieder ausgeschieden werden. 
Namentlich die katalytische aktivierende Tätigkeit des Jods kann 
sich nur. auswirken bei einer ausreichenden Retention des Medika- 
ments im Körper. Diesen Anforderungen entspricht das Introcid 
in hervorragender Weise. Nach intravenöser Injektion selbst von 
5 ccm des Präparats ließ sich im Harn weder unmittelbär nach der 
Injektion, noch in dem gesammelten Urin oder in den Einzelportionen 
des 24-Stunden-Harns eine Jodreaktion nachweisen. Auch an den 
folgenden Tagen findet es sich nicht im Harn. Demnach muß ge- 
schlossen werden, daß das Jod des Introcids im Körper bleibt und 
so langsam und in so kleinen Mengen ausgeschieden wird, daß es 
den gewöhnlichen Methoden des Nachweises entgeht. 5 

Welche Rolle nun das Cerium spielt, darüber soll am Schlusse 
unserer Ausführungen noch gesprochen werden. Ursprünglich.-hatte 


Strahlentherapie von 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38, 


21. September 


Es sollte sowohl die lokale zellenschädigende Wirkung des 
Jods ebenso wie die allgemeine Verstärkung seiner zu Abwehr- 
wirkungen- führenden Allgemeinreaktion durch das Cerium eine er- 
hebliche Steigerung erfahren. Aber das waren Annahmen, für die 
ich eine Grundlage zunächst nicht hatte, weil uns eine Pharmakologie 
des Ceriums bisher vollkommen fehlt. 

Therapeutisch verwendet wird Cerium bei uns überhaupt nicht. 
In einigen Ländern des Auslandes wird es meist in Form des Oxalats 


lats . 
innerlich es und zwar bei Erbrechen der Schwangeren zu 0,5 g, 
auch bei Erb 


rechen aus anderen Ursachen, ferner bei Epilepsie, Chorea 
und als reizmilderndes Hustenmittel bei Keuchhusten und Lungen- 


L 

affektionen. Es gehört bekanntlich zu den seltenen Erden und spielt 
in der Fabrikation der Gasglühlichtkörper eine wichtige Rolle als 
Aktivator des Thoriums. Pharmakologisch ist über Cerium bis vor 
kurzem Wesentliches nicht bekannt geworden. Erst in jüngster Zeit 
hat Saburo Hara, der unter er in UBER arbeitete, eine 
Studie über die Pharmakologie des Ceriums veröfientlicht!), da er 
mit der Möglichkeit rechnet, daß den Verbindungen des Ceriums, das,, 
wie alle seltenen Erden, eine Mittelstellung einnimmt zwischen den 
radioaktiven und den übrigen Elementen, noch einmal eine therapeu- 
tische Bedeutung zukommen könnte. Seine Ergebnisse sind für unsere 
eigenen Untersuchungen nicht wesentlich und sollen daher nicht weiter 
erörtert werden. Daß das Cerium bisher so selten verwendet wurde, 
liegt offenbar daran, daß es vom Magen-Darmkanal nur wenig resorbiert 


wird und wegen seiner örtlich reizenden, zur Nekrose führenden 


Wirkung auf die Gewebe in den bisher bekannten Lösungen seiner 
Salze nicht iniiziert werden konnte. 

Dagegen ist nun das Introcid, wie schon erwähnt, sowohl sub- 
kutan wie intramuskulär und insbesondere intravenös zu injizieren. Bei 
den subkutanen und intramuskulären Einspritzungen zeigt sich außer 
einer Schmerzhaftigkeit, die aber leicht überwunden wird, keinerlei 
ätzende Wirkung auf das Gewebe, vor allem niemals eine Nekrose. 
Die intravenösen Injektionen werden reaktionslos vertragen, wenn man 
streng intravenös injiziert und nicht daneben spritzt. Doch kommt es 
zuweilen zu Reizungen der Venenwände, die schließlich die Injektion 
verhindern. ohne daß ich bei vielen Hunderten von intravenösen In- 
jektionen aber jemals eine ernstliche Schädigung gesehen hätte. Ich 

abe neuerdings diese lokale Reizung erheblich einschränken können 
durch Herstellung einer viskösen Lösung des Introcids.. Um die ört- 
liche Reizung der Venenwände abzuschwächen, empfehle ich außerdem, 
möglichst mit den Venen zu wechseln und eine größere Injektions- 
spritze zu nehmen, nach dem Einstich in die Vene erst 5—10 cem Blut 
zu aspirieren und mit der Introcidlösung zu vermischen. - Dann lassen 
sich die Schädigungen der Venenwand erheblich verringern. Sie spielen 
im übrigen bei der von mir gewöhnlich angewendeten Zahl von In- 
jektionen keine wesentliche Rolle. Die Giftigkeit des Mittels ist so 
gering, daß sie in den üblichen Dosen überhaupt nicht in Frage kommt. 
5—10 ccm pro dosi intravenös werden völlig reaktionslos vertragen. 
Nicht einmal bei Kaninchen habe ich mit dieser Dosis irgendeine nach- 
weisbare Schädigung gesehen. Ein Kaninchen erhielt z. B. im Laufe einer 


Woche 45 ccm eingespritzt und reagierte auf diese Dosis vollkommen 


ohne Vergiftungserscheinungen. Aber so große Dosen sind gar nicht 
nötig. Ich fange mit intravenöser Injektion von 1—2 ccm an, steige 


langsam um je 1 ccm pro dosi bis zu 5—6 ccm. Injiziert wird dreimal 
in der Woche. 


Im übrigen ist das letzte Wort über: die Dosierung noch nicht 
esprochen. 


s wird uns erst die weitere Erfahrung die nötigen 
rundlagen schaffen. | | 
Eine klinische Durchführung der Kur ist nicht notwendig. Die 
Einspritzungen sind von uns in großer Zahl im Ambulatorium des 
Instituts am poliklinischen Material durchgeführt worden. i 
Ich habe schon erwähnt, daß im Harn der mit Introcid be- 
handelten Kranken das Jod nicht nachzuweisen ist. Auch der Nachweis 
von Cerium im Harn ist bisher nicht u en Speicherungs- und Aus- 
-scheidungsverhältnisse des Introcids bzw. seiner Bestandteile Jod und 
Cerium wurden bei Kaninchen untersucht. 


Es wurden 4 Tiere mit größeren Dosen von Introcid behandelt, 
und zwar zugleich intravenös, subkutan und intramuskulär. 
Jod fand ich stets im Urin sowie in den Organen, welche er- 


fahrungsgemäß das Jod speichern. Bezüglich des Ceriums waren die 
Resultate außerordentlich wechselnd. 


Versuch 1. Innerhalb 10 Tagen im ganzen 25 ccm injiziert, 


davon 5 cem intravenös. 5 Tage nach der letzten Injektion wird das 
Tier getötet. Es fanden sich geringe Mengen Cerium nur in den 
Lungen. Urin frei von Cerium.: Im Kot geringe Spuren. 

Versuch 2. Nach Injektion von 4 ccm 


intravenös und 10 cem 
leichzeitig intramuskulär wird das Tier nach 8/4, Stunden getötet. 
Ceram findet sich in Leber, Nieren und Milz. 


Versuch 3. Injiziert. 20 cem intramuskulär. Nach 1 Stunde 


wird das Tier getötet. Cerium lediglich in der Lunge in Spuren nach- 
'weisbar. Se 


Versuch 4. Injiziert 5 cem intravenös, 20 ccm intramuskulär. 
Nach 18 Stunden wieder 20 ccm intramuskulär. Getötet nach 4 Stunden. 


1) Archiv f. exp. Pharmakol. 1923, 100, H. 3/4. 


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21. September; 


Cerium war nachweisbar in Leber, 'Nieren, Gehirn, Rückenmark 
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‘und Milz. 


“Die Ablagerung von Cerium in den Organen eschieht also in |- 


-wechselnder Art, die eine Klarheit vorläufig noch nicht erkennen läßt. 
Anscheinend wird das Cerium, das sich niemals im Urin, nur in Spuren 


im Kot findet, in irgendeiner uns unbekannten Weise in den Geweben . 


. gebunden, durch die der Nachweis verhindert wird. 

> -` Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Sie erbringen 
_ im übrigen den experimentellen Beweis für die bemerkenswerte Un- 
 . giltigkeit des Introcids. g | 


` 


a Klinisch wurde das Introcid an einer großen Zahl von Kranken - 
mit Geschwulstbildungen ‚der verschiedensten Art sowohl auf. der 


stationären wie der poliklinischen Abteilung geprüft. Bei der 


- "klinischen Prüfung hat mich Herr Dr. Auler, der Assistent des 


Instituts, in dankenswerter Weise unterstützt. Die Krankengeschichten, 
welche die Grundlage meiner Schilderungen bilden, sind auf Grund 
, seiner Beobachtungen auf der Krankenstation von ihm angefertigt. 
- Auch der Leiter der Poliklinik, Herr. Dr. Zerner, hat‘ mir hilfs- 


.. bereit zur Seite gestanden. In einer Reihe von Fällen hat Prof. 
. Hans Hirschfeld teils allein, teils mit mir zusammen, die Kranken 


dauernd kontrolliert. Was. ich über diese Fälle berichte, ist von 
‚ ‚uns gemeinsam festgestellt worden. Meine Beobachtungen möchte 
ich in zwei Gruppen teilen: De sr. 


1. Entzündliche Geschwülste, in der Hauptsache Tumoren 


vom Typus des Lymphogranuloms. Die Mehrzahl dieser Fälle 


ist von Hans Hirschfeld als Lymphogranulom nach dem klinischen ` 
Verhalten, dem Blutbefund, vereinzelt auch auf Grund mikro-. 


‚ SKopischer Untersuchung des Tumors diagnostiziert. | 


j. _ Auf den Gedanken, Lymphogranulome mit dem Introcid zu be~. 


handeln, bin ich erst gekommen, nachdem wir in einem in der Poli- 


‘Klinik von Dr. Zerner behandelten Falle von Aktinomykose einen 
 eklatanten Erfolg des Introcids verzeichnen konnten. Der Kranke war 


‚wegen eines’ großen Tumors am Halse einige Wochen zuvor bestrahlt 
worden, ohne daß die Geschwulst sich wesentlich verkleinerte. Nach 
De Injektionen von Introcid, 8 X wöchentlich 2—3 ccm durch etwa 
‚4 Wochen, im ganzen etwa 10 Injektionen, kam es zu einer völligen 


7  Rückbildung-der Geschwulst. Nur eine kleine harte Infiltration: am- 


''Ķimn blieb übrig. ` | 
Ich will an dieser Stelle schon erwähnen, daß die Herren 


= Dr. Auler und Dr. Brahn, die in: unserem Institut tätig sind, bei, 


einigen Fällen von Lungentuberkulose mit 2X wöchentlich I—2—5 ccm 
Introcid intravenös sehr beachtenswerte Erfolge beobachten konnten. 


Dr. Auler sah z. B. bei zwei Kranken, die aus der Tuberkuloseabteiluug 
‚eines Groß-Berliner Krankenhauses ohne Besserung entlassen waren, 


Dach der Introcidbehandlung Gewichtszunahmen von 21 bzw. 27 Pfund 
"In wenigen Wochen und eine auffällige Besserung des Lungenbefundes. 
Det Erfolg hielt nach Beendigüng der Kur bis jetzt an. Auch Dt. Brahn 


sah bei zwei Tuberkulösen bemerkenswerte- Wirkungen des Introcids 


“amd ich glaube auf Grund einiger Beobachtungen, daß bei chirurgischer 


Tuberkulose das Introcid ebenfalls Gutes erwarten läßt. Es wird zur-. 


zeit an entsprechendem Krankenmaterial damit gearbeitet.. 
-, _ Was nun die Fälle von Lymphogranulom anlangt, so ist 
_ ‚die Behandlung mit Introcid im ganzen bei 8 Kranken bisher durch- 
geführt worden f; Rn u 
‚Davon. ist ein Mann mit ziemlich großen Tumoren am Hals 
und in der rechten Achselhöhle,. ein Rezidiv nach früheren Be- 
 Strahlungen, schon nach 4—5 intravenösen Injektionen in der Poli- 
‚des Instituts (Dr. Zerner) vollkommen von seinen 
Tumoren befreit worden. Das Allgemeinbefinden hob sich ent- 


sprechend. Irgendeine andere Therapie wurde während dieser Zeit 


‚ nicht angewendet. Vorläufig ‚hat er sich seit Anfang April nicht 
wieder in der Poliklinik eingestellt. Ra 

=: Der zweite in der Poliklinik behandelte Fall ‘betraf ein, junges. 
Mädchen mit einem. mächtigen Tumor am Halse, der zuerst als 


Tuberkulom ‚angesehen wurde. Nach wenigen Injektionen intravenös |. 


erhebliche Rückbildung des Tumors. Wegen der Unmöglich- 


2 i Keit weiterer intravenöser Injektionen bald wieder erneutes Wachstum. 


Bine im Krankenhaus Westend. vorgenommene Operation ergab, ‚daß 
` „sich um ein Lymphogranulom handelte. 


Ein Fall aus der Privatpraxis von Prof. Hirschfeld betrifft: 


ein junges Mädchen mit schwerster Form von Lymphogranu- 
Omatose, die seit mehreren’ Jahren bestand. Mächtige Tumoren 
am Halse und im Mediastinum. Wiederholt, zuletzt wie gewöhnlich 


ohne Erfolg, bestrahlt und mit Arsen behandelt. Schon nach. 


‚wenigen Injektionen ausgezeichnetes Befinden der vorher 
‚sehr elenden Kranken. "Rückgang der Infiltrationen am 


x alse, Der Kopf, der vorher überhaupt nicht bewegt werden konnte,. 


‚IS wieder beweglich geworden. Die Injektionen von Introcid 


Ari: meist nur intramuskulär vorgenommen werden. Wenige 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


‘etwa 6 Wochen andauernd, dann erneute Verschlechterung... 


|. die Patienten nicht mehr erschienen. 


enöse Einspritzüngen' ‚waren nur ‚möglich. Der Erfolg war 


Exitus, 
nachdem auch eine Bestrahlung. keinen. Erfolg mehr’ brachte. ` 

‚ In allen übrigen Fällen: wurde sowohl ein. lokaler Erfolg wie 
die ausgezeichnete Beeinflussung des Allgemeinbefindens, wenn auch 
in wechselnder Intensität, festgestellt. Drei dieser Kranken wurden 
dann bestrahlt; die Tumoren gingen rasch zurück. Bis heute sind 


Zwei weitere Fälle betrafen Kranke: in hiesigen Kliniken mit 
schwerster, jahrelang bestehender und auf Bestrahlung oder andere 
Therapie nicht mehr reagierender Lymphogranulomatose. Beide 
zeigten auf die Injektionen mit Introcid eine günstige Beeinflussung 
in deutlichem Grade. In dem einen Falle war neben der Hebung 
des subjektiven Befindens namentlich auch ein Nachlassen der 
fürchterlichen Jauchung der zerfallenen Tumoren bemerkenswert. 

“Endlich: möchte ich einen Fall. erwähnen, der mit mächtigen 
Drüsenpaketen an :der rechten Halsseite und in der Achselhöhle 


das Institut aufsuchte. Diagnose Lymphogranulomatose. Von 


Prof. Hans Hirschfeld dauernd kontrolliert. Schon nach 3 In- 


| jektionen erheblicher Rückgang der Geschwülste, nach 


10 Injektionen höchstens noch 1); der anfänglichen Größe, 
einige Tumoren ganz geschwunden. Dann wieder langsames 


. Wachstum. Nach im ganzen 15 Injektionen Röntgenbestrahlung. 


Dänach, restloses Verschwinden aller Tumoren. Bisher kein Rezidiv. 
Als Ergebnis also eine deutliche.direkte Beeinflussung 


:der lymphogranulomatösen Tumoren durch das Introcid, 


ohne daß in der. Behandlungszeit irgendeine‘ andere Therapie an- 
gewendet wurde. Der beobachtete Rückgang der Geschwülste trat 
in so kurzer Zeit und. in solcher Intensität ein, wie er: bei der 
Arsentherapie nur in den seltensten Fällen und erst nach sehr 
langer Zeit sich zu zeigen pflegt. Die. Beeinflussung der Lympho- 
granulomatose durch Jodwirkung zu erklären, scheint nicht ohne 
weiteres angängig. ‘In der Literatur ist sie überhaupt nicht be- 
schrieben und es findet sich darüber nichts in. einem der bekannten 
Lehrbücher. | a 


In Verbindung mit der Röntgentherapie, deren ‚Erfolge es 
freilich nicht- erreicht, ebensowenig ‚wie ein anderes bekanntes 
‚chemisches Mittel, darf die Introcidbehandlung als ein wesentlicher 


‚Fortschritt unserer therapeutischen Möglichkeiten in der Behandlung 


der Lymphogranulomatose angesprochen werden. Nach dem Urteil ' 


eines so guten Kenners der Erkrankung wie Hans Hirschfeld gibt 
es kein Medikament, nach. dem sich ein so schnell. und 
in solcher Intensität und endlich in.einer so erheblichen 


'Zahl von Fällen zu beobachtender Rückgang lympho- 


granulomatöser Tumoren bisher beobachten ließ. In jedem 
Falle von Lymphogranulomatose, bei dem eine Röntgentherapie ver- 
sagt, läßt die Behandlung mit Introcid immer noch eine Besserung 
zum mindesten des Allgemeinbefindens--erhoffen und rechtfertigt 
eine Wiederholung der vorher ergebnislosen Bestrahlung, die viel- 
leicht nach der Introcidbehandlung bessere’ Aussichten bietet. Auch 
darüber sind unsere Erfahrungen noch zu erweitern. 

Ich komme nunmehr zur Besprechung der 2. Gruppe der mit 
Introcid behandelten Fälle, zu den -malignen Neubildüungen. 


` Es handelt sich in allen Fällen um Kranke im fortgeschrittenen | 
_ Stadium der Geschwulstkrankheit mit enormen, zum Teil verjauchten 


und zerfallenen Geschwülsten mit all den Begleiterscheinungen, die 
bekannt sind, Kranke im extremsten Grade der Kachexie. Die Be- 
handlung konnte nur noch, wenn überhaupt, eine rein symptomatische 
sein. Irgendeine erfolgversprechende Therapie kam anscheinend nicht 
mehr.in Frage, auch nicht eine: Strahlenbehandlung. Es ist klar, 
daß bei solchen Kranken unsere Erwartungen von Anfang an nicht 
sehr große waren. Danach sind die folgenden Berichte zu bewerten. 
Das Introcid wurde zuerst bei zwei ganz verzweifelten Fällen. 
erprobt. Der eine betraf eine Frau mit einem großen Hirntumor, 


‘vollkommen bewußtlos, mit Inkontinenz von ‘Urin und Stuhl. Nach 


einigen Injektionen Wiederkehr des’ Bewußtseins; die Kranke ant- 
wortet auf Fragen, ißt und trinkt wieder und verlangt nach Uringlas 
und Becken.‘ Die Besserüng hält freilich nur kurze Zeit an, dann 


‚Exitus. Sektion ergibt auffallend starken "Zerfall des Sarkoms der 


t 


Hirnhäute, um das es sich handelt. 
Im zweiten ‘Falle waren nach nur wenigen intravenösen In- 


jektionen alle Erscheinungen des Hirndrucks mit Benommenheit, 
„Pulsverlangsamung usw. vollkommen beseitigt. Es handelte sich um 
einen 16jährigen Jungen mit Oberkiefertumor, der bis in die Schädel- 


höhle hineingewachsen war. Hier konnte die Besserung längere Zeit 
hindurch aufrechterhalten werden. Der Kranke, der alsbald die 


‚Station verließ, war aber doch seinem traurigen Schicksal nicht zu 


entreißen. ` 


1319 


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1320 


Wesentlich beachtenswerter war die Wirkung des Introcids 
bei einem jungen Manne von 21 Jahren mit einem rezidivierenden 
handtellergroßen Rippensarkom und zahlreichen Metastasen 
in den Knochen und auf der Pleura (Erguß). Er wurde vom 
12. Dezember an mit Introcidinjektionen behandelt. Das bemerkens- 
werte Ergebnis der Behandlung war zunächst ein Absinken der 
vorher dauernd hohen Temperaturen fast jedesmal nach der- 
Injektion. Nachlaß der Schmerzen, die vorher unerträglich. waren. 
Vom 2, Januar 1924 an blieb er dauernd fieberfrei. Der lokal 
fühlbare Tumor flachte sich zusehends bis zu geringer 
Größe ab. Bei der ausgedehnten Verbreitung der Metastasen war 
eine mehr als vorübergehende ersichtliche Hebung des vorher ganz 
‚elenden Allgemeinbefindens nicht zu erwarten. Mitte Januar trat 
eine Kompressionsmyelitis ein, der er am 2. Februar erlag. Den 
ausgezeichneten, wenn auch nur vorübergehenden Einfluß des In- 
trocids auf das Allgemeinbefinden, insbesondere die Beseitigung des 


mit dem Tumorzerfall einhergehenden hohen Fiebers konnten wir | 


auch bei mehreren anderen Kranken im schwersten Stadium der 
Erkrankung fast regelmäßig beobachten. | 

| Wesentlicher und dauerhafter war der Erfolg bei den folgenden 
5 Kranken. Von diesen war | x a: 


1. eine Frau mit Uteruskarzinomrezidiv, Blasenscheiden- 
fistel. Massenhafte Ausbreitung des Karzinoms in den Para- 
metrien. Poliklinisch behandelt durch Dr. Zerner. 
wenigen Injektionen bedeutsame Aa E 
befindens, Wiederkehr des Appetits, Starker Rückgang der 
fühlbaren Tumorstränge im Parametrium. 
Die folgenden Fälle sind auf der Station des Instituts von 

Dr. Auler behandelt worden. Die Krankengeschichten ergeben 
folgendes Bild: f S = 

| 2. Paul F., 56 Jahre alt. Aufgenommen am 16. Dezember im 
Stadium schwerster Kachexie infolge Carc. ventriculi. Introcid- 
behandlung -(meist intravenös). Am 18. März als erheblich gebessert 
entlassen. Gutes Allgemeinbefinden, Gewichtszunahme von 
mehreren Pfund. Die okkulten Blutungen sind ganz geschwunden. 
Pat. war in der Lage, seine Arbeit wieder aulzunehmen, 
und ist auch jetzt noch arbeitsfähig. i | 

3. Wilh. W. 53 Jahre alt. Aufgenommen am 14. Januar wegen 

Care. ventriculi in elendestem Zustande, stark kachektisch. In der 
Magengegend handtellergroße Geschwulst fühlbar. In der 
rechten Unterbauchgegend ein zweiter wallnußgroßer Tumor. 
Introcid intravenös in steigenden Dosen. Danach erhebliche Besse- 
rung des Appetits und der Körperkräfte. Pat, vorher immer 
. bettlägerig, verläßt das Bett, zeigt dauernd Gewichtszunahme, 

Besserung; des Blutbildes. Die Kränkengeschichte verzeichnet am 

15. März eine erhebliche Verkleinerung des Tumors in der Magen- 


gegend, der kaum noch fühlbar erscheint. Am 22. April wesentlich 
-  gebessert entlassen. 


4. Karl S., 62 Jahre alt, am 9. November in der Chirurgischen 
Klinik der Charité wegen 


Carc. recti operiert (nach Angabe 
des Chirurgen konnte ein Teil des Karzinoms nicht entfernt werden). 


Nach der Operation Koliphlegmone schwerster Art. Wird am 
24. Januar auf die Station aufgenommen mit Blasenmastdarmfistel, aus- 
gedehnter Phlegmone. In Höhe der Prostata eine der Drüse 
seitlich aufsitzende wallnußgroße Geschwulst. Nach Introcid- 
behandlung Heilung der Phlegmone in wenigen Tagen, die vorher 
wochenlang bestanden hatte. Erhebliche Besserung des All- 

emeinbefindens, guter Appetit, keine Beschwerden mehr. Am 
35. Februar Tumor his auf geringe Reste vollkommen zurück- 
gegangen.. Gewichtszunahme von 11 Pfund. Am 29. Februar 


Schon nach 
des Allgemein- 


i 


entlassen. Auf der Chirurgischen Station wird die Besserung noch 


nach mehreren Wochen bestätigt. 
5. Anna L., 46 Jahre alt. Aufgenommen am 2. Oktober 1923. 

Wird wegen ausgebreiteter Metastasierung von Tumormassen in Lungen 

und auf der Pleura (mit Erguß) nach Mammakarzinomoperation 
zunächst von Dr. Zerner und noch auf der Station mit Autosero- 
therapie behandelt. Danach Besserung des Allgemeinbefindens, Rück- 
gang des Exsudats. Nach Introcid erhebliche, seit Dezember 1923 
weitere Besserung des ee guter Appetit, 
frisches Ausseben, bei gleichbleibendem lokalen Befund. Ist 
noch jetzt außer Bett, bei gutem Befinden und ohne wesent- 


liche Klagen, obwohl die Lunge von massenhaften großen Tumoren 
durchsetzt ist. | 


6. Fräulein L. Im Sommer 1923 mit großem Mamma- 
karzinom an der rechten Seite aufgenommen. Seither dauernd mit 
verschiedensten Mitteln behandelt, ohne wesentlichen Erfolg; liegt 
seit Oktober 1923 fast dauernd zu Bett mit einer handtellergroßen 
inuchenden Zerfallshöhle in der rechten Brustgegend, die von harten 

umorknoten in erheblicher Breite wallartig umgeben ist. Mitte 
Dezember: Seit Wochen dauerndes Fieber mit steilen Kurven, starke 
Jauchung der Zeriallshöhle, zunehmender Kräfteverfall, extremste 
Kachexie, macht den Eindruck einer Moribunden. Nach Introcid sofortige 
auffällige Besserung des Allgemeinbefindens. Das Fieber 
wird in kurzer Zeit ganz beseitigt. Die Jauchung der Zerfalls- 


Gesunde und fühlt sich so wohl, daß sie, wie sie erklärt, sich für voll- 
befinden an. Die Pat. verläßt jeden Tag das Bett. Die große 


eiden geworden 
mit allen Beschwerden, die die- örtliche Gewebszerstörun 
bringt, 


Geschwulst festgestellt (bei Rippensarkom, Magenkarzinom, - 
 Rektumkarzinom, Uteruskrebs und Mammakarzinom), Der 


der Körperkräfte, die im einzelnen Falle geradezu in 


heblichen lokalen Befund. Hier möchte ich besonders auf 


der Schwere der lokalen Veränderungen aufs höchste erstaunt sein. 


(außer. der Bestrahlung) nichts gesehen, was den Wirkungen, des 


Das Jod, das sich ja überaus schnell im Körper verbreitet, dient 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


21. September 


höhle läßt ersichtlich nach, die Höhle reinigt sich von den nekrotischen 
Massen. Die Geschwulstränder flachen sich ab. Die Pat. verläßt nach 
3 Wochen schon das Bett bei sehr erheblich gebessertem Befinden und 
Gewichtszunahme. Sie ißt und trinkt mit bestem Appetit wie eine 


kommen gesund halten würde, wenn sie nichts von ihrer schlimmen 
Brust wüßte. Es wird nunmehr eine Bestrahlung, die vorher 
wegen des schlechten Allgemeinbefindens niemals möglich 
war, vorgenommen. Danach weiterer erheblicher Rückgang, der die 
Höhle begrenzenden Tumormassen. Weiterhin Introcidbehandlung bis - 
etwa Mitte April. Noch heute, am 1. Juli, hält das gute Allgemein- 


Zerfallshöhle ist, wie natürlich, noch vorhanden. Daran hätte keine 
Behandlung etwas ändern können. Jedoch steht der gute Allgemein: 
zustand in auffallendstem Gegensatze zu dem lokalen Befund. Die 
Kranke ißt wie eine gesunde Frau und ist kaum zu sättigen, so daß 


sie sich von ihren Angehörigen noch dauernd Nahrungsmittel aller Art 
mitbringen läßt. Es ist ein vollkommen lokalisiertes 


mit sich ` 
aber ohne jede Kachexie, wie sie vorher ausgesprochen war. 

Die hier mitgeteilten Krankengeschichten ergeben somit eine 
bemerkenswerte Beeinflussung maligner Tumoren durch die Introcid- 
behandlung. Es wurden in mehreren Fällen erhebliche Rückgänge der 


Grad der Rückbildung war bei den einzelnen Fällen verschieden groß. 


Von einer Heilung kann jedoch in keinem Falle gesprochen werden, 
sie war auch nicht zu erwarten. 


Insbesondere aber sind die Erfolge der Introcidbehandlung 
im höchsten Grade bemerkenswert durch die auffällige Besserung 
des Allgemeinbefindens, die Hebung .des Appetits und 


groteskem Gegensatz steht zu dem noch immer sehr er-' 


Fall 5 und 6 hinweisen. Daß die große Zerfallshöhle im Falle 6 
nicht einfach verschwinden,. daß kein Mittel den Defekt beseitigen 
kann, erscheint als selbstverständlich. Wer aber die Patientin sieht, 
wird über das ausgezeichnete Allgemeinbefinden im Gegensatz zu 


Wesentlich erscheint die Wirkung des Introcids auch auf die 

Herabsetzung des Fiebers, die Einschränkung der ört- 
lichen Zerfallserscheinungen und die Verjauchung der 
Tumormassen. Ich glaube, daß nicht zum wenigsten bei allen diesen 
schweren Fällen gerade die günstige Beeinflussung dieser auf das 
Allgemeinbefinden besonders schlecht einwirkenden Zustände die 
auffällige Hebung der Körperkräfte, die Wiederkehr des Appetits 
und die Gewichtszunahme herbeigeführt hat. Ich halte mich daher 
wohl für berechtigt, in der Einführung des Introcids einen wesent- 
lichen Fortschritt der medikamentösen Geschwulstbehandlung zu 
sehen, und empfehle es daher zunächst bei allen Fällen von Lympho- 
granulomatose und von inoperablen malignen Geschwülsten, wo es 
möglich ist, zusammen mit der Strahlentherapie. Wo aber diese aus 
äußeren oder in der Natur der Erkrankung liegenden Gründen nicht 


auszuführen ist, kann die Introcidbehandlung auch allein noch 
wesentlichen Nutzen schaffen, Bu 


Nur kurz möchte ich noch eingehen auf die Frage, welchen 
Faktoren. der Einfluß des Introcids bei Geschwulstbildungen zu- 
kommt. Die Anschauung, daß wir es nur mit einer Jodwirkung zu tun 
haben, will mir nicht einleuchtend erscheinen, weil bisher bei den 
Lymphogranulomen ein Einfluß der Jodtherapie nicht beobachtet 
worden ist. Auch bei den malignen Geschwüren haben wir von 
einer Jodtherapie ebenso wie von anderen Behandlungsmethoden 


Introeids vergleichbar wäre. Ich glaube daher, daß dem Cerium 
die wesentliche Wirkung zuzuschreiben ist, obwohl darüber 
noch weitere Untersuchungen Klarheit bringen müssen. Das Cerium 
steht den radioaktiven Elementen nahe und es ist wahrscheinlich, 
daß es ähnliche, wenn auch nicht so intensive Wirkungen auf die 
Geschwulstbildungen ausübt wie das Radium und die Röntgenstrablen, 
ein Vergleich, der sich besonders aufdrängt, wenn wir die starke 
örtliche Rückbildung von Lymphogranulomen und die dagegen 
schwächere lokale Beeinflussung maligner Neubildungen sehen, der- 
selbe Unterschied, der ja auch bei der Strahlentherapie der Ge 
schwulstbildungen auffällt. Auch dem Cerium gegenüber zeigt sich 
offensichtlich eine verschiedene Empfindlichkeit der Geschwulstzellen. 
Die günstige Beeinflussung des Allgemeinbefindens wäre einer 
dem Cerium zukommenden Allgemeinwirkung auf den Stoffwechsel 
zuzuschreiben, die ihrerseits mit der die Zellen direkt sohädigenden 


Ceriumwirkung sich nach Analogie der Strahlenbehandlung vereint. 


ern- SS a n E AES aE ae ipea 


— [nn 


stärkung der Strahlenwirkung gesehen. 


Prozesse bestehen bleiben. 


vielleicht als Leitschiene, auf der das Cerium im Körper kreisen 
und schnell, sowohl, in den Tumor wie überall dahin, wo die 


Schutzstofle des Organismus sich bilden, geschleppt wird. In gleicher 
Weise hat sich v. Wassermann bekanntlich den Ablauf des Ge- 
schehens beim Eosin-Selen vorgestellt. Ob allerdings nicht auch 


_ umgekehrt das Cerium die Wirkung des Jods beeinflußt, sie verstärkt 


und.modifziert, das wissen wir bisher nicht. Es steht indessen fest, 
daß die Zuführung einer Verbindung von Jod mit anderen chemischen 
Substanzen in den Körper dürchaus nicht immer eine Wirkung 


' nach der Seite des Jods hin zu veranlassen 'pflegt. So hat 


F.Blumenthal zeigen können, daß durch die Bindung von Jod 


„an Atosyl eine erkennbare Jodwirkung im Organismus überhaupt 


nieht eintritt, wohl aber, daß die toxische Wirkung des Atoxyls 
dadurch eine bedeutende Steigerung erfährt. Es erscheint -also 
möglich, daß auch die Verbindung von Jod und Cerium in erster 


_ Linie eine Verstärkung der Oeriumwirkung im Organismus hervor- 
‚. nft, wenngleich wir die Wirkung .des Oeriums vorläufig noch nicht 


mit Sicherheit aufzuklären in der Lage sind. Auch in der Strahlen- 

therapie wird ja von der gleichzeitigen Jodmedikation eine Ver- 
Zusammenfassung. | | 

1. Die Chemotherapie aller Geschwulstbildungen bedeutet eine 


- direkte Einwirkung chemischer Substanzen auf die Geschwulstzellen 
‘ im:Verein mit einer allgemeinen Wirkung nach Art der Protein- 


körpertherapie in Analogie mit der Bestrahlungstherapie. 
` 2, Die direkte Zellschädigung können wir unter allen chemischen 


Substanzen vorerst nur beim Jod daraus schließen, daß es in be- 


sonders hohem Grade in tuberkulösen und malignen Wucherungen 


‚ gespeichert wird. | 


ə. Das Introcid, eine Verbindung von Jod und Cerium, be- 


deutet einen wesentlichen Fortschritt in der. Chemotherapie von 
‚ Geschwulstbildungen verschiedener Ätiologie und Struktur. 


Das Introcid’ beeinflußt besonders das Wachstum von 


Í Lymphogranulomen und Geschwülsten ähnlicher Art, indem es sie 


mm Teil in erheblichem Grade zurückbildet, zum Teil ganz beseitigt. 


3 ö. Maligne Tumoren im fortgeschrittensten Stadium zeigen | 
‘nach Introcid in einer Reihe von Fällen beachtenswerte lokale 


Rückbildungen. Besonders intensiv wirkt es auf das Allgemein- 
befinden bei malignen Tumoren, selbst dort, wo schwerste lokale 


6. Die Wirkung des Introcids wird auf das Cerium zurück- 


‚gelührt, das ähnlich wie die radioaktiven Substanzen, wenn auch 


erheblich schwächer, : zu wirken scheint. Das ‘Jod dient als Leit- 
schiene und als Aktivator des Ceriums. Die stärkere Rückbildung 
von Lymphogranulomen und demgegenüber die geringere Einwirkung 


auf, die malignen Tumoren findet sich aueh in der Strahlentherapie 
‚Au gleicher Weise ausgeprägt. | | 


l 


2.00 (Verstand: Prof. Dr. R. Schmidt). | 
=. Zur Lokalisation des „Schlafzentrums‘*). 
0 ...Von Dr. Edmund Adler. 


nee A 27 Jahre, in die Klinik aufgenommen am 24. August 1923, 
Die Pat. erkrankte Ende Juni 1923 nach einer Durchnässung mit 
Gelenkschmerzen, bauptsächlich in den unteren Extremitäten. Seit 


ang Juli bestehen stechende Schmerzen. auf der linken Brustseite. 


Fat, fiebert von da ab ständig und nahm an Gewicht um 10 kg ab. 
Mit 12 Jahren hat sie 'eine Appendizitis durchgemacht, mit 15 ‚Jahren 
wurden die Tonsillen entfernt, da sie oft an Anginen litt., Familien- 


zartem Alter an unbekannter Krankheit gestorben; Vater war geistes- 
ank, verübte Suizid. Mutter ist Bernd. wu 
ab Aus dem Status: praesens: Die mittelgroße Pat. ist sehr stark 
Öbgemagert. Der Puls ist 'schnellend, frequent, rhythmisch. Die 
Tteriae radiales tönen. RR. r. 118 mm Hg. Der Herzspitzenstoß ` im 
‚Interkostalraum, etwas verbreitert und hebend. Über dem’Aortenostium 
it ein systolisches und. ein sehr intensives gießendes diastolisches 
fäusch zu hören. Die Töne sind erhalten. Über den anderen Ostien 
en mäßig lautes systolisches. Geräusch. Bei der Röntgendurchleuchtung 
zeigt das Herz Aortenkonfiguration. Die Aorta reicht bis zur Klavikula, 


Pulsiert sehr lebhaft, Der linke Zwerchfellwinkel ist ausgefüllt. An 


_ ._®) Das anatomische Präparat za diesem Falle wurde von Herrn 
Prof, uucksch (Institut Prof. Ehon) im Ärztevercin.am 14. März 1924 
emonstriert (s. Sitzungsbericht ‘Med. Klinik (Prager Ausg. Nr. 18, 


s Ausg. Nr. 20), Seine Publikation erscheint anderwärts. 


“a1. September * 01994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.38. 00.0182 - 


` 


:den andern Organen kein pathologischer Befund. Pat. fiebert täglich 
in den Abendstunden bis über 39%. Im Harn: ist Eiweiß schwach 
ositiv, im Sediment vereinzelt Erythrozyten, Leukozyten und Epithelien. 


lutbefund: R. 5,5 Mill. Sahli corr. 81. F. 10,7. W.20000, Segmk. 73%, 
' Stabk. 3%, Ly. 15,3%‘, Ma. 0,6%, Rf. 0,3%, Eos..0. Wa.R. im Blute 


negativ. In der nächsten Zeit- klägt Pat. nur manchmal über Herz- 
klopfen und Schmerzen in der linken Schultergegend. Am .22. Sep- 
tember früh kann Pat. nicht sprechen, deutet an, sie hätte Schmerzen 


‚in der linken Kopfhälfte Es werden nur vereinzelte Worte mit Mühe 


hervorgebracht. Spräach- und Schriftverständnis intakt. In den nächsten 


"Tagen viel Kopfschmerzen; Pat. spricht allmählich leichter und mehr, 


deutlich. erschwerte Wortlindung. Manchmal unmotiviertes Lachen, 
sonst aber ein völlig geordnetes Wesen: Am 2. Oktober wird Pat. bei 
der Morgenvisite in - tiefem Schlafe vorgefunden.. In der Nacht 
soll sie viel gestöhnt haben, ohne wach gewörden zu sein. Sie ist 
nur mit vieler Mühe zu wecken, antwortet. wohl auf einfache 
Fragen sinngemäß, schläft, jedoch wieder sofort ein; klagt über 
nichts. Läßt unter sich.‘ Nahrung wird erstes Die Augenlider 
sind fest geschlossen, die Bulbi nehmen Schlaistellung ein, die Pupillen 
sind weit und. reagieren nicht auf Licht; soweit die Prüfung möglich 
ist, scheinen die Augenbewegungen frei zu sein. Augenhintergrund 
normal (Doz. Dr. Ascher). Am Nervensystem, dessen genaue Über: 
prüfung allerdings der Zustand der Pat. nicht zuläßt, scheinen. sonst 


' keine pathologischen Befunde vorhanden zu sein.: Am sonstigen Status 


alles unverändert. Die Lumbalpunktion ergibt einen klaren, langsam 
abtropfenden Liquor. Phase I negativ, Pändy schwach positiv. 
380 Zellen, vorwiegend Neutrophile. Kultur steril. . Die Blutkultur 
(Dr. H. Adler) gibt nach Anreicherung in Bouillon einen als Boden- 
satz wachsenden Streptokokkus. Auf den Blutplatten vereinzelte grün 


‚wachsende Streptokokkenkolonien. Am 4. Oktober richtet sich Pat. 


manchmal spontan etwas auf und murmelt unverständliche Worte vor 
sich hin. An der linken Lungenbasis vom Angulus scapulae abwärts 
Dämpfung mit abgeschwächtem Atmen. Die Punktion fördert dicken 


streptokokkenhaltigen Eiter zutage. Pat. schläft weiterhin immer- 


zu, ist wohl zu erwecken, um aber. gleich wieder einzu- 
schlafen, nachdem sie kaum eine Frage beantwortet hat; sie liegt 
mit ausgesprochen zufriedenem Gesichtsausdrucke da, 
deliriert nur manchmal ganz leicht. Die Pupillen sind enger geworden 
und reagieren wieder auf Licht. Am 6. Oktober wurde wieder klarer 


‚Liquor punktiert, in dem Nonne-Apelt und Pándy schwach positiv 


waren, 190 Zellen. Am 8. Oktober ist Babinski links positiv, Oppen- 
heim beiderseits stark positiv. 9. Oktober. Blutkultur: nach 36 Stunden 
massenhaft grasgrüne Kolonien eines Streptokokkus (Tiefenkolonien 
schätzungsweise 100—200 im cmm). Der gleiche Keim nach 24 Stunden 
als Bodensatz in Bouillon. Am 13. Oktober ist Pat. etwas leichter zu. 
wecken, führt einfache Aufträge aus, ohne daß sich sonst etwas ge- 
ändert hätte. Im Harn jetzt massenhaft Erythrozyten und hyaline 
Zylinder. Am 16. Oktober Exitus letalis. Die Diagnose, welche schon 


in der klinischen Vorlesung von meinem Chef, Herrn Prof. R. Schmidt, > 
gestellt wurde, lautete auf eine Endocarditis lenta ‘mit einem embo- . 


lischen Herde im Höhlengrau des 3. Ventrikels. 

: Aus dem Sektionsprotokoll (Institut Prof. Ghon, Assist. 
Dr. Terplan): Rekurrierende polypöse Endokarditis an den Aorten- 
klappen mit Zerstörung der linken Klappe und mit. Insuffizienz. 


‘ Dilatation des linken Ventrikels. Thromboendokarditis geringen Grades . 
. an der Schließungslinie der Mitralklappen. Endocarditis parietalis am 


| REN ale | ` Septum unterhalb der Aortenkl owie an der Hinterfläche 
Aus der I. Medizinischen Klinik der Deutschen Universität in Prag | De cn dor ee 7 AT E E E 


Aortensegels der Mitralis. Weicher Milztumor mit mehreren frischen 


. anämischen Infarkten und mit einem alten gangränösen subphrenischen 


AbszeB über dem oberen. Milzpol. Fibrinös eitrige Pleuritis an der 
Bäsis des linken Unterlappens. Mehrere frische und ältere anämische 
Infarkte in beiden Nieren. er erbsengroßer embolischer Abszeß 


‘im zentralen Höhlengrau des 3. Ventrikels auf der linken, 


Seite und im angrenzenden Bereiche des linken Hypothalamus und 
Thalamus und augenscheinlich frische Erweichung am Boden des 


' 8. Ventrikels und im. zentralen Grau des 3. Ventrikels der rechten Seite 


sowie im Hypothalamus. Rechts linsengroßer gelber Erweichungsherd 
im linken Thalamus und ein kleiner gelber Erweichungsherd im tiefen 


Mark der 3. linken Frontalwindung. Eine erbsengroße, unregelmäßig 
` geformte Närbe im Mark des rechten Okzipitallappens. 
-~ @amnese: Pat. hat 18 Geschwister, 10 leben, und sind gesund, 8 in | ` 


Wir haben es also mit einem Fall von ziemlich rapid ver- S 


? 


‚laufender Endocarditis lenta zu tùn, deren erste Symptome sich im 
‚ Anschluß an eine nach Art einer Polyarthritis verlaufenden Er- ` 


krankung zu Beginn Juli 1923 einstellten und die bereits Mitte 
Oktober zum Exitus führte. Es trat gegen Ende der Erkrankung 
eine motorische Aphasie auf, die allerdings sich sehr schnell wieder 


'zurückzubilden begann und als deren anatomische Grundlagen wir 
wohl den Erweichungsherd im tiefen Mark der 3. linken Frontal- 
‚ windung ansehen dürfen. Als ein ganz besonderes und interessantes 
Symptom jedoch entwickelte sich etwa 14 Tage ante exitum ein 
‚tiefer lethargischer Zustand, welcher besonders an einen 


embolischen Prozeß mit aller Wahrscheinlichkeit in der Gegend des 


' Höhlengräues des 3. Ventrikels. denken ließ, was auch durch die 


Autöpsie vollkommen bestätigt wurde. Bei dem so umschriebenen 
und selten reinen Sitz des Herdes kommt wohl, unserem Falle eine 


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bedingt war durch eine lokale scharf umschriebene Erkrankung im- 


hervor Symptome der benachbarten vegetativen Zentren und Augen- 


 zustandes als führenden Symptoms, also dort, wo eine 


~ wird um so wahrscheinlicher, als. es in der nächsten Nähe des 


„bedeutendsten vegetativen ‘Vorgängen zu zählen ist, so daß wiran- 


š abhängigkeit des Schlafvorganges von der Hitnrinde sprechen auch 


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Ba > 0 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. nt 21. September- 


besondere Bedeutung zu in der Frage der Lokalisation des „Sehlaf- 
zentrums“. In der Literatur findet sich nur ein einziger ganz. 
analoger Fall von Pette?t), bei dem eine monatelange Lethargie 


, 
4 


viel eher und ungezwungener als für die Thalamuslokalisation - 
. (Lethargie und Augenmuskellähmung!), wenn ‚wir. überhaupt eine 
Erkrankung, die sich so diffus ausbreiten kann wie die Enzepbalitis, 
für solche Lokalisationszwecke anführen wollen. ` i 
Jedenfalls sehen wir in unserm Falle eine wichtige Stütze für 
die Mautnersche Lokalisationstheorie des Schlafzentrums. 3 
(Im übrigen könnte man sich. wohl auch vorstellen, daß mit- 
unter Herde’ im Thalamus, dieser mächtigen sensorisch-sensiblen 
‚Schaltstation, Schlaf erzeugen. Durch solche Herde können nor- 
. malerweise zum Schlafzentrum gelangende Impulse ausgeschaltet 
werden, und durch dieses Impulsausfallen ist es möglich, daß das: 
Schlafzentrum in Aktion gerät. Ähnlich indirekt dürften ja auch 


durch Innervationsausfall bei Thalamusherden die striären Symptome | 
der Chorea und Athetose entstehen.) | | 


Bodengrau des 3. Ventrikels. In diesem Falle traten auch noch 


muskelsymptome, was unser Fall auffallenderweise vermissen ließ. 
Jedenfalls ist unser Fall aber ein neuer wichtiger Beweis dafür, 
daß man bei Vorhandensein eines pathologischen Schlaf- 


umschriebene Läsion als seine Ursache anzunehmen ist, 
wohl berechtigt ist, an eine Lokalisation des Herdes im 
Höhlengrau des 3. Ventrikels zu denken. Die Mitaliektion 
des Hypothalamus und linken Thalamus (der rechte ganz frei!) 
sind ganz unbedeutend und kommen wohl überhaupt bei der Lo- 
kalisationsfrage unseres Falles nicht in Betracht. | 

Wenn wir beim Ausfall einer derart komplexen Funktion, 
wie es der Schlaf ist, so genau die Lokalisation der Läsion anzu- 
geben imstande sind, so glaube ich, sind wir auch dazu berechtigt, 
diese Stelle als ein richtiges „Schlafzentrum“ anzusprechen. Dies 


Aus der Deutschen Psychiatrischen Klinik Prof. Pötzl, Prag. 

Zur Frage der Schlafzentren im Zwischenhirn 

Ze des Menschen. . | u 
Von Dr. Erwin Hirsch, Assistenten der Klinik. 


Bekanntlich hat Mautner!) zur Zeit der Grippeepidemie des 
‘Jahres 1890 auf Grund der klinischen Symptome — für die heute 
die anatomischen Befunde allgemein bekannt sind — das Schlaf- 
zentrum ins Höhlengrau des dritten Ventrikels verlegt. Durch die 
Läsion dieser Gegend sollte nach Mautner die Zuleitung der von 
der Peripherie kommenden Reize gesperrt werden; andererseits 
sollen die von der Hirnrinde kommenden Reize, durch diese Sperrung 
verhindert, nicht an die Peripherie gelangen können und dadurch 
das Träumen bedingen. Mautner weist auf die Lokalisation der 
Okulomotoriuskerne in dieser Gegend hin und bringt das Zufallen 
‚der Augenlider bei der Ermüdung und vor dem Einschlafen mit 
dieser Nachbarschalt, in Beziehung. Die ersten Erforscher der 
Encephalitis lethargica haben sich Mautner angeschlossen (Eco- 
nomo, Nonne u.a). Trömner hat in seiner Monographie über 
den Schlaf dem Thalamus opticus eine aktive Rolle zugesprochen 
und im Sehhügel die Funktion einer aktiven Hemmung des 
‚Wachzustandes lokalisiert. Zu dieser Leistung gehören wohl alle 
Vorgänge, obne die das Einschlafen erschwert oder unmöglich wird: 
Das Aufsuchen der Ruhelage, die Körperhaltung, die das Einschlafen 
vorbereitet, die Schlafstellung der Augenlider und der Augen ent- 
sprechen dieser aktiven Hemmung des Wachzustandes und gehen 
fließend. über in die autonome Innervation dieser geänderten Ein- 
stellung: Das Engwerden der Pupillen, die veränderte Atmung, die 
veränderte Blutverteilung; die Gesamtheit dieser Einstellung be- 
deutet zugleich eine durchaus veränderte Einstellung gegenüber den 
‚Reizen der Außenwelt, die während des Schlafens eine andere Ver- 
arbeitung finden, als im Wachleben. Eine hervorragende Rolle unter 
den aufgezählten Faktoren spielt die Änderung in der Stellung der 
Augen, die sich bekanntlich im Wachzustande in leichter Konvergenz 
nach unten befinden, während sie im Schlafe unter geschlossenen 
Lidern nach außen oben divergieren. Pötzl?) hat in diesem Zu- 
sammenhang von einer Umkehr der Einstellung des Wachzustandes 
gesprochen, die besonders noch an der Haltung des Kopfes, der 


Hypothalamus gelegen ist, in dem wir die Zentren aller vegetativen 
- Funktionen lokalisieren und der Schlaf doch. selbst auch zu den 


‚nehmen dürfen, daß auch der normale Schlaf von dieser Zentral- 
stelle aus reguliert wird. Für das Vorhandensein eines subkortikalen 
Schlafzentrums oder wenigstens für die weitgehende eventuelle Un- 


die Tatsachen, daß bei. Tieren, bei denen das Großhirn operativ 
‚entfernt wurde und bei dem bekannten großhirnlosen Kind von 
Edinger-Fischer Schlaf- und Wachzustände wechseln. Es ist 
vielleicht gut, hier daran zù erinnern, daß wir nach Pötzl2) am 
besten unter einem Zentrum,. dieses nur negativ definierend, ein 
Hirngebiet verstehen sollen, dessen Intaktheit zum normalen Zu- 
standekommen eines komplexen Vorganges notwendig ist, ohne daß 
aber die Eigenleistung dieses Zentrums sich decken müßte mit dem 
ganzen vorliegenden pathologischen Geschelien. Bei dieser Sach- 
lage und Auffassung der Zentrenfunktion sind wir wohl berechtigt, 
- die Schlaffunktion zu zentrieren. Das hindert uns natürlich nicht, . 
bedeutende Einflüsse speziell der Hirnrinde auf dieses Zentrum als 
möglich und selbstverständlich anzuerkennen. Auch die Notwendig- 
keit einer „Schlafbereitschafi“ beim normalen Schlafvorgang, wie 
dieses besonders die Physiologen betonen und: verlangen, wider- 
` spricht unserer Auffassung, glaube ich, durchaus nicht (s. besonders 
Tschermak, Med. Klinik, Nr. 13, S. 431). Ihre Schlafermöglichung 
denken wir uns an unser Zentrum gebunden; es ist vielleicht doch 
schließlich keine so große Differenz in den Anschauungen, wenn 
einerseits von einem „Zentrum“ und’ anderseits von einer „Block- | 
stelle“ in dieser Gegend, die die sensibel-sensörischen Bahnen 
' beim Schlaf außer Tätigkeit zu setzen hat, gesprochen wird. Gewiß 
hat Trömner recht, im Schlaf einen aktiven Hemmungsvorgang zu. 
erblicken, in ‘dessen Mittelpunkt er die aktive Hemmung aller zeniri- 
petalen Einflüsse stellt, Diesen Komplexen Vorgang denkt er sich 
organisch im Thalamus zentralisiert. Es ist allerdings nicht klar, 
wieso Trömner?°)- gerade in der Encephalitis epidemica die bisher 
fehlende klinisch-pathologische Stütze für seine Schlaftbeorie sehen 
‚kann. Selbst der Fall von Hirsch*), der bei einem Abszeß, der 
den ganzen linken Thalamus einnahm, auffallende Schlafsucht sah, 
kann für diese Theorie nicht als beweisend gelten, da dieser Abszeß 
bis an das frontale Gebiet unseres Herdes unmittelbar heranreichte 
und so seine Wirkung auf das Höhlengrau durchaus möglich ist. 
Nach all dem scheint also besonders durch unseren Fall ebenso 
wie durch den Pettes es viel wahrscheinlicher, daß die Mautner- 
sche Lokalisation des Schlafzentrums im Höhlengrau am Boden des 
3. Ventrikels zu Recht besteht. Mautner’) ging bekanntlich von 
der Beobachtung der Fälle von Polioenzephalitis mit Schlafsucht 
und Augenmuskellähmungen und von der Beobachtung der normalen 
Schlafstellung und der normalen Schlafptosis aus, alles Erscheinungen, 
die ihm dafür zu sprechen schienen, daß im zentralen Höhlengrau 
des 3. Ventrikels sich ein Schlafzentrum befindet. In diesem Sinne 
sprechen auch die Beobachtungen bei der Encephalitis lethargica 
1) D. Zschr. f. Nervenhlk. 76. 
2) M. KI, 1923, Nr. 1. | 
3) D. Zschr. f. Nervenhlk. 81. 


4) Siehe diese Nummer der Zeitschrift und.den erwähnten 
Sitzungsbericht. _| | 
$) W. kl. W. 1890, S. 445. 


stellung, Freuds Embryonalstellung resultiert (leicht auf die Brust 
gebeugter Kopf, leicht gebeugte Arme, angezogene Beine). - 

Ä Daß die Frage nach dem zentralen Mechanismus dieser Um- 
kehr der Einstellungen mit der Frage der dienzephalen Schlafzentren 
eng verbunden ist, scheint uns ein Fall mit Autopsiebefund zu 


zeigen, der auf der deutschen Psychiatrischen Klinik vom Verfasser 
beobachtet worden ist: 


suchte, schrie und sang, die Umgebung verkannte und trotz verschiedener 
Schlafmittel nicht schlafen konnte, wurde wegen dieses deliranten Zu- 
' standes an unsere Klinik transferiert. Es bestand eine rechtsseitig® 
Hemiplegie und eine linksseitige Hemiparese, beiderseitige Pyramiden- 
zeichen; beide Fazialisgebiete waren für willkürliche Innervation Írei, 
die Pupillen eng, gleich weit, auf Licht nicht sehr prompt und nie 
sehr lebhaft reagierend. Der Augenhintergrund war normal (auc 
andere Hirndrucksymptome wie Erbrechen, Druckpuls fehlten), die 


1) W. kl. W. 1890, S. 445. | 


2) 1. Sitzungsber. des Vereins deutscher Ärzte in Prag, ref. in der 
M. KI., Prag. Ausgabe, Nr. 13, 1924. 


Arme und der Beine hervortritt, woraus dann die sogenannte Schlal- 


Eine 67jährige Frau, die wegen einer innerhalb weniger Tage. 
eingetretenen Hemiparese an die Klinik des Prof. Jaksch-Warten- 
horst gebracht worden. war und die nach mehrtägigem Aufenthalt | 
plötzlich zu delirieren anfing, dauernd aus dem Bett zu steigen ver- 


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21. September 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


Augenbewegungen frei, die Sprache nasal-bulbär und leise, immer 
langsamer und verschwommener werdend, wie die einer Verschlafenen. 
Es bestand spontanes Zwangsweinen und Rigidität in beiden Beinen, 
die sich dauernd in sogenannter Schlafstellung befanden. (Auch bei 
Rückenlage waren sie in Hüft- und Kniegelenk dauernd in stumpfem 
Winkel gebeugt.) Die Sensibilität war im allgemeinen intakt; doch 
lokalisierte sie rechts manchmal falsch; die Fehler schienen indessen 


nur durch Schwankungen der Aufmerksamkeit bedingt zu sein; die 


Orientierung am eigenen Körper, ebenso Sehen und Hören waren voll- 


D 


. ständig intakt. Die Temperatur war normal; erst kurz vor dem Ende 


stieg sie bis über 39. 
Schon bei der Einbringung war im Gegensatz zu ihrem Ver- 


halten an der Klinik Jaksch-Wartenhorst ein Schlafzustand auf-. 
.fällig; die Pat. lag fast dauernd schlafend da, konnte aber durch ein- 


fache Reize geweckt werden und benahm sich dann wie ein aus dem 
Schlafe erwachender Mensch; sie öffnete die Augen, schaute sich ver- 
wundert um und schlief sofort wieder ein, wenn sie nicht durch 
energische Anrede oder andere Reize wachgehalten wurde. Die 
Erweckbarkeit war manchmal leichter, manchmal schwerer. Durch 


‚ energisches Zureden, Klopfen auf die Schulter, Aufforderung aufzu- 


merken usw. wachgehalten, konnte sie examiniert werden, wobei sie 
sich manchmal psychisch verhältnismäßig intakt zeigte, zeitlich orien- 
tiert war und auch eine gute Orientierung am eigenen Körper besaß. 
Fast immer fanden sich amnestisch-aphasische Symptome (Paraphasie 
und Suchen nach Worten), die aber zeitweise auf ein Minimum zurück- 
traten. Der Zustand hielt mit den erwähnten Schwankungen bis zum 


Ende an; bemerkenswert ist, daß unsere Pat. wie die Kranke Adlers 


zwei Tage vor dem Tode für wenige Stunden vollständig frei war und 
dann neuerlich in einen Schlafzustand verfiel, aus dem sie nicht mehr 
erwachte. N | 
Bei der Sektion (im deutschen path.-anatom. Institut Prof. Ghon, 
von Dr. Terplan ausgeführt) fand sich nun ein über .walnußgroßer 
Abszeß, der von einer pyogenen Membran ausgekleidet war und der 
in der Gegend der vorderen Kommissur beginnend, diese mitbetreffiend, 
den ganzen linken Thalamus mit Ausnahme der ventralen Teile und des 
Pulvinar, vollständig substituierte.e Rückwärts endet die Abszeß- 
membran im Querschnitte der Commissura posterior unterhalb von ihr 
und oberhalb des Nucleus ruber, beide samt der nächsten Umgebung 
intakt lassend. Die innere Kapsel, sowie der Linsenkern sind etwas 
verzogen; medial ist der Abszeß wohl ein wenig nach rechts aus- 
gepaackt, läßt aber das Höhlengrau dieser Stelle frei. Überhaupt ist 
as Ependym und das zentrale Höhlengrau makroskopisch intakt. Corpus 
geniculatum laterale und mediale sind ebenfalls intakt. > 
Im Anschluß daran muß ganz kurz jener Fall zitiert werden, 
der am gleichen Abend im Verein deutscher Ärzte in Prag 
demonstriert wurde3); er weist anders gelegene Herde auf, deren 
Lage aber mit dem Herd unseres Falles mehr gemeinsam hat, als 
man für den ersten Augenblick annehmen könnte. Dieser von 
Adler und Lucksch vorgestellte und in der gleichen Nummer 
dieser Zeitschrift mitgeteilte Fall betrifft eine 27jährige Patientin 
mit einem Erweichungsherd im Höhlengrau des dritten Ventrikels 
und einem kleineren Herd im linken Thalamus opticus. Ein dritter 


linsengroßer Abszeß befand sich im Mark der dritten Stirnawindung 


und hat eine Zeitlang motorisch-aphasische Symptome gemacht. 
Die Patientin war 14 Tage vor dem Tode in einen Schlafzustand 
verfallen, aus dem sie nur ganz kurz vor ihrem Tode erwachte und 
dann unter Erscheinungen einer Atemlähmung gestorben. Der 
Befund von Adler und Lucksch stimmt auf das Genaueste mit 


dem von Pette®) beobachteten Fall überein, bei dem ein scharf 


umschriebener Herd: das Grau des dritten Ventrikels, den linken 


"Nucleus ruber und den medialen Teil des linken Thalamus opticus 


vernichtete. Pette bezieht den Schlafzustand auf die Läsion des 
Höhlengrau und schließt den Herd im Thalamus als Ursache aus, 
indem er auf dessen Kleinheit und die Intaktheit des rechten 
Thalamus opticus hinweist. Es gibt auch tatsächlich Thalamus- 


‚ herde, bei denen keine Schlafstörung beobachtet worden ist. Das 
Betroffensein des linken Thalamus opticus in beiden Fällen ist aber. 


doch recht bemerkenswert; in dieser Hinsicht bringt unsere 
Beobachtung eine gewisse Ergänzung der "beiden eben er- 
wähnten Fälle. 


Wenn wir uns fragen, welche Schlüsse wir aus den drei 


zitierten Fällen ziehen dürfen, so können wir zunächst nur sagen, 
daß die Auffassung Mautners und Tschermaks?), ein Herd der 
hier bezeichneten Region wirke durch die Unterbrechung der sen- 
siblen Leitung, durch Absperrung (Blockierung) der sensiblen und 
Sensorischen Erregungen schlaferzeugend, vielleicht noch ergänzt 
nn 


p °) Sitzung vom 14. März 1914; ref. in der M. K1., Berl. Ausg. Nr. 20, 
rag. Ausg. Nr. 13, 1924. 
*) Dtsch. Zschr. f. Nervenheilkd., Bd. 76, 1928. 
. °) Sitzungsber. des Vereins deutscher Ärzte in Pragv. 14. März 1924; 
rel, in der M. K1., Nr. 20, 1924, | 


und erweitert werden kann; wäre nur diese Auffassung richtig, so 


verdiente die hier zerstörte Region — entsprechend der Ansicht 
Tschermaks — keineswegs den Namen eines Schlafzentrums; die 
Aufhebung der Nervenleitung an sich, z. B. nach Durchschneiden, 
berechtigt nicht zu sagen, die Stelle, die die Leitung blockiert, sei 
ein Zentrum für die durch die Läsion ausgefallenen Funktionen. 
Anders aber ist es, wenn diese Blockierung in der aktiven Aus- 
schaltung der Sinnesleitung durch einen zentralen Vorgang besteht, 


dessen Eigentätigkeit die Sinnesleitung gleichsam fakultativ einzu- 
schalten und auszuschalten vermag; dann wäre die Region, an 


deren Tätigkeit das Freibleiben dieses Mechanismus geknüpft ist, 
gewiß ein Zentrum zu nennen; allerdings könnte man es ebensogut 
als Weckzentrum wie als Schlafzentrum bezeichnen. Es ist nun die 


Frage, ob der klinische Befund z. B. in unserem Fall dafür spricht, 


daß die Sinnesleitung unterbrochen, nur blockiert ist öder ob der 


Befund Anzeichen dafür enthält, daß ein besonderer zentraler 


Mechanismus der angedeuteten Art hier im Spiele ist. | 

In unserem Falle waren gerade die Teile des Thalamus ana- 
tomisch intakt, die die sensiblen Leitungsfasern aufnehmen und 
nach Umschaltung weiterleiten, die somit als Umschaltsstation auf- 
gefaßt werden müssen. Dementsprechend reagierte die Patientin 
auf sensible Reize und lokalisierte sie richtig. (Die ‚nur manchmal 
gezeigten Fehlreaktionen waren von ihrem Bewußtseinszustande ab- 
hängig, im wachen Zustande fehlten sie.) Auch die Orientierung 


am eigenen Körper war intakt; sie hatte weder Seh- noch Hör- ° 


störungen. Von einer dauernden Blockade der Sinnesleitung konnte 
also nicht gesprochen werden. | 

Bezüglich der kaudalen Begrenzung des Herdes verweisen wir 
noch einmal auf die Lage der Abszeßmembran — unterhalb der 


Commissura posterior und oberhalb des Nucleus ruber — und auf. 


das Fehlen äußerer Augenmuskellähmungen (Ptosis usw.) als eines 
funktionellen Ausdrucks einer Läsion der äußeren Augenmuskel- 
kerne. Gewiß hat der Abszeß in unserem Falle weit länger be- 


standen, als die Schlafsucht; ihr schleichendes. Eintreten läßt. sich . 
 vermutungsweise darauf beziehen, daß der Abszeß sich erst gegen 
Ende der Erkrankung bis in die Region erstreckt hat, der auch 


die Herde in den Fällen von Pette und Adler-Lucksch an- 
gehören. ER | | 
= Unser Fall, sowie die Befunde Adler-Lucksch und Pettes 
zeigen, wieweit ein Herd kaudalwärts reichen kann, ohne daß 
nukleär bedingte Augenmuskelstörungen die Schlafstellung der Augen 
und die Schlafsucht begleiten: Bei der typischen Encephalitis 
lethargica findet sich bekanntlich in den typischen Fällen mit einer 
Schlafstellung der Augen zugleich eine Ptosis als Ausdruck der 


'nukleären Lähmung. 


In diesem Zusammenhange sei auch aui die mindestens 
häufige konstatierbare Verschiedenheit des Schlafzustandes der 
Enzephalitis von echtem Schlaf hingewiesen, die darin besteht, daß 
bei der Lethargie zum Unterschied vom Schlaf kein Einschlafen 
und Erwachen zu beobachten ist. Die Schlafstellung der Augen, 
vor allem die Ptosis ist eben hier dauernd vorhanden; es fehlt die 
Wirkung eines Zentrums, das sie zeitweilig ein- und ausschaltet; 


dazu kommt bei der Encephalitis lethargiea noch die Läsion der _ 


Levator-Gruppe im Okulomotoriuskerne selbst. 

Fälle wie der unsrige dagegen lassen sich als reinere Läsionen 
eines supranukleären Apparates auffassen, der eben die Umkehr 
der Augeneinstellung für Wachen und Schlaf bewirkt bzw. reguliert. 
Mit dieser Umkehr werden von dieser Stelle aus, wie die Erfahrung 
bei der Hypnose lehrt, alle anderen zum Schlafen gehörigen. Kom- 
ponenten mit in Gang gebracht. (Veränderte Atmung, Blut- 
verteilung, Stellung der Beine usw.) In diesem Sinne sind wir 
wohl berechtigt, von der eben genannten. Stelle als von. einem 
Schlafzentrum zu sprechen, eigentlich von einem Zentrum, dessen 
Tätigkeit einschläfert und erweckt; es ist nun die Frage, ob es 
noch andere Hirnregionen gibt, die mit gleichem oder größerem 
Recht als Schlafzentrum angesprochen werden können. 

Aus den uns zur Verfügung stehenden Fällen ergibt : sich 
dabei zwanglos, daß der linke Thalamus, und zwar hauptsächlich 
der-mediale Teil, mit Wachen und Schlaf etwas zu tun hat, daß 
er also in gewissem Sinne vielleicht gleichfalls ein solches Schlaf- 
zentrum ist. Mit dem Einschlafen ist eine Abwendung von den 
Eindrücken der Außenwelt verbunden (Freud), mit dem Erwachen 
eine Zuwendung zu ihnen; beides ist zum großen Teil eine gleich- 
sam aktive Leistung, zum andern Teil ein Automatismus; der ganze 
Vorgang aber ist ein Akt der Einstellung. Es ist möglich, daß die 
medialen Partien des Thalamus zu diesem einstellenden Akt be- 
sondere Beziehung haben, Der mediala ‚Kern des Thalamus ist 


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.es noch mehrere Stellen gibt, die schlafhemmend oder fördernd 


1324 


bekanntlich keine Durchgangsstation für die sensible Leitung, 
sondern eine mit einer Eigenleistung betraute Stelle. Man kann 
annehmen, daß die Eigenleistung des Thalamus einerseits die sen- 
siblen und sensorischen Reize zu neuen Gestaltungen verarbeitet 
und daß sie anderseits durch die doppelsinnig leitenden Thalamus- . 


stiele — der mediale Kern besonders durch eine Faserung zum 


Stirnhirn — unter dem Einfluß der Hirnrindenfunktion steht. Daß 
Wachen und Schlafen bis zu einem gewissen Grad durch den Willen 
beeinflußt werden kann, ist allgemein anerkannt; vielleicht ist dieser 
Teil des einstellenden Aktes dem medialen Thalamus ähnlich zu- 


geordnet, wie der Wechsel der Augenstellung zu gewissen supra- 
nukleären Apparaten des Hypothalamus und Mittelhirns besondere 
Beziehungen hat. 


Es sei hier daran erinnert, daß auch Störungen des Lachens 
und Weinens auf die Läsion derselben Stelle, den Medialkern des 
Thalamus bezogen worden ist und daß hier eine Korrelation zwischen 
Thalamus opticus und Corpus striatum bestebt, deren anatomisches 
Korrelat der sogenannte innere Thalamusstiel ist. Nach Auffassung 


der Autoren (Nothnagel, Bechterew) ist der mediale Kern des 


Thalamus eben ein Zentrum für die Psychoreflexe, und auch der 
Schlaf ist ein Psychoreflex, eine Instinktreaktion, deren biologischer 
Sinn es ist, den Menschen vor Erschöpfung zu schützen. 

Wir schlafen nicht erst, wenn wir erschöpft sind, sondern 
um uns nicht zu erschöpfen und noch lange, bevor wir es sind, 
verspüren wir ein Schlafbedürfnis und Müdigkeitsgelühl, das zum 
Schlaf führen kann. Hier wird also etwas Sensorisches zu einer 
motorischen Reaktion verarbeitet. Der Schlaf ist aber nicht nur 
eine „Regression“, sondern eine eingehaltene Einstellung; es scheint 
sich im Sinne Trömners wirklich um eine Hemmung des Wach- 
zustandes zu handeln; es ist z. B. bekannt, daß beim Schlafen der 
Augenschluß nicht nur durch Zufallen der Lider entsteht, sondern 
daß der Orbikularis dabei aktiv kontrahiert ist. Auch Freuds 
Auffassung des Traumes als Wächter des Schlafs bedeutet eine 
ganz analoge Auffassung: eine Komponente des Schlafzustandes 
leistet Abwehr gegen den Eintritt des Wachzustandes. 

Die faseranatomischen Verbindungen des Thalamus lassen 
wenigstens einige Vermutungen über die Wege der hier gegebenen 
einstellenden Vorgänge zu. Der mediale Thalamus ist einerseits 
mit dem Stirnhirn, anderseits durch den. sogenannten inneren 
Thalamusstiel mit dem Corpus striatum verbunden; dazu kommen 
noch Verbindungen zu und von den der autonomen Innervation 
dienenden Ganglienmassen im Corpus subthalamicum und Boden- 
grau (z. B. Tractus mamillothalamicus), so daß wir wohl vermuten 
dürfen, vom Thalamus werde hauptsächlich die Aktion eingeleitet 
und die Schlafstellung (angezogene Beine, Veränderung der Gleich- 
gewichtslage überhaupt) bewirkt, vom Höhlengrau die Umkehr der 
Augenstellung, vor allem durch Zufallen der Lider und die zu ihm 
gehörigen vegetativen Funktionen. Werden diese beiden Zentren 
einzeln lädiert, so müßten eigentlich Teilzustände sich ergeben, die 
dem Schlaf nur mehr oder weniger ähnlich sind; werden beide be- 
troffen, so mußte echter, pathologischer Schlaf resultieren. Daß, 
wie die besprochenen Fälle zu zeigen scheinen, schon bei Läsion 
je einer der beiden Regionen (Thalamus und Bodengrau) Schlaf 
oder Lethargie als Folgezustand auftritt, liegt wohl daran, daß die 
Läsion der einen Region die Beeinträchtigung einer korrelativen 
Leistung der anderen nach sich zieht; was bei der künstlichen 


Einstellung dieser Wirkung im Verlaufe einer Hypnose sich voll- 
‚ zieht, wäre eben auch an der gemeinsamen Tätigkeit der Schlaf- 


zentren ablesbar: daß die partielle Ausschaltung der Wach- 
einstellungen den vollen ganzen Affekt des Einschlafens zu erzielen 
vermag. | 

Durch diese Erwägungen und die Anwendung auf den Befund 
des hier mitgeteilten Falles, sowie die Fälle von Pette und Adler- 
Luceksch wächst die Wahrscheinlichkeit dafür, daß sowohl der 
mediale Teil des linken Thalamus opticus wie das in der Nähe 
der Okulomotoriuskerne gelegene Höhlengrau Schlafzentren im 
richtigen Sinne sind und daß echter pathologischer Schlaf vor allem 
dann zustande kommt, wenn beide Zentren oder neben einem Zen- 
trum noch die zu anderen führenden Bahnen betrofien sind. Daß 


wirken, ist úns sehr wahrscheinlich, es handelte sich uns im Vorigen 
nicht so sehr um die Lokalisation, als um die Dynamik der Regi- 


onen, die als Schlafzentren des menschlichen Großhirns bezeichnet 
werden. 


| 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 21. September 


Aus der I. Inneren Abteilung des Rudolf Virchow-Krankenhauses 
(Geh. Rat Prof. Dr. Brandenburg). 


Zur Frage der mit Agranulozytose einhergehenden 
| Fälle von septischer. Angina. 


Von Dr. Lauter, Assistent. 


In den letzten Jahren wurde über eine Reihe von Krankheits- 
bildern berichtet, die unter dem Bilde einer akuten Infektionskrank- 
heit mit einer auffallenden Verschiebung des Blutbildes zugunsten 
der Lymphozyten verliefen. Da sich die Diagnose einer atypischen 
Leukämie in allen diesen Fällen nicht aufrechterhalten ließ, glaubte 
man die Veränderung des Blutbildes auf eine Schädigung der 
Leukopoese zurückführen zu müssen. Friedemann und Schulz 

berichten über solche Zustandsbilder unter dem Namen „Angina 
agranulocytotica* bzw. „Agranulozytosen“ und verstehen darunter 
hochfiebernde gangränöse Prozesse, die durch das völlige oder fast 
völlige Fehlen der neutrophilen Leukozyten im Blut charakterisiert 
sind. Alle: bisher beschriebenen Fälle hatten einen letalen Aus- 
gang. Auf der Abteilung wurden zwei ähnliche Krankheitsbilder 
beobachtet. Der zweite ist dadurch wichtig und einzigartig, daß 


er in Heilung überging und daß sein Verlauf gewisse Schlüsse auf 
die Pathogenese dieser Erkrankung zuläßt. if | 


Der erste Fall betrifft eine 28jährige Patientin D. Eine genaue 
Anamnese kann von ihr nicht erhoben werden, da sie sehr schwach ist. 
Von.ihrem Ehemann erfahren wir, daß sie seit längerer Zeit schon 
über große Schwächezustände se Vor etwa 3 Wochen stellten 
sich Halsschmerzen und geringe Dr 


üsenschwellungen am Halse ein, 
die jedoch auf Umschläge schnell zurückgingen. Als vor 10 Tagen 


Hautblutungen an den unteren Extremitäten auftraten, stellte der kon- 
sultierte Arzt Skorbut fest, da sie angeblich seit 4 Jahren kein Obst 
oder Gemüse mehr gegessen haben sollte. In den letzten 3 Tagen traten 
Schüttelfrost und auffallender Kräfteverfall ein, weshalb ihre Über- 
führung ins Rudolf Virchow-Krankenhaus erfolgte. Angeblich ist die 
Patientin früher nie ernstlich krank gewesen. Ihre Menses waren 


Togo: Sie hatte 1 Abort. 0O Partus. Von einer Infectio venerea 
ist nichts bekannt. 


Status: 24. April 1923. Mittelgroße Pat. von kräftigem Körper- 
bau in stark reduziertem Kräftezustand. Ihr Sensorium ist leicht ge- 
trübt, die Hautfarbe ist auffallend blaß, die sichtbaren Schleimhäute 
sind nur mäßig durchblutet. Ödeme und Drüsenschwellungen bestehen 


nicht. Über den ganzen Körper verteilt finden sich petechiale Haut- 
blutungen. l 


Mund- und Rachenorgane: Ausgedehnte Schleimhaut- 
blutunge 


n, besonders am Zahnfleisch. Die Rachenmandeln sind ulzeriert 
und mit Blutkoagula bedeckt. 


Die Zunge ist trocken und mit braun- 
roten Borken belegt. Lungen: o. B. Herz: Grenzen etwas nach 
links verbreitert. Über allen Ostien hört man ein systolisches Geräusch. 
Der Puls ist leicht unterdrückbar, regelmäßig, stark beschleunigt. 
Abdomen: weich, nirgends druckempfindlich. Leber und Milz sind 
nicht palpabel. Zentralnervensystem: o. B. Urin: Alb. +, 
Sacch. —, Urobilin +, Urobilinogen +. Sediment: Zahlreiche 
Erythrozyten und granulierte Zylinder. Blutbild: Erythrozyten 
2000000, Hämoglobin 35%, Le 


ukozyten 900, Thrombozyten. 200000. 
Blutausstrich: Die Erythrozyten zeigen Polychr 


omasie und geringe 
Größenunterschiede. : Es finden sich einzelne Normoblasten und 
Erythroblasten. Das weiße Blutbild zeigt folgende Zusammensetzung: 
Eosinophile Leukozyten: 0; basophile Leukozyten: 0; Myeloblasten: I; 
Myelozyten: 0; neutrophile Leukozyten: 2%; Lymphozyten: 98%. 
Blutaussaat: Streptococcus haemolyticus. Di-Abstrich: negativ. 
Temperatur: 38,5—39. 


25. April: Temperatur 39,2. Starker Kräfteverfall. Exitus. 


Die Abteilungsdiagnose lautete: Postanginöse Sepsis mit 
Granulozytenschwund. Bei der Sektion zeigte sich an den Gaumen- 
mandeln eine schwere ulzeröse nekrotisierende Tonsillitis. Das Herz 
bot subepikardiale und subendokardiale Blutungen, fettige Degeneration, 
Hypertrophie und Dilatation des linken Ventrikels sowie Intima- 
verfettung. Die Lungen zeigten Anämie und Ödeme. Die Milz war 
anämisch, schlaff und nicht vergrößert. Die Nieren zeigten fötale 
Lappung, Anämie und Hämorrhagien am Hilus. Die Harnblasenfollikel 
waren pigmentier. Am Magen fanden sich ausgedehnte, kleinfleckig®, 
submuköse Blutungen, die Peyerschen Haufen des Darms waren pig 
mentiert. Die Leber bot außer der starken Anämie nichts Besonderes. 
Am linken Ovarium fand sich ein walnußgroßes Corpus haemorrhagicum 
mit einer rauhen arrodierten Stelle an der Oberfläche, au 


s der sich 
etwa 200 ccm frisches Blut in die freie Bauchhöhle ergossen hatte. 


Als Hauptkrankheit wurde vom Pathologen nekrotisierende Angna, 
Sepsis und hämorrhagische Diathese angegeben, als Todesursa 


che: 

Blutung in die Bauchhöhle, 
~ Wenn man das Krankheitsbild des Falles überblickt, s0 67 
gibt sich folgendes: Durch einen schleichenden Infekt, wahrscheit- 
lich eine chronische Tonsillitis, wird eine infektiös-toxische Schädigung 


Bu 2 


ar 


a ZA 


_ 31. Sopteinber.: a 


=> ë ET mn FR 3 mM 3 = 3 Ten 


‚stammt einer gesunden Familie und will 
- gewesen sein. Mit 16 Jahren bekam sie ihre ersten Menses, die regel- 
' mäßig und von normaler Stärke waren. Pat. ist ledig. Partus, Abortus 
Ihre jetzigen Beschwerden begannen 
vor- 8 Tagen mit hohem Fieber und Halsschmerzen. Am 3. Krankbheits- 

' tage bemerkte sie, daß ihre Zähne: lose wurden, so daß sie nicht mehr 
- beien konnte. 


P. ur m ba u 


‘sich trotz guter häuslicher‘ Pflege ihr Zustand immer m 


E freier, 
- Stomatitis und Ulzerationen im Munde haben an Umfang zugenommen. 


Te 


3 


ST TH & 


yA i Tohe E r i 
i - ' 


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Sag 


des Organismus gesetzt. Ihre Symptome sind. Halsschmerzen, l 


'Drüsenschwellungen, Anämie, sowie die allgemeine Schwäche. Die 


'hämorrhagische Diathese und die im Blut gefundenen Streptokokken 
7 wiesen auf einen septischen Prozeß. Schlecht vereinbar mit: dieser 
Diagnose schien nur das Blutbild mit seiner Leukopenie und dem 
fast völligen Fehlen der granulierten Elemente. Es wurden nur 
- 900 Leukozyten gezählt, von denen sich nur 2% als Granulozyten 


‚erwiesen. Um diesen Befund mit dem Begriff der Sepsis, an deren 


-. Existenz durch den positiven Blutbefund kein Zweifel bestand, in 
‚Einklang zu bringen, muß eine ‚schwere Funktionsschwäche des 
- Knochenmarks angenommen werden. 


Aber nicht nur in dem Aus- 
‚bleiben der Knochenmarksreaktion zeigt sich die Funktionsschwäche. 
Die mangelnde Anspruchslähigkeit kommt auch zum Ausdruck in 


dem Fehlen eines Milztumors und in dem Fehlen von Drüsen- 
` schwellungen. Wir haben also ein ganz ungewöhnliches klinisches 


Bild vor uns und in allen wesentlichen Zügen ein Bild, wie, es 
-Türk als erster in der Literatur beschrieben hät. | 
Der zweite Fall betrifft eine 26jährige Patientin v. St. . Sie ent- 


früher nie ernstlich krank 


und Infectio ven. werden negiert. 


Gleichzeitig traten sehr heftige Kreuz- und Glieder- 
‘schmerzen auf. Der behandelnde Arzt konstatierte eine “ripps: Da 

ehr ver- 
schlechterte, erfolgte ihre Überführung ins Rudolf Virchow-Krankenhaus. 
= Der Aufnahmebefund am 8. April 1924 (8. Krankheitstag) 


war folgender: Mittelgroße Pat. in gutem Ernährungs- und Kräfte- 


zustande. Sensorium leicht benommen..: Gesichtsfarbe blaß, sichtbare : 


‚Schleimhäute gut durchblutet.' Körpertemperatur 40°. Kein Exanthem, 


' keine Drüsenschwellung, kein Ikterus, keine Hautblutungen. — Mund- 


und Rachenorgane: Ausgedehnte Stomatitis des Ober- und Unter- 
kiefers, schmierig belegte Ulzerationen am.harten Gaumen. Die linke 


. Tonsille ist stark zerklüftet und gangränös. Starker Foetor ex ore. 


Zunge stark belegt, feucht. Herz und Lungen: o. B. Abdomen: 


‘Weich, nirgends druckempfindlich. Leber und Milz sind nicht ver- 


größert. Reflexe normal, Urin frei, Blutaussaat steril, Di-Abstrich 


negativ. Blutbild: Erythrozyten 3000000, Hämoglobin 50%, Thrombo- 
- zyten 300000, Leukozyten 800.. Differentialzählung: Unter 80 Zellen 
finden sich 77 Lymphozyten, 2 neutrophile Leukozyten, 1 Monozyt. 


Therapie: Omnadin. Ätzung der Ulzerationen im Munde mit 


‚50% Chromsäure und anschließender Neutralisierung mittels Koch- 
salzlösung. | | 


9. April: Das gleiche schwere Krankheitsbild. Sensorium etwas 
Starke Schluckbeschwerden. Nahrungsaufnahme verweigert. 


Wa.R. im Blut negativ. Temperatur 38,9—39,4. Blutbild: Leukozyten 
ee on erexhalzänlung: Lymphozyten 92%, Leukozyten 6%, Mono- 
zyten 2%, az | ei 
Therapie: Omnadin, | | | en 
10. April: Das Allgemeinbefinden ist etwas gebessert. Auftreten 


von Drüsenschwellungen am Halse, besonders linksseitig. Kiefer- 


klemme geringen Grades. Blutbild: Leukozyten 2200. Differential- 


: zählung: Myeloblasten 0, Myelozyten 0, Jugendform. 6%, Stabkernige 
| 4 h, Sapmentkernige 10%, u 


ymphozyten 74%, Monozyten 6%. 
nerapie: Omnadin, | wa BR 


Die il. April: Das Allgemeinbefinden: hat sich weiter gebessert. . 
2 i Drüsenschwellungen am Halse sind beträchtlich stärker geworden, 

penso die Kieferklemme. Die Stomatitis geht zurück, die Nekrosen 
= m arten Gaumen stoßen. sich ab. Die Tonsillen sind infolge der 
‚ Kieferklemme nicht zu sehen. In der Blutaussaat findet sich Staphylo- 


coccus aureus haemolyticus. Temperatur normal. Blutbild: Leuko- 
pen 4000. Differentialzählung: Myeloblasten 0, Myelozyten 0, Jugend- 
a u nl 6%, Segmentkernige 14%, Lymphozyten 62%; 
en /0. 2. Vo 


12. April: Fortschreitende Besserung. : Blutbild: Leukozyten 


6000. Differentialzählung : Eosinophile 3%, Basophile 0, Myelozyten 1%, 


ugendformen 22%, Stabkerni 90h. "Sex 6 Tr aoho. 
(yten 46%, Monozyten a S s u ER E 
12500 13. April: Subjektives Wohlbefinden. Blutbild: Leukozyten 

„.ifferentialzählung: Eosinophile 3%, Myeloblasten 0, Myelo- 


pe 2%, Jugendformen 25%, : Stabkernige 15%, Segmentkernige 25%, 


Jmphozyten 24%, Monozyten 6%. 


18. April: Stomatitis und die ulzerativen Prozesse am Gaumen 


mad Tonsille vollkommen abgeheilt. Kieferklemme beseitigt. Tempe- 

geg Era: ‚Die Drüsenschwellungen am Halse nur wenig zurück- 

Tentin at Keine Beschwerden. Blutbild: Leukozyten 9000. Ditfe- 

forme E lung: Eosinophile 3%, Myeloblasten 0, Myelozyten 0, Jugend- 
h, ] FAR AU Annie 10%, Segmentkernige 44%, Lymphozyten 
ni: en 0o. | 


Halogen April: Anhaltendes Wohlbefinden. Die Drüsen auf der rechten | 


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is auf geringe Reste zurückgegangen, auf, der linken 


_ 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.38. 


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'flüktrierend.* Inzision. Eiter steril. -Subfebrile Temperatur in den 


letzten: Tagen. Blutbild:. Leukozyten . 8600. Differ alai e 
Eosinophile 4%,: Myeloblasten. 0, Myelozyten 0, Jugendformen 16%, 
Stabkernige 12%, Segmentkernige 40%, Lymphozyten22%/, Monozyten 6%. 

©. 7. Mai: Inzisionswunde verheilt.. Drüsen links noch immer 


| vergrößert, 


| 16. Mai: _Drüsen.an der linken Halsseite wieder erweicht. Er- 
neute Inzision. Blutbild: Leukozyten 7400. Differentialzählung: 
Eosinophil& 4%, - Myeloblasten 0, Myelozyten 0, Jugendiormen 12%, 
ee 16%, Segmentkernige 40%, Lymphozyten 24%, Mono- 
ayten Al Oo: u; | 
ý 24. Mai: Pat. ohne Beschwerden. . Inzisionswunde verheilt. Nur 
‚noch geringe Drüsenschwellungen links. ~ © o = 
- 14. Juni: Gutes Allgemeinbefinden. Mund-und Rachenorgane: o. B. 
Keine Drüseùschwellungen. Entlassung. Blutbild: Erythrozyten 
4500000, Hämoglobin 70%, Leukozyten 6000. - Differentialzählung: 
Eosinophile 4%, Myeloblasten 0, Myelozyten 0, Jugendiormen 4%, 
Stabkernige8%, Segmentkernige55%, Lymphozyten 28%, Monozyten 6%. 


Wie: alle bisher beschriebenen Fälle, so betrifft auch dieser 


eine Frau. Ihr Krankheitsbild entwickelte sich ziemlich akut und 


zeigte auf seinem Höhepunkte am Tage der- Einlieferung schwere 


lokale gangränöse Prozesse am Gaumen, . Zahnfleisch‘ und linker 
Tonsille. Die hochliebernde, leicht benommene Pat. macht klinisch 
den Eindruck einer Sepsis. _Bei der :Zählung der Leukozyten fällt 
die außerordentlich geringe Zahi von. 800 auf.: Bei der Differential- 
zählung' stellen sich fast alle Zellen als Lymphozyten dar. Bei 


genauester Durchsicht des Präparats konnten nur 80 weiße Zellen. 


gefunden werden, von. denen 77 als Lyimphozyten, 2 als: neutro- 


. phile Leukozyten und 1 als -Monozyt sich erwiesen. Die Erythro- 

zyten wie auch die Blutplättchen. waren in normaler Zahl vor- 
handen. Am zweiten Tage ihres Krankenhausaufenthalts bot die. 

Pat. annähernd das gleiche schwere Krankheitsbild. Die Tempe-. 
' ratur war etwas heruntergegangen, die Zahl der Leukozyten hatte 


sich 'auf. 1200 erhöht. Die ulzerativen Prozesse hatten jedoch noch 


zugenommen, so. daß die Pat. die Nahrungsaufnahme ‚verweigerte. 


Am. folgenden Tage war das Allgemeinbefinden der Pat. etwas. ge- 
bessert.. Die Temperatur war weiter zurückgegangen und die Zahl 
der Leukozyten hatte sich fast verdoppelt’ Am Halse waren 
Drüsenschwellungen aufgetreten, die eine.mäßig starke Kieferklemme 


verursachten. An den nun folgenden Tagen besserte sich das Be- 
‚finden der Pat. zusehends, und, was das Bemerkenswerteste an 
diesem Falle darstellt, mit der fortschreitenden Besserung des All- - 


gemeinbefindens ging eine Besserung des Blutbildes . und -der schließ- 
Übergang zum normalen einher. Am vierten Tage nach der 
Krankenhausaufnahme .war die Temperatur bereits normal, die 
Nekrosen im Munde fingen an sich abzustoßen. Die Zahl der Leuko- 
zyten erreichte 4000. Das Blutbild zeigte Anfänge einer Linksver- 
schiebung. Nach 10 Tagen waren alle ulzerativen Prozesse im 
Munde abgeheilt, nach 3 Wochen wurden die Drüsen auf der linken 
Halsseite inzidiert..ı Die Leukozyten erreichten um diese’Zeit über- 
normale Zahlen von 12500. Das Blutbild bot eine ausgesprochene 


Linksverschiebung. Nach 9 Wochen wurde die Pat. mit normalem 


Blutbild geheilt entlassen. . oh Ä 
Gleichzeitig mit der Besserung des Krankheitszustandes 


änderte sich das Blutbild. Die aus dem Blutbilde fast völlig ge- 


schwundenen Granulozyten wurden mit jedem Tage zahlreicher ge- 
funden. Diese Tatsache läßt gewisse Schlüsse auf die Pathogenese 
der Krankheit zu. Man könnte darüber im Zweifel sein, ob die Ver- 
änderung des Blutbildes eine Folgeerscheinung der gangräneszierenden. 


Prozesse ist oder 'ob- diese sich erst auf dem Boden der Agranulo- 
zytose entwickeln. Unser Fall scheint für die letzte Annahme zu . 


sprechen, daß. gleichzeitig mit einer Schädigung des Granulozyten- 
apparats die Widerstandsfähigkeit der Gewebe herabgesetzt wird. 
Die Nekrosen entstehen, weil die Abwehrkräfte. fehlen. Die nach 
einer vielfach beliebten Bezeichnung. „kompensatorisch“ auftretenden 
Lymphozyten sind dem Infekt nicht gewachsen.. Erst das Wieder- 


 erstarken der Leukopoese stellt die natürlichen Abwehrkräfte wieder 


her. Wie man sich den Zusammenhang auch theoretisch kon- 
struieren-mag, es ist eine Tatsache, daß mit der Besserung des 
klinischen Bildes. schlagartig die vorher völlig erloschene Leuko- 
poese einsetzt und wiederum das uns geläufige Blutbild der Leuko- 
zytose festzustellen ist. | ee = 
Hinsichtlich der Ätiologie ist dieser Fall unklar. Der in der 
zweiten Blutaussaat. gefundene Staphylococcus’ haemolyticus aureus 
ist wahrscheinlich nicht als der. Urheber der Erkrankung anzu- 
sprechen, sondern ist nur eine Verunreinigung. Wenn aber auch 
der Nachweis eines spezifischen Erregers fehlt, so sind wir doch in 
Analogie. mit dem erst beschriebenen Fall und auf Grund des 
klinischen Eindrucks der Ansicht, daß ‘die Ursache für die Schädi- 


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gung des Granulozytenapparats eine infektiös-toxische Noxe infolge 
einer Sepsis ist. Unter Umständen spielt vielleicht noch eine 
gewisse individuelle Disposition dabei eine Rolle. Nur ein geringer 


Prozentsatz der einwandfrei als Sepsis erkannten Fälle geht mit 
Agranulozytose einher. | 


W. Schulz und Léon heben das Fehlen der hämorrhagischen 
Diathese als differentialdiagnostisch entscheidend gegenüber den 
mit Hautblutungen einhergehenden Fällen von Sepsis, wie sie Türk 
beschreibt, bervor. Dagegen sei auf den von Petri veröffentlichten 
Fall verwiesen, bei dem Hämorrhagien in der Ösophagusschleim- 
haut, Lunge und Knochenmark sich fanden und der Nachweis von 
Erregern nicht gelang. Auch der klinische Verlauf sowie der 


leichte, doch deutliche Ikterus dieses Falles spricht für eine septische 
Natur der Erkrankung. 


Literatur: Friedemann, M. KI. 1923. — Schulz und Versö, D. m. W. 
1922, — Léon, D. Arch, £. kl. M. 1923. — Türk, W. kl. W. 1907. — Petri, D. m.W. 1924. 


Aus der Abteilung für Hautkrankheiten (Primararzt: Prof. Dr. 


G. Scherber) und dem Ambulatorium für Nervenkranke der Kranken- 


anstalt „Rudolfstiftung“ in Wien. 


-Die Wirkung der Malaria in Verbindung mit 
spezifischer Behandlung auf die syphilitischen Er- 
krankungendesZentralnervensystemsundder Gehirn- 
nerven, wie die Beeinflussung der liquorpositiven, von 
Nervensymptomen freien Fälle durch diese Therapie 
| im präventiven Sinne. (Schluß aus Nr. 37.) 
Von Prof. Dr. G. Scherber und Doz. Dr. 0. Albrecht. 


Die günstige Beeinflussung der Tabes durch die Malaria- 
behandlung ist weniger oft beobachtet. Aus der Reihe unserer Fälle 
seien die folgenden, bei denen nach Malaria entschiedene und lang- 
andauernde Besserungen zu beobachten waren, hervorgehoben: 

Fall 7. Sp. H., 55 Jahre alt, Kontrolleur, wurde ausführlich im 
Vorjahre von Scherber beschrieben und soll hier nur deshalb er- 
wähnt werden, weil bezüglich der seinerzeit progredienten Optikus- 
atrophie nach Untersuchung: auf der Abteilung Prof. Hanke festgestellt 
wurde, daß das Gesichtsfeld stationär, die Sehkraft des linken Auges 
die gleiche geblieben sei, die des rechten Auges sich gegenüber dem 
Vorjahre noch etwas gebessert habe. Liquorbefund wesentlich gebessert. 

Fall 8. F. A., 5i Jahre alt, Chauffeur, in der oben angegebenen 
Arbeit ebenfalls schon Besen wurde, wie dort erwähnt, wegen 
Tabes, kompliziert durch eine sowohl den Ramus cochlearis wie vesti- 
bularis des Akustikus betreffende schwere Affektion, einer Malariakur 

er eine kombinierte Neosalvarsan-Trepolkur folgte. Wäh- 
rend beim Verlassen des Spitals noch Kopfschmerz, Schwindel bestand, 
Romberg positiv war, verschwanden diese Beschwerden im Laufe 
einiger Wochen völlig und ist Patient vollkommen leistungsfähig und 


beschwerdefrei als Chauffeur tätig. Liquorbefund ist bei F. A, völlig 
normal geworden, 


1 


Wenn im Falle 7 von Besserung gesprochen werden kann, 


so ist im Falle 8 hinsichtlich der schweren Akustikusaflektion der 
Ausdruck Heilung gerechtfertigt. 


Fall 9. Stefanie Sch., 49 Jahre alt, Beamtengattin, 1915 bis 
1922 mehrere Hg-Salvarsankuren. Januar 1922 Spontanfraktur des 
3., 4. und 5. Metatarsus des linken Fußes, unter Gipsverband Heilung; 
energische spezifische Kur. Juli 1922 nochmals Fraktur des 4. und 
5, Metatarsus desselben Fußes. Blut nach nochmaliger Kur nun negativ, 
früher stets positiv. Juli 1923: Status: Argyll-Robertson, Fehlen der 
tiefen Reflexe, gü een 
an den Unterschenkeln, Romberg positiv; vor allem führen aber 
ungemein intensive, die Patientin unausgesetzt peinigende lanzinierende 
Sehmersen in den Beinen die Patientin zu uns, die so quälend sind, 
daß die Kranke verzweifelt ist. St. Sch, ist dabei körperlich sehr herab- 
gekommen. Liquor: August 1923: Lymph. 1,5, Nonne-Appelt, Subli- 
mat, Pandy, Wa.R. und M.R. negativ, Goldsol: Lues latens-Kurve der 
Tabeskurve sich nähernd. Malariabehandlung mit 9 Anfällen. bis 
40,50 C. Temperatur. Während der Fieberanfälle außerordenliche Steige- 
rung der Schmerzen. November 1924: Objektiv sind die früheren 
Sensibilitätsstörungen nicht mehr nachweisbar und die statische Ataxie 
beim Gehen auf einer Linie fast völlig geschwunden. Höchst bemerkens- 
wert ist aber, daß die heftigen lanzinierenden Schmerzen gänzlich 
aufeehört haben. Juli 1924 sieht Patientin blühend aus, war stets 
alkommen schmerzfrei bis auf einige Tage, als sie kürzlich an 2 
aufeinanderfolgenden Tagen in sehr kallon Wasser durch je 2 Stunden 
Schwimmlektionen nahm. 


Die Besserung. des Zustandes ist in diesem Falle sehr erheb- 


lich. Auch in anderer Hinsicht gestattet er Überlegungen. Von 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


Weise die günstige Wirkung der Malariabehandlung auf lanzi- 


e Hypästhesie am Rippenbogen, streifige ` 


21. September 


mancher Seite wird besonders bei der Kriegsbeschädigungsfrage 
dem Einfluß von intensiver Kälteeinwirkung auf die Entwicklung 
tabischer Symptome jede Bedeutung abgesprochen. Das vorüber- 


gehende Auftreten von lanzinierenden Schmerzen nach intensiver 


Abkühlung im Bade zeigt hier deutlich die Wirkung der vaso- 
motorischen Verschiebungen. 


Fall 10. Karl Sch., 53 Jahre alt, Ingenieur, luetische Infektion 
1890. Seit 1903, in welchem Jahre die luetische Grundlage seines 


i 


Nervenleidens erkannt wurde, jährlich antiluetische Behandlung, Hg- | 


Kuren, und seit 1915 Salvarsankuren. 1922 Alttuberkulin mit Salvarsan 
kombiniert. November 1923 wegen nicht mebr auszuhaltender, ständiger, 
intensivster lanzinierender Schmerzen in den Beinen, Malaria mit 
8 Anfällen bis 410 C. Während des Fiebers heftige Steigerung der 


Schmerzen, die nach Ablauf der Malaria völlig schwinden und bis heute 
EN, wiedergekehrt sind. Patient bei ausgezeichnetem Allgemein- 
elinden, ` 


Fall ii. August L., 45 Jahre, Beamter, Infektion 1902, seit 
1909 Pupillenstörungen, Sensibilitätsstörungen und andauernde Neuralgie 
im rechten Trigeminus. 

zündungsanfälle des rechten Auges. Trotz operativen Eingriffs, Durch- 
schneidung des mittleren Astes des Trigeminus, häufig wiederholter 
Hg-Neosalvarsan-Wismut- und Fieberbehandlung ständig Schmerzen, 
die sich häufig bis zur Unerträglichkeit steigern, besonders bei Auf- 
treten der neuroparalytischen Entzündung des Auges. 

Malaria, 9 Anfälle mit Temperatur bis 40,50 ©. -Verstärkung des Tri- 
geminusschmerzes und Auftreten lanzinierender Schmerzen im linken 
Bein. Diese Reaktionen wiederholen sich in immer schwächer werdendem 


Maße bei der nachfolgenden Salvarsanbehandlung. Schließlich hören 
die Schmerzen im Bein völlig auf, die im Trigeminus sind seltener 
geworden und nur leichten Grades. ` Ä 


Die drei zuletzt geschilderten Fälle zeigen in auffallender 


nierende Schmerzen verschiedener Lokalisation; verschiedene andere, 


auch intensive Therapien, hatten. versagt. Diese Tatsache fordert 


auf, die Malariabehandlung in allen derartigen Fällen zu versuchen, 


Fall 12. Marie C., 26 Jahre, Bedienerin, Infektion 1919, kam 
1923 mit ausgesprochener Tabes wegen schwerster gastrischer Krisen 


in Behandlung. Liquor August 1923: Lymph. 60,8, alle Reaktionen kom- ' 


plett positiv, Goldsol: Tabeskurve. Durch Malaria mit 8 hohen Fieber- 
anfällen wurden die Krisen völlig behoben. Liquor November 1923: 
Lymph. 16,6, alle Reaktionen positiv, Goldsol: Lues cerebrospinalis- 


Kurve.. Patientin blieb 2 Monate vollkommen beschwerdefrei, trat dann - 


in eine physisch stark anstrengende Arbeit und nun traten: die Krisen 
wieder in heftigster Form auf. Die Malarlabebandlung war wegen 
Anämie und. nicht entsprechend kräftigem Herzen — die Patientin 
leidet unter den schweren Krisen ungemein — nicht zu wiederholen, 


und alle anderen Formen der Therapie bringen keine Erleichterung. 


Die Verschlimmerung des Zustandes schreitet fort. 


Fall 18. B, Jakob, 40 Jahre, Hilfsarbeiter. Infektion 1908. 
Tabes dorsalis: wiederholte Hg-Salvarsankuren. 1922 Hepatitis luetica, 
Rückbildung auf Hg-Salvarsanbehandlung. Februar 1923 wird Patient 
wegen intensiver sich in letzter Zeit einstellender gastrischer Krisen, 
Blaseninkontinenz, Ataxie, Sensibilitätsstörungen, Pupillendifferenz und 
träger Reaktion der Pupillen aufgenommen, Blut: WaR. und M.R. 
negativ: Liquor: Lymph. 77,3, Pandy, Sublimat, en, WaR., 
M.R., mittelstark positiv, Goldsol; Lues latens-Kurve, Nach Malaria- 
kur, 8 hohe Fieberanfälle, und nachfolgender Neosalvarsan-Mesurolkur, 
Besserung des Allgemeinbefindens ganz wesentlich, Aufhören der 


astrischen Krisen, Behebung ‘der Inkontinenz; Liquor August 1928: 


ymph. 6,3, alle Reaktionen völlig negativ, Goldsol:. Normalkurve. 


_ Dieser auffallenden Besserung des Liquor geht ein bis Juli 1924 
anhaltendes völliges Wohlbefinden parallel. 


Fall 14. F. Rudolf, 42 Jahre alt, Bürodiener, Infektion 1902, 
mehrere Schmierkuren. 1915 wird beim Militär eine Tabes festgestellt 
und Patient macht bis 1921 jährlich kombinierte Hg-Neosalvarsan- 
a nungen durch. 1922 und 1923 Injektionen von 
Sulfoxylatsalvarsan Kolle mit Jod gleichzeitig intern, und zwar zuerst 
das alte Präparat, Frühjahr 1923 das neue Medikament, pro Injektion 
zu 8—10 ccm intravenös (4 Injektionen), von einer gewissen aber nicht 
anhaltenden Besserung der heftigen ständigen Kopfschmerzen und der 
den Patienten ungemein beunruhigenden intensiven Schwindelanfälle ge- 
folgt. Patient verweigert leider die Lumbalpunktion; Blut bis 1915 positiv, 
von da ab nach Behandlung weiterhin ständig negativ. Juli 1923: Pupillen 
vollkommen lichtstarr, Fehlen der tiefen Reflexe, Auftreten ungemell 
heitiger Schwindelanfälle und Kopfschmerzen in der Stirne, starke 
lanzinierende Schmerzen in den Beinen. Ende Juli 1923 Malaria, sechs 
Fieberanfälle, Temperaturen bis 40,50 C. Nach dem 6. Anfalle Unter- 
brechung der Malaria wegen Irritation der Herzarbeit; anschließend 
Salvarsan-Trepolkur. Diese Therapie brachte zwar keine wesentliche 
Änderung der objektiven Symptome, aber völliges Aufhören der Kopi- 
schmerzen und Schwindelanfälle (bis Juni 1924 kontrolliert). 


‚ Was die Wirkung der Malaria auf die von Nervensymptomen 
freien Syphilisfälle mit ausgesprochen positivera Liquörbefund an 


Zeitweise heftige neuroparalytische Ent 


März 1924 


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91. September"... 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. ` i „18270 215 Bla.) 
u eu ur rn et O j nr En i ie: De | Ba = . . SR 3 e o ki y HEH BARN 
 pelangt; so wurde der Liquor-in allen Fällen durch eine entsprechende | - - Aber auch bei:der Tabes: sind durch die Malariabehandlung im.  :..- in Blu chliige ae 
Anzahl: von Fieberanfällen und eine nachfolgende angemessen inten- | Verein mit spezifischer Therapie. in.überzeugender und objektiv fest- > < pos haszikinksiin 
-give Neosalvarsantherapie, die eventuell mit Quecksilber-Wismut und |. stellbarer Weise oftmals deutliche Besserungen zu‘erzielen. Wiederholt > > u fe ERS iiy 
 -Jodbehandlung kombiniert wurde, ‚günstig beeinflußt. Wir gewannen | mit allen anderen Mitteln intensivst und dabei resultatlos behandelte 1. BE AEEA 
‚den. Eindruck, ‘daß die Wirkung der kombinierten Malaria-spezifischen |. Fälle zeigen nach Malaria wesentlichen Rückgang krankhafter Ver- . H PEENTE 
"Behandlung. um so: wirkungsvoller ist, je früher dieselbe. nach Fest- | änderungen. Vor allem sei àuf'die auffallend günstige Beeinflussung ` -`> a jet nt 
stellung. des. auf. energische spezifische Behandlung noch positiven |.schwerer. Affektionen der Gehirnnerven, von Neuritiden des Optikus. Ef TEETAR SUL 
` Liquor za Anwendung kommt und je intensiver sie durchgeführt wird. | und Akustikus hingewiesen und namèėntlich die "Behebung ‘oder -- 3 n ACAO DREH 
‚Ein abschließendes ‘Urteil. über die Dauerwirkung der Behandlung |: weitestgehende Besserung tabischer. Schmerzphänomene ganz be- > a RR AE 
> anf Klinik und Liquor können wir-noch nicht abgeben, doch lassen | sonders hervorgehoben.: Sowohl bezüglich .der Behandlung. der. pro- 1:3 Erca tja ii 
' das völlige Normalwerden der Liquorreaktionen. in einem "Teil | gressiven Paralyse wie der Tabes: kann picht genug betont werden, =) R3 penrai ie ge: 
.. .der'Fälle, die. weitgehenden, eine weitere Malariabehandlung un- | daß die Malariatherapie. um .so' erfolgreicher ist; :je energischer sie >. -RY peeti yao 
| nötig 'erscheinend lassenden Besserungen der B£funde in einem | durchgeführt wird, und: wenn nach. der Beobachtung eines von uns. =- Bil Perie NBI VA 
weiteren Teil der Fälle, die Annahme gerechtfertigt erscheinen, daß | (Scherber) eine Malariabehandlung. mit -18 hohen’ Fieberanfällen. -pë kiyala: Hi? 
.. wir mit der Kombination der spezifischen Behandlung mit der Malaria’ |. bei einem Paralytiker einen imponierenden Erfolg zeitigte, so zeigen f T 4 i a z Hatt tddi 
- die pathologischen ‚Veränderungen des Liquors weitest möglich be- | andererseits unsere Krankengeschichten, daß derselbe Erfolg’ durch.. ... d ERE 
- heben können: und damit höchstwahrscheinlich derzeit die günstigsten - getrennte Malariakuren zu erreichen ist, daß nach unserer Erfahrung p 3% BESRTBESCHN 
Aussichten für. die Einschränkung späterer klinischer Erkrankungen | eine zweite Malariabehandlung, -um den durch die’erste erreichten. A pe ei alde E 
' des.Zentralnervensystems gewinnen. Die Kontrolle des Liquors | Erfolg zu vergrößern und zu sichern, in der Mehrzahl der Fälle be- IMs Bil 
'isteine.ünerläßliche Forderung für die Regelung unseres |.sonders bei der progressiven: Paralyse,. notwendig. sein wird: -Bei' > iR DR DER, 
therapeutischen Handelns. Wir beginnen mit den Liquörunter- | der Tabes brachte zumeist eine Malariakur in Verbindung mit ent- `.. fe it BL, 
suchungen: Ende des ersten oder Anfang des zweiten Jahres.nach der | sprechender spezifischer Behandlung, wie. die angeführten Fälle 3 ue Sl 
‚ .. . Infektion?)..und.:reichte die ‚spezifische Behandlung nicht aus, um | zeigen, auffallende klinische Besserungen und günstige.Beeinflussung .  . #i.nie: E 
den: Liquor. entsprechend günstig zu beeinflussen, so erreicht eine | des Liquor. rn N =: 5 ER Reel, 
: kombinierte‘ Behandlung, Malaria mit spezifischer Therapie, -diesen | .. :Wiederholte und dabei jedesmal. nicht bis zum ‚äußersten ge- Ey RK hl, 
- Eifekt...Nur in einzelnen Fällen. genügte eine Malariakur nicht und | triebene Malariabehandlungen haben neben demselben guten Effekt et But 
~- ‚erwies sich. die Wiederholung derselben als notwendig. Klinisch | auch den Vorteil einer. geringeren Gefährdung des Patienten. Es 3 perante weli 
“mid bezüglich des- Blutbefundes wurden die: der Malaria unter- | ist natürlich, daß auch. der Malariabehandlung in ihrer . Fiir hi 
ij.” .zogenen Fälle im ‘allgemeinen. alle günstig beeinflußt. In einem | Wirkung Grenzen gesetzt sind, da es unmöglich ist, ..- I kai ia 
 ... Falle ‚versägte ‚aber auch die kombinierte Malaria-spezifische Be- | definitiv Zerstörtes zu restituieren. Die klinischen Erfolge. ix. hr u] 
handlung -und sei dieser Fall kurz angeführt, um zu zeigen, daß | der Malariäbehandlüung werden durch eine parallel gehende ’auffallende: : Pi penr iia? she d 
bei hartnäckig positiven Blutreaktionen auch diese Form der Therapie | Besserung, ja in einem Teil der Fälle. durch ein: völliges Normal- Ei Kai, nl je! 
‚ohne Erfolg sein: kann. © nn, | werden des: Liquor bestätigt und gesichert.” 0 0. Er Bl lo 
el  .. Fall 15 K. A., 20 Jahre alt, Lues hereditaria: Hutchinsonsche . Gaben uns die klinischen Erfolge der- Malaria bei Erkran- >`. . Se Ele madya! 
aj ..... Zähne und Narben im Septum nasi. Blut: Wa.R: und MR. komplett | kungen des Zentralnervensystems, die günstige Wirkung auf den . .' .zı Wkulanils, 
d positiv, Liquor: Lymph. 2, alle Reaktionen negativ, Goldsol: Normal- | Liquor bei diesen Erkrankungen, das Versagen anderer Fieber- TEEN 
ei. ‚Kurve. Nachdem ‘bis zum Höchstmaß getriebene Neosalvarsankuren therapien wie fieberhafter Erkrankungen bezüglich. des Schutzes vor n ERE ai BER 
| ‚in Verbinidung‘ mit Hg, Bi und Jod, sowie Fieberkuren (Tuberkulin | späterer Erkrankung des Nervensystems, die Veranlassung ‘vo E E Bere 
ir) -und Phlogetan) an diesem Befund nichts zu ändern vermochten, wurde | he ‚die Malari 18. lionornositi PN OTARA E, MODE ar 
wi - - Dezember 1923" eine Malaria 'mit 8 Fieberanfällen mit Temperaturen Per ana nei anor postaven Fällen In präyonivon: Sinne _ ee H 
ia| .- Yoh 39,541%.C durchgeführt und vermochte weder-diese Fiebertherapie | UM Schutze: vor späterer ‚Erkrankung des Nervensystems. in An- .. . u peri 
m) noch eine angeschlossene intensive Neosalvarsan-Trepoltherapie.an dem | wendung zu bringen, so lassen unsere bisherigen günstigen Erfah- pi o Baik: 
2) Bhtbefundo etwas zu àndern.. ° 7 © | rungen in der Beeinflussungsmöglichkeit des -Liquors durch die - (< p% 
e u E E E S ET nar. | Kombinierte Malaria-spezifische Behandlung die Annahme berechtigt REN 
A hefu rn der Malariatherapie wegen ihres’ positiven Liquor - | erscheinen, daß es auf diesem Wege gelingen dürfte, die spieren BR: 
- beiundes unterzögenen Luetiker traten, wie schon erwähnt, irgend- Erkrank des Zentral x ER Pe ae a 
$ > „~ welche klinisch auffällige.Erscheinungen auf, bis auf einen Patienten, |  ankungen Ces „eniralnervensystems zumindestens erheblich Sm 
"| "der aber in seiner Beobachti | Doch nieht abzeschlossen ist. Es | zuschränken. Zum endgültigen Urteil'in dieser Frage müssen aber hu EA 
PR / soll nún erwähnt werden daß en diesem Falle, der im.8, Jahr der | © der klinischen Beobachtung wie in der des Liquorbefundes noch _ Eh u 
is} luesinfektion stand, nach der Malariabehandlung ungemein hart- eb zn. an, un Mala heran es p pi 
|- . äckige, schon 2mal rezidivierende: Periostitiden des Schädels auf- l ern rn eh a aravebanding "nu pony 
DF . täten, die vielleicht ‚an eine lokale Virulenzsteigerung des Syphilis- | Dingen kann, wurden rückhaltlos angeführt; ‚sie können gegenüber. . f% pys 
Te errang! EEE Fe du | den. wesentlichen Vorteilen dieser Therapie keine Kontraindikatiin " p3 Eno% 
| .. Mms durch.die Malaria denken lassen.. Bezüglich seines Liquor wurde an: ar ern Doa 
w dieser- Patient së 1a denken lassen.. Dezugucn e 0. | gegen dieselbe bilden. : Andererseits ist aber. die Aufmerksamkeit er 
kl . Meser-Patient sehr günstig beeinflußt, ursprünglich positiver Liquor iniker d ? lenk F Se SE: p feee, 
bf _ befund, nach‘ der Malari lle Reakti Bali Irmohosten ds der Klini er darauf zu lenken, ob die Malaria namentlich in den . S 
Ho og 1dso] er Malaria alle Reaktionen negativ, Lymphozyten 4, ersten Jahren der Infektion bei gleichzeitig ausgezeichneter Wirkung . 3 À KI: 
gl . „©dsol: Normalkurve. Die luetische Periosterkrankung des Patienten | -f des Nervensritam und den Lieuor nicht imstande it 7 5.5 er Dr 
sT Ñt sicherlich. höchst‘ auffallend. Der Fall wird.nach abgeschlossener | ® “7, -rYonSy ae ISt WORN Er 
d. Beobachtung ausführli RT i ; PS auch selten an anderen Lokalisationen. durch lokale Virulenzsteige-. pa kpi 
a wung ausführlich mitgeteilt werden. Zusammenfassend ge- | tungen des Virus Rezidiven zu provozieren. .' Auch ein solches-schein- pa piou 
: statten unsere Beobachtungen. folgende Beurteilung: | b gy chi Selene Vorkommnis wrd doch keine i bediz sa 
©. Die ‚von: Wagner-Jauregg eingeführte Malariabehandlung | 7 an... o nn. mal SO0N a -UBDERIDEIB Po Ryan 
MO- der Syphilis de 7E e88 S is eroßör Fori- Kontraindikation gegen die Malariatherapie sein, weil ja solche bL peas 
geh" E US des Zentralnervensystems ist als großer “ort- | Rozidiven zu: beherrschen sein dürften. Wir stehen daher nicht an, E 


` schritt zu-bezeichnen und hat diese Therapie im Verein 
< Mit. nachfolgender entsprechender spezifischer Behand- 


"bedeutend: erweitert, denen wir früher machtlos gegen- 


SAA ERS 


Zus 
Sr 


vir ohnmächtig zuzusehen gezwungen waren. | 
Bezüglich der progressiven Paralyse können wir nur die Erfolge 


Ko 
he 


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` 


x uns bezüglich ‘der Auffassung der Bedeutung dieser Therapie 
mit-den meisten der zahlreichen Autoren, die darüber gearbeitet 
aben, "in ereinstimmung. Wie die angeführten Fälle zeigen, er- 


un en 


.. ler Patienten, die- praktisch als Heilungen angesprochen ‘werden 


SEE UNE 


‚wiedergeben. 


` 


o j wie in gewissen Grenzen seinem Berufe 


m Ki 


-D Siehe Arbeit M: KL, 1928, Nr. 23/4. 


A 


lung den Bereich der Heilbarkeit von Erkrankungen ganz 


über standen und deren unaufhaltsamem Fortschreiten 
| heranziehen, zu ‘empfehlen. | 


| Yagners-Jaureggs‘ und seiner Schule bestätigen und befinden 


`. Zeicht die Malariabehandiung besonders bei -initialen Fällen Zustände 


u oder es kommt zumindestens zu Besserungen, ‚die den 
„ulenten ‚nicht nur lebensfähig machen, ‚sondern auch seiner Fa- 


‘dem Patienten; wenn die Kontrolle nach einer entsprechenden, inter- 
'mittierenden spezifischen Behandlung immer noch‘ einen positiven‘ 
Liquor ergibt, eine Malariabehandlung mit folgender spezifischer 
Therapie, wobei wir vor allem Salvarsan, dann auch Hg und Jod, 
besonders aber die Bismutpräparate (Mesurol, Trepol, Bismogenol)' 
Wir wissen, daß die Malariabehandlung von mancher Seite. 
‚abgelehnt wird. Wir besitzen aber bis heute kein anderes gleich ` 
intensiv auf die luetischen Erkrankungen des Nervensystems 
wirkendes und dabei doch im allgemeinen leicht zu beherrschendes 
Fiebermittel von vielleicht spezifischer Wirkung. Es -ist kein 


Zweifel, daß die Malariabehandlung im Verein mit ent-., 


sprechender spezifischer Therapie derzeit das wirkungs- - 
vollste Behandlungsmittel der manifesten Nervensyphilis ` 
darstelt und den positiven Liquorbefiund am günstigsten . 
beeinflußt. Ä = a en, 


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. mit ihren Konsequenzen weit resistenter sind als Kinder und 


1328 


| | u 21. September 
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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


Aus dem Pathologischen Institut der Deutschen Universität in Prag 
(Vorstand: Prof. A. Ghon). 


Zur Pathogenese der Dystrophia adiposogenitalis. 
© Von Dr. Erik Johannes Kraus. (Schluß aus Nr 37.) 


Fall IV. Karl B., 40 Jahre alt (Propädeutische Klinik, Prof. 
Bied}). Patient ist seit 1/ Jahr krank und leidet an Kopfschmerzen, 
Schlafsucht und zunehmender Fettsucht. Früheres Gewicht 82 kg, vor 
dem Exitus 95 kg (in 3 Wochen 5 kg Gewichtszunahme). — Seit 


ij, Jahr keine Libido, seit 1 Jahr Impotenz. Plötzlicher Tod an akutem 
Hirndruck. 


Die Sektion zeigt, daß an Stelle der Hypophyse ein medullärer, 
21/, cm aus der Sella herausragender, zum Teil hämorrhagischer Tumor 


sitzt, der die Sella stark erweitert und vertieft hat. Dieselbe mißt 2 cm 


im Sagittal-, 31/, cm im Frontaldurchmesser und ist 2 cm tief, Der 


Tumor ist mit dem stark hochgedrängten äußerst verdünnten Boden 


des dritten Ventrikels verlötet und ragt in den sehr erweiterten dritten 
Ventrikel hinein. Auch der Pons erscheint ziemlich stark durch Tumor 
komprimiert. Es besteht chronischer Hydrocephalus internus. - 

Die Leiche mißt 1,68 cm, der Fettpolster am Abdomen 41/, cm, 


` am Oberschenkel 4 cm, Behaarung und äußeres Genitale normal. 


Morphologische Untersuchung der endokrinen. Organe: 
Der Tumor der. Hypophyse entspricht einem malignen, gemischt- 
zelligen Adenom, vorwiegend aus chromophoben und nur zum geringsten 
Teil eosinophilen Zellen. An der Basis des Tumors findet sich die 
Hypophyse, mit diesem innig verwachsen. Der Stiel verliert sich nach 
oben in den medullären Tumormassen. Der Hinterlappen, in den von oben 
Tumor hineinzuwachsen beginnt, enthält sehr reichliche basophile 
Wucherungen und viel Pigment. Der Vorderlappen ist von oben etwas 
kahnförmig aus 


stellung der Zellstränge als Ausdruck geringer Druckwirkung, der weit 


größere Teil des Vorderlappens zeigt dagegen keine Spur einer Druck- 
wirkung und besitzt sehr reichlich Basophile, die fast durchweg gerb- 


säurefestes Kolloid enthalten, und viele, 


Eosinophile; Hauptzellen finden sich nur in geringer Zahl. Stroma o. B. 


Zirbeldrüse 0,3 g, histologisch o. B. Schilddrüse 56 g, mit 
kolloidreichen Bläschen und .meist niedrigem, ziemlich stark lipoid- 
haltigem Epithel. 3 Epithelkörperchen (zusammen) 0,25 g, im all- 
gemeinen mäßig und nur stellenweise stark von Fettgewebe durchsetzt, 


vorwiegend aus lichten Zellen, mit farblosem Protoplasma, weniger mit 
Zellen von dunklerem Typus mit spärlichem, eosinophilem Zelleib. 
Mäßig reichlich kleinere und größere k 


omplexe oxyphiler Zellen. Ver- 
einzelt ganz kleine, aber auc 


108 g, 127 Inseln pro 50 qmm. Die Inseln sehr ungleich groß, dureh- 
weg.normal, ebenso die Tubuli. — Nebennieren (zusammen) 12 g. 
Rinde diffus verfettet, die Zona reticularis stark pigmentiert; die Mark- 
substanz reichlich, ihre Zellen z. T. licht, wie gebläht (infolge Ver- 
fettung), z. T. mit gut färbbarem, solidem Zelleib und deutlicher Chrom- 
affinität. Hoden zusammen 40 g (ohne Nebenhoden), mit erhaltener 
Spermatogenese und auch sonst völlig normal. (Samenblasen normal 
mit reichlichen Spermatozoen.) | 

Epikrise: Es handelt sich um einen 40 Jahre alten Mann, 
der seit 3 Jahren Zeichen eines Gebirntumors hat, an Fettsucht und seit 
í Jahr an Impotenz leidet. Die Sektion ergibt einen mächtigen Hypo- 


physentumor, der den Boden des dritten Ventrikels zerstört hat, 
' während die Hypophyse in morphologisch recht guter Verfassung 


in der Tiefe des Türkensattels unter dem Tumor verborgen liegt. 
Die Verbindung mit dem Zwischenhirn ist allerdings aufgehoben. 
Trotzdem der Mann bereits. seit 3 Jahren krank war, zeigt der 
Genitalapparat vollkommen normale Verhältnisse, und auch die 
Behaarung erscheint normal. 

änderungen, der Hodenatrophie und des Haarschwundes, wäre viel- 
leicht mit der Intaktheit der Hypophyse, in erster Linie des Vorder- 
lappens zu erklären, der ungeachtet der Lostrennung der Hypophyse 


vom Zwischenhirn sein Sekret unbehindert in die Blutbahn abgeben 


konnte, wobei ja noch der Umstand hinzutritt, daß geschlechtsreite 
Individuen gegen eine hormonal bedingte Keimdrüsenschädigung 


Adoleszenten. In der Tat ist die Atrophie bzw. Hypoplasie der 
Hoden und der feminine Typus am stärksten bei denjenigen Dystrophie- 
kranken, bei denen die Hypophysenläsion in die Entwicklungszeit 
zurückreicht. Welche Bedeutung die Funktionstüchtigkeit der Hypo- 
physe, und zwar des Vorderlappens, für das Schicksal der Keim- 
drüsen in der Entwicklungsperiode besitzt, erhellt aus den Folgen 
der experimentellen Vorderlappenexstirpation, die beim jugendlichen 


Tier eine weit größere Wirkung auf die Keimdrüsen ausübt als beim 
geschlechtsreifen. 


‚FallV. Derselbe betrifft den 32 Jahre alten Franz M. (Obrenklinik 
Prof. Piff]), bei dem ein extrasellarer Hypophysentumor angenommen 
worden war und der nach der Operation von Hirsch an 


rn eningitis ` 
zu Grunde ging. Seit einem Jahr bestanden Kopfschmerzen, später Seh- 


ne und zeigt nur in den obersten Partien Parallel- 


zum großen Teil recht kleine 


Das Ausbleiben dieser zwei Ver- 


oße : Kolloidfollikel. — Pankreas‘ 


1 


störungen. Im letzten Lebensjahr nahm Patient 121, kg zu. Die 
Libido war eingeschränkt, die Zuckertoleranz herabgesetzt, in dem nicht 
nur nach Zufuhr von 50 g Traubenzucker, sondern auch spontan Gly- 
kosurie auftrat). | 

ie Sektion des etwas fettleibigen, aber normal behaarten 
Mannes ergibt u. a. ein kleinkirschgroßes Cholesteatom in der hinteren 


Hälfte des dritten Ventrikels,. dessen Kapsel mit der Tela chorividea 


und stellenweise mit dem Ependym des Ventrikels verwachsen ist. 
Der Tumor schneidet vorne mit dem hinteren Rand der Corpora 
mamillaria ab und reicht hinten bis an die Zirbeldrüse. Der Boden 
des stark erweiterten dritten Ventrikels erscheint vor dem makroskopisch 
intakten Corp. mam. handschuhfingerförmig vorgewölbt und drückt in 
die sehr verbreiterte und deutlich vertiefte Sella turcica. Die Hypo- 

hyse zeigt an der Ansatzstelle des Stieles eine 7:10 mm messende, 
bis 81/ mm tiefe Delle, wiegt 1,15 g und mißt 18:14: 9 mm, wobei 
die rechte Hälfte des Vorderlappens dicker erscheint als die linke. An 
der nicht unbedeutenden Vergrößerung der Hypophyse a sich 
lediglich der Vorderlappen, während der nn etwas kleiner 
als normal erscheint. Das Strukturbild des Vorderlappens zeigt nor- 
male Verhältnisse, vor allem reichlich Eosinophile und Basophile. In 
der Marksubstanz ziemlich viel Kolloid, im Hinterlappen reichlich 
basophile Wucherungen und sehr wenig nen — Zirbeldrüse 
0,2 g, histologisch normal. Schilddrüse 56 g 


, zeigt histologisch das 
Bild einer geringgradigen diffusen Kolloidstruma. — 2 Epithelkörper- 


chen (zusammen) 0,2 g, mit reichlich Fettgewebszellen im Interstitium, ` 


sonst o. B. — Pankreas 77 g, mit mäßiger Lipomatose, durch po 
mortale Autolyse stark verändert., Nebennieren (zusammen) 10, 


3g 
histologisch o. B. — Hoden ohne Nebenhoden (zusammen) 31,5 g, mit 


verminderter Spermatogenese, stellenweise verbreitertem Interstitium, 
und zwar teils durch 


teils durch Ödem. 


' Epikrise: Es handelt sich um einen etwas fettleibigen 
32jährigen, normal behaarten Mann, der im letzten Jahr 121/, kg 
an Körpergewicht zugenommen hat und bei dem die Sektion ein 
Cholesteatom im dritten Ventrikel und eine durch Hydrozephalus 
bedingte, ungewöhnlich starke Vortreibung des Bodens des dritten 
Ventrikels ergibt. Der Vorderlappen der Hypophyse erscheint 
hyperplastisch. und bloß - an der Oberfläche durch Druck leicht 
eingedell. Die ungefähr normal großen Hoden zeigen erhaltene, 
wenngleich verminderte Spermatogenese. Die Libido sexualis war 


‚eingeschränkt und es bestand eine leichte Glykosurie, die dem 


Zustandekommen eines höheren Grades von Fettleibigkeit entgegen- 
gewirkt haben mochte. Der Befund funktionstüchtiger Hoden spricht 
auch hier für die Annahme, daß es hauptsächlich die Schädigung 
der Hypophyse u. zw. des Vorderlappens ist, die bei der Dystrophia 


adiposogenitalis die Hodenatrophie erzeugen dürfte (Erdheim, 


Berblinger), ‚wenngleich Pathologie und Tierexperiment®) darauf 
hinzuweisen scheinen, daß auch dem Zwischenhirn besonders 


beim jugendlichen Individuum ein großer Einfluß auf die Keim- 
drüsen zukommt. — 


Die Hyperplasie des Vorderlappens in unserem Falle bleibt 
kausalgenetisch ungeklärt; die Ursache der Fettsucht ist in der 


‚Schädigung des Zwischenbirns zu erblicken. — Raab, der aus dem 


eben erwähnten Fall den Schluß ziehen will, daß die beiden für 
das Syndrom der Dystrophie in Betracht kommenden Zentrum: 


partien (Zentrum für Genitaltrophik und Fettstolfwechselzentrum) 


räumlich getrennt liegen, kann ich darin absolut nicht folgen. 
Raab vermutet das erstgenannte Zentrum mehr hypophysenwärts, 
das letztgenannte näher den Corpora mamillaria im Tuber cinereum. 
Dieses soll nach Raabs Darstellung der anatomischen Verhältnisse 
an der Hirmbasis, der ich als Obduzent durchaus nicht beipflichten 
kann, von der Kante des Dorsumrestes druckatrophisch gewesen 
sein, während der weiter vorne gelegene Anteil des Tub. cin. kaum 
irgendwie gedrückt war, wodurch einerseits die Fettsucht, anderer- 
seits das Fehlen der Genitalatrophie erklärt werden soll. Um einen 
derartigen Schluß ziehen zu können, erscheint der Fall nicht ge- 
eignet. Auch ergab die histologische Untersuchung des mit Aus- 
nahme der Còrp. mam. stark veränderten Zwischenhirnbodens eine 
gleichmäßige Schädigung aller Teile, was übrigens schon auf Grund 
der makroskopischen Inspektion angenommen werden konnte. Von 
einem Unterschied in der Schwere der Läsion des vorderen un 

hinteren Anteiles des Tuber cinereum war nichts wahrzunehmen. — 


‚ 5) Der Fall ist vom klinischen Standpunkt jüngst von Baab 
mit teilweiser Benützung unserer morphologischen Befunde publiziert 
worden. In der Beschreibung des histologischen Bildes der Hypophys® 
finden sich bei Baab einige Abweichungen von dem oben zitierten 
nn ebenso ist die von Baab gegebene Darstellung der makro- 
skopischen Verhältnisse am Boden des dritten Ventrikels (der Fall ist 


von mir selbst seziert) nicht gan treffend. 
6) Siehe re nn 


indegewebs- und Zwischenzellenvermehrung, 


wir a N a m BB m m MO, — Te k kac u oe o. 
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' epithelien zum Teil klein und an oder mit spärlichem, 


Teilen des Vorderlappens. Die Hoden sind nur wenig verkleinert, 


‚bestanden haben. 


genannten Drüsen zum großen Teil abhängige Kohle- 
RT 


` 
1 


21. September 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.38. 1829 


Fall VI. Zum Schluß sei über einen Fall berichtet, bei dem 
bloß der Schwund der Behaarung auf eine endokrine Störung hinwies. 
Er betrifft einen 36 Jahre alten Mann, Oswald O. (Phychiatrische Klinik 
Prof. Pötzl). Patient litt seit einem Kopftrauma im Jahre 1916 an 
starken Kopfschmerzen, Sehstörungen, später Ohnmachtsanfällen und 
Krämpfen. Angeblich keine en Der Haarausfall begann bereits 
im 15. Lebensjahr. Patient geht am 3. Januar 1923 an Gehirntumor 
zugrunde. 
| Die Sektion ergibtin der Regio hypothalamica einen ungefähr 
hühnereigroßen, größtenteils gallertig beschaffenen, grau-weißlich bis 
gelblich gefärbten Tumor, der das ganze Zwischenhirn substituiert; 
so sind namentlich die Corpora mamillaria, das Tuber cinereum und 
das Infundibulum vollständig zerstört. Der dritte Ventrikel, in den 
der Tumor einen bohnengroßen Zapfen hineintreibt, ist erweitert, noch 
stärker die Seitenventrikel?). Die Sella turcica ist durch den Tumor 
sehr vertieft und erweitert. Die Hypophyse ist maximal abgeplattet 
und mißt 21 mm im Frontal-, 14 mm im Sagittal-, und bis 21/, mm im 
Höhendurchmesser. 

Die übrige Sektion ergibt Atrophie der inneren Organe bei 
allgemeiner Atrophie. Kopf- und Barthaar dürftig, Brust und Achsel- 
höhlen kaum behaart, Schamhaare mäßig reichlich von weiblichem Typus. 

Die ar pale gelte Untersuchung der endokrinen Organe 
ergibt: Hypophyse 0,45g, sehr stark kahnförmig ausgehöhlt. Reichlich 
chromophile Zellen, namentlich basophile. Die Hauptzellen gleichfalls 
reichlich, anscheinend auf Kosten der Eosinophilen etwas vermehrt. 
Keine regressiven Veränderungen an den Vor erlappenzellen, im all- 
gemeinen keine histologischen Zeichen einer Druckwirkung, nur 
stellenweise in den oberen Partien eine leichte Andeutung von Parallel- 
stellung der Zellstränge. In den untersuchten Schnitten keine Kolloid- 
zysten in der Marksubstanz. Fast keine basophilen Zellen im Hinter- 
lappen und nur wenig Pigment. Auch der Hinterlappen und Stiel 
histologisch ohne Zeichen von Kompression. — Zirbeldrüse: 0,25g, o.B. 
Schilddrüse 34,5 g, zeigt einen geringen Grad einer diffusen Kolloid- 
struma. 1 Epithelkörperchen 0,05 g, mit zahlreichen Kolloidfollikeln 
und sehr wenig oxyphilen Zellen. — Pankreas 56 g. 150 Inseln 
pro 50 qmm. Dieselben' zum großen Teil auffallend klein. Die Insel- 


hydrattoleranz des Individuums von-großem Einfluß sein 
muß. Veränderungen im Pankreas, die zu einer Funktions- 
einschränkung des Inselapparats und damit zu einer selbst nur 
latenten Herabsetzung der Kohlehydrattoleranz führen, noch mehr 


Grade von Diabetes mellitus wirken der Entstehung der Fett- 
| Sucht entgegen, sind bzw. imstande, dieselbe auch ganz zu ver- 
hindern. | u | 
Fälle wie Fall V und der nachstehende, den ich in einer 
gemeinsamen Arbeit mit Reisinger neben anderen Fällen be- 
schrieben habe, sprechen für eine solche Annahme. In diesem 
einen Falle handelte es sich um eine 54 Jahre alte Frau mit 
Diabetes mellitus, bei. der sich im Vorderlappen der Hypophyse ein 
kirschgroßes Adenom aus chromophoben und nur ganz vereinzelten 
eosinophilen Zellen befand; der geringe Rest von Vorderlappen- 
gewebe war durch Druck mehr oder weniger atrophisch. Der 
Hinterlappen erschien normal. — Daß eine endokrine Störung vor- 
lag, bewies abgesehen vom Diabetes eine abnorme Behaarung des 
Gesichtes und Halses. : Eine endokrine Genitalstörung war bei der 
ö4jährigen Frau nicht mehr kenntlich. Das Fehlen der Fettsucht 
mag seinen Grund in dem bestehenden Diabetes gehabt haben, 
ebenso wie das Ausbleiben der Fettsucht in den meisten 
Fällen von Akromegalie meiner Ansicht nach in erster 
Linie auf die durch den eosinophilen Tumor erzeugte 
Herabsetzung der Kohlehydrattoleranz bzw. die oft be- 
stehende Glykosurie oder den Diabetes der Akromegalen 
zu beziehen wäre. Wenn allerdings eine weitgehende Anaplasie 
der Tumorzellen eintritt oder ausgedehnte regressive Veränderungen 
innerhalb des eosinophilen Adenoms zur Einschränkung der spezi- 
fischen Wirkung des Tumors führen, so wird auch bei der 


den Fällen, in denen die Toleranz für Kohlehydrate nicht gelitten 
hat. Nicht richtig erscheint mir der Standpunkt, den Biedl und 
sein Schüler Raab in dieser Frage einnehmen, daß die Akromegalie 
adiposogenitale Züge erlangt, wenn der ihr zugrunde liegende 
Tumor des Vorderlappens die Funktion des Zwischenlappens ein- 
schränkt, zumal es ja sehr viele Fälle von Akromegalie gibt, in 
denen auch diese Teile der Hypophyse zerstört sind und trotzdem 
keine Fettsucht vorliegt. | 

Was nun die Veränderungen der Keimdrüsen bei der Dy- 
strophia adiposogenitalis anlangt, so scheint auch der Fall VI 
analog den Fällen IV und V entschieden. dafür zu sprechen, daß 
der Zustand der Keimdrüsen bei der Dystrophie in erster Linie 
von der Funktionstüchtigkeit der Hypophyse, und zwar des Vorder- 
lappens, abhängig ist. Ist der Vorderlappen, der in erster Linie 
seine Hormone in die. Blutbahn abgibt und in einem Teil seiner 
Funktionen wohl unabhängig von der Verbindung der Hypophyse 
mit dem Zwischenhirn sein dürfte, funktionstüchtig, und handelt 


zerfasertem, schlecht darstellbarem Zel eib, vielfach eine Spur verfettet, 
nicht selten mit kleinen dunklen Zellkernen. Tubuli o. B. — Neben- 
nieren (zusammen) 10 g. Rinde stark diffus verfettet, die Zona 
reticularis ziemlich stark pigmentiert, Marksubstanz reichlich, deutlich 
chromaffin, ohne pathologische Veränderungen. — Hoden ohne Neben- 
hoden (zusammen) 29g. Tunica propria der Hodenkanälchen ein wenig 
verdickt, ebenso das interstitielle indegewebe. Spermatogenese er- 
halten, wenngleich etwas vermindert. Die Zwischenzellen sehr lipoid 
hältig, vielleicht etwas vermindert. 

‚, Epikrise: Es handelt sich um einen 36 Jahre alten Mann 
mit vollkommener Zerstörung des Bodens des dritten Ventrikels- 
durch ein Gliom, das bereits 7ıJahre vor dem Exitus die ersten 
Rrankheitssymptome gemacht haben dürfte. Die von Tumormassen 
sehr stark komprimierte und ganz plattgedrückte Hypophyse zeigt 
bemerkenswerter Weise histologisch keine regressiven Veränderungen 
bis auf ganz minimale Zeichen der Druckwirkung in den obersten 


eine schwerere Genitalveränderung nicht zu erwarten. — Bei 
Dystrophiekranken ohne Keimläsion entfällt dann natürlich auch jene 
Komponente der Fettsucht, die auf Kosten des Hypogenitalismus 
zu buchen ist, und es bleibt nur das Hypophysen-Zwischenhirn- 
System als Sitz der Fettstoffwechselstörung, wobei. Schädigungen 
verschiedenster Art, welche Hypophyse oder Zwischenhirn oder beide 
Teile treffen, Fettsucht hervorrufen können. Es ist kein Zufall, daß 
bei allen Wirbeltieren die Hypophyse innig mit dem Gehirn vereinigt 
ist, und wenngleich die Art des Zusammenwirkens von Hypophyse 
und Gehirn bisher nicht. geklärt ist, so ist doch der Schluß erlaubt, 
daß beide in vieler Beziehung funktionell zusammengehören, wobei 
jede Schädigung der Zusammenarbeit der zwei Teile zur Dystrophie 
führen kann. we Tun 

Ob die isolierte Schädigung des Hinterlappens oder Hypo- 
physenstiels Dystrophia adiposogenitalis zu erzeugen vermag, er- 
scheint meiner Ansicht nach fraglich, zumal in der Literatur kein 
Fall einwandfrei beschrieben ist, wo der Ausfall dieser 
Teile allein bei intaktem Vorderlappen und Zwischen- 
hirn zum Typus Fröhlich geführt hätte. Erst wenn durch 
die Zerstörung des Hinterlappens oder Stiels der Vorderlappen in 
Mitleidenschaft gezogen wird und daraus eine höhergradige Funktions- 
einschränkung desselben resultiert, scheint es auch in solchen Fällen 
zu hypophysärer Fettsucht zu kommen. 

Daß nicht selten selbst bei schweren Veränderungen im Be- 
reich von Zwischenhirn und Hypophyse keine Fettsucht oder nur 
geringe Grade zustande kommen, das habe ich an der Hand eigener 
Fälle zum Teil wenigstens zu erklären versucht durch den Hin- 
| weis auf den Funktionszustand des Pankreas bzw. die von 


zeigen verminderte Spermatogenese und vielleicht etwas weniger 
Zwischenzellen als normal. Von dem mäßig reichlichen Fettpolster, 
der bei der Aufnahme des Patienten bestand, war bei der Sektion 
kaum etwas nachweisbar; dagegen fiel die mangelhafte, in den 
Achselhöhlen und auf der Brust geradezu fehlende Behaarung des 
Individuums auf. Impotenz soll nach Angabe des Kranken nicht 


Der Fall erscheint insofern bemerkenswert, als er zeigt, daß 
selbst vollständige Zerstörung des Zwischenhirns, kombiniert mit 
einer hochgradigen Druckdeformierung der Hypophyse, die sicher- 
lich für die Funktion des Organs nicht ganz belanglos sein konnte, 
keine Dystrophia adiposogenitalis erzeugen muß. Von endokrinen 
Störungen bestand — über die Reichlichkeit des Fettpolsters in 
den letzten Jahren vor Aufnahme des Kranken in die Klinik be- 
stehen keine Angaben — zum Schluß eigentlich nur die mangel- 
hafte Behaarung. — Der Entwicklung der Fettsucht mag vielleicht 
der Zustand des deutlich atrophischen Pankreas (56 g!), dessen 

seln zwar relativ vermehrt, zum großen Teil aber auffallend klein 
und vielfach mit evidenten Zeichen von Atrophie behaftet waren, 
durch Herabsetzung der Kohlehydrattoleranz entgegengewirkt haben. 
Die einfache Überlegung ergibt, daß auf die Entwicklung der 
Fettsucht der Zustand des die Zuckerbildung hemmenden 

ankreas und der .am Zuckerstoffwechsel beteiligten, 
dem Inselapparat offenbar antagonistischen eosinophilen 
Zellen der Hypophyse bzw. die vom Zusammenspiel der | 


') Der Gehirnbefund ist der Kürze wegen stark gestrichen. 


: manifeste Störungen des Zuckerstoffwechsels, vor allem schwere 


Akromegalie unter Umständen Fettsucht auftreten, namentlich in ` 


es sich namentlich um geschlechtsreife Individuen, dann ist auch - 


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1330 


diesem abhängige Toleranz für Kohlehydrate®), deren Herabsetzung 


die Entwicklung ` der , Fettsucht‘ verhindern oder zumindest er- 
schweren kann. j | | | E) 


‚ Von einer endgültigen Klärung der Pathogenese der Dystrophia 
adiposogenitalis sind wir noch weit entfernt, trotzdem wir derselben: 
durch die Untersuchungen der letzten Zeit sicherlich nähergekommen 


sind. Einen Fortschritt bedeutet immerhin die Erkenntnis, daß es | gleichzeitiger Verordnung diätetischer Maßnahmen dreimal am Tage 
-etwa 10 Minüten vor den Hauptmahlzeiten gegeben wurde. Es stellte 


nicht ein bestimmter Teil der Hypophyse ist, dessen Erkrankung 
allein zur Dystrophie führt, sondern daß jede eingreifende 
Schädigung des in vieler Beziehung als funktionelle Ein- 
heit aufzufassenden Hypophysen-Zwischenhirn-Systems 
Dystrophie erzeugen kann, wobei es hauptsächlich auf die 
gestörte Zusammenarbeit von Vorderlappen und Zwischenhirn an- 
zukommen scheint, — Unbewiesen ist die Ansicht, die Biedl und 


Raab vertritt, daß es gerade der „Zwischenlappen“ ist, dessen. 
Wegfall zur Dystrophia adiposogenitalis führt, zumal ein Zwischen- 
lappen (Pars intermedia), der beim Tier einen anatomisch und 


histologisch selbständigen, aus eigenen Zellen aufgebauten Teil der 


 Hypophyse bildet, beim: Menschen im postnatalen Leben nicht 
existiert, . wohl dagegen eine kolloidhaltige, dem Vorderlappen an- 

gehörige, an den Hinterlappen grenzende Schicht, Marksubstanz 
genannt, die jedoch mit der bei Tieren vorkommenden Pars inter- 
media oder Zwischenlappen nicht verwechselt werden darf. Sie 


‚stellt gegenüber dem Vorderlappen prinzipiell nichts Verschiedenes 
dar, zumal Kolloidfollikel, wenngleich kleiner und spärlicher, auch 
in den übrigen Teilen des Vorderlappens vorkommen; sie ist viel- 
mehr ein Teil des Vorderlappens, der sich nur durch den höheren 


Kolloidgehalt, der — nebenbei gesagt — oft äußerst gering ist, 


von dem übrigen Vorderlappengewebe unterscheidet. Ist somit der 
‚Begriff des Zwischenlappens beim Menschen gefallen, dann bleibt 


als hormonproduzierendes Parenchym der Hypophyse nur der Vorder- 
. lappen übrig, der sein Sekret in erster Linie direkt indie Blut- 


bahn erg 
Edinger gefundenen Bahnen. 


Den klinischen Vorständen, Herren 


geschichten meinen verbindlichsten Dank aus. ` 


Literatur: Aschner, B.kl.W. 1916, Nr. 28. — Derselbe, Arch. i Gyn. 
1912, Bd. 97. — Biedl, Phys. u. Path. d. Hypopbyse. Bergmann, Wiesbaden 1922, — 
Berblinger, Virch. Arch, 1920, Bd. 228. — Erdheim, Sitzungsber. d. Akad. Wien 
1906. — Derseolbe, Ziegl.Beitr.1916, Bd.82. — B. Fischer, Hypophysis, Akromegalie 
und Fettsucht. Wiesbaden 1910. — Derselbe, Frankf. Zschr. f, Path. 1912, Bd. 11. — 
Derselbe, Virch. Arch. 1912; Bd. 210. — K. Gottlieb, Lubarsch -Ostertag 1921, 
Jg.19. — Hermann, M.Kl. 1928, Nr.24. — E.J. Kraus, Ziegl. Beitr, 1919, Bd. 865. — 
E.J. Kraus und Reisinger, Frankf. Zschr. f. Path. (in Druck). — Mooser, Virch. 
Arch, 1921, Bd. 229. — Nothdurft, Frankf. Zschr. f. Path. 1912, Bd.10. — Raab, 
Wien. Arch. f inn. Med. Bd.7. — Stumpf, Virch. Arch. 1912, Bd. 209, ; 


en- 


t 


"Aus der Poliklinik der II. Medizinischen Klinik der Charité zu Berlin 


(Direktor: Geh. Rat Prof. Dr, F. Kraus). 


- Die Beeinflussung des Biutdrucks durch innerliche 
| Darreichung von Animasa. 


’ 


Von i a 


Priv.- Doz. Dr. Blumenfeldt und Medizinalpraktikant Dr. Hans Cohn. 


Unter der Bezeichnung Animasa existiert seit einiger Zeit ein 
von den Organotherapeutischen Werken in Osnabrück hergestelltes 
Organopräparat, welches in Tablettenform verabfolgt, objektive und 
subjektive Beschwerden bei Arteriosklerose günstig beeinilussen und 
den Blutdruck — sowohl den normalen Gesunder, als auch den er- 
höhten Gefäß- und Nierenkranker — herabsetzen soll. Das Mittel 
wird aus der Intima und Media junger Schlachttiere und Föten und 
aus einem Abbauprodukt von Erythrozyten gewonnen. 


Hier soll von dem Ergebnis einer Nachprüfung die Rede sein, 
welche wir mit dem Mittel an 27 Patienten in der II. Medizinischen 


Universitätspoliklinik in Berlin und zwar in der Hauptsache bei 


Frauen vorgenommen haben, die durchschnittlich. alle 3—4 Tage 


220000071994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.38. <. ` 21. September 


objektive Beeinflussung durch das Mittel wurde die Veränderung 


die Kur noch nicht abgeschlossen war, und besserten sich zusehends, 


‚meisten zuerst auch möglich, eine. vorübergehende Herabsetzung 
des Blutdrucks zu erzielen, doch gelang es bei diesen im Gegensatz 
zu den objektiv gebesserten nicht, ‘den Blutdruck dauernd niedrig 
. zu halten, da nach einiger Zeit, wenn Gewöhnung an das Mittel 
‘eintrat, der Blutdruck von neuem anstieg. Zu den Fällen, welche 


ießt, vielleicht -aber auch. ins Gehirn auf den von 


| Prof. Biedl, Pötzl und ` 
 Piffl spreche ich. für die freundliche Überlassung der Krank 


‚rückzuführen war. 


| gebessert. 


der Blutdruckkurve angesehen; der Blutdruck wurde mittels des 
bequem zu handhabenden-Appelschen Apparates, der eine Verein- 


fachung des Riva-Rocci-Apparates darstellt, mit ‘der auskultato- 
rischen. Methode bestimmt. . | u BE 


‘Die Behandlung wurde so vorgenommen, daß das Mittel unter 


sich dabei bald heraus, daß die von der Fabrik angegebene Dosierung 


(dreimal täglich’ eine Tablette) nur in’.den seltensten Fällen genügte. D 


Wir erhöhten daher die Dosis auf dreimal 2 bis dreimal 4 Tabletten 
pro die.. p l 


‚Der Erfolg des Mittels war zunächst der, daß eine Besserun 


| a 8 
der subjektiven Beschwerden eintrat und im Verlauf der Kur auch 


anhielt. Von den subjektiven ‚Beschwerden besserten sich meist in 
ganz kurzer Zeit, etwa in 4—7 Tagen nach dem Einnehmen des 


Mittels: die aufsteigende Hitze, das Unruhegefühl und das Herz- 
klopfen. 


der Gliederschwere. rejer 
gaben an, besser laufen zu können und mehr Lebenslust zù ver- 


spüren. Diese Wahrnehmung. konnten wir bei fast allen Patienten 


machen, auch bei denjenigen, wo eine objektive Besserung, d.h. eine 


Senkung des Blutdrucks nicht eintrat. Wurde das Mittel vorüber- 


gehend abgesetzt, so traten meistens wieder Beschwerden auf, wenn 


wenn das Mittel von neuem zur Anwendung, kam. | f 

| In den Fällen, wo die Besserung sich auch objektiv be- 
merkbar machte, war das deutlich in der Blutdruckkurve erkennbar. 
Bei.den nur subjektiv gebesserten Fällen war es zwar bei den 


keine objektive Besserung zeigten, gehören — bis auf einen Fall — 
Hypertonien und allgemeine Sklerosen mit einem Maximalblutdruck 
über 200 mm Hg und die Fälle, wo die Blutdrucksteigerung auf einen 
entzündlichen Nierenprozeß oder eine genuine Schrumpfniere zu- 

Von den objektiv ge 
Mehrzahl dem Alter zwischen 50 und 60 Jahren an. 


Was unsere Resultate im Einzelnen bei den 27 Fällen an- 
betrifft, so wurden 22 subjektiv und 14 subjektiv und. objektiv 

Bei den objektiven Besserungen verteilen sich die Fälle, vom 
Blutdruck aus gesehen, bei den genuinen Hypertonien und den all- 


LLL— m 


Von den restlichen drei untersuchten Fällen trat bei einer 
55jährigen Patientin mit klimakterischen Beschwerden und normalem 


einem kombinierten Aorten-Mitral-Vitium (68 Jahre) eine subjektiv 
und objektiv nachweisbare Besserung, während bei einer 41 jährigen 
Frau mit Nep 

mit dem Mittel zu erzielen war. | | 

| Von besonderer Wichtigkeit erscheint uns ferner noch folgende 


kurze Zusammenstellung, bei der auch dasLebensalter der Patientinnen 
berücksichtigt wird: : A r 


ce d = i a 


Im. weiteren Verlauf kam es zu einem Nachlassen der i 
Atemnot, des Engeseins, des allgemeinen Schweregefühls, insbesondere 
Die Patienten fühlten sich freier, erleichtert, 


besserten, Fällen gehörte die überwiegende- 


| p Allgemeine 
- Blutdruck Hypertonien ' , Arteriosklerosen 
in mm Hg. | „,, | objekt. |keine obj.] ; objekt. | keine obj. 
5: | mon jaana mens bi | Zat | ponian | Bevern 
über 200 | 5 0 a |5| i | 4 
„iso | 9 7 o (2J 1i | 1i 
150 | 1i 3 | 0 2 | 2 0 


Blutdruck eine Besserung der subjektiven Beschwerden ein, bei 


hrose nach Eklampsie in keiner Weise eine Beeinilussung 


zur Nachuntersuchung kamen. Die Beobachtung erstreckte sich auf 


‚zul £ | Blutdruck unter 200 
einen Zeitraum von etwa 4 Monaten. Von den 27 Patienten litten 


-Blutdruck über 200 


| Lebensalter - 
. 15 an genuiner Hypertonie, 9 an allgemeiner Arteriosklerose, 3 an Zahl | „objekt. | keine obj.| z py} | objekt, |keine obi, 
anderen Erkrankungen (siehe unten). Als Hauptkriterium für die Besserung | Besserung rer Bean 
| 40—49 8 f 2 o | 2 
8) Soweit nicht außerhalb des endokrinen Systems gelegene 50—59 9 7 2 3 | 0, 3 
-Faktoren, wie konsumierende Prozesse, Inanition usw. mitspielen, 60—69 2 2 © 0 5 1:14 


gemeinen Arteriösklerosen (zusammen 24 Fälle) folgendermaßen: 


RE at a a EN 


ea a 


Rem 


Tu — 


Aa mM 


S 


` Lebensalters objektiv günstig beeinflußt. 


- 21. September 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.38. | 


Die Senkung des Maximalblutdrucks betrug bei unseren 
13 objektiv gebesserten Fällen durchschnittlich 20—40 mm Hg, in 
zwei Fällen sogar bis 50 mm Hg. | 
Zusammenfassend kommen wir zu dem Ergebnis, daß Animasa 
Hypertonien und allgemeine Arteriosklerosen mittleren Grades und 
Für Blutdrucksteigerungen 
hohen Grades und hohen Lebensalters dient es zur Linderung der 
subjektiven Beschwerden, während es den objektiven. Befund wenig 
oder garnicht beeinflußt. Es ist ratsam, daß der Patient während 
der Kur unter dauernder Blutdruckkontrolle des Arztes steht. 
Dieser hat sich mit der Dosierung nach dem jeweiligen 'Blutdruck- 


befund zu richten, am besten mit dreimal 2 Tabletten pro die an- 
zulangen und dann je nachdem auf dreimal 3 bis dreimal 4 zu 


steigern, solange bis der Blutdruck nicht weiter zu senken ist. 


“In der Regel wird man mit dreimal 3 bis dreimal 4 auskommen. 


Man braucht sich aber auch nicht zu scheuen, noch höhere Dosen 
anzuwenden, 
niemandem, auch nicht von uns beobachtet wurden, und das Mittel 
speziell keine Magen- und Verdauungsstörungen macht. Am 
besten bestellt man den Patienten im Anfang jeden dritten bis 
vierten Tag zur Nachuntersuchung, besonders zur Blutdruck- 
messung, bis man die wirksame Dosis für den betreffenden 
Fall gefunden hat. Wenn der Blutdruck wieder leicht an- 
steigt, dann ist es ratsam, das Mittel auf 8—10 Tage auszu- 
setzen und mit der einmal gefundenen wirksamen Dosis von 
neuem anzulangen. 


Literatur: 


C. Funck, Arch. f. Verdauungskrankh. 1921, 29, H. 8/4. — Migeod, l 


Medico 1921, Nr. 1. — C. Funck, Fortschr. d. Medizin 1922, Nr. 24/25. — 
R. Griesbach, Zbl.. f. Herz- u. Gefäßkrankh. 1923, H. 9% — R. Griesbach, 
M. m. W. 1922, Nr. 49. — Carl Lewin, Vox medica, Jg. 3, Nr. 3. — H. Gries- 
bach, Arteriosklerose und Hypertonie unter Berücksichtigung ihrer Beziehungen 
zur Gewerbebygiene und ihrer Bekämpfung auf orgsnotherapeutischem Wege. 
Verlag von A. Töpelmann in Gießen. 


da schädliche Nebenwirkungen bisher noch von | 


Zur Mitteilung Josef Taubers') über die „Behandlung 
derMastitis suppurativa mit künstlicher Höhensonne“. 
Von Dr. Nikolaus Temesväry. É | 


Bezugnehmend auf die Bemerkung: Herrn Taubers, daß er 
„in der medizinischen Literatur bis heute keine Publikation über 
die Behandlung der Mastitis supp. mit der künstlichen Höhensonne 
feststellen konnte“, mache ich darauf aufmerksam, daß ich im Zentral- 


blatt für Gynäkologie im Jahre 1923 (Nr. 38) meines Wissens als 


erster über die Lichtbehandlung der Mastitiden und die damit an 
der Staatlichen Frauenklinik Dresden erreichten guten Erfolge ge- 
schrieben habe. Daß ich bei der Behandlung nicht die Quarzlampe, 
sondern die Engelhornsche Lampe (Fabrikant Zeiss Werke, Jena) 
verwendete, ist bedeutungslos. | | 


Zu dem Artikel: „Wesen der Migräne und ihre 
Behandlung“ von Med.-Rat Dr. Ludwig Stein, Wien 
| An Nr. 24 dieser Wochenschrift. 


Von Hofrat Dr. Alfred Zucker, Dresden. 


Die Ausführungen schließen mit dem Hinweis, daß von in- 
ternen Mitteln auf der Höhe des Anfalles relativ am häufigsten 
noch das Algokratin wirkt. Hierzu möchte ich bemerken, daß Algo- 
kratin ein französisches Präparat darstellt und nach den Unter- 
suchungen im pharmakologischen Institut in Jena. ein deutsches 
Präparat, die Helon-Tabletten, das Algokratin an Wirksamkeit 
übertreffen. Auch die in dem Artikel angezogenen Untersuchungen von 
Joh. Kühn?) beziehen sich auf die Helon-Tabletten. Kühn hat durch 
Versuche an Kaninchen festgestellt, daß die in den Helon-Tabletten 
enthaltenen Mittel die Gehirngefäße erweitern und in ihrer Kombi- 
nation diese Wirkung verstärken (potenzierte Wirkung). Herstellerin 
der Helon-Tabletten ist die Max Elb-Aktiengesellschaft in Dresden. 


1) M.K1.1924,Nr.18. / 2) Arch. t. exper: Path.u. Pharm: Bd:94,H.1/2. 


 Forschungsergebnisse aus Medizin und N aturwissenschaft. 


Aus dem Pathologischen Institut der Deutschen Universität in Prag 
(Vorstand: Prof. Dr. A. Ghon). 


Mykotisches Aneurysma des Stammes der Pulmonal- 
arterie mit Endarteriitis des offenen Ductus Botalli 
bei einem Falle von Endocarditis lenta. 


Von Dr. K. Terplan. 


Im Folgenden sei in aller Kürze über einen ungewöhnlichen 
Dektionsbefund berichtet, der zufällig erhoben wurde, im übrigen 
durch das ganze anatomische Bild des Falles ohne weiteres ver- 
ständlich erscheint. : | | 


Die klinische Diagnose lautete auf Endocarditis lenta. Es sei 
nur das Wichtigste aus den Angaben des Klinikers vermerkt, die 
ich der Freundlichkeit des Herrn H. Adler verdanke: 


35jährige Frau, wurde 10 Monate vor dem Exitus mit entzündlicher 
Gelenksaffektion der Lendenwirbelsäule auf die I. Deutsche Medizinische 
Klinik (Prof. R. Schmidt) aufgenommen. Bei der Untersuchung fand 
sich: Insuffizienz der Aortenklappen, Milztumor. Harn o. B. Im weiteren 
Verlaufe Zeichen hömorrhägischer Nephritis; dabei ständiges Fieber 
von remittierendem Typus. Krankhafte Gelenkssymptome der Lenden- 
vn verschwanden ganz. Aus dem Blut wurden schon 6 Monate vor 
En Tode und auch in den letzten Wochen der Krankheit wiederholt 
Kolonien des Streptococcus viridans gezüchtet. 


Sektionsbefund im Auszug: Rekurrierende polypös- 


ulzeröse Endokarditis der Aortenkla pen mit partieller 


Derstörung der rechten Klappe und mit Insuffizienz. Offener 
uctus Botalli von etwa 2 mm Durchmesser mit kranzartiger 
rombendarteriitis seiner Ostien in Aorta und Pulmonalis. 


Polypöse Thrombendarteriitis des Stammes der Arteria pul- 


aot alig mit umschriebenem Aneurysma. Diffuse. fibrinös- 
J armnagische Perikarditis. — Geringe Residuen von Endokarditis an 
er Nitralklappe mit geringer Insuffizienz. Hypertrophie des linken 
entrikels und Dilatation. Großer weicher Milztumor mit mehreren 
Ei en anämischen Infarkten. Subakute hämorrhagische Glomerulo- 
Ds ‚ Degenerative Verfettung des Myokard. Serös-fibrinös- 
„orrhagisch-eitrige Peritonitis mit ausgedehnten Blutungen im Peri- 
im Far viscerale et parietale. Schleimhautekchymosen in der Trachea, 

k gen und Dickdarm. Mehrere pigmentierte en und etwas 
größere strahlige Narben nach Geschwüren im Colon descendens. 


reiche des Aneurysmas: Vollständige Unter 


Kleinste Geschwüre am Zungengrund. Narben in beiden Gaumen- 


mandeln nebst kleinen Pfröpfchen in der linken. Petechien und kleine 
Suffusionen der Haut an den Streckseiten der Unterschenkel und Füße 
und über den Handrücken. Geringe Stauung der Leber; Ödem und 
geringe Stauung der Lungen. i | 

| An der Lendenwirbelsäule konnten makroskopisch-anatomisch 
Zeichen einer entzündlichen Veränderung nicht erhoben werden. 


Aus dem Protokoll: Auf der Vorderfläche der Intima ober- 
halb der Pulmonalklappen im Stamm der Arteria pulmonalis ein etwa 
pflaumengroßer festhaftender grauweißer und weißgelblicher Thrombus 
von 3,5:3:1,2 cm; seine der Lichtung zugekehrte Oberfläche ist im 
allgemeinen ga, jedoch uneben geformt, zeigt zwischen seichten 
Vertiefungen kleine papilläre Erhebungen, so daß das ganze Gebilde 
ein PIPED S Aussehen gewinnt; es reicht mit seinen oberen 
Randpartien nahe an das Ostium des Ductus Botalli heran, während 


‚lungenwärts von der Einmündungsstelle des Duktus keine thrombend- ` 
‚ arteriitischen Aullagerungen zu sehen sind. An der Außenfläche der . 


Arteria pulmonalis vorne und oben innerhalb des Herzbeutels ein leicht 
gewölbter Buckel von etwa 1 cm Durchmesser. An allen Aorten- 
klappen mächtige polypöse Auflagerungen. | 
| Bakterioskopisch: Im Eiter der Peritonitis Gram-positive 
runde Kokken zu zweit und in kurzen Ketten; der gleiche Befund im 
Abstrich des perikarditischen Exsudates. 
Histologischer Befund der Arteria Pu mon 2 Im De- 
rechung der Muskel- 
bündel und elastischen Fasern der Media mit der charakteristischen 
Aufsplitterung der Elastika an den Rändern des Aneurysmas; darüber 
zu beiden Seiten mächtige proliferative Endarteriitis; die Intima teil- 
weise stark verdickt, von einem entzündlichen gefäßreichen Granula- 
tionsgewebe durchsetzt. In der Umgebung des Aneurysmas greift das 
zellreiche Granulationsgewebe auf die tiefsten Mediaschichten über. Die 
Intima erscheint an diesen Stellen teilweise zerstört, die Grenze gegen 
die Media verwischt. Hochgradige entzündliche Veränderungen auch 
in der Adventitia. Auf der Anenfläche der Intima festhaftende throm- 
botische Massen mit Leukozyten- und Bakterienhaufen. Die Intima 
hier sehr zellreich infiltriert, ‚besonders von Leukozyten. Die auf- 
liegenden Exsudat- und Thrombenmassen in den tieferen Schichten im 
Stadium beginnender Organisation. Unter den Zellen des Infiltrates zahl- 
reiche Plasmazellen, Rundzellen und vereinzelte Riesenzellen. Die Bucht 
des Aneurysmas ist ausgefüllt von Thromben mit reichlichem Fibrin 
roten Blutkörperchen. und mächtigen Leukozytenhaufen, die besonders 
in den tieisten Schichten unter dem Bilde eines Abszesses bis an das 
Perikard heranreichen; dazwischen liegen verstreut Haufen von zer: 
rissenen gröberen und feineren elastischen Fasern. z 


1831 


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1832 


botischen Auflagerungen ganze Rasen von Gram-positiven 
Kokken, an deren Randpartien gewundene Kettenfiormen deutlich 
zu erkennen sind. | 


Ductus Botalli (Parallelschnitte zur DE une in ne 
Stufe): Die Wand vollständig belegt mit thrombotischen Massen, die 
teilweise verkalkt sind. Das pulmonale Ostium hochgradig entzündlich 
verändert; Intima mächtig gewuchert, Media in dichten Streifen von 


Infiltraten durchsetzt, während in der angrenzenden Aorta nennenswerte 
entzündliche Veränderungen zurücktreten. 


Nur die im Längsschnitt 
spornartig erscheinende laterale Wand zeigt in den äußeren Schichten 
teilweise organisierte eingelagerte thrombotische Massen, im übrigen 
ausgedehnte entzündliche Veränderungen (Leukozyten, Kerntrümmer) , 
bei diffuser hyaliner Degeneration. Der Inhalt des Ductus Botalli ist 
hier in fester Verbindung mit der hochgradig entzündlich veränderten 
Intima der Pulmonalis. Es ist hier in den medialen Teilen eine eigene 
Duktuswand nicht mehr erkennbar. Die weiteren Schnitte zeigen ein 
ähnliches Bild. In dem von der Aorta ausgehenden Sporn eingelagerte 


Kalkmassen; im übrigen auch hier in der Lichtung Thromben- und . 


Leukozytenmassen mit Verkalkung. Weiter alt sieht man der 
Wand des Duktus entsprechend auch von der Pulmonalis einen vor- 
springenden Sporn, der in den oberflächlichen Partien von Leukozyten 
infiltriert ist. Die entzündlichen Veränderungen der Pulmonalis werden 
zunehmend geringer. Im Lumen des Duktus noch reichliche tbrombo- 
tische Auflagerungen mit beginnender Organisation. Die in die Duktus- 


wand übergehenden glatten Muskelfasern sind schön zu verfolgen, sie | 


zeigt im übrigen auch bier deutliche hyaline Degeneration. 


Bei Bakterienfärbung im Schnitt sind reichlich Gram- 
positive Kokken in den thrombotischen Massen des Ductus Botalli 
nachweisbar, teilweise in deutlichen Ketten: einige einzeln oder 
zu zweit, meist rundlich., Die Kokken in den Ketten sind meistens 
etwas kleiner, ihre Grenzen gegen einander oft unscharf, so daß mit- 
unter das Bild von gegliederten gewundenen Stäbchen vorliegt. 


Der histologische Befund entspricht also dem Bilde eines 


echten Aneurysma mycoticum der. Arteria pulmonalis bei End- 
arterütis 'des persistierenden Ductus Botalli. Die Wand des kurzen 
Duktus ist in ihrem medialen Anteil zerstört und nicht mehr als 
solche erkennbar, während lateral die die Ostien einsäumenden 
Wülste gut erhalten sind. Im übrigen ist die Wand ausgedehnt 
hyalisi entartet, teilweise verkalkt und daneben stellenweise ent- 
zündlich verändert. Das Lumen des Duktus ist größtenteils von 
teilweise organisierten Thromben mit Verkalkung und Bakterien- 


massen ausgefüllt. Der Gang selbst ist außerordentlich kurz. 


Aorta 
‚und Pulmonalis erscheinen direkt aneinandergelagert. 


Epikrise: Bei einer 3djährigen Frau mit dem Krankheits- 
‚bilde einer Endocarditis lenta fand sich neben der typischen 
rekurrierenden Endokarditis der Aortenklappen und dem anatomischen 
Bilde einer Insuffizienz ein olfener kurzer Ductus Botalli, dessen 


. Ostien und dessen Wand hochgradige rekurrierende entzündliche 


Veränderungen zeigten, sowie ein mykotisches Aneurysma des 
Stammes der Pulmonalarterie mit polypöser Endarteriitis unterhalb 
der Einmündungsstelle des Ductus Botalli. Im Inhalt des Duktus 
wie in den Auflagerungen der Pulmonalis waren reichliche Gram- 
positive Kokken in Ketten nachweisbar. Symptome, die auf einen 
oifenen Ductus Botalli hätten schließen lassen, waren klinisch nicht 
vorhanden. Auch das Aneurysma.- der Arteria pulmonalis war 
im Röntgenbild nicht hervorgetreten. 


A %* 
x 


Fälle, ähnlich dem bier besprochenen, sind in geringer Zahl 
schon seit längerem bekannt. Es sind das jene von Hart, Buch- 
wald, Schlagenhaufer, Sommer, Perey Kidd, Weinberger, 


Hödlmoser und in gewissem Grade auch der von Gauchery, 


während im Falle von Richards der offene Ductus Botalli selbst 
frei von entzündlichen Veränderungen geblieben war wie auch im 
Falle von Sachs. Es handelt sich meistens nur um mitgeteilte 
Sektionsbefunde, nur die wenigsten wurden histologisch bzw. bak- 
teriologisch untersucht. So konnte Schlagenhauler aus der Kultur 


der Herzklappen im Bacterium influenzae die kausale Genese seines 
Falles klarstellen. 


Daß im mitgeteilten Fall von Anfang an ein offener Ductus 
Botalli vorhanden war, konnte das histologische Bild bestätigen, das 
in den lateralen Anteilen eine wohlerhaltene Duktuswand zeigt. Die 
ausgedehnten thrombotischen Auflagerungen an beiden Ostien und 
im Lumen des Duktus erschwerten eine exakte Längenmessung; 
doch ist mit 2,5 mm seine äußerste Länge wohl gegeben, so daß er 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 38. 21. September 
nn nn nn nn nn nenne en nn] 
Bei Bakterienlärbung im Schnitt sieht man in den throm- 


dem zweiten Haupttypus nach Vierordt näher steht. Bei diesem 
Typus ist der Duktus außerordentlich kurz oder nicht mebr 


nachweisbar, so daß Aorta und Pulmonalis aneinandergelagert er- 
scheinen. 


Die Genese des mykotischen Pulmonalaneurysmas, das gerade 
wie auch in anderen ähnlichen Fällen ohne Infektion (Krzysz- 
kowski) an der vorderen Wand gegenüber dem Ostium pulmonale 
des Ductus Botalli entstanden ist, erscheint nach Krzyszkowski 
insofern verständlich, als die örtliche Blutdrucksteigerung, die 
durch das von der Aorta einströmende Blut gegeben ist, hier be- 
sonders wirksam ist. Hart hat auf die Bedeutung der Öfinung des 
Ductus Botalli in der Aorta als kleines Aneurysma hingewiesen; die 
hier entstehenden Wirbelbildungen“, sollen das Haften von Emboli 
begünstigen. Zu solchen Wirbelbildungen kommt es bekanntlich 
auch im Stamm der Arteria pulmonalis bei offenem Ductus Botalli, 
wo zwei verschiedene Blutströmungen gegen einander fließen. Nach 
Sommer führt dieses Moment zu einer traumatischen Schädigung 


der Pulmonalisintima, die das Halten der hereingeschleuderten Emboli 
zustande kommen läßt. 


Daß dem offenen Ductus Botalli’ für die Entstehung von 
Aneurysmen des Pulmonalarterienstammes eine große Bedeutung 
zukommt, hebt Henschen hervor, der diese Fälle als besondere 
Gruppe anführt neben solchen infektiöser Genese. Der erhöhte 
Blutdruck in der Pulmonalis soll zur Ernährungsstörung der Wand 


und in deren Gefolge zum Verlust der normalen Elastizität des 
Gefäßrohres führen. 


Daneben sind septisch ulzeröse Formen der Endarterütis 


pulmonalis nach Posselt bei verschiedenen Infektionen (Scharlach, 


Strepto- und Staphylomykosen, Gonorrhoe) bekannt, auch ohne 
Persistenz des Ductus Botalli. 


Daß es bei mykotischer Endokarditis der Aortenklappen und 
bei offenem Ductus Botalli auf dem Boden: der auf die Pulmonalis 
übergreifenden Infektion besonders leicht zum Entstehen eines 
mykotischen Aneurysmas im Pulmonalisstamme kommen kann, ist 
nach dem Vorhergehenden begreiflich. In unserem Falle liegt eine 
Streptokokkeninfektion vor. Der Sektionsbefund entsprach dem 
typischen Befund einer Endocarditis lenta. Wie oft gerade bei 
diesem Krankheitsbild stand auch in unserem Falle anatomisch die 
Insuffizienz der Aortenklappen im Vordergrund. Die großen Blut- 
druckschwankungen im Stamme der Aorta haben sich, wenn auch 
in etwas herabgesetztem Grade, durch den offenen Ductus Botalli 
auf die Pulmonalis fortgesetzt. Auf dem Boden einer infektiösen 
Endarteriitis ist es dann zu einem umschriebenen AÄneurysma 
gekommen. Das Primäre liegt nach dem anatomischen Befund wohl 
‚in der Erkrankung der Aortenklappen. Von hier erfolgte mit dem 
Blutstrom die Infektion des Ductus Botalli und durch diesen Gang 


die des Pulmonalisstammes. Das Übergreifen der Infektion liegt 
aber auch ziemlich weit zurück, wie das anatomisch-histologische 
Bild schließen läßt. | | 

Nach Hart können wir auch unseren Fall als Typus einer 
arterio-venösen Embolie auffassen. Auf die klinisch wichtige Seite 
dieser Embolie, insbesondere bei Ausstreuung der Blutpfröpfe in das 


Verzweigungsgebiet der Arteria pulmonalis, hat Schlagenhaufer 
hingewiesen. 


Es scheint sich wohl bei den meisten Fällen der zitierten 
Literatur um pathogenetisch und ätiologisch gleiche_oder ähnliche 
Krankheitsbilder gehandelt zu haben, wenn auch die Ätiologie 


außer in diesem Falle nur in dem von Schlagenhaufer klar- 
gestellt wurde. So werden von Hart und Buchwald im Sektions- 
befund neben der ulzerösen Endokarditis, Milztumor, embolische 
Abszesse und diffuse Nephritis erwähnt, also ein ähnlicher Befund, 
wie in unserem Falle, und wie wir ihn so gut wie bei jeder Endo- 
carditis lenta erheben können. 


Literatur: 

Bäumler, Zbl. i Herz- u. Gefäßkrkh. Bà. 11, 8.109. — Hart, Te 
Arch. 177, 8.218. — Kaufmann, Spez. path. Anat. 1922. — Kowalski, 
Vircb. Arch. 233, S. 191. — Krzyszkowski, W.kl.W. 1902, 8.92 — Dissauor 
Virch. Arch. 180, S. 462. — Löwenstein, Frankf. Ztschr, f. Path. Bd. 27, 8. 26.- 
Ploeger, Frankf. Ztschr. f. Path. Bd.4, S.286. — Posselt, Iubarsch-Ostor ef) 
Ergebn. XII, Jg. 1, S. 352. — Roeder, B.kl.W. 1801, 8. 72. — Schlagenhaut 
Ztschr. 1. Heilk. Bd. 22, II, S. 19. — Sommer, Frankf. Zts 


chr. f. Path. Bà D, 
8.103. — Sternberg, Dtsch. path. Ges. Bd. 14, S. 357. — Wagener, Dtsch. 
f. klin. Med. Bd. 49. 3.90. 


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___ 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — er. 38 ` 


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.- Pharmakologie der Wismutpräparate in 
= die Therapie der Lues. | | 
Unter Berücksichtigung der Anwendung des Wismut- 


Bezug auf 


subsalizylats in der Praxis. | 
Von Dr. Friedrich Herzog, 
Facharzt, in Preßburg. l 
Die ungewisse Wirkung des Quecksilbers auf die Lues, die 
Schwierigkeiten in der Behandlung durch seine Anwendung und 


er: E 3 


Forschungen nach neuen Chemotherapeutika. 
 `vollste Resultat dieser Forschungen haben wir bis dato in Ehrlichs 

- Salvarsan, indem sich in der Bekämpfung der -Trypanosomiasis 
- vorher schon andere aromatische ` Arsenverbindungen. bewährten. 
“Abgesehen von den Arsen: und Anilinfarbstoffen wurden außer dem 
- Antimon und dem Silber Versuche auch mit Wismut angestellt. So 
‘forschen Balzer schon im Jahre 1889, Ehrlich, Karrer und 

` Kolle im Jahre 1913 nach der Wirksamkeit des Wismuts. Die 


Das bedeutungs- 


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= 


‚nach ihren mit der Hühnerspirillose angestellten Experimenten. 
- Dieser letztere Erfolg 
Wismut Lues zu behandeln, und sie legen uns auch (im Jahre 1921) 
die Grundlagen der heutigen Wismuttherapie. Eine Anzahl von be- 
fürwortenden Mitteilungen vieler Ärzte: über ‚gemachte günstige Er- 
= fabrungen bei Anwendung von Wismut in 
Folge, daß die Behandlung mit Wismut auch von der Praxis über- 
nommen wurde; — so kommt die Luestherapie heute im Zeichen der 
- Wismutbehandlung zu liegen, 
8 Wismutbehandlung als eine wirkungsvollste erachtet werden. , 
- Die chemische Industrie ist bestrebt, diese, neue Richtung sich 


zE ERE an 


gy `- ‘zu nutze zu machen; es kommen immer neue und neuere Erzeugnisse, 


in Handel und Anwendung, daher ergibt sich dann die Notwendigkeit 
von selbst, unsere Auffassung über die Wismuttherapie auf eine 
einheitliche pharmakologische Grundlage zu bringen, welche eine 
Umschau und Orientierung ünter den zahlreich gewordenen Wismut- 
NT. Präparaten ermöglicht. Nur so wird es für den praktizierenden Arzt 


‚über die Präparate zu erwägen, damit auf diese. pharmakologischen 
Kenntnisse gestützt die intensivsten therapeutischen Wirkungen 
. erzielt werden können. E- | | SER: 
— Gewiß stellte sich nicht einer der praktizierenden Ärzte die 
Frage, welche er von ‚den ihm unter den Namen Trepol, Neotrepol, 
Quinby, - Erythrolues, Luatol, Milanol, Bisuspen, Bismogenol, Spiro- 
‚bismol, Curalues, Muthanol, Nadisan, Casbis, Tarbis, Bismulen, 
Bismoluol, Bismophan, Diasporal-bismut, Bismuto-yatren A und B- 
'mpiohlenen Präparate anwenden soll- oder aber den Vorzug den‘ 
‚von einzelnen angepriesenen. Glyzerinaten, Zitraten, Oleaten und 
den in Öl Suspendierten, von der internen Therapie her bekannten 
einfachen und Doppelsalzen geben soll. p E 
=. „ _ Das reiche Angebot in Fabriksprodukten dieser Präparate 
birgt die Gefahr in sich, daß die praktische, Bedeutung der Wismut- 


n u behandlung zufolge dem . dauernden Versuchsstadium nicht zur 
j Geltung gelangen kann, außerdem kann die mit immer neuerem 

1 „und anderem Präparate .gemachte ` Arbeit zur: Aufstellung von 
| -falschen Konklusionen führen; sie unterbinden ein intensives und’ 

Ei ` &nheitliches Studium der therapeutischen Fragen und sind geeignet, 
"den Ausbau der Wismuttherapie. hintanzuhalten. A 

Ja In diesem Irrgarten der Präparate gelangen wir auf den richtigen. 


Pfad, wenn es uns gelingt, zwischen Pharmakologie der Erzeugnisse 
und zwischen den dem. Organismus eigenen 'Absorptions- und Aus- 
‚Sonderungsumständen eine glatte Verbindung herzustellen, die 
| dann ‚die Brauchbärkeit und den. Wert der mannigfaltigsten Er- 
zeugnisse einheitlich, von einem Augenwinkel aus betrachtet, anzu- 
sehen geeignet sein wird. . Be | 
‚. Das klinische Charakteristikum eines guten Präparates ist 
'segeben durch seine. Wirksamkeit gegenüber dem Krankheitserreger 
und durch die Toleranz, die der Organismus dem Erzeugnis ent- 
segenbringen kann, B | ni | 
Mit Rücksicht auf den Umstand, — und dieser wird vom. 


Eh: Teil der Forscher bestätigt, — daß -bei den bisher in 


t 


Pharmazeutische Präparate. = De 


| “das häufige Auftreten von Begleitsymptomen gaben Anregung zu | 


erste Mitteilung von Belang kam von Sauton und Robert 1916, 


veranlaßte Levaditi und Sazerac mit. 


Luesfällen hatte zur 


und so kann die kombinierte Salvarsan- 


$! unvermeidlich sein, immer nach den heutzutage sehr üblichen 
5l. Reklamen, die inhaltlich den therapeutischen Anforderungen nicht 
I entsprechen, gehen zu müssen, sondern alle die in Betracht kommen- 
ji; — den Fragen bei Hinblick auf unsere pharmakologischen Kenntnisse 


` 
[} 


‚selbst jener Faktor ist, dem Wirksamkeit gegen Lues zugeschrieben 
werden kann, ‚muß ein gutes Wismutpräparat: die Einführung der 
‚größtmöglichen Wismutquantität ermöglichen, ohne - daß das Maß 
seiner Toxizität und Organotropie größer wäre, als das der. sonstigen, 
die kleinere Menge‘ Wismuts. enthaltenden Erzeugnisse ist... _ 

‚ Die an den Kliniken gemachten Erfahrungen ‘bestätigen, daß 
die. wirksame Dosis .nur in jenen Erzeugnissen enthalten ist; deren 
einmalige Injektion zumindest 6 cg metallischen ‚Wismutgehalt ein- 
zuführen ermöglicht und im Laufe der 6—7. Wochen mindestens 

g metallisches Wismut injizierbar 'sei, ohne Auftreten der 
Intoxikationserscheinungen. Das intravenöse Einführen von Wismut- 
erzeugnissen wird daher schon aus theoretischen Gründen wegfallen. 
Von den bis jetzt bekannten löslichen Produkten läßt. sich nämlich 
intravenös jedes Mal höchstens eine. Quantität von 4 cg des Metalles 
einführen, eine Dosis, durch welche eine Wirkung nur bei streng 
‚regelmäßiger Dosierung erzielt werden könnte, die aber das kon- 
templierte minimale 1!/,.g der metallischen Menge nicht zuzuführen 


‚tallischen Wismut von 3 cg entsprechende. Menge schon von In- 
toxikationserscheinungen ‚begleitet sein. Vielfach ` werden von 
Patienten gleich zur Zeit der Injektion Unterkiefer- und Zahnfleisch- 
Beschwerden angegeben. Im Urin erscheint: einige Male Epithelurie, 
nicht häufig auch vorübergehende Albuminurie. Die Darmirritation 
wird auch nicht zu den Seltenheiten gehören. Wegen der Un- 
zulänglichkeit an Wirkung, dann. auch mit Hinblick auf die 
Toxikationssymptome' muß in 
jetzigen löslichen Präparate abgesehen: werden. : 
` - Die Ursache an der Toxizität dieser Erzeu nisse ist meines Er- 
achtens in jenem Umstand zu erblicken, daß die löslichen Wismut- 
präparate größtenteils ganz labile chemische Verbindungen sind, welche 
auf Salz- und Basiswirkungen bei entsprechendem Wärmegrad leicht 
zerfallen und das toxische Wismuthydroxydgebilde ergeben, anderer- 
seits sind in einigen ‚Erzeugnissen die Begleitkomponenten von Sauer- 
stoff entziehenden Eigenschaften, durch die dann die Zersetzung der 
‚roten Blutkörper erfolgt. Die durch Wismutbehandlung eingetretenen 
'Nierenirritationen sind also von zweierlei Faktoren hervorgerufen 
worden‘! durch die im Serum selbst vollzorenen Reaktionen ne durch 
die unvermittelt einsetzenden metallischen E 
Erfahrungen tritt letzterer Umstand immer durch die einmalige ' Ein- 
„und durch jene von 20 cg — bei ungelösten — ein. Die chädigung 
verursacht eine Desquamation des Epithels. der Tubuli contorti der 
Niere, äußert sich in Form der: rasch vorübergehenden Epitheliurie 
ohne Funktionsstörung und Parenchymveränderung der Nieren. Eine 
dauernde Einwirkung wird 
Albuminurie hervorrufen. | | 
Die Brauchbarkeit der einzelnen‘ Wismutpräparate bei intra- 
 muskulöser Anwendung und Einführung ist von 2 Faktoren bedingt: 
1. dem Wismutgehalt de jeweiligen Erzeugnisses, 2, der chemischen 
. Verwandlung, bei der. sich ihre Resorption vollzieht. | 


Von diesem Gesichtspunkte aus beurteilt, können die bisherigen > 


Wismutpräparate in 8 Gruppen eingeteilt werden. “° 


‚anorganische und gelöste organische: Wismutverbindungen. Ihr 
erster Repräsentant war Trepol (Bismutalkalitartaricum), weiter eotrepo], 
(Bismutum praecipitatum). Diesen folgten u. a. Bismoluol, Luotal, 
Bismophan, Sigmut, Tarbisol, Tarbis, Nadisan, Milano], Bismutoyatren B, 
Bismutoyatren A, D | 

Bi-Verbindungen löslicher oder anorganischer. chemischer Konstitution. 

Diezweite Gruppe bilden jene organischen ungelösten Wismutsalze, 
die aus Bi-Trioxyd abgeleitet werden können. Hierher zählen das 
Bismut. oxybenzoicum=Bism. sübsalicylicum und Bismuthyloxybenzoicum 
(Bismogenol) und wegen dem Begleitkomponenten — der eine sehr 
‚reduzierende Wirkung hat — nicht in Frage kommendes Airol (gallus- 

' saures Bismutoxyjodid) und das Dermatol (Bismut. subgallicum). 
A .In die dritte Gruppe werden die ungelösten Chinin- oder Chino- 
lin-Verbindungen eingereiht, häufig auch jodhaltige Wismutpräparate, 
sowie Quinby, Bismosalvan, Spirobismol, Bismutoyatren usw. h 
o Die innerhalb einer Gruppe stehenden Verbindungen weisen, in 
den Organismus gelangt, unter sich gleiche oder ähnliche Wirkungen 
auf: es zeigt’ sich ein enger Zusammenhang zwischen ‘Stufe der 
Toleranz seitens des Organismus und.zwischen den anderen chemischen 
Eigenheiten der dreierlei Gruppen —, die dann Einblick in das Ver- 
hältnis zwischen Toxizität und chemischer Konstitution gewähren. 

Bei den. in der ersten Gruppe erwähnten Präparaten — welche in 
löslicher Form organischen und anorganischen Ursprungs sind — erfolgt 
die Resorption in einer Weise, die eine kleinere enge unverändert in 
den Blutumlauf gelangen läßt, der andere Teil der Injektion, die größere 
Hälfte der Menge, wird an der Stelle der ‚Einführung zu dem an- 


gelangten. Erzeugnissen einfach der aktive Bikomponent.| organischen Wismuthydrat verwandelt, - Die Zersetzung ist nicht der 


vermag. In den Blutkreislauf geraten, wird doch eine dem me- 


führung von 4 cg metallischen Wismuts — bei löslichen Prä araten, — 


jedoch eine Beteiligung dieses Organes.und _ 


In die erste arupo gehören sämtliche gelöste und ungelöste - 


iasporal-Bismut, Curalues und andere organische 


der Praxis von der Anwendung der: 


fekte. Nach den bisherigen 


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1334 


pitats, sondern ist nach meinen Untersuchungen darin begründet, 


daß 
sowohl die organischen wie die anorganischen löslichen Wismutpräparate 
den salzbaltigen und alkalischen 


, Gewebesäften gegenüber sehr emp- 
findlich sind, sich in der Berührung schnell zersetzen und aus ihrer 
nn in Form des anorganischen Wismuthydrats ein Niederschlag 
entsteht. i 


= Der: Verlauf ist kein momentaner, sondern ein allmählicher. 
Die Zersetzung des Präparats erfolgt sukzessive; ein Teil der Solution 
kann im Blutumlauf unverändert aufgesogen werden, sowie aber das 


Metallquantum die 4 cg übersteigt, wird es Intoxikationserscheinungen 
hervorrufen. 


Der auf der Stelle der Injektion erfolgte anorganische Nieder- 
schlag wird zumeist Schmerzgefühl zur Folge haben und wird sich im 
Gewebe als Infiltration präsentieren, die die Resorption des Wismuts 
unsicher zu machen geeignet ist. 


Die in Öl suspendierten, löslichen, organischen Pri 


ber (wie 
z. B. Trepol, Alkaliwismuttartarat) verlangsamen zwar die 


esorption, 
doch erfolgt das Übergehen in die anorganische Form letzten Endes nur 


so, wie im Falle der ohne Öl injizierten Lösung, und daher führen sie 
ein Auftreten schmerzhafter Infiltrationen herbei. Es ist daher stets 
zu betonen, daß lösliches un selbst in öliger Aufschwemmung 
bezüglich der Resorption ein unlösliches, anorganisches darstellt. 

Die durch die flüssigen Präparate aufgetretenen toxischen 


Symptome und die Schmerzhaftigkeit führten zum Gebrauch der un- 


löslichen Präparate. Wesentlicher Unterschied zeigt sich in der Ab- 
sorbierung durch den Or 


Ban bei Präparaten der organischen und 

bei denen der anorganischen Bestandteile. Die Absorbierung der an- 
an unlöslichen Wismutpräparate (z. B. die des Neotrepols) 
t 


nicht gleichmäßig vor sich, denn häufig entstehen Infiltrationen 
an der Stelle der Injektion. Solche Metalldepots werden das Wismut 
im Organismus unberechenbar und mit einem Male freigeben und man 


g 
sieht auch die schwersten Stomatitiden, Asthenien mit Fieberzuständen 
. bei Anwendung der 


anorganischen Wismutpräparate (Neotrepol, 
Bismutsulfide). | 


Schmerzverschontheit, gleichmäßige Resorption und minimalste 
Giftigkeit ist nur bei Anwendung der in Ol suspendierten organischen 
unlöslichen Salze zu beobachten. Bei diesen ist die Toxizität einmal 
vom Grade des Wismutgehaltes selbst, dann aber auch von den Kompo- 
nenten, aus denen die Verbindung besteht, abhängig. So ist z. B. 
ein solcher Komponent im Airol und im Dermatol das Gallat, welches 
im Blut absorbiert, hier gegenüber dem alkalisch reagierenden Teile 
starke Sauerstoff entziehende Effekte ausübt, und so "kommt es zu 
Erregungserscheinungen in der Niere; das Wismutsubnitrat, -nitrit 
wiederum führt zur Irritation der Schleimhäute. | 

Unter den Ri al Komponenten ist in erster Linie die Oxy- 

e zu erwähnen, bei der keinerlei Begleitsymptome 
zu erwarten sind. Die an sie ehe mit Bi gebildeten Salze sind 
Derivate, die mit geringster 


oxizität höchst gleichmäßig absorbiert 
und en von seiten des Organismus mit größter Toleranz aufgenommen 
werden. 


Je gleichmäßiger die Resorption eines Erzeugnisses vor sich 
geht, umso eher erreichen wir die Möglichkeit, in den Organismus 
injektionenweise immer über 10 cg Metallquantität hineinzubringen, 
ohne die Fortgesetztheit der Kur aufs Spiel zu setzen. Levaditi 
erkannte die therapeutische Bedeutung der großen Dosis und empfiehlt 


bereits vom Trepol und Neotrepol 0,20 (2 ccm) zu nehmen; doch: die 


große Dosis, bei serienweiser Verwendung der zwei letzteren Präparate 
ist kaum wegen der Infiltrationsbildungen und auch der ohnedies auf- 
tretenden hochgradigen Stomatitis erreichbar, wobei nicht nur die 


Buccae, sondern auch die Zunge bläulich erscheinen. Schließlich wird 
dieses Bild ergänzt durch das sehr schlechte Befinden. 


Unpäßlich- 
_ keit tritt schon bei der fünften Injektion ein und der aus den Depots 


ausgehenden Absorbierung der sogenannten spontanen Weiterbehand- 
lung zum Trotze kann nunmehr 1 g Gesamtquantität an Wismut ein- 
geführt werden, veranlassen die auftretenden toxischen Erscheinungen 
ein vorzeitiges Abbrechen der Behandlung. Deshalb wurde die ein- 
malige Dosis des Trepols und Neotrepols, sowie die der Präparate von 
ähnlicher chemischer Konstitution (Bismutum und Bismutyltartarate 
und Bismutum praec.) auf 10 cg metallischen Wismuts reduziert. Von 
den einer anderen großen Gruppe der Wismuterzeugnisse angehörigen, 
zu den Bismutochininjodiden zählenden Präparaten kann gleichfalls nur 
eine höchstens 10 cg entsprechende Menge dosiert werden. 

Demgegenüber nehmen die Gewebe die Oxybenzoe-Erzeugnisse, 
das Bismogenol, noch mehr das Bismutum subsalicylicum, geradezu 
sehr gut auf, in Fällen der intramuskulösen Dosierung zeigt sich eine 
Schmerzhaftigkeit oder Infiltration nicht einmal bei einer der 0,20 
Wismutmenge entsprechenden Dosis. Von diesen 2 Erzeugnissen ist 
das Bismogenol dasjenige, bei dem die bekannten Begleitsymptome 
eher zum Vorschein kommen können. 

Beim Bismut. subsalicylicum gehört Epithelurie zu den größten 
Seltenheiten‘, während Wismutsaum auch da anzutreffen ist, doch 
werden diese, auch wenn insgesamt 2—3 g metallischen Wismuts 
eingeführt wurden, meistens nicht breiter als 1 mm, und umgürten 
die. unteren Schneidezähne, bereiten in der Behandlung keine 


h seine Anwendung werden keine Begleitsymptome 
auftreten: — `’ | | 


lich ist und nie angenommen werden kann, ob bereits die ganze Menge 


folgerung, die er nach den- verschiedenen Versuchen .mit der 


| - 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. = 21. September 
Folgezustand eines durch Berührung mit Eiweißstoffen erfolgten Präzi- 


weiteren Schwierigkeiten, Gingivitis und ulceröse Stomatitis kommen 


nicht vor. 

Bismut. subsalieylicum ordinieren wir zu 10°/,igem Verhältnis 
in Oleum 'amygdalarum suspendiert. Das Bismutum subsalieylicum, 
gut zerrieben mit diesem Öl, ergibt ein milchartiges, dünnflüssiges, 
selbst nach längerem Lagern kaum satziges und leicht schüttelbares 
Produkt, welches durch seine mehrfachen Vorteile prädisponiert ist, 
sich in der Praxis Bahn zu brechen. Dasselbe entspricht in vollem 
Maße den Anforderungen, welche gemäß den Erfahrungen, die in Bezug 


auf Wismutbehandlung im Wege der Mitteilungen bereits bekannt 


sind, und als Ergebnisse pharmakologischer Untersuchungen gestellt 
werden können, und zwar: 


1. Durch 


2. Mittels einmaliger Injektion sollen über 0,10 cg von der 
metallischen Menge, während der 6—7 Wochen Kur über. 11, g 
metallischer Quantität, in den Organismus einzufügen sein. 

8. Schmerzhaftigkeit oder Infiltration unterbleiben. 


Obschon die chemische Konstitution der einzelnen Wismut- 
präparate auf die Toleranz des Organismus, auf den Verlauf der 
Resorption von gleichlaufendem Einfluß ist, gilt ohne Zweifel, 
daß auch die Wirksamkeit der Erzeugnisse an die Menge selbst, 
die im Präparat enthalten ist, gebunden sein wird, und sonach 
wird das Ziel der mit Wismutbehandlung bewandten chemothera- 
tischen Forschungen ‘ein Präparat sein, dessen Anwendung das 
Einführen eines Höchstmaßes von Wismutmengen gestattet. 


Mit Rücksicht auf das Trepol und Neotrepol, die nicht zu 
den gleichmäßig resorbierenden Wismutpräparaten zählen können, 
bei denen die Resorption je nach dem Grad der vom Präparat 
herbeigeführten Entzündung und dem Umfang des Depots, veränder- 


absorbiert ist, kann gesagt werden, daß Fränkels!) Schluß- 


Sterilisation syphilitischer Tiere gewann — laut welcher eine Sterili- 
sation durch Einführung von kleineren, an den von Levaditi 
empfohlenen Bi-tartarat-Präparaten verglichenen kleineren Mengen 
Wismuts mittels gewisser Erzeugnisse auch erreichbar wären 
(Spirobismol) — nicht als nachgewiesen erachtet und nicht stichhaltig 
ist, dem auch jede Erfahrungstatsache entgegenspricht, die besagt, 
daß, je größer die Dosis des Metalles, die im Anwendung 
kommt, umso eher verschwinden die Spirochäten aus den 


einzelnen Eifloreszenzen und umso rascher heilen die syphilitischen 
Manifestationen. ` 


Die aus den Versuchen mit Tieren gewonnenen Untersuchungs- 
ergebnisse können schlechtweg nicht ohne Kritik an die Therapie beim 
Menschen angewandt werden, denn einerseits ist die Wi-Toleranz ein- 
und demselben Präparat gegenüber bei verschiedenen Tiergattungen 


stets eine andere, andererseits werden die in den verschiedenen Ver- 
suchen 'erhaltenen Werte, bei Umrechnun 


g auf das Menschengewicht 
die Dosis letalis übertreffen. Außerdem befaßte sich Fränkel nicht 
genug eindringlich mit dom Zustand der Nieren bei Tierversuchen, wo 

och dieser in der Therapie beim Menschèn mit Rücksicht auf die große 
Dosis nicht außer Acht gelassen werden darf, umsoweniger, als eine, 
oft zu gleicher Zeit vorgenommene Salvarsanbehandlung wegen Ge 


der Nierenalteration sehr ungünstig beeinflußt sein würde. Denn die 
Toleranz des Tieres dem Wismut 


a ist eine größere, und só 
ist auch das Verhältnis zwischen 


osis efficax und der tolerata ein 
günstiges, dann aber ist in der Menschentherapie die mit den Jodchinin- 


bismut-Präparaten scheinbar noch klinisch wirkungsvoll bemessene 
Dosis, auf das Gewicht des Versuchstieres bezogen, zur Sterilisierung 
desselben nicht hinreichend. | l | . 
Die Chinin- und Chinolin- (ungelösten) Bindungen (Spirobism., 
Bismosalvan) werden zwar vom menschlichen Organismus sehr gut 
vertragen, das Nachteilige bei ihnen ist nur, daß sie von geringem 
Bismutgehalt sind (0,03 g in i ccm). Die Behandlung mit der richtigen 
großen Dosis ist also von vornherein unmöglich, denn um dem Organis- 
mus ein 10 cg metallischen Bismut zukommen zu lassen, müßte davon 


eine Mindestmenge von 3 ccm eingespritzt werden, Der den Neben- 
komponenten seitens einzelner Autoren zuges 


rochene chemische Sum- 
mierungswirkung dürfte keine dem fehlenden Bismutgehalte gleich- 
kommende Bedeutung entsprechen, da das Chinin und Jod nur in ganz 
geringer Menge vorhanden sind, rasch (in 6—24 Stunden) ausgeschieden 
werden und ihre aktivierende Wirkung die spezifisch 


e Heilkraft des 
Bismuts wohl unterstützen, jedoch nicht übertreffen und daher 


ah 
Ersatz für den mangelnden Bismutgehalt nicht in Betracht kommen. 


Den aus den Tierversuchen gewonnenen Werten werden wir = 
ehesten durch den Gebrauch des Bismutsubsalizylats näherkommen, W 


zwar bei Einführung im Rahmen einer Gesamtkur von 2,5—8 g me 
tallischen Bismuts und anstatt des unsicheren systematisch nicht erreich- 
1) Med. KI. 1923, Nr. 46, 


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is ie biniert, und gebrauchte zur Herbeiführung des. Fiebers die Bes- 
l Tre | i | 4 e Ba ra we o : on a Po volenti 
ER en br l | „7pausvakzination. Nachdem die Untersuchung des Liquors. in 
Milanol a 3—4 | 2—3 0,9-1,20 diesen. Fällen nicht, systematisch erfolgen konnte, lassen Sich aus. 
| u Chanu - ~ | | dem Ergebnis obenerwähnter Behandlung trotz ‘der subjektiven - 
Bimuejtren | chinolinsulfo: 3 | 2,2 /0,9_1,20 | Besserung und des Negatiywerdens. der" Wa.R. im Serum keine. ` 
"+ B.(|saures Wismut | ~ | weitgehenden Schlüsse ziehen... - | I i 


` Wünschen übrig, eine Epithelurie wird auch bei seiner Dosierung in 


.deutungsvolle Momente, welche das. Bismut. subsalicylicum gleich- 


' Springende Wirkung binnen 2—3 Wochen; für die torpid tertiären 


` lichen Wirkung. | | | 
N mir Kim seine klinische Wirkungsweise studieren zu können, bot sich 


» Erscheinung, auf einen Fall von Glossitis sclerosa die von 


“ ae Millimeter vertiefte ungleichförmige Gegend. war eiterähnlich 


‚dio restlose Resorption der Infiltrate am 18. Tage. | 


“ Buccae 


'völlio 8s leukokeratotischen Gebiets deckten sich die: Erosionen zu. Die 


| 1924 — MEDIZINISCHE 


` baren Bismutschlags, oder der hypothetischen Summierungswirkung der ' 

- Bismutchininderivate sucht der Organismus bei Anwendung des Bismut. - 
subsalicylicums stets einen hohen Bismutspiegel zu erreichen. 

. Nachfolgende Zusammenstellung einzelner - meistgebrauchter 
‚Präparate zeigt den Unterschied des Wismutgehaltes der verschiedenen 

Erzeugnisse; zugleich der einverleibten Gesamtmenge des Metalles 


während. einer. Kur.. : getretenen Pape 


6. Bismut. subsalicylicum-Dosis vollständig zurück, die Schmerz 


aftigkeit 


N a AA a Bi- | ` In- | wi-| pi | Ge- | des Gelenks war ‘zugleich aufgehoben und der Patient konnte sein Bein. . 
_ Näme des T a . [Gehalt,| jizierte|schen- =. samt- |. wie früher gebraachn ee : SE E nE 
 Präparates . Konstitution |in ccm| Menge | räumejPro die! menge Die Nachweisbarkeit -des Wismuts im Liquor und: die -von 


-g` cem Tago eg 


Th Penin ql Wismutum- .| gewebes lassen: die Tendenz, Wismut: in größerer Menge und erhöhter 
= a licum | | oxybenzoicum , Konzentration anzuwenden, als wünschenswert erscheinen. Deshalb. . 
ubsalcyllcum pasicum -| babe ich in Fällen der Metalues durchschnittlich im Laufe von: ` 

. Wismutum | 


"N tre l 
EARR RDO |. 212—838 g angewandt. Trotz der großen Dosis war-weder-im Herzen 
- Bismogenol | | 
| à i i | Störung zu verzeichnen. In Fällen der nicht überaus progredierten 
~ unby'. | 
Schmerzen günstig beeinflußt; in einem Falle erfolgte die Besserung 
. erhöhten lanzinierenden Schmerzen begleitet. 'Ich habe die Bismut- 


salizylbehandlung, der heutigen' therapeutischen Richtung Rechnung 


N B . 


Bismosalvan 


 Trepol' 8—4 | 2-8 0,9-1,90° 


| 
‚Spirobismol r | 
| 
{ 
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. Da wir die Sterilisationsdosis, im mathematischen Sinne, mit 
Bismut nicht erreichen können, und da die von Neubauer aus- 
schließlich mit Bismut behandelten seronegativen Primärlälle im 
Laufe der Kur positiv wurden, ergibt sich von selbst die Regel, 
im ersten Stadium der Lues die Salvarsanbehandlung der Bismut- 
behandlung . vorzuzieben, und nur vom Gebrauch einer Bismut- 
präparatenkombination, bei der die Intaktheit der Niere gesichert 
bleibt, die Rede sein kann. ° l ee m 

~ Das Bismut. ‚salicylieum läßt in dieser Beziehung nichts zu 


Muschietti empfohlen?). : Öhne hiervon Kenntnis zu haben, `be- 


Menge (bei 1 ccm 0,06 metallischen Bismuts): Schon größer 'als diese 


' wird; er betont das Nichteintreten von Toxikationsanzeichen- und er- 
blickt in ihm die beste und brauchbarste Wi-Zusammensetzung. Man 


in Handel gebracht (Bisuspen), doch ohne ‚Fingerzeichen "betreffs 
Nützlichkeit einer großen Dosis. Ä 2 = 


Mandelöl; zu ihrer Zubereitung nahm ich ausschließlich dieses in- 


4 


Anspruch; indem . das Bi-subsalicylicum mit verschiedenem Bi-gehalt 


(der Pharmakopoe der einzelnen Staaten entsprechend, so in 


einer ‚Serie‘ von 15—20 cg nicht zu beobachten sein. Der verhältnis: 
‚mäßig. hohe Grad der ‚Dosen und Intaktheit der Nieren sind be- 


sum zu Zwecken der mittels Salvarsan kombinierten. Behandlung 
prädisponieren, -ohne daß auf die Neosalvarsaninjektion der üb- 
ichen großen Dosis im Interesse . des Gelingens der abortiven 
ur verzichtet werden müßte.‘ Das Bismut. subsalicylicum hat gegen- 


er den florid. sekundären Erscheinungen eine rapide,‘ ins Auge 


‘ständig das deutsche Produkt: bezogen. Die Einspritzung. erfolgt 
intramuskulär stets an den äußeren oberen Quadranten der Glutäal- 


waren niemals mit Infiltration verbunden, gaben daher ‚keinen 
yon dieser richtig zubereiteten Suspension sehr günstig gefördert, 
denn in ihr sind die ziemlich grobkörnigen Wi-Teilchen gleichmäßig 
verteilt und geben keinen Satz. 3 


a 


Erscheinungen ist es von einer langsameren, doch von restlos ver- 


t 


er Fall bei einem Patienten, der andernorts ausschließlich 
Quecksi berkuren. durchmachte, die Behandlung mit Salvarsan aber 
Pfinzipiell-vermeiden wollte, derzeit auf dem Skrotum aufgetretenem, sehr 
verbreitetem. tuberoserpiginösem Syphilid erkrankte und der Bismut- 
handlung unterzogen wurde. Nach sechs 2,5 cem-Injektionen erfolgte 


Einfachheit der Anwendung und hiezu der sehr ‚ermäßigte Preis der 
nach der Magistralformel erfolgten Ordination prädisponieren das 
Bi-subsalieylicum in der Praxis sich Bahn zu . brechen, und aus 


‚faltigsten Marken bereitet haben, den Weg zu weisen. Die teuren 
Fabrikserzeugnisse zwingen die Patienten, da diese. für sie nicht 
‚mehr erschwinglich sind, die Kur zù unterbrechen, und so wird bei 
der heutigen wirtschaftlichen Not das Anempfehlen der preiswerten 


Meine zweite ‚Erfahrung. bezieht sich auf eine schwere tertiär 


eukoplakie der 
fu egleitet. war. Die- in der Mitte der sklerotischen und stark 
Smia ten Zunge befindliche, etwa 3 cm lange und 21/, cm breite, bis 


der aus edehnten und: auf einigen Stellen erodierten 


ös belegt; ` Anamnese negativ, W.Ra. positiv. Eine im Oktober- 
ember 1922 durchgemachte kombinierte eosalvarsan-Mirionkur war 
beh i leglichen Erfolg. Im Januar 1923 habe ich eine Wismutsalizyl- 
Y h ung eingeleitet, und jeden dritten Tag eine Dosis von 21/3 cem 
nee Die Heilung begann von den Peripherien her mit einer 
ni nischen zac igen Saumbildung, ergab eine klare Wundober- 
halb- 4 und ging dann konzentrisch vorwärts. Zu gleicher Zeit inner- 


‚präzisiert. . Abschließendes über die Anwendung des Bismutum 
 subsalicylicum wäre verfrüht; im großen und ganzen jedoch macht 
es den Eindruck, daß eine Verbesserung’ und ‚Vereinfachung der 


‚Fortschritt auf dem Gebiete der Bismutbehandlung der Lues darstellt. 


2) Ref-Derm. Zbl., 4. 


89 Heilung erfolgte erst nach 20 Injektionen, d. h. nach Einführung: 8) Med. Kl. 1924, Nr. 15. on | 


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KLINIK — Nr. 38, ` e T agas. 


chen ‚bestätigten die gleichzeitig auf den Tonsillen auf-. 
. Diese gingen ohne sonstige rel mit der . 


Lemay und‘ Jaloustre nachgewiesene Wismutfixation des Gehirn- 


. (—8 Wochen 'Dosen von 2 bis 3 ccm, eine Gesamtwismutmenge von ` 
oder dem Verdauungstrakte, noch in den Nieren oder an der Haut eine. 
Tabes.wurden die bei den Symptomen vorherrschenden lanzinierenden:.. 


erst in. der zweiten Kur. Die ersten Injektionen waren von provoziert 


|. tragend, mit der Wagner-J aureggschen Fieberbehandlung kom- i 


Das Bismut. subsalicylicum war zum ersten Male von Greco. und | 
richtete auch Markus darüber, nur injiziert dieser noch die kleinere. 


‚ist die Dosis (1—2 ccm jeden 8., 4. Tag), die von Sicilia empfohlen 

hat auch das die Suspension des Salzes enthaltende Fabrikspräparat 
Die beste Suspension bildet das Bi- subsalicylicum mit süßem - 

Österreich. mit 75%/,, in Deutschland mit 64°/,) inıden Handel: 


gelangt; habe ich, um eine einheitliche Praxis zu verfolgen, . be- 


gegend. Schmerzen wurden niemals angegeben, die Einspritzungen 


Anlaß zum Abbrechen der Kur. Eine. optimale Absorption wird a 
Die Schmerzlosigkeit bei der intramuskulösen Injektion, die, 


_ dem Labyrinthe, das uns die vielerlei Erzeugnisse und ihre mannig- 


und unbedingt. wirksamen Arzrieien: von der Praxis belohnt werden. 
- Das Erfordernis der diesbezüglichen Umständewurde vonJadassohn?) `- 


Kur vorliegt, für die Praxis sich vorteilhaft eignet, daher einen E 


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1836: 


Geburtshililiches Brevier. 
“Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, Baden- Baden. 
i (Fortsetzung aus Nr. 86.) 
Durch. eine kurz aufgenommene Anamnese erhalten wir schon 
öfters einen Anhaltspunkt für die Beckenart, jedoch sollte nie die 
Beckenmessung unterbleiben. Leider geschieht dieses so oft, wenig- 
stens habe ich in Köln diese Beobachtung gemacht. Die Becken- 


 messung gibt uns freilich auch nicht genau die Maße auf Millimeter 


und bei verschiedenen Messungen ist das Resultat selten das gleiche, 
was aber nicht in Betracht kommt. Wir müssen auch für die 
Geburt die Größe der Frucht in Betracht ziehen, die bei Mehr- 
gebärenden und späteren Geburten meist zunimmt. Bei den am 
häufigsten vorkommenden Becken ist das Messen einfach. Es ge- 
schieht am besten mit ‚dem Martinschen Beckenmesser, der 
Baudeloquesche ist bei fetten Personen unter Umständen von 
Vorteil. Stets messe man bei ausgestreckten Beinen der Frau. 

1. Die Sp. J. (Entfernung inter spinas ant. sup. ossium 
ilei) = 26 cm. 2 
- 7.2, Cr. J. (Entfernung inter cristas ossium ilei = 29 cm, man 
muß hier die größte quere Entfernung nehmen). 

ö 3. T. (Die Entfernung der Trochanteren) = 31. 

4.. Conj. externa (Diameter Baudelocque) = 20—21 cm, wird 
in Seitenlage gemessen. Zieht man von der Conj. externa 
9—10 cm ab, erhält man die vera. Diese Messung der Conj. ist 
aber nicht so zuverlässig als die aus der Conj. diagonalis bestimmte. 
Maße unter 18 Conj. externa lassen aber meist ein im 
geraden Durchmesser verengtes Becken annehmen. Die Conj. 
externa erhält man, indem man den einen Knopf des Beckenmessers 
in die Grube unterhalb des Processus spinosus des letzten Lenden- 
wirbels setzt, den andern an den oberen Rand der Symphyse, 

Die Conj. diagonalis, das heißt die Entfernung vom Pro- 
montorium zum unteren Symphysenrand, wird mit ein oder zwei 
Fingern am besten auf dem Querbett gemessen. Um die Con]. vera 
zu erhalten wird durchschnittlich 1,75 cm ‚abgezogen, genauer an- 
gegeben beim allgemein verengten Becken 1,5, beim rachitischen 
2,0 cm. Die Conj., das heißt der gerade Durchmesser von der 
Mitte des Promontoriums zum oberen Symphysenrand, mißt norm al 
11 cm. Wenn es dem weniger Geübten Schwierigkeiten 
macht das Promontorium zu finden, so gehe er mit den 
Fingern entweder unten am Kreuzbein beginnend nach 
oben oder entlang der Linea terminalis nach hinten. Man 
achte auch auf ein doppeltes Promontorium, welches -beim 
einfach platten Becken garnicht so selten ist. Hier ist die Ver- 
knöcherung zwischen erstem und zweitem Kreuzbeinwirbelkörper 
nicht eingetreten, wodurch die Knorpelplatte schärfer vortritt. 
Maßgebend ist natürlich die kürzeste Entfernung. Die 
Conj. vera kann noch weiter verringert werden durch einen VOT- 
stehenden Symphysenknorpel. 
| Während normalerweise die Distantia cristarum 3 cm größer 
ist als die der Spinae kann es auch vorkommen, daß beide die- 
selben Maße haben, daß die Distant. spin. ant. sup. sogar größer 


‘ist und die Spinae klaffen. Hier hat man dann ein hoch- 


gradig plattrachitisches Becken vor sich. Kaltenbach 
riet jede Beckenhällte mit der gleichnamigen Hand zu untersuchen, 
was besonders bei dem Abtasten der Linea terminalis von 
hohem Wert ist. Man unterlasse auch nicht zu untersuchen, 


ob das Kreuzbein von oben nach unten und von rechts nach links . 


ausgehöhlt oder flach selbst konvex ist oder ob es unten hakeniörmig 
nach vorn gekrümmt ist. Weiland Loehlein hat 1896 über manuelle 
Beckenschätzung gesprochen, er bemerkte, daß die instrumentelle 
Beckenmessung in der geburtshilflichen Praxis stark vernachlässigt 
wird. Loehlein schätzte, indem er die Spitze des kleinen Fingers 


fest auf die eine Spin. ant. sup. aufsetzte und nun die Hand kräftig 


spreizte, zunächst die Distantia spinarum. Man muß natürlich die 
Spannweite seiner Hand vorher messen und so läßt sich dann leicht 
sagen, ob die Dist. spinarum größer oder kleiner als normal ist. 

Das besonders wichtige Verhältnis der Spinae zu den Cristae 
wird festgestellt, indem beide Hände dem Bogen des Darmbein- 
kammes fest angepreßt werden. Für wissenschaftliche Zwecke ist 
dieses Verfahren auch nach Loehleins Ansicht nicht geeignet, 
vielleicht könnte aber mancher Praktiker, der keinen Beckenmesser 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


21. September 


Aus der Praxis für die Praxis. 


hat, davon Nutzen haben, weshalb ich das Verfahren erwähnt habe, 
es sollte aber kein Beckenmesser in der Tasche des Ge- 
burtshelfers fehlen. | 

Wenn der Kopf nicht ins Becken eintreten kann, so senkt 
sich der schwangere Uterus mehr nach vorne und es entsteht dann 
Hängebauch, der in späteren Schwangerschalten oft stärker wird. 
Wegen. der Erschlaffung der gedehnten Ligamente hat man dann 
den sogenannten „pendelnden Uterus“. Dadurch daß der Kopf 
nicht eintritt, entstehen die verschiedensten Anomalien der Lage 


und Haltung. Ist das Becken nur 1m geraden Durchmesser ver- 
engt, so kann die Geburt ‚nach Überwindung dieses Hindernisses 


"normal verlaufen, falls die Wehenkraft nicht nachgelassen. Meist 
- tritt der Kopf mit querverlaufender Sagittalis beim platten Becken 


ein, die große Fontanelle steht tieler. Die Pfeilnaht kann mehr 


am Promontorium verlaufen — vordere Scheitelbeinein- 


stellung —, steht sie höher als das Promontorium, so kann hinter 
der Symphyse ein Ohr fühlbar sein, man spricht dann von „vor- 
derer Ohrlage“. Am geborenen Kopfe findet man dann später, 
daß das hintere Scheitelbein abgeflacht und unter das vordere ge- 
schoben ist, manchmal auch noch Druckstellen vom Promontorium. 
Tritt der Kopf ins Becken ein, dann tritt auch die kleine Fontanelle 


tiefer, die große weicht zurück, der Kopf kommt in Beugung, meist 


ist dann bei Mehrgebärenden mit einigen Wehen die Geburt zu Ende. 
Man lasse sich aber nicht durch eine allmählich stärker werdende 
Kopfgeschwulst irreführen, deshalb gehe man mit dem Finger hinter 
der Symphyse hinauf und stelle fest, wie tief der Schädelknochen steht. 

Im Gegensatz zur „vorderen Scheitelbeineinstellung“ verläuft 
bei der „hinteren Scheitelbeineinstellung“ die Sagittalis an 
der Symphyse, auch über ihr höher. Hegar hat darauf aufmerk- 
sam gemacht, daß man äußerlich eine winklige Vertiefung fühlt, 
Bei den höchsten Graden dieser Einstellung findet man am Pro- 
montorium ein Ohr — „hintere Ohrlage“. Beim engen Becken 
ist sie die ungünstigste Lage, wenn sie auch beim normalen Becken 
manchmal vorübergehend vorkommen kann. Wenn die große Fon- 
{anelle immer tief stehen bleibt, so kann leicht eine Stirnlage ent- 
stehen; überhaupt sollen die abnormen Lagen beim engen Becken 
etwa 4mal häufiger sein als beim normalen (Steißlage, Gesichts- 
lage, Querlage). Durch frühzeitigen Fruchtblasensprung können 
Nabelschnur. und Arme bei Schädellage leicht vorfallen. Bei vor- 
zeitigem Blasensprung kommt es auch manchmal zu Krampf- 
wehen, oder die anfangs starken Wehen erlahmen bald, die bei 
Mehrgebärenden schon oft von Anfang an sehr schwach auftreten. 
Beim allgemein gleichmäßig verengten Becken hat man 
von Anfang an einen Tiefstand der kleinen Fontanelle 
und passiert hier der Kopf in maximaler Beugung. Alles hängt 
natürlich ab von dem Grade der Verengung, von der Wehentätigkeit 
und zum Schlusse von der Bauchpresse. In früheren Zeiten sah 


‘man auch recht häufig beim engen Becken durch den langen Druck 


Nekrosen entstehen, die öfters zu Fistelbildungen (Blasenscheiden- 
Mastdarmscheiden-Blasencervizfistel) führten. Trotz aller dieser 
Schäden ist aber beim platten Becken, selbst wenn die Geburt sich 
über mehrere Tage hinzieht, die Prognose für Mutter und Kind beim 
Zuwarten meist besser als durch frühzeitiges und forciertes Ein- 
greifen. 

Selbst bei sorgsamster Desinfektion kann aber bei zu langer 
Geburtsdauer Fieber auftreten durch Aufsteigen der Scheidenkeime, 
selbst Fäulnisgase können sich entwickeln (Physometra). Das 
Nähere siehe bei Fieber unter der Geburt. Auf die Schädigung 
des Kindes gehe ich hier nicht näher ein, möchte nur noch das 
Schlimmste erwähnen, was die Kreißende treffen kann: DieUterus- 
ruptur. Siehe dieses Kapitel. Durch künstlich beendigte Ge- 
burten ist auch schon eine Zerreißung der Beckengelenke vor- 
gekommen, wodurch bei Hinzutritt von Mikroorganismen noch Ver- 
eiterungen derselben vorkommen können. Die Uterusrupiur entsteht, 
wenn nicht rechtzeitig Kunsthilfe eintritt, meist nach zu stürmischer 
lang dauernder Wehentätigkeit. Zerreißt der Uterus aber nicht, s0 
hören infolge von Erschöpfung allmählich die Wehen auf und die 
Frau verfällt immer mehr und der Exitus erfolgt. Kaltenbach 
lehrte folgendes: „Durchdachte Antisepsis, klares Erfassen der vor- 
liegenden Indikationen und vollkommene Beherrschung der opere- 
tiven Technik vermögen die Gefahr für die Mutter beträchtlich 
einzuschränken.“ (Fortsetzung folgt) 


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Bicherungswesen erheblich vereinfachen würden. 


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21. September 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


Referatenteil 


unter besonderer Mitwirkung von 


Prof. Dr. C. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. E. Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H.Gerhartz, 


Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prot Dr. S.Grätit, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geh.- Rat 
Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (V ersicherungsrechtL u gerichtl. 
Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie), Prof. Dr. W. Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. O: Nordmann, Berlin- 
Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S. Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F.Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtakrank- 
heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, ' Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 
logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), | 


geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am Königin Hlisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide. 


Sammelreferat. 


Neuere Arbeiten aus dem Gebiete der versicherungs- 
rechtlichen und Unfallmedizin. 


Von Prof. Dr. Paul. Horn, Bonn. 


Die bereits in meinem vorigen Berichte!) erwähnten Reform- - 
bestrebungen hinsichtlich einer Vereinfachung und Umgestaltung 
‚der sozialen Versicherung haben in der Zwischenzeit gewisse 
Durch Verordnung der Reichs- 


praktische Fortschritte gezeitigt. 
regierung vom 30. Oktober 1923 ist in der Praxis der sozialen Un- 
fallversicherung insofern eine wesentliche Vereinfachung erfolgt, 
als das Einspruchsverfahren bei den Versicherungsämtern in 
Fortfall gekommen ist. Um die Rechte des Versicherten hinreichend 
zu wahren, ist stattdessen den Berufsgenossenschaften die gesetzliche 
Pflicht auferlegt, zu der Rentenfestsetzung einen Vertreter der Ver- 
sicherten hinzuzuziehen. Wird gegen den Rentenfestsetzungsbescheid 
der Berufsgenossenschaft Widerspruch erhoben, so geht letzterer nicht 
mehr wie seither als „Einspruch“ zunächst ans Versicherungsamt, 
sondern als „Berufung“ unmittelbar ans Oberversicherungs- 
amt. Von besonderer Bedeutung ist ferner die Bestimmung, daß, 
soweit der Grad der Erwerbsbeschränkung in Frage 
kommt, die Entscheidung des O.V.A. eine endgültige und der 


_ bisher zulässige Rekurs ans R.V.A, unzulässig ist, was selbstredend 
ame beträchtliche Entlastung der obersten Spruchbehörde zur Folge 


hat und die Rentenstreitverfahren selbst ganz erheblich abkürzt. 
Zur weiteren Entlastung des R.V.A. ist der Rekurs ferner in solchen 


"Fällen ausgeschlossen worden, wo es sich um Ansprüche von Eltern, 


Ehefrauen und Enkeln handelt, soweit die Frage der Gewährung 
des Unterhalts oder der Bedürftigkeit zu entscheiden ist. — In 


ähnlicher Weise ist die Feststellung der Leistungen in der Inva- 


liden- und Hinterbliebenenversicherung vereinfacht worden. 
Während bisher Anträge auf Leistungen nur an das Versicherungs- 


amt zu richten waren, können jetzt die Anträge auch direkt an die 


Landesversicherungsanstalt gestellt werden. Ebenso besteht, 
falls es sich um Leistungen der Angestelltenversicherung 
handelt, nunmehr die ‚Möglichkeit, die Anträge unmittelbar der 
Reichsversicherungsanstalt zuzuführen. | 
b es gelingen wird, im Laufe der Zeit auch zu einer Zu- 
sammenlegung der verschiedenen Zweige der Sozialversicherung 
oder wenigstens zu einer Art engerer Arbeitsgemeinschaft 
zu kommen, bleibt abzuwarten, da die Widerstände gegen eine der- 
artige Vereinheitlichung nicht gering sind. Immerhin mehren ' sich, 
wie ich auch an anderer Stelle (1) ausgeführt habe, die Stimmen, 
die sowohl von verwaltungstechnischen wie ärztlichen Gesichtspunkten 
aus die seitherige Zersplitterung von Grund auf beseitigt und durch 
eine Einheitsversicherung ersetzt wissen wollen. So hat bereits 
‚'angerer Zeit die Sparkommission des Reichstages dem 
Sozlalpolitischen Ausschusse des Reichswirtschaftsrats Grundlinien 
unterbreitet, die bei ihrer Durchführung das ganze soziale Ver- 
So wird z. B. vor- 
geschlagen, die zurzeit bestehende Organisation der Angestellten- 


= versicherung, d.h. die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte, 


aufzulösen und ihre Aufgaben den Landesversicherungsanstalten zu 


Ebenso wird empfohlen, die Krankenversicherung 
gste Beziehung zur Invalidenversicherung zu bringen durch 
ng sogenannter „Bezirksversicherungsanstalten“, in welch 
letztere auch alle nicht leistungsfähigen sowie die landwirtschaft- 
lichen Berufsgenos senschaften übergeführt werden sollen. Alle 

nlallrenten unter 300%, hätten in Wegfall zu kommen. Ferner 
sollen sämtliche Aufgaben der Versicherungsämter den Bezirksver- 
Sicherungsanstalten übertragen werden. Die Oberversicherungsämter 


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hätten fortzufallen. Gegen die Entscheidung der Bezirksversicherungs- 


nn 


1) M. Kl. 1924, Nr. 1, 2. 


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anstalten soll Berufung an die Landesversicherungsanstalt zulässig 


sein. Das R.V.A. bleibe als Revisionsinstanz erhalten. — Gegen 
diese Vorschläge haben vor allem der Reichsverband der deutschen 


Industrie sowie die Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände . 


Stellung genommen, indem sie unter allen Umständen die Selb- 
ständigkeit der Betriebskrankenkassen sowie der Berufs- 
genossenschaften erhalten wissen wollen. 


Weitere Anderungen hat die Sozialversicherung erfahren durch 3 
Gemäß Verordnung vom 


Ausbau der Reichswochenhilfe. 
16. Februar 1923 über Wochenhilfe und gemäß Gesetz zur Erhaltung 
leistungsfähiger Krankenkassen vom 27. März 1923 hat die Reichs- 
wochenhilfe zu gewähren: 1. ärztliche Behandlung, sofern solche 
bei der Entbindung oder bei Schwangerschaftsbeschwerden notwendig 
ist; 2. einen einmaligen Beitrag zu den sonstigen Kosten der 
Entbindung und bei Schwangerschaftsbeschwerden; 3. ein Wochen- 


geld in Höhe des Krankengeldes für 4 Wochen vor und 6 Wochen 


nach der Niederkunft; 4. ein Stillgeld in Höhe des halben Kranken- 
geldes bis zum Ablauf der zwölften Woche nach der Niederkunft. 
Außerdem kann freie Hebammenhilfe und Arznei gewährt werden. — 


Etwas unklar und unzulänglich ist, worauf auch Hanauer (2) hin- 


weist, die Frage im Gesetz geregelt, wie im Falle einer vorzeitigen 
AusstoBung der Frucht, speziell einer Fehlgeburt, die Unter- 
stützungsleistungen gehandhabt werden sollen. Das R.V.A. sucht 
durch eine Entscheidung vom 24. November 1921 die bestehenden 


Unklarheiten bis zu einem gewissen Grade dadurch auszuräumen, 


daß es die Leistungen der Wochenhilfe nur für rechtzeitige und 
frühzeitige Geburten, nicht aber grundsätzlich auch für Fehl- 
geburten (vor der 28. Schwangerschaftswoche) zuerkennt. Bei 
Fehlgeburten kann unter Umständen lediglich freie ärztliche Be- 
handlung bzw. Gewährung von Krankenhilfe im Rahmen der 
Krankenversicherung in Frage kommen. | 

Von mehr organisatorischer Bedeutung ist die durch das 
Reichsknappschaftsgesetz vom 26. März 1923 erfolgte Sonder- 
stellung der Bergleute in der Sozialversicherung. Träger der 
Versicherung ist der Reichsknappschaftsverein, dem die Berufs: 
versicherung sämtlicher Arbeiter und Angestellten des Bergbaus 
obliegt, und zwar die Kranken-, Pensions-, Invaliden- und An- 
gestelltenversicherung, während die Unfallversicherung einstweilen 
noch bei den Knappschaftsberufsgenossenschaften verbleibt. 


Als Fürsorgegesetz von voraussichtlich eingreifendster Trag- | 
weite ist das preußische Gesetz zur Bekämpfung der Tuber.. 
kulose vom 4. August 1923 zu erwähnen, das dem behandelnden 


Arzt die Anzeigepflicht bei allen ansteckenden Formen der 
Tuberkulose auferlegt. Als ansteckend gilt jeder Fall von nach- 
gewiesener Kehlkopftuberkulose (auch ohne Bazillennachweis), ferner 
jede Form.von Lungentuberkulose, bei der entweder Tuberkelbazillen 
im Auswurf nachgewiesen wurden oder bei der der Verlauf oder 


der klinische Befund vermuten lassen, daß bazillenhaltiger Auswurf | 


entleert wird. Meldepflichtig bleiben ferner wie seither alle Todes- 
fälle an Lungen- oder Kehlkopftuberkulose. Eingeschaltet in die 
Tuberkulosebekämpfung werden die Fürsorgestellen für Lungen- 
kranke, die ihre Maßnahmen jedoch möglichst im Benehmen mit dem 
behandelnden Arzte zu treffen haben. Böswillige Unterlassung der 
Meldung an den zuständigen Amtsarzt ist strafbar. | 

Was die soziale Unfallversicherung anbetrifft, die in 


medizinischer Hinsicht ja ein besonders fruchtbares Gebiet literarischer . 


Betätigung geworden ist, so möchte ich den nachfolgenden Einzel- 
besprechungen eine Reichsgerichtsentscheidung voranschicken, 
die für alle als Gutachter tätigen Ärzte äußerst beachtenswert ist, 
und zwar handelt es sich um die Frage der Haftpflicht des 
Arztes bei ungenügend gesicherter Diagnose. Das Reichs- 
gericht vertritt in einem Urteil vom 22. April 1922 die Ansicht, 
daß der untersuchende Arzt auch seltenere Krankheitsmöglich- 
keiten bzw. auch das Vorkommen atypischer Fälle in Erwäruns 
ziehen müsse. In dem vorliegenden Prozeßfalle hatte der Arzt die 


1337 


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1338 a 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.38. 


Diagnose auf Schenkelhalsfraktur gestellt; Verkürzung und Auswärts- . 
streckung des betr. Beines, Krepitation und Fehlen der bei Ver- 
renkung zumeist vorhandenen Fixation schienen zu dieser Diagnose 
zu berechtigen, so daß eine Röntgenaufnahme nicht als erforder- 
lich betrachtet wurde. Es handelte sich aber tatsächlich um eine 
Luxation, die entsprechend der nicht richtigen Erkennung und Be- 
handlung zu einer Verkürzung des Beines mit Funktionsstörung 
und damit zu einer schweren Schädigung des Verletzten führte. 
Nach Ansicht des Reichsgerichts hatte der Verletzte Anspruch 
darauf, daß der zur Verfügung stehende Röntgenapparat zur 
Differentialdiagnose herangezogen wurde. Das Verschulden des Arztes 
sei allerdings gering, aber auch ein geringes Versehen genüge, um 
eine Schadensersatzpflicht zu begründen (3). l 
Interessant sind die Untersuchungen von Marbe (4) über 
Unfallversicherung und Psychotechnik. Auf Grund zahlen- 
mäßiger Nachprūfungen kommt M. zu dem Ergebnis, daß die Wahr- 
scheinlichkeit späterer Unfälle nach der Häufigkeit etwa 
vorausgegangener Unfälle zu bemessen ist. Offenbar spiele ein 
zu Unfällen disponierender Faktor bei dem Einzelfalle mit. M. hält 
es für möglich, daß mit Hilfe der Psychotechnik, die sowohl 
rein psychologische wie allgemein physiologische Fähigkeiten in 
den Bereich ihrer Prüfung zieht, zu Unfällen besonders stark dis- 
ponierte Arbeiter ausfindig gemacht werden, so daß sie aus be- 
stimmten Betrieben rechtzeitig herausgenommen werden könnten. 


Jedenfalls sind die Angaben von M. besonders für Gewerbe- und 


Fabrikärzte beachtlich. | 

Aus dem für das Arbeitsfeld vorwiegend der Gewerbeärzte 
besonders wichtigen Gebiete der „Gewerbekrankheiten“, deren 
Abgrenzung gegen die „Unfallerkrankungen“ vielfach ja eine rein 
willkürliche ist, seien in erster Linie weitere Beobachtungen über 
Metallvergiftungen erwähnt. Sternberg (5) berichtet, daß die 
Zahl der Bleivergiftungen in Wien dank der gesetzlichen Be- 
stimmungen zwar zurückgegangen sei, hält es aber für notwendig, 
daß alle Betriebe, in denen bleihaltige Materialien gebraucht oder 
verarbeitet werden, unter ärztlicher Überwachung.stehen. Seelig (6) 
beschreibt einen Fall von chronischer Bleivergiftung, die zu einer 
Polyneuritis saturnina mit beiderseitiger Radialisparese und Peronäus- 
lähmung sowie zu einer enorm starken Eosinophilie (70°/,) des 
Blutbildes bei völligem Fehlen von basophil gekörnten Erythrozyten 


führte. Einen eigentümlichen Fall von Kupfervergiftung bei. 


einem 21/,jährigen Knaben hat Petheö (7) in dieser Zeitschrift un- 
längst mitgeteilt. Sehr beachtenswert ist der Hinweis von Gruber (8), 
daß bei allen gewerblichen Vergiftungsfällen, speziell nach angeb- 
licher Gasvergiftung eine zuverlässige, technisch sachver- 
ständige Untersuchung des Unfallherganges und seiner Begleit- 
umstände Voraussetzung für eine einwandfreie ärztliche Beurteilung 
etwaiger Folgezustände bilden müsse. Es gilt das natürlich bis zu 
einem gewissen Grade auch bei Unfällen sonstiger Art, wo vielfach 
erst die Unfalluntersuchungs-Verhandlungen und Zeugenvernehmungen 


dein. ärztlichen Gutachter ein richtiges Bild von Art und Tragweite 


der Unfalleinwirkung vermitteln. Überhaupt ist ja sachgemäße 
Lösung der Zusammenhangsfrage erst nach tunlichst restloser Klärung 
des Unfalls selbst sowie der Vorgeschichte möglich, wobei sich 
allerdings dann vielfach ergibt, daß der Unfall keineswegs die Allein- 
ursache, sondern nur eine mehr oder weniger wesentliche Teilbedin- 
gung für dieAuslösung entsprechenderKrankheitsfolgen gewesen ist. 

Besonders deutlich tritt gerade letztere Tatsache immer wieder 
hervor in den Publikationen über Unfall und Nervenleiden, so- 
wohl organischer wie funktioneller Art. So betont Heinrici (9) 
zur Frage der traumatischen Syringomyelie nach ausführlicher 
Besprechung eines einschlägigen Falles, daß noch keine einwand- 
freien Beobachtungen vorliegen, durch die das Bestehen einer rein 
traumatischen Gliose, Syringomyelie oder Hydromyelie bewiesen 
werde. Die neueren Untersuchungen sprächen vielmehr durchaus 
für .die überwiegende Bedeutung des konstitutionellen Momentes 
und von Entwicklungsstörungen für die Krankheitsentstehung, einem 


' Unfall komme mehr eine sekundäre, auslösende Bedeutung zu. 


Ähnliches gilt für multiple Sklerose, amyotrophische Lateralsklerose 
und spinale Muskelatrophie, während bei der Tabes dorsalis statt 
der konstitutionellen die luetische Ätiologie auch bei traumatisch 
mitbedingten Fällen stets ausschlaggebend ist. Zu dem Spezialfall, 
ob eine multiple Sklerose durch Kälteeinwirkung ausgelöst 
werden kann, äußert sich in längerer Darlegung Finkelnburg (10). 
Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen einmaliger Kälteeinwirkung 
und multipler Sklerose ist nach F. nur “dann zu bejahen, wenn 
folgende Mindestiorderungen erfüllt sind) 1. die Abkühlung muß 


. Re | 


21. September 


einen gewissen Intensitätsgrad besessen haben; 2. sie muß eine all- 
gemeine gewesen sein; 3. der Temperaturwechsel muß schroff er- 
folgt sein; 4. es muß eine besondere individuelle Empfindlichkeit 
gegen Kälte (z. B. bei nicht abgehärteten oder schwächlichen, blut- 
armen und unterernährten Menschen oder Rekonvaleszenten nach 
schweren Krankheiten) bestanden haben; 5. es ist ein enger zeit- 
licher Zusammenhang erforderlich: Auftreten von Sklerosesymptomen 
im unmittelbaren Anschluß (Stunden bis Tagen) an den Unfall 
macht eine Verschlimmerung wahrscheinlich; bei Annahme einer 
„Auslösung“ muß das erste Hervortreten von Beschwerden spätestens 
3—4 Wochen nach der Erkältung sicher erwiesen sein. An und 
für sich hat aber das Trauma auch in solchen Fällen nur konditio- 
nellen Teilwert, wenn es auch nichtsdestoweniger eine Entschädigungs- 
pflicht begründet. Ä 

Auch bei den sog. endogenen Psychosen ist die Entwick- 
lung und der Ausbruch, z. B. einer Dementia praecox, über- 
wiegend endogen bedingt. Exogene Einflüsse können, wie Ditten(11) 


"mit Recht hervorhebt, in Ausnahmefällen höchstens für die Krankheits- 


auslösung auf vorhandener Anlage oder für Verschlimmerung bereits 
bestehender Krankheitserscheinungen in Frage kommen. Gelegent- 
lich können sie aber auch, wie D. meint, bei entsprechender Schwere 
der Gehirnläsion, z. B. Traumen mit Kommotionserscheinungen, eine 
Anlage für die spätere Entstehung einer Dementia praecox 


schaffen. 


Überhaupt bilden die Spätfolgen von Kopfverletzungen 
in der Unfallpraxis, worauf immer wieder hingewiesen werden muß, 
eine Möglichkeit, die nicht außer acht zu lassen ist; nimmt doch 
beispielsweise Tilmann (11) an, daß 19°/, der Schädelverletzten 
an Epilepsie erkranken. Die epileptischen Erscheinungen können 
dabei entweder sofort im Anschluß an das Schädeltrauma auftreten 
oder erst nach längerem, mitunter jahrzehntelangem Zwischen- 
raum (Tilmann). — In analoger Weise hat Brandess (12) einen 
Fall von posttraumatischer Spätapoplexie mitgeteilt, der dadurch 
besonders gekennzeichnet ist, daß der Zwischenraum zwischen Un- 
fall und Apoplexie — im Gegensatz zu den bisher beschriebenen 
Fällen mit einer Höchstdauer von 9 Monaten — nicht weniger . 
als 10 Jahre beträgt! Dagegen hat Finkelnburg (13) einen 
Fall von angeblicher Spätlähmung von Augenmuskeln 7 Jahre 
nach Kopftrauma mit wahrscheinlichem Schädelbasisbruch nicht 
als indirekte Unfallfolge anerkannt, da ihm die Annahme arterio- 
sklerotischer Ätiologie bei dem bereits 61jährigen Patienten wahr- 
scheinlicher erschien. F. stellt für die Begutachtung derartiger Fälle 
folgende Leitsätze auf: 1. Spätlähmungen einzelner Augenmuskeln 
sind sehr selten und treten meistens akut auf infolge von Spät- 
blutungen an der Gehirnbasis oder im Bereich des Kerngebietes, in 
letzterem Falle auch nach vorhergehenden traumatischen Erweichungs- 
prozessen. Bei langsam entstehenden isolierten Spätlähmungen 
handelt es sich in der Regel um Kompression durch basale arterio- 
sklerotische Arterien bzw. Aneurysmen; 2. Spätlähmungen ent- 
wickeln sich meistens innerhalb der ersten Wochen und Monate 
nach dem Trauma. Bei längerem Intervall von Jahren darf ein 
ursächlicher Zusammenhang mit früherem Kopftrauma nur dann 
angenommen werden, wenn alle sonstigen ätiologischen Momente, 
insbesondere zu dGefäßerkrankung disponierende Erkrankungen 
— Arteriosklerose, Syphilis, Nephritis — sowie Grippeenzephalitis 
und Tumor ausgeschaltet werden können. f | 
| Hohaus (14) hat auf meine Veranlassung statistische Er- 
hebungen darüber angestellt, wie sich das Schicksal Kopfver- 
letzter weiterhin praktisch gestaltet, d. h. wie hoch die Erwerbs- 
beschränkung zu bemessen ist und für welche Dauer, sowie 
ob ein Beruiswechsel sich erforderlich macht oder nicht. Dabei 


‚ist H. zu dem beachtenswerten Ergebnis gekommen, daß der Ver- 


lauf sich im allgemeinen wesentlich günstiger zu entwickeln 
pflegt, als es zunächst oft den Anschein hat. Nach 3 Jahren war 
die Zahl der Vollerwerbsunfähigen (100°/,) gefallen bei den Schädel- 
dachbrüchen von 39°/, auf 6,8°/,, bei den Basisbrüchen von 48° 
auf 10,5°/,, bei den nicht komplizierten Kommotionen von 21% 
auf 3,6°/,, bei den einfachen Kopfkontusionen von 17,3%), auf 1,2%, — 
also durchweg ein progredienter Heilungsverlauf! Ein Berufswechsel 
war nur in !/; der Fälle festzustellen. Ungünstig wirkten Kom- 
plikationen, wie Epilepsie, posttraumatische Demenz, Gehirn- 
arteriosklerose sowie Allgemeinleiden. Auch die Art des Ent- 
schädigungsverfahrens war für den Verlauf der Fälle nicht 
ohne Belang. Rentenverfahren wirkten im allgemeinen heilungs- 
hemmend, Kapitalabfindung — sofern eine solche angezeigt war — 
wesentlich heilungsfördernd. 


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`- 21. September 


Ausgehend von der Tatsache, daß bei nervösen Unfall- 
. folgen der weitere Verlauf von der Art des Entschädigungsverfahrens 
vollkommen abhängt, hat Koenig (15), einer meiner Schüler, an 
Hand des Materials der Knappschaftsberufsgenossenschaft Sektion I 
(Bonn) die Erfolge sowie die Indikationen des Abfindungs- 
verfahrens fester zu umgrenzen versucht und ist zu dem Ergebnis 
gelangt, daß nicht nur bei Unfallneurosen, sondern auch bei orga- 
nischen Unfallverletzungen, deren Folgen eine Dauerrente von 
20%, und weniger erforderten, die erfolgte Abfindung in fast allen 
Fällen zu voller Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit 
führte. Nach diesen durchaus günstigen Resultaten sowie nach den 
bisher gemachten Erfahrungen bei Haftpflichtfällen bestehen m. E. 
grundsätzlich keine Bedenken, die Grenze der Abfindungsmöglich- 
keit in der sozialen Unfallversicherung auf mindestens 40°/, der 
Vollrente zu erhöhen sowie den Kreis der Abzufindenden über das 
Gebiet der Unfallneurotiker hinaus zu erweitern, und zwar grund- 
sätzlich a) auf „glatte Schäden“, b) auf medizinisch abge- 
schlossene Fälle sonstiger Art, bei denen spätere Verschlimmerung 
ausgeschlossen erscheint. Sehr interessant ist z. B. ein vor kurzem 
mitgeteilter Fall von hysterischer Blindheit, der Hilflosen- 
rente bezog, als Ausländer abgefunden wurde und in nicht allzu 
langer Zeit wieder völlig arbeitsfähig war! (16). — Kaess und 
Meyer (17), die bereits seit Jahren für eine Erledigung der Haft- 
pflichtansprüche Unfallverletzter des Eisenbahnbetriebes mit Hilfe 
von Arztekommissionen eintreten, berichten über das Ergebnis 
von etwa 100 in dieser Weise im Reichsbahndirektionsbezirk Frank- 
furt a. M. erledigten Fälle. Die erzielten Ergebnisse waren durch- 
aus günstige. Nach meinen persönlichen Erfahrungen empfiehlt 
sich die Erledigung durch Ärztekommissionen vor allem in medi- 
zinisch schwierigen Fällen sowie überall dort, wo eine gütliche 
Einigung zu scheitern droht. Zimmermann (18) vertritt die An- 
sicht, daß „Abfindungsverweigerung“ juristisch ähnlich beurteilt 
werden müsse wie „Operationsverweigerung“, d. h. daß Unfall- 
neurotiker bei Vermeidung von Rechtsnachteilen sich mit einer an- 
gemessenen Abfindungssumme zufriedenzugeben hätten. Leider ist 
in dem Entwurfe zu einem neuen Reichshaftpflichtgesetze den medi- 
zinischen Erfahrungen mit Unfallneurotikern in keiner Weise Rech- 
nung getragen, so daß einstweilen nur auf dem Wege der Recht- 
sprechung den Rentenneurotikern in gewissem Grade entgegen- 
getreten werden kann. Beachtenswert in letzterer Hinsicht ist z. B. 
eine Entscheidung des R.V.A. vom 31. August 1923 (la. 1659/22), 
wonach krankhafte seelische Reaktionen auf das Entschädigungs- 
verfahren — Rentenkampfneurosen — von den Berufsgenossen- 


schaften nicht zu entschädigen sind (19). Buhtz (20) empfiehlt 


Abänderung der Reichsversicherungsordnung dahingehend, daß bei 
reinen Unfallneurosen die Rentenzahlung auf höchstens 5 Jahre 
Dauer gesetzlich begrenzt wird. Wchluß folgt.) 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Klinische Wochenschrift 1924, Nr. 34 und 35. 


l ‘Nr. 34. Untersuchungen über den Winterschlaf speziell des Igels 
gibt B. Zondek (Berlin) als Beitrag zum Wert der Organextrakte bekannt. 
Danach ist es möglich, durch Injektion von Flüssigkeit die Tiere im Ver- 
lauf einiger Stunden aus dem Winterschlaf zu wecken. Ausschlaggebend 
ist dabei die Temperatur der zu injizierenden Flüssigkeit, sie muß etwa 3° 
höher sein als die Rektaltemperatur des Igels. Bei Injektion von Organ- 
extrakten kann deshalb diesen keine spezifische Wirkung bei diesem Vor- 
gang zugeschrieben werden. | 


Über den Einfluß von Cholesterin auf Blut und Körpergewicht 
fassen Dörle und Sperling (Freiburg) ihre Erfahrungen dahin zusammen, 
daß bei einmaliger Cholesterindarreichung sowohl im Tierversuch wie beim 
Menschen vorübergehend ein starkes Ansteigen von Erythrozyten- und 
Hämoglobinwerten beobachtet wird. Gleichzeitig steigt in den meisten 
Fällen die Resistenz der Erytbrozyten gegenüber einer 0,4°%/,igen NaCl- 
Lösung. Bei längerer Cholesterindarreichung läßt sich beim Menschen ein 
beträchtlicher Anstieg der Erythrozyten und des Hämoglobins erzielen, 
ebenso wurde dabei ein starker Anstieg des Körpergewichts beobachtet. 
In einer Anzahl von Fällen treten deutlich sedative Wirkungen des Chole- 
Me auf. Nach Absetzen des Medikaments zeigen sich in vielen Fällen 
©. Wirkungen im Sinne eines erneuten Anstieges der Blutwerte und des 

ewichtes. Die Summe dieser Wirkungen bedeutet in der Behandlung 
anamisierender und zehrender Erkrankungen einen wertvollen therapeuti- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. o 18839 


schen Effekt und läßt die Einführung geeigneter Cholesterinpräparate in 


die Therapie gerechtfertigt erscheinen. 
Zur experimentellen Prüfung von Haarwuchsmitteln (Humagsolan) 


berichten Loewe und Faure (Dorpat), daß sie bei Kaninchen, die stellen- 


weise sorgfältig enthaart worden waren, bei der Haarregeneration einen 
deutlichen Einfluß des Humagsolans niemals feststellen konnten. 

Nr. 35. Einen Beitrag zur Bedeutung des Traubenzuckers für 
Entgiftungsvorgänge im Organismus bringt Hummel (Würzburg). Nach 
seinen Versuchen vermag Traubenzucker beim Kaltblüter Guanidinkarbonat 
zu entgiften bzw. seine Wirkung abzuschwächen. Der Einfluß von Nicht- 
elektrolyten auf typische Ionenvorgänge im Organismus erfährt dadurch 
eine neue Bestätigung. Die Tatsache, daß auch beim Warmblüter eine 
ähnliche Schutzwirkung des Traubenzuckers vorliegt, läßt den Schluß zu, 
daß hier ein für Kalt- und Warmblüter gültiges Gesetz besteht, wie dies 
in ähnlicher Weise für die therapeutische Wirkung der Wasserstoflionen 
bei Guanidinvergiftung von Hummel gezeigt wurde. 

Die quantitativen Verhältnisse des Stoffwechsels bei Unterernäh- 
rung in 4 Fällen von nervöser Anorexie hat Möller (Kopenhagen) studiert. 


Bei allen fand sich eine unzweideutige und beträchtliche Herabsetzung dos- 
Grundumsatzes. In einem Fall, bei dem die Anorexie schnell behoben 


wurde, entstand gleichzeitig mit der Überernährung und starker Gewichts- 
zunahme eine Steigerung des Grundumsatzes. Die Pathogenese der bei 
diesen Fällen beobachteten Herabsetzung des Stoffwechsels ist unbekannt; 
es ist jedoch nicht berechtigt, das Vorhandensein eines sekundären Hypo- 


' thyreoidismus anzunehmen. Auch aus anderen Gründen steht fest, daß die 


Unterernährung die interne Sekretion beeinflussen kann. E. Dau. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 31. 
Die Lageveränderungen der Genitalien und ihre Behandlung be- 
spricht Stoeckel (Leipzig). Die Retroversio-flexio gehört dem praktischen 


Arzt und erst bei Erfolglosigkeit oder Unmöglichkeit der, Pessartherapie . 


dem Operateur; der Deszensus und Prolapsus vaginalis dagegen gehört dem 
Operateur, und nur bei Unmöglichkeit der Therapie dem praktischen Arzt 
und der Pessartherapie. | 

Über die Beziehung der inneren Sekretion der Keimdrüsen zu dem 
gesamten endokrinen System berichtet L. Fraenkel (Breslau). Im Gegen- 
satz zu jeder anderen Blutdrüse, deren vollständige Entfernung vom Tode 
gefolgt ist, ist der Wegfall des Eierstocks mit der Erhaltung des Lebens 
wohl verträglich. Die subjektiven Ausfallserscheinungen, die spätestens 


zur Zeit der Klimax aufhören, sind Überwiegungssymptome der anderen 


Blutdrüsen, so daß der Eierstock die anderen Blutdrüsen in ihrer Tätigkeit 
hemmt. Dagegen hat die weibliche Keimdrüse eine endokrine Funktion, 
die von keiner anderen Drüse ersetzt werden kann: sie bringt das be- 


fruchtete Ei zur Insertion und ersten Entwicklung. (Die anderen Blut-. 


drüsen sind in ihrem Tätigkeitsbezirk aufs innigste miteinander verknüpft.) 

Hypertoniker reagieren, wie E. Hassencamp (Halle) ausführt, 
auf intravenös einverleibtes Adrenalin mit einer Steigerung des Blut- 
drucks und einer Hemmung der Diurese. | 

Über Biutkörperchensenkungsreaktion und Hämokiasie berichtet 
B. Engelmann (Schöneberg). Das spontane Auftreten von beschleunigter 
Sedimentierung der Erythrozyten, der fehlende nachweisbare Einfluß äuf 
diesen Vorgang durch orale oder rektale Milchdarreichung bei Leber- 
gesunden und Leberkranken macht die Senkungsreaktion zum Nachweise 


_ einer eventuell auftretenden Kolloidohämoklasie nach Milchgenuß, im engeren 


Sinne zu einer Leberfunktionsprobe ungeeignet. | 

H. Braeuning (Hohenkrug) betont, daß ein Tuberkulöser, in 
dessen Auswurf bei wiederholter, sorgfältiger Untersuchung keine Tuberkel- 
bazillen gefunden werden (geschlossene Tuberkulose), nicht ansteckungs- 
fähig sei. Die 1—4jährigen Kinder dieser geschlossenen Tuberkulösen 
seien nicht öfter tuberkuloseinfiziert als die gleichalterigen Kinder der 
gesamten Bevölkerung. - | 

Über Reflexe im Vagusgebiet berichtet S. Weißenberg (Elisabeth- 
grad [Ukraine]). Bekanntlich wird bei Reizung des R. auricularis N. vagi 
der Reiz auf die Rami pharyngei des Vagus übergeleitet (Husten!). Aber 
auch ein umgekehrter Reflex kommt vor: Rachenentzündungen sind 
häufig von Schmerzen im Ohr der entsprechenden Seite begleitet, ohne 
daß eine Erkrankung des Ohres vorliegt. Besonders wichtig ist die Reflex- 
wirkung vom Herzen aus. Körperliche Überanstrengungen, gemütliche 
Erregungen führen zu Unregelmäßigkeiten der Herztätigkeit in Form von 
Extrasystolen, wobei jeder momentane Herzstillstand von einem 
Hüsteln oder quälenden Husten begleitet wird. Es ist ein trockener 
Husten, der nur einem Reiz des Schlundes seine Entstehung verdankt 
(Reflexwirkung von den Rami cardiaci N. vagi aus auf dessen Rami pha- 
ryngei). Man soll daher da, wo Hustenreiz besteht und nicht zu erklären 
ist, nach Erscheinungen des Herzens fahnden. Das behinderte Atmen bei 


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manchen Hörskränkhötlen,. das nicht Folge von | Zirkulationsstörungen ist, 
dürfte durch Reizung des .Plexus pulmonalis durch die Rami cardiaci zu 


erklären sein. Bei überfülltem Magen kommt es durch Reizüberleitung vom |} 


Plexus gastrieus auf die Rami cardiaci zu Herzstörungen (Herztod nach 
opulentem Mahl!) Erbrechen bei Gallen- und Nierensteinen ist als Reflex 


im Vagusgebiet zu deuten. (Die Hyperemesis gravidarum ist vielleicht eine 


reino Vagotonie.) Überall ist an die Beteiligung des Sympathikus zu 
denken, der: mit dem Vagus auf seinem ganzen Verlauf so eng verflochten ist. 
Zur Pathogenese der Toxikose des Säuglings äußert sich E. Schiff 
(Berlin). Hierbei ist die durch die akute Wasserverarmung herbei- 
geführte Störung des intermediären Eiweißstoffwechsels in den 
‘Vordergrund zu stellen. Der Ort dieser Störung ist die Leber. Stets 
geht der Toxikose ein gewöhnlicher Durchfall voran (Wasserverarmung 
des Körpers). .F. Bruck. 


Schweizerische medizinische Wochenschrift: 1924, Nr. 31 bis 33. 


Nr. 31. 'Die Senkungsreaktion der roten Blutkörperchen in spezieller 


Beziehung zu einzelnen geburtshilflichen und gynäkologischen Befunden 
bespricht O0. Burckhardt-Socin (Basel). Nach einer kurzen Übersicht 
über die physikalisch-chemischen Bedingungen: der S.G. wendet Verf. sich 
eingehender der Osteomalazie zu. - Hier waren die Senküngszahlen sehr 
hoch, doch zeigten einzelne an oder gar keine Beschleunigung, was 
auf abnorm hohe Erythrozyten- und Hb-Zahlen zurückgeführt werden konnte. 
Ferner stellte sich ein Einfluß des Blut-Ca-Spiegels, der erhöht war, auf die 
Beschleunigung heraus: Verf. weist darauf hin, daß der S.G. ein Zusammen- 
hang mit dem Gesamtblutbild eine große Bedeutung zukommt, und zwar 
‚bildet sie ein Kriterium für die.Intensität des pathologischen Prozesses. 
Zur Diagnostik der abgeschlossenen, kavernösen Nierentuberkulose, 


-nsbesondere über Spätfolgen beiKittniere teiltR.Allemann (Zürich) 3 Fälle 


'_ mit. Hiervon kam einer infolge eines Morb. Addison ad exitum, ein anderer 
durch eine akute Mischinfektion. In diesen beiden Fällen war die klinische 
Diagnose nicht möglich. : Ein‘. dritter Fall bot das Bild einer chronisch- 
septischen Erkrankung, die Diagnose konnte mit Hilfe von Zystoskopie und 
Röntgenuntersuchung gestellt werden und die Nephrektomie führte zu 
völliger Heilung. 

Die kongenitale Aortenkonusstenose gehört nach H. Müller (Zürich) 
zu den gutartigen, angeborenen, Herzfehlern und kann klinisch angenommen 
werden bei’ stark. hebendem Spitzenstoß bei kaum fühlbarem Puls an der 
Peripherie. : Dabei besteht ein lautes systolisches Geräusch und starkes 
frémissement über linkem Herzen, Aorta und Karotiden. Vor dem Röntgen- 
schirm pulsiert die mitunter erweiterte Aorta descendens stark. Zyanose fehlt. 

Typhus abdominalis und Lues congenita im frühen Säuglingsalter 
beobachtete D. Vischer (Zürich) an einem Falle. Der Typhus wurde 
durch die Symptome der Lues völlig verdeckt und die Diagnose erst auf 
dem Sektionstische gestellt. Verf. weist darauf hin, daß der direkte Nach- 
weis der Bazillen im Blut das sicherste Mittel zur Diagnosenstellung 
ist und beim Säugling schon in den ersten ne) erbracht 
. werden kann. 


Nr. 32. Seine Anschauungen über den Kampf des Organismus | 


gegen den Tuberkelbazillus teilt H. Sab li (Bern) mit. Er betont, daß 
die quantitative Bedeutung der Tuberkulose weniger an der Gefährlichkeit 
als an der Häufigkeit der Infektionen liege. Statistisch findet sich mit 
zunehmendem Lebensalter eine Zunahme der Morbidität und Abnahme 


der Letalität. Die Kampfmittel, die dem Organismus zur Verfügung stehen, 


werden eingeteilt in die lokalen entzündlichen Reaktionen und die, welche 
immunisatorischen spezifischen Charakter tragen. Erstere, verursacht durch 
Zerfallsprodukte, wirken nützlich durch Wegräumung von solchen Produkten 
und durch Wiederherstellung der Gewebe, dabei wirkt mit: die Phagozytose 
-und eine chemisch entgiftende Wirkung durch nicht spezifische entzündliche 
Antikörper. . Vernarbung kapselt die Herde ab, Verkäsung schafft -ein für 
Tuberkelbazillen ungünstiges Medium. Die Immunitätsphänomene worden bo- 
dingt durch die durch die Antigene der Tuberkulose hervorgerufenen humoralen 


Antikörper, die man in reaktive und reaktionsverhindernde teilen kann.. 


.- Die histogene Immunität ist durch lokale Überempfindlichkeit bzw. lokal 
vermehrte ‘Antikörperbildung verursacht. ` Reaktive Wirkungen führen zur 
Bildung und Wirkung reaktionsverhindernder Antikörper, so daß ein Alter- 
nieren zwischen positiven und negativen Immunitätsphasen stattfindet. Im 
Verlaufe des Lebens resultieren Gleichgewichtszustände zwischen Organismus 
und Bazillus, die durch alle möglichen Einflüsse gestört werden können, 
. was sich im Beginn einer manifesten Erkrankung zeigt. Der Kampf ist 
aussichtslös für den Organismus, wenn an sich tödliche Komplikationen 
(Meningitis) eintreten, oder wenn das Ausgangsmaterial zur Antikörper- 
bildung versagt und wenn durch toxische oder mechanische Einflüsse die 
Atmung und Zirkulation erlahmen. Werden alle Antikörper im Krankheits- 
herd absorbiert, so fehlt die Tuberkulinreaktion bei manifester Erkrankung. 


| 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


nicht. 


5 z September 


Verf. weist zum Schluß auf den Wert der auf diesen Anschauungen auf. 


gebauten subepidermalen 'Tuberkulinbehandlung hin. 
Ä Virnienzstudien an einem Tuberkeibazillus machte W. Silber- 
schmidt (Zürich). Ein aus.einem sehr malignen Tuberkulosefall ge- 


' züchteter Stamm machte zahlreiche Passagen an Meerschweinchen, Kaninchen, 


Mäusen durch, ohne sich zu verändern, woraus Verf. schließt,‘ daß der 
Tuberkelbazillus zu den Erregern mit konstanter Virulenz im Gegensatz 
zu Pneumo- und Streptokokken gehört. Ä 

Den Zusammenhang von Lupus erythematodes und Tuberkulose 
erörtern Br. Bloch und E. Ramel (Zürich) an Hand eines Falles, der an 
einem Lupus erythematodes acutus ad exitum kam. Die Autopsie zeigte 
nur abgeheilte Tuberkuloseherde und Überimpfung von Leichenmaterial‘ 


‚auf Meerschweinchen ergab ein negatives Resultat. Nur das intra vitam, 
‘kurz nach einem Fieberanstieg entnommene und auf Meerschweinchen ver- 


impfte Blut ergab bei beiden Tieren eine Tuberkulose verschiedenen Grades. 
Demzufolge muß der Lupüs erythematodes acutus ‘als eine Bazillensepsis. 
aufgefaßt. werden. Gleichzeitig geht aus den Untersuchungen hervor, wie. 


"vorsichtig man mit der Ablehnung der tuberkulösen Ätiologie des Lupus 
‚erythematodes sein muß, da alle Untersuchungen bis,auf die Ursache mit. 
Blut gegen Tuberkulose sprechen. 


Nr. 33. Einen weiteren Beitrag zur Kenntnis der Gefahren der 
Jodbehandlung liefert O. Roth (Winterthur). Bei einer Patientin, deren 
Kropf im Verlaufe von einigen Graviditäten gewachsen war, entwickelte sich im “ 
Verlauf einer mit geringen Joddosen vorgenommenen Behandlung ein deut- 
licher Hyperthyreoidismus, der in kurzer Zeit trotz Behandlung zu Tode . 
führte. Verf. glaubt deshalb auf keinen Fall die Jodbehandlung hyper- 
thyreotischer Kröpfe verantworten zu können. Muncke 


Zentralblatt für innere Medizin 1924, Nr. 34. 

Julius Bauer und Berta Aschner berichten über die von ihnen 
beobachteten therapeutischen Wirkungen des Novasurols bei Diabetes in- 
sipidus.. Da in jedem Falle von Diabetes insipidus eine Konzentrations- 
störung der Niere für Kochsalz besteht, wurde versücht, durch dieses stark 
salztreibende Diuretikum die Niere zur Ausscheidung eines konzentrierten 
Harnes zu zwingen. Tatsächlich beeinflußte das Novasurol, in Menge von 
2 ccm intramuskulär injiziert, die Salzausscheidung erheblich. Es wurde 
sehr viel- mehr Kochsalz und sehr viel weniger Wasser. ausgeschieden. 
Erst nach 3 Tagen hoben sich die Harnmengen wieder zu der früheren 
Höhe. Pituitrin, zu dem Novasurol hinzugegeben, steigerte die Wirkung 
Atropin henimte den Effekt nicht. Das Nachlassen des Durstes 
nach Novasuro] wird auf die rasche und'ausgiebige Entsalzung der Gewebe, 
insbesondere gewisser Teile des Zentralnervensystems, zurückgeführt. Für . 
eine fast regelmäßig beobachtete, nach der Novasurolinjektion aufgetretene 
Temperatursteigerung können die Verfasser keine Erklärung geben. Gibt 
man Gesunden vor Beginn eines Trinkversuches eine Novasuroleinspritzung, 30 . 
kann damit die normalerweise einsetzende Harnflut gehemmt werden. W. 


Zentralblatt für Chirurgie 1924, Nr. 33 bis 35. 

Nr. 33. Pyloroplastìk. bei ulzerösem Symptomenkomplex' und ` 
Fehlen von Ulcus hat A. Gregory (Wolodga) in der Weise ausgeführt, 
daß ein Längsschnitt des Pylorus bis auf die Schleimhaut in querer Rich- 
tung vernäht wird. Die Magenbeschwerden sollen danach in einer. Reihe 
von Fällen dauernd verschwunden ‚sein. 

Der Ballenfuß, eine nicht seltene Verbildung des Fußes, entsteht 
nach K.. Gaugele (Zwickau) infolge dauernder Überarbeit des gesuud- 
seitigen Fußes bei Lähmung des anderen Beines. Der.Fuß ist unbelastet 
breit mit hoher Spanne und Hohlfußbildung und wird beim Auftreten 
länger und schmäler. | 

Der Hoblfuß und verwandte Fußbildungen werden nach K. Gaugele 
(Zwiekau) eingeteilt in die „echten Hohlfüße“ mit hoher Spanne oder in- 
folge Ausfalls von Muskelgruppen, z. B. bei spinaler Kinderlähmung, und als 
starrer spastischer Hohlfuß. Zu den „unechten Hohlfüßen“ gehört der Spreiz- 
fuß infolge von zu kurzem Schuhwerk und der Ballenfuß. 

Zur operativen Behandlung des -Hohifußes schlägt K. Gaugele. 
(Zwickau) vor, die Ferse abzupräparieren und die Fußsohlengelenkbänder. 
durch gründliche Zerstörung so schlaff zu machen, daß der Fuß die durch 
kräftiges Redressieren geschaffene normale Form ohne Zwang beibehält. . 


Nr.34. Zur Operatlionsmethode des perforierten Magen-Duodenal- 
ulcus führt Alban Nast-Kolb (Stuttgart) aus, daß der schnellste und 
schonendste Eingriff "in der Übernähung der Perforationsstelle bestekt 
mit Hinzufügung einer hinteren Gastroenterostomie. Von den innerhalb der 
ersten 12 Stunden nach dem Durchbruch operierten Fällen starben 27,6% 
von den nach 12 und mehr Stunden operierten Fällen starben 76°/,. Die . 
Resektion kommt nur in Botracht für frühe Fälle in gutem Allgemein- 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.38. | 1341 


zustand, während für Kranke mit vorgeschrittener Bauchfellentzündung die 


Übernähung der Durchbruchsstelle die gegebene Operation ist. 


Tödliche Peritonitis nach Billroth II beschreibt Max Baumann 
(Hannover). Nach Resektion des Pylorusteils des Magens war das nicht 
entfernbare Geschwür durchgebrochen. Der Durchbruch war die Folge 


= der unvermeidlichen Zerrungen beim Verschluß des Duodenalstumpfes. 


Zur Bakteriologie der eiternden Wunde berichtet Blumenthal 


(Moskau), daß die Zabl der Keime auf den Granulationen bei Behandlung 
mit Salbenverbänden allmählich abnimmt. 


Einfluß der Digitalis auf die Heilung genäbter Wunden bebt Franz 
Kazda (Wien) hervor. Er hat in Fällen, wo dünne, schlecht ernährte 
Hautstellen genäht worden waren, 3mal täglich eine Spritze Digipurat ge- 
‚geben und beobachtet, daß die Haut sich rascher erholte und die Narben 
Die ausgiebige Digitalisreichung wird zur Ver- 


auffallend stark waren. 
besserung der Wundheilung bei herz- und gefäßgesunden Kranken empfohlen. 


Ein Fall von Ectopia vesicae, operiert nach Makkas, wird von 
LB. Waller (Utrecht) mitgeteilt. Bei einem 6jährigen Knaben wurde 
zuerst das Zökum ausgeschaltet und die zuführende Schlinge des Ileum in 
das Kolon eingepflanzt. Der Wurmfortsatz wurde in die Wunde der Bauch- 
wand eingenäht und die zukünftige Blase "mittels eines durch den Wurm- 
fortsatz eingeführten Katheters regelmäßig gespült. Nach 2 Monaten wurde 
das Trigonum vesicae mit den Ureteren in die Taenia des Zökums oin- 
gepflanzt. Der Knabe katheterisierte sich alle 3 Stunden selbst und blieb 
völlig kontinent. 

Zur Stützkorsettechnik empfiehlt H. Riese (Lichterfelde), einen über 
das Gipsmodell gezogenen Trikotschlauch mit Cellonlack zu bestreichen, 


darüber mit Lack bestriehene Mullbinden zu wickeln und einen zweiten. 


mit Lack bestrichenen Trikotschlauch darüber zu ziehen. Nach Trocknung 
des Korsetts wird es aufgeschnitten und mit Ösen und Trägern versehen. 
Die leichten, haltbaren und gut aussehenden Korsetts stellen sich auf 20 M. 
Nr.35. Erfahrungen mitder Pylorektomie alsindirekter Ulcusoperation 
teilt Madlener (Kempten) mit. Die Entfernung des nichtgeschwürigen 
Pylorus stellt einen nur wenig größeren Eingriff dar als die Gastroentero- 
stomie. Die Pylorektomie kommt in Frage beim Ulcus der Magenmitte, 
wenn der Kranke nicht mehr widerstandsfähig ist, beim kardianahen 
Ulcus, auch bei noch kräftigen Kranken, um eine subtotale Magenresektion 
za vermeiden, beim Ulcus duodeni, wenn das Geschwür schwer resezierbar 
ist und der Kranke sich noch in leidlichem Kräftezustand befindet. 
Konservatives Vorgehen bei Amputationen empfiehlt EmilSchepel- 
mann. Bei jeder Amputation nach Versteifungen durch Eiterungen wird 
der der alten Schnittnarbe gegenüberliegende Weichteilmantel in die nach 
Abtrasung der Narbe entstandene Lücke hineingelegt. Bei alten Ver- 
letzungen am Vorderarm und Unterschenkel mit verdünnten und verletz- 
lichen Narbenflächen werden alle Weichteile der gesunden Seite scharf 
vom Knochen abpräpariert, und nach Durchsägung der Knochen der lange 
mit Gefäßen und Narben reichlich versorgte Weichteillappen um die 
Knochenstümpfe herum nach oben geschlagen. K, Bg. 


Therapeutische Notizen. 


Frauenkrankheiten. 


Stroganoff behandelt die Bklampsie wie folgt: Die Anfälle wirken 
schädlich aufs Herz und Atemzentrum, also unterdrücken. Die post partum- 
Anfälle pflegen milder zu sein. Chloroform ist in den typischen Anfällen 
schädlich, bei klonischen Konvulsionen, wenn Patient atmet, kann es nützen. 
Entfernung alles Schädlichen, Schutz vor Zungenbissen, O nach den An- 
fällen, dunkler Raum, unter Chloroform gehalten, beständige Beobachtung, 
möglichst wenig Untersuchungen. Narkotika: Morphium und Choralhydrat, 
Beginn mit Morphium subkutan !/;,g (1 = 0,06 g), 1 Stunde später 30 g 
Chloralhydrat per os oder per rectum (= 1,8 g); 3 Stunden später wieder 
Morphium; nach weiteren 4 Stunden wieder Chloralhydrat, ebenso 6 Stunden 
danach und nach weiteren 8 Stunden. Ist Patient bewußtlos, Chloral- 
hydrat per rectum mit Milch oder physiologischer Kochsalzlösung. In den 
ersten zwei Intervallen 10—20 Minims Chloroform bei Prodromen von An- 
fällen. Sind 14 Stunden lang keine Anfälle aufgetreten und befindet sich 
Patient sonst wohl, Verminderung der Dosis. Tritt trotz der Anwendung 
der Narkotika der Anfall noch I—2mal auf, Venaesectio: 400 ccm Blut, 
nicht aber, wenn die Entbindung in den nächsten 1—2 Stunden erwartet 
wird. Entbindung immer so bald als möglich. Zur Aufrechterhaltung. der 
regulären Funktionen der Hauptorgane: Haut und Nieren: Warmwasser- 
was an den Füßen und in der Nierengegend, Tee mit Milch oder bei 
Fi du physiologische Salzlösung mit Milch ana (etwa 1000 ccm pro 
R ) Lungen: Reine, warme Luft, Bewußtlose auf der rechten Seite lagern, 

einhaltung von Mund und Nase, Herz: Digitalis, wenn der Puls 110 und 


21. September | 


höher, wird er noch schlechter, Kampfer, Koffein. Sind schon 6—8 An- 
fälle vorausgegangen bei Aufnahme der Behandlung, sofort Venaesectio 
und Narkotika. Vorläufer eines Anfalles: Zunahme der Kopfschmerzen, 
bei Bewußtlosen am Gesichtsausdruck und an :der Unruhe zu erkennen, 
konvulsive Kontraktionen, Verdunkelung des Gesichts, Zunahme des Blut- 
drucks. (Lancet 1924, II.) v. Schnizer. _ 


In jedem Falle von Eklampsie macht Süß (Osnabrück) sofort einen 
Aderlaß und injiziert subkutan 0,4 Luminalnatrium (bessere Wirkung 
als eine intravenöse Injektion von 0,5 Veronalnatrium). Luminalnatrium 
ist zurzeit das beste und wirksamste Hypnotikum. Durch dieses 
Verfahren kann man viele Eklamptische per vias naturales entbinden und 
hat Zeit, genau zu prüfen, ob und durch welche Schnittentbindung man 
besser die Geburt beenden soll. Sorgfältige und zweckdienliche Pflege durch 
geschultes Personal, besonders Sorge für Herztätigkeit und freie Atmung 
ist äußerst wichtig. Auch Sauerstoffinhalationen sind empfehlenswert. 
(M.m.W. 1924, Nr. 29.) | Ä | 

Über Gynergen berichtet Hermann Schnitzer (München). Intra 
partum gegeben kann es zur Tetania uteri und zur Asphyxie oder zum Tode 
des Kindes führen. Bei den Hypophysenpräparaten ist die Gefahr der 
Uterustetanie viel geringer. Mit der Injektion von wehentreibenden Mitteln 
wollen wir bei Geburtsstillstand oder bei Schwächerwerden der Wehen 


kräftigere Wehen erzielen, die ein lebendes ungeschädigtes Kind spontan, 


ohne Zange zur Welt bringen. Dies gelingt mit den Hypophysenpräpa- 
raten. Mit Gynergen werden dagegen wohl die Wehen angeregt, aber 
wegen Gefährdung des kindlichen Lebens wird vielmehr der Kunsteingriff 
öfter zum Zwang. Als Prophylaktikum gegen Blutung bei Kaiser- 
schnitten, wobei man in den eben entleerten Uterus direkt injiziert, und 
in der Nachgeburtsperiode, bei Nachblutungen post partum und 
post abortum, zur Verbesserung ungenügender Involution im 
Wochenbett steht das Gynergen vor den anderen Sekalepräparaten an 
rester Stelle. (M.m.W. 1924, Nr. 27.) F. Bruck. 


Infektionskrankheiten. 


Die Behandlung der Encephalitis epidemica mit Trypaflavin emp- 
fehlen Buss und Peltzer (Bremen). Bei frühzeitiger Anwendung, 


namentlich im Beginn der Krankheit, kann man mit großen Dosen, . 


20—60 g pro die, intravenös injiziert, die Enzephalitis heilen und die 
schweren Folgen dieses Leidens verhüten. Die Einzeldosis beträgt ge- 
wöhnlich 10 g der t/2°/igen Lösung. Da zwischen der Enzephalitis, 
Grippe und Heine-Medinschen Krankheit (akuter epidemischer Poliomyelitis) 
Ähnlichkeiten, wenn nicht Verwandtschaft bestehen (die Anfangssymptome 
sind fast immer dieselben, bis dann Augenmuskel- oder Extremitäten- 
lähmungeri auftreten und sich: die Krankheit differenziert), und da das 
Trypaflavin auch gegen schwere Grippe wirksam ist, sollte es auch bei 
der Heine-Medinschen Krankheit versucht werden. (D.m.W. 1924, Nr. 30.) 
F. Bruck. 

Bramahari: Bei den Anfällen, namentlich beim perniziösen Typ der 
Malaria ist der Blutdruck gewöhnlich niedrig.. Hier ist nun rasche Chinin- 
zufuhr angezeigt, also intravenös. Aber die Operation kann sehr gefährlich 
werden, wenn der Blutdruck noch weiter sinkt. Um dies zu vermeiden, 
empfehlen sich sehr verdünnte Lösungen (1:300); langsam 10 ccm in der 
Minute unter Zusatz von Hypophysis oder Adrenalin, Abbinden der Ex- 
tremitäten. Starke Lösungen setzen den Blutdruck noch weiter herab. 
(Calcutta med. j. 1924, 18.) | 

Hinsichtlich der Behandlung der Kinderlähmung muß man nach 


Baboneix 2 Phasen ins Auge fassen. In der akuten Phase: physikalische - 
Medikation, warme Bäder, Lumbalpunktion, zum mindesten in den ersten 


Tagen;. biologische Medikation, lumbale und intramuskuläre Seruminjek- 
tionen; hygienisch vollkommene Bettruhe, Lagerung der Muskel in der 
besten physiologischen Lage, Überwachung der Tegumente, flüssige Er- 


nährung, Isolierung des Kranken, strenge Desinfektion alles dessen, was 


mit ihm in Berührung kommt. Massage und Elektrizität in keiner Form, 
bis das Fieber gewichen. In der chronischen Phase: Physikalische Medi- 
kation: Elektrotherapie, Radiotherapie sofort nach der Deferveszenz, Dia- 


thermie, methodisches Elektrisieren der Nerven und Muskel. Dann warme 


Salzbäder, Massage, Mobilisierung, Reedukation. Sobald möglich orthopä- 
dische Behandlung, u. U. Operätionen. Endlich sozial: Unterbringung in 
entsprechenden Anstalten mit Ausbildung. (Gaz. höp. Paris 1924, 52.) 

! v. Schnizer. 


Augenkrankheiten. 


Über Dakryostomostomie und Dakryorhinostomie durch Implantation 
berichtet Franz F. Krusius (Vasa [Finnland]). Bei der Dakryostomo- 
stomie findet eine Ableitung der Tränenflüssigkeit vom tiefsten nasalen 
Punkte des unteren Konjunktivalsackes zur Mundhöhle statt. Bei der 


Dakryorhinostomie mit Implantation wird, unmittelbar anschließend an 


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® m.W. 1924, Nr. 28.) 


injektionen empfiehlt E. Vogt (Tübingen). Die mittlere Dosis beträgt 


von der Schädigung und Inanspruchnahme der Blase hat. Die Behandlung 
“und Dauerkatheter mit all ihren Gefahren immer mehr ein. 


` 1924, Nr. 23.) 


5 com jeden zweiten Tag; in chronischen sind bis zu 10 Injektionen 
. zu verabreichen. 


‘ endoskopische Behandlung an. Fachkollegen und vor allem auch endo- 


“gegebenen mikroskopischen Bilder sehen naturgetreu aus und sind vorzüglich 


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suchungen bestanden in Verdünnungs- und Konzentrationsversuch, in quanti- 


E und den nicht tuberkulösen Infektionen. 
Verf. als wenig brauchbar, während sie, wenigstens in Deutschland und 


stets angewendet wird. NaCl- und. U-Bestimmungen in den Nierenharnen 


_ tienten mit Morphium und Skopolamin für unbedingt erforderlich, eine Ansicht, 


1842 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


21. September 


die Totalexstirpation des "Tränensackes und an die nötigenfalls dureh 
Knochenentfernung zu schaffende breite Kommunikation zur Nasenhöhle, 
der physiologische Weg von den vorhandenen Tränenkanälchen zum N asen- 
innern gewählt. Hierbei wird an Stelle des exstirpierten Sackes eine neue 
Kanalröhre aus Epidermis (Schleimhaut) oder Venenrohr _eingepflanzt- 

. F. Bruck. 


| Krankheiten der Hamorgane. 
Die Behandlung. der Harnverhaltung mit intravenösen Urotropin- 


5 ccm der.40°/,igen Urotropinlösung (von der Chemischen Fabrik Schering, 
Berlin, in Ampullen zu 5 und 10 ccm in den Handel gebracht). Es gibt 
aber auch Fälle, wo man auf 3 com herabgehen kann, und wieder andere, 
wo man von vornherein 7—8, ja sogar 10 ccm injizieren muß. Man richte 
die Höhe. der Dosis nach dem Eindruck, den man während der Operation 


ist. indiziert bei postoperativer und postpartaler Harnverbaltung, 
sie verhütet die postoperative Zystitis. Sie schränkt den Katheter 
(M.m.W. 


. Cylotropin (Schering), intravenösi injiziert, empfiehlt Ernst Quack 
(Berlin) bei Pyelitis. Es kommt in 5 ccm fassonden Ampullen in den 
Handel. Bei akuten Fällen genügen. zur Heilung 1—3 Injektionen von 


(D.m.W. 1924, Nr. 30.) . F. Bruck. 


| Bücherbesprechungen. = 


Alois Glingar, Die Endoskopie der männlichen Harnröhre. Mit 
4 farbigen Tafeln und 12 Abb. im Text. 72 S. Wien 1924, Julius Springer. 
Geb. 7,80, geh. 7,20. 

Der als ganz este Fachmann auf dem Spezialgebiete der 

Urethroskopie bekaniite Verfasser schildert in dem Buche auf Grund seiner 

langjährigen Erfahrungen die ganze Pathologie der Harnröhre. Das vom‘ 

Verf. selbst stammende moderne, allen Anforderungen entsprechende In- 

strumentarium wird, was sicher ein Vorteil des Büchleins ist, nur kurz 

besprochen; diesem Kapitel schließen sich die trockene und Irrigations- 
endoskopie erst der vorderen, dann der hinteren Harnröhre, schließlich die 


skopierende Venerologen wird die Fülle, der Befunde zu’ gleich eifriger 
Benutzung der Endoskopie anregen, um so mehr als auch die Behandlungs- 
ergebnisse der aufgewandten Mühe entsprechen. Die auf 4 Tafeln bei- 


reproduziert. Im ganzen ein lpponswarred Buch mit beherzigenswertem 
Inhalt. R. Paschkis. 


Alfons Foerster, Die infektiösen Erkrankungen der abführenden 
Harnwege. Aus: Würzburger Abhandlungen. Leipzig 1924, Curt 
Kabitzsch. 1,25 M. 

"Die Abhandlung stützt sich auf 118 Fälle, die urologisch, von inter- 
nistischer Seite, durchuntersucht sind. Es handelt sich um Fälle von 

Tuberkulose (18), mit akuten Erkrankungen der ableitenden Harnwege (34), 

mit rezidivierenden, gleichfalls nicht tuberkulösen Erkrankungen (22), 


schließlich mit chronischen Erkrankungen (43): Die funktionellen Unter- 


tativer Kochsalz- und Harnstoffbestimmung im Nierenharn, Indigokarminprobe; 
ebenso wurden die Fälle bakteriologisch genau untersucht. Auf Grund letzterer 
Befunde trennt Verf. die reinen Tuberkulosen von denen mit Mischinfektion 
Die Indigokarminprobe bezeichnet 


Österreich, in der chirurgischen Urologie als sehr brauchbar und verläßlich 


zeigten ihm auch bei den nicht tuberkulösen Erkrankungen Störungen der 
Nierenfunktion an. Verf. ist Anhänger der Anästhesie zur Untersuchung und 
gibt in die Harnröhre 1°/,ige Alypinlösung und hält die Vorbereitung des Pa- 


die gleichfalls nicht von allen geteilt wird. Bei akuten und rezidivierenden 

Fällen genügte konservative Behandlung, Vakzine und Spülungen des . 
Nierenbeckens. haben in „chronischen Fällen im allgemeinen versagt. 

Paschkis. 

Clendening, Modern Methods of Treatment. Ilustrated. Pages 692. 

St. Louis 1924. The O. V. Mosby Company. Doll. 9,00. - 


; Das vorliegende Buch bringt eine Schilderung aller modernen Be- 
handlungsmethoden, soweit sie die Therapie der inneren Krankheiten 


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betreffen. Beginnend mit der Pharmakotherapie werden die Serum- und 
Heilmethoden einschließlich der Radium- und Röntgentherapie sowie die 
Psychotherapie besprochen. Ein besonderer Abschnitt ist der therapeuti- 
schen Technik (Punktionen, Pneumothorax, Bluttransfusionen usw.) ge- 


unspezifische Proteinkörpertherapie auf 11/2 Seiten erledigt und auch die 
Schilderung der elektrotherapeutischen Methoden ist ganz unzureichend, 
Doch sind das. Ausnahmen;. im ganzen sind die therapeutischen Methoden — 
unter den physikalischen z. B. die Hydro- und Thermotberapie — ungemein 
anschaulich, praktisch und leicht faßlich dargestellt, ‘wozu nicht zum 


Amerikanern noch manches lernen. Auch im zweiten Teile des Buches, 
‘der die spezielle Therapie bei den einzelnen Krankheiten bringt, fällt die 
geschickte Hervorhebung und Zusammenstellung alles Wesentlichen ins 
Auge. Besonders die Therapie der Stoffwechselkrankheiten erfährt hier eine 
‚ genaue Schilderung, beim Kapitel Diabetes wird auch bereits die Insulin- 
behandlung besprochen. Am Ende jedes Kapitels finden sich Literatur- 
angaben, wobei auch die deutschen Autoren berücksichtigt sind. 


vielerlei Anregung und Belehrung bringen. A. a. (Berlin). 


kranken. mit praktischen Anweisungen für die Diabetesküche. 
Halle a. S. 1923, Carl Marholds Verlagsbuchhandlung. M. 1,20. 


- © Der Verfasser kehrt zu den Grundsätzen seines Vorvorgängers in 
der Bearbeitung dieses Büchleins, das damais von Gilbert „Diabetes- 
_ küche“ ‚genannt wurde, zurück, und. unterläßt eingehendere Erörterungen 
über Wesen und Behandlung des Diabetes, die seinerzeit dem verstorbenen 
' Albu als unmittelbarem Nachfolger Gilberts zu dem Titel „Grundzüge 
für die Ernährung von Zuckerkranken“ Anlaß gegeben hatten. . 
in den zwei Kapiteln: „Allgemeine Maßnahmen“ und „Spezielle Maßnahmen 
für die Ernährung von-Zuckerkranken“ in klarer Form eine grundsätzliche 
und bis ins einzelne gehende Anleitung. zur Herstellung von Diabetiker- 


Hermann Strauß, beipflichten, geeignet ist, Nutzen zu stiften. - 
Emil Neißer (Breslau). 


Otto Seifert; Nebenwirkungen der modernen Arzneimittel.. Aus 


215. Leipzig 1924, Curt Kabitzsch. M. 1,—. 


Erster Nachtrag zu dem 1923, S. 1348, besprochenen Buch. Auch 
hier behandelt der Verf. als „moderne Arzneimittel“ nicht nur ernsthafte 
Arzneimittel, sondern auch Arzneizubereitungen, die nur ganz vereinzelt 
angewendet wurden, und solche, die keine Nebenwirkungen entfaltet haben. 
Von praktisch wichtigen Nebenwirkungen sind u.a. die des Ourrals, des 


nungen), des Insulins erwähnt. Für Jedes der ‚sulgezählten Arzneimittel 


ist, der Hersteller genannt. E. Rost (Berlin). 


Diaguostisch-therapeutisches Vademekum. 22, Aufl. 552 S. Leipzig 1924, 
Joh. Ambr. Barth. Geh. 6,—, geb. 7,20. ° ` 


Das unter der. Bezeichnung „Viermännerbuch“ in weiten Kreisen 
bekannte und beliebte Vademekum- ist allmählich zu einem durch Aul- 
nahme neuer Gebiete vervollständigten „Achtmännerbuch” herangewachsen. 
Bei der letzten Auflage speziell ist ein Abschnitt „Psychiatrie in der 
Praxis“ hinzugekommen. Die stattliche Zahl der Auflagen beweist, daß 
. das Büchlein. einem Bedürfnis entspricht. Ba W. Marle. 


‚Ear. Mit 268 Abb. und 4 Tafeln, St. Louis 1923. C. V. Mosby Comp. 


Es gibt, wie Verf. schreibt, bis jetzt kein in englischer Sprache ab- 
gefaßtes Werk, das sich, in den vom Verfasser für sein Buch gesteckten 
Grenzen hält. 
gibt, manche Gebiete bevorzugt, andere nur verhältnismäßig kurz behandelt, 
kommt eine gewisse Einseitigkeit zustande. Chirurgische Operationen sind 
mit Absicht nicht beschrieben. Das reichliche Bildmaterial des Werkes 
ist teilweise vorzüglich (z. B. Mißbildungen des Ohrs [Mikroskopie)). Verl: 
vertritt in seinem Werk so ziemlich den Standpunkt der -österreichisch- 
deutschen Schule, die für ihn die Grundlage bildete. 
schönen Ausstattung erscheint der Preis des Buches, selbst angesichts der 
z. Zt. teueren Bücherpreise Deutschlands, recht hoch. Haenlein.. 


Vakzinetherapie,. die. Organotherapie, die diätetischen und physikalischen 


widmet. Naturgemäß sind nicht alle Kapitel gleichmäßig ausgefallen. 
Während z. B. der Diätetik fast 100 Druckseiten gewidmet sind, wird die 


wenigsten die große Zahl von guten Abbildungen sowie von Tabellen und - 
Behandlungsschemen beiträgt. Gerade bezüglich der Beachtung jeder prak- 
tischen Einzelheit in den Behandlungsvorschriften können wir von den ` 


Im ganzen wird das’ originelle und vielseitige Buch . dem Leser 


Edwin Silbermann, Anleitung für die Ernährung von Zucker- 


Es wird 
speisen gegeben, die, wie wir dem Verfasser des Geleitworts, Professor 


Würzburger Abhandlungen a. d. Gesamtgeb. d. Medizin, 21 Bd., Heft T 


Dicodids (hier fehlen die Angewöhnung, Sucht- und Entziehungserschei- 


Beck, Applied Pathology in Diseases of the Nose, Throat and 


Da Verfasser in erster Linie seine eigenen Erfahrungen 


Trotz der sehr. 


4 


21: September 


Mae 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 22. Juli 1924. 


Rille spricht über Keratosis gonorrhoica. Vorstellung einer 
98jährigen Kranken. Beginn vor 5 Wochen mit hohem Fieber, Schwellung 
und Schmerzhaftigkeit des linken Kniegelenkes, sowie des mittleren Ge- 
lenkes am linken Ringfinger, einige Tage später des linken Ellbogen- 
gelenkes. Am Tage darauf Druckgefühl in den Augen mit starker Rötung 
und heftigem Tränenfluß (gonorrhoische Metastase). Seit 3 Wochen Knötchen 
an den großen Schamlippen, die sich innerhalb weniger Tage über Gesäß, 
untere Rückenhälfte, Bauch und untere Brustgegend verbreiteten. Später 
erschienen sie an den Beinen. Während dieser Zeit andauernd Fieber. Die 
anfänglich stark entzündlichen Effloreszenzen wurden blasser und nahmen 
wachsäbnliche Farbe an. Zurzeit in den Falten unter den Hängebrüsten 
lentikuläre, schuppende Effloreszenzen. An rechter Thoraxhälfte unterhalb 
des Rippenbogens eine gürtelartige Anhäufung von linsen- bis mandel- 
großen, mit wachsartigen, der geröteten Unterlage mehr oder weniger 
anhaftenden Schuppen und Hornlamellen versehene, dicht gedrängte 
'Eflloreszenzen. Besonders stark befallen der Mons veneris, die Inguinal- 
gegend, Nates und Beugefläche der unteren Extremitäten bis zum Knie- 
gelenk. Hier überall die Effloreszenzen hanfkorn- bis münzengroß, bald 
leicht transparent, bald mit graubraunen hornigen Auflagerungen vorsehen. 

Rille zeigt ferner das Bild eines Falles von Lupus vulgaris in 
- ganz ungewöhnlicher Ausdehnung. Der Fall betrifft eine 72jährige, gänz- 
lich abgemagerte Frau, die vor 3 Tagen an Marasmus und Atrophie sämt- 
licher innerer Organe verstorben ist; keine Lungentuberkulose, im Lungen- 
hilus eine alte verkalkte Drüse. Angaben über Dauer des Lupus bei der 
Benommenheit der Kranken nicht zu erlangen. Affiziert ist vom Kapillitium 
ab fast der ganze Körper, mit Ausnahme der unteren Extremitäten. Kopf- 
haut diffus zart narbig, fast haarlos, mit vielfachen linsengroßen, gelb- 
‚braunen und braunroten Knötcheneinsprengungen, ähnlich affiziert Stirn 
und Wangen. Nase und Ohrmuscheln gedunsen, diffus blaurot. Von den 
vorderen und seitlichen Halspartien an bis über Schultern und Schlüssel- 
beine zur unteren Grenze der Mammae reichend die Haut teils von senil 
atrophischer, teils zart narbiger Runzelung, allenthalben von unregelmäßig 
disseminierten oder auch gruppenweisen, schilfernden, flachen Knötchen 
durchsetzt. Ähnlich affiziert beide Arme, doch sind links die Knötchen 
erkabener und begrenzen sich scharf gyriert gegen die gesunde Haut. Der 
Rücken von den Nates bis zur Kreuzgegend in ganzer Ausdehnung be- 
fallen, hier die Hayt pergamentdünn, teilweise reichlich mit Knötchen 
besetzt, teilweise flächenhaft infiltriert und blaurot. . | 
Rille spricht weiter über Herpes tonsurans der Handrücken und 
eines Teiles der Vorderarme nebst Onychomycosis trichophytina fast 
sämtlicher Finger. Es handelte sich um einen 7ljäbrigen Mann, der die 
seltene von Rille beschriebene Form von diffus flächenhafter superfizieller 
Trichophytie von chronischer, bisweilen vieljähriger Dauer und völlig 
fehlender Tendenz zur Spontanheilung zeigte. Es sind dies diffus gerötete 
und schuppende, trockene Infiltrationsherde, die von einem chronischen, 
squammösen Ekzem außer durch einen ev. vorhandenen serpiginösen 
Rand und das Fehlen von Knötchen sich in nichts unterscheiden. Der in 
Rede stehende Fall zeigt nicht geringe Ähnlichkeit mit dem von Rille 
auf der Meraner N aturforscherversammlung demonstrierten Falle, bei welchem 
sich außer Herpes tonsurans beider Vorderarme, Handrücken und Volae, sowie 
sämtlicher Fingernägel oberflächliche Erosionen und bläulich-weiße Epithel- 
verdickungen am harten Gaumen nebst dicht gedrängten Knötchen am 
Zungenrücken fanden, welche in reichlicher Menge charakteristische Myzel- 


fäden aufwiesen, also die bisher wohl einzig dastehende Beobachtung des. 


Herpes tonsurans auf der Schleimhaut. Möglicherweise bestand sogar in 
diesem Falle Herpes tonsurans der Corneae, welche Annahme angesichts 
des 1883 von Binet beschriebenen Falles von syphilitischem Primäraffekt 
der Hornhaut keineswegs paradox zu erscheinen braucht. 

| Rille: Über extragenitale Syphilisinfektion. Vortr. hat vom 
1. Januar 1892 bis 1. Juli 1924 insgesamt 536 Fälle von extragenitälen 
syphilitischen Primäraffekten beobachtet, davon waren 317 männlichen 
und 218 weiblichen Geschlechts. | Ben 
Unke s Lokalisation betraf: Oberlippe 287 Fälle (157 m., 130 w.); 
Zun a 128 Fälle (70 m., 58 w.); Mundwinkel 5 Fälle (4 m., 1 w); 
ra 6 Fälle (9 m., 7 w.); Zahnfleisch 10 Fälle (6 m., 4 w.); Gaumen 
beide i 2 m.); Tonsillen 74 Fälle (44 m., 30 w.), davon rechts 32, links 29, 
iu ae Kinn 20 Fälle (20 m.); Wange 13 Fälle (10 m., 3 w.); 
am ie (4 m, 6 w), davon Augenbraue 2 (2 m.), Konjunktiva 2 
Nati PS Lid 1 (1 m.), unteres Lid 4 (1 m., 3 w.), Karunkel 1 (I w.); 
haate. pole (1m, 1w.); Ohr 1 Fall (1 w.); Stirn 1 Fall (1 w.); be- 
er Kopf 2 Fälle (2 m.); Hals 1 Fall (1 m.); Mamma 14 Fälle (14 w.); 


~ 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. | 
Kongreß- und Vereins-Berichte. ek 32 


1843 


, 


Brust 3 Fälle (3 w.); Bauch 1 Fall a w.); Nabel 1 Fall (1 m.); Unter- 
arm 1 Fall (1 m.); Hand 55 Fälle (33 m., 12 w.); untere Extremität 5 Fälle 
(2 m., 3 w.); Gesäß 4 Fälle (3 m., 1 w.). 


Hier nicht mitgezählt sind die vom Vortr. in sehr zahlreichen Fällen 


beobachteten (sog. perigenitalen) Primäraffekte am Mons pubis, dem 


Perineum und der weiblichen Afterregion, weil der Infektionsmodus bei 
-ihnen der gleiche ist wie bei den genitalen Sklerosen; in diese Kategorie 


gehören auch die seltenen Primäraffekte in der Leistengegend, von 
denen Rille 3 Fälle (1 m., 2 w.) beobachtet hat. 


Die genauere Lokalisation der Primäraffekte an der Hand war: 


Daumen, rechts 5 Fälle (5 m.), links 3 Fälle (2 'm., 1 w.); Zeigefinger, 
rechts 12 Fälle (8 m., 4 w.), links 13 Fälle (10 m., 3 w.); Mittelfinger, 
rechts 4 Fälle (3 m., 1 w.), links 13 Fälle (10 m., 3 w.); Ringfinger, 
rechts 1 Fall (1 m.), links 2 Fälle (2 m.); Handrücken 1 Fall (1 m.); 
Palma 1 Fall (1 m.). 

Unter diesen Fällen befinden sich 15 Ärzte, 6 Hebammen und 
4 Pflegerinnen der eigenen Klinik. g | 

An der.unteren Extremität waren sie folgendermaßen lokalisiert: 
Hüfte 1 Fall (1 w.), Oberschenkel 1 Fall (1 w.), Unterschenkel 2 'Fälle 
(2 m.), große Zehe 1 Fall (1 w.). | 

Von an verschiedenen Körperstellen gleichzeitig lokali- 


sierten Primäraffekten (34 Fälle) waren befallen: Oberlippe und Unter- 


lippe 7mal, Oberlippe und Tonsille Imal, Oberlippe, Unterlippe und -Ton- 
sille Imal, Oberlippe und männliches Genitale 6mal, Oberlippe, Tonsille 
und männliches Genitale Imal,. Unterlippe und Zahnfleisch Imal, Unter- 
lippe und Tonsille 2mal, Unterlippe und Augenbraue lmal, Unterlippe 
und Wange lmal, Unterlippe und Mamma Imal, Unterlippe und männ- 
liches Genitale 2mal, Tonsille und Zunge lmal, Tonsille und männliches 
Genitale 2mal, Tonsille und weibliches Genitale Imal, Kinn und männ- 
liches Genitale 2mal, Wange und Stirn 1mal, Wange und Leiste 1mal, 
Zeigefinger und männliches Genitale lmal, Zeigefinger, Mittelfinger und 
männliches Genitalelmal. — Weigeldt. 


| Wien. _ 
Urologische Gesellschaft. Sitzung vom 16. April 1924. 
K. Haslinger: Nierenverletzung beim Fußballspiel (mit Kranken- 


vorstellung und Demonstration von 2 durch Nephrektomie gewonnenen 
Präparaten). In beiden Fällen führte das schwere Trauma — gegenseitiger 


Anprall der Spieler — zur direkten Verletzung der Niere, und zwar zur 
Quetschung und Zerreißung des Organs. Beide Pat. mußten wegen der 
intensiven Blutung operiert werden. In einem Fall trat die Blutung nach 
4 Tagen auf, im zweiten wurde der Zustand 2 Stunden nach. der Ein- 
lieferung in die Klinik (Hochenegg) so bedrohlich, daß bei der Operation 


eine Reinfusion notwendig wurde. Die Diagnose wurde auf Grund der . 
klassischen Symptome: Schmerz, Tumor und Hämaturie gestellt; die 


Operation bestand in der Nephrektomie, in dem einen Falle wegen Ver- 
mutung einer Mitverletzung des Peritoneums transperitoneal, im anderen 
Falle, retroperitoneal. In beiden Fällen vollkommen normaler Heilungs- 
verlauf. Der eine Pat., der sich 10 Tage post operationem schon auf dem 
Wege der Heilung befindet, wird vorgestellt, der andere Pat. ist nach un- 
gestörter Rekonvaleszenz geheilt entlassen worden. An den demonstrierten 
Präparaten sieht man von der Hinterfläche des Organs ausgehende, bis in 
den Hilus reichende und das Nierenbecken eröffnende Kontinuitätstrennungen. 

O. Schwarz: Sexualpathologie. Man kann bzw. muß jedes einzelne 


Symptom, das der Pat. darbietet, in dreifacher Relation betrachten: erstens. 


in bezug auf ein bestimmtes Organ, zweitens in bezug auf die gesamte 


Körperlichkeit und drittens in bezug auf die ganze psychophysische Person. 


Was lehren uns nun die geläufigen Sexualtheorien, nach diesen Gesichts- 
punkten gruppiert, wenn’ ein sonst gesunder junger Mann uns wegen einer 


‚ Sexualstörung konsultiert? Ad 1. Wir haben mit obiger Einschränkung 
keinerlei Anhaltspunkte, daß irgendeine lokale Erkrankung des Sexual- 
apparates als direkte Ursache einer Sexualstörung anzusprechen wäre. Dies: 


gilt besonders für die chronische Gonorrhoe samt ihren Komplikationen, 


die Kollikulushypertrophie und die organischen Komponenten der sexuellen. 
Neurasthenie.e Ad 2. Das Mittel der Beeinflussung eines Organs durch 


die gesamte Körperlichkeit sind die innersekretorischen Gewebe. Daß das 
Keimdrüsensekret auf die Gestaltung der sexualpsychophysischen Persön- 
lichkeit großen Einfluß hat, bedarf keiner Erwähnung mehr. Das Verhältnis 
ist jedoch kein so einfaches, wie man vielfach, besonders unter dem Ein- 
drucke der Steinachschen Experimente, glaubt, „daß der Mensch ist, was 
seine Keimdrüsen sind“. Vielmehr geht aus den Tatsachen der Vererbungs- 


: lehre hervor, daß schon ab ovo jede Sexualzelle differenziert ist, und zwar 


bisexuell, so daß die Keimdrüsen nur protektiv den Prävalenzgrad der 
einen oder anderen Sexualkomponente bestimmen. Es sind also „die Keim- 


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drüsen so, wie der ganze Mensch ist“. 


‘Gonorrhoe und endlich hörmonale Dyskrasie) betrachten. 


1344 | 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38.. 


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Demnach ist es logisch unstatthaft, 
aus der physiologischen Rolle der Keimdrüsen zu schließen, daß irgendeine 
spezielle abnorme Funktion die Ursache einer speziellen Sexualabnormität 
sein müsse. — Ad 3. Es gibt derzeit 2 psychologische Systeme (S. Freund 
und A. Adler), die versuchen, körperliche Symptome aus der seelischen 
Konstellation des Erkrankten. abzuleiten; dies gelingt in besonderem Maße 
für alle ‚Sexualstörungen. Nun kann die Neurose nur an demjenigen Organ, 
ein Symptom hervorrufen, das irgendwie dazu disponiert ist und die Kardinal- 
disposition sieht Adler in angeborener oder erworbener Minderwertigkeit 
eines Organs. Als eine solche für Sexualstörungen disponierende Minder- 
wertigkeit können wir nun alle Defekte (Phimose, Hypospadie, chronische 
Diese Menschen 
sind also nicht sexual abnorm, weil sie diese Organdefekte haben, sondern 
sie werden es unter „Benutzung“ dieser Organdisposition, wenn sie in 


. die Neurose gedrängt werden 


21. September 


.. Die gemeldeten Erfolge organischer Therapie 
der Sexualstörungen (Organotherapie, Kollikuluskaustik, Kühlsonden) sind 


zu begreifen als — wenigstens theoretisch konstruierbare — Beeinflussung 


dieser Organdisposition, in der überwiegenden Mehrzahl-aber als „unspezifische 


psychische Reiztherapie“ mit konsekutiver „Umstimmung“ der-ganzen Ein- 


stellung des Pat. zum Sexualproblem. Hieraus geht übrigens auch schoh 
die große Gefährdung durch Fixierung auf das Symptom hervor. Auch die 


‚Psychotherapie kann natürlich die Richtigkeit ihrer ätiologischen Fundierung 


nurdurch ihre Erfolgeerweisen und damit steht es folgendermaßen: Ein psycho- 
therapeutischer Erfolg beweist unbedingt die Psychogenie der Störung, ein or- ' 
ganotherapeutischerabernichtdiesomatischeÄtiologie, da dieangedeuteteInter- 
polation psychischer Abläufe nie auszuschließen ist. Einpsychotherapeutischer 
Mißerfolg endlich beweist nichts, da er auf eine unzureichende Technik des be- 
treffenden Arztes oder der Wissenschaft als ganzer zurückgehen kann. U. 


= p Rundschau. == 


Die Leistungen und Ziele des Völkerbundes auf hygienischem Gebiete. 


> 


Von Prof. Dr. B. Möllers, Berlin. 

Die internationale Seuchenbekämpfung,. welche in der Zeit vor dem 
Weltkriege hauptsächlich auf den zwischen einzelnen Kulturstaaten abge- 
schlossenen internationalen Sanitätsübereinkünften beruhte, hat durch die 
im Dezember 1920 erfolgte Gründung einer Hygieneorganisation beim 
Völkerbund eine wesentliche Förderung erfahren. 

Die Tätigkeit.des Völkerbundes auf hygienischem Gebiete stützt sich 
auf die Artikel 23f und 25 der Völkerbundssatzung (RGBiI. 1919, S. 743), 
durch welche die Bundesmitglieder unter: Vorbehalt der Bestimmungen der 
schon bestehenden oder künftig abzuschließenden internationalen Überein- 


kommen den Auftrag erhalten, internationale Maßnahmen zur Verhütung 


und Bekämpfung der Krankheiten zu treffen. Im Artikel 25 verpflichten 


‚sich die Bundesmitglieder, die Errichtung und das Zusammenarbeiten aner- 


kannter freiwilliger nationaler Organisationen des Roten Kreuzes zur Hebung 
der Gesundheit, Verhütung von Krankheiten und Milderung der Leiden in 
der Welt. zu fördern und zu begünstigen. 

Bei der Errichtung der Hygieneorganisation des Völkerbundes war 
der Gedanke maßgebend, daß infolge der engen Wirtschafts- und Verkehrs- 
beziehungen der Kulturstaaten untereinander viele gesundheitliche Fragen 


zweckmäßig nur durch ein einheitliches und gleichmäßiges Vorgehen aller 


Staaten geregelt werden könnten. 

Der Plan für die Hygieneorganisation. beim Völkerbund wurde auf 
einer internationalen Hygienekonferenz ausgearbeitet, die in London auf Ein- 
ladung des Völkerbundrats vom 13. bis I7. April 1920 im englischen Ge- 
sundheitsministerium stattfand und bei der England, Frankreich, Italien 
und die Vereinigten Staaten von Nordamerika vertreten waren; außerdem 
hatte. das Internätionale Rote Kreuz, das Internationale Arbeitsamt und 
das Internationale Gesundheitsamt zu Paris Vertreter entsandt. Die Vor- 
schläge der Konferenz fanden am 8. Dezember 1920 die Billigung ur ersten 


' Versammlung des Völkerbundes in Genf. 


Als Aufgaben der internationalen gesundheitlichen One beim 
Völkerbund wurden bestimmt: 
1. den Völkerbund in allen gesundheitlichen Fragen zu beraten: 
2. die Gesundheitsbehörden der verschiedenen Länder in engere Be- 
ziebungen zu einander zu bringen; 
3. eine größere Schnelligkeit des Nachrichtenaustausches zu erzielen, 
um unverzüglich Schutzmaßnahmen gegen Krankheiten und Epidemien zu 
ergreifen. Wenn in mehreren Ländern ein Eingreifen nötig ist, soll das 


Verfahren für ein rasches Handeln vereinfacht werden; 


4. internationale Abkommen über Verwaltungseinrichtungen auf ge- 


‚sundheitlichem Gebiete herbeizuführen oder zu verbessern, insbesondere die- 


jenigen Fragen zu prüfen, welche bezüglich der internationalen Überein- 
künfte der ständigen technischen Kommission.und der Generalkommission 


- . zu unterbreiten sind. und: den Schutz -gegen Gewerbekrankheiten und ge- 


werbliche Unfälle bezwecken; 

5..mit dem internationalem Arbeitsamt zusammen zu-arbeiten; 

6. mit der Liga der Rote Kreuz-Gesellschaften und ähnlichen Ver- 
bänden gemäß Artikel 25 der Völkerbundssätzung Hand in Hand zu gehen; 

7. anderen Körperschaften über Fragen der internationalen Gesund- 
heitspflege Auskunft zu erteilen; 

8. auf Verlangen Studienkommissionen zu entsenden. 


Die Aufstellung der endgültigen Statuten der Hygieneorganisation 


des Völkerbundes bereitete zunächst dadurch einige Schwierigkeiten, daß 
in Paris bereits seit dem Jahre 1908 ein Internationales Gesund- 
heitsamt (Office international d’Hygiöne publique) bestand und das Bestehen 
zweier internationaler Zentralstellen in Genf und Paris leicht zu Reibungen 
und Kompetenzschwierigkeiten führen konnte. Das Internationale Gesund- 
'heitsamt zu Paris, an dem Deutschland ebenso wie Österreich und Ungarn 


Gesundheitsamts ex officio Vizepräsident ist. 


nicht beteiligt sind, hat sich bisher hauptsächlich als ein Nachrichtenbüro | 
betätigt. Es empfängt von den beteiligten Regierungen die Mitteilungen 
über Seuchenausbrüche, welche sie sammelt, sichtet und in einer’ Monats- 


schrift, dem Bulletin de l’Office international d'Hygiène publique veröffent- 
| licht. 


Für Deutschland ' lag das Bedürfnis zur Beteiligung an.dem inter- ` 
nationalen Gesundheitsamt nicht vor, dä es bereits über einen solchen 
Nachrichtendienst verfügte und seit dem Jahre 1877 regelmäßig alle 
Mitteilungen dieser Art in den wöchentlich erscheinenden Veröffentlichungen 
des Reichsgesundheitsamts bekännt gibt. Außerdem ist durch die Inter- 
nationale Sanitätsübereinkunft zu Paris, betreffend Maßregeln gegen 


. Pest, Cholera und Gelbfieber vom 17. Januar 1912 (RGBl. 1922, S. 5), 


welcher Deutschland beigetreten ist, die unmittelbare Benachrichtigung 
über Seuchenvorkommnisse an die konsularischen und diplomatischen Ver- 
tretungen der Vertragsstaaten vorgeschrieben. Bekannt ist, daß solche 
Verpflichtungen auch in heutiger Zeit nicht immer beachtet werden. So 
waren im Juni bis November des Jahres 1920 in Marseille 58 Pestfälle 
(mit 20 Todesfällen) und in Paris deren 88 (30) vorgekommen (Veröft. 
RGBl. 1921, S. 17), ohne daß die französische Regierung die Vertragsstaaten 
davon benachrichtigt hatte. Auch -das Bulletin de l’Office international 
d’Hygiöne publique zu Paris vom Jahre 1920 erwähnte diese Pestausbrüche 
nicht, sondern brachte sie erst im Jahre 1921 in einer Zahlenübersicht?). 
Daß ein derartiges Verhalten das Ansehen des internationalen Gesundheits- - 
amts- zu Paris nicht gerade gehoben hat und überhaupt den sonst so 
empfehlenswerten Gedanken des internationalen Nachrichtenaustausches 
schädigt, ist, ohne weiteres verständlich. 

Nachdem eine besondere Unterkommission des Völkerbundes- die 

Frage geprüft hatte, in welcher Weise die Aufgaben des internationalen 
Gesundheitsamts in Paris von der Gesundheitsorganisation des Völkerbundes 
in Genf zu trennen seien, wurde am 15. September 1923 als dauernde 
Organisation innerhalb des Völkerbundes das Hygienekomitee (Comité 
d’hygiöne, Health Committee) gebildet, in dem sich die genannten Or- 
ganisationen Zusammenschlossen. Das internationale Gesundheitsamt in 
Paris behält seine bisherige Organisation und Aufgaben bei und dient dem 
Hygienekomitee des Völkerbundes als Sachverständigenbeirat (Conseil 
consultatif), während das Hygienekomitee die Arbeiten des Völkerbundes 
auf dem Gebiete der Hygiene leitet und die vorbereitenden Arbeiten aus- 
führt, welche zur Erleichterung der dem Conseil consultatif obliegenden 
Aufgaben dienen können. 
A Die Saizungen des Hygienekomitees, welche am 20. Februar 1924 
genehmigt wurden, bestimmen, daß das-Komitee seinen Präsidenten aus 
seinen Mitgliedern erwählt, während der Vorsitzende des Internationalen 
Zwei weitere Vizepräsidenten 
werden vom Komitee auf die Dauer eines Jahres gewählt und dürfen 
während der Dauer ihres Mandats nicht wiedergewählt werden. Präsident 
des Hygienekomitees ist zurzeit Prof. Madsen (Kopenhagen), Vizepräsidenten 
sind O. Velghe (Brüssel), Sir Buchanan (London) und H. S. Cumming 
(Washington). Sekretär des Hygienekomitees ist der ärztliche Direktor der 
Hygienischen Abteilung des Völkerbundes Dr. Rajchman. Das Komitee 
hält jährlich mindestens 2 Sitzungen, im April und Oktober ab. Der Prä- 
sident muß das Komitee auf Verlangen des Völkerbundsrats oder auf 
Verlangen von mindestens 7 Mitgliedern einberufen. 

Das ausführende Organ des nes ist die Hygienesektion 
des Völkerbundsekretariats. 

Das Hygienekomitee des Völkerbundes setzt sich aus 16 Mitgliedern 
zusammen, zu denen ex officio der Präsident des Internationalen Gesund- 
heitsamts in Paris gehört, 9 weitere Mitglieder werden durch das inter- 
nationale Gesundheitsamt, 6 durch den Völkerbundsrat gewählt. ‚Ihrer 


1) Vgl. Breger, D.m.W. 1922, Nr, 5/6. 


21. September 


“Nationalität nach sind die gegenwärtigen Mitglieder des Hygiene-Komitees 
2 Franzosen (Prof. Leon Bernard [Paris] und Dr. L. Raynaud [Algier]), 
- 4 Engländer (Sir George Buchanan [London]), 1 Schweizer (Dr. Carrière 
[Bern]), 1 Brasilianer (Dr. Chagas [Rio de Janeiro]), 1 Nordamerikaner 
. (Generalarzt Cumming[W ashington ]),lÄgypter(Dr.Granville[Alexandria]), 
- Holländer (Dr.Jitta[Haag]), 1 Portugiese(Prof.Ricardo Jorge[Lissabon}), 
1 Japaner (M. Tsurumi), 2 Italiener (Dr. Lutzario [Rom], Prof. Ottolenghi 
[Bologna]), 1 Spanier (Prof. Pittaluga [Madrid]), 1 Däne (Prof. Madsen 
“ ([Kopenhagen)), 1 Peruaner (Dr. Mimbela [Lima]) und 1 Belgier (0. Velghe 
[Brüssel ]). | 2 
i Der Völkerbundsrat kann ferner 4 Beisitzer (Assesseurs) bestimmen, 
die ihm vom Hygienekomitee vorgeschlagen werden und als gleichberechtigte 
Komiteemitglieder zu betrachten sind. Auf Vorschlag des Hygienekomitees 
hat der Völkerbundsrat 3 solcher Beisitzer bestimmt und zwar aus Deutsch- 
land den Direktor des Instituts für Infektionskrankheiten in Hamburg, 
Prof. B.Nocht, den ehemaligen polnischen Gesundheitsminister Dr. Chodzko 
uund Dr. Alice Hamilton von der medizinischen Fakultät der Harward- 
= Universität. | 

Die Arbeitsgebiete, auf denen sich der Völkerbund bisher betätigt 
hat, sind außerordentlich vielseitig. 

ImNovember1920 entsandte derVölkerbund eine Studienkommission 
nach Polen zum Studium des Fleckfiebers und der Cholera und unterstützte 
die polnische Medizinalverwaltung durch Gewährung von Zuschüssen und 
Überweisung von Sanitätsmaterial, Betten, Krankenbeförderungsmittel usw. 
Die ständige Epidemiekommission des Völkerbundes unterhielt in Warschau 
ein besonderes Büro und hat in Baranowitschi und Kowno_Quarantäne- 
anstalten eingerichtet. | | 

Nachdem die Fleckfiebergefahr im Osten Europas im wesentlichen 
‚beseitigt ist, hat das Hygienekomitee des Völkerbundes der Malaria- 
bekämpfung in Europa seine besondere Aufmerksamkeit zugewandt und 
durch eine ständige Sachverständigenkommission einen Plan für die wissen- 
schaftliche Arbeit und das praktische Vorgehen in Rußland, Albanien, Ru- 

‚mänien und Griechenland ausgearbeitet. | Ä 

Auf Veranlassung der Hygiene-Organisation des Völkerbundes trat 
vom 20. bis 28. März 1922 in Warschau eine Europäische Sanitäts- 
konferenz zusammen, die sich mit der Abwehr der von Osteuropa her 

“drohenden Seuchengefahr befaßte?2). Es waren 24 europäische Staaten, 

darunter Deutschland sowie Japan vertreten. Die Arbeiten waren auf drei 
Kommissionen verteilt, von denen die erste die gegenwärtige Seuchenlage 
in Osteuropa erörterte und die Einrichtung von Ausbildungskursen in 
Warschau, Charkow und Moskau empfahl, zu denen Sachverständige der 
öffentlichen Gesundheitsbehörden aller Länder eingeladen werden sollten. 
In der zweiten Kommission wurden die zur Abwehr der Seuchengefahr er- 
forderlichen allgemeinen Maßnahmen beraten, insbesondere die Grundsätze 
für zwischen einzelnen Ländern abzuschließende Sanitätskonventionen 
aufgestellt. Der 3. Ausschuß erörterte die Grundsätze einer kombinierten 
Seuchenbekämpfung in der Ukraine, Großrußland, Polen und an den ent- 
sprechenden Landesgrenzen. 

Einen neuartigen Weg des internationalen Gedankenaustausches über 
wichtige Fragen der öffentlichen Gesundheitspflege und der Organisation 
des Gesundheitswesens in den verschiedenen Ländern hat der Völkerbund 
durch die Einrichtung von wissenschaftlichen Studienreisen für 
Medizinalbeamte beschritten. 

Durch diese Reisen sollte den Medizinalbeamten der verschiedenen 
Staaten Gelegenheit geboten werden, die Organisation, die Gesundheitsgesetz- 
gebung und die praktische Ausführung des Gesundheitsdienstes in anderen 
Ländern kennen zu lernen. | | 

An der ersten Studienreise, welche vom 9. Oktober bis 17. Dezember 1922 
Belgien und Italien besuchte, nahmen 23 Medizinalbeamte aus Italien, 
Österreich, der Ukraine, Belgien, Polen, Rußland, Tschechoslowakei, Bulgarien 
und Jugoslavien teil. 

Weitere Studienreisen fanden im Jahre 1923 ‘nach Großbritannien, 
Österreich, Italien und den Vereinigten Staaten von Nordamerika, 1924 nach 
den Niederlanden und: Dänemark, England und Schottland sowie nach der 

‚Schweiz statt, an denen auch deutsche Vertreter teilgenommen haben. 

Durch diesen Austausch der Medizinalbeamten hofft man die Gesund- 
heitsverwaltungen der einzelnen Staaten einander näher zu bringen, das 
gegenseitige Verständnis zu stärken und das internationale Zusammen- 
arbeiten zu fördern. | 

Neben den allgemeinen Fortbildungskursen fanden im Jahre 1924 
auch Informationsreisen für die Spezialgebiete Tuberkulose und Schul- 
gesundheitspflege statt, 

Für das Jahr 1925 sind weitere allgemeine Besuchsreisen nach 
Großbritannien, Belgien, Serbien und Japan und für Spezialisten solche 
en 


°) Vgl. Veröff. d. Reichsges.-Amts 1922, S. 292. 


! 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.38. 200000771848 


nach Schweden, Rußland und Frankreich in Aussicht genommen. Die 
Kosten der ärztlichen Studienreisen, für welche im Jahr 1925 250000 Fes, 
in Aussicht genommen sind, trägt die Rockefeller-Stiftung des Völkerbunds. 

Zu den weiteren Zielen des Hygienekomitees gehört die Einrichtung 
von Behandlungsmöglichkeiten für geschlechtskranke Seeleute 


und Binnenschiffer ohne Unterschied der Nation in allen größeren See- 


und Flußhäfen. Zu diesem Zwecke sollen in den wichtigsten Hafenplätzen 


von bewährten Fachärzten geleitete Untersuchungs- und Behandlungsstellen | 
eingerichtet und Krankenbetten bereitgestellt werden. Durch ein inter- 


nationales Abkommen soll den Kranken auch in ausländischen Häfen: die 
Fortführung der Behandlung und ärztlichen Beobachtung ermöglicht werden. 


Eine Unterkommission des Hygienekomitees bearbeitete unter Teil- 


nahme deutscher Sachverständiger die Opiumfrage, die Kontrolle. des 


Verkehrs mit Opiaten und die Überwachung der Produktionszentren, um 


einen Mißbrauch der narkotischen Mittel zu bekämpfen. . 
Die Unterkommission zum Studium der hygienischen Maßnahmen 
besuchte die Quarantäneanstalten in Ägypten, Syrien, Palästina und am 
Bosporus und studierte die Seuchenabwehr ‚an den.Meerengen und im 
Pilgerverkehr zu Lande und zu Wasser. 
Als Vorärbeitung für eine Vereinheitlichung des internationalen 


Seuchendienstes würde bei den einzelnen Staaten eine Umfrage über 
die Organisation der Medizinalverwaltungen, den Aufbau der Medizinal- 
statistik und die Beschaffung der epidemiologischen Nachrichten veranstaltet.. 


Dieser Seuchendienst soll mit dem neugegründeten Internationalen Sanitäts- 
büro der Panamerikanischen Union zusammenarbeiten, das seinen Sitz in 
Washington hat und den Seuchendienst für den amerikanischen Kontinent 
sammelt. Ä | 
Für Äquatorialafrika veranlaßte das Hygienekomitee des Völker- 
bundes im Jahre 1922 eine Erhebung über die Ausbreitung der Schlaf- 
krankheit und Tuberkulose unter den Eingeborenen durch einen aus 
einem Engländer, Franzosen und Belgier bestehenden Unterausschuß, dessen 
provisorischer Bericht im Jahre 1924 erschienen ist. | 
Internationale Fortbildungskurse für Medizinalbeamte 
wurden auf Kosten des Völkerbunds in Warschau, Moskau und Charkow 
veranstaltet, bei denen auch deutsche Ärzte als Vortragende mitwirkten. 
Anläßlich des Auftretens von Fleckfieber und anderen Seuchen unter 
den griechischen Flüchtlingen aus Kleinasien im Jahre 1923 stellte der 
Völkerbund den griechischen Behörden ärztliche Sachverständige zur Ver- 
fügung. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein vom Institut Pasteur zu 


Paris. gelieferter, in Pillenform einzunehmender Impfstoff gegen Unter- 


leibstyphus und Ruhr angewandt, der sich auch in Rußland haupt- 


 sächlich bei Bazillendysenterie bereits bewährt haben soll. Ein Bericht 


über das Ergebnis dieser Impfversuche wurde von dem französischen 
Delegierten der Epidemiekommission des Völkerbunds Dr. Gauthier ver- 
öffentlicht. | | Ä 

Internationale Konferenzen betr. Standardisierung der Sera 
und serologischen Reaktionen wurden vom Völkerbund unter Leitung 


von Prof. Madsen, Kopenhagen, und Beteiligung deutscher Sachverständiger 


vom 12.—14. Dezember 1921 im englischen Gesundheitsministerium zu 


London und vom 20.—26. November 1922 im. Institut Pasteur zu Paris. ` 


veranstaltet®); ferner fand unter Beteiligung von deutschen wissenschaft- 
lichen Instituten vom 19. November bis 3. Dezember 1923 in Kopenhagen 
eine technische Konferenz betr. Bewertung der verschiedenen Untersuchungs- 
methoden der Serodiagnostik der Syphilis statt®). ` 


Als weitere Aufgabe hatte sich der Völkerbund die internationale 


Wertprüfung solcher Heilmittel (außer Sera und Bakterienpräparate) 


gesetzt, deren Wirksamkeit und Unschädlichkeit nur im Tier- . 
versuch geprüft werden kann (zunächst Digitalis, Strophanthus, Scilla, 


Ergotin, Cannabis indica, Hypophysenextrakt, Adrenalin, Thyreoidinpräparate, 
Insulin und Salvarsan). Die Konferenz fand anläßlich des Physiologen- 
kongresses vom 19.—21. Juli 1923 in Edinburg statt5). 

In seiner letzten Sitzung hat das Hygienekomitee des Völkerbundes 
ferner auf Antrag Japans die Schaffung eines besonderen Nachrichten- 
amts für den „fernen Osten“ empfohlen, nachdem bereits im Jahre 
1922 als Kommissar des Völkerbundes F. Norman White die im fernen 
Osten herrschenden Seuchen und den dort eingerichteten Abwehrdienst in 
den Häfen in einer längeren Informationsreise studiert und darüber einen 
eingehenden Bericht erstattet hatte. Als Sitz des epidemiologischen Nach- 
richtenamts ist Singapore in Aussicht genommen. 2 

Weiterhin befaßte sich das Hygienekomitee in seiner Februarsitzung 
1924 mit dem Krebsproblem und will zunächst versuchen auf statistischem 


Wege die Ursache der stark von einander abweichenden Sterblichkeit an 


8) Vgl. Neufeld, D.m.W. 1923, Nr. 1, S. 23. 
4) Vgl. Sachs, Klin.Wschr. 1924, Nr. 4, S. 174. 
5) Vgl. M.m.W. 1923, Nr. 45, S. 1376. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 21. September 
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Krebs in Großbritannien, Italien und Holland besonders. be 


Brust- und Gebärmutterkrebses zu ergründen. 


Als Termin für die nächste Sitzung des Hygienekomitees des Völker- 
bundes ist der 29. September 1924 in Aussicht genommen. 

In den Angelegenheiten des Arbeiterschutzes arbeitet’ das Hygiene- 
komitee mit dem Internationalen Arbeitsamt in Genf zusammen, 
bei dem bekanntlich Deutschland auch vertreten ist. Außer der Arbeits- 
zeit werden hier die Beschäftigung von Kindern, Verbot der Nachtarbeit 
für Frauen und Jugendliche, die Verhütung der Bleivergiftung und der 
gewerblichen Milzbrandinfektion besonders behandelt. Auf der letzten 


züglich des 


Tagung des Hygienekomitees wurde eine besondere Kommission zum Studium | 
der Milzbrandinfektion im Häute- und Lederhandel gebildet. 


Eine Unterkommission des Hygienekomitees für die gesundheitliche 
Überwachung der Binnenschiffahrt hat Vorschläge ausgearbeitet, 
welche neben der obligatorischen gegenseitigen Benachrichtigung der Ufer- 
staaten über jeden Fall von Cholera und Pest auch die Benachrichtigung 
beim Auftreten von Fleckfieber, Rekurrens, Pocken und anderen Infektions- 
krankheiten bei Gefahr epidemischer Ausbreitung in der betreffenden Gegend 


empfiehlt. Ein Entwurf für einheitliche Bekämpfungsmaßnahmen ist bereits 
fertiggestellt. 


x 


In einer stattlichen Zahl von Veröffentlichungen sind die bisherigen 
Leistungen des Völkerbundes auf hygienischem Gebiete niedergelegt. Neben 
den Protokollen über die 6 Tagungen des provisorischen Hygienekomitees 
des Völkerbundes (25.—29. August 1921 in Genf, 20.—22. Oktober 1921 
in Paris, 11.—16. Mai 1922 in Paris, 14.—21. August 1922 in Genf, 
8.—13. Januar 1923 in Genf und 26. Mai bis 6. Juni 1923 in Paris) liegen 
bereits aus dem Jahre 1924 die Berichte des definitiven Hygienekomitees 
über die beiden Tagungen in Genf vom 11.—21. Februar 1924 und in 
Paris vom 7.—10. Mai 1924 gedruckt vor. Weiterhin. sind erschienen 
2 Jahresberichte der Epidemiekommission des Völkerbundes, Berichte über 
die beiden internationalen Konferenzen betr. die Standardisierung der Sera 
und serologischen Reaktionen in London 1921 und Paris 1922, über die 
Sachverständigen-Konferenzen von Kopenhagen 1922 und Edinburgh 1923 
die Sanitätskonferenz von Warschau 1922, sowie Berichte über die Orga- 


nisation des Gesundheitswesens in Deutschland (Berichterstatter: G. Frey), 
in Österreich (H. Schrötter) und Holland (J. Jitta). l 


Von weiteren vor kurzem erschienenen Veröffentlichungen sind zu 
erwähnen eine Arbeit von Dr. van Boeckel über die Diphtherieprophylaxe 
durch künstliche aktive Immunisierung: in den Vereinigten Staaten und ein 


Bericht aus dem Kitasato-Institut in Tokio über die Standardisierung 
des Dysenterieserums. 


Wertvolles statistisches Material über die Ausbreitung der Infektions- 
krankheiten aus allen Wettteilen enthält der monatlich in Genf erscheinende 
„Rapport epid&miologique mensuel“ des Hygienekomitees des Völkerbundes. 

Bei der Vielseitigkeit der bisher vom Völkerbund in Angriff ge- 
aommenen Aufgaben konnte in den vorstehenden Ausführungen nur ein 
kurzer Überblick über die mannigfachen. Fragen gegeben werden, welche 
bereits in Angriff genommen sind. Es kann wohl kein Zweifel bestehen, 
daß der Völkerbund allmählich auf allen für eine internationale Bearbeitung 
geeigneten Gebieten der Öffentlichen Gesundheitspflege immer mehr an 
Boden gewinnt und daß auch für die Zukunft mit einer erfolgreichen Ent- 
wicklung des Hygienekomitees des Völkerbundes zu rechnen sein wird. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Die 88. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher 
und Ärzte tagt vom 21. bis 27. September in Innsbruck. 

Die letzte Sitzung vor dem Kriege hatte im Jahre 1913 in Wien statt- 
gefunden. Nach der durch den Krieg und den Zusammenbruch erzwungenen 
Unterbrechung hatte die Gesellschaft im Jahre 1920 in Bad Nauheim ge- 
tagt, und die Jahrhunderttagung fand in Leipzig, dem Gründungsort, im 
Jahre 1922 statt. 


Innsbruck ist schon einmal, im Jahre 1869, Tagungsort der Gesellschaft 


ewesen. Damals leiteten 0. Rembold und L. v. Barth die 43. Tagung 
der Gesellschaft. 


An die großen Männer und Entdeckungen der deutschen 
Wissenschaft erinnert das Verzeichnis der in den allgemeinen Sitzungen 


‚gehaltenen Vorträge: Helmholtz, Die Entwicklungsgeschichte der neueren 
Naturwissenschaft; I. R. Mayer, Die mechanische Wärmetheorie; C. Voigt, 
Die neueren Ergebnisse in der Forschung der Urgeschichte; Leidesdorf, 
Das Verhältnis der Gesellschaft zu den Geisteskrankheiten und die Mittel, 


dem Ausbruch der Geistesstörung vorzubeugen; Virchow, Über die heutige 
Stellung der Pathologie. 


Das ehrwürdige Alter hat der Gesellschaft nichts von ihrer An- 
ziehungskraft genommen. 


Ihre Berechtigung zum Leben beweist nicht nur 
die Zahl der Teiinehmer an ihren Tagungen. Auch damit beweist sie ihre 
unverwüstliche Lebensfähigkeit und Frische, daß die Ziele und leitenden 
Gedanken, welche vor 100 Jahren die Gründung der Gesellschaft veranlaßt 
haben, heute noch überraschend zeitgemäß und wirksam anmuten. 


Der Begründer der Gesellschaft, Lorenz Oken, der philosophisch 
gerichtete Professor der Naturkunde in Jena, wollte die Gemeinsamkeit der - 
Medizin mit der Naturwissenschaft in diesem jährlichen Zusammentritt der 

Naturforscher und Ärzte zum Ausdruck bringen. Die Entwicklung in den 
nächsten Jahren offenbarte den Einfluß, den die Naturwissenschaft auf das - 
wirtschaftliche und kulturelle Leben der Völker und besonders auch in 

dem deutschen Volke in steigendem Maße gewann. Daneben wurde aber 
die Empfindung allgemeiner, und auch darin war Oken ihr Verkünder, daß 
in diesen Naturforscherversammlungen das politisch zerspaltene Deutschland 
sich in seiner geistigen Einheit offenbare. ‘Der „deutsche Gedanke“ lebte 
in der Gesellschaft. Im Jahre 1861 hatte Rudolf Virchow vorgeschlagen, 
nach Speyer zu gehen, „um auch am linken Rheinufer, wo die Versamm- 
lung nur selten getagt, einmal zu sitzen und in der Jetztzeit an den Tag 
zu legen, daß die deutsche Wissenschaft stets dabei sein werde, wenn es gilt, 
diesen kostbaren alten Besitz Deutschlands geistig und materiell zubehaupten.“ 


Einen Widerhall dieser Worte ruft der Tagungsort Innsbruck wach. 
Er erinnert an die Tagung in Meran im J 


ahre 1905 und an das schöne 
Land Tirol jenseits des Brenners. i | iiec 


Neben dem Bestreben, in der Einheit naturwissenschaftlicher Forschung 
zugleich die geistige Einheit des deutschen Volkes zu verkörpern, begegnet 
in den Tagungen der fruchtbare Gedanke einer naturwissenschaftlichen 
Volkserziehung. Als die Aufgaben der Gesellschaft werden bezeichnet, 
die Errungenschaften der Wissenschaft in weite Kreise des Volkes hinein- 
zutragen, für die Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse zu wirken 
und den naturwissenschaftlichen Unterricht in den Schulen zu erweitern 
und zu vertiefen. Als Anregung und als Vorbild für diese Bestrebungen 
sollte nach Virchows Vorschlag auf den Versammlungen von bedeutenden 
Forschern die Entwicklung der Einzelzweige zusammengefaßt vorgetragen 
werden. Die großen allgemeinen Sitzungen und die Hauptsitzungen der 
vereinigten Zweige haben seitdem niemals verfehlt, auf die Teilnehmer ihre 
Anziehungskraft auszuüben. Grade sie haben die geistige Einheit der Ge- 
sellschaft zum Ausdruck gebracht. Ä 

Auch die diesjährige Tagung verspricht in ihren allgemeinen Sitzungen 
und Hauptsitzungen der vereinigten Zweige durch die Wahl der Vorträge 
und der Berichterstatter Anregung und Belehrung. Die Teilnehmer dürfen 
erwarten, in der Hauptstadt Tirols zu einer Versammlung sich zu ver- 
einigen, die sich ihren denkwürdigen Vorgängern würdig anreiht. 


Die erste Jahreshauptversammlung der Deutschen Gesellschaft 
für Gewerbehygiene findet am 29. und 30. September in Würzburg 
im Hygienischen Institut statt. Die Tagesordnung enthält zusammen- . 
fassende Berichte über: Der Fabrikstaub und seine Bedeutung für die 
Gesundheit. der Arbeiter; Staub und Tuberkulose; Neuere Fortschritte auf 
dem Gebiete der Staubverhütung und Staubbekämpfung. Die Belehrung 
der Arbeiterschaft über die Berufsgefahren und ihre Mitwirkung bei. der 
Bekämpfung derselben. — . 
Die Tagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie findet 
vom 1. bis 4. Oktober im Langenbeck-Virchow-Hause statt. Zusammen- 
fassende Übersichten: 1 Nierenbecken und Ureter (allgemeine Physiologie 


und Se ee du Bois Reymond (Berlin), Blum 
(Wien). 


2. Chirurgische Behandlung der Nephritis; Berichterstatter: 
Kümmell sen. (Hamburg), Volhard (Halle). 


3. Chirurgie der Samen- 
wege; Berichterstatter: v. Lichtenberg (Berlin). 


In Graz hat der IV. Internationale Antinikotinkongreß 
getagt. Vorträge hielten Dozent R. Hofstätter (Wien) über „Gesundheits- 
schädigung der Frauen durch das Rauchen“; Prof. M. Hartmann (Leipzig) 
über „Die Frauenwelt und das Rauchlaster“; Prof. Hamburger (Graz) 
über „Rauchen und Willensschwäche“; Prof. R. Reuter (Graz). über 
„Schädigung des Herzens und der Blutgefäße durch das Rauchen“; Prof. 
Polland (Graz) über „Syphilis und Tabak“. Die beiden letztgenannten, 
durch Lichtbilder und Demonstration pathologisch-anatomischer Präparate 
illustrierten Vorträge wiesen nachdrücklich darauf hin, daß die gesundheißs- 
schädigenden Wirkungen des Nikotins bisher erheblich unterschätzt wurden; 
besonders deletär erweist sich ‘das Zusammentreffen der Trias: Nikotin, 
Alkohol und Lues. Der Vorsitzende der Internationalen Antitabakliga 
Schmidt (Kopenhagen) referierte über die Antinikotinbewegung in Europa 
und Amerika, Longrace über die Tätigkeit der Antizigarett 


en in Amerika. 
Dr. Grimm (Landskron i. B.) berichtete über seine Bemühungen, die Ju 


gend 
für die tabakfreie Lebensweise zu gewinnen, und Prof. Stanger (Trautenau 


über „Tabak im Spiegel der Literatur“. Die'gutbeschickte tabakgegnerische 
Ausstellung brachte Tafeln und Kurven, welche die Leistungsunfäbigkeit 
rauchender Schüler und Beamten, die höhere Mortalität der Raucher und 
Tabakarbeiter, das Steigen des Tabakverbrauches in letzter Zeit illustrierten, 
sowie pathologisch-anatomische Präparate (Tabakherz, Tabakniere) u. & 
Die Akademie für ärztliche Fortbildung in Dresden ver 
anstaltet einen Fortbildungskurs für praktische Ärzte auf dem Gebiet der 
inneren Medizin vom 10. bis 22. November d. J. Näheres im Anzeigentei 


sowie durch die Geschäftsstelle der Akademie, Dresden N, Hospitalstr. 1 
| (Landesgesundheitsamt). Se 


Hochschulnachrichten. Hamburg: Prof. Giemsa zum Mitglied 
des internationalen Sachverständigenausschusses der Gesundheitskommission 
beim Völkerbund ernannt. — Würzburg: Geheimrat Schieck in Halle hat 
den Ruf auf den Lehrstuhl der Augenheilkunde als Nachfolger von Wessely 


angenommen. — Wien: Der emerit. Professor der Augenheilkunde Hofrat 
Dr. August v. Reuß 83 Jahre alt gestorben. 


Druck von L. Schumacher in Berlin N 4. 


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Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor 


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Berlin, Prag u. Wien, 28. September 1924... XX. Jahrgang 


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| er Bis jetzt vertreten allerdings die meisten Inneren Kliniker > 
und Pharmakologen, bei voller Würdigung. der psychischen 
Komponente, eine. andere Auffassung über die Pathogenese. . | 


` Die Frage der operativen Behandlung - 
2,0, des Asthma bronchiale. i 


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x eE Nr N x KENN, u des Bronchiälasthma als dessen rein psycho-neurogene Ent- 
Ä E Von Prof. Dr. Max Kappis, Hannover. - | | stehung: | | Be, el 
Außerordentliches Aufsehen machten im Herbst 1923 die Mit- | Nach Stähelin kann man sich die Asthmaentstehung folgender- 


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- teilungen Kümmells, daß er 4 Kranken mit Asthma bronchiale maßen vorstellen: Auf Grund irgendwelcher Atembehinderung ‘oder er 


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auf Grund von.Erinnerungsbildern entsteht: ein Gefühl von Atemnot, - 


-den linken Halssympathikus entfernt und drei geheilt habe, während 


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Ve ee ae ee ER : : y das zu einer vertieften, -vielleicht auch ‚fehlerhaften Atmung - führt. r B An 
t Fer vierten ne Exstirp to Ge een und ne Diese versetzt das abnorm leicht ansprechende V.aguszentrum in - hl 2 
i deshalb wiederge commen seien. Die \rehellten waren eine Oo (Janrıze Erregung (wenn. die Erregung nicht durch das Atemhindernis direkt Ei a 
r% Fran, ein 23jähriger und ein 6öjähriger Mann. Sie hatten seit herbeigeführt wird). Die Erregung des Atemzentrums führt zur Reizun ar ti K fi 
“Jahren teils an Anfällen, teils an chronischem- Asthma gelitten. | des Lungenvagus, als deren Ausdruck der Bronchospasmus ung Bar HB 
i = - Auf dem Chirurgenkongreß 1924 hat Kümmell noch von | die abnormen Sekretionen der Bronchialschleimhaut aufzufassen sind. | p s Kung 
el weiteren. erfolgreichen Halssympatbikus-Operationen ` bei Asthma- | Der Bronchospasmus. vermehrt ‘die schon. vorhandene Dyspnoe und - E Y 5; ae 
el kranken berichtet. Er hat auch Mißerfolge und Rezidive er- an rn an 2 2 T ne Doch -ist 155. wohl. ih: Se 
| Pranger un en BEN . |} möglich, daß auch andere Ursachen den Bronchospasmus’ auslösen. — Win Ar 
nu i Se Set en u nn D an nn > Bee = "Wird in. dieser Wechselwirkung von Erregung .des Vaguszentrums, KL & aM N 
ei, ee an ban., er. längst beobachtete. ist j Bronchospasmus, Schleimhautse wellung und Er e or rs e 
W wa einem. Jahre asiımalrel - et Ä findungen ein Glied ausgeschaltet, so hört der: Anfall auf. — Kine Zu- ER SRRER 
ai Über gute Erfolge der Halssympathikusoperation beim sammenstellung weiterer Ansichten von interner Seite gibt Glaser: Ban ilelessh 
iil. Asthma berichteten auch Flörcken (3 Kranke), Läwen (1 Kranker), | Nach Goldscheider beruht das Wesen des Bronchialasthma in einer T AGE BE Gh le 
he  Harttung (1 Kranker), Ringel (8 Kranke), Röpke (2 Kranke), Käß | Lungen-Vagusneurose. Der krankhafte - Erregungszustand des y Beiiehli 
je  ( Kranke); ich ‚selbst habe eine i9jährige Kranke vor 7 Monaten | Vagus führt zu einem tonischen Krampf der ringförmigen Bronchial- nA pieso r ga 
Wir operierts. sie ist seitdem asthmafrei. Über Mißerfolge der Sym- | muskulatur und .zu- einer Hyperämie der Bronchialschleimhaut mit . Kamen TENE 
t ` pathikusoperation berichten Jenckel (8 Kranke), Brüning | eigenartiger Sekretion, (kinetisch-vasomotorisch-sekretorische Vagus- . > ~ #07, L 
TA f g Eine ganze Anzahl von Mißerfolgen ist wohl nicht mit- | neurose). „Auch Strümp oll meint, dag man das Bronohialasthma, | u $i 
ae. geteilt worden. ec Sa De als eine Vagusneurose bezeichnen könne. Morawitz hält vor- oe ve 
ne EA u N Na wiegend den Nervus vagus mit seinen pulmonalen Ästen: für die... N. 
El E > ung = ass I S a ee zenk ligale Bahn; seine Erregung führt in der Lunge wahrscheinlich En 
y D die Beantwortung der Frage, ob man bei Asthma -7 ı | zu einem. Bronchospasmus, außerdem aber sicher noch zu einer rs he 
w| überhaupt operieren darf, ob. das Asthma nicht eine psycho- “Schwellung der Schleimhaut ‘der Bronchiolen und Sekretion eines `> > © B ki 
| - géne Erkrankung ist. Darin würde sich jeder operative Behand- | sigenartigen Sputums. Nach H. Meyer beruht das Asthma nervosum © . 4 (h 
‚ lungsversuch von selbst verbieten. `. - in den .meisten Fällen wahrscheinlich auf einer abnorm starken’ SUN a 
ku? _ Ich weiß, daß insbesondere erste Chirurgen diese Ansicht ver- | Reflexerregbarkeit des Bronchiovaguszentrums, mitunter Ed. 
nn | er und die bisher ‚berichteten Operationserfolge als psychisch be- a en Be cine der Vagusendapparate . Y $ E 
ee E een ae FE | F oder der N 2 | | ee 
u Fra a a Er on u Re ` Januschke, dem wir eine besonders sorgfältige Bearbeitung des ` ` el 
a. ge As ann, Marx, Costa u. a., für die psychogene nung | Gebiets verdanken, ist der Ansicht, daß das. Asthma hervorgerufen . .'} B 
pi es Asthma eingetreten. | =i >} wird durch einen Bronchialmuskelkrampf, dieser wieder ai , et 
. Besonders erwähnenswert ist die Auffassung von J. H. Schultz: = 16 durch. eine Turepung des- Bronchiokonetrikiären: : Eur 
Er hält das Asthma bronchiale für eine auf psychogenem Wege zu- | zentrums. Die Erregung kann reflektorisch von der Nasen-Bronchia- -. % 


stande kommende Neurose des Respirationstraktus; dabei setzt schleimhaut, aber auch von anderen Teilen des Körpers aus, aber auch | 


r ein körperlich. bedingtes Organentgegenkommen von seiten der 


| nmen, , direkt chemisch vom Blut aus ausgelöst werden. 
ungsorgane im Sinne eines locus: mihoris resistentiae voraus. | . 


; 
RT 
D aN | 2. Auch der Vagusstamm kann direkt gereizt werden in einer: — .' Ez i 
wo By cho-pathologisch betrachtet handle es sich um eine psychogene | Weise, daß Asthma entsteht; experimentell gelingt dies sowohl durch = : u E 
ii 'krankung, die sich,: körperpathologisch betrachtet, in dem Organ | Reizun > des peripheren Endes des durchschnittenen Vagus, wie auch . — È BE 
he . anifestiere, das infolge ‘der körperlichen Schädigung zùr psycho- | durch Reizung des zentralen Endes, im letzteren Fall durch Vermitt- ` EN N 
ge  Snetischen Symptombildung disponiert sei. Be `: | lung des andersseitigen Vagus oder anderer bei der Atmung beteiligter a 
u Im Sinne der psychogenen Erkrankung spricht auch | Nerven. l | E E | R BR E pps 
gi die Tatsache, daß Asthmakranke schön durch die verschiedensten | 3. Auch die Vagusendigungen im Bronchialgebiet können a 
$i Formen’ der Psychotherap; (Marx, Costa, Moos [6 Kranke] .be-. | erregt werden teils durch Gifte (Muskarin usw.), teils durch Peptone. a ES 
#%. richten unter -e ZAPF A lch Fall dur h Kurpfuscherei der Das anaphylaktische Asthma scheint durch Erregung..der peripheren PIETA 
WA verschi da, anderem über solche Fälle), ee ti Vagusendigungen bedingt zu sein. S pa, E N 
ji gehe; J ensten Art, aber auch durch alle möglichen Opera an 4. Bronchialkrampf kann auch durch direkte Reizung der E 2 
‚ geheilt wurden, deren ‚Wirkung nur auf psychischem Wege erklärt | Bronchialmuskulatur entstehen, wie es durch Veratrin, Vanadium CE f: 
sin werden kann, Operationen, nicht bloß an der Nase oder an den | und andere Gifte bedingt wird. TE lee = un 
wi weiblichen Genitalien, sondern auch an Hals, Brust, . Appendix usi; - Außerdem kann die Bronchialstenose noch verstärkt werden art 
e D auch durch Lumbalpunktion wurden von Werner Sch ultz | durch eine Hyperämie der Schleimhaut und durch vermehrte Exsudation. Be 13 
| esserungen .erzielt. ` | | in den Bronchien. | | uhr, 
l DARE or 


Jedenfalls hält J. den Vagus für den tonisch erregenden, den. 
Sympathikus für den hemmenden Nerven der, Bronca aim uskulatır. » 
Von den neueren Autoren spricht nur Werner Schultz gegen 
die Theorie der Bronchokonstriktion als Ursache des Asthma. Er 
bezeichnet .diese Theorie als konstruktiv entstanden- und ist der An- 
sicht, daß die. alte Webersche Theorie ‘der Schleimhautschwellung 
den Asthmaanfall völlig erkläre. en | 


$ Àsth Ich habe sogar von Psychotherapeuten gehört, die jedes 
"i rich ma auf psychischem Wege sollen heilen können. Sollte dies 
Be tig sein, so dürfte man wegen Asthma keinesfalls operieren. 
f Beh, ‚wäre aber. anderseits verpflichtet, die psychotherapeutische 
| Ale: ung viel mehr Asthmakranken zugute kommen: zu lassen, 
Pa: es bisher geschieht. . | > | Ä | 


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1348 


Würde die alte Webersche Theorie der einfachen Bronchial- 
Schleimhautschwellung durch Gefäßerweiterung richtig sein, so 
müßte man allerdin | 


gs auch dann eine bestimmte Nervenbeteiligung an- 
' nehmen in ganz ander 


er Weise, als es z. B. beim Quinck eschen Odem 
der Fall ist, bei dem die sympathisch reizenden und parasympathisch 
lähmenden Mittel durchaus nicht so regelmäßig und so sicher wirken 
wie beim Asthma bronchiale. Nur sehr wenige Astlimakranke reagieren 
Kent in der bekannten prompten Weise auf die entsprechenden 
ittel. Daß im übrigen der Erklärung des Asthma durch einfache 
Schleimhautschwellung noch sehr viele andere Feststellungen wider- 
sprechen, darauf sei nur kurz hingewiesen (s. dazu und zur Frage des 
Asthma durch Sekretanhäufung bei Januschke [l. e. S. 270 ff). 
Als Ursache des Bronchialmuskelkrampfes werden neuer- 
dings, in erster Linie von amerikanischen Ärzten, anaphylaktische 
Zustände gegen gewisse tierische Hautabsonderungen oder gegen 
bestimmte Nahr 


ungsmittel angenommen. Auch das würde gegen die 
psychogene Entstehung des Asthma sprechen. 


ie pathologischen mikroskopischen Beiunde, die Küm- 
mell in den Sympathikus-Halsganglien operierter Asthmatiker 
feststellte, möchte ich bei der Unsicherheit der Seholopt.chen Anatomie 
des Sympathikus nieht gegen die psychogene Entstehung des Asthma 
ins Feld führen. . ; 


Dagegen sprechen gegen die psychogene Entstehung ins- 
besondere auch die spezifischen Wirkungen ganz bestimmter 


Arzneimittel, welche beim richtigen Bronchialasthma regelmäßig 
wirken, während andere Mittel, in derselben Form und unter dem- 
selben Namen eingespritzt, wirkungslos bleiben: 

Die Vagusreizung, die als Ursache des Bronchialasthma 
angesehen wird, kann unterbrochen werden durch Kokainisierung 
der Reizstellen (Nase, Bronchien u. a.) oder Betäubung der zentralen 
Reflexapparate mit Mitteln der Morphingruppe, Chloralhydrat 
u.ä. oder Narkoticis (Ather u. ä.), oder da aak daß man die moto- 
rischen Nervenendigungen durch Atropin oder Lobelin unerregbar 
macht, oder daß man ihre Antagonisten, die dilatatorisch wirkenden 
sympathischen Nerven durch Suprarenininjektion erregt, wodurch 
die Bronchiolen ebenfalls, im Tierexperiment sogar besonders wirksam 
erweitert werden. Ä 

So sprechen gewichtige Gründe gegen die rein psychogene, 
Entstehung des Asthma. Man wird daher den Gedanken an 


eine operative Behandlung nicht von vornherein ab- 
lehnen dürfen. 


Sind aber die eben genannten pharmakologischen und klini- 
schen Untersuchungsergebnisse und Erklärungen richtig, so ist es 
sehr schwer oder gar nicht zu verstehen, daß bei Belassung 
des Vagus, der die Konstriktoren der Bronchiolen 'versorgt, und 


bei Durchtrennung des Sympathikus, der ihre Dilatatoren 
versorgt, der Spasmus verschwindet. 


Kümmell weist darauf hin, daß aus den anatomischen Prä- 
paraten der Lungennerven hervorgehe, daß im Plexus pulmonalis 
eine innige Durchflechtung von Vagus- und Sympathikus- 
fasern stattfinde, und daß es ausgeschlossen erscheine, Stamm und 
Ganglien des Halssympathikus zu entfernen, ohne gleichzeitig auch 
Ausläufer des Vagus direkt oder indirekt zu durchtrennen. Auch andere 
Operateure und Experimentatoren (Cyon, Odermatt u. a.) weisen 
auf denselben Umstand hin. Nach meinem Eindruck von der topo- 
graphischen Anatomie bei den Halsnervenoperationen glaube ich, mich 

ieser Ansicht nicht anschließen zu können; ich glaube, daß bei einer 
technisch einwandfreien Sympathikusoperation höchstens ganz unwesent- 
liche Vagusfasern in Mitleidenschait Ba werden können, und daß 
die Erfolge beim Astlıma bronchiale dadurch nicht erklärt werden können. 
Man wird daher nach den Erfolgen der Sympathikusoperationen 
annehmen müssen, daß der das Asthma verursachende Krampf 
derBronchialmuskulatur durch dieSympathikusoperation 
am Hals ausgeschaltet werden kann, obwohl der konstringierende 
Nerv erhalten bleibt, der dilatierende durchtrennt wird. 
Dies zu erklären, ist nicht einfach. 
schiedene Möglichkeiten denken: 


1. Es könnten im Sympathikus auch konstriktorische 
Nervenfasern für die Bronchiolen verlaufen; nach den bisher 
giltigen pharmakologisch - physiologischen Untersuchungsergebnissen 
wäre dies nicht anzunehmen. Jedoch ergaben neuere tierexperimentelle 
Untersuchungen von Weber, daß die bronchiokonstriktorische Wir- 
kung des Muskarins, Pilokarpins und Physostigmins nur aufgehoben 
wird bei gleichzeitiger Durchtrennung der Vagi und des Halsmarks; 
Weber nimmt an, daß in der Medulla oblongata ein Zentrum für die 
Bronchiokonstriktoren liege, das sowohl dwch den Vagus wie auch 


Man könnte an ver- 


auf dem Wege Rückenmark—Sympathikus mit den Lungen in Ver- 


biodaig stehe. 


usgehend von dem Gesichtspunkt, daß Vagus und Sympathikus 
zu den Organen, die sie versorgen, im allgemeinen sowohl fördernde 
wie hemmende Fasern führen, hält Januschke es für möglich, daß 
auch im Sympathikus bronchiokonstriktorische Fasern verlaufen. Er 
weist darauf hin, daß im Tierexperiment gelegentlich durch elektrische 
Vagusreizung eine Bronchialmuskelerschlaffung, durch das (vagus- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


reizende) Muskarin zuweilen starke Bronchialerweiterung hervorgerufen 
| wurde. 


Andererseits erhielten Dixon und Ransom durch Reizung 
des Sympathikus der Katze manchmal Bronchiokonstriktion, und F. L. 
Golla und W. L. Symes erzielten in Übereinstimmung damit bei 
Kaninchen, weniger bei Katzen, eine mäßige Bronchiokonstriktion 
durch Injektion des sympathikusreizenden Adrenalihs. 

Bei einem 10 jährigen Mädchen mit Asthma sah 'Januschke 
von Atropin und Papaverin keine, wohl aber von Adrenalin und auch 
Urethan gute Wirkung. Er nahm deshalb an, daß bei diesem Mädchen 


die bronchiokonstriktorischen Nerven nicht’nur über den. Vagus, sondern 
auch über den Sympathikus gehen. 


2. dem Asthma ein Reflex zu Grunde, so könnte "der 
z„entripetale Schenkel der Reflexbahn ganz oder teilweise über 
den Halssympathikus on Nimmt man die zentripetale Bahn 
weg, könnte der ganze Reflex und so auch die Konstriktion der 
Bronchialmuskulatur nicht zustande kommen. 


Auch Glaser und Käß sind der Ansicht, daß” die Entfernu 
des Halssympathikus durch Unterbrechun 


g eines zentripetal leitenden 
Reflexweges wirke. | 


3. Eine dritte Möglichkeit einer Erklärung wäre die, daß bei 
dem Gleichgewichtszustand zwischen Vagus und Sympathi- 
kus, der im autonomen System als vorherrschend angenommen werden 
muß, die Wegnahme des Sympathikus das Spannungsverhältnis, den 
Tonus, die Erregbarkeit und andere Verhältnisse der Muskulatur in 


einer Weise ändern würde, die das Zustandekommen des für das Asthma 
nötigen Spasmus unmöglich machen würde. Eine Hypothese ohne 
Beweismöglichkeit! 


4. Es könnte durch die Operation "die Blutversorgung der 
Lungen geändert, in erster Linie gebessert werden. Allerdings 
wäre da die längere Wirkung schwerer zu verstehen. Immerhin haben 
Papilian und Co Tierversuche beschrieben, deren Ergebnisse 
für die Möglichkeit sprechen, daß die Halssympatbikusoperation die 
Blutversorgung der Lungen ändern oder auch anderweitig auf die 
Lungen in erheblichem Maße einwirken kann. Sie bekamen nämlich 
nach Halssympathikusexstirpation oder Zerstörung seiner Ganglien 
‘oder deren Bepinselung mit ar Nikotinlösung eine Abnahme der 
Atembewegungen auf die Hälfte, ! 


ür etwa 8— 10 Tage; Adrenalinein- 
spritzung brachte die Atmung wieder auf die normale Zahl. Einfache 


Freilegung der gleichen Gegend hatte keinen Einfluß in dieser Richtung. 
Die Autopsie der Tiere ergab eine „mächtige Kongestion des tracheo- 
bronchialen Raums und des Diaphragma“, die vielleicht als Ursache 
der Atmungsverlangsamung in Betracht kommen und ihrerseits durch 
eine Reizung einiger sympathischer Fasern hervorgerufen sein könnte. 

5. Möglicherweise handelt es sich um keine kausale, sondern 
eine psychische Therapie. 

6. Eine weitere Möglichkeit wäre die, daß unsere derzeitigen 
Auffassungen über die Pathogenese des Asthma durch Bronchial- 
muskelkrampf und Vagusreizung unrichtig sind. 

Wie dem auch sei, jedenfalls ist diese letzterwähnte Auffassung 
zurzeit die herrschende, dementsprechend geht die ganze Asthma- 
therapie darauf aus, den Vagus zu lähmen oder den ym- 
pathikus zu reizen. So liegt der Versuch nahe, das Asthma 
bronchiale mit der operativen Durchtrennung eines Vagus 
zu behandeln. 


Diese Operation ist an sich zweifellos 
wissen von einer ganzen Anzahl von Vagusverletzungen der ver- 
schiedensten Art, daß die Durchtrennung des Nerven auf einer Seite 
ohne Störung überstanden wird, und daß auch späterhin, im Laufe 
vieler Jahre, keine merkbaren Folgen daraus hervorgegangen sind. 


(Über die Einwände von Sauerbruch und Frey gegen derartige 
Nervenoperationen s. unten). 


Nach diesen Überlegungen habe ich zuerst im Januar 1924 
den rechten Vagus unterhalb vom Abgang des Rekurrens 
bei einem Asthmatiker durchtrennt (der linke Vagus wäre Ja 
unterhalb vom Rekurrensabgang nur sehr schwierig zu erreichen). 


Die Technik dieser Operation ist sehr einfach. Anfangs 
machte ich einen Längsschnitt am inneren Kopfnickerrand, später emen 
Querschnitt über dem unteren Kopfnickeransatz rechts. Anfangs durch- 
trennte ich den Kopfnicker an seinem unteren Ansatz, jetzt verziehe 
ich ihn, mit ganz wenigen Ausnahmen, nur nach der Seite, dringe an 
seinem inneren Rand in die Tiefe und schiebe die Karotis und Jugu 
laris auseinander. Zwischen ihnen trifft man den Vagus, den man mit 
1/,0/,igem Novokain injiziert und dann, am besten stumpf, brustwärts 
verfolgt. Zerren und Drücken am Vagus und Rekurrens muĝ ver- 
mieden werden, um keine Lähmungen des letzteren Nerven herbeizu- 
führen. erblickt man den Rekurrensabgang deutlich, s 
Vagus unterhalb vom Rekurrensabgang mit einer Klemme 
unterhalb durchtrennt. 


o wird der 
gefaßt und 
Ich habe im Laufe der letzten Monate eine größere Anzahl 
Kranker auf diese Weise operiert. Die Operation wurde stets 0 
örtlicher Betäubung ausgeführt. Irgend welche Störungen durch 
die Operation sind nicht eingetreten mit Ausnahme von zwel Re- 
kurrenslähmungen, die wohl durch Druck oder Zug un 
rufen wurden, jetzt nach einigen Monaten in Rückbildung begriffen su 


28. September E 


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erlaubt. Wir ` 


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9 , September” i 


die Arteria subelayia mit einem 


- Operationen am Vagus und am Sympathikus helfen. 
beide helfen, 


_ &ine so große Rolle spielen und noch so wenig geklärt sind. 


‚sehr schwerem 


E aD und zu viertelstundenweise. 


HA J d | 3 7 1 | 
‚ganz außerordentlichen Verschlimmerung 


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Auch Störungen von seiten der Lungen, des Herzens oder der 


~ Bauchorgane wurden nicht beobachtet, weder unmittelbare noch spätere. | 
Dagegen habe ich bei einer meiner letzten Operationen einen 
‚schweren Zwischenfall erlebt, den ich allerdings für unmöglich . 


"gehalten hätte: Bei der Vagusoperation zieht man vorteilhafterweise 
aken nach oben rechts. 
Zug mit Langenbeckschem Haken (der betreffende Assistent zog,. soweit 
-ich es beurteilen konnte, gar.nicht übermäßi 
subclavia einer 58jährigen Frau ein. Wie sich bei der folgenden Ver- 
sorgung herausstellte, war an diesem Zwischenfall eine 'ganz außer- 
ordentliche Morschheit und Brüchigkeit der Arterie, die zu einem fast 


völligen Verlust der Elastizität geführt hatte, schuldig. Dieser Zwischen- 


fall führte leider weiterhin zu 
Tod der Frau zur Folge hatten. en 
` Durch diesen Todesfall, der natürlich weder mit dem 
Bronchialasthma noch der Vagusdurchtreunung, sondern mit der 
Operation im Bereich der großen Halsgefäße zusammenhängt, wird 


omplikationen, die nach 4 Tagen den 


das Konto der im allgemeinen sehr einfachen und auch ungefähr- 
lichen Vagus-Operation sehr schwer belastet. Allerdings wird die ein- 


malige trübe Erfahrung genügen, um solche Unglücksfälle für immer 
zu verhüten. Eine Ablehnung der Operation könnte dieser 
Todesfall nicht begründen, wenn die Operation im übrigen 


gegen Asthma helfen kann. 


Besondere a eng. erfordert während der Operation 
die Sensibilität des Vagus; dieser Nerv hat, entgegen der bisher 


giltigen Auffassung, auch unterhalb vom Abgang des Rekurrens noch ` 


sicher eine gewisse Sensibilität, die meist in den Hals, ganz selten. in 


- die Brust, einmal in den Magen lokalisiert würde, die aber durch 


Kneifen oder Klemmen regelmäßig auslösbar ist. Schwere Reflexe vom 
- Vagus aus sahen wir nicht. Um alle derartigen Störungen zu ver- 
meiden, haben wir, wenn die Infiltrationsbetäubung zur Leitungs- 
‚ünterbrechung des Vagus nicht sicher ausreichte, jedesmal den Nerven 


=- noch endoneural mit einigen Kubikzentimetern Y, iger. Novokain- 


lösung injiziert. | u | Ä 

| Von unseren mit Vagusdurchtrennung operierten Kranken ist 
‚ein großer Teil seit der Operation von ihrem Asthma 
‚befreit. Und zwar haben diese Geheilten nicht nur die Anfälle 
verloren, sondern auch die Kurzatmigkeit bei Anstrengungen und 


: die oft vorhandene Bronchitis, deren Besserung das objektivste 
Urteil erlaubt, und andere Begleiterscheinungen des Asthma sind 


ganz verschwunden oder wesentlich gebessert. | 
= Voden nicht völlig geheilten Kranken sind die meisten 


' wesentlich gebessert, sie bekommen viel weniger Anfälle, die 
. ‚im allgemeinen mit viel 
zu bekämpfen sind. 


geringeren Mengen der Asthmagegenmittel 


Nur wenige Kranke sind durch die Operation nicht beein- 
{lußt worden oder haben schwere Rezidive bekommen (s. unten). 


‚Eine Verschlimmerung des Leidens ist nie eingetreten. 
Demnach ist die Lage beim Asthma bronchiale jetzt dieselbe 


wie bei der Angina pectoris: wie bei dieser sollen auch beim Asthma 
Ob 


oder ob beide nicht helfen, das kann natürlich erst jahre- 
lange Erfahrung lehren. | T | 
-_ ‚Pie Frage beim Asthma liegt fast noch komplizierter als bei 
der Angina pectoris, da beim Asthma die psychogenen Beziehunge 


Sollte sich nun durch jahrelange Beobachtungen herausstellen, 


daß die Heilungen des Asthma durch diese Nervenoperationen doch 2 
und nicht psychogen bedingt sind, so braucht die Tat-. 


objektiv 


Sache, daß Operationen am Vagus und am Sympathikus 


Nelfen, an sich keinen Widerspruch zu bedeuten. Wir haben: 


oberi ausgeführt, wie sich, auch wenn die Vagushypothese der 
sthmaerklärung richtig ist, die Wirkung der Sympathikusoperation 


erklären ließe. 


Nimmt man an, daß der Sympathikus den zentripetalen, der 


‚zus den zentriiugalen Schenkel der Reflexleitung unterbricht, 
' Könnten sich 


„Unterstützen und ergänzen. 


vielleicht die beiden Operationen sogar direkt 
mmer aber ist das sicher nicht so: Ein '64jähriger Kranker mit 
A Asthma wurde durch die Vagusoperation außerordent- 

gebessert; aber er war noch nicht ganz geheilt, „pustete“ noch 
i l Dieses „Pusten begann mit Schwitzen 
Sen, N rechten Gesichtshälfte, demnach mit einer Reizung des rechten 
2 athikus. Ich habe daraufhin das untere Hals- und obere Brust- 
ganglion des rechten Sympathikus entfernt, mit dem Erfolg einer 
erschli | des Asthma; die 
nor Inmerung legte sich im Laufe einer Woche allmählich. Aber 
ach 3 Wochen, als der Kranke entlassen wurde, war der gute 


ustand wie » . ‘ f ` 
; ‚, Wie er nach der Vagusoperation bestanden hatte, noch nicht 
wieder erreicht. a pora Ze 


1924 — MEDIZINISCHE RLINIE- Nr.89 000. 


Unter diesem 


stark) riß die Arteria 


oder ob die eine’ mehr oder weniger hilft, 


t 


-Besonderer Überlegung bedarf noch die. Frage, 'wie dann, 
wenn die Operationen am Vagus oder Sympathikus objektiv. helfen, 
die Mißerfolge der beiden ‚Operationen zu erklären sind. 

Man könnte die Ursache der Mißerfolge zunächst darin suchen, 
daß man mit einer einseitigen Operation unmöglich. eine Er- 
krankung beider Lungen beeinflussen oder ganz ausschalten kann. 
Dieser Einwand ist bis zu einem ‘gewissen: Grad richtig; man wird 
von einer einseitigen Operation, insbesondere am Vagus, in erster 
Linie einen Einfluß auf die Lunge der operierten Seite, erst in zweiter 
Linie, auf dem Wege über. die Nervenverbindungen zwischen beiden 
Lungen im‘ Plexus pulmonalis posterior, auch eine Einwirkung aul 
die andersseitige. Lunge erwarten dürfen. Reicht der. Einfluß der 
Operation aus, um in der einen Lunge das Asthma zu beseitigen, 
so wäre das Asthma im ganzen wohl beseitigt; denn sollte die Lunge 
der nicht operierten Seite den asthmatischen: Zustand bekommen, 
so könnte der Kranke mit der Lunge der operierten Seité ruhig 


ak > 


nicht operierten Seite störend wirken- würde. = 


mit der Operation wohl auf den nervösen Zustand beider Lungen 
ein auf dem Wege über die Verbindungen in den Plexus pulmonales 
‚posteriores: Dann würden wohl diejenigen Asthmakranken . geheilt 
werden, deren Reizungszustand der Lungennerven oder Lungen, 
durch die - einseitige Vagusoperation herabgesetzt, dem Normalen 
nahekommen würde. Diejenigen, bei .denen der Reizzustand 
auch nach Ausschaltung der einen Hälfte der Reizleitung 


halten, müßten ungeheilt bleiben. (In dieser Beziehung muß 


’Asthmaanfälle sich gleichmäßig auf beide Lungen oder Lungenlappen 
erstrecken.) — Ferner würden diejenigen Asthmakranken ungeheilt 
bleiben, bei denen die Verbindungen der Nerven zwischen 
: rechter und linker Lunge ausreichen würden, um den- Bronchial- 
muskelkrampf auch in der Lunge der operierten Seite, trotz Ent- 
feruung von deren Hauptnerven, noch zustande kommen zu lassen. 

Nicht geheilt würden weiter diejenigen Kranken werden, deren 


latur ausgelöst würde. 


‚Rückfälle auch in folgendem liegen: Die Durchtxennung des Halssym- 

pathikus schaltet sicher einen Teil der sympathischen Bahnen, nach 
Möllgaard und Kümmell sogar den größten Teil, (Ganglion. cer- 
vicale medium und stellatum) aus; es bleiben aber die Verbin- 
dungen vom Plexus pulmonalis zum Rückenmark über 
die Dorsalnerven erhalten. Nach Läwen, Bradford und Dean 
scheinen , derartige sympathische Verbindungen hauptsächlich über 
D 3—5, aber auch noch D 6 und 7 zu gehen. Demnach bestehen 
auch nach Ausschaltung des Halssympathikus noch eine ganze An- 
zahl sympathischer Nervenverbindungen zu den Lungen: ` > 


pathikus eine große Rolle in der Asthmaentsiehung spielt, Ursachen, 


dié nach Erfahrungen, die wir an zwei Kranken machten, wohl. 


möglich scheinen. | | o, T r | 
| Eine 67jährige Frau, die seit 20 Jahren. an schwerem Asthma 
` (chronische Kurzatmigkeit, unterbrochen durch Anfälle) litt, wurde durch 
die rechtsseitige Vagusoperation nicht gebessert. Wiederholte Novokain- 
einspritzung an den linken Halssympathikus unterbrach die Anfälle jedes- 
mal für die Dauer der Novokainwirkung. Darauf entfernte ich ihr das. 
untere Hals- und obere Brustganglion des linken Sympathikus. Sie. 
ist seitdem ihr Asthma los. Der 
‚aus der Klinik zu Hause noch wesentlich gebessert. 

. Bei einem. 42jährigen Mann, Asthmatiker seit Jahren, war die 
Wirkung der Vagusoperation, sehr gering, die: Sympathikusoperation 
links beseitigte das Asthma sofort und bisher dauernd. Be 

Ein weiterer Grund für. die Mißerfolge könnte darin. liegen, 
daß die Lungen schon so stark emphysematös verändert 
sind, daß auch ein Wegfall des Bronchospasmus dennoch die nor- 
male Atmungsleistung nicht wieder herstellen kann. > 

. Der Hauptanteil der Mißerfolge fällt jedoch wohl auf solche 


‚Kranke, deren Asthma, nach unseren rückblickenden Kenntnissen, 


sicher rein psychogen oder doch im wesentlichen psychogen be- 
dingt ist, die wir, wenn wir die richtige Diagnose früher gestellt 
hätten, natürlich von vornherein nicht operiert hätten. zo 
Ich glaube zurzeit, daß man geradezu sagen kann: Je 
weniger psychogene Momente bei der Asthmaentstehung mit- 


sprechen, desto besser sind die Operationserfolge. 


. i 
‘ 


weiter. atmen, :ohne daß der asthmatische . Zustand der Lunge der 


'.. Aber wahrscheinlich liegen die Verhältnisse anders; wir wirken ` 


noch stark genug wäre, um das Asthma aufrecht zu er- . 


auch erwähnt werden, daß, nach Werner Schultz, nicht ‘alle. 


Asthma durch eine direkte’Erregung der Bronchialmusku- 


- Bei den Sympathikusoperationen könnte der Grund der 


Mit der Vagusoperation würden“ diejenigen Asthmakranken | 
nicht geheilt. werden, deren Bronchialmuskelinnervation über. 
den Sympathikus geleitet wird, oder bei denen, doch der Sym- 


Zustand hat sich nach der Entlassung- `- 


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= Vagusoperation bei Asthma bronchiale. nichts sagen, da 


. aber nur sehr vorsichtig weitergehen dürfen. 
Entschließt man sich zur Operation, so erhebt sich die’ 


sagen, ob nicht der andere Nerv doch etwas abbekommen hat, wenn 


-Vorentscheidung zu treffen ist, zunächst an den leichter erreichbaren 


Ji 


A 


18500 © >> > 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


“ Man wird fragen müssen, ob man bei diesen Teilerfolgen be- 
rechtigt ist, Asthmakranke überhaupt weiter zu operieren. Die 
direkten Operationsgefahren können keinen Hinderungs- 
grund abgeben. | 


Neuerdings hat Sauerbruch durch seinen Assistenten Frey 
vor den Operationen warnen lassen, da die Durchtrennung von 
Herznerven bei geschädigtem Herzen einerseits zu schwerer Störung, 
ja Stillstand der Herztätigkeit, andererseits zu einer Herabsetzung der 


führe. Diese sehr beherzigenswerten Einwände können gegen die 

er Vagus 
unterhalb vom Abgang des Rekurrens durchtrennt wird und so Herz- 
Äste des Vagus kaum in Mitleidenschaft -gezogen werden. Auch 
bei der 'Sympathikusoperation. fallen, wenn man nur das untere 
Hals- und oberste Brustganglion einer Seite entfernt, nur recht weni 


asthmas ist auf die Dauer schädlicher für das Herz, als die Entfernung 
dieser wenigen Nervenäste. Zudem. ist ja von den vielen Hals- 
sympathikusoperationen bei. Epilepsie, Basedow usw. bisher nichts 


gebnisse von Frey sprechen würde. Insbesondere hat Brüning bei 
elektokardiographisch genau untersuchten Herzkranken nach den Sym- 
pathikusoperationen ‘nie Schädigungen feststellen können. Mit dieser 


` Begründung der möglichen Herzschädigung wird man die Asthma- 


operationen "nicht ablehnen dürfen. 

Auf der ‘Mitteldeutschen ‚Chirurgenvereinigung in Dresden, Juni 
1924, hat Harttung über eine Sympathikusoperation bei Asthma be- 
richtet, die zu einer vorübergehenden Parese der Muskulatur des 
linken Arms. führte. H. nahm, als Ursache der Parese eine trophische 
Wirkung an. Ich glaube eher, daß diese Störung durch. eine direkte 
operative Einwirkung auf den nahe Ener Plexus (Hakendruck, 
Zug o. a.) bedingt war; häufiger scheinen dadurch vorübergehende 
Plexusneuralgien ausgelöst zu werden.‘ Auch diese Folgen, die 


‘durch vorsichtiges Operieren wohl vermieden werden können, könnten 
"nicht gegen die Operation sprechen. | p 


Was für den streng denkenden Chirurgen die operative 


 Asthmabehandlung' so unsicher macht, ist die oben angeführte 
Unsicherheit der Erfolge (es ist uns bisher nicht gelungen, 


festzustellen, weshalb ein Kranker nicht reagierte, während ein uns 


im .einzelnen Fall, 
Asthmazustände die gleiche Ursache. RE 
Ich sehe ganz davon ab, daß zunächst überhaupt ein Asthma 
bronchiale vorliegen muß, daß es sich nicht um ‘kardiale Kurz- 
atmigkeit (diese Differentialdiagnose ist durchaus, nicht immer 
leicht; wahrscheinlich gibt es auch kombinierte Zustände) oder eine 
andere Lungenerkrankung handelt. Diese Krankheitszustände 
muß man erkennen und von der Operation ausschließen. - . 
Man muß weiter alle’ psychogenen und auch die 
psychogen verdächtigen Fälle von vornherein von der 


Operation ausschließen. 


Auch bei den. übrigen Kranken wird man nochmals versuchen, 


heilen. Nur dann, wenn alles versagt, wird man sich zur Operation 
entschließen dürfen. = e | 

Es wird ratsam sein, sich in der Entwieklungszeit, in der sich 
die Asthmaoperationen zurzeit befinden, möglichst zurück- 
haltend zu verhalten, weil jetzt schon genügend Kranke operiert 


Dauerergebnisse festgestellt werden können, 
Grundlage für unser. weiteres Handeln abgeben müssen. Allerdings 
wird man, wenn man an: die Möglichkeit operativer Asthma- 
heilung glaubt, nicht alle Kranken ablehnen können. Man wird 


schwierige Frage: Vagus oder Sympathikus? Ich muß gleich 
denster Richtung bisher kein Mittel gefunden haben,’ sicher zu ent- 
scheiden, welcher Nerv im einzelnen Fall am besten entfernt wird. 
Wir versuchen, die Frage durch Novokaineinspritzung an den rechten 
Vagus (Rekurrenslähmung) oder linken Sympathikus (Hornerscher 
Symptomenkomplex) zu entscheiden; niemand kann dabei sicher 
der eine sicher ausfällt. So wenden wir uns, wenn keine bestimmte 
rechten Vagus, dessen Durchtrennung bei den meisten unserer 
Kranken ausgereicht "hat. Genügt der Erfolg der Vagusoperation 
nicht, so würden wir uns unter Umständen, nach nochmaliger 


Reaktion des Herzmuskels auf die Zufuhr von Digitalis oder Strophanthus 


Herznervenäste weg. Ich glaube, das Weiterbestehen des Bronchial- 


bekannt geworden, was in der Richtung der tierexperimentellen Er- 


gleichartig erscheinender geheilt wurde) und insbesondere die 
‘Schwierigkeit der Beurteilung der Asthma-Pathogenese 
‘Denn wohl sicher haben nicht alle 


das Asthma mit innerlichen Mitteln, mit Psychotherapie usf. zu- 


zu sein scheinen, 'an denen im Lauf von 2—3 Jahren die- 
die dann die - 


vorausschicken, daß wir durch genaue Untersuchung in verschie- 


genauer Untersuchung und insbesondere nochmaliger sorgfältiger 


` 


Überlegung, ob nicht doch.ein psychogenes Asthma vorliegt, an den 


linken Sympathikus halten und dessen unteres Hals- und oberes 
Brustganglion entfernen: © | | 


Keinesfalls würde ich im ‚jetzigen Zwischenstadium an 


beiden Halssympathiei oder beiden Vagi operieren, wie ich 


überhaupt der Ansicht bin, daß vorsichtiges Vorgehen, in 


jeder Hinsicht, dem neuen Verfahren, das.noch: im Versuchszustand 


steckt, am meisten nützen kann. 


= -Die Operationserfolge scheinen mir um so besser, wenn in der 
ersten Zeit nach der Operation die. Bronchitis, an der fast alle 


 Asthmatiker leiden, möglichst gut nachbehandelt wird. Wir 


haben nach der Vagusoperation zuweilen eine außerordentliche 


. Vermehrung :der Bronchialsekretion gesehen, aber nicht regelmäßig. 


Ich hoffe, daß die chirurgischen Vorschläge auch die Innere 
Medizin, die. Pharmakologie und die Physiologie zu- neuer Arbeit 


auf dem Asthmagebiet anregen und so zu einer weiteren Klärung 


der Asthmafrage führen werden. 


Leider läßt sich Hinsichtlich der. operativen Asthma- 


behandlung nicht alles Wissenswerte auf dem Wege des 
Tierversuchs allein ergründen. Vom experimentell - erzeugten 
Asthma der Versuchstiere wissen wir nicht, ob es dem menschlichen 
Asthma entspricht. Asthma als Krankheit ist zwar bei Tieren 
bekannt, aber noch sehr wenig genau erforscht, und insbesondere 


- wissen wir dabei ebenfalls nicht, .ob dieses tierische Asthma dem 


menschlichen Bronchialasthma entspricht. 


So ergibt sich die leidige Tatsache, daß wir die endgiltige .Ent- in 


scheidung über die Frage der operativen Asthmabehandlung vom Aus- 


gang der Operationen: am Menschen selbst abhängig machen müssen. 


Die vorläufigen Ergebnisse berechtigen,. nach meiner Auf- 


fassung, zu einem vorsichtigen Weiterschreiten auf diesem Gebiet. 


Aber ich möchte im derzeitigen Entwicklungsstadium zu möglichster 
Zurückhaltung mahnen, da das endgiltige Urteil über den Wert oder 


Unwert der Operationen erst in etwa 2—3 Jahren gefällt werden kann. 


Würde es schließlich gelingen, auch nur 30°, der‘ sonst 
unheilbaren Bronchialasthmatiker operativ. zu heilen, so würde das 
schon einen großen Gewinn darstellen, der einen Operationsversuch 
bei allen Kranken, deren Asthma nicht psychogen bedingt ist, nach 


‚Ausschöpfung der anderen Behandlungsmittel, berechtigt erscheinen ` | 
' lassen würde. ee 


Literatur: Bradford und Dean, nach Läwen — Brüning, 
‚Chirurgen-Kongreß 1924. — Costa, N., Zur Lehre vom Asthma bronchiale. D.m.W. 
1922, Nr. 41, [S.1373. — Dixon und Ransom, nach Januschke — Flörcken, 
Chirurgen-Kongreß 1924. — Frey, Herznervenwirkung und chirurgische Behand- 


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Groß, Direkte Verletzung der Vagusgruppe, eine Kriegsverletzung mit Reflex- 


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Les deux voies du traitement de ’asthma. A propos de cas nouveaux d’asthme 
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Grundlagen und Aufbau systematischer Atmungstherapie. Ebenda 1922, Nr. 2. S.1. 
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1923, Nr. 38. — Schultz, J. H., Die seelische Krankėnbehandiung. Gustav Fischer, 
Jena, 1922, S. 288 u. 288. — Schultz, Werner, Asthma bronchiale. Brugsch, Ergebn- 
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d. inn. Med. 1914, 2, S.868., Weitere Literatur dort S.803; Über die Resultate der 
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Storm van Leeuwen, Die antiallergische Therapie des Asthma bronchiale. 
Ther. d.'Gegenw. März 1924. — Weber, Ernst, Neue Untersuchungen über experl- 


mentelles Asthma und die Innervation der Bronchialmuskeln. Arch. f. Anat. u. 
Phys., phys. Abt., Jg. 1914, S. 68. j Hs ; 


28. September 


Klin. Wschr. 1924, Nr. 10, S. 399. — Käß, Operative Behandlung des Asthma bron- 


Psychogenität und Psychotherapie des Asthma bronchiale. D. m. W. 1923, Nr. 15, 


28. September 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


Abhandlungen. 


Die passive Resistenz zur Verhütung lebensgefährlicher 
Reaktionen. 


Von Prof. Dr. Aufrecht, Magdeburg. 


Die Einführung des Begriffs passive Resistenz bedarf zunächst 
der näheren Definition. Als Grundlage dieser Definition mache ich 
die Anschauung geltend, daß jede Krankheit als eine Kom- 
bination zweier Faktoren anzusehen ist: 1. der Krankheits- 
noxe (äußere und innere, mechanische und chemische Reizwirkung, 
endogener und endokriner Tonus- und Reizmangel) oder des 
Krankheitserregers oder beider zusammen; 2. der Reaktion der 
betreffenden Organe oder des Blutes. Die Reaktion kann eine febrile, 
parenchymatöse, exsudative, im Blute verlaufende, nervöse sein 
oder mehrere dieser Funktionen umfassen. Wir wissen zur Genüge, 
daß das Vorhandensein eines Krankheitserregers im Organismus 
nicht gleichbedeutend mit Krankheit ist. Cholerabazillen können 
im Darm vorhanden sein, ohne daß eine Cholera entsteht; Pneumo- 
kokken können in der Mundhöhle und in den oberen Luftwegen 
hausen, ohne daß eine Pneumonie eintritt; Fremdkörper können 
unter der Haut, in ‚der Muskulatur oder in einem. inneren Organ 
ohne besondere Schädigung vorkommen. Alle diese Gebilde stellen 
den unter 1. zu subsumierenden Krankheitsfaktor dar, der erst zu- 
sammen mit den unter 2. angeführten Reaktionserscheinungen das 
darstellt, was Krankheit zu nennen ist. Damit es zu einer solchen 
kommt, bedarf es der Disposition, die im Körper liegen oder von außen 
gegeben sein muß und dauernd oder vorübergehend. bestehen kann. 

Nun ist bisher für den Verlauf und den Ausgang einer Krank- 
heit dem 1. Faktor, der Krankheitsnoxe bzw. dem Krankheitserreger, 
oder beiden zusammen, . die Hauptbedeutung beigemessen worden, 


[4 


während der 2. Faktor, die Reaktion, als naturnotwendig und zur 


Heilung unbedingt erforderlich angesehen worden ist. Nach meiner 
Erfahrung ist die letztere Ansicht nicht in vollem Umfange zu- 
treffend. Die Reaktion kann in vielen Fällen so hochgradig, so 


heftig werden, daß sie in weit höherem Maße das Leben gefährdet, 


wie der 1. Faktor. Wenn dies richtig ist, muß es als eine wichtige 
Aufgabe der Therapie angesehen werden, die Reaktion über eine 
mittlere, ungefährliche Höhe nicht hinausgehen zu lassen. 
nachfolgenden Tatsachen dürften die Berechtigung einer solchen 
Ansicht erweisen. | 

Denn das eben Gesagte ist nicht das Ergebnis theoretischen 
Raisonnements, sondern die Induktion aus einer Reihe von Einzel- 


beobachtungen, die ich im Laufe von Jahrzehnten gemacht habe, . 


und nunmehr unter der obigen Definition zusammenfasse. 


Meine ersten Erfahrungen beziehen sich auf die mit befriedi- . 
gendem Resultat von mir behandelten Cholerafälle, die ich 


während der beiden Magdeburger Epidemien in den Jahren 1866 
und 1873 in nicht geringer Zahl zu sehen Gelegenheit hatte. Im 
3. Hefte meiner pathologischen Mitteilungen habe ich ‚sowohl über 
die Diät als auch über die medikamentöse Behandlung berichtet. 


Ich habe Opiate angewendet, so lange nur Diarrhoe bestand. War | 


schon Erbrechen hinzugekommen, habe ich Morphium subkutan 
injiziert und zwar in der Dosis von 1 cg bis 15 mg. Wenn ich an 
der angegebenen Stelle bemerkt habe, daß ich von der Anwendung 
dieses Mittels abgesehen habe, sobald Kollaps eingetreten war, 
möchte ich jetzt nach der weiterhin mitgeteilten Beobachtung bei 
einem Ruhrfalle auch dann noch vom Morphium Gebrauch machen, 
zumal bei gleichzeitiger Anwendung von Exzitantien, vor allem von 
Kampferinjektionen. Auch würde ich von vornherein zur Bekämpfung 
der Diarrhoe statt des Opiums Morphium intern anwenden. 

Bei der Behandlung der Ruhr habe ich schon im Beginn 
vom Morphium Gebrauch gemacht und bei Erwachsenen 1 cg bis 
lö mg 1 bis Qmal täglich angewendet. 
je In einem Falle, zu dem ich nach dreiwöchiger Dauer der Krank- 

eit hinzugeholt wurde, bestand schon hochgradige Erschöpfung, der 
-uls war frequent und klein, die blutigen Entleerungen erfolgten an- 


haltend spontan. Dabei ne die Patientin über heftige Leibschmerzen, | 


En war Druck auf den Leib sehr empfindlich. Ich wagte es, eine 
ie tion von 15 mg Morphium zu machen. Die Schmerzen hörten 

‚‚aul, der Stuhlgang erfolgte nicht mehr spontan, der Puls hob sich. 
Dat noch eine Injektion war am nächsten Tage erforderlich, Die 
lentin wurde gesund. 

Suhi Bei ein paar Typhuskranken habe ich gegen sehr häufige 

Br Sense, bei denen es auch zu spontanen Entleerungen kam, 

T estem Erfolge Morphium injiziert, obwohl schon nicht un- 
eträchtliche Erschöpfung der Körperkräfte bestand. Ich würde 


Klosett erreichen 


Die 


aber auch nicht anstehen, gegen allzu häufige Diarrhoen Typhus- 
kranker Morphium intern oder subkutan anzuwenden. 

In all diesen Fällen fasse ich die Wirkung des Morphiums 
dahin auf, daß dasselbe die Heftigkeit der Reaktion gegen die ein- 
gedrungenen Schädlichkeiten herabsetzt, also eine nützliche pas- 
sive Resistenz der erkrankten Organe herbeiführt. Ich 
möchte sogar die Vermutung aussprechen, daß diese passive Resistenz 
auch insofern besonderen Wert hat, als sie eine Verringerung der 
von den erkrankten bzw. entzündeten Organen in das Blut hinein- 
gelangenden schädlichen Stoffe im Gefolge hat. Meiner Ansicht 
nach entspricht jeder entzündlichen Exsudation nach 
außen eine entzündliche Resorption nach innen d.h. 
näch dem Blute hin. | 

Am überzeugendsten dürfte für den Wert der passiven Resistenz 
folgende Beobachtung sprechen. i 


Eines Tages im Januar d. J. hatten ich, meine Schwester und 


unser Dienstmädchen zufällig die gleiche Nahrung zu uns Ben 
wie am vorausgegangenen Tage; nur war dem Mittagessen Blumenkohl 


hinzugefügt worden. Abends um 10 Uhr stellte sich bei mir heftiger 


Leibschmerz ein und kurz darauf starker Stuhldrang mit einer massen- 
haften diarrhoeischen Entleerung. Nach einer halben Stunde stellte 
sich der gleiche Zustand ein, nur war der Stuhldrang so heftig, daß 
ein Teil des Stuhlganges herausgedrängt wurde, noch bevor ich das 
onnte. Ich nahm sofort eine Tablette von 2 cg 
Morphium und ging zu Bett. Aber eine halbe Stunde später mußte 
ich der Diarrhoe wegen das Bett verlassen, wobei gleichfalls ein Teil 
des Stuhlganges spontan abging. Ich nahm sofort eine zweite Tablette 


von .2 cg und trotz einer gestörten Nacht traten weder Schmerzen noch 


Diarrhoe wieder auf. Die nächste Entleerung, die am Abend des 
folgenden Tages eintrat, war normal. | | 
Die gestörte Nacht war die Folge der Erkrankung meiner 
Schwester. Bei dieser stellten sich abends um 11 Uhr die gleichen 
Symptome ein wie bei mir. Nach dreimaligen stürmischen Entleerungen 
erhielt sie von mir 2 cg Morphium und ging zu Bett. Aber sahen 
nach einer halben Stunde mußte sie dasselbe verlassen -und dreimal 
nacheinander unter Schmerzen und heftigem Stuhldrang das Klosett 
aufsuchen, konnte aber dasselbe nicht erreichen, ohne daß ein Teil des 
Stuhlganges herausgedrängt wurde. Sie klagte nun über hochgradige 
Schwäche, ihr war schwarz vor den Augen, die Sinne wollten i 
schwinden. Sie erhielt nun eine zweite Tablette von 2 cg Morphium 


` und hatte bis zum Morgen Ruhe; aber als sie, dann wieder zweimal 


heftige Diarrhoe hatte, erhielt sie eine dritte Tablette von 2 cg. Sie 
lag nun den Tag über schlummernd da, schlief auch in der folgenden 
Nacht und war am nächsten Morgen gesund. | 

Unser Dienstmädchen hatte nur den kleinsten Teil des Blumen- 
lien erhalten. Dafür war sie mit mäßigen Leibschmerzen und 
einer dreimaligen Diarrhoe davongekommen, wie ich erst am nächsten 


. Tage auf mein Befragen erfahren habe. 


Bei meiner Schwester wäre ohne die Anwendung des Morphiums 
das Leben in Gefahr gewesen. Wenigstens bin ich vor langen Jahren 
zu einer Kranken hinzugeholt worden, die unter gleichen Symptomen 
3 Tage vorher erkrankt war und nun kollabiert dalag. Ich kam damals 
nicht einmal auf den Gedanken, enge daß ich es gewagt hätte, 
Morphium anzuwenden. Schon 12 Stunden später folgte der tödliche 


Ausgang: 

brigens war der Blumenkohlkopf, an dem jedenfalls die schäd- 
lichen Bakterien (Paratyphusbazillen?) gehaftet haben, nur wenige 
Minuten angekocht und dann in die sogenannte „Kochkiste* getan 
worden. Das hatte wohl nicht ausgereicht, um die Bakterien abzu- 
töten oder wenigstens in ihrer: Wirkung abzuschwächen. 

Dieses Beispiel spricht vor allem für die Berechtigung der 
Anwendung des Morphiums schon im Beginn einer solchen akuten 
Darmerkrankung. Auch geht daraus hervor, daß eine verlangsamte 
Ausscheidung des schädlichen Agens ohne Bedeutung für den Ver- 
lauf der Krankheit war und nur die Hemmung des Übermaßes der 
reaktiven Erscheinungen, also die‘ medikamentös erzielte passive 
Resistenz, den günstigen Erfolg: gezeitigt hat. | 

Ich bin überzeugt, daß. mancher Fall von Fleischvergiftung 


günstiger verlaufen würde, wenn durch Morphium die Heftigkeit 


der Reaktion herabgesetzt wäre. _ ‘ | 
Aber nicht nur bei den bisher erwähnten Erkrankungen der 


Darmschleimhaut, bei denen ein massenhaftes, entzündliches Exsudat 


nach außen befördert wird, ist die Herbeiführung der passiven 


| Resistenz zu empfehlen; eine solche ist auch da am Platze, wo ein 


entzündliches Exsudat in ein inneres Organ abgesetzt wird. Ich 
habe hier vor allem die Pneumonie im Auge. Das Morphium kann 
neben sonstigem Nutzen die Reaktion, welche von den Pleuren oder 
vom Gehirn und den Hirnhäuten ausgeht, herabsetzen. Meine eigene 
Pneumonie, über die ich in der 2. Auflage meines Werkes über die 


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Lungenentzündungen berichtet habe, bietet hierfür ein gutes Beispiel.. 
Ich hätte wobl ohne die subkutane Anwendung des Morphiums die 
mit einer hochgradigen akuten Nephritis einhergehende Krankheit 
nicht überstanden. — Vielleicht danke ich auch der Anwendung des 
Morphiums die auffallend geringe Zahl von Pleuritiden und Menin- 
gitiden bei den im Krankenhause und in der Privatpraxis von mir 
behandelten Pneumonien. i Sa 

Ferner ist das Bromkali ein geeignetes Mittel zur 
Erzielung passiver Resistenz. Seine Wirkung bei der Epilepsie 
ist nur auf die Abschwächung oder Unterdrückung der Krämpfe 
und der sonstigen Zustände zurückzuführen, die als Reaktion auf 
den 1.Faktor, die Krankheitsnoxe, auftreten. Eine längere Zeit 
andauernde Besserung des Leidens durch Bromkali kann also nicht 
als Einwirkung dieses Mittels auf diesen Faktor angesehen werden. 


Eine dauernde Heilung der Epilepsie ist meist nur dann möglich, 


wenn sie auf einer lokalen, der Behandlung zugänglichen, Krankbeits- 
noxe beruht, die auch weitab vom Gehirn vorhanden sein kann, 


wie Narben, Neurome, Fremdkörper u. a. m., oder, wenn sie auf 


eine Allgemeinkrankheit zurückzuführen ist. Dies gilt besonders 
für die Syphilis. Hier aber bedarf es nicht der Bekämpfung der 
reaktiven Erscheinungen, also nicht der Herbeiführung einer passiven 


Resistenz, weil die Krankheitsnoxe selbst durch die entsprechenden 
Mittel beseitigt werden kann. | 


In -analoger Weise wirkt das Bromkali bei den im Gefolge 


von Infektionskrankheiten bisweilen auftretenden, heftigen Reiz- 


| 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 28. September 


i 


zuständen des Gehirns im kindlichen Alter. Hier kann ich freilich 


nur über eine geringe Erfahrung verfügen. Ich habe zweimal bei 


scharlachkranken Knaben im Alter von 9 und ii Jahren, die hoch- 
gradige Erregungszustände zeigten, je í g Bromkali abends an- 


‚gewendet und rasche Besserung erzielt. 


Inwieweit das Chinin hier einzubeziehen ist, das zu 
entscheiden, muß ich weiteren Untersuchungen anheimgeben. Hat 
doch Binz festgestellt, daß das Chinin eine Beeinflussung der Eiter- 
körperchen, speziell eine Einschränkung ihres Austrittes aus dem 
Blute, ausübt. 


eine passive Resistenz der weißen Blutkörperchen mit dem Ergebnis 


einer Verringerung von Eiterungen erzielt werden kann, zumal bei 


der gegenüber der internen Verabfolgung weitaus wirksameren schon 
im Jahre 1903 in den theurapeutischen Monatsheften von mir em- 
pfoblenen subkutanen Anwendung von 5—10 g einer Lösung von 
2 g Chininum hydrochloricum, 1 g Urethan in destilliertem Wasser 
bis zur Gesamtmenge von 20 g. Einer mehrere Tage nacheinander 
erfolgenden Anwendung steht meiner Erfahrung nach nichts im Wege. 
Bis die Mittel zur Beseitigung der Krankheitsnoxen gefunden 
sein werden, bevor sie zur Reaktion des Körpers geführt haben, 
bis zur Heilung mancher Infektionskrankheit der Weg zur passiven 
Immunisierung erforscht sein wird, dürfie sich die Anwendung 
von Mitteln empfehlen, die eine passive Resistenz ermöglichen, 
und auch dann noch können sich diese als brauchbare Beihilfe 
erweisen, zumal bei foudroyantem Verlauf der Krankheit. 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


Aus der Chirurgischen Universitätsklinik zu Königsberg i. Pr. 
| (Direktor: Prof. Dr. Kirschner). 


Über den Solästhinrausch. - l 


Von Dr. Sigurd Frey. E 


‘Das synthetisch hergestellte Inhalationsanästhetikum Solästhin?) 
ist Methylenchlorid (Dichlormethan, CH, Cl) und in seinem 
chemischen Aufbau dem Chloroform nahe verwandt. Es kommt, 
da es sich in Licht leicht zersetzt, in braunen Flaschen in den 
Handel, ist eine klare, farblose Flüssigkeit von chloroformähnlichem 
Geruch und löst sich leicht in Alkohol und Ather. Solästhin ist 


wenig flüchtig — Reste können aufgebraucht werden — und nicht 


feuergefährlich. Tierversuche, über die von anderer Seite (Hellwig) 


eingehend berichtet ist, ergaben, daß das Methylenchlorid in seiner 


narkotischen, Wirksamkeit dem Äther gleichzusetzen ist und angeblich 
auf Herz und Atmungszentrum weniger schädlich wirkt als das 
Chloroform. Ä 

Wir versuchten das Solästhin nach 3 Gesichtspunkten: 1. als 
kurzen Rausch, 2. als protrahierten Rausch, 3. als Einleitung zur 
Vollnarkose mit Chloroform oder Äther. — Vollnarkosen mit Solästhin 


führten wir nicht aus, da diese nach Mitteilungen anderer Kliniken | 


(Hellwig u. a.) zu Komplikationen führen können. 

i. Zur Erzielung eines Rausches, des : pränarkotischen 
analgetischen Stadiums, tropften wir das Selästhin aus einer der 
gebräuchlichen Tropiflaschen auf eine Schimmelbusch-Maske, etwa 
80—100 Tropfen in der Minute. Nach einer Minute durchschnittlich 
trat Bewußtseinsverlust und Unempfindlichkeit ein. Die Pupillen 
reagierten auf Lichteinfall, die Reflexe ließen sich auslösen. Das 
Stadium analgeticum hielt — ohne weitere Solästhingaben — einige 


Minuten an, währenddessen Inzisionen, Einrenkungen, Verband- | 


wechsel u. dergl. vorgenommen werden konnten. 

Wir haben 150 Solästhinräusche ausgeführt, u. a. bei wenige 
Monate alten Kindern, bei kachektischen Kranken, bei sehr alten 
Leuten. Von den Patienten wurde das reizlose Narkotikum ohne 
Widerstreben eingeatmet. Der Verlauf der Betäubung war regel- 
mäßig. Üble Zufälle erlebten wir nicht. Bei Kindern genügten 
20—40 Tropfen zur Erreichung des Stadium analgeticum, bei Er- 
wachsenen 100—150 Tropfen. Das Einschlafen und Aufwachen er- 
folgte langsamer als beim Chloräthyl. Eigentliche Versager sahen 
wir nicht. Durch etwas längeres Tropfen gelang es, auch wider- 


standsfähige Patienten einzuschläfern. Die Kranken selbst äußerten 


sich zufrieden über die Betäubung. Nur selten traten als Nach- 

wirkung Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen auf. | 
Gegenüber dem Chloräthylrausch bietet der Solästhinrausch 

folgende Vorteile: Man ist nicht auf die gelegentlich versagenden 


1) Von den Höchster Farbwerken wurde der Königsberger 
Chirurg. Univ.-Klinik Solästhin zu Versuchszwecken zur Verfügung 
: gestellt. 


‚Chloräthylilaschen angewiesen, sondern tropft wie beim Chloroform 


aus einer gewöhnlichen Tropfflasche, was eine wesentliche Verein- 
fachung bedeutet. Niemals kommt es wie beim Chloräthyl zur Ver- 
eisung der Maske; Unregelmäßigkeiten in der Konzentration der 
Dämpfe sind infolgedessen nicht zu befürchten. 

2. Wir versuchten, das pränarkotische analgetische Stadium, 
den Rausch, durch weitere vorsichtige Solästhingaben unter sorg- 
fältiger Vermeidung des Exzitationsstadiums über längere Zeit aus- 
zudehnen, also einen protrahierten Rausch, eine Halbnarkose zu er- 
zielen. Dies gelang in allen Fällen (45). Ohne jegliche Vorbereitung 
der Kranken mit Morphium u. dergl. debnten wir bei Kindern und 
Erwachsenen den Rausch bis zu 40 Minuten aus und konnten lang- 
dauernde Eingriffe auf diese Weise ausführen. (Operationen an 
Gesicht und Extremitäten, Gipsverbände usw.). Sämtliche Halb- 
narkosen verliefen regelrecht. Die Kranken lagen in rubigem Schlaf 
bei erhaltenen Pupillen- und Sehnenreilexen. Der Blutdruck war in 
geringem Maße erniedrigt. Nach dem Aufwachen fühlten sich die 
Patienten wohl; sie erbrachen nur selten. Urinkontrollen ergaben 
normalen Befund; postnarkotische Erkrankungen. beobachteten 
wir nicht. Ä Eu ia Ehen 

Auch zum protrahierten Rausch ist also das Solästhin geeignet. 
Seine Wirkungsbreite läßt sich durch vorherige ‚Gaben von 
Morphium usw. noch wesentlich vergrößern. Auch in Kombination 
mit Lokalanästhesie erzielten wir gute Erfolge (z. B. hatte em 
Patient, der in Lokalanästhesie wegen einer inkarzerierten Hernie 
operiert wurde, beim Hervorziehen von Darm und Netz Schmerzen 
und wurde unruhig; Zuhilfenahme einer Solästhinhalbnarkose während 
des Hantierens an den Eingeweiden ließ die Operation ohne 
Störung verlaufen). | 


Dem protrahierten Chloräthylrausch scheint die 'Solästhinhalb- 


narkose dadurch überlegen zu sein, daß ihr analgetisches Stadium 


breiter ist und sich daher leichter und gefahrloser längere Zeit fest- 
halten läßt. | 
3. Das verhältnismäßig langsame Aufwachen aus dem Solästhin- 
rausch ließ uns das Mittel zur Einleitung von Vollnarkosen mit 
Chloroform oder Äther besonders geeignet erscheinen. Es wurde 
mit einem Solästhinrausch begonnen, nach Eintritt des Stadium 


'analgeticum noch ca. 2 Minuten zunächst Solästhin weitergegeben 


und dann Chloroform oder Äther auf die gleiche Maske verabiolgt. 
Die Kranken konnten dabei ohne nennenswerte Exzitation in das 
Toleranzstadium gebracht werden. | 

Wenn wir die an der Königsberger Klinik mit dem Solästhin 
gemachten Erlahrungen mit den bisherigen Mitteilungen in der 


' Literatur vergleichen, so besteht eine weitgehende Übereinstimmung: 
Hellwig (Frankfurt), Weiß (Budapest), Hosemann (Freiburg) 


haben wie wir gute Erfolge mit dem Solästhin erzielt und halten 


es für gefahrlos bei Verwendung zum Rausch, zum protrahierten 
‚Rausch und zur Einleitung einer Vollnarkose mit Chloroform oder 
Äther. Besonders werden hervorgehoben die ruhig und regelmäßig _ 


Also läßt sich voraussetzen, daß durch dieses Mittel 


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98. September 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


verlaufenden Halbnarkosen, die bei Morphiumvorbereitung oder 
Unterstützung durch Lokalanästhesie bis zu 3 Stunden ausgedehnt 
wurden und bisher keine üblen Zufälle oder Folgeerscheinungen 
zeitigten; einstimmig wird hierin die Überlegenheit des Solästhins 


"gegenüber dem Chloräthyl anerkannt. 


Dringend gewarnt wird jedoch vor der Vertiefung der Halb- 
narkose über das Exzitations- bis zum Toleranzstadium, also vor der 
Solästhinvollnarkose.. Hellwig beobachtete bei Vollnarkosever- 
suchen’ folgendes: Nach einer Inhalationsdauer von 6 Minuten erhielt 
er ein äußerst heftiges Exzitationsstadium mit klonischen Zuckungen, 
heftigen Streckkrämpfen und Opisthotonus. Durch weitere große 
Gaben Solästhin gelang es, das Exzitationsstadium zu überwinden. 
Jetzt trat aber bei allen Patienten ein höchst bedenklicher Zustand 
ein: starke Salivation, flache, röchelnde Atmung, tiefe Zyanose, 
starre maximal erweiterte Pupillen, kleiner frequenter Puls. Daraufhin 
brach Hellwig die Solästhinzufuhr ab. 

Wir haben infolgedessen auf Solästhin-Vollnarkosen von vorn- 
herein verzichtet. 

Ähnliche üble Exzitationen sah Schumacher an der Gießener 
Frauenklinik und zwar bei dem Versuch, die Halbnarkose so zu 
vertiefen, daß ein Nachlassen des Muskeltonus und damit eine Ent- 
spannung der Bauchdecken eintrat. Schumacher lehnt aus diesem 
Grunde das Solästhin für die Gynäkologie als unbrauchbar ab; mit 


Recht, denn zur Erzielung von Muskelerschlaffung ist eine Vollnarkose 


(Toleranzstadium) erforderlich. 


Hütten (Chir. Klinik Gießen) beobachtete 9mal unter 65 Fällen 


ein stärkeres Exzitationsstadium; er empfiehlt daher das Solästhin 
nur für kurze Eingriffe, verwirft es 'aber für länger dauernde Be- 
täubungen; bei Kindern will er es überhaupt nicht angewandt wissen. 
Hütten hat das Solästhin zweifellos zu reichlich dosiert; (15—30 cem 
bei kurzen Eingriffen); daher seine teilweisen Mißerfolge. Nach 
unseren Erfahrungen und denen anderer Kliniken besteht keine Ver- 
anlassung, auf den wertvollen protrahierten Solästhinrausch zu ver- 
zichten; Voraussetzung ist vorsichtige Dosierung und strengste 
Vermeidung des Exzitationsstadiums. Bei Befolgung dieser Regel 
besteht keine Kontraindikation gegen die Anwendung des protrahierten 
Solästhinrausches auch beim Kinde. 

Zusammenfassung. In dem Solästhin steht uns ein In- 
halationsanästhetikum zur Verfügung, das nach den bisherigen Er- 
folgen bei Ausführung des Rausches,- des protrahierten Rausches 


'(Halbnarkose) und bei der Einleitung der Chloroform- oder Äther- 


narkose anscheinend ungefährlicher als das Äthylchlorid ist. 

Zur Vollnarkose ist das Solästhin ungeeignet; bereits das 
Exzitationsstadium ist gefährlich. Dem Chloräthyl gegenüber besitzt 
das Solästhin noch den Vorteil leichterer Handhabung; des weiteren 
ist das Stadium analgeticum breiter und weniger flüchtig als beim 
Chloräthyl und läßt sich daher leichter und gefahrloser über längere 
Zeit hin festhalten (Halbnarkose). 

Literatur: Hellwig, Klin. Narkoseversuche mit Solästhin. Klin. Wschr. 


1922, Nr.5.— Hosemann, Der Solästhinrausch. M.m.W. 1924 Nr.13. — v.d.Hütten, 


N arkoseversuche mit Solästhip. Ebenda 1922, Nr. 87. — Schumacher, Versuche 
einer Solästhinnarkose in der Gynäkologie und Geburtshilfe. Klin. Wschr. 1928, 
Nr.1, — Weiß ‚ Solästhin „Höchst“, ein neues Betäubungsmittel. D. m. W.1923, Nr. 26. 


Aus der Chirurgischen Abteilung des Krankenhauses der Wiener 


Kaufmannschaft (Vorstand: Prof. Dr. Hans Lorenz). 


Über einen Fall multipler Darmgeschwülste. 


(Lipom des Ileums, Karzinoid eines Meckelschen Diver- 
tikels, Karzinom des Dickdarms.) 


Von Dr. Karl Doppler, Sekundararzt der Abteilung. 
Das Auftreten multipler primärer Geschwülste des Intestinal- 


traktes ist nicht bloß von klinischem Interesse, weil es sehr selten 


ist, es verdient auch vom onkologischen Standpunkt aus Beachtung, 
wenn es, wie in dem zu schildernden Falle, Abkömmlinge ver- 


‚schiedener Keimblätter betrifft, von denen einer seinen Sitz in einem 


Meckelschen Divertikel hat. 


Es handelte sich um einen 49jährigen Buchhalter, der am 
28. November 1923 auf die medizinische A teilung Prof. Schurs im 
Spital der Wiener Kaufmannschaft Aufnahme fand. Nach den Angaben 
des Pat. war er vor 3 Monaten zum ersten Male plötzlich von heitigen 
krampfartigen, in den Rücken ausstrahlenden Schmerzen im Oberbauch 
befallen worden, die nach 1/), Stunde wieder nachließen. Seitdem 
traten die Krämpfe verbunden mit Aufstoßen ohne sauren Charakter, 
mit Blähungen und dem Gefühl der Völle in mehr weniger langen 
Intervallen, besonders aber nach den Mahlzeiten, auf. Nie Erbrechen, 
act ständi 


Tagen sind die Schmerzen unerträglich geworden. 


tum autonomen Charakter und treten 


Brechreiz; seither Obstipation und Abmagerung. Seit 


Aus dem objektiven Befund sei auszugsweise folgendes nn 
teilt: Anämie der Haut und der Schleimhäute;: Vergrößerung beider 
Schilddrüsenlappen von Basedowcharakter (Exophthalmus,; Gräfe- 
Möbius-Stellwag positiv, Pulsfrequenz 120, Grundumsatzsteigerung um 
50 %/,) — Cor mi Pulmo o. B. — Reflexe normal. — Temp. 36,5°.' — 
Harn ohne pathologische Bestandteile. — Abdomen: Im Bereich des 
Colon ascendens bis zur Leberflexur Darmsteifung sichtbar; zirkum- 
skripte Druckempfindlichkeit des Mc Burneyschen Punktes. Rektal: 0.B. 

Obwohl mehrfache Röntgendurchleuchtungen und Benzidinproben 
des Stuhles ein negatives Resultat ergeben hatten, erwecken die Darm- 


. steifungen im aufsteigenden Kolon den Verdacht auf einen stenosšieren- 


den Prozeß, wahrscheinlich malignen Charakters, in der Leberflexur 
des Dickdarmes, weshalb der Pat. am 27. Dez. 1923 der chirurgischen 
Abteilung zur Operation übergeben wurde. _ | 

Operation (Prof. H. Lorenz): In Athernarkose Laparotomie 
und A aolen der Flexura hepatica. Tatsächlich findet sich hier 
ein apfelgroßer, derbknolliger, das Lumen hochgradig stenosierender 
Tumor, von dessen Serosaüberzug flächenhaft fibröse Adhäsionen zum 
Dünndarm ziehen. Außerdem ist in der Wand des untersten Ileums 
ein scharf abgegrenzter kugelrunder Tumor tastbar. — Resectio ileo- 
colica bis gegen das halbe Goerkolon: Versorgung Seit-zu-Seit. 

Nach ee des Darmes gab es beim Vorziehen des Ileums 
zwecks Herstellung der Wiedervereinigung noch einen unerwarteten 
Nebenbefund: Sin Meckeliches Divertikel, eine handschuhlinger- 
förmige, etwa 6 cm lange und kleinfingerdicke Ausstülpung -der Dünn- 
darmwand gegenüber dem Mesenterialansatz, schätzungsweise 90 cm 
oberhalb der Ileozökalklappe, mit eigenem gegen die Spitze halbmond- 
förmig hinziehenden Mesenteriolum. Kein Strangbildung nabelwärts 
noch gegen ein anderes Bauchorgan. Kein Zeichen einer abgelaufenen 
Entzündung. — Da in der Divertikelspitze jedoch palpatorisch ein 
derbes Knötchen auffällt, das nicht ohne weiteres gedeutet werden 


kann, wird das sonst belanglose Divertikel in üblicher Weise zwecks : 


gene Untersuchung abgetragen. Es zeigt sich im aufgeschnittenen 
räparat, daß das Knötchen ungefähr linsengroß, gelbgrau und unter 
der anscheinend normalen Schleimhaut gelegen ist. Dieses wurde von 
Doz. Dr. Th. Bauer als „sog. Oberndorfiersches Dünndarm- 
karzinoid von durchaus gutartigem Charakter“ identifiziert. Auf 
dieses soll weiter unten näher eingegangen werden. 

Trotz seiner Basedowstruma überstand Pat. die Operation gut; 
Nahtentfernung am 7. Operationstag; Heilung p. p. — Aus dem De- 
cursus sei erwähnt, daß beim Pat. am 5. Tag p. op. ein neuerlicher 
linksseitiger Glaukomanfall auftrat — einen hatte er badik vor einem 


1353" 


_ 


Mönat im Anschluß an eine interne Atropinkur überstanden —, der 


auf entsprechende Behandlung abklang. — Pat. fühlte sich vollkommen 
wohl und nahm ständig an Gewicht zu, so daß er am 3. Februar 1924 
geheilt entlassen werden konnte. 

Das zu Demonstrationszwecken derlI. Chirurgischen Universitäts- 
klinik überlassene resezierte lleokolon wurde dem Pathologischen 


Universitätsinstitut (Vorstand: Prof. Maresch) übersendet und dort‘ 


folgendermaßen beschrieben: | | 
„Reseziertes, 21 cm langes Zökum bzw. Colon ascendens im Zu- 
sammenhang mit dem 7 cm langen und i cm im Durchmesser halten- 
den Wurmfortsatz sowie mit einem 14 cm langen und 9cm im Umfang 
haltenden Stück untersten Ileums. Der 12 cm lange zökale Abschnitt 
des Colon ascendens mit gasdurchsetzten Kotmassen prall gefüllt, 
16cm im Umfang haltend. Unmittelbar oberhalb davon ist die Wand 


desKolons in einer Länge von 3!/, cm von einem zirkulären, das Lumen 


hochgradig stenosierenden, tief exulzerierten Neoplasma eingenommen, 


An dieser Stelle beträgt der Umfang des Darmstückes 10 cm; auf der 
Serosa umfangreiche, bindegewebige Adhäsionen. 

Mikroskopisch erweist sich das Neoplasma der Flexura hepatica 
als ein typisches Adenokarzinom, das an der der Mitte der Geschwulst 
entnommenen Scheibe bis an die Muskularis reicht, dieselbe nicht 
durchsetzt. — Der haselnußgroße Tumor in der Wand des untersten 
Tleums erweist sich makro- und mikroskopisch als submuköses Lipom.“ 


Es fanden sich demnach in dem Darm des Operierten mul- 


tiple Tumoren und zwar drei ganz verschiedenartige Geschwülste: 


1. ein Lipom des Ileums, ` Boo 
2. einsog.„Karzinoid“ in einem MeckelschenDivertikel, 
8. ein Karzinom der Flexura hepatica. 

Ad 1. Die Intestinallipome gehören zu den seltenen Darm- 


tumoren, treten hauptsächlich beim Erwachsenen gewöhnlich singulär, 


seltener multipel auf und werden onkogenetisch entweder als ver- 
sprengte embryonale Keime oder als hyperplastische Wucherung des 


Darmiettgewebes aufgefaßt. Die Häufigkeit ihres Vorkommens nimmt 


analwärts zu; so findet Ehrlich (1) von 52 in der Literatur ge- 
sammelten Fällen 3 Lipome im Magen, 6 im Duodenum, 9 im Ileum, 


24 im Dickdarm. Auch Hensel (2) kommt zu demselben Resultat 


bezüglich der zunehmenden Häufigkeit in den unteren Darmabschnitten. 
Sie entwickeln sich sehr selten subserös, wahrscheinlich von den 
Appendices epiploicae ausgehend, meist submukös, entweder breitbasig 
aufsitzend oder polypenartig gestielt, zeigen in ihrem langsamen Wachs- 
linisch in Erscheinung, wenn 
sie infolge ihrer Größe das Lumen verstopfend zum Darmverschluß, 
oder wenn sie, was häufiger auftritt, zur Invagination führen. Die 


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1354 = 1924 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 39. . 28: September `. 
Ursache für letzteren Vorgang ist offenbar in der Peristaltik zu suchen, | 
welche das Lipom analwärts zu treiben bestrebt ist, wobei dieses den 
Darm nach sich zieht. | 7 SEE 

. Ad 2. Die in mehreren Schnitten untersuchte Geschwulst in 
der Spitze des Meckelschen Divertikels ergab folgenden mikroskopischen 
Befund (Doz. Dr. Th. Bauer): Das in der Submukosa gelögene Knötchen, 
welches sich schleimhautwärts mit der Muscularis mucosae und serosa- 
wärts mit der Ringmuskülatur begrenzt, besteht aus Zeilsträngen, 
-nestern und -zapfen, die auf den ersten Blick als neoplasmatische | 
Elemente angesprochen werden müssen. Das Stroma wird von einem 
dichten, zellarmen, fibrillären Bindegewebe gebildet, welches an allen . 
untersuchten Stellen frei von Rundzelleninfiltraten entzündlicher Natur 
ist. Die Schleimhaut erweist sich über der prominentesten Stelle der 
Geschwulst als völlig intakt bis auf die Zeichen katarrhalischer Hyper- 

| sekretion, wie sich an den zahlreich vorhandenen Becherzellen leicht 
oe . erkennen läßt.. Erscheinungen von Kompressionsatrophie liegen nicht 

Krane vor. Die die knötchenförmige Geschwulst aufbauenden Stränge und 

t TAi N Bu Nester zeigen durchweg solid-alveolären Bau; letztere setzen sich aus 
WER EEE N Tee -. eigenartigen rundlichen epithelialen Zellen zusammen, deren Proto- 

Ye ma Mieis . plasma scharf begrenzt, pflanzenzellähnlich und äußerst zart mit Eosin 

aibad  tingiert erscheint, während der mittelständige große kugelige Kern als 

3 \ sehr chromatinreich tiefdunkle Hämalaunfärbung annimmt. Diese 

Erlen... Zellen zeigen weder einen Zusammenhang noch auch irgendwelche 

SERIE ee Ähnlichkeit mit den Zellen ' der Darmschleimhaut (Krypten usw.). 
Morphologisch entspricht diese Geschwulst den Bildern, die von den. 
sog. „Appendixkarzinoiden“ und „Oberndorierschen Dünn- 
darmkarzinoiden“ her wohlbekannt sind. Spricht die Gleichmäßig- 
keit der Zellform und der Zellfärbbarkeit, ferner der gänzliche Mangel 
:mitotischer Kernfiguren einerseits für die relative Benignität der Ge- | 

 schwulst, so muß anderseits doch bemerkt werden, daß die Abgrenzung | 
der Geschwulst keineswegs allseits scharf ist; denn insbesondere 
gegen die Muscularis mucosae zu kommen einzelne Geschwulststränge 
und -nester zwischen Mucosa und Muscularis mucosae. zu liegen. Trotz.: 
diesem Befund liegt nach dem übrigen erwähnten Verhalten der 


EST SER Bildung kein Grund vor, an der relativen Gutartigkeit. des Neoplasmas- 
MMS ÄDD EEE NEE zu zweifeln.“ ee 


Lieberkühnschen Kryptenzellen ausgehend ableiteten, traten 
andere mit dem Hinweis auf die prinzipielle morphologische Ver- 
schiedenheit zwischen den Zellen der Darmschleimhaut und jenen 
der Submukosatumoren entgegen, so daß Simon (9) in seinem aus- 
führlichen Referat gestehen müß, daß wir keine sichere Kenntnis 
über die Entstehung dieser Geschwülste besitzen. | | 
Die neuesten Arbeiten scheinen aber Licht in dieses Dunkel 
zu:werfen. D. Engel (10) schildert den Vorgang bei der embryo- 
nalen Epithelwucherung im Dünndarm, welche zur Bildung der. sog. 
„Epithelknospen“ führt; in ihnen tritt eine Vakuole auf, die dann 
in das Darmlumen mit einbezogen wird, so daß ein Wanddivertikel 
entsteht, welches an seinem Hals eine Abschnürung aufweist. Es 
sei vorstellbar, meint Engel, daß diese Knospen mit ihrer oft früh- 
zeitigen Einschnürung am Hals im weiteren Entwicklungsverlauf den 
Zusammenhang mit dem Öberflächenepithel verlieren und so der 
Ausgangspunkt der Karzinoide werden könnten. Zur Bekräftigung 
seiner Ansicht führt er die Tatsache an, daß die Epithelknospen 
sich meist an der Stelle entwickelten, wo sich hauptsächlich die 
Karzinoide fänden, u. zw. im Dünndarm, dem Mesenterialansatz 
gegenüber; ferner, daß sie multipel aufträten wie diese und in die . 
.Submukosa eindrängen. | | = 7 
Engels Ausführungen, der die Karzinoide somit als Chori- 
.stome bzw. als Choristoblastome — als Keimversprengung oder 
ihre maligne Degeneration in Karzinome — definiert, stimmt Hase- 
gawa bei. Er zieht aber aus dem Umstand,. daß sich in den Zellen 
der karzinoiden Tumoren ebenso wie in den Schmidt-Ciaccio- 
schen Zellen, die sich normal in geringer Anzahl zwischen die 
Schleimhautzellen eingeschoben finden, silberreduzierende, chromaffine 
Granula nachweisen lassen, den Schluß, daß die Tumorzellen identi- 
schen Ursprungs mit diesen seien. Er nimmt also einen vermitteln- 
den Standpunkt zwischen den Autoren ein, welche die ‚Karzinoide 


\-von Schleimhäutzellen ableiten, und jenen, die sie auf Epithelab- 
sprengungen zurückführen.: © — ms 


Am oben beschriebenen Tumor erfordert sein Sitz in der Spitze 
des Meckelschen Divertikels besondere "Beachtung, weil er da- 
durch vielleicht einen Schluß auf seine Genese zu ziehen gestattet. 
Soweit ich die Literatur überblicke, wurde ein solches. Vorkommen 
erst einmal von Oberndorfer festgestellt, der in seinem Fall IV 
„zwei halberbsengroße Tumoren (Karzinoide) in der Spitze eines 
Meckelschen. Divertikels“* fand. Im Vorkommen von Karzinoiden 
im Wurmfortsatz glaubt Josselin de Jong (11) einen Beweis für. 
ihre Genese aus versprengten embryonalen Keimen zu sehen, und 
begründet dies nach vergleichend anatomischen Vorbemerkungen 
folgendermaßen: „Während der Entwicklung findet also eine Eiñ- 
schrumpfung (der Appendix) statt, wobei ein Verschieben oder Aus- 
schalten von Zellen leicht möglich wäre... . Eine Ausschaltung 
von Keimen braucht uns hier nicht zu befremden. Und wo würden . 
wir diese dann zumeist’antreffen? Doch wahrscheinlich an den Aus- 
gangsstellen, mit anderen Worten, am distalen oder proximalen Ende, 
also an der Spitze oder an der Basis“; daß dem so sei, zeige 
Rollestons und Zaayers Statistik. Ä 

Die Analogie der „einschrumpfenden“ Appendix mit dem 
Meckelschen Divertikel ist gegeben: Das Meckelsche Divertikel ist 
der Rest des Ductus omphalomeseätericus, welcher normaler- 


aR 
a 


= = a N: 

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SR ital za Re E re N a ne En a a 

CR E. u een ee et ENT ee o 

See mt sn es Z La = = i 


je Der Tumor besteht demzufolge aus einem Komplex von in : 
BT ee der Submukosa gelegenen epithelialen Elementen, wo sich normal . 
NONE keine Abkömmlinge des Ekto- oder Entoderms finden, er ist .dahe 
ee als Gewebsheterotopie aufzufassen. _ | na 
©- Obwohl seine Begrenzung gegen die Umgebung keine ganz 
| | scharfe ist, durchbricht er doch nicht die Basalmembran der Mukosa 
NSS. und zeigt keine Tendenz, in die Ringmuskelschicht einzudringen. 
BERN AN ` Aus dem Umstande, daß dem Tumor die Eigenschaft mangelt, in 
a ; ‚ seine Umgebung schrankenlos einzuwuchern, sowie aus dem Fehlen 
von Mitosen läßt sich schließen, daß er sich im Zustande der Ruhe 
befindet ohne Neigung zum infiltrierenden Wachstum. Ein weiteres 
Kennzeichen der Malignität fehlt gleichfalls, die- Metastasenbildung . 
in den regionären Lymphdrüsen; bei der genauen Absuchung der 
Intestina wurden keine infiltrierten Lymphdrüsen vorgefunden, auch 
mikroskopisch fand sich kein Einbruch von Neoplasmamassen in 
Blut- oder Lymphgefäße, wie er von einigen Autoren bei diesen 
Geschwülsten nachgewiesen wurde. 


Nach seinem mikroskopischen Aufbau, der Heterotopie von 
Zellen entodermaler Herkunft in der Submukosa und wegen seiner 
klinischen und ‘mikroskopischen Benignität ist der Tumor in die 
Gattung jener Geschwülste einzureihen, die Oberndorfer (3) 1907 
von anderen Dünndarmtumoren abgrenzte und sie wegen ihres kar-- 
zinomähnlichen Aufbaues „Karzinoide* nannte. In einer späteren ` 


RT 
. % ` 
_ spm: on 
n, E Teea i 
Er er | 
BER ee Hase 
ma, we en 


x i weise im Embryonalstadium verödet; findet dieser Vorgang nicht in | 
eine Arbeit (4) betont er ihre Gleichartigkeit im mikroskopischen Bilde | toto statt, dann persistiert der D. o. m. als Meckelsches Diver- | 
er y und in ihrer Benignität mit den nicht allzu seltenen „Appendix- | tikel. Die Tatsache, daß die Verödung gerade an der Divortikel- | 
| Inge karzinomen“, was die späteren Untersucher. bestätigen konnten. | spitze Halt gemacht hat, ermöglicht eben an dieser Stelle bei dem | 
me Allerdings wurden auch sehr seltene Fälle von Metastasierung 
See 
Bo H 


Prozeß der Rückbildung eine Zellverschiebung und -ausschaltung | 
und: die Möglichkeit einer Geschwulstbildung, wie es Josselin de 
Jong für die Appendixkarzinoide annimmt, so daß unter dieser | 
Hypothese der Sitz des beschriebenen Tumors und seine Histogenese | 
seine Erklärung und die Annahme Oberndorfers, der in den Kar- M 
zinoiden embryonale Mißbildungen sieht, und die Auffassung Mar- 
chands (12) und Sternbergs (13), die sie für Mißbildungen des 
Ductus omphalomesentericus halten, ihre Stütze findet. Es sei noch in. 
Kürze erinnert, daß auch aus den peripheren Resten des D. o: m. echte | 
Geschwülste sich entwickeln können — Mintzsche Nabeladenome. 
Ad3. Der Annahme, daß das Flexurkarzinom aus einer Fern- | 
metastase der Divertikelgeschwulst hervorgegangen sein könnte, | 
widerspricht ihr hHistologischer Aufbau; ersteres ist ein typisches 
Adenokarzinom, letztere zeigt globozellulären-alveolären Aufbau, 
Eine Geschwulstimplantation kommt ebenfalls nicht in Frage aus 
dem vorerwähnten Grund, auch fehlen sowohl makro- wie mikroskopisch | 
die Zeichen von Ulzerationen an dem Divertikeltumor, von denen sich 
Geschwulstpartikel hätten loslösen können. Deshalb sind beide Neo- 


plasmen als primäre, unabhängig von. einander entstandene an- 
'zusprechön. | | 


der Dünndarmkarzinoide in regionären Lymphdrüsen und Organen - 
ER mitgeteilt. So berichtet als erster Ransom (5) über einen nußgroßen 
a -nicht exulzerierten Ileumtumor karzinoider Struktur, der in der Leber 
multiple Metastasen gesetzt hatte. Auch in der weiteren Literatur (6) 
finden sich spärliche Mitteilungen über ein solches Vorkommnis, doch , 
leugnet Simon (7) nach kritischer Durchsicht der publizierten Fälle - 
die Metastasenbildung bei den echten Appendixkarzinoiden. Doch 
konnte neuestens T. Hasegawa (8) die Geschwulstinfiltration einer 
Mesenteriolumlymphdrüse bei einem echten Appendixkarzinoid nach- 
weisen, so daß auch in dieser Hinsicht die Analogie mit den gleichen 
Geschwülsten im Dünndarm gewahrt bleibt. 


Seit Oberndorfer weichen die Ansichten über die onkolo- 
gische Stellung der Karzinoide auseinander; während sie von den 
einen für Fehlbildungen epithelialer Abkunft gehalten werden, sehen 
andere in ihnen echte Karzinome, jedoch mit langer Latenzperiode 
und verhältnismäßig gutartigem Charakter. Auch ihre Histogenese 
wurde lebhaft erörtert; der Gruppe von Autoren (Lubarsch, 
Burckhardt, Krompecher), die sie als echte Karzinome von den 


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28. September 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


~ 1855 


Ist das gleichzeitige Vorkommen multipler primärer Geschwülste 


des Darmkanales kein häufiges, so ist eine Vergesellschaftung von | 
Karzinoiden mit anderen Geschwülsten eine besondere Rarität. Bei 


Hagemann (14) finden sich solche Kombinationen aufgezählt. 
Zusammenfassung: Ein Fall von multiplen primären Darm- 
geschwülsten, deren eine — Karzinoid — wegen ihres. Sitzes in 
der Spitze eines Meckelschen Divertikels in onkogenetischer 
Hinsicht von besonderer Bedeutung erscheint. 
Der Patient wurde trotz der Komplikationen — Basedowstruma, 
Glaukom — erfolgreich operiert. 


Literatur: 1. Ehrlich, Zur Kasuistik der Intestinallipome., Beitr. z. klin. 
Chir. 1911, 71, S.384. — 2. Hensel, Über Darmlipome und deren Komplikationen. 
Diss. Gießen, 1880, zit. nach Ehrlich. — 8. Oberndorfer, Mitteilungen aus dem 
pathologischen Institut in Genf. Zieglers Beitr. Bd.29. S.516; Karzinoide Tumoren 
des Dünndarmes. Frankf. Zsch. f. Path. 1, S. 426. — 4. Derselbe, Appendixtumoren. 


' Lubarsch-Ostertag. 13.1. —5.Ransom, A case of primary carcinome of the ileum. 


Lancet 1890, zit. nach J. L. Burckhardt, Zur Lehre von den kleinen Dünndarm- 
karzinomen. Frankf. Zschr. f. Path. 1909, 8. — 6. Lit. bei D. Engel, Zur Genese der 
Darmkarzinoide. Zschr. f. angew. Anat. u. Konstitutionslehre, 1921, 7. — 7. W. Simon, 
Das Karzinom und das Karzinoid der Appendix. Ergeb. d. Chir. u. Orth. 1916; aus- 
führliche Literaturangaben. — 8. T. Hasegawa, Über die Karzinoide des Wurm- 


- fortsatzes und des Dünndarmes. Virch. Arch. 1923, 244. — 9. W.Simon, Lo — 


10 Engel, 1.c. — 11. R. de Josselin de Jong, Beiträge zur Kenntnis der Ge- 
schwülste der Appendix vermiform. Mitt. Grenzgeb. 1908, 8. — 12. Marchand, 


Verh. d. Deutschen path. Ges. 1907, S. 115. — 13. Sternberg, Ebenda. — 14. Hage-. 


mann, Beziehungen der sogenannten Karzinoide des Darms zu den Darmkrebsen. 
Zschr. f. Krebsforsch. 1919, 16, S. 404. 


. Aus der I. Internen Abteilung des Krankenhauses der Stadt Wien 


(Vorstand: Primarius Dozent Dr. Carl Reitter). 


Ein Fall von isolierter Magentuberkulose, zugleich 
auch ein Beitrag zur Kenntnis der Wandphlegmone. 


Von Dr. Hans Schneider, Abteilungsassistent. 


Die Tuberkulose der Magenschleimhaut ist nach dem überein- 
stimmenden Urteile der Kliniker und Pathologen im Verhältnis zur 
Häufigkeit der anderen Organtuberkulosen eine seltene Erkrankung; 
eher findet sie sich noch bei Kindern (Rütimeyer) und bei 
Fällen mit Tuberkulose -auch anderer Organe, speziell der Lungen 
und des Darmes (Kaufmann). In einigen Fällen nur wird sie als 
isoliert auftretend ohne anderweitige tuberkulöse Affektion be- 
schrieben (Litten, Alexander, Ruge, Katsurada und weitere 
Fälle bei Biernath und Willerding). 

Von den Hauptformen der Magentuberkulosse — ulzerös, 
hypertrophisch, fibrös — wie sie Leriche und Mouriquand unter- 
scheiden, ist nur die ulzeröse die hauptsächlich klinische Form; 
die beiden letzteren, sowie der von H. Schlesinger beschriebene 
tuberkulöse Wandabszeß, sitzen vornehmlich in Pylorusnähe und 
fallen wegen der durch diese Lokalisation bald zu Tage tretenden 
Stenosenerscheinungen vorwiegend in die Domäne des Chirurgen. 

Nach diesen Erörterungen mag es nicht befremden, wenn die 
Magentuberkulose. in den Lehrbüchern der klinischen Differential- 
diagnose kurz abgehandelt wird mit der Erklärung, an eine Tuber- 
kulose des Magens sei wohl nur zu denken, wenn eine solche auch 
anderer Organe, besonders der Lungen, bestehe (Matthes). Da auch 
die Prognose als hauptsächlich von der Schwere der Grund- 
erkrankung abhängig geschildert wird, so sei im folgenden ein Fall 
von Magentuberkulose, den wir klinisch und pathologisch-anatomisch 
verfolgen konnten und in dessen Verlaufe auch eine neue Kompli- 
kationsmöglichkeit zu Tage trat, mitgeteilt: 

‚Der 65jährige Tischlergehilfe J. M. erkrankte 3/4 Jahre vor seiner 
Spitalsaufnahme mit allmählich zunehmender Abmagerung an Mattigkeit, 
abendlichen Temperatursteigerungen und Nachtschweißen; in letzter 
Zeit Atemnot beim Stiegensteigen und Abends Schwellungen der Füße; 
Appetit sehr gering, Stuhl angehalten. In seinem 19. Lebensjahre litt 
er durch einige Zeit an einer ihm nur mehr als fieberhaft erinner- 
lichen Erkran ung; in seinem 50. Lebensjahre machte er eine links- 
seitige Lungen- und Rippenfellentzündung mit. Frau und 
Ber des Patienten leben und sind gesund. Potus negiert, mäßiger 
® Der blasse Patient war abgemagert, ziemlich hinfälligund zeigte außer 

leinen indolenten Leistendrüsen Beine sonstigen Drüsenschwellungen. 
er pulmonale Befund, dessen Aufnahme durch den starren, schlecht 
perkutierbaren Thorax erschwert war, ergab nur die Zeichen einer 
inksseitigen Pleuraadhäsion und eines stärkeren Emphysems mit be- 
leitender Bronchitis, Das Herz war überlagert, die Töne sehr leise; 


es bestand eine mäßige periphere Arteriosklerose; die Pulsfrequenz 


um 72; der Blutdruck nie ig (100 mm Hg R. R.) Das normal 
onfigurierte Abdomen war weich, nirgends druckschmerzhaft 
N keine auffällige Resistenz zu tasten. Der neurologische Befund o. B. 
m Harne war nur Urobilinogen vermehrt. Das Blutbild erwies nur 


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eine geringe sekundäre Anämie und ziemlich normale Werte für die 
weißen Blutkörperchen. nz | | Ji 

Die Röntgendurchleuchtung des Thorax zeigte in den 
Lungen Verschleierung der Spitzen mit schlechter Aufhellung, emphyse- 


' matöse Helligkeit der Lungenfelder, Hilusschatten stark gefleckt, ver- 


ößert, mit dicken Strängen spitzen- und basalwärts. Das Herz aortisch 
Ponti iert, leichte Aortenverbreiterung. Die Temperaturen hielten 
sich dauernd um 37° C., im weiteren Verlaufe der Beobachtung traten 
einzelne abendliche Steigerungen bis über 880 auf. Das Körper- 
ewicht sank um 2 kg. Es wurde nur wenig schleimig-eitriges 
putum entleert, in dem bei wiederholter Untersuchung keine Tbc.- 
Bazillen zu finden waren. i 
Okkultes Blut war bei mehrfacher Untersuchung des Stuhles 


(Benzidinprobe) nicht nachzuweisen. Die Magenausheberung konnte 


dem hinfälligen Pat. nicht zugemutet werden. Ä 
Die Röntgenuntersuchung des Magendarmtraktes ergab 


‚nur einen hochgelegenen hypertonischen Magen und außer einer etwas 


verzögerten Dickdarmmotilität keinen abnormen Befund. Ä 
Während der ca.5wöchigen Beobachtung litt der Patient andauernd 
an starken Nachtschweißen, und es kam am Ende der 5. Woche zur 
Ausbildung einer Miliaria crystallina an Gesicht, Stamm und 
Händen. otz entsprechender Behandlung trat unter ansteigenden 
Temperaturen im Gesichte ein Erysipel hinzu; die Pulszahl stieg auf 
120, die Temperatur über 39°, die Leukozytenzahl war 3000 im Kubik- 
millimeter, es stellte sich häufiges Aufstoßen, zeitweise Brechreiz und 


geringe Rauchdeckenspannung ein; der Patient wurde somnolent und 


2 Tage nach Auftreten des sipels erfolgte der Exitus. 
Den von Herrn Doz. Dr. Priesel erhobenen Obduktions- 
befund geben wir im wesentlichen unverkürzt wieder. 


Allgemeine Decke blaß, leicht Be ich, im Gesichte gedunsen, in - 


der Gegend der linken Orbita leicht blutig unterlaufen. Am vorderen 
Rande des linken Ohres eine linsengroße, schwarzbraune Borke. Über 
dem rechten Jochbeine eine zweite ähnliche, in deren Umgebung die 
Weichteile in einem kronenstückgroßen Areale etwas stärker geschwellt 
sind. Am Stamme namentlich im Bereiche der Bauchhaut dicht- 
stehende, stark vorspringende, tautropfenähnliche, stecknadelkopfgroße 
Bläschen mit wasserklarem Inhalte. Beide Lungen bis auf An- 
wachsungen der Hinter- und basalen Fläche des linken Unterlappens 
frei; Ränder gedunsen, Parenchym substanzarm. In der linken Spitze 
eine kleine anthrakotische Schwiele. Die peribronchialen Drüsen bis 
haselnußgroß, derb, teils anthrakotisch, teilweise verkäst. Das Herz 
größer als die Faust der Leiche. Der rechte Ventrikel etwas weiter 
und in seiner Wand verdickt. Myokard weich, brüchig, blaßgelblich- 
braun, trüb, Kranzgefäße mit reichlichen, sklerotischen, die Lichtung 
einnehmenden Plaques versehen. Schleimhaut des Ösophagus im 


untersten Abschnitte leicht postmortal angedaut, ödematös, verdickt; 


die Vorderwand des Magens namentlich in der Fundusgegend schmutzig- 
rot imbibiert. Das Peritoneum dortselbst sowie in den korrespon- 
dierenden Anteilen des linken Leberlappens mit zarten. Fibrinauf- 
lagerungen versehen (welche sonst an den Abdominalorganen nicht 
auffindbar sind). Im Douglasschen Raume etwa ein Eßlöffel klar- 
seröser Flüssigkeit. | | 

Nach Eröfinung des Magens zeigt sich die Wand im Bereiche 
des erwähnten mißfarbigen Abschnittes auf reichlich 8 mm verdickt, 
ödematös dnrchtränkt, stellenweise von. deutlich gelblicher Färbung. 
Die Mukosa allenthalben von gröberer oder feinerer warziger Be- 
schaffenheit, „mamelloniert“; daneben finden sich im Bereiche der 
kleinen Krümmung, vorzugsweise in dem der Kardia benachbarten 
Abschnitte, teils vereinzelte, teils in kleinen Gruppen angeordnete 
lochförmige, etwa sondenknopfstarke Defekte in der Schleiohänt, aus 
welchen bei seitlichem Drucke Eitertropfen hervortreten. Dort, wo 


'mehrere solche enger beieinander liegen, stehen sie unter schmalen 


trennenden Schleimhautbrücken in Zusammenhang. Ähnliche durch 
Mukosabrücken getrennte im Mittel sondenknopfstarke Lücken finden 
sich an der Hinterwand des Duodenums unmittelbar neben der 
Pylorusfalte, doch kommt aus diesen Lücken bei Druck kein Eiter 
hervor. In axialer Richtung durch den Pylorusring und die angrenzende 
veränderte Duodenalwandpartie geführte senkrechte Schnitte zeigen, 
daß in der Submukosa sich ein umfänglicherer etwa ilj, cm im 
Durchmesser großer Defekt findet, dessen Wand von einer dünnen, 
eh schmierigen Lage. ausgekleidet wird. An einer ‘Stelle 
ührt ein etwa 1 cm langer enger Fistelgang aus diesem Hohlraume 
durch die Pylorusmuskulatur hindurch in die Magenschleimhaut, an 
deren Oberfläche er in einer freien Lücke ausmündet, Schnitte durch 
die entsprechenden Abschnitte der kleinen Magenkrümmung haben ein 
ähnliches Ergebnis. Auch hier finden sich umfänglichere flächenhafte 
Hohlräume in der Submukosa, von denen kurze. Fistelgänge — den 
erwähnten Lücken in der Schleimhaut entsprechend — in die Magen- 
lichtung führen; die unmittelbar benachbarten Anteile der Magen- 
wand sind z. T. schwielig verändert, stellenweise von gelblichen an- 


scheinend verkästen Herden durchsetzt, die sich auch bis an eine etwa ` 


haselnußgroße, ebenfalls teilweise verkäste Lymphdrüse erstrecken, 
welche sich 2cm unterhalb der Kardia außen an der kleinen Kurvatur 
findet. Außerdem erscheint die Magenwand hier in größerer Aus- 
dehnung verdickt, sukkulent, mißfarbig, und geht die so veränderte 
Wandpartie nach vorne und hinten unmittelbar in die eingangs er- 
wähnten, in gleicher Weise veränderten Abschnitte des Fundus über, 


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er ie Die bakteriologische Utersuchung des aus. den Fistel- | an dieser Stelle hin; der Spitzenprozeß aber ist sicher. noch ‚viel 
les öffnungen vortretenden Inhaltes ergab im Grampräparate Strepto- | älter und länger schon .vernarbt, so daß von dieser Stelle kaum die | 
PEN E kokken, koliähnliche Stäbchen: und Milchsäurebazillen. Die Kultur | Infektion der etwa lädierten Magenwand (keine anamnestischen 
i Nee wurde Me histolorische Un keine, leer Ds Magenbeschwerden im Sinne eines Ulkus!) konnte gestammt haben. | 
a Dr. Priesel zu besonderem Danke ver flichtet sind, :ergab die Be- keit m... Fe t S Wege nn aF ke m \ 
A hs stätigung des makroskopischen Befundes; mit Rücksicht auf die | Zell gegeben, dab zur Zeit als der Vpitzenprozeß noch Horio war, 
es Seltenheit des vorliegenden Falles sei dieselbe‘ dusführlicher mitgeteilt. bazillenhaltiges Sputum verschluckt ‚wurde, eine Passage der Schleim- | 
le Untersucht wurden folgende Wandpartien:  — ` | haut erfolgt und so die epigastrale Drüseninfektion stattgefunden 
dolle 1. Infiltrierte Magenwand fern von den spezifischen Ulzerationen, | haben mag. ‘Die Tuberkulose der Magenschleimhaut unseres Falles } 
part bh: N g p A g . ; D : 
1, dl i E ' am Fundus: Starkes Ödem der äußeren Wandpartien : (Gram: vor- möchten nun auch wir am ehesten auf retrogradem.Wege (Rosset, i 
DES: wiegend lange Ketten von Streptokokken und — namentlich in den | Fuji) durch die beschriebene Drüse erklären; die infolge des Em- i 
fref i an. E eye er physems, der pleuralen Adhäsionen, durch die Koronarsklerose und 
LODANG MEE um äbchen vom Au ‚der . 'In- er . : RE . BR a 
ee tration durch polymorphkernige Leukozyten, spärlichere Plasma- und die chronischen Fieber bewegungen en DPrusentuber tulog geschä | 
ARTEN: Mastzellen, letztere vorwiegend in der Submukosa. . | digte Herzkraft (Atemnot, .abendliche Odeme !) führte zur venösen | 
N N 2% Magenwandvon der kleinen Krümmung, ohne Ulzeration: | und damit auch zur Lymphstauung — sehen wir diese doch im l 
o ie ‘Die Veränderungen im wesentlichen wie bei 1., das Ödem der Wand | Verlaufe von dekompensierten Herzfehlern bis zum Platzen von N 
By a besonders hochgradig, so daß größere Gewebslücken von Serum und | abdominellen Lymphgefäßen und Auftreten von chylösem Aszites | 
De ie Exsudatzellen erfüllt erscheinen, letztere entweder polynukleäre Leuko- | führen (W. Löffler) — und dadurch wieder zur rückläufigen In- iur 
EIER zyten oder große, runde, einkernige Formen. Die Schleimhaut ae | fektion der Magenwand. Auch die atypische Lokalisation der ältesten, E 
NE a wen enthält gleich der Submukosa spärliche Plasmazellen | bereits fibrösen Veränderungen — es stellt ja diese Form der Magen- 
ei ir 3. u. 4. Zwei Partien von der Pylorusgegend, entsprechend tuberkulose ein Ausheilungsstadium vor (Willerding) a f 
RR HN FE den spezifischen Ulzerationen. des makroskopischen Befundes: Iymphiollikelarmen Magenwand (Virchow), -dio im Lymphgebiete I 
RS E . In der Tiefe des (im Schnitte getroffenen) Fistelganges zentral | der beschriebenen Drüse liegen (Cuneo und Delamare), scheint \ 
Klee (gegen die Lichtung des Kanales zu) verkäsendes tuberkulöses Granu- | uns im Sinne unserer Auffassung zu sprechen gegenüber der son- ; 
MEENTE '. lationsgewebe innerhalb der-Submukosa bzw. zwischen den Lagern der | stigen häufigeren Lokalisation einer direkten Infektion in der follikel- 
aTa ' Muskularis. In der Nachbarschaft lymphoidzellige und plasmazelluläre |-reichen Pylorusgegend (Kaufmann). | “= 
RZ Infiltration der Magenwand mit relativ reichlichen Mastzellen, daneben | Was die phlegmonöse Infiltration der Magenwand. be- 1; 
Klanest auch a un die u un an trifft, so sehen wir sie auch nach den histologischen Befunden von ' 
Deal wie das Wa m wesentlich geringer als in den kardialen Partien. Pe ii l a | 
Earl: An manchen Schnitten ist das „Fortkriechen" des tuberkulösen Prozesses ' kleinen Krümmung bzw. dem: Fundus gegen. den on an 
dee in der Submukosa in Form vorgeschobener frischer Epitheloidtuberke] | Intensität abnehmend, also in der Gegend der Kardia am stärksten j l 
re deutlich zu sehen. . . “0 | entwickelt; es scheinen ja Verletzungen und Epitheldefekte dieser 
ie e hi | 5. Die Partie vom oralen Abschnitte der kleinen Krüm- | Gegend für Streptokokkeninfektionen besonders disponiert zu sein | 
Ya le mung, nahe der Kardia ohne Ulzerationen: ` - | (Bossart). KEN = S l | 
SPS g ‚, Hier die akutentzündliche Infiltration besonders hochgradig, des- Bei den bestehenden tuberkulösen Ulzerationen dieser Stelle 
dr | da die ödematöse Durchtränkung der Wand, ähnlich wie bei 2., in | einerseits und der erysipelatösen Infektion andererseits müssen wir 


en Gefäßen vielfach „Leukozytenthromben" (oft von den erwähnten 
Gasbazillen durchsetzt), Leukozyten auch reichlich um die Gefäße an- ` 
‘gesammelt. In der Tiefe des Kistelganges im. Bereiche der teilweise 
schwieligen Submukosa verkäsendes tuberkulöses Granulationsgewebe. 
Entfernt vom Fistelkanal auch hier frischere und ältere Tuberkel . in 
der Magenwand, auch innerhalb der Muskularis, z. T. epitheloidzellig 
‘und zentral verkäsend, teils auch in fibröser Umwandlung. no 
6. Die im Befunde erwähnte Lymphdrüse von der kleinen 
Magenkrümmung: u: | .. 
Zentral vollkommene Verkäsung, in deren Peripherie Granulations- 
~ gewebe mit deutlicher Tuberkelbildung (Bazillen anscheinend infolge 
' langen Liegens des Materiales in Kaiserling Il nur mangelhaft gefärbt); 
nun Gewebe schwielig, stellenweise von frischen riesenzellen- 
altigen Epitheloidtuberkeln durchsetzt. 


Die geschilderten Befunde beweisen die tuberkulöse Natur der 
beschriebenen Veränderungen. i 


die Wandphlegmone als eine sekundäre, metastatisch bedingte auf- 
fassen, wie sie. des öfteren auch bei anderen Prozessen gefunden 
wurde, die zu einer Verletzung der Schleimhaut führten (Ulkus, 
nach Operationen, Karzinom). | | 
Überblicken wir in klinischer Hinsicht den geschilderten 
'Fall nach der Richtung der isolierten Magentuberkulose, so ver- 
liefen die Fälle latent und bildeten einen Zufallsbefund bei der 
Nekroskopie (Litten), oder wurden, wenn sie in das chirurgische 
Gebiet gehörten, vielfach als Karzinom operiert (Alexander, Ruge). 
Auch die Vornahme der Magenausheberung, die in unserem Falle 
unterblieb, scheint die Diagnose nicht zu fördern; die Säureverhält- _ 
‘nisse werden als ganz uncharakteristisch wechselnd angegeben; da i 
die Blutungen aus der tuberkulösen Magenulzeration selten und 
nicht stark sind (Leriche und Mouriquand), dürfte auch der 


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bei mit. anderweitiger manifester Tuberkulose behafteten Menschen 
Ulkuserscheinungen auftreten (Baetzner, Spengler), wobei es ja . 
durchaus nicht ausgeschlossen ist, daß ein Tuberkulotiker an einem 
gewöhnlichen Uikus erkrankt. | | oe 

Für die Erkennung der isolierten Magentuberkulose könnte 
vielleicht von Vorteil sein, diese übliche differentialdiagnostische 
Regel dahin abzuändern: nicht nur’ bei manifester Lungen- 
oder Organtuberkulose auch an eine solche des Magens 
zu denken. Diese Erwägung liegt bei einem größeren klinischen 
Großstadtmateriale recht nahe, wo ja in fast jedem Falle die Tuber- _ 
‚kulose .differentialdiagnostisch in Frage kommt und der eminent 


winnen waren. | | | 
Für die Drüseninfektion unseres Falles müssen wir schließ- 
lich doch auch die Passage der Schleimhaut durch den Tuberkel- 
_ bazillus (Cornet) — für die der bronchialen Drüsen die Passage 
der Lungen — annehmen, welche letztere Annahme uns im Hin- 
blicke auf die alte Spitzenschwiele nicht schwer wird. Schwieriger 
erscheint die Erklärung der teilweise noch im Fortschreiten be- 
‚grifienen spezifischen Veränderungen der Magenwand; die zum Teil 
bereits schwielige Umwandlung des Prozesses an der kleinen Kur- 
vatur deutet wohl auf eine längere Dauer überhaupt und besonders 


T ‚‘ Für die Erklärung der spezifischen Herde in der | Nachweis im Stuhle — wie bei unserem Falle — kaum gelingen 
me Magenwand versagt bei dem völligen Freisein der Lungen von | (daß in Spenglers Falle, der gleichzeitig an einem kallösen Magen- 

“i itat frischen Veränderungen die landläufige Annahme der. Infektion | ulkus litt, die Blutreaktion dauernd stark positiv war, spricht nicht F 
os o wo durch verschlucktes bazillenhaltiges Sputum; an eine Nahrungs- | gegen diese Auffassung). Auch die Röntgenuntersuchung scheint‘ 

kei, Siy î -infektion wäre eher im jugendlichen Alter zu denken und vielleicht nach unserer Erfahrung ‚und den Angaben der Literatur (Baetzner) 

a ge SEE, auch bei abweichendem pathologisch-anatomischem, sich etwa dem | der klinischen Diagnostik nicht überlegen. 

Br ER Perlsuchtcharakter näherndem Bilde der tuberkulösen Veränderungen. Nach dem Vorgange von Petruschky durch probatorische . 
AR E E Da der übrige Verdauungstrakt völlig intakt war, entfällt auch die | Tuberkulininjektionen, durch die es zu starken lokalen Reaktions- 
YTE netiksi Möglichkeit der Annahme des direkten Fortschreitens der Tuber- | erscheinungen des Magens kommen soll, die Diagnose zu. unter- 
KETENS Ben kulose vom Endteile des Diinndarmes gegen den Anfangsteil (Roki- | stützen, wird von einigen Autoren mit Rücksicht auf die unter der 
ee tansky) oder die auch erörterte Möglichkeit der antiperistaltischen | Tuberkulinwirkung einsetzenden Zerfallserscheinungen und der damit 
N Infektion (Kanzow). Eine hämatogene Infektion der Magenwand | verbundenen Perforationsgefahr als zu gefährlich bezeichnet (Schle- 
a a aber hätte-nach der Art ihrer Entstehung auf embolischem Wege | singer, Biernath). - ETA a Ea 
a Enahn doch auch entsprechende Veränderungen in anderen Organen zur . Auch die hier geschilderten Tatsachen sprechen sehr für die 
a ya Folge gehabt; ein Übergreifen des Prozesses von der Umgebung | in der Literatur festgelegte Ansicht (Baetzner, Willerding), daß 
ta feronra Bi per contiguitatem hätte auch eine Infektion der umgebenden Serosa | die exakte Diagnose der Magentuberkulose nicht zu stellen ist und 
ae 3 > . zur Folge haben und auf ihr zu den entsprechenden Veränderungen | wirklich nur die Wahrscheinlichkeitsdiagnose mehr für sich hat, wenu 


führen müssen — wofür aber auch keinerlei Anhaltspunkte zu ge- 


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28. September 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


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determinierende Charakter der einmal stattgehabten spezifischen In- 
fektion zutage tritt (Behring). | o 

Daß die klinische Diagnose der Magenphlegmone in unserem 
Falle nicht gelang, wird erklärlich: auch hier sind ja die klinischen 
Symptome vieldeutig und können sogar fehlen (Jakoby). Von den 
als häufig vorkommend geschilderten Symptomen der reichhaltigen 
Literatur als: hohes Fieber, auffällige psychomotorische Erregtheit, 
Auftreibung und Schmerzen im Epigastrium, Erbrechen von Eiter, 
bestand in unserem Falle nur das Fieber und dieses war wieder 
durch das Erysipel völlig zu erklären. Auch die in der Literatur 
erwähnte für die Diagnose wichtig erachtete Leukozytose (v. Mi- 
kulicz, Münter, v. Stapelmohr) konnten wir nicht feststellen 
(3000 in 1 cmm!); hier möchten wir nur ohne bindende Schlußfolge- 
rungen bemerken, daß wir in einem jüngst beobachteten autoptisch 
verifizierten Falle von primärer Phlegmone des Duodenums gleich- 
falls keine Leukozyten feststellen konnten; ja die anfangs ge- 
zählten 6000 Leukozyten gingen mit Eintritt der Phlegmone auf 
4000 Leukozyten herab. Im übrigen sind die Symptome der Magen- 
phlegmone, wie schon Nothnagel aufmerksam gemacht hat, haupt- 
sächlich die der Peritonitis; der Ausbildung deutlicher peritonealer 
Symptome bei unserem Falle aber gab der perakute Verlauf der 
Sepsis in dem durch die chronische Magen- und Drüsentuberkulose 
geschwächten Individuum nicht die nötige Zeit. | 

Bei der klinischen Beurteilung und der Prognose- 
stellung einer eventuell diagnostizierten Magentuberkulose käme 
also, wie unser Fall dartut, außer den bereits von Leriche und 
Mouriquand fixierten Momenten wie: Blutungsgefahr, Perforation, 


Fistelbildung, Perigastritis, gastro-peritoneale Tuberkulose auch die 


Möglichkeit der diffusen Wandphlegmone in Betracht. 


Neuere Literatur der Magentuberkulose bei: Baetzner, B.kl.W. 
1920,52. — Spengler, M.KI.1921,4 — Biernath, D.m.W. 1921,37. — Willer- 
ding, Arch. f. kl. Chir. 1924, 128; dann: H. Schlesinger, M.m.W. 1914,18. — Le- 
riche und Mouriquan d, Volkmannsche Vorträge, N. F., Nr. 545, 646. — Matthes, 
Lehrb. d. Diff.-Diagn. innerer Krankh. 1921. — Rütimeyer, in Kraus-Brugsch spez. 
Path. u. Ther. 1921, 5. ` 

Literatur der Magenphlegmone: v. Stapelmohr, D.m.W. 1918, 44 — 
Bossart, Intern. Beitr. z. Path. u. Ther. d. Ernährungsstör. 1912, 4 — Münter, 
D.m.W. 1909, 11. — Kaufmann, Lehrb. d. spez. path. Anat. 1922. — W. Löffler, 
Über Chylascites, Korr.-Bl f. Schw. A. 1912, 28. 


Zur spezifischen Therapie der Lungentuberkulose. 
Von Doz. Dr. A. Skutetzky, 


Chefarzt der militärischen Landes-Lungenstation in Prag. 


Seit mehr als vier Jahrzehnten haben sich nach Koch zahl- 
reiche Forscher die. Aufgabe gestellt, Tiere vor oder nach einer 
Tuberkuloseinfektion zu immunisieren. ` | 

Bisher konnte aber keiner der vereinzelt als gelungen be- 
zeichneten Tierversuche von Nachprüfern bestätigt werden. Es fehlt 
somit bei allen spezifischen Tuberkulosepräparaten, vom Kochschen 
Alttuberkulin angefangen, dieser Beweis, welcher allein objektiv 
die Frage entscheiden kann, ob eine günstige Beeinflussung der 
Tuberkulose durch spezifische Therapie möglich ist oder nicht. Es 
muß’ geradezu wunder nehmen, daß trotz Fehlen dieses Beweises, 
der ja sonst für die Anwendung von Heilmitteln in der Praxis als 
unerläßlich angesehen wird, die spezifischen Tuberkulosemittel beim 


- Menschen ohne weiteres angewendet werden. 


Wie Weleminsky in einem im Prager Vereine „Lotos“ ge- 
haltenen Vortrage (11. Dezember 1923) über Tuberkuloseimmunität 
auslührte, haben sich seit don Versuchen Kochs mit Alttuberkulin, 
Landmann mit Tuberkulol, Behring mit Tulase, Ruck und Much 


mit Bakterienextrakten, Römer mit dem Serum vorbehandelter 
Schafe und Weichhard mit unspezifischen Eiweißkörpern vergeb- 


lich bemüht, Tiere gegen nachfolgende Tuberkuloseinfektion zu 
Immunisieren, Ä 

Auch die scheinbar gelungenen Versuche Behrings und 
Ko chs, Rinder durch vorangegangene Behandlung mit den für 
diese Tiere avirulenten humanen Bazillen gegen vollvirulente bovine 


Infektion zu schützen, hielten nicht, was sie erhoffen ließen. 
| Es ist daher verständlich, daß Wassermann und Neufeld 
am Tuberkulosekongreß in Bad Elster 192i eine echte Immunität 


bei Tuberkulose überhaupt in Abrede stellten und beobachtete 
Heilungsvorgänge bei Tuberkulose nicht auf die Bildung spezifischer 
antitoxischer Antikörper zurückführten, sondern auf eine Steigerung 
der ‚allgemeinen zellulären Abwehrkräfte. Sie begründeten ihre 
Ansicht mit den fehlgeschlagenen Immunisierungsversuchen am Tiere 


. und mit der Erfahrungstatsache, daß eine abgeheilte Tuberkulose 


nicht gegen spätere Neuinfektion schütze, während sonst doch durch 


. Weise entgegen. 


> 


Heilung einer Infektionskrankheit gerade die stärkste Immunisierung 


bewirkt wird. - ! 
Nach dieser Anschauung müßte jede spezifische Therapie der 


Tuberkulose zwecklos erscheinen und die Krankheit allein durch. 


hygienisch-diätetische Maßnahmen zu beeinflussen sein. x 
Dieser Auffassung tritt Weleminsky in sehr überzeugender 
Insbesonders scheint ihm die wesentlich erhöhte 
Widerstandskraft der seit altersher durchseuchten Kulturvölker im 
Vergleich zu den bisher tuberkulosefreien Naturvölkern sehr für 


die Immunisierungsmöglichkeit, ‚ja sogar für vererbbare Immunität | 


zu sprechen. | | | 

Die Möglichkeit einer künstlichen Immunisierung gegen die 
Tuberkuloseinfektion durch die spezifische Therapie hält er für er- 
wiesen, sobald es gelingt, entweder ein gesundes Tier gegen eine 


nachherige Infektion mit Sicherheit zu schützen oder ein bereits 


erkranktes zu heilen. 


Dieser Beweis ist nun Weleminsky mit seinem Tuberkulo- 


mucin anfänglich bei Meerschweinchen nur in: vereinzelten Fällen 
und durchaus nicht regelmäßig gelungen, konnte aber mit großer 


Regelmäßigkeit bei Kühen, selbst in Fällen vorgeschrittener Er- 


krankung, erbracht werden. nun 
Diese bedeutsame Beobachtung ist durch alle bisherigen Nach- 


untersuchungen voll bestätigt worden. Den ersten bereits mehr als 
‘zwölf Jahre zurückliegenden Tierversuchen Weleminskys, deren 
systematische Fortsetzung durch den Krieg eine Unterbrechung er- -` 


fahren hatte, schließen sich mit gleich günstigem Ergebnisse die 


'großzügigen Untersuchungen an, welche Mallat an den großen 


Tierbeständen der Schwarzenbergschen Güter angestellt’ hat. 
Unter den zahlreichen Versuchen dieses Autors möchte ich als 


besonders überzeugend einen an zwei schwertuberkulösen Kalbinnen - 


vorgenommenen anführen. Die eine wurde bald nach beendeter Be- 
handlung mit Tuberkulomucin geschlachtet. Hierbei zeigte sich eine 
iR, abgeheilte schwere allgemeine Tuberkulose, Alle Herde waren 
abgekapselt, zum Teile verkalkt. Die andere Kuh wurde am Leben 
elassen und erholte sich im Anschlusse an die Behandlung so rasch, 
aß sie an Gewicht und Größe bald alle ihre Altersgenossinnen über- 


. traf, während sie vor der Behandlung elend und abgemagert war. In 


beiden Fällen war also eine sonst sicher zum Tode führende Tuber- 
kulose durch Tuberkulomucin geheilt worden. 

Auch die noch im Gange befindlichen Nachprüfungen durch 
den Landes-Veterinärarzt Hauptmann lassen nach mündlicher Mit- 
teilung ‘bisher eine unzweifelhafte Heilwirkung der Tuberkulomucin- 
therapie erkennen. 5 RE 

Für das Tuberkulomuein ist somit zuerst unter allen spezifischen 
Tuberkulosemitteln der Beweis der therapeutischen Wirksamkeit 
im Tierversuch erbracht und von verschiedenen Nachprüfern be- 
stätigt worden. | | 


Die bei den Tieren gewonnenen Erfahrungen stimmen sehr 


x $ 


gut mit den am Menschen gemachten überein. 

Ich selbst verwende das Tuberkulomucin seit mehr als zehn 
Jahren und berichtete erstmals bereits 1913 auf der Naturforscher- 
Versammlung in Wien, sowie in einer späteren Publikation während 
des Krieges über dieses Präparat. 


Während meine damaligen Mitteilungen schwere Spitalsfälle - 


und während des Krieges Kranke betrafen, die durch Strapazen und 
ungünstige äußere Verhältnisse stark herabgekommen waren (kriegs- 


gefangene Russen, Arbeiter aus großen Militärindustrien), will ich 


heute das dem Praktiker näherliegende und ihn daher mehr inter- 
essierende Material besprechen, das ich in den letzten fünfeinhalb 


Jahren ambulant in meiner Privatpraxis behandelt habe. Ich möchte 
diesen Beobachtungen aus dem Grunde mehr Wert beilegen, weil | 


sie das tägliche Tuberkulosematerial des praktischen Arztes um- 


fassen und weil die genau kontrollierten Fälle unter fortdauernder . 
Überwachung gehalten werden, was bei dem früheren Material aus- 


t 


geschlossen war. ; P a, 
Ehe ich an die Besprechung meiner Fälle gehe, sei in Kürze 
das Wesentliche über das Weleminskysche Präparat und dessen 
Anwendungsweise mitgeteilt. 
~ Das Tuberkulomucin ist das einzige, bisher bekannte eiweißartige 
ee net der Tuberkelbazillen, über welches Weleminsky 
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mehrjährige re eigenartigen Glaskolben und unter ununter- 
brochener Auslese allmählich zur maximalen Produktion von Antigenen 
gebracht wurden, deren Wirksamkeit wahrscheinlich an das in den 
Kulturen gebildete Mucin gebunden ist. 

‚Das Präparat wird in dunkle Glasfläschehen von bestimmtem 
Härtegrad gefüllt, da die gewöhnlichen Glassorten dasselbe durch Ab- 
gabe von Alkali durch Umwandlung von Alkali-Albuminat zersetzen. 


2 berichtet hat. Es ist das durch Karbolzusatz sterilisierte - 
Filtrat einer Glyzerinbouillonkultur von Tuberkelbazillen, welche durch‘ 


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1358 


Auf diese Weise ist das Tuberkulomucin lange Zeit unzersetzt haltbar, 
doch empfiehlt Weleminsky der Sicherheit 


alte Füllungen zu verwenden. Von der tadellosen Beschaffenheit des 


Tuberkulomucin in eine Eprouvette, die 20 %.Essigsäure enthält, fallen. 
Ist das Präparat einwandfrei, so sinkt das Mucin als zusammenhängender 


gleichmäßige Trübung von Alkali-Albuminat entsteht. 
Bezüglich Dosierung und Technik bemerke ich folgendes: 
Man arbeitet gewöhnlich mit einer einprozentigen Verdünnung; 


abgekochten und gut ausgekühlten Wassers (bzw. aq. dest. oder physiol. 

Kochsalzlösung) gibt man mittels graduierter Glasspritze 0,1 g Tuber- 

kulomuein, ch 

Fläschchen bereitete. era kräftig un 
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spritzt dann mit der- 
selben Spritze und Nadel; die 


Gebrauch auszukochen, nicht mit Alkohol oder Äther ‘durchzuspritzen. 
Als Injektionskanüle verwendet man zweckmäßig eine Platin-Iridium- 
-Nadel, die vor und nach jeder Injektion ausgeglüht wird. 

Die Injektionen werden subkutan verabtolgt. 


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kleineren Dosen, 


3 Teilstriche der 1 %igen Lösung), bei Kindern unter 10 Jahren 1 mg. 
Die Injektionen werden wöchentlich einmal ren und zwar 
abwechselnd an der Streckseite beider Oberarme. 
nn Injektion setzt man vorteilhaft auf der Streckseite des 
orderarmes, weil hier die Reaktionsfähigkeit der Haut besonders groß 


besonders auffallend in Erscheinung tritt. | 

moy ' Ergibt sich aus der Stichreaktion (im Zusammenhalt mit dem 

ee objektiven Befund) die Notwendigkeit, die Behandlung fortzuführen, so 
el = steigert man die Änfangsdosis erst dann, wenn auf dieselbe keine oder 
nur unbedeutende Stichreaktion erfolgt. Die Steigerung erfolgt ge- 
wöhnlich um img. ‚In 12—14 Wochen erreicht man .so durchschnitt- 


lich die Dosis von 10 mg. Höhere Dosen habe ich bei meinem ambu- 
lanten Material nicht angewandt. 


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auch mehrere solcher Injektionsserien nötig sein, um die Krankheits- 
erscheinungen restlos und dauernd zu beseitigen. So habe ich 3 Fälle 
von kavernösen Tuberkulosen in Beobachtung, bei denen innerhalb 
4 Jahren 8 Injektionsserien absolviert werden mußten, bis die ge- 
wünschte anhaltende Besserung (klinische Heilung) eintrat, 

Diese Etappenbehandlung hat sich bestens bewährt, kann 
Be aber wohl nur bei intelligenten, einsichtsvollen Kranken so lange 
we durchgeführt werden. 

e Unerläßlich ist es, den Kranken 24 Stunden nach jeder Unter- 


ma 


2 mal täglich die Temperatur zu messen, zu notieren und die Auf- 
zeichnungen zur nächsten Injektion mitzubringen. 

Die bequeme Anwendungsart des Tuberkulomucins darf aber 
nie zu unbedachtem, schematischem Handeln verleiten! Es ist selbst- 
verständlich, daß man auch mit Tuberkulomuein nur durch strengstes 
Individualisieren und gewissenhafte Auswahl der Fälle wirkliche 


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kulinpräparaten wesentlich einfacher ist, ist ein hochzuschătzender 


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stimmen wird. Ebenso ist die Tatsache, daß man bei der an- 
gegebenen vorsichtigen Dosierung die vom weniger geübten Praktiker 
mit Recht gefürchteten Tuberkulinschädigungen nicht zu fürchten 
hat, geeignet, dem Weleminskyschen Präparate allgemeine Ver- 
‚breitung zu sichern. | i 
Die Tuberkulomuein-Injektionen können, gleich anderen spe- 
zifischen Präparaten von Lokal-(Stich-), Herd- und Allgemeinreaktion 
ers gefolgt sein. 
ee a Die Lokal-(Stich-)Reaktion kann bei stark allergischen Per- 
DO sonen mitunter übermäßig heftig ausfallen, die Schwellung und 
S >i Rötung der Injektionsstelle. hierbei den halben Oberarm betreffen. 
E Es klingt aber auch die stärkste Reaktion in 1—3 Tagen völlig 
De a _ folgenlos ab. Niemals sah ich nach den vielen Tausenden Injek- 
| tionen, die ich verabfolgt habe, irgendwelche schädliche Neben- 
wirkungen auftreten. Meist überschreitet die Lokalreaktion aber 
‚nicht die Größe eines Tauben- oder Hühnereies. 
Der stark positive Ausfall der Stichreaktion schon nach der 
ersten, zugleich probatorischen Injektion ist prognostisch sehr günstig 
zu bewerten. Wir sehen in diesen Fällen nach Ablauf der Reaktion, 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


alber höchstens ein Jahr 


Präparates kann und soll man sich vor Herstellung der Verdünnung 
durch die Mucinprobe überzeugen. Man.läßt einen Tropfen unverdünntes 


Schleimklumpen zu Boden, während bei eingetretener Zersetzung eine 


die man sich am Tage der Injektion stets frisch herstellt. Auf 10 com 


üttelt. die in einem weithalsigen, gut ausgekochten 


i der Entnahme des unverdünnten 
Präparates verwendet worden sind, nochmals durch. Die Spritze soll 
nur für die Tuberkulomucein-Injektionen reserviert bleiben, ist vor dem 


Ein Autor (Sichan) 
berichtet über intrakutane Applikation, natürlich mit entsprechend 


Als Anfangsdosis gibt man bei Erwachsenen 2—3 mg (= 2 bis 


ie erste, zugleich 


‘ist und daher die für die Prognose des Falles so wichtige Stichreaktion . 


Tritt nach Injektion von 10 mg keine Reaktion mehr ein (positive - 
Anergie im Sinne v. Hajeks), unterbricht man die Behandlung für 
| 4-8 Wochen, um dann wieder mit der Anfangsdosis von 2—3 mg einen 
ee neuen Zyklus zu beginnen. Je nach der Schwere.des Falles können 


suchung zu kontrollieren. Derselbe wird auch angewiesen, in den 
ersten 24 Stunden nach der Injektion dreistündlich, später dann 


. Psoriasis universalis, 
Erfolge erzielen kann. Daß das Verfahren gegenüber den Tuber- f 


Vorteil, der so manchen Praktiker zur Verwendung des Mittels be: 


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i T - J 


28. September 


anfangs wohl nur für 1—3 Tage ausgesprochene Besserung der sub- 
jektiven Beschwerden der Kranken eintreten. Nach den folgenden 
Injektionen hält das Wohlbefinden länger an, und nach ungefähr 
6 Injektionen erstreckt es sich auf das ganze Intervall zwischen 
den einander folgenden Injektionen. Die Stichreaktion ist nach 
24 Stunden, seltener erst nach 48 Stunden auf der Höhe und klingt 
in 2—3 Tagen wieder ab. Öfters bleibt nach der ersten Injektion 
durch Wochen eine Infiltration der Injektionsstelle zurück. Dies ist 
als prognostisch günstig zu bewertendes Ereignis anzusehen. 


Allgemeinreaktionen : (Kopfschmerz, leichte Temperaturer- 


‚ höhung, Mattigkeit) treten in geringem Grade nach den ersten 


Injektionen mit ziemlicher Regelmäßigkeit ein. Ganz vereinzelt nur 
waren Temperaturanstiege auf oder über 39° C zu beobachten. 
Schwere, objektiv nachweisbare Herdreaktionen sind sehr 
selten. Dieselben bestehen in vermehrtem Hustenreiz und reichlicherer 
Expektoration. Niemals aber sah ich auch in solchen Fällen eine 
Propagation des Krankheitsprozesses einsetzen. 
Bestehendes Fieber stellt keine Gegenanzeige für die Tuberkulo- 
mucintherapie dar. Dasselbe wird vielmehr im Laufe der Be- 


‚handlung allmählich zum völligen und dauernden Verschwinden 


gebracht. Ebensowenig Zwingt eine bestehende oder interkurrierende 
Hämoptoe zur Unterbrechung der Kur. 

Aussichtslos ist die Behandlung bei allen schweren exsudativen 
Prozessen, die auf die erste und nächstfolgenden Dosen (3—4—5 mg) 
keine Stichreaktion zeigen, selbst wenn dabei — vorübergehend — 
subjektive . Besserung wahrzunehmen ist (negative Anergie). Solche 
Fälle führen erfahrungsgemäß im Laufe von 4—6 Monaten zum 
Tode. In diesen Fällen wird auch die toxisch erhöhte Pulsfrequenz 


' nicht herabgedrückt und bleibt die von mir beschriebene und als 


prognostisch günstig zu wertende Leukozytose aus. Ä 
Die geeignetsten Fälle, bei denen nach meiner Erfahrung die 
Tuberkulomueinkur mit Aussicht auf Erfolg durchzuführen ist, sind 
die inzipienten Formen der Lungentuberkulose produktiven Charakters, 
eventuell auch noch Fälle mitbeginnender Exsudation. Charakteristisch 
für solche Fälle mit positivem physikalischen und röntgenologischen 
Lungenbefund ist die ausgiebige Stichreaktion nach der ersten 
probatorischen Dosis. | | 
Die bisherigen Nachprüfungen der Tuberkulomucintherapie bei 
der menschlichen Tuberkulose’ergaben ausnahmslos sehr befriedigende 
Resultate und erfüllten durchaus die Erwartungen, die man schon 
nach den ersten Mitteilungen Weleminskys an das Mittel knüpfte: 
Über günstige Beeinflussung der Lungentuberkulose liegt be- 
reits eine umfangreiche Literatur vor (Pachner, Poduschka, 
Guth, Weiß, Götzl, Skutetzky, Franz, v. Hajek, Feldner, 
Landegger, Lilien, Klein, Pribam, Friedmann, Sichan). 
Über den Wert des Mittels bei chirurgischer Tuberkulose berichten 
Götzl und Sparmann, Schmerz — dieser allerdings mit ge- 
wissen Einschränkungen — sowie Springer, bei Tuberkulose des 
Ohres Cemach, . Piffl, bei Psoriasis Weleminsky, bei Lupus 
Wagner, bei Kehlkopftuberkulose Bumba. | l 
Mein heute zu besprechendes Material umfaßt 121 Fälle von 
Lungentuberkulose, in je 3 Fällen begleitet von Tuberkulose der 
langen Röhrenknochen mit sezernierenden Fisteln und von Lymphomen, 
in je einem Falle von Tuberkulose des Peritoneums, bzw. vou 
Von den 121 Fällen waren 43 schwere offene 
Tuberkulosen. Von diesen wurden 5 = 11,6°/, geheilt (völliges 
Schwinden der katarrhalischen Erscheinungen, dauernde Entfieberung, 
anhaltender guter Allgemeinzustand, dauernd bazillenfreies Sputum). 
In 13 Fällen — 30,2°/, trat besondere Besserung ein, 6 Fälle 
— 14,1%, blieben unbeeinflußt und 19 = 44,1°/, starben. Die 
sehr schwache oder ganz fehlende Stichreaktion nach den ersten 
Gaben, die anhaltende hohe Pulszahl, das Ausbleiben der Leukozytose 
ließen hierbei den tödlichen Ausgang von Anfang an erwarten. 
Von den 78 Fällen geschlossener Tuberkulose kamen 43 


=> 55,10/, zur klinischen und biologischen Heilung (positive Anergie), 


29 = 37,1°/, wurden erheblich gebessert, 1 Fall blieb unbeeinflußt, 


1 Fall endete durch Suizid und in 5 Fällen ist die Behandlung 
noch nicht abgeschlossen. 


Interessant war der Verlauf der mit Knochentuberkulose 
komplizierten Fälle. In allen drei Fällen hörte die seit Monaten 
bestandene Fistelsekretion auf, die Fisteln schlossen sich nach der 
4.—6. Injektion, die Konfiguration der Röhrenknochen wurde nahezu 
normal. Die komplizierenden Lymphome zeigten eine sichtliche, 
aber erst spät und nur langsam einsetzende Rückbildung. Der Fall 
von Tuberkulose des Peritoneums endete letal. 

Die einen Fall von schwerer, kavernöser Phthise bei einer 
32jährigen Frau begleitende allgemeine Psoriasis, welche durch 


eaa i x EE tos - ER Yu i j e Pit > : ” i y 


2 : G 
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> ren, BR > 
: 28, September ` 


nshezu 10 Jahre erfolglos behandelt worden war, war nach der | 
` 8. Injektion restlos geheilt, wie weggewischt, ohne auch nur Pigment- | 
Die Hautaffektion war auch bis zu dem 
8 Monate später erfolgten Tode. der Patientin nicht mehr aufgetreten. 


Auf die einzelnen Jahre verteilt sich mein Material folgender- 


spuren zu hinterlassen. 


maßen: ef | 
u Tabelle 1. Offene!Tuberkulosen: 48 Fälle. 


I1910]1920|1921|1922]1923|1924| Summa | Anmerkung. 


C geheit ...| 1 |—]| 2 |2:]—]]—]| 5 dauernd bazillenfrei 
-` Gebessert.. 2183,4 113 |— 18 p = =i 
Unbeeinflußt | — | — | — | 3 1 3|—| 6 zen, 
Gestorben... 6 (AI 3 (I JA | 1 19 | — 
Tabelle 2. Geschlossene Tuberkulosen: 78:Fälle. 
 nstolto2oj19ei|t920J1023|1924*)| Summa |. Anmerkung _ 
| Geheit ... 8 | 7 ls lulul 2 | 48 = 
f Gebesset.. 3 716l 7| 5j 11.9 = 
ce Unbeeinfußt | — | — | — I—|I—- | — |. — u | 
Gestorben. s| == 1 | — — I— I — 1  suieidium 
l *) in 5 Fällen Behandlung noch nicht abgeschlossen. 
| | = Der in Tabelle 1 ausgewiesene geheilte Fall offener Tuberkulose 


-} ° aus dem Jahre 1919 steht am längsten in Beobachtung. Er betrifft 
einen 37jährigen Kaufmann, der am 20. Juni 1919 in Behandlung trat. 


Expektoration mit stark positivem Bazillenbefund (Gaffky 7). Patient 
absolvierte bis Ende 1920 drei Injektionsserien (1. Juli bis 1. Oktober 
1919, 3. Februar bis 5: Mai 1920, 7. September bis 4. Dezember 1920). 


Seither erscheint er alle zwei Monate: einmal zur Nachuntersuchung, 


p 

! zum letzten Male am 20. Juni’ 1924, — Physikalischer Befund ergibt 
3 nur verkürzten Klopfton über dem rechten Oberlappen mit rauhem 
Ab : Atmen, verlängertem, nicht hauchendem Exspirium ‘ohne katarrhalische 
uf Erscheinungen. Das Sputum ist seit Ende 1920 dauernd bazillenfrei 
af (auch mittels Antiformin). Röntgenuntersuchung ergibt leichte Ver- 


| BON, des rechten Oberlappens und stärker ausgeprägten Hilus 

i rechts. Patient ist anhaltend frei von Beschwerden, n ‘erheblich 
"am Gewicht zu (nahezu 10 kg) und hätte niemals Katarrhe, die ihn vor 

A| der Behandlung sehr. oft belästigten. 7 
use _ „Ein anderer Fall: 19jähriges Mädchen, blaß, gut genährt. In der. 
B] . ` Familio mehrere Fälle von Lungentuberkulose. Im Februar 1921 Grippe, 
tf Anfangs März profuse Hämoptoe. Übernahme der Behandlung am 
h, 11. März 1921: Verdichtungsherd im rechten Oberlappen mit reichlichem. 


" ‘ feinblasigem feuchtem Rasseln, Subfebrile Temperatur. Sputumbefund 
on paer (Gaffky 8). In den nächsten Tagen wiederholte Lungen- 
ungen. | 
‚entfiebert, blühendes Aussehen, katarrhalische Erscheinungen geschwun- 
den. Injektionszyklus dreimal seither wiederholt da die Probeinjektion 
nach üblicher Pause immer wieder stark positiv ausfiel. Sputum nach, 
Absolvierung der zweiten Serie negativ. Letzte Untersuchung 24. Juni 
bis auf minimale Schallverkürzung und hauchendes / 
über der rechten Spitze normaler. Lungenbefund, durch Röntgen be- 
stätigt. Sputum anhaltend bazillenfrei. T | 
Die mit Tod abgegangenen Fälle betrafen fast durchgehends 
progrediente Formen, kavernöse Tubörkulosen mit Neigung zu pneu- 
Monischer Infiltration, bei denen die Behandlung von. vornherein, 


In drei Fällen, welche anfangs deutlich den guten Einfluß der Tuber- 
A kulomucintherapie durch Abfall der erhöhten Temperatur zur Norm, 

Steigerung des Appetits und sogar mäßige Gewichtszunahme er- 
kennen, ließen, trat nach einer interkurrierenden Grippe plötzlich 
eine akute Progredienz ein, die rasch den Tod herbeiführte. Die- 


T SS wer EEan e d. a =” zz =: 


werdende, bzw. ganz ausbleibende Stichreaktion. : 


er Von den gebesserten Fällen offener Tuberkulose möchte ich ins- 
 esonders eine kavernöse Phthise bei einem 12jährigen Mädchen aus 


N e 


u. ———— 


Behandlung, die seit 1920 geübt wird, auffallend auf, menstruierte ohne 


Eia und zeigt heute auch einen so sebr gebesserteñ la rer 
sn Seubefund, daß die Hoffnung berechtigt ist, in absehl l 
stehenden Prozeß völlig zur Ausheilung zu bringen. Wesentlich 
‚ unterstützend wirken in diesem Falle SOR die gute Pflege und die 
KLuEen pien Verhältnisze der am Lande wohnenden Eltern der 
mit, 


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Zusammenfassend möchte ich .die an meinem ambulant be- 


undelten Materiale gemachten Erfahrungen folgendermaßen präzi- 


WE 


4 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.39. 


‚Befund bei der Aufnahme: Infiltration des rechten Oberlappens mit 
. : Kavernensymptomen, ‚erhöhter Temperatur auf 37,9, reichlicher. 


Sofort mit Injektionen begonnen. Nach 3 Monaten dauernd 


xspirium - 


- trotz vereinzelter anfänglicher `subjektiver Besserung erfolglos blieb. 


endung zum Schlechten manifestierte sich hierbei durch schwächer . 


 Schwertuberkulöser Familie hervorheben. Das Kind blühte unter der 
Beschwerden erstmalig im Jahre 1921, nahm 15 kg!! an Körpergewicht 


arer Zeit den 


\ 


- 


1. Das Tuberkulomucin Weleminsky ist als ein mildes, besonders 
‘wirksames spezifisches Präparat‘ bei Behandlung der Lungen- 
tuberkulose zu bezeichnen.  ' 3 ie 

. 2. Es ist namentlich für die.ambulante Therapie des praktischen 

Arztes .(bzw. für Therapie betreibende Fürsörgestellen) zu 
‚ empfehlen. . 0 oo ee ee T Ä 
3. Die Anwendung ist infolge Fehlens. schwerer Herdreaktionen 

oder sonstiger Nebenwirkungen bei. entsprechend ausgewähltem 
~- Krankenmaterial und vorsichtiger Dosierung gefahrlos. — ' 

‘4. Besonders geeignet für die Behandlung sind inzipiente Fälle 

produktiven Charakters. ' Exsudative Formen geben eine weniger 

günstige Prognose. Fälle progredienter Art mit Ausbleiben einer 

Stichreaktion nach probatorischer Injektion sind als. aussichts- 

los von der Behandlung auszuschließen. | et 

` > Literatur: Weleminsky, B. kl. W, 1912, 28. — Pachner, Brauers 

Beitr. z. Klinik d. Tbe. 1912, Bå. 25. — Poduschka, W. m. W. 1918, 6. — Götz], 

W. kl. W. 1918,.40. — Skutetzky, Naturforscherversamml. Wien, 1913, 85. — 

‚Weleminsky, B. kl. W. 1914, 18.. — Pachner, Zschr. f. Tbo. 1914, 6. — Guth, 

ebenda 1914, 6. — Skutetzky, W. m. W. 1914, 15. — Franz, ebenda 1914, 15, — 

Götzl und Sparmann, Mitteil. a. d, Grenzgeb. 1914, 1. — Weiss, W. kl. W. 

1914, 26. — Weleminsky, ebenda 1916, 89. — Cemach, W.m. W. 1916, 12, — 

v. Hajek, Zschr. f. Tbe. 1917, 6 — Weleminsky, W. kl W. 1917, 46. .— 

Landegger, Der Amtsarzt 1917, 9-12. — Cemach, W. m. W. 1917, 4 u. 10. 

' — Skutetzky, W. kl. W. 1918, 22. — Friedmann, B. kl. W. 1919; 36. — Lilien, 

M. Kl. 1921, 48. — v. Hajek, Das Tuberkuloseproblem, Verlag J. Springer, Berlin - 

1921, S.206..— Wagner, Verb. des Vereins deutscher Ärzte in Prag, Verlag 

' Urban & Schwarzenberg, Wien-Berlin 1922, 8.88. — Bumba, ebenda, S. 89. — 

Springer, Die. Tuberkulose und ihre Bekämpfung, herausgeg. von Ghon und 

Jaksch,.Verlag E. Heim & Co., Wien 1922, S. 120, — Pribram, ebenda, S. 163, 

— Piill, ebenda, 8.258. — Guth, ebenda, S. 297. — Skutetzky, ebenda, S. 376. 

— Klein, Zschr. f. ärztl. Fortbildung 1923, 10. — Mallät, Vestnik I. csl. ved 

sjezdu prozituberk. 1923. — Sichan, Casopis ceskych 16k., 1924, 4 — Weleminsky, 

Naturwissensch. Zschr. Lotos 1924. 2. 7.000000 PARE 


Aus der Chirurgischen Universitätsklinik Berlin’ 
; = (Direktor; Geh. Rat Prof. Dr. Bier). 
Der Wert des Chirosoters in der Praxis. 
| Von Dr. KarlVogeler. — > 0 0 | 

~ - Auf dem diesjährigen Chirurgenkongreß hielt am letzten Tage. 
Kausch einen Vortrag über das Sparen in der Chirurgie und 
machte - verschiedene beachtenswerte Vorschläge, durch die die 
Kosten im chirurgischen ‚Betriebe erheblich vermindert werden 
könnten. Leider fehlte jeder Hinweis darauf, auf welche Weise der 
teure Gummihandschuh ersetzt werden könnte und wie am schnellsten 
und billigsten ein aseptischer Zustand der Hände. zu erzielen sei, 
eine Frage von großer ünd eminent praktischer Bedeutung. sowohl 
für den Kliniker wie für den in der Praxis tätigen Arzt. ‚Als Er- _ 
gänzung zu seinen Vorschlägen wies ich deshalb in der Diskussion 
auf das von Klapp vor Jahren angegebene, von mir einer erneuten 
eingehenden bakteriologischen Untersuchung unterzogene Chirosoter 
hin. Da der Hinweis naturgemäß nur ein ganz kurzer sein konnte, 
so möchte ich im folgenden vor einem größeren Kreise ganz kurz 
"ausführen, welch große Bedeutung dem Chirosoter nicht nur im 
Betriebe des Krankenhauses, sondern auch besonders in der Sprech- 
stunde des praktischen Arztes zukommt. =: BET 

= Vorausgeschickt sei, daß die Keimfixierung des Chirosöters in 
zahlreichen genauen bakteriologischen Untersuchungen festgestellt `- 
ist, daß es sich im ÖOperationssaal ausgezeichnet bewährt hat, daB 
‚seine Konkurrenzfähigkeit mit‘ dem Durchschnittsgummihandschuh 
erwiesen ist. Eine einzige gründliche Einreibung der im übrigen . 
-ungewaschenen Hände mit einer Menge von etwa einem EßBlöffel: 
genügt, um eine praktisch völlige Keimfreiheit derselben zu er- . 
zielen. Da die Vorbedingung dazu ein absolut trockener Zustand 
der Hände ist, so ist entweder in eiligen Fällen jedes Waschen der 
Hände’ vor der Chirosotereinreibung zu unterlassen oder es muß 
nach dem Waschen die völlige Trocknung der Hände. abgewartet 
werden. Ist die Einreibung. vollendet, haben die Hände einen leicht 
glänzenden Überzug erhalten, der ‚sich glatt anfühlt. Jetzt ist die 
Hand als keimfrei, als aseptisch anzusehen, ‘operative Eingriffe . 
können ausgeführt werden, der Finger darf den Uterus ausräumen, 
die Hand kann in den Gebärkanal zur Wendung des Kindes einge- - 
tührt werden!). | | re | ee 
. Fragen wir uns nun, wo das Chirosoter angewandt werden. 
: kann, so lautet die Antwort 1) überall da, wo in der Medizin eine 
aseptische Hand verlangt werden muß und 2) da, wo sich die Hand, ` 


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~ 1) Zur genauen Orientierung ‚über das Chirosoter vorm. ise ich 
auf meine beiden Arbeiten: Zbl. f. Chir. 1923, Nr. 35, und Taa 
becks Arch. Bd. 128, H. 3. E 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


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des Arztes vor septischen Keimen schützen will. Denn das Chirosoter 
schützt auch die Hand vor der Aufnahme infektiösen Materiales. 

Für den Arzt in der Praxis ist das Chirosoter das einfachste, 
schnellste und billigste Mittel, sich keimfrei zu machen. Am 


häufigsten wird er in die Notwendigkeit einer raschen.Sterilisierung | 


durch geburtshilfliche Fälle versetzt sein. In ‘der Regel ist das 
Vorgehen dann so, daß er mit den Händen schnell einmal in eine 
Sublimatschale fährt, jedoch endet der Konflikt zwischen seinem 
aseptischen Gewissen und dem verständlichen Wunsch, der Frau 


möglichst rasch Hilfe zu bringen, bald mit dem Siege des letzteren, 


die eine Hand geht in den Uterus ein und zahllose Keime werden 
auf dem besten Nährboden’ der Natur, dem kreißenden Gebärkanal 
deponiert, von wo sie bald ihr Unwesen entfalten werden. Ganz 


andere Wirkung hat dagegen die kurze Sterilisierung der Hand mit 
Chirosoter. 


welche wohl als das stärkste Kriterium einer Desinfektionsmethode 
angesehen werden kann. Und so kann das Chirosoter in der Praxis 


überall angewandt werden, Gummihandschuhe sind viel zu teuer, | 
.die Waschung mit den gebräuchlichen Desinfektionsmitteln dauert 


viel zu länge und irgendwelche Schwierigkeiten hat die Anwendung 


des Chirosoters nicht. Nach der Operation wird es durch eine ein- 
. fache Waschung in warmem Wasser und Seife entfernt. | 


Von großer Wichtigkeit scheint mir der Hinweis auf die 
Schutzmauer, die das Chirosoter auf der Haut der Hände erzeugt 


und die‘ das Haften von Keimen, die bei der Berührung mit. 


infektifsem Material leicht auf die Hände gelangen, unmöglich 
macht. Vor kurzem hat Geh. Rat Payr darauf hingewiesen, daß 
die Asepsis der Hände gewissermaßen außerhalb. des Operations- 


 saales in der Prophylaxe gelegen sei?). Die Wichtigkeit des Hand- 


schutzes beruht nicht in der energischen Desinfektion, sondern in 
der Fernhaltung der Hände von’ septischem Material. Nun muß 
der Arzt auch selbstverständlich solche Kranke berühren und unter- 


suchen, und muß daher seine Hände mit den infektiösen Keimen 
in engen’ Kontakt bringen. Vielfach werden daher auf septischen 
Stationen Gummihandschuhe getragen, aber für den Praktiker ist | 
das zu teuer, auch hat das längere Tragen von Gummihandschuhen . 


lästige Empfindungen in der Hand zur Folge. Daher ist auch hier 
die Anwendung des Chirosoters das Gegebene; nicht nur der Arzt, 
sondern auch das Personal kann eine kurze Waschung mit Chirosoter 
vornehmen und sich so vor der Ansteckung schützen.. 


Der Schutz des Chirosoters in der Prophylaxe eröffnet ihm 


aber noch ein weiteres großes Anwendungsgebiet, das ist in der 


Gewerbehygiene. In vielen: industriellen Betrieben sind die Arbeiter 
Hautschädigungen außerordentlich ausgesetzt mit all ihren Folgen. 
den: Schrunden, den Rhagaden, der Zellgewebsentzündung und dem 
Panaritium. Prophylaktische Chirosotereinreibung wird: auch hier 
die Haut schützen und die Erkrankungsmöglichkeit verringern. 

Ganz kurz sollen noch die Vorwürfe gestreift werden, die 


man dem Chirosoter macht: 


~ i. wird ihm vorgeworfen, der Geruch sei sehr unangenehm. 
Nun gibt es in der Chirurgie erheblich unangenehmere Gerüche, 
die hingenommen werden, ohne daß sich ein Vorwurf erhebt, sogar 
das sehr häßlich riechende Sublamin, das den Händen noch tage- 


. lang einen fauligen Geruch verleihen kann, wird nicht beanstandet. 
. Der Geruch des Tetrachlorkohlenstoffs verfliegt schon bei der Ein- 
‚ reibung, kann also höchstens nur eine halbe Minute wahrge- 


nommen werden; RES SR | | 
2, soll ein brennendes Gefühl in der Haut entstehen. Dieses 

tritt nur dann auf, wenn die Hände vor. der Einreibung nicht völlig 

trocken waren, jede Spur Wasser verstärkt es. Im übrigen werden 


die Hände ganz im Gegenteil durch die Anwendung des Chirosoters 


geschützt, die Haut behält einen leichten, sehr angenehmen Paraffin- 
überzug, springt nicht\auf und bleibt geschmeidig; 

3. würden die Hände durch das.Chirosoter schlüpfrig und 
glatt, so daß das operative Hantieren erschwert würde. Dieser Vor- 


als beim Gummihandschuh, denn auch diesem haftet dieser Nach- 


_ teil, sobald er mit Blut in Berührung gekommen ist, an. Im übrigen 


kann ich mitteilen, daß Versuche im Gange sind, mittels einer dem 
Chirosoter zugesetzten körnigen Substanz die Schlüpfrigkeit zu be- 
heben und die Finger rauh zu machen. Die Ergebnisse der Ver- 


. „suche werden mitgeteilt werden. | 


Wie sehen, daß das Anwendungsgebiet des Chirosoters recht 
groß ist und daß unser Mittel erhebliche Beachtung : verdient. 


2) Zbl. £ Chìr. 1928, Nr. 48 


u 728. September 


Sofort nach. der Einreibung kann die Hand ohne Ge- 
fahr jeden Eingriff vornehmen, selbst die Lösung der Plazenta, 


| wurden vor allem chronische Bronchitiden, 


| gangrän, Grippe, schließlich 
: | | | phthisen. | 
wurf ist bis zu einem gewissen Grade berechtigt, aber nicht mehr . 


Wenn aber davon gesprochen wird, wie man den großen Ausgaben 
im klinischen und ärztlichen Betriebe steuern könne, dann ist den ' 
Unmassen von Gummihandschuhen, die gebraucht werden, die ge- 
bührende Aufmerksamkeit zu schenken und als eines vorzüglichen 
und billigen -Ersatzmittels wohl des Chirosoters mit einem ‚Worte 
zu gedenken.  — ` pi | | 


| Aus der JI. Inneren Abteilung dès Rudolf Virchow-Krankenhauses Berlin 


| (Dirig. Arzt: Prof. Dr. K. Brandenburg). 
 „Anastil“, ein injizierbares Guaiakolpräparat. . 
| Von Dr. Rudolf Unger. 


In. der: medikamentösen. Behandlung infektiöser Erkrankungen 
der Atmungsorgane spielen das aus einem Gemenge verschiedener 


Phenole bestehende Kreosot und dessen Hauptbestandteil, das 
Guajakol, eine nicht unwesentliche Rolle.. Anwendung finden sie 
vor allem bei chronischer Bronchitis (besonders solcher mit fötidem 
Sputum), Bronchiektasien, Lungenabszessen usw., wobei sie die- 
örtlichen Erscheinungen wie Husten und Auswurf in hervorragendem 
Maße einschränken. Die resorbierten Phenole werden nämlich zum 
Teil durch die Lunge ausgeschieden und wirken dabei desinfizierend 


auf die Krankheitserreger ein. Außerdem heben die Kreosotphenole 


besonders bei längerem Gebrauche häufig in bemerkenswerter Weise 
das. Allgemeinbefinden und den Appetit. 


Letztere Wirkung ist, wie Klemperer (1) wahrscheinlich gemacht 


hat, dadurch bedingt, daß die motorischen Funktionen des Magens er- 
höht werden. ` Ein weiteres Anwendungsgebiet des Kreosots und seiner 
Derivate ist die Tuberkulose der Lungen, wofür namentlich Fräntzel 


(2) und Sommerbrodt (8) eingetreten sind. Eine spezifische Wirkung 


auf die Tuberkelbazillen wird zwar von den meisten Autoren abgelehnt. 
‚und ist auch nicht wahrscheinlich, da sich bei den zulässigen Gaben 
‚solche Konzentrationen, wie sie zur Abtötung der Bazillen notwendig 


sind, án den Ausscheidungsstätten in der Lunge nicht erreichen lassen. 
Der günstige Einfluß des Kreosots und des Guajakols auf die Phthisis 

ulmonum, wie er häufig beobachtet wird, ist vielmehr vermutlich 
dach zu erklären, daß durch die Zunahme des Appetits und durch 
die Einschränkung von Husten und Auswurf eine Besserung des All- 
gemeinzustandes in subjektiver und objektiver Hinsicht eintritt. | 


Die Darreichung der Kreosotphenole geschieht meist in Form 


der offizinellen Kreosotpillen. Da diese jedoch nicht selten Magen- 
beschwerden machen und wegen ihres brennend scharfen Geschmackes . 


nicht gern genommen werden, sind in den Handel zahlreiche Ersatz- 
präparate gebracht worden. Diese sind zwar nahezu geschmacklos 


und beeinträchtigen die Magenfunktion nur wenig, da sie erst im | 


Darm in die. wirksamen Komponenten zerfallen; es haftet ihnen 
jedoch ein Nachteil an. Um die Anwendung und die Resorption 
der Kreosotphenole zu erleichtern, stellte man wasserlösliche Derivate 


| her, bei welchen chemischen Bindungen jedoch die Wirkung, ebenso 


wie bei anderen Arzneimitteln — vgl. Fränkel (4) —, gahz oder 
zum größten Teil verloren ging. | | 
- Es ist als ein Fortschritt zu 


pharmazeutischer Präparate (Apotheker Bruno Salomon)in Charlotten- 


burg ein injizierbaresGuajakolpräparateingeführt wurde, das alsHaupt- 
| bestandteil reines, freies, also nicht chemisch gebundenes Guajakol 


in Wasser gelöst enthält. Das Präparat, das unter dem Namen 
„Anastil“ in den Handel kommt, stellt eine klare, leicht gelbliche 
Flüssigkeit dar, die ähnlich wie Kreosot einen Geruch nach Rauch 


besitzt und in jedem Verhältnis mit Wasser mischbar ist. Es wird 


als 'einfaches „Anastil“ und als „Anastil verstärkt“ in Am- 
pullen zu 1 ccm geliefert. | | 
Das Präparat ist in den letzten vier Jahren auf unserer 
Abteilung bei zahlreichen Fällen angewendet worden. Behandelt 
die durch andere 
Mittel nicht weiter zu beeinflussen waren, ferner Bronchiektasien, 
Pneumonien, verschiedene Fälle von Lungenabszessen und Lungen- 


Anwendungsform war entweder die. intramuskuläre oder die 
intravenöse Injektion, letztere besonders mit „Anastil verstärkt 


in schwereren - akuten Fällen, bei’ denen es auf eine möglichst. 


rasche Wirkung ankam. Subkutane Injektionen sind wegen örtlicher 
Reizwirkung des Präparates nicht zu empfehlen, aus welchem Grunde 
auch bei intravenösen Injektionen zwecks Verhütung von perivasku- 


| lären Infiltrationen auf gute Lage der Kanüle in der Vene geachtet 


werden muß. Die Injektionen, bei denen das Präparat entweder 


rein oder verdünnt mit physiologischer  Kochsalzlösung (1:3) an- 
gewendet wurde, wurden -alle 2—3 Tage, in hartnäckigen Fällen 


auch täglich ausgeführt. | 


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begrüßen, daß von der Fabrik ` 


auch geschlossene und offene Lungen- . 


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28. September - 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 1861 


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Was nun den therapeutischen Effekt anlangt, so haben wir, 
abgesehen von wenigen Versagern, mit dem Anastil sehr gute Er- 
folge erzielt. Besonders bemerkenswert war die günstige Wirkung 
bei Erkrankungen der Atmungsorgane, die mit starkem Auswurf 
einhergingen. Bei chronischen Bronchitiden und Bronchiektasien, 
die schon seit mehreren Jahren bestanden und durch keine anderen 


Mittel nennenswert zu beeinflussen waren, ging unter Nachlaß von 


- Atemnot und Hustenreiz die Menge des Sputums (in einigen Fällen 


bis 400 ccm pro die) schon nach 5—6 Injektionen in auffallender 
Weise bis auf wenige com zurück. In leichteren Fällen genügten 
schon 1—2 Einspritzungen. Fötides Sputum verlor in kurzer Zeit 
den stinkenden Geruch. Ähnliche gute Erfolge hatten wir bei 
Lungenabszessen und Lungengangrän, wobei jedoch meist eine 
größere Anzahl von Injektionen erforderlich war. 

Bei einem Fall von Bronchitis foetida und interlobärem Empyem, 
entstanden im Anschluß an eine Unterlappenpneumonie, wurde das 
Empyem unter längerer Anastilbehandlung bei sehr geringen Be- 
schwerden völlig ausgehustet und so die Rippenresektion vermieden, 

Bei Pneumonien, besonders Grippepneumonien, wandten wir 
Anastil hauptsächlich dann an, wenn es sich um verzögerte Lösung 
handelte, wobei dann meist nach wenigen Injektionen völlige Ent- 
fieberung eintrat. Auch bei einfacher Grippe hat sich das Anastil 
gut bewährt. i 

So ging bei einer mit Tracheitis und Bronchitis einhergehenden 
aropo die durch 7tägige Salizylbehandlung nicht zu beeinflussen ‘war, 
nach 2 intravenösen Ånastileinspritzungen die Temperatur (um 39°) 
auf normale Werte herab, ohne daß später wieder Fieber auftrat. 

Fast alle mit Anastil behandelten Patienten gaben an, sich 


"infolge des Nachlassens des Hustens und Auswurfs bedeutend wohler 


zu fühlen. Der Appetit nahm zu und das Allgemeinbefinden besserte 
sich selbst in Fällen mit Lungenabszessen und Lungengangrän 
in auffallender Weise. | 

Diese günstige Wirkung auf den Allgemeinzustand in subjektiver 
und objektiver Hinsicht konnten wir auch bei nicht allzu dekrepiden 
Phthisikern feststellen. . Auch hier gingen Husten, Auswurf und 
Atemnot oft schnell zurück. Bei einigen Fällen ließen auch die 
Nachtschweiße nach. | 

In überraschender Weise hörten bei einem Phthisiker mit Darm- 
tuberkulose die seit einem halben Jahre bestehenden Durchfälle nach 
4 Anastilinjektionen auf. 

Nebenwirkungen des Präparates konnten wir nur bei 2 Fällen 
von Lungentuberkulose feststellen. Bei dem einen traten nach 
der Anwendung von Anastil Temperatursteigerungen ein; der andere 
erlitt nach einer Injektion eine mäßig starke Hämoptoe. Überhaupt 
dürfte Blutungsgefahr bei Phthisikern eine Kontraindikation für 


die Anwendung des Mittels sein. Bei allen übrigen. behandelten 


Patienten (darunter Siebzigjährige) wurden selbst bei 20 aufein- 
anderiolgenden Injektionen keine ungünstigen Nebenerscheinungen 
beobachtet. 

‚... Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Einführung des 
injizierbaren Guajakolpräparates Anastil eine wertvolle Bereicherung 
unseres Arzneischatzes für die Behandlung infektiöser Erkrankungen 
der Atmungsorgane bedeutet. 


Literatur; 1. G. Klemperer, Alkohol und Kreosot als Stomachika. 


Zschr. f. klin. Med., Bd. 17, Supplement, S. 824. — 2. O. Fräntzel, Über den Ge- 
brauch des Kreosots bei Lungentuberkulose. Charit6-Annal. Bd.4, S.278; D. m. W., 


1887, Nr. 14, 21 u. 22; 1888, Nr. 7. — 8. Sommerbrodt, Über die Behandlung der 


Lungentuberkulose mit Kreosot. B.kl, W.1887, Nr. 15. — 4. S. Fränkel, Die 
Arzneimittel-Synthese usw. Berlin, 1919, S. 199. ge 


Aus der Grazer Dermatologischen Klinik 
(Vorstand: Prof. Dr. R. Matzenauer). | 
. Behandlung der Säuglingssyphilis mit Merlusan. 
Von Doz. Dr. Max Hesse. 2 


‚ Im Jahre 1913 haben Buchtala und Matzenauer ein neu- 
artiges Quecksilberpräparat unter dem Namen Merlusan in die 


Syphilistherapie eingeführt. Es stellt eine Verbindung des Tyrosins | 
dar, in welcher je ein Wasserstoff der OH- und NH,-Gruppe durch 


eine Valenz des zweiwertigen Quecksilbers und der Wasserstoff der 
COOH-Gruppe durch Na ersetzt sind. Einer der wichtigsten 
Gesichtspunkte, welcher die beiden Autoren bei der Darstellung des 
neuen (uecksilberpräparates leitete, war der, einen chemischen Stoff 
zu finden, mit welchem das Quecksilber eine Verbindung eingehen 
kann, die keine „Körperfremde Komponente“ enthält. Sie führen 
aus, daß die „chemische Komponente, an die das Quecksilber 
m seiner Verbindung gekoppelt ist, in Lösung begreiflicherweise 


ihre arteigene Wirkung entfaltet, die von ihrer chemischen. Natur, 


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abhängt und auf den Heilerfolg: einen erfreulichen oder ungünstigen 
Einfluß nehmen kann.... Wir möchten ganz besonders eines Faktors 
gedenken, der bislang noch zu wenig Berücksichtigung bei den 


Medikamenten im allgemeinen und beim Quecksilber im besonderen 


gefunden hat, und das ist das Medium, in welchem die 
Arzneimittel im Körper kreisen und dessen chemische Natur 


doch wohl nicht gleichgiltig ist zum Zustandekommen der ganzen 


biologischen Reaktion: es sind das die Gewebssälte und 


besonders das Blut.“ Das Tyrosin ist nun von den bekannten 
Aminosäuren, welche einen Baustein der bisher bekännten Eiweiß- 


körper darstellen, die einzige, welche alle Eigenschaften der 
Gewebssäfte und des Blutes in sich vereinigt; es ist also von dem 
Tyrosin keine wie immer geartete Schädigung des Organismus zu 
erwarten. Tatsächlich verursacht das Merlusan, welches also kein 
körperfremdes Eiweiß enthält, infolge seiner Zusammensetzung keine 
Anaphylaxie, wirkt selbst nicht ätzend und koagulierend, so daß es 
ohne - weiteres zu intravenöser Injektion verwendet werden kann. 
Der therapeutische Erfolg einer solchen intravenösen Behandlung 
war allerdings kein so günstiger als man hätte denken können, 
doch ist man über den Wert einer intravenösen Quecksilber- 
behandlung im allgemeinen ohnedies der Ansicht, daß die Ein- 
verleibung des Quecksilbers auf: perkutane oder intramuskuläre 
Weise vorzuziehen ist. Wenn dennoch die Versuche mit Merlusan 
zur intravenösen Injektion vorgenommen wurden, so hatte dies, wie 
die beiden Autoren auch anführen, mehr theoretisches Interesse, da 
es bisher kein wirksames Quecksilberpräparat gab, welches ohne 
Schaden der Gefäße und des Blutes intravenös eingespritzt werden 
konnte. Heute gibt es zwar schon einige derartige Quecksilber- 


präparate — ich erwähne zwei der letzten Zeit — das Oyarsal und 


das Diphasol, doch werden auch diese Mittel nur mit Neosalvarsan 
gemischt eingespritzt, da die Wirkung dieser Mittel für sich allein 
bei intravenöser Applikation zu gering ist. E 
Was das Merlusan aber vor allem aus der großen Reihe von 
Quecksilberpräparaten hervorhebt, ist die Möglichkeit, durch interne 
Darreichung eine energische Merkurialisierung des Körpers 
zu erreichen. In früherer Zeit verwendete man dazu das reine 


Quecksilber oder seine Salze. Die Umwandlung des Quecksilbers 
geschieht dabei im Magen, und: hängt dies von dem Zustand des 


Magens bzw. von dem mehr oder weniger hohen Säuregehalt ab, 
so daß sie großen Schwankungen unterworfen ist. Dementsprechend 
war die Wirkung auch eine sehr ungleiche. Dazu kommt noch, 


daß diese Applikation mit verschiedenen schädlichen Nebenwirkungen 


verbunden war, die insbesondere in einer lokalen Reizung der 
Verdauungswerkzeuge bestand. Man hat deshalb diese Mittel fast 
vollständig verlassen, denn die Wirkung, welche sehr häufig voll- 
ständig ausblieb, stand in keinem Verhältnis zur Schädlichkeit 
dieser Mittel. In neuerer Zeit wurden von der chemischen Industrie 
zwei Mittel in den Handel gebracht, das Mergal und das Merjodin. 
Sie werden vom Darm allerdings besser vertragen, doch scheint die 
Wirkung eine zu geringe zu sein, da sich auch diese beiden Mittel 
keine rechte Geltung verschaffen konnten. 
Matzenauer konnten nun bei interner Darreichung des Merlusans 
nachweisen, daß die Quecksilberausscheidung durch die 
Niere ebenso groß war wie bei einer Kur mit intra- 
muskulären Injektionen mit Salizyl- Quecksilber und 
doppelt so groß wie bei einer Einreibungskur mit grauer 
Salbe. Auch der therapeutische Erfolg: stand dem mit anderen 
anerkannten Quecksilbermitteln erreichten nicht nach. .Irgendwelche 
schädliche Nebenwirkungen konnten fast niemals beobachtet werden, 
nur hie und da stellten sich leichte, rasch vorübergehende Darm- 
störungen ein. Die tägliche Dosis waren 5—6 Merlusantabletten, 
für eine ganze Kur benötigte man ca. 150 Stück. Nachprüfungen 
anderer Autoren (Roth, Lisznyai) ergaben dieselben günstigen 


Resultate. Übereinstimmend wird die prompte Wirkung auf die ` 
luetischen Erscheinungen sämtlicher Stadien der Lües hervor- 


gehoben und die völlige Reizlosigkeit und verhältnismäßig geringe 
Giftigkeit gerühmt. Gerade diese geringe Giftigkeit des Merlusans 
ist ein großer Vorteil und ist zweifellos dadurch bedingt, daß die 
Reaktionsbreite, wenn man so sagen darf, dieses Mittels sehr groß 
ist. Die therapeutische Dosis ist um vieles kleiner als die giftige, 
so daß auch bei längerer und intensiverer Anwendung des 
Merlusans kein oder nur wenig Merkurialismus entsteht. So konnte 
bei schon vorhandener Stomatitis, welche durch ein anderes 
Quecksilbermittel hervorgerufen wurde, die Kur mit Merlusan 


anstandslos fortgesetzt werden (Majewski). Auch bei: Nephritis- 


konnte Merlusan ohne Reizung der Nieren genommen werden 
(Freund). Die Wa.R. wurde ebenfalls in ähnlicher Weise beeinflußt 


Buchtala und 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.39.. 


28. September 


wie durch andere Quecksilbermittel, ja es stand die Wirkung in 
dieser Beziehung dem Salvarsan und dem Salvarsan-Embarin nicht 
um sehr viel nach (Hesse). Nicht nur bei Syphilis aller drei 
Stadien konnten gute Erfolge mit Merlusan verzeichnet werden, 


auch bei Tabes wurden die subjektiven Beschwerden günstig. 


beeinflußt (Milochnich). 


Nach diesen günstigen Berichten war es um so verwunder- 
licher, daß das Merlusan nicht in ausgedehnterem Maße Anwendung 
fand. Leider hat es aber die Ungunst der Verhältnisse in der 
ungarischen Fabrik Dr. Bayer & Co. anfangs des Krieges mit- sich 
gebracht, daß in der Herstellung und dem Vertrieb des Merlusans 
ein Stillstand eintreten mußte. Auch dürfen wir nicht vergessen, 
daß ein internes Luesmittel schon aus althergebrachter Vorein- 
genommenheit vielfach beiseite geschoben wird. Wir haben es 
seinerzeit sehr unangenehm empfunden, daß die Belieferung der 
Klinik einen empfindlichen Eintrag erlitten hat, so daß wir infolge 
dieses Mangels gezwungen waren, bei der Indikationsstellung sehr 


‚rigoros vorzugehen. Wir haben uns das Merlüsan für jene Patienten 


vorbehalten, bei denen erfahrungsgemäß jede antiluetische Be- 
handlung mit gewissen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, nämlich 
für die Säuglinge und ganz junge Kinder. a | 

Es ist ja bekannt, daß die Behandlung von Säuglingen eine 
keineswegs leichte und gar nicht ungefährliche Sache ist. In- 
jektionen schließen sich söwohl mit Quecksilber als auch mit 
Salvarsan oft von selbst aus, und die Behandlung mit grauer Salbe 


: in Form von Einreibungen oder Salbenflecken führt oft zu Reizungen 


der Haut und schweren Störungen von Seiten des Darmes, die das 
Leben der ohnedies oft schwächlichen Säuglinge gar nicht selten 


. gefährden. Um so mehr wäre es zu begrüßen, wenn wir in dem 


Merlusan ein Mittel zur Verfügung hätten, welches neben der 
günstigen therapeutischen Wirkung vielleicht gar keine oder nur 
geringfügige schädliche Wirkung entfaltet. Aus den schon früher 
angeführten Erwägungen, welche das Merlusan zur internen 
Behandlung prädestinieren, haben wir es unternommen, vorsichtig 
die Behandlung der Säuglinge mit Merlusan zu versuchen. Der 
Versuch ist, wie:ich gleich betonen will, glänzend gelungen. 


Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. 


Wir haben täglich eine halbe Tablette Merlusan zerstoßen in Milch 
oder falls das Kind von der Mutter gestillt wurde, in.etwas Tee 
gegeben, ohne daß sich bei sämtlichen behandelten Kindern auch 
nur die geringsten Beschwerden gezeigt. hätten, welche man mit 
der Merlusantherapie in Zusammenhang hätte bringen können. Nach 


einer Woche stiegen wir mit der täglichen Menge gewöhnlich auf 


eine ganze Tablette. Diese Behandlung wurde ca. einen Monat 
fortgesetzt. Der Einfluß auf die vorhandenen luetischen Er- 
scheinungen war’ immer ein durchaus befriedigender. Ich konnte 
auf diese Weise auf der Klinik und auch 'in meiner Privatpraxis 
über 30 Kinder behandeln und zwar immer mit dem gleich 
günstigen Erfolg.  Selbstverständlich hat sich die Behandlung nicht 
nur auf die Säuglinge beschränkt, sondern auch dann auf ältere 
Kinder. Insbesondere konnte ich einige Kinder von Geburt an 
chronisch-intermittierend mit Merlusan weiterbehandeln, und sah ich 
in solchen Fällen niemals Rezidive. Bei Kindern bis zu 6 Jahren 
stieg ich mit der Tagesdosis bis auf drei Tabletten. Gerade bei 
diesen dem Säuglingsalter entwachsenen Kindern möchte ich die 
Merlusanbehandlung jeder anderen Quecksilberbehandlung vorziehen. 
Denn abgesehen von der Schmerzhaftigkeit und der Möglichkeit der 
Infiltratbildung bei Injektionen, der Reizung der Haut bei perkutaner 
Quecksilberbehandlung, ist der Widerstand der Kinder insbesondere 
Injektionen gegenüber kaum oder nur mit Aufbietung großer Gewalt 
zu überwinden. Es braucht wohl nicht hervorgehoben zu werden, 


daß dies auf das zarte Gemüt der kleinen Patienten einen tiefen, - 


shockartigen, auf die Angehörigen gewiß einen sehr peinlichen 
Eindruck hinterlassen muß. Alle diese Unannehmlichkeiten fallen 
mit der Behandlung mit Merlusan weg. Sie ist schonend und 
milde, in manchen Fällen sogar unmerklich für Uneingeweihte 
durchführbar, dabei dennoch genügend wirksam. Wir verwenden 
infolge dieser günstigen Eigenschaften ausschließlich nurmehr das 
Merlusan zur Behandlung der kindlichen Syphilis und können jedes 
andere Quecksilberpräparat missen. 


Literatur: Buchtala und Matzenauer, W.m.W, 1913, Nr. 38 u.39. — 
Roth, Bud. Orvosi Ujsag. 1913, Nr. 48. — Lisznyai, Orvosi Hetilap. 1914, Nr. 24. — 
Majewski, Der Militärarzt. 1914, Nr.9. — Freund, Derm. Wschr. 1914, Nr. 34. — 
Milochnich, Österr. Ärzte-Ztg. 1914, Nr. 19—20. — Hesse, B.kl.W. 1914, Nr. 46. 


Experimentelle Beiträge zur Insulinwirkung*). 
Von Prof. Dr. Julius Citron. 


 DasProblem der Insulinwirkung kann erst dann geklärt werden, 
wenn die Wirkungen des -Insulins in jeder Richtung festgestellt sind. 
Erschwert wird die Aufgabe dadurch, daß wir zunächst darauf an- 
gewiesen sind, mit Handelspräparaten wechselnder Stärke und nicht 
ganz gleicher Zusammensetzung zu arbeiten. Auch die Möglichkeit, 
daß konservierende Zusätze einen Einfluß ausüben, ist zu bedenken. 
Hier sei über zwei Versuchsserien kurz berichtet, die trotz 

ihrer Verschiedenartigkeit einen inneren Zusammenhang haben. 


1. Der Einfluß des Insulins auf die Wärmeregulation. 


Ä Insulin bewirkt nach den Feststellungen von Dudley, 
Laidlaw, Trevaux und Boock, Staub und Laufberger, 
Collazo und Händel, Rosenthal und Licht u.a. bei den ver- 
schiedensten Versuchstieren und beim Menschen einen Temperatur- 
sturz, der auf eine Verringerung der Wärmeproduktion zurück- 
geführt wird. 

Die intravenöse Injektion von Insulin (1—6 Insulineinheiten)ruft 
beim Kaninchen eine Temperaturänderung hervor, die sich meist 
zunächst in einer leichten Temperaturerhöhung (bis ca. 1°C.) 
äußert und sich nach 4—6 Stunden in der Regel in einem mäßigen 
Senken der Temperatur bis 0,5—1°C. unter die Normaltemperatur 
fortsetzt. Blutzuckeruntersuchungen, die Herr Dr. Rothmann auf 
meine Veranlassung ausgeführt hat, zeigten, daß auch im Stadium 
des Temperaturanstiegs schon eine beträchtliche Senkung 
des Blutzuckerspiegels eingetreten sein kann. 


Kaninchen Nr. VII. 


2. VI. 9 Uhr morgens 38,70 C. Blutzucker (Dr. Rothmann) 0,103. 9 In- 
saliasinheiten (Brand, Mai) subkutan. 
945 39,50 C. 


1045 39,50 C. 2 145 890 C. 
114 39,30 C. Blutzucker 0;052. 245 388,70 C. 
125 38,90 Œ. | . 400 88,70 


Weitere Messungen sind nicht erfolgt. 


+) Vortrag, gehalten in der. Berliner Mediz. Gesellschaft am 
4. Juni 1924. 


Am 3. VI. hungert das Tier. Keine Messungen. 
4.. VI. 9% 38,50 C. 


950 2 Insulineinheiten (Brand, Mai) intravenös. 
102° 39,30. C. - 
1050 39,50 C. 1200 39,70 ©. 
1115 39,70 C. 100 89,80 C. 

' Ergebnis: Temperaturanstieg nach Insulininjektion, obwohl Blut- 
zucker von 0,103 auf 0,052 gesunken ist. 


Kaninchen X. 


2. VI. 9 Uhr morgens 38,60 ©. Blutzucker (Dr. Rothmann) 0,09. 


915 6 Insulineinheiten (Brand, Mai) intravenös, 

945 38,60 C. 

1045 38,80 C. | 

1145 38,80 C. Blutzuker 0,041. i 

1245 38,80 C. 245 38,60 C. 

145 88,80 C. 400 38,6 C. 

Weitere Messungen sind nicht erfolgt. . 

Am 3. VI. hungert das Tier. Keine Messungen. 
4. VL 940 38,40 C. 

945 6 Insulineinheiten (Brand, Mai) intravenös. 

1015 38,50 C. 


1045 38,70 C. 130 38,50 
1115 38,90 C. 280 38,10 
1200 39,10 C. 315 38,10 
1245 39,00 C. 400 98,10 | 


Ergebnis: Temperatur steigt zunächst leicht an, obwohl der Blut- 
zucker von 0,094 auf 0,041 sinkt. Späteres Sinken der Temperatur 
unter die Norm. | 


Bei Kaninchen, denen ich den Aronsohn-Sachsschen 
Wärmestich ins Corpus striatum gemacht hatte, und die auf der 
Höhe des aseptischen Fiebers standen, konnte durch intravenöse 
Injektion kleiner Insulinmengen (1—2 Insulineinheiten) eine starke 
Temperatursenkung kritischer Art ausgelöst werden. 


Kaninchen Nr. II. 


Normaltemperatur rektal ca. 38,5°C. Erhält am 2. Mai 9 En 
morgens einen Stich ins Corpus striatum. Die Tem eratur - steig 
allmäblich bis auf 40,1°C. an und hält sich auf dieser Höhe. 

Am 3. Mai morgens 9 Uhr, als das Tier 401° C. hat, werden 
ihm 2 Insulineinheiten (Marke Brand, Aprilinsulin) intravenös -Injizier 


m a Lo AR BEE BE ee | 
d| Horgen | Abend! Abend Horgen] Abend | erpen 


| temperaturherabsetzend wirken kann, so spricht dies m. E. dafür, 


 anordnung. nicht ergründen. 


98. September” | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK— Nr. 9. — oo 1863. o; 


(Kurve I) Die Temperatur sinkt innerhalb zwei Stunden auf 3710 c. Froschherzens beeinträchtigt wird. Am deutlichsten sind folgende 
“Hierbei hat das Tier Krämpfe. Um 12 Uhr bekommt das Kaninchen Wirkungen erkennbar: 


Kurve I. m Fr ee pte Die Aktion wird langsamer.. Die Zeit EET Vorhofs- und | 
Kaninch wr- aber wieder an, ist um 1 Uhr 88°, um 8 sigt Ventrikelsystole wird länger. Die Systolenzahl in der Minute 
[sr] ar][ar[sr]: 38,3% um 5 Uhr 885°C. In der Nacht | wird geringer. Die Einzelzuckungen werden kleiner. Es kommt 
ir aiii stirbt das Tier, i zu zeitweisem diastolischen Stillstand mit einzelnen Extrasystolen 
Kaninchen Nr. VL. und schließlich zu dauerndem Verharren in diastolischem Stillstand. 


| Auswaschen mit Ringerlösung stellt die mechanische Leistung 

a operatu: um nach | des Herzens wieder her. Jedoch bleibt die Verlangsamung be- 

Aronsohn-Sachs. Um 1Uhrbereits 40°C. | stehen. Ebenso wirkt Zusatz von Kalziumchlorid der Insulin- 
Am 15.V.9 Uhr 89,4°C0. Um10 Uhr | wirkung gegenüber antagonistisch. - 


39,4° C. Hierauf 1 Insulineinheit (Brand, Es zeigt sich dies deutlich bei Betrachtung folgender Kan | 

| Aprilinsulin) u. ei bei deren Aufnahme ich von Herm 8. G. Zondek in liebens- _ 
S nach 8 Stunden 88,3%, nach 4 Stunden 88° C. würdigster Weise unterstützt wurde. 

Am 16. V. morgens 9 Uhr ist die: o y hI = l 

Temperatur wieder bis zur normalen Höhe 3 e VEESI DAN u 

angestiegen und erhebt sich dann Mittags Straubsches Herz. Zusatz von 4 Tropfen Insulin zur Ringer- 

Kurve IL wieder zur Fieberhöhe von lösung. (92). Sofort leichtes Absinken der Kurve. Nach 4 Minuten | 

on chen NZ 40,6% C. ist die Insulinwirkung scheinbar wieder abgeklungen. Erneuter Zusatz 


1%. V. 17 Y. 


9 Uhr 40,1°, mittags 12 hierauf deutliche. Verlangsamung und schließlich diastolischer Stillstand. 
40,8° (F ebris continua). Um Auswaschen mit Ringer: volle ee aaa mit verlangsamtem 
1215 2 Insulineinheiten in- Rhythmus. Neuer Zusatz von Insulin: diastolischer Stillstand, (Kurve III.) 


raalelovaslelsuaalslolds ee BADER HIBEIZ HRRZERIEIZ 


DEADADO DOEDE ADONAN naars HEN 


915 


4 


f£ 39,800. (s.K holt worden und ergab regelmäßig prinzipiell das Gleiche.: Auf 
= Der Ve RER: Wiedergabe weiterer Kurven der gleichen Art verzichte ich aus 
die Insulinwirkung selbst | äußeren Gründen. | 
'beim gleichen Tier inkon- Versuch I. 


en Re aa e Wird das Insulin allmähli ch zugesetzt, so ist die Kurve 


angedeutete Temperatur- vielleicht noch lehrreicher. Atropin vermag am isolierten Herzen 


Ys L y, 


BERANREREHTEFSUDERNTERERRNNN 
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ALN TATT 

HERNATEREEIEECHTEIE. 


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senkune ausgelöst. die Insulinwirkung nicht zu beeinflussen. (Kurve en 
RA Meine Beobachtungen | EN 
i it 
denen von Rosenthal und Licht AN Ei TER a In- - Interessanter noch als die Betrachtung der mechanischen 
RuntnEBeBer, aber auch unter ähnlicher nenne wie ich Kurven ist die der gleichzeitig Raser onenen elektrokar dio- i 
l Kurvo II, | | 
m ui ae I || 
j ng eu nn o i W \ Il: D j i jli Ni re D M M ! | ) | | l | i ‚ll M | T |: 
IM m h iM hi | il N N | II) fi MATAKEN LEY i ili | 
un ER Hl E P M kill uyli i | ; | a) i in Au N) In hi iM . M AMIN L ui! u Ile tn 
4 Tr. Insal. gt 4 Tr. Insul. | | au an. | . Insul 
Kurve IV. | | 


a ! Men ! Mai ettin 


-= akt 


; = 


9° ir, Atropin !/, 93 5 99 gu K , 915 
ui 1 Tr. Insul. | ' iTr. ‚Insul, 1Tr. Insul, 


l] 

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graphischen. An allen den Stellen der Kurven, an denen ein E 


sie gewählt habe, arbeiteten. Da .eine gedruckte Mitteilung von 
vermerkt ist, wurde ein Elektrokardiogramm gemacht, 


osenthal und Licht- z. Z. noch nicht vorliegt, sondern nur 
ein Referat von drei Zeilen, ist ‘ein Vergleich unserer Ver- 
suche unmöglich. Bei der Vieldeutigkeit des Iufektionsfiebers 
halte ich für das Studium der Insulinwirkung die Wärmestich- 
. hyperthermie ` jedenfalls für beweisender. Bezüglich der Schluß 
folgerung aus meinen Versuchen möchte ich darauf hinweisen, | 
daß. wir im Wärmestich sicher einen zentralen Sympathikus- 
Teiz zu sehen haben. Wenn wir nun beobachten, daß das Insulin 


Kurve V, 


daß ‚wir hier eine Wirkung haben, die dem zentralen Sympathikus- 
. per er d. h. wir haben entweder einen Vagusreiz 
. er eine mpathikuslähmung bzw. -beeinträchtigung. Ob 

as eine ader das andere zutrifft, läßt sich aus dieser Versuchs- 


2. Die Wirkung des Insulins auf das isolierte Froschherz. 


Diese Kurte entenricht dem E (90) E Kurve TV. 


Laßt 2 Normales Froschelektrokardiogramm im Straubschen Versuch. 
man Insulin auf das Straubsche Froschherzpräparat ein- a = Atriumzuckung, J = Initialschwankung, F = Finalschwankung 


| wirken, so sieht man, daß die mechanische Leistungsfähigkeit des dor Vontrikelsystols, 


‚Am 17. V. mor hr ‚von 4 Tropfen Insulin (96). Sofort starkes Absinken der Kurve und: 


H HH INTEL en er Der Versuch ist von Herrn Zondek und mir mehrfach wieder- 


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ee ee ya! * mir Be GEAR; 
AE ia ET Tara ale aa 


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1364 


a“ En 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK— Mr. 39. 00.0 28. September 
= 2 t Ta A i n 
RA >o -Zum Verständnis des Froschelektrokardio- | = = Ä Kurve IX. . ` | ie, 


gramms sei voraus bemerkt, daß die dritte Zacke TE EEE TEE EEE TREE 5 
(die Finalschwankung : der Systole) am isolierten Harn LER, SR 
Froschherzen stets eine negative Form hat. se 
Die Betrachtung der drei hier wieder- 
gegebenen Elektrokardiogramme aus dem Versuch II. 
‚zeigt folgendes:  —ž | ne 
Gegenüber dem normalen Elektrokardiogramm 
(Kurve V) ist auf der Kurve VI die Entfernung der ein- | 
zelnen Herzschläge von einander vergrößert, ferner die 
Strecke a J (d.h. die Zeit von der Atriumzuckung 
. bis zum Beginn ‘der Ventrikelsystole) länger. Außer- 
dem ist die Form der F-Zacke nicht ganz. normal. 
Kurve VII zeigt die Insulinwirkung auf. der 


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Tropfen Insulin zur Ringerlösung. 


Elektrokardiosramm nach Zusatz von 4 Starke 


Verlan | amun 
p Höhe. Die Herzs chläg e sind ganz selten. Die Ent- Verlängerung der Distanz aJ, Verschwinden der F-Zacke, starke Ver reiterung der J-Zacke, © 
BRACH | | . Karve YL -  Atropin sulf. 1/10000 gegeben. Keinerlei Einfluß. Kurve VII zeigt das 


völlig normale Elektrokardiogramm, das um 930 aufgenommen wurde. 
u Um 9% wird 1 Tropfen Insulin und um 93* werden 3 Tropfen 
Insulin zugesetzt. Sofort starke Verlangsamung der Herztätigkeit, 
kleinere systolische Zuckungen auf der mechanischen Kurve, zeit- 
. weises Aussetzen der Kammersystolen. . Das um 9®* aufgenommene - 
Elektrokardiogramm zeigt die Kurve IX.. er 


Um 935 wird noch ein Tropfen Insulin zugegeben. Das Herz- 
bleibt hierauf diastolisch stehen. Um 938 wird ein Tropfen Atropin 

| ` sulf. Yıoooo zugesetzt. Keinerlei Wirkung. Hierauf ‚Auswaschen 

are Ne: _ mit Ringerlösung. Sofort beginnt. das Herz kräftig zu schlagen. . 
RINGEN YS: (GE anau Meya Das Elektrokardiogramm (Kurve X) zeigt aber charakteristische Ver- 
RER OEN PEPEE ya = = änderungen: Verlangsamung und Verlängerung der Distanz a J. 

Diese Kurve entspric em 5) der Kurve IV. s i s : 3 en 
Zar Ringerlösung waren um 9° und um 9° je 1 Tropten la a a Eee es HR Taka wnd das Verschwinden 

s | -© o Kare VII... a der F-Zacke in Kurve IX können wohl nur als Schädigung | 

der systolischen Zuckung selbst:erklärt werden. Auswaschen 

mit Ringerlösung beseitigt diese Schädigung leicht (Kurve X 

und hier nicht wiedergegebene mechanische Kurven). Die 

Verlangsamung des Rhythmus dagegen und die 
starke Vergrößerung der Entfernung a J (Vorhofs 
und Ventrikelsystole) bleiben. | 

Meine Versuchsergebnisse stehen im Widerspruch zu 

denen von Collezo und Händel, die freilich nicht mit 

Hilfe der. Elektrokardiographie, sondern nur mit dem 

Kymographion die Wirkung des Insulins auf das Straub sche 

Froschherzpräparat studierten und keine Veränderung der 


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X Kurve X. 
' fernung a J ist sehr. groß. ge- 
worden. Die J-Zacke selbst ist 
ganz breit geworden. Die Final- 
schwankung ist verschwunden. 
Daß es sich hier um ganz 
typische Erscheinungen handelt, 
ist sicher. Im einzelnen hat natür-. 
lich jede Kurve ihre individuellen 
Eigentümlichkeiten. Namentlich 
kann die Wirkung auf die Zacken- | 
form auch stärker ausgeprägt 
sein. Dies lehrt. der folgende 
. Versuch IV. > 
| Zur Ringer-Lösung des 
E Straubschen Froschherzpräparats 
werden um 9?7 zunächst 2 Tropfen 


2 
Pra 


an . 


- Blektrokardiogramm nach Auswaschen mit Ringerlösung,. - 2 
Herztätigkeit fanden. Ebenso hatten 
sie ein völlig negatives Resultat, 
wenn sie ‚Insulin Fröschen intra- 
muskulär bei freigelegtem Herzen 
injizierten. er ER 
Meine Versuche scheinen mit- 
denen von W. M. Kogan, der am 
isolierten Frosch- und Kaninchen- 
herzen mit Hilfe kymographiseher 
Kurven eine ausgeprägte Wirkung 
des Insulins fand, in ihrem Haup 
ergebnis, der Wirkung auf den 
Rhythmus,übereinzustimmen. Frei- 
lich ist mir die russische Original- 
arbeit unzugänglich und ich. bin a 


RG ‚er er 
Far er en 
ar AACR 


yo Be ».olierten Froschherzens 8 Minuten nach Zusatz von 2 Tropfen Atropin 1/1000 
Elektrokardiogramm des isoiier Keinerlei Veränderung. 


zur Ringerlösung. 


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t 


T g8, Septembar © o O 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39 


‚das kurze deitsche Referat?) angewiesen, das ich erst nach Ab- 


- schluß meiner. Untersuchungen kennen lernte. Hiernach sah 


fa 


‚längerung :der Pause.“ ` Nach. Insulininjektionen beobachtete | 


Kogan ausgesprochene Bradykardie. Elektrokardiogramme hat 
-Kogai nicht gemacht. 0.0 


-....""Auch: Wittgensteiner „und Mendel haben ‚Studien - über 
-die-Herzwirkung des Insulins gemacht.. Diese’Arbeit ist noch nicht 


-— im«Druck. erschienen." "Soweit die sehr kurzen Referate über den 
` Kissinger Köngreß ‘für Innere Medizin erkennen lassen, haben diese 


Autoren . nicht. am . isolierten. Herzen gearbeitet, sondern Elektro- 


kardìogranme. lebender Tiere aufgenommen, denen Insulin injiziert 
- war. Hierbei fiel ihnen. vor. allem eine Veränderung der Final- 


schwankung auf, die sie gleichzeitig mit dem Erscheinen der 


 Hypoglykämie bemerkten. ` Die Rhythmusänderung im Sinne 


„der Verlängerung der. Distanz a J ist von ihnen nicht. bemerkt 


worden. 


- 


2.2... Was die Schlüsse betrifft, die aus den Versuchen am isolierten 
 Froschherzen zu: ziehen sind, so weisen die. Rhythmusänderungen 

meiner Kurven auf eine Wirkung hin, die einer Vagusreizung 
-~ entspricht. Ob ‘die durch: Ringerlösung leicht zu beseitigende Ver- 


‚änderung der J-, und F-Zacke wirklich ‘dem Insulin selbst ZUZU- 


schreiben ist und nicht vielleicht -eine "Schädigung durch Konser- 
yierungsmittel darstellt, lasse ich unentschieden. - Es müssen noch 


:Kontrollen mit einem Insulin, das keine Zusätze enthält, gemacht 


. werden. Immerhin sprechen die Versuche von Wittgensteiner 


' und Mendel dafür, auch hierin eine Insulinwirkung zu sehen. - 


FR ¿é sa TAS . È i 


<. 1) Zbl £ Herz- u. Gefäßkrkh. 1924, Nr. 10. 


i 


=- (Vorstand: Prof. Dr. Wasicky). 
=... Über Liquor Cadini detergens. 
© Von Ludwig Kofler und Alfred Perutz. 


. Aus dem Pharmakognostischen ‚Institut der Universität Wien 


Bekanntlich wird Teer in Form des Liquor Carbonis detergens | mit Aluminiumsalzen bewirkt. . 


in der Dermatologie und Kosmetik häufig verwendet. Wir erinnern 


nuar an die. von ‚Jadassohn zur ambulanten Behandlung . der 
Psoriasis vulgaris angegebene Salbe, welche je 10% weißes Queck- 
Silberpräzipitz 


“  Pinselung, an den Zusatz zu Haarwässern und die. Anwendung bei 


-u „Die Indikation. für ‘den. Teergebrauch ist eine sehr große, | 
‚die zahlreichen im Handel befindlichen Präparate Anthrasol, Oadogel, 


‚der Behandlung der Pityriasis capitis. 


Pittylen usw. ‚beweisen es. Der. in der .Vorkriegszeit häufig. ver-, 


wendete Liguor' Carbonis detergens anglicus (Alkoholis solution of 
coaltar). war in seiner. genauen Zusammensetzung unbekannt. Er 


wurde 'nach einem Geheimverfahren hergestellt und war den andern 


unlichen ` Teerpräparaten überlegen, Daher bestand das Bestreben, 
on einheimischen Liquor Carbonis detergens herzustellen, der die 


bekannten Vörzüge des englischen Präparates (Farbe, Geruch und. 
Konstanz) gegenüber den reinen Teeren besitzt. Das deutsche 


Arzneibüch enthält in seinem ‚Ergänzungsbande eine diesbezügliche: 
Vorschrift; 0: 070000008 ee K | 
= ‚Bin. Teil ‚Steinkohlenteer wird’ mit zwei Teilen Tinctura 
Quilläjae- durch acht. Tage unter öfterem Umschütteln extrahiert. 
ermutlich werden die meisten in den Apotheken vorrätig gehaltenen 
derartigen Präparate nach ähnlichen Vorschriften hergestellt, doch 
erreichen sie.nicht- die Vorzüge des ursprünglichen englischen Mittels. 
ir haben. nun Proben von Liquor Carbonis detergens aus 


verschiedenen Wiener Apotheken bezogen und gefunden, daß die 
lüssigkeit ‚häufig trüb ist oder einen Bodensatz aufweist, ferner 


eine sehr dunkle Farbe und häufig einen unangenehmen Geruch hät, 


“a also als Liquor Carbonis detergens verschiedenärtige Präparate | 


von wechselnden Eigenschaften verabfolgt werden. S 
, Dieser Übelstand fiel auch schon Herxheimer, der ein aus- 


8%eichneter Kenner der Teertherapie ist, auf, so daß er sich be- 
 mihle, eine, neue Vorschrift auszuarbeiten, wobei er außerdem dar- 


au Wert legte, die aus dem.Auslande stammende Quillajarinde 


„urch eine einheimische Saponinpflanze zu ersetzen. Am. besten 
ewährte sich ihm eine Roßkastanientinktur. "Da ferner bei den’ bis- 
konn Präparaten ‘die dunkle Farbe des Mittels speziell für ihre 
„„emetische Anwendung störend wirkte, -versuchte er durch ver- 


f 


vom Nervensystem reguliert wird, ist allein durch die Pigüre - 


_ den Einfluß auf den Zuckerstoffwech 


es. keine Diskussion. - Es wäre sehr erwünscht, wenn sich ein’ . -$ BR HE. 
anderes Verfahren hierfür. einbürgern ließe, a i i e NG 
-stillstand des. isolierten Froschherzens ist- ein H | zu 00 A AE E E 
auffordert, in Serienuntersuchungen - festzustellen, ob die . anti- I ie 
diabetische Wirkung. vorhandener Insuline -einen gewissen Parallelis: A) i 
mus zur Herzwirkung zeigt. A EEE e el 
Literatur: Dudley, Laidlaw, Trevaux und Boock E 
7, März 1928. — Staub, Kİ. Wschr..1923, Nr 45/46 u. 1924, Nr - 2 j yogi: 
Händel, D.m.W. 1923, Nr.51. — Rosenthal und Licht, Kongreß für. Innere u li 
' Medizin in Bad. Kissingen. 1924. —. M: W.. o 2: 
auf das isolierte Herz'und seine therapeut. Anwendun I£ pon br 
Nr. 24—26, Ref., Zbl, f. Herz- u. Gefäßkrkh. 1924, S. it gensteiner und El 
Mendel, Kongreß für Innere Medizin in Bad Kissingen: : M.KI. 1924, - SR, an 
=» Nachtrag bei der Korrektur: Die inzwischen erschienenen Ar- - ` Eh! 
. beiten von Rosenthal, Licht und Freund (Arch. I exper. Pathol.. i SA 
u. Pharmakol., Bd. 103, -H 1/2, Eh (Zschr, f. exper. Medizin, Bd. 42; ©: gE 
H. 4 (6) und Wittgensteiner und endel (Klin. Wschr. 1924) konnten , He radii 
nicht mehr berücksichtigt’ werden, ändern ` aber nichts an meiner - Dim oa 
Auffassung. $ D na a aK tee G me i 
Lan ROE =x 


Pharmazeutische Präparate. = > Tiaa a 


schiedene Fällungen eine ‚möglichste- Entfärbung herbeizuführen. - 
‚Nach. seiner Angabe wird dem Liquor Carbonis: detergens ‚Bleiazetat 
| zugefügt und das Blei durch Einleiten von Kohlensäure als Karbonat 
| niedergeschlagen.' Der Niederschlag war. nach Herxheimers An- 


- Hirschapotheke in Frankfurt hergestellten Liquor Carbonis hippocastani . 
| razipitat und Liquor, Carbonis detergens enthält, ‚ferner an | 
die bei Ekzemen gebrauchte Vorschrift der Liquor Carbonis-Trocken- 


Gleichzeitig scheiden sich klebrige braune Flocken ab. "Auf Zusatz 
von Schwefelammon entsteht ein schwarzer ‚Niederschlag; das Prä: 
‚parat enthält beträchtliche Mengen Blei. | er 


Teer und Lösungsmittel. Als Lösungsmittel wird eine saponinhaltige 


‚verhältnismäßig schwer löslich ist. Damit dürfte es auch: zu- 
.‚sammenhängen, daß der Liquor hippocastani decoloratus mit Wasser 


bei Verwendung von 1 Teil -Teer und 20. Teilen Primulatinktur 


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ET NE OETA EN DE RE ee a et or 
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ara Panzer‘ ren 2 Ne ae 
Bu ORE Be NE Wen Zt, ee 
nee A LT 2o s’ 


Cl. Bernards genügend bewissen. 


den Herzrhythmus koordinieren. 2 
_ ` Aber nicht nur theoretische Absic i ; ooi Frl 
‚Zwecke 'leiteten mein Handeln. -Die 'Prüfungsmethode des o> pEr ieir t 
Insulins auf Kanincheneinheiten ist unzulänglich. Hierüber gibt Rs ale i; 

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gabe durch Teerextraktivstoffe dunkelbraun ` gefärbt, während das 
Filtrat nur noch schwach hellgelb. war. Ähnliches wird durch Fällen 


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"Wir untersuchten den nach Herxheimers Angaben von der - 


decoloratus, den wir am 28, ‘Februar aus Frankfurt bezogen. Das ` 
Präparat ist eine gelbbraune, etwas trübe ‚Flüssigkeit, die nach 
Steinkohlenteer riecht und mit Wasser eine schwachgelbe milchige 
Emulsion bildet. Beim’ Schütteln entsteht ‚nur wenig Schaum. 


' Der Liquor Carbonis detergens besteht aus zwei Bestandteilen: 


Tinktur verwendet. ‘Die von Herxheimer vorgeschlagene Roß-. 
kastanientinktur erscheint uns deshalb nicht ganz zweckentsprechend, 
weil das Roßkastaniensaponin zwar in Wasser leicht, in Alkohol aber 


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verdünnt, eine nur geringe Schaumbildung zeigt. De, 
. __Von einheimischen Daponindrogen erschien uns die Radix Primula 


zur Herstellung einer Tinktur deswegen geeignet, weil das saure 


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Primula-Saponin, über welches der eine von uns an anderer Stelle: ae. 
ausführlich berichten wird, in 700/, igem Alkohol verhältnismäßig ` IAEN 
leicht löslich ist; so daß wir vorschlagen würden, als Lösungsmittel Ba Fern 
Primulatinktur.zu verwenden (Wasicky, J oachimovitz, Kofler), nn Wil, Ki 
Seit Hebra verwendet man ‚hauptsächlich Holzteere, später ` HEFTE 
. wurden diese Teerarten. wegen ihres unangenehmen Geruchs durch . EE E NE 
Steinkohlenteere ersetzt, da es ‚inzwischen . gelungen: war, Stein- | o 
 koħlenteere in reinerer Form mit weniger intensivem ‘Geruch her- HN ER 
‚zustellen. ‘Wir stellten. nun zahlreiche.. Versuche an, aus ver- a e a 
schiedenen Teersorten mit Hilfe der Primulatinktur ‘einen brauch- Ja E ul 
‚baren Liquor detergens herzustellen. Dabei "bewährte: sich für ` a ae 
Oleum Cadini das Verhältnis 1 : 20 am besten. Es. ‚entsteht nach. a 
vollständiger “Lösung des Teers eine rotbraune, klare, nicht ` un- TE ERR 
"angenehm riechende Flüssigkeit. Bei Verwendung von Steinkohlen- ` .\ Be 
- teer nach der-erwähnten Vorschrift des deutschen Arzneibuches m ` ER Ira 
Verhältnis 1: 2. bleibt der größte Teil des Teers ungelöst, aber auch - Ri | due. 
Kehle 


bleibt ein ungelöster Rest von Steinkohlenteer. Wir verglicher ="n 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


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4. Präparate in bezug auf Trockenrückstand und Schaumwirkung: | nach der Herxheimerschen Vorschrift icht ir ei RT 
ein Handelspräparat „C“, das Frankfurter Präparat „F“, das ben = m an enge 


bereitete im Folgenden als Liquor Cadini detergens bezeichnete 


| Entfärbung. Doch war das Präparat bleihaltig, ebenso wie d 
beschriebene aus 1 Teil Oleum Cadini und 20 Teilen Primulatinktur | Frankfurt bezogene. Verwendet man TREN an Stelle der Se 


Präparat und einen aus 1 Teil Steinkohlenteer und 2 Teilen Primula- 
tinktur hergestellten Liquor Carbonis- detergens.. Zur Bestimmung 
des Rückstandes wurden 100 cem Flüssigkeit auf dem Wasserbade 
eingedampft. Beim Präparat „C“ war der Rückstand 6,70 g, beim 
Präparat „E“ 817 g, beim Liquor Cadini 5,05 g, beim Liquor 
Carbonis 7,03 g. Aus diesen Zahlen geht hervor, daß, obwohl beim 


tralen Bleiazetatlösung eine ammoniakalische Bleiazetatlösung, so 
wird das Filtrat durch Einleiten von Kohlensäure tatsächlich blei- 
frei, Wurde die Bleilösung‘ und der Liquor Cadini detergens im 
Verhältnis 1:1 genommen, so erbielten wir ein gut entfärbtes, 
schwach gelbliches, kaum riechendes Präparat, doch betrug. der 
Trockenrückstand von 100 ccm nur 1 g. Wir halten eine Ent- 


l l färbung des nach der früher angegebenen Vorschrift hergestellten 
Liquor Carbonis 1 Teil Teer mit 2 Teilen Tinktur extrahiert wird, | Liquor Cadini detergens nicht für zweckmäßig, weil dadurch der 
trotzdem der Teergehalt nicht entsprechend höher ist. 


Natürlich ist der Abdampfrückstand nur ein annäherndes 
Maß für den Teergehalt des Präparats. 


Dem Saponin kommt, wie erwähnt, hauptsächlich die Aufgabe 
zu, den Teer in Lösung zu bringen und Ausflockungen zu ver- 


größte Teil der Teerbestandteile mitgerissen wird, andererseits 


aber Geruch und Farbe des Präparates in den üblichen Verdün- 
nungen kaum störend wirken. 


Bei Vergleichungsversuchen, den Liquor detergens mit Hilfe 


HNH von Primulatinktur aus verschiedenen Teerarten zu gewinnen, finden 
hindern, daher zeigt sich auch, daß das Präparat mit dem höheren | wir, daß d hei 0 ini "Dräna- 
Saponingehalt den anderen in dieser Richtung überlegen ist. en oh 0. 


Bei entsprechender Verdünnung der Präparate mit Wasser 
und Schütteln zeigt sich, daß die Schaumkraft von „C“ viermal so 
groß ist wie bei „F“ und bei Liquor Cadini und Liquor Carbonis 
detergens achtmal so groß wie bei „F“. Daß der höhere Saponin- 
gehalt tatsächlich eine feinere Verteilung und bessere Emulsionierung 
bewirkt, geht aus folgendem Versuch hervor: Je 1 ccm des Präparats 
„F“, „C“ und Liquor Cadini wurden mit je 5 ccm Wasser in der 
Eprouvette geschüttelt. Nach 36 Stunden war das Bild der drei 
Eprouvetten folgendes: „Bei „F“ war die Flüssigkeit klar und fast 

- farblos. Am Boden der Eprouvette hatte sich eine schmierige 
braune Masse abgeschieden, bei „C“ war die Flüssigkeit milchig 


geblieben, doch hatte sich ebenfalls am Boden eine schmierige braune 
Masse ausgeschieden 


, beim Liquor Cadini war die Flüssigkeit milchig 
geblieben, ohne den geringsten Niederschlag zu zeigen. | 
Die 


durch den hohen Saponingehalt erzielte feinere Verteilung 
und Haltbarkeit der Emulsion spielt vermutlich für die therapeutische 


Anwendung dieses Präparats insofern eine Rolle, als durch den 
höheren Dispersitätsgrad eine intensivere Teerwirkung erzielt werden 
kann, was wichtig für die Anwendung des Präparats sowohl in 


Salbenform als auch in Lösung ist. 
Ein weiteres Anwendungsgebiet 


der beabsichtigten Teerwirkung verloren geht. 


Verwendet man’ anstatt der angegebenen Mischung den Liquor 
Cadini detergens, so läßt sich ein homogenes, je nach der ver- 


wendeten Menge mehr oder minder milchiges Bad herstellen, 


wobei 
sich der Teer in vollständig gleichmäßiger Emulsion befindet. 


Auch | Verdünnung eine haltbare Emulsion, 
für diese Zwecke ist nach dem oben geschilderten. Eprouvetten- 


versuch der Liquor Cadini den anderen Präparaten überlegen. 


Noch einige Worte über Entfärbung des Liquor detergens. 
Bei Behandlung des Liquor Cadini mit Bleiazetat und Kohlensäure 


Geburtshililiches Brevier. 


Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, Baden-Baden. 


(Fortsetzung aus Nr. 88.) 
Therapie. Kommt eine Schwangere mit engem Becken früh- 


zeitig zu dem Arzt, so kann er ihr die Prochowniksche Diät 
empfehlen; ich babe sie teils. mit teils ohne Erfolg angewandt, 
Jedenfalls kann man sie versuchen, da sie sicher nie schaden kann. 
Prochownik empfiehlt dieselbe nur in den letzten 2 Monaten, 
Fränkel will Erfolg gehabt haben, daß er schon Mitte der 
Schwangerschaft anfing. Die Diät besteht in folgendem: Morgens 
eine kleine Tasse Kaffee oder Tee mit 25 g Ziwieback, mittags 
alle Sorten Fleisch, Ei und Fisch mit wenig Sauce, etwas grünes 
Gemüse (fett zubereitet), Salat, Käse. Abends ebenso unter Zugabe 


von 40—50 g Brot und Butter nach Belieben. 
dagegen 300—400 g Äpfel- oder Moselwein. 


Lahmann glaubt ebenfalls durch bewußte Maßnahmen das 
Geburtsgewicht männlicher Früchte auf 3000 g und darunter ge- 


bracht zu haben. Es kommen, da das Kulturweib zumeist hydrä- 
misch ist, die negativen Maßnahmen der Flüssigkeitsentziehung, und 


für Liquor detergens über- 
haupt ist die zur Herstellung von Teerbädern und Aqua Picis. Die 


übliche Art der Teerbäderherstellung (vgl. Croner: Therapie an 
den Berliner Universitätskliniken) ist das Eingießen von einer 
Mischung von Oleum Rusei, Spiritus saponato-kalinus und Wasser 
ins Bad. Dadurch entsteht eine inhomogene Flüssigkeit, bei welcher 
der Teer teilweise als schmierige Masse ausfällt, wodurch viel von 


i Wasser, Suppe, 
Kartoffeln, Mehlspeisen, Zucker, Birnen sind gänzlich untersagt, 


rates nicht unangenehmer ist, als des aus Steinkohlenteer bereiteten, 
In verdünntem Zustande ist der Geruch des Liquor Cadini detergens 
sogar weniger intensiv und läßt sich viel leichter überdecken, Bei 
der Herstellung des Präparates macht sich insofern ein Unterschied 
zwischen Steinkohlenteer und Holzteer bemerkbar, als beim Steinkohlen- 
teer nach der oben angegebenen Vorschrift 1:2 sich nur ein kleiner 
Teil des Teeres löst und auch bei Anwendung geringerer Teer- 
mengen stets ein Teil desselben ungelöst übrig bleibt, während der 
Holzteer bei Verwendung kleinerer Mengen (5°/) sich vollständig 
löst, so daß in diesem Präparate sich sämtliche Bestandteile des 
Teers befinden. | 


Zum Vergleiche der therapeutischen Wirkung beider Präparate 
wurden Psoriatiker herangezogen, denen an einer Extremität Liquor 
Carbonis detergens und weißer Präzipitat in 10°/, iger Salbe appli- 
ziert wurde, an der anderen Extremität dieselbe Salbe mit Liquor 
Cadini detergens. Beide zeigten eine gute Wirkung, etwas besser 
schien die Liquor Cadini-Salbe. Reizwirkung auch bei Ekzemen 
wurde von keiner dieser Salben hervorgerufen. Auch bei der 
Neurodermitis konnten wir mit dem Liquor Cadini, wenn nicht 
bessere, so zumindestens ebensolche Resultate erzielen. Diese 
klinischen Untersuchungen hatten in Ermangelung einer biologischen 
Untersuchungsmethode lediglich den Zweck, einen Vergleich zwischen 
den aus beiden Teerarten hergestellten Präparaten zu ermöglichen. 


Sie sprechen dafür, daß beide Teerarten in ihrer Wirkung ungefähr 
gleichwertig sind. | 


Zusammenfassung: Zur Herstellung eines brauchbaren 
Liquor detergens eignet sich die saponinhaltige Primulatinktur, 
als Teerpräparat kann auch Oleum Cadini verwendet werden. Der 
aus diesen beiden Bestandteilen hergestellte Liquor Cadini detergens 
ist klar, von nicht unangenehmem Geruch, läßt sich für alkoholische 
Lösungen und Salben verwenden und liefert mit Wasser in jeder 


die sich beispielsweise auch 
zur Herstellung von Teerbädern eignet, 


Literatur: 1 K. Herxheimer, Über die Teerbehandlung von Haut- 
. krankheiten, Halle a. d. S. 1928. — 2. K. Herxheimer, M.m. W. 1928, 70, 8,1276. — 


8, R. Wasicky, Pharmaz. Post 19%. — 4. Joachimovitz, W. kL W. 1920. — 
56, L. Kofler, Pharmaz. Presse 1922, 


Aus der Praxis für die Praxis. 


da es dysämisch ist, die positiven Maßnahmen einer nährsalz- 


reichen Ernährung in Frage: Früh 1 Tasse Nährsalzkakao, Hafer- 
grütze, Milch oder Malzkaffee mit e 


twas Butterbrot und Obst (1 bis 
2 Äpfel oder 1—2 Löffel Kompott). Als 2. Frühstück Butterbrot mit 
Radieschen oder weichem Käse sowie Obst. 


Fette Frauen nehmen 
Obst, geschwächte besser eine Tasse Milch. Mittags 2mal in der 


Woche einen Teller Suppe, sonst das Hauptgeric 


ht bestehend in 
grünem oder Wurzelgemüse 1!/, Eßlöffel, dazu 1! 


ja EBlöffel Reis 
oder eine Kartoffel oder 1 Löffel Kartoffelmus, ein Stückchen 


Fleisch, tunlichst auch etwas Salat. Je mehr Salat um so wenigef 
Gemüse. Als Nachtisch Obst, frisch oder eingemacht. Nachmittags 
Milchkaffee oder Obst. Abends gibt es einen Löffel Hafer-, Reis, 
Hirse- und dgl. Brei mit Kompott oder etwas Aufgewärmies vom 
Br Te Salat und Obst oder ein Butterbrot mit frischem Quark 
oder Nüsse sowie Obst. Dazu eine Tasse Milch oder Limonade. 
Diese Quantitäten sind reichlich niedrig bemessen und werden 
Patienten mit gutem Appetit sie schwer durchführen können. Wenn 
wenig gesalzen und nicht zu viel gegessen wird, gibt es keinen 
Durst und es ist selten nötig Wasser, Milch etc. zu nehmen. Dazu 
viel Bewegung in guter Luft, Luftbäder ete. Kommt die Schwangere 
erst später zum Arzt, ist die künstliche Frühgeburt in Betracht 20 


28. September | j 


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. 28, Soptimbr -1924 — MEDIZINISOHR KLINIK — Nr.39. 


nicht erfolgten Eintritt, bzw... Durchtritt, des größten Kopfumfangs 
in bzw. durch den .Beckeneingang verschleiern. Fehling ist 
‘Gegner der hohen Zange beim engen Becken. Baisch glaubt, daß 
der praktische Arzt der hohen Zange nicht entbehren könne, in der 
Klinik sei sie zu streichen und durch die Pubitomie zu ersetzen. 
Reifferscheid meint, es müsse die für Mutter und Kind gleich 
: gelährliche Zange aus der Therapie des engen Beckens ausscheiden. 
Bei totem Kind darf natürlich keine hohe Zange angelegt werden 
und ist die Perforation am Platze, sowohl am vorausgehenden als nach- 
‚folgenden Kopf; auch würde mannureine Wendungmachen dürfen, wenn 
. sie ausnahmsweise leicht ist, damit die mütterlichen Weichteile keinen 
zu. großen Insulten ausgesetzt sind. Ich habe.selbst manchen hohen 
Forceps gemacht und empfehle ihn den Kollegen mit gutem Gewissen et 
unter den angegebenen Kautelen.. Das Nähere siehe bei hohem Forceps. OR 
Therapie der verschiedenen Beckenarten. Allgemeih SE 
verengtes Becken. . Hier muß der Kopf, damit er mit dem 
günstigsten , Durchmesser durchgeht, in maximaler Beugung ı 
passieren; er soll mit dem Planum suboceipitofrontale durchs . 
Becken treten. Die Geburten dauern hier meist länger, besonders 
wenn die Wehentätigkeit von Anfang keine genügende ist. . Hier 
muß man sich noch länger abwartend verhalten, höchstens Forceps, 
nie Wendung, am wenigsten eine prophylaktische, da dabei 
“das Kind doch meist verloren ist. Sonst dieselben Prinzipien wie 
beim platten Becken. Bei längerer Geburtszeit habe ich ‚hier häufiger. 
den Cölpeurynter in dieScheide eingelegt, um auch die Weichteile schon 
vorzudehnen. Es dürfte sich dieses besonders bei Erstgebärenden em- 
pfehilen, wenn man genötigtist, voraussichtlich mit Forcepszuentbinden. 
Zum Schluß wirkt eine Scheidendamminzision noch unterstützend. . Bon 
| Schrägverschobenes Becken. Die Behandlung ist’ von nf 
dem Grade der Verschiebung und Verengerung und der Einstellung 
des vorliegenden Teils abhängig. Von der Symphyseotomie 
oder Pubitomie ist bei Ankylose eines Iliosakralgelenks: 


ziehen. Die Einteilung nach Litzmann (1. Gruppe Conj. vera - 
‚unter 5,5—6, 2. Gruppe Conj. vera von 6— 7,4, 3. Gruppe 7,4— 8,25 
und 4. Gruppe Conj. vera über 8,25) kann nur im allgemeinen 
orientieren, bei Gruppe 1 kommt natürlich nur der Kaiserschnitt 
in Frage. Über Desinfektion, bei der Geburt siehe Allgemeiner Teil. 
Als erster Grundsatz bei der Geburt gilt auch heute noch, 
‚solange wie möglich, sich exspektativ zu verhalten, selten 
` zu untersuchen und die Fruchtblase solange wie möglich zu erhalten. 
K Die prophylaktische Wendung spielte früher nach der 

_ Empfehlung von Fritsch beim engen Becken eine große Rolle und 
wurde öfters ausgeführt, jetzt wird sie von vielen wieder vollständig 
verworfen. Ich selbst bin mit ihren Resultaten sehr zufrieden ge- 

. wesen, sie ist auch eine ÖOperation,. die jeder praktische Arzt gut 
‚ausführen kann. Bei Erstgebärenden freilich stehen große Be-- 
denken entgegen und unterbleibt der Eingriff, besser ganz, ich 

-- habe die Wendung deshalb. auch nur bei Mehrgebärenden. 
ausgeführt. Ich hielt mich . stets an die Kaltenbachschen 
‚Regeln, die mir seinerzeit gegeben wurden. Kaltenbach empfahl 
die prophylaktische Wendung: 1, Wenn die vorausgegangenen Ge- 

- burten in Schädellage ungünstig verlaufen waren, 2. wenn sich die 
Frucht in ungünstiger Stellung und Haltung einstellte (Stirnlage, 
Gesichtslage mit nach hinten gerichtetem Kinn, hintere Scheitelbein- 

- einstellung), 3. wenn die Nabelschnur vorgefallen ist. Zieht man 
beim nachfolgenden Kopf die schmale. Schädelbasis zuerst durch, 

Ä 'so verlängert sich der Schädel bei weiterem Zug. Jedoch geht der 
| nachfolgende Kopf nur beim platten Becken leichter durch, wenn 
die Quermaße des Beckens normal groß. oder größer sind. Beim 
gleichmäßig verengten Becken nützt die prophylaktische 
Wendung nichts und ist natürlich kontraindiziert, weil der 

Kopf mit dem Kinn an der Linea terminalis hängen bleibt. Man 
achte beim platten Becken auch darauf; daß die "Pfeilnaht quer 


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selben Frau die Zange angelegt, obgleich die Symphyse schnabel- 
förmig vorsprang, sich aber dehnen ließ. Daran denke der Arzt, 
der. weit von einer Klinik auf sich allein angewiesen ist, da diese `. 
besondere Seltenheit gelegentlich einmal vorkommen kann. l 
Das spondylolisthetische Becken. Wird die Erkrankung ' 

vor dem. Termin erkannt, so könnte bei nicht zu starker Verengung die | 
künstliche Frühgeburt eingeleitet werden. Am Ende.der Schwanger- 
schaft kommt nur die Sectio caesarea.und Craniotomie in Frage, 
letztere bei abgestorbener Frucht und nicht zu. engen Verhältnissen. : 

‘ Trichter-Becken. Da hier das Hindernis erst- im Becken- 


bei schlechten Wehen und mäßig verengtem Becken Chinin oder 
Pituitrin geben soll, besteht zu Recht. Es wird aber auch Fälle 
geben, wo dieses nichts nützt oder wie.z. B. bei drohender Uterus- 
Tuptur geradezu kontraindiziert ist. Anders liegt der Fall, wenn 
man chirurgisch entbinden kann; ist es aber nicht möglich, so 
würde in gewissen Fällen nur die Perforation des lebenden Kindes 
übrig bleiben, um der Mutter das Leben zu retten. Ehe man zu. 


diesem ‚Srausamen und widernatürlichen Vorgang schreitet, sollte 
der einigermaßen. geübte und gut vorbereitete Arzt doch noch die 
ohe Zange bei Schädellage versuchen. Gelingt sie nicht, 
Y | Perforert man dann wenigstens nicht das. lebende, sondern ausgang beginnt, kann der Forceps versucht werden, bei starker; 
= Deus. das sterbende ‚oder gerade abgestorbene Kind. Franz. Verengung ist die Perforation am Platze. Ist'eine sehr starke Verenger- 
die Fi le hohe Zange in Ausnahmefällen besonders dann, wenn | ung schon vor Wehenbeginn diagnosticiert, so käme noch der Kaiser- 
a au nach längerem Kreißen wegen Infektionsgefahr nicht mehr schnitt in Frage. Bei wiederholter Schwangerschaft kommt auch Früh- 
3 urgisch entbunden werden kann. Der Kopf müsse mit einem geburt in Betracht, falls das Becken nicht zu hochgradig verengt ist. 
ah ins Becken eingetreten und etwas ‘konfiguriert. sein. Von den anderen Becken zeigt das durch doppelseiti ge 
toht ES sagt: Die hohe Zange kann, wie überhaupt, so erst | Luxation der Schenkelköpfe abgeplattete Becken meist keine so 
größte “K, engen Becken, in Betracht gezogen werden, wenn der starke Verengerung, daß ein Eingreifen nötig. Zwei Geburtsfälle dieser 
zum spe umfang die Beckenenge gänzlich. oder doch Art, die ich sah, verliefen spontan. Am besten entbindet man 
A gs ten Teil überwunden hat,. also fest im Becken; in Seitenlage, weil die Beine nicht gut gespreizt werden können. 
der en Aber der geübteste Greburtshelfer kann sich bei Die anderen Becken sind sehr selten und wird sich speziell beim 
niedres eidung dieser F rage erheblich irren, besonders wenn ein. Geschwulstbecken eigentlich nie der Kaiserschnitt umgehen lassen. — 
ngor Beckenkanal und eine große Kopfgeschwulst den noch. T 1 (Fortsetzung folgt.) . 


eingestellt ist, damit der von außen noch unterstützende Druck g si n 
zur vollen Geltung kommt. ` Auch der verstorbene Hallenser Gynä- keine Erweiterung zu erwarten. Die Wendung ‘könnte nur | A ® Le 
“kologe Veit erklärte sich als Anhänger der prophylaktischen | dann nützen, wenn es gelingt den Kopf mit der Sagittalis in den , Ill 
Wendung nach den Indikationen von Schröder: 1. Völlige Er- langen schrägen Durchmesser einzustellen und der Kopf sich beugen: | skurk.ulnil: 
weiterung des Muttermundes, 2. eben gesprungene Blase, | läßt, Die Zange kommt erst nach Eintritt des Kopfesindie IE ler 
3. Kopf beweglich über dem Beckeneingang, 4. mittlerer | Beckenhöhle in Frage. In- beiden Fällen muß oft nachträglich - a bran RIERS 
Grad von Beckenenge, 5. Abwesenheit von Dehnung des perforiert werden. Kann der Kopf überhaupt nicht eintreten, Poirie y 
= unteren Uterinsegments. | i ie ist Schnittentbindung am Platze. ‚Sieht man ein solches Becken RSS 
-_ .. Auch Winter empfahl für Mehrgebärende die rechtzeitige | frühzeitig, so ist die künstliche Frühgeburt in Frage zu ziehen. EEr etp 
` Wendung abgesehen von der gewöhnlichen strikten Indikation, wenn | Querverengtes Becken. Beim ankylotisch querverengten E uch wun 
innerhalb einer gewissen Zeit der Kopf sich nicht anschickt einzu- Becken ist meist die: Schnittentbindung nötig. Beim kyphotisch IFRRSHB 
weten. Fehling empfahl sié nur bei Mehrgebärenden mit plattem querverengten Becken beginnt das -Haupthindernis erst auf dem oe RS AL 
Becken und bei stehender Blase: Glöckner mahnt dringend ‚Beckenboden. Gelingt Forceps nicht, ist zu perforieren, sonst ei STE, 
vor der Wendung’ bei Erstgebärenden. Leisewitz zeigt an | Pubitomie, bei starker Überdachung, des Beckeneingangs A RLI 
der Hand des umfangreichen Dresdener Geburtsmaterials, daß die durch die lordotische Lendenwirbelsäule, wird meist nur ` F E RA 
Wendung beim‘ engen -Becken für die Mutter günstigere Resultate | die Schnittentbindung indiciert sein. `` 2 i N 
hat als die chirurgische Entbindung (Hebosteotomieund Sectio caesarea);  Osteomalacisohes Becken. Hier. wird bei den hoch- EBEN 
wenn auch die Aussichten für die Kinder etwas schlechter wären, gradigsten Fällen nur der Kaiserschnitt am Platze sein, man macht‘ S Ehe 
so empfehle er doch die Wendung dem praktischen Arzt. | dann am besten den Porro. Es kommt, wenn auch selten vor, en 
Die Lehre, daß man beim engen Becken in erster Linie ab- | daß die Knochen sich bei hochgradiger Erkrankung o 
warten, bei Schädellagen die Hofmeiörsche Impression des Kopfes | dehnen lassen, dann kann man auch versuchen bei lebendem a ar 
in Walcherscher Hängelage versuchen, mit Vorsicht auch einmal’ | Kinde mit Zange. zu entbinden. Kaltenbach hat 2mal bei. der- - nepken 
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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. . 28. September 


= Referatenteil 
l a | unter besonderer Mitwirkung von De | | a a 
Prof. Dr. 0. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), -Prof. Dr. E.Edens, St. Blasion (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H.Gerhartz, . 
Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prof. Dr. 8. Gräff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nason- u. Ohrenkrankheiten), Geh.- Rat 
Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a, M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (Versicherungsrechtl. u. gerichtl. 
Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal Therapie), Prof. Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. O..Nordmann, Berlin- 
Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S.Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F.Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 
heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 
l logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), l e 


geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am Königin Hlisabeth-Hospital Berlin-Oberschönsweide. 


Sammelreferate. 


Aus dem Gebiete der Geburtshilfe. 
Von Prof. W. Liepmann und Dr. W. Brusten. 
ee 0°. Mit der Physiologie und der Diätetik der Schwanger- 
es schaft beschäftigen sich folgende Arbeiten: A 
Br Über ein junges menschliches Ei berichtet P. Meyer (30) 
mit. Demonstration der mikroskopischen und makroskopischen Befunde, . 
Nach E. Schmitz (38) erfolgt der wesentliche Kalkansatz 
der Frucht und damit die Kalkabgabe der Mutter in den 
letzten 4 Monaten der Gravidität, einhergehend mit der Notwendig- 
_ keit des beschleunigten Kalkansatzes der schnell wachsenden Knochen. 
Somit ist auch. die Erklärung gegeben für die Gefahr einer Er- 
krankung in bezug auf den Kalkstoffwechsel zwischen Mutter und 
Frucht, ‚wenn die Mutter mit dem „Näherrücken“ des Geburts- 
=>- termines den Anforderungen nicht mehr nachkommen kann. 
>“ Zusammenfassend über die rektale Untersuchung sub 


als Ersatzmethode für die vaginale Untersuchung angewandt wissen. 
Die vaginale Untersuchung ist nur bei Versagen der äußeren und 
‘der rektalen Untersuchung anzuwenden. Vorteile der rektalen . 
Untersuchung sind: schnelle Möglichkeit der Untersuchung, da keine 
` ` Desinfektion der Hände nötig, geringere Infektionsmöglichkeit als 
.. bei der -vaginalen ‚Untersuchung. Natürlich setzt. die rektale Unter- 
o suchung eine gewisse Übung voraus. | nr Ä 
W. Fick (5) fand, daß sich in der unteren Körperbälfte auch 
‘beim normalen ‚Menschen eine Menge Blut befindet, die dem Kreis- 
‚lauf entzogen wird. Beim Übergang zur liegenden Stellung verteilt 
sich diese Menge auf den ganzen Körper. Dieses „Mehrblut“ steigert 
sich an Menge in den letzten Schwangerschaftsmonaten so, daß es 


re de, 


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Während der hochschwangere Uterus in stehender Stellung die 
ODER  Schenkelvenen komprimiert, kann er in liegender auf die Vena cava inf. 
STE aa einen Druck ausüben, bei Linkslagerung wird derselbe aufgehoben. 
BE a | Bei Untersuchungen über den respiratorischen Gas- 
wechsel bei Schwangeren bemerkte Klaften (19) eine Zu- 

‘nahme der Ventilationsgröße bei gesunden Graviden. Die Ursache 

wird einerseits im Mehrbedar? an Sauerstoff - durch die gesteigerte 

Arbeitsleistung aller Organe gesehen, andererseits in Reizwirkungen 

auf das Atemzentrum, die vom Fötus ausgeübt werden. Es folgen 

.dann noch Mitteilungen über das Verhalten bei Schwangerschafts- 
erkrankungen. | | | 

An einem größeren Materiale fand W. Kemper (18) die 

terminale Gewichtsabnahme Schwangerer bestätigt. Die- 

selbe tritt entweder am 277. Tage der Gravidität ein — stellt also 

ein Schwangerschaltssymptom dar — oder tritt als ‚Geburtsfrüh- 

symptom 3 Tage ante partum auf. 
ausscheidung des in der Gravidität retinierten Gewebswassers an- 

‚genommen, p S E | 

Untersuchungen über Veränderungen des Stoffwechsels 

und des Körpergewichtes in der Schwangerschaft ergaben 

nach A. Mahnert (28), daß der Energiebedarf. gravider. Frauen 

sich in normalen Grenzen bewegt, also. keine Steigerung des Grund- 

umsatzes gegenüber .Nichtschwangeren stattfindet. Bezüglich der 

terminalen Gewichtsabnahme fand er mit. derselben einhergehend 

eine Steigerung des Eiweißstoffwechsels. Es wird dann noch auf 


‚die Beziehungen der Stoffwechselvorgänge und der Körpergewichts- 
abnahme zu der Eklampsie hingewiesen. 


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gerschaft, Geburt und Wochenbett berichtet W. Kemper (17). 


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anzahl und Lebensalter zeigen während der drei erwähnten Stadien 
eine Konstanz in bezug auf Art und Intensität der Gewichts- 
beeinflussung. Großes Körpergewicht, mehrfache Schwangerschaft 


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partu berichtet R. Demme .(4). Er will die rektale Untersuchung 


' am Ende derselben fast die doppelte Menge der Norm erreicht hat. - 


Als Ursache wird eine Mehr- 


ÜberKörpergewichtsverhältnisse während derSchwan- | 


Die drei Faktoren: Mütterliches Körpergewicht, Schwangerschafts- 


und jugendliches Alter .der Mutter bewirken eine große, deren 
Gegenteil eine geringe Gewichtsänderung. , Die Größe der Gewichts- 
änderungen ist geringer als bisher angenommen worden ist. Außer- 
dem werden besondere Kombinationen, alte Erstgebärende, Zwillings- 
schwangerschaft usw. besprochen. ` = | 
Bezüglich der Wirkung, eiweißreicher Nahrung auf den 
schwangeren Organismus, wobei besonders die Harnstoffbildung ' 
berücksichtigt wird, kommt .G. Kaboth (16) zu dem Ergebnis, 
daß starke Eiweißmast die Hauptfunktion des Eiweißstoffwechsels 
nicht störend beeinflußt. Eiweißreiche Kost wirkt auf die Schwangere 
nicht schädlich, sofern nur die Kohlehydratzufuhr keine starke Ein- 
schränkung erleidet. | : en 
-= F. Grzechowiak (11) fand eine Erhöhung des Kapillar- 
druckes — Normalwert 140 mm — bei Verminderung des hydro- 
statischen Druckes, bei Diabetes, Unterernährung, Erschöpfung usw., 
eine Erhöhung desselben bei Nephritis. Während der Schwan- 
‚gerschaft scheint der Kapillardruck zuerst niedriger zu sein, bis 
zum 10. Monat findet sich ein normaler Wert, im 10. Monat tritt . 
ein Sinken des Druckes ein, um nach der. Geburt zur Norm zurück- 
zukehren. Bei Schwangerschaftsnierenerkrankung und Eklampsie 
‚wird erhöhter Kapillardruck gefunden. - Bei pathologischem Ver- 
lauf des Wochenbettes tritt keine Änderung der sonst gefundenen 
Werte ein. Als besonders wichtig werden die starken Kapillar-. 
blutungen bei .Eklampsie beschrieben, dieselben. verstärken sich 
noch unter der Geburt. Ba | 
Zur Pathologie der Schwangerschaft teilt H. G. Schnei: 
der (40) Erfahrungen über die Anämie mit. Die Schwanger- . 
schaftsintoxikation kann als Hauptangriffspunkt auch den Blut: - 
apparat. haben und durch ihre Giftstoffe starke Hämolyse veran- 


lassen. Als Namen der Krankheit wird „Haematopathia gravi- 
darum“ angenommen. | en 


Bei etwa 80 pCt. aller Schwangeren hat Löhlein (25) in 
einem bestimmten Stadium der Gravidität bitemporale 
Hemianopsie gefunden. Dieselbe tritt in der Regel nicht früher 
als 4 Wochen ante partum auf. Sie steigert, sich bis zur Geburt, 
läßt in den ersten Tagen post partum nach. Die Einschränkung 
des Gesichtsfeldes zeigt sich bei Mehrgebärenden regelmäßiger und 
stärker als bei Erstgebärenden. Als Ursache wird Druck der hyper- 
trophischen Hypophyse auf den Optikus angegeben. ` i 
| H. H. Schmid (37) berichtet über Magenkarzinom und 
Gravidität. Er teilt die Diagnostik mit, das jugendliche Alter, 
den Einfluß ‘der Gravidität auf die Krebsentwicklung und umge- 
kehrt, beschreibt die Komplikationen, berücksichtigt besonders die 
‚Metastasierung in den Eierstöcken, die in etwa 1/, der Fälle 'vor- 
handen war. Er kommt zu dem Schluß: ungünstiger Ausgang für 
die Kinder in ?/ der Fälle, keine Dauerheilung bei den Müttern, 
als Behandlung wird radikale Magenoperation und im Bedarfsfalle 
Exstirpation -des inneren Genitale empfohlen. Si 

Über Initialstadien und Symptome bei Osteomalazie. teilt 
Burckhardt-Socin (3) an der Hand von Fällen Beobachtungen 
mit. Als Therapie wendet er Adrenalininjektionen an kombiniert 
'mit innerlicher Darreichung von Phosphor. a 

Über eine seltene Doppelmißbildung berichtet H. Krause 
(22). Es handelt sich um einen Cephalo-xipho-omphalo: 
pagus, untere Gesichtshälfte, Hals und Brust sind völlig vonein- 
ander getrennt. Als Entstehungsursache wurde auch in diesem 
Falle „teilweise gemeinsamer Aufbau“ angenommen. 


W. Walz‘(48) beschreibt 3 Fälle von kongenitalem Haut- 
defekt am Scheitel Neugeborener. Er lehnt die amniogene 
Erklärung für die Entstehung ab und nimmt als einheitliche Ent- 
stehungsursache eine endogene an. Er setzt die kongenitalen Haut- 
defekte am Scheitel in die „Entstehungsreihe* Akranie — Hemi- 
kranie — Enzephalozele — kongenitale Defekte am Scheitel. 

Alfred Stern (42) berichtet über einen Fall von ango- 
borenem Schieihalse, wo das Kind durch Sectio caesarea ent- 


28. September 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


bunden wurde. Er gibt an, daß es ein erneuter Beweis wäre, die 


' Ursache für angeborenen Schiefhals in anormaler Haltung und in 


Raummangel im Uterus zu suchen, was auch für den beschriebenen 
Fall in Betracht kam.‘ | | 

Bei Untersuchungen, .die F. Unterberger (44) über experi- 
mentelle‘ Zwitterbildung und ihren Einfluß auf die Nach- 
kommenschaft angestellt hat, fand er, wenigstens bei den Insekten, 


` daß der generative Anteil der Hoden die Ovarien in keiner Weise 


beeinflußt. | 

Die Placenta circumvallata glaubt W. Lahm (23) ent- 
wicklungsmechanisch als tiefe Nidation des Eies mit nachfolgender 
„Auseinandersprengung der Reflexa am Orte der Implantation“ auf- 
fassen zu müssen. Nach ihm wird die fötale Seite der Plazenta 
durch einen Deziduaring eingeengt. 

A.Gabrieljantz (9) beschreibt einen Fall einer Schwanger- 
schaft im 8. Monat, bei welcher nur die skelettierte Frucht 


in einem Fruchtsack geblieben ist, der vom Peritoneum parietale 


und der erweiterten Tube gebildet wurde. Operation. Heilung. 

An Hand histologischer Befunde berichtet G. H. Schnei- 
der (39) über sichergestellte primäre Abdominalgravidität. Die 
primäre Ansiedlung fand entweder auf der Serosa des Douglasschen 
Raumes oder des Ligamentum latum statt. 

E. Frey (7). beschreibt einen Fall von traumatischer 
Üterusruptur bei einer Gravida im 7. Monat.‘ Die Ruptur ver- 
läuft durch die Plazentarhaftstelle, es erfolgte Operation, Genesung. 
Die Plazentarhaftstelle wird physiologischerweise als Locus minoris 
resistentiae bei der Ruptur angesehen. 

In einer ausführlichen Arbeit beschäftigt 
Mueller (31) mit der Mechanik der Geburt. 


sich Arthur 
Nachdem er in 


Behandlungsmethode zeigte eine mütterliche Mortalität von 8,68 0/0, 


eine kindliche von 51,13 %/,, die aktive Methode drückte die Ziffer 
auf 1,730, und 20,730), herab. Vor allem geübt wurde die 
Hysterotomia anterior. | "S 


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Überlegenheit der Sectio caesarea fest über die konservativen Ent- 


.bindungsverfahren. ' Die Mortalität der Mütter bei Sectio caesarea 


Vasa praevia des velamentös inserierenden Nabelstranges. 


einer früheren Arbeit auf die Grundlagen der Mathematik und | 


Mechanik eingegangen war, folgen jetzt allgemeine Betrachtungen 


- über Weichteile, Kissen, Polster, Spannungen, Elastizitätswirkungen. 


Die mechanischen Verhältnisse der mütterlichen Geburtswege und 
des kindlichen Körpers, die Wirkungsart der austreibenden Kräfte, 
Physiologie, Pathologie und Therapie der Geburtsmechanik, die 
Entstehungsweisen der kindlichen Lagen werden ausführlich be- 
schrieben. 

Über Eihautstruktur und Blasensprung berichtet 
W. Niderehe (32). Er kommt zu dem Ergebnis, daß Verände- 
rungen an den Epithelien der Eihäute oder entzündliche Infiltra- 
tionen an denselben wohl eine Herabsetzung der Zugfestigkeit der 
Bindegewebsplatten bewirken können. Zum „vorzeitigen Blasen- 
sprung“ gehört aber außerdem das Zusammenwirken aller mechani- 


. schen Faktoren, die bei der Geburt eine Rolle spielen, 


H. Füth (8) berichtet über krampfhafte zervikale Um- 
schnürung und Verletzung des kindlichen Schädels.- In den von 


' Ihm angeführten Fällen war es infolge Kontraktion des inneren 


Muttermundes und des nach oben angrenzenden Abschnittes der 


Gebärmutter zu einer Umschnürung der Kopfgeschwulst gekommen. 


Die Folge war eine Gangrän der geschnürten Partien gewesen. 
In Erörterung der Ursachenlehre des hohen Gerad- 
Standes kommt W. Haupt (12) zu dem Ergebnis: Das Vorkommen 


von hohem Geradstand bei Mißverhältnis, das entweder durch enges. 


Becken oder durch großen Kopf bedingt ist, ist häufiger als bei 
normalen Verhältnissen. ‘Die ‘primäre Rückenstellung vorne ist 
nicht immer Bedingung. In der Mehrzahl der Fälle ist der Schädel 
als eigentliche Ursache anzusehen. | | 
Stiglbauer (43) berichtet über Stirnhaltungsgeburt und 
ihre Behandlung. Als Therapie kommt in erster Linie, besonders 
wenn es sich um Beckenverengerungen handelt, der Kaiserschnitt 
In Betracht. Sonst ist Abwarten besser als prophylaktisch Wenden. 


In jüngster Zeit ist die Kiellandsche Zange mit sehr gutem Erfolge | 


angewandt worden. ' 

= K. Heim (15) beschreibt einen Fall von atypischer 
Spontanruptur des Uterus. Dieselbe war ein TorsionsriB an 
der linken Seite der Hinterwand des Isthmus. Die Ruptur trat in 
Erscheinung erst nach der Geburt eines lebenden Kindes, es be- 


. stand kein Mißverhältnis zwischen Kopf und Becken. 


‚Nach E. Waldstein (47) spielen folgende Umstände bei der 
Scheidenruptur eine Rolle: 1. Räumliches Mißverhältnis zwischen 


‚Frucht und Becken oder Frucht und Scheide. 2. Weiterbestehen 


desselben auch nach Verstreichung des Muttermundes. 3. Ist die 


| Scheiden-Gebärmutterverbindung ein Locus minoris resistentiae ge- 


Tingeren Grades als das untere Uterinsegment. 


W. Liebe (24) teilt Erfahrungen über Placenta praevia 


mit, die an größerem Materiale gefunden wurden. Die konservative 


' Wert der Kiellandschen Zange hervor. 


1°/,, die mütterliche 4 9/,. 


betrug 4,17°/,, bei den anderen Verfahren 5,9 /,, die kindliche 
Mortalität bei der ersten Methode 6,5 %/,, bei der zweiten 35,5 %/, 
unter Berücksichtigung der nur lebensfähigen Kinder. Er empfiehlt 
die klinische Behandlung; ist sie nicht möglich, so ist die Wendung 
nach Braxton Hicks die Methode der Wahl. ` 

An einem größeren Materiale fand H. Heidler (13) bei der 
manuellen Plazentarlösung eine Mortalität von nur 0,5°%,. Er 


teilt dann weiter Erfahrungen mit über die Turgeszierung der 


Plazenta mittels der „Gabastonschen Auffüllung“. Er kommt zu 


dem Ergebnis: Die Turgeszierung ist in ihrem Effekt fraglich. Das 


Verfahren der Auffüllung der Plazenta von der Nabelschnur aus 


ist ungefährlich, wenn es sich um Retention der Plazenta ohne - 


Blutung handelt. In Fällen von Blutung ist die Methode abzulehnen. 

Über Ruptur der Nabelschnurgefäße unter der Geburt 
an Hand eigener Fälle und der Fälle der Literatur berichtet 
Th. Gilfrich (10). Die meisten Rupturen fanden sich bei den 
Weitere 
Gefäßverletzungen wurden bei den Vasa aberrantia, bei Varizen- 
bildung, bei kurzer Nabelschnur und bei Operationen beobachtet. 


Am häufigsten wurden die Venen, seltener die Arterien, am seltensten 


beide Gefäße zusammen von der Ruptur betroffen. Die kindliche 


Mortalität war in allen Fällen sehr hoch. 


An der Hand einiger Fälle berichtet E.. Vogt (45) über Uterus- 
„Außer vielen anderen Umständen“. nimmt er an, 


invagination. 
daß die Hauptursache die Atonie des unteren Uterinsegmentes ist. 
Ohne dieselbe, glaubt er, tritt keine Invagination des Uteruskörpers ein. 


Bezüglich der Eklampsie und Krampfurämie beweist Vol- 


hard (46), daß ein allgemeiner Gefäßkrampf all den Erscheinungen 
vom Hydrops grav. über die Schwangerschaftsniere'bis zur Eklampsie 
zugrunde liegt. „Krampffördernde Stoffe von Peptoncharakter im 
Blute“ bewirken eine so große Überempfindlichkeit, daß schon ge- 


ringe Reize des Gefäßsystems „gefäßkrampfsteigernd und eklampsie- 


auslösend“ wirken können. | 
Saenger (35) fand unter 100 Sektionen Neugeborener 73 mal 
makroskopisch nachweisbare intrakranielle Blutungen. Jede 


nennenswerte Blutung breitet sich auch im Subduralraum aus. Als ` 


ätiologische Momente kommen Kreislaufstörung und Druckwirkung 
auf den kindlichen Schädel in Betracht. Betroffen wird vor allem 
der Sinus rectus mit seinen Ästen. Enges Becken, rigide Weich- 
teile, heftige Wehen, dünne Schädelknochen, große Köpfe, schwierige 
geburtshilfliche Operationen können Druckwirkung auf den Schädel 
und damit Tentoriumzerreißungen hervorrufen. | 
Erfahrungen über direkte Schulterentwicklung nach 
Mueller teilt Abernetty (1) mit. Auf Grund historischer Beweise 
glaubt er die Bezeichnung der direkten Schulterentwicklung als 
Muellersches Verfahren angeben zu müssen. Das eigene Mate- 
rial und die Mitteilung der Ergebnisse anderer Autoren beweisen, 


daß die Muellersche Methode besser als die klassische Armlösung 


ist. Für die Entwicklung der hochstehenden Schultern empfiehlt 
Abernetty den Roßhirtschen Handgriff. `. | 


In einer Betrachtung’ über Zangengeburten mit den Zangen 


nach Naegele-Breus-Kielland hebt Ernst Puppel (33) den 


„im“ Beckeneingange stehenden Kopf, nie bei beweglich „über“ 
oder fest „auf“ dem Beckeneingange stehenden Kopfe. angewendet 
wissen. Bei dieser exakten Indikationsstellung und genügend ge- 


übter Phantomtechnik, wobei man den vorderen Löffel „umdrehen“ 


oder „wandern“ lassen kann, leistet die Kiellandsche Zange gute 
Dienste, | | Ä 

P. Brandt (2) berichtet über Erfahrungen mit der. Sectio 
suprapubica in einem Zeitraum von 10 Jahren. Er trennt den 


extraperitonealen Schnitt in einen eingeschränkten und in einen 
‚uneingeschränkten. Den Namen Sectio suprapubica wählt er für 


alle abdominalen zervikalen Schnittentbindungen. Beckenhochlage- 


rung ‘wurde nicht angewandt; die Lumbalanästhesie wird als an- 


genehmste Schmerzbetäubung bezeichnet. Drainage. wurde nur bei 
Infektion angewandt, oder wenn die Bindegewebswunde nicht blut- 
trocken gemacht werden konnte. 


- 1369 | 


Bei Placenta praevia stellte Schoenholz (41) wieder die 


Er will sie nur bei fest. 


Die kindliche Mortalität betrug 


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 kostspielig. | 
Über die Bedeutung der ruhenden Infektion für die 


1370. 


' H. Krause (22) berichtet über den suprasymphysären 
transperitonealen Kaiserschnitt bei engem Becken und 
über die Erfolge mit demselben an der Würzburger Frauenklinik. 
Von 123 Fällen starben 2 an den Folgen der Lumbalanästhesie, 
3 an Peritonitis. Die Kinder wurden sämtlich lebend entwickelt, 
während des Aufenthaltes in der Klinik starben 3,25 %,. 

ı/, der Fälle wurde durch die Kaiserschnittentbindung, !/, der 
Fälle wurde durch diese oder eine andere Kaiserschnittentbindung 
zu wiederholten Malen. behandelt, 

Nach, Mansfeld (29) gibt Febris sub partu, Fieber beim 
Abort und im Puerperium keine Indikation zu lokalen Eingriffen, 
da dieselben entweder durch leichte Infektion + Stauung be- 


G 


wirkt. werden, und dann der Organismus allein die ätiologischen 


Momente beseitigt, oder aber eine schwere Infektion spielt die 
Hauptrolle, dann ist allgemeine und keine lokale Therapie für die 
puerperalen Wundinfektionen am Platze. 


Über eine Wochenbettstatistik von 22 Jahren berichtet 


U. Franke (6). Das Wochenbett Nichtuntersuchter war besser als 
das Untersuchter. Er beschreibt jahrelange Beobachtungen der ver- 
schiedenen Arten der Waschung und Desinfektion der Hände. Sie 
ist ohne Einfluß auf die Morbidität im Wochenbett der Untersuchten 
geblieben. Er berichtet dann weiter über die Fälle von Fieber bei 
Dammriß, bei stinkenden. Lochien, über Fieber unter der Geburt. 

Bei Fieber unter der Geburt ist die Indikation zur Beendigung 
nicht die Tatsache des Fiebers allein, sondern die Zeit zwischen 
Blasensprung und Geburt, die Prognose verschlechtert sich mit 
ihrem Wachsen. ONE 

Auf Grund seiner Untersuchungen an etwa 300 Fällen über 
die Virulenzprüfung der Streptokokken kommt C. Ruge II (34) 
zu dem Ergebnis. | | | 
| Die bisherigen Verfahren werden als zu umständlich abge- 
lehnt. Von ihm wird die sogenannte „mikroskopische Virulenz- 
probe“ angewandt. Dieses Verfahren gestattet schon nach 3 bis 
4 Stunden aus der Vermischung des Vaginalsekretes mit dem Eigen- 
blute der Patientin eine Diagnose bezüglich der Pathogenität der 
Keime zu stellen.‘ Tritt nach der angegebenen Zeit keine wesent- 
liche Keimvermehrung ein, so ist es möglich, eine gute Prognose 
zu stellen. Mit Hilfe dieser Virulenzproben, die fast ausnahmlos 
in ihrem Ergebnis mit dem klinischen Verlauf übereinstimmten, war 
es möglich, prophylaktische und therapeutische Maßnahmen bezüg- 


lich gynäkologischer und geburtshilflicher Eingriffe auf ihre Zweck- | 


mäßigkeit zu prüfen. Das Verfahren selbst ist einfach und wenig 


Geburtshilfe berichtet H. Heidler (14) an Hand eines Falles, 
bei dem 6° Wochen ante partum ein Portiopolyp entiernt wurde. 
Die Patientin ist dann kurz nach der Geburt an schwerer Sepsis 
ad exitum gekommen. Die Sektion ergab eine von der Operations- 
stelle ausgehende Pyämie mit reichlichen metastatischen Abszessen., 
Als bemerkenswert wird noch mitgeteilt, daß der Polyp deziduale 
Veränderungen gezeigt hat. 

F. Klee (20) fand bei 1200 Schwangeren, bei denen er im 
Retroplazentarblute die Wa.R. anstellte, 7,8 °/, positive Re- 
sultate. 
keine Lues nachweisbar. Gelegentlich fand sich im R.Pl.Bl. „par- 
tielle Hemmung“. Die Entnahme des R.Pl.Bl. erfolgt in einem vor 
die Vulva gehaltenen Röhrchen vor oder nach der Ausstoßung der 
Plazenta. Die Methode wird als zuverlässig geschildert, 

F. Lönne (26) teilt das Ergebnis mit, das er gefunden "hat 
bei experimentellen Untersuchungen über die Wirkung 
von Alkohol- und Atherextrakten aus dem Blute trächtiger 
und nichtträchtiger Kaninchen und des Menschen auf die Utero- 
tonik. Aus seinen Untersuchungen ergibt sich, daß während der 
Gravidität „Stoffe mit erheblich größeren uterotonischen Wirkungen“ 
vorhanden sind als im Blute von nichtgraviden Menschen. Die Stoffe 
sind in Äther löslich. | 

Bei Kaninchen konnten F. Ludwig und E. Lenz (27) im 
Zelluloidbauchfenster die Geburtsvorgänge am Uterus beob- 


achten. Es gelang ihnen, die einzelnen Phasen der Uterusperistaltik 
zu studieren, die anstreibenden Kräfte zu beobachten. Die Durch- 


blutungsverhältnisse während des Kontraktions- und ‚Erschlaffungs- 
zustandes, ja sogar die Bewegungen des Fötus konnten verfolgt und 
im kinematographischen Bilde festgehalten werden. | 

In der Frage der Brauchbarkeit des Gynergens zur 
Unterbrechung der Schwangerschaft kommt Schimmel (36) 
zu dem Schluß: Gymergen eignet sich zur Beendigung drohender 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39.. 


Sehr oft war bei den Fällen anamnestisch und klinisch 


Aborte. In 2 Fällen gelang die Unterbrechung intakter Schwanger- 
schaften im 3. und 4. Monat. Am Ende der Schwangerschaft bringt 
seine Anwendung Gefahr für das Kind. Vorzüglich wirkt es bei 
-Atonia uteri post partum und bei Subinvolutio uteri im Wochenbett. 


Literatur: 1 Carl Abernetty, Die direkte Schulterentwicklung nach Mueller. 

`- Zschr. È Gebh. u. Gyn. Bd. 87, H.1.— 2. P. Brandt, 10 Jahre Sectio suprapubica. Ebenda 
Bd. 86, H. 3. — 3. 0. Burkhardt-Socin, Initialstadien der Osteomalazie. Arch. f. Gyn. 
Bà. 121, H. 1. — 4. E. Domme, Zusammenfassendes über die rektale Untersuchung sub 
partu. Ebenda Bd. 122, H. 1 u. 2. — 5. W. Fıck, Über die Blutverteilung im Körper der 

- Schwangeren. Mschr. f. Gebh. u. Gyn. Bd. 65, H. 3 u. 4.— 6. U. Franke, 22 Jahre Wochen- 


bettstatistik. Arch, f. Gyn. Bà 121, H. 1. — 7. E. Frey, Zur traumatischen Uterus- 


rupturin der zweiten Hälfte der Schwangerschaft. Ebenda Bd. 121, H. 1.— 8. H. Füth, 
Über krampfhafte zervikale Umschnürung und Verletzung des kindlichen Schädels. 
Zschr. f. Gebh. u. Gyn. Bd. 86, H. 3. — 9. A. Gabrieljantz, Ein Fall von skelettiertem 
Fötus bei der extrauterinen Schwangerschaft. Laparotomie. Genesung. Mschr. f. 
Gebh. u. Gyn. Bd. 65, H.3 u. 4. — 10. Th. Gilfrich, Über Ruptur der Nabelschnurgefäße 


unter der Geburt. Zschr. f. Gebh. u. Gyn. Bd. 86, H. 8. — 11. F. Grzeckowiak, Der 


Kapillardruck, besonders während der Schwangerschaft und im Wochenbett. Ebenda 
Bd. 87, H,1. — 12. W. Haupt, Zur Ursachenlehre des hohen Geradstandes mit pe- 
sonderer Berücksichtigung des Mißverhältnisses von mütterlichem Becken und kind- 
lichem Kopf. Ebenda Bd. 86, H. 3. — 13. H. Heidler, Zur Behandlung der Nachgeburts- 
periode, mit besonderer Berücksichtigung der „Auffüllung“ der Plazenta durch die 
Nabelschnurvene. Mschr. f. Gebh. u. Gyn. Bd. 66, H. 1. — 14. Derselbe, Beitrag zur Be- 
deutung der ruhenden Infektion für die Geburtshilfe nebst Bemerkungen über dezi- 
duale Veränderung in Polypen der Portio. Arch. f. Gyn. Bd. 121, H. 3. — 15. K, Heim, 
Über einen Fall von atypischer Spontanruptur des Uterus. Zschr. £. Gebh. u. Gyn, 
Bd. 87, H.1. — 16. G. Kaboth, Über die Wirkung eiweißreicher Nahrung auf den 
schwangeren Organismus, mit besonderer Berücksichtigung der Harnstoffbildung. 
Arch. t. Gyn. Bd. 121, H. 3. — 17. W. Kemper, Die Körpergewichtsverhältnisse während 
Schwangerschaft, Geburtund Wochenbett. Abenda Bd. 121, H. 2.— 18. Derselbe, Über 
die terminale Gewichtsabnahme Schwangerer. Ebenda Bd. 121, H.3. — Î9. E. Klaften, 
Untersuchungen über den respiratorischen Gaswechsel der Schwangeren. Mschr. t. 
Gebh. u. Gyn. Bd. 65, H.1. — 20. F. Klee, Weitere Untersuchungen über die Bə- 
ziehungen zwischen Syphilis und Schwangerschaft. EbendaBd.65, H,56.— 21. H. Kranse, 
Eine seltene Doppelmißbildung. Zschr. & Gebh.u.Gyn. Bd.87, H.1.— 22, Derselbe, 
Der suprasymphysäre transperitoneale Kaiserschnitt bei engam Becken an der Uni- 
versitätsirauenklinik Würzburg. Ebenda Bd. 86, H. 8. — 23. W. Lahm, Eine neue Br- 
klärung der Placenta circumvallata. Arch. f. Gyn. Bd. 121, EL 2. — 24 W. Liebe, 
Unsere Behandlung der Placenta praevia. Mschr. i. Gebh. u. Gyn. Bd. 65, H. 5. — 
25. W. Löhlein, Die bitemporale Hemianopsie der Schwangeren. benda Bd. 65, 
H.3u.4 — 26. F. Lönne, Experimentelle Untersuchungen über die Wirkung von 
Alkohol- und Ätherextrakten aus dem Blute trächtiger und nichtträchtiger Kaninchen 
und des Menschen auf die Uterotonik. (Zugleich ein Beitrag zur Frage der Gründe 
des Geburtseintritts.) Arch. f. Gyn. Bd.121, H. 2. — 27, F. Ludwig und E. Lenz, Über 
Bauchfenstergeburten. Zschr. f. Gebh. u. Gyn. Bd.86, H.3. — 28. A. Mahnert, Unter- 
suchungen über Veränderungen des Stofiwechsels und des Körpergewichtes in der 
Schwangerschaft. Arch. f. Gyn. Bd. 121, H.8. — 29. 0. P. Mansfeld, Verminderang der 
Mortalität an puerperalen Wundinfektionen, Mschr. f. Gebh. u. Gyn. Bd. 65, H.d.— 
80. P. Meyer, Ein junges menschliches Ei mit 0,4 mm langem Embryonalschild. Arch. 
f. Gyn. Bd. 122, H. 1 u.2. — 31. Arthur Mueller, Die Mechanik der Geburt. Ebenda 
Bà. 121, H. 8. — 82. W. Niederehe, Eihautstruktur und Blasensprung. Zschr. $. Gebh. 


operationen}. Mschr. f. Gebh. u. Gyn. Bd, 66, H. 4 u. 5.— 34, C.Rugell, Studien zur Viru- 
lenzprüfung der Streptokokken, Arch.f. Gebh.u.Gyn. Bd. 121, H. 8. — 35. H.-Saenger, 
Über die Entstehung intrakranieller Blutungen beim Neugeborenen. Mschr. f. Gébh, 
u. Gyn. Bd.65, H.5. — 36. H. Schimmel, Eignet sich Gynergen zur Unterbrechung 
der Schwangerschaft? Ebenda Bd. 66, H. 2 u. 38. — 97. H. H. Schmid, Magenkarzinom 
und Gravidität. (Mit besonderer Berücksichtigung der Krebsmetastasen in den Eier- 
stöcken.) Arch. f. Gyn. Bd.121,H.2.— 88, E. Schmitz, Untersuchungen über den Kalk- 
gehalt der wachsenden Frucht. Ebenda Bd.121, H. 1. — 389, G. H. Schneider, Sicher- 
gestellte primäre Abdominalgravidität. Mschr. £ Gebh. u. Gyn. Bd. 65, E 3 u. 4. — 
40. Derselbe, Die Schwangerschaftsintoxikation als Anämie (Haematopathia gravi- 
darum). Ebenda Bd. 65, H.6.— 41. L. Schoenholz, Zur Therapie der Placenta praevia. 
Ebenda Bd.66, H.2u.8. — 42. Alfred Stern, Zur Ätiologie des angeborenen Schiel- 
halses, Ebenda Bd,65, H.3u.4. — 43, R. Stiglbauer, Zur Frage der Stirnhaltungs- 
geburt und ihrer Behandlung. Ebenda Bd.66, H. 4 u. 5. — 44. F. Unterberger, Ex- 
perimentelle Zwitterbildung und ihr Einfluß auf die Nachkommenschaft, (Bin 
Beitrag zur Frage der inneren Sekretion der Keimdrüsen.) Ebenda Bd. 66, H.l. — 
45. E. Vogt, Über die Invagination des Uterus. Arch. f. Gyo. Bd.121, H.1.— 46. F. Vol- 
_ hard, Eklampsie und Kramrfurämie. Mschr. f. Gebh, u. Gyn. Bd. 66, H. 2 u. 8.— 47. Ed- 
. mund Waldstein, Ein Fall von Kolpaporrhexis und Betrachtungen über diese Ver- 
letzungsart. Ebenda Bd.66, H.3u.4. — 48. W. Walz, Zur Kenntnis und Ätiologie 
der kongenitalen Hautdefekte am Scheitel Neugeborener. Ebenda Bd. 65, EL 3 u. 4. 


Neuere Arbeiten aus dem Gebiete der versicherungs- 
| rechtlichen und Unfallmedizin. 


Von Prof. Dr. Paul Horn, Bonn. (Schluß aus Nr. 38.) 


Für die Diagnostik der Unfallneurosen, insbesondere ihre 
Abgrenzung gegenüber Simulation, von besonderer Bedeutung z0 
werden verspricht die Löwensteinsche „Methode der unbewußten 
Ausdrucksbewegungen“, über die Brunzlow (21) auf Grund eigener 
Erfahrungen aus der ohren- und nervenärztlichen Begutachtungs- 
praxis berichtet. Durch diese Methode ist es möglich, hysterische 
Hörstörungen von Simulation. und echter .Schwerhörigkeit mit einiger 
Sicherheit zu differenzieren. Ob sie sich allerdings sehr einbürgern 
wird, erscheint mir im Hinblick auf. die. notwendige Apparatur 
etwas zweifelhaft. 

Aus dem Gebiet der inneren Medizin seien zunächst die Be- 
ziehungen zwischen Trauma und Lungenleiden besprochen, soweit 
neuere Arbeiten in Frage kommen. Über den Ausbruch von Lungen- 


28. September 


u. Gyn. Bd. 86, H. 3. — 33. E. Puppel, Naegeli-Breus-Kielland (20 Jahre Zangen- 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39: 


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1371 


pe euer er ŇU a S a a PR N ee ee 


tuberkulose im Anschluß an ein Trauma, speziell an Lungen- 


schüsse, hat auf meine Veranlassung Warmer (22) statistische 
Untersuchungen angestellt, wobei er zu dem Ergebnis kommt, daß 
es sich meist um Mobilisierung älterer Herde handelt (bei 95 %/, 
der Fälle), nur ganz selten wurde der Grund zu Neuinfektion gelegt 
(bei 5 %,). Das Wiederaufflackern älterer Herde erfolgte durch- 
schnittlich 3/, Jahre nach der Lungenverletzung, Neuinfektionen 
traten bei den beobachteten Fällen zwischen 21/, und 5 Jahren nach 


. der Verletzung auf, Zahlenangaben, die natürlich nicht als allgemein- 
‚gültig betrachtet werden können. Immerhin erscheint mir die Schluß- ` 


folgerung von W. eine gewisse Berechtigung zu besitzen, daß, falls 
nach etwa 5 Jahren keinerlei Anzeichen von Tuberkulose auf- 
getreten sind, die erhöhte Infektionsgefahr, soweit sie durch die 
Lungenverletzung bedingt war, als geschwunden oder doch zum 
mindesten als stark gemindert angesehen werden kann. Im übrigen 
ist das Auftreten von Lungentuberkulose nach Lungenschüssen ein 
seltenes Ereignis. Nach den Untersuchungen von Siegfried (23) 
fand sich unter 315 früheren Kriegsteilnehmeren des Versorgungs- 
amts Potsdam, welche an Lungentuberkulose erkrankten, kein ein- 
ziger, bei dem sich das Leiden an einen Lungenschuß angeschlossen 
hätte; ebensowenig war unter 83 weiteren Fällen sicherer Lungen- 
schüsse eine nachfolgende Tuberkuloseeniwicklung festzustellen. Für 
die Auslösung von traumatischer Tuberkulose ist, wie auch Berg- 


‚mann (24) betont, das Sekundär- oder Generalisationsstadium 


von besonderer Wichtigkeit, d. h. dasjenige Tuberkulosestadium, in 
dem von einem primären Herde aus auf broncho-,. Iympho-, oder 
hämatogenem Wege eine metastatische Aussaat von Tuberkelbazillen 
stattfindet. — Über die Beziehungen zwischen Trauma und Bauch- 
felltuberkulose hat Gerhartz (24) unlängst in dieser Zeitschrift 


Über Milzruptur und Trauma verbreitet sich Kempf (25) 
und kommt nach Mitteilung eines einschlägigen Falles zu folgenden 
Leitsätzen: 1. In jedem Falle von Milzruptur ist in der Anamnese 
nach einem Trauma zu fahnden; 2. das Trauma braucht keineswegs 
sehr schwerer Art zu sein, denn selbst die normale Milz kann 
durch relativ unbedeutende Gewalteinwirkungen zum Bersten ge- 
bracht werden; 3. auch der Ruptur der pathologisch veränderten 
Milz ist so gut wie immer ein Trauma vorausgegangen. Im ganzen 


ist aber traumatische Milzruptur kein häufiges Ereignis. 


Auch Berstungsrupturen des gesunden Darmes kommen 
nur ausnahmsweise vor; insbesondere sind die Fälle, in denen als 
Ursache der Ruptur eine Körperanstrengung, ohne jede direkte 
Gewalteinwirkung auf den Leib, angeschuldigt wird, stets mit großer 
Vorsicht zu beurteilen. Finkelnburg (26) stellt für die Begut- 
achtung derartiger Fälle folgende Richtlinien auf: 1. Nur der Nach- 
weis einer für den Verletzten außergewöhnlich erheblichen Arbeits- 
anstrengung, also entweder einer absoluten Überanstrengung, die 
für jegliche Menschenkraft zu groß ist, oder eine relative Über- 


anstrengung infolge ungewohnter Betriebsarbeit, gestattet die An- 


nahme eines Betriebsunfalls; 2. hat dagegen die Körperanstrengung 
den Rahmen der gewohnten Betriebsarbeit nicht überschritten, so 


erscheint es überwiegend wahrscheinlicher, daß diese nur die zu- 


fällige Gelegenheitsursache für eine Darmberstung gewesen 
ist, die auch durch anderweitige, unvermeidliche plötzliche An- 
spannung der Bauchmuskeln in oder außerhalb des: Betriebes ver- 
ursacht werden konnte. Traumatische Appendizitis an einem 
vorher gesunden Wurmfortsatz ist, wie Ludington (27) ausführt, 
bisher unbekannt. Dagegen ist es möglich, daß ein chronisch ent- 
zündeter Wurmfortsatz nach einem Schlag in die Blinddarmgegend 


namentlich bei Anwesenheit von Kotsteinen und: besonders virulenten 
Bakterien sich akut verschlimmert. Die Diagnose traumatische Appen- 


dizitis ist nach L. ziemlich gesichert, falls sich bei der Operation 
ein perforierter Wurmfortsatz sowie Blut in der freien Bauchhöhle 


findet und andererseits ein enger zeitlicher Zusammenhang zwischen 


Trauma und Erkrankung vorliegt. 

. Ein seltener Fall von posttraumatischer Bauchspeichel- 
drüsenverkalkung mit Diabetes, der vereinzelt dastehen dürlte, 
wird von Wells (28) mitgeteilt. Es handelte sich um einen 32jäh- 
rigen Mann, der eine schwere Brust- und Bauchkontusion (Über- 
fahrenwerden) erlitt und bei dem 4 Monate später Diabetes mellitus 
sowie typische Jacksonsche Epilepsie auftraten. Tod im epileptischen 


` Anfall, Bei derObduktion fanden sich außer Infarkten und Erweichungs- 


herden in der linken Niere und in der Milz fibröse Degenerationen 
der Bauchspeicheldrüse mit zahlreichen verkalkten Drüsenläppehen. 
Ein Zusammenhang zwischen Unfall und Hypernephrom ist 


nach Rückert (29) nur dann als erwiesen anzusehen, wenn 1. vor 


dem Unfalle keine verdächtigen Symptome bestanden; 2. bei und 
unmittelbar nach dem Unfalle keine Geschwulst nachzuweisen war; 


3. der Unfall nachweislich die Niere geschädigt hat; 4. die Ge- _ 


schwulstentwicklung eine angemessene Zeit zu ihrer -Entstehung 


brauchte und gelegentlich auch zu Erscheinungen führte. Aber auch 


dann, wenn alle. diese Vorbedingungen erfüllt sind, kann m. E. doch 


‚nur von einer traumatisch bedingten „Auslösung“, nicht aber 


etwa von einer posttraumatischen „Entstehung“ der Geschwulst 


gesprochen ‚werden. „Versprengte Keime“ im Sinne der Cohnheim- 


Ribbertschen Theorie müssen also vorhanden gewesen sein. In 
den meisten derartiger Fälle, wie sie in der Literatur sich finden, 
handelt es sich übrigens lediglich um eine mehr oder weniger starko 
Verschlimmerung einer schon bestehenden Gesch wulst. 

. Auch bei den Fällen von Hydronephrose nach Trauma 
liegt meist nur Verschlimmerung vor. Einen Fall von echter trauma- 
tischer Entstehung einer Hydronephrose hat Stränli (30) mit- 
geteilt: Fall auf eine Wagendeichsel mit Quetschung der rechten 


Nierengegend, 4 Monate später operative Entfernung einer Hydro- 


nephrose rechterseits; als Ursache sieht Str. an die Kompression 


-des mit Blut gefüllten Nierenbeckens .mit folgender Behinderung 


des Urinabflusses und daran anschließender Erweiterung des Nieren- 
beckens. — In einem ähnlichen Falle (Schlag gegen die rechte 


Seite, 6 Wochen später Entfernung einer Hydronephrose) nehmen 


Reisinger und Gruber (31) an, daß die Hydronephrose schon vor 
dem Unfalle bestand, durch letzteren nur verschlimmert wurde. 
Eine ausführliche Darstellung der Unfallerkrankungen in der 


Geburtshilfe und Gynäkologie bringt Neumann (32). Be- 5 


sonders bemerkenswert ist sein Hinweis, daß bei angeblich trau- 
matisch bedingter Blutung aus den Genitalien vor Abgabe eines 
Gutachtens stets sorgfältig auf das Vorliegen krankhafter Verände- 
rungen sonstiger Art (Myom, Karzinom usw.) zu achten ist. Auch 
Amenorrhoe kann durch Traumen hervorgerufen werden, vor allem 
durch Schreck. Geschwülste können durch traumatische Ein- 
wirkung bösartig degenerieren. Als sonstige Folgen von Traumen 
werden erwähnt: Pfählungsverletzungen, Stieldrehung von Ge- 


'schwülsten, Retroflexio uteri, Aufflackern alter Adnexerkrankungen, 


Platzen von Eierstockszysten und Extrauterinschwangerschaften. 
Abortus wird nach Ansicht von N. bei normaler Beschaffenheit 
der Gebärmutter nur selten durch ein Trauma ausgelöst. Dagegen 
kann bei Placenta praevia schon ein an sich geringfügiges Trauma 
schwere Blutungen verursachen. Vogt (33) beschreibt einen seltenen 
Fall von Aneurysma der Uteringefäße bei einer Frau, die bei 


einem Fliegerangriff durch Bombensplitter verletzt wurde, u. a. taler- 


großer zerfetzter Einschuß in linker Gesäßhälfte; 5 Jahre später 
Aufnahme in die Frauenklinik wegen harinäckiger Parametritis; 
links vom Uterus überhühnereigroße Schwellung fühlbar, deren me- 
dialer Teil deutliche Pulsation zeigte und bei Operation sich als 
Aneurysma arteriovenosum der Arteria und Vena uterina erwies. 
Überhaupt haben die Kriegsverletzungen auf die Lehre 
von den Unfallerkrankungen und -verletzungen in mancher Hin- 
sicht fördernd eingewirkt. Es gilt das z. B. ganz besonders für 
die bereits besprochenen Gebiete der Nerven- und der Lungenleiden. 


Vor allem haben sich außer zahlreichen Übereinstimmungen von 


Symptomatologie und Verlauf auch bemerkenswerte und. durch die 
ungleiche Art der Schädigung bedingte Unterschiede ergeben. So 
hat z. B. Reichmann (34) die Kriegs- und Friedensverletzungen der 
Wirbelsäule mit einander verglichen und erhebliche Abweichungen 
hinsichtlich der klinischen Folgeerscheinungen festgestellt. Während 
bei den Kriegsverletzungen die Wirbelsäule als solche meist- eine 
nebensächliche Rolle spielt und für Therapie wie Prognose vor- 
wiegend die gleichzeitige, meist schwerwiegende Schädigung des 
Rückenmarks und ‚seiner austretenden Nerven maßgebend ist, 
liegen die Verhältnisse bei den Unfallverletzungen meist direkt um- 


‚gekehrt. Auch bezüglich der Lokalisation der Schädigung zeigen 
sich Unterschiede. 


Bei den Kriegsverletzungen überwiegen die 
Läsionen des Brustteils, bei den Unfallverletzungen die der untersten 


‘ Brust- sowie der Lendenwirbel. Bei etwa einem Drittel sämtlicher 


Fälle letzterer Art waren nach Ablauf von 10 Jahren erwerbs- 
vermindernde Unfallfolgen nicht mehr vorhanden, während die Schuß- 
verletzungen der Wirbelsäule bei gleichzeitiger Rückenmarkskom- 
plikation meist tödlich verlaufen oder mehr oder weniger schwereg 
Siechtum im Gefolge haben. | 

Osteomyelitis nach Unfall beschreibt Rosenburg (35). Zur 
Anerkennung eines ursächlichen Zusammenhanges fordert er: 1. daß 
der Unfall erwiesen ist; 2. daß die Gewalteinwirkung auf den Körper 
derartig war, daß mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit 


Han u me ug a ee 


man a En BIT nr Te nn 


bei der chronischen Osteomyelitis innerhalb 14 Tagen). 


| Beugungsfähigkeit. — Das klinische Bild unterscheidet sich selbst- 


Zschr. f. Chir. Bd. 177, H. 3 u. 4. 


un... 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.39. 28. September 
| 


eine Schädigung” "des Knochens erzeugt wurde: 3, daß der Verlauf 
der Osteomyelitis. charakteristisch sich -gestaltete (Auftreten der 
ersten Symptome bei der. akuten Osteomyelitis innerhalb 8 Tagen, 


zentration das Wachstum ‘von Staphylococcus aureus hemmen, wobei die 
Grenzkonzentrationen die gleiche Reihenfolge zeigen wie bei der Giftwirkung 
| auf das Herz und bei der Hämolyse. Diese Substanzen vermögen auch in 

3%/,iger Lösung nicht die Entwicklung von Typhus- und Kolibazillen zu 
verhindern. . Gegen Pneumokokken ergibt sich ein ähnliches Verhalten wie 
gegen Staphylococcus aurdus. Es wird die Möglichkeit erwogen, durch 
Einverleibung des für den Organismus praktisch ungiftigen dehydrochol- 
sauren Natriums eine bakterizide Wirkung bei entzündlichen Erkrankungen 
der Gallenwege auszuüben. 

Die Anwendung ` der Methode der Gewebskulturen zum Studium 

des Rleckfiebervirus befürworten Krontowski und Hach (Kiew) in einem 
zweiten Bericht von Versuchen über die Absonderung des Fleckfiebervirus 
von dem außerhalb des Organismus wachsenden Gewebe. Die Einimpfung 
von 3—5 Tage lang wachsenden, aus Milzstückchen fleckfieberkranker Meer- 
schweinchen verfertigten Gewebskulturen (Explantaten) ruft bei gesunden 
Meerschweinchen Fleckfieber hervor, 
1—2 Tage lang in Ringerscher Lösung bei Körpertemperatur aufbewahrt, 
als Regel, ihre Virulenz verlieren. Durch Einimpfung von Esplantaten, 
die aus der Milz eines fleckfieberkranken Meerschweinchens in einem, Zyto- 
toxine gegen Milzzellen enthaltenden Medium verfertigt wurden und kein 
Wachstum aufgewiesen hatten, gelingt es, bei Meerschweinchen ein typisches 
Fleckfieber hervorzurufen, `` 

Zur Frage der Heilung der Pneumokokkenmeningitis teilt Rieder 
(Hamburg) einen Fall mit, in dem es gelang, durch mehrfach wiederholte 
Lumbalpunktionen allein ohne Anwendung eines Medikaments Heilung 
herbeizuführen, 

Seine Erfahrungen mit der Kodamasdkien Ausilockungsreaktion an 
1500 Sera faßt Griesbach (Hamburg) dahin zusammen,’ daß auf Grund 
der Vorzüge der hohen Spezifität und der einfachen Technik mit einmal 
eingestellten cholesterinierten Extrakten die Überschichtungsprobe für die 
Serodiagnose der Syphilis zur vorläufigen schnellen Orientierung und den 
daraus resultierenden Anhaltspunkten für den Weg der Therapie selbst 
für den Praktiker als geeignet zu erachten ist, doch muß die Bestätigung 
der Wa.R. in jedem Falle nachgeholt werden. H. Dau. 


Den verschiedenen Theorien über die Ätiologie der Dupuy- 
trenschen Konträaktur setzt Schubert (86) die Ansicht ent- 
gegen, daß zwar eine konstitutionelle Grundlage (z. B. Gicht, Dia- 
betes, Arthritis deformans) eine Rolle spiele, daß aber ohne die 
Annahme einer herabgesetzten örtlichen Widerstandskraft nicht 
auszukommen sei. Jedenfalls sei es bemerkenswert, daß die Kon- 
traktur. bei jeder Art von Ulnarisschädigung beobachtet werde, 
insbesondere bei Ulnarisverletzung, Neuritis, bei zentraler Schädi- 
gung infolge von Syringomyelie oder Tabes usw. Einen Beitrag zur 

„traumatischen Ernährungsstörung“ des Mondbeins liefert 
Saupe (37). Ursachen sind Verletzungen, wie Bruch, Fissur und 
Quetschung, an die sich ostitische und malazische Erscheinungen 
infolge Ernährungsstörung anschließen. Klinisch finden sich anfangs 
neben Schmerzen Schwellung. und Bewegungsbeschränkung; später 
entwickelt sich nach Monaten und Jahren ein ziemlich typisches 
Bild:. Schmerzen in der Lunatumgegend, Schwellung, Eingeschlafen- 
sein der Finger, harte Vorwölbung vor dem Speichenende, Umfangs- 
vermehrung und Verkürzung der Handwurzel unter Vergrößerung 
des dorso-ventralen Durchmessers, Beschränkung der Streck- und 


redend vollkommen vom chronischen traumatischen Ödem 
des Handrückens, das sich schon nach leichteren Traumen, Kon- 
tusionen, Distorsionen, Überanstrengung usw. entwickelt, oft ohne 
Schmerzen verläuft und, wie Cadenbach (88) hervorhebt, durch 
wiederholtes Beklopfen der Hand oder durch Abschnüren auch künst- 
lich erzeugt werden kann — ein wichtiger Umstand für die Unfall- 
begutachtung, gibt es doch immer wieder Simulanten, die durch 
Belbstbeschädigung in dieser Weise Rente zu erhalten versuchen. 
Literatur: I. Arztl Sachv.-Ztg. 1924, 5. — 2. Ebenda 1923, 17 u. 18. — 3. Zschr. 
f. Medizinalbeamte 1924, 2, — 4. Prakt. Psychol. 1923, 9. — 5. W.m.W. 1924, 12. — 6. Klin. 
Wschr. 1924, 14. — 7. M.KL 1924, 26. — 8. M.m.W, 1923, 49. — 9. Mon. £. Unfallh. u. Voers.- 
Med. 1923, 3 u. 4. — 10. Ebenda 1924, 2. — 11. D.m.W. 1921, 51 (Vereinsbericht), — 12. D. 
Zschr. f. d. ges. gerichtl. Med. 1923, 6. — 13. Arztl. Sachv.-Ztg. 1924, 7. — 14. Ebenda 
1924, 5. — 15. Ebenda 1923, 24. — 16. Kompaß 1923, 16. — 17. Z. f. Bahnärzte 1924, 1. — 
18. Ztg, d. Vereins d. Eisenbahnverw. 1924, 10. _2. Kompaß 1924, 1. — 20. Inaug.-Diss. 
Greifswald 1923. — 21. Arztl. Sachv.-Ztg. 1924,14 u. 15, — 22. Ebenda 1924, 12.— 23. Zschr. 
f.ärztl.-soz. Versorgungswesen 1923, 6.— 24. MAI. 1924, 7.— 25. Mon. £. Unfallh. 1923, 9. — 
26. Ebenda 1924, 3.— 27. The journ. of the americ. med, assoc. 1923, 80. — 28. The americ. 
journ. of the med. scienc. 1922, Okt. — 29. D.m.W. 1923, 12. — 30. Schweizer med. W. 
1922, 41 u. 42. — 31. Zschr. f. urol. Chir. 1923, 3 u. 4. — 32. W.m.W. 1923, 34 u. 85, — 88. Arch. 
1. Gyn. Bd. 116, H. 1. — 34. Mon. f. Unfallh. 1923, 7. — 35. Ebanda 1922, 11 u. 12. — 36. D. 
Zschr. f. klin, Chir. Bd. 177, H. 5 u. 6. — 37. Bruns Beitr, z, a Ba. 128, H. 1. — 38. D. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 32. 


Über die Schutzwirkung der Antisyphilitika (Arsenderivate, Queck- 
silber und Wismut) gegenüber der experimentellen Syphilisinfektion be- 
richtet W. Kolle (Frankfurt a.M.). Es ist viel schwerer, ein Urteil über 
den Grad der Schutzwirkung eines Antisyphilitikums abzugeben, als es 
in seinem Heilwert zu bestimmen. 

Die  Argentumreaktion von Lauge und Heuer: bespricht Franz 
Krömeke (Bonn). Sie wird praktisch bedeutend brauchbarer, wenn man 
als Lichtquelle eine Quarzlampe benutzt und in 25 cm Abstand 15 Minuten 
bestrahlt, (Die endgültige Ablesung erfolgt dann nach 45 Minuten.) Sie 
kann ebenso wie die übrigen Salzfällungsmethoden zur Bestimmung der 
Aktivität eines mit Gewebszerfall oder Toxinbildung einhergehenden 
Prozesses angestellt werden. Als Ersatz für die Wa.R. ist sie nicht geeignet. 

Auf die Beziehungen der Thrombozyten zur inneren Sekretion weist 
‘Norbert Henning (Berlin) hin. Während der Menstruation besteht eine 

physiologische Thrombopenie, eine allgemeine Blutungsbereitschaft, eine 
latente hämorrhagische Diathese, die bei dem Zustandekommen der men- 
struellen Blutung eine Rolle spielt. Das Blutbild ist von der Tätigkeit 
der weiblichen Sexualorgane funktionell abhängig. 
Organe stehen vermutlich unter dem Einfluß der von anderen Organen ab- 
gegebenen Hormone; sicher ist eigentlich nur die an der Milz auf 
' das Knochenmark.) 

Die Röntgenbestrahlung des Blutes in vitro bewirkt nach Cäcilie 
Jaller (Zürich) keine Veränderung der Senkungsgeschwindigkelt der 
roten Blutkörperchen gegenüber dem unbestrahlten Normalblut — bei 
Bestimmung der Reaktion der Senkungsgeschwindigkeit direkt nach der 
Entnahme und bei Bestrahlung direkt nach beginnender Senkung. 

Einen Beitrag zur Entstehung der Leberatrophie liefert Adolf 
Mühling (Worms). Sie kann während oder im Gefolge der Salvarsan- 
behandlung eintreten bei vorhandener Krankheitsbereitschaft, die 
durch die Syphilis herbeigeführt worden ist. 

Untersuchungen über Bakterien und Fermente des menschlichen 
Dünndarms hat L. Bogendörfer (Würzburg) angestellt. Die Feststellung 
abnormer Keimbesiedlung des Dünndarms darf als pathologische Erscheinung 


betrachtet werden. Die Vorgänge im Dünndarm sind bedeutungsvoll z. B. 
bei der perniziösen Anämie. F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 31. 


Zur Anatomie der Splanchnikusgefäße beim Hochdruck äußert sich 
Ad. M. Brogsitter (München). Bei Individuen mit Hypertension sind die 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Klinische Wochenschrift 1924, Nr. 36. 

Über den Einfluß der Leber und der Lunge auf den Wasserhaushalt 
haben Pollitzer, Stolz und Brill (Wien) Untersuchungen vorgenommen, 
deren Resultate sie in einer zweiten vorläufigen Mitteilung bekanntgeben. 
Danach gibt es Komplementärzustände zu den von Pollitzer und Stolz 
beschriebenen Erscheinungen der Lebergefäßerregung (Ikterus) und der 
Lungengefäßerregung (Tuberculosis latens), bei denen der Organismus sich 
durch einen abnormen Tiefstand des Residualwassers auszeichnet. Es gibt 
ferner komplementäre Substanzen, die entgegengesetzt dem Novasurol durch 
Erregung der Pickschen Sperren bei diesen Fällen einen ebenso jähen 
Gewichtsanstieg bewirken, wie es andererseits der Gewichtsabfall war. Die 
Wirkung dieser Substanzen ist als eine Förderungswirkung auf die sphinkter- 
artigen Systeme des Portalkreislaufes und der Lungenarterien anzusehen. 
| Kalziumwirkung und Blutzucker hat Baräth (Budapest) geprüft 
und gefunden, daß intravenöse Injektionen von 10°/oiger CaCls-Lösung in 
Dosen von 5 und 10 ccm in den meisten Fällen eine leichte, schnell ab- 
klingende Erhöhung des Blutzuckerspiegels zur Folge haben. Die Erhöhung 
ist. manchmal stärker ausgeprägt, gewöhnlich aber sehr geringfügig. 

- » Die Kalium- und Kalziumwirkung auf die Harnazidität haben Benatt. 
und Händel (Berlin) untersucht und dabei fostgestellt, daß die Appli- 
kation von Kalziumchlorid sowohl beim Menschen wie beim Frosch eine 
Säuerung der Ausscheidungen zur Folge hat. Ein entgegengesetzter Aus- 
fall wurde bei keinem der ausgeführten Versuche beobachtet. Nach In- 
jektionen von KCl oder NaCl konnte eine entsprechende Konstanz in dem 
Ausfall der Resultate nicht festgestellt werden. 

Vergleichende Untersuchungen über die bakterizide Kraft ver- 
schiedener Gallensäuren haben Kauftheil und Neubauer (Wien) vor- 
genommen. Es hat sich gezeigt, daß desoxycholsaures, cholsaures, dehydro- 
desoxycholsaures und dehydrocholsaures Natrium in relativ geringer Kon- ' 


während ebensolche Milzstückchen, - 


(Die blutbildenden 


Nierengefäße gewöhnlich schwerer alteriert als die übrigen Organarterien. 


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Zwischen den beiden Möglichkeiten, multiplen Myelomen oder malignem 


legen, soll vielmehr selbst weit entfernte Körperteile in die Röntgen- 


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98: September. Sw 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 1373 i ee 

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So können .in der Niere bis zu völliger Obliteration führende. schwerste Arsenbehandlung blieb ohne den ‚geringsten Einfluß.. Nach otwa s SA an 
Arteriolenveränderungen vorliegen und dabei die Mesenterialgefäße monatiger Krankheitsdauer (2 Jahre soit dem Auftreten der ws e F k 

. ` entsprechender Größe nahezu intakt sein. -Zwischen der Höhe und Dauer .| schwerden) trat der-Tod ein. Die Sektion bestätigte die Diagnose Wet "a HEt, 
des Hochdrùcks einerseits und den Wandveränderungen der'Mesenterial- ur en en a a dai E TANE 
arterien andererseits besteht gar kein Abhängigkeitsverhältnis. Die physio- |`. ` Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 33 m: 34.  . , En 

. logischen Alterserscheinungen machen sich an den Mesenterialarterien zu Nr. 83.. Die Kiellandzange ist nach: H, Peters (Wien) keine Achsen- Bullen 
' ganz verschiedenen Zeitepochen. geltend und fehlen zuweilen ` trotz der | zugzange. Die Bockenkrümmung hat nur für die Einführung der Löffel eine Fe li 
enormen Mehrbelastung selbst im hohen Alter. 20, | Bedeutung, aber. nicht für das Herunterziehen des Schädels.. Ein Nachteil FREE: RE 
Zur Behandlung nichtfixierter skoliotischer Einstellungen der | ger Kiellandzange liegt in der zu göringen Kopfkrümmung der Löffel. Die j n En 
Wirbelsäule empfiehlt Hans Spitzy (Wien) einen Ausweichapparat, | yon Breus. angegebene Zange wird für den hochstehenden Kopf empfohlen. ee 
der es ermöglicht, die noch nicht versteifte, durch Muskelkraf t aus? Sie hat den Vorteil, durch die lockere Fügung der Gelenke am Ansatz der TRS l; hi 
gleichbare Deformität durch eine entsprechende Ausweich- oder Abwehr- Zugstange ‚und 'das offene Schloß dem Schädel ein hohes Maß von Eigen- le, 
“bewegung aufzuheben. FE en; ~ > | bewegungsmögliehkeiten zu belassen. | BE ET 4 u IHA 
Klinisch latente intrathorakale Neubildungen können nach Thomas |. .: Die Kiellandzange wirkt nach H. Heidler (Wien) als Achsenzug- yil = 
-Scholz (New York) zu intensiven, klinisch sich stark äußernden Wirbel- | zange, Der Beweis wurde dadurch - geführt, daß bei 3 Kiellandzangen- Eee 
metastasen Anlaß geben. Zur möglichst frühzeitigen Diagnostizierung. des | operationen eine seitliche Beckenaufnahme mit Röntgenstrahlen Mr ; BA 
A latenten Primärherdes sind wiederholte ' klinische .Gesam tuntersuchungen ausgeführt wurde, wobei das Verbältnis der Zangen zur hinteren. Becken- W ns 
sowie frühzeitige Röntgenuntersuchungen erforderlich. Man soll sich aber | wand besonders beachtet wurde. Aus den Aufnahmen geht hervor, daß ' Fer A 

- nicht auf den klinisch für die Symptome veranwortlichen Körperteil fest- | der Damm das Senken der Griffe bis zur Auswirkung eines, Achsenzuges | ie 

nicht verhindert, Es ist damit bewiesen, daß es auch mit einer Zange | mic) 
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untersuchung einbeziehen. ` obne eigenen Zugapparat möglich ist, in der Beckeneingangsachse zu ziehen. | er. wa 3 
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anapbylaktischen Erscheinungen reagiert. Die trächtigen Tiere gingen 
unter schweren Streckkrämpfen zugrunde. In dem schwangeren Orga- 
: nismus sind in erhöhtem Maße Antikörper gegen das väterliche 
und fötale Keimdrüseneiweiß ‚vorhanden. Man- wird also bei der. 
Frage, Junge oder Mädchen, auch die Unterscheidung der Produkte. von 
väterlichem und fötalem Hoden in Betracht zieben müssen. | | 
Portiokarzinom und, Extrauteringravidität hat H. Hirschberg 


‚rations- und Verdauungstraktes und wird von dort aus auf benachbarte : 
Schleimhäute verschlöppt, wie z. B. auf die Konjunktiva und die Genital- ` 
schleimhaut. . Bei Virusträgern kann es längere Zeit in latentem Zustande ; 
bleiben und wird dann durch irgendeine Schädlichkeit, wozu Erkältungs- ` 
katarrhe zu rechnen sind, zur klinischen Erscheinung gebracht. Die In- . 
fektion des äußeren Auges ist ektogen (vom Bindehautsack aus). ' Die In- . 


Das Herpesvirus findet sich nach P. Bastai und. A. Busacca | Die Kiellandzange hat den Vorteil, daß die Beokenkrümmung fehlt,  ' Fe ai 

(Turin) bei äußeren Herpeserscheinungen im Liguor und Blut, bei | welche gerade für den Beokeneingang gänzlich unbrauchbar ist. Außerdem : er EICH, 
rezidivierendem Herpes daselbst auch in den Zwischenperioden. | hat sie den Vorteil, daß sie den Kopf biparietal faßt.. eh E E R de 
Das Herpesvirus kann sich in latentem Zustand auch bei Individuen - Bemerkungen zu der Arbeit Lüttges (Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 21, ? ll 
finden, die seit langer Zeit keine wahrnehmbaren Herpeserscheinungen `| S. 1139) macht L. Deak, indem er ausführt, daß durch den Nachweis von A. NIE 
hatten: hier kommt es durch Aufflackern der latenten Krankheit zum Herpes. | Hodeninkret in mütterlichem Blute.die Frage, Junge oder Mädchen, nicht En THR ie 
g Über das Herpesvirus berichtet Wilhelm Grüter (Bonn). Das mit Sicherheit zu beantworten ist. ‚Bei Versuchen an Kaninchen haben: der a jahe 
Virus findet sich meist primär auf den Schleimhäuten besonders des Respi-. | sämtliche Versuchstiere auf die Einspritzung. von Hodenextrakt mit schweren g: Bii tE 


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fektion des inneren Auges, z. B. Neuritis optica, Iritis bei Herpes zoster Er sa Koss: J AA Le I 

-ist endogen. Die Erkrankungen der Haut: sind, ektogener (z. B. Impetigo (Leipzig) boi einer 32jährigen ‚Frau beobachtet. Die Portio war durch : [r ; 
contagiosa, wenn sie:durch Kratzen über die Haut verbreitet wird) oder | eine auf die hintere Muttermundslippe beschränkte Karzinomentwicklung Bu 
endogener Natur. Die endogene Verbreitung des Virus geschieht auf dem | zerklüftet. Daneben fand sich ein: kindslaustgroßer linksseitiger Adnex- o] f rl] 
Bluilymphwege oder per continuitatem innerhalb des Nervengewebes. Das | tumor, der sich als eine Tubenschwangerschaft jüngeren Datums erwies. a 9 a 
Herpesvirus ist ein sehr verbreitetes Krankheitsgift mit besonderer Affinität Uber den Einfluß der Röntgenbestrahlung . auf, den Blutdruck bọ- Ber 
zu den ektodermalen Gebilden: Nerven und Haut. richtet C. Schroeder (Leipzig), daß sich in den meisten Fällen nach Be- no 


strahlung von Krebs, Eierstöcken und Milz der Blutdruck beträchtlich 
senkt. Die Herabsetzung dauert tagelang. . Die Blutdrucksenkung 
durch Röntgenbestrahlung ist eine fast gesetzmäßige Erscheinung, 
‚welche mit der Erweiterung der Kapillaren in Beziehung steht. . ...  ,„ 
` Uber Sectio caesarea bei narbigem Verschluß des Orificium externam. - 
uteri berichtet R. Gudzeit (Neidenburg), daß an der verstrichenen Portio 
keine Öffnung festzustellen war. Wegen der Gefahr eines Gebärmutter- 
‚Tisses wurde durch Kaiserschnitt entbunden. Während der Nachwehen öffnete ` 
| sich von selbst der’ Zervixkanal. Als Ursache der Vernarbung wird ein‘ 
altes Ulcus vermutet, . | Ä en 
i Der künstliche Abort und die dabei zu beobachtenden Erscheinungen | 
werden von Weißenberg (Ukraine) besprochen, auf- Grund der reichlichen 
Erfahrungen infolge des russischen Gesetzes über Freigabe der künstlichen 
 Fruchtabtreibung. Aus sozialen Gründen ist die künstliche Fruchtabtreibung. 
im Krankenhaus innerhalb der ersten 3 Monate, gesetzlich gestattet.. Sie ` 
wird ohne Narkose ‚ausgeführt, zunächst Erweiterung .mit Hegarstiften, da- 
nach Kurettage und im dritten Monat auch Gebrauch der Zängs. + a 
Schluß Auswischen mit Jodtinktur; das Ausräumen mit dém, Fihğer gilt- 


. Bei der Influenzameningitis findet sich nach Rudolf Leuchten- 
berger (Hamburg) eine :vorwiegend über dem Stirnhirn und an der’ Hirn- . 
‚basis lokalisierte stark eitrige Hirnhautentzündung, bei der die Arachnoidea 

vielfach einreißt: und’ sich die ‚Eitermassen breit in den Subduralraum er- 
‚gießen. Die Hirnsubstanz wird nicht betroffen. Bei der bakteriologischen 
Untersuchung läßt sich der Pfeiffersche Bazillus meist leicht nachweisen. 

u °F. Bruck. 


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':- -> Zentralblatt für innere Medizin 1924, Nr. 35 u. 36 
. Nr.35. Kürten und Happen (Halle) untersuchten in einem Falle von, 
Typhusbazillenträger, ob die von Haas angegebene Methode, Harninfektionen. 
durch Kombination von ‚Harnantisepticis mit starker Konzentrierung des’ 
Harns zu behandeln, Erfolg hatte. Durch 2mal täglich verabreichte 
‚Schwitzbäder wurde eine Konzentration des Harns zu einem durchschnitt- 
‚ lichen spezifischen Gewicht von 1021,6 erzielt, gleichzeitig täglich 4mal 
1,0 Aspirin und’ 3mal 1,0. Urotropin verabreicht. Trotzdem blieb -der, 
bakteriologische Befund wechselnd, dauerndes- Verschwinden .der Typhus- 


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bazillen ‚Konnte nicht festgestellt ren. . 0.0 ‚ | als fehlerhaft. g ne Bed ; ai 
y, Nr.36- Berta Aschner (Wien) teilt einen Fall von maltiflem | Nr, 34. Über‘ Teratome (Dermoidkystome) mit Extremitäten im SiH 
‘Myelom mit, der eine 46jährige Frau betraf und sich. durch allgemeine | Ovarium berichtet R. Meyer (Berlin). Den mitgeteilten 4 Fällen ist ge-. HER 


meinsam das freie Vorragen der. unteren ‚Körperregionen mit Extremitäten 
in das Kystom und die .Anheftung der Kopfregion als Basis; Diese :Unter- 
'schiede in der Entwicklung von den gewöhnlichen Dermoidkystomen,. -bei 
. denen der behaarte Kopfteil frei in die Höhle ragt, sind. zu: suchen in..der 


Drucksohmerzhaftigkeit der Knochen und das Blutbild‘. manifestierte, -das 
‚nem: uncharakteristischen Reizzustand des Knochenmarks entsprach. Um 


: Neoplasma . mit Knochenmetastasen, zu unterscheiden, wurde der Harn 


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‚umaligen Fehlen von Benċe-Jones die Diagnose multipler Myelome aus- . 


 Epithelien durch die Eileiter hindurch in die-Bauchhöhle, Die 


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‚auf den Bence-Jonesschen Eiweißkörper' untersucht. Die Probe fiel negativ. | Verwachsung verschiedener Körperteile des Teratoms mit dem Ovarialgewebe. f 
aus, Erst 3 Wochen später gelang es, festzustellen, daß die im Harn: | Das Krankheitsbild der heterotopen endometriumähnlichen ‚Bpithel- A 
von Anfang an reichlich vorhandene Eiweißmenge fast ausschließlich ‚aus | wucherungen nach der Theorie von Sampson und Lauchg ‚- besprioht | j; : 9 
l Bence-J onesschem Eiweißkörper bestand. Es wird daber davor gewarnt, | E. Vogt (Tübingen). Die Theorie führt die Entstehung ‚der. Oyarial- IR OPER | 
auf Grund: einer negativen Kochprobe Bence-Jones und ebenso 'aus dem | hämatome ‚zurück auf Schleimhautinseln, welche vom Endometrium l: N 
i ıF p des Uterus stammen. Durch Stauung des Menstrualblutes gelangen „die el 


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„ZUschließen, In diesem Falle wurden atypischerweise keine sichtbaren. ee Se A ia a a E ln. T 
Auftrgibungen an den langen Röhrenknochen, keine röntgenologisch nach- Voraussetzung ist eine Erschlaffung der ne ae Gier angeborenen | ul 
A “ ke f . En =» l Mi , iøkej i ji í itzi mi iebó”“ an der Uüterflät SSN ne, au 
Veisbaren Rnochenveränderungen und keine. Spontanfrakturen beobachtet; . Minderwertigkeit. D e . mplaotato Rivzon H OR aan ” hi T iach 
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der Eierstöoke. Sie reagieren äuf die Menstruation genau so wie die 
Schleimhäute der Gebärmutter selbst, Die Erkrankung befällt häufig 
sterile Frauen. 

Über Adenomyome bemerkt B. Linden auf Grund einer Zusammen- 
‚stellung von Fällen der Heidelberger Frauenklinik, daß 2 Arten von Krank- 
heitsbildern klinisch und genetisch zu unterscheiden sind: einmal handelt 
es sich um echte Schokoladezysten beider Eierstöcke mit Epithelwucherungen 
vom Bau der Schleimhaut der Gebärmutter. Bei dem zweiten Bilde 
handelt es sich um ein Adenomyom, bei dem sich die Drüsenschläuche 

: von dem Endometrium aus in die Tiefe senkten. Bei diesem zweiten Bilde 
fehlen die bei dem ersten häufigen und reichlichen Verwachsungen. 
| Zur Pathogenese der durch die Gestation hervorgerufenen perni- 
 ziösen Anämie erklärt R. Benda (Prag), daß der Mangel an Cholesterin 
und das Ausbleiben der physiologischen Vermehrung des Cholesterins in 
der Schwangerschaft von Bedeutung ist. Dadurch können die dem Ei ent- 
stammenden blutauflösenden Gifte ungehemmt ihre Wirkung entfalten. 

Über meningeale Reizerscheinungen nach Lumbalanästhesie be- 
richtet E. Bamb erger (Mannheim). Nach Verwendung der 5°/,igen Novo- | 
‚kainlösung, welche die Höchster Farbwerke in Ampullen gebrauchsfertig in 
den Handel bringen, trat Temperaturanstieg, Pulsverlangsamung und Kopf- 

schmerzen ein, in einzelnen Fällen auch Nackensteifigkeit und das Bild 
der Gehirnhautentzündung. Die Untersuchung des Höchster Präparates 
ergab eine stark saure Reaktion. Infolgedessen wurde an Stelle dieses 
Präparates eine in der Apotheke frisch hergestellte 5°/oige Novokainlösung _ 
verwendet, welcher bei der Einspritzung 5 Tropfen Adrenalin zugesetzt 
wurden. Bei Verwendung dieser Lösung traten keine Störungen mehr auf. 
| Für geburishililiche Beckenmessung und Größenbestimmung der 
Frucht schlägt B. Archangelsky (Moskau) die Anwendung der Röntgen- 
stereometrie vor; für welche er einen eigenen Apparat gebaut hat. K. Bg. 


Monatsschrift für - Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie, 
58. Je, H. 6. 


G. Nobl: infiltrative und granulomatöse Muschelgeschwälste 
seltener Art. 1. Pat. hatte weiche, braunrote, durchscheinende, schwammig 
aufgetriebene Knoten beider Ohrläppchen. Der Prozeß dauerte schon . 
2 Jahre. Die regionären Drüsen normal, die Lymphknäuel der Leisten . 
nußgroß, derb. Das anatomische Substrat der Ohrherde bestand aus ein- 
förmiger lymphozytärer Zellansammlung in dem auseinander gedrängten 
kutanen und tieferen Kollagenlager. Blutbild: Lymphatische Pseudoleuk- 
ämie. — 2. Symmetrische Tuberkulide der Ohrmuscheln unbekannter 
Art bestanden bei 18 Jährigem seit 2 Jahren. Verf. vermutet, daß Röntgen- ' 
bestrahlungen wegen Halslymphomen die Ohrmuscheln geweblich beeinflußt 
hatten und dies für die Lokalisation der Ohrgranulome von mitentschei- ' 
dender Bedeutung war. — 3. Um einen Lupus pernio der Ohrmuschel . 
handelte es sich bei einer 32 Jährigen. Das Übel bestand seit einem Jahr, 
wär als Ekzem behandelt worden, jede Therapie war ergebnislos geblieben. 

B. Freystadl: Habituelle Trachealblutungen. Trachealblutungen . 
werden oft mit Lungenblutungen verwechselt. Ursache der ersteren sind 
umschriebene katarrhalische Veränderungen der Schleimhaut, wodurch Er- 
_ weiterung und Zerreißlichkeit der Gefäße herbeigeführt wird. Ob Tracheal- 
blutung bei Tuberkulösen häufiger vorkommt als bei Personen mit gesunden 
Atmungsorganen ist nicht entschieden. Die Neigung zu. Trachealblutung 
besteht Jahre hindurch. Prognose günstig. Therapie: Atzung nach Ein-. 

‘ stellung des Tracheoskops. 


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Kehlkopftuberkulose. Völlige Heilung ist nur in sölchen Fällen zu er- 
‚warten, in denen alle Bedingungen der kurativen Tracheotomie erfüllt sind, 
und zwar auf das Innere und auf die Oberfläche des Kehlkopfs lokalisierte 
tuberkulöse Prozesse, nicht ausgebreiteter, nicht akuter Lungenzustand. In 
sehr vorgeschrittenen Fällen ist nur palliative Wirkung zu erwarten. Bei 
jedem mit Stenose einhergehenden Fall von Kehlkopftuberkulose ist Tracheo- 
tomie zu empfehlen. 

0. Mauthner: Über das Verhalten der Gleichgewichtsnerven und 


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keit des Vestibularis für den experimentellen Reiz zu erheben. Schon aus der 
Betrachtung der Neurosen ergibt sich, daß der Spontannystagmus treffender 
Innenreiznystagmus oder Inkompensationsnystagmus genannt werde. 

A. CGzemach: Zur Kenntnis der otogenen endokraniellen Kom- 


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sie des Körpergleichgewichts bei den Neurosen. Bei den Neurosen kommen’ 
Fa nicht nur Störungen des Körpergleichgewichtes beim Stehen und Gehen, 
ya ee sondern auch Anomalicn der Körperhaltung vor. Bei einer Gruppe von 
e Neurosen ist als objektives Symptom auch eine pathologische Übererregbar- 
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Gefäße hatte Mukosaotitis und Kieferhöhlenempyem. Bei Punktion der 
Kieferhöhle Zähneknirschen, weite Pupillen, Herabgleiten vom Stuhl, Puls 
kaum zu tasten. Erbrechen, Durchfall. Die nächsten Tage Blindheit, An- 


Stamberger: Über die kurative Wirkung der Tracheotomie bei 


plikationen, Patient im vorgeschrittenen Alter. mit Atheromatose der. 


1374 u BL KLINIK — Nr. 39. ° 28. September 


fälle von Jacksonscher Epilepsie. Antrotomie deckte großen perisinuösen 


und extraduralen Abszeß auf. Nicht, wie angenommen werden mußte, die 


Kieferhöhlenpunktion, sondern der Hirnabszeß war Ursache der Anfälle. 


G.-Bondy: Die Gefahren der Stapesluxation bei bestehender 


Mittelohreiterung. Unmittelbare Folge der Stapesluxation sind labyrinthäre 


Symptome, herbeigeführt durch die Eröffnung des perilymphatischen Raumes 
bzw. den Abfluß der Perilymphe, der zu Veränderungen der Druckverhält- 
nisse im endolymphatischen Apparat und damit zu einer plötzlich ein- 
setzenden Schädigung seiner Funktion führen muß. War die Verletzung 


gering, so kann es zu einer teilweisen Wiederherstellung - 'des Druckes in 


den perilymphatischen Räumen kommen. Bei völliger Stapesluxation wäre 
die Remission nicht zu erwarten, da der Druck dauernd tief bleibt. Man 
wird meist zu spät kommen, wenn man mit der Operation bis zum Er- 
löschen der Labprinthfunktion ‚wartet. o Be Haenlein. 


Therapeutische Notizen. 


Innere Medizin, 


~- 


Bei einem {ugendlichen Diabetiker mit Kocian diabetischen 
Ödemen bewährte sich Novasurol hervorragend (während Digitalis, - Stro- 
phanthin, Diuretin versagten). Es wurde zunächst an 5 aufeinander- 
folgenden Tagen zu je 1,0 cem teils intravenös, teils intramuskulär gegeben . 
und diese Dosis auch später i im Bedarfsfalle gereicht. Es handelte sich um 
eine schwere Schädigung des Herzmuskels und Gofäßsystems durch die 
diabetische Stoffwechselstörung. (Eine Nierenschädigung -lag nicht vor.) 
Novasurol dürfte seinen Angriffspunkt extrarenal, und zwar in den Geweben 
haben. Das Mittel ist bei der Insulinbehandlung wichtig, da Insulin das 


| Auftreten der Ödeme zu begünstigen pflegt. Auf die Zuckerausschei- 


dung wirkte Novasurol herabsetzend. Es vermag auch anscheinend die 
Kohlenhydrattoleranz zu steigern. Auch eine plötzlich auftretende 
‚starke Azidose war nach 1,0 Novasurol intramuskulär bereits am folgenden 
Tage völlig geschwunden. (D.m.W. 1924, Nr. 31.) F. Bruck. 


Brooks: Herz und Zirkulation sind bei Pneumonie das Wichtigste, 
deshalb zu schützen und jede Bewegung aufs strikteste zu meiden. Also 
keine unnötige Untersuchung; aber bei viszeraler Zyanose Sorge, daß zur 
Entzündung nicht noch eine orthostatische Kongestion - der abhängigen 
Lungenpartien kommt. Deshalb genügend häufig Veränderungen der Lage 
im Bett. Aus diesen Gründen ist er auch gegen Hydrotherapie, - Sina- 
pismen und Schröpfen. (New York state j. 1924, 24.) 


Bei Perikarditis mit Exsudat empfiehlt Oppenheimer ein künst- 
liches Pneumoperikard als gefahrlos und ohne Unannehmlichkeiten: die 
Luftinjektion gibt größere Erleichterung als. die Aspiration allein, ver- 
hindert die Neubildung des Exsudats und Adhäsionen, erleichtert die 
Röntgenaufnahmen. (J. a. m.a. 1924, 21.) v. Schnizer. 


Die Anlegung eines künstlichen Pneumothorax empfiehlt J. Neu- 
mayer (Kaiserslautern), wenn die konservative Behandlung keinen Erfolg 
‚mehr verspricht, um noch möglichst der Bildung von Adhäsionen zuvor- 
zukommen. Die Prognose des mit Pneumothorax behandelten Falles richtet 
sich in erster Linie nach dem Gelingen der erwünschten Kompression. 
Doppelseitige Lungenleiden, Kehlkopfleiden und Schwangerschaft sind keine 
Kontraindikationen. Der Ersatz eines serösen Pleuraexsudates durch einen 
Pneumotborax ermöglicht die Weiterbehandlung einer durch das Exsudat 
ev. verdeckten Lungenerkrankung und soll die Synechie der Pleurablätter 
verhindern. Diese Therapie sucht durch Ruhigstellung der kranken Lunge 
und durch die hierdurch erzielte bessere Blut- und Lymphversorgung der 
‘etwa ergriffenen‘. anderen Lunge schneller und sicherer ein Abklingen der 
Intoxikation zu erreichen. (D.m.W. 1924, Nr. 30.) F. Bruck. 


in Frankreich hergestellten Pflanzenextrakt, versuchte E. Ladeck -(Hörgas) 


Verf. das Mittel ablehnt. (W.kl.W. 1924. Nr. 30.) : Muncke. 


Das „Doctojonan“ (Kaliumarsenit-Manganjodat) empfiehlt Th.'Land- 
graf (Hannover) bei Lungentuberkulose. Es kommt in Ampullen zu 10 
und 20 com in den Handel und wird intraglutäal injiziert, und zwar 
2mal wöchentlich in steigenden Einzeldosen von 5 bzw. 10 auf 20 com. 
Nur, wenn Fieber danach auftritt, muß die Anwendungsweise des Mittels 


Körperzelle keine Reaktion ein, es berührt den allergischen Zustand des 
tuberkulös infizierten Körpers nicht. Es stellt lediglich ein Reizmittel dar, 
das zur Hebung des Allgemeinzustandes, zur Kräftigung des Körpers bei- 
trägt und die Abwehrkräfte zur Bildung erhöhter Heilungsvorgänge anregt. 
Das Mittel empfiehlt sich gerade bei schwerer Lungentuberkulose, wo wegen 
zu großer Ausgehnung der Erkrankung, wegen Bienen Fiebertemporaturen 


Z. 47-2) ee a en > Au u ne Eb ~ 252 Fr. = 


Die Behandlung. der Lungentuberkulose mit „Angiolymphe*, einem | 


In allen behandelten Fällen fehlte irgendwelche günstige Wirkung, so dab. 


entsprechend abgeändert werden. Das Doctojonan geht mit der allergischen 


DEF E 9 E F una A 


eigenen. Methodik, nicht bloß der- kosmetischen, sondern auch eines recht 
"seine vertiefte allgemeine pathologische Auffassung der Krankheitsvorgänge - 


vor uns sehen. Der Untertitel,- den Kromayer diesen Ausführungen über 


| physikalischen Heilmethoden . und der narbenlosen Operationsweisen“ und 


„auch bei der medikamentösen - Behandlung auffallend energische Methoden 
ut werden hier empfohlen, und man ersieht aus der ganzen Darstellung, daß 
` da in ‚des. Verfassers Hand erfolgreiche Maßnahmen sein müssen, denn ` 


 zurück,. wenn sie ihm nicht den gewünschten Erfolg ergeben. haben. Mildes 


Vorgehen erwähnt -er ‚kaum irgendwo, wie er auch von Einschränkungen 


` „spricht, ebensowenig. wie ‚von der Möglichkeit, recht viele kosmetische 


een. voll und streng indiyiduell gehalten, so haben wir es bei der 
zten 


schtigen, Weiterentwicklung alter und wenig eingreifender Empfehlungen 
dür die ärztliche Behandlung von Hautschönheitsfehlern zu tun. Vor allem, | 


‚Auflagen des - ‚Buches, ‚bereitet dio Lektüre der Einleitung, mit miese age 


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2 September 1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — N-89. 


i 


and: wo bei vorhanden Komplikationen, beginnender oder nicht allzu aus- 
. „gedehnter Kehlkopftuberkulose eine spezifische Behandlungsmothode nicht” 


‚geeignet ist.. (M.m.W. 1924, Nr. 30.) 


` Blektroferrol ist en: Maria Schaefer (Würzburg) ein sehr Brand | 

_ bares Mittel -zur Blutbildung. Neben einer spezifischen Wirkung, in | 

-erster Linie auf. das Hämoglobin, besteht eine weitere auf den Gesamt- 

' organismus, wie bei: der parenteralen Einverleibung anderer körperfremder 

- Stoffe, Kein’ Erfolg’ ist bei kachektischen Zuständen zu: erwarten. Die 

_ beste Art der Einverleibung ist. die intravenöse mit 1 cem; nur wenn diese 

E unmöglich ist, soll die intramuskuläre unter Verwendung von etwas Novokain 
p börangezogen. werden. (D. m. W. 1924, Nr. 31.) F, Bruck.. 


‘über die. Schönheit des ' Körpers und über die normalen Verhältnisse der 
Haut. 


2 


und ältesten „Beispiele, A u ‚ Pinkus. 


bigen Abbildungen und 80 Seiten Text. Berlin 1924, Julius Springer. 
Der schon nach wenigen Monaten vergriffene Atlas der Autoren er- 
scheint jetzt in 2. Auflage.. 14 neue Abbildungen, darunter ‚einige Fälle. 


+ 


Allgemeine Therapie. 
pigmentosum, Sklerodermie, Purpura sind hinzugekommen. . Einzelne der 


"Leclere empfiehlt das Catechu als ein heute viel zu wenig an- 
‚Moulagen sind vorzüglich. Nicht befriedigen Moulagen immer wieder dort, 


gewandtes Adstringens. Wenig reizend ist es überall angezeigt, wo Tannin 
. in Frage komit., -Also bei den Diarrhöen der Tuberkulösen in der subakuten. 
Periode‘ der Nophritis. als Pulver (1—6 g); als Tinktur (5—20 g) oder als 
Infus: (8: 1000). Ferner Pinselungen mit der Tinktur. bei Schrunden der 
Brust, . Zu Injektionen bei. Gonorrhoe. 12: 160. Ferner gegen Gingivitis, 
‘.Pyorrhoe, Stomatitis aphthosa: Tinct. Catechu 40,0; Tinct. Mastix 9,0; 
Tinct. Cardamom: 10,0; alkoholischer Cochleariaauszug 45, 0; Rosenöl gtt. U. 
` Ify Kaffeelöffel - auf ein Glas gekochten Wassers. Gegen die granulösen 
` Pharyngitiden: Extract. Catechu, Glycerin, 90%,iger Alkohol, Aqu. ana 20,0. 
1 Kaffeelöffel: auf ein Glas Brombeer- und Odermennigdekokt z zum Gurgeln. 
(Pr. med. 1924, 55.) | 


-Duroux ‚und Aguettant empfehlen bei ulzerierten inoperablen 
Krebsen- eine Bleiazetätsalbe: Plumbum aceticum 4,0; Bismut, subnitr. 4,0; 
-Vaselin 70,0; Lanolin-80,0. , Diese Salbe beruhigt die- Schmerzen, erleichtert 


ae Verbände und hält manchmal auch den Zerfall auf. (Pr. med. 1924, 60.) 
en; Schnizer. 


Aber sie geben sonst ausgezeichnete Bilder der einzelnen Haut- ` und 


Atlasses einen karzen Überblick über das ganze Gebiet bekommt. : Auch 
die. 2. Auflage wird ihren Weg machen: Rietschel (Würzburg). 


B, Lipschütz, Ulcus. vulvae acutum. 78 s. m. 23 Abb, Leipzig 1923; 
Leopold Voß. M. 4,—. | 22 


rung der äußeren weiblichen Genitalien, auf die er in früheren Jahren. schon 


' heitlichen bakteriologischen Befund als eine gutisolierbare Art unter den 
nichtvenerischen weiblichen Genitalgeschwüren. abgrenzen läßt. Das 


04 


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| Bishrbsreungen | 


recht seltenen Erkrankung sind bei Virgines, | sogar bei Kindern gefunden 
worden;. auch bei den nichtvirginellen Erkrankten läßt sich Geschlechts- . 
verkehr als Ursache vielfach sicher ‚ausschließen. In der Ehe wurde der 
Mann frei davon gefunden, wie überhaupt die Affektion beim Mannes sehr 
selten zu sein scheint, wenn sie überhaupt schon sicher, bei ihm gesehen . 
worden ist. Es handelt sich bei diesen dem Ulcus molle und, 
‚schwereren, akuten, vielfach fieberhaft verlaufenden Fällen, . dem Ulcus 
phagedaenicum nicht unähnlichen Affektionen um scharfumschriebene Ge- 
'schwüre, in deren Sekret das von Lipschütz als Bacillus crassus 
_ bezeichnete grobe Stäbchen -mit eckig abgesetzten Enden sich regelmäßig 


Kromayer, Die Behandlung der tmenin Hautleiden. 123 S. 
| mit T Abb. Leipzig 1923, Georg Thieme. M. 2,70. l 


Kromayer. bietet in diesem Werk eine in leroda Übersicht seiner 


großen Teils seiner gesamten praktischen. dermatologischen Therapie. 
‘Zwischen “den therapeutischen. ‚Beschreibungen kommt an vielen Stellen 


immer wieder zum. Vorschein und bereitet uns die Freude, daß wir hier 


das ins knifflichst kleine gehende Buch eines umfassenden großen Geistes | mentell nicht erzeugt werden. Der Bacillus orassus ist nach Lipschütz 


' mit dem Scheidenbazillus von Doederlein identisch; 'dieser ubiquitäre 
-Keim scheint hier und da pathogen zu werden und dies seltene Ulcus zu 


kosmetische Hautleiden gibt, lautet. „unter besonderer Berücksichtigung der 
erzeugen; es handelt sich also nicht um eine Infektion von außen, sondern 


das ist auch der Hauptinhalt des Buches. Starke Röntgen- und Radium- 
behandlung, sehr starke Lichtbehandlung mit den von Kromayer erfundenen 
'Quarzlampen,. Behandlung mit seinen rotierenden Stanzmessern und Raspeln, 


torien. 
seiner Monographie eindringlich aufmerksam. 


Auf alle:-diese eigentümlichen Verhältnisse macht‘ Lipschütz in 
| i  Pinkus. 


Julius Schmidt, Jahrbuch der organischen hende x Jahrg. Mit 
284 S. Stuttgart 1924, uns enschafolteh> Verlagsgesellschaft. Geh. 15 ‚0, 
geb. -18,—. 

‚Chemische Forschungsergöbnisse und. Fortschritte aus dem Jahre 

1923, wobei physiologisch-chemische Probleme berührt werden (Beziehungen. 

zwischen Konstitution und physiologischer Wirkung, Hormone, Vitamine): 

Bemerkenswert sind die Forschungen über die Anhaloniumalkalöide und . 

über die Konstitution des. Colchicins Gadan. E. Rost (Berlin). 


schonungslos weist -er eigene, in ähnlicher Richtung angestellte Versuche 


a ‚B.bei der Radiumbehandlung von angeborenen Feuermalen) und Gefahren 
(z. B. der malignen Degeneration ` von Pigmentnävi) durch den Eingriff nicht 


Wünsche der Kranken durch Ablehnen. der Behandlung zu befriedigen. 
Das Buch wird von jedem mit Genuß und mit Erfolg gelesen werden, auch 


wenn er nicht auf allen Wegen so weit Li kann wie sein . Verfasser. 
= Pinkus. 


. Albrecht, Diagnose der beginnenden progressiven Paralyse: Wien- 
Leipzig 1923, Moritz Perles. i 
, Zur "möglichst ‘guten Behandlung der. Paniis enn man an eine ` 
solche glaubt). “gehört die frühzeitige Kenntnis der Diagnose. Zu ihr ver- 
hilft die kluge, ausführliche Zusammenstellung der Symptomatologie und 
der. verschiedenen Formen der Paralyse, wie sie Albrecht hier in bequem 
 faßlicher Form liefert. ‚Kurt Singer. 


1 


e Kosmetik. für ter 5. Aufl, 367.8. ` Wien-Leipzig 1923. 
Hölder-Pichler-Tempski. A.-G. Geh. M. 12,—, geb. M. 14,—. 
Ist Kromayers Kosmetik stark therapeutisch: agg ressiv, moderner 


Burwinkel, Die ana pootoris. 30 S. Hallo a. S. 1924, Carl Marhold. 
M. 0,75. ` 
Kurze Darstellung von aan: Brschonangan aa Behandlung 


der Angina pectoris, Das Heft bringt nichts Neues, ist aber beachtenswert 
Edens. 


Auflage der beliebten Kosmetik von Paschkis mit einer vor- 


wie in. den in dieser Zeitschrift bereits von mir in früheren J ahren referierten 
Togon -der großen persönlichen, Erfahrung des Verfassers. 


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r philologischier Vorbildung” die Geschichte ie kosmetischen ir l 
‚,schildernd, einen großen Genuß, ebenso wie die ausführliche Abhandlung.. en 
Lichtbehandlung, Röntgen, Radium und: operatives ‘Vorgehen wird. 


_ hier nur kurz und zum größten Teil ablehnend behandelt, von medikamentösen . ` 
: Vorschriften aber findet man bekanntlich i in Pas chkis Buch die wichtigsten `. 


Finkelstein, ‚Galewsky und Halberstacdter, ter ann id u 
Syphilis i im Säuglings- und Kindesalter. 2. Auflage.. Mit 137. far- > 


von Lues congenita, ferner Neurodermitis, Lupus erythematodes, Xeroderma ~ 
wo das Gesicht abgebildet wird. . Hier wirken sie ‚unkünstlerisch und hart, - 


Syphiliserkrankungen im Kindesalter. Dər Text dazu ist ausführlich, auch 
die Therapie ist im Text eingehend besprochen; so daß der Besitzer des ` 


Lipschütz beschreibt E eine: 6: geschwäürige Yerinde: E 


mehrmals von bakteriologischer, mikroskopischer und klinischer Seite in, 
der Fachliteratur: aufmerksam gemacht bat, und die sich durch ihren ein- 


‚ist sozial und forensisch wichtig; die meisten Fälle dieser. anscheinend | 


in ihren AE 


findet. Das Geschwür ist vermutlich durch diesen Bazillus erzeugt, es kann 
aber durch .Einimpfung seiner auf.Serumagar erhältlichen Kulturen. experi- ` 


um- eine Autoinfektion an stets an diesen Körperteilen vorhandenen Bak- ° : 


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1376 l 2.19% — MEDIZINIS OHE KLINIK — Nr.89. 0 28. September 


ec Kongreß- und Vereins-Berichte. - 


Ärztlicher Ferienkurs Davos 1924. 
Bericht von Dr. Julian Marcuse, München. 


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ist die Tuberkulinkur dann indiziert, wenn man mit der klimatischen nicht 
vorwärts kommt. 


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Der vom 17. bis 24: August stattgehabte Davoser Ferienkurs wies 
eine ungewöhnlich zahlreiche Teilnehmerzahl auf, insgesamt 430, darunter aus 
Deutschland allein 261. Der umfassende Stoff, der die gesamte Pathologie, 
Klinik und Therapie der Tuberkulose in ihren Beziehungen zum Höhen- 
klima zu umgreifen suchte, war methodisch eingeteilt. 
erster Stelle ein in die Meteorologie und Klimatologie des Hoch- 
gebirges einführendes Referat, das nach einer generellen Darstellung der 
Komponenten der meteorologischen Vorgänge an sich die spezifischen Merk- 
` male einer medizinischen Klimatologie zu begründen. suchte. Abkühlungs- 

größe (Wärme) und Austrocknungsvolumen (Wasser) bilden die Grundlagen 
dieser Klimatologie, sio haben von der Körpertemperatur des, Menschen als 
"Nullpunkt auszugehen. Das Hochgebirgsklima ist gegenüber dem Wald- 
‚und Seeklima ein ausgesprochenes Reizklima, der Reiz liegt in der dem 
Verdünnungszustand der Luft proportional herabgesetzten Sauerstoffmenge. 
Sie veranlaßt zweckmäßige Regulierungsvorgänge (Vergrößerung der Atem- 
frequenz und Atemtiefe), gleichzeitig vermehrt sie die Anzahl der Erythro- 
zyten und das Hämoglobin, ja in sehr hoben Höhen ändert sich auch die 
_ Bindungsweise des Sauerstoffs. 

Diese "physiologischen Ergebnisse, Grad zwar auf Grund seiner 
„neueren Untersuchungen zur Physiologie und Pathologie im 
Höhenklima“ führte Löwy- näher aus. Die unbestrittene Anregung des 
Höhenklimas ist in eine vorübergehende und dauernde zu teilen, erstere 
ist stärker ausgeprägt und weitumfassender, letztere wird durch Anpassung 
schwächer. Im einzelnen konnte Löwy eine Zunahme von Atem- und 
_ Pulsfreguenz sowie‘ auch des Gaswechsels beim Übergang. aus der Ebene 

zur Höhe feststellen — sie nehmen alle aber wieder ab —, fernerhin eine 
gegenüber den bisherigen strittigen Beobachtungen sichergestellte starke 
Blutdruckerhöhung, ebenso wie eine Steigerung des Atmungsvolumens mit 
ihren Folgen des Sinkens der alveolaren Spannung. Dagegen konnte die 
bisher angenommene Gesetzmäßigkeit dieser letzteren Veränderung nicht 
festgestellt werde‘. Gegenüber auch allen im Tiefland vorkommenden 
diesbezüglichen Wirkungen ‘macht die Strahlungsenergie ` der ‚Höhensonne 
eine Ausnahme, ihre kurzwelligen Strahlen und die in ihnen liegenden 
aus. Der Nukleinstoffwechsel wird bei Sonneneinwirkung stärker abgebaut, 
` der Gaswechsel ist verändert je nach Lage der krankhaften Veränderungen 
beim Tuberkulösen, Hämoglobin und Erythrozyten vermehren sich beim 

Übergang und kommen später jeweilig zu einem stationären Zustand; die 
Atemgröße nimmt zu. Außer der Tuberkulose werden Diabetes, Gicht, 
Brönchialasthma und abgelaufene Pleuritiden durch das Höhenklima 
günstig beeinflußt. / 

Nach einer Darstellung der Pathologie der Tuberkulose ein- 
schließlich ihrer Klassifikation von Biland (Davos) unter Zugrunde- 
legung der Themata von Turban, Albrecht und Ranke gab Öri (Davos) 
einen Überblick über „biologische und physikalische Diagnostik 
‚der Lungentuberkulose“. Er verlangt vor allem frühzeitigste Diagnose 
mit Zuhilfenahme aller spezifischen Tuberkulinreaktionen. Die subkutane 
Tuberkulinprobe ist zu verwerfen, da. sie keine Aufschlüsse gibt, hinsicht- 
lich der neuen Wa.R. sind weitere Erfahrungen notwendig. Eine genaue 
Beobachtung der lokalen Symptome wie der Allgemeinerscheinungen ist für 
die Diagnostik allein entscheidend. Pleuritiden, soweit sie nicht auf rheu- 
matische Diathbese und ähnliches zurückzuführen sind, haben innerhalb 
5 Jahren in 500/ der Fälle manifeste Symptome infolge hämatogener Pro- 
' zesse, ebenso sind Blutüngen auch ohne Befund äußerst suspekt. Der 

Nachweis von Bazillen ist immer notwendig, sie müssen ohne jeden posi- 
tiven Lungennachweis gesucht werden. Die Diagnose Tuberkulose ist erst 
gesichert beim Fortschreiten des Prozesses, nicht etwa beim Vorhandensein 
allein, und hierfür müssen lokale, Röntgen- und Sputumuntersuchung zu- 
sammenwirken. So wichtig die Feststellung der Körpertemperatur ist, so 
hat ihre Erhöhung doch erst in Verbindung mit lokalen Befunden patho- 
gnostische Bedeutung. | | 

. In einem zweiten Referat über „spezifische Therapie“ 
gleiche Redner einen kritischen Exkurs in die verschiedenen Gruppen anti- 
tuberkulöser Remedien. Von all den zahlreichen parenteralen Einver- 
leibungen hat sich das Alttuberkulin Koch am besten bewährt, neben 
ihnen kommen noch die Bazillenemulsion und das Beraneck-Tuberkulin in 

Betracht, als Methode, bevorzugt Öri die von Sahli angegebene intra- 
kutane. Die Dosierung hängt von der individuellen Giftempfindlichkeit ab, 
deren Feststellung erfolgt durch Probeinjektionen. Kontraindikationen ’sind 
ein ganz akuter Verlauf mit der Unmöglichkeit, Gegengifte zu erzeugen, 
Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme, Miliartuberkulose. Im Hochgebirge 


birge“ 


Dorno gab an. 


chemischen Wirkungen machen die spezifsche Wirkung des Höhenklimas 


gab der 


Für die „Behandlung der’ Kindertuberkulose im Hochge- 
‘gab J. L. Burckhardt (Davos) einige wichtige Anhaltspunkte; 


{für eine Sanatoriumsbehandlung kommen in erster Reihe aktive Fälle und 
teilweise auch inaktive in Frage, alle anderen scheiden aus. 


Behandlung 
wie beim Erwachsenen, Liegekur von etwa 5 Stunden pro Tag, die Sonne 


ist bei den exsudativen Formen streng zu meiden. Für prophylaktische 
Fälle genügt ein Aufenthalt von 6 Wochen, bei ausgesprochener . Tuber- 


- kulose muß (derselbe 6 Monate umfassen. 


Desselben Redners „Modern nmnabiolögische@astehlepunkte 
in der Tuberkuloseforschung“ gaben ein zusammenfassendes Bild der 
Forschungsergebnisse dieses ebenso wichtigen wie schwierigen Problemge- 
bietes. Die zwar starke, aber nie dauernde und nach Alter, Geschlecht 
und anderem verschiedene Widerstandsfähigkeit ist der Ausgangspunkt 
aller diesbezüglichen Bestrebungen. Große Empfindlichkeit ist der Aus- 
druck langsamen Abbaus der giftigen Prozesse, nicht Über-, sondern Un- 
empfindlichkeit ist der erwünschte Ausdruck der Immunität, daher leitendes 
Prinzip der Behandlung, Unempfindlichkeit zu schaffen. Alle Immunisierungs- 
versuche sind Nachahmungen der Natur, mithin ist das Überstehen der 
ersten Infektion für die spätere Resistenz von ausschlaggebender Bedeutung. 
Und für diese letztere sind die äußeren Faktoren, gie angeborene Konstitution 
und ‚Disposition entscheidend, daher ist eine immun-biologische Behandlung 
nur durch Hebung der allgemeinen Resistenz, d. h. der Lebensverhältnisse, 
anzubahnen. 

Die „Deutung. des normalen und pathologischen Röhtgen- 
bildes der Lungen“ behandelte unter Zugrundelegung einer Fülle Rönt- 


 genogramme H. Staub (Davos). Nur technisch gute Bilder haben einen 


Wert, erforderlich für eine exakte Diagnostik -sind Durchleuchtung und 
Aufnahme. Rasche Übersicht, Beobachtung der Organe in ihren Bewegungen, 
Atmungstypus sind Sache der Durchleuchtung, das Detailstudium Aufgabe 
der Aufnahmen. Wichtigste Aufnahmerichtung ist die dorsozentrale, Expo- 
sitionszeit möglichst kurz, Röbren weich. 

Im Anschluß hieran sprach Heinrich Staub (Clavadel) über 
„Die Diagnose der Hilusdrüsentuberkulose“. Hierfür sind erforder- 
lich vier Nachweise: 1. örtliche Symptome durch Volumenvergrößerung, 
2. allgemeine tozischer Natur, 3. ein positiv allergischer Zustand, 4. das 
Röntgenbild. Zu Punkt 3 ist zu bemerken, daß es gewisse Perioden im 
Laufe der Infektion geben kann, wo der Pirquet noch nicht positiv, sondern 


dauerndnegativ ist(Kachexie, Masern, Gelenkrheumatismus), sowie Inkubations- 


stadium. Zu Punkt 4 hat Autor an einem von jeder Heredität, jedweden 
Erscheinungen, von positivem Pirquet freiem Kindermaterial einem abge- 
legenen Bergdorf sich ein Plattenmaterial beschafft, das trotzdem durch 
Topographie und Größe der an zu Scheindiagnosen Veranlassung 
geben könnte. 

Hatte den ersten Abschnitt ee Kursus Nägeli (Zürich). mit einer 
allgemeinen Darlegung über „Konstitution und Tuberkulose“ begleitet, 
so gab als Einleitung des folgenden de Quervain (Bern) einen Abriß 
über „die operative Behandlung der chirurgischen Tuberkulose“. 
Er stellte als leitenden Grundsatz auf, daß eine tuberkulöse Affektion nur 
dann operiert werden darf, wenn man den tuberkulösen Herd zu entfernen 
imstande ist, und bekannte sich in der überwiegenden Zahl der Fälle 
(Spondylitis, Koxitis, Tuberkulose der oberen Gelenke, der Drüsen usw.) 
zu einer konservativen, an erster Stelle helio-klimatischen Behandlung. 

G. Burckhardt sprach anschließend über die „chirurgische - 
Therapie-der Lungentuberkulose“. Redner verfügt über eine größere 
Reihe von ihm teilweise vorgestellter Fälle, bei denen er die Thorakoplastik 
nach Sauerbruch vorgenommen und gegenüber den äußerst ungünstigen 
Statistiken der konservativen Behandlung dritter Stadien der. Lungentuber- 
kulose bei schärfster Indikationsstellung, die nicht nur klinisch, sondern 
auch sozial zu bemerken ist, durchaus befriedigende Resultate erzielt hat. 
Angezeigt ist dieselbe vor allem bei Rupturblutungen und bei Unterlappen- 
kavernen. Die Chancen des Erfolges hängen von drei Momenten ab, vom 
operativen Eingriff an sich (Schulung, Übung und vor allem Sicherung der 
Nachbehandlung), der Vermeidung der Aspiration durch Aushusten und 
endlich der Möglichkeit einer klimatischen Kur zur Hebung der Resistenz. 
Auch die Phrenieusexhairese nach Sturz kommt mit oder ohne Pneumothorax 
als operativer Eingriff mehr und mehr zur Anwendung. 

Über dieses Thema „Der künstliche Pneumothorax“ ‚Indikationen, 
Verlauf und Resultate verbreitete sich H. Frey. Die sy mptomatisoben 


Erfolge stehen im Vordergrund, die Dauererfolge treten demgegenüber 


zurück. Die Indikationsstellung muß vor allem die kontralaterale Lunge 
berücksichtigen, absolut betrifft sie schwere unstillbare Blutungen. sowie 
primäre progrediente einseitige Farast, relativ vorgeschrittene Fälle mit 


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. ` Nierentuberkulose, schwere Larynxtuberkulose.. Von entscheidender Wich- 


. ~ giltigen Anlagen der „Deutschen Heilstätte für den Mittelstand“, 


erhält man dieselben Reaktionen wie bei Vorbehandlung mit abgetöteten 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. . 
Befunde mehr, für- eine_ direkte Überwanderung: der Noxe von Bulbus zu 
Bulbus. sprechen, wird doch zunächst unentschieden gelassen, ob die Er- 
krankung des zweiten Auges durch Metastasen auf. dem Blutwege entsteht. 
Neben der sympathischen Ophthalmie trat mit noch größerer Regelmäßigkeit 
‚auf dem zweiten Auge ein metagtatischer Herpes corneae 8—12 Tage nach 
. der Impfung des ersten Auges auf. Übertragungsversuche mit Material 
von echter sympathischer Ophthalmie des Menschen nach der neuen Impf- 
technik sind im Gange. — > >> i Pay as 
Hauptmann: Gedanken zur Pathogenese der Metalues. Die lokale 
Anwesenheit der Spirochäten im Nervensystem ist nicht geeignet, alle Er- 
scheinungen auf anatomischem und klinischem Gebiet der. Metalues zu er- 
klären. Man muß daneben noch die Wirksamkeit einer allgemein toxischen 
Komponente annehmen, die zwar auf die Spirochäten, aber nicht unbedingt 
‚nur ‚auf die im Zentralnervensystem. befindlichen zurückgeht. Der Ent- 
stehungsmodus der toxischen Substanz wird unerörtert gelassen. Es wird 
nur den Wirkungswegen dieser toxischen Komponente auf das Zentral- 
nervensystem nachgegangen. Vortr. wiederholte die Goldmannschen Ver- 
suche der Trypanblau-Injektion in den Spinalkanal und: fand ein bevor- 
. zugtes Eindringen des Farbstoffes in die Hinterhörner, deren Ganglienzellen 
den Farbstoff aufgenommen hatten, während die Ganglienzellen des Vorder- 
horns vollkommen farbstofffrei waren. Hieran anknüpfend wird die Mög- 
lichkeit einer Pathogenese des tabischen Prozesses erörtert, wobei es sich 
also wiederum neben der lokalen Spirochätenwirkung um das Eindringen 
des toxischen Agens handelt. Der Weg des Hineingelangens der toxischen 


kleinen aktiven Prozessen kontralateral sowie exsudative - Pleuritis mit. 
progredientem Charakter. Kontraindikationen bilden schwere doppelseitige 
` Phthise, dekompensierte Herzfehler, parenchymatöse Nephritis, doppelseitige 


‚tigkeit ist die Nachbehandlung und dauernde Beobachtung. Eine wesent- 
_ liche Erhöhung der Erfolge ist erzielt worden durch ‘die Thorakoskopie 
‘und die Durchtrennung der strangförmigen Verwachsungen mittelst der 

 . Galvanokaustik. — f o . | | 

r Eine große Reihe von Besichtigungen der zahlreichen Volksheilstätten 
` und Sanatorien schloß sich an die wissenschaftlichen Vorträge, die muster- 


r - 


-die schon von 7 Frk. an vollen Aufenthalt gewährt, des „Deutschen 
Kriegerheims“, der „Thurgauischen Heilstätte“ sowie der „Zürcher 
‚Heilstätte“ in Clavadel seien hier als gemeinnützige Anstalten besonders 

. genannt. | a | i u 


Freiburg i. Br. a 
Medizinische Gesellschaft, Sitzung vom 22. Juli 1924. ` 
Uhlenhuth: 1. Zur Tuberkulinreaktion._.Wenn Tiere mit bakte- 
'riellem Eiweiß vorbehandelt werden und darnach Tuberkulin injiziert "wird, ' 


Tuberkelbazillen. Es handelt sich dabei also nicht um etwas Spezifisches 

sondern um eine Eiweiß-Überempfindlichkeit. Von anderer Seite wurde 
festgestellt, daß Tiere, die. mit steril filtrierten tuberkulösen Organen vor- 
behandelt waren, eine Tuberkulinreaktion gaben. Man erhält aber dieselbe 
Reaktion, wenn man die Tiere mit normalen Organen vorbehandelt. 

2. Zur Antimontherapie der Trypanosomenkrankheiten. Neben den 
5-wertigen wirken auch die 3-wertigen Antimonpräparate gut in der Therapie. 
‘der Trypanosomenkrankheiten. Es wurde ein Präparat hergestellt, für 

dessen Synthese der Brechweinstein als Ausgangspräparat benutzt wurde. 


der Meningealgefäße (oder des Plexus?) bei Metalues, wofür mancherlei 
_ Beweise vorliegen. Der Modus einer Intoxikation des Zentralnervensystems 
vom Liquor aus ist wahrscheinlich auch bedeutungsvoll für manche andere 
Prozesse, wie die System (Pseudosystem?)-Erkrankungen bei Alkohol, Blei; 
auch für die Landrysche Paralyse. Tierversuche, die mit syphilitischem, 


1877 


28. Septombor ` | EENE 


Substanzen in den Liquor ist gegeben durch die gesteigerte Permeabilität 


Das neue Präparat ist entgiftet und viel wirksamer als der Brechweinstein. 


"Mit 2mg sind Trypanosomenmäuse durch eine einzige Injektion zu sterilisieren. 


Seiffert: Über inagglutinable Bakterien. Es wurden Varianten 


‘ von Typhus-, Paratyphus- und Kolibazillen gezüchtet. Einige Varianten 


erwiesen sich als nicht agglutinabel. ' Dieselben steigen im Kapillarsteig- 


~ versuch sehr wenig, während die agglutinierenden Stämme sehr gut stiegen. 
. Bei Mischung mit Kieselgur werden die inagglutinablen Bakterien sehr 


stark, die agglutinablen sehr wenig adsorbiert. Daraus folgt, daß die 


paralytischom Material, mit Alkohol im Gange sind, haben u. a. auch zu . 
Beobachtungen an Krämpfen geführt, die für das Wesen epileptischer und’ - 


paralytischer Anfälle Bedeutung gewinnen könnten. | 
Koenigsfeld:.. 1. Weitere experimentelle‘ Untersuchungen über 
die biologische Wirkung der künstlichen Höhensonne. Nachdem in früheren 


Untersuchungen nachgewiesen : wurde, daß unter dem Einfluß einer Be- 


strahlung mit künstlicher Höbensonne eine Steigerung des gesamten Stoff- 
wechsels eintritt, war anzunehmen, daß auch der Blutzucker Veränderungen 


infolge der Bestrahlung erfährt. Es konnte in Untersuchungen an Kaninchen l 


‚als wenn Serum mitwirkte. ` Dasselbe findet sich 8 Tage nach einer künst- 


für die sympathische Ophthalmie, die als infektiöse Erkrankung aufgefaßt 


- ‚die gleichen Veränderungen wie das sekundär erkrankte, letzteres wies in 


gitis zeigen, gerät die Noxe auch in das Gehirn. Obwohl demnach die 


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‚Bindung zwischen Antigen‘ und Antikörper von !der Oberflächenspannung - 
abhängig ist, nicht von chemischen Bindungen. ' 
Mittermaier: Phagozytosestudien. Leukozyten von Meerschweinchen 
und Kaninchen, die an Abszessen mit Staphylocoecus aureus erkrankt 
waren, können den Staphylococcus aureus in Kochsalzlösung phagozytieren, 


. und Menschen bei normalen Blutzuckerausgangswerten eins Erhöhung des 
Blutzuckerspiegels als Folge der Bestrahlung festgestellt werden. ‚Der Höhe- 
punkt der Zunahme ist etwa 5—6 Stunden nach der Bestrahlung zu finden, 
die Steigerung klingt in den nächsten 3—4 Tagen langsam ab. Wartet 
‚man das Abklingen ‘der Reaktion nicht ab und bestrahlt, während der 
' Blutzuckergehalt noch hoch ist, von neuem, so tritt keine weitere Erhöhung 
ein oder es kommt sogar zu einem Absinken des Blutzuckerspiegels. Ahn- 


‚lichen Infektion von Tieren mit Staphylokokken, ebenso wenn die Tiere 
mit einem Kulturfiltrat von Staphylokokken injiziert werden: Es handelt 
Sich um eine für Staphylokokkeninfektionen spezifische Reaktion. i 
$ v.Szily:DieexperimentelleErforschung der sympathischenOphthalmie 
‚und der herpetischen Augenerkrankungen. Der Herpeserreger kann leicht 
in das Auge hineingelangen. Es bestand daher die Möglichkeit, daß er 


gemacht: bei normalen Anfangswerten Erhöhung, bei hohen Anfangswerten 
Herabsetzung des Blutzuckergehaltes. u z 
beobachteten morphologischen Blutveränderungen, besonders im’ weißen 
Blutbild, auf eine Eiweißzerfallstoxikose zurückzuführen sind,. bei der ja 
ähnliche Blutveränderungen festzustellen sind. Nach H. Pfeifer können 
A] Igemeinerscheinüngen infolge einer Eiweißzerfallstoxikose bei Versuchstieren 


wird, als Erreger in Betracht kommt., Das voin menschlichen Herpes cor- 
neae stammende Virus wurde erst auf der Kaninchenhornhaut angereichert 
und dann anderen Tieren mit einer besonderen Impftechnik in eine Ziliar- | 
‚körpertasche, d.h. in die Suprachorioidea, eingeimpft. Auf dem direkt 
geimpften Auge trat in allen Fällen eine schwere plastische Uveitis auf, 
ohne Bakterienbefund und ohne jede eitrige Infektion. Das zweite unbe- 
rührte Auge zeigte nach’ einer Inkubation von 8-14 Tagen'in einem ver-' 
bältnismäßig hohen Prozentsatz die gleichen Erscheinungen von schwerer 
‚Iridocyklitis, die sich ‘in einigen Fällen mehr auf den vorderen Bulbus- 
abschnitt beschränkte, in anderen in Form einer schweren Papilloretinitis 
verlief, meistens aber den ganzen Uvealtraktus in Anspruch nahm. Die 
histologische Untersuchung dieser Opthalmien ergab eine schwere entzünd- | 
lich-toxische Schädigung mit hauptsächlichster Wirkung auf die adventi- 
tollen Zellen der Gefäße, Das primär infizierte Auge zeigte prinzipiell 


‚Meerschweinchen im Anschluß an die Bestrahlung künstlich erwärmt. Trotzdem 
wurden die gleichen qualitativen und quantitativen Veränderungen im weißen 


gefunden. , Es wird daraus ‚geschlossen, daß, diese Blutveränderungen nicht 
Kröber und Saeger.) a | oo Ze 
2. Anaphylaxieversuche an isolierten Froschherzen. Es wurden 


‚Herzen herausgenommen und mit der Straub'schen Methode überlebend 
erhalten, Setzt man zu der Durchspülungsflüssigkeit Kaninchenserum, so 


der Regel Sogar viel schwerere Erscheinungen auf. Vom primär infizierten 
Auge dringt die Infiltration aus der entzündlich verdiekten Aderhaut in 
den -Schnervenstamm und in die Scheiden, dabei aber auch entlang der 
präformierten Emissarien, in Begleitung der Gefäße und Nerven ins peri- 
okulare Gewebe ein. Am spontan erkrankten. zweiten Auge war das okulare 
Ende des Sehnerven gleichfalls von Lymphozyten .stark infiltriert. Die 
Iymphozytäre Durchdringung des Sehnervenstammes pflanzt sich von Auge 
zu Auge, z. T. in den Optikus-Scheiden, z. T. auch zwischen den Septen 
fort. Durch Vermittelung der Meningen, welche Zeichen einer Leptomenin- 


dann ganz allmählich wieder zu, um gewöhnlich nach 60—80 Minuten etwa 


serum sensibilisiertes Herz mit Menschenserum durchströmt, so zeigt sich 
koinerlei Reaktion oder höchstens die gleichen Veränderungen die am nicht 
sensibilisierten Herzen durch Normalserum hervorgerufen werden. Die be- | 
'obachteten Erscheinungen sind also spezifisch und werden als ein protrahierter, 
‚langsam abklingender anaphylaktischer Shock gedeutet. Es wird daraus ge- 
schlossen, daß in den angestellten Versuchen sessile, an Zellen gebundene 
anaphylaktische Antikörper in Wirksamkeit treten. H.Koenigsfeld. 


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liche Beobachtungen hat Frenkel-Tissot.bei natürlicher Sonnenbestrahlung 


Es wurde weiterhin die Frage untersucht, ob die bei der Bestrahlung ` 


durch künstliche Erwärmung verhindert werden. -Es wurden. bestrahlte - 


Blutbild nach der Bestrahlung wie bei nicht künstlich. erwärmten Tieren 


auf eine Eiweißzerfallstoxikose zurückzuführen sind. (Nach Versuchen von 
Frösche mit Kaninchenserum sensibilisiert und nach 10—20 Tagen ` die - 
fangen. die Herzkontraktionen nach 15—20 Minuten an, kleiner und lang- ``- 


: samer zu werden, erreichen nach 30—40 Minuten ein Minimum und nehmen ` 


wieder die Höhe des Ausgangswertes zu erreichen.: Wird ein mit Kaninchen-. - 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


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28. September 


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ist die Medizinalstatistik die Grundlage jeder Aktivität, jeder Initiative, 
- denn nur da, wo ein zahlenmäßiger Beweis’ möglich ist, können Verbesse- 


: kennt die wichtigsten Ziffern der Medizinalstatistik für ganz England und 
für seine engere Heimat. 


-die örtlichen Standesbeamten geben solche Kopien ab. Hatte während der 


‘gesetzlich verpflichtet, die Todesursache zu bescheinigen (Abschnitt 20 


"Rundschau. E ze = 


% 


` Die Organisation der Medizinalstatistik i in England. 
Von Dr. Johannes Breger, Oberregierungsrat im Reichsgesundheitsamt. 


Englands bedeutender Minister Disraeli, dem die dankbare Stadt 


Liverpool ein großes Denkmal errichtete, hat vor 50 Jahren den Grundsatz 
aufgestellt: „Die öffentliche Gesundheitspflege ist die Grundlage, auf welcher 


die Wohlfahrt des Volkes und die Stärke der Nation ruht. Die Sorge um 


die. Volksgesundheit ist die erste Pflicht eines Staatsmannes“ 1). Diese 
Lehre ist den englischen Politikern in Fleisch und Blut übergegangen. 
Jeder Parlamentarier, Bürgermeister oder Stadtrat besitzt ein sozial- 


‚hygienisches Programm. Er ist genau darüber unterrichtet, welche gesund- 


heitlichen‘ Mängel in seinem Wahlbezirk: am dringendsten der. Abhilfe 
bedürfen, und läßt keine Gelegenheit vorübergehen, um sich. von Sach- 
verständigen die Mittel und Wege 'zur wirksamsten Beseitigung des Übels 
angeben zu lassen. . Die zuverlässigste Auskunft über Mißstände auf dem 
Gebiete der Volksgesundheit gibt eine. gute Medizinalstatistik, der in England 
nicht nur von den beamteten Ärzten, sondern auch von allen politischen 
Persönlichkeiten das größto Interesse entgegengebracht wird: Für sie alle 


rungen mit Nachdruck vertreten und gegenüber den Widerständen mit 
zäher Ausdauer erkämpft werden. Jeder, der im öffentlichen Leben steht, 


Oft wird der fremde Besucher mit Fragen über- 
rascht: „Wie groß ist die Säuglingssterblichkeit in Berlin?“ 
Wöchnerinnen sterben in Deutschland an Kindbettfieber?* „Wie groß ist 
die Zahl der Totgeborenen?* Aus diesem staatsmännischen Interesse er- 
klärt sich auch die Sorgfalt und Umsicht, die man aufgewandt hat, um 


die Organisation der Medizinalstatistik nach Möglichkeit zu vervollkommnen. 


Die gesetzliche Grundlage für die Medizinalstatistik ist in dem Volks- 
zählungsgesetz (Census Act) vom Jahre‘ 1920 enthalten, Dieses schreibt 
vor, daß das demographische Zentralamt (Registrar General) die Aufgabe 


hat, von Zeit zu Zeit jede ihm erreichbare Auskunft hinsichtlich der Zahl. 
> . und der Verhältnisse der Bevölkerung zwischen zwei Volkszählungen zu 


sammeln und: zu veröffentlichen. 


Ein großer Vorzug der englischen demographischen Statistik. liegt 
darin, daß sie zentralisiert und einer selbständigen Behörde übertragen 
ist, bei der das gesamte Urmaterial eingebt sowie nach gleichmäßigen 


und wissenschaftlichen Gesichtspunkten geprüft und bearbeitet wird. An 


der Spitze der Organisation steht das erwähnte demographische Zentral- 
amt?) (The Registrar General, General Registrar Office, London W.C., 


2 Somerset House), das über einen Stab von 295 Beamten verfügt?). Die- 


Basis der Pyramide wird gebildet von den örtlichen Standesb eamten 
(Registrar of Birth and Deaths), deren 1891 vorhanden sind. Diese sind 


‚für die Eintragung aller in ihrem Bezirke eingetretenen Geburten und 


Todesfälle zuständig. ‚Sie haben die Aufgabe, die gesetzlichen Meldungen 
über jeden Geburts- und Sterbefall seitens der Angehörigen‘ entgegen- 
zunehmen und sich auch sonst über jede in ihrem Bezirk eingetretene 
Geburt und über jeden Todestall zu unterrichten. In der Mitte zwischen 
der Zentralstelle und den örtlichen Standesbeamten stehen die oberen 
Standesb eamten (Superintendent Registrar), die auf 632 Bezirke verteilt 
sind und eine mehr aufsichtführende Tätigkeit haben. 

‚Dem demographischen. Zentralamt hat der örtliche Standesbeamte 
von Zeit zu Zeit Abschriften aller von ihm gemachten Eintragungen zu 
übersenden. Die Abschriften werden in London geprüft, geordnet, ge- 
bündelt und dem Archiv .einverleibt, das zurzeit etwa 140 Millionen 
solcher Dokumente enthält. Hier kann das Publikum gegen eine Gebühr 
Abschriften einer Geburts- oder Sterbeurkunde jederzeit erhalten. Auch 


letzten Krankheit eine ärztliche Behandlung stattgefunden, so ist der Arzt 


des Gesetzes über die Eintragung der Geburten und Sterbefälle vom Jahre 1874). 
Die. Ärzte sind im Besitz. eines Formularheftes für solche Atteste (nach 
Art eines Scheckbuches). Dieses enthält zugleich Ratschläge und Auf- 
klärungen über den Gebrauch der Krankheitsbezeichnungen sowie eine 
Liste der am häufigsten vorkommenden ungenauen, unklaren und daher 
unerwünschten Benennungen. Auch wird ein Verzeichnis derjenigen Per- 


1) „The public health is the foundation on which repose the happiness 
of the people and the power of the country. The care of the public health 
is the first duty of a statesman.“ 

= 2) Die nachstehenden Ausführungen beruhen auf Angaben, die der 
Assistant Registrar General Dr. S. de Jastrzebsk6 einer vom Völkerbunde 


nach England entsandten internationalen Studienkommission zu machen 
die Güte hatte, 


„Wieviel 


sonen mitgeteilt, die nach dem Gesetze in der Lage sind, dem Standes- 


beamten die: notwendigen Auskünfte für seine Eintragungen zu geben. 


Dieser Persönlichkeit (meist ein Verwandter) wird auch die Bescheinigung 
der Todesursache von dem Arzt. ausgehändigt. Ein solches Verfahren trägt 


-allerdings nicht genügend der ärztlichen Schweigepflicht Rechnung. Beispiels- 
weise wird es dem Hausarzt kaum möglich sein, eine syphilitische oder 


alkoholische "Erkrankung als Todesursache anzugeben. Nach Empfang des 
ärztlichen Attestes trägt der Staudesbeamte die Einzelheiten bezüglich der 
Todesursache, den Namen und die Stellung (medical qualification) des be- 


eine Bescheinigung aus, die bei der Genehmigung der Beerdigung vorgelegt 
werden muß. 


'Alle Fälle gewaltsamen Todes, gleichgültig, ob der Verstorbene 


müssen dem gerichtlichen Leichenschauer (coroner) gemeldet werden. 
Seinem Ermessen. bleibt es überlassen, ob er ein amtliches Untersuchungs- 


verfahren einleiten will oder nicht, Das Ergebnis der Ermittelung wird 
dem örtlichen Standesbeamten mitgeteilt. 


Die Zahl der durch Ärzte bescheinigten Todesfälle beträgt alljähr- 
lich mit geringen Schwankungen 92°/,. _Die restlichen 30/, betreffen zwei 
Gruppen. Eine kleine Anzahl von ‚etwa 1°/ der Todesfälle wird weder 
durch einen Arzt bescheinigt noch einer amtlichen Untersuchung unter- 


worfen. Bei den übrigen 7°/, findet eine Ermittelung durch den gericht- 
lichen Leichenschauer statt. 


übrigen handelt es sich meist um Mangel an Pflege in früher Kindheit, 


tragungen, die er. während der letzten 4 Wochen in das Sterberegister 


Die ärztlichen Todesursachenbescheinigungen ‚werden viorteijährhioh der 
Zentralstelle übermittelt. 


Diese werden in der Liste des Wohnsitzes des Verstorbenen 


eingetragen. Etwa ein Viertel aller ‘Todesfälle ereignet sich in’ den 


. Anstalten verschiedener Art, die außerhalb des Wohnbezirkes ‚gelegen sind. 


Der örtliche Standesbeamte nimmt zwar die Meldung entgegen, sendet aber 


. eine Abschrift über Einzelheiten des Falles an den für den Wohnsitz des 


Verstorbenen zuständigen beamteten Arzt. Um das Verfahren bei den 
umzuschreibenden Todesfällen Ortsfremder möglichst gleichmäßig und ein- 


-heitlich zu gestalten, ist ein besonderes Merkblatt herausgegeben worden 


(Memorandum respecting the distribution of transferable deaths). Im Hin- 
blick auf die Wichtigkeit dieses Verfahrens ist eine auszugsweise Über- 
setzung als Anhang beigegeben. Das. Ausscheiden Ortsfremder ermöglicht 
es erst, ein sicheres und von Zufälligkeiten unabhängiges’ Urteil über die 
interessante örtliche Verteilung gewisser Krankheiten, z. B. Krebs, ab- 


: zugeben. Diese Auszählung wurde vor 40 Jahren zuerst in London ein- 


geführt. In der ersten Zeit wurden nur die Todesfälle an den wichtigsten 
Infektionskrankheiten in den Listen des Wohnsitzes gezählt, seit dem 


bescheinigten Todesursachen nötig, falls ihre Angaben ungenau oder unklar 
sind. Es wird darauf hingewirkt, daß diejenigen Krankheitsbezeichnungen 
verwendet werden, die von dem Königlichen Kollegium der Londoner Ärite 


Zentralamt veranstalteten Rückfragen. beträgt ungefähr 6500. Sie führten 
in etwa 4700 Fällen zu einer genaueren Angabe. 


Bei der rechnerischen Bearbeitung des Urmaterials in dem demo- 


Es sind zwei Systeme i in Betrieb, ein älteres der British Tabulating Company 
(Hollerith) und ein neueres dèr Accounting and Tabulating Corporation of 


Stanzvorrichtung auf eine Zählkarte übertragen. Nachdem so die Karten 


| gelocht sind, laufen sie durch die Zählmaschine, welche die Zahlen der 


Todesursachen in den einzelnen örtlichen Bezirken angibt. Diese werden 
verglichen mit den Ziffern, die der örtliche Standesbeamte vierteljährlich 
berichtet. Ergänzende Listen werden beim Sortieren der Karten unter Be- 
rücksichtigung besonderer bei der Lochung gemachter Eintragungen ange- 
fertigt. So werden Übersichten über die gewaltsamen Todesarten, über 


Krebs der verschiedenen Organe, über Komplikationen bei der Geburt usw. 
aufgestellt. 


Das Gleiche gilt für komplizierende oder: hinzugetretene 
Todesursachen. 


` 


scheinigenden Arztes in sein Register ein und händigt den Angehörigen . 


in ärztlicher Behandlung gestanden hatte oder nicht, und alle Todesfälle, 
bei denen während der letzten Krankheit ein Arzt nicht zugezogen war, 


Mehr als die Hälfte dieser Untersuchungsfälle 
'betreffen Personen, bei denen ein gewaltsamer Tod angegeben ist, Im 


Status Iymphaticus, fettige Degeneration des Herzens” usw. An jedem ' 
. Monatsende überreicht der örtliche Standesbeamte Abschrift aller Ein- 
gemacht hat, in doppelter Ausfertigung dem demographischen Zentralamt. . 


| Eine besondere Berücksichtigung ‚erfahren die Todesfälle Orts- 
fremder. 


Jahre 1911 findet aber die Umschreibung in ganz England und Wales 
statt. Häufig werden Rückfragen bei den Ärzten wegen der von ihnen 


anerkannt sind. Die Zahl solcher jährlich von dem demographischen | 


graphischen Zentralamt wird von Zählmaschinen Gebrauch. gemacht. 


Great Britain (Powers). Der Inhalt eines Sterbescheins wird mittels einer | 


728. September“ 


Pd 


E Ergebnisse der Statistik werden in den Jahresberichten "des 
demographischen Zentralamtes veröffentlicht. ' (Registrar General’s Statistical 
Bereits vi erteljährlich werden die besonders | 


“Review — Annual Report). 
wichtigen Tabellen der Todesfälle nach Geschlecht (bei Frauen auch nach 


‚ Familienstand) und Lebensalter sowie die Tabellen. der Todesursachen. nach 
- Altersklassen für die einzelnen Verwaltungsbezirke bearbeitet... Für die 
Nomenklatur wird das internationale- Todesursachenverzeichnis 


. ` benutzt, das im Jahre 1920 revidiert wurde. Als Ergänzung: dieser Liste 
empfiehlt das demographische Zentralamt zur Förderung der Vergleichbarkeit 


-der Berichte die Ausarbeitung eines Internationalen Handbuches mit 
` Aufzählung der Synonyma und mit alphabetischem Register: Auch die 
Aufstellung von internationalen. Regeln, .nach denen zu verfahren ist, falls 
‚gleichzeitig zwei oder mehrere mit einander kombinierte Krankheiten ange- 
geben sind, wird erstrebt. Ein derartiges Handbuch wurde in England 


bereits für das internationale Todesursachenverzeichnis von 1911 für don , 
: eigenen Bedarf herausgegeben. . 


Die Gliederung des internationalen ET EN E ist 


“in England in verschiedener Beziehung erweitert worden. Einige Krank- l 


‚heitsbegriffe sind aufgespalten, so. ist Krebs nach den einzelnen Organen 


“unterschieden und sind die verschiedenen Formen der gewaltsamen Todes- 
arten besonders berücksichtigt, Alljährlich erscheinen . auch . ergänzende ` 


‘Tabellen über Todesfälle in der Narkose nach Art des Narkotikums 


‘ „und nach dem Anlaß seiner Anwendung. sowie unter Berücksichtigung des . 

. " Geschlechts und des Alters., -Das Gleiche gilt für Todesfälle, in denen der 
Alkohol eine mitwirkende Ursache war, alle Sterbefälle an nicht bös- | 
 artigen Tumoren und alle mit der Entbindung ursächlich zusammen- 


l hängenden Fälle. | 
Docks werden einer statistischen: ‚Sonderbearbeitung unterzogen. Endlich - 


Auch gewaltsame Todesfälle auf Schiffen und in 


‚werden Sondertabellen aufgestellt, in denen die mitwirkenden oder .sekun- 
dären Todesursachen besonders. berücksichtigt sind. Es ist ‚geplant, für 
„die Jahre 1911—1920 die Kombinationen von . primären und sekundären 
Todesursachen in einem besonderen Bericht zu bearbeiten und zu veröffentlichen. 


Was die Zählung der Geburtön. angeht, so muß jedes Kind inner- 


halb 36 Tagen durch den -zuständigen Standesbeamten eingetragen werden. - 
.. Daneben besteht eine gesetzliche Vorschrift, wonach der Vater, der bei der ||. 
-Entbindung zugezogene.Arzt oder die Hebamme verpflichtet ist, die Geburt 


innerhalb 36 Stunden auch dem beamteten Arzt zu melden, damit die 
‚Säuglingsfürsorge in Tätigkeit. treten kann. Standesbeamter und beamteter 


` Arzt tauschen ihre Listen über eingegangsne : Geburtenmeldungen . aus. 
. Ebenso wie bei den Todesfällen schickt der Standesbeamte alle vier Wochen 


Abschriften der Eintragungen von Geburten an das demographische Zentralamt. 
Sind Kinder in einem anderen Bezirk geboren, als in demjenigen, 


- - in dem sich der Wohnsitz der Eltern befindet, so erfolgt die statistische 


‚Auszählung für den Wohnort (Transferable Birth). Diese Geburten werden 


selbstverständlich von- der Zahl des Bezirks, in dem sie sich ereigneten, 


abgezogen und derjenigen des Wohnbezirks zugerechnet. Hierüber geht: 


.. gleichfalls dem beamteten Arzte eine Aufstellung zu. Diese enthielt neben. |. 
- der Gesamtzahl der in seinem Bezirk, vorgekommenen Geburten die Zahl 


der nach außerhalb ‚umzuschreibenden sowie der von auswärts zu über-' 


x nehmenden Geburten. unter, Berücksichtigung des Geschlechts und der Ehe- - 
| lichkeit oder Unchelichkeit. In einigen - Städten, die Gebäranstalten be- 
sitzen, ist die Zahl der ortsfremden Gebärenden naturgemäß groß. Die Ge- 


samtsumme der umzuschreibenden Geburten beträgt i im Jahr ungefähr 24000. 
Das demographische Zentralamt veröffentlicht auch eine fortlauf ende 


Statistik über den Stand der Infektionskrankheiten in England. 
‘Das Material dazu liefern die beamteten Ärzte, die wöchentlich auf einer | 
‚ - Zählkarte anzugeben haben, wieviel Fälle meldepflichtiger Krankheiten in . 
Ihrem Bezirk vorgekommen‘ sind. Es werden dabei folgende. Krankheiten, 
. berücksichtigt: Cholera, Fleckfieber, Pest, Pocken, Diphtherie, übertragbare . 


Genickstarre, Kindbettfieber, Rückfallfieber, ‚übertragbare Ruhr, Scharlach, 
Unterleibstyphus (einschließlich Paratyphus), Augenentzündung der Neuge- . 


‚borenen, Tuberkulose der Atmungsorgane, ‘andere Formen von Tuberkulose | 


Masern (ausschließlich Röteln), Keuchbusten, Windpocken, epidemische, 


` Kinderlähmung, akute Polioencephalitis, Schlafsuchtskrankheit, Pneumonie, 


Rotlauf (erysipelas), chronisches Fieber (continued fever), . Schützengraben- 


feber (Trench fever), im Inlande erworbene Malaria, im Auslande erwor- 


bene Malaria. x 
Die eingegangenen‘ Zählkarten ` vedai für eino in den Weekly. 


Returns veröffentlichten Tabelle. verwertet. 
allen beamteten Ärzten zu. Sie enthält außer Tabellen über Infektions- 


Krankheiten in großen und kleinen Verwaltungsbezirken solche über Gə- 


Den und Sterbefälle in ausländischen Städten sowie eine Sondertabelle‘ 
für. London (Todesfälle nach. Alter und Todesursachen). In den’ Viertel- 
jahrsberichten (Quarterly .Returns) werden die ‚entsprechenden berichtigten 


Au nach Vierteljahren. ‚unter Vergleichung mit früheren Quartalen ge- 
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Diese - Wochenschrift geht , 


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-Dis J T :der' englischen Medizidalstätistik erscheinen in 
den Werke: Annual Statistical Review (früher Annual Report). 
Diese ‚Berichte sind für die letzten 7 Jahrzehnte durch Ergänzungs- 
bände vervollständigt worden. Der Vorzug dieser zebnjährigen Zusammen- 


fassungen -besteht darin, ‘daß die Ergebnisse der Volkszählungen für die 


Berechnung: der Relativzahlen verwertet werden konnten. Der letzte Er- 


gänzungsband ‚enthält eine Untersuchung der. gesamten Todesfälle für die 


Jahre 1901—1910 nach Alter und Geschlecht unter Berkobeieäugnng der 
vollständigen Liste der Todesürsachen. 

“~ Die‘ zehnjährigen Ergänzungsbähde. enthalten aui eine Reihe von 
Lebenserwärtungstafeln, sie geben Auskunft über’ die Sterblichkeit, die 
Zahl der Überlebenden und die Lebenserwartung für jedes Alter. Erwähnens- 
wert sind auch mehrere wissenschaftliche Arbeiten über die Sterblichkeit 
‘der Männer in verschiedenen Berufen sowie über. Geburtenziffer und Säug- 
lingssterblichkeit ‘unter Berücksichtigung der Beschäftigung der Eltern. 

' Die Leistungen des demographischen Zentralamts kommen der örtlichen 


 Medizinalverwaltung. dadurch besonders zugute, daß jeder beamtete Arzt 
alljährlich von der Zentralstelle’ einen statistischen Bericht: über den Ge- 
'sundheitszustand seines eigenen Bezirks erhält. Es wird. ihm geliefert, die 
Zahl der geschätzten Bevölkerung für die Mitte des Vorjahrs und die Zahl 


der Todesfälle nach Geschlecht und Todesursachen. - Dabei werden die be- 
amteten Ärzte. gebeten,’ etwaige Unstimmigkeiten zwischen den örtlichen 
Zahlen und denjenigen des Zentralamtes en damit e lan: 


beseitigt werden. 


Zusammenfassend kann man "sagen, - -daß die englische Medizinal- 


statistik einen ‚hohen Grad von Zuverlässigkeit erreicht "und auch für 
Deutschland in’ `'yieler Beziehung vorbildlich sein. sollte. ` 


‚Merkblatt des General Register ‚Office, betreffend die Verteilung der 
umzuschreibenden Todesfälle l 
on respecting the distribution of transferable deaths). 


In.nachstehendem werden die Definition der umzuschreibenden Todes- 
fälle. und die allgemeinen, em " Gesundheitsminister genehmigten Regeln 


hierfür gegeben: ' 
„Umzuschreibende Todesfälle“ sind - solche bei Personen, dio- 


einen festen Wohnsitz in England oder Wales haben, aber in einem anderen 


Bezirk als ihrem Wohnbezirk gestorben sind. Der Tod bei Personen ohne ` 


' festen Wohnsitz ist nicht umzuschreiben, Ausgenommen in den Fällen. 


unter 10b. .. 
In den: nachstehenden. besonderen Fällen. hat: eine Umschreibung! zu 


erfolgen: . 
1. Anstalten. Personen, die i in “Anstalten für Kranke, oder Gebrech. : 


liche sterben; wie in Krankenhäusern, 'Irr6nänstalten, Anstalten für Geistes- ` 


schwache, Arbeitshäusern, Pilegeanstalten, müssen als. Bewohner desjenigen' 


Bezirks angesehen werden,. in welchem sie zur Zeit der Aufnahme einen 
“festen oder gewohnheitsmäßigen Wohnsitz hatten. Ist der Kranke aus 
einer ‚solchen Anstalt in eine andere. unmittelbar: verbracht: ‘worden, so ist 
der Todesfall für den Bezirk, in dem. der Kranke’ bei der Aufnahme ‚ia z 
die erste. Anstalt gewohnt hat, zu vermerken. ` 


'a) Armenhäuser, Klöster, Bow sihoscheien Industrial 
Schools), Blindenanstalten, Internate fürunbemittelte 
Kinder (Poor Law Residential Schools) und .andere ähnliche. 


Pensionate gelten nicht als Krankenanstalten und sollten daher 


als Dauerwohnsitz der Insassen angesehen werden. 


b) Heime für Unheilbare sind als Anstalten für Krankenbehand- | 
lung -anzusehen. Daselbst vorkommende Todesfälle sind. um- 


zuschreiben. 


j 6) Armenanstalten. (Book: Law Tnstitutions), die ausschließlich: | 
| zu. einem Verwaltungsbezirk. gehören, sind zum Zweck, der Ver- | 


. teilung der Sterbefälle als Teil dieses Bezirks anzusehen, selbst 
wenn die Anstalt außerhalb des betreffenden Bezirks gelegen ist, 
da in solehen Fällen ein früherer Wohnsitz daselbst angenommen 


werden kann. Wo jedoch eine Armenanstalt von mehr als, einem ' 


Verwaltungsbezirk belegt wird, : kańn -der frühere ‚Wohnbezirk 
nicht aus der Tatsache des "Aufenthaltes in der ‘Anstalt go-. 


` schlossen werden. Folglich‘ sind solche Todesfälle bei fehlender . 
Auskunft. über den in Betracht kommenden Bezirk nicht ùm- - 


zuschreiben.. In solchen Fällen ist jeder Versuch zu unternehmen, 
den früheren Wohnsitz .durch die zuständigen Behörden zu er- 
‘fahren... Wenn aber beispielsweise die einzige Auskunft über den‘ 
' früheren Aufenthalt eines Geisteskranken besagt, daß -er aus dem 


möglich, den Wohnbezirk. anzugeben. 
d).Gefängnisse. Todesfälle in gewöhnlichen Gefängnissen ind 
=. umzuschreiben, jedoch nicht ‚Todesfälle in „Borstal institutions“ 


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Arbeitshause eines Kreisverbandes in Zugang kam, kann der . 
. Todesfall: nicht. umgeschrieben” werden, denn es ist, danach un- - 


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1380 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


oder. in Zuchthäusern, mit Ausnahme vòn Anstalten für geistes- 


kranke Verbrecher. Diese sind nicht als „Zuchthäuser“, sondern 
als Irrenanstalten zu betrachten. 


e) Das in der Anstalt wohnende Personal. Es wird an- 
genommen, daß es sich hier um einen dauernden Wohnsitz handelt. 
2. Asyle für Obdachlose. In Ermangelung des Nachweises eines 


mehr dauerhaften sonstigen Wohnsitzes ist das Asyl als der dauernde und 


gewohnheitsmäßige Aufenthalt, unabhängig von der Zeitdauer, anzusehen. 

3. Hausangestellte werden als Bewohner des Hauses ihres Arbeit- 
gebers angesehen, falls freie Wohnung zu den Anstellungsbedingungen gehört. 
(Das Elternhaus gilt bei unverheirateten stellenlosen Hausangestellten in 


Ermangelung einer sonstigen Wohnung als der gewohnheitsmäßige Auf- 
enthaltsort,) 


4,..Hotels und Pensionate. Todesfälle in Hotels, Pensionaten, 
in denen Verstorbene zeitweise eine Wohnung innehatten, ohne über ein 
mehr dauerndes sonstiges Heim zu verfügen, sind nicht umzuschreiben. 

5. Pflegekinder gelten als da wohnend, wo sie in Pflege gegeben 
sind. Ihr Tod kann daher nicht für den Wohnbezirk der Eltern um- 
geschrieben werden. 


6. Getrennt lebende Eheleute. Der Tod einer getrennt lebenden 
Ehefrau ist nicht auf den Wohnbezirk des Ehemannes umzuschreiben. 
71. Seeleute und Binnenschiffer. Es sei denn, daß eine bestimmte 
Wohnung an Land vorhanden ist, sind diese Fälle nicht umzuschreiben. 
8. Armee und Marine. Todesfälle in der englischen Wehrmacht 
und in derjenigen anderer Nationen sind in die Statistik eines örtlichen 
Bezirks nicht aufzunehmen. | 
9. Säuglinge. Todesfälle bei Kindern, die im ersten Lebensjahr 
in einer Entbindungsanstalt oder in einem für die Niederkunft bezogenen 
Privathaus eingetreten sind, oder Todesfälle bei Säuglingen in Anstalten, 


wohin sie aus dem Orte der Geburt gebracht wurden, sind auf den Wohn- 
bexirk der Mutter umzuschreiben. 


10. Gewaltsame Todesfälle sind . 


a) nach der allgemeinen Regel in dem Wohnbezirk zu zählen; 
b) ist dieser nicht bekannt oder hatte der Verstorbene keinen festen 


Aufenthalt, so ist der Ort des Unfalls maßgebend, falls er be- 
kannt ist; 


0) ist dies nicht möglich, so ist der Sterbeort in Betracht zu ziehen, 
. falls er bekannt ist; und wenn auch dieser nicht ermittelt wird, 

der Ort, wo die Leiche gefunden worden ist. 
Der übrige Inhalt des Merkblattes erörtert hauptsächlich die geschäft- 
liche Behandlung der Formulare für die Umschreibungen nach auswärts (Out- 
ward Transfers). Das Verfahren liegt in den Händen der beamteten Arzte. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


@lachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Der Bedeutung des deutschen Roten Kreuzes für die Volks- 
gesundheit widmet Min.-Dir. Prof. Dr. Dietrich in der „Volkswohlfahrt“ 
einen Artikel. Die ursprünglich zur Kriegskrankenpflege bestimmten Vereine 
mußten ihre Helfer und Helferinnen im Frieden bereits ausbilden, ihnen 
Kenntnisse und Übung und sich selbst Rüstzeug verschaffen. So entstanden 
die verschiedenen Rote Kreuz-Männer- und -Frauenformationen. Zum Schutz 
des Roten Kreuzes als Abzeichen ist in Deutschland durch Gesetz von 1902 
nur den Vereinen und Gesellschaften die Erlaubnis zur Führung des Roten 
Kreuzes erteilt worden, die sich der Krankenpflege widmen und für den 
Kriegsfall zur Unterstützung des militärischen Sanitätsdienstes zugelassen 
worden sind. Durch die Beschränkung des Versailler Vertrages war es 
nötig, die Bestimmungen dahin abzuändern, daß nicht die Unterstützung 
des militärischen Sanitätsdienstes, sondern die des amtlichen Sanitäts- 
dienstes für die Zeit öffentlicher Notstände und innerer Unruhen vorgesehen 
war. Zu diesem amtlichen Sanitätsdienst gehören vor allem die öffent- 
liche Krankenfürsorge, die Seuchenbekämpfung und die Gesundheitsfürsorge. 
Außerordentlich wichtig ist aber auch die Belehrung der Bevölkerung und 
daher hat sich die Zentralstelle des Roten Kreuzes auch zum Unterricht 
des Volkes in sozialhygienischen Kursen entschlossen. Endlich soll das 


deutsche Rote Kreuz in internationalem Zusammenwirken mit den anderen | 


Kulturstaaten im Interesse der Gesundheit der Völker tätig sein. 


Eine Übersicht über die meldepflichtigen Infektionskrank- 
heiten im deutschen Reiche, die von den Landesregierungen dem Reichs- 
gesundheitsamt gemeldet wurden, ist von diesem für das Jahr 1923 
zusammengestellt worden, Fast alle Erkrankungen sind erheblich zurück- 
gegangen, so die Diphtherie um etwa 6000 Fälle, Kindbettfieber von 6422 
auf 5592, Körnerkrankheit (Trachom) von 1522 auf 1192, Scharlach um 
über 5000 Fälle, Trichinose von 110 auf 25 Fälle; nur der Unterleibstyphus 
übertraf mit 13162 Erkrankungen die Zahl des Vorjahres (10 993). In 
Preußen brachen einige große Typhusepidemien aus, so die Wasserleitungs- 
epidemie in Alfeld, die Milchepidemien in Insterburg und Altona, die 
Kontaktepidemie in Groß-Ammensleben und die auf Infizierung von Nahrungs- 


mitteln durch eine typhuskranke Verkäuferin zurückzuführende Epidemie in 


konnte die Erkrankung in keinem dieser Fälle auf Mängel des Gefrier- 


28. September 


Celle. Auch die Tollwut vermehrte sich, auf 65 gegenüber 52 Fällen. Für 
die Encephalitis lethargica liegt noch keine Vergleichsmöglichkeit vor; sie 
wurde im Jahre 1923 in 271 Fällen gemeldet. À 
Das Reichsgesundheitsamt teilt ferner in seinen Veröffentlichungen 
mit, daß im Jahre 1923 aus dem Reich 61 Fälle von Fleischvergiftungen 
mit 3039 Erkrankungen und 20 Todesfällen gemeldet worden sind. Die 
meisten Erkrankungen traten nach dem Genuß von Pferdefleisch auf, un- 
gefähr halb so oft führte der Genuß von Rindfleisch zu Vergiftungen; in 
ganz seltenen Fällen der von Kalb-, Schweine- oder Ziegenfleisch; fast 
ebenso groß wie die Zahl der Erkrankungen naoh Pferdefleisch war die 
nach Wurstgenuß. 590/ aller Krankheitsfälle waren auf den Genuß von 
rohem Hackfleisch zurückzuführen, das meistens von Notschlachtungen 
stammte. Es sollte daher die Herstellung von Hackfleisch aus Notschlachtungs- 
fleisch grundsätzlich verboten werden. Die Zeit der Fleischvergiftungen 
war ausschließlich die der Sommermonate von Juni bis September. In 87 
von den insgesamt 61 Fällen von Fleischvergiftung wurde eine nachträg- 
liche Infektion des Fleisches festgestellt oder vermutet. 4mal wurde der 
Bazillus Botulinus nachgewiesen. Bei weitem am häufigsten waren Paratyphus 
B-Bazillen; in 3 Fällen war die bakteriologische Untersuchung von negativem 
Ergebnis. Obwohl in 4 Fällen bei der Herstellung von Würsten oder Fleisch- 
gerichten, die zur Vergiftung führten, Gefrierflieisch verwendet worden war, 


fleisches zurückgeführt werden. 


Die vom preußischen Ministerium für Volkswoblfahrt unter dem 
1. September 1924 verfügte neue Gebührenordnung für approbierte 
Ärzte und Zahnärzte enthält kaum Veränderungen, nachdem die Sätze 
der letzten Gebührenordnung (vom 25. Februar 1924) durch die Verordnung 
vom 25. April 1924 allgemein um 1/, erhöht worden waren. Es bleibt die 
Verpflichtung der Ärzte bestehen, bei der Behandlung auf Kosten von 


Krankenkassen einen Rabatt von 200/ auf die Sätze der Gebührenordnung 
zu gewähren.. 


Periodische ärztliche Untersuchungen gesunder Personen 


werden in den Vereinigten Staaten sehr erstrebt und vielfach durchgeführt. 
Über 91 derartige Untersuchungen an Ärzten, Mitgliedern der Medizinischen 
Gesellschaft von Kings County wird in The Journal of the American Medical 
Association berichtet. Bei Arzten wurden danach fast alle Abweichungen 
von dem normalen körperlichen Befinden, die erwartet werden konnten, 
auch gefunden. Trotzdem war ihr Gesundheitszustand im Vergleich zu 
dem anderer Gruppen gleichaltriger. Menschen günstig. Möglicherweise ist 
das auf das Fehlen von Zabnkrankheiten und Verdauungsstörungen zurück- 
zuführen. Hypotonie war häufig, vielleicht fehlte bei Ärzten das den Blut- 
druck erhöhende nervöse Moment. Ein untersuchter Arzt konnte seinen 
Druck durch Rauchen einer Zigarette um 30 mm erhöhen. Das relativ 
günstige Ergebnis bei Ärzten mag darauf zurückgeführt werden, daß sie 
nach den von ihnen gepredigten Lehren auoh lebten. 


Das deutsche Kriegerkurhaus in Davos-Dorf, Schweiz, das 
unter der Leitung von Dr. Burkhardt steht, hat die Ermächtigung zur 
Annahme eines Medizinalpraktikanten erhalten. Die dortige Tätigkeit 
wird bis zur Dauer von 6 Monaten auf das praktische Jahr angerechnet, 
aber nicht für die der inneren Medizin gewidmete Zeit. Die Praktikanten 


haben vorher die Genehmigung der für die Erteilung der Approbation zü- 
ständigen obersten Landesbehörde einzuholen. 


Zürich. In einer Volksabstimmung am 31. August wurde die Initiative 
für ein Verbot der Vivisektion mit 62641 gegen 27791 Stimmen abgelehnt, 


' Düsseldorf. Am 19. d. M. verschied plötzlich an den Folgen eines 
schweren Herzleidens der leitende Arzt der-Inneren Abteilung des Evangel. 
Krankenhauses Dr. Preyß, ein Schüler von Lenhartz und v. Krehl. 


Erlangen. Die medizinische Fakultät veranstaltet vom 18. bis 18. 
Oktober einen Fortbildungskursus für praktische Ärzte. 

nur eine Einschreibegebühr von M. 10.— erhoben. Anmeldungen und 
Auskünfte nimmt das Ambulatorium der medizinischen Klinik entgegen. 


Im Allgemeinen Krankenhaus Eppendorf und in der Heilstätte 
Edmundsthal-Siemerswalde (Geestbacht, Bez. Hamb 


urg) wird vom 26. Ok- 
tober bis 1. November ein Tuberkulosekurs veranstaltet. Der erste 


Teil (Sonntag bis Mittwoch) findet in der Heilstätte statt; daselbst erhalten 
die Teilnebmer Unterkunft und Verpflegung gegen 


Erstattung der Selbst- 
kosten (täglich 3 M.). Die weiteren Kurse werden im Eppendorfer Kranken- 
hause gehalten; hier wird auf Wunsch billige Unterkunft vermittelt. Die 
Teilnahme ist unentgeltlich; Einschreibegebühr 5 M. Stu 


ndenplan durch 
Prof. Brauer (Hamburg-Eppendorf) oder Dr. Ritter (Geesthacht, Bez. 
Hamburg). 


Die 5. Tagung der Niedersächsisohen Vereinigung für innere 
Medizin und Kinderheilkunde findet am 1. und 2. November in 


Hildesheim statt. Auskunft durch den Vorsitzenden, Geheimrat Rein- 
hold, Hannover, Städtisches Krankenhaus. 


Es wird 


Hochsohulnachrichten. Bern: Der Privatdozent für Geburts 
hilfe und Gynäkologie Max Steiger 44 Jahre alt gestorben. — Erlangen: 
Privatdozent Konrad Schübel als Nachfolger von Prof. R. Heinz zum 
Extraordinarius der Pharmakologie ernannt. — Wien: 


Den Privatdozenten 
August Reuß (Kinderheilkunde), Martin Pappenheim (N 


eurologie un 
Psychiatrie), Joseph Novack (Geburtshilfe und Gynäkologie) und Karl 


Lindner (Augenheilkunde) der Titel ao. Professor verliehen. 


Druck von L. Schumacher in Berlin N 4. 


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geleltet von 


= Geh.:San.-Rat Professor Dr. KurtBrandenburg, Berlin 


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Aus der II. Inneren Abteilung des Städt. Krankenhauses im Friedrichs- 


hain in Berlin (Dirig. Arzt: Prof. Dr. Paul:Friedrich Richter). 
- ; ‚Über Insulinbehandlung hepatargischer Zustände. 


Von Prof. Dr. P.'F. Richter, Berlin. 
“Die auffallende. Vermehrung hepatargischer ‚Zustände in den 


E letzten Jahren, speziell in ihrem Kulminationspünkt, der akuten Leber- 
_ atrophie,ist eine Tatsache, die pathologischen Anatomen und.KRlinikern 


geläufig ist, und die einer Diskussion heute nicht mehr: bedarf. 
k An Erklärungsversuchen für diese verminderte : Resistenz des 
Leberparenchyms gegenüber : Einflüssen . hat ‘es 
nicht gefehlt. 


Freilich fehlt dafür. noch der stringente Beweis. Einmal: ist 
der sichere Nachweis noch nicht geführt, daß mit. der Atrophie 
(der Leber auch ein Glykogenschwund einhergeht, 'der nicht als der 
gewöhnliche “postmortale zu deuten ist. Umber bezieht ‘sich auf 
Untersuchungen von Kimura; bei denen in einer subakut ätrophi- 
schen Leber,“ die 2 Stunden -nach Eintritt des Todes untersucht 
wurde, in den zu Grunde gegangenen Leberzellen überhaupt kein. 
Glykogen nachzuweisen“ war, sondern nur in einigen regenerierten 


Zellenkomplexen.' Und in, zwei unmittelbar nach dem’ Tode durch. 


fallende Glykogenarmut demonstrieren. Dabei war der Leber bis 


' Wege erfolglos ‚bleibt, so eröffnet sich vielleicht eine neue Möglich- 


| Adtenalins müßte 


in verhältnismäßig kurzer Zeit eine fast völlige Ausschüttung der 


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zuletzt reichlich Kohlehydrat zugeführt worden. 
Größere Untersuchungsreihen stehen noch aus. en 
-Und andererseits ist es bisher auch nicht geglückt (Umber), 
eine Glykogenfixation in der Leber (etwa durch Lävulosezufuhr) zu 
erzielen und damit den Verlauf günstiger zu gestalten. .' ' 
‚Wenn. so die einfache Zufuhr von Glykogenbildnern auf oralem. 


‚keit, das Haften des ‚Glykogens in der Leberzelle zu erzielen durch 
e Beziehungen des Insulins zur Glykogenbildung und. zur Gly- 
kogenlixation. Se Ä | Zu | 
Wie steht es. damit? | ae e a i 
der kurzen Zeitşpanne seit Entdeckung des Insulins ' 


existiert gerade -über diesen Punkt schon eine große Menge Ex- 
perimente in der Literatur, die freilich nicht eindeutig sind. | 


Die Auffassung des Pankreashormons als eines Antagonisten des. 
ja von vornherein eine Beziehung zum Glykogen 


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Wochenschrift für praktische 


Organ der Berliner Medizinischen Gesellschaft 


Verlag von 


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Insulinbehandlung 


Leber in der Regel sehr glykogenarm- ist,. nach 
hohe Glykogenwerte in. der Leber. : .- . se Tote Me 
- | Ahnlich. fanden Allen-und Sherik bei einem. Coma. diabeti- 
cum, das mit Insulin behandelt wurde, -höhere Glykogenwerte in der 
Leber; das gleiche. gab Campbell an. © = 0 


nur beim: diabetischen Organismus . stattfinde. Marrien und 
Dudley, Staub .u. a. konnten. beim hungernden Tier und bèi 
Normaltieren,: die sofort nach dem ; Auftreten | 
stände verarbeitet wurden, keine Vermehrung der Glykogenbildung, 
sondern: sogar eine Verminderung des 


treten der hypoglykämischen Krämpfe 
den Glykogengehalt herab. . ‚Wartet man ihr Eintreten nicht ab, und 
sorgt man dafür, daß “durch Traubenzuckerdarreichung dem ` Or- 
ganismus : genügend Material. zur Verfügung steht, ‘dann nimmt, wie 
Oollazzo, Haendel und Rubino mit aller Bestimmtheit nach- 


bildnern beim Hungertier, große Insulingaben mit Auftreten . hyper- 
slykämischer Krämpfe), wie erwähnt, überhaupt nicht geeignet, die 


ist die ganze Frage auch nur nach quantitativen Gesichtspunkten 
zu entscheiden, d. h. sie st | 

Dosen, wie sie beim normalen Tier gegeben worden sind, . wirken 
wahrscheinlich auf den gesamten Kohlehydratstoffwechsel,. indem sie 


alle Regulationsmechanismen ausschalten, anders ein, als die kleineren ` 


‚gleichgültig, welches die Gründe sind: Ob die Glykogenbildung 


wird, ist wohl für die Theorie 


der Insulinwirkung beim Diabetes: wichtig, nicht aber für die bloße | 


Registrierung eines Schutzes des Glykogenbestandes. 
„Notwendig: ist ‚aber ein gewisser Zuckergehailt der ‘Leber, 
den beim Hungertier vorhandenen ‘überschreiten muß: Nach den 


Versuchen yon. Cori bildet die Leber nach Kohlehydratzuführ nur i 
beträgt. Das Insulin 


Glykogen, wenn der Leberzucker über 0,36 % 


hypoglykämischer Zu- 


| Glykogengehaltes feststellen. 
Aber diese Versuche sind ` nicht ganz stichhaltig. Denn. das: Auf-- 
setzt an und für sich schon . 


in Leber und 
Muskeln nach Insulinwirkung um 50— 70 %/o gegenüber der Norm zu. 


Möglichkeit .einer Glykögenanreicherung zu entscheiden. Dann aber. 


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Demgegenüber: ist. behauptet worden, daß diese Glykogen- 
speicherung nach gleichzeitiger Darreichung von Glykose und Insulin. 


der. . 


fördert dagegen die Glykogenhildung derart, daß schon bei viel 


geringerem Zückergehalt ein Glykogenansatz erreicht wird. ` | 
Unter bestimmten .Kautelen hat also das Insulin eine Schutz- 
wirkung auf das Glykogen, vor allem da, wo die Glykogenbildung 
gefährdet oder seine Zerstörung befördert wird. Das läßt sich: ex- 
perimentell zeigen: Das Insulin hindert, wenigstens bis zu einem ge- 
wissen Grade, die Glykogenausschüttung in der Leber nach Adrenalin 
(Noble,.Macleod usw.), und zwar wahrscheinlich durch: die Bil- 


| dung von Intermediärprödukten, aus denen der Organismus .je nach 
Bedarf. wieder‘ das Glykogen aufbaut. Es hebt (Brugsch)..zwar die 
diastatische Wirkung in der Leber nicht auf, aber es‘ bewirkt die 
. oxydative Synthese zu Glykogen. | ee ae ee 

_ ` Wir haben nun von den kurz skizzierten Gesichtspunkten’ aus, 
‘das Insulin bei’ verschiedenen "schweren Fällen ` akuter ‘Hepatargie 


‘ 


Wahrscheinlich: erscheinen lassen. Bekanntlich bewirkt das 
Tenalin, wie ich zuerst durch Wolownik habe nachweisen lassen, 


Ykogenbestände in der Leber, wie wir sie in gleicher Intensität 
nur beim Hungertier oder nach Strychnin kennen. In der Tat fand 
auch Macleod beim pankreas-diabetischen ‘Hunde, bei dem die 


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angewendet. Wir haben. absichtlich nur solche ausgewählt, da bei } 
den mehr chronischen Formen, wie.wir heute wissen. eine gewisse 
` spontane Heilungsmöglichkeit besteht und auch ein eventueller Er- 


folg nicht beweisend gewesen wäre. . 


. Wir möchten von vornherein bemerken, daß es in keinem 
Falle möglich gewesen ist, eine Heilung zu erzielen. Bei mehreren 
Patienten war auch eine Beeinflussung des Verlaufes nicht zu kon- 
statieren. Ein Fall jedoch verlief unter der Insulinbehandlung der- 
artig merkwürdig, daß dem Insulin eine Einwirkung nicht abge- 
sprochen werden kann, und zwar eine Einwirkun 
und der Richtung obiger Ausführungen liegt. 

. Die Krankengeschichte' ist folgende: ` `. | 
£ 44jährige Patientin,. bei. der anamnestisch. kein 
heiten von Belang, speziell keine luetische Infektion vorliegen soll, 
ist etwa 3 Wochen vor der Aufnahme an Gelbsucht erkrankt; soll 


nach Aussage der Angehörigen immer matter und teilnahmsloser ge- 
worden sein und wird am 27. Februar 


mit schwerer Gelbsucht völlig 
 bewüßtlos ins Krankenhaus eingeliefert. ` £ 


Status bei der Aufnahme: Frau in mäßigem Ernährungs- 
zustande. Haut und Schleimhäute dunkelgelb. : Völlige Bewußtlosig- 
keit mit schwerer psychomotorischer Unruhe,. die sich zeitweise zu 
Jaktationen und Konvulsionen steigert. Sehr ausgesprochener Foetor 
hepaticus. Hautblutungen. Leberdämpfung kaum perkutierbar. Lieber 
auf Druck schmerzhaft. ' Urin: Leuzin.und Tyrosin positiv, zahlreiche 
hyaline Zylinder und Zylindroide. Erhält 50 Einheiten Insulin mit 
80 ccm einer 400 igen Traubenzuckerlösung intravenös. Während im 
Laufe des Nachmittags eine Veränderung im Zustande nicht ersicht- 
lich ist, ist Patientin am 28. Februar früh aus’ ihrer Somnolenz er- 
wacht und fast völlig klar. Sie antwortet auf die an sie gerichteten 
Fragen über ihre Familienangehörigen und gibt auch anamnestische 


Daten über ihre Krankheit an. Die psychomotorische Unruhe besteht 


noch, wenn auch in geringerem Grade fort. Gegen Mittag 


verlangt von selbst Nahrung. G 
Zustand, 


Der Urin enthält zablreiche Tyrosin-, weniger zahlreiche 
1. März. 


röse Zustand dauert fort. Wiederholt Krampfanfälle. 


8. März. Patientin ist aus ihrem Koma erwacht. Be- 
antwortet die an sie gerichteten Fragen; nimmt spontan 
Nahrung zu sich. Hin und wieder noch Zustände von psycho- 


motorischer Unruhe. Insulineinspritzung wie an den Vortagen. 
4. März. Patientin ist völli 
ins Einzelne gehende genaue 


Jaktationen. 
5. März. 


6.März. Allmählich zunehm 
nicht mehr erwacht. Exitus. 


Aus dem Sektionsbefund: (Professor Pick) Leber wiegt 
7500. Maße: 29X21X4cm. ‚Sehr schlaff und -weich, mit scharfen 
Rändern. Oberfläche mit gelben, vortretenden, verschieden großen und 
verschieden geformten Buckeln. Das Gewebe zwischen ihnen ist rot, 
eingesunken, derb. Schnittfläche von gleicher Art: Vorstehende opak- 
gelbe Herde mit dazwischen liegendem festerem Gewebe, das hier teil- 


weise graugrün ikterisch verfärbt ist. 


Gallenblase und Gallenwege frei. In der Gallenblase drei Kalk- 


 konkremente. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. &. 


g, die in dem Sinne 


o früheren Krank- 


wird. die 
Patientin wieder schläfriger, der Zustand geht in völligen Sopor über. 
Nachmittag erneute Injektion von 50 cem Traubenzucker mit 40 Insulin. 


29. Februar. Patientin spricht völlig geordnet und gibt 
auf Fragen richtige Auskunft. . Sie erkennt den Arzt und 


ie Mittag setzt der soporöse 
nur durch Jaktationszustände unterbrochen, wieder ein. 
Tıeuzinkristalle. 
70 Einheiten Insulin nebst 80 cem intravenöser Trauben-. 
zuckerzufuhr sowie Traubenzucker per os. Ebenso 2. März. Der sopo- 


bei Bewußtsein, macht bis 


‚Angaben über den Verlauf ihrer 
Gelbsucht, unterhält sich mit den Ärzten, nimmt spontan Nahrung zu 


sich. Zufuhr von Lävulose, die aber erbrochen wird. 20 Einheiten Insulin. 
Am Nachmittag wieder Trübung des Sensoriums und Einsetzen der 


Patientin ist aus dem benommenen Zustande 
wieder erwacht, macht aber nicht den frischen Eindruck, wie an 
den beiden Vortagen, schläft in der Unterhaltung mehrfach ein. 10 Ein- 
heiten Insulin (nur kleine Dosen, weil der per os eingeführte Zucker 
erbrochen wird und es nicht mehr gelingt, intravenös Traubenzucker 
einzuführen). Am Nachmittag wieder Benommenheit, schwerste 
motorische Unruhe. | | 


endes Koma, aus dem Patientin 


5 Oktober 


Leberzerfall mit den Erscheinungen der Hepatargie immer wieder 
‘ aufgehalten wird, ein Spiel zwischen Toxin- und Antitoxinwirkung, 
. bei dem schließlich die erstere die Oberhand gewinnt. 
der Fall ist, ist bei. den schweren pathologisch-anatomischen 
- Schädigungen, die die Autopsie aufdeckt, nicht zu verwundern, viel 


wunderbarer, daß der Zusammenbruch so lange aufgehalten werden 
konnte. 


Daß dies 


Zumal wenn man die Schwierigkeiten der kombinierten 


Traubenzucker-Insulinbehandlung ermißt, bei der auch das Dichter- 
wort gilt, daß leicht bei einander die Gedanken wohnen, aber hart 
im Raume sich die Dinge stoßen. . Denn die theoretische Forderung, 


auf diese Weise den Glykogenbestand der Leber zu erhalten, stößt 


| deswegen in praxi auf so große Schwierigkeiten, weil es bei dem 
| Zustande der Verdauungsorgane kaum gelingt, auf die Dauer größere 
. "Traubenzucker-. oder .noch , besser Läyulosemmengen per os zuzu- 


führen, der rektale Weg zu wenig wirksam und auch der intra- 
venöse durch Verödung der Venen allmählich verschlossen wird. 
Aber gerade bei der Insulinwirkung ist die genügende Zuckerzufuhr 


unserem Falle ergab die. Blutzuckeruntersuchung in den Tagen zu- 
reichender Zuckerzufuhr Werte, die nicht unter 0,06°/, herunter- 
gingen, während ar den beiden letzten Tagen: der Blutzuckerwert 
unter 0,05°%, lag. Es ist die Vermutung nicht von der Hand u 
weisen, daß bei den Jaktationszuständen der letzten Tage neben 
dem hepatargischen auch der hypoglykämische Zustand eine Rolle 


gespielt hat. Wenn sich so der Therapeut zwischen der Skylla des 


autolytischen Leberzertalles einerseits und der Charybdis der Hypo- 
glykämie andererseits hindurchwinden muß, so geht daraus schon 
die große Schwierigkeit hervor, das Lebensschifllein des Patienten 
vor dem Scheitern zu bewahren. Und es wird noch vielfacher 


tastender Versuche bedürfen, um die Insulindosen im Verhältnis:zu 


den' eingeführten Kohlehydraten so abzustimmen, daß sie statt der 


erwünschten Glykogenfestigung nicht vielmehr eine unerwünschte 
. Ausschüttung des Glykogens zur Folge haben. 


Wird nun aber das Glykogen durch das Insulin in der Leber 
wirklich festgehalten? Auf diese für unsere ganzen Deduktionen 
grundlegende Frage gibt nun in der Tat unser Fall eine unzwei- 
deutige Antwort. Die Untersuchung der sofort nach dem Tode 
herausgenommenen Stückchen von Leber nach Best, die im patho- 
logisch-anatomischen Institute (Prof. Pick) vorgenommen wurde, 


ergab im Gegensatz: zu den oben zitierten Befunden von Verse 


einen bedeutenden Gehalt von kleintropfigem und mittel- 
tropfigem Glykogen in den Leberzellen. . Auch die Muskeln 
enthielten zahlreiches Glykogen. Und dasselbe war bei einem 
zweiten Fall von akuter gelber Leberatrophie der Fall, der nur 
zwei Tage einer Insulinbehandlung unterzogen war. Damit ist die 


Möglichkeit einer Glykogenie nach Insulindarreichung bei akuter 
Leberatrophie bewiesen. 


Inwieweit daraus praktische‘ Konsequenzen für die Be- 
handlung abzuleiten sind, müssen weitere Beobachtungen lehren. 
Immerbin ermutigt die Tatsache, daß in einem ganz aussichtslosen 
Falle akuter Atrophie eine derartige Modifikation des Verlaufes und 
temporäre Besserung eingetreten ist, doch zu weiteren Versuchen, 
namentlich bei den mehr chronischen Formen und speziell pro- 
phylaktisch da, wo bei längerem Verlaufe eines Ikterus das Pro- 
dromalstadium einer Atrophie nicht auszuschließen ist.: Eben aus 
diesem Grunde scheint mir der Fall trotz des schließlichen Miß- 
erfolges der Therapie doch der Veröffentlichung wert. Theoretisch 
‘sind Fälle, wie der mitgeteilte, ein weiterer Beweis für die Be- 
ziehungen des Insulins zur Glykogenbildung in der Leber und damit 
zum Studium des Mechanismus der Insulinwirkung überhaupt. 
Vielleicht kann die letztere gerade auf diesem Wege eine Klärung 


erfahren. Schon vor Jahren hat Frank darauf aufmerksam gemacht, ` 


daß es zwei Typen von Glykogenschwund gibt: Die eine, wie nach 
Adrenalin, Pankreasexstirpation usw., bei der eine Hyperglykämie ein- 
tritt, und die andere nach Vergiftungen, besonders aber nach 


ein , dringendes Gebot wegen der Gefahr der Hypoglykämie. In 


Mikroskopischer Befund: Typisches Bild der akuten 
p 


Atrophie. Reichliche Gallengangswucherungen, Leberzellen in ausge- 


schweren Leberschädigungen, wie der Phosphorvergiftung, bei der 
dehnter Fettmetamorphose. . 


der Blutzuckergehalt sich nicht ändert. Hier wird in der Leber- 
zelle nicht Traubenzucker, sondern Milchsäure gebildet, die auch im 
Harn zur Ausscheidung gelangt. Ähnliches ist auch bei der akuten 
Leberatrophie der Fall. Die Verfolgung des Milchsäuregehaltes von 


Blut und Urin bei insulinbehaudelten Leberatrophien verspricht 


r 


= Resümieren wir, so haben wir einen Fall schwerster akuter 
gelber Leberatrophie mit einem Verlaufe, wie er wohl kaum je beob- 
achtet worden ist. Es ist ein fast 8 Tage dauerndes dramatisches | gerade für die Kenntnis des Stoffwechsels in der Leberzelle ‚unter 
Wechselspiel zwischen tieister Bewußtseinsstörung und völliger 

Klarheit, bei dem man den Eindruck hat, daß unter dem Einflusse 


dem Einflusse des Insulins und damit auch für das „hepatische“ 
| Problem des Diabetes wertvolle. Aufschlüsse, wie ‚hier nur ah- 
der Insulin-Traubenzuckerbehandlung der fortschreitende autolytische . | 


deutungsweise bemerkt werden soll. 7 


ee 


5° Der prinzipielle Unterschied meines Überhäutuugsverfährens : 
von. denen Reverdins, Thierschs und v. Mangoldts.ist der, daß ` 
"das: Transplantat nicht auf die Wund- oder. Granulations- | 
-- fläche aufgelegt, sondern —- wie Pflanzensetzlinge — in die. 
. Tiefe der Granulationsmasse tatsächlich. eingepflanzt. wird. | 

. ‚und’daß deren anregende und heilende Kräfte für die Heilung voll- 
. ständig ausgenutzt werden. | | | | 


| gesetzt ‚worden wäre. Im Laufe der. Zeit wird auch an solchen 


. 
y 


ns P A fe 


-` ‘hain iù Berlin (Direktor: Prof. Dr. W. Braun). 


... - ‚Dauerergebnisse der Hautpfropfung. _ 
2,0%. Von Prof. Dr. W. Braun, Berlin. — 


`. In Ergänzung meiner Veröffentlichungen aus den J 


der von mir: angegebenen "Methode der Hautpfropfung abgeben. 


Die Dauerhaftigkeit des Erfolges konnte von mir an 


‚einer großen Reihe, zum Teil .8—4 Jahre - zurückliegender Fälle 


- bei. der Nachuntersuchung festgestellt werden. .Den besten Prüf- 


.. ‚stein für den ‚klinischen Wert des .Verfahrens:geben ausgedehnte 
-- Verbrennungen des Körpers und zirkuläre Ablederungen |. 


der Haut der Glieder. Daß man auch in den. verzweifeltsten 


. Fällen dieser Art die vollständige Überhäutung der allergrößten | 
Wundflächen mit Sicherheit erzwingen kann, habe‘ich bereits wieder- 


holt zeigen können: Daß die so gewonnene ‚Haufdecke weit- 
gehenden Anforderungen auf die. Dauer genügt, ließ sich nach 


‚Jahr-und Tag feststellen.. Daß alles darauf ankommt, die Granu- | 


lationen möglichst frühzeitig, d. h. vor. Eintritt stärkerer narbiger 
Schrumpfüng, -zu epidermisieren, fanden wir bei der Untersuchung 


- der alten ‘Fälle bestätigt: Es besteht ein -ziemlich gesetzmäßiges 


~ Jationen: zuweilen eine.keloidartige Verdickung, gitterlörmiges oder 
‚pockenartiges Aussehen, ohne daß dadurch die Widerstandsfähigkeit _ 


Verhältnis zwischen der Dauer des Überhäutungsprozesses und der 


Güte des Enderfolges. Flächen, deren Überhäutung schnell, d.h. 


etwa 5—8 Wochen nach der ersten Pfropfung, gelungen war, 
..zeigen Häufig eine Hautdecke von fast normalem Aussehen. mit 


den . Eigenschaften (Weichheit, Verschieblichkeit und Dehnbarkeit) 


normaler Haut.: Ein gutes kosmetisches Ergebnis lieferte z. B. ein 
Fall von. schwerer Verbrennung der Stirnhaut. Bei Defekten im. 
- :Bereich-der ‚behaarten ‘Kopfhaut erzielt man eine Haut, die: der 


‚der 'atrophischen Glatzenhaut ähnelt. In andern Fällen fanden sich 
gewisse Schönheitsfehler: Neigung zur Schuppung, Trockenheit, 
‚braune Pigmentierung, Blässe, Zyanose, Welkheit u. a. Im Gegen- 
satz dazu zeigen Stellen, an denen die Epidermisierung erst verspätet 
erzielt wurde, infolge .der vorgeschritteneren Schrumpfung. der Granu- 


und Funktionstüchtigkeit der Haut für gewöhnlich wesentlich herab- 


Stellen die Haut weicher und verliert ihren keloiden Charakter. 


| u ‚Solche immer, nur auf kleinere Teile des ursprünglichen :Defekts 
beschränkte Störungen des Überhäutungsprozesses beeinträchtigen 


.. geblieben. 


die Güte des.Endergebnisses sehr wenig. Sogar bei vollständigem 
Verlust der Haut an der Beuge- und Streckseite des Ellenbogen-, 
Khie- und ‚Handgelenks sind deshalb Kontrakturen, die die Funktion 
des _Gelenkes `- in nennenswertem Maße herabgesetzt hätten, aus- 

leben. Züm Beispiel war die neugebildete Haut in einem. bereits 
erwähnten Fall von schwerer Totalablederung.der Armhaut!) 31/, Jahre 


-nach der Verletzung. an der Streck- und Beugeseite des Ellenbogen- 
 gelenkes_ verschieblich, elastisch und auch über dem.Olekranon ab- 


hebbar: Eine mäßige Beugehemmung ist hier durch die gleichzeitige 


E Schädigung “des Bewegungsapparats bedingt. Die Haut zeigte in 
uen derartigen Fällen trotz der erhöhten Inanspruchnahme keinerlei | 


Neigung zu Rhagaden oder. Geschwürsbildung. Im Gegensatz zu diesen 
günstigen Ergebnissen. bei rechtzeitiger, planmäßiger Pfropfung steht 


| eine Beobachtung von totaler Ablederung: der Kniegelenksgegend bei 


 &inem Ajährigen Knaben. Hier war es trotz mehrfacher, von anderer 


seite ausgeführten Thierschscher Transplantationen nicht gelungen, 
Hi Ausbildung einer schweren Beugekontraktur und schwerer zirku- 
er narbiger Einschnürung des Gliedes zu verhindern und den 


E Defekt an der Streckseite zur Überhäutung zu. bringen. Verspätete . 
„suche mit ‚Piropfung und Lappenplastik scheiterten an der Starr-. 


oe S narbigen Untergrundes., Der unbefriedigende Zustand er- 
a ‘vor einem Vierteljahr bei dem jetzt 9jährigen Knaben die: 
ron des subluxierten, im übrigen intakten Gelenks (Abb.1). 


) Siehe früh, Veröffentl. M. KI. 1921, Abb. 5—7. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. ` 


<- Abhandlungen..  . - 
“Ein großer, nach der. Durchtrennung des Narbengewebes in der Knie- . + kan 
| kehle entstandener Defekt wurde durch einen ungestielten Hautlappen. -f en 

| nach Krause gedeckt, die durch eine sekundäre Gangrän vergrößerte -Prti 
| ulzeröse: Fläche: an’ der Streckseite durch Hautpfropfung: beseitigt: In = = ©, pirties 
. diesem Fall hat.es also jahrelanger, für. den -Patientien qualvöller | |.. kön: 

‚therapeutischer Maßnahmen.bedürft, um ein einigermaßen. brauchbares ` `- .-. . fi“; 
Glied. zu gewinnen (Abb: 2). und die bei derartigen schweren Ab- . ... RoT: 
lederungen früher häufig notwendigen ‚Amputationen:zu umgehen. pi: 
Bei frübzeitiger: Pfropfung hätte sicher ‘die Funktion des Kniegelenks © .: ' fr. 


us der I. Chirurgischen ‘Abteilung des Krankenhauses im Friedrichs- 


ne ahren 1920 (2) 
 und:.1921 (3) kann ich-heute nach mehr als vierjähriger Erfahrung | 
"ein. abschließendes Urteil über: den Wert und’ die Verwendbarkeit | 


. vorherige Schaffung einer guten. Granu- pm 
lationsdecke über den Knochen. Wo. 
. sie sich nicht von selbst bildet, ` muß 
‚ihr Wachstum, — insbesondere auch in 


des Knochens unterstützt werden. Ich - 


-liegenden Fall . von schwerer Ab- 


' nur völlige Vernarbung, sondern auch 
völlig freie Beweglichkeit des. Fuß- 
‘gelenks unter Ausschluß von Spitz- 
dußstellung erzielt wurde. Allerdings‘ 
ist hier die Haut zur: Zeit noch über 


guten‘ fast A Jahre zurückliegenden 


Jungen mit schwerster Kniegelenksver- 
-letzung und weitgehender Entblößung 
- der Oberschenkelkondylen?2). Gelegent- 


plizierten Gelenkverletzung notwendig 
gewordenen -Nachresektion. konnte ich 
feststellen, daß auch die den Knochen | 


N -< = 
3 % 


B $ u 
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erhalten und die.Beugekontraktur vermieden werden können. - 


iu va es ia iy , > l ` | . ` Abbildung 1. = E, > ` A 


| Kontraktur des Koiögelenkes. Ulkus übər:der Patella. ` 


x zn u . 
, - P [4 


AN In mehreren der nachuntersuchten ‚Falle war 'die Sensibilität: 


vollständig wiederhergestellt, andere Male war. sie noch herab- ` 


gesetzt; ab und zu bestand direkt Überempfindlichkeit. Daß iban `. 
auch bei ausgedehnter Bloßlegung von Knochen gute Dauer- ` 
achtungen. ‚Voraussetzung für ein be- 
friedigendes:Ergebnis’ist allerdings die 


Abbildung 2. - 


alten Knochenhöhlen oder über sklero- 
sierter Kortikalis — durch Anfrischung 


möchte hier-auf einen. 1!/, Jahre zurück- . 


quetschung der Hacken- und Fersen-. 
weichteile hinweisen, in welchem nicht 


dem Kalkaneus‘ gespannt und etwas 
gerötet, in ihrem untern Abschnitt stark . 
verhornt. Weiter .erwähne ich einen - 


Dauererfolg. bei einem jetzt 16jährigen 


lich einer; infolge der schweren kom- 


Der gleiche Fall wio Abb.1 nach 
der Resektion und Pfropfung. 


4 


unmittelbar bedeckende Haut trotz einer gewissen Starrheit wider- 


standsfähig war und sich gut nähen ließ (Abb: 3 u. 4). Sehr be- 
‚währt hat sich mein Verfahren auf die Dauer auch bei schwerer: : 


Zertriämmerung der Glieder. Hinweisen möchte ich auf einen  ' 
Fall von schwerer komplizierter Zertrümmerungsfraktur des Unter-. 
schenkels mit gleichzeitiger weitgehender Zerstörung der Mus- 
kulatur und Haut. ‘Hier ist jetzt — nach Jahren — ein sehr gutes 
funktionelles und kosmetisches Resultat zu verzeichnen. Nach meinen ' 
Erfahrungen hätte dieses Glied: früher amputiert werden müssen. 


2) Siehe früh. Veröffentl, M. Kl. 1921; Nr. 14. 
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1934 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


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5. Oktober i 


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In einer Reihe von Fällen konnten wir. die Ausdehnung der | die totale Exstirpation des dicken kallösen: Geschwürsgrundes zu- 
Amputation einschränken, weil wir wegen der Möglichkeit der |.rückgreifen müssen, um die neu geschaffene Wundfläche entweder 
nachträglichen Pfropfung auf die Bildung ausreichender Hautlappen | sofort mit ungestielten Lappen nach F. Krause?) zu decken oder 
verzichten konnten. Wir haben uns z. B.'bei Fußzertrümmerung | nach Züchtung einer frischen Granulationsdecke möglichst bald 
auf die Abtragung der unmittelbar zerstörten Teile und die Wund- | zu überhäuten. Die Kombination -von ausgedehnter, tiefgreifender. 
versorgung beschränkt und auch große Defekte mit Hilfe der Piropfung Ausrottung des Geschwürsgrundes und möglichst baldiger Pfropfung 

, = E hat sich auch in einigen. Fällen von schwerer Röntgenverbrennung 

‚ Abbildung, 3. FE | bewährt. Schließlich sei der Vollständigkeit wegen die Abkürzung 
—— ‚des Vernarbungsprozesses durch die Pfropfung bei granulierenden 

. Wunden und Geschwürsflächen der verschiedensten Herkunft, als 

da sind: per secundam heilende Laparotomiewunden,' Dekubital- 
geschwüre, Karbunkel, Fingerkuppendefekte, Syndaktylie (Wilde- 

gans), Resthöhlen nach Thorakoplastik, Wundhöhlen und Orbita- 
austäumung, Radikaloperation des Mittelohres usw. erwähnt, — 

Nach rechtzeitiger Pfropfung. können außerdem erwähnte narbige 

Ä Verengungen an den Körperöffnungen und Verziehungen, (Ektropium) 

5 vermieden werden. Auf die von uns und Pels-Leusden be- 
obachtete Möglichkeit, ulzerierte, karzinomatöse Geschwürsflächen 

Be ‚zu epidermisieren und ähnliche Versuche bei tuberkulösen Geschwürs- 

TI ASNES sr A .- | flächen sei nur aufmerksam gemacht. Ben i 

DEsprOnzHEne SYerlstzung, | Technik: An der ursprünglichen Technik habe ich nichts 

Abbildung 4. à  Wesentliches geändert. : Ich sehe auch in dem Verfahren von 
| Bi | Pels-Leusden (5, 7) (Einspritzung eines nach ‚Mangoldt herge- 
stellten Epithelbreis) keinen Fortschritt. en 
RT, RE ee o Bereits in meiner ersten Publikation. wies ich ganz besonders 
EEE AA E AEE NT darauf hin, daß bei meinem Verfahren im Gegensatz zu Reverdin, 

l | Thiersch und v: Mangoldt die Epidermisierung trotz schlaffer, 
. schmieriger Granulationen, trotz reichen. Keimgehaltes des Wund- 
‚| sekretes, ja auch trotz Überschwemmung der Wundflächen mit 


D 


RR | jauchigem ‘Eiter, Urin und Kot, ohne besondere Vorbereitung der ` 
RN a Granulationsfläche zu erzielen ist.. | 2 
Be... ARE 7 RR | Der an der Entnahmestelle des zur Pfropfung bestimmten 
ee | | | RR Hautläppchens entstehende Defekt ist so klein, daß der in dieser 


Nach der Pfropfung. 


` 


Richtung von Reschke (5). betonte Vorteil des Pels-Leusdenschen 
| Verfabrens nicht in Frage kommt. Da ich auf . a 
| | An TE Lehe Rückfragen von Fachkollegen ‘bis in die letzte Zeit den Eindruc 
zur Vernarbung gebracht, so daß der übrige Teil des Fußes erhalten gewonnen habe, daß meine Pfropfungsvorschriften nicht immer richtig - 
wurde. Das Gleiche gilt von glatten Amputationen unmittelbar Defolet d d daß hierauf vielleicht Mißerfolee zurückzuführen 
‚über den... Zertrümmerungsherden höherer Gliedabsehnitte. Wir | © à 5 hei i die Ri hi an ch inmal 2 
konnten unter solchen Umständen entweder ohne weitere Nach- | 57e 1. Dis Pirol iae Bir sofort nach Entwicklun ` einer frischen 
operation‘ gute Vernarbung ‚und. funktionstüchtige Stümpfe oder Giinlahonsdecke das heißt, wenn angängig bereits 2—83 Wochen 
ar "Heine" Nachoperaimen aka a en > nach Entstehung des Defektes, vorzunehmen, auch wenn noch nicht 
A. W. Meyer ausgesprochen. In gleicher Weise ließ sich die Über- alle Nekrosen abgestoßen sind. 


häutung der Amputationsstümpfe nach Amputation wegen ER denn ne AE appena AEN 
- Sepsis oder Gangrän durch die Pfropfung wesentlich fördern, auch , i 


, wenn ausgedehnte Teile der Hautlappen zugrunde gegangen waren. o aoee tne des Dappone in zahlreiche 1 Damm grobe Grobe 


. Anf die üb hendschnell der ursprünglichen Reverdinschen) Hautstückchen mit der. Schere. i 
' Abbildung 6. Überhä e ee den bk A. ° | -> Æ Reihenweises Einpflanzen bzw. Einstecken dieser Stückchen 
| Se: ang unc den brenden- | schräg in die Tiefe (3—4 mm) der unempfindlichen Granulationen 
Fremen m (den Anfangserfolg bei’ den x 


Bt aut d übel- - mit feiner Pinzette oder Nadel, so daß die Granulationen sich über 

gro Bea M sei Tehrz h °= | den Setzlingen an der. Oberfläche wieder zusammenschließen. 

: S beni Te de 2. a ahrzebnten 5. Dachziegellörmiges Bedecken der Granulationsfläche mit 
l F ak T it en a geöltem Gaudaphil oder Borsalbenlappen für 2—3 Tage. 
ape ie fch habe h A Taufe | 6. Nachbehandlung mit in: physiolog. - Kochsalzlösung ge- ` 

der Zei i be AOPA Reihe dieser tränkten, durch Billroth-Batist abgeschlossenen Verbänden, . die 

Falle ae f beid rn dauernd feucht gehalten und täglich gewechselt werden. Später 

a 5 na a de ZT n | abwechselnd feuchte Verbände, Bor- oder Höllensteinsalbenverbände; 
TE ker n PA on Bäder, frühzeitige Bewegungsübungen. > EE DN 

Schon Beer nn has Kommt die Epidermisierung zum Stillstand, so sind in Ab- 

ee = _ an ständen von 2—3 Wochen erneute Pfropfungen: der Restfläche. vor- 
zidive en: Nenerdines zunehmen. Ebenso wie Bier (1) halten wir es zur Unterstützung‘ der 

| habe ich ia Zolelien Fällen Ein schnellen Epidermisierung unbedingt für notwendig, daß die Aus- 

Pfropfung mit einer Umschnei- 
dung und Zerschneidung des 
Geschwürs (Parzellierung) bis in 
das gesunde Gewebe "hinein 
verbunden, um hierdurch eine 
Entspannung und Erweichung 

_ des Geschwürsgrundes herbei- 
zuführen (Abb. 5). 

Parzellierung des Geschwüres. - Die Entspannungsschnitte 


klaffen meist infolge des starken. 
‚Zurückweichens der Schnittränder 1—2 cm. Die in den ‘Schnitt- 


‚{urchen aufschießenden Granulationen werden ebenso wie die frisch 
granulierten alten Geschwürsflächen nach etwa 14 Tagen gepfropft. 
Aber auch die so gewonnenen Ergebnisse befriedigen. noch nicht 
vollständig. Ich glaube, daß wir bei solchen Rezidiven öfter auf 


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granulationsfördernde Eiterung nicht gestört wird. Die isotonische 
NaCl-Lösung halten wir für besser als die hypertonischen oder antisep 
tischen Lösungen. Bei Verwendung der von v. Gaza empfohlenen 5 
und 10°/,igen CaCl,-Lösung sahen wir keine günstige Beeinflussung 
der Granulationen und eher eine Verzögerung der Überhäutung. 
Bleibt die Epidermisierung trotz mehrfacher. Pfropfung aus, 
oder zeigen bereits überhäutete Flächen Neigung zum erneuten ge 
schwürigen Zerfall, ‘so empfiehlt ‘es sich, eine neue tragfähige 
Granulationsdecke zu schaffen. Hierzu genügt meist das bei den 
Ulcera‘ cruris oben erwähnte Verfahren der Umschneidung und 
Zerschneidung der betreffenden Zone. Nach diesem „Umpflügen“ 
des schlechten Bodens kommt es zu einer Entspannung und besseren 
Durchblutung des geschrumpften Grundes und raschem Aufschießen 


>) Frühere Veröffentlichung. 


trocknung der Granulationsfläche verhindert, und die nach Bier . 


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guter Granulationen und lebhafter durch baldige Pfropfung zu- 


unterstützender Epidermisierung. 
Biologisches. 


Die Klinische und Iutologische, Beobachtung lehi al a. bei _ Geschlechter an akuten Infektionskrankheiten. a 
meinem Verlahren — dasselbe gilt sinngemäß für die Methoden von Ma Ta E ee nt AUT ; | Ei 
Reverdin, v. Mangoldt und .Pels-Leusden — gelingt, durch | `. ran ARONNE en 5 Mi 


einfache Synthese von Epidermiszellen und jugendlichem Granu- 
‚ lationsgewebe nicht nur eine gute Hautnarbe, sondern tatsächlich 


eine weitgehende Regeneration der Haut als Organ zu erzielen. 
. Die Auffassung von Bier (1) in seinen „Beobachtungen über Re- - 


generation beim Menschen“, daß eine wahre Regeneration der-Haut 
tatsächlich möglich 


Natürlich kann man Schlüsse über die Regenerationsfähigkeit der 


Mit kurzen Worten sei noch auf einige 
biologisch bedeutsame Ergebnisse der Hautpfropfung hingewiesen. 


| ist, findet in meinen Befunden an der 
- Pfropfungshaut volle Bestätigung. | 


l e a ee j 
o g Oktobre o o = ` 1924 — MEDIZINISOHE KLINIK:— Ni; 40. 5 2.1885... 7 


Aus der Bakteriologischen Abteilung am Städtischen Krankenhaus 


| = im Friedrichshain in Berlin. > Í 
-.. Über die ungleiche numerische Beteiligung der 


a a na nen 
ae E 


| Von Dr. -F. ‚Schiff. l | 
| ‚Es ist eine‘ seit langem. bekannte Erscheinung, daß die beiden Ei 
Geschlechter von akuten Infektionen ungleich schwer betroffen :'.' Ki 
werden. Die Sterblichkeitsstätistik aller Länder zeigt mit auffallender _ 
Gleichmäßigkeit eine höhere Mortalität. bei den Knaben als bei den: > 
Mädchen. Das gilt für fast alle Infektionskrankheiten, die einzige - , ` 
wichtige Ausnahme macht der Keuchhusten, dem regelmäßig mehr ` 


ITAROA Ta 
en. 
RI 
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`; Haut nur aus solchen Stellen ziehen, die schon klinisch der normalen | Mädchen erliegen. ‚Diese Unterschiede im Verhalten. der Geschlechter BLEEE 
. Haut am nächsten kommen. An einem 3'/, Jahre nach der Pfroptung ‘sind im wesentlichen endogen. bedingt. Das.darf.man daraus alke 
.. - entnommenen Hautstück aus der Vorderfläche des Oberschenkels ließen nr: Br a te Ber ee a ae SERIE" 
a R , | schließen, daß sie schon während der Kindheit deutlich sind, also . ade, 
sich starke Papillenbildung, lockeres fibrilläres Bindegewebe und | S99 erh Zeitpunikt. in der 1eiche Gefährdung durch Beruf und SAHS 
elastische Fasern einschließlich des subepithelialen Netzes nachweisen. Ei PAR z Me Mom a ee r eidendeR Ole snider. ES l il = 
„ Nach der ganzen Sachlage kann es sich in dem eben er- dem Hervorireten des konstitutionellen Momentes liegt das Interesse PSARNE. 
" wähnten Falle nur um einen autochthonen Ursprung der elastischen der Erscheinung vom allgemein medizinischen, Stan dpunkt.aus. w eea p 
‚Fasern in der Pfropfungshaut handeln, nicht aber um ein Hinein- Für die spezielle Frage der :konstitutionellen Disposition zu = u ja 
‚wachsen der elastischen Fasern vom Mutterboden oder von der Infektionskrankheiten ergeben sich aber zunächst —-iso scheint EHE: 
 « angrenzenden normalen Haut aus, wie Wildegans (6, 7) annimmt. es. wenigstens — aus der Übermortalität der Knaben keine neuen ` ~ a hoi 
‚Wenn Wildegans zur Stütze seiner Auffassung. anführt, daß im Gesichtspunkte. Es liegt vielmehr nahe, die größere Empfindlichkeit . trank 
„entwickelten Organismus neue elastische Fasern wohl stets aus der Knaben als. eine Teilerscheinuns der Bakennian Anzöbaranen zahl, s piigi? 
- :alten, niemals: aber wohl neu in der Zwischensubstanz entstehen, Minderwertiekeit“ anzusehen Bar Auch in dem. Übere ender E al a 
so möchte ich -dem entgegenhalten, daß bei der Bildung der. Koboi un = den: Toteebnrteon. und in der all RE 5 Über isch u 
Pfropfungshaut Granulationsgewebe d.h. embryonales Binderewebe E S her nn BeleNen. Der Selena 
uns PSE : ryona'os >ndegewede | Sterblichkeit der Knaben im ersten Lebensjahr zum -Ausdruck Fl |: RE 
mit weitgehenden metaplastischen Eigenschaften beteiligt ist. Ein kommt. Sogar die Mortalität an Unfällen ist: worauf Prinzinge’ Peeta le 
abschließendes Urteil über diese schwierigen Fragen behalte ich mir | owie Asch Ser Swiosen haben. ber den Rushan m: BR ; EIRENE 
‚„biszur Gewinnung eines größeren histologischen Untersuchungsmaterials Jahr größer als bet den Madahon, elo Beroe aie stark auch bei en 
vor. Es wird sich dann auch Gelegenheit bieten, weitere Fragen zu be- scheinbar rein exogen b edingten. Todesureschan: die Konstitution. EEUE TENER 
rühren, die Wildegans in seinen sorgfältigen Untersuchungen über - hineinspielt. Als Ursache hat Lenz .die Anwesenheit vererbbarer BR EBEN 
~ die histologischen Vorgänge in den ersten Zeiten nach der Piropfung Letalitätstaktoren“ angenommen, die rezessiv und deshalb an das- ur A 
' im Bereich des Implantates‘ und Mutterbodens angeschnitten hat. männliche Geschlecht gebunden seien, eine ansprechende Hypothese ER 
Daß in der Pfropfungshaut Drüsen.und Haare fehlen müssen, wenn für die ein Beweis aber schwer zu erbringen ist. = ARE I TA 
man dünne Thierschsche Läppchen verwendet, ist selbstverständlich. “Eine starke Stütze Tür die Annahme einer venerei erobern o 
Vereinzelte von mir in der Pfropfungshaut festgestellte Lanugohärchen Hinfälligkeit der Knaben während der ersten Lebensjahre erblicke ` I% 
dürften auf die Mitüberpflanzung von tiefen Hautschichten mit Haarpa- | ;ch in der ganz charakteristischen, ja man kann sagen gesetzmäßigen - : Kurth, 
- pillen beruhen. Ob es möglich sein wird, bei planmäßiger Verwendung Verschiebung, die. im Verhältnis der männlichen zur weiblichen : TE @ultgin 
tieferer Haufschichten zur P fropfung Haare und Drüsen in höherem | Mortalität im Laufe der Kindheit eintritt. Diese Verschiebung: ist SENSE 
abe zur Entwicklung zu bringen, kann ich bis jetzt nicht sagen. | für eine Reihe verschiedener Infektionskrankheiten in den: näch- u 
Erwähnt sei weiter der biologisch hochinteressante Einfluß | stehenden Kurven dargestellt. | en War ls. 
der Pfropfung auf bis dahin vollständig ruhende, „verkämpfte“ | In den Abb. 1—4 ist für die einzelnen Altersklassen diè Ge- © ` PË 
Randnarben und Randgranulationen. Oft kann man 1—2 Tage | schlechisrelation der Mortalität ‚wiedergegeben, d. h. die je- Denen 
en der Pfropfung eine starke Proliferation des Randnarbenepithels weilige Mortalitätsziffer. der Männer bezogen auf diejenige der Frauen, ur 
I weiter das schnelle Vorrücken einer, der besten Pfropfungs- | letztere = 100 gesetzt!). Werte über 100bedeuten also ein Überwiegen Eoo 
at gleichwertigen Randnarbenhaut beobachten. Hierauf ist es der Männer, Werte unter 100 ein.solches der Frauen. Es zeigt sich, DER UNE 
is ulühren, daß man häufig später nicht mehr glauben würde, | daß die Kurven vom 1. Lebensjahr bis etwa zur Pubertät sämtlich E e E ENG a 
= E ae: der ursprüngliche Defekt eine so große Ausdehnung | absinken |(s. Abb. 1a, 1b und 2), oder, anders: ausgedrückt, der BORAR 
p wi at, wenn man nicht durch P hotogramme den Beweis dafür ‚relative Anteil der Knaben an der Mortalität wird mit zunehmendem Penya Al 
Yp Ars könnte, Schließlich ist mir noch die ‘Schnelligkeit des | Lebensalter immer geringer. Vom 15. Lebensjahr ab — und das gilt Grini ga 
iri 3 EN E und die Stärke der Epidermis bei P nn ‚wiederum nicht etwa nur für einzelne Infektionskrankheiten, sondern Bene 
AllersElasser ebensjahrzehnt aufgefallen. Trotz der Neigung bisher anscheinend ganz allgemein — steigt die Kurve-der Sexualrelatin ' . Bess II 
‚aber ni n zu atypischen Epithelwucherungen haben wir bisher dagegen an, die Mortalität der Knaben wird wieder größer. Als Beleg BERSHRERE 
ıe eine bösartige- Entartung 'des P fropfungsepithels gesehen. gebe ich außer den Kurven für die Kinderkrankheiten noch diejenigen © - lauf 
Schluß möchte ich noch einmal betonen, daß ich niemals für zwei sehr verschiedenartige Infektionen, für Typhus und Tuber- Be 
| a t gehabt habe, mit meinem Verfähren die Thierschsche kulose (s. Abb. 3u.4). Die Übereinstimmung der Verhältnisse springt Gar haer 
Mein s Ca verdrängen, wie K ausch (7 u. 8) anzunehmen scheint. | in die Augen. Einen wesentlichen Anteil an dem Umschwung im In» eh! 
da a r großes Verletzungsmaterial lehrt mich aber immer wieder, | 4. Lebensjahrfünft haben’ die erst um diese Zeit deutlich zur Aus- . Kl] 
Verf eine große Zahl von Fällen gibt, in denen das Thierschsche wirkung kommenden exogenen Faktoren. . Bi Be T SAk 
die Pfronf versagt oder überhaupt nicht verwendbar ist, während | Wie weit daneben auch endogene Momente den Verlauf. der a ce 
reich = eha schonend und einfach zum Ziele führt. Von zahl- | Kurve in den höheren Altersklassen beeinflussen, läßt sich ohne ein- ie Sir 
Bernd ni ollegen (Bier, Körte-Wildegans, Meyer, Sultan, gehende Einzeluntersuchungen kaum beurteilen. Im weiteren Ver- h ME pyi 
E heißt un en anderen) wird dieser Standpunkt anerkannt. | Jauf unserer Betrachtung sollen deshalb in erster Linie die Ver- Eh a 
ai ade SE hier nicht, sich prinzipiell für das eine und gegen | hältnisse des Kindesalters berücksichtigt werden. {nahe Au 
nebenein N‘ q erfahren zu entscheiden, sondern beide Verfahren S Die Altersverschiebung der Sexualrelation ist, wie die Kurven . el 
die Kaken e A Lertanden, daß der gr ößtmöglichste Nutzen für | deutlich zeigen, weitgehend unabhängig von der Art derInfektions- e Ei 
ee ' Wire, M | krankheit und vòn“ der Höhe der Sexualrelation an sich. Da REN reg 
È Chir. 1920 N ar: 1, A Bier, D. mW. a, Nr. g! a 44. = Braun. Zul EEE | 2O 2 e p Lo E E RTE 
nn pa Ba. 37. — 5. Ronähke: Zbl. £ Chir. 1922, H. 21. — 6. Wilde- 1) Als aee für die Berechnung der Géschl.-Rel. dienten die ER ’ 
sellschaft für a Se assnerhandlungen der Deutschen Ge- | in Prinzings Handbuch für Preußen. und für England gebrachten A ae 
Chumaden, W. Braun, ausch, Pio ehe 8. Verban: Bögen der Berliner Ziffern. Genaue Quellenangaben sollen später gebracht werden (in dem ` ld o 
| Slschen Gesellschaft, Oktober 1920, Januar 1921, März 1924. Abschnitt „Konstitution und Infekt“ des demnächst erscheinenden Werkes , e 
| La Brugsch, Biologie der Person, Berlin und Wien, Urban & Schwarzenberg). Eo a 
5 | | | | N PRRI ye 
E 
P Zu ee 
I | k ae 
| | | Br 


1386 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 5. Oktober 
Die Verschiebung im Kindesalter — darauf ist meines Wissens TE = Abbildung 3. N 

noch nicht hingewiesen worden — erfolgt beim Keuchhusten mit Alter [0-5 50 10-20 | 20-30 T 20-20 | #0-50_| 30-60 | 00m | | 

seiner konstanten Übermortalität des weiblichen Geschlechts genau 


in demselben Sinn, wie bei den Infektionskrankheiten, mit. einer 
Übermortalität der Knaben. | 


Der Anstieg nach dem 15. Lebensjahr als Ausdruck für einen 
wieder stärkeren Anteil des männlichen Geschlechts an der Mortalität 
ist nicht nur bei Typhus und Tuberkulose vorhanden, Krankheiten, 
die unter den Erwachsenen überhaupt die Männer stärker befallen, 
sondern auch bei Scharlach, einer Infektion mit typischer. Mehr- 


Abbildung 1b. | = 
orealzalssest_ | pa | 1 Tol- _Tonrzlesishiesit | sl- 


Abbildung 2. 
Alter [5-5 13-70 170-15175.20120.25] 25 135 1 35 #1 #5335 IT 55fes | 
GeschERel 99 73 | 95 | 90 79 108 119 
730 ` 


JNE 

g0 LA v TOn 

vr u, —— 
7 oe al |. 
so | Diphtherie t 
usi a| o ow TI NE ZUR EN 

110 

100 AEN EEE zu den 

m Na Abbildungen 1—4. 
l 8 Abb. 1. 

0 Geschlechtsreläation 

60 d. Mortalität in don 

pe einzelnen Alters- 


klassen. a) Masern 
u. Scharlach, b) Diphtherie u. 


9 'Keuchhusten. -~--~ Preußen 1896 
u bis 1900. — England 1881 bis 
100 1890, berechnet nach den An- 
90 gaben von Westergaard. 
80 Weibl. Mortalität = 100. 

70 Abb.2. Geschlechtsrelation der 
60 Mortal. an Diphtherie, Schar- 
30 


lach, Masern, Keuchhusten 
nach Lebensjahrfünften. W eibl. 
Mortalitāt = 100. 
England 1881—1890. 


” Mosern 


Abb.3. Geschlechtsrelation der Mortalität an 


Abdominaltyphus in den einzelnen Alters- 
L) klassen. --- Preußen 1896 bis 1900. —— England 
” 1896 bis 1900. Weibl. Mortalität == 100. 
7 


Abb. 4 Geschlechtsrelation der Tuberkulose- 
mortalität in Preußen. 
—1%21 ---1909/18. Weibl. Mortalität 100. 


toj | \o|-\r5 
108| 96 | 9t |92 79 67 72166168 63 60 
e 10%.. 93 8 75| 67 63 


Anzahl der Todesfälle bezogen auf die Zahl der überhaupt Lebenden, 


‚sitzen wir in der Letalitätsziffer oder Letalität („Tödlichkeits- 


Englond 11% __ 85° 
Prou 


700 
125 


Abbildung 4. 
Alter 
a lo |3 sl 9 | ms | 132 | no | 
y a 70 | se 80 \rr 80 | 9 | m | ts | m 
Geschl, Rel. 
180 


beteiligung der erwachsenen Frauen. Es übt also das Alter als 
solches einen in seinem Wesen noch nicht erkannten Einfluß auf 
die Geschlechtsrelation bei der Mortalität an Infektionskrankheiten 
aus, und zwar bei den verschiedensten Infektionen in der- gleichen 
Richtung. Ich möchte dieses Verhalten der Mortalität als die Regel 
der Altersverschiebung der Sexualrelation bezeichnen. 
Ob es sich um eine Ausleseerscheinung oder. um eine Änderung im 
Verhalten der Individuen handelt, kann hier nicht erörtert werden. 


Es wäre nun durchaus irrig, aus der Übermortalität des 
männliclien Geschlechts und der Regel der Altersverschiebung den 
Schluß zu ziehen, daß die Art der Infektionskrankheit auf die 
zahlenmäßige Beteiligung der Geschlechter überhaupt ohne Einfluß 
sei. Die ausschließliche Berücksichtigung der Mortalität, d. h. der 


gibt uns nämlich nur ein unvollkommenes und einseitiges Bild, 
unvollkommen, weil uns alle jene Infektionskrankheiten entgehen, 
die nicht oder doch nur ausnahmsweise zum Tode führen, einseitig, 
weil Unterschiede der Geschlechter in der Mortalität auf zwei ganz 
verschiedene Arten zustande kommen können. Eine Übermortalität 
des einen Geschlechts wird nämlich entweder herbeigeführt durch 
eine größere Häufigkeit der Erkrankungsfälle („Anfälligkeit“, 
„Disposition im engeren Sinne“) oder aber durch geringere Wider- 
standsfähigkeit gegenüber der ausgebrochenen Erkran- 
kung. Die Empfänglichkeit einer Gruppe für die Erkrankung 
können wir messen durch die Zahl der Erkrankten bezogen auf die 
Gruppenangehörigen (Morbiditätsziffer oder kurz Morbidität), ein 
Maß für die größere oder geringere Widerstandsfähigkeit be- 


ziffer“), welcheangibt, wieviele von 100 Erkrankten derInfektionerliegen. 


Betont sei, daß Morbidität und Letalität, Empfänglichkeit 
einer Gruppe für eine Krankheit, und mangelnde Widerstandsfähig- 


keit gegenüber der ausgebrochenen Erkrankung, nicht von einander 
abhängig sein müssen. 


So ist im Kindesalter die Morbidität an akuten Infektionen sehr 
hoch, die Letalität dagegen, abgesehen von de 


n ersten Lebensjahren, 
niedrig, während im Greisenalter einer geringen Erkrankungsziffer er 
hohe Tödlichkeitsziffer gegenübersteht. Anschaulich hat L. F. Meyer?) 


den Unterschied von Empfänglichkeit und Resistenz (für das Individuum) 
an dem Beispiel der Degkwitzschen Masernprophylaxe erläutert: wäh- 
rend ein geringfügiger Bestand von Immunkörpern genügt, um das Frei- 
bleiben von Erkrankungen zu gewährleisten, müssen zur Überwindung 


2) L. F. Meyer, Empfänglichkeit und Resistenz junger Kinder 
gegenüber grippalen Erkrankungen. Klin, Wschr. 1922. S. 736. 


| und Leipzig 1913. 
Ergebn..d. inn. Med. u. 


5..Oktober 


1924 — MEDIZINISCHE 


des Krankheitsanfalles selbst hohe immunisatorische Kräfte mobilisiert 


werden. Rechtzeitig, kurz nach der Infektion gespritzt, genügen zur 
Vorbeugung der Masern wenige Kubikzentimeter des Rekonvaleszenten- 
serums, einige Tage später vermögen auch größte .Dosen des Serums 


die Krankheit weder abzuwenden noch abzuschwächen. Ebenso an- 
schaulich ist ein zweites Beispiel, das Meyer anführt: dystrophische 
Säuglinge sind für Grippe nicht anfälliger als gutgenährte Kinder, 
sie erliegen der Infektion aber leichter. gs a 

Unsere Kenntnisse. über die Morbidität und Letalität der Ge- 
schlechter bei den akuten Infektionskrankheiten sind nun im Gegen- 


satz zu denen über die Mortalität noch sehr lückenhaft. Die Gründe 
sind technischer Natur. Wir müssen zur Berechnung von Morbidität 


und Letalität die Anzahl der Erkrankten in. einer Bevölkerung 


kennen, und diese ist viel schwieriger festzustellen als die der Ver- 
Eine Meldepflicht, für Erkrankungen besteht nur in 
manchen Ländern und meist nur für wenige ‚Krankheiten; wo, sie 


‘ storbenen. 


vorhanden ist, wird sie nicht immer zuverlässig durchgeführt, oder 
aber es fehlt die Unterteilung nach dem Geschlecht. Infolge dieser 


Schwierigkeiten Sind wir von einer systematischen Kenntnis der Ver- 


hältnisse noch weit entfernt; die wertvollste Zusammenstellung ist 
immer noch die von Prinzing®). Es ist charakteristisch, daß die 
neueren Arbeiten von Bucurä®) und von Grosser), die das Ver- 
halten der Geschlechter bei Krankheiten, insbesondere auch bei 
Infektionskrankheiten, monographisch behandeln, für Morbidität und 
Letalität fast völlig im Stich lassen. Es gibt aber doch einige 


: Länder, die zur Beantwortung der uns hier interessierenden Fragen 
ausreichende Unterlagen bieten, das sind insbesondere die- skandi- 
navischen Staaten und die Schweiz.: Der folgenden Untersuchung - 


sollen die Angaben der norwegischen Gesundheitsstatistik zu- 
grunde gelegt werden. | SE 


In Norwegen werden außer den schweren akuten. Infektions- | 
- krankheiten, wie Diphtherie; Scharlach, Keuchhusten u. a. auch einige - 


in der Regel gutartig. verlaufende registriert, über deren Verbreitung 
wir im allgemeinen nur unvollständig unterrichtet sind. Ich nenne 
hier Röteln (in Preußen mit Masern vereinigt!), Varizellen, Parotitis. 
Die Meldungen sind naturgemäß nicht vollständig, aber sie umfassen 
doch fast alle Fälle, die überhaupt in ärztliche: Behandlung kommen. 
Eine Scheu vor der Meldung besteht nicht, weil Ärzte und Publikum 
seit vielen Jahrzehnten, für einzelne Infektionen sogar seit mehr als 


; 100 Jahren, an die Meldepflicht gewöhnt sind, Das hohe Niveau des 


Arztestandes bürgt für die Zuverlässigkeit der Diagnosen. Mängel und 
Unrichtigkeiten der Aufnahme, soweit sie überhaupt vorkommen sollten, 
werden die beiden Geschlechter in gleicher Weise betreffen. Das gilt vor 
allem für das Kindesalter, und es ist ein weiterer Vorzug der norwegischen 


Statistik, daß sie von vornherein eine wenn auch grobe Trennung nach 
nämlich in „Kinder“ und „Erwachsene“. 


dem Lebensalter durchführt, 
(unter und über 15 Jährige). 


In den Abb. 5 u. 6 ist nun der relative Anteil der Geschlechter 


an der Morbidität der einzelnen Infektionskrankheiten in N or- 


Abbildung 5. 


Sepsis 


Parótitis - Sen 
en BER 
BE 

FIR" ER e E] 


"Meningitis ep. 


een ee) 
p Scharlach 


Geschlechtsrelation der Morbidität an akuten Infektionskrankheiten in 
orwegen 1913—1919. „Kinder“ (unter 15 Jährige). weibl. Morbidität = 100. 


| Narr dargestellt, und zwar zusammengefaßt für die 7 Jahre 1913 


‚Telation der Morbidität, wobei wiederum die: Morbidität des weib- 


Die einzelnen Stäbe veranschaulichen die Geschlechts- 
lichen Geschlechts = 100 gesetzt ist. Eine Geschlechtsrelation über 
Re 


°) Prinzing, Handbuch der medizinischen Statistik. Jena 1906. 
) Bucura, Geschlechtsunterschiede beim Menschen. Wien 


rosser, Körperliche Geschlechtsunterschiede im Kindesalter. 
indhlkd. 1920, Bd. 22, : 5 


. 1807, Sepsis 2834 Fälle). De 
Wir können zwei Gruppen bilden, in die sich die meisten der aufge- ' 


gitis 620, Poliomyelitis weibl. Morbidität => 100: 


führten Krankheiten zwanglos einreihen lassen, die knabenbevorzugen- 
dèn und die mädchenbevorzugenden. Häufiger sind diejenigen Infek- 


tionen, bei denen die Mädchen überwiegen. Dazu gehören sämt- . p 
liche aufgeführten exanthematischen Kinderkrankheiten, Masern, 
Scharlach, Röteln, Varizellen, ferner aber auch Diphtherie und. 


Keuchhusten, schließlich — mit extremer Geschlechtsrelation — 


das Erysipel. Infektionen mit Mehrbeteiligung der Knaben sind 
 Poliomyelitis, „Pneumonie“, ferner, 'in auffälligem Gegensatz zum 


Erysipel, Sepsis. 


Die Verhältnisse ‚liegen also ganz ánders, als wir es von: der ° 


Mortalität her kennen. Dort war das Überwiegen der Knaben die 


' Regel, und nur der Keuchhusten bildete eine Ausnahme. Bei den 
-Erkrankungen dagegen liegen die Verhältnisse eher. umgekehrt; 
wenn man von Regel und Ausnahme sprechen wollte, müßte man - 
die Mehrbeteiligung der Mädchen als die Regel, die der Knaben als ` 

die Ausnahme bezeichnen. ‘Diese Verhältnisse gelten. zweifellos nicht 
nur für Norwegen. Sie bestätigen sich z. B. auch an dem schwedischen: ` 


Material; als Stichprobe für Deutschland sei nur auf die Diphtherie 


‘verwiesen. Daß: hier die Mädchen häufiger erkranken, ist eine Be- 


obachtung, die sich, wofür z. B. Seligmann Belege bringt, zu ganz 


verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten, unabhängig von 


der Schwere der Epidemie, immer wieder machen läßt. .Die Werte 


für die Geschlechtsrelation, die sich aus seinen Angaben berechnen . 


lassen, bewegen sich zwischen 89,2 und 94,6, liegen also in der- 
selben. Größenordnung wie unser Wert. | = ee 


. . Die Kurve der Erwachsenen (Abb. 6) läßt sich mit der der 
Kinder nicht ohne weiteres vergleichen. Die unter gleicher nei uns 


aufgeführten Erkrankungen sind ihrer Atiologie und ihrem Verlauf nac 
bei Kindern und Erwachsenen nicht immer dieselben (z.B. Gastroenteritis, 


Pneumonie). Von Kinderkrankheiten sind einige bei den Erwachsenen l 


so selten, daß sie. in der Kurve nicht berücksichtigt wurden (Keuch- 


husten) oder daß wegen der.zu geringen Zahl der`Erkrankungsfälle 
‚das Verhalten nicht mit derselben Sicherheit verallgemeinert werden : 


darf, wie bei den Kindern. Im ganzen sind bei den Erwachsenen 


die Geschlechtsunterschiede stärker ausgeprägt. ‚Das gilt 


unter den mädchenbevorzugenden Krankheiten für Rose, Diphtherie, 


| Scharlach, unter denjenigen, die bei den Knaben überwogen, emein. 
An Sepsis und Meningitis erkranken nahezu doppelt soviele Männer 


wie Frauen, an Parotitis sogar mehr als dreimal soviel. Betrachten ' 


wir die Gesamtheit der Erkrankungen, so ist. bei den Erwachsenen die 


. Gruppe der. männerbevorzugenden Infektionen größer, die der frauen- 


bevorzugenden kleiner geworden. ‘Zum Teil hängt das mit der schon 


erwähnten größeren Gefährdung des Mannes durch seine Beschäftigung | p 


zusammen, daneben aber sind sicher konstitutionelle Momente vón 
Einfluß. Wenn überhaupt konstitutionell bedingte Unterschiede in der 


Beteiligung der Geschlechter existieren, dann ist ja im allgemeinen 


~ 


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TINTI i M S O agga, BERN 
KLINIK — Nr.40. Be: BET o u 
- FERIERE | 
HE ' = ' > T ESEHAN PEN). 
ne ae Sr w Fön: 
100 bedeutet also, daß von einer gleichen Anzahl lebender, Männer 4 eh ln 
und. Frauen mehr Männer erkranken, eine Geschlechtsrelation unter hin Fl 
100 ist der ng für ein Überwiegen des weiblichen Geschlechts. = Mi 3 1 
Betrachten wir zi-: REIHE 
nächst das: Kindesalter ` Abbildung 6.. ` l | o i 
sat, daß Worte um 100, A LELT TETEE he 
also eine annähernd... sek e SiS 
| gleiche Beteiligung der 4 | EIRE: 
Geschlechter, nur aus- TT I ME a 
pramis me LITE a 
Abweichungen nich um. [I U E la 
en Fehler der kleinen ne. B. artiga 
Zahl handeln, da das EEE - E H F a 
Beobachtungsmaterial im H H E Ber go 
anzen sehr beträchtlich TIILI El 
It Es umfaßt z. B. für d $ Ia 1 a 
Masern, Scharlach, Keuch- “ES SREEI Est. 
husten je rund 30000, ' SEE SN F | i Ei ll 
für Varizellen rund 20.000 al bi RE 
Fälle. Überdies kehren č Ẹ BASE i Bi a 
die Unterschiede in den ol 4 En at 
‘einzelnen Jahren immer BE r Ei 
moe He AE H 75 
‚wenigen Infektionen. ist e a a IE a ps 
das Material klein, und sle v l» ls r l» w h w dor w br In Aa 
deshalb nur unter Vorbe- Geschlechtsretation, der Me en 5 w ; 2 
halt zu verwerten (Menin- - Tofoktonskrankhsiten in Noryogen 1918—1819; . EN 


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Varizellen unter den Erwachsenen bei den 


1388 


erscheinen mögen, befriedigen nicht völlig. Die Übermorbidität der 
erwachsenen Frauen an Scharlach läßt sich zwar sehr wohl mit der 
erhöhten Infektionsgefahr bei der Pflege kranker Kinder begründen, 
es bedarf dann aber wieder besonderer Deutung, warum Masern und 

ännern häufiger sind. 
Einige Erkrankungen, die im Kindesalter das weibliche Geschlecht 
häufiger befallen, bevorzugen unter den Erwachsenen das männliche. 
Diese Fälle werden. einer Diskussion erst dann unterzogen werden 


können, wenn wir eine vollständige Alterskurve über den Verlauf der 


Sexualrelation (auch für Morbidität und Letalität) besitzen werden. 
(Vgl. die Kurven für die Mortalität, Abb. 1—4.) 


Auch bei der Letalität können wir nach der stärkeren Be- 
teiligung des einen oder des anderen Geschlechtes wiederum zwei 
Gruppen unterscheiden (Abb. 7 und 8). Im ganzen überwiegt diesmal 


Abbildung 7. 


n 
zu 


ohomyelit's 


A IS) 


Scharlach 


Masern 


IS 


phu 
gun 


Q 


BD] ` 

$ $| S S 

LA D 
A| È) 


Geschlechtsrelation der Letalität an akuten: Infektionskrankbeiten. 
Norwegen 1918—1919. „Kinder“ (unter 15Jährige). weibl. Letalität == 100, 


die Bedrohung der Knaben. Ihre Letalität ist u. a. merklich höher 
als die der Mädchen bei Masern, Scharlach, Diphtherie, Poliomyelitis, 


ferner auch bei Typhus®). Die erkrankten Mädchen sind mehr als 
die Knaben bedroht nur durch Meningitis und Keuchhusten. Die 


Geschlechter verhalten sich annähernd gleich bei Sepsis und Erysipel, 
Abbildung 8 also gerade bei jenen Infektionsformen, 


{| husterreger erhöht oder herabgesetzt | 


| durch die Eigenart der Erblichkeitsver- 


"indirekten Zusammenhang zwischen Ge- 


'| koppelteodergeschlechtsgebundene Ver- A,B Ub 


die in der Tabelle für die Morbidität 


ME die beiden Gegenpole bildeten. 


Bei den Erwachsenen sind die 
Unterschiede ähnlich wie bei der Morbi- 


dität meist stärker markiert, Wiederholt 
tritt ein „Umschlagen* der Geschlechts- 
relation auf, die Zahl der Krankheiten 
mit einer höheren Letalität des weib- 
lichen Geschlechts ist unter den Er- 
wachsenen größer. Bemerkenswert ist 
das sehr starke Überwiegen des weib- 
lichen Geschlechts bei der Gastro- 
enteritis. der Erwachsenen. Die 
deutsche Krankenhaus - Statistik zeigt 
gleichmäßig dieselbe Erscheinung. 
Vergleichen wir das Verhalten der 
Geschlechter nach Morbidität und Leta- 
lität, so ergibt sich, daß ein Parallelis- 
mus ganz und gar nicht vorhanden ist 
(Abb. 9). Es gibt zwar Infektionen, bei 
denen sich beide Geschlechter‘ bezüg- 
lich der Anfälligkeit und Hinfälligkeit 
. gleich verhalten (bei Keuchhusten über- 
wiegt nach Morbidität und Letalität 
a das weibliche, bei ee das 
Geschlechtsrelation der Letall- männliche Geschlecht), daneben aber 
tät an akuten ls, steht die Diphtherie mit einer Uber- 
„Brwecn ne 1sJähr). morbidität der Mädchen und gleich- 
Fr zeitiger Überletalität der Knaben, oder 
die epidemische Meningitis, bei der das Verhältnis gerade umge- 
kehrt ist. 


Dies wechselnde Verhalten zeigt, daß eine besondere „Wehleidig- 


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keit" des weiblichen Geschlechts, wie sie in der Krankheitsstatistik 


6) Die Übermortalität der Knaben geht also in der. Hauptsache 
auf ihre Überletalität zurück. 


', 19% — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


| 5. Oktober 


von vornherein zu erwarten, daß diese Unterschiede mit der fort- 
schreitenden Differenzierung der Geschlechter verstärkt zur Geltung 
kommen. Versuche einer Erklärung ausschließlich durch exogene 
Momente, so einleuchtend sie im einzelnen Fall auf den ersten Blick 


sonst eine gewisse Rolle spielt, hier nicht entscheidend beteiligt sein 
k 


ann, wenn es auch auffällig ist, daß eine besonders hohe Erkrankungs- 


ziffer des weiblichen Geschlechts sich wiederholt mit besonders Be 
Letalität kombiniert. | Ä 


_ Worauf beruhen nun die eigenartigen Unterschiede 


in Morbidität und Letalität, oder wie wir wohl auch sagen 


dürfen, in Disposition und Resistenz der Geschlechter? 
Es genügt nicht, daß wir diese Dinge einfach nur als statistische 
Kuriosa vermerken, wir müssen vielmehr versuchen, sie auch vom 
biologischen Standpunkt aus zu verstehen. Welcher Art können 
nun die Beziehungen zur Sexualität sein, die hier vorliegen? Von 
vornherein sind zwei Möglichkeiten | 
denkbar: entweder es besteht eine 
direkte Abhängigkeit der Disposition s 
und Resistenz von der Sexualkonsti- 

tution als solcher, ‘es wird beispiels- 
weise etwa durch geschlechtsspezifische 
Produkte der .inneren : Sekretion die 
Empfänglichkeit gegenüber dem Keuch- 


Abbildung 9. 


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(vgl. z.B. Grosser), oder aber der 
Zusammenhang ist ein indirekter, 


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hältnisse bedingter, indem dieselben 
Kräfte, die das Geschlecht bestimmen, 
auch die Reaktionsweise gegenüber der 
Infektionskrankheit festlegen. Das be- 
kannte Beispiel für einen derartigen 


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wasa 


Geschlechtsrelation der Morbidität 
unal und Letalität (Norwegen 1913—19; 
schlecht und konstitutionellen Eigen- Kinder)in verschiedenenKombinat. 
ee A $ z a :Morbidität 
tümlichkeiten ist die sog. geschlechtsge- B, b nm Letalität. 
en nn on Er 
erbung. Die Rotgrünblindheit 2.B.bevor- ° "" vaen des minn 4e 


zugt dasmännliche Geschlecht nicht deshalb, weil die männlichen Keim- 
drüsen etwa erst durch ihre Funktion das Auftreten derRotgrünblindheit 
begünstigen würden, sondern lediglich, weil die Erbanlage für Farben- 
blindheit „zufällig“ von vornherein in das Geschlechtschromosom 


„hineingepackt“ ist; welches Geschlecht häufiger betroffen 


wird, hängt dann einfach davon ab, ob das betreffende. 


Merkmal sich dominant oder rezessiv vererbt. 


Eine einfache m une hierfür gibt die Chromosomentheorie 
der Vererbung. Das geschlechtsgebundene Merkmal ist an das Ge- 
schlechtschromosom gebunden. Dieses ist bei der Frau doppelt, 
beim Manne einfach vorhanden. Das rezessive Merkmal kann also 
ohne weiteres beim Manne in die Erscheinung treten, bei der Frau 
‚dagegen nur dann, wenn esin gleicher Weise in beiden Geschlechts- 
chromosomen angelegt ist. Dies wird naturgemäß sehr viel seltener 
eintreten. Umgekehrt liegen die Verhältnisse für das dominante 
Merkmal. Die Wahrscheinlichkeit, daß mindestens ein Chromosom 
das Merkmal enthält, und daß somit das Merkmal in die Erscheinung 


tritt, ist bei der Frau, die zwei Geschlechtschromosomen besitzt, größer 
als beim Manne. 


Ich möchte vermuten, daß die ungleiche Beteiligung 
der Geschlechter an Infektionskrankheiten im wesent- 


lichen auf Beziehungen dieser zweiten Art beruht. Wir 
daß das Verhalten 


müßten uns demgemäß vorstellen, 

gegenüber Infektionskrankheiten von scharf definierten, 
für die einzelnen Krankheiten verschiedenen Erbanlagen 
bestimmt oder doch mitbestimmt wird, und daß diese 
Erbanlagen im Geschlechtschromosom lokalisiert sind. 
Handelt es sich um dominante Anlagen, so überwiegt das weib- 


liche Geschlecht, handelt es sich um rezessive, das männliche. > 


Dabei hätten wir im allgemeinen anzunehmen, daß für Empfäng- 
lichkeit und Widerstandsfähigkeit verschiedene voneinander unabhän- 
gige Erbanlagen existieren. Bezeichnen wir die dominanten Anlagen mit 
großen, die rezessiven mit kleinen Buchstaben, und nennen wir die 
Disposition zur Erkrankung A bzw. a,' die Widerstandsfähigkeit 
gegenüber der ausgebrochenen Erkrankung B bzw. b, so hätten wir 


die folgenden vier verschiedenen Möglichkeiten: AB, Ab, aB, ab. 
Das sind die 4 Kombinationen, welche auch in Wirklichkeit vor- 
kommen. Beispiele sind in Abb. 9 wiedergegeben. 
Trifft unsere Annahme zu, so wird die Mannigfaltigkeit der 
beobachteten Erscheinungen ohne weiteres verständlich. | 
Für die besondere Beziehung der einzelnen Infektion zum 
männlichen oder. weiblichen Geschlecht bedarf es dann keiner Er- 
klärung aus der Eigenart der betreffenden Infektion, sondern diese 
Beziehung hängt eben nur noch von der Dominanz oder Rezessi- 
vität ab. Es würde also beispielsweise kein Grund mehr vorliegen; 


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0mal so viel Männer wie Frauen; und diese Infektion ist in der Tat 
. eine Rarität. 


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0.1924. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.407 


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Keuchhusten steigert. DE EEE NEE 
Wenn umgekehrt bei Meningitis und Poliomyelitis das männ- 


. "liche Geschlecht häufiger 'befällen ist, so hätten ‘wir. eben für 


beide Infektionen rezessiv geschlechtsgebundene' Dispositionen an- 


E beim Keuchhusten, wie es Grosser getan :hat, anzunehmen, . daß 
: die weibliche Sexualkonstitution als solche die Empfänglichkeit für 


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zunehmen. Ob unter Umständen. ein- und. dieselbe Anlage, etwa 


Auch der auffällige Gegensatz’ von Sepsis und Erysipel, zwei 
Krankheitsformen, die in der Hauptsache auf den gleichen Erreger 


= in unserem Beispiel eine bestimmteSchwächedes Zentralnervensystems, 
die Disposition zu mehreren Krankheiten. (Meningitis, Poliomyelitis) 
gleichzeitig schafft, darüber läßt sich ohne. weiteres nichts aussagen. 


. 
` 


zurückgehen, würde im Rahmen unserer Erblichkeitshypothese ver- 


.. ständlich. Unter. den Erkrankungen an Sepsis überwiegt. das männ- 
... liche, unter denjenigen an Erysipel das weibliche Geschlecht (vgl. 
Abb: 5, 6). Wir könnten uns nun vorstellen — und manches spricht 
. dafür —, daß die Erkrankungsform des -Erysipels auf einer Art 
`. Schutzfunktion der Haut beruht; wo diese Schutzfunktion ausfällt, 
‘tritt an Stelle der lokalen die allgemeine Infektion. Erysipel über- 


wiegt beim weiblichen Geschlecht, die Schutzfunktion müßte sich 


.. also dominant geschlechtsgebunden vererben. Fehlen der Schutz- 
. funktion = Sepsis wäre demnach als rezessiv anzusetzen: hier müßte 


das männliche Geschlecht überwiegen. Dies, Beispiel ‚zeigt, daß 
unsere Hypothese auch für die klinische und immunologische Auf- 


- 2. fassung mancher Erkrankungen neue Gesichtspunkte vermitteln könnte. 


Beachtung verdient noch das Ausmaß. der auftretenden Ge- 


I: schlechtsunterschiede. Wenn wir an die Farbenblindheit denken, 
, `“ die beim Manne rund zehnmal so häufig‘.ist wie bei der Frau 


d (Geschlechtsrelation -also 1000), so erscheinen die bei den akuten 


Infektionskrankheiten zu beobachtenden Unterschiede geringfügig. 
Gegen die Berechtigung unserer Hypothese spricht die Geringfügig- 
keit der Unterschiede aber nicht. 


betreffenden Anlagen in der Bevölkerung: verbreitet sind, Je häufiger 


-T 


Wie stark ‘die Unterschiede: in. 
‚ der Geschlechtsbeteiligung sind, hängt nämlich bei geschlechts- 
.. gebundener Vererbung. ganz allgemein nur davon ab, wie weit die. 


ein Merkmal, desto weniger ausgesprochen ist das Überwiegen des: 


einen Geschlechts. Hierauf haben Weinberg und vor allem Lenz 


position zu deñ untersuchten akuten Infektionen weit verbreitet 


sein muß, und dies ist unzweifelhaft richtig. Ich verweise auf die 
‘ Ausführungen und | 


zahlenmäßigen Schätzungen von Gottstein 
(in Grotjahn-Kaups Handwörterbuch der sozialen Hygiene). 


‚. Pie relativ geringen Unterschiede, die in der Häufigkeit der Dis- 
position zwischen diesen Krankheiten bestehen, zur Geschlöchtsrelation 


Grund der von Lenz angegebenen Formeln ohne: weiteres möglich 
die beobachtete Sexualrelation ja noch nicht die „wirkliche“ für die 


einem scharf definierten Merkmal wie Farbenblindheit liegen die Ver- 


hältnisse viel übersichtlicher, weil hier. alle befallenen Individuen als 


solche erkannt werden können. 


Bez; Koagegen müßte man erwarten, daß die. theoretisch zu fordernde 
ezie 


solchen Infektionen hervortritt,. die einen sehr starken Unterschied‘ 


in der Geschlechtsbeteiligung' erkennen lassen. Derartige Infektionen 


ung zwischen Sexualrelation :und Frequenz. des Merkmals bei 


hingewiesen. Die Geringfügigkeit der Unterschiede in der .Betei-. 
ligung der Geschlechter würde also’ einfach besagen, .daß die Dis- 


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müßten erheblich. seltener sein als. die vorgenannten. Mir ist nur 


eine Infektion bekannt, bei der das eine Geschlecht viel stärker über- 
wiegt als bei allen bisher angeführten, das ist der Singultus epide- 
An dieser Infektion, oder Infektionsform, erkranken zumindest 


Obwohl die Krankheit in einer ganzen Reihe von Län- 
dern aufgetreten ist, hat sie doch- nirgends festen Fuß’ gefaßt. Ihre 


Seltenheit ebenso wie die Art 'ihrer‘ Ausbreitung: spricht entschieden 


alür, daß nur relativ wenige Menschen für die Krankheit disponiert sind, 
Wie steht es nun aber mit den Grundlagen unserer Hypo- 

Ist es wirklich erlaubt, von erblichen Anlagen zu den 
Infektionskrankheiten zu sprechen und dabei die Erb- 


these? 
akuten 


atomistik so weit zu treiben, - daß wir für jede einzelne Infektions- | für die einzelnen Infektionskrankheiten hat demnach’ nichts Be- ` 
? fremdendes- mehr, sondern sie wird von den Tatsachen geradezu 


ankheit besondere -„Erbanlagen* postulieren, und zwar jedesmal 
mehrere getrennt- nach Disposition und Resistenz? ` Der Mediziner 


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. 


hat nicht selten den Eindruck, als würde mit der Annahme von | 


„Erbfaktoren“ 


reichlich freigebig umgegangen, und er hat allen 


nlaß, auf seinem. eigenen Gebiet in dieser Richtung. besondere 


orsicht walten zu lassen. Ber F #5 = 
ir kennen nicht sehr viele einwandfreie Beobachtungen, die 


eine erbliche Disposition zu bestimmten akuten Infektionen beim 
Menschen dartun, aber schon. die vorhandenen Angaben genügen 


\ 


meiner "Ansicht nach, ‚um die: Tatsache. als- solche sicherzustellen. 


‚Die Schwierigkeiten. für die Beschaffung: von Beweismaterial liegen 


gerade in. der Häufigkeit der Erbanlagen, denn die erbanalytische 


. Methodik weist Erbunterschiede auf, und ‘wo solche. nur selten 
‚vorhanden: sind, ‘weil eben. die. meisten‘ Menschen das Merkmal be- 
‚sitzen, ist ein Nachweis kaum möglich. So: kommt es, daß die 
: bisherigen‘ Beobachtungen sich: mit Vorliebe auf- seltene Neben- 


befunde- (erstrecken, familiäres. Auftreten von: besonderen Formen 
des Exanthems (v. Pirquet), familiäre Häufung von: wiederholten 
Masern- und Scharlacherkrankungen bei derselben Person (Erblich- 
keit von :Schutzkörpermangel), familiäre- Disposition bestimmter 


Organe. 


. 


‚Infektion besitzen wir aus dem Pflanzenreich. ' Biffen hat schon 
im ‚Jahre..1905 -die Empfänglichkeit" und Widerstandsfäbigkeit des. 
Weizens gegen Rost (Puccinia glumarum) genau studiert. Es gibt. < BER 
‚hochempfängliche und daneben immune Varietäten, die ihre Eigen- - 

schaften nach den Mendelschen Regeln vererben, wobei „Empfäng- ° ` 
lichkeit“ dominant ist. Auch die Widerstandsfähigkeit mancher ` 


Getreidesörten gegen die Haferälchen vererbt sich nach Nilsson- 


Ehle entsprechend den Mendelschen Regeln. Hier ist dielmmunität. 


das dominante Merkmal. = ` z 


‚Die‘ Annahme, .daß Immunität und, Resistenz gegen Infekte 
von erblichen Anlagen abhängen können, ist demnach für gewisse. 
‚Fälle bewiesen. Für den Menschen und die höheren: Tiere haben 
wir nun außer ‘der bisher nieht sehr 'ergibigen klinischen Stamm: ` 
baumforschung noeh ein weiteres Mittel zum Nachweis von hier ` 
'interessierenden erblichen Beziehungen, das ist. das Studium sero- 


logischer Verhältnisse. Wir wissen zwar; daß nicht’ einfach die 


Anwesenheit oder. das Fehlen von: in vitro nachweisbaren Serumanti- > 
körpern allein für die Krankheitsdisposition. ausschlaggebend ist, ° 


wir können aber gleichwohl nicht daran zweifeln, daß letzten Endes 


den normalen Serumantikörpern und daneben .der normalen. 


„Zell-“ oder „Gewebsimmunität“ eine wichtige Rolle für die 


Abwehr von Infektionen zukommt. Die Schicksche Reaktion bildet : '.- 


ein schönes Beispiel für einen weitgehenden ’Parallelismus. zwischen 


Gewebes. — 


Krankheitsdisposition und. einer Immunitätsreaktion. `des normalen . 


... Die Erblichkeit. normaler Serumeigenschaften ist nun für 
gewisse Fälle über jeden Zweifel: sichergestellt. So hat kürzlich: .. 
Hyde gezeigt, daß die Fähigkeit des Meerschweinchenserums, als .: 


Komplement zu wirken; sich nach den Mendalschen Regeln ver- 


erbt, ich selbst habe. Anhaltspunkte dafür,‘ daß- die Anwesenheit 


eines Schaflysins im 'Meerschweinchenserum erblich. ist, und -vor 


‚allem ‚haben wir beim Menschen in den Isoagglutininen des normalen. ` | 
in genaue arithmetische Bezieh tzen — was rechnerisch‘ auf. | Serums Antikörper vor uns, deren Erblichkeit an einem umfassenden 
| F a eberan Women ohe werten 'h | Material festgestellt ist (v. Dungern und Hirschfeld, Otten- 
‘wäre — ist einstweilen noch nicht zulässig, und zwar deshalb nicht, weil | berg und zahlreiche andere). Die erbliche Bedingtheit anderer 


(individueller): Feinheiten der ‚Antikörperstruktur ergab sich bei 


geschlechtsgebundenen Anlagen der betreffenden Infektionen: ist. Bei ‚der .serolögischen Untersuchung menschlicher: Zwillinge, über die 
ich vor’ längerer Zeit berichtet. habe. Die Zwillinge verhielten sich 
in bezug auf feinste Einzelheiten der ‚Serumstruktur gleichartig, 


zweifellos infolge der Übereinstimmung ihrer Erbanlage. 


>- , Besonders ‘interessant ‚und, für- unsere Frage bedeutungsvoll 
ist, daß sich nicht nur Serumantikörper, sondern, auch serologisch 
erkennbare Zelleigenschaften vererben: es-sind.dies die von Land- 
steiner entdeckten „gruppenspezifischen ‘Blutkörpereigenschaften“,, 


nach v.Dungern und Hirschfeld dominant vererbbare Merkmale. 


Neuerdings gibt: Hirschfeld an, daß zwischen der Anwesenheit - 
bestimmter Blutkörpercheneigenschaften und der Schickschen ` 
f Diplitberiereaktion Beziehungen bestehen sollen. Auch die an der 


Schickschen Reaktion erkennbare Empfänglichkeit für Diphtherie 
wäre nach Hirschfeld jetzt als vererbbar erwiesen, und damit 


"hätten wir nun einen ganz direkten. Zusammenhang zwischen. einer - 
vererbbaren: Immunitätsreaktion und einer spezifischen Krankheits- 


disposition. Der Schluß, daß. auch die letztere sich vererbt; ist 
unvermeidbar. Die Annahme verschiedener spezifischer Erbanlagen 


gefordert. ` Es besteht eine weitgehende, nicht zufällige, sondern 
innerlich begründete Parallele zur Serologie, die ihrerseits schon 


seit langer Zeit mit der Vorstellung -einer großen Schar unter sich 


verschiedener spezifischer Antikörper im normalen Serum vertraut ist, 


Ä Weit schwieriger dürfte es sein, über den zweiten Teil unserer 
| Hypothese, die Annahme einer Geschlechtsgebundenheit von 
‚Erbanlagen zu Infektionskrankheiten,. ein Urteil zu gewinnen. Ein 
wirklicher Beweis läßt sich in’ unserem. Falle 'ebensowenig führen, 


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, immer zu erreichen waren. 


1390 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.:40. 


5. Oktober 


wie für den Fall der allgemeinen Übermortalität der Knaben im 
Säuglingsalter, eine Erscheinung, die Lenz, wie bereits eingangs 
erwähnt, auf die Anwesenheit geschlechtsgebundener rezessiver 
Letalfaktoren zurückführen wil. Wenn hier von mir versucht 


worden ist, dasselbe Erklärungsprinzip wiederum auf Probleme der 
Medizinalstatistik anzuwenden, so muß die methodologische Schwierig- 


keit einer solchen Deutung ausdrücklich betont werden. Immerhin 
glaube ich, daß sich gerade auf dem Gebiete der Infektionskrank- 
heiten brauchbare Unterlagen für eine exakte Nachprüfung der. 
Auffassung’ gewinnen lassen werden. 

Für eine Beweisführung kommt als direkter Weg nur die 
Einzeluntersuchung von Familien in Frage. Bei geschlechts- 
gebundenem Erbgang darf die Anlage niemals vom Vater auf 
den Sohn übergehen. Diese Verhältnisse müßten bei selten vor- 
kommenden Anlagen (Singultus epidemicus!) der Beobachtung zu- 


gänglich sein. Auch Tierversuche (Kreuzung empfänglicher und 
resistenter Haustierrassen) könnten eine Klärung herbeiführen. 
(Derartige Züchtungsexperimente würden übrigens auch unabhängig 
von der Frage der Geschlechtsgebundenheit an sich für die 
Konstitutionslehre von Interesse sein.) Praktisch am leichtesten 
durchführbar scheint zunächst aber der Versuch einer indirekten 
Nachprüfung und zwar mit Hilfe serologischer Methoden. _Es wäre 
zu prüfen, ob nicht auch normale Serumantikörper oder normale 
Immunitätsreaktionen von Zellen oder Geweben existieren, welche 
geschlechtsgebunden vererbt werden. Die bisher vorliegenden Be- 
obachtungen (ån Isoantikörpern und Isoantigenen des Menschen) 
haben dafür keinen Anhaltspunkt ergeben, zu einer Entscheidung 
der Frage reichen sie aber in keiner Weise aus, dazu werden viel- 
mehr Untersuchungen erforderlich sein, die das ganze große Gebiet 
der normalen Antikörper umfassen. a 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


Aus der I. Inneren Abteilung des Krankenhauses im Friedrichshain 
in Berlin. (Direktor: Prof. Dr. H. Lippmann). 


Zum klinischenBilde dersubchronischenLeberatrophie. 


Von Prof. Dr. H. Lippmann. 
Nachdem 1917 Umber und Huber-Kausch durch operative 


Autopsie die Tatsache der Heilbarkeit der früher für letal gehaltenen 


akuten gelben Leberatrophie festgestellt hatten, hat sich bisher 
hauptsächlich das Interesse der Pathologen diesen Dingen zugewandt. 
In einer ausführlichen, umfassenden Arbeit stellt Herxheimer 


Literatur, fremde und vor allem eigene Untersuchungen in ausge- 


zeichneter Weise zusammen. Aber die Einteilung der bisher beob- 
achteten Fälle, für die den Pathologen, wie Seyfarth und auch 
Herxheimer, hauptsächlich zeitliche Begrenzungen maßgebend sind, 


entspricht ‚nicht dem Bedürfnis des Klinikers. 


Die Ausbeute der Literatur für den klinischen Teil ist relativ 
klein, da die Diagnose in den meisten Fällen erst auf dem Sektions- 
tisch gestellt wurde, und infolge dessen klinische Angaben nicht 

So sind trotz der verhältnismäßig großen 
Anzahl von Publikationen klinische Angaben nur in 8 Fällen in aus- 
reichendem Maße vorhanden. Ä 

Das so reiche Material des Krankenhauses im Friedrichs- 
bain ermöglichte es, allein aus dem letzten: Jahr 4 derartige 
Fälle heranzuziehen, von denen 2 durch Autopsie bestätigt wurden. 


. Ein weiterer Fall, dessen Leber im pathologischen Institut des Kranken- 


hauses aufbewahrt wird, und den ich der Güte unseres Prosektors, 

Professor Dr. Pick verdanke, stammt aus dem Jahre: 1920. . Wir 

haben ihn infolge besonderer Charakteristika hinzugenommen. 
Soweit pathologisch-anatomische Befunde vorlagen, waren sie 


bei allen diesen Fällen im Großen und Ganzen identisch: Makro- 


skopisch, das Bild der auffallend großknotigen Leberzirrhose mit 


teilweise förmlich tumorartigen Herden, und mikroskopisch breiteste, 


derbe, bindegewebige Straßen mit reichlicher Gallengangswucherung 
und häufigen entzündlichen Infiltraten. Das Lebergewebe entspricht 
in seiner. Form des unregelmäßigen Umbaus, der reichlichen Ein- 
lagerung von großtropfigem Fett und Hämosiderin den üblichen 
Befunden bei der atrophischen Zirrhose, zeigt aber dabei in mehr 
oder minder ausgedehnter Art einen akuten Zerfall: Nekrosen, evtl. 
mit galliger Imbibition, und feintropfige Verfettung. 

Wenn wir uns nun der klinischen Symptomatik zuwenden, so 
sehen wir, daß kein einziges Symptom durch Fehlen oder Vor- 
handensein beweisend ist: Nicht einmal der Ikterus ist obligatorisch. 

Ella Qu. wurde am 6. Mai 1921 in das Krankenhaus im Friedrichs- 
hain aufgenommen. Die Anamnese, die noch post mortem durch Be- 
fragen der Mutter ergänzt wurde, ergab, daß das Mädchen — 17 Jahre 
alt — bereits Weihnachten 1919 ohne Schmerzen und ohne Gelb- 
sucht unter Aussetzen des Unwohlseins an Auftreibung des Leibes 
erkrankt war. Sie wurde deshalb im Sommer 1920 für etwa 6 Wochen 
ins Urbankrankenhaus aufgenommen; dort sollen — nach Angabe der 
Mutter — auch Ödeme der Glieder bei der Aufnahme bestanden haben. 
Sie wurde von dort nach Buch verlegt. Dort wurde ein frei ver- 
schieblicher Aszites laut Krankenblatt festgestellt. Keine Ödeme. In 
.den rund 10 Monaten, die sie dort blieb, verschwand der Aszites, der 
nie probepunktiert wurde, allmählich vollständig. Patientin wurde auf 
ihr eigenes dringendes Verlangen am 29. August 1920 entlassen, 
Ikterus ist nie im Krankenblatt vermerkt. 

i1/, Jahr später, am 6. Oktober 1921, erkrankte sie plötzlich 
mit stärksten Leibschmerzen der linken Seite, Temperatur 38,6 Grad. 
Puls 120, Das Krankheitsbild zeigt einen Flüssigkeitserguß mit peri- 
tonitischen Erscheinungen, so daß die Diagnose zwischen Peritonitis 


tuberculosa und Abszeßperforation schwankte. Schon am nächsten 
Tage erliegt die Kranke. Über die Beschaffenheit des Ergusses, etwaige 
infektiöse oder sonstige Schädlichkeiten enthalten die Krankengeschichten 
keine Angaben. 

Die Autopsie ergab ein sehr auffallendes Bild. Die Leber von ` 
den Maßen 25,5:20:8,5 cm ist unter völliger Aufgabe ihrer normalen 
Oberfläche in zahlreiche bis pflaumengroße, kugelige Tumoren von 
fettgelber Farbe verwandelt, die stark hervortretend durch ein 
zähes, graurotes, derbes Gewebe getrennt sind. Nirgends Blutungen 


oder Änderungen in der Art der er Substanz. Auch in anderen 
Organen (serösen Häuten) nirgends Blutungen. | 


Einen analogen Fall, bei dem die Kranke 11/, Jahr nach einem 
Primäraffekt mit Neosalvarsan, Mirion und Sublimat behandelt wurde, 
und 7 Wochen ante exitum Aszites bekam, beschreibt Kutschera 
(Fall 8 der Tabelle.) Obgleich Patientin dauernd im Krankenhause 
beobachtet wurde, war ein Ikterus nicht festzustellen. Daß der 
Ikterus bei einem relativ langsamen Einschmelzungsprozeß fehlen 
kann, scheint uns aus einem weiteren am 15. April 1924 im 
Krankenhause aufgenommenen Falle Auguste Dz. — 21 Jahre alt 
— hervorzugehen. | | | 

Hier lagen ätiologisch mehrere Fakten vor, die uns als Leber- 
schädigungen bekannt sind: Eine Entbindung am 28. Januar 1924, also 
vor 21/, Monaten, eine schwere Tuberkulose, der Patientin am 10. Juni 1924 
bereits erlag, und währscheinlich eine luetische Infektion, da die Wa.R. 
wiederholt stark positiv gefunden wurde und eine Totgeburt, sowie 
eine Ungleichheit der Pupillenreaktion den luesspezifischen Charakter 
der Reaktion zu stützen geeignet war. | 

Die Patientin kam mit intensivem Ikterus in soporösem Zustande 
mit wohl durch die Tuberkulose bedingter hoher Temperatur zu uns. 
Leuzin und Tyrosin fehlten im Harn. Die Leberdämpfung war für uns 
nur in einem schmalen Streifen nachweisbar, vergrößerte sich aber 
unter einer Wismut- und Chininbehandlung. Nach .10 Tagen war 


Patientin wieder bei völlig klarem Bewußtsein. Der Ikterus verschwand 


fast völlig, nur in den Skleren war eine fragliche gelbliche Tönung und 
im Urin eine schwache Bilirubinreaktion vorhanden. Die Sektion er- 
gibt das Bild einer subakuten bzw. subchronischen Atrophie, d. h. grobe 
gelbe Knoten und Buckel mit sehr breiten, die gewöhnliche Zirrhose 
an Ausdehnung weit übertreffenden internodulären Bindegewebsstraßen. 
Mikroskopisch: Leberepithelien von groben und feinen Fettropien er- 
füllt. Reichliche Gallengangserweiterungen. Keine Zeichen akuten 
Zerfalls. Gewicht 1100 g. 

Im Gegensatz zu Umbers erster Mitteilung erscheint uns 
nach eigener Erfahrung und nach der Literatur — 7 von den ein 
gehend beschriebenen 8 Fällen — der Aszites von wichtigster 
diagnostischer Bedeutung, besonders in seiner Beschaffenheit. 

Frau Anna L. — 49 Jahre — wurde im Juni 1923 von mir 
wegen einer rezidivierenden Bronchitis untersucht. Klinische und 
röntgenologische Untersuchung ergaben regelrechten Befund. Mit 
Rücksicht auf ganz minimale Ödeme wurde noch ausdrücklich vermerkt, 
daß die Leber nicht vergrößert und nicht derb sei. 

Anfang Januar 1924 — gab Pat, bei der zweiten Konsultation 
am 19. April an — habe sie nach einem starken psychischen Trauma 
(Feuer im eigenen Fabrikbetrieb) sich dauernd schlecht gefühlt und 
über schlechten Geschmack zu klagen gehabt. ‚Seit Ende Februar 


habe ihre Umgebung bei ihr eine deutliche Gelbsucht, die besonders 


in den ersten Apriltagen schnell zugenommen habe, bemerkt. Sie 
habe weder früher noch jetzt irgendwelche Schmerzen gehabt. Der Stuhl 
sei in letzter Zeit sehr hell, der Urin dunkler geworden. Ein Vergleich 
der Gewichte ergab einen Gewichtsverlust von 12 Pfund in /, Jahren. 
Die Aufnabmeuntersuchung ergab bei der subfebrilen Pat. einen 
intensiven Ikterus, sowie einen harten, kolbigen Leberrand. user 
anazide (keine freie HCl, Gesamtazidität 3, keine Milchsäure). Blut- 
befund: Hämoglobin = 58%, Erythrozyten = 4120000, Leukozyten 
= 4000, normales weißes Blutbild. Wa.R, einmal schwach positiv, 


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5. Oktober 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


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. und die Literaturbefunde zusammen, so ergibt sich eine besondere 


14 Pfund an, gleichzeitig wird Aszites nachweisbar, der in einer Menge 


1392 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


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einmal hemmt die Kontrolle, beim Ehemann negativ. Stuhl blutirei. 
Der Stuhl wurde acholisch, dann war wieder Galle nachweisbar. Binnen 
weniger Tage bildete sich auffallend rasch ein großer Aszites, dessen 
Probepunktion eine klare ikterische Flüssigkeit von negativem Rivalta 
und einem spezilischen Gewicht von 1008! ergab. | 
Während der Beobachtung traten bald starke, fast kolikartige 
Schmerzen und Temperaturen bis 38,5% auf, so daß wir uns trotz der 
negativen Rivalta-Reaktion zur Probelaparotomie entschlossen. Dem. 
gelungenen Nachweis von Leuzin und Tyrosin im Harn hatten wir 
keine entscheidende Bedeutung beigelegt, da wir diesen Befund auch 
ohne nächweisbare Leberparenchymschädigung im Sinne einer akuten 
Leberatrophie häufiger beobachtet hatten, verliel Pat. nach 48 Stunden 
in einen schwer komatösen Zustand, dem sie rasch erlag. Auch hier 
gab die Autopsie einen typischen Befund, der sich makro- und mikro- 
rn völlig mit dem vorigen Falle — sogar im Gewicht: 1100 g 


punkte, doch sei hier auf die ausführlichen Erörterungen der Herx- 
heimerschen Arbeit verwiesen (vergl. S. 79). 

Besonders auffallend sind gewisse Analogien mit der Leber- 
zirrhose. Strauß von klinischer Seite und Seyfarth, Herx- 
heimer u. a. von pathologischer Seite weisen auf den Ausgang 
‚bzw. auf die Ähnlichkeit mit dem Bilde einer großknotigen Leber- 
zirrhose hin. o 

Hier sei besonders noch einmal auf die auch bei der Zir- 
rhose beschriebenen kolikartigen Schmerzen und auf den durch seine 
Menge, geringes spezifisches Gewicht und negative Rivalta-Reaktion 
charakterisierten Aszites hingewiesen. Wir legen den größten Wert 
auf die Feststellung, daß in den 9 Fällen, bei denen der Aszites 
untersucht ist, er ein spezifisches Gewicht von höchstens 1010 ge- 
habt hat, und daß mit einer einzigen Ausnahme, bei der zum zweiten 


Male punktiert wurde, der Aszites eine negative Rivalta-Reaktion 
aufwies. 


eckte. 


Stellen wir nun, wie es in der Tabelle geschehen ist, unsere 


Eigenart des Aszites: schnelle Entstehung großer Mengen, niedriges 
spezifisches Gewicht und, soweit geprüft, negative Rivaltasche 
Reaktion. Positiv ist sie nur in einem Falle (Lepehne) ange- 
geben, und da handelt es sich um eine wiederholte Punktion. Daß 
aber bei mehrmaliger Punktion die Reaktion positiv werden kann, 
entspricht unseren Erfahrungen, z. B. bei der Leberzirrhose. 


Das Zusammentreffen der Symptome: schnell entstehen- 
der Ikterus, schnell entstehender großer Aszites mit 
niedrigem spezifischem Gewicht, und negative Ri- 
valtasche Reaktion bei jugendlichen Individuen mit ge- 
sundem Kreislauf erscheint uns so. charakteristisch und patho- 
gnomonisch, daß wir in folgenden beiden Fällen die Wahrschein- 
lichkeitsdiagnose der subehronischen Leberatrophie stellten. 

1. Karl F. — 30 Jahre alt — gibt bei der Aufnahme am 


T. August 1923 an, daß er seit 6 Wochen gelb sei, nachdem er schon 
eine Woche vorher appetitlos gewesen sei. 


Die Aufnahmeuntersuchung des fieberfreien Pat. ergibt einen 
intensiven Ikterus bei cholischem Stuhl und ikterischem Harn, in dem 
Leuzin und Tyrosin bei vier Untersuchungen nicht nachweisbar sind. 

War. +. Binnen 5 Tagen steigt das Körpergewicht um 


Ob allerdings die bei der Leberzirrhose angenommene Stauungs- 
theorie hier zutrifft, wird in Anbetracht des schnellen Verschwindens 
in manchen Fällen nachzuprüfen sein, und manches Problem der 
Leberzirrhose wird vielleicht durch unsere Beobachtungen an der 
| subchronischen Leberatrophie neue Betrachtung erfordern und erfahren. 


Aus der Il. Chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses 
im Friedrichshain in Berlin (Dirig. Arzt: Prof. Dr. M. Katzenstein). 


_ Die plastische Bildung von Gelenkbändern. 
Von Prof. Dr. M. Katzenstein. 


Die Chirurgie der Gelenkbänder ist ein bisher noch wenig 
bearbeitetes Gebiet. Das Interesse für diese wichtige Frage in 
weitere Kreise zu tragen, ist der Zweck der folgenden Ausführungen. 


Die von mir seit 1900 zuerst unter der Leitung des Physiologen 
J. Munk ausgeführten Untersuchungen über die Elastizität der Gelenk- 
bänder gingen von der Vorstellung aus, daß diese Bänder beim Zustande- 
kommen rhachitischer Knochenverkrümmungen, bei den Folgen des 
asthenischen Körperbaues, sowie bei den Ausfallserscheinungen nach 
Verletzungen eine weit größere Rolle spielen, als im allgemeinen. an- 
genommen wird. (Langenbecks Arch. Bd. 130.) = 


Daß diese Auffassung nicht die übliche ist, zeigt sich darin, daß 


der plastische Ersatz von Gelenkbändern bisher vorzugsweise bei den 
Schlottergelenken im Gefolge von Lähmungen gemacht wurde. 

| Die erste Gelenkbänderplastik dürfte von mir im Jahre 1902 
ausgeführt worden sein. Es handelte sich um die plastische Neubildung 
eines zerrissen gewesenen Lig. anulare radii aus Gelenkkapsel zwecks 
Heilung einer Luxatio radii (Abb. 1 u. 2). Der Patient wurde am. 


7. Januar 1903 in der Berliner medizinischen Gesellschaft geheilt de- 
monstriert!). 


von 2700 ccm entleert wird. Spezifisches Gewicht 1010!  Rivalta 
negativ. "Unter energischer. antiluetischer Behandlung vermindert 
sich das Gewicht noch nach der Punktion binnen 3 Tagen um 
91/ Pfund. Der Aszites ist verschwunden und der Ikterus ebenso 
8 Wochen nach der Aufnahme bis auf minimale Spuren. 


2. Harry B. — 80 Jahre alt — gibt bei der Aufnahme am. 
27. März 1924 an, daß er 1918 an Fischvergiitung gelitten habe. Seit 
6 Wochen sei er von seiner Umgebung darauf aufmerksam gemacht 
worden, daß seine Augen. gelb seien. Seit einigen Tagen habe er 
‚Leibschmerzen, besonders in der Magen- und Lebergegend. Er hatte 
auch Übelkeit und Erbrechen. Der Urin ist seit dem Beginn dunkel 
efärbt, der Stuhl meist „farblos“; doch vorübergehend auch gefärbt. 
autjucken. Seit einer Woche Anschwellung des Leibes! 

Bei der Auinahme ist bei dem fieberfreien Pat. ein intensiver 
Ikterus nachzuweisen. Der Stuhl ist acholisch (Sublimatprobe), der 
Urin ikterisch, ohne Leuzin und Tyrosin. Der Leib ist durch einen 
Flüssigkeitserguß stark aufgetrieben. Durch Punktion werden 5250 cem 
ikterischer Aszitesflüssigkeit vom spezifischen Gewicht 1010! und von 
negativer Rivalta-Reaktion abgelassen. Trotz negativer Wa.R. 
wird zur Entleerung des sich rasch wieder ansammelnden Aszites Nova- 
surol gegeben, das in 4 Injektionen mit‘ durchschnittlich 3—41/, Liter 
Harnmenge das Körpergewicht um 14 Pfund in 10 Tagen senkt. Nach 
Verschwinden des Aszites ist die Leber 3 Querfingerbreit unterhalb 
des Rippenbogens mit vermehrter Resistenz und scharfer Kante zu 
fühlen. Sieben Wochen nach der Aufnahme sind weder in den Skleren, 
noch im Harn ikterische Veränderungen noch nachweisbar. 


Die Zusammenstellung zeigt uns, daß kein Symptom obliga- 
torisch ist. Aber doch findet sich viel Gemeinsames. Die sub- 
chronische Leberatropbie kommt nach dieser Statistik vorwiegend 
im jugendlichen Alter vor: 8 von den 13 Fällen sind unter 25, 
11. unter 32 Jahren! Das weibliche Geschlecht. ist prädis- 
poniert: 10 von 13 Fllen! č | 

Ähnliche Verhältnisse sind bei der akuten gelben Leber- 
atrophie festzustellen (vergl. S: 79 bei Herxheimer). 

. DerIkterus ist nicht immer vorhanden, ebensowenig Leuzin 
und Tyrosin, auf welche Vertreter pathologischer Aminosäuren 
wie gewöhnlich fahnden. Offenbar sind diese beiden Faktoren von | 
der Intensität des Leberzerfalls abhängig. 

Die Krankheit neigt zu Rezidiven bzw. zu schubweisem Auf- 
treten (Fall 4, 5, 7, 9), doch scheint dieses davon abhängig zu sein, 
ob es sich um konstitutionelle Faktoren oder um ein exogenes Gift 
(Fall 3, Ölsardinen), vielleicht. in Verbindung mit konstitutionellen 
Faktoren, handelt. Über die Ätiologie gibt unsere Tabelle Anhalts- 


Auf dem zweiten Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Ortho- 


pädie am 2. Juni 1903 hat Lange eine vorläufige Mitteilung über 
Bildung künstlicher Gelenkbänder aus Seide bei 


| | paralytischem Platt- 
Spitzfuß, sowie beim Schlotterkniegelenk gemacht. ae 


Im Jahre 19072) habe ich die Naht eines zerrissenen Lig. cruciat. 
ant. ausgeführt, das bei der 5 Jahre später erfolgten Nachuntersuchung 
vollkommen funktionierte. Ein zerrissenes Lig. tib. nav.3) wurde von 
mir im Jahre 1911 durch ein neues Band aus Periost ersetzt (Abb. 8). 
Die Verletzung (Luxation des Fußes nach hinten) war 2 Jahre vorher 
entstanden, und die inzwischen ausgeführte orthopädische Behandlung 
hatte nicht zum Ziel geführt, die Patientin litt weiter an häufig sich 
wiederholender Subluxation des Fußes. ` Dieselbe Operation habe ich 
damals auch wegen Plattfußes dreimal gemacht. 


Angeregt durch meine Publikation empfahl Momburg‘) einige 
Wochen später dasselbe Verfahren; er hatte in 3 Fällen von Platt 


Faszie verwendet. Periost als Material schien ihm nicht geeignet, weil 
es nicht widerstandsfäbig genug sei. | 


Im Jahre 1911 und 1913 berichten Bartow Bernard and Wm. 
Ward Plummer) über gute Erfolge durch Bildung von Seidenliga- 
menten beim Schlottergelenk infolge Kinderlähmung. 

Finsterer®) ersetzte 1916 ein zerrissenes | 


aterales Ligament 
vom Sprunggelenk durch Faszie und Steinmann’) 


teilte im gleichen 


1) Katzenstein, B.kl.W. 1903, Nr.6. 
2) Langenbecks Arch. Bd. 98. 2 
3) M.Katzenstein, Bildung eines Gelenkbandes durch freien 
Periostlappen. Zbl. f. Chir. 1912. Nr.6. Ste 
4) Moala. Die Bildung eines Lig. tibio-naviculare durch freie 
Faszientransplantation bei Plattfuß. Zbl.f.Chir. 1912, Nr.11. ES 
| 5) BurtowBernard andWm.WardPlummer, The use of intra 
articular silk ligaments for fixation of.loose joints in the residual of anterior 
poliomyelitis. Americ. journ. of orthop.surg. Bd.9 u.Bd.10. 
6) Finsterer, W. kl. W. 1916, Nr.49. 


1) Steinmann, Klin. Ersatz von Gelenkbändern. Zbl. f. Chir. 1916, 
Nr. 49. | 


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5. Oktober 


1 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. a | 1393. 


Jahre den Ersatz des zerrissenen Seitenbandes des Kniegelenkes durch 
eine Periost-Knochenlamelle mit, Hölzel®) verwendete zur Rekon- 


struktion des zerrissenen vorderen Kreuzbandes im Kniegelenk den eben- ' 


falls abgerissenen Meniskus. Matti®) hat in einem gleichen Falle 
einen guten Erfolg durch extra-artikulare Faszientransplantation erzielt, 


Joseph!P) bildete 1917 ein Ligament (intraartikulär) aus Faszie 
zwischen Oberarmkopf und Proc. coracoideus zwecks Heilung der habi- 
tuellen Oberarmluxation. Dupney de Frenellett) hat im Jahre 1920 
durch Sehnen- und Faszienplastik bei einem paralytischen Schlotter- 

elenk Besserung herbeigeführt, in ähnlicher Weise hat Groves?) 
Bahnen und Faszie als Ersatz des vorderen bzw. hinteren Kreuzbandes 
nach Zerreißung verwendet. Bragard1®) berichtet 1923. aus der 
Langeschen Klinik über die Verwendung von Seidenfäden als Ersatz 
von Glenkbändern am Fuß bei Lähmungen, beim Knieschlottergelenk, 
bei kongenitaler Hüftgelenksverrenkung und am Ellenbogen. 


A. W. Meyer!:) bildete 1924 ein Ligament aus Faszie am Hüft- 
ker: um nach Resektion des gebrochenen und nicht geheilten 


'Schenkelhalskopfes den Trochanter in der Hüftpfanne zu fixieren. 


Weiterhin hat auch an diesem Abschnitt plastischer Chirurgie 
Lexer!5) und seine Schule regsten Anteil genommen. In dem hervor- 
ragendenII. Teil der „freien Transplantationen“ von Erich Lexer finden 
wir eine Zusammenstellung dieser Leistungen. Bei einer schweren 
Kapselzerreißung an der Innenseite des Kniegelenks wurden die Seiten- 
bänder durch Aufsteppen einer Rektussehne verstärkt, in ähnlicher 
Weise auch das Lig. deltoides neugebildet. Außer der Sehne und Faszie 
als Material zum Ersatz der Gelenkbänder wird von E. Rehn die 
EIS ana an für diesen und andere Zwecke empfohlen. Rehn 
hat Kutis bei Schlottergelenk des Ellenbogens, Kniegelenks bei Patella- 
luxation, sowie bei habitueller Ellenbogengelenksluxation angewendet. 

Als Material wurde mithin bisher Seide, Sehne, Faszie, Haut 
bzw. Kutis, sowie Periost verwendet. Die Empfehlung toten Materials 
geht auf Gluck zurück, der in einer Zeit operierte, wo wir Kennt- 
nisse über die Verwendung lebenden Gewebes noch recht wenig 
hatten. Die von Kirschner für viele Zwecke empfohlene und mit 
bestem Erfolg angewendete Faszie ist als Gelenkband sicher recht 
gut brauchbar, zumal da sie in großem Ausmaß zur Verfügung steht. 
Ich habe für die Bildung eines Gelenkbandes als das nächstliegende 
die Gelenkkapsel mit gutem Erfolg verwendet. Bei Überdehnung, 
bzw. Zerreißung der Gelenkkapsel, schien -mir aber das Periost ganz 
besonders geeignet zu sein. Wissen wir doch aus den zahlreichen 
Untersuchungen von Ollier, Lexer, Axhausen u. a., daß es bei 
den Periost-Knochentransplantationen das einzige überlebende Gewebe 
ist. Dazu kommt, daß Periost am angefrischten Knochen sehr bald 
organisch anwächst, während dies weder von der Faszie, vor allem 
aber nicht von den Seidenfäden anzunehmen ist. | 

Durch die interessanten Untersuchungen Langes ist nach- 
gewiesen, daß die Seidenfäden als solche eine Stütze nicht ab- 
geben, vielmehr die Grundlage für eine Bildung von Bändern dar- 
stellen. Das ist auch der Grund, warum Herz!®) bei der Verwendung 
von Seidenfäden sehr schlechte Resultate gehabt hat, die Lange 
darauf zurückführt, daß Herz die Seidenligamente zu rasch be- 
lastete. Lange”) empfiehlt eine halbjährige, sein Schüler Bragard 
neuerdings eine einjährige Nachbehandlung mit Stützapparat, damit 
sich um die Seidenfäden, die selbst zu schwach sind, Bindegewebe bildet. 

Daßsich Periost für Ligamente funktionell außerordentlich eignet, 
ergeben die Experimente von Nicoletti!8), der bei Hunden die seit- 
lichen, die hinteren und die Kreuzbänder am Kniegelenk entfernte und 
durch gestielte, bzw. freie Faszienlappen oder durch gestielte, bzw. 
freie Sehnenstücke, bzw. gestielte oder freie Perioststücke ersetzte, 

Die besten Resultate ergaben Periostlappen, die starke Liga- 
mente bildeten, während die Faszienstücke sich meist abstießen und 
durch Bindegewebe ersetzt wurden. 

Ähnlich dürfte sich die zuerst von Löwe empfohlene Haut und 
die später von Rehn verwendete Kutis verhalten. Rehn hat in zahl- 


8) Hölzel, M. m. W. 1907, Nr.28. | 

9) Matti, Ersatz d. zerrissenen vorderen Kreuzbandes durch extra- 
kapsuläre feine Faszientransplantation. M.m.W. 1918, Nr.17. 

10) Joseph, Eine neue Operation zur Verhütung der habituellen 
Schulterluxation.. M.kl.W. 1917, Nr. 22. 1919 Nr. 33. 

1") Dupney do Frenelle, Journal de Chirurgie, Bd. 16. 

12) Groves, Brit. journ. of surg. ; , 

13) Bragard, Künstl. Gelenkbänder. Zschr. f. orthopäd. Chir. 1923. 

14) A.W.Meyer, Zbl. f, Chirurgie. 1924, Nr.ila 
Enk 15) ErichLexer, Die freien Transplantationen. I. Teil. Stuttgart. 

nke. 1924. | 

1) MaxHerz,Diechirurgische Behandlung paralytischer Schlotter- 
gelenke usw. M. m. W. 1906, Nr. di. de Mm.W 
1) Fritz Lange, Künstliche Gelenkbänder aus Seide. M. m. W. 


i 1907, Nr. 17. 


18) Nicoletti, Gazz.degli osp.e delleclin. Jg.34, Nr. 95. S.996. 1913. 


reichen interessanten Untersuchungen den Nachweis zu führen gesucht; 
daß das fibrilläre Bindegewebe der transplantierten Kutis und ebenso 
die elastischen Fasern zum großen Teil erhalten bleiben, auch das mit- 
verpflanzte Fett bleibt am Leben. Nach Salomon handelt es sich 
um eine wahre Regeneration aus den Sehnenstümpfen hervorgehend. 

Eigene Experimente: Es wurde beim Hund die Achilles- 
sehne total mit Peritenoneum entfernt und durch einen entprechend 
langen Hautzylinder ersetzt. Die Haut wurde demselben Tiere entnommen 
und vor der Einpflanzung antiseptisch behandelt. (Rivanol 1: 1000 
durchschnittlich 10 Minuten; einmal 10% Formalin, einmal Rivanol- 
lösung 1: 500.) Es wurden bisher 7 Versuche gemacht, die nach 39,44, 
46, 52, 69 Tagen und nach 3 bzw. 12 Monaten unterbrochen wurden. 

In dem. 1 Jahr dauernden Versuch war aus der überpflanzten 
Haut eine nach Aussehen von der normalen nicht zu unterschei- 
dende Sehne entstanden, sie hatte gut funktioniert wie auch die 
Sehnen der Versuche von 2 bzw. 3 Monate Dauer. 

Die von Herrn Pick ausgeführte mikroskopische Untersuchung 
der exzidierten neugebildeten Sehne ergab in allen Fällen die völlige 
Resorption der Epidermis, die auch makroskopisch schon vermißt 
wurde. In den Versuchen von kürzerer Dauer (bis 52 Tagen) wurde 
stets zellreiches, faszikulär angeordnetes Bindegewebe festgestellt, 
das sich vom zellarmen parallelfaserigen Sehnengewebe deutlich 


. unterschied; „elastische Fasern fehlten. Fast stets wurden Haare 


bzw. Haarbälge sowie Fremdkörperriesenzellen festgestellt. Wir 
können demnach den Befund von. Rehn, daß das überpflanzte Kutis- 


gewebe am Leben bleibt, bestätigen, -die elastischen Fasern scheinen 


allerdings zu Grunde zu gehen. Die Streitfrage, ob aus diesem 
Bindegewebe sich durch funktionelle Anpassung typisches Sehnen- 
gewebe umbildet, oder ob dieses durch Regeneration aus den 
Sehnensttimpfen entsteht, ist schwer zu entscheiden. Ich habe den 
Eindruck, als bilde das überpflanzte Gewebe nur eine Stütze für 
die sich regenerierende Sehne. In dem 69 Tage dauernden Ver- 
such lautet Picks Protokoll: „Sehne von typischer Struktur umgibt 
einen Komplex noch erkennbarer Haut. Ziemlich zahlreiche Haar- 
bälge, aber ein völliges Fehlen von Epidermis. Statt dessen. eine 
Anhäufung partiell zerfallener Rundzellen. Kutis gleichfalls vielfach 
zellig infiltriert. An anderer Stelle: Anstatt des Hautimplantates 
zellreiches Granulom ohne noch erkennbare epitheliale Beimen- 
gungen.“ Hiermit ergibt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit, daß 


'neben dem allmählich der Resorption anheimfallenden Kutisgewebe 


sich Sehnengewebe von typischer Struktur gefunden hat. 

Nach diesen Versuchen, bei denen es gelungen war, Haut 
subkutan zur Einheilung zu bringen, haben wir einige. Male Haut 
als Band in den Körper eingefügt, in Fällen, bei denen es nicht 


darauf ankam, eine Stützfunktion der Bänder zu erzielen. Bei, 


solchen Fällen hat sich das Periost als Gelenkband als außerordent- 
lich geeignet erwiesen; denn Schon 4 Wochen nach der Operation 
wurde der bis dahin vorhanden gewesene Gipsverband entfernt und 
die Bänder konnten belastet werden. | 
.  Kasuistik. A. Ellbogengelenk. 
1. R.B. Vor mehreren Monaten Verletzung des Ellbogengelenkes, 


Fraktur der Ulna und Luxation des Radius nach vorn und medialwärts. _ 


Funktion: Unmöglichkeit der Flexion und Pronation. 1. Operation: 

Arthrotomie, Reposition des Radius, darnach Rezidiv. 2. Operation am 

12. April 1902: Bildung eines Lig. anulare ‚aus der Gelenkkapsel und 

Vernähung mit dem medialen Rest des Ligamentes (Abb. 1 und 2). 
Abbildung 2. 

- Abbildung 1. ST 


Frana eyg 1w- y emo o, 


21. Mai 1902 Ergebnis: Stellung annähernd normal, Flexion spitzwinklig, 
Pronation fast vollkommen, Streckung vollkommen möglich. . 

2. W., Kriegsverletzter. Fistel am Oberarmknochen, Versteifung : 
des Ellenbogengelenkes. Bei der am 10. Februar 1923 ausgeführten 
Resektion muß wegen der Knocheneiterung ein größerer Teil des Ober- 
armknochens weggenommen werden, als sonst bei Mobilisierung. Wegen 
des darnach bestehenden hochgradigen Schlottergelenkes am 21. April 
1923 Bildung zweier Seitenbänder aus Faszie und am 14. Juni 1923 
Bildung zweier Seitenbänder aus Haut. Es erfolgt jedesmal Einheilung 
der eingesetzten Bänder aus Haut, das Schlottergelenk bleibt nach wie 

vor bestehen. Am 24. April Bildung von drei Bändern 
Abbildung 8. aus Periost (Abb.3) an der Rückseite des Gelenkes. 
endi Es wird je ein Lig. humero-radiale medial und 
lateral gebildet, sowie ein Lig. humero-ulnare. 
Darnach ist das Schlottergelenk geheilt; es ist so- 
wohl die seitliche Beweglichkeit wie auch die Über- 
streckung völlig geschwunden. 


in einem Experiment, daß Periost offenbar sehr viel. 
geeigneter als Faszie und Haut für die Bildung. 
von Ligamenten ist. Während die aus diesen Be- 
standteilen gebildeten Ligamente sich allmählich . 
immer mehr lockerten und zu. einem vollen Mif- 
erfolg führten, zeigte sich, daß die aus Periost ge- 
bildeten Ligamente fest blieben und das Schlotter- 
gelenk zur Heilung brachten. . | 


‘ 


B. S chulterg elenk. 


1. Herr D. Habituelle Schultergelenksluxation. 
| Am 29. a 1923 Bandplastik aus Haut von 
einem vorderen Spalt des M. deltoideus der Gelenkkapsel entlang zu 


einem hinteren Spalt des M. deltoideus. Darnach voller Erfolg; leistet 
schwerste Arbeit als Gasarbeiter. | 


o '2. Herr R. Habituelle Schulter- 
elenksluxation bei Epilepsie. Am 

. 25. März 1924 Bandplastik aus Haut 
wie bei 1 mit sofortigem Rezidiv. 

3. Derselbe Fall. Habituelle 
Schultergelenksluxation bei Epi- 
lepsie. Rezidiv. Bildung eines Bandes 
aus Periost vom Processus cora- 
coideus zur medialen Fläche des 
Humerus (Abb. 4). | 


Abbildung 4. 


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— 


C. Hüftgelenk. 
1. Ernst L Kinderlähmung. 
Es fehlen M. glutaeus maximus, . 
M. biceps, Wadenmuskulatur, Pero- 


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nei, Quadrizeps erhalten. 
Pi Gleichwohl Funktion des Quadrizeps 
Fra = nicht möglich. Der Junge geht, - | 
IR ELENA Ba als fehle der Quadrizeps, indem er bei a Schritt das Kniegelenk 
a N mit der Hand stützt. Eine vorher ausgeführte Plastik zum Ersatz des 
} See I Glutaeus maximus ohne Erfolg. Bei Belastung des Beines ist der Ober- 
` vo wa i ra : s *j se > be 
Re ‘ körper gegen die Extremitäten bis fast zum rechten Winkel gebeugt 
Pe ARN 5 r l š i ý 
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> . P 
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(s. Abb. 5), wohl To 
Mommsen!?) beim Ste 
der Wirkun 


den Oberschenkel fixierte und die eine bessere ‚Belastung des Beines 


Fehlens der Wadenmuskulatur, die nach 
en eine große Bedeutung hat. Nach Erprobung 
einer aus Gips gefertigten Schiene, die das Becken gegen 


19) Mommsen, Bedeutung der statischen Einheit von Rumpf 
und Bein. D. Zschr, Í. orthopäd. Chir, 1923, 


1924. MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


‘zwischen Spina anterior superior: und 


ment wird aus Haut 


Aus dieser Beobachtung ergibt sich fast wie en 


. Jahre später festgestellt. - 


Lähmung noch nicht, daher Urteil über 
: Erfolg noch. nicht möglich... Belastet man 


| ermöglichte, ‘wurde ein Perioststreifen zwischen Becken- und Ober- 


schenkelknochen angelegt, um das Bein gogon das Becken zu strecken 
(s. Abb. 6). Erfolg: Kann das gelähmte Bein belasten, geht ohne Zu- 
hilftenahme der Hand besser, wenn auch noch nicht. normal. 

2. Margarete E. Lähmung der vom M.tibialis versorgten Muskeln. 
Das Kind läuft mit stark auswärts rotiertem Bein, welche Stellung 


- durch Gipsverband nicht gebessert wer- 


den kann, daher zwecks Herbeiführung 
einer passiven Innenrotation Bildung 
eines Bandes am 22. Septeniber 1923 


Abbildung 7. 


Das Liga- 
ildet. Am 
16. Dezember 1923 Gang mit einwärts 
rotiertem Bein. l 


Trochanter major (s. Abb. 2 
ge 


D. Kniegelenk. > 

‘= R.G. Nach einem Sturz mit dem 
Pferd Operation am 4. Mai 1907 wegen 
Meniskusverletzung, Naht des Lig. cru- 
ciatum an die Tibia. Voller Erfolg fünf 

Irene Schr. Schlottergelenk des 
Kniegelenks bei totaler Beinlähmung. 
Schwerste Valgusabweichung bei passi- 
ver Belastung. Bildung eines Lig. tibio- . 
femorale. Belastet das Bein wegen der 


| das Bein bei Rückenlage der 
on so scheint die seitliche Abweichung des Unterschenkels 
gebessert. | an oo 
Olga W. Vor 32 Jabren Kinderlähmung. Lähmung des ganzen 
linken Beines. Nach Bauchmuskel-Quadrizepsplastik am 22, Februar 1924 
wegen Genu recurvatum und Genu valgum Bildung eines Lig. tibio 
femorale aus Periost. Geht ohne Schienenhülsenapparat und belastet 


die Extremität. | | | 
| = E Fußgelenk. 
Bildung eines Lig. tibio-naviculare bei 


- 1. Irene Schw. Nach traumatischer Luxation -des Fußes. nach, 
hinten häufig sich wiederholende Luxation im Calcaneo-naviculare- 


Gelenk infolge Zerreißung des Lig. tibio-naviculare. Heilung (Abb. 8)20), 


‚Abbildung 8. u u 


` 


| Periostlappen 
ie längs gefaltet 


SCHE 7 
AA 
2) 


A 
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OPSA 
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Knochenbildende 
Schicht, 


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3 


Im Krieg gefallen. Ä . | 

4. Fritz Br. Am 21. Januar 1913 dieselbe Operation. Guter Erfolg. 
5. Max H. Lähmung fast sämtlicher Unterschenkelmuskeln. Pes 
calcaneo-valgus. Außer einer Muskelplastik vom Ober- zum Unter- 
schenkel wird am 9. Februar 1924 ein Periostlappen von der Tibia zum 
Os naviculare heruntergeschlagen. Erfolg schlecht, die Valgusstellung 
ist darnach nicht ausgeglichen. Be 
“8, Erich Lo. Vor 11/, Jahren Poliomyelitis, Lähmung im Gebiet 

des N. tibialis, Calcaneo-valgus-Stellung, Bildung eines Lig. tibio-nav!- 
eulare am 12. Februar 19%. Nach 4 Wochen Abnahme des Gips- 
vyerbandes. Voller Erfolg. | 


20) Zbl. £. Chir. 1912, Nr. 6. 


5. Oktober _ 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


1395 


Daß Periost als Material zur Bildung von Bändern’ vor Faszie 
und Kutis den Vorzug verdient, beweisen die Erfahrungen, die wir 
bei 2 Fällen gemacht haben. Bei einer habituellen Oberarmluxa- 
tion (Abb. 4) erfolgte mach Bildung eines Bandes aus Haut als- 
bald ein Rezidiv, während nach Verwendung von Periost eine 
Dauerheilung eingetreten sein dürfte. Noch eklatanter ist aber die 
Beobachtung bei einem Schlottergelenk des Ellenbogens, nach Re- 
sektion entstanden. Zweimaliges Rezidiv nach Bildung von Bändern 
aus Faszie bzw. Haut, Heilung nach Verwendung von Periost (Abb.3). 

Bezüglich der Technik der Bandbildung aus Periost möchte 
ich darauf hinweisen, daß an der Befestigungsstelle des neuen 
Bandes der Knochen durch Einschneiden und Beiseiteschieben des 
vorhandenen Periosts freigelegt werden muß und daß das eine Ende 
des freien Periostlappens mit der Kambiumschicht auf den ange- 


frischten Knochen durch Vernähung des transplantierten Periosts- 


mit dem vorhandenen Periost gut fixiert wird. Der.freie Periost- 
lappen selbst wird vorher so zusammengenäht, daß die Kambium- 
schicht sich deckt, nur am oberen und unteren Ende bleibt die 
Kambiumschicht zwecks Vereinigung des Transplantats mit dem 
Knochen frei. Die Länge des Periostlappens wird so gewählt, daß 
das Transplantat nach der Befestigung seiner beiden Enden an die 
in Betracht kommenden Knochen und nach dem Redressement straff 
angezogen ist. Die korrigierte Stellung der Knochen, wird durch 
einen Gipsverband oder durch entsprechende Lagerung fixiert. Als 
Nahtmaterial dient stets Seide. Die Operationstechnik ist wie die 
von uns bei aseptischen Gelenkoperationen geübte eine rein instru- 
mentelle. Die Erfolge waren durchweg sehr zufriedenstellend, mit 
Ausnahme des einen Falles von Pes calcaneus valgus, bei dem 
wir nicht einen freien, sondern einen gestielten Periostlappen be- 
nutzt haben. Er wurde am unteren Ende der Tibia gebildet und 
nach unten geschlagen. Da, wo er ümgeschlagen war, war er nicht 


befestigt worden und hatte offenbar an dieser Stelle nachgegeben.: 


Mit der Chirurgie der Gelenkbänder verfolgen wir den Zweck, 
zerrissene oder überdehnte und infolgedessen nicht mehr funktions- 
fähige Gelenkbänder in wirkungsvoller Weise zu ersetzen. 

Ihre Voraussetzung ist- die Kenntnis der physikalischen Eigen- 
schaften der Gelenkbänder und ihrer Funktion. Wenn wir uns 
über diese klar sind und wissen, daß die Bänder bei der Rachitis 
viel nachgiebiger sind als in der Norm, so werden wir unsere Er- 
fahrungen im Gebiete der Gelenkbänderchirurgie auch bei den rachi- 
tischen Deformitäten in weitesten Umfang anwenden. Denn wenn 
es uns auch gelungen ist einen Plattfuß oder eine Skoliose zu re- 
dressieren, so wird nach Abnahme der redressierenden Verbände 
Immer wieder ein Rezidiv eintreten, solange wir nicht darauf be- 
dacht sind die erschlafften und überdehnten Bänder zu beeinflussen. 

~ In einer größeren Anzahl von Fällen dieser Kategorien haben 
wir durch Gerbung der Bänder eine Festigung zu erzielen ver- 
sucht. Wir haben hierbei im allgemeinen gute Erfolge gesehen, 
doch wurde das Verfahren von uns vollkommen aufgegeben, seitdem 
wir bei einem Fall eine Schädigung des Knochens beobachtet 
haben. Die Stellung des Fußes war ausgezeichnet, jedoch bei der 
röntgenologischen Untersuchung stellte sich heraus, daß sich Knochen- 
defekte an der Stelle der Einspritzung gebildet haben. 

Da wir andererseits durch Neubildung von Gelenkbändern, 
auch bei den Folgen der Rachitis sehr gute Resultate haben, so 
möchten wir die Bildung neuer Bänder nach dem Redressement des 
Plattfußes und der Skoliose in schweren Fällen bei jugendlichen 
Individuen empfehlen. 


Die Indikation zur Bildung eines Gelenkbandes wäre also | 
gegeben bei Schlottergelenk paralytischer und nicht paralytischer | 


Herkunft, zur Sicherung des Erfolges nach dem Redressement des 
Plattfußes, des Genu valgum ev. der Skoliose sowie bei allen durch 
eine Verletzung zugrunde gegangenen Gelenkbändern. | 

Wir werden uns jedoch nicht darauf beschränken, solche durch 
Trauma oder Überdehnung nicht funktionierende Bänder zu ersetzen, 
sondern wir können diese künstlichen Gelenkbänder auch ohne das 
Vorbild normaler Bänder neu schaffen, wenn wir die Stellung einer 
Extremität hierdurch verändern wollen. Es kommen hierbei die Fälle 
` von Lähmungen in Betracht, bei denen infolge partieller Muskel- 
lähmung die Antagonisten eine übermäßig starke Wirkung aus- 
üben und bei denen es nicht möglich ist, die gelähmten Muskeln 
zu ersetzen. 


g ; h gemacht, durch ein Lig. spinoso- | l ; 
E wir deny argui E . handlung mit Apocynum cannabinum nicht labe überzeügen können. 


drehen, und bei einer Lähmung des Glutaeus maximus sowie der | 


trochantericum das nach auswärts gedrehte Bein passiv einwärts zu 


Unterschenkelmuskulatur, bei der das Becken in Beugestellung ne 
emur stand, sobald der Quadrizeps kontrahiert werden s0 e, 


Mittel gut vertragen. 


haben wir versucht durch ein Lig. pectineo-femorale Becken und 


Femur in gestreckte Stellung zu bringen. Hierdurch war die Mög- 
lichkeit gegeben den Musculus quadriceps aktiv zu kontrahiere 
und einen annähernd normalen Gang zu erzielen. z 
Ziel und Zweck der Gelenkbandplastik ist, wie ich schon 
früher hervorgehoben habe, die Anwendung äußerer Apparate nach 
Möglichkeit auszuschalten und sie durch entsprechende innere Pro- 
thesen zu ersetzen. Denn der beste und genialst kon- 
struierte Apparat ist ein armseliger Notbehelf. Es muß 


das Ziel der plastischen Chirurgie sein, durch zweck- 
entsprechendes Eingreifen die wirkliche Ursache der 


Deformitäten zu beheben und das Tragen von Apparaten 
möglichst überflüssig zu machen. ZZ EN 


Therapeutische Verwendung von Extract. Apocyni ` 
cannabini fluidum bei Herzkrankheiten. ....: 

Von E. Stadelmann, Berlin. 

Das Extract. Apocyni cannabini fluidum wird aus dem Wurzel- 

stock einer in Virginien einheimischen Pflanze der Apocyonaceen 
nämlich dem Apocynum cannabinum L. gewonnen. Nach Schmiede- 


berg!) sind die wirksamen Bestandteile 1. das Apocynin, ein in. 


Wasser fast unlöslicher harzartiger amorpher Körper, und 2. das 
Apocynein, ein Glukosid, welches chemisch und pharmakologisch 
dem Digitalein nahe verwandt ist. Moore beschreibt demgegenüber 
das Apocynin als einen kristallinischen Körper, den er mit. dem 
Acetovanillon identifiziert. Jedenfalls wirkt das Extrakt aus der 
Apocynwurzel digifalisähnlich, bewirkt am Froschherzen. (te Water, 
Schmiedeberg, Moore) systolischen Herzstillstand, beim Warm- 
blüter Blutdrucksteigerung und Herabsetzung der Herzfrequenz bei 
erhöhtem Schlagvolumen. u | 
In Amerika wird die Pflanze unter dem Namen „vegetable 


Trocar“ bei Herzkrankheiten viel verwandt, desgleichen in Italien 


und Rußland. In neuerer Zeit ist auch in Deutschland mehrfach 
über erfolgreiche Behandlung von Herzkranken mit Apocynum 


cannabinum berichtet, so von Pawinski, Krämer, Riebold, 


Fehsenfeld. Ein Teil dieser Autoren lobt die hervorragende 
Wirkung des Mittels und. empfiehlt es warm. Man soll zwei- bis 


dreimal täglich 15 Tropfen des Fluidextraktes geben. Unter der 


Apocynwirkung wurde der Puls voller, seine Frequenz nahm ab: 


Als Nebenwirkung ist mit einer leicht narkotischen Wirkung zu 
rechnen, nach längerer Darreichung größerer Dosen trat Gedächtnis- 


schwäche..auf. Nach acht- bis zehntägiger Anwendung stellte sich 
bei den Kranken Übelkeit ein, im allgemeinen wurde aber das 
Man soll es bei Herzinsuffizienzen ver- 
schiedenster Art mit Vorteil verwenden können, nur nicht bei Herz- 
neurosen. 
und kräftiger werden, erhöhe die Diurese und beseitige dadurch 
abnorme Wasseransammlungen im Körper. Vermißt wird eine 
Wirkung bei Nieren- und Leberkrankheiten (Zirrhose), bei akuten 
Nierenerkrankungen sei es direkt kontraindiziert. Einzelne der 


. Autoren geben allerdings noch an, .daß das Mittel wiederholt selbst 
nach kleinen Dosen und kurzer Anwendung Übelkeit und Erbrechen 


hervorgerufen habe. 5 
Ich habe schon vor etwa 25 Jahren eine größere Versuchs- 
reihe angestellt, über welche Herr Ferdinand Knapp in seiner 


. Dissertation 1921 (nicht gedruckt) berichtet hat. Behandelt wurden 


60 Kranke mit Herzleiden verschiedenster Art und Herzinsuffizienzen 
als Folgeerscheinung anderer Leiden und zwar: Myokarditis 14, 
Aorteninsuffizienz 5; Aortenaneurysma 1; Aorten- 


und -stenose gleichzeitig 2; Nephritis chronica mit Herzinsuffizienz 10; 


' Perikarditis 3; Cirrhosis hepatis 4; Carcinoma hepatis, Miliar- 


tuberkulose, Influenza je 1. - 


Das Apocyn wurde als Fluidextrakt und zwar in steigender 
. Dosis von dreimal 6—12 Tropfen gegeben. 


Vor: der Anwendung 
wurde, wenn irgend möglich, erst eine mehrtägige indifferente 
Therapie verordnet und erst die Einwirkung der Ruhe und ge- 
ordneten Krankenpflege im Krankenhause abgewartet, wie ich dies 


. zur richtigen Beurteilung. der Wirkung eines Mittels bei ‚Herz- 


krankheiten im @gemeinen für absolut notwendig erachte. 
Von der ilderung einzelner Fälle kann ich absehen, da 
ich im allgemeilen mich von: einem deutlichen Nutzen der Be- 


1) Auf genauere Literaturangaben glaube ich in diesem kurzen 


Aufsatze verzichten zu sollen. 


Es setze die Pulsfrequenz herab, lasse den Puls voller . 


und Mitral- 
-insuffizienz. gleichzeitig 3; Mitralinsuffizienz 10; Mitralinsuffizienz 


ina. 


LAT a ee n e ne n a aa A 


N 


1396 


Nur folgende 8 Fälle möchte ich kurz schildern, bei denen eine 


deutliche Wirkung, festzustellen war. 


1. B.Sch., 65 Jahre, Arteriosklerose. Klagen über Luftmangel, 
Husten, Herzklopfen, Schmerzen in der Herzgegend. Es besteht 
Knöchelödem, starkes Emphysem, an der Herzspitze leichtes systolisches 


| Geräusch. ' Leber groß und druckempfindlich,. Urin enthält Eiweiß, 


Puls 104, klein und unregelmäßig. Nach i1tägiger Anwendung von 
Apocyn, das gut vertragen wird, ist der Puls kräftig und voll, 
Frequenz 60, Urinmenge wesentlich gestiegen (auf 1000 cem), Leber 
abgeschwollen, Ödeme geschwunden. Pat. verläßt gebessert das 


Krankenhaus. | 

2. Frau F., 71: Jahre. Starke Ödeme, hochgradige Zyanose, 
Cheyne-Stokessches Atmen, Hydrothorax, Dilatatio cordis, an der Herz- 
spitze systolisches Geräusch, Puls 92, irregularis und inaequalis, starke 
Arteriosklerose, Diurese gering, im Urin Albumen und granulierte 


erhielt 8 Tage lang dreimal täglich 5—7 Tropfen ohne Erfolg, 
b) 14 Tage später 5 Tage lang dreimal täglich 5—7 Tropfen mit 
bestem Erfolge. Die Diurese steigt von 500 ccm auf 2000 pro die, 
das Eiweiß verschwindet vorübergehend, die Ödeme gehen zurück, 
Puls ist langsamer und voller, ‘subjektiv Wohlbefinden. Die -Besserung 
hält aber nur 10 Tage an, Eine folgende Digitaliskur schafft auch 
nur vorübergehenden Nützen. c) 2 Monate später wieder Apocyn, 
diesmal ohne jeden Erfolg. Auch Diuretin und Liquor Kal. acetici ver- 
sagen, Exitus. Sektion: Hypertrophie d. l. Ventrikels; Dilatation der 
Atrien und Ventrikel; Endocarditis valvular. aortae, mitralis et 
trieuspidal. Atheromatose der Aorta und der Kranzarterien, Stauungs- 
niere, Interstitielle Nephritis. en 

3. Frau J.S., 44 Jahre, Starke Dyspnoe, sehr, verbreiterte Herz- 
dämpfung, leise Herztöne, keine Geräusche, Puls #20, voll, hebend, 
Arterienrohr hart, beiderseitiger Hydrothorax, ausgebreiteter Katarrh 
über beiden Lungen. Im Urin Albumen. ií Tage lang Apocyn in 
steigender Dosis dreimal täglich 8—10 Tropfen. Danach leichte Besse- 
rung, Diurese steigt vorübergehend, Pulsfreguenz sinkt auf 100. Wenige 
Tage nach Aussetzen des Mittels Verschlechterung und Tod. Sektion: 
hämorrhagische granulierende Pericarditis, exsudative Pleuritis, Myo- 
carditis parenchymatosa, chronische Nephritis, u 

4. Frau F., 60 Jahre. Aorteninsuflizienz, Herzschwäche, Dyspnoe, 
Puls wenig kräftig, 132; Pat. erhält 11 Tage lang Apocyn steigend 


Pulsfrequenz sinkt auf 60—90; 
pro die auf 1000 ccm. Pat. gebessert entlassen. 


5. Frau A. G. Mitralinsuffizienz; Phthisis pulmon. im II. Stadium, 
hochgradige Kompensationsstörungen. Hier konnte durch Apocyn- 
anwendung viermal 


von dreimal 6—8. Tropfen gegebon — der Zustand gebessert werden. 
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Der kleine EOE uls sich und eine wahre Harnilut (bis zu 
3400 ccm pro die) schaffte die Ödeme fort. 


6. Herr E. Z.; 63 Jahre. Ödeme, Aszites, Hydrothorax, Pulsus 
parvus et frequens, Oligurie, Albuminurie, Zylindrurie, Cheyne-Stokes- 


sches Atmen, Mitralinsuffizienz, Er erhielt 18 Tage lang dreimal täg- 


lich 5—8 Tropfen des Apocynextraktes, Danach steigt Urinmenge bis 
auf ALiter, Ödeme und Aszites schwinden, Puls kräftiger und lang- 
samer, Atmung wird normal und Urin eiweißfrei. Nach 15 Tagen Ver- 
NE die nochmals durch Apocyn gehoben wird, während ein 
drittes Mal das Mittel versagt. Diuretin nützt dann noch, während 
Digitalis wirkungslos bleibt. . RR | | i 

| 7. N.S., 27 Jahre. Insuff., Aort. und Mitralis. Schwere De- 
kompensationserscheinungen von Seiten des Herzens. Zyanose, Dyspnoe, 
Hydrothorax, Aszites, Hydroperikard, Hiydrops, Puls klein und un- 
regelmäßig, Leber groß, ikterische Hautfarbe, Urin spärlich, enthält 
Eiweiß. Eine Digitaliskur bleibt erfolglos. Darauf Apocyn dreimal 
täglich 6—8 Tropfen. Schon nach 3 Tagen Puls kräftiger, aber noch 
irregulär, Frequenz geht um 20 Schläge zurück, Urinmenge steigt auf 
3 Liter, Ödeme, Aszites usw. schwinden. Pat. steht auf. Nach 8 Tagen 
Verschlechterung. Pat. stirbt an Lungeninfarkt. 


8. O.H., 33 Jahre. Insuff. Aort. und Mitraälis. Stauungskatarrh, 
Zyanose, Ödeme; kleiner, frequenter, irregülärer Puls, Oligurie, 
Albuminurie. Digitalis wir BR. Nach Apocyn, welches 12 Tage 
lang dreimal täglich 5—7 Tropfen gegeben wird, gehen die Stauungs- 
erscheinungen zurück. Urinmenge steigt von 500—800 ccm auf 1000 
bis2000, Puls wird kräftiger, Irregularität geringer. Apotyn wird gut ver- 
tragen, während Digitalis dyspeptische Erscheinungenhervorgerufen hatte, 


Ich beschränke mich darauf, diese 8 Fälle anzuführen, bei | 


welchen eine günstige Wirkung der Behandlung mit Apocyn noch 
am deutlichsten ist. Bei allen übrigen war sie, u deutlich, ganz 
vorübergehend bzw. vollkommen negativ. Das Resultat ist wenig 
günstig, immerhin darf nicht verschwiegen weißen, daß Apocyn 
gelegentlich (z. B. Fall. 7) nützte, nachdem Digits versagt hatte. 

Von Nebenwirkungen war folgendes zu beobä&hten. Dieselben 
erstreckten sich allein auf den Magen und wareh bald leichterer 
Natur, bald so schwer, daß die Behandlung ausgesetzt werden 


mußte: Sie bestanden in Übelkeit, Würgen und, Erbrechen. Sie | 


traten meist schon im Anfang der Behandlung ünd nach kleinen 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


6—10 Tropfen) verabreichte. 
| wirkung erst nach größeren Dosen eintritt, die ich vermieden habe. 


Zylinder. Hier wurde dreimal Apocyn gegeben und zwar: a) Pat. 


binierten Mitral-Aortenfehlern. 


von dreimal 10 bis dreimal 15 Tropfen. Herztätigkeit danach kräftiger, 
rinmenge steigt‘ von 200—600 ccm - 


— einmäl wurde das Mittel 40 Tage lang in Dosen ` 


5. Oktober 


Dosen (dreimal täglich 5—6 Tropfen) auf. Jeder zehnte Patient 
mindestens hatte unter solchen gastrischen Störungen zu leiden. 
Ich kann demnach in das Lob von, der guten Bekömmlichkeit des 
Extract. cannabin. fluidum nicht 'einstimmen. Dagegen habe ich 


von der narkotischen Wirkung des Präparats, welche andere Autoren 


beschrieben haben, nichts gesehen, trotzdem ich das Mittel gelegent- 


lich recht lange Zeit, allerdings in kleinen Dosen (dreimal täglich 
Es ist möglich, daß diese Neben- 


Ich glaube nun, aus meinen doch ziemlich ausgedehnten Be- 
obachtungen folgende Schlußfolgerungen ziehen zu können: 


Das Extract. Apocyn. cannabin. fluidum ist ein sehr unzuver- 


lässiges, . oft unangenehme Nebenwirkungen von Seiten des Magens 
hervorrufendes Mittel. Ein wirklich nachhaltiger Erfolg ist selten, 
rasch vorübergehende Wirkung wird man etwas häufiger erwarten 


dürfen. Am .ehesten angezeigt ist es ‘bei Mitralfehlern und kom- 


Dagegen ist es bei Herzmuskel- 
entartung und besonders bei schwereren Nierenleiden mit folgenden 


Kompensationsstörungen so gut wie wirkungslos. 


Die außerordentlich ungleiche Wirksamkeit scheint weniger. 
auf der Verschiedenheit der Krankheitsfälle, bei denen es an- 
gewendet wurde, als vielmehr in dem Mittel selbst begründet -zu ' 
sein. Weist doch Schmiedeberg darauf hin, daß das Apocynein,. 
jenes dem Digitalein nahestehende Glukosid, wegen seiner amorphen 


Struktur vermutlich schwer und ungleichmäßig resorbiert wird, und 


daß der zweite wirksame Bestandteil der Droge, das Apocynin, 


beim Erhitzen mit verdünnten Säuren in eine unwirksame Substanz 
verwandelt wird. 


Von einer Überlegenheit des Präparats über die Digitalis- 


körper kann wohl kaum die Rede sein. Wenn ich daher vor einer 


Anwendung des Apocyns auch nicht gerade warnen möchte, denn, 
wie die angeführten kurzen Krankengeschichten lehren, kann man 


ja gelegentlich von ihm Nutzen sehen, selbst da, wo Digitalis ver- 


sagte, so darf man große Hofinungen auf das Mittel jedenfalls nicht 
setzen. Ich wenigstens habe seit meinen damaligen Untersuchungen 


keine Veranlassung gehabt, das Apocyn wieder zu verordnen, so 
wenig war ich von seiner Wirkung befriedigt. Ich kann mir das 
Lob, welches andere Autoren dem Mittel spenden, nur damit er- 
klären, daß sie solche gelegentliche günstige Wirkungen, wie ich 


sie auch gesehen habe, verallgemeinert haben, ohne sich dabei auf 
ein größeres. Untersuchungsmaterial zu stützen. | 


Aus der Röntgenabteilung des Städtischen Krankenhauses im 
Friedrichshain in Berlin (Dirig. Arzt: Dr. Max Cohn). 


Seltene Fremdkörper. 
Von Dr. Max Cohn. 


Jeder Röntgenologe mit größerem Krankenmaterial hat im 


Laufe der Jahre einige Fremdkörper beobachtet, die nach Art, Sitz 
und Krankheitserscheinungen ein besonderes ärztliches Interesse 
verdienen. Eine Häufung solcher Fälle, wie ich sie in der ersten 


Zeit meiner Tätigkeit am Friedrichshain zu sehen bekam, veran- 


laßte mich, an der Hand meines und meines Vorgängers Materials 


der Psychologie des Triebes, sich Fremdkörper einzuverleiben, etwas 
näher nachzuspüren. Dabei ergab sich, daß eine gewisse Gesetz- 
mäßigkeit bei einzelnen Kategorien von Menschen bei der Auswahl 
der Fremdkörper obwaltet. Bei der großen Zahl meiner Beob- 


 achtungen, die etwas abseits von dem gewöhnlichen . Fremdkörper- 


nachweis liegen, waren aber auch wichtige Schlüsse für die 
Indikation und die Art der Entfernung auf Grund der röntgeno- 
logischen Untersuchung möglich. In der Kriegszeit hatte sich allzu- 
sehr das Bestreben entwickelt, die Fremdkörperchirurgie allein 


nach mathematisch-physikalischen Gesichtspunkten zu betrachten. 


Und doch gibt es eine große Zahl von Fremdkörpern, wo die phy- 
siologische und anatomisch-topographische Einstellung des Rönt- 
genologen allein eine Förderung der ärztlichen Kunst bringt. - Bei 
den Fremdkörpern, von denen hier die Rede sein soll, handelt es 
sich nur. in den seltensten Fällen um reine Zufälle; in der großen 


Überzahl entspringt die Einführung der Fremdkörper einer krank- 
` halten Bewußtseinseinstellung.. Eine überragende Rolle für den Anlaß 


zu den bizarren Handlungen spielt der Trieb, die Freiheit aus einer 
Haftstrafe wieder zu erlangen. Die ärztliche Untersuchung wird in 
hohem Grade dadurch gestört, daß die Angaben der Patienten 
wegen ihrer geistigen Minderwertigkeit keine rechte Glaubwürdigkeit 
verdienen. Man muß viele von diesen in doppelter Hinsicht Kranken 


gesehen haben, um hinter ihre Schliche und Unwahrheiten zu kommen. 


Die erste Gruppe dieser charakteristischen Fälle umfaßt Häft- 
linge, welche metallische Fremdkörper schlucken, um ins Kranken- 
haus zu. kommen. Hier wollen. sie operiert sein und die Rekon- 
valeszenz dazu benutzen, um zu entwischen,. was entschieden 


leichter aus dem Krankenhaus als aus dem Gefängnis gelingt. 


Bemerkenswert ist, daß die gleichen Fremdkörper bei Personen, 
die in verschiedenen Anstalten untergebracht sind, wiederkehren. Mit 


Vorliebe werden Federn und Spiralen aus Matratzen verschluckt. 


Ein Beispiel ist in Abb. 1 dargestellt. Der Straigefangene hatte. 


Ey eine große Anzahl dieser Metallteile verschluckt, deren Zahl und 


itz festzustellen mir oblag. Objektive Beschwerden bestanden in zeit- 
. weise auftretendem, blutig ge- 

Abbildung 1. ' färbtem Erbrechen. Die sub- 
ee  Jektiven Beschwerden ver- 
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| der Fremdkörper hat. Ferner 
wird übereinstimmend über 
. unangenehmes Aufstoßen „mit 
Eisengeschmack“ gekl t. 
Dieses Aufstoßen und das 


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` unbedingt für Lokalisation im 
I Magen. Die Röntgenaufnahme 
konnte aber feststellen, daß 
ein hakenförmiger Teil über 
vier andere hinübergriff, die 
von oben nach unten rechts 
.von der Wirbelsäule lagen. 
Ich folgerte daraus, daß die 
distalen Fremdkörper im Duo- 
denum verhakt waren, und 
durch den Haken des erst- 


erwähnten, der teils im Magen, teils im Zwölffingerdarm stach, am 


Weiterwandern verhindert wurden. Die Gefahr der Perforation in dem 
sehr beweglichen und engen Darmteil gab. die Indikation für den 


‚Eingriff ab. | 


| Nicht jeder Fremdkörper muß operativ aus dem Abdomen 
entfernt werden, Viele gehen leicht per vias naturales ab, viele 
sind ungefährlich. Bei der Indikationsstellung ist zu berücksichtigen, 
daß der glatte Verlauf den Sträfling schnell veranlaßt, das Ex- 


periment zu wiederholen, und die zweite Operation nicht so leicht 


ist wie die erste. -Im vorliegenden Falle bestätigte die Operation 
meine Annahme über den Sitz der Fremdkörper nicht nur, sondern 
der Fall kam ein zweites Mal mit denselben Fremdkörpern zur 
Beobachtung. Ä | ha 

 _ Ein Jahr nach der ersten Operation sah ich den Patienten im 
Friedrichshain wieder,. während sein erstes Gastspiel im Krankenhaus 
Moabit erfolgte. Er erzählte eine große.Geschichte von einer Schnaps- 
wette, die er durch das Verschlucken von Metallteilen gewonnen habe. 
Als ich ihn dann fragte, woher eine große, mediale Laparotomienarbe 
stamme, sagte er, daß er in Moabit am Magengeschwür operiert worden 
sei. Es war nun nicht mehr schwer, dieses Fremdkörperrezidiv klar- 
zustellen. | 

‚ Als Richtlinie für die Röntgenuntersuchung diene, daß. der- 
artige Fremdkörper fast immer vielfach vorkommen. Die Verbrecher 


wissen, daß ein Stück leicht durch den Darm abgeht: sie haben 
dann nur die Unannehmlichkeit des Verschluckens und nicht das. 


„Vergnügen“ der Krankenhausfreiheit gehabt. _ 
Ich habe auch eine weibliche Gefangene, die „Matratzen- 
Schluckerin“ war, gesehen. Soziale Stellung und Geschlechtsunter- 


schied (anderes Haftlokäl) lassen kaum die Annahme zu, daß einer 


vom anderen wußte. 7 i 
$ Das Mädchen war Untersuchungsgefangene und sollte bei ihrer 
errschaft gestohlen haben. Sie leugnete und saß, angeblich deshalb 
SR 6 Monaten in Einzelhaft; diese soll bei ihr einen derartigen Lebens- 
2 erdruß hervorgerufen haben, daß sie aus ihrer Matratze Haken und 
edern entnahm und verschluckte. ee 
Ohne Zweifel ist die Auswahl dieser merkwürdigen Gegen- 
stände nicht auf eine besonders rege Phantasie der Gefangenen 
zurückzuführen; sie haben in ihrer Umgebung nicht viele Gegen- 
Stände, die demselben Zwecke dienen können. Außerdem spielt es 
En Rolle, daß Gegenstände verschluckt werden müssen, deren 
Kin a längere Zeit nicht bemerkt wird, während später objektive 
Ho nXheitszeichen (Erbrechen und Blutung) die Verlegung ins 

spital erheischen. Das gehäüfte Vorkommen gerade des Ver- 


-~ 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK = .Nr. 40. 


nahme Schmerzen am Sitz. 


blutige Erbrechen sprechen . 


sichtig zu sein. 0.000000 
Nur zweimal sah ich bei Strafgefangenen andere Fremdkörper 

'als Matratzenfedern. und -Haken. . Das. eine.:Mal war, von dem 

metallenen Verschluß des Waschbeckens der Hakenteil von:'etwa 


15 cm: Länge‘ verschluckt. worden, ‘nachdem der Stöpsel (der . 


eigentliche Verschlußteil) abgebrochen : worden war. . Das ‘andere Mal 


hatte eine Frau 3 Stricknadeln in voller Länge herüntergeschluckt. : 


schluckens von metallenen Matratzenteilen müßte die zuständige e 
Behörde veranlassen, in der Auswahl der Liegegelegenheiten vor: ; 


X 


Dieser Fall ist übrigens. der einzige, der zum 'Tode geführt hat. ` 


Eine Nadel hatte das Duodenum ‚durchbohrt, war in die Leber ein- 
edrungen, und hatte dort eine eitrige’Cholangoitis' mit Abszeßbildung 
‘hervorgerufen. Eine zweite Stricknadel muß den Darm an anderer 


Stelle perforiert haben und.saß in einem. großen Abszeß, der längs des. 


Deo-Psoas entstanden war. Diese Lokalisation hatte zu einer reilek- 


torischen Beugekontraktur des Beines geführt, die wegen der Schmerzen | 


‚nicht zu überwinden war. | ee a 
Ein Pendant zu den „Matratzenschluckern“ stellen die Für- 


‚sorgezöglinge dar, die in der gleichen Gedankeneinstellung wie die 
Strafgefangenen Teile von Eßbestecken verschlucken. Diese Sorte 
vön Häftlingen wird nicht so. streng gehalten wie die Gefängnis- - 


sträflinge. Sie. bekommen Messer, Löffel und Gabeln in, die Hand 


und werden partienweise damit beschäftigt, ‘die Eßutensilien in 


großer Zahl zu säubern. Es fällt nicht sofort auf, wenn ein paar | 


Löffel oder Gabeln fehlen. Der Lebensegoismus läßt den Häftling 
wohl auch solgt## Dinge ‚auswählen, die stumpf sind. So ist der 
Löffel ein Lielggsinstrument. Immer wird die Löffelmulde abge- 
broehen, weil siach Eigenangaben nicht „durch den Hals“ geht. 
Kaffedlöffel, welche diese Schwierigkeit nicht bieten, kommen nicht 
zur Verwendung, weil sie in Fürsorgeanstalten nicht ; gebraucht 
werden. Vor einer Reihe von Jahren kam es zu massenhaften Ein- 


griffen dieser. Art, die sämtlich der männlichen Fürsorgeanstalt in uy $ 


Lichtenberg entstämmten. Es trat eine solche Häufung von Fällen 


ein, daß geradezu von einer Seuche im Verschlucken von. Löffel- 
'stielen und Gabelgriffen gesprochen werden konnte. Von Wichtig- 
keit. ist die Beobachtung, daß auch sehr große und breite Teile 


von Bestecken durch den Darm ohne Eingriff abgingen. 


. i x 


‘Daß das Verschlucken von Fremdkörpern ansteckend wirken 
kann, beobachtete ich schon vor langen Jahren anläßlich dreier . 
Fälle von Nadelschluckens. Im Verlaufe von 6 Wochen sah ich - 
:3 Fälle: alle betrafen Dienstmädchen, die in:naher Nachbarschaft - : 
wohnten und aus Liebeskummer diese etwas ungewöhnliche Selbst- -. 
' mordart gewählt.hatten. Sie wußten durch Erzählen von einander. -: 


Diese Nadelschluckerinnen sagten freiwillig nichts von ihrer Tat: 
Erbrechen und Blutung führten sie als Ulkuskranke ins Kranken- 


haus und zum Röntgenologen. Aus den Erfahrungen, die ich da- 
mals machte, zog ich den Schluß, jeden Magenfall im leeren Zu-. 
stand zu durchleuchten, weil sonst leicht der Kontrastschatten den 
Nadelschatten zudecken kann, wobei. bemerkt sei, daß die Nadeln 
‚nicht einmal im Magen sich befinden müssen, um dieses Vorkomm- 


nis hervorzurufen. S | > Eu | 
Eine überaus interessante Beobachtung über die Anzahl der 


verschluckten Nadeln konnte ich bei einem Kellner machen, der 
mit Magenbeschwerden zu uns kam und behauptete, er hätte mehrere _ 


' Nähnädeln aus Versehen. heruntergeschluckt. Auf däs. Sonder- . 


bare, daß er: gleich mehrere Nadeln aus Versehen verschluckt 


habe, aufmerksam gemacht, erzählte er, daß er lange arbeitslos'sei, k 
und daß ‚seine .Frau mehr Erwerbslosenunterstützung erhalte, wenn . 


er im Krankenhaus, als wenn ‘er zu Hause sei. Diese Behauptung 
erwies sich als falsch: es handelte sich ohne Zweifel um einen 
schweren Psyöhopathen, worauf auch epileptische Krämpfe, die der 


Patient früher hatte, hindeuteten.. Die Fragestellung an den Rönt- | 


genologen war, ob die Lage der Nadeln: einen Eingriff indiziere. 


Es mußte dabei berücksichtigt werden, daß es im Dünndarm einen 


Fremdkörperreflex gibt, der eine Nadelspitze immer in die'Verlaufs- 


richtung der Peristaltik stellt. Deshalb können die meisten Nadeln 


den Dünndarm glatt passieren. Im Dickdarm werden sie dann mit 


Unterstützung von grober schlackenreicher Kost in Kotballen gut‘ 
‚eingehüllt und entleert. Gefährlich sind lange'Nadeln vor allem im 


Magen und Duodenum, obwohl es auch hier gar nicht selten vor- 


kommt, daß vois der Perforation eine Perigastritis oder Periduo- 


. denitis entsteht, Rnd der Fremdkörper später in völlig abgekapselten. i 


| Räumen aseptisch* außerhalb des Digestionstraktus aufgefunden wird. 


. Im vorliegenden Falle ergab das Röntgenbild das eine Mal 2 Nadeln 


| auf der: rechten Bauchseite, das andere Mal nach einer Kontrast- 


‚ füllung des. Diekdarms 3 (!) Nadeln, 2 an der früheren Stelle, die 


{ dritte auf der linken Seite in der Magengegend. Die Aufnahmen ` 


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ist ausgeschlossen. Wie ist diese Erscheinung zu erklären? Ich. 
` "glaube ebenso, wie das Nichterscheinen ‘des Rasters der Potter- 
. : Bucky-Blende bei der Bewegung auf. der Platte. Diejenigen Nadeln, 
‘die beide Male sichtbar waren, lagen senkrecht zu der Richtung 
.. der dritten, die sich sicher im Magen befand und während der Auf- 
' nahme lebhaft um ihren Durchmesser bei der Peristaltik bewegte. 
‘Die beiden anderen Nadeln lagen im Dünndarm und bewegten sich, 
wie man an dem verwaschenen Kontur der Enden sah, um die Längs- 


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tung: man kann röntgenologisch nur über das etwas aussagen, was 
: man bei der Durchleuchtung oder der Aufnahme sieht. Die Er- 
fahrung lehrt, daß selbst metallische Fremdkörper, wie eine große 


Nähnadel, nicht immer durch die Röntgenuntersuchung aufgedeckt 
: werden müssen!) u | | “m 


Ea Ein lehrreiches Beispiel, das viele Jahre zurückliegt,: wird 
-mir in dieser Hinsicht immer in Erinnerung bleiben. | 
Eine Frau hatte einen Gebißteil verschluckt und behauptete, daß 
derselbe in der Speiseröhre drücke. Ein namhafter, Röntgenologe hatte 
die Röntgenuntersuchung gemacht und sich gutachtlich géäußert, daß 
. sich in der Speiseröhre kein Fremdkörper befinde. Das war falsch: 
` der. Fremdkörper war nicht zur Darstellung gekommen. Ich sah die 
Patientin 31/, Jahre später mit einer Lungengangrän. Das’ im Öso- 
phagus eingekeilte Gebiß war erst nach dieser lagn Zeit in den 
‚rechten unteren Hauptbronchus durchgebrochen. der Lunge, die 


ganz, andere -Kontrastmöglichkeiten bietet als di@ S 
jetzt der Fremdkörper gut zu sehen. 


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„untersuchung führt zu einer durch und: durch positiven Betrach- 
tungsweise; negative Schlüsse sind nur mit größter Vorsicht und 
vielen Einschränkungen zu ziehen. | 


Während bisher nur von verschluekten Fremdkörpern die 


Rede war, gehört es nieht zu den Seltenheiten, daß Fremdkörper 


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‚in die Bronchien gelangen. Meistens handelt es sich um Bleistift- 
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bülsen und sog. Vogelpfeifen, die von Kindern. zum Hervorrufen 
von Tönen benutzt werden. | -e 


r sah ich den- seltenen Fall, daß von 


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Vor mehreren Jahren aber 


einem Jungen im Schlafe ein Backenzahn aspiriert wurde. ‘Der Patient 
wußte nichts von dem üblen Ereignis: und kam unter den Erschei- 


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Krankenlager währte schon 4 Wochen und war außer durch Fieber 


>; Knabe, der unter großer Atemnot litt, beim Aufsetzen stets einen Er- 
"> stiekungsanfall. bekam. Dadurch wurde die Röntgenuntersuchung 


schattet und erst ‚nach wiederholten Versuchen der Durchleuchtung 


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siveren, runden, kleinen Schatten zu erspähen. Jetzt wurde bei dem 


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Ergebnis hatte, daß der kleine Patient vór der Entstehung der Krankheit 


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wahrnahm, daß ihm ein Backenzahn fehle. Man erkennt den Zahn als 
runden schwarzen Schatten gut auf dem Röntgenbild, sieht die Infiltration 
und Atelektase der ganzen linken Lunge und bemerkt auch, daß hinter 
dem Zahn zwei sich vereinigende helle Sehattenstreifen liegen. Diese 
Aufhellungen stellen sicher die Luft in den beiden Hauptbronchien 
dar, während der Zahn im linken Stammbronchus liegt. Der Fremd- 
körper wurde unter großen Anstrengungen von Weingärtner von 
‘der Trachea aus entfernt. Zunächst sah man bei. der Operation im 
linken Stammbronchus nur schwammiges Granulationsgewebe, hinter 
dem sich. der Zahn verbarg. Ohne Zweifel bestand ein sog. Ventil- 
verschluß, durch den einerseits die Erstickungsanfälle beim Lage- 
wechsel, andererseits die beiden hellen Schattenaussparungen als Luft 
in den’ Hauptbronchien erklärt werden können.: Röntgenologisch ist 
es besonders interessant, daß die linke Lunge, die ich bei dem ge- 
sundenden Kinde noch zwei Jahre lang nachher untersuchte, von den 


schweren Veränderungen sich vollkommen erholte und einem normalen 
Aussehen Platz machte. 


Den schwersten Fall von Selbstverletzung sah ich 


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en Knie, die schon öfters Krankenhausaufenthalt notwendig machten, 
unsere Hilfe in Anspruch nahm. Nach ihren Angaben litt sie seit 
mehreren Jahren an einem rechtsseitigen Knieleiden, das vor längerer 
Zeit zu einer Abszedierung geführt hatte. Eine Narbe an der Außen- 
fläche des linken Knies schien die Angaben der Patientin, daß eine 


1) Dieselbe Beobachtun 
Magen wiederholt. 


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g hat sich inzwischen bei einer Nadel im 


der‘ Untersuchung. noch eine neue Nadel geschluckt haben sollte,. 


-Slächlicher, teils tiefer ` 
‚eine große Anzahl von 
: verschieden langen Nadel- 


achse. Unterstützt wurde: vielleicht das Sichtbarwerden der dritten | stücken lag. ` 


Nadel durch Streustrahlung des intensiv strahlenabsorbierenden Kon- ` 
trastbreies. Die Erscheinung ist.von eminenter praktischer Bedeu- 


'Merkwürdige war, daß . 


Teil über das Handgelenk | 


Mädchen. bei der Haus- 


‚die‘ Bewegungsfähigkeit 
einzelner Gelenke erheb- 


peiseröhre, war | merksam machten, trat sie 


| E am nächsten Tage mit 
Man: beherzige darum den grundlegenden Satz: die Röntgen-' 


durch Aspiration auf dem Wege über den Kehlkopf und die Trachea 
rische’ Patientin sich alle 


nungen einer schweren septischen Pneumonie ins Krankenhaus. Das 


4 


und die linksseitige Lungenentzündung dadurch kompliziert, daß der "|. gezählt. | 
| Plan, die unangenehmsten ;| 
‚außerordentlich: erschwert: das ganze linke Lungenfeld war stark ver- 


und Aufnahme gelang es mir, in der linken Lüngenwurzel einen: inten- | 

zum ' Skelett abgemagerten Kinde ein Examen vorgenommen, das das | | 
| | in großen Mengen Nadeln 

eines Nachts mit einem Hustenanfall aufwachte und am nächsten Morgen 


‚im Arm und Oberschen- 


Monaten bei einem jungen Mädchen, das wegen Schmerzen im 


-> 


P aroq — —_ ._ 
‘ 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.40. 0° 


5. Oktober 


RN 


Knietuberkulose vorgelegen habe, zu "bestätigen; unser Erstaunen . 
war nicht gering, -als wir auf der Aufnahme mehrere lange Stick- 
nadeln sahen. Jetzt durchleuchteten wir das Kniegelenk und seine 
Umgebung, und als wir mit der Röhre immer. weiter. nach unten 
gingen, sahen wir:mehr und mehr von den gleichen Fremdkörpern. 
Die Untersuchung der anderen Extremitäten ergab, daß in allen 
vier Gliedern teils ober- Zu ee Zr 


Abbildung 2. `` 


‘. Es waren zumeist 
dicke und grobe, Nadeln, 
die zum Teil eine Länge 
von 12 cm hatten. Das 


auch am Handrücken, zum 


nach oben ragend, solche 
Nadeln staken, die. dem 


arbeit große Beschwerden 
verursachten und, wie wir- 
wahrnehmen konnten, auch 


lich beeinträchtigten. Als- 
wir das Mädchen auf ihre 
unwahren Angaben .auf- 


einer romanhalten Erzäh- Ä Bun 
lunghervor,daßihreeigene 

Mutter sie betäubt habe. | 
und ihr in einer Sitzung - 


. diese Unmasse von Fremd- 
 körpern beigebracht habe. 


3 


Als Ursache wurden merk- 
würdige religiöse Gründe 
angeführt. Es bestehtkaum 
ein Zweifel, daß die hyste- 


LEER 
2 Is 


diese Nadelverletzungen 
selbst beigebracht hat, 
wahrscheinlich 'obne viel 
davon zu spüren, Im rech- 
ten Unterschenkel,wurden 
allein 23 (!) große Nadeln 
Ehe noch der 


Fremdkörper zu entfernen, ` 
ausgeführt wurde, verließ 
Pat. unter einem Vorwande: 
das Krankenhaus. 


Wiederholt sah ich 
von Pravazschen Spritzen 


keln von Morphinisten. 


` 


Das vielfache Vorkommen solchen Nadelbruchs. wird dúrch die Un- 5 


‘sicherheit der Kranken bei der Injektion und die herabgesetzte Emp- 


findlichkeit der dauernd unter Morphium stehenden Gewebe unter- 
stützt. Hier gilt der Leitsatz, daß nur solche Kanülen entfernt 
werden sollen, deren Spitze sicher zu fühlen ist, oder wenn ober- 
tlächliche Hautabszesse den Sitz des Fremdkörpers sicher bestimmen 
lassen. Die Röntgenaufnahme allein darf nicht zu einem Eingriff 
verführen, der oft durch das schöne Bild über seinen voraussicht- 
lichen Umfang täuscht. Die Nadeln der Morphinisten liegen. bei 
Rechtshändern immer im linken Arm, bei Linkshändern umgekehrt. 
Die Oberschenkel sind als Sitz der Fremdkörper in gleicher Weise 
‚beteiligt. Bei dem oben erwähnten Falle, bei dem es sich um 


eine Rechtshänderin handelte, waren merkwürdigerweise alle Ex- 
tremitäten an der Verstümmelung beteiligt. 


In vier Fällen sah ich die weibliche Blase als Sitz von Fremd- 
körpern. Zweimal hatte sich ein Blasenstein um eine zu mastur- 
batorischen Zwecken eingeführte Haarnadel gebildet. 


Auf Abb. 2 sehen wir einen solchen Fall dargestellt. Charak- 


teristisch ist es, daß die Steinbildung immer von Spitze zu Spitze der 
Haarnadeln von statten 


eht, während der abgerundete. Teil frei von 
Inkrustationen bleibt. Man kann auf dem Bilde gut die einzelnen 


Schichten erkennen, aus denen der Blasenstein besteht. Die Beschwerden 
bestanden in Schmerzen und einer hochgradigen, blutig-eitrigen Zystits. 


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en 


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Prozesses von systematisierter Endothelhyperplasie 


o5. Oktober = 0 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.40. ` 1 


D ` 


` Auch hier war es, wie bei den anderen Fällen von Selbstverletzung nicht 
; möglich, von dem 14] ährigen Mädchen den wahren Her ang zu:erfahren. 
r gezeigt wurde, 
‚wollte sie nicht wissen, wi6 "dieselbe in. die Blase gekommen sei. : 


Auch nachdem die Haarnadel operativ entfernt war und 


Ein weiteres Erotikon stellt der Füllfederhalter in der Blase 
dar, der auf Abb. 3 wiedergegeben ist, Nur darf man ja nicht 


es handelte sich vielmehr um einen vollständigen Füllfederhalter 


Schatten geben. Die genannten Fremdkörper in der Blase sind 
‘durch Sectio alta unschwer entfernt worden. 


die sich in masturbatorischer Absicht Gallensteine, welche sie ent- 


‘wendet hatte, in die Harnblase gebracht ‚hatte. Leider wurde diese- 
Kranke seinerzeit nicht röntgenologisch untersucht; es wäre von hohem 


Aus dem Path ologischen Institut des Krankenhauses im Friedrichshain 
‚in Berlin. 


Über den Morbus Gaucher, seine Klinik, pathologische 


„Anatomie und histio-pathogenetische Umgrenzung,- 


nebst Untersuchungen über den Morbus Gaucher der 


Einteilung: | 


IL Klinischer Abriß und pathologische Anatomie des Morbus Gaucher. 


II. Die Histio- und Pathogenese des Morbus Gaucher; seine histio-pathogenetische 
Abgrenzung von ähnlichen Krankheitszuständen, insbesondere der lipoid- 


- zelligen Splenohepatomegalie. 


~ MI. Beiträge zur Keuntnis des Morbus @aucher der Säuglinge und zur Beteiligung 


i 


. des Skelettsystems. l ; 
I. Klinischer. Abriß und pathologische Anatomie des 
Morbus Gaucher. . £ 


- denken, daß nur der sichtbare (metallene) Teil sich in der Blase befand; 


. mit in der Hülse versteckter Feder. Man muß immer daran denken, 
. daß natürlich nur spezifisch. dichte Körper sich röntgenologisch dar- | 
“stellen lassen, während leichte, wie die Federhalterhülse, keinen 


| ı. 8o unglaublich es 
` klingt, so wurde im Krankenhaus Friedriehshain eine. Frau beobachtet, 


Säuglinge und über die Beteiligung des Skelettsystems. 
A - Von Ludwig Pick. Sam n 


Der Morbus Gaucher, den 1882 Gaucher selbst als Épi- 


Ahélioma primitif de la rate beschrieb, wurde zuerst von Bovaird 


(1900) als eine systematisierte Erkrankung der Milz, der Leber und 


der Lympbdrüsen erkannt und von Schlagenhaufer (1907) als. 


eine Systemerkrankung des lymphatisch-hämatopoetischen 


‚Apparates, d. h. der Milz, Leber, Lymphdrüsen und des Knochen- 


markes zutreffend gekennzeichnet. ‘Die Affektion findet anatomisch 
bei sehr vollkommener ‘Übereinstimmung der einzelnen Fälle ihren 


_ Ausdruck in der Einlagerung eigentümlicher großer heller Zellen in 


das Gewebe dieser Organe. Milz und Leber erfahren dadurch eine 


= bedeutende, an der Milz oft ganz außerordentliche Vergrößerung, 


die zu den umfänglichsten des Organs überhaupt gehört. 

Bovaird hatte unter Ablehnung der Neoplasmanatur. des 
gesprochen, 
Schlagenhaufer, wie vorher (1895) Cornil, die charakteristi- 
schen großen Elemente von. den Zellelementen des retikulären Stütz- 
gewebes abgeleitet. -Diese in der Folge vielfach alternativ erörterien 
beiden Theorien der Histiogenese vereinigt die neue und neueste 


Lehre [(Eppinger (1920), Barát (1921), Epstein (1924), Waugh ` 


ud Mac Intosh (1924)], die vom anatomisch-histologischen Stand- 


punkt den Morbus Gaucher als Beispiel einer Erkrankung des reti- 


kulo-endothelialen Systems charakterisiert. 
Die Krankheit ist selten. Von autoptisch oder durch die 


. Untersuchung der operativ entfernten Milz gesicherten Fällen finde 


2 zur Zeit einschließlich meiner eigenen Beobachtungen. aus der 
"malionalen Literatur 32; davon sind nicht weniger als 11, also 


Mehr als ein Drittel, in den letzten 5 Jahren (1919—1924) bekannt 


ee immerhin ein Hinweis darauf, daß die verbreitetere Kennt- 
des Leidens und gesteigerte Aufmerksamkeit wohl zu. etwas 


5 anarei Feststellung führt. Die einzelnen Fälle sind in früheren 
eitensoolteingehend wiederholt, auch in Tabellenform (deJosselin | 


e Jong und Diegenbeek van Heukelom, Sapegno, Knox, 


Wahl und Schmeißer), daß eine- kurze chronologisch geordnete 


Zusammenstellung der Autoren hier genügt?). 


1) Fraglich bzw. ni 5 . En | 
G SEAE zw. nicht genügend gesichert als Fälle von Morbus 
aucher sind von den anatomisch untersuchten u. a. die Beòbachtungen 


| Rn Sapegno, V, Babes, Aurel und A. Babes, Fahr-Stamm (1933), 


N pie wiederholt als Morbus Gaucher aufgeführten Fälle von 
besondere G nox, Wahl und Schmeißer, Siegmund bilden eine 
ruppe, die vom Morbus Gaucher grundsätzlich abzutrennen 


| 
| 


| Schatten Gallensteine in der Harnblase geben, die doch’ in der Gallen- 
ı blase nur so äußerst selten als Steinschatten dargestellt werden können. 
| Es ist bekannt, daß zu Abtreibungswecken alle möglichen 
Fremdkörper benutzt werden; diese rufen oft genug schwere sep- 
tische Entzündungen hervor, die das Leben der‘ Kranken ge- 
fährden. Daß aber ein solcher Fremdkörper stecken bleibt und zum 
Röntgenologen zur Untersuchung kommt, gehört zu den . größten 
Seltenheiten. _ ; ei a ae A | 

“ Bei einer Frau im sechsten Monat.der Schwangerschaft, die mit 


A. Fälle von Morbus Gäucher mit Autopsie: ` 


1882 Gaucher. . .... 30jähr:w. | 1916 Frank A. Evans . 4J.11M.m. 
1895 Collier. ...... 6 „ -„ | 1919 Mandlebaum ... 37jähr. „ 
1900 Bovaird ......18 -n „| 1921 Rusca ....... 12M p 
1905 Brill, Mandlebaum =. . .)'1921 E. J. Kraus... . 1jähr. w. 
| Libman......83&-„ m. | 1921 Barät......:.87 „ m. 
1907 Schlagenhaufer .; 48 „ w. | 1922 L. Pick .-....&8 po ao 
1909 Risel...... dk „ „n | 1922 Nauwerck(LPick) 8M. „o 
1909 Brill, Mandlebaum . 1922 Zadek .......4ljähr „. 
= Libman...... 38 „ „ } 1924 Epstein ..... A. yo oa 
1912 Mandlebaum ... 4,,„ m. | 1924 Epstein ......51 po We 


1907 ‘v. Herezel ..... 3l p aa” © Moorhead: .. . . 31/,jähr:w 

1910 de Josselin de Jong 1919 Mandlebaum ... 4 p. „ 
u.Siegenbeek van -~ | 1921 E. J. Kraus-Gerstl 17 „ „ 
Heukelom .....12 „ „ | 1921 Foot und Ladd.. 8 „ m. 

19i3 Stevenson. .... 22 „- m | 1924 Epstein :..... 28 „ w. 

1913 Downes ...... 28 „a. „ | 1924 Waugh und Mace . 

1913 Wilson). .....277 p po -Antosi srera ee 5, 5 

1914 Herrman, Roth 1924 Epstein ...... 35 „ 


und Bernstein. . 14 „ m. 


"Aus dieser Aufstellung sind. zwei Tatsachen unmittelbar er- 


sichtlich. Einmal, daß das weibliche Geschlecht unter den Be- 
‚troffenen zwar überwiegt (20 weiblich: 12 männlich), aber doch 
nicht, wie oft hervorgehoben, in so örheblichem Maße; Rusca (1921) 
gibt das Verhältnis der Geschlechter mit 4 weiblich : 1 männlich an, 
und ebenso berechnet noch Epstein ganz neuerdings 24 weiblich: 


1919), Evans, Barát, Foot und Ladd, Nauwerck (L. Pick), 
3—14 Jahren mit 4 Autopsien bzw. 5 Splenektomien), sondern 
auch im Säuglingsalter Todesfälle bei voll ausgebildetem Morbus 
Gaucher vorkommen. So bei.den beiden 12 Monate alten Säuglingen 

‚in den Fällen von Rusca und E. J. Kraus-Gerstl und bei dem von. 
mir des näheren untersuchten Fall aus dem Material C. Nau- 
wercks, der mit 8 Monaten vor der. Hand den jüngsten ana- 

 tomisch untersuchten der Reihe darstellt). Bei Kraus-Gerstl 

wird die Milz- und Lebervergrößerung im 6. Lebensmonat festgestellt, 

auch bei Rusca setzen die ‘ersten (dyspeptischen) Symptome im 


Gedeihen des’ Kindes auf. Die Annahme, daß das Leiden schon 


‘in sehr früher Kindheit beginnt, vielleicht schon mit auf die Welt 


gebracht wird, erhält damit eine bestimmtere Grundlage. Aller- 

dings läuft der Morbüs Gaucher nicht, wie Knox, Wahl und 

Schmeißer meinen, „im frühen Alter schneller ab“, sondern kann 

eben unter Umständen auch schon im Säuglings- und Kindesalter 

zum Tode. führen. = = e : H 

Um die Kenntnis des klinischen Bildes hat sich besonders 

„N. E. Brill verdient gemacht, dem zuerst die 'autoptisch bestätigte 
' Diagnose am Lebenden gelang. u 


ist (vgl. Teil II). Die demnächst im Virch. Arch. erscheinende Arbeit 


 Epsteins ist mir durch die Freundlichkeit des Herausgebers des Archivs 


Geh. Rat Prof. Lubarsch zugänglich gewesen. ` 
a nr we ai Falf Giifin bei Epstein. | 
3) Reber stellt die Bekanntgabe eines Falles bei ei 
alten Säugling durch Rößle in Ansicht j a i nr 


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” 


6 männlich —.ofienbar irrig; er übersieht die Morbus’Gaucher-Fälle 
| bei männlichen Individuen von Rusca, Mandlebaum LP und 


Zadek.. Dann aber, daß nicht nur im Kindesalter (9 Fälle von 


.6. Monat ein; in Nauwercks Fall fiel schon früh das schlechte 


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1400 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK, — Nr. 40. u 5, Oktober 


- - — 
: 


Die Krankheit ist in einer Anzahl der Fälle ausgesprochen 
familiär, aber nicht hereditär, d. h.. sie betrifft mehrere Angehörige der 
gleichen Generation. Unter unseren 32Fällen findet sich Familia- 
rität 11 mal (Collier, Bovaird, Brill-Mandlebaum-Libman 
(Fälle von 1905 und 1909), Schlagenhaufer, Mandlebaum (1912), 
Erdmann und Moorhead, Herrman, Roth und Bernstein, | 
de Josselin de Jong und Siegenb’eek van Heukelom, L. Pick, 
Epstein) = 34,3 %. Das ist also in einem Drittel der anatomisch 
sicheren Fälle. Auch hier ist Epsteins Zahl von 40 % zu hoch®). | 
; Eine genaue Angabe: über die Zeit des. klinischen Beginns. 

. läßt sich nicht machen. Gewöhnlich wird in den Kinderjahren früher 
oder später gelegentlich einer ärztlichen Untersuchung der Milztumor | 
entdeckt, der in seinem Wachstum stetig fortschreitet und anscheinend 
erst bei erheblicher Ausdehnung von einer klinisch festzustellenden 
Vergrößerung der Leber gefolgt ist. Auch diese wird im Laufe der 
Jahre eine beträchtliche, wenn sie auch relativ hinter dem Milztumor 
zurückbleibt. Der Verlauf ist meist, wenn eben auch nicht aus- .- 
nahmslos, ein „ultrachronischer“ und zieht sich über Jahrzehnte hin. 
Brill-Mandlebaum berechnen den Durchschnitt zwischen der ersten 
Feststellung der Krankheit und dem spontanen Exitus (also unter 
Ausschluß der nach der Splenektomie Sterbenden) auf 19,3 Jahre 
bei einem Maximalspatium von 36 Jahren (Fall Schlagenhaufer). 
Die äußerste bisher erreichte. Lebensgrenze beim Morbus Gaucher 

. beträgt 51 Jahre (Fall 3 Epsteins). Gelegentlich wird von ein- 

. geschalteten Remissionen, d. h. also einem Fortschreiten der Krank- 
heit in „Schüben* (Reuben, Rusca u. A.) gesprochen. 

| Die Vergrößerung der Organe kann rein mechanisch „ziehende“ 
Schmerzen im Leibe auslösen; auch durch umschriebene Perisplenitis, 

‚ seltener Perihepatitis, werden Schmerzen bedingt. Aber es kann, 
worauf besonders Brill-Mandlebaum verweisen, trotz gigantischer 
Milz- und Lebertumoren die körperliche. und geistige Leistung der 

© Kranken auffallend wenig berührt werden. Bei der bedeutenden 
Abmagerung, die in vorgeschritienen Stadien sich. einstellt, ergiebt 
das riesig aufgetriebene Abdomen und .der kontrastierende fettlose 
Oberkörper ein sehr auffallendes Bild. | 
Die äußeren Lymphdrüsen sind nur in Ausnahmefällen von 
höchstens Erbsen- bis Bohnengröße zu fühlen. Die Knochen können 

im späteren Verlauf manchmal durch Schmerzen. an den unteren 
- Enden von Femur und Tibia oder durch Empfindlichkeit von Sternum 

. und Rippen: ihre- Beteiligung andeuten — Rusca spricht von „dolores 
. osteocopi* —, weiter können die Schmerzen sich auch auf die Mus- 
keln von Oberschenkel und Wade ausdehnen. Ascites fehlt bis auf 

einen Fall von Brill-Mandlebaum-Libman (1905; etwa 1 Liter) 
ausnahmslos. POG E | ee ae, Fe 
Schon frühzeitig ist eine eigentümliche gelblichbraune bis 
eckerfarbene, andere Male als blei- oder bronzefarbene oder „dunkel- 

- subikterisch“ bezeichnete Verfärbung der Haut auffallend, die nicht 
immer, aber meist ausschließlich auf die dem Licht ausgesetzten 
Teile (Gesicht, Hals, Hände) begrenzt ist, auch die Schleimhäute 
frei läßt; die Pigmentierung an Stirn und Wangen kann an Schwanger- 
schaftsschloasmen erinnern. Mit Ikterus, der bei - gleichzeitigen 


bei 65% Hämoglobin an; gelegentlich kann der Hämoglobinwert 
auch stärker. (einige Male bis auf 35%) sinken. Das Verhalten der 
Erythrozyten gegen hypotonische Lösungen ist ohne Abweichung. 


‚Polychromatophilie oder Poikilozytose spielen keine nennenswerte 
Rolle.. Gaucher-Zellen selbst sind bisher im strömenden Blut nicht 
gefunden. Die von E. J. Kraus, H. Lippmann und Zadek ge- 
fundene Thrombopenie besitzt vielleicht Beziehung zù der nach | 
langem Bestehen der Krankheit sich: einstellenden hämorrhagischen 
‚Diathese, die sieh in erster Linie in häufigerer Epistaxis, in Zahn- 
fleischblutungen, : aber. auch in Blutbrechen, Blutbeimengungen zu 
den Stühlen, Metrorrhagien, zuweilen in Blutungen in die Muskeln 
(Risel) oder auch in kleinen verschwindenden Konjunktivalblutungen ' 
äußert. Bei leichten Traümen entstehende Hautblutungen oder auch - 
Furunkel bleiben als braune Flecken oder Narben lange auffällig. 
Der Tod erfolgt, sofern nicht im Anschluß an eine Splenek- 
tomie, meist durch interkurrente Krankheiten. Nur selten, wie bei 
| Risel, ist die mit dem Morbus Gaucher. einhergehende Kachexie 
: oder, wie bei `dem Säugling im Falle Ruscas, eine rapide progres- 
` sive "Anämie als Todesursache heranzuziehen. Ein ander Mal kann 
eine 'hämolytische schwere zum Tode führende Anämie, die mit 


' und Schleimhäuten .(Zahnfleisch) und schnell zunehmender Braun- 
färbung der Haut einhergeht, bei lange bestehendem Morbus Gaucher, 
| wie der Fall Zadek erweist, auch durch eine allgemeine septische 

Infektion ausgelöst werden. Auch: die Wa.R. im Blut war hier 


der Lungen und des Bauchfells, bei Barát Lungentuberkulose, ver- - 
bunden mit Pankreaszirrhose und Diabetes Todesursache). Bei 

Schlagenhaufer eitrigeCholangitis, bei L. Pick Karzinom. der Leber- 
„pforte, bei Brill - Mandlebaum - Libman (1905) hämorrhagische 
: Perikarditis, bei Epstein Pleuropneumonie und eitrige Lepto- 

meningitis; bei Collier sind es Bronchopneumonien, bei Nauwerck 

(L. Pick) Bronchopneumonien und follikulärer Darmkatarrh, bei 

E. J. Kraus Bronchopneumonien, chronischer Magendarmkatarrh, zu- 


Rhachitis. Ferner werden als Todesursache angegeben Schädelbruch 
(Brill-Mandlebaum-Libman, 1909) und dreimal Splenektomie; 
bei Bovaird, Mandlebaum (1912) und Mandlebaum (1919), im. 
letzten Falle bei dem 18 Tage p. oper. erfolgten Tod zugleich mit 
ausgedehnter frischer Pfortaderthrombose. 

| Unter den übrigen 14 Splenektomiefällen fehlt zweimal die 
Angabe über den Öperationsausfal. Ein Todesfall erfolgte un- 
mittelbar nach der Operation (Wilson); kein weiterer Sektions- 
bericht.: In den anderen 11 Fällen, in denen die Operation über- 
standen war, waren die Patienten 3 mal 5 Monate, 1 mal 10, 1 mal 
16 Monate und 1 mal 2 Jahre später am Leben. In 2 Fällen wird 
der oifenbare Erfolg der Splenektomie besonders betont: bei Mandle- 
baum (Fall.i, 1919) Aufhören der Epistaxis, Besserung des Blut- 


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el miie A LERN heterogenen Erkrankungen der Leber und Gallenwege [(eitrige Cho- | E J- Kraus (Fall 2, 10 Monate p. oper.) Verschwinden. der Zahn- 
EEEN o E: TIRI E langitis bei eitriger Entzündung -des durch Gallensteine erweiterten Heischblutungen, Rückkehr des Blutbildes fast. zur Norm, en 
an PER L Ductus choledochus (Schlagenhaufer), Karzinom der Gallenwege | des Hämoglobingehaltes von 35 auf 75%, Verkleinerung pan enor 
EEREN TN (L. Pick)], sich hinzugesellt, im Fall Risel in seiner Genese aller- Wohlbefinden. Auch Foot und Ladd sprechen von sehr = 
STE | dings nicht erklärt wird, hat diese Verfärbung nichts zu tun. Sie, mutigenden Ergebnissen der Splenektomie beim Morbus Gaucher. 
d RE i | ist ein Ausdruck der allgemeinen Hämochromatose, die die Krank- ‘ Die klinische Diagnose gegenüber der bunten Reihe andere! 
he ME heit stets begleitet und mit ihrer Dauer sich verstärkt. Eine etwaige | „Splenomegalien“, der Anaemia spleniea, dem Morbus Banti, dem 
SEINES Arsenmelanose-muß natürlich ausgeschlossen werden. Zugleich kann | familiären splenomegalischen acholurischen Ikterus, der Hanotschen 
Een CnP Da an der Augenbindehaut im Bereich der Lidspalte nach Art der | Zirrhose usw., ist bei Brill-Mandlebaum (1913) sehr eingehend 
ESORUEGER. =- iP] Pinguecula sich eine bräunlichgelbe keilförmige Verdickung mit der | besprochen.. Eine besonders bemerkenswerte klinisch mit Morbus 
o Tae a REUS | Basis zum Kornealrand hin ausbilden, zuerst beiderseits nasal, dann | Gaucher verwechselte Form familiärer Spienohepatomegalie stellen die 
En auch temporal. Sie entspricht in. Sitz, Ausdehnung und Färbung | von Cornelia de Lange und J. C. Schippers berichteten Fälle 
| u d-ta allein einer sehr ähnlichen Bindehautveränderung bei der Ochronose. | von „Riesenwuchs der Milz“ (de Josselin de Jong) dar, die = 
SR Peai Ba . Zu den Früherscheinungen gehört auch die als Folge der Krank- | !T Se ee Anklang an Morbus a bei nn. 
| PORER heitslokalisation imhämatopoetischen System aufzufassende (vgl. Teill | unter Vergrößerung der Milz und Leber durch Kachexie un 
BEE: i Leukopenie, die bald als Neutro- bald als Lg app Aula und | hämorrhagischer Diathese zum Tode führen. | 
ER | nur selten höhere Grade (500 p. cebmni) erreicht. Der Hämoglobin- i paa ee RESET 
$ ME gehalt und danach auch de nah) geht erst später zurück. 5) Barát und Epstein führen außer ihren eigenen Beobachtungen 
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; > : : s Tr jej ] Gaucher, 
Pa 1 AS Es kommt zu einer mäßigen hypochromen Anämie („leichten Anämie als Tuberkuloseerkrankungen beiMorbus Gaucher die Fälle von Gau 
T 3 aN) i von chlorotischem Typus“), die aber weder an der Haut, noch an | Collier wurde die im hinteren Mediastinum gefundene weiche käsige 
DORAS o I Masse nicht weiter untersucht; Lungentuberkulose bestand nicht; der 
Fall Knox und Wahl gehört nicht zum Morbus Gaucher, und im Fall 
7 Sapegno konnte die Sektion die klinische Diagnose der Tuberkulose 
| (des Hodens) nicht bestätigen. Einige miliare Tuberkel in der dure 


Mala erhaltenen Gauchermilz finden sich im Fall Erdmann- 
Moorhead- | | | | | | 


den Schleimhäuten durch besondere Blässe sich geltend macht. 


4) Unter dem zu diesem Punkt von Epstein’verwerteten Mate- 
rial ist von den beiden Fällen Colliers nur einer mikroskopisch unter- 
sucht; Fall Siegmund gehört nicht zum MorbusGaucher; in v. Herczels 
Fall fehlt eine Angabe über das familiäre Vorkommen, | 


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Brill-M andleb aum geben als Durchschnitt 3 700. 000 Erythrozyten ` 


Myeloische Elemente im Blut (Myelozyten, Normo- oder Megaloblasten), 


starker Thrombopenie, intensiver hämorrhagischer Diathese an Haut . > - 


positiv. Bei Gaucher und bei Epstein (Fall 1) ist Tuberkulose 


gleich mit Zwergwüchs und Rnochenatrophie bedingender, schwerer _ 


Collier, Schlagenhaufer, Sapegno; Knox und Wahl auf, Bei 


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5. Oktober 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK— Nr.40. ` 00.1401 


Wenn auch keines der Symptome für sich von pathognostischer 
Bedeutung ist, so ist doch, wie die Fälle Brills, auch die von 


de Jong und van Heukelom oder Mandlebaum (Reuben 1912) 


beweisen, bei voller Ausbildung der klinischen Erscheinungen die 
Diagnose möglich. Aber es können, am ehesten bei den Säuglingen 
und Kindern (vergl. bei Foot und Ladd, Waugh und Mac Intosh), 


auch gerade die charakteristischen äußeren Zeichen — Hautverfärbung, 


Konjunktivalveränderung — oder die Schleimhautblutungen, auch 
die Lebervergrößerung fehlen. Der bedeutende Milztumor ist dann 
der einzige klinische Hinweis. | | 

Als sicheres Hilfsmittel hat sich bei Bernstein, Reuben 
und H. Lippmann die mikroskopische Untersuchung des Milz- 


. punktates bewährt, die die großen Gaucher-Zellen ohne weiteres 


feststellen läßt. In H. Lippmanns Fall, den ich histologisch mit 


ihm gemeinsam untersuchte, ließen auch mikroskopische Schnitte 
‘ eines kleinen ausgestanzten Milzpartikelchens die charakteristische 


Milzstruktur erkennen. | | 
Im Mittelpunkt des pathologisch-anatomischen. Bildes 


‘steht die oft riesenhalte, jedenfalls stets bedeutend vergrößerte 


Milz. In einem der Fälle von Brill-Mandlebaum-Libman (1909), 
erreichte sie ein Gewicht von 8100 g. Das Durchschnittsgewicht 
berechnen Brill-Mandlebaum für 13 Fälle auf 3600 g. Ich selbst 
finde für 21 Fälle bei Erwachsenen 3200 g. Die allgemeine Form 


‚bleibt erhalten, die Konsistenz ist sehr derb, selbst zäh, die ge- 


spannte Kapsel bei lange bestehendem Milztumor als Zeichen ab- 
gelaufener chronischer Perisplenitis mit weißlichen Verdickungen 


und Unebenheiten oder Verwachsungsresten versehen, im übrigen 


bräunlich-rosa bis bräunlich-rot („bräunlich lachsfarben“). Die 
Schnittfläche, die keinen Saft abstreichen läßt, zuweilen vorquillt, 
ist je nach dem Anteil, den an ihrer Färbung die hämatochromatische 
Pigmentierung besitzt, rötlichgrau, blaßziegelrot oder auch violett 


(Gaucher) oder bräunlichrosa bis bräunlichrot, gelegentlich selbst 


schokoladefarben und als makroskopischer Ausdruck der Gaucher- 
Zellanhäufungen stets dicht gesprenkelt, marmoriert oder „wie be- 
stäubt“ durch zahllose regellos verteilte, feine grauweiße, graugelbe 


‚ oder auch graurosa Fleckchen und Streifchen. Letztere können zu 
` einem feinen Geäder oder Netzwerk zusammenfließen. Besonders 


bei Lupenvergrößerung treten diese kleinen und kleinsten Herdchen 
leicht hervor, „chagrinieren“ die Schnittfläche und sind mehr oder 
minder durchsichtig, licht, „perlartig“ oder „blaß-gelatinös“, amy- 
loiden Malpighischen Körperchen nicht unähnlich (vergl. z. B. Waugh 
und Mac Intosh). Ist, wie bei Kindern, die Kapsel zart, so schim- 
mern sie an der Oberfläche als dunkle Fleckchen hindurch. 

Die Trabekel und Malpighischen Körperchen sind nur im 
Ausnahmefall (E. J. Kraus, Fall 1) sichtbar; beim Säugling (Rusca) 


‚können wenigstens die Trabekel deutlich sein, beim Erwachsenen 


diese und die Knötchen zuweilen „verwischt“ sich andeuten. Punkt- 
förmige, auch etwas größere, mehr oder minder zahlreiche Blutungen 
sind für das bloße Auge oder die Lupe deutlich. Die Milzvene ist 


‚oft bedeutend erweitert, in den Fällen der Erwachsenen zuweilen 
leicht sklerotisch. Eine ähnliche Wandverdiekung kann die Milzarterie 


aufweisen. 


. Außerdem aber finden sich in der veränderten Milzsubstanz 
gröbere herdförmige Einlagerungen, deren Art und Genese in 


Ihrer Verschiedenheit bisher auffällig wenig gewürdigt ist. Sie 
entsprechen nach meiner Einteilung, abgesehen von den schon ge- 


nannten Blutungen, entweder Infarkten oder nekrotischen Gaucher- 
zellgebieten oder käsig-trockenen Konglomerattuberkeln oder Kaver- 
nomen oder derbfibrösen soliden Knoten. | | 
Die Infarkte sind klein, rot oder größer, anämisch, hämor- 
Thagisch eingesäumt oder mit charakteristischer Oberflächenein- 
ziehung schwielig vernarbt. Anämische Infarkte kommen schon in 
der Gauchermilz der Säuglinge vor (Rusca). Fibröse Umwandlung 
durch Vernarbung von .Infarkten zeigt in "besonderer Ausdehnung 
die Milz im Falle Borvairds. | 
‚.. Die reinen Nekrösen sind teils hämorrhagischer Art, stellen 
Sich als kleine blutige Herde, durchschnittlich 0,5 cm im Durchmesser 
haltend, mit graulichen oder gelblichen Zeichnungen dar, oder auch 
als 'umschriebene Hämorrhagien mit  nekrotischem Zentrum; oder 
aber sie sind größer, käsig, gelb, weich, umkapselt, zuweilen bei 
tegelloser Form kleiner, grau, transparent. Sie sind unspezifischer 
Ischämischer Natur (Barät). | E SA 
— Küsige bis kirschkerngroße tuberkulöse Herde in der Milz, 
auch in der Leber, zeigt der Fall i Epsteins. Die linsen- bis nub- 
großen weißgelben, oft fasrig umschlossenen Knoten im Fall Schlagen- 
aufers ‘sind teilweise reine Gaucherzellnekrosen; ' bei einzelnen 
schließt sich an das nekrotische Zentrum eine tuberkulöse Zone; 


. stehen aus zahlreichen, verschieden dicht stehenden, dunkelroten 
Bluträumen, die. dureh ein fasrig .scheinendes. weißliches Gewebe 


 Tumorknoten erlangen können, beweisen meine eigenen Befunde 
(vergl. Teil IN). Auf die Bedeutung dieser Bildungen im Gesamt- 

‚bild des Morbus Gaucher wird noch zurückzukommen sein. ne 
| ‘Durch totale schwielige Umwandlung, die sich in ihnen ähn- 
lich wie in den gewöhnlichen Kavernomen der Leber vollzieht, ent- 
stehen manche der derbfibrösen soliden Knoten, während wohl 


< Die Kavernome, die besonders von E. J. Kraus besprochen 
sind, sind stets multipel und werden von ihm als bis über kirsch- 
kerngroße, undeutlich begrenzte knotige Herde geschildert. Sie be- 


getrennt sind. Andere Male (wie z. B. bei Barát) erreichen sie, 


in Form scharf abgesetzter Knötchen über die Schnittfläche ver- _ 


streut, nur Hirsekorn- -bis Linsengröße. Kraus ist geneigt, auch 


in den von de Jong. und van Heukelom beschriebenen "über 
stecknadelkopfgroßen dunkelschwärzen Fleckchen „zumindest stärkere: 


Venektasien“ zu-sehen und deutet die kleinen herdförmigen Blu- 


tungen, die Brill-Mandlebaum. in der Milzsubstanz schildern, 
‚als kavernöse Bluträume. So scheinen ihm’: überhaupt kavernöse 


Bildungen in der Milz beim Morbus Gaucher. nicht selten. Daß die 
Kavernome auch sehr bedeutenden Umfang. nach Art gröberer 


deren größerer Teil aus bindegewebigem Ersatz der nekrotischen 


Gaucherzellgebiete hervorgeht. Risel hat die soliden fibrösen Herde 


in seinem Fall in erheblicher Zahl und Ausbildung beobachtet. : Sie 


markieren sich bei oberflächlicher Lage unter der Kapsel von: 
außen und sind als derbe rundliche Knoten von. relativ bedeuten- 
der Ausbildung (0,5—4,0 em Dm) durchzufühlen. Auf dem Durch-' 
schnitt sind sie entweder fleckiggerötet, mit teilweise noch erkenn- - 
baren gelben nekrotischen Einlagerungen versehen, oder sie sind. 
fester, fasrigschwielig, streifig oder strahlig, ‘oft 'radiär geordnet. 


und zeigen auf weißlichem oder weißgelbem Grund rötliche, gelbe; 


bräunliche oder rostbraune verschieden verteilte Fleckungen. Mit‘ 


zunehmendem Umfang erhalten sie eine mehr oder weniger aus- 
gesprochene fibröse Abkapselung. Soweit sie Umwandlungsstadien 
von Kavernomen entsprechen, können sie noch von weiten Blat- 


‘räumen durchzogen sein. Ä : 

Wie män sieht, also eine ziemlich ausgedehnte Reihe wechseln- 
der umschriebener Veränderungen, die, ohne die allgemeine ana- . 
tomische Erscheinungsform der Gauchermilz zu berühren, in den . 


einzelnen Fällen bald von dieser, bald von jener Art hervortreten. 
Die Vergrößerung der Leber hält mit der der Milz relativ 
genommen keineswegs gleichen Schritt. Als größtes Lebergewicht 


fand ich 4800 g bei 5280 g Milzgewicht im Fall Brill-Mandle- 
baum-Libman (1905). Als Durchschnittsgewicht berechne ich für 


7 Fälle:bei Erwachsenen 3200 g, also eine dem durchschnittlichen 
Milzgewicht gleiche absolute Zahl. Gelegentlich ist trotz bedeuten- 


den Milztumors die Lebervergrößerung bei’ histologisch typischem 


Verhalten unerheblich — 2040 g bei 3500 g Milzgewicht bei Mandle- 


baum (Fall 2, 1919). Bei Kindern und Säuglingen, wie in den 


von Nauwerck und mir untersuchten Fall, kann. ein Milztumor 


ohne makroskopische Leberveränderung gefunden werden. DieKon- -> 


sistenz des vergrößerten Organs ist fest, ziemlich zäh, die Ränder 
sind plump. Auch hier zeigt bei längerer Dauer der Krankheit die 


‚Oberfläche die weißlichen mehr oder weniger umschriebenen Rauhig- - | 


keiten und Verwachsungsstränge der abgelaufenen chronischen Peri- 
hepatitis. Sonst ist sie bräunlichrot oder graulichbraun, glatt, bei 


Jugendlichen und Säuglingen von gelblichrosaroter oder gelblicher _ 
Farbe. Die Läppchenzeichnung ist gewöhnlich undeutlich, die 


Schnittfläche als Ganzes bei den Säuglingen und Kindern ent- 
sprechend der Oberfläche gelblichrosarot, bei älteren Fällen bräun- 


 lichrosa bis bräunlichrot, bei Brill-Mandlebaum-Libman, wie 
die der Milz, schokoladebraun oder zuweilen auch mehr gelb (Gaucher), 


hier wie dort von feinen grauweißen oder graulichen Streifen und 


Linien durchzogen, die unter zarter Serosa auch hier an der: 
Oberfläche sichtbar sind.: Diese werden nur in den Fällen der 
. Säuglinge (E. J.. Kraus, Nauwerck-L. Pick) vermißt oder sind: 
hier nur:schwach (im Bilde einer: „perilobulären Zirrhose“, Rusca) 
angedeutet... Umgekehrt kann ‘bei stärkerer Ausbildung gröberer 
breiter verästelter weißer Zeichnungen - (0,5—3 cm Dm der Züge). 
die Schnittfläche eine leichte oder ausgesprochenere Granulierung 
. erhalten,. so daß. ein 'an Zirrhose erinnerndes Bild . entsteht, das. 
freilich „weder der gewöhnlichen: noch der hypertrophischen Zir- - 
. Those entspricht“ (Gaucher). Gelegentlich finden sich im Parenchym 
' oder unter. der:Serosä feine Blutungen: oder (bei Schlagenhauter) 
ı graugelbe: trockene Partien in den Zügen: der Glissonschen Kapsel, 
' die Gaucherzellansammlungen entsprechen,- oder vereinzelte weiße, 
 unregelmäßige, nicht scharf begrenzte, etwas erhabene Flecke 


1402 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 5. Oktober 


di Er E neh Gaucherzellherde [bei Mandlebaum (1912) 


von 0,2:1—1,5 cm Dm] oder schließlich vereinzelte verkäste Kon- 
glomerattuberkel wie in der Milz (Epstein). 


des Keilbeinkörpers zeigt in intensiv braunem Knochenmark einzelne 
kleine weiße Fleckchen. Die weiteren Literaturangaben — die 
 makroskopische Beschaffenheit des Knochenmarks wird außerdem 
Für die Lymphknoten ist das Fehlen merklicher Größen- |. nur noch bei Brill-Mandlebaum-Libman (1909), Mandle- 
zunahme an den oberflächlichen, tastbar gelegenen schon hervor- | baum (1912 und 1919, Fall 2), Rusca, E. J. Kraus, Zadek und 
gehoben. Im Gegensatz dazu stehen die intraabdominalen, auch | Epstein (Fall 1) vermerkt — sind ziemlich mager. Das Wirbel- 
die intrathorakalen (mediastinalen, bronchialen), die stets vergrößert | oder Röhrenknochenmark wird teils als einfach rot oder dunkelrot, 
sind, freilich weder in den einzelnen Gruppen gleichmäßig noch | bei E.J. Kraus in den rhachitischen leicht schneidbaren Knochen 
Ta | überbaupt in besonderem Maße. Auch in den stärksten Graden | als graurot charakterisiert, teils werden kleine weiße oder gelb- 
Fast und in den vorgeschrittensten Fällen geht der größte Durchmesser | liche Pünktchen und Flecken als besondere Einlagerungen genannt. 
SE. über 2 cm nicht hinaus, bleibt nicht selten darunter, und zudem | Brill-Mandlebaum-Libman (1909) sprechen von „einigen gelben 
N kommen Vergrößerungen solchen Umfangs gelegentlich auch schon | Stellen“ im dunkelroten Femurmark. Bemerkenswert ist der Befund 
in den „frischen“ Stadien bei Kindern vor, wie z. B. im Fall des | Ruscas von „kleinen weißen Punkten“ im blaßgraurötlichen bis 
4t/ jährigen Knaben bei Mandlebaum (1912), so daß die Größen- | bräunlichen Mark von Femur und Rippen beim 12monatigen Säug- 
zunahme bei Erwachsenen erst recht als eine sehr geringe er- | ling. Von ausgedehnten Knochenherden sprach Zadek im An- 
scheint. Bei den Säuglingen können makroskopische Lymphknoten- | schluß an die Demonstration meines eigenen unten berichteten 
veränderungen wiederum ganz fehlen oder sind unbedeutend. Die | Materials. Im Ganzen gilt, wie für die Lymphknoten, auch für das 
‘am stärksten geschwollenen wmesenterialen Lymphknoten bei |. Knochenmark, daß eine charakteristische Abstufung des Befallen- 
E. J. Kraus sind „bis kleinbohnengroß*. Beim Fehlen oder ge- | seins je nach der Dauer des Krankheitsprozesses sich nicht aus- 
ringer Ausbildung hämatochromatischer Pigmentierung, also in | spricht. 
erster Linie, wenn auch nicht ausnahmlos (z.B. Mandlebaum 1912), Dazu kommen nun die makroskopisch auch über das hämato- 
bei Säuglingen und Kindern (vergl. u.), sind sie gewöhnlich | poetische System hinausgehenden Befunde der allgemeinen Hämo- 
weich, auf dem glatten Durchschnitt blaßrosa, hellrot, rötlich- | chromatose, wie sie in den vorgeschrittenen Stadien regelmäßig 
grau oder bräunlichgrau, in älteren Fällen derber, dunkelrot, | an der Haut, an den inneren Organen besonders deutlich z.B. in 
 gelblichrot, gelb oder ockerfarben, rostbraun oder selbst bräunlich- | den Fällen Schlagenhaufers oder Risels sich ausprägt. So ist 
schwarz. Die Pigmentierung kann sich auf die äußeren Schichten | bei Schlagenhaufer die Muskelwand des Uterus der Aljährigen 
beschränken. Dazu können sich einfach hämorrhagische oder aber | Frau von brauner Farbe, „wie morsch, brüchig*, auch bei Risels 
feine graulichweißliche Flecken oder Streifen oder netzartige Zeich- | 44jähriger Patientin die Uterusmuskulatur rotbraun, die Innenfläche 
nungen als Ausdruck der Gaucherzellanhäufungen gesellen. Pig- | intensiv braun. Weiter ist hier die Außenfläche des Pylorusteils 
mentierungen und kleinfleckige Einlagerungen sind auch in nicht | eigentümlich bräunlich, die Dünn- und Dickdarmwand auffallend 
besonders vergrößerten Lymphknoten zu finden. Zuweilen ist der | braun, die Oberschenkel- und Brustmuskulatur bräunlich und bräun- 
Lymphknotendurchschnitt rein weiß (vergl. Risel). Barát ver- | lichrot, die Substanz der Augenmuskeln und die Schleimhaut der 
weist auf die allgemeine Anämie der Lymphknoten, als deren Ur- | Keilbeinhöhle deutlich bzw. sehr braun. Da die Oberschenkel- 
sache sie die Kompression der Blut- und Lymphgefäße seitens der | muskulatur zugleich von ausgedehnten Blutaustritten durchsetzt ist, 
Gaucherzellmassen ansieht. so mag ein begrenzter Teil der Muskelpigmentierung aus unmittel- 
barer Umwandlung von Extravasaten herrühren, desgleichen wohl 
auch die intensive Bräunung der Synovialmembran des rechten 
Kniegelenks, das rotbräunliche Flüssigkeit enthält. Aber der Haupt- 
anteil der genannten Organpigmentierungen ist. ohne Zweifel all- 
, gemein hämatochromatischer Genese. 


Entsprechend der für die späteren Stadien typischen 
hämorrhagischen Diathese werden wie in der Milz, der Leber 


oder den Lymphdrüsen auch sonst frische Blutungen getroffen, ab- 


Auch im Knochenmark kommt die Gaucherzelleinlagerung 
zum makroskopischen Ausdruck. Die ersten Untersuchungen des 
Knochenmarks (Femur) haben Brill-Mandlebaum - Libman 
(1905) und Schlagenhaufer vorgenommen, die ersten positiven 
a makroskopischen Befunde stammen von Risel. Hier enthält das 
ER graurötliche Mark der Oberschenkeldiaphyse sehr diffus verstreute, 
jr grauweiße Herde. Stellenweise etwas dichter liegend bilden sie 
„eine Art undeutlicher Knoten und Streifen, die sich durch ihre 
etwas derbere Konsistenz und ihre netzartige weiße Zeichnung von 


gesehen von den Muskeln, besonders auch in der Haut (Risel). 
e dem spärlichen erhaltenen roten Knochenmark abheben“. An anderen | Trotzdem liegt kein Grund vor, die allgemeine bräunliche Haut- 
i i Stellen sind gelblichweißliche oder mehr gelbbräunliche zähe Herde |. verfärbung etwa mit Risel als Folge der vielfachen Blutungen im 
iy vorhanden, „anscheinend aus nekrotischen Massen hervorgegangen“, | Unterhautgewebe zu begründen. Sie ist, zumal bei ihrer ganz 
al | ähnlich also gewissen fibrösen Knoten der Milz. In der oberen und | diffusen Ausbreitung, Teilerscheinung der allgemeinen Hämo- 
{ii unteren epiphysären Spongiosa und in der des Brustbeins kommen | chromatose. Auch der unter sämtlichen Fällen nur einmal be- 
; Be scharf abgesetzte sehr dichte kleine weißliche Fleckchen zum Vor- | richtete Aszites (vgl. oben) ist von hämorrhagisch-schokoladefarbener 
Be l i schein, die miteinander zusammenfließen. Auch der Durchschnitt | Beschaffenheit. (Fortsetzung folgt) 
1 | } 3 i 
ni Aus der Praxis für die Praxis. | 
hi E 
ri | i Geburtshilfliches Brevier. | RA nn Ta a CRAE a: on N Atupe an 
j Er | R iner tiefen Inspiration tritt dann Schlaf ein,- wobei ; 
i | Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, Baden-Baden. spiration meist röchelnd ist. Häufen sich die Anfälle zu sehr, so 
IE Eklampsie. (Fortsetzung aus Nr.89) | kann es schließlich zu Lungenödem kommen und das Herz versagt. 
| i Diese Krankheit gehört zu den gefährlichsten Komplikationen | Es kann oft Tage dauern bis das Bewußtsein zurückkehrt. Die 
E der Schwangerschaft und hat uns der letzte Hungerkrieg den Weg | Eklampsie befällt meist Erstgebärende und tritt erst in den späteren 
‘i Mi gezeigt, wie wir die Eklampsie am besten bekämpfen können. Denn | Monaten der Schwangerschaft auf, manchmal tritt sie auch nach 
ii: mit dem Knapperwerden der Nahrungsmittel, speziell der Fette und | der Entbindung auf. Die Gefahr ist am größten, wenn 851e 
he des Eiweißes, wurde, wie aus verschiedenen Kliniken berichtet wurde, | am Ende der Schwangerschaft bei der Entbindung auf- 
n die Eklampsie immer seltener. Die Fälle von Eklampsie, die ich | tritt. Es gibt auch eine „Eclampsia sine Eclampsia“, bei 
}! früher gesehen, kamen auch fast immer bei sehr gut genährten und | der die Krämpfe fehlen und nur Andeutungen von Zuckungen auf- 
| K vollblütigen Frauen vor. Ich unterlasse es hier auf die verschie- | treten, während im Urin dieselben Befunde sind. Bei den an Eklampsie 
a denen Theorien der Eklampsie einzugehen. Unter Eklampsie | Verstorbenen findet man besonders in der Leber hämorrhagische Ne- 
au. versteht man anfallsweise auftretende klonische und 
N ai tonische Zuckungen, die sich allmählich über den ganzen 
N 7 


krosen, die auf toxischeEinflüssezurückzuführensind. Die Eklampsie 


ist als eine placentogene Toxämie aufzufassen. Die Dia- 
si Körper verbreiten und mit Bewußtlosigkeit verbunden sind. Oft geht 
i à {! N 


den Krämpfen eine Aura (Kopfschmerz, Flimmern vor den Augen usw.) 


gnose ist im Grunde einfach, differentialdiagnostisch käme 

| Epilepsie und Gehirnkrankheiten in. Betracht. Die Ana- 

ji voraus. Bei Häufigkeit der Krämpfe bleiben die Kranken oft lange | mnese bei den Angehörigen ergibt bei Epilepsie, daß diese Krank- 

i N im Koma. Meist ist die Harnabsonderung sehr vermindert und | heit schon früher bestanden, es fehlt hier auch der Eiweißgehalt im 

\ wenn man den Urin kocht, enthält er große Mengen Eiweiß. Der | Urin. Hysterische Patienten sind nicht bewußtlos, deshalb {ehilen 

it Puls ist hart und voll. Im Gesicht sieht man gewaltige Ver- | auch die Bißverletzungen der Zunge. Bei Meningitis haben schon 

i t zerrungen und die Zunge wird meist stark zerbissen, es tritt blutiger | vor den Konvulsionen Fieber und die anderen Symptome der Menin- 

A y Schaum vor den Mund, die Gesichtsfarbe wird cyanotisch und das | gitis (Schmerzen, Nackenstarre, Opisthotonus, KernigschesPhänomen) 
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- . kann bei richtiger Behandl 


Co Oktoba > 
`` bestanden. 
“der durch starke Betrunkenheit Eklampsie vorgetäuscht hatte, Pro- 
gnose ist stets dubia, je später man eingreift, um so un. 


. günstiger. Die während der Schwangerschaft auftretende Eklampsie' 
ung wieder zur Ruhe kommen; die im 


Wochenbett auftretende hat ebenfalls meist einen günstigen Verlauf, - 


\ wenigstens verliefen die Fälle, die ich gesehen, -nie tödlich. 


Der Arzt, der frühzeitig. zu einer Entbindung aufgefordert 


wird, hat die Verpflichtung, von Zeit zu Zeit den Urin zu unter- 
. suchen, selbst wenn keine Ödeme vorhanden sind.. Man schreibe 

‚eine. genaue Diät vor, mehr vegetarisch, wenn Eiweiß im Urin VOT- 
handen, lasse eventuell Fett und Fleisch ganz weg. In 


letzter Zeit wird von Rißmann das Eclampsol, ein Salzgemisch, 


„bei den Stoffwechselstörungen der Schwangeren . empfohlen, ent- 
„sprechend der Alkalitherapie des Diabetikerkomas. Niemals seien 
<.> dabei schwere Stoffwechselerkrankungen (Eklampsie mit oder ohne 
` Krämpfe) beobachtet worden. Das Präparat ist von der Firma Hadra, 
-Berlin C 2 zu erhalten. Von den früher empfohlenen starken Schwitz- 
` -kuren ist man ziemlich abgekommen, die Jaqėtschen . Einwick- 
‚lungen lassen sich auch in der Privätpraxis verwenden; .ich sah 


 . ganz schöne Erfolge derselben, man muß nur eine gewisse Menge. 


von kohlesäurehaltisem Wasser (Fachinger, Wildunger) dabei geben. 
Ist die Eklampsie ausgebrochen, so suche man so, rasch. als mög- 
lich die Ursache aus dem Körper. der Mutter zu entfernen, das 
heißt die Entbindung so rasch als möglich in der scho- 
nendsten Weise zu. beenden. Die dazu nötigen Operationen. 
können aber in den seltensten Fällen von dem allein stehenden 
Praktiker ausgeführt werden, zumal alle diese Eingriffe in tiefer 
Narkose gemacht werden müssen. Er überweise daher besser die 


. Patienten einer guten Anstalt oder ziehe einen erfahrenen Spezialisten 


hinzu. Man hat seit einigen Jahren auf die Empfehlung Zweifels 


den von den alten Ärzten angewandten Adlerlaß mit Recht wieder 


„gemacht, da dieser den Blutdruck herabsetzt. Man lasse etwa 400 bis . 


. 500 cem Blut ab. - Eine darauf folgende 0,9 0/,ige Kochsalzinfusion 
oder von Ringerscher Lösung (Natrii chlorati 6, Calc. chlorati 0,2, 
Kal. chlorati 0,4, Natrii bicarbon. 0,8, Aq. dest. 1000) dürfte das 
verloren gegangene Blut ersetzen. Auch 4 °/ ige Zuckerlösung wurde 
empfohlen. Unter Umständen kann der Aderlaß noch einmal wieder- 
- holt werden.  Unterstützend wirken Morphiuminjektionen. 
=G. Veit empfahl seinerzeit. große Morphiumdösen (0,03) subkutan; 
“er hatte günstige Resultate, während. von anderer Seite weniger 
' günstige Erfahrungen gemeldet wurden. Ich hatte auch selbst- eine 
sehr wenig ermutigende Beobachtung gemacht, die Mutter kam frei- 
‚lich mit dem Leben ‘davon, das Kind wurde mit engen Pupillen 
tief somnolent geboren, erwachte nicht mehr und starb nach 2 Tagen. 
Die Untersuchung‘ der eingeäscherten Frucht ergab Morphiumvergif- 
tung, die Dosen waren für das Kind zu groß gewesen. v. Winckel 
porórzniptp Chloralhydrat 1—2 g als Klysma und hätte damit gute 
riolge. 
..Käusche sind durch Antiphone fern .zu halten. Stroganoff hat die 
Behandlung mit Narkotieis zu einem methodischen Verfahren aus- 
gebildet, er gibt in 1—2stündigen Zwischenräumen abwechselnd. 
. Morphium mit Chloralhydratklystieren. Sein Schema lautet: 


_1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.40. 


Weiland Spiegelb erg erwähnte seinerzeit einen Fall, 


Das Zimmer der Kranken muĝ dunkel sein, störende Ge- . 


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1 Stunde später 2,0 (1,25—2,5) Chloralhydrat per:Klysma; 3 Stunden 


"nach Beginn der Behandlung 0,015 Morphium subkutan; 7 Stunden 


nach Beginn der Behandlung 2,0 Chloralhydrat im Klysma; 13 Stunden 
nach -Beginn der Behandlung 1,5 Chloralhydrat; 21 Stunden nach 
Beginn der Behandlung usw. bis zum Aufhören der Krämpfe. Durch 
diese -Behandlung -sollen alle Reflexe ausgeschaltet werden. Die 


‚ Resultate der Stroganoffschen Behandlung sind noch besser 


geworden, .seitdem die Injektionen zusammen mit dem 
Aderlaß gemacht werden. Diese Behandlung kann jeder Arzt, 
der: allein auf sich angewiesen ist, gut vornehmen; er wird die Ent- 
‚bindung auch gut beendigen können, wenn die Weite des Mutter- 
- mundes es 'erlaubt; sonst lege man zur Erweiterung einen Metreu- 
tynter in den Muttermund, am Metreurynter wird ein Gewichtszug 
angebracht. Ist aber keine. Öffnung: des 'Muttermundes vorhanden, 
nehmen ‚trotz Aderlaß und Stroganoffscher Therapie die Konvul- 
sionen zu, dann überlasse der Arzt: die weitere Behandlung und den 
nötigen größeren Eingriff, zum ‘Beispiel den Kaiserschnitt; 
spezialistisch geschulten Kräften. Nach den neuesten Forschungen 
über die. aktive Therapie der Eklampsiebehandlung. äußert sich 
Fürst-Zürich dahin, daß die. frühe Schnellentbindung. und zwar 
bei uneröffneten Weichteilen durch sectio cervicalis tranperitonealis 
der abwartenden- Methode ‚vorzuziehen sei.- 


Geburtshilfe meist durch Abwarten mehr 


mütterlichen Organismus.. 


_ Bei dem Transport in eine Anstalt empfiehlt es. sich, eine 
Morphiuminjektion zu machen, falls. es noch nicht ‚geschehen. Für - 
| den Fall, daß die Eklamptische durch . Verschlucken von Schleim 
oder Blut Atemstörungen bekommen sollte, nehme man'.Stieltupfer | 
mit Gaze mit, um den Schleim . zu ‘entfernen, vergesse auch nicht ` 
‘die Kieferklemme: und eine 'Zungenzange (Kugelzange ist. ein guter 
Ersatz) und mache bei Atemstörungen künstliche Atmung. Zwischen 
die Zähne kann ein, Gummikeil gesteckt werden oder ein mit.. 


Gaze umwickelter Holzlöffel. Flüssigkeit,. auch der kleinste 


Schluck, ist strengstens‘ untersagt, wegen der Gefahr einer. Schluck- 


pneumonie. bei der Bewußtlosen. 


Von dem Accouchement forcé ist man abgekommen, ebenso ` 
hat die Anwendung des Bossischen Dilatators ihre große Schatten- . 
seiten (unkontrollierbare Risse). Besteht, bei Eklampsie eine 
ist die Schnittentbindung am Platze, 


Beckenverengung, 


sie wird aber auch ohne dieselbe in schwierigsten Fällen. 
'von: bestem Erfolge. gekrönt. sein können. Der vaginale 


Kaisersehnitt ist jetzt verlassen und wird kaum noch gemacht. Über 
die Nierendekapsulation fehlt mir eine größere Erfahrung, ich habe 
nur eine Dekapsulation nach Edebohls gemacht, . die anfangs zu 


helfen schien; schließlich erlag die Patientin aber doch 'noch ihrer 
Wenn man eine Eklamptische über die verschie- 
. denen Klippen gebracht hat, so hat man sich im Wochenbett noch 


. Niereninsuffizienz, 


ganz besonders ihrer Pflege zu widmen. Es kann auch einmal eine 
akute Erblindung, die eklamptische Amaurose, eintreten; 


‘sie verschwindet meist. innerhalb einiger Stunden bis einiger Tage. 


‚und hinterläßt keine Sehädigung der Sehkraft. (Fortsetzung folgt.) 


+. Beginn der Behandlung mit 0,015 Morphium subkutan (0,01—0,02), 


Gutachten für die Gemeinsame deutsche. Arzneimittel- 


kom mission!) im Auftrage der Arzneimittelkommission. 


- Über Eisen- und, Arsenpräparate. 
_ Von Prof. Dr. Morawitz, Würzburg). | | 
| Die Beurteilung. der Wirksamkeit von Eisen- und Arsenprä- 
paraten stößt auf große Schwierigkeiten. Bei einer großen Zahl 
von Krankheitszuständen, bei denen wir diese Mittel verordnen, 
treten Erfolge zu undeutlich oder zu wenig regelmäßig in Erschei- 
„uns, als daß man imstande wäre, die Überlegenheit dieses oder 
jenen Präparates behaupten zu können. Die echte Chlorose ist die 


. _ 1) Die Tätigkeit der Gemeinsamen deutschen Arznejmittelkom- 
Mission ruht bis zur endgültigen Regelung der Beziehungen zwischen 
‚ Arzten und Krankenkassen. Inzwischen halten es die Mitglieder der 
‚von der Gemeinsamen deutschen Arzneimittelkommission eingesetzten 
ärztlichen Subkommission für zweckmäßig, die erstatteten Gutachten 
zu veröffentlichen. l ; 

°) Unter der Mitarbeit von Dr. Rapp (München), Apotheker des 
Krankenhauses links der Isar. i 


Pharmazeutische Präparate. | 


einzige Krankheit, bei der man wirklich überzeugende Wirkungen 


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der Eisenbehandlung sieht und in. der Lage ist, verschiedene Prä- 


parate zu vergleichen. Viel weniger sicher ist das bei sekundären 


Anämien möglich, noch weniger bei Kachexien verschiedener Art, 


wo die „tonisierende“ Wirkung des Eisens in Frage kommt. Die 
Wirkung verschiedener Arsenpräparate tritt am. deutlichsten bei 


parasitären Erkrankungen (Lues, Rekurrens) hervor, ferner bei Haut- 
krankheiten (Lichen). Schwer ist der. Wert der Medikation zu be- 


urteilen, wenn man an die Erfahrungen mit Arsen bei Anämien, . 


Leukämien, Lymphomen, Kachexien verschiedener Art denkt. 
Es ist: nun aber nicht zulässig, ein bei. einer bestimmten 


' Krankheit besonders bewährtes Eisen- oder Arsenpräparat — für 
letztere gilt das besonders — schlechthin als das wirksamste an- 
zusehen. Das beste Beispiel ist hier das Salvarsan, dessen durch- m 
aus überlegene Wirkung auf gewisse parasitäre Erkrankungen un- 

Trotzdem ist es bei der perniziösen Anämie anderen Ä 


bestritten ist. 4 he 
Arsenpräparaten sicher nicht überlegen. | Be 

Über die Eisenwirkung ist nicht viel bekannt. Eisen ist 
wahrscheinlich, ebenso wie andere Schwermetalle, ein Stoffwechsel- 


h” 


Letztere, trete ein, wo. 
klinische Behandlung nicht möglich ist.. Wenn auch sonst in.der . 
erreicht wird, so ist es, 
hier nicht -der Fall; denn je länger dieser konvulsive Zu-  _ 
stand besteht, um so.größer sind. die Schädigungen des .' 


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Ma... 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. - 5. Oktober 


gift. Bei subkutaner Injektion ist es, was nicht allgemein bekannt 

ist, recht giftig. Die tödliche Dosis beträgt 30—60 mg pro kg. 

Bei der gewöhnlich geübten Darreichung per os können dagegen 

fast beliebig große Mengen gegeben werden, ohne daß es zu einer 

allgemeinen Intoxikation kommt. Folgende Wirkungen des Eisenions 

ker | werden angenommen: Wirkung auf die Hämoglobinbildung. 
| 


Das Ferr. Hydrogen. reductum ist als ein wirksames und billiges 
Präparat besonders für die Kassenpraxis zu empfehlen. Auch in 
Pillen (Pil. ferri reducti.): | zZ ; 


Ferr. reduct. 5,0: 
Rad. Liquir. puw: 2,0 
Suce. Liquir. dep. 
q. s. ut f. pil. 90. 


2. Pilal. Ferri carbonici (Blaudsche Pillen) à 0,028 g Fe, 
5 und mehr Stück täglich" Die Blaudschen Pillen sind zuweilen 


Sicher erwiesen ist diese für die praktisch wenig bedeutsame Anämie 
ER | bei eisenarmer Ernährung. Nach starken Blutverlusten, wenn gleich- 
"ll zeitig die Nahrungsaufnahme darniederliegt (Ulkus, Karzinom), 
irn dürften ähnliche Bedingungen bestehen. Ob die unbestrittene | so fest, daß sie unverdaut abgehen. 
Be | Eisenwirkung bei Chlorose und die zweifelhaftere bei verschiedenen | Befriedigende Resultate sah ich 
Hi sekundären Anämien, bei denen kein Eisenmangel in der Nahrung | nach Lenhartz’ Vorschrift: 
De an spezifischer rouig SR een u l Fer. aulfur. oryst. 12,0 _ Sacch alb. 40 Glyzerin Zu nah 
isenionen beruht, ist unsicher. Allgemeine Einwirkung au : rl a rg ? 
den Stoffwechsel (tonisierende Wirkung). Darüber läßt sich dann Solut. kal. carb. 6,0 : 12,0, Natr. bicarb. 6,0 mit 7,5 Wasser, Dampf 


bad 2 Std., jeßli . ust. 1,0 . Alth 0. Ei in. 
natürlich noch wenig aussagen, wenngleich ärztliche Erfahrungen A so ud y 100. ne en ie 
in diesem Sinne sprechen. | 


mit den Bläudschen Pillen 


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Wen einen, a 
Bei 
u nn. et: 


Von einem guten Eisenpräparat muß Folgendes 
| verlangt werden: ` | 
er 1.. Es muß resorbierbar sein. Manche Eisenpillen sind so 
fest, daß sie im Intestinaltrakt nicht zerfallen und unverändert im 
Stuhl abgehen. (Zuweilen bei Blaudschen Pillen beobachtet.) Die 
Resorption geschieht, soviel wir bisher wissen, nur in Form des 
Fe-Ions. Ist das Eisen fo fest an organische Substanzen gebunden, 
~ daß es nur schwer durch die Verdauungssäfte abgespalten werden 
kann, so entgeht ein Teil der Resorption. Das ist wahrscheinlich 
beim Hämoglobin und den aus ihm gewonnenen Präparaten-der Fall. 
| 2. Es soll in therapeutischer Dosis keine schädlichen Neben- 
- wirkungen haben. Solche Nebenwirkungen sind vor allem dyspeptische 
Symptome und Obstipation. Dyspepsie entsteht dadurch, daß sich 
im Magen Eisenchlorid' ‘bildet, das eine adstringierende Wirkung 
hat. Daher die Regel, Eisenpräparate nicht auf nüchternen Magen 


| Ferr. oxydat. saccharat,, Eisenzucker, etwa 2,8 % Fe ent- 
haltend. Süßliches Pulver, in der Kinderpraxis beliebt. Als 
'Schachtelpulver mehrmals täglich 1 Messerspitze bis !/, Teelöffel. 

Tinct. Ferri compos. Athenstädt, enthält Eisenzucker 


mit 02 % Fe. S3mal täglich: 1 Teelöffel. Wohlschmeckend, aber 


teurer als die oben erwähnten Präparäte. In der Privat- und Kinder- 
praxis beliebt. -— -> l 


Tinct. Ferri pomati, 0,5 % Fe mit Tinct. amara aa, Smal 
täglich !/, Telöffel. Cave Zähne! | l 


3. Liqu. Ferri albuminati (Pharm.), etwa 0,4 % Eisen ent- 
haltend. 0,1 g Fe in 25,0 des Liquors. 4—-5 mal täglich 1 Tee- 
löffel. Gut verträglich, nicht sehr teuer. 


Ferrum peptonat. mit 5-6% Fe in Form der Pilul. 
Verti popton, Ferri pepton. dialys. sieci 5,0 


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Sum 

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Rad. Gent. pulv. A; 
zu geben. Bekanntlich werden auch die Zähne durch Eisen an- . Extr. Gentian. 3,0 
gegriffen. Gibt man Eisen in einer Form, die es mit den Zähnen j = > Pù N. 50. 
“ jin Berührung bringt, so lasse man es nicht nach, sondern während | 


| 3 mal täglich 2 Pillen. _ | | 

Liqu. Ferro-Manganipeptonati etsaccharati (0,6 % Fe, _ 
0,1 % Mn), wohlschmeckend, mehrmals täglich 1 Kaffee- bis 1 EB- 
löffel. Der Zweck des Manganzusatzes ist zweifelhaft. 

Von den hier genannten Präparaten der Gruppe I, die nur 
eine kleine Auswahl darstellen, möchte ich mit Rücksicht auf Wirk- 
samkeit, Preis und Nebenwirkungen das Ferr. reductum am meisten 
empfehlen. Bei Patienten, die: weder Pulver noch Pillen nehmen 
können, den Liqu. Ferri albuminati. Bei starker Neigung zur 
Dyspepsie, die übrigens bei richtiger Art der Eisendarreichung sehr 
selten ist, z. T. wohl auch auf Autosuggestion beruht, ferner bei 
Kindern die woblschmeckenden, aber relativ teuren Präparate Tinct. 
Ferri compos. Athenstädt (wird auch ohne Spiritus als Athensa her- . 
gestellt) und den Liqu. Ferro-Mangani peptonati. 


der Mahlzeit nehmen, damit der Kauakt alle Eisenspurön aus dem 
Munde entfernt. Die ätzende und adstringierende Wirkung des Eisens 
im Magen wird durch gleichzeitige Verabfolgung von Alkali ge- 
mindert. (Pil. Blaudii). | $ 
Dosierung: Eine einheitliche, wirksame Tagesdosis gibt es 
MEN für Eisen nicht. Es kommt wahrscheinlich sehr darauf an, in welcher 
EN -~ Form es gegeben wird. Im allgemeinen wird 0,1 metallischen 
vae - Eisens als Durchschnittsmenge angesehen. Doch geht man neuer- 
dings mit Recht weit über diese Menge hinaus (bis 3 g p. d.). 
Anderseits wird von gewissen organischen Eisenpräparaten, be- 
sonders den Hämoglobinabkömmlingen, selten so viel gegeben, daß 
‘die Dosis 0,1 erreicht wird. Bei den Eisentrinkkuren werden gar 
nur 0,02—0,08 Fe p. d. erreicht. Trotzdem ist ihre Wirksamkeit 
; nicht zu bezweifeln. Eisen ist stets kurgemäß längere Zeit hindurch 
zu nehmen. Verzettelung der Dosen, Unterbrechungen der Behand- | 
lung sollen vermieden werden. Man beginnt etwa mit der Hälfte 
der Tagesmenge, steigt in einigen Tagen bis zur Erreichung der 
Volldosis (meist .0,1—1,0), setzt die Behandlung mehrere Wochen 


lang fort und vermindert in der letzten Woche allmählich die 
Mengen. 


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I. Präparate, die Eisen in schwer abspaltbarer Form 
enthalten. | l | 

‘ Diese Präparate enthalten Eisen in ähnlicher Bindung wie 
eisenhaltige Nahrungsmittel. Es wird daher behauptet, daß sie als 
Eisenpräparate wenig wirksam oder unwirksam sind. Außerdem wird 
die Durchschnittsdosis. von 0,1 g Fe p. d. bei Anwendung dieser 
Mittel fast nie erreicht. Trotzdem glaube ich, daß diese Mittel, 
deren Prototyp das Hämoglobin darstellt, doch gewisse Wirkungen, 
besonders auf. die Blutbildung haben. Diese Effekte sind wahr- 
scheinlich nicht lediglich als Eisenwirkungen anzusehen, sonden  . 
an andere Gruppen des Präparates gebunden. Man kann aber. diese 
Präparate nicht empfehlen, wenn man schnelle kräftige Einwirkungen 
haben will. . In der Behandlung der Chlorose sind sie m. E. dem 
Ferrum reductum oder anderen Präparaten der Gruppe I unterlegen. 

Für die allgemeintonisierende Wirkung, die den Hämoglobin- 
präparaten zugeschrieben wird, fehlt ein brauchbarer Maßstab. Be- 
dürfnis nach neuen Präparaten diesen Typs besteht nicht, wir haben 
eher schon zuviel davon. Als Indikationen für ihre Anwendung 
können wir bezeichnen: Sehr empfindliche Verdauungsorgane, die 
kein Präparat der Gruppe I annehmen; Zustände von Unteremährung 
und leichter Anämie. Die Präparate sind, wenigstens auf den Eisen- 
‚gehalt berechnet, durchweg viel teuerer als die meisten Mittel der 
Gruppe I. Einige mögen erwähnt werden: 


“ Ferratin (Ferrialbuminsäure), 6—8 % Fe enthaltend, mehr- 
mals täglich messerspitzenweise, auch gelöst. , 
Ferratose (Liqu. Ferratini), 0,3 % Fe. Ferratin mit Glyzerin 


und Alkohol: Eßlöffelweise, mehrmals täglich. Beliebtes Präparat, 
besonders als Tonikum. | | 


Organische wie anorganische Eisenpräparate sind wirksam. 

Eine Trennung der Eisenpräparate geschieht besser nicht nach dem 

. organischen oder anorganischen Charakter des Präparates, sondern 

danach, ob das Eisen aus der.Bindung leicht oder schwer abspalt- 
bar ist. So ergeben sich 2 Gruppen. 


I. Präparate, die Eisen in leicht abspaltbarer Form 


enthalten. | 
Hierher gehört 1. das metallische Eisen. 2. Anorganische 


und organische Eisenoxydul- und Eisenoxydsalze. 3. Gewisse Eisen- 
albuminat- und Peptonatverbindungen. 


' Die Eisenreaktion mit Ferrozyankali und Schwefelammon ist 


bei diesen Präparaten entweder sofort positiv oder wird es nach } 
kurzer Vorbehandlung mit künstlichem Magensaft. Die Eisenoxydul- 
salzee sowie die Eisenalbuminatverbindungen sollen den Magen 


weniger angreifen. Doch ist der Unterschied gegenüber den Eisen- 
oxydsalzen nicht erheblich. 


1. Ferrum Hydrogenio reductum (metallisches Eisen), 
in Pulver- und Pillenform, Dosierung 0,1—3 g p. d. Die letztere 
sehr hohe Dosis (3 mal täglich 1,0 in Pulverform unmittelbar vor 
dem Essen) wird auffallend gut vertragen, macht selten dyspeptische 
Symptome’ und scheint mir wirksamer als die Tagesdosis von 0,1. 


- 


wen Ana 
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5,.Oktober 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


ee E E A ———— 


1405 


Triferrin (Ferrum paranuclëinicum), 21,87 % Fe, 2,55 % 
Phosphorsäure. Wasserunlöslich, 3 mal täglich 0,3 als Pulver oder 
in Tabletten. 

Triferrol, 1!/, %ige Lösung von Triferrin. 
mehrmals täglich. ` 

Metaferrin (Fe, Eiweiß 4 Phosphorsäure) 3mal täglich 1—2 
Tabletten à 0,25 g = 0,02 % Fe enthaltend. 

Ähnlich Fersan, aber nur 0,37 % Fe enthaltend, teelöffel- 
weise als Pulver; ferner Perdynamin, flüssig, Fe- und P-haltig, 
in Originalflaschen. Erst in 300,0 Perdynamin ist 0,1 g Fe. 

Eisentropon, 2,6 % Fe, relativ billig, in Tabletten zu nehmen, 
40=0,1 g Fe. 

Hämo globinpräparate. Ihre Zahl ist fast unübersehbar. 
Ich bin nicht der Meinung, daß man mit ihnen gute Eisenwirkungen 
erreichen kann. Die meist verordneten Dosen sind dazu zu klein. 
So müßte man vom Hämatogen 142, vom Sanguinal 250 g nehmen, 
um 0,1 g Fe zu bekommen. Außerdem ist es auch recht fraglich, 
ob das Eisen aus dem Hämoglobin gut resorbiert wird. Daß die 


Eßlöffelweise, 


. Hämoglobinpräparate andere, vom Eisen unabhängige Wirkungen 


haben, soll nicht bestritten werden. Aber das gehört nicht mehr 
in den Rahmen der Eisentherapie. Wessen Magen Blutwurst ver- 
tragen kann, wird davon wahrscheinlich dieselben Wirkungen sehen 
wie von Hämoglobinpräparaten — und viel billiger.: Es wäre not- 
wendig zu untersucheu, welche Reaktionen nach Verfütterung von 
Hämoglobin im Organismus auftreten. Dann würde eine Grundlage 
gewonnen werden, die jetzt fehlt. 


Einige Präparate aus dieser Gruppe mögen erwähnt: werden: 

Bioferrin (76 %ige Hämoglobinlösung mit Glyzerin und 
aromatischer Tinktur). 
löffel. Die nötige Eisenmenge wird damit erreicht. Ä Ä 

Hämalbumin (Dahmen), wasserlösliches Pulver mit 49 % 
Hämatin, mehrmals täglich 1—2 g, sehr eisenarm. | | 

Hämatogen (Hommel), dicke Flüssigkeit, mit 70 % Hämo- 
globin, tee- bis eßlöffelweise. Eisenarm. 0,1 g Fe in 142 g. 

Hämatopan, mit 50 % Malzextrakt und 1,2 % ' Lezithin. 
Wasserlöslich, mehrere Eßlöffel täglich. ` | | 

Sanguinal (Krewel), lösliches Pulver mit 10 % Hämoglobin 
in Pillen oder Pulvern, ferner als Liquor sanguinalis, kaffeelöffel- 
weise, sehr eisenarm. 

Chlorosan (Bürgi), aus Chlorophyll gewonnen unter Eisen- 
zusatz. Jede Tablette enthält 0,005 Eisen und 0,03 Chlorophyll. 
Bürgi nimmt eine Sensibilisierung der Eisenwirkung durch Chloro- 
phyll an. Die Überlegenheit des Chlorosans über andere Eisen- 
präparate ist noch nicht gesichert. | 

Die Anwendung der Präparate dieser Gruppe wird sich, so- 
weit es sich um Eisenwirkungen handelt, auf Ferratin, Ferratose, 
Triferrin, Metaferrin und Eisentropon zu beschränken haben. Zu 
bedenken ist dabei, daß diese Präparate durchweg viel teuerer. sind, 
als die meisten der Gruppe I. Also in der Kassenpraxis zu ver- 
meiden. Die Stellung der Hämoglobinpräparate als tonisierende 
Mittel ist noch unsicher. 


sie kaum in F rage. (Fortsetzung folgt.) 


Referatenteil 


unter besonderer Mitwirkung von 


Prof. Dr. C.Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. E.Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H. Gerh arte, 
Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prof. Dr. S.Grätff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geh.- Rat 


Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt aM. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (Versicherungsrechtl. u. gerichtl. 

Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie), Prof. Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. O. Nordmann, Berlin- 

Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. B.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S.Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F.Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 

heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 
e logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), 


geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am Königin Hlisabeth-Hospitel Berlin-Oberschöneweide. 


Sammelreferat. 


Neurologische Therapie. 
Von Dr. Kurt Singer, Berlin. 
Unsere letzten Übersichtsreferate beschäftigten sich speziell 


mit der Behandlung der Paralyse, der Basedowschen Krankheit und 


mit der Sympathektomie. Heute soll über eine Anzahl neuer Be- 
handlungswege und Medikamente gesprochen sein, die in den letzten 
Monaten Gegenstand von Nachuntersuchungen gewesen sind. Der 
praktische Arzt ist bei den massenhaften Ankündigungen und Emp- 
fehlungen von Medikamenten ja meist auf die Berichte der Fabriken 
angewiesen, und so dürfte ihm eine kurze Zusammenstellung wissen- 


‚ schaftlicher Untersuchungen über diese Präparate nützlich sein. 


Gerade in der neurologischen Disziplin, bei dem ewigen Wechsel 
von Beschwerden der Kranken und bei der Unmöglichkeit, mit Er- 
folg die gleichen Medikamente zu verordnen, ist ein gewisser Reich- 
tum an Präparaten, die ruhig den gleichen Zweck verfolgen können, 
praktisch notwendig. Gewiß bedeutet die innerliche Behandlung. von 
Symptomen bei den Nervösen nicht viel; aber zu umgehen ist sie 
gewiß nicht. Wen das große, immer noch im Mittelpunkt des 
Interesses stehende Gebiet der Psychotherapie interessiert, und wer 
einen Einblick in die Methoden erhalten will, der wird sich in 
dem von höchster wissenschaftlicher Warte und mit außerordentlich 
kritischem Blick geschriebenen Lehrbuch der Psychotherapie von 
Kronfeld (1) Rat und Anregung holen. Es ist die erkenntnis- 
reichste, inhaltschwerste und dialektisch großartigste Gesamtbehand- 
lung dieser schweren Disziplin. 

Die Möglichkeit, Geburten in Hypnose vor sich gehen zu 
lassen, ist oftmals behauptet, öfter geleugnet worden. Meist hilft 
man sich (nach dem Vorgehen von Friedländer und Hallauer) 
mit einer sehr geringen Dosis von narkotischen Mitteln, an die sich 
dann eine Verbalsuggestion anschließt. Lorand (2) berichtet über 
2 Fälle von, schmerzloser Geburt mittels Hypnose. Wichtig dabei 
war, daß schon lange vor der Geburt ein Dutzend einführende 

ypnosen ‚vorbereitend gemacht waren, und daß in der letzten 
ypnose die Tätigkeit des Uterus nicht aussetzte. Gesundheits- 
Störungen bei Hypnosen kommen fast nur bei Laienhypnosen vor. 
Der Facharzt wird gerade im Hinblick auf die Nacherscheinungen 


der Hypnose immer bereits vor dem Erwecken diejenigen post- 
hypnotischen Befehle geben, die eine Schädigung, ja auch nur 
eine körperliche Mißempfindung ausschließen. Die Behandlung; der- 
artiger künstlich erzeugter Belästigungen kann nur wiederum eine 
hypnotische sein. Serog (3) schildert diesen Vorgang. Er konnte 
für die Suggestionen, welche die Ursache für die Beschwerden des 
Kranken bildeten, Amnesie schaffen. Das Leiden wurde dadurch 
vollkommen beseitigt. | 7 

Bezüglich der Sympathektomie gibt Brüning (4) weitere 
Erfahrungen zum besten. Die Exstirpation der Ganglien muß als 
eine äußerst schwere Operation gelten. Der Erfolg stellt aller- 
dings den der Sympathektomie in den Schatten. -Die nach der 
Operation bei Angina pectoris und Sklerodermie untersuchten 
Ganglien zeigten die klinischen Veränderungen der Entzündung, 
Lymphozyteninfltration. Sympathikusoperationen nahm er auch 
mit Erfolg zur Herabsetzung des Blutdruckes vor, ohne Erfolg bei 
Encephalitis lethargica. Interessant ist die Beobachtung von 
Kümmel (5), der durch Resektion des Sympathikus ein trophisches 
Geschwür bei Tabes und einmal ein !/, Jahrhundert bestehendes 
Asthma bronchiale heilte. Ganz ohne Erfolg ist die Methode bei 
der diabetischen oder arteriosklerotischen Gangrän. Worin theore- 
tisch das Wesen der Operation besteht, ist noch nicht ‚absolut ge- 
klärt. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Hyperämisierung, 
die dadurch zustande kommt, daß die periarteriellen, gefäßverengern- 
den Nerven entfernt werden. Diese Theorie findet ihre Unter- 
stützung, in gewissen experimentellen Beobachtungen von Elving (6), 
der bei mikroskopischen Kapillaruntersuchungen nach der Operation 
verbesserte Blutdurchströmung fand. Fälle, die nach einer Sklerose 
aussehen, sind gelegentlich auch auf angeborene Anomalien der 
Arterien zurückzuführen. Elying glaubt, daß die präsenile Sklerose 
bei bestimmten Rassen, besonders bei Juden und Japanern, häufiger 
auftritt. Die besten Erfolge der Sympathektomie sind auch nach 
neueren Beobachtungen bei der Raynaudschen Krankheit zu ver- 
zeichnen. Wenn sie frühzeitig ausgeführt wird, so ist der Erfolg 
in bezug auf das Verschwinden der ‚Schmerzen ein wirklich ekla- 
tanter. Dennoch mußte auch nach diesem subjektiven Erfolg in 
einem Fall von Campbell (7) die Amputation. des Armes vorge- 
nommen werden. Ein penetrierendes Geschwir. am Fuß, das 
9 Jahre nach einer Schußverletzung am Bein ‚aufürgt, wurde von 


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Für eine wirksame Eisentherapie kommen 


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106 0 > O 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — N... 54 Oktober 
. Gaudier (8) durch Sympathektomie an der Arteria femoralis ge- 
` „heilt. Eine ausführliche Schilderung dieser :Behandlungsmethode 


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sowie ihrer Indikationen und Erfolge gab. Brüning (9) in der: 
Deutschen Gesellschaft für Chiturgioe. DE g 

Von der theoretischen Vorstellung ausgehend, daß eine 
viszerale Störung nur dann Schmerzen macht, wenn die zerebro- 
spinalen Nerven funktionstüchtig sind, schlägt Dani&lopolu (9a) 
vor, nicht die Wurzeln, sondern die peripheren Nerven zu exstir- 
pieren, also zuerst die linken Interkostalnerven bei Angina pectoris. 
Die mitgeteilten Erfolge ermutigen nicht gerade zu diesem Eingriff, 


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wenn er auch natürlich ùngefährlicher ist, als die Exstirpation des 


Grenzstranges. Gefäßschädigungen und schwere arterielle Spontan- 
blutung nach der Sympathektomie sah Kreuter (9b). Der augen- 
blickliche Erfolg ist auch nach seiner Beobachtung sehr stark, doch 
treten Rezidive häufig ein. Zur Vermeidung von lebensgefährlichen 
Schädigungen empfiehlt er, .die Adventitia des Gefäßes nicht voll- 
kommen zu lösen, sondern etwa nur bis zur Hälfte der Zirkumierenz, 

Einen kritischen und durch eigene Erfahrung besonders reich- 
haltigen Überblick über die peripheren Nervenoperationen bei 


` spastischen Lähmungen gibt Lehmann (10). Während die schweren 


Fälle für die Förstersche Operation vorbehalten bleiben, müssen, 


ist die Stoffelsche. periphere Nervendurchschneidung für die 
mittelschweren Fälle der Spasmen zu reservieren, bei leichten 


 Spasmen genügt die Sehnendurchschneidung. Zur Sicherung eines 


Resultates ist die elektrische Untersuchung der Nervenfasern während 


der Operation Vorbedingung; es kommt ja darauf an, nur die zu den . 


spastischen Muskeln gehörenden Fasern zu durchschneiden. Auch 
ist mit der Stoffelschen Operation der Spasmus noch nicht ge- 
heilt. Rezidive sind häufig und Dauerheilung, selbst bei jahrelang 
fortgesetzter mediko-miechanischer Nachbehandlung nicht so häufig, 
wie theoretisch anzunehmen wäre. ao | | 
`. — Zu dem Wirkungsgebiet der Stofifelschen Operation. gehört 
nach Heile (11) auch die chronische refraktäre Ischias. Sie wird 
selbstredend nur bei völligem Versagen jeder konservativen Therapie 


.in Frage kommen und auch hier wohl häufiger. bei der Stamm- 
ischias als bei der Wurzelischias. Die Herauslösung des Nerven 
von Verwachsungen ergibt die Möglichkeit von Heilung. Die 


Stoffelsche Operation versagt fast immer. Von 16 Operationen, 


_ bei denen der Ischiadikus beim Austritt aus dem Becken freigelegt 


wurde, heilten 13. Bei der Wurzelischias ist die Epiduralinjektion 


von 4, figer Novokainlösung (30—50 cem) oder physiologischer 


Kochsalzlösung (100—200 cm) die Methode der Wahl. Sehr opti- 
mistisch rühmt Schurig (12) die Behandlung von Neuralgien mit 
Hochfrequenzströmen. Nach der ganzen Art der-Beobachtung und 
der Schlußfolgerungen, sowie nach den Erfahrungen anderer Autoren 
(denen sich Referent anschließen kann) ist diese Strombehandlung 


durchaus nicht so souverän, wie Schurig meint. | 


Die akuten entzündlichen und infektiösen Erkrankungen des 
Zentralnervensystems, besonders Polyneuritis, lokale, Neuritis und 
Meningitis, werden nach Erfahrungen der Hallensischen psych- 
iatrischen Klinik: und nach der Darstellung von Schramm (13) 
günstig beeinflußt durch die subkutane, intramuskuläre oder intra- 
venöse Injektion der völlig ungiftigen Pregischen Jodlösung, wobei 
das Jod die Entzündung verringert und bakterientötend zu wirken 
scheint. Er 
| Gegen die lästigen und einer Therapie bisher kaum zugäng- 


‚ lichen Störungen der Blasenfunktion, besonders der Inkontinenz, 


schlagen nach dem Vorgang von Cathelin Roger und Aymes (14) 
Epiduralinjektionen von physiologischer Kochsalzlösung vor, event. 
unter Zusatz von Novokain. Es scheint sich die Besserung durch 
eine Beeinflussung der Zirkulationsverhältnisse im Blasenzentrum 
einzustellen. Obgleich die Erfolge nicht immer eintreten und nicht 
immer lange anhalten, ist bei der Gefahrlosigkeit des Eingriffs ein 
Versuch anzuraten. | 

Die Eiweißtherapie steht noch immer im Vordergrund des 
Interesses. Aus einer Arbeit von Somogyi (15) seien folgende 
Erfahrungen mitgeteilt: das beste nicht-spezifische Präparat scheint 


ihm die sterilisierte Kuhmilch zu sein, von der in Körpertemperatur 


10 ccm. injiziert werden. Bei der Behandlung der Paralyse wird 
vor der eigentlichen Proteinkur eine Quecksilber- und Neosalvarsankur 
vorausgeschickt. Als Erfolg bucht der Autor: in 25 0/ der Paralyse 
vollständige Remissionen, in 30 %/, unvollkommene, in 10 °/, leichte 
Besserung, in 85 °/, erfolglose Behandlung, gar keinen Erfolg bei 
Dementia praecox und Enzephalitis, vorübergehende Seltenheit der 
Anfälle bei Epilepsie, noch schlechtere Erfolge bei Xifalmilch- und 
Phlogetaninjektionen. i | 


28. Koritschau, W.kl.W. 37, Nr. 12. — Herz, D.m.W, 50, Nr. 14. 


` , ` 


Von neueren schlafmachenden Präparaten- sei das Somnifen 


genannt, das bei katatonen Erregungszuständen nachMalachowki(16) 


imstande ist, die Dauernarkose zu ersetzen. Als unangenehme Be- 
gleiterscheinungen der Dauerbehandlung mit Somnifen nennt Stuur- 
mann (17) Erbrechen, Appetitlosigkeit, Verstopfung. Abbrechen 
der Kur ist zuweilen .notwendig. Einige Fälle von Schizophrenie 
und manisch-depressivem Irresein wurden ganz hergestellt. Andere 
zeigten weitgehende Besserung. Auch Strauß (18) bestätigt die 


‚gelegentlichen Besserungen der schizophrenen Erregungszustände 


mittels mehrtägigem Dauerschlaf durch Somnifeninjektionen. Nur 
bei Auftreten von Fieber soll die Kur abgebrochen werden. Ähn- 
lich urteilt Neuendorf (19), der den Somnifen Vorteil vor dem 
Skopolamin einräumt. Bei den gewöhnlichen Formen der Schlaf- 


losigkeit ist die beste Methode der Einverleibung die per os. 


(40—60 Tropfen). Eine Kumulierung der“ Wirkung und Ange- 
wöhnung scheint selten zu sein [Görber (20). Ein Nachteil des 
Somnifens ist, daß es sehr teuer ist. Von den Kombinations- 
präparaten, die im Handel sind, rühmt Renner (21) das Somnacetin 


. (Medinal 4 Phenazetin -- Kodein) als das beste. Im. übrigen lobt 


er besonders als zuverlässig und schnell wirkend das Neuronal, 
Adalin, Luminal: (doch nicht bei -alten Leuten!).. Dormiol macht 
zwar keine Nebenwirkungen, ist aber unzuverlässig. Nirvanol 
macht leicht fieberhaite Exantheme (und ist nach Ansicht des 


Referenten, der einen Todesfall. beobachtete, überhaupt nicht zu 


verordnen). : Straub und Rad (22) empfehlen als Schlafmittel das 
entbitterte Veronal, Paranoval genannt. Es wirkt rascher als 
Veronal und ist fast ohne Nebenerscheinungen bezüglich der später 
auftretenden Müdigkeit sowie der Appetites und der Verdauung. 


Ohne Nebenerscheinungen sedativ scheint Abasin zu wirken Es 


ist nach Koritschau (23) bei Angstzuständen, Tachykärdie, allge- 
mein: nervösen Reizerscheinungen auch tagsüber zu geben, ohne 
Behinderung der Leistungsfähigkeit. Es ist ein Derivat des höchst 
bewährten Adalins. Ein neues Morphiumpräparat ist Dicodid.. 
Nach Herz (24) soll die Gewöhnungstendenz sehr gering sein, 
Nebenerscheinungen bei subkutaner Einverleibung' selten; 

eine Angewöhnung ist nicht so zu befürchten, wie bei Morphium. 
Angst, Depression, Erregung, sowie delirante Zustände und zentrale 
Schmerzen wurden günstig beeinflußt. 


Literatur: 1. Kronfeld, Psychotherapie. Verlag Springer. — 2, Lo- 
rand, Ref. Zbl. f. d. ges. Neurol. 1924, S. 473. — 3. Serog, M. Kl. 1928, S. 1197. — 


4, Brüning, Klin. Wschr., Jg. 2, Nr. 41. — 5. Kümmel, Zbl. £ Chir., Bd. 50, Nr. 88. — 
' 6. Eiving (schwedisch), ref. Zschr. f. d. ges. ‘Neuro. 1924, S. 848. — 7. Campbell, rəf. 


Zschr. £ d. ges. Neurol. 1924, S. 348. — 8. Gaudier, Rev. internat. ‘de med. 34, Nr. 12. 


' — 9. Brüning, Arch. £ klin. Chir., Bd. 126, S. 484. — 9a. Daniölopolu, Bull et mém. 


de la soc. mêd., Jg. 39, Nr. 25. — 9b. Kreuter, Zbl. f. Chir. 60, H. 46/47. — 10, Leh- 
mann, Eirgebn. d. Chir. Bd.316, S. 577. — 11. Helle, Zschr. f, Chir, Bd. 174, H. 1/4. — 
Schurig, D.m.W. 49, Nr. 34. — 13. Schramm, Arch. £ Psych., Bd. 70, H. 1. — 14. Roger 


und Aymös, Marseille mòd. 1923, Nr. 26. — 15. Somogyi (ungarisch), ref. Zbl. f. Neurol, ` 


1924, S. 163. — 16. Malachowski, M. Kl. 20, Nr. 14. — 17. Stuurmann, ref. Zschr. f. d, 
ges. Neurol. 1924, S. 260. — 18. Strauß, Klin. Wschr., Jg. 3, Nr. 24. — 19. Neuendorf, 
D.m.W. 50, Nr. 8. — 20. Görber, Schweiz. med. Wschr. 53, Nr. 48, — 21. Renner, 
Jahresk. f. ärztl. Fortb. 14, H. 8. — 22, Straub und. Rad, D.m.W. 50, Nr. IL — 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Klinische Wochenschrift 1924, Nr. 37 und 38. 

Nr. 37. Über den Einiluß der Keimdrüsen auf den Stoffwechsel 
‚haben Plaut und Timm (Hamburg) Untersuchungen im Anschluß an 
Röntgenkastrationen bei Frauen vorgenommen und festgestellt, ‘daß mit 
dem Beginn der Amenorrhoe ein Sinken des Grundumsatzes um 100 -Pis 


Ursache dafür wird eine korrelative Funktionsstörung der Schilddrüse 
durch den Ausfall’ des Ovariums angenommen. .Die Kastrationsfettsucht 


nicht wieder zurückbildet. - 


Uber ‚Spirochäten im Lochialsekret der Wöchnerinnen teilt Zielke 


in 19 Fällen = 6,2°/, Spirochäten von verschiedenem Typ nachgewiesen 
wurden. Die Möglichkeit, daß durch Spirochäten fieberhafte Erkrankungen 
im Wochenbett hervorgerufen werden können, ist beachtenswert. 


Spirochaeta pallida gibt Cardaso (Breslau) seine Erfahrungen bekannt 


tisch verwendeten Dosen von Bismogenol und Spirobismol verschwinden 
die Spirochäten aus dem Reizserum schneller als nach entsprechenden 


auch 


300 Kal. einsetzt, das sich meist nach einigen Monaten zurückbildet Als ' 
wird vermutlich dann entstehen, wenn die Stolfwechselerkrankung sich . 
(Berlin) mit, daß bei systematischer Untersuchung von 307 Patientinnen. 

Über die Einwirkung von Bismogenol nnd Spirobismol auf die 
mit Bemerkungen über den Bismutnachweis im Urin. Nach den prak- 


Dosen von Quecksilberpräpäraten. Nach beiden Bismutpräparaten tritt i 
eine vorübergehende Vermehrung der Spirochäten auf und zwar: nach 


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5, Oktober 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


1407 


Spirobismol sehr schnell, nach Bismogenol wesentlich langsamer. Diese 
Bismutpräparate verhalten sich also in dieser Beziehung wie die Salvarsan- 
präparate im Gegensatz zu den Hg-Präparaten, Nach Spirobismolinjektion 
ist Wismut sehr bald, nach Bismogenol wesentlich später im Urin nach- 
zuweisen. | 

Nr. 38. Über den Einfluß der Ernährung auf den Gasstoifwechsel 
in der Schwangerschaft fassen Haselhorst und Plaut (Hamburg) das 
Resultat ihrer Untersuchungen dahin zusammen, daß der Grundumsatz vom 
7. Schwangerschaftsmonat meist erhöht ist. Die Steigerung geht der Ver- 
tiefung der Atmung parallel; beides sind wahrscheinlich Folgen der Azidose. 


Bei der Schwangerschaftsnephropatbie ist die Grundumsatzsteigerung be- 


sonders ausgeprägt. Die spezifisch dynamische Wirkung in der Schwanger- 
schaft ist von normaler Höhe, zwischen 20 und 30°/,. Durch Darreichung 
einer eiweiß- und fett(lipoid)armen Kost wird die spezifisch dynamische 
Wirkung herabgesetzt. Reichliche Eiweißzufuhr erhöht die Wirküng, Fett 
wirkt in geringerem Grade in demselben Sinne wie Eiweiß. Es liegt nach 
Ansicht der Autoren kein Anlaß vor, eine erhöhte Funktion der Thyreoidea 
in der normalen und pathologischen Schwangerschaft anzunehmen, ebenso 
spricht nichts für eine herabgesetzte Tätigkeit der Hypophyse. Eine ver- 
änderte Funktion dieser Drüse in der Anpassung an das Ansatzbedürfnis 
des Körpers ist jedoch wahrscheinlich. 

Zur Therapie der essentiellen Hypertoniekrankheit befürwortet 
Kylin (Eksjö) die Medikation von Kalk und Atropin, von dem Gesichts- 
punkt ausgehend, daß das parasympathische System durch Atropin ge- 
lähmt wird bzw. durch Atropinmedikation die normale Gleichgewichtslage 
zwischen Vagus und Sympathikus wieder hergestellt wird. Durch die Ca- 
Medikation soll der bei der essentiellen Hypertonie gesenkte Blut-Kalk- 
spiegel wieder zu normalen Werten erhöht werden. In 4 Fällen ist es 
Kylin gelungen, den Blutdruck auf normale Werte zu senken. 

Beiträge zur Prophylaxe des Wochenbettfiebers bringen Salomon 
und Bieringer (Gießen). Auf Grund ihrer Untersuchungen bestätigen 
sie den hohen Wert methodischer 0,5 %/yiger Milchsäurespülungen, die 
täglich 2—3 Wochen vorgenommen wurden. Nach Verlauf der Behand- 
lung zeigte sich stets das typische Bild der physiologischen Scheidenflora, 
das auch nach Aussetzen der Behandlung bestehen blieb. Wochenbett- 
fieber trat bei derart vorbehandelten Frauen nie auf, Milchsäurespülungen 
werden deshalb als hygienische Maßnahme in den letzten 14 Tagen vor 
dem Partus empfohlen. H. Dau. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 33. 


Über Eigenschaften, Wirkungsart und Wertbestimmung des Dys- 
enterieserums berichten W. Kolle, H. Schloßberger und R. Prigge 
(Frankfurt a. M.). Die Maus ist das Tier der Wahl für die Virulenzprüfung 
der Ruhrstämme, für die Auswertung ihrer Gifte und für die Wertbestimmung 
der Dysenteriesera. Das Gift der Shiga-Kruseschen Ruhrbazillen dürfte 
einheitlich sein. Das Dysenterieserum ist ein echtes antitoxisches Serum. 
Es dürfte sich empfehlen, den Mindestgehalt der für die Therapie be- 
stimmten Dysenteriesera an Antitoxineinheiten recht erheblich zu erhöhen. 

Heinz Küstner (Halle a. S.) fragt: Kann durch Narkose der Mutter 


das Kind unter der Geburt geschädigt werden? Man muß bei der Geburt 


des Kindes zwei vollkommen voneinander zu trennende Zustände unter- 
scheiden: Apnoe und Asphyxie. „Apnoe“ trifft nur für die ersten 
Augenblicke nach der Entbindung zu; alle späteren Zustände der Atem- 
losigkeit sind mit „Asphyxie“ zu bezeichnen. Diese kann durch Unter- 
brechung der Sauerstoffzufuhr und Vergiftung durch Kohlensäure oder auch 
durch Narkose der Mutter („Asphyxie durch Narkose“) hervorgerufen 
werden. Das letzte ist allerdings selten, weil die Kunsthilfe unter der 
Geburt in 800/, im Interesse der Kinder angewandt wird und daher schon 
beim Beginn der Narkose eine Störung im Plazentargasaustausch besteht. 
Ebenso wie kein Sauerstoff dann dem Kinde zugeführt wird, kann auch 
kein Äther auf dieses übergehen. Ausnahmsweise kann dies aber doch 
geschehen. Kommt es nämlich durch zu schnell aufeinanderfolgende 


Wehen zu einer partiellen Unterbrechung der Plazentaratmung und damit 


zu so starker Verlangsamung der Herztöne, daß eine Zunge indiziert ist, 
30 wird durch die Narkose und die dadurch hervorgerufene Regulierung 
der Wehentätigkeit die intrauterine Respiration des Kindes wieder normal. 
Dann kann aber auch der Äther auf das Kind übergehen und so dieses 


' Intrauterin narkotisieren. 


t Über Ulkussymptome bei Kolitis berichtet Ladislaus v. Friedrich 
( udapest). Er hat einige Fälle von Kolitis beobachtet, wo Ulkussymptome 


= sowohl klinisch wie röntgenologisch derart in dem Vordergrunde des 


klinischen Bildes standen, daß sie differentialdiagnostisch die größten 
Schwierigkeiten boten. Bei jedem Falle kam in der Anamnese eine voraus- 
Ra vor Jahren überstandene Ruhr vor. Der Prozeß war immer am 
der. oder Colon ascendens lokalisiert. Dagegen konnten ähnliche 
ymptome bei Prozessen, die sich am Colon descendens oder Rektum ab- 


spielen (Geschwüre), nicht beobachtet werden. Bettruhe kann gelegentlich 
die Beschwerden verstärken. Dies kann auch differentialdiagnostisch von 
Wert sein, da ja der Ulkusschmerz bei Bettruhe meist verschwindet. 

Den Einfluß der Magenverdauung auf die Resistenz der roten 
Blutkörperchen erörtern D. Acél und P. Spitzer (Budapest). Bei normaler 
und Hyperazidität läßt sich 35 Minuten nach Einnahme des Probefrühstücks 
eine Resistenzerhöhung der roten Blutkörperchen nachweisen, die nach 
11/, oder 2 Stunden den Anfangswert wieder erreicht. Bei Hyp- und An- 
azidität findet man 35 Minuten nach Einnahme des Probefrühstücks eine 
Resistenzverminderung. | 

Auf die Gefahren in der Behandlung der Psychoneurosen weist 
Carl Römer (Calw [Württ. Schwarzwald]) hin. Er warnt vor dem Hinein- 
analysieren von hypothetischen Schuldgefühlen in seelisch ‘empfindliche 
Menschen. Denn sobald diese merken, auf welches Ziel der Arzt lossteuert, 
stellen sie sich in ihren Gedanken alsbald in gleicher Richtung ein. Es 
ist deshalb gerade auf sexuellem Gebiet die größte Vorsicht geboten. 
Gefährlich sind die Traumdeutungen. Die Kranken müssen von einer 
Traumdeutung verschont bleiben, die der willkürlichen Kombination Tür 
und Tor öffnet. 

Eine Methode der Nierenpalpation beschreibt E. Pfister (Dresden). 


Sie ermöglicht die gleichzeitige Abtastung beider Nierenlager und er- , 
leichtert damit Vergleiche zwischen beiden Seiten. Man untersucht vom . 
Rücken her bei Beugehaltung des Kranken. Dieser stehend beugt _ 


den entblößten Oberkörper nach vorn und stützt die Hände auf einen 
Stuhlsitz und atmet möglichst tief: Dadurch werden die Bauchdecken 
maximal entspannt und die Nieren sinken nach vorn und unten (z.B. 
bei Wanderniere). Der Arzt steht hinter dem Kranken und läßt die Finger 
unter die Thoraxränder beider Seiten langsam tiefer gehend eindringen. 
Auch Leber, Milz, Gallenblase, Bauchtumoren können in dieser Stellung 
von vorn und unten her gut umfaßt werden. Dabei brauchen die Methoden 
der Rücken- und Seitenlage nicht vernachlässigt zu werden. F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 32 und 33. 
Nr.32. Probleme der Syphilistherapie erörtert L. Hauck (Erlangen). 


‚Beim Salvarsan, Quecksilber und Wismut dürften das eigentlich wirksame 


therapeutische Agens Organsubstanzen bilden, die durch die chemischen Mittel 
mobilisiert oder aktiviert werden. Dadurch werden Kräfte frei, die die 
Spirochäten schädigen. Hingewiesen wird auf die günstigen Erfolge bei 
Paralyse durch Injektion von Malariablut oder von Phlogetan (Gemisch 
von Abbaukörpern bestimmter Eiweißstoffe). Bei der Erzeugung ‘des künst- 
lichen Fiebers kommt es zum Eiweißzerfall. Eiweißabbauprodukte führen 


zu energischer Anregung der Abwehr- und Schutzkräfte. Es handelt sich ` 


hierbei vielleicht um eine unspezifische Leistungssteigerung (unspezifische 
Reiztherapie),. Eine solche in anderer Form wäre möglicherweise auch für 
älle Syphilitiker nutzbar zu machen. 

Über Trigeminusneuralgie und Sympathikus berichtet H. Pette 


(Hamburg). Die Trigeminusneuralgie muß in irgendwelcher Beziehung zur 


Funktion des sympathischen Systems stehen. Dafür- sprechen alle jene 
Vorgänge vasomotorischer Art, die sich in gleicher Akuität und Heftigkeit 
wie die Schmerzen selbst gelegentlich einstellen und auf das engste an 


das sympathische System geknüpft sind: Hyperämie der Gesichtshaut und _ 


der dazugehörigen Schleimhäute, in einzelnen Fällen sich steigernd bis 
zur Ödembildung, Tränen des Auges, Hypersekretion der Schleim- und 


“Speicheldrüsen usw. Nicht selten bemerken die Kranken schon vor Auf- 


treten der Neuralgie jene Störungen. Die Neuralgie ist der Ausdruck eines 
vasomotorischen Geschehens. Die Tatsache, daß sich die Trigeminus- 
neuralgie nicht selten auf nur einen der 3 Äste beschränkt, \1äßt daran 
denken, daß hier die den einzelnen Ästen angelagerten sympathischen 
Ganglien, d. h. das Ganglion ciliare, das Ganglion spheno-palatinum und 
das Ganglion oticum die Schaltstelle für die Beeinflussung der vaso- 
motorischen Bahnen bilden. : 

Auf die Giftwirkung des: Ziunwasserstoffes weist W. Vaubel 
(Darmstadt) hin. Sie kann sich nach dem Genuß von Speisen aus ver- 
zinnten Eisenblechbüchsen zeigen. Beim Einwirken von Säuren (in den 
Nahrungsmitteln), wie Essigsäure oder Oxalsäure, auf schadhaft ver- 
zinntes Eisen bildet sich durch Lösen von Eisen und dadurch freiwerdenden 
Wasserstoff Zinnwasserstoff. Dieser bleibt dann im gelösten oder adsorbierten 
Zustande in den Nahrungsmitteln und wird dann mitaufgenommen. 

Nr. 33. Nach H. Friedrich (Erlangen) erlaubt die positive Kom- 
plementbindung der neuen Wassermannschen Reaktion keine sichere Dia- 
guose „aktive Tuberkulose“, mn 

Es gibt, wie Mayer (Berlin) und W. Böhme (Dresden) ausführen, keine 
exakte Dosierung des Alttuberkulins. Diese schwankt vielmehr in so 
großen und groben Scheinwerten, daß es berechtigt erscheint, bier aus- 


schließlich die letzte Ursache aller bekannten Differenzen und Schwierig- 


keiten der Tuberkulintherapie überhaupt zu suchen. 


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1408 


l Über Uteruskarzinom und alimentäre Leukopenie berichtet Walter 
Simon (München). Bei Kranken, die an einem Genitalkarzinom leiden, 


‚besteht als Zeichen einer Überempfindlichkeit des Vagus eine 


alimentäre Leukopenie, die bei geheilten Fällen schwindet. Bei der 
Kopfreizbestrahlung, die nach dem Verfasser in den Rahmen der 
Karzinomtherapie gehört und die eine Hypophysenbestrahlung und gleich- 
zeitig eine Zwischenhirnbestrahlung ist, kommt es als Frühwirkung zum 
Sympathikusreiz, ausgedrückt durch exquisite alimentäre Leuko- 


. zytose als Folge einer Vasokonstriktion. Die Leukopenie schlägt 


also in Leukozytose um. Hiernach dürfte der Nachweis der alimentären 
Leukopenie für die Karzinomdiagnose von Wert sein, von viel größerem 
aber noch die Rückkehr der Gefäßreflexe zur Norm (als Ausdruck 
der Heilüng). a: 

Zur Frage der Erblichkeit des Krebses äußert sich Otto Schneider 
(Halle a. S.): Es dürfte sich kaum beweisen lassen, daß eine Krebsanlage 
als solche keimverschlechternd wirke, ebensowenig, daß sie mit sonstiger 
Minderwertigkeit verbunden sei. Andererseits lassen sich jederzeit genügend 
Beispiele von Familien anführen, die bedeutende Leistungen aufzuweisen 
haben bei relativ häufigem Vorkommen von Krebs unter ihren Mitgliedern. 
Die Furcht, Angehörige von Krebsfamilien zu ehelichen, würde demnach 
zunächst zu einem Verlust wertvollen Erbgutes führen. F. Bruck. 


- 


Therapie der Gegenwart, 7. und 8. Heft, Juli/August 1924. 
Heft 7. Über die Entstehung von akuten Wasserretentionen und 
Ödemen bei der Behandlung von Diabetikern berichtet Frank. Der 
Traubenzucker des Blutes und. der Säfte wirkt wasserbindend, aber nur 
dann, wenn er assimiliert wird. Kommt es während der Behandlung der 
Zuckerkrankheit zu einer Toleranzsteigerung, wird also ein’ größeres Quantum 
Traubenzucker verwertet als vor der Behandlung, so wird auch eine größere 


Wasseraufspeicherung die naturgemäße Folge sein, die unter Umständen 


sich sogar in Form der Ödeme dokumentieren kann. Um das zu verhüten, 
soll man Kohlehydratkuren mit höchstens 40—50 g Kohlehydrate beginnen 
und nicht mit so großen Gaben, wie sie ursprünglich die Noordensche 


‚ Haferkur vorschrieb. Da auch die Natriumionen dio Wasserbindung der 


Gewebe erhöhen, so gehe man auch bei der Verordnung des Natr. bicarb. 
selbst im. präkomatösen Stadium über Dosen von 20 g täglich nicht hinaus. 
Heft 8. Die Behandlung der kindlichen Tetanie bespricht zu- 
sammenfassend Birk. Im akuten Stadium verordne man ein Chloralklystier 
(0,5 Chloralbydrat) zur Beseitigung der Krämpfe. Dann gebe man Kalk 
in Form von Calc. chlorat., 6—10 g innerhalb von 24 Stunden, oder eine 


. 10%/,ige Lösung von Ammon. chlorat. pur. 0,6 g täglich pro Kilogramm 


Körpergewicht. Diese Behandlungsweise kann beliebig lange fortgesetzt 
werden. Bei latenter Tetanie genügt die Verordnung von Lebertran oder 
Bestrahlung mit Höhensonne. Zweckmäßig gibt man auch hier für die 
erste Zeit Kalk. In jedem Falle von Tetanie ist die Ernährung richtig- 
zustellen. ‚ 

Zur Schwefelbehandlung des chronischen Gelenkrheumatismus teilen 
Teschendorf und Spicker mit, daß sie die besten Erfolge beim sub- 
akuten Gelenkrheumatismus gesehen haben. Angewandt werden die von 
der Firma Klopfer, Dresden, herausgegebenen Präparate sowie Schwefelöl 
und kolloidaler Schwefel (Heyden). 

Therapeutische Indikation und Kontraindikation der Lumbalpunktion 
unterzieht Eskuchen einer Besprechung. Kontraindiziert ist sie bei Tumoren 
der hinteren Schädelgrube und bei frischer Hirnblutung. Dagegen sollte 


sie regelmäßig bei Commotio cerebri und ihren Folgezuständen — Pachy- | 


meningitis haemorrhagica und subarachnoidale Blutung — angewandt 
werden. Bei Meningitis wird die Spülbehandlung warm empfohlen. 


Tarnogrocki (Pölitz). 


Monatsschriit für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie, 
58. Jg, H. 7. 

C. Stein und O. Bönesi: Tierexperimentelle und klinische Unter- 
suchungen über die Beziehungen des Blutdruckes zum statischen Apparate. 
Jene Experimente, welche zur Hyperämie des Gebirns und somit auch der 
vestibulären Gefäßbezirke führten, bewirkten keine Änderung im Verhalten 
der vestibulären Reflexerregbarkeit, während Maßnahmen, die den Vestibular- 
apparat unter Wirkung der Anämie setzten (Injektion von Nebennieren- 
präparaten, starke Blutentziehung), seine Reflexerregbarkeit zu beeinflussen 
vermochten. Klinische Untersuchungen ergänzten die Tierexperimente. 

Ernst Urbantschitsch: Über akute Mittelohrentzündungen vom 
Typus der Mucosusotitis ohne Nachweis von Streptococcus mucosus. 
Die rosaweißliche Infiltration des Trommelfells, obne sichtbare Eiterung 
und Perforation, aber mit gewöhnlich starker Herabsetzung des Hör- 
vermögens, Fehlen von Schmerzen, läßt einen harmlosen Prozeß annehmen. 
Operationsbefund, letaler Ausgang zeigen Mucosusotitis. Es finden sich 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


jedoch zuweilen Fälle, die klinisch das Bild der Mucosusotitis bieten; der 
Streptococcus mucosus läßt sich aber nicht nachweisen. Wahrscheinlich 
handelt es sich dann um Vor- oder Übergangsstufen. Der Name Mucosus- 
otitis sollte nicht nur von dem bakteriologischen, sondern auch von dem 
klinischen Bilde abhängig gemacht werden. | 
Ignaz Sommer: Über das Verhalten des spontanen Nystagmus 
bei Anwendung optischer und labyrinthärer Reize. Jeder okular aus- 
gelöste Nystagmus ist verhältnismäßig leicht durch optische Hilfsmittel, 
schwer durch kalorische Reizung zu beeinflussen. Umgekehrt wird der 
zentral bedingte Nystagmus leicht durch den kalorischen überlagert, aber 
schwer durch optische Hilfsmittel aus dem Geleise gebracht. 


Karbowski: Eine einfache Methode zur Untersuchung der Funktion 


der Bogengangsapparate mittels Minimalreize. Applikation eines feuchten 


Wattetampons (Zimmertemperatur) an das Trommelfell. Für gewöhnlich 


ist dieser nasse Wattebausch ein genügend starker Reiz für normal 


funktionierenden Bogengang. Vielfach kommt nur die langsame Komponente 
des Nystagmus zum Vorschein. HBaenlein. 


Aus der neuesten französischen Literatur. 


Renaud hat eingehende Untersuchungen über die Nierenfunktionen 
der Krebskrauken angestellt: Die Niereninsuffizienz beim’ Krebs ist stets 
eine Komplikation, es gibt keine Krebsnierenentzündung. Oft eine späte 
Episode, Symptom des organischen Endzerfalls kann es mit der Ulceration 
des Tumors zu einer toxiinfektiösen Nephritis kommen durch die Suppuration; 
liegt dies vor, so nimmt die Prognose eine sehr ernste Wendung, eins 
rapide Entwicklung ist anzunehmen. Bei gewissen Krebsen (Uterus, kleines 
Becken) führt der Krebs auf Grund seiner Lokalisation zu Nierenverän- 
derungen; die Insuffizienz. ist dann einer der wichtigsten Faktoren der 
fatalen Kachexie. (Pr. méd. 1924, 54.) | 

Störungen der Psyche sind nach Lhermitte bei multipler Sklerose 
wenn auch nicht eindeutig, so doch keineswegs selten. Sie können die 
Gesamtheit betreffen. oder einzelne Störungen herrschen vor. So kann das 
Gedächtnis für alte und neue Begebnisse affiziert sein. ‘Die Fähigkeit der 
Fabulation kann die diffuse Amnesie, maskieren und in manchen Fällen 
ein Korsakoffsches Syndrom vortäuschen. ‚Obgleich das Bewußtsein voll 
erhalten ist, affektiert der Kranke eine verblüffende Unbekümmertheit in 
Bezug auf seine Krankheit. Die gewollte und spontane Aufmerksamkeit 
ist geschwächt, die Emotivität erregt, so daß es leicht zu Lach- oder Wein- 
krämpfen kommen kann, und zwar gar nicht selten. Veränderungen in 
_ der Hirnrinde scheinen die Ursache zu sein. (Pr. med. 1924, 58.) 
Bollack führt an der Hand eines Falles aus, daß eine akute Neu- 
ritis optica oft der Vorläufer einer multiplen Sklerose ist. Im besprochenen 
Falle trat sie 2 Jahre vor den typischen Symptomen auf mit Abnahme 
der Sehschärfe und zentralen Skotomen. Erstere besserte sich wieder nach 
zwei Monaten. Im Besonderen sind diese okulären Erscheinungen flüchtig, 
die funktionellen Störungen gehen spontan wieder zurück. Damit konstrastiert 
die typische Entfärbung der Papille. (Pr. med. 1924, 58.) 
| Gallavardin hat den Zusammenhang der Anstrengungsangina mit 
Syphilis studiert an 450 Kranken und folgende Resultate erzielt: Im Ganzen 
‚ betrachtet gaben 21°/, sichere, 9%, zweifelhafte Anhaltspunkte für Syphilis. 
Das Bild ändert sich aber, wenn man die Angina pectoris mit Aortenläsionen 
betrachtet. Dann erhält man 88°), Syphilis. Besteht aber die Angina 
ohne Aortenläsion, so fällt die luetische Ätiologie auf 20%/, und sie ist um 
so häufiger, je jünger der Kranke ist. 440), unter 40; 24°/, zwischen 40 
und 50; 17°/, über 50. Nun kommt noch ein anginöses Symptom der 
Atemnot vor bei solchen, die hohen Blutdruck aufweisen; hier kommt 
Syphilis in 14°/, in Frage. Die Anstrengungsangina ist also kein Stigma 
der Syphilis. (Pr. méd. 1924, 57.) l 
Raul beschreibt einen Fall von Ruptur des äußeren Teils des 
Rectus abdominis bei einer 55jährigen Frau, die in der Rekonvaleszenz 
von einer Grippe plötzlich starke Schmerzen im Unterbauch, Fieber, Nausea, 
Brennen beim Wasserlassen, Anhalten der Winde und des Stuhls verspürte. 
Stellung der Diagnose erst auf dem Operationstisch, als sie wegen Appen- 
dizitis operiert werden sollte. (Pr. med. 1924, 57.) 
Guillain und seine Mitarbeiter weisen auf die Verstärkung des 
nasopalpebralen Reflexes als wichtiges diagnostisches Mittel bei den Folge- 
erscheinungen der Encephalitis epidemica, besonders des Parkinsonismus 
hin: bei Perkussion der Nasenwurzel polykinetischer Verschluß der Palpebra, 
sukzessive Kontraktionen der Orbiculares. Keine Steigerung des : Reflexes 
findet statt bei den pseudobulbären, thalamischen und hypothalamischen 
Syndromen, sowie bei der multiplen Sklerose. Geht auch bei geschlossenen 
Augen und ist nicht zu verwechseln mit dem opticofacialen Reflex, dem 
Blinzeln der Augenlider beim raschen Annähern eines Objekts. (Pr. méd.1924,55.) 
Leconte weist auf die milden Formen der Aortenaffektionen bin, 
Ä die maskierte Aortitis, bei der der Schmerz auf das Sternum beschränkt 
sein mag, oder dekapitiert, ausschließlich auf die Peripherie, Arme, Hände, 


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. + sein. 


`` abdominalen Formen vor. 
N Das warnende Symptom . bei der progressiven Paralyse ist nach. 


oder Manie sollte man nach Syphilis forschen. 
" Anreizung des Gehirns zu besonders feiner Arbeit die en Manifestation. 


' tation und Inanition. 


K - zufuhr. 


=. akzessorisches Phänomen, sondern ein konstantes. | 
-ist die Hypertensiön ein endokrin- sympathisches Syndrom, ausgeklinkt bald 


1924 — MEDIZINISOHE Si IK — Nr. 40. 


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` "Kinn. Oft findet man nur Paipitationen oder kurze Anfälle v von Taohykardie: 
Röntgen: breiterer Schatten oder Verdunkelung an der Aorta. 


gischen und abdominalen Fällen- kann . die Diagnose schwierig sein, Be- 

sonders leiten die Schmerzen nach den Mahlzeiten irre. Der mehr oppressive, 

~ weniger akute Charakter der Schmerzen, der erregende Einfluß der Tätigkeit, 

. das gelegentliche Gefühl der Taubheit oder Schmerzen im Arm führen- auf 

‚die richtige Diagnose. Meteorismus, Nausea und Diarrhoe kommen bei den 
(Med. Paris 1924, 5.) 


"Levy-Valensi eine vorher nicht gekannte Reizbarkeit, -die Unfähigkeit 
: sich zu konzentrieren, der Erinnerung- für die letzte Vergangenheit; ‚die 
` Selbstkritik fehlt auch für die letzten Stadien nicht, wohl aber möglicher- 
‚weise ein + Wa.R. 
Kopfschmerzen, Muskelzucken, Schluckbeschwerden, Tremor, ‘Sprach- und 
"Schriftstörungen sind oft das erste Signal. In jedem Falle -von Melancholie 


- (Ei mèd. Paris 1924, April 19.} 


Unter . den klinischen Symbiosen interessieren am Seen die Vok 


` einigung des Basedow mit Epilepsie, Chorea und Tabes. Bei der Epilepsie 
handelt es sich nach Sainton meist um eine "einfache Koinzidenz, in -manchen 
Fällen auch um den gemeinsamen Boden der Syphilis; die Thyreoideatheorie 
der Epilepsie ist nicht zu halten. Chorea kann dem Basedow vorausgehen; 
häufig beobachtet man bei der Entwicklung des Basedow choreiforme- Be- 
:wegungen; dann haben beide einen. gemeinsamen Ursprung (Rheumatismus, 
Heredosyphilis). Auch- bei Tabes kann dies vorliegen, meist entwickeln 
sich aber beide unabhängig von einander.: (Rev. med. 1924, 4.) 

Bei dem unstillbaren "Erbrechen ‚der Schwangeren sind nach 
 Brindeau und Lantueful drei Arten von Irrtümern ‚möglich: 1. das 
‚Erbrechen kommt von einer schweren Krankheit, einer Läsion des Nerven- 


‚systems, die an sich gut ertragen erst durch die Schwangerschaft: auftritt, 
Dies ist. sehr | 
„wichtig, in all solchen Fällen neurologische Untersuchung. 2. Simulation: 
oder Übertreibung: Überwachung. 
| ee oft ein sehr schweres Bild geben und oft durch einfache Persuasion 

eilen. 


‚wie bei Tabes, tuberkulöser Meningitis, Gehirntumoren.' 


3. Hysterie. Gerade die. letzteren 
Aber man kann aus diesem Erfolg’ nicht schließen, daß eine 
hysterische Grundlage vorliegt; es gibt kein klinisches Symptom, das die 
hysterische von -den anderen Formen unterscheiden läßt. 
Suggestion nichts vermag über die sekundären Erscheinungen der Dehydra- 


hysterotraumatischen. 
(Pr. med. 1924, 61.) 

Aubertin und Rime beschreibön als einziges Symptom einer 

Endocarditis lenta eine -bei jedem’ Schub. mit leichtem Fieber wiederauf- 

. tretende Purpura. (Pr. med. 1924, 61) 


z Lian und‘Barrieùu ziehen aus ihren - "Untersuchungen von 206) 


Kranken mit dauerndem arteriellem’ Überdruck folgende Schlüsse: Bei 
20% ist die Funktion der Nieren gestört. Der N.-Gehalt des Blutes ist 


nur in Yo ausgesprochen genug um die Prognose zu trüben. Bohandlung: 


‚ N-arme Diät und Diuretica. Die Nierenaffektion : ist demnach nicht ein 


+ durch eine. Nephritis, bald durch eine Infektion, Intoxikation oder nervöse 


- Störung, am häufigsten durch eine. allgemeine ‚Erkrankung, die auf den 


endokrino- -sympathischen Apparat einwirkt und ebenso eine Nephritis her- 


 vorruft, die dann ihrerseits wieder die erstere Störung vermehrt. (Pr. méd.1924,61. ) 


Bei Wachstumsverzögerungen soll man'nach Comby an Hypothyreoi- 


 dismus denken. Er berichtet von einem 13jährigen Mädchen, das 98 cm maß, 
also die Größe eines 5jährigen ‘Mädchens hatte, das unter dem Einfluß 


“wiederholter Thyreoideagaben. mit 18 Jahren 154 cm maß "und sich geistig 
recht befriedigend entwickelte. (Pr. med: 1924, :59.) 


Manche Formen der erworbenen Syphilis sind von vornherein 36: 
mild, daß sie klinisch irgendwie direkt nicht demonstriert werden können. 


Und. manche Ärzte lehnen für solche Formen die‘ Diagnose deshalb schlank- 


weg ab. Nun beherrscht die hereditäre Form eine durch die Erfahrung 


He bewiesene Tatsache: die Infektion der Mütter kann zu verschiedenen 
CAwangerschaften verschieden. virulent sein. Es muß also eine hereditäre 


ns Lues geben, bei der die Kinder anscheinend völlig gesund das 
ĉio Alter erreichen, ohne daß überhaupt ein spezifisches Symptom irgendwie. 


a wäre. . Oder ausnahmsweise kann die Seroreaktion + sein und 
ann dabei irgend eine banale Hautöffektion bestehen. Und dann zu 


irgend einer Zeit demaskiert- sich die Syphilis oder es treten Epilepsie, 


emiplegie, Skoliose oder: eine Herzaffektion auf. Deren Ursprung wird 


l „dem, der nicht an hereditärd Lues denkt und auf eingehende Familien- 
“mnese verzichtet, dunkel bleiben. Nun gibt es aber auch eine hereditäre 


Neurasthenie, mentale Konfusion,. Schlaflosigkeit, 


Manchmai ist auch die 


‚ Rücksicht auf die Kropioperation. 


“variabel. 


Zumal da die . 


Die Mehrzahl sind bysterischen Ursprungs; vielleicht. 
Behandlung: Isolierung, Penn), Wasser | 


Nach ihrer Auffassung. 


- 


Syphilis r mit, klinischen; abor jicht spezifischen Zeichen: Und es ist wichtig, 
Wa.R. kann 
Kopfschmerzen, Ohnmachten, Gewichtsverlust... Bei den gastral- 


diese ‘beim Säugling, wo sie noch. leichter zu kurieren ist; festzustellen. 
Dazu gibt’ es sichere uad die lange. Liste der wahrscheinlichen Zeichen. 


Diese letzteren lassen viele nicht gelten, weil sie auch durch andere Krank- 


heiten: bedingt sein könnten und deshalb beim Fehlen sicherer Zeichen 
‚eine spezifische Behandlung nicht rechtfertigen. Man muß also mit einer 
Syphilis rechnen, die-nur‘ auf- Vermutungen: beruht und muß für diese eben- 
falls die ‚Berechtigung fordern, trotz des Fellens sicherer Symptome. Nun 


‚gibt’es ein Mittel, die auf Rechnung der Syphilis kommende präklinische 
Phase, auch wenn jedes andere abnorme Symptom fehlt, festzustellen: die 
' Untersuchüng.des Blutes. Leredde hat 23 Untersuchungen bei Kindern 


und Erwachsenen, deren kongenitale Syphilis bewiesen war, 26 bei Individuen, 
deren Mutter mit kongenitaler oder erworbener Syphilis behäftet war und 


.22, bei deren Vater dies . zutraf, ausgeführt. Bei keinem fand man ein 


normales Blutbild. Man findet nun Hypoglobulie, Hypochromie,. Mono- und 
Leukocytose und zwar entweder alle zusammen. oder einzelne. vergesell- 


` schaftet.. Die Leukocytosè findet man besonders beim: Säugling: Er. hält 


(Pr. med. 1924, 61.) 


dieses Blutbild für spezifisch und zwar in allen Ältern. 
EB N P ee ‚v..Schnizer. 


Aus der E ungarischen. Literatur. 


Rud. Valkänyi (Prof. Tibor Vereb6lys chirurg: Klinik): Bei- `. 
träge zur Anatomie und Chirurgie der. Parathyreoidea: besonders mit 
Die‘ Parathyreoidea ist eine lebenswich- . 


tige Drüse, von der eine minimale Menge jedem Menschen unentbehrlich; 


J letztere ist gleich der physiologischen Quantität individuell sehr’ verschieden, 
In :beiläufig 20%. der Fälle ist nur 1/3—!/g' der Durchschnitts- u 

drüsenmenge, somit Hypoplasie vorhanden, was teils mit der.geringen An- 

zahl der Drüsen, teils mit deren geringem Umfange zusammenhängt, -wes- 
"halb ` die einmalige Prüfung des Chwostek-Symptomes empfehlenswert, _ 
dessen Vorhandensein zur Vorsicht bei .der Operation mahnen soll. In ' 
250/, der Fälle sind die- Parathyreoideae ungünstig. gelagert: Am unteren 

Pole und an der vorderen Fläche der Trachea, an der konkaven Fläche ` 
innerhalb der. eigenen, inneren Kapsel 
Die Technik der Kropfoperation: l 


der Schilddrüse, intrathyreoideal, 
der Schilddrüse, oder sehr nahe aneinander. 
ist auch von Belang; die  Unterbindung der vier Hauptarterien ist an und 


für sich gefahrlos, weniger gefährlich die Resektion als die Homistrumektomie, ` 
die außer Gefährdung der Parathyreoideae mit Risiko eines Rezidivs der © -` 
anderen Seite einhergeht. Die Enderlen-Hotzsche doppelseitige Resektion -  ' 
: nach vorheriger Unterbindung der vier Arterien gewährt gegen Kropfrezidive _ | 
Bei sämtlichen Resektionen 
empfiehlt es sich, auf die vorne unten oberhalb der Thymus und vorne 
am unteren Pole der Schilddrüse ziemlich häufig (20 o/o der Fälle) gelagerten - _ 
oberen unteren Parathyreoideae zu achten, woselbst die Kapsel mit dünner . 


und Tetaniegefahr die meiste . Sicherheit. 


Schilddrüsenschichte nach Tunlichkeit zu belassen. ist, was, wenn der 


.untere Pol nicht, übermäßig diffus kropfig entartet und die Blutung, durch . 
vorherige Unterbindung der vier Hauptarterien gehörig gestillt, in der 
Überzahl der Fälle durchführbar. 


Die oberen Parathyreoideae liegen so 
tief, daß ihre Gefährdung: selten; ‘die unteren ‘sind wegen ihrer oberfläch- 
lichen Lage und größerem Umfange auch zur Transplantation bei Tetanie 
geeigneter und zwar frisch entnommen einem an Kropf leidenden Indivi- 
duum, welche sog. Autotransplantation bei entsprechender Asepsis stets 


gelingt. Zur Transplantierung istGeübtsein zur Erkennung der Paratbyreoidea . 
notwendig, 


was am menschlichen Leichenmateriale anzueignen ist. 
Bei Mangel entsprechenden Materiales ist die Überpflanzung von. einer 
Leiche oder Neugeborenen ev. frisch einem Tiere entnommener Parathbyreoidea 
angezeigt, doch ist die Wirkung alsdann stets ‚vorübergehend, während 
die bei Operation nur leichter geschädigten eigenen.. Parathyreoideae 
sich zu regenerieren vermögen. (Orvosi Hetilap 1924, Nr. 25—26.) 
“Rud. Manninger: Derzeitiger Stand der. paratyphösen Erkran- 


kungen. Außer dem Bacillus paratyphi A. sind die übrigen Paratyphus- " 


bazillen, die biochemisch sich gleichartig verhalten, auf serologischem Wege, 
besonders durch mit Hilfe von gut: definierten Bakterienstämmen 'horge- 


stellten Serumarten, namentlich mit’ dem Castellani-Versuch, in mehrere 
‚scharf abgesonderte Gruppen ’‚einzureihen. 


cillus paratyphi B. Schottmüller nur beim Menschen vor, der Bacillus para- 
typhi abortus nur beim Pferde. Die in die übrigen Gruppen gehörenden 
Bakterien, der Baċillus enteritidis Breslau, der B. enteritidis Gärtner und 
der: B. suipestifer können sowohl beim Menschen als Tiere Erkrankungen 
verursachen. 
Schottmüller, ebenso wie beim Abdominaltyphus, dem Menschen die Haupt- 
rolle zukommt, dem Tierfleisch dagegen nur.dann, wenn es’ postmortal bei 


bei seiner Aufarbeitung mit den Éxkrementen oder Sekreten eines erkrankten 
oder bazillentragenden Menschen infiziert wird, so daß in. letzterem Falle 


nicht von Fleischvergiftung, sondern einfacher N ahrungsvergiftung die Rede 


‚sei. Demgegenüber ist bei Verbreitung des B. enteritidis Breslau des 


7.109 


Unter diesen kommt der Bà- 


Hiervon folgt, daß bei .der Verbreitung des B. paratyphi. 


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Substanz und ist in reinem Zustande zur Wa.R. verwendbar. 


1410 


2 | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


5.: Oktober 


B. enteritidis Gaertner und des B. suipestifer die Hauptquelle der Infektion 
in dem Fleische an paratyphösen Erkrankungen leidender Tiere zu suchen, 
so daß es sich bier um eine echte Fleischvergiftung handelt, was zu ver- 
hindern, Aufgabe der Fleischbeschau wäre. Daß Paratyphus B. bei Tieren 
autochtbon nicht vorkommt, sei vom Standpunkte behördlicher Verfügungen 
sehr wichtig. Seine Folgerungen fußen auf Grund vergleichender Studien 
von 60 bekannten Paratyphusbazillenstämmen. (Königl. Ärztegesellschaft, 
März 1924.) 

Julius Szilväsi (Ödenburg): Über meine Methode der Spirochäten- 
färbung. Die Untersuchung im dunklen Gesichtsfelde ist in der Provinz 
mangels geeigneter Beleuchtung (Elektrizität) oft unausführbar. Er stellte 
eine Triphenylmethanfarbe „Spirsil“* genannt her, die das Wiener chem. 
Laboratorium Waldheim in Vertrieb bringt; sie reagiert sauer, ist dunkel- 
weinrot und beizt alkalisches Eiweiß; konzentrierter angewandt, färben sich 
mit derselben die Spirochäten sehr intensiv und werden dieker. Die An- 
wendung gestaltet sich sehr einfach: frisch genommenes, gut ausgebreitetes 
Präparat wird 2—3 Minuten lang mit konzentriertem Alkohol fixiert, behufs 
Abspülung in Leitungswasser getaucht, ohne getrocknet zu werden mit der 
Farbe begossen, die 4—5 Minuten lang liegen bleibt, nachher in Leitungs- 
wasser abgewaschen und an der Luft getrocknet; bei alten (2—3 tägigen) 
Präparaten ist die Fixierung in konzentriertem Alkohol unnötig, es genügt, 
wenn sie mit der Farbe 2—3 Minuten lang begossen und nachher behufs 
Abspülung in Leitungswasser getaucht, nach Trocknen an der Luft unter 
Mikroskop untersucht werden. Zur Erlangung eines guten Resultates ist 
die richtige Herstellung des ausgestrichenen Präparates notwendig, An 
fettigen, schmutzigen, schlecht ausgebreiteten Präparaten gelingt‘ die Fär- 
bung ebensowenig, wie die Prüfung im dunklen Gesichtsfelde fehlschlagen 
muß. Die Färbungsversuche mit „Spirsil* übertreffen die mit Giemsa-Fontana- 
Tusch- und Kollargolverfahren erreichten Bilder; die Spirochäten-Anzahl 
ist so groß, wie bei der Untersuchung im dunklen Getichtsfelde. 
Hetilap 1924, Nr, 14.) 

Julius Kiß: Lues-Reaktionen mit Reagentien bekannt chemischer 
Zusammensetzung. Bisher ist es mißlungen, die Luesreaktionen einheitlich 
zu gestalten. Die Resultate der Wa.R. sind verläßlichere, wie die der 
bisherigen Präzipitations-Reaktionen. Er konstatierte, daß die Lezithine 
die spezifisch reagierenden Stoffe der Organextrakte seien; Cholesterin ver- 
stärkt wesentlich ihre Wirkung, doch allein wirkt es nicht. Das von 
Erlandsen „sekundär“ benannte Lezithin, das ist aus vorher durch Äther 
extrahiertem Herzmuskel, sekundär durch Alkoholbehandlung gewonnenes 
und gereinigtes Lezithin, ist unvergleichlich wirksamer als jede andere 

Am empfind- 
lichsten wirkt die Mischung von Cholesterin mit sekundärem Lezithin, 
wenn wir, statt bei Zimmertemperatur stehen zu lassen, zentrifugieren, 
wobei die spezifische Präzipitation schon nach Verstreichen von 5 Minuten 
eintritt. (Königl. Ärztegesellschaft, April 1924.) 

Arthur Pollermann: Neuere Verfahren zur Durchleuchtung und 
Photographie der Speiseröhre wittelst Röntgen, besonders bei Kindern. 
Bei Letzteren stößt die Wismutdarreichung auf Widerstand, weshalb er 
ein blind endigendes, in verschiedenen Kalibern verfertigtes Gummirohr, 
in dessen dünner Wand Blei enthalten, mittelst Sonde einführt und auf- 
bläst, wodurch das an 'die Ösophaguswand sich anschmiegende Gummirohr 
infolge seines Bleigehaltes die Konturen treu wiedergibt. Bismut wäre 
übrigens in der Kinderpraxis nicht in Wasser gelöst, sondern in Mixtura 
oleosa-gummosa suspendiert leichter darzureichen. (Ebenda, Februar. 1924.) 

Kolom. Pándy: Erklärung der Tabes dorsalis. Er tritt gegen 
die Theorie der syphilitischen Hinterstrangserkrankung des Rückenmarkes 
auf, plädiert vielmehr für die Auffassung einer luetischen Nekrobiose der 


(Orvosi 


Hinterstränge infolge luetischer Schrumpfung derseiben durch Stenosierung 


der nach abwärts schon normal sich verjüngenden, immer dünner werdenden 
Arteriae spinales posteriores, entstanden durch die luetische Vasculitis 
generalis. Die Hinterstränge des Rückenmarkes werden im Lumbalmarke 


am schlechtesten ernährt, mit Blut versorgt, deshalb beginnt hierselbst 


die Tabes; die Ernährung der Seitenstränge hingegen bessert sich nach 
abwärts, weshalb die Degeneration der spinalen primären Seitenstränge im 
Halsmarke beginnt und nach unten schreitet, ‘Die Paralysis progressiva 
kann ebenso Folge der Stenose der Carotis interna, resp. der aus derselben 
entspringenden Art. cerebri ant. et media sein. Hierfür spräche, daß die 
von’ den Art. vertebrales und Carotis interna gemeinsthaftlich versehenen 
Okzipitallobi bei Paralyse auffallend weniger atropbisieren, als die frontalen, 
parietalen und. temporalen Lappen, die nur von der Oarotis interna versorgt 


werden. Tabes wie Paralyse, richtiger luetische Demenz, sind selbstver- 


ständlich syphilitische Erkrankungen. (Orvosi Hetilap 1924, Nr. 9.) 


Béla Jakobovics (Aus der Kinderklinik Caronias in Rom): Über 
die Caronia-Sindoni-Scharlach-Impfung. Im Jahre 1921 konnte Di Cristina 


aus dem Blute und Knochenmarke Scharlachkranker auf entsprechendem 


Nährboden ein Virus isolieren, das auf junge Kaninchen übertragen eine 


. 36 Fällen. 


‚Insuffizienz bei Säuglingen rechtfertigen. 


charakteristische mit Kachexie einhergehende tödliche Erkrankung verursachte. 
Mit Kulturen des isolierten Virus gesunde Kinder geimpft, konnten die- 
selben trotz Verkehrs mit scharlachkranken gegen die Infektion immun 
gemacht werden. Diese Versuche setzten Caronia und Sindoni fort und 
bewiesen die Spezifizität des Virus. Sie impften mit Keimen von abge- 
töteter oder geschwächter Virulenz Kinder, die Scharlach noch nicht über- 


standen, ferner machten sie Rachenbepinselungen mit dem Rachensekrete 


von im ersten Stadium des Scharlachs befindlichen Kindern und sahen 
niemals Infektion auftreten. Sindoni machte systematisch prophylaktische 
Vakzine-Impfungen in 222 Fällen bei der Scharlachinfektion ausgesetzten 
Kindern. Jakobovics (Assistent Prof. Bökays in Budapest) überzeugte 
sich an Ort und Stelle von der Wirksamkeit dieser Schutzimpfung in 
(Orvosi Hetilap 1924, Nr. 19.) 
J. Duzär (Prof. Heims Kinderklinik, vormals Preßburg): Leber- 
funktionsprüfungen bei Säuglingen. Bei der klassischen Form der Lues 
congenita ist Störung der Kohlenhydratregulation der Leber nachweisbar, 
die sich auf kleine Dextrosegaben in größeren und verschleppteren Blut- 
zuckerkurven äußert. In denselben Fällen positive Lävulosurie, milde 
Hyperbilirubinanämie und in einzelnen Fällen schon im Mocrgenharne 
Urobilinogen. Unter Behandlung der Lues congenita reduziert sich auch 
die Blutzuckerreaktion mit. Verschwinden der manifesten Erscheinungen 
und auch der Serumbilirubingehalt wird herabgesetzt. Auch bei Leiner- 
Dermatitis sind Funktionsstörungen nachweisbar. Bei Ikterus neonatorum 
fand er abhängig von der Schwere des Falles größere hyperzlykämische 
Reaktion, sohr hohen Serumbilirubin- und Duodenumbilirubingehalt, positive 
Laevulosurie, so daß die erhobenen Daten die Annahme partieller Leber- 


Bei alimentären Toxikosen sollen 
weitere Leberfunktionsprüfungen gemacht werden. (Königl. Ärztegesellschaft, 


Mai 1924.) 

Zoltän Rökay (Abteil. Prof. Fra Torday): Prophylaxe der 
Pertussis. Separierung hat keinen Erfolg. Madsens staatliches Serum- 
institut in Kopenhagen führte die Systemisierung der bakteriologischen 
Untersuchung ein; mit der dort üblichen Meyer-Chievitzschen bakteriolo- 
gischen Methode fand er, daß außer der durch den B. G. (Bordet- Genhou)- 
Bazillus bedingten Pertussis, gegen welche die aus letzteren Bazillen be- 
reitete Vakzine als Schutzimpfung wirksam, auch andere verschiedene 
Krankheitskeime pathogen wirken. Bei dieser Gruppe verwandte er eine 
Vakzine, die er aus den Luftwegen des zuerst erkrankten und so die 
Infektion vermittelnden Patienten unter optimalen Bedingungen aus sämt- 
lichen Mikroorganismen rein züchtete; injizierte in viertägigen- Intervallen 
insgesamt dreimal 0,5—1,0 cem subkutan, durchschnittlich mit einem Keim- 
gehalte von 20 Millionen, wodurch er die Anstaltsepidemien in 12 Gruppen 
bei 125 Kindern in 98,4%, der Fälle unterdrückt häben will. (BEbenda, 
Dezember 1923.) 

Alex. Fekete (Hebammenanstalt, Docent Lovrich): Über Fieber- 
zustände Neugeborener. Reuß und Haller beschrieben im Jahre 1912 
zuerst das transitorische oder befundlose Fieber, das verschieden erklärt 
wurde. In der Hebammenanstalt fanden sie es in 14,70/, der Fälle unter 
820 Neugeborenen bei 121 und fast in der Hälfte bei vorzeitigem Blasen- 
sprung Geborenen, wobei die Möglichkeit besteht, daß von der durch die 
Scheiden-Uterusflora infizierten Eihöhle in den Darmtrakt der Frucht 
infizierende oder pathologische Keime geraten. Rizinusöl sistiert sicher 
das Fieber. Nicht nur Austrocknung des Säuglings, unvollständige Wärme- 
regulierung, der Geburtsakt 'als Trauma, seien Ursache dieses Fiebers, 
sondern auch die oben beschriebene enterogene Infektion. (Ebenda.) 


Elemér Scipiades: Mit Thymusimplantation geheilter Fall von 
Osteomalazie. An jungen Hunden zu geeigneter Zeit die Thymus exstirpiert, 
vermochte er der humanen Osteomalazie ähnliche Knochenveränderungen 
hervorzurufen (Thymogene Theorie der Osteom.). H. Müller und Del Gampo 
fanden im physiologischem Institute zu Bern, daß durch das Sekret der 
Thymus am Wege von Reizung des motorischen Endapparates der Nerven 
die Muskelermüdung verhindert wird, wodurch die ähnlichen Nerven- und 
Muskelerscheinungen (Myasthenie und Myatrophie) bei Osteomalazie durch 
Hypofunktion der Thymus erklärlich werden. Die lebensfähige Thymus 
einer frisch verstorbenen Frucht in die Bauchwand einer osteomalazischen 
Frau erfolgreich transplantiert, kann man dieselben Heilerfolge erzielen, 
wie wir sie bei der Fehlingschen Kastration zu erreichen gewohnt sind, 
dies trotz Belassung der Eierstöcke und Weglassen jeder medikamentösen 
Behandlung. Er benutzte die Thymusdrüse eines frisch verstorbenen Neu- 
geborenen, die ein separates Operationspersonal mit voller Asepsis nach 
Umschneidung des Brustbeines hervorholte, während er selbst bei der in 
Äthernarkose liegenden Patientin die Bauchwand entlang der inneren 
Faszie bis zu den M. recti freilegte, die übernommene Thymusdrüse aus 
ihrer Kapsel mit einer Schere ausschälte, auf 8 einige Millimeter dicke 
Serienschnitte zerteilte, alsdann 4—4 serienweise unterhalb der inneren 
'Faszie und oherhalb der Rekti in stumpf und bilutfrei bereiteten Bauch- | 


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5. Oktober 


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hauttaschen implantierte und dieselbe mit einigen knotigen Katgutnähten 


fixierte, ohne jedoch die Drüsenpartien einzunähen, verschloß hierauf 
schichtenweise die Bauchwand, so daß vom Fruchtode berechnet nur eine . 
Zeit von 1!/, Stunden verstrich. Nach dem Eingriffe wurde über die- 
Bauchwunde vor- und nachmittags je eine halbe Stunde durch drei Tage : 
ein elektrischer Thermophor zwecks Hyperämisierung der Bauchnarbe und 
zur sicheren Anhaftung des Transplantates angewandt; am 4. Tage Ent- ` 
fernung der Herff-Klammer aus der Haut der Narbe und bereits am 


10. Tage konnte Patientin -mit per primam geheilter Wunde nach vorher 


insgesamt 1!/, Jahre dauerndem Darniederliegen vollkommen schmerzlos 
“ohne jede Stütze gehen, ja ihr Becken und Rippenbogen war schmerzfrei 


einzudrücken. (Orvosi Hetilap 1924, 26.) 


Ivan Büben (Frauenklinik Bärsony): Einfluß des Koitus auf 
vorzeitigen Blasensprung und Puerperalerkrankungen. Gesammelte Daten 
über 5000 Gebärende. Die in der letzten Zeit der Gravidität vollführte 
Kohabitation befördert vorzeitigen Blasensprung und hierdurch Kindbett- 
fieber; durch den einige Stunden oder auch Tags vorher vollzogenen Koitus 
dringen Bakterien in die Scheide ein; gesellt sich hierzu noch regelwidriger 


' früher Blasensprung, so steht die Eihöhle für Infektionskeime offen. Bei 


Primiparae kann der Koitus durch Auslösung von Uteruskontraktionen vor- 
zeitigen Blasensprung hervorrufen: bei Multiparae mit ihrem durchgängigen 
inneren. Muttermund selbst primär. Bekanntlich verschleppt vorzeitiger 


_ Blasensprung den Eintritt der Geburt, erfordert häufiger operative Eingriffe 
“und steigert die Mortalitätsziffer der Frucht. (Orvosi hetilap 1924, Nr. 25.) 


Alex. Fekete (Hebammenanstalt Dozent Lovrich): Heilung der 
akuten Adnexentzündung mit. intravenösen Kalziuminjektionen. In 
28 Fällen jeden 2. Tag Kalziumchlorid- (Afenil) Injektionen. ohne schäd- 
liche Nebenwirkung; Schmerz und Fieber ‘lassen schon in der 1. Woche 
nach; lokaler Befund’ in der 2. Woche überraschend gebessert; in durch- 
schnittlich 17 Tagen Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit. Die im Zervikal- 
kanal vorhandenen Gonokokken werden nicht vernichtet, was pur durch 
nachherige Lokalbehandlung gelingt. (Ebenda.) 


A. Siegrist (Bern [als Gast]): Pathogenese und Prophylaxe der 
Myopie. Cohn (Breslau) führte letztere auf die anhaltende Nahearbeit in 
Schulen zurück, welche die Augapfelhinterwand pathologisch erweitere, 
welch letztere Erscheinung spätere Forscher zu erklären bestrebt waren. 
Steiger erklärte die Myopie biologisch, wies auf die große Bedeutung 
biologischer Variabilitäten hin, denn die verschiedenen Achsenlängen und 
die so bedingten Refraktionsanomalien werden bei der Geburt als vererbt 
mitgebracht und äußere Einflüsse seien irrelevant. Auch bei Tieren findet 
sich Myopie, Astigmatismus, selbst Hyperopie. Die pathologischen Ver- 
änderungen in myopischen Augen werden jedoch nur durch Steigerung des 
intraokulären Druckes und Zerrung der äußeren augenbewegenden Muskeln 
erklärt. Eine Prophylaxe wäre allein nur durch Heiratsverbot myopischer 


. Individuen wirksam, was unausführbar, so daß wir nur die Progression ver- 


hüten können. Wichtig sei bierfür, daß die Arbeit aus genügender Ent- 
fernung (30 cm) vor sich gehe, vollständige Korrektion und Einhältung 
kurzer Pausen bei der Nahearbeit. (Kgl. Gesellsch. d. Ärzte, Mai.) 


"Martin Sugár: Bemerkungen zur Arbeit von Prof. Johannes Ohm: 
„Zur Geschichte des Augenzitterns“. Der bekannte Augenarzt Ohm würdigt 
In seiner in der Mschr. f. Ohrenhlk. (1924, Nr. 3—4) erschienenen groß- 
zügigen Arbeit den verstorbenen ungarischen Experimentälpathologen 
Prof. Andreas Högyes, von dem die erste systematische Bearbeitung 
der Augenerscheinungen bei Versuchen am Labyrinthe und seinen Nerven 
herrührt. Ohm erklärt es für auffallend, daß „die sonst so regsame 
ophthalmologische Wiener Schule und die ungarischen Ver- 
treter der Augenheilkunde uns die Schätze der Högyesschen 


‚Arbeiten nicht erschlossen haben“. Sugár hat sich durch die von 


der ungarischen Akademie der Wissenschaften unterstützte deutsche Über- 
setzung, der Högyesschen 250 Druckseiten langen Abhandlung nach Ohm 
„ein großes Verdienst erworben“. Ohm erklärt, daß sich jeder 
Labyrinthforscher mit dem Werke beschäftigen muß, das für die Augenheil- 
kunde noch bedeutungsvoller als für die Ohrenheilkunde sei, weil es die 
tiefste Erfassung des Problems der motorischen Innervation der Augen dar- 
stellt und ein Grundpfeiler ist, auf dem sich ‘die moderne Nystagmuslehre 
aufbaut. Högyes arbeitete auf diesem Gebiete viel genauer als. der große 
Gräfe und Sugärs Verdienst ist es, das Werk entdeckt und der Welt- 
literatur vermittelt zu haben. Über die große wissenschaftliche Polemik 
Martin Sugärs mit dem den Nobelpreis erhaltenen, genialen Otiater 
R. Bäräny (Upsala), dann mit den Herren H. Burger (Amsterdam), 
A. af Forselles (Helsingfors), G. Holmgreen (Stockholm), E. Sehmie- 
gelow (Kopenhagen), V. Uchermann (Kristiania) haben. wir bereits in 
dieser Zeitschrift („Aus der neuesten ungar: Literatur“ 1923, Aug.) .be- 
richtet, den deutschen Fachärzten durch mehrere einschlägige Arbeiten 
Sugärs, alle.im Interesse Hö gyes’, wohlbekannt (Arch, f. Ohrenhlk. 1909, 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


1922, H: 9—10). 


1411 


81, H. 1—4, Mschr. f. Ohreùhlk. 1912, 6 H. und 1921, H. 10, schließlich 
—10). In seiner mit selten kritischer Gabe verfaßten, die 
Forschung des 19. Jahrhunderts in grandioser. Weise überbrückenden Arbeit 


negiert jedoch Ohm, .daß Högyes sich der Wärme- und Kältereize zur. 


Erzeugung des Nystagmus bedient hat. Sugár antwortet hierauf in einer 
übrigens auch deutsch im diesjährigen Septemberheft. der. Mschr. f. Ohrenhik. 
erschienenen neuerlichen langen Polemik und. entwickelt als genauer Kenner 
der Högyesschen Werke und der Weltliteratur über Labyrinthforschung 
seinen Standpunkt, laut. welcuem die experimentelle Grundlage auch des 


kalorischen Nystagmus von Högyes stammt. Interessant ist hierbei, daß . 


der Utrechter hochverdiente Ohrenarzt Dr. Alfred de Kleiyn für- „The 


otological room of the Royal Society of Medicine“ in London. 


im Auftrage desselben ein großes Porträt von Högyes als eines der, be- 
rühmtestet Grundleger der modernen Otologie aus den zentralen Ländern 
von Sugär, der Högyes’ Werke den nicht ungarisch verstehenden Völkern 
durch seine Übersetzung erschloß, begehrte, so daß. außer dem ungarischen 
Gynäkologen Sem melweis heute bereits auch das Porträt Högyes die Wände 
der Königl. Ärztegesellschaft in London schmückt, welchen Erfolg der auch 
in Deutschland wohlbekannte, hervorragende ungarische medizinische Ge- 
schichtschreiber Prof. Tiberius von Györy.als Wahrzeichen kultureller 
Suprematie des heute arg bedrängten Ungarntums feierte („Nepegeszsgügy“, 


Organ d; Minist, f. Volkswohlfahrt, 3. H.). © Martin Sugár (Budapest). + 


Therapeutische Notizen. | 


N ervenkrankheilen. 


Als Sedativum ‘bei leichten Erregungszuständen empfiehlt Erich 
Ebstein (Leipzig) das Abasin (abattre = niederschlagen) = Azetylbrom- 
diätbylazetylkarbamid. Es kommt in ‚Tabletten & 0,25 g in den Handel. 
Man gibt gewöhnlich 3—4mal täglich 1 Tablette. 
einmal kann man reichen. Das Mittel ist in’ Wasser schwer löslich. Zur 


rascheren Wirkung ist heiße Flüssigkeit zu bevorzugen. In Baldrianteo' 
kann man es unbemerkt den Patienten beibringen. (D.m.W. 1924, Nr. 32.) . 


Das von der Krauso-Medico- Gesellschaft (München) hergestellte 
Akonit-Dispert ist nach Hans Delbrück (Göttingen) ein gut dosierbares, 
gleichmäßig wirkendes Mittel, das bei Migräne und Neuralgie (besonders 


Trigeminusneuralgie) warm empfohlen werden kann.‘ Man gibt 3mal . 


täglich 1 Tablette (= 0,05 mg des kristallisierten Akonitins). : (D. m.W. 1924, 
Nr. 31.) - E. Bruck. 


Solomon: ` Prompte Besserung der Kopfschmerzen nach Lumbal- 


 punktion gibt Hypophysisextrakt. 1 cem intramuskulär oder 100—200 cem 


destilliertes Wasser oder die Verbindung beider, weil sie den Druck im 
Zerebrospinalkanal vermehren. In ‘manchen Fällen 2. Injektion nötig. 
(Journ. amer. med. assoc. 1924, 19.) . V. Schnizer. 


Frauenkrankheiten. 


. Die zweckmäßigste Behandlungsart der gynäkologischen Blutungen 
ist nach J. Borak (Wien) die styptisch wirkende Milzbestrahlung. Danach 


dürfte Uterusexstirpation oder Röntgenkastration (Ovarialbestrahlung) bei 


 gynäkologischen Blutungen nicht mehr in Betracht kommen. Dagegen ist 


die Leberbestrahlung eine Blutstillungsmethode, die nicht nur da, wo die 
Milzbestrablung versagt, noch von Erfolg begleitet ist, sondern die auch, 
primär angewandt, vielleicht noch schneller als die Milzbestrahlung, durch- 


schnittlich schon in 2—3 Stunden, zu einem Stillstand oder zu wesent- 


licher Abschwächung der Blutungen (auch nichtgynäkologischer Natur) 
führt. Bei Bestrahlung parenchymatöser, kernreicher Organe liegt es nahe, 
das Sistieren der Blutungen auf Kernzerfallsprodukte zurückzuführen, die 
nach Bestrahlung dieser Organe frei werden. Ist die akute Blutung ge- 


stillt, dann kommen zur Verhütung des Wiederauftretens bei juvenilen 
Blutungen periodische Milz- oder Leberbestrahlungen, bei klimakteri- 


schen .Menorrhagien dagegen die Ovarialbestrahlung in Betracht. 
(M.m.W. 1924, Nr. 33.) | | F. Bruck. 


. Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten. 


= Über die günstige Wirkung parenteraler Einverleibung aseptisch | 


gewonnener Milch bei Mittelohrentzündungen berichtet Madritsch. Bei 
Erwachsenen wurden 6—10, bei Kindern 2—6 ccm aseptisch gewonnener 
Milch intraglutäal injiziert. Jüngere Individuen einmal, ältere mehrmals. 


Nur wenn der Hauptraum, ‘das Mittelohr, entzündlich erkrankt ist, kann 
fnan unter allen Umständen. die Milchinjektion.. versuchen.-- Sind die Nebon- 


räume befallen, dann ist die Auswahl schwieriger. Eiterige Prozesse der 
Nebenräume sind operativ anzugehen. (Mschr. f. Ohrhlk., 58. Jg., H. 7.) 


Auch 2 Tabletten auf 


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` eindrucksvolle Ausblicke über 


‘ zur Genüge die Reichhaltigkeit des vorliegenden Bandes an. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40 


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Einen äußerst hartnäckigen Fall von chronischem Ekzem der linken 
Ohrmuschel heilte Karbowski in 2 Monaten, indem er an verschiedenen 
‚Stellen des Lobulus 1 ccm einer 10°%/,igen Kal. jod.-Lösung einspritzte. 
Nach 4 Tagen 2 com einer 15°%/,igen Kal. jod.-Lösung, nach 3 Tagen 1 com 
einer 25°/,igen Kal. jod.-Lösung und diese 25°/,ige Lösung weiterhin. 
(Mschr. f. Obrhlk., 58. Jg, H. 7) Haenlein. 


Das Tutokain in der Rhino-Laryngologie’ empfiehlt Georg Riedel 
(Erlangen). Da das Mittel nicht so anämisierend wirkt wie Kokain, empfiehlt 
sich, den Suprareninzusatz etwas zu erhöhen. Auch tritt die Anästhesie 
langsamer ein als beim Kokain; man beginne daher mit der Operation 
10—15 Minuten nach der Applikation, Zu diagnostischen Zwecken genügt 
eine 1/,%/,ige Lösung, bei therapeutischen. Eingriffen in der'Nase verwende 
man aber eine 2,5—5°/,ige (Schleimhautpinselung). Bei endolaryngealen 
Eingriffen entsprach die 5%/,ige Lösung nicht der Wirkung der 10—20°/,igen 
Kokainlösung. Bei der Infiltrationsanästhesie hat das Mittel in 1/,—1/, "loiger 
Lösung das Gleiche geleistet wie Novokain. (M.m.W. 1924, Nr. 24.) 


F. Bruck. 


Bücherbesprechungen. 


Ergebnisse der gesamten Medizin. Unter Mitwirkung hervorragender Fach- 
gelehrten herausgegeben von Th. Brugsch. Bd. V. 623 S. mit 69 Abb. 
Berlin und Wien 1924, Urban & Schwarzenberg. Geb. 22,50 M. 

' Ein jeder neu erscheinende Band dieser „Ergebnisse“ läßt. erneut 
das Geschick des Herausgebers bei der Auswahl der einzelnen: Übersichts- 
arbeiten und ihrer Verfasser bewundern. Dieser V. Band erscheint ganz 
‚besonders inhaltsreich mit rund 25 Beiträgen, deren jeder sein Thema in 
einer Weise erschöpft, die dem Leser tatsächlich den ersehnten Einblick 
in den modernsten Stand der jeweiligen Frage verschafft. Nur einige seien 
'aus der Fülle besonders angeführt: G. Schwarz (Wien) gibt auf knapp 
8Seiten restlose Übersicht über „DieRöntgenbehandlung der Basedow- 
schen Krankheit“, Elsner (Berlin) bricht erneut eine Lanze für die 
„Gastroskopie“, zu deren technischer Vervollkommnung er bekanntlich 
führend beigetragen hat. Über „Hypertension“ weiß Fahrenkamp 
(Teinach) seine wichtigen Erfahrungen mitzuteilen, die eine Differenzierung 
der Prognose je nach der Stabilität des Symptoms ermöglichen. Auf das 
reizvollste Gebiet für jeden strebsamen Diagnostiker begibt sich Wolff 
'(Berlin-Oberschöneweide) in seiner Arbeit „Über versteckte Fieber- 
ursachen“. Abweichend von der gewöhnlichen Betrachtungsweise, patho- 
logische Zustände nach ätiologischen Momenten oder auch nach Organ- 
systemen abzuhandeln, sucht er die bei versteckten Fieberursachen in 
Betracht zu ziehenden Möglichkeiten nach den denkbaren Gesichtspunkten 


der pathologischen Physiologie zu erschöpfen. Degkwitz (München) selbst 


gibt Bericht über „Immunbiologische Methoden in Diagnostik, 
Prophylaxe und Therapie kindlicher Infektionskrankheiten“, 
die letzten Neuerungen der Diabetestherapie finden ihre Berücksichtigung 
durch Isaac (Frankfurt a. M.) über „Wandlung durch die Entdeckung 
des Insulins“ und durch Grafe (Rostock) über „Das Caramel“. 
Weitz (Tübingen) gibt auch denen, denen die Materie noch fremd ist, 


die Ätiologie*. — Diese kurze; ganz willkürliche Auslese deutet wohl 


Durch die 
rasche Folge ihres Erscheinens gelingt es den Ergebnisbänden zudem 


“ wirklich, an Aktualität mit den Fachzeitschriften zu wetteifern. 


Hans Meyer (Berlin- Wilmersdorf). 


Pleschner, Praktikum der Urologie für Studierende und Ärzte. 
Mit 5 Textabbild. und 60 S. Wien 1924, Julius Springer. GM. 1,70. 


Das Büchlein bringt in kurzer für praktische Ärzte. und Studenten 


berechneter Weise eine allgemeine Einführung in die Urologie. Die in 
Lehr- und Handbüchern an verschiedenen Stellen verstreuten oder nur 
flüchtig erwähnten Dinge, Aufnahme der Krankengeschichte, allgemeine 
äußere und Harnuntersuchung, Katheterismus, der kurze Überblick über 
Zystoskopie, Ureterenkatheterismus, Nierendiagnostik und Röntgenunter- 
suchung sind in kurzen, alles Nötige enthaltenden Kapiteln, in leicht ver- 
ständlicher Weise mitgeteilt, wie es eben in Kursen und Vorlesungen für 
Anfänger zweckmäßig und nötig ist. Ref. selbst hat seit vielen Jahren 
die gleiche Methodik geübt und im ganzen großen die gleichen Ansichten 
in seinen Kursen vertreten und wie er glaubt, nicht zum Nachteil der 
Schüler. Und so wird auch das kleine Buch seinen Zweck voll und ganz 


erfüllen und es ist sicher, daß es, ohne ein Lehrbuch zu sein, Teile eines 
solchen ersetzt. R. Paschkia. 


' hat, dem fehlt manches in dem gegebenen Bilde. 


` Malade, 


„Die Bedeutung der Erblichkeit für 


| ‚INT SE 5. Oktober 


Wossidio, Die Gonorrhoe des Mannes und ihre Komplikationen. 
Dritte umgearbeitete Auflage. 366 S. mit 66 Abb. und 14 farb. Tafeln, 
Leipzig 1923, Georg Thieme. M. 15,—, geb. M. 18,—. 

Die dritte Auflage von H. Wossidlos Gonorrhoewerk hat Wossidlos 

Sohn nach dem Tode seines Vaters besorgt. Die Bearbeitung ist bis zu 

den neuesten Erfahrungen fortgeführt und bietet überall durch die gemein- 

same Arbeit von Vater und Sobn geprüfte Ergebnisse. Der’ Hauptwert ist 
wie in den früheren Auflagen auf die Endoskospie der Harnröhre gelegt, 
deren’ Technik durch Angabe neuer praktischer Instrumente Vater und 

Sohn Wossidlo sehr bedeutend gefördert haben. Der negative Gono- 

kokkenbefund genügt Wossidlo nicht zur Anerkennung der Heilung, er 


verlangt die Beseitigung jeder nachweisbaren Urethralveränderung, jeden 


eiterhaltigen Ausflusses und braucht hierzu langdauernde intraurethrale 
Behandlung und endoskopische Kontrolle., Neben der eigentlichen männ- 
lichen Harnröhrengonorrhoe und ihren lokalen Verschlimmerungen (an den 
Organen um die hintere Harnröhre herum und zu den Nieren hinauf) sind 
die beiden Geschlechtern zukommenden Metastasen und auch die Mastdarm- 
gonorrhoe ein wenig zu kurz gekommen. Namentlich wer das elende Leben 
und Sterben des mastdarmgonorrhoserkrankten Menschen bereits gesehen 
Von großer Wichtigkeit 
ist das Kapitel über die Vakzinetherapie, das hier von dem bei Wright 
ausgebildeten Verfasser mit viel größerer Kritik abgehandelt wird, als es 
andere Bücher bieten. Im ganzen ist das neue Buch Wossidlos auf der 
einen Seite ein pietätvolles Werk gegen den verstorbenen ‚Verfasser der 
früheren Ausgaben, aber außerdem stellt es, mehr als die ersten beiden 


Auflagen, auch noch einen wirklichen Fortschritt in der Lehre von der 
Gonorrhoebehandlung dar. Pinkus. 


der Retter der Mütter. Mit 1 Porträt 
München 1924, J. F. Lehmanns Verlag. Geh. 2,40, 


Semmelweis, 
und 125 Seiten. 
geb. 3,60. 


Das beispiellos tragische Geschick des Pen Semmelweis zwingt 
förmlich zu einer dichterischen Bearbeitung. Ein solcher Versuch ist schon 
einmal vor 20 Jahren von Alfred v. Berger gemacht worden, und zwar 
in seiner lesenswerten Novelle „Semmelweis“ (Berlin 1904, F. Fontane & Co.), 


‚die aber leider nicht die verdiente Beachtung gefunden hat. Sonst haben 


sich die Dichter diesen so überaus dankbaren Stoff bis jetzt entgehen lassen, 
zweifellos ein Beweis dafür, wie wenig bekannt noch in weiten Kreisen — 
im Gegensatz zu anderen Heroen der Medizin — der Mann ist, dem wir 


die größte und segensreichsto medizinische Entdeckung des 19. Jahrhunderts 
verdanken. 


Um so freudiger zu begrüßen ist daher der vorliegende, diese Lücke 
ausfüllende Roman aus der Feder eines Arztes, Hier wird uns bei aller 
poetischen Freiheit im Großen und Ganzen der historische, also der wirk- 
liche Semmelweis vor Augen geführt. . Und sein dornenvoller Leidensweg, 
der. ihn zum größten Märtyrer macht, den die Geschichte der Medizin 


kennt, wird in dichterischer Ausschmückung, aber doch im Kern lebens- 
wahr geschildert. 


Dieser Roman wird ohne Zweifel den Namen Semmelweis in immer 
weitere Kreise tragen, er wird ein mächtiges Schwert sein in dem‘; auch 
heute noch — leider — notwendigen Kampf für einen der größten Ärzte 
aller Zeiten, der nicht nur der Entdecker der Ursache und Verhütung des 
Kindbettfiebers, sondern auch darüber hinaus, was die wenigsten wissen 
oder zugeben wollen, der Begründer der Anti- und Aseptik war. In diesem 
letzten Sinne ist hier — im Gegensatz zu der oben genannten Novelle — 
erfreulicherweise, was Referent mit ganz besonderer Genugtuung hervorhebt, 
die Tatsache scharf herausgearbeitet, daß Semmelweis sein Verfahren 


zur Verbütung der Infektion auch schon in praxi auf die Chirurgie: aus- 
gedehnt hat, 


‚Aber auch rein künstlerisch betrachtet schafft der Roman durch 
seinen Reichtum an dichterischen Schönheiten, durch seine fesselnde, edle 
und überaus anschauliche Sprache dem Leser einen hohen und reinen 
Genuß. Dabei bildet den Höhepunkt des Werkes die Schilderung des 
Vorgangs, wie Semmelweis plötzlich das Kindbettfieber als eine Pyämie 
erkennt, und wie sich mit dieser Erkenntnis folgerichtig alles Rätselhafte 
enthüllt, alles Dunkle aufhellt. Was in diesen Momenten in dem Hirn 
des Entdeckers vorgeht, wie sich die Gedanken allmählich nach einer 
bestimmten Richtung hin formen und schließlich zu einer Offenbarung 
zusammenballen, das wird in packender Darstellung meisterhaft entwickelt. 
So wirkt diese Dichtung nicht nur belehrend, sondern auch, wie jedes 
echte Kunstwerk, erhebend. Alles in allem: Ein Denkmal, würdig des 
Helden, dem es gesetzt ist. Franz Bruck (Berlin-Schöneberg). 


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. Positionen diagnostiziert. 


“bw. E 


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5, Oktober u. 


Frankfurt a. M, 
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 1. September 1924. | 
R. Koch: Die moderne Konstitutionspathologie in ihrem Verhältnis 
zur Lehre Galens. Vergleicht man die moderne Konstitutionspathologie 


mit der antiken, so ergibt sich ohne weiteres, daß es sich nicht um eins 


Wiedergeburt der antiken Konstitutionslehre handelt, sondern daß ihr trotz 


aller Gemeinsamkeit im Stofflichen die wesentlichen Züge der alten Lehre, - 


die Unterbringung aller medizinischen Tatsachen in einem System und die 
Ableitung des Heilverfahrens unmittelbar. aus der Diagnose fehlen. Bei 
‘der modernen Konstitutionspathologie hat es sich ursprünglich darum 


< gehandelt, bei der Pathogenese der Infektionskrankheiten außer der Art‘ 
des Erregers auch die Beschaffenheit des. Infizierten zu berücksichtigen. 


Die Beschaffenheit des Erkrankenden oder zu bestimmten Krankheiten Dis- 
ponierten ist dann auch in anderen Krankheitsgruppen wichtig geworden, 
der Organismus als Ganzes, die verschiedenen Abhängigkeiten der Organe 


voneinander, der Versuch, Typen zu: bilden und die besondere. Art des 
_ - Einzelindividuums zu erfassen, kamen neben manchem anderen hinzu, und 


so umfaßt die Konstitutionspathologie heute in der Tat einen beträchtlichen 
Teil des ärztlichen Wissens; die alte aber ist von einem bestimmten Zeit- 
punkte ab die Gesamtheit des ärztlichen Wissens, die unmittelbare An- 
Jeitung zur Behandlung gewesen. Von einer Konstitutionspathologie kann 


‚men trotz mancher Ähnlichkeit noch bei Hippokrates nicht sprechen, 


weil hier das Systematische und alle fiktiven Bestandteile der Medizin 
noch stark zurücktreten, weil gerade darin ein Teil der Stärke des Hippo- 
kratismus beruht. Auch in der zweiten großen antiken Quelle, bei Celsus, 
finden wir im wesentlichen den hippokratischen Zustand. Konstitutions- 
pathologien, die auch historisch wichtig geworden sind, aber nicht an- 
‚nähernd das Denken der folgenden Zeit so bestimmten wie der Galenismus, 


sind die verschiedenen solidarpathologischen Tonuslehren der Methodiker. - 
- Der wirkliche Vater der ‚Konstitutionslehre, wie sie schließlich bis ins 
19. Jahrhundert weitergelebt hat, ist Galen gewesen. Er hat versucht, 


ein System der Medizin zu bilden, das den praktischen Schematismus der 


. Mothodiker ausnutzt, aber. ein eigenes Schema mit dem viel reicheren 
Gehalt der hippokratischen Medizin und dem Zuwachs bis zu seiner Zeit, 
“gestaltet. Dieses System, das der vordere Orient, die ganze Welt des 
islams und das Abendland -übernahm, ist im Grunde sehr’ einfach: Es. 


handelt sich immer um die Erkenntnis der Beschaffenheit des Einzelnen 


. ` Wd um die Erkenntnis, was diesem so beschaffenen Einzelnen an Behand- 
‘ Jung notwendig ist. Die Beschaffenheit wird zurückgeführt auf Elemente; 


diese Elemente sind aber weder die empedokleischen Elemente: Feuer, 


Wasser, Luft und Erde, noch die vier Säfte: Blut, Schleim, schwarze und- 


‚gelbe Galle, sondern iu engerer Anlehnung an Aristoteles die Elementar- 
Qualitäten: heiß, kalt, trocken, naß. Diese Qualitäten werden nicht als 


- Abstraktionen, sondern als Konkreta aufgefaßt. Sie sind nicht fiktiv oder 
hypothetisch an sich. Körpertemperatur und Gewebefeuchtigkeit sind echte- 
. Eigenschaften der Individuen, nach denen sich eine Gruppierung in der 


Tat gut dürchführen läßt. Fiktiv ist nur, daß die praktischen Kriterien 


` ‚der Einteilung als echte Elemente genommen werden. An der „Kleinen 


Kunstlehre“ Galens (ars parva, Zarpex) r&yın), einer Altersschrift und an 
anderen galenischen Schriften läßt sich .die' Durchführung des Systems 


gut zeigen. In der „Kleinen Kunstiehre“ werden Krankheitsursachen, 
., Organische Veränderungen und Symptome einzeln behandelt. Der Tat- 
„.Sachenbestand ist auch in dieser kleinen Schrift . recht reichlich. Mit den 


Krankheitsursachen _ werden auch die behebbaren Krankheitsursachen und 


damit ein beträchtlicher .Teil der Therapie in das System eingegliedert‘. 


Außerdem wird sowohl die Partialkonstitution als die Total- | laterale Schattengrenze gegen Infiltrat, da an der genannten Lokalisation 


dargestellt, 


konstitution aus dem individuellen und typischen Verhalten der Form- 
Verhältnisse, der Art des Lebensablaufs, der Funktion, . aus manchen Dis- 
Hieraus ergeben sich bestimmte dogmatische, 
streng allopathische therapeutische Indikationen. Was zu heiß ist, muß 
gekühlt, was zu trocken ist, feucht gemacht werden usw. Die Möglich- 
keit dieser Umänderung des Temperaments wird .weit überschätzt. Die 
egriffe des Reizes und der Reaktion treten ganz zurück. Man darf 


aber aus alledem nicht auf die Anschauungen Galens im allgemeinen 
schließen, die viel naturnäher sind, sondern nur auf die Form seiner Lehre, 


die den nachhaltigsten Einfluß ausgeübt hat.‘ Auf die Differenzierung und 


den Reichtum des Systems erschöpfend einzugehen, ist in einem Referat 
nicht möglich, | | 


. Prag. | | 


Verein deutscher Ärzte. Sitzung vom 28. Juni 1924. 


E. J. Kraus berichtet über 2 Fälle, die klinisch als Leberabszeß 
ndokarditis imponierten und bei denen die bakteriologisch-serologische 


Kongreß. und Verein Berichte č < > 


Untersuchung Typhus abdominalis aufdeckte. In beiden: Fällen war der 
Harn reich an Typhusbazillen. | | u 

2.0. Laufer und Herrnheiser demonstrieren einen Fall von Pleu- 
ritis Costomediastinalis ‘posterior. Aus dem Komplex der mediastinalen 
Pleuritiden, deren Symptome von französischen Klinikern eingehend erörtert 
worden sind, hat Herrnheiser nach röntgenologischen Beobachtungen von 
Schwarten nach. derartigen’ Ergüssen den Begriff der Pleuritis costo- 
mediastinalis (anterior und posterior) herausgehoben; also Exsudat- 
bildungen nicht im eigentlichen mediastinalen Pleuraraume, sondern in 
dem Sinne, entsprechend der Umbiegungsstelle‘der Pleura mediastinalis in 


die, Pl. costalis. Der vorgestellte Fall betrifft ein 19jähriges Mädchen, 


das seit März.d. J. in Beobachtung des Vortr. steht. Damals bestand seit 
3 Wochen Bruststechen, Husten und Auswurf, subfebrile Temperaturen, 
allgemeine Schwäche. Pat. mit Tuberkulose "belastet (2 Brüder des Vaters 
an Tuberkulose gestorben, 1 Bruder der Pat. wegen Bronchialdrüsenaffektion 
seinerzeit in Behandlung des Vortr.).: Lungenbefund: Neben beiderseitiger 
Spitzendämpfung mit Einschränkung der Krönigschen Felder Dämpfung 


` über dem rechten Unterlappen mit hochbronchialem Atmen, und dichtem 


hochkonsonierendem Knisterrasseln, letzteres in abnehmender Dichtigkeit 
bis gegen die Spitze zu hörbar. Links ad basim die gleichen, Verände- 
rungen in abgeschwächtem Maße. Tüberkulosebazillen in mäßig reichlichem, 


rein eitrigem Sputum mehrmals- negativ. Intrakutanreaktion mit 0,0001A.T.K.: 


‚(nach der Genesung), positiver Blutbefund: 15 000 Leukozyten, davon poly- 
nukleäre 62°, Lymphozyten-31°/,, erstere mit ausgesprochener: Links- 


. verschiebung. Es wurde somit zunächst ein Infiltrationsprozeß im rechten 


(vielleicht auch linken) Unterlappen angenommen. Gewöhnliche kruppöse 


_ Pneumonie schied wegen der mangelnden akuten Erscheinungen aus. Am 
ehesten war an die von Bard-W.Neumann beschriebene Tuberculosis.. 


congestiva zu denken, eine Rudimentärform der käsigen Pneumonie mit 
günstiger Prognose.. Aber auch- diese war gleichfalls wegen des hier um 


so viel milderen Verlaufes auszuschließen. ‘Ebenso kam einer der selteneren.. 
Infiltrationsprozesse kaum in Frage: Die Röntgenuntersuchung ergab nun ` 


überraschenderweise einen dreieckigen, paravertebralen, dem Zwerchfell 
rechts aufsitzenden Schatten, den Herrnheiser als hinteren rechtsseitigen 
kostomediastinalen Erguß deutete. Die Erscheinungen klangen allmählich 


"ab; zurzeit ist Pat. geheilt; es bestand bloß r. h. basal. etwas Schall- 


Aus äußeren Gründen 
'mußte "eine Probepunktion unterbleiben; doch ergibt, von allem anderen 


verkürzung mit leicht abgeschwächtem Atmen. 


1924 — MEDIZINISCHE. KLINIK. — Nr.40. 0.0.0. MIB 


abgesehen, .der Vergleich des damaligen mit dem jetzigen normalen Röntgen- 


gehandelt hat. Basierend auf den Symptomen dieses: Falles wird versucht, 


bisher nicht abgesondert wurde, zu geben. u 
Herrnheiser: Röntgenologisch bandförmiger, homogener, paraverte- 


eine Symptomatologie der in Rede stehenden Pleuritisform, die klinisch 


‚braler Schatten mit scharfer Lateralkontur, nach oben sich verjüngend 
' und an Intensität abnehmend. Deutliche, mit dem Zwerchfell gleichsianige, 
‚ respiratorische Verschieblichkeit desselben. Nach dem Ergebnis orientierender 


Lokalisationsbestimmungen ist das-Substrat des Schattens nahe der hinteren 


'Thoraxwand in der Gegend- des unteren medialen: Winkels des. rechten 


Thoraxraumes zu suchen.‘ Hauptfrage: Intrapulmonal oder extrapulmonal 
(im Pleuraspalt) ‘gelegen. Als intrapulmonaler Prozeß kam nur — da 


Tumor, Infarkt usw. auszuschließen — spezifisches oder unspezifisches In- 


filtrat in Frage.. Bei Lungeninfiltraten eine scharfe lineare Schattengrenze 


bild, daß.es sich ’um ein offenbar seröses Exsudat auf tuberkulöser Basis . 


nur bei Ausbreitung an der Grenzfläche eines Lungenlappens und nur, 


wenn diese Fläche von den Strahlen tangential getroffen wird (marginale 
Tofiltrate, vgl. Fleischner). Im vorgestellten Falle spricht die scharfe 


normalerweise: kein entsprechender Lappenspalt vorhanden. Annahme ab- 


normer Lappung gezwungen, Vorkommen einer solchen an dieser Stelle 


Vortr.. nicht bekannt. Als extrapleuraler Prozeß kam Erguß “oder dicke 


Schwarte an der hinteren Umschlagstelle der Pl. costalis in die Pl. me-' 


dastinalis (Sinus costomediastinalis posterior) in Frage. Ein. die Pleura- 
blätter auseinanderdrängender Erguß könnte als paravertebraler Schatten 


zutage treten, infolge seiner durch die Lungenfläche gebildeten äußeren 
| Begrenzung scharf konturiert sein und daber das Bild erklären. Bei dicken 


Schwarten in dieser Gegend (hintere kostomediastinale Schwarten) jedoch 


das gleiche Sagittalbild. Differenzierung durch schräge ünd Erontalunter- 
suchung. ‘Der Erguß gibt infolge größerer Schichtdicke — im Gegensatz 
zu den k. m. Schwarten — deutlichen’ Schatten. Im vorgestellten Falle im 


Schrägbild deutlicher Dreieckschatten, hauptsächlich im Bereich dos Sinus, 


wenig im eigentlichen Mediastinalspalt. Vorschlag, derartige Ergüsse nach 
Analogie der k. m. Schwarten ebenfalls als „kostomediastinal“ von rein 
mediastinalen Flüssigkeitsabsackungen abzutrennen. Im ersten vom Vortr. 
beobachteten Falle durch Probopunktion und Operation verifiziertes Empyem. 


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- sich vormittags noch recht wohl gefühlt und Dienst gemacht hatte, plötzlich 


. Untersuchung ergab außer verzogenen engen und lichtstarren Pupillen, die 
‚auf Konvergenz reagierten, nichts Pathologisches. 


| Die Pat. befindet sich also vom 30. Mai an bis.heute in diesem gebesserten Ä 


\ 
1414 j - o 1924 = LEITEN. KLINIK — Nr. 40: 


Im a Fall spricht wohl der weitere Verlauf, das Schwinden des | 
Schattens innerhalb einiger Wochen bis auf einen ganz zarten Schleier und 


geringe Beweglichkeitseinschränkung dos medialsten Zwerchfellabschnittes 
für Erguß. 


Seminarabende des „Wiener medizinischen Doktorenkollegiums“. 
Sitzung: vom. 7. April 1924. 


Tuberkulose. . - 
Löw.enstein, Hofbauer. 


O. Pötzl: Operativ geheilte traumatische Frühepilepsie. 52jähriger 
Mann stürzte am 25. Mai 1923 die Treppe hinunter, war ‚eine halbe Stunde | 
bewußtlos, dann dauernd sensorisch und motorisch aphasisch. Vom 30. Mai | 
an gehäufte epileptische Anfälle mit Rechtsdrehung von Kopf und ‚Augen. 
Klonismen der Zunge. 1. und 2. Juni Status epilepticus. Bei der Trepanation 
durch Schloffer fand sich nun ein bohnengroßes, bereits organisiertes 
Hämatom zwischen Leptomeninx und Hirnrinde im Bereich des unteren , 
Drittels der linken vorderen Zentralwindung sowie ein etwas kleineres 
Hämatom der gleichen Art nahe der. Sylvischen Furche an der Wernicke- 
schen Stelle. Der Duralappen und der Knochendeckel über der Trepanations- 
stelle wurden entfernt. Am zweiten Tage nach der Operation sistierten 
die Anfälle; nach 3 Wochen war die Apbasie zurückgebildet; (der Pat. ist 
jetzt über ein Jahr gesund und anfallsfrei. Während der Operation waren 
mehrere epileptische Anfälle abgelaufen; die sie begleitenden Hirnvorgänge | 
ließen sieh bei diesem Falle gut beobachten. Ref. bespricht die Bedeutung 
dieser Hirnvorgänge und schließt sie dem von ihm und Schüller seiner- 
zeit gemeinsam. festgestellten Vorgang. der Entquellung im Verlauf gehäufter 
epileptischer. Anfälle an. (Erscheint ausführlich.) 
; E. Hirsch: Diagnostisch unklare Meningitis mit günstigem Aus- 
gang. Eine 26jährige Beamtin erkrankte am 17. Mai mittags, nachdem sie 


Tuberkulose? . 


Die biologische Diagnose ` der Tuberkulose ist. auf. dent Boden der 
immunbiologischen Forschung entstanden. Wir unterscheiden da 2 Ver- 


tination ist bekanntlich bei allen Infektionskrankheiten herangezogen worden. 
Als wir ‘die Agglutination für die Tuberkulose heranzuziehen versuchten, 
‚mußten wir eingestehen, daß vollständig Tuberkulosefreie eine Agglutination 
gezeigt haben. Sogar Ikterische haben Agglutination aufgewiesen. ` Auf 
Grund dieser Ergebnisse haben wir dieses Verfahren aufgegeben. Nun ver- 
suchte man die Präzipitation. Die Resultate derselben waren ebenfalls 
vollkommen wertlos. Eine viel größere Bedeutung als den beiden. vorher 
. angeführten Verfahren kommt der Wassermannschen Komplement- 
ablenkungsreaktion zu. 

dazu, diese Sache für den Syphilisnachweis auszuwerten. Es hat sich hier- 
bei ergeben, daß dás Serum des Syphilitikers eigentümlich verändert ist. 
Es lag nun 'nahe, das Wassermann-Verfahren auch für die Tuberkulose 
heranzuziehen. Die dabei erzielten Resultate‘ sind aber noch nicht be- 
mit Kopfschmerzen und Erbrechen, das sich bis abends mehrmals‘ wieder- 
holte. Am anderen Tage wurde sie in einem leichten Verwirrtheitszustande 
an unsere Klinik gebracht; sie verkaunte die Umgebung, hatte die Erleb- 
nisse des Vortages vergessen, verwechselte Personen usw. ‚Die neurologische 


das Serum der "Tuberkulösen in ähnlicher Weise verändert ist wie das des 
Syphilitikers. Um diese Frage zu entscheiden, haben wir ganze Serien: im 
Institute untersucht, aber wir sind nicht viel weiter gekommen. In jüngster 
Zeit hat Wassermann eine aufschenerregende Mitteilung gemacht, daß 
man nach einem von ihm angegebenen Verfahren entscheiden könne, ob 
es sich um eine aktive oder um eine nichtaktive Tuberkulose handle. Wir 
haben: jedoch hierbei keine befriedigenden Resultate erhalten. Wir brauchen 
eine klare einheitliche Reaktion, die mindestens in 90% der Fälle ein ver: 
läßliches Resultat ergibt. Die mangelhaften Ergebnisse liegen darin, daß 


Am 3. Krankheitstags 
trat Nystagmus. beim Blick nach oben auf und am 4. Krankheitstage, nach- 


‚dem bereits die -Pupillenreaktion auf. Licht wieder frei war, ‚kamen unter 
neuerlichem Erbrechen und Kopfschmerz meningeale Reizerscheinungen und 
basale Symptome: Doppeltsehen, Nackensteifigkeit, Kernig und Babinski. - 
Die Prognose erschien also ‚recht, ungünstig und es bestand ein starker 
Verdacht auf tuberkulöse Meningitis; dem schien auch die Temperatur zu 
entsprechen; sie hatte morgens nie. über 37°, abends 37,7 bis 38,30, In- 
dessen war die, Leukozytenzahl auf 16000 bis 19000 erhöht. Allerdings 
schließt die hohe Leukozytenzahl Tuberkulose ‚nicht aus.. Im Lumbal- 
punktat waren am 2. Krankheitstage 48 Rundzellen, am 3. 160 und am 4, 
über 250, darunter eine große Zahl polynukleärer. Nonne-Apelt und Pandy 
positiv. Nach wenigen Stunden Stehens zeigte sich ein Fibringerinnsel. 
Bei den verschiedenen mikroskopischen Untersuchungen des Liquors wurden | 
"keine Bakterien gefunden, Kulturen gingen nicht an und 2 Tierversuche 
blieben insofern erfolglos, als 2 Meerschweinchen infolge einer Stallseuche 
vorzeitig zugrunde. gegangen waren. Ein dritter Tierversuch ist im Gange, 
Im Nasensekret wurden keine spezifischen Erreger gefunden. Da also 
tuberkulöse Meningitis wahrscheinlich war, epidemische 
Meningitis cerebrospinalis aber nicht ausgeschlossen werden 
konnte, injizierten wir der Pat. täglich 10 ccm Meningokokkenserum, nach- 
dem wir vorher die entsprechende Liquormenge: abgelassen hatten. Der 
Zustand der Pat. änderte sich zunächst nicht, verschlimmerte sich eher 
ein wenig, aber am 7. Krankheitstage trat eine bedeutende Besserung ein, 
die Pat. fühlte sich subjektiv wohler und freier. Dieser Besserung ent- 
sprach auch ein Sinken der Zellzahl in Blut und ‚Liquor. Am 10. Krank- 
heitstage trat mit Erbrechen und Kopfschmerzen eine neuerliche Ver- 
schlimmerung ein; die Pat. wurde leicht verwirrt, die basalen Symptome . 
traten wieder in den Vordergrund und am Il. Krankheitstage bemerkten 


wir ein urtikarielles Exanthem von blaßroter bis hochroter Farbe an. der | abgegeben wird, in ausgedehntem Maße benutzt werden. Während es beim 
Streckseite der Oberarme und Oberschenkel und im Gesichte.. Der Stamm | Pirquet sehr schwer ist, die traumatische Reaktion von ‘der spezifischen 
war fast frei. Die Leukozytenzahl. stieg auf 83.000, ‚darunter 840/, poly- | Reaktion zn unterscheiden, entfällt die erstere bei der Salbenbehandlung. 
_nukleäre, die Temperatur bis auf 39,2°. Zugleich mit dem Serumexantbem | Diese. Reaktionen geben an, ob eine tuberkulöse Erkrankung überhaupt 
trat die eben fällige Menstruation ein und unmittelbar nachher kam plötz- | stattgefunden habe. — Behufs Hervorrufung einer Herdreaktion wurden 
lich eine weitgehende Besserung, die bis zu dem jetzigen Zustande führte. | früher durch Steigerung der Tuberkulindosen Reaktionen hervorgerufen; 


| welche mitunter sehr schwere waren. Es ist aber gar nicht notwendig, die 


| Dosis zu steigern. Es genügt z. B. bei fraglichen Nierenschmerzen behufs 
Auffindung der affizierten Seite viermal hintereinander dieselbe Dosis ein“ 


ins Blut hineingelangen. Da die Zahl der. Tuberkelbazillen im Blut eine 


relativ geringe ist, deshalb haben alle diese Verfahren Schiffbruch erlitten. 
Durch die Inhalation der Tuberkelbazillen gelangt das Tuberkeleiweiß in 
die Blutbahn. Wir haben nun untersucht, ob die Zellen selbst. für tuber- 


kulose sind Miniaturbilder der Serumkrankheit: Wenn Sie. bei einem 
 tuberkulösen Menschen eine Pirquetsche Reaktion auf Tuberkulose aus- 
führen, so sind alle Zellen überempfindlich gegen tuberkulöse Reize, wir 
bekommen eine Anaphylaxie, id est einen positiven Pirquet. Man kann, 
wenn auch selten, das tuberkulöse Virus auf die Bindehaut oder .die Nasen- 
schleimhaut applizieren und dann die Tuberkulinreaktion verfolgen. Zur 
Beantwortung der Frage, ob eine Tuberkulose vorliegt, dienen die kutane 
Reaktion nach Pirquet; nach'Mantoux oder die Salbenreaktion nach 
Moro. 
stand seitens der Pat. erfährt. Wir haben eine Salbe hergestellt, welche 
die abgetöteten Tuberkelbazillen enthält. ‘Die Anwendung derselben ge- 
schieht folgendermaßen: Die Haut wird mit Äther entfettet, dann wird ein 
lassen. Nach 24 bis 48 Stunden ‘sehen wir bei positivem Ausfall der 
‘ Reaktion ganz charakteristische Veränderungen an der Impfstelle eintreten. 
Allenthalben wurden ausgezeichnete Resultate mit dieser Methode bestätigt 


'Kinderpraxis sollte diese Salbe, welche von dem serotherapeutischen Institut 


bzw. symptomenfreien Zustande, so daß ein Rückschlag wobl kaum mehr 
zu. erwarten sein dürfte. Seit dem 10. Juni kein Gerinnsel. .Der neuro- - 
logische Status ergibt jetzt außer einem geringgradigen, nur. manchmal 


| zuspritzen. : Treten nun auf dieselbe Dosis typische Schmerzen auf derselben 
auftretenden Nystagmus i in den Endstellungen keinen pathologischen Befund. | Seite auf, so ist es gar nicht nötig, die Dosis zu steigern. — Auf einige 
Die Zellzahl im Liquor ist ebenfalls stufenweise gesunken und beträgt jetzt | an den Ref. gerichtete Fragen antwortete derselbe folgendermaßen: "Eine 
18 bis 20 Zellen im Kubikmillimeter. 


Die Pat. wurde einerseits deshalb 
vorgestellt, weil sie auch heute diagnostisch unklar und interessant ist, 


andrerseits aus einem: praktischen Grunde: er zeigt, .daß man bei solchen 
unklaren Fällen mit der spezifischen Serumbehandlung nicht warten darf. 
bis sich die Diagnose klinisch und bakteriologisch klärt. (Schluß folgt.) 


positive Reaktion äußere sich in 3 Graden. Beim schwächsten Grade sieht 
man einzelne rote Knötchen an der Einreibestelle, beim zweiten Grade sieht 
man einen diffusen roten Fleck. Schon beim ersten Stadium. sagt der Pat., 
daß ihn die veränderte Hautstelle jucke. Beim dritten Grade treten bullöse 
| Papeln auf. Dies ist insbesondere beim skrofulösen Habitus der Fall. Diest 


fahren, erstens die Serodiagnostik, dann die Organodiagnostik. Die Agglu- 


Es gehörte der geniale Blick Wassermanns 


friedigend. ‘Sie sind deshalb nicht befriedigend, weil wir nicht wissen, ob. 


bei der Tuberkulose die Antikörper an den Zellen sitzen bleiben und nieht 


 kulöse Reize empfänglich sind. Die verschiedenen Reaktionen bei Tuber- . 


Letztere ist das beste und einfachste Mittel, welches keinen Wider- - 
Tröpfchen der Salbe mit einem Glasstabe verrieben. und wird der Pat. ent- 


) 
der negative Ausfall dieser Probe bei Kindern hat ergeben, daß bei weiterer: 
Beobachtung diese Kinder vollkommen gesund geblieben sind. In der 


ı © Welche Ansichten haben Sie über die biologische. Diagnostik der ` 


6: Oktober 0 _ 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. Be 


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Schwellungen gehen’ in 2 bis 3 Tagen zurück. Fieber wurde nicht beobachtet. 


. "Diese Salbe wird unter der Bezeichnung „Hauttuberkulin“ im serothera-. 
.peutischen Institut abgegeben. .Die Einreibung wird am besten an der 

- rechten.-Brustseite’öder am Obörarm vorgenommen. DasOriginalfläschchen hält 
“.. sieh unbegrenzt lange. Die Salbe kann auch zu therapeutischen Zwecken 


verwendet werden. Da die bisherige zweijährige Beobachtung noch einen 


. relativ kurzen Zeitraum darstellt, läßt sich. ein definitives Urteil derzeit 
noch nicht fällen. -Die ‚Leistungsfähigkeit dieses Verfahrens wird bei. Prof. 
` Knöpfelmacher jetzt geprüft. Ich möchte empfehlen, nur alle 10 Tage - 
` 1Tropfen einzureiben. Der Erfolg ist ein'ganz auffälliger. Auch bei Erwachsenen 
'kann.man diese Methode anwenden. Diese Salbe ist kein Alttuberkulin. - 


Lungentuberkulose? 


Welche sind die Indikationen für die chirurgische Behandlung der 


Die: chirurgische Behandlung: der Lyungentuberkulose - ist aufgebaut 
“auf der Erfahrung, daß nach Eintritt eines Pnsumothorax Besserungen und 
` Stillstände: des. Prozesses: eintraten. Während in früherer Zeit-das Haupt- 
feld für die Anlegüng eines Pneumothorax die einseitige Lungentuberkulose | 
‚war, versuchte man auch:bei doppelseitiger Tuberkulose, einen Pneumothorax 
anzulegen. .Es wurde zu letzterem Behufe zuerst auf einer Seite, dann ` 

. auf der anderen Seite ein Pneumothorax angelegt. Die:Rippenresektion 

` würde bei Verwachsungen der Pleura ausgeführt. Behufs Feststellung der 


Indikationen für diese beiden Eingriffe muß. die Röntgendurchleuchtung her- 


„angezogen werden. Es muß hierbei nachgesehen werden, ob eine Beweg- 


| Zum 50jährigen Eröffnungstag des 


welcher 
"im Jahre 
en städtisches Krankenhaus zu errichten. Dazu kamen in den nächsten 


: lichkeit der unteren Lungenränder vorhanden ist. Während -früher der 
Pneumothorax als: ein weniger eingreifender chirurgischer Eingriff angesehen - 
‘ wurde, bei dessen Versagen die Rippenresektion zur Ausführung gelangen 

sollte, sind heute sowohl der Pneumothorax als.der chirurgische Eingriff 
- a den Rippen zwei voneinander unabhängige Verfahren.. Wenn. man. 


richtig lokalisiert und der. ‚betreffende Lungenherd nach der Pneumothorax- 
‚aulegung rüuhiggestellt wird, so ist- damit ein temporärer Erfolg erzielt. 


‚Es gibt Fälle, wo man den Pneumothorax 1 bis 2 Jahre unterhalten muß. ` 


zu den: affizierten Lungenpartien auch. eins geringere Sekretion ein. Bei. 


Lungentuberkulose sieht. man nach den erwähnten Eingriffen, daß hoch- 
‚fiebernde und .Nachtschweiße aufweisende Pat. sich wohl fühlen. Sobald _ 
jedoch. der Lungenherd an die Brustwand, -beim Eingehen des Pneumothorax 
kommt, fängt der Pat. wieder zu fiebern an, weil. jetzt auf einmal das.. 
` aufgestapelte Gift in die Zirkulation gelangt.. Durch den: chirurgischen. 
‘ Eingriff ist nach, dem eben Angeführten die’ Heilung noch gar nicht. 
- gatantiert.. Es müssen ‘deshalb noch andere Maßnahmen herangezogen- 
. werden. Bein- Pneumothorax wird man; bevor wir den chirurgischen Ein- 
- griff machen, eine absolute Schweigebehandlung des Pat. durchführen, wo- 
durch man Fiebertemperatur und Nachtschweiße- zum Verschwinden. bringen 


kann. Sobald ferner nach der Anlegung eines Pneumothorax oder nach | 


‘einer Rippenresektion der Pat, fieberfrei- wird, muß derselbe langsam an- 


fangen Atembewegungen. auszuführen unter Kontrolle seiner Temperatur, 


seines Körpergewichtes sowie seines Appetites.. Mah muß, um’ es nochmals . 
| zu betonen, den Pat. langsam zu Atembewegungen, erziehen. Wir haben. bei 
Pat., bei denen verschiedene: Pneumothoraces ausgeführt wurden, dadurch, 


daß wir sie erzogen haben, langsam ihre Atmung zu fruktifizieren, ` keine 


: Fiebertemperaturen beobachtet. Nur zur Zeit der Menses tritt bei der-, 
artigen Pat. infolge der menstruellen 'Hyperämie wieder ein Rasseln auf. - 
Man muß deshalb während der Menses warten, bis man den chirurgischen . . 


Eingriff machen kann, Es ist ferner die Kenntnis folgender Tatsachen von 


“Wichtigkeit: In Fällen, wo eine Lunge ausgeschaltet wird, kann mitunter 


tuberkulöses Material in die andere Lunge hineingeschleppt werden. Wir 


haben ferner beobachtet, daß mitunter ein kleiner Herd unter unseren Augen. .. `. 
. von einem Unterlappen auf dem Lymphwege weiter vorschreitet. Derartige 
Pneumothorax:, `. 
(Schluß folgt.) . 


rasch wandernde Prozesse sind nicht für die Anlegung eines 
geeignet. ee ze 


; Durch die Ruhigstellung der Lunge wird dieselbe von ihrer Atemfunktion 


Krankenhauses 
‘> - im Friedrichshain. =: 
en Von K. Brandenburg. a 
Das. älteste. der großen städtischen Krankenhäuser Berlins, 


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` „das. Krankenhaus im Friedrichshain, ist am 8.: Oktober 1874. für 


die Belegung; eröffnet worden. . Seit jenem Tage sind jetzt. gerade 
ö0: Jahre verflossen. In dem Wechsel der Zeiten und der Dinge 


hente an die 50. Wiederkehr des Eröffnungstages zu erinnern, hat 
. „eine: Berechtigung und einen Sinn. Der Bau und die Anlage dieses 
‚ersten großen .Krankenhauses, das die Stadt Berlin aus eigenen 


Mitteln für ihre Bürger errichtet hat, ist ein Merkstein in der Ge- 


‚schichte der städtischen öffentlichen Gesundheitspflege. Die Grün- 


dung. steht an der Schwelle einer Zeitwende. Der rasche wirt“ 
schaftliche Aufschwung nach den großen Kriegen und nach der 


‚Reichsgründung stellte die gewaltig heranwachsenden Stadtgemeinden 
Reuen: sozialhygienischen Aufgaben gegenüber. 
. öffnung, des Krankenhauses im Friedrichshain nicht nur eine örtliche 


So hatte die Er- 


edeutung; sie eröffnete nicht nur für. Berlin die Reihe der großen 


 Krankenhausbauten und der übrigen gemeinnützigen Anlagen für 


Kranke. und Sische. Seit dieser Zeit sind. .allenthalben im Reiche 
und häufig nach dem Vorbild: dieses frühesten Berliner Stadt- 
krankenhauses große städtische Krankenhäuser entstanden. Es 


mmmt der geschichtlichen Bedeutung des Tages nichts, daß diese 


Späteren Bauten jene erste Anlage an Umfang, an. Zweckmäßigkeit: 


‚und Schönheit übertroffen haben. 


,._, Es darf. nicht unerwähnt bleiben, daß ein -Berliner Bürger 
durch eine Stiftung den Krankenhausbau ‚angeregt und ermöglicht 
at. Jean Jaques Fasquel, ein Mitglied der Hugenottengemeinde, 
Berlin eine große Zahl ihrer. besten Bürger verdankt, hatte 
1864- der Stadt 50 000 Taler geschenkt mit der Bestimmung, 


ren weitere beträchtliche Legate Berliner Bürger. Auf diese Weise- 
waren die Mittel für den Krankenhausbau sichergestellt, und nunmehr 
onnte.dem in dor. Bürgerschaft empfundenen: {Jbel abgeholfen werden, 
daß die Stadt, Berlin wegen. Mangels an: eigenen Krankenhäusern 
gezwungen: war, die Krankenfürsorge den Staatsanstalten und- den 
Anstalten geistlicher Orden. zu überlassen. Zum Bauplatz wurde 
der große Park im Friedrichshain ausgewählt, der -alle Vorteile für 


die Anlage eines Krankenhauses innerhalb einer großen Stadt ge- 


` 


Rundschau. M 


‚worden: sei. 
erstrebenswert geltende 'Pavillonsystem gemeint. A 


> 


Der Plan des Baues wurde mit Hilfe des. Rates des da- 


währte. 


maligen Stadtverordneten Rudolf Virchow ausgearbeitet. Esmarch 


~ 


spricht sich in seinem Gutachten im Jahre 1868 anerkennend dar-- 


über aus, daß in dieser Anstalt zum ersten Mal in Deutschland: die 
neue Anschauung über den Anstaltsbau. zum Ausdruck gebracht 


`, 


| Am 8. Oktober 1874 wurde der Betrieb der Anstalt zunächst 
mit. 600 Betten eröffnet. Das entsprach einer Aufnahmezahl von 


3700 Kranken. im Jahre. Seit jener Zeit ist das Krankenhaus durch ' \ : 


Anbauten ‘und Neubauten erweitert worden. Es kamen hinzu eine 


'Infektionsabteilung, . eine Röntgenabteilung, eine bakteriologische und .  _ 
chemische Abteilung und ein Ambulatorium für die Tuberkulose- . - . 


fürsorge und für Geschlechtskranke.. Er versteht sich von selbst, 
daß ein Krankenhaus, das vor 50.Jahren errichtet worden ist, nicht 
mehr in allen Teilen .seiner Anlage den heutigen Ansprüchen ge- 


nügt. Die Heizung- und Warmwasseranlagen, der Betrieb der Werk- _ . 


stätten, die Bauart der .Krankensäle und die Verteilung der Betten 


schaftlich ‘gelten und bedürfen einer Erneuerang. > - 
Zur Erinnerung an die 50. Wiederkehr des Eröffnungstages 


haben die Ärzte des Krankenhauses eine Anzahl -wissenschaftlicher 


‘Arbeiten zu einer Festschrift vereinigt: In dieser Ausgabe der 


Wochenschrift ist ein ‚Teil der Arbeiten zusammengestellt worden, 


‚so daß die heutige Nummer von dem Jahrestag des alten Kranken- 


hauses-und dem wissenschaftlichen Geist seiner Ärzte ein Zeugnis 
ablegt. _Die übrigen Arbeiten der Festschrift sind in -späteren 


Nummern zu finden. > 


Aber auch.der gewissenhaften Kleinarbeit des’ Tages geziemt 


. es sich, an dieser Stelle zu gedenken und an die wertvolle Tätigkeit 


zu erinnern, die. in diesen 50 Jahren in dem Dienst der Kranken 


. zum Wohl der Bürger Berlins, am Krankenbett und am Operations: _ 


tisch geleistet worden ist. In fünf Jahrzehnten sind von den Leitern 


der Abteilungen zahlreiche Geschlechter von Ärzten herangebildet ` 
worden. Es ist dies nicht der Platz, aller. der Toten und Lebenden 


zu gedenken, die hier an hervorragender Stelle . gewirkt haben. 
Noch weilen von früheren. Direktoren unter den Lebenden 


Trendelenburg, Fürbringer und Ernst Stadelmann; vonden 


Verstorbenen: sei erinnert an die ausgezeichneten Chirurgen Schede,- 
Hahn und Hahns bewährten Schüler Alfred Neumann, an den . 


- 


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sind von der heutigen Technik überwunden, müssen als unwirt- 


‚geistreich lebhaften Internisten. Georg Krönig und an die beiden .. 


"ausgeschaltet, ferner wird dadurch, ‘daß das- Wechselspiel der Ansaugung > = 
. von Blut. und' Lymphe aufhört, kein Gift von diesem Lungenherde in die 
Zirkulation gelangen. Bei, Bronchiektasien. tritt nach Anlegung eines 
| Pieumothorax oder nach Rippenressktion infolge des geringeren Blutzuflusses. 


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Mit diesen’ neuen Anschauungen war das damals als . 


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1416 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 5. Oktober . 


bekannten Virchowschüler, die: pathologischen Anatomen Carl’ 
Friedländer und David v. Hansemann. Das pathologische 
Institut des Krankenhauses; an dem diese beiden hervorragenden 
Forscher als Prosektoren gewirkt haben, war, was. damals auch eine 
grundlegende und bahnbrechende Neuerung . bedeutete, . durch 
Rudolf Virchows Einfluß geschaffen worden. Ä x 
 . Das Krankenhaus im Friedrichshain schließt mit dem heutigen 
Jubiläumstage eine 50jährige ruhmvolle, an fruchtbarer Arbeit reiche 
Vergangenheit ab. Der Tag fällt in eine schicksalsschwere Zeit, 
. die dem Betriebe des’ Krankenhauses eine nicht gewöhnliche Auf- 
en gabe auferlegt. Wir wünschen dem ältesten unserer Krankenhäuser, 
we daß. sein Jubiläumstag der Beginn einer neuen glücklichen Ara un- 
gestörter Arbeit für die-Kranken und. für die Wissenschaft, frei 
von: politischen Wirren und Nöten, bedeuten möge. 


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. über besonders aktuelle Kapitel aus der Gesamtmedizin. . Honorar. 5 M. 
. Für Teilnehmer der Vortragsreihe 1 unentgeltlich. .— ‚3..Vortragsreihe: 
` 14tägige seminaristische Kurse über Spezialgebiete. 16.—29..Oktober. Diese 
Kurse sind mit praktischen Übungen und’ Krankendemonstrationen ver- 
bunden. — 4. Vortragsreihe: 4 wöchige Fortbildungskurse über Spezialgebiete 
aus allen ‘Zweigen der Medizin. 2.—-29. Oktober. 


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Zum Verwaltungsdirektor der klinischen Anstalten“ der. Universität 
Münster wurde der Direktor der Medizinischen Klinik, Geh. Medizinalrat 
Prof. Dr. Paul Krause, ernannt. - Sinne | 


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Wilhelm Roux f.. Aus Halle kommt die Trauerkunde vom Hin- 
scheiden des großen Anatomen. und ‚Biologen. Am 9. Juni 1850 zu Jena 
geboren, studierte R. unter Haeckel und. Virchow an der Jenenser 
Universität, wo er 1878 promovierte. Seine Doktordissertation behandelte 
'„Die Verzweigungen der Blutgefäße“ und legte die hydrodynamisch be- 
dingten Gesetze der Gestaltung des Lumens der Blutgefäßverzweigungen 
dar. 1878 bis 1879 Assistent‘ am pathologisch-chemischen und hygienischen 
Institut in Leipzig, sodann am anatomischen Institut in. Breslau, wo er 
1888 die Leitung des für ihn daselbst errichteten: Institutes für Entwicklungs- 
geschichte und. Entwicklungsmechanik übernahm.. 1880 für Anatomie an 
der Breslauer Universität habilitiert, 1886 daselbst zum Extraordinarius 
ernannt, folgte R. 1889 einer. Berufung als Ordinarius für Anatomie nach 
Innsbruck, wo er bis zu seiner 1905 erfolgten Borufung nach Halle wirkte. 
Von seinen zahlreichen Arbeiten seien zunächst die Studien über „Funktionelle 
Anpassung“ hervorgehoben, darunter unter dem Titel „Der Kampf: der Teile 
im Organismus“ (Leipzig 1831) eine Theorie dieser Anpassung, die zugleich 
eine wesentliche Vervollständigung der Darwinschen Deszendenzlehre dar- 
stellt. -Es folgte eine“Reibe. von Beiträgen. zur Entwicklungsmechanik des 
Embryos, so. die Studien über den Zytotropismus der . Furchungszellen, 
über die Entwicklungsmechanik der Organismen u. a., ferner Arbeiten über 
die Dicke der statischen Elementarteile und über die Maschenweite der 
Knochenspongiosa, über die polare elektrische Erregung der lebenden 
Substanz, über die Bestimmung der Richtung der Medianebene des Embryos 
im Froschei durch die Kopulationsrichtung des Eikernes und des Sperma- 
kernes. Er war der Begründer der Entwicklungsmechanik und. kausalen 


Biologie und: hat der Forschung- neue, in der. Folge viel betretene Wege 
eröffnet. — 


' Tagesgeschichtliche Notizen. 
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mittellungen nur mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Die 88. Versammlung der Naturforscher und Ärzte in Inns- 
bruck vom 21. bis 27. September erfreute sich eines ungewöhnlich zahl-- 
reichen Besuches. Der Tagungsort hatte eine außerordentliche Anziehungs- 
kraft ausgeübt. 6000—7000 Teilnehmer drängten sich in der festlich 
geschmückten, fahnenüberflatterten und in der klaren Herbstsonne ihre 
sämtlichen Reize entfaltenden Alpenstadt. i 
Die großen. allgemeinen Sitzungen ünd die Sitzungen der natur- 
wissenschaftlichen Hauptgruppen fanden in. den größten in Innsbruck zur 
Verfügung stehenden Räumen statt: in der Alhambra, in dem Theater und 
in den Stadtsälen. Nicht. alle der stundenlang harrenden Zuhörer waren, 
in der glücklichen. Lage, den Vorträgen in voller Aufnahmefähigkeit folgen 
zu können. Ein Teil der Ausführungen ging verloren, weil die Vortragenden 
über ein zu geringes Stimmaterial verfügten und die Kunst des Vortrages 
allzu sehr "vernachlässigten. Aus der Fülle des Gebotenen sei an dieser 
Stelle nur Einzeines hervorgehoben. ee 
i, Nach den langgedehnten Begrüßungsansprachen fesselte am. meisten 
der Vortrag von Hoche (Freiburg): Das Leib-Seeleproblem, das..unlösbare. 
Problem mit der falschen Fragestellung. Ansprechend wirkten die Aus- 
führungen von v. Frisch (Breslau): „Sinnesleben und ‚Sprache‘ der Bienen“ 


und von Penck: „Das Antlitz der. Alpen“, welche durch ihren Inhalt und 
durch ihre schönen Bilder fesselten. In den Sitzungen der medizinischen 
Hauptgruppen trug Doerr (Basel) einen lehrreichen Bericht über „Idio- 
synkrasie“ vor und Dorno (Davos) besprach in ausführlicher Weise die 


„physikalischen Grundlagen der Sonnen- und Himmelsstrahlung“. In form- ` 


rinenbospital, Hofrat Dr. Krailsheimer, 
von 73 Jahren gestorben, 


Stuttgart. Der frühere Vorstand der Augenabteilung am Katha- 
ist am 22. September im Alter 


` Egmont Münzer f. In Prag ist vor wenigen Tagen der ao. Professor 


für innere Medizin an der Deutschen Universität Dr. Egmont Münzer, 
59 Jahre alt, gestorben. Ein Schüler Herings, wandte sich M. 1839 der 
internen Medizin zu und wirkte 1889—1894 als Assistent der II. medizini- 
-schen Klinik, als welcher er sich 1892 habilitierte. Als Diagnostiker und 

Konsiliarius viel gesucht, hat M. außer, seinen anatomisch-physiologischen 
Studien (Sebnervenkreuzung, Anatomie des Zentralnervensystems, Sekundärs 
Erregung von Muskel zu Muskel) bemerkenswerte klinische Arbeiten ver- 
faßt, unter anderem über Ikterusinfektionen, über Phosphorvergiftung, ferner 
gemeinsam mit A. Strasser über die Bedeutung der Azetessigsäure für 
den Diabetes mellitus, mit H. Winterberg über die sauerstoffbildende 


vollendeter . Weise. verbreitete sich Hellpacher (Karlsruhe) über die 
„kosmischen Einflüsse im Seelenleben“. ` . | we 
"Anregung und Belehrung brachte der Referatvortrag: „Das Kropf- 
problem“, das von Wegelin (Bern), Kraus (Berlin) und v. Eiselsberg 
(Wien) behandelt wurde. Brachte die diesjährige Tagung keine „blendenden 
Ereignisse“, so bot sie in der Fülle und Gediegenheit des wissenschaftlichen 
Stoffes ein. Bild von der durch die Ungunst der Zeit nicht zu unter- 
drückenden Arbeitsfreudigkeit des in seiner Wissenschaft durch keine künst- 
lichen staatlichen Grenzen getrennten deutschen Volkes. H 


Als ein Nachteil wurde es von vielen empfunden, daß wichtige. 


Sitzungen der verschiedenen Abteilungen sich gegenseitig so kreuzten, daß 
die Hörer an der Teilnahme von wichtigen Verhandlungen verhindert wurden. 
Infolge der Überfülle des Gebotenen war der Leitung des Kongresses eine 
zweckmäßige Einteilung erheblich erschwert worden. Es wäre wünschens- 
wert, wenn Erfahrungen früherer Kongresse bei späteren Veranstaltungen 
berücksichtigt würden. Warme Anerkennung und herzlichen Dank ver- 
dienen die Innsbrucker Behörden und die Innsbrucker Kollegen, welche, 
unterstützt durch die Vorzüge ihrer schönen Stadt, der Versammlung der 
Naturforscher und Ärzte ein gastliches Heim gewährt haben und den Teil- 
nehmern eine Tagung bereitet haben, welche ihnen in bester Erinnerung 
bleiben wird. — Die nächste Versammlung findet 1926 in Düsseldorf statt, 


Auf dem 12. Verbandstage der Deutschen Bahnärzte in Bad- 
Nauheim wurden wissenschaftliche Vorträge gehalten von Prof. Weber 

(Bad-Nauheim) über „Die auskultatorische Blutdruckmessung und. ihr Wert 
für die Beurteilung der Herzleistung“; von Priv.-Doz. Groedel (Bad- 
Nauheim-Frankfurt a. M.) über „Röntgendiagnose der Unfallfolgen“; von 


Oberbahnaugenarzt Dr. Vierling (Mainz) über „Altes und Noues aus der | 


Farbensinnprüfung“; von Dr. Placzek (Berlin) über „Psychoanalyse“; von 


Prof. Möde (Charlottenburg) über „Grundlagen und Stand der psycho- ‘ 


technischen Untersuchungen bei der Reichsbahn“. Dem Thema „Alkohol 
und Verkehrssicherheit“ galten die Referate von Prof. Gonser und Geh. 


Med.-Rat Dr. Wagner (Berlin). Als Tagungsort für den 13. Verbandstag 1925 
wurde Wiesbaden in Aussicht genommen, 


Internationale ärztliche Fortbildungskurse in Berlin 


Die Organisationen des Kaiserin Friedrich-Hauses und der Dozentenverein für 


ärztliche Fortbildungskurse in Berlin veranstalten unter Mitwirkung der 
Berliner medizinischen Fakultät vom 2. bis 29. Oktober 1924 internationale 
ärztliche Fortbildungskurse. Das Programm umfaßt: 1. Vortragsreihe: Über- 
sicht über die Fortschritte der Gesamtmedizin. 2.—15: Oktober. Honorar 
für die ganze Vortragsreihe 40 M. — 2. Vortragsreihe: 10 Abendvorträge 


‘ Drack von L, Schumacher in Berlin N 4. 


den Titel Hofrat. — Hannover: 


Funktion der Leber, mit Wiener über das Zentralnervensystem der Taube. 


Hochschulnachrichten. Berlin: Der Direktor des pharmako- 


logischen Institutes, Geheimrat Prof. Dr. med. et phil. Arthur Heffter, 


ist zum 1. Oktober 1924 von den amtlichen Verpflichtungen  entbunden 
worden. 


Geheimrat Heffter, in Leipzig 1859 geboren, war Schüler von 
0. Nasse in Rostock und von Rudolf Boehm in Leipzig. Er habilitierte 


sich 1893 in Leipzig, wo er später Extraordinarius wurde, kam 1898 als 
Vorstand der physiologisch-pharmakologischen Abteilung an das Reichs- 


gesundheitsamt in Berlin; 1900—1908 wirkte Heffter als o. Professor der 


Pharmakologie in Bern und siedelte später nach Berlin .als Nachfolger 


Oscar Liebreichs über. —. Düsseldorf: ao. Prof. Dr. Eduard Rehn 
(Freiburg i. Br.) wurde als Nachfolger des in den Ruhestand getretenen 
Geheimrats Prof. Witzel zum o. Professor und Direktor der chirurgischen 
Klinik an der medizinischen Akademie ernannt. — Graz: Der a.o. Professor 
der Kinderheilkunde an der Universität, Primararzt Dr. Tobeitz ist aus 
dem akademischen Lehramt ausgeschieden und erhielt aus diesem Anlaß 
Prof. Dr. Zietzschmann ist zum 
o. Professor der Anatomie an der Tierärztlichen Hochschule als Nachfolger 
des Geheimrats. Prof. Dr. Boether berufen worden. — Heidelberg: 
Priv.-Doz. Dr. med. et phil. Siegfried Tannhauser (München) ist, als 
Nachfolger Prof. Fleisners zum Leiter der medizinischen Poliklinik er- 
nannt worden.. — Würzburg: Geh. Med.-Rat Dr. Franz Schieck (Halle) 
wurde als Nachfolger Wesselys zum o. Prof. für Augenheilkunde und zum 
Vorstand der Universitäts-Augenklinik ernannt. Für das Wintersemester 
1924—1925 ist mit‘ der Leitung der Würzburger Augenklinik Prof. Dr. 
W. Clausen, Oberarzt. an der Augenklinik Halle beauftragt worden. — 
Wien: Die Universitätsprofessoren Peham, Hans Horst Meyer und Sorgo 
sind zu ordentlichen Mitgliedern des obersten Sanitätsrates für die laufende 
Funktionsperiode 1923—1926 ernannt worden. Priv.-Doz. Dr. Julius Haß 
ist an Stelle des in den Ruhestand tretenden Hofrats Prof. Dr. Lorenz 
mit der Leitung des Ambulatoriums für orthopädische Chirurgie an der 
Universität betraut worden. = 


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88, 1906. 


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geleitet von 


‘Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor 


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‚Über Röntgendiagnostik und Röntgentherapie der 
 Lungentuberkulose.”) Du: 
_ Von R. Jaksch-Wartenhorst, Prag. 


f M.H! Im 'Nachfolgenden will ich meihe durch 24 Jahre 


- 


- fortgesetzten Beobachtungen tiber das oben angeführte Thema 


Ihnen mitteilen. | 
. Icht) bemerke zunächst, daß ich bereits im Jahre 1903 am 


28. Juni in der Versammlung des Zentralvereines deutscher Ärzte 
in. Böhm.-Leipa Röntgenogramme mit den dazu gehörigen, mit den 


Methoden der‘ Auskultation und Perkussion. erhaltenen Befunden. 
‚bei Lungenkrankheiten gezeigt. habe. Im Jahre 1905°) ‘habe ich 
"mein diesbezügliches Material veröffentlicht: Seither habe ich diesen 
Fragen, soweit es meine anderweitigen klinischen Arbeiten ge- 
statteten, fortlaufend Beachtung geschenkt, und will nun die Resultate 
. dieser Beobachtungen bier mitteilen, wobei ich bemerke, daß ich 
‘. mich auf die Tuberkulose beschränken werde, es aber in der Natur 
‘der Sache liegt, daß allgemeine insbesondere die Technik be- 
'rührende Fragen hier Erörterung finden müssen. In Bezug äuf die 


enorme neue Literatur, -welche diesbezüglich existiert, möchte ich 


- hervorheben, daß eine Reihe von Vorschlägen, die. ich ‘damals 


gemächt habe, nun -Allgemeingut der Ärzte geworden sind, ohne 


. daß ich diesen Umstand 'in der vorliegenden Literatur gewürdigt 
.. sehe. So habe ich schon damals hervorgehoben, daß Röntgenoskopie 


und Röntgenographie sich gegenseitig ergänzen, daß also neben der. 
Röntgenoskopie insbesondere für Lungenbefunde die Röntgenographie 


`  wäentbehrlich ist. Ich habe fernerhin schon damals auf die Wichtigkeit 


der. Verwendung von’ Filmen hingewiesen. Vielfach fand diese 
Anschauung. keinen Anklang, heute wird wohl allgemein der Zellu- 
loidfilm der Platte vorgezogen. Ich machte weiterhin darauf auf- 


‚merksam, daß Schwerkranke nur in liegender Stellung untersucht 


werden sollen, und empfahl zu diesem Zweck die ventro-dorsale 
Aufnahme, wobei ich auch schon bemerkte, daß Aufnahmen in den 


- verschiedensten seitlichen Richtungen zu -einer erschöpfenden rönt- 


genologischen Untersuchung der Lunge unbedingt erforderlich sind, 


í jedoch die Durchführung an den hohen Kosten scheitert. In der 


modernen heutigen Durchführung wird diesem Übelstand dadurch 


begegnet, daß man womöglich durch Verwendung von Apparaten 
_ (Dreh-Sesseln) die Durchleuchtung auch Schwerkranker in ver- 


schiedenen Strahlenrichtungen ermöglicht. ea et 
So erfreulich es nun ist, daß seither die Röntgenologie der 
Thoraxorgane. . Gemeingut wohl. aller Ärzte geworden ist, indem 


gewisse ‚Veränderungen, als schwere lobäre Veränderungen 'der 


Lunge, der Pneumothorax, das pleuritische Exsudat, Tumoren der 
Lungen etc., weiter Aneurysmen, Herzhypertrophien auch von dem 
ungeübten Besitzer eines Röntgenapparates sicher. diagnostiziert 


B werden können; :so bedauerlich ist es — und stimme ich der Klage 


Aßmanns?) vollständig bei —, daß durch die ‘Verwertung der 


` Tungenröntgenologie zur Diagnose der Initialstadien der Tuberkulose 


durch Unkenntnis der Beobachter schwerer Schaden gestiftet wird, 
Indem auf Grund falsch gedeuteter Spitzen- und Hilusbefunde eine 


__”) Nach einem in der ordentlichen Frühjahrs-Vollversammlung 
des Vereines der Zipser Ärzte und Apotheker in Tatranskä-Polianka 
(Wessterheim) am 26. Juni 1924 gehaltenen Vortrag. Ä | 

1) Siehe R. v. J aksch, Prager m. W. 28, 495, 1903, ibidem 30, 
p 2 R.v. Jaksch, B.kl. W, 42, 881, 1905, sieheauchJaksch u.Rotky. 
„Fortschr, Röntgenstr. Ergb.19, > Ä 
‘) Aßmann, D.kl. Röntgendg. d. inn. Erkr. Leipzig 1924. Vogel. 


- } 


© Wochenschrift für praktische Ärzte . 


S WE u} Organ der Berliner Mediziaischen Gesellschaft en 
`. Gen.San.-Rat Professor Dr.Kurt Brandenburg, Berlin 


© Berlin, Prag u.Wien, 12. Oktober 1924 AN 


Klinische Vorträge. 


Verlag von. 


'* Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedrichstr. 105b ai 


Re: Í 2 RES x Br s A ý x k É 7 N 
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tuberkulöse Erkrankung Anger ig K 

davon ist, daß Patient und} END”, 

schädigt werden... —  . . Nam | = 
Ich will nun in dem Nachfolgenden, auf Grund meiner 


Erfahrungen, genau auseinandersetzen,' was das Röntgenverfahren ` 
einerseits für die. Anfangsstadien, andererseits für die .manifesten - 


Stadien. der Lungentuberkulose heute leistet, und daran eine Aus- 
einandersetzung knüpfen über -die Frage der Röntgentherapie der 


des ungeübten Arztes mehr ‚Schaden als Nutzen stiften kann.. 


m A. Röntgendiagnostik. der Lungentuberkulose. 


An die Spitze meiner Auseinandersetzungen stelle ich die Sätze: - 
1.:Nur eine genaueste Beherrschung der Technik der 
röntgenologischen Lungenuntersuchung; 2. ferner'nur ` 
die genaueste Kenntnis der Röntgenanatomie der nor- 


malen Lunge wird zur Erreichung fehlerloser Röntgen- 
diagnosen führen. Nur dadurch werden die in der Einleitung 


vermerkten Schäden, welche durch falsche Diagnosen Kranken und. 


Arzt treffen, vermieden werden. Wie bei allen Lungenuntersuchungen 
ist auch bei der Untersuchung auf Lungentuberkulose Verdächtiger 


die Durchleuchtung und Aufnahme vorzunehmen. 


‚1: Durchleuchtung. Wenden wir uns zunächst zu der Be- | 


sprechung der, Durchleuchtung. Dieselbe , gibt. eine Orientierung 
über die Lungenveränderungen im Großen und im Groben. Sie 


Adhäsionen, Zackenbildungen, paradoxe Atmung. Sie wird ferner 


uns ermöglichen, bei Veränderung‘ der Strahlenrichtung gewisse 


sonst dieser Untersuchungsmethode nicht zugängliche pathologische 


Prozesse. in den Lungen sichtbar zu machen. Insbesondere sind 
dies interlobäre Prozesse, ferner die Diagnose von Kavernen, die 
durchaus nicht. immer durch eine dorso-ventrale oder ventro-dorsale 


Durchleuchtung gelingt, sondern nur bei Verwendung der ver- 
schiedensten Strahlenrichtungen. Dieses Vorgehen ermöglicht auch 


bei ausgiebigem Gebrauch der Röhrenverschiebung die räumliche 
Lokalisation der Veränderung. Ich verweise diesbezüglich auf die ` 


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Arbeiten von Herrnheisert) und Fleischner°). ` 


. Noch ein Moment möchte ich hier anführen. Es ist selbst- ` 
verständlich, daß zu einer solchen Untersuchung eine gute Appa-- 
ratur, ein entsprechend. eingerichtetes Röntgenzimmer dringend er- : 
forderlich ist, und es empfiehlt. sich, daß der Röntgenologe bei 


schwacher Blaulichtbeleuchtung durch mindestens. 10 Minuten seine 


Retina adaptiert, da es ihm dann erst möglich ist, alle Details, ` 


welche der Schirm zeigt, zu sehen. Kale ale . 
' 2, Aufnahme. Bezüglich der Technik ist zunächst folgendes 
zu bemerken: Im allgemeinen empfiehlt sich die Verwendung von 


Ionenröhren, wenngleich zugegeben werden muß, daß je nach Er-- 


fahrung und Geschicklichkeit des Untersuchers auch mit Elektronen- 
röhren gute Resultate erzielt werden können. Statt der Platte empfehle 
ich nur die Verwendung der modernen, doppelt gegossenen Filme, 
weil ein derartiger Film die kontrastreichsten Bilder liefert. Be- 


züglich der Expositionszeit, ist zu bemerken, daß dieselbe kurz ü 


bemessen sein soll. Die Aufnahme, sollte in jedem Fall die Er- 


gänzung der Durchleuchtung bilden, weil ohne Zweifel der Film 


Veränderungen zeigt als kleine disseminierte Herde, Veränderungen 
in der Spitze usw., die bei der Durchleuchtung oft übersehen werden. 


Ferner wird nur der Film die Herde in solcher Deutlichkeit zur 


4) Herrnheiser, D.m.W., Bd. 49, S.472, 1928. 
‚ 5) Fleischner, Fortschr. Röntgenstr., 30, 8.181, 1923, 


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solches Vorgehen ge- :' 


Lungentuberkulose, welche gewiß brauchbar ist, aber in der Hand 
zeigt fernerhin Veränderungen in der Funktion des Zwerchfells, als 


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des Prozesses notwendig ist. Das allergrößte Gewicht ist nun zu 
legen auf eine genaue Kenntnis der normalen Röntgenanatomie der 
Lunge. Es ist nie dabei zu vergessen, daß das Röntgenbild uns 
Veränderungen zeigt, welche hintereinander in derselben Ebene 
liegen, daher in einer Fläche sich abbilden, und dadurch sich gegen- 
seitig verstärken, eventuell — wenn sie durch normales Lungengewebe 
unterbrochen werden — sich abschwächen. 

der herausgenommenen Lunge immer nur die Veränderungen, welche 
ein Einschnitt zeigt. Der Röntgenologe sieht auf einer Fläche die 


Projektion zablreicher Parallelschnitte, die ihm dann das sò schwer 
zu beurteilende Gesamtbild ergeben. | 


a) Normale Lungenzeichnung. Aus dem Vorhergesagten 
ergibt sich, daß demgemäß die Beurteilung krankhafter. Lungen- 
'prozesse schwierig ist und Irrtümer nur vermieden werden können, 
wenn man über das normale Lungenröntgenbild sich Klarheit ver- 
schafft hat. | 

Schon das normale Lungenbild zeigt eine ganze Reihe von 
Schatten, die vom Hilus aus gegen die Peripherie an Zahl und 
Intensität abnehmen. Theoretisch ist anzunehmen, daß diese nor- 
nalen Schatten durch die Gefäße (Arterien, Venen, Lymphgefäße) 

und durch die Bronchien hervorgerufen werden. Über diesen Punkt 
existiert eine große Literatur, welche sich an die’ Namen Holz- 


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Schellenberg?!®), Arnsperger!!), Aßmann?2), Fränkel und 


knüpft. Ohne hier auf Details einzugehen, will ich bemerken, daß 
die Frage wohl dahin entschieden ist, daß die normale Lungen- 


‘erscheinen als feine parallele Streilchen, viel dünner als die Gefäß- 
streifen. Bei alten Leuten, oder wenn auch bei jüngeren Individuen 
die Bronchien verkalkt sind, können sie in Erscheinung treten. 
Aßmann hat besonders darauf aufmerksam gemacht. Da das 
Bronchiallumen lufthältig ist, so erzeugt es keinen Schatten, sondern 
‚vielmehr eine Aufhellung und unter pathologischen . Verhältnissen 
 (Bronchiektasien nach der Entleerung; Aushusten) kann diese Auf- 


lappen der Lunge’ begegnet man solchen Bildern nicht selten. Man 
kann ferner bei guten Aufnahmen die bandförmigen Aufhellungen 
der Hauptbronchien konstatieren. Werden die Bronchiallumina tan- 
gential getroffen, so bemerkt man insbesondere im Hilusgebiet 
streifenförmige Aufhellungen und ebenso ruft die Überkreuzung von 
Bronchien und Gefäßschatten iber den Geläßschaiten quer ver- 
laufende Aufhellungen hervor. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß 
man die vorwiegend durch die Lungengefäße bedingte Lungen- 
zeichnung bis in die Peripherie der Lunge verfolgen kann. Sie 
zeigt ein vom Hilus nach allen Richtungen ausgehendes System von 
sich teilenden Streifen, die durch ein feineres Maschenwerk viel- 
fach untereinander verbunden erscheinen. Dieses Maschenwerk ent- 
‚steht durch die Über- und Aufeinanderprojektion der Verzweigungen 


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len A normaler Lungen diese Bilder sich einzuprägen. Man wird dann 
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' Gerüst, welches von den Gefäßästen gebildet wird, und bei Zu- 
grundelegung dieser Befunde wird es weniger schwer fallen, normale 
und pathologische Lungenschatten zu unterscheiden. 
b) Hilusschatten. Eine besondere Besprechung bedarf dann 
der Hilusschatten. Er wird in erster Linie vom Schatten der 
. Pulmonalarterie (Aßmann) gebildet! Die beiderseits in Doppelzahl 
vorhandenen Stämme der Pulmonalvenen liegen ganz medial, zu- 
meist vom Herzschatten gedeckt. Bei etwas härteren Aufnahmen 
A ram]. kann man sie durch den Herzschatten hindurchsehen. Ihre Aste 


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2 ©) Holzknecht, Die Röntgendiagnose der Lungenerkrankungen. 

u ER 1 Hamburg 1901. L. Graefe u. Sillem. | 

EARN am | 7) Albers-Schönberg, Die Röntgentechnik.. Hamburg 1910. 
ah, 8) Rieder, Fortschr. Röntgenstr. 1902/03, 6, S. 115. | 

29) de la Camp, Physik. med. Monatsh. 1904, Nr. 7. 

10) Schellenberg, Zschr. f. Tbe., Bd. 11. 


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Leipzig 1909, Vogel. 
12) Aßmann, Fortschr. Röntgenstr. 1911, 17, S. 141; Erfahrungen 
über Röntgenuntersuchung der Lunge. Jena 1913, Fischer. 

13) Fr änkelund Lorey, Fortschr. Röntgenstr. 1909,10, 14, S. 115. 


14) Hasselwanderu.Brügel, Fortschr. Röntgenstr. 1911,17,S.9. 
18) Weber und Owen, Fortschr. d. Röntgenstr. 1911, 17, S. 322. 


20001994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41.. 


Anschauung bringen, die zur Beurteilung der anatomischen Qualität 
der Bildung des Hilusschattens nicht merkbar beteiligt sind. Die 
Der Anatom sieht bei 


"nalarterie und Pulmonalvene so dicht aneinander projiziert werden, 


knecht), Albers-Schönberg”), Rieder®), .de la Camp’), 


Lorey), Hasselwander und Brügel!, Weber und Owen!) 


zeichnung last ausschließlich bedingt wird durch die Verzweigung ` 
der ‘Blutgefäße in den Lungen. Gewiß spielen in der normalen 
Lungenzeichnung auch die Bronchien eine Rolle. Dieselbe aber ist ` 
gegenüber den Arterien von untergeordneter Bedeutung. Sie können 


hellung eine relativ bedeutende sein. Insbesondere in den Unter- 


der Lungengefäßäste. Es empfiehlt sich sehr durch Untersuchung | 


11) Arnsperger, Die Röntgenuntersuchung der Brustorgane. 


12. Oktober 


kreuzen den Hauptbronchus und gesellen sich den Verzweigungen ° 
der Pulmonalarterie bei. Diese Schattenüberkreuzung, insbesondere 
wenn die Arterien schon arteriosklerotisch verändert sind, verführen 
häufig zu der Annahme, daß verkalkte Hiluslympliknoten vorliegen. 
Ich bemerke, daß zu beachten ist, daß normale Lymphknoten an 


Bronchien dagegen bewirken gar nicht so selten Aufhellung des 
Hilusschattens. Aber es existieren noch andere Fehlerquellen, 
welche Hilusveränderungen vortäuschen können. So hat Herrn- 
heiser beobachtet, daß bei bestimmten Strahlenrichiungen Pulmo- 


daß dadurch ein verbreiteter Hilusschatten vorgetäuscht wird. 
c) Aufnahmetechnik und Projektion. Ich möchte noch 
den Einfluß der Aufnahmetechnik und der Projektion auf das Lungen- 
röntgenbild besprechen. Bezüglich der Aufnahmetechnik ist zu be- 
merken, daß die Lungenzeichnung um so stärker hervortritt, je 
weicher die. Strahlen, daß sie fernerhin bei mageren Individuen 
deutlicher ist als bei fettleibigen. Auch eine mäßige Unterexposi- 
tion führt zu einer gut markierten Lungenzeichnung. Ich bemerke 
noch, daß durch Verwendung von Silberlolien, wie ich vor Jahren 
angab'®), ähnliche Wirkungen erzielt werden. Bei Verwendung harter 
Strahlen, bei Überexposition, bei dicken und muskelkräftigen In- 
dividuen tritt die Lungenzeichnung schwächer hervor. Alle diese 
Momente müssen bei der Beurteilung des Bildes wohl berücksichtigt 
werden. Bei Beurteilung des Röntgenbildes muß weiter beachtet 
werden, daß dasselbe von einer Strahlung entworfen wird, die von 
einem Punkte divergierend ausgeht. Wie schon früher hervor- 
gehoben, muß man sich auch immer gegenwärtig halten, daß im 
Röntgenbilde die Projektion eines 3dimensionierten Gebildes auf 
einer Fläche vorliegt. Es werden also in Wirklichkeit hinterein- 
ander liegende Gebilde auf- und nebeneinander projiziert. Bei der - 
Projektion nun werden die verschiedenen Punkte auch nach rechts, 
links, nach oben, oder unten und zwar um so stärker verlagert, je 
näher sie der Röhre, je weiter sie vom Schirm (Platte, Film) liegen. 
Es werden ferner unter gleichen Umständen die Punkte um so stärker. 
verlagert, je weiter sie vom Normalstrabl abstehen. Aus diesen 
.Auseinandersetzungen erhellt, daß man bei der Betrachtung einer ° 
Röntgenplatte stets sich dessen bewußt zu sein hat, daß dieselbe kein 
Urteil über die räumliche Lage eines Schattengebildes im 
Thorax abgibt Das Nichtbeachten dieses Umstandes ist auch wieder- 
holt die Ursache von röntgenologischen Fehldiagnosen gewesen. 
Zur Frage der Projektion füge ich noch folgendes hinzu: 
Liegt eine Strecke derart, daß sie in die Richtung eines einzigen 
Strahles fällt, so wird sie punktförmig abgebildet. In der Lunge 
nun bilden die Blutgefäße bisweilen solche Strecken. Meist er- 
scheinen sie als langgestreckte, zylindrische Gebilde. Ist jedoch ein- 
Geläß derart gelegen, daß seine Längsachse mit der Richtung eines 
Strahles zusammenfällt, so wird bloß der Querschnitt des Gefäßes, 
also ein kreisrunder Fleck abgebildet. Verschiebt man aber die 
Röhre, so entsteht das Bild eines Streifens, dessen Länge, Ver- 
kürzung, richtige Größe von verschiedenen Faktoren abhängt. Diese 
eben besprochenen orthoröntgenograden Gefäßschnitte bilden eine 
häufige Quelle für Fehler in der Praxis. Insbesondere werden diese 
kreisrunden Flecke, die stets eine größere Schattendichte als die 
streifenlörmige Lungenzeichnung besitzen, weil die Strahlen die 
ganze 'Blutzeile der Länge nach passieren, als verkalkte Lymph- 
knoten gedeutet. Dieser Irrtum ist- vermeidlich, wenn man 
bei der Untersuchung die Röhre verschiebt. Dann sieht man 
nämlich, daß der anscheinende Kalkfleck in einen Streifen, also 
einen Gefäßschatten sich, umwandelt. Das Gleiche, wie für die 
orthoröntgenograden Geläßschnitte gilt auch für die orthoröntgeno- 
graden Bronehbialquerschnitte, doch erscheinen sie nicht als Flecke, 
sondern als kreisrunde Ringe, welche dem Ungeübten als Kavernen 
imponieren können. Denn nur die Bronchialwand, nicht das. luft- 
hältige Lumen gibt einen Schatten. | | 
3. Allgemeine Grundlagen der Lungendiagnostik. 
a) Einteilung der Lungenfelder. Zunächst wollen wir uns 
mit der Einteilung der Lungenfelder beschäftigen. Graeff und 
Küpfierle!”) haben den Vorschlag gemacht, das sagittale Lungen- 
bild unter Verzicht auf die Bestimmung der Lappenzugehörigkeit in - 
4 Felder zu teilen. a) Oberleld, b) Mittelfeld, c) Unterield, d) 
Spitzenfeld der Lunge. Sie nehmen als untere Begrenzung des 
Spitzenfeldes den unteren Rand des vorderen Abschnittes der ersten 
Rippe, als unteren Rand des Oberfeldes den unteren Rand des 
Vorderabschnittes der zweiten Rippe, als unteren Rand des Mittel- 


16) R. v. Jaksch, Zschr. £. klin. M. 1907, 64, 316. = 
11) Graeifu. Küpferle, DieLurgenpkthise. Berlin 1923, Springer. 


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12. Oktober 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 


141 9 


feldes den vorderen Abschnitt der 5. Rippe, als unteren: Rand des 
Unterfeldes das Zwerchfell an. Mit Recht hat demgegenüber 
Fleischner darauf hingewiesen, daß man auf den Versuch,. eine 
Lappendiagnostik auszuarbeiten, nicht verzichten soll. Er hat die 
Wege gewiesen, mittelst deren es in der Tat in geeigneten Fällen 
gelingt, eine richtige Lappendiagnose zu stellen. Für die Be- 
schreibung des Sagittalbildes ist gewiß der Graeff-Küpferlesche 
Vorschlag, den ich oben mitgeteilt habe, zweckmäßig, da man 
gegenwärtig häufig die Lappenzugehörigkeit einer Veränderung nicht 
sicher ermitteln kann. Meines Ermessens hat Herrnheiser eine 
sehr zweckmäßige Modifikation dieser Einteilung nach Graeff und 
Küpferle vorgeschlagen, welche im Folgenden besteht: Bei der 
Graeff-Küpferleschen Einteilung sind die einzelnen Lungenfelder 
ungleich groß, das Mittelfeld unverhältnismäßig dominierend. Ferner 
zeigen sie, dem bogenförmigen Verlauf entsprechend, eine derartige 
Begrenzung, daß die medialen Partien viel weiter abwärts liegen, 
als die lateralen Partien. Ein anatomisches Substrat liegt dieser 
Einteilung nicht zu Grunde Ich halte deshalb folgende von 
Herrnheiser!®) vorgeschlagene Einteilung der Felder für ebenso 
richtig, jedoch viel einfacher und gleichmäßiger. Herrnheiser 
schlägt folgende Einteilung der Lungenfelder vor: Die untere Grenze 
des Spitzenfeldes wird durch den Klavikularschatten bezeichnet. 
Das Lungenfeld selbst teilt Herrnheiser nach dem Augenmaß 
durch zwei horizontale Linien in drei gleiche Felder ein. 

Graeff und Küpferle verzichten nach ihrer Einteilung auf 
die Lokalisation in Lungenlappen und begnügen sich mit ‘der 
Bestimmung der Lage eines Erkrankungsherdes in den oberen, 
mittleren oder unteren Lungenpartien. Durch Herrnheisers Ein- 
teilung wird dieser Zweck besser erfüllt. Die lateralen oberen 
Partien des Mittelfeldes (Graeff-Küpferle) werden anatomisch 
wohl noch den oberen Lungenpartien, dementsprechend die oberen 
seitlichen Partien des Unterfeldes noch den mittleren Lungenteilen 
zuzurechnen sein. Es wird noch bemerkt, daß bei der Untersuchung 
im sagittalen Strahlengang die Bestimmung der Lappenzugehörigkeit 
speziell auf der Platte nicht möglich ist, da sich schon die Spitze 
des Unterlappens in das Spitzenfeld hinein projiziert. Aus diesen 


Darlegungen wird ersichtlich, daß die Spitze des Unterlappens eo ` 


ipso hoch liegt und dieselbe infolge der Projektion im dorsoventralen 
Bilde noch höher hinauf projiziert wird. Auf weitere Details dieser 
Frage will ich nicht eingehen und verweise auf die einschlägigen 
Publikationen von Graeff und Küpferle und Herrnheiser. 

b) Tiefenbestimmung. Bezüglich der Tiefenbestimmung 
möchte ich in Anlebnung an Herrnheisers Studien folgendes 
anführen: 

Kennt man den Abstand eines Herdes von der vorderen oder 
hinteren Brustwand, so ist ein Schluß auf dessen Lokalisation. in 
einem Lappen möglich. Am besten kann dies durch exakte Tiefen- 
bestiimmung mit der Holzknechtschen Blendenrandmethode!?) 
durchgeführt werden. Jedoch läßt uns dieses Vorgehen im Stich, 
wenn ein Herd in der Gegend der Lappengrenze (des Hauptspaltes 
oder des Ober-Mittellappenspaltes) liegt. 
ergibt die erst kürzlich von Fleischner ausgebaute Methode der 
schrägen und frontalen Untersuchung, welche von Herrnheiser 
nachgeprült und bestätigt wurde. Fleischner weist darauf hin, 
daß man oft, insbesondere bei Tuberkulose, interlobäre Schwarten 
beziehungsweise geringste interlobäre Ergüsse bei Durchleuchtung 
Im schrägen und frontalen Durchmesser sieht, so daß die Lappen- 
grenze durch einen scharfen Strich sichtbar wird. Es ist dann 
möglich, den Sitz eines Herdes nach seiner Lage zur Lappengrenze 
zu bestimmen. Ferner hat Fleischner gezeigt, daß Infiltrations- 
prozesse verschiedener Art, besonders aber exsudative tuberkulöse 
Prozesse sich häufig an die Randpartien eines Lungenlappens 
lokalisieren und am Lappenrand scharf abschneiden. Diese von 
Fleischner-als „marginale Infiltrate“* bezeichneten Prozesse geben 
Im schrägen oder frontalen Strahlengang ein sehr markantes Bild, 
welches die Lappendiagnose gestattet. Für die Feststellung der 


anatomischen Natur des Prozesses und damit der Prognose und 


Therapie ist die Kenntnis solcher marginaler Veränderungen von 
größter Wichtigkeit. ce 
c) Art der Veränderungen. Ferner möchte ich noch 

anlühren, daß allgemein auf folgende Veränderungen zu achten ist: 

1. Verschattungen, 

2. Aufhellungen, 

3. Lageveränderungen der Thoraxorgane, 

4. Veränderungen in Bezug auf die Bewegung. 


#) Herrnheiser, M. KI 1924 im Druck. 
") Holzknecht, M, m. W. 68, 485, 1921. 


Noch bessere Resultate ' 


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ad 1 bemerke ich: Es muß vor allem entschieden werden unter 
Berücksichtigung der vorher angeführten Projektionsgesetze, wo der 
Sitz derselben sich befindet.. Hat man festgestellt, daß er im Lungen- 
parenchym ist, so kann es sich um ein Infiltrat, eine Verkalkung, allen- 
ialls auch um eine interlobäre Veränderung, also um einen Erguß 


handeln. Auch kommt in Betracht, daß solche Verschattungen durch. 


einen. Tumor im Lungenparenchym hervorgerufen werden können. Ver- 
schattungen werden weiter auftreten bei pleuritischen Exsudaten, Pyo- 
Seropneumothorax und Schwartenbildung nach Exsudaten. Natürlich 


wird man in jedem einzelnen Fall unter Rücksichtnahme auf die anderen 


klinischen Symptome zu entscheiden haben, welcher Prozeß vorliegt, 

ad2. Aufbellungen im Lungengewebe werden: auftreten: Bei 
Atrophie der Lunge, bei welchen die .klinischen Erscheinungen des 
Altersemphysems der Lunge uns den, Fingerzeig geben werden, daß 
dieser Prozeß vorliegt. Einschmelzung von Lungengewebe aus den 
verschiedensten Ursachen — z. B. Lungenabszeß nach Pneumonie, Gan- 
grän 
Bronchialeiterungen), am häufigsten aber wird Tuberkulose der Lunge 
die Ursache zur Höhlenbildung in derselben und zur Aufhellung des 
Lungengewebes geben. Diese Aufhellungen, welche sich in’ätiologischer 
Beziehung manchmal röntgenologisch nicht differenzieren lassen, treten 
sowohl auf dem Schirm als auf dem Film als mehr oder minder große 
kreisförmige, ovale oder unregelmäßige Aufhellungen auf. Die diesen 
physikalischen Zeichen, nämlich der Aufhellung, zugrunde liegende ana- 
tomische Veränderung die Kaverne, die Vomica, kommt natürlich auch 
infolge der durch ulzerös-fibröse Vorgänge entstandenen Erweiterungen 
der Bronchien vor. Natürlich — das soll hier noch besonders bemerkt 
werden — werden nur nicht mit Sekret gefüllte Hohlräume in der 


der Lunge aus den verschiedensten Ursachen (Fremdkörper, 


Lunge solche Aufhellungen ergeben. Auch werden erst von einer ge- 


wissen Größe an solche Kavernen röntgenologisch sicher festgestellt 
werden können. . Auch spielt die Strahlenrichtung eine gewisse Rolle 


bezüglich der Sichtbarkeit derartiger Kavernen -und verweise ich .dies-. 


bezüglich und bezüglich der Verwechslung mit Bronchialluminis auf 
das vorher Gesagte. Die allergrößten Aufhellungen werden auftreten, 


wenn in den Thoraxraum Luft eingedrungen, die Lunge dadurch zum 


Hilus komprimiert und der zwischen der komprimierten Lunge und 
Pleura entstandene Raum mit Luft gefüllt ist. | 

Ein solcher Prozeß kann entweder spontan entstehen, oder von 
uns künstlich zu therapeutischen Zwecken hergestellt werden. 

ad 3. Abgesehen von der Rachitis und ähnlichen Prozessen, 
welche zu Deformitäten des knöchernen Thorax und damit 'zu weit- 


gehenden Verdrängungen, und Verziehungen der im Thorax einge- 


schlossenen Organe führen, die hier nicht weiter besprochen werden 
sollen, sind es 2 Prozesse, die bedingt durch Erkrankung: der Lunge 
oder Pleura zu solchen sichtbaren Veränderungen führen. Es ist das 
die indurative Pneumonie, meist durch Syphilis oder Tuberkulose be- 


dingt, welche zu weitgehender Schrumpfung sogar eines ganzen Lappens 


führen kann und röntgenologisch durch Schwinden der normalen Lungen- 


zeichnung und Auftreten eines dichten Schattens sich kund gibt. Weiter, 


abgelaufene Pleuraexsudate mit nachfolgender Schwartenbildung und. 


Kompression der unteren Lungenpartie werden desgleichen solche 
Lageveründerungen herbeiführen. | oo 

ad 4. Hierher gehört in bezug auf das Zwerchfell die Bewegungs- 
einschränkung,. die Pcker bildung ferner die paradoxe Zwerchfell- 


‚bewegung. Ferner Verziehungen des Mediastinums, die bei Pleuritis media- 


stinalis externa adhaesiva, ferner bei Bronchostenose usw. auftreten. 
An der Schattenbildung selbst haben wir zu unterscheiden: 


1. die Größe. Dieselbe ist sehr verschieden; man beobachtet 


stecknadelkopfgroße Schatten (miliare Tuberkulose) bis zur totalen 
gleichmäßigen Verdunkelung eines ganzen Lungenfeldes, ja einer 


ganzen Lunge, die herrühren kann von Infiliraten, Exsudaten und. 


Tumoren. | | ER PA 
2. Die Form des Schattens ist verschieden. Man bezeichnet 
ihn demgemäß als rundlich oder unregelmäßig, halbmondförmig, 


- streifenförmig, bandartig, spindelförmig oder rosettenartig. 


3. Was die Begrenzung betrifft, so kann sie scharf oder unscharf i 


(verwaschen und zerfließlich) sein.. Die tuberkulöse Lungeninfiltration 
zeigt solche Schattenbegrenzungen in den verschiedensten. Formen. 
'4. Die Schattenintensität wird als intensiv, mittelstark und 


zart bezeichnet. Die Grade der Intensität hängen von der Art der‘ 
. anatomischen Veränderungen ab, Exsudate und Tumoren geben im 


allgemeinen sehr intensive Schatten. 


Bezüglich der Lokalisation und Lagebezeichnung verweise ich 
auf das früher Gesagte. Es soll'noch einmal zusammenfassend hier 


betont werden, daß das anatomische Substrat solcher Schatten be- 


‚dingt sein kann durch die verschiedenartigsten Prozesse im Lungen- 


gewebe, die zu einer Verdichtung desselben führen., Als solche 


führe ich auf: Exsudat in die Lungenalveolen (bronchopneumonische 


oder lobär pneumonische Prozesse), ferner Erguß in: die Interlobär- 


spalten, dann produktiv - entzündliche Prozesse, fibröse Prozesse, 


Kalkablagerung, Infarktbildung, Tumor in der Lunge, Atelektasen, 


Parasiten, Fremdkörper. 


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-1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.4l.. | 


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Den Aufhellungen . können, wie- bereits früher erwähnt, 
folgende anatomische Substrate zu Grunde liegen: Kavernen, 


Atrophie der Lunge mit‘ lokalem Emphysem, Pneumothorax und 


abgesackter Pneumothorax (siehe vorher), Aufhellungen, bedingt 


nur durch Kontrast mit der dunklen Umgebung. Auch bei den 
Aufhellungen ist wie bei der Verschattung, Begrenzung, Form, 


Größe, Lage zu beachten. ' | 
Symptome der Initialtuberkulose Erwachsener. 
a. Die Spitzentuberkulose. Welche Veränderungen sind in 
den Lungenspitzen nachweisbar? Dahin gehört vor allem die Trübung 
der Lungenspitze. An und für sich ist sie für die Diagnose nicht zu 
' verwerten, denn -eine Reihe von Prozessen, die mit Tuberkulose 


nichts zu tun haben, kann zum Auftreten derselben führen. Dazu: 
gehören nach Krause?°) von pathologischen Prozessen Veränderungen 


der Haut (Sklerodermie), Vermehrung des subkutanen Bindegewebes, 
vergrößerte pathologisch veränderte Lympliknoten der Supraklavi- 
largruben, weiter Strumen oder anderweitige daselbst befindliche 
Tumoren.‘ Unter physiologischen Verhältnissen können derartige 
Trübungen auftreten bei starker Entwicklung der Muskulatur und 
Aufnahme in ungünstiger Stellung (Deckung durch den Klavikular- 
schatten), Eine besondere Vorsicht erheischt die Annahme beider- 
seitiger Spitzentrübungen, da schon normaler Weise die Lungen- 
spitzen dunkler erscheinen als die tieferen Lungenparlien. Be- 


sonders stark tritt dies beim Emphysem zu Tage. Auch kann 
durch nicht vollkommen symmetrische Armhaltung, schiefe Kopf- 


haltung eine Spitzenverdunkelung vorgetäuscht werden. ‚Nach 
unserer Meinung ist die schlechte Aufhellung der Lungenspitzen 
beim Husten (Kreuzfuchs) in Übereinstimmung 'mit Aßmann ein 
unverläßliches Kennzeichen. Das Gleiche gilt für das Williamssche 


` Symptom (verminderte Exkursionsbreite des Zwerchfells auf der 


kranken Seite), das Jaminsche Symptom (Zurückbleiben des 
medianen Zwerchlfellanteils), das Kaestlesche Symptom (Ein- 
kerbungen am Zwerchfellkontur). Schließlich soll bemerkt werden, 


daß Verkalkungen des ersten Rippenknorpels sich 'sehr häufig, 


finden auch in Fällen, wo keine Tuberkulose vorliegt. Wir wollen 
nicht leugnen, daß auch deutliche Spitzentrübungen- bei einem 
'tuberkulösen Prozeß sich finden. Aber sie sind nicht häufig, nur 
‚dann sind sie diagnostisch zu verwerten, wenn die zählreichen 
hier angeführten Fehlerquellen mit Sicherheit ausgeschaltet sind. 

In Übereinstimmung mit Aßmann sind nach unserer Meinung 
das wichtigste, in der Hand eines geübten Untersuchers auch ver- 
läßliche Symptom: herdförmige Schattenbildungen in der 


. Lungenspitze. 


In vielen Fällen sind sie nur auf der Spitzenplatte erkennbar, 


und’ muß deshalb jede verläßliche Beurteilung auf eine Spitzenaul- 


nahme der ‚Lunge sich stützen können. Eine Lungenüber- 
sichtsaufnahme reicht nicht aus. Solche Aufnahmen wurden 


seinerzeit überschätzt, sind dann aus der Mode gekommen, geben 


aber bei größerer Erfahrung, guter Technik und entsprechender 
Kritik der Befunde verläßliche -Resultate. 
Bezüglich der Aufnahme führe ich insbesondere gestützt aul 
Herrnheisers Beobachtungen folgendes an: .Die Aufnahmen sollen 
bei Atmungsstillstand, damit eine respiratorische Verzeichnung der 
Spitzengefäße vermieden wird, kurzfristig erfolgen. | Ä 
Die Verwendung von Verstärkungsschirmen ist zu empfehlen, 


da einer Verwechslung zwischen Korn der Folie und Spitzenherden | 
bei Verwendung. moderner Verstärkungsfolien ausgeschlossen ist. 


Ein solcher Schirm hat weiter den Vorteil, die Lungenzeichnung 
kontrastreicher zur Darstellung zu bringen als eine Plattenaufnahme 


allein. Von einer solchen, also von einer Spitzenplatte, ist unbedingt ° 


zu verlangen, falls sie zu diagnostischen Zwecken brauchbar sein 


‚soll, daß sie eine ausgesprochene Geläßzeichnung zeigt. 
-(Albers-Schönberg). 


Die Spitzengefäße bilden Y-förmige Zweige und Netze. Ebenso | 


finden sich kleine orthoröntgenograde Gefäßquerschnitte (siehe 
vorher) in der Spitze. 


gefäßzeichnung auf Schwierigkeiten. Man kann in der Lungenspitze 
mehrere Gefäßstämme erkennen,: gewöhnlich 4 bis 6 an Zahl, die 
vertikal verlaufen. Ein. oder zwei größere Gefäße finden sich im 
lateralen Teil, die auf den Schatten. der vorderen ersten Rippen- 


partien. sich ‚projizieren. Die von diesen Vertikalgefäßen ausgehen- 


den feineren Verzweigungen bilden dann das Netz Y-förmiger oder 
vielleicht besser gesagt rhombischer Maschen, in welche an manchen 
Teilungsstellen kleinste runde Flecke (orthoröntgenograde Gefäß- 


2) Krause, bei„Groedel“, Rgdn. i. d. inn. Med., Münch. 1921, 
Lehmann. 


Die Unterscheidung, was normal, was. 
pathologisch ist, stößt mangels einer genauen Kenntnis der Spitzen- 


querschnitte) eingelagert sind. Diese Gefäßzeichnung ist in der Regel 
in den mittleren und lateralen Partien weniger dicht. - Pathologische 
Herde sind am besten in den mittleren Partien erkennbar. Ebenso 
ist die Gefäßzeichnung, im 2. Interkostalraum weniger deutlich als 
im 3., und daher für den Nachweis von Veränderungen günstiger. 


Bei Betrachtung eines Fleckes in der Lungenspitze muß man sich 


stets die Frage vorlegen, ob derselbe nicht von einem Gefäß her- 
rührt. Man hat also das bezüglich der Gefäßzeichnung hier Vor- 
gebrachte mit dem, was ich früher bereits hier anfülrie, zu ver- 
gleichen. Die. vorstehende Darstellung stützt sich auf bisher noch 
nicht. veröffentlichte Beobachtungen von Herrnheiser. Werden die 
oben angeführten Kautelen eingehalten, dann kann es gelingen, 
hanfkorngroße, ja im günstigen Falle stecknadelkopfgroße Herdchen 
in der Spitze röntgenologisch nachzuweisen. Für die Diagnose der 


| initialen Spitzentuberkulose gibt in der Hand des Geübten dies 
` Untersuchung ein entscheidendes Resultat.. u 

| Ein nicht leicht zu konstatierender, aber klinisch sehr wich- 
tiger Befund ist der Nachweis kleiner, etwa erbsengroßer Ring- 


schätten .als Zeichen von Spitzenkavernen. Eine genaue Kenntnis 
der normalen Röntgenanatomie ist, um Fehler zu vermeiden, unum- 
gänglich notwendig. Unregelmäßigkeiten des Begleitschattens der 


Il. Rippe (Albers-Schönberg) sind nach Aßmanns Erfahrungen, 


mit welchen Herrnheisers Befunde im Einklang stehen, Sym- 


ptome eines anatomisch nachweisbaren Prozesses (Schwielen und 


Adhäsionen). Klinisch sind solche Befunde von geringer Bedeutung, 
da sie Residuen. längst abgelaufener Prozesse bilden. | 


Es wird noch bemerkt, daß die Beurteilung derarliger Spitzen- 


prozesse stets durch die klinische Beobachtung ergänzt werden muß. 

| b) Ausgedehnitere Spitzenveränderungen. Man findet 
ausgedehntere Flecken- und Streifenbildung, konfluierende Schatten, 
kleinere und größere Ringschatten, Aufhellungen in verdichteter Um- 
gebung nicht selten in unregelmäßiger Form (konfluierende Kaverne). 
Oft sieht man schon deutliche Schattenbildungen in den subapi- 
kalen Partien, oder in ausgedehnteren Gebieten der Lungenielder. 
Größere subapikale Ringschatten ragen nicht selten in das Spitzen- 
feld hinein. 


Spitzenfelder durch Spitzenkavernen verursacht werden können. In 


solchen Fällen fehlt die normale Gefäßzeichnung. Auch deshalb 
‚ist in allen solchen Fällen eine Spitzenaufnahme unerläßlich. 


œ) Initiale Tuberkulose außerhalb der Lungenspitze. 
Bei klinisch initialer Tuberkulose findet man [Grau?!)] Verände- 


rungen nicht so selten nur in den subapikalen Partien unterhalb - 


der Klavikula, namentlich in den medialen. Partien des Oberieldes, 
auch in den lateralen subapikalen Partien können die ersten Ver- 
änderungen sich vorfinden, ebenso in den Mittel- und Unterlappen. 


Bei Erwachsenen kann es sich da um den Primärherd handeln. 
Ausgedehnte Studien bei Kindern müssen die Regelmäßigkeit des 
‚ Vorkommens, derartiger Herde mit Affektion der benachbarten 


Lymphdrüsen im Sinne von Küss, Ghon und Albrecht ergeben. 
Besonders hervorheben möchte ich auf Grund einer eigenen Er- 
fahrung, daß nicht so selten bei klinisch negativem Befund die 
Röntgenuntersuchung bereits ausgedehnte Veränderungen ergeben 
kann, wobei es sich nicht um stationäre, sondern um rasch pro- 
grediente maligne Prozesse handeln kann. Den Fall, auf den sich 
diese Bemerkungen beziehen, habe ich bereits anderweitig publiziert?2). 

d) Bedeutung der Hilusveränderungen für die Dia- 
gnose der Frühtuberkulose Erwachsener. Diese Verände- 
rungen sind in ihrer klinischen Bedeutung bisher wesentlich. über- 


schätzt worden. Wir leugnen nicht ihre prinzipielle Wichtigkeit 


für die Tuberkulose des Kindes, doch spielen die Hilusverände- 
rungen bei der Tuberkulose der Erwachsenen eine sehr unter- 
geordnete Rolle. Es ist in dieser Beziehung schon früher das Nötige 
angeführt worden. Hier. sind noch hinzuzufügen die vielfachen Mög- 
lichkeiten, welche zu einer Verbreiterung des Hilusschattens führen 
können. . Insbesondere sei nochmals betont, daß die so häufig an- 
geführten „perlschnurartig“ angeordneten Drüsen nichts weiter sind, 
als orthoröntgenograde Gefäße, und daher mit einem pathologischen 
Befund nichts zu tun haben. Das Gleiche gilt für die sogenannten 
Rieder-Stürtzschen Stränge. Ihre Bedeutung ist durchaus nicht 
geklärt. Gewiß hat Aßmann recht, daß es sich meist um Gefäb- 
streifen mit und ohne Hyperämie handelt. Für die Diagnoseinitialer 


Lungentuberkulose sind sie nicht zu verwerten. 
merke ich, daß jedes Lungenfeld abschniltweise (Spitzen-, Ober-, 


21) Grau, M.Kl.1910, Jg. 6, S. 782. i 
22) R. Jaksch-Wartenhorst, M.KI. 1924, Jg. 20, S. ō. 


Es sei noch daran erinnert, daß scheinbar helle freie 


5. Ausgebreitete Lungentuberkulose: Zur Technik be- 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.4. - > 


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Mittel-, Unterfeld) zu durchmustern ist. Auf die häufig große 
Differenz zwischen den durch Perkussion und Auskultation ge- 
wonnenen Befunden und der röntgenologisch festgestellten Ausdeh- 
nung des Prozesses wurde bereits hingewiesen. Nur in wenigen 
Fällen findet das Umgekehrte statt. Bezüglich der Lokalisation 
weise ich vor allem auf die Wichtigkeit des Nachweises einseitiger 
Prozesse hin, wegen der Indikationsstellung für die Pneumothorax- 
behandlung solcher Fälle. Auch soll man sich bemühen (s. das vor- 
her Gesagte) nach Möglichkeit zu einer Lappendiagnostik zu kommen. 

6. Feststellung der anatomischen Natur des Pro- 
zesses. Im allgemeinen ist daran festzuhalten, daß der Röntgen- 
befund heute in der Hand des Geübten wichtige Schlüsse auf die 
Art des Prozesses zuläßt. Doch unterliegt die Differenzierung der 


verschiedenen Formen. der Tuberkulose großen Schwierigkeiten, um 


so mehr, als die Autoren einer verschiedenen Nomenklatur sich be- 
dienen. 
zirrhotisch- (Graeff und Küpferle) mit knötchenförmig-, lobulär- 
und lobär - pneumonisch-, firrös (Aßmann). Die Entscheidung 
über die zweckmäßigste Nomenklatur kann wohl, wie ABmann mit 
Recht betont, nur der Anatom treffen. Der Röntgenologe wird sich 
auf makroskopisch anatomische Unterscheidungsmerkmale stützen 
müssen. Im einzelnen verweise ich bezüglich dieser Fragen auf 
das grundlegende Werk von Aßmann und die ebenso. wertvollen 
und exakten Untersuchungen von Graeff und Küpferle. Wenn 
wir nach diesen Richtlinien vorgehen, ergeben sich folgende rönt- 
genologische Merkmale der einzelnen Formen: 


1. Knötchenförmige Form = azinös produktiver und- 


azinös nodöser Herd. Wir sehen linsen- bis über erbsengroße rund- 
liche Flecke mit relativ guter Begrenzung, dabei zentrale Verkäsung 
mit manchmal dichterem Zentrum. Durch Zusammenfluß mehrerer 
Knötchen entstehen dann kleeblattförmige rosettenartige Flecke, die 
Abgrenzung der einzelnen Herde ist auch bei größerer Stellungsdichte 
erkennbar. | | 

2. Bronchopneumonische und käsig pneumonische Form = ex- 
sudativ käsige lobuläre Herdbildung. Wir sehen auf der Platte große, 
unregelmäßige, ziemlich intensive unscharf begrenzte (weiche, zerfließ- 


liche) Flecke, vielfach konfluierend. Dieselben sind im Zentrum in- 


folge der Verkäsung dichter als in der Peripherie. Durch weitgehende 
Konfluenz kommt es zur Bildung großer Herdschatten, die bei käsiger 
Pneumonie zu einer intensiven flächenhaften Verschattung eines ganzen 
Lappens oder auch großer Lappenteile führen. | 
3. Die indurative Form = der zirrhotische Herd führt zu runden 
bzw. unregelmäßigen intensiven Flecken, oder größeren Herden. Sie 
ähneln einer diffusen Infiltration, sind aber meist nicht so homogen. 
Die zirrhotische Phthise führt ferner zu intensiven Streifen und unter 
Umständen treten ausgebreitete Schrumpfungsvorgänge ein, bei welchen 
sogar Lungenlappen wesentlich verkleinert werden. Diese Vorgänge 
werden besonders gut sichtbar, wenn die Lappengrenze durch eine 
verzogene interlobäre Schwarte Bekunzich 

erscheinungen können auch am Mediastinum und an der Trachea auf- 
treten. An und für sich ohne Beachtung der klinischen Symptome 
sind solche Verziehungserscheinungen noch kein Beweis für die zir- 
rhotische Natur des Prozesses. u 

. _,% Zerfallserscheinungen. Vor allem kommen hier in Betracht 
die Bilder, welche die Kavernen ergeben. Es sind dies Ringschatten 
rund, ovoid, elliptisch, bisweilen auch nur halbmondförmig im Zentrum 
mit aufgehellter Zone, bisweilen projizieren sich vor oder hinter der 
Kaverne liegende Schatten in das Lumen der Kaverne. Oft sind mehrere 
Kavernen über- oder nebeneinander projiziert, durch teilweise Über- 
deckung der Ringschatten entstehen dann unregelmäßige Bildungen. 
Durch Zusammenfluß mehrerer kleiner Kavernen können dann äußerst 
bunte Bilder entstehen. Je älter nun die Kaverne und je gereinigter 
dieselbe, desto glatter ist der durch die Wand gebildete Ringschatten. 
Ist der Zerfall. noch nicht beendet (ungereinigte Kaverne), so ist die 
Begrenzung (Kavernenwand) oft unscharf zackig begrenzt. Frische 
Kavernen, besonders bei exsudativen Prozessen, können im ersten 
Stadium unbemerkt bleiben. Später treten in der verdichteten Um- 
gebung unregelmäßig oder bogig begrenzte Aufhellungen ein. Schreitet 

er Prozeß rasch fort, so sieht man zahlreiche solche Aufhellungen 
nebeneinander und kann man bei weiterem Fortschritt der Erkrankung 
deren Verschmelzen beobachten. Eine Verwechslung mit vikariierendem 
Emphysem, das öfters zwischen Infiltrationsherden auftritt, ist leicht 
möglich. (Siehe das früher Gesagte.) Zur Unterscheidung, die manch- 
mal schwierig ist, gehört viel Übung: 


großen Höhlenbildungen zur Verwechslung mit Pneumothorax Ver- 
anlassung geben können. Auch große Spitzenkavernen (siehe vorher) 
können für normale helle Lungenspitzen gewertet werden. | 

. __ 5. Miliare Tuberkulose hämatogene, disseminierte Tuberkulose). 
Bei dieser Form tuberkulöser ungenerkrankung sieht man über beide 
„ungenfelder gleichmäßig ‚verteilte, äußerst dicht stehende. kleinste 
Fleckchen, die in den oberen Lungenpartien meist zahlreicher und 
größer sind, als in den unteren Partien. Graeff und Küpferle unter- 


.Vorsic 


Praktisch decken sich die Begriffe produktiv-, exsudativ-, 


net ist. Verziehungs- 


k Es soll bei dieser Gelegenheit 
erwähnt werden, daß die bei fortschreitendem Zerfall eintretenden sehr. 


scheiden azinös-produktive und azinös-exsudative Miliartuberkel. : Die 

ersteren sollen besser abgegrenzt sein. | | - 
Daß Fälle vorkommen, welche klinisch symptomlos sind, rönt- 

genologisch dagegen den typischen Befund einer. miliaren Tuberkulose 


zeigen, unterliegt gar keinem Zweifel und möcħte ich insbesondere 


hier eines von mir?®) mitgeteilten Falles gedenken. Die Anzahl solcher 
Fälle, welche man in der Literatur findet, sind nicht gering, so hat 
Aßmann, Cohn2), Heineke), Lorey:%)' und Umber?) derartige 
Fälle Dan Doch ist in der Suse solcher Fälle größte 
t geboten. Nur eine genaue klinische uns wird Ver- 
wechslungen mit. den manchmal so ähnlichen Bildern der Koniose 
hintanhalten können. i | 


Zum Schlusse fügen wir bezüglich. der anatomischen Analyse 


der Röntgenbilder noch folgendes hinzu: Reine, produktive, exsu- 
dative oder indurative Tuberkulose ist selten. Gewöhnlich handelt 
es sich um Mischformen. Es laufen verschiedene Prozesse neben 
einander ab. Am häufigsten findet man noch rein die indurative 
Tuberkulose in jenen Fällen, in denen Heilung im Gang ist. 

Aus einer einzelnen Schattenbildung am Film läßt sich eine 
anatomische Diagnose nicht machen. Maßgebend ist das Gesamt- 
bild, das je nach dem Überwiegen einer bestimmten Form in einem 
Lungenabschnitt, diesem das Gepräge einer der 3 Formen gibt. Es 
gelingt praktisch demnach tatsächlich bei entsprechender Technik, 
Kenntnis und Erfahrung, den vorherrschenden Charakter einer tuber- 
kulösen Affektion zu ermiiteln. Natürlich darf das Endurteil nur 


gefällt werden durch Vergleichung des klinischen mit dem Röntgen- 


befund. Sehr wichtig für die Diagnose exsudativer Prozesse ist die 
Feststellung marginaler Infiltrate (Fleischner). Sie werden bei 
schräger, bzw. frontaler Durchleuchtung mit großer Sicherheit fest- 
gestellt. Ihre praktische Bedeutung ist deshalb groß, weil sie einen 
verhältnismäßig häufigen Befund darstellen, der bei Tuberkulose 
mit Sicherheit auf einen exsudativen (käsig-bronchopneumonischen 
oder lobär-pneumonischen) Prozeß hinweist. Die einschlägigen An- 
gaben von Fleischner werden durch die Nachuntersuchung von 
Herrnheiser bestätigt. - | | | 


B. Röntgentherapie der Lungentuberkulose. 
Ich kann mich in dieser Beziehung kurz fassen und möchte 


' auf das verweisen, was ich vor Jahren anläßlich des Tuberkulose- 


kurses in Aussig?®) über die spezifische Behandlung der Tuberkulose 
gesagt habe. Mutatis mutandis gilt für die Röntgentherapie der 


Tuberkulose das Gleiche, wie für die Tuberkulintherapie. Nur aus 


der Beachtung des einzelnen Falles, nur unter Berücksichtigung des 
Ausfalles der immunbiologischen Reaktionen wird man mit der 


'Röntgentherapie Erfolge erzielen. Aber nur dann werden dieselben 


reifen, wenn der Therapeut sich auf noch weiter zu beschreibende 
bestimmte Formen der Behandlung der Lungentuberkulose mit diesem 
Agens beschränkt. Es kann also diese Methode nur ein auf diesem 
Gebiete vollständig versierter Fachmann ohne Schaden für den 
Kranken ausführen. Schon damit wird das therapeutische Gebiet 
in Bezug auf ‘die Verwendung dieser Strahlen wesentlich eingeengt. 
Hierzu kommt, wie Bacmeister?®) und Küpferle?°) durch den Tier- 
versuch mit Bestimmtheit erwiesen haben, daß der Tuberkelbazillus 
durch die Röntgenstrahlen nicht getötet wird, d. h., um mit Bac- 
meister zu sprechen, findet eine nachweisbare Einwirkung auf den 
Tuberkelbazillus nicht statt. Was die Einwirkung der Röntgen- 
strahlen auf den tuberkulösen Prozess betrifit, so ist zunächst 
hervorzuheben, daß sie genau wie andere Strahlen, als Licht- 
strahlen auf das tuberkulöse Gewebe wirken und nur durch ihr 
tieferes Penetrationsvermögen intensivere Wirkung als andere 
Strahlen hervorrufen können. Aber in diesem Moment liegt auch 
die Gefahr ihrer Anwendung bei nicht dazu geeigneten Fällen. 
Meine eigenen Erfahrungen über die Röntgenbehandlung der Tuber- 
kulose sind gering, und stütze ich mich bei den nachfolgenden. Fr- 
örterungen vorwiegend auf die Mitteilungen von Bacmeister, aus 
denen klar erhellt, daß es nur eine. bestimmte Form der Lungen- 
tuberkulose ist, bei welcher Erfolge zu erwarten sind. Zunächst sei 
nochmals hervorgehoben, daß die Röntgenstrahlen auf die Bazillen 


28) R. Jaksch, M.KI. 1924, Jg. 20, S. 5. 
24) Cohn, Tuberk. Bibl. Nr. 2. Leipzig 1923, Barth. 
25) Heineke, Beitr. z. Klin. d. Tbc., Bd. 41. br a 
28) Lorey, Fortschr. d. Röntgenstr. 1922, Bd. 30, Kgr.-H. 1; S. 72. 
27) Umber, zitiert nach Cohn. en 
28) Jaksch siehe Ghon und Jaksch, Tuberkulose usw. Wien, 
Breslau 1922. Haim & Comp. ` BE Be | 
29) Bacmeister, Röntgenbehandlung der Lungen- und Kehlkopf- 
tuberkulose. Leipzig, 1924, Thieme. o 
3) Küpferle, zitiert nach Bacmeister. 


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suchen bei. fibrösen Formen, wobei ich aber jedenfalls empfehlen 


verweise ich auf Bacmeisters Erfahrungen. Nach diesem Autor 


Die Gefahr des Eintritts der Lungenblutung bei dieser 
: Therapie ist gering. 


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1422 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 00.12, Oktober 
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keine Einwirkung haben, dagegen wirken sie auf das Granulations- 


meisten bei dazu geeigneten Fällen die kombinierte Quarzlicht- 
gewebe, welches durch die Einwirkung dieser Strahlen in Narben- | Röntgenthorapie. PAE a. l l 
gewebe umgewandelt wird. na | Ich möchte Ihnen noch eine Reihe von geheilten Fällen vor- 
Es kann deshalb diese Methode nur .auf langsam progrediente | stellen, worunter einer zeigt, im Gegensatz zu Aschoffs Anschauungen, 
Formen Anwendung finden, in denen das Granulationsgewebe über- | daß auch typische Kavernen ausheilen können. Alle diese Fälle 
wiegt. Insbesondere ist die Verwendung des Verfahrens zu ver- | sind teils bloß bei entsprechender physikalischer Therapie (Liegekur, 
‘ Mastkur, Klima), teils in Kombination mit Lichtbehandlung, ‚aber 
olmec Verwendung von Tuberkulin geheilt. 


Wenn ich zum Schluß 
diese Fälle überhaupt hier anführe, so hat dies den Zweck, die 
Kollegen darauf aulmerksam zu machen, daß ich bei der Therapie 
der Tuberkulose das größte Gewicht lege auf eine Verwendung der 
physikalischen Heilmethoden und bei passenden Fällen Behandlung 
mit Lichtstrahlen, Sonnenlicht, Röntgen, entweder in einem Kranken-, 
hause oder in entsprechenden klimatisch gut gelegenen und ein- 
gerichteten Sanatorien, wie wir sie hier in der Tatra zur Verfügung 
- haben. Noch einen Gesichtspunkt möchte ich als Schlußpunkt 
meiner Auseinandersetzungen hier anführen. Im Sinne Hajeks 
müssen wir uns bemühen, die Tuberkulose in jenen 
Stadien schon einer Behandlung zu unterziehen, in der 
sie noch nicht Organerkrankung geworden ist. Dann 
werden die therapeutischen Erfolge, ganz gleichgültig, welche 
am | Methode wir anwenden, wesentlich besser werden. 


Abhandlungen. 


Aus der II. Medizinischen Klinik (Vorstand: Dr. F.Chvostek) 
und dem Neurologischen Institut (Vorstand: Prof.Dr.0.Marburg 
E der Universität in Wien. 


würde, andere Formen der spezifischen Behandlung (Tuberkulin, 
Sonne) nicht zu vernachlässigen. Nochmals möchte ich hervor- 
heben, daß also exsudative Formen absolut auszuschließen sind. 
Wendet man bei solchen Formen das Verfahren doch an, so tritt 
rasch eine Verschlechterung ein. Werden die Fälle entsprechend 
ausgewählt, so wird man bei den progredienten Formen, die zum 
Stillstand neigen, durch Beschleunigung der Vernarbung Erfolge | 
erzielen. Bezüglich der Methode der Verwendung dieser Strahlen 


muß vor allem darauf gesehen werden, stärkere Reaktionen zu ver- 
meiden. 


Die ambulante Therapie ausgeschlossen. 
Auch ist sie keine indifferente Methode, und wird sie, wie ich 


eingangs erwähnt, nur in der Hand eines erfahrenen Tuber- 
kulose-Arztes Erfolge erzielen. Bacmeister empfiehlt 


Der negative Ausfall der histologischen Untersuchung brachte 
somit eine Bestätigung der bereits aus klinischen Überlegungen 
gewonnenen Annahme und veranlaßte uns, jene von uns postulierten 
Regulationsstellen in höher gelegenen Abschnitten des Zentral- 
nervensystems zu suchen. Nach dem derzeitigen Stande unseres 
Wissens werden als übergeordnete vegetative Zentren die im Hypo- 
thalamus, Tuber cinereum, Infundibulum und in der Umgebung 
des dritten Ventrikels gelegenen Kernmassen aufgelaßt. Wir haben 
vorläufig in zwei Fällen von Coma diabeticum unternommen, 
diese Gebiete zu durchsuchen, und haben dabei die Überzeugung 
gewonnen, daß die in Rede stehenden Kerngebiete keine der- 
arligen Veränderungen aufwiesen, die zu dem Schlusse berechtigen 


würden, die hypothalamischen Zentren als maßgebende Regulations- 
organe für Atmung und Glykosurie zu betrachten. 


. Da also das Ergebnis der histologischen Untersuchung der 
medullären und mesenzephalen vegetativen Zentren- fast negativ 
ausgefallen war, schien es geboten, nach anatomischen Veränderungen 
in Gebieten zu suchen, die bisher in dieser Hinsicht keine Beachtung 
gefunden haben und die doch nach ihrer Lage, Ausdehnung und 
Konstanz der phylogenetischen Entwicklung Beziehungen zu primi- 
tiven Funktionen der vegetativen Sphäre vermuten ließen. Es fiel 
uns bei der Durchforschung des Hirnstammes unserer am 
diabetischen Koma verstorbenen Kranken auf, daß die 
einzigen unverkennbaren schweren Veränderungen im 
Locus coeruleus der Brückenhaube gelegen waren. 

Dieses große, beiderseits an der lateralen. Ecke des vierten 
Ventrikels gelegene Kerngebiet reicht vom Niveau des Trigeminus- 
kerns bis an das Niveau des hinteren Vierhügels, erfüllt somit ein 
an Längendimension beträchtliches Areal und ist: besonders beim 
Menschen durch den Typus seiner Zellen markant. Seiner Lage nach 
stellt es gewissermaßen eine orale Fortsetzung der Oblongatakerne dar, 
die mit vegetativen Funktionen in Beziehung stehen: im kaudalen Ab- 
schnitt desZentralnervensystem sind es die Vaguskerne, weiter oral der 
mediale Vestibulariskern, der ebenfalls vegetativen Leistungen dienen 
dürfte (A:Spitzer), noch weiter oral der Locus coeruleus. Die bisherige 
Auffassung, daß es sich bei dem Locus coeruleus um einen Trigeminus- 
' kern handle, ist des öftern in Zweifel gezogen worden und die aus dem 

Trigeminus abstammenden Fasern, die zum Locus coeruleus in 
Beziehung treten, könnten leicht als Reflexfasern aufgelaßt werden, 
die vom Trigeminus, diesem auch für die Atmung bedeutungsvollen 
Hirnnerven, zu den Ganglienzellen des Locus coeruleus ziehen. 
Es erscheint weiterhin bemerkenswert, daß beim Menschen 1m 
allen vegetativen Kernen Zellelemente aufgelunden werden, die 
durch ein dunkles, schwarzgraues Pigment im Innern der Zellen 
ausgezeichnet sind. Dies gilt für den "dorsomedialen Vagus- 
kern, der mit solchen Pigmentzellen auch in die Substantia 
reticularis hineinreicht und so auf einen diffusen Aufbauplan der 
vegetativen Zentren hindeutet; abgesehen von der Substantia nigra, 
deren Bedeutung noch nicht völlig klargestellt ist, finden wir eine 
Anhäufung pigmentführender Zellen nur noch im Locus coeruleus. 
Die pigmentierten Zellen der Spinalganglien kommen für unsere 


Zerebrale Dyspnoe.”) 


Von Dr. Leo Hess und Dr. Eugen Pollak, 
I. 


Neben der großen Zahl der kardial, pulmonal und renal be- 
dingten Atemstörungen werden an der Klinik dyspnoische Zustände 
beobachtet, deren Zurücklührung auf die genannten Organerkrankungen 
nicht möglich ist. Solche Atemstörungen sind z. B. für das 
Coma diabeticum seit Kussmaul bekannt und werden auf toxische 
Einwirkungen bezogen, ohne daß der. Angriffspunkt der hypo- 
thetischen Giftstoffe bisher näher angegeben werden konnte. Der 
Sitz dieser und ähnlicher Atemstörungen dürlte mit größter Wahr- 
scheinlichkeit in den. zentralen Regulationsstätten der Atmung zu 
suchen sein. Eine Stütze für diese Annahme bildet die heute mehr 
und mehr durchgreifende Erkenntnis, daß bei inkretorischen Er- 
krankungen auch eine zentrale Komponente von Bedeutung ist. 
Hierbei spielt nach der Meinung älterer und jüngerer Autoren sowohl 
das im verlängerten Mark gelegene vegetative Zentrum wie das 
Zwischenhirn eine wichtige Rolle. Die räumliche Nachbarschaft des 
vagalen Atemzentrums und der von Claude Bernard gefundenen 
Pigüre-Stelle könnte zunächst die Vermutung erwecken, ob nicht 
Beziehungen zwischen der diabetischen Stoffwechselstörung und den 
Anomalien der Atmung bestehen. Ein Versuch, die diabetische 
Atemstörung zu lokalisieren, hätte demnach in erster Linie in dem 
Oblongatazentrum einzusetzen, bzw. die vegetativen Zentren dieser 
Region genauer zu prüfen. Die klinische Form der großen diabetischen 
Atmung weicht aber von dem Bild jener Atemstörungen ab, die bei 
Erkrankungen des Vaguskerngebietes zur Beobachtung kommen: 
diese gehören zumeist dem Cheyne-Stokesschen und Biotschen Typus 
an, während die Atmung der komatösen Diabetiker bei vollkommen 
erhaltenem normalen Rhythmus sich durch die Vertiefung der in- 
und exspiratorischen Exkursionen charakterisiert. Diese Differenz in 
dem klinischen Bilde läßt vielleicht auch an eine Differenz in der 
Pathogenese und in der Lokalisation des anatomischen Substrates 
denken. Unsere Fälle von Diabetes mellitus haben diese Überlegung 
insofern bestätigt, als die mikroskopischen Befunde an dem vegeta- 
tiven Oblongatakern die markante Atemstörung nicht erklären 
konnten. Die Veränderungen, die sich in diesem Abschnitte des 
verlängerten Markes fanden, waren relativ geringfügig; die Zellen 
des Vaguskernes selbst sowie die von ihm ausstrahlenden Zellzüge 
waren im wesentlichen intakt und die leichten Veränderungen, die 
sich hier ebenso wie an anderen Stellen des Gehirns nachweisen 


ließen, werden kaum anders denn als ein Ausdruck der allgemeinen 
Intoxikation zu deuten sein. 


*) Herrn Professor Dr. F. Chvostek zu seinem 60. Geburtstag 
ehrfurchtsvoll gewidmet. 


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-12 Oktober. 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.4. 0 O00 MB 


 anämischenu Dyspnoe in der gleichen Region des - Zentralnerven- 
systems zu suchen. De Se a en Sn u, 
Die diesbezüglichen ‘Untersuchungen erstreckten sich vorläufig 
auf. 3 Fälle. Diese gehören sämtlich nach klinischen und aufoptischen . 
Kriterien. zur echten Perniziosa. Die Atemstörungen wurden längere -- 
Zeit hindurch festgestellt. Die histologische. Untersuchung dieser 
Gehirne mußte von vornherein. damit rechnen, daß mehr minder ` 
ausgesprochene sekundäre. Veränderungen im.. Bereiche des Zentral- 
nervensystems vorkommen dürften.. Was aber das Bereich unserer 
Untersuehungen anlangt, :so liegen in der’ Literatur keinerlei An- ` 
gaben vor. ` | | a“ a E A 
©” -Anaemia perniciosa. Von dieser Erkrankungsform gelangten ` 

vorerst 3 Fälle zur Untersuchung: Auch hier ist die Subst. ferrug. | 
in allen 3 Fällen am schwersten betroffen. Meist findet > 
sich eine intensive Alteration-der pigmentierten Zellen 
des Loc. coerul., die vielfach zu schweren. Zellausfällen‘ 
führt, so daß man statt des zusammenhängenden Zell- 
bandes nur eine Menge von Zellhaufen erkennen kann, 
die durch ‚Brücken zellireien Gewebes getrennt sind,. ` 
in welchen Zonen dann statt der Zellen nur Häufchen 
von zusammengeballtem dunklem Pigment oder Gliazellen 
liegen, die sich mit solchem Pigmentrest angefülltihaben ` 
und den Transport zu den Gefäßen durchführen, in deren 
Nähe dann diese Körnchen deponiert werden. Man sieht 
daher vielfach in der nächsten Umgebung der Gefäße, 
bzw. in den Gefäßscheiden selbst oder auch schon im 
Lumen der Gefäße die dunklen Pigmentkörnchen liegen. 
Sonst fällt auch das Ödem dieser. Gegend auf, das in den ver- ` 
schiedenen Fällen verschieden starke Intensitätsgrade aufweist. Von 

den übrigen Teilen .des Zentralnervensystems sieht man z.B. in 
einem Falle beträchtliche Ausfälle an Zellen auch im 'vegetativen _ 
. Vaguskern, man sieht auch Zellschwellungen im Bereiche der ` 
’retikulierten Substanz und auch mehr oder minder ausgesprochene. - 
Zelldegenerationsbilder in diesen Gegenden. Sonst findet man z. B. 

im Nucl. caudat. oder Putamen erkrankte große Ganglienzellen und. . 
auch. im Pallidum vereinzelte erkrankte Nervenzellen. 


| i 2 5,0: Ä 
Schon in früheren Stadien der Atherosklerose, wo die klinische . 
Beobachtung noch keinerlei Anzeichen, sei es kardialer oder renaler 
Affektionen aufdeckt, kommt es nicht selten zu paroxysmaler Dyspnoe, 
ohne daß äußere Gründe hierfür angegeben werden könnten, manch- 
mal im Anschluß an seelische Erregung. Am häufigsten zur Nacht- 
zeit werden diese Kranken plötzlich von Atemnot heimgesucht, die 
minutenlang anhält und manchmal plötzlich, manchmal ganz all- 
mählich der normalen Respiration wieder Platz macht. Soweit bei 
dem schweren Krankheitszustande eine Untersuchung des Herzens. 
möglich ist, fehlen Anzeichen akuter Herzschwäche.. Rhythmus, 
Frequenz, Spannung des Pulses zeigen keine wesentliche Abweichung. 
gegenüber der Norm. Gesicht und Lippen der Kranken sind blaß, 
über den angestrengt atmenden Lungen läßt sich außer dem Tief- 
stand ' des Zwerchfells und spärlichem Rasseln und Pfeifen nichts 
nachweisen. Das paroxysmale Auftreten der Anfälle, die Bevorzugung 
der Schlafenszeit, der gelegentlich nachweisbare Zusammenhang mit ' 
nervöser Erregung und endlich das refraktäre Verhalten gegen Herz- 
mittel aller. Art lassen auch für diese Anfälle den nervösen. Ursprung 
erwarten. Der Sitz und das Wesen dieser eigenartigen Dyspnoe,. . 
die oftmals mit Asthma cardiale verwechselt wird, ist bis heute un- 
bekannt. .Das Auftreten der dyspnoischen Anfälle : besonders im. he 
- Schlafe, wò ein Überwiegen des vegetativen Systems auch aus „bob 
anderen Überlegungen wahrscheinlich: ist, läßt vermuten, ‘daß die ` Zu; 


Ausführungen nicht in Betracht. - Vielleicht deutet diese morpho-' 
logische Tatsache auf eine funktionelle Verwandtschaft. In ähnlicher. 
Weise hat ja auch Spatz in dem Eisenpigmentgehalt. der sub- 
kortikalen Ganglien einen Hinweis auf ihre funktionelle Zusammen- 
gehörigkeit erblickt. Ob es sich daher in der Analogie um ähnliche 
‘ Verhältnisse. handelt, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. 
Interessant ist jedenfalls, daß auch beim Locus coeruleus (Subst. 
ferruginea) nicht eine scharf abgegrenzte. Ganglienzellmasse vorliegt, 
sondern daß ähnlich wie beim Nucl. pigmentosus vagi in der Med. 
 oblöngata und auch in etwas geringerem Grade auch bei der Subst. 
nigra Zellstreifen in recht weit entfernte Teile des Haubenabschnittes 
x hineinreichen. Auch letzterer Umstand spricht dafür, daß hier 
. in diesem Kerngebiete des Loc. coer. nicht nur ein trigeminaler: 
 Kernabschnitt zu vermuten ist, sondern daß dieses Nervensystem 


- 


0... „anderen Funktionen obliegt. — > Zu 
mr . Fassen wir zunächst unsere histologischen Befunde bei Coma, 
 diabeticum zusammen, so ergibt sich folgendes Resultat: = 
‚Diabetes:: Die abgeschlossenen Untersuchungen betreffen vor- 

erst 2 Fälle: Zur histologischen Untersuchung gelangte das gesamte 

-  Hirnstammmaterial, sowie Teile des Kleinhirns und der Rinde. Im 

- - -ersten Fall fand sich eine namhafte Hyperämie, -besonders in der 
-. Medulla oblongata. Hingegen erweisen sich die dort befindlichen : 

- motorischen Kerne und auch die Substantia reticularis relativ intakt, 
‚ Erstere sind fast unverändert, letztere zeigt zwar Vöränderungen. 
‘ bezüglich der Ganglienzellen, doch sind diese pathologischen Bilder 
- keineswegs bedeutend. In der Brückenhaube fällt ‚die Schwellung 

der Zellen des. Deitersschen Kernes auf. Die schwersten Ver- 

. änderungen aber finden sichin der Substantia ferruginea. 

Hier sieht man den größten Teil der pigmentierten Zellen 
zerstört, die noch vorhandenen sind sehr schwer ver- 
ändert. Es zeigt sich eine allgemeine Auflösung des 
Pigments; die Zellen, die stark geschwollen sind, ent- 
halten nur mehr wenige Pigmentkörnchen und es liegt, 
‚im Gewebe viel Pigment frei herum, bzw. sieht man zahl- 
reiche Gliazellen mit Körnchen beladen in der Umgebung 
der erkrankten Zellen. Ferner zeigen sich mehrfach im 
Areal der Subst. ferrug. Blutungen. Außerdem kann man 
an einigen Schnitten dieser Serie sehen, daß in den Gefäß- 
Scheiden einesgrößerenGefäßeseinleichtesperivaskuläres 
Infiltrat vorhanden ist. Von den weiter oral gelegene Partien 
erweist sich -der Thalamus opticus wie die Kernregion um den 
I dritten. Ventrikel so ziemlich intakt, der. Globus pallidus zeigt 
' meist unveränderte Zellen, hingegen einen sicherlich vermehrten 
Eisengehalt. Die Zellen des Kerns der Linsenkernschlinge hingegen 

sind schwerer erkrankt. De | 

, ` Im -zweiten ‘Falle ist die Thalamusgegend gleichsfalls intakt, - 

im Bereiche der inneren Kapsel zeigen sich zahlreiche Gliakerne, 

die ‚vielfach perivaskulär. ‚herdförmig zu Gliarosetten angeordnet 

‚ Sind. Auffallend auch hier die schwerste Erkrankung 

der Subst. ferrug. Die pigmentierten Zellen sind vielfach 

zerstört oder zumindest schwer erkrankt. Ähnliche Bilder wie 

im Fall 1. Außerdem sieht man auch degenerative Erkrankungen der | 

Glia; Dysplastische Zellen oder Zeichen einer produktiven Hyperplasie. 

Die von der Subst. ferrug. gegen das Kleinhirn, sowie gegen die Subst: 
= -~ Tetic, ausstrahlenden Pigmentzellen zeigen sämtlich schwere Zeichen 
p o der, Erkrankung. Die kaudalen Anteile: erweisen sich intakt, 
ı . 7 Namentlich zeigt der dorsale Vaguskern keine besonders auffälligen 
| Veränderungen. ` | 2 h 


t 


| 7. Jm Verlaufe der essentiellen Biermerschen Anämie und zwar 
Din auch in Stadien, wo manifeste Anzeichen kardialer Schwäche noch 


uch in S | in Rede ‚stehenden Attacken von Atemnot mit einer veränderten 
nicht vorliegen, werden dyspnoische Zustände beobachtet, die durch Ausprechbarkeit der Atemzentren in Zusammenhang stehen. 


po | Te Intensität, ihr Auftreten ohne’ bekannte Ursachen (wie körper- |: . Wir führen aus unseren diesbezüglichen Beobachtungen das 
i m e Anstrengung usw.) sowie durch ihre Unbeeinflußbarkeit durch folgende Beispiel .an: | | 
EEE : e üblichen therapeutischen Maßnahmen ausgezeichnet sind. , Hof- Sch. A., 70 Jahre. alt, Maurer, erkrankt vor einem halben Jahr 
i S og he dur Annahme, daß die arterielle Drucksenkung maßgebend für zum erstenmal an Atemnot, Als er eines Tages eine kurze Wegstrecke 
| | r Auftreten sei, scheint uns nicht sichergestelli. Vielleicht weist | von der elektrischen Straßenbahn bis zu seiner Arbeitsstätte zurück- 


die periodische Natur der dyspnoischen Attacken auf einen nervösen | legen mußte, wurde er plötzlich von so schwerer Atemnot befallen, . 
daß er gezwungen war, sich niederzusetzen und .auszuruhen, ein Vor- | 


Ursprung hin. Das Bild der angestrengten, vertieften, oft geräusch- 
= Ne Respiration zeigt überraschende Ähnlichkeit mit = großen een nn an an so en) ae als r runs | 
un Di : : Tlrımion : rbeit verrichten konnte, Ohne je kurzatmig. zu werden. An diesem lid 
; ng dor Diabetiker wie der Urämischen und der Dyspnoe, die Tage ging es auch mit der Arbeit nicht ae recht weiter, da sich wa 
‘bereits nach wenigen Hammerschlägen quälende Atemnot einstellte, 
In der Folgezeit nahm die Kurzatmigkeit mehr und mehr zu,. bis der 
Kranke fast völlig arbeitsunfähig wurde. Was ihn in den letzten 
Wochen am meisten belästigte, waren nächtliche Atemnotanfälle, die 
‚ihn aus dem Schlafe weckten, so daß er sich im Bette aufrichten und 


| an Coma hepaticum beobachtet wird. Ob das gemeinsame Binde- 
a A ‚aller dieser Formen von Dyspnoe in der Säuerung zu suchen 
EN nn schwer zu entscheiden. Für uns waren die anatomischen 
r! |. poude im Gebiete des Locus coeruleus, die wir beim diabetischen 
| Ä oma nachgewiesen haben, Veranlassung, nach einem Substrat der 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. | 12. Oktober 
paa A amaaa a a e aa EEE 
mit beiden Händen an den Bettkanten anhalten a Diese Anfälle [| 


von Kurzatmigkeit dauerten Minuten bis zu einer halben Stunde. 
Während der Anfälle und nach Ablauf derselben kein Auswurf, wie 
Pat. überhaupt wenig hustet und so gut wie nichts auswirft, Be- 
klemmungsgefühl, Angst oder Gefühl von Vernichtung besteht während 
der Anfälle nicht. Äußere auslösende Momente weiß der Kranke nicht 
anzugeben, an Temperatureinflüsse, Indigestionen oder körperliche An- 
strengung sind sie anscheinend nicht gebunden. Kein Schweißausbruch 
im Anfall. Pat. ist starker Raucher und Trinker, hat seines Wissens 
keinerlei venerische Affektionen durchgemacht. Die Wa.R. im Blute 
BY, der Befund am Augenhintergrund negativ, im Harn vorüber- 

ehend Spuren von Eiweiß, im Sediment vereinzelte Leukozyten, Epi- 
thelzellen, hier und da ein hyaliner und feingranulierter Zylinder. Der 
Blutdruck nie erhöht, schwankt zwischen 80 und 110, die Herztätigkeit 


rhythmisch, von normaler Frequenz, zuweilen besteht Bradykardie 
(56 Pulse). Die radiologische Untersuchung ergi 


gibt in Übereinstimmung 
mit dem klinischen Befunde Erweiterung und Elongation der Aorta, 
beträchtliche Vergrößerung beider Herzkammern, namentlich der linken, 
Aufhebung der Zwerchfellbeweglichkeit rechts, über den unteren Ab- 


schnitten der rechten Lunge zum Teil diffuse, zum Teil streifeniörmige 
Verdunklungsherde. Geringes pe 


ee Ödem. Der Leberrand kna 
unter dem Rippenbogen gegen 


p 
ruck empfindlich. Aus dem Ob- 
duktionsbefunde heben wir hervor: Hochgradige exzentrische Hyper- 


trophie beider Herzventrikel, insbesondere des linken. Globulöse Vege- 
tationen in der Herzspitze neben zahlreichen schwieligen Verdichtungen 
des Endokards nach organisierten globulösen Vegetationen. Abgelaufene 
Endokarditis der Aortenklappen ‚mit geringer Insuffizienz und Stenose 
des linken arteriellen Ostiums, Residuen abgelaufener Endokarditis der 
Mitralis. Die Koronarostien frei, keine Koronarsklerose, Frische hämor- 
rhagische Infarkte des rechten Ober- und Unterlappens. Hochgradige 
allgemeine Atrophie des Gehirns, insbesondere des Stirnhirns, mit 
chronischem Hydrocephalus externus und internus. Die Gefäße der 
Hirnbasis zart, jedoch stark geschlängelt. Das Ependym der Ventrikel 
verdickt und granuliert. Die Hirnsubstanz fühlt sich ganz gleichmäßig 
fest an. Zahlreiche bis erbsengröße Plexuszysten. 

Histologischer Befund des Zentralnervensystems: Der vegetative 
Oblongatakern ist nur geringgradig affiziert. Einzelne Zellen sind 
Be en andere wieder sind degeneriert. Hingegen ist die 

ubst. ferrug. sehr intensiverkrankt. Aneinzelnen Schnitten 


ist zwar die Zellzahl nicht wesentlich reduziert, doch ist 
der ei 


mentgehalt der einzelnen Zellen stark vermindert. 
Außerdem sieht man in der Umgebung der Zellen vielfreies 
Pigment. Die Zellen selbst sind zum Teil degeneriert, 
geschwollen oder zeigen starken Verlust der Tigroidzeich- 
nung. Die Gefäße in der Umgebung der Zellen zeigen in 
den Lymphräumen und perivaskulär größere Anreicherung 
von Pigmentkörnern. Sonst zeigt sich eine mäßiggradige 
fettige Degeneration der Zellen in der Substantia reti- 
cularis pontis. In oralen Teilen des Zentralnervensystems fällt eine 
starke degenerative Schwellung der Zellen des Nucl. ansae pedunc. auf. 
Der Globus pallidus ist relativ intakt, vereinzelte degenerierte Zellen, 
jedoch kein stärkerer Zellausfall. Im Putamen sieht man eine mäßig- 
adige Affektion der großen Zellen. Sonst ist nur eine deutlicher 
etonte Degeneration von Zellen im Bereiche des Nucl. paraventricularis 
hervorzuheben, sonst erscheint diese Kernregion im wesentlichen normal, 
In einem zweiten Fall dieser klinischen Gruppe fanden sich so 
ziemlichidentische Veränderungen. Auch hier war die Subst. 
ferrug. am stärksten betroffen. Hier bestehen schwerste 
Zellerkrankungen, diffuser Zelluntergang. Man sieht viel 


treies Pigment im Gewebe. Es kommt zur Bildung förm- 
licher Pigmentdrüsen. 


In die gleiche Gruppe von Atemstörungen dieses Typus fiel 
ein Fall unserer Beobachtung, der ohne Zweifel als zentral bedingt 


anzusehen war und daher hier zur Bestätigung unserer Annahmen 
mitgeteilt werden soll. 


S. L., 60 Jahre alt, war am 18. Mai 1924 an epileptiformen An- 
fällen erkrankt. Nachher verstört, schwer besinnlich, unsicher in seinen 


l er usw. Vor mehreren Jahren antiluetische Behandlung. 


Einlieferung in die Psychiatrische Klinik. In der Klinik ist der 
Pat. orientiert, zeigt aber Gedächtnisfehler,’ rechnet schlecht, Gibt An- 
fälle mit starken Kopfschmerzen an. Lues vor 30 Jahren. 
Pupillenstörungen, fehlende Bauchdeckenreflexe, Patellarsehnen- 
reflexe links fehlend, Achillessehnenreflexe beiderseits fehlend. Sonstiger 
Befund ohne Belang, 


2 Tage später Anfall von Bewußtlosigkeit. Am nächsten Tage 


ist Pat. etwas somnolent. Meningeale Reizerscheinungen, Kernig +, 
Inkontinenz. Temperatursteigerung: 38,50. 


4 Tage später Deviation des Kopfes nach rechts, Meningismus +, 
schlaffe Lähmung der linken Körperseite, Babinski links +, schwere 
Benommenheit, spricht nicht, gibt auch keinen Laut bei Schmerzreizen 
von sich. Puls 96—100, Temp. 37,8%, Atmung oberflächlich. Retentio 
urinae. Liquor braunrot, hämolytisch, 

2 Tage später schwerer komatöser Zustand, große Atmung, Exitus. 

Die Obduktion ergab: Erbsengroßes Aneurysma an der Art. basi- 
laris unmittelbar an der Teilungsstell 


e in die Art. cerebr. sup. u. post., 
durch einen harten grau-rötlichen Thrombuspfropf verschlossen. Frisches 


und älteres Hämatom im Subarachnoidealraum, namentlich in der Cisterna 
chiasmatis und über dem Pons, an letzterer Stelle ein Durchbruch in 
den Subarachnoidealraum, innerhalb dessen sich blutiger Inhalt auch 


im Bereiche des Rückenmarkskanales findet. 

Der Fall, der terminal die schwere Form der großen 
Atmung zeigte, hat nach der Lokalisation geradeinjener 
Gegend des Zentralnervensystems eine vaskuläre Er- 
nährungsstörung, wo wir bei unseren Untersuchungen die 
Gegend des mesenzephalen Atemzentrums annehmen. Die 
histologische Untersuchung hatte folgendes Ergebnis: 

Im Bereiche der Subst. ferrug. finden sich deutliche 
Zeichen von Degeneration. Die Ganglienzellen sind z. T. ge- 
schwollen, z. T. bieten sie die Zeichen schwerer Erkrankung. 


Das Pigment ist in einem beträchtlichen Teil der Zellen 
8 


elichtet und man sieht auch freies Pigment in der Nähe 
solcher Zellen. Außerdem kann man im 


erfolg der Serien-. 
schnitte im Querschnitt des Brückenareals, Fuß und Haube 
mehr oder minder ausgedehnte Erweichungsherde fest- 
stellen, deren einer sh in die Subst. ferrug. hineinreicht. 
Auftallend starkes Ödem dieser Gegend und Zunahme der zelligen 
Elemente seitens der Glia und der Gefäßelemente.. Schwere entzünd- 
liche Veränderungen in’ der nächsten Umgebung des Aneurysmas. 
Blutungen und endarteriitische Gefäßerkrankungen im Zentralnerven- 
system. | 


Dieser Befund brachte also eine vollkommene Bestätigung 
unserer Annahme und damit eine positive Beiundbestätigung in 


einem Falle, den wir sicherlich als rein zerebrale Atemstörung auf- 
fassen müssen. 


IV. 


Zu den Spätiolgen der Encephalitis epidemica gehören, gleich-, 
gültig ob parkinsonähnliche oder andersartigeSymptome vorherrschen, 


dyspnoische Zustände von paroxysmalem Charakter. Wir beob- 


achten in solchen Fällen Attacken von rhyihmischer Tachypnoe, 
die plötzlich einsetzen und wieder verschwinden, oft an Aufregungen 
gebunden sind, oft auch scheinbar ohne äußere Veranlassung auf- 
treten. Auf ihr Vorkommen, das auch als isoliertes Symptom beob- 
achtet werden kann, haben bereits zahlreiche Autoren verwiesen, 
ohne daß aber bisher ein Versuch einer Lokalisation unternommen 
worden wäre. Klarteld fiel es auf, daß nach abgelaufener Enze- 
phalitis im Bereiche der Subst. ferrug. schwere Veränderungen vor- 
kommen, eine Deutung dieser Befunde hat Klarfeld nicht versucht, 
Es ist von Interesse, daß die von Klarfeld festgestellten ` 
Veränderungen sich im wesentlichen mit den Befunden 
decken, die wir in den früheren Abschnitten skizziert 
haben, die wir übrigens auf Grund eigener Unter- 
suchungen auch bei der Enzephalitis bestätigen können. 
Die Lokalisation des enzephalitischen Prozesses im Mittelhim und 
im Gebiete des Höhlengraus lassen daran denken, daß es sich bei 
diesem Leiden vielleicht um eine Art systematischer Affektion 
handele, die funktionell verwandte Zentren mit verwandter Alfinität 
gegen toxische Einflüsse gleichsinnig befällt. 

Auf die allgemein bekannten Veränderungen, die bei der 
Encephalitis epidemica chronica beschrieben worden sind, brauchen 
wir an dieser Stelle nicht einzugehen. Es erübrigt nur, jene 
pathologischen Kriterien zu besprechen, die im Rahmen unserer 
Ausführungen eine Bedeutung haben. In erster Linie sind es die 
Veränderungen der Subst. ferrug. Auch hier zeigen sich, wenn- 
gleich in etwas geringerem Grade als in den vorher beschriebenen 
Fällen, auffallende Erkrankungsphänomene an dieser Stelle. Auch 
hier ist ein beträchtlicher Teil der Zellen erkrankt. Man sieht 
auch da eine degenerative Auflösung zahlreicher Zellen und man 
findet in der Umgebung der Zellen reichlich freies Pigment herum- 
liegen. Auch die Gefäße, die selbst gar keine Zeichen eines entzünd- 
lichen Prozesses tragen, sind in den Gefäßscheiden mit dunklen 


Pigmentkörnchen erfüllt und auch in der Umgebung der Gefäße liegen 
die Körnchen in großen Mengen herum. 


Zur . Überprüfung der früher mitgeteilten Befunde wurden 
selbstverständlich auch Kontrolluntersuchungen vorgenommen. Ab- 
gesehen von den normalen Kontrollpräparaten wurden auch andere 
dyspnoische Zustände in den Bereich der Untersuchung gezogen. 
Wir erhoben zu diesem Behufe genaue histologische Zentral- 
nervensystembefunde in Fällen von kardialer Dyspnoe. In 
den beiden von uns untersuchten Fällen waren die Befunde 
folgende: Während in einem der beiden Fälle die Untersuchung 
des Nervensystems vollkommen negativ war, namentlich im Be- 
reiche des Locus coeruleus nicht die geringsten pathologischen 
Veränderungen erweislich waren, zeigte sich in dem anderen Falle 
eine mäßiggradige Affektion der Subst. ferrug., die zwar quantitativ 


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| weit hinter den vorhin beschriebenen Fällen: zurückblieb, ‚aber. | 


immerhin erkennbar war. Es wäre immerhin auch die Frage auf- 
zuwerfen, inwieweit. die ‚organischen Veränderungen der Lunge bzw. 


die schweren Kreislaufstörungen retrograde oder sekundäre Ver- 
‘änderungen in den Rhythmus- und Regulationszentren der Atmung . 


seizen. Jedenfalls zeigt aber der vollkommen negative Fall’ und 
- die relative Geringfügigkeit der Erkrankung im zweiten Falle, daß 


dieses Moment gewiß ‘keine große. Bedeutung besitzt und er- 
härtet die Annahme, .daß in den früher- beschriebenen ` patho- 


logischen Bildern der Ausdruck einer primären Schädigung zu 
- sehen. ist.. a ae Sr u 


. uns vorbehalten, gestatten die folgenden Schlüsse: 


Unsere Beobachtungen, die ausführlich zu beschreiben wir: 


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| ‚Eine Anzahldyspnoischer Zustände, deren neurogene 
Natur auch aus klinischen Tatsachen zu vermuten ist, 


geht mit anatomischen Veränderungen im Gebiete des. 


Locus coeruleus einher. Dieser konstante anatomische Be--. 


‚fund ermöglicht. eine vereinheitlichende Auffassung bisher 


scheinbar völlig differenter Prozesse. Neben den bisherbe-. 
kannten die Atmung regulierenden Zentren gebührt auch 
dem Locus coeruleus, dessen Funktion bisher ungeklärt 
war, die Stellung eines respiratorischen Zentrums., - - 


` Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


> Aus. der. I- Universitäts-Hals-, Nasen- und Ohrenklinik in der Charité 


zu Berlin (Direktor: Geheimrat Prof. Dr. A. Passow). 
-Beitrag zur Frage über den Sitz des exzessiven 
besonders des arteriellen spontanen Nasenblutens. 
ee 8. Von Dr. W. Anthon. l | | I 
| Beim Nasenbluten sind für den exakten Therapeuten 4 Fragen 


untrennbar miteinander verknüpft. Erstens, aus welcher Stelle der 
Nase blutet es, zweitens,. welches ist die lokale Ursache für das 


+ Nasenbluten, drittens, welches ist in dem jeweiligen Falle das beste 


Mittel zur ‚Blutstillung und viertens, kommt eine Organ- oder Kon- 
stitutions-Erkrankung ätiologisch für. das Nasenbluten in Betracht? 
-Beim gewöhnlichen und nicht .übermäßigen Nasenbluten wickelt 


sich das therapeutische Vorgehen zumeist in der Reihenfolge der. 
 aulgestellten Fragen ab. Besonders dann, wenn es sich um |: 


' habituelles -Nasenbluten handelt und der Kranke den Arzt zwischen 
zwei „Attacken“ aufsucht. . SE | 
Anders verhält es sich beim exzessiven, häufig arteriellen Nasen- 


bluten. Obwohl’ gerade hier im Interesse einer exakten Blutstillung 


profuser_Nasenblutung, die dı “ch. Arrosion. eines Astes der A. nasalis 
posterior bei Siebbeinkaries zustande kam.» `, 0 0000 0 0 0 0 

Da die Quelle einer Blutung im hbintern: Abschnitt der Nase . 
naturgemäß immer. schlechter zugänglich ist als im _vordern, so 


‘ dauern Blutungen, die dort ihren Sitz haben, gewöhnlich länger an. | 


Auch aus: diesem Grunde können sie schwerer erscheinen als solche 
aus.dem vordern Abschnitt der Nase. Wir erinnern uns einer sehr. 
erheblichen. Spontanblutung aus einer Arterie vom Nasenboden nahe 


: dem’ Naseneingang und stützen dämit eine Angabe von Onodiund. 
Rosenberg (5), daß heftige‘ Spontanblutungen nicht allzu selten 
‚einem Gefäß entspringen, , das den vordern Teil des Nasenbodens 
durchquert. ` S Bu 


=. Daß es manchmal überaus schwierig; ja unmöglich ist, die ' 


"Quelle. einer 'exzessiven Näsenblutung aufzufinden, wird überein- 


stimmend in den großen Spezialwerken hervorgehoben. Die unauf- 


‚hörliche Überschwemmung des Terrains mit ‘Blut ist das Hindernis, . 
‚aber auch Verbiegungen der Nasenscheidewand oder andere Ursachen . 


können es darstellen.. Sogar beim erheblichen Nachlassen der 
Blutung kann es schwer sein, das blutende Gefäß aufzufinden. 
Rhinoskopie und Tupferanwendung allein ‚genügen dafür auch dem . 


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Geübten nicht immer. Die Zuhilfenahme der Endoskopie kann 
‚dann manchmal Gutes leisten. a L 
So gelang es einem Kollegen unserer Klinik (Dr: Strul) in der 


‚die Forderung voranzustellen wäre, zunächst den Sitz der Blutung 
aufzusuchen, ist dies in praxi nicht immer möglich, Beim exzessiven 
Nasenbluten ergießt sich das Blut förmlich in Strömen. Gewöhnlich 


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ist es der am nächsten wohnende Allgemeinpraktiker oder der Arzt ` 


der Rettungswache oder einer ähnlichen Einrichtung, der vom 
Kranken gerufen. oder zu dem er gebracht. wird. Es’ gilt schnelles 
Handeln, manchmal unter ungünstigen örtlichen Verhältnissen. 


Daher wird. sofort zu dem souveränen Blutstillungsmittel, dem der 


Tamponade gegriffen, ganz gleich, ob’ die Quelle der Blutung sicht- 
= bar war oder nicht. . Je nach Lage des Falles oder nach der Er- 
fahrung des Arztes wird sie als partielle oder totale, oder als 


vordere oder hintere Tamponade ausgeführt. Unter der ‚Voraus- 
setzung, daß sie kunstgerecht vorgenommen ist und Hämophilie .| 


‚Dicht, vorliegt, führt sie schnell und sicher zum Ziele. Die kunst- 


gerechte Tamponade seizt indessen Übung und die Bereitschaft. 


‚eines zwar kleinen,- aber geeigneten Instrumentariums- voraus und 


. wird darum in manchem Falle versagen: Wir haben in: den letzten 


4 Monaten Gelegenheit gehabt, foudroyantes Nasenbluten bei 


‚2 Nephritikern nachzubehandeln, in denen die Tamponade die Blu- 


‚ fung nicht zu stillen vermochte. Der ungewöhnliche Sitz der 


lutung, in beiden Fällen ist aber wohl der Hauptgrund, warum. 


„Se "versagte. Er gibt uns Anlaß, die ‚Frage über den Sitz des 
exzessiven Nasenblutens überhaupt anzuschneiden. o 
. . , Unsėre'. Erfahrungen stimmen mit denjenigen, die in .der 
. Literatur niedergelegt sind, darin überein, daß das vordere untere 


Drittel der - septalen Schleimhaut zwar als Hauptsitz für das ge- ` 
“wöhnliche, üngefährliche Näsenbluten anzusehen ist, nicht aber für. 


das sehr profuse. Die. stärksten Blutungen an jener Stelle, dem 


ocus Kieselbachii, sind gewöhnlich venöser Art, seltener ent-. 


namen sie ‘einem kleinen arteriellen Gefäßchen, das hier, vom 
‚ Nasenboden herkommend, nach oben verläuft. (A. nasopalatina). 


die 1 Schrötter (1) macht in erster Linie diese kleine Arterie für 


Rs Epistaxis, die durch Arteriosklerose bedingt ist, verantwortlich. 
Scat (2) betont, daß die ernsten Blutungen der Arterioskerötiker 


meist den: tiefen Ästen oder dem Stamme der Arteria spheno-palatina 


„uispringen. Aus mündlichen Mitteilungen von Prof. Zange ist hervor- 
Ai P daß exzessive Blutungen besonders aus dem Stamme jener 
g Pa ar nicht so selten sind. Katz (3) beobachtete mehrere Male 
were Blutungen aus einem deutlich sichtbaren pulsierenden Gefäßchen 


.. Vom hinteren Drittel-der unteren Muschel, nahe ihrem unteren Rande. 


| = fügt seiner Mitteilung hinzu, daß es sich dabei offenbar um eine 
‚ziemlich, konstante Abzweigung von der A. nasalis posterior aus der 
‚Sp henopalatina handle. Grünwald (4) erwähnt 2 Fülle von äußerst 


4 


ganz sistiert. 


. Jüngsten Zeit, mit ihrer Hilfe -den Sitz einer sich immer wiederholenden 
' stärkeren Blutung nachzuweisen, nachdem das übliche Verfahren dazu 


nicht ausgereicht hatte. . In diesem Falle bestand die Quelle der Blutung 


in reich vaskularisierten, leicht blutenden kleinen Schleimpolypen, wie `` 


sich bei der Kieferhöhlenoperation (Pröf. Güttich) herausstellte. Sie 


‚ befand sich an der lateralen Wand im mittleren Nasengang nahe dem 


hinteren Ende der. mittleren Muschel. Der Hauptnachteil der endo- 


sköpischen Methode ist, daß sie sich nur mit Aussicht auf Erfolg an- 


wenden. läßt,‘ wenn die Blutung bereits minimal geworden ist oder 

Wir wollen uns nun unseren eigenen Fällen von. sehr pro- 
fusem Nasenbluten aus den letzten Monaten zuwenden, bei denen. 
es ein kleiner instrumenteller Eingriff ermöglichte, den vorher un- 


‚aulfindbaren Sitz der Blutung bloßzulegen und. durch Verätzung der 
'spritzenden Stelle mittelst der aufgedrückten Chromsäureperle die: 
Blutung fast augenblicklich zum Stillstand zu. bringen. Der Eingriff . 
. kommt freilich nur in Betracht, wenn .die Quelle der Blutung in ` 
| einem bestimmten Abschnitt der Nasenhöhle, nämlich innerhalb, des 
unteren Nasenganges, vermutet werden muß. Er ist dem Rhino- 


logen durchaus geläufig. Er ist aber gerade in Verbindung mit der 
Aufsuchung des versteckten ‘Sitzes heftigsten Nasenblutens’ an- 


. scheinend weiteren Kreisen unbekannt. ‘Jedenfalls wird die Methode 
in obigem Zusammenhang u..W. weder in den Lehr- und Hand- 


büchern noch sonst in. der Literatur. erwähnt. 
suchüng soll daher hier beschrieben werden: | 

Die ‚blutende Nasenhöhle wird unter Benutzung kleiner Stücke 
steriler Gaze, die. mit wenigen Tropfen. einer 20°%/,igen Kokainlösung: 


Der Gang der Unter- ' 


` benetzt und mit Adrenalinlösung 1: 1000 (oder eines andern Neben- 
nierenpräparates) getränkt werden, ` systematisch, etwa, wie es’ 
Onodi und Rosenberg. (5) klar und eingehend schildern, abgesucht. ' 


Stellt es sich dabei heraus, daß die Quelle der Blutung sich nur 


- unterhalb der unteren Muschel befinden. kann, so wird diese mit. 


Hilfe des mittleren Killianschen Nasenspekulums (eventuell des 
längeren) durch vorsichtiges Drehen des Spekulums um 90° und . 
anschließendes allmähliches Spreizen so weit nach oben gedrückt, 
daß eine ‚deutliche Infrakturierung der knöchernen Muschel entlang 


‚der Umbiegungsstelle eingetreten und ein gutes Überschauen des 


unteren Nasenganges. und der begrenzenden Wände möglich ist. 
Die untere Muschel federt beim Herausnehmen des Spekulums nur 
wenig zurück. Der Eingriff ist demnach der’ gleiche, wie er zur 


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1496 


Freilegung der lateralen Nasenwand zum Zwecke der endonasalen 


 Erölfnung der Kieferhöhle (Operation nach Mikulicz, Stur- 


mann usw.) gebräuchlich ist. Bei Blutung aus dem mittleren 


Nasengang wird niemand zögern, die Abspreizung der mittleren 


Muschel vorzunehmen, falls sie notwendig wird. 


Daß beim Hochklappen der unteren oder beim Abspreizen der . 


mittleren Muschel Schleimhautverletzungen eintreten, steht außer 


Zweifel. Bei vorsichligem Vorgehen werden sie so unerheblich und ` 


gleichgültig sein, daß sie nicht im mindesten stören. Bei Hämo- 
philie und hämorrhagischer Diathese liegen die Dinge natürlich 
anders. | | 


Die systematische Absuchung der Nasenhöhle erfordert nach 


den Worten von Onodi und Rosenberg (5) ein ruhiges, kaltblütiges 


und geduldiges Vorgehen. Das Auffinden der eigentlichen Quelle 
der Blutung kann dadurch erschwert, sein, daß durch die meist 
vorausgegangene energische, manchmal nicht ganz sachgemäße Tam- 
ponade die Schleimhaut erheblicher lädiert wurde. Bei der Ent- 


‚fernung der Tamponade können auch die beschädigten Schleimhaut- 


stellen zu bluten beginnen und das Auffinden der Haupiquelle noch 
weiter erschweren. Beim foudroyanten Nasenbluten — und nur da- 
von ist hier die Rede — wird der Geübte bei der systematischen 


Absuchung jene Nebenquellen bald als artefiziell und nebensächlich 
Die gering- 

fügige Blutung aus den Abschürfungen der Schleimhaut läßt sich 
überdies durch Überstreichen mit der Chromsäureperle leicht aus- 
schalten. (Daß die Hämophilie ein Kapitel für sich darstellt, braucht 
auch in diesem Zusammenhange nicht betont zù werden.) Jede 
kleine Erschwerung in der Aullindung der blutenden Stelle durch 
die voraufgegangene Tamponade wird übrigens gewöhnlich wieder 
dadurch ausgeglichen, daß der nachbehandelnde Arzt (der natürlich 

. auch die Tamponade vorgenommen haben kann) eine Blutung zu 
bekämpfen hat, die infolge des starken Blutverlustes nicht mehr 


Das bedeutet eine 
‚gewisse Erleichterung in der Aufdeckung der Quello und in der 


erkennen und weiter nach der wahren Quelle forschen. 


unter dem gleich hohen Anlangsdrucke sieht. 


. Beherrschung der Blutung. 


Wir lassen nun das Wesentlichste aus den beiden Kranken- 


geschichten folgen: 


Fall i: 53jähbriger Herr. Angeblich immer gesund. Nach ge- 
schäftlicher Aufregung foudroyante Blutung aus der linken Nasenhöble. 
Vordere, partielle Tamponade durch Arzt, auf der Rettungswache. 
Kein Stillstand der Blutung. Überweisung zum Spezialisten, der die 
Tamponade entfernt, die Quelle der Blutung nicht findet und nun die 
totale Tamponade ausführt. Anschließend daran Einsetzen einer gleich- 
falls heftigen Blutung aus der rechten Nasenhöhle. Totale Tamponade 
nicht zum Stehen kommt, 
| er Tampons. Systematische 
Absuchung. Sitz der Blutung unterhalb der untern Muschel, sowohl 
Rechts, am Über- 
gang des 2. zum hintern Drittel der Muschel, ganz dicht am untern 
Rande, mehr nach außen zu, ein rhythmisch spritzendes Gefäß. An- 
Stillstand der Blutung. Links Sitz der 
Blutung nicht ohne weiteres zu erkennen. Hochklappen der untern 
Muschel. Pulsierendes Gefäß an der lateralen Fläche der untern Muschel, 
dicht an der. Umbiegungsstelle und etwa 1,5 cm von ihrem hintern 
Ende entfernt. Andrücken der Chromsäureperle, augenblicklicher Still- 
stand der Blutung. Ergebnis der internistischen Untersuchung 8 Tage 


auch dieser. Da die beiderseitige Blutun 
Aufnahme in unsere Klinik. Entiernun 
in der rechten Nasenhöhle wie auch in der linken. 


drücken der Chromsäureperle. 


‚später: Schrumpfniere. Blutdruck 155/100. 
- Fall 2: 44jährige Dame. 


Kopischmerzes. Angeblich sonst niemals Nasenbluten. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 


ge \ ; i P ; - 


Seit dem 13. Lebensjahre mit kürzeren 
Unterbrechungen ständiger Kopfschmerz, der in den letzten Jahren an: 
Heftigkeit zunahm und beim Bücken unerträglich wurde. Bei der 
Menstruation, die immer durchaus normal verlief, Erleichterung des 


Am 7. April 


12. Oktober 


vorbereitet war. Kopfschmerz seit jener übermäßigen Blutung bis jetzt, 
rund 4 Monate danach, verschwunden. Diagnose nach internistischer 
und neurologischer Untersuchung (Prof. Schilling, Prof. Simons) vor 
einigen Wochen: unter dem Einflußrenaler Störungen zustandegekommene 
Hypertonie. Blutdruck 185/110. 

Epikrise. Bei 2 Nephritikern mit exzessivem Nasenbluten 
hatte Tamponade die Blutung nicht zu stillen vermocht. Der Sitz 
der Blutung befand sich ‘bei beiden im Bezirk der untern Muschel. 
In dem einen Falle handelte es sich um doppelseitiges Nasenbluten. 
Während in der einen Nasenhöhle im Verfolg der systematischen’ 
Absuchung die übliche Rhinoscopia anterior genügte, um die Quelle 
der Blutung, ein rbyihmisch spritzendes Gefäß, am untern Rande 
der Muschel zwischen 2. und hinterm Drittel festzustellen, führte in 
der andern Nasenhöhle erst das Empordrängen der untern Muschel 
dazu, den Sitz der Blutung zu erkennen. Auch hier wurde ein 
pulsierendes Gefäß: gefunden. Es saß an der lateralen Wand der 
‚untern Muschel dicht an der Umbiegungsstelle, etwa 1,5 cm vom 
hintern Muschelende entfernt (A. nasalis poster. lateral. höher ge- 
legener Ast). Im andern Falle gelang es ebenfalls erst nach Hoch- 
klappen der untern Muschel die Quelle der Blutung aufzudecken. 


- Sie befand sich am untern Rande der Muschel, etwa ®/, cm'vom 


Kopf der Muschel entfernt, und bestand in einem Schleimhautriß, 
. der vermutlich im Anschluß an eine Spontanruptur eines arteriellen 
Gefäßchens durch ungestüme und unsachgemäße Selbsitamponade 
entstanden war. Bei beiden Patienten Verätzung der blutenden 
Stellen mit der Chromsäureperle. Augenblicklicher Stillstand der 
Blutung. : een 
In den großen Handbüchern iindet sich übereinstimmend die. 
Angabe, daß bei prolusem Nasenbluten die Quelle manchmal un- 
auffindbar sei. Das instrumentelle Hochklappen der untern Muschel 
bei Epistaxis im Zusammenhang mit der systematischen Absuchung 
der Nasenhöhle und der Begrenzung der Quelle der Blutung auf 
. den Bezirk der untern Muschel wird jedoch dort nicht erwähnt. Es 
ist denkbar, daß der Sitz der Epistaxis in dem einen oder andern. 
Falle jener „okkulten“ Blutungen nach Empordrängen der untern 
Muschel erkennbar gewesen wäre. 


Literatur: 1. Schrötter, Erkrankung der Geläße. in Nothnagel,Bd.1d. _ 
S. 120. — 2 Escat, Epistaxzis der Arteriosklerotiker. Presse mäd. 1905, 9. IX. — 
3. Katz, Handb. der speziellen Chirurgie des Ohres und der oberen Luftwage. 
'Bd. 3. — 4 Grünwald, Die Lehre von den Naseneiterungen, 1896. — 5.Onodi und 
Rosenberg, Die Behandlung der Krankheiten der Nase und des Nasenrachens, 
1996. — 6.Zarniko, Die Krankheiten der Nase und des Nasenrachens. — 7. Hey- 
mann, Handb. d. Laryngol. u. Rhinol. 


Tödliche Vergiftung durch Röntgenbrei. 
Von Medizinalrat Dr. Althoff, Kreisarzt in Warendorf. 


'Der 35jährige Schmiedemeister Fr. wurde am 3. Oktober 1923 
von seinem’ Arzte wegen einer Halserkrankung an einen Spezial- 
arzt in M. verwiesen und von letzterem zur Röntgenabteilung eines 
Krankenhauses in M. geschickt. Kurz nach dem Genusse des Röntgen- 
breies wurde Fr. von einer Übelkeit befallen. Er konnte aber noch 
eine Stunde weit mit der Bahn nach Hause zurückfahren; indes 
verschlimmerte sich das Befinden; zu Hause angelangt legte Fr. 
sich sofort zu Bett. Häufiges Erbrechen. und heftige Durchfälle 
stellten sich ein. Ein Arzt wurde hinzugezogen, welcher die Ver- 
mutung aussprach, das Übelsein rühre von dem Röntgenbrei her; 
zur Beruhigung des Kranken wurde eine Morphiumspritze gegeben. 
Der Zustand des Kranken verschlimmerte sich ständig, Erbrechen 


` 1924 ‘nachts während des Schlafes Einsetzen einer heftigen Nasenblutüng | und Durchfälle hielten an, es traten Lähmungen der Arme, der 


` aus der einen Nasenhälfte. Patientin sucht die Blutung durch Eisen- 

chloridwatte zu bekämpfen. Stopft immer mehr davon in die Nasen- 
Trotzdem unaufbörliches 
uziehung eines praktischen Arztes. 
Nase ist durch die Eisen- 
chloridwatte so fest und ausgiebig verstopft, daß mit Hilfe der vordern ` 


höhle, da die PEE nicht T will. 
Bluten. Erst viele Stunden später 2 
Er findet Patientin nahezu pulslos vor. Die 


Tamponade nur noch ein kleines 
Fortdauer der Blutung. Zuziehung .eines. Rhinologen. 


tück 


| atte eingeführt werden kann. 
Inzwischen 
Kochsalzinfusion. Nach Entfernung der großen Mengen Eisenchlorid- 
watte systematische Absuchung der Nasenhöhle. Kratz- und Schorl- 
stellen durch die energische Selbsttamponade und Benutzung der ver- 
önten Eisenchloridwatte. Blutungsherd unterhalb der untern Muschel. 
mpordrängen der untern Muschel mit Hilfe des mittleren Killianschen 
Spekulums. Etwa 3/4 cem vom Kopf der untern Muschel entfernt, ent- 
lang ihrem Rande, ein ungefähr 1!/, cm langer klaffender Riß mit un- 
regelmäßigen Rändern. Verätzung mit der Chromsäüreperle. Augen- 
blicklicher Stillstand der Blutung. Riß wohl entstanden im Verlauf 
der ungestümen, unsachgemößen Selbsttamponade der Patientin, nach- 


Beine und der Schlundmuskulatur hinzu; 
| vormittags 3 Uhr wurde der behandelnde Arzt nochmals gerufen 

und mußte abermals zur Beruhigung eine Spritze Morphium geben. 
Unter Zunahme der Erscheiningen allgemeiner Lähmung, etwa 


morgens. 


Von der Frau Fr. wurde bei der 'Staatsanwaltschalt die ge- 
richtliche Untersuchung zur Aufklärung der Todesursache ihres 
Mannes beantragt. De 

Daraufhin wurde der Rest des zur Anfertigung des Röntgen- 
"breies verwandten Pulvers beschlagnahmt und der chemischen Unter- 
suchung überwiesen. Es wurde festgestellt, daß das verwandte 
Präparat zu rund 90 % aus giftigem Bariumkarbonat (kohlensaurem 
Barium) bestand. 4 u 

Bei der von mir am 9. Oktober 1923 vorgenommenen gericht- 
lichen Leichenöffnung wurde folgendes, für den Tod in Frage 


dem dort der Riß durch Spontanruptur eines kleinen arteriellen Gefäßes | Kommende festgestellt: 


am 4. Oktober 1923- 


17 Stunden nach Einnahme des Röntgenbreies starb Fr. 5 Uhr 


m 55 


13, Oktober 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — N4 | 17. 


u GI u a m arte a an TV 


: ermittelt: . ' koblensaures Barium 
4 Inhalt des Ma “card F Pir 
5, Dal. geus, Magen und Speiseröhre 0,430 0,139 
Br ‚Zwölffingerdarm, Dünndarm nebst Inhalt 0,788 0,082 
a p ekdarm nebst Inhalt . . . e a 3,274 0,592 
y eber und Gallenblase . . . 2 2 2.2.2..." 0,029 0,005 
| ieren l4. l p een nn. 0026 0,007. 
ej . 7 Im Urin wurden gleichfalls geringe Mengen Barium festge- 
s reli, Da nach dem Genusse des Giftes bei Fr. sich häufiges Er- . 
3 | ES und Durchfälle eingestellt haben, so. ist zu schließen,. daß 
we‘ -Olg tatsächlich eingenommene giftige Bariumkarbonatmenge bedeutend. - 
je) ne war, als die in den Leichenteilen noch vorhandene. In 
sw ir lichkeit hat Fr. nach dem Berichte des Leiters der Röntgen- 
É: abteilung 50 ‚des Pulvers erhalten, so daß er dementsprechend 
| und 90% des darin enthaltenen giftigen Bariumkarbonates 
A »#9 g des Giftes“ erhalten hat. | 
w! a ariumkarbonat ist zwar unlöslich in Wasser, jedoch leicht 
Ich in verdünnten Säuren und wird daher von dem natürlichen 
| 
| 
| BELIEBEN > 


fordern übergeben werden. 
. Apotheke von der Drogengroßhandlung W. im Mai 1923 vier, im 


‘ Pakete waren verschnürt, aber nicht plombiert. 
die Apotheke am 26. August 1923 noch 1 kg Bariumsulfat aus 


Bariumkarbonat. 


Die Speiseröhre enthält auf der grauroten Schleimhaut zahl- 
reiche gelblich-graue Körnchen von Sandkorn- bis Hirsekorngröße. 
Derselbe Befund zeigte sich auf der Schleimhaut , des Magens, des 


‘ ‚Zwöllfingerdarms, des Dünn- und Diekdarms; im Dickdarm lagen 


diese Körnchen sowohl einzeln, als auch zahlreich in Ballen bis 
zu Haselnußgröße vereint. Im übrigen war der ganze Magendarm- 
kanal abgesehen von dicklichem dunkelroten Schleim leer. Der 
Mageninhalt zeigte schwach saure Reaktion. 

Es handelte sich um die Leiche eines 3öjährigen kräftig ge- 
bauten Mannes, bei der die Obduktion keine weiteren Verände- 
rungen zeigte. | a 
| Über die in der vorliegenden Sache angestellten Ermittelungen 
ist folgendes zu berichten: 

Die Apotheke der Krankenanstalt in M. bezieht das Barium- 


sulfat für Röntgenzwecke in größeren Quantitäten in Originalpackungen | 


aus der Drogengroßhandlung W. in M., welche ihrerseits das Prä- 
parat direkt aus der Chemischen Fabrik in A. bezieht. Die 
Apothekenschwesier wiegt aus diesen Öriginalpackungen Portionen von 
200 bzw. 100 œ ab, welche dann der Röntgenabteilung auf An- 
Nach den vorhandenen Belegen hat die 


September zwei Pakete mit je 2,5 kg Bariumsulfat ‘bezogen, die 
Außerdem hatte 


einer Apotheke in M. in einfacher Düte bezogen. Diese Mengen 
sind gemeinsam ausgewogen worden. Am Tage der Röntgendurch- 


leuchtung des Fr. waren in der Krankenanstalt vorhanden: 24 ab- 


gewogene Düten und zwar 21 gezeichnet mit je 200 und 3 mit je 
100 g Barium sulf., 


Die chemische Untersuchung ergab, daß der Rest von dem 
zur Röntgendurchleuchtung des Fr. eingegebenen Pulvers 5,95 % 
Bariumsulfat und 90,30 % giftiges Bariumkarbonat enthielt. 


l In vorgefundenen 4 weiteren Düten, bezeichnet mit je 200 g 
- Barium sulf. wurden gefunden: 86,62 


bzw. 87,17 bezw. 58,51 bzw. 
92,16 % giftiges Bariumkarbonat. en 

In den übrigen 19 ausgewogenen Düten war O bis 0,63 % 
In dem Rest der angebrochenen Originalpackung 
fand sich 0,30 % Bariumkarbonat. In den ungebrauchten 2 Original- 
packungen war kein Bariumkarbonat. Im Ganzen -wurden in den 
vorhandenen Beständen rund 715g giftiges Bariumkarbonat festgestellt. 

Bei einer vorgenommenen Revision der Apotheke der Kranken- 
anstalt und der vorgenannten Apotheke in M. wurde im übrigen 
kein Bariumkarbonat gelunden. Der untersuchende Medizinal- 
beamte nimmt an, daß in der Apotheke der Krankenanstalt die 
Verwechselung von Bariumsulfat mit Bariumkarbonat nicht vor- 
gekommen sein kann, ebenso nicht in der genannten Apotheke 
in M., weil beide Apotheken überhaupt kein Bariumkarbonat hatten. 

Die Drogengroßhandlung W. in M. behauptet, daß bei ihr 


eine Verwechselung. gleichfalls nicht möglich sei, weil sie nur 


Öriginalpackungen der chemischen Fabrik in A. vertreibe. Eine 
bei dieser Firma vorgenommene Untersuchung ergab zu Bean- 
Standungen keinen Anlaß, eine angebrochene und zwei volle Original- 
packungen Bariumsulfat enthielten kein wasser- und säurelösliches 
Barium, insbesondere kein kohlensaures Barium. Ein Beutel mit 
arium carbonic. tech. war ordnungsgemäß verschlossen mit Gift- 


 kopfetikett nebst Etikett „200g Barium carbonic. tech. Gilt“, ent- 


hielt 96,73 % kohlensaures Barium. Ein Beutel mit Etikett „200 g 
Barium sulf.‘ tech.“ enthielt kein, kohlensaures Barium. 
. Bei der ‚chemischen Untersuchung der Leichenteile wurden 


außerdem ein kleiner Rest einer Original-- 
packung von 120 g, ferner zwei Originalpackungen à 2,5kg Bariumsull. 


Säuregehalt des Magensaftes in Lösung gebracht, um so, seine 
schädigende, bzw. tödliche Wirkung auf den menschlichen Körper 
auszuüben. aa l 

` Eine in der Chemischen Fabrik in A. am 27. Februar 1924 
von einem Gerichtschemiker vorgenommene Durchsuchung ergab 


eine musterhafte Ordnung und gewissenhafte Trennung der einzelnen 
Insbesondere wurde festgestellt, daß in der Nähe von 


Präparate. 
Bariumsulfat Bariumkarbonat überhaupt nicht lagerte. Das in großen 
Fässern lagernde, zur - Röntgendurchleuchtung bestimmte Barium- 


sulfat wird zur Abwiegung und, Abfüllung jedesmal in einen. anderen, 


hierfür besonders bestimmten Raum geschafft, hier abgewogen, ver- 
wogen und sofort mit Signatur versehen. Bariumkarbonat fand sich 
in diesem Raume überhaupt nicht. Es wurde gezeigt, daß eine 


Verwechselung für den Fachmann deshalb nicht möglich sei, weil | 


Bariumkarbonat ein leichteres Gewicht und demzufolge ein größeres 
Volumen hat, als Bariumsulfat, daß infolgedessen in die für 2,5 kg 
Bariumsulfat bestimmten und tatsächlich verwandten Düten mit 
80—90 % Karbonat verunreinigiem Sulfat nur zwei und nicht 2,5 kg 


eingefüllt werden können. Ein Verschulden der chemischen Fabrik 


war nicht nachzuweisen. 5 
Seitens der Staatsanwaltschaft wurde das Ermittelungsverfahre 
eingestellt und der Frau Fr. unter folgender Begründung mitgeteilt: 
„Nach den angestellten Ermittelungen ist der Tod Ihres Mannes mut- 
maßlic 


eine erhebliche Menge giftigen Bariumkarbonates enthalten gewesen 
ist. Da in dem Krankenhause in M. eine Verwechselung mit Barium- 
karbonat, welches dort überhaupt nicht verwandt wird, nicht er- 
folgt sein kann, sind bei den allein in Betracht kommenden angeb- 
lichen Lieferinnen . . . >- .. unter Hinzuziehung von Sachver- 
ständigen, Revisionen und Untersuchungen von Proben vorhandenen 
Bariumsulfats. vorgenommen worden, welche zu Beanstandungen 
keinerlei Veranlassung gaben. 
zustellen, an welcher Stelle die irrtümliche Beimischung des giltigen 
Bariumkarbonates zu dem Bariumsulfat erfolgt ist. Da Barium- 


karbonat äußerlich sich nur durch das Gewicht von Bariumsultfat- 
‘unterscheidet, der Gewichtsunterschied aber bei den Mischungen 
‘zweifellos nicht erheblich und nicht auffallend war, kann den mit 
dem Abwiegen und Zuteilen des Bariumsulfats beauftragten ge- - 


prüften Apothekenschwesiern des Krankenhauses in M.. eine Fahr- 


lässigkeit in dem Nichterkennen der unrichtigen Zusammensetzung _ 


des als Bariumsulfat bezeichneten Präparates nicht nachgewiesen 
werden. Sonach hat das Ermittelungsverlahren nicht ergeben, wer 
durch Fahrlässigkeit den Tod Ihres Ehemannes verursacht hat“. 

Die Frau des verstorbenen Fr. hat sich jedoch mit. dieser 


Entscheidung nicht zufrieden gegeben, sondern klagt, nachdem ihr 
das Armenrecht zuerkannt worden ist, im Wege des Zivilprozesses 
auf Entschädigung. | : S 
Im vorliegenden Falle ist durch die Einverleibung eines giftigen 
Röntgenbreies, in dem sich 45 g giftiges Bariumkarbonat befanden, 
‘ein krältiger junger Mann von 30 Jahren unter den Erscheinungen 


` 


von heftigem Erbrechen, Durchfällen, Lähmung von Armen, Beinen 
und Schlundmuskulatur innerhalb 17 Stunden zu Tode gekommen. 
Wo die Verwechslung des Bariumsulfates mit Bariumkarbonat erfolgt 


ist, hat sich trotz eingehender Untersuchung nicht feststellen lassen. 
Daß aber überhaupt ein solcher Irrtum .möglich gewesen ist, und 


evil. ein noch viel größeres Unglück hätte geschehen können, da 
in den zu Röntgendurchleuchtungszweeken vorhandenen Beständen 
des Krankenhauses 715 g giltiges Bariumkarbonat festgestellt wurden, 


so muß man vom gerichtsärztlichen, rechtlichen und menschlichen 


Standpunkte verlangen, daß gesetzliche Maßnahmen getroffen werden, 
welche einen solchen Irrtum, wie den im vorliegenden Falle, nach 
menschlichem Ermessen unmöglich machen. | Der: 

Ich möchte als mir gangbar erscheinenden Weg vorschlagen, 
daß Bariumsulfat zu: menschlichem Gebrauche bei Röntgendurch- 


leuchtungen nut- in Origirlalpackungen von 100 oder 200 g der das 


Präparat herstellenden chemischen Fabrik versiegelt und plombiert 


abgegeben und vertrieben werden darf. Jedenfalls-ıst alsdann- eine 
‘weit größere Gewähr vorhanden, daß Verwechselungen vermieden 


werden, als wenn das Präparat von der Fabrik in großen Packungen 
zum Grossisten geht, der kilogrammweise Auswiegungen macht, 
diese. einer Krankenhausapotheke oder sonst einer Apotheke über- 


gibt, die ihrerseits wieder 100- oder ‘200 gweise auswiegen,.und - 
man schließlich wie im vorliegenden Falle nicht einmal mehr fest- - 
stellen kann, wo statt des ursprünglichen ‚Präparates (Bariumsulfat) 


ein anderes (Bariumkarbonat) hergekommen ist. 


darauf zurückzuführen, daß in dem für.die Röntgendurch- 
leuchtung dem Patienten eingegebenen Speisebrei aus Bariumsulfat 


In Anbetracht dessen ist nicht fest- 


. 
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_ transplantation, daß er diese durch die Alloplastik ersetzt haben 


besserung im Gesicht sehr häufig verwendete freie Transplantation - 


- Ollier experimentell und klinisch zuerst’ erfolgreich durchgeführt 


 Hautbekleidung zum Ersatz von Nasenflügeldefekten. Auf diesen 


erfuhr sie durch Henle, vor allem aber durch Lexer, welcher das 


. bei seinen plastischen Wiederherstellungsarbeiten vervollkommnete. 


. der Knorpelzellen bestehen zum Teil in Karyolysis, z. T. in Pyknose 


1428 1994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4l. | 12. Oktober 
völlige Erhaltensein des Knorpels nachweisen und in 
einzelnen Knorpelabschnitten den neugebildeten jungen. 
Knorpel feststellen: Ferer ist uns in den langen Jahren. bei 
. den vielen Knorpeltransplantationen nie ein Fall zu Gesicht gekommen, ` 
bei welchem nach erfolgter sachgemäßer. Plastik wegen etwaiger 
Schrumpfung des Transplantates im Sinne Eitners ein weiterer 
Eingriff notwendig gewesen wäre. 
Transplantaten stimmen mit denen der meisten anderen Kliniken 
überein. Der Knorpel eignet sich so ausgezeichnet zur Plastik und. 
ist in seinen Ernährungsbedingungen so anspruchslos, daß er sich 
im histologischen Sinne fast ebensogut homoplastisch verpilanzen ' 
läßt. Bleiben dem homoplastisch verpflanzten Knorpel bei der ersten 
Ernährung durch den Saftstrom genügend viele Zellen am Leben, 


Aus der.Chirurgischen. Universitätsklinik Freiburg i. Br. 
°- (Direktor: Geh. Rat Prof. Dr. Erich Lexer). | 

. Dur Frage der freien Knorpeltransplantation. 
© Von Dr. Herbert Ruef, Assistent der Klinik. 


In seiner Abhandlung „Über die Korrektur niederer N asen- 
formen“ kommt Eitner (Wien)!) nach löjähriger praktischer Er- 
fahrung zu einem ‘derart negativen Ergebnis der freien Knorpel- 


will. Seine Befunde wie seine therapeutischen Hinweise stehen in 
krassem Gegensatze zu den Erfolgen der meisten anderen Kliniken, 
besonders zu denen der Lexerschen Klinik. Beer a 

= -© Die heute für die Sattelnase ebenso wie für .die Formver- 


setzen.. Wenn wir von der zweiten Methode weniger Gebrauch 
machen, so liegt der Grund darin, daß wir autoplastisch fast immer 
genügend Material zur Verfügung haben, während sich die Gelegen- 
heit zur Homoplastik nur selten bietet. 


Die Einheilung der Transplantate erfolgt bei richtiger Technik 
rasch und dauerhaft. Selbst bei auftretender sekundärer Infektion 
-des Wundbettes wird der Knorpel kaum gefährdet. Selten tritt bei 
akuter Infektion eine rasche Knorpelzerstörung ein. Der gut ge- 
färbte Knorpel setzt sich im histologischen Sinne von dem stark 
eitrig infiltrierten Gewebe der Umgebung scharf ab und zeigt un- 
mittelbar daneben gut erhaltene Knorpelzellen mit Bläschenkern, 
die sich bis unter die Oberfläche des Knorpels erstrecken, über 
welchen ein Wall von Eiterkörperchen 'hinwegkriecht. | 
nahmsweise dringen Leukozyten in die Knorpelhöhle oder in: die 
. Grundsubstanz ein. 
Stellen, an welchen durch das Messer beim Zurechtschneiden der 
Knorpelstücke oder durch Stichkanäle infolge falscher Befestigung 
| derselben im neuen Lager Knorpelkapseln direkt getroffen werden. 

Der Hauptvorteil der Knorpeltransplantation ist abgesehen von 
‘einer guten Einheilungsmöglichkeit die Eigenschaft des Knorpels; 
sich einfach und rasch durch .Zuschneiden in die richtige Form 
bringen zu lassen. Der Erfolg einer jeden Plastik ist jedoch nur 
| möglich, wenn man ’'zur freien Übertragung genügend in der Trans- 
 plantationskunst geübt ist und ihren Anforderungen entspricht. Oft 


von Knorpel ist deutschen Ursprungs. Das Verdienst, die freie 
Knorpeltransplantation entgegen den mißlungenen Versuchen von 


zu haben, gebührt v. Mangoldt, der Rippenknorpelstücke zum Er- 
satz von Trachealdefekten, zur Unterpolsterung der Nasenflügel und 
des Nasensattels eingepflanzt hat. Fritz König erbrachte zuerst 
den Beweis für die freie Verpflanzung des Ohrknorpels samt seiner 


ersten Versuchen und auf den durch sie angelegten neueren ex- 
perimentellen Arbeiten fußt im wesentlichen die heutige klinische 
Verwendung der freien Knorpeltransplantation. Große Förderung 


~ 


Anwendungsgebiet erweiterte und namentlich die operative Technik 


Sein erster zusammenlassender Bericht stammt aus dem Jahre 1914. 
Vor kurzem erschien von Lexer der 2. Band der freien Trans- 
plantationen, in welchem die freie Knorpeltransplantation eine weit- 
gehende Bearbeitung erfuhr”). WORTE 00: 
Die wichtigste Frage, die sich stets bei der Transplantation 
eines bestimmten Gewebes erhebt, ist die seiner Lebensfähigkeit. 
Eitner spricht dem transplantierten Knorpel die Lebensfähigkeit ab. 
-Er kommt zu der Überzeugung, daß „man auth bei sorgfältiger 
Mitübertragung des Perichondriums mit einer Resorption bis. auf !/s 
des ursprünglichen Volumens zu rechnen hat, so daß dadurch der 
kosmetische Dauereffekt in Frage gestellt wird.“ Bei seinen Trans- 
plantationsversuchen stellte er. fest, daß sich das Knorpelgewebe 
bei Erhaltensein aller Grundelemente „jedesmal als konserviertes 
totes Gewebe erwies, weshalb er zur Alloplastik überging* 
Bei dem sehr reichen plastischen Material der Lexerschen 
Klinik bot sich uns die beste Gelegenheit, Knorpeltransplantate in 
den verschiedensten Zeitabschnitten zu entnehmen und histologisch 
zu untersuchen. Unsere Befunde stützen sich vorwiegend auf 
klinisches Material. Fassen wir die Ergebnisse der aus einer sehr 
großen Anzahl von Transplantaten aufgenommenen Protokolle zu- 
sammen, so ist zunächst festzustellen, daß in keinem Falle eine ` 
sichtbare Schrumpfung des Transplantates auftrat, es er- 
folgte aber auch keine Größenzunahme des Knorpels nach der Über- 
tragung, auch keine Volumenvermehrung durch Expansion oder 
Quellung. Die sich nach der Transplantation abspielenden Vor- 
gänge sind sowohl regressiver als auch progressiver Art. Zunächst 
findet ein mehr oder weniger starkes Zugrundegehen der Knorpel- 
zellen statt, das sich aber nicht auf einzelne Schichten des Knorpels 
beschränkt, sondern mehr regellos auftritt und oft auch nur herd-. 
oder inselförmig zu finden ist.. Diese regressiven Veränderungen 


plantate. Zur Entnahme des Rippenknorpels ist die breite Frei- 
ebensowenig nötig; wie die Entfernung des Transplantates mit dem 
Messer, wie dies Nelaton und Ombredanne beschreiben. Nach 
Lexer wird die Haut über dem Rippenbogen durchschnitten, nur 
die äußere Rektusscheide über- den Rippenknorpeln in der Längs- 
richtung durchtrennt; dann werden die Muskelfasern mit stumpien 
Haken so weit auseinandergezogen, bis ein oder zwei Knorpel frei- 


flachen Meißel gewonnen werden. Einige Nähte durch die Rektus- 
scheide vor der fortlaufenden Hautnaht sind alles, was zur Ver- 
sorgung der Wunde nötig ist, denn bei dieser Entnahme werden 
keine Gefäße verletzt, so daß kaum jemals eine Unterbindung er- 
folgen muß. Der in örtlicher Betäubung auszuführende Eingriff er- 


wird sofort auf 'eine in Ringerlösung getauchte Gazelage gelegt, 
vorsichtig mit einer Pinzette festgehalten und dann entsprechend 
zugeschnitten. Wer gutes Augenmaß besitzt, wird Größe und Form 
schon mit dem ersten Zuschneiden richtig treffen. Es ist daran 


' und Kernzertrümmerung. Die progressiven Veränderungen sind stets 
festzuhalten, . daß man möglichst mit einem einzigen Transplantat 


'umschrieben. Teilweise vermehren sich die Knorpelzellen durch 
indirekte Kernteilung in den einzelnen Knorpelhöhlen, teilweise, 
und zwar vorwiegend erfolgt die Knorpelneubildung direkt aus dem 
Keimgewebe des Knorpels, dem Perichondrium. Diese regenerative 
Tätigkeit des Perichondriums. läßt sich auch besonders gut an dem 
Heilprozeß von Knorpelwunden verfolgen. Auch die Grundsubstanz 
erfährt im Laufe der Zeit eine streifige Umwandlung. Aus allen 
klinischen und histologischen Beobachtungen geht mit 
Sicherheit hervor, daß der frei verpflanzte hyaline 
Knorpel eine sehr ausgesprochene Lebensfähigkeit be- 
sitzt. Die Nachuntersuchungen unserer Transplantate erstrecken sich 
zwar auf eine kürzere Zeitspanne als bei Eitner. Wir konnten 
aber in sämtlichen Präparaten noch nach Jahren das 


1) M. Kl. 1924, Heft 29. 


2) Die freie Knorpeltransplantation von Reh 
der eien Trans lankon P o n Rehn und Ruef. 2, Bd. 


das Auftreten von Blutergüssen im Transplantatlager 
auch bei der freien Knorpeltransplantation vermieden 
werden. ‚ Denn Blutergüsse sind nicht nur der beste Nährboden 
für Infektionserreger, sondern auch ein Hindernis für das. aus dem 
| Lager in das Transplantat einwachsende und es ernährende Keim- 
‚gewebe. Wird dieser wichtigen Forderung der genauen 
Blutstillung nicht entsprochen, dann ist abgesehen von 
‚der erhöhten Infektionsgefahr Resorption oder tote Ein- 
heilung mit narbiger Umkapselung der Transplantate die 
Regel. Zur Vermeidung der meist unnötigen Befestigung der 
Knorpeltransplantate darf die Haut nur so weit abgelöst werden, 
daß das verpflanzte Stück nach seiner Einführung in den Haut- 
taschenwänden festen Halt findet. Erweist sich die Hautlücke als 
‚zu groß, so werden zur Vermeidung von Verschiebungen seitlich 


vom Transplantat einige Stecknadeln senkrecht (durch die Haut ge- 


Unsere Erfahrungen 'mit den | 


dann kann er zugrunde gehende Abschnitte aus eigenen Mitteln er- u 


Nur aus- 


Bei den Transplantaten sind es meistens die - 


genügen schon geringe Verstöße zur dauernden Schädigung der Trans- 


legung des Rippenbogens mit Durchschneidung der Bauchmuskeln - 


liegen. Nach Begrenzüngsschnitten durch das Perichondrium wird . 
‘die Spange mit einem Hohlmeißel herausgeschnitzt, während breite 
dünne Platten. aus dem Zusammenfluß zweier Knorpel mit einem - 


ledigt sich daher sehr rasch und einfach. Die. gewonnene Spange i 


auskommt. Wie bei allen anderen Transplantationen, muß 


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12. Oktober ` 


spießt. Sinkt bei Nasenplastiken die unterlagerte Knorpelspange 
nach der Spitze zu ein, so verwenden wir nach Lexer zu deren 
Stützung einen feinen periostgedeckten Tibiaspan, der vom Alveolar- 


_fortsatz des Oberkielers her mit Benutzung des häutigen Septums 


der Nasenscheidewand eingesetzt wird. 
Durch unsere vielfachen histologischen Unter- 


suchungen ist experimentell und klinisch der Beweis er- 


bracht, daß sich der frei verpflanzte Knorpel dauernd 
Wenn ein Schwund des Transplantates wie bei Eitner 
beobachtet wird, so sind Fehler der Technik zu beschuldigen, nicht 
aber die Art des transplantierten Gewebes. Es wird heute doch wohl 
kein in der Transplantationskunst einigermaßen erfahrener Chirurg 
bei mißglückter Epidermistransplantation die Schuld des Mißerfolges 
auf das Material schieben wollen und behaupten, daß etwa die 
Epidermis zur Transplantation ungeeignet sei!‘ 

Es liegt kein Grund vor, den Rückschritt zur Alloplastik 
oder bei der Verwendung von Elfenbein zur Heteroplastik mit 
totem Material zu empfehlen, der außerdem noch starke Nach- 
teile hat. 


Bei der Vornahme plastischer Operationen muß der Operateur 
stets in der Lage sein, das Transplantat rasch dem neugeschaffenen 
Lager entsprechend zurechtzurichten. Bei der Alloplastik bzw. 
Heteroplastik mit Elfenbein ist dies nicht möglich. Die schlechte 


Zubereitung des unbiegsamen, harten Materials macht dessen Fertig- 


stellung in der Form meist schon vor Beginn der Operation not- 
wendig und legt dadurch dem Plastiker in seinem Schaffen einen 
Zwang auf. Durch seine Starrheit ist seine Verwendung in der 
Gesichtsplastik, besonders aber auch zur Nasenverbesserung besonders 
beschränkt. 
schreibt, daß bei Einlagen, die von der Nasenwurzel bis zur Spitze 
reichen, „bei passiver Bewegung der Nase ein Ende sichtbar wird, 
wenn man auf das andere drückt, und die Patienten die Perforation 
eines Endes befürchten“, so ermuntert dies wenig zur Nachahmung. 
Wie übel der Mangel einer festen Einheilung alloplastischer Trans- 
plantate den Patienten :mitspielt, konnten wir erst kürzlich wieder. 
bei einem Falle in der hiesigen Klinik beobachten. Bei einem 
Patienten war wegen eines größeren Defektes des unteren Augen- 
höhlenrandes und des medialen Teiles des Jochbogens nach Granat- 
splitterverletzung in einer auswärtigen Klinik vor zwei Jahren eine 
plastische Operation mit Elfenbein vorgenommen worden. Zur Er- 
zielung der Orbital- sowie Jochbogenbiegungen war wegen der Starr- 
heit des Materials die Aneinanderlagerung mehrerer kleiner Elfen- 
beinstückchen notwendig geworden. Es war eine narbige Um- 
kapselung der Transplantate erfolgt, die, ohne Anschluß an den 


‘ Mutterboden zu finden, sich unter der Haut weitgehend hin und 


her verschoben, so daß sie schließlich zu einer Verzerrung der 
einen Gesichtshälfte führten. Die Haut und das Unterhautzellgewebe 


waren verdickt, da als Ausdruck der dauernden Reizerscheinungen 


eine Zellinfiltration aufgetreten war. Derartige Infiltrate werden 


regelmäßig gefunden, wenn dauernd geringe Schädigungen einwirken. 


Solche Reizungen waren bei unserem Patienten schon durch die täg- 
lichen Gesichtsreinigungen im Bereich der verschieblichen Trans- 


plantate gegeben. Bei der Entnahme der narbig umkapselten Elfen- 


beinstückchen wiesen diese an der Oberfläche überall Erosionen 
auf als Zeichen stattgehabter Resorption. Bei der nachfolgenden 
freien Knorpeltransplantation mit einem Stück heilte das Trans- 
see rasch und fest ein und zeitigte ein gutes kosmetisches 
esultat. 


Bei der Korrektur niederer N asenformen, bei welcher .zur 
Hebung des Nasenrückens und der Spitze nach Eitners Vorschlag 


zwei sich gegenseitig stützende Elfenbeineinlagen notwendig werden, 


muß bei der mangelhaften festen Einheilungsmöglichkeit der Trans- 


plantate ein rasches gegenseitiges Abgleiten derselben eintreten. 


nn schließlich zur Perforation der Elfenbeinstütze durch die Haut 
en. 
Eitner in Jodjodkali-Formalin und Salpetersäure zur Erlangung 
einer entsprechenden Bieksamkeit’ kann die zur Tranplantation an 
und für sich schon wenig brauchbaren heteroplastischen Transplan- 
tate nur noch ungeeigneter machen. 


Die ausgezeichneten vielfachen Erfolge der autoplastischen 


freien Knorpeltransplantation. der hiesigen Klinik rechtfertigen deren 


Verwendung und lassen die Einlagerung von Fremdkörpermaterial 
aller Art gegenüber der sicheren Einheilung des frisch entnommenen, 
lebenswarm verpflanzten Knorpels verwerfen. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 


Wenn Eitner von seinen heteroplastischen Erfolgen, 


Eine chemische Vorbereitung der Elfenbeinstücke nach 


Aus der I. Chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses 
‘im Friedrichshain in Berlin (Direktor: Prof. Dr. W. Braun). 


Über die Natur der Darmsteifungen bei Darm- 
verschlüssen. | 


Von Dr. Brasch, Oberarzt. 


Steifungen im Bereich des zuführenden, d.h. des oberhalb 
eines Hindernisses gelegenen Darmabschnitts beobachten wir bei 
Wegstörungen der verschiedensten Art. Am markantesten sind die 
Steifungen dort, wo längere Zeit eine hochgradige Stenose besteht 
oder wo auf dem Boden einer chronischen Verengerung ein absoluter 
Verschluß entstanden ist; ‘doch finden sie sich auch schon bei 
akuten, kurz dauernden Verschlüssen 'jeder Art, wenn ihre Dauer 
mindestens 3 bis 4 Tage beträgt. ‘Für die chronischen Stenosen 
und die auf. chronischem Boden sich entwickelnden Verschlüsse hat 


.Rosenbach die Auffassung vertreten, daß die Steifungen auf eine 


Hypertrophie .der Darmmuskulatur zurückzuführen seien. Rosen- 
bach hat dabei, wie bei der Muskelhypertrophie des Herzens bei 
Herzfehlern, eine Arbeitshypertrophie der Darmmuskulatur .an- 
genommen. Es ist durchaus richtig, daß bei den chronischen 
Formen an dem Zustandekommen der Steifungen die Zunahme’ der 
Muskelmasse ausschlaggebend beteiligt sein kann; allerdings mit 
der Einschränkung, daß stets noch andere Gründe mitsprechen. 


Es ist verständlich, daß man später die Darmsteifungen ohne 
Unterschied auf eine Muskelhypertrophie des zuführenden Schenkels 
zurückführte, weil auch bei den Operationen akuter Verschlüsse 
mit Darmsteifungen stets nicht allein eine Zunahme des Darmes 
in seiner Längs- und Querrichtung, d. h. in seiner Längsausdehnung 
und in seinem Umfang, sondern tatsächlich auch eine Verdickung 
der Darmwand selbst gefunden wurde. Auch Wilms teilt in seinem 
Werk über den „Ileus“ diese Anschauung. Da aber Steifungen er- 


heblichen Grades bei akuten und subakuten Verschlüssen (Ab- 


schnürungen, Einklemmungen, Abknickungen, Volvuli usw.) schon 
nach kurzer Zeit — etwa nach dem 3..und 4. Tage — und bei 
der Operation solcher Fälle Verdickungen der Darmwand des zu- 
führenden Schenkels beobachtet werden, so ist .es sehr unwahr- 
scheinlich, daß sich in dieser kurzen Zeitspanne eine Muskelhyper- 
trophie herausgebildet haben könnte. Deshalb hat die Auffassung 


Marongas sehr viel für sich, daß eine erhebliche Muskelhypertrophie- 


neben einer allgemeinen entzündlich bedingten Massenzunahme der 
Darmwand nur da eintrete, wo die Stenose auf eine Verletzung 
oder Erkrankung der Darmwand selbst zurückzuführen sei. u 


Um in der Frage nach der Natur der Steifungen ein ab- 
schließendes Urteil zu gewinnen, habe ich in etwa 30 Fällen von 
Darmverschluß den zu- und abführenden Darmabschnitt systematisch 
makroskopisch und mikroskopisch untersucht. Es handelt sich um 


Fälle von Abschnürung, Einklemmung, Volvulus, Invagination,; 


Stenose und Striktur.. Das Material war zum Teil in der Sammlung 
des pathologisch-anatomischen Instituts des Krankenhauses (Prof. 
Dr. L. Pick) vorhanden, zum Teil wurde es frisch bei den Operationen 
gewonnen. 


Im allgemeinen zeigte sich-kein Unterschied, ob frischer oder bereits 
Jahre lang aufbewahrter Darm zur Untersuchung verwandt wurde. 

. Da, wo erhebliche Steifungen vorhanden waren, zeigt der zu- 
führende Darm makroskopisch infolge Aufstauung zersetzter Inhalts- 
massen eine starke Auftreibung und deshalb eine Volumzunahme 


in der Längs- und Querrichtung. Gleichzeitig ist eine Verdiekung. 


der Wand des uneröffneten Darmes tastbar; auf dem Querschnitt 
des: eröffneten Darmes ist sie ohne weiteres zu sehen. Sie ist um 
so stärker, je länger der Verschluß bestanden hat und je gewaltiger 
die Steilungen geworden sind. Der Darm hat anfangs eine grau- 
rote, später eine, blaurote bis braunrote Farbe: Die Venen im an- 
grenzenden Mesenterium 'sind strotzend gefüllt. Nicht selten hat 
dann der Darm seine normale Elastizität verloren, ist brüchig- und 
läßt Risse in der Serosa erkennen. Ze 

` Die mikroskopische Untersuchung gibt je nach der Dauer und 
der Form des: Verschlusses verschiedene Bilder. Im allgemeinen 
zeigen die auf subakuter oder chronischer Basis entstandenen und 
lange bestehenden Wegstörungen (vor allem die chronischen 'Stenosen 
und Strikturen) im Stadium des absoluten Verschlusses eine mikro- 
skopisch meßbare Verdickung der längs- und quergerichteten. Mus- 
kulatur gegenüber dem abführenden Darm. So bot z. B. eine 
karzinomatöse Striktur des Colon sigmoideum nach Ttägigem ab- 
solutem Verschluß mit Steifungen folgendes mikroskopisches Bild: 


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Die Herstellung der mikroskopischen Präparate erfolgte 5 
im pathologisch-anatomischen Institut (Assistent Dr. Loewenstein). 


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1430 1994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 12. Oktober 


‚ Die Muskelschicht ist gegenüber dem abführenden Darm sehr viel 


breiter, die einzelnen Muskelfasern erscheinen umfangreicher. In 
der Submukosa und zum Teil auch in der Subserosa im Vergleich 
zum abführenden Darm Auseinanderweichen der Bindegewebsbündel, 
kleinzellige Infiltration, Erweiterung und Ausfüllung der Venen mit 


roten Blutkörperchen, letztere auch außerhalb der Gefäße. In den, 


übrigen Schichten keine Besonderheiten. 


Der Nachweis einer Zellvermehrung im mikroskopischen Bilde 
ist mir trotz wiederholten Versuches der Zählung wegen der dabei 
unvermeidlichen Fehlerquellen nicht gelungen. | 


Diesen chronischen Fällen, bei denen eine Muskelhypertrophie 


vorliegt, steht der Befund bei akuten und subakuten Verschlüssen 


gegenüber. Hier ist nichts von einer Vermehrung der Muskelmasse 
zu finden. lst die Zone der Muskelschicht gelegentlich verbreitert, 
so sind die kontraktilen Elemente dieser Schicht überdehnt; in 
. den dadurch gebildeten Spalten und Rissen liegen rote Blutkörperchen. 
- Sehr deutlich ist dies z. B. in einem Fall eines seit 6 Tagen be- 
stehenden Volvulus zu sehen, bei dem die Kraft des, zuführenden 
Darmes infolge 
erschöpft war. Trotz der Überarbeitung des Darmes fand sich keine 
Hypertrophie der Muskulatur, dagegen eine blutige Durchtränkung 
des Muskelgewebes. Wenn aber das mikroskopische Bild bei diesen 


Arten niemals — auch nicht in Spätfällen — eine Zunahme der 


Muskelmasse zeigt, so treten dafür hier die anderen hei den chro- 


nischen Stenosen erwähnten Veränderungen sehr stark auf. Die 


Submukosa und Subserosa des Darmes .sind infolge ödematöser 
- Durchtränkung der Gewebe sehr viel breiter als am abführenden 
Darm.‘ Die Hohlräume zwischen den auseinandergewichenen Binde- 

gewebsfasern sind mit roten Blutkörperchen erfüllt. Die Venen- 
lumina sind erweitert und mit Blutkörperchen ausgestopit. Die 
übrigen Darmschichten zeigen in der Regel keine Abweichung von 
der Norm. Es ist also bei diesen, in kurzer Zeit ablaufenden Ver- 


der langen Dauer des akuten Verschlusses bereits 


Aus der I. Chirurgischen Abteilung: des Städtischen Krankenhauses | 
im Friedrichshain in Berlin (Leitender Arzt: Prof. Dr. Katzenstein). 


Über die antiseptische Behandlung der diffusen 
eitrigen Peritonitis mit Rivanol. 
Von Dr. Friedrich Schulz, Oberarzt der Abteilung. 


Im Februar 19221) veröffentlichten wir unsere Erfahrungen, 
die wir mit dem Rivanol bei Anwendung in der Bauchhöhle, be- 


sonders in der Behandlung der diffusen eitrigen Peritonitis inner- 
| halb eines 'halben Jahres gemacht hatten. Es stand uns damals 


infolge der kurzen Anwendungszeit nur ein kleines Krankenmaterial 
zur Verfügung, aus dem sich endgültige Schlüsse über die Ergeb- 
nisse dieser antiseptischen Behandlung nicht ziehen ließen. Pro- 
fessor Katzenstein hat ein Jahr später?) über weitere Erfolge 


.mit der Rivanoltherapie berichtet. Wir verfügen jetzt über ein 
Krankenmaterial aus einer Beobachtungszeit von mehr als zwei 


Jahren, in der wir die Behandlung der Peritonitis mit Rivanol- 

spülungen durchgeführt haben. Ich babe in folgendem unsere Zahlen 

aus: zwei Jahren (1922 und 1923) zusammengestellt. 
Vorausschickend will ich bemerken, daß es sich in allen 


Fällen um eine diffuse fortschreitende eitrige Entzündung des Bauch- 
fells gehandelt hat, die in den meisten Fällen die ganze Bauch- 
höhle bis unter das Zwerchfell, zum mindesten aber nach oben hin _ 
bis zum Querkolon ergriffen hatte. Ich habe an dem Material, das 


ich zum Bericht verwende, gerade in dieser Beziehung, die strengste . 


Kritik geübt und bin dabei nach den Gesichtspunkten verfahren, 
| wie sie von Körte im Handbuch der Chirurgie aufgestellt sind, 


der das wesentliche Kriterium für die fortschreitende Peritonitis 
darin sieht, daß das entzündliche Exsudat frei zwischen den peri- 
tonitisch veränderten Darmschlingen liegt. Dadurch, daß alle Fälle. 


einer. ausgedehnten Spülung unterworfen sind, ist weiterhin eine 


schlüssen eine ödematöse und blutige Durchtränküng des submükösen 
und subserösen Gewebes erfolgt. . ` | 


. Diese seröse und hämorrhagische Durchtränkung der Gewebe 

ist der Ausdruck der ungünstigen, Zirkulationsverhältnisse in dem 
. zuführenden Darm, hervorgerufen durch die starke Blähung, Auf- 
treibung und den Inhaltsreiz. Daß Submukosa und Subserosa zuerst 
von ihr befallen werden, ist nicht verwunderlich, da das Blut sich 
zwischen die Maschen des lockeren Bindegewebes leichter ergießen 
kann als zwischen die kontraktilen Elemente des Muskels. . 


gewisse Sicherheit dafür gegeben, daß die infizierenden Mikroben 
über die ganze Bauchhöhle verbreitet waren. ne 
Der Gedanke der antiseptischen Behandlung der Bauchhöhle 
bei bakterieller Infektion ist alt. In den neunziger Jahren unter 
dem Einfluß der antiseptischen Wundbehandlung tauchte er auf 
und ist seit dieser Zeit nicht aus der Therapie der Peritonitis: ver- 
schwunden. Es sind die verschiedensten antiseptischen Mittel an- 
gewandt worden, auf die ich im Rahmen dieser Betrachtung nicht 
eingehen kann. Die Mehrzahl der Chirurgen lehnt heute eine anti- 


septische Behandlung der Peritonitis ab, weil durch die bisher zur 
| Da also bei akuten und subakuten Verschlüssen jegliche | Desinfektion verwandten Mittel erhebliche Schädigungen lokaler wie. 
ji Muskelhypertrophie fehlt, können die Steifungen hier nicht die | allgemeiner Art erfolgt waren, und. weil dadurch die Vorteile, die i 
i Folge einer Arbeitshypertrophie sein: Aber auch in den chronischen | durch das Desinfiziens bei der Abtötung der virulenten Keime ` 
| t j Fällen dürfte die Muskelhypertrophie nicht allein die Ursache der | erreicht werden sollten, gegenüber den milderen, rein physikalischen 
SH | ‘z! Steifungen sein, denn man sieht bei vollendetem Verschluß die | Methoden nicht offensichtlich wurden, . sondern vielleicht sogar. ins 
Ru et gleichen Veränderungen in der Submukosa und Subserosa wie bei | Gegenteil umschlugen. Die bakterizide Kraft des Bauchfells ist 
ER den akuten und subakuten Verschlüssen.. Vielmehr dürfte hier die | nach Nötzel ‘und anderen eine sehr große und bedarf oft nicht 
IR Muskelhypertrophie auf die ständige erfolgreiche Mehrarbeit des zu- | einer, Unterstützung durch chemische Agentien, um mit infektiösen 
; = iu ; führenden Darms bei Überwindung des Hindernisses vor Eintritt | Keimen fertig zu werden. Die letzte größere Zusammenstellung über 
D Ii des absoluten Verschlusses zurückzuführen sein. Denn es bringt 


die chirurgische Behandlung der diffusen Peritonitis von H. Wilde- 
gans aus der von Körte geleiteten I. Chirurgischen Abteilung des 
Berliner Urban-Krankenhauses, in der ein Krankenmaterial. von _ 
. 32 Jahren einer sorgfältigen Prüfung unterzogen ist, legt ein be- 
redtes Zeugnis davon ab, wie ohne. Anwendung _antiseptischer 
Mittel durch .die Vervollkommnung des operativen Vorgehens 
und durch möglichste Wiederherstellung physiologischer Verhält- 
nisse sich Erfolge ergeben haben, die als hocherfreulich zu be- 
zeichnen. sind. | 
Wenn wir trotzdem die antiseptische Behandlung mit Rivanol 
fortsetzen, so fühlen wir uns deswegen dazu berechtigt, weil wir 
mit diesem Mittel nie Schädigungen unserer Fälle, sei es lokaler 
oder allgemeiner Natur erblickt haben. Durch Untersuchungen von 
pharmakologischer Seite (Lipschitz) ist bewiesen, daß die Acridin- 
farbstoffe im Gegensatz zu anderen chemischen Desinfektionsmitteln 
nùr eine sehr geringe ‚Schädigung des Wirtsgewebes verursachen. 
Wir selbst haben uns in, wiederholten Tierexperimenten wie auch 
am Menschen davon überzeugen können — das ist inzwischen auch 
von anderer klinischer Seite bestätigt —, daß Verwachsungen bei An- 
wendung des Rivanols in der Bauchhöhle nicht entstehen, vielleicht 
sogar hintangehalten werden. Doch ist über diese letzte Behauptung 
nur sehr schwer ein einwandfreier positiver Beweis zu erheben. 
‘ Jedenfalls haben wir bei einer Patientin, die vor Jahresfrist 


wegen einer Streptokokken-Peritonitis nach Abort mit einer Rivanol- 


ja auch sonst nicht eine kurzdauernde große ‘ vergebliche Kraft- 


anstrengung, sondern nur eine dauernde stärkere Beanspruchung, 
eine Hypertrophie der: Muskulatur hervor. 


In Übereinstimmung mit W. Braun bleibt daher nur übrig 
anzunehmen, daß die Mehrarbeit des Darmes und damit die 
Steifungen in erster Linie auf eine Überreizung des Darmes zurück- 
zuführen sind. Als Hauptiaktor kommt der Okklusionsreiz selbst in 
Betracht, weiter die reflektorischen Reize, die durch die Veränderung 
der Zirkulation, Sekretion und Resorption im zuführenden Darm und 
Mesenterium gesetzt sind. Auch der aufgestaute zersetzte Darminhalt 
` und die Kohlensäureüberladung des Darmblutes selbst können im 
gleichen Sinne als starker Reiz wirken, sei es nun rein mechanisch, 
chemisch oder bakteriell. Wie diese gesteigerten nervösen Impulse 
im einzelnen die Muskulatur in den schweren Erregungszustand ver- 
setzen, ist bis jetzt unbekannt. Nach längerer Dauer der Steifungen, 
und damit der nervösen Überreizung des Darmes folgt das Stadium 
der Ermüdung und Lähmung, in dem der Darm auf diese Impulse 


nicht mehr anspricht, die Kontraktionsfähigkeit der Muskulatur er- 
schöpft ist. | 5 


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Literatur: W.Braun und W.Wortmann, Der Darmverschl i 
Ren ; ; uß und di 
sonstigen Wegstörungen des Darmer. Julius Springer, 1924. — Maronga, rf: 


Zentralorg. f. d. ges. Chir. u.i. Grenzgeb. Bd. 12 — i 
— Wilms, D, Chir. 46 g. . g ‚H.8.— Rosenbach, D.m.W. 1889, 


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1) Nr.5 der Klin. Wschr. ra 
) Sitzung der Berliner chirurgischen Gesellschaft vom 12.Mërz1928. 


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spülung behandelt war, gelegentlich einer vor kurzem vorgenommenen 
zweiten Laparotomie uns überzeugt, daß intraabdominelle Verwachsungen 


außer einer adhärenten Fixation des Netzes an der vorderen Bauch- 


wand in Höhe des ersten Schnittes nicht vorhanden waren. 


Wir wollen mit der Anwendung des . Antiseptikums die 
pathogenen Keime bekämpfen, deren Virulenz nächst der Wider- 
standskraft des Organismus einer der wichtigsten Faktoren für den 
Ausgang der Entzündung ist. Wir sind uns hierbei klar — und 
diese Ansicht haben wir auch in unserer ersten Arbeit zum Aus- 
druck gebracht —, daß wir keineswegs in der vielbuchtigen Bauch- 
höhle durch eine einmalige, wenn auch noch so gründliche Rivanol- 
spülung alle Keime abtöten oder unschädlich machen können. Das 
beweisen die Fälle unserer Erfahrung, in denen wir nach Ablauf 
der allgemeinen peritonitischen Erscheinungen später im Eiter eines 
entleerten Douglasabszesses dieselben Erreger finden konnten, die 
wir vorher im eitrigen Exsudat der freien Bauchhöhle festgestellt 
hatten. Das wesentliche Moment bei der Desinfektion der infizierten 
Bauchhöhle liegt darin, daß durch das Rivanol eine Entwicklungs- 
hemmung der Keime und eine Herabsetzung ihrer Virulenz erreicht 
werden soll, und. daß so der Organismus in seinem Abwehrkampf 
gegen die eingedrungenen Mikroben unterstüzt wird. Zu dieser 
Anschauung sind. wir. durch die Arbeiten Morgenroths und seiner 
Schüler berechtigt, die in zahlreichen tierexperimentellen Unter- 
suchungen nachgewiesen haben, daß für Streptokokken ein Virulenz- 
sturz durch Rivanol herbeigeführt wird, und die auch auf die prak- 
tische Bedeutung dieser Zustandsänderung der Keime hingewiesen 
haben. Es kann uns ‚bei dieser Beweisführung der Einwand ge- 
macht werden, daß durch die experimentelle Forschung d& Wirk- 


samkeit des Rivanols zwar für Streptokokken und Staphylokokken 


festgestellt ist, daß wir es aber bei der Mehrzahl der Peritonitis- 


. erkrankungen nicht mit einer Streptokokkeninfektion zu tun haben. 


Dem wollen wir entgegenhalten, daß wir bei der Operation nicht 


in der Lage sind, die Art der infizierenden Keime aus der 


mikroskopisch sichtbaren Beschaffenheit des Eiters zu erkennen, und 


‚ daß eine Infektion der Bauchhöhle mit. Strepto- oder Staphylokokken 


prognostisch zu den sehr gefürchteten gehört und darum mit anti- 
septisch gegen sie wirkenden Mitteln bekämpft werden soll. ` 
Von gynäkologischer Seite (Klinik Geheimrat Bumm) ist der 
Versuch gemacht worden, durch Virulenzbestimmungen von Strepto- 
kokken mit Hilfe eines einfachen von Runge angegebenen und von 


Philipp modifizierten . Plattenverfahrens -bei der Geburt, bei Fehl- 


geburten und bei Operationen die Schwere einer Infektion zu beurteilen, 
und die Wirksamkeit .der angewandten Therapie zu prüfen. Es liegt 
der Gedanke nahe, dieses Verfahren auch zur Prüfung der Rivanol- 
Therapie bei der Peritonitis, insbesondere der Streptokokken-Peritonitis, 


heranzuziehen. Ob damit eindeutige Ergebnisse für die Wirksamkeit. 


des Rivanols zu erzielen sind, ist aber aus manchen Gründen, deren 
Besprechung mich hier zu weit führen würde, sehr zweifelhaft. - 


. Eine andere Frage scheint mir hier noch der Erörterung’ wert. 
Es ist festgestellt, daß in einer Anzahl von Peritonitiden — Wilde- 


.gans berechnet 20% seines daraufhin untersuchten Materials — eine 


Resorption von Keimen aus der Bauchhöhle in das Blut stattfindet, 
daß es also zu einer Bakteriänie kommt. Wenngleich im allgemeinen 


die Ansicht besteht, daß die Anwesenheit oder das Fehlen von 


Bakterien im Blute bei der Bauchfellentzündung für die Prognose 
nicht entscheidend ist, so glaube ich doch, daß wir den Organismus 


unterstützen, wenn wir auch die Keime im Blut bekämpfen. Nun 


ist von Morgenroth und seinen Schülern nachgewiesen, ' daß wie 
andere ı chemotherapeutische Mittel auch das Rivanol eine aus- 
gesprochene Organotropie in bezug auf die roten Blutkörperchen hat 
und daß durch die Vermittlung des Kreislaufes im Gewebe der 
spezilischen bakteriziden Wirkung des Antiseptikums der Weg ge- 
bahnt wird. Man kann also vielleicht annehmen, daß mit der 
Rivanolspülung der Bauchhöhle auch direkt die Bakteriämie bekämpft 
wird, da ich: mir vorstelle, daß das chemische Agens auf dem 


‚gleichen Wege wie die Keime in die Blutbahn gelangt. 


Ausschlaggebend für die Wirksamkeit der angewandten Therapie 
muß für den Kliniker aber der Erfolg am Krankenmaterial sein, 
und da stehen mir in der bereits erwähnten Arbeit von Wilde- 


gans Zahlen zur Verfügung, die sich zum Vergleich heranziehen 


lassen. Ich verhehle mir dabei nicht, daß jede statistische Zu- 
Sammenstellung und jeder Vergleich mit dem Material einer anderen 
Klinik große Fehlerquellen hat. Schon die verschiedene Länge der 
Beobachtungszeit und die dadurch bedingte Verschiedenheit der 
Zahlenreihen lassen neben vielen anderen Gründen irgendwelche 
endgültigen 'Schlußfolgerungen nicht zu. — Doch so viel läßt sich 
immerhin feststellen, ób der therapeutische Effekt der einen Methode 


gegenüber dem der anderen weit zurücksteht oder nieht. Wir haben. 


im Zeitlauf von 2 Jahren 102 Peritonitiden operiert und mit Rivanol- 
spülungen behandelt. Von diesen sind 83 Fälle geheilt = 81,4% 
Heilungsziffer, 19 Fälle gestorben = 18,6% Mortalität. 

Die Fälle verteilen sich in Bezug auf ihre Entstehungsursache 


folgendermaßen: u E | 
| ‚- |Heilungs-| Ge- | Mor 
Unsanıs | Zahl | nase | ziffer EEA talität 
l ; . ~ /0 70 
Wurmfortsatz . . 22..168 | 55 |. 878 8 12,7 
Weibliche Genitalien. . . .| 18 17 94,4 1 6,6 
Fehlgeburt . . .» 2... 16 8 | 50,0 8 50,0. 
Gallenblase . . o.o... f 4 3 75,0 1 | 25,0 
Metastase (nachPanarit.tendin.) 1 — | — 1 y 


Als Erreger wurden bakteriologisch im Eiter festgestellt bei der 


STE S'E |. Nicht 
ou |EN |2| 8% | 8 |Steril | unter- 
383 E size 2 sucht 
Wurmfortsatz-Peritonitis .| 10 | 2 ií | — | 21 | 12 17 
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(17) 


 Wildegans berechnet an seinem Material aus den Jahren 


1910—1922 eine Heilungsziffer von 73,5% und eine. Mortalität 
von 26,5%. Es lassen sich aber die Gesamtzahlen meiner Statistik 
nicht mit diesen Zahlen vergleichen, da hier zu viel Verschieden- 


heiten, vor allem auch in der technischen Art des operativen Vor- ` 
gehens bestehen. Wir haben seit Einführung der antiseptischen ` 


Behandlung der Peritonitiden, wie wir in der ersten Arbeit schon. 
betonten, auf jede Drainage der Bauchhöhle. verzichtet. Wilde-- 
gans macht auf den Unterschied der 'drainagelosen Behandlung zu 
ungunsten der Drainageiherapie an seinem Material aufmerksam. 
Er fand bei 55 Wf.P.3), bei denen auf die Drainage verzichtet 
wurde, 85,4% Heilung und 14,6% Mortalität. Wir haben bei 
63 WE.P. eine Heilungsziffer von 87,3% und eine Mortalität von 


12,7%. Der Unterschied zwischen diesen Prozentzahlen: zugunsten 


der antiseptischen Methode ist so klein, daß ein endgültiger Schluß 
in bezug auf den Vorzug dieser Methode hieraus nicht gezogen 


. werden kann. Ich stimme mit Wildegans' darin überein, daß hier 


noch ein anderes Moment sehr berücksichtigt werden muß, und das 


ist die Frage, wann die Erkrankten nach Beginn der. Erkrankung . 


zur Operation kommen. Von unseren 63W£.P. waren 18 Spätfälle, 
d. h. Fälle, die erst am 3. und 4. Tag und später ins Krankenhaus 
eingeliefert wurden. Unter diesen 18 Spätfällen sind S Todesfälle. 
Ich habe gerade in der letzten Zeit an unserem Material, das. hier. 
noch nicht zum Bericht verwandt ist, den Eindruck gewonnen, daß. 
die Erkrankten infolge wirtschaftlicher Not, die sie daran hinderte, 


‚rechtzeitig einen Arzt aufzusuchen, sehr spät in das. Krankenhaus 


kommen, und daß. darum die Mortalität der Peritonitis bei uns 
wieder zugenommen hat. Übersehen wir das bakteriologische Unter- 


suchungsergebnis bei der Wf.P., so erscheint mir erfreulich und 


beachtenswert, daß von 10 mit Streptokokken infizierten Fällen. 
keiner gestorben ist. _ 2 o ~ 

Einen zweifellosen und mit Zahlen zu belegenden Fortschritt 
hat uns die antiseptische: Behandlung der Bauchfellentzündung bei 
der postpuerperalen Peritonitis gebracht. Die Mortalität dieser 
Erkrankung in den Jahren. 1917—1921 war an unserer Abteilung 
96,3%. Nach Einführung. der Rivanoliherapie haben wir die Mor- 
talität auf 50% herabgedrückt®). Sr | 

Zusammenfassend will ich bemerken, daß bei der Wf.P. die 
Vorteile der antiseptischen Behandlung gegenüber der rein physika- 


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lischen Spülbehandlung scheinbar keine sehr wesentlichen sind. . 


Sehr erfreulich sind dagegen die Erfolge bei. der Streptokokken- 
peritonitis, insbesondere also bei. der postpuerperalen Peritonitis. 
Da wir nie Nachteile der antiseptischen Behandlung des Perito- 


3) WE P. ist = Wurmfortsatz- Peritonitis. a 
| 4) Genauere Angaben: Siehe „Die Rivanoltherapie der gynäko- 
logischen Peritonitis“ von E. Katzenstein.  Inaug.-Diss. Berlin 1923. 


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neums mit Rivanol geselien haben, kann man die Methode in allen 


‚Methode der Wahl empfehlen. 


Behandlung der. infektiösen diffusen Peritonitis. 


Rivanols. Klin. Wschr, 2, Jg, Nr.85. — Lipschitz, Wertbestimmung von Des- 


_ Darreichung von Keratin-Abbauprodukten nachgewiesen hatte. 


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0.19% — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 


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Fällen, in denen eine Streptokokkeninfektion in Frage kommi, auch 
wenn diese bakteriologisch noch nicht nachgewiesen ist, als die 


Literatur: Körte, Chirurgie des Peritoneums im Handbuch der prakt. 
Chirurgie, 1923, 8. — H. Wildegans, Weitere Mitteilungen über die chirurgische 


Arch. klin. Chir, Bd. 127. — 
J. Morgenroth und R. Schnitzer, Zur chemotherapeutischen Biologie der 
Mikroorganismen. 


Zschr. f. Hyg. u. Infektionskrkh. Bd.9. — J. Morgenroth, | 
R. Schnitzer und E. Berger, Über die Bakteriotropie und Organotropie des 


infektionsmitteln. Ebenda, 2. Jg, Nr.86. — Philipp, Zur Virulenzfrage der Strepto- 
kokken. Hhbenda, 2. Jg., Nr. 42, ee 3 


Aus dem Röntgen-Institut und der Chirurgisch-gynäkologischen 
-~ . Abteilung des Evangelischen Krankenhauses, Oberhausen. 
| . (Chefarzt: San.-Rat Dr. A. Schulze-Berge). 


| Die Bedeutung | | 
der spezifischen Ernährung der Horngebilde durch 
 Humagsolan, seine Anwendung und Erfolge. . 
Von Dr. Heinz-Herbert Matoni, 
Leiter des Röntgen-Instituts und Assistent der Klinik. 


Das Humagsolan ist nach Zuntz (1) eine durch Hydrolyse 
leicht verdaulich gemachte Hornsubstanz, Sie wurde von: ihm in 
die Therapie eingeführt, nachdem er durch seine Untersuchungen 
die ‚spezifische Ernährung der Oberhautgebilde durch die innere 


Abbildung 1. 


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| Zu einer Prüfung wurden von mir Versuche angestellt, die 
in Kürze angeführt, folgendes Ergebnis zeitigten. Zunächst wurde 
nach dem Vorgange von Zuntz das Präparat in den Dosen von 
3x2 Pillen pro die ca. 20 Patienten gegeben, hei denen sich infolge 
von Infektionskrankheiten (Grippe, Typhus usw.), Erschöpfungszu- 
ständen nach Operationen oder Puerperium ein erheblicher Haar- 
schwund eingestellt hatte. Der Erfolg war ein prompter. 

Nach 3—6 Wochen stellte sich Haarwachstum ein. Mikro- 
skopische Untersuchungen zeigen, daß das Haar dichter und dunkler 
pigmentiert ist und so gut wie keine Luftblasen im Gegensatz zu 
den Haaren vor der Kur enthält... Eine spezifische oder Allgemein- 
behandlung neben Humagsolan hat nicht stattgefunden. Gegenüber 
den mit Humagsolan behandelten Patienten zeigen die aus derselben 
Ätiologie mit Quarzlicht bestrahlten einen geringeren nicht be- 


friedigenden Erfolg. Einige Patienten erhielten dann eine kombinierte - 


Therapie: Humagsolan-Quarzlicht und spirituöse Haarwässer. Bei 
diesen ist der größte Erfolg erzielt worden. 


'  Fermer erzielte ich gute Erfolge bei einer Reihe von Frauen, 


bei denen infolge von längeren Röntgenbestrahlungen sich ein un- 
angenehmer Haarausfall bemerkbar machte. 


Die besonders ins Auge fallenden Erfolge werden bei der 
Behandlung der Alopecia areata seborrhoica mit Humagsolan erzielt. 
Bei dem seborrhoischen Haarausfall wurde von den mit Humagsolan 
behandelten 18 Patienten bei 15 ein guter Erfolg erzielt, ebenso 


Abbildung 2. 


21%. Oktober 
bei Patienten mit Alopecia areata. Voraussetzung ist, daß der 


noch Haarwurzeln vorhanden sind. Wie vorsichtig man mit der 
Entscheidung sein muß, ob Haarwurzeln noch vorhanden sind oder 
nicht, soll folgender von mir behandelter Fall zeigen. 


Es handelt sich um eine 85jährige Patientin, Frau D., J.-N. 318, 
die seit 13 Jahren an einer totalen Alopecia leidet und sich wegen 
"einer Kniegelenkstuberkulose in meiner Behandlung befindet. Patientin 
hat keine Mittel noch Geld gescheut, um sich von ihrem, sie le 

un 


‚so drückenden Leiden zu befreien. Nach jahrelanger Behan 


keine Heilung finden. Nach monatelanger erfolgloser Quarzlichtbe- 
strahlung erfuhr sie die Diagnose, daß ihre Haarwurzeln zerstört seien 
und jede Therapie aussichtslos sei. Ich gab mich mit dieser Auskunft 
nicht zufrieden und behandelte die Patientin selbst on 
und spirituösen Haarwässern zur stärkeren Hyperämisierung 


kur, die meine Vermutung bestätigte und mir den in den nachfolgenden 
Photographien festgehaltenen instruktiven Erfolg gab.. Denn es finden 
sich Fälle von derartiger totaler Alopecia, bei denen doch eine Regeneration 


d 
daß noch lebensfähige Zellgruppen in den Follikeln vorhanden sind. 
Bei Beginn der Kor halte atientin einen vollkommen glatten Schädel 
-wie eine Billardkugel, ohne eine Spur. von Haaren?). 


Tag zu Tag. an Länge, und Stärke zunahmen. Patientin erhielt nach 
den oben mitgeteilten Erfolgen von der vierten Woche ab eine 


kombinierte Humagsolan-Quarzlichtbehandlung. Diese beschleunigte 
den Haarwuchs ganz r 


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Abbildung 3. 


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der Haare bereits durchschnittlich 5 cm und war der ganze Schädel 
bis auf eine kleine handtellergroße Glatze (Abb. 2) behaart. 


Nach 16 Wochen zeigte sich ein ausgezeichneter kosmetischer 
Erfolg. Kräftige lang 


e Haare bedeckten den früher glatten Schädel 
(Abb. 8). Die latze hatte sich bis auf ca. 3 cm verkleinert. An diesen 
unbehaarten Stellen sind leider die Haarwurzeln zerstört, wie die 
weitere Beobachtung ergab. 


Wie ist nun die Wirkung der keratinbildenden Substanzen 
auf die übrigen Hornhautgebilde? | 

Das Urteil:der Mehrzahl der Patienten lautet, daß sich ein 
kräftiges Wachstum der Nägel eingestellt habe. Diese Erscheinung 
wurde von den meisten als angenehm empfunden. Besonders konnte 
‚dies bei solchen Personen festgestellt werden, die an einer weichen, 


der Kur wurde diese Absplitterung nicht mehr beobachtet. u 

Werden nun die übrigen Hautgebilde sämtlich in dem oben 
festgestellten Sinne beeinflußt d. h. wird ein Auftreten von Haar- 
wuchs an unerwünschten Stellen oder eine Verstärkung des vor- 
handenen beobachtet? Bei den genau kontrollierten Versuchsfällen 


konnte bei den normalen weiblichen Patienten keine Verstärkung 
der Körperbehäarung wahrgenommen werden. 


1) Patientin verweigerte in il d ù Zustand eine photo” 
graphische Aufnahme. AE E A EEE EE $ 


Krankheitsprozeß noch nicht zu weit vorgeschritten ist, daß also 


. von 
Quacksalbern und Kurpfuschern konnte sie schließlich auch bei Spezialisten‘ ` 


er Kopi- 
haut, jedoch ohne Erfolg. Als letztes versuchte ich eine Humagsolan- 
eintritt, vorausgesetzt, daß die Atrophie keine völlige gewesen ist und. 


ach 4 Wochen 
Humagsolankur zeigten sich unzählbare marginale Härchen, ; die von 


apide und lieferte nach der achten Woche den | 
Abh. 1 festgehaltenen Erfolg. Nach 12 Wochen betrug die Länge 


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' bröckligen, zur Absplitterung neigenden Nagelsubstanz litten. Nach 


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12. Oktober 


b- . — 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — MAL. 0.000005 


1433 


Nach diesen Feststellungen interessierte mich die von anderer 
Seite aufgeworfene Frage nach dem Verhalten weiblicher Personen 


‘mit außergewöhnlich starker Körperbehaarung (virilem Typ) gegen 


Humagsolandarreichung. Bei den beiden von mir ausgewählten und 
behandelten Fällen zeigte sich, daß eine Verstärkung der Körper- 
behaarung eintrat, die jedoch einige Monate nach Aussetzen der 
Humagsolankur zurückging. Ich komme also zu der Schluß- 
folgerung, daß dieZuführungvonKeratin-Abbauprodukten 
bei normalen Individuen nur die normale physiologische 
Entwicklung der gesamten Hautgebilde fördert. 

Schließlich sei eine Beobachtung nicht ungesagt, daß bei 
älteren Personen das Humagsolan bei bereits ergrautem oder weißem 
Haar vorübergehend eine dunklere Färbung hervorruft. Diese 
Wirkung konnte ich bei jüngeren Personen, die vorzeitig eine grau- 


melierte Haarfarbe bekommen hatten, als eine dauernde: fest- 


stellen. Bei Patientinnen in den 20er Jahren, bei denen sich stark 
graumeliertes Haar gebildet hatte, konnte ich mit Humagsolan eine 


normale Pigmentbildung anregen und die ursprüngliche gleichmäßige 


Färbung wieder herstellen. 
Zusammenfassend läßt sich sagen: | 
Humagsolan ist eine nach besonderem Verlahren durch Hydro- 


lyse leicht verdaulich gemachte Hornsubstanz, die eine spezifische 


Ernährung der Oberhautgebilde ermöglicht. 

Seine Anwendung soll erfolgen bei jeglichem Haarschwund nach 
Infektionskrankheiten, Erschöpfungszuständen, Röntgenbestrahlungen 
und im Anschluß an das Puerperium; ferner bei dem sogenannten 
seborrhoischen Defluvium, Alopecia areata — totalis — syphilitica, 
bei Trichorrhexis, sowie bei- jedem vorzeitigen Ergrauen der Haare 
und bei allen Nagelerkrankungen. RE 

. Bei all diesen Erkrankungen erweist sich das Humagsolan als 
ein beachtenswertes Mittel, mit dessen Hilfe es gelingt, das Wachstum 
der Haare und Nägel überhaupt intensiv anzuregen; es ist allen 


anderen eine Hyperämisierung herbeiführenden therapeutischen Maß- | 


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nahmen überlegen; mit denen ein so schnelles, kräftiges und dichtes 


Haarwachstum nicht erzielt werden kann. 


Eine Verbindung der Humagsolandarreichung mit den eine 


Hyperämisierung hervorrufenden therapeutischen Mitteln stellt. nach 
unseren heutigen Erfahrungen die erfolgreichste Therapie dar, die 
uns in ganz hoffnungslosen Fällen überraschende Resultate liefert. 


Am geeignetsten hierfür halte ich Quarzlichtbestrablungen und 


spirituöse Haarwässer. | 

Voraussetzung für diese Erfolge ist jedoch in jedem Falle, 
daß noch lebensfähige Zellgruppen in den Follikeln vorhanden sind, 
da nur die Ernährung noch vorhandener Haarwurzeln möglich ist. 

Um eine sichere Diagnose stellen zu können, soll, bevor eine 
Zerstörung der Haarwurzeln angenommen wird, in jedem Fall eine 
Humagsolankur versucht werden. i 

Eine Einwirkung der zugeführten Keratin-Abbauprodukte auf 
die übrige Körperbehaarung findet bei normalen Individuen nicht 
statt, da dieselben keinen anderen als den physiologischen Reiz aul 
die gesamten Oberhautgebilde des Körpers ausüben. 


Weiblichen Individuen mit ungewöhnlich starker Körper- 


behaarung oder mit ausgesprochen virilem Typ soll Humagsolan 
nur gegeben werden, wenn sie eine vorübergehende Verstärkung 
der Körperbehaarung in Kauf nehmen wollen. 

Bei vorzeitig ergrautem Haar läßt sich mit Humagsolan eine 


stärkere Pigmentierung und mithin die ursprünglich gleichmäßige 


Färbung der Haare wieder herstellen: | | 
Das Präparat ist für den Organismus völlig indifferent und 


wird reaktionslos vom Magen-Darmkanal vertragen. Die Dosierung: 


beträgt 3mal täglich 2 Pillen, größere Tagesmengen sind zwecklos. 
Literstur: 1. Zuntz, D.m.W. 1920, Nr.6. — 2. Blaschko, Ebenda. 


1920, Nr.19. — 3. Kapp, Ebenda. 1921, Nr.11. — 4 Apel, Ebenda. 1922, Nr.5. — 


5.Scharlam, Med. KL 1922, Nr. 25. — 6. Reimer, Ebenda. 1921, Nr.11. — 7. Biber- 
geil, :D.m.W. 1920, Nr. 47°— 8, Hautsch, Ärztl. Zentr.-Anz. 1922, Nr. 12., — 9. Prior, 
D.m.W. 1920, Nr. 40. — 10. Pulay, Med. Kl. 1920, Nr. 48. — 1i. Stura, Giorn. Ital. 
della malattie veneree e della pelle, 1921, Fasc.2. ` i | | 


- Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. 


Aus dem Pathologischen Institut des Krankenhauses im Friedrichshain 
| in Berlin. 
Über den Morbus Gaucher, seine Klinik, pathologische 
Anatomie und histio-pathogenetische Umgrenzung, 
nebst Untersuchungen über den Morbus Gaucher der 


. Säuglinge und über die Beteiligung des Skelettsystems. 


Von Ludwig Pick. (Fortsetzung aus Nr. 40.) 


‚ An der Aufklärung der Histologie und Histiogenese des 
Morbus Gaucher sind besonders Mandlebaum, der nicht weniger 
als 12 Fälle histologisch zu untersuchen Gelegenheit hatte und seine 
Befunde in zahlreichen Abbildungen erläutert, ferner Schlagen- 
haufer, Risel, de Jong und van Heukelom, Downey, Rusca, 
E. J. Kraus und Epstein erfolgreich beteiligt. 

Für das histologische Studium der Gauc horzeleinageringon in 
den Organen — der Zellstruktur an sich, wie besonders der Beziehungen 
der Gaucherzellen zu den Retikulumfasern in Milz, Lymphdrüsen und 

uochenmark — steht in erster Linie Mallorys Phosphormolybdän- 
säure - Anilinblau - Orange - G-Methode, bei der man.nach meinen Er- 
ahrungen zweckmäßig die von Mallor angegebene Vorbeizung mit 
i Insäure und Ammoniumbichromat nicht unterläßt. Die Versilberung 
erSchnitte nach Biels chowsky bildet für die Faserbefunde die brauch- 


barsteKontrolle der Ergebnisse. Riselbenutzte eine Lölesche Modifikation 


der Mallorymethode. Epstein empfiehitMallorys Phosphormolybdän- 

tc . Auch die Risenhämatoxyliomethode Weigerts 
u Gieson-Nachfärbung oder Heidenhains Eisenhämatoxylin- 
methode sind Jür die Darstellung des Gaucherzellbildes sehr Beine: 
de ns ergibt sich zunächst eine Art doppelter Morphologie 
Zu aucherzelle als solcher, je nach der Untersuchung im frischen 
2 . oder an Schnitten gehärteten Materials. Die frische Unter- 
= ng in Wasser oder physiologischer K'ochsalzlösung (an Abstrichen 

a eichenmaterial oder im Milzpunktat) zeigt einen gleichmäßig 

mogenen opaken Zelleib, der in seinem eigentümlichen matthyalinen 


er an eine amyloide Scholle erinnert und beim Zerdrücken den 


nta pask eines halbfesten hyalinen Materials macht (Marchand). Mit 
förmlich 1, srößerung besitzt der ea oft ein feingestreiftes, 
ai a ‚ristalloides Aussehen. An den technisch einwandfrei fixierten 
5 ärbten Schnitten ist der im ganzen blasse, helle blasige Plasmaleib 
re Der Ye spinnwebartig feinsten linienartigen Fibrillen durchzogen, 
i erbind aügemeiner Neigung zu welliger Parallelität durch seitliche 
uUmere en ein zartesNetzwerk unregelmäßiger Maschen oder „Inseln“ 
grenzen‘). So kommt ein eigentümlich zerknittertes, runzliges, 


°) Vgl, z, B, Mandlebaum-Downey Abb. 5, 9—13, 


rund und ziemlich groß. 


„knittrig-wolkiges“ oder auch undeutlich gestreiftes Aussehen der-Zellen 
zustande. Längere Formen der Gaucherzellen sind entsprechend fein- 


' fibrillär längsgestreift oder gestrichelt. Mehr oder minder zentral ge- 
stellte Kerne können: auch von etwa konzentrischen Linien umgeben sein. 


Runde vakuolengleiche Räume anstelle der regellos geformten Maschen 
sind jedenfalls sehr selten, und die oft beschriebene „wabig-schaumige“, 
rund-vakuoläre Struktur gibt es an den. bestfixierten und gefärbten 
Schnitten nicht, wenn andrerseits auch die feine Zeichnung in ihren 
Einzelheiten nicht an jeder Zelle getroffen wird und des öfteren das 
Zellplasma im ganzen oder teilweise von einfach homogener azidophiler 
Beschaffenheit sich darstellt. Durchschnitte der zarten Fibrillen bilden. 
feine reihenartige Pünktchen und lassen den Zelleib granuliert oder punk- 
tiert erscheinen. Auch diese Punktreihen zeigen die Neigung zu paralleler 
Richtung. GroßeZelleneinessolcheneigenartigenPlasmatypus 
werden in der Tat bei keiner anderen Affektion getroffen. 
Marchand nimmt das zarte Netzwerk als den Zellrest, den eine 
eingelagerte fremde Substanz nach der Einwirkung bestimmter Re- 


acentien S Äther, Chloroform usw.) hinterläßt. Nach Epstein | 


wird die fremdkörperartig eingelagerte Masse als flüssiges Kolloid ge- 
speichert, drängt anscheinend stark quellend das Plasma zu einem 
etzwerk auseinander oder „durchtränkt“ die plasmatische Substanz 
und wird, durch die Gewebsfixation zu unregelmäßig begrenzten Tropfen 
zusammenfließend, zu geballtem erstarrten Gel, das in den Zellen in 
schwacher Hämalaun- oder Malloryiärbung darstellbar bleibt. Die 
„knittrige“ Struktur ist Fixations- und Härtüungsprodukt. Danach be- 
deutet auf alle Fälle das Netzwerk den Überrest des zwischen der 
er Substanz komprimierten Spongio- oder Paraplasmas 
(vgl. auch Waugh und Mac Intosh, ° 0 2 0000 > 
Im frischen gefärbten Ausstrich der splenektomierten Milz?) oder 
des Milzpunktates erscheinen die großen epithelartigen regelmäßig be- 
grenzten Zellen von mehr oder minder ndicho Form, auch die Kerne 
ea Rer ung: Runzelun | 
es Zelleibes ist aber auch hier ausgesprochen. Die Kerne finden sich 
in der Einzahl oder Mehrzahl — zwei, drei oder unter Enteprechönder 
Zunahme auch der Zellgröße noch mehr. Vielkernige Gaucherriesenzellen, 


1 


des öfteren auch als „Syncytien“' bezeichnet, können, wie vielkernige . 


Zellen überhaupt im Gaucherzellgewebe, bisweilen besonders her- 
vortreten. Mandlebaum sah in einer 71,7:100 u messendenin 
Zelle aus dem Milzausstrich 13 Kerne (in einer Gaucherzelle im Schnitt 


aus einem retroperitonsalen Lymphknoten 21 Kerne). Ich selbst fand - 
‘den Zelldurchmesser im frischen Milzpunktat im Da > Pr 


Der stets wiederkehrende Typus der mikroskopischen Bilder 


in den Schnitten der Organe sei auch hier noch einmal be 
hervorgehoben. Die Milzschnitte zeigen in der sinusreichen See 


n yg: Abb. 1 bei Brill-Mandlebaum und Abb, 1 bei Mandle- 


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oder Granulierung 


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1484 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 12. Oktober 


alveolenartigen rundlichen oder auch mehr unregelmäßigen Nester oder 
Felder der großen hellen Gaucherzellen eingelagert. Diese Zellalveolen 
hängen vielfach zusammen und können in verschiedenen Milzabschnitten 
verschieden dicht gestellt sein; sie sind von zarten kollagenen (nach 
Rusca elastischen) Fasern eingehüllt und teilweise auch von 
„Bndothelien“ in ihrer g 


Gaucherzellen mehr oder weniger reichlich vorkommen. Daß die enorme 
Vergrößerung, die Mandlebaum beim At/,jährigen Knaben traf, ent- 
gegen diesem Autor nicht dem „frischen“ Fall als solchem zukommt 


fn 
beweist das sonst dem bei Erwachseñen durchaus entsprechende Verhalten 
flachen | bei anderen Fällen der Kinder und der Säuglinge, und wenn Epstein Mi 
r ganzen Peripherie oder in einem Teil umkleidet. | meint, daß „fast völliges Fehlen unveränderter typischer Milzfollikel‘ m 
Außer den großen Zeilkörpern können die Alveolen mehr oder minder | für den Morbus Gaucher charakteristisch sei, so wäre, glaube ich, dabei m 
reichlich auch rote Blutkörperchen oder deren Trümmer einschließen, | der Nachdruck mehr auf die Reduktion der Zahl als auf die sonstige ril 
die nach Mandlebaum in den endothellosen Nestern fehlen; daneben | Veränderung zu legen. Ohne Zweifel ist das spärliche Vorkommen 5 
Lymphozyten oder Plasmazellen. Oder blutführende Hohlräume werden | oder das „Fehlen“ der Körperchen in den mikroskopischen Schnitten in | 
í von einer etwas unregelmäßigen ein- oder mehrfachen Lage von Gaucher- 
u zellen ausgekleidet (z. B. Mandlebaum 1912, Abk. 


). Vereinzelte 
Gaucherzellen liegen dann frei in der zentralen Blutmasse (Abb. 3) oder 
erweisen sich (WaughundMacIntosh) an Serienschnitten als zungen- 
förmige Teile des Wandbelages. 
Vorsichtige technische Behandlung des Materials (Fixierung in 
EN I Formol-Müller, Schnitte nach Zelloidin- oder kombinierter Zelloidin- 
ne Paraffineinbettung [E. J. Krausl) zeigt die Gaucherzellen in den 
ee  Nestern völlig geschlossen, untereinander sowohl wie mit dem umgeben- 
A den Gewebe lückenlos verbunden®). Die viel beschriebenen alveolen- 
ähnlichen, mit losen, „dissoziierten" Gaucherzellen gefüllten „Hohlräume“ - 
wären nach Kraus Kunstprodukte. Neben den Nestern können auch 
ganze Gesichtsfelder, selbst weite Strecken von bedeutendem Umfang 
und unregelmäßiger Begrenzung sich aus Gaucherzellen zusammensetzen. 
Sie treten im Falle der Nekrose, wie vorher beschrieben, in makro- 
skopische Erscheinung und sind wohl wenigstens teilweise durch Zu- 
sammenschluß der Nester entstanden. Oder aber es tauchen auch 
Gaucherzellen einzeln oder in kleineren Komplexen regelloser Art in 
der Pulpa zwischen den Sinus auf, ja, es kann diese unregelmäßige Art 
der Gaucherzelleinlagerung im Pulparetikulum unter Zurücktreten der 
Alveolen das histologische Bild der Milz in gewissen Fällen?) beherr- 
schen. Die frei liegenden Zellen hier oder in den „Hohlräumen“ er- 
scheinen rund oder länglich rund oder namentlich bei gegenseitiger . 
Abplattung polyedrisch, oft mit kürzeren oder längeren, selbst ver- 
zweigten, den Ganglienzelldendriten ähnlichen Fortsätzen versehen, im 
Ganzen von stets wechselnder Form. Der. Kontur ist runzlig oder 
gleichmäßig, stets scharf. Ihre Maße schwanken im Durchschnitt von 
20—A0 u, im Maximum von 60—80 u. Aber auch kleine Formen 
charakteristischen Baues von nur Lymphozytengröße kommen vor. Der 


Zelleib ist durch Eosin oder Pikrinsäure schwach färbbar, auch bei 
Pappenheimfärbung entschieden oxyphil. 


Die Mallorysche Phos- 
phormolybdänsäure-Anilinblau-Orange-G-Methode färbt ihn schön blau, 
etwas heller als das Bindegewebe. Die Kerne sind unbeschadet viel- 
fachen Wechsels ihrer Größe kleiner als im Ausstrich des frischen 
Materials, besonders unbedeutend im Verhältnis zu dem großen Zell- 
leib. Sie sind unregelmäßig konfiguriert mit runzlig oder zackig ge- 
schrumpitem Kontur, meist recht dunkelgefärbt, teilweise ausgesprochen 
pyknotisch, in Degeneration begriffen. Andere Male in den mehr 
homogenen Zellen sind sie aber auch bläschenförmig, plumper und ent- 
halten mehrere (1—3) Nukleolen. Sind sie in der Einzahl, so stehen 
sie vielfach exzentrisch, oft nach Art der Fettzelle an den Rand gedrängt; 
sind sie in der Mehrzahl, so sind sie im Zelleib regellos verteilt. Viel- 
kernige Riesenzellen sind hier im allgemeinen selten. Mändlebaum- 
Downey bezeichnen als das Hauptcharakteristikum der Gaucherzell- 
kerne ihren unregelmäßigen Kontur und ihre exzentrische Lage. Das 
„häufige Fehlen“ der Kerne in den Gaucherzellen, insbesondere der 
Ne Milz, wie es Einzelne (Epstein, Rusca — nach diesem ist Kern- 
h schwund unter Pyknose, Karola und Karyorrhexis in 90—95% der 
„alten“ Gaucherzellen erfolgt) beschreiben, müßte wegen des Mißverhält- 
nisses von Zellen und Kerngröße durch Serienschnitte belegt werden. 
Mitosen in den Gaucherzellen sah Bovaird; Schlagenhaufer traf 
sie „nur ganz vereinzelt“. Nach Risel, E. J. Kraus oder Rusca 


kommen sie. in den Gaucherzellen nicht vor. Brill - Mandlebaum- 
 Libman sprechenvon unre 


golmaligen, Brill-Mandlebaum von selte- 
nen atypischen Mitosen. de 


| ongund van Heukelom, Mandlebaum 
(1919), Rusca und Barát nennen amitotische Teilungen. Epstein 


schreibt den bereits in Gaucherzellen üumgewandelten Zellfiormen all- 
emein noch die Eigenschaft der Teilungsfähigkeit zu. Danach bleibt 
as Vorkommen mitotischer Kernteilungen der Gaucherzellen zweifel- 
haft, während eine amitotische Vermehrung wohl sichergestellt sein 
dürfte. Notwendig scheint mir auch dieser Modus nicht, um die „Ver- 
mehrung“ der Gaucherzellen zu erklären, da die Proliferationen und 
mitotischen Kernteilungen auch in ihren zelligen Vorstufen gesucht 
werden können und wohl in der Tat auch hier zu finden sind!%), Es 
hat danach sicherlich Bedenken, das Gaucherzellgewebe kurzerhand als 
„großzellige Wucherung“ (Œ. J. Kraus) zu kennzeichnen, 

Die Malpighischen Körperchen pflegen an Zahl, unter Um- 
ständen auch an Umfang reduziert zu sein, können aber auch trotz 
starker Abnahme der Anzahl sich sonst normal verhalten (z. B. bei 
Schlagenhaufer). InGauchersundColliers Fällen fehlen sie ganz. 
Gelegentlich sind sie etwas vergrößert, in erster Linie wohl durch 
 eindringende* Gaucherzellen. Auch in den zentralen Bezirken können 


8) Vgl. Abb. 9 u. 10 bei E. J. Kraus. 
9) Vgl.z. B. Epstein, Fall 3. 
10) Vgl. bei A in Leber Fall, 


erster Linie eine Folge ihrer mechanischen Auseinanderdrängung und 
Verteilung auf das Gebiet der Riesenmilz, weniger der von Gaucher 
angenommenen „totalen Destruktion“. Rundliche Herde hyalinen Binde- 
gewebes, die veränderten Malpighischen Körperchen zu entsprechen 


scheinen (Epstein, Fall 1 und 2), düriten vielleicht eher als Querschnitte 
hyaliner Trabekel zu deuten sein. 


Zuweilen sind diese etwas ver- 
breitert oder durchblutet, gelegentlich bis in das um 


gob ende Milzgewebe 
inein, in dem entsprechend dem makroskopischen 


ofund auch mikro- 
skopisch Blutungen bei langer Krankheitsdauer in größerem Um- 
fang auftreten, 


Sie können zu einer förmlichen Dissoziation von 
Gaucherzellnestern führen. 


t 


Pigment fehlt ganz oder so gut wie ganz nur bei Säuglingen und 
Kindern. Sonst ist es ausnahmslos, wie die Reaktion nach Turnbull lehrt, 
in erster Linie als Hämosiderin vorhanden, und zwar in den Trabekeln 
oder in den Eindothelien der venösen Sinus oder in den Gaucherzellen 
selbst, bei. sehr erheblichen individuellen Schwankungen der einzelnen 
Fälle nach Menge und Verbreitung. In den Trabekeln sind dieHämosiderin- 
körner zuweilen besonders zirkumvaskulär gelagert, andere Male 
sind die Fibrillen der Trabekel bei der Eisenreaktion nur zart und 
diffus . blau getönt. , Ausgesprochenste dichte Bestäubung mit den 
Pigmentkörnchen in den Sinusendothelien, wie bei Schlagenhaufer, 
Risel und Kraus erwies sich einmal (Schlagenhaufer) als gänzlich, 
. einmal (Rise!) -teilweise als eisenfrei; ob auch bei der Turnbullmethode, 

ist nicht ersichtlich. Die Gaucherzellen selbst, mit deren Pigmentierungen 
sich am eingehendsten Epstein beschäftigt hat, sind meist diffus von 
elöstem Hämosiderin durchtränkt, wenn auch hier wieder als Aus- 
ck der „individuellen Verschiedenheit der Speicherungstendenz“ 
immer nur in einzelnen Exemplaren und in wechselndster Intensität. 
Hämosiderin körniger Form ist in Gaucherzellen anscheinend. weit 
seltener. Daneben gibt es (Epstein) eine diffuse Zelldurchtränkung 
mit Hämatoidin und ferner Hämatoidinkörner, -schollen und -kristalle 
sowohl frei zwischen, wie sekundär aufgenommen auch in den Gaucher- . 
zellen, selbst in manchen bei gleichzeitiger diffuser Hämosiderinreaktion. , 
Von grobkörnigem eisenfreien Pigment in Gaucherzellen spricht Barát. 


Anderseits liegen Hämosiderinkörner auch extrazellulär, oder es können 
auch Retikulumzellen Hämosiderin einschließen. 


Im Gegensatz zur Konstanz der Pigmentierungen in den Fällen 
längerer Dauer steht der Befund der Hrythronhasie durch die 
'Gaucherzellen, die nur von einigen [Kraus, Epstein, Waugh und 
Mac Intosh, von diesen auch in den „vielkernigen Synzytien“ der 
Gaucherzellentt)\festgestellt ist, während andere (Bovaird, de Josselin 
de Jong) ausdrücklich auf ihr Fehlen verweisen. Das ist insofern 
von Bedeutung, als der Abbau der roten Blutkörperchen, der sich hier 
in der Gauchermilz vollzieht, von erytbrophagischen Vorgängen im 
wesentlichensicher unabhängigist und damit der in diesem Sinne z.B. von 
Hück allgemein vertretenen Anschauung als Stütze dient (vgl. Epstein). 

Einen besonders .aufiallenden Befund bilden typische Knochen- 
marksriesenzellen, die zuerst und wiederholt von Mandlebaum, 
dann auch von Epstein innerhalb der Alveolen frei zwischen den 
Gaucherzellen oder in der Pulpa in Verbindung mit ortho- oder poly- 


chromatisch gefärbten Normoblasten oder eosinophilen Myelozyten 
teilweise gleichenden Uninukleären gesehen wurden 


. Auch ohne 

Megakaryozyten kommen eosinophile, neutrophile und basophile 
Elemente (Mastzellen) vom Myelozytentypus oder in weiteren Stadien 
. der Kerndifferenzierung zwischen den Gaucherzellen vor (Risel, 
Waugh und Mac Intosh). Die Bedeutung dieser myeloischen Elemente, 
deren Befund sich entgegen Brill-Mandlebaum keinesfalls auf die 


Fälle jüngerer Individuen beschränkt, habe ich noch zu erörtern. 
Im histologischen Bau der ei 


| enartigen Kavernome fällt, wie 
Kraus ausführt, die aee dako D 


izarre Form der Hohlräume nicht 
minder auf wie die wechselnde Art ihrer zelligen Begrenzung. »® 


wird teils durch Hämosiderinkörner enthaltende Endothelien, teils durch 
das nackte fibrilläre Gewebe der bindegewebigen Septa, teils aber un 
mittelbar durch Gaucherzellhaufen gebildet, die regelmäßig von del 
Peripherie des Knotens oder auch. von Septen her in die Bluträum® 
einbrechen. Sofern nach erfolgtem Einbruch das Gaucherzellnest semen 
Inhalt in den Blutraum entleert und andrerseits das Blut die so env 
standene Höhle erweitert, also einen neuen Blutraum schafft, sind wohl „die 
kavernösen Hohlräume keine genetisch einheitlichen Gebilde“ (Kraus) 
Daneben kommen auch, unter Umständen in größerer Zahl, kavernöse e 
 fäßBerweiterungen rein mikroskopischen Umfangs vor 


(Schlagenhaufer) 
11) Der positive Erythro 


hagiebefund in Zadeks durch lang 
dauernde terminale Sepsis komplizi 


iertem Fall ist, wie auch der Pigment 
befund in der Milz, die Erythrophagie und Pigmentierung in andere 
Organen (Leber, Nieren) und die „sich überstürzende Blutregeneration 
im roten Mark der langen Knochen wegen der Sepsis ‚nicht eindel 


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12. Oktober : 


. Auch die unter Umständen sehr ausgebreitete Nekrose des 
_ Gaucherzellgewebes in der Milz besitzt ihre histologische Eigen- 
art. Es kommt zu keinem ausgesprochenen Zerfall, weder zuKoagulations- 
nekrösen noch zu Verkäsungen oder dgl., sondern die einfach nekrotische 
Zelle schwindet unter ganz allmählicher Verkleinerung bei gleichzeitiger 
interzellulärer Entwicklung eines derben Bindegewebes, dessen Maschen 
sich nach völligem Zellschwund schließen. Das Endergebnis ist der 
rein schwielig-fibröse Knoten. Manches Mal ist er gemäß der makro- 
skopischen Erscheinungsfiorm von gröberen oder spärlicheren gelb- 
braunen Pigmentanhäufungen durchsetzt. Sie sind körniger Art, meist 
eisenhaltig und sind während des Verödungsprozesses gebildet, liegen 
"zunächst innerhalb der noch erhaltenen Gaucherzellen oder der Binde- 
'gewebszellen und werden mit deren Zerfall frei. Auch Verfettung 
kommt in der Umgebung nekrotischer und fibrös sich umgestaltender 
Herde vor. Ohne Zweifel ist die besondere Form dieser Nekrose, das 
gleichsam schattenhaite Dahinschwinden der Gaucherzellen, der Aus- 
druck der enormen Chronizität, die beim Morbus Gaucher dem Ablauf 
dieses geweblichen Vorganges wie zahlreicher anderer ihren Stempel 
aufdrückt. Für weitere histologisch unterschiedene Formen homogen- 
hyalinen Gewebszerfialles_ ziehen Mandlebaum-Downey die Ver- 
‚bindung mit dem Gaucherzellgewebein Zweifel. Sie sind genetisch wohl 
in eine Linie mit den nicht seltenen anämischen Infarkten zu stellen. 
Um einzelne nekrotische Knoten deckt bei Schlagenhaufer 
das Mikroskop eine granulierende tuberkulöse Zone auf, während bei 
= Epstein die Verkäsung gröberer tuberkulöser Herde im mikroskopischen 
‚Bilde auf Gaucherzellherde übergreift. Tuberkulose findet sich auch 
` in der exstirpierten Gauchermilz bei Erdmann-Moorhead in Form 
einiger Miliartuberkel. | 
. . Die histologischen Veränderungen der Leber haben Brill- 
Mandlebaum-Libman als eine diffuse Zirrhose ohne Gallengangs- 


wucherung charakterisiert. Das Fehlen der Gallengangswucherungen `|: 


ist nicht ohne Ausnahme (vgl. Epstein, Fall 3), und beim Morbus 
Gaucher der Säuglinge kann Auch histologisch jede Andeutung der 
Zirrhose fehlen. (Betr. Rusca vgl. unten.) Hier sind allein die Blut- 
kapillaren der Läppchen von Gaucherzellen erfüllt, und zwar (Kraus) 
vorwiegend die Abschnitte um die Zentralvene, die nämlichen, die 
sich bei der Stauungsleber in die.sog. Stauungsstraßen verwandeln. 
Auch in den Fällen der Erwachsenen werden Gaucherzellen wohl stets 
mehr oder minder reichlich in den Läppchenkapillaren gefunden, be- 
vorzugen aber hier die peripherischen Bezirke. Sie liegen im Kapillar- 
lumen gewöhnlich in der Einzahl, gelegentlich aber auch zu mehreren, 
und bei stärkerer Häufung werden die Leberzellbalken zur Atrophie 
gebracht. Ihre Unterscheidung von den Leberzellen macht, zumal 
‚ mehrkernige Formen gewöhnlich fehlen, zuweilen einige Schwierigkeit. 
Die Malloryfärbung ist hier wieder ein vortreffliches Hilfsmittel. Ge- 
legentlich ist nebst den zentralen Kapillaren auch die Adventitia der 
Zentralvene von Gaucherzellen erfüllt. 
| Die „zirrhotische* Bindegewebevermehrung der Glissonschen 
Kapsel kann zuweilen „enorme“ Grade erreichen, ist aber niemals eine 
EN bloße Bindegewebswucherung, sondern durch meist sehr reichliche 
Einlagerungen von Gaucherzellen ausgezeichnet, die in gewissen Fällen 
sogar den Hauptanteil der Verbreiterung der interlobulären Binde- 
gewebssepten übernehmen. Im ganzen also viel eher eine Pseudo- 
zirrhose als eine bestimmte Zirrhoseform. Die Gaucherzellkörper liegen 
bier in den Maschen der Bindegewebsbündel einzeln oder zu wenigen 
in kleinen dichtgestellten Alveolen, deren Einzelelemente wieder von 
feinen durch Silberschwärzung darstellbaren Fasermaschen umgeben 
werden, und erscheinen im Gegensatz zu den Gaucherzellen der - Milz, 
auch zu denen innerhalb der Läppchenkapillaren, häufig in ge- 
. streckten, längsgestrichelten Formen von „zügiger“ Anordnung, 
mit der offenkundigen Neigung, lange Syneytien (Mandlebaum- 
Downey) zu bilden. Sie umgeben nicht bloß die Pfortaderäste,. 
sondern durchsetzen ihre Wand, besonders die Media, ja, gelangen 
bis an und in das Gefäßlumen (Mandlebaum-Downey, Fig. 9). 
Auffallend ist die oft verschwimmende Abgrenzung des Zelleibes gegon 
“die umgebenden Bindegewebsfibrillen bei der Mallory-Färbung oder 
Bisenhämatoxylinfärbung nach Weigert (vgl. z. B. Risel, Tafel 6, 
‚Fig. 2, Mandlebaum-Downey, Fig. 13). 
. Weiter aber dringen Bindegewebsstränge und Gaucherzellenzüge 
auch- in die Peripherie der Lobuli, . dissezieren und ersetzen die 
ä pchensubstanz, und so werden schließlich unregelmäßig geformte 
und ungleich große „Parenchymeinheiten“ von den breiteren oder 
schmäleren mit Gaucherzellgewebe erfüllten Bindegewebszügen um- 
schlossen. Kleinzellige Infiltration spielt bei allen diesen Wucherungs- 
' vorgängen des Bindegewebes keine Rolle. Dagegen fallen gelegentlich 
regenerative Vorgänge an den Leberzellbalken (amitotischer Ersatz 
er Leberzellen, vgl. Epstein, Fall 1 und 3) auf, . | 
b Ein anscheinend seltener (nicht „häufiger“ entgegen Mandle- 
vaum 1919) Befund ist das Vorkommen freier Gaucherzeilen 
K Lumen größerer, Pfortaderäste (Bovaird, Risel). Weder 
‚aus noch Epstein gelang es, sie dort zu treffen. Im dritten Fall 
seiner Reihe sah Epstein in den Leberkapillaren Normoblasten, 
einzelne Megakaryozyten und Wucherungen der Wandendothelien, zu- 
En in „förmlich synzytialem Verband.“ Schlagenhaufer traf 
ee Leberlappen typische Miliartuberkel. Die Verkäsung der 
A eren tuberkulösen Leberherde in Epsteins Fall 1 bezieht auch 
“er wie in der Milz benachbarte Gaucherzellherde ein. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 


- Für die Pi mentbefunde der Leber gilt wie für die der Milz, 


daß sie mit der Dauer der Krankheit zunehmen. Allerdings bleiben 


sie meist überhaupt spärlich und betreffen am wenigsten die Gaucher: 


zellen selbst. Eisenhaltiges Pigment in der Glissonschen Kapsel und. 
in der Umgebung der kleinen Blutgefäße ist in den vorgeschrittenen. 
Fällen nach Brill-Mandlebaum immer zu finden, nicht aber 


in Gaucherzellen. Ganz vereinzelte Pigmentierung dieser — durch 


Be, körniges oder scholliges Hämosiderin oder gelbe eisen- 
"freie Tröpfehen und Schollen -— nennt nur Epstein (Fall 1 und 3). 
Auch in Leberzellen kommt. gelegentlich eisenfreies oder eisen- . ° 


haltiges Pigment vor. Innerhalb der Leberzellen wäre es zunächst 


als Gallenpigment zu deuten. Risel spricht ohne nähere . 


Charakterisierung von feinsten bräunlichen Körnchen in den Leberzellen 
und im Kapillarendothel. Bemerkenswert scheint allein der Befund 
eisenhaltigen Pigments — in den Leberzellen wiederum nur spärlich, 


in den Kupiferschen Sternzellen oft reichlich —, den Kraus bei . 


Morbus Gaucher des Säuglings berichtet. | 


Von den Lymphdrüsen enthalten entsprechend dem negativen Ci 


Tastbefund .die äußeren wohl meist nur wenige der charakteristischen 
Zellen. Intravitala Probeexzision einer Achseldrüse in einem der 
sicheren Gaucherfälle Mandlebaums (1919, Fall 1) ergab nichts als 
„eine chronische Fibrose.“ Die Anfangsstadien zeigen die hellen, hier 
oft wieder sehr vielgestaltigen („jugendlichen* Rusca) und häufiger 


als in der Milz mehrkernigen Gaucherelemente zwischen den Zellen 


der Follikel und Markstränge, zuweilen ‘auch in den Sinus. ‘Oft 
fallen besonders langgestreckte oder synzytiale Formen auf. In den 
vorgeschrittenen Graden ist das Gerüstwerk des Lymphknotens, 
Kapsel und Trabekel, stark verdickt, aber doch als solches erhalten, 


das Lymphdrüsenparenchym bis auf gelegentliche Reste verdrängt durch 


Felder der großen Zellkörper, die an den silbergeschwärzten Schnitten 


einer Fasermasche gelegen ist. Auch noch erkennbare Sinus ent- 
halten Gaucherzellen. Absterbende Zellen können zu einer einheit- 


lichen scholligen Masse von eigenartig hyaliner Beschaffenheit zu- 


sammenfließen, während eine rein fibröse schwielige Induration, ‚wie 
z. B. in der Milz, hier nicht vorzukommen scheint. Barát spricht 
auch hier von „unspezifischer ischämischer Nekrose.“ 3 : 

Freilich ist nun, wie die Beteiligung der Lymphdrüsen an der 
Umwandlung in das Gauchergewebe überhaupt, auch der Grad der 
Umwandlung in den einzelnen Lymphdrüsengruppen durchaus wechselnd. 
Bei dem nämlichen Individuum sind an verschiedenen Stellen frühe, 
mittlere und vorgeschrittenste Stadien zu treffen, so daß die Frage 


‚entsteht, ob hier lediglich eine Verschiedenheit des Tempos oder nicht 


vielmehr ein ungleichzeitiges Befallensein der Gruppen vorliegt .(vgl. 
auch Teil IN). So können die Lymphknoten bestimmter Gebiete auch 


beim Kind, z.B. in dem schon genannten Fall Mandlebaum beim‘ 


4i/,jährigen Knaben, nicht minder schwer värändert sein wie in den: 


vorgeschrittensten Graden bei Erwachsenen. Die im gleichen Fall. 
von Mandlebaum beobachtete „abnorme Aktivität“ in den stark hyper- 


trophischen Keimzentren (Mitosen, phagozytotische Vorgänge) dürfte 
nach dem Vergleich mit ähnlichem Material von Säuglingen und Kindern 


kaum von allgemeinerer Bedeutung sein. ' Dagegen verdient besondere 
Pe das Vorkommen myeloischer Elemente’ im Gaucher- 
y 


gewebe der Lymphknoten dieser Beobachtung: von eosinophilen und 
neutrophilen, (auch basophilen?) Myelozyten nebst -polymorphkernigen 


Eosinophilen in den Lymphknoten um die Milzvene und zahlreichen 


eosinophilen Myelozyten auch in den Lymphknoten anderer Lokalisationen. 

- Der Pigmentgehalt der Lymphknoten ist vergleichsweise im 
allgemeinen größer als der der Milz und. der Leber, bei Säuglingen 
und Kindern geringer als beim: Erwachsenen und bei weit vorge- 
schrittener Umwandlung der Lymphdrüsen bedeutender als im Früh- 
stadium. Aber alles das hat seine Ausnahme. ‘So ist z. B. bei 
Mandlebaum die Lymphdrüsengruppe um die Milzvene bei weit 
wenig ausgebildeter Einlagerung von Gaucherzellgewebe sehr aus- 
giebig pigmentiert gegenüber den besonders stark veränderten, aber 
pigmentfreien Mesenterial- und retroperitonealen Lymphknoten. In 
einem anderen Falle beim Erwachsenen (Mandlebaum 1919, Fall 2) 
sind die sonst. leicht veränderten ösophagealen und tracheobronchialen 


Lymphknoten stark, die von Gaucherzellgewebe umfänglich durch- - 


setzten Mesenterial- und Retroperitoneallymphknoten nur wenig mit 
Pigment versehen. Das Pigment liegt in den Anfangsstadien nicht 
selten in Form brauner oder gelber Körner innerhalb der Gaucher- 
zellen, die wie die Endothelien der intraglandulären Lymphbahnen 
auch rote Blutkörperchen oder deren Reste einschließen, gelegentlich 
zugleich auch in den Retikulumzellen. Mit vorgeschrittener Fibrose 


der Lymphknoten sind die. bindegewebigen Trabekel zwischen den ` | 


Gaucherzellieldern und besonders die Innenzone der Kapsel stark 
pigmentiert; die braunen Pigmentkörner liegen frei oder in Binde- 
gewebszellen oder in noch erkennbaren Sinusendothelien oder wiederum 


in Gaucherzellen. Auch Pigmentkristalle kommen vor und können von ` 
letzteren in größter Ausdehnung phagozytiert werden (vgl. -z. B. Fig. 3 ` 


und4beiBrill-Mandlebaum-Liebman,1909). Nicht geradeselten sind 
hier große Zellen mit roten Een und Pigmentkörnern so über- 
laden, daß derbesondere Charakter der Zellen überdecktund zwischen ver- 
größerten Sinusendothelien oder Gaucherzellen nicht sicher zu entscheiden ` 
ist. Das körnige Pigmentist ganz überwiegend Hämosiderin. Zuweilen wird 
die Eisenreaktion bob nach Turnbull?) aber auch als negativ angegeben, 


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von zarten Fasern so reichlich durchzogen sind, daß fast jede Zelle in- 


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1436 


Für das Knochenmark fehlt auch im mikroskopischen Bild 
in Art und Grad des Befallenseins jede charakteristische Be- 
ziehung zur Dauer der Krankheit. Schon beim Säugling kann, 
wie die Befunde in dem sehr gründlich durchuntersuchten Fall 2 
Kraus’ lchren, das gesamte Skelettsystem ergriffen sein. Der Gehalt 
des Markes der einzelnen Knochen ist dabei von regelloser Ungleich- 
heit. Das Gaucherzellgewebe ist bald in Form isolierter Zellindividuen, 
bald herdförmig, bald diffus in das Mark eingelagert und in seinen 
größeren Komplexen gegen dieses weit weniger scharf begrenzt als 
in der Milz oder etwa in der Leber. In letzter Linie rangiert im Fall 
Kraus das Schädeldach mit nur wenigen Gaucherzellen. Das an- 
grenzende Markgewebe selbst ist ohne Abweichung oder führt als 
Ausdruck der Reizung mehr oder minder reichliche Plasmazellen (Kraus). 

Eine zweite schon von Brill-Mandlebaum-Libman ge- 
fundene und seither von diesen Autoren wiederholt betonte und ab- 
gebildete Tatsache?2) ist der ganz besonders auffallende Formen- 
wechsel und die Neigung zur Streckung (elongation) der 
Gaucherzellen im Knochenmark. Auch Risel sind neben den 
Formen, die mit denen in der Milz und in den Lymphdrüsen überein- 
stimmen, im Mark längliche oder spindlige Gaucherzellen, an denen die 
feinfibrilläre Längsstreifung besonders zum Ausdruck kommt, aufgefallen. 
Zarte, zwischen den Gaucherzellen hindurchziehende Retikulumfäserchen 
verschmelzen mit dem Zellkontur, scheinen in den Grenzen der Zellen 


selbst aulzugehen. Gelegentlich liegen die großen Zellkörper auch im 
Lumen erweiterter Blutkapillaren. 


Die Pr @laglachen tadien bei der fibrös-schwieligen Um- 
wandlung des Gaucherzellgewebes zu makroskopischen Herden — 
Absterben und allmähliches 


chwinden der Gaucherzellen unter gleich- 
zeitiger Verbreiterung und narbenäbnlicher Verdichtung des 


inde- 
gewebes zwischen ihnen mit Einlagerung von Blutpigment — vollzieht 
sich wie in der Milz. 

Gesetzlos wiederum scheint auch, an der Dauer der Fälle ge- 
messen, der Grad der Pigmentbildung, im besonderen der Pigmentie- 
rung der Gaucherzellen sowohl wie ihrer hier zuerst von Risel 
gesehenen Erythrophagie. Der satten diffusen Blaufärbung der 
Gaucherzellen bei der Turnbull-Reaktion und ihrem besonderen Gehalt 
an Erytbrozyten, Erythrozytentrümmern und deren Derivaten beim 
Morbus Gaucher des Erwachsenen (z. B. im Fall í Epsteins) stehen 
die Befunde im. Knochenmark beim Morbus Gaucher des Säuglings 
(Fall2 Kraus) nicht nach: auch hier geben die meisten Gaucherzellen 
ausgesprochene Eisenreaktion nach Turnbull; Erythrophagie ist häufig, 
hier übrigens von seltener Normoblastophagie begleitet. Auch extra- 
zelluläres Hämosiderin kommt vor. Immerhin ist die Pigmentierung in 
ihrer Gesamtheit im Knochenmark im allgemeinen gering. Von herd- 
förmigen Blutungen nebst vielen pigmentführenden Zellen und typischen 
Tuberkeln bei Gaucherzelldurchsetzung des Femurmarkes hat schließ- 
lich noch Schlagenhaufer berichtet. — 

Sicherlich ist einer der auffallendsten Züge in dem eigenartigen 
anatomischen Bild des Morbus Gaucher die immer wieder- 
kehrende strenge Begrenzung des Prozesses auf Milz, 
Lymphdrüsen, Knochenmark und Leber und das Freibleiben der 
zahlreichen anderen Lokalisationen Iymphatischen Gewebes im Or- 

anismus wie der anderen Organe (Lunge, Nieren, Magen, Darm, 
Pankreas, Gehirn, endokrine Drüsen etc.) überhaupt!3), und es spricht 
ohne Zweifel für die die Krankheitsumgrenzung mitbestimmende Bedeu- 
tung dieser starren Regel, wenn bisher keine gültige Ausnahmegefunden ist. 

Der von Risel im rechten Schilddrüsenlappen gesehene Gaucher- 
zellherd, der auch makroskopisch als kleines weißliches Fleckchen in 
Erscheinung trat, geht wohl aus der Umwandlung eines Ferien a 
Lymphknötchens hervor. Dafür sprechen die Massen dichter einkerniger 
Lymphozyten, zwischen denen die Gaucherzellen hier eingelagert sind. 
Sodann hat Rusca bei Morbus Gaucher des zwölfmonatigen Säug- 
lings den „bis zur Unkenntlichkeit“ vorgeschrittenen Ersatz des Thy- 
mus durch Gaucherzellgewebe und das Vorkommen von Gaucherzellen 
in den Solitärknötchen des Darmes beschrieben. Die Thymussubstanz 
besteht bei einer im Groben erhaltenen Läppchenstruktur hier aus- 
schließlich aus „Gaucherzellen“ aller Entwicklungsstadien, im beson- 
deren auch aus „jungen“, d. h, unregelmäßigen, dreieckigen oder 
spindligen Formen, im Gegensatz zu den „adulten“, zum großen Teil 
„kernlosen“ (vgl. oben) der Milz. Nun ist aber der Thymus in dem Morbus 
Gaucher-Falle Kraus beim zwölfmonatigen Säugling histologisch ein 
getreues Gegenstück des von Rusca beschriebenen bis auf einen hier 
noch erhaltenen Rest der kleinen Elemente des Thymus. Im übrigen 
besteht dessen Gewebe genau wie bei Rusca aus großen und viel- 
gestaltigen Zellen, unter denen „längliche, oft geradezu spindlige. Ele- 
mente prävalieren“. „Oft sieht man Läppchen, die sich mit Ausnahme 
einiger kleiner Thymuszellen durchweg aus länglichen s 


pindligen, oft 
sehr Brosen und mehrkernigen Zellen zusammensetzen. 


Zweifellos 
zutreffend deutet Kraus diesen Befund als die seinerzeit von Lochte 


beschriebene „großzellige oder epithelioide Ama lasie“ des Thymus, die 
von den Retikulumzellen und Endothelien des se ihren Ausgang 
nimmt. Weiterhin bat Lubarsch darauf aufme 


rksam gemacht, daß 
bei Säuglingen besonders bei den so häufigen Ernährungsstörungen und 


12) Mandlebaum 1912, Abb. 9, und Brill-Mandlebaum 1918, 
bb. 8 | 


1) Vgl. die negativen Befunde bei Risel und E. J. Kraus. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 


12. Oktober 


Infektionskrankheiten die Retikulumzellen des Thymus, namentlich der 
Rinde, mit lipoiden Stoffen (meist auch Hämosiderin) „vollgestopft“ 
gefunden werden. Sicherlich können diese so ein den Gaucherzellen 
äußerlich ähnliches Aussehen erhalten. Bleibt danach die Beziehung 
dieser Lubarschschen Befunde zur großzelligen Thymushyperplasie 


Lochtes wohl noch zu klären, so liegt jedenialls gewiß keine Ver- 


anlassung vor, den Thymusbefund Ruscas als Gaucherzellwucherung 
zu deuten, umsoweniger, als Rusca die ausschlaggebende Plasma- 
struktur der Zellen keineswegs sicherstellt. Überdies fand Mandle- 
baum bei der Gaucherkrankheit des Kindes den Thymus ohne Ver- 
änderung, insbesondere frei von Gaucherzellen. | 

In den Lymphknötchen des Darmes, die sich übrigens nach Brill- 
Mandlebaum im unteren Ileum und Cökum in den Gaucherfällen 
häufig durch eine besondere Popii auszeichnen, sollen bei Rusca 
typische Gaucherzellen unter die L 


ymphozyten geineaht sein. Auch hier 
müßte eine andersartige, insbesondere durch 


ett- oder Lipoideinlage- 
rung bedingte Hypertrophie von Rektikulumzellen, die, wie bereits 
Schlagenhaufer betont, im Iymphadenoiden Gewebe unter verschie- 
densten Bedingungen vorkommt, durch exakte zytologische Unter- 
suchung ausgeschlossen werden. Das von Rusca beigegebene Photo- 
gramm (Abb. 28) ist alles andere als überzeugend. 

Es ist danach bisher kein histologischer Befund bekannt, 
der über den Komplex von Minz, Lymphdrüsen, Leber und Knochen- 
mark hinaus eine weitere Lokalisation der großzelligen Ge- 
websumwandlung nach dem Typus Gaucher sicherzustellen 
vermöchte, | 

Auch an der Leiche scheitert der Versuch, die großen Zellkörper 
in der Zirkulation, sei es in den Speckhautgerinnseln- oder den Gefäßen 
der Organe aufzufinden, mit Ausnahme der kavernösen Sinus der Milz, 
der Leberkapillaren und mancher gröberer Pfortaderäste. In diese 
können sie von der Milz her gelangen, da die besonders weiten 


venösen Milzkapillaren die relativ umfänglichen Gaucherelemente 
hindurchpassieren lassen, während sie z. B. in 


den engen Leber- 
kapillaren festgehalten werden mögen, Da Gaucherzellen, wenn auch 
vereinzelt, aber auch zuweilen innerhalb von erweiterten Blutkapillaren 
des Knochenmarks gefunden sind (vgl. oben), so könnte eine Ver- 
schleppung in das Kapillargebiet der Lungen von hier aus erfolgen. 
Aber sie gehen dort dann wohl alsbald zugrunde. Rusca deutet große, 
von ihm in den Bluikapillaren der Nebennierenrinde gefundene Zellen 
als Gaucherzellen, die den Lungenkreislauf in kleinerer Zahl passieren 
und sich „in prädisponierten Organen ansiedeln“. Auch hier bleibt er 
den Beweis) für die Gaucherzellnatur dieser Elemente schuldig. 
Das Pigment der Hämochromatose von Magen, Darm, 
Uterus und willkür 


g 
licher Muskulatur liegt innerhalb der glatten und 
quergestreiften Muskelzellen, wird aber in diesen und anderen Organen 


auch im Gefäßendothel, in den glatten Muskelzellen der Gefäße, über- 
haupt in der Gefäßwand, auch in perivaskulären Elementen, ferner in 
den Zellen des bindegewebigen Interstitiums der quergestreiften Mus- 


kulatur oder der Darmwand, im Nierenbindegewebe zwischen den ab- 
steigenden Schleifenschenkeln oder in der 


eurohypophyse getroffen. 
‚Wieweit die gelben oder braunen, oft feinen Körnchen dieser Pig- 
mentierungen Eisen enthalten oder nicht, wäre noch festzustellen. 
Ruscas „intensive Hämosiderose“ der hämatopoetischen Organe, der 
Haut und der Muskeln geht für die beiden letzteren den sicher erwiesenen 
Tatsachen voraus und trifft auch für das hämatopoetische System nur 
a potiori zu. Bisher ist die allgemeine Hämochromatose nur in den Fällen 
längerer Dauer, also nur in den Fällen von Morbus Gaucher bei Er- 
wachsenen gesehen worden, wie ja auch der Grad der hämoglobinogenen 
Pigmentierung von Milz, Leber und Lymphdrüsen wenigstens im Al- 
Br mit der Krankheitsdauer steigt. Rusca z. B. hat in allen 

rganen seines Falles beim i2monatigen Säugling überhaupt keine 
positive Hämosiderinreaktion erhalten. 

In Risels Fall bedeuten übrigens die Veränderungen der Körper- 
muskulatur — an den Muskeln beider Oberschenkel, auch an den 
Augenmuskeln — teilweise mehr als eine bloße hämatochromatische 
Pigmentierung. Namentlich an den Oberschenkeln besteht eine „richtige 
Myositis“ mit degenerativen Veränderungen der kontraktilen Substanz 
und Regenerationsvorgängen, kleinzelliger Infiltration des Zwischen: 
gewebes, Wucherung der Bindegewebs- und Fettgewebselomente und 


später hinzutretenden Blutungen. Auch hier bliebe das allgemeinere 
orkommen der Befunde zu untersuchen. — 


Nach Alledem bedeuten in der pathologischen Anatomie des 
Morbus Gaucher zwei Befunde das wesentlich Charakteristische der 
Krankheit: erstens die Begrenzung der großzelligen Einlagerung aví 
Milz, Leber, Lymphdrüsen und Knochenmark; zweitens der besondere 
morphologische Typus der Gaucherzelle, insbesondere die Eigenart 
ihres Plasmatypus. 

Die Struktureigentümlichkeit der Zelle steht dabei, glaube 
ich, in erster Linie. Denn würde selbst der bisher ausstehend‘ 
Nachweis von der Beteiligung auch anderer Gebiete des lymphatische! 
Systems erbracht, so wäre er nur dann als gelungen anzuerkennen 
wenn auch hier die Gaucherzelle, deren Typus keiner andere 
Krankheit zukommt, in ihren besonderen Eigenschaften erwies® 


14) Vgl. auch seine Abb. 30, 


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12. Oktober 


würde. In diesem Sinne ist die Gaucherzelle das eigentlichste 
morphologische Spezifikum des Morbus Gaucher. 
Freilich läßt sich auch heute noch .nicht sagen, welcher be- 
sonderen Substanz die Gaucherzelle das ihr eigentümliche Aussehen 
“verdankt. Wie am frischen Material sind nach den verschiedensten 
Fixierungen an den Schnitten alle erdenklichen Reaktionen und 
Färbungen versucht worden, um — im weitesten Sinne — die „Ein- 
lagerung“ irgend einer deutlich charakterisierten chemischen Substanz, 
etwa auch die Anwesenheit von Granulis, von: Fermenten (Oxydase), 


Krystallen usw. in den Zellen zu erweisen. Aber alle diese durch die- 


optische Prüfung (Polarisation, Vers&'s Reaktion) ergänzten Unter- 
suchungen prallen an der mikrochemischen Indifferenz. des Körpers 
ab und haben übereinstimmend nur das eine Negative mit Sicher- 
-heit feststellen lassen, daß, woran das durchsichtige pseudovakuoläre 
Aussehen des Zelleibes denken ließ, Neutralfette oder Lipoide 
(Cholesterin und seine Ester, Seifen, Fettsäuren, Phosphatide) irgend- 
welcher Art in deu Gaucherzellkörpern nicht erweisbar sind. Zwar 
ergibt an den Formalingefrierschnitten die Färbung mit Sudan III 
oder Scharlachrot des öfteren einen deutlich gelblichen, rötlich- 
gelblichen oder rosafarbenen Schein, der aber mit diesen Methoden 


- genau in der nämlichen Art häufig genug an beliebigem amyloiden 


oder hyalinen Material zu erzielen ist. Diese auffallende mikro- 


. chemische Indilferenz der Gaucherzelle begründet ihre Spezifizität 


auch nach der chemischen Seite. | 

Risel hat nach dem schwachpositiven Ausfall der Millon- 
schen und der Xanthoproteinreaktion und dem positiven Ergebnis 
der Pankreas- und,Pepsinverdauung auf einen besonderen noch un- 
bekannten Eiweißkörper geschlossen, der vielleicht eine entfernte 
‘ Verwandtschaft zum Amyloid und Hyalin haben mag. Man muß 
hierbei, worauf ich schon früher aufmerksam gemacht habe, auch 
auf die augenfällige Affinität der Gaucherzelle zum Anilinblau der 
Malloryfarbmischung verweisen. Die Färbung des Zelleibes bei der 
_ Phosphormolybdänsäure - Anilinblau - Orange G.-Methode entspricht, 
wie ich mich an zahlreichen Testversuchen überzeugt habe, bei 
richtiger ` Vorbeizung mit Pikrinsäure und Ammoniumbichromat in 
ihrem satten Blau ganz der des Amyloids, während fett- oder 
lipoidhaltige Zellen mit der gleichen Methode stets bräunlich-gelblich 
oder graubläulich zur Darstellung kommen. | | 

So sprechen weiterhin auch Kraus, Barät, Rusca und 


L. Pick von einer Substanz albuminoiden Charakters oder einer 


eigenartigen vielleicht dem Hyalin verwandten Eiweißsubstanz. 
Auch die chemische Analyse der Gauchermilz ist für die Auf- 

klärung dieser prinzipiellen Frage herangezogen worden, zunächst 

von Mandlebaum-Downey und Mandlebaum (1919), dann von 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41.. 


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Aiello und neuerdings von Epstein. Epstein lehnt das Ergebnis der 


amerikanischen Autoren, das die besondere Substanz in den Gaucher- : 


zellen als einen komplizierten Eiweißkörper, vielleicht in Verbindung 


mit Phosphatiden, feststellt, wegen ihrer ungeeigneten Untersuchungs- .. 


methodik ab. Nach ihm spielt unter den wesentlichen Bestandteilen 
des Stolfkomplexes der eigenartigen „Gauchersubstanz,“ die in den 
alkoholischen Extrakt ‘des Milzpulvers übergehen, ein zu den 


Sphingogalaktosiden gehöriger d. h. Galaktose enthaltender Körper ` 


eine wichtige Rolle, der möglicherweise mit Kossels und Frey- 
tags Zerebrin identisch. ist. 


Phosphatide beteiligt sein. Man wird versuchen müssen, diese 
Resultate mit dem mikrochemischen Verhalten in Einklang zu bringen. 
Nehmen wir die grundsätzlich wichtigen Ergebnisse zusammen, 

‚so ergibt sich also für die pathologische Anatomie des Morbus Gaucher: 
1. Der anatomische und histologische ‚Befund des. Morbus 


Gaucher kann schon im Säuglings- und im. frühesten‘ Kindesalter 


"getroffen werden. Pa g | 
2. Die pathologisch-histologische Grundlage: der Krankheit 
besteht in der Einlagerung eines bestimmten voluminösen Zelltypus 
(der „Gaucherzelle“) in Milz, Leber, Lymphdrüsen und Knochen- 
mark. Der Nachweis einer Ausbreitung des Prozesses über die ge- 
nannten Organe hinaus ist bisher nicht gelungen. Ebenso wenig 


$ 


sind bisher weder beim Lebenden noch an der Leiche Gaucher- 
: zellen frei-in der Zirkulation gelunden worden. : 2 


3. Die Gaucherzelle ist für den Morbus Gaucher’ spezifisch in 


der Eigenart ihrer Plasmastruktur sowohl wie des in den Zelleib 


eingelagerten mikrochemisch indifferenten Körpers, der die besondere 
Erscheinungsform des Zelleibes bedingt.. Für seine Zugehörigkeit 
zu den Fetten oder Lipoiden hat sich keinerlei Anhalt ergeben. 
‚Nach dem mikrochemischen Verhalten kann an einen vielleicht dem 
Amyloid oder Hyalin ähnlichen Eiweißkörper gedacht werden, nach 
dem Ergebnis der chemischen Analyse (Epstein) an einen zu den 
Sphingogalaktosiden gehörigen. zerebrinähnlichen Körper, wohl in 
Verbindung mit alkohollöslichen Phosphatiden. ' 


: t 


4. Die von -der Gaucherzelleinlagerung betroffenen Organe 


sind im Allgemeinen parallel zur Dauer des Prozesses: pigmentiert, 
in erster Linie durch Hämosiderin. Die Pigmentierung ist also am 


geringsten im Säuglings- und frühen Kindesalter. An der 
Pigmentierung nehmen auch die Gaucherzellen selbst teil. Darüber 


‚hinaus bestelt in gewissen Fällen bei Erwachsenen 'schr ausge- 


sprochene allgemeine Hämochromatose. (Teil II und III folgen.) 


Pharmazeutische Präparate. E 


Gutachten für die Gemeinsame deutsche Arzneimittel- 
kommission im Auftrage der Arzneimittelkommission. 


_ Über Eisen- und Arsenpräparate. 


Von Prof. Dr. Morawitz, Würzburg. 


III. Stahlquellen. (Schluß aus Nr. 40.) 


‚ Es kommen zwei Typen vor. Solche; die doppelkohlensaures | 
Eisen und CO, enthalten, und Quellen, die schwefelsaures Eisen 
enthalten. Die ersteren gelten als wirksamer (Steben, Schwalbach, 
Pyrmont, Kniebisbäder, Liebenstein, Elster, Teinach). Das Eisen- 
bikarbonat zersetzt sich leicht, beim Lagern bildet sich unlösliches 
Eisenkarbonat und Eisenoxydhydrat. Die Quellen sind also nur an 
Ort und Stelle gut wirksam. | | 

‚. Die Eisenmenge, die p. d. während einer Trinkkur genommen 
wird, beträgt im Durchschnitt höchstens 0,02—0,03 g, bleibt also 
weit hinter der sonst wirksamen Dosis zurück. Trotzdem bestätigen 
zahlreiche erfahrene Ärzte den Nutzen einer Trinkkur bei Anämien 
verschiedener Art. Wahrscheinlich ist der Erfolg an die Schnellig- 
keit der Resorption geknüpft. Man gibt Eisenwässer auf nüchternen 
Magen. Die Konzentration des Metalles ist so gering, daß dys- 
peptische Symptome nicht auftreten. Infolge der schnellen Aul- 
saugung im leeren Darm wird selbst bei Anwendung kleiner Eisengaben 


eine wirksame Anreicherung von Eisenionen im Organismus erreicht. 


= Trinkkuren an Orten mit Stahlquellen sind indiziert: 1. wenn 
häusliche Eisenkuren erfolglos waren, 2. bei sehr empfindlichen 
Verdauungsorganen (sehr selten), 3. wenn man mit der Kur auch 
andere Indikationen erfüllen kann. a 
Im ganzen muß man sagen, daß eine Eisenwirkung der Stahl- 
quellen nicht bezweifelt worden kann; | 


IV. Parenterale Bisentherapie. SE 
Diese, früher oftmals versucht, hat. sich nicht eingebürgert: 
Neuerdings wird das Elektrolerrol (Heinz, Firma Heyden) oft an- 


gewendet. . Kolloidales Fe-Präparat nit 0,5 % Eisen, kommt in < 
Ampullen zu 1,25 und 5 cem in den Handel. Anwendung intravenös 


und intramuskulär, event. auch innerlich (2ÖTroplen auf einen Teelöffel 
Wasser). Intravenös sollte man über ‚0,5 cem nicht hinausgehen. 


Die Wirkung bei parenteraler Injektion entspricht einer Protein- 


körperwirkung (Fieber!). Die Reizwirkung, auch auf die blutbildenden 
|: 8 S, | 


-Organe, ‘ist anscheinend recht stark. Ein Versuch mit intramusku- 


lären Injektionen (etwa ‘alle 5—4 Tage je nach Reaktion eine kleine 
oder größere Ampulle) kann bei torpiden Anämien, ‘die auf die 
Therapie per os nicht reagieren, emplohlen werden. . 


_ Fischler und Th. Paul schlagen folgende Einteilung der Bisen- - 


präparate vor?®): l 
A. Elementares Eisen 
-© {. Metallisches Eisen, 
2. Kolloidales Eisen. j A: 
B. Reichlich Eisenion (Fe: - und Fe - - Ion) bildende Prä- 
, parate: ; | Ä | J 
1. Einfache Forro- und Ferrisalze und eisenhaltige Mineral- 
wässer, u | | | 
. 2. Eisendoppelsalze. , i 
'C. Wenig Eisenion bildondo Präparato: 
1. Schwach komplexe Eisensalze (Fe lact.), 
2. Komplexe Eisensalze (Fe oxyd. sacchar.), | | 
3. Kolloide Eisenverbindungen(Liqu. ferrioxychloratidialysati), 
4. Eisenorganische Verbindungen (Liqu. ferri albuminati, 
Blutpräparate). En | 


| 3) Nach frdl. Mitteilung von Herrn Geh. Rat Prof. Dr. Th. P aul 
(München). | er „7 gu 


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Von seinen streng umschriebenen 
chemischen und physikalischen Eigenschalten interessiert besonders - 
seine starke Quellbarkeit,; die bei der Größenzunahme der Gaucher- 
zellen wesentlich sein könnte: Daneben dürften auch alkohollösliche. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41.. 


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. : Bestandteilen, Reinheitsgrad, Veränderungen beim Aufbewahren usw. 


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‚Konzentrationen tötend wirkt, vielleicht durch Hemmung der Oxy- 


auf das Blut. 
gift. Es vernichtet die Gefäßreaktionen und schädigt die Funktionen 


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ale | 12. Oktober Mi 


Fischler und Paul fordern für alle Eisenpräparate eine „Nor- 
mung“, die sich auf Ben Punkte erstrecken sollte: chemische Zu- 
sammensetzung, Zustan 


sforın, Zerteilungsgrad, Gehalt an wirksamen 


Arsenik ist im Organismus wirksam in Form der Anionen 
AsO; und AsO,. Offenbar ist As ein Stoffwechselgift, das in größeren 


dationen. Daß geringere Konzentrationen auf den Stoffwechsel der 


Zelle erregend, reizend einwirken, wird behauptet, ist aber experi- | 


mentell noch nicht bewiesen. Unerklärt ist die Wirkung des Ausens 
Außerdem ist Arsen ein ausgesprochenes Kapillar- 


des Endothels. Die Indikationen der Arsenanwendung werden 
zum Teil recht weit gezogen. Als Tonikum wird es bei Kachexien, 
nervösen Zuständen, Dyspepsien verschiedener Art. verwendet. Ein 
wichtiges Anwendungsgebiet sind Erkrankungen des Blutes und der 
blutbildenden Organe, besonders die perniziöse Anämie, Leukämien, 
Granulome, Iymphatische Tumoren. Auch bei manchen Knochen- 
erkrankungen (Rachitis, Osteomalazie) ist Arsenik wirksam. Doch 
steht er hier hinter dem Phosphor zurück. Als antiparasitäres 
Mittel ist der Arsenik unersetzlich (Lues, Rekurrens, Angina Plaut- 
Vincenti, Malaria). Die zuweilen glänzende Wirkung des Salvarsans 
bei frischer Lungengangrän hängt wohl mit dieser antiparasitären . 
Wirkung zusammen. Sehr wirksam ist Arsen auch bei gewissen 
‘Hautkrankheiten (Psoriasis, Lichen). Zweifelhaft ist. der Eriolg einer 
Arsenkur bei Asthma, Migräne, Neuritis, verschiedenen Nerven- 
krankheiten (Tabes, Sclerosis multiplex). 

Dosierung: Arsenik ist nur bei regelmäßig kurgemäßem 
Gebrauche wirksam. Gibt man Arsenik per os, so beginnt man mit 
kleinen Dosen (etwa 5 mg p. d.) und steigt im Laufe von etwa 
2 Wochen auf das Dreifache der Dosis oder mehr, wobei die Maxi- 
maldosis (15 mg p. d.) getrost überschritten werden darf. Nach 
3 Wochen vermindert man wieder langsam die Arsendosis. Bei 


_parenteraler Darreichung der anorganischen Arsenpräparate darf da- 


gegen die Maximaldosis nicht überschritten werden. Das hängt mit 
der sogen. Arsengewöhnung zusammen, die wahrscheinlich zum 


größten Teil darauf beruht, daß das Darmepithel während einer | 


Arsenkur immer weniger davon resorbiert. Dagegen ist eine 


- Arsengewöhnung bei parenteraler Verabreichung nicht sicher 


festgestellt. l T 
Die organischen Arseriverbindungen sind für gewisse Zwecke 


` den anorganischen weit überlegen. Auch sie wirken nur durch Ab- 


spaltung von Arsenionen. Da diese Abspaltung aber langsam ge- 
schieht, da ferner viele organische Arsenverbindungen infolge ihrer 
Löslichkeit in Zellen eindringen, die anorganische Arsensalze schlecht 
oder gar nicht aufnehmen, ist ihre Überlegenheit verständlich. Außer- 
dem kann man ohne Gefahr einer Arsenvergiftüung infolge der lang- 


samen Zersetzung der organischen Arsenverbindungen gewaltige 
Arsenmengen einverleiben. So enthält die übliche Dosis von 0,45 g 


Neosalvarsan beinahe 100 mg Arsen. In seltenen Fällen scheint 
sich aber diese Abspaltung doch schneller zu vollziehen als er- 
wünscht. (Arsenvergiftungen durch Kakodyl, Atoxyl.) Man ver- 
suche also auch bei Anwendung organischer Arsenverbindungen 
zunächst kleinere, sicher unschädliche Dosen. 

Die Empfindlichkeit einzelner Menschen gegen Arsenik ist 
sehr verschieden. Einmal sah ich eine typische Arsenvergiltung 
nach kleinen Mengen Dürkheimer Maxquelle. Andererseits vertragen 


manche Kranke (perniziöse Anämie!) gewaltige Arsenmengen’' ohne 


toxische Erscheinungen. 


Nebenwirkungen: Bei Darreichung per os oft Dyspepsien, 
evt. auch Erbrechen. Die individuelle Empfindlichkeit ist sehr ver- 
schieden und tritt weniger hervor, wenn Arsen nach Vorschrift nur 
nach den Mahlzeiten gegeben wird. Bei Überdosierung organischer 
Arsenpräparate (Atoxyl etc.) in einzelnen Fällen Sehstörungen, 
Optikusatrophie, Nierenreizung. Bei langem Gebrauch Arsenmelanose. 


Anorganische oder organische Arsenpräparate? An- 
organische Arsenpräparate werden wir im allgemeinen peroral, or- 
ganische parenteral geben. Die parenterale Darreichung anorgani- 
scher Arsenverbindungen (Ziemssensche Lösung) hat nur dann 
Zweck, wenn Arsen per os nicht vertragen wird. Andererseits wird 
man organische Arsenpräparate nur selten, vielleicht bei dyspepti- 
schen Zuständen, per os geben. Die Indikationen für die orale und 
parenterale Arsentherapie können nicht generell gegeben werden. 
Mit der oralen Therapie begnügt man sich im allgemeinen bei 
Kachexien und Nervosität, Psoriasis, Lichen. Die Blutkrankheiten 


nehmen eine Mittelstellung ein. Die parenterale Therapie ko 
bei parasitären Erkrankungen in Frage. 


am besten verdünnt ordinieren: 


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| I. Orale Arsentherapie. 

Acidum arsenicosum, arsenige Säure (As0;) und deren 
Salze. Da Arsenik ein starkes Gift ist, sind Pillen die enipfehlens- 
werteste. Medikation. In Tropfenform nach Möglichkeit nur stark 
verdünnt zu verordnen, da beim Abzählen leicht Fehler entstehen. 

Asiatische Pillen: | 

Ä Acid. arsenic. 0, 
‚Piper. nigr. pulv. 1, 
Rad. Liquir. pulv. 3, 
Muc. Gummi arab. 
> q. 3. ut. f. pil. 50. 
=- Enthalten 1 mg As,0;. Sehr empfehlenswerte Verordnung. 
Auch Pillen ähnlicher Zusammensetzung mit 5 mg AO, in Ge- 


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brauch (Pilul. asiat. fortiores). 


Liqu. Kalii arsenicosi (Liqu.arsenicalis Fowleri) 1% Asz0;, 
Liqu. Kal. arsenicosi 5,0 | 
Ag. Menihae piper. 15,0 Fu: 
MDS. 3 mal täglich 5 Tropfen, langsam täglich auf 15 Tropfen steigend. 
Liqu. Natr. arsenicosi (Pearsonsche Flüssigkeit), entbehrlich. 
- Elarson (Strontiumsalz der Chlorarsinosobehenolsäure) 13% 
Arsen. In Tabletten à t/s mg Arsen mehrmals täglich 2 Tabletten, 
langsam steigend (Hautkrankheiten, Anämie), 


| Arsan, Verbindung von arseniger Säure mit dem Eiweiß- 
körper Glidin. 


Tabletten à 2 mg Arsen, 2 mal täglich t Tablette, 
langsam steigend. 


Am billigsten sind von diesen Mitteln die asiatischen Pillen 
und der Liqu. Kalii arsenicosi. 
keine Veranlassung, Elarson, Arsan oder ein anderes Präparat zu 
geben, die bei empfindlichem Magen von Nutzen sind. Stets strebe 
man bei der. oralen Therapie hinreichend große Arsendosen an 
(wenigstens 5—10 mg p. d.), die langsam im Verlaufe der Kur 
erreicht werden. | l | 

Neißers Arsenbehandlung der perniziösen Anämie. 
Man beginnt sofort mit großen Dosen (15—20 mg As:0; p. d.) in 
Form von Pillen oder Tropfen und steigt brüsk jeden Tag um 
15—20 mg, bis das Hämoglobin sich zu heben beginnt, selbst wenn 
eine Tagesdosis von über 100 mg AsO; dazu nötig ist. Sobald 
das Hämoglobin ansteigt, bricht man die Kur plötzlich ab, um bei 


Bedarf (Sinken oder Stehenbleiben des Hämoglobins) wieder einen 


kurzen, einige Tage dauernden „Arsenstoß“ zu versuchen. Schwerere 
Vergiftungen sind trotz der gewaltigen Dosen anscheinend bisher 
nicht vorgekommen. Daß die Therapie aber der bisher 'geübien 
überlegen ist, kann ich wenigstens nicht finden. 


I. Kombinierte orale Arsentherapie. i 
Sehr beliebt ist es, Arsen mit anderen „tonisierenden“ Prä- 
paraten gemeinsam zu verordnen, mit Eisen, Jod, Strychnin, Chinin. 
Ich bediene mich seit Jahren der Pilul. tonicae Erb: 


Acid. arsenicos. 0,1 
Extr. Strychni 0,5 
Ferr. lact. 


Chinin. muriat. xua 2,5 
| Mass. pù. q. 8. ut. f: pil. 100. K 

Steigend 2—6 Pillen p. d. nach dem Essen. Auch ohne das 
teuere Chinin brauchbar. : 

Von sonstigen hierher gehörigen Präparaten seien erwähnt: 

Arsenferratin, Tabletten à 0,25 g 6 % Eisen und 0,06.% 
Arsen enthaltend. 3—4 mal täglich 1 Tablette. 

Arsenferratose, beliebt, gut verträglich,', 0,3 % Eisen, 
0,008% Arsen. 3—4 mal täglich 1—2 Teelöffel. 

Arsoferrin, organische Eisenverbindung mit arseniger und 
Glyzerinphosphorsäure, jede Tablette = 0,02 g Fe, 0,00058 g As,0;, 
2—12. Tabletten, -langsam steigend. Auch Eisenelarson und 
Jodelarson sind bewährte Präparate (in Tablettenform). - 


IM. Natürliche Arsenwässer. | 
Die meisten (Roncegno, Levico, Val Sinestra) enthalten neben 
Arsen Eisensulfat oder kohlensaures Eisen. 1 mg arseniger Säure 
ist enthalten in: 8 cem Roncegnowasser, etwa 60 cem Dürkheimer 
Maxquelle, 115 com Levico-Starkwasser, 250 cm Val Sinestra-Quelle. 
Ich bediene mich seit Jahren der Dürkheimer Maxquelle, die 
17 mg Arsenik im Liter enthält, außerdem Kochsalz, aber kein Eisen. 
Beginn nach den beiliegenden Trinkschematis mit 3 mal 10 com, 
langsam bis 3 mal 70 cem steigend. 
Will man starke Arsenwirkungen haben (perniziöse Anämie, 
Leukämie, Hautkrankheiten) und treten keine dyspeptischen Er- 


Werden sie vertragen, so besteht. 


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1%, Oktober | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4L. En VE in 


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scheinungen auf, so möchte ich die asiatischen oder ähnliche Pillen | präparaten besteht.. Das sind hauptsächlich parasitäre Erkrankungen: 
in der oralen Arsenbehandlung in erster Reihe empfeblen.. Der | Rekurrens, Angina Plaut-Vincenti, Malaria tertiana, hier als Unter- 
Liqu. Kal. arsenicosi scheint mir eher Dyspepsie zu verursachen. | stützung der Chininbehandlung brauchbar, weniger wirksam bei 
` Bei empfindlichen Verdauungsorganen kann man sich mit Vorteil | Tropika. Wirkung bei Alveolarpyorrhoe nicht gesichert. Schöne 
der organischen Arsenpräparate bedienen (Elarson und Arsan), muß | Erfolge bei frischen Fällen von Lungengangrän. Einige Heilungen 


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nennt. ne T E E T Rs en Er 
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aber darauf achten, daß eine hinreichend große Arsenmenge erreicht | der Periarteriitis nodosa sichergestellt en eigene Beobachtung). i f 
wird. Die kombinierte orale ‘Arsentherapie (Erbsche Pillen, Arsen- | Unsichere Resultate bei infektiösen Pyelitiden verschiedener Ätiologie. ke HEN, 
ferratose, Arsenwässer) kommt besonders in Frage, wenn man die Dagegen ist Salvarsan bei schweren Bluterkrankhbeiten den ee Bar 
tonisierende, appetitanregende Wirkung in den Vordergrund stellen | anderen Arsenpräparaten nicht überlegen. Auch als Tonikum kommt Bierain mied: 
will, auf starke Arsenwirkungen aber verzichtet (nervöse Störungen, | es nicht in. Frage. = | l i | en ash ae 
sekundäre Anämien usw. . Ä © Bei Tabes und Sclerosis multiplex ist ein Versuch mit dem sa 
wenig toxischen Silbersalvarsannatrium anzuraten. Überzeugende TERN 
IV. Parenteräle Arsentherapie. | Erfolge habe ich allerdings nicht gesehen. N | ne i di prte | 
Diese ist indiziert, wenn Arsen per os nicht vertragen wird Die Salvar iaw nding Wird man Ant Jene ran N y ; i 
AE IE ’ De ; . © ° | schränken, bei denen seine Überlegenheit über andere Arsenpräparate . Fe Ball 
ferner in allen Fällen, in denen Arsen in organischer Bindung dem | „icheroe Fan = | ll, sE 4i 
a TOERE : . a stellt ist. a ief led 
Körper einverleibt werden soll. Die organischen As-Verbindungen 3 | | “Ar, ln 
zersetzen sich langsam, so daß man sehr große Arsendosen aufl Eisen- und Arsenpräparate des Handels. a . | E an 
einmal geben kann, ohne Intoxikationen zu erleben. Sie. dringen, Geordnet nach Preisen der Tagesdosis. _ A Haan 
wie man annehmen darf, außerdem in Gewebe und Zellen ein, in Preise vom Frühiahr 194) r en 
die sie als anorganische As-Ionen entweder überhaupt nicht oder nicht | en S ji nee) PER, 
in der Konzentration gelangen würden. Eine Gewöhnung erfolgt L Eisenpräparate. = ER |: ll 
wahrscheinlich nicht, sò daß es nicht angängig ist, mit den Dosen 1. Präparate, die Eisen in leicht abspaltbarer Form enthalten. EA 
in derselben Weise zu steigen, wie bei oraler Arsenbehandlung. . 5 we en re a 2. a nn eo. Sn Pig. - we 
F : i R ra ag a ensa-Tabletten g.. 4. Sicco arom. Eisentinktur . 5. Sicco Er AIEE 
MERE i oe O U Aa Celöst, auf N Bere Eisen Mang. sacch. 8 Pfg. 6. Sicco arom. Lezithin-Risentinktur 8 Pig. i aaria 
EEES RET ak =i , 7. Sicco Eisen-Mangan-Peptonat 9 Pig. 8. Lecin 10 Pig. 9. Lecin-, il: PINGS IT 
gefüllt, filtriert, mit HCI neutralisiert. | | | tabletten 10 Pfg. . 10. Ferroletten Zyma 10—12 Pig. 11. Ferr. Pepton- en 
‚Sterile 1 %ige Lösung von Natr. arsenicosum. ?ıo—2 ccm | pillen 11 Pig. 12. Athensa 14 Pig. 13. Blutan 18 Pfg. 14. Tinct. Ferri EORCH TERRA 3 
subkutan (1—20 mg), indiziert, wenn Arsen per os nicht vertragen thenstaedt 18—36 Pfg. 15. Guderin 20 Pfg. 16. Robuston 23 Pfg. sardi 
(perniziöse Anämie, Leukämie). 17. Tinct. Ferri Helfenberg 25 Pfg. 18. Confectio Athenstaedt 33 Pfg. Mpe sehet 
‚ Solarson (Ammoniumsalz der Heptinchorarsinsäure), 1 ccm 2. Präparate, die Eisen in schwer abspaltbarer Form enthalten. | 
1%iger Lösung enthalten 4 mg As,0,. In Ampullen, 1—2 In- Protoferrol 1,5—3 Pfg. ‘2. Eisentropon 1—5 Pig. 3. Duploferrin y sehn Kl 
jektionen p. d. TO Pfg. 5 an 12 Pig, d 3 Forroglidino 12 Big a "erratin. Hua, De 
| y ä vehninnitrat (i = . T. Ovaradentriferrintabl. 13— . 8. Vophorin-Ferratintabl. ml, a 
een 14—30 Pig. 9. Eisensajodin 38 Pig. 10. Triferrintabl, 36 Pig. 11. Ferrar . Nik. 
a O A Bon Br E ETE tose 40 Pfg. 12. Triferrol 44 Pfg. 13. Hämoplasma 44 Pig. 14. Eisen- lese Hl We 
Solarson und Optarson sind als Ersatz für die früher viel tvlin AG Pfs. - 15. Ei tose 96-105 Plo > | ber Sue it 
“+ | protylin g. - 15. Eisensomatose g. | Bo aaah 
verwendeten Kakodylpräparate stark in Aufnahme gekommen. Die- Mi : | ANER 
a des Arsen aus den’ Kakodylaten soll im Körper oft sehr er AE an Be ee nn td Re 
ungleichmäßig erfolgen, so daß eine genaue Dosierung schwer möglich | ` . Bicco-Pillen 6-7 Pig. 2. Hämol 71), Pig. 3: Hümogallo le a A 
ist. Beim Solarson soll das richt der Fall sein. Eigene Ere brangen 13—26 Pig. 4. ee A 14 Pig. 5. Sicco-Hämatogen 17 Pig. bio | en 
= mit Solarson und Optarson überwiegend günstig (sekundäre Anämie, 6. Perdynamin 80 Pig. (Preise der übrigen nicht bekannt) ' En ir N 
: kachektische Zustände verschiedener Art, Erschöpfungszustände). 3. Parenterale Eisentherapie. | ee ih | 


Acidum kakodylicum (Dimethylarsinsäure), hauptsächlich 1. Elektroferrol 17—22 Pig. 2. Eisendiasporal 22 Pig. 00. uni 


| 
gi RUHR 
als Natriumsalz verwendet. Per ‘os als Arsykodyle in Pillen IL Ar NEUER ihrer u 
à 0,025, 1—4 mal täglich eine Pille, auch als Ferrokodylepillen Be a Sa ae | Me Ein I N 
mit 0,025 kakodylsaurem Eisen. Parenteral (0,02 bis 0,05) in | 1. Orale Arsentherapie. Er 2 Be 
2—4 iger Lösung. Wenig empfehlenswertes Präparat (s. oben). | , 1. Kompretten As0, 21,—7 Pig., 2. Arsenetten 88—10 Pi > o Paii ie: 
Außer der ungleichmäßigen Abspaltung von Arsen und der dadurch | 8- Arsan 10 Fig. 4. Blarson 18—22 Pig. SE 0. Ehe He 
gegebenen Möglichkeit der Intoxikation, Knoblauchsgeruch der E 2. Kombinierte orale Arsentherapie. T T TR LEN] 
Ausscheidungen störend. | . 1. Kompretten Pilul. Blaudi c. Acid. arsen: 1—3 Pfg. 2. Arseno.. . en Ha 
Arsamon = Natr. monomethylarsenic. 1 cem = 0,05 Na. mono- | Protoferrol 2—6 Pig. 3. Arsalecin 2—4 Pig. 4. Pilul. tonic. Erb- 5 bis r i En ui 
methylarsenice In Amphiolen zur subkutanen Injektion (Anämie, | 15 Pig. 5. Ferr.-Arsenetten Zyma 6 Pig. 6. Compretten Ferr. c. Asz0s ENTER gh 
Lymphome). Im allgemeinen günstig beurteilt. 6—18 Pfg: 7. Arsen-Athensa-Tabletten 7 Pig. 8. Blaudarsin-Gelodurat ARER 
7 iccopillen : i : AREE l i 
'Arsäzetin = Natr. acethylarsanilinicum. Gut löslich (1 : 10) o mE I I RL a ee Hips eren 
Lö , en l Mia ie » | 11. As-Fe-Glidine 12 Pig. 12. Arsenferratin 14—27 Pig. 13. Tinct.' Ferri SE eh 
„osungen beständig und gut sterilisierbar. Bei Erkrankungen des | Athenstaedt Arsen. 14—28 Pfg., 14. Eisen-Elarson 4—22 Pfg. 15. Sicco- GEHE bon, 
inneren Auges zu vermeiden. In Ampullen oder Lösung. Dosis: | Hämatogen c. As,0, 19 Pfg. 16. Arsenferratose 40 Pfg. 17. Arsen- as a 
- 0,02—0,15—0,2 p. d. (subkutan). Indikationen: Schwere Blutkrank- | triferrol 44 Pig. a | u uns FEHLER. 
heiten, Malaria, Schwächezustände verschiedener Art, Psoriasis, Lues. i . 3. Parenterale Arsentherapie. Ä Se FE ne f 
Arsazetin ist für mich das Präparat der Wahl bei der Be- 1. Atoxyl 12 Pig. 2. Solagen 13 Pig. 3. Natr. arsenicos. M.B.K. I NER ti Ir 
handlung der Anaemia perniciosa, Leukämie, Lymphogranulomatose. | 14 Pfg. 4. Natr. monomethylarsenic.-M.B.K. 15 Pig. 5. Ferr. kakodyl- | RN: H ey 
‚Schädliche Nebenwirkungen (Augenstörungen, Optikusatrophie, M.B.K. 15 Pfg. 6. Natr. kakodyl. Rosenberg 17 Pfg. 7. Arsacetin A hie E ke 
Nierenrei i : P : aR “har | 18 Pfg. 8. Arsen-Elektroferrol 18 Pig. 9. E kakodyl. Rosenber en mie as. 
eizung): habe ich nie gesehen, wenn die Dosis nicht über |. = 2 dj ıberg BE 
02 p. d. gesteigert wird 18 Pig. 10. Astenin M.B.K. 19 Pi, 11. Arsamon 20 Pig.. 12. Telosan N Haie LA 
| 8 l 21 Pig. 18. Calcodylin 22 Pig. 14. Optarson 25 Pfg. 15. Solarson aa Aage eE an, 
....Atoxyl=Natr. arsanilicum (Metarsinsäure-Anilid). Wasser- 25—35 Pig. 16. Arsen-Oophorin 31 Pfg. 17. Trophil 44 Pfg. (jetzt C EEEa ar e 
löslich, 37,69 % Arsen enthaltend. Subkutan beginnend mit 0,04, | nur 14 Pf.). | | = | el = Hi 
langsam steigend bis 0,1 oder 0,2 p. d. Indikationen wie bei Auf Grund dieses Gutachtens hat die ärztliche Subkommission SH a ii 
Arsazetin. Auffallend viel Nebenwirkungen. Gefährlich besonders | der Gemeinsamen deutschen Arzneimittelkömmission beschlossen, RER ti 
retrobulbäre Neuritis. Gebrauch des Atoxyls daher mit Recht gegen | folgende Präparate zur Anwendung in der allgemeinen Praxis- N le! nr 
früher eingeschränkt. Zur: peroralen Therapie wegen häufiger | zu empfehlen: u | | = ee í pEi f 
agen-Darmstörungen nicht geeignet. n Ferr. reduct., F. carb. sacch., Pil. F. reduct., Pil. F. carb. Erni 13; 
Salvarsan (Dioxydiamidoarsenobenzoldichlorhydrat), 834% | Blaud., F. oxyd. sacch., Tet. F. comp. Athenstaedt, Tet. F. pomat., EEE ne 
Arsen enthaltend, Neosalvarsan (mit methansulfinsaurem Natrium | Liqu. F. album., F. peptonat,, Liqu. Ferro-Mangan. pept. et.sacch., BR H 
substituiertes Salvarsan), etwa 20% Arsen enthaltend. Neosilber- | F. lactic., Pil..F. lact., F. sulfur., Pil. aloet. ferrat., Tinct. F, chlor. > ie RER 
salvarsannatrium. Es soll hier lediglich besprochen werden, bei | aeth., Ferratin, Ferratose, Triferrin, Triferrol, Metaferrin, Eisentropon. Mala. ih 
en Erkrankungen außer der Lues eine deutliche Überlegenheit | Ac. arsen., Pil. asiat., Liqu. Kal. arsen, Natr. arsenicos.,. m HAIR En Bi; 
es Salvarsans und seiner Derivate gegenüber anderen Arsen- | Elarson, Arsan, Arsenfeyratin, Arsenferratose, Arsoferrin, Eisenelarson,, Iren f e 
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Jodelarson, Solarson, Optarson, Arsamon, Natr. arsanilic. (Atoxyl), 
. Arsacetin. 


Bluteoagula vorhanden. 
= Varix, wie es von Fritsch und Stöckel beschrieben, wird nur in 


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1440 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. ål. 12. Oktober 


Salvarsan, Neosalvarsan, 


Ferr. reduct., F. carb. sacch., Pil. F. reduct., Pil. F. carb. 
Neosilbersalvarsan, Silber- 
salvarsan. 


Blaud., F. oxyd. sacch., Tet. F. pomat., -Liqu. f. album., F. lactic., 


| Pil. F. lact., F. sulfur., Pil. aloet. ferrat., Tet. F. chlor. aeth., 
Für die Zulassung zur kassenärztlichen Verordnung | 


hat die Subkommission der Gemeinsamen deutschen Arzneimittel- 


Eisentropon. 
kommission beschlossen, folgende Präparate zu empfehlen: 


Ac. arsen., Pil. asiat., Liqu. Kal. arsen., Natr. arsanilie. 
(Atoxyl), Natr. arsenicos., Neosalvarsan, Silbersalvarsan. 


Aus der Praxis für die Praxis. Eas 
Geburtshililiches Brevier. 


Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, B 


— 


Kind abgestorben, macht man am besten die Perforation. Da Atonia 
post partum leicht entsteht, gebe man reichlich Ergotin oder 
aden - Baden. Gynergen (hier könnte man die Maximaldosis von 1 cem injizieren) 
(Fortsetzung aus Nr. 40) | Schon während der Extraktion und mache im schlimmsten Falle die 
| Tamponade. Dührssen empfahl für Kliniken bei lebendem Kinde 
den Kaiserschnitt, dieser Empfehlung haben sich Kaltenbach und 
ed DE BER andere angeschlossen. Das Accouchement forcé könnte auch ein- 
sind, ist die Diagnose leicht; platzt der \ arix in der Scheide, schon mal in Frage kommen, ist aber doch nicht so unbedenklich. Die 
schwieriger. Ich sah einmal eine starke Varixblutung, wo die Dia- | leichteren Fälle von vorzeitiger Lösung können oft erst nach der 
gnose auf Placenta praevia gestellt wurde. Man konnte aber sehr | Geburt an der Placenta erkannt werden und machen nicht immer 
leicht beim Auseinanderhalten der Labien die stecknadelkopfigroße | | 
Stelle der Ruptur sehen und Umstechungen machen; öfters genügt 


klinische Erscheinungen. Ich sah einmal eine vorzeitige partielle 
Lös der Placenta bei schwerer Grippe. 

die Umstechung nicht allein, dann kann nachfolgende Tamponade a Be 

nötig werden. Die Umstechung ist‘ bei hohem Sitz der 


Placenta praevia. Man unterscheidet eine Placenta prae- 
Ruptur in der Scheide für den Ungeübten schwer, da die- via marginalis, wo man den unteren Rand des Muttermundes 
selbe ober- und unterhalb der blutenden Stelle vorge- gerade noch fühlt; lateralis, wo man im Muttermunde. etwas 
nommen werden muß. Prophylaktisch geschieht bei Varicen des Placentargewebe und Eihäute konstatiert und Placenta praevia 
Unterschenkels das Wickeln der Beine, Ich betone nochmals, es totalis oder centralis, wo man überall im Muttermund nur 
muß nicht unterbunden, sondern umstochen werden. Das auf Placentargewebe en nit sind nn nn nn 
öchst seltene Vorkommnis des Platzens eines intraperitonealen el Fällen, wo die tlacenta DiS ın dè- 
N, p 2 Nähe des Muttermundes herabreicht, aber nicht gefühlt werden 
einer Klinik durch Leibschnitt zu. bekämpfen sein. Hier wird man kann, spricht man vom tiefen Sitz der Placenta. Die Kinds- 
nur per exclusionem. ähnlicher Erscheinungen zur richtigen Dia- 


| lage läßt sich in solchen Fällen meist nur durch die äußere Unter- 
gnose gelangen, die. aber troizdem große Kenntnisse und Erfahrung suchung feststellen. Differentialdiagnostisch käme in Betracht: ge- 
an den Diagnostiker stellt. a: 


platzter Varix, Blutung aus Schleimpolypen oder Gervixmyomen, 
i Tan , Blutungen bei malignen Neubildungen, speziell Carcinom. Man wird 
Blutung bei Insertio velamentosa. ‚Bei der Insertio velamen- die richtige Diagnose stellen, wenn man, systematisch an der Vulva 
tosa — ein seltenes Vorkonmnis — endigt die Nabelschnur in den beginnend von unten außen nach innen oben untersuchend, vorgeht, 
Eihäuten. Beim Tiefertreien des Kopfes kann es zu einer Kom- | eventuell Spekulumuntersuchung zu Hilfe nehmend, Wie soll sich 
pression der Gefäße kommen, das Schlimmere ist aber doch beim | nun der praktische Arzt der Placenta praevia gegenüber verhalten? 
‚Blasensprung die Zerreißung der Eihäute, wobei das Kind sich meist | In erster Linie muß er an diese Anomalie denken, wenn in den 
verblutet. Die Diagnose wird gestellt, wenn gleich beim Blasen- | jetzten Schwangerschaftsmonaten ohne eine äußere Veranlassung und 
sprung die Blutung eintritt, die weiter besteht, und wobei die kind- | ohne daß Nephritis besteht, Blutungen auftreten. Solche Blutungen 
lichen Herztöne rasch schlechter werden. Placentargewebe wie bei | können auch einmal end. auch selten. durch eine Placenta mar- 
Placenta praevia ist nicht zu fühlen. Die Therapie besteht in mög- ginata hervorgerufen werden. Das Fij ist bei Plac.. marg. ein 
lichst rascher Entbindung durch Zange oder Wendung, je nachdem schmalbasiges und hier erfolgen amohidie Blutungen ohne 
mit Inzisionen ju den Mutiermund, falls er noch nicht ganz er- äußere Veranlassung. Diese Blutungen können ebenfalls einen 
weitert ist; meist wird aber das Kind verloren sein. / bedroblichen Charakter annehmen; es. muß an Plac. marg. gedacht 
Die vorzeitige Lösung der Placenta bei normalem Sitz. Die 
schweren Fälle sind zum Glück ein seltenes Ereignis und die Pro- 


werden, wenn keine Anhaltspunkte für Prävia vorliegen. Die Plac, 
gnose ist dann eine sehr schlechte, indem fast die Hälfte der Mütter 


marg. oder ein höherer Grad derselben, Plac. circumvallata, 
sitzt meist in einer Tubenecke. Bei beiden Anomalien wird es 
stirbt, und das Kind meist als verloren betrachtet werden muĝ; ich 


durch richtiges Eingreifen und unter günstigen Bedingungen meist 
kenne zwar einen Fall, wo Kind und Mutter durch günstigen Zu- | gelingen, alle Mütter zu retten. Freilich geschieht dies zum Nach- 
fall am Leben geblieben sind. Die vorzeitige Lösung der Placenta | teil mancher Kinder, jedoch darf dies nicht allzusehr in die Wag- 
erfolgt durch einen Bluterguß zwischen Placenta und Decidua sero- 


schale fallen, da die Kinder, weil oft zu früh geboren, nicht immer 
tina, dann kommt erst die äußere Blutung. Nach Fehling und | lebensfähig sind. Die moderne Schule hat nun, wie Reifferscheid 
Winter ist Nephritis die häufigste Ursache dieser schweren Er- 
krankung. Trauma wird auch die Ursache sein können, ferner zu 


einmal sagte, den Grundsatz, so konservativ wie möglich zu sein 

| und nicht nur das Leben der Mutter, sondern auch das des Kindes 

kurze Nabelschnur oder starke Zusammenziehung des Uterus nach | zu retten, und macht deshalb die Schnittentbindung. Krönig 
der Geburt des ersten Zwillinge. Das wichtigste Symptom ist | und Sellheim sind zuerst für dieses Verfahren eingetreten. 
hochgradige Anämie, wobei die äußere Blutung voll- | Spezielle Therapie: Bei geringer Blutung ist die Behandlung wie 
kommen fehlen kann oder sehr gering ist. Meist entsteht | beim drohenden Abort: Bettruhe, eventuell Opiumtinktur, dagegen 
plötzliche Zunahme des Leibes mit starker Spannung. Kindsteile | kein Secale oder. Ergotin. Bei stärkerer Blutung und noch 
sind deshalb meist undeutlich durchzufühlen, Herztöne oft auch | nicht eröffnetem Muttermund lege man einen Kolpeurynter ein. Der- 
sehr schlecht oder gar nicht zu hören, selbst wenn das Kind noch | selbe wird mit 1/3 %/,iger Lysollösung gefüllt in dıe Scheide ein- 
lebt. Wenn der Muttermund genügend erweitert ist, dann Zange | gelegt, nachdem man die äußeren Genitalien gründlich abgeseift, 
oder Wendung. Intrauterine Kolpeuryse wird empfohlen, wenn der | rasiert und mit Sublimat 1: 1000 abgewaschen. Man vergesse auch 
Muttermund noch eng ist und allmählich gedebnt werden soll; bei | nicht eine vaginale Spülung von 1/,—1 %/,iger Lysollösung mit ge- 
rigiden Teilen sind Inzisionen zu machen, allzu forciertes Ein- | linder Ausreibung der Scheide vermitiels Tupfer oder Finger. Der 
greifen im Interesse des Kindes, hat geringen Wert, da bei den | vorher auf seine Dichtigkeit geprüfte und gut ausgekochte Kol- 
schweren Fällen es doch meist verloren ist. In erster Linie ist | peurynter kann auch mit Eiswasser gefüllt werden, wenn es ZU 
Rücksicht auf die Mutter zu nehmen. Tamponade hat meist keinen | haben ist. In seltenen Fällen kann es zu einer Blutansammlung 
Nutzen, kann sogar eher schaden. Von Nutzen kann aber das | hinter dem Kolpeurynter im Scheidengewölbe kommen. Dann wäre 
Sprengen der Fruchtblase sein, da dadurch ein Spannungsausgleich | es besser, die Cervix selbst durch eingeführte Jodoformgazestreifen 
im Uterus stattfindet und die Blutung geringer werden kann, trotz- | zu tamponieren, was aber nur ausnahmsweise empfohlen werden 
dem sind aber die Chancen für das Kind meist nicht besser. Die | kann, da durch zu feste Cervixtamponade eine weitere Ablösung der 
Blutung steht erst definitiv, wenn der Uterus ganz leer ist. Ist das | Placenta erfolgen kann. Meist wird die Tamponade der Scheide 


Blutungen. 


Blutungen aus Varicen. Wenn die Varicen äußerlich sichtbar | 
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< 12. Oktober 


wandert ist oder denselben nicht zur Stelle: hat. 


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: "mit Wattekugeln empfohlen. Die Büchse Dührssen No. 3 von Mylius 


‘enthält diese sterilisierten Wattetampons. Diese Tampons werden 


ebenfalls in die wie oben angegeben gereinigte Scheide eingeführt, 


nachdem sie aus der Büchse entnommen in eine 1°/,ige Lysollösung 
geschüttet und mit gut desinfizierter Hand ausgedrückt. Die Ein- 
führung geschieht mit oder ohne Benutzung eines Spekulums in die 


Scheide. Nach 6—8 Stunden können die Tampons entfernt werden, 


steht dann die Blutung, so wartet man ab. Ich bin aus verschie- 
denen Erfahrungen nicht so begeistert für die Tamponade und emp- 
fehle sie nur dringend dem Arzt, der einen Fall nicht weiter selbst 


behandeln, sondern einer Anstalt überweisen will, aus Gründen einer 


überaus starken Blutung. Daß die Tampons steril sein müssen und 
alles aufs Sorgfältigste und Reinlichste geschehen muß, ist für den 


` weiteren Verlauf," sogar für das Leben der Schwangeren, bestimmend. ° 


Lieber gar keine Tamponade, als eine schlechte und mit 
zweifelhaftem Material. Besonders sei man bei Blutungen in 


der frühen Schwangerschalt wegen der Infektionsgefahr mit der 


Tamponade nicht gleich bei der Hand, zunächst ist stets melirtägige 
Bettruhe am Platze. Ist die Geburt im Gange, sind die Wehen gut, 
ist ein normales Becken vorhanden, ist. der vorliegende Teil der 
Kopf, kann der Blasenstich gemacht werden. Diese Wirkung des 
Blasenstichs kommt auch bei Behandlung des tiefen Sitzes der Pla- 
centa mit Erfolg in Betracht. Es ist günstiger für den Blasenstich- 
erfolg, wenn nur ein Teil der Placenta vorliegt und keine totale 
Prävia vorhanden ist. Nach dem Sprengen der Blase kann sich 
nun der Uterus samt der noch anhaltenden Placenta über die Frucht 
nach aufwärts ziehen und es findet keine weitere Ablösung statt. 
Der Muttermund muß aber doch eine gewisse Größe haben, etwa 


` Taler- (écu de Prusse) groß (3 cm), obwohl auch der Blasenstich ge- 


lingi, wenn. der Muttermund schon für einen Finger durchgängig 
ist. Will man bei Placenta praevia einmal ausnahmsweise 
den Blasenstich machen, so mache man ihn auf der Seite, 
wodieÜteruswand dünnererscheintund man vom Scheiden- 


 gewölbe besser die, vorliegenden Kindsteile fühlt. Hier löse 


man erst den kurzen Lappen der Placenta ab, um die Eihäute durch- 
bohren. zu können. Die Wehen können noch durch Pituitrin oder 
Pituglandol verstärkt werden. Bei engem Becken verzichte man 


aber auf den. Eihautstich. und mache gleich die kombinierte Wen- 


dung. Ist der Muttermund für 1—2 Finger durchgängig, 
so kann man die kombinierte Wendung nach Braxton- 


' Hicks ‚ausführen. Der weniger. geübte Geburtshelfer warte so 


lange, bis der Muttermund für 2 Finger durchgängig ist, da bei 
einem für einen Finger durchgängigen Muttermund die Technik be- 
sondere Anforderungen stellt. Bei einer Ipara halte ich es für 
richtiger, den Metreurynter in die Eihöhle einzuführen 
und dann denselben mit 1/,%/,iger Lysollösung zu. füllen (vorher 
auf Dichtigkeit zu prüfen). Ich möchte besonders hervorheben, daß 


‘der Gummiballon in die Eihöhle selbst, nicht zwischen Ei- 


häute bzw. Placenta nnd Gebärmutterwand eingeführt werden muß. 
Liegt die Placenta vollständig vor und kommt man nicht 
au. die Eihäute, so muß die Placenta durchbohrt werden. 


Der Gummiballon ist vorher gut auszukochen und wird am. besten 


zwischen breiten Spekula eingeführt, nachdem man vorher die Portio 


Mit einer Kugelzange angehakt hat und der Ballon, zusammen- 


gerollt, von. einer Kornzange gefaßt worden ist. Unter Umständen, 
besonders. bei -Wehenschwäche, muß man die Hilfeleistung des Me- 
treurynters durch Anseilen von Gegenständen, z. B. einer gefüllten 
Weinflasche (dieselbe wiegt etwa 21/, Pfund) oder Gewichtssteinen 
(1—2 Pfund) erhöhen: Bei Mehrgebärenden würde ich die 


kombinierte Wendung aufi den Fuß vorziehen, wenn der. 


betreffende Arzt mit der Einführung des Kolpeurynters nicht so be- 


Wendung ist jedenfalls auch bei Erstgebärenden vorzunehmen, wenn 
as Kind: tot oder nicht lebensfäbig ist; bei lebendem und 
lebensfähigem Kinde soll die Metreuryse bessere Resul- 


tate geben. Die kombinierte Wendung ist gar nicht so schwer 


auszuführen, als man gewöhnlich annimmt; man muß nur hoch ge- 
nug hinauf. gehen; während die äußere Hand den Steiß des Kindes 
kräftig herabdrückt. Ist der Fuß durch den Muttermund herab ge- 
leitet, so kann man denselben eine Zeit lang angezogen halten; man 
überlasse aber die weitere Ausstoßung der Frucht den Wehen; 


' höchstens käme ein leichtes Anziehen durch Gewichte (1—2 Pfund) 


‚1924 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 41, 


Die kombinierte | 


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in Betracht, um das Bein gestreckt zu halten. Es ist ein großer 
unverzeiblicher Kunstfehler, wenn man durch Ziehen den Mutter- 
mund erweitern will. Wenn das Kind noch lebt, könnte man dazu 
noch 'eher in Versuchung kommen; ist es aber abgestorben, ist es 
geradezu ein Frevel am Leben der Mutter. Durch, zu rasche Ex- 


traktion wird man einen ÖCervixriß hervorrufen und eine oft schon. 
"mehr als genug ausgeblutete Frau einem erneuten Blutverlust aus- 


setzen, dem sie erliegen könnte. Man helfe erst dann nach, 
wenn die Frucht bis zu den Schultern geboren ist. Ist das 
Kind geboren und steht die Blutung, so wartet man zunächst ab. 


"Blutet es’ stärker, so massiere man den Uterus, um- Wehen anzu- - 


regen und exprimiere mit Orede. Man versäume nicht, Gyn- 
ergen oder ein Ergotinpräparat zu injizieren, um gute 
Kontraktion des Uterus zu bekommen. . Gelingt Credé 


"nicht, löse man manuell die Placenta. Blutet es nach Ent- 


fernung der Placenta mit darauf folgender heißer intrauteriner Spü- 
lung von 50° C weiter, so mache man die Dührssensche Tam- 


ponade und im schlimmsten Falle lege der draußen alleinstehende . 


Praktiker den Momburgschen Schlauch um. Stets besichtige 


man die Placenta sorgfältigst, damit keine Retention von — 


Teilen derselben stattfindet. Wenn ein Cervixriß vorhanden, 
muß derselbe genäht werden, damit nicht noch mehr Blut verloren 
geht; die Naht ist aber meist sehr schwierig und für den auf sich 


‚selbst angewiesenen Arzt weniger zu empfehlen als die Tamponade. 


Es ist nicht immer leicht zu entscheiden, ob.eine Atonie des unteren 
Uterinsegments allein besteht :oder ob es aus kleinen, nicht fühl- 


baren, Rißchen blutet. Einige Fälle von Atonie des unteren Uterin- 
segmentes nach Placenta praevia glaubte ich beobachtet zu haben; 
Wenn heiße Irri- _ 
gationen nicht gleich helfen, tamponiere-man den Uterus 


dabei war der Uterusfundus gut kontrahiert. 


baldigst. Selbstverständlich muß die intrauterine Tamponade auch 


‚hier, wie bei den anderen atonischen Blutungen, auf die äußersten’ 


Notfälle beschränkt bleiben, zumal gerade bei schlaffem Uterus die 


Technik der Tamponade schwierig ist. Die Abklemmung der'Para- 


metrien nach Henkel ist, wenn sie angewendet werden soll, doch 
nur in der Klinik möglich, da der nicht so geübte Arzt leicht Neben- 
verletzungen, von Harnblase und Ureter machen kann. 2 


In den Kliniken, wo bei bestimmten Fällen von Plac. praevia 


die Schnittentbindung gemacht wird, hat außer der Mortalität der 


Mütter die der Kinder sich natürlich bedeutend gebessert; die der 
Kinder: ist fast Null geworden. 


bei der Wendung -und Extraktion ausgesetzt sind, Ob aber die Be- 
handlung jedes Plac. praevia-Falles der Klinik zur Schnittentbin- 
dung zu überweisen ist, darüber können nur die jeweiligen örtlichen 
Verhältnisse und Umstände, ebenso der Zustand, der Kreißenden, 
entscheiden. 
befolgt, wird nichts zu bereuen haben; er wird zwar manches nicht 


lebensfähige Kind verlieren, auch einmal ein anderes, aber die Mutter 


erhalten. Ich habe wenigstens alle Mütter am Leben erhalten, wenn 
auch die Rekonvalescenz längere Zeit in Anspruch nahm. 


Aussprüche bedeutender Geburtshelier: . 
. „Wende frühzeitig, extrahiere nicht.“ | 
„Jeder unnötig starke Zug ist fehlerhaft, jede Beschleu- 
‘ nigung der Geburt ist falsch; selbst wenn der Muttermund 
völlig eröffnet ist, ist die spontane Ausstoßung des Kindes 


stets abzuwarten. Jede manuelle Nachhilfe ist ein Kunst- 
fehler.“ =o 


„Eindringlichst muß davor gewarnt werden, nach voll- 


'endeter Wendung die Geburt im Interesse des sterbenden 
Kindes beschleunigen zu wollen oder gar zu extrahieren.“ 


„Zu rasche Extraktion, ehe die Austreibungstätigkeit 


.des Uterus erwacht ist, kann nach Ausziehung des Kindes 
leicht zu bedenklicher Atonie führen;, dazu kommt noch 
die Möglichkeit tieferer Zerreißung der Cervix, wenn die 
Eröffnung keine vollständige.“ 


„Da die kombinierte Wendung. für die Mutter 


geradezu eine lebensrettende Operation ist, so 
sollte ihre einfache Technik jedem Arzte ver- 


‚traut sein.“ ehe: l (Fortsetzung folgt.) 


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Alle Kinder werden auch eher am 
Leben bleiben, da sie nicht so schweren Geburtsschädigungen wie 


Der Praktiker, der die oben angegebenen Vorschläge 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4l. 


12. Oktober 


Referatenteil | 
| unter besonderer Mitwirkung von j À ta 
Prot. Dr. C. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. H. Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H. Gerhartz, 
Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prot. Dr. S. Gräff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geh.-Rat 
Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (Versicherungsrechtl, u. gericht). 
Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie), Prof. Dr. W. Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. O. Nordmann, Berlin- 
Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R. Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S.Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F.Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtakrank- 
beiten), Prot. Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin. (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 
. logie und Sezualwissenschaft), Prot. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), j 


geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am Königin Alisabeth-Hospital Berlin-Oberschõneweide. 


Sammelreferat. 


Heiberg (6) gibt zwar die von Ribbert bei hereditärem Diabetes 
angenommene, angeborene Resistenzschwäche der Inseln gegen Noxen, 
also eine pankreatische Minusvariante zu, er weist aber ausdrück- 


Zur Pathogenese des genuinen Diabetes. lich auf Grund .eingehender mikroskopischer Untersuchungen auf 


Von Dr. C. Punck, Köln. 


Seit 20 Jahren bin ich bemüht, die Resultate der Beob- 
achtungen an einem relativ großen Diabetikermaterial in eine mehr . 
als schematische Ordnung zu bringen, den Mechanismus, der die 
genuinen Diabeteskrankheiten erzeugt, manifest macht und ihre 
Symptomatik bestimmt, klarzustellen und dadurch eine kausale an 
Stelle der bisher immer noch symptomatischen Therapie zu ermög- 
lichen. Daß bei der Pathogenese des Diabetes endogene und kon- 
stitutionelle Prämissen einerseits und exogene Noxen andererseits, 
von Fall zu Fall verschieden wirkend, sich nicht auf eine einfache, 
dem Bequemlichkeitsbedürfnis Rechnung tragende Formel bringen 
lassen, setze ich als anerkannt voraus. 
Nach den von anderen Autoren und Verfasser (1) veröffent- 
lichten Beobachtungen stehen von Organerkrankungen die des Ver- 
dauungstraktes an erster Stelle der zu Glykosurie führenden Faktoren. 
Von den in der Literatur zerstreuten Mitteilungen guter Beobachter 
seien einige kurz erwähnt. Harrower sagt: „Diese Krankheit (Dia- 
betes) ist anfangs im wesentlichen eine Form von Indigestion oder 
geht wenigstens sehr häufig mit Verdauungsstörungen einher“, 
Plönies: „Fälle von Diabetes ohne Erkrankung des Magen- und 
Darmkanals habe ich noch nicht gesehen“, und Strauß (2) erinnert 
an die Häufigkeit der vorkergegangenen infektiösen Darmerkrankungen 
und die engen Gefäßbeziehungen zwischen Darm, Pankreas und 
Leber. Während Naunyn die relativ häufige Beteiligung der Leber 
(Schwellung, Zirrhose) bei den Diabetikern der zweiten Lebens- 
hälfte im allgemeinen beschreibt, faßt Kehr schon konkreter den 


sprunges. Hier hatte die Infektion offenbar den ganzen Stamm in 

Zusammenhang zwischen Pankreas- und Gallenerkrankungen und | den offenen Lymphspalten durchwandert. Nach längerer Behand- 
findet bei 220 Gallensteinoperationen 69mal das Pankreas wesent- | lung und Sanatoriumsaufenthalt bleibt nach 2 Jahren noch eine 
lich miterkrankt, wobei berücksichtigt werden muß, daß nur makro- | deutlich verminderte Kohlehydrattoleranz zurück. Kausch (10) be- 
skopische Veränderungen registriert wurden, und nach Oser in | schreibt einen solchen Fall universeller Lymphangitis ohne Glykos- 
wenigstens 50 %/, der Fälle erst mikroskopische Untersuchung (Insel- | urie und Lunkenbein (11) eine ähnliche Lymphangitis. Den selbst 
zählung usw.) die Pankreaserkrankung manifestiert. Gleichsinnig | beobachteten Fall führe ich an, um die vielfachen Wege und ver- 
berichtet Reicher auf dem 31. Kongreß für Innere Medizin, daß ! schlungenen Glieder der Kausalitätskette zwischen infizierten Lymph- 
Gallensteinkranke oft die typischen Stoffwechselstörungen des Dia- | wegen einerseits und Pankreas andererseits zu illustrieren. 
betikers aufweisen und ebenso Gravide, deren während der Gravi- Bei genauer. Erhebung der Anamnese jedes Diabetesfalles und 
dität fast stets vorhandene und nach der Geburt oft zu Chole- | kritischer Analyse von Anamnese und Befund wird erst die einer 
zystitis und Cholelithiasis führende Veränderungen der Gallenwege | sympathischen Ophthalmie wesensähnliche Miterkrankung des 
uns neuerdings bekannt sind und deren verminderte Kohlehydrat- | Pankreas bei infektiöser Erkrankung der Abdominalorgane, ins- 
toleranz geradezu als Graviditätsdiagnostikum dient. besondere der Gallenwege, auch für solche Fälle deutlich, wo nicht 

Nordmann (8) bestätigt auf Grund sorgfältiger klinisch-opera- | im Verlauf der Krankheit der Pankreaskopf derb mit fibrinösen Ein- 
tiver Beobachtungen den engen Zusammenhang zwischen Stauungs- | lagerungen und Eiterkörperchen infiltriert und wo nicht in oder vor 
gallenblase, ‚Cholezystitis und chronischer Pankreaserkrankung; er, | dem Koma der im Pankreas schleichende Prozeß in finalem Auf- 
wie auch Labbé, der einen Diabète höpatopankreatique kreiert, | flackern Ursache stärkster Pankreaskoliken wird. 
sowie Schmidt (4), der häufige Pankreatitis ohne Kreatorrhoe bei Das Bestehen konsensueller Reaktionen der das Pankreas be- 
Gallenwegerkrankung beobachtet, betonen in ihren Ausführungen | herrschenden Nerven von entzündlichen Zuständen des Leber- 
die für genuinen Diabetes ätiologische Wichtigkeit des hämatogenen | bereichs her wird in Form einer experimentell reflektorisch ent- 
oder enterogenen Infekts auch steinfreier Gallenwege (Cholangie | stehenden Krampfischämie im Pankreasgewebe bei Reizzuständen der 
Naunyns), wie sie Umber (5) beschreibt. Verfasser selbst hat bei | Gallenblase durch Beneke festgestellt, nachdem Heilig undFrey(12) 
vielen Hunderten Fällen von Diabetes bei tiefem Druck unter dem | eine Steigerung der Glykogenolyse sogar durch vom Cavum uteri 
rechten Rippenbogen in über 70 °/, der Fälle palpatorisch zum | ausgehende auf das viszerale System wirkende Reize als bedingt 
mindesten eine deutlich druckempfindliche Gallenblase bzw. harten | oder wesentlich mitbedingt nachwiesen. 
druckempfindlichen Leberrand festgestellt. Auf Grund besonders Wenn schon bei der Untersuchung des pathologisch-histo- 
genauer Anamnese wurden in etwa 65 %/, dieser Fälle unverkenn- | logisch Faßbaren der Pathogenese des genuinen Diabetes Plura- 
bare, wenn auch teilweise Jahre zurückliegende und vorübergehende | lität oder doch Polymorphismus der Koeffizienten nur generelle Avi- 
Gallensymptome eruiert, schlüsse gestatten, so ergibt erst die aus humoral-pathologi- 

Die Untersuchung der Pathologie des Kausalkonnexes zwischen | schen Gesichtspunkten erfolgende Erforschung der Pathogenese des 
infektiösen Erkrankungen der Abdominalorgane, speziell des Gallen- | genuinen Diabetes noch weniger einheitliche Gesichtspunkte. Die 
systems, und anatomischen oder anscheinend nur funktionellen Pan- | Kompliziertheit der Synergismen in der inneren Sekretion, die 0- 
kreaserkraukungen führt zu 2 anscheinend ganz verschiedenen Ver- | time Abhängigkeit des vegetativen Systems vom Hirn machen 6s 
bindungsketien: der pathologisch-anatomischen und der humoralen. 


| schwierig und fast unmöglich, eine genaue Analyse der die Drüsen 


kreas. Arnsperger (7) beschreibt schon eingehender die von der 


bringt Tuberkelbazillen in die Lymphbahnen des Mesenterium, die 
via Pankreas zur Milz wandern. Bei Erkrankungen der Leber und 
Gallenblase ist entsprechend häufig Mitbeteiligung der Lymphbahnen 
des Kapselgewebes der Leber, der Oberfläche der Gallenblase, des 
periportalen Bindegewebes und Lig. hepato-duodenale bis zum Pan- 
kreas festgestellt worden, nachdem weit früher schon Felix Hirsch- 
feld (8) eine „hämatogene“ Ursprungsgemeinschaft von oft zu zir- 
rhotischen Veränderungen führender Hepatitis und pankreatogenem 
Diabetes wiederholt aus klinischen Beobachtungen zu beweisen ver- 
suchte. Es führen sogar von den Bronchialdrüsen zu den peri- 


nuovo (9) beschreibt andererseits einen bisher unbekannten Typ 
schleichender Appendizitis mit geringer Lokalreaktion, die sich sub- 
hepatogener oder meist biliärer Herkunft erwies. Verfasser hat 
7 Fälle von Diabetes (darunter 6 Jugendliche) beobachtet, die sich 
im Anschluß an Appendizitis oft lange Zeit später anscheinend 
genuin entwickelten. Ein weiterer, besonders instruktiver Fall wurde 
bei einem außergewöhnlich Iymphatischen Jungen beobachtet: "Bron- 
chitis, im Röntgenbild stark vergrößerte Bronchialdrüsen, Orchitis, 
11/, Monat nach Beginn der Erkrankung peritoneale Reizerschei- 
nungen, Leberschwellung von 3 cm, stark druckempfindliches Pan- 
kreas, Bilirubin -—---, Glykosurie bis 45 g pro die. Beratung mit 
hiesigen Chirurgen ergab Diagnose: Peritonitis unbekannten Ur- 


die Krankheitsbereitschaft des Iymphoiden Apparates des Pan- 


Gallenblass zum Pankreas laufenden Lymphbahnen und Straub 


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pankreatischen Lymphdrüsen direkte Kommunikationen und Castro- 


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Syndrome zu geben. 


Gruppe genuiner Diabeteserkrankungen. 


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| 12. Oktober | 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4i. 


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mit innerer Sekretion beeinflussenden wie auch von ihnen abhängigen 

Da ist zunächst das bunte Mosaik aliruistischer. Beziehungen 
zwischen Pankreas, chromaffinem System und Thyreoidea; wenn 
wir auch noch weit davon entfernt sind, diese Korrelationen völlig 


` gu erkennen, kann doch heute schon als erwiesen gelten, daß eine 


Störung derselben allein höchst selten zu Diabetes führt, daß viel- 


` mehr ein unbekannter Faktor, ein X, eine wesentliche Rolle spielt.. 
. 1914 stellte ich bei einer Reihe von Diabetesfällen Übergang nicht 


neutral abgebauter blut- bzw. artfremder' Eiweißarten durch die 


-Darmschleimhaut ins Blut .fest und charakterisierte diesen oft mit 


einer besonderen Leukozytenformel verbundenen Vorgang als „Nähr- 
‚schaden Erwachsener“ und als wesentlich für die Pathogenese einer 
Um Wiederholungen zu 
vermeiden, ' sei auf die zitierte Arbeit verwiesen, worin ich zu dem 


Schluß komme „Übergang von per os aufgenommenem artfremdem 


Eiweiß oder seiner Spaltprodukte oder Übergang blutfremder Eiweiß- 
arten aus Zellgruppen mit innerer Sekretion rufen in manchen 


` Fällen direkt oder indirekt eine Störung des Kohlehydratstoffwechsels 
. „hervor, die auch causa cessa weiter bestehen kann“. 


‘Z „Wir kennen den Hochstand des Blutzuckerspiegels, Glykosurie 
und Änderung der Leukozytenformel nicht nur bei Passage blut- 


fremder Stoffe durch die Darmschleimhaut, sondern ebenso als Folge 


experimenteller parenteraler Eiweißzufuhr [Löwy (13)] ebenso wie 


die. in vielen Fällen analog der diabetischen verlaufende ’Hyper- 
_  aMinosurie, die besonders ausführlich von Galambos und Tausz (14) : 
“beschrieben wird. Die atypischen, digestiven Abbauprodukte (bio: 


gene Amine), die bei toxisch-digestiven Erkrankungen des ersten 
Kindesalters in den Kreislauf‘ gelangen, beobachteten besonders 


Schloßmann und Finkelstein in ihren Wirkungen auf den kind- 


lichen Organismus, den depressiven und komatösen Bildern des Dia- 


‚betikers auffallend ähnlich. Daß die diabetogene Kachexie einen 
 Proteinogenen Charakter hat, ist wohl anerkannt. 


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Ob der Übergang blutfremder Eiweißstoffe aus dem Darm in 


die Blutbahn durch eine Erkrankung oder Dysfunktion der Darm- 


schleimhaut allein entsteht (Mühsam, Jacobson) oder ob die 
Darmflora durch Bildung besönders differenter Eiweißabbauprodukte 
[Berthelot und Bertrand (15)] eine Rolle spielt, kann hier nicht 
entschieden werden. Eppinger und Gutmann zeigen, daß ge- 


wisse im Darmkanal gebildete Eiweißabbauprodukte in den Blut- 


kreislauf gelangt, direkt hormonähnlich auf das vegetative Nerven- 
system wirken, besonders bei Fleischfressern (Mautner, Pick), und 
teinbiß erzeugte bei Kaninchen sogar durch foreierte Fleisch- 
fütterung;. Glykosurie; wichtig‘ erscheinen Dale und mir die bei 


. Eiweißabbau. entstehenden 'sympathikomimetischen Aminoalkohole 
Manche therapeutische, teilweise empirisch ge- - 
fundene Beobachtung spricht für, die pathologische Darmschleim-- 


und Aminoketone. 


hautpassage, wie beispielsweise die Toleranzerhöhung nach Darm- 
alstringentien, die Wirkung der vom Verfasser 1914 (l. c.) be- 
schriebenen und 1923 von Judd „neu erfundenen“ Drainage. 

Die hormonale Art der Pathogenese des genuinen Diabetes ist 


| also wesensverwandt ‚mit anaphylaktischen Erkrankungen, wie Bron- 


Chialasthma, Migräne, Urtikaria und es ist interessant, daß Hajos 
ür das Zustandekommen auch dieser Erkrankungen gewisse Ver- 
änderungen der Darmschleimhaut und Leber als notwendige Voraus- 
— wie. Verfasser sie für gleichsinnige Diabetes- 
formen feststellte: Undichtes Darmschleimhaut- und Leberfilter. 

Der Einfluß der Diätänderung auf die Glykosurie (der Eiweiß- 
beschränkung oder besonderer Nahrungsformen wie Suppe, Falta, 
Petrén ‘oder auch oft nur einer irgendwelchen Diätänderung mit 


, isprechender Wirkung. auf die Darmflora) und’ das mehr oder 
‚ weniger rasche Abklingen dieser Effekte, sobald eine Adaptierung an 


ese Änderungen eintritt, können, ebenso wie die Wirkung der Funck- 
schen Duodenaldrainage, für. beide Annahmen herangezogen werden. 
Neben der gegen unabgebautes Eiweiß nicht dichten Darm- 

i haut spielt stets’ die insuffiziente Leberbarriere bei diesen 
gängen eine wesentliche Rolle. Galambos und .Tausz (l. c.), 
Funck (l. c.) und Hillel (16) betonen die Rolle der funktionellen: 
Lebererkrankung, das Versagen des Leberfilters bei Übergang von 
abgebautem Eiweiß in den Kreislauf und hier stehen, und 
arauf möchte ich besonders hinweisen, die beiden’ großen 
‚uellgebiete der Pathogenese des genuinen Diabetes, näm- 
lich ‚die zelluläre (meist infektiöse und zwar besonders 
\äufig von dem Gallensystem ausgehende) Schädigung 
des den Zuckerstoffwechsel beherrschenden Organs (Pan- 


kreas) einerseits und der durch gleichzeitige funktionelle 


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Erkrankung eben dieses infizierten Gallensystems er- 


möglichte Übertritt blutfremder Eiweißabbaustufen ins 


Blut andererseits (humorale Genese), in vielmaschigem 


Zusammenhang . . ek ER 
Noch eine 'andere Quelle hat arifremdes, , Glykosurie er- 
zeugendes Eiweiß: Dyssezernierende oder parasezernierende endo- 


‚krine Drüsen. Am bekanntesten ist die Thyreoidea, aber jeder 
- spezifische endokrine Zellkomplex kann ähnliche Erscheinungen aus- 
lösen und selbst die Ovarien..erzcugen knapp vor Eintritt und zu 
. Beginn der Menses eine wesentliche Hyperglykämie .(Kahle u. a.). 


In diese Erkenntnisreihe, als ‘deren Anfangspfeiler ich von 
1911 ab die anaphylaxieähnliche. Wirkung der durch die Darm- 
mukosa: oder aus dyssezernierenden Drüsen eindringenden blut- 


fremden Eiweißabbaustufen als solche charakterisierte, einige nach 


Abderhalden nachwies und ihre Beziehungen zu Glykosurie und 
Diabetes ` feststellte, werden durch neuere Untersuchungen weitere 


"Stützpunkte gefügt. Cohnheim setzt. durch die Speisen, die ein 


Minimum von -Sekretionsreiz auf das Pankreas ausüben, 
die Glykosurie am stärksten herab und befürwortet, ebenso wie Ver- 


fasser (1. ¢.) und Lazarus deshalb eine möglichste Dekomplizierung 
der Nahrung. Experimentell wird ‘die diabetogene - Wirkung des 
parasezernierenden oder dyssezernierenden Pankreas durch Wohl- 


gemuth und Mochizuki (17) ‚nachgewiesen: Unterbindung des 
Ductus Wirsungianus hat eine chronische Symphathikotonie.und zuletzt 
Diabetes zur Folge. — Sollte durch diese Experimente in Verbindung 
mit den Beobachtungen von Cohnheim, Lazarus, Verfasser u. a. 
das Phänomen, daß nach gesteigerter oraler Kohlehydratzufuhr und 


damit gesteigerter Pankreastätigkeit die Verschlimmerung des Diabetes 


auch causa cessa weiterbesteht, der Erklärung nähergerückt sein? 
` Die Nervensubstanz und gerade die viszerale ist der feinste 


` Indikator auf im Blut kreisende autotoxische Produkte, und reagiert: 


mit einer mehr weniger dauernden Tonusanomalie, einem mutatis 
mutandis status hemicranicus der Pankreasgefäße darauf. Dieser 


neurogene Faktor der Pathogenese der Diabeteskrankheiten ist also- 


verwandt mit der neurogenen sive vasomotorischen des Ulcus ventri- 


culi, dessen. Entstehungsmöglichkeit durch Addition örtlicher Reize 


(Reitter, Singer) zu infektiös-toxischen (Full, Friedrich, Holler), 


endokrinen Noxen(Boenheim)oderzurNeurose[OtfriedMüller(18), ` ` 


Vecsler (19)] heute wohl nachgewiesen ist. . ii 2 
Diesem Parallelismus der genetischen Fakioren entspricht älin- 


liche Wirkung therapeutischer Maßnahmen: Die. Wirkung der Röntgen- | 
bestrahlung auf Ulzera und ihre antiglykosurische in manchen Fällen. 


von Diabetes andererseits, die Pribram auf die bei Bestrahlung 
entstehenden Eiweißabbauprodukte zurückführt, zeigen die Versuche 


4 
* 


von Högler (20), Laufberger (21) und Singer (22): nach par 


‚enteraler Eiweißzufuhr bei Diabetikern ein Fallen des Blutzuckers, 


bei Nichtdiabetikern ein Ansteigen des Blutzuckers und andererseits, 


bei manchen Fällen von Ulkus, der therapeutische Effekt. par- 
enteraler Proteintherapie. Verfasser führte den Nachweis dieser . 


Effekte parenteraler Proteintherapie bei Diabetesfällen schon. vor 
10 Jahren (l..c.) und (l. c. M.Kl. 1921) sogar mittels perkutan 
applizierter Eiweißabbaustoffe. . i EEE Zee 

‘Noch eine bisher nicht gewürdigte bzw. genügend nachge- 
prüfte, von Strübe beschriebene Erscheinung spricht für’ „ueurogene“ 
Genese mancher Diabetesarten. Strübe fand, daß bei manchen 
Diabetikern der Urin nach einfachen Magenspülungen oft verblüffend 
rasch zuckerfrei wird, bei wesentlich größerer Toleranz. Ich kann 


das für einen.gewissen Prozentsatz, besonders jugendlicher Diabetiker, 


bestätigen; jedoch sinkt im Lauf von Wochen bzw. Monaten trotz 
fortgesetzter Spülung die Toleranz fast regelmäßig wieder auf das 
zu Anfang festgestellte Niveau. Es ist im Prinzip wichtig, daß 
Strübe bei Asthma bronchiale ähnliche therapeutische Erfolge er- 
zielte. Nachdem ich bei Einblasen erwärmter feuchter Luft in den 
Magen (l. c. 80. Kongreß f. inn. M.) ähnliche Toleranzbesserung beob: 


achtete, ist die Deutung dieser Erscheinung im Sinne\ eines in seiner _ 
Wirkung sich allmählich abstumpfenden positiven oder negativen. 


Reizes auf.viszerale Nerven, den „Pneumogastricus“, (Strübe) wohl 


gegeben. — —. . | e i, | 
Außerordentlich wichtig‘ wäre es weiter, die therapeutische 


Wirkung der Mineralwässer von den erörterten Gesichtspunkten. aus 


zu untersuchen. Einen Schritt auf diesem Gebiet machte Verfasser 


(l. c.) und weitere wichtige Fingerzeige gibt Klug (23) in seinem 
zunächst nur die Wirkung der Acratothermen behandelnden Beob- 
achtungen. > > _ i Br 2 on 
„Was die. Ätiologie des genuinen Diabetes anbelangt, so hat 
das Insulin bisher leider das herrschende Dunkel nicht aufzuhellen 


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vermocht“ schreibt Falta — mit Recht. Ebenso bieten bei der Er- 


wesentliches Interesse. Die Erörterung der durch arteriosklerotische, 


Klärung der Pathogenese des genuinen Diabetes überaus wichtig. 


 läre einerseits und die hormonal-vaskuläre andererseits. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 


12. Oktober 


+ 


örterung: der Pathogenese die Feststellungen in den Stoffwechsel- 
fragen und der Metabolie der Diabeteskrankheiten einstweilen kein 


lipomatöse, luetische Veränderungen des Pankreas bedingten und 
anderer Glykosurien von manifester Genese liegt außerhalb des ge- 
stellten Thema. E a. 

Fassen wir zusammen: Die Unmöglichkeit einer Normierung 
der Mittellage der autonomen und sympathischen Zentren macht die 
Erforschung der von ihnen beherrschten lebenswichtigen Stoffwechsel- 
organe in ihren Funktionsanomalien unendlich schwer. Wir können 
Reflex- und Giftwirkungen nur in den Gleichgewichtsverschiebungen . 
dieser Zentren bzw. ihrer Erfolgsorgane nachweisen, ohne zu wissen, 
wie weit konstitutionelle Minderwertigkeit, eine mehr minder große 
Minusvariante mit dazu beitragen, die Empfindlichkeitsgrenze über 
die physiologische Breite hinweg zu verschieben und dem Vorgang 
pathologische Dignität zu geben. Vorzüglich das Studium der 
fließenden Übergänge der vorübergehenden Hyperglykämie und 
Glykosurie zur bleibenden Toleranzschädigung, wie sie selten bei di- 


- gestiv-toxischen Erkrankungen der Kleinkinder, wesentlich häufiger 


und instruktiver, nach Beschreibung von Max Rosenberg (24) und 


Gottschalk (25), bei Graviden unter nachweisbarer erheblicher 


funktioneller Leberschädigung erfolgen, ist für die weitere'generelle 


Trotz der Schwierigkeit und der bizarren Vielfältigkeit der 
Koeffizienten ermöglicht sorgfältige Analyse von Einzelfällen, wie 
-sie von Rosenberger (26) und Verfasser (l. c. Beitr. z. Klin. d. 
Infektionskrkh.) zusammengestellt sind, verbunden mit synthetischer 


 Deduktion doch wesentliche Fortschritte auf dem weiten Gebiet der 


pathologischen Intoleranz gegen perorale Zuckerzufuhr. 

Wenn man versucht, die erörterten, von verschiedenen Ge- 
sichtspunkten betrachteten Feststellungen großzügig zu: systemati- 
sieren, so wird man nicht eine Genese des genuinen Diabetes, weder 
ausschließlich eine im engeren Sinne infektiös-zelluläre, wie sie 


‘neuerdings F. M. Allen und seine Schule vertritt, noch die vasku- 


läre Hoppe-Seylers oder endlich die rein hormonale als die all- 
. gemein gültige für den genuinen Diabetes formulieren; man wird 
vielmehr — und auch das wäre von größtem erkenntnistheoretischem 
und heuristischem Wert — einen gewissen Dualismus in der 
Genese des genuinen Diabetes feststellen: Die primär-zellu- 


In diesen 
beiden Quellflüssen sich emporarbeitend wird man sich leicht immer 


wieder in einem Netz von Verbindungskanälen zwischen diesen Quell- 
flüssen verlieren und nur nach genauer Feststellung der Wertigkeit und 
Hauptströmung dieser fließenden, kreisenden und gegenströmenden 
Übergänge wird man die Forschungsrichtung zielstrebig wahren und 
das gesamte Quellgebiet klarlegen können. 


Literatur: 1. Fanck, M.m.W. 1909, Nr, 41; Ebenda 1910, Nr.23; D.m.W. 1911, 
Nr. 27: M.K]. 1912, Nr. 83 u. 34; 29. Kongr. f. Inn. Med, 1912; 30. Kongr. f. Inn. Med. 1913; 
Arch. f. Verdauungskrkh. 1914, H. 4; M. K), 1921, Nr. 85; Beitr. z. Klin. d, Infektionskrkh. 
u. Immunitätsforsch. 1918, Bd. 2. — 2. Strauß, Klin. Wachr. 1922, Nr. 18. — 3. Nordmann, 
Arch, f. klin. Chir. 1928, 127, S. 600. — 4. Schmidt, D.m.W. 1914, Nr. 24. — 5. Umber, Klin. 
Wschr. 1928, Nr. 13. — 6. Heiberg, D.m.W.1916, Nr.9; Krankheiten des Pankreas 1914, 
 8.2%64{f. — 7. Arnsperger, M.m.W. 1911, Nr.14. — 8. Felix lüirschfeld, B.kl.W.1905, 
Nr. 52; 1908 Nr.11; 1912 Nr.5; D.m.W.1909, Nr.4. — 9. Castronuovo, Rinascenza med. 
1924, Nr.3. — 10: Kausch, Berl, med. Ges. 16. I. 1918, — 11. Lunkenbein, M.m.W. 1922, - 
Nr.1. — 12. Frey, Klin. Wschr. 1924, Nr.29. — 13. Lövy, M.K1.1921, Nr. 40 u. 41. — 14. Ga- 
lambos und Tausz, Zschr. f. klin. Med. 80, H.5 u. 6. — 15. Berthelot und Bertrand, C. R. 
1912, S.1643 u. 1826; 19183, S.1027.— 16. Hillel, M. K1, 1916, Nr. 13.— 17. Wohlgemuth und 
Mochizuki, Klin. Wschr. 1924, Nr.29. — 18. Otfried Müller, M.m.W.1924, Nr. 13. — 
19. Vecsler, Arch. f. Verdauungskrkh. 82, H. 5 u. 6. — 20. Högler, W.k1.W. 1924, Nr. 9. — 
21. Laufberger, Zschr. £ d. ges. exp. Med.39. — 22. Singer, M. K1.1924, 5.434; W.kl.W. 
1924, Nr.7. — 238. Klug, M.KI. 1924, Nr. 28. — 24. Max Rosenberg, Klin. Wschr. 1924, 
Nr. 35. — 25. Gottschalk, Zschr. f. d. ges. exp. Med. 1922, 26. — 26. Rosenberger, Die Ur- 
sachen der Giykosurie. München 1911, Müller & Steinicke. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 34. 


Auf die Gefahren der Probeexzision beim Karzinom des Collum 


uteri weist Th. Heynemann hin. Man muß ein keilförmiges Gewebsstück 
von etwa 1 cm Länge und 1/2 cm Tiefe und Breite so herausschneiden, 
daß die Grenze zwischen dem karzinomverdächtigen und gesunden Gewebe 
mitentnommen wird. Entwickelt sich ein beginnendes Karzinom lediglich 
im Bereiche des Zervikalkanals, so ist dieser mit einer kleinen Kürette 
abzutasten und damit nachgebendes, bröckliges Gewebe zur Untersuchung 
zu entnehmen. Da die Gefabr einer Nachblutung bei Vornahme einer 


’Exzision besteht, ist die Exzisionsstelle zu tamponieren oder bei spritzenden 
‚Gefäßen zur Naht zu greifen. Auch muß man mit der Möglichkeit rechnen, 
daß sich an die Probeexzision ein außerordentlich starkes Wachstum des 


Karzinoms anschließt. Da ferner der Eingriff sehr häufig in keimhalligem 
Gewebe ausgeführt werden muß, findet sehr früh eine Keiminvasion statt, 


wobei häufig in den Drüsen des Beckens hämolytische Streptokokken auf- 


treten. Es kann sogar nach einfachen Probeexzisionen zu tödlicher In- 
fektion kommen. Der Verfasser untersucht daher die exzidierten Stücke 
sofort im Gefrierschnitt und schließt bei positivem Ergebnis unmittelbar 
die Badikaloperation an. Unter keinen Umständen dürfen .aber der- 
artige Bedenken Veranlassung, geben, cine Probeexzision bei auch nur 
geringstem Verdacht auf Karzinom zu unterlassen. . Sie ist aber gerade 
beim Portio- und Zervixkarzinom nicht harmlos, | | 
Zur Frage des Leukozytensturzes nach intrakutaner Injektion äußert 
sich Helmut Hahn (Berlin). Dieser Leukozytensturz tritt nicht regel- 
mäßig auf. Zeigt er sich nach Hautreizung, so dürfte er. als anaphylakti- 
scher Shock bei Allergischen zu deuten sein. Bei der Auswertung von 
Schwankungen der bLeukozytenzahlen ist im übrigen große Vorsicht notwendig. 
Über Chenopodiumölvergiftung berichtet R. Niomeyer (Köln). Das 
amerikanische Wurmsamenöl ist ein zentral angreifendes Krampfgift. und 
als solches in eine Reihe zu stellen mit dem Santonin, Atropin und Kokain. 


Der Krampf trifft vor allem die Hirnrindenzentren. Diese Erregungs- 


. symptome können mit Lähmungserscheinungen in Muskelgruppen oder von 


seiten des Bewußtseins kombiniert sein. Der lähmenden Wirkung des Giftes 
unterliegen auch die Zentren in der Medulla oblongata (Störungen der 
Atemtätigkeit, Apnoe). Post mortem finden sich, wie das bei den schweren 
Alkaloidvergiftungen auch meist der Fall ist, keine mikroskopisch erkennbaren 
Störungen der Hirnsubstanz, Man muß daher zur Erklärung wohl physi- 


. kalisch-chemische. Veränderungen der Zellsubstanzen annehmen. Eine starke 


.Hyperämie der Meningen und des Gehirns ist zwar oft festzustellen, aber 
sie erklärt nicht die Erscheinungen, etwa wie die Hirnhyperämie beim 


_ Hitzschlag oder Sonnenstich. Das Ol. Chenopodi ist als Wurmmittel w- 
' gefährlich, wenn folgendes beachtet wird: Dosierung bei Kindern an 2 auf- 


einanderfolgenden Tagen 2—3mal täglich so viel Tropfen, wie das 
Kind Jahre zählt, bei Erwachsenen 3mal 16 Tropfen. Danach ein zu- 
verlässiges Laxans zur gründlichen Darmentleerung. Wiederholung der 
Kur nicht vor 10 Tagen. Schwere chronische Erkrankungen, konstitutio- 
nelle Schwäche, Gehörschädigungen sind Kontraindikationen. In einem 
mitgeteilten Falle, der zum Exitus kam, war die Kur über 2 Tage, nämlich 
auf 10 Tage ausgedehnt worden. So konnte eine Kumulierung der Wirkung 
eintreten. Auch wurde kein Abführmittel gegeben. ' Dieses soll aber-die 
Askariden zutage fördern, die durch das Wurmsamenöl nur betäubt, aber 


nicht getötet werden. Zugleich soll aber das Öl, nachdem es seine Schuldig- 


keit getan hat, durch das Laxans entfernt und eine Kumulativwirkung ver- 
hütet werden. Das Öl selbst wirkt verstopfend. | 

Auf einige kongenital-Iuische Stigmata weist N. Hensen (Hamburg) 
hin; Pathognomonisch für Lues congenita ist einzig eine Anomalie der 
Zahnform, die darin besteht, daß sich die oberen mittleren Schneide- 
zähne von der Basis nach der Schneide hin verjüngen, wobei die unteren 
Ecken in der Regel dann noch abgerundet sind. Eine weitere ähnliche 
Form ist die sog. Tonnenform, die ebenfalls charakteristisch ist. Mit Vor- 
liebe befällt die Lues congenita’ gerade die Augen: Keratitis par- 
"enchymatosa,ferner einseitige oderbeiderseitige absolute oder reflektorische 
Pupillenstarre, auch unvollkommene Starre (Lichtreaktion herabgesetzt, 
Konvergenzreaktion noch einigermaßen intakt). Eine noch größere Be- 
deutung für die Erkennung der Lues congenita scheint die Untersuchung 
des Augenhintergrundes zu haben. Hingewiesen wird auf die Chorlo- 

retinitis, die sich häufig nur in der äußersten Peripherie des Augen 
hintergrundes zeigt, so daß man nur bei weiter Pupille die Herde eben 
noch sehen kann. Zum Schluß wird noch auf cin weiteres kongenital- 
luisches Stigma aufmerksam gemacht: die Atrophie des Oberkiofers 
(flache Gesichtsbildung), die besonders den Zwischenkiefer betrifft. 
Es ist anzunehmen, daß unter der Einwirkung des entzündeten Kiefers 
auch die im Kiefer steckenden Zahnkeime geschädigt werden ‚und daß os 
so zu jener Zahnformanomalie kommt. 

Bei der Dementia praecox finden sich nach Hermann Joseph 
(Hamburg) regelmäßig krankhafte Veränderungen des Gehirns, vor allem 
der Hirnrinde als Ausdruck eines Prozesses, der fortschreitet. Dabei 
handelt es sich um Verfettungen und Sklerosierungen'der Ganglion: 
zellen. Es dürfte die Schizophrenie eine toxisch erzeugte Krankheit 
sein, bei der irgendwelche Toxine im Blute kreisen. Daher hat der Ver- 
fasser versucht, durch intramuskuläre Injektion von Eigenblut aui 
den Prozeß einzuwirken. Dies ist aber nur möglich bei den akuten 
Schüben der Schizophrenie. Hier sollte das Verfahren nachgeprüft werden. 

Über diespraktische Brauchbarkeit der neuen Spirochätenfärbung 
mit Spirsil berichtet F. W. Oelze (Leipzig). Zur mikroskopischen Diagnos? 


er 


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. vorhanden sein und die gleiche Bedeutung haben. 


‚grund gestellte konstitutionelle Sonderbereitschaft zu erklären. Das klinische 


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12. Oktober 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. a, T 


der Syphilis ist die Dunkelfelduntersuchung die Methode der Wahl. 


Wo eine Dunkelfeldeinrichtung fehlt, kommt eine Färbemethode in Betracht, 
und zwar die mit Spirsil, an Stelle des unsicheren Tuscheverfährens. 
Ä F. Bruck, 


Wiener klinische Wochenschrift 1924, Nr. 32 bis 34. ` 


Nr. 32. Die Beeinflussung des zellulären und humoralen. Eiweiß: 
bestandes durch Krankheiten bespricht W. Berger (Innsbruck) im Zu- 
sammenhang. Der Einfluß erstreckt sich auf den Gesamteiweißbestand mit 
anfänglicher Verminderung und späterer reparativer Vermehrung, auf die 
Partiarkonzentrationen und das Auftreten von pathologischen Eiweiß- und 
R.N.-Stoffen. Die Eiweißveränderungen sind von der Art des Krankheits- 


‚prozesses weitgehend unabhängig. Humorale und zelluläre Eiweißkörper ` 


stimmen meist überein und zwar besteht immer eine Tendenz zur Ver- 
schiebung des Eiweißspektrums nach der labileren Seite. Es scheinen die 
‚Verschiebung nach der Globulinseite und die Abnahme des Organeiweißes 
die Hauptzeichen eines jeden pathologischen Vorgangs zu sein., | 

Zur Frühdiagnose des Magenkarzinoms macht E. Schütz auf die 


"Kombination von Anazidität. mit reichlicher Bakterienflora im Magensaft 
` aufmerksam. Letztere sind weniger durch Gewebszerfall und Stagnation 


als durch das von Karzinom gelieferte Sekret begünstigt. Anazidität allein 
und Änazidität mit palpabelem Tumor sind nicht immer für die Karzinom- 
diagnose zu verwerten. Die Frühdiagnose wird erleichtert bei Sitz des 
Tumors am Pylorus. Außer Milchsäurebazillen-können auch andere Bakterien: 

Zur klinischen Bedeutung der Duodenaldivertikel teilt M.Haudeck 
(Wien) einen Fall mit, bei dem ein durch spätere Autopsie bestätigtes 
Divertikel röntgenologisch als breigefülltes Säckchen mit Gasblase fest- 


gestellt werden konnte. Es hatte sich durch Kombination des Divertikels 


mit Stauung im Magen und Duodenum ein ileusäbnliches Krankheitsbild 
entwickelt, das zum- Tode führte. ` | i 

. Über einen Fall von akuter Leberatrophie und Dermatitis nach 
Salvarsan berichtet A. Kirch (Wien). Die Erkrankung trat bei’ einer 
Pat. mit Lues im Stadium negativer Wa.R. auf und zwar glaubte Verf. 
aus dem gleichzeitigen Auftreten einer Salvarsandermatitis auf die ursäch- 


‚liche Wirkung des Salvarsans bei der Leberatrophie schließen zu dürfen. 


Nr. 33. H. Heidler (Wien) bespricht die Benandlung von Störungen 
der Nachgeburtsperiode. Bei Verhaltung der Nachgeburt (Placenta ad- 
haerens) soll zunächst dreimal in Abständen von !/, Stunde die Turgeszierung 
(Auffüllung der Plazenta mit 300 cem NaCl-Lösung) erfolgen, die aber 
häufig ohne Erfolg ist. Erst dann soll man aktiv vorgehen mit dem Credé- 
schen Handgriff, und zwar nach der Originalmethode, bei der entweder 
beide Hände exprimieren oder eine Hand mit gespreizten Fingern sich auf 
den Fundus legt und den Uterus. ins Becken drückt. Schließlich kommt 
die manuelle Lösung in Frage, wenn der Handgriff nach Cred& ohne Erfolg 


ist. Sie ist sofort anzuschließen, weil dann die Gefährlichkeit am geringsten 


ist. Die echte Placenta accreta sitzt fest im Myometrium, so daß ihre 


Therapie nur in der Exstirpation des Uterus bestehen .kann. Die manuelle 


Lösung stellt bei infizierter Frau im Fieber einen höchst gefährlichen Ein- 
grifi dar. — Bei atonischer Blutung ist keine Zeit mit Turgeszierung zu 
verlieren, sondern neben den gebräuchlichen tonisierenden Medikamenten 
sofort zum.Crede, bzw. zur manuellen Lösung zu schreiten. Ist ein starker 


Blutverlust, der das Leben bedroht, eingetreten, so ist die Bluttransfusion |" 


am Platze und zwar wendet Verf. auf Grund seiner‘schlechten Erfahrungen 
mit der indirekten, nur die direkte Methode an nach vorheriger Auswertung 


- des Blutes. 


| Die Anwendung des Tutocains ia der urologischen Praxis bo- 
Schreiben V. Blum und’A. Glingar (Wien). Zur Infiltrations- und Leitungs- 
anästhesie wurde Tutocain (1/,—1/, °/o) mit gutem Erfolge angewandt. Bei 
Intravesikalen Operationen war die Anästhesie nach Füllung der Blase mit 
100 ccm der 1%,igen Lösung zufriedenstellend.. Für die Anästbesierung 
der Harnröhre ist die 2—40/,ige Lösung in Wasser oder (lyzerin das 
Optimum. Doch ist die Anästhesie der Pars posterior schwierig und die 
Untersuchungen darüber sind noch nicht abgeschlossen, während in der 
Pars anterior, nach 2 O/,iger Lösung, nach 5 Minuten kaustische Eingriffe 
schmerzlos vorgenommen ‚werden -können. | 
Nr. 34. Über postoperative Adhäsionen stellte L. Schönbauer 
(Wien) klinisch-experimentelle Untersuchungen an. Die Verschiedenheit 
in der Adbäsionsbildung ist nicht allein durch die von Payr in den Vorder- 


Material zeigte, daß in erster Linie Erkrankungen der Unterbauchgegend 
zu Adhäsionen führen. Dabei ist das Peritonealexsudat von Wichtigkeit, 


das neben Bakterien und Eiterzellen auch. Eiweißabbauprodukte, sowie 


tryptische und diastatische Fermente entbält. Es kommt dem Peritoneum 
außer der exsudativen und resorbierenden Kraft auch eine eiweißabbauende 
verdauende Kraft zu, Die durch letztere bedingten chemischen Schädigungen 


` anaphylaxie. 


die Fermente zur Adhäsionsbildung unbedingt erforderlich sind, wie auch 


Tierversuche zeigten. Aus den Untersuchungen ergibt sich der therapeutische. 
Weg, der in der, Beeinflussung der Ileusvergiftung und der Verhinderung 


der Adhäsionsbildung durch antifermentative Stoffe besteht: 


Die -Beziehungen zwischen der menschlichen Idiosynkrasie und, 
der tierexperimentellen Anaphylaxie untersuchten B. Busson (Wien) und 
"U. Ogata (Tokio). Sie konnten nach Vorbehandlung mit Pferdeschuppen 


bei Meerschweinchen Anaphylaxie hervorrufen und zwar genügte Einatmen 


des Antigens beim sensibilisierten Tier. Die Sensibilisierung kann aueh. 


vom Respirationstrakte aus erfolgen. Verf. schließen auf die Wesensgleich- 
heit des durch Einatmen von Stoffen der. Pferdeschuppen hervorgerufenen 
Asthmas der Menschen und der experimentell erzeugten Meerschweinchen- 


Friedrich E. Löwy (Wien) beobachtete in zwei Fällen Pseudo- 


gallensteinkoliken bei Leberzirrhose bzw. subakuter Leberatrophie, die 


„ur Laparotomie mit tödlichem Ausgang führten. Ursache der: Schmerzen 
ist wohl toxische Reizung des die Gallenwege versorgenden vegetativen 
Nervensystems. -Differentialdiagnostisch ist zu verwerten die Form und 
Konsistenz der Leber, ev. Milztumor, Aszites, Anämie und indirekte Diazo- 
reaktion im Serum und schließlich besonders die . Röntgenuntersuchung 


nach _Anlegung eines Pneumoperituneums, während . die Leberfunktions- 


prüfungen nichts aussagen. 


Über den duodenalen Pylorusreflex berichten Th. Barsony und. 


B. Hortobagye (Budapest) auf Grund ihrer Untersuchungen. Danach 
gibt es weder einen Reflex, der durch Einwirkung der Magensäure im’ 


Duodenum auf den Pylorus wirkt, noch eine Beeinflussung ‘des Antrums > 


vom Duodenum aus. Verf. verlangen. deshalb Beseitigung der, sich auf' 
den Hirsch-Mehringschen Pylorusreflex gründenden Anschauungen in 
Pathologie und Physiologie. l | i 


Finen Beitrag zur Kiinik der Grippe liefert B. Joachimowitz ` 
Er beobachtete ‘an über 50 Fällen, daß nach Abklingen der Grippe- 
erscheinungen und oft wochenlangem Intervall mit Wohlbefinden eine oft 


abgeschwächte Wiederholung des Krankheitsbildes auftritt, der noch eine 
dritte Attacke folgen kann.  ı Muncke. 


Wiener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 33 bis 36. 


Die Klinik der postenzephalitischen Krankheitszustägde bespricht og 
E. Redlich (Wien). Die Haupterscheinungen lassen sich auf den Par- 


kiosonismus zurückführen, der. zu einer Verarmung an willkürlichen Be- 
wegungsimpulsen führt und zu einer Erhöhung des Muskeltonüs, einem 
Rigor. Letzterer unterscheidet sich von anderen Spasmen durch das gleich- 
mäßige. Ergriffensein von Agonisten und Antagonisten, wodurch der Wider- 
stand gegen Bewegungen gleichmäßig wird. Durch diese Momente kommt 
es zu der charakteristischen Körperhaltung und den Bewegungsanomalien. 
Zu diesem akinotisch-bypertonischen Zustand kommen mitunter hyper- 


. kinetische Erscheinungen, wie Zittern und Zuckungen. Fazialisgebiet und 


Zunge sind häufig beteiligt, während Augenerscheinungen (äußere und 
innere Augenmuskeln) seltener sind. Konstant ist die Sprache beeinflußt. 
Störungen der Sensibilität fehlen fast immor. Vegetative Störungen wie 


Reizung des Halssympathikus (weite Pupille, Retraktion des Oberlides usw.) 


und Speichelfluß sind häufig,, ebenso auch im chronischen Stadium eine 
Leukozytoso. Auf psychischem ‘Gebiete stehen Störungen des Willens und 
Affektlebens im Vordergrund. Die Prognose ist sehr ungünstig und alle 
bisher. versuchte Therapie mehr oder weniger machtlos. . ie 

Auf organische Veränderungen des Ovars als Grundlage der’ 
Punktionsstörungen weist E. Herrmann hin. Sowohl konstitutionell ‘oder 
durch Stauung oder Entzündung kann eine Verdickung der das Ovar um- 


hüllenden Bindegewebsschichten eintreten, die durch Behinderung der . 


Follikelberstung zu klein-zystischer Degeneration usw.. und damit zu: 
Funktionsstörung führt. Solche organische Veränderungen des Eierstocks 
stellen im geschlechtsreifen Alter. das Hauptkontingent dar, während 
Menarche und Menapause rein funktionelle Störungen ohne anatomisch 
nachweisbares Substrat meist aufweisen. Bei letzteren ist. Organotherapie 
und Röntgenbestrahlung fast immer von Erfolg, während im ersten Falle 
die Resektion der Ovarien vom’ Verf. warm empfohlen wird. ` p 
. F. Brüning (Berlin) widerspricht in einer Mitteilung zur Angina 


pectoris-Frage der Behauptung .Wenckebachs vom adäquaten Schmerz- 
reiz an Hohlorganen durch die Dehnung und weist auf die überragende 


Bedeutung der Kontraktion bei der Schmerzentstehung hin. Auch: die 
Arterien verhalten sich ‚so, woraus sich mit Wahrscheinlichkeit das Gleiche‘ 
auch für den Aortenanfangsteil annehmen läßt: Die’ Wirkung der Operation l 
nach Eppinger und Hofer beruht auf Tonusherabsetzung eines sym- 
pathischen Nervengebiets, wenn ein Teil desselben unterbrochen wird. 
Verf. bespricht sodann die von ihm wegen verschiedener Leiden mit peri- 
arterieller Sympathikektomie behandelten Fälle. i | 


sind primäre Ursache der Giftwirkungen bei Ileus und Peritonitis, während 


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1446 


| 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4l. 12. Oktober 
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Jodschäden beobachtete F. Kaspar (Wien) durch „kleine“ Jod- 


dosen, die aber im Verhältnis zu den bei der Kropfbehandlung gebräuch- 
lichen Mikrodosen noch 'sebr hoch waren. Verf. fordert Beginn mit 1 mg 
pro Monat und allmähliche Steigerung auf 7—8 mg. Ferner ist eine ge- 
naue Überwachung des Körpergewichtes nötig und bei einem Sinken des- 
selben um mehr als 1/> kg im Monat setzt man die Jodbehandlung aus, 
Eine Auswahl der Fälle derart, daß solche mit Neigung zur Hyperthyreose 
ausgeschlossen und in erster Linie juvenile und Parenchymstrumen be- 
handelt werden, schützt ebenfalls vor unangenehmen Zufällen. | 

Die Balneo-Hydrotherapie der chronischen Gelenkkrankheiten läßt 
sich, wie A. Strasser (Wien) ausfübrt, unter dem Gesichtspunkte der 
Reiztherapie nur teilweise betrachten. Außerdem gehören auch Kreislauf- 
einflüsse zum Komplex der Bäderwirkung, letztere stellen die resorptive 
Komponente vor, während die Reizwirkung die mobilisierende ist. Die 


Thermotherapie nimmt die erste Stelle ein, daneben erweisen sich auch 
thermische Kontrastreize als wirkungsvoll. 


Temperaturmaximum und 
Optimum der Wirkung fallen nicht zusammen. - Außer den genannten 


Wirkungen spielen die minimalen Mengen Jod, Schwefel und Radium in 
einzelnen Bädern sicher eine besondere Rolle. | 

Wärmeapplikationen bei Fieberkrankheiten empfiehlt 2. Dalmady 
(Budapest). Es wird bezweckt durch die Wärme die unangenehmen Be- 
gleiterscheinungen des Fiebers zu beheben und dem Organismus bei der an- 
gestrebten Hebung der Bluttemperatur behilflich zu sein. Schwitzen soll ver- 
mieden werden; es kündigt sich Steigen der Pulszahl an. Benutzt worden 
warme Bäder oder erwärmte Stammumschläge. Bei noch steigendem 
Fieber im Verlauf von Infektionskrankheiten, besonders bei Beteiligung 
des Atemapparates ist die Wirkung am besten und gefahrlosesten. Kontra- 
indikationen sind in Herzschwäche, Neigung zu Blutungen, Schwanger- 
schaft usw. zu sehen. Es kommt der Wärmeapplikation nicht nur eine 
symptomatische, sondern auch eine effektive Heilwirkung zu, besonders auf 
dem Wege über das Hautorgan (Esophylaxie). | 

J. Weinstein (Wien) stellte die lebensrettende 
Bluttransfusion bei einer Anämie im Verlaufe einer Ernährungsstörung im 
Säuglingsalter fest. Bei dem Kinde wurde zweimal nach Vornahme der 
Voruntersuchungen 80 bzw. 70 ccm Zitratblut in den Sinus infundiert, was 
gut vertragen wurde und zu einem fortlaufenden Anstieg der Erythrozyten 
führte. Verf. möchte außer der von Opitz angenommenen Schonungs- 
therapie durch Substitution auch von einer Reizwiikung auf das erythro- 
poetische System sprechen. | 

Auf Grund seiner Statistik der beruflichen und gewerblichen 
Dermatitiden macht M. Oppenheim (Wien) auf die Häufigkeit derselben 
aufmerksam. Die weitaus häufigste Form ist das Ekzem, viel seltener 
ist Dermatitis artefieialis und Toxidernie. Den 3 Formen entspricht eine 
allergische, normale oder idiosynkrasische Hautbeschaffenheit. Verf, fordert 
eine viel genauere Beobachtung und Erforschung der häufigen und prak- 
tisch bzw. nationalökonomisch wichtigen Erkrankungen. 

Den praktischen Gebrauch von Insulin bespricht R. E. Mark 
(Wien) und zwar in erster Linie beim Koma bzw. Azidosis. Wichtig ist 
exakte Laboratoriumsuntersuchung auf Blutzucker, Alkalireserve des Blutes 
und besonders Plasmaazetonreaktion, die den Maßstab der Wirkung des In- 
sulins angibt. Daneben reichlich Flüssigkeitszufuhr bis zur Besserung, 
zusammen mit Glukose (10g). Im weiteren Verlauf knappe Biweiß-Kohle- 
hydratkost und auch weiterhin möglichste Fettfreiheit. Dabei 4mal täglich 
20 Einheiten Insulin (davon eine Mitternachtsdosis). Ebenso wie das Koma 
läßt sich nach gleichen Gesichtspunkten dio diabetische Gangrän beein- 
flussen; dabei ist hinreichende Insulindosierung auch nach der Operation 


unbedingt nötig. Ob eine Heilung auch des leichten Diabetes durch In- 
sulin möglich ist, läßt Verf. dahingestellt. Muncke. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 35. 

Hungerzustände und Eklampsie werden von Erich Opitz (Freiburg) 
besprochen. Die in dieser Form gefaßte Theorie nimmt an, daß ursprüng- 
lich erhöhte Ansprüche in der Schwangerschaft an den mütterlichen Orga- 
nismus gestellt werden. Hierbei kommt in Frage ein Hunger nach einzelnen 
bestimmten Nahrungsmitteln, z. B. Kalzium. 

Ein durch Thymusimplantation geheilter Fall von Osteomalazie 
wird von Elemer Scipiades (Ungarn) mitgeteilt. Durch die Einpflanzung 
einer aus dem frisch verstorbenen Neugeborenen herausgenommenon Thymus- 


drüse in die Bauchwand ohne Diät oder medikamentöse Behandlung und 


trotz der Erhaltung der Eierstöcke können die gleichen Heilerfolge erzielt 
werden, wie man sie nach der Kastration zu erreichen gewohnt ist. 

Die Geburtsleitung bei syphilitischen Prauen und die Methodik der 
Syphilisbekämpfung bespricht E. Klaften (Wien). Die Blutuntersuchung 
hat zu erfolgen nach der Wa.R und nach der Meinicke-Trübungsreaktion. 
Auf diese Weise wird eine größere Anzahl latent luetischer Mütter erkannt. 
Die Meinicke-Trübungsreaktion eignet sich besonders für die Unter- 


Wirkung einer 


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suchung des Retroplazentarblutes und des Blutes während der Geburt, 


Von 162 latent syphilitischen Müttern, die auf Grund der Retroplazentar- 


blutuntersuchung erfaßt wurden, :wurden 76°/, tote und syphilitische Kinder . 
auf die Welt gebracht. Die Untersuchung des Retroplazentar- 
blutes nach der Meinicke-Trübungsreaktion ist als Standard- 
methode für die Erkennung der Syphilis bei Geburten zu be- 
zeichnen. 

Ein Fall von Positio occipitalis pubica alta, kombiniert mit 
Eklampsie. Beendigung der Geburt mittels subkutaner Symphysiotomie 
wird 'von Rudolf Fischel (Brünn) mitgeteilt. Es handelt sich um das 
Zusammentreffen von hohem Geradstand bei rachitischom Becken mit 
Eklampsie, der durch die Symphysiotomie mit gutem Erfolg für Mutter 
und Kind beendet wurde, Die Symphysiotomie ist nicht angezeigt in 
Fällen von stark verengtem Becken und unregelmäßig verengtem Becken 
und bei Erstgebärenden wegen Unnachgiebigkeit der Weichteile. 

Plastische Deckung nach Mammaamputation hat E. Schepelmann 
(Hamburg) in der Weise ausgeführt, daß die gesunde Brust nach der 
kranken Seite so verpflanzt wurde, daß sie in die Mitte der Brust zu 
liegen kam. Dadurch gelang es, alle Lücken mit fettunterpolsterter, ver- 
schieblicher und unempfindlicher Haut zu beseitigen. 

Bemerkungen zum Aufsatz Vogts: Zur Kritik der Uterus-Scheiden- 
tamponade macht Hans Zacherl (Graz). Erst nach Versagen der Uterus- 
massage und der Einspritzung von Sekale- und Hypophysenpräparaten und 
nach heißen intrauterinen Spülungen und Kompression der Aorta wird die 
Uterus-Scheidentamponade vorgenommen mittels feuchter, in Pregische 
Lösung getauchter Jodoformgaze. Besonders hervorzuheben ist der Vorteil 
derintramuskulären Binspritzung von Sekalo- und Hypophysen- 
präparaten unmittelbar in die Portio vaginalis. 

Ein selbsthaltendes Instrument zur Tubendurchblasung beschreibt 
Erwin Koch (Mainz). Das Metallröhrchen mit Gummikonus zum Abschluß 
des Muttermundes trägt ein Lager für die Kugelzange und verhindert deren 


Abgleiten. Der Konus wird durch Federdruck gegen den Muttermund an- 
gepreßt (Firma P. A. Stoß, Wiesbaden). K, Be. 


Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie, 
Bd: 56, H. 4—6, Bd. 57, H. 1. 

Krisch entwirft Richtlinien für eine extrapyramidale lokalisatorische 
Analyse des epileptischen’Anfalles und seiner Varianten. Der generalisierte 
tonische Krampf ist ein Erregungszustand der motorischen Haubensysteme, 
bei dem die zerebellaren, striären und kortikalen Regulierungen durcb- 
brochen sind. Die klonische Komponente im epileptischen Anfall liefert 
der Kortex. Das Pallidum spielt beim Zustandekommen der tonischen 
Komponente eine besondere Rolle. | | | 

Fischer und Leyser: Die zentralen Anteile derKrampfmechanismen. 
Die Tetanie wird in das Extrapyramidium lokalisiert, die Hysterie in das 
Pyramidensystem, der elementare Krampf ist eine polyvalente Hyperkinose, 


ein Enthemmungssymptom infolge Zerfalles intrazerebraler Verknüpfungen 
im Motilitätssystem. | 


Joßmann und Steenaerts berichten über die Malariabehandlung 
der Paralyse in der Charité. Geimpft wurde mit einem Stamm von Malaria 
tertiana, der 38 Passagen durchgemacht batte. Erzielt wurden in 49°), der 
Fälle Remissionen, darunter 21%, Vollremissionen. Die Malariabehandlung 
bedingt ein rascheres Abklingen der Exazerbationen im Initialstadium, die 
Remissionen dauern länger als bei nichtbehandelten Kranken. 

Redlich erörtert an der Hand von zwei Krankengeschichten das 
Wesen der Psendologia phantastica. In Fall 1 fiel zweimal die pseudo 
logische Produktion mit einer Exazerbation einer Hirnlues zusammen, II 
Fall 2 entwickelte sich der mit Gedächtnisstörungen und hysterischen An 
fällen einhergehende Zustand nach einem Trauma (Lawinenverschüttung 

Peter bespricht den anatomischen Befund in zwei Fällen von Chore 
im Greisenalter. Es fand sich in Fall 1: Erkrankung der kleinen Ganglier 
zellen im Striatum, progressive Gliatätigkeit, in Fall 2: Ausfall der kleine 


Striatumzellen und gliöse Vernarbung, Status fibrosus. Die Huntingtonscl 


Chorea läßt sich zurzeit w 


eder symptomatisch noch pathologisch von d 
senilen trennen. 


Bernhard: Zur Frage der Mikrographie. Verf. fand Mikrograpt 
bei Enzephalitis, Paralysis agitans, arteriosklerotischer Muskelstarre, p 
gressiver Paralyse, Hemiplegie mit striären Symptomen und bei Kataton 
Die Mikrographie beruht auf Verlangsamung der Bewegungen, Fizatio 
starre, vielleicht auch auf Adiadochokinesie und kortikaler Antriebsstöru 
= Suckow: Atemstörungen bei Encephalitis epidemica. Verf. 
obachtete Mikropnoe, Bradypnoe, Tachypnoe. Die Mikropnoe beruht 
Hypertonie der Atemmuskulatur, die Tachypnoe auf Veränderungen 1M 
die Atmung regulierenden Zentren. 2 
Hönig-Siedersleben macht eingehende . Ausführungen ! 
Instinkte, Triebe und Gefühle und zeigt, wie aus der Verschiedenheit 


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| 12. Oktober ' 


.der-Thyreoidea mit 11. Adrenalin mit 16 Wochen. 


selben sich die charakteristischen seelischen Geschlechtsunterschiede ab- 


-leiten lassen. sr 


Bresowski versucht an der Hand von vier Krankengeschichten 


nachzuweisen, daß das Ergebnis eines ‚hebephrenischen Prozesses eine 


psychopathische Konstitution im Sinne einer konstitutionellen Erregbarkeit, 


‚ einer Psychopathie mit Debilität usw. sein kann. 


H. Bernhard erstattet ein kritisches Referat über die Ergebnisse 


"der Arbeiten über Körper-, Hals-, Stell- und Labyrinthreflexe. 


Peter bespricht die Nirnpunktion als Hilfsmittel der klinischen 


Diagnostik in der Neurologie und Psychiatrie. Es gelang ihm in Fällen 


von Paralyse, Lues cerebri, Gliom die Diagnose zu sichern, in anderen 


“ Fällen gewisse Affektionen auszuschließen. Eine Schädigung durch Punktion 


| “wurde nicht beobachtet. a Ä 
Galants Bemerkung über „Springfedergang“ bei Paralysis agitans 
- . incipiens bezieht sich auf einen Fall mit durchaus unsicherer Diagnose. 


Henneberg. 


Aus der neuesten englisch-amerikanischen Literatur. 


Über die glaudnläre Tätigkeit beim menschlichen Fötus schreiben 


Keene und Hewer: Die fötale Niere beginnt in der 11. Woche ihrer Ent- 


- wicklung zu funktionieren, die fötale Leber als Exkretionsorgan mit 12 Wochen. 


Die Magenschleimhaut enthält mit 16 Wochen Pepsin, HOL noch nicht bei 
der reifen Frucht. Das Pankreas enthält Trypsin und Trypsinogen mit 
16 Wochen, Amylase mit 24, Lipase mit 32 Wochen. Intestinale Permente 
liegen mit 32 Wochen, noch nicht vor, Enterokinase mit 16, Schleim mit 8. 
Das aktive Prinzip der Hypophysis findet man mit 3 Wochen, Produktion 


Zur sicheren Diagnose der Blasenruptur empfehlen Vaughan und 


Rudnick Lufteinblasung durch den Katheter in die Blase, unter Röntgen- 


beobachtung; es läßt sich so intra- und extraperitoneale Ruptur leicht 


‚ unterscheiden. Vorführung von 5 Fällen. (J.a.m.a. 1924, 1). 


Harris hat die Perawirkungen von Spättoxämien inder Schwanger- 


-schaft untersucht, um festzustellen, ob nach präeklamptischer Toxämie 
und Eklampsie dauernde Nierenschädigung oder eine gewisse Immunität 
gegen Eklampsie auftritt. Wohl war ein Rezidiv der Eklampsie bei späteren 


'Schwangerschaften nicht - festzustellen. Aber ‘von 27 Frauen, die eine 


o Eklampsie überstanden hatten, wiesen 3 noch nach einem Jahr eine 
Chronische Nephritis auf; dasselbe traf zu bei 60% der Frauen, die eine 


präeklamptische Toxämie überstanden hatten und zwar noch 1 Jahr nach 
der Geburt. Hierfür macht er die lange Dauer. der toxämischen Zustände 
verantwortlich. Wenn auch die toxämischen Symptome. 3 Wochen nach der 
Entbindung geschwunden waren, so lag doch die Möglichkeit einer dauernden 
Nierenschädigung vor. Dauerten aber diese Zustände länger, so ist diese 
in: hohem Grade. wahrscheinlich. 
1924, :398).- | | | 

Die Stoffwechselveränderungen nach Röntgenstrahlen- und Radium- 
behandlung bestehen nach Dodds und Webster: in keiner Veränderung 


bei Bestrahlung des’ Kopfes, Thorax und der Glieder. Bauch und Milz: 
das Volum. des Harns nahm ab, ebenso’ der Gehalt an Harnstoff und Harn- 


säure, Ammoniak, titrierbarer Säure, N und P. Nach 3 Tagen wieder 
normale Verhältnisse und zwar erfolgte eine Zunahme dieser Bestandteile, 


i die . dann nach einigen Tagen wieder die Norm erreichte. Im Blut: Ab- | 
nahme des Harnstoffgehalts, in den Stühlen: Zunahme des Fettgehaltes. - 


Also’ sind die Funktionen der hauptsächlichsten Abdominaldrüsen, Leber, 


‚Pankreas und Nieren inhibiert. Auch die Bestrahlung der Zervikalregion 


hatte keine Veränderungen‘ zur Folge, ebensowenig wie ausgesprochene 
Fälle, bei Röntgenkrankheit. (Lancet 1924, XD). | | 
Bei Kinderatrophie kommen bei anfänglich normaler Entwicklung 


. unter Gewichtsverlust nach Parsons folgende Ursachen in Frage: unge- 


nügende Nahrungszufuhr, auch anatomisch (Pylorusstenose), unzweckmäßige 
Ernährung (künstlich, Mangel an Fett, Proteinen, Vitaminen oder Über- 
maß der ersten beiden); Diarrhoe oder Erbrechen; Infektion (Pyelitis, 


. Pneumonie); falsche hygienische Umgebung; pränatale und konstitutionelle 


inflisse.. Die beiden letzteren Faktoren sind sehr wichtig. Übersteigt 
der Gewichtsverlust 20% des zu erwartenden Gewichts, so ist die Aus- 


‚Wübzung der Nahrung in Frage gestellt. Hand in Hand mit der Abnahme 


des Stoffwechsels geht eins progressive Abmagerung. Also hochkalorige 
Nahrung. Die Absorption vom Darm aus ist abgesehen von gewissen Zu- 
ständen wie Diarrhoe, manche Formen von Fett-, Kohlehydrät- und Protein- 
Stoffwechselstörungen normal: -Nun kann man aber die verschiedenen 
nügestionsformen nicht genau von einander trennen. Der respiratorische 
uotient zeigt, daß Fette und Kohlehydrate, wenn sie absorbiert. werden, 


Auch ausgenützt- werden. Es besteht sogar manchmal ein richtiger Zucker- 
Die Grenze dafür ist die Fermentation und das Auftreten von 


hunger. 


iari Es empfiehlt sich ein weniger fermentabler Zucker wio Dextrimaltose. 
anche dieser Kinder absorbieren mehr Fett als normale Kinder. Aber 


1924 — MEDIZINISCHE. 


(Lancet 1924, 111). 


(Bull. John Hopkins hosp. Baltimore 


re 


KLINIK — Nr. 41. 


4 


' bei viel Fett | kommt auch wieder Diarrhoe. und die- stört wieder die Ab- 


sorption. Bei einer fett- und kalziumarmen Diät ist die Absorption. schlecht. 
Im allgemeinen ist Proteinstörung. selten und nur wenn lange viel Protein 


‘gegeben wurde. Dann kommt auch ein gestörter Salzstoffwechsel zustande. 


(Lancet 1924, XD...‘ v. Schnizer. 


"Aus der neuesten italienischen Literatur. . 


de Blasi (Neapel) hat ‘auf Grund experimenteller Untersuchungen u 
' festgestellt, daß nicht alle Typhusbazillenkulturen eine gleiche Agglutina- _ 
bilität zeigen. ` Die einen können eine größere Zahl von Typhuserkrankungen . 


aufdecken als die anderen; wieder andere Kulturen verhalten sich ganz 
insensibel gegenüber dem Serum von Typhuskranken. Daraus folgt, daß 
die in den Laboratorien vorhandenen Kulturen von Zeit zu Zeit auf ihre 
Agplutinabilität geprüft werden söllen, nicht bloß mittels Immunsera mit 
hohem Agglutinationstiter, sondern auch mit Blutserum von Kranken, bei 


' 


1924, Nr. 1.) > 


denen die einwandfreie klinische Diagnose auf Typhus lautet. (Poliel. 


 Bilancioni (Rom) fand bei einem 10jährigen Mädchen, bei dem er: i | 


7 Jahre vorher die Tensillen und adenoide Vegetationen radikal entfernt 
hatte, links eine neougebildete, enorm vergrößerte Tonsille, welche die 


"linke Rachenhälfte vollkommen ausfüllte, sogar die Mittellinie nach rechts 
überschritten hat und an ‘der Oberfläche tiefe Furchen erkennen ließ. Die. 


mikroskopische Untersuchung ergab das Bild einer gewöhnlichen. hyper- 
trophischen Rachenmandel. Tonsillektomie, Heilung. (Poliel. 1924, Nr. 1.) 
Bussa Lay (Venedig) gibt an, daß er laut einer statistischen Zu- 


sammenstellung, die sich auf zwei Dezennien erstreckt. (1900—1920) und 


sich auf die chirurgische Abteilung des Zivilspitals in Venedig bezieht; 


320 Fälle von Mammakarzinom bei Frauen und nur 5 Fälle bei Männern | 


sammeln konnte. Die Diagnose wurde in jedem Falle auf Grund. histo- 
logischer Untersuchung gestellt. und mit Hilfe dieser konnten die ver- 


schiedensten Formen nachgewiesen werden. In seinen 5 Fällen handelte 


es sich um Adenokarzinom, Alveolarkarzinom, papilläres Zystikarzinom, 
tubuläres Karzinom und Adenofibrom. Der Verlauf war in 3 Fällen ein 
sehr langsamer, in'2 Fällen rapid. Nurin einem Falle kam es zu Rezidiven. 
Die Operationstechnik ist die gleiche wie bei Abtragung von Mamma- 
karzinom bei Frauen. (Policl. 1924, Nr. 3.) : . | | | 

= Alessandrini und Doria (Rom) berichten über ihre Beobachtungen, 
welche sie mit dem nach der Methode von d’H6relle hergestellten Lysat, 


_ dem Bacteriophagum antityphicum polyvalens gemacht haben. Sie wandten 


ihr. Bakteriophagum in 18 Fällen von Abdominaltyphus an und kamen 


dabei zu folgenden Ergebnissen: Das Mittel ist, per os, subkutan oder 
intramuskulär eingeführt, auch bei schwerstem Verlauf unschädlich. Die . ` 
Dosis steigt von 2 bis 5 ccm. Intravenös eingespritzt-kann es zu einem. 
Shock führen. Vorübergehend stellt sich mitunter Temperaturerhöhung \ 


und Lokalreaktion ein. In etwa 50°/, der Fälle beginnt unmittelbar nach 
‚der Einspritzung der Fieberabfall und nach 6—8 Tagen tritt vollkommene 


Entfieberung ein. Die besten Erfolge erzielt man bei Anwendung des - 
‚Lysates in den ersten 2 Krankheitswochen. Wird der aus dem Blut des - 


Patienten gezüchtete Typhusbazillus vom eingeführten Bakteriophagum 


mehr oder weniger vollständig aufgelöst, dann ist der Erfolg: fast sicher. 


(Poliel. 1924, Nr. 4.) Ä 


Redi (Siena) beschreibt einen Fall von Prolapsus ani bei einem . 


Tjährigen Knaben, akut ‘entstanden als Folge einer Harnretention : bei 
Blasenstein, und erklärt die Enstehung desselben mit dem stark erhöhten 
intraabdominellen Druck, der infolge des fortwährenden, teils willkürlicben, 
teils unwillkürlichen Drückens behufs Entleerung der Blase vorhanden war. 
Operativer Eingriff; Sectio suprapubica. Beiderseitige aszendierende Pyelitis. 
Exitus. (Policl. 1924, Nr. 4.) | | = =: 

: Magnani und Morandi (Cervia) beobachteten in ihrem Wohnort 
(Mittelitalien) im Laufe von einigen Monaten 10 sporadische Fälle von 


' Maltafleber. Darunter waren 4 Schäfer, weshalb die Untersuchungen auf 
3 Schafherden ausgedehnt wurden, und dabei stellte sich heraus, daß die - 
Schafe Träger des Micrococcus melitensis waren. Die Diagnose kann sero- | 


logisch auch bei starken Verdünnungen rasch gestellt werden. Therapeutisch 
bewährte sich die entsprechend& Vakzine bestens. (Policl. 1924, Nr. 6.) 

Condorelli (Rom) konstatierte bei einem 17jährigen Kranken’ mit 
chronischer Nephritis eine noch nicht beschriebene Eiweißart, die folgende 
Eigenschaften zeigte: Die Kochprobe mit nachfolgender Ansäuerung mittels 
Essigsäure ergab keinen Niederschlag; alle übrigen Eiweißproben fielen 
positiv aus. Weitere Beobachtungen ergaben, daß der Nachturin ein 
thermopräzipitables Eiweiß enthielt, während der bei Tag entleerte, leicht 
saure Harn eine Eiweißart nachweisen ließ, ‚welche durch Erhitzen “nicht 
fällbar wär. Aus den Untersuchungen ging hervor,. daß dieses: Verhalten 
auf das Vorhandensein von sauren Phosphaten zurückzuführen war. Dieses 
Albumen war. durch etwa 8, Tage beim Patienten nachweisbar, dann 
schwand es, um den gewöhnlichen Eiweißarten Platz zu machen. Nach 


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1448 


2: 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. | 12. Oktober 
| . EEE EEE A RETTEN SEE ET RIESEN E E — " 


Ansicht des Verf. handelte es sich um ein Eiweißabbauprodukt, vielleicht 
den Peptonen ähnlich. Keinesfalls kommt demselben eine spezifische 


klinische Bedeutung zu und ist nur insofern von Interesse, daß die Koch- 
probe bei reichlichem Eiweißgeh 


alt des Harns (40/0) negativ ausfallen kann. 
(Poliel. 1924, Nr. 7.) | 


Lucherini (Rom) hatte zwei Typhuskranke in Behandlüng, die in 
der Rekonvaleszenz Erscheinungen von Chondroperichondritis laryngea er- 
kennen ließen. Der Verlauf dieser Komplikation gestaltete sich vollkommen 
symptomlos und führte in beiden Fällen zum tödlichen Ausgang. Be- 
merkenswert ist, daß in einem Falle in den nekrotischen Massen der 
Abszeßwände nur Typhusbazillen nachweisbar waren. (Policl. 1924, Nr. 9.) 

Fronticelli (Rom) empfiehlt ein sehr zuverlässiges differential- 
diagnostisches Verfahren, nämlich eine Harnprobe vorzunehmen, wenn es 
sich darum handelt, Typhus und Malaria voneinander zu unterscheiden. 
Die Probe besteht darin, daß 5 cem filtrierten Harns, während der Fieber- 


periode gewonnen, mit 2—3 ccm einer 5°/„igen Lösung von Plumbum 
aceticum neutrum versetzt werden. Färbt sich das Präzipitat rosa, so 
deutet dies auf Vorhandensein von Uroerythrin hin und spricht mit Sicherheit 


für Malaria; bleibt der Niederschlag weiß oder leicht gelblich, so spricht das 
neben anderen entsprechenden Symptomen für Typhus. (Policl. 1924, Nr.10.) 

Duner (Montagnana) konnte bei einem 26jährigen Patienten einen 
mannskopigroßen Tumor in der Milzgegend feststellen. Da bei demselben 
Kranken vor 10 Jahren eine Echinokokkenzyste der Milz eröffnet wurde, 
nahm er an, daß es sich um ein Rezidiv handle. Der operative Eingriff bestä- 
tigte die Diagnose. Splenektomie. Heilung per primam. (Policl. 1924, Nr. 10.) 


Lüttichau (Forli) bekam eine 39jährige Pflegerin in Behandlung, 


die über typische Erscheinungen von Zystitis klagte. Weder in der früheren, 
noch in der näheren Anamnese wies irgendetwas auf eine luetische Infektion 
hin. Die zystitischen Beschwerden konnten therapeutisch durchaus nicht 
beeinflußt, geschweige denn geheilt werden. Endlich wurde eine Wasser- 
mannsche Probe gemacht, die stark positiv ausfiel. Nach energischer intra- 
venöser Arsenobenzolkur promptes Sistieren der zystitischen Störungen. 
Verf. faßt diesen Fall als eine Lues der Harnblase auf. (Policl. 1924, Nr. 13.) 

Marinacci (Rom) zystoskopierte eine 30jährige Frau, die über 
Blasenstörungen geklagt hatte, und fand bei dieser Gelegenheit drei 
kirschengroße Steine in der Blase, außerdem eine nußgroße, rundliche 
Masse in der Nähe der linken Blasenwand,: die ebenfalls für einen Stein 
gehalten wurde. Bei Eröffnung der Blase (Cystotomia suprapubica) stellte 
sich heraus, daß die nußgroße Masse eine Dermoidzyste war, die mittels eines 
sehr dünnen Stiels mit der Blasenwand verwachsen war und an deren unterem 
Pol einige Haare sichtbar waren. Exstirpation. Heilung. (Policl. 1924, Nr. 13.) 


Pighini (Reggio Emilia) stellte in einem Dorfe der Provinz Emilia. | 


wo endemischer Kropf herrscht, Untersuchungen an, um der Ätiologie des 
endemischen Kropfes näher zu kommen, und dies schien ihm um so leichter, 
da alle übrigen Nachbardörfer von dieser Krankbeit verschont sind. Auf 
Grund seiner Beobachtungen und experimenteller Nachprüfungen kommt er 
zu dem Sehluß, daß die Ursache des endemischen Kropfes dort im Trink- 
wasser zu suchen sei und daß es sich dabei um ein chemisches Agens und 
nicht um bakterielle Infektion handle. Durch Verabreichung von Tabletten, 
bestehend aus Natr. jod. 0,01, Tinet. jodi gtt. 1, Thyreoid. sicca 0,02, mit 
Kakaopulver und Zucker entsprechend vermengt, erzielte er in einigen 
Wochen zumeist Heilung. (Policl. 1924, Nr. 14.) 

Pantaleoni (Forli) spricht der von Sga mbati angegebenen Harn- 
reaktion alle Spezifizität und jeglichen differentialdiagnostischen Wert ab, 
da sie erst nachweisbar wird, wenn alle Zeichen der Peritonitis bereits 
vorhanden sind und bei ein und derselben Krankheit verschieden ‚ausfallen 
kann, je nachdem, ob der Beginn akut oder schleichend war. Gewiß darf 
die Reaktion nicht als Grundlage eines chirurgischen Eingriffs oder dessen 
Unterlassung dienen. Die obengenannte Reaktion besteht darin, daß einige 
Kubikzentimeter frischen Harns mit 2—3 ccm reinster Salpetersäure unter- 
schichtet werden, dabei entsteht an der Grenze der zwei Schichten ober- 
halb des gewöhnlichen braungelben Ringes ein zweiter azurblau-grauer 
Ring, der bei auffallendem Licht und auf hellem Grund deutlich sichtbar 


wird und der eine Läsion des Peritoneums anzeigen soll. (Poliel. 1924, 
Nr. 15.) 


J. F. 
Therapeutische Notizen. 


Innere Medizin. 


Die Morosche Karottensuppe empfiehlt Ed. Enderlein (Mannheim) 
bei schweren,‘ mit Exsikkation und Intoxikationen einhergehenden 
akuten Magendarmstörungen im Säuglingsalter. Besonders augenfällig 
war der Erfolg der Suppe in Fällen von Toxikosen schwer dystrophischer 
Brustkinder. Bei leichteren dyspeptischen Störungen kommt die Suppe 
dann in Betracht, wenn Schleim, Eiweißmilch u. dgl. versagen. Wird hier 
ein Tag Karottensuppendiät eingeschaltet, so kann in der Regel rasch über 


Kasein-Mondaminmischungen zu Normalkostformen übergegangen worden. 


(M.m.W. 1924, Nr. 33.) 


Zur Behandlung des Ulcus ventriculi empfiehlt A. Zahn (Bensheim 
a. d. Bergstraße) 4mal täglich Argentum colloidale 0,05, das in einer Brot- 
krumenpille eingeknetet wird, um eine vorzeitige Lösung im Munde zu 
verhindern. Durch Vereinigung der HCl des Magens mit dem Silber- . 
molekül wird eine Chlorsilberverbindung- und -abscheidung auf der rauhen 
Geschwürsfläche erzielt. Der Verfasser bat das kolloidale Silber mit Extr. 
Belladonnae kombiniert, unter Hinzufügung von Natr. phosphoric. als Be- 
einflusser des vegetativen Magennervensystems und als Tonikum. Dieses 
Präparat kommt als Ulcusin (Cachetsform, im Magen sofort löslich) in den 
Handel (Chemisch-pharmazeutische Fabrik Karl Engelhard, Frankfurt a M.). 
Man gibt davon 3—4mal täglich 1 Cachet mit Wasser vor den Mahlzeiten. 
Das Präparat empfiehlt sich auch, durch die Phosphor- und Belladonna- 
komponente, bei rein nervösen, hyperaziden und spastischen Zuständen 
ohne Ulkus und beim akuten Brechdurchfall. (D.m.W. 1924, Nr. 34.) 
Tritt die kryptogenetische perniziöse Anämie infolge nach- 
lassender Giftwirkung in das Stadium der Remission en. — 
kenntlich zuerst an der plötzlich erniedrigten Sauerstoffzehrung der Erythro- 


zyten mit Rückgang der Hämolyse —, so ist nach J. Zadek (Berlin- 
Neukölln) trotz niedriger Blutwerte jede Therapie überflüssig. (D.mW. 
1924, Nr. 34.) s 


Gegen Tuberkulose empfiehlt Hubert Kahle (Köln) Kupier. Die 
Cu-Zufuhr beträgt wöchentlich 0,4, also täglich 0,057, entsprechend einer 
Menge CuSO, von 1,0 wöchentlich, also 0,14 täglich. Man verordne: Cupri 
sulfur. exactiss. pulveris. 1,0, Solve in Ag. commun. coct. 23,0, filtra et 
adde Gelatinae albae solutae in Aq. eoct. q.s. ad solutionem 0,1, adde 
ad mixtur, refrigerat. Sol. Adrenal. (1 : 1000) 1,0. M.D.S. Vor dem Gebrauch. 


zu schütteln. Nie darf das Kupfer nüchtern genommen werden, da sonst 


Brechreiz entsteht. Man gebe von der Mixtur 5 Tropfen in 1/, Glase 
Wasser oder Kaffee oder Suppe oder dergl. jede Stunde, auch beim Er- 
wachen in der Nacht. (Peinliche Regelmäßigkeit ist notwendig.) Zur 
Kontrolle koche man eine Harnprobe bis zur Trockene ein: CuSO, haftet . 
fest an der Glaswand und wird nach einer Viertelstunde an der blauen 
Farbe erkannt, Wenn keine Blutungen vorhanden sind, kann das Adrenalin 
in obiger Mixtur wegbleiben. Gegen das Fieber lasse man von 3—9 Uhr 
nachmittags alle 2 Stunden einen Eßlöffel einer 1°/,igen Pyramidonlösung 
nehmen. (M.m.W. 1924, Nr, 33.) F. Bruck. 
Heiße Teilwasserbäder bei Herzkranken haben nach Hauffe eine 
sehr günstige Wirkung. Das Wesentliche ist ein allmählicher Temperatur- 
anstieg. Nur dann tritt eine Entlastung des Herzens durch vermehrte 
Durchblutung der Peripherie ein, und die Rückstauung nach dem Herzen 
wird vermieden. Die Erfolge sind gerade bei dekompensierten Herzfeblern 
sehr sinnfällig. Die Atmung wird tiefer und langsamer, der Puls wird 
voller, seine dikrote Welle höher, das Elektrokardiogramm zeigt eine Ver- 
kürzung der Systole und ein Längerwerden der Diastole sowie ein Größer- 
werden der Vorhofzacke und der Finalschwankung. Röntgenologisch ist 
eine Verkleinerung des Herzumfanges und eine Verschmälerung der Aorta 
nachweisbar. (Ther. d. Gegenw. 1924, H. 7.) Tarnogrocki (Pölitz). 


Hautkrankheiten. | 
Arata (Pisa) erzielte sehr günstige Resultate bei kongenitaler un 


erworbener Lues des Säuglings- und Kleinkindesalters mittels subkutane 


Injektionen von Sulfarsenol. Die Einspritzungen werden jede 4 bis 7 Tag 
wiederholt, beginnen mit geringen Dosen (0,005—0,08), um die Tolerar 
zu prüfen, und werden dann rapid und gradatim gesteigert bis 0,015 p 
Kilogramm Körpergewicht. Die Lösung wird in der Phiole selbst bereite 
1 ccm Wasser genügt für 0,06 Sulfarsenol. Schon nach den ersten I 
jektionen schwinden die Hauterscheinungen und die Wa.R. wird negat 
Auf Grund seiner Erfahrungen hält Verf, das Sulfarsenol für das beste U 
praktischste Heilmittel, welches baldigste Verbreitung in der täglich 
Praxis finden sollte. (Poliel. 1924, Nr. 12.) J. F 
Mit Hilfe des Reargous ist nach Hugo Popper (Berlin) e 
Abortivheilung der männlichen Gonorrhoc möglich. Die Patienten $ 
anzuweisen, sich von einer 5°/,igen Reargonlösung alle 1— 1t, Stun 
eine Einspritzung zu machen, so daß sie 100 g der Lösung in 24 Stun 
verbrauchen. Nach 48 Stunden Untersuchung des Sekretes. Zur Vors 
noch 4—5 Tage 4—5mal täglich Einspritzungen. (D.m.W. 1924, Nr. 
Lokale Behandlung paraurethraler Gänge mit Gono-Yalren empf 
E. Forster (Buer). In einem Falle kam es zu einem Durchbruch € 
gonorrhoischen Abszesses nach dem Sulkus. Gleichzeitig bestand 
Kommunikation mit der Harnröhre. In den Kanal wurde Gono- Ye 
(Stärke B. 5 und 6) injiziert. Nach der 3. Einspritzung floß das Inji 
nicht mehr durch die Harnröhre ab, es kam zur Obliteration des Ka 


und schließlich schloß sich auch die Fistelöffnung im Sulkus. Die ri 


Ausheilung des paraurethralen Ganges führt der Verfasser auf die 
Anwendung des Gono-Yatrens zurück, (M.m. W. 1924, Nr. 33.) F. Bru 


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“ anderen gebräuchlichen Mitteln. (W.kl.W. 1924, Nr. 30.) 


Erfahrungen mit Reargon teilt H. Lamprecht (Wien) mit. Verf. , 
bestätigt die Reizlosigkeit und anästhesierende Wirkung des Mittels, er- 
zielte aber in keinem Falle eine Abortivheilung. Auch in anderen Fällen 
ergaben sich außer den genannten Vorteilen keine besonderen Nele vor 

uncke. 


Das Hypernephrin (Gesellschaft für Feinchemie, Berlin) empfiehlt 


u Rapp (Berlin) als Ersatz des Suprarenins (Höchst). Es kommt als 


1,7%/g0ige Lösung zur Verwendung. (D.m.W. 1924, Nr. 34.) F. Bruck. 

- Über Juvenin berichtet Rotschild. Er wendet das von der Firma 
Bayer hergestellte Mittel bei Prostatikern an, wenn bei heruntergekommenen 
Kranken oder hohem Blutdruck neben oder vor der Lokalbehandlung noch 
eine andere Therapie indiziert erscheint. Er erzielt bei pathologisch, ge- 
steigertem Blutdruck eine Blutdrucksenkung, die auch längere Zeit anhält, 
und. bei Blasenstörung eine Verbesserung der Blasenfunktion. (Ther. d.. 
Gegenw. 1924, H. 8.) Tarnogrocki (Pölitz). 

Normacol, und-zwar Spezial-Normacol (ohne Frangulazusatz) 


“empfiehlt R. Schindler (München) bei Zivilisationsobstipation (in- 


folge von Fleisch-Milch-Fettnahrung) als Kotvermehrungsmittel. 
Man gibt 1—2 mal täglich 2 Teelöffel, die mit einem Schluck Wasser un- 
gekaut hinabgespült werden. Es könnte vielleicht auch vielen solchen 
Obstipierten als ständiger Zusatz zur Nahrung gereicht werden. Das 
Normacol mit Frangulazusatz dagegen wäre indiziert bei Prokti- 
tiden, Analfissuren und Hämorrhoiden, aber auch in der ersten 
Woche der alimentären Obstipation. (M.m.W. 1924, Nr. 338.) F.Bruck. 


Bücherbesprechungen. 


Halban-Seitz, Biologie.und Pathologie des Weibes. Lief. 7—9, mit 
. zahlreichen Abbildungen im Text und auf Tafeln. Berlin und Wien 1924. 
Urban & Schwarzenberg. Lief. 7 M. 14,40, Lief. 8 M. 6,—, Lief. 9 M. 14,40. 

‚Konnten wir bei dem Referat der ersten Lieferungen dem groß- 
zügigen Werke die allerbeste Prognose stellen und Herausgeber und Ver- 


` leger in gleicher Weise beglückwünschen, so erweist das Erscheinen jeder 


weiteren Lieferung die Berechtigung unseres Urteils. 

In dem ersten Abschnitt, der sich mit den Fehlbildungen der 
weiblichen Geschlechtsorgane, des Harnapparates und der 
Kloake beschäftigt, hat Kermauner eine Arbeit geleistet, die an Über- 
siohtlichkeit und Gründlichkeit ihres gleichen sucht. Erfreulich ist die 
bestehende Klarheit der Diktion, und es wäre in Anbetracht der vielfach 
vorzüglichen Bilder zu wünschen, daß bei der, hoffentlich bald notwendigen 
Neuauflage, Abbildungen, wie z. B. Fig. 48 und 92, durch klare didak- 
tische Zeichnungen ersetzt werden. Ä | 
-~ Das wichtige Kapitel: Lage- und Gestaltveränderungen der 
weiblichen Genitalorgane, wird von Reifferscheid behandelt. Die 
im ganzen gründliche Arbeit läßt in ihrem theoretischen wie in ihrem 
praktischen Teil die für ein Handbuch notwendige literarische Vollständig- 
keit vermissen. Es geht nicht an, Atlaswerke, z. B. von der Bedeutung 
wie die von Sellheim, einfach zu übergehen. der in seinem Fall IX un- 
schätzbares Material zur Genese der Retroversio-flexio erbringt. Es ist unzweck- 
mäßig, in einer großen Handbucharbeit gute Bilder, die in der Literatur vorhan- 
den sind, durch schlechte zu ersetzen, man vergleiche nur die Bilder auf Tafel VII 
mit den gleichlautenden Bildern in Döderleins operativer Gynäkologie. 

. Im Gegensatz hierzu ist die Arbeit von Ludwig Nürnberger 
über Sterilität von erfreulicher Frische und Originalität. , Hier ist einmal 
eine grundlegende Monographie über dieses interessante Problem allseitig 
abgehandelt und mit Gewissenhaftigkeit die Literatur berücksichtigt. Für 
Jeden, der auf diesem Gebiete arbeitet, wird die Nürnbergersche Arbeit 
als Grundlage und Nachschlagewerk dienen müssen. Die Tabellen zur 
Diagnose der Zeugungsfähigkeit des Mannes sind zum ersten Male in einem 


' gynäkologischen Buche gebracht und haben ihre volle Berechtigung, der 


Gang der Untersuchung einer Frau auf Sterilität ist von geradezu er- 
frischender Klarheit und wird jedem Universitätslehrer zur Anregung dienen, 
| Der künstlichen Sterilisierung ist von den Herausgebern ein 
besonderes Kapitel gewidmet, das Pankow bearbeitet hat. Es ist ein 
Genuß, die Pankowschen Ausführungen über die Indikationen .zu lesen. 
Der Forderung von Pankow wird sich, wie ich meine, die Mehrzahl der 
deutschen Ärzte anschließen: „die dauernd operative Sterilisierung aus 


rein sozialen Gründen ist nicht berechtigt. Hingegen können die sozialen 


Verhältnisse wohl eine temporäre Sterilisierung wünschenswort erscheinen 
lassen, und der Arzt hat das Recht und die Pflicht, sie nun auch seiner 
Klientin anzuraten. Mustergültig in Form und. Inhalt sind die medizini-. 
sehen Indikationen dargestellt, ebenso mustergültig die operative Sterili- 
 erung und die Röntgenbestrahlung. Besonders hervorgehoben werden 
muß die gründliche, vollständige und absolut objektive Literaturangabe. : 


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1924 — MEDIZINISCHE 


KLINIK — Nr. 41. 


Einen besseren Bearbeiter wie Robert Schröder konnten die 


‘ Herausgeber für die Behandlung des Kapitels: die Pathologie der - 


Menstruation, nicht finden. Schröder hat um die Erforschung der 


Menstruationsvorgänge, in Fortsetzung der Arbeiten von Hitschmann 


und Adler, sich so allgemein bekannte Verdienste erworben, daß os Eulen 


nach Athen tragen hieße, wollte man diese noch im einzelnen hier her- 


vorheben, nur ein Vergleich seiner Arbeit mit den vielfach zersprengten 


Darstellungen im Veitschen Handbuch zeigt die Fortschritte. dieses wich- 


tigen Kapitels der Gynäkologie. Und hier merkt man in jedem Satze, 


daß nicht ein fleißiger Kompilator, sondern ein auf diesem ‚Gebiete grund- . 


legender Forscher am Werke ist. Die farbigen Menstruationstäbellen 


sollten an allen Kliniken Eingang finden, weil nur sie, ebenso wie die 


Fieberkurven, eine exakte Beobachtung und Erforschung ermöglichen. 
Stickel behandelt kurz und übersichtlich die Vor- und Nach- 
behandlung gynäkologischer Operationen. Alle Vorschläge 
Stickels wurzeln in der erprobten Technik der Franzschen Klinik und. 
sind für jeden Operateur beherzigenswert.. Hier ist nichts am grünen Tisch 


erdacht, sondern alles aus dem praktischen Können heraus für die Praxis: 


geschrieben. Bedauerlicherweise. ist Stickel bei der Erwähnung der Drei- 
Tupferprobe ein Druckfehler hinsichtlich des Autors unterlaufen, der bei 
der Neuauflage wohl abgeändert’ werden wird. | 


Schließlich behandelt Thaler die Allgemeinnarkose und Lokal- ` 
Die Bevor- > > 


anästhesie in der Geburtshilfe und Gynäkologie. 
zugung des Äthers vor dem Chloroform ist, wie Thaler mit Recht be- 


merkt, wohl allgemein. Die Hypnose und Narkohypnose (Hallauer) ist 
kurz erwähnt. Die Bedeutung der Äthernarkose für die Geburt nach dem. 


Vorgehen von Wederhake wird anerkannt. Ausführlich geht Thaler 


auf den geburtshilflichen Dämmerschlaf. ein und ist der Meinung, daß 


dieser nur in Anstalten, niemals im Privathause Anwendung finden solle, 
Ref. hält dieses nicht für richtig, nämlich nicht für diejenigen Fälle, in. 
denen auch im Privathause eine ständige ärztliche Kontrolle möglich ist. 
Die Lumbalanästhesie will Thaler in der Gynäkologie nur ausnahmsweise, 
in der Geburtshilfe gar.nicht mehr zur Anwendung bringen. Ebensowenig 
dürfte die Epidural- und Paravertebralanästhesie weiteren Eingang finden. 


Vorzüglich sind die Bilder zur Technik der parametranen Infiltrations- 
anästhesie, deren Ungefährlichkeit Thaler besonders hervorhebt, und der 


è 


er für die vaginale Technik eine gute Prognose stellt. `. 
Alles in allem beweisen auch diese drei Lieferungen, daß kein Prak- 


tiker, der auf der Höhe seines Faches stehen will, und kein Wissenschaftler 


auf dieses Standardwerk verzichten kann. Wilhelm Liepmann. 


Schlegel, Die Augendiagnose des Dr. Ignaz von P6czely. 4. Aufl. 


68 S. mit Abbild. und 3 Tafeln. Leipzig 1924, Krüger & Co. M. 6,—. 
Die Schrift zerfällt in zwei Teile, in deren. erstem das Wesen der 
„Augendiagnose“, die Untersuchungstechnik, die Feldereinteilung, die Ent- 
stehung der „Zeichen“, die Farbänderungen, Flecken, Wolken und regionären 


Zeichen der Iris und deren Bedeutung sowie die. Leistungen der Augen- 


diagnose an der Hand von Beispielen, endlich die Therapie P6czelys 
kurz geschildert werden. Es folgt im zweiten Teil eine Aufzählung und 
Skizzierung der bisher erschienenen Schriften über diese Richtung. 


Verf., homöopathischer Arzt, ist bemüht, aus dem Wuste der dom ° 


Referenten wohlbekannten Schriften das von Bofriedigung und Begeisterung 
‚des Laien Diktierte abzustreichen, weist auch’sonst auf manche Unstimmig- 
keiten hin, die er sich nicht erklären kann, spricht sich selbst auch 
gelegentlich nicht genügendes Vertrautsein bzw. ungenügende Technik zu, 


er ist also bestrebt, einen gewissen Abstand gegenüber dieser Richtung ' 
sich zu erhalten. Jedenfalls bleibt es — und hierin schließt sich Ref. 
dem Urteil von Schleich vollauf an — ein unlösbares Rätsel, wie sich 


naturwissenschaftlich gebildete Ärzte der Augendiagnose ergeben haben, 
die nur als Verirrung und Verwirrung.durch Mißdeutung und Mißverstehen 
der Ergebnisse ernster Wissenschaft bezeichnet werden kann. Übrigens 


verdient hervorgehoben zu werden, daß neuerdings auch die Homöopathie das l 


Bedürfnis fühlt, diese Richtung von sich abzuschütteln. Gilb ert(Hamburg). 


Die ansteckenden Kinderkrankheiten in Wort und. Bild .dargestelit 
für Schule und Haus von Prof. Dr. Hans Rietschel heißt ein im Verlag 
von J. F. Lehmann (München) erschienenes Wandplakat. Die wichtigsten 
fieberhaften Erkrankungen, Masern, Röteln, Scharlach, Mandelentzündung, 
Diphtherie, Windpocken und Blattern, werden iu gutgelungenen lehrreichen 


farbigen Abbildungen dargestellt. Die Bilder werden umrahmt durch. kurze- | 
und klare Erläuterungen über Ansteckung, Entwicklungszeit der Ansteckung 
und Verhütung. Die einzelnen Krankheiten werden in ihrem Verlauf und - - 


in ihren Erscheinungsformen kurz geschildert. Dabei wird auf’ die Neben- 


erkrankungen, die Ansteckungsfähigkeit und die Entfernung .aus der Schule 


und die Schulversäumnis mit kurzen Bemerkungen hingewiesen. Die Wand- 
tafol erfüllt in ausgezeichneter Weise ihren Zweck, Eltern und Lehrer der 


Kinder über -die wichtigen Fragen gemeinverständlich und sachlich zu ` 


unterrichten. 'K. Bg. 


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mit. der Yatrentherapie. 


die Malariaerkrankungen, abgesehen von den Goschlechtserkrankungen, in 


1450 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 12. Oktober 


Kongreß- und Vereins-Berichte. 
| Kolonialkongreß am 17. und 18. September 1924, 


© Es wurden in der Abteilung MI für Tropenmedizin und -hygiene 
folgende Vorträge gehalten: i e si 


Erkrankungen innerer Organe, wie Herz, Nieren, Gehirn usw., was für die- 
Frage der Kriegsdienstbeschädigung von größter Wichtigkeit werden kann. 
Die provokatorischen Methoden zur Diagnose der Malaria werden im ganzen 
abgelehnt. Der neuerlich einsetzende Kampf gegen das Chinin ist durch- 
aus ungerechtfertigt. Dringend empfiehlt Ziemann mehr wie bisher Chinin. 
sulfuricum bzw. Chinidin und prinzipiell bei Perniziosa 2 g am Tage bis 
8 Tage nach der Entfieberung. Die täglichen prophylaktischen Chinin- 
dosen à 0,3 g haben sich im Kriege nicht bewährt, wohl aber die Zie- 
mannsche Methode Mittwochs und Sonnabends 1 g. Bei der Chininresistenz 
unterscheidet Ziemann drei Arten: a) bedingt durch Prädilektionssitz der 
Parasiten in gewissen inneren Organen, b) durch endogene Chininresistenz 
gewisser Parasitenstämme, c) durch Fehlen von Immunkräften (letztere 
wohl im Kriege am wichtigsten). Der mechanische Schutz hat im all- 
gemeinen bei den Kriegsverhältnissen versagt. — Schwarzwasserfieber wurde 
auch im Kriege mehrfach beobachtet, auf dem Balkan hauptsächlich in der 

kühleren Jahreszeit. — Zum Schluß die Hoffnung, daß Deutschland die: 
erwähnten Richtlinien batd wieder in eigenen Kolonien anwenden: könnte. 
l b) Malariabehandlung der Paralyse, von Prof, Claus 
Schilling. (Tropenmedizinischer Teil.) Zur Behandlung der Paralyse 
eignete sich am besten Tertiana. Gearbeitet wurde mit zwei Tertiana- 
stämmen, von denen der eine bereits seit einer ganzen Reihe von Generationen 
 gametenfrei sein soll. Cl. Schilling hat die Vorstellung, daß die Malaria- 
impfung nicht ganz als einfache Eiweißkörpertberapie zu betrachten wäre, 
und daß event. die durch Malaria gebildeten Antikörper in ganz spezifischer 


Weise auf das Stadium der Spirochäten wirkte, welches im Gehirn Anlaß 
zur Bildung der progressiven Paralyse gäbe. 


Am 1. Tage:, a) Trypanosomenkrankheiten, von Öberstabs- 
arzt a. D. Dr. Fischer. Redner ging nur auf die Wirkung des Germanin 
(Bayer 205) auf die verschiedenen Trypanosomenerkrankungen ein. Bei 
Schlafkrankheit hat sich Germanin nach wie vor glänzend bewährt. Es ist 
damit zweifellos ein.ungeheurer Fortschritt erzielt. Die Wirkung bei dem 
Erreger der Tsetsekrankheit war weit weniger deutlich. Es scheint bei 
Anwendung zu kleiner Dosen auch zu einer Germaninfestigkeit. der be- 
treffenden Trypanosomen kommen zu können. ‚Fast garnicht wirkte das 
Mittel bei dem von Ziemann entdeckten Trypanosoma vivax, einer 
bei Rindern, Ziegen, Schafen und Pferden in Afrika weit verbreiteten 
Trypanosomenart. Die Bestrebungen, eine weitere Verbesserung dieses 
Mittels zu erzielen, werden seitens der Fabrik fortgesetzt. 

' b) Spirochätosen, von Medizinalrat Prof. Kudicke. Es wurde 
ein sehr umfassender, klarer Überblick über die wichtigsten, heute in Frage 


kommenden Spirochätenerkrankungen mit ihren biologischen und thera- 
peutischen Beziehungen gegeben. 


c) Amöbenruhr, von Generalstabsarzt Prof. Ruge. Die ätiologische - 
Bedeutung der Ruhramöben sei nicht leicht zu beurteilen, auch die 
Differentialdiagnose der gewöhnlichen Darmamöben gegenüber den eigent- 
lichen Ruhramöben sei durchaus nicht so leicht, wie es in den Lehrbüchern 
geschildert würde. Es wäre z.B. auch möglich, daß in den gewöhnlfthen 
Darmamöben rote Blutkörperchen unter Umständen aufgenommen würden, 
was bisher nur als ein Charakteristikum der eigentlichen Ruhramöben be- 
trachtet worden wäre. — In der Aussprache erwähnte Ziemann die von 
ihm ausgearbeitete Methode der kombinierten Anwendung von Karlsbader 
Salz mit Bismut nach vorbergegangener Reinigung des Darmes mit Oleum 
rieini. Dadurch glänzende Erfolge sowohl bei Bazillen- wie bei Amöben- 
ruhr. Ziemann empfiehlt vergleichende Versuche mit dieser Methode wie 


c) Den psychiatrischen Teil der Malariabehandlung der 
Paralyse erörterte in Vertretung des verhinderten Oberarztes Dr. Schulze 
der Direktor der Irrenanstalt Dalldorf. Klinisch ist diese Behandlungs- 
methode gegenüber den bisherigen ein ungeheurer Fortschritt. Niemals 
wäre bisher mit irgend einer anderen Methode eine 3—4 jährige Remissions- 
periode bei progressiver Paralyse erzielt worden. Es schlossen sich daran 
Betrachtungen. über das Verhältnis der Malaria und der progressiven 
Paralyse in den Tropen bzw. in Malariagegenden. Die Aussprache war bei 


fast allen Vorträgen eine äußerst rege, die Beteiligung ebenfalls, kurz, es war 
ein erfreulicher Erfolg der ganzen Tagung zu buchen. 


d) Wurmkrankheiten, von Prof. Fülleborn. Erwähnt wurde 
hauptsächlich die Therapie; besonders-glänzend hat sich bei der Ankylostoma- 
erkrankung, wie neuerdings gefunden, der Tetrachlorkohlenstoff bewährt. 
Manche bei uns als harmlos bezeichneten Würmer können, wie z. B. 
Trichocephalus, in den Tropen erhebliche pathologische Bedeutung gewinnen. 
e) Serumtherapie der Rinderpest in Deutsch-Ostafrika, 
von Stabsveterinär Richters. Die Therapie hat sich sehr bewährt. 
Am 2. Tage fanden folgende Vorträge statt: a) Kriegsmalaria, 
von Prof. H. Ziemann. Im Weltkriege erreichten beim deutschen Heere 


H. Ziemann. 


Wien. 
Seminarabende des „Wiener medizinischen Doktorenkollegiums“, 


Sitzung vom 7. April 1924. (Schluß aus Nr. 40) 


Wie sind Ihre Ansichten über die’ bakteriologische Diaguostik der 
den: vier Kriegsjahren die höchsten Ziffern, und zwar 15,96%/,0 beim Feld- | Tuberkulose? | 


heer, 5,61°/g0 beim Besatzungsheer. Im 4. Kriegsjahr fiel auf dem türkischen 
Kriegsschauplatz die Zahl der Erkrankungen erheblich, während sie auf 
dem Balkan gegenüber dem 3. Kriegsjahr noch weiter anstieg. Ziemann 
führt das auf die in der Türkei im allgemeinen stärkere Prophylaxe zurück 
und auf die intensivere Behandlung der Perniziosa mit prinzipiell 2 g 
Chinin täglich und entsprechender Nachbehandlung. Bei den Engländern 
und Franzosen waren die Erkrankungsziffern noch erheblich größer. Ent- 
sprechend den Erfahrungen früherer Kriege stieg während des Weltkrieges 
auch die Zahl der Erkrankungen bei der Zivilbevölkerung erheblich an. 
(In Deutschland 1918 sogar 4311 Fälle, 1919 noch 3157.) Seitdem Abfall, 
Hauptsächlich betroffen war der Kreis Emden. Auch in Großstädten wurden 
eine Anzahl von Fällen beobachtet, darunter sogar Perniziosafälle (im ganzen 
bisher 70). Geradezu fürchterlich ist die Zunahme der Malaria seit und 
nach dem Weltkriege in Rußland. "Allerdings fehlt infolge von Hunger 
und Elend dort die relative Immunität. Oft fehlt auch Chinin. Parasito- 
logisch hat die Kriegsmalaria- Neues nicht ergeben. Auffallend häufig waren 
Ausschwemmungssporulationsformen bei  Perniziosa deutscher Truppen in 
Palästina nach dem Zusammenbruch. Die Theorie von Roubaud und 
Wesenberg-Lund, wonach der Hauptmalarjaüberträger in Mitteleuropa 
sich mehr und mehr an Tierblut gewöhnt hätte, wodurch die Malaria- 
abnahme zu erklären sei, hat sich durch die Kriegserfahrungen nicht be- 
stätigen lassen, ebenso auch nicht die Annahme, daß die Malariaerkrankungen 
im Frübjahr bedingt seien durch Überwinterung von Malariasichelkeimen 
in  überwinternden weiblichen Malariamücken. Sebr wichtig wurde die 
Tatsache, daß die primären und sekundären Latenzperioden bei Malaria 
sehr lange dauern könnten. Indes dürften längere als 3jährige Latenz- 
perioden zu den größten Seltenheiten gehören. Ziemann erörterte dann 
die event. ätiologische Bedeutung der Kriegsmalaria für eine Anzahl anderer 

Bluterkrankungen, wie die perniziöse Anämie, Leukämie, Polyglobulie, sowie | 


Es sind 3 Nachweismethoden, und zwar die Färbung, der Kultur- 
versuch sowie der Tierversuch. Bezüglich der ersteren möchte Ref, betonen, 
daß die Ziehl-Neelsensche Färbung der Tuberkelbazillen Sie am besten 
vor Täuschungen bewahren wird. Es gibt aber Eiterungsprozesse, bei denen 
es nicht gelingt, Tuberkelbazillen nachzuweisen, dies ist ‘bei Knochen- 
prozessen und Nierenprozessen der Fall. Die Knochenprozesse sind deshalb 
so ungeeignet, weil sie mit großen Massen von Eiter vermengt sind. Ebenso 
ergeben sich Schwierigkeiten bei der Nierentuberkulose. Dieselbe gibt sehr 
oft im Sediment keinen Aufschluß, weshalb der Tierversuch herangezogen 
werden muß. Zu diesem Behufe wird der fragliche Eiter in die Mitte des 
Oberschenkels injiziert und man sieht zu, ob eine nachträgliche Erkrankung 
der entsprechenden Inguinaldrüsen auftritt. Diese Methode ist keinesweg 
verläßlich. Es lag nahe, ein direktes Kulturverfabren heranzuziehen, das 
selbe scheitert aber daran, daß der Tuberkelbazillus nur. mit seinesgleichei 
aufgeht, sobald aber ein anderer Bazillus neben demselben sich vorfinde! 
so geht er nicht auf. Es gelingt, die Tuberkelbazillen kulturell aus der 
Eiter heranzuziehen, wenn sie direkt überimpft werden. Es ist auf dies 
Weise gelungen, die tuberkulöse Natur vor Erkrankungen sicherzustelle! 
die sonst nicht erkannt worden wären. Mit dieser Methode konnte | 
Fällen von Mittelohrentzündungen die tuberkulöse Natur derselben erkanı 
werden, bei denen der Tierversuch negativ ausfiel. — Eine besondere Wie 
tigkeit kommt der rechtzeitigen Diagnose einer Hühnertuberkulose bei 
Menschen zu. Charakteristisch für diese Erkrankung sind Fieberperiode 
die durch Pyramidon nicht zu beeinflussen sind. Bei solchen periodisch 
Fieberanfällen ist es von Wichtigkeit, den Urin auf Tuberkelbazillen 
untersuchen. Bei einem fälschlich als Polycythaemia rubra mit Fiel 
angenommenen Krankheitsfalle wurde Tuberkulose in der Leber und N 
nachgewiesen und wurde eine Hühnertuberkulose konstatiert. Patholögis 
anatomisch sind derartige Fälle dadurch charakterisiert, daß sie gen 


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12. Oktober: ws 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41.: 151 la) 
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‘Veränderungen machen, sie verursachen keine Verkäsungen, klinisch, daß | Welche Ansichten ‚haben Sie‘. bezüglich der Chemotherapie der | ol 

gie schubweise Fieber machen. Für die Therapie :ist wichtig, daß diese |. Tuberkulose ?. | | il 

‚Fälle auf Alttuberkulin nicht reagieren, hingegen auf ein.zu. diesem Behufe . Bei der Chemotherapie liegt; der Gedanke nahe, eine . Sterilisatio ES 
ei Hühnertuberkulin. Die Stellung der Diagnose Hühnertuber- | magna. herbeizuführen. Schon Behring hat gefunden, . daß wir mit allen do A IS 
“kulose ist deshalb von großer Bedeutung. Desinfektionsmitteln. wenig Aussicht auf. Erfolg haben. Mit 40%i iger TERASA i 
Welche diagnostische Uaterscheidung besteht zwischen einem Schwefelsäure, ebenso mit- 20% i iger Natronlauge behbandeltes- Sputum wies Na N 

spezifischen und unspezifischen Spitzenkatarrh? ` nach 1 Stunde lebende Tuberkelbazillen auf. Lysol und Lysoform in Knall 

. Als Paradiagmen mögen folgende täglich vorkommende Fälle TER 100/,iger Lösung waron nach 4 Stunden : nicht imstande, die. Tuberkel- | 

‘Bei blassen Kindern tuberkulöser Aszendenz mit einem scheinbar phthisischen | bazillen abzutöten. Auch Sublimat ist im- Sputum unwirksam: Selbst [EEE ar 
Habitus, tiefen Supraklavikulargruben und. Temperaturerhöhungen wird | 1°/,ige Lösungen desselben vermögen in 24 Stunden die Tuberkelbazillen Bess 
häufig voreilig eine Lungentuberkulose angenommen. Ref. möchte dringend | nicht abzutöten. Es wurden ferner die Goldsalze herangezogen, insbesondere RE AN 
warnen, voreilige Schlüsse zu ziehen. Ref. hat Fälle mit Defekten an der | hat man bei Anwendung des Krysolgans Erfolge beschrieben.. Ich habe. 2; li 

Nase gesehen, die wie moribunde Phthisiker aussahen, bei denen nach | Meerschweinchen schwach infiziert und dann ‚mit Krysolgan behandelt. g pe Ali E 
chirurgischer Beseitigung des Nasen- oder Gaumendefektes eine Rückkehr | Trotzdem sind die Tiere viel früher zugrunde gegangen: als die Kontrolltiere. E 

zur völligen Gesundheit eingetreten ist.. Die Ursache der Kachexie ist, | Eine Heilwirkung war jedenfalls nicht zu sehen. Eine Heilwirkung sieht fefee 

daß die betreffenden Pat. nicht wie gesunde Menschen atmen. Während | man bei,der Anwendung des Krysolgans bei Lupus erythematosus. In Ai ideen i 

der Gesunde die durch den engen Weg (Nase) feuchtwarm präparierte Luft | letzterem Falle handelt es sich um eine Gefäßerkrankung und ist hierdurch. , x palee 5 
einatmet, bekommt bei Wegfall des engen Weges der Betreffende die Luft | die Heilwirkung zu erklären, dagegen wird’ der Lupus vulgaris nicht be- ee 

ohne vorherige Präparation auf weitem Wege. In diesem Fall atmet der | einflüßt. Bei intravenöser. Krysolgananwendung hat‘ man: hämolytischn. Pens 
‚Mensch mit den unteren Partien des. Zwerchfelles, die Lungenspitzen jedöch | Ikterus beobachtet, dies ist eine Warnung, die Goldsalze in großem Maß- . a a i 
„werden nicht zum Atmen herangezogen. Er wird blaß, weil sich seine. |- stabe anzuwenden. ‚Kupfersalze ‚sind gänzlich ungeeignet, die Tuberkel- oe Ei 
Sekrete zersetzen, durch Luftmangel entsteht ferner eine Spitzendämpfung. |: bazillen abzutöten. In jüngster. Zeit werden solche Kupfersalze in den ` Kabel 

‚Aus dem Angeführten ergeben sich folgende Richtlinien: Bei der Diagnose | Handel gebracht; Ref. warnt vor solchen ‘Experimenten. Da wir aus dem. | Eh delt 

= „Spitzenkatarrh“ ist es wichtig, eine genaue Untersuchung des Kindes be- |. Angeführten ersehen, daß wir mit der. direkten Abtötung der Tuberkel- . Si ji 
 zäglich der Wegsamkeit der oboren Luftwege einschließlich des Rachens: | bazillen nichts erreichen, so müssen die Widerstandskräfte des Organismus | | TEN 4 
vorzunehmen. Es ist hier auf Tonsillarbypertrophie, adenoide Vegetationen | gesteigert werden durch eine spezifische Behandlung; durch eine allgemein | Bi tikete 

„im Nasenrachenraum zu fahnden. Durch richtiges Atmen erfolgt eine | roborierende Behandlung, ferner durch Jod, indem. es. durch eine Binde- N 
‚Lüftung der Lungenspitzen, wodurch'Dämpfungen: und Atelektasen ver- |- gewebsproliferation ‚wirkt. - Den Kalziumsalzen wird eine große Heilkraft E Knai 
schwinden. Bei spezifischer Spitzeninfiltration kann man aber nach tiefen | zugeschrieben, es sprechen jedoch eigene, Beobachtungen nicht hierfür. | la I 

“ Atembewegungen plötzliche Temperatursteigerung bekommen, weshalb in | Man glaubte. an eine Heilwirkung. des Kalziums, weil manche Schwielen Er; ESS] H 
‚derartigen Fällen Vorsicht am Platze ist. Bei der Differentialdiagnose des | verkalkt sind. Es kommt jedoch bei nekrobiotischen Prozessen eine Ab- ee. ki 2 e 
‚spezifischen und unspezifischen Spitzenkatarrhs lassen wir den Pat. bei | lagerung von Kalksalzen zustande. Der Heilwert der Kieselsäure ist ‚noch. | Mi EL 

der. Röntgendurchleuchtung husten und beobachten, ob eine früher nach- | ein sehr fraglicher. ..Erst jahrelange Beobachtungen können hierüber .ent- : ja Bells 
' gewiesene Dämpfung verschwindet. Beim Verschwinden derselben handelt | scheiden. Quarzlicht hat sicherlich einen Einfluß auf die Widerstandskraft, IE i HEI 
es sich nicht-um eine spezifische ‚Spitzeninfiltration, sondern nur um eine | auf die Bazillen wirkt es jedoch nicht, denn nach 4 Stunden waren noch ie 
|  Atelektase, $ | die Tuberkelbazillen lebensfähig. m ne sa |: PERT 
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a Rundschau. | Be 
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Beschreibung eines Falles von Syphilis congenita durch einen. | i abet incedens, crebrisque ingressibus eius Eee eh 

` - französischen Humanisten des 12. Jahrhunderts. | E a Aue tibia we brevi, © e g El 

i : ; BE et pieturatae caligae mentita colorem a7 A ENEE RREN 

Von Dr. Philipp Hildebrand, Duisburg. | . seribitur assiduo tibia rubra foco. T u si 

i Wilhelm von Blois — Guilelmus Blesensis, ein französischer | . accumulata palus hodiernae hesterna paludi Paridhi] 
Humanist des 12. Jahrhunderts, führt uns in seiner humarvollen, Ovidsche calciat et contra frigora munit eum. Á = o; praam 
i Grazie atmenden, aber stark pornographischen, in den Ausgaben als, Komödie“ ‘Zur -Textgeschichte bemerke ich, daß die Verse 177 und 178 in iis a 
| bezeichneten Elegie „Alda“: einen Knecht vor Augen, einen Ausbund von | zwei nicht recht befriedigenden Rezensionen überliefert sind. Lohmeyer ltr 
3 Unsauberkeit und. Häßlichkeit, der offenbar an den Folgen von Erblues | hat in den Text statt „os simul“ die Leseärt „nascens“ aufgenommen. HERE HIHAHERTEN: 
ä leidet. Die Beschreibung dieser abscheulichen Gestalt spricht so für sich | Ich habe für die Übersetzung „os simul“ den Vorzug gegeben und außerdem Mil Prag) ‘i 
á selbst, daß sie eigentlich keines Kommentars mehr bedarf. Da sie den | „sinum“ beibehalten, an dessen Stelle die zweite Rezension „supra“ liest. half J 
z Medizinhistoórikern bisher entgangen zu sein scheint, erlaube ich mir, sie Die Verse 181 und 182 möchte ich einklammern, da sie offenbar eine Gr SU 
e weiteren Kreisen bekanntzugeben. i Glosse zu dem folgenden, denselben Inhalt bietenden Distichon darstellen, - re, AN 
> Ich bediene mich der bequem zugänglichen Ausgabe Karl Loh- | dessen Hexameter mit seinen schweren ‚Spondeen den helketnen Gag P SRR 
i meyers „Guilelmi Blesensis Aldae Omen die i im Jahre 1892 | des’Spurius vortrefflich malt. a T pEr Aout 
: bei Teubner in Leipzig erschienen ist. | Pyrrhus besaß einen Knecht, Spurius hieß er, der’ seinem Namen ee Perepe Sef Pt 
Die uns interessierende Stelle, Vers 169—192, 9, 61 und 62, lautet |. alle Ehre machte: (spurius, Sprößling eines unbekannten Vaters und einer ee 377 ERER i 
- folgendermaßen: | gemeinen Buhldirne, Hurenkind). Gleich einem schmutzigen Schaffell war Hat Bi ii 
f Pyrrho servus erat et nomen Spurius illi -> | E ' |. sein Haupthaar von zähen, nässenden Borken zusammengeklebt, so daß ne 
nn nec deerat talis nominis omen ei. das ‘Ganze eine einzige unentwirrbare Haube bildete (Spurius cristatus, i ao ki 
y velleris instar erat scabie concreta tenaci | Vers 357 der Dichtung). Es verunstalten das unter der- Stirnhöhle ver- | ER I 
A caesaries, unus tota capillus erat. E u | grabene Augenpaar der Busch der Brauen und der beständige schläfrige ERE i 
A 'đeturpant oculos.sub frontis valle sepultos Gesichtszug. Die Nase, die Urheberin der Meckerstimme, ist plattgedrückt, Nail j; 
= , Silva supereilii continuusque sopor. als ob sie eine Art Verletzung davongetragen hat, und sitzt in einer Ebene pez F 
. nasus caprizans quasi quodam vulnere fractus “mit den. Wangen, ohne. Erhebung.” Zugleich beschreibt der Mund, vom pral R 
a ` aequatusque genis absque tumore sedet. | | oberen Lippenrande beginnend, ringsherum einen mächtigen, weitklaffenden BE 
f os simul a labris in latum surgit hiatu | Bogen. Es verpestet die Luft abscheulicher‘, der Nase entströmender : Es h 
A ~ amplo seque retro flectit agitque sinum. = Gestank. Beim Gehen schreitet sein Bauch. voran und das Gesäß folgt, i Ai T 
= morbidat et laedit auras a nare vaporans . | . s0 daß man den, Eindruck eines Doppelgängers bat. Nichts konnte:seinen he. 
2 peior quam partis inferioris odor. | BEE Ze; mächtigen, bodenlosen Bauch zufriedenstellen, weder Bacchus noch Ceres . iu p 
2 [tenditur in ‘ventrem. longe post terga relictis o durch ein verderbenbringendes Übermaß ihrer Gaben. Wenn er einher- ih iji 
4 . natibus, hunc sequitur lentus easque trahit.] Fe į schreitet, hinkt er; beim häufigen Gehen bewegt sich sein langes Bein. S Baaj 5 
7 venter praecedit: natesque secuntur euntem ` i dem kurzen im Takte des Jambus. Die Beine erscheinen infolge der ; seh ' 
f | et sequitur corpus et praeit ipse suum, a ; ständigen Entzündung gerötet und täuschen die Parbe eines bunten Stiefäls E n fi 
. nil poterat ventris satiare capacis abyssum, ` vor. Tag für Tag. gesammeltes und ergänztes Riedgmas dient. als Fuß- EPG Eh p 
„et Bacchi et Cereris exitiale chaos. ` | : bekleidung und anne an: gegen Kälteschauer. Pe e | TE a Ki i] Fi 
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Überblicken wir diese Personalbeschreibung, so treten uns bei. 
‘Spurius unverkennbar die Symptome der Syphilis congenita entgegen: 
' die, starke Zerstörung des knöchernen Nasengerüstes, die-Sattelnase mit 
ausgesprochener Rhinitis atrophica foetida sypbilitica, die Knochen- 
erkrankung der 'einen verkürzten Unterextremität, die wohl als Osteo- 
‘ehondritis syphilitica aufzufassen ist, der abnorm “ausgedehnte und 
gewaltig vorgewölbte Unterleib, der auf Leberlues, verbunden mit Milztumor: 
und Diabetes mellitus, schließen läßt. Daher das kolossale EB- und Trink- 
bedürfnis.: Die Scabies tenax der Kopfhaut ist entweder eine Impetigo 
-specifica capitis mit frambösieartigen Effloreszenzen, oder wir haben jenes 
Krankheitsbild vor uns, das, durch starke Verlausung der Kopfhaare und 
. die nachfolgenden Reizerscheinungen der Haut hervorgerufen, eine un-- 
entwirrbare Verfilzung der Kopfbehaarung darstellt und als Weichselzopf, 
' Plica polonica, bezeichnet wird; höchstwahrscheinlich handelt es sich bei. 
Spurius um eine Kombination zweier Prozesse: von Kopfsyphilid und Ver- 
lausung der Haare nebst deren Folgen. Der continuus sopor ist wohl der 
: Ausdruck von allgemeinem Marasmus. | | 


Alles in allem ein anschauliches Bild der Erblues, wie es in der 
- mittelalterlichen Literatur wohl einzig dasteht! | 


Die Dichtung des Guilelmus Blesensis erhärtet weiter. die durch 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 


. a 3 | | oz : 12; Oktober 
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des Hinterlandes. mit frischen Fischen wird vorgeschlagen, die Einleitung der 
Königsberger Abwässer und: der Sulfitlaugen in das Frische Haf abzustellen, 


Vorschläge zu einem Fürsorgegesetz für Geistes- und Gemüts- 
kranke macht Oberregierungsrat Dr. Beyer in der Volkswohlfahrt, Nr. 19, 
Da das Reich auf die Verabschiedung eines Irrengesetzes verzichtet, ergibt 
sich für Preußen die Notwendigkeit, ein Landesgesetz vorzubereiten. 
Als vorbildlich‘ wird das badische Gesetz bezeichnet. Neu an den Vor- 
schlägen ist die Aufsicht ‘und Entscheidung durch den Landrat als Ver- 


‚treter der staatlichen Behörden. Dadurch soll den Berichten über rechts- 


widrige Internierung Gesunder vorgebeugt werden. Die Verwahrung in einer 
Anstalt erfolgt nur auf Antrag, bei minderjäbrigen Kranken auf Antrag 
des gesetzlichen Vertreters, bei Volljährigen auf Antrag der Angehörigen. 
Außer dem Antrage ist ein ausführliches ärztliches Zeugnis nötig, das die . 
Notwendigkeit der Anstaltspfiege bescheinigt. Die Aufnahme erfolgt, wenn 
der zuständige Landrät, in kreisfreien Städten die Polizeibehörde, die Unter- 


_ bringung für statthaft erklärt. Die Verwahrung darf jedoch nur angeordnet 
` werden, wenn der zuständige Kreisarzt außer der Geisteskrankheit die Not- 


wendigkeit der Anstaltspflege bezeugt. Dem Kranken, oder dem Antrags- 
berechtigten muß Beschwerde- und Klagefreiheit gewährt werden. In Fällen 
unmittelbarer Gefahr kann die sofortige fürsorgerische Unterbringung eines 
Geisteskranken in einer Heil- und Pflegeanstalt ohne landrätliche Statthaft- 


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erklärung auf Grund eines kreisärztlichen Attestes erfolgen. Der Anstaltsleiter 
‚hat binnen 24 Stünden von jeder erfolgten Aufnahme Mitteilung zu machen, - 

Zur Überwachung sämtlicher privaten und öffentlichen Heilanstalten 

ist ein Zentralbeirat zu wählen und für jede einzelne Provinz ein Über- 

wachungsausschuß. Zu Mitgliedern dieses Ausschusses werden ernannt: 

ein Medizinalbeamter, ein beamteter Arzt und eine in fürsorgerischen An- 


die Forschungen Sudhoffs, Vorbergs und des Verfassers bereits fest- 
stehende Tatsache, daß die Lustseuche auch als erbliche Form schon 
\ lange während des Mittelalters in interessierten Kreisen bekannt 


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war, und versetzt damit der Theorie von dem ausschließlich amerikanischen 
Ursprung der Syphilis, die namentlich an Iwan Bloch einen so begeisterten 


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' Vertreter 'gefunden hatte, wohl endgültig den Todesstoß. 
| Anmerkung: Die Meckerstimme wohl Zeichen von offener Nasen- 


gelegenheiten erfahrene Persönlichkeit. Der Überwachungsausschuß muß 
jede private und öffentliche Heilanstalt mindestens jährlich einmal un- 


sprache, Rhinolalia aperta, infolge von Perforation des weichen und 

. harten Gaumens. , 
Literatur: 1. Guilelmi Blesensis, Aldao comoedia edidit Carolus 
Lohmeyer, Lipsiae in aedibus B. G. Teubneri 1892. — 2. Karl Sudhoff, Über den 
Ursprung der Syphilis. Vortrag, Leipzig 1913. — 8. Gaston Vorberg, Über den 
Ursprung der Syphilis. Quellengeschichtliche Untersuchungen. : Stuttgart 1924. — 
.:4 Philipp Hildebrand, Zur Geschichte der Syphilis. M.m.W. 1924, Nr. 31. — 
5. Iwan Bloch, Über den Ursprung der Syphilis, 2 Abteilungen. Jona 1901—1911. — 
6. Alexander Baumgartner, Geschichte der Weltliteratur. 4. Band: Die 
"lateinische und griechische Literatur der christlichen Völker. 3. u. 4. Aufl. Frei- 
burg i. Br. 1905. Über Guilelmus Blesensis und seine Elegie „Alda“, daselbst S. 403 
. u. 404. — T. Lehrbuch der Haut- und Goschlechtskrankheiten. Herau 

Erhard Riecke. 5. Aufl, Jèna 1920 


_ Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Über die sogenannte Haffkrankheit, die in verschiedenen Haff- 
dörfern beobachtet worden ist, berichtet Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Lentz in 
der Volkswohlfahrt, Nr. 19. Die Erkrankungen sind seit Ende Juli auf- 
getreten. Erkrankt sind bisher nur Haffischer sowie einige wenige Personen, 
die in ünmittelbarer Nähe des Hafis gearbeitet haben. Die Krankheit 
befällt die Fischer vorwiegend in den Morgenstunden, während der Dunst, 
noch auf dem Wasser- liegt. In einigen Fällen hat sich die Krankheit, 
. während die Leute noch auf dem Wasser waren, bereits mit einem deut- 
lichen Schwächegefühl eingeleitet. - Sohr bezeichnend ıst die Krankheit in 
‚ dem Dorfe Marmeln insofern aufgetreten, als dort sämtliche Haffischer er- 

krankt sind, während die Ostseefischer, die dort wohnen, freigeblieben sind. 

Im ganzen sind bisher 300 Erkrankungen festgestellt worden, davon 
“sind 3 Kranke gestörben. | | 
Als einzige Veränderung ist eine Nekrose des. Nierenepithels und: 
‘ eine Verstopfung der Harnkanälchen mit granulierten und Blutkörperchen- 
. zylindern gefunden worden. | 

Die Leute erkranken unmittelbar nach der Rückkehr von der Arbeit 
auf dem Haff mit schweren Muskelschmerzen. Die Muskeln der Arme 
und Beine, die Rückenmuskein ünd auch die Nackenmuskeln sind schlaff 
und druckempfindlich. Die Temperatur ist kaum erhöht. Bereits der 
' erste Urin nach dem Einsetzen der Krankheitserscheinung ist kaffee- 
. braun gefärbt und enthält 4—5°/,, Eiweiß. Nach 24 Stunden lassen die 

Schmerzen in den Muskeln nach und nach 2—3 Tagen ist das Eiweiß aus 
. dem. Urin verschwunden. Es fehlen Reizerscheinungen an den Schleim- 
-. häuten. Die roten Blutkörperchen sind nicht verändert, die weißen dagegen 
sind bis auf das doppelte und vierfache vermebrt. Hämolyse ist nicht 
. beobachtet worden. 

Es drängt sich die Vermutung auf, daß ein gäsförmiges Gift mit 
' der Atemluft von den Fischern eingeatmet wird und diese eigenartige 
' Krankheitserscheiaung hervorruft. 

Von den Fischern wird die Krankheit damit in Verbindung gebracht, 
daß die Abwässer von Königsberg in das Haff gelangen und daß diesen | 
. Abwässern die konzentrierten Sulfitlaugen aus den Zellulosefabriken  zu- 
_ geführt werden. Infolge der zunehmenden Verschmutzung des Frischen 
Haffs ist der Fischbestand erheblich zurückgegangen. Dazu kommt die 
zunehmende Versalzung des Haffs infolge des Ausbleibens des Zufiusses 
a | reicherer Süßwassermengen aus der Weichsel und Nogat, die durch die 
' Anlage eines Elektrizitätswerkes abgeleitet werden. 

| Im Interesöe der sozialen Lage der Haffischer, die durch die Krankheit 
in Not geraten sind, und im Hinblick auf die Versorgung der Bevölkerung 


vermutet besichtigen. Bei diesen Besichtigungen haben die Mitglieder des Aus- 
schusses den Kranken Gelegenheit zu geben, ihre Beschwerden anzubringen. 


Unterbringung nervöser Kinder bei Arztfamilisn. Infolge 
reger Inanspruchnahme der Vermittlungszentrale werden weitere Ärzte mit 
heilpädagogischen Interessen (auch in Berlin und anderen Großstädten, 
nicht nur auf dem Lande!) gebeten, unter näheren Angaben ihre Bereit- 
willigkeit zur Aufnahme und Erziehung nervöser Kinder zu melden an: 
Organisationsamt des Kaiserin Auguste-Victoria- Hauses, Berlin- Charlotten- 
burg, Mollwitz-Frankstr. (zu Händen von Dr. Carl Pototzky). 


Seitens eines vorbereitenden Komitees englischer Röntgendlogen ist 
an eine Reihe von Mitgliedern derDeutschen Röntgen-Gesellschaft die Aufforde- 
rung ergangen, sich an einem im Sommer 1925 stattfindenden internatio- 
nalen Kongreß zu beteiligen. Anläßlich der Tagung der Deutschen Röntgen- 
Gesellschaft während der Naturforscherversammlung in Innsbruck wurde be- 
schlossen, an dem Kongreß teilzunehmen. 


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Berlin. Das Institut für Wirtschaftspsychologie an der 
Handels-Hochschule ist ab 1. Oktober 1924 mit dem von Professor Dr. Moede 
geleiteten Laboratorium für industrielle Psychotechnik der 
Technischen Hochschule verschmolzen worden, in dessen Rahmen 6s 
als Abteilung für kaufmännische Psychotecbnik fortbestehen wird. Die 
Arbeiten des alten Instituts werden fortgesetzt und es soll Forschungs 
und Prüftätigkeit ausgeübt werden. Neben dem Entwurf und der Durch- 
führung kaufmännischer Eignungsprüfungen wird die Rationalisierung kauf- 
männischer Einrichtungen nach psychotechnischen Gesichtspunkten Berück- 
sichtigung finden. ; a nn u i 

Hamburg. Die medizinische Fakultät ladet zu einem Zyklus 
von Vorträgen ein, welche von den wissenschaftlichen Mitarbeitern der 
optischen Werke Karl Zeiß, Jena, Prof. Köhler und Prof. Dr. Siedentopf 
' über Neuerungen in Mikroskopie, Mikrophotographie und Projektion gehalten 
werden. Die Vorträge finden am 12. Oktober mittags und am 13. un 
14. Oktober abends im Hörsaal der Universität statt. | 


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Vom 11. bis 14. Oktober finden die Vertretertage des Deutschen 
Akademischen Assistentenverbandes und des Bundes deutscher 
Assistenzärzte statt. Hauptgegenstände der Beratungen: Die Zulassung 
zur Kassenpraxis, fachärztliche Fragen und die Regelung der Assistenten- 
'besoldung in den süddeutschen Staaten. ne 


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Danzig. Der ao. Professor und Oberarzt an der chirurgischen 
Klinik der Universität Frankfurt a. M., Dr. Heinrich Klose, ist als Nach- 
folger des am 1.Oktober in den Ruhestand getretenen: Professors Dr. Arthur 
Barth zum Leiter der chirurgischen Abteilung am städtischen Kranken- - 
hause berufen worden. — zi i 

Auf der diesjährigen Tagung des allgemeinen Bäderverbandes 
in Altheide ist der Wiederaufbau der Balneologischen Zeitung im Verein 
mit der Reichszentrale für Deutsche Verkehrswerbung beschlossen. _ 


Wilhelmshaven. Der Direktor des Werftkrankenhauses, Marine 
Generaloberarzt a. D. Dr. Knoke, ein Schüler Helferichs, ist gestorben. 


Japan. - Nach einer Meldung vom 30. August herrscht eine Epidemie 
von ansteckender Hirnhautentzündung in allen Teilen des Landes. 
Die meisten Opfer fielen in den Städten Yokohama und Kobe. Es sit 
bisher 1776 Todesfälle gemeldet. Anfang September wird: berichtet, dab 
die Schlafkrankheit um sich greift; besonders in Kobe und den Provinzen 
Kagawa und Toyama trat sie auf. Bisherige Zahlen: 2500. (900). 
Druck von L. Schumacher in Berlin NA 


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Der Verlag behält sich das ausschließliche Becht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden. Origimalteifräge vor “> A | 


Nr. 42 (1036) 


| Organ der Berliner Medizinischen Gesellschaft | ER, 
Geh. San.-Rat Professor Dr.KurtBrandenburg, Berlin % Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedr\chstr;105b :' . 


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Berlin, Prag u.Wien, 19. Oktober 1924 


XX. Jahrgang 


Klinische Vorträge. 


` Aus der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten. (Vor- 


stand: Prof. S. Ehrmann) und dem Universitätsambulatorium für 
orthopädische Chirurgie (Vorstand: Prof. A. Lorenz) im Allgemeinen 
Krankenhause in Wien. | 


` Über syphilitische Gelenksafiektionen und deren 
Ä | - Erkennung. 


2 


| | Einleitung. | | 
Die Syphilis der Gelenke ist ein Grenzgebiet kat’exochen und 


wie alle Grenzgebiete noch immer nicht genügend geklärt, trotz 


der vermehrten Hilfsmittel, die uns hier zur Diagnosenstellung zur 
Verfügung stehen, in ihren einzelnen Krankheitsbildern noch 
immer nicht genügend abgegrenzt. Die Tatsache, daß syphilitische 


-Affektionen der Gelenke keineswegs zu den Seltenheiten gezählt 


werden müssen, ist wohl seit langem schon bekannt. 


Schon in der medizinischen Literatur des 15. Jahrhunderts finden 
sich bei den einzelnen Autoren hie und da Hinweise, daß auch die 
Gelenke bei den an Syphilis Erkrankten nicht immer verschont bleiben, 
aber im allgemeinen wurde dennoch die Möglichkeit einer luetischen 
Gelenksaffektion lange Zeit hindurch geleugnet; Hunter, Ricord, ja 
sogar noch H. v. Zeißl und Lewin nahınen in dieser Frage eine 
durchaus ablehnende Stellung ein, und selbst unter den wenigen Autoren 

ieser vergangenen Periode, die dennoch einen Zusammenhang der 
Gelenksaffektionen der Luiker mit dem Grundleiden anzunehmen ge- 
neigt waren, wurden’ vielfach die Gelenksveränderungen auf eine all- 
gemeine Kachexie der Kranken oder auf eine schlecht geleitete Queck- 
silberkur (Colles) zurückgeführt. Erst der fortschreitenden pathologisch- 
anatomischen Erkenntnis, den Sektionsbefunden von ee, 

dmannson, Riesel, Chiari, Schüller, Virchow, Volkmann 


gelang es, der Annahme ciner rein syphilitischen Gelenksaffektion zur 


unumstrittenen Anerkennung zu verhelfen und dem von Richet auf- 
gestellten klinischen Bilde auch die entsprechende pathologisch-anato- 


‘ mische Grundlage zu geben. Seither mehren sich nun in auffallender 


Weise die Arbeiten über dieses Thema, zum Teil in der grundlegenden 
Form umfassender Zusammenstellungen — hier seien nur unter anderen 
die ausgezeichneten Arbeiten von Finger, Harttung, Jastrebow, 
Weil, Axhausen hervorgehoben —, zum Teil als kasuistische Bei- 


. träge, wobei namentlich unter den letzteren oft nur bestimmte, jetzt 


uns schon vielfach eläufige Krankheitsbilder geschildert werden; 
weitaus seltener werden, und auch dies nur .dank dem steten Vor- 
wärtsschreiten der klinischen Erfahrungen, der serologischen und ins- 
besondere der Röntgentechnik atypische Krankheitsbilder luetischer 
Gelenksaffektionen übermittelt, und doch ist gerade die Erkenntnis 
dieser letzteren, wie dies jüngst erst von H. Schlesinger betont 
wurde, von ganz besonderer Bedeutung in klinischer, wie auch nament- 
lich in therapeutischer Hinsicht. Nicht zum geringsten Teil ist dieser 
letztere Umstand darauf zurückzuführen, daß 
luetischen Gelenkserkrankung in solchen Fällen gewöhnlich nicht allzu 
schwierig ist, daß aber anderseits es doch „kaum möglich ist, spezielle 
Symptome, die sie ohne weiteres anderen Gelenkserkrankungen gegen- 
über charakterisieren, anzugeben“ (Harttung). Schon früher hatte 
Finger sich- ähnlich geäußert, und auch heute noch besteht trotz aller 
Fortschritte diese Tatsache vollauf zu Recht.. Wysocki hebt hervor, 
daß „es überhaupt kein klinisches Bild gibt, das spezifisch für Lues 


7 der ‚Gelenke wäre und Gelenkserkrankungen auf anderer Basis nicht 
á  zukäme", Dominici, Dupont, Eisler, Stein, Rosenow, um nur 
j enige hervorzuheben, bekennen sich zu derselben Ansicht. 

Is. Es mag daher einigem Interesse begegnen, wenn wir im 
hr Folgenden über Untersuchungen und Beobachtungen berichten, die 
+, Wir aneiner Reihe von einwandfrei festgestellten Fällen von Gelenks- 
«es anstellen und sammeln konnten, wobei wir unsere Ergebnisse, 
J ‘entsprechend der Verschiedenartigkeit unserer klinischen Betrach- 

ASETERN 


Von Ass. Dr. Stefan Robert Brünauer und Priv.-Doz. Dr. Julius Haß. 


ie Diagnose einer 


tungsweise, sowohl vom chirurgischen, wie auch vom dermatologischen 
Standpunkt aus beleuchtet und unsere Anschauungen gegenseitig 
ergänzt haben. Die-Fälle entstammen zum Teil der orthopädischen 


Klinik, zum Teil der II. Abteilung für Geschlechts- und ‘Hautkrank- 


heiten des allgemeinen Krankenhauses in Wien, sie wurden durch- 


wegs einer eingehenden klinischen und auch röntgenologischen Unter-' 
suchung unterzogen; soweit es möglich war, wurde auch in jedem 


einzelnen Falle ein Gelenkspunktat gewonnen und serologisch unter- 


‚sucht — auf die Bedeutung derartiger Untersuchungen hat ins- 


besondere Reschke, aber auch Ickelheimer verwiesen —, so daß 


unser Material dem gegenwärtigen Stand unserer Untersuchungs- ` 
methoden entsprechend, als nach allen Richtungen: gründlich durch- | 


gearbeitet gelten darf. | | 


Allgemeine Betrachtungen. 


Was zunächst die Häufigkeit der luetischen Gelenkserkran- 
kungen betrifft, so sind die Angaben sehr verschieden. Während 


% 


v. Zeißl in seinem Lehrbuch erwähnt, daß an Syphilitischen nur 


äußerst selten 'Arthropathien vorkommen, zeigte Gué in einer von 
ihm zusammengestellten Statistik, daß unter 3527 luetischen Männern 


im Frühstadium 19 (0,5%), im Spätstadium 71 Fälle (5°%,); von 
Gelenkserkrankungen sich fanden; bei Frauen waren unter 1058 Früh- 


fällen 3 (0,2°%/,), unter 845 Spätsyphilitikerinnen 26 Fälle (8°/,) von 
Gelenkssyphilis nachweisbar. Weljaminow. wieder konnte in 


30 Jahren etwa 700—800 Lueskranke beobachten, bei welchen Er- 
krankungen der Gelenke in Erscheinung traten, und Axhausen 


fand unter 121 wegen Verdacht auf Kniegelenkstuberkulose .unter- 
suchten Patienten 33mal Gelenkssyphilis, so daß sich diese zur 
Kniegelenkstuberkulose wie 1:2,5 verhält. Die Verschiedenheit der 


Angaben hängt zweifellos mit der Verschiedenheit des Materials zu- 


sammen. Es ist sehr begreiflich, daß in den dermatologischen 


Stationen hauptsächlich jene Fälle zur Beobachtung kommen, die - 
mehr den früheren Perioden der Syphilis angehören, während aul 


den internen Stationen sich eher diejenigen Fälle häufen, die unter 


dem Bilde des akuten Gelenksrheumatismus oder einer deformierenden . 
‚Arthritis verlaufen, in den neurologischen Kliniken wiederum sind 


es jene Patienten, dereu Erscheinungen bereits auf das Gebiet der 
tabischen Arthropathien hinüberleiten, in den chirurgischen An- 


stalten aber finden sich jene schweren Formen, die mehr oder minder ` 


dem Bilde einer Gelenkstuberkulose oder eines Tumors ähneln. 


Wenn es auch richtig ist, wie dies von vielen Autoren hervorgehoben 
wurde, daß man in der Beurteilung der Gelenkserkrankungen noch: 
immer nicht genug an die Lues denkt, so darf andererseits die- 
| Häufigkeit der echten Gelenkssyphilis nicht überschätzt werden. In 
dieser Hinsicht könnte die Statistik unserer orthopädischen Station 
maßgebend sein, als sie eine’ Sammelstelle der verschiedenartigsten 
 Gelenksprozesse darstellt, die ihre Patienten nicht nur aus der Groß- 


stadt und deren Umgebung, sondern auch vom flachen Lande her 
bezieht. 


5 Fälle von Gelenksiues kommen. | , | 
Daß die Diagnose der luetischen Gelenkserkrankungen 


‚großen Schwierigkeiten begegnet, haben wir bereits eingangs er-. 
wähnt; sie sind hauptsächlich darin begründet, daß das Symptomen- 
' bild ein äußerst: wechselndes und vielgestaltiges ist und Erschei- 
nungen umfaßt, die kaum für Lues allein charakteristisch sind und’ 
auch verschiedenen anderen Gelenkserkrankungen angehören können. 


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Es wurden hier. nämlich in den Jahren 1922 und. 1923. 
unter 584 Gelenkserkyankungen verschiedenster Form 11 Fälle von 
sicherer Gelenkssyphilis festgestellt, also kaum 20%.. Gegenüber. 
der Tuberkulose ist das. Verhältnis derart, daß auf 100 Fälle von 
 Gelenkstuberkulose — unsere Statistik zugrunde gelegt — ungefähr . 


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früher oft betonte, geringere Schmerzhaftigkeit der syphilitischen 
Gelenkserkrankungen durchaus nicht immer zutrefiend. Harttung 
hebt hervor, daß sie schmerzlos, aber auch schmerzhaft sein können, 
und daß gerade in den Frühstadien, aber auch bei den akuten Ge- 
lenksschwellungen der Spätlues olt ganz beträchtliche Schmerzen an- 
gegeben werden. H. Schlesinger hat diesen letzteren Umstand 
neuerlich hervorgehoben und Axhausen betont ausdrücklich, daß 


das Axiom von der Schmerzlosigkeit der späten Gelenkslues fallen 


gelassen werden muß, so daß man höchstens in einem etwaigen 
Exazerbieren der Schmerzen in der Nacht eine Stütze für die An- 
nahme einer luetischen Atiologie derartiger Alfektionen erblicken 
kann. Was hier von der größeren oder geringeren Schmerzhaftig- 
keit der syphilitischen Gelenkserkrankungen gesagt wurde, gilt in 
gleicher Weise für die oft als differentialdiagnostisch bedeutsam 
bezeichnete geringe Einschränkung der Beweglichkeit syphülitischer 
Gelenke (Weil). Bei den beginnenden Prozessen hängt die Ein- 
schränkung der Bewegungsfreiheit mit der Schmerzhaltigkeit des Pro- 


zesses innigst zusammen, denn die Fixation ist wie bei den Gelenks- 


erkrankungen anderer Ätiologie im Beginn rein muskulärer, spasti- 
scher Natur. Die spastische Fixation ‚ist reflektorisch, wird durch 
den Schmerz ausgelöst und verfolgt den Zweck, das schmerzhafte 
Gelenk vor jedem mechanischen Insult zu schützen. Läßt die 
Schmerzhaftigkeit nach, so schwindet auch der Muskelspasmus, nur 
in jenen Fällen, die zu dauernden Veränderungen der Gelenkkapsel 
und der Knochenkonstituentien geführt haben, wird entsprechend 


dem Ausmaß der mechanischen Hemmung eine dauernde Ein- 
schränkung der Bewegung resultieren. 


Bewegungseinschränkung 
findet sich also vorwiegend bei den akuten, intensiv schmerzhaften 


Prozessen, ferner bei den schweren destruktiven Prozessen. Hand 
in Hand mit der spastischen Fixation der schmerzhaften Gelenke 
geht eine Kontrakturstellung derselben einher, die der Mittel- und 
Entspannungsstellung entspricht, durch eine mäßige Flexion cha- 
rakterisiert ist, aber niemals jenen Grad erreicht, wie es bei den 
tuberkulösen Prozessen der Fall ist. | 

Und nicht anders wie hinsichtlich des dolor und der functio 
laesa verhält sich auch die Gelenkslues, was die anderen Zeichen 
der Entzündung betrifft: Die erkrankten.Gelenke können geschwollen 
sein, einen mächtigen Erguß aufweisen, aber auch nur wenig oder 
gar nicht verändert sein, sie können eine lebhafte Rötung der Haut 
zeigen und sich heiß anfüblen, in anderen Fällen aber blaß und kühl 


erscheinen. Bezüglich der Körpertemperatur war früber vielfach der 


Anschauung gehuldigt worden, daß syphilitische Gelenkserkrankungen. 


nur von geringen, nicht aber von höheren oder länger dauernden 


Fiebertemperaturen begleitet zu sein pflegen; wie wenig dies zu- 
trifft, zeigen Fälle, die Harttung anführt, aber auch jene von 
Bonnet, Candela, Jones, Wysocki u. a., bei welchen Tempe- 
raturen auftraten, die völlig jenen bei akutem Gelenkrheumatismus 
entsprechen, manchmal einen leicht remittierenden Typus zeigen 


(Harttung); aber auch dieses Verhalten ist durchaus nicht immer 
zu beobachten (Wysocki). 


Aus diesen kurzen Andeutungen ergibt sich schon die große 
Schwierigkeit einer exakten Diagnosenstellung; namentlich sind es 
der akute Gelenksrheumatismus und die verschiedenen Formen der 
Tuberkulose, die hier differentialdiagnostisch in Betracht kommen; 
auch die Arthritis deformans, die ja mehrfach in Beziehung zur 
Lues gebracht wurde (Heckmann, Stühmer, Dufour-Geismar, 
Dufour-Ravina, Haguenau-Bernard u. a.m.), kann nicht un- 
erhebliche Schwierigkeiten bereiten. Gegenüber dem Gelenks- 


rheumatismus wird vor allem das Versagen der Salizyliherapie 


und das Fehlen irgendwelcher Erscheinungen von seiten des 
Herzens (Harttung, Finger, Schlesinger) maßgebend sein, 
doch hat gerade Salomone über einen Fall berichtet, im 
welchem neben sicher luetischer Gelenksaffektion eine ausge- 
sprochene Kardiopathbie bestand, so daß in difierentialdiagno- 
stischer Hinsicht hauptsächlich Veränderungen des Endokards in 
Frage kommen, die bei länger dauerndem polyartikulärem Rheu- 
matismus fast stets, bei sypbilitischen Arthritiden nie in Er- 
scheinung treten. | 


Gegenüber der Tuberkulose wird man durch Zusammen- 
fassung einer ganzen Reihe von Faktoren in der Lage sein, zu 
einem abgrenzenden Urteil zu gelangen. Bezeichnend für die lueti- 
schen Gelenksaffektionen ist vor allem, daß sie doch in der Regel, 
wenn man von jenen Formen, die als maligne Formen der Knochen- 
syphilis bezeichnet werden, absieht, im allgemeinen mehr oder 
weniger an der Gelenkskapsel Halt machen, während die Tuber- 
kulose zu jenen schweren atrophischen und destruktiven Zuständen 


Knochenatrophie im ‚Röntgenbilde der 


oo 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. . 19. Oktober 
Was zunächst die subjektiven Beschwerden betrifft, so ist die. 


und zu Zerlallsprodukten führt, wie sie eben für die Tuberkulose 
charakteristisch sind. Damit hängt auch zusammen, daß wir an 
unserem Material wenigstens niemals Fälle von Vereiterung syphili- 
tischer Gelenke beobachten konnten. Niemals führt ferner die Ge- 


lenkslues zu so hochgradigen Kontrakturstellungen, zu derartig aus- 


gesprochenen spastischen Fixationen, wie wir sie bei der Tuber- 
kulose in der Regel zu sehen bekommen. Wenn also auch gewisse 
Erscheinungsiormen beiden Krankheitsprozessen als gleichartige 
Reaktion des Organismus auf verschiedene Krankheitserreger zu- 
kommen, so wird dennoch die Beobachtung sonstiger Symptome, 
insbesondere aber des ganzen Verlaufes der Erkrankung die je- 
weilige Atiologie eines solchen Falles klarlegen, den wahren Cha- 
rakter der Erkrankung verraten. Die Pirquetsche Reaktion wird, 
da es sich doch, von der hereditären Lues abgesehen, zumeist um 
Erwachsene handelt, nur mit gewissen Einschränkungen verwendet 

werden können. Von allergrößter Bedeutung in dilferentialdiagnosti- 
scher Hinsicht ist das Fehlen der Muskelatrophie, sowie der 


luetischen Ge- 
lenkserkrankungen. 


Die Bedeutung des Röntgenphotogramms für die Diagnose der 
Gelenkssyphilis , zeigt vor allem die Monographie von L. Freund, 
aber auch neuere Arbeiten von Axhausen, Bering, Cattaneo, 
Eisler, Gastou, Parounagian, Plate, Skinner, Stümpke u.a. 
Uns erschien insbesondere der Mangel der regionären Knochen- 
atrophie im Röntgenbilde, die wir sonst bei allen entzündlichen 
nichtluetischen Erkrankungen schon sehr bald zu Beginn der Er- 
krankung zu sehen gewohnt sind, von größter Wichtigkeit, da wir 

auf diese Weise sichere Anhaltspunkte für die luetische Grundlage 

der Gelenksaflektionen erhalten können. Es ist bier nicht der 
Ort, auf das Wesen der Knochenatrophie und auf die Erklärung 
dieses merkwürdigen Verhaltens einzugehen; mag für die Entstehung 
der arthrogenen Knochenatrophie die Erklärung Strümpells von 
der toxischen Natur zutreffen, mag die Knochenatrophie auf dem 
Wege des Reflexbogens zustande kommen und trophischer Natur 
sein (Charcot), mag sie in einfacher Weise durch Zixkulations- 
störungen infolge regionären Ödems zu erklären sein, sicher ist, 
daß sie in allen Formen der Gelenkssyphilis zu vermissen ist, so 
daß wir damit ein wichtiges, differentialdiagnostisch überaus ver- 


wertbares Moment in der Hand haben, das die luetischen Gelenks- 
'erkrankungen vor allen anderen Gelenksaffektionen verschiedenster 


Ätiologie scheidet. Nur bei lange bestehenden Prozessen mit be- 
trächtlicher Funktionsstörung tritt mit der Zeit ein gewisser Grad 
von Atrophie auf, der sich jedoch nicht auf die gelenksbildenden 
Knochenteile allein beschränkt, sondern diffus auch auf die an- 
grenzenden Diaphysen übergreift und daher nicht als Ausdruck 
einer effektiven Knochenschädigung, sondern als Inaktivitätsatxophie 


‚gedeutet werden muß; selbst in diesen Ausnahmefällen erreicht die 


Atrophie niemas so hohe Grade, wie wir sie sonst bei Tuberkulose, 


Polyarthritis rheumatica, Gonorrhoe, und zwar schon in den ersten 
Anfängen der Erkrankung finden. 


Ferner wird in zweifelhaften Fällen die serologische Unter- 
suchung zur Diagnosenstellung heranzuziehen sein, die namentlich 
dann, wenn sie, positiv ausfällt, ein’ wichtiges Kriterium darstellt; 
man darf sich aber dabei keineswegs begnügen, die Wa.R. mit dem 
Serum des Patienten anzustellen, sondern wird insbesondere auch 
das Gelenkspunktat einer solchen Untersuchung unterziehen müssen 


(Reschke). Eindeutig geklärt werden namentlich jene Fälle er- 


scheinen, bei welchen etwa einem negativen Ausfall der serologi- 
schen Blutuntersuchung ein positives Ergebnis der am Gelenks- 
punktat vorgenommenen Prüfung gegenübersteht, ein Vorkommen, 
das allerdings von mancher Seite (Poehlmann) geleugnet wird. 
Endlich wird — vorausgesetzt, daß es sich nicht um abgelaufene 
Prozesse handelt — auch das therapeutische Experiment in manchen 
Fällen zur Klärung beitragen und es ist durchaus berechtigt m 
jenen Fällen, in denen man: nicht weiter zum Ziele kommt; be- 
sonders gegenüber den ıheumatoiden Erkrankungen wird das Ver- 
sagen der Salizyltherapie, der prompte Erfolg der Joddarreichung 
— oral, intramuskulär, intravenös oder wie jüngst von H. Schle- 
singer für spätluetische Gelenkserkrankungen empfohlen wurde intra 
ariikulär —, sowie einer Quecksilber-Neosalvarsanbehandlung event 
der Verabreichung von Wismut (Dufour, Duchon und Duraud 
Gastou) von Bedeutung sein; der Tuberkulose gegenüber ist die 
natülich cum grano salis zu nehmen, da auch hier das Quecksilbei 
und insbesondere das Jod, den Krankheitsprozeß günstig zu beem 
flussen vermögen. Dagegen wird bei der Tuberkulose die Strahler 


behandlung, insbesondere das, Röntgenverfahren in den meiste 
Fällen einen deutlichen Effekt auslösen. 


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dem Bilde einer. Polyarthritis rheumatica verlaufen’ und viel- 


` - Syńovia bestehen, erschwert natürlich eine Klassifizierung der Ver- 


wurde. Vor allem muß jeder‘ Versuch einer Einteilung mit der 


Prozesse an der Synovia oft schon ein ‘Jahr nach stattgehiabter In- 
 fektion auftreten können. Aber auch eine pathologisch-anatomische 


.. analog der Gelenkstuberkulose — ist unseres Erachtens nicht völlig 
. „ . Stichhaltig, da es fungöse Formen gibt, die sich nicht auf die Kapsel | 


.. Gruppen zusammenfassen möchten. 


. _ €s sind dies. polyartikuläre Fälle, die entweder als. verhältnismäßig | Incontinentia urinae et alviund die Re 
- . ‚leichte Schmerzattacken mit ‚geringgradigen Allgemeinerscheinungen, J- Heurologische Untersuchung ergab, 
Temperaturanstiegen und geringfügigen lokalen Erscheinungen in | die Wahrscheinlichkeit einer leich-. 
der Frühperiode der Syphilis auftreten, und zwar zumeist zur’ Zeit | ten Meningomyelitis. Lumbalpunk- E aA 
‚oder sogar noch vor (Harttung, Montpellier und ‘Lacroix, | Sa a a Era ‚Ze el SUR 
Bonnet). Ausbruch des ersten Exanthems; diese Erscheinungen. sind P en vol | De i ae paa a RL 
. zumeist ganz flüchtiger Natur und klingen olt schon nach wenigen (11. Jan. 1922) S Das rechte Kai er HN 
| Tagen ab, weshalb „sie auch vielfach vou verschiedenen Autoren gelenk ae sndaderid -stark DIRS 
` mit jenen len: Allgemeinerscheinungen zugehörigen Gelenksschmerzen schmerzhaft, die- Haut darüber a 
‚identifiziert wurden, die, auch bei‘ anderen, ‚Infektionen vielfach. in leicht gerötet, die Schwellung ct- BC 
‚Erscheinung treten. Harttung weist indes nachdrücklich darauf | was geringer; . Umfang, über’ der ANEA GN 
hin, daß dies fälschlich geschieht, da wir jà mitunter sehen, daß | Patella gemessen,. 29cm. Die en 
bei neuen Exanthemschüben diese ‚Gelenkseischeinungen oft .ex- een en er- RES 
azerbieren, anderseits nicht selten zum vollausgeprägten Bilde- einer Re do ee be a N 
- schweren Arthritis sich entwickeln. Das vollausgeprägte Bild einer | 5754m fallendo Verschmilerion Bei: 
'Polvarthritis r EE A T l RE „| eine ‚auflallende Verschmälerung RAN. 
„Olyarthritis rheumatica bieten jene schweren Formen, die in der des früher cher verbreiterten Ge- 
Frühperiode. und auch in den späteren Perioden der Syphilis als lenksspalts, ‚Usurierung der Ge- N. 
polyartikuläre Gelenkserscheinungen in Erscheinung treten, ver- | lenksfazetten, keine Atrophie (Ab- DE 
bunden "mit sehr hohem, gelegentlich intermittierendem Fieber, bildung 1). In der Folgezeit wird RD 
a heftigen, ‚zuweilen des Nachts exazerbierenden Schmerzen und in- |. eine neuerliche gemischte Behand- RN 
tensiven lokalen Erscheinungen; derartige Gelenke fühlen sich .heiß | u Quecksilber | ES 
: ur s. -i ae F f TN ; : i 3 .- . : » x DER 
‚au, zeigen regionäres Ödem und Rötung und mehr oder minder | (Piphasol) eingeleitet und’am2. Juni, ' SEN 
beträchtliche Schweihn ee | x shaftiekeit be- 1922 kann Pat. wesentlich gebessert | ERS 
wellung. . Entsprechend, der Schmerzhaftigkeit be- | - SR > K ; ' : 
DEE VHUNS. | À en ; j in ambulatorische Behandlunge ent- ` GN SES C O 
tel i 8 3 
steht auch Einschränkung der Beweglichkeit ‘und Neigung zür Kon- | Jassen warden. Be: > N] 


hier auszugsweise wiedergegeben. 


über den N 


° irgendwelche Erscheinungen. Wa,R. positiv (25. Oktober 1921), weshalb 


n x > E ; x ee RAN i i , 
i : kg ? u fi X " E , £ r. z n i PI ar a ý Me) 
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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.42. 


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Feine’ komplette antiluetische Therapie mit: Neosalvarsan- und Queck- 


Klinik. ° a ee 

Das Tneinandergreifen der verschiedenen pathologisch-anato- | 
mischen Vorgänge, von denen später die Rede‘ sein soll: und’ die, 
kurz zusammengefaßt, bald in einer gleichmäßigen Verdickung: der 
Synovialmembran. bald in Gelenk ergüssen, Bildungen . papulöser . 


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und gummöser Infiltrate, in Wucherungen und Zottenbildungen der 


‚silberinjektionen (Diphasol) -eingeleitet wird. 0 4 o 
`» Verlauf: 31. Oktober. Starke Schmerzen im linken Kniegelenk, 
‚ welches mäßig geschwollen und leicht gerötet ist. Temperatur ist seit 

| gestern auf 30,10 gestiegen 00 
u 2. November. Das linke’ Kniegelenk wieder vollständig normal, 


‘das rechte dagegen stark angeschwollen, ‚außerordentlich schmerzhaft, 
so daß dieses Bein überhaupt nicht bewegt werden kann. | 
< _. 8. November. Das’ rechte Sprunggelenk ebenfalls geschwollen und 
 stark:schmerzhaft.. Temp. ständig. über 390, . Anorexie. . ` 
"` T. November. Die Schmerzhaftigkeit erstreckt. sich nunmehr auch 
'auf das rechte Hüftgelenk, das ‘ganze Bein, besonders aber das Knie- 
gelenk stark ödematös. Da Pat: gegen Salizyl (5,0—10,0 per Klysma 
täglich) .sich refraktär verhält, wird Jadnatrium .10,0/100,0 dreimal 
täglich èin Eßlöffel verabreicht. Pa RER eh 
` < 10. November. Röntgenbefund: Im 'Knie- und im Sprunggelenk 
keinerlei anatomische Veränderungen nachweisbar; die Gelenkstlächen 
erscheinen glatt und ebenmäßig, an keiner Stelle lädiert,. der Gelenks- 
spalt’ erscheint -von normaler Breite; insbesondere auch keine Zeichen 
‚von Knochenatrophie.e. 0 E o RR ! 
`` 14- November. -Schmerzen im rechten Kniegelenk andauernd schr 
heftig; Umfang: des stark geschwollenen Gelenks, über der Patella gc- 
. messen, 88 cm, Ballottement der Kniescheibe; Temp. andauernd hoch, 
' bis über 892° ansteigend. -. 02.0 a 
. -21.November. Starke Schmerzhaftigkeit'an.der Tuberositas tibiae, 
- Schmerzen im Kniegelenk etwäs geringer, ebenso auch die Schwellung, 


änderungen bei Gelenksaffektionen luetischer Ätiologie -(Harttung), | 
und zwar vom Gesichtspunkt des Pathologen wie auch des Klinikers, 
obwohl solche Einteilungen oft und: oft versucht worden sind, -so 
von Virchow, Borchart, Finger, Schüller, Lang und Ull- 
mann, Stümpke u. a; es erklärt aber auch vielleicht die. 
Schwierigkeit bei der Diagnosestellung, auf die oben‘ verwiesen 


Tatsache‘ rechnen, daß ‘die verschiedenen Erscheinungsformen der' 
Gelenkslues von den zeitlichen Phasen der konstitutionellen Syphilis 
ziemlich unabhängig sind; so verweist Plate darauf, daß. gummöse 


Trennung in irritativ-entzündliche und. gummöse Formen, wie sie 
von vielen Seiten versucht wurde, ist nicht recht aufrechtzuerhalten, 
weil die klinischen Entwicklungsformen außerordentlich verschieden 
sind, teils in Form bekannter, teils als seltenere atypische Krank- 
heitsbilder auftreten und jeder Schematisierung ausweichen. Auch 
die. Trennung in zwei Formen — in die synoviale.und ossäre Form, 


Umfang: derselben, über der: Patella gemessen, 36 cm. Eure 

a 5 November. Gipsverband zwecks Ruhigstellung ‘des erkrankten, 
- noch immer. schmerzhaften .Gelenks. aa win, De eN 

.,, 90. November. Schmerzen etwas geringer, leichte Bewegungen 
sind bereits möglich. . Temp. etwas niedriger bis 38,30, 

1. Dezember. Kniegele nkspunktat: Wa.R. komplett positiv. Am 
“Nacken ein deutliches Leukoderma syphiliticum, entsprechend den Efflo- 
‚reszenzen des vorangegangenen Exanthems. Schmerzen'im Kniegelenk. 


allein beschränken, sondern- auch: auf den Knochen übergreifen: 
‚Wenn also auch eine Einteilung, . entsprechend den aufeinander- 
folgenden Stadien der Syphilis oder in anatomischer Hinsicht, kaum. 
` einzuhalten ist, so.lassen sich dennoch vom Standpunkt des Klinikers 
gewisse Typen. in der Fülle der Krankheitsbilder erkennen, die |. 
Y ' K] Ar = i T D t3 pa u i 
wir aus praktischen - wie aus didaktischen Gründen in folgende Temperaturanstieg* bis 88,2%, die Schmerzen ließen wesentlich nach, 
| ebenso die Schwellung des Kniegelenks. In den letzten Tagen des 
Dezembers dagegen trat wieder eine Verschlimmerung des Befindens 
ein, die Temperaturen stiegen wieder an, es traten wieder Schmerzen . 
in: den Beinen, namentlich‘ aber En e 
‚ im rechten Knie aut (24. Dezember); - 
es zeigten sich Erscheinungen von __. 


+ 


Zur ersten Gruppe gehören jene Fälle, die klinisch unter 


= ee i i Z : "Abbildung i PO 
fach auch unter dieser Bezeichnung ein unerkanntes Dasein führen; J 


takturstellung; ein hierher gehöriger Fall eigener Beobachtung sei, 


= F. F. käuferin. 1 i inderkrankheiten : Be -7 Purna - en 
hat Pa. nur Masern und Keuchhusten durdigomacht at 15 Jahren | Makulöses Exantkom aufwies, unter heftigen Schmerzen und Tem- 
erste Menstruation, vor einigen Monaten erster Koitus, vor 3 Monaten | Peraturanstieg bis über 39° Schwellungen beider Kniegelenke, des 
letzter Verkehr. Vor etwa 3 Wochen trat bei der Pat. ein Exantbem auf, | rechten Sprung- und Hüftgelenks auftraten; während aber die Er- 
das sie veranlaßte, am 25. Oktober 1921 Spitalsbehandlung aufzusuchen. | scheinungen im linken Kniegelenk, sowie im rechten Sprung- und 
Status praesens: Mittelgroße Pat. in' gutem Ernährungszustayd; | Hüftgelenk bald’ wieder geschwunden waren, also der ersten Unter- . 

an, der Haut des Stammes und der Extremitäten ein großmakulöses | | rürd 
xanthem, dessen -einzelne Efifloreszenzen deutlich urtikariell über das 
autniveau. leicht emporragen. Nach aufwärts- reicht das Exanthem 
acken- bis an die Haargrenze;, nach abwärts erstreckt es 
ee den Hand-, bzw. Fußrücken; die Anordnung der einzelnen, 
5 Ls größeren, teils kleineren Effloreszenzen entspricht der Spaltrichtung 
aer Haut., Weder im Mund noch an der Vulva und sonst am Körper 


‚entwickelte sich im rechten: Kniegelenk ein schwereres, dem akuten 
Gelenksrheumatismus außerordentlich ähnliches Krankheitsbild. Das 
‚auffallend refiaktäre Verhalten gegenüber Salizylpräparaten, das 
gleichzeitige Vorhandensein sekundär-luetischer Erscheinungen ließen 
die Annahme einer einheitlichen Ätiologie als zumindest möglich 
erscheinen; der komplett positive Ausfall der Wa.R., vorgenommen 


sich bis auf 


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‚.In den folgenden Tagen trat nun. eine:merkliche Besserung ein; o! 
. die Temperaturen gingen zurück, sanken gelegentlich.bis zur Norm ab, : . 
allerdings zeigte sich in der. Fieberkurve auch wieder stellenweise- rr 


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. - Eine kurze 'Epikrise des geschilderten Falles ergibt also, daß En 
‚bei einer 17jährigen Patientin, die ein der Frühlues angehörendes 


abteilung dieser Gruppe unserer Einteilung entsprechen würden, > 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


` 19. Oktober - 


am Gelenkspunktat, rechtfertigte diese Annahme vollauf, obwohl 
dieses Bild durchaus nicht den milden Typus aufwies, den Fournier 
im Vergleich zu den stürmischen Erscheinungen des akuten Gelenks- 
rheumatismus hervorhebt, sondern gerade durch seine Akuität außer- 
ordentlich an diese letztere Affektion erinnerte. Derartig stürmisch 
verlaufende Krankheitsbilder sind durchaus nicht so selten, Bering, 
Bonnet, Candela, Finger, Gastou, Harttung, Mracek, 
Pirilä, Scheuer, Wysocki haben über derartige Fälle berichtet, 
die unter ziemlich heftigen lokalen und Allgemeinerscheinungen im 
'Frühstadium der Lues zur Beobachtung gelangen, meist gleichzeitig 
mit irgendwelchen anderen Erscheinungen von sekundärer Lues. 
Es gibt indes Fälle, wo das Auftreten der Gelenksaffektion dem 
Exanthem voraneilt; Harttung erwähnt dies, Bonnet schildert 
einen derartigen Fall von frühzeitigem Auftreten von Gelenks- 
alfektionen vor der Roseola, schon zur Zeit der ersten Drüsen- 
schwellung und außerordentlich instruktiv in dieser Hinsicht ist 
namentlich der Fall von Montpellier-Lacroix, bei dem es bei 
einem Patienten mit abgeheiltem Ulkus des Sulcus coronarius und 
Lymphadenitis noch vor Ausbruch des makulo-papulösen Exanthems 
zur Schwellung beider Kniegelenke kam und das Gelenkspunktat 
komplette Hemmung aufwies. In pathologisch-anatomischer Hinsicht 
handelt es sich bei den frühluetischen Gelenksaffektionen um ein- 
fache Arthralgien, wie man sie ja auch sonst bei Infektionskrank- 
heiten beobachten kann — auf Gelenksaffektionen bei Dysenterie 
hat der eine von uns (Brünauer) gelegentlich einer früheren Mit- 
teilung hingewiesen —, um einfache Arthritiden und Synovitiden, 
die sich vollständig zurückbilden können, wie dies am linken Knie- 
gelenk, sowie am rechten Sprunggelenk und rechten Hüftgelenk 
unseres Falles zu beobachten war. Es kann aber auch ein seröser 
Erguß sich entwickeln, der nun lange Zeit bestehen bleiben kann, 
ohne daß die Gelenksbestandteile irgend eine Veränderung aufzu- 
weisen brauchen. Diese Erscheinungen sind Reaktionen der Synovia, 
hervorgerufen durch Anwesenheit von Spirochäten, die wieder auf 
dem Blutwege in das Synovialgewebe gelangt sind und hier entweder, 
wie geschildert, zu einer gleichmäßigen Verdickung der Synovial- 
membran und Gelenkserguß oder aber zur Bildung papulöser und 
summöser Infiltrate, zu Wucherungen und Zottenbildungen der 
Synovia führen, zu Erscheinungen, die vielleicht schon der späteren 
Lues angehören, aber auch schon sehr frühzeitig auftreten können. 
Harttung hebt dies besonders hervor und auch Plate weist nach- 
drücklich darauf hin, daß gummöse Prozesse oft schon ein Jahr nach 
stattgehabter Infektion nachweisbar sind. Wir können uns also 
vorstellen, daß diese Prozesse ganz analog wie bei der Tuberkulose 
durch eine Überschwemmung des Organismus mit den Krankheits- 


erregern entstehen, wobei aber die Frage offen bleibt, ob es sich 


in diesen Fällen um eine rein seröse Synovitis, um papulöse oder 
vielleicht sogar gummöse Veränderungen handelt; auf jeden Fall 
bleiben aber die Veränderungen zum großen Teil doch auf die 


Kapsel beschränkt, während die Tuberkulose nicht mehr locker läßt 
und zu ausgedehnten destruktiven und atrophischen Zuständen führt, 
wie sie zum Bilde der Gelenkstuberkulose gehören; aus diesem 
Grunde finden wir auch bei dieser Form luetischer Gelenksaffektionen 
im Röntgenbilde zumeist keine gröberen Veränderungen der 
Gelenkskörper. 

Derartige syphilitische Pseudorheumatismen treten aber nicht 
nur in der Frühperiode der Lues auf, sie kommen, allerdings selten, 
auch in den späteren Stadien der Syphilis zur Beobachtung. Schon 


in der alten Literatur finden sich derartige Fälle, so wurden solche 


von Duffin beschrieben, Bäumler erwähnt das nicht so seltene 


Auftreten rheumatoider Erscheinungen in der sogenannten tertiären 


Periode, Schuster, Harttung und zuletzt H. Schlesinger haben 
auf derartige, in der späteren Lues auftretende Gelenksprozesse 
bingewiesen; sie sind charakterisiert durch ihre ebenfalls akuten, 
der Polyarthritis rheumatica ähnlichen, allgemeinen und lokalen 
Erscheinungen, wobei die Schmerzen außerordentlich intensiv sein 
können und des Nachts zumeist exazerbieren, ferner durch ihr gegen 
Salizylpräparate refraktäres Verhalten und das außerordentlich 
prompte Reagieren auf Jod (Bäumler, Duffin, Harttung, 
Finger u. A). Differentialdiagnostisch kommen bei diesen luetischen 
Pseudorheumatismen die echte Polyarthritis rheumatica, die 
gonorrboischen und tuberkulösen Gelenksaffektionen in Betracht. 
Bei der Gonorrhoe sind es nur gewisse frische Formen, die ein 
ähnliches Bild aufweisen, unter den tuberkulösen Erkrankungen der 
Gelenke der tuberkulöse Rheumatismus (Poncet), eine mehr oder 
weniger akut auftretende, stets polyartikuläre, synoviale Tuberkulose, 
die klinisch ganz ähnliche Erscheinungen wie der akute Gelenks- 
rheumatismus hervorruft. Für die Diagnose der syphilitischen 
Gelenksaffektionen ist das Fehlen der Knochenatrophie im Röntgen- 
bilde eines der wichtigsten Merkmale. Durch den Mangel der 
Knochenatrophie ist der Pseudorheumatismus lueticus von dem 
echten Gelenksrheumatismus, von den gonorrhoischen und tuber- 
kulösen Pseudorheumatismen eindeutig geschieden. Zeichen einer 
früher stattgehabten luischen Infektion oder manchmal gleichzeitig 
vorhandene syphilitische Manifestationen, sowie insbesondere der 
positive Ausfall der Wa.R., zumal im Gelenkspunktat, eventuell der 
Nachweis von Spirochäten in der Gelenksflüssigkeit sichern in diesen 
Fällen die Diagnose. Neben diesen ausgeprägten Krankheitsbildern 
sind noch Fälle zu beobachten, . in welchen, ohne daß akute Er- 
scheinungen den Beginn des Prozesses anzeigen, sich ganz all- 
mählich ein Hydrops der Gelenke entwickelt, der aber in ein 
ehronisches Stadium übergeht, in welchem die Gelenke schmerzlos, 
freibeweglich bleiben und niemals die Neigung zu Kontrakturen 
zeigen. Bemerkenswert ist, daß in diesen Fällen, für deren Erkennung 
das oben Gesagte gilt, der Hydarthros doch keine höheren Grade 


erreicht, von relativ kurzer Dauer ist und auch auf die eingeleitete 
spezifische Behandlung prompt reagiert. (Schluß folgt.) 


Die Beziehungen zwischen Ovulation 
und Menstruation. *) 
Von Prof. Dr. Otto Grosser, Prag. 


Es ist eine heute feststehende Tatsache, daß das Ovarium das 
führende Organ im menstruellen Zyklus ist; und da die Ovulation 
den auffälligsten und wichtigsten Vorgang am Ovarium darstellt, 
so ist es begreillich, daß man diese führende Rolle auf die Ovulation 
übertrug und namentlich in den letzten zwanzig Jahren eifrigst be- 
müht war, die in der Funktion des Uterus herrschende Regelmäßig- 
keit auch für die Ovulation zu erweisen, mit anderen Worten einen 
festliegenden Ovulationstermin aufzufinden. Bekanntlich hat Fränkel 
durch direkte Beobachtung an Ovarien lebender Frauen den 18. oder 
19. Tag post menses ine. als Ovulationstag bezeichnet, weil er durch- 
schnittlich zu dieser Zeit ein großes, hochrotes, leicht blutendes 
Corpus luteum fand, aber später eine gewisse Vordatierung des 
Termins zugelassen. Zweifellos braucht nun ein derartiges Corpus 
luteum eine gewisse Zeit zu seiner Entwicklung. Auf histologischem 
Wege sind Robert Meyer, Ruge d. J, Marcotty, Robert 
Schröder u. A. zu einem früheren Termin gelangt, der sich aber 
schließlich doch nicht zu weit von dem Fränkelschen entfernt 
(nach Schröder ist es der 14.16. Tag), so daß man sagen kann, 


*) Nach einem im Verein deutscher Ärzte in Prag am 2. Mai 1924 
gehaltenen Vortrag, 


| dings besonders 
| Fränkel diese 


Abhandlungen. 


die Ovulation findet hiernach etwa in der Mitte des Intervalls statt 
und entspricht auch annähernd dem sogenannten Mittelschmerz. 
Auch beim Affen (Macacus) findet sich nach Corner (1928) eine 
(spontane) Ovulation etwa am 14. Tag, bei 27tägigem Zyklus. Wir 
selbst haben wiederholt eine andere Meinung vertreten. Aus allen 
Statistiken geht hervor, daß das Konzeptionsoptimum ungefähr auf 
den 8. Tag (den 5.—10. Tag nach den verschiedenen Angaben) fällt, 
und diesen Termin haben wir auch als den häufigsten, aber nicht 
ausschließlichen Ovulationstermin bezeichnet. Hier liegt wirklich 


ein Naturexperiment vor, welches den Zeitpunkt größter Vitalität 
der Geschlechtsprodukte erkennen läßt. 


Es ist natürlich längst bekannt, daß Konzeption so ziemlich 
jederzeit — vielleicht mit Ausnahme des 1. Menstruationstages — 
‘eintreten kann; und alle Autoren, die einen einigermaßen festliegen- 
den Ovulationstermin annehmen, sind genötigt, entweder die Spermien 
oder die Eier, je nach der Lage der Termine, tagelang, ja wochen- 
lang auf die Imprägnation (Befruchtung) warten zu lassen, Ja manche 
(Pryli) sind so weit gegangen, die Verschiedenheit zwischen Kon- 
zeptionsoptimum und Övulationstermin geradezu als Beweis für ein 
regelmäßiges Überleben der Spermien im weiblichen Genitale bin- 
zustellen. Ein solches Überleben der Geschlechtszellen lehnen eh 
nun auf Grund vergleichend entwicklungsgeschichtlicher Befunde 
für die meisten Fälle durchaus ab. Für die Spermien kann aller- 


auf Grund der Angaben von Nürnberger = 
Möglichkeit nicht ganz in Abrede gestellt wer en. 


E S BESEZEN.ı 07 i € 
19: Oktober 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. | a 1457 
i ——— nn = ` E t . i y. ' i a - 
‚Aber in der Regel werden Höhne und Behne Recht haben, die, Hiernach begann die Entwicklung: e 
wie das für die meisten Säuger gilt, den Spermien in einem gesunden am 2. Tag imal, Fall Merttens, 
weiblichen Organismus nur eine kurze Lebensdauer zuschreiben. Am „on Lan B | 
Ort der Befruchtung können sie ohne weiters in 1—2 Stunden an- n A ” A no» Sranl-Beheke | en > 
gelangt sein. Keinesfalls kann man das Konzeptionsoptimum aus ” 12. ee ? j en 
einem förmlichen physiologischen Reifungsprozeß erklären, den die >40. 9 ternod Grat Spee-Gle., 
, Spermien während mehrerer Tage, bis zum normalen Ovulations- > 15.. 1i > 5, Graf Spee-v.H. DE 
.termin, in der Tube durchmachen müßten. „16. „ 2 „  „ Grosser-Sch.3, Rossenbeck, 
Viel bestimmter noch kann man sich über die Eizelle aus- „17. „ 1, „ Grosser-Kl.13, | 
sprechen. Das aus dem ee Ei Bu u n o n i no on N | ZZ: on 
Stunden befruchtungsfähig, und hierfür gibt es zwei Gründe. Ein- n i% y nm Mall a9, 7 ' 
mal stehen bei allen Säugern, auch beim Affen (Corner 1923), die n o n $ non mar iE- SCH., Delporte, Bee 
_ Reifungsteilungen des Eies in fester, wenn auch nicht immer ganz oag a” " Bryce-T eacher, Reichert, zZ 
gleicher Beziehung zur Ovulation; sie werden aber spontan nur. bis ” o "1. > Möllendorff-OP. - 


bekannt sind, 


zur zweiten Richtungsspindel geführt und erst unter dem Einfluß 
der Besamung beendet. Das Ei verharrt also auf einer sehr labilen 
Entwicklungsstufe, mitten in der Mitose, und wartet auf das Sper- 
mium; dringt dieses nicht ein, so degeneriert das Ei. Andererseits 
wird jedes Ei, befruchtet oder nicht, vom Mechanismus des Eitrans- 
portes erfaßt und gegen den Ausgang des Genitales geführt. Es 
braucht eine bestimmte Reihe von Tagen, um zur Anheftung an 
die Schleimhaut befähigt, implantatiensreif, zu werden (Sippel, 


Hitschmann und Lindenthal). Wäre es selbst noch verspätet 
. befruchtungsfähig, so wäre es doch nicht mehr imstande, rechtzeitig 


auf seiner Wanderung die Implantationsreife zu erlangen, sondern 
würde vorher . ausgestoßen... Tatsächlich sehen wir auch bei den 
Säugern immer wieder, daß nur bei frischgelösten Eiern die Be- 


‚Iruchtung gelingt, bzw. Gravidität eintritt. 
Ein solcher Versuch wurde von L.L.Lewisi) in größerem Maß- 


stab gemacht. Beim Schwein sind die aus den Follikeln entleerten 
Eier noch am 6. oder 7. Tag ziemlich unverändert im Uterus zu finden 
(Corner 1921), die Befruchtbarkeit aber ist nach Lewis auf die ersten 
Stunden beschränkt. Auch die zytologisch scheinbar normalen Eier 
sind demnach binnen kurzem nicht mehr entwicklungsfähig.. 


Nun gibt es bei den Säugern zwei Typen ‘der Ovulation, die 
spontane, wie beim Schwein, und die durch den Koitus provozierte, 
wie beim Kaninchen, bei welchem ein Corpus luteum ohne Gravidität 
nur durch besondere Kunsigriffe (Belegen durch einen Bock mit 
resezierten Ductus deferentes, Moreaux) zu erzielen ist. Es ist wohl 


am einfachsten, auch für den Menschen beide Möglichkeiten anzu- 


nehmen, wie dies schon einzelne Gynäkologen, z. B. Zangemeister, 
und unter den Anatomen Triepel getan haben; dann ist die 


Ovúlation zur Zeit des Konzeptionsoptimums eine provozierte oder 
artefizielle, und der Schrödersche oder Fränkelsche Termin 


entspricht der Spontanovulation. Man darf nur beim Vergleich mit 
den Säugern nicht übersehen, daß bei diesen die Ovulation viel 
fester an einen physiologischen Termin geknüpft ist, während beim 
Menschen, wahrscheinlich erst als Folge der Domestikation, beide 
Möglichkeiten zeitlich verschieden liegen. 

.., Es gibt aber auch einen direkten Weg, um zu zeigen, daß 
nicht nur die Konzeption, sondern auch die Imprägnation (Ver- 
einigung der Geschlechtszellen) so gut wie jederzeit eintreten kann. 
Wir haben aus der Literatur die Fälle junger Graviditäten mit 
bekannten Konzeptions- und Menstruationsdaten zusammengestellt. 
Hier gestattet der jeweilige Entwicklungsgrad eine strenge Anord- 
nung nach dem Alter. Von 17 Fällen, in denen beide Termine 
‚fügen sich. 8 ganz zwanglos zu einer aufsteigenden 
Reihe; von den anderen ist wenigstens bei einem die Differenz 
(zwei Tage) so klein, daß sie aus dem Überleben der Spermien 
ohne weiteres erklärt werden kann. Von den restlichen 8 Fällen 
ist in einzelnen, bei denen der Embryo sicher älter ist als angegeben, 
offenbar die Anamnese falsch; in den anderen, bei denen er jünger 
ist, muß es heute noch offen bleiben, inwieweit an ein Überleben 
der Spermien zu denken ist. Jedenfalls sind solche Fälle für eine 


Altersbestimmung unverwendbar. In der ersten Hälfte der Fälle 


ist es schon wegen der Geschlossenheit der Reihe ganz sicher, daß 


die Entwicklung in gleichen Abständen von der befruchtenden Kohabi- 
tation, aber 


ein kleiner sein kann, wird sich noch im Folgenden ergeben. Diese 
Fälle ergeben nun mit 13 weiteren Fällen der Literatur, von 

denen nur die Menstruationsdaten bekannt sind, eine Tabelle, aus 

der sich der Entwicklungsbeginn, bezogen auf den menstruellen 

Zyklus, für alle Fälle mit großer Sicherheit bestimmen läßt: 

| 1) Bull. Okla. Agric. Exp. Station, Oklahama 1911, zit. nach Hart- 

Mann, Am. Journ. Obst. a. Gyn., Vol. 7, 1924. 


zu sehr ungleichen Zeiten innerhalb des menstruellen 
Zyklus, begonnen hat. Daß der Abstand von der Kohabitation nur. 


Die Namen d 
durch den Druck hervorgehoben. | | 


. Die Fälle verteilen sich ziemlich gleichmäßig über den ganzen 
Zyklus. Bis zum 15. Tag einschließlich sind 9 Fälle verzeichnet, nach 
dem 15. Tag 12 Fälle?). Merkwürdigerweise tritt das Konzeptions- 
optimum hier gar nicht in Erscheinung: die späten Fälle sind sogar’ 
in der Majorität. | | | | u 

Entwicklungsbeginn und Ovulation fallen nun nach unseren 
vorstehenden Ausführungen zusammen; die spät gezeugten Fälle ent- 
stammen einer entsprechend gelegenen Ovulation. Es ist daher nicht 
möglich, ‘allein mit der Annahme einer Provokation der' Ovulation 
vor dem normalen Termin, also einer Frühovulation, auszukommen, 
sondern es'muß auch eine Spätovulation geben. Die Hauptschwierig- 
'keit bleibt dann immer die ofienkundige Unregelmäßigkeit in der Ent- 
wicklung. der inkretorischen Apparate des Ovariums. Triepel hat 
zwar zur Stütze seiner Annalme einer provozierten Ovulation die 
Meinung ausgesprochen, solche Ovulationen seien in der Regel von 
Gravidität gefolgt, und deshalb komme eine Störung der Menstruation 


I 1 re | 
der Fälle mit bekanntem Konzeptionsdatum -sind 


‚ dureh verfrühte Corpus luteum-Bildung. nicht zur Auswirkung. Doch 
versagt diese Hypothese bei den Spätkonzeptionen. Vielleicht ‚aber 


ist folgender Ausweg gangbar. Ä 


Zwischen zwei Menstruationen muß es nicht unbedingt zur 


Ovulation, d. h. zur Ruptur eines Follikels kommen, sondern der 
Follikel kann auch ohne Störung des Zyklus atretisch zugrunde gehen, 


wobei das Ei noch eine Zeitlang, bis nahe an den Eintritt der Blutung, 


in ihm lebendig bleiben. kann. Wir sehen ja auch beim Kaninchen 
die nächste Brunst bei unterbliebenem Belegen ohne Corpus luteum, 


also wohl unter dem Einflusse der atretisch gewordenen Follikel, ein- 


treten,. und der Unterschied zwischen einem solchen Follikel und 
einem Corpus luteum ist vielleicht kein gar so großer. Von gynäkolo- 
gischer Seite (Leopold) wird schon lange die Ansicht vertreten, 
daß Menstruation ohne Ovulation auftreten kann, und gerade hierfür 


haben in letzter Zeit die schon mehrfach zitierten Beobachtungen 


Corners an Macacus?) eine neue und ziemlich gesicherte Grundlage 
gebracht. Freilich gehen diese Befunde noch weiter als unsere An- 
nahme, und es braucht hiernach überhaupt nicht immer zur Vernichtung 
eines -Follikels zwischen zwei Menstruationen zu kommen: die heute‘ 
scheinbar so gesicherte Beziehung zwischen Follikel resp. Ei und 
Zyklus wird hier durch direkte Beobachtung stark in Frage gestellt. 

. Zusammenfassend möchten wir also unsere Hypothese in 
folgender Weise formulieren: Es gibt beim Menschen. eine 'Spontan- 
ovulation in der'Mitte des Intervalls, die aber auch ohne Störung des 
Zyklus aus unbekannten Gründen (sofern man sich nicht mit dem 


. Schlagwort der Domestikation begnügen will) ausbleiben kann; dann 


kommt es zur Atresie des betreffenden Follikels, in dem aber das Ei 


noch nahezu bis zum Einsetzen der Menstruation am Leben bleiben 
kann. Kohabitationen können nun entweder am normalen Follikel vor . 


der Normalzeit oder am überfälligen (atresierenden) Follikel nach 
dieser Zeit zur Ruptur und zur provozierten (artefiziellen) Ovulation 
führen. In allen Fällen tritt in Zusammenhang mit der Follikelruptur. 


die Reifung der Eizelle ein, oder vielmehr sie kann eintreten und Kon- 


zeption im Gefolge haben. Nun ist sowohl bei Früh- wie bei Spät- 
konzeptionen der Sexualakt der unmittelbare Anlaß zur Ovulation, 


und dies ist der Grund, weshalb wir annehmen, daß die Besamung 


2) Im Wesentlichen bringt dieses Ergebnis nichts Neues. Aber 


‘Fränkels Behauptung: Vom Beginn der Menses bis’ zum 18. oder 


19. Tag nachher „ist die Frau steril“ (auch im Original gesperrt 

gedruckt, Kapitel Physiologie der weiblichen Geschlechtsorgane, S. 577, 

in Bd.Ivon Halban-Seitz, „Biologie und Pathologie des Weibes“; 1928) 

ist damit definitiv widerlegt.. Sie hat aber sicherlich auch die schon 

bisher bekannten Tatsachen Selen einer-Theorie übersehen. 
3) Carnegie Contrib. to Embryol., 1923, Nr. 75. ' 


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in zwei Arbeiten des Verfassers: „Junge menschliche Embryonen (der - 
` dritten und vierten Woche)", Ergebn. d. Anat. u. en ehe 


| 70.4924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.42. =. 19.’Oktober. 


in den meisten Fällen der Befruchtung nur um wenige Stunden 
voraus geht. u ee | 
'Selbstverständlich ist diese ganze Annahme nur eine Arbeits- 
hypothese, und es liegt vor allem in der Hand der Gynäkologen, sie 
zu bestätigen oder zu widerlegen. - Aber eine Widerlegung müßte 
hauptsächlich zwei Punkte erklären können: Den Widerspruch zwischen 
Konzeptionsoptimum und spontanem Ovulationstermin und die Mög- 
lichkeit einer Konzeption auch nach diesem Termin. Die Vorstellung 
vom Überleben des Eies aber darf als Erklärungsprinzip nicht mehr . 
herangezogen werdeh. | l 


Die ausführliche Kasuistik und die übrige Literatur findet sich 


1924, Bd.25, und „Altersbestimmung bei jungen menschlichen Embryonen“, 


sich auch Robert Meyert) gestellt. 


Verhandlungen der anatomischen Gesellschaft anf der 38. Versammlung 


in Halle a.S. 1924. - 


` Nachtrag.. Auf den Standpunkt eines- nicht unveränderlich 
festgelegten, daher von außen beeinflußbaren Ovulationstermins hat 
Er sagt, daß der Follikel 
bald früher, besonders durch äußere Einwirkung, bald später, durch 
mechanische Behinderung, platzen könne. Die Weiterentwicklung 
des Follikels zum Corpus luteum hänge nicht vom Follikelsprung 


.ab. Allerdings können wir uns nicht seiner Meinung anschließen, 


daß auch die Eireifung nicht vom Follikelsprung und dem Austritt 
des Eies abhänge.. + | Ä ZZ ir 
4) Zbl. f. Gyn. 1920, 


- - Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


Aus der Geburtshilflichen Klinik der Deutschen Universität in Prag 
. (Vorstand: Prof. Dr. G. A. Wagner). | 


 - Über indirekte Bestimmung der Muttermundgröße 


nach Schatz-Unterberger. 
Von Dr. Egon Weinzierl, I. Assistent der Klinik. 


Die Kenntnis vom Wesen und den Entstehungsursachen, somit 
auch von der Prophylaxe des Wochenbettfiebers hat es mit sich 
gebracht, daß man in der modernen Geburtshilfe immer mehr be- 
strebt ist, im Sinne der Noninfektion die vaginale Untersuchung, 
während der Geburt: als wichtige Infektionsquelle weitgehend ein-. 
zuschränken, womöglich überhaupt. gänzlich auszuschalten. Dem- 
entsprechend mehren sich die Stimmen, die den Methoden der 
äußeren Untersuchung das Wort sprechen, durch die es, wie 
Unterberger sagt, gelingt, „in den allermeisten Fällen all das 
festzustellen, was tür die Beurteilung des einzelnen Falles nötig 
ist“ und so die innere Untersuchung überflüssig zu machen. Die 
meisten dieser Untersuchungsverfahren sind nicht neu, sind aber 
durch genaue Überprüfung verfeinert und erweitert worden; -anderer- 
seits wieder wurden Methoden neu ersonnen, die. geeignet sind, 
als wertvoller Ersatz der inneren, Untersuchung zu gelten. Eine 
Zwischenrolle gleichsam spielt die rektale Untersuchungstechnik, 
die sich als ganz ausgezeichnet erwiesen hat und deren Anhänger- 
kreis immer größer wird, deren Gegner aber, abgesehen von der 
Unannehmlichkeit für die Gebärende, gewisse Bedenken bezüglich 


. .. der Aseptik ins Treffen führen. Die rein äußeren Methoden lassen ii 
` sich leicht in zwei Gruppen gliedern. Mittels der. einen erhält. 


man genauen Aufschluß über die Lage, Stellung und Haltung der 
Frucht, ebenso über die Größe, die Einstellung und das Verhalten 
des vorliegenden Teiles zum Becken.. Die Methoden der anderen 
Gruppe ermöglichen außerdem ein klares, recht zuverlässiges Bild 
über den jeweiligen Stand und Fortschritt der Geburt und ihre 


. weitere Prognose. 'Poeck hat in einer interessanten Arbeit die 


verschiedenen Arten und Hilfsmethoden der äußeren Untersuchung 
verglichen und prozentuell ausgewertet. Er erwähnt die Hand- 
griffe von Budin, Ahlfeld, Winckel, Keilmann, Pawlick, 


Fuchs u. a., die allerdings vorwiegend für die Diagnose der Kindes- 


lage Wert haben; immerhin konnte er zeigen, daß schon durch die 


Anamnese allein (= gespürte Kindesbewegungen) in 85 %/, die richtige 


Position festgestellt werden kann. Kautsky gab den Druckversuch 


` an, durch den es wohl meist gelingt, in unklaren Fällen die Diffe- 


rentialdiagnose zwischen Kopf- und Beckenendlage zu stellen. 


-  Zweifellos hat der. IV. und namentlich der III. Leopoldsche Hand- 


griff große Bedeutung. Diese Handgriffe, aus denen andere Autoren, 


griffe das Verhalten des Kopfes während der Geburt genau beob-. 


achten können, sind wir im Gegensatz zu anderen äußeren Unter- 


suchungsverfahren bei diesen auch in der Lage, den Fortschritt 
der Geburt zu erkennen und die Prognose derselben bei genügen- 


‚der Übung — die selbstredend für alle Handgriffe unerläßliche ` 


Voraussetzung ist — in verschiedener Hinsicht zu stellen. > 
| Eine andere Methode, die ausschließlich über den Stand und 


‚, Fortgang der Geburt orientiert, ist das von Schatz angegebene 


und von Unterberger überprüfte und in verdienstvoller Weise neu 
eingeführte Verfahren, aus dem Stand des „Grenzringes“ die Größe 
‘des: Muttermundes zu bestimmen. Dieser einfache, unschwer zu 
erlernende Handgriff hat bedauerlicherweise bisher wenig Anklang 
in. der Fachwelt gefunden; auch Seyffardt erscheint es sonderbar, 


.| daß dieses Verfahren „verhältnismäßig. wenig geübt zu .werden 


scheint“. Dieser und Hoehne berichten über sehr günstige Er-, 
fahrungen mit der Methode, ebenso A. Labhardi und Jegge. 
Gauß hingegen. und Ahlfeld lehnen sie ab, Lange-Nielsen. 


kann. die Ergebnisse Unterbergers auf Grund seiner Beob- 


achtungen nicht bestätigen. Es ist klar, daß man mit ‘den ver- 
schiedenen, hier nur zum Teil angeführten Hilfsmethoden, besonders 


| in ihrer Kombination oder bei gleichzeitiger Anwendung, wohl in 
. den meisten Fällen zur Beurteilung des: Geburtsverlaufes hinreichend 


sichere Anhaltspunkte gewinnt, die eine vaginale Untersuchung 
überflüssig machen können, doch sind wir durch keines dieser 
äußeren Verfahren imstande, auf indirekte Weise die Eröffnung des 
Muttermundes, also: den Fortgang der Eröffnungsperiode zu be-. 
stimmen. In diesem Sinne nimmt die Methode Schatz-Unter- 
bergers eine isolierte, daher umso beachtenswertere Stellung ein. 

Im Wesen beruht sie auf einem rein mechanischen Problem: 
auf dem Verhältnis zwischen ‚geleisteter Arbeit des Uterusmoters 
‘und dem Effekt derselben àm passiven Durchtrittsschlauch. Dieser 
‚Effekt ist nun ein zweifacher, einmal das Höhersteigen des Re- 
traktionsringes, also der 'Grenzfurche, infolge fortschreitender Re- 
traktion des Uteruskörpers und passiver Dehnung der Zervix und 
dann die gleichzeitige Entfaltung des Muttermundes. ` Auch zwisehen 
diesen beiden Erscheinungen besteht ein bestimmtes Verhältnis, das 
für die normale, unkomplizierte Geburt als konstant gilt. Auf der 
Basis dieser Gesetzmäßigkeit ist eben das Schatz-Unterbergersche 
System aufgebaut. Doch hat es nach Ansicht der meisten Autoren 
nur für die normale Geburt Wert und Geltung. Denn wenn sich 
— kurz gesagt — irgendwelche Widerstände einschalten, und: zwar. 
naturgemäß zwischen Grenzfurche. und Muttermund, so soll es zu. 
einer Störung dieses normalen Syndroms kommen, indem das Höher- 


steigen der Grenzfurche raschere Fortschritte macht als die Ent- 
faltung des Muttermundes. | . Ä - 


wie Ahlfeld, Gauß, Pawlick, Demme u. a. eigene Beobachtungen 
abgeleitet haben, lassen weitgehende Schlüsse zu über das günstige 
oder ungünstige Verhältnis des Kopfes zum Becken, gestatten ferner 
die genaue Differenzierung der verschiedenen Grade der Flexions- . 
und Deflexionshaltungen. Nach eigenen Beobachtungen zeigt starke 
Prominenz des Schädels gerade oberhalb der Symphyse Hinter- 
scheitelbeineinstellung an, andererseits kann man einen vorderen. 
Asynklitismus oft dann annehmen, wenn vom gut beweglichen 
' Schädel nur eine flache und kleine Zone zu tasten ist. Ein im 
Verhältnis zur übrigen Größe des Kindes scheinbar auffallend 
kleiner Kopf deutet auf hohen Geradstand, wie wir uns mitunter 
überzeugen konnten.. Erwähnt sei ferner aus den vielen in der 


Literatur niedergelegten äußeren Hilfsmethoden der Schwarzen- | sprochen wurden und als bekannt vorausgesetzt werden müssen. 
bachsche Hinterdammgriff zur Beurteilung des Kopistandes. Da- Wir haben die Methode systematisch an 1000 Gebärenden 
durch aber, daß wir mittels dieser verschieden modifizierten Hand- | angewendet. ‘Wir untersuchten nicht, wie es Unterberger un 


Die sicher unverkennbaren Vorteile dieser Methode bewogen 
uns, die indirekte Bestimmung der Muttermundgröße an unserem 
großen klinischen Material zu üben und eingehend zu überprüfen, 
um ein eigenes Urteil zu gewinnen vornehmlich über ihren prak- 
. tischen Wert, ob sie geeignet ist, allein oder mit. anderen. Verfahren 
kombiniert, die vaginale und rektale Untersuchung entbehrlich zu 
machen. Es interessierte uns dabei auch, die in der Literatur 
niedergelegten Ansichten zu revidieren, daß die Methode nur für 
die normale Geburt Gültigkeit habe. e 
Es erscheint überflüssig, auf die Technik, die Bedingungen 
und Fehlerquellen des Verfahrens einzugehen, da diese von anderen 
Autoren, in besonders instruktiver Weise von. Seyffardt be 


# a - — 


.19..Oktober © ne 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


‚Hoehne angaben, nur während der Wehe, sondern richteten uns 
nach dem Vorschlage Seyffardts, „daß man am.besten vor Be- 
ginn einer Wehe mit der Untersuchung anfängt und sie durch die 
- ganze Wehe hindurch in die Wehenpause hinein fortsetzt“. ‚Bei diesem 
. Vorgehen ließ sich die ‚Technik der Untersuchung am besten. er-- 
‚lernen. Die Methode wurde zunächst unter ständiger Kontrolle der 
‘Befunde durch die rektale Untersuchung geübt. Aufangs freilich 


hatten wir manche Fehldiagnose zu verzeichnen, doch in kurzer 
Zeit erlernten wir es, unter den verschiedenen irreführenden Ge- 


=. websverdickungen den wirklichen -„Grenzring“ zu tasten, der. als. 
. quergestellte Furche zwischen dem dicken, mehr gewölbten Hohl- 


muskel und dem dünnen, flachen unteren Üterinsegment imponiert. 
Ich halte daher die Bezeichnung, Grenzfurche“ für besser als „Grenz- 


ring“. Denn der Grenzring ist als ein in sich geschlossener, also 


zirkulär verlauiender „Ring“ ja nur bei intrauteriner Untersuchung 


zu tasten, bei der äußeren Untersuchung aber, auf die es ‚doch 
lediglich ankommt, findet man an der Stelle des nach innen vor-: 


springenden „Ringes“ eine „Fürche“, die aber nur auf: einer Teil- 
strecke, entsprechend der’ tastbaren Vorderwand des Uterus, zu 


| o beobachten ist. Bald beherrschten alle Arzte der Klinik. diesen 


Handgriff einwandfrei, so daß auch die rektale Untersuchung (die 
vaginale wird nur in besonderen Fällen und zum Studentenunter- 
richt angewendet) seltener Verwendung fand. Bei sehr vielen Ge- 
burten ließ sich der Fortschritt der Geburt, namentlich bei gleich- 


“zeitiger Anwendung anderer äußerer Handgriffe, sehr gut verfolgen 


und machte jede innere Untersuchung überflüssig. Ebenso wurde 


: eine große Reihe von Geburten nur durch die Kontrolle der.Grenz- 
furche geleitet, die sich uns als ganz verläßlich bewährt hat. Denn 


bei 1000 Geburten (abzüglich der später erwähnten pathologischen 
Fälle) konnten wir so gut wie immer „eine genaue Übereinstimmung 


‚zwischen dem Grenzringabstand von der Symphyse und der Größe 


des Muttermundes“ (Seyffardt) feststellen; ebenso fanden die von 


Unterberger angegebenen Maße (der Stand der Grenzfurche 2, 3, 


4 Fingerbreiten über der Symphyse entspricht Fünfmarkstück- bzw. 


Kleinhandtellergröße, schließlich völligem Verstreichen des Mutter- 


mundes), die sich im wesentlichen mit denen der anderen Autoren 


decken, bei unseren Untersuchungen ihre Bestätigung. Nur bei 
‚sehr straffen, namentlich aber sehr fettreichen oder ödemaiösen 
‘  Bauchdecken war die Methode nicht anwendbar, wie auch von 


anderer Seite hervorgehoben wird. Wir gaben, den Abstand der 
Grenzfurche in Fingerbreiten, ‚die Maße des Muttermundes in der 


üblichen Form des Vergleiches mit Geldstücken und Handteller- 
größe an, da diese Maße im allgemeinen leichter vorsiellbar sind 
-als die Zentimetereinteilung, andererseits es bei diesem System 


nicht auf feine Maßbestimmung ankommt, sondern nur auf ein be- 
stimmtes Verhältnis der . Maße untereinander. Gewisse Schwan- 
kungen spielen da wohl nur eine unwesentliche Rolle, die nicht 


nur auf die verschiedene subjektive Auffassung des Untersuchers 
 zurückzuľühren sind, sondern auch durch andere Momente, wie z. B. 


Größe des Uterus, Stand der Portio, Höhe und Neigung der Sym- 


physe u. dgl., bedingt sein können. In Analogie mit anderen Be- 


richten fanden wir bei den unkompliziert ablaufenden Geburten 


zwischen Erst- und Mehrgebärenden, ebenso im Alter, keinen. 


wesentlichen Unterschied, doch schließen wir uns Hoehnes Ån- 
Sicht an, daß bei Erstgebärenden die Grenzfurche gewöhnlich deut- 


licher und markanter hervortritt als bei Vielgebärenden. 


Sehr bewährt hat sich uns die Meihode der ‚indirekten 


Muttermundsuntersuchung“ dann, wenn infolge eines angewendeten 


Ballonverfahrens eine andere Untersuchung überhaupt nicht möglich 
war, wie bei der Metreuryse, der Kolpeuryse und der: Prokteuryse. 
Namentlich bei letzterer?), die wir wegen der so günstigen Resultate 


- zur Wehenanregung oder -verstärkung aus verschiedener Indikation 


sehr gern anwenden,. haben wir die Methode Schatz-Unter- 
bergers besonders schätzen gelernt. Denn gerade in solchen Fällen 
st es wertvoll, die Wirkung des Ballons und damit den erwünschten 
Fortgang der Geburt beurteilen zu können. Bei 5 Fällen von 
Metreuryse oder Kolpeuryse bei Querlage zeigte uns im Verlaufe der 
Geburt der Stand der Grenzfurche das Verstrichensein des Mutter- 


' mundes und somit den richtigen Zeitpunkt an zur Entfernung des 


Ballons und zur Ausführung der Wendung. 

Unsere Beobachtungen an den 1000 Fällen haben nun er- 
geben, daß das Schatz-Unterbergersche System durchaus nicht 
nur für die normale, ohne Störung ablaufende Geburt, sondern auch 
für eine große Reihe von pathologischen Geburten Geltung besitzt. 
Hoehne erwähnt erhöhten Widerstand oder erschwerten Geburts- 


fortschritt, der zur abnormen-Überdehnung führt, Seyffardt sagt: 


1) Siche P. Klein, Zbl. f. Gyn. 1922, Nr, 32. 


„Jedes Mißverhältnis zwischen  Geburtsobjekt und Geburtskanal 


äußerte.sich in einem mehr oder weniger beschleunigten Aufsteigen 


des Grenzringes,* und fand sogar bei solchen Fällen eine bestimmte 


. Gesetzmäßigkeit im abnormen Grenzfurchenabstand.- Diese Ansicht 
' können wir nicht bestätigen. Es ist gewiß eine alte Tatsache, daß 


daß es bei stark erhöhtem Widerstand zur erhöhten Arbeitsleistung 


.des Uterusmotors kommt, die namentlich bei fehlendem Fortschritt. 


der Geburt zu deutlichen Dehnungserscheinungen und im weiteren 
Verlaufe zur drohenden Uterusruptur fülıren kann. Solcher Fälle, 
die ein abnormes Dehnungsbild sowohl in der Eröffnungsperiode als 


‚auch größerenteils in der Austreibungsperiode boten, konnten wir 


40 beobachten, die Gegenstand einer gesonderten Abhandlung sein 


‚sollen. Hier handelt es sich aber um ganz bestimmte ‘Umstände, 


die diese Komplikätion hervorriefen.. Im übrigen aber sahen wir 


bei den zahlreichen pathologischen Geburten unter den 1000 Fällen 
das -Verhältnis zwischen Höhe der Grenzfurche und Größe des 


Muttermundes gewahrt. Es handelt sich dabei — bei Erst- und 


“Mehrgebärenden — um Deflexionslagen, Fälle von hohem Gerad- 


stand, Beckenend- und Querlagen, Gemini, Mißbildungen, vor 
allem aber um enge Becken verschiedenen Grades und verschiedener 


' Ätiologie, oft um recht’ protrahierte Geburten. In keinem der Fälle 


war bei sorglältiger Beobachtung ein Höhersteigen der Grenzfurche 


zu bemerken, das nicht der Größe des Muttermundes entsprochen 


hätte. Unterberger selbst fand auch bei einer Reihe von patho- 
logischen Fällen keine Abweichung von seinem System. Nur bei 16 
von den oben erwähnten 40 Fällen kam es in der Eröflnungs- 
periode zur Ausbildung von Dehnungserscheinungen. Es entspricht 
dies einer Prozentzahl von 1.6; Unterberger berichtet aus seiner 


| Versuchsreihe über 1°, von Fällen, wo das Höhersteigen des 
'„Kontraktionsringes“ nicht mit seinem Schema übereinstimmte, Bei 


unseren Fällen stieg die Grenzfurche schon in der Eröffnungsperiode 
bis zu Handbreite über die Symphyse, ja bis zur Nabelhöhe an, 
während der Muttermund höchstens die Größe eines 5 K-Stückes 
erreicht hatte. Bemerkenswsrt ist die Tatsache, daß oft bei diesen 
Fällen das schon zu Beginn der Eröffnungsperiode beobachtete und 
durch die rektale Untersuchung im Verhältnis zur Muttermundsgröße 


bestätigte raschere Steigen. der Grenzfurche den ersten Hinweis aul 
pathologische Verhältnisse irgend welcher Art bildete und uns auf 


die richtige Fährte wies. 


Nach unseren Erfahrungen kommt der Methode der indirekten . K 


Bestimmung -der Muttermundsgröße ein hoher didaktischer und 


praktischer Wert zu. Abgesehen von der Schärfung des Tastsinnes 


wird durch die Ausübung derselben das besondere Augenmerk und 
Interesse ’auf die Grenzfurche gelenkt, wodurch bei guter Beherrschung 
der Technik nicht nur falsche Diagnosen vermeintlicher Dehnungs- 
erscheinungen vermieden werden können, sondern vor allem auch 


ein pathologisches Höhersteigen der-Grenzfurche rechtzeitig erkannt 
und das therapeutische Handeln entsprechend beeinflußt werden: - 


kann. ‚Außer diesen ebenso praktischen Vorteilen liegt der große 
Nutzen der Methode für Unterricht und Praxis in. der Möglichkeit, 
in den meisten Fällen in exakter Form die Größe des Muttermundes 


durch äußere Handgriffe zu erschließen, und 'so über den Fortgang 


der Geburt orientiert zu werden. Namentlich in .Verwendüng mit 
anderen ausgezeichneten Hilismaßnahmen ist die Methode. wohl be- 
fähigt, wertvolle Dienste zu leisteh, selbstredend, unter Berück- 


sichtigung der Grenzen ihrer Leistungsfäbigkeit, was auch ver- tg 
Heute, 12 Jahre nachdem Unter- 


schiedentlich betont wird. | | 
berger die Methode neuerlich empfohlen hatte, in der Ära der 


Noninfektion verdient sie weitgehende Beachtung. Als weiterer 


Stützpunkt dazu ist diese Mitteilung gedacht. 


Literatur: R. Demme, M.m.W. 1924, Nr. 18. — Gauß, Med.Klin. 1911, 


Nr. 40—41. — Hoahne, Zbl. f. Gyn. 1914, Nr. 14. — Jegge, Korrespbl. f. Schweiz. 
Ärzte 1919, Nr. 28 — Kautsky, Zbl. i. Gya. 1921, Nr: 22, A. 
Schweiz. m. Wschr. 1922, Nr.8. — Lange-Nielsen, Ref. Zbl £. Gyo. 1928, Nr.38. — 


Poeck, Mschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. 65, H. 6. — Seyffardt. Zbl. f, Gyn. 1923, Nr. 38. 


(Literatur!). — Unterberger, Mschr. f. Gebh. u. Gyn. 1912, Jg. 35, S. 525. — Der- 
selbe, Abi. £. Gyn. 1914, Nr. 4. | 


Aus der Deutschen Psychiatrischen Universitäts-Klinik Prag 

o (Prof. Dr. O. Pötz]). . | 

Zwangmäbige Bewegungen bei der Encephalitis 
a epidemica. 
Von Dr. Bruno Fischer, Assistent der Klinik. 

Die letzten Jahre der Encephalitis epidemica haben die er- 
müdende Gleichartigkeit der chronischen Form durch eine zu- 
nehmende Häufigkeit neuartiger Symptome unterbrochen und ins- 
besondere myoklonische. Zuckungen, tonische Krämpfe und 
unwillkürliche Bewegungen in den Vordergrund treten lassen. 


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sie anfallsweise, sei es, daß sie dauernd auftreten, sind keine seltene 


mit den Augen zu folgen, in gerade Mittelstellung, dann blieben 


‘ein tonischer Blickkrampf -nach oben auftrat, der die ständigen 


z. B. rekurvierter Ellbogen, Genu valgum. 


bewegungen des Körpers beim Gehen wiederzugeben. 


. Ruhighalten der Beine unmöglich machten. „Es waren keine Krämpfe, 


hatte, konnte ich sie nicht ruhig liegen lassen.“ Die Zuckungen dauerten 


_ phalitis. Ann. de méd. 1922, 15, No. 15. 


1460 war 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. PE 19. Oktober 
| Krebst) teilt die myoklonischen Erscheinungen auf Grund 
der klinischen Analyse in drei Gruppen ein, von denen sich die 
erste durch Asynchronismus bzw. unregelmäßige Muskelzuckungen 
ohne synchrone Beteiligung mehrerer Muskeln, bald mit fehlendem 
lokomotorischem Effekt, bald mit positiver Auswirkung, die zweite 
durch Syncehronismus bzw. mit Zuckungen rhythmischer und syu- 
chroner Natur, aber abnormen Synergien — es fehlt der physio- ' 
logischen Bewegungen zukommende lokomotorische Effekt —, die 
dritte durch Synergien, die wirkliche sakkadierte Bewegungen dar- 
stellen, auszeichnet. 


Auch die tonischen lokalisierten Muskelkrämpfe, sei es, daß 


und im Schlaf verschwanden. Im Winter 1928 kam ein mäßiger 
_ Blepharospasmus dazu, auch verspürte Pat. einen allmählich immer 

stärker werdenden Zwang, den Kopf nach rechts zu drehen, den er 
wohl mit seinem Willen überwinden konnte, ihm aber zeitweise nach- 
| geben mußte. Eu: 

‚Der Status praesens. ergab einen angedeutet starren Gesichts- 
ausdruck, eine spurweise geringere Innervation des linken Mundfazialis, 
hochgradigen Tremor der Zunge, einen etwas steifen Gang, herab- 
gesetzte Kornealreflexe; die aktive Beweglichkeit des linken Armes 
ist bis auf eine geringe Ungeschicklichkeit der Finger bei feineren Be- 
wegungen normal, es besteht sowohl im linken Ellbogen wie Hand- 
an eine -mäßige Hypertonie, die Torsionsbewegungen in diesem 

ereich geschehen ruckartig, ‘setzen eine Zeitlang aus, um dann wieder 
ohne einen bestimmten Rhythmus von neuem zu beginnen. Dabei wird 
der Unterarm, stark proniert, das Handgelenk und auch die Finger 
etwas flektiert, die M. biceps, brach. int. und. die Beuger des Unter- 
arms kontrabiert. Bei passiver.Supination der Hand ist erst nach 
einiger Zeit das Auftreten dieser torsionsartigen Zuckun 


on zu be- 
obachten, durch die allmählich und etappenweise der Unterarm in 
: extreme Pronationsstellung gerät. | 


Dieser Fall ist durch drei verschiedene Formen von unwill- 
kürlichen Bewegungen bemerkenswert. Im Jahre 1919 bekam Pat. . 
unmittelbar nach dem Stadium der Schlaflosigkeit choreilorme 
Zuckungen in beiden Beinen, die immer wieder zu einem Über- 
kreuzen derselben führten (einen ähnlichen Fall beobachteten Gerst- 
mann und Schilder) und durch 8 Wochen andauerten. 4 Jahre 
später, im Mai 1923, traten krampfartige Torsionsbewegungen im 
linken Unterarm auf, die ohne einen bestimmten Rhythmus zeitweise 
die Finger und das Handgelenk beugten und den Unterarm im 
Elibogengelenk nach innen rotierten bzw. extrem pronierten. Es 
mag kein Zufall sein, daß der Pat., solange er noch arbeitsfähig: 
‘war, beim Heben schwerer Lasten sehr angestrengt den linken Arm 
proniert halten mußte, und zur Annahme berechtigen, daß hier mit 
dem Beginn der Arbeitsunfähigkeit die gleiche Innervation, nachdem 
ihr das frühere Objekt entzogen worden war, sich im Überschuß 
produzierte und diese eigenartigen Torsionszucküngen herbeiführte. 
Es wird, eine Masse von Einstellungserregungen produziert, die au 
eine bestimmte Situation geknüpft ist, und wenn ihr die Situation 
entzogen wird, einen Überschuß zur Folge hat, der sich im Tik 
oder irgendeiner unwillkürlichen Bewegung kundgibt. Als letzte 
Bewegungsstörung kam im Winter 1923 eine zwangsartige 
Deviation des Kopfes nach rechts hinzu, die der Pat. in unregel- 
mäßigen Intervallen und nur zeitweise verspürt; er ist wohl imstande, 


sie mit seiner Willenskraft zu unterdrücken, muß ihr aber doch 
| schließlich nachgeben. | 


Fall B. P., 22 Jahre alt. Im Frühjahr 1920 Grippe, danach etwa 
i Jabr Atembeschwerden, bestehend in hastigem Atmen und nächtlicher 
Schlafstörung; später vollkommenes Wohlbefinden. Im Oktober 1923 
tauchten Zwangsvorstellungen, Gedanken von Grübelsucht auf, „warum 
die Frauen Kleider tragen, warum die Männer keine langen Haare 
haben, warum sie in Hosen gehen, warum die Menschen auf den Füßen 
und nicht auf dem Kopf gehen“ usw., denen im Dezember 1923, also 
2 Monate später, eine zwangsweise Drehung des Kopfes nach links 
folgte. Gleichzeitig trat eine spastische Parese im rechten Arm und 
in letzter Zeit Zittern in beiden Beinen auf, Im April 1924 in die 
Klinik aufgenommen, klagte Pat. über kurzdauernde melancholische 
Anwandlungen und Zustände von „Wortlosigkeit“, in denen sie die 
Worte nicht finden kann, und obgleich sie sich zu sprechen zwingt, 
es doch nicht kann; so wollte sie einmal vom Theater sprechen und. 
konnte es nicht, obgleich sie sich anstrengte. Daneben traten auch 
kurzdauernde katatonieartige Zustände mit halbseitiger Starre der 
rechten Extremitäten und Desorientierung am eigenen Körper auf. 
Über einen solchen berichtet Pat.: „Ich habe geglaubt, ich sitze am 
Bett und.habe die Jacke an, aber es war nicht wahr; in Wirklichkeit 
bin ich gelegen und wußte davon, nur das Gefühl hatte ich, zu ’sitzen. 
Die rechte Hand und der rechte Fuß waren so starr, daß ich geglaubt 
babe, ich sei tot, deshalb-habe ich mich auch gefürchtet, aufzustehen, 
habe gedacht, der Körper sei tot und die Seele ] 


? ebt. Sonderbarerweise 
habe ich nur deutsch- gedacht und konnte ungarisch nicht denken 


— Pat. ist Ungarin und spricht nur schlecht Deutsch —, habe mich’ 
selbst darüber Enge daß ich doch eigentlich nicht recht deutsch 
kann und nur deutsche Gedanken habe; der Zustand dauerte etwa eine 
halbe Stunde.“ In den letzten Wochen der Beobachtung zeigte sich 
auch eine in einer Schreibstörung bestehende Zwangsvorstellung, bei 
welcher die Pat. den Drang verspürte, Worte verkehrt, beginnend mit 
dem Endbuchstaben, nicht in Spiegelschrift niederzuschreiben. 

‚Die körperliche Untersuchung ergab: Mäßig ausgeprägte steile 
Haltung des Körpers, steifen Gang, geringen Tremor der rechten Hand 
und des rechten Fußes; der Kopf wird, wenn ihn die Pat. nicht stützt 
und in der. Mittellinie hält, ruckweise nach links gedreht. Pat. ist 
imstande, diese Deviation wohl zu unterdrücken, muß aber schließlich 
nachgeben, bewegt den Kopf zunächst etwas nach links, hält. ihn in 
dieser Richtung eine Zeitlang, gibt dann einem neuerlichen Ruck nach, 


Erscheinung und in der Literatur in den mannigfaltigsten Formen, 
z. B- als Dauerkontraktur der Schulterheber, Blepharospasmus, 
Hypoglossuskrampf, antallsweiser vertikaler?) oder seitlicher Blick- 
krampf usw., bekannt. Sie sind von den klonischen Zuckungen 
nicht allzu scharf getrennt, können gemeinsam bei ein und dem- 
selben Individuum vorkommen, sich abwechseln oder aber, wie ich 
bei einzelnen Fällen von vertikalem Blickkrampf beobachten konnte, 
aus ihnen hervorgehen. Ließ man z.B. einen Patienten, der gerade 
im tonischen Krampf den Blick maximal nach oben gerichtet hielt, 
ein breiteres Objekt, z. B. ein Blatt Papier — der vorgehaltene 
Finger erwies sich dazu nicht sonderlich geeignet — fixieren und. 
brachte die Bulbi durch Aufforderung des Patienten, dem Blatt Papier 


die Bulbi uur wenige Sekunden in der normalen Stellung, um all- 
mählich in klonischen nach aufwärts gerichteten Zuckungen und 
gleichzeitigen ruckartigen Bewegungen des Kopfes nach hinten wieder 
in eine extreme Kopineigung zu gelängen. | 

Hier sei auch ein Ambulanzfall mit tikartigen Zuckungen des 
Gesichtes und der Lider erwähnt, bei dem eines Tages plötzlich 


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klonischen Erscheinungen mit einem Schlag zum Verschwinden und 


erst nach seinem Aufhören (nach etwa 2 Stunden) wieder zum Vor- 
schoin brachte. | , 


Im Gegensatz zu den myoklonischen Zuckungen stehen weiter 
die rhythmischen, unwillkürlichen Bewegungen, die nicht so blitz- 
artig und kurz verlaufen wie die Myoklonie, sondern eine längere 
Dauer, einen längeren Kontraktionszustand aufweisen. Es sind nicht 
Zuckungen, sondern Spasmen, die meist einseitig sind, hauptsächlich 
Torsionsbewegungen, vorwiegend Innen-Außenrotationsbewegungen 
darstellen und nicht selten in gewissen Gliedabschnitten sämtliche 
Muskeln befallen. Neben diesen krampihalten rhythmischen Torsions- 
bewegungen der Rumpfmuskulatur, spastischer Tortikollis finden sich 
auch manchmal Deformationen im Bereiche der Wirbelsäule (Skoliose 
mit Konkavität auf die krampfende Extremität zu) und der Gelenke, 


Zu diesen unwillkürlichen Bewegungen kommt nun, anscheinend 
in letzter Zeit etwas gehäufter, eine Art psychische Komponente 
hinzu, die geeignet ist, solche Torsionsbewegungen nicht als un- 
willkürlich, sondern als zwangsartig erscheinen zu lassen, und 
darum berechtigt, in folgendem drei Fälle mit zwangsartigen Be- 
wegungen des Kopfes im Sinne einer Deviation bzw. Manege- 
Fall M. K., Elektriker, 24 Jahre alt, Grippe Februar 1919. Nach 
sechswöchiger Schlafsucht traten Schlaflosigkeit mit Kopfschmerzen, 
später Zuckungen in den unteren Extremitäten auf, die dem Pat. ein 
sondern Zuckungen, die mir die Beine immer hinübergeworfen, so 
überkreuzt haben, das ist ganz von selbst gekommen und hat immer 
vom frischen angefangen; auch wenn ich die Beine gerade ausgestreckt 


etwa 8 Wochen und traten unmittelbar nach der Schlaflosigkeit auf. 
Nach diesem Stadium (noch im Jahre 1919) fühlte sich Pat. bis auf 
zeitweise „Herzkrämpfe“ und Kopischmerzen, die ihn vorübergehend | 
am Arbeiten verhinderten, wohl, er arbeitete in, den darauffolgenden 

Jahren sehr intensiv, strengte 'sich bis zum Jahre 1923 insbesondere 
mit dem Tragen von Kisten übermäßig an, mußte bei dieser Arbeit 
den linken Arm pröniert, nach innen rotiert halten, während der rechte 
in gewöhnlicher Stellung belassen werden konnte. Im Mai 1923 traten 
nun im linken Arm, und zwar zuerst im linken Zeigefinger, ein Zucken 

im Sinne einer Beugung, später Torsionsbewegungen des linken Vorder- - 
armes nach innen auf, die jedoch die aktive Beweglichkeit des Armes 
in keiner Weise behinderten, bei Aufregung keine Verstärkung zeigten 


1) Krebs, Über die feineren Merkmale der myoklonischen 
Zuckungen und unwillkürlichen Bewegungen bei epidemischer Enze- 

2) Vgl. Bruno Fischer, Über vestibulare Beeinflussung der 
Augenmuskelstarre bei Encephalitis epidemica. D.Zschr. f.N. 1923, Bd.81. 


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bis der Kopf schließlich maximal seitwärts gedreht ist. Zeitweise 
fehlende Mitbewegung des rechten Armes beim Gehen. > ` 

Die Untersuchung der Vestibularapparate zeigte eine normale 
Erregbarkeit, hatte einen dauernden Brechreiz zur Folge, der bereits 
über Wochen anhält und besonders morgens stark auftritt. 


` Die Examina ergaben eine Reihe von psychogenen Momenten, 


darunter eine starke Bindung an den Vater, die Sehnsucht, vom Eltern- 
haus, zumal sie eine Stiefmutter hat, fortzukommen und zu heiraten. 


Eine Zeitlang wohnte ein ihr sympathischer Herr bei der: Schwester, 


zu dem sie, da sein Zimmer im linken Trakt der Wohnung lag, stets 


mit links gedrehtem Kopf hinüberschauen mußte; als er übersiedelte, 


war sie traurig, mußte oft an ihn denken. 


Interessant in diesem Falle ist das ursprüngliche Auftreten 
von in Grübelsucht bestehenden Zwangsvorstellungen, denen erst 


‚etwa 2 Monate später die zwangsartige Deviation des Kopfes nach 


rechts nachfolgte. Diese Aufeinanderfolge ist eine bei der Ence- 
phalitis epidemica keine so seltene Erscheinung und erweckt den 
Anschein, daß die vorangehenden Zwangsvorstellungen manchmal 
eine Art psychologisches Substrat für spätere Zwangshandlungen 
darstellen. 0 | 


Fall V. F., ein in der Literatur bisher einzigartiger 


Fall, 13 Jahre alt, Grippe im März 1920 mit 14tägiger, unter chorea- , 


tischen Zuckungen und Doppeltsehen einhergehender Schlafsucht; 
nachher eine derartige Besserung des Zustandes, daß Pat. in die Schule 
gehen konnte und recht gut lernte. Als Resterscheinung blieb nur ein 

eringer Tremor im rechten Arm zurück, der sich ganz allmählich im 

aufe der nächsten 3 Jahre in seiner Intensität steigerte und schließlich 
auf das rechte Bein übergrif. Im Jahre 1923 erkrankte der Knabe an, 
einer rechtsseitigen Mittelohreiterung, die ziemlich rasch mit einer 
trockenen Perforation des Trommelfells ausheilte und keine Spuren 
einer Schwerhörigkeit hinterließ, Zu Beginn dieses Jahres (1924) ver- 


schlimmerte sich der Zustand, es trat eine zwangsweise Störung hinzu, 


mit welcher Pat. auf der Klinik aufgenommen wurde. 


Die somatische Untersuchung ergab die typische steife Körper- 
haltung, eine allgemeine Steifigkeit des ganzen Körpers, bei der 
Prüfung auf Beweglichkeit der Bulbi ruckartige sakkadierte Augen- 
bewegungen, einen anfallsweisen Blickkrampf nach rechts oben mit 
mäßiger Drehung 'des Kopfes nach rechts, einen rechtsseitigen starken 
Hemitremor mit eigenartig krampfhafter Beugestellung des rechten 
Armes, eine trockene Perforation des rechten Trommelfells bei normalem 
Gehör, normaler Stimmgabel- und Vestibularapparatsprüfung als Rest 
einer abgelaufenen Mittelohreiterung ohne Labyrinthse ee ie 
Prof. Piffl). Der Gang war schwer gestört und in gerader Richtung 
nach vorne unmöglich; wurde der Kranke aufgefordert, zu gehen, 
begann er zunächst den Kopf und die Augen nach rechts zu drehen, 
um sich schließlich um seine eigene Körperachse in manegeartigen, 
nach rechts gerichteten Drehbewegungen — die Kreise betrugen durch- 
schnittlich 1.m im Durchmesser — so lange fortzubewegen, bis er ent- 


weder infolge auftretenden Schwindelgefühls nach rechts umfiel und, 


regungslos, ganz steif, mit angezogenen Beinen liegen blieb oder sich 
irgendwo, falls -er Gelegenheit dazu hatte, anhielt und stehen blieb. 
Dauerten die Drehungen' längere Zeit an, so nahmen sie einen aus- 
gesprochen. hüpfenden Charakter an und erinnerten geradezu an die 
‚hüpfenden Bewegungen einer Tanzmaus. Durch. energische Aufforde- 
rug gelang es nicht selten, einen geraden Gang zu erzielen, ebenso 
konnte man den Kranken, wenn man neben ihm herging oder ihn ganz 
leicht am Ärmel faßte, zu geradem Gehen bewegen. Auch beim Stiegen- 
steigen war eine Unterdrückung der tanzmausartigen rotierenden Be- 
R gungen für längere Zeit möglich, nur daß Pat., statt in gerader 
Richtung zu ehen, ebenso wie bei den eben erwähnten Versuchen, 


eine starke Tendenz zum Abweichen nach rechts zeigte. Zu Zeiten 


des anfallsweisen Blickkrampfes nach oben, der gewöhnlich mit, einer 
leichten Deviation des Kopfes nach rechts begleitet zu sein pilegte, 
schien eine Beeinflussung der Gangstörung beträchtlich schwieriger, 
wenn nicht unmöglich zu sein. Der Versuch einer vestibularen Beein- 
flüssung ergab ein wechselndes Verhalten; am konstantesten zeigte 


‘sich der Einfluß bei starker, bis zum Auftreten eines Schwankens nach 


links durchgeführten kalten Auss ülung des linken Ohres — offenbar 
olge des zwangsweisen Zuges des Körpers nach rechts war die Fall- 

reaktion nach links herabgesetzt —, der einen geraden Gang nach 

vorne für kurze Zeit zur Folge hatte. Bei rechtsseitiger kalorischer 
usspülung war zeitweise, nicht immer, ein Drehen in kleineren 

Kreisen die Folge, auch fiel der Kranke häufig und leichter nach rechts 

um; doch "wechselten die Beobachtungen derart, daß eine Gesetzmäßig- 
eit nicht festzustellen war. 


Diese Form von Gangstörung, die in manegeartigen 
Drehbewegungen des Körpers um seine Achse nach rechts 
besteht, ist in der Literatur der Encephalitis epidemica 
einzig, bisher noch nicht bekannt und eine recht bemerkens- 
werte Erscheinung. Sind wir doch bisher gewohnt, bei derartigen 

rehbewegungen an, einen vestibularen oder zerebellaren Ursprung 
zu denken, während bei dieser Affektion zweifellos eine Lokalisation 


der basalen Hirngebiete zugrunde liegt. 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 42. 


ist geneigt, für diese Art von Zwangsden 


u. Neur., Bd. 52. 


vo. 


= Dreh- bzw. Rollbewegungen kennen wir aus den Tierexperi- 
menten, so nach. Labyrinthexstirpationen, einseitigen . Kleinhirn- 
exstirpationen, die allerdings speziell bei letzteren beim Aulsteigen 


in der Tierreihe immer geringer werden und sich z. B. beim Allen 


nur sehr leicht und unterdrückbar vorfinden; ‚doch haben diese 
Rollbewegungen. etwas Krampfartiges, sind nicht unterdrückbar, so 


daß in unserem Falle ein zerebellarer Ursprung wohl kaum“in Be-. 


tracht gezogen werden kann. `. 


Von Wichtigkeit ist weiterhin die rechtsseitige Mittelohreiterung, ` 


die zunächst den Gedanken an eine Labyrinthschädigung auftauchen 


ließ und einen Zusammenhang immerhin ‘möglich machte. Doch: 


liegt in diesem Falle weder eine Schwerhörigkeit noch eine Labyrinth- 
schädigung vor, so daß es sich höchstens um einen ganz geringen 
Defekt peripherer Art handeln kann, der kaum. eine Rolle spielt. 
Am ehesten wird anzunehmen sein, daß diese Gaigstörung ein Bei- 
spiel des Wegfalles zentraler Einflüsse, welche in elektiv gerichteter 


Weise vestibulare Richtungen dämpfen, darstellt. | x 

Fassen wir die zwangsartigen Bewegungen der drei ge- 
schilderten Fälle zusammen, so. finden wir bei allen eine aus- 
gesprochene Deviation des Kopfes nach der Seite, die im letzten 


Falle noch mit einer manegeartigen Drehbewegung des ganzen 
Körpers nach rechts einhergeht, dieselbe gleichsam einleitet.' Bisher. 


waren wir es gewohnt, solche Deviationen des Kopfes mit oder 
ohne Augendrehung vor epileptischen Anfällen oder überhaupt bei 
Rindenerkrankungen, wie z.B. aus eindm Falle von Schilder und 


Bonvicini hervorgeht, in: welchem ‘ein operiertes Endotheliom in ` 


der Gegend des Gyrus angularis vorlag und zugleich mit einer 
lokalen Meningitis ähnliche Reizerscheinungen auslöste, zu 'be- 


obachten, und können nun aus derartigen Fällen von Encephalitis: . 


epidemica den berechtigten Schluß ziehen, daß auch das Corpus 


striatum zu derartigen seitlichen Kopf- und Rumpfbewegungen, sei 


es direkt oder indirekt, Anlaß geben kann. Allerdings weisen diese 
striären Zwangsbewegungen gegenüber den kortikalen und 
vom motorischen System ausgehenden Affektionen insofern einen 
Unterschied auf, als die striär bedingten Zwangsbewegungen psychisch 
beeinflußbar und mehr oder weniger leicht unterdrückbar erscheinen, 


während die kortikalen Deviationen Krampferscheinungen von ele- 


mentarem Charakter sind; die dem Einfluß des Individuumis in 
keiner Weise unterstehen. Auch den psychischen, bei der Zwangs- 
neurose vorkommenden Zwangsbewegungen gegenüber stellen sie 
wohl eine gesonderte Gruppe dar, indem sie olt ohne psychische 
Wurzel und ohne eigentlich psychologisches Substrat auftauchen, 
dabei aber dennoch der Psyche zum Teil untergeordnet sind. Nichts- 
destoweniger ist ein Unterschied in dieser Hinsicht vorläufig noch 
schwer fixierbar, zumal sich gerade bei der Encephalitis epidemica 


psychische (Zwangsdenken, Formulierungszwang usw.) und motorische 


Zwangserscheinungen (Palilalie, Paligraphie, Iterativerscheinungen) 


nebeneinander vorfinden und dadurch die Grenzen der, Zwangs- u 


neurose gegenüber mehr oder weniger 'verwischen. Unter anderen 
Autoren beschreibt Herrmann?) einen Fall von: Encephalitis- epi- 
demica, der bei Anblick eines hohen Turmes oder eines hohen 


Objektes den Drang verspürte, hinaufzusteigen und hinunterzu- 


springen, ferner Fälle von Paligraphie und ‚anderen Iterativerschei- 
nungen, bestehend in stereotypem Fallenlassen des Körpers auf den 
Boden oder auf die Hände, Erscheinungen, welche durch energisches’ 


Eingreifen- zum Stillstand zu bringen waren, bestätigt auch an der 
Hand weiterer Fälle die Bemerkungen A. Picks über ‘das nicht 


selten zwangsmäßige Wiederholen bestimmter Sprachformeln, und 


wie für die Palilalie und Paligraphie anzunehmen. 


 Sichten wir in dieser Beziehung den zweiten geschilderten 
Fall, so finden wir auch da neben der striären Motilitätsstörung 


psychische Erscheinungen wie Grübelsucht, ein Zwangsdenken: in 


einer der Pat. weniger geläufigen Sprache, schließlich eine zwangs- 


artige, jedoch unterdrückbare Schreibstörung, die, einzelnen Worte 


verkehrt, beginnend mit. den Endbuchstaben — nicht in Spiegel- 


schrift —, niederzuschreiben, Symptome, denen wir sonst in unver- 
änderter Form bei der Zwangsneurose zu begegnen gewohnt sind. 


und. die wir rein psychogen werten, | Ä 

Nehme. ich hier noch einen Fall von Encephalitis epidemica 
hinzu, ‚den ich in der Ambulanz zu beobachten: Gelegenheit hatte, 
der laut Anamnese im Jahre 1917 zwangsneurotische Erscheinungen 
wie Stenographierzwang, andauerndes. Schnalzen mit den Fingern, 
zeigte, im Jahre. 1920 eine mit ‘Schlafsucht einhergehende Grippe 


2) G. Herrmann, Zwangsmäßiges Denken und andere Zwangs- 
erscheinungen bei Erkrankungen des striären Systems. Mschr. f. Psych; 


1461 


en denselben Mechanismus — 


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1462 19. Oktober 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


durchgemacht und ein halbes Jahr später die früheren Zwangs- 
erscheinungen. in etwas heftiger Intensität wieder bekam, so wird 
daraus nur noch mehr ersichtlich, wie schwer striäre und psychische 


Zwangserscheinungen von einander zu trennen sind bzw. wie nahe 
verwandt sie einander erscheinen. | 


Die Zahl stieg dann in der 8. Woche auf 5 Kinder, betrug in 
der 9., 11., 12, Woche je ein Kind und im Laufe des vierten 
Monats 2 Kinder.‘ Bei einem dieser Kinder, deren Erkrankung mit 


| ren die Papeln 
Auffällig bleibt, daß man jetzt, wie auch aus der Literatur | sich auf die Analgegend beschränkten. Ä 

zu ersehen ist, mehr als sonst derartige Zustände, die wie psychische © I pi 

Zwangszustände imponieren, bei der Encephalitis epidemica zum Teil e S EB BE Er Er gr: 

als Vorläuler von ausgesprochenen Torsionsbewegungen beobachtet. Termin 8 È S 

Es wäre natürlich möglich, daraus den Schluß zu ziehen, daß OTa dda S Na giydi o 

'Zwangszustāände überhaupt auch ähnlich lokalisierbar wären wie die | 

pathologischen motorischen Erscheinungen der Enzephalitis; selbst- 

verständlich vorausgesetzt, daß sich hier eine Regel herausstellen 

würde, die umsomehr möglich ist, da wir ja die Wandelb a 

des Krankheitscharakters der Encephalitis epidemica im Laufe der | 

Jahre kennen gelernt haben, die teils auf eine Änderung. der N ee a a ol 

Intensität der Erkrankung, teils auf eine Anderung der Lokalisation | 


schließen läßt. Jedenfalls ist es -notwendig 


, in Zukunft. diesen 
Dingen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Ze 


Manifestwerden der Lues bei 40 Säuglingen. 

Die letzteren Fälle erscheinen besonders beachtenswert, weil 

sie uns einen Hinweis dafür geben, wie außerordentlich lange man 

noch unter Umständen mit dem ersten Auftreten von Manilestationen 

rechnen muß. Das, was bei diesen 40 Säuglingen zuerst aulfiel, 

waren in 19 Fällen Hauterscheinungen, davon 3 mit einer Rhinitis 

kombiniert, 7mal allein eine Rhinitis, 2mal Ikterus, 3mal eine 

Pseudoparalyse, imal eine Periostitis und imal Kubitaldrüsen- 
schwellungen mit gleichzeitiger Rhinitis. 


Die Erfassung syphilitischer Kinder . bereitet große 
Schwierigkeiten. Nicht einmal die Hälfte unserer luischen Patienten 
| kam mit der eindeutigen Diagnose „Lues“ in die Klinik. Zum 

großen Teil waren es durchaus andere Erkrankungen z. B. der Re- 
spirationsorgane, um deren willen die Kinder in die Klinik geschickt 
wurden. Die genaue Erhebung der Anamnese’ haite die schon an 
anderer Stelle geschilderte Bedeutung. Zum Teil war die Lues vor- 
her auch nicht erkannt worden und wurde erst in der Klinik fest- 
gestellt. Bei einer größeren Zahl später gestorbener Kinder läßt 
sich vielleicht sagen, daß sie verspätet in Behandlung gekommen 
sind, olıne daß natürlich damit gesagt wäre, daß eine früher ein- 
geleitete spezifische Therapie ihnen mit Sicherheit das Leben ge - 
rettet hätte. Sehen wir doch umgekehrt, daß andere Kinder, die 
auch nicht prompt, nachdem die Krankheitserscheinungen aufgetreten 
waren, in Behandlung kamen, dadurch nicht sicher nachweisbaren 
Schaden erlitten haben. : Jedenfalls erscheint uns die Zahl der 
Kinder, die verspätet in Behandlung gelangten und gestorben sind, 
verhältnismäßig hoch zu sein. | | | 
Bei einigen unserer Kinder bestanden überhaupt keine klinisch 
wahrnehmbaren Zeichen der Lues, während die Wa.R. positiv und 
die Lues anamnestisch zu erfragen war. SE 


‘ Bei nicht weniger als 4 Fällen dagegen war das Verhalten 
der Wa.R. gerade umgekehrt. Es bestanden typische, zum Teil 
recht schwere Hauterscheinungen und die Zeichen vis- 
zeraler Lues bei diesen Kindern, während die Wa.R. nega- 
tiv war. In einem dieser Fälle wurden im Reizserum Spirochäten 
nachgewiesen, ein anderes von diesen Kindern kam später zur 
Sektion und zeigte auch pathologisch-anatomisch die Zeichen von 
‚kongenitaler Lues. Der Umstand, daß bei vorhandenen Haut- 

erscheinungen doch die Wa.R. negativ ausfallen kann, sollte in der 
Beurteilung ihres Wertes gerade bei verdächtigen oder unklaren 
Hauterscheinungen doch große Skepsis walten lassen. | 
| Wie war nun im allgemeinen der Verlauf der Erkran . 
kung?‘ Die hohe Mortalität in unserer Statistik, die fast 50 % 
beträgt, hat nicht nur die Schwere der Krankheit zur Ursache, 
sondern auch die Tatsache, daß eine nicht unbeträchtliche Anzahl 
Kinder moribund oder doch wenigstens nahezu moribund in die 
Klinik eingeliefert wurde. So betrug unter 32 Todesfällen die Aul- 
enthaltsdauer in der Klinik bis zum Tode bei 11 Kindern nur 
3 Tage und weniger. Das klinische Krankenmaterial kann also 


kaum annähernd ein absolutes Bild der Mortalität bei kongenitaler 
Lues vermitteln. 


Aus der Universitäts-Kinderklinik Hamburg-Eppendorf 
(Direktor: Prof. Dr. H. Kleinschmidt). 


Bemerkungen zur Klinik der Lues congenita. 
Von Dr. C. Nelken. 


Im Interesse einer nachdrücklichen Behandlung der Lues con- 
genita muß die Diagnose möglichst frühzeitig gestellt werden. Bei 
der Geburt weist aber nur eine verhältnismäßig kleine Zahl von 
überhaupt lebensfähigen Kindern manifeste Zeichen der Lues auf. 
Die Anamnese vermag uns in einer Reihe von Fällen auf die 
‘richtige Fährte zu bringen. So gelang es uns, unter 65 klinischen 
Fällen, die dieser Arbeit zu Grunde liegen, fast in der Hälfte der 
Fälle durch die Anamnese einen Hinweis auf Lues zu erlangen, 
Davon war es der Vater allein nur in zwei Fällen, die Mutter 
18mal und beide Eltern gemeinsam in 10 Fällen, die sich als in- 
fiziert oder infiziert gewesen bekannten., Es muß dabei aber in 
Betracht gezogen werden, daß bei den unehelichen Kindern — bei 
uns waren es 10 Kinder — Angaben über den Vater kaum oder 
doch nicht mit Sicherheit zu erhalten waren. | 

Die Tatsache einer zu frühen Geburt sollte stets an Lues 
denken lassen. Waren doch 13 Kinder unter unseren Fällen zu 
früh geboren; es waren das 6 Achtmonatskinder, 3 Siebenmonats- 
kinder und 4 Frühgeborene mit einer nachträglich nicht mehr genau 
feststellbaren Abweichung vom normalen Geburtstermin. Diesen 
13 Kindern stehen 83 rechtzeitig geborene und 19 Kinder mit un- 
bekanntem Geburistermin gegenüber. Ist die Zahl von 20 % der 
zu früh geborenen unter unseren luischen Kindern auch eine 
relativ hohe, so überrascht es doch, daß unter den Frühgeborenen 
unserer Klinik überhaupt der Prozentsatz der luischen Kinder 
nach den Erhebungen von Framm nur 5 % beträgt, eine Tatsache, 
über die noch: vielfach falsche Vorstellungen bestehen, wenngleich 
z. B. Ylppö bereits mit Nachdruck hierauf hingewiesen hat. 

:  Weitaus die größte Zahl der Kinder, nämlich 48, war 
ehelicher Geburt, nur 10 Kinder waren unehelich, während die 
Herkunft der übrigen ungewiß blieb. Auch dieses Zahlenverhältnis 
der ehelichen zu den unehelich geborenen Kindern steht im Wider- 
‘spruch mit den geläufigen Anschauungen über die Zahl der unehe- 
lichen luischen Kinder, die meist im Verhältnis zu den ehelich ge- 
borenen bei weitem überschätzt wird. — 

Wir haben hervorgehoben, daß bei der Geburt nur eine ver- 
hältnismäßig geringe Zahl von Kindern Manifestationen der Lues 

aufweist. Nach Rietschel soll der Prozentsatz der Fälle, in dem 
die Lues manifest wird, in der vierten bis sechsten Woche erheb- 
lich ansteigen. Wir konnten. für diese Annahme ebensowenig wie 
Pfitzner und auch Fischl und Steinert eine Bestätigung finden. 

- In 7 Fällen waren laut Anamnese oder klinisch schon bei der 
Geburt auf Lues hinweisende Symptome vorhanden, und zwar be- | 
stand in 4 Fällen eine Rhinitis, zweimal nicht näher beschriebene 
spezifische Hauterscheinungen und einmal Pemphigus. Im ganzen 
sun während der ersten 4 Lebensmonate bei 40 Kindern die Lues 
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ch, und zwar, außer den oben genannten 7 Fällen: 
in der 1. Woche bei 3 Kindern, | 


in der 2. Woche bei 3 Kindern, 
in der 3. Woche bei 6 Kindern, 
in der 4. Woche bei 6 Kindern, 


in der 5., 6., 7.Woche bei einem, zwei und zwei Kindern. 


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Bedeutungsvoll für das Schicksal ist vor allem der Umstand 
der verminderten Resistenz gegenüber anderweitigen In- 
fekten. In allen Säuglingskrankenanstalten gibt es eine mehr oder 


weniger starke Häufung von Respirationskatarrhen; aber ihr so häufig 
deletärer Verlauf fällt bei den Iuischen Säuglingen immer wieder 
besonders auf. So ‚wurden unter 23 sezierten Kindern nicht weniger 

als 17mal Komplikationen von seiten der Lungen pathologisch- 
anatomisch festgestellt. Überhaupt waren unter den Komplikationen 


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19. Oktober 


‚Haut des Gesichtes hineinreichen. 


Suchungsmethode heranzuziehen; 
rungen deutlich, 


‚Knochenveränderungen, 


' . untersucht würde, 


! 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42, 


- des Krankeitsverlaufes die der Respirationsorgane stark vorherrschend, 
. Etwa zwei Drittel aller Kinder machte mindestens einen solchen 
‚Infekt in der Klinik durch oder war von vornherein damit behaftet; 


Und von welcher unheilvollen Wirkung diese Infekte sind, zeigt deut- 
lich die Mortalitäts-Statistik zusammen mit den Sektionsbefunden. 


Erwähnenswert scheint uns die Tatsache, daß wir gelegentlich von. 
fieberhaften Infekten der Atmungswege das spezifische Exanthem 
- aulflammen sahen, bei Kindern, die vorher erscheinungslos gewesen - 


waren, ja sogar vorher negative Wa.R. aufgewiesen hatten. So z.B. 
‘wurde ein ò Wochen altes Kind mit Schnupfen und den Zeichen 
einer Ernährungsstörung am 2. Dezember aufgenommen. Die Wa.R. 


war negativ. Am 25.—26. Dezember Fieber bis 39°, Husten, 


Schnupfen; über den Lungen auskultatorisch massenhaft groß- 
'blasige R.G. Am 31. Dezember Auftreten eines über den ganzen. 
Körper verbreiteten papulösen Exanthems; daraulhin erneute Vor- 


nahme der Wa.R., die nun positiv ausfällt. 


Bezüglich der Einzelerscheinungen ist zu sagen, daß sich 


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eine Rhinitis sehr häufig bei den luischen Säuglingen fand, zu- 
weilen sogar als erstes verdächtiges Sympiom.' Doch muß immer 


wieder differentialdiagnostisch an die katarrhalische Rhinitis ge- 
dacht werden, die auch schon bei Neugeborenen vorkommt und 


des ölteren mit blutig-schleimigem Ausfluß einhergeht, auch ohne: 


daß eine Sekundärinfektion mit Diphtheriebazillen vorliegt. 
Ebenso kritisch muß das nicht seltene Vorkommen von Ku- 

bitaldrüsen betrachtet werden. Diese sollten, wenn sie doppel- 

seitig und verhältnismäßig groß sind, stets Aufmerksamkeit erregen, 


doch finden sich‘ solche Drüsen — und nicht nur auf einer Seite — 
verhältnismäßig häufig bei etwas älteren Kindern ohne Lues. 


Unter den Exanthemen .kamen. uns vor allem papulo-makulöse 


zu Gesicht; viel seltener war der Pemphigus und das papulo-pustu- 


löse Syphilid. Die Lippenrhagaden, die ebenfalls an einer nicht 


‚geringen Zahl von Säuglingen auffielen, zeichnen sich dadurch aus, 


daß sie meist über das Lippenrot hinaus bis in die eigentliche 
Jedoch konnten wir bei einem 
sicher nicht syphilitischen zweijährigen Kinde Lippenrhagaden beob- 
achten, die von typisch luischen Rhagaden nicht zu unterscheiden 
waren. - 

- Bei: der Häufigkeit der luischen Veränderungen des Knochen- 
systems erscheint es uns angebracht, die röntgenologische Unter- 
erst dann werden uns Verände- 
die bei der klinischen Untersuchung dem Auge und 
Tastsinn des -Untersuchers entgehen. Bei 40 Kindern wurde das 
Skeleltsystem röntgenologisch untersucht, davon wiesen 27 Kinder 
und zwar meist eine Periostitis, 4 Kinder 
eine Osteochondritis, die fast stets mit periostitischen Erscheinungen 
kombiniert war, auf. Bei nicht röntgenologisch untersuchten, zur 
Sektion gelangten Kindern, wurde in mehr als der Hälfte der Fälle 


ein krankhafter Knochenbefund erhoben, so daß insgesamt unter 


54 Kindern, bei denen das Skelettsystem auf Veränderungen 


nicht ‚weniger als in 37 Fällen solche gefunden 


wurden. 


Die Tatsache, daß die kongenitale Lues eine: große Be- 
deutung als anämisierende Infektion besonders im ersten 
Lebenshalbjahre hat, ist allgemein bekannt. Unter 25 Kindern, bei 
denen genaue Blutstaten gemacht wurden, wurde in 17 Fällen 


. weniger als 60°/, Hämoglobin bei zum Teil nicht sehr erheblich 


verminderter Erythrozytenzah] festgestellt, während in. 10 Fällen 
weniger als 3 Millionen Erythrozyten gezählt wurden. Eine Repa- 
ration der Anämie wurde während der antiluischen Behandlung 
keineswegs immer beobachtet; zum nicht geringen Teil mögen auch 
Interkurrente Erkrankungen dabei mitgespielt haben. In anderen 
Fällen wurde eine Besserung der Anämie im Laufe der antiluischen 


. Behandlung beobachtet, so in einem Falle, in dem der Säugling zu 


eginn der Kur bei einem Hämoglobinwert von 480/, etwa 2,6 Millionen 
roter Blutkörperchen aufwies, ‘während nach der Kur der Hämo- 
globingehalt auf 680/ und die Zahl der Erythrozyten auf 8,6 Millionen 
gestiegen war; bemerkenswerterweise hatte sich der Ausfall der 
Wa.R. nicht geändert, und war nach wie vor positiv geblieben. In 


einer nicht unerheblichen Reihe von' Fällen sahen wir im Laufe der 
wöchentlich vorgenommenen Harnuntersuchungen pathologische 


Befunde. Unter 48 Fällen, in denen der Harn regelmäßig unter- 
Sucht wurde, traf das bei 18 Kindern zu. Von diesen fand sich der 


pathologische Befund meist schon bei der Aufnahme, also vor Beginn 


der Behandlung, und war dann oft schon 
„on Quecksilber und Salvarsan gewichen. 


engi, Pothologischen Harnbefund verloren 


nach wenigen Injektionen 
6 Kinder starben, ohne 
zu haben und vor Be- 
Sung einer Kur, meist sogar schon zu deren Beginn. Zweimal 


auch liessen Hautfarbe und Turgor nichts 


trat während der Kur ein vorübergehender Befund auf. In einem 


dieser Fälle hatte das Kind klinisch‘ keine Anzeichen der Lues. 
Nur die Anamnese war hinweisend, außerdem die Wa.R. positiv. 
Nach den ersten 5 kombinierten Neosalvarsan-Cyarsal-Injektionen 
war der Urinbefund stets negatiy gewesen. Nach der. 6. Injektion 
trat‘im Harn eine leichte Eiweißtrübung auf ohne Sedimentbefund. 
Nach der 7. Injektion lautete der Urinbefund: „Eiweiß: kleine Kuppe; 
im Sediment: reichlich Leukozyten; einzelne Erytlırozyten, Epithelien, 
gramulierte und -hyaline Zylinder.“ Es trat beiden folgenden In- 
jektionen weder eine Verschlechterung des Allgemeinbefindens noch 
eine solche des Harnbefundes auf. Nach der 10. Injektion besserte 


"sich der Urinbefund zusehends und verschwand endgültig nach der 


11. Injektion. Re: 

| Bei 5 Kindern stellte sich die Nierenschädigung ’erst kurz 
vor dem Tode ein, ohne daß es sich entscheiden ließ, ob es sich 
dabei um eine Schädigung: durch die Kur oder durch die Lues 
handelte. Die pathologisch-anatomische Untersuchung einer Nieren- 


allektion, die erst während: der Behandlung aufgetreten war, zeigte . 
das Bild einer interstitiellen Nephritis,: also einer Form .der. Nieren- 
erkrankung, die Frank als die häufigste bei Lues congenita an- ` 


sieht. Nach diesen, allerdings nicht sehr umfangreichen, Erfahrungen 


scheint es, als wäre ein pathologischer, Harnbefund, der nicht im 


Verlauf der Behandlung weicht, als signum. mali ominis zu bewerten. 
Bei einer Anzahl von Fällen mag die Lues ohne spezifische ‚Ver- 
änderungen in der Niere zu einer Nierenreizung geführt haben ‚ ist 
doch die Säuglingsuiere und zumal die Niere des jungen Säuglings, 
wie Finkelstein hervorhebt, von einer besonders großen Empfind- 
lichkeit, sehen wir doch schon bei einem banalen Schnupfen zuweilen 


beim Säugling einen positiven Urinbefund auftreten. | 

Nach Lage der Dinge mußte der Ernährung der luischen 
Kinder ein besonderes Interesse entgegengebracht werden. Wir 
mußten darauf bedacht sein, die natürliche Resistenz der Kinder 


durch die Art der Ernährung aufrecht zu erhalten bzw. zu heben. ` 
Weiterhin mußten nach Möglichkeit Komplikationen durch das Auf- 


Demgemäß 


treten von Ernährungsstörungen verhindert werden. 
wurde schwächlichen jungen Säuglingen, 


soweit nur irgend ver- 
fügbar, abgespritzte Frauenmilch 


gegeben. Andernfalls wurde bei 


ihnen die Ernährung mit Buttermilch begonnen, dann Einbrenne X 
und Zucker in vorsichtiger Steigerung zugegeben. Bei anderen, . 


stark untergewichtigen Kindern, die ernährungsgestört in die Klinik 


kamen, wurde nach anfänglicher Darreichung von Eiweißmilch die 


Ernährung erfolgreich mit Buttermehlnahrung fortgesetzt. Die An- 
wendung fettangereicherter Nahrungsgemische schien uns bei syphi- 
litischen Kindern aus den oben genannten Gründen besonders án- 
gezeigt. In der Tat ließ sich bei einer Reihe von Kindern im Verlaufe 
der spezifischen Behandlung eine gute Gewichiszunahme erzielen; 
zu wünschen übrig. 
Andere Kinder nahmen erst gegen Ende der Behandlung zu, nach- 


dem ihre Gewichtskurve vorher Schwankungen und langsames, un- | 


regelmäßiges Fortschreiten gezeigt hatte. Auch bei der ambulanten 
Behandlung spielte die Ernährungsfrage eine wichtige Rolle, 
die von ihren Müttern gestillt wurden, haben wir prinzipiell, wenn 
der Allgemeinzustand nicht allzu schwer war, zu Hause weiterstillen 
lassen und ambulant behandelt. Daß diese Aıt des Vorgehens 
richtig ist, darüber wird kaum ein Zweifel aufkommen. Im übrigen 


ist aber die Frage, ob ambulante oder Krankenhausbehandlung vor- 
| zuziehen ist, verschieden beantwortet worden. u 


Unsere Erfahrungen in der Poliklinik bewiesen, daß nur | 


verhältnismäßig wenige Mütter für eine ganze Kur mit ihren Kindern 
wieder und wieder kamen. Allerdings mag die ziemlich ungünstige 


‚Lage unserer Poliklinik (an der Peripherie der Stadt), der mit dem poli- 


klinischen Besuch verbundene Verlust an Zeit und, was für dieInflations- 
zeit nicht unwesentlich war, das Fahrgeld eine Rolle im ungünstigen 
Sinne gespielt haben. So wurde eine Anzahl Kinder mehr oder 
weniger olt zur Injektion gebracht, blieb dann aber anbehandelt 


fort, nachdem womöglich die den Eltern erkennbaren Zeichen der 


Krankheit geschwunden waren. Auch ‚briefliche Aufforderung der 
Eltern blieb meist fruchtlos. 
scheinen, solchen in nicht unerheblichem Maße ausgeseizt, wurden 
aber doch zumeist nicht vor 
geholt. Jedenfalls, ob die Behandlung nun in der Klinik oder Poli- 
klinik erfolgte, sahen wir uns vor die Aufgabe gestellt, in mög- 
lichst kurzer Zeit eine möglichst nachhaltige Kur zu ver- 
abfolgen. In den letzten Jahren wurden, um diesen Anforderungen 
zu entsprechen, ausschließlich Mischspritzen nach Linser gegeben, 
indem Neosalvarsan mit Oyarsal oder auch Novasurol, in der ersten 


hal a 


1463` 


Kinder, ` 


In der Klinik dagegen waren die 
Kinder, die ja für Infekte der Respirationsorgane besonders disponiert 


Beendigung der Kur von den Eltern 


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1464 


Zeit auch Sublimat kombiniert wurde. Es geschah das nach der 
bekannten Technik, indem zuerst das frisch gelöste Neosalvarsan, 


dann das Quecksilberpräparat in die gleiche Spritze aufgezogen und 
nun schnell injiziert wurde. 


wurden Infiltrate bemerkt, die jedoch stets nach kürzerer Zeit ver- 
schwanden. Bei dem Gebrauch von Cyarsal-Ampullen, die, wie 


sich später herausstellte, etwa 3 Jahre alt waren, traten nach fast 


jeder Injektion erhebliche Infiltrate auf. In diesen Fällen war die 


Neosalvarsan-Cyarsal-Mischung in der Spritze aber nicht klar ge- | 


blieben, sondern es hatte sich jedesmal alsbald eine graue Trübung 
der Lösung ausgebildet. Abszesse wurden gelegentlich, jedenfalls 
nicht mehr als bei anderen ‚Behandlungsmethoden beobachtet. 


Einige Kinder reagierten auf die -Einspritzung jedesmal. mit einer | 


leichten 'Temperaturerhöhung, die aber stets bald wieder der 
normalen Temperatur wich. Ob die Injektion intravenös oder 
intramuskulär erfolgte, schien hier nicht von maßgeblicher -Bedeu- 
tung zu sein. | A: | = 
"Im ganzen erhielten | 

Kur, 6 Kinder zwei Kuren, 1 Kind drei Kuren. Von der Beur- 
teilung der Kinder, die keine vollständige Kur bekamen, soll im 
Folgenden abgesehen werden. Dabei verstehen wir unter voll- 
ständiger Kur 12 Injektionen der genannten Mischungen in meist 
5tägigen Intervallen. ' a 


Den einzigen in gewisser Hinsicht gleichmäßig zu verwerten- 


“den Maßstab für den Behandlungserfolg bietet die Wa.R,, ohne 


daß der Umschlag der Reaktion zum Negativen übermäßig bewertet, 
sondern mehr als das Verschwinden eines wichtigen Symptoms 
angesehen wird. Das Verschwinden irgendwelcher luischer Er- 
scheinungen, z. B. von Hauterscheinungen, kann nur mit Vorsicht 
als Behandlungserfolg gebucht werden, sieht man doch solche selbst 
ohne Behandlung oft bald verschwinden. | 

- In den letztgenannten 26 Fällen bestand zu Beginn der Kur 
positive Wa.R. Bei den 10 Kindern, die mit der Neosalvarsan- 
Novasurolkombination behandelt wurden, blieb nach Beendigung 
der Kur zweimal die Wa.R. positiv, einmal war sie zunächst negativ, 
wurde einen Monat nach..der ersten Kur, als schon die zweite Kur 


eingeleitet war, positiv, um nach der zweiten Kur wieder negativ. 
. zu werden. 


In einem anderen Falle blieb die 
der ersten wie zweiten Kur positiv. 


In den’ 12 Fällen, die mit der Neosalvarsan-Oyarsalmischung 
behandelt wurden, blieb die Wa.R. nach der ersten Kur dreimal 
positiv. Außerdem war in einem Falle die Wa.R. zunächst positiv, 
um nach kurzer Zeit negativ zu werden, blieb während. und un- 


WaR. sowohl nach 


mittelbar nach der zweiten Kur negativ, wurde nach einiger Zeit 


darauf wieder positiv, um nach der dritten Kur wieder negativ zu 
‚werden. 


delten 4 Fällen blieb die Wa.R. zweimal positiv, während sie 
einmal sofort und im vierten Falle einige Zeit nach der Kur 


negativ wurde. 


Wir sehen aus dem sprunghaft wechselnden Verhalten der 
Wa.R. bei einzelnen dieser Fälle deutlich, daß die Wa.R. kein zu- 


verlässiges Kriterium für den Erfolg einer Kur abgibt. Ein ähn- 


liches Verhalten zeigt die WaR. ja auch bei luischen Erwachsenen. 
So konnten wir denn mehrfach erleben, daß die Eltern unserer 
Patienten recht überrascht waren, wenn sie erfuhren, was ihren 
Kindern fehlt. 

die Mutter uns berichteten, sie hätten zwar Lues gehabt, hätten 
dann eine oder auch mehrere Kuren durchgemacht und ihr Blut wäre 
darauf „gesund“, d. h. die Wa.R. negativ gewesen; ja einmal wurde 
von den Eltern ein Schein, auf dem der negative Ausfall der Wa.R. 


verzeichnet war, vorgewiesen, als Beweis für ihre angebliche Ge- | 


sundheit. Allzusehr scheint uns im Publikum der gefährliche Glaube 
verbreitet zu sein, daß der einmalige negative Ausfall der Wa.R. der 
Heilung gleichzusetzen ist. Darum sollte von den Ärzten, die 


es mit der Lues der Erwachsenen zu tun haben, ebenso wie von } 
den Kinderärzten, immer wieder und wieder auf die langdauernde 


Behandlungsnotwendigkeit der Lues hingewiesen werden, und dann 
vor allem auch darauf, daß der einmalige negative Ausfall der Wa.R. 


keineswegs nun die Gesundung von dieser heimtückischen Krank- 
heit bedeutet. 


Literatur: Ylppö, Zschr. f. Kindhlk. 1919. — Rietschel, M. Kl. 1909, — 
Pfitzer, Zschr. f. Kindhlk. 1918. — Fischl und Steinert, Arch. £ Kindhik. 1921. 
— Frank, Zschr. f. Kindhlk. 1922. — Finkelstein, Lehrb. d. Säuglingskrkh. 
1924. — Linser, M. KL 1919, l f 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


y a l 2219, Oktober 


Bei etwas älteren Kindern geschah das 
zumeist intravenös, bei jüngeren häufig intramuskulär. Mehrmals | 


der neueren Literatur nur vereinzelte Berichte, in denen über 


dern es sich um das Aushusten multipler Steine handelt. Auch die | 
Röntgenära hat in dieser Beziehung keine wesentlichen Fortschritte 


-Röntgenbilder gefunden, die aber weniger durch die Ansammlung 


en 26 Kinder mindestens eine vollständige | 


zu identifizieren waren. Umsomehr erschien uns ein Patient, der 


sund gewesen zu sein. Mit dem 14. Lebensjahr kam er in einer kleinen | 


gab er an, daß es bei der Arbeit üblich ist, 


 staub eingeatmet wurde, während der schwerere Granit sofort zu Boden 
‚sank. Bis zu seinem 38. Lebensjahr übte 

| auf einem Militärfriedhof hinter der Front beschäftigt. Bis zum Jahre 
beschwerden, die sich wieder in Husten und Atemnot äußerten, aus 


In den gleichzeitig mit Neosalvarsan-Sublimat Behan.. 


| blutüngen, während deren er weiterhin zahlreiche. Steine aushustete. 


sichtbaren Schleimhäute sind mäßig durchblutet. Am. Herzen ist kein 


Mehr als einmal kam es vor, daß der Vater oder | 36,4. An.den Konkrementen sollen einmal Tuberkelbazillen nach- 


in.‘ 


Aus der Röntgenabteilung des Städtischen Krankenhauses im 
“Friedrichshain in Berlin (Dirig. Arzt: Dr. Max Cohn). 


Über die Beziehungen zwischen Steinhauerlunge 
a Fe ` und Lungensteinen. 
Von Dr. Ernst Brock. 


"Während Lüungensteine auf dem Sektionstisch häufiger zur ` 
Beobachtung kommen, finden sich sowohl in der älteren wie auch 


klinische Befunde von sicher ausgehusteten Lungensteinen Angaben 
gemacht werden. In ganz besonderem Maße ist dies der Fall, so- 


gebracht. Man hat zwar bei den Pneumonokoniosen typische 


von Stein- oder ‚Metallstaub an lokalisierten Stellen bedingt waren 
als durch die bindegewebige Reaktion der Lunge auf den chronischen 
Reiz der Einatmung spezifisch schwerer Stoffe. Auch in den Fällen, 
in denen. Steine ausgehustet wurden, zeigten sich im Röntgenbilde 
selten Schatten, die mit Sicherheit mit den ausgehusteten Steinen 


der Röntgenabteilung durch die Lungenfürsorge überwiesen wurde, 
durch sein -eigenartiges Röntgenbild geeignet, über eventuell be- 
stehende Beziehungen zwischen Lungensteinen und Steinhauerlunge 
Aufschluß zu geben. 


~. » Der Patient August W., 47 Jahre alt, gab an, als Kind stets ge- 


Stadt Schlesiens in die Lehre zu einem Steinmetz und Bildhauer, 
welchen Beruf er seitdem ununterbrochen ausgeübt hat. Auf Befragen 
en Steinstaub, der beim 
inmeißeln der Schrift oder von Ornamenten euitsteht, mit den Lippen 
fortzublasen, um das aufgezeichnete Muster dauernd sehen zu können. 
Hierbei beobachtete er, daß besonders bei Sandsteinarbeiten der Stein- 


W. seinen Beruf, zuletzt in 
Berlin als Grabsteinfabrikant, ohne jede Beschwerden aus. Als er aber 


1914 eingezogen wurde und größere körperliche Anstrengungen zu be- 
wältigen hatte, traten Husten und Atemnot auf. Vom, Jahre 1915 an 
wurde er daher nicht mehr an der Front, sondern in seinem Beruf 


1917 konnte er ohne wesentliche Beschwerden den Anforderungen dieses 
Dienstes nachkommen, mußte aber dann wegen dauernder Lungen- 


dem Heeresdienst entlassen werden. Im Jahre 1920 hatte Patient eine . 
akute Lungenentzündung und hustete jetzt zum ersten Mal im Anschluß 

daran unter starken Blutungen zahlreiche Steine ‚aus. Durch seinen 
Arzt veranlaßt, gab W. jetzt seinen Beruf vollständig auf. Von 1920 
bis zum Frühjahr -1923 litt er unter anfallsweise auftretenden Lungen- 


Die Pausen zwischen den Anfällen schwankten zwischen ein paar 
"Wochen und mehreren Monaten. Seit dem Frühjahr 1923 haben die 
Anfälle aufgehört, die Kurzatmigkeit bei den geringsten körperlichen 
tr de besteht fort. | % 

Bei der Untersuchung zeigt sich der Patient als ein grazil ge- ` 
bauter Mann von mittlerer Körpergröße. Ernährungszustand ist mäßig, 
das Körpergewieht beträgt 60 kg. Die Gesichtsfarbe ist gebräunt, -dio 


pathologischer Befund nachzuweisen. Es besteht zurzeit mäßiger Aus | 
wurf; auch klagt Patient über Nachtschweiße. Die Temperatur ist 


gewiesen worden sein. Bei der Perkussion sind die Te i 
wenig verschieblich, über dem linken Oberlappen ist der Klopfschall 
abgeschwächt und bei der Auskultation ergeben sich dortselbst klein- 
blasige Rasselgeräusche, sonst kein wesentlicher Befund. 

Die Röntgenuntersuchung der Lungen ergibt: Bei der Durch 
leuchtung ‚sind beide Lungen in ihrem Luftgehal 


| alt stark herabgesetzt 
und das Zwerchfell beiderseits in seinen Exkursionen etwas beschränkt. 


Der Hilus ist stark verbreitert. Die Lungenfelder zeigen i 
ihren oberen Partien eine eigenartige Tüpfelung, die an eine indurative 
Tuberkulose erinnert. Die Röntgenphötographie zeigt den Hilus 
wiederum stark verbreitert, kräftige bindegewebige Stränge besonders 
in die unteren Lungenfelder sendend. Beide Lungenfelder zeigen, M 
ihrer ganzen Ausdehnung, besonders aber oben, zahlreiche, kieme, 
runde, scharf abgesetzte intensive Schattenherde, die. zum Teil wie 
Perlen auf einer Schnur angeordnet sind. Im Hilus haben diese Herde 
einen größeren Durchmesser. Der intensive Kalkgehalt und die An 
ordnung der Herde spricht gegen eine frische Tuberkulose, 
- Die ee Steine etwa 20—25 an der Zahl zeigen ein® 
verschiedene Größe von Stecknadelkopf- bis ungefähr Erbsengröße. 
Zum Teil bilden sie eine Stange wie ein Korallenast, bei: dem größere 
Auftreibungen von Einschnürungen unterbrochen sind. Anamnese, 
klinischer Befund und Röntgenbild schienen in diesem Falle restlos 


besonders in 


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übereinzustimmen in der Diagnose: „Steinhauerlunge“, die auch auf 


den ersten Blick das eigenartige.Röntgenbild restlos zu erklären schien. 
Zur Bekräftigung wurden daher die ausgehusteten Steine chemisch 


analysiert, ließen aber die erwartete Übereinstimmung mit dem ein- 
` geatmeten Steinstaub nicht nachweisen, sondern erwiesen ‘sich als aus 


ohlensaurem und phosphorsaurem Kalk zusammengesetzt. (Martin 
Jacoby.) Die einfache, besonders durch Form und Anordnung der 
Steine als in den Bronchien abgesetzter 'Steinstaub einleuchtende Er- 
klärung erschien daher nicht mehr haltbar. ER, 
| In der uns zugänglichen Literatur fanden sich Angaben über 
9 identische Fälle. Zwar waren ähnliche Bilder wie unser Fall 
als hochgradige Fälle von Pneumonokoniose häufiger beschrieben, 
in keinem dieser Fälle waren aber Lungensteine als die Urheber 
der Schatten wirklich ausgehustet worden. . | 
Bei dem einen Fall handelt es sich um eine 35jährige Patientin, 
die etwa 35 Steine zwischen Stecknadelkopf- und Erbsengröße ausgehustet 
hat. Die Pat. hatte 7 Jahre vorher eine Brustfellentzündung, danach 
zweimalige Häimoptoe durchgemacht. Die Steine wurden bei. Husten- 
anfällen, die zwei- bis dreimal jährlich auftraten, ausgehustet. Besonders 
intensive Berührung mit Steinstaub lag nicht vor. Die chemische Unter- 
suchung ergab kohlensauren und phosphorsauren Kalk. | 
In dem andern Fall handelt es sich um eine Gärtnersfrau, 
die sonst stets gesund gewesen war. 1914 machte sie eine In- 
fluenza durch und litt seitdem unter Husten und Auswurf. 
die Patientin eine erneute fieberhafte Erkrankung und hustete unter 
heftigem Husten und Atemnot einen Knochen aus. Seitdem litt Patientin 
dauernd unter Husten. 3%, Jahre danach erlitt Patientin einen gleichen 
Anfall. Die zutage geförderten Steine waren etwa pflaumengroß, 


_ korallenartig gezackt und zeigten Knochenstruktur. | 
Drei Tatsachen sind. unsern drei Fällen gemeinsam: Erstens 


die multipel ausgehusteten Steine, zweitens die Tuberkulose (denn 


auch bei den fremden , Fällen muß man wohl aus der Anamnese, 


— Hämoptoe, Pleuritis, dauernder Husten — Tuberkulose. annehmen), 
drittens die chemische Zusammensetzung der Steine. 
| Während also der Zusammenhang zwischen dem Steinstaub, 
der auch nur in einem Falle in möglicher Nähe liegt, und. den 
Lungensteinen nicht nachzuweisen ist, scheint dagegen die Tuberkulose 
wesentlichen Anteil an der Entstehung der Lungensteine zu haben.. 
Bereits 1898 hat Pollack an einem großen Leichenmaterial 
bei Untersuchungen über Verknöcherungen in der Lunge in der 
überwiegenden Zahl der positiven Fälle Tuberkulose nachgewiesen. 
‘Aber auch außerhalb der Lungenpathologie findet sich die Affinität 
des tuberkulösen Gewebes zum Kalk. Der röntgenologische Nach- 
weis der Bronchialdrüsentuberkulose fußt auf der Kalkinfiltration 
des Drüsengewebes, da die markige Schwellung allein sich nach 


Lage und Zusammensetzung zumeist dem röntgenologischen Nach- 


weis entzieht. Auch Knochen- und Nierentuberkulose zeigen an 
den erkrankten Partien eine Anreicherung des Kalkgehalts, was 
bei der Knochentuberkulose mit einer Atrophie in den peripheren 
Partien verbunden ist. Bei einem Fall von Nierentuberkulose führte 
der starke Kalkgehalt des tuberkulösen Eiters zur irrtümlichen Dia- 
gnose von Nierensteinen. | 

~ [n dem von uns beschriebenen Fall ließe sich speziell die 
eigenartige Form und Bildung der Steine logiseherweise dadurch 
erklären, daß bei bestehender Lungentuberkulose die Bronchial- 


schleimhäut durch die feinen Steinstaubpartikel verletzt wurde und bei. 


‚dem Heilungsprozeß sich Kalk in derartiger Menge dort, angereichert 
hat, daß das Lumen der Bronchialäste vollständig ausgefüllt wurde. 
Zusammenfassend ergibt sich danach: 


1. Ein direkter Zusammenhang zwischen Lungensteinen und. 


Steinhauerlunge besteht nicht. | 

2. Die Lungensteine sind nicht als direkte Derivate des ein- 
geaimeten Steinstaubes bei einem Steinhauer aufzufassen. 

3. Die Bildung von Lungensteinen scheint vielmehr abhängig 
von sekundärer Tuberkuloseaffektion zu sein. 


- 


Aus der Chirurgischen Universitäts-Klinik und Poliklinik der Charite, 


Berlin. (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Hildebrand.) 


Über Daumenkontrakturen bei kleinen Kindern im An- 


schluß an das Krankheitsbild des schnellenden Fingers. 


Von Dr. Gustav Hauck. 2 


Fingerkontrakturen bei kleinen Kindern sind’ entweder an- 
geboren wie die kongenitale Kontraktur des Kleinfingers oder er- 
worben wie dieNarbenkontrakturen nach Verbrennung oder Quetschung. 
Daneben gibt es auch noch eine Kontraktur, die ohne ein sinnfälliges 

rauma an einem anscheinend gesunden Finger ganz plötzlich auf- 


tritt und die Mutter des Kindes meist in große Aufregung versetzt. - 
Der befallene Finger zeigt äußerlich weder an dem gebeugten Ge- 


© 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2. 0 00 o 


1915 hatte 


' kurzer 


teilen je einen Fall von 


lenk, noch an der Haut irgendwelche Veränderungen, die die Beuge- 


stellung erklären könnten. Aus den Lehrbüchern ist uns über diese 
Kontraktur nichts bekannt. Durch vergleichende Untersuchung, aus 


‚einigen anamnestischen Angaben und den Mitteilungen in der 
“Literatur haben wir erkannt, daß diese Kontraktur eine Begleit- 
erscheinung des schnellenden Fingers ist. Als Schnellen des 


Fingers bezeichnet man ‚bekanntlich eine Störung im gleichmäßigen 
Ablauf seiner Bewegung. Der Finger wird dabei während der 
Beugung oder: Streckung plötzlich gehemmt, um dann mit einem 


kurzen Ruck in seine Endstellung zu springen. Diese Bewegungs- 


hemmung wird hervorgerufen durch. ein mechanisches Hindernis, 
meist in Form einer knotigen- Verdickung der Sehne oder -der 
Sehnenscheide. Der Knoten wird aber selten so groß, daß er die 
Überwindung des Hindernisses durch forcierte aktive Beugung oder 
Streckung unmöglich machte. Und trotzdem geschieht es oft, daß 
der Patient den Finger nicht mehr über das Hindernis hinaus- 
bewegt, sondern ihn in der Winkelstellung ‚gebeugt hält, in der bei 
der Streckung das Schnellen einzutreten pflegt. So entsteht. die 
Kontraktur des Fingers. Am schnellenden Finger des Erwachsenen 
ist sie seltener zu finden und nur bei Leuten von großer Indolenz. 
Bei Kindern tritt sie fast regelmäßig auf, besonders in den ersten 
Lebensjahren, da diese Kinder in dem Augenblick, wo das Schnellen 
anfängt, Schmerzen zu verursachen, die aktive Bewegung des Fingers 
über das -Hindernis hinaus überhaupt: einstellen und den Finger 
lieber gekrümmt lassen: Bei.ganz kleinen Kindern kann die Kon- 
traktur längere Zeit unbemerkt: bestehen, bis sie eines Tages von 
der Mutter ganz zufällig beim Waschen des Kindes entdeckt wird. 


Ältere Kinder schreien nach Angabe der Mutter plötzlich ganz. 


unmotiviert auf und klagen über Schmerzen am Finger, den die 
Mutter dann in gekrümmter Stellung fixiert findet.. An dem er- 


 krankten Finger haben aulmerksame Mütter auch schon vorher ein 


Schnellen beobachtet. In andern Fällen hat die Kontraktur jahre- 
lang bestanden, ohne daß sie vom Patienten oder seinen Angehörigen 
richtig erkannt und gewürdigt worden wäre.‘ Durch die dauerhde 
Beugestellung des betreffenden Fingergelenkes tritt dann leicht eine 


Kapselschrumpfung ein, so daß selbst nach Beseitigung des Knotens _ 


im tendovaginösen Apparat die Streckung nicht mehr ganz voll- 
kommen ist.. Meistens aber wurde von der Mutter, sowie sie: die 
Kontraktur bemerkte, der gekrümmte Finger sofort in die Streck- 


stellung gedrückt. Der zu Rate gezogene Hausarzt fixierte mittels 


einer Schiene den Finger in. der Streckstellung. Jedoch hatte sich 


nach Abnahme des Verbandes mit dem ersten ‚Faustschluß die 
In dieser Weise waren - 


Kontraktur wieder regelmäßig eingestellt. 
die meisten unserer kleinen Patienten schon mehrfach vorbehandelt, 
ehe sie in die Poliklinik kamen. - EL ou? 
Wir beobachten die 
Affektion 4—5 mal im 
Jahre unter durchschnitt-‘ 
lich 15—20000 Patienten. 
Ausnahmslos war der Dau- 
men befallen, einer allein 
‘oder beide zusammen, ent- 
weder gleichzeitig oder in 
Aufeinanderfolge. | 
Dies stimmt im wesent- : | 
lichen überein mit den An- 
gaben verschiedener Auto- 
ren in der Literatur. Nur 
Leisrink und Poulsen 


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Kontraktur' des Mittelfin- ' 
ers mit. Berger und eo. en rt 
enzer haben bei ihren Fällen am . Ring- und re nur 

das Schnellen beobachtet. Mehrere Male : waren Brüderchen und 


Schwesterchen erkrankt und ‚zwar waren die ersten Anzeichen auf- 


fallender Weise im gleichen Lebensalter. aufgetreten. Es handelt sich 
gewöhnlich um eine Kontraktur des Endgelenks. 
unter der Beugefalte des Grundgelenks einen bis erbsengroßen Knoten, 
der sich -bei aktiven Bewegungen meist mitverschiebt, also vermutlich 


der Sehne angehört. Von der Winkelstellung aus kann das Endglied | 
noch weiter aktiv und passiv gobougt werden; gestreckt wird es von 


hier aus. nur noch passiv, aber unter Schmerzensäußerungen. Wird von 
der Streckstellung aus das Endglied passiv gebeugt, so geht es beim 
Nachlassen des Beugedruckes meist selbst wieder in die Streck- 
stellung zurück. | | E E 2 
“Die Operation ist sehr’ einfach und führt in jedem Falle. zur 
vollkommenen Beseitigung des Übelstandes.. Durch einen kleinen 
Hautschnitt wird „die laterale Seite der Sehnenscheide freigelegt 
und hier seitlich ein Stück weit aufgeschlitzt. Hautnaht.. 
bande soll der Daumen noch etwas beweglich sein. 


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= kann man beim Kinde nicht annehmen. 
bei seinem Fall die Entstehung des Sehnenknotens auf das Fest- 


1466 


In den meisten unserer Fälle handelte es sich um eine gleich- 
mäßige spindelförmige Anschwellung der Sehne, wodurch die freie 
Passage durch den kurzen osteofibrösen Kanal des Ligamentum anulare 
am Daumengrundgelenk behindert wurde. Histologisch bestand dieser 
Sehnenknoten aus normalem Sehnengewebe oder es war höchstens 
das Epitenon und Endotenon etwas verdickt und verdichtet. Pels- 
Leusden fand zwischen den auseinandergedrängten Sehnenbündeln 
ein dickes Gefäßknäuel, Hiller hyalines Knorpelgewebe mit quer- 
R Muskelfasern, Hoffmann Sklerose und Endarteriitis der 

efäße. Viel weniger häufig liegt der Knoten der Sehne als Höcker 
auf. Dann ist aber auch meist das Epitenon verdickt und milchglas- 
artig getrübt. Einmal fand sich der proximal vom Ligamentum ge- 
legene Abschnitt der Sehnenscheide hernienartig vorgestülpt. Darunter 
lag der Selinenknoten, der sich beim Öffnen der Sehnenscheide wie 
der Balg einer Ziehharmonika auseinanderzog. Es hatte sich also die 
Sehne vor dem etwas engeren Ligament zu einem Knäuel aufgerollt 
und nach der operativen Erweiterung des Sehnenscheidenkanals wieder 
geglättet. In einem Falle war die Sehne frei. Dafür befand sich aber 
> Sehnenscheide eine hypertrophische Synovialzotte in Form eines 

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ypon, der sich bei den Bewegungen der Sehne unter das Ligamentum 
einklemmte und die bekannte Störung verursachte. 


Solche Fälle bilden aber immer eine Ausnahme von der Regel. 
Wie auch aus der Literatur ersichtlich, ist es meist die spindlige Auf- 
treibung der Sehne, welche die Ursache zum Schnellen und dann 


späterhin zur Kontraktur abgibt. 


Die Ätiologie dieses Leidens ist unklar. Eine traumatische 
Genese wie beim Erwachsenen, der schwere Handarbeit verrichtet, 


Tilmann glaubt zwar 


halten an der Kante eines Gehstubles zurückführen zu können. 
Dem stehen aber wieder so und soviele Fälle gegenüber, wo ein 
ähnliches traumatisches Moment nicht vorliegt, ganz abgesehen da- 
von, daß dieses zuerst an der Sehnenscheide Veränderungen hervor- 
zurufen pflegt. Viel wahrscheinlicher handelt es sich um eine 
kongenitale Veranlagung, eine Ansicht, wie sie von Pels-Leusden, 
Baumann, Genzer und andern vertreten wird. Dafür spricht der 
Umstand, daß mehrere Kinder derselben Familie im gleichen Lebens- 
alter von der Krankheit befallen werden, und weiterhin, daß bei 
einseitiger Erkrankung sehr oft auch am andern Daumen ein kleiner 
Knoten gefühlt wird, der aber keine Erscheinungen macht. 

Die spindelförmige Verdiekung der Sehne bleibt auch nach der 
Operation noch deutlich fühlbar. Wir haben sie auch noch nach3 Jahren 
unverändert gefunden. Beschwerden oder Funktionsstörungen hat sie 


in der operativ erweiterten Sehnmenscheide nie wieder verursacht. 
Literatur: 

2. Berger, D.Zschr. f. prakt. Med. 1875. — 3. Genzer, W.kl.W. 1892, Nr. 48. — 
4, Hauck, Über eine Tendovaginitis stenosans der Beugesehnenscheide mit dem 
Phänomen des schnellenden Fingers. Arch. f. klin. Chir. 1928, 123. — 5. Hiller, 
Über den schnellenden Finger. Zschr.f.orthop. Chir. 1908, 20. — 6. Hoffmann, 
Zur Ätiologie des schnellenden Fingers. Diss. Jana 1914. — 7. Leisrink, Über 
den schnellenden Finger. ZbL f. Chir. 1884. — 8. Pels-Leusden, Über Sehven- 
geschwülstchen bei Kindern. D.m.W. 1907. — Poulsen, Der schnellende Finger. 
Arch. f. klin. Chir. 1911, 9. — 10. Tilmann, Der schnellende Finger. B.kI.W. 
1900, Nr. 43. 


Aus der Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses Bielefeld 


(Oberarzt: Dr. Wichern). 
Zur Kasuistik der Periarteriitis nodosa. 
Von Dr. von Spindler, Assistenzarzt. 


Es sind zwar in der letzten Zeit häufiger Beobachtungen über 
Periarteriitis nodosa veröffentlicht worden, das Krankheitsbild ist 
aber in seiner Genese, Ätiologie und zum Teil auch Symptomatologie 
so wenig bekannt, daß die Veröffentlichung der Krankheitsfälle vor- 
läufig noch gerechtfertigt erscheint. 

Auf die Literatur genauer einzugehen, erübrigt sich, da das von 
anderer Seite schon zur Genüge getan ist. Ich lasse die Krankheits- 
geschichte des von uns beobachteten Falles folgen: 


Aus der Familienanamnese des 40jährigen Mannes ist nichts zu 
erwähnen. 

Während des Krieges traten vorübergehend ähnliche Beschwerden auf. 
Zeitweilig hat er dem Alkohol sehr reichlich zugesprochen, Seit Kriegs- 
ende litt er viel an Gelenkschmerzen, zuweilen sollen die Füße ge- 
schwollen Vor einigen Jahren soll ein Arzt einen 
„typischen Herzfehler nach Gelenkrheumatismus“ bei ihm festgestellt 
haben. Anfang 1923 hatte er eine verdächtige Ulzeration am Penis, 
die zunächst von’ einem Hautarzt als luisch angesprochen und dem- 


entsprechend behandelt wurde. Später wurde die Diagnose Lues nicht 
aufrecht erhalten und die Behandlung nach anderthalb Kuren ab- 
gebrochen. Die Wa.R. war wiederholt negativ. Seit einigen Wochen 


vor der Krankenhausaufnahme, die am 26. Januar 1924 erfolgte, fühlte 
er sich nicht recht wohl, hatte stärkere Schmerzen in den Fußgelenken, 
Druckgefühl in der en und zeitweilig heftige Schmerzen im 
Öberbauch und der rechten Bauchseite. Er fühlte sich bald so elend, 


ewesen sein. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


1. Baumann, Der schnellende Finger. M.m.W. 1917. — | 


. getretener Lähmun 


Patient selbst war 1912 einige Wochen magenleidend. 


19. Ökteber 


daß er nicht mehr gehen konnte. Einige Tags vor der Krankenhaus- 
aufnahme hatte er einen Schüttelfrost. 

ei der Aufnahme war bereits ein reduzierter Ernährungszustand 
festzustellen. Dem Patienten selbst fiel besonders auf, daß seine Waden, 
die sehr stark ausgebildet gewesen, erheblich zurückgegangen waren. 
Die Hautfarbe war blaß, die sichtbaren Schleimhäute genügend durch- 
blutet, es bestanden keine Ödeme, kein Ausschlag, keine Blausucht, 
keine Atemnot. Schmerzhaftigkeit wurde bei Bewegung der Schulter-, 
Ellenbogen- und Sprunggelenke angegeben, in den Schulter- und Knie- 
gelenken war Knarren zu fühlen. Kopf und Hals o. B., Lungen o. B. 
Herz o. B. Puls regelmäßig, gleichmäßig, von mittlerer Füllung und 
Spannung, 96 in der Minute. Blutdruck R.R. 120 maximal, 60 mini- 
mal mm Hg. Leib weich, nicht aufgetrieben, Druckempfindlichkeit in 
der Magengrube und nach links bis unter den Rippenbogen. Leber 
und Gallenblase o. B., Milz weder perkutorisch noch palpatorisch ver- 
größert. Geringe Druckempfindlichkeit in der Nierengegend. Drüsen- 
schwellung in der Leistenbeuge und im Nacken. Nervensystem o. B., 
keine besondere Druckempfindlichkeit der Nerven, keine Bewegungs- 
störung, keine Sensibilitätsstörung. Augenhintergrund normal. Urin 
frei von Eiweiß und Zucker, Sediment oB. Urobilin und Urobilinogen 
negativ, Diazo negativ, Temperatur 37,8%. Stuhl geformt, frei von krank- 
haften Beimengungen. Untersuchung aufTyphus und Paratyphüs negativ. 
Wa.R. im Blut negativ. Blutplatten steril. Blutstatus: Rote 4 500 000, 
Weiße 8000, Hämoglobin 80%, Segmentkernige 75%, Stabkernige 5%, 
Eos. 6%, Lymphozyten 6%, Große Mononukleäre 8%. 


gendeine besondere organische Veränderung konnte also nicht ` 


nachgewiesen werden, und doch machte der Patient einen schwer- 
kranken Eindruck. 

Im weiteren Verlauf stieg die Temperatur, nahm remittierenden 
Typus an, schwankte zuweilen zwischen 37,0° morgens und 39,0° abends. 
Die Schmerzen in den Füßen nahmen wesentlich zu, sie erstreckten sich 
jetzt vom unteren Drittel des Oberschenkels bis zur Mitte des Fußes 
und am rechten Fuß auch auf die große Zehe. Der ganze rechte Fuß 
bis auf die Zehen war teigig geschwollen, schon die leiseste Berührung 
empfindlich. Die Bewegungen in den Gelenken waren noch alle mög- 
lich. Der linke Fuß war zunächst weniger beteiligt, bot aber nach 


‚einiger Zeit das gleiche Bild wie der rechte. Das Anlegen der Stau- 


ung am Arm zur Blutentnahme bzw. Injektion war so schmerzhaft, daß 
schließlich Injektionen gar nicht mehr ausgeführt werden konnten. Bei 
der Stauung wurde das Auftreten des Endothelsymptoms nicht beob- 
achtet, allerdings konnte die Stauung auch nur ungefähr eine Minute 
liegen gelassen werden. Das Allgemeinbefinden verschlechterte sich 
immer’ mehr, Patient magerte auffällig ab. In den beiden Achselhöhlen 
wurde je ein etwa kirschgroßer, gut verschieblicher, nicht schmerz- 
hafter, derber Knoten fühlbar, an den Ellenbeugen ein etwa erbsen- 
roßer. In der Oberarmgefäßfurche wurden an beiden Armen im Ver- 

auf der Gefäße — aber frei gegen diese selbst beweglich — kleine 
nicht schmerzhafte Knötchen palpabel. Die Nervenstämme des Radialis 
und Ulnaris wurden beiderseits auf Druck sehr empfindlich, weniger 
der Medianus. Einen Monat nach der Krankenhausaufaahme waren die 
Schmerzen im Oberbauch fast völlig geschwunden, dagegen steigerten 
sich die Schmerzen in den Unterschenkeln und Füßen immer mehr, 
so daß häufig Morphium nötig wurde. Die Berührung der Füße, be- 
sonders der Zehen, war außerordentlich schmerzhaft. Allmählich ent- 
wickelte sich an beiden Beinen eine Peronäuslähmung. Nach ein- 
ließen die Schmerzen nach, besonders auch die 

sehr starke Berührungsempfindlichkeit. Die Temperaturen waren 
niedriger und das Allgemeinbefinden schien sich zu bessern, die teigige 


hatte, ging mehr und mehr zurück und war schließlich fast verschwun- 
den. Am 28. Februar 1924 ist die Zahl der Leukozyten etwas vermehrt, 
13 800, Erytbrozyten 4 500 000, Hämoglobin 70%, Segmentkernige 71%, 
Eos. 5%, Stabkernige5%, Lymphozyten13%, Übergangsformen 6%. All- 
mählich hatte sich ein taubes Gefühl in den Händen entwickelt, ohne 
daß im übrigen eine Sensibilitäts- oder Motilitätsstörung festzustellen 
wäre. Dann traten ziehende Schmerzen in den Armen auf, aber lange 
nicht so heftig wie an den Beinen. Es stellte sich eine geringe teigige 
Schwellung und Schmerzhaftigkeit in der rechten Ellenbeuge ein, die 
nicht in Zusammenhang mit einer intravenösen Injektion gebracht 
werden kann, da in dieser Zeit gar keine erfolgte. Nach einiger Zeit 
war die Erscheinung wieder verschwunden. Die oben beschriebenen 
Knötchen waren stets in unveränderter Form und Lage zu fühlen. Auf 
eine Probeexzision ging der sehr empfindliche Patient nicht ein. Eines 
Morgens trat ganz plötzlich eine rechtsseitige Radialislähmung_auf, 
nach einigen Tagen ebenso plötzlich auf der linken Seite. Die Puls- 
beschleunigung war inzwischen immer mehr gestiegen und betrug an: 
nähernd 140. Im Urin wurden bei ständiger Kontrolle nur hin un 
wieder einzelne Leukozyten gefunden. Herzbefund o. B., ebenso Blut- 
druck. Das Allgemeinbefinden verschlechterte sich wieder wesentlich, 
und die Schmerzen in Armen und Beinen nahmen erheblich zu. Patient 
magerte zum Skelett ab und wurde schließlich bewußtlos. Neun Wochen 
nach der Krankenhausaufnahme trat der Tod ein. In den letzten Tagen 
vor dem Tode waren ganz leichte spontane Zuckungen, die sich wellen- 
förmig fortpflanzten, in den Muskeln der Unterarme zu bemerken. 
Der Harn war frei von krankhaftem Befund. l 

Zunächst war uns eine Diagnosenstellung in diesem Falle 
überhaupt nicht möglich, nach Hervortreten der neuritischen Beschwerden 


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Schwellung, die sich bis auf die Mitte der Unterschenkel fortgepflanzt 


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1 a Symptome vorhanden waren, so läßt. doch der autoptische 
ri; und die Möglichkeit zu, daß bei der Entwicklung des Leidens 
ie Appendizitis eine Rolle spielt in dem Sinne, daß von hier die- 
N i emeininfektion: ausgegangen ist. Daß die Appendizitis ein Teil- 
st da des Gesamtzustandes gewesen sei, können wir nicht annehmen, 
/ am Vermis keine entsprechenden herdförmigen Veränderungen 
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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.42 | 


1467 


An die Periarteriitis nodosa dachten wir auch, aber eine Probeexzision 


der fühlbaren Knötchen wurde vom Patienten abgelehnt, und da die 


. "zu fühlenden Knötchen nicht‘ den Gefäßen angehörten, war klinisch die 
Diagnose nicht mit Sicherheit zu. stellen. Da aber der infektiöse Ur- 


sprung sicher schien, wurde eine Beeinflussung mit ae Salizy] 
und Attritin intravenös versucht, aber ohne Da s konnten aller- 
dings im ganzen auch nur wenige intravenöse Injektionen gemacht 


werden, da Patient sich wegen der Schmerzhaftigkeit der. Stauung 
heftig dagegen sträubte. Linderung gegen die Schmerzen brachte nur 
Eukodal und manchmal sogar nur Morphium. Da bei der zweifelhaften 
Vorgeschichte trotz wiederholt negativer Wa.R. eine luische Erkran- 

kung nicht unbedingt von der Hand zu weisen war, wurde Jod ge- 


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. rundlichen Flecken zum Teil mit rotem Ho 
setzen sich diese Flecken teilweise keilförmig fort. Im übrigen waren 


_ lärer Bindegewebsvermehrung. 


liche Erscheinungen nur in geringerem Maße. 


Ein Effekt der Therapie wurde nicht sichtbar. 
Weitere Klärung brachte die Obduktion (Dr. Kurzak). Die 
Schädelhöhle wurde auf Wunsch der Angehörigen nicht geöffnet. Die 
Sektion zeigte den Schwund fast bee Fettpolsters. Die Organe 
‚der Brusthöhle boten bis auf geringe Hypostasen in den unteren Lungen- 
teilen keinen krankhaften Befund. Der Klappenapparat des Herzens 
war intakt. Auch am Herzmuskel und an den Kranzgefäßen war makro- 


eben. 


skopisch keine wesentliche Veränderung zu beobachten.. Dagegen war 


in der Bauchhöhle ein positiver Befund zu erheben. Der Wurmfortsatz, 
der im ganzen fixiert war, zeigte eine injizierte Serosa, der Wurm 
selbst schien etwas geschrumpft, herdförmige Veränderungen fanden 
sich nicht. Im Mesenterium waren einige vergrößerte Drüsen vor- 
handen. Der Darm zeigte im übrigen weder an der Serosa noch an 
der Schleimhaut eine makroskopische Veränderung. Die Milz war 
nicht vergrößert, die Pulpa weich, aber nicht zerfließend. Magen und 
Pankreas wiesen keinen Befund auf. Die Leberoberfläche war spiegelnd 
glänzend und glatt, dagegen zeigte die Schnittfläche im linken Leber- 
lappen einige herdiörmige Veränderungen, die sich um die Gefäße loka- 
lisierten. Die Wandungen waren um das drei- bis vierfache verdickt 


und von ihr ging eine ausgedehnte Bindegewebsentwicklung in der 


Umgebung aus. Die Nieren waren nicht vergrößert, die Kapsel ab- 


“ziehbar, an der Oberfläche waren an der linken Niere eine große An- 


zahl von stecknadelkopf- bis fast pionne re ren mW 
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noch eine Anzahl diekwandiger, klaffender Gefäße zu sehen ohne wesent- 
liche Bindegewebsentwicklung in der Umgebung. An Mark und Rinde 
sonst makroskopisch keine Veränderung. Die rechte Niere zeigte ähn- 
“Am Nervus radialis des 
rechten Armes und an der A. brachialis ist mit ünbewaffnetem Auge 
keine Abweichung vom Normalen zu erkennen. 

| Die histologische Untersuchung im Pathologischen Institut 
der Universität Köln (Prof. Dietrich) ergab: In Leber und Nieren 


‚der typische Befund einer ‚Periarteriitis nodosa, bestehend in Gefäß- 


wandzerstörung, Organisation und Aneurysmenbildung mit perivasku- 
Auch an der A. brachialis gleiche 
Knötchen der Vasa vasorum. 
radialis ließ an kleineren Gefäßen des Nerven Infiltrate in der Adven- 
titia,. aber keine Aneurysmenbildung erkennen. Die Nervenfasern wiesen 
keine Degeneration auf. Die Mikroskopie der eingesandten Mesen- 
terialdrüsen und kleinen Drüsen in den‘ Oberarmfurchen zeigte Erwei- 


' terung der Lymphbahnen und erhebliche Vermehrung der Sinusendö- 


 thelien. Die Follike] waren gut erhalten. 


j Die anatomische Diagnose ist somit geklärt, aber die Fragen 
über Ätiologie und Genese bleiben offen wie in den anderen ver- 
öffentlichten Fällen. | | 
‚ Nach den Impfversuchen von Hauns ist die spezifische In- 
fektion eines unbekannten Virus sehr wahrscheinlich gemacht. 
Auch der Krankheitsverlauf, Schüttelfrost und Fieberkurve bei 


unserm Patienten sprechen durchaus hierfür. Daß-in der Blutkultur 


keinerlei Erreger zu züchten waren, kann nicht gewertet werden. 
Primäre mechanische Schädigungen werden von anderen Autoren 


für die Genese bei wechselnder Ätiologie verantwortlich gemacht. 


unserem Falle könnte schon der reichliche Alkoholgenuß diesen : 


` Faktor darstellen. . 


Die Lues, die von manchen angesehuldigt wird, kann in 


unserer Beobachtung trotz. der zweifelhaften Vorgeschichte als aus- 
geschlössen gelten, da klinisch, anatomisch und serologisch keine 
Anhaltspunkte dafür vorhanden sind. E 

Andere Erkrankungen: Grippe, Angina. Glomerulonephritis 
sale als Ursprungsleiden bei unspezifischer Ätiologie in Betracht 
ommen. In unserem Krankheitsfall muß an Appendizitis gedacht 
werden. Wenn auch die vorgeschichtlichen Angaben die Beschwerden 


~ in der rechten Bauchseite nicht als die ersten und wesentlichen 


bezeichnen und bei der klinischen Untersuchung keine darauf deu- 


ine eingehende Untersuchung des Nervus . 


war bei dem ganzen Verlauf eine infektiöse Polyneuritis zu- erkennen. gefunden wurden. Natürlich braucht die Blinddarmentzündung aber 


mit der Periarteriitis nodosa überhaupt nicht im Zusammenhang zu 
stehen, sondern kann einen zufälligen Nebenbefund darstellen. 
Eine weitere Frage in der Literatur ist. die, von welchem 
Gefäßwandteil die Krankheitserscheinungen ihren Ausgang nehmen. 
Die Mehrzahl der Untersucher hat sich wohl für die Adventitia ent- 
schieden und nach den uns gewordenen Mitteilungen von Prof. Diet- 
rich würde das hier auch zutreffen. i | ; 
Gerlach?) beschäftigt sich mit dem Gedanken, ob es sich 
bei den Nervenveränderungen um. rein toxisch bedingte ‚Zustände 
handelt oder um Einwirkungen von den Nervengefäßen. Die er- 
hobenen mikroskopischen Befunde lassen für uns die letzte An- 


nahme als die richtige erscheinen. Dabei ist es merkwürdig, daß 


trotz der voll ausgebildeten Radialislähmung anatomisch an dem 
Nervengewebe selbst kein krankhafter Befund zu erheben ist. | 
| Die Ansicht Veszpremis?), daß es sich um nicht hochgradig 


` virulente Bakterien als Erreger handeln sollte, können wir nicht teilen, 


denn unser Patient ist nicht den Folgezuständen erlegen, wie in 
anderen beobachteten Fällen (Rupturblutung, Perforationsperitonitis 
oder Urämie), sondern den zehrenden Folgen der Krankheit selbst, 


ohne daß an irgend einem Organ so schwere Veränderungen vor- 
handen gewesen. wären, daß ein Weiterleben nicht mehr denkbar war. 


Die Annahme Meyers?), daß für. die starke Pulsbeschleuni- 
gung Knötchenbildung an den.Kranzgefäßen verantwortlich gemacht 


werden könnte, erscheint mir nicht erforderlich bei einem so schweren: _ 


Marasmus, wie ihn diese Krankheit. zeigt. 


Soweit mir bekannt, ist in den bisher veröffentlichten Fällen j 


Drüsenschwellung nicht erwähnt, während sie bei uns schon 


. klinisch einen auffälligen Befund bot und somit auch ein Zeichen -: 
bildet für .den: Charakter der Erkrankung als Infektionskrankheit. 


. Was nun die klinischen Symptome anlangt, so sollen chloro- 


tischer Marasmus, Polyneuritis, Polymyositis, Erscheinungen von 


seiten des Magen- und Darmkanals am häufigsten vorkommen. 
Dazu kommt noch eine Nierenbeteiligung teils diffuser teils herd- 
förmiger Art, und schließlich, was für die klinische Erkennung be- 
sonders’ wichtig, wenn auch nicht unbedingt nötig ist, subkutane 
Knötchen, die zuweilen perlschnurartig an den Gefäßen aufgereiht 


sind. In unserem Fall waren die häufigsten Erscheinungen autoptisch 
mehr oder weniger alle vorhanden. Klinisch waren subkutane 
Knötchen bzw. Drüsen, Polyneuritis, Polymyositis, Abdominalschmerz, 


Marasmus und Fieber festzustellen. Als polymyositische Erschei- 


. nungen möchten wir die schmerzhafte, teigige Schwellung am. rechten 


Arm und an den Füßen ansprechen. Die Nierenbeteiligung machte 
sich klinisch kaum bemerkbar. Die Schmerzen in der linken Nieren- 
gegend im Beginn der Krankheit könnte man vielleicht katamnestisch 
auf Infarkte beziehen. Die geringe Leukozytenausscheidung konnte 
man kaum als pathologisch ansehen. 
dann die herdförmigen anatomischen Veränderungen in der Niere, 
die die Sektion ergab. Die Herde in der Leber haben klinisch 
keine Erscheinungen gemacht. | 

Der Marasmus war sehr ausgesprochen, aber die chlorotische 
Komponente trat gänzlich in den Hintergrund, weshalb mir — im 
Gegensatz zu Meyer — die Annahme möglich erscheint, daß die 
Blutveränderungen, wenn sie vorhanden sind, auf direkter Beteili- 
gung der blutbereitenden Organe beruhen und nicht ihre Ursache 


in einer toxischen Wirkung haben. Als auffällig an dem Blutbefund- 
' möchte ich noch die verhältnismäßig hohe Zahl der eosinophilen 


Zellen erwähnen. Auch die subkutanen: Rnötchen waren in unserem 
Falle zu finden, die aber zum Teil aus Drüsenschwellungen bestanden. 
. So waren die Symptome derart, daß man an eine Periarteriitis 


nodosa sehr wohl denken konnte, ohne aber bei fehlender Probe- 
exzision die Diagnose mit einwandfreier Sicherheit stellen zu können. 


bo. 


Dicodid im Kindesalter. _ u. 
(Insbesondere bei der Keuchhustenbehandlung. 
Von Dr. Walther Kaupe, Kinderarzt in Bonn. 


Fast jeder Arzt, der häufig Keuchhusten zu behandeln hat, 


wird eine bestimmte Behandlungsform: vorziehen, eben die, bei der 
er die besten Erfolge erzielt zu haben glaubt. Er wird dabei 
natürlich die Maßnahmen bevorzugen, die nach | 
gegen die Krankheitsursachen vorgehen. Aber dennoch kann er 
oft nicht umhin, auch gegen einzelne, besonders quälende Krankheits- 
erscheinungen vorgehen zu müssen. 


1) Gerlach, KLW. 1922 10. | | 
2) Veszpremi, zit. nach Brinkm ann, M.m.W. 1922, Nr. 19. 
3) Meyer, B.kl.W. 1921, Nr. 19, | 


Um so erheblicher waren 


seiner Meinung | 


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 Harmlosigkeit und weil es außerdem (pulverisiert mit Wasser oder 


1468 


die nächtlichen Hustenanfälle, die jeweils wegen ihrer Häufigkeit 


oder wegen ihrer Stärke oder endlich, weil sie so oft wieder Er- 


scheinungen, wie Erbrechen und Schlafmangel im Gefolge haben, 
. das Kind nicht zur Ruhe kommen lassen und es derart schwächen, 


daß sie in mancher Hinsicht eine große Gefahr bedeuten. 


Es liegt nahe, gegen diese Erscheinungen Beruhigungsmittel 
(Narkotika) zu geben, so ungern man sich dazu auch bei Kindern 


und vor allem auch bei Säuglingen oder Kleinkindern entschließt. 


Handelt es sich doch auch meist nicht um eine nur einmalige, |- 


sondern um öfter notwendig werdende Darreichung. Das unschul- 
digste Mittel in der Hinsicht, das Kodein, läßt uns durchaus im 


Stich. Auch das Parakodin, daß ich hier häufiger verordnet habe, 
wirkt scheinbar in den üblichen Dosen nicht stark genug. Von 


den ausgesprochenen Schlafmitteln, die ich auch nicht gar selten 


. - versuchte, hat mir den besten Erfolg noch das Luminal gezeitigt. 


Um so günstiger war das Ergebnis, das ich mit dem Präparat 


„Dicodid“ (Knoll &Co. in Ludwigshafen) erzielt habe. Im letzten Winter | 


und Frühjahr herrschte in Bonn derKeuchhusten in starker Verbreitung. 


| Meine, eigenen beiden Kinder, damals fünfdreiviertel und zwei- 
einhalb Jahre alt, wurden durch den Nachthusten sehr gequält und in 


ihrem Kräftezustand stark beeinträchtigt. Das ältere, ein Mädchen, 
| Bei ihr gab ich deshalb zum 


hatte in der Nacht bis zu 31 Anfälle. 
ersten Male das Dicodid, obwohl von dessen Anwendung im Kindes- 
alter noch nichts berichtet worden war. Aber gerade die guten Erfolge, 
die bei seiner Darreichung bei Reizhusten der Erwachsenen aus anderen 
Ursachen beobachtet worden waren, ermutigten mich, es vorsichtig 


auch im Kindesalter schon nehmen zu lassen. So gab ich bei meinem 


Töchterchen zunächst bei der Abendmahlzeit ein Drittel der 0,01 g 
Dicodid enthaltenden Tablette. Ich gestehe, daß ich es nicht ohne 
Besorgnis tat, die aber durch den guten Erfolg durchaus nicht gerecht- 
fertigt ward. In der folgenden Nacht schon 

auf 6 oder 7 herunter!!! Das Kind fand dadurch endlich mehr Ruhe: 
ein nicht zu unterschätzendes Ergebnis bei dieser gerade das Nerven- 
system so stark in Mitleidenschait ziehenden Erkrankung. Die Stärke 
der Anfälle wurde vorab. noch nicht beeinflußt. Aber mit der ab- 
nehmenden Zahl der .Anfälle vergesellschaftete sich dann auch all- 


‚mählich — unter Fortführung der von mir sonst bei Keuchhusten ge- 


übten Behandlungsweise — ein: Schwächerwerden der einzelnen An- 
fälle selbst. Bald ging ich denn auch, nachdem ich die Ungeführlich- 


© keit des Mittels auch bei Kindern dergestalt festgestellt hatte, dazu 


über, allabendlich (solange es unbedingt notwendig war) eine halbe 
Tablette zu reichen; ja ab und zu wurde auch im Laufe des Tages sogar, 
‘wenn es mir unerläßlich schien, die zweite Hälfte der Tablette gegeben. 

Bei diesem sehr zarten Mädchen und auch nachher bei dem 
kräftigeren, aber doch immerhin erst 21/, Jahre alten Knaben, der auch 
0,005 g Dicodid . abends erhielt, habe ich keinerlei unangenehmen 


- Folgeerscheinungen gesehen. -Vielmehr glaube ich mich zu der Annahme 


berechtigt, daß die, wie sonst auch hier, von mir angewandte Behand- 
lung (Drosithym, ausgiebige Freiluftzufuhr) im Verein mit der Dicodid- 
darreichung den Erfolg zeitigte, daß die beiden Kinder trotz des letzten, 
gerade für Keuchhustenkranke sehr ungünstigen Winters in verhältnis- 
mäßig sehr kurzer Zeit völlig gesundeten. 


' Diese Beobachtung an meinen eigenen Kindern. veranlaßte 


mich, das Dicodid nunmehr in allen Fällen, wo nächtlicher (und | 


gelegentlich auch am Tage auftretender) Krampihusten es notwendig 
machten, zu verordnen. Ich gab es nachher sogar schon Säuglingen 


in Dosen von !, oder !/s Tabletten: selbst in diesem zarten 
- Alter habe ich in keinem einzigen Falle unangenehme 


Folgeerscheinungen gesehen. 


Immer handelte es sich um in der Sprechstunde oder im 
Hause behandelte, leider niemals um im Krankenhause verpflegte 


Kinder, wie das ja wohl nur selten vorkommt. Bis auf einen 
(vielleicht auch zwei) Fälle wurde der Keuchhusten durch das 
Dicodid außerordentlich günstig beeinflußt. Die wenigen Ausnahmen 
scheinen mir nur die Regel zu bestätigen. 

mich berechtigt, dieses Mittel wegen des guten Erfolges, seiner 


dergl.) gut genommen wird, bei der Behandlung des Keuchhustens 
angelegentlich empfehlen zu sollen. 
Ä Durch diese Erfolge ermutigt, habe ich das Dicodid nachher 
auch mehrfach bei Reizhusten aus anderer Ursache (z. B. Masern, 
Bronchitis chron.) nehmen lassen. Auch da mit bestem Erfolge. 
Zusatz bei der Korrektur: Inzwischen verstarb ein Kind 
im Alter von 14!/ Monaten, das wegen seiner nächtlichen Keuch- 
hustenanfälle schon 8 Mal abends Dieodid in der geschilderten 


Weise bekommen hatte, .in der Morgenfrühe (Darreichung abends 


um 9 Uhr!). Der Umstand, daß das Kind bis 4 Uhr morgens, wo 
die Mutter einschlief, in durchaus unverändertem Zustande gewesen 
war, daß man das Kind etwa um %/, vor 6 Uhr tot, aber noch 
völlig warm vorfand, daß der Tod also frühestens doch etwa 
7 Stunden nach -Einnahme des Präparats eingetreten war, spricht 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


ing die Zahl. der Anfälle. 


Jedenfalls glaube ich 


unbedingt dagegen, daß es etwa an einer Idiosynkrasie gegen 
Dieodid zugrunde gegangen sei. Es wäre sonst nicht zu verstehen, 


daß sich diese Idiosynkrasie erst nach achtmaliger, abendlicher 
-Darreichung und da auch erst 7 Stunden nach der letzte 
| gezeigt haben sollte, 


n Einnahme 


Bemerkungen zu der Arbeit „Erfahrungen mit 
 Stovarsol“ (in Nr. 28 d. Wochenschr.). 


Von Dr. Kurt ‚Heymann, Spezialarzt für Dermatologie, Berlin. 
‘Die von H. Weitgasser in Nr. 28 der Medizinischen Klinik be- 


richteten 6 mit Stovarsol "behandelten Fälle sind in mehr als einer Be- ` 
ziehung interessant, und ihre Veröffentlichung ist dankenswert. Leider 


enthält sie aber einige, auf ungenauen Zitaten beruhende, irrtümliche Schluß- 
folgerungen, und, ferner stehen W.’s Stovarsoldosierungen derart im Wider- 
spruch zu den französischen Originalvorschriften, daß mir der folgende 
Hinweis gestattet sei. | i 

= W. bemerkt, mehrmals: „Nach Angabe der französischen Autoren 
wird eine Behandiung von 16 g als ausreichend angesehen“. Dies Zitat ist 


-durch Weglassung eines wichtigen Zusatzes irreführend. Levaditi und 


Mitarbeiter haben das Stovarsol in die Pr 
sind von ihnen tatsächlich 


| . 1. für die Unterdrückung der Lues während der ersten Inkubations- 
periode, also vor Ausbruch der Primärsymptome festgesetzt? | 


axis eingeführt; welche Dosierungen 


9. welche für die Therapie der manifesten Lues empfohlen. worden? 


In seinem bekannten Vortrag: „Die Prophylaxe. der Syphilis“ (ge- 


' halten im Institut Pasteur im April 1923) stellt Levaditi zu Punkt.1 


folgende Richtlinien auf (wörtlich S. 22): 


„Ich glaube, daß in der Praxis, wenn es sich um jemand handeln 
wird, der verdächtigen Geschlechtsverkehr gehabt bat, eine Kur von 2—8 g 


Stovarsol nüchtern am folgenden Morgen genügen wird. Im Fall. einer 
sicheren oder sehr wahrscheinlichen Ansteckung (wiederholter Verkehr mit. 


einer floridsyphilitischen Person) wird eine Kur von 4—5 g, d.h. 1g pro 


Tag = 4 Tabletten, zweckentsprechend sein.“ 


Konnten die Richtlinien für diese Fälle mutmaßlicher frischer In- 
fektion, die durch eine noch geringe Anzahl im Organismus befindlicher Spiro- 
chäten gekennzeichnet sind, eine feste Form erhalten, so istin der Therapie 
der bereits manifesten Lues bekanntlich die Aufstellung einer allgemeine 
Gültigkeit beanspruchenden Totaldosis eines Antiluetikums unmöglich. Zu 


Punkt 2 sagen die französischen Autoren (Levaditi, Navarro-Martin,' 


Fournier, Guénot und Schwartz) wörtlich (Ann. de Vinst. Pasteur 1922, 
T. 36, 11, 729): 


echten, in Wasser 


„Wir haben 80 Syphilitiker mit intern dargerei 


` aufgelösten Stovarsoltabletten (0,25) behandelt, die wir des morgens nüchtern . 


in der Dosis von 4 Tabletten = 1 g und in Perioden von 5—7 Tagen, 


‚ die durch gleich lange Intervalle voneinander getrennt waren, 


verabfolgten, so daß die Totaldosis von 12—16 g im ersten 
Monat erreicht wurde. Wir haben die Verordnungsweise des Medikaments 
aber variiert (z. B.: 1 g jeden zweiten Tag, eine Woche lang, dann Pause 
von 3—4 Tagen, dann Wiederaufnahme der Behandlung), um einerseits 
eine bessere Durchdringung des Organismus mit Arsen zu erreichen, um 
andererseits die Symptome der Kumulation zu verhindern“. — Aus dem 


‘Folgenden geht noch hervor, daß es den Autoren meist gelungen sei, das 


bei der ersten Stovarsolgabe zuweilen auftretende Fieber zu vermeiden, 
indem sie mit niedrigerer Dosis anfingen. 

Es ist demnach, laut den französischen Vorschriften, in jedem. 
Stadium und bei beiden Behandlungsmethoden àuf die zwischen die 
Stovarsoltage zu schiebenden Intervalle Wert zu legen. Ferner ist nur 
ein Stovarsolmonatsquantum von 12—16 g erwähnt, nicht aber gesagt 
worden, daß diese Dosis überhaupt ausreichend sei; auch wird keineswegs 
empfohlen, seronegative Primärfälle (vgl. W.’s Fall 2 und 5. Bei letzterem 
waren die Abortivheilungsaussichten wegen der sehr großen Drüsenschwellung 
doch überhaupt fraglich!) mit Stovarsol allein zu behandeln. Te 
Die Grazer Dermatologische Universitätsklinik weicht also mit ihren 
täglichen Stovarsolgaben von den wichtigsten Vorschriften. der französischen 
Autoren ab. Darin sehe ich einen Grund für die wenig günstigen Resultate?). 
M. Oppenheim hat gegenüber Gruss ähnliche Hinweise gegeben (W.K. W. 
1924, Nr. 17). Daß bei dem Arsengehalt des Mittels (27,2°/, Arsen) die 
Verordnung so hoher Stovarsolmengen ohne Ausscheidungspause, 2. B. 29 g 
in 29 Tagen bei Fall 5, auch gefährlich ist, muß gleichfalls gesagt werden- 
Es ist zu verlangen, daß, bis es etwa gelingt, auf Grund umfangreicher 
klinischer Erfahrungen neue, speziellere Richtlinien für die Stovarsoltherapl® 


1) Anmerkung bei der Korrektur: Ich habe mich inzwischen 
von der Berechtigung der obigen Behandlungsvorschrift, sowie von der 
starken antiluetischen Wirkung des Stovarsol an einer großen Anzahl von 
Luesfällen überzeugt, worüber ich demnächst berichten zu können hoffe. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


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aufzustellen, wobei zu beweisen wäre, daß mit einer anderen Verordnungs- 
weise bessere Resultate erzielbar seien, bis dahin die Originalvorschriften 
“eingehalten werden. Wer den löjährigen Streit um die Salvarsandosierungen 


kennt, wird mir Recht geben. on | 


Schlußwort von Dr. Weitgasser. 


In Erwiderung auf Dr. Heymanns Bemerkungen muß ich darauf 
_ hinweisen, daß ich nirgends die französischen Autoren wörtlich genau zitiert 
babe, weshalb die Bemerkung Heymanns „über einige auf ungenauen 
Zitaten beruhende Schlußfolgerungen“ mir nicht gerechtfertigt erscheint. 
l Heymann beaoständet ferner, daß wir die Intervalle in der Kur 
nicht eingeschaltet haben; er sieht darin die Ursache unserer Mißerfolge. 
Auch dieser Einwand scheint uns nicht gerechtfertigt. Wir haben mit Ab- 
sicht die Verordnungsweise des Stovarsols abgeändert, da wir bei Bei- 
behaltung der französischen Behandlungsmothode eine Unterbehandlung 
befürchteten, die wir vermeiden wollten. Die Resultate, von denen in den 
Ann. de l’Inst. Pasteur 1922 berichtet wird, daß nur 6mal von den er- 
wähnten Fällen (30 Primäraffekte, 42 sekundäre, 8 tertiäre Fälle) die 


Wa.R. negativ wurde, schien uns in unserer Auffassung zu bestärken. Wir 


sind der Meinung, daß die Durchdringung des Organismus mit Arsen besser 
gelingen wird, wenn kein behandlungsfreies Intervall eingeschaltet wird, 
sondern wenn ununterbrochen eine Zufuhr von Stovarsol stattfindet. Die Bin- 
schaltung von Intervallen erscheint uns nur dann gerechtfertigt, wenn durch 
fortgesetzte Behandlung eine akkumulative Wirkung zu befürchten ist. Dies 
ist nach unseren Ergehnissen nicht der Fall. Die Patienten haben das 
Stovarsol — 1 g fortlaufend pro die — in den meisten Fällen gut, ohne 
toxische Erscheinungen vertragen; ein Temperaturanstieg wird meist nur am 
ersten Tag beobachtet, der sich aber auch natürlich bei angegebener 
. Methode der Franzosen. nicht ‘vermeiden läßt, wenn man mit einem ganzen 
Gramm beginnt. | 


` Aus der Entwicklung der gegenwärtigen Salvarsantherapie haben wir 
die Überzeugung gewonnen, daß eine unzureichende Behandlung oft mehr 


schaden als nützen kann. Dürch eine zu schwache, nicht ausreichende 


Kur können wir zwar ein vorübergehendes Schwinden der luetischen Er- 


| scheinungen bewirken, die Lues heilt aber nicht aus, sondern geht. weiter 
und gerade in der unzureichenden Behandlung, in.dem sog. „Anbehandeln“ > 


erblickt män ja einen. Hauptfaktor, der das Auftreten späterer Nerven- 
syphilis begünstigt. | | | Br 


Im übrigen verweise ich in dieser Beziehung auf Uhlenhuth, der 
in der mikrob. Gesellschaft -— 13. Juni 1924 — in Göttingen zum Vortrag 


Worms sprach: „Bei der per os-Verabreichung prophylaktischer chemo: 
therapeutischer Mittel muß auf die große Gefahr der Unterbehandlung hin- 
gewiesen werden, die zur Nervensyphilis usw. ‚führen kann; denn die 


Mittel lassen sich ‘per os sehr schwer dosieren, die Resorption ist- eine sehr 


ungleichmäßige. Auch bei der Schlafkrankheit hat die Verabreichung des- 


Atoxyls per os, wie es scheint, versagt.“ . | 


„Was das Stovarsol betrifft, das mit. so großer Reklame in die 


Welt gesetzt wurde, so scheint mir'durch die Franzosen noch nicht eine 


‘auch die Versuche von Herrn Worms beweisen.“ 


genügend "ausreichende tierexperimentelle Grundlage gelegt zu- sein, was 


Von Jadassohns Arbeit zur Stovarsolfrage heißt es im Auszuge: 
in der M.m.W.: „Unter gewissen Bedingungen ist das 'Stovarsol in’ der . 
Praxis verwendbar; im übrigen muß die ganze Frage erst weiter wissen- ` 
schaftlich verfolgt werden.. Die Methode ist noch nicht genügend durch- 


gearbeitet, um bei einer Krankheit wie Syphilis als Kurativum empfohlen 
zu werden.“ | ER sia m i 

In diesem Sinne, als ein weiterer klinischer Beitrag' soll unsere 
Arbeit „Erfahrungen mit Stovarsol“ bewertet werden; denn wo “sonst 


anders als an einer Klinik sollen die Versuche gemacht werden, um 
„neue speziellere Richtlinien“ für therapeutische Maßnahmen auf- 


zustellen. ` | 


Zum Schluß sei noch auf die Notiz über Stovarsol von Professor 
Leo v. Zumbusch: in der Münchener medizin. Wochenschrift Nr..24 vom ` 


13. Juni 1924 verwiesen. i 


 Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. 


Aus der I. Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses 
im Friedrichshain in Berlin (Arztl. Direktor: Prof. Dr. Lippmann). 


= Organkolloide und Blutkolloide in der klinischen 
IE Pathologie. | | 
Von Dr. Ernst Bloch. 


=. Wenn die Körperflüssigkeiten heute ‘wieder in erhöhtem Maße 
die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, so ist hier wie stets die 
Forschungsrichtung wesentlich durch. den methodischen Fortschritt 
bedingt: eine notwendige Folge des Aufblühens der Kolloidchemie 


war die Anwendung kolloidehemischer Methoden auf die Körper- 
füssigkeiten., Ä | 


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Die Abweichungen von der normalen Kolloidstruktur des 


Blutes sind ‘das Hauptthema der neneren Arbeiten dieser Richtung, 
ihr bevorzugtes Objekt die Eiweißkörper des Blutplasmas. Aus- 
gegangen ist man einerseits von den alten Arbeiten der Hofmeister- 
schen Schule (1), nach denen die verschiedenen Eiweißkörper des 
Blutes sich durch ihre verschiedene Labilität gegen Salzflockung von 
einander unterscheiden, und den Arbeiten Sven Odens (2) an 
Schwefelsolen, die bewiesen, daß die Labilität kolloider Teilchen 
‚eine Funktion ihres Dispersitätsgrades ist. Andererseits war die 
Hypothese von Herzfeld und Klinger (3) richtunggebend, die 
gröber dispersen Eiweißfraktionen des Blutserums stellten abgebautes 
Zelleiweiß dar, das in gleitenden Übergängen zu den Eiweißkörpern 


Vorstellung kommt es bei im Organismus sich abspielenden de- 
Siruierenden Prozessen zu einer Überschwemmung des Blutes mit 
gröber dispersen und damit labileren Globulinen des . befallenen 
ea und dadurch zu einer Verschiebung des Eiweißquotienten 
hohe Gehalt der Organe an Globulinen gegenüber dem Serumeiweiß 
ist von Gutzeit (4) experimentell sichergestellt. Ein Ausdruck 
- dieser Globulinvermehrung ist dann die erhöhte „Kolloidlabilität“ 
des Blutplasmas, die sich in leichterer-Ausflockbarkeit des Plasmas 
u Flockungsmittel (Salze, Alkohol, Hitze) (5) einerseits, in der 
SENKUN 
‚äußert. Alle diese vermehrte Kolloidlabilität des Blutplasmas_ an- 
z&genden Reaktionen sind also aufzufassen als die Folge des Über- 
tritis von Zelleiweiß ins Blut; sie lassen den Schluß zu auf ge- 
steigerte Abbauvorgänge im weitesten Sinne, ohne daß sich nach 


höheren Dispersitätsgrades abgebaut wird. Im Einklang mit dieser 


es Serums im Sinne einer relativen Globulinvermehrung — der | 


gsbeschleunigung (6) der roten Blutkörperchen andererseits | 


dem Ausfall der Reaktion allein etwas über Art und Tokalisshion: 


des destruierenden Prozesses aussagen ließe. Sie fallen dement- 


sprechend bei Tumoren, Lues, Tuberkulose, entzündlichen und de- - 


generativen Prozessen positiv aus. 


weisen, war durch die Arbeiten Ronas (7) gegeben, die die 
Differenzierung von Organfermenten und Serumfermenten nach ihrer 
Empfindlichkeit gegen Gilte gestatten. So wie nämlich Fermente 
sich gegen Gilte wie Lebewesen verhalten, d. h. durch den Zusatz 


von Giften zu der Fermentlösung in ihrer Tätigkeit geschwächt bzw. ` 


durch größere Giftkonzentrationen völlig gehemmt werden, gleichen 
sie den Organismen auch darin, daß die individuelle Empfindlichkeit 
verschiedener Fermente gegen dasselbe Gift eine andere ist: die 


Dosis tolerata ist variabel. Dabei hat sich im allgemeinen ergeben, ` 


daß Organfermente gegen die Einwirkung von Giften resistenter sind 
als die normaler Weise im Serum vorhandenen Fermente. So wird 
Serumlipase durch Chinindosen' völlig gelähmt, die die lipolytischen 


Fermente der Niere und Leber gänzlich unbeeinflußi lassen; ebenso . 


verhält sich die Lipase, die man aus Pankreasextrakten und aus 
roten ‚Blutkörperchen erhält, refraktär gegen Atoxyldosen, die die 
Fettspaltung. durch Serumlipase vollkommen aufheben. Über die 


. Gründe dieses Verhaltens wissen wir nichts. Klinisch ist der Nach- - 


weis von Organlipase im Blutserum schon wiederholt geführt worden, 
indem 'bei ausgedehnter Organerkrankung im Blut giftunempfindliche. 
Lipasen auftreten, die für normales Serum „blutfremd“ sind (5). Es 
kommt diesem Nachweis, wie sich aus Obigem ergibt, eine begrenzte 


, Organspezifität zu. Es ist denkbar, daß sich auf diese Weise eine 
‚Reaktion auflinden läßt, die den Nachweis eines eindeutig einem 


bestimmten Organ zugehörigen Fermentes gestattet. 


. Das Ergebnis dieses kurzen Überblieks über die einschlägigen 


Arbeiten wäre also dies: bei destruierenden Prozessen kommt es zum 


‚Übertritt von Organeiweiß, ausgezeichnet durch seinen gröberen 


Dispersitätsgrad und die damit verbundene große Labilität, und 
Organfermenten, charakterisiert durch. ihre Resistenz gegen Gifte, 


‘ins Blut. Der Nachweis dieser „Organkolloide“ im Blutplasma 'ge- ` 


stattet quantitative Schlüsse über den Umfang der pathologischen 
Abbauprozesse, ist dagegen nicht oder nur in einem gewissen Grade 


orgauspeziäisch, wie das bei einer Flüssigkeit verständlich ist, die ` 
wie das Blut an so zahlreiche Organe angrenzt. | 


Dies ist ein Grund, weshalb meines Erachtens das eigentliche 


Feld kolloidehemischer Arbeitsweise in der Untersuchung der Körper 


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flüssigkeiten liegt, die im Gegensatz zum Blut nur 


1470 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. p 


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-0 


19. Oktober 


an ein Organ 
grenzen. Es handelt sich also wesentlich um den Liquor cerebro- . 
spinalis und den Urin, die durch die Meningen bzw. das Nierenfilter 
wie durch Membranen gegen das Blut abgegrenzt sind. Ihre Zu- 
sammensetzung hängt also im wesentlichen vom Zustand dieser 
einen lebenden Membran ab, und wird bei hier ablaufenden De- 
struktionsprozessen prinzipiell die gleichen Veränderungen durch 
das Auftreten von Organkolloiden erleiden wie das Blut. Nur läßt 
der Nachweis -von Zerfallsprodukten in ihnen eben eindeutige Schlüsse 
auf den Zustand des angrenzenden Organs zu. Beispielsweise ist 


der Nachweis von Lipoiden im Urin eindeutig charakteristisch für | 


degenerative Vorgänge an den Nierenepithelien, während Cholesterin- 
vermehrung im Blut sich zwar auch bei Nephrosen, aber auch bei. 
einer Reihe anderer Erkrankungen findet. 

Ferner ist in Betracht zu. ziehen, daß sowohl der Liquor wie 
der Urin in weiterem Sinne Ultrafiltrate des Blutplasmas darstellen, 
indem Meningen und Nieren für kolloide Blutbestandteile praktisch 
undurchlässig sind. Permeabilitätsstörungen des Membranfilters, wie 
sie als Begleiterscheinung von entzündlichen Prozessen auftreten, 


führen zum Übertritt von „Blutkolloiden“ in den Liquor bzw. Urin. 


Und der kolloidchemischen Untersuchung fällt nun die Aufgabe zu, 
Blut- und Organkolloide zu. differenzieren, um aus den Befunden 
Schlüsse auf den Umfang der zu Grunde liegenden Prozesse zu ziehen. 
Wieweitdiesheute möglich ist, sollkurz an zwei Beispielen gezeigtwerden. 

Es war das große Verdienst Langes (9), die kolloidehemische 
Arbeitsweise auf die Liquorpathologie anzuwenden, und die zahl- 
reichen Kolloidreaktionen des Liquors, die seit Langes erster Ver- 
öffentlichung über die Einwirkung von Liquor auf Goldsol entstanden 
sind, haben seiner Entdeckung nichts prinzipiell Neues hinzugefügt. 
Lange fand bekanntlich, daß pathologischer Liquor auf rotes Goldsol 
im Sinne einer Dispersitätsvergröberung der Goldsolteilchen einwirkt, 
ein Vorgang, der sich in einer Farbverschiebung des Sols von Rot 
über Violett nach Blau, schließlich in Ausflockung äußert, während 
normaler Liquor bei der Langeschen Versuchsanordnung das Goldsol 
nicht verändert. Verschiedene Erkrankungen unterscheiden sich von 
einander durch die Liquorkonzentration, bei der die Farbänderung 
des Goldsols eintritt. Setzt man Verdünnungsreihen des Liquors 


an, so resultieren, der verschiedenen Lage der maximalen Farb- 


änderung entsprechend, verschiedene Kurven, die in gewissem Aus- 
maß für verschiedene Erkrankungen des‘ Zentralnervensystems 


spezifisch sind,. und zwar lassen sich drei Kurventypen unter- 
scheiden: die „Lueszacke“ bei einer Liquorverdünnung 1 :40—1:80, 


die „Paralysenkurve“, eine breit in das Gebiet hoher Liquor- 
konzentrationen hinreichende Flockung, und die „Rechtsverschiebung‘“ 
bei Meningitiden, d. h. Farbänderung bzw. Ausflockung bei geringeren 
Liquorkonzentrationen. Es handelt sich bei der Langeschen Re- 
aktion um einen Flockungsvorgang, der sich zwischen dem Liquor- 
eiweiß und den Goldsolteilchen, also zwischen zwei Kolloiden, in 
salzhaltiger Lösung abspielt. Der Schwellencharakter der Reaktion 
zeigt sich darin, daß die Eiweißkonzentration des normalen Liquors 
nicht ausreicht, um. eine Dispersitätsänderung der Goldsolteilchen 
hervorzurufen; jede positive Reaktion zeigt also eine quantitative 
Eiweißvermehrung an. Die verschiedenen Typen der Reaktion sind 


der Ausdruck für das Auftreten qualitativ differenter Eiweißkörper (10). 


Wesentlich ist auch hier der Eiweißquotient Albumin : Globulin (11); 
Albumine verschieben die Flockung nach rechts, Globuline nach 
links. Erstere stammen vornehmlich aus dem Blutserum bei ent- 
zündlichen Erkrankungen der Meningen und bei Blutungen; relative 
Globulinvermehrung wurde von je als typisch für luische Er- 


krankungen des Zentralnervensystems angesehen. Diese Anschauungs- 


g 
weise wurde durch Befunde von Bloch und Biberfeld (12) gestützt 


und erweitert. Es läßt sich nämlich zeigen, daß für die verschiedenen 


Kurventypen der Goldsolreaktion Unterschiede in der elektrischen 
Ladung des Liquoreiweißes verantwortlich sind. Es lag sehr nahe, 
an diese Erklärung zw denken, da es bekannt ist, daß sich Albumine 
und Globuline in ihrem elektrischen Verhalten von einander unter- 
scheiden; und zwar sind die Albumine stärker ‚negativ geladen, 
was sich wahrscheinlich durch ihren einfacheren Bau mit Zurück- 
treten der basischen Diaminosäuregruppen erklärt. Durch diese 
Differenzen in der elektrischen Ladung erklärt auch Höber das 
Zusammentreffen von Globulinvermehrung im Blutplasma und 
Senkungsbeschleunigung der roten Blutkörperchen. Der Eiweiß- 
quotient des normalen Liquors entspricht also auch einer definierten 
elektrischen Ladung des „endogenen“ Liquoreiweißes; wenn, wie bei 
Tabes dorsalis und den nicht meningitischen Formen der Lues 


cerebri dies Eiweiß im Liquor vermehrt ist, beobachten wir die 


Lueszacke der Goldreaktion. Bei progressiver Paralyse läßt sich 


ein besonderes Globulin mit relativ viel basischen Valenzen nach- 


weisen. Die meningitische Rechtsverschiebung der Flockung ist 
bedingt durch das Überwiegen elektrisch stark negativ geladener 
Albumine. Physikalisch-chemisch bedeuten diese Befunde einen 


Einblick in das Wesen der Goldreaktion, deren differenten Kurven- 


typen Unterschiede in der elektrischen Ladung des Flockungs- 


mittels, d. i. des Liquoreiweißes, entsprechen, wie bei zahlreichen 


anderen Kolloidreaktionen. Vom pathologisch-physiologischen Stand- 
punkt gesehen, lassen sie uns, mit den Ergebnissen der erwähnten 
Autoren kombiniert, drei verschiedene, zu Grunde liegende patho- 
logische Prozesse unterscheiden. Wenn wir das im normalen Liquor 

vorhandene Eiweiß als Produkt autolytischer Prozesse auflassen, wie ` 


‚sie sich in geringer Menge in jedem lebenden Gewebe abspielen, 


so bedeutet seine Vermehrung eine Steigerung der Abbauprozesse, 
und man könnte die Erkrankungen, die hierdurch charakterisiert 
sind, als einfach degenerative zusammenfassen. Das Auftreten eines 


‚besonderen, wahrscheinlich unter Eintritt von relativ viel Diamino- 


säuren kompliziert gebauten Globulins bei der progressiven Paralyse 
läßt auf eine Steigerung ‚und qualitative Abänderung- der Abbau- 
prozesse schließen; dies Globulin wäre der reine Typus eines Organ- 
kolloids im oben entwickelten Sinne: Das Überwiegen der Albumine 
bei der Meningitis endlich läßt sich erklären durch eine gesteigerte 
Durchlässigkeit der entzündlich veränderten Meningen gegen die 
einfacher gebauten Eiweißkörper des Blutplasmäs; es bedeutet ein 
Kommunikationssymptom im Sinne Langes, die Pexrmeabilitäts- 
störung führt zum Auftreten von Blutkolloiden im Liquor. - 

Ganz ähnlich lassen sich die Eiweißkörper des Harns bei der 
Albuminurie differenzieren; da aber die Verhältnisse bier noch nicht 
so geklärt sind wie im Liquor, möchte ich das zu Grunde liegende 
Prinzip an dem Resultat der Lipaseuntersuchungen im Urin auf- 
zeigen (13). Die Zugehörigkeit. der Urinlipase zu den Blut- bzw. 
Nierenfermenten wurde mit der oben erörterten Methodik der ver- 
schiedenen Giftempfindlichkeit untersucht. Normaler Urin enthält 
sehr geringe Lipasemengen, die völlig chininresistent sind; es handelt 


sich also um Nierenlipase, die wahrscheinlich durch den Urin aus 


den Nierenzellen ausgewaschen wird. Diese Lipase ist nun bei 
allen Nierenerkrankungen, die mit stärkeren Degenerationsprozessen 


an den Epithelien einhergehen, stark vermehrt, erreicht sehr hohe 


Werte bei den Nephrosen, die höchsten bei Sublimatnieren, zugleich 
mit dem. massenhaften Auftreten von zerfallenden Nierenepithelien 
im Urinsediment. Ihr quantitativer Nachweis ist also ein Maß für 
den Umfang der in der Niere ablaufenden Degenerationsprozesse. 
Das normale Nierenfilter ist für Serumlipase völlig impermeabel; 
Serumlipase findet sich aber im Urin bei allen Nierenerkrankungen, 
am stärksten ist-sie vermehrt bei den chronischen. Mischnephritiden. 
Ihr quantitativer Nachweis ist also ein Maß der Permeabilitäts- 
störung des Nierenfilters und damit in gewissem Sinne der exsudativ- 
entzündlichen Vorgänge in der Niere. Daß sich Serumlipase bei 
Nierenkranken immer neben Nierenlipase im Urin findet, ist ein Be- 
weis dafür, daß es rein degenerative Nierenerkrankungen, also reine 
Nephrosen, nicht gibt; die Ergebnisse der Eiweißuntersuchungen 
lassen sich in gleichem Sinne deuten. Hieraus läßt sich auf eine 
Einheitlichkeit der diffusen Nierenerkrankungen, des alten Morbus 
Brightii, schließen, von dessen rein vaskulären Formen zu den vor- 
‚wiegend tubulären fließende Übergänge existieren. Der variable, 
für jeden Einzelfall verschiedene Faktor ist der „nephrotische Ein- 
schlag“ der Nephritis, als dessen Korrelat in unseren Untersuchungen 
das Auftreten von Organkolloiden im Urin erscheint. 

Die Eigenart der hier entwickelten Anschauungs- und 
Forschungsweise scheint mir darin zu liegen, daß sie versucht, unter 
Beiseitelassung ätiologischer und funktioneller Fragestellung, möglichst 
direkt die in den erkrankten Organen sich abspielenden. Prozesse 
zu erfassen. Für die Frage, wieweit sie für die Klinik noch 
fruchtbar gemacht werden kann, ist vor allem die Entwicklung der 
noch in: den Anfangsstadien sich befindenden Methodik maßgebend. 


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Ebenda. 1886, 20. 426. — 2. Zschr. f. phys. Chem. 1922, 78, 682. — 3. Biochem. Zschr. 
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M.m.W. 1921, Jg. 68,351; Gerlóczy, Klin. Wschr. 1922, Jg.1,2184; Daränyi,D. aa 
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Fortb. 1928, Tg.14.1; Kanai, Pflügers Arch. 1928, 197, 598; Ley, Ebenda. 1923, 1 a: 
699; Linzenmeier, M. w. W. 1928, Jg.70,1243, — 7. Biochem. Zsohr, 1921, 118, 218; 
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Wschr. 1922, Jg. 1, 2366; 1923, Jg.2.1248; Simon, D.m.W. 1923, Jg. 49, 508; Klin. Wschr. 
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11. Lange, in Kraus-Brugsch, Spez. Path. u. Ther. 1928, 2, 3, S. 435. — 12, Zschr. ze 
ges. exp. Med. 1924, 40, 850. — 18, Bloch, Ebenda. 1923, 35, 416; Bloch wBinsteln 
Ebenda. 1924, 40, 811, 


_ vorderen Scheidengewölbe. 


19. Oktober - . .. , 


1924'— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


Geburtshililiches Brevier. 


Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, Baden-Baden. 
(Fortsetzung aus Nr. 41.) 


Ruptura uteri. Die gefährlichste Verletzung des Uterus ist 
‘die Ruptur, speziell wenn sie-im Privathause bei einer Geburt sich 
ereignet. In einer gut geleiteten Klinik sollte eine Ruptur kaum 


vorkommen, kommt ‚sie einmal doch vor, so muß die Wöchnerin 


auf alle Fälle gerettet werden können. Auch während der Schwanger- 


schaft kann eine Ruptur schon eintreten, dann trifft sie ‘aber das 


Corpus uteri, welches durch vorausgegangene Narbenbildung nach 
Kaiserschnitt oder nach durch Cürette und Kornzange geheilter 
Perforation prädisponiert ist. Bei der Geburt findet die Zerreißung 
gewöhnlich im Durchschnittsschlauch statt und geht erst dann auf 
das Corpus über; sie wird eintreten, wenn mechanische Mißverhält- 
nisse (enges Becken, Querlage, Hydrocephalus, abnorme Einstellung 
des Kopfes, besonders Hinterscheitelbeineinstellung, Collumkrebs, 
Tumoren der Geburtswege) bestehen, sonst kann sie auch durch 
brüskes oder unangebrachtes Vorgehen passieren. In seltenen Fällen 


können auch einmal abnorme Strukturverhältnisse der Weichteile 


(Hypoplasie) Ursache einer Zerreißung werden; zuweilen ist auch 
die Stelle, wo einmal die Placenta gesessen hat, so verdünnt, daß 


durch ein Trauma während der Geburt Ruptur erfolgen kann: Bleibt 


das Peritoneum erhalten, spricht man von inkompletter Ruptur, 
zerreißt es mit der Muskulatur, von kompletter. Die inkomplette 
Rupfur ist nur dann weniger gefährlich, wenn keine stärkere Gefäß- 
zerreißung mit Verblutung eintritt. Ferner unterscheidet man 
spontane und violente Zerreißungen, die meisten sind violente. 
Bandl (Wien) hat uns gelehrt, daß im Collum der typische Sitz 
der Ruptur ist; zieht sich aber wie z.B. bei Querlage auch ein Teil 
des Scheidengewölbes mit nach oben, dann kann natürlich auch die 
Scheide abreißen; meist entsteht dann ein Querriß im hinteren oder 
Woran erkennt man eine drohende 
Uterusruptur? Zuerst an den stets auffallend stärker und 
schmerzhafter werdenden Wehen, die schließlich in einen 
Tetanus uteri ausarten. Es bildet sich dann der Kontraktions- 


ring (bei sehr dünnen Bauchdecken durch Blick, sonst durch Tasten 


zu konstatieren), der immer höher steigt, bis er schließlich als 
schräg unterhalb des Nabels verlaufende Fürche sich zeigt; dann 
aber. kann jederzeit bei noch höherem Steigen die Ruptur ein- 
treten. Erfolgt dieselbe, so hören plötzlich die Wehen 
auf und es tritt Kollaps ein. Ist dieselbe noch nicht erfolgt, 
so fühlt man auch öfters die Ligamenta rotunda als stramm ge- 
spannte Stränge, es besteht auch starke Druckempfindlich- 
keit des Unterbauchs. Meistens ist es nicht möglich, von außen 
zu bestimmen, welche Kindslage vorhanden ist. Untersucht man 
innerlich, so kommt man bei kompletter Ruptur in die freie Bauch- 


 höhle und fühlt Darm, derselbe kann auch schon in der Scheide 


zu fühlen sein, ebenso Netz. Es sind bei diesen Fällen schon die 
tollsten Verwechselungen vorgekommen, indem z. B. Darm für 
Nabelschnur gehalten, herausgezogen und abgeschnitten wurde. 


‚Reißt bei der Ruptur die Uterina durch, so kann die 


Blutung so stark sein, daß die Kreißende in kurzer Zeit 
verblutet; blutet es nicht nach außen, so können sich innen 
große Hämatome entwickeln, die auch den Tod herbeiführen können. 
Wird kein größeres Gefäß. verletzt, so ist natürlich die Blutung 
auch geringer; es tritt dann aber eine allmählich zunehmende 


| Anämie ein, Oft gibt die Kreißende auch an, daß ihr plötzlich im 


Leibe etwas zerrissen ‚sei, und sie sieht dann stets verfallen aus 


. (Shock). Hier ist ja die Diagnose sehr erleichtert. Wir kommen 


Ks Zu einer anderen Möglichkeit einer Ruptur, und zwar durch 
m mit Zange, Wendung oder Placentarlösung, wo dieselbe 
auch einmal übersehen und nicht diagnostiziert werden könnte, 


. Verblutet sich die Gebärende nicht gleich, so wird sie voraussichtlich 


In poa Zeit aber an septischer Peritonitis zugrunde gehen. Des- 
ey muß der Arzt den Symptomenkomplex kennen, denn von der 
rg Diagnose hängt das Leben der Wöchnerin ab. Man 
Die ee auf den Puls, der klein und schneller wird. 
nei utung nach außen tritt nicht immer stark auf, 
dar vo Gmg. Der Leib wird aufgetrieben und gespannt.. War 
bews 1 ernle Teil fixiert, so bleibt er unverändert; war er noch 
mia ‚ 50 kann das ganze Kind mit Nachgeburt durch den per- 
ar daai a in die freie Bauchhöhle getreten .sein, hier fühlt 
Nabels r ‚den ‚Uterus tiefer stehend als harte Kugel unterhalb des 

- Die Prognose richtet sich nach dem Zeitpunkt ‘der Diagnose, 


! 


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‚Resultate nur allein durch die Operation 
werden. Durch Leibschnitt geschieht alles übersichtlicher, die _ 


Aus der Praxis für' die Praxis. 


je früher das Platzen erkannt, um so günstiger. So ganz ver- 
zweifelt ist sogar in den Fällen nicht die Prognose, wo den Frauen 
die ganze Gebärmutter herausgerissen wurde. Günstiger sind natürlich 
die inkompletten Risse, ich habe seinerzeit zwei Fälle gesehen, die 
bei Tamponade- und Opiumbehandlung heilten, trotzdem 
ist aber die Tamponade nur ein Notbehelf und sollte auch 
nur bei dringender Gefahr im Privathause angewandt 
werden. Weiland Bandl (Wien) hat uns auch die Prophylaxe 
der Uferusruptur gelehrt. Haben wir die Zeichen derselben (Höher- 
steigen des Kontraktionsrings, abnorme Schmerzhaftigkeit der Wehen 
ohne Pausen, Hochstand: des Blasenscheitels, Spannung der Ligamenta 


rotunda), so kommt alles darauf an, in schonendster Weise den 


Uterus zu entleeren. Selbst bei noch beweglicher Frucht über dem 


Beckeneingang — bei fixiertem - wäre es ein noch größerer Kunst- 
fehler — ist die Wendung kontraindiziert, denn schon das Vorbei- 
bringen der Hand, um zu den Füßen zu gelangen, kann das untere 


Uterinsegment zum Platzen bringen, erst recht natürlich, wenn man 
die Umdrehung versucht. Eine Zangenanlegung bei Sohädel- 
lage kann auch selbst bei Fixation des-Kopfes gefährlich 
werden, da hierdurch das untere Uterinsegment einer stärkeren 


Zerrung ausgesetzt werden kann, und unterbleibt deshalb auch | 
| besser bei dem Nichtspezialisten oder weniger Geübten die Zangen- | 


anlegung. Nur der erfahrene Faclimann dürfte die Zange 
versuchen. Sonst empfiehlt sich bei Schädellage allein die Kranio- 


tomie, bei Querlage die Dekapitation, zumal ja in dem meisten ° 


Fällen doch das Kind abgestorben sein wird oder abstirbt. Selbst 
wenn es nicht der Fall, müßte das kindliche Leben der Mutter zu 


Liebe geopfert werden. Ist aber die Ruptur erfolgt, ist das Kind ' 


in die freie Bauchhöhle ausgetreten, so kann nach zwei Arten ver- 
fahren werden: entweder man geht durch den Riß, ergreift einen 
Fuß und extrahiert daran, dann holt man die Nachgeburt, falls sie 
ebenfalls in der Bauchhöhle liegt; mit Hilfe der Nabelschnur, die 
man als Leitseil benutzt, gelangt man leicht zu ihr. Sollte sie 
ausnahmsweise noch in der Gebärmutter sein, wird zuerst durch 
Credé zu exprimieren versucht; hat dies keinen Erfolg, muß. manuell 
gelöst. werden. Dieses Verfahren hat auch gewisse Nachteile, obwohl 


' es für den Praktiker draußen unter ungünstigen Verhältnissen das 


gegebene ist, Es erklären zwar einige Autoren, daß die Befürchtung, 
der Riß könnte. dadurch vergrößert werden und die Blutung wieder 
neu angefacht, meist nicht zutreffe. Etwas anders ist es natürlich 


bei der inkompletten Ruptur, wenn das Kind nicht. in der freien 


Bauchhöhle liegt, sondern im subperitonealen Bindegewebsraum; 
hier würde ich obiges Verfahren besonders empfehlen. Man tam- 
poniert dann den Riß mit feucht gemachten Gazen, die durch- 
geschoben werden; bei Uteruserschlaffung ist auch das Cavum zu 


tamponieren. Dann macht man auf das Abdomen einen Kompressions- 


verband, der den Uterus in starker Anteflexio hält, oder legt Eis- 


blase auf, dabei Opiumgaben. Wenn aber doch die Laparo-. 


tomie gemacht werden soll, so halte ich es bei voll- 
kommenem Austritt der Frucht in die Bauchhöhle stets 
für vorteilhafter, auch das Kind durch den Leibschnitt 


zu extrahieren und dann den Riß zu nähen. Ist der Uterus 


sehr zerrissen, amputiere man ihn. entweder supravaginal oder 
mache die Tötalexstirpation, . untersuche genau, ob die Harnblase 
in Mitleidenschaft gezogen, und mache möglichst exakte Blutstillung. 
So wird jedenfalls der Verblutungstod am besten ausgeschaltet und 
bei nicht zu später Operation die Gefahr der septischen Peritonitis 
sehr herabgesetzt. In der Klinik ist bei drohender Uterusruptur 
mit Querlage und lebendem Kinde die Schnittentbindung von vorne- 
herein gemacht worden, speziell ist O. Küstner für den. extra- 
peritonealen Kaiserschnitt eingetreten. Aber auch bei totem Kinde 
und verschleppter Querlage, wo die Weichteilschwierigkeiten für 
die Dekapition sich als zu groß erwiesen, ist von Lichtenstein 
ihm der Vorzug gegeben worden. Wenn in den Kliniken manchmal 
schlechte Resultate mit der Operation erzielt wurden, so war es 
meistens bei solchen Frauen, die durch einen weiten Transport ge- 
schwächt waren; in einer Stadt, wo Krankenwagen vorhanden, würde 
ich den Transport trotzdem empfehlen, nachdem vorher tamponiert 


worden ist 'oder bei sehr starker Blutung aus größeren 


Gefäßen Klemmen angelegt worden sind. Gegen kurze 
Eisenbahnfahrten ließe sich bei gewissen Fällen auch nichts ein- 
wenden. Denn es ist klar und bewiesen, daß die besten 


geschaffen 


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Naht von oben ist im Vergleich 'zu der von unten 
während letztere oft selbst einem gewandten Operateur Schwierig- 
keiten machen kann. Ich muß noch bemerken, daß bei Uterus- 
Tupiur vor - vaginalen Spülungen 
dringend gew 

Scheidenkeime‘ 


y d i Gutachten forensischer Fälle - 
die Erfahrung gemacht daß der Ar | 


_19%4 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ñr. 42. 


und wichtigste Frage 
burtsverlauf die Bed 
und ob die Zerreißung auch ohne den Ein 
Die zweite würde sein: 
und hätte die Zerreißung durch einen Ein 
mieden werden können? 


mn: 


n Sa Sr i 3 


| 19. Oktober 


Was sonst die gerichtliche Seite betrifft, so wäre die erste 
an den Sachverständigen), ob durch ‚den Ge: 
ingungen zur Zerreißung bereits gegeben waren | 
griff eingetreten wäre, 
War der unternommene Eingriff angezeigt 
griff anderer Art ver- 


Endlich kann die Frage aufgeworfen p 

, Zt oft auf zweifelhafte | werden, ob der Arzt nach Zustandekommen des Risses alle Mittel 
Hoffnung hin, das Leben des Kindes zu retten, Mutter angewandt hat, um die Entbundene zu retten. 
und Kind opferte. Forcierte Operationen seien zu meiden Aussprüche erfahrener Geburtshelfer: | | 

-Einen er besonders traurigen Fall von violenter Uterusruptur, | „Das Beste ist die Prophylaxe, das beweisen die Ent- 
der eine jährige I para (Fall L.) mit engem Becken, sogar in einer bindungsanstalten, in denen man kaum eine Zerreißung | 
Anstalt, zum er fiel, möchte ich zum Schluß dieses. Kapitels, noch sieht, die in der Anstalt selbst entstanden wäre.“ l i 
als ganz besonders abschreckendes ‚Beispiel, erwähnen. Der Fall war Es nicht zum Riß kommen zu lassen, ist leichter als ri 
auch seinerzeit der Staatsanwaltschaft angezeigt worden und zeigt, wie in. heilen “ | ' l er "A 
durch rohes uud unsachgemäßes Vorgehen Mutter un Kind ums Leben 1an zu heilen, 
kommen können. Trotzdem der betreffende Chef die 


weder gesehen noch u 
weisung gegeben, die W 


rreißung der Gebärmutter gelang es ` 


) ößten Anstrengung nach Verlauf von 
mehr als einer. Stunde nicht,. das Kin herauszuziehen. Er schritt 
chwieriger war als vor der. 
mußte, nachdem zuvor der. 
—1 Stunde nach der O e- 
Der Tod wäre vermieden eari 


i ) en, welche das Mädchen untersucht und. 
zum Kaiserschnitt geraten hatten, den Auftr 


engen Becken die Wendung zu machen. Fer | 
ı Vorgehens darin, daß der Chef, nachdem den Assistenten in über 1 Stunde | 
| Pen Bemühen die Wendung nicht gelungen, nicht sofort die 
= Embryotomie machte, sondern wit aller 


ihm angeordnete Wendung zu erzwingen suchte! 


Referatenteil a 


nnter besonderer Mitwirkung von 
St. Blasien (Herz 


‚Prof. Dr. 0. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prot.Dr. Ð, E dons, 
Bonn a. Rh. (Tuberkulose), 


.S, äff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), 
Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, 
Medizin), dirig. Arzt Dr. 


krankheiten), Prof. ‚ Wien (Röntgenologie), ' Prof. Dr. H. Gerhartz, 
Oberstabsarzt Dr. Haenlein ‚ Berlin (Hals-, | 


„Das Vorkommen einer Uterusruptur wird um so häufiger 

sein, je größer die Zahl der Beekenenge mittleren Grades 
ist, je größer ferner die Operationslust des Geburtshellers, f 
‚je weniger derselbe operativ g : 
n 


eübt ist, je häufiger die 
Assistenten gewechselt werden, 


je gewaltsamer der 
Arzt mit seiner Faust eindringt.* 


„DieRupturistin derMehrzahlderFälle dieFolge 


ý ' 


einer nicht entsprechenden Leitung der Geburt.“ | 
„Außer Prophylaxe, Einhaltung der richtigen operativen | 
Indikationen.“ 


„Handelt es sich um ein 


die rationellste Behandlunr 


e komplette Ruptur, so besteht 
SunzweifelhaftinderLaparotomie.“ : 

-nEs unterliegt keinem Zweifel, daß für alle kompletten Zer- i 
i 

N 

k 


reißungen der Leibschnitt, sofern er sofort und unter günstigen 


 „ Bedingungen ausgeführt werden kann, die beste Prognose gibt.“ 
„Der Verblutungstodist.die Hauptgefahrfür die Kreißende.“ 
„Der praktische Arzt kann bei vollendeter Ruptur nicht 
viel machen, die Klinik allein kann noch helfen.“ | 
„Je früher die Laparotomie nach ‚erfolgter Ruptur, um 
so wahrscheinlicher ein günstiger Ausgang.“ 


„An den in der Klinik entstandenen Rupturen ist keine 
. Patientin gestorben.“ Ze | 


i 
„Der Tod an Sepsisbeweist, daß es ganz und gar falsch i 
ist, eine Uterusruptur unbehandelt zu lassen, auch wenn 
augenblicklich keine dringende Indikation zum sofortigen 
Eingreifen vorhanden ist.“ (Fortsetzung folgt.) 


l 


Yo 
N 
` 


Dr, L. Freund 


Nasen- u. Or enkrankheiten), Geh,-Rat 
Frankfurt a.M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, x 
| Laqueur, Berlin (Physikal, Therapie), Prof. Dr, W. Lie | 

Schöneberg (Chirurgie), 


Dozent Dr. R. Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S.Pelt 
heiten), Prof. Dr. Riets chel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K., Singer, 
; logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H, Zie 


, ` geleitet von Dr. Walter Wolfi 


Berlin 


Sammelreferate. 


Syphilis. SENEN 
‚Von Prof. Pelix Pinkus und Dr. Ludwig Kleeberg, a! 
Wirz (12) verteidigt seine früher vertretene Auffassung und 
teilt einen Fall’ mit, bei dem mit dem spezifischen makulopapulösen 
. Exanthem gemeinsam ein Lichen ruber planus-Ausschlag am ganzen 


Körper auftrat. Das syphilitische Exanthem heilte auf Grund der 


spezifischen Behandlung rasch ab; der Lichen ruber bildet sich erst 


am Ende der Kur in der Hauptsache zurück. Bestehen bleibt die 
alte Lichenaffektion im Munde und am Skrotum. | 
Nach W. liegt kein Grund vor nach neuen Erklärungsmöglich- 
keiten für die nur scheinbare Häufung der sogenannten lichenoiden 
Salvarsanexantheme zu suchen. ` Der größte Teil ist polymorph, mit 
wenigen lichenoiden Herden; ‘es bleiben die Kombinationsformen 
von echtem Lichen ruber mit Lues oder Salvarsanschädigung; nur 
der dritte, der kleinste Teil zeigt reine lichenoide Formen, über 
die man diskutieren kann über die Diagnose echter Lichen oder 
lichenoides toxisches Exanthem. | i > 
Hoffmann (4) berichtet hierin über seine über 17 Jahre sich 
ckenden mühevollen Versuchsserien (unter Beifügung ausführ- 
r Protokolle) über das primäre Hornhautsyphilom des Kaninchens. | 


erstre 
liche 


Pmann, Berlin (Prauenkrankheiten u. Geburtshilfe), 
esohn, Berlin (Orthopädie), 


mann, Berlin (Hygiene, 
9 dirig. Arzt am Königin Elisabeth-Hospital Berlin- 


| — 


\ 
l 
- j 
| $i 
i \ ` : $ . 
\ 
| 
Bonn (VersicherungsrechtLl u. gerichtl. 
Prof. Dr. O.Nordmann, Berlin- | 
f Prof. Dr. F. Pin kus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 
(Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho ° ' 
Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), y 
\ 
Oberschöneweide, | À 


e Augenkammer — zeigte sich 
-erst gegen Ende der Inkubationszeit 


| I (Vermehrung der Spirochäten 
im Bereich der Endothelien der vorderen Kammer, Vermehrung dieser 
Zellen durch Wuch 


Das primäre Syphilom an der einfach gebauten Hornhaut ist 
sehr vielgestaltig. Ein ei 


gentliches Ulcus externum ‚wurde nie ge- 
sehen, dagegen fanden sich, besonders häufig unmittelbar oberhalb 
der Infiltrate, Epithelveränderung (Wucherung und Bläschenbildung). 
Tuberkelähnliche Granulome zeigten sich erst bei länger dauernden 
Prozessen (Zerfall von Keimen unter der Einwirkung von Anti- 
körpern). 


. Bei (8) fand, daß die Mischung von Wismutverbindungen AN 
erum weniger Wismut durchfiltrieren ließ als die wäßrige mn 
lösung. Je mehr Wismut diese Verbindungen enthielten,- desto 


weniger Wismut ging durch das Filter hindurch, während.in wäßriger 


Lösung das Wismut quantitativ passierte. Diesen Funden ge 
waren die wismutreicheren Verbindungen sowohl therapeutise 
samer als auch weniger toxisch als die wismutärmeren. \ 


2 t 
`~ 5 . 


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9, Oktober ` 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. . er 1a 


Eliassow und Sternberg: berichten ‘über eine Beobachtung 


‘bismogenolresistenter Spirochäten und schließen daraus, daß „Bismo; 


enol dem Salvarsan nicht. gleichwertig angesehen werden kann“. 
illmann (11) schließt dagegen: Therapeutische Versager kommen 
bei beiden Mitteln vor. 


Darauf erwidern E. und St., daß sie den Fall nur mitgeteilt 


È haben, weil ihnen noch, keine Beobachtung in der Literatur bekannt 


sei, bei der unmittelbar nach Beendigung der Wismuikur Spiro- 
chäten gefunden wurden. | 


Ebenso wie Blei ünd Quecksilber kann nach Engelhardt (2) 


das Wismut mit Hilfe der kolorimetiischen Methode von Auten- 


rieth in Grenzen von 0,025—0,3 bestimmt werden. . 
Aus der Beobachtung von mehr als 100 mit Silbersalvarsan 


behandelten Syphilisfällen kommt Satke (7) zu dem Ergebnis, daß 


das Mittel zwar symptomatisch stärker wirke als die anderen Sal- 


‚varsanpräparate, daß es aber toxischer sei, weniger Dauerwirkung 


als die kombinierte Quecksilber-Neosalvarsankur besitze und auch 
zur Abortivbehandlung nicht so geeignet sei wie diese. Argyrie ist 


"zu befürchten. 


Brünaner (1) fand bei der Verwendung einer wäßrigen Lösung 


.merkurierter Oxybenzoesäure (Diaphasol) in 2/; der Fälle einen An- 


stieg der Lymphozytose im Blut. von 12—19 °/, auf 24—31 Po. 
Jadassohn (5) erwähnt das Stovarsol als Prophylaktikum 


‘ bei Frauen, die mit einem Manne mit forider Lues verkehrt haben — 


Zervikaluntersuchung auf Spirochäten vorher! J. warnt vor Stovarsol 


als Behandlungsmittel. Das Stovarsol allein darf als Prophylaktikum 


nicht gelten, denn des Trippers wegen dürfen wir uns sowieso 


_ nicht auf die interne Syphilisprophylaxe mit Stovarsol beschränken, 
sondern müssen wie bisher die.örtlichen Desinfektionsmittel energisch 
. befürworten. = u: 


Brucks neue Methode (Mischung von kochsalzverdünntem 


menschlichem Herzextrakt mit schwefelsaurem natron-verdünntem 
‘Serum und Zentrifugieren) ist nach Margarete Stern (9) als 
'Syphilisdiagnostikum gut verwendbar, wenn man nur die starkposi- 
tiven Resultate betrachtet. 


Doch ist die Zahl der positiven Re- 


“ sultate nicht so groß wie bei. der Wa.R. 


Strempel (10) fand die 3. Methode .der Trübungsreaktion 


.. Meinickes als bequemen Luesnachweis brauchbar. Zu 0,2 aktivem 


Serum wird 1,0 10fach mit 3 ®/,iger Kochsalzlösung hergestellter 


'“Extraktverdünnung hinzugefügt, 1 Stunde bei Zimmertemperatur 


. stehen gelassen, dann abgelesen (Extrakt der Adlerapotheke in Hagen). 


- 


Übereinstimmung mit Wa.R. ergab sich in 89,5 %/,, mit den Flockungs- 
reaktionen in 93,7 0/,. Indessen ist auch diese Reaktion, wie 
Strempel ausdrücklich bemerkt, nicht etwa eine Methode der ärzt- 
lichen Sprechstunde, sondern erfordert, abgesehen von noch zu 'er- 
wartenden Verbesserungen, einen geübten Serologen zur Ausführun 
trotz ihrer anscheinenden außerordentlichen Einfachheit. _ > 

‚Der aktive Liquor gibt in Frühfällen von Lues häufiger eine 
positive Reaktion als der inaktive. i 
‚.. Unspezifische Reaktionen konnten von Förtig (3) bei 140 ak- 
tiven Kontrolluntersuchungen nicht festgestellt werden. 

Pick (6) macht auf 2 Schwierigkeiten bei der Goldsolreaktion 

des Liquor. cerebrospinalis aufmerksam, die ungenügende Genauig- 
keit der Herstellungsmöglichkeit des Reagens und die Unsicherheit 


. in der Beurteilung der Reaktionsausfälle. . Von diesen möchte er 


die fraglichen und die ganz schwachen Reaktionen ausschalten, da 


sie auch im normalen Liquor vorkommen. Die Goldsolreaktion weist 


keinen besonderen pathologischen Bestandteil des Liquors nach, 


‚sondern nur Verschiebungen in den Eiweißverhältnissen, und diese 


en normaler und unspezifisch veränderter Liquor auch enthalten, 
0 stark die Reaktion bei Paralyse, Lues cerebrospinalis und Tabes 


‚auch ist, können schwächere ‘Reaktionen nur im Zusammenhalt 


‚mit sonstigen Anzeichen bestehender Syphilis als positiv angesehen 


> 


‚kleinster W 


werden, ‚weil sie bei nichtsyphilitischen ebenso stark vorkommen. 
hans Reaktionen finden sich aber zuweilen auch bei nichtsyphili- 
ischen, unter Picks Material je einmal bei Staphylokokkenmenin- 


 gitis, Endotheliom der Dura und bei Tumor cerebri. 


Frl, Literatur: St. R. Brünauer, Spezifisch-unspezifische Quecksilbertberapie 
Der ues. Experimentelle und klinisch - experimentelle Untersuchungen. Arch. f. 
m. u. Syph. 1923, 146, S. 185—146. — 2. Engelharät, Über quantitative Bestimmung 
Über de a engen im Harn. Derm. Zschr. 1924, 41, H. 4 u. 5, S. 287,— 8. H. Förtig, 
£. Derm Ba usfall der Wa.R. im aktiv und inaktiviert untersuchten Liquor. Arch. 
de Kani at, S. 280. — 4. Hoffmann-Zurholle, Über das primäre Hornhautsyphilom 
Klin, W. m 16n e Derm, Zschr. 1924, 41, H. 4 u. 5. — 5, Jadassohn, Zur Stovarsolfrage. 
im sy a Nr.27, 8.1221. — 6. E. Pick, Zur Bewertung der Goldsolreaktion 
TV. e schen Liquor cerebrospinalis. Arch. 1. Derm. 1928, 144, S. 104—113. — 
%, Über die Wirkung des Silbersalvarsans. Derm, Zschr. 1928, 89, 8. 849 bis 


+ 


Hierin stehen Salvarsan und Bismogenol 
‘auf einer Stufe. i | u 


'nie beobachtet. 


866. — 8. S. Sei (Hamburg), Über das Verhalten. von Lösungen einiger Bismutyl- 
tartarate bzw. deren Mischungen mit Blutserum bei der Ultrafiltration. Arch. f. 
Derm. u. Syph. 1928, 146, S. 48—54. — 9. M..Stern,. Über die Brucksche Ausflockungs- 
reaktion bei Syphilis. Arch. f. Derm. u. Syph. 1923, 146, S. 78—85. — 10. R. Strempel 
(Bonn), Meinickes Trübungsreaktion zum Lussnachweis mit cholesterinfreien Balsam- 
extrakten._ Derm: Zschr. 1923, 39, S. 821—828. — 11. Willmann, Kritisches zur Wismut- 
therapie der Syphilis. Klin. Wschr. Nr. 27, S. 1224. — 1% Wirz, Lichen ruber planus 
und Lues, lichenoides Salvarsanexanthem. .Derm Zschr. 1924, 41, H. 4.u. 5, S. 269. 


Neuere Arbeiten über Magen- und Darmkrankheiten. 
` Von Walter Wolfi, y on ti 


- . 


' Felix Fleischner-Wien (1) teilt 2 Fälle mit, in- denen ein 


kardianahes Magendivertikel röntgenologisch beobachtet und ana- 
tomisch kontrolliert wurde.. Der Verfasser hält diese Fälle, von 


-denen weitere bereits in der Literatur beschrieben sind, für eine 


besondere Krankheitsgruppe. Sie entstehen als Pulsionsdivertikel _ 
und werden unter der Voraussetzung, einer lokalen Disposition der 


Magenwand durch mechanische Belastung hervorgerufen. Von. pene- 


3 Fingerbreit unterhalb der. Kardia an der kleinen Kurvatur (? Ref.), 


durch ihre glattrunde Begrenzung und das Fehlen der Infiltration 


der Magenwand in der Umgebung zu unterscheiden. 

Den wirtschaftlichen Nöten der Zeit trug Boas (2) Rechnung, 
indem er versuchte, Magengeschwürskuren ambulant und ohne 
Berufsunterbrechung durchführen zu lassen. Dabei wurde allerdings 


die Diät ganz streng gehandhabt. Obwohl nur sicher diagnostizierte 

Fälle mit klinisch-charakteristischem Krankheitsbilde, positivem ' - 
Röntgenergebnis und mehrfach festgestellten okkulten Blutungen 
ausgewählt wurden, waren die Resultate so gut, daß Boas die 
Liegekuren nur noch bei. schweren Magen- und Duodenalblutungen 


für erforderlich hält. Neben der Diätbehandlung erhielten fast alle 
Kranken ein alkalisches Mischpulver mit Extractum Hyoscyami. 


Die subjektiven Beschwerden verschwanden meist. schon innerhalb ' 


der ersten 1—2, die objektiven Symptome häufig in. 4—6. Wochen. 


Die Indikation zu .chirurgischen Eingriffen bei ernsten Blu- 
‘tungen von Magen- oder. Duodenalgeschwüren bespricht 
Arthur F. Hurst (3)... Von seinem eigenen Material der Jahre 1911 - 


bis 1920 starben nur 2. Kranke, bei denen eine genaue Diagnose 
vor dem Eintritt der tödlichen Blutungen möglich gewesen .wäre, 
und die daher vielleicht durch eine vorhergehende Operation hätten 


gerettet werden können. Da aber zu gleicher Zeit auch 2 Patienten 


mit schweren Blutungen trotz der Operation, und nicht weniger 


als 7, deren Geschwüre vorher niemals geblutet hatten, nach der 


Operation an Blutungen zugrunde gingen, so kommt der Verfasser 


zu dem Schluß, daß weder das .Auftreten von Blutungen in der- 


Vergangenheit, noch die Gefahr von solchen in der Zukunft eine 
chirurgische Behandlung ratsamer erscheinen lassen als die innere. 


Einzig entscheidende Anzeigen zur Operation bestehen in der Bil- 


dung eines Sanduhrmagens oder einer Pylorusstenose. Beide Kom- 


plikationen sind nach Hurst vermeidbar, wenn die Diagnose. des 


Leidens rechtzeitig gestellt, die. Behandlung streng genug und von 
ausreichend langer Dauer ist, alle septischen Herde sorgfältig aus- 
geheilt werden und genaueste Nachbehandlung eingerichtet wird. 


L. v. Friedrich-Budapest (4) teilt 3 Fälle mit, in denen 


Ulkussymptome auf eine Kolitis zurückzuführen waren. Nach 
vor Jahren überstandener Ruhr waren jetzt die Magenbeschwerden 


im Vordergrunde des Krankheitsbildes, und zwar nicht nur die für 


Ulcus duodeni typischen anamnestischen Angaben über Aziditäts- 
beschwerden, Spätschmerzen und Periodizität,, sondern ‚auch ‘die 
objektiven Symptome des Hypertonus und der Hyperperistaltik im. 
Röntgenbilde, der Hyperazidität des Mageninhaltes. Die Lokalisation 
des Prozesses war am Zökum oder Aszendens, bei Entzündungen und 


. trierenden oder Krebsgeschwüren sind sie durch ihren Sitz 2- bis 


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Geschwüren des Deszendens oder Rektum wurden Magensymptome - 


Die Bettruhe. half nicht nur 'nicht, sondern ver- 
stärkte in einem Falle die Beschwerden, was differential-diagnostisch 
von Wert sein kann. Die Therapie ist sonst symptomatisch. Pan- 
kreaspräparate bewähren sich, die Bekämpfung der Obstipation ist 
wichtiger als die der Diarrhoe. ^> > ~ -> | 


E. Schütz-Wien (5) veröffentlicht die Krankengeschichte eines Ä 


Falles, in dem ein haselnußgroßer, nicht über die Mukosa hinaus- 
reichender Karzinomknoten im Magen diagnostiziert und re- 


seziert werden konnte. Die klinische.Diagnose stützte sich auf den 
Befund von Anazidität, Makro- und Mikroretention und zahlreicher 
kurzer. Stäbchen. Der Röntgenbefund bestätigte durch die Fest- 
stellung eines kleinen Füllungsdefektes an der Pars pylorica die 
Diagnose. Den Hauptwert: legt der Verf. auf den Nachweis dieser 


reichlichen kurzen Stäbchen im Mageninhalt, 


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1474 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


DaB auch das Zusammentreffen von Anazidität und fühlbarem 
Tumor Karzinom noch nicht beweist, wird durch einen Fall doku- 
mentiert, in welchem trotz Vorhandenseins dieser beiden Symptome 
Ulkus durch den röntgenologischen Nachweis eines Schattenvor- 
sprunges diagnostiziert wurde, | 

Einen Fall von Magenkarzinom als Komplikation einer 
myeloischen Leukämie teilt Burg (6) mit. Bei der ersten Kranken- 
hausaufnahme wurde die 42jährige Patientin nach 2 Radiothor- 
injektionen sehr erheblich gebessert, so daß sie nach 3 Monaten ent- 
lassen werden konnte, Bei der Wiederaufnahme nach weiteren vier 
Monaten palpabler Magentumor, der in kurzer Zeit zum Exitus führte. 

Isaac-Krieger (7) beleuchtet die Frage der Pankreas- 
diagnostik aus dem Duodenalinhalt. Er hebt hervor, daß 
die Verschiedenheit der Methoden der einzelnen Untersucher eine 
erhebliche Schwierigkeit bei den Vergleichungen der Resultate be- 
reitet. Es ist nur möglich, untere Grenzwerte für den Ferment- 
gehalt des Duodenalinhalts aufzustellen. Dieser Gehalt unterliegt 
auch ‘bei Gesunden großen Schwankungen, die aber für die 3 Fer- 
menie nicht parallel gehen. Der Duodenalsaft ist eben ein wenig 
gleichmäßiges Untersuchungsmaterial, auch seine Menge schwankt 
beim Gesunden. Durch den Ätherreiz wird das Mischungsverhältnis 
im Duodenum geändert, wahrscheinlich die Pankreassekretion an- 
geregt und die Gallensekretion gehemmt. Auch das Deloch’sche 
Verfahren, durch Salzsäureeingießung in das Duodenum die Sekretion 
anzuregen, ist nach dem Verfasser entbehrlich und setzt auch keinen 
physiologischen Reiz. Die Duodenalsondierung soll nur an Stelle 
der bisher 'geübten Fermentbestimmung im Stuhle treten. In diesem 
Umfang angewandt, läßt sie den Schluß zu, daß ein wiederholt fest- 
gestellter Mangel an Fermenten im Duodenalsaft eine Störung der 
äußeren Pankreassekretion beweist. Das ausreichende Vorbanden- 
sein der Fermente erlaubt hingegen keinen bindenden Schluß auf 
intakte Drüsentätigkeit. i 

Hans Schneider-Wien (8) sieht die Ursache des so häufigen 
Mißerfolges von Bandwurmkuren in der unsicheren Wirkung der 


Anthelminthika, wenn sie durch den Mund gereicht werden. Er gab 


infolgedessen Bandwurmmittel durch die Duodenalsonde, und 


hat mit 2,0 g Extract. fil. mar. und 4,0 g Extract. cort. pun. granat. 
in allen Fällen eine erfolgreiche Kur erzielt. Die Technik der Kur 
ist: Abführmittel am 'Vorabend, am nächsten Morgen Duodenal- 
sondierung im nüchternen Zustand, durch die Sonde zunächst die 
Hälfte eines Sennainfuses von 5,0 : 50,0 und nach einer Viertelstunde 
das Bandwurmmittel mit der anderen Hälfte des Sennainluses. 

| Die Ursachen, wodurch manche Malariafälle trotz systema- 
tischer Therapie Neigung zur Chronizität haben, im Gegensatz 
zu anderen, die nach der Chininbehandlung sofort dauernd anfalls- 
frei werden, sind augenscheinlich verschiedene. J. David und J. Sé- 
gal (9) gingen davon aus, daß jedem Rezidiv eine Phase von Stö- 
rungen in der Konstitution der Erythrozyten vorangehe. Sie glaubten 
deshalb, in den die Erythrozyien schädigenden Ursachen auch die 
oder jedenfalls eine der Ursachen der Chronizität der Malaria suchen 
zu sollen. Aus diesen Überlegungen heraus untersuchiea sie 84 Malaria- 
kranke im Laufe von 2 Monaten auf die Anwesenheit von Darm- 
parasiten. Technisch verfuhren sie so, daß sie zunächst eine kleine 
Probe des Stuhles mit physiologischer Kochsalzlösung mischten und 
auf den Objektträger brachten. Nur wenn sich keine Wurmeier fanden, 
wurde eine Anreicherung vorgenommen, indem der Stuhl mit 30°/ ‚iger 
Kochsalzlösung angesetzt und 4 Stunden stehen gelassen wurde, wobei 
sich vorhandene Eier als spezifisch leichter an der Oberfläche sammeln. 
Es fanden sich unter 52 chronisch Malariakranken 48 (92 %/,) Para- 
sitenträger, während unter 28 frischen Malariakranken nur 15 (54 9/0) 
Wurmträger waren. Bei weiten die häufigsten Parasiten waren 


Trichocephalen, sehr viel seltener Askariden. Auch die Zahl der | 


bei den einzelnen chronisch Malariakranken gefundenen Eier war 
sehr groß. Die möglichen Schlüsse sind, daß chronische Malaria 
zu Darmparasiten disponiert oder daß Darmparasiten die Chronizität 
der Malaria begünstigen. Beide Möglichkeiten können nebeneinander 
bestehen. Der Gedanke, durch Enifernung der Parasiten chronische 
Malaria zu heilen, leuchiet sofort ein. Seine Ausführung scheitert 
vorläufig daran, daß wir keine sicheren Mittel gegen Trichozephalen 
besitzen. Immerhin gelang es den Autoren, mit einer Chloroform- 
emulsion in Rizinusöl oder Thymol (abwechselnd) fast alle Kranken 
parasitenfrei zu machen, und damit einen ausgezeichneten Einfluß 
auf die Malaria hervorzurufen. 

Georg B. Gruber und H. v. Haberer (10) fügen den bis- 
her bekanntgewordenen Fällen von ernsthaften, durch Tricho- 


cephalus trichiurus bedingten Krankheitserscheinungen 2 neue 


in Schmerzen, die von .der Blinddarmgegend ausstrahlten, Blut- 


kolloidale System und seine einzelnen Bestandteile zu schädigen imstande 


19. Oktober 


hinzu. Der erste, einen 42jährigen Mann betreffend, äußerte sich 


beimengungen zum Stuhl und einer tumorartigen Resistenz in der 
rechten Unterbauchgegend. In der Annahme eines dysenterischen 
oder vielleicht krebsigen lleozökaltumors wurde operiert. Das re- 
sezierte Darmstück zeigte 2 fast handteller- bzw. fünfmarkstück- 
große geschwulstariige Vortreibungen. In der Mitte der ersteren 
ein Geschwür, in der Schleimhaut der letzteren, teils eingebohrt, 
teils frei, etwa ein Dutzend Peitschenwürmer. Auch in dem zweiten 
Fall eines 38Sjährigen Mannes waren kramplartige Schmerzen im 
rechten Unterbauch und Geschwulstbildung eingetreten. Hier nahm 
man einen tuberkulösen Tleozökaltumor an; in dem ebenfalls re- 
sezierten Darmstück fand sich „entzündliche, tumorähnliche, aus- 
gedehnie Infiltration des Darmes infolge der Helminthiasis“. 

Die Autoren schließen, daß „die eben mitgeteilten Erfah- 
rungen wiederum ein Gegenbeweis gegen die ..... Anschauung 
von der Harmlosigkeit des Peitschenwurmes sind“. Es ist dem Re- 
lerenten eine besondere Genugtuung, daß dicse von ihm vertretene 
Auffassung mehr und mehr Boden gewinnt. 


Literatur: 1. Felix Fleischner (Wien), Klin. Wschr. 1924, Nr, 36. — 2. Boas, 
D.m.W. 1924, H.21.—3, Arthur F. Hurst, The Lancet Vol. 206, Nr. 5257. — 4. L. v. Friedrich 
(Budapest), D.m.W. 1924, Nr. 83. — 5, E. Schütz (Wien), W.kl.W. 1924, Nr. 32. — 6. Burg, 
D.m.W. 1924, H. 26. — 7. Isaac-Krieger, Klio. Wschr. 8. Jg., Nr. 13. — 8. Hans Schneider 
(Wien), W. kl.W. 1924, Nr. 14. — 9. J. David und J. Segal, Presse médicale 1924, Nr, 28, — 
10. Georg B. Gruber und H. v. Haberer, W.m.W. 1924, Nr. 39. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 35. 

Über komplexe Konstitution des Komplements und kolloidchemische 
Struktur des Serumeiweißes berichtet Felix Klopstock (Berlin-Dahlem). 
Die Untersuchungen, die die komplexe Konstitution des Komplements er- 
weisen wollen, führen nur den Nachweis der komplexen Konstitution des 
Serumeiweißes. Alle physikalischen und chemischen Einflüsse, die das 


sind, führen zur Zerstörung der Komplementwirkung. Die Komplement- 
wirkung ist nur dann restituierbar, wenn das kolloidale System wieder 
bergestellt wird. | 

Seine Versuche einer biologischen Behandlung der peritonealen 
Adhäsionen teilt H. Naumann (Leipzig) mit. Gorade bei den konstitutio- 
nellen, zu Adhäsionen neigenden Asthenikern dürfte man eino gewisse 
Fermontarmut des Organismus annehmen, die durch die Einbringung fertig 
vorgebildeter Leukoproteasen in die Bauchhöhle behoben werden könnte. 
Diese Leukoproteasenbehandlung als rein biologische Adhäsionsprophylare 
hat sich im Tierversuch bewährt. Am Menschen wird zurzeit die Pepsin- 
Pregl-Lösung nach Payr in nur schwacher Konzentration als Adhäsions- 
propbylaktikum zum Teil mit sehr gutem Erfolg benutzt. 

Mit dem gegen Gonorrhoe empfohlenen Reargon sind V. Nagel 
(Halle a. S.) Abortivheilungen überhaupt nicht gelungen. Das Mittel 
ist gut verträglich, aber trotz der energischen Reargonbehandlung ist in 
den meisten Fällen keinerlei Besserung erzielt worden. Darüber hinaus 
ist die große Zahl der im weiteren Verlauf auftretenden Komplikationen 
auffallend. Der Verfasser warnt daher davor, sich von der anscheinenden 
Reizlosigkeit des Reargons verführen zu lassen und Abortivkuren damit 
zu versuchen. Dazu kommt der teure Preis des Mittels (5 g = 100 com 


Lösung = 3,05 M.). 


Aug. Blencke (Magdeburg) betont, daß man als Skoliose nur die 
dauernde seitliche Abweichung der Wirbelsäule bezeichnen dürfe, nicht 
aber jede vorübergehende schlechte Haltung, die auf mangelhafter Muskel- 
anspannung (schwacher Rückenmuskulatur} beruht. Hier findet man bel 
einer zweiten Untersuchung oft eine entgegengesetzte oder überhaupt keine 
seitliche Ausbiegung mehr. Der Verfasser weist ferner darauf hin, da 
auch bei hohem Fußgewölbe ein ganz starker Pes valgus vorliegen könne 
und daß dieser weit häufiger vorkomme als der eigentliche Pes planus 
mit durchgetretener Wölbung. 

Auf die Bedeutung der Haut und des vegetaliven Nervensystems 
für Herdreaktionen, besonders bei der Bäder- und Reiziherapie,. weist 
Rudolf Stahl (Rostock) hin. Warme Bäder entsprechen in ihrer Wirkung 
einer Vagustonisierung, kalte einer Sympathikustonisierung. Die 
Bäder wirken gleichsinnig auf die gesamte Körperoberfläche (F ernwirkung 
auch auf die vom Reiz nicht direkt betroffene Körperoberfläche). Diese 
Wirkung kann man sich in ihrer schnellen Entstehung und ihrem raschen 
Abklingen eigentlich nur als von der Tonuslage des vogetativen 
Nervensystems abhängig vorstellen, durch dessen Vermittlung die 
Bäder auf das Verhalten der Haut einwirken. (Subkutane Injektionen von 


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19. Oktober 


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Atropin haben die gleichen Hautallergien wie kalte Bäder zur Folge, 
. Suprarenin- und Pilokarpininjektionen ergeben einander entgegen- 


gesetzt verlaufende Allergiekurven.) Die zu starker Vagusreizung führenden 


. Morphium- oder Pilokarpininjektionen lösen bei Tuberkulösen sehr 


erhebliche Herdreaktionen aus. Durch gleichzeitige Gaben von Atropin, . 


das die vagotonisicrende Komponente des Morphins außer Wirkung setzt, 
wird auch die Herdreaktion unterbunden. (Wichtig bei Hämoptoe, wo es 
gilt, schädliche, durch Morphium auszulösende Herdreaktionen zu ver- 
meiden.) Die Fernwirkungen erklären die Besserung auch nicht direkt 
bestrahlter Krankheitsherde bei nur partieller Sonnenbestrablung; bei 
- multiplen Gelenkerkrankungen die Besserung nieht nur der direkt mit 
` Heißluftprozeduren behandelten, sondern auch. der nicht behandelten Gelenke. 
So wirkt bei Erbrechen das Schlucken von Eisstückchen durch Er- 
regung der sympathischen Elemente der Schleimhaut dem Vagusreiz- 
zustand günstig entgegen. So werden Pneumonie, Typhus, Gonorrhoe 
' durch heftiges Erysipel, Paralyse durch Malariainfektion gebessert. 
Intensive Reizungen kleiner Hautpartien können zu Erkältungen, zum Auf- 
flackern latenter Krankheitsherde führen. | 


Die Beurteilung der Erythropoëse und der Anämien nach dem 
. „Dicken Tropfen“-Präparat erörtert Viktor Schilling (Berlin). Die 
Beobachtung der basophilen Erythrozytenreste im dicken Bluttropfen stellt 


ein sehr objektives und sicheres Werkzeug zur Beurteilung von anämischen 

; Zuständen dar, wenn man sie richtig zu verwenden weiß. Vermehrte Poly- 
chromasie ist stets ein Zeichen irgendeiner. körperlichen Störung, manchmal 

` noch unter der Schwelle des eigentlich Krankhaften, aber immer zur Nach- 
forschung auffordernd. i F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 34. 


Über krankhaite Persönlichkeitsveränderungen berichtet A.Bostroem - 


(München). Es scheint, als ob nur organische Hirnschädigungen echte 
‘ Persönlichkeitsveränderungen ‚nach sich ziehen, und zwar kann es sich 


. dabei. um grobe Hirnherde: und mehr diffus angeordnete Allgemeinerkran- 
(Auch bei der Schizophrenie dürfte man 


. kungen des Zerebrums:handeln. 
- organische : Veränderungen voraussetzen) Auch chronische -Intoxi- 
kationen (Alkoholismus, Morphinismus, Kokainismus) können 


Peisönlichkeitsveränderungen... hervorrufen. Beim Auftreten einer echten - 


. Persönlichkeitsveränderung spielt aber die ganze Konstitution, insbesondere 


"die.psychische Widerstandskraft eine sebr große Rolle. Diese Widerstands- 


fähigkeit kann sich nun nicht nur konstitutionell, sondern auch bei dem 


’ “gleichen Individuum in den einzelnen Lebensperioden verschieden verhalten. 

u Über Verknöcherung und über die. Grundlagen der bisherigen Er- 
gebnisse der Einspritzungen von Phosphatlösungen, besonders des Natrium- : 

~ ` Glykokoll-Phosphates . bei verzögerter Frakturheilung, berichtet Rudolf 


Eden(Freiburg i.Br.). In dem Natrium-Glykokoll-Phosphat (als, Ossopbyt“ 
‚von C. F. Boehringer & Söbne, Mannheim-Waldhof in den Handel gebracht) 


‚soll die Phosphorsäure die Kalkanreicherung und die Entstehung der Kalzium- 


 Phosphat-Eiweißverbindungen begünstigen. Man injiziere von diesem Mittel 


© 4—5 cem im Beginn und gehe bei täglicher Einspritzung mit der Dosis 

bis zu 10 ccm in die Höhe. Nach etwa 10 Tagen pausiere man einige 
Tage. Das’ Präparat muß in die Nähe der Bruchstelle gebracht werden. 
‚ Kranke, die Brüche der unteren Gliedmaßen haben, kann man in gut und 


eng anliegenden Gips- oder ähnlichen Verbänden während der Behandlung 
umhergehen lassen, falls die Stellung der Bruchenden es zuläßt, Die mit 
.der Funktion und. Belastung verbundene Beschleunigung der Blut- und 
Lymphzirkulation und damit die des Stoffumsatzes ist von großer Wichtig- 
keit für die Wirkung des Einspritzungsmittels und für die Entstehung der 


„gewünschten chemischen Verbindungen im Gewebe. Die Bruchstelle selbst 


aber muß ‚zuverlässig fixiert werden. F. Bruck. 


= Schweizerische medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 34 bis 36. 


Finen Beitrag zur Röntgenbehandlung von Augentumoren liefert 
. Knapp (Basel), Er konnte. eine ausgesprochen günstige Wirkung 


ei Tumoren in. und‘ auf dem Auge nicht feststellen, sodaß ‚bei sicher 


. malignen Tumoren die Enukleation das Verfahren der Wahl bildet und 
nur bei ino 


| perablen Tumoren oder. bei Verweigerung der Operation be- 
strahlt werden soll. 


| Norte während Retina und Sehnerv durch hartgefilterte Strahlung nicht 
ngegrilfen werden. Daneben tritt als Komplikation häufig das Glaukom 


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a primäre Ursache noch fraglich ist. Veränderungen der äußeren 


Zeria nicht: der. Retina sind entweder auf den Tumor selbst oder seine 
stoxine Infolge der Bestrahlung zurückzuführen. 

PR ‚Korrektur i gleichseitiger Hemianopsien empfichlt J. Strebel 

der Ausfälle: Frismenbritle ‚mit der Basis der Prismen nach der Seite 

nach nn Ic. Es gelingt hiermit eine Verschiebung des Gesichtsfoldes 

Daneb s: intakten Netzbauthälfte durch einen optischen Prismeneffekt. 

| en tst mitunter ein durch Vorsetzen von Prismen mit der Basis zur 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 42. 


‚ lagerungen. 


Schädigungen des Auges betreffen in erster Linie die 


‚daß solche auftreten, sehr groß. 


~ 


sehenden Hälfte der Netzhaut zu erzeugender . motorischer Prismeneffekt 


.von,therapeutischem Wert, doch ist die optische Methode von größerem 


Wert, da ihre Dosierung. exakter ist. Prismen von größerem Winkel als 9° 
werden nicht vertragen. | 


Untersuchungen über Adrenalin und Synergismüs zeigten, wie 


N. Seifert (Basel) mitteilt, einwandfrei eine toxikologisch herbeigeführte 


Hypertoniebereitschaft der .Gefäßmuskulatur und ihr Ansprechen auf ein 


natürliches Hormon. Die Verkürzung von überlebenden Gefäßstreifen durch . 


_ Bieiazetat wird durch Adrenalin außerordentlich verstärkt. In der Intima 


und .Media bleibehandelter Gefäßstreifen fanden sich einzelne Partikelchen 
(Blei), in den mit Blei und Adrenalin behandelten dagegen reichliche Ab- 
Hierdurch: ist eine Potenzierung der Bleiwirkung durch 
Adrenalin erwiesen. Klinisch ist hierdurch die Möglichkeit der Annahme 
gegeben, daß alltägliche Reize durch. Gifte. (Alkohol usw.) eine latente 
Hypertonicbereitschaft erzeugen können und zwar durch einen potenzieren- 
den Synergismus mit dem im Blute kreisenden Adrenalin. 

| Die Diagnose der Spondylitis tuberculosa im Röntgenbild er- 
örtert H. J. Schmidt (Leysin). Nach einem Hinweis auf die mitunter 
vorkommende Irreführung der Diagnose durch den Schmerz bezeichnet er 


. als sichere Symptome den sichtbaren Abszeß, Defekte der Wirbelkörper und 


Veränderungen der Bandscheiben und Wirbelsäulenachse. Unsicher ist die 
Verwertung der Atrophie, da Täuschungen leicht möglich sind. ferner sind 


‚geringfügige Unregelmäßigkeiton an den Corpora und Zwischenwirbel- 
‚scheiben mit Vorsicht zu bewerten. Die Diagnose ist immer erst in einem 
vorgeschritteneren Stadium möglich, deshalb sagt. der negative Röntgen-. 
befund allein nichts aus. Schließlich bespricht Verf. andere differential- . 


diagnostisch wichtige Erkrankungen, wie Spondylitis deformans, Sp. rheu- 
matica und Sp. posttraumatica. Ä | | 


J. Baumgartner und G. Moppert (Genf) teilen einen Fall mit,. 


bei dem: sich zu einer geheilten Osteochondritis deformans juvenilis coxae 
eine Tuberkulose des Trochanter major gesellte. 


sammenhang beider Erkrankungen in diesem Falle ab. Ä 
Auf die Ostitis tuberculosa multiplex cystica weist Schmid 


(Leysin) hin. Der Prozeß beginnt an Händen und Füßen zentral im 
Knochen, der blasig-wabigen Bau zeigt. Meist. besteht Kombination. mit 


Lupus. Differentialdiagnostisch sind gegen Spina ventosa ' wichtig das 


Fehlen von Granulationen, Fisteln und Sequestern, gegen Ostitis fibrosa | 
generalisata -intakte Diaphysen, geordnete Aussaat und Fehlen von Spontan- 


; Troc | Letztere trat im 
16. Lebensjabro auf, nachdem die Gelenkerkrankung 5 Jahre symptomlos 
. gewesen war, und wurde durch Operation geheilt. ‚Verf. lehnen einen Zu- . 


frakturen. Gegen parasitäre Infektion und maligne Tumoren spricht die 
Multiplizität, während das Fehlen des für Chondromatose charakteristischen 


Sitzes und der Wachstumsstörungen gegen diese spricht. 
Klinische Bemerkungen über die Röntgendiagnostik 


des Ver- | 


dauuhgstraktus macht F. de Guervain (Bern).und weist auf die Wichtig- 


keit der Kontrolle -durch die Operation für die richtige Beurteilung der 
röntgenologisch erhobenen Befunde hin. Im Zusammenhang mit der Be- 
sprechung von Einzelheiten, über die hier nicht referiert werden kann, 
betont Verf., daß die Röntgenüntersuchung nur eine Vervollständigung der 
klinischen Untersuchung darstellt, und daß die Vernachlässigung letzterer 


‚neue Irrtümer mit sich bringt. ` | 


‚Über Konstitution und Morphologie äußert sich H. Frey (Zürich) 
und warnt vor oiner zu engen Fassung des Begriffs der Norm eines Merk- 
mals. Als Beispiel wählt er die sog. Scapula scaphoides, ‘die als Zeichen 
einer angeborenen Minderwertigkeit betrachtet wird, und kommt durch 
vergleichende Untersuchungen zu dem Resultat, daß dies nicht. zutrifft, 


sondern daß die Form der Scapula das Resultat der funktionellen , Be- 
anspruchung ist und zwar ist der Margo. vertebralis konkav, wenn große 
Anforderungen an die Exkursionsbreite des Schultergelenks gestellt werden. ° 


Weiter untersuchte Verf. die Verhältnisse bei'der als Degenerationszeichen 


angesehenen Costa X fluctuans. Er kommt zu dem- Ergebnis, daß die 
Costa X fluctuans das Zeichen eines | progressiven Zustandes im phylo- 


genetischen Sinne ist; die aufrechte Körperhaltung bewirkt eine Ver- . 


schiebung des Beckengürtels kopfwärts und mit dieser Verkürzung bzw. 


Änderung der Zahl der Wirbel verschiebt sich auch das Verhältnis der 
sternalen und asternalen Rippen. — Der Normbegriff muß sehr weit befaßt 
werden, ist bei verschiedenen Rassen verschieden. Varietäten sind bedingt 


‚durch äußere Verhältnisse, durch die phylogenetische Entwicklung; sie 


können aber auch Übergaugsformen zu degenerativen Zuständen darstellen. 
‚ Stovarsol und Luesprophylaxe. bespricht Br. Bloch (Zürich). Nach 
Würdigung der wissenschaftlich hochinteressanten Entdeckung, daß ‚das 


' Präparat bei stomachaler Zufuhr spirochätizid wirkt, warnt Verf. vor Über- 


schätzung und vor einer wahllosen Anwendung, bevor ausreichende Unter- 


suchungen ein abschließendes Urteil erlauben. Insbesondere ist über Neben- 


wirkungen noch nichts Genügendes bekannt und die Wahrscheinlichkeit, 
Muncke, 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


19. Oktober 


Zentralblatt für Chirurgie 1924, Nr. 36 u. 37. | 
Nr.36. Den tiefen Bauchdeckenschnilt empfieblt D. Kulenkampff 
(Zwickau). Der Mittellinienschnitt beginnt 4—5 Finger unterhalb des 
Nabels und wird bis über die Symphyse geführt, bis an den Ansatz 
des Penis oder der vorderen Kommissur. Auf diese Weise gelingt es viel 
besser, an die Blase und in die Tiefe des kleinen Beckens zu gelangen. 
Für die Behandlung der Patellariraktur ist nach Ferd. Schultze 


.(Duisburg) das Wesentliche die Beseitigung der Retraktion des 


M. quadriceps. Durch äußeren Bogenschnitt wird die Patella und der 
Seitenstreckapparat freigelegt. Nach vertikaler Luxation der Patellar- 
fragmente wird der seitliche Streckapparat herangezogen und genäht. 
Dadurch wird der Streckmuskulatur die normale Spannung wiedergegeben 
und der Muskelschwund vermieden. 

Säuglings- und Altersperitonitis als Ausdruck der verschiedenen 
Resorptionsfäbigkeit des jugendlichen und alten Peritoneums bespricht 
B. O. Pfibram (Berlin). Es wird. als biologische Regel bezeichnet, daß 
das alte Peritoneum in der Abwehr gegen Infektionen hauptsächlich mit 
Abkapselung und Verschwartung arbeitet, das jugendliche mit Re- 
sorption. Daher kann man sich beim Säugling nach Entfernung der 


Infektionsquelle zu einem drainagelosen Verschluß des Bauchfells ent- 
‚schließen. 


Bei den älteren Kranken wird eine kurze Drainage die Heil- 
bestrebung fördern. 


Zur Technik der Operation bei akuter Cholezystitis . empfiehlt 
P. Walzel (Wien), die erweiterte und entzündete Gallenblase zu eröffnen, 
den Inhalt auszuräumen mit Hilfe des Saugers der Wasserstrahlpumpe. 
Sodann wird der mit Jodtinktur ausgewischte Hohlraum mit Gummi- 
schwammstücken ausgefüllt. Durch die prall-elastische Konsistenz 
der Gallenblase wird ihre glatte Auslösung aus dem Leberbett erleichtert. 
In Fällen von diffuser Blutung aus dem Leberbett hat sich die Stryphnon- 
gaze bewährt, 


Zur Frage der echten Schrumpfung nach Gastroenterostomie und 
der Magenausgangsstenose nach Biliroth I berichtet B. O. Pribram 
(Berlin) über einen vor 4 Jahren wegen Magengeschwürs operierten Fall, 
bei dem das Loch der Gastroenterostomie verschlossen war und der Pylorus 
trotz der Faltungstamponade wieder durchgängig. Es scheint, daß manche 
Individuen zu Schrumpfungsprozessen besonders neigen. 


Nr.37. Ersatz des Ureters durch eine Plastik aus der Harnblase 
schlägt Rud. Demel (Wien) vor nach Versuchen an Hunden. Die 
Harnblase wurde durch einen Schnitt vom linken Rande aus, der nach 
rechts oben zieht, eröffnet und nach oben aufgeklappt wie der Deckel 
einer Dose. Die Blasenwunde wurde in 3 Schichten geschlossen und in 
der obersten Stelle des neugebildeten Blasenschlauches der abgeschnittene 
Ureter eingepflanzt. Auch bei großen Defekten des Ureters kann auf diese 
Weise noch eine Verbindung mit der Harnblase hergestellt werden. 

Über die sogenannte Prostatahypertrophie berichtet Kulenkampff 
(Zwickau). Er unterscheidet die subvesikalen Adenome in Hantelform 
und Kugelform, welche karzinomatös entarten können, von den echten 
Prostataerkrankungen, der Prostataatrophie und -hypertrophie und 
dem echten Prostatakrebs. | 

` Über die Gasstofiwechseluntersuchung in der chirurgischen Klinik 
berichtet H. W. Knipping (Hamburg). Er empfiehlt einen von ihm an- 
gegebenen und von der Firma Albert Dargatz, Hamburg, hergestellten 
Apparat, Ein Spirometer, eine Waschflasche und eine Motorpumpe sind 
durch Schlauchleitungen zu einem kreisförmigen System zusammengeschlossen, 
in dem eine bestimmte Menge Sauerstoff kreist. Der Patient holt durch 
einen Dreiwegehahn aus dem System seine Atmungsluft und atmet sie 
wieder hinein. Bei ihrem Kreislauf wird die Luft in der Waschflasche 
durch Kalilauge von der Kohlensäure freigemacht. Die Verminderung der 
Luftmenge, gemessen am Stand der Spirometerglocke, entspricht dem Sauer- 
stofiverbrauch. 

Über Depressionsiraktur des Jochbogens berichtet I. C. Lehmann 
(Rostock) nach den Erfahrungen an 2 Fällen. Äußerlich war nur eine 
flache Einsenkung über dem linken Jochbogen wahrzunehmen, ohne Ver- 
färbung der Weichteile. Die wesentliche Krankheitserscheinung war eine 


Kieferklemme infolge der Festkeilung des Schläfenmuskels durch die 


eingedrückten Teile des Jochbeins. Unter Lokalanästhesie wurde nach 
Einschnitt am oberen Rande des Jochbogens durch Zug mit einem kräftigen 
Einzinker der Bruch wieder eingerichtet, worauf die Kieferklemme sofort 
verschwand. 

Ein Fall von isolierter Luxation des Talus wird von G. Rechess 
(Ekaterinoslaw) berichtet, Nach Fall von einer Treppe mit Einhaken des 
Fußes war durch eine offene Wunde am Knöchel die untere Fläche des 


Talus herausgetreten. Nach Erweiterung der Wunde wurde der Talus 


wieder eingerenkt und Kapsel und Haut verschlossen. 


Die Funktion hatte 
nicht gelitten. 


K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 36. 

Über die intraperitoneale Kochsalzinfusion in der Geburtshilfe und 
Gynäkologie und die Möglichkeit einer Eklampsiebehandlung nach Ganter 
berichtet Th. Heynemann (Hamburg). Es gelingt größere Flüssigkeits- 
mengen, bis zu 2000 cem, ohne Schwierigkeit einzuspritzen, nachdem unter- 
halb des Nabels unter Lokalanästhesie ein kleiner Einschnitt bis auf die 
Faszie gemacht worden ist und dann eine stumpfe Kanüle eingestoßen. 
worden ist. Bei Fällen von Eklampsie kann dadurch Herzkraft und Diurese 
angeregt werden und durch die Verdünnung des Blutes kommt es zur Aus- 
schwemmung von Stoffen aus den Geweben ins Blut. Die Untersuchung 
der wiedergewonnenen Flüssigkeit aus der Bauchhöhle’ ergab einen Gehalt 
an Rest-Stickstoffsubstanzen, der etwas geringer war, als der des Blutes, 
Für die Fälle, nach denen eine Besserung nach .der intraperitonealen Ein- 
spritzung nicht eintritt, könnte man daran denken, nach dem Vorschlage 
von Ganter die Flüssigkeit aus dem Bauch wieder abzusaugen und damit 
in die Flüssigkeit übergetretene schädliche Substanzen zu entfernen, 

Über die Beziehungen der Menstruation zur Haut berichtet A.Hirsch- 
berg (Berlin) an Hand des Falles einer 35jährigen Frau. 8—10 Tage vor 
Eintritt der menstruellen Blutung traten an beiden Oberschenkeln an der 
Außenfläche, entsprechend dem Verlauf der Vasa circumflexa ilei, handteller- 
große blutunterlaufene ‚Stellen von dunkel blauroter Färbung auf, welche 
nicht druckempfindlich waren nd mit dem Einsetzen der Genitalblutung 
verschwanden. Die Bedingungen für den Eintritt der Gefäßdurchlässigkeit 
gerade in diesem Gefäßgebiet waren nicht zu ermitteln. | 

Schwangerschaft und Geburt bei hypoplastischem Uterus (abdomi- 
naler Kaiserschnitt) wird von Th. Micholitsch (Wien) beschrieben. Nach 
längerer Dauer der Vorwehen bei der nervösen Kranken wurde mit Kaiser- 
schnitt entbunden; dabei fiel auf, daß die longitudinale Faserschicht 
der Gebärmutter fehlte. 


Über die Beeinflussung der primären Sterblichkeit bei Radium- 
behandlung des Üteruskarzinoms durch im kleinen Becken lokalisierte 


Eiterherde berichtet I. Belugin (Petersburg). Eiteransammlungen in dem 
kleinen Becken sind bei Radiumkuren ge 


fährlich, weil sie zu einer Bauchfell- 
entzündung führen können. | 


Eine Prolapsoperation beschreibt H. Thomson (Odessa). Der in 
eine Anteversionsstellung gebrachte Uterus wird mit zwei Fäden gefaßt, 


welche zugleich eine kleine Wundflläche der vorderen Scheidenwand mit 
einer Wundfläche der hinteren Scheidenwand vereinigen. 


Seitlich von den 
quervereinigten Scheidewänden sind Öffnungen gelassen, welche den Abfluß 


‚aus dem äußeren Muttermund ermöglichen. Danach ausgiebige Scheidenplastik. 


K. Bg. 
Aus der neuesten französischen Literatur. 
Levi schreibt über die fazialen Hemispasmen peripheren Ursprungs: 


Es gibt zwei Arten; heilbare Lähmungen ohne Kontraktur durch. Reizung 


der Nerven und nichtheilbare, mit Kontrakturen, primär oder Folge der 
Lähmungen. Man kann sie wie bei Gliedmaßen als physiopathische Syndrome 
des Gesichts auffassen; die Kontraktur ist ein reines sympathisches Muskel- 
syndrom obne Haut- und vasomotorische Manifestationen. Folge. eines Hyper- 
tonus des Sarkoplasma durch Reizzustand der Sympathikusfasern des Fazialis. 
Therapie: Elektrolytische Dekortikation des Fazialis. (Pr. méd. 1924, 64.) 

Golay betont an der Hand von 5 Fällen, wie wichtig es ist, bei 
unklaren, besonders ‘der üblichen Medikation trotzenden Krankheitsbildern 
nach Syphilis zu forschen, bei den Eltern, Geschwistern und beim Gatten; 
selbst gewisse Anzeichen bei den Kindern geben oft einen Fingerzeig. Eine 
eingehende Anamnese ist oft viel wert und in zweifelhaften Fällen ist der 
therapeutische Versuch gerechtfertigt. Im 1. Falle handelte es sich um 

eine 65jährige Dame mit Neurasthenie und psychischen Störungen; die 
‚ Fehlgeburten wiesen hier den Weg. Der 2. Fall betraf eine 34 jährige Dame 
mit mukomembranöser, hartnäckiger Enteritis und abundanten Blutungen; 
die positive Wa.R. besonders beim Gatten bestätigte hier die Richtigkeit 
der antispeziischen Behandlung. Im 3. Falle handelte es sich um omen 
42jährigen Herrn, der seit 12 Jahren an einem Uleus duodeni litt; 10 Jahre 
vorber Gastroenterostomie mit nachfolgender hämorrhagischer Nephritis ua 
Diarrhoe. Auch in der Familie keine Anhaltspunkte. Wa.R. — Bi und 
Salvarsan gaben hier unerwartete Besserung. 4. Fall: 44 jährige Dame mit 
obstinater schwerer Anämie, die als perniziöse aufgefaßt wurde und fal 

zu werden schien. Hier gab die Lues des Mannes den Ausschlag: rapide 
Heilung. Endlich ein 38Jähriger, der seit 18 Monaten an den Folgen eme 
akuten, als tuberkulös operierten Appendizitis laborierte: die Heredo 
syphilis eines Bruders bestimmte hier das therapeutische Handeln. (Rei 
med. Suisse rom. 1924, 7.) 

Trunecek weist auf die Stase der Venen der Brustwandung YA 
als ein Zeichen pulmonärer Hyperämie hin, bei Erwachsenen gewöhnlic 
eine oder zwei auf jeder Seite, bei Kindern mehr und kürzer. Man t 
sie þei gewissen Affektionen, Plethora, intrathorakalen Aneurysmen W 


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19. Oktober 


tumoren der Mamma; besonders häufig aber bei Mitralinsuffizienz und 
-Stenosc der linken Venenmündung, manchmal auch bei chronischer Schwäche 
des linken Myokards, bei Lungenemphysem und exzessiver Skoliose. Die 
Erscheinung hängt wesentlich von der Entwicklung der Anastomosen ab: 
je zahlreicher sie sind, um so besser werden die Unregelmäßigkeiten des 
kleinen Kreislaufs ertragen, um so leichter schwellen die Venen an. Er 
hält dies für ein reparatorisches Zeichen, um die Lungen von dem über- 
flüssigen Blut zu befreien. Es würde also auf eine Überfüllung des kleinen 
Kreislaufs deuten, der direkter Exploration nicht zugänglich ist. (Rev. med. 
‘Paris, 1924, 5.) = 

Nach Heitz können Frauen, die eine Bklampsie überstanden haben, 
leicht auch in späteren Jahren noch bypertensive Krisen bekommen, deren 
Symptomatologie in allen Punkten an die bei Bleivergiftung erinnert mit 
ihrem plötzlichen Auftreten ohne Ursache anscheinend, durch die sekundären 
zerebralen Störungen, durch das rapide Verschwinden. Solche Rezidivo 
sind noch sehr spät möglich: in einem Falle war die Eklampsie mit 32 Jahren, 


die Krisen mit 47, im anderen mit 50, nachdem die Eklampsie mit 27. 


überstanden war. Im ersten Falle Hemiparese, im zweiten Albuminurie 
und Kopfschmerzen. (Arch. mal. coeur, vaiss., sang, 1924, 5.) 

An der Hand von 14 Fällen führen Laroche und Desmouliere 
über chronische Nephritiden ohne arterielle Hypertension aus: Diagnose 
recht schwierig. Albuminurie selten, oft nur Spuren, keine Blutkörperchen 
oder Nierenzellen, manchmal hyaline oder granulierte Zylinder. Urinmenge 
sehr variabel, oft normal. Kardiovaskulär fehlen die klassischen Zeichen, 
arterielle Hypertension und Herzhypertrophie ebenfalls oft oder meist. Das 
Herz ist ganz normal, die funktionellen und allgemeinen Symptome bieten 
nichts Charakteristisches. Intellektuelle oder physische Arbeitsunlust, 
Neuralgien oder Myalgien, ständige anfallsweise Kopfschmerzen, selbst 
` migränoide Krisen, Schlaflosigkeit, digestive oder Herzstörungen (Extra- 
systolen), Asthma sind die gewöhulichen Beschwerden. Im Vordergrund 
steht die Ermüdung, namentlich die intellektuelle. Industrielle, Literaten 
köonen plötzlich nicht mehr arbeiten. Nur das Blut, der N-Gehalt ‚und 
dio Ambardsche Konstante gibt Aufschluß: ersterer ist vermindert 0,5—0,8; 
kann auch normal sein, letztere ist erhöht. Elimination des Wassers ist 
im Liegen und Stehen vermindert. Prognose quoad vitam, wenn erkannt 
und behandelt, nicht schlecht; aber die Fernprognose ist düster. Dauernde 
Überwachung, weil Rückfälle. Heilung ist außerdem unwahrscheinlich, 
Ätiologie: Infektionen, Intoxikationen, Jängerdauernde Verdauungsstörungen, 
besonders alte Syphilis und Heredosyphilis. Anatomische Veränderungen 
. sind mangels Sektionen unbekannt. (Pr. med. 1924, 67.) 

Francon und Hutinel schreiben über die Amöbenaffektion der 
Leber: Seit dem Kriege nicht selten muß man in Betracht ziehen, daß 
autochthone Infektionen nicht selten sind und daß in vielen Fällen die 
ätiologische Forschung völlig negativ bleibt. Das Protozoon kann ohne 
andere Keime die Purulenz realisieren. Gewöhnlich folgende Formen: die 


akute Kongestion, die in Abszeß ausgehen kann, die eigentliche akute - 


Hepatitis, der akute und chronische Abszeß. Seltener trifft man die sub- 
“ akute. eiterige oder nichteiterige Hepatitis, die chronische einfache Hepatitis 
und chronische Formen mit spezifischen Knötchenherden usw. Bei dem 
großen Polymorphismus ist die Diagnose nicht leicht: man muß cben bei 
allen schmerzhaften Lebervergrößerungen daran denken. Unter Umständen 
Versuch mit Emetin und Neosalvarsan. (Brux. mód., 1924, 51/52.) 

‚ Über psychische Störungen mit längerer Entwicklung bei Encephalitis 
epidemica sagt Robin: Die Diagnose ist unter Umständen aus der Anamnose 


und. den Resten sehr leicht; es kann aber besonders beim Kinde, dessen . 


somatische Heilung oft von schweren Charakterstörungen begleitet ist, kein 
organischer Rest vorliegen. Hier können oft Konvergenzstörungen den 
Gedanken näherlegen. Beim Erwachsenen findet man oft außer der De- 
pression das konfusionelle Stadium: eine dauornde somnolente Psychose, 
‚Psychische Asthenie, leichte Ermüdbarkeit, Aufmerksamkeitsstörungen, 
Bradyphrenie, oft rapider Übergang von der Depression zur Heiterkeit. 
Diese Konfusionszustände können sogar späterhin Rezidive solcher Stärke 
zeigen, daß Internierung nötig sein kann. Dann das hebephreno-kata- 
tonische Stadium, das an die Dementia praecox erinnert; hier führen die 
Wirbelpunktion und physische Zeichen. Die Charakterstörungen beim Kinde 
sind sehr polymorph: Schläfer, Indisziplinierte, Ausreißer. Pädagogische 
Mißerfolge, Prognose reserviert. Jedoch können sich die Störungen mit 


der Zeit heben; Erhaltung der Affektivität, Fehlen einer dementen Schwächung, . 
einzelne günstige Erscheinungen berechtigen zu guter Prognose. (Journ. 


med. franç. 1924, 5.) 


„Ver gely berichtet von drei Fällen von Kopfschmerzen durch Neben- 
Niereninsuffizienz: Ermüdbarkeit, die weiße Linie, Hypotension, Anorexie 


ließen auf die Grundursache schließen. Die Anwendung von Adrenalin. 


besserte den Zustand. (Journ. de méd. Bordeaux 1924, 9.) 
Legueu injizierte einem ‚50jährigen Steinkranken. mit leichter 


Erosion in der Harnröhre yor einer Zystoskopio 6 ccm cjner 3% igen Kokain- 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


‚lösung, die einige Minuten festgehalten wurde: rapider Exitus unter epilepti- 


formen Erscheinungen. (Pr. med. 1924,65.) - 0 > | 
Calmette und seine Mitarbeiter experimentieren seit 20 Jahren mit 
Taberkelbazillen, denen sie ibre tuberkelproduzierende Kraft, indem sie 
sie 13 Jahre durch 250 Kulturen hindurch auf Kartoffeln mit Ochsengalle 
und 5°/,igem Giyzerol abschwächten. © Diese Kulturen waren auch in 
hohen Dosen für Tiere einschließlich des Affen avirulent. 50—100 mg 
dieser lebenden Bazillen in das Bindegewebe eines Kalbes injiziert, machten 
es gegen 5 mg virulenter, boviner, intravenös injizierter Bazillen für 3 bis 


18 Monate immun. Diese Dosis verursacht eine miliare Tuberkulose in 
6—8 Wochen bei einem nicht inokulierten Kalb. Sie haben bis jetzt - 
. 127 Kälber so geimpft. Außerdem aber 217 Kinder in den ersten neun “ 


Tagen nach der Geburt, indem sie ihnen 6 mg dieser Bazillen ‘per os 


fraktioniert !/, Stunde vor der Nahrung jeden zweiten Tag gaben. Keine 
Veränderungen im Allgemeinzustand und in der Verdauung. Pirquet 
negativ.in 880/,. 169 haben sich normal’ entwickelt. Die Inokulation ist 
nur wirksam bei solchen, die frei von irgend einer tuberkulösen Infektion. 


Spät nach der Geburt kann sie immer noch die Mortalitätsziffer günstig 
beeinflussen. Geeignet für Neger, die in Länder alter Zivilisation über- 
siedeln. (Bull. acad. med. Paris 1924, 91.) 

Unter die verschiedenen Faktoren, die die Möglichkeit des syphi- 


Hitischen Ursprungs bei Gelenkaffektionen in irgend einem Alter suggerieren 


sollten, rechnet Fatou den’ purulenten Charakter der Gelenkflüssigkeit, 
gleichgültig, ob die Arthritis akut oder torpid chronisch ist; die maximal 
positive Wa.R. dieser Flüssigkeit, auch wenn sie im Blut negativ ist; die 
gewöhnliche Symmetrie dieser Läsionen; die Prädilektion für größere Ge- 
lenke ‘und den allmählichen Übergang vom Akuten ins Chronische. Die 
hereditäre Syphilis kann für 15—20 Jahre latent- bleiben und länger bei 
normaler Entwicklung und dann plötzlich recht virulent für Gelenke auf- 
flackern. Intensive, längere spezifische Behandlung, obne lange Zeit zu 
verlieren mit diagnostischen Irrtümern. (Bull. méd. Paris 1924, 38.) 
Vulliet beschreibt fünf Fälle von Trennung der Epiphyse des 
Femurkopfes bei Mädchen im Pubertätsalter, die noch nicht menstruiert 


hatten. Alle hatten Übergewicht und zeigten den adiposogenitalen Typ. 


Klinischer Verlauf: Schmerzen in der Hüfte, leichtes intermittierendes 
Hinken, Reduktion der Bewegungen. Irgend ein leichter Unfall ver- 
schlimmerte plötzlich diese Symptome und man kam so zur Diagnose. 


Dieses Trauma hatte natürlich stets sekundäre Bedeutung. Ätiologie: un- | 


bekannt. Behandlung: Pflasterverband. (Pr. med. 1924, 32.) 

Dor bringt die multiple Sklerose mit pathogenen Zuständen der 
Zähne in Zusammenhang; nicht mit den akuten, sondern mit den periapikalen 
Wurzelzysten und der Pyorrboe, Gerade die ersteren können einen ge- 
sunden Zahn erschüttern und verlaufen ohne Schmerz, oft dem Patienten 


‘unbewußt. Er argumentiert so: Man, weiß, daß zwischen der multiplen 
Sklerose und der Neuritis optica Beziebungen bestehen und daß beide 


ethmoidalen und sphenoidalen Sinusitiden folgen; können nun letztere 
nicht direkte Folgen der obengenannten dentalen Alfektionen sein? Zu- 
mal da er in der Anamnese der Sklerotiker mehrfach feststellte, daß die 
Zähne schon mehrere Jahre vorher locker waren. Die Ansicht verdient 
jedenfalls der Erwähnung. (Pr. méd. 1924, 71.) vi Schnizer. . 
Aus der neuesten amerikanisch-englischen Literatur. _ 
Hinsichtlich der Behandlung der Ohrschmerzen macht Layton darauf 


aufmerksam, daß, wenn im Ohr keine Ursache dafür entdeckt werden kann, 


der Mund zu untersuchen ist. Oft ist ein kariöser Molaris schuld, meist 


ein unterer oder eine Entzündung im Rachen, Tonsillitis, eine akute 
Pharyngitis; auch nach Operationen an den Tonsillen. Hier kann sich die 
Entzündung durch die. Tuba Eustachii dem Mittelohr- mitteilen; deshalb 


ist in solchen Fällen eine Untersuchung des Trommelfells immer nötig. 
Bei Erwachsenen kommt bei einer subakuten Pharyngitis, wenn diese den 


Nasopharynx und namentlich das lymphoide Gewebe seitlich des Pharynx 


ergreift, Obrschmerz beim Schlucken vor. Dann ist auf einen Schmerz zu 


achten, den der Patient als Ohrschmeız, die Untersuchung als Schmerz 


oder ‘Empfindlichkeit neben dem: Ohr bezeichnet durch eine vergrößerte 
Lymphdrüse über dem Mastoid neben dem Ohrläppchen oder nach vorn zu. 
Die Vergrößerung kann von einer kleinen Hautläsion im Gehörgang aus- 
gehen, die an sich keine Schmerzen verursacht, oder durch den Biß einer 
Laus. Oft- ist die Unterscheidung einer Schuppe von einer Nisse recht 
schwer, Auch Verletzung der Kopfhaut durch eine Haar- oder Hutnadel 
kann schuld sein. Endlich können die Schmerzen vom Temporo-mandi- 
bulargelenk oder von der Parotis ausgehen. . Manchmal findet man auch 
gar keine Ursache. Ein kleines Stückchen Ohrschmalz, das am Trommel- 
fell klebt, ein an seinen Vorderzahn drückender kommender Weisheitszahn 


(Röntgen) oder überhaupt ein kommender Molaris mag dann die Ursache 
‚ sein, Endlich Krypten in der Fossa supratonsillaris. (Lancet 1924, XVIL.) 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 42 


19. Oktober 


Über den Wert der Malariabebandtung -bei progressiver Paralyse | und Masern nicht, beeinflußt aber ‘die Strenge dieser - Infektionen. Sie . 
geben Yorke und Macfie folgenden Bericht: von 84 so behandelten scheint das Vorkommen der Diphtherie zu mindern. Ebenso Herzkrank: - 
Patienten starben ‘14 unmittelbar oder kurz nach Beendigung der Behand- | heiten; Chorea und Rheumatismus dagegen beeinflußt sie garnicht. Sie 
lung: trotz der Chininbehandlung, trotz des Verschwindens der Parasiten beseitigt die Unterernährung bei den operierten Kindern. (Jsa. m. a. 1924, 1. 
aus dem Blut ist es nicht unmöglich, daß der Tod durch die Malaria be- | - Nach: Mörsch treten in etwa. 15% der Migrägeiälle psychische 
schleunigt wurde. Keine Veränderung in geistiger oder körperlicher Hin- | Störungen auf in Form von geistiger und körperlicher Depression, Apathie, 
sicht wurde bei 20 Patienten beobachtet; manche von ihnen können. jetzt- | Schlafsucht, Energieverlust, Angstlichkeit. Nur in einem Falle lag eine 

gestorben sein. Bei 10 wurde eine deutliche körperliche, aber keine geistige: | endokrine Störung vor. (J. a. m. 2. 1924, 26). Br l 
Besserung festgestellt. Bei 17 große körperliche und geistige Besserung; Die Hämatoporphyrie ist nach Harbitz der Ausdruck eines kop-. 
de bei 23 so gros war, daß sie entlassen werden konnt a Ba seen hat stitutionellen Zustandes einer speziellen, unvollständigen Stoffwechsel- 

i u Besserung ein Jahr lang angehalten und manche sind wieder in ihrer störang. Die akute Form betrifft bauptsächlich Frauen, besonders neuro- 
früheren B eschäftigung. Wenn auch über die Dauer der Besserung heute pathische: Kolik, (oft biliöses) Erbrechen, hartnäckige Konstipation mit 
noeh nichts Bestimmies gesagt werden kann, so ist doca der Erfolg, ein | blutigem Schleim. In die Lenden und Beine ausstrahlender epigastrischer 
wesentlicher. (Lancet 1924, XX). E o’ T Schmerz mit epigastrischer Hyperästhesie. Das klinische Bild gleicht der 
An der Hand zweier Fälle führt Ruddock aus, wie es durch Pica, | Appendizitis, der Leberkolik, der Darmokklusion, um so mehr als eine 

Parorexie, bei Kindern zu Bleivergiftung kommen kann. Man kann 2 Arten gewisse Dilatation des Magens und des oberen Darmtraktus durch die 


won Parorexie beobachten, bei gesunden Kindern und bei solchen, deren ' Krämpfe besteht. Vesikaler Tenesmus, in der 'Hälfte‘der Fälle Fieber., 


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in Allgemeinzustand durch irgend eine chronische Krankheit geschwächt ist. Urin: braun, rötlich, ‚wie Malaga, Portwein; enthält Hämatoporphyrin, 
Și i Im ersteren Falle vergeht der Zustand mit zunehmendem Alter wieder, im |: Urobilin, Urofusein; ist stark sauer und selten. Zylinder und Eiweiß io 
ni zweiten bessert er sich mit dem Aligemeinzustand. Hauptsächlich sind es "einem Drittel.der Fälle. Wiederholung der Anfälle mehrmals im Jahr mit 
ine farbige Gegenstände die das Kind gewohnt ist in den Mund zu nehmen | allmählichen nervösen Symptomen: 'Sensibilitätsstörungen, neuralgische 
j oder abzulecken. Wichtig ist genaue Anamnese. Ebenso die sekundäre | Schmerzen, Hyperästbesien, Schlaflosigkeit, epileptiforme Anfälle, psychische 
a _ Anämie. Das Kind wird reizbar, ängstlich, “unruhig namentlich bei Nacht, Störungen, Delirium, schließlich Polyneuritis, (kubitale, radiale) Lähmungen, 
a5 > fauler Atem, schlechter Appetit, Zahnfleischhämorrhagien. Schmerzen im |. allgemeine progressive fatale Lähmung, gewöhnlich einige Wochen nach 
AN ‚ Epigastrium und in den Beinen. In chronischen Fällen dauernde und | einem akuten Anfall, mit okulomotorischen und Sphinkterlähmungen. Sektion: 
A | starke Schmerzen im Abdomen, Konstipation, Erbrechen. ist selten. Ge: Leberveränderungen. Es kommen ganz akute Fälle mit zerebralen Symptomen - 
Pi sichtsnervenlähmung, besonders der motorischen Augennerven ist gewöhnlich (Konvulsionen, Stupor) vor. Auch toxischen Ursprunges kann die Hämato- 
Ei da, wird aber oft von den Eltern mit der Anämie übersehen. Konvulsionen, | porphyrie sein: bei Sulfonal- und ` Trionalmißbrauch, beim chronischen 
iji die nichts Typisches haben, sich nur dadurch von anderen unterschieden, Saturnismus und infolge einer Chloroformnarkose. Letzteres ist dann nur 
Zu. daß sie sehr anhaltend und sehr fatal sind. Unter Umständen dann Fieber. | die auslösende Ursache. Verlauf ganz gleich. Endlich kommt eine chronische 
el Sehr häufig Kolik. Zahnfleischsaum ist selten, wohl kleine schwarze oft | kongenitale Form vor: selten, familiär, bei Neuropatben, wenn sie starkem 
BER nur mit der Linse zu sehende Flecken. Nachweis. des Bleis besonders in | Licht ausgesetzt werden, mit Erythem, Hydroa, Pigmentation. Ödem, - 
REET den Fäzes. Man unterscheidet paralytische Fälle, symmetrisch mit hängenden Konjunktivitis, Diarfrhoe und Porphyrinurie für 2—5 Tage. (Arch. int med. 
E o | * Händen und Füßen und Spasmus der Wadenmuskel, dann neurotische reiz- | Chicago 1924, 5). | er 
E | BR bare Kinder mit Schmerzen im Leib ind in den Gliedern, habitueller Kon- | . Die normale Größe des Herzens liefert die Radiologie nicht. Die 
I u Ur ipation. F i iti Ontikus, Abduzens, Okulo- | ; i ö i 
oE stipation. Ferner dio okulare Neuritis, den Opukus, h _ Perkussion hat hier größeren Wert. Der. Querdurchmesser des ‚Herzens. 
E o -© motorius und den Trochlearis befallend.” Endlich cklamptische Fälle mit | entspricht nach umfangreichen Versuchen von Fossier genau einer Linie, 
Se r dauernden schweren Krämpfen, fatal. Behandlung: symptomatisch gegen | die vom Handgelenk Radialseite bis zum mittleren Gelenk des 4. Fingers 
ah rt die Krämpfe Chloroforminhalationen, sonst Fe und As, gegen die Lähmungen | geht, wenn die Hand zur Faust geballt ist. (J. a. m. a. 1924, 25). 
E T A e a ee A o chreibt eine Atophanvergiitung, die ganz unter den 
hi Bei o) sulfat morgens. Gibson hat “ro ge mit einem Serendei: uminium- | "Bilde . eines schweren allergischen Shocks verlief. Der 44jährige Patient 
np pa platte am negativen Pol, gesehen: dort schlägt sich dann das Blei nieder. | hatte sich wahrscheinlich selbst sensibilisiert, dadurch daß er seit Jahren 
Ba l 11 (J. a. m. a. 1924, 21). `. | Ñ | bei allen möglichen Gelegenheiten Atophan: nahm. Man sollte, diese ` 
8 ad Tenney hält Kranke, die gelegentlich über Konstipation klagen | toxischen Nebenwirkungen und deswegen den Urin im Auge behalten. 
ai Hd > und dann durch Abführmittel gebessert werden, immer für verdächtig, weil |. (J. a. m. a. 1924, 25). | 
al | gw | die mangelhafte Ansprache des Darms auf eine normale Nahrung immerhin | Bazin berichtet von einer Borsäurevergiftung bei einem 15jährigen. 
Sei | BR . Obstruktion oder sonst etwas Pathologisches im Darm anzeigt. Namentlich | Jungen, der wegen Verstopfung einen Einlauf von 6 Teelöffeln gepulverter 
Di } ii wenn Nausea, Erbrechen und Leibschmerzen beobachtet werden und die | Borsäure auf 6 Tassen Wasser enthielt. 2mal täglich. Am nächsten 
N b. Ei ‚ Abführmittel einen flüssigen suppenähnlichen Stubl fördera.‘ Es kann sich |. Abend Erbrechen, Hautausschlag, Am 4. Tage Aussetzen der Binläufe, 
2 AB dann um einen Enterolithen mit Konstriktionen im lleum, Obstruktion dort |. am 6. Tage wieder 2: Leibschmerzen, Fieber, Stupor, dauerndes Erbrechen. . 


mit Dilatation, .Knickung des Ileum, doppeltes Adenokarzinom des Kolon | Intravenös 900 cem 5O%iger Glukoselösung, 950 Ringerlösung, Herz 
und Obstruktion im Zökum handeln. (Boston med. surg. ]. 1924, | tonika konnten den Tod am 8. Tage nicht aufbalten. (Kanad. med. ass. )- 
April 17). EEE Montreal 1924, 14). 
Howard betont folgende wichtige Zeichen. im Frühstadium der | Me Lester gibt einige Winke zur Behandlung Jer Fettsucht, 
Pneumonie: vermehrte Respirationsrate, frühe Leukozystose, Rasseln beim | 2 Gesichtspunkte: Anregung des Stoffwechsels, Verkürzung der Nahrungs 
Husten, mit oder ohne Schallveränderung, aber mit vermindertem rauhem | zufuhr. Ersteres erreicht man mit milden, lang fortgesetzten, regelmäßigen 
as (Newyork state j. med. 1924. 24). | | - | Übungen und kalten Bädern, die bei gesundem Herzen und nicht ZU 
Über einen, Fall von Kampfervergiftung berichtet Lang: Ein artoriosklerotischen Arterien keineswegs schaden. Nicht zu empfehlen 
44jähriger Gefangener erbielt 9 Uhr abends ca. 30 cem Kampferliniment solchen, die nicht reagieren ‚oder einige Stunden nach dem Bad frieren. . 
"statt Rizinus. 10 Uhr 45 epileptiforme Krämpfe für € Minuten, klagt über j| Hinsichtlich der Nahrungsverkürzung: im Ganzen 18—22 Kalorien pro kg 
Schwäche, Unfähigkeit aufzustehen, Nervosität, Kopfschmerzen, Schmerzen | des idealen Gewichts. Dann Erhaltung des N-Gleichgewichts, also eine 
in den Augen, dann Semidelirjum, Muskelzucken in den Beinen besonders, | Nahrung, die materiell’ unter dem Bedürfnis des Patienten ist, aber reichlich 
bleiche kalte Haut, rapider Puls, 75—120 Blutdruck, rapide, oberflächliche | Protein enthält. Etwa 1,5—2 g pro kg idealen Gewichts. Um die Nieren 
Atmung, mit tiefen Seufzern. Therapie: Magenspülung, Magnesiumsulfat. möglichst wenig zu schädigen, biologisch hochwertiges Protein: Fleisch, 
Am nächsten Morgen keine Erinnerung At den Fall, leichte Nausea. | Eier, Milch. Kohlehydrate als Quelle der Energie und Wärme dürfen nicht 
(J. a. m. &. 1924, 26). außer Acht gelassen werden: bei dem bohen Proteinsatz känn man ruhig 
Kaiser hat eine Gruppe von 1200 Kindern, die tonsillektomiert den Rest bis zur erlaubten 'Kalorienhöhe darin geben. Fett Jäßt man aM 
waren, mit ebensoviel niehttonsillektomierten verglichen. Der Enderfolg besten ganz weg. Vitamine nicht vergessen. Wasser regt den: Stoffwechsel 
tritt erst nach einigen Jahren auf und hängt letzten Endes vom Kind ab. | an; mäßig, weil viel trinken wieder mehr essen läßt. Dann ist der Sal 
Die Tonsillektomie gibt beträchtliche Erleichterungen bei allgemeinen gungswert zu beachten: deshalb Fleisch, gekochte Eier, Kartoffel (besser 
Klagen und Erkältungen des Murdes und Halses., Ebenso bei Ohren- | wie Brot). Einfache Süßigkeiten innerhalb der gestatteten Kalorienmeng® 
erkrankungen und deren Komplikationen. Sie gibt einigen Schutz gegen | sind erlaubt. Wiederholtes Fasten, aber Azidosis überwachen. Keine rapid 
Drüsenaffektionen, garantiert aber nicht dafür, auch verschwinden Zervikal- Gewichtsabnahme. (J. a. m. a. 1924, 26). 
drüsen nicht unmittelbar. Infektionen des Larynx, der Bronchien und der An der Hand 2 Fälle führt Boles aus wie schwierig oft die Diagnos? 
Lungen kamen in beiden Gruppen gleichermaßen vor. Sie verhütet Scharlach Tuberkulose oder Karzinom des Peritoneums ist. Gastrointestinal® ö- 


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19. Oktober 


' Körperkraft. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK Nr. 42. 


sungen, Abmagerung, Schwäche, Fieber, Leibschmerzen kommen bei beiden 
vor. Bei jungen Leuten ist Tuberkulose häufiger. Die Tuberkulinprobe 
gibt nicht genügend Unterlagen. Eine Anamnese mit früheren Anfällen 
von Aszites, Nachtschweißen, Tachykardie spricht für Tuberkulose, Fieber, 
Bradykardie mehr für Karzinom. Karzinomatöse Massen fühlen sich mehr 
'hölzern an, aber beim Kolloidkrebs weich. Da Krebs häufig eine Magen- 
komplikation ist, Magenuntersuchung: motorische Insuffizienz, Verminderung 


der HC1, Vorliegen von Blut, Blutpigment, Eiterzellen, Milchsäure ‚spricht 


für Karzinom. Selbst die Probelaparotomie kann täuschen, weil beides 
gleichzeitig vorliegen kann. 


die Tuberkulose. (J. a. m. a. 1924, 26). . 


Friedlander schreibt_über die klinischen Typen der Hypotension. 
Hypotension ist ein Symptom, keine Krankheit, keineswegs immer Mani- 


festation einer Krankheit, vielmehr zeigen manche solcher Leute eine große 
110 systolischer Blutdruck bei. jungen Erwachsenen ist mit 
Die Erfahrung der Lebens- 


völliger Gesundheit und Körperkraft vereinbar. 


. versicherungen lehrt, daß hypotensive Personen mittleren Alters eine bessere 


last des vasomotorischen Tonus die Ursache zu sein. 


Lebenserwartung haben, als der Durchschnitt. Die 3 Hauptfaktoren, die 
den arteriellen Blutdruck unterhalten, sind Kraft und Häufigkeit des Herz- 


'schlages, periphere Resistenz und das Blutvolum. So klar diese Faktoren 


liegen, so schwer ist eine befriedigende Erklärung über das Zustande- 
kommen zu geben. Hypotension kann vorübergehend oder dauernd sein. 
Beim anaphylaktischen Shock scheint das geringe Blutvolum und def Ver- 
Beim trauma- 
scheint ein toxischer Faktor, das Histamin oder eine 
die vasodilaticrend wirkt, ‚die Hauptrolle zu 


tischen Shock 
histaminähnliche Substanz, 
spielen. 
Störungen im Vasomotorentonus und im Blutvolum. Von akuten Infektionen 
zeigen niedern Blutdruck: Cholera: Plasmaverlust,. also Veränderung im 
Blutvolum: Diphtberie: myokardiale Degeneration und Wirkung des 
Diphtheriegifts auf die Vatomotoren. Malaria: Veränderung des kapillaren 
Blutstroms durch die 'Plasmodien in gewissen Stadien. Pneumonie: die 
tozämischen Faktoren. Das Verhältnis zwischen Puls und Blutdruck ist 
prognostisch wichtig: wenn der arterielle Blutdruck in mm Hg unter die 
Pulszahl fällt, so ist der Ausblick düster. Bei Typhus spielt der toxische 
Faktor, bei Blutungen das Volum eine Rolle. Bei Tuberkulose kommt die 
toxische Wirkung aufs Vasomotorenzentrum und vielleicht aufs Myokard'in. 
‚Frage. Bei Syphilis die im If. Stadium häufig beobachtete Aortitis, die 
spezifische Myokarditis und die Läsion der Nebennieren. Letzteres auch 
bei Addison. Beim. Status Iymphaticus und Iofantilismus ist Hypoplasie 
bzw. Schwäche des Herzens Schuld. Bei myokardialer Degeneration. wie 


bei Influenza kommt Verlust des Vasomotorentonus.in Frage, man muß 
8 


. eine Rolle spielen. 


aber dabei daran denken, daß Hypotension hier oft dekompensierte Hyper- 
tension und somit ein ernster Zustand ist. Ebenso bei kardialen Arrhythmien. 
Bei manchen Fällen von essentieller Hypotension mögen fokale Infektionen 
Über die inneren Drüsen als Ursache sind die Akten 
noch nicht geschlossen. (J. a. m. a. 1924, 3). 


Gaither beschreibt einen praktisch wichtigen Fall von Obstruktion 
nach ‚einem Seidlitzpulver: ein Söjähriger Chirurg nahm wegen Kopf- 
schmerzen morgens beim Erwachen ein Seidlitzpulver; nach 25 Minuten 


‚ reichlich Stuhl; etwas später mächtige Leibschmerzen, Stuhldrang, lediglich 


klares. ‚Wasser. Dann starke Schmerzen neben der Spina ant. sup. sin., 

die in den linken Hoden ausstrahlten. Erbrechen, Nausea, was noch am 
folgenden Tag anhielt, absolute abdominelle Ruhe. Leichte Scehlafsucht. 
Am 4. Tag starker Meteorismus; Laparotomie beabsichtigt. Vorher ver- 
schiedene‘ wirkungslose Einläufe. Auf Wunsch des Patienten nochmals Ein- 
lauf, dann auf dem Fußboden Überrollen auf die linke, dann auf die rechte 
Seite unter Anziehen der Beine an den Bauch. Durch diese systematischen. 
noch 2mal in 4 Stunden wiederholten Übungen Wirkung. Es lag also eine 


Torsion des Darmes vor mit Obstruktion, die durch die Lageveränderungen 


beseitigt wurden. (J. a. m. a. 1924, 3). 


Die Einatmung von verdüanter C0, (5—10%ige Lösung in Luft 
oder 0) vermehrt das Atemvolum auf das fache und ist eine durchaus 
sichere Methode, von der im weitesten Maße Gebrauch gemacht wird bei 
der Wiederbelebung bei CO-Vergiftung und zur rapiden Entätberung nach 
"Operationen. Gerade bei ersterer, wo die langsame Elimination und die 


' verlangsamte Atmung oft recht kritisch werden kann, fand man, daß O allein 


zu langsam wirkt. Die Entfernung dieser flüchtigen Stoffe legte Hunter 
und Mudd den Gedanken nahe, auch andere flüchtige Stoffe wie Alkohol 
auf diese Weise aus dem Blut zu entfernen. Dies gelang beim alkoholischen 
Koma, das lediglich: durch die Aufnahme letaler Alkoholdosen zustande 
kommt, leicht, ebenso bei i Methylalkohol. (Boston med. surg. j. 5. Juni 1924), 


V. SONALAR 


Heliotherapie gibt oft Auskunft: sie bessert. 


(Compt. rend. soc. biol. 


Wirkliche myokardiale Schwäche ist dabei nicht so wichtig wie- 


V 


Therapeutische ‚Notizen. 


Ian ere Krankheiten. 


Zur Therapie der Plaut-Vincentschen Erkrankungen: der Mund- 
höhle empfiehlt Wichels eine 10°/,ige wässerige Lösung von Pyoktannin- 


(Merck). Es ist ein zusammengesetzter Farbstoff aus der Reihe der Methyl- 
violette und Auramine.. Die Pinselungen der Ulzerationen der Mundhöhle 
mit Pyoktannin’ ist nach den Erfahrungen des Verf. -das ‘zurzeit beste 
Mittel bei der Bekämpfung der. Plaut-Vincentschen Angina.‘ Unterstützend 
wird Gurgeln mit H20, yerordnen (Ther. d. Gegenw. 1924, H. 7) | 
| Tarnogrocki Blitz). 

Nach Bluns Erfahrungen: ist die Anwendung von Insulin durch 
Zersprayen auf der Zunge ebenso wirksam wie die Injektion. 10 mg 
reduzierten auf diese Weise in 3 Stunden bei einem Nichtdiabetiker fast 
um die Hälfte. Die Dosen sind bier etwas höher als bei der: Injektion. 
, Paris, Juni 1924, 27.) I 


Gall behandelt inoperable Krebse mit Liquor Potassas. 15 Minims 
(1 = 0,06); Kal, nitr. 10 Grains (1 = 0,06); Aqu. Mentbae 1/, Unze 
(= etwa 15 ccm). Davon 3ma] täglich etwa 1 Kaffeelöffel. Die Besserung 
der Symptome schreibt Gall einer spezifischen Wirkung der Kalisalze auf 
den Krebs zu: Die roten Blutkörperchen und die ‚Krebstumoren enthalten 
reichlich Kalisalze, eine Art Selbsthilfe des Körpers, die durch diese 
Administration unterstützt wird. (Lancet 1924, 1.) 


Die Diät bei Nephritis ist nach Snowden im wesentlichen diktiert 
durch die Funktion der Niere: Deren funktionelle. Kapazität kann durch 
die Phenolsulphophthaleinprobe bestimmt werden hinsichtlich der N-Gruppe; 
klinisch verursachen zurückgehaltene- N-Zerfallsprodukte Kopfschmerzen, 
'Schläfrigkeit, Koma, hohen "Blutdruck und intestinale Störungen. Bei 
Säureretention: Atemnot. Bei. Störungen der Ausscheidung von Salz und 


Wasser: Ödem. Es gilt also zu bestimmen, welche Ausscheidung gehemmt 


ist. Also: Fleisch und Zerealien hinterlassen Säureresiduen, frische Früchte, 
Vegetabilien, Kartoffeln basische Residuen. Bei Störungen der Salz- und, 
Wasserelimination: salzfreie Diät. : Werden Salze schwierig eliminiert, so 
wird Wasser zurückbehalten, bei mangelnder Wasserelimination Salz. (Atlant. 
med. journ., Harrisburg: 1924, 27.) 


Nach den Untersuchungen von Burke und Grieve ee die 


bakteriostatische Wirkung der Farbendesiafektionsmittel wesentlich zu im ` 
In Betracht ‘kommen in 
dieser Hinsicht Kristall- und Methylviolett, Brillantgrün, basisches Fuchsin, 
‚Malachitgrün. 


alkalischen Medium (Hydrogenionkonzentration). 


Es empfiehlt sich also, gleichzeitig bei Anwendung, dieser 
Mittel bei Infektionen innerlich Natrium bicarbonicum zu geben oder alkalische 
Spülungen zu machen. (Amer. journ. med. sc., Philadelphia 1924, 168.) 


Reimann und Pucher haben bei chronischen Gelenkafiektionen 
Schwefel versucht: Schwefelblumen. 7 mg in 1 com fettsäurefreien Olivenöls, 


das bei 150° 2 Stunden lang sterilisiert wurde, intramuskulär alle 5—7 Tage 
injiziert (Glutaei), jedesmal um 1l ccm steigend, 7—8 Dosen im ganzen. 
In manchen, nicht in allen Fällen wesentliche Besserung.  (Amer..journ. 
med. sc., Philadelphia 1924, 168.) | ' v. Sehnizer. 


Zur Behandlung des Erysipels empfiehlt Rudolf Loewenstein 


(Steele-Ruhr) eine 16°%/,ige Argentum nitricum- Lösung, mit der die er- 


krankte und angrenzende gesunde Hautstelle gründlich eingepinselt 
wird. Innerhalb von zweimal 24 Stunden pflegt die Temperatur zur Nörm 
zurückzukehren. Die Schmerzempfindlichkeit schwindet. 
der eingepinsolten Stelle beginnt sich dann in größeren Schuppen abzulösen. 
Darunter erscheint normale Epidermis. (M.m.W. 1924, Nr. 34.) 


funkel. Während es bisher mit keiner Behandlungsmothode gelungen ist, 


eine positive Tuberkulin-Kutanreaktion in eine dauernd negative um- 


zuwandeln, hat dies der Verfasser erreicht durch subkutane Injektion 
der Vakzine eines völlig avirulenten, saprophytischen Bazillus 


aus der Gruppe der Wurzelbazillen, der mit dem Tuberkelbazillus 


nicht verwandt, z. B. nicht säurefest ist (Firma: Chemische ‚Fabrik 
Dr. Gauff in Stettin). Man beginne zunächst mit der Tuberkulin- Kutan- 
reaktion und schließe nach 8 Tagen die subkutane Injektion der Vakzine 
an. Die Vakzine hat eine ausgesprochene Affinität zu jedem tuberkulösen 


‚Herd, deckt verborgene Herde auf, erkennbar an Herdreaktionen. Dosierung 

und Methodik werden genauer angegeben. Das Hauptanwendungsgebiet ist: 
sondern vorerst nur 
Einen Schutz vor Infektion mit. 


die große Zahl der noch nicht tuberkulosekranken, ` 
infizierten Kinder mit positivem Pirquet. 
dem Tuberkelbazillus gewährt. das Mittel nicht, es vermag aber eine solche 
Infektion zu en besonders in ihrem Anfang. (M. m.W. 1924, Nr. 34.) 


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Über die Behandlung der Kindertuberkulose berichtet Hans Kar- 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. ` 19. Oktober 


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Bücherbesprechungen. 


Robert Bing, Lehrbuch der Nervenkrankheiten. 3. Aufl. mit 184 
zum Teil mehrfarbigen Abbildungen. 709 S. Berlin und Wien 1924. 
Urban & Schwarzenberg. Geh. 21,60, geb: 24,30 RtM. 

Wer (wie Ref.) das Schicksal und den Erfolg des vorliegenden Lehr- 
buchs von Anfang an gegrüßt hat, der staunt nicht mehr über Belesenheit, 
Erfahrung, Formsinn des Autors, sondern nimmt die Wertsteigerung, die in 
der Reichhaltigkeit seines Inhalts und Schönheit des im Wort geprägten 

klinischen Materials liegt, als selbstverständlich hin. Es ist in das Herz und 

in die praktischen Notwendigkeiten des strebenden Arztes hinein geschrieben, 
ein Werk, das man immer wieder zur Hand nimmt und als ständigen Berater 
lieb gewinnt. Den Erfahrungen eines solchen Lehrers und Könners, Forschers 
und Arztes darf man unbedingt trauen, auch da, wo er Probleme streift und 
wissenschaftlichen Streitfragen nachgeht. Eine Persönlichkeit spricht, und 
es schadet gewiß nichts, wenn in späteren Auflagen der Forscher den halb 
erforschten Gebieten andere Gesetze zugrundelegt. Musterbaft die klar 
erläuterten „Fälle“, logisch das Urteil, einprägsam die Schlüsse, gefällig, 
die Sprache, anregend der eigene Gedanke —, dieses Buch verdient wahr. 
haftig sein Schicksal und seinen Erfolg: Es gibt, von einem Einzelnen ge- 
schrieben, kein besseres Lehrbuch der Nervenkrankheiten, keines, das uns 
notwendiger und förderlicher erschiene. Kurt Singer. 


W. Engelmann (Bad Kreuznach), Balneologie und Balnsotherapie. 
Was der praktische Arzt davon wissen muß. München 1924, Verlag der 
Ärztlichen Rundschau. 36 S. GM. 1,—. | 

Die Fühlungnahme des praktischen Arztes zur modernen Balneologie 
und Balneotherapie ist zweifellos vielfach noch eine recht unvollkommene. 
Das liegt nicht nur an dem Mangel an Zeit zum Studium der einschlägigen 
größeren Werke, sondern auch an der Spärlichkeit kurzer und doch mit 
wissenschaftlicher Gründlichkeit geschriebener Einführungen in dieses 
für jeden Arzt so wichtige Gebiet. Es muß daher als ein sehr verdienst- 
volles Unternehmen des Verfassers bezeichnet werden, daß er in der vor- 
liegenden Schrift eine anschauliche Schilderung des Wesens der Bäder- 
behandlung bringt, aus der besonders auch die engen Beziehungen der 
Balneologie zu den modernen Lehren von der unspezifischen Reizbehandlung 
und von der Konstitutionspathologie ersichtlich sind. Trotz der Kürze des 
zur Verfügung stehenden Raumes werden dann auch die Heilanzeigen der 
Bäderbehandlung bei den einzelnen Krankheitsgruppen so weit besprochen, 
daß der Leser ein Bild davon bekommt, worauf es- hierbei in der Balneo- 
therapie ankommt. Alles in allem kann die kleine Schrift bestens zur 
Lektüre empfohlen werden. A. Laqueur (Berlin). 
Möller-Müller, Grundriß der Anatomie des Menschen. 4. Aufl. Mit 

91 Abbildungen. Berlin-Leipzig 1924, Walter de Gruyter. 

Die neue Auflage des Grundrisses ist in seiner klaren Darstellung — 
von Broesike in Einzelheiten neu überarbeitet — ein vorzüglicher Führer 
durch die Anatomie. In der Eingeweidelehre wäre die Aufnahme einiger, 
besonders in der pathologischen Anatomie unentbehrlicher, begründeter 
und eingebürgerter Benennungen einzelner Organteile, so bei Lungen, Magen, 
Gebärmutter, erwünscht. S. Gräff (z. Z. Niigata). 
Muizer, Diagnose und Therapie der gonorrhoischen Erkran- 

kungen. 2. Auflage. 123 S. München 1924, I. F. Bergmann. M, 4,20. 

Mulzers Diagnose und Therapie der Gonorrhoe umfaßt zum größeren ` 
Teil die männliche Gonorrhoe. Der weibliche Teil, etwas kürzer und mehr 
nach der Kenntnis des Krankenhausarztes als des private Praxis aus- 
übenden Dermatologen abgehandelt, ist, wie es in den bisher vorhandenen 
Beschreibungen der weiblichen Erkrankung stets der Fall gewesen ist; 
weniger vertieft; er geht zwar vom wünschenswerten Prinzip vollständiger 
Gonokokkenbeseitigung aus, aber vielleicht doch etwas zu schematisch und 
zu optimistisch. Ganz kurz wird die Frage des Ehokonsenses besprochen, 
d. h. eigentlich mehr ihre alles andere überragende Bedeutung für das 
Schicksal der letzten 2/, des Lebens aller Menschen kurz erwähnt. Frei- 
lich stellt ja eigentlich das ganze Buch die Grundlage für die Herbei- 


Castagna (Anticoli) macht bei Hyperemesis gravidarum intra- 
venöse Injektionen von Calcium chloratum. Es werden täglich 1—2 ccm 
einer 35°%/yigen Lösung eingespritzt. Es sind höchstens 3 Injektionen not- 
wendig, oft aber genügt eine Einspritzung, um das Erbrechen vollkommen 
zum Stillstand zu bringen. (Policl. 1924, Nr. 8.) J. F. 


Beck unterbricht bei Eklampsie die Schwangerschaft nur bei geburts- 

hilflichen Indikationen. Hauptgesichtspunkte: Vermehrung der Ausscheidung, 
Verminderung der nervösen Reizbarkeit, Fernhalten aller äußeren Reize. 
Also Aderlaß; fällt der Blutdruck auf 100 oder wechselt der Puls rasch, 
dann Unterbrechung, sonst Entnahme von 1000 cem. Die Erfolge damit 
sind so schlagende, daß dadurch andere Maßnahmen in den Hintergrund 
treten; so sind Magenspülungen überflüssig, Kolonspülungen waren nur 
einmal in 24 Stunden nötig. Ferner Morphium !/, Grain (= 0,03) sofort, 
stündlich wiederholt bis zum Schwinden der Krämpfe in !/, Graindosen 
oder bis die Atmung merklich langsamer wird. Dunkler Raum, Vermeiden 
aller nicht notwendigen Maßnahmen. Aderlaß unmittelbar nach dem Anfall 
im Koma, in dem auch, wenn nötig, hypodermische Applikationen bewerk- 
stelligt werden können. Häufige Blutdruckbestimmungen und Katheteri- 
sationen sind nötig. (Amer. journ. obstetr. gyn., St. Louis 1924, 7.) 


Wilson hat bei 36 Fällen von Hyperemesis gravidarum in 35 Fällen 
rapide Besserung gesehen durch intravenöse Injektion von 350 ccm 3°/,iger 
Natriumbikarbonatlösung. (South. med. journ., Birmingham 1924, 17.) 


v. Schnizer. 
Klimakton zur Bekämpfung der Beschwerden der Wechseljahre 


empfiehlt A. Heddäus (Mannheim). Das Mittel enthält Ovaraden; 
Thyraden, Bromural und Calcium-Diuretin. Die ersten beiden Kompo- 
nenten stellen eine Art Kausaltherapie dar, das Diuretin soll durch eine 
energische Anregung der Nierentätigkeit die sehr lästigen Schweißausbrüche 
bessern. Das Kalzium ist mit dem Diuretin verbunden, weil der Kalk- 
gehalt des Blutes im Klimakterium herabgesetzt ist. Das Bromural soll 
einen nervenberuhigenden und die Schlaflosigkeit bekämpfenden Einfluß 
ausüben: Man verordne in der Regel 3mal täglich 2 Bohnen (in schweren 
Fällen mehr). Meist kann man die Behandlung sehr bald unterbrechen, 


um sie bei Eintritt erneuter Beschwerden wieder aufzunehmen. (M.m.W. 
1924, Nr. 34.) F. Bruck. 


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Haut- und Geschlechtskrankheiten. 


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Benard hat bei einer jungen Frau, bei der ein Ekzem der Nates 
21), Jahre jeder Behandlung trotzte, auf Grund geringer Anzeichen 
mangelnder Tätigkeit der Thyreoidea diese Behandlung eingeleitet mit 
Thyreoidinpräparaten, und schon am Ende der zweiten Woche war das 
Ekzem verschwunden. (Bull. soc. med. höp., Paris, Juni. 1924, 6.) 


| EE Marie und Kohen haben bei Neurosyphilis Wismut mit der thera- 
PSE peutischen Shockbehandlung kombiniert. In 90 Fällen waren bei etwa 

50°/, allgemeiner Paralyse deutliche Remissionen zu verzeichnen und die 
Mortalität war wesentlich weniger als in den Kontroligruppen. Jedoch 
war der Erfolg hier weniger wie in den anderen Formen von Neurosyphilis, 
besonders bei Tabes, wo er exzellent war. Sie haben 3 Formen dieser 
Leukopyretotherapie mit Milch, Natriumnukleinat und Tuberkulin. Das 
letztere hat sich am wirksamsten erwiesen. Dosis so, daß sie Fieber und 
Leukozytosis erzeugte, aber ohne zu starke Reaktion. Am nächsten Tage 
wurde dann das Wismut injiziert. Solche therapeutischen Shocks wurden 
im allgemeinen in 3—4tägigen Intervallen 10—12 gegeben. Verschwinden 
oder Wiederauftreten von Argyll-Robertson waren das Signal für Aufhören 
oder Wiederaufnahme der Bebandlung. Bei Tabes besonders Verschwinden 
der Schmerzen für über 10 Monate, Geschäftsfähigkeit. Sie nehmen an, 
daß Wismut eine größere Kapazität hat, Nervenzentren zu durchdringen, 
als Hg und As. (Bull. med., Paris 1924, 38.) 


Shepard empfiehlt bei Verbrennungen offene Luftbehandlung: 


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l i ; ; führung der Gonorrhoeheilung und der Erkennung dieser Heilung dar, $0 
i Lagerung ohne Verband auf sterilen Schichten in einem mit elektrischem daß das ganze Buch eine Abhandlung über die Bedingungen ist, die der 
nd Licht auf etwa 39° erwärmten Kasten; dreimal täglich wird flüssiges steriles | Arzt stellen muß, wenn er vom ärztlichen Standpunkt aus keine Einwen- 
nd Petroleum appliziert. ‚So im ganzen Verlauf unter möglichst wenig Störungen dungen gegen die Eheschließung gonorrhoisch erkrankt Gewesener mehr 
N 2 des Patienten. Vorteile: möglichst wenig Eiter, weiche, leicht und schmerzlos erheben soll. Die Besprechung der männlichen Gonorrhoe ist gut, in 
'i | zu entfernende Krusten, gute Narben. (U.S. Naval med. Bull., Washington | „jücklicher Weise aus .den eigenen Erfahrungen des praktisch geübten Ver- | 
D 1924, 20.) v. Schnizer. fassers und den in der Literatur niedergelegten Ansichten der bedeutendsten 
L | I Die Gonorrhoetherapie mit Reargon empfiehlt R.Weiskopf(Kladno). 
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Andrologen zusammengearbeitet. Das Werk stellt dem praktischen Arzte 
alle Vorkommnisse, die praktischen Handgriffe und die Grenzen semer 
Macht dar, klar und lückenlos geschildert. Im Vordergrund steht die 
aktive antiseptische Behandlung. Wo diese ihre Grenzen findet, bei der 
für die gesamte Prognose besonders wichtigen Erkrankung der Adnexe, 
männlicher wie weiblicher, bei ersteren also besonders in der Frage der gonor- 
Í rhoischen Ergriffenheit der Samenblasen und der Nebenhoden, dürfte in Zukunft 
F. Bruck. | die Ausführung noch umfassender gestaltet werden müssen. Pinkus. 

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Betont wird die völlige Reizlosigkeit des Mittels (50/%ige Lösung). Ein 
Spritzen mit einstündigen Intervallen war bei keinem der Kranken aus 
äußeren Gründen möglich. Auch bei größter Vorsicht sind die Flecke in 
der Wäsche unvermeidlich (nach dem Spritzen sezerniert die Harnröhre in- 
folge der starken Imbibition noch lange Reargonlösung). Empfehlenswert 
ist daher das Tragen einer dunklen Schwimmhose. (M.m.W. 1924, Nr. 34.) 


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19. Oktober 


_ 1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 42. 


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Kongreß- und Vereins-Berichte. 


VI. Internationaler ärztlicher Fortbildungskurs in Karlsbad 
| (T. bis 13. September 1924). 


Prof. Dr. Eduard Allard (Hamburg): Die Behandlung der 
Pyelitis. Die primäre Nierenbeokenentzündung bietet ein typisches und gut 
abgrenzbares Krankheitsbild, bei dem Schüttelfrost und heftige Schmerzen 
im Vordergrund stehen. Der trübe Urin mit reichlichem Eiter zeigt sich 
allerdings mitunter erst später. Gynäkologen, Chirurgen: und innere 
Mediziner haben das Bild eingehend beschrieben; auch bei Säuglingen ist 
es. schon länger bekannt. Trotzdem wird die Krankheit selten richtig 
erkannt und mit Blinddarmentzündung usw. verwechselt. In der Mehrzahl 
aller Fälle wird das Bacterium coli als einziger Erreger gefunden und 
zwar auch in denjenigen Fällen, “in denen andere Krankheitserreger nach- 
weisbar sind, z.B. die Gonorrhoe. Über die Entstehungsweise der Pyelitis 
- herrschen noch verschiedene Meinungen, ob die Infektion auf dem Blut- 


wege, auf dem Lymphwege oder auf dem Harnwege erfolgt. Bei ver- 


schiedenen Krankheiten konnte man eine Überschwemmung des Blutes mit 
Bacterium coli feststellen, aber doch trat nur selten eine Nierenbecken- 
entzündung auf. Seitdem man Lymphbahnen zwischen dem Colon ascendens 
und der rechten Niere nachgewiesen hat, glaubte man den Weg zur Ent- 
stehung der Pyelitis durch das Bacterium coli gefunden zu haben. Aber 
auch hier ist nichts Genaues erwiesen. Die dritte Möglichkeit ist der Weg 
der Bakterien von der Harnröhre über die Blase und den Harnleiter nach 
dem Nierenbecken entgegen dem Harnstrome. Dieser Weg erklärt sehr 
einfach die ungemeine Häufigkeit der Nierenbeckenentzündung bei der Frau 
. gegenüber ‘der Seltenheit beim !Manne durch die Kürze der Harnröhre, 
durch die Nähe des Afters und den unsicheren Verschluß der Harnröhre. 
Unterstützt wird noch diese Auffassung durch die Tatsache, daß die ge- 
nannten Unterschiede beim Säugling verschwinden. Aber die Anwesenheit 
` des Erregers bedeutet keineswegs immer den Ausbruch der Krankheit, da 
bei Schwangeren vielfach der Harn Bakterien enthält und keine Nieren- 
beckenentzündung entsteht. In der Behandlung steht historisch an erster 
Stelle die Durchspülung und Auswaschung des Nierenbeckens von oben 
durch Erregung einer starken Harnflut. Zu diesem Zwecke wird wochen- 
und monatelang die Zufuhr großer Mengen von Lindenblütentee und harn- 
treibenden Mineralwässern empfohlen. Vielfach tritt hierauf auch bei 
schwer aussehenden Fällen schnell eine Heilung ein. Ein zweites Ver- 
fahren ist die Harndesinfektion durch Urotropin. Man muß nur dabei 
berücksichtigen, daß durch die großen Durchspülungsflüssigkeiten das Uro- 
tropin zu stark verdünnt wird und seine Wirksamkeit dadurch leidet. 
Wichtig ist ferner die Reaktion des Urins, da Urotropin nur bei saurer 
Reaktion des Harnes wirken kann. Dazu kommt, daß alkalischer Harn 
den besten Nährboden’ für das Bacterium coli abgibt. Daher soll man die 
Flüssigkeitszufuhr während der Urotropindarreichung auf 600 g täglich 
herabdrücken und zugleich eine Säuerung des Harnes durch Phosphorsäure, 
Salizylsäure usw. erstreben. Die vielen Arzneimittel gegen die Pyelitis 
sind alle gut, da sie aus Urotropin’ und einer Säure bestehen. Argoflavin, 
Argochrom und andere Silberfarbstoffe baben sich bei intravenöser Injektion 
' bewährt. Von Bedeutung ist noch die Vakzination und die Reizkörper- 
behandlung. Die Vakzination geht am besten durch Eigenvakzine vor sich, 
die jeder Arzt leicht selbst herstellen kann. Als Reizkörper kommen 
Milch, Aolan oder ähnliche Stoffe in Frage. Besonders hartnäckige Fälle 
müssen mit örtlichen Spülungen der Blase und des Nierenbeckens be- 
handelt werden. Am besten empfiehlt sich eine Höllensteinlösung von 
2%), für die Blase und 0,1—1°/, für das Nierenbecken unter Anwendung 
der Zystoskopie und des Ureterenkatheterismus. Mit der Erzielung des 
bakterienfreien Urins ist die Behandlung noch nicht beendet. Vielmehr 
muß jetzt noch die Beseitigung der katarrhalischen Erscheinungen durch 


 Trinkkuren mit Karlsbader, Wildungen, Brückenauer und ähnlichen Quellen 
erfolgen, | | 


Prof. Dr. A. Brüggemann (Gießen): Die moderne Behandlung der 
Kehlkopftuberkulose. Kehlkopftuberkulose ist fast stets mit Lungen- 
tuberkulose verbunden; solange die Lungentuberkulose nicht ausgeheilt ist, 
besteht auch für den Kehlkopf immer die Gefahr des Wiederauftretens 
der Krankheit. Zunächst ist bei jeder Kehlkopftuberkulose das Haupt- 
augenmerk auf die Allgemeinbehandlung zu richten. Aber nur aus der 
Verbindung der allgemeinen und örtlichen Behandlung läßt sich der go- 
wünschte ‚Erfolg erreichen. In der Allgemeinbehandlung spielt das 
Tuberkulin eine herrschende Rolle und zwar das Alttuberkulln Koch, das 
eine Herdreaktion im Kehlkopf schafft, die gefährlich werden kann. Ein 
weiteres Mittel gegen die Kehlkopftuberkulose ist das Krysolgan, das 
intravenös in Mengen von 0,1 langsam steigend bis 0,5 in 2—3 wöchigen 


Zwischenräumen eingespritzt wird. Fieber ist vor der Krysolganbebandlung 


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zu beseitigen, da auch hier eine Herdreaktion entsteht. . Die Tatsache 
daß Schwangerschaft sehr ungünstig auf-eine bestehende Kehlkopftuberkulose 
einwirkt, gibt die Weisung,' Schwangerschaften möglichst früh zu unter- 


brechen. Sehr zu empfehlen ist eine vollständige Rubigstellung des Stimm- | 
organs. Aber diese Schweigekur ist für längere Zeit schwer durchzuführen, | 


da auch das Flüstern verboten ist. Sie erschien aber maßgebenden 


Forschern so wichtig, daß man sich für berechtigt hielt, sie durch den 


Kehlkopfschnitt und Einlegen einer Kanüle zu erzwingen, was unbedingt 


abzulehnen ist. Auch die Ruhigstellung der Stimmlippen durch künst- .. 


liche Lähmung des Nervus recurrens auf operativem Wege oder durch 
Einspritzung von Alkohol oder durch Vereisung ist für diesen ‚Zweck 
empfohlen worden. Am besten war das letzte Verfahren, das eine Ruhig- 
stellung von einigen Monaten veranlaßt. Bei der örtlichen Behandlung 
steht im Vordergrund die Strahlenbehandlung. Von dem vielgerühmten 


Bestrahlen des Kehlkopfes mit Sonnenlicht und künstlichen Lichtquellen - 
ist man abgekommen, da sie durch Ödembildung schaden können und nur 
wenig nützen. Viel Erfolge versprach man sich von der Röntgenbestrahlung. 

Da aber die destruktive Fähigkeit der Röntgenstrahlen schwere Schädigungen . 


im Kehlkopf erzeugen kann, ist man von den großen Zerstörungsdosen zu 
den kleinen Reizdosen übergegangen, um die Reaktionsfähigkeit des Körpers 
zu steigern und die Heilungsvorgänge zu fördern. Die Erfolge sind bei 


produktiven Formen günstig, bei den geschwürigen Formen dagegen weniger . 


günstig. Verboten sind sie überall da, wo die Abwehrkräfte ‘des Körpers 
darniederliegen. Durch Lokalbehandlung, namentlich mit Krysolgan, läßt 
sich die Empfindlichkeit des erkrankten Gewebes für Röntgenstrahlen 
steigern. Auch ist die Kombination von Röntgenbestrahlung und örtlicher 


Galvanokaustik oder Pinselungen mit Ätzmitteln vorteilhaft. Die teilweise, 


Entfernung des erkrankten Gewebes auf chirurgischem Wege oder durch 
Galvanokaustik ist. eine zweckmäßige Grundlage für weitere örtliche Be- 


handlungen mit Medikamenten, unter denen nach wie vor die Milchsäure 


im Vordergrund steht. Ein vorzügliches, Milchsäurepräparat ist das von 
Blumenfeld angegebene Trilaktat des Glyzerins, das Dianol. Schmerz- 
lindernde Pulver können eine vorübergehende Wirkung ausüben. Auch 
die Jodtherapie hat sich ‘bewährt. Bei hochgradiger Kehlkopftuberkulose 
steht die Bekämpfung der Schmerzen, die in den letzten Stadien furchtbar 
sein können, obenan. Beim Auftreten von Atemnot ist die Tracheotomie 
möglichst frühzeitig vorzunehmen. | | r 
Prof. Dr. Klewitz (Königsberg -i. Pr.): Moderne Anschauungen 
über die Behandlung der Nierenkrankheiten. Das Grundprinzip -beruht 
darin, eine. möglichste Schonung des kranken Organs zu erstreben. In 


erster Linie steht‘ bei der Niere als einem Ausscheidungsorgan die Schonung 
der Funktion durch diätetische Maßnahmen. Bisher hat man in der Haupt- 


sache die Schädigung der Ausfuhr von Wasser, Kochsalz und Stickstoff 


ins Auge gefaßt, die klinisch besonders wichtig und durch unsere Methoden 
besonders erkennbar sind. Damit ist aber die Funktion der Niere nicht 


restlos erfaßt; vielmehr sollte man. das Ionen- und speziell wieder das 


Säure-Basengleichgewicht in den Gewebssäften aufrechterhalten, was für 
eine normale Funktion der Zellen von grundlegender Bedeutung ist. Die 


gesunde Niere wird mit erstaunlicher Vollkommenheit dieser Aufgabe 
gerecht, indem die Niere einen Harn von wechselnder Konzentration und 
wechselnder Reaktion ausscheidet. Die Gefrierpunktsbestimmung nach 
Koranyi war der erste Schritt auf diesem Wege; eine Klärung der ver- 
wickelten Verhältnisse brachten aber erst die Untersuchungen von H. Straub. 


Bei Erkrankungen der Niere nehmen nicht nur die Stickstoffsubstanzen an 


den Schwankungen teil, sondern auch die anderen Serumbestandteile. Die 


kranke Niere verliert vielfach auch die Fähigkeit, die ungefähr neutrale 
. Reaktion des Blutes aufrechtzuerbalten. Vielfach stehen der kranken 


Niere zur Bindung der Kohlensäure nur abnorm wenig basische Werte 
zur Verfügung, weil sie die Fähigkeit verloren hat, die nicht gasförmigen 
Säuren mit dem Urin auszuscheiden. Ebenso kann eine Funktionsstörung 
der Nieren ‘umgekehrt die Ausscheidung überflüssiger Gase verhindern. 
Die einseitige Bewertung des Reststickstoffgehalts als Ausdruck der Schwere 
der Erkrankung ist nicht statthaft, da nur der Reststickstoffwert des. Serums 
bestimmt wird, nicht aber der in die Gewebe abgewanderte. Der Kochsalz- 
stoffwechsel bei Nierenkranken ist auch noch nicht genügend geklärt, 


Zurückhaltung von Kochsalz hat gewöhnlich auch eine Zurückhaltung von 
Wasser zur Folge, die allerdings nicht ständig. zu sein braucht, In unserer | 


Nahrung wird der Kochsalabedarf des Organismus immer um das Vielfache 
überschritten. Das Blut entledigt sich des Kochsalzüberschusses durch 


Ablagerung in’ die Gewebe. Von hier aus scheint das Kochsalz in die 


Nieren überzugehen. Bei den einzelnen Nierenleiden finden nun besondere 
Störungen des Kochsalzstoffwechselg statt. Sie werden durch Bilanzversuche 


festgestellt, bei denen allerdings der intermediäre Kochsalzstoffwechsel nicht 


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eingeschränkt werden. 


Gewebseisen und der Oxydasereaktion. 


1482 


erfaßt wird. Die Störungen des Wasserstoffwechsels haben zu denen des 
Kochsalzstoffwechsels die engsten Beziehungen, die allerdings mitunter 
gelöst sein können. Der Wasserversuch zeigt die feineren Störungen im 
Wasserstoffwechsel nicht, vor allem bewährt er sich nicht zur Erkennung 
der Odembereitschaft. Im allgemeinen können wir behaupten, daß unsere 


übliche Kost im allgemeinen einen Säureüberschuß enthält und daß es 


darauf ankommt, dem Organismus mit der Nahrung einen Überschuß von 
basischen Werten zuzuführen, besonders im Beginn der Behandlung. Eine 
Kost, die diesen Ansprüchen genügt, ist die laktovegetabilische. Das haben 


die alten Ärzte auch empirisch erkannt. Wo eine Störung in der Aus- 


scheidung stickstoffhältiger Schlacken vorliegt, muß die Eiweißzufuhr vorerst 


| | Störungen im Kochsalzstoffwechsel erfordern eine 
Einschränkung der Kochsalzzufuhr, wie Störungen im Wasserhaushalt eine 


Beschränkung der Wasserzufuhr notwendig machen. Ob man eine stockende 
Wasserausscbeidung durch den „Wasserstoß“ in Gang bringt, ist Geschmacks- 
sache; er scheint doch ein zu brutales Verfahren zu sein. 


ausnutzen. In der Ernährung sollten scharfe Gewürze wie Pfeffer, Senf, 


Paprika grundsätzlich vermieden werden. Das gilt nicht für die vegetabili- 


‚schen Gewürze, von denen mehr Gebrauch gemacht werden soll. Bei den 


schwersten Formen von Funktionsstörungen der Nieren, der Urämie, hat 


sich die Einführung von Zuckertagen bewährt, an denen die Patienten 
pro ‘Tag 200—300 g Traubenzucker in einem Liter Wasser erhalten. Die 
kritiklose Verordnung von Mineralien .bei Nierenkranken hat dazu geführt, 
Brunnenkuren abzulehnen, wiewohl sie jahrhundertelang ihren Wert er- 
wiesen haben. 
sondern in der Ionenverschiebung, die man mit ihnen erzielen kann. 


Prof. Dr. Katsunuma (Nagoya, Japan): Zellfunktion und Oxydase- 


reaktion. Die Geschichte der Oxydasereaktion ist auf die Untersuchungen 
von Paul Ehrlich im Jahre 1885 zurückzuführen, die darauf gerichtet 


waren, das Maß der oxydierenden und reduzierenden Eigenschaften der 
Zellenkomplexe der einzelnen tierischen’ Organe festzustellen. Die Reaktion 
wurde später zum Nachweis von Oxydaseferment in Organextrakten ver- 
wendet. Es wurde auch festgestellt; daß die Reaktion nur durch den 
Extrakt der Zellen verursacht wird, aber nicht durch die Körperflüssigkeiton- 
Daraus wurde der Schluß gezogen, daß die Sauerstoffüberträger nur in den 
Zellen selbst enthalten sind. Sie ist eine wertvolle differentialdiagnostische 
Methode zur ‘Unterscheidung lymphatischer und myeloischer Elemente. 
Bei Gefrierschnitten zeigt sich die Reaktion in lebenswichtigen Gewebs- 
zellen sehr deutlich, im Stützgewebe nur sehr gering. 
Flimmerepithelien, Spermatozoen, den einzelnen Elementen der Nieren- 


kanälchen, im Muskelsystem, im Nervensystem zeigt sich ein Parallelismus 


zwischen den Funktionen und dem. Oxydasegehalt. Im Uterus und in der 
Scheidenmuskulatur zeigt sich eine Steigerung der Oxydasereaktion in der 
Schwangerschaft. An Winterschläfern hat sich die Bedeutung dar Oxydase- 
reaktion für die Beurteilung der Reaktion deutlich gezeigt. Beim mensch- 
lichen Hoden zeigte sich die Oxydasereaktion der Zwischenzellen beim aus- 
gewachsenen und kindlichen Hoden nur sehr gering, beim embryonalen 
Hoden und vor der Pubertät sehr deutlich. Bemerkenswert ist die Tat- 
sache, daß die Samenfäden im Hoden keine Oxydasereaktion zeigen, während 
sie vom Nebenhoden aufwärts eine stark positive Oxydasereaktion auf- 
weisen. Im embryonalen Gewebe läuft die Oxydasereaktion deutlich der 
Funktion parallel. Bei älteren Personen ist das Nachlassen der Oxydase- 
reaktion deutlich wahrnehmbar. Auch bei akuten Infektionskrankheiten 
wird sie vermindert. Durch die Oxydasereaktion läßt sich auch die oxydative 
Leistungsfähigkeit der Zellen nachweisen. Es besteht ein Zusammenhang 
zwischen Zellatmung und dem Eisenkatalysator und zwischen der Zell- 
atmung und der Oxydasereaktion, also auch Beziehungen zwischen dem 
Die Oxydasereaktion scheint über- 
haupt mehr eine katalysatorische Eisenwirkung zu sein, als eine Ferment- 
reaktion, so daß der Name vielleicht nicht ganz zutrefiend- ist. — 


Prof. Dr. Leon Asher (Bern): Die Leber, mit besonderer Berück- 
sichtigung der Balneotherapie. Vortr. geht aus von den bahnbrechenden 
Arbeiten Manns von der Mayo Clinic am leberlosen Hund. Der Tod des 
leberlosen Hundes in den ersten 34 Stunden erfolgt durch Hypoglykämie. 
Die nach 3 Stunden eintretenden schweren hypoglykämischen Erscheinungen 
lassen sich prompt durch Injektion von Traubenzucker beseitigen. Die 
Leber ist unerläßlich für den Kohlehydratbestand des Organismus. Die 
Bildung von Gallenfarbstoff außerhalb der Leber ist einwandfrei bewiesen. 
Harnstoff aber wird nur in der Leber gebildet. Aminosäuren können ohne 
die Leber nicht verwertet und nicht in Zucker umgewandelt werden. Die 
physiologische Gallenbildung steht im engsten Zusammenhang mit der 
Arbeit der Leber, insbesondere mit der Verarbeitung von Eiweiß, Fett und 
Kohlehydraten, wobei der Eiweißverarbeitung wohl die dominierende Rolle 
zukommt. Außer Gallenbestandteilen gibt es keine spezifischen cholagogen 
Mittel. Die heilsamen Mineralwässer wirken durch Zustandsänderungen in 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


Zeigt eine 
kranke Niere eine vollwertige Funktion, dann soll man diese doch nicht 


Der Wert liegt nicht in der Flüssigkeitsmenge allein, 


Auch an den 


den Leberzellen und Gallenwegen. Die Lebertätigkeit untersteht auch dem 
regelnden Einflusse des Nervensystems, vermittelst der autonomen Nerven. 
Der Vagus übt einen fördernden Einfluß auf die Gallenabsonderung aus, 
Die Größe ‘des regulierenden Einflusses des Nervensystems hängt zum guten 
Teile von der Stimmung der Leberzellen ab, die ihrerseits der balneo- 
therapeutischen Beeinflussung unterliegt. Im gewissen Sinne besteht ein 
Antagonismus zwischen den hauptsächlichsten Stoffwechselprozessen in der 
Leber. Neben dem längstbekannten Antagonismus zwischen Fett und 
Glykogen: tritt neuerdings der Antagonismus zwischen Eiweiß und Kohle- 
hydratstoffwechsel in der Leber in den Vordergrund des Interesses. Eiweiß- 
abbauprodukte, übermäßige Eiweißzufuhr und Schilddrüsenpräparate ver- 
mögen die Leber um ihren Glykogenbestand zu bringen. Therapeutisch 
liegen hier wichtige Probleme vor. Die Leber wirkt in doppelter Weise 
regelnd auf die Herztätigkeit ein, mechanisch, indem sie ein vorgeschaltetes 
Wasserreservoir ist, aber auch hormonal oder chemisch, indem sie an das 
durchströmende Blut einen Stoff abgibt, welcher im Sinne der sympathi- 
schen Förderung auf die Herztätigkeit einwirkt. Die Leber ist ein Ferment- 
fänger, indem sie im Pfortaderkreislauf befindliche Enzyme dem Kreislauf 
entzieht. Schließlich steht die Leber in enger Wechselwirkung mit der 
Milz, welch letztere einen ‚aktivierenden Einfluß auf die Leber ausübt. 


Prof. Dr. R. Magnus (Utrecht): Die physiologische und patho- 


logische Bedeutung des Cholins für die Magendarmtätigkeit. Unter- 
suchungen aus dem Laboratorium des Vortragenden haben folgendes ge- 
zeigt. Die Bewegungen das Magens und Darmes werden von einem peri- 
pheren Nervensystem, dem Auerbachschen Plexus, beherrscht. Die Auto- 


matie dieses Nervenzentrums ist chemisch bedingt. Die Darmwand enthält 


während ihrer Lebenstätigkeit Cholin in freiem diffusiblen Zustande in 
solchen Konzentrationen, daß dieselben den Auerbachschen Plexus erregen 
müssen. Der normale Cholingehalt wird während des Lebens selbst bei 
Krankheiten mit großer Zähigkeit festgehalten, er sinkt bei der Morphin- 
vergiftung. Durch Auswaschen läßt sich ein großer Teil des Darmcholins 
entfernen. Die wechselnde bisher unerklärte Wirkungsweise des Atropins 
auf die Bewegungen des Magendarmkanals ist von diesem Cholingehalt 
abhängig und läßt sich durch Veränderung desselben willkürlich be- 
herrschen. Die Wirksamkeit oder Nichtwirksamkeit der Salze verschiedener 
organischer Säuren läßt sich auf deren Vermögen zurückführen, mit Cholin 
Ester von verschiedener relativer Wirkungsstärke zu bilden. So ergibt sich 
im Gewebe ein chemischer Angrifispunkt für eine Reihe von Arznei- 
wirkungen. Auf verschiedene Weise experimentell erzeugte Magendarm- 
lähmungen lassen sich im Tierversuch durch Einspritzung von Cholin in 
die Blutbahn glatt heilen. Die Einspritzungen sind unter bestimmten ex- 
perimentell. ausgearbeiteten Bedingungen unschädlich, so daß man selbst 
große Dosen einverleiben kann. Die Schwierigken, reine Ohbolinpräparate 
zu bekommen, sind nunmehr behoben. Auch beim Menschen läßt die 


Cholesterintherapie sich ohne Schaden durchführen, wie Prof. Klee in 
München gezeigt hat. 


Prof. Dr. G. von Bergmann (Frankfurt a. M.): Die funktionellen 


Störungen in den Gallenwegen und ihre Bedeutung für die Pathologie 


der Gallenblasenerkrankung. Bei den Störungen der Gallenwege und der 
Pathologie der Gallenblasenerkrankungen treten nicht die anatomischen 
Verhältnisse ‘in den Vordergrund, sondern die funktionellen Abweichungen. 
Das Vorkommen von Gallenblasenstörungen durch seelische Attacken wie 
Schreck, Ekel ist häufig, auch durch Ärger und Aufregung. In der Gallen- 
blase und in den. großen Gallenwegen findet sich die glatte Muskulatur in 
größerem Maße. Das war bisher wohl bekannt, hat aber bis vor kurzem 
niemanden veranlaßt, ihre Funktion bei Erkrankungen der Gallenblase und 


der Gallenwege besonders zu beachten. An der Mündungsstelle des Cholo- 


dochus liegt ein reiches Gebilde in verschiedenen Richtungen ineinander 
geflochtener Fasersysteme . von glatten‘ Muskeln, unter denen die Ring- 
muskulatur das Übergewicht hat. Die Gallenblase selbst hat eine große 
Menge glatter Muskelfasern, die netzförmig angeordnet sind, sich ver- 
Schiedentlich. kreuzen, längs und ringförmig verlaufen. Was die Nerven- 
tätigkeit angeht, so soll man keinen zu starken Antagonismus zwischen 
Sympathikus und Vagus annehmen, sondern soll auf das Zusammenspiel 
beider Innervationsapparate achten. Der Neurose der Gallenwege soll man 
keine zu große Bedeutung beilegen. Es kann ja vorkommen. daß dadurch, 
daß der Ringmuskel des Gallenausführungsganges eine vermehrte Tendenz 
zum Schluß hat und die Gallenblasenmuskulatur gegen den Verschluß an- 
arbeitet, Koliken entstehen, auch ohne daß eine Gallenblasenentzündung 
vorhanden ist und ohne daß Steine da sind. Aber den meisten Fällen 
gegenüber soll man recht zurückhaltend sein. Die alte Angabe, daß 
Stauungen die Grundbedingung für jede Steinbildung sind, kann nicht m 
vollem Umfange aufrecht erhalten werden. Fast nur die Zwerchiell- 
bewegungen sind imstande, den Gallenblasenfiuß zu fördern. Aber die 
Hauptgründe zum Verstehen des Stauungsmomentes sind uns bisber ent- 
gangen. In der Gallenblase sind Kolibazillen ungemein häufig. Kommt 


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` ‚eine Stauung oder eine Rückstauung hinzu, so ist die Beschickung. der 
- Gallenblase mit bakteriellem Material gegeben. ‘Wonn nun die Gallen- 


‚blasenentzündung die häufigste Ursache für. die Steinbildung ist, so ist der 
Zusammenhang zwischen Stauung und Gallensteinen ohne weiteres gegeben. 
Aber für die Steinentstehung kömmt noch die Fähigkeit der Gallenblase 
zur Wasserresorption hinzu. Je stärker die Neiguog der Ringmuskulatur 
zu häufigen und langen Verschlüssen der Gallenblase ist, um so größer 
ist die Gefahr der Infektion und der Eindickung der Galle und damit Ver- 
mehrung der Bedingungen zur Steinentstehung. Es wäre aber falsch, diese 


- drei Momente als getrennte Kreise anzusehen, sondern man sieht deutlich, 


wie diese drei Kreise sich in ihrem größten Anteil überschneiden. 
Prof. Dr. R. Staehelin (Basel): Über Insulin. Die Entdockung von 


`. Banting und Best hat bewiesen, daß die Langerbansschen Inseln das 


innere Sekret des Pankreas produzieren, daß dieses Sekret eine wirksame 
Substanz enthält, die in ähnlich kleinen Mengen wirksam ist wie das Schild- 
drüsensekret, und daß der: gewöhnliche Diabetes des Menschen durch den 
Ausfall der inneren Sekretion des Pankreas bedingt wird. Durch die In- 
jektion des Insulins gelingt es, alle Symptome des Diabetes zu beseitigen. 


_ Theoretisch könnte man also durch Iosulin einem Diabetiker trotz normaler 


Kost das Leben verlängern, wenn die praktische Durchführung nicht daran 
scheiterte, daß das Insulin nur auf den Nahrungsreiz hin ausgeschieden 


und rasch verbraucht wird. Am einfachsten wäre es, wenn man dem. 
Diabetiker zugleich mit den Kohlehydraten die nötige Insulinmenge ver- 


abreichen könnte; aber das Insulin wird im Magenkanal zerstört. Man 
muß es also kurz vor der Mahlzeit subkutan injizieren. Die Bestimmung 
der Insulindosis ist schwierig. Die optimale Insulindosis muß in jedem 


Falle besonders bestimmt werden. Bei starkem Sinkon des Blutzuckers . 


stellen sich gewisse Vergiftungserscheinungen ein, die man aber schnell 
beseitigen kann, wenn man dem Körper am besten intravenös Glukose in- 
jiziertt. Daher braucht die Furcht vor der zu starken Herabsetzung des 
Blutzuckers niemals von einer energischen Insulinbehandlung abzuschrecken. 


Bei leichten Fällen von Zuckerkrankheit ist die Insulinbehandlung nicht: 
. nötig, dagegen bei mittelschweren und schweren Fällen, bei denen der. 
Rest des Inselgewebes ständig in Anspruch genommen wird, so daß das 


Organ sich nie erholen kann. Für diese Fälle ist die Insulinbehandlung 


ein besonderer Fortschritt, indem sie die Erholung der darniederliegenden 
Funktion der Pankreasdrüse erstrebt. Die Hungerbehandlung hat sich beim 


Diabetes nicht bewährt. Ebensowenig die reine Gemüse-Fettkost. Zu 


empfehlen ist die Bebandlung mit einer Kost, die etwas weniger Kalorien 


enthält und die aus verhältnismäßig wenig Eiweiß, viel Fett und dem zur 
Verhütung der Azidosis notwendigen Kohlehydrat bestoht. Wird ein 
Diabetiker bei einer solchen Diät zuckerfrei, dann kann man auch ohne 
Insulin auskommen. Scheidet er noch Zucker aus, dann muß man mit 
dem Insulin beginnen und erlebt während der Zeit des Versuchens und 


Tastens noch eine ganz bedeutende Ausscheidung von Keton. Dann muß 


man neben Insulin auch nóch Alkalien geben. In erster Linie soll man 


sich nach dem Blutzucker richten. Die Behandiung muß mit großer Geduld - 


durchgeführt werden, bis der Patient ohne Insulin auskommt. In den 
schweren Fällen muß man sofort sehr große Dosen Insulin intravenös geben. 
Zeigen sich die Erscheinungen von zu starker Senkung des Blutgehaltes, 
dann gibt man Traubenzucker, in den schwersten. Fällen intravenös. 
Besondere Sorgfalt verlangen -die Fälle von Diabetes, die besondere Kompli- 
kationen zeigen oder die sich einer Operation unterziehen müssen. Um 


die vorhandenen Funktionen zu schonen, ist es auch zweckmäßig, bei 


leichteren Fällen von Diabetes Insulin zu geben. Die Insulinforschung ist 
noch nicht am Ende, sondern dürfte . auch wissenschaftlich noch manche 
wertvolle Klärung. bringen. s ae 

Prof. Dr. Schur (Wien): Die nervösen Funktionsstörungen. des 
Magens, Neue physiologische Anschauungen zwingen immer die Kliniker, 
die Grundlagen ihrer nosologischen Begriffe zu überprüfen. Daher muß 
die Fülle der neuen Tatsachen auf dem Gebiete der Lebensnerven und 


der Drüsen .mit innerer Sekretion uns veranlassen, Begriff und Krankheits- 


bild der nerrösen Dyspepsie, das Leube im Jahre 1879 aufgestellt hat, 
sehr wesentlich abzuändern. Neue Untersuchungen haben gezeigt, daß der 


vom Zentralnervensystem vollständig losgelöste Darm seine automatische 


Tätigkeit in vollkommen physiologischer Weise fortführen könne, daß er 
aber trotzdem zur Ermöglichung einer Regulation auf doppelte Weise mit 
dem ‚Zentralnervensystem verbunden sei. Die beiden Systeme, das sym- 
pathische, und das parasympathische, ermöglichen durch entgegengesetzte 
Arbeit die Regulation. Da aber die Klinik derart entgegengesetzte Typen 
nur selten liefert, kann- die Allgültigkeit der Theorie nicht anerkannt. 
werden, wenn auch die Grundsätzlichkeit besteht. Bekannt ist, daß Adrenalin 


‚das sympathische System erregt, während das Cholin das parasympathische 


System zur Tätigkeit anregt. Bei der Addisonschen Krankheit ist das 


Physiologische Gleichgewicht durch die Verminderung des Adrenalins zu- 


gunsten des Cholins gestört: Wichtig ist auch die Tatsache, daß viele 


. 


Fälle von Verstopfung auf Verminderung der Schilddrüsenfunktion beruhen. ` 


Auch von Erkrankungen anderer Organe wird die Magendarmfunktion oft 


erheblich beeinflußt. Viel zu wenig gewürdigt wird die Art der Regelung 
der Nahrungsaufnahme. Das Auftreten von Appetit und Sättigungsgefübl 


hängt nicht vom Füllungszustand des Magens ab, sondern von anderen 


Vordauungsorganen, vor allem der Leber, wobei es vorläufig offen bleibt, 


ob die Regulierung auf nervöse oder hormonale. Weise erfolgt. Sonst 
wäre es nicht verständlich, daß z. B. beim Pylorusverschluß trotz über- 
füllten Magens ein Hungergefühl vorhanden ist. Ausschlaggebend ist für 


das Hungergefühl auch die Funktion sämtlicher Reservedepots für Eiweiß, 


Kohlehydrat und Fette. Individuen mit schlecht .entwickeltem: Fettpolster 
leiden oft an zu schneller Sättigung und essen wenig, weil sie nicht dick 


werden können. Die Angabe, daß nervös-dyspeptische Zustände geradezu 


ausschließlich als psychopathisch aufzufassen sind, ist nicht haltbar. Die 
Frage, ob es neben den psychogen bedingten dyspeptischen Störungen rein 
nervöse Störungen im Sinne Leubes gibt, muß bejaht werden, z. B. Nikotin- 


vergiftungen, .Tabes usw. — Auch Sekretionsstörungen können nervös be- 


dingt sein; jedoch .kommen 'sie nur selten vor, da das Symptomenbild der 
nervösen Hyperazidität fast ausschließlich dem Magengeschwür. angehört. 
Die nervösen Magenstörungen sollten nicht zusammengefaßt, sondern nach 
ihrem Charakter getrennt werden. | 


Prof. Dr. Max Nonne (Hamburg): Kongenitale Syphilis und Nerven- : 
system. ‘Als eines der deutlichsten und charakteristischsten Zeichen der . 
kongenitalen Sypbilis stellt er die ausgesprochene’ verlängerte, verschmälerte ; 


und nach der Wirbelsäule zu ausgehöhlte Form. der Schulterblätter dar. 


Charakteristisch für die angeborene Syphilis sind ferner die altbekannten u 
Hutchinsonschen Zähne, deren Wesen- nicht in dem Schmelzverlust gekenn- . 


zeichnet ist, sondern in den abgerundeten Ecken und in der Knospenform. 
Häufig sind diese Zähne das einzige Zeichen der ererbten Syphilis. Oft 


kommt es auch vor, daß nur ein einziger Zahn dieses Zeichen zeigt und 
doch eine angeborene Syphilis vorhanden ist. Relativ häufig ist die Syphilis: - 
der Zirbeldrüse, und als charakteristische Erscheinung dieser Erkrankung 


zeigt sich eine besondere Form der Fettsucht, Zurückbleiben in-der Ent- 
wicklung, Schwund. der Haare und der Geschlechtsmerkmale, geistiger 
Defekt, Kachexie und übermäßige Harnflut. Wenn die Fälle von Heilung 
auch sehr selten sind, so können sie doch vorkommen. Die. angeborene 
Syphilis kann auch die Stammganglien im Gehirn befallen und- Schüttel- 


lähmung und Athetose hervorrufen. Ein besonders wichtiger Punkt ist. 


die isolierte reflektorische Pupillenstarre, die in ihrer Bedeutung durch die 
Untersuchung des Liquors erklärt wird, allerdings schematisch. nicht sicher 
ist, Oft ist die reflektorische Pupillenstarre das einzige Zeichen der an- 
geborenen Syphilis. In einzelnen Familien schwankt die angeborene Syphilis 


nach Art und Ausdehnung regellos. Das erste Kind kann gesund und ein -- 
'späteres krank sein und umgekehrt, und gesunde. und kranke Kinder 


können miteinander abwechseln und unter den kranken Kindern können 
die einzelnen Zeichen der Erkrankungen schwanken. Auch in der dritten 
Generation ist die angeborene Syphilis möglich. und nicht so ‚selten, wie 


man glauben möchte... Die angeborene Syphilis kann geheilt werden; aber . 


die Kinder. zeigen im allgemeinen einen ‚geringen Widerstand gegen In- 
fektionskrankheiten. Die Wa.R. kann ebenso vorhanden sein wie fehlen, 


auch im Liquor. Quecksilberkuren sind immer noch das beste Heilmittel. . a 
M.Hirsch. : 


Wien, E: E 
Seminarabende. des „Wiener medizinischen Doktorenkollegiums“, 
Praktische Serumtherapie. 
Ref.: R. Kraus. ` en = E 
Welche antiinfektiöðsen Sera geben unzweifelhaft günstige Resultate? 
Ich möchte kurz‘ zusammenfassen, was ich das letzte Mal‘ gesagt 
häbe, da die heutige Auseinandersetzung eine Fortsetzung der früheren: ist. 
Ich besprach die Therapie mittels antitoxischer Sera und betonte,. daß die 
bestbegründete Serumtherapie diejenige ist, welche wir mit antitoxischen 
Seris durchführen, wozu das Diphtherie-, Tetanus- und. Dysenterieserum 
gehören. Ich habe bezüglich der Propbylaxe betont, daß beim Tetanus 


durch Statistiken erwiesen ist, daß die prophylaktische Anwendung des 


Tetanusserums günstige Resultate ergibt, weshalb dasselbe in allen Fällen 


indiziert ist, wo. eine, Vermutung besteht, daß eine Infektion mit. Tetanus- - . 
bazillen stattgefunden haben konnte. In derartigen Fällen ‘sind wir yor- 


pflichtet, das Tetanusserum prophylaktisch zu injizieren. Wir*haben dann 


noch die Wirküngsweise der Sera besprochen und hervorgehoben; daß das 
Prinzip. der antitoxischen Sera die Neutralisation der Toxine mittels Anti- - 
toxinen sei. Die Neutralisation mittels dieser Sera erfolgt gleichwie in. 


vitro auch im Organismus. Auf die Details, wie die Wirkung zustande 


komme, will ich heute nicht eingehen. Wir können aber. tatsächlich. 


demonstrieren, daß wir die Gifte, ‚welche in die Zellen eingedrungen sind, 


noch im Beginne neutralisieren können. Haben jedoch .die Toxine bereits” 


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1484 


schwere Schädigungen in den Zellen gesetzt, dann geht der Organismus 
zugrunde. — In der Folge hat man antiinfektiöse Sera hergestellt und zur 
Behandlung mancher Infektionskrankheiten verwendet. Bekanntlich konnte 
Pfeiffer zeigen, daß das Blutserum von Tieren, welche mit Cholera- 
bazillen vorbehandelt wurden, mit den betreffenden Bakterien gemischt 
und in die Bauchhöhle gesunder Tiere gespritzt, die Bakterien in kurzer 
Zeit löst, mithin die Tiere bakterienfest macht. Die Zerstörung der 
Bakterien erfolgt auch in anderer Weise. Man hat kennengelernt, daß die 
antiinfektiösen Sera dadurch noch wirken, daß dieselben die Bakterien für 
die Phagozytose günstig beeinflussen, indem die Bakterien angelockt, ver- 
daulich gemacht und leichter von den Phagozyten gefressen werden. Man 
nennt diese spezifischen Schutzstoffe des Blutes Bakteriotropine In der 
Praxis sind wir mit diesen Seris nicht weiter gekommen und hat die Be- 
handlung mit denselben in Epidemien versagt. Es hat sich gezeigt, daß 
außer den angeführten Sera noch antiendotoxische Sera nötig sind, um 
bessere Resultate zu bekommen. Aber auch mit diesen Seris konnten bei 
genauer Beobachtung keine günstigen Resultate erzielt werden. Jedenfalls 
haben wir mit den antinfektiösen Seris bei Cholera, Typhus und Pest 
keine so auffallenden Heilwirkungen gesehen, wie bei den eingangs er- 
wähnten antitoxischen Sera. Es ist deshalb die Serotherapie der Cholora, 
des Typhus sowie der Pest heute als noch nicht gelöst anzusehen, Trotz 
aller gemachten Anstrengungen sind in dieser Richtung keine Fortschritte 
gemacht worden. Bei der Cholera kommen wir offenbar viel zu spät. Ich 
möchte hier noch Kurven von Pest demonstrieren, welche mit abgetöteten 
Pestbazillen behandelt wurden. Von den akuten Infektionskrankheiten 
interessieren uns der Typhus abdominalis und die Meningitis cerebrospinalis 
epidemica. — Den Typhus abdominalis anlangend, haben verschiedene 
Forscher sich bemüht, denselben mit Serum zu behandeln. Ich selber 
konnte solche Sera in Epidemien verwenden und gelangte ich zum Resultate, 
daß frühzeitige Behandlung des Typhus günstige Resultate ergeben hat. 
Ende der zweiten oder am Anfang der dritten Woche ist jedoch mit dem 
spezifischen Serum nichts mehr zu erzielen. — Ein Serum, welches bei 
richtiger und rechtzeitiger Anwendung günstige Resultate ergibt, ist das 
Meningokokkenserum. Dasselbe ist wahrscheinlich wirksam durch den 
Gehalt an bakteriotropen Substanzen. Notwendig ist, daß dieses Serum 
spinal injiziert wird. Das Meningokokkenserum wird mit lebenden Kulturen 
von Pferden gewonnen. Wir haben bier die bakteriotropen Eigenschaften 
geprüft und tatsächlich Antisubstanzen in diesen Seris nachgewiesen. Ich 
bestehe darauf, daß diese Sera bakteriotrop geprüft werden. Tatsache ist, 
daß diese Sera, seitdem sie in Epidemien angewendet wurden, ausgezeichnete 
Resultate ergeben haben. Wichtig ist, daß die Anwendung des Meningo- 
kokkenserums rechtzeitig geschieht. Wenn man in einem Falle von 
Meningitis cerebrospinalis 'epidemica am dritten Tage 30 ccm Meningo- 
kokkenserum spinal injiziert und eventuell diese Dosis in 24—48 Stunden 
wiederholt, so kann man eine Mortalität von 10°/, aufweisen. Nach drei 
Tagen steigt bereits die Mortalität, nach 7 Tagen steigt dieselbe bis über 
700/,. Dies beweist, daß der frühzeitigen Injektion eine große Bedeutung 
zukommt. Es sei hier noch auf einen wichtigen Punkt verwiesen. Es ist 
wichtig, daß diese Sera mit den Stämmen der betreffenden Epidemien ge- 
wonnen werden. Man muß deshalb, wenn man Meningokokkenserum an- 
wendet, dasselbe mit den Typen erzeugen, welche in dem betreffenden 
Lande vorkommen, weshalb bei der Herstellung solcher Sera die betreffenden 
Typen vorher zu bestimmen sind. — Neben diesen Seris werden verwendet 
das Pneumokokkenserum und das Streptokokkenserum. Beim ersteren 
ist es wichtig, daß das Serum mit dem Typus 1 erzeugt wird. Die Be- 
handlung mit dem Pneumokokkenserum hat sich noch nicht durchgesetzt 
und bestehen noch Zweifel bezüglich seiner Wirkung. Wir kommen nun 
zu einem anderen wichtigen Serum, nämlich dem Milzbrandimmun- 
serum, welches mit lebenden Bazillen gewonnen wird. Bei uns herrscht 
der Milzbrand seltener als in Argentinien. Durch das Milzbrandimmun- 
serum wird die Mortalität herabgesetzt. Damit hätte ich die antiinfektiösen 
Sera besprochen, welche in der Praxis verwendet werden können. 


Auf einige an den Ref. gerichtete Fragen antwortete derselbe 
folgendermaßen: Die Behandlung des Milzbrandes mit Neosalvarsan kann, 
wenn auch diese Behandlung nicht allgemein durchgeführt wird, günstige 
Resultate ergeben. Letztere kann man auch mit intravenösen Jodinjektionen 
erzielen. Von Wichtigkeit ist beim Milzbrand die Kenntnis folgender Tat- 
sachen: Die Pustula maligna heilt auch spontan, es kann aber auch eine 
Septikämie al$ Komplikation auftreten. Das Neosalvarsan kann möglicher- 
weise eine Septikämie günstig beeinflussen. — Bezüglich der'Resultate der 
Pneumoniebehandlung mit Autovakzinen sei folgendes angeführt: Ich 
behandle Fälle von chronisch-katarrhalischer Pneumonie mit Autovakzine, 
welche mit den Bakterien gewonnen ist, hingegen habe ich wenig Erfahrung 
über die Vakzinebebandlung bei der kruppösen Pneumonie. Im allgemeinen 
kann ich sagen, daß man bei chronisch-infektiösen Prozessen, wenn man 
mit Vakzinen arbeitet, die am Lager sind, nichts ausrichtet. Man hat auch 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. | 19. Oktober 
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bei chronischer Bronchitis versucht, aus dem zu diesem Behufe gewaschenen 


herzustellen. Zu diesem Behufe wurde das Sputum, nachdem dasselbe auf 


Resultate der Kliniker lauteten, daß sie mit dieser Vakzine, wenn sie zwei- 


handlung fällt die Zahl der Anfälle ab, das Erbrechen hört auf, es kommt 


Vakzine hergestellt werden. Eine Hauptbedingung der günstigen Wirkung 


präventiv zu verwenden, um bei Pertussis eine Pneumonie zu verhüten, 


jiziert. nach 10—12 Tagen einen Krankheitszustand hervorrufen kann, den 


jizierten Serummenge ab; wenn man große Mengen injiziert, so kann man 
ia 60°/, dieses Phänomen heobachten. 
reinjiziert, so kann die sogenannte sofortige Reaktion mit gleichzeitigen 
Herzbeschwerden und Dyspnoe auftreten. 


lassen. Die Serumkrankheit tritt am häufigsten nach Pferdeserum auf. 


jizieren. Die Anschauungen hierüber sind allerdings noch geteilt. Man 


bindung von Kalziumchlorid und Harnstoff, d.i. das Afenil, versucht, dabei 


Sputum eine Vakzino herzustellen und sind Erfolge nach Anwendung des- 
selben beschrieben worden. Jch bin in der Folge dazu gekommen, bei 
Keuchhusten aus dem Sputum am Ende der ersten Woche eine Vakzine 


Tuberkulosefreiheit und Sterilität geprüft und mit Äther behandelt worden 
war, subkutan injiziert. Es wurde diese Vakzine sehr gut vertragen. Die 


bis dreimal angewendet wurde, die besten Erfolge. im Vergleich zu anderen 
Behandlungen erzielt haben. Diese Behandlung wurde in Brasilien in aus- 
gedehntem Maße ebenfalls mit Erfolg verwendet. Allerdings gibt es auch 
refraktäre Fälle. Bekanntlich wurde gegen Keuchhusten auch die Äther- 
behandlung, ebenso die Milchbehandlung. empfohlen, die besten Resultate 
ergibt jedoch nach meiner Erfahrung die Vakzinebehandlung mit dem 
spezifischen Antitussin. An einer vorgezeigten Tabelle ist der Erfolg 
der letzteren Behandlung besonders markant. Mit dem Beginn der Be- 


das Kind in die Rekonvaleszenz. Kontrollversuche mit dem Sputum von 
Gesunden zeigten keine Beeinflussung der Krankheit. Ich habe unlängst 
auf diese Therapie aufmerksam gemacht, weil ich finde, daß die europäischen 
Kliniker sich refraktär verhalten. Man muß das Sputum von Spitälern 
bekommen. Wenn Sie in der Privatpraxis einen Fall haben, so kann eine 


ist die frühzeitige Behandlung. Ich habe auch empfohlen, dieses Mittel 


Verhütung der Serumkrankheit. 
Wir wissen, daß fremdes Eiweiß, z.B. Pferdeserum, parenteral in- 


wir Serumkrankheit nennen. Dies Phänomen können wir als die primäre 
Serumkrankheit bezeichnen. Die Heftigkeit desselben hängt von der in- 


Sobald man nach 6 Wochen 


Eine nach Monaten oder Jahren 
ausgeführte Injektion wird die beschleunigte Reaktion in Erscheinung treten 


Behufs Verhütung der Serumkrankheit wurde die Desensibilisierung nach 
Besredka versucht. Derselbe hat bekanntlich empfohlen, dem Menschen 
zuerst 1/, ccm subkutan und nach Stunden die große Serummenge zu in- 


hat ferner zur Bekämpfung der Serumkrankheit das Kalzium sowie die Ver- 


aber keine sicheren Resultate erhalten. Bei der intravenösen Injektion muß 
man deshalb vorsichtig sein, weil man nach letzterer einem anaphylaktoiden 
Schock ähnliche Bilder ‘beobachten konnte. Behufs Vermeidung dieser 
Zufälle bei der intravenösen Injektion ist es angezeigt, das Serum vor- 
gewärmt und ganz langsam zu applizieren. Um die Serumkrankheit aus- 
zuschalten, haben wir das normale Rinderserum verwendet und auch nach 
großen Dosen keine Symptome derselben beobachtet. Nur sehr selten 
traten Urtikaria, Fieber und Albuminurie auf. Da das Rinderserum der- 
artige Vorzüge vor dem Pferdeserum aufweist, schlage ich vor, das normale 
Rinderserum zu verwenden. Endlich wäre noch eine Methode zur Be- 
kämpfung der Serumkrankheit anzuführen, die Eigenblutbebandlung. Es 
wird hierbei aus der Kubitalvene mittels Venenpunktion entnommenes Blut 
dem Patienten. subkutan injiziert. | 
Auf einige an den Ref. gestellte Fragen antwortete derselbe folgender- 
maßen: Eine Reinjektion von Diphtherieserum ist in den ersten 38—10 Tagen 
bei Erstinjizierten gefahrlos. Anders ist es bei reinjizierten Fällen. Hier 
muß man vorsichtig sein. Es ist in letzterem Falle angezeigt, die De- 
sensibilisierung nach Besredka auszuführen. — Das Rinderserum ist teurer 
als das Pferdeserum und für die momentane Situation würde, da die An- 
schaffungskosten ‘der Rinder sich viel teurer stellen als der Pferde, eine 
Behandlung mit Rinderserum höher kommen wie Insulin. Man kann ferner 
vom Rinde keine so große Ausbeute erhalten wie beim Pferde. Ein Vorzug 
der Behandlung mit Rinderserum ist,‘ wie bereits früher angeführt wurde, 
daß niemals bei derselben schockartige Symptome gesehen wurden. K. 
(Schluß folgt.) 


Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde. (Interne Sektion.) 
Sitzung vom 8. Mai 1924. 

E. Lauda stelit einen Pat. vor, der wegen chronischer Ruhr or- 
folgreich mit Yatren behandelt wurde. Pat. erkrankte 1907 an Ruhr und 
wurde damals ohne rechten Erfolg mit Tannin, Wismut und Tierkohle be- 
handelt. Auch die Appendikostomie, die angelegt wurde, um durch Dick- 
darmspülungen den Zustand zu bessern, brachte keinen Erfolg. Im 8. Monat 
der Erkrankung bildete sich ein Leberabszeß, der operativ behandelt wurde; 


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nach dessen Heilung gingen die dysenterischen Beschwerden zurück.: Pat.. 


‘fühlte sich etwa ein halbes Jahr wohl. Doch sind später wieder: dysen- 
terische Zustände aufgetreten, die Pat. veranlaßten, Spitalspflege aufzusuchen. 
Wismut war erfolglos, Emetin bewirkte ` ein Sistieren der Durchfälle durch 
mehrere Monate. 


im Tag, im Stuhl wurden immer Dysenterieamöben gefunden. Pat. bekam 


,  Emetininjektionen (subkutan bis 0,07). Die Stühle nahmen an Zahl ab, | 

"die Amöben verschwanden aber nicht. Auch eine angeschlossene Salvarsan-. 
kur bewirkte weder vollständiges Sistieren der Diarrhoen noch Verschwinden. 
der Amöben. Auch Dermatoleinläufe fruchteten nichts. Ein. im . Jahre 


1923 aufgetretenes Rezidiv wurde mit Yatren per os und Yatreneinläufen 
behandelt. Pat. bekam 1,0 Yatren dreimal täglich per os und 200 ccm 


einer 3 higen Yatrenlösung per anum zwoimal täglich. Diese Behandlung 
wurde 3 Tage lang durchgeführt und bewirkte rasche Besserung. Nach 


“ 6tägiger Pause wurde diese Behandlung, wiederholt. Am' 12. Behandlungs- 


`. tag war der Stuhl geformt; der Stuhl ist anhaltend amöbenfrei, die Ge- 


‚schwüre des Rektums sind narbig geheilt. Seit einem Jahre hat Pat. mehr 


‘als 10 kg an Gewicht zugenommen. Die mit den Amöben zugleich beob- 
- achteten Spirochäten sind mit ihnen zugleich verschwunden. | 
A. Luger bemerkt, daß der Wert der Yatrenbehandlung noch um- 
‘. stritten ist. So haben die meisten deutschen Beobachter gute Resultate 
mit Yatren erzielt, die italienisen Tropenärzte verhalten sich ablehnend. 


A. Arnstein demonstriert einen Mann mit Mitralinsuffizienz und 
»stenose, bei dem zugleich mit einer Nierenembolie ein Herpes zoster in 
dem der Niere entsprechenden 10. Dorsalsegment auftrat. Herpes.zoster mit 
dieser Lokalisation wurdebei Steinbildung oder Eiterung in der Niere beobachtet. 

A. Luger führt aus, daß der Herpes zoster die Folge der Lokali- 


‚sation verschiedener Schädlichkeiten i im Spinalganglion ist. Auch das Varizellen- 


virus und der Erreger des Herpes febrilis können von Bedeutung sein. 
A. Arnstein ist eber der Meinung, daß der nicht in Verbindung mit 


“ anderen Infektionskrankheiten auftretende Zoster durch ein spezifisches Virus 


‚hervorgehoben ist und daß soxikationen nur ein pradisponteronges Moment 
vorstellen. 

D. Adlérsberg. stellt eine‘ Frau mit schwerer postoperativer 
Tetanie: vor. Bei der Pat. besteht eine schwere Tetanie, seitdem vor 


3 Jahren eine Resektion beider Schilddrüsenlappen vorgenommen wurde. 
Zweimalige Epithelkörperchentransplantation hatte ‘keinen Erfolg. Unter. 


Monoammoniumpbosphat, auf dessen Wirkung bei Tetanie zuerst Adlers- 


‚berg und Porges aufmerksam gemacht haben, besserte sich der Zustand 
- der Pat. bedeutend; die Anfälle verschwanden aber.nicht ganz. Aussetzen 
` des: Monoammoniumphosphates bewirkte rapide Verschlechterung, zur Zeit 


der Menses- traten- sogar epileptische Anfälle auf. ‚Vortr. verwendete nun 
Kalziumchlorid, das in einer Menge von 10 g täglich noch. besser wirkte 
als das Ammoniumphosphat. Aussetzen der Kalziumtherapie bewirkte 
wiederum Verschlechterung des Zustandes und Abnahme des Kalzium- 


gehaltes im Serum. Vortr. erörtert die Theorie der Tetaniebehandlung. . 


Das sauer reagierende Ammoniumphosphat vermehrt die Kalziumionen im 
Blut, aber nicht die- Gesamtkalkmenge. Die stärkere, therapeutische Wir- 
kung. des ‚Kalziumchlorides zeigt, daß die antitetanische Wirkung den 
Kalziumionen zukommt. 
die üblichen kleinen Mengen von Calcium laeticum reichen nicht aus. Freilich 
ist der schlechte Geschmack des Kalziumchlorides eine große Schwierigkeit. 

0. Porges berichtet über Untersüchung des Kohlensäuregehaltes 


der Alveolarluft;, aus denen hervorgeht, daß die Azidose nicht das maß- 


gebende Moment bei der Tetanie ist. 


F. Freund ‚berichtet über relative Enge der Venen der gelähmten 
Extremitäten von Hemiplegikern. Vortr. läßt es dahingestellt, ob es sich 


um funktionelle Vorgänge oder anatomische Veränderungen handelt. Vortr. . 
ist eher geneigt, funktionelle Zustände allein nicht anzunehmen, weil auch i 
bei Anlegung, einer Stauungsbinde die Differenz nicht verschwindet. 


A. Müller bemerkt, daß lokale Erwärmung Venen zur Erweiterung 


bringt, die unter der Wirkung der Stauungsbinde verengt geblieben sind. Wir- 


kungslosigkeit der Stauungsbinde schließt also funktionelle Vorgängenicht aus. 

H. Schlesinger hat Krämpfe von Extremitätenvenen beschrieben, 
die bei Stauung eng geblieben und sich bei der Obduktion als anatomisch 
unverändert erwiesen. 


H. Kahler ‘verweist auf die bei Bonera oft zu beobachtende 


Blutdrucksteigerung im Bereich. der geläbmten Extremitäten, die auf einen 


zentral bedingten Kontraktionszustand der Arterien zurückgeführt wird. 


- Durch besondere Lokalisation des Herdes könnte es auch zur Entwicklung 
‚nes Spasmus der Venenwandung kommen. | 


E. Freund hat auch an die Möglichkeit eines Spasmus in Venen 


- gedacht, allein das viele Monate dauernde Gleichbleiben des Zustandes der 


Venen erschien schwer glaublich, wenn anatomische Veränderungen fehlten. 


1922 trat wieder ein Rezidiv. auf, das Pat. zwang, sich 
-in klinische Behandlung zu begeben. Er hatte damals bis zu 40 Stühlen 


‘der Blase und des Nierenbeckens behandelt. 
: unternommen, weil man mit Umgehung des Blutweges Bakteriophagen an 
den Ort der Infektion heranbringen kann. Durch Injektion von Bakterio- - 
phagen kommt es zur Bildung von antibakteriophag wirkenden Substanzen, 
welche die Lyse hemmen. Bei den Koliinfektionen von Blase und Niere kann 


Große Dosen von Kalziumeblorid sind nötig; 


F Redlich berichtet. über einen Fall von Hernia diaphragmatica 


dextra oesophagea. ` Pat. gab an, in der letzten Zeit bei Anstrengungen | 
‚Herzklopfen zu- baben . und dyspnoisch zu, werden. Die Untersuchung er- 


gab rechts hinten eine Dämpfung vom 6. Dorn angefangen, deren Intensität 
'vom Füllungszustand des Magens. abhängig war. Das Atemgeräusch über 
der Dämpfung war etwas abgeschwächt, ebenso der Stimmfremitus. Die 
Herzdämpfung ‚war etwas nach links verschoben. Über dem Herzen war 
ein leises systolisches Geräusch -zu hören., Außerdem bestand eine geringe 
Anämie; Der. sonstige Befund war normal, Die Röntgenuntersuchung er- 
gibt einen Schatten rechts vom Herzen, der, wie. die Durchleuchtung in 


mehreren Richtungen ergibt,. durch ein hinter dem. Herzen rechts von der T f 


Wirbelsäule liegendes Objekt bedingt ist. Der Schatten ist. bogenförmig 


. konturiert und stellt ein Stück des ‚Magens vor. Kontrastmasse ‚gleitet 
‘durch den Ösophagus, der über dem Diaphragma einen rechtskonkayen.. ` 


‚Bogen beschreibt, in Zwerchfellhöhe in den 'schattengebenden Hohlraum 


ein, passiert einen schmalen Kanal.und füllt dann den’ hypodiaphragmati- n 
schen Teil des Magens aus. Die Pars pylorica liegt normal... Das Duo- > 
denum ist normal, Das rechte Diaphragma ist deutlich zu seben und be- 


wegt sich normal. Der hyperdiaphragmatische Teil des Magens zeigt keine 
wesentliche respiratörische Bewegung auf, rückt auch nicht’ bei Becken- 


hochlagerung kranialwärts, wohl aber bei ‚Inspiration. bei geschlossener T 


Glottis. (Demonstration der Röntgenbilder.). 
E. Zdansky berichtet über die Gewinnung spezifischer. Bakterio- 


phagen und über bakteriophagentherapeutische Versuche. Wenn. man 
einen Tropfen keimfreien Stuhlfiltrates zu irgendeiner lebenden Bouillon-  , 
kultur zusetzt, kommt es gelegentlich zur vollständigen Klärung der Kultur, ` 
wenn man die so behandelte Kultur im Thermostaten hält: Das Bakterium. . 


wurde aufgelöst. Das lösende Agens ist ‚auf ' Kosten des Bakteriums, ge- 


bildet worden. Aus dieser Kultur kann män den spezifischen Bakterio- : pa 
phagen weiterzüchten. Ein Typhusbakteriophage z B. löst nicht jeden ` . 


Typhusstamm auf, sondern nur manchen; das Wert spezifisch hat nicht 


die weite Bedeutung wie z. B. bei hämolytischen ‘Versuchen. Jede Bak- 
teriophagen enthaltende Flüssigkeit enthält auch die durch die Bakteriolyse 


freigewordenen Bakteriumsubstanzen, ist also-aüch eine Vakzine, Thera- 


 peutisch verwendbar sind Bakteriophagen dann, wenn sie einen in dem 


bestimmten Krankheitsfalle krankmachenden Stamm lösen. : Man gewinnt 
die Bakteriophagen aus Fäkalwasser unter Zusatz von 1°/o Pepton durch 
Belassen im Thermostaten während 24—48 Stunden bei’ einer bestimmten 
Wasserstoflionenkonzentration und Filtrieren nach dieser. Zeit. Durch Aus- 
probieren verschiedener Filtrate findet man fast immer für Koli- und 


‚Dysenteriestämme 'Bakteriophagen; man muß 1—2cem von dem Filtrat 


zur Kultur 'hinzusetzen. Vortr. hat mit Kolibakteriophagen Koliinfektionen 


sich der Bakteriophag in dem ganzen affızierten Kavum verbreiten; indemKavum 


kann die Bakteriophagenwirkung sich entwickeln. Es wurden 100—200 cem 
Bakteriopbagenflüssigkeit in die Blase oder 5 ccm in das Nierenbecken ein- 
‚gebracht. In einem von. 5 Fällen trat Heilung ein, doch kann es sich bei ` 


der jugendlichen Pat. auch um Spontanheilung: handeln. In den anderen 
Fällen ‘erwiesen sich die Bakterienstämme als ]yseresistent: Es ist ein in 


Zukunft zu lösendes Problem, ob es gelingt, die Bakteriolyse im ‘Organismus ai 


ebenso vollkommen ablaufen zu lassen, wie in vitro. Ob es sich bei der 


Hemmung der Lyse um Wirkungen der Gewebskolloide handelt, ist fraglich. | 
O. Porges hat mit einem Flexner-Dysentericbakterion und Koli- 
stämme auflösenden Bakteriophagen. in einem Falle von Proktosigmoiditis : 


einen Erfolg erzielt, in anderen Fällen nicht. 


A. Luger fragt, ob die im Organismus resistenten Stämme auch 


in vitro resistent waren. 


E. Zdansky antwortet, daß dies der Fall war. Die Lyseresistenz 
kommt dann zustande, wenn der Bakteriophage nicht za genug ist, : 


oder wenn seine Konzentration zu niedrig ist. _ | E, 


 Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellenangabe gestattet, ) 


Berlin. Das Provinzialschulkollegium der ProvinzBranden-. . 
burg und von Berlin hatte in Ausführung des ministeriellen Erlasses, 


welcher ihm die Aufsicht über das Unterrichtsfach der Heilkunde übertrug, 
beabsichtigt, einen Fachbeirat zu errichten. Dieser Fachbeirat ‚sollte 


gutachtlich gehört werden bei der Entscheidung über Erteilung von Unter- 
riehtserlaubnis und der Beaufsichtigung des Unterrichts, und die Auswahl 


sollte erfolgen unter ‚Berücksichtigung der in Frage kommenden Gebiete, 


der Naturheilkunde und der Zahntechnik. Danach waren für den ‚Beirat - 
'in Aussicht genommen je .ein Vertreter der Ärztekammer für die Provinz 
Brandenburg und den in, Berlin, der ihn für ns 


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- auf 100 kg Kochsalz. 


1486 


Dentisten im Deutschen Reiche e.V. und als ärztlicher Sachverständiger 
für die Fragen des Unterrichts in der Naturheilkunde Prof. Dr. Schönen- 
berger als persönliches Mitglied. In der Sitzung erklärte der Vertreter 
der Ärztekammer, daß er den Auftrag erhalten hätte, nur informatorisch 
an der Sitzung teilzunehmen und sich deshalb an einer Behandlung der 
Beratungsgegenstände (Antrag eines Privatlehrers auf Genehmigung seines 
Lehrinstituts für physikalisch-diätetische Heilkunde und Beschwerden über 
eine private Dentistenschule) nicht beteiligen könne. Der Vertreter der 
zahnärztlichen Kammer schloß sich dieser Erklärung an. Weitere Sitzungen 
fanden nicht mehr statt. | 

Infolge der ablebnenden Haltung der Ärztekammer hat das Provinzial- 
schulkollegium seine Absichten aufgegeben und auf die Mitarbeit eines 
Fachbeirats in den Fragen des Unterrichts in der Heilkunde verzichtet. 
Nach der Mitteilung des Reichsministers des Innern an den Generalsekretär 
des deutschen Ärztevereinsbundes kommt die Bildung eines Fach- 
beirats für die Fragen des Unterrichts in der Heilkunde nicht 
mehr in Betracht. Die Angelegenheit dürfte somit erledigt sein. 

Berlin. Die Medizinaluntersuchungsanstalten sind durch 
die Stadt- und Landkreise größtenteils durch Jahresbeiträge in dio Lage 
versetzt worden, den Kreiseingesessenen die unentgeltliche Ausfübrung 
bakteriologischer Untersuchungen bei übertragbaren Krankheiten zu sichern. 


Die Gebühren an den preußischen Universitäten und Technischen 


Hochschulen sind wie folgt festgesetzt worden: Unterrichtsgeld 2,50 GM. für 


die Wochenstunde,. Studiengebühr 50 GM. für die Studierenden der Theo- 
logie, 60 GM. für die Studierenden der übrigen Fakultäten. Außerdem haben 
an den Universitäten die Studierenden der Naturwissenschaften und der 


Medizin an Stelle des früberen Praktikantenbeitrages ein Ersatzgeld von 


30 GM. zu zahlen. Für den Gebührenerlaß sind Beträge in solcher Höhe bereit- 
gestellt worden, daß wiederum 20°/, der Studierenden von allen Gebübren 
oder 400%/,derStudierenden von der Hälfte der Gebühren befreit werden können, 


In der bei Gelegenheit der Naturforscherversammlung stattgehabten 
Generalversammlung der Vereinigung der deutschen medizinischen 
Fachpresse in Innsbruck wurde bezüglich der Beanstandung von 
Anzeigen folgende Entschließung gefaßt: 

„Die Vereinigung der medizinischen Fachpresse hält in der Frage 
der Ankündigung von Arzneimitteln in der Fachpresse fest an den von der 
ehemaligen Arzneimittelkommission des Kongresses für innere Medizin auf- 
gestellten Grundsätzen. Sie faßt diese dahin zusammen; 

Arzneimittelanzeigen in der medizinischen Fachpresse müssen regel- 
mäßig die Angabe der wirksamen Bestandteile enthalten; bei differenten 
Stoffen ist das Mengenverhältnis beizufügen. 

Anzeigen, in denen über Herkunft, Darstellung, Zusammensetzung, 


ferner über Heilwert oder Unschädlichkeit der angezeigten Mittel irreführende 
Behauptungen aufgestellt werden, sind abzulehnen.“ 


Hessen. Wie in anderen Ländern, 2.B. in Württemberg, Bayern 
und der Schweiz, bat man auch in einzelnen Teilen Hessens, insbesondere 
auch im Kreise Heppenheim, starke Verbreitung des Kropfes — Vergröße- 
rung der Schilddrüse — nachgewiesen. Man will nunmehr, dem Beispiele 
Württembergs folgend, in den Schulen eine Kropfprophylaxe mit Jod 
einführen. Es soll an jedes Kind in l4tägigen Pausen je eine Tablette, 
enthaltend eine ganz geringe Dosis Jod verabfolgt werden. Der Kreis- 


ausschuß des Kreises Heppenheim hat die zur versuchsweisen Durchführung 


der Maßnahmen nötigen Mittel bewilligt, so daß mit der Verteilung der 
Tabletten durch die Lehrer der in Frage kommenden Orte des Kreises in 
Kürze gerechnet werden kann. 

Auch in Bayern wird soeben mit einer umfassenden Kropf- 
bekämpfung nach Schweizer Muster, durch Herstellung eines jodierten 
„Vollsalzes“, das den Haushaltungen an Stelle des gewöbnlichen jodarmen 


Salzes zur Verfügung gestellt wird, begonnen. Das Vollsalz wird von der 


Saline in Reichenhall unter gesundheitsbehördlicher und fachwissenschaft- 
licher Aufsicht hergestellt; es enthält einen Zusatz von 0,5 g Jodkalium 

Da der Erwachsene täglich etwa 20 g Kochsalz auf- 
nimmt, würde die tägliche Jodaufnahme des Erwachsenen im Kochsalz. bei 
ausschließlicher Verwendung von Vollsalz 0,07 mg betragen. Durch die 
Erfahrungen in der Schweiz ist die Unschädlichkeit so kleiner Jodmengen 
wie ihre Wirksamkeit zur Verbütung des Kropfes sichergestellt. . Den An- 
stoß zu dieser Aktion gaben Vorträge, die Herr Dr.G.Eggenberger (Herisau) 


in München und im übrigen kropfigefäbrdeten Gebiete Bayerns zur Avf- 
klärung der Bevölkerung und der Ärzte gehalten hat. 


Die Frage, ob die Entfernung der Tonsillen Kindern Schutz 
verleiht gegen spätere Infektion mit Diphtherie und Scharlach, ist 
statistisch niebt einwandfrei beantwortet. Die oft geäußerte Ansicht, daß 
die Empfänglichkeit für diese Krankheiten bei Hypertrophie der Mandeln 
zunimmt, gründet sich meist auf den persönlichen Eindruck einzelner Ärzte. 
Der Hygieniker der Johns Hopkins Universität in Baltimore, James A. Doull 
(Publ. Health. Rep.), hat nun an einem größeren Material (5659 Kinder im 


Alter von 5 bis 14 Jahren) das Verhältnis der Erkrankungshäufigkeit der 


entmandelten und der nichtentmandelten Kinder untersucht. Von den 
5659 Kindern erkrankten in der zweijährigen Beobachtungszeit 224 Kinder 
an Diphtherie. Während nach der Häufigkeit der Tonsillektomie in der 
untersuchten Kinderzahl (6,9—19,1°/, in den verschiedenen Altersklassen) 
zu erwarten war, daß unter den erkrankten Kindern 26 Entmandelte ge- 


Druck von L. Schumacher in Berlin N 4. 


deutlich; unter 193 erkrankten Kindern waren 19 operierte, gegenüber der 
erwarteten Zahl von 25,6. — 


| 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.42. 19. Oktober 
u 
des deutschen Vereins der Naturheilkundigen e.V. und des Verbandes der 


wesen wären, waren es tatsächlich nur 2, was zu dem Schlusse veranlaßt, 
daß die operierten Kinder ausgesprochen weniger empfänglich für Diphtherie 
sind als die nichtoperierten. Bei Scharlach war der Unterschied weniger 


Berlin. Der 50jährige Jahrestagder EröffnungdesKranken- 


hauses Friedrichshain ist am 8. Oktober in feierlicher Weise begangen 


worden. Vormittags versammelten sich auf eine Einladung des Bezirksamts 
Friedrichshain in den Räumen des der Anstalt angegliederten Viktoriahauses 
die Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden, der Korporationen 
und Vereine aller Art mit.den Ärzten, Schwestern und Beamten des Kranken- 
hauses zu einem eindrucksvollen Festakt. Der Direktor der chirurgischen 
Abteilung, Próf. Braun, gab ein fesselades Bild von der Entwicklung der 
Anstalt und ihren Leistungen. Bürgermeister Scholz feierte das Kranken- 
haus als Zeugnis der Tätigkeit der Selbstverwaltung. Für die Freie Ver- 
einigung der leitenden Krankenhausärzte sprach Prof.L.Kuttner. Ministerial- 
rat König überbrachte die Wünsche des preußischen Wohlfahrtsministeriums. 
Eine Ergänzung fand der offiziello Festakt durch ein gemeinsames Essen 
und einen Festkommers im großen Festsaal des Berliner Rathauses, der 
eine stattliche Zahl ehemaliger Friedrichshainer Ärzte in anregender Fest- 


stimmung vereinigte und dem Gedenktage einen harmonischen und würdigen 
Abschluß gab, — 


Wien. Gegen zwei Tuberkuloseärzte ist die gerichtliche Unter- 
suchung eingeleitet worden, weil ihre gelegentlich der Ausstellung von Zeug- 
nissen erhobenen Lungenbefunde an zwei tuberkulösen Schwangeren, die 
nach Einleitung des künstlichen Abortus (eine infolge Perforation durch die 
Hebamme) ad exitum und zur gerichtlichen Obduktion gekommen waren, 
durch letztere ihre volle Bestätigung nicht gefunden haben. Die Wiener 
Ärztekammer hatte bezüglich der ‘Sachverständigentätigkeit bei der künst- 
lichen Unterbrechung der Schwangerschaft im November des Vorjahres an 
das Bundesministerium für Justiz ein Memorandum gerichtet: „Mit immer 
mehr wachsender Besorgnis beobachtet die Ärzteschaft die Rechtfindung 
und Rechtsprechung bei Delikten, welche den Ärzten wegen angeblicher 
Verletzung des § 144 St.-G. zur Last gelegt werden. Die Beunruhigung, 
die in den weitesten Kreisen der Ärzte entstanden ist, hat einen solchen 
Umfang angenommen, daß die Wiener Ärztekammer eine nachteilige Be- 
einflussung des allgemeinen Wohles der Bevölkerung befürchtet, da gar 
viele namhafte Ärzte ihre wissenschaftliche Überzeugung zurückstellen, um 
nicht unverschuldete Opfer einer Justiz zu werden,. die nicht mehr in die 
Hände gelehrter Richter, sondern in die von Sachverständigen gelegt wird, 
deren Fachkenntnis auf dem Gebiete der klinischen Medizin den Ärzten keine 
sichere Gewähr für eine objektiv richtige Würdigung des Einzelfalles bietet.“ 


Die Mitarbeit der deutschen Studenten an der Verwaltung 
der deutschen Universität in Prag. Soeben wurden in einer Be- 
kanntmachung des Rektors der Prager deutschen Universität die näheren 
Bestimmungen für das den Studenten nunmehr eingeräumte Mitbestimmungs- 
bzw. Mitberatungsrecht in akademischen Angelegenheiten festgelegt: - Die 
Gewählten sind berufen, die deutschen Studenten in den Fragen zu ver- 
treten, die sie in ihrer Gesamtheit betreffen. ‚Insbesondere haben sie die 
studentische Selbstverwaltung, vor allem auf dem Gebiete der sozialen 
Fürsorge, im Einvernehmen mit den bereits bestehenden Organisationen 
wahrzunehmen und bei der Verwaltung und Gewährung der akademischen 
Benefizien mitzuwirken. Sie haben an der Aufrechterhaltung der akademi- 
schen Ordnung und Disziplin bezüglich der von ihnen vertretenen Studenten 
teilzunehmen. Die Vertreter sollen an der Erledigung allgemeiner 
wirtschaftlicher und Bildungsfragen (Bibliotheksangelegenheiten), an der 
Pflege der geistigen und geselligen Gemeinschaft der deutschen Studenten 
und an der Pflege der Leibesübungen mitarbeiten. Sie werden vor der 
Wahl des Rektors als des Vertreters der gesamten Universität nach außen 
gehört werden. er GEN 

Würzburg. Die Vereinigung südwestdeutscher Dermato- 
logen tagt am 25. und 26. Oktober. Am 25. Oktober, abends 8 Uhr, Im 


Nebensaal des Bahnhofshotels Vorträge mit anschließender Besprechung; 
Meinicke (Ambrock), Neuere Ergebnisse der Serodiagnostik der Syphilis: 
Birnbaum (Würzburg), Syphilis, Syphilisbebandiung und Leber. Am 
26. Oktober: Krankenvorstellungen im Hörsal der Hautklinik. Anmeldungen 
an Priv.-Doz. Dr. Birnbaum (Würzburg) unter Beifüguog von 1 RM. 


Münster. Zum Oberarzt der medizinischen Universitätsklinik wurde 
der Assistenzarzt Dr. Franz Krömeke ernannt. 


Berlin. Prof. Dr. Rotter, seit 1890 bis 1922 Leiter der chirurgi- 
schen Abteilung des St. Hedwigskrankenhauses, ist am 29. September ge 
storben. Er hat bahnbrechend auf dem Gebiet der Bauchchirurgie gewirkt 
und war einer der geschätztesten, beliebtesten und erfolgreichsten Chirurgen. 


Hochschulnachrichten. Wien. Von den vakanten Lehrkanzeln 
sind nunmehr zwei zur Besetzung gelangt. Die durch den Rücktritt 
H.H.Meyers erledigte Lehrkanzel für Pharmakologie übernimmt dessen 
Schüler Prof. Æ. P. Pick, während der durch den Tod Schattenfrohs 
vakante Lehrstuhl für Hygiene durch dessen Assistenten Prof. R. Graß- 
berger besetzt worden ist. Der Nachfolger Paltaufs (allgemeine un 
experimentelle Pathologie), als welcher der der Wiener Schule entstammende 
Prof. Dörr, derzeit in Basel, in Aussicht genommen wird, ist noch nicht 
ernannt. Der für ein Jahr beurlaubte Prof. J. Tandler wird vom 
Assistenten und Prosektor Dr. A. Hafer] suppliert werden. Als Prüfer 
wird der Professor für Embryologie Dr. A. Fischel fungieren. 


ediz 


ae Wo ch enschrift für Das Ärzte 

| l l PERA von Organ der Berliner Medizinischen Gesellschaft ` sWe ag von 

. Geh. San.-Rat Professor Dr. Kurt Brandenburg, Berlin * Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedrichstr‘ © 

] i E ataa T a A a T: 8 sosponensararonresss3 BUFSBIRSSERARRUGSSERENTELE 

. Der Verlag behält sich das ausschließliche Becht-der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen. gelangenden Originalbeiträge 

i * COOPURUNRNNENDUGLLUCVOSUNOUSUSESEERE snsssenmi EFSREBAUNENBUTEANVIRERLERAUFUTURSENOGREAASITENAABGESTESTEESDELBNOTETSETDETCENONSNITETTRRRRERSERDTRRETDENETRNANDN ENGE" 

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| Nr.43 (1037) Berlin, Prag u.Wien, 26. Oktober 1924 XX. Jahrgang 

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| Klinische Vorträge. 

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H: ' Ausder Medizinischen Universitätsklinik R. Jaksch-Wartenhorst in Prag. | glaube jedoch, daß die Verhältnisse gerade durch „unsere ‚neuen | 

i `; eg, ee | Kenntnisse noch komplizierter geworden sind, so daß wir vorläufig 
Über ‚Autotoxikosen ). | noch nicht in der Lage sind, eine einwandfreie ruppierung vor- 

i Von Prof. Dr. Hugo Přibram, I. Assistenten der Klinik. zaschlagen.' 2 

Ich möchte, bevor ch auf mein Thema zu sprechen komme, | 

h Den exogenen Toxikosen, die man im allgemeinen als Ver- 

l = >- giltungen schlechtweg bezeichnet und deren Formenreichtum un- 2 As weiteren i ze pi eraa einsehen, Pr a B Se 

Y ` absehbar ist, stehen die Autotoxikosen gegenüber, deren Kenntnis le z De Olgen. er No a Gift i "Kö oxi ei Se 

zV © = nicht alt ist. Der erste, der den Begriff der Autotoxikosen in grund- . ae ar bei a D i i er ans una ann 

; legenden Arbeiten behandelt hat, war Bouchard im Jahre 1887. | Xörpereigenen Stollen a Maren erivaten en SF ak ‘t 

"| ` Daran schlossen sich zahlreiche Arbeiten aus der französischen k Auf an > d ition, AS wr die m u 

| ‚ Literatur. Lange vor ihm beschrieb aber als erster Betz Fälle von ‚tozikosen unterscheiden, und zwar die exogenen T . = ga 

a Autointoxikationen im Sinne der früheren Nomenklatur (1864). | Pie exogenen. sind ee A welchen. die i AO b 

„I . Unter den Autoren deutscher‘ Zunge sind es besonders Jaksch, des Körpers gelegen a nn ift aber mi örper ar ana, gi 

Hi Albu und Martius, welche sich um die Frage der Autotoxikosen | 8ewebe entsteht, z. B h x a a nn h inlich is do ogise w 

bi. verdient gemacht haben. Įm Laufe der Zeit hat sich jedoch unsere schieden exogen, Be ee be ~ a ge o ch. 

p! Auffassung mit dem Fortschreiten der Wissenschaft wesentlich ge- gibt es auch Ansichten; welche den 1 mn... a Br 

e, ändert, da ja durch die. tieferen Kenntnisse der Störungen der. a D a Pe Kr a N age a Me = 

i inneren Sekretion, 'der Stoffwechselstörungen usw. der Kreis unserer Ei be > der lio en ren B. das Co 2 diaketicum. aa | 

„| | ` Vorstellungen wesentlich erweitert und modifiziert wurde. ae Fir pe en Kr E; t 1 ol nicht durehreführt werd 

ni Jaksch teilte (1897) die Vergiftungen i in seinem en hi ine weitergehende Einteilung soll nicht duro Si werden, ; 

3 Werk Iolgendermaßen ein: ierzu kann auf die Einteilungen von Jaksch und Martius hin- 

ai Exogene Toxikosen. ‘gewiesen werden. Ich möchte einige Beispiele von Autotoxikosen 

ki Endogene Toxikosen: mit Berücksichtigung ihrer Pathogenese anführen, wobei ich mich 

i. Retentionstoxikosen: durch Vaai en den Haut, durch | zum Teil auf eigene Arbeiten stütze und eigene Theorien, ent- 

fi Retention vom Darm .aus, durch Retention seitens der wickeln möchte. 

t. ` Atemorgane (CO2), durch Retention seitens derNiere (Urämie), Wir sagten, das Material, aus welchen das Gift bei der Auto- 

iĝ | durch Retention seitens der Gallenwege (Cholämie); toxikose gebildet wird, sei körpereigene Substanz, und es erhebt 

A | Nosotoxikosen: Diabetes, Karzinom, oxalsaure Diathese, | sich nun die Frage: Sind die Substanzen, aus welchen unser Körper 

S Gastroxynsis mit Milchsäureproduktion, Gicht. aufgebaut ist, giftig? Die wichtigsten Bestandteile des Körpers sind 

si Toxikosen durch ein Contagium vivum (Infektionskrankheiten); | bekanntlich Eiweiß, Fett und.Kohlehydrat, auf die übrigen soll hier 

i Toxikosen durch unbekannte Stoffe und Erreger: Morbus ht id Das kö y £ Eiweiß er it 

g Addison, Alkaptonurie, Morbus Basedow, Zystinurie, Leuk- nicht eingegangen werden. Das körpereigene Eiweiß ist in weitem 

23, ämie, perniziöse Anämie, Polioencephalitis infantum spastica Maße ungiftig; von der Giftwirkung des artiremden Biweißes (Ana- 

und Poliomyelitis acuta, Polyneuritis, Helminthiasis, Lyssa. phylaxie) soll hier nicht weiter gesprochen werden. E 

2 Autotoxikosen: Azetonämie, Ammoniämie, Hydrothionämie, | - Anders verhält es sich mit den Abbauprodukten des Riwoißes. 

w Urikazidämie. Das niederste Abbauprodukt des Eiweißes, die Aminosäuren, sind 

k Die Einteilung von Martius (1899) ist im Prinzip Io genaer | weitgehend ungiftig, jedoch in der Reihe zwischen. Eiweiß und 

$, mäßen aufgebaut: | . Aminosäuren finden sich giftige Substanzen. Ich 'erwähne. nur als. 

1% 1. Y Eg durch präformierte Gifte (gewöhnliche Vergiftungen). bekannteste ‘die Peptone. Doch gibt es noch eine Reihe anderer 

f -2 Vergif durch metabolische, d. h. im werde ent- | höhermolekularer Abbauprodukte mit Giftwirkung: (Schittenh elm 


g stan Ars ifte: ` | 

po t} a) Infektionskrankheiten; - 

f | | | b) Vergiftung dürch endogene Gifte, die sent werden: 
PS | = ` vọm Darm aus: enterogen:-die Gifte sind im Harne nach- 
=“ Zu zuweisen: Hydrothionämie, Alkaptonurie, Zystinurie, 
' na enterogene Azetonämie; 

f, | unbekannte Gifte: bei Ileus, Tetanie usw.; 

I von den Geweben aus: histiogen: normale Stoffwechsel- 
p ~ produkte: durch JInsuffizienz der Elimination: CO,, 
rämie, Cholämie, Verbrennung; durch Insuflizienz der 

. Entgiftung: Myxödem, Diabetes, akute gelbe Leber- 
‚atrophie; durch Überproduktion der Gifte: Morbus 
| Basedowi, Gicht, Diabetes, Oxalurie; 
-- abnorme Stoffwechselprodukte: ‚Coma diabeticum und carci- 
nomatosum. 


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den Formenreichtum der sogenannten endogenen Vergiftungen und 
zeigen, wie heterogene Prozesse letzter Linie als Vergiftungen auf- 
gefaßt werden müssen. Anderseits sieht man, wie die Fortschritte 
‚der Forschung eine Modifikation der ‚Einteilung nötig machen. Ich 
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*) Nach einem:am 27. Juni 1924 im Verein deutscher Ärzte in 
Brünn gehaltenen Vortrage. | 


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Beide Einteilungen geben einen orientierenden Überblick über 


"und Weichardt). Ich möchte darauf hinweisen, daß ich'im normalen. 
menschlichen Harn kolloidale: stickstoffhaltige Stoffe — sie seien 


kurz als Harnkolloide bezeichnet — nachweisen konnte, die eine 


Giftwirkung auszuüben imstande sind, z. B.-bei intravenöser Injektion i 


beim Tiere unter. anderem einen ' Schlafzustand hervorriefen. 

Das Fett ist desgleichen kaum als giftig zu bezeichnen, schon 
auf Grund der bekannten Regel: Corpora non agunt nisi soluta seu 
solubilia, und die: Fette sind eben schwer löslich. Von den Spalt- 


produkten der Fette sind die Fettsäuren giftig, und es wurden 


vielfach Krankheiten, wie die hämolytischen Anämien, die perniziöse 
Anämie,’ besonders die durch den Bothriöcephalus latus hervorge- 
rufene Anämie auf Schädigung der Erythrozyten ‘durch Fettsäuren 
zurückgeführt, eine Ansicht, die übrigens nicht ohne Widerspruch 
geblieben ist. 
denen der Traubenzucker sicher keine bewiesene Giftwirkung besitzt. 

Fassen wir. kurz zusammen, so müssen wir sagen, daß unter 
den Abbauprodukten unserer Körpersubstanzen giftige Stoffe sich 


reichlich finden, und daß es eigentlich zu verwundern ist, daß Auto- 


toxikosen beim normalen Ablauf der Lebenserscheinungen, ‚die im 
Wesen doch ununterbrochener Auf-, Ab- und. Umbau sind, so selten 
in Erscheinung treten. „Es besitzt anscheinend der Organismus 


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Am wenigsten giftig sind die Kohlehydrate, ‘unter 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


26. Oktober 


eine Reihe von Einrichtungen, welche eine Giftwirkung im weiten 
Maße verhindern; solche können sein: das rasche Passieren der 
giftigen Stadien und rascher Übergang in nicht giltige Derivate, 
Elimination der Gifte, Bindung derselben u. v. a. 

Es ist interessant, daß gerade der normale Abbau über giftige 
Stoffe geht, während die Zwischenprodukte, welche wir bei patho- 
logisch gerichtetem Abbau sehen, wenig oder garnicht giftig sind. 
Erwähnt sei diesbezüglich die Unschädlichkeit der Pentosen, 
vielleicht auch des Bence-Jonesschen Eiweißkörpers, des Al- 
kaptons und dergl. 

Wir kommen nunmehr zur Besprechung einiger Beispiele von 
Autotoxikosen. Wohl die größte Literatur liegt bezüglich des Coma 
diabeticum vor. Die übliche Ansicht über die Genese des Coma 
diabeticum ist folgende. Beim Diabetes mellitus besteht bekanntlich 


eine Störung im Kohlehydratstoffwechsel in dem Sinne, daß einer- 


seits eine Störung in der Fähigkeit der Leber, durch Auf- und Ab- 
bau des Glykogens den Blutzucker zu regulieren besteht, und 
andererseits die Verbrennung des Zuckers in den Geweben gestört 
ist. Im Feuer der Kohlehydrate verbrennen die Fette. Ist die 
Störung der Zuckerverbrennung bis zu einem gewissen Grade ge- 
diehen, so leidet die Fettverbrennung und es kommt zur Bildung 
abnormer Produkte, Azeton, Azetessigsäure und $-Oxybuttersäure, 
die übrigens zum Teile sicherlich auch aus Eiweiß entstehen können, 
wie Jaksch vor Jahren nachgewiesen hat. Die Vergiftung mit den 
genannten sauren Produkten, die Azidose, ist das Wesen des Komas. 

Ich bin auf Grund eigener Untersuchungen zu einer anderen 
Ansicht ‘gekommen, bei der, wie ich zugebe, noch manches hypo- 
thetisch ist, für deren Richtigkeit jedoch manches spricht, auf das 
ich hier nicht weiter eingehen kann. Etwas schematisch und kurz 
ausgeführt, stelle ich mir das Wesen des Komas folgendermaßen vor. 

Bei dem Falle von leichtem Diabetes ist ausschließlich der 
Kohlehydratstoffwechsel gestört. Bei kohlehydratarmer Kost inner- 
halb der Grenze der Toleranz ist der Diabetiker nicht als krank 
zu erkennen und erst nach entsprechender Kohlehydratbelastung 


‚kann man seine Krankheit nachweisen. Ich sehe hier natürlich ab 


von der Hyperglykämie, welche die Glykosurie überdauern kann. 
Beim schweren Diabetes leidet der Kohlehydratstoffwechsel der- 
maßen, daß der Organismus auch das Eiweiß angreift, und es ist 
erwiesen, daß bei schwerem Diabetes auch der Kiweißstoffwechsel 
in Mitleidenschaft gezogen wird. Es gibt bekanntlich eiweiß- 
empfindliche Diabetiker, welche auf eine Eiweißzulage mehr Zucker 
ausscheiden, als auf eine Kohlehydratzulage. Beim schweren Dia- 
betiker wird aus Eiweiß Zucker gebildet oder abgespalten. 

Ich glaube nun auf Grund verschiedener Beobachtungen!), 


daß vom Eiweiß Abbauprodukte gebildet werden, vom Charakter 


der früher genannten hochmolekularen Abbauprodukte, die, wenn 
sie sich anhäufen, das Bild des Komas hervorrufen. Daneben geht 
die Bildung der Azetonkörper aus Fett und aus Eiweiß. Die Azeton- 
körper wären also nicht das giltige Prinzip, das dem Koma zu 
Grunde liegt, sondern nur ein Indikator der schweren Schädigung 
des Kohlehydratstoffwechsels, das Koma wäre eine Eiweißzerfalls- 
toxikose. l 

Von dieser Basis ausgehend, lassen sich verschiedene Be- 
obachtungen, welche jeder am Krankenbette oft gemacht hat, und 
deren Erklärung sonst auf Schwierigkeiten stößt, leicht verständlich 
machen. Was provoziert beim schweren Diabetes oft das Koma? 
i. Eine Infektion, z. B. mit Pneumonie. Es hat jeder erfahrene 
Arzt gesehen, daß der Diabetiker, wenn er eine Pneumonie be- 
kommt, unverhofft einem akuten Koma erliegt. Bedenken wir, daß 
bei jeder Infektion durch die Toxine Körpereiweiß angegriffen wird, 
daß die Eiweißabbauprodukte sich zu denen beim schweren Diabetes 
ohnehin vorhandenen summieren, so ist die Erklärung leicht und 
ungezwungen. 2.Ein weiteres Moment, das oft ein Koma provoziert, 
ist eine Operation, z. B. eine Amputation. Auch hier ist die Bil- 
dung von Eiweißabbauprodukten von der Wundstelle aus anzu- 
nehmen. 
Magendarmerkrankung. Die Erklärung scheint nach der vorge- 
brachten Theorie einfach: Resorption mangelhaft abgebauter Nahrungs- 
bestandteile (Eiweißabbauprodukte). 


Betrachten wir von diesem Standpunkte aus die Therapie. 


Bekanntlich wird bei drohendem Koma eine große Zahl der 
verschiedensten Diätnormen empfohlen, es seien nur erwähnt: die 
Unterernährungskur von Allen, welche übrigens von vielen ab- 
gelehnt wird, die Kur von Petren, der geringe Eiweißmengen 


1) Ich verweise auf verschiedene eigene Arbeiten: M.m.W. 
1912 u. 1913, Zbl. f. inn. Med. 1918 u. 1921, Biochem. Zschr. Bd, 115 u. a. 
(z. T. gemeinsam mit Löwy, Herrnheiser, Eigenberger). 


3. Manche Diabetiker bekommen ein Koma nach einer 


5 - 


und sehr viel Fett zuführt, in einer Menge, wie sie von der 
Bevölkerung in unseren Landen meist nicht vertragen wird, 


die Hunger-, Obst- und Gemüsetage, die Hafertage von Noorden, ` 


die Mehlfrüchtekuren von Falta usw. Allen diesen ist das 
eine gemeinsam: die Eiweißarmut der Kost. Demgegenüber wird 
der Kohlehydratzufuhr in der neuesten Zeit in Form der- Röst- 
produkte (Satrose usw.) das Wort geredet (Grafe). Das Ei- 
weiß wird vom schweren Diabetiker schlecht vertragen, eine 
kohlehydratfreie Kost verträgt er auf die Dauer nicht. Ich habe auch, 
ohne daß bisher der strikte Beweis erbracht ist, die Vermutung, daß 
zugeführter Zucker giftige Eiweißabbauprodukte ihrer giftigen Wirkung 


zu berauben vermag. Jedenfalls ist das Wesen der Therapie des 


schweren Diabetes und des Komas: Eiweißarmut?) der Kost, Zufuhr 
von Kohlehydraten, per os oder als Zuckerinfusion. Die von den 
Anhängern der Azidosetheorie postulierten Sodainfusionen sind 
wirkungslos. In neuester Zeit stehen wir dem Koma viel weniger 
ohnmächtig gegenüber als zuvor. Das Insulin kann einen großen 
Teil der frühzeitig nach Ausbruch des Komas in die Behandlung 
gelangten Diabetiker retten. Wie ich glaube, wirkt das Insulin, 
dessen Wirkungsweise noch in Diskussion steht und sicher komplex 


ist, zum Teile derart, daß Zucker verbrannt wird, daher wird das 


Eiweiß nicht angegriffen und damit schwinden die Bedingungen für 
die Entstehung des Komas. Das Schwinden der Azetonkörper geht 
meist, aber nicht immer mit dem Zurückgehen des Komas parallel. 
Auf die verschiedenen für die Komabehandlung wichtigen Angriffs- 
punkte des Insulins einzugehen, ist an dieser Stelle nicht möglich 
und soll an anderer Stelle geschehen. Hier kann nur das für die 
Systematik der Autotoxikosen Wichtige besprochen werden. 

Sehr nahe steht dem Coma diabeticum die Urämie. Wir unter- 
scheiden seit Jaksch zwei Formen der Urämie, welche nach Volhard 
als eklamptische und echte Urämie bezeichnet werden, und nur von 
letzterer soll hier die Rede sein. Man stellte sich im allgemeinen 
die Genese derselben derart vor, daß giftige harnpflichtige Stoffe 


retiniert werden, und somit eine reine Retentionstoxikose vorliege. 


Derart wurde sie auch von Jaksch und Martius klassifiziert. Ich 
selbst war anfänglich auch der Meinung, daß eine einfache Retention 
vorliege und zwar dachte ich an die Retention der früher erwähnten 
Harnkolloide. Neue Untersuchungen von Klein und mir haben 
jedoch gezeigt, daß diese Ansicht einer Ergänzung bedarf. Wir 
konnten auf Grund unserer Untersuchungen feststellen, daß man bei 
der Entstehung der echten chronischen Urämie drei Stadien unter- 
scheiden kann: 1. Chronische Nephritis mit den üblichen Symptomen 
bei gut erhaltener Nierenfunktion. 2. Retention, beginnende Nieren- 
insuffizienz, präurämisches Stadium mit Retention von Harnstoff und 
demgemäß Reststickstofferhöhung im Blut. 3. Ausgesprochene Urämie, 
bei der sich der Retention Eiweißzerfall zugesellt. Ä 

Es wäre somit die echte Urämie eine Autotoxikose durch 
Retention und Eiweißzerfall. Wie beim diabetischen Koma liegt 
nach meiner Meinung auch bei der echten Urämie eine Vergiftung 
mit Eiweißabbauprodukten zu Grunde. Auch klinisch muß man 
sagen, daß die Symptome beider Autotoxikosen sich manchmal zum 
Verwechseln ähneln (Koma, Hypothermie, Kußm aulsches Atmen usw.). 
Auch die Therapie ist eine ganz analoge. Bei schwerer Nephritis 
wird das Eiweiß in der Kost wesentlich eingeschränkt, zum Teile 
wegen der Schonung der Niere, zum Teil aber ist auch sicher die 
Vermehrung der Eiweißabbauprodukte im Blute von Belang. Man 
verordnet eine kohlehydratreiche Kost, und manche Autoren haben 
bei drohender oder vorhandener Urämie auch Zuckerinfusionen 
empfohlen. Ich verweise diesbezüglich auf das früher über die 
„entgiftende“ Wirkung des Zuckers Vorgebrachte. Auch noch auf 
anderem Wege gelingt es, die Menge des Blutzuckers zu steigern, 
und zwar durch Aderlaß, dem eine Hyperglykämie in der Regel 
folgt. Übrigens möchte ich nur erwähnen, daß Klein und ich bei 
echter Urämie in der Regel schon spontan eine Vermehrung des 
Blutzuckers gefunden haben, welche ich als einen spontanen Ent- 
giftungsversuch auffassen möchte. Zum Teile wirkt wohl der Aderlaß 
durch Giftentfernung und Giftverdünnung; wenn man .aber bedenkt, 
wie wenig Blut im Vergleiche zum Gesamtblute man dem Kranken 
abnimmt, so muß man noch zu einer anderen Erklärung greifen. 
Der Aderlaß, dem, wie schon erwähnt, in der Regel eine Hyperglykämie 
folgt, ist ein Mittel, das ebenso wie die Zuckerinfusionen ‚bei ver- 
schiedenen Eiweißzerlalltoxikosen von hohem therapeutischen Wert ist. 

Zu den Retentionstoxikosen wird auch in der Regel die 
Cholämie gerechnet. Beim Stauungsikterus werden alle Bestand- 


es Pflanzen- und 


2) Bezüglich des Unterschiedes der Giftigkeit d 
Tiereiweißes verweise ich auf eine frühere Arbeit (Zbl. f. inn. Med. 1918). 


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| 26. Oktober | 
LI nd 


lang als Materia peccans (Flint). 


“bei Stauungsikterus, 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 714889 


teile der Galle retiniert. Die wichtigsten sind Cholesterin, Gallen- 
farbstoff und Gallensäuren. Das Cholesterin galt früher eine Zeit 


Cholesterin in weitem Maße ungiltig. ist. Dies haben mir sowohl 
Fütterungsversuche, welche ich mit Kaninchen vorgenommen habe, 


' als auch die Verlütterung an Menschen gezeigt, denen ich von der 
früher erwähnten Ansicht ausgehend, die perniziöse Anämie könne 


eine Folge einer Fettsäurewirkung auf die Blutkörperchen sein, 
zwecks Bindung derselben zugeführt habe, nebenbei bemerkt ohne 
einen Heileffekt, aber auch ohne eine nachweisbare Giltwirkung?). 
Der Gallenlarbstoff soll auch ungiltig sein, so bleiben uns nur noch 
die Gallensäuren übrig, auf welche.man die hämorrhagische Diathese 
das Hautjucken, die Bradykardie usw. 
zurückführt. i 

Noch ein Wort über die sogenannte hepatische Intoxikation. 
Diese wird darauf bezogen, daß die schwer erkrankte Leber nicht 
im Stande ist, ihrer entgiftenden Aufgabe gegenüber den Produkten 
des normalen oder pathologischen Stoffwechsels nachzukommen. 
Vielleicht ist in dieser Richtung eine Beobachtung von Klein. und 
mir von Interesse. Wir fanden bei einer Kranken, bei welcher 
unter Ikterus der Tod unter den Erscheinungen des Coma hepaticum 
eintrat, und bei der autoptisch eine schwere Cirrhosis hepatis fest- 
gestellt wurde, eine geradezu überraschende Verminderung des 
Bluizuckers (18 mg °/, bei mehreren Kontrollbestimmungen); es sei 
hier auf das über die Bedeutung des Blutzuckers bei den Auto- 


- toxikosen früher Gesagte hingewiesen. Es ist anzunehmen, daß die 


Hypoglykämie nicht bloß als Indikator der schweren Leberinsuffizienz 
aulzulassen ist, sondern daß sie für das Auftreten des hepatischen 
Komas von Bedeutung ist. Dafür sprechen neben alten Beobach- 
tungen von Roger, welcher fand, daß die entgiftende Tätigkeit der 


Leber mit ihrem Glykogengehalt parallel geht, auch neuere Be- 


obachtungen von Silberbrinck, der Zuckerinlusionen empfiehlt. 

Wir sahen, daß ein Koma bei Diabetes, bei Urämie, und bei 
der Leberinsuffizienz in ihren höchsten Graden auftreten kann. 
Auch beim Karzinom kommt es unter Umständen zur Entstehung 
eines komatösen- Zustandes und man hat dasselbe direkt als: Coma 
carcinomatosum bezeichnet. Es sei hier nur erwähnt, daß der 
Eiweißzerfall beim Krebs in Analogie mit den früher genannten 
Erkrankungen der Vergiftung zugrunde liegen dürfte Wir sehen 
das Gemeinsame der 4 Autotoxikosen, die sämtlich mit Koma 


‚einhergehen und zwanglos auf Vergiftung mit Abbauprodukten 


zurückgeführt werden können. | 
Eine reine Retentionstoxikose liegt vielleicht der Gicht 
zugrunde. Von den heutzutage miteinander ringenden Theorien 


‚über die Entstehung der Symptome der Gicht seien nur die 


zwei Ansichten genannt, welche Gudzent und Thannhanser 
vertreten. Während ersterer meint, die Harnsäure werde 


‚direkt von den Geweben an sich gerissen und daher retiniert 


(Uratohistechie), geht die Ansicht Thannhausers, der ich mich 
anschließen möchte, dahin, daß eine Störung der Elimination der 
Harnsäure durch die Niere das Primäre darstelle, deren Folge die 
Anhäufung der Harnsäure im Blute und schließlich in den Geweben 
ist.. Die Gicht wäre dann eine reine Retentionstoxikose. Es sei noch 


‚erwähnt, daß die Folgeerscheinungen der Gicht in manchem eine 


hnlichkeit mit einer exogenen Toxikose, der chronischen Bleiver- 
siftung aufweist. Unter den Folgeerscheinungen sei nur der Hoch- 
druck erwähnt, bei welchem man übrigens vielfach eine Hyperuri- 
kämie nachweisen konnte. | Ä 

Eine große Gruppe von Autotoxikosen wird von den Störungen 
der inneren Sekretion geliefert. Als Beispiei sei hier nur der 
Morbus Basedowi, der eine Hyper- oder Dysthyreotoxikose darstellt, 
genannt. Durch Schilddrüsenverfütterung, durch Jodzufuhr läßt sich 
bekanntlich eine Reihe von Symptomen der endogenen Toxikose 
imitieren und wir. sehen auch hier wiederum die Verwandtschaft 
der exogenen und endogenen Toxikosen. Nebenbei sei nur hervor- 
gehoben, daß bei der Basedowschen Erkrankung der Eiweißstoff- 


wechsel erhöht, eine Neigung zur Hyperglykämie und Glykosurie 


besteht, und eine eiweißarme Kost empfehlenswert ist. 
Von den zahlreichen anderen endokrinen Toxikosen soll nur 


“noch die Tetanie erwähnt werden, deren parathyreogene Entstehung 


derzeit sicher steht. Vergiftungen verschiedener Art, auch exogene 
können infolge relativer Insuffizienz der Parathyreoidea zu Tetanie- 
erscheinungen führen. Von den verschiedenen Ursachen, welche 
mm > 


3) Die durch Cholesterin im Tierversuch bewirkte Arteriosklerose 
kann hier unerwähnt bleiben, da sie einerseits nicht hierhergehört, 
andererseits die Bedeutung des Cholesterins für die Arteriosklerose 
des Menschen noch ‚fraglich ist, 


Es ‚ist jedoch sicher, daß 


eine. Tetanie hervorrufen können, und bei denen eine Giftwirkung 
anzunehmen ist, sei hier nur die Tetanie bei fieberhaften Erkran- 
kungen, wie ich solche selbst beobachten konnte, und die viel 
bäufigere bei Magendilatation erwähnt. `- | 

Zu den Autotoxikosen gehören ferner die Infektionskrankheiten. 
Die Bakterien bilden die Toxine, welche das Körpereiweiß angreifen, 
somit entsprechen die Infektionskrankheiten mit ihren Toxämien den 
eingangs aufgestellten Postulaten der Autotoxikasen. Es sei nur 
nebenbei erwähnt, daß bei vielen Infektionskrankheiten bereits spon- 
tan eine Hyperglykämie besteht, und daß ich von den früher er- 
wähnten Vorstellungen ausgehend, bei Infektionskrankheiten mit 
stark toxischen Symptomen wiederholt Zuckerinfusionen angewendet 
habe und ich diesen harmlosen und doch aussichtsreichen thera- 
peutischen Versuch bei einschlägigen Fällen empfehlen möchte. Zum 
Schluß möchte ich noch: Beispiele einer enterogenen Autotoxikose 
anführen. Es ist nur zu sagen, daß es nicht ohne weiteres sicher 
ist, ob derartige Vergiftungen der eingangs aufgestellten Definition 
entsprechen. 


Hierher gehören die bekannten Symptome bei hochgradiger Ob- | 


stipation, die zwar sicher zum Teil mechanisch (Zwerchfellhochstand), 
zum Teil reflektorisch, aber doch zum Teil als toxisch aufzufassen 
sind. Man hat an verschiedene Gifte, das Indol, Skatol, den Schwefel- 
wasserstoff u. a. bei derartigen Vergiftungen, welche besonders beim 
Darmverschluß auftreten, gedacht. Die Ausscheidung des Indikans 
in solchen Fällen bietet einen Indikator für die Resorption anderer 
giftiger Stoffe, | s 
"Ich möchte an dieser Stelle die Fälle von Augenerkrankungen, 
2. B. Iridozyklitis erwähnen, bei deren bisher zum Teil unklaren 


Pathogenese Elschnig an eine enterogene Toxikose gedacht hat 
und daraus: auch seine therapeutische Konsequenz gezogen hat. Man 


findet bei derartigen Fällen Indikan im Harne und im Blute in 
vermehrter Menge vor. Indikan im Blute findet man sonst in der- 
artigen Mengen .nur bei Niereninsuffizienz und drohender Urämie 
als Zeichen der weitgehenden Störung des Ausscheidungsvermögens 
der Niere, ohne daß dem Indikan vielleicht eine Giltwirkung zuzu- 
schreiben wäre. Auch hier ist wohl das Indikan nur ein Indikator 
dafür, daß abnorme Eiweißabbauprodukte (Fäulnisprodukte) zur 
Resorption kamen. Die Ursache, daß es zu derartigen Störungen 
kommt, kann zum Teil daran liegen, daß die Darmwand in ihrer 
Permeabilität verändert ist; ob dieses Moment oder noch andere 
eine Rolle spielen, ist nicht sicherzustellen. Sicher ist, daß die 
Erfolge der Therapie der Ansicht Elschnigs, daß ein engerer Zu- 
sammenhang der Stoffwechselstörung mit dem Augenleiden besteht, 
recht gibt. Die folgerichtig abgeleitete Therapie in derartigen Fällen 
bestand in eiweißarmer laktovegetabilischer Kost, in Purgierung mit 


Karlsbader Salz oder Bitterwasser oder Kalomel, in Zufuhr von Tier- 


kohle von Zeit zu Zeit zwecks Bindung der im Darm verbliebenen 
giftigen Stofie, in Umstimmung der Darmflora durch Yoghurt. Der 
Erfolg in derartigen Fällen war: Rückgang der Augenerkrankung 
und Verschwinden der Indikanämie und Indikanurie. - 

Zu den. enterogenen Vergiftungen wird vielfach die perniziöse 
Anämie gerechnet, und neben der Theorie der Giftwirkung der Fett- 
säuren wurde auch an eine Giftwirkung von Eiweißkörpern gedacht. 
Grawitz wies darauf hin, daß der bei den meisten Fällen von 
perniziöser Anämie vorhandene Salzsäuremangel des Magensaftes in 
vielfacher Richtung sich geltend machen könne: mangelhafte Schädi- 
gung derin den Magen gelangenden Bakterien der Mundhöhle, mangel- 
hafte Denaturierung 'artfremder in den Magen gelangender Eiweiß- 
körper, mangelhafter Eiweißabbau. Auf diese Ansicht baute er eine 
Therapie auf, von der er ausgezeichnete Wirkungen 'sah. Er ver- 
ordnete Salzsäure per os, eine laktovegetabilische Kost, Magendarm- 
spülungen, Darmdesinfektion mit Salol usw. An Stelle der Spülungen 
und der fraglichen Wirkung der Darmdesinfizientia kann die adsor- 
bierende Wirkung der Kohle (Wiechowski, Lichtwitz) verwendet 
werden. Diese Therapie wirkt nie heilend, kann jedoch manchmal 
von einigem Erfolge im Sinne einer leichten Besserung begleitet 
sein. Die Theorie von Grawitz wird übrigens von vielen und 
namhaften Forschern abgelehnt. Die neuesten Arbeiten von Seyder- 
helm gehen übrigens desgleichen von einer ähnlichen Ansicht aus, 
daß nämlich es sich um einen enterogenen Prozeß handelt, nur legt 
er den Schwerpunkt auf die Darmflora (Coli). Seine Theorie gab 
Veranlassung zum Versuche, die perniziöse Anämie mit Coli-Auto- 
vakzine zu behandeln. Die angeführten Beispiele mögen genügen, 
um einen Überblick über das große Gebiet der endogenen Ver- 
giftungen zu geben. 

Zusammenfassend seien noch die therapeutischen Gesichts- 


punkte wiederholt, welche sich aus obigen Ausführungen ergeben: 


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eure 


1984 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


26. Oktober | 


ößten Schwierigkeiten bereiten 
Difterentialdiagnose, namentlich 
Ider gegenüber den tuber- -_ 
d diese Schwierig- 


enseins aufzustellen. 


e: eiweißarme, also lakto- aul 
| die hierhergehörlgen 


ngen: Therapi : t 
r os und intravenos, 


Kohlehydraten pe 


1. Eiweißabb 
vegetabile Kost, Zufuhr von 
 kulösen Gelenkse 


Kost, nötigenfalls Salz- ( | 
keiten sein können, 


ikosen: Eiweißarme | 
durch Tierkoble, Ü 


2. Enterogene Tox 


Harttungs er- 


alle von Harttung selbst, von 


säurezufuhr per 08, 
wucherung der geg 
urt, Multaflor 


1] thologisch eränderten Darmflora . wähnten und beschri | 
ler. - | Gaucher und Fouguet der und Qu6rat. 


Bezeichnend 


hier . besonders unterstrichen 
chen dem klinischen 
Beschwerden und 
klinischen Untersuchung 
ose verwertbar ist. 


für diese Fäle — un 
sein — ist eine. 
Bilde einerseits, 
dem Röntgenbild 
charakteristisch u 
“ein Symptom, das 


ermeidung der Zufuhr der Nahrungs- 
chädlichen Substanze 
tion der Materia peccans, 


‘Kost und Atophan. 


Bildung der s e Diskrepanz zwis 
e andererseits 
Differentialdiagn 


funktion von Drüsen derselben (Operation, 


n und welches 


Fungus die Schwellung 
aufweist, während 
tent, „wie aus- 
hiedenen Bau des . 


SR: | sich dahin äußert, 
vielfach Hypothesen und jene allgemein bekannte, 
Beobachtungen und 

der Hypothesen 


eg iv. weiche Konsistenz 
Theorien, die. zum Teile: 
‚Experimente auf 
kann man verschie 
thesen. bei anderen, 
wenn das Tatsachenm 


tuberkulösen und syp 
Umstand, der für de 


- nehmen aber selbst doch Zuflu 
daß es hier nie 


aterial nicht me mals zu einer. 


Ein weiterer ° 


ch bei den schwersten 
führt, „es kann im 


| kommt, daß an und für 
Prozessen niem 
höchsten Falle eine 


ickswert, und m 
an Platz machen: 
Arzt das wichtigs 


haben aber nur einen 
` später fest bewi 
Gebiet, welches 


iner echten Eiterung 
Wiquation entsteh 


Einschmelzung, 


d, wenn ein Infektions- 


er. echten Eiterung wir 


die erst dann zu 
oder auf dem. 


Hypothesen ni | 
keim von außen 


Die -Therapie K bekanntlich. ätiologisch oder sympto-. 


utbahn im die für eine . 


disponierten entzünd- 
brige klinische Bild 
durch geringe Schmerz- | 
Störung der Bewegungs’ 
und der Kontrakturen. 


Infektion durch die Einschmelzun 
lichen Gelenke gelangt.“ 


nnzeichnet, wie 


ur enges Wirkungs- 
hen können. Die’ 
Kenntnis des Zu- 

Gerade in dieser 
inderlich Erwiesene: 
dpfeiler der- Tatsac 


sche Therapie hat ein n 
r auch bei den Auto 
tomatische Ther 
Symptome, der 
st das fest u 
reichlich, . und di 


-matisch sein. 
gebiet, wie wi 


rationelle symp on hervorgehoben, 


Zerstörungen des , 


nöglichkeit eine Einschränkuäg _ 
ngen. Im Röntgen- 

keine Veränderungen der Gelenks- 

derungen handelt, . 


welche genug trag- 
herapie aufzubauen, deren 
gkeit der Gedankengänge 
en Ausführungen auf- 
Andersdenken an- 
Widerspruche 


orien: überbrückt w 
um. darauf eine T 
en Beleg für di 
m Sinne sind die 
e zum Nach-, Weiter-, 
und sei es, auch nur zum 


Hypothesen und The 
fähig sein müssen, 
_ Erfolg wiederum ein 


 zufassen, welch 
regen, jedenfalls aber, 
anregen sollen. 


- und Hautkrankheiten (Vor- 
Universitätsambulatorium für 
A. Lorenz) im Allgemeinen 


für Geschlechts 
Ehrmann) un 
e (Vorstand: Prof. 
Krankenhause in Wien. 
Gelenksaffektionen un 


Erkennung. 


Aus der II. Abteilung 
' stand: Prof. S. 
orthopädische Chirurgi 
ee EU scheinungen me 
Über syphilitische eiden Kinder waren S 


(Schluß aus Nr. 42) | 


Flechte beunruhigte ihn, um. 
Schmerzen im rechten Knie- 
als Erscheinungen daselbst aui- 


einigen Woche 
so mehr, als er au 
gelenk verspürte, obwo 


| 
| 


Stefan Robert Brünauer und Priv.-Doz.Dr. 


t 
N 
e 
3 
b 
5 
ji 
A 
#1 
Hi 
H 


der luetischen ‚Gele 
die unter dem Bilde e 


nksveränderungen 
ines Geleuiks- 
Blick: scheinbar 


Zur zweiten Gruppe | | 
Mai 1922: Mittelgro 


‘zählen wir jene Formen, in gutem Erni 
in gu | 


SE tr Eu 


Ber, kräftiger Mann 
Stirne und Nasen 


die Haut des Körpers 


elche -auf den ersten 


fungus verlaufen, 
tuberkulöser Fungu 


= nicht anders als wurzel ein typ 


zeigt sonst k 


Re 


hen sind. Diese 


Kniegelenk etwas 


der Patella gemessen beträgt 36 cm 
es Ballottement der 


worauf schon Bäumer, 


zn sein Umfang. üb 
aufmerksam gemacht est 


Formen gehören 
Finger, Harttung, 
haben, bei ihn 
der Synovia oder au 


minder beträch 


m ZT Er 


m he B. S 
tet ur at 


ch des Gelenksknorpe® 
Erguß in das Gelenk 
des Knorpels oder 


EN 


re nd tal 


enkspunktat (10. 


a END P 


une 


stehen Bilder, 
an tuberkulöse Gelenks 


er jedes Zeichen einer. re 
Befund vollständig -ne 


R AR 


fehlt. Neurologischer 


-. 


Zn 
Sae a ae- 


en nachweisbar, 
ochenätrophie 
s wurde nun J00- 


el) verabreicht und eme 
eitet, bestehend aus 425 | 

und zwar mit Diphasch 
“sche Wirkung andernorts 


im ersten Falle da- 
dlichen Hydarthros 
nartikulär auf, am 
zuweilen sind aber 
Es sind aber auch 


kali (10,0/200,0, dre 
komplette antil 
Neosalvarsan un 
auf dessen besondere s 
verwiesen worden ist ( 


al täglich ein EBlö 
he Behandlung eingel 
d 15 Quecksilberinjektionen, 
ezifische und unspezif 


Tumor albus 'syphili 


R e E N, 
nr 


„in 


chronischen, nicht 

treten vorwiegend mo 
das Kniegelenk befallen, 
‚oder Hüftgelenk erkr 


= 


= 5 u O 


auch das Sprung- 


Injektionen nahm 


rechten Kniegelenks außerordentlich ZU, so 
diese Erscheinungen gingen aper rast 


. die’ Schmerzhaftigkeit des 
daß Pat. kaum gehen konnte; 
zurück so, daß am 17. Juni 


ts ein Gelenk der oberen 
ere Gelenke ergriffen 
Befallensein der Ge- 


in welchen einersei 
der in welchen mehr 
de das multiple 


m 


Fälle beschrieben, 
Extremität befallen war o 


. waren. Im allgemeinen 1922 die Differenz b 


PA EET A E A u 
a en nase 
N 


eider Kniegelenke : 


Pat. auch bewogen haben. e 
als die Hauterscheinungen bis 
sichtbarer . Narben vollständig 


nur noch 0,5 em: betrug. , Dies mag 

/ \lenden, um so mehr, 
auf die Hinterlassung kleiner, kaum 
‚geschwunden waren. | 


Eine kurze Epikrise de 


für die früheren Luesstadie 
bereits eine gewisse 
ist und die Spirochäten, die im 
n sind, sich mit Vorliebe einzelne 


| Kur nicht zu vo 


big soy wE a a 


lenke als charakteristisch 
während „im späteren Stadium, 
Immunität im Körper eingetreten 
Körper kreisen, spär 


® F - 
AN DA 


-r 
PR vi 


s vorliegenden Falles ergibt als 


o, daf 


nach einer lange zurück- 
nksschwellungen aui- 
lokale Erscheinungen 


Allein der genannte Autor 
nicht immer zutrifft und 
bezüglich der Art des 


Gelenke befallen zeig 
selbst fügt hinzu, 
daß es verfehlt wäre, 


en“ (Harttun g). bei dem Patienten im mittleren Lebensalter 
liegenden luetischen Infektion (20 J 


traten, und zwar ohne daß irgendwelche akute 


= - 
> Fa s 
ER a Sen 


bestimmte Regeln 


T RE o ie 
32 f PET ES 
mes en 


26. Oktober. ` 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. a 1491: 


Neon A N N AGCA 
TELNR Aa NA, TUN S 


N 


N 


.. vollkommen 


richtig erfaßt worden, 


x 


- vorangegangen waren. Die genaue Anamnese, die Anwesenheit 
“eines Spätsyphilids ließen die Möglichkeit einer luischen. Ätiologie 


der Gelenksaffektion nicht ausgeschlossen erscheinen. ` Der positive 
Ausfall der serologischen Untersuchung des Gelenkspunktates, deren 


Wichtigkeit namentlich Reschke betont, insbesondere ‚aber das 
` Fehlen der regionären Knochenatrophie bestätigten diese. Annahme. 
Wie wichtig das Fehlen dieser letzteren Erscheinung für die Dia- | 


gnose ist, welche Irrtümer aus dem Übersehen dieses so wichtigen 
Symptoms erwachsen können, ist aus folgendem Falle ersichtlich. 
l A. H., 5ljähriger Offizier, war bis zum Jahre 1917 angeblich 
gesund; zu dieser Zeit traten zeitweilig stechende 
Schmerzen und Erguß im linken Kniegelenk auf, es wurde eine Tuber- 


' kulose angenommen, weil der Betreftende ‚vor Jahren eine -Pleuritis 


durchgemacht hatte; demzufolge wurde ein entlastender Hülsenappärat 


verordnet und der Aufenthalt in einer-Heilstätte empfohlen, wo der. 
-. Pat. ein Jahr lang eine Liege- und Sonnenkur durchmachte. Im 


Januar 1919 kam Pat. in unsere Beobachtung. Linkes Knie in Streck- 
stellung, hochgradige fungöse Schwellung der linken Kniegelenkskapsel, 


. Patella ballotierend, gut verschieblich, Flexion bis zu etwa 30° mög- 


lich, dann gehemmt, ‘Muskulatur mäßig atrophisch. Röntgenbefund, 
der von seiten eines namhaften Röntgenologen erhoben wurde, lautete 


auf geringfügige Usurierung der Gelenksflächen, der Gelenksspalt etwas 


verschmälert und von unregelmäßiger Begrenzung, kleine arthritische 
Veränderungen, Randwülste. „Es handelt sich demnach um einen 
Fungus tuberculosus mit Beteiligung des Knochens.“ Auf Grund dieses 


` Befundes wurde Pat. in eine Heilanstalt der Schweiz geschickt, wo er 


fast zwei Jahre verweilte mit dem Effekt, daß zwar der Prozeß des 
linken Knies unverändert blieb, daß jedoch ein ganz ähnlicher Prozeß 


auch am andern Knie in Erscheinung trat. In diesem Zustande hatten. 


wir Gelegenheit, den Pat. wiederzusehen. Das vollkommen refraktäre 


. Verhalten gegenüber der Ruhigstellung und Sonnenbehandlung, das 


Auftreten eines ganz gleichartigen Prozesses. auf der andern Seite 


legte den Verdacht einer luetischen Gelenkserkrankung nahe; es wurde 


eine Wa.R. angestellt, die dann auch. komplett positiv ausfiel. Eine 
neuerliche Röntgenuntersuchung ergab auf dem früher erkrankten 
linksseitigen Knie keine nennenswerten Veränderungen gegenüber der 
seinerzeitigen Aufnahme, auf dem später erkrankten rechtsseitigen Knie 
zeigten die (relenksflächen überhaupt keine Veränderungen, sie waren 


überall glatt, an keiner Stelle lädiert, der Gelenksspalt war normal: 
' und ebenmäßie. 


Ganz besonders bemerkenswert erschien uns, daß in 
beiden Kniegelenken keine Zeichen einer regionären Knochenatrophie 
nachweisbar waren. Nunmehr wurde das seinerzeit angefertigte 
Röntgenbild hervorgeholt und es zeigte sich, daß auch auf dieser, da- 
mals angefertisten Aufnahme jegliches Zeichen einer Knochenatrophie 


fehlte. Auf eine einzige Schmierkur trat eine vollständige Heilung 


beider Kniegelenke ein. Wäre also zu Beginn das Fehlen der regionären 
Knochenatrophie erkannt und in seiner pathognomonischen Bedeutung. 
so wäre dem Patienten mancher Schaden er- 
spart geblieben. - 


Zusammenfassend läßt sich also sagen, daß gegenüber den 


‚Erkrankungen der früheren Gruppe, die Fälle dieser, der ‚zweiten 
Gruppe unserer Einteilung sich dadurch unterscheiden, daß, während . 


es sich dort um eine mehr oder minder gleichmäßige Verteilung 
der luetischen Erkrankung auf alle oder viele Gelenke handelt, hier 
eine ‘volle Ausbildung des Prozesses in ganz wenigen oder zumeist 
nur in einem. einzelnen Gelenke statthat. Die Diagnose wird vor 
allem mit Schwierigkeiten in der Abgrenzung gegenüber .der Tuber- 


. .kulose zu ‘kämpfen haben. Als besonders charakteristisch ist das 
' Mißverhältnis zwischen dem ausgeprägten klinischen Bilde einerseits, 


sowie den geringen Beschwerden und den relativ geringfügigen Ver- 
änderungen im Röntgenbilde anzusehen, von besonderer Wichtigkeit 


ist das Fehlen der regionären Knochenatrophie im Röntgenogramm. 
_ Etwa vorhandene luetische Manifestationen, der positive Ausfall der 
Serum- und insbesondere der Gelenkspunktatuntersuchung, eine 


eventuell vorgenommene Luetinprobe können in diesen Fällen die 
Diagnose sichern. | 

‚ Im Anschluß an die eben geschilderten Krankheitsbilder 
dieser Gruppe muß auch der Fälle von symmetrischen Knie- 
gelenkserkrankungen fungösen Charakters gedacht werden, die 
wohl auch hierhergehören und welche so häufig bei Kindern im 
Alter von etwa 10—12 Jahren zu beobachten sind; eine eindeutige 
Erklärung für das häufige Befallensein der Gelenke der unteren 
Extremität, sowie für das eben erwähnte symmetrische Befallensein 
der Kniegelenke ist noch nicht gegeben worden, sicherlich aber 


‚spielen ebenso wie bei anderen Erkrankungen, z. B. Tuberkulose, 


die vermehrte Inanspruchnahme, mechanische Irritationen eine ge- 
wisse Rolle. Daß gerade das Kniegelenk eine besondere Lieblings- 


‚stelle für die Ansiedlung von Spirochäten bildet, mag vielleicht in 


Seiner anatomischen Eigentümlichkeit, in den zahlreichen Buchten 


und Winkeln, in der Lage der Ligg. cruciata bedingt sein ‚(Hart- 
tung). Die zuletzt erwähnten Fälle von Kniegelenkserkrankungen 


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verlaufen . meist afebril, fast vollständig -schmerzlos und gehören 


zweifellos in das Gebiet'der Lues hereditaria, wofür auch das ge- 
legentlich zu beobachtende. gleichzeitige Vorkommen einer. Keratitis 
parenchymatosa, von Hutchinsonschen Zähnen, angeborener Schwer- 


hörigkeit oder anderweitiger luetischer Stigmäta, wie ausgesprochene . 


Sattelnase, radiäre Narben um den Mund usw. hinweisen. = — 


m. 


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Unter die dritte Gruppe unserer Einteilung möchten wir nun ' 
bergangsformen darstellen - 
‚und zu welchen jene deformierenden Arthritiden gehören, bei: 


jene Fälle subsummieren, die gewisse 


welchen. die Lues eine Rolle spielt. H. Schlesinger hat erst 
jüngst wieder hervorgehoben, daß monartikuläre, mit Fieber ver- 
laufende oder afebrile Arthritiden von deformierendem Charakter 
in jedem Lebensalter auf Syphilis verdächtig sind. Kommt es 
nämlich bei syphilitischen Gelenksaffektionen zu tiefergreifenden 
Veränderungen der Synovia, des Knorpels und auch des Knochens, 
so können Bilder entstehen, ‘die jener der Arthritis deformans 
außerordentlich ähneln. Das mag auch der Gründ gewesen sein, 
daß Heckmann, Stühmer, später Dufour und seine Mitarbeiter 
Geismar’und Ravina, dann Haguenau und 'Bernard den Be- 
ziehungen zwischen echter Arthritis .deformäns . und Lues ihre be- 
sondere Aufmerksamkeit zugewendet. haben. Dies war ja auch 


schon früher bekannt und vielfach studiert worden, so von Virchow, 


Billroth, Gies, Harttung, und inbesonders Virchows Verdienst 
ist es, die pathologisch-anatomischen Unterschiede beider Erkran- 


kungen — scharfrandige,. eckige Knorpeldefekte, weißliche, strahlige : 


Narben im Knorpel, Herde von gesundem Knorpel in einem binde- 


.gewebigen Maschenwerk bei der luetischen, Knorpelschwund, Ent- 


blößung des Knochens, Eburneation bei der deformierenden Arthritis 
— erkannt und hervorgehoben zu haben. Auch Harttung meint, 
daß es Fälle von Arthritis deformans gibt, welche ursprüng- 
lich von einer luetischen Erkrankung ihren. Ausgang genommen 
haben: „Dahin gehören wohl die .polyarthritischen Formen, die in 


‘den mittleren Jahren entstehen und als echte. Arthritis deformans - 


imponieren. Das sind meines Erachtens jene Fälle, in welchen die 
Lues zunächst nur den Anreiz | 
Entwicklung der konstitutionellen Erkrankung, an den anderen Ge- 
lenken zu Narbenprozessen und trophischen Störungen, die eigent- 


lich nicht mehr der Lues zugehören. Klinisch erscheinen sie als z 
‘echte Arthritis deformans und sind es doch: nicht in ihrer ersten 


Ätiologie“ (Harttung). Wie richtig diese Anschauung ist, beweist 
ein von H. Schlesinger geschilderter Fall von Gelenkslues, der 
unter dem Bilde einer Polyarthritis deformans verlief und der auch 
auf der Abteilung Ehrmann mit in Beobachtung stand. Vielleicht: 


leiten diese Fälle schon hinüber zu gewissen Formen der tabeti- 
schen Arthropathie, nicht zu jenen bekannten, ausgeprägten,. ex- 


zessiven Bildern der Arthropathia tabetica, sondern zu mehr rudi- 
mentären, milderen Formen, wie sie des öfteren, zuletzt von 


Lemmierre-Kindberg-Deschamps, Levin, Parounagian und’ 


Rulison u. a. beschrieben wurden und die sich wahrscheinlich auf 
dem Boden einer Gelenkssyphilis allmäblich entwickeln. Klinisch 


verlaufen diese Fälle zumeist unter dem Bilde einer Arthritis de- 
formans, und zwar vorwiegend einer Monarthritis deformans, . nur . 


ganz ausnahmsweise als deformierende Polyarthritis, gewöhnlich mit 


Erguß einhergehend, : mit geringen oder nicht allzu bedeutenden i 


Schmerzen und geringer Einschränkung der Beweglichkeit, oft deut- 


lich von periartikulären Veränderungen begleitet; ganz besonders 


sind gewisse torpide, jeder Therapie trotzende Fälle von Arthritis 


deformans verdächtig. Im Röntgenbilde finden wir nicht nur keine ` ~ 
regionäre Atrophie des Knochengewebes, sondern sogar Verdichtung, ' 
'amorphe Beschaffenheit des Gewebes, Neigung zu Hyperostose; hier 
‚überwiegen also nicht mehr die konsumptiven Veränderungen, 


sondern sie werden durch die appositionellen aufgewogen, oft sogar 
übertroffen. Als Paradigma derartiger Fälle sei folgender Fall. 
unserer Sammlung hier angeführt. | | | 


F. F., Arbeiter, erscheint am 22. Mai 1922 zur ambulatorischen 


Behandlung und gibt an, im Jahre 1906 ein Geschwür am. Glied, eine 
linksseitige Leistendrüsenschwellung und ein Exanthem aufgewiesen zu 


haben, weshalb er an .der Klinik Finger einige Schmierkuren ab- 


solvierte. In der Folgezeit traten dann keinerlei Erscheinungen mehr 


auf; die serologische ns vor 3 und 6 Jahren hatte ein nega- 
einerlei Behandlung mehr unterzog. 


tives Resultat, weshalb Pat. sich 
Nun zeigt sich, während bis dahin niemals Veränderungen am Be- 


linken Kniegelenks, verbunden mit einer ganz leichten Rötung der 
darüberliegenden Hautpartien; Fiebererscheinungen konnte Pat, nicht 


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gegeben hat, an einem Gelenk zùr. 


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während seiner Beschäftigung erlittenes Trauma eine Schwellung des 


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beobachten, auch die Schmerzhaftigkeit und die Einschränkung der 
Bewegungsmöglichkeit waren verhältnismäßig gering, erst in der letzten 
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ió Beschwerden etwas mehr zu, so daß Pat. gezwungen 


Status praesens: 38 jähriger, blasser, etwas schwächlieher, ab- 


semagerter Mann, der weder frische Erscheinungen noch Residuen 
\uetischer Manifestationen aufweist. Das linke Knie ist stark geschwollen, 


34 cm der gesunden seite, die Patella ballotiert, die Gelenkskapsel 
erscheint palpatorisch leicht verdickt, die das Gelenk bildenden Knochen. 
sind nur wenig druckempfindlich. Leichtes a err bei. den übrigens 
nicht sehr schmerzhaften Bewegungen. Die i ] 

ist kaum gerötet. Pupillen reagieren prompt, Patellar- und Achilles- 
sehnenreflexe sind deutlich auslösbar, Romberg negativ, Wa.R: (26. Mai 
1922) im Serum negativ, im Kniegelenkspunktat komplett 


(Abbildung 2. 


—— 


schnitt. gleichmäßi , von glatter 
Begrenzung, medial Abbröcke- 
lung und Abschrägung des Con- 
dylus internus der Tibia. Keine 
Atrophie,im Gegenteil Kalkver- 
dichtung der Spongiosa un | 
amorphe Bescha fenheit-. der- 
Spongiosastruktur (Abb. 2). 
Pat. erhält nun Jodnatrium 
(10,0:200,0 dreimal täglich einen 
EBßlöffel) und eine "komplette 
antiluetische Kur (20 intramus- 
kuläre Quecksilber- u. ZW. Di- 
phasolinjektionen, ‘sowie ins- 
gesamt 4,05 Neosalvarsan in- 
fravenös). Nach den ersten In- 
- jektionen trat nun auffallender- 
weise eine deutliche Verschlim- 
merung der Gelenkserschei- 
"nungen ein, dergestalt, daß 
nach der ersten Quecksilber- 
bzw. Neosalvarsaninjektion die 
Schwellung und die Schmerz- ' 
haftigkeit des erkrankten Ge- 
lenks zunahmen; gleichzeitig 
kam es auch Zu einem leichten 
=.  Ansteigen der Körpertempera- 
“tur. Diese Erscheinungen gingen 


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ln. s$ 
22 


| 
| 
| 
| 
| 


. 


schwächer in Erscheinung zu treten und schließlich nach der fünften 
Quecksilber- bzw. dritten Neosalvarsaninjektion ganz auszubleiben. 
Gleichzeitig. damit ; zeigte sich eine mehr und mehr fortschreitende 
Besserung, So daß dann gegen Ende der Kur .die Differenz beider Ge- 
lenke schließlich nur mehr 1 cm betrug (17. August 1922), das rechte 
Bein ist, wenn auch nicht vollständig, so doch wieder. ziemlich ge- 
brauchstähig geworden. DU” E E T 

Die Epikrise des vorstehend geschilderten Falles ergab also 


auch hier bei einem im mittleren Lebensalter stehenden Patienten, 


bei welchem die luische Infektion 17 Jahre zurücklag, das Auftreten 
einer Gelenksschwellung in einem Kniegelenk, u..zw. ohne daß 
irgendwelche ‚stürmischere Erscheinungen vorausgegangen waren. 
Die Schwellung, die einen ziemlich beträchtlichen Grad erreichte, 
erfolgte im "Anschluß an ein Trauma. ' 
Arthritis (Dupont) eine Iuetische Gelenkserkrankung provozieren 
können, ist ja bekannt und das Gleiche gilt wohl auch für die 
mechanischen Insulte, wobei‘ man sich vorstellen kann, daß der 
durch das Trauma resultierende Krankheitsherd als. Locus minoris 
resistentiae zum Ansiedlungsort für. die im Organismus vorhandenen 
Spirochäten wird. ‚Die Anamnese, noch mehr: aber die serologische 
Untersuchung des Gelenkspunktaies, deren Ergebnis namentlich in 
Hinblick auf die Untersuchungen Pochlmanns bemerkenswert ist, 
endlich auch die röntgenologische Untersuchung des erkrankten 
Gelenks vermochten die Ätiologie des Falles zu klären, obwohl 
gerade derartige Fälle gegenüber der echten Arthritis delormans 
oft in differentialdiagnostischer Hinsicht bedeutende Schwierigkeiten 
zu bieten vermögen. Das therapeutische Experiment. vermag in 
solchen Fällen oft nicht völlig aufklärend zu wirken, da gerade bei 
Gelenkserkrankungen dieser Gruppe vielfach Veränderungen vor- 


handen sind, die als solche nichts mehr mit der Lues zu tun haben, : 


kaum mehr rückbildungsfähig sind und darum auch auf die spezi- 
fische Behandlung nur bis zu einem gewissen Grade reagieren. Auf 
. eine andere Beobachtung, die in dem vorstehend geschilderten Falle 
augenfällig in Erscheinung trat, sei hier noch verwiesen. Nach 
den ersten :Quöcksilber- bzw. Neosalvarsaninjektionen kam es zu 


leichten Temperaturanstiegen, -die Gelenksschwellung nahm etwas 


zu und auch die Schmerzen war 
"azerbationen waren indes nach 24 Stunden wieder abgeklungen, um 


|. wahrscheinlich.“ 


| Daß die verschiedensten 
‚Noxen, z. B. eine anderweitige Infektion, wie etwa eine dysenterische 


26. Oktober 


en etwas intensiver. Diese Ex- 


jedoch bei den folgenden Injektionen wiederum, allerdings in immer 
schwächerem Ausmaße in Erscheinung zu treten und schließlich 
ganz ‘auszubleiben. Diese Erscheinungen, auf die manchmal ver- 
wiesen wurde (Finger, Harttung, Wysockiu. a.), sind ein Ana- 
Jogon zu ‘jener uns heute schon SO geläufigen Reaktion, die nach 
Injektionen von spezifischen, aber auch unspezifischen Mitteln an 
Juetischen Manifestationen als quaddelförmiges Anschwellen und 
akute. Rötung einige Stunden nach erfolgter Injektion beobachtet 
werden kann und. die als J arisch- Herxheimersche Reaktion wohl 
allgemein bekannt ist. Was das Wesen dieser Reaktion betrifft, so 
sind darüber die verschiedensten Ansichten verbreitet. Während. 
Ehrlich sie darauf zurückführt, daß durch das Salvarsan die Spiro- 


 chäten in den sypbilitischen Herden-in eine Art Reizzustand versetzt 


werden, vertritt eine große Gruppe von Autoren die Ansicht, daß die 
Reaktion auf den sogenannten Endotoxinsturm zurückzuführen sei, dab 
nämlich durch Abtötung der Spirochäten Endotoxin frei wird und 
Entzündungserscheinungen auslöst. Wieder andere Autoren nehmen 
neben dem Endotoxinstüurm auch noch eine direktetoxische Wirkung 
des verwendeten Präparates auf das Gewebe an, Matzenauer und 
Hesse erklären lediglich eine gefäßwandschädigende Wirkung der 
Antisyphilitika als Ursache der Reaktion, weil sie auch bei nicht- 
luetischen Dermatosen, bei welchen von einem Endotoxin keine 
Rede sein kann, eine solche Reaktion auslösen konnten. Oppen- 
heim sieht in ihr den „Ausdruck einer Heilentzündung, die aller- 
dings bei Syphilis am regelmäßigsten und stärksten anzutreffen ist, 
weil bei dieser Erkrankung das Arzneimittel vom erkrankten Ge-- 
webe reichlicher aufgenommen “und: gespeichert wird.“ Diese 
Speicherung hatte. Finger schon 1912 vermutungsweise ange- 
nommen —, „daß dabei auch Endotoxine ‚eine Rolle spielen, ist 
Böhme endlich hat zuletzt die Jarisch-Herx- 
heimersche Reaktion als eine Erscheinung erklärt, „welche an die 
nervösen Elemente der Gefäße, an die Vasomotoren gebunden ist“. 


Zusammenfassend läßt sich also über die Fälle dieser dritten 
Gruppe sagen, dab sie bereits zu jenen Bildern hinüberleiten, wie 


wir sie in oxzessiven Formen bei der Tabes so oft finden; hier 
aber. fehlen einerseits die Zeichen einer Tabes,. es fehlen aber auch 


anderseits die hochgradigen grotesken Veränderungen der Gelenke, 


nach 24'Stunden wieder zurück, um bei den folgenden Injektionen immer |. welche die tabischen. Arthropathien charakterisieren. 


Die Diagnose 
wird vor allem mit Schwierigkeiten in der Abgrenzung gegenüber 
der Arthritis deformans zu kämpfen haben, in. vielen Fällen wird 
eine solche sogar nicht. möglich sein. Anamnese, serologische 
‚Untersuchung, namentlich des Gelenkspunktates und das Röntgenbild, 
welches insbesondere Fehlen der regionären Knochenatropbie, da 
neben aber auch Verdichtungen, amorphe Beschaffenheit des Ge- 
webes, Neigung zu Hyperostosenbildung aufweist, wird die Dia- 
gnosenstellung die Klarlegung der Ätiologie des einzelnen Falles 
erleichtern können. = AT 7 | 
T Im Vorstehenden haben wir den Versuch unternomm a jene 
Gelenksaffektionen, welche intraartikulär an der ‘Synovia beginnen 
und eventuell, erst später Knorpel und Knochen in Mitleidenschaft 
'jiehen, zu ordnen und in einzelne Gruppen. einzuteilen. Dieser 
unser. Versuch wäre unvollständig, wenn wir nicht jener Formen 
von Gelenkslues gedenken wollten, die mit schweren Erscheinungen 
an den Knochen beginnen und vòn dort aus in das Gelenk durch- 
brechen. Wir bezeichnen aber diese Formen nicht als primäre 
syphilitische Gelenksaffektionen, weil sie im Knochen entstehen UN 
nicht nur auf das Gelenk, sondern. auch auf die Diaphyse über- 
greifen,. also bereits dem Gebiete der syphilitischen Ostitis ID 
Osteomyelitis angehören. | | 5 4 


Literatur. Bezüglich umfassender Zusammenstellungen der Lite- 
ratur sei auf die Arbeiten von Finger. Harttung, Jastrebow, Ickelheimer 
Lang und Ullmann, Lewin, Mracek, Weil, Wysocki verwiesen. — 
 Axhausen, Fortschr.. d. Med. 1922, S.14L — Bering, D. m.W. 1912, Nr. — 

Böhme, Arch. £ Derm. u. Syph. Bd. 146, S. 69. — Bonnet, Ref. Zbl. £ Haat ' 
Geschlechtskrh. Bd. 3, 8.244. — Broca, Presse méd. 1921, S. 873. — Brouardel, 
Giroux und Lory, Ref. Zbl f. Haut- u. Geschlechtskrh. Bd. 8, S. 881. — Brünsuef 
W.kLW. 1916, Nr. 5. — Dorselbe, Klin.Wschr. 1923, S. 1637. — Derselbe, Arch 
f. Derm. u. Syph. Bd. 146, S. 136. — Candela, Ref. fi. Haut- u. Goschlechtskrh- 
34.7. S. 62 — Cattaneo, Ref. Ebenda, Bd. 5, S. 503. — Domini, Bet Al 
f. Haut- u. Geschlechtskrh. Bd. 8, S. 60. — Dominici, Ref. Ztschr. f. orth. ChY 
Ba. 18, S. 270. — Dufour, Duchon et Durand, Bull.et mém. de la £00- méd. 
des höp. de Paris Bd. 89. S. 732. — Dufour und Geismar, Ref. Zbl. Í Haute I. 
Geschlechtskrh. Bd. 7, S. 410. — Dufour und Ravina, Ref. Hbenda Bd. 3, 8247 
Dupont, Ref. Ebenda, Ba. 3, S. 74. — Bisler, Med. Klin. 1924, Nr, 17. — Folsı 
Wiener med. Presse1904, Nr.49.— Finger, E. W. m.W.1884, Nr. 28 und Fortsetzung? 
Finger, Arch. f. Derm. u. Syph. Bd.118, 8.285. — Gaston, Bull.de Ja soc. frang de 
derm. et de syph. Bd. 30, 8.3. — Ders olte, Paris méd. 1928, 8.200. — Hagi san 

und Bernard, Ref. Zbl. f. Haut- u. Geschlechtskrh. Ba. 9; S. 288. — Harttunf! 


BEN SI VA row 


ER a AA NR 


3 


96. Oktober 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


. M.EI. 1909, Nr. 27. — Derselbe, Allg. Med. Zentral-Ztg. 1909, S. 7. — Derselbe, 


Syphilis der Gelenke im Handbuch der Gescblechtskrankheiten von Finger, Jadassohn, 
Ehrmann, Groß. Bd.3, 1, S.706. — Hughes, E. C., Ref. Zschr. f. orth. Chir. Bd. 82, 
8.651.— Ickelheimer. Über die Syphilis der Gelenke, Inaug.-Diss. München, 1917. — 
Jastrebow, Westnik 189, f. a Harttung sowie Lang und Ullmann. — 
Jones, Brit. med. Journ. 1914, July 118. — Lang und Ullmann, Lubarsch-Oster- 
tag, Ergeb. III, 1896, S. 304. — Lechelle, Ref. Zbl. f. Haut- u. Geschlechtskrh. 
Bd. 6, S. 376. — Lemierre, Kindberg und Deschamps, Ref., Ebenda, Bd. 3, 
S. 486. — Levin, Arch. of deim. and syph. Bd.3, S.465. — Lewin, Charité-Ann., 


4 Jahrg. — Montpellier und Lacroix, Ref. Zbl. f. Haut- u. Geschlechtskrh,, 


Bà. 7, S. 410. — Mracek, Wiener med. Presse 1882. — Oppenheim, W.kl.W, 
1921, Nr. 23. — Parounagian und Rulison, Arch. of derm. and syph. Bd. 4. 


S. 261. — Pirilä, Ref. Zbl..f. Haut- u. Geschlechtskr. Bd. 9, S. 58, — Plate, 
M.m.W. 1914, S. 787. — Poehlmann, D, Zschr. f. Chir. Bd. 182, S. 161. — Pollak, 
M.m.W. 1911, Nr. 48.. — Reschke. Arch. f. klin. Chir. Bd.'111, S. 527. — Rosenow, 
Zschr. f. ärztl. Fortbildg, 1921, S. 396. — Salamone, Ref. Zschr. if. orth. Chir. 
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Inaug.-Diss. Straßburg 1876: — Weljaminow, Ref. Zbl, 
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Arch, f: Derm. u. Syph. Bd. 107, S. 805. Ä l u 


Abhandlungen. 


Zur Physiologie und Pathologie des Knochen- 
wachstums.*) | Ä 


Von Dr. Hugo Maaß, 
Facharzt für Chirurgie und Orthopädie in Berlin. 


Der Knochen wächst durch Zweierlei. Er wächst einmal 
durch die vegetative Wachstumsenergie seiner Knochenmatrix, 


‚welche an den periostalen und enchondralen Wachstumszonen das für 


den Knochenaulbau erforderliche Knochengewebe proliferiert bzw. 
von den Markräumen her das entbehrlich gewordene wieder zur 
Resorption bringt; und er wächst zugleich durch den Knochen- 
aufbau (bzw. -abbau) selbst, welcher durch das räumliche Fort- 


schreiten der Appositions- und Resorptionsprozesse in ihrer physio- 
logischen Wachstumsrichtung bewirkt wird, und der im Gegensatz 


zu den vegetativen Prozessen der Apposition und Resorption die 
mechanische Arbeitsleistung des wachenden Knochens darstellt. 
Während die vegetativen Wachstumsvorgänge der Apposition 
und Resorption in den Lehr- und Handbüchern der Anatomie und 
Entwicklungsgeschichte sehr eingehend und bis in ihre feinsten 
histologischen Details dargestellt sind, findet sich über die mecha- 
nische Arbeitsleistung des wachsenden Knochens in diesen Dar- 
stellungen — ja in der gesamten medizinischen Literatur — ver- 
hältnismäßig wenig, so gut wie nichts; .und doch ist diese mecha- 
nische Arbeitsleistung, wie ich im Folgenden kurz zeigen möchte, 
ebenso für die Physiologie wie für die Pathologie des Knochen- 
wachstums ein Faktor von nicht minder großer Bedeutung als das 
vegetative Knochenwachstum. 
. .. Wollen wir uns von der mechanischen Arbeitsleistung des 
wachsenden Knochens ein zutreffendes Bild machen, so können wir 
das naturgemäß nur da, wo der Knochenaufbau — insonderheit der, 
Aufbau der spongiösen Knochenarchitektur — statthat, an den 


‚enchondralen Wachstumszonen; denn an den periostalen Wachs- 


tumszonen ist von einem eigentlichen Knochenaufbau kaum nennens- 
wert die Rede; hier wächst der Knochen in der Haupisache vege- 
tativ, indem die- vegetative Wachstumsenergie des Periosts‘ eine 
kompakte Knochenlage an die andere fügt und nur die für den 
En der Gefäße und Nerven erforderlichen Lücken und Kanäle 
eiläßt. | 

Auch an den enchondralen Wachstumszonen wächst der 

Knochen zunächst vegetativ, aber das an den Knorpelknochen- 


_ grenzen proliferierte Knochengewebe wird hier nicht in kompakten 


Lagen apponiert, sondern wird durch die mechanische Arbeits- 


leistung der enchondralen Wachstumszonen zum spongiösen Knochen- 
aufbau verwandt, wodurch das, was uns in der Hauptsache als 


„Wachstum“ imponiert — die Größenzunahme und Gestaliverän- 
derung des wachsenden Knochens — ungleich schneller und aus- 
giebiger bewirkt wird als durch die kompakte Apposition des Perlosis. 
Die mechanische Arbeitsleistung der enchondralen Wachstums- 
zonen wird in erster Linie von den Markzellen bestritten. Sie sind 
gewissermaßen die Bohrmaschinen des wachsenden Knochens, die 
— durchaus vergleichbar den Bohrmaschinen bei unseren Tunnel- 
bauten — den gewucherten und verkalkten Wachstumsküorpel an- 
bohren und ihn durch den Vorgang der Markraumbildung in den 
verschiedensten Richtungen tunnellieren, und erst hierdurch den 
eigentlichen Bauarbeitern des wachsenden Knochens, den Osteo- 
blasten und anderen Formelementen die Möglichkeit geben, die 
einzelnen Tunnellierungen der Wachstumsknorpel mit jungem 
Knochengewebe auszumauern, und hiermit an Stelle der zugrunde- 
E enden Knorpelwucherung das spongiöse Knochengerüst erstehen 
zu lassen. 
„Mit dieser mechanischen Arbeitsleistung des spongiösen 


Knochenaufbaues gehen natürlich die vegetativen Prozesse der 


*) Vortrag in der Berliner medizinischen Gesellschaft am 
18, Juni 1924. f 


. in dem kritischen Augenblick, in dem durch die Markraumbildung 


Markzellenwucherung, der Gefäßsprossung, der Proliferation von 


Knochengewebe usw. Hand in Hand. Aber das für den spongiösen 
Knochenaufbau Entscheidende liegt nicht so sehr in diesen vege- 
tativen Vorgängen an sich, nicht in dem quantitativen Ablauf. der- 
selben, sondern weit mehr noch in der Geschwindigkeit und Rich- 
tung ihres räumlichen Vordringens; denn von der Geschwindigkeit 
dieser Bewegungsvorgänge steht die Schnelligkeit des spongiösen 
Wachstums, von ihrer Richtung Struktur und Gestalt der spongiös 
wachsenden Teile in unmittelbarster Abhängigkeit. 

Das spongiöse Knochenwachstum ist also in weit höherem 


"Maße mechanischer als vegetativer Wachstumseffekt; das werden. 


wir uns unbedingt vor Augen halten müssen, wenn wir in die 


Physiologie und Pathologie des Knochenwachstums einen klaren Ein- 


0 


blick. gewinnen wollen. Ä Ä 

Der Wachstumsknorpel verhält sich bei der mechanischen 
Arbeitsleistung des spongiösen Knochenaufbaues keineswegs passiv. 
Er ist zwar kein Proliferationsorgan von Knochengewebe — dieses 
wird ausschließlich von der osteogenen Zone des Knochens selbst, 
den ursprünglichen Abkömmlingen des Perichondriums geliefert —, 
aber er erfüllt andere für den spongiösen Knochenaufbau bedeut- 
same Funktionen. 
tum sowie durch die Bildung der Knorpelzellensäulen Geschwindig- 
keit und Richtung der unaufhaltsam vordringenden Markraum- 


bildung; denn die Markraumbildung kann in dem Wachstumsknorpel 
natürlich nicht schneller vordringen, als der Knorpel selbst wächst; 


und die longitudinal gerichteten Knorpelzellensäulen bilden in dem 
verkalkten Knorpel leicht aufschließbare Gänge, die dem Vordringen 


der Markraumbildung den verhältnismäßig geringsten Widerstand 


enigegensetzen. 


Es bildet mithin der wuchernde und verkalkende Wachstums- 


knorpel den hauptsächlichen Regulator für die Geschwindigkeit und 


Richtung des spongiösen Wachstums. Zugleich aber erfüllt er un- - 
zweifelhaft auch eine andere bedeutsame Funktion, ohne welche. 


die mechanische Arbeitsleistung des spongiösen Knochenaufbaues 


gar nicht denkbar wäre: er bietet dem in der Bildung begriffenen 


‚anfänglich noch weichen spongiösen Knochengerüst so lange einen 


festen und sicheren Halt, bis dasselbe durch die. Kalkaufnahme 


seine physiologische Druck- und Zugfestigkeit erlangt hat. 
Wir können Sinn und Zweck des enchondralen Wachstums 


‘überhaupt nur verstehen, wenn wir uns gegenwärtig halten, daß 


alles Knochengewebe — wie wir durch Pommer!) wissen — in 
ursprünglich kalklosem Zustande abgelagert wird, und daß der 
spongiöse Knochenaufbau aus diesen osteoiden Geweben an der 
freien Oberfläche des Knochens eine mechanische Unmöglichkeit 
wäre; denn die osteoiden Bälkchen und Strebpfeiler würden nicht 


nur jeden inneren Halts entbehren, sondern müßten auch dem auf 
ihnen lastenden physiologischen Wachstumsdruck — den in jedem : 


wachsenden Organismus die einzelnen Teile gegeneinander aus- 
üben — sofort nachgeben. Und gerade auf den spongiösen Wachs- 
tumszonen lastet infolge ihrer schnellen räumlichen Ausdehnung 
ein verhältnismäßig sehr. hoher physiologischer Wachstumsdruck! 

. Diese Vorgänge des enchondralen Knochenaufbaues müssen 


wir mehr mit dem Auge des Architekten betrachten, um sie in 


ihrer Wesenheit zu erfassen, um: zu verstehen, daß es zu dem 


Aufbau der spongiösen Knochenarchitektur aus dem kalklosen 


osteoiden Gewebe durchaus umfangreicher und ausgiebiger Ab- 
steifungen bedarf, die erst dann wieder entbehrlich werden, wenn 
das weiche osteoide Gewebe zu, festem kalkhaltigen Knochen er- 


starrt. Diese Absteifungen bildet. der wuchernde Wachstumsknorpel . 


und durch seine Verkalkung gibt er zugleich dem in ihm und 
unter seinem Schutz’ entstehenden Knochengerüst die Möglichkeit, 


1) Pommet, Osteomalazie und Rachitis. Leipzig 1885. 


1493 


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1494 


die Knorpelverkalkung zur Lösung kommt und die Knorpelwuche- 


RDIZINISCHE KLINIK — Nr. t E 26. Oktober 


nicht im vegetativen Knochenwachstum, sondern in der mechanischen 
Arbeitsleistung des’ wachsenden Knochens finden; denn hier wird — 
solange die Knochenmatrix selbst intakt ist — tatsächlich nichts 
mehr und nichts weniger proliferiert bzw. resorbiert als in der Norm. 

Auch die Auftreibungen der Diaphysenenden bei den chondro- 
dystrophischen Zwergen sind keine vegetativen Störungen des 
Knochenwachstums, keine pathologischen Neubildungen von Knochen- 
gewebe, sondern sind’ physiologische Gewebsmengen, deren An- 
häufung an den Knorpelknochengrenzen sich lediglich aus dem 
Stillstand des Knorpelwachstums und dem dadurch bedingten Still- 
stand des enchondralen Knochenaufbaues erklärt. Die Situation ist 
etwa die gleiche wie auf einem Bauplatz, auf dem andauernd Steine 
angefahren und aufgestapelt werden, der Bau selbst aber aus irgend 
welchen Gründen nicht ‚in Angriff genommen werden kann. 

Und auch das exzessive Diekenwachstum der Röhrenknochen 
ist keine pathologisch gesteigerte Apposition des Periosts, sondern er- 
klärt sich ebenfalls sehr einfach ausrein mechanischen Gesichtspunkten, 
weil mit dem Ausfall des spongiösen Knochenaufbaues und dem da- 
durch verminderten Längenwachstum der Röhrenknochen auch der 
Periostschlauch sehr schnell seiner physiologischen Längsspannung 
verlustig geht (etwa wie ein in die Länge gezogenes Gummidrain 
beim Nachlassen der Längsspannung), und weil infolge dessen die 
schichtweise abgelagerten Rindenlamellen — gerade weil die peri- 
ostale Apposition in durchaus physiologischer Menge fortschreitet — 
im Maße ihres verminderten Längenwachstums entsprechend an Um- 
fang zunehmen müssen. Das können wir an jedem Röhrenknochen 
beobachten, sobald sein Längenwachstum eine nennenswerte Ein- 
buße erfährt, so auch am rachitischen Röhrenknochen, woraul ich 
später noch zurückkommen werde, und ebenso an Röhrenknochen, 
deren Längenwachstum experimentell gehemmt wird, wie ich in 
meiner Arbeit „Über die mechanischen Störungen des Knochen- 
wachstums“ schon vor langen Jahren gezeigt habe #), 

Der chondrodystrophische Zwergwuchs führt uns also den Aus- 
fall der mechanischen Arbeitsleistung des wachsenden Knochens und 
seine Folgezustände für das enchondrale und periostale Wachstum 
besonders instruktiv vor Augen und zeigt uns sehr prägnant und ' 
"sinnfällig, ein wie bedeutsamer Faktor die "mechanische Arbeits- 
leistung des wachsenden Knochens für das normale Längenwachstum 
des Skeletts ist, bzw. wie wenig das rein vegetative. Knochen- 
wachstum hierfür zu leisten vermag! l | 

Wegen der Auftreibungen der Diaphysenenden und der Dicken- 
zunahme der Röhrenknochen ist die tötale Chondrodystrophie viel- 
fach mit fötaler Rachitis zusammengeworfen worden. Aber bei der 
Chondrodystrophie findet die Kalkaufnahme prompt statt und ist 
von pathologischer Knochenweichheit keine Rede. Diese Knochen 
werden im Gegenteil exzessiv hart und sklerotisch, weil an Stelle der 
spongiösen Diaphysenenden hier mehr weniger kompakte Knochen 
massen verkalken, und diese Massen schließlich die ganze Mark- 
höhle ausfüllen. Es entsteht ein Knochen, der etwa dem von 
Albers-Schönb erg?) beschriebenen „Marmorknochen” gleicht, 
und ich möchte glauben, daß auch diese Marmorknochen sowie 
manche unklaren Fälle von „diffuser Osteosklerose“ letzten Endes 
nichts anderes sind, als Knochen, deren Proliferationszonen zwar IN 
Tätigkeit geblieben sind, deren mechanische Arbeitsleistung aber 
aus irgendwelchem Grunde zu vorzeitigem Stillstand gekommen ist, 

Was wir bei der fötalen Chondrodystropbie und verwandten 
Skeletterkrankungen (Chondrodystropbia thyreopriva, Myzödem u. 8) 
im Großen sehen — den Ausfall der mechanischen Arbeits- 
leistung des enchondralen Knochenaufbaues — das wiederholt sieh 
im Kleinen bei den örtlichen Verletzungen und Erkrankungen ef 
Wachstumsknorpel, tritt hier aber nicht so rein in Erscheinung, 
weil bei den engen anatomischen Beziehungen von Knorpel w 
Knochen derartige örtliche Verletzungen oder Erkrankungen der 
Wachstumsknorpel meist mit gleichzeitigen Verletzungen bzw. 
krankung des Knochens selbst verbunden sind, so daß hier anoh 
vegetative Störungen seitens der Knochenmatrix das anatomisch 
und klinische) Bild mehr weniger komplizieren. 

Yon den mechanisch bedingten Wachstumsfehler) 
möchte ich hier nur diejenigen herausgreifen, die wir im Gefolge 
der aufrechten Körperhaltung in Erscheinung treten sehen, 
sog. „Belastungsdel ormitäten“ — die Rückgratverkrümmung 
das X-Bein, den Plattfuß üsw. — weil ‚sie wegen ihrer Häufig 
und praktischen ' Wichtigkeit Interesse beanspruchen, titten ist 


rung zugrunde geht, äußerst schnell — fast momentan — ZU 
physiologisch druck- und. zugfestem Knochen zu erstatten. 

Erst mit der Kalkaufnahme ist das Gelingen des spongiösen 
Knochenauibaues gesichert, werden die Knorpelabsteifungen ent-. 
behrlich und kann die mechanische Arbeitsleistung des enchon- 
dralen Knochenaufbaues in der nächsten Ossifikationszone des in- 
zwischen weiter gewucherten und verkalkten Knorpels ihren Fort- 


nische Arbeitsleistun des spongiösen Knochenaufbaues sehr bedeutsamen 
Faktor darstellt, und wenn an einzelnen Skeletteilen, Z. B. den flachen 


‘des Knorpels geschieht, so dürfen wir nicht ‘übersehen, daß auch hier 
die Bildung der Diploe nicht im weichen Bindegewebe der Nahtlinien 
vor sich geht, sondern erst, nachdem dieses durch präparatorische 
Kalkaufnahme ausgiebig sklerosiert ist, womit für die mechanische 
Arbeitsleistung des spongiösen Knochenaufbaues hier die gleichen 
mechanischen Voraussetzungen erfüllt. sind, wie an den knorpelig prä- 
{ormierten Skeletteilen. Ä 

Ich hoffe, die vorstehenden Darlegungen zeigen zur Genüge, 
daß Knochenwachstum und Knochenaufbau sehr zweierlei sind. 
Der Knochen wächst an allen seinen Wachstumszonen durch die 
vegetative Arbeitsleistung seiner Knochenmatrix; aber er baut auf 
nur an den enchondralen Wachstumszonen durch die mechanische 
Arbeitsleistung der Markzellen, "Osteoblasten USW., eine Arbeits- 
leistung, für deren Gelingen ebensowohl der physiologische Ablauf 
des Knorpelwachstums, wie der normale zeitliche Ablauf der physio- 


logischen Knochenverkalkung integrierendo Faktoren sind. 
* f * o o’ 


Ich glaube, auch für die Pathologie des Knochenwachs- 
tums, insonderheit des enchondralen Wachstums ist es von Wichtig- 
keit, zwischen der vegetativen und mechanischen Arbeitsleistung 
des wachsenden Knochens, bzw. zwischen Störungen desKnochen- 
wachtums und Störungen des Knochenaufbaues schärler zu 
unterscheiden, als wir das bislang getan haben. | 

Gerade die häufigsten und praktisch wichtigsten enchondralen 
Wachstumsstörungen finden ihre Angrifispunkte nicht in der vege- 
tativen, sondern in der mechanischen Arbeitsleistung des wachsenden 
Knochens, sind also keine eigentlichen Störungen des Knochen- 
wachstums, sondern Störungen des Knochenaufbaues, die die Pro- 
liferations- bzw. Resorptionslähigkeit der Knochenmatrix entweder 
gar nicht oder doch nur sekundär in Mitleidenschaft ziehen. 


Verletzungen und Erkrankungen der Wachstumsknorpel, und gilt 
ausnahmslos von allen mechanisch bedingten Wachstumsfehlern und 
t — wie ich bereits früher an dieser Stelle?) darzulegen bemüht 
war — gleicherweise von der racbitischen Wachstumsstörung. Ich bin 
überzeugt, daß nicht nur die Pathogenese, sondern ebenso die ana- 
tomischen (und klinischen) Bilder dieser Wachstumsstörungen. durch 
eine strenge Trennung der vegetativen und mechanischen Arbeits- 
leistung des wachsenden Knochens ganz wesentlich an Klarheit ge- 
winnen dürften. j 
Von den Verletzungen bzw. Erkrankungen der Wachs- 
tumsknorpel interessieren uns in erster Linie diejenigen, bei denen 
das Knorpelwachstum zu einem vorzeitigen Stillstand kommt, die 
Knochenmatrix selbst aber nicht mitverletzt bzw. miterkrankt ist. 
Denn der vorzeitige Stillstand des Knorpelwachstums muß notge- 
dringen auch die mechanische Arbeitsleistung des enchondralen 
Knochenaufbaues vorzeitig zum Stillstand bringen, während — bei 
intakter Knochenmatrix — das vegetative Knochenwachstum an den 
Knorpelknochengrenzen keineswegs zum Stillstand zu kommen braucht, 
quantitativ vielmehr seinen durchaus physiologischen Ablauf nehmen 
kann und nehmen muß. ae l 
Ein besonders eklatantes Beispiel scheint mir der chondro- 
d strophische Zwergwuchs; insonderheit die von Kaufmann’) 
beschriebene „hyperplastische” Form desselben, bei der nicht nur 
die Diaphysenenden der zu kurzen Röhrenknochen durch anscheinend 
überreichliche Anbäufung von Knochengewebe  keulenförmig auf- 
etrieben sind, sondern auch das periostale Dickenwachstum eX- 
i igert erscheint. s 
Re Be elaube, daß wir gerade am wachsenden Skelett mit der 


anatomischen Diagnose der Knochenhyperplasie oder Hypertrophie 


lasie oder Atro hie äußerst vorsichtig sein müssen, | ; : ] A 
a P rlenigen Wachstumsstörungen, die ihre Angriffspunkte ihre Pathogenese unzweifelhaft noch am meisten " 


—  } Bd. 163. 
2) Maab, M.KI. 1922, Nr. s. 5) Alb ers-Schönberg, Fortschr. Röntstr. Bd. 14. 


8) Kaufmann, Beitr. z. path- Anat. u. allg. Path. Bd. 18. 


/ 


26. Oktober 


Die aufrechte Körperhaltung ist.für das vegetative Knochen- 
wachstum völlig irrelevant; denn eine an sich intakte Knochen- 
. matrix wird in der aufrechten Haltung nicht weniger und nicht 

mehr Knochengewebe proliferieren bzw. resorbieren als in der 
. Horizontallage. Aber für die mechanische Arbeitsleistung des 


wachsenden Rnochens bedeutet die aufrechte Haltung unzweifelhaft 
‘ ein beträchtliches Plus ’an Arbeit, wenigstens für diejenigen enchon- 


dralen Wachstumszonen, die in der aufrechten Haltung die Körper- 
last zu tragen haben. | 
Aus den einfachsten mechanischen und dynamischen. Ge- 
sichtspunkten erscheint es undenkbar, daß die Bewegungsvorgänge 
dieser Wachstumszonen, ‚das räumliche Vordringen der Markraum- 


- bildung, die Knorpeltunnelierungen usw. in, der aufrechten Haltung. 


mit gleicher Geschwindigkeit vor sich gehen können als in der 
‘ Horizontallage; so wenig es denkbar erscheint, daß ein Schiff sich 
gegen den Strom gleich schnell fortbewegt als mit demselben, oder 
daB bei unseren Tunnelbauten die Bohrmaschinen in hartem Ge- 
stein mit gleicher Geschwindigkeit arbeiten als in weichem. 
Ä Die alte klinische Erfahrung, daß Kinder durch ein langes 
- Krankenlager in ihrem Längenwachstum gefördert werden, dürfte 
hiermit in Zusammenhang stehen, und vielleicht scheint es nicht 
zu viel gesagt, daß wir alle ein gutes Stück größer wären, wenn 
wir die wichtigsten Wachstumsjahre dauernd im Bett verbracht 
hätten! Ä 
Wir können das freilich nicht kontrollieren, weil es uns an 
Vergleichsobjekten fehlt. Aber wir erhalten solche Vergleichs- 
objekte und können den die Wachstumsgeschwindigkeit hemmenden 


Einfluß des Belastungsdruckes sehr wohl kontrollieren, sobald der- | 


selbe sich auf die betreffenden enchondralen Wachstumszonen nicht 
mehr gleichmäßig, sondern äsymmetrisch verteilt, wie das in den 
Ermüdungshaltungen der Fall ist, wenn an Stelle der ermüdeten 
Muskulatur zur aufrechten Haltung an den einzelnen Artikulationen 
‘ der Wirbelsäule bzw. unteren Extremität die knöchernen Hem- 
mungen und Bandspanuungen in Anspruch genommen werden, wie 
beispielsweise in der kyphotischen bzw. skoliotischen Ermüdungs- 
haltung unserer Schulkinder. . | | | 

An jedem skoliotischen Wirbel können wir uns leicht über- 
zeugen, daß das spongiöse Höhenwachstum des Wirbelkörpers auf 
seiner stärker belasteten Seite nur noch langsamer von statten geht 


als an seiner weniger belasteten Seite; aber wir können mit gleicher 
Leichtigkeit feststellen, daß diese Wachstumsasymmetrie keineswegs 


vegetativ bedingt ist; denn im Maße als der. Wirbelkörper auf 
seiner stärker belasteten Seite niedriger bleibt, verdichtet sich hier 
seine spongiöse Struktur zu kompakterem Gelüge und wächst er 
te verlangsamien Höhenwachstum entsprechend stärker in die 
reite. ; 3 
:ı Das sind keine vegetativen Störungen des Knochenwachstums, 
keine „vitalen Reaktionen des wachsenden Knochens auf veränderte 
statische Inanspruchnahme“; — denn hier wird nichts. weniger und 
nichts mehr proliferiert bzw. resorbiert als in der Norm —, sondern 
das sind rein mechanisch bzw. dynamisch bedingte Störungen 
der Wachstumsgeschwindigkeit bzw. Wachstumsrichtung, aus denen 
sich alle weiteren Veränderungen der skoliotischen Wirbelsäule und 
des skoliotischen Thorax nach der gleichen mechanischen bzw. 
ynamischen Gesetzmäßigkeit. ohne weiteres herleiten lassen. Ich 
kann diesbezüglich auf meine frühere ausführliche Arbeit: „Über die 
mechanisch bedingten Wachstumsfehler‘ 6) verweisen. - 

‚, Ein zweiter Gefahrenpunkt der aufrechten Körperhaltung für 
die mechanische Arbeitsleistung des enchondralen Wachstums liegt 
im proximalen Tibiaende, in welchem wegen. seiner hohen Wachs- 
| tumsenergie die den Knochenaufbau vollziehenden Bewegungsvor- 
gange In besonders vehementem Tempo ablaufen, und welches des- 
halb auf einen asymmetrischen Belastungsdruck ganz besonders 
schnell und empfindlich reagiert. Ee Bu 

„ Das Kniegelenk wird in der Ermüdungshaltung durch die 
Körperlast in extreme Valgusstellung gedrängt, so daß die volle 

Orperschwere auf dem lateralen. Gelenkteil der Tibia lastet, das 
sponziöse Längenwachstum des Knochens hier also unter ge- 
steigerte Druckspannung, auf seiner medialen Seite hingegen unter 
verminderte Druckspannung bzw. gesteigerte Zugspannung gerät. 

Sie sehen hier (Abb. 1, 2) das Wachstum einer solchen Tibia 

valga im Vergleich zu dem physiologischen Wachstum des proxi- 
malen Tibiaendes schematisch dargestellt; und Sie erkennen auf 
den ersten Blick, daß die pathologischen Druck- und. Zugspannungen 
(Pfeile D und Z) nicht an den. Epiphysen ihre Angriffspunkte 


%) Maaß, Arch. £ klin. Chir. Bd. 129. 


| © 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.43. RS 
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1495 


finden [wie das noch Hüter?) und v. Volkmann®) annahmen], 
sondern im enchondralen Wachstum des Diaphysenendes, da, wo 
die schnell ablaufenden Bewegungsvorgänge der Einwirkung patho- 
logischer Druck- und Zugspannungen die allergünstigsten Angriffs- 
punkte bieten; und Sie erkennen ohne weiteres, daß die veränderte 
Wachstumsrichtung des Diaphysenendes lediglich aus 'der rein 
mechanischen bzw. dynamischen Beeinträchtigung dieser Bewegungs- 


vorgänge zu erklären ist; denn sie ist offenbar &ar nichts anderes, 


als die Resultante aus der physiologischen Wachstumsrichtung einer- 
seits, der Wirkungsrichtung der pathologischen Druck- und Zug- 
spannungen andererseits, wie dies nach dem Gesetz vom Parallelo- 
gramm der Kräfte ja auch gar nicht anders zu erwarten ist. Und 
Sie erkennen zugleich, daß durch diese veränderte Wachstums- 


richtung des Diaphysenendes die Epiphyse mit ihrer Artikulations- 
fläche erst sekundär im Sinne der Valgusstellung verlagert wird. 


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Abbildung 1. Abbildung 2. 

-Den -dritten Gefahrenpunkt für die aufrechte Körperhaltung 
bietet das spongiöse Höhenwachstum von Talus und Kalkaneus an 
den enchondralen Wachstumszonen des oberen und unteren Sprung- 
gelenks, welches in der Ermüdungshaltung durch die Körperlast 
ebenfalls in Valgusstellung gedrängt wird, wodurch-— ganz ähnlich 
wie an den skoliotischen Wirbeln — ein asymmetrisches Höhen- 


'wachstum von Talus und Kalkaneus ausgelöst und damit die Ent- | 


stehung und Entwicklung des Pes valgus eingeleitet wird. | 

Ein vierter Gefahrenpunkt liegt in der Epiphysenfuge des 
Schenkelhalses. Aber im Vergleich zu dem spongiösen Höhenwachs- 
tum ‘der Wirbelkörper, dem spongiösen Längenwachstum der Tibia 
und dem spongiösen Höhenwachstum von Talus und Kalkaneus ist die 
mechanische Arbeitsleistung der Schenkelhalsepiphyse von der auf- 
rechten Körperhaltung verhältnismäßig weniger bedroht, aus dem sehr 
einfachen Grunde, weil die -Epiphysenfuge des Schenkelhalses in der 
aufrechten Haltung nicht wie die enchondralen Wachstumszonen der 


Wirbelkörper, der Tibia usw. horizontal steht, sondern um etwa 45°, 
zur Horizontalen geneigt ist, so daß das spongiöse Wachstum des 


Schenkelhalses weit mehr zum Breitenwachstum der Hüften als zum 


tremen Abduktionsstellung der Hüftgelenke, wie sie häufig von länd- 
lichen Arbeitern eingenommen wird, oder in der extremen Adduktions- 
stellung derselben — z. B. in der hockenden Stellung der Orientalen — 
kann bei eintretender Muskelermüdung die aufrechte Haltung dem 


 Längenwachstum der unteren Extremität beiträgt. Nur in der ex- 


spongiösen Wachstum des Schenkelhalses verhängnisvoll werden und. 
dessen Wachstumsrichtung im Sinne der Coxa vara bzw: Coxa valga 


ablenken. | | l | 

Ich will hierauf nicht des Näheren eingehen — ich kann auch 
diesbezüglich auf meine früberen Arbeiten (l. ec.) verweisen. — Mir 
kam es hier nur darauf an, darzutun, daß alle diese mechanischen 
bzw. dynamisch bedingten Wachstumsfehler keine. vegetativen 
Störungen des Knochenwachstums darstellen, keine „vitalen Reak- 
tionen des Knochens auf veränderte mechanische Beanspruchung“, 


heute noch vielfach dargestellt finden [z. B. auch in W. Müllers!o) 
Buch über die „normale und pathologische Physiologie desKnochens“), 


. wie das J. Wolff?) seinerzeit annahm, und wie wir das auch . 


sondern daß es sich hier um rein mechanisch bzw. dynamisch be- 


dingte Störungen des Knochenaufbaues handelt, bei denen die Pro- 


n Hüter, Arch. f. klin. Chir., Bd. 2 u. Virch. Arch., Bd. 25. 
8) Volkmann, Virch. Arch., Bd. 24 u. Pittha-Billroth, Bd. 2. 
9) J. Wolff, Das Gesetz der Transformation der Knochen. 

Berlin 1892. | I 
10) Ambr. Barth. Leipzig 1924. 


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liferations- bzw. Resorptionstähigkeit der Knochenmatrix überhaupt . 


nicht oder doch höchstens nursekundärin Mitleidenschaft gezogen wird, 
bei denen also der „trophische Reiz der Funktion“ unzweifelhaft 
nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt. 

Das beweist auch unzweideutig der Tierversuch, wenn wir 
z. B. die hintere Extremität eines jungen Versuchstiers in künst- 
licher Genu valgum-Stellung eingipsen und das Wachstum der ein- 
gegipsten Seite mit dem der freiwachsenden Extremität vergleichen. 
Eine solche eingegipste Extremität wird von den betreffenden Ver- 


suchstieren in extremer Abduktion nachgeschleppt, wird weder be- - 
wegt noch statisch beansprucht, wird also durch den .Gipsverband 


völlig außer. Funktion gesetzt; gleichwohl sehen wir auch hier am 
proximalen Tibiaende schon nach verhältnismäßig kurzer Versuchs- 
dauer ganz die gleichen Wachstumsstörungen in Erscheinung treten 
wie beim statischen Genu valgum des Menschen. | 

Ich habe bereits vor langen Jahren (l. c.) über derartige, Ver- 
suche berichtet. Sie ‚sehen hier eine. schematische‘ Darstellung 
dieser Versuchsergebnisse nach zwei- bzw. vierwöchiger Versuchs- 


dauer, und ich zeige Ihnen. einige meiner früberen Präparate, an -| 


denen Sie die charakteristischen Wachstumsstörungen, wie ich 
glaube, noch sehr gut erkennen können (Demonstration). 
Dieser einfache und gerade wegen seiner Einfachheit sehr 


` übersichtliche Versuch verdient wohl der Vergessenheit entrissen 
zu werden; denn er zeigt mit kaum zu überbietender Klarheit, daß 
‘ mechanische Einwirkungen bzw. die durch diese ausgelösten patho- 


logischen Druck- und Zugspannungen lediglich. in der mechanischen 
Arbeitsleistung des wachsenden Knochens — in den Bewegungs- 
vorgängen der. enchondralen Wachstumszonen — ihre Angriffspunkte 


finden, und daß diese Bewegungsvorgänge.den Gesetzen der Mechanik 


und Dynamik durchaus in gleicher Weise unterworfen sind, wie alle 
Bewegungsvorgänge, auch die der leblosen Materie. È 

Ein Schiff wird durch konträre Strömungen in seiner Fahrt- 
geschwindigkeit verlangsamt, durch gleichgerichtete entsprechend be- 
schleunigt und durch seitliche Strömungen nach dem Gesetz vom 


. Parallelogramm der Kräfte aus seiner Fahrtrichtung seitlich abgelenkt. 


In gleicher Weise wird die durch den Wachstumsknorpel unaufhaltsam 
vordringende Markraumbildung durch pathologische Druck- und Zug- 
spannungen, sofern diese in der Wachstumsrichtung einwirken, ver- 
langsamt bzw. beschleunigt, sofern sie aber tangential zur Wachstums- 
richtung einwirken, ebenfalls nach dem Gesetz vom Parallelogramm 


der Kräfte aus der physiologischen Wachstumsrichtung in fehlerhafte 


Wachstumsbahnen abgelenkt. 


‚Dieser Tierversuch ist aber auch noch insofern von Interesse, 
als er unzweideutig beweist, daß temporäre, diskontinuierliche 


Einwirkungen pathologischer Druck- und Zugspannungen, wie sie- 


in den Ermüdungshaltungen wirksam werden, das Knochenwachstum 
ganz in gleicher Weise zu schädigen vermögen, wie die kontinuier- 


lichen Einwirkungen derselben im Tierversuch. Das kann m. E. nicht. 


weiter überraschen, denn für Geschwindigkeit und Richtung von 
Bewegungsvorgängen ist es durchaus einerlei, ob dieselben durch 
mechanische Einwirkungen kontinuierlich oder diskontinuierlich be- 
einträchtigt werden, es kommt vielmehr lediglich darauf an, wie 
olt und wie lange und in welcher Stärke derartige Einwirkungen 
Sich wiederholen. ne ie . 

Für den Effekt einer 3tägigen Seefahrt ist es ganz einerlei, ob kon- 
träre Strömungen die Fahrtgeschwindigkeit während eines der 3 Tage 
kontinuierlich verlangsamen, oder an jedem der 3 Tage je 8 Stunden; 
und auch für die mechanische Arbeitsleistung des wachsenden Knochens— 
für seine Wachstumsgeschwindigkeit bzw. Wachstumsrichtung — ist 
es völlig einerlei, ob dieselbe während eines Monats kontinuierlich egen 

athologische Wachstumswiderstände anzukämpfen hat, oder während 
der Dauer eines Jahres täglich je 2 Stunden. 


Das verdient betont zu werden, weil im Gegensatz zu der 


- alten Hüter-Volkmannschen Lehre von der Entstehung der Be- 


lastungsdeformitäten (l. c.) neuerdings mehr und 'mehr die An- 
schauung Platz gegriffen hat, daß die. temporären Einwirkungen 
pathologischer Druck- und Zugspannungen, wie: sie in den Er- 
müdungshaltungen wirksam werden, das Wachstum eines an sich ge- 
sunden Skeletts überhaupt nicht zu schädigen vermögen, daß die 
wahre Ursache der Belastungsdeformitäten vielmehr in ganz anderen — 
im Skelett selbst gelegenen — pathologischen Faktoren zu suchen 


sei, wie in kongenitalen oder erworbenen Skelettanomalien, in patho- | 


logischer Knochenweichheit usw. 


Ich vermag dieser Anschauung, zu der ich anderenoris!!) ein- 


gehend Stellung genommen habe, in keiner Weise beizupflichten, 


11) Maaß, Zschr, f. orthop, Chir. Bd. 44. 


u 1996 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 0 00000 


‚und Zug 


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ebensowenig wie der von J. Wolff seinerzeit vertretenen Anschauung 


von der funktionellen Pathogenese dieser Wachstumsfehler (l. c.),. 


glaube vielmehr, daß sowohl die klinische Beobachtung wie die 
pathologische Anatomie der Belastungsdeformitäten in Verbindung 
mit dem Tierversuch keinen Zweifel lassen können, daß die Er- 
müdungshaltungen bzw. die durch diesein denenchondralen Wachs- 


 tumszonen ausgelösten pathologischen Druck- und Zugspannungen 


für Entstehung und Entwicklung der Belastungsdeformitäten der aus- 
schlaggebende Faktor sind, und daß die alte Hüter-Volkmannsche 
Lehre, die in manchen anderen Punkten gewiß reiormbedürftig er- 
scheint, in diesem Punkt auch heute ‘noch ‘durchaus zu Recht be- 


steht, und daß kein Anlaß vorliegt; diese Lehre so. völlig über Bord ` 
‚zu werfen, wie das von einzelnen Seiten neuerdings geschehen ist, 


Natürlich, können an der Wirbelsäule und unteren Extremität 


| gerade so wie am übrigen Skelett Wachstumsfehler sich aus den 


allerverschiedensten Ursachen entwickeln, so aus kongenitalen Ano- 


malien, auf traumatischer Basis, infolge pathologischer Knochen- 


weichheit usw.; und unter dem Einfluß der Belastung können diese 
Wachstumsfehler eine schnelle und sinnfällige Zunahme erfahren, 
und markante klinische Manifestationen oft genug- erst durch die 
aufrechte Körperhaltung ausgelöst werden. Aber das sind keine Be- 
lastungsdeformitäten im eigentlichen. Sinne, keine Belastungsdefor- 
mitäten im alten Hüter-Volkmannschen Sinne! 


Unter. „Belastungsdeformitäten“ können und dürfen wir nur 


essentielle Wachstumsstörungen begreifen, die sich unter dem 
Einfluß der aufrechten Körperhaltung an einem gesunden, anatomisch . 


wohlgebildeten, physiologisch druck- und zugfesten, lediglich durch 


die Plastizität des Wachstums noch nachgiebigen Skelett ent-. 


wickeln; und es kann m. E. keinem Zweifel unterliegen, daß die 


überwiegende Zahl aller Rückgratverkrümmungen, aller X-Beine und 


Plattfüße, sowie der selteneren Schenkelhalsabbiegungen in diesem 

Sinne Belastungsdeformitäten sind. | o 
Gerade in den Ermüdungshaltungen finden wir die ein- 

fachste und zwangsloseste Erklärung der scheinbar paradoxen Tat- 


sache, daß gleiche mechanische Einwirkungen bei einem Teil der be 


troffenen Kinder die schwersten Skelettdeformitäten zur Folge haben, 
während sie von einem anderen Teil derselben ohne jede Be digung 
ihres Knochenwachstums vertragen werden! Skoliotische Haltung un 


‚skoliotische Ermüdungshaltung ist eben sehr zweierlei. Die Mehrzahl 


aller Schulkinder sitzt tagtäglich stundenlang in skoliotischer Haltung; 
aber diese skoliotische Haltung an sich löst keine pathologischen Druck- 
spannungen aus und bedeutet.keine Gefahr für die mechanische 
Arbeitsleistung des Wirbelwachstums, solange die aktive Tätigkeit der 
Rückenmuskulatur den asymmetrischen Belastungsdruck auff ängt und ihn 


über die betreffenden Artikulationdn gleichmäßig verteilt. Erst mit 


der Ausschaltung der aktiven Muskeltätigkeit, mit. der Ermüdungs-. 


haltung, werden jene pathologischen Druck: und Zugspannungen wirk- 
sam, welche das spongiöse Höhenwachstum der Wirbelkörper asym- 


metrisch beeinflussen, und dadurch die vorher geschilderten anatomischen . 


Veränderungen der skoliotischen Wirbel in die Wege leiten. 


Das geschieht an jeder gesunden Wirbelsäule, so lange sie wächst, _ 


mit der gleichen Sicherheit — wenn auch vielleicht nicht mit gleicher 
Schnelligkeit — wie an einer krankhaft verbildeten oder ee 
weichen; doch ist es wohl verständlich, daß die schweren un 

Kyphoskoliosen — abgesehen von denen auf kongenitaler oder rachi- 
he Grundlage — sich vorwiegend bei Kindern von konstitutioneller 
Minderwertigkeit entwickeln, bei denen alle Lebensenergien mehr weniger 
niederliegen, daher auch die mechanische Wachtumsenergie des Skeletts 


‚schneller und ausgiebiger versagt als bei gesunden Kindern. O" 


Schließlich dürfen wir auch die phylogenetisehen Gesichts- 
punkte nicht außer acht lassen. Die Wirbelsäule mit ihren 24 Arti- 


kulationen ist für den Vierfüßer gewiß ein ausgezeichnetes Bewegungs- 


organ, aber sie ist mit ihren 24 enchondralen Wachstumszonen kein 


- ideales Belastungsorgan, wenigstens nicht während der Entwicklungs- 


periode; und Ahnliches gilt für die untere Extremität. FRE 
Unser Skelett hat sich hinsichtlich der mechanischen ATB 
leistung seines enchondralen Knochenaufbaues dem Erwerb er 4 
rechten Körperhaltung wenig oder gar nicht angepaßt. Ledig K l 
der Skelettmuskulatur bzw. ihrer funktionellen Anpassung an die a 
rechte Haltung fällt die Aufgabe zu, die Gefahren zu parállelisieron, 
die der mechanischen Arbeitsleistung des spongiösen Knochenanfbaues 
aus der aufrechten Haltung drohen; eine ‚Aufgabe, die von a 
kräftigen und leistungsfähigen Muskulatur wohl erfüllt werden kann, 


| | ntwi Ihaft inner- 
die aber von einer schlecht entwickelten oder mange | | 
vierten Muskulatur gegenüber den Anforderungen unseres modernen 


| i i ‘sei es an unsere 
Kulturlebens — sei es an unsere Schulkinder, sei e er 
jugendlichen Arbeiter usw. ei als unerfüllbar betrachtet er DE 


26: Oktober - 


schwersten: 


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26. Oktober | 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


4 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


_ Aus der I. Medizinischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses 


in Wien (Vorstand: Prof. Dr. Pal). 
Zur Wirkung der Hypophysenextrakte auf einige 
Formen von Dyspnoe. 
Von Dr. Fritz Brunn, Assistent der Abteilung. 


Der Einfluß der Hypophysenextrakte auf die Respiration ‚des 
Menschen ist schon Gegenstand von Untersuchungen gewesen 


, [Eeschke (1), Rosenow (2) u.a.]. Trotz der im großen Ganzen 


negativen Resultate schien uns eine Prüfung dieser Frage an einer 
größeren Reihe von Fällen mit Dyspnoe wünschenswert. , 

Wir haben Hypophysenextrakte (Hypophen Gehe, Pituglandol, 
Piutitrin Heisler, Pituitrin P. D., Hypophysin Hoechst) bei verschie- 
denen Formen von Dyspnoe angewendet. Wir injizierten stets den 


. Inhalt einer Ampulle, meist intravenös, und haben wiederholt die 


schwand zunächs 


Atmung graphisch registriert. Beobachtungen in 65 Fällen "haben 
uns gelehrt, daß Hypophysenextrakte geeignet sind, bei ganz ver- 
schiedenen Grundprozessen das Symptom der Atemnot zu beseitigen. 
Hypophysenextrakte wirken nicht wie Morphin auf jede Art von 
Dyspnoe. Unter den Fällen, wo eine Wirkung nachweisbar ist, 
lassen sich zwei Formen unterscheiden: 


In der ersten Gruppe sehen wir nach der Injektion sofortige- 


Kupierung der Dyspnoe. In der zweiten fühlt der Patient eine 
erhebliche subjektive Erleichterung seiner Atemnot. Sofortiges Auf- 


hören schwerer Dyspnoe, wobei die Frequenz der Atmung wie mit 


einem Schlage absinkt und die Atmung weniger tief und angestrengt 
wird, sehen wir nach der Injektion von Hypophysenextrakten nicht 
nur bei Anfällen von Asthma bronchiale und Asthma cardiale, 
sondern auch bei Zuständen anderer Art. So kann die wochenlang 
währende Dyspnoe von Emphysematikern auf eine Pituitrininjektion 
mit einem Male verschwinden. 


_ Fall 1. Alois B., 55 Jahre, Kutscher (Spitalsaufenthalt 6. März 
bis 26. April 1924). Seit zwei Jahren Husten, Atembeschwerden, Herz- 
klopfen. Im Sommer fühlt Patient sich wohl, im Winter geht es ihm 
schlecht. Seit 10 Wochen wieder Husten, Atembeschwerden, Herz- 
klopfen. Der Zustand wurde bis zur Spitalsaufnahme immer schlechter. 

Aus dem Status praesens: Breiter, faßförmiger Thorax. Tief- 
‚stand der Lungengrenzen, hypersonorer Schall. ber der ganzen 
Lunge Giemen, über der Basis beiderseits kleinblasiges, klingendes 
Rassen. Herzdämpfung verkleinert, Herztöne rein, leise. Keine 
Eosinophilie im Blute. Im Sputum keine eosinophilen Zellen, Asthma- 
kristalle oder Spiralen. | _ | 

-1/3 ccm Pituitrin P. D. intravenös gegeben bewirkte sofortiges 
Nachlassen der langdauernden Dyspnoe (7. März 1924). Nach der Ín- 
jektion völliges Wohlbefinden, das mehrere Tage andauerte. Als sich 
die Atemnot langsam wieder einstellte, hatte eine neuerlichePituitrindosis 
wieder vollen Erfolg. Koffein war bei diesem Patienten wirkungslos. 

'Fall 2. Johann K., 52 Jahre, Platzmeister (Spitalsaufenthalt 


T. bis 17. November 1928). Seit 5 Jahren Husten und Kurzatmigkeit. 


Seit drei Wochen Schwellung‘ der Beine und wechselnde Intensität der 
Kurzatmigkeit. Wann und bei welchen Anlässen die Beschwerden 
stärker wurden, konnte Patient nicht sagen. | 
g Aus dem Status praesens: Patient ist orthopnoisch, faß- 
förmiger Thorax. Über demselben hypersonorer Schall. Schlechte 
Verschieblichkeit der Lungengrenzen. Reichliches Giemen und feuchtes, 
nicht klingendes Rasseln. 
Auf Í ccm Hypophen Gehe (7. November 1923) intravenös ver- 
t die höchgradie Zyanose und machte einer Blässe 
Platz. Die Atmung (vorher 66 pro Min.) ist sofort weniger mühsam. 
Nach etwa 5 Min. ist die Atemfrequenz auf 48 gesunken. Patient 
fühlte sich einige Stunden vollkommen wohl. Nach mehreren Tagen 


' neuerlich starke Dyspnoe, die auf-Aderlaß besser wird. Später Delirien. 


‚xitus unter Erscheinungen von Herzschwäche. `’ 
Aus dem. Obduktionsbefund: Hochgradiges Emphysem. 
Rechte Lunge adhärent an der Brustwand. Ödem und Hyperämie des 
ehirns. Bronchitis. Mäßiges Hydroperikard.. Stauung der inneren 
Organe. . j 
Wir sahen. weiters bei einer großen Anzahl von Kranken, die 
an Dyspnoe litten, zwar keine auffallenden objektiven Erfolge, doch 


gaben diese Kranken nach der Hypophysenextraktinjektion an, es 


sei ihnen eine Last von der Brust gefallen, sie sögen die Luft 


leichter ein usw. Angaben, die vielfach ganz konform lauteten und 


eiwa dem entsprechen, was Patienten sagen, die wegen Dyspnoe 
Morphin erhalten haben, wonach sich auch oft trotz ausgezeichneter 
subjektiver Wirkung der Atemtypus nicht zu ändern braucht. 


op y Lall 3. Alois A., 65 Jahre, Tischlergehilfe (Spitalsaufenthalt 
ö. November 1923 bis 8. Januar 1924). Vor 18 Jahren Gelenkrheuma- 


“ 


1 


Oberlappen. 
Rechts oben klingendes Rasseln, gegen die Basis zu Bronchialatmen. 


heftiger Schmerzanfall. 


tismus. Vor 12 Jahren zuerst Herzklopfen und Atemnot bei Anstren- 
gungen. Zeitweise Husten. Täglich 3—4 Krügel Bier. j 

Aus. dem Status praesens: Zyanose, keine Ödeme. Faß: 
förmiger Thorax. Untere Lungengrenzen am 10. bzw. 11. Dorn, wenig 
verschieblich. Hypersonorer Schall, ‘reichlich Rasselgeräusche, ver- 
längertes Exspirium. Herz nach rechts und links stark verbreitert. An 
der Herzspitze systolisches Geräusch. Herzaktion dauernd arrhythmisch. 
Akzentuierter 2. Pulmonalton. 


Klinische Diagnose: Emphysema pulmonum, insufficientia 


valvulae mitralis. Auf intravenöse Injektion (26. November) von 


Hypophen Gehe stieg die Frequenz der Atmung zunächst von 88 auf 42 


ro Minute und wurde tiefer. Schon da gab Patient an, er atme be- 
eutend .leichter. Nach einer halben Stunde sagte Patient, er ver- 
spüre eine wesentliche Erleichterung, Respiration 26. ` 
Auch zwei reine Fälle von Mitralinsuffizienz haben wir, was 
Dyspnoe betrifft, günstig auf Hypophysenextrakt reagieren sehen. 


Fall 4 Anna Sch,.54 Jahre, Pfründnerin. Spitalsaufenthalt 


9. Januar bis 28. Februar 1924. Seit 3 Jahren Herzbeschwerden, be- 
sonders in der Nacht. Seit 2 Jahren Husten und Zunehmen der Atem- 
beschwerden. | 

Aus dem Status praesens:' Geringe Zyanose, Vergrößerung des 
Herzens nach rechts nd links, mitrale Konfiguration (Röntgen: Kugel- 
herz). Lautes systolisches Geräusch mit punctum max. an der Spitze. 
Dauernd unregelmäßiger Puls. Stark vergrößerte Leber. 

Nach intravenöser Injektion (19. Januar) vòn 1 ccm Hypophen 
schon nach einer halben Minute wesentliche, sichtbare Besserung der 
Atemnot. Die Respiration wird langsamer. Pat. kann sich niederlegen, 


'sie verspürt wesentliche Besserung der Dyspnoe durch einige Tage. 
Ebenso deutlich war der Effekt bei einer Mitralinsuffizienz 


mit Stenose. 

Fall 5. Karl H., 47 Jahre, Geschäftsdiener. 
11. Dezember 1923 bis 12. Januar 1924. Vor 10 Jahren öfters Hals- 
entzündung. Vor einem Jahre zuerst Atembeschwerden, oft bei’ ge- 


ringster Anstrengung. Lunge bis auf trockene Rasselgeräusche o. B. 


Herz: Spitzenstoß im 6. Interkostalraum. 1 Finger von der Axillarlinie. 
Mitrale Konfiguration. Blasendes systolisches, rauhes diastolisches 
Geräusch über der Mitralis, akzentuierter 2. Pulmonalton. Ro 
Am 11. Dezember 1923 wegen starker Atemnot schlaflos, ortho- 
pnoisch. Hypophysin Höchst 1 ccm intravenös. Erst Erblassen, ge- 


ringe Übelkeit, dann erklärte Patient, er atme leicht, schleppe keine | 


große Last mehr mit. Das Ziehen sei leichter, er werde einschlafen. 


Fall 6. Michael W., 45 Jahre, ohne Beruf. Spitalsaufenthalt 


31. Oktober bis 15. November 1922. Seit 6 Jahren 
schmerzen, Atemnot. = | 

Aus dem Status praesens: Mäßige Zyanose. Dämpfung beider 
Untere Lungengrenzen in der Höhe des 11. Dornes. 


usten, Brust- 


Links infraklavikulär großblasiges Rasseln und Knistern. _ | 


Patient bekommt, während er im Bette sitzend. mit großer Mühe 
atmet, subkutan 1 ccm Hypophen (9. November). Nach 10 Minuten ' 
lassen die Atembeschwerden nach. Patient atmet ruhig und schläft: ein. 


Das Wohlbefinden dauert bis-zum nächsten Tage. Tags darauf wieder 
Zyanose, Atemnot, Unter Zeichen von Kreislaufschwäche nach einigen 
Tagen Exitus. a RR | | | 

Aus dem Obduktionsbefund: Tbc. beider Oberlappen, Bronchi- 
ektasie rechts. 


Fall 7. Johann W., 47 Jahre, Spitalsaufenthalt 14, April bis 
Dyspnoe. Neuroretinitis 


23. Mai 1924. Seit zwei. Tagen zunehmende 


oculi d. Hyposthenurie. Blutdruck 200—220 mm Hg. Nach Hypo- 


physininjektion intravenös sagte Pat., er könne wieder Luft. aufziehen . 


und tiefer atmen; er könne im Zimmer so schnell wie er wolle herum- 
gehen, früher habe er kaum einen Schritt machen können. 


Die angeführten Fälle sind als Beispiele ausgewählt. "Der. 


folgende Fall ist vorläufig eine vereinzelte Beobachtung. 
Fall8. Marie D., 54 Jahre, Spitalaufenthalt 16, Mai bis 5. Juni 1924. 
Seit 3 Wochen bei der geringsten physischen Arbeit oder Auf- 
regung drückende Schmerzen, die vom linken Rippenbogen in das 


Brustbein den Hals und den linken Arm ausstrahlen. Dabei Atemnot, x 


Schwitzen und Angstgefühl. | | 

Aus dem Status praesens: Patientin ist sehr blaß. Blutdruck 
200—220 mm Hg. Das Herz wenig nach .rechts und links vergrößert, 
aortal konfiguriert. 2. Ton an der Aorta akzentuiert. 
radialis hypertonisch, weit. 
logischer Befund. | | 

Bei einem kurzen Spaziergang im Garten (17. Mai) besonders 
Schmerzen beginnen unter dem Brustbein, 
linken Arm aus. Pat. gelangt mit Mühe ins Kranken- 


strahlen in 


zimmer. Zur Zeit der Nachmittagsvisite hat Pat. noch starke’ Schmerzen; : 
ist auffallend blaß, der Druck 260 mm H . Nun entwickelt sich ganz 


plötzlich vor unseren Augen in wenigen Minuten hochgradiges Lungen- 


ödem. Die Pat. wird sehr zyanotisch, fürchtet zu sterben, die Atmung 


1497. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


26. Oktober 


immer mühsamer und schneller, über der ganzen Lunge dichtes Rasseln. 


Man hört Trachealrasseln. Der Zustand der Patientin scheint sehr be- 
drohlich. In diesem Momente bekommt sie intravenös 1 cem Hypo- 
physin Höchst. Schon nach 2 Minuten haben sich Dyspnoe und Zyanose 
wesentlich gebessert. -Patientin entleert etwas rosa tingiertes, schaumiges 
Sputum. Nach wenigen Minuten sind alle Erscheinungen abgeklungen, 
die Patientin wie verwandelt, geradezu glückselig. Gleich nach der 
Injektion war der Druck von 260 auf 245 abgesunken. 

Über günstige Beeinflussung von stenokardischen Anfällen 
durch Pituitrin habe ich (3) bereits berichtet. Auch damals wurde 
eine gleichzeitige Drucksenkung beobachtet. Bald darauf hat Kauf- 
mann (4) Lungenödem, das sich aus einem stenokardischen Anfall 
entwickelt hatte, mit Asthmolysin beheben können. Ohne auf eine 
Erklärung dieser bemerkenswerten Tatsachen eingehen zu können, 
wollten wir an dieser Stelle nur die diesbezüglichen Beobachtungen 
registrieren. Ä 

Ungeklärt ist die Frage nach dem Angrifispunkt der Hypo- 
physenextrakte bei Dyspnoe. | l 

Jagič (5) fand das Adrenalin bei verschiedenen Dyspnoe- 
formen wirksam. Jagič meint daher in Ansehung der bekannten 
Bronchialmuskelwirkung des Adrenalins, daß es vielerlei Zustände 
in der menschlichen Pathologie gäbe, in denen Bronchialmuskel- 
krämpfe eine Rolle spielen, Versucht man die Wirkung der Hypo- 
physenextrakte ebenso zu erklären, so stößt man auf Widersprüche. 
Die Hypophysenextrakte wirken nämlich auf die Bronchien im Tier- 
experiment nicht erweiternd, sondern verengernd [Bähr und Pick (6)]. 
Demgegenüber steht ihre günstige Wirkung in vielen Fällen von 
Asthma bronchiale. 

Januschke (7) suchte die Differenz zwischen tierexperi- 
menteller Erfahrung und iherapeutischer Wirkung zu überbrücken, 
indem er meinte, das Pituitrin wirke auf spastisch kontrahierte 
Muskeln anders als auf normale. Er belegt diesen Satz mit Analogien 
anderer Mittel und der klinischen Tatsache, daß eben Pituitrin 


beim Menschen das Asthma bronchiale, id est den Bronchialmuskel- 


krampf aufzuheben imstande sei. 

Es käme schließlich die Möglichkeit in Betracht, daß einem 
kurzen Spasmus eine länger dauernde Erschlaffung folgt, wofür wir 
nach unseren Beobachtungen am kranken Menschen indessen keinen 
Anhaltspunkt haben. | | 

' Eine Wirkung der Hypophysenextrakte auf die Gefäße der 
Bronchialschleimhaut ist bisher nicht beobachtet worden, erscheint 
jedoch nicht ausgeschlossen und könnte unter Umständen mit von 
Bedeutung sein. Indessen können wir nicht annehmen, daß in allen 
den pathologischen Zuständen, wo Hypophysenextrakte die Dyspnoe 
günstig beeinflussen, Verengerung der Luftwege die Hauptrolle spielt. 

Bei dem Versuche, den Mechanismus der Hypophysenextrakt- 
wirkung auf die verschiedenen dyspnoischen Zustände zu erklären, 
wäre zunächst an das Tierexperiment anzuknüpfen. Beim Kaninchen 
tritt nach intravenöser Injektion eine ganz charakteristische Änderung 
der Respiration auf. Der Hypophysenextraktinjektion folgt alsbald 
ein Stillstand der Atmung, der ganz kurze Zeit dauert [Lan glois 
et Garrelon (8), Pankow (9), Fühner (10). 

Pankow unterschied einen primären und sekundären Atem- 
stillstand. Dieser ist durch Atropin beeinflußbar. Fröhlich und 
Pick (11) kamen zu dem Ergebnis, daß der primäre Atemstillstand 
auf einem Krampf der Bronchialmuskeln beruhe, der sekundäre durch 
Anämisierung der Medulla oblongata hervorgerufen sei, und durch 
Amylnitrit verhindert werden könne. Houssay (12) injizierte 


Hypophysenextrakt in den Liquor, und sah darauf Atemstörungen. 
- Aus Versuchen von Roberts (13) geht hervor, daß parallel mit der 


Wirkung des Pituitrins auf die Atmung Veränderungen an den Gefäßen 
des Circulus arteriosus Willisii beobachtet werden können. Auf 
eine geänderte Durchblutung der Zentren wäre die Atemwirkung 
des Pituitrins zurückzuführen. KR 

Daß Hypophysenextrakte auch beim Menschen eine Einwirkung 
auf die Gefäße des Zentralnervensystems haben, darauf deuten 
gewisse Symptome wie Schwindel, Kopfschmerz usw., die man gelegent- 
lich besonders nach intravenöser Injektion sieht, nach der auch vor- 
nehmlich die Atemwirkung beobachtet werden kann. Kaum anders 
als durch einen Gefäßkrampf können wir uns die ca. ‚10 Minuten 
lang währende Amaurose einer Patientin erklären, die von uns 
wegen Dyspnoe schon zweimal mit gutem Erfolg Hypophysenextrakt 
erhalten hatte, nach einer dritien Injektion aber angab, sie sehe 
nicht, es sei, wie wenn sie in den Keller gestiegen wäre. 

Daß der Einfluß der Hypophysenextrakte auf die Atmung in 
einer Einwirkung auf das Zentralnervensystem besteht, geht a. 
hervor, daß regelmäßige Atmung nach Pituitrininjektion perio = 
werden kann, was wir mehrmals beobachtet haben. Es kann nac 


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der Injektion wogende Atmung aultreten [vgl. Hofbauer (14)], es 
kann sich auch ein typischer Cheyne-Stokesscher Atemtypus 
ausbilden. Letztere Erscheinung sahen wir sofort nach der Injektion 
bei einer Patientin (L. Sch.), die mehrere Tage vorher schon 


` Cheyne-Stokessches Atmen gehabt hatte, zur Zeit der Pituitrin- 


injektion aber völlig regelmäßige, wenn auch mühsame Atmung 
aufwies [vgl. Leschke, Eppinger, V. Pap und Schwarz (15)]. 


| In zwei Fällen sahen wir, als wir Pituitrin während einer Phase von * 


Cheyne-Stokesschem Atmen anwandten, eine enorme Beschleu- 
nigung und Vertiefung der Atmung sich einstellen. Daraus ersieht 
man nicht nur, daß durch Hypophysenextrakte die Respirations- 
zentren beeinflußbar sind, sondern auch, daß der Endeffekt ein 
verschiedener sein kann. Er ist vom augenblicklichen Zustand des 
Zentralorgans bzw. der Zirkulation in demselben abhängig. Unseres 
Erachtens sind Gefäßspasmen in cerebro für. diese Erscheinung 
verantwortlich zu machen. Ea 

Die günstige Wirkung der Hypophysenextrakte bei Anfällen 
von Asthma bronchiale ist von einigen Autoren festgestellt worden 
[Riese (16), Weiland (17), Borchardt (18)]. Wir haben selbst 
bei mehreren Fällen gute Wirkung gesehen. Beim Versuch, den 
Mechanismus dieser Wirkung verstehen zu lernen, wären zunächst 
die Bedingungen zu untersuchen, unter denen der Bronchialmuskel- 
krampf im Tierexperiment und als Grundlage des Asthma bronchiale 
beim Menschen auftritt. Der Bronchialmuskelkrampf des Tierex- 
perimentes bei Muskarinvergiftung, beim Anaphylaxieversuch am 
Meerschweinchen [Biedl und Kraus (19)] ist peripherer Genese. 
E. Weber (20) hat zwar einen zentralen Angrifispunkt des Muskarins 
behauptet,. doch gibt auch er einen peripheren auf die Nerven- 
endigungen in der Bronchialmuskulatur zu. Jedenfalls wird sich 
der peripher erzeugte Bronchialmuskelkrampf vorzugsweise durch 
peripher angreifende Dilatatoren beseitigen lassen. Im Tierexperi- 
ment wirken in diesem Sinne Adrenalin und Atropin, Koffein und 
Papaverin, nicht?!) äber die Hypophysenextrakte. In vielen Fällen 
von Asthma bronchiale des Menschen ist aber für das Auftreten der 
Anfälle ein pathologischer Zustand in den Zentren maßgebend. Von 


diesen fließen den Bronchialmuskeln Reize zu, die den Anfall aus- 


lösen. Wir meinen nun, daß ein solcher zentral bedingter Broncho- 
spasmus durch Hypophysenextrakte dadurch gelöst werden kann, 
daß sie in dem Bronchokonstriktorenzentrum durch Veränderung der 
Zirkulation einen pathologischen Reizzustand beseitigen. Wir wissen, 
daß Hypophysenextrakte nicht in allen Fällen von Asthma bronchiale 
den gewünschten Erfolg haben. Wir wissen aber auch, daß es An- 
fälle von Asthma bronchiale gibt, wo die Zentren eine mehr unter- 
geordnete Rolle spielen. Hierher gehören die Fälle, in denen das 
Anfall auslösende Agens den Bronchialmuskeln auf dem Blutweg® 
zufließt, und jene, bei denen die zelluläre Überempfindlichkeit der 
Bronchialschleimhaut bzw. der Bronchialmuskeln eine Reaktion auf 
sonst unterschwellige Reize zeitig. Nach der hier vorgebrachten 
Unterscheidung dürften wir in diesen Fällen, wo analog dem Tier- 
experiment der Bronchialmuskelkrampf peripher ausgelöst ist, bei 


| Anwendung der Hypophysenextrakte nicht so sicher auf Besserung 


rechnen. Selbstredend wirken die peripher angreifenden Bronchial- 
muskelerweiterer, Adrenalin und Atropin, ferner Koffein und Papa- 
verin in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ohne Rücksicht auf 
die Genese des Bronchialmuskelkrampfies, ob zentral oder peripher. 
Praktisch wichtig ist, daß man von Koffein und Papaverin, welche 
Pal (21) in die Therapie dieser Zustände eingeführt hat, oft größere 
doppelte Dosen als sonst üblich braucht. Die Beliebtheit und die 
Sicherheit der Wirkung des Asthmolysins (Lysasthmins) ist offenbar 
darin begründet, daß hier das peripher wirkende Adrenalin mit dem 
zentral wirkenden Hypophysenextrakt kombiniert ist?). Die Ver- 
stärkung der Adrenalinwirkung durch Hypophysenextrakt hat 
Krause (22) in Analogie zur Wirksamkeit des Schilddrüsenhormons 
als Sensibilisierung des Atemzentrums oder der Bronchialmuskulatur 
erklären wollen. | 
Beim Asthma bronchiale wurde den respiratorischen en 
schon vielfach besondere Aufmerksamkeit geschenkt. F. A. Ho - 
mann (23) nannte das Asthma bronchiale eine Neurose Im Boe 
der Respirationsnerven. Nach Neußer (24) setzt sich das Kran 
heitsbild des Asthma bronchiale aus drei Komponenten gusan ma 
der ` katarrhalischen, der nervösen und der pulmonalen. Dr 
A. Fraenkel (25) ist es eine Refllexneurose. Sahli (26) a = 
Ursache des Anfalles in einer Erregbarkeitssteigerung des Ate 


1) Vgl. auch Löhr, Zschr. f. d. ges. exp. M. 1924. 

2 Lenziois et Garrelon (l.c.) und Roberts (l. > Sr 
auch für das Adrenalin angegeben, daß es eine zentrale Wirkung 
die Atmung besitzt. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


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gentrums. Avellis (27) erklärt eine Affektion des Zentralnerven- 


systems für das Wesentliche, ebenso neuestens Morawetz (28). 
Nach englischen Autoren wäre dagegen die Hälfte aller Anfälle 
anaphylaktischer Natur [Coke (29)]. Eine besondere Disposition 


` des Zentralnervensystems wird man bei den von Curschmann (80). 


beschriebenen Fällen von Asthma bei Fellgerbern, die mit Ursol zu 


‘tun haben, sicher nicht annehmen dürfen. Curschmann (31), der 


bei der Therapie des Asthma bronchiale mit Hypophysenextrakten 
keine Erfolge sah, vermutet, Beziehungen zwischen Hypophyse und 


Asthma. Es sei erwähnt, daß bei Asthma bronchiale mit Erfolg die 
' -© Hypophyse bestrahlt wurde [Ascoli, Fagiovoli (32)] und auch 
-Hypophysenextrakt per os gegeben wurde [Lawrence (33)]. Ob 


die Erfolge der Bestrahlung tatsächlich auf Hypophysen- und nicht 
auf Nervensystemeinwirkung zurückzuführen sind, scheint uns noch 
des Beweises zu bedürfen.. Unseres Erachtens genügt der von 
‘Curschmann beschriebene Fall (Diabetes insipidus mit akromega- 


lischen Symptomen und Bronchialasthma) nicht, um einen Zusam-- 


menhang zwischen gestörter Hypophysenfunktion und .dem Asthma 
bronchiale zu konstruieren. Bei der Therapie mit Hypophysen- 
extrakten handelt es sich hier um keine Substitutionstherapie, 


sondern um pharmakodynamische Wirkungen auf glatte Muskeln (Ge- . 


jäße), aus denen ebensowenig ein Schluß auf die Pathogenese ge- 


‚ zogen werden darf, wie etwa aus der Tatsache, daß Adrenalin eine 


hyperämische Konjunktivalschleimhaut zum Erblassen bringt. ` 
- Das Zentralorgan spielt nach -der Ansicht einiger Kliniker 


~ auch beim Asthma. cardiale eine wichtige Rolle. F. A. Hoffmann 
‚nannte das Asthma cardiale eine Neurose im Gebiete der Herznerven. 
 Neußer pflichtete ihm bei und meinte, daß reflektorischen Reizungen 

. des. Zentralnervensystems für das Zustandekommen eines Anfalles 


von Asthma cardiale große Bedeutung beizumessen sei, Er betont, 


. daß das Asthma cardiale mit einer anderen -Neurose der paroxys- 


habe. F.A. Hoffmann kommt auf Grund der Befunde von Leyden 


malen Tachykardie das plötzliche Auftreten und Nachlassen gemein 


(34), A. Fraenkel (35), Huchard (36) zu dem Wahrscheinlichkeits- 
schluß, daß den Fällen von Asthma cardiale, welche eine patholog.- 
anatom. Veränderung aufweisen, eine Arteriosklerose der kleinen 
Herzmuskelgefäße zugrunde liegt. Auch Neußer, Pal (37), Rom- 
berg (36), Heß (37) wiesen darauf hin, daß eine enge Beziehung 
zwischen Erkrankung der Koronararterien und Asthma cardiale besteht. 

Eppinger, v. Pap und Schwarz (15) machten die Ent- 


deckung, daß bei Anfällen von Asthma cardiale die Strömungsge- 


'schwindigkeit des Blutes erhöht ist, die bei Insuffizienz des linken 


Ventrikels den Anfall auslöst. Durch Pituglandol wird die Strömungs- 
geschwindigkeit herabgesetzt und der Anfall koupiert, indem das Herz 
vor-dem anströmenden Blutschwall durch periphere Sperrungen — 


die Autoren denken an die aktive Beteiligung der Lebervenen im 


Sinne von Mauthner und Pick. (40) — beschützt wird, 


.- Eppinger, v.Pap und Schwarz (15) sahen ferner eine 
gewisse Abhängigkeit der Strömungsgeschwindigkeit von Erregungen 


und dem Einfluß psychischer Affekte auf das Asthma cardiale. Das 
erregende Kokain steigert die Strömungsgeschwindigkeit, die anderer- 
seits durch Morphin, soweit es beruhigend wirkt, herabgesetzt wird. 


Die Wirkung des Pituglandols bei Asthma cardiale möchten wir | 


uns so zustande gekommen denken, daß es hauptsächlich Gefäß- 
spasmen in cerebro sind, welche die Zirkulation daselbst verändern, 
wodurch die Erregbarkeit der Zentren herabgesetzt wird. Es. kommen 
dabei die Zentren für die Respiration und die Blutbewegung in 
Betracht. Die Annahme, daß die erhöhte Strömungsgeschwindigkeit 


des Blutes durch einen abnormen Zustand einzelner Teile des Zentral- 


nervensystems bedingt ist, steht in keinem Widerspruch mit den 
Befunden von Eppinger, v. Pap und Schwarz. iz 
_ Daß es nicht allein die allgemein zirkulatorischen Wirkungen 


' des Hypophysenextraktes sind, welche sich letzten Endes in einer 


Entlastung des Herzens und kleinen Kreislaufes auswirken, dafür 


scheint die von uns mehmals beobachtete klinische Tatsache zu 


sprechen, daß Pituitrininjektion und Aderlaß in ihrem Einflusse auf 


‚die Dyspnos durchaus nicht parallel gehen. 


Beim Abbinden der Extremitäten, einer Maßnahme deren 


häufiger Erfolg scheinbar zugunsten der Auffassung spricht, daß es 


die Entlastung des rechten Herzens ist, welche die Erleichterung 
mit sich bringt, hat schon Peller (41) reflektorische Wirkungen in 
Betracht gezogen. 


Derart wäre die günstige Wirkung der Hypophysenextrakte 


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Eindruck von Hast, aber auch von Er- 
 müdung und Schlaffheit. (Abb. 1.) . 


-| in den Knie- und Hüftgelenken. 


In diesem Sinne sprechen auch eigene Be- 
obachtungen an einer Patientin, deren Dyspnoe stets schon beim ' 
- Aufblasen der Armmanschette behufs Druckmessung nachließ. 


| nahme einer Gefäßwirkung innerhalb der nervösen Zentren bis zu 
- einem gewissen Grade in einheitlicher Weise erklärt. 


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. med. and surg. journ, 1920, 183, ref. Kongr. Zbl. 1921. 15, S. 122, — 84. Leyden, Zschr. 


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Pick, Arch. È exp. Path. u. Pharm. 1923. Festschrift s. H. H. Mayer. — 41. Peller, 


W. kl. W. 1928, Nr.10. ` 


Gang und Fußbildung. 


A Eih Beitrag zur Ätiologie und Therapie des Plattfußes. 
a Von Dr. Karl Wilhelm Fischer, Stuttgart. - 


Der Gang ist von größtem Einfluß auf die Bildung des Fußes,. 


da beim Gehen ja jeweils nur'einem Fuße die volle Aufgabe des 
Tragens der Körperlast — in vertikalem Sinne —, und gleichzeitig 


— in horizontalem Sinne — die. der Fortbewegung 'zufällt, und. 
‚zudem sind es in manchen Phasen nur einzelne Teile des Fußes, 


die in dieser zwiefachen Hinsicht in Anspruch genommen werden. 
Die Art des Ganges bedarf daher für die Ätiologie und Therapie 
von Fußdeformitäten einer ganz besonderen Beachtung. — > 

Wenn man darauf achtet, wie viele Menschen, besonders in den 


Großstädten, gehen, läßt sich das ungemein häufige Vorkommen von - 


Fußgewölbeinsuffizienz und Plattfuß verstehen: Die Beine sind beim 


| Gehen gespreizt;; Oberschenkel, Kniee und Füße sind nach außen 
gedreht; es fällt der Mangel an. Streckung in Hüft- und Knie- 


gelenken auf. In der Regel besteht auch eine Vorneigung: des 
Beckens,. während der Rumpf ebenfalls vorgeneigt ist, oder nur im 
oberen Teile aufgerichtet wird, sodaß | 
eine Lendenlordose zustande kommt. In 
dieser Haltung wird der Fuß mit dem 
äußeren Fersenrande weit nach vorne und 
in weitem. seitlichen Abstande von der . 
Körperachse hart aufgesetzt: Unter ` 
Steifhaltung des Fußgelenks, dessen Ex- 
tension durch Beugung im Kniegelenk 
ersetzt wird, erfolgt die Abwicklung in 
querer Richtung nach dem Innenrande 
des ‘ersten Mittelfußköpfchens und der 
großen Zehe, weshalb sich dort auch'- 
eine Schwiele zu befinden pflegt. -Der 
Gang ist durch die Flexionsstellungen 
dem Laufschritt ähnlich und macht den 


+ Abbildung 1/ 


Auf Anzeichen. einer gewissen 
Rückentwicklung dürfte zu schließen sein 
aus' der Beeinträchtigung der Körpersenk- 
rechten und dem Fehlen extremer Streckung 
| Diese 
Flexionsstellungen, sowie die Auswärts- 
drehung der Oberschenkel, Kniee und Q 
Füße und der weite Abstand des aufsetzen- | i | 
den Fußes von der Körperachse nach außen sind nach Weidenreich 


Charakteristika für den Gang der übrigen Primaten. Den weiten seit- 


lichen Abstand der Füße erklärt Weidenreichso, daß das Tier von den 
Beinen seitlich unterstützt wird und gewissermaßen zwischen den Beinen 
aufgehängt ist, weshalb es breitbeinig geht, während beim Menschen die 


’ | Femora unter dem Becken zusammenlaufen und der Rumpf über den . 
el wesensverschiedenen dyspnoischen Zuständen durch. die An- . unterstützenden Beinen sich befindet. Nun machen sich in unserem .. 


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 betätigung herbeiführt, 


. 1500 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


u 26. Oktober 


Falle die anderen anatomischen Verhältnisse in der Phase der Ab- 
wicklung geltend: Beim Abheben der Ferse kommt die Abwicklung 
in der Richtung der Längsachse des nach außen gedrehten Fußes nicht 
zustande, sondern das gespreizte Bein strebt vielmehr wieder nach 
der Medianlinie, was die Abwicklung über den inneren Fußrand bewirkt. 
In welcher Weise die statischen Verhältnisse bei dem fehler- 
halten Gange wirken, ist aus Abbildung 2 ersichtlich; es fehlt tat- 
sächlich kein Moment zur Ausbildung eines typischen 
Pes planovalgus, selbst nicht des oft mit ihm 
vergesellschafteten Genu valgum (a) mit Außen- 
 rotation des Unterschenkels (b). Besonders schädlich 
ist die Abbiegung über den inneren Fußrand, die 
auch durchaus unphysiologisch ist, da sie normaler- 


Abbildung 2, 


| 
| 
| 
| und einer Vertauschung des. rechten und linken 
Fußes entspricht, als ob die kleineren Zehen nicht 
| mehr lateral, sondern medial’von der großen Zehe 
| ständen. Die Fußwurzel wird proniert (c), der Vorder- 
| 
| 
| 


deren der als gemeinsamer Stützpfeiler des Längs- 
und Quergewölbes’ dienende erste Mittelfußknochen, 


- Dexion im. Fußgelenk gleitet die Tibia auf der 
Talusrolle nach vorne, wodurch auch die zumal bei 
der vorgeneigten Körperhaltung besonders starke 

| un vordere Belastung nach vorne verschoben und ein 
Ä i a Tiefertreten des Sprungbeinkopfes bewirkt wird. Die 
. te Mißbildungen kommen umso leichter zustande, als 

% der Fuß, wie Bardenheuer sich treffend ausdrückt, 

nur als Stelze gebraucht wird, d. h. die Fuß- und Unterschenkel- 

muskulatur wird größtenteils gar nicht mehr, oder höchstens nur 


passiv in Anspruch genommen. Von den Zehen ‘spielt die große 


Zehe funktionell in geringem Umfange vielleicht noch eine Rolle, 
sofern sie nicht schon in Valgusstellung geraten ist, während die 
übrigen ganz untätig bleiben, in Hammerstellung geraten und da- 
durch an den hochstehenden Gelenkenden dem Stiefeldruck aus- 
gesetzt sind. Unter diesen Umständen ist es daher ganz verständ- 
lich, wie ein Chirurg sich dazu verstehen kann, zum Zwecke von 
Transplantationen die vier letzten Zehen leichten Herzens zu opfern, 
da „die vier kleinen Zehen eher stören als Vorteil bringen“). 
Die Ansicht ist nicht unbegründet, sofern man den fehlerhaften 
Gang in Betracht zieht. | | | 


Nun erhebt sich die Frage, wie es zu dieser typischen, vielen: 


Menschen gemeinsamen Fehlerhaftigkeit des Ganges kommt. Das 
moderne Berufsleben bringt zweifellos eine stärkere Beanspruchung 
der Füße in vielen Fällen mit sich, die eine Übermüdung der 
Muskulatur bewirkt und dadurch. deren Erschlaffung und Nicht- 
Andererseits scheint aber auch unsere 
Fußbekleidung mit Schuld daran zu tragen. Durch einen eng an- 
liegenden Stiefel mit steifer Sohle und hohem Absatz wird dem er- 
müdeten Fuß wohl der stets als so angenehm empfundene „Halt“ 
gegeben und durch Mehrleistung der an sich stärkeren Hüftmusku- 
latur das Gehen scheinbar erleichtert, jedoch wird dadurch, wie 
Bardenheuer sehr einleuchtend ausführt, die Fuß- und Unter- 
schenkelmuskulatur weiter geschwächt. Der Fußmüde und Fuß- 
Schwache, zumal wenn er, wie es z. B. bei den Arbeiten der Haus- 


_ frau der Fall ist, häufig wenige Schritte hin- und hergeht, geht 


und steht auch sicherer und mit geringerer Anstrengung, wenn er 
die Beine etwas spreizt und die Füße nach außen dreht, während 
sonst der Körper bei schnellem gleichmäßigem Gang durch die 
häufig wechselnde Unterstützung leichter das seitliche Gleichgewicht 
halten kann. Das unsichere Gefühl beim Auftreten auf den Rand 
des vielleicht noch hohen und schmalen Absatzes wird den Be- 
treffenden wohl auch mahnen, gespreizt aufzutreten. Das Tragen 
eines Absatzes überhaupt bewirkt, daß durch die Verlängerung der 
Ferse (im Sinne des Hackenfußes) einerseits der Schritt nach vorne 
größer wird, und andererseits die Ferse früher aufsetzt, noch bevor 
das Bein wieder vollends gestreckt ist; so sind, ähnlich wie beim 
Treppensteigen, Hüft- und Kniegelenke stärker gebeugt, und der 
Körper wird vorgeneigt, damit der Schwerpunkt leichter unter den 


Unterstützungspunkt gelangt. Die Abwicklung des nach außen ge- 


drehten Fußes erfolgt einfacher und müheloser um die nächstgelegene 
Achse, welche den inneren Rand des Absatzes mit der Großzehe 
verbindet, zumal wenn der Absatz hoch, schmal und nach der Fuß- 


mitte zu angebracht ist. Für den unbekleideten Fuß ist die fehler- 


1) J, F. S. Esser, M.m.W. 1923, Nr. 24, S. 888 r. u. 


. weise über die Zehengrundgelenke erfolgen müßte, 


 fußB wird supiniert und abduziert (d), und im beson- 


auf dessen Köpfchen die ganze Körperlast ruht, wird 
durch Überlastung reflektiert (e). Durch die Dorsal- 


hafte Abwicklung äuf die Dauer gar nicht möglich, da, was der 
„Halt“ des Schuhwerks verhindert, der Fuß bei jedem Schritt bald 
so schmerzhaft gedehnt würde, daß der Betreffende in nützlicher 
Anspannung seiner Plantarflektoren und Supinatoren die Abbiegung 
über die Reihe der Zehengrundgelenke vorzieht.. Daher hat man 
schon mit Recht den heilenden Einfluß des Barlußgehens (Bier) 
oder wenigstens des Sandalentragens (Bardenheuer) hervorgehoben, 
| Bei den sehr hohen Anforderungen, die der Gang an den 
Fuß stellt, wird jede Änderung der Gangart zu einer entsprechen- 
den Formveränderung des Fußes füren, weshalb wir in einer zweck- 
mäßigen Gangform ein sehr wirksames Mittel besitzen, welches im- 
stande sein dürfte, auf die Plattfußbildung verhütend und heilend 
zu wirken. Dabei ist es erforderlich, daß, -wie auch Bardenheuer 
ausführt, sämtliche Fuß- und Unterschenkelmuskeln zu intensiver 
Tätigkeit herangezogen werden, wofür aber gymnastische Übungen 
allein keineswegs genügen dürften, sondern ein dauerndes Üben 


‘durch zweckmäßige Gehweise nötig ist. Von dem Wadenmuskel ab- 


gesehen bildet ja ihrer Wirkung nach die Fuß- und Unterschenkel- 


muskulatur in ihrer Gesamtheit ein Kraftzentrum, welches man sich 


in der Mitte des Fußes gelegen vorstellen kann, und daher im- 
stande ist, das Längs- und Quergewölbe zu bilden und zu erhalten. 
Man lasse den Patienten eine Gangart einüben, welche der 
soeben beschriebenen möglichst entgegengesetzt ist: Der Fuß wird. 
bei gestrecktem Knie, wobei die Kniescheibe nach vorne gerichtet 
ist, und die Fußspitze nur gemäß der zwangsmäßigen Schlußrotation 
nach außen steht, unter geringer Flexion im Hültgelenk so medisl 
aufgesetzt, daß die Medianebene etwa die Fußwurzel, oder (höch- 
stens) das 3. Mittelfußköpfchen schneidet (Abb. 3, die Schluß- 
rotation wird in der Regel größer sein, als in der ee 
Zeichnung. wiedergegeben); der hintere Fersen- AbbRdNDES 
rand soll zuerst: den Boden berühren, wozu der 
Fuß ein wenig proniert gehalten wird. In der 
weiteren Entwicklung wird bei der ungewohnt 
stark medialen Unterstützung des Körpers das Be- . 
streben nach einer lateralen Unterstützung sich 
geltend machen. Die Ferse wird daher nur 
flüchtig den Boden berühren,: die nach außen 
gerichtete Fußspitze senkt sich rasch, und schon 
während die ganze Sohle Standfläche ist, werden 
sämtliche Zehen mit Kraft sich gegen den Boden 
stemmen, um durch diese Vergrößerung der 
Standfläche ein- Fallen nach außen seitlich und 
vorne zu verhindern. Bei der geringen Hüftflexion 
gelangt das Schwergewicht des Körpers bald vor 
den Unterstützungspunkt, so daß der Fuß ge- 
zwungen ist, eine Gegenbewegung zu machen, um 
ein Vornüberfallen des Körpers zu vermeiden. Er 
wird also versuchen, den Körper nach hinten 
zu schleudern, indem er unter Beugungsbestreben 
derZehen denFuß starkplantarflektiert(Strasser). 
So kommt es zum Fersenhochstand, und zwar er- 
folgt die Abbiegung um eine Achse, welche vom 
Capit. metat. V nach dem Capit. metat. I von 
außen hinten schräg nach vorne innen verläuft, ent- 
sprechend einer Abwehrbewegung bei der für den 


. Körper bestehenden Gefahr des Fallens nach vorne und nach der Seite. 


Der Fuß macht also eine ‘Plantarflexion mit gleichzeitiger Supi- 
nation. Die Gefahr, nach außen zu fallen [Abb. 3 (a)], erscheint 


.dem Körper aber immer noch nicht behoben, weshalb ein Spreiz- 


versuch des Beines ihn medialwärts zu verschieben sucht (b). Da- 
durch - wird die Wirkung des therapeutischen Ganges in hohem 
Maße verstärkt: Das Knie wird in Varusstellung gedrängt. (c), der 


Unterschenkel einwärts gedreht (d), die Fußwurzel supiniert (e) und 


der Vorderfuß wird adduziert (f). ‘Während bei dem fehlerhaften 
Gange der Körper zwischen den ihn wechselseitig seitlich unter 
stützenden Beinen getragen wird, hat nun der in der Mitte unter- 
stützende Fuß ihn zu balancieren, wozu die sämtlichen Flektoren, : 


"Abduktoren und die (als Supinatoren wirkenden) Adduktoren des 


Fußes eifrig tätig sein müssen. Der Fersenhochstand erfolgt also 
unter Bedingungen, wie sie günstiger nicht sein können. Trotz der 
starken Belastung des Vorderfußes wird durch. mächtige Muskel- 
wirkung auch das Quergewölbe gespannt, was ich durch die Angabe 
von Patienten, welche bei Affektion des 2. und 3. Mittelfußköpfchens 
bei der beschriebenen Gangart schmerzfreier gehen konnten, be: 
stätigt fand. Es erfolgt nun eine möglichst’ starke Extension IM 
Hüftgelenk unter kräftiger Entgegenwirkung der Zehenbeuger 
wobei auch der doppelköpfige Adductor hallueis durch Gegenwirkung 


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26. Oktober 


gegen das Spreizbestreben des Beines in kräftige Aktion tritt und 
durch Spannung des Quergewölbes das 2. und 3. Mittelfußköpfchen 


im besonderen vor Insulten schützt. Während die Zehen den Boden 


verlassen, erfolgt erst die Beugung des Knies unter Aufhebung 
der Schlußrotation. Die Adduktion der Großzehe beim Abheben 
bewirkt einen etwas nach innen gerichteten Bogen des neuen 
Schwungbeines, was dieses befähigt, den Fuß wieder in der Median- 
linie aufzusetzen. Es ist bemerkenswert, daß, während beim fehler- 
haften Gange mit gespreizten Beinen die Ferse an den inneren 
Knöchel des Standbeines anzuschlagen pflegt, dieses bei dem be- 
schriebenen Gang mit adduzierten Beinen nicht vorkommt. 

Eine Bestätigung der Richtigkeit der angegebenen Wirkung des 
beschriebenen Ganges auf die Fußbildung, soweit sie das breit- und 
das engspurige Auftreten betrifft, findet man in den Abbildungen von 
Gangspuren Platt- und Hohlfüßiger, wie sie Hohmann?) in seinem 
vor kurzem erschienenen, vorzüglich ausgestatteten Buche: „Fuß und 
Bein“ auf Tafel VI wiedergibt. Die Plattfußspur eines 12jährigen 
Mädchens zeigt einen ziemlich großen seitlichen Abstand des rechten 
und linken Fußes, und zwar stehen die Fußachsen genau parallel der 
Gangrichtung, ein Beweis dafür, daß auch das Geradeausrichten der 
Füße, wie es häufig empfohlen wird, wenigstens bei einem ausge- 
bildeten Plattfuße, nichts nützt. Hingegen stehen die rechten und 
linken Gangspuren eines Hohlfüßigen bei auswärtsgerichteten Füßen 
alle fast genau voreinander wie auf einer Linie. 


Als Fußbekleidung, soweit sie nicht überhaupt entbehrt 


- werden kann, kommen entweder leichte Sandalen oder nicht zu enge 


Halbschuhe aus dünnem Leder, möglichst absatzlos, mit gut bieg- 
samen, bei Fettpolsterschwund weichgefütterten Sohlen in Betracht. 
Die Regeln, welche zur Einübung des kompliziert beschriebenen 


Ganges gelten, sind sehr einfach: 1. Man soll so gehen, als ob man die 


Füße auf einen Strich setzen müsse. 2. Man trete mit dem hinteren 
Rande der Ferse auf; die Fußspitzen halte man so, wie es am be- 
quemsten ist. 8. Man schreite nach vorne kurz, aber weit nach hinten 
aus, wobei man die Ferse tüchtig hochhebt. 4. Die Knie bleiben 
gut durehgedrückt und nur das Schwungbein darf das Kniegelenk 
beugen. Alles andere ergibt sich dann von selbst, ja die Regeln 
ließen sich noch kürzen, was aber in 
Anbetracht, daß der eine oder andere 
Punkt gelegentlich doch vergessen wird, 
vielleicht nicht zweckmäßig wäre. Die 
fehlerhafte Vorneigung des Beckens wird 
gewöhnlich auch von selbst korrigiert, 
andernfalls gibt man die Anweisung, 
eine Hand auf das Kreuzbein zu legen 
und, wie es in der Reitschule heißt, „die 
Unterpositur nach vorne zu schieben“. 
- Die korrigierte Bein- und Beckensiel- 
lung wirkt der vorgeneigten Körper- 
haltung stark entgegen; der Patient ist 
: gezwungen, zur Erhaltung seines Gleich- 
gewichtes, Kopf und Rumpf energisch 
zurückzunehmen, wodurch der Körper 
nach hinten straff wie ein Bogen ge- 
spannt wird. (Abb. 4). 


Abbildung 4. 


liche Wirkung dieser Gangart die die 
Muskulatur schwächende künstliche 
Stütze nicht in allen Fällen entbehrlich 
zu machen. Personen, welche sehr viel 
.stehen müssen — und das sind vor- 
zugsweise Plattfüßige — und ältere 
Leute, bei denen die Muskeln schon 
kraftlos geworden sind, werden Träger 


von Plattfußeinlagen in festanliegendem Stiefel bleiben müssen, 


aber überall da, wo noch Aussicht vorhanden ist, eine Erhaltung 


. oder Besserung der Fußform durch eigene Kraft zu erzielen, ist die 


Ganggymnastik angezeigt, sei es als Hauptbehandlung, sei es zur 
Nachbehandlung nach Redressement. Zur Verhinderung von Rezi- 
diven muß sie dem Patienten allerdings zur steten und bleibenden 
Gewohnheit werden. ` 
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2) Verlag J. F. Bergmann. 1923. 


Leider vermag die zweifellos erheb- 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.43. 0, 0 I0 


Über Frühbehandlung der kindlichen Phimose. 
Von Dr. Kurt Ochsenius, Chemnitz, 
Facharzt für Kinderkrankheiten. 


Die Frage der Behandlung der kindlichen nicht entzündlichen 
Phimose, die ein Jahrzehnt hindurch in der Literatur nahezu völlig 


geruht hat, ist wieder aktuell geworden, was aus der Tatsache her- 


vorgeht, daß fast gleichzeitig zwei Arbeiten erschienen und zwar 
von Glaß-Hamburg!) und von Sievers-Leipzig?). Beide also von 
chirurgischer Seite und beide von der Mahnung zum Konservatismus 


„erfüllt. Eine sehr wichtige und bedeutsame Tatsache und Erschei- 


nung, besonders erfreulich für die Pädiatrie, die seit einem Viertel- 
jahrhundert den gleichen Standpunkt vertritt. E 

Man muß .auf Grund der Erfahrungen des täglichen Lebens 
leider allzusehr den Autoren recht geben, die beide sagen: es wird 


zu viel und zu früh wegen Phimose operiert. Wer hätte sich nicht . 


schon oftmals von der betrüblichen’ Tatsache überzeugen ‚können, 


daß Säuglinge in den ersten Lebenswochen wegen „Phimose“. operiert 


wurden! Ich selbst habe an einem unendlich großen Material noch 


niemals eine Anzeige für eine Operation in den ersten Lebens- ' 


monaten gegeben gesehen. Wenn die Vorhaut wirklich einmal sehr 
eng war, so daß das Urinieren behindert wurde, — ein Vorfall, der 
alle paar Jahre einmal vorkommt —, so genügt ein leichtes ma- 
nuelles Zurückschieben des Präputiums, um dem Mißstand abzu- 
helfen. Den Vorschlag Glaß’, prinzipiell in der ersten Lebenswoche 
bei jedem Knaben die Vorhaut zurückschieben zu lassen, möchte 
ich als in diesem Lebensalter zu gefährlich unbedingt ablehnen; 
vor allem aber seinen Gedanken, dies von der Hebamme ausführen 
zu lassen, denn: in der Praxis könnte das bei dem üblichen Bildungs- 
niveau derselben geradezu katastrophale Folgen haben. 

Der Grund dafür, daß zuviel und zu früh operiert wird — 
von praktischen Arzten noch mehr als von Chirurgen — liegt in 
der fehlenden Kenntnis der Tatsache, daß die Vorhautverklebung 
und -verengerung eine physiologische Erscheinung ist. (Entwicklungs- 
geschichtliche Hinweise bei Sievers 1. c.). Nun gibt es aber von 


dieser Pseudophimose, wie Glaß sie ganz treffend bezeichnet, bis. 


zur wirklich ausgebildeten rüsselförmigen Phimose, die unbedingt 
eines ärztlichen Eingreifens bedarf, unendlich viele fließende Über- 
gänge, von denen das ringförmig verengte Präputium ohne Rüssel- 
bildung besonders der Erwähnung bedarf. | | 
Wenn auch im allgemeinen die Bedeutung der Phimose und 
ihrer Folgeerscheinungen überschätzt wird — so hat z. B. Peiser?) 
die Ansicht ihrer Mitwirkung beim Entstehen der Hydrozele wider- 
legt — so gehört die Überwachung der Geschlechtssphäre doch 
ebenso obligatorisch zu der Aufgabe des ärztlichen Familienberaters 
wie jede andere. Und derselbe muß sich darüber klar sein, wann 
und wie er zu handeln hat. 
Eingreifen das Verpassen des Momentes, in dem schonend und 


unter völliger Erhaltung der Form desGliedes infolge der. Weichheit der 
Gewebe diese Störung beseitigt werden kann, andererseits kann eine, 
unterlassene Operation dem Träger der Phimose das Lebensglück 


zerstören. Wie manche Ehe ist nicht schon dadurch zerrüttet worden, 
daß ein Mann aus falschem Schamgefühl die Operation ablehnte, 


nachdem in der Jugend der Eingriff unterblieben war. Und auf der 


anderen Seite, wie schwer leidet mancher sensible Mensch sein 
Leben lang unter der Entstellung seines Gliedes, das ein allzu 
energischer Arzt ihm verschandelt hat; abgesehen davon, daß das 
brüske Freilegen der Glans durch das fortwährende Reiben. der 
Kleidungsstücke stark irritieren, ja den kleinen Patienten direkt 
zur Onanie bringen kann. Als Beweis dafür, wohin solch rücksichts- 
loses Operieren führen kann, führe ich die Tatsache an, daß ich 
mehrmals Eltern ihren Wohnort im Voraus angeben konnte, da ihre 
Knaben die gleiche Verschandelung des Penis zeigten. Solche 
Steckbriefe sind für den betreffenden Arzt nicht angenehm! 


Wann und in welcher Weise soll nun vorgegangen werden? 


Auf Grund mehrtausendfacher Erfahrung möchte ich das Alter 


von 3/, Jahren als den Termin ärztlichen Eingreifens bezeichnen. 
Erstens ist die Immunität des kindlichen Organismus in diesem 


Alter bereits eine erheblich größere — eine schlechte Erfahrung 
bei einem jüngeren Kinde veranlaßt mich besonders darauf hinzu- 
weisen —, zweitens hat. sich bis dahin bei sehr vielen Knaben das 


anfänglich — normalerweise! — enge Präputium spontan erweitert, 


so daß eine unnötige Polypragmasie vermieden wird und drittens ist 


1) D.m.W. Nr. 5. | - 
2) M.m.W. Nr. 6. 
8) B.kl.W. 1912, Nr. 49. 


Denn einerseits bedeutet verspätetes, 


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. weis für die Tatsache, daß für jede Blasenentleerung mehrere 


wählt — und sei es.auch nur darum, daß man. durch Entfernung 


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es der Zeitpunkt, in’ der mit dem Abhalten der Kinder in der 
Regel begonnen wird, wobei sich ergibt, ob eine Behinderung der 
Urinentleerung vorhanden ist oder nicht. Denn ich halte ein Vor- 
gehen auch bei nicht extrem ausgesprochener Phimose für unbedingt 
angezeigt, wenn die Mutter angibt, daß das Kind nicht in einem 
kontinuierlichen Strahl, sondern in Absätzen uriniert. Die Berechti- 
gung unseres therapeutischen Handelns wird bald danach erhärtet 
durch die Bestätigung seitens der Mutter, daß ‘die Zahl der Miktionen 
wesentlich zurückgegangen ist, da das Kind vorher niemals imstande 
war, seine Blase völlig zu entleeren. Bei Kindern in diesem Alter, 
die noch nicht abgehalten werden, darf bei richtiger d. h. vor- 
wiegend — noch besser ausschließlich — breiiger Kost die Zahl 
der Windeln keine allzugroße mehr sein. Werden noch immer so 

viele Windeln wie im Anfange gebraucht, so ist auch dies ein Be- 


Windeln gebraucht. werden. | 

Schließlich richtet man auf keinen Fall Schaden an, wenn 
man bei jedem Knaben am Ende des dritten Vierteljahres das Glied 
inspiziert — vorausgesetzt, daß man die richtige Art des Handelns 


des Smegma eine spätere Balanitis verhütet. 
Wie soll man nun vorgehen? | | 
Unzweifelhaft ist als Therapie der Wahl zunächst das unblutige 
Vorgehen zu bezeichnen, die manuelle Dehnung, wie sie auch bereits 
Hamburger‘) beschrieben hat, Sollte man mit ihr nicht zum 
Ziele kommen, so bleibt die Operation — die schonende Zirkumzision — 
immer noch übrig. Ich selbst habe bei ringförmigen Verengerungen 
des Präputiums keinmal, bei echter rüsselförmiger Phimose es erst 
zweimal — also rund in 1% der Fälle — erlebt, daß ich mit dem 
unblutigen Verfahren am Ende des ersten Jahres nicht zum Ziele 
gekommen wäre. Bei älteren Kindern, speziell von Ende des 
9. Jahres an, ist der Erfolg allerdings bereits sehr zweifelhaft. 
Der Vorteil des Vorgehens ist erstens die große Einfachheit 
— bei Erfahrung und Geschicklichkeit fließt gewöhnlich kein Tropfen 
Blut — und zweitens erhält es dem Glied seine ursprüngliche Form. 
Der Hergang. ist folgender: ` Ze 
Das Glied des gut fixierten Kindes — in der Sprechstunde 


liegend auf dem Schoß der Mutter, wobei das Becken des Kindes | 


auf dem linken Oberschenkel der Mutter ruht — wird mit der 
linken Hand möglichst proximal bei maximal ausgespannter Haut 
festgehalten. Die rechte Hand faßt lateral — nicht oben und unten, 
da sonst das Frenulum leicht eingerissen wird — das Präputium 
und führt es über die Glans herüber, wobei vorsichtig die Adhäsionen 
gelöst werden. Das Glied. ist infolge der gewöhnlich eintretenden 
Erektion bequem zu halten. 
Bei der echten Phimose geht es gewöhnlich nicht ohne eine 
gewisse Kraftanstrengung ab; das Ganze muß aber doch zart und 
. vorsichtig geschehen, damit Einrisse, besonders tiefergehende, ver- 


mieden werden, da sonst Narbenbildung das günstige Resultat ver- 


eitelt. Dieses Vorgehen wird in derselben Sitzung einigemale wieder- 


holt, Smegmaansammlungen werden mittels Borwassertupfers ent-. 
fernt und zum Schlusse zur Vermeidung einer erneuten Verklebung - 


als desinfizierendes Isoliermittel einige Tropfen folgenden Öles 
zwischen Präputium und Glans geträufelt: 
Rp. Acid. carbol. liquef. 0,05 - 
Ol. olivar. sterilis. ad 10,0. 

Für den gleichen Tag wird den Eltern der Rat erteilt, dem 
Kinde viel Flüssigkeit — Tee oder Fruchtwasser — zu reichen, 
-da ein hochgestellter, konzentrierter Urin dem Kinde bei der Ent- 
leerung naturgemäß leichter Schmerzen verursacht und die Kinder 
daher oft nach den ersten Tropfen den Urin lange retinieren. 
Um dies zu vermeiden, verordnet man ferner ein ausgedehntes 
warmes Bad. Zur Vorbeugung der Anschwellung des Gliedes dienen 


gegebenenfalls kühle Umschläge mit Borwasser oder Kamillen-. 


tee — nur scheitert diese Verordnung mitunter an technischen 
Schwierigkeiten. | 

Längstens nach 4 Tagen wird das Kind wieder vorgestellt, 
“ wobei der Arzt die Prozedur wiederholt. Handelte es sich um 


leichtere Grade, so. kann, nachdem eins der Eltern in der nach. 


weiteren 2 Tagen stattfindenden Beratung in Gegenwart des Arztes 
seine Fähigkeit bewiesen hat, den Eingrilf auszuführen, das Kind 
den Eltern überlassen werden, mit dem Hinweis, daß das zunächst 
täglich vorzunehmende Verfahren am leichtesten im Anschluß an 
das Bad gelingt. Handelte es sich um eine echte Phimose oder 
um schwerere Grade der Pseudophimose, so muß bis zum gleichen 


© M.m.W. 1910, S. 209. 


"1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


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26. Oktober 


Endeffekt der Arzt im Abstand von 1—2 Tagen die Prozedur 
vornehmen. 


'. Als zweckmäßig hat es sich erwiesen, die ersten Versuche 


seitens der Eltern zur Zeit der ärztlichen Sprechstunde ausführen 
zu lassen, damit das Kind, sollte eine Paraphimose zustande kommen 
.— bisher in 3 Fällen — sofort behandelt werden kann. Daß diese 
Paraphimose das allerdings recht drastische aber therapeutisch 
wirksamste und jedes weitere Eingreifen ersparende Mittel darstellt, 
kann nicht geleugnet werden. 


‚Die Eltern setzen, je nach der Schwere des Falles die Mani- 


pulation 2—83 Wochen lang täglich fort — unter Benutzung oben 
erwähnten 
Abständen, später überzeugen sie sich nur von Zeit zu Zeit von dem 
richtigen Zustand, jedoch soll auch in diesem Alter die Aufmerk- 
samkeit des Kindes nicht allzulange auf das Geschlechtsorgan wegen 
der Gefahr der Onanie gelenkt werden. 


Öles — dann alle 2 Tage, in langsam zunehmenden 


Gelingt das unblutige Verfahren nicht, wovon man sich ge- 


wöhnlich in der ersten Sitzung überzeugen kann, spätestens in der 
. zweiten an der Bildung von Narben, so lasse man das Kind im 
zweiten Lebensjahr operieren; aus dem ebengenannten Grunde 
möglichst nicht später. Die‘Operation der Wahl ist die Zirkumzision. 
Aber man zieht dabei das Präputium nicht zu stark nach vorn, denn 
sonst resultiert aus dem Verfahren die freiliegende Glans. Bei 
einfacher Ringbildung habe ich noch niemals operieren zu. lassen 
brauchen. 


Im Gegensatz zu den beiden eingangs erwähnten Arbeiten, 


die im Übrigen aber ein erfreulicher Beweis sind für die Annäherung 
des Standpunktes der Chirurgen an den der Pädiater, möchte ich 
prinzipiell an erster Stelle das unblutige Verfahren stellen; dieses 
-aber im Gegensatz zu vielen Pädiatern auch bei den Fällen von 
ringförmiger Präputialverengerung angewendet sehen, da bei dieser 
Form die Spontanheilung oftmals ausbleibt und eine Spätoperation 
notwendig wird. | SUE 


Aus der Inneren Abteilung des- Paul- Gerhardt- Stift- Krankenhauses 


‚in Berlin (Chefarzt: Prof. Dr. F. Munk). 
Beitrag zur Pathologie der Stillschen Krankheit. 
Ä Von Dr. Albert Muncke. 
Im Jahre 1897 beschrieb Still- eine besondere Form der kind- 


lichen chronischen Polyarthritis, die sich durch Schwellung der Milz 
und der Lymphdrüsen von den übrigen Formen unterschied. Bei 
diesem Krankheitsbild fehlt jede Destruktion des Knochens und 
Knorpels, obwohl die Gelenke äußerlich verdickt, später versteift 
- sind und sich frühzeitig eine hochgradige Muskelatrophie entwickelt. 
Der Prozeß befällt die Gelenke, an denen zuerst die Streckfähigkeit 
behindert ist, bilateral symmetrisch; zuerst die Kniegelenke, ergreilt 
dann die Handgelenke und die Wirbelsäule, macht aber vor keinem 
Gelenke halt, so daß völlige Starre resultiert. Dabei besteht re- oder 
intermittierendes Fieber, das den Patienten auffallend wenig alteriert. 
Allgemeine Symptome wie wachsgelbe Hautfarbe, ‘Hyperidrosis, 
Exophthalmus, häufiges Erbrechen und Anämie wurden beobachtet. 


Janzen fand bei den fieberhaften Exazerbationen mit Gelenkschmerzen 
und Milz- und Drüsenschwellung Leukopenie mit Lymphozytose. 
Schließlich wurde eine auffallende Häufigkeit von Prozessen an den 
serösen Häuten wie Perikarditis usw. festgestellt, was auf einen 
Zusammenhang mit Tuberkulose hinzudeuten schien (Chauffard, 
Ibrahim). In Deutschland wurde dies Krankheitsbild verhältnis- 
mäßig selten beobachtet und beschrieben. Aus diesem Grunde hat 
eine Klärung der Ätiologie und Pathogenese noch nicht statt- 
gefunden, so daß es angezeigt ist, einen bei uns in Beobachtung 
stehenden Fall dieser Art kurz mitzuteilen; besonders auch deshalb, 
weil sich bei der langen Krankheitsdauer in diesem Falle die körper- 
liche und geistige Entwicklung gut überblicken ließ, der Fall 
dauernd frei von Komplikationen war, so daß wir ein gewissermaßen 
reines Krankheitsbild vor. uns haben, das eine klarere Beurteilung 
der ätiologischen und pathogenetischen Verhältnisse gestattet. 

. Zunächst eine kurze Schilderung des Krankheitsverlaufes: Der 


jetzt 12jährige Knabe machte nach normaler Geburt und weiterer ent- 


sprechender Entwicklung mit 31/, Jahren eine „skrophulöse Bauchfell- 
entzündung“ durch. Heilung nach Operation und weiter gute Ent: 
wicklung, obwohl dauernd eine Neigung zu Drüsenschwellungen aM 
Hals bestand. 1917 fieberhafter Gelenicheumatismns, der nach zwei 
Monaten unter Behandlung ohne Residuen ausheilte. Dann war Ca 
Kind bis 1920 bei normaler geistiger und körperlicher Entwicklung 
gesund und munter. Sommer 1920 Gelenkschmerzen mit Schwellung 


an den unteren Extremitäten, einige Wochen später Hinzutreten VON 


4 der Gelenke sind bis auf leichte Verschattung der Gelenke und Kalk- 
t. armut der Knochen normal. Epiphysenkerne dem Alter entsprechend. 
L Sämtliche biologische Reaktionen auf Tuberkulose zu den ver- 
r` schiedensten Zeiten des Verlaufs negativ. — Wa.R. negativ. — Mehr- 
; malige Blutkulturen steril. | 
2" Während der seitdem dauernden klinischen Beobachtung schwankt 
die Temperatur zwischen 36,5 und 40°, beeinträchtigt ebenso wie das 
i ziemlich häufige Erbrechen das Befinden wenig. Starke Neigung zum 
; Schwitzen. — Es zeigte sich eine völlige Wirkungslosigkeit aller 
medikamentösen und physikalischen Therapie. Auch Reizbehandlung 
er verschiedenster Art ist erfolglos. Überstehen der Varizellen übt keinen 
3 Einfluß auf den Verlauf aus. Der Zustand verschlimmert sich dauernd, 
P die Versteifung schreitet fort, die Muskelatrophie nimmt höchste Grade 
g an Dabei häufige Fieberattacken und Erbrechen mit Schmerzen und 
a! Schwellung der verschiedenen Gelenke. Oft ist damit eine Schwellung 
| der Milz und regionären Lymphdrüsen mit Druckschmerzhaftigkeit ver- 
' bunden. Mit der Zeit bildet sich ein mäßiger 'Exophthalmus. heraus. 
' Das Blutbild wechselt stark, läßt keinen charakteristischen Zusammen- 
z hang mit den Fieberattacken und den Gelenkerscheinungen erkennen. 
| Leukozyten schwanken zwischen 8000 und 16000, Linksverschiebung 
zwischen 2/, und !/,,, wobei die frühen Jugendformen der Neutrophilen 
R dauernd fehlen. Lymphozyten stets an der oberen Grenze der Norm. 
© Der Färbeindex schwankt um 0,5 bei stark wechselnden Gesamtzuhlen 
der en (5,25 bis 2,3 Mill.). — Die Bestimmung des Fibrinogen- 
Fi gehaltes des Blutes zeigt erhöhte Werte, auch im fieberfreien Stadium, 
was ne unseren sonstigen Befunden für eine infektiöse Polyarthritis 
- spricht. 
k . Während der ganzen Zeit ist der Horz- und Lungenbefund normal. 
z, Deformierende Prozesse an Knochen und Knorpel der befallenen Gelenke 
A können nicht festgestellt werden, nur tritt eine Verschmälerung der 
5 Gelenkspalte ein. Das Wachstum vollzieht sich dem Alter entsprechend. 
5 Die geistige Entwicklung ist nicht beeinträchtigt, so daß der Junge 
2 die Schule des hiesigen Krüppelheims besucht, wo seine Leistungen 
y . gut sind. Er schreibt mit der linken Hand. | 
. Eine bohnengroße exzidierte Kubitaldrüse, deren histologische 
Hi ‚Untersuchung ich Herrn Dr. Gohrband verdanke, zeigt eine einfache 
s yperplasie mit geringer Bindegewebsvermehrung; keine Anzeichen 
= für Tuberkulose. 
g ‚. Die Stellung der Diagnose nach dem klinischen Befunde ist 
bei der Stillschen Krankheit leicht, die Frage nach der Ätiologie 
E und Pathogenese nicht sicher zu beantworten. Die oft in Erwägung 
gezogene Beziehung zur Tuberkulose (Chauffard, Ibrahim u. a.) 
hat sich nicht beweisen lassen; vielmehr spricht sich die Mehrzahl 
A der jüngeren Autoren für ein selbständiges, infektiös-toxisches 
T Krankheitsbild aus (R-oeppe, Piske, Janzen u. a.). 
n l Strauß hält die Stillsche Krankheit für die ausgebildete Form 
K der kindlichen Polyarthritis, die übrigen ohne Drüsen- und Milz- 
7 schwellung verlaufenden Formen für „formes frustes.“ Rhonheimer 
> N der Stillschen Polyarthritis die besondere Stellung ab und 
6 glaubt, daß sämtliche kindlichen chronischen Polyarthriden — von ihm 
ii Arthritis deformans chron. juvenilis genannt — durch eine neurogene, 
P peripher angreifende Noxe bedingt seien; Milztumor und Drüsen- 
p schwellung seien nur durch Komplikationen verursacht, und. in den 
. bisher in der Literatur publizierten Fällen zur Auito uns eines selbst- 
y ständigen Krankheitsbildes nicht beweiskräftig genug. Jede kindliche 
o Polyarthritis zeige in einem 2. Stadium deformierende Gelenkprozesse, . 
zf nur werde dieses Stadium oft wegen letal endigender interkurrenter 
5 ankheiten nicht erreicht. — Im allgemeinen wird die Milz- und Drüsen- 
2 schwellung aber als charakteristisc angesehen. Klare histologische 
p’, t efunde ehlen bisher. Piske fand ein der Lymphogranulomatose 
i, ähnliches Bild in exzidierten Drüsen. Chauffard erklärt die Drüsen- 
g schwellung durch Stauung infolge des entzündlichen Gelenkprozesses 
5 auf tuberkulöser Basis. Nur Müllhofer und Edsall fanden tuberkel- 
j bazillenähnliche Erreger, sonst 'erwies sich Gelenk- oder Milzpunktat, 
g sowie das Blut kulturell oder im Tierversuch als steril. (Janzen.) 


96. Oktober 


_ Fieber und Erkrankung der Handgelenke. Drüsenschwellungen be- 
sonders in den Leistenbeugen. Seitdem Fortschreiten trotz aller Therapie 
“ und Versteifung der zuerst befallenen Gelenke; zunehmende Muskel- 
atrophie, Übergreifen auf die Wirbelsäule, Schulter- und Ellenbogen- . 


elenke. Dabei normaler Fortgang des Wachstums und der geistigen 
Fntwieklung. September 1921 Krankenhausaufnahme. Der Aufnahme- 
befund zeigt ein geistig normal entwickeltes Kind mit dem Alter ent- 
sprechendem Längenwachstum. Blässe der Haut und Schleimhäute. 


Starke, allgemeine Muskelatrophie, Fixierung der Wirbelsäule, be- 


sonders im Halsteil Die Kiefer-, Finger- und Hüftgelenke, sowie das 
linke Schulter- und Ellenbogengelenk sind aktiv und passiv frei beweg- 
lich. Alle übrigen Gelenke sind aktiv kaum, passiv nur sehr wenig 
beweglich. Die rechte obere Extremität ist bis auf die Finger völlig 


versteift. An keinem Gelenke Rötung oder Schwellung, Schmerzhaftig- 


keit auffallend gering. Am Hals und in den Leistenbeugen sowie an 
den Ellenbogen und in der Achselhöhle kleine harte Drüsen. 

Herz und Lungen sind physikalisch und röntgenologisch frei. 

Abdomen gegen den flachen-Thorax aufgetrieben. Milz deutlich 
schmerzhaft, zeitweise palpabel. 

Urin frei von pathologischen Bestandteilen. Die Röntgenbilder 


DR > 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. SD | 
Lt NN 


1503 


Aus unserem Falle, dessen Diagnose wohl feststehen dürfte, 
ergibt sich, daß ein Zusammenhang mit Tuberkulose abgelehnt 
werden muß; denu sonst hätte wenigstens eine der biologischen 
Reaktionen zu irgend einem Zeitpunkt einmal einen positiven Befund 
ergeben müssen. Andrerseits ist an einer infektiös-toxischen Noxe 
kein Zweifel, wofür die mit dem Fieber und Gelenkschmerzen zu- 
sammen auftretenden Milz- und Drüsenschwellungen sprechen trotz 
negativen bakteriologischen Befundes.: Wir möchten annehmen, daß 
es sich, wie bei der Polyarthritis exsud. inf. chron. der Erwachsenen, 
um eine Art Analphylaxiereaktion des durch einen Infekt allergischen 
Organismus, wie es Weintraud zuerst für die akute, Polyarthritis 
wahrscheinlich gemacht hat, handelt (Munk.) Das Eintreten dieser 
Reaktion ist aber von einer besonderen Konstitution des Organismus 
abhängig. Es liegt nahe, diese bei den zunächst starken weichen, 
später unter Induratlion zurückgehenden Schwellungen der Milz und. 
der Drüsen in der gerade beim Kinde oft ausgeprägt vorhandenen 
lymphatischen Konstitution zu suchen. Denn hierbei neigen die 
Drüsen, wie Bartel, Wiesel u. a. gezeigt haben, nach einem 
Stadium erhöhter Reaktionsbereitschaft mit entzündlichen Schwel- 
lungen zur Fibrose, einer Erscheinung, die sich nicht nur an den 
Drüsen, sondern am gesamten Stützapparat ausprägt. Wir finden 
deshalb in diesen Fällen, wo der Gelenkprozeß eine reine Weichteils- 
erkrankung darstellt, ebenso wie an den Drüsen nach entzündlicher 
Schwellung starke Fibrose und Schrumpfung des periartikulären 
Gewebes, die die Gelenke völlig fixiert, während Knorpel und 
Knochen intakt bleiben. Beim Erwachsenen läßt die physiologische 


Rückbildung des lymphatischen Apparates eine derartige Reaktion ` 


nicht mehr zu, wodurch das Fehlen von Lymphdrüsenschwellung ` 
bei chronischer Polyarthritis Erwachsener eine Erklärung findet. 
Wieweit endokrine Momente im Verein mit der Konstitutions- 
anomalie eine Rolle spielen, läßt sich nicht beurteilen. Gegen die 
neurogene Theorie Rhonheimers spricht der normale Verlauf des 
sonst gegen nervöse Einllüsse so empfindlichen Wachstums. 
halten wir uns entgegen Rh. für berechtigt, aus dem Milztumor, der 
bier sicher nicht durch Komplikationen bedingt war, sowie aus den 
trotz jahrelanger Dauer fehlenden Destruktionsvorgängen an den 
Gelenken auf die selbständige Stellung dieses Krankheitsbildes zu 
schließen. ne 
Zusammenfassung: Die Stillsche Krankheit stellt einen 


infektiös-toxischen Gelenkprozeß dar, der sein charakteristisches ` 


Gepräge durch das Auftreten eines besonderen allergischen Zustandes. 


im Verein mit einer Iymphatischen Konstitution erhält. Ein Zu- 


sammenhang mit Tuberkulose wird abgelehnt. 
geistige Entwicklung werden nicht beeinträchtigt. 


‚ Literatur: Still, Med. chir.Transact. 1897, 80, 8.47”. — Ibrahim, in Pfaund- 
ler-Schloßmann 1906, 1. — Koeppe, Jahrb. f. Kinderhlk. 1912, 76, S. 707. — Rhon- 


Wachstum und 


heimer, Ergebn. d. inn. M. u. Kinderbik. 1920.18. — Janzen , Jahrb. f. Kinderhlk. 90, 


S. 256 (dort ausführliche Lit.). — Piske, M. KI. 1913. 5.1908. — Pollitzer, Ebenda, 
1914, S, 1511. — Munk, Kraus-Brugsch, Spez. Path. u. Ther, (mit zahlreicher Lit.). 
— Hart, Stat. thymico-lymphat. Bergmann, München 1923. 


Aus der Gynäkologischen Abteilung der Städtischen Krankenanstalt 


zu Königsberg i. Pr. (Leiter: Prof. Dr. Benthin). 


Pseudodiphtherie am weiblichen Genitale. 
Von Dr. Heinz Sachs. | 


Auf das Vorkommen von Diphtherieinfektionen des puerperalen 
Wundbettes hat Bumm (1) im Jahre 1895 zuerst hingewiesen; auch 
später sind Fälle von primärer Diphtherie der Vulva und Infektionen 

"im Wochenbett beschrieben worden (2). Man fand Diphtheriebazillen 
ferner bei Schwerkranken,. unterernährten Kindern-an der Vulva und 
Vagina, wo das Krankheitsbild differentialdiagnostisch gegen Soor 
und Noma Schwierigkeiten machte (3). Am Genitale der erwachsenen 
Frau sind Infektionen mit Diphiherie sehr selten. Jedoch hat sich 
uns bei systematischer Untersuchung gezeigt, daß sich dort häufiger, 
als man annimmt, Pseudodiphtheriebazillen ansiedeln, was bisher 
noch nicht hinreichend bekannt ist. Aus. der Zahl .der beobachteten 
Fälle sollen drei besonders typische beschrieben werden. | 


Fall 13). M. L., 33 Jahre alt, hat früher angeblich niemals schwere : 


innere Krankheiten durchgemacht. Insbesondere hat sie niemals eine 
Diphtherie gehabt. 1915 Infektion mit Lues. Sie hat 3 kombinierte 
Kuren (Salvarsan + Quecksilber) durchgemacht. 1917 Infektion mit 
Gonorrhoe. 1922 im August normaler Partus mit fieberhaftem Wochen- : 
bett. Das Kind starb im Alter von einem Jahr an Grippe und Lungen- 
'entzündung. . Für Diphtherie kein Anhalt. Im Wochenbett Aszension 


1) Der Fall wurde in der Nordostdeutschen Gesellsch. f. Gyn. am | 


5. April 1924 von Dr. Naujoks kurz demonstriert. 


Auch. 


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26. Oktober 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


der Gonorrhoe. Seit Oktober 1923 resorbierende Behandlung in der 


Ambulanz der Universitäts-Frauenklinik, daneben Ätzbehandlung der 
Harnröhre. Da Pat. ganz allein wohnte und ihr auch sonst über einen 
Fall von Diphtherie in ihrer näheren Umgebung nichts bekannt war, 
erscheint Ansteckung sehr zweifelhaft. 


Pat. kommt am 21. Januar 1924 zur spezifischen Behandlung auf 


die gynäkologische Station unserer Anstalt. Sie klagt außerdem über 
Schmerzen beim Wasserlassen, die seit Dezember 1923 (Atzungen mit 
Arg. nitr.) besonders heftig geworden sind. | 

Status: Grazile, schwächliche, mäßig genährte Frau, nicht be- 
sonders anämisch. Die inneren Organe bieten keinen besonderen Befund. 
Harnröhrenmündung stark verdickt, am Rande eitrig belegt, sehr schmerz- 
empfindlich. Abstrich: Go. +. Diagnose: Chronische Gonorrhoe mit 
starker entzündlicher Reizung der Schleimhäute. Therapie: Keine 
Ätzbehandlung der Harnröhre, wöchentlich 1 mal Gonokokkenvakzine, 


100 Millionen Keime intravenös. Antiphlogistische Umschläge, daneben 


Salvarsan + Quecksilberschmierkur. l 
T. Februar. Die Schmerzen beim Urinlassen sind fast unerträglich 


gewonen, auch sonst unangenehme Sensationen in der Harnröhre. Die 


ündung ist trotz antiphlogistischer Maßnahmen noch stark wulstig 
geschwollen, zeigt besonders auf der linken Seite eine’ blaurote Ver- 
färbung und fühlt sich hart an. An dieser Stelle liegt ein feiner grau- 
weißer Belag, der sich schwer abwischen läßt. Scheide vollkommen 
frei. Abimpfung von den Belägen auf Löfflerplatte. 8. Februar. Auf 
Löfflerboden sind reichlich Diphtheriebazillen gewachsen (Stäbchen 
mit typischer Neißerscher Polfärbung). An der Iunenfläche des rechten 


Labium majus einige stecknadelkopf- bis kleinerbsengroße, nicht belegte 


’Epitheldefekte, die klinisch als diphtherische oberflächliche Hautnekrosen 
angesprochen werden. Endoskopie der Harnröhre: Im Verlauf 
der ganzen Urethra mehrere konfluierende, ganz flache, schmierig be- 


legte Ulzera. Nochmalige Abimpfung von der Harnröhre und den 


Epitheldefekten. Isolierung. Polizeiliche Meldung wegen Diphtherie. 
9. Februar. Abimpfungsresultate: Urethra Di ++, Labium majus Di +. 
Die -Epitheldefekte an der Vulva sind größer geworden. 11. Februar. 
Nochmalige Abimpfung und Einsendung des Materials in das Hygienische 
Institut der Universität. Ergebnis: Urethra Di +, Labium majus ++, 
Rachen und Nase Di —. 12. Februar. Diphtherieserum 4000 E. intra- 
muskulär. Keinerlei Lokalbehandlung. 15. Februar. Keine Besserung 
der Beschwerden. Die Urethralmündung ist noch stark geschwollen, 
keine Beläge mehr. Die Hautnekrosen an: der Vulva sind nicht ge- 
bessert und machen der Pat. Schmerzen. 16. Februar. Diphtherieserum 
2000 E. intravenös, 2000 E.. intramuskulär. 18. Februar. Nach der 
zweiten Seruminjektion, die gut vertragen wurde, ist die Harnröhren- 
mündung etwas reizloser, sie fühlt sich weicher an als vorher. Die 
diphtherischen Ulzera an der Vulva sind unverändert. Abimpfung: 
Urethra Di —, Labium majus ++. 23. Februar. Der am 11. Februar 
durch Herrn Dr. Hilgers am Hygienischen Institut freundlichst an- 
gestellte Tierversuch mit den Di htheriebazillen der Harnröhre ist 


negativ ausgefallen. Es handelt sich nach Mitteilung des Hygienischen 


Instituts um Pseudodiphtherie. Die Isolierung der Pat. wird daraufhin 
aufgehoben. Die Schmerzen beim Wasserlassen sind fast vollständig 
verschwunden. ee: | 

Die Pseudodiphtherie der Harnröhre ist als geheilt zu betrachten. 
Die Hautdiphtherie der Vulva wurde durch Serumbehandlung nicht be- 
einflußt. Von höute ab Lokalbehandlung der Hautulzera mit 2%igen 
Trypailavinpinselungen. 7. März. Ulzera vollständig abgeheilt. Ab- 
np gan; Urethra Di —, Labium majus —. Pat. hat keine Schmerzen 
mehr. 14. April. Die bläuliche Verfürbung der Urethralmündung ist 
noch angedeutet. Gonokokken sind nach Behandlung mit Delegon- 
stäbehen nicht mehr nachzuweisen. Pat. hat sich auffallend gut erholt 
und an Körpergewicht zugenommen. 

Fall®. H. N., 24 Jahre, alt, wird auf der Station wegen Lues II 
uud Fluor behandelt. Am 23. Februar 1924 Stomatitis mercurialis, die 
am 3. März abgeheilt ist. Pat. beginnt mit der Schmierkur von neuem. 
Am 14. März wird in der linken Schenkelbeuge ein markstückgroßes, 
leicht nekrosierendes Ekzem bemerkt, das schmierig belegt ist. Um- 
gebung nicht entzündlich verändert. Temp.37,1°. 15.März. Abimpfungen: 


Rachen.und Nase Di—. Ekzem: Di +4. Tierversuch wird nicht an- ` 


gesetzt, keine Isolierung der Kranken. Therapie: Trypallavinpinselungen. 
19. März. Geheilt. 

Fall3. Th. B., 27 Jahre alt, wird wegen Adnexentzündung und 
Gonorrhoe behandelt. Ab 8. März 1924 starker Zervikalkatarrh, der 
oßen Schamlippe 
ein erbsengroßes, nicht belegtes, leicht nekrosierendes und nässendes 
oberflächliches Ulkus. 3. April. Abimpfungen: Rachen und Nase Di —. 
Ulkus Di++. Tierversuch nicht angesetzt. Therapie: Pinselungen 
mit: Trypaflavin 2%ig. 6. April. Ulkus vollständig abgeheilt. 

Es handelt sich demnach in den drei Fällen um Pseudo- 
diphtherie der gereizten Vulva. Besonders interessant erscheint uns 
der Fall I, bei dem die Harnröhre der primäre Sitz der Erkrankung 
war. Die Epithelnekrosen an der großen Schamlippe sind erst lange 
nach dem Auftreten der Harnröhrenveränderung, die schon bei der 
Aufnahme bestand, und nach dem Beginn der Beschwerden ent- 
standen. Über primäre Diphtherieinfektion der Harnröhre finden wir 
in der Literatur nichts. Winckel (4) berichtet nur, daß Geschwüre 
diphtherischer. Natur von der Vulva auf die Harnröhre übergehen. 


 Diphtheriebazillenträger sein können. 


Unsere Patientin war lange Zeit mit Ätzungen der Harnöhre be- 
handelt worden, und diese hatten für die Diphtherieinfektion einen 
locus minoris resistentiae geschaffen. 

Zur Ätiologie der Erkrankung ist zu bemerken, daß neben 
dem verschlechterten Allgemeinzustand, der wohl überhaupt für die 
‚Diphiheriegiftwirkung ein wesentlicher Faktor ist, Schädigungen. 
des Gewebes für die Ansiedlung eine große Rolle spielen. Es ist 
bekannt, daß sich auf Ekzemen bei Kindern, besonders am Ohr und’ 
an der Nase, die jeder Therapie hartnäckig trotzen, oft Diphtherie- 
bazillen ansiedeln, und daß diese Ekzeme bald heilen, wenn, man 
‚eine spezifische Lokalbehandlung einleitet oder in schwierigen Källen 
Diphtherieserum spritzt. Schon Baginski (5) hebt ausdrücklich 
hervor, daß die Affektion kaum je an gesunden Hautpartien be- 
ginnt, sondern fast immer nur da, wo Exkoriationen stattgefunden 
haben. Diese Exkoriationen entstehen jedoch meist durch äußere 
Reize auf ein Gewebe, das eine gewisse Resistenzsenkung zeigt, _ 
dessen Immunität herabgesetzt ist. Ein solcher Reiz ist z. B. nach 
Leick (6) ein vorhergegangener Fluor oder eine katarrhalische 
Reizung durch die angesiedelten Diphtheriebazillen selbst. Winkel. 


sagt, daß Blasen- und Nierenkrankheiten zur Diphtberieinfektion 


prädisponieren; und wenn Katheterschädigungen der Harnröhre 
hinzukommen, entstehen die Ulzerationen. 

Auf die Diagnose Pseudodiphtherie wies im ersten Fall die 
blaurote Verfärbung und Verhärtung der Harnröhrenmündung. Diese 
Symptome waren für Diphtherie recht charakteristisch; denn An- 
schütz und Kißkalt (7) bezeichnen sie für das durch Diphtherie- 


. bazillen infizierte Gewebe für typisch. Doch auch diese klinischen . 


Zeichen hätten fehlen können, da völlig harmlos aussehende Wunden 
Allerdings zeigt sich meist 
eine ganz oberflächliche Gewebsnekrose (8); auch auf der Haut, 
was die Fälle 2—3 besonders gut zeigten. Je nachdem die Re- 
sistenz des Gewebes herabgesetzt ist, wird es zu einer oberflächlichen 
oder tieferen Gewebsschädigung kommen. Man sollte häufiger an 
die Möglichkeit der Ansiedlung von Pseudodiphiheriebazillen denken. 
Hat man bei hartnäckigen entzündlichen Effloreszenzen auf den 
Schleimhäuten und dem von Haut bedeckten Gebiet der weiblichen 
Genitalien durch gewöhnliehe Behandlungsmaßnahmen keinen Erfolg, 
so impfe man auf die Löfflerplatte ab. Werden Diphtheriebazillen 
nachgewiesen, so kann man nach den später zu erwähnenden Vor- 
schlägen behandeln. Die Hautaffektionen mit ihrem leicht nekroti- 
sierenden Charakter sind für Pseudodiphtherie meist so typisch, 
daß man allein aus dem klinischen Bilde auch ohne bakteriologische 
Untersuchung die Diagnose stellen kann. 

- "Differentialdiagnostisch kommt neben Noma, Soor und 


Ekzem vor allem die echte Diphtherie in Betracht. Die wichtigsten 


klinischen Anhaltspunkte für echte Diphtherie an den weiblichen 
Genitalien sind: "o. 

1. Gleichzeitiges Bestehen einer extragenitalen echten Diphtherie- 
infektion; 2. das für Diphtherie typische Fieber; 3. diphtberische 
Lähmungen und andere toxische Schädigungen (Herzerkrankungen 
usw.); 4. prompte Wirkung des Heilserums ohne unterstützende 
Lokalbehandlung. | 

Dazu kommt das eventuelle Feststellen eines epidemiologischen 
Zusammenhanges der Erkrankung und der Ausfall des Tierversuches. 

Wie Leick betonte, ist das gleichzeitige Bestehen einer 
Rachendiphtherie bei echter Diphtherie der Vulva meist vorhanden. 
Er fand zirka 2—Smal im Jahre bei 300 bis 400 Diphtheriepatienten 
sekundäre Infektion der weiblichen Genitalien. Auch der von 
Silberstein (9) beschriebene Fall hatte gleichzeitig eine Rachen- 
diphtherie. Infektion des Rachens von diphtherischer Erkrankung 
der weiblichen Geschlechtsorgane her ist theoretisch natürlich auch 
durchaus möglich. Das für Diphtherie typische Fieber zwischen 
38 und 39° wird'bei einer Erkrankung der Haut oder Schleimhäute 
mit Belägen den Verdacht sicher auf Diphtherie lenken. Fieber 
über 400, wie z.B. im Falle von Bumm, deutet auf Mischinfektion. 
Fieber war in unseren Fällen nicht aufgetreten. Es kann ganz 
fehlen, kann aber auch bei Pseudodiphtherie in dem Grade vor- 
handen sein, wie es der lokalen Entzündung entspricht. Bei Fieber 
ist die Entscheidung, ob Pseudodiphtherie oder echte Diphtherie 
vorliegt, rein klinisch besonders schwer. : Toxische Schädigungen 
durch Diphtherie der weiblichen Genitalien scheinen noch nicht 
beobachtet zu sein. Wo jedoch Giftwirkungen auftreten, ist an 
Pseudodiphtherie natürlich nicht mehr zu denken, sondern die 
sofortige Serumbehandlung indiziert. Bei echter Diphtherie pflegen 
überdies die lokalen Erscheinungen (Bazillenbefund) durch die all- 
gemeine Behandlung völlig zu verschwinden, jedenfalls ist der Erfolg 
der Serumtherapie eklataut im Gegensatz zur Pseudodiplitherie. 


—————n 77%, 
D ’ Å 


-= infektionsmaßnahmen nötig. 


© des Diphtherieserums hier eine spezifische ist; wahrscheinlich wirkt 


26..Oktober © > © 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. Be 


Über die Bedeutung des epidemiologischen Zusammenhanges für Es handelt sich um eine 54jährige Patientin M. Alb. mit aus- 


die Dilferentialdiagnose ist nicht viel zu sagen. Wo er so klar ist 
wie in den Fällen von Haupt und Bumm wird er die Diagnose 
wesentlich stützen. Im Zweifelsfalle entscheidet der Tierversuch, 
ohne den eine exakte Diagnose „echte Diphtherie“ überhaupt nicht | 
gestellt werden kann. Mögen auch auf dem Löfflernährboden noch 
so reichlich Diphtheriekulturen gewachsen sein, — wo der Tierversuch 
negativ ausfällt, handelt es sich um Pseudodiphtherie, i 

| Der Verlauf der Pseudodiphtherie ist dadurch gekennzeichnet; 
daß es sich nach den bei uns beobachteten Fällen um eine rein 
lokale Erkrankung handelt. Deshalb ist auch die Prognose der 
Pseudodiphtherie sowohl quoad vitam als auch quoad sanalionem 
günstig zu stellen. . Es ist wichtig, daß solche auf der Oberfläche 
angesiedelte Diphtheriebazillen nicht virulent. werden, wenn sie auf 
das Tier übergeimpft werden. Die Meerschweinchen waren trotz 
Injektion enorm hoher Gaben der von der Harnröhre gewonnenen 
Bazillenaufschwemmung am‘. Leben geblieben. Dementsprechend 
. scheint es auch unnötig, bei klinisch sicherer Pseudodiphtherie an ` 
. den Genitalien zu melden. Ebensowenig sind Isolierung und Des- 


‘ Aorteninsuffizienz. Die Infektion liegt 25 Jahre zurück. Menopause 
seit 7 Jahren. | ae 2 | 
. Seit "Ende Oktober 1993 bestehen. krisenartige Schmerzen in 
beiden Mammae, die mit Abträufeln von ca. 3—4 ccm einer milchig- 
trüben Flüssigkeit einhergehen. Mikrosk.: Reichlich Kolostrumkörperchen, 
vereinzelt Fetttröpfchen. ` | a E 
~- Die Schmerzattacken, die anfangs seltener, in letzter Zeit mehr- 
mals wöchentlich auftraten, sind jedesmal von Abfließen dieses Sekretes 
begleitet.. In der anfallsfreien Zeit läßt sich Kolostrum 'nur tro pfenweise 
herauspressen. Die Mammae selbst sind schlaff und atrophisch, Drüsen- 
parenchym ist nur wenig palpabel. | 
Es handelt sich .also hier um einen Fall von typischer Tabes 
dorsalis, bei dem 7 Jahre nach der Menopause im Zusammenhang 
mit Schmerzen im Gebiet der Mammae eine spontane Sekretion von 
Kolostrum ‘aufgetreten ist. -i | | 
.  Biberstein (7) stellt 5 bisher mitgeteilte Fälle zusammen, bei 
denen ein Zusammenhang zwischen Tabes und Mammasekretion 
angenommen wird. Von diesen können aber nur die von Schmidtpott 
(8), Biberstein (7) und der eine von Siding (9) als echte Mamma- 
‚Die Therapie ist sehr einfach. Die Lokalbehandlung ist bei | krisen bezeichnet werden. 
Pseudodiphtherie unerläßlich und steht im Vordergrunde der Therapie. 
Am besten und fast spezifisch haben sich uns Pinselungen mit einer 
1—2 Y%igen Trypaflavinlösung bewährt. , Trypaflavinsalben hatten 
keinen guten Effekt. Haben sich Pseudodiphtheriebazillen auf 
‚Schleimhäuten angesiedelt (Scheide, Harnröhre), so scheint die Serum- 
injektion. von Nutzen zu sein. Es werden dadurch die subjektiven 
Beschwerden bald gebessert, und die Lokalbehandlung wird unter- 
stützt. Man kann ferner auch bei der Pseudodiphtherie der Haut 
Serum spritzen, aber nur dann, wenn die Eflloreszenzen ausgedehnt 
Sind oder fortschreiten. Wir wollen nicht sagen, daß die Wirkung 


die Fälle von Halban (Ì0) und der zweite Fall von Siding irgend- 
welche Schmerzsensationen, die mit der Milchsekretion in Beziehung. 
stehen, vermissen lassen. 


sich hier — wie von den Autoren angenommen — um eine mit der 
Tabes in Zusammenhang stehende Mammasekretion handelt; vielmehr 
dürfte bei bestehender Tabes ein Zusammenhang mit der Ovarial- 
funktion vorliegen, da bei beiden Patientinnen die Milchsekretion 
unmittelbar bzw. kurze Zeit nach der Menopause eingesetzt hat. 
das Serum nur protoplasmaaktivierend. Die kleinen Hautulzera 
heilen durch Lokalbehandlung allein. | 

| Wahrscheinlich wird die Diagnose „Diphtherie“ am weiblichen - 
Genitale viel zu oft gestellt, und ein großer Teil der veröffentlichten 
Fälle ist nicht ‘als echte Diphtherie anzuerkennen; fehlt doch bei 
manchen sogar die bakteriologische Untersuchung. Vor allem aber 
‚ist fast niemals ein Tierversuch angesetzt, das einzige Mittel, was 
der Bakterivlogie zur Verfügung steht, um Pseudodiphiherie von 
echter Diphtherie zu unterscheiden. Nach unseren Erfahrungen 
dürfte demnach größte Zurückhaltung beim Stellen der Diagnose 
auf Diphtherie am weiblichen Genitale geboten sein. Sollten weitere 
- Fälle beschrieben werden, so bedarf es stets des Tierversuches als 
Beweis für die Tozis der nachgewiesenen Bazillen. 


. Literatur. 1, Bumm, Zschr. f. Gebh. u. Frauenkrankh,, Bad. 33, S. 326. — | 
2% Haupt, Walter, M.E1.1921, Nr. 17; Loick, D.m.W. 1900, Nr. 12, S.196; Klein- 
. schmidt, Arch. f. Derm. u. Syph., 1921, 130, S. 515; Peiper, ref. D.m.W, 1918, 

Nr. 24, S. 870; Winckel, Handbuch, Ba. 8. v.Herffund Waltharà,1906, S. 461. — 
. 8 Mondolf 0, ref. Jahresberichte über die Fortschritte auf dem Gebiete der Ge- 
burtshilfe und Gynäkologie 1918. — 4, Win ckel, Handbuch der Frauenkran kkeiten, 
Krankheiten der weiblichen Harpröhre, S. 45. — 5. zit. bei Leick, l.e. — 6,1... — 
T Anschützu. Kißkalt, M. m. W. 1919, Nr. 2, S. 83. — 8. Haupt, l. œo — 9, Silber- 
. stein, D. m. W, 1900, Nr. 85, S. 566. : 


drüse` auf verschiedene Reize hin erfolgen kann. So berichten 


Auftreten von Milchsekretionen im Anschluß an die-Menopause bzw. 
nach Ovariektomie. | | a 


vorzuliegen. 


stellten, neben der Tabes noch eine Beziehung zwischen der Ovarial- 
tätigkeit und der Milchabsonderung bestanden hat, muß dahin 
gestellt bleiben. Be 


Literatur: 1. Dauwe, H. L’Hyperssoretion au cours des crises gastriques 
1912. — 4. Piazzo, Zschr. f. ges. Neurol. u, Psych. 1910,1. — 6, Müller, Mitt. d. Ges. 
f. inn. Med. u. Kindb)k. 1918, 17, 84. — 6. Sandbe rg, Dt. Zschr. f£. Nervhlk. 1920, 65, 


120. — 7. Biberstein, Klin. Wschr. 1922, Nr.2. — &. Schmidtpott, Inaug.-Diss, 
Freiburg 1908. — 9. Siding, W. kl. W. 1909, Nr.8u.9. — 10. Halban, Arch. f. Gyn. 


18. Alsberg, Zbl, f, Gyn. 1907, Nr. 51. 


‘ Aus der Inneren Abteilung des Krankenhauses der J üdischen. 
Gemeinde in Berlin (Direktor: Geh,-Rat Prof. Dr. H. Strauß). 


Ueber gehäuitesVorkommenvon schwerem Singultus.*) 
Von Dr. L. Nelken. | 


Im folgenden möchte ich über. drei zu gleicher Zeit auf der 
Abteilung von Herrn Geh.-Rat Strauß zur Beobachtung gelangte - 
Fälle von schwerem Singultus berichten. Es handelt sich um 
folgende Fälle: re 


. a) Der:1. Fall betraf einen 63 jährigen Hypertoniker mit 
. Granularatrophie der Nieren ohne urämische Symptome; der Blutrest- 
stickstoff betrug bei wiederholter Untersuchung niemals über 60 mg %. 
Der Patient begann über Schläfrigkeit und Eingenommensein des Kopfes 
zu klagen, und geriet allmählich in einen Zustand von Somnolenz. | 
Am 5. Mai trat bei ihm ein Tag und Nacht ununterbrochen 5 Tage 
hindurch anhaltender Singultus auf; der Exitus- erfolgte unter den 
‚Zeichen der Kreislaufsinsuffizienz. Zen | 

= b) Im 2. Falle handelt es sich um einen 54 Jahre alten 
Mann mit apoplektiformer Hirnlues, der früher wegen Hysterie, Epilepsie 
und Alkoholismus in Nervenheilanstalten behandelt worden war. 1922 
erlitt er den ‘ersten’ Schlaganfall’ mit Lähmung der linken Seite, im 
November 1923 den zweiten, seit welchem er nur noch einen Schimmer 
vor den Augen sah und an Gedächtnisschwäche litt; damals wurde 
positive Blut- und Liquor-Wa.R., positiver Nonne und Pandy im Liquor 


Aus der]. Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses Neukölln | 


in Berlin.(Direktor: Prof. Dr. R. Ehrmann). 


Mammakrisen bei Tabes. 
Von Dr. J. Preuß und Dr. A. Jacoby. 


Unter den bei Tabes auftretenden Krisen kommen bekanntlich 
auch solche der drüsigen Organe vor, die mit Sekretionsanomalien 
einhergehen. So finden sich mehrfach Angaben über derartige Krisen, 

Z. B. der Tränendrüsen mit Lichtscheu, Tränenfluß und Konjunktivitis 
(12,8), der Speicheldrüsen mit Salivation (4) sowie der Magen- und 
choon (5 A mbantdrüsen mit Magensaftfluß bzw. profusen Diar- 

oen (5, 6), 

.., Über Krisen der Mamma, die wohl zu den seltensten der. 
drüsigen Organe gehören, finden sich nur vereinzelte Angaben; in 
allen erwähnten Fällen ist eine Absonderung eines Sekretes vorhanden. 

erariige Mammakrisen sind also charakterisiert durch zeitweise auf- : 
tretende Schm erzattäcken im Bereiche der Brustdrüsen, in deren Verlauf 
‚oder Gefolge es zu einer lebhafteren Sekretion von Milch oder mileh- 
ähnlicher Flüssigkeit kommt. Infolgedessen sind Sensationen im 

ereich der Mammae, die ohne Sekretion verlaufen, nicht als Mamma- 

‚sen, sondern als Interkostalneuralgien aufzufassen. l 
Mann E hatten Gelegenheit. in letzter Zeit eine Patientin mit echten 

ammakrisen zu beobachten. u | 


\ 


*) Nach einen Vortrag in der Sitzung der Hufelandischen Ge- 
sellschaft vom 26. Juni 1924, | | 


gesprochener, seit 4 Jahren bestehender Tabes dorsalis und luischer - 


Hier sind gleichfalls typische „Krisen“, „Heftige Schmerzen“ | 
bzw. „Stechen in den Brüsten“ mit Sekretion vorhanden, während : 


Infolgedessen möchten wir auch Zweifel daran hegen, ob es u | 


Bekannt ist ja die Tatsache, daß ein Sezernieren der Brust- - 


Halban (10), Grünbaum (11), Landau (12)und Alsberg (18) über ` 


Ein ähnlicher Zusammenhang scheint auch in diesen zwei Fällen j 


Ob in dem Fall von Schmidtpott, bei dem Schmerzattacken | 
mit Sekretion Awöchentlich einige Tage nach den Menses sich ein-. 


du Tabes, — 2, Knauer, Schmidts Jahrb. 1908, 2, II. — 3. Fabinyni, Neurol. Zbl. 


Bà. 75.— 11. Grünb aum, D. m. W. 1907, Nr. 26. — 12. Lan dau, D, m. W. 1890, Nr. 83, — i 


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` Zyrerchfellkrampf von vornherein neben anderen klonischen Muskel- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 26. Oktober 


von postoperativem Singultus gehören, in denen eine Harnstoff- 
vermehrung im Blute nachzuweisen war — und akuten Infektions- 
krankheiten wurde der schwere Singultus bei organischen Hirn- 
erkrankungen beobachtet wie Apoplexien, tuberkulöser Meningitis, 
als Frühsymptom von Syringomyelie (S ollier), als Singultuskrisen 
bei Tabes (Stembo), bei Encephalitis pontis (Öppenh eim). Krank- 
heitsherde im Stirnhirn können nach Knapp durch unmittelbare 
Reizung des Zwerchiellzentrums im Fuße der zweiten Stirnwindung 
(Bechterew, O. und C. Vogt) Ursache von Singultus werden. In 
den Fällen von Strümpell, der den Phrenikus mehrere Male in 
den Exsudatmassen einer iuberkulösen Mediastino-Perikarditis ein- 
gebettet fand, und in den seltenen Fällen, in denen ein Aorten- 
aneurysma einen schweren Singultus zur Folge hatte, handelte es 
sich. wahrscheinlich um eine über die sensiblen, dem Phrenikus bei- 
gemischten Fasern gehende reflektorische Reizung der bulbären 
Zentren. Im Anschluß an allgemeine Kachexie hat Herr Geheimrat 
Strauß mehrfach Singultus gravis mit letalem Ausgang beobachtet, 
ohne daß ein Anhaltspunkt für organische Veränderungen am 
Gehirn, am Phrenikus oder am Zwerchfell vorlag. 

Eine Therapie des schweren Singultus ist wenig aussichts- 
reich. In unseren Fällen hatten die verschiedensten Narkotika und 
Luminal keinen Erfolg. Die Machtlosigkeit der internen Therapie 
hat infolgedessen zu Versuchen eines chirurgischen Vorgehens ge- 
führt. Je nachdem, ob ein ein- oder doppelseitiger Zwerchlellkrampf 
dem Singultus zu Grunde liegt, wurde ein- oder doppelseitig die 
temporäre Ausschaltung des Phrenikus durch Novokaininjektion in 
den Nerven empfohlen. Erst wenn diese erfolglos blieb, schritt 
man zur Vereisung, zu partieller oder totaler Durchschneidung oder 
zur Exairese des Phrenikus. _ Bei letzteren Prozeduren ist auf 
Schleifenbildung mit dem Nervus subelavius zu achten (Goetze). 
Indessen riet erst kürzlich Kappis Skepsis gegen die Aussichten der 
chirurgischen Therapie an, da er in einem seit 3 Jahren bestehenden 
Singultusfall trotz völliger Zwerchfelllähmung nach Pbrenikusdurch- 
schneidung und Phrenikusexairese den Singultus in Form von klo- 
nischen Kontraktionen der Hals-, Schulter-, Brustmuskulatur und 
anderer Atmungsmuskeln fortbestehen sah und nach weiteren ver- 
geblichen chirurgischen Eingriffen erst durch eine auf psychogenem 
Wege wirkende Kompression des Larynx den Singultus beseitigen 
konnte. 

Literatur: Aronowicz, K1. W. 1923, Nr.35. — Bittorf,B.kl.W. 1920, Med. 
Sekt. d. schles, Ges. f. vaterl, Kultur. — Kappis, KLW. 1924, Nr. 94. — Knapp: 
Mschr. f. Psych. u. Neurol. 1921, 50. — Kremer, Ergebnis d. Chir. u. Orıhop. 1922,15. — 
Küttner, D. m. W. Nr. 15. April 1921. — Lange, D. Zschr. f. Chir. 1922, 169. — 


Oppenheim, ‚Lehrbuch der Nervenkrankheiten. 1924. — Pick, D. m.W, 1921, Ver- 
ein deutscher Ärztein Prag. — U mber, D.m.W. 1921, S. 282. 


und linksseitige Hemianopsie festgestellt. Im Februar 1923 erlitt er 
den dritten Schlaganfall mit Lähmung der rechten Seite und fast 
völliger Unfähigkeit zu sprechen. Neurologisch fanden sich bei der 
Aufnahme ganz geringe rechtsseitige Hemiparese, Steigerun der 
Sehnenreflexe und positiver Babinski rechts; die Sensibilität, die Blasen- 
und Mastdarmfunktionen waren ungestört. Die Pupillenreaktion auf 
Lichteinfall und Konvergenz war beiderseits gleichmäßig und ausgibig; 
die rechte Pupille war etwas weiter als die linke. Im Augenhinter- 
grund erwies sich die linke Papille eine Spur abgeblaßt; eine Hemianopsie 
ließ sich, wenigstens bei grober Prüfung nicht feststellen; Finger wurden 
in t/s m Entfernung erkannt. Die Sprache war monoton; der Patient 
sprach hastig in kurzen Absätzen. Die intellektuellen Fähigkeiten 
waren nicht wesentlich gestört. Der Patient war stets depressiv ge- 
stimmt, klagte über Schlaflosigkeit und schreckhafte Träume und äußerte 
wegen seiner Hilflosigkeit häufig den Wunsch, zu sterben. Bei ge- 
wöhnlicher Kost hatte der Patient ständig zwischen 1—2 % schwankende 
Glykosurie. Der Zustand des Kranken besserte sich unter antiluetischer 


Tage setzte ein Tag und Nacht ununterbrochen anhaltender Singultus 
ein, mit einer Pause von einigen Stunden am 5. Tage dauerte der 
Singultus im ganzen 8 Tago und hörte erst 3 Tage vor dem unter 
fortschreitendem Verfall und zunehmender motorischer Unruhe er- 


c) Der 3. Fall betraf einen 96 Jahre alten Patienten mit schwerer 
Phthise, vorwiegend des linken Oberlappens, mit Amyloidnephrose und 
ulzeröser Dickdarmtuberkulose. Am 25, Mai wurde er plötzlich von 

uälendem Singultus befallen; während des 7 Tage hindurch, Tag und 
Nacht ohne Unterbrechung anhaltenden Singultus war das Bewußtsein 
des Patienten nicht getrübt; erst unmittelbar vor dem Exitus trat Be- 
nommenheit ein. 

Das gleichzeitige ‘Vorkommen der hier kurz erwähnten‘ drei 
Fälle läßt zunächst an eine Zugehörigkeit zum epidemischen 
Singultus denken wie er im Zusammenbaug mit dem Auftreten der 
Encephalitis epidemica beobachtet wurde. Es wurde dabei wieder- 
holt Übergang in Encephalitis epidemica gesehen, oder es bildete der 


krämpfen nur ein Symptom der myoklonischen Form der Encephalitis 
epidemica. Die ersten Berichte hierüber stammten aus dem Winter 
1919/20 aus Wien und Budapest. Es folgten bald Beobachtungen 
aus der Schweiz, aus Paris, Prag und verschiedenen Orten Deutsch- 
lands, aus Italien, Petersburg usw. Die von Bittorf in Breslau, 
Pick in Prag und Aronowicz in Petersburg mitgeteilten Fälle 
schlossen sich an eine leichte Rhinopharyngitis an und dauerten 
9—12 Tage. Der Verlauf war durchweg gutartig. Eigenartig da- 
bei war, daß fast ausschließlich Männer im Alter von 25—45 Jahren 
erkrankten. Wir halten es indessen nicht für wahrscheinlich, daß 
es sich in unseren Fällen um epidemischen Singultus handelte. 
Denn abgesehen davon, daß in letzter Zeit weder epidemisches Auf- 
treten von Enzephalitis noch von Singultus in Berlin bekannt ge- 
worden ist spricht auch das schwere klinische Krankheitsbild und 
der in allen 3 Fällen tödliche Verlauf in gewissem Grade gegen die 
Zugehörigkeit zum epidemischen Singultus. In den beiden zuerst 
geschilderten Fällen könnten organische Veränderungen des Gehirns 
selbst den Singultus hervorgerufen haben. Denn jm ersten Falle 
bestand neben einer Arteriolosklerose der Nieren und einer fühlbaren 
Sklerose aller peripherischen Arterien eine Arteriosclerosis cerebri, 
die sich in Schlafsucht, Erschwerung des Gedankenablaufes und der 
Sprache, Gefühl des Kopfdrucks und des Eingenommenseins des 
Kopfes äußerte, während echt urämische Symptome fehlten. In dem 
zu zweit angeführten Falle handelte es sich um eine Lues cerebri. 
In dem Falle des Phthisikers waren von geläufigen: Ursachen des 
Singultus weder eine Peritonitis noch eine tuberkulöse Meningitis 
vorhanden. Auch die Nierenerkrankung war nicht als Ursache anzu- 
schuldigen, da sie ohne Urämie einherging. Es wäre zur Erklärung 
des Singultus in diesem letzteren Falle vielleicht an die Möglichkeit 
zu denken, daß die im Phrenikus verlaufenden zentripetalen Fasern 
an irgend einer Stelle ihres Verlaufes im Thorax gereizt wurden 
und dieser Reiz reflektorisch auf das Zwerchfellzentrum im ver- 
längerten Mark übertragen wurde. Auf diese Weise wäre das 
merkwürdige Zusammentreffen dreier Fälle von schwerem sympto- 
matischem Singultus dem Verständnis nahegebracht und die Mög- 
lichkeit der Häufung dieses Krankheitsbildes auch ohne infektiöse 
Ursache plausibel gemacht. Schwerer Singultus ist zwar bei Deus 
und Peritonitis als ominöses Symptom allgemein bekannt, stellt aber 
bei anderen Erkrankungen immerhin ein selteneres Vorkommnis dar. 
Außer bei echter Urämie — dazu würden nach Marion auch Fälle 


Zwei Jahre „Phlogetan-Erfahrung‘“ in der Augen- 
| heilkunde. Ä 


Von Dr. Heinz Heim, Bukarest, 
Spezialist für Augenkrankheiten. 


Seit Einführung der Reizkörpertherapie auf geordneter wissen- 
schaftlicher Grundlage in die Medizin, haben sich außer der Milch und 
ihren Abarten, vielleicht nur wenige Präparate behaupten können; 
darunter in erster Linie das Phlogetan nach Oskar Fischer. 
| Speziell in der Augenheilkunde, welche wie wenige Zweige 

der Medizin verlangt, daß sowohl vom internen, als auch dermato- 

logischen, syphilidologischen und neurologischen Standpunkt aus 
gearbeitet wird, hat sich das „Phlogetan“ eine besondere Stellung 
errungen. 

Der Schreiber dieser Zeilen hatte als einer der ersten unter 
den Augenärzten Gelegenheit, das genannte Präparat von der Fab 
„Norgine“ in Außig zu erhalten, und konnte demgemäß an einem 
reichen Krankenmaterial genügend Versuche unternehmen, welche 
nach 2 Jahren zu einem ziemlichen Abschluß gelangt sind. 

Es soll nur gleich gesagt werden, daß sich Phlogetan, sowi® 
jedes andere Präparat der Reizkörpertherapie bei Lid- und Binde- 
hauterkrankungen des Auges, sowie bei ulzerösen Prozessen der 
Hornhaut nicht bewährt hat. Ausgenommen ist die Blennorrho® 
der Neugeborenen und der Erwachsenen, wo Phlogetan die Schrecken 
dieser Krankheit sehr vermindert, ja bei den Fällen von Blennorrho® 
der Neugeborenen sich als eine der wichtigsten Hilfen erwiesen hat. 

Ähnlich sind die Verhältnisse bei der Conjun etivitis eczema- 
tosa. Wir hatten Gelegenbeit in 2 Jahren ungefähr 4932 Fälle dieser 
Krankbeit zu behandeln und zwar sind in diese Statistik nur die 
Fälle aufgenommen, welche ganz ausgesprochene Plyktänen au" 


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26. Oktober 


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‘zuweisen hatten, wo es.aber doch nicht zu ulzerösen Prozessen in 


der Kornea gekommen war. Diese Fälle wurden neben der lo- 


kalen Behandlung, welche in Applikation von Borstaub und Kollar- 
golsalbe bestand, jeder einer Phlogetankur unterzogen und zwar 
wurden je nach Bedarf von 2—5 cem intraglutäal gespritzt. Hervor- 
heben möchten wir hier schon, daß es notwendig ist, sehr tief in 
den Muskel zu injizieren und dabei sehr langsam zu spritzen, weil 
dadurch die Injektionen beinahe ganz schmerzlos werden. Die 
Patienten wurden immer darauf aufmerksam gemacht, daß sie fiebern 
werden und sich die Injektionsstelle röten werde; damit wurde allen 
unliebsamen Weiterungen von Seite des Patienten ausgewichen. Bei 
allen diesen Fällen ist es zu keinen unangenehmen Nebenerschei- 
nungen gekommen. Hier und da mußte zur Beruhigung etwas Brom- 
Natrium gegeben werden. Auffallend war es, wie besonders die 
Nasenaffektionen, die ja bei der Conjunctivitis eczematosa immer 
‚einhergehen, in einigen Tagen gebessert wurden und bald ver- 
schwanden, so daß durch Unterbrechung des Circulus vitiosus Nase — 
Auge — Nase, durch Ausschaltung des einen Teiles, die Heilung 
des anderen anheben konnte. 


Ganz merkwürdig war, daß die mit Phlogetan behandelten 
Patienten, von denen die Mehrzahl im Alter von 3—14 Jahren stand, 
sich auch somatisch erholten, mehr Appetit bekamen und so der 
allgemeinen Therapie, welche ja in erster Linie in guter Nahrung 


besteht, einen Angriffspunkt bieten konnten. Es haben ja inzwischen ' 


andere Autoren (Sorgo-Weidinger) über die Phlogetanbehandlung 
bei Tuberkulose Günstiges .zu berichten gewußt und es ist darum 


erklärlich, daß bei den Ekzematosafällen, welche ja meistens und | 
in erster Linie auf Skrofulose beruhen, Phlogetan eine wie oben ge- 


schilderte gute Wirkung haben konnte. 


Bei der Keratitis parenchymatosa und Keratitis inter- 
stitialis wurde Phlogetan von 2 Gesichtspunkten aus verwendet. 
Es wurde bei den luetischen Fällen als ein das Virus entankerndes 
Mittel verwendet und zwar in der Weise, daß einer Salvarsan- und 
Quecksilberkur eine Vor- und Nachbehandlung mit Phlogetan an- 
gegliedert wurde. Es sollen hier nicht einzelne Krankheitsgeschichten 
angeführt werden, sondern es soll nur durch 47 Keratitis parenchyma- 
tosa-Fälle der Beweis erbracht werden, daß die therapeutischen Er- 
folge ohne Phlogetan beileibe nicht die gewesen wären, die sie durch 
Anwendung des Mittels wurden. Es ist tatsächlich gelungen, frische 
Parenchymatosafälle bei Verwendung von Injektionen im Gesamt- 
ausmaße von 25 ccm und anschließender Hg-Schmierkur in 14 Tagen 
vollständig zu heilen, während langwierige Fälle — die einer jahre- 
langen spezifischen Behandlung trotzten — durch eine kombinierte 
Phlogetankur zu einem gedeihlichen Resultat geführt wurden. - 


Sehr schön und besonders schnell reagierten Fälle von inter- 
stitieller Keratitis, von denen uns 19 Fälle zur Verfügung standen, 
auf Phlogetan allein. 


Die Iridozyklitis, war sie nun luetischen, tuberkulösen, 
gonorrhoischen, rheumatischen oder anderen Charakters, ‚bot gleich- 
sam der Phlogetantherapie ein reiches Betätigungsfeld und wir 
möchten uns erlauben, in einigen Krankengeschichten besonders 
Interessante Fälle zu demonstrieren. 

N. V., Gutsverwalter in U. bei Ploesti, Rumänien, erscheint eines 
Tages mit folgenden Symptomen: Außerstarkerziliarer und konj unktivaler 
Injektion des Bulbus, ist die Iris in ihrer Struktur total verwaschen 
und geschwollen, Pupille ganz eng und mit Exsudat erfüllt. Am 
Pupillarrande der Iris gegen 2 Uhr ein zirka 4 mm breiter und 11/ mm 
dicker graubrauner Höcker, an den sich gegen 3 Uhr zwei andere 


kleinere Höcker von gleicher Farbe anschließen. Der Bulbus ist 


schmerzhaft, der intraokuläre Druck erhöht (zirka 29 Hg). Der Patient 
will vor einem Jahre eine frische luetische Infektion mitgemacht haben, 
welche er mit Salvarsan und Quecksilber behandelt hat und soll die 


- gegenwärtige Augenerkrankung ungefähr 2 Monate alt sein. Er war 


vor zirka 4 Wochen bei einem Augenarzt, der ihn lokal mit Atropin 
und heißen Umschlägen behandelte, und hat bisher 2 Serien Salvarsan 


; erhalten und nebenbei 3 Touren Hg geschmiert. Er gab an, daß sich 


seine Sehschärfe von Tag zu Tag verschlechtert habe. | 
Wir verordneten neben lokaler Behandlung mit etwas Eserin und 
Dionin (wegen der bestehenden Drucksteigerung) eine Phlogetankur, 
und zwar. wurden am 1. Tage sofort 5 ccm injiziert, welcher am 4. Tage 
wieder die gleiche Dosis folgte. Der Patient kam am Tage nach der 
: jektion zu uns und erklärte, daß er in der Nacht „furchtbare“ 
chmerzen im Auge gehabt habe. Der Befund war folgender: 
Abgeschen von starkem Tränenfluß und heftiger ziliarer Injektion, 
war die Pupille bis zur Mittellage erweitert und die Iris haftete nur 
mit dem Zipfel, an welchem sich das syphilitische Gumma befand, an 
er vorderen Wand der Linsenkapsel; eine übriggebliebene Exsudat- 
scheibe im Zentralbereiche der Pupille und dichte Glaskörpertrübungen 
verhinderten den Einblick auf den Fundus. | | 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — m4. > 150 


Wir begannen jetzt die Behandlung mit Neosalvarsan und 
spritzten alle 5 Tage 0,4—0,5 ccm intravenös. Am zweiten Tage 
nach jeder Salvarsaneinverleibung spritzten wir 3 com Phlogetan. Am 
27. Tage der Behandlung war folgender Status praesens: 

Fehlen jedweder konjunktivaler und ziliarer Injektion, Pupille 
maximal erweitert, Irisstruktur deutlich sichtbar. An der Linsenkapsel, 
der früheren hauptsächlichen Anhaftungsstelle. der Iris entsprechend, 

anz kleine Pigmentfleckchen. Beim Durchleuchten fanden wir feinste 
laskörpertrübungen, ansonsten ist der Fundus gut sichtbar, Papillen- 


enzen vollkommen scharf, der Perimeterbefund zeigt noch ein . 


eutliches Zentralskotom. 


Die Lokalbehandlung besteht nun tagsüber im Einträufeln einer 


Skopolamin-Atropinlösung, abends Applikation von kleinen Mengen 
Dionin. Die Salvarsan- und Phlogetankur wird fortgesetzt, bis der 
Patient im ganzen zirka 8 g Salvarsan und zirka 60 g Phlogetan er- 
halten hat. — Nach Abschluß dieser Kur wird der Patient mit einer 
Sehschärfe von 6/6 ? Jäger 1 vollkommen geheilt entlassen, nachdem 
das Verschwinden des Zentralskotoms, welches allein für uns ein 
sicheres Kriterium einer abgeheilten Iridozyklitis bedeutet, bewiesen 
Sa Sa nun auch nicht mehr der geringste pathologische Befund 
estehe. = 


Unter den vielen Iridozyklitisfällen, welche wir zu beobachten 


Gelegenheit hatten, hat es sich gezeigt, daß das Phlogetan bei gar 


nicht stürmischen- Allgemeinerscheinungen, tatsächlich, wie es sich 
viele Autoren vorstellen, am meisten das Punctum minoris resi- 
stentiae angreift: und z. B. in dem oben geschilderten Falle die 
Iris ohne Wirkung eines Mydriatikums von der Linsenkapsel los- 
gelöst hat. i 

Wir haben seither Phlogetan bei allen Affektionen der Iris 
und bei allen entzündlichen Veränderungen des Ziliarkörpers reich- 


lichst verwendet und damit auch bei der sympathischen Ophthalmie, 


und -zwar in vier Fällen während zweier Jahre ein promptes posi- 
tives Resultat erzielt. | u 

‘ Diese günstigen Erfahrungen haben dazu geführt, daß wir bei 
allen intraokulären: Verletzungen sofort prophylaktisch große Phloge- 


tandosen injizierten, um einer plastischen Iridozyklitis vorzubeugen 


und vor allem eine sympathische Opbthalmie zu verhüten. 2 Kranken- 
geschichten werden auch hier beweisend wirken. en 
Am 22. April 1922 wurde mir von Dr. R. in Ploesti ein 37jähriger 
Arbeiter, N. L., in der Petroleumraffinerie Aquila Franko Romano be- 
schäftigt, zugewiesen, dem kurz vorher bei der Arbeit ein Metallsplitter 
in das rechte Auge geflogen war. Der Befund war kurz folgender: 
Im lateralen Teile des Bulbus, zirka 6 mm vom Limbus entfernt, 


eine zirka 12 mm breite, von oben nach unten ziehende Schnittwunde, 


in welcher neben Glaskörpermassen ein etwa hellergroßer, metallischer, 
scharfer Fremdkörper steckte. Bis zur Vorbereitung der Operation 
wurden sofort 5 ccm von dem mir damals als Neulingspräparat zur 
Verfügung stehenden. „Phlogetan“ injiziert. Die Operation bestand im 


Anlegen von je 4 Doppelnähten an jedem Wundrande, ganz losem 


Knüpfen über dem Fremdkörper, Extraktion desselben mit dem Magneten. 


Hierauf aus der definitiven Naht der Sklera, Abkappen der Glaskörper- 
massen. Nach Einträufelung einer 20°/,igen Kollargollösung wurde 


auch die Konjunktiva, genäht und darauf das Auge verbunden. 


Die Wunde heilte primär ohne jede Komplikation. Zirka 8 Tage | 


wurde die Glaskörperblutung mit Kochsalzinjektionen behandelt und 
dabei eine Gesamtmenge von 34 ccm Phlogetan gespritzt: Nach’ Ab- 
schluß der Behandlung war die Sehschärfe 6/18 und der Perimeter- 
befund des rechten Auges zeigte ein Skotom entsprechend der Narbe 
in Chorioidea und Retina. AR 


Am 5. Oktober 1922 erscheint abends der ge Metalldreher z 


D. J., welchem kurz vorher beim Hämmern eines Kupferröhrchéns ein 
Splitter in das rechte Ange geflogen war. Der Befund ist folgender: 

5 mm vom lateralen Hornhautrande eine zirka 2 mm große 
Perforationsöffnung in der Sklera. Die vordere Kammer ist total mit 
Blut erfüllt, so daß Durchleuchtung und Spiegelbild vollkommen 
negativ sind. Der Bulbus ist stark schmerzhaft und weicher ‘als 
normal. Die Sehschärfe, Lichtempfindung in 6 m mit schlechter 
Projektion. Farben rot und grün werden erkannt. — Mit Rücksicht 
darauf, daß auch eine versuchte Magnetextraktion ohne jedes Resultat 


blieb und das Extrahieren des Fremdkörpers mit .der Pinzette ganz 
:nutzlos gewesen wäre, wurde der Patient auf die Schwere und den 


Ernst seines Zustandes aufmerksam gemacht und ihm eine eventuelle 
Enukleation in Aussicht gestellt. Nebst lokaler Behandlung mit 200), 
Kollargol und Verband, erhielt der Patient. sofort 5 ccm Phlogetan 
und wurden hierauf an jedem zweiten Tage weitere 8 cem gegeben, 


bis eine Gesamtdosis yon 40 ccm erreicht war. Die Sehschärfe nahm 


täglich mehr und mehr ab, bis nach 14 Tagen nur mehr Licht- 
empfindung auf 5 m und Projektion nach unten vorhanden war; eine 
vorgeschlagene Enukleation des Bulbus wurde abgelehnt. Es blieb 
daher für später nur eine lokale Behandlung mit Dionin in Substanz 


übrig und wurde auch von Zeit zu. Zeit Phlogetan injiziert. Das ge- 


sunde Auge wurde dabei genau beobachtet und es waren zwei Monate 
später die. allerärgsten Reizerscheinungen an dem verletzten Auge 


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auf ein Minimum reduziert. Nach einem Jahre teilte uns der Patient, 
der inzwischen übersiedelt war, mit, daß das verletzte Auge voll- 
kommen reizlos sei, er mit dem linken vollständig normal sehe „und 
auf jeden Fall dankbar sei, daß ihm seln rechtes Auge, wenn auch 
unbrauchbar, so doch erhalten blieb.“ 

Wir glauben, daß gerade das Gebiet der sympatbischen Ophthalmie, 
welches ja noch so dunkel ist, durch das günstige Einwirken der 
Reiztherapie etwas Aufhellung erfahren wird; eines aber ist klar er- 
wiesen, daß diese furchtbare Erkrankung, in der oben genannten 
Therapie einen Meister gefunden hat und wir ihr nicht mehr machtlos 
gegenüber stehen. | 

Wie schon bei der Iridozyklitisbehandlung erwähnt wurde, 
hat sich Phlogetan bei Glaskörpertrübungen als ein hervorragendes 
Mittel erwiesen. Glänzend waren die Erfolge bei Glaskörper- 
trübungen besonders dann, wenn diese frisch waren, seien sie nun 
]Juetischer, tuberkulöser, arteriosklerotischer oder traumatischer Natur 
gewesen. Es stehen uns aber auch Fälle chronischer Glaskörper- 
trübungen zur Verfügung, welche monatelang mit den üblichen 
Mitteln, Salvarsan, Jod und subkonjunktivalen Kochsalzinjektionen be- 
handelt wurden, welche auf Phlogetan hervorragend reagierten und 


schon nach den ersten Injektionen bedeutende Remissionen zeigten. 


Die Erkrankungen der Chorioidea und Retina wurden gleichfalls 
durch Phlogetan mit mehr oder weniger Erfolg angegangen. Be- 
sonders günstig sind Fälle von frischer Chorioiditis. In Fällen von 
Retinitis diabetica wurde gleichfalls Phlogetan verwendet und es 


zeigten sich auch hier auffallende Besserungen, welche wir vielleicht 


damit erklären, daß die Reiztherapie, wie Singer berichtet, auf 


Diabetes einen günstigen Einfluß ausübt. Alte retinitische und 
chorioiditische Veränderungen blieben unbeeinflußt, weil ja selbst- 
verständlich Phlogetan. dauernde Veränderungen nicht mehr regene- 


‘tieren kann. Die Neuritis optica und vor allem die Neuritis 


retrobulbaris boten ein dankbares Betätigungsfeld für unsere 
Therapie. Wir hatten Gelegenheit, während einer Grippeepidemie zahl- 
reiche Neuritis retrobulbaris-Fälle zu beobachten, und konnten 
mit Phlogetan überraschend gute Erfahrungen erzielen. Es ist aber 
gleich zu bemerken, daß man sich mit kleinen Dosen einschleichen 
muß, und damit ist wieder der Beweis erbracht, daß gerade Phlo- 
getan, welches schon in ganz kleinen Dosen durch die Leukozyten- 
vermehrung wirkt, dem Arzte einen wichtigen Heilbehelf bietet. 
Es war selbstverständlich naheliegend, daß wir Phlogetan ent- 
sprechend den O. Fischerschen Erfolgen bei allen Erkrankungen 
des Nervenapparates des menschlichen Auges versuchten, wenn sie 
rheumatischer oder luetischer Natur waren, und bei allen Augen- 
symptomen, die für Metalues, Tabes, Paralyse und multiple Sklerose 
sprachen. Wir wollen hier gleich vorausschicken, daß die Erfolge 
bei multipler Sklerose für uns noch keinen ausschlaggebenden Be- 
weis bilden, weil das Sehvermögen bei dieser Erkrankung solchen 
Variationen unterworfen ist, die von fast naher Erblindung bis zu 
einem glänzenden Sehvermögen hin und her pendeln, vielleicht 
Scheinerfolge, die auch ohne Phlogetan erzielt worden wären. 
Anders steht es bei Augenmuskel-, Sphincter pupillae-Läh- 
mungen und Ptosis. Es liegen uns hier 28 Fälle vor, bei denen 
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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


26. Oktober 


wir in 21 Fällen günstige Resultate erzielten und zwar mit einer 
kombinierten. Phlogetan-Salvarsankur, genau nach den Vorschriften 
von O. Fischer. 

Isolierte Fälle von Rectus internus-Lähmungen und Ab- 
duzensparesen reagierten kombiniert mit Salvarsan bzw. Aspirin 
auf Phlogetan in ganz hervorragendem Maße. Bei der Neuralgie 
des Trigeminus besonders in den Fällen, wo sie den ersten Ast 
des Nerven betrafen, Neuralgien, die durch die Bildung von Herpes- 
hläschen auf der Kornea, abgesehen von der großen Schmerzhaftig- 
keit für das Sehvermögen des betroffenen Auges sehr fatal werden 
können, hat sich Phlogetan sehr gut anwenden lassen. lllustrierend 
soll eine Krankengeschichte wirken: | 

G. M., 62 Jahre alt, erscheint bei uns und klagt, daß er seit 
8 Tagen „ganz furchtbare" Schmerzen in der linken Stirnseite und im 
Auge habe. Beim Abnehmen des Verbandes sehen wir zahlreiche 
Eifloreszenzen, entsprechend dem Verlaufe des ersten Astes des 
Trigeminus und zwar teils Bläschen, teils solche schon geplatzt, zu 
kleinen Geschwürchen zerfallen. — An der Kornea des linken Auges 
finden wir gleichfalls ein: Bläschen, außerdem ist das Auge stark 
ziliar gereizt, stark lichtscheu und der Bulbus bei der geringsten Be- 
rührung schmerzhaft. Außer einer lokalen Behandlung des Auges, die 
aus Einstäuben von geringen Dosen Dionin in Substanz und Ein- 
streichen von Kollargolsalbe bestand, behandelten wir die Herpesefflores- 
zenzen des Stirnbereiches mit etwas Noviformsalbe und injizierten s0- 
fort 5 cem Phlogetan intraglutäal. Schon am nächsten Tage erklärte 
der Patient, daß die Schmerzen vollkommen geschwunden seien. 
Objektiv fanden wir die Bläschen im Trigeminusbereiche eingetrocknet, 
auch die Kornea war frei von jedwedem pathologischen Befunde. 
Wir setzten die Phlogetantherapie noch fort, injizierten in zweitägigen 
Abständen je 3 cem und nnser Patient war. vollkommen geheilt. 

Vier analoge Fälle von Trigeminusneuralgie, mehr oder minder 
schwer, wurden mit gleich günstigem Erfolge behandelt. 

Was die Behandlung der Atrophia nervi optiei anbelangt, 
stehen uns trotz ungefähr 1!/,jähriger Erfahrung in der Behandlung 
dieser Krankheit noch nicht genügend beweiskräftige Fälle zur 
Verfügung. Auf jeden Fall kann aber schon gesagt werden, daß 
beginnende Atrophien aufgehalten werden können. Bei totaler Ab- 
blassung erhoffen wir uns aber keinen Erfolg, da ja Zugrunde- 
gegangenes nicht mehr restituiert werden kann. 


Zusammenfassend möchten wir sagen: 

Phlogetan bietet dem Augenarzte durch seine einfache An- 
wendung und dadurch, daß der Patient sehr wenig belästigt wird, 
ein ausgezeichnetes Mittel für die Behandlung, sei es durch die 
Reiztherapie allein, sei es dadurch, daß Phlogetan durch „eine 
Entankerung der Toxine“ anderen spezifischen Medikamenten die 
Bahn öffnet. 

Wir müssen uns aber immer vor Augen halten, daß wir 
Phlogetan nur in dem Maße anwenden, daß der Reiz ein schwacher 
bleibt, damit wir Bestehendes erregen, nicht aber durch zu große 
Intensität zum Absterben bringen. 


(Ähnliche Resultate erzielten wir auch bei Lähmungen im 
Bereiche des Nervus facialis.) 


Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. 


Aus der Universitätsklinik für Psychische und Nervenkrankheiten 
in Göttingen (Direktor: Geheimrat Prof. Dr. Schultze). 


Zur Frage der Kollargolreaktion. 
(Vorläufige Mitteilung.) 
Von Dr. Hans Delbrück, Assistenzarzt der Klinik. 
Die Veröffentlichung von Schmitt und Gebhardt!) zur Ver- 


wendung geschützter Silbersole zur Liquordiagnostik veranlaßt mich, 
über Untersuchungen zu berichten, die ich, unabhängig von beiden 
Autoren, in letzter Zeit über die Kollargolreaktion angestellt habe, 
wenngleich diese Versuche noch keineswegs abgeschlossen sind. 

Ich muß zunächst bemerken, daß ich einen vollkommen 
anderen Zweck mit der Kollargolreaktion verbinde wie Schmitt. 
Schmitt will die Kollargolreaktion als einen Ersatz für die 
Gold- und Mastixreaktion benützen. Ich lasse es dahin ge- 
stellt, ob eine Notwendigkeit zu einer solchen neuen Reaktion 
vorliegt. 

Ich beabsichtige, im Gegensatz zu Schmitt aber, mit meinen 
Untersuchungen eine Reaktion zu finden, die weniger empfindlich 


1) Schmitt und Gebhardt, Zschr. Í. d. ges. Neurol. u. 
Psych. Bd. 87. 


| ist als die Gold- und Mastixreaktion, und die es dadurch gestattet, 


die Paralyse von Erkrankungen, die gelegentlich mit ihr verwechselt 
werden können, zu trennen, vor allem von der Tabes (Tabes- 
psychose) und der multiplen Sklerose, die ja auch bei der Gold- 
und Mastixreaktion zum mindesten sehr ähnliche Kurven liefern. 
Es ist Schmitt offenbar entgangen, daß die geringe Empfindlich- 
keit der Stern und Poensgenschen Kollargolreaktion von den 
Autoren beabsichtigt war. So kommt es, daß er, sowohl in seiner 
früheren Arbeit, wie auch in den jetzigen Mitteilungen, von dem 
„Nachteil“ spricht, den die geringe Empfindlichkeit der Reaktion 
mit sich bringt. 


Daß es mit dem Kollargol gelingt, eine Reaktion anzustellen, 
die diese Differentialdiagnose zwischen Paralyse und den genannten 
Krankheiten gestattet, zeigen außer Sterns Untersuchungen un 
Nachuntersuchungen, die in dieser Klinik durch Gerecht im 
vorigen Jahr angestelit sind, auch die jetzigen Mitteilungen von 
Schmitt, der ja berichtet, daß einige der von ihm ver- 
wandten Präparate diesen „Nachteil“ der geringen Empfindlichkeit 
gehabt haben. 


Im übrigen stimmen meine Ergebnisse mit denen von 
Schmitt und Gebhardt in vielen Punkten überein. Ic 
habe verschiedene andere Präparate der Firma Heyden unter- 


EB bei 4 %. 


> ag. Oktober" 27.0. 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.48. >: ne 


‘sucht und fand auch hier eine starke Difterenz hinsichtlich 


ihrer Elektrolytempfindlichkeit, so daß ein Präparat. bei 0,85 %iger 
-= NaCl-Konzentration ausllockte, . ein anderes bei 1,5.%, ein drittes 


Ich 
daß die Kolloidempfindlichkeit von der Elektrolytempfindlichkeit 
stets abhängig sei und daß man deshalb nur Kollargole bei der 


` Reaktion verwenden könne, die bei geringer Kochsalzkonzentration .. 


ausflocken. Gewiß läßt sich in manchen Fällen die pathologische 


‚ keit ist aber keineswegs. proportional. Denn. ein von mir ver- 
= wandtes Präparat, das bei 1,5 % NaCl elektrolytische.. Fällung 
‚zeigt, gibt auch -bei höchster, Kochsalzkonzentration keine 
“pathologische Fällung, während ein anderes, das erst bei 4 % 


NaCl ausflockt, deutliche pathologische Ausflockung ergibt. Es. 


gibt offenbar und .elektrolytempfindliche 
Kollargole. | 


Den Nachteil, den Schmitt bei manchen Präparaten ge- 


kolloidempfindliche 


‚iunden hat, daß-die elektrolytische Fällung sich bis in die stärkste 


- Liquorkonzentration durch schwärzlich grüne Verfärbung bemerk- | 
Tiere, denen nur 10 und 15 g Rivanol pro Kilogramm des Körper- 


bar macht, so daß eine Unterscheidung der pathologischen von der 
‚elektrolytischen Fällung unmöglich wird, babe ich bei meinen 
Untersuchungen vermeiden können, da ich stets eine Koch- 
- salzkonzentration wählte, die etwas unter 
grenze ag. ` : u 2 
Über die endgültigen Ergebnisse meiner Untersuchungen wird 
an anderer Stelle ausführlich "berichtet werden, insbesondere, 
welches Präparat für die Zwecke, die Stern und Poensgen, 
. wie auch ich, mit der Kollargolreaktion verbinden, am geeignetsten 
‚sen id. 0 S T; 
Aus der 1L-Chirurgischen Abteilung: des 
~ im Friedrichshain in Berlin (Dirig. Arzt: Prof. Dr. Katzenstein). 
© > Experimenteller Beitrag > 
zur Anwendung des 1% Rivanols in der Bauchhöhle. 
| = Von Dr. Max Libowitz, Assistenzarzt. 


= ZurFrage der antiseptischen Behandlung derPeritonitismitRivanol. 
‚ist in der Literatur mehrfach auf meine Versuche über die Anwendung 
- des1%,, Rivanols ìn der Bauchhöhle von Hunden zurückgegriffen worden. 
Ich habe bis.jetzt meine einfachen Versuche nicht veröffentlicht. Da sie 


- Geburtsbililiches Brevier. 


Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, Baden-Baden. 


(Fortsetzung aus Nr. 42.) . 


 Alonia post partum. Die Blutungen in dèr Nachgeburtsperiode 
stellen die größten Anforderungen an die Kenntnisse des Arztes, 


‚und muß derselbe stets die Ursache und Quelle der Blutung genau. 
zu erforschen suchen, d. h. ob es eine atonische oder Rißblutung . 


ist. Sind gute Nachwehen vorhanden und ist der Uterus hart, so ist 
höchstwahrscheinlich eine Rißblutung vorhanden. Eine Ausnahme hier- 
von macht die isolierte Paralyse der Placentarstelle, wo man bei 
im großen und ganzen. gut kontrahiertem Uterus eine von außen 
begrenzt. eindrückbare Stelle findet; diese Fälle sind aber 
‚ enorm ‚selten, und habe ich nur zwei Fälle gesehen, die auch 


starben (damals kannte man die Dührssensche Tamponade noch | 
nicht).. Ist die Gebärmutter im ganzen schlaff, so kann sowohl 


‚eine'Rißblutung als auch eine atonische Blutung bestehen. Massiert 


man. den Uterus, kontrahiert er sich dann fest und blutet es trotz- . 


dem weiter, so wird in den meisten Fällen eine Rißblutung vor- 


liegen. Die Rißblutungen kommen seltener als die atonischen vor. : 


Sio beginnen. auch meist sofort nach der Extraktion der Frucht, 
während die atonischen erst allmählich zunehmen (siehe auch 


= - Blutungen bei Placenta praevia) Akute transitorische Er- 
blindung post partum infolge sehr starken Blutverlustes 


kann auch einmal vorkommen. Man suche bier zunächst die auf 
| Urämie „beruhende Amaurose, die quoad visum et vitam eine viel 
ungünstigere Prognose bietet, auszuschließen. Diese Fälle von kurz- 
dauernder Erklindung während der Nachgeburtsperiode sind wenig 


kannt und sehr. selten beschrieben. Man denke daran wegen der 


kann aber Schmitt’ nicht- beistimmen, wenn er meint, 


der Elektrolyt- 


Städtischen Krankenhauses - 


Aus der Praxis 


“kleiner ‚Dosis. 


aber anscheinend für: die Anwendung des ‚Rivanols in der Bauch- 
höhle beim Menschen wichtig geworden sind, möchte ich sie doch 


bekannt geben.  ; | | OF 

- Bevor wir an der. II. Chirurgischen Klinik des Krankenhauses 
im Friedrichshain das Rivanol in der Bauchhöhle beim Menschen an- 
wandten, wurde mir die Aufgabe gestellt, experimentell nachzuprüfen, 
ob das Rivanol wie die meisten.. anderen chemotherapeutischen 


| ee | ee Veränderungen ‘lokaler und allgemeiner Natur 
| | hervorruft. . ee | Be Ari 

Fällung durch Erhöhung der Kochsalzkonzentration steigern; das | 
Verhältnis von - Kolloidempfindlichkeit und Elektrolytempfindlich- 


Als Versuchstier wählten wir zu diesem Zwecke den’ Hund, da 


“bei diesem die Bedineingan in der Bauchhöhle denen beim Menschen 


sehr nahekommen. Es wurde durch Mittelschnitt im Oberbauche die 


‚ Bauchhöhle eröffnet, eine bestimmte Menge 1/,, Rivanol pro Kilogramm 
. Körpergewicht, bezogen auf das Gesamtgewicht des Hundes, eingegossen 


und durch Naht die Bauchhöhle fest geschlossen. Im ganzen wurden 
so fünf Hunde behandelt, denen wir pro Kilogramm Körpergewicht je 


. 60, 40, 20, 15'und 10g i% Rivanol’ injizierten. Hierbei zeigte sich 
‘aber die Schwierigkeit, daß 60, 40 und 20 g 1°/,, Rivanol pro Kilogramm 


Körpergewicht so enorm große Flüssigkeitsmengen. ergaben, daß durch 
den Hochstand des Zwerchfells die Hunde nicht .mehr durchatmen 
konnten. So starb der.erste Hund nach 8 Tagen an Bronchopneumonie, 
zwei andere bereits nach 12 Stunden an Atemnot. Die’ letzten beiden 


nn. injiziert waren, blieben ohne jede Störung des Allgemein- 
efindens am Lieben. Ihr Urin. war stets- frei von Eiweiß. Sie mußten 


' zur Untersuchung nach zwei.Monaten getötet werden. Bei allen 5Hunden 


war das Peritoneum spiegelnd glatt. Es, bestanden keinerlei Verwach- 
sungen. Beiden ersten 3 Hunden ergab diepathologisch-anatomische Unter- 
suchung von Leber, Nieren und Herz stärkere Verfettung, die zwanglos 


durch dieBronchopneumonie- und Atembehinderung; vielleicht auch durch- 
eine geringfügige Intoxikation erklärt werden. Die letzten beiden... 
' Hunde zeigten makroskopisch ‚nichts Pathologisches, mikroskopisch ganz . 
vereinzelt Fettinfiltration, sonst war das Gewebe vollkommen normal... - 
. ~ Im Gegensatz hierzu zeigte.die einfache Desinfektion der Haut mit . 
10%/,iger Jodtinktur bei der Laparotomie eines Hundes trotz sorgfältiger ` 


Abdeckung. mit Tüchern und trotz Vermeidung. jeglichen Peritoneal- 
defektes (die Därme wurden einfach nur 5 Minuten herausgewälzt) nach 


Mengen, die beim Menschen in Betracht kommen (5 g.pro Kilogramm 
Körpergewicht), selbst. in doppelter und dreifacher Menge. beim. 


Hunde noch vollkommen unschädlich ist. Es verursachte nicht 
einmal wie. die einfache Joddesinfektion der Haut Verwachsungen . 


am Peritoneum, trotzdem es direkt in die Bauchhöhle eingegossen 


! und von dort resorbiert worden war. — ` Ir 
für die Praxis. 
Prognose und: lasse in zweifelhaften Fällen den Augenhintergrund ` 


durch Augenspezialisten untersuchen. Die Prophylaxe. der ato-- 
nischen Nachblutungen gipfelt in der richtig geleiteten. 


Nachgeburtsperiode,. Es ist absolut sicher und auch allgemein 


anerkannt, daß seit Einführung der abwartenden Methode wirkliche, 
d. h. schwere Atonien in gut geleiteten Anstalten höchst selten 
oder kaum vorkommen. In mehr als 95°), der Geburten wird die . 


Nachgeburt innerhalb !/,—2 Stunden spontan geboren. Wie soll 


‘man sich nun verhalten?. In erster Linie abwarten, bis Zeichen der 


Nachgeburtslösung vorhanden (siehe bei Eihautreteniionen), dann 
exprimieren. Prophylaktisch kann ‘bei Fällen, wo Atonie . schon 


vorkam — Anamnese auch hier wichtig — oder solche wahrschein- ` `` 
lich eintritt (rasch beendigte Geburten, Hydramnion, zu frühes festes - :' 
| Massieren, Zug an der Nabelschnur, ` Sturzgeburt) Ergotin oder 


Gynergen,, je eine Spritze, gegeben werden, jedenfalls in nicht zu 
Es sollen durch zu ‚große Dosen zwar krampfhafte. 
Strikturen vorkommen, ich habe aber nie solche bei diesen Dosen 


entstehen sehen. Es dauert bei intramuskulärer oder subkutaner 


Einspritzung meist 10—15 Minuten “bis zur Wirkung. Von Guggis- 


Gynergen als Uteruserregungsmittel „par excellence“ in 


der Nachgeburtsperiode empfohlen (siehe das Kapitel „Wehen- 
schwäche“). Dann übörwacht man den Uterus dauernd, bei Neigung . - 
Weiland Kumpf (Wien) ` 
empfahl die sog. Zitterdrückung“. ‘Zu kräftiges und lange fort- 
' gesetztes Massieren macht eher später Erschlaffung der Gebärmutter, 
die. Gebärmutter mehr „kitzeln“, wie Liepmann empfiehlt. Man 
exprimiere niemals die Placenta zu früh und dann nur bei fester 


zur Erschlaffung massiere man leicht. 


Zusammenziehung des Organs. 


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Die Placenta muß stets nach Ab- 


-6 Wochen schwerste Adhäsionen, so daß jede Orientierung in der Bauch- ` 
-höhle unmöglich war. ar RE ER 
Unsere Versuche ergeben somit, daB das 1°/, Rivanol in den. 


berg wird in der letzten Zeit auf Grund seiner Beobachtungen das . 


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gang genau besichtigt werden, bei Verdacht auf Nebenplacenta oder 
sonst abgerissenen Cotyledo gehe man gleich digital ein und ent- 
ferne die zurückgebliebenen Teile nach gründlicher äußerer Des- 
infektion und einer vaginalen 1°/,igen Lysolspülung, damit keine 
Scheidenbakterien in den normalerweise davon freien Uterus ge- 
bracht werden. Ist die Gebärmutter sicher leer, blutet es aber 
trotzdem noch weiter, können heiße uterine Spülungen von 
50° C — nicht nach Gefühl schätzen, da lauwarme Ausspülungen 
sehr erschlaffend wirken — mit 1/,°/,iger Lysollösung oder 70°/,igem 
Alkohol gemacht werden. In der Hallenser Frauenklinik wurde 
unter dem Direktoriat Kaltenbachs Chlorwasser in der Ver- 
dünnung 1—3 bevorzugt. Vielleicht ist Chloramin-Heyden 
ein gutes neues Präparat (1—2 : 1000). Die heißen Spülungen 
müssen genau mit dem Thermometer kontrolliert werden, da bei 
unkontrollierten zu heißen Spülungen schon Verbrühungen vor- 
gekommen sind, die ein gerichtliches Nachspiel hatten. Statt dieser 
50°C heißen können auch eiskalte Spülungen gemacht werden; bei 
zu großer Anämie verzichte man aber lieber und mache die heißen. 
Diese Ausspülungen kann man auch unterlassen, besonders wenn 
nicht ein gut ausgekochter Irrigator zur Verfügung steht, denn das 
souveräne Mittel ist nach meinen Erfahrungen die feste Gaze- 
tamponade der Gebärmutter, wie sie Dührssen 1889 zuerst empfahl. 
Man kann Jodoform- oder Vioformgaze nehmen, die in !/,°/,ige 
Lysollösung gelegt und dann, gut ausgedrückt, benutzt werden. 
Lieber einmal zu viel als zu wenig tamponieren. Die Gaze kann 
gut 24 Stunden liegen bleiben. Man halte sie stets bereit. Der 
erste Gazestreifen muß gleich in den Fundus kommen, die. Gaze 
sollen mit jedem Teile des Uterus in Berührung kommen; nur keine 
zu schmale oder spitze Kornzange zur Tamponade wegen der Per- 
forationsgefahr nehmen. Auch soll der weniger Geübte nicht gleich 
den Uterus mit Zangen anhaken, da er leicht Scheidenschleimhaut 
fassen kann. Der Geübte kann gleich anhaken, muß aber hoch 
ansetzen, da sonst das Gewebe leicht ausreißt, besonders bei Placenta 
praevia, und der Cervicalkanal zu sehr in die Länge gezogen wird. 
Der Ungeübte drücke sich den Uterus bis zum Introitus herunter, 
was post partum leicht geschieht, er kann dann nach dem Einbaken 
einer Muzeuxschen Zange oder Kugelzange auch mit der Hand die 
Gaze einführen oder er benutzt eine breite Kornzange, damit die 
Tamponade eine möglichst feste wird. Zum Schluß sind Cervix 
und Scheide fest zu tamponieren, letztere am besten mit 
sterilisierter oder Salizylwatte?2). Man kann auch alles nur 
mitGazestreifen tamponieren, die aber 10— 20m lang sein müssen, damit 
fest tamponiert werden kann und keine Höhlenblutung entsteht. 
Die Gaze soll besonders blutstillend wirken, wenn sie 
in 50/,iger Natrium carbonicum-Lösung getaucht worden 
ist. Eisenchlorid einzuspritzen oder Eisenchloridwatte in die 
Gebärmutter zu bringen ist nicht gestattet. Bei schlechter Ge- 
rinnung des Blutes geschah es früher manchmal in verzweifelten 
Fällen, aber es unterbleibt auch hier besser wegen Bildung zu 
ausgedehnter Thrombosen und zu starker Verschorfung der Gewebe. 
Kaltenbach verwarf hier Eisenchlorid strengstens und ich habe 
es infolgedessen auch nie angewandt. Versagen alle diese an- 
gegebenen Mittel (Ergotin, Massage, Uterustamponade, die am besten 


bei jeder protrabierten Geburt und bei operativen Fällen schon vor- 


bereitet ist), so nehme man in verzweifelten Fällen die Mom- 


burgsche Umschnürung des Abdomens vor, trotzdem sie ein 
nicht ganz gefahrloses Verfahren ist. Der Gummischlauch wird in 
Beckenhochlagerung zwischen Beckenschaufel und unterem Rippen- 
rand angelegt, während man den Uterus symphysenwäris zieht. 


Man mache 2—4 Touren und ziehe so lange, bis der Puls in der 


Femoralis verschwindet. In Ermangelung eines Momburgschen 
Originalschlauches kann man auch sehr gut einen Irrigatorschlauch 
von etwa 2 m Länge benutzen. 


Momburg selbst empfahl bei 
Anämischen und Herzkranken große Vorsicht. Sellheim hat einen 


Fall von tödlicher Cava-Thrombose mitgeteilt. Aber auch bei Ab- 
nahme des Schlauches ist große Vorsicht nötig, länger als eine 
Viertelstunde lasse man ihn nicht liegen. Oft hat die 
Momburgsche Schlauchumschnürung lebensrettend gewirkt, ins- 
besondere auch bei Blutungen von Cervixrissen, die der Praktiker 
nicht nähen wollte oder bei ungenügender Assistenz nicht nähen 
konnte. Es ist noch zu warnen vor reichlichen Getränken 
und der Kochsalzinfusion, bevor die Blutung definitiv 
gestillt ist. Nur nicht den Schlauch zu locker anlegen, da dann 
eine venöse Stase erzielt wird, ohne die arterielle Blutung ganz 


2) Watte ist bestimmt weniger imbibitionsfähig als Gaze. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


Cognak mit Tee verdünnt per os ge 


26. Oktober 


abzuschneiden. Während der Schlauch liegt, können die Vor- 
bereitungen zu jedem Eingriff in Ruhe unter Wahrung der Anti- 
sepsis gemacht werden. Durch diese Blutstillung nach Momburg 
können wir auch gut die bimanuelle Kompression des Uterus, wie 
sie seinerzeit Breisky (Wien) angegeben hat, entbehren, zumal 
man bei dieser Methode in die Scheide mit der Hand eingehen und 
längere Zeit verweilen muß, um die Portio gegen den Uteruskörper 
zu drücken. Fritsch brachte den Uterus in starke Ante- 


flexio durch Herabziehen desselben nach der Symphyse, wo er 


dann mittels eines stark angezogenen Handtuches fixiert wird, 
Dadurch, d.h. durch Druck der vorderen Uteruswand auf die hintere, 
wird meist ein weiterer Blutverlust vermieden. 


Es ist auch empfohlen worden, mit der: Fritschschen Me- 
thode eine feste Scheidentamponade zu verbinden, welches Vorgehen 
Liebmann in seinem geburtshilflichen Seminar erwähnt. Kalten- 
bach hielt die alleinige Tamponade der Scheide für falsch 
und nur in Kombination mit der Uterustamponade für an- 
gebracht, weil sich hinter der Scheidentamponade Blut in der 
Uterushöhle ansammeln könnte. Entgegengesetzt sprach sich Menge 
auf dem oberrheinischen Gynäkologentag 1924 dahin aus, daß allein 
eine feste Scheidentamponade bei Atonia uteri genüge. Man sieht 
also, daß nach den Erfahrungen dieses bedeutenden klinischen 
Lehrers auch allein mit der Scheidentamponade Erfolge erzielt 
worden sind. Ich persönlich habe es nie gewagt, bei Atonia uteri 
die Scheide allein zu tamponieren, und kann deshalb nicht aus Er- 
fahrung urteilen. Aus eigensten Erfolgen heraus behaupte ich: Ist eine 
schwere atonische Blutung vorhanden und sind die oben angegebenen 
einfachen Mittel erfolglos, so ist das souveräne Mittel die nicht zu 
spät angewandte Tamponade des Uterus nach Dührssen (nicht 
trockene Gaze, welche drainiert, sondern, wie oben angegeben, feuchte 
Gaze, die tamponiert) und in den ganz verzweifelten Fällen, 


die Momburgsche Umschnürung mit den oben angegebenen 
Kautelen. 


Was die Behandlung der akuten Anämie betrifft, so ist die 
erste Hauptaufgabe die Belebung der sinkenden Herzkraft. Außer 
Tieilagerung des Kopfes, Autotransfusion durch Einwickeln der 
Beine mit Flanellbinden, Höberstellen des unteren Bettrandes, gebe 
man zunächst einige Spritzen CGampheröl und zwar Oleum cam- 
phoratum forte (filtrierte Lösung von Campher in Olivenöl 1:4). 
Die Erfahrung hat gelehrt, daß der Campher in starken Gaben ge- 
geben werden muß, wenn er Verläßliches leisten soll. Man habe diese 
Lösung stets in der Geburtstasche bei sich. Ferner ist zu empfehlen 
1—2 Spritzen von Coffeini®) natrio-salieyl. Aq. dest.. ana 5,0, später 
kann auch bei sebr beschleunigtem Puls eine Spritze Digalen inji- 
ziert werden. Inzwischen kocht man dann die Nadel und den 
Gummischlauch zur Infusion (mit 0,9 °/,iger Kochsalzlösung) aus, 
wovon man dann unter jede Mamma 500,0 spritzt. Wenn kein 
Brechreiz vorhanden, kann auch starker Wein, heißer Kaffee oder 

geben werden, sonst warme 
Rotweinklystiere. Man vergesse auch nicht Wärmflaschen und die 
Wöchnerin in warme wollene Decken einzuhüllen. Im besonderen 
merke man sich noch: Erst muß die Blutung stehen, dann 
ist die fehlende Menge Blutes durch physiologische Koch- 
salzlösung zu ersetzen. Um atonische Blutungen zu stillen, 


sind auch Instrumente angegeben worden (Gauß, Sehrt, Riediger, 


Füth, Becker), die aber meiner Ansicht nach mehr für klinische 
Fälle passen. 


Der Praktiker könnte noch am ersten das Riß- 
mannsche Aortenkompressorium benutzen, da es das kleinste In- 
strument ist. Am besten verzichtet man aber auf all diese Instru- 
mente, eher komprimiere man die Aorta mit der Hand, wie dieses auch 
von einem Kollegen, dessen Namen mir entfallen ist, zur Methodeerhoben. 
Je verständiger die Nachgeburtsperiode geleitet wird, um 
so geringer ist die Zahl der Atonien. 


Inversio uteri. Selten vorkommend. Hier wird die Innen- 
fäche zur Außenfläche des Organs, der Fundus kann bis vor die 
äußeren Genitalien herabtreten. Nur ein total erschlaffter Uterus 


kann sich. invertieren. Durch Sturzgeburt entstehend, am bäufigston 
aber wohl durch manuellen Zug an der Nabelschnur bei noch fest 
sitzender Placenta oder durch Ausführung 


des Cred&schen Hand- 
griffs bei schlaffem Uterus. Die Erscheinungen bestehen in starkem 
Kollaps und Blutung, die Frau kann im Kollaps zugrunde gehen; 
in einzelnen Fällen kann sich der Uterus in seiner abnormen Lage 


zurückbilden und man sieht dann die veraltete Inversion. Ist man 


8) Coffein soll nebenbei auch noch ein gutes Wehenmittel sein. 


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26. Oktober 


. bei dem Vorgange zugegen, so fühlt man von außen am Fundus 


zunächst eine kleine Vertiefung, später ist der Uterus vom Ab- 
domen überhaupt nicht mehr zu fühlen und in der Scheide oder 
vor der Vulva liegt das umgestülpte Organ. Man sollte annehmen, 
daß dieser Befund leicht und richtig zu deuten wäre, trotzdem sind 
aber schon die allergrößten Irrtümer begangen worden, es ist sogar 
schon das invertierte Organ abgeschnitten worden und wurden diese 
Fälle Gegenstand gerichtlicher Untersuchung. Die Therapie besteht 


in Folgendem: sitzt die Nachgeburt noch fest, löst. man sie ab, | ist dann am besten in der Klinik vorzunehmen. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.48. > > an 


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darauf umfaßt man das Organ und drückt es abwechselnd nach 
der einen oder andern Seite aufwärts; es ist dieses vorteilhafter, 


als zuerst den Fundus als den zuerst invertierten Teil zurückzu- 


schieben. Nach der Reposition sind heiße Einspülungen zu machen, 


und Gynergen oder Ergotin zu geben. Vor der Reposition streiche. 


man alles mit Jodtinktur an.. Sieht der Arzt den Fall später und 
kann er nicht mehr reponieren, tamponiere er entweder die Scheide 
oder lege einen Kolpeurynter ein. Die Operation bei veralteten Fällen 
(Fortsetzung folgt.) 


Referatenteil 


unter besonderer Mitwirkung von 


\ 


\ 


Prof. Dr. C. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. E. Edens, St.Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H. Gerhartz, 

Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. Grāff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geh.- Rat 

Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (Versicherungsrechtl. u. gerichtl. 

Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie), Prof. Dr. W. Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. O. Nordmann, Berlin- 

Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. 8.Peltesohn, Berlin (Ortbopädie), Prof. Dr. F. Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 

heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr.K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 
logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), 


geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am Königin Rlisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide, 


Sammelreierat. 


Physikalische Therapie. 
Von Dr. A. Laqueur, Berlin. 


Unter den neuen Veröffentlichungen aus dem Gebiete der 
Hydrotherapie hat die Monographie G. Hauffes über die Be- 
handlung der Herzinsuffizienz mit langsam gesteigerten 
heißen Teilwasserbädern (1) besondere Beachtung gefunden. Es 
ist über diese Mitteilung bereits an anderer Stelle berichtet worden 1). 
Hier sei nur noch einmal darauf hingewiesen, daß das Wesentliche des 
Hauffeschen Verfahrens in einer allmählichen Veränderung der 
allgemeinen peripherischen Zirkulationsvorgänge unter Vermeidung 
einer jeden primären Reizwirkung besteht; diese Einwirkung 
wird bewerkstelligt durch warme Arm- oder Fußbäder, eventuell 
auch Sitzbäder, deren Temperatur von 370 ganz langsam bis auf 
etwa 45° C erhöht wird. Es erfolgt hierbei nach etwa 10 bis 
20 Minuten ein allgemeiner Schweißausbruch (wenn der übrige 
Körper des Patienten gut bedeckt wird). Darnach läßt man noch 
etwa 10 Minuten weiter schwitzen und den Kranken dann aus- 
ruhen, aber nicht „nachschwitzen“. Hauffe legt nun den Haupt- 
wert darauf, daß bei dem geschilderten Vorgehen primäre Reiz- 
wirkungen, die sonst nach plötzlich einsetzenden Kälte- oder Wärme- 
applikationen einzutreten pflegen, also Blutdruckerhöhung, starke Ver- 
mehrung der Pulsfrequenz, Kontraktion der peripheren Gefäße usw. 


ausbleiben. Es erfolgt im Gegenteil nach diesen warmen Teilbädern 


eine Blutdrucksenkung, die Vermehrung der Pulsfrequenz hält sich 
in mäßigen Grenzen, die Füllung der peripheren Gefäße nimmt zu, 
kurzum es treten Veränderungen ein, welche eine Entlastung 
des Herzens durch Erleichterung der peripheren Zirku- 
lation bedeuten; dabei findet gleichzeitig eine günstige Beein- 
flussung des Herzens selbst statt, was aus Untersuchungen des 
Elektrokardiogramms, des Röntgenschattens, sowie aus Messung des 
Schlagvolumens, das zunimmt, 'erkenntlich war. Dementsprechend 
wird das Verfahren zur Behandlung von Insuffizienzerscheinungen 
der Kreislaufsorgane zwecks Verbesserung des Blutumlaufes und der 
Herzarbeit empfohlen, wobei naturgemäß genaue individuelle Berück- 
sichtigung und eventuelle Modifikation der Methode (Abbrechen des 
Bades bei Zeichen von Überanstrengung) erforderlich sind. 


Die theoretischen Grundlagen, von denen Hauffe ausgeht, 
stehen in mancher Beziehung im Gegensatze zu den bisher in der 
Hydrotherapie geltenden Ansehauungen. Er legt vor allem Wert 
darauf, daß bei der sog. „Reaktion“ nach Kälteapplikationen die 
kapillare Hautrötung nicht etwa auch eine Erweiterung der tiefer 
gelegenen peripheren Gefäße bedeute, die im Gegenteil dabei ver- 


engt bleiben und somit eine Vermehrung der Herzarbeit bedingen. 
Dementsprechend verwirft er auch die hydrotherapeutischen Kälte- 


anwendungen als Mittel zur Abhärtung (2), weil sie eine Belastung 
des Kreislaufes bedeuten, und er zieht zu Abhärtungszwecken 
die allmählich gesteigerten heißen Teilbäder und an ihrer Stelle 
auch die Luftbäder vor, welche ebenfalls als langsam einwirkender 


1) Vgl. Referat von Brugsch in Nr. 25 dieses Jahrgangs. 


Reiz eine Umstellung des peripheren Gefäßgebietes in Erweiterung 


zur Folge haben. (Ähnlich wirken übrigens auch Bewegungs- 
spiele und ein vernünftig betriebener Sport). Denn das Wesen 
der Abhärtung liegt nach Hauffe in einer Erweiterung der Ein- 
stellungsbreite des gesamten Gefäßgebietes und in einer Milderung 
der Reizstärke äußerer Temperatureinflüsse durch die Oberflächen- 
vergrößerung der peripheren Gefäße. Schroffe Reize hingegen wirken 
diesen Zielen entgegen, da sie durch Verengerung peripherer Strom- 


gebiete die Einstellungsmögliehkeiten des Gefäßsystems vermindern. . 


Es mag dahin gestellt bleiben, inwieweit alle diese An- 


schauungen Hauffes zutreffend sind. Praktisch verdient das von ihm 


empfohlene Verfahren der Behandlung der Herzinsuffizienz jedenfalls 
eine weitgehende Nachprüfung, auch wegen seiner Einfachheit und 
seiner relativen Unschädlichkeit. - | Ä 
Der früher gültigen Ansicht, daß das Auftreten einer re- 
aktiven Hautrötung nach kalten Wasseranwendungen stets 
als Zeichen einer guten Gefäßreaktion auch an den tiefer liegenden 


Gefäßen anzusehen. ist, tritt übrigens neuerdings auch Strasser (8). | 


entgegen. Wenn auch in den meisten Fällen Hautreaktion und 
zweckentsprechende Regulierungsvorgänge im gesamten Gefäßgebiete 
parallel gehen, so ist doch von einer Gesetzmäßigkeit dabei keine 
Rede; insbesondere können auch trotz genügender Hautreaktion schäd- 
liche Einwirkungen auf das Nervensystem, den Stoffwechsel usw. 
auftreten. Man darf also auch in dieser Hinsicht nicht schemati- 
sieren. Überhaupt wird vor einer allzu mechanistischen Auf- 
fassung der Wirkungsweise hydro- und thermotherapeutischer Ein- 
griffe gewarnt. So betont Strasser an anderer Stelle, daß die 
Ansicht, man ‚könne die Blutfüllung eines Organs oder einer Körper- 
region mit solchen Eingriffen 'beherrschend ändern, nur mit großen 
Einschränkungen annehmbar ist. Beispielsweise ist das Dastre- 
Moratsche Gesetz vom Antagonismus des Kreislaufs im Körper- 
innern und an der Peripherie durch viele Ausnahmen unterbrochen, 
und es sind auch die kompensatorischen Bestrebungen des 
Organismus zum Ausgleich von Kreislaufveränderungen so mächtig, 
daß eine sichere Grundlage für Berechnung der Effekte thermischer 
Eingriffe fehlt. Diese Ausführungen Strassers sind auch deshalb 


bemerkenswert, weil sie zu einer gewissen Kritik der obigen von - 


Hauffe aufgestellten Theorien. mahnen, die in mancher Beziehung 


auf mehr mechanische Vorstellungen vom Verhalten des Kreislaufs- 


systems aufgebaut sind. 


Einen wichtigen Beitrag zur Lehre von der Wärmeregula- 


tion nach thermischen Eingriffen bilden Untersuchungen 
Strassers (4), aus denen hervorgeht, daß bei hydrotherapeutischen!' 
Kälteeinwirkungen sich durch Reiben der Haut, also durch Be- 
seitigung des subjektiven Kältegefühls, der Eintritt der 


chemischen Wärmeregulation erheblich verzögern bzw. auch 


ganz verhindern läßt. Man wußte schon früher durch die Win- 
ternitzschen Versuche, daß das Reiben der Haut im kühlen Bade 
die Wärmeabgabe des Körpers erhöht. Die Strassersche Versuchs- 
anordnung zeigt aber, daß dieses Ausbleiben der chemischen Wärme- 
regulation zunächst nur durch das fehlende subjektive Frostgefühl, 
das reflektorisch sonst die Regulationsvorgänge (Gänsehaut, Muskel- 
zittern) hervorruft, bedingt ist. Natürlich hat aber dieser Vorgang 
seine Grenzen: kommt es durch intensive Kälteeinwirkuug zur Ab- 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


| | | 26. Oktober 


kühlung der Bluttemperatur, so treten dann auch Wärmeregu- 
lierungsvorgänge auf, die durch Einwirkung des abgekühlten Blutes 
auf das Wärmezentrum ausgelöst werden. Die Strasserschen Beob- 
achtungen: finden ihre Analogie in den früheren Befunden von 
Liljestrand und Magnus, daß im kühlen Koblensäurebade 
eine erhöhte Wärmeabgabe gegenüber dem gleichtemperierten Süß-. 
wasserbade stattfindet, weil das durch die CO, 


-Bläschen auf der 
Haut hervorgerufene subjektive Wärmegefühl den Eintritt einer’ 


Wärmeregulation verhindert?). In einem gewissen Gegensatze dazu 
steht die Beobachtung von Moog, van den Emde und Ange- 
nitzky (5), daß der unmerkliche Gewichtsverlust im kühlen 


Kohlensäurebade — allerdings im künstlichen — durch die 


absolute Wassertemperatur bestimmt wird, da er prinzipiell 
gleich ist dem im entsprechend temperierten einfachen Wasserbade 
gemessenen. Betrachtet man also den unmerklichen Gewichtsverlust 
(Wasserabgabe durch die Lungen mit vermehrter Kohlensäurepro- 
duktion) als Zeichen der Wärmeregulation, so ergibt sich somit ein 
Widerspruch zu den obigen Befunden. 


Die Erklärungen von der Wirkungsweise der Kohlensäure- 
bäder sind in neuerer Zeit in 2 Richtungen erweitert worden. Ein- 
mal wendet man der Einwirkung des mechanischen Druckes, 
der im Bade auf dem Körper lastenden Wassermassen erhöhte Auf- 
merksamkeit zu, nachdem E. Schott, wie im vorjährigen Berichte 
erwähnt, gefunden hatte, daß dadurch der Druck im Venen- 
system erhöht wird. K. Lurz (6) zeigte, daß insbesondere. bei 
Kranken mit Mitralstenose die Druckwirkung des Wannenbades 


eine erhebliche Rolle spielt, und daß auf diese, nicht etwa auf | 


Temperatureinflüsse, die häufig in den ersten Bädern auftretenden 


dyspnoischen Erscheinungen solcher Patienten zurückzuführen 
sind; bei 


Gewöhnung und Anpassung verschwinden dieselben dann 
allerdings oft bei den späteren Bädern. Bei Kranken mit Aorten- 
insuffizienz ist dagegen mehr die Temperatur des Bades für 
die Verträglichkeit von ausschlaggebender Bedeutung (7), wobei 
meist kühler temperierte Bäder bevorzugt werden, während die 
Druckwirkung des Bades bier keine Rolle spielt. 

Die zweite neuere Theorie über die Wirkungsweise von OO;- 
Bädern betrifft deren Einfluß auf innersekretorische Vorgänge, 
der durch die Untersuchungen von Arnoldi sowie von Groedel 
und Mez wahrscheinlich gemacht worden ist). Über den Mecha- 
nismus dieser Einwirkung wissen wir noch wenig Positives. Die 
Vermutung von A. Martin (8), daß dabei die Resorption von 
Kalzium aus dem Thermalbadewasser eine Rolle spielt, be- 
darf noch der experimentellen Begründung. | 

Unter den neueren balneotherapeutischen Indikationen 
sei hier die Empfehlung der Anwendung von Moorbädern bei 
pluriglandulärer Fettsucht durch Porges (9) erwähnt. Diese 
Bäder wirken hierbei einmal durch Erhöhung der allgemeinen Körper- 
temperatur günstig ein, dann auch durch Hervorrufung einer Hyper- 
ämie der Genitalorgane. Mit der Gewichtsabnahme geht eine Besserung 
des Allgemeinbefindens und eine allgemeine Roborierung einber. 

Als Neuerung auf dem Gebiete der Bäderbehandlung werden 
die sog. „Hellerbäder“ 'von A. Alexander und C. v. Noor- 
den (10) empfohlen. Es sind dies Wannenbäder, durch die mittels 
besonderer Apparatur ein starker galvanischer Strom hindurch- 
geleitet wird, nachdem dem Badewasser ein Extrakt von verschie- 
denen pflanzlichen Bestandteilen, die u. a. aus der Baumrinde ge- 
wonnen sind, zugesetzt worden ist. Die Technik des Bades ist eine 
besondere, da zunächst der Patient etwa 15 Minuten lang in dem 
von starkem Strome (3 Ampere) durchflossenen Wasser, das ihm 
etwa bis zum Knie heraufreicht, auf und abschreitet; dann erst legt 
or sich bei allmählich abgeschwächtem Strome für etwa 1/, Stunde 
in das Bad hinein, das auf 36—38° C temperiert ist. Die Erfolge 
dieser Bäder waren bei chronisch-rheumatischen und gichtischen 
Gelenkleiden, bei Neuralgien, manchen nervösen Störungen, leichten 
Fällen von essentieller Hypertonie und von Herzschwäche sowie 
bei Pruritus, recht gute. An sich ist die Verwendung von starken 
galvanischen Vollbädern mit verschiedenartigen Zusätzen bel 
chronisch-rheumatischen und gichtischen Leiden nicht neu. So hat 
früher Buß elektrische Lohtanninbäder zu diesem Zwecke emp- 
fohlen, und auch bei den von Kohlrausch und C. Mayer ange- 
gebenen sog. Radiumkataphoresebädern (starke galvanische 
Bäder mit Zusatz von Radiumemanation), die Referent seit etwa 
15 Jahren mit gutem Erfolge bei den genannten Leiden anwendet, 


2 Vol, Referat in Nr. 37, Jg. 1922 dieser Wochenschr. 
3 VEL den vorjährigen Bericht in Nr. 48 dieser Wochenschr. 


‘Ansicht von Alexander wid 


Therapie beim P 


der akuten spinalen Kinderlähmung mi 


 hörnern das entzündliche Ödem des 


dürfte die Reizwirkung des galvanischen 


Stromes auf die Haut- 
oberfläche das eigentlich Wirksame sein. 


Doch leisten nach der 
v. Noorden die Original-Heller- 
bäder besseres als die früheren Formen der galvanischen Vollbäder. 
Für die ausgedehnte Anwendung des Luftb ades im Rahmen 
einer Badekur spricht sich ©. Weichert (11) aus; die Luit- 
bäder sind dabei wenn möglich vor dem speziellen Bade im Bade- 
orte zu nehmen, sonst in den späteren Nachmittagsstunden. Ins- 
besondere als Abhärtungsmittel ist das Luftbad von großer Be- 
deutung und seine Anwendung sollte auch in Kurorten mehr als 
bisher gepflegt werden. Vor einer Verwechslung des Luftbades 
mit dem Sonnenbade ist zu warnen; das letztere bedarf einer 
besonderen Dosierung und ist in vielen Fällen, z. B. bei Kranken 
mit geschwächtem Herz- und Gefäßsystem und bei Neigung zu 
Lungenblütungen, direkt kontraindiziert. | 
In der Behandlung der Folgezustände der Encephalitis. 
lethargica, insbesondere des Parkinsonismus, sind naturgemäß 
auch physikalische Methoden verschiedenster Art versucht worden, 
ohne daß dabei aber entscheidende Beeinflussungen dès Krankheits- 
bildes erreicht wurden. Von französischer Seite [Chartier (12)] 
wird die günstige Wirkung der elektrischen Lichtbäder, 
zwischen denen anch prolongierte Warmwasserbäder ange- 
wandt wurden, zur Bekämpfung der Rigidität und der Muskelkloni 
gerühmt; auch L. Mann (12) schließt sich dieser Empfehlung an. 
Vorsicht scheint dem Referenten bei deren Befolgung, wenigstens be- 
züglich der Lichtbäder, doch geboten; denn gewöhnlich sind solche : 
Kranke gegen alle ermüdenden und anstrengenden Eingriffe recht 
empfindlich. Wir haben mit galvanischen Vierzellenbädern 
und nachfolgender Massage mit passiven Bewegungsübungen beim 
Parkinsonismus noch am ehesten günstige Resultate erzielt. Auch 
Bardachzi (13), der sich über die Wirksamkeit einer aktiven 
arkinsonismus nicht so pessimistisch wie andere 
Autoren ausspricht, empfiehlt hier neben Ruhe und kleinen Hyoszin- 
gaben Massage und Turnübungen (letztere eventuell rhythmisch 
nach Musik) sowie lauwarme Vollbäder 
Unter neueren Indikationen des Diathermieverfahrens sei 
zunächst eine Mitteilung von H. Picard (14) über die Behandlung 
t Diathermie erwähnt. 
Picard ging dabei von der Anschauung aus, daß bei der Ent- 


stehung der Zerstörungen in den Vorderhornzellen bzw. den Vorder- 


Rückenmarks und der 
Meningen eine wesentliche Rolle spielt, und er beabsichtigte, durch 


Diathermiebehandlung der betreffenden Segmentteile eine 
resorptive Wirkung auf diese entzündlich-ödematösen Prozesse 
auszuüben. Dementsprechend wurde eine Querdurchwärmung 
der Wirbelsäule an der den befallenen Segmenten entsprechen- 
den Stelle vorgenommen, also vorzugsweise an der Hals- oder 
Lendenanschwellung. Bei diffusen Prozessen trat an deren Stelle 
ein Längsdurchwärmung vom Nacken bis zum Kreuzbein 
herunter. Eine Reihe von Kindern, die an akuter Poliomyelitis 
mehrere Wochen vorher erkrankt waren, wurden auf diese Weise 
behandelt, und es zeigte sich dabei ein unverhälinismäßig rascher 
Eintritt der funktionellen Besserung sowie ein im Vergleiche zu 
unbehandelten Fällen auffallend günstiger klinischer Verlauf (über 
50 %/, vollständige Heilungen). Bei Erwachsenen waren die Er- 
folge viel weniger günstig, was Picard darauf zurückführt, daß 
hier die völlig ossifizierte Wirbelsäule dem Hochfrequenzstrome 
einen so großen Widerstand entgegensetzt, daß eine nennenswerte 
Wärmewirkung innerhalb des Wirbelkanals nicht mehr möglich ist. 
Auch im Auslande wird die Diathermie bei Poliomyelitis an- 
gewandt, allerdings erst in einem etwas späteren Stadium und in 
Verbindung mit Röntgenstrahlen. Bordier (15) geht in der 
Weise vor, daß das Rückenmark selbst mit Röntgenbestrahlung 
behandelt wird; gleichzeitig erfolgt eine Diathermiebehandlung 
der gelähmten Glieder, serienweise, die Serien zu 3—4 Sitzungen 
von etwa 10 Minuten Dauer. In einem späteren Stadium der Er- 
krankung erfolgt dann die übliche Elektrotherapie. Die Resultate 
dieses Vorgehens ‚waren sehr befriedigende, wenn damit frühzeitig, 
d. h. 20—30 Tage nach Einsetzen der Lähmung begonnen wurde; 
die Erfolge werden auch von Bergamini (16) bestätigt. 
Eine Kombination von Röntgenbestrahlung und Dia- 
thermie wird auch zur Behandlung hartnäckiger Fälle von lschias 
von Fritz Kraus (17) empfohlen. Es wird dabei zunächst eine 
einmalige Röntgenbestrahlung der Gegend der-Cauda equinè, vor- 
genommen (Fokus-Hautabstand 25 cm, 5 H mit 4mm Aluminium), 


| dann folgt eine Diathermiebehandlung des erkrankten Beines während 


men. gra ef 
E . 


= 26. Oktober 4 


- bestimmt. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.48: 00.01 


RAA E N EEE E E Er E — 


10—14 Tagen, am 21. Tage nach der ersten Röntgenbestrahlung 
eine nochmalige, und eventuell, wenn die Schmerzen noch nicht 


_ inzwischen verschwunden sind, eine 3. und 4. Bestrahlung nach 


4.bzw. 6 Wochen. (Schluß folgt.) 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 36. 
Auf die Wichtigkeit einer direkten Untersuchung der Galle in der 


Diagnose von Gallenblasenaffektionen weist Max Einhorn (New York) 


hin. Die Untersuchung muß mit aller Vorsicht ausgeführt werden, der 
Duodenalschlauch in gutem Zustande sein. Die Gallenprobe muß gleich 


“nach ihrer Gewinnung, während sie noch frisch -ist, innerhalb einer 


halben bis einer Stunde, untersucht werden. Normale Galle ist, wenn sie 
im nüchternen Zustande gewonnen wird, goldgelb und klar, während eine 
pathologische Galle stets trüb ist und außerdem vielfache Variationen von 
Farben aufweist. Eine gelbgrüne, erbsensuppeähnliche Galle ist ein häufiges 
Vorkommnis bei den schwereren Erkrankungen der Gallenblase. Gallen- 
blasenkranke sollen nur dann operiert werden, wenn unter den objektiven 
Befunden einer Gallenblasenerkrankung auch schwere subjektive Symptome 
vorhanden sind, die nach längerer interner Behandlung unbeeinflußt bleiben. 

Im Gegensatz zu Schloßmann, der beim Krupp für möglichste Ver- 
meidung der Tracheotomie und Intubation eintritt, behauptet G. Bessaù 
(Leipzig): Bei der diphtherischen Stenose gibt es nicht nur, sine Erstiokungs- 
angst, sondern auch eine Erstickungsgefahr. Und bei dem in Er- 
stiekungsangst befindlichen Kinde ist, wenn interne Mittel versagen, die 


 sachgemäß und schonend ausgeführte Intubation das humanste Be- 


ruhigungsmittel. 

Auch Johann v. Bökay (Budapest) ist im Gegensatz zu Schloß- 
mann der Meinung, daß das Zögern mit dem operativen Eingriff bei 
diphtherischer Larynxstenose über einen gewissen Zeitraum hinaus ein 
Versäumnis des Arztes darstelle. i 

Über Protargol (Bayer), Kollargol (Heyden) und ihre Ersatzprodukte 
berichtet F. Utz (München). Protargol und Kollargol lassen sich durch 
Ultrafiltration von den Ersatzprodukten unterscheiden. Ihre Suspensionen 
haben einen feineren Zerteilungsgrad als die der Ersatzprodukte. 
Daber ist die .Heilwirkung der’Originalpräparate besser als die der 
Ersatzpräparate; auch die Tiefenwirkung ist intensiver. Selbst wenn beide 
chemisch vollkommen identisch wären, was aber noch nicht erwiesen ist, 
so besteht doch ein wesentlicher Unterschied in dem physikalischen 


` Verhalten. 


Die Epicondylitis humeri stellt nach Kurt Wachendorf (Köln- 
Lindenburg) eine primäre Erkrankung des Periosts und Knochens am Epi- 


condylus medialis dar, hervorgerufen durch rein mechanische Druck- 


wirkung. Die Röntgenveränderungen (Unterbrechung der Kontur, Auf- 
hellungsherd im Epikondylus) sind die Folge dieses Druckes und als 
Knochenatrophie aufzufassen. | 

Die Leukozytose darf nach A. Kobryner mit der Verdauung nicht 
in Zusammenhang gebracht werden. Zur Bestimmung der physiologischen 


 Leukozytenzahl muß das Blut in, mehrstündigen Abständen untersucht 


werden — das arithmetische Mittel der gefundenen Werte gibt die ge- 


‚wünschte Leukozytenzahl. Wegen der fortwährenden Schwankungen der 
Leukozytenzabl kann die Leukopenie bei der Crise h6moclasique Widals 


zur Funktionsprüfung der Leber nicht verwendet werden. 

Eine neue .minimetrische Methode zur Bestimmung des Harnstofis 
im Biutserum, in der Spinalfiüssigkeit und im Urin mit Hilfe von 
Permutit empfehlen Grifols y Roig und Kurt Helmholz (Barcelona). 
Sie beruht darauf, daß der Harnstoff durch das Ureaseferment in Ammonium- 
karbonat umgewandelt und dieses mit ammoniakfreiem Permutitpulver zu- 
sammengebracht wird. Das Ammoniak wird dann aus dem Permutit mit 
Natronlauge in’ Freiheit gesetzt und mit Nesslers Reagens kolorimetrisch 

| F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 35. 


Ernst Wiechmann (Köln) zeigt, wie innige Wechselbeziehungen 
zwischen Körper und Schlaf bestöhen. Bei den funktionellen Hypertensionen 


mit der abnormen nächtlichen Blutdrucksenkung liegt die Heil- 


wirkung des Schlafes klar zutage. Die Nierentätigkeit ist im Schlaf ein- 
geschränkt, ‚Die Nachturinmenge steht. zur Tagesurinmenge in einem Ver- 
hältnis von 1:4 bis 1:2. Aber Herz- und Nierenkranke, vor allem Hyper- 
toniker, scheiden in den Nachtstunden häufig eine relativ größere Harnmenge 
aus als in der ‚gleichen Zeiteinheit des Tages. Auch die Tätigkeit der 
Tränendrüsen, der Speicheldrüsen, der Schleimdrüsen ist im Schlafe herab- 
gesetzt. Die pathologisch gesteigerte Nasensekretion beim Schnupfen beginnt 


fast regelmäßig mit dem Moment des Einschlafens aufzuhören. Die Horn- 
hauf. trocknet im Schlaf etwas aus. - Nur die Schweißdrüsen sezernieren oft 


während des Schlafes stärker. Kurz hingewiesen wird auf den Winterschlaf. 
der Tiere (zu ihrer Erhaltung, da sie sonst keine Nahrung finden oder er- 
.frieren würden). Der Eintritt des Winterschlafes wird durch regressive 
Veränderungen in den Schilddrüsen bewirkt (durch den Mangel an Schild- 


drüseninkret werden, wie beim Myxödem, die Oxydationsprozesse herabgesetzt). 


‘Über das Verhalten der Leukozyten nach Hautreizen berichten. 
Wilhelm Gundermann und Alfred Kallenbach (Gießen). Der Leuko-. 


zytensturz nach intrakutaner Injektion wird dureh die Schmerzbahnen ver- 
mittelt. Schmerz führt zu. Vagusreizung. Diese ist- also. eine Folge. der 
intrakutanen Injektion. Nach einer gewissen Zeit wird der Leukozyten- 
sturz abgelöst durch eine Zunahme der Leukozyten. Wärmereize und auch 
kurzdauernde Kältereize führen zu einer Leukozytenvermehrung, sofern sie 
nicht schmerzhaft sind. Auch der .einfache Einstich in die Fingerbeere, 
falls er schmerzhaft ist, hat eine Leukozytensenkung zur Folge. 

Auf die Vererblichkeit des angeborenen Klumpfußes weist J. Kochs 
(Köln) hin. Er teilt den Stammbaum einer Klumpfußfamilie mit, in der unter 


anderem die klumpfußfreie Tochter einer mit einem Klumpfuß behafteten. 


Mutter 16 Kinder hatte, von denen 6 einen mehr oder weniger hochgradigen 
Klumpfuß aufwiesen. Dabei war das männliche Geschlecht ungefähr doppelt 
so oft von der Deformität betroffen wie das weibliche. Der Vererbungsträger 


in dem mitgeteilten Stammbaum war stets nur das weibliche Geschlecht. 


` Einen Pipettierapparat zum Einfüllen der Reagentien bei der Wa.R. 
und den Ausfiockungsreaktionen beschreibt Joseph Hohn (Essen). Sein 


Hauptvorzug ist, daß mit ihm die Verbrauchsmenge, auf die er eingestellt 
“ist, so absolut gleichmäßig abgegeben wird, wie es mit der Pipette auf die 
Dauer niemals erreicht werden kann. Der Apparat eignet sich für alle 
Reagentien bei der Wa.R. und den Ausflockungsreaktionen. Man kommt 
mit 2 Apparaten aus, einem für Kochsalzlösung und Komplement, einem ` | 


für den Extrakt. . Zur Ambozeptor-Hammelbluteinfüllung (eine Stunde 


später) Kann man einen von den beiden gebrauchten wieder herrichten lassen. ' 


Einen elektrischen Heißwasserapparat „Aquafix“, der an die Licht- 
leitung angeschlossen nach wenigen Sekunden Wasser bis zu 80° C liefert, 


fertigt die Firma Wigginhaus & Heese (Plettenberg i. W.) an. Die auto- 


matische Schaltung des Stromes durch den Druck des einströmenden 
Wassers verbindert das Durchbrennen des Heizkörpers. F. Bruck. 


| Zentralblatt für Chirurgie 1924, Nr. 38. | 
Gastroskopie mit tödlichem Ausgang beschreibt F. Sauerbruch 


(München). Das von Sternberg angegebene Instrument wurde von dem 


Erfinder in Gegenwärt mehrerer Chirurgen einer in der von ihm empfohlenen 


Knie-Ellenbogenlage befindlichen Kranken eingeführt. Trotz mehrfacher 


Bemühung gelang die Gastroskopie. nicht. Man veranlaßte Sternberg, 
von weiteren Versuchen abzustehen, doch kam die Mahnung zu spät.‘ Bei 
der Kranken entwickelte sich das Bild einer Mediastinitis. Bei der Frei- 
legung der Speiseröhre fand sich eine jauchige Phlegmone des Mittelfell- 
raumes. Bei der Autopsie stellte sich heraus, daß im oberen Abschnitt 
der Speiseröhre die Muskulatur bei unversehrter Schleimhaut 
zerrissen war. Infolge eines gewaltsamen Stoßes war die äußere Schicht 
gequetscht und die Schleimhaut hatte sich handschuhfingerartig vorgestülpt. 


Die Gastroskopie ist wesentlich gefährlicher als die Probe- 


laparotomie, denn dieser Todesfall ist nicht. der einzige. 


Die Muskelplastik ist nach G. Perthes (Tübingen) der Nerven- 


pfropfung. vorzuziehen für die Behandlung irreparabler Fazialis- 
lähmungen. Bei einem vor: 10 Jahren mit Anastomose des Fazialis- 
Hypoglossus behandelten Kranken war. die Fazialislähmung durch die 
Nervenoperation unbeeinflußt. geblieben, aber das gelähmte Muskelgebiet 
zuckte bei Bewegungen der Zunge und beim ‚Schlucken. Durch Über- 
pflanzung eines Muskelstreifens des M. masseter an die Mundwinkel wurde 
der Mundwinkel gehoben und konnte willkürlich angezogen werden. In 
einem zweiten Falle von Fazialislähmung nach Mittelohreiterung wurde aus 
dem Schläfenmuskel ein Streifen für die Augenlider und aus dem Kau- 
muskel ein Streifen für die Mundwinkel verpflanzt. Nach einigen Monaten 
war eine Neuinnervation der gelähmten Muskeln von den ver- 
pflanzten Fasern aus eingetreten, so daß die Kranke ihre Augen 
schließen und ihre Lider heben konnte, ` | 


Über abriegeinde Bigenblutinfiltration mit nachfolgender Inzision. 


zur Behandlung fortschreitender pyogener Prozesse im Gesicht und Nacken 
berichtet A. Läwen (Marburg, Lahn). Das Wesentliche und. Neue an dem 
Verfahren ist die Umwallung und Abriegelung des fortschreitenden 
und hochvirulenten Prozesses mit einer großen, möglichst lückenlos 


prall infiltrierenden Blutmasse. Neue Beobachtungen in zwei sehr 


schweren Fällen. von fortschreitenden Nackenkarbunkeln, von. denen der 
eine an allgemeiner Sepsis starb, bestätigten, daß das Wirksame die lücken- 


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1514 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 26. Oktober 
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lose Abriegelung des Herdes ist. Dadurch wird die Resorption von Toxinen 
und Bakterien aus dem Herd herabgesetzt und die Weiterverbreitung des | 
Prozesses mechanisch verhindert. Die Abriegelung mit Eigenblut ist 
technisch nur möglich im Gesicht und im Nacken. An anderen 
Körperstellen läuft das eingespritzte Blut auseinander. — Das Blut muß 
in die gesunde Umgebung eingespritzt werden, nicht in die infiltrierten 
Randpartien. — Um reichlich Blut aus der Vene zu erhalten, empfiehlt 
es sich, die Vene freizulegen, zu unterbinden und in das periphere Venen- 
stück eine Kanüle einzubinden, so daß mühelos große Blutmengen ab- 
gesaugt werden können. — Nach der Umspritzung wird die infiltrierte 
Partie ausgedehnt eingeschnitten. — An der Stelle, wo die Infiltration 
weitergeht, muß erneut mit Eigenblut umspritzt und inzidiert werden. K.Bg. 


200,0%/,ige Natriumzitratlösung aufgefangen und mit der gleichen Menge 
0,90/yiger Kochsalzlösung körperwarm in die Armvene eingespritzt. Am 
Abend des Operationstages wurde der Urin fast schwarz. Am 6. Tage 
nach .der Operation hörte die Urinausscheidung vollständig auf, Der Tod 

trat im urämischeon Anfall ein. Todesursache war die Hämoglobin- 
ämie. Wahrscheinlich war älteres, mehrere Tage in der Bauchhöhle ` 
liegendes Blut wieder eingespritzt worden und batte als Blutgift gewirkt. 

_ Die Gefährlichkeit der Eigenbluttransfusion liegt darin, daß bei der Operation 
nicht leicht zu entscheiden ist, ob es sich bereits um zersetztes und un- 


brauchbares Blut handelt. Die Einspritzung von Eigenblut ist also kein 
harmloser Eingriff. 


Geburt bei Stirnlage mit querverlaufender Stirnnaht‘ beschreibt 
C. Eisenberg (Hamburg). Ein kräftiges Kind mit großem Schädel wurde 
bei regelrechtem Becken nach kurzer kräftiger Geburtsarbeit in der Art 
geboren, daß die Stirnnaht in querem Durchmesser stand. Die Ursache 
für die ausgebliebene Drehung der Stirn nach vorn war nicht zu ermitteln. 


Ein einfaches Instrument zur Prüfung der Tubendurchgängigkeit 
beschreibt G. Schubert (Beuthen). Eine 30 cm lange dünne Motallröhre 
trägt 61/2 cm unterhalb der Spitze eine tellerförmige Platte, auf welche 
kleine Gummiplättchen aufgelegt werden, um einen luftdichten Verschluß 
des äußeren Muttermundes herbeizuführen. Am unteren Ende der Metall- 
röhre ist ein kleines Federmanometer aufgesteckt, auf das untere Ende 
der Röhre wird entweder eine Glasspritze oder ein Gummigebläse angesetzt 
(Firma Paul Reimann, Breslau). Nach Bestreichen der Scheide und Portio 
mit Jodtinktur wird das Instrument ohne Dilatation der Zervix in dio 
untere Scheide eingeführt. Gegenanzeigen sind Erkrankungen der Adnexe 
und Blutungen. Der Eingriff soll nicht ambulant ausgeführt werden. 


K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 37 und 38. 

Nr. 37. Virulenzprobe und Operationsmortalität bospricht E.B umm 
(Berlin). Ungefähr 20°/, der Krebsfälle enthalten virulente Keime und diose 
Fälle bedingen die Operationssterblichkeit bei der Radikalexstirpation des 
Uterus bei Kollumkarzinom. Die Virulenz spielt eine große Rolle in den 
Folgen, die nach der Operation eintreten. Dieselben Erfahrungen von 
der Bedeutung der Virulenz der Keime ergeben sich bei der Radium- 
behandlung und bei der Operation des Vulvakarzinoms. Mittels der ört- 
lichen Desinfektion wird man mit den virulenten Streptokokken nicht fertig. 
Auch die Vakzination gibt keine Gewähr für glatten Operationsverlauf. 
E. Bumm steht auf dem Standpunkt, überall, wo virulente Strept 


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kokken gefunden werden, nicht zu operieren. 


Eine Verschleppung virulenter Keime erfolgt besonders durch Kranke, 
welche Grippe überstanden haben. In dem Falle eines anaeroben Strepto- 
kokkus ist die Übertragung durch die Hände auch nach 24 Stunden noch 
festgestellt. Daher ist E. Bumm wieder zu dem Gebrauch der Gummi- 
handschuhe grundsätzlich zurückgekehrt. 


Über Virulenzsteigerung von Streptokokken berichtet Ernst 
Philipp (Berlin). Hochvirulente Keime wachsen in jedem Menschenblut, 
avirulente werden in jedem Blut in wenigen Stunden getötet. ‘Ein hoch- 
virulenter Streptokokkus bekommt seine Eigenschaft in der Regel nur 
langsam. Die Virulenz wird gesteigert durch die Stauung des Sekretes 
unter Luftabschluß. Aus Stauung mit gleichzeitigen Fäulnisvor- 


gängen kann sich bei einzelnen Streptokokkenstämmen eine virulente 
Infektion entwickeln. 


Über die intrauterine Radiumbehandliung gutartiger gynäkologischer 
Blutungen berichtet Gustav Halter (Wien). Zur Verwendung kam ein 
Radiumröhrchen mit 43 mg Radiumelement, das 10—12 Stunden innerhalb 
der Gebärmutter verblieb. Schädigungen traten nicht auf. Die Be- 
handlung bewährt sich bei präklimakterischen und klimakterischen 
Blutungen, wenn palpatorische Veränderungen fehlen. Bei Jugendlichen- 
Blutungen kann der Versuch einer schwachen intrauterinen Radium- 
bestrahlung gemacht werden Das Erhaltenbleiben einer, wenn auch 
schwachen Menstruation ist wertvoller als eine Daueramenorrhoe. 

Gesichtsieldbeschränkung während der Gravidität hat E. Holm 
(Kopenhagen) untersucht. Er hat aber in seinem gesamten Material nur 
einen Fall von bitemporaler Gesichtsfeldbesohränkung gefunden. 


Nr. 38. Zwei Einzelheiten aus dem Bau der Umgebung des lebens- 
frischen menschlichen Eierstockes berichtet H. Hinselmann (Bonn). Bei 
der Untersuchung einer frischen Eizelle kam es zur Sprengung des Gefüges 
der Corona radiata. Dabei zeigte sich, daß ein schmales Band von Proto- 
plasma zwei Zellen miteinander verband, und daraus geht hervor, daß die 
Zellen untereinander zusammenhängen. Ferner zeigte sich, daß die großen 
glänzenden Körnchen der Korona innerhalb der Zellen der Radiata lagen. 

Einen Fall von Spontangeburt in dorsoanteriorer (hinterer) Vorder- 
hauptslage teilt H. Rossenbeck (Gießen) mit. Der Kopf schnitt im 
zweiten schrägen Durchmesser durch, indem die große Fontanelle dauernd 
führte. Als Hypomochlion stemmte sich ein Punkt zwischen großer und 
kleiner Fontanelle an, bis der kleine Anteil der Gesichtsfläche von der 
Stirnmitte bis zur Nasenwurzel passiert hatte. Der ganze übrige Teil des 
Kopfes wurde gleich schnell geboren. Für das Zustandekommen der un- 
gewöhnlichen Lage werden Skelettveränderung angeschuldigt, die Fissura 
sterni des Kindes und eine fötale Rachitis. 

Eigenartige Fortleitung kindlicher Herzschläge beschreibt Ernst 
Poeck (Königsberg). Während der kindliche Kopf im Beckenausgang stand, 
wurde vor Anlegung der Zange ein Katheter in die Blase geführt, und 
dabei zeigte sich, daß der Katheter gleichmäßig zuckte, entsprechend den 
kindlichen Herztönen. | 

Eigenbluttransfasion mit tödlichem Ausgang beschreibt H. Groß- 
mann (Frankfurt a. M.). Bei einer ausgebluteten, geplatzten Extrauterin- 
schwangerschaft wurden 500 g Blutflüssigkeit aus der Bauchhöhle in 


Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1924, Nr. 11—18. 

Aus seiner reichen Erfahrung heraus weiß Ockel (Guben) das 
qualitative Blutbild als Untersuchungsmittel des praktischen Arztes sehr 
zu rühmen. Von Bedeutung ist, daß zwar das Blutbild des gesunden Indi- 
viduums keine konstante Größe ist, sondern in gewissen Grenzen aus viel- 

‘fach nicht übersehbaren Gründen schwankt, dagegen diese Schwankungen 

proportional einem das Blutbild verändernden pathologischen Einfluß ab- 
nehmen. Da die klinische Beurteilung und Verwertung ausgedehnte Er- 
fahrung erfordert, befürwortet O. Einsendung von Biutausstrichen mit 
_ orientierenden Angaben an ein Zentrallaboratorium. 


Über Pathogenese und Therapie der chronischen Typhus-, Para- 
typhus- und Rubrbazillenträger macht Hegler (Hamburg) Angaben, welche 
die Wichtigkeit dieser Fragen in helles Licht rücken. Denn seit langem 
muß man damit rechnen, daß von 100 Typhuskranken 3—4, von 100 Para- 
typhuskranken 9—10 Dauerausscheider bleiben. Dabei kommen sonder- 
barerweise auf 1 Mann nicht weniger als 9 Frauen. Bei etwa !/, aller 
Typhuserkrankungen sollen Dauerausscheider die nachweisbare Ursache 
bilden. Angesichts dieser Tatsachen ist gewiß von schwerwiegender Be- 
deutung, daß die Schwierigkeit der Therapie zu dem lapidaren Satz geführt 
hat: „Einmal Bazillenträger, immer Bazillenträger.“ Die Gallenwege haben 
überragende Bedeutung als Bazillenlieferanten sowohl für Typhus- wie 
Paratyphuskeime. Chirurgisches Vorgehen hat durch Gallenblasenexstirpation 
in vielen, doch längst nicht allen diesen Fällen Schwinden der Ausscheidung 
erzielt. — Bei der Ruhr sind sogar in etwa 140/, Dauerausscheider fest- 
gestellt, doch haben diese nicht die große epidemiologische Bedeutung wie 
die Typhusbazillenträger. — Zusammenfassend ist zu bedauern, daß die 
Gesetzgebung noch viele Lücken aufweist, die zu beseitigen sind, um den 


beamteten Ärzten eine feste Grundlage im Kampf gegen die Verbreitung 
der Infekte zu geben. 


Aus einer jetzt über 15jäbrigen Erfahrung heraus bespricht Loening 
(Halle) die Untersuchung des Magens mit dem Magenspiegel. Auch er 
stellt die Notwendigkeit in den Vordergrund, Schädigungen unbedingt vor- 
zubeugen, und ist der Meinung, daß dieser Anforderung auch bei plötz- 
licher Unrube des Kranken allein der weiche Magenschlauch entspricht. 
Nach dessen Prinzip ist denn auch bis heute sein Instrument konstruiert 
geblieben. Durch die Magenschau bat man überhaupt erst die Verhältnisse 
des gesunden Magens kennen gelernt, und zwar nicht nur das Aussehen 
der Schleimhaut, sondern auch ihre Bewegungen und die Funktion des 
Pylorus. — Die Frage, ob es gelingt, Frühkarzinomdiagnosen zu stellen, 
die mittels keiner anderen Methode möglich wären, ist zu bejahen. Es ist 
zu fordern, daß bei Menschen über 30 Jahren, die einige Wochen an 
Magenbeschwerden leiden und dauernd an Gewicht abnehmen, ohne dab 
eine Ursache festgestellt werden kann, daß bei diesen die Gastroskopi® 
versucht wird. Hans Meyer (Berlin-Wilmersdor!). 


26. Oktober 


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Monatsschrift für Ohrenheilkunde und araro iiias, 
58. Jg, H. 8.. 


V.Zimányi: Bin seltener Fall von unstiilbarom Schlucken, a 


mit hochgradigem Stimmritzenkrampf. 2ljährige Erzieherin wurde beim ' 
Spielen mit Kind von diesem vor die Brust gestoßen. 
Schlucken, Blut aus Mund und Nase, Erstickungsanfälle. Wegen: sich | 
steigernder Atemnot Tracheotomie. ‚Faradisierung des N. phrenicus. Heilung. 
Außer der zentralen Ätiologie des Spasmus glottidis wirkte noch periphere 


Ursache mit. Bei dem eh gerieten die Zentren sowohl des 
N. recurrens als auch des N. phrenicus gleicherzeit i in Erregung. Der Luft- 
röhrenschnitt wirkte hier lebensrettend und in gewissem Grade heilend. 

G. Hofer: Zur Innervation des Ösophagus. ‚Ausschaltung des Vagus 


führt zur Atonie der Speiseröhre derart, daß eine normale Peristaltik 


anfangs ausbleibt und das Hindernis der Kardia nicht überwunden werden 


~ kann. Gelingt es, Tiere nach Vagotomie ‘längere Zeit am Leben zu er- 


halten, so tritt eine‘ Art Automatie des unteren Ösophagusabschnittes ein. 


Die Darchschneidang der sympathischen Fasern des Halssympathikus mit 


dem Ganglion stellatum und beider N. splanchnici hat keinerlei Einfluß 
auf die motorische Funktion der Speiseröhre der Versuchstiere. Zum 


Studium des etwa nach Vagotomie -pathologischen Schluckaktes eignet sich‘ 


die Osophagoskopie allein deswegen nicht, weil durch die Einführung des 
Tubus abnorme Reize im unteren Osophagus gesetzt werden. 
E. Pogany: Ein Beitrag zur Aufklärung der Ozänatherapie, Verf. 


spritzte Paraffın unter die Septumschleimhaut zwecks Verkleinerung des 
. . Naseninnern bei einer Ozänapatientin. Es bildete sich ein Septumabszeß, 


der 6 Wochen bestand, bis er operativ beseitigt wurde. Borkenbildung, 
'Fötor der Ozäna waren beseitigt. 

` H. Brunner: Über Lateropulsion. Aus den Beobachtungen einer 
multiplen Sklerose, einer Encephalitis pontis et cerebelli und einer dritten 
Gehirnerkrankung, bei der keine Diagnose gestellt wurde, ergibt sich, daß 
es eine primäre und sekundäre Lateropulsion — Angabe der Patienten, 
daß sie sich nach einer Seite (in der Regel des Herdes) hingezogen fühlen — 
gibt. Die primäre ‘oder echte Lateropulsion tritt in spontanen Anfällen 


 . verschiedener Intensität unabhängig vom Drehschwindel auf, die sekundäre 


Lateropulsion ist eine Begleiterscheinung des Drehschwindels. Die primäre 


_ Lateropulsion ` wurde. bis jetzt am häufigsten bei multiplen nichteitrigen 


Erkrankungen des Hirnstammes gefunden. In Fällen, in welchen differential- 


diagnostisch ein otogener Kleinhirnabszeß in Frage kommt, spricht das 


Auftreten von echter "Lateropulsion gegen Abszeß. "Die Lateropulsion kann 
als eine mit dem Labyrinth bzw. dem zentralen Vestibularsystem im Zu- 
Ana stehende Empfindung betrachtet werden. Haenlein. 


Aus der neuesten amerikanisch-englischen Literatur. 
Über die Radiodiagnose der normalen und. anormalen Schwanger- 


‚schaft schreiben Speidel und Turner: Besonders wertvoll zu Beginn ist 


es bei schlecht geregelten und abdominal voluminösen Frauen unsicher. 


In ‘Verbindung mit dem Pneumoperitoneum sieht man schon von der. 


6. Woche ab eine Vergrößerung des Uterus und ‚eine Verbreiterung des 
Isthmus an der Vereinigang des. Zervikal- mit dem Korpussegment, 1!/, bis 


. 2 Liter CO, eignen sich besser wie O oder Luft; aber Vorsicht: es sind 
‚Todesfälle berichtet. Bei Extrauteringravidität leicht vergrößerter Uterus 


mit ausgedehnter Tube. Der Fötus hat schon von der 16. Woche ab Kalk- 


salze in seinem Skelett; zeigt ein Uterus etwa den Zustand des 4. Monates,, 
aber diese Konturen nicht, so ist, Schwangerschaft auszuschließen. Eine 
` analoge Überlegung läßt auch die Mole diagnostizieren. Wichtig ferner in - 


der Menopause, wo die Zunahme häufig als‘ Schwangerschaft genommen 
wird. Asymmetrie und Übereinanderlagerung der Knochen beim Fötus: 
Tod desselben. Endlich erhält man Auskunft über Beckenverhältnisse, 
fehlerhafte Lage, Zwillinge, Wehen. (Amer. journ. obstr. gyn. 1924, 6.) 
Bei Utcus duodeni weist nach Gray der Magen eine vermehrte 
motorische und sensible Tätigkeit auf durch Störung des neuromuskulären 


‚Gleichgewichts. Die Hyperaktivität, die zum Ulkus prädisponiert, beruht 


auf Hypertonie des Hypogastrikus, schlecht ausgeglichen durch die 
hemmende Wirkung des Sympathikus. Da das Nikotin die sympathischen 
Ganglien lähmt, ist das Ulkus bei Rauchern. häufig. Analog ist es bei 
den abgemagerten Frauen mit Viszeroptose und Mesenterialläsionen. Die 


Ulzeration hervorrufenden Faktoren: Säure, Ausdehnung, Traumen, In- 


fektionen, Alkohol. Häufig besteht Sodbrennen, namentlich bei Rauchern 
(Byperchlorhydrie), konstant meist aber wechselnd, der Hungerschmerz 
beruht auf akzessorischen Ursachen mechanischen Ursprungs. In der Mehr- 
zahl der Fälle kommt Gastroenterostomie in Frage. ' (Brit. med.. journ. 


1924, 3311.) 


ER Major nähert sich der Frage des hohen Blatdrucks von einer neuen 
A her: bei chronischer Nephritis ist die Niere nicht fähig, Harnstoff, 
m Kreatin und Kreatinin auszuscheiden, sowie- jene unbestimmte 


Gruppe von Substanzen,, die aus dem Proteinstofiwechsel resultiert, die 


Fortdauerndes . 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. te 


die Guanidinverbindungen einschließt. Während nun. die ersteren keinen 
Einfluß auf den Blutdruck haben, üben die Guanidinverbindungen sogar 
einen sehr starken aus. Es scheint also, daß die durch chronische Ne- 
phritis oder nur leicht dureh Arteriosklerose geschädigten Nieren unfähig 
sind, gerade diese Substanzen auszuscheiden. “So lange diese Substanzen 


nicht zerstört oder weiter verbraucht sind, können sie sehr wohl Ursache‘ 


der Blutdruckerhöhung sein. (Journ. amer, med. assoc. 1924, 2.) 
Mayers beschreibt einen Fall von. Durchbruch eines Aorten- 
aneurysmas. in die Vena cava superior, der aus diagnostischen Gründen 
interessant ist. Das Ödem und die extreme Zyanose, die plötzlich Gesicht, 
Nacken und den oberen‘ Thorax befällt, manchmal auch die Arme und den 
Thorax in der Taillenlinie, die Turgeszenz. der Venen, die sich in die 
Cava superior entleeren, ‘deuten wohl auf eine.Obstruktion dort, sagen aber 
noch nichts über die Ursache. Diese liegt erst nahe, wenn das Aneurysma 
durch Röntgen bestätigt. ist. Ferner‘ durch richtige Interpretation. der 
übrigen Symptome. Ein blasendes Geräusch mit systolischer Exazerbation 
über der Tümormasse kann von größer Bedeutung sein; aber auch sonst 
kommen bei Aortenaffektionen Geräusche vor. Extreme Dyspnoe, Dys- 


_ Phagie, paroxysmaler Husten, hämorrhagische Expektoration können sekundäre 


Phänomene des Aneurysmas sein. Ruhelosigkeit, Parese, Paralyse, Delirium, 


Stupor, Koma deuten auf Gehirnkongestion und-ödem. Differentialdiagnostisch - 
kommt eine extrakavale Obstruktion durch Tumor, intrakaval durch Thromben 


in Frage, aber hier findet allmähliche Entwicklung statt. (Journ. amer., 


med. assoc. 1924, 8.) 


Nach Leake und Bacon sind. im roten Knochenmark indi in der 


Milz erythropoetische . Substanzen enthalten, die, trockenbeständig, bei 


100 Grad thermostabil sind, wasserlöslich, durch Alkohol und Äther in- 


aktiviert werden, oral „dministriert werden können, biologisch. verwertet 


werden, in steriler Lösung sich halten und keine ‚unangenehmen Neben- 


wirkungen haben. (Journ. pharm. exper. ther. 1924, 23.) - | | 
| Über‘ den - Chloridstoffwechsel bei Röntgentherapie schreiben ` 
Cameron und McMillan: Bei massiven Dosen ausgesprochene Vermin-. 
derung der Urinsekretion, ausgesprochene Chloridretention, wenn das obere 
Abdomen bestrahlt wird, weniger bei anderen Körperteilen. Ist die Chlorid- 


exkretion aber schon vorher gering, so wird dadurch die Neigung zu Krank- 
heiten ceteris paribus größer. Dem kann man zuvorkommen, wenn .man 
NaCl, schon vor und während ‚der Bestrahlung verabfolgt. Das Blut- 


chlorid ist nicht notwendig dabei: affiziert, obgleich os manchmal prozentual ` 


vermindert ist. Ebenso ist gewöhnlich eine geringere N-Exkretion während 


der ‚Bestrahlung zu beobachten, .aber hierüber ebenso wie betreffend der 
Phosphate sind die Ergebnisse zu inkonstant. Es dürfte sich aber letzten . 


Endes nicht nur um eine Chloridretention, sondern auch um eine Chlorid- 
verminderung des Blutchlorids handeln. (Lancet 1924, 8.) 

| Stallyb rass und Mc Nell weisen an der Hand einer Anzahl von 
Fällen, die in drei nahe beieinander wohnenden Familien vorkamen, bei 
13 Personen auf das nicht seltene Auftreten von Abortivfällen von Ence- 
phalitis epidemica hin. Gewöhnlich sind  langanhaltende Schlaflosigkeit, 


Nervosität, Kopfschmerzen .die Folgen und das verläßlichste Zeichen, das 
- auf die Krankheit hinweist, ist Nystagmus, der fast in all diesen Fällen 


nachzuweisen war. (Lancet 1924, 6.) 


Clarke und Dow schreiben über die Frühdiagnose der Polio- 
myelitis anterior: Man muß sich dabei klar machen, daß in manchen 


Fällen. eins Lähmung überhaupt nicht. auftritt. ' Deshalb sind einige Sym- 
ptome von besonderer Wichtigkeit. "Zunächst muß man von Juni bis Sep- 
tember die Krankheit immer im Auge haben und bei jeder leichten Er- 


krankung danach forschen, weil eben die meisten klinischen Symptome 
| ganz unbestimmt sind. Konstipation, Diarrhoe, Erbrechen, Koryza, Bron- 
chitis gehören zu dem Krankheitsbilde, brauchen aber nicht immer da zu 


sein. Auch Reizbarkeit, Schlafsucht. . Konstant ist aber eine Angina vor- 


handen, leichtes, Fieber. Das wichtigste Symptom ist Nackensteifigkeit. - 
Es ist zwar oft schwer festzustellen, gelingt aber mit Geduld doch: es ist. 


das verläßlichste Symptom. Dann kommt die Hyperästhesie, die sich oft 


in einem gewissen Widerstand des Kindes gegen die Untersuchung äußert, 
Auch profuse Schweiße sind typisch, wenn vorhanden. Ebenso Kernig, 
dessen Abwesenheit die Krankheit nicht ausschließt. Die Patellarreilexe. 


sind. schon früh verstärkt; ob ihnen eine wesentliche Bedeutung zukommt, 


wird weitere Forschung zeigen. Jedenfalls ist Paralyse keines der Früh- 


symptome; wenn sie auftritt: immer spät. Verf: hat von Rosenows 
spezifischem Pferdeserum gute Erfolge gesehen, besonders in solchen 
Fällen, wo eine Frühdiagnose nicht möglich ‚war. Da es für den Kliniker 
noch nicht möglich ist, Abortivfälle von anderen -zu unterscheiden, emp- 


fiehlt er es als rationelle Behandlung in allen Fällen. (Journ. amer. med. 
sans, 1924, 83.) 


‘ Nach Riggs sind die charakteristischen nervösen Störungen, die in 
80 %/, bei perniziöser Anämie vorkommen, und die Farbe des Blutserums 


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so typisch, daß sie dem Praktiker schon recht früh eine Diagnose ermög- 
lichen. Das blasse Gelb des normalen Serums, das strohfarbene der sekun- 
dären Anämie ist mühelos von dem butterblumenfarbenen der perniziösen 
Anämie zu unterscheiden. (Minnesota med. St. Paul 1924, 55.) l 
Douglas berichtet über 11 Fälle von subdiaphragmatischem Ab- 
szeß: 9 waren rechts, 2 links. 9 genasen, 2 starben. 8 wären präoperativ, 
3 postoperativ, eine Komplikation während der Rekonvaleszenz. 5 wahr- 
scheinlich durch ein perforiertes Duodenalulkus, 3 durch Appendizitis, 
1 durch Aktinomykose, 1 durch Leberechinokokkus und 1 durch eine 
Schußwunde in der oberen Leber bedingt. In den meisten Fällen kam es 
zu einem Irrtum in der Diagnose oder mindestens zu einer Verzögerung, 
dadurch, daß man die Läsion über dem Zwerchfell annahm. Bei 6 der 
akuten Fälle schwere abdominale Schmerzen, oft mit Rigidität, manchmal 
mit Erbrechen. Röntgen ergab in den meisten Fällen erhöhtes Zwerchfell 
und manchmal Gas darunter. Jedoch fanden sich die physikalischen 
Zeichen. Über der Lungenhasis: gewöhnlich Kompression durch das hohe 
Zwerchfell, was als Pneumonie oder Pleuritis genommen wurde oder als 
ein sekundärer pleuritischer Erguß durch ‚die abdominelle Infektion. 
(Ann. surg. Philadelphia 1924, 79.) 
 Herzfehler kongestiven Typs bei Hyperthyreoidismus beruhen nach 
Hamilton darin, daß das Herz das venöse Blut nicht rasch genug weg- 
schafft, und führen zu einer Kongestion in den Lungenvenen mit Vermin- 
derung der vitalen Kapazität, Orthopnoe, Rasseln in den abhängigen Partien, 
manchmal produktiven Husten und Hämoptose. Weiterhin zu Kongestionen 
im Venensystem, Vergrößerung der Leber mit Empfindlichkeit und Schmerzen 
der Nackenvenen und Ödem. Sie sind gewöhnlich das Endbild bei rheu- 
matischen Herzerkrankungen, kardiovaskulärer Syphilis, Arteriosklerose und 
verlängerter Hypertension. Unter 900 Thyreoideakranken fanden sich 50 
solche Fälle, die oft nicht diagnostiziert wurden, weil nicht daran gedacht 
wurde, daß Hyperthyreoidismus auch solche Herzstörungen verursacht und 
weil der unterliegende Hyperthyreoidismus nicht erkannt wurde, Daraufbin 
deutet mehr weniger plötzliches Einsetzen mit nachfolgender Besserung der 
Störungen und ein schwerer gegen jede Bebandlung obstinater Nachlaß, 
der länger dauert. Symptome von seiten des Herzens: Vergrößerung, 
diastolische (seltener) und systolische Geräusche, letztere fast immer, aber 
ohne diagnostischen Wert. Aurikuläre Fibrillation, hober Pulsschlag, oft 
bis 200. Also hartnäckig erhöhter Puls mit Fibrillationen, trotz Digitalis 
und Ruhe, suggeriert einen möglicherweise unterliegenden Hyperthyreoi- 
dismus. Aber Verlangsamung schließt ihn noch nicht ohne weiteres aus, 
Exophthalmus braucht keineswegs immer zu bestehen. Vergrößerung der 
Schilddrüse ebenfalls nicht; ihr Fehlen schließt Hyperthyreoidismus nicht 
aus. Bei jedem Herzfehler sollte die Schilddrüse genau untersucht werden. 
Abmagerung, Ödem. ` Oft war Apathie vorhanden (für Hyperthyreoidismus 
suggestibel), selten Erregung, manchmal Konfusion. Pigmentation, be- 
sonders an den Augenlidern. (Journ. amer. med. assoc. 1924, 6.) 
Blackford und Dwyer führen auf Grund einer Analyse von 
1650 Fällen aus, daß eine relative approximative Häufigkeit von Dyspepsie 
bei abdominalen Erkrankungen für Magenulkus 1, für Magenkarzinom 2, 
für Reflexappendizitis 4, für Duodenalalkus 6 und für Gallenblasenerkran- 
kungen 12 ergab. Bei Erwachsenen kommt Dyspepsie als Folge von Gallen- 
blasenerkrankung in etwa 20°/, vor. (Journ. amer. med. journ. 1924, 6.) 
Hurst weist nachträglich darauf hin, daß Migräne im wesentlichen 
durch Augenstörungen verursacht wird, und daß durch die Korrektion 
dieser Besserung bzw. Heilung erfolgt. Nur muß letztere durch eine gründ- 


liche Untersuchung und ‚Beobachtung bewerkstelligt werden. 
1924, 5, Juli.) 


Aycock und Eeaton haben seit über 10 Jahren das Auftreten 
der Kinderlähmung studiert und gefunden, daß im Sommer, und gewöhnlich 
im März oder April, eine Zunahme der Fälle erfolgt. Und zwar in allen 
Teilen der Vereinigten Staaten. Sie schließen daraus, daß zwei Über- 
tragungsarten vorliegen müssen. (Amer. journ. hyg.. 1924, 4.) 


Baltodano hat in 3 Fällen von Hyperemesis gravidarum in 
24 Stunden wesentliche Besserung erzielt durch Bluttransfusion vom 
Gatten. In 2 anderen Fällen, wo Transfusion nicht möglich war, ebenfalls 
Erfolg durch intramuskulare Injektion von 4 ccm Blut, verdünnt mit 1 ccm 
1 %/,iger Natriumzitratlösung. (Journ. amer. med. assoc, 1924, 8.) 

House: Syphilis kann in Verbindung mit einer Psychose entweder 
als Ursache oder als Komplikation vorkommen. Dann ist aber in allen 
Fällen genaue Nachforschung und namentlich Anamnese nötig, .vor allem 
aus prognostischen und therapeutischen Gründen, sowie der Überwachung 
wegen. Ganz besonders ist diese scharfe Trennung nötig bei Epilepsie, 
Neurasthenie, Dementia praecox, manisch-depressivem Irresein und Paranoia. 
Denn zunächst kann die Psychose gar nicht mit der Lues zusammenhängen, 
es kann sich aber im weiteren Verlauf, gleichsam parallel, progressive 
Paralyse entwickeln. In seltenen Fällen können auch multiple Psychosen, 
z. B. Paranoia und Paralyse, zusammenfallen. Die spezifische Behandlung 


(Lancet 


muß aber ohne Rücksicht auf die Psychose durchgeführt werden. (Journ. 
amer.. med. assoc. 1924, 4.) i 

Gentianaviolett in schwachen Lösungen hat eine ausgesprochene 
bakterizide Wirkung auf grampositive Bakterien. Dies hat Saurman 
veranlaßt, es bei Diphtherictrāgern anzuwenden. Nach Reinigung der 
Nase und des Schlundes mit einer leichten Salzlösung beim Erwachen und 
nach den drei Hauptmahlzeiten wird eine 20/ige wäßrige Gentianaviolett- 
Jösung mit einem gewöhnlichen Zerstäuber so in Nase und Schlund einge- 
führt, daß sie überall hinkommt; dies wesentlich und sicherer als Ab- 
wischen mit einem Wattebausch. Aussetzen damit, wenn zwei Abnahmen 
negativ waren. Gewöhnlich nach 48 Stunden. (Journ. amer. med. assoc. 


1924, 4.) 


Die landläufige Ansicht, daß Hyperchlorhydrie auf ein Uleus 
peptisum deute, ist nicht ganz haltbar. Man findet sie häufig bei Duodenal- 
ulkus, COholezystitis und gewissen nervösen Störungen chronischer Appen- 
dizitis. Die pathologische Deviation des Säuregehaltes neigt aber mehr 
zur Anazidität. Eggleston hat bei seinen Studien über sekretorische 
Magenstörungen ähnlich wie Moynihan bei 73°/, von Duodenalulkus 
Hyperchlorhydrie festgestellt, während 50 °/, der Magenulzera subnormale 
Kurven zeigten. Der natürliche Regulator der Säureverhältnisse im Magen 
ist die Regurgitation alkalischer Sekretion aus dem Duodenum und der 


funktioniert nicht bei temporärer oder permanenter Pylorusobstruktion. 


Wie überhaupt in den Säureverbältnissen des Magens auch bei Gesunden 
von Tag zu Tag wechselnde recht verschiedene Zustände herrschen.. Es 
dürfte also die Hyperchlorhydrie mehr als motorische Störung mit sekun- 
därer Hypersekretion, denn als bestimmte Störung des sekretorischen 
Mechanismus imponieren. Pathologisch viel wichtiger ist die Achlorhydrie. 
Im allgemeinen ist die Persistenz von Symptomen einer. chronischen 
Gastritis nicht besonders suggestibel für ein Duodenal- oder Magenulkus. 
Auch kann dasRöntgenbild bei Verwachsungen die Deformität einesDuodenal- 
ulkus unter Umständen vortäuschen, und dies sind die Fälle, bei denen 
sekundär nach Achlorhydrie oder Achylie eine chronische Gastritis ent- 
steht, die auf künstlichen Magensaft und blande Diät sehr gut reagiert. 
Bei schweren, namentlich primären Anämien findet man Achlorhydrie, und 


diese geht der Anämie oft lange voraus, weshalb ihre Feststellung oft 


recht wertvoll ist. Auch wenn keine digestiven Symptome vorliegen. Sie 
ist kein entscheidender Faktor in der Ätiologie von' Kolonstörungen, wabr- 
seheinlich durch Einführung von ungenügend vorbereiteten Nahrungsmitteln 
mangels peptischer Digestion in den Darmtrakt, Hypermotilität, Aktivität 
putrefaktiver und fermentativer Bakterien spielen dabei mit eine Rolle 
und führen zu Reizung und intestinaler Toxikämie. Vielleicht geht die 
Achlorhydrie auch Gallenblasenstörungen voraus. (Journ. amer. med. assoc. 
1924, 4.) n 

Über Exsanguination-Transfusion bei schweren Toxämien schreibt 
Roberson: Der Effekt ist um so dramatischer und nachhaltiger, je mehr 
man Patientenblut durch fremdes ersetzt. Sammlung aus der Basilica 
mediana des Gebers in 100 com-haltigen Glasspritzen, von denen jede mit 
100 cem 3,5 %/,iger Natriumzitratlösung. gefüllt ist. Auf diese Weise kann 
man etwa dieselbe Menge Bluts bekommen, die im Patienten zirkuliert, 
d. i. etwa 35 cem pro Pfund: Körpergewicht. Bei Kindern Longitudinal- 
sinus oder Femoralvene; bei kleinen Kindern kann man 60—160 ccm 
entziehen. Bei den ersten Anzeichen eines schwachen Pulses wird eine 
der 100 cem-Spritzen injiziert und gleichzeitig die Entziebung unter weiterer 
Zufuhr fortgesetzt. Bei schweren Toxämien und  Septikämien, schweren 
Verbrennungen hat sich dies Verfahren bewährt und die Mortalität von 
100 auf 50%, herabgesetzt. Ebenso beim Erysipel der Neugeborenen, bei 
schwerem Scharlach und bei akuter intestinaler Intoxikation. Bei Staphylo- 
kokkeninfektion und Endokarditis war nur ein vorübergehender leichter 


Erfolg zu verzeichnen. (Arch. surg. Chicago 1924, 9.) v. Schnizer. 


Therapeutische Notizen. 


Chirurgie. 


Die Verwendung der Tanninwasserlösung zur Händedesinfektion 
empfiehlt W. L. Pokotilo (Odessa). Die Hände werden in Leitungswasser 


mit Bürste und Seife gewaschen und danach mit dem Gazetupfer, der in 


einer 5°/,igen wässerigen Tanninlösung getränkt ist, kräftig abgerieben. 
Hände, die mit dieser Tanninlösung abgerieben sind, scheinen mit einem 
glänzenden Überzug wie mit einer Hülle bedeckt zu sein. Die Impfung 
auf Nährböden ergab, daß von den auf diese Weise behandelten Händen 


nur wenige Kolonien angingen. — Damit die Hände vom Tannin nicht 


leiden, müssen sie nach der Operation sorgfältig mit Bürste und Seife 
gewaschen werden. (Zbl. f. Chir. 1924, Nr. 36.) K. Bg. 


Die „Ria“-Binde (Schweitzer & Co., München) empfiehlt Hans Berger 
(München). Es handelt sich um ein Papierfabrikat, das aber der Mulibinde 


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der Epidermis abgebeilt. (M.m.W. 1924, Nr. 35.) 


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an Festigkeit nicht nachsteht. Die benutzten : Binden können wieder auf- 
gewickelt und nochmals verwandt werden. Die „Ria“-Binden kosten un- 
gefähr den dritten bis vierten Teil der, starkfädigen Mullbinden. (M.m.W. 
1924, Nr. 34.) F. Bruck. 


Bazy erzielt bei Hydrozele dauernde Heilung, indem er nach 
Kokainisierung und Entfernung der Flüssigkeit durch Punktion 30—60 cem 
Jodtinktur injiziert. Kontraindikationen: kongenitale Form, die mit dem 
Peritoneum kommuniziert, Dupuytrens Form und die mit dicken Wandungen. 
(Bull. acad. méd., Paris 1914, 91.) v. Sohnizer. 


Infektionskrankheiten. 


Die Ruhr behandelt Hans Ziemann (Berlin) wie folgt: Sofort Bett- 
ruhe, Wärmflasche auf den Leib, Knierolle unter die Knie, um die Bauch- 
presse zu entspannen. 1 Eßlöffel Ol. Ricini, nach einigen Stunden noch 
ı/, EBlöffel Ol. Ricini, am Abend I Teelöffel Karlsbader Salz in 300 com 


' warmen Wassers (auch das Salz in Oblaten und das Wasser hinterher). 


Vom Morgen des anderen Tages an: morgens und .abends je 1 Teelöffel 
Karlsbader Salz und außerdem am Tage 6—8—10 mal Bismut. subnitr. à 0,5. 
‘Bei Verstopfung mehr Karlsbader, weniger Bismut, bei Durchfall um- 
gekehrt. Regel muß sein: höchstens 2 dünnbreiige Stühle Nach Eintritt 
normalen Stuhls noch 5—7 Tage Karlsbader und Bismut, um dann 
allmählich mit beiden herunterzugehen. Das Karlisbader Salz führt zu 
einer Hyperämie des Darms und das Bismut schafft eınen kolloidalen 
Belag, der die erodierten Darmstellen gegen den Reiz der Ingesta schützt. 
Koliken und Tenesmen schwinden bei dieser Therapie sehr schnell. (D.m.W. 
1924,.Nr. 36.) ze 


Ommadin (Immun-Vollvakzine Much), Eiweiß, Lipoid und Fett 


- enthaltend, versetzt den Organismus in einen hochaktiven Zustand, der 


ibn- befähigt, Infektionserreger abzutöten. Es wird von W. Reichmann 
(Charlottenburg) bei Grippe, besonders Grippepneumonie, Schweißdrüsen- 
entzündungen, Neuralgien (besonders Ischias), Sepsis erfolgreich 
angewandt. Injiziert wird I’ Ampulle = 2 ccm, auch bei Kindern. Wird bei 
der ersten Injektion keine prompte Wirkung erzielt, so wiederhole man 
dieselbe Dosis den nächsten Tag oder noch am selben Abend. Man injiziere 
so früh wie möglich und warte nicht erst, bis die Abwehrtätigkeit des Orga- 
nismus nachläßt. (D.m.W. 1924, Nr. 36.) 


Einen schweren Fall von Tetanus hat Siegfr. Löber (Vacha) nach 
Mandl erfolgreich mit. einer Injektion von 50 ccm einer 1%igen Novo- 
kainlösung epidural in den Sakraikanal behandelt. (D.m.W. 1924, Nr. 34.) 


"In einem Falle von Erysipeloid (Schweinerotlauf) wurden !/; ED. 
Röntgen ohne Filter verabreicht und Umschläge mit 8°%/,iger essig- 
saurer Tonerde verordnet. Schon am nächsten Tage stand der Prozeß 
still und nach 3—4 Tagen war das Erysipeloid unter starker Schilferung 
F. Bruck. 


N ervenkrankheiten. 


_ , Bei der Enzephalitis sind nach Ludwig Mann (Breslau) noch am 
wirksamsten Trypaflavin und Elektrokollargol (beide intravenös). Man 
gebe von Trypaflavin 10 g als Einzeldosis, etwa alle 2—3 Tage. Bei dem 
chronischen Nachstadium der Enzephalitis, besonders dem Parkin- 
sonismus (Rigidität, Tremor), empfiehlt sich neben dem symptomatisch 
außerordentlich günstig wirkenden Hyoszin das von Alwens angegebene 
Strontium bromatum (intravenös 10—20 ocm einer 10°/oigen oder 10 com 
einer 20%/yigen Lösung). Das Mittel hat einen wenigstens 24 Stunden an- 
haltenden, den Tremor beruhigenden, die Rigidität mildernden Einfluß. 
(D.m.W. 1924, Nr. 35.) 


Das Tetrophan (J. D. Riedel, Berlin) kommt jetzt in Tabletten zu 


0,1 g (Röhre mit 20 Tabletten) in den Handel. Man beginnt im allgemeinen 


mit 1 Tablette am 1. Tage und steigert die Dosis jeden 2. Tag um 1 Tablette 
bis zu 3mal täglich 1 Tablette. In besonderen Fällen können Smal täglich 
3 Tabletten gegeben werden. Indikationen: multiple Sklerose, Tabes, - 
Polyneuritis, postdiphtherische Lähmungen. (M.m.W. 1924, Nr. 34.) 
| Ä F. Bruck. 
Matthew gibt bei epidemischer Enzephalitis von einer 25°0/% igen 
Magnesiasulfatlösung 4 ccm, die zweite Injektion 12 Stunden nach der 
ersten, die folgenden in 24stündigen Pausen. (Lancet, Juni 1924, 7.) 
| v. Schnizer. 


Frauenkrankheiten und Geburtshilfe. 


Über Gynergen berichtet F. v. Mikulicz-Radecki nach den Er- 
sen aus der Universitäts-Frauenklinik zu Leipzig. Es ist eine 
linische Substanz, welche aus dem Mutterkorn gewonnen wird und 
zur therapeutischen Verwendung in ein wasserlösliches Salz, Ergotamin- 


fahrun 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


tartrat, übergeführt worden ist. Es hat sich als ein hervorragendes 
Sekalepräparat bewährt zur Bekämpfung von Nachgeburtsblutungen, 
Spätblutungen im Wochenbett und von Nachblutungen nach Aborten. Eine 

 propbylaxische Gabe von Gynergen empfiehlt sich bei drohenden 
Uterusatonien, bei Fiebergefahr im Wochenbett und nach Ausräumungen- 
Vor Anwendung des Gynergens während der Geburt ist zu warnen. Die 
beste Wirkung entfaltet das Gynergen in der Nachgeburtsperiode. In 
einer Dosierung von 1 com subkutan ist das Präparat unschädlich. (Zbl. 
f. Gyn. 1924, Nr. 36.) oS K. Bg. 


Gynergen gibt E. L. Zöllner (Hamburg) in der Geburtshilfe in 
einer Einzeldosis von 0,5 cem intramuskulär. Bei gynäkologischen 
Blutungen genügen 0,25 ocm pro dosi. Bei größeren Dosen bleiben un- 
angenehme Nebenerscheinungen nicht aus. Bei der Behandlung des Abortes, 
vor allem.des fieberhaften, hat es sich gut bewährt (2mal täglich 0,5). 
Die Frucht und die ganze Plazenta werden fast ausnahmslos ausgestoßen, 
auch wenn keine Wehen mehr bestehen. Bei Plazentarresten hat man nur 
in der Hälfte der Fälle Erfolg. Zur Einleitung der Frühgeburt bei lebens- 
fähigem Kinde ist es unbrauchbar, da es dürch die zunächst einsetzende 
: Dauerkontraktion das Leben des Kindes aufs äußerste gefährdet. Bei 
Blutungen nach Geburt und Abort, desgleichen bei gynäkologischen 
Blutungen hat es die Eigenschaft eines sehr wirksamen Ergotinpräparates. 
(D.m.W. 1924, Nr. 36.) 3 


Die aktive Behandlung der fieberhaften Fehlgeburt bespricht Walter 
Simon. ' Bei drohender fieberhafter Fehlgeburt gebe man Bettruhe, Opium 
und Eisblase. Bei beginnender fieberhafter Fehlgeburt und noch nicht 
eröffnetem Muttermund warte man die spontane Eröffnung und Aus- 


stoßung des Fötus unter Chiningabe' ab. (Gewaltsame Dehnung des Mutter- 


mundes ist bei infizierter Uterushöhle gefährlich.) Ist der Muttermund für 
den Finger durchgängig, so soll unbeachtet der Fieberhöhe jede un- 
komplizierte fieberhafte Fehlgeburt, die nicht vorbehandelt ist und nicht 


länger als 3 Tage blutet, sofort. mit Eizange und Kürstte ausgeräumt . 


werden (Heilung innerhalb von 8 Tagen in 99,4%). Jeder Tag Zuwarten 
verschlechtert die Prognose der aktiven Behandlung. Ist der Fall vor- 
behandelt, so ist der Erfolg der aktiven Nachbehandlung immer ungewiß. 
Trotzdem bringt erst die instrumentelle Entfernung der Eireste den Fieber- 
abfall. Kontraindiziert ist die aktive Behandlung bei extrauteriner Lokali- 
sation der Infektion. Bei den mit Peritonitis und Sepsis komplizierten 
Fällen wird weder die aktive Therapie noch eins andere etwas nützen 
können. (M.m.W. 1924, Nr. 35.) F. Bruck. 


Bücherbesprechungen. 


Lehmanns Medizinische Atlanten, Bd. 7. Groedel, Lehrbuch und Atlas 
der Röntgendiagnostik. I. u. II. Halbband. Mit 712 autotypischen 
Abbildungen auf 179 Tafeln und 720 Textabbildungen. 1109 Seiten 
München 1924. J.F. Lebmanns Verlag. Je RtM. 28,—. 


Das Groedelsche Handbuch zählt zu den besten Veröffentlichungen, 
die auf dem Gebiet der Röntgendiagnostik existieren. Sein hoher Wert 
wird nicht eingeschränkt, seit ähnliche, gleichfalls vorzügliche Werke von 
anderer Seite erschienen sind. Für jeden praktisch arbeitenden Röntgeno- 
logen ist das Groedelsche Buch unentbehrlich und es ist hocherfreulich, 
daß die Herausgabe der einzelnen Neuauflagen nur in längeren Zwischen- 
räumen erfolgt. So ist es möglich durch stete Neubearbeitung und die 
entsprechenden Zusätze das Werk auf jener stolzen Höhe zu erhalten, die 
es seit seinem ersten Erscheinen vor 15 Jahren eingenommen hat, Über 
ein Buch, das die gesamte Röntgendiagnostik mit allen ihren zahlreichen 
Teilgebieten behandelt, wäre unendlich viel zu sagen und ich müßte den 
mir zur Verfügung stehenden Raum um ein vielfaches überschreiten, . wenn 
ich diesem unendlich reichen Inhalt auch nur in der bescheidensten Form 
gerecht werden wollte Ich muß mich daher darauf beschränken nur die 
neuen Kapitel zu besprechen. Groedel hat dem Werk einen Absatz 
über Konstitution eingefügt, der im wesentlichen das wiedergibt, was 
er schon .an anderer Stelle ausgeführt hat. Er greift dabei wieder zurück 
auf die alte Lehre von Eppinger und Heß, worin ich ihm auf Grund 
meiner eigenen Spezialarbeiten auf diesem Gebiet zustimmen möchte. Neu 
ist ferner das Kapitel über das Pneumopoeritoneum von Goetze. 
Diese Betrachtung ist vorbildlich in Form und Inhalt. Jamin hat 
dem Werk noch einen kurzen Absatz über die Röntgenuntersuchung 
im Kindesalter angefügt und damit eine mehrfach empfundene Lücke 
in ausgezeichneter Weise geschlossen. Jamin hat sich in der Darstellung 
der Veränderungen des Skeletts sehr knapp gefaßt, was mit Rücksicht 
darauf, daß die Knochenerkrankungen in diesem Buche von Alban 


Köhlers Meisterhand behandelt sind, auch verstehbar ist. In manchen 


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den Gipfel geistigen Strebens bedeutete. Denn es sind nicht nur solch aus- 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. $ 26. Oktober 
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Dingen (z. B. Hydrocephalus internus usw.) häfte ich eine etwas ausführ- | 2umal bei ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnissen. Als weitere Indikation 
sichere Darstellung gern gesehen. Eine Veränderung gegenüber der letzten | zur Unterbrechung betrachtet Verf. die durch Schwangerschaft meist ver- 
Auflage brachte die Darstellung der Röntgenuntersuchung der Kiefer und | schlimmerte Otosklerose, da eine durch Gravidität bervorgerufene hoch- 
Zähne. Sie stammt von Loos (Frankfurt a. M.) und erfreut durch ihren | gradige Schwerhörigkeit oder drohender Gehörsverlust als schwerste Gesund- 
hohen wissenschaftlichen Gehalt: — Ein besonderer Vorzug des Groedel- | heitsschädigung zu bezeichnen sei; ferner hält er für richtig, auch bei 
schen Buches besteht darin, daß auch alle technische Neuerungen darin | -Chlorose, die unter Umständen während der Gravidität in eine perni- 
Erwähnung gefunden haben. Zum Schluße sei noch hervorgehoben, daß | ziöse Anämie übergehen könne, die Schwangerschaft zu unterbrechen. 
die Atlastafeln nach einem neuen Glanzdruckverfahren hergestellt sind | Sicher enthalten die sehr lesenswerten Ausführungen von Br. vieles Richtige; 
und ihren Zweck hervorragend erfüllen. Otto Strauß (Berlin). 


im ganzen scheint mir aber seine Indikationsstellung zur Unterbrechung 
ge A SE ade in ihrer Verallgemeinerung eine allzuweitgehende zu sein; gerade auf diesem 
L. faa Eee u Bi a S a Gebiete ist nicht Schematisieren, sondern Individualisieren und schärfste 
in ipag een ee Aussonderung der wirklich Gefährdeten am Platze, wobei selbstredend auch 
die sozialen Umstände, auf die Verf. mit Recht Gewicht legt, mit zu 
berücksichtigen sind. Das gerade im letzten halben Jahre. durch die be- 
kannten Forderungen von Boeters aktuell gewordene Gebiet der Rassen 
hygiene und Eugenik behandelt Br. mit einer gewissen, nicht un- 
| berechtigten Zurückhaltung, bält aber in gewissen Fällen, wo eine statistisch 
begründbare Wahrscheinlichkeit für die Übertragung eines schweren Leidens 
auf das Kind besteht, die medizinisch-eugenetische Indikation zur Unter- 
brechung mit anschließender Sterilisation für gegeben. P. Horn (Bonn), 


l Der dritte Band der „Medizin der Gegenwart“, der die „Autoergo- 
graphien* von John Hemmeter, Al. Korányi, Ad. Lorenz, E. Payr, 
Petrén, L. Rehn und Tendeloo enthält, bestätigt unsere Anschauungen 
über die Bedeutung des Werkes, der wir bereits bei den beiden ersten 
Bänden Ausdruck gegeben haben. Gerade die hier vereinigte Forscher- 
gruppe setzt sich aus Persönlichkeiten zusammen, deren Individuali- 

täten nicht nur in der Arbeitsrichtung und Bewältigung sich vielleicht 
deutlicher als üblich ausprägen, sondern die auch ganz bewußt die Ver- 
bindungsfäden von Eigennatur und Schicksal mit ihren Arbeitsleistungen 
zu verfolgen vermögen. Diese bewußte Abkehr von der „Unpersönlichkeit 
der Wissenschaft“ oder wenigstens der Versuch ihrer Einschränkung, in dem 
ja der modern empfindende Herausgeber den Hauptzweck der Zusammen- 
stellung sieht, muß als ein bedeutsames kulturgeschichtliches Moment einer 
Zeit angeseben werden, in der die sogenannte wissenschaftliche Objektivität 


Löhlein +, Über die sogenannte follikuläre Ruhr. 508. mit 9 Text- 
abbildungen. Jena 1923, Gustav Fischer. | 


Die Arbeit ist erschienen als 13. Heft der „Veröffentlichungen aus 
der Kriegs- und Konstitutionspathologie“ und bringt eine zusammenfassende 
Darstellung des formalen Ablaufs der Ruhrformen. unter Berücksichtigung 
der kausalen Genese, wobei. einige heut im Vordergrund stehende Streit- 
| fragen eingehend besprochen werden. Der Begriff der follikulären Ruhr 
wird abgelehnt; dieses anatomische Bild stellt lediglich eine Teilerscheinung 
der diphtherischen Ruhr dar. Zahlreiche gute Abbildungen ergänzen den 
Test vortrefflich. Bei der großen Erfahrung des Verf. in dem einschlägigen 
Gebiet wird diese nachgelassene Arbeit die gebührende Beachtung finden. 
| | | S. Gräff (z. Z. Niigata). 
Würzburger Abhandlungen, Band 1, Heft 9. Stübler und Brandeß, Zur 
Pathologie und Klinik der Ovarialtumoren. 112S. Leipzig 1924, 


gesprochene akademische Außenseiter wie Adolf Lorenz und L. Rehn, 
aus denen eine solche Einstellung spricht oder die sich sogar offen dazu 
bekennen, wir finden sie wohl am schärfsten ausgedrückt und motiviert bei 
Erwin Payr, der doch im ganzen den herkömmlichen akademischen Weg 
gegangen ist. .Der spätere. Medizinhistoriker des 19. und 20. Jahrhunderts 
wird an diesen Persönlichkeitsäußerungen nicht vorübergehen können, wenn 
er die medizinische Geistesgeschichte dieser Zeit in ihrer Vollständigkeit 
erfassen will. Für ihn wird es u. a. auch bedeutungsvoll sein, wie ver- 
schieden hier derselbe Meister von zwei Schülern (Nicoladoni von Lorenz 
und Payr) gewertet wird. Eine besondere Prägung erhält dieser Band 
noch durch die Aufnahme der Selbstschilderungen: von vier Ausländern, 
die nicht nur den Ausblick auf die Pflege unserer wissenschaftlichen und 
ärztlichen Arbeitsweise außerhalb unserer Grenzpfähle eröffnet und die 
tiefen Beziehungen zwischen deutscher und ausländischer Heilkunde offen- 
bart, sondern uns vor allem diese selbst in ihrer ganzen Eigenart darstellt. 
Die behagliche epische Breite einer Vollnatur wie Hemmeter gegenüber 
der konzentrierten Gedrungenheit Tendeloos — ein Gegensatz, der sich 
bei dem Vergleich Petr6öns mit Korányi, wenn'auch nicht in derselben 
Schärfe wiederholt — erweckt eine Reihe von Vorstellungen, die für die 
Beurteilung ausländischer Persönlichkeiten und Verhältnisse nicht hoch 
genug angeschlagen werden kann. Neben diesen allgemein-kulturgeschicht- 
lichen und personalhistorischen Werten enthält das Buch für die Beurteilung 
einer Reibe von Fragen, die seit Jahrzehnten im Mittelpunkt des medi- 
zinischen Interesses stehen, reichen Stoff. Alles in allem kaon man dem 
Herausgeber Grote auch nach Kenntnis dieses Bandes zu seinem Unter- 
nehmen nur Glück wünschen und für seine Arbeit dankbar sein, deren 
gleichsinnige Fortsetzung uns weiter die wertvollsten Aufschlüsse verspricht. 
Für die schöne Ausstattung des Buches und besonders für die gute Aus-' 
führung des Porträts verdient auch diesmal der Verlag vollste Anerkennung. 
G. Honigmann (Gießen). 
Brupbacher, Wann ist eine ärztliche Abtreibung rechtswidrig? 
96 S. Zürich 1924, Arnold Bopp & Co. Schw. Fres. 3,—. 


Curt Kabitzsch. 4,50. 


Verf. verwerten in ihrer Arbeit das Material der Tübinger Klinik 
aus den Jahren 1907 bis 1922, insgesamt 682 Fälle von Ovarialtumoren. 
An Hand der beobachteten Fälle werden die histologische Beschaffenheit 
der verschiedenen Oyarialgeschwülste, ihre Häufigkeit, die jetzigen und 
früheren Anschauungen über ihre Entstehung und ihre Behandlung be- 
schrieben. Besonderes Interesse ist den Komplikationen gewidmet: der 
Stieldrehung, dem Zusammentreffen mit Gravidität, Geburt, Wochenbett, 
Extrauteringravidität und Spontanabort. Für diese Fälle sind Richtlinien 
für die Behandlung auf Grund der Erfabrungen an der Tübinger Klinik 
aufgestellt. Die Monographie wird für jeden, der auf diesem Gebiete 
arbeitet, von Interesse sein. l W. Liepmann. 
| Szymonowicz, Lehrbuch der Histologie und der mikroskopischen 


Anatomie. 5. verb. Aufl. 579 S. mit 422 Textabbild. und 102 Tafeln. 
Leipzig 1924, Curt Kabitzsch. Br. 19,20, geb. 22,20. 


Die 5. Auflage des bekannten und bewährten Lebrbuches ist ge: 
'meinsam von Szymonowicz und R. Krause, dem Berliner Anatomen, 
bearbeitet worden. Neue Forschungsergebnisse sind in ausgedehntem Maße 
aufgenommen worden, z.B. auf dem Gebiet der Mitochondrienforschung, bei 
einzelnen Organsystemen (Nervensystem, Geschlechtsorgane). In anderen 
Kapiteln könnte das Lehrbuch durch Ausmerzung veralteter Anschauungen 
(z.B. bei Blutplättchen) noch gewinnen; bei der Milz vermißt man die 
s Ba í Erörterung der Splenozyten. Die Abbildungen sind meist gut und at- 
Unter sorgfältiger Berücksichtigung der Literatur untersucht Br., ob | schaulich: Tafel X und XI kommen in der Ausführung den andern 
und in welcher Weise eine bestehende Schwangerschaft auf verschiedene, | nicht gleich. S. Gräff (z. Z. Niigata). 
besonders wichtige Krankheitsformen einzuwirken pflegt und ob sich daraus 

Indikationen zur Vornahme des künstlichen Abortes herleiten lassen. 


Be- | Hans Petersen, Histologische und mikroskopische Anatomie. 
züglich der Tuberkulose, die ja praktisch die wesentlichste Rolle spielt, Dritter Abschnitt. Mit 221 Textabbild. München 1924, J. F. Berg 
kommt Verf. zu dem Resultate, daß bei einer jeden, auch latenten Tuber- 


mann. GM. 12,50. 
kulose, da sie jederzeit durch die Schwangerschaft zu einer manifesten 


Der vorliegende dritte Abschnitt: Spezielle Histologie und mikro- 
werden könne, möglichst früh die Fehlgeburt herbeizuführen sei. Bei einer | skopische Anatomie des Menschen behandelt nach allgemeinen Ausführungen 
manifesten Tuberkulose, die unter dem Einfluß der Schwangerschaft sich | das Bindegewebe, den Knorpel, Knochen und den Muskel. Verf. bat e 
sozusagen stets verschlimmere, sei das Nichteingreifen geradezu ein Kunst- | verstanden, den Stoff in anschaulicher, klarer Weise, unter eingehende 
fehler. Br. belegt seine Auffassung mit eingehendem statistischem Material, | Verwertung auch der neuesten Literatur zu verarbeiten; Physik und Chemi 
aus dem hervorgeht, daß bei Nichtunterbrechung etwa 3/4 der beobachteten | werden tunlichst herangezogen. Die zahlreichen Abbildungen sind duro 

Fälle sich verschlechterten, während bei Unterbrechung der Schwangerschaft | weg ganz vorzüglich. Wer sich mit Einzelproblemen der Histologie zu be 
etwa 3/4 der Fälle sich besserten. Auch bei organischen Herzaffektionen | fassen hat, dem steht mit Petersens Histologie ein vortreffliches Nac 
sowie bei Nierenleiden hält Br. frühzeitige Unterbrechung für notwendig, 


schlagebuch zur Verfügung. S. Gräff (z. Z. Niigata). 


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26. Oktober. 


(Bufo vulgaris). 


 merkmale entwickeln. konnten. 
demselben Jahre unabhängig auf experimentellem Wege Benoit, der nach 
Fortnahme des -linken Ovariums bei jungen Hühnern aus dem sonst im | 
weiblichen Geschlecht rudimentär bleibenden Geschlechtsstrang der rechten 
Seite einen. funktionsfähigen Hoden und im Zusammenhang damit alle 
übrigen Merkmale des Männchens sich entwickeln sah. — Das Gemeinsame 


- Vogelweibchen) entwickelt sind. 


bei 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


Kongreß. und Vereins-Berichte. Fr | i X | E. ® Br z 


Frankfurt. a. M. 
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 6. Oktober 1924... : 
Breßlau: Über die Umstimmbarkeit des Geschlechts nach dem 


- heutigen Stande der Experimentalforschung. - Aus den in den letzten 


10 Jahren zum Abschluß gebrachten Untersuchungen über den Mechanismus 
der Geschlechtsbestimmung und aus den glänzenden Versuchen R. Gold- 


schmidts über die Entstehung der Intersexe beim Schwammspinner ergibt 


sich mit Bestimmtheit, daß in der befruchteten. Eizelle stets die Anlagen 
beider Geschlechter vorhanden sind, : und daß gewisse quantitative 
Faktoren darüber entscheiden, welche von diesen Anlagen ‚sich bei der 
Entwicklung des Individuums durchsetzen. Auf der Grundlage dieser An- 
schauungen ist in neuester Zeit auch die Frage nach der Umstimmbarkeit 


.geschlechtlich bereits differenzierter Tiere der Lösung ein Stück 


näher gebracht worden. Die bekannten Versuche Steinachs und anderer 
Autoren bilden nur einen ersten, bereits überholten Schritt auf diesem 
Wege. Sie haben wohl eine Ausbildung dieser oder jener Merkmale des 
entgegengesetzten Geschlechts, aber niemals eine vollkommene Geschlechts- 
umstimmung herbeigeführt. . Erst das Jahr 1923 brachte diesen Erfolg, 
vor allem durch die zielbewußten Versuche von Harms an der Erdkröte 
Hier besitzen beide Geschlechter neben den eigentlichen 
Sexualdrüsen noch die aus Resten der Keimdrüsenanlagen hervorgegangenen 
sog. Bidderschen Organe, die den Charakter rudimentärer Ovarien tragen 


‘ und in bestimmter Weise in den Sexualzyklus eingreifende Inkrete erzeugen. 
Werden nun bei den Männchen die Hoden exstirpiert, so bilden sich bei. 


zweckmäßiger Ernährung der Tiere allmählich auf der Grundlage der 


Bidderschen Organe Ovarien, aus Rudimenten der Müllerschen Gänge Ei- 
. leiter, sowie nach und nach auch alle übrigen weiblichen Merkmale aus, 
während der männliche Habitus und die männlichen ‚Instinkte verschwinden, - 


so daß schließlich im Laufe von 3—4 Jahren aus Tieren, die vorher als 
Männchen kopuliert hatten, vollkommen funktionstüchtige Weibchen werden; 
Harms hat in diesem Frühjahr von einem dieser in Weibchen umgewandelten 


Männchen Laich ‚erhalten, der allerdings mangelsgleichzeitigreifer geschlechts- | 
. reifer Männchen nicht befruchtet werden konnte. 


Versuchen bildet der gleichzeitig und unabhängig davon erschienene Bericht 
von Crew über Geschlechtsumstimmung beim Huhn. Zur Beobachtung 


gelangten 8 Fälle, die eine vollständige Serie darstellen und deren Ab-. 


schluß ein Tier bildet, das ursprünglich. als Henne Eier gelegt hatte, sich 
aber im Verlauf von 2 Jahren in einen geschlechtstüchtigen Hahn ver- 


wandelte, der mit einer jungfräulichen Henne normale Küken erzeugte. 


Die Untersuähung ergab, daß es sich um eine Art Naturexperiment.handelte, 


indem durch Tuberkulose das Gewebe des. bei den meisten Vogelarten 


allein zur Ausbildung gelangenden linken Ovariums zerstört wurde, so daß 
sich nunmehr von den rechts und links erhalten gebliebenen Sexualsträngen 
aus Hoden und im Anschluß daran auch alle übrigen männlichen Geschlechts- 
Zu dem gleichen Ergebnis gelangte in. 


dieser Fälle von gelungener Geschlechtsumstimmung. ist zunächst, daß es 
sich allemal bei den umgewandelten Tieren um Angehörige des hetero- 


‚gametischen Geschlechts — bei den Kröten um Männchen, bei den Hühnern 


um Weibchen — handelt, und ferner .um Vertreter solcher Tierarten, bei 
denen im 'heterogametischen Geschlecht nicht nur die für dieses typischen 
Keimdrüsen, sondern latent auch noch die Anlagen des entgegengesetzten 
Geschlechts (Biddersches Organ der Krötenmännchen, Sexualstränge der 
Aus den Versuchen kann daher der 
Schluß gezogen werden, daß bei Individuen, die. genetisch zu Kröten- 
Männchen oder zu Henneh prädestiniert ‘sind, die jeweils vorhandenen 
Anlagen des entgegengesetzten Geschlechts unter dem quantitativen Über- 
gewicht der Inkrete des dominierenden Geschlechts in ‘ihrer Entfaltung 
gehemmt werden, daß aber nach Fortfall dieser Inkrete infolge einer die 


"Keimdrüsen beseitigenden Operation oder einer Erkrankung. jene vorher go- 


hemmten Anlagen sich weiter entwickeln und vermöge der nunmehr in 
Aktion tretenden Inkrete des vorher unterdrückten Geschlechts auch alle 
für dieses Charakteristischen sekundären Merkmale sich ausbilden können: 
Von ‘dem Ausfindigmachen geeigneter Versuchsobjekte wird es abhängen, 
ob es gelingen wird, das Experiment der Geschlechtsumstimmung auch 
Säugetieren erfolgreich. durchzuführen. 


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Eine Parallele zu' diesen. 


.nach links. 


Prag: 
Verein deutscher Ärzte. . Sitzung ` vom 10. ‚Oktober 1924. 


Sittig demonstriert mikroskopische Präparate eines Falles von 


multipler Sklerose, bei dem sich in vielen Herden dichte Lymphozyten- . 


mäntel.um Gefäße fanden — ein Beweis für die. entzündliche Natar des 
pathologischen Prozesses der multiplen Sklerose. | 


Bruno Fischer demonstriert ein Gehirn mit zwei Tümoren (Gliomen) | 


im Kleinhirowurm und Mark des linken Stirnhirns. Der Kleinhirntumor 


entwickelt sich anscheinend von der Lingula und dem Velum medullare’ `- 
anterius, breitet sich über den vorderen Partien des Unterwurms aus und 


dringt tief in die linke Kleinhirnhemisphäre ein, dabei den vorderen und 


unteren Teil des Nucleus dentatus zerstörend.! Der Boden der Rauten- | 
grube im Bereich des Deitersschen Kerngebietes ist von Tumormassen in-. 


filtriert, in den. röchten Recessus lateralis ragt ein zaptenförmiger Fortsatz 


die basale Fläche des Putamen, ‚scheint nach vorn ‚bis zu den Orbital- 


windungen, nach rückwärts zum. vorderen Pol des Thalamus zu dringen. 


Als erstes Symptom ‘trat bei der 32jährigen Patientin eine Unregelmäßig- 
keit der Menses, 3 Monate später, ein Stillstand der Menses ein, dem ein 


halbes Jahr darauf häufiges Erbrechen am Morgen, anfallsweises. heftiges _ 


Schwindelgefühl, wobei sich ‘die Gegenstände vor den Augen Hin- und 
herbewegten, Kopfschmerzen, eine leichte Ungeschicklichkeit der linken 
Hand, zeitweises Doppeltsehen folgten, Beschwerden, die sich innerhalb 
2 Monaten derart steigerten, daß Pat. kaum stehen oder gehen konnte. Die 


neurologische Untersuchung ergab einen spontanen horizontal-rotatorischen 


Nystagmus bei seitlicher Blickrichtung in entgegengesetztem- Sinne des 
Uhrzeigers, einen vertikalen Nystagmus nach oben bei Blick nach oben, 
keine. Stauungspapille, linksseitige Anosmie und Ageusie, Zwangshaltung 
bzw. Drehung des Kopfes nach rechts mit rechter. Seitenlage, Hypotonie 


aller Extremitäten, besonders der linken, linksseitige Hemiataxie, links. 


Adiadochokinese, Gewichtsüberschätzung, kein spontanes Vorbeizeigen, 


spontanes Fallen nach links hinten, das experimentell. weder durch kalori- 


sche Spülung noch durch Dreħreize` beeinflußbar war. 


Der Fall dient wiederum als Beweis für die Richtigkeit des Sitzes 


dér Zentren für die Bäränyschen Fallreaktionen im Kleinhirnwurm und 


läßt hinsichtlich -der entgegengesetzt gerichteten Zwangshaltung: des Kopfes 
— die Zwangshaltung ist im allgemeinen bei Kleinhirnerkrankungen nach 


des Tumors. hinein. Das Gliom im linken Stirnhirn, in seinem Zentrum `` 
erweicht, grenzt medialwärts an das Septum pellucidum, 'lateralwärts .an 


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der Seite der Läsion gerichtet. — die Deutung zu, daß hier eine Wechsel- 


Schädigung‘ des linken Stirnhirns und des dadurch bedingten enthommten 


Einflusses die rechte Kleinhirnhemisphäre das Übergewicht im Sinne einer. 


Kopfdrehung nach rechts erfährt. 


wirkung zwischen Stirnhirn und Kleinhirn insofern besteht, als. infolge R 


Die Pat. starb frühzeitig . und unmittelbär naak ‚einer Morphium- ! 


injektion, 
konnte. 


bevòr noch ein chirurgischer Eingriff vorgenommen . werden 


und Morphiuminjektionen sehr rasch einen letalen Ausgang nahmen, und 


hält daher eine gewisse Vorsicht bei der Darreiebung narkotischer Mittel u 
in solchen Fällen für angezeigt. 

E. Adler demonstriert aus der Klinik Prof. R. Schmidt 2 Fälle 
einer linksseitigen Thrombose der Arteria cerebelli posterior inferior. 


Der eine ‚Pat. erkrankte am 23. August d. J. plötzlich mit Hinterhaupt- 


kopfschmierzen, Erbrechen, Schluck- und Sprachbeschwerden. und stumpfem 
Der ältere Pat. hatte schon zu Beginn ` 
in der zweiten. Augusthälfte i 
Stumpfes Gefühl in der 
Beide Pat. klagten über Fallen 
Bei der Aufnahme: zeigte der erste. Pat. zerebellaren Gang 
Der zweite Pat, der . 
Ende September. kam, hatte nurmehr angedeuteten zerebellaren Gang und. ` 


Gefühl in der linken Gesichtshälfte. 
desselben Monats starke Kopfschmerzen, 
mehrere Ohnmachtsanfälle und wurde heiser. 
linken Gesichts- und rechten Körperbälfte. 


mit Fallen nach links, hatte Schluckbeschwerden. 


Linksfallen. Auf der linken Körperhälfte war bei beiden Pat. zu kon- 
statieren: engere Lidspalte als. rechts, engere Pupille (beim ersten ebenso 
wie rechts reflektorische Lichtstarre, beim zweiten ein abgelaufener Iris- 
prozeß), stark herabgesetzter Korneälreflex,. Hypästhesie für Schmerz und 
Temperatur in allen drei Trigeminusästen. Bei dem einen linksseitige 
Rekurrensparese. Bei dem ersten. Ataxie in Arm :und Bein. . Auf der 


rechten Körperhälfte zeigten beide von der Scheitel-Ohr- Kinnlinie abwärts 
starke Hypästhesie für Schmerz und Temperatur. Vergrößerte Webersche `- 
Tastkreise. Alle anderen Sensibilitätsqualitäten intakt. . Sonst keine patho- 
Die Grundlage des Arterienverschlusses bildet bei dem 


logischen Befunde. . 
einen eine hereditäre Lues Kupllenstne ulm Keratitis parenchy- 


Ref. beobachtete bereits früher drei Fälle von drucksteigernden 
Prozessen der hinteren Schädelgrube, die nach Luminaldarreichung (0,3) _ 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


26. Oktober 
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matosa, Blut Wa.R. positiv, Goldsollueszacke), bei dem anderen wahr- 
scheinlich eine Arteriosklerose, | | 

F. Kraus: Physikalische Therapie peripherer Lähmungen im Tier- 
versuch. Der Vortr. berichtet über tierexperimentelle Untersuchungen, 
deren Resultate er bereits in einem früheren Vortrage im März 1924 an 
einem weit kleineren Tiermaterial hekanntgab. | 

27 Kaninchen wurden in gleicher Weise der linke N. ischiadicus 
entweder hoch, knapp am Austritt aus dem Foramen ischiadicum, oder 
tief in der Höhe der Mitte des Oberschenkels durchschnitten, der periphere 
und zentrale Stumpf unter aseptischen Kautelen End an End vernäht. 
6 Tieren wurde außerdem noch der N. femoralis knapp unter dem Liga- 
mentum Pouparti durchsebnitten, so daß diese Extremitäten nur noch 
einen unversehrten N. obturatorius haben. Von diesen Tieren blieben 6 
als Kontrolltiere unbehandelt, 8 mit Röntgen behandelt (Induktor: 25 cm 
Fokushautabstand, 14 Wehnelt, 4 mm Aluminium, 5 Holzknechteinheiten); 
6 Kaninchen wurden außer diesen monatlichen Röntgenbehandlungen 
zweimal wöchentlich längsdiathermiert. Zur Erkennung der ersten 
Zeichen der Motilität benutzte Kraus das Magnus-de Kleynsche Zeichen, 
einen Bogengangsreflex, der bei Progressivbewegung des Versuchstieres 
auftritt, das darin besteht, daß das Tier, wenn man es an den Ohren 
langsam hebt und senkt, die Zehen spreizt. Die Sensibilität wurde nur 
von der Haut aus durch Nadelstiche geprüft. 

Es ergaben sich nun als Bestätigung der seinerzeitigen Resultate 
folgende Befunde: Von 6 Kontrolltieren zeigte kein einziges „Zehen- 
spreizen“, während von 14 behandelten Tieren 8 in der 6. bis 10. Woche 
bereits Zehenspreizen zeigten. Die Sensibilität war meistens auch dann 
nicht wiedergekehrt, wenn die Motilität schon wieder normal war. Von 


den 6 Kontrolltieren zeigten 5 schwerste trockene Gangrän, die von den | 


Zehen beginnend rasch bis übers Knie an Ausdehnung zunahm. Bei den 
Röntgentieren zeigte sich nach viel späterer Zeit ebenfalls an 1—2 Zehen 
beginnende Gangräön, die nach den weiteren Bestrahlungen abheilte. .Am 
auffälligsten war schließlich der Befund, daß von 6 Röntgen-Diathermie- 
tieren 5 gangränfrei blieben und nur eines leichteste Gangrän aufwies. 
Nach diesen Mitteilungen glaubt der Verf. annehmen zu können, daß die 
kombinierte Röntgen-Diathermiebehandlung auf die Regeneration künstlich 
gelähmter peripherer Nerven einen guten, fördernden Einfluß hat. 


Wien. 


Seminarabende des „Wiener medizinischen Doktorenkollegiums“. 
Praktische Serumtherapie. 
Ref.: R. Kraus. | 


Unspezifische Therapie? 


Man hat gefunden, wenn man Typhösen intravenös Typhusvakzine 
injiziert, daß kurze Zeit nach der Infektion ein Schüttelfrost, dann ein 
Temperaturanstieg und nachher ein Temperaturabfall eintreten. Auch ich 
hatte Gelegenheit, Behandlung des Typhus mit Typhusvakzine durch. 
zuführen, und dachte hierbei an eine Anaphylaxie. Ich habe dann vor- 
geschlagen, Typhusfälle mit Kolivakzine intravenös zu injizieren, und 
hat man hierbei dieselben Phänomene wie bei Verwendung der Typhus- 
vakzine gesehen. An vorgezeigten Kurven kann man sich hierüber leicht 
orientieren. Wir konnten auch bei puerperalen Infektionen ganz analoge 
Phänomene sehen. Auf Grund dieser Beobachtungen glaube ich, daß es 
sich um eine Heterobakteriotberapie, welche mit der jetzt vielfach ver- 
wendeten Proteinkörpertberapie identisch ist, handle. Nach der Empfehlung 
von R.Schmidt wird die Milchinjektionsbehandlung bei den ver- 
schiedensten Prozesson mit Vorteil angewendet. — Außer den früher er- 
wähnten, mit Kolivakzine bei Typhösen in 24 Stunden eingetretenen ver- 
blüffenden Resultaten einer vollkommenen Entfieberung haben wir ferner 
Versuche mit normalem Rinderserum und mit Elektrargol gemacht und 
eine fast gleich günstige Beeinflussung bekommen. Man hat ferner ver- 
sucht, das Pepton bei den verschiedensten Infektionskrankheiten an- 
zuwenden. Durch intramuskuläre, täglich durchgeführte Injektionen einer 
10°%/,igen Peptonlösung wurden günstige Resultate erzielt. Der nach 
intravenöser Injektion eintretende Schüttelfrost ist in der Privatpraxis sehr 
unangenehm und wird deshalb das Pepton subkutan und intramuskulär 
angewendet. Die Peptonbehandlung ist, sobald man die Fälle nicht recht- 
zeitig zur Vakzinebehandlung bekommen bat, indiziert. Zusammenfassend 
läßt sich sagen, daß die Milchbehandlung sowie die Peptonbehandlung bei 
vielen Krankheiten die Behandlung des praktischen Arztes ist. Nach 
Weichardt handle es sich bei der Proteinkörpertherapie um eine Proto- 
plasmaaktivierung. Andere, wie Bier, haben die Reiztheorie, andere die 
Kolloidtheorie aufgestellt. Durch keine dieser Theorien ist diese Frage 
klar gelöst. Jedenfalls hat die Proteinkörpertberapie große Fortschritte 
gemacht und ist in der Hand des praktischen Arztes ein wichtiges Heilmittel: 

- Über einige an den Ref. gestellte Fragen äußerte sich derselbe. 
Das Omnadin sowie ähnliche Präparate wirken wie die Milchinjektionen, 


(Schluß aus Nr, 42.) 


alle wirken wie Protein. Wenn Sie in der Praxis mit einem Präparate 
gute Resultate haben, so bleiben Sie dabei. Auch die sterilisierte Milch 
wird lokale und allgemeine Erscheinungen machen. Sobald man die Milch 
bei 60°, sterilisiert, wird man günstige Resultate erzielen, es ist deshalb 
die schwachgekochte Milch vorzuziehen. Eine nach Milchinjektion auf- 
tretende Fieberreaktion kann eine günstige Wirkung bewirken. — Mit 


_ Pferdeserum bzw. mit Rinderserum kann man Blutungen günstig beein- 


fiussen. Namentlich sind es die Englobuline des Pferdeserums, denen eine 


günstige Wirkung zukommt und würde ich empfehlen, das Englobulin zu 


verwenden. Bei Urämie würde ich ferner empfehlen, eine Injektion mit 
Nierenvenenblut von Ziegen zu machen. Ein anderes Serum ist das von 


Möbius von Ziegen, denen die Schilddrüse herausgenommen wurde, ge- 
wonnene, gegen Morbus Basedowi. 


Sitzung vom 5. Mai 1924. 


| Sexualpathologie. 
‚ Ref.: Alfred Adler, Oswald Schwarz. 


Was halten Sie von der Yohimbin-, bzw. von der Hormon- 


behandlung? 


Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß das Yohimbin und die Hormon- 


präparate eine gewisse Wirkung bei sexualen Störungen entfalten. Es 


kommt hier insbesondere die Impotenz in Betracht. Auf Grund eigener 


‚ Erfahrungen möchte ich betonen, daß ich bei derartig lediglich psycho- 


therapeutisch boeinflußten Patienten mit den Erfolgen zufrieden bin. Es 
gelingt zweifellos durch reine Psychotherapie alle Arten der sexuellen 
Störungen zu heilen. Da aber auch bei medikamentöser Behandlung günstige 
Resultate erzielt werden, so entsteht die Frage, wie diese scheinbaren Gegen- 
sätze zwischen letzterer und einer ausschließlichen Psychotherapie zu ver- 
stehen sind. Da alle sexuellen Störungen psychogen sind, so stellt infolge- 


_ dessen die Psychotherapie die einzig rationelle Behandlungsmethode dar. 


Daß aber auch körperliche Eingriffe helfen, ist hieraus verständlich, daß 
jede Medikatiön mit einer suggestiven Wirkung verbunden ist. Es müssen 
desbalb bei der Abschätzung therapeutischer Erfolge die angeführten 
Momente berücksichtigt werden. Das Yohimbin und andere ähnlich wirkende 
Präparate, z.B. das Muriazithin, wirken durch Hyperämisierung der Sexual- 
organe. Eine jede sexuelle Störung beruht auf einer Störung der refektorischen 
Vorgänge. Ist eine zerebrale Hemmung keine überaus starke, so ist es 
möglich, daß mittels der angeführten Mittel leichte Hemmungen überwunden 


werden. Alle diese Mittel wirken ähnlich wie bei Onanie. Es ergibt sich 


hieraus, daß durch Yohimbin dann eine günstige Wirkung eintreten kann. 
wo eine vorübergehende Erregung erzielt werden soll. Auch die Hormone, 
die eine erotisierende Wirkung entfalten, können bei leichten Hemmungen 
vorteilhaft Verwendung finden. Ähnlich wie im leichten Alkoholrausch die 
Erotik stark gehoben wird, liegt die Annahme nahe, daß mit den ver- 
schiedenen Präparaten leichte Hemmungen durchgeschlagen werden. Nicht 
nur leichte, auch schwere und schwerste Fälle können mitunter reagieren, 
Hierbei ist aber folgendes zu berücksichtigen. Nicht jeder Fall ist als ein 
schwerer anzusehen, der nach seinem Verlauf als solcher eingeschätzt werden 
könnte. Weder die lange Dauer noch die Resistenz gegen verschiedene 


therapeutische Eingriffe stempeln den Fall als schweren. Ich sehe Fälle, 


welche bereits von Urologen vorbehandelt wurden und durch eine ent- 
sprechende Therapie nachträglich geheilt wurden. Diejenigen Patienten, 
die die sexuellen Störungen in den Vordergrund schieben, sind nicht als 
sehr schwere Fälle anzusehen. Ist jedoch ein derartiger Patient in seiner 
ganzen Einstellung zum Leben gestört und benimmt er sich ebenso in der 
Sexualität, so ist der betreffende Fall ein schwerer. Gerade ein solcher, 
gleichsam lärmender Fall ist als ein leichter anzusehen und mit Yohimbin 
zu heilen, während ein Patient mit scheinbar leichten Störungen bei Be- 
rücksichtigung der früher angeführten Momente ein schwerer sein kann. 
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Arzt die früher angeführten 
Mittel versuchen kann; sobald sich herausstellt, daß der Patient ein 
Neurastheniker ist, muß die Psychotherapie herangezogen werden. — Aul 
einige an den Ref. gerichtete Fragen antwortete derselbe folgendermaßen: 
Ich babe mich in meinen Ausführungen über die Impotenz lediglich auf 
eino bei sonst gesunden Menschen vorkommende beschränkt und die bei 
einer Gruppe von Organerkrankungen oder Stoffwechselanomalien mitunter 
eintretende Impotenz nicht in den Rahmen der Besprechung einbezogen, 
z. B. die diabetische Impotenz. Priapismus kommt beispielsweise bei 
multipler Sklerose, bei kleinen Polypen der hinteren Urethra vor, diese 
Prozesse müssen selbstverständlich ausgeschlossen werden. Vom pie 
gnostischen Standpunkt wird eine periodisch auftretende Sexualstörung eine 
bessere Vorhersage gestatten. Es ist ein erfreuliches Moment, wenn © 
sich bei derartigen Anomalien in der Sexualsphäre um kurzfristige Perioden 
handelt. — Mit der Diagnose der senilen Impotenz müssen wir äußerst 
vorsichtig sein. Mitunter tritt der Sexualtrieb bereits zwischen dem 40. bis 
90. Lebensjahre zurück, Solche Fälle sind psychotherapeutisch zu beein- 


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26. Oktober 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43: 


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fussen. Man muß dem Patienten sagen: „Sie werden können, wenn Sie 
wollen.“ — Sobald nach Yohimbinanwendung eine Ejaculatio praecox 
einmal eintritt, so wäre zu erwägen, ob es sich nicht um eine psychische 
Impotenz handle. Wir sehen häufig die Form der. Sexualstörung wechseln. 
Bei psychischer Impotenz kann man die Behandlung mit einer organischen 
einleiten, aber auch ein kombiniertes Verfahren, wie ein medikamentös- 


psychisches oder ein hydrotherapeutisch-psychisches kann zum Ziele führen. 
Mitunter kann das Einleiten einer - organischen Therapie bei Impotenz 
schädlich sein, indem die Aufmerksamkeit des Patienten auf das sexuale 


Moment hingelenkt wird. Die Möglichkeit einer Aggravation sowie einer 
- Perseveration ist hierdurch gegeben. Sobald der Arzt die Psychotherapie, 
(Schluß folgt.) 


beherrscht, wird dies wohl selten der Fall sein. . 


Rundschau. 


Ein Beitrag zum Hysterieproblem. - - 
Von Sanitätsrat Dr. Richard Traugott, Nervenarzt in Breslau. 


Immer noch streiten die Kunsthistoriker über die Bedeutung 
der beiden Frauengestalten auf dem wundervollen Tizian, der in 
der Kunstwelt unter der Bezeichnung „himmlische und irdische 
Liebe“ bekannt ist. Ich möchte glauben, daß dem Meister keine 
andere Absicht vorgeschwebt hat, als die, auf die nahe. Verwandt- 
schaft zwischen der Religion und der Erotik hinzuweisen. Denn 
beide haben eine gemeinsame. Grundlage: das Gefühl der Unzu- 
länglichkeit der eigenen Persönlichkeit. Die Nichtbefriedigung oder 


. die ungenügende oder auf falschen Bahnen sich bewegende Be- 


friedigung des geschlechtlichen Liebesbedürfnisses galt früher 
allgemein als die Ursache der Hysterie, deren typische Vertreterinnen 
man ja immer in dem großen Heer der. „alten Jungfern“ erblickte. 
Aber während die Unzulänglichkeit auf dem Gebiet der Erotik 
sich — durch Paarung mit dem Liebespartner — verhältnismäßig 
leicht ausgleichen läßt, besteht auf dem Gebiete jenes Unzulänglich- 
Keitsgefühls, das wohl jeder normale Mensch ganz allgemein der 
Welt gegenüber empfindet, eine viel größere Schwierigkeit. Auf 
primitiven Kulturstufen und bei großer Suggestibilität ist es hier 
der Glaube an die Götter oder an den einen Gott, der dieses 
peinliche Gefühl überwinden hilft. Auf höheren Stufen der Kultur, 
bei schon- entwickelter Skeptik, kommt dies Glaubensgefühl nur 


noch schwer oder garnicht mehr zustande: aber das Bedürfnis nach 


der Überwindung des Unzulänglichkeitsgefühls bleibt bestehen, es 
bleibt das durchbohrende Gefühl der Nichtigkeit und Vergänglichkeit 
der eigenen Person gegenüber der Unendlichkeit und Ewigkeit des 
Alis. In diesem Sinne - könnte man. vielleicht sagen: ein wenig 
hysterisch ist jeder; und in der Tat sind die Grenzen zwischen 


‘Gesundheit und Krankheit gerade auf diesem Gebiete durchaus 
fließend. Das "Unzulänglichkeitsgefühl in der Erotik wie in der 


Religion ist.an sich etwas ganz Normales; als krankhaft wird es 


' erst empfunden — sowohl von dem Individuum selbst, wie von 


dessen Umgebung —, wenn die Reaktion auf dieses Gefühl die 
normalen Grenzen überschreitet. Die Intensität und Extensität der 


‚Reaktion ist ja auch sonst dasjenige, was für den Ernst und die | 
Gefährlichkeit einer Erkrankung das. Ausschlaggebende ist. Ein 


Splitter im Finger kann durch eine kleine umschriebene Eiterung 
ausgestoßen werden — dann ist der ganze Schaden beseitigt; oder 
es kann sich in allzu starker Reaktion. an diese Eiterung eine 
Phlegmone oder eine allgemeine Sepsis anschließen und so der 


Verlust des Armes oder des Lebens überhaupt erfolgen. 


Während die Hysterie in früberen Zeiten fast ausschließlich 
als eine Weiberkrankheit galt — Hysteron = Gebärmutter — war 
es der in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts auf- 
kommende Begriff der „traumatischen Hysterie“ oder Unfalls- 
hysterie (jenes so vielgestaltigen, durch die moderne soziale 


"Gesetzgebung geradezu gezüchteten Nervenleidens), der die An- 


wendung der Krankheitsbezeichnung. „Hysterie“ auch auf das 
Männliche Geschlecht eine weitere Verbreitung finden ließ. Im 
allgemeinen galt und gilt ja in gewissem. Sinne auch heute 
noch von den beiden großen „Neurosen* — Neurasthenie- und 


‚Aysterie — die Neurasthenie als die dem männlichen Geschlecht, 


die Hysterie als die dem weiblichen Geschlecht im wesentlichen 


 vorbehaltene Erkrankungsform;. hauptsächlich wohl deshalb, weil 


die Neurasthenie mit ihren körperlichen Schwäche- und Reiz- 


‚Symptomen als eine Aufbrauchserkrankung gilt, der vielfach das 


intensivere Arbeiten des Mannes und seine größere Gelährdung 
‚durch Alkohol und Tabak zu Grunde liegend gedacht wird, während 
die Hysterie als mehr auf seelischem Gebiete sich abspielend ohne 


Jene äußeren Schädlichkeiten entsteht, die für das Leben des 


Mannes eine.so große Rolle spielen. Unseres Erachtens handelt es 


' Sich: sowohl bei der neurasthenischen wie bei der hysterischen 


‚eurose, die durchaus unter einem Gesichtspunkt zu betrachten 
sind, "um Ausdruckserscheinungen des Anpassungskampfes der 
Kultur mit der Natur. 


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nervenschädigenden Wirkungen des Kampfes ums Dasein anderseits 
gilt, — fassen wir hier im wesentlichen den Begriff der Hysterie 
ins Auge, so finden wir bekanntlich sowohl bezüglich der Um- 
grenzung dieses Krankheitsbegrilis als bezüglich der Ursachen dieses 
Leidens die größten Meinungsdifferenzen. Und dennoch ergeben 
sich uns bei nur einigermaßen genauem Hinblicken der „hysterische 
Charakter“ sowohl wie die körperlichen hysterischen Krankheits- 


symptome, insbesondere die Lähmungs- und ekstaseähnlichen Krampf- . 
zustände usw. ohne weiteres als Auswirkungen des allzu stark emp- 


fundenen Unzulänglichkeitsgefühls, das sowohl für die Entstehung 


der Hysterie, wie für das Eigenartige ihrer einzelnen Erscheinungs- 


formen die Ursache und die Erklärung abgibt. In.der Liebe er- 


scheint sich das eigene Ich als ein Nichts, wenn es nicht durch ein 
anderes, Ich — den Liebespariner — Anlehnung, Ausgleich, Be- 


friedigung gewinnt, und genau so verhält sich das Ich auf dem 


religiösen Gebiet, wo es nach Erbauung und Aufrichtung schmachtet. 


Ganz sicher besteht die Schleiermachersche Auffassung vom reli- 
giösen Grundgefühl zu Recht, nach der wir uns von dem abso- 
luten Weltgrund in unserem Tun, in unserem Schicksal, in unserem 


‘ganzen Dasein „schlechthin abhängig“ fühlen. Es ergibt sich aus 
dieser Seelensituation .das Gefühl des relativen Nichts des eigenen ' 


Ichs, also seiner Unzulänglichkeit, solange es auf sich selbst allein 
angewiesen ist, und es ergibt sich die Notwendigkeit, nach einem 
Gegengewicht zu suchen, gegen das aus dem Unzulänglichkeits- 
gefühl entspringende Gefühl der Vergänglichkeit, der Nichtigkeit. 
Das zunächst psychologisch orientierte, aus dem Gefühl des 


eigenen Nichts resultierende religiöse Unzulänglichkeitsgefühl wird 


noch verstärkt durch gewisse logische Momente, die sich für jeden 
denkenden Menschen aus der quälenden Frage nach dem Wesen 
der Unendlichkeit und Ewigkeit, nach dem Woher und Wohin der 


Welt und des Lebens ergeben und die für viele die Ursache zu 


einer höchst unangenehmen „intellektuellen Unbehaglichkeit“ ab- 
geben, solange sie. sich noch nicht zu der Erkenntnis durchgerungen 
haben, daß alles Vergängliche nur ein Gleichnis ist. 
Daß es sich bei beiden, bei der Liebe wie bei der Religion, 
um ein identisches Grundgefühl, nämlich das Unzulänglichkeits- 


gefühl, : handelt, spricht sich ganz besonders deutlich auch in 


den Außerungen beider Gefühlsarten, oder, wie man auch sagen 
könnte, in den Kulthandlungen sowohl der Liebe wie der Religion 
aus. Denn beide sind ja dadurch bedingt, daß das Individuum in 
seiner seelischen Hilflosigkeit nach einem außer ihm Befindlichen 
hinstrebt, das ihm helfen könnte. Völliges Aufgehen in diesem 
anderen, völlige Hingabe, völliges Sichverschenken und Sichversenken 
in das andere kommt im Liebeskult wie im Religionskult zum Aus- 
druck. In einer solchen Form mitunter, daß man. zweifelhaft sein 
kann, handelt es sich um Erotik oder um Religion oder um ein 


' Gemisch von beiden? Wir brauchen hier nur an das Hohe Lied . 
Salomonis zu denken, das ebensogut ein Liebeslied wie einen reli- 


giösen Psalm darstellen könnte. Sexuelle und inystisch-religiöse 


Elemente finden wir aufs innigste gemischt im Astarte- und-Cybele- 


kult, im Phalluskult, in der Institution der indischen Tempel- 


bajaderen, im Marienkult, im Kult des „himmlischen Bräutigams“ 


usw. Aus dem erotischen Unzulänglichkeitsgefühl, aus dem sexuellen 


Anlehnungsbedürfnis und dem Verlangen, sich von dem andern. - 


stützen zu lassen, resultiert auch die Neigung, dem. andern die Ver- 


antwortung zu überlassen, resultiert die große Suggestibilität und. 
‘ die Verblendung des Liebenden ebenso wie‘ sein mystisches Be- 
dürfnis, d. h. das Bedürfnis zu allerhand Zauberhandlungen oder ` 


zauberähnlichen Handlungen, zu Liebestränken, . zum Karten- 
legen, zu Traumdeutungen seine Zuflucht zu nehmen. Und ähn- 


liche Strebungen finden wir auch durch die Auswirkung, des: reli- 


giösen Unzulänglichkeitsgefühls bedingt, das sich, wenn der alte 
Kirchenglaube nicht mehr genügt, schließlich allerhand mysti- 


schen Bewegungen, wie dem Spiritismus, der Anthroposophie, 


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Sehen wir hier von der Neurasthenie ab, deren Begriff ja 
verhältnismäßig gut umgrenzt ist und die wohl, ziemlich allgemein 
als das Produkt einer nervösen Veranlagung . einerseits und der. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


26. Oktober 


ja neuerdings sogar dem Wotanskult 
Auch im sprachlichen Ausdruck macht sich die Ähnlichkeit oder 
vielmehr die Identität von erotischem und religiösem Grundgefühl 


geltend: der Liebesbrunst steht die religiöse Inbrunst gegenüber, 


der verliebten Entzücktheit die religiöse Verzücktheit. Unter den 
zahlreichen Parallelen, die zwischen den Auswirkungen des religiösen 
und des erotischen Unzulänglichkeitsgelühls bestehen, sei hier nur 
noch auf die sexuelle Hörigkeit hingewiesen, die sich mit der ein- 
fachen sexuellen Hingabe nicht begnügt, sondern — im Masochis- 
mus — dem sexuellen Partner für jede Demütigung, jede seelische 
und körperliche Qual noch dankbar ist, und auf die religiöse Askese 
andererseits, die sich iu keiner Selbstpeinigung genug tun kann. 
Selbstgeißelung, Fasten, Kasteiung jeder Art, sind die Ausdrucks- 
mittel des religiösen Masochismus, Mittel, von denen besonders gern 
dann Gebrauch gemacht wird, wenn dem amor dei oder der himm- 
lischen Liebe Gefahr zu drohen scheint von seiten der irdischen 
sexuellen Liebe und daher eine Abtötung des Fleisches angebracht 
erscheint: man denke hier etwa an die bei manchen Sekten übliche 
Kastration, an die Keuschheitsgürtel und vieles ähnliche. Wo das 
erotische Unzulänglichkeitsgefühl infolge der gegebenen Umstände, 
z. B. infolge Fehlens der Liebespartner, wie etwa in Nonnenklöstern, 
nicht behoben werden kann, da verschiebt sich das Unzulänglichkeits- 
gefühl ganz auf das mystische oder religiöse Gebiet hinüber und 
kann sich hier eruptionsartig in hysterischen Massenerkrankungen 
— es sei hier nur an die zahlreichen Besessenheits- und Krampf- 
epidemien mit oft sehr ausgesprochen erotischen Allüren erinnert — 
austoben. Die Tanzwut, die Geißelungsepidemien und viele andere 
Ausgeburten des religiösen Fanatismus zeigen ein ähnliches hyste- 
risches Gepräge. Andererseits gibt es kaum ein wirksameres Mittel 
gegen die verschiedensten hysterischen Krankheitsformen als den 
Glauben: man denke nur an die Wunder von Lourdes. 

Da die Hysterie im Gefühlsleben, nämlich im Unzu- 
länglichkeitsgefühl und den sich aus diesem ergebenden weiteren 
Unbehaglichkeitsgefühlen ihre Wurzel hat, so kann auch ihre Heilung 
im wesentlichen nur durch Einwirkung auf das Gemüts- und Gefühls- 
leben erzieltwerden. Beseitigung oder Milderung des Unzulänglichkeits- 
gefühls durch individuelle seelische Beeinflussung — dies allein 
kann der Zielpunkt jeder rationellen Hysteriebehandlung sein; daß 
sich eine solche Behandlung in Kassenambulatorien und ähnlichen 
Gesundheitsfabriken nicht durchführen läßt, müßte einem jeden 
Einsichtigen klar sein. Der Arzt, der erfolgreich die Hysterie be- 
handeln soll, muß im wahrsten Sinne des Wortes der Arzt des Ver- 
trauens sein; nur dann kann er, was er nervösen Kranken gegen- 
über in gewissem Sinne sein muß, auch ein guter Seelsorger sein. 
Andererseits aber sollte auch der Geistliche mit dem Arzt Hand in 
Hand gehen und ein Verständnis dafür zu gewinnen suchen, daß das 
mystische Bedürfnis zwar in gewissem Umfange befriedigt werden 


muß, daß aber eine allzu große Hingabe an das Mystische das Übel 
der Hysterie nur verschlimmern kann. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Berlin. In der Sitzung der Berliner medizinischen Gesell- 
schaft vom 15. Oktober 1924 demonstrierte Herr Gohrbrandt das Prä- 
parat einer Magenwandpblegmone. Hierauf hielt 1. Herr L. Pick den 
angekündigten Vortrag: Weitere Untersuchungen zum Morbus Gaucher (mit 
Projektion) (Aussprache: Herr Lubarsch, Schlußwort: Herr Pick); 2. Herr 


Louros seinen Vortrag über altgriechische Geburtshilfe. 


Berlin. Ein ministerieller Erlaß vom 30. September ergänzt die 
Schluß- und Übergangsbestimmungen zur Prüfungsordnung 
für Ärzte vom 5. Juli 1924. Diese Bestimmung ermöglicht es, daß alle 
Studierenden, die nicbt später als im Frühjahr 1923 ihr medizinisches 
Studium begonnen haben, dieses bei regelrechtem Studien- und Prüfungs- 
verlauf nach den Bestimmungen der Prüfungsordnung für Ärzte vom 
98. Mai 1901 im Frübjahbr 1928 vollenden können. Sie findet aber nicht 
mehr auf diejenigen Studierenden Anwendung, die das medizinische Studium 
erst im Herbst 1923 aufgenommen haben. Die Ausbildung dieser Stu- 
dierenden regelt sich nach den Bestimmungen der Prüfungsordnung für 
Ärzte vom 5. Juli 1924. Nach $ 66 Absatz 1 der Prüfungsordnung für 
Ärzte vom 5. Juli 1924 haben die Kandidaten den Nachweis zu erbringen, 
daß sie während des praktischen Jahres über einen Krankheitsfall aus dem 
Gebiete der Versicherungsmedizin oder des Versorgungswesens ein schrift- 
liches, von dem Direktor oder Leiter ($ 63 Absatz 1) oder von einem be- 
amteten Arzte als genügend befundenes Probegutachten ausgearbeitet 
haben, in dem der von den Kranken erhobene Rechtsanspruch (Unfall- 
rente, Invalidenrente, Versorgungsrente usw.) gewürdigt wird. Diese Vor- 
schrift wird auf alle Kandidaten angewendet, die die ärztliche Prüfung 
nicht vor dem 1. Oktober 1925 vollständig bestanden haben. Hierzu wird 
bestimmt, daß außer dem vorstehenden Nachweis (Urteil des Anstalts- 


in die Arme wirft. | 


leiters usw.) auch die Urschrift des Probegutachtens selbst mit dem 
Approbationsgesuch vorzulegen ist. 2 


Berlin. Eine ministerielle Bekanntmachung bestimmt, daß vom 
1. Oktober ab die Apotheker im besetzten Gebiet nicht mehr berechtigt 
sind, zu den Ansätzen für Arzneimittel und Gefäße, sowie zu den Vorkaufs- 
preisen der Arzneimittel und Arzneien, die in einer zur Abgabe an das 
Publikum bestimmten fertigen Packung aus dem Handel bezogen und in 
dieser Packung abgegeben werden, einen Zuschlag von 10%, zu erheben. 


Die Vertreter des Bundes deutscher Assistenzärzte und 
der Medizinischen Fachgemeinschaft des Deutschen Akademi- 
schen Assistentenverbandes haben beschlossen, die Medizinischen 
Fakultäten als die berufensten Führer der ärztlichen Jugend um Stellung- 
nahme in dem anhebenden Berufs- und Standeskampfe zu bitten. 

Es gilt vor allem, eine Spaltung zwischen „alten“ und „jungen“, 
das heißt zwischen den zur Kasse zugelassenen und den ausgeschlossenen . 
Ärzten zu vermeiden. Der Kampf richtet sich gegen die gesetzgeberische 
Maßnahme. Sein Ziel ist die Beseitigung der Notverordnungen vom 
30. Oktober 1923 und 13. Februar 1924. 

Die Medizinischen Fakultäten werden gebeten, bei den Regierungen 
der Länder und des Reiches auf die schweren Gefahren hinzuweisen, welche 
über dem ärztlichen Stande in materieller und mehr noch in ideeller Be- 
ziehung schweben. Die materiellen Sorgen, von denen sich der Nachwuchs 
und ein großer Teil der älteren Ärzte bedroht sieht, sind geeignet, die 


ärztliche Moral zu untergraben und auch den wissenschaftlichen Wert des 
ärztlichen Handelns in Frage zu stellen. 


Am 18. Oktober fand eine außerordentliche Versammlung der 
Berlin-Brandenburger Ärztekammer statt unter Beteiligung einer 
großen Reihe medizinischer Vertreter der Berliner und auswärtiger Universi- 
täten, Vertreter mehrerer Ministerien und auswärtiger Ärztekammern. Das 
Thema lautete: „Die Gefährdung des Arztestandes als freier Beruf — ein 
Kulturproblem des deutschen Volkes.“ . Das Referat hielt Dr. Ritter und 
es wurde von der Versammlung folgende Entschließung einstimmig an- 
genommen: Die Ärztekammer für die Provinz Brandenburg und den Stadt- 
kreis Berlin schließt sich der Forderung des Deutschen Ärzteverbandes an, 
daß die Notverordnungen vom 30. Oktober 1923 und 13. Februar 1924 auf- 
gehoben werden müssen, da diese Notstandsmaßnahmen, die als solche 
niemals eine praktische Wirkung gehabt haben, für -die Ärzteschaft un- 
erträglich sind. — 

In einem auf der diesjährigen Versammlung deutscher Naturforscher 
und Ärzte in Innsbruck über „Bakteriologie und Patentrecht“ von Patent- 
anwalt Dr. Fritz Warschauer (Berlin) gehaltenen Vortrage wurde zum 
ersten Male die Bakteriologie ausführlich im Lichte des Patent- 
rechtes behandelt. An Hand zahlreicher Patentschriften wies der Vor- 
tragende nach, daß das Patentamt sich allmählich der berechtigten Forderung, 
auch bakteriologische Verfahren zu patentieren, nicht habe verschließen 
können. Nach früheren Entscheidungen war eine Erfindung nur dann 
patentfähig, wenn es sich bei ihr um eine mechanische oder chemische 
Bearbeitung oder Verarbeitung von Rohstoffen handelte, wenn also durch 
ein technisches Mittel ein technischer Erfolg herbeigeführt wurde, In der 
Praxis hat jedoch das Patentamt, wohl mit Rücksicht auf die Entwicklung 
der bakteriologischen Forschung, diesen Standpunkt verlassen und in einer 
neueren Entscheidung hat es ausdrücklich auch solche Verfahren als patent- 
fähig anerkannt, die sich der Lebensvorgänge der lebenden Natur bedienen. 
Aus einer vom Vortragenden zusammengestellten Liste konnte man dann 
ersehen, daß bedeutende Forscher und führende chemische Fabriken Erfinder 
und Inhaber der bakteriologischen Patente sind. Der Vortragende gab 
schließlich die Anregung, auch die Mediziner mögen bei den jetzigen 
Arbeiten der Reform des Patentgesetzes mitwirken, um die auf ihrem 


Gebiete strittigen Fragen zu klären, ähnlich wie dies beispielsweise die 
Chemiker von ihrem Standpunkte aus tun. 


Die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte konnte, 
wie aus dem Bericht ihres Direktoriums über das Geschäftsjahr 1923 hervor- 


geht, trotz der Schwierigkeiten der Inflationszeit den Betrieb ihrer Heil- 


verfahren bis Ende September uneingeschränkt nach kurzer Unterbrechung 


wenigstens für die Bekämpfung der Tuberkulose aufrecht erhalten, um am 
21. Januar 1924 auch das übrige ständige Heilverfahren wieder aufzunehmen. 
Von den über 43000 Anträgen. wurden 61,4%/, durch Bewilligung erledigt, 
von denen über 16000 ständige Heilverfahren, über 10000 Zahnheilverfahren 
und 240 Gewährung größerer Heilmittel betraf. Fast die Hälfte der ständigen 
Heilverfahren wurde in Lungenheilstätten, die übrigen in Sanatorien und 
Bädern, ein geringer Teil in spezialärztlicher Behandlung durchgeführt. 


Die durchschnittliche Kurdauer betrug in den Lungenheilstätten 80, in den 
Sanatorien und Bädern etwa 30—35 Tage. 


Ein Tuberkulosc-Fortbildungskurs für Ärzte findet In der 
Zeit vom 17. bis 23. November 1924 in den Heilstätten in Hohenlyeber 
statt. Für Verpflegung und Unterbringung sind für den Tag 2 M. 0 
zahlen. Meldungen an San.-Rat Dr. Koch, Hohenlychen, Kreis Tempie: 


Hochschulnachrichten. Braunschweig: Geb. Med.-Rat Prof. 
Krukenberg, Leiter der Frauenklinik, 61 Jahre alt, gestorben. — Leipzig: 
Zum o. Professor der Psychiatrie als Nachfolger von Prof. Bumke wurde 
der o. Prof. Paul Schröder aus Greifswald ernannt. — München: Der 
ao. Professor für Chirurgie Alwin Ritter von Ach im 50. Lebensjahrt 
gestorben. — Münster: Der ao. Prof. Aurel von Szily in Freiburg/Br 
hat den Ruf als Ordinarius der Augenheilkunde angenommen. 


Druck von L. Schumacher in Berlin N 4. 


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Z Wochenschrift für praktische Arzte 
GREE < o | Organ der Berliner Mediziaischen Gesellschaft | | ur 
Geh; San.-Rat Professor Dr.KurtBrandenburg, Berlin * Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedrichstr. 105b 


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geleitet von Verlag von 


‘ Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erschein VE gl ingenden Originalbeiträge vor 


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| Nr. 44 (1038). 


m SE a Klinische Vorträge. 


Diät, Diätkuren und diätetische Küche.”) 
- _ Von Privatdozent Dr. Julius Weiß, Wien. 

| M. H.! Das umfangreiche Thema, welches ich mir zum Gegen- 
stande meines heutigen Vortrages gewählt habe, eingehend zu‘ be- 
handeln, würde‘ nicht einen einzelnen Vortrag, sondern eine ganze 
' Reihe von Vorlesungen beanspruchen. Deshalb ist es mir nur mög- 
Eich, die Hauptrichtlinien der Diätetik zu kennzeichnen und wesent- 
lich auf -jene Momente einzugehen, welche Sie vom Standpunkte 
des ärztlichen Praktikers interessieren. - u 
Da Sie als Hausärzte häufig in die Lage kommen, auch Ge- 
sunden eine: Diät‘ vorzuschreiben, hauptsächlich im Sinne einer 
Prophylaxe, um Krankheitsanlagen zu bekämpfen, um Dispositionen 
zu bestimmten Krankheitszuständen (Tuberkulose, Fettleibigkeit, 


Zuckerkrankheit, Gicht usw.) wirksam zu begegnen, so will ich. zu- | 


nächst über die rationelle Diät für Gesunde sprechen. 
=- Bei unserer Arbeitseinteilung, die uns von früh morgens bis 


‚in den späten Abend in Anspruch nimmt, sind die üblichen fünf 


Mahlzeiten zweckmäßig. Hervorragende Diätetiker wie Bornträger, 
Boas u a. sind der Ansicht, es wäre die englische Arbeitszeit viel 
: angezeigter und es würden auch drei Mahlzeiten vollständig ge- 
: nügen.. Jedem, der in seinem Berufe die englische Arbeitszeit ein- 


‚halten kann, ist auch das System der englischen Mahlzeiten, welches 


mit einem starken Frühstück beginnt, das zweite Frühstück für die 


Mitte der Tageszeit festsetzt und die Hauptmahlzeit auf die Stunden 


zwischen 6 und 7 Uhr abends verlegt, jedenfalls die hygienisch 
zweckmäßigere. Es wird nämlich dann die Arbeitszeit nicht durch 


das reichliche Mittagessen beschwert, es wird die unnötige Mittags- 


Siesta überflüssig und die Arbeitsfreiheit dem ruhebedürftigen Körper 
nach der Hauptmahlzeit zugesichert. Ich bin auch der Meinung, daß 
die Sitte, nach englischer Art zu speisen, für viele Berufe mit genau 
oder. annähernd genau zu fixierendem Arbeitspensum leicht zu 
akzeptieren ist, für Beamte, Handelsangestellte, Lehrer, Richter u. a., 
dagegen glaube’ ich, daß für freie Berufe, deren Tätigkeit : von 
tausend äußeren Umständen abhängig ist (Ärzte, Rechtsanwälte, Groß- 
kaufleute usw.) und für alle geistig sehr intensiv arbeitende Per- 
sonen, die Teilung der Arbeit in eine Vormittags- und in eine 
Nachmittags- bzw. Abendarbeit, wieder zweckmäßiger erscheint als 
die durchlaufende Arbeit. Durch das in die Mitte. des Tages ein- 
gesetzte Mittagessen mit der darauffolgenden mindestens 1 bis 
I!/sstündigen Ruhe, hat der Körper,- namentlich das Gehirn und 
die Nerven, Zeit auszuruhen und sich für die Nachmittags- und 


‚Abendarbeit frisch zu stärken. Für Personen, die zur Fettleibigkeit 


neigen, ist es empfehlenswert, auch bei der durchlaufenden Arbeits- 
zeit die Mahlzeiten auf drei zu. beschränken. - z 
Ein großer Fehler, den wir meist alle machen, ist der, daß 
wir in der- Regel erst zur Mittagszeit Wasser trinken und eventuell 
zu Abend Wasser oder irgend ein alkoholisches Getränk genießen. 
Es soll jeder darauf ‘achten, womöglich schon in den Früh- und 
Mittagsstunden dem Körper Wasser zuzuführen, um die so not- 
an Spülung des Körpers den ganzen Tag über in Gang zu 
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‚. Die Erhaltung, des stofflichen Gleichgewichtes bei 
einem gesunden, arbeitenden Menschen ist durch den Bedarf an 
Eiweiß, Kohlehydraten und Fett bedingt. Er ist durch die be- 
kannten Untersuchungen v. Voit’s bei .einem Standardgewicht von 


70 kg ‘bestimmt worden mit Eiweiß 118g, Kohlehydraten 500 g, 


Danm l | : 
*) Fortbildungsvortrag, gehalten am 26. Mai d. J. in der wissen- 
schaftlichen Versammlung des Ärztevereines Wien X. | 


Berlin, Prag u.Wien, 2. November 1924 


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l N: 7 = j 
Fett 56 g.- Diese Durchschnitt g HÐ: aiti A schwer arbeiten- 
den Erwachsenen gilt noch heg“ ti Abwohl durch die 
Untersuchungen zahlreicher Forscha Ser, G. Klemperer, 


Albu, Zuntz, Abderhalden u. a.) festgestellt wurde, daB der 


menschliche. Organismus, ohne an,Leistungsfähigkeit zu verlieren, 
schon mit einem Eiweißquantum von etwa 80g auskommen könne. 


Dieses Existenzminimum an Eiweiß für alle Individuen, insbesondere 
für.Schwerarbeiter, gelten zu lassen, ‘ist nicht angezeigt, da immer 
zu berücksichtigen ist, daß Krankheiten aller Art die Kraft der- 
artig mit einem Minimum ernährter Individuen viel leichter und 


entsprechende Eiweißmenge genießen. | 


schneller erschüttern können, als die, welche eine der Voitschen Zahl: 


Der Energiewert der 

Rubner der Brennwert von T 

1gEiweß.... . = 4,1 Kalorien x 

i g Kohlehydraten . .. = 41 . „ 2 
1gFet......=98 N 


Wenn wir den Gehalt der ‚Nahrungsstoffe an Eiweißkörpern, 


Kohlehydraten und Fetten kennen, so kann durch die Multiplikation der 
Kalorienwert bestimmt werden. Die. Tabelle von Pfeifer’ gibt. uns 


die Übersicht über den Gehalt der wichtigsten Nahrungsmittel an 


Eiweiß, Fett und Kohlehydraten. | 
| © L Animalische Nahrungsmittel. — ~ 
- Eiweiß Fett ‚Koble- | Eiweiß- Fett „Kohle- 


hydrate | hydrate 
Ochsenfleisch . . 21,89 819 — | Lachs ...... 13,1 4,57 4,67 
Kalbfleisch .. . 18,88 74 — Karpfen ..... 20,61 109 — ` 
Hammelfleisch . 18,11 5,77 — Hecht ...... 20,11 0,69 0,92 
Schweinefleisch. 19,91 6,81 — | Seezunge .... 11,4 095 ' — 
Schinken (ge- `` Leber ...... 56 11 


salzen). . . ... 22,32 8,68 6,38 | Spe 
Hasenfleisch. . . 28,84 1,18 0,19 ühnerei ... 
Rehfleisch . . . . 19,77. 1,42 1,24 | Kuhmilch .... 381 3,66 4,92 
Leberwurst . . . 15,93 26,33 Käse (fett) .. . 27,16 30,43 2,58 


Hühnerfleisch . . 19,72 1,42 — > „n (mager). . 32,65 841 6,8 
Entenfleisch. . . 22,62 311 — | Butter ..:... 086 83811 07 


Schellfleisch. . - 17,09 0,85 | 
I. Vegetabilische Nahrungsmittel. Eu. 
Eiweiß Fett Koble- Eiweiß Fett Koble- 


g hydrate hydrate ` 
| Weißbrot Gurke ...... 1,02 0,09 2,28 
(Semmel) ... 96 10 60,1 Kopisalat .... 141 081 219 : 
Schwarzbrot .. 85 13 528 | Zucker. ..... — — 96,72 
Kartoffel.. ... 1,79 0,16 20,56 | Honig....:.. 129 — 81,44 
Möhre ....... 104 021 94. | Apfel....... 0389 — 129 
Kohlrübe (weiße Birne. ...... 0,836 — 118 
. Rübe) ..... 096 0,16 5,98 | Pflaume ..... 04 — 824 
Radieschen ... 1,23 015 8,79 | Kirsche ..... 062 — 11,15 
Schwarzwurzel. 1,04 0,5 14,8 | Weintraube... 059 — 15,32 
Kohlrübe .... 2,95 0,22. 8,85 | Verschiedene í | j 
Spargel ..... 1,98 0,28 2,74 Beeren ...ca. 05 — 70 
Erbsen (grüne) . 5,75 05 10,86 | Walnuß ..... 16,37 62,86 7,89 
Schneidebohnen 2,77 0,14 7,02 | Kastanie..... 5,48 1,37 38,34 
Blumenkohl... 253 0,88 5,01 | Bier ....... 049 — 455 
Winterkohl ... 3,99 0,9 11,68 | Weißwein.... — — 1182 
Rosenkohl.... -4,88 046 6,22 | Sherry..... >. —  — 2286 
Rotkraut. .... 1,83 0,19 5,86 | Champagner .. — — 1% 
Sauerkraut ... 1,77 0,2 4,07 ognak ..... — — 695 
Weißkraut. .. . 189 02 487 | Kaffee ...... 0,16 05 14 
Spinat ...... 3,15 0,54 334 | Tee...... ..08.— 06 
Champignon. .. 2,57 0,13 4,76 | Dünne Suppe.. 11 15 5,7 


Das Kostmaß für den normal arbeitenden Erwachsenen be- 
| trägt 2500 Kalorien, muß jedoch für Schwerarbeiter um mindestens 


einzelnen Nahrungsstoffie wir nach 
Kalorien berechnet und beträgt auf Grund der Untersuchungen von’ 


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in passierter Form. Diese Püree-Haschee-Diät nennt Boas das 


- anstatt des faschierten weichgekochtes oder gedünstetes Fleisch und 


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1524 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 44. 


2. N ovember 


1000. Kalorien, d. i. auf 3500 Kalorien erhöht werden. Eine andere 
Frage ist die, ob. wir die genannten Nährstoffkomponenten kalorien- 
mäßig vertreten lassen können. Das ist nicht der Fall, Selbst bei 
überreichem Kalorienangebot in Form von Kohlehydraten und Fetten 
wird ein Minus an Eiweiß nicht ersetzt, der Körper nimmt ab, weil 
wegen Fehlens des Eiweißes in der Nahrung ständig Körpereiweiß 
zersetzt wird. Die Kohlehydrate führen dem Organismus, ins- 


besondere der Leber und den Muskeln, Kraftstoffe in Form von | 
Glykogen zu, während der. Überschuß in Fett umgewandelt wird. 


Das zugeführte Fett wird zum Unterhalt der Wärmeproduktion be- 
nötigt, ein Überschuß als Fett im Körper abgelagert. Das beste 
Verhältnis zwischen der Zufuhr von Eiweißkörpern und stickstofl- 
freien Substanzen beträgt 1:6. 

Außer den genannten Nahrungsstoffen bedarf der Organismus 
noch Wasser und gewisser Mineralsalze und endlich jener Stoffe, die 


als Vitamine bezeichnet werden und deren konstante Zufuhr un- 
bedingt notwendig ist, falls der Organismus von gewissen Krankheiten 


(Skorbut, Rachitis, Pellagra und Beri-Beri) behütet werden soll. Die 
genannten Werte an Eiweißkörpern, Kohlehydraten und Fett, haben 
selbstverständlich aber nur so lange Geltung, als der Körper normal 


‚arbeitet, d. h. diese Stoffe normal ausnutzt, oder kurz gesagt gesund 


ist. Bei Krankheiten verschiebt sich das Verhältnis nach der einen 
oder anderen Richtung, insbesondere je nachdem die Eiweiß-Kohle 
hydrate- oder Fettverarbeitung gestört ist. Ä 

Zu der Diät bei Krankheitszuständen übergehend, will ich zu- 
nächst von der Fieberdiät sprechen. Wir unterscheiden zwischen 
einer Diät bei akut fieberhaften und bei chronisch fieberhaften Krank- 
heiten. Was die letzteren betrifft, so lassen sich allgemeine Richt- 
linien für die Diät überhaupt nicht angeben. Sie konstruieren sich 


nach dem speziellen Zustande des Patienten, nach den Symptomen 


seiner Krankheit, nach der Art und Höhe des Fiebers. Dagegen 


. möchte ich für akut fieberhafte Fälle den Satz aufstellen, daß in 
erster Linie eine rein flüssige Diät angezeigt erscheint. Das Kalorien- 
 bedürfnis kann durch Verabreichung von Suppen mit Eidotter, Milch, 

teils pur, teils gemengt mit Kaffee, Tee, Kakao, von flüssiger Milch- 
creme, Weinschaudeau, Fruchtsäften so vollkommen gedeckt werden, 


daß man der breiigen und festen Nahrungsstofie entbehren kann. 


_ Unbedingt -notwendig ist diese Diät in allen jenen Fällen, wo es sich 


um sog. gastrisches Fieber, um alle Arten paratyphöser Krankheits- 
zustände, insbesondere aber um echten Typhus abdominalis 
handelt. Ich kann mich absolut nicht jenen neueren Autoren an- 
schließen, welche bei typhösen Erkrankungen die breige Diät ge- 
statten, ja sogar die Verabreichung fester Speisen erlauben. Der 


 Typhuskranke soll bis zur vollständigen Entfieberung eine absolut 


flüssige Diät, wie ich sie oben skizziert habe, genießen. Ich habe 
wiederholt mit der Sicherheit eines physikalischen Experimentes ge- 
sehen, daß, wenn in einem Typhusfall zu früh von der flüssigen. zur 
breiigen Diät übergegangen wird, Krankheitsrezidive eintreten. In 
einer Debatte, die im vorigen Jahre in einer Sitzung. der .„Gesell- 
schaft der Ärzte“ geführt wurde, habe ich auch diesen meinen Stand- 
punkt gegenüber einer Reihe von Kontrarednern vertreten. 

l Die Hauptgebiete der Diätetik sind die Magen- und Darm- 
krankheiten. Da gibt es nun eine sog. Schonungsdiät, die in 
großen Zügen für die Mebrzahl der Magen-Darmkrankheiten paßt. 
Das Wesen derselben besteht in der Verabreichung des Fleisches in 
faschierter oder Haschee-Form und die Zubereitung der Gemüse 


„diätetische Universalrezept“. Nun aber ist es einerseits unbedingt 
notwendig für einzelne Magenaffektionen Modifikationen dieser Diät 
vorzuschreiben, andererseits wird auch der mit chronischer Gastritis 
oder Achylie behaftete Patient auf die Dauer diese Diät zu nehmen, 
sich entschieden weigern und es ist auch gar kein Grund vorhanden, 


das Gemüse unpassiert in gut verkochtem, reichlich mit Butter ver- 
setztem Zustande zu verabreichen. Ist die Anazidität sicher kon- 
statiert, dann ist insbesondere die Verabreichung jener Nahrungs- 
stoffe empfehlenswert, welche nach den Untersuchungen von Bickel 
als starke Sekretionserreger gelten. Das sind die alkohol- und 


kohlensäurehaltigen Getränke, Kaffee, Fleischbrühe und Gewürze, und. 


dann die gesalzenen Fleischarten, wie insbesondere Schinken., Die 
gleichen Stoffe sind natürlich zu meiden inFällen von Superazidität, 
und in besonders hohen Graden dieses Zustandes ist rein lakto- 
vegetabilische Kost durch einige Wochen entschieden angezeigt. Daß 
wir bei einem blutenden oder stark schmerzhaften Ulcus ventriculi 
und duodeni uns auf die rein flüssige Kost beschränken müssen, daß 
wir in den akutesten Fällen nur schluckweise eisgekühlte Milch ver- 
abreichen dürfen, ist wohl jedem erfahrenen Praktiker bekannt. Bei 


` 


den nicht biutenden, chronisch verlaufenden Fällen von Magen- 
geschwür tritt die oben erwähnte Haschee-Püree-Diät in ihre Rechte. 
In Fällen von Magenatonie und Magendilatation sind in erster 


| Reihe jene Nahrungsstoffe zu berücksichtigen, welche schon normal 


relativ rasch den Magen verlassen. Nach den Untersuchungen von 


Penzoldt wissen wir, daß Wasser, purer Tee und purer Kaffee 


schon in 1—2 Stunden, Milch, Milchkaffee, weiche Eier, Fleischbrühe, 
gekochter Schinken, Fische, Kartoffelpüree und weißes Brot und 


Kalbfleischmengen bis zu 10 dkg schon in 2—3 Stunden, daß da- 


gegen Fleischmengen von 20—30 dkg, die meisten Gemüse, die 


Hülsenfrüchte, Salate erst nach 3—5 Stunden den Magen verlassen. 


Auf Grund dieser Kenntnisse müssen wir die Diät bei Magen- 
erweiterung und Magenerschlaffung vorschreiben. 
Bei akuten Darmkatarrhen mit Diarrhoen ist die möglichste 


' Einschränkung der Nahrungszufuhr das erste Erfordernis. Passierte 


Schleimsuppen und Wasserkakao soll in den ersten Tagen bei strengem 


Verbot von Milch die einzige Nahrung sein. Bei chronischen Diarrhoen, 
bei der sog. Gärungsdyspepsie gilt gleichfalls als oberster Grundsatz, 
| daß Milch durch Kakao, Eichelkakao, Eichelkaffee, russischen Tee 


ersetzt werden soll. Dagegen wird Butter in nicht zu reichlicher 


Menge gut vertragen und gut ausgenutzt. Auch Eier, weichgekocht 


oder in Schleimsuppen verrührt, können gegeben werden. Als 
Kuriosum möchte ich die von Boas empiohlenen Eierschalen er- 
wähnen. Sie werden gründlich gereinigt, getrocknet und im Mörser 


feinst pulverisiert und je eine Messerspitze dieser pulverisierten Sub- 
stanz dem Ei zugesetzt. Die günstige Wirkung der Eierschalen be- 
ruht auf ihrem hohen Kalkgehalt: 


In gleicher Art wird „Kalk- 
zwieback“ und „Kalkbrot“ in den Handel gebracht. Mageres Fleisch 
in gekochtem Zustande, gekochte Fische können bei chronischen 
Diarrhoen gegeben werden. Dagegen sind Gemüse und Kartoffeln 
zu verbieten. An ihre Stelle soll Reis, Grieß, Graupen und die 


bei uns in Österreich so beliebten Mehlspeisen, Makkaroni, Nudeln, . 


Nockerln, Fleckerln, mit guter Butter zubereitet, gegeben werden. 
Der Zucker als e 


in Hauptgärungserreger wird durch Saccharin 
ersetzt. | | i 

Bei chronischer Obstipation besteht unsere Hauptaufgabe, 
den geschwächten Darm zu tonisieren und Darmperistaltik anzuregen. 
Ais Darmperistaltika gelten alle zuckerhaltigen Substanzen, wie. 
Zucker, Honig, James, zuckerhaltige Früchte (Trauben, Feigen, 
Datteln, Orangen usw.), ferner organische Säuren enthaltende 
Nahrungsmittel, wie saure Milch, Fruchtsäfte, dann stark salzige 


. Substanzen: Salzwasser, Salzheringe, Sardellen usw., und endlich 
| kohlensäurehaltige Wasser. 


Hierzu zählen auch Kefir, Yogurth. 
Jeder chronisch ÖObstipierter bedarf der Zufuhr reichlicher Fette, 
als deren vornehmster Repräsentant die Butter zu gelten hat. 
von Noorden legt den Hauptwert auf die Darreichung von kleien- 
haltigem Brot (Grahambrot, Schrotbrot, Simonsbrot). Die Ursache 
vieler Verstopfungszustände beruht in der einseitigen Fleischnahrung. 


In diesen Fällen ist es daher empfehlenswert, das Fleisch vollständig 


durch eine rein vegetabilische, fetthaltige Diät zu ersetzen. 
Ist die Nahrungszufuhr per os unmöglich oder wegen indi- 


‚zierter Rubigstellung des Magens (Hämatemesis, Vomitus e causis 


variis usw.) verboten, dann werden Nährklysmen verordnet. Ich 


habe auf Grund meiner praktischen Erfahrungen den Wert der 


Nährklysmen von jeher bezweifelt und sie nur gezwungen und 
ungern angewandt. Ich habe den raschen Abgang der Nährklystiere 
mehr oder minder bald nach der Applikation beobachtet; die Re- 
sorption der eingeführten Nährstoffe von den untersten Darm- 
abschnitten ist eine minimale. Ich freue mich, daß Boas in der 
neuesten Auflage seiner „Vorlesungen über Diätetik* den gleichen 


Standpunkt einnimmt und den „Kredit der Nährklystiere ganz er- 


heblich im Sinken begriffen“ erklärt. Ich bin ganz seiner Meinung, 
daß nur Tropfklystiere behufs Wasserzufuhr angewendet werden 


sollen, nicht bloß, wie Boas sagt, mit physiologischer Kochsalz- 


lösung, sondern auch mit Traubenzuckerlösung, versuchsweise: mit 
reiner Milch unter Zusatz von Opiumtinktur. 
Die Hauptdomäne der Diätetik liegt auf dem Gebiete der 
Stoffwechselkrankheiten. Gegen Fettsucht sind seit Jahrzehnten 
gewisse Kuren in Gebrauch, Am bekanntesten sind hiervon die 
Bantingkur, die Ebsteinkur, die Örtelkur. Das Wesen der Bantingkur 
besteht in einer fast ausschließlichen Ernährung mit Fleisch und 
der vollständigen Entziehung der Fette und Kohlehydrate. Die 
Ebsteinkur entzieht nur die Kohlehydrate allein und gestattet neben 
Fleisch auch Fett. Die Örtelkur legt den Hauptwert auf die Ent- 
ziehung der Flüssigkeit. Jede Abmagerungskur ist mit Hungerkur 
zu identifizieren, d.h. es muß auch die Quantität der erlaubten 
Nahrungsstoffe auf ein möglichstes Minimum reduziert werden- 


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- Gemüse sind selbstverständlich verboten. 


2, N orember 


Die zweckmäßigste Diät für Gichtkranke ist die 'mit der 
nötigen Quantität von Pflanzeneiweiß ausgestattete vegetarische 
Diät. Die pflanzensauren Alkalien verdienen nach Ebstein bei 


Behandlung der Gicht die weitgehendste Berücksichtigung und des- 


halb sind Früchte, welche reich an pflanzensauren Alkalien sind, 
Gichtkranken zu empfehlen. So erklärt sich der Erfolg von Kirschen-, 
Erdbeer-, Zitronen- und Traubenkuren. Gichtikern sind ungefähr 
‘die gleichen Speisen zu verbieten wie Fettleibigen, also alle fett-, 
mehl- und zuckerreichen Nahrungsstoffe. Statt Essig soll durchaus 
nur Zitronensäure verwendet werden. 

Etwas ausführlicher muß ich über die Diät der Diabetes- 
kranken sprechen. Wenn ein Kranker, bei dem die Zuckeraus- 
scheidung sicher konstatiert ist, in meine Behandlung kommt, so 
pflege ich in der Regel die mehl- und zuckerhaltigen Stoffe nicht 
brüsk, sondern innerhalb einiger Tage zu entziehen. Es gibt Dia- 
betiker, die die vollständige Entziehung aller Kohlehydrate auch 
durch längere Zeit sehr gut vertragen. Es gibt aber auch solche, bei 


denen die totale Kohlehydratabstinenz mit einer sofortigen Azeton- . 
= urie, ja sogar mit dem Auftreten von Azetessigsäure und Oxybutter- 


säure im Harn beantwortet wird. In diesen Fällen müssen wir eine 
in jedem Einzelfalle zu. ermitteltende Menge von Kohlehydraten in 
Form von Brot oder Kartoffeln gestatten, um das Gespenst der 
Aietonämie zu bannen. | | | 

Als Suppen bekommt den Diabetikern Bouillon mit einem 
Dotter legiert oder Gemüsesuppen. Fleisch kann in jeder Form ge- 
kocht, gedünstet oder gebraten gegeben werden, doch soll die ein- 
mal verabreichte Feischquantität 15 dkg und die täglich gegebene 
Fleischquantität 25 dkg womöglich nicht überschreiten. Eier sollen 


in der Regel nicht mehr als vier pro Tag gestattet sein. Die Ge- 


müse müssen englisch, mit Butter zubereitet werden. Zuckerhältige 
Eine große Rolle in der 
Diät der Diabetiker spielen die Salate (grüner Kopfsalat, Endivien- 
salat, Krautsalat, Fisolensalat), Endlich kann man den Zucker- 
kranken auch süße Speisen verabreichen, aber nur solche, die in 
spezieller Art zubereitet sind. Nur in leichteren Fällen sind Mehl- 
speisen mit sogenanntem Diabetikermehl gestattet. Die Saccharin- 


süßspeisen ohne Mehl werden aus Eiweiß, Butter-und Saccharin in 


Form von Schneeomeletten und Soufle, aus Eiern, Mandeln, Butter 
und Saccharin oder Topfen, Eier und Butter als Pudding und Aul- 
lauf und endlich in der Form von Creme aus Eidotter, Milch, Vanille 
oder Fruchtsaft mit Beimengung von Gelatine zubereitet. Diese 
Saccharinsiüßspeisen werden von den Diabetikern sehr gerne genommen. 

= Ist der Zuckergehalt trotz vollständiger Kohlehydratentziehung 
nicht wesentlich zu erniedrigen, dann muß man den Zuckerkranken 
durch 2 Tage das Fleisch vollkommen entziehen, „sogenannte Ge- 
müsetage“. An diesen Tagen erhält der Patient zum ersten Früh- 


stück Tee mit Kognak, 1 Ei, Luftbrot und Butter, zum zweiten 


Frühstück 1 Ei mit einem Gläschen Kognak, zu Mittag eine Ge- 
müsesuppe, eine Gemüseplatte mit reichlich Butter zubereitet und 
als Dessert schwarzen Kaffee. Nachmittags dasselbe wie zum Früh- 
stück und zum Abendessen ein Gemüse und einen Salat mit 2 Eiern 
und 1 Gläschen Wein. Kommt man auch damit nicht aus, so werden 
die Eier ganz weggelassen und nur Gemüse, Gemüsesuppe, Butter 
und Luftbrot verabreicht; als ultima ratio werden Hungertage ver- 


ordnet. In diesen Tagen bekommt der Zuckerkranke nur schwarzen 


Kaffee, Tee mit Zitrone, Bouillon, Wein und Kognak. Er bleibt 
während des Tages im Bette liegen. | o ga 

‚ Eine ganz andere Kostordnung ist notwendig, wenn die Azeton- 
ure zunimmt, bzw. Azetessigsäure und Oxybuttersäure in beträcht- 
licher Menge im Harne auftritt. Nach der strengen Vorschrift Noor- 
dens ist zunächst ein Hafertag anzuordnen. Er läßt die für den 
ganzen Tag zubereitete Hafersuppe (250 g Hafermehl mit 3 Litern 
Wasser 2 Stunden gekocht und mit 300 g Butter verrührt) in 8 Por- 
tionen einnehmen und erlaubt außerdem an diesen Hafertagen Rot- 
wein, Bouillon, Tee, Kaffee und Kognak. Da ich die Erfahrung ge- 
macht habe, daß diese großen‘ Quantitäten Hafersuppen von den 
Patienten meist nicht gerne genommen werden, pflege ich den Hafer- 
tag derart zu modifizieren, daß ich die Hafersuppe zum zweiten Früh- 


stück, zu Mittag, zur Jause und zum Abendessen, also in Summa 


4mal gebe und die zweite Hälfte des Hafermehles in Form von 


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Hafer-Pudding verabreiche. | 
i Bei chronischen Azetonurien ist die Anordnung sogenannter 

ehlfrüchtetage geboten. Es werden 7 Portionen Amylazea, da- 
Tea 3 in der Form von Suppen während des Tages verabreicht. 
nn Portion wird mit 30 g angenommen und zwar Hafermehl, Linsen, 
F sen, Reis, Nudeln. Statt dessen kann auch einmal 100 g Kar- 
offeln gegeben werden. 


u 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. Ä 


+ 


1525 


Als Beispiel käme nachfolgende Verordnung: I. Frühstück: Tee 
mit‘ Zitrone, 25 g Lithonbrot und Butter. — II. Frühstück: 1 Suppe, 
bereitet aus 30 g Hafermehl, Butter, Luftbrot. — Mittag: 2. Portion 
Hafermehlsuppe aus 30 g Hafermehl, Erbsenpüree aus 30 g getrockneten 
Erbsen, Tufiheot, Butter, schwarzen Kaffee. — 4 Uhr nachmittags: Tee 


mit.Zitrone, 25 œ Lithonbrot und Butter: — 6 Uhr nachmittags: 3. Portion 


Hafermehlsuppe aus 30 g Hafermehl. — 8 Uhr abends: Kartofielpüree 
aus 100 g Kartoffeln, Risotto, bereitet aus 30 g Reis mit einigen Pilzen 
und etwas Pärmesan, 1 Glas Wein. | 


Auch die Kombination eines sogenannten Mehlfrüchtetages 


mit einem Gemüsetag ist für jene Fälle empfehlenswert, in denen 


nebst relativ hoher Zuckerausscheidung die Azidosis in gefahrdrohen-. 


der Weise sich bemerkbar macht. An solchen Mehlfrüchte- 
Gemüsetagen werden 5 Portionen Mehlfrüchte nebst der üblichen 
Gemüseplatte zu Mittag und Gemüse des Abends verabreicht. 

Wie Sie.also,. meine Herren, sehen,: muß bei jedem Diabetiker 
ganz individuell die Kost variiert werden. Nicht. immer ist dies im 
Hause des Patienten durchzuführen, umsomehr, da es sich ja um 
die Zubereitung ganz spezifischer Speisen handelt. Es ist daher 
zweckmäßig, Zuckerkranke wenigstens temporär in einem Sanatorium 
oder, wo die Mittel nicht ausreichen, in eine Klinik unterzubringen. 


Ist nach klinischen: Prinzipien die individuelle Art der Ernährung , 


fixiert, dann kann dieselbe auch zu Hause unter Aufsicht des Haus- 


arztes fortgeführt werden. Obwohl die Frage der Insulinbehandlung 


zum Thema meines heutigen Vortrages nicht gehört, so möchte 
ich nur ganz kurz bemerken, daß Insulininjektionen die Toleranz 


für Kohlehydrate ganz entschieden erhöhen, daß die Insulinbehand- 


lung in Fällen von drohendem oder schon eingetretenem Koma 


lebensrettend wirkt, daß Kranke, für die operative Eingriffe not- . 


wendig erscheinen, unter Zuhilfenahme der Insulinbehandlung rasch 
von Zucker und Azeton frei gemacht werden können, daß aber 
leider die Insulinbehandlung nur temporär. wirkt, indem Zucker und 
Azeton mit dem Aufhören dieser Therapie sofort wieder rasch an- 


steigen, so daß schließlich die diätetische Behandlung des Diabetes 


ihre alten, unveräußerlichen Rechte fordert. . i . | 
Ich komme nun zu dem Kapitel der Mastkuren. Die For- 


derung der Zunahme des Körpergewichtes wird ja an uns Arzte all- 


täglich gestellt. Die zahlreichen durch Konstitution, Überarbeit, 
durch soziale Verhältnisse. unterernährten, uns fast täglich konsul- 


tierenden Patienten sollen „gemästet* werden. Dann kommt das 
Heer der anämischen Mädchen, Phthisiker in allen Graden und 
der durch überstandene, andere Krankheiten geschwächten Personen. 


Jemand, der gemästet ‘werden soll, soll den größten Teil des 
Tages ruhen. Mastkuren werden daher bei absoluter Bettruhe 


durchgeführt. Die Mahlzeiten: müssen mehr als 5 Mal des Tages. 


gegeben werden, am besten in der Form der sogenannten 2stündigen 
Diät. Die beliebteste Mastkur ist die Milchkur. Man läßt neben 


den üblichen Mahlzeiten den Kranken alle zwei Stunden ein Tasse | 


voll Milch allein-oder mit verschiedenen Zusätzen einnehmen. Wenn 
man es dazu bringen kann, daß der Kranke neben 40 dg Fleisch, 
15 dg Gemüse, 15—20 dg Fett, 50 g Weißbrot, noch mindestens 
2- Liter Milch zu sich nimmt, dann wird man bald eine rasche Zu- 
nahme des Körpergewichtes konstatieren. Es gibt aber eine große 
Reihe von Patienten, welche so große Mengen von Milch nicht ver- 


tragen, ja sogar solche, welche Milch zu nehmen sich überhaupt 
In diesen Fällen wird die Milch durch Yoghurt ersetzt 


weigern. 
oder. falls auch dieser vom Patienten verweigert wird, durch Kakao, 
sogenannten schwedischen Tee (Tee mit Milch aufgegossen), Milch- 
kaffee, vor allem aber durch Mastsuppen, die 2—3mal täglich 


verabreicht werden können. Die Mastsuppe ist eine Suppe, welche 


nebst der Einlage (Gries, Reis, Nudeln usw.) mindestens‘ 3 dg 


Butter enthält und dadurch zu einem kalorienreichen Nahrungsmittel 
wird. Nebst der Milch ist es ja überhaupt die Butter, welche als 


Maststoff dient und zwar nicht nur die Butter, die auf Brot gegessen 
wird, sondern auch Butter, die, wie erwähnt, in Suppen verrührt, 
zur Bereitung der Gemüse und’ der. Mehlspeisen verwendet wird. 


Unsere österreichischen Mehlspeisen gehören zu den besten und 


ausgiebigsten Mastnahrungsstoffen. Sie. können bekanntlich in ver- 
schiedener Form, speziell den, Launen des Patienten entsprechend, 
verabreicht werden. a Sr ee 

Selbstverständlich wird bei jeder Mastkur darauf Rücksicht 
genommen werden, inwieweit Magen und Darm funktionsfähig sind. 
Die Mästung ist schwierig, wenn der Patient an Appetitlosigkeit 
leidet und dann müssen: alle. Faktoren mobil gemacht werden, um 
zunächst diese Appetitlosigkeit zu beheben. Unüberwindliche Hinder- 
nisse bildet oft da ein schweres Grundleiden, z.B. eine Tuberkulose. 
Der fiebernde Organismus, der Patient, dessen Magen’ und Darm 
mit verschlucktem Lungenschleim belastet ist, der Patient, dessen 


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1526 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


| 2. November 
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Kräfte durch eine chronische Eiterung konsumiert werden, ist selbst- 
verständlich viel schwieriger zu mästen, als der, bei denen so schwere 
Grundleiden nicht vorhanden sind. 

Jeder Arzt, welcher die Diät als Heilmittel für Kranke be- 
trachtet, soll auch Kenntnis von der Küche, insbesondere von der 
diätetischen Küche haben. Die Zubereitung der Speisen ist. 
von großem Einflusse auf den Appetit, auf die Bekömmlichkeit und 
die Verdaulichkeit der zugeführten Nahrung. Für Magen-, Darm-, 
Nieren-, Zuckerkranke usw. muß auf Grundlage wissenschaftlicher 
Kenntnisse gekocht werden und diese Kenntnisse müssen vom Arzte 
dem Küchenpersonal beigebracht werden. Der Arzt soll somit die 
Grundprinzipien der Kochkunst kennen und die Diätköchin die 


Fundamente der Ernährungslehre wissen. 


Ich kann unmöglich in alle Einzelheiten der Speisenzubereitung 
für Kranke eingehen. Ich will nur an einzelnen Beispielen deren 
Wichtigkeit demonstrieren. Das Fleisch hat im rohen Zustande 


einen Eiweißgehalt von 22°/,, im gesottenen oder gebratenen Zu- | 


stande einen solchen von 34°%,. Desgleichen steigt auch sein Fett- 
gehalt von 4,5°/, auf 7,5°/, (gesotten) und 8,2®/, gebraten. Die 
Ursache liegt in dem Wasserverlust, infolgedessen 100 g Roh- 


Die Küche gebraucht die Hitze in der Form des siedenden 
Wassers (Kochen), in der Form des: heißen Fettes und der heißen 
Luft in offener Pfanne oder in geschlossenen Röhren. Man spricht 
von Braten, wenn es sich um Fleisch, vom Backen, wenn es sich 


um mehlhältige Stoffe handelt. Beim Kochen geht die Hitze in 
die Tiefe. Beim Braten und Backen haftet sie mehr an der Ober- 
fläche. 


Gekochte Speisen sind daher durchaus verdaulicher, als 
sebratene und gebackene. | 
Sehr wichtig ist die Verwendung guten Fettes für die Küche, 
in der Diätküche soll ausschließlich nur beste Butter als Fett ver- 
wendet werden. i 

Eine besondere Kunst ist der Zusatz von Würzstoffen zu 
den Speisen, weil diese die Speisen appetitanregender und ver- 
daulicher machen. Anderseits darf ein Zuviel an Würze für Kranke 
nicht verwendet werden, weil alle Würze Reizstoffe sind, nicht nur 
für den Magendarm, sondern auch für das Herz, die Nieren und 

Am schwierigsten ist es daher, jene Kranke zu be- 

handeln, welche aus dem Orient, aus Ungarn, aus dem hohen Norden 
stammen und stets eine scharfe Kost gewohnt waren. 

Es kostet aber ebenso viel Mühe, Kranke aus Polen-Rußland 
zu belehren, daß speziell die Gemüse einen wichtigen Bestandteil 


Abhandlungen. | 


der Krankenkost bilden. Aber auch in unseren Gegenden gibt es 
Personen, die von Kindheit an nie Gemüse gegessen haben und 
deren Genuß durchaus perhorreszieren. Der Wert der Gemüse liegt 
in ihrem Gehalte an Nährsalzen. Ebenso diätetisch wichtig ist der 
Gehalt der Gemüse an sogenannten „schmeckenden Substanzen“, 
meist in der Form der ätherischen Öle, denen die Fähigkeit zu- 
kommt, die Magensaftsekretion beträchtlich anzuregen. Der Zellulose- 
gehalt der Gemüse übt einen mächtigen Reiz auf die Darmtätigkeit 
aus. Die rohen Gemüse (Salate) sind am zellulosereichsten, sie 
eignen sich aber nicht für jene Diäten, bei denen eine Schonung 
der Verdauungsorgane verlangt wird. Die Gemüse werden kurz im 
siedenden Wasser gekocht und dann unter Zusatz von Fett ge- 
dünstet (französische Art der Gemüsebereitung). Schwerer verdaulich 
ist die in Österreich und Süddeutschland übliche Art des Gemüse- 
kochens, indem Mehl zur Bildung der sogenannten „Einbrenn“ dem 
kochenden Gemüse zugesetzt wird. TEA: 


Die Meblstoffe (Reis, Gries, Hafermehl, Weizenmehl, Kartoffeln, 


Tapioka) werden gekocht in Wasser als falsche Suppen, in Bouillon 


als echte Suppen, in Milch als Brei zubereitet. Sie werden zu’ 
Teigen verarbeitet, wobei Fett und Ei als Zusatz verwendet werden. 
Der Teig wird dann in der Pfanne oder Röhre gebacken und so 
mit Zubilfenahme verschiedener Zusätze zu Kuchen, Torten, Omeletten 
usw. verwandelt. Andererseits wird der Teig geknetet, zerschnitten 
und in Wasser gekocht, zu Nudeln, Fleckerln, Knödeln usw. zubereitet. 

Kochbücher, in denen Sie genaue Rezepte für die Zubereitung 
der Speisen finden, gibt es eine Unzahl. Das gleiche gilt für die 
diätetischen Kochbücher. Ein gutes diätetisches Kochbuch soll in 
der Bibliothek keines ärztlichen Praktikers fehlen. Wer sich jedoch 
für den „Geist der Kochkunst“ interessiert, dem muß man als 
klassisches Buch das Werk „Physiologie des Geschmackes“ von 
Brillat-Savarin empfehlen. Es enthält eine Philosophie der 
Gastronomie und sein Übersetzer C. Vogt nennt es das „Iranzösischste“ 
aller französischen Bücher. Das, was wir Arzte an dem berühmten 
Buche schätzen, ist die Tatsache, daß der Autor gegen die Völlerei 
und Trunksucht zu Felde zieht und daß er ein Lehrbuch der Hy- 
giene des Essens und Trinkens geschaffen. Einige seiner Apho- 
rismen seien als besonders denkwürdig hervorgehoben: „Die Tiere 
fressen, der Mensch ißt; der gebildete Mensch allein ißt mit Be- 
wußtsein“, oder „das Schicksal der Nationen hängt von der Art ihrer 
Ernährung ab“ oder endlich „die Entdeckung eines neuen Gerichtes 


ist für das Glück der Menschheit wichtiger, als die Entdeckung 
eines neuen Gestirnes“. 


Aus dem Pathologischen Institut des Krankenhauses im Friedrichshain 


in Berlin. . 
Über den Morbus Gaucher, seine Klinik, pathologische 


Anatomie und histio-pathogenetische Umgrenzung, 


nebst Untersuchungen über den Morbus Gaucher der 
Säuglinge und über die Beteiligung des Skelettsystems. 


Von Ludwig Pick. (Fortsetzung aus Nr. 41.) 


U. Die Histio- und Pathogenese des Morbus Gaucher, seine 
histio- und pathogenetische Abgrenzung von ähnlichen Krank- 
heitszuständen, insbesondere der lipoidzelligen Splenohepato- 
megalie (Typus Niemann). 
Histiogenese des Morbus Gaucher und Befunde bei dia- 
betischer Lipämie. 


Das Problem der Histiogenese der Gaucherzelle geht, wie 
schon eingangs angedeutet, grundsätzlich im wesentlichen in der 
Frage des retikulumzelligen oder endothelialen Ursprungs der großen 
Zellkörper auf. Bovaird, Collier, neuerdings Downes, Wilson, 
Erdmann und Moorhead haben sich für die Abstammung 
der Gaucherzellen von den Endothelien, Schlagenhaufer, Rusca, 
E. J. Kraus, Foot und Ladd sich für ihre Bildung aus den 
Elementen des retikulären Stützgewebes eingesetzt. de Jong und 
vanHeukelom, Marchand-Risel, Mandlebaum-Downey haben 
neben der retikulären Genese die endotheliale nicht ausschließen 
wollen, nachdem zuvor Brill-Mandlebaum-Libman (1905 und 
1909) die eine wie die andere gleichmäßig hatten gelten lassen. 
Seine These von der Ableitung der Gaucherzellen aus großen atypi- 
schen Lymphozyten der Keimzentren in den Lympbiollikeln des 
hämatopoetischen Systems (1912) hat Mandlebaum weiterhin (1913, 
1916) zugunsten der Retikulumzellen der Keimzentren geändert. 


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Die Schwierigkeiten in der nur langsam vorschreitenden Ent- 


‚scheidung dieser Frage liegen nicht nur in der Deutung der zelligen 


“Übergangangsbilder“, sondern nicht zum wenigsten in den ver- 
wiekelten, durch technische Hindernisse stark komplizierten normal- 
histologischen Verhältnissen der Organe des lymphatisch-hämato- 
poetischen Systems nebst der Leber. Namentlich Risel, Mandle- 


baum-Downey und Kraus haben die teilweise sehr erheblich 


abweichenden Meinungen der Autoren über den normalen Aufbau 
des retikulären Gewebes in Milz, Lymphdrüsen und Knochen- 
mark und die morphologischen Beziehungen : zwischen Retikulum- 
zellen und Endothelien eingehend erörtert und auf die Schwierig- 
keiten hingewiesen, die sich für die Ableitung genetischer Schlüsse 
aus dieser Unsicherheit ergeben. Von besonderer Bedeutung ist 
hier die von Rössle-Yoshida vertretene Identität des retikulären 
Stützgewebes in den Lymphknoten mit den Gitterfasern und den 
an sich durchaus uncharakteristischen Gitterfaserbildungszellen, die 
weder von den adventitiellen Zellen der Kapillaren und Geläße 
noch von den Endothelien der Lymphsinus zu unterscheiden sind, 
in dem indifferenten Zustand „halber Ausreifung“ beharren und 
mit der Möglichkeit weiterer Differenzierung sei es zu Bindegewebs- 
zellen oder zu Endothelien begabt sind. In gleichem Sinne fabt 
Matsiu Yoshio für die Milz Sinusendothelien und Retikulumzellen 
unter dem gemeinschaftlichen Namen der Gitterfaserbildungszellen 


zusammen. Thomé, Weidenreich, Rössle-Yoshida, Downey 


und andere setzen das Endothel der Sinus in den Lymphknoten 
als einen Teil des allgemeinen Retikulums. 


Aber neben der rein morphologischen Untersuchung macht 
sich neuerdings in der Erforschung der Histiogen 


ese des Morbus 
Gaucher eine andere Methodik geltend. Sie knüplt an die 
Aschoifsche Lehre vom „retikulo-endothelialen Apparat“, ode 


genauer genommen an die umfassendere des Aschoff-Kiyon® 
schen „Histozytensystems“ an. 


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2. November 


| 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44 - 


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Wie bekannt, ist die Grundlage für die Aufstellung dieser 
Systeme im Gegensatz etwa zum myeloischen oder Iymphatischen eine 
wesentlich funktionell-biologische. Intravenöse Injektion bei Tieren von 
sauren kolloidalen Farbstofflösungen der Azo- oder der ee le 


` (Pyrrholblau, Trypanblau) oder von Lithiumkarmin, wie sie E. Go 


mann und unter Aschoff namentlich Kiyono zur Vitalfärbung vor- 
genommen haben, führt zu einer Speicherung des Farbstoffes in den 
fixen Histiozytenstammzellen (Histioblasten), d. i. den Retikulumzellen ı 
und Endothelien der hämatopoetischen Organe, auch der Nebennieren 
und den Kupfferschen Sternzellen der Leber. Ein Teil dieser Elemente 
aber wird zu freien Histiozyten, rundet sich, gewinnt an Speicherungs- 
fähigkeit, wird zum wandernden speichernden histiozytären Mikro- 


hagen. Überfütterung von Kaninchen, weißen Ratten, Mäusen mit 


holesterin (Chalatow, Anitschkow, Versé a. A.), mit Lipoid-Ei- 


. weißgemischen oder parenterale Einverleibung von Nutrose-Kaseinogen- 


natrium (Kuszynski) bewirkt phagozytäre Speicherung im nämlichen 
Zellsystem, was Anitschkow für die „Cholesterinesterphagozyten“ 
durch gleichzeitige intravitale Trypanblaufärbung noch besonders ver- 
deutlichen konnte. Auch experimentelle Bakteriämien vermögen, wie 
insbesondere für die Typhusbazillen Mallory bereits 1898 erwies, die 
jetzt als „Histiozyten“ gekennzeichneten Zellen der Milz, Leber, Lymph- 
lasten und des Knochenmarks zur Abwehrreaktion (defensiven Re- 
aktion), zur Wucherung und Bakteriophagie zu verlassen (vergl.Mandle- 
allorys endo thelale Leukozyten, Goldmanns 

Pyrrholzellen, a EES RER Histiozyten, Lubarschs Makro- 
hagen sind gleichwertige Elemente des funktionell zusammengefaßten 

ystems. Zu dem Histiozytensystem zählen auch die Klasmatozyten 

Ranviers oder Maximows ruhende Wanderzellen, im besonderen 
(Aschoff, Eppinger) auch die adventitiellen und periadventitiellen 
Elemente an den Blutgefäßen. Wie im Tierexperiment durch die 
Speicherung des fremdartigen Körpers, so wird im menschlichen Or- 


ganismus die funktionelle Bedeutung des Systems durch seine hervor- - 


ranne Beteiligung am Pigment- (Eisen-) und Fettstoffwechsel deut- 
lich. Fette und endogene Pigmente werden aufgenommen oder erst 
in den Zellen gebildet. Lubarsch hat durch seine umfassenden Unter- 


suchungen über die Ablagerung fetthaltiger Substanzen und eisen- - 


haltiger Pigmente bei Säuglingen die weite Ausdehnung des „Makro- 
hagensystems‘ aufgedeckt, das namentlich in seinen perivaskulären 
(auch peribronchialen) Lokalisationen weit über die Retikuloendothelien 
sensu strictiori hinausreicht. | 
Da auch beim Morbus Gaucher eine Speicherung durch Elemente 
der retikulo-endothelialen Gruppe vorliegt, so werden die experimentellen 
Ergebnisse Goldmanns, Aschoff-Kiyonos oder Kuszynskis, wie 
neuerdings bei Epstein, für die Beantwortung der Histiogenesefrage 
der Gaucherzellen herangezogen und kurzerhand zu histiogenetischen 
Analogieschlüssen benutzt. Da Nachweis der gleichen Reaktions- 
fähigkeit von Endothelien und Retikulumzellen bei der Karminspeiche- 
rung in Aschoff-Kiyonos Versuchen läßt die scharfe Abtrennun 
der beiden Zellarten nicht mehr gerechtfertigt erscheinen (Barät), un 
nachdem durch Aschoff und seine Schule neben der morphologischen 
auch die enge funktionelle Zusammengehörigkeit der beiden Zell- 
arten gezeigt ist, ist bei der prinzipiellen Wesensgleichheit der 
Retikulum- und Endothelzellen der Streit über diese oder jene Histio- 
enese „ziemlich müßig“ (Fahr). Offenbar knüpft die histiogenetische 
efinition des Morbus Gaucher als Systemerkrankung des gesamten 


_ retikulo-endothelialen bzw. histiozytären Apparates in Milz, Leber, 


Lymphdrüsen und Knochenmark durch Epstein nicht sowohl an die 
rein morphologischen Befunde, als besonders an die Vorstellung der 
retikulo-endothelialen biologisch-funktionellen Zusammengehörigkeit, 
die als beherrschender Gesichtspunkt in Epsteins Ausführungen immer 
wieder erkennbar wird. 
Eppinger und H. Jaffe, vielleicht auch bei Barát und’ Waugh 
und Mac Inthosh zu, wenn sie die Gaucherzellen von den „Retikulo- 
endothelien“ ableiten. 
‚, Ich halte es bei aller Anerkennung der Aufklärung funktionell- 
biologischer Beziehungen für verfehlt, in die rein morphologische Frage 
genetischer Zellbeziehungen funktionelle Gesichtspunkte entscheidend 
einzuführen, Zellkategorien, die sich im Speicherungsexperiment gleich 
verhalten, trotz offensichtlicher mo hologischer Unterschiede zu ver- 
schmelzen und vor allem die Ergebnisse des Speicherungsversuches 
der einen Art ohne weiteres auf eine Speicherungsform der anderen 
zu übertragen. Mandlebaum-Downey, die zuerst für die Histio- 
ponosoirago des Morbus Gaucher die modernen experimentellen zyto- 
ogischen Ergebnisse Aschoff-Kiyonos, Anitschkows usw. zum 
Vergleich heranzo en, und weiterhin auch Mandlebaum selbst (1919) 


haben bereits mehrfach auf mancherlei Unstimmigkeiten und grund- 


sätzliche Verschiedenheiten in dieser Richtung hingewiesen. Es gibt 
bei der Mobilisierung des Histiozytensystems nicht nur die von 
Kuszynski und Epstein betonten individuellen Unterschiede der 
Speicherungstendenz unter den zelligen Einzelindividuen einundder- 
selben Gewebsart, sondern die Verschiedenheit betrifft auch ver- 
schiedene Gewebsformen des Systems als Ganzes bei gleicher Ätiologie 
und erst recht bei verschiedener Ätiologie. Das Endothel der Blut- 
und Lymphgefäße zeigt keineswegs dieselbe Aktivität der Phagozytose 
wie das Endothel der Lymphsinus. Bei der Intravitalfärbung besitzen 

phdrüsensinusendothel und die Retikulumzellen der lympha- 
en Substanz eine erhebliche Avidität für den Farbstoff, die den 


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Und sicherlich trifft dies: ähnlich bei 


Retikulumzellen der Keimzentren fast ganz oder überhaupt abgeht. 
Ferner laufen die histiozytären Reaktionen bei experimenteller Lipo- 
idämie und Vitalfärbung keineswegs ganz parallel; sie sind weit aus- 
ee bei ersterer, ja, betreffen bei Chalatows Cholesterin- 
ütterungsexperimenten in erster Linie auch Epithelzellen („Myelinose“ 
der Nebennierenrindenzellen, der re und Leberepithelien). 
Die histiozytäre Reaktion bei der Intravitalfärbung wirft große ein- 


kernige farbstoffkörnchenhaltige Makropbag n aus Milz, Leber, Knochen- 


eren Bildung sich auch die Pulpazellen 


mark usw. in das Blut, an 


der Milz als „Splenozyten“ beteiligen (Kiyono); die Cholesterinester- 
phagozyten Anitschkows werden dagegen kaum in der Zirkulation 
getroffen, und die Pulpazellen spielen bei sonstigen ‚Speicherungen 
keine Rolle, werden überhaupt als Glied des retikulo-endothelialen 


Systems z. B. von E. J. Kraus entschieden abgelehnt. Sicherlich ge-- 
nügen diese Beispiele als Unterlage für den zutreffenden Schluß 
Mandlebaum-Downeys, daß die Elemente des retikulo-endothelialen 
Systems auf verschiedene Reize auch wechselnd reagieren (they „react 
in various ways to many forms of irritation"). Ea 

Man kann die Gaucherzellen also gewiß als durch die Speicherung 
der Gauchersubstanz spezifisch veränderte Histiozyten auffassen. Aber 
gleichwohl wird man z.B. nicht mit Epstein aus der Beteiligung 
„der histiozytären Elemente der Milz und zwar sowohl der Retikulum- 
zellen als auch der diesen sehr nahe verwandten Sinusendothelien“ an 
der Karminspeicherung schließen dürfen, daß auch „die Gaucherzellen 
histiogenetisch mit den Sinusendothelien und den retikulären Pulpa- 


elementen in Zusammenhang stehen“, oder mit Barát, daß nach der 


durch Aschoff und Kiyono gezeigten gleichen Reaktionsfähigkeit 
von Retikulum- und Endothelzellen auch bei Morbus Gaucher nun 


„dieselbe unbekannte Ursache an den beiden Zellarten dieselbe morpho- 
logische pnd biologische Veränderung hervorruft“. 


Es dürfen danach also für die Histiogenese der Gaucher- 
zellen allein die rein histiologischen Ergebnisse den Ausschlag 


geben und zwar auf einer Grundlage, die Retikulumzellen und Endo- 


ihelien morphologisch als zwei selbständige Gewebsarten trennt. 


Auch hier ist der Hauptgegenstand der Untersuchung die 
Milz, und die Erörterung des endothelialen oder retikulären Ursprungs 


der Gaucherzellen hat von diesem Organ ihren Ausgang genommen. 


Immer wieder entsteht die Frage, ob die scharf begrenzten, mehr 
oder minder rundlichen Gaucherzellnester, die in die Pulpa ein- 
gelagert sind, den erweiterten venösen Sinus entsprechen und, was 
nicht dasselbe ist, hier die.Gaucherzellen durch die Wucherung und 
Vergrößerung der Sinusendothelien geliefert werden. Eindeutig er- 
wiesen durch E. J. Kraus ist nun in der Milz allein die Entwick- 


lung der Gaucherzellen aus dem Retikulum, das bei seiner rein 


zelligen Natur (Weidenreich, v. Ebner und Helly) ein netz- 
artigesSynzytium darstellt. In Kraus’ „frischem, noch progredientem“ 
Säuglingsfall zeigt sich außerhalb der Gaucherzellnester die Um- 
bildung der in der Norm kaum sichtbaren Retikulumzellen zu großen, 
geweihartig verzweigten Zellkörpern und die. Loslösung der sich 


charakteristisch umgestaltenden ganglienzellähnlichen oder lang- 


spindligen Gaucherzellen aus dem synzytialen Verband (l. c.Abb.1—7). 


Epstein traf bei den Bildern gleichartiger Genese eine lebhaft ge- 


steigerte Anbildung retikulärer Histiozyten, d. h. also der Vorform 


der Gaucherzellen. Häufen sich diese an umschriebener Stelle und . 


drängen solche Nester die benachbarten Sinus- und Pulpastränge 
zur Seite, so können sie, wie schon Risel fand, eine scharfe Um- 
grenzung erhalten und gefüllten „venösen Sinus zum Verwechseln 
ähnlich sehen“. Ich möchte dabei (vgl. meine Befunde Teil IT) 
besonders betonen, daß Endothelien angrenzender, total komprimierter 


‚ und verödender Sinus in die Begrenzung des Nestes eingehen, 


wohl auch die umgebenden Pulpaelemente durch den Druck 
des sich vergrößernden Gaucherzellkomplexes abgeplattet und zu 


völlig endothelähnlichen Formen. umgewandelt werden können, : 
während die Retikulumfasern der Umgebung notwendig eine ent- 


sprechende zirkuläre, tunikaartige Anordnung erfahren. Ein Teil 
der fasrigen Zellfortsätze mag in diesen Nestern intravital verloren 
gehen oder postmortal abbrechen. Aber Mallorys und Biel- 
schowskys Methoden der Darstellung der kollagenen und Gitter- 


fasern erweisen in ihnen stets ein zartes Fibrillennetz [de Jong ' 
und van Heukelom, E. J. Kraus (Fall 1), meine Befunde, Mandle- 


baum (1912) an einem Teil der Nester (und Epstein)], das nicht 
selten „sehr vollständig“ ist, einzelne Zellen oder einige wenige in 
kleinen Gruppen maschenartig einscheidet und oft mit dem Zell- 
kontur innig verschmolzen ist — wiederum eindeutige Hinweise auf 


die genetische Beziehung zum Retikulum. Dieselbe enge Verbindung 


zwischen Fasernetzwerk und eingelagerten Zellen sowie Fasern und 


 Zellkontur ergibt sich in den größeren Feldern von Gaucherzellen, 
nur daß hier die ‚Retikulum-(Gitterfaserbildungs-)zellen mehr zur 


Produktion kollagener, d. h. auch nach van Gieson darstellbarer 
Fibrillen neigen. Endlich gehen auch innerhalb der Malpighischen 


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1528 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK —.-Nr., 44. 2. November 
Körperchen die Gaucherzellkörper aus den Retikulumzellen hervor. 
Der Schwund der Körperchen erfolgt durch zentripetalen Ersatz des 

` Iymphadenoiden Gewebes (Epstein, Fall 3). | 
Die Anordnung der Gaucherelemente in Nestern ist nach 
E. J. Kraus dadurch bedingt, daß die großen lichten Zellen über die 
ganze Milz im Maschenwerk des Retikulums diffus eingebettet sind, 
daß aber die Milzsinus, die an der Umwandlung unbeteiligt sind, 
das „Bild einer kontinuierlichen diffusen Zellmasse“* verhindern; 
sie „zerteilen dieses Meer von Zellen in annähernd gleichgroße 
runde Herde“, und diese topographische Beziehung bedingt den „alveo- 
lären“ Charaker, bis zu gewissem Grade die Größe auch der Alveolen. 

Ich halte diese Vorstellung nicht für zutreffend. Denn wenn auch 
Gaucherzellnester öfters rings von komprimierten, vielfach spalt- 
förmigen leeren Sinus umgeben sind (vgl. u. Abb. 5),.also hier in ihrer 

.. - Form einer Masche des Venensinusgeflechts entsprechen, so sind 
doch, wie Kraus’ eigene Abbildung (l. c. Abb. 9) lehrt, zwischen 
.den Nestern allermeist reichliche breite Pulpastränge mit zahlreichen 

Sinus gelegen, so daß ein formengebender Einfluß der letzteren auf 
die Anordnung der Gaucherzellen hier nicht anzunehmen ist. Die 
Nester sind also kaum etwas Anderes als der Ausdruck der poly- 
zentrischen, an zahllosen Punkten der Pulpa. einsetzenden und sich 
zentrifugal ausbreitenden Wucherung, Vergrößerung -und Umbildung 

der Retikulumzellen. | 

- Aber in anderer Richtung der Histiogenese ist das Verhalten 
der Sinusendothelien in dem Kraus’schen Fall von besonderer 

Bedeutung. Sie sind hier unbeteiligt an der Produktion der Gaucher- 

zellen, aber durch dichte Einlagerung feiner Hämosiderinkörnchen 

wie bestäubt, so daß sie auf den Schnitten bei der Turnbuliblaureaktion 
in Pulpa und Gaucherzellmasse besonders scharf hervortreten. Nichts 
. spricht eindrucksvoller für die funktionelle Unabhängigkeit der Reti- 
kulumzellen und Sinusendothelien bei der Histiogenese des Morbus 
` Gaucher und für die Unzulässigkeit, die Zellbeteiligung bei den 
histiozytären Speicherungen verschiedener Atiologie von der einen 
auf die andere im Sinne der Histiogenese grundsätzlich zu über- 
tragen, als dieser. Befund, der beim Morbus Gaucher keineswegs 
vereinzelt ist, sondern sieh in morphologisch durchaus gleicher Art 
' bei Schlagenhaufer und in meinem eigenen Material wiederholt. 
Karminspeicherung oder Lipoidspeicherung zeigt keinen Unterschied 
im Verhalten der Retikulumzellen und der Endothelien der Milz. 


_ grenzender obliterierender Sinus entstanden, und das Fehlen des zarten 
Faserretikulums im Innern der Nester kann sicherlich als sekundär. 
gedeutet-werden, weil es auch in den Nestern zweifelsohne retikulum- 
zelliger Herkunft nicht selten mehr oder minder defekt sich darstellt. 

_ Auf der anderen Seite läßt es sich nun freilich nicht leugnen, 
daß in der Tat — wie häufig sei dahingestellt — auch Gaucher- 

‚zellen einzeln, in kleineren. oder größeren Komplexen tatsächlich 
auch innerhalb. der venösen Sinus zu treffen sind, die als solche, 

wie z. B. im Fall Risels, durch Endothelien mit dichtem bräunlichen 
körnigen, teilweise eisenhaltigen Pigment zweifelsfrei gekennzeichnet 
sind. Aber ebenso sicher hat sich erweisen lassen, daß in solchen. 

Fällen Gaucherzellen sekundär in die Sinus hineingelangen und- . 
zwar durch Einrisse der Sinuswand (de Jong und van Heukelom, 
Risel, Mandlebaum-Downey, Waugh und Mac Intosh). 
| Mandlebaum (1919, Fall 1), ebenso Waugh und Mac Intosh 
vermochten sie in Form von Kommunikationen -der Sinusräume 
mit der Pulpa oder mit Nachbarsinus festzustellen 15). Die eìn- 
wuchernden Gaucherzellen durchmischen sich mit dem blutigen Inhalt, 

| breiten sich mehr oder weniger. regelmäßig über noch erhaltene 

Endothelien der Wand. aus, wachsen buckel- oder zungenförmig in 
das Lumen oder füllen den Sinus gänzlich, erweitern ihn und gelangen 
von einem Sinus in den anderen. Mandlebaum-Downey möchten. 
in dieser Art des Einwachsens die Haupiquelle der Gaucherzellen 

innerhalb der venösen Sinus sehen, E. J. Kraus, der abgesehen . 

von den Biuträumen der Kavernome keine Gaucherzellen in den 

Blutgefäßen der Milz zu Gesicht bekam, läßt den Vorgang höchstens 

als Ausnahme gelten. Immerhin wird er als solcher von niemand 

bestritten und wird gerade von Kraus selbst in der Wand der 
kavernösen Hohlräume als Regel festgestellt. Es liegt auf der 

Hand, daß bei der Ansiedlung und Ausbreitung eingewucherter 
Gaucherzellen an der Innenfläche der Sinuswand das Endothel teils 
erhalten bleibt, teils zugrunde geht und die Durchmischung der 
Gaucherzellen mit den Endothelien zu täuschenden „Übergangs- 
bildern“ führen kann. | 


Die Frage der Entstehung der Gaucherzellen aus dem Sinus- 
endothel der Milz ist danach noch immer eine offene, trotz der 


‚neuerlichen Befunde Epsteins, die sämtlich der Darstellung von 
Kraus gegenüberstehen ®). | 


; ! n u En Eine histiogenetische Beziehung von besonderer Eigenart haben 
f a Hier dagegen speichern die retikulären Histiozyten die. Gaucher- | für die Gaucherzellen der Milz ganz neuerdings Waugh und Mac 
i pei | substanz, die endothelialen Histiozyten auf das Intensivste hämo- | Intosh berichtet). Sie beschreiben in der durch Splenektomie 
A pa globinogenes Pigment! 5 E gewonnenen Gauchermilz eines jährigen Mädchens neben der Um- 
‘ I = > Es ist somit zum mindesten so viel sicher, daß es Fälle von | wandlung der. Sinusendothelien in Gaucherzellen die Genese der 
a BE u Morbus Gaucher gibt, in denen die Quelle der Gaucherzellen in | letzteren aus den spindligen und sternförmigen Adventitialzellen 
| h É . der Milz ausschließlich in den Retikulumzellen gegeben ist. 


nackter größerer und kleinerer Arteriolen („Marchands Adventitial- 
zellen“, „Perithelien“) in der Umgebung der‘ Malpighischen 
Körperchen (S. 601). Über das Stadium kleiner undifferenzierter 
basophiler Elemente, die sich mitotisch teilen, kommt es zunächst 
zur Myeloblastenbildung, und aus diesen Elementen gehen unter: 
Umwandlung des basophilen in oxyphiles Plasma, wie sie auch bei 
der Gaücherzellbildung aus dem Sinusendothel erfolgt, die reifen 
Gaucherzellen hervor. Das Fehlen der Oxydase in den Myeloblasten 
fällt, da auch sonst an Schnittpräparaten vorkommend, nicht ins - 


Weit weniger beweiskräftig sind die Argumente, die zugunsten der 
Gaucherzellentwicklung aus den Sinusendothelien beigebracht werden: 
die scharfe. Abgrenzung der „Sinusnester“, die dichte Fibrillenhülle, 
die Erfüllung mit Blut, das nur wenige freie Gaucherzellen ein- 
schließt oder andere Male von Gaucherzellen eingefaßt ist, die „aus | 
den Endothelien hervorgegangen sind“, das Fehlen von interzellulären 
Fibrillen innerhalb der Alveolen, endlich das Verhalten der Endothelien 
selbst, das allerdings nicht gleichsinnig verwertet wird. Abgesehen von 
'bypertrophischen „vakuolisierten“ Endothelien und den Dhersiigei 


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Ann andot: Gewicht. Die endo- und perithelialen Zellen sind die embryonalen 

1 (z. B. Epstein, Fall 1 und 2), die bei Waugh und Mac Intosh, | Blutbildnuer und posiiötal der Sitz schlummernder Myelopotenz. 

en r auch bei Epstein abgebildet werden und nach Barát stufenweise | Freilich gehen aus ihrer myeloiden Metaplasie hier nur wenig normale 

un Er auf dem ‘Wege über kubische und zylindrische Form erfolgen sollen, | Zellen hervor — neben den Myeloblasten auch Eosinophile oder 

; ri. wird das völlige Fehlen von Endothelien an den „sinusfüllenden“ | uninukleäre Neutro- und Basophile. Die überwiegende Zahl zweigt 

; j 2.08 Alveolen teils gegen (E. J. Kraus), teils für (Mandlebaum- | in der Weiterdifferenzierung der Myeloblasten (l. c. Abb. 1 und 3) 

7 ; Pign Downey, auch Barát) die endotheliale Genese angeführt. Ebenso | zu, einem Seitenweg ab und wird unter Vergrößerung und diffuser 

1 siah, das Vorhandensein von Endothelien unterhalb aufgelagerter Gaucher- | Oxyphilie zur Gaucherzelle. Die oxyphile Substanz bedeutet für 

i i Mu zellen‘das eine Mal gegen deren endotheliale Herkunft (beim „Fehlen | Waugh und Mac Intosh eine Steigerung oder Perversion normaler 

} i IE : von Übergängen“, Mandleb aum, 1912), ein anderes Mal wiederum | Reifungsvorgänge mit Anhäufung azidophiler Stoffwechselprodukte, 
1 ihr zu ihren Gunsten. Nach Epstein, auch nách Waugh und Mac 


der ganze Vorgang der Gaucherzellbildung eine perverse Myelopoes® 


Intosh werden die Sinusendothelien unterhalb der von ihnen pro- | oder Dysmyelopoese. Möglicherweise entwickelt „später“ das eng 


- duzierten Gaucherzellen wahrscheinlich erst von einer gewissen 


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i ER. Höhe des Innendruckes ab nicht mehr ersetzt. Daß die scharfe | 15) Risel läßt die Sinuswandrisse als Fólge der Zerrung durch 
i 1.5 alveoläre Umgrenzung der Nester keineswegs die Retikulumzellen- | die kolossal schwellenden Retikulumzellen entstehen. 

? E f genese ausschließt, wird auch da zugegeben, wo die Deutung eines 16) Auch die Vermutung Epsteins, daß im Anfangsstadium des 
Hi | Pt Teiles der Alveolen als von Gaucherzellen erfüllte, dilatierte Sinus | Prozesses mehr die Retikulumzellen, im späteren mehr die Sinus- 
E ae außer Zweifel gelassen wird. Blutungen aus Rupturen komprimierter, | endothelien zu proliferativer ae ‚und Umwandlung in Gr 
i | pal partiell gedehnter Sinus in geschlossene Alveolen hinein können Gaucherzellen gelangen, wird sicherlich dadurch nicht gestützt, 


En E 
MEE LA 


hi Tenat am 
. -, Fr - 
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Beam wen ira A 


| den Zelkomplex völlig aufwühlen und bis auf eine peripherische 
In Zellage vernichten. Die fibrillären Hüllen und ihre Auskleidung 
Be durch „endotheliale* Zellen sind, wie schon vorher angedeutet, 
we Artefakte, als Folge des gleichmäßigen Druckes aus den Nachbar- 
Bu elementen der Pulpa und durch Anlagerung von Endothelien an- 


'z. B. im Falle an nach mindestens 36jährigem Abla 
für die ‘Histiogenese des Gaucherzellgewebes allein die Retikulum- 
zellen in Betracht gezogen werden konnten. | 


17) Histologisch ähnliche bzw. gleiche und von ihm gleichartit 


gedeutete Befunde erhob schon 1913 Sapegno. Doch ist sein F 
als Morbus Gaucher nicht ganz sicher; vgl. Teil II, 


aiik 


. gellen sind. 


2. November. | | 
[e , i : z 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. l 1529 


verwandte Retikulum eine ähnliche Tätigkeit, deren Andeutungen 


in Gestalt einer Azidophilie und Hypertrophie der Adventitialzellen 


der kleinen Arterien auch Foot und Ladd nicht entgangen seien. 
Ohne diese histiogenetische Ableitung, die die Gaucherzellen hier 
zu den Klasmatozyten der Adventitia und Periadventitia in Beziehung 


setzt, irgendwie zu bestreiten, ist die Deutung der Autoren ohne 


Zweifel abwegig. Denn es gibt, von den Befunden in anderen 
Organen, z. B. in der Glissonschen Kapsel der Leber (vgl. u.) ab- 
gesehen, in der Milz gleich „frühe“, der histiogenetischen Feststellung 
günstige Stadien, wie z. B. beim Säugling im Falle E. J. Kraus, 
wo weder Endothel, noch adventitielle oder periadventitielle Histio- 
zyten, sondern ausschließlich Retikulumzellen Quelle der Gaucher- 
Weiter werden myeloische Zellformen in manchen 
ällen von Morbus Gaucher in weit ausgeprägterer Form — neben 
baso-, eosino- oder neutrophilen Myelozyten und eosinophilen Leuko- 
zyten auch Normoblasten und Megakaryozyten — und nicht nur in 
der Milz, sondern auch in Lymphknoten und in den Leberkapillaren 
getroffen. 
medullärermyeloischerReaktion, sondern umgekehrt dasmyeloische 
Gewebe ein gelegentliches Begleitprodukt der Gaucher- 
zellbildung. | : 
Je mehr neben den Retikulumzellen an der Speicherung der 
Gauchersubstanz und der Gaucherzellbildung in bestimmten Fällen 
such die adventitiellen und periadventitiellen Histiozyten sich be- 
teiligen, desto eher kann unter Umständen zugleich die in den 
Gefäßwandzellen von der Embryonalzeit her schlummernde Fähigkeit 
zur Blutzellbildung belebt werden, die (vergl. auch bei Epstein) 
für die postfötale extramedulläre Myelo- und Erythropoese von 
R. Paltauf besonders betont wurde und z. B. auch bei der 
myeloiden Umwandlung der Milz die Lokalisation der ersten An- 
fänge des Prozesses im perivaskulären Bindegewebe bestimmt. Das 
Zutreffende dieser Deutung, die die myeloische Produktion als eine 
Art fakultativer Leistung der speichernden perivaskulären Elemente 
anspricht, wird sicherlich dadurch besonders unterstrichen, daß auch 
bei der experimentellen Lipoidophagie, wie Vers& mitteilt, „in der 
Milz, wie beim Morbus Gaucher, Knochenmarksriesenzellen neben 
anderen myeloischen ‚Elementen auftreten“. So ist die adventitielle 
und periadventitielle Gaucherzellbildung an den Arteriolen in der Milz 


' wiederum nichts als ein besonderer Ausdruck des histiozytären Speiche- 


rungsprozesses, der die Bildung der Gaucherzellen überhaupt veranlaßt. 
Schwierig ist die Frage nach der Histiogenese der Gaucher- 


zellen in derLeber. Sie ist im Histiogenesekapitel recht eigentlich . 


das Schmerzenskind der Autoren. Der genetische Zusammenhang 
der Gaucherzellen in den Kapillaren der Läppchen mit dem Kapillar- 


endothel oder der mit diesem identifizierten Kupfferschen Stern- 


zellen, bisher bestritten (vergl. Risel, Mandlebaum-Downey, 
E. J. Kraus), wird neuerdings von.Barät und Epstein vertreten. 
Sicher ist demgegenüber auch nach meinen Befunden, daß die Gaucher- 
zellen im Kapillarlumen und die Leberzellen nicht selten durch 
platte Endothelien, die in voller Passivität verharren, getrennt sind. 
So hat de Jong und van Heukeloms.sowie Risels Theorie der 
lienogenen Einschleppung, die sich besonders auf die gelegentlichen 
Befunde von freien Gaucherzellen in der Lichtung von Pfortader- 
ästen ‚stützt, bei einigen (Mandlebaum-Downey, Rusca) Zu- 
stimmung gefunden, wenn freilich auch der Schluß de Jong und 


van Heukeloms, daß das Wachstum der Leber nach Milzexstir- . 


pation, wie in ihrem Falle, für eine Vermehrung des lienogenen 
Gaucherzellmaterials in der Leber spricht, schon deswegen unzu- 
lässig ist, weil ja ein bedeutender Teil des Gaucherzellbestandes 
der Leber gar nicht innerhalb der Läppehenkapillaren, sondern in 
den Zügen der Glissonschen Kapsel gelegen ist, für deren Gebiet 
eine Embolie auf dem Pfortaderwege ausscheidet. E. J. Kraus 
lehnt die  „Einschleppungstheorie“ u. A. deswegen ab, weil die 
intrakapillären Gaucherzellbefunde beim Säugling gerade die Zentren 
der Läppchen (die „Stauungsstraßen“) bevorzugen, Anzeichen von 


 ‚Zirkulationsstörungen bei Verschleppung so bedeutender Zellmassen 


fehlen und andrerseits eine starke Verdiekung der Gitterlasern 
gerade in den von Gaucherzellen besetzten Läppchengebieten zu 
finden sei, die am einleuchtendsten durch den Einfluß von Ver- 
änderungen autochthoner Zellelemente erklärt wird. Als Matrix 
käme 'etwä das „Grenzhäutchen“ der Leberkapillaren in Betracht, 
eine .dem protoplasmatischen Retikulum der blutbildenden Organe 


"ähnliche Bildung, . die auch zugleich Matrix der Gitterfasern ist. 


Diese Art der Genese füge sich am ehesten in den Rahmen des 
Morbus Gaucher als Systemerkrankung. 
Die kleinen Gaücherzellgruppen und -alveolen in den Zügen 


‘der Glissonschen Kapsel, die, wie der Säuglingsiall Ruscas und 


Nicht die Gaucherzelle ist hier der „Abzweig“ extra- 


meine Befunde (vergl. Teil II) erweisen, erst nach der Erfüllung der 
Läppchenkapillaren entstehen, hatte Bovaird von den „Lymph- 
spaltenendothelien“ hergeleitet. Die jüngste Auffassung (Epstein) 
greift auf die präexistenten Klasmatozyten des’ interazinösen Binde- 


‘ gewebes zurück, die „wohl als Wandbelag der interlibrillären 


Lympbhspalträume“* aufzufassen sind. Also kaum etwas anderes als 
eine Änderung im Namen. Denn ein Endothel im üblichen Sinne 
wäre auch natürlich die diskontinuierliche Auskleidung der Lymph- 
spalten "nicht. Besteht die von Mandlebaum-Downey wieder- 
gegebene Ansicht J. S. Fergusons zu Recht, daß Gitterfasern 
nebst ihren Bildungszellen sowohl im kollagenen Bindegewebe wie 
in der Wand der Blut- und Lymphgefäße regelmäßig und in der 
Gefäßwand sogar in größter Menge zu finden seien, so würden die 
Gaucherzellen im Gebiet der Glissonschen Kapsel, in der Umgebung 
und innerhalb der Adventitia, überhaupt in der Wand der Portal- 
venen ebenso Abkömmlinge von Gitterfaserbildungszellen, d. h. also 
wiederum von Retikulumzellen wie von Bindegewebshistiozyten 
(Klasmatozyten) sein können. In dieser Richtung vermögen Mandle- 
baum-Downey sich nicht bestimmt zu entscheiden. Die eigentüm- 
lichen Züge oft langgestreckter und synzytial verschmolzener Gaucher- 
zellen, die sei es aus dieser oder jener Zellmatrix besonders um die 
Pfortaderäste und in ihrer Wand sich entwickeln, haben Mandle- 
baum-Downey geschildert und abgebildet (1. c. Abb. 13; auch Abb.9). 


Ähnlich würden auch die Gaucherzellen in -der unmittelbaren Um- . 


gebung mancher Zentralvenen der Läppchen entweder .aus peri- 
adventitiellen Klasmatozyten oder aus Fergusons Retikulumzellen 
hervorgehen. Für die individuell wechselnde Zunahme des Kapsel- 
bindegewebes muß die Bildung der Gaucherzellen den Wachstumsreiz 
abgeben. Denn die Bindegewebsvermehrung erfolgt nie ohne gleich- 
zeitige Gaucherzelleinlagerung. Mandlebaum hatte dabei besonders 
an zerstörte und zerfallende Elemente gedacht. | 


Auf sichererem Boden steht wieder die Gaucherzellgenese in 
den Lymphknoten. Da sich diese im Einzelfall durch sehr ver- 
schiedene Grade des. Befallenseins auszeichnen und neben vor- 
geschrittenen auch frühe Stadien der Umwandlung aufweisen, so 
haben Mandlebaum-Downey sich für die Aufklärung der Histio- 
genese dieses günstigen Objektes bei einem 4!/,jährigen Knaben 
bedient. Die Bilder, die sie hier an bedeutend vergrößerten Lymph- 
knoten aus dem Retroperitoneum und besonders aus der Umgebung 
der Milzvene erhielten, stehen an Beweiskraft den von E. J. Kraus 
aus der Säuglingsmilz berichteten nicht nach und lehren wie diese 


zwingend die Herkunft der Gaucherzellen vom zelligen Retikulum. 


Der erste Beginn der Gaucherzellbildung erfolgt in der Um- 
gebung der Lymphknötchen und gleichzeitig in den Keimzentren 
(vgl. Mandlebaum-Downey, Abb. 1—4), also an den Stellen, 
wo das Retikulum physiologisch besonders stark entwickelt ist 
(Downey) und auch unter anderen pathologischen Bedingungen 
in erster Linie reagiert. Die sich entgegenstrebenden und ver- 
einigenden Zonen treten dann an die Stelle des Knötchens. In 
diesen ersten Gaucherzellansammlungen gehen aus dem proto- 
plasmatischen, feinfasrigen Netzwerk lange, oft synzytiale Bänder 
und Züge hervor, deren Plasma und Kerne unter Aufnahme der 
Gauchersubstanz Gaucherzellcharakter annimmt. Extrem lange und 
dünne Einzelzeillen lösen sich aus diesem Verband; Retikulumfasern 
(Gitterfasern) können mit dem Zellkontur oder mit dem Plasmaleib, 
in diesen eingelagert, in fester Verbindung bleiben, als zartes 
Maschenwerk erbalten sein oder zugrunde gehen nel. Mandle- 
baum-Downey 1916, Abb. 5 und Mandlebaum 1919, Abb. 4). 


‚Die Umwandlung langer, schmaler, „oft geradezu spindliger‘‘ Gaucher- 


zellen in runde und rundliche in den zentralen Teilen der Lymph- 
follikel und Markstränge sah außerdem auch E. J. Kraus. Da 
Mandlebaum-Downey wiederholt im allgemeinen sowohl wie für 


-die Lymphknoten und die Glissonsche Kapsel (auch für das Knochen- 


mark, vgl. Teil III) gestreckte Formen der Gaucherzellzüge und den 


synzytialen Zusammenhang der Zellen durch Kompression, also als. 


Folge mechanischer Einwirkung erklären, so sei besonders hervor- 
gehoben, daß bei der Genese der Gaucherzellen aus den histio- 


zytären Retikulumzellen der Lymphdrüsen, der Milz oder den 


Klasmatozyten der Glissonschen Kapsel langgezogene Zellformen 
oder synzytiale Verbindungen des Gaucherzellplasmas als morpho- 
logische Phasen des Ablaufs der Histiogenese an sich auftreten, 
ohne irgend eine ersichtliche formgebende äußere Einwirkung. 
Offenbar wird dieses Moment von Mandlebaum-Downey selbst 
nicht verkannt. Wären die gestreckten Spindelformen Folgen der 
Kompression, so wären Gaucherspindelzellen in gleicher Häufigkeit 
z.B. auch gewiß in den dichtzelligen Alveolen der Milz zu er- 
warten. = 


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> 1530 


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‚' zyten) Mutterelemente von Gaucherzellen. Man muß ihn anatomisch- 
' histologisch in die allgemeine Gruppe der Histiozyten- oder Makro-. 


der ersten, später aufgegebenen Anschauung Brill-Mandlebaum- 


. zelligen Natur sowohl in den früheren wie in den späteren Stadien 


und der Leberkapillaren, das im Experiment, z. B. bei Karmin- 
` speicherung, eine besondere Aktivität entwickelt, bei der Speiche- 
zung der Gauchersubstanz sich passiv verhält. 


. geringen Zahl eingehender histiologischer Untersuchungen, die 


‚logisches Stützgewebe des Knochenmarks von E. Neumann schon 


lehnt Kraus, wie in den Lymphdrüsen, ausdrücklich ab. Epsteins 
bzw. endothelialen Histiozyten*“ der Lymphräume autochthon ent- | 


. zellen aus retikulären Histiozyten endgültig festgestellt, für das i 


-= Milz können adventitielle und periadventitielle Histioz 
Fällen die Quelle von Gaucherzellen abgeben.. 


‘ die Sinus der Lymphdrüsen, die Lymphgefäße des Knochenmarks 


die Leber auch sichere Beweise der „Einschleppungstheorie“ noch aus, 


_ gebnissen der tierexperimentellen Speicherungen die gesetzmäßig 


' Knochenmark, durch die spezifische Plasmastruktur und die mikro- 
alle zur Zeit bekannten Reaktionen auf Fett oder fettähnliche Stoffe 


u‘ 
= 


4 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — N. 4. , 2. November 

Für eine Beteiligung des Sinusendothels tritt, wenn man von folgt daraus von selbst die grundsätzliche Verschiedenheit gewisser Zu- 
stände, die allzu bedenkenlos ihm entweder morphologisch gleich- 
gestellt oder geradezu selbst als Morbus Gaucher aufgefaßt wurden 


und jedenfalls auf diesem Gebiet bereits einige Verwirrung an- 
gerichtet haben. > = 222 


Hier kommen zunächst Befunde inbetracht, die als erster 
H. W. Schultze (1912) in einem Fall hochgradiger diabetischer 
Lipämie in der Milz eines 27jährigen Mannes erhob. | 


Das mäßig vergrößerte Organ (17:9:4 em) auf dem Durchschnitt 
milchschokoladefarben mit spärlichen Malpighischen Körperchen, ent- 
' hielt mikroskopisch in der Pulpa zwischen den komprimierten Sinus- 
Reihen’ und Bälkchen großer heller Zellen von 30—60 u Dm. Das Plasma, 
| am nicht gefärbten Gefrierschnitt glänzend homogen, war am ein- 
gebetteten Gefrierschnitt exquisit -wabig-schaumig (vgl. l. c. Abb. 1), 
voll rundlicher Vakuolen, ergab bei negativer Doppelbrechung die für 
Lipoide, insbesondere Phosphatide positive Reaktion nach Smith- 
‚Dietrich und intensive Schwärzung der Zellen durch die Weigertsche 
Eisenhämatoxylinfärbung. Die Zellen entsprachen umgewandelten Reti- 
kulumzellen. Die Sinusendothelien waren unbeteiligt.. Die Veränderun 
charakterisiert Schultze als großzellige oder lipoidzellige Hyperplasie ` 
bei Diabetes; sie war auf die Milz beschränkt. PE 
~ ' Weitere Beobachtungen der gleichen Kategorie stammen von . 
Lutz (1914), J. R. Williams und M. Dresbach (1917) und Stamm: ° 
Fahr (1924). | | 


Libmans (1905 und 1909) absieht, allein Epstein ein, anscheinend 
ohne eigene Befunde, und auch hier wohl in bloßer Übertragung 
der tierexperimentellen Speicherungsversuche. Risel,. der in dem 
Lymphknoten die Genese aus den Retikulumzellen für die Regel 
hält, möchte die Beteiligung für später, gegen Ende des Prozesses, 
zulassen. Nach. den sehr exakten Befunden  Mandlebaum- 
Downeys und Mandlebaums ist das Sinusendothel unbeschadet 
seiner von manchen Autoren (vgl. oben) ‚behaupteten retikulum- 


der Lymphdrüsenumwandlung ohne Veränderung, und so bleibt 
auch hier der Neigung zu. histiogenetischen Analogieschlüssen aus 
den Ergebnissen der Speicherungsversuche am Tier die auffallende 
Tatsache entgegenzuhalten, daß gerade das Endothel der Lymphsinus . 


' Am stiefmütterlichsten behandelt ist, entsprechend der relativ 
Histiogenese der. Gaucherzellen im Knochenmark. Das als physio- 


1868 erkannte „Netz zarter verästelter Zellen“ kehrt in den An- 
gaben der meisten Autoren als „zelliges Retikulum“ wieder. Die 
genetische Verbindung der Gaucherzellen. mit diesem erschien | 
Risel noch deutlicher als in Milz und Lymphdrüsen, und auch 
Mandlebaum-Dow.ney halten, ähnlich wie E.J. Kraus, diese 
Histiogenese für sehr wahrscheinlich. Eine endotheliale Abstammung 


In den beiden Lutzschen Fällen diabetischer Lipämie bei einem 
53jährigen Mann und einer 36jährigen Frau waren die Milzen (215 bzw. 
200 g) kaum vergrößert, überhaupt makroskopisch ohne besondere Ver- 
änderung. Die wabigen Zellen messen in Fall 1 20—30 u, sind rund, .. 
der stets einfache Kern liegt exzentrisch, zuweilen ganz am Rand. Die 
Hauptmasse der Zellen enthält ein Phosphatid, zuweilen zugleich mit 
- Neutralfett oder mit Hämosiderin. Die Mallory-Methode stellt ein feines, 
‚hellblau gefärbtes Maschenwerk in ihnen dar. Auch hier gehen sie meist 
aus Retikulumzellen hervor und bleiben in ein fasriges Maschenwerk 
eingelagert. Stellenweise entstehen sie aber auch aus den Endothelien 
der Sinus, die überhaupt die wabigen Zellen in großer Zahl enthalten. 
Im Fall 2 ist der Inhalt der Zellen fast stets Neutralfett. Nur ganz’ 
wenige geben „bereits dieselbe Reaktion wie die Hauptmenge im 
ersten Fall“. Lutz nimmt allmähliche „myelinartige“ Umwandlung des 
. Neutralfettes. in Phosphatid an. Br | en en 


Auch hier ist: der Prozeß beide: Male auf die Milz beschränkt, 
insbesondere auch das: Knochenmark beide Male frei. Nur finden sich 
‚im ersten Fall auch zitronengelbe Herde in der Aorta und der Lungen- 
arterie, ähnlich wie sie Anitschkow in Fällen seiner experimentellen 
Lipoidzellhyperplasie durch die Speicherung‘ doppeltbrechender Chole- 
sterinester bei Kaninchen traf. AR: TE 
Im Williams-Dresbachschen Fall, dessen Material auch vot 
'Mandlebaum untersucht wurde, bestand bei dem im Koma ver- 
storbenen 27jährigen Diabetiker „wahrscheinlich“ Lipoidämie. Die leicht 
vergrößerte. Milz (330 g) war an der Oberfläche und auf dem Schnitt 
| obne u Sie enthält die meist runden oder ovalen ver- 
schieden großen Zellen, beim Fehlen von „Riesenzellen“, reichlich in 
der Pulpa; auch in die Peripherie. der sonst normalen Malpighischen 
Körperchen eindringend. Sie fanden sich ferner, weniger zahlreich 
und kleiner, auch in Lymphknoten aus dem „Duodenalmesenterium‘; 
einige, wohl von der Milz ‘dorthin gelangt (Mandlebaum), auch in 
den Leberkapillaren. Pigment (in den Lymphknoten) fehlt. Die großen 
Milzzellen enthalten Neutralfett in beträchtlicher Menge und RN 
‚brechendes Lipoid (Cholesterinester). Letzteres findet‘ sich auch in 
den Kupfferschen Sternzellen und in deutlicher Vermehrung in den 
‚hypertröphischen Zellen der Nebennierenrinde, besonders den Zellen 
| der Zona fasciculata, wieder entsprechend der experimentellen Lipoid- 
einlagerung bei Anitschkows Kaninchen und Meerschweinchen. 


~ In Fahr-Stamms Fall eines fast 6jährigen Mädchens lag ein 
atypischer Diabetes vor — atypisch sowohl ‘durch den gleichzeitigen 
Status pop ans wie durch die Komplikation mit pyelonephritischer 
Nierenschrumpfung, wie schließlich durch den Intensitätswechsel dar 
Glykosurie. Lipämie fiel für das Auge nicht. auf; chemisch wurde das 
Blut nicht untersucht. Hier traten auf der hellbraunen Schnittfläche 
der nicht erheblich vergrößerten Milz sehr zahlreiche feinste graue 
Sprenkel, Striche und: Pünktchen hervor, hellgraue Einsprengungen 


auch in dem: im ganzen sehr hellen, graugelblichen Leberparenchym. 
Im Iymphatischen Portalring und: in den Mesenterialdrüsen dichte Bin-- 


lagerung opaker mattgrau gefärbter Massen. Die Durchsetzung, mit 
den im Alkoholpräparat feinschaumigen Zellen (histiologische und histio- 
enetische Einzelheiten fehlen) war am stärksten in den Mesenterial- 

üsen, nächstdem im Iymphatischen Portalring, etwas schwächer m 
der Milz, am schwächsten in den Kupfferschen Sternzellen der Leber. 
Die Kerne waren teils gut erhalten, rund oder länglich, teils klein, 
pyknotisch, mit zackigen Rändern. Das intrazelluläre Lipoid gab posi- 
tive Doppelbrechung. Sudan und Nilblau negativ. Keine weiteren 
mikrochemischen Angaben. Gelegentlich einige Cholesterinkristalle. 
Dementsprechend erwies die chemische Analyse der Milzsubstanz unter 
den vermehrten Gesamtlipoiden vor allem ein starkes Vorherrschen der 
Cholesterinester (gegenüber freiem Cholesterin, Lezithin und.Fettsäuren). 


Angabe, daß die Gaucherzellen im Knochenmark „aus retikulären 


standen sind, ‚bleibt hinsichtlich der 'endothelialen Abstammung 
ohne Beweis. Dagegen lassen sich „gerade in den Knochenmarks- 
präparaten alle Zwischenstufen zwischen unveränderten retikulären 
Elementen und typischen Gaucherzellen zeigen“: . | 
Auf der Grundlage aller dieser Befunde wird. man zugeben 
müssen, daß im Kampfe der beiden Hypothesen zur Histiogenese 
der Gaucherzellen — der Retikulumzellen- und der Endothelhypo- 
these — allein die erstere sicheren Boden gewonnen hat. 


Für Milz und Lymphdrüsen ist die Histiogenese der Gaucher- 


Knochenmark wahrscheinlich, für die Leber kommen als gesicherte- 
Matrix der Gaucherzellen zunächst allein die Klasmatozyten der 
Glissonschen : Kapsel und die Adventitia- und Periadventitia- 
zellen. der Zentralvenen in Betracht. Auch an den Arteriolen der 


yten in manchen 


..Die endotheliale Abstammung der Gaucherzellen bleibt nach | 
wie vor unerwiesen, sowohl für die venösen Sinus der Milz wie für 


und die Kapillaren der Leberläppchen. Ebenso freilich stehen für 


Danach kann der Morbus Gaucher nicht schlechthin zu den 
Krankheiten des retikulo-endothelialen Systems (Eppinger) oder als 
eine Systemerkrankung des gesamten histiozytären Apparates in Milz,. 
Leber, Lymphdrüsen und Knochenmark (Epstein) definiert werden. 
Ebensowenig rechnet er zu den rein retikulumzelligen Erkrankungen 

vgl. bei H. Jaff6), denn in Leber und Milz sind auch Klasmatozyten 
einen  adventitielle und periadventitielle Histio- 


phagenkrankheiten (Krompecher) setzen und gegenüber den Er- 


elektive Beteiligung bestimmter Histiozytenformen, vor- 
wiegend der Retikulumzellen, in zweiter Linie auch von Klasma- 
tozyten unter Ausschluß von Endothelien hervorheben. In diesem 
Sinne kann man mit Mandlebaum-Downey den Morbus Gaucher 
auch als ausgezeichnetes Beispiel einer anatomisch umschriebenen 
Veränderung einer spezifischen Zellgruppe, die sich in bestimmten | 
klinischen Symptomen äußert, kennzeichnen. 

Erhält so der Morbus Gaucher durch die Ausschließlichkeit 
der großzelligen Einlagerung in Milz, Leber, Lymphknoten und. 


chemische Beschaffenheit der Gaucherzelle, an deren Leibessubstanz 


scheitern, und seine retikulumzellig-klasmatozytäre Histiogenese eine 
feste anatomische, histiologische und kistiogenetische Umgrenzung, so 


a. November 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 1531 


; D : 
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auch Mandlebaum-Downey mit bestem Gründ hinweisen, höchst 
eindringlich die je nach der besonderen ‚Ursache verschieden abge- 
stufte spezifische Reaktion im „retikulären“ aysan, und nicht minder 
deutlich erweist die bald rein retikuläre, bald retikulär-endotheliale 
Reaktion bei der diabetischen Lipoidspeicherung die Reaktion ver- 
schiedener Histiozytenklassen bei gleicher Atiologie. 


: Endlich nennt Vers6& kurz eine Beobachtung Marchands (1914), : 
die das Vorkommen der großen Zellen bei Diabetes außer in der Milz 
im Knochenmark beweist18), | | | u Ja 

Es kann also bei diabetischer Lipämie oder auch bei Diabetes 
.ohne grob ausgesprochene Lipämie1) in der Milz, der Leber, den 
- Lymphdrüsen und dem Knochenmark zu einer Speicherung von fettigen 


oder lipoiden Substanzen-kommen, die, soweit genauere, Angaben der 
Histiogenese vorliegen, in retikulo-endöthelialen Elementen (Retikulum- 
zellen, Sinusendothelien der Milz, Kupfferschen Sternzellen) erfolgt. Die 
Ansammlungen dieser Lipoidophagen können in Milz oder Lymphknoten 


zu großzelliger oder lipoidzelliger Hyperplasie der Organe führen, auch‘ 


in Milz und Leber in Form heller grauer punkt- oder. strichförmiger 
: Sprenkel, in der Milz ferner durch diffuse milchschokoladeartige Farbe 
- der Schnittfläche, in den Lymphknoten als diffuse graue. opake Ein- 
lagerung deutlich werden. . Er E = 
W. H. Schultze [auch Marchand (1914)] hat nun geglaubt, daß es 


bei seinem Fall sich um die gleichen Zellen handle wie bei Morbus Gaucher 
und möglicherweise auch beim Morbus Gaucher eine lipoide Substanz zur 


Ablagerung komme. Ebenso sieht Lutzin.derForm, Größe, Struktur, An- 


ordnung und Genese Übereinstimmung mit den Gaucherzellen. Daß er hier 


„Mehrkernigkeit, Zellfortsätze oder: Erythrophagie nicht finden konnte, 
scheint ihm „von geringerer Bedeutung“. Nach Anitschkow entspricht 
das Bild der lipämischen Milzveränderungen W.H.Schultzes durchaus 

dem der „experimentellen großzelligen Splenomegalie“. Beiden sind „zahl- 
reiche morphologischeMerkmale der sogenannten Splenomegalie Gaucher 
eigen“. Auf der anderen Seite haben Williams-Dresbach die nur 
oberflächliche Ähnlichkeit dieser Lipoidzellen und der Gaucherzellen zu- 


treffend hervorgehoben. Ebenso wendensichB.J.Kraus,Mandlebaum- 


. Downey und Fahr-Stamm mit: Entschiedenheit gegen die Gleich- 


stellung der beiden Zellformen und die daraus gezogenen Schlüsse. Inder 


Tat sind bei der diabetischen Lipämie, wie übrigens auch bei der experi- 
mentellen  Cholesterinesterphagozytose Anitschkows, nach allen 
Richtungen die Unterschiede gegen den. Morbus Gaucher durch- 
greifende. x 5 TA 2 ka Sa 
E Zunächst in der Lokalisation. Sie ist nicht nur innerhalb des lympha- 
 tisch-hämatopoetischen Systems in den einzelnen Diabetesfällen wechselnd, 

betrifft — vielleicht in Abhängigkeit von’ der Dauer der Lipämie — 
allein die Milz (W. H. Schultze, Lutz) oder Milz, Leber aad anpi: 
 - drüsen (Williams-Dresbach, Fahr-Stamm) oder auch das Knochen- 
: -mark [Versé20)],, sondern geht zugleich auch über das lymphatisch- 

hämatopoetische System hinaus, bezieht die Intima der Lungenarterien 
und Aorta (Lutz) und die Nebennieren (William's-Dresbach) ein, 
hierin ganz entsprechend der experimentellen Cholesterinesterablagerung. 


Yon einer gesetzmäßigen Beschränkung auf Milz, Lymphdrüsen, Leber . 


und Knochenmark nach Art des Morbus Gaucher ist also hier nicht 
‚die.Rede, auch nicht, wieder wohl wegen der relativ kurzen Zeitdauer 
des einwirkenden Agens, von irgendwie erheblicher Vergrößerung der 
. Milz bei der diabetischen Speicherung. In Anitschkows Versuchen war 


Be tägiger Dauer das Organ immerhin um das Dreifache ver- 
-~ gröbert. | = | " 

‚, „ Sodann in der Natur der abgelagerten Substanz. Sie erweist 
sich in den einzelnen Fällen keineswegs einheitlich, ist bald Neutral- 


fett, bald ein. Phosphatid, bald doppeltbrechendes Lipoid (Chole- 


sterinester), - zuweilen auch ein Neutralfett-Lipoidgemisch (Lutz, 


Fall 1), gibt aber jedenfalls ausnahmslos die Neutralfett- oder Lipoid- 
reaktion, ` | | | 


.. Weiter in der Histiogenese. Sie ist in verschiedenen Fällen ver- 


schieden und zeigt im ‘Gegensatz zum Morbus Gaucher auch eine 
sichere Beteiligung der Endothelien.. So können in der Milz das eine 
Mal ausschließlich die Retikulumzellen, das andere Mal Retikulumzellen 
‚und Endothelien der venösen Sinus die großen Zellen hervorgehen 
lassen. Bei der künstlichen Lipoidzelle erplasie spielen neben 
Retikulumzellen und Endothelien in Milz und Knochenmark und neben 


den Kupfferschen Sternzellen in der Leber auch die „Intimalympho- 


Ta (hämatogene Makrophagen, Polyblasten) der Aorta, die Endo- 
elion und Muskelfasern der kleinen Arterien sowie die glatten Muskel- 


 fasern und Fibroblasten der Trabekel und Kapsel der Milz eine Rolle, 


also Zellkategorien, die beim Morbus Gaucher selbst für die bloße Dis- 
kussion ganz außer Betracht liegen, ganz abgesehen von der Beteiligung 
gewisser Epithelien (Chalatow vgl. oben). Gerade der histiogenetische 
Vergleich der intrazellulären Speicherung beim Diabetes, bei der expe- 
rimentellen Lipoidophagie al beim Morbus Gaucher zeigt, worauf 


7 18) 2bjähr. Diabetiker mit Lipämie; Tod im Koma. ‘Große Zellen 
in der Milz im frischen Präparat homogen, mattglänzend; nach Os- 
mierung „feinkörnig"; große Zellen aus dem Femurmark im frischen 
Präparat mit glänzenden Tröpfchen gefüllt, bei Sudanfürbung etwas 
blaßgelblich. Der  Ätherextrakt des lipämischen Blutes erwies den 
größten Teil des Cholesterins frei, nicht als Ester. — Siegmund er- 


wähnt einen eigenen, wie bei W. H. Schultze auf die Milz beschränkten. 


Fall von lipoidzelliger Hyperplasie bei diabetischer Lipämie. Ein 
weiterer aus meinem eigenen Material wird des näheren mit eteilt. 
19) Ein Parallelismus zwischen Cholesteringehalt des Blutes und 
dem Erscheinen von li oidhaltigen Zellen in der Milz brauchte wenigstens 
bei der diabetischen ipämie nach Ep; nun nicht zu existieren. 
”) Also, keineswegs stets allein die ilz, entgegen H. Jafie. 


_ Schließlich das morphologische Verhalten der großen Zellen, 
auf dessen Unterschiede. bei der diabetischen und experimentellen 
Lipoidophagie auf der einen, beim Morbus- Gaucher auf der anderen 
Seite bereits Mandlebaum-Downey ausführlich eingegangen sind. 


‘ Gegen die vielgestaltigen, oft mit Fortsätzen versehenen, nicht selten 


langspindligen Gaucherzellen stehen bei diabetischer und experimen- 
teller Lipoidzellenhyperplasie die einfach rundlichen und ovalen Formen; 
niemals zeigen sie sich wie beim Morbus Gaucher in Synzytien ver- 
bunden. Mehrkernigkeit, beim Morbus Gaucher häufig, ist bei der 


diabetischen pol uop age nicht berichtet, bei der experimentellen als . 


Zweikernigkeit nicht selten. Hier gibt es ‘auch symplasmatische viel- 
kernige Schaumzellgebilde (umfangreiche Riesenzellen oder -plasma- 
massen, vgl. bei Vers6), die den vielkernigen Riesenzellen des Morbus 
Gaucher wenigstens äußerlich ähnlich sind. Bei der diabetischen Lipämie 
fehlen sie aber. ganz,. worauf Williams-Dresbach besonders ver- 
weisen. . Pyknotische, zackig geschrumpfte. Kerne gibt es hier wie dort, 


‚beim Cholesterinfütterungsexperiment auch von exzentrischer Lage. 
‚Ändrerseits siebt Anitschkow in den Cholesterinesterphagozyten 


basophile und eosinophile Granula und nicht selten: Mitosen, von denen 
die ersteren in der Gaucherzelle überhaupt nicht vorkommen, die letzteren 
als seltenste Befunde umstritten sind.- Vor allem aber steht die runz- 
lige, zerknitterte Plasmastruktur der Gaucherzelle mit ihrem unregel- 
mäßigen Fäsernetz, die feine Längsstrichelung im Plasma der gestreckten 
Formen in ausgesprochenem Gegensatz zu den gleichmäßig runden 


: Vakuolen des in der Tat schaumigen 'Cytoplasmas der Lipoidophagen 
beim Diabetes: und im Tierexperiment. Dazu kommt, was ich wieder 


hervorhebe, das gegensätzliche Verhalten bei der Mallorymethode: 
leuchtende Blaufärbung ‚des .Leibes der Gaucherzelle; in den fett- oder 
Apoisalugen Elementen ein feines hellblau gefärbtes Maschenwerk 
(Lutz) bei einem im Ganzen stets graugelblichen oder graubläulichen 
Gesamtton des Plasmas. Endlich scheint auch die Art der Einlagerung 
der gespeicherten Substanz verschieden, woraufMandlebaum-Downey 
hinweisen. In den Gaucherzellen ist das Cytoplasma gleichmäßig von 


- der fremden Einlagerung durchsetzt. In den: Cholesterinesterphagozyten 


bleibt die Gegend um den. Kern frei von Lipoid. . 


Am nicht gefärbten Gefrierschnitt bzw. frischen Präparat kann 


übrigens gelegentlich auch der Lipoidophage beim Diabetes sich in dem 
bei den Gaucherzellen regelmäßigen homogenen Aussehen darstellen. 
Andere Male aber enthält er tropfige Fettsubstanzen (Lutz); der von 


Lipoidsubstanz erfüllte histiozytäre Makrophage bei diabetischer Lipämie® 
kann in die allgemeine Zirkulation übertreten (Kawamura), was für 


die Cholesterinesterphagozyten (vgl. 0.) bisher nicht sicher, für die 
Gaucherzellen nach den bisherigen Erfahrungen unerwiesen ist. 


Ohne Zweifel muß auf Grund aller dieser Tatsachen die Vor-.. 


stellung irgendwelcher morphologischer Übereinstimmungen ‘der dia- 
betischen und der experimentellen Lipoidzellhyperplasie mit dem Morbus 
Gaucher einfürallemal aufgegeben werden. | | 
An und für sich ist diese wenigstens in gewissen Umrissen 
systematisierte Art der Speicherung von Neutralfett und Lipoiden beim 
Diabetes, worauf bereits Fahr treffend hinweist, nur eine .der ver- 
schiedenen Formen, in denen die Fett- und Lipoidablagerungen beim 
Diabetes überhaupt sich anatomisch ‘darstellen können. Es’ kann 
Neutralfett in den Nieren oder an anderen Stellen zur Speicherung 
kommen, oder es entstehen als anatomischer 'Ausdruck des gestörten 


. Fett- und Lipoidstoffwechsels die als symptomatische diabetische ` 


Xanthomatosen (Xanthelasmen‘Aschoff’s) bekannten Zustände, entweder 
äußerlich sichtbar als multiple Xanthome der Haut, deren Lipoid 
‚(Cholesterinester)-zellnatur und Zusammenhang mit der 'diabetischen 


Oholesterinämie ich in Gemeinschaft mit Felix Pinkus seinerzeit _ 


selbst erwiesen habe, oder andere Mäle als „innere“ diabetische 
Xanthomatosen. Zu letzteren würde diese wesentlich in den lympha- 
tisch-hämatopoetischen Organen lokalisierte und anscheinend in erster 


‘Linie wohl an gröbere Lipämie gebundene Form wenigstens dann 
zählen, wenn sie, wie im Falle Fahr-Stamm, zum makroskopischen 
‘Ausdruck kommt. Die besondere chemische Art und Mischung der 


‚Neutralfette und Lipoide ist dabei, wie gezeigt, wechselnd und wohl, 
obschon Näheres über’ die feineren Vorgänge bei der Auswahl der 
gespeicherten Stoffe durch die Zelle oder über intrazelluläre Um- 
wandlungsprozesse, wie sie Lutz annimmt, nichts bekannt ist, von 


der besonderen chemischen . Art der Lipämie oder Lipoidämie ab- 


hängig. i 


Übrigens ist die Lipoidzellenbildung in der Milz in erster Linie aus - 


Retikulumzellen, aber auch Sinusendothelien, wie Kusunoki erwies, 


-ein gewöhnlicher Befund. Sie kommt bei den verschiedensten Krank- 


heiten vor, ist bei Kindern hauptsächlich in Malpighischen Körperchen 
bei Erwachsenen fast ausschließlich in der Pulpa lokalisiert; das Lipoi 
selbst ist zum größten Teil nicht doppelbrechend. und gibt eine positive 
Ciacciofärbung. h on | 


(Fortsetzung folgt.) 


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(l. c.) gezeigt habe, 
sondern einzig und allein in der mechanischen Arbeitsleistung 


Knochenaufbaus herbeiführen. 


1582 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


— rina r 


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| | | 2. November . 


Zur Physiologie und Pathologie des Knochen- 
z5 | wachstums. 


Von Dr. Hugo Maaß, (Schluß aus Nr. 43.) 
Facharzt für Chirurgie und Orthopädie in Berlin. 


- 


Ich darf in diesem Zusammhange vielleicht an die interessante 
Arbeit von Klapp!?) über den Erwerb der aufrechten Körper- 
haltung erinnern, und möchte hinzufügen, daß die mechanische 
Arbeitsleistung des wachsenden Knochens unzweifelhaft eine der- 
jenigen Körperfunktionen ist, die sich dem Erwerb der aufrechten 
Körperhaltung am allerwenigsten angepaßt hat, und ihrer Natur 
nach auch gar nicht anpassen konnte, weil die trophischen Reize 
der Funktion wohl für das vegetative Knochenwachstum von ent- 


. scheidender Bedeutung sind, nicht aber für die Bewegungsvorgänge 


im wachsenden Knochen, die Wachstumsgeschwindigkeit bzw. Wachs- 
tumsrichtung. | 


Es scheint mir nach alledem ein verhängnisvoller Irrtum, 
wollten gerade die Orthopäden die Gefahren verkennen bzw. unter- 
schätzen, die auch dem Wachstum eines gesunden Skeletts aus der 
aulrechten Körperhaltung drohen. Diese Gefahren sind lediglich 
in der mechanischen Arbeitsleistung des wachsenden Knochen be- 
gründet, in den Bewegungsvorgängen des enchondralen Wachstums, 


die hinsichtlich ihrer Geschwindigkeit und Richtung den. „ewigen, 


ehernen“ Gesetzen der Mechanik und Dynamik genau so unter- 


. worfen sind, wie alle Bewegungsvorgänge; und es sind in der Tat 
‘die einfachsten Gefolge der Mechanik und Dynamik, die den Wachs- 
 tumsstörungen im Gefolge der aufrechten Körperhaltung bzw. deren 


anatomischen Auswirkungen zu Grunde liegen. 


Zum Schluß noch einige wenige Bemerkungen über die rachi- 
tische Wachstumsstörung, deren enge Beziehungen zu den 
mechanischen Störungen des Knochenwachstums ich bereits mehr- 
fach — auch an dieser Stelle?) — darzulegen bemüht war. 

Gerade für das Verständnis des rachitischen Wachstums scheint 
es mir von Wichtigkeit, die vegetative und mechanische Arbeits- 
leistung des wachsenden Knochens strenger auseinanderzuhalten, 
als wir das bislang getan haben. Denn auch die rachitische Wachs- 
tumstörung findet ihre Angriffspunkte, wie ich bereits früher 
nicht im vegetatiren Knochenwachstum, 


des wachsenden Knochens, ist also keine eigentliche Störung 
des Knochenwachsiums, sondern eine Störung des Knochen- 


aufbaus! Die Unterbrechung bzw. Verzögerung der physiologischen 
‚ Knochenverkalkung ist für das vegetative Knochenwachstum un- 


zweifelhaft völlig irrelevant; denn sie wird eine an sich gesunde 


 Knochenmatrix weder in ihrer. Proliferations- noch in ihrer Re- 


sorptionsfähigkeit irgendwie alterieren. Aber für die mechanische 
Arbeitsleistung des spongiösen Knochenaufbaus ist, wie wir schon 


eingangs gesehen haben, der normale zeitliche Ablauf der physio- 


logischen Knochenverkalkung in der Tat von allerhöchster Be- 
deutung, denn jede Verzögerung der Kalkaufnahme gibt das in 
der Bildung begriffene spongiöse Knochengerüst vor seinem Erstarren 
der Einwirkung des auf den spongiösen Wachstumszonen ‚lastenden 
physiologischen Wachstumsdrucks preis und muß deshalb 


aus Gründen rein mechanischer Natur mit fortschreitendem Wachs- 


tum einen mehr minder umfangreichen Zusammenbruch des spongiösen 


Zu dieser mechanischen Wirkung kommt die dynamische 


Einwirkung des physiologischen Wachstumsdruckes auf das räumliche | 
Vordringen der Markraumbildung und der dadurch bewirkten 


Knorpeltunnellierungen. 


Denn wie sollen unter der Einwirkung des physiologischen 
Wachstumdruckes die Markzellen ihre mechanische Arbeitsleistung 


der Knorpeltunnellierungen noch mit physiologischer Geschwindigkeit | 


bewerkstelligen, sobald mit dem Weichhleiben der spongiösen 
Wachstumszonen auch der Wachstumsdruck derselben tief unter seine 
physiologische Werte sinkt, und damit die vis a tergo entfällt, die 
die Markraumbildung in den verkalkten Knorpel hinein und in 
diesem vorwärtstreibt? Ä 

Entsprechend dem sinkenden Wachstumsdruck der spongiösen 
Wachstumszonen muß sich auch das. räumliche Vordringen der Mark- 
raumbildung 'sukzessive entsprechend verlangsamen, genau so wie 
sich bei unseren Tunnelbauten das räumliche Vordringen der Bohr- 
maschinen verlangsamt, wenn ihr hydraulischer oder sonstiger Antrieb 


12) M.m.W. 1900, Nr. 11/12. 
1) M.KI. 1922, Nr. 37. 


: Knorpelwucherungszone resultiert, und nicht mehr mit jener 


aus irgend welchen Gründen defekt wird, und die Bohrmaschinen 
nur noch mit halber Kraft arbeiten können. 


Erst aus diesen mechanischen bzw. dynamischen Gesichts- 


punkten, diesich ausdemgestörten zeitlichen Ablauf der physiologischen 
Knochenverkalkung ohne weiteres ergeben, kann uns der rachitische 
Prozeß in seinen anatomischen Auswirkungen klar und verständlich 
werden. Nun erst können wir verstehen, daß die Manifestationen des- 
selben zuerst an den Knorpelknochengrenzen in Erscheinungen treten, - 
da, wo die mechanische Arbeitsleistung ‚des spongiösen Knochen- 
aufbaus am intensivsten vor sich geht, und wir können verstehen, 
daß die Diapbysenenden mit hoher Wachstumsenergie diese Mani- 
festationen des raclitischen Prozesses früher und ausgiebiger in 
Erscheinung treten lassen als die langsam wachsenden Diaphysen- 
enden, da ja auf jenen infolge ihrerschnelleren räumlichen Ausdehnung 
| ein weit höherer physiologischer Wachstumsdruck lastet als auf diesen. 


Und wir verstehen, daß infolge des verlangsamten Vordringens 


der Markraumbildung bzw. der Knorpeltunnellierungen auch der 
spongiöse Knochenaufbau und damit das Längenwachstum des 
Röhrenknochens nur noch langsamer vorschreiten kann als-an einem 
normal verkalkenden Knochen. Und da die vegetativen Wachstums- 
vorgänge bei alledem keine Unterbrechung erfahren, quantitativ 
vielmehr ihren durchaus physiologischen Ablauf nehmen, so ver- 
stehen wir auch, daß die spongiöse Apposition der Diaphysenenden 
im Maße ihres _verlangsamten räumlichen Vordringens sich mehr 
und mehr zu kompaktem Gefüge verdichtet — ganz ähnlich wie 
‚auf der Druckseite des skoliotischen Keilwirbels — und verstehen, 
daß unter der Wirkung des physiologischen Wachstumdrucks die 
spongiöse Apposition schließlich auch hier einen Ausweg in der 
druckfreien Richtung sucht ‘und findet, und im Maße ihres ge- 
hemmten Längenwachstums stärker in die Breite wächst; woraus 
dann jene kolben- oder becherförmigen ‚Auftreibungen der -Dia- 
physenenden resultieren, die wir — nicht ganz zutreffend — 
| als „Epiphysenauftreibungen“ zu bezeichnen pflegen. | 


Und wir verstehen: schließlich, daß mit der längeren Dauer 
des rachitischen Prozesses das gehemmte Längenwachstum der 


Röhrenknochen die gleichen Rückwirkungen auf das periostale 
Dickenwachstum auslöst, wie wir sie bereits beim chondrodystro- 
phischen Zwergwuchs kennen gelernt haben; denn mit dem ver- 
| minderten Längenwachstum geht auch am rachitischen Röhren- 
knochen der Periostschlauch allmählich seiner physiologischen Längs- 


spannung verlustig und apponiert deshalb Rindenlamellen von 


| verminderter Länge und entsprechend vergrößertem Umfang. Weil 


aber diese einzelnen Lamellen weich bleiben und mit der Zunahme 
ihrer Durchmesser immer weiter und weiter auseinander rücken, 


- entfällt allmählich der Seitendruck, den bei physiologischer Längs- 


spannung die einzelnen Lamellen auf einander ausüben, und deshalb 
lockert sich an ihrer Oberfläche ihre kompakte Struktur zu mehr 
spongiösem Gefüge, so daß auf dem Knochendurchschnitt die 


lamellöse Struktur der Knochenrinde viel deutlicher zu Tage tritt 


als an einem gesunden Knochen, da Lagen kompakten Knochen- 
gewebes mit solchen von mehr spongiöser Struktur abwechseln. 
Alle diese Veränderungen des rachitischen Röhrenknochens 
sind uns ja an sich seit langem bekannt, aber sie blieben uns In 
ätiologischer und genetischer Hinsicht bislang ein Buch mit sieben 


'Siegeln! Erst die hier entwickelten mechanischen und dynamischen 


Gesichtspunkte lassen uns die Genese dieser rachitischen Skelett- 
veränderungen klar übersehen. 
Aus diesen Gesichtspunkten können wir auch die charak 
teristischen Veränderungen an der Knorpelknochengrenze selbst — 
die Verbreiterung der Knorpelwucherungszone und die Unregel- 
mäßigkeit der Ossifikationslinie — ohne weiteres erklären. Sie sind 
offenbar nichts anderes als der anatomische Ausdruck des verlang- 
samten räumlichen Vordringens der Markraumbildung;- denn durch 
das langsamere Vordringen der Markraumbildung kann auch der 
gewucherte und verkalkte Wachstumsknorpel nur noch langsamer 
in Knochen umgewandelt werden, woraus die Verbreiterung a 
eich- 
mäßigkeit und Regelmäßigkeit, die wir am normal verkalkenden 
Knochen beobachten, wie sie nur unter physiologischen Druck- und 
Zugspannungen denkbar ist. | 
Diese Veränderungen der Knorpelknochengrenzen sind deshalb 
auch gar kein Spezifikum der Rachitis, sondern finden sich überall, 
wo der spongiöse Knochenaufbau an den Knorpelknochengrenzen mit 
pathologischen Druck- und Zugspannungen zu kämpfen hat, s0 auch 
bei örtlichen Wachstumswiderständen, wie das analoge Befunde bei 
den verschiedensten Belastungsdeformitäten (Skoliose, Coxa var 
Genu valgum u. a.) zur Genüge beweisen. 


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-9, November ` 


-`> . — . 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.44. 


-1583 


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Auch experimentell lassen sich, wie ich bereits früher (l. c.) 
‘mitgeteilt habe, durch mechànische Hemmung des Längenwachs- 


‘tums von Röhrenknochen anäloge Befunde erzielen. Ich zeige Ihnen 
‚hier eine solche in ihrem Längenwachstum mechanisch gehemmte 


-= Tibia, an deren proximalem — schnell wachsendem — Diaphysenende 


Sie die in Rede stehenden Wachstumsstörungen. noch sehr deutlich 


` erkennen können (Demonstration). Und ich möchte in diesem Zu- 


sammenhange auch kurz auf die neuerlichen Versuche W. Müllers!#) 
hinweisen, welcher bei jungen Tieren nach Radiusresektion an dem 
distalen — schnell wachsenden — Ende der Ulnadiaphyse ganz die 


-gleichen Wachstumsstörungen in Erscheinung treten sah. 

Müller faßt diese Wachstumsstörungen als „vitale Reaktion 
des wachsenden Knochens auf veränderte mechanische Bean-. 
- spruchung“ auf. 
- physiologische Wachstumsdruck nach: der Radiusresektion auf der 


M. E. liegt die Ursache allein darin, daß der 


enchondralen Wachstumszone .der Ulna allein lastet und rein 


mechanisch an dem schnell: wachsenden distalen Ulnaende das 


räumliche Vordringen der Markraumbildung verlangsamt. 
Die Befunde Müllers sind namentlich insofern von Interesse, 
als sie auch die histologische Übereinstimmung dieser experi- 


-= mentellen Wachstumsstörungen mit den rachitischen Veränderungen 


der Knorpelknochengrenzen ergaben, und damit eine Lücke meiner 


. eigenen — bereits über zwei Dezennien zurückliegenden — Ver- 


suchsergebnisse ausfüllen. 
Ich hoffe Sie durch das Beispiel des rachitischen Röhren- 


knochens überzeugt zu haben, daß die rachitische Wachstumsstörung 


in der Tat keine vegetative Störung des Knochenwachstums ist, 
sondern eine rein mechanische — oder richtiger ausgedrückt — 
dynamische Störung des spongiösen Knochenaufbaus, die also. ihre 


- primären Angriffspunkte ausschließlich in der mechanischen Arbeits- 
leistung des enchondralen Wachstums findet, und erst sekundär 


auch die periostale Apposition in Mitleidenschaft zieht; dabei er- 
fahren die vegetativen Prozesse der Apposition und Resorption gar 
keine Unterbreehung, sondern.nehmen quantitativ allenthalben ihren 
durchaus physiologischen Ablauf. | u 

Nirgends wird am rachitischen Skelett mehr odör weniger 
Knochengewebe proliferiert bzw. resorbiert als in der Norm; aber — 
wie bei allen mechanischen bzw. dynamischen Störungen des 


Knochenaufbaus — gehen auch am rachitischen Skelett durch die 


pathologischen Druck- und Zugspannungen die geometrischen Pro- 


‚ portionen des "Wachstums mehr weniger verloren, ‚wodurch es auch 


hier zu scheinbaren Atrophien bzw. Hypertrophien der Knochen- 


bildung kommt,. die in Wahrheit aber nur. räumliche Störungen: des. 


Knochenaufbaus darstellen. Das gilt nicht nur für das verminderte 
Längenwachstum der Röhrenknochen‘ und ihr gesteigertes Dicken- 
wachstum, die Epiphysenauftreibungen u. a., sondern in gleicher 
Weise auch für die 'Osteophyten am Schädeldach sowie an den 


 -. Insertionen von Sehnen und Faszien, für die periostalen Auflage- 


rungen an der Konkavität von Kurvaturen u.s.w. Auch das alles 


„sind keine pathologischen Neubildungen von Knochengewebe, keine: 
 vegetativen - Wachstumsstörungen, sondern physiologische Gewebs- 


14) Beitr. z. klin. Chir. Bd. 127. 


Nürnberg (Vorstand: Prof. Dr. E. Nathan). 


Über toxische Hauterscheinungen im Verlaufe der 
Wismutbehandlung der Syphilis.*) 
Von Dr. Kurt Boas, | 


' Facharzt für Haut- und Harnleiden in Crimmitschau, aa 
ehemals Volontärassistent der Abteilung. 

M.H.! Die moderne Syphilistherapie steht unter dem Zeichen 
des Wismut, -Lösliche und unlösliche, Präparate, intramuskuläre 
und intravenöse Anwendungsform ringen um die Gunst des Arztes. 
Die klangvollsten Namen der pharmazeutischen Großindustrie ar- 


beiten mit Hochdruck an der Vervollkommnung ihrer Wismut- 


Szeugnisse. Der Wismuttherapie wird nur dann ein dauernder 
latz in der Sypbilistherapie beschieden sein, wenn sie sich dem 


Quecksilber und Salvarsan in klinischer, treponizider und serologi- 


scher Hinsicht als ebenbürtig oder womöglich gar als überlegen 


erweist, Wenngleich in all diesen Fragen noch nicht das letzte 


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*) Vortrag, gehalten am 10. April 1924 in der Nürnberger medi- 


na) 
'zlnischen Gesellschaft und Poliklinik. 


mehr und me | 
lenke und der verringerte Tonus der Muskulatur resultiert. Schließlich - 
‘werden auch die zum Skelett in besonders engen anatomischen Be- 
ziehungen stehenden inneren Organe, besonders die nervösen Zentral- 


‚meinen heutigen Vortrag schließen. 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


_ Aus der Dermatologischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses | 


mengen, die nur durch die pathologischen Druck: und Zugspan- 
nungen aus ihrer physiologischen Wachstumsrichtung in fehlerhafte 


Wachstumsbahn gedrängt sind. ` 


für die anatomischen Auswirkungen der rachitischen Wachstums- _ 
störung die aus dem Gebrauch des Skeletts resultierenden me- - 
'chanischen Faktoren — der Belastungsdruck, Muskelzug, Luft- 
druck usw. — verantwortlich zu machen seien. Ä 
Der Belastungsdruck, Muskelzug, Luftdruck usw. ` 
bewirken die bekannten rachitischen Deformitäten — die Ver- 


nicht der Fall. 


krimmungen des Rückgrats, des Brustkorbs, der Extremitäten u: a.; 
aber für die rachitische Wachstumssiörung als solche — das ver- 
minderte Längenwachstum der Röhrenknochen, ihr vermehrtes 


‚Diekenwachstum, die Epiphysenauftreibungen, die Veränderungen 


an den Knorpelknochengrenzen, das verminderte Flächenwachstum 
der Schädelknochen, das Caput quadratum, die Zunahme physiolo- 
gischer Kurvaturen, die. Spontaninfraktionen usw. — sind die aus 
dem Gebrauch des Skeletts resultierenden mechanischen Faktoren 
nicht von ursächlicher Bedeutung, sondern lediglich der auf den 
weichbleibenden spongiösen Wachstumszonen lastende physiolo- 
gische Wachstumsdruck; und die anatomischen Auswirkungen 
der rachitischen Wachstumsstörung würden unzweifelhaft in ganz 
gleicher .Weise in Erscheinung treten, wenn es möglich wäre, das 


rachitische Skelett während der ‘Dauer der Erkrankung völlig außer | 


Funktion zu setzen. 


Ich würde- mein Thema nicht erschöpfen, wenn ich nicht kurz der ' 


Gefahren gedächte, welche die rachitische Störung des Knochenaufbaus, 


wie überhaupt jede ausgiebige Störung desselben, für die Weichteile, 


insonderheit die Knochenweichteile, involviert. . Vom Periost war schon 
die Rede. Nicht minder empfindlich wird das Markgewebe und die 


Gefäßzirkulation des Knochens durch den Zusammenbruch des spongiösen F 
Knochenaufbaus in Mitleidenschaft gezogen. Durch das verminderte 


Längenwachstum der Röhrenknochen werden ferner die Insertionen 
der Gelenkkapseln und Gelenkbänder, der Muskeln und Sehnen einander 
genähert, woraus die Schlaffheit der rachitischen Ge- 


organe, die in den Knochenkanälen verlaufenden Nervenstämme usw. 
von dem Zusammenbruch des spongiösen Knochenaufbaus auf die Dauer 
nicht völlig unberührt bleiben, und manche ‚Symptome im -klinischen 


. Bilde der Rachitis dürften hierauf zu beziehen. sein. 


Indem ich hinsichtlich dessen und aller weiteren Einzelheiten 
auf meine früheren Arbeiten über die Rachitis15) verweise, kann ich 
Ich bin mir wohl bewußt, 
Ihnen nichts wesentlich Neues gebracht zu haben, weder in anato- 


mischer und physiologischer, noch in pathologischer und klinischer. - 
Beziehung; aber ich hoffe, dem Altbekannten einige neue Gesichts- `. 
punkte abgewonnen zu haben, die vielleicht geeignet sind, einige’ 

Schwierigkeiten in der Physiologie und Pathologie des Knochen- `. 
wachstums, mit denen wir uns bislang nicht recht abzufinden ver- - 


mochten, endgültig aus. dem ‚Wege zu räumen. 


15) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 95 d. Zschr. f. Chir: Bd. 197.. Arch. 


f. Orthop. _ Bd. 22. 


Wort gesprochen ist, so liegen doch zahlreiche Mitteilungen von 


‚berufener Seite darüber . vor, die mich der Aufgabe entheben, 


darüber. in Ihrem Kreise referierend Stellung zu nehmen. ` Meine 


| heutigen Ausführungen bezwecken vielmehr, näher auf die in der ` 


Literatur etwas stiefmütterlich wegkommenden Nebenwirkungen der 
Wismuttherapie einzugehen. Dabei sollen‘ die bekannten Neben- 


| erscheinungen am Zahnfleisch und an, der Mundschleimhaut als 
bekannt vorausgesetzt werden, ‚ebenso möchte ich Schädigungen ` 
der Niere, wie sie sich als leichte Albuminurie und Zylindrurie: 
dokumentieren, aus der Erörterung ausscheiden und mich auf ge- 


wisse toxische Nebenwirkungen, an der Haut beschränken. 

Wenn wir zunächst die klinischen Formen der Wismutdermatosen 
Revue passieren lassen, so finden wir eine weitgehende Koinzidenz 
mit den toxischen Hautschädigungen durch Salvarsan und Queck- 


silber., Von der banalen .Urtikaria führt eine Linie über die ein- | 
fachen skarlatiniformen Erytheme und die ihnen nahestehenden 


Purpuraformen zu den langwierigen Erscheinungen des: trockenen. 
erythemato-squamösen Typus. Dem Verständnis dieser Erscheinungen 


‚ kommen wir näher, wenn wir von der gewissermaßen noch im 
‚Rahmen des Physiologischen liegenden Herxheimerschen Reaktion. 


ausgehen. Ohne daß wir bis jetzt einen Einblick in den feineren 


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Noch einen Irrtum möchte ich kurz berichtigen, daß nämlich | 


Das ist bestimmt. ` 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 2: November 


Symptom der Wismutidiosynkrasie, sondern es finden sich, wie in 
dem Falle Galliets, Erscheinungen stärkerer Gingivitis und leichter K, 
Albuminurie, die sich noch über den Ablauf des Urtikariaschubes | 
längere Zeit erhielten als Indikator dafür, daß sich die Über- 


der biologischen Kräfte haben, die 
ist doch auf folgende Faktoren hin- 


zuweisen, welche die Herzheim ersche Reaktion beherrschen: ein- 
namentlich hinsichtlich ihres 


harmlose als rasch vorübergehende Komplikation, im Verlaufe der 
Wismuttherapie darstellt. Hudelo und Rabut!0) "beobachteten eine 
typische, regionär auf die oberen Extremitäten beschränkte Purpura 
im Anschluß an eine Muthanolinjektion. Ähnliche Fälle teils groß-, 
. teils kleinileckigen Charakters hat H. Müller zu Gesicht bekommen. 
Die zweite große Gruppe von Hautschädigungen durch die 
Wismuttherapie umfaßt die Erytheme bzw. im weiteren Sinne die 
Von Interesse ist, daß bereits vor der Ära der 
zis die innerliche Verabreichung von, 

Auftreten von Hauterscheinungen 


= Toxizitätsgrades, ihrer Affinität zu besonderen Organsystemen (Haut, empfindlichkeit gegen Wismut nieht allein auf die Haut beschränkte. 
[> nt Meningen, Leber), der Intensität und Schnelligkeit des Zerfalls ” An die Besprechung der Wismuturtikaria kann anhangsweise 
$ a unter der spezifischen Therapie, der biologischen Umsetzungen, die | gleich die Wismutpurpurä angeschlossen werden, die eine ebenso 


Be sich dabei im Organismus vollziehen usw. An zweiter Stelle kommt 
a jener Komplex in Betracht, den wir mit einem kurzen Schlagwort als 
vo die Summe der Immunitätsenergien zusammenfassen können, die 
a: dem Organismus im Kampfe gegen die Treponemen und die von 
porig ihnen erzeugten Toxine zu Gebote stehen. Nur der dritte Faktor, 
‘ ` der sonst noch ins Spiel kommt, unterliegt bis zu einem gewissen 
a Grade unserer Herrschaft: die pharmakodynamische Valenz des 
Po Präparates, das wir zum Schlage der Spirochäten bereitstellen. 
pa In dieser Beziehung zeigen die zahlreichen Präparate ein ver- 
daß wir in dem Auftreten und der Stärke 


Wismutpräparaten bisweilen zu 


I: schiedenes Verhalten, so 
poola der Herxheimerschen Reaktion his zu einem gewissen Grade geführt hat. So beobachtete z. B. Dubreuilh?!) nach dreimaligen 
fen: | einen Indikator für die Bewertung der einzelnen Wismutpräparate innerlichen Gaben von je 2g Wismutnitrat iù einem Fall von 


Diarrhoe ein universelles Erythem. Diesen episodären Ereignissen 


ne erblicken können. | 
j "i Als die leichteste und zugleich häufigste Form der toxischen steht die unzweifelhafte Häufung toxischer Erythrodermien seit Bin- 
Ba Hautschädigung im Verlauf der Wismuttherapie stellt sich die | fürung des Wismuts ın den Heilschatz der Syphilis gegenüber. Wir 
oii Urtikaria dar. Die Literatur der letzten Jahre verzeichnet eine haben Gelegenheit gehabt, längere Zeit. hindurch einen derartigen 
Ws ganze Reihe hierhergehöriger Beobachtungen [Galliet?), Leissner Fall'2), wohl einen der ersten dieser Art, der ın Deutschland beob- ` 
à und Reichenbächer?), Lepinay®), H. Müller‘), H. Müller, achtet wurde, zu verfol; en. . J - 
TA hd Blass und Kratzeisen?), Neuendorff®), Smechula?), Sloth®), | . in pome E: ai riges Maa u Gogoaren 
I. Blass Ind Beutel?) u. a). Urtikarielle Eruptionen traten RI eingeliefert wan Dei Primärattekt der Ben Labie mit in 
f a den verschiedensten französischen und deutschen Präparaten auf, A TEA WaR. +++ +++ ++ F E idae + 
| a, u B. nach Quinby (Lepinay), kolloidalem Wismut (Galliet), Wir leiteten daraufhin eine reine Wismutbehandlung ein, wobei 
lc "Wismuthydroxyd (Galliet). Von deutschen Präparaten führe ich | wir uns des von den Pharmazeutischen Werken Bad Homburg her- 
td das Bismogenol (Leissner und Reichenbächer, Smechula, | gestellten Spirobismols bedienten. Beginnend mit einer Anfangsdosis 
Bee Sloth) und Nadisan (H. Müller, H. Müller, Blass und | von 1,0 cem gingen wir wegen der guten Verträglichkeit der ersten 
Re Kratzeisen) an. Die urtikariellen Erscheinungen setzen meist | Injektion zu 2 ccm über, die ebenfalls gut vertragen wurde. Nat 
ji erst nach wiederholten (3., 5.) Injektionen ein, um meist ebenso | Me 2tägigen Intervall gaben wir die leiche Menge. Diesmal ae 
es schnell zu verschwinden wie sie gekommen. In klinischer Be- e eohujekten an dor Ein, tohn te Eo Ts : eh 2 2 
1 P, a ziehung unterscheidet sich das Krankheitsbild in keiner Weise von | wesentliche Beschwerden gut vertragen hatte, trat unter plötzlichem 
E Urtikariaformen anderer Provenienz. Bemerkenswert ist die. Neigung | hohen Fieber (39,6) allgemeines Unwohlsein, Schüttelfrost und Kopf- 
ie zu fixen Erythemen, wie sie H. Müller, Blass und Kratzeisen | schmerzen iin xanthem von blaßroter Farbe und teils scheiben- 
Eo beschrieben, bzw. zu rezidivierendem Verlauf. Diese Schübe scheinen | förmigen makulösen, teils papillären Charakters auf. Die einzelnen 
4 N dadurch ausgezeichnet zu sein, daß sie an Intensität hinter den Flecke waren etwa steeknadelkopf- bis linsengroß. Im Zentrum der 
Bo vorhergegangenen wesentlich zurückstehen. So beschränkte sich | Flecke bestand eine hochrote Verfärbung, die sich deutlich von dem 
oI a in dem Falle Lepinays der zweite und dritte Eruptionsschub nach ou Per Hot, abc. EG ae Ben an 
we weiteren gleich dosierten Quinbygaben auf einige Stunden. In Wan = tie en ee ä an das a a en ik 
ooa RENA Fällen nn r abortive Urtikaria, w A Ta Falle | er onen itromitäten de Se eckaciion teils da Tol, teils 
f von Leissner und Reic enbächer, wo es nach Wiedera nahme | intensiver befallen als die Be ton; sicht waren die Flecke 
Pia T . der Wismuttherapie, eine Woche nach der letzten von Urtikaria | dadurch ausgezeichnet, en re Bläschen 
Bo i begleiteten Injektion, noch nicht wieder zu emer kutanen Über- | erkennen ließen. Das Gesicht zeigte eine in den nächsten Tagen 
S empfindlichkeit kommt, sondern wo nur ein plötzlicher Fieberanstieg zunehmende starke ödematöse Infiltration; besonders stark machte sich 
a die abnorme Reaktionsweise des Organismus auf Wismutgaben an- | das Ödem um die Augenlider herum bemerkbar. 
Me TaS zeigt und erst die zweite Wiederholungsdosis nochmals ein vorüber- | _. Diesem beginnenden. Exanthem entsprach im Mund und Rachen 
he Ni gehendes urtikarielles Zustandsbild hervorruft. Von besonderem ein Enanthem, an welchem Tonsillen, Uvula, Wangenschleimhaut UN 
o Ea Interesse ist, daß anscheinend die Wahl des Präparates dabei von Paayan PE gleicher Weise beteiligt waren. Zunge stark belegt. Sen 
s : untergeordneter Bedeutung ist. Wenigstens spricht hierfür eine Beob- an den dem Ausbruch des Exanthems folgenden Tage war gin 
| on achtung Lepinays, der eine Urtikaria auch nach Ersetzung des | gleichmäßiges Fortschreiten des Prozesses unverkennbar: das zanthem 
|> aa unlöslichen Quinbys durch ein lösliches Wismutpräparat rezidivieren | war im ganzen dichter geworden, die anfangs blaßrote Farbe hatte 
S sah. Ebensowenig scheint die Dosierungsfrage das Entscheidende | einem tiefen Purpurrot Platz gemacht und nahm jetzt den ganzen 
E SES zu sein, da in dem erwähnten Falle die minimale Wismutmenge Rücken, die Streckseiten der Ober- und Unterarme, in geringerer 
Be ei von 0,015 metallischem Wismut zur Aui E einer Kutanreaktion re no, e GE Ar EÙ a DI o R pa Sien 
ten D 3 i 3 1 1 nm s ngen ase un as sonstige S1C I 
e: ei genügte. Nicht selten ist die Urtikariä Mas einzige alarmierende Bauch und die Ktreckseiten, sowie in en Grade auch die Beuge- 
ug | seiten der Unterschenkel. Fußsohlen nd Handteller waren frel, 
N i 1) a m cas a Ele Bullet. de la een an den Handrücken vereinzelte Flecken bemerkbar WR 
Beet soc. franç. de derm. et de syphilogr. , Nr. 4. i egensatz zum vorher ehenden Tage war eine weitgehende 100- 
a 2) Leissner und Reichenbächer, Wismut in der Syphilis- | fluenz oe Exanthems ae etreten, TH nur a. inselförmig® 
An behandlung. a. Kl. 1924, Nr. 6. EN Partien normaler Haut frei ließ. Die einzelnen das Exanthem bildenden 
KERE: ) Lepinay, Urticaire provoquee par des injections de sel de | Flecke waren im ganzen ödematös und urtikariell, hochrot, über das 
Si bismuth. B ir la H irene oe ermat. et de sy hilogr. 1923, Nr. 3. | Hautniveau erhaben und größer als am Vortage. Das peripbere For 
Je : E a en an an andlung der Syphilis. bl. f. Haut- u. schreiten des Exanthems zeigte sich ferner an dem efallensein der 
N; 5; H Müller, Blass und Kratzeisen, Experimentelles, Mikro | Ohrläppchen- und ränder, wä end die Partie hinter den Obren oz 
i ix š ° . e . ° ’ g e l 1 
pe i ar nn u er Wismutbehandlung bei Syphilis (N adisan- l 1) Hudelo und Rabut, Réactions de la bismuthothérapie anti- 
7 e). M.m.W. , Nr. 20. syphilitique sur le tube digestif, la peau et le système nerven 


e) Nouendorfi, Wismutbehandlung bei Syphilis (Bismọ i 
Derm. Wschr. 1923, Nr. 14. = n PER) 
7) Smechula, 
der Syphilis. M.KI. 1924, Nr. 24/25. 
8) Sloth, Wismutbehandlung der Syphilis. 
1992, 65, Nr. 49. Ref. Zbl. f. Haut- u. Geschlechtskrkh. 1923, 8, 
9) Tryb und Beutel, Trepol in der Syphilistherapie. 


Wschr. 1923, Nr. 27, 


Derm. 


Über unsere Erfahrungen mit der Wismuttherapie 


Hospitalstidende 


S, 297. | verwandten Diszi 


Bull. de la soc. frang. de derm. et de syphiligr. 1924, 31, 34. 
Zbl. f£. Haut- u. Geschlechtskrh. 1924, Ba. 12, S. 321. 
u) Dubreuilh, Bullet. gen. de thörapeut. 1897, p- 229, zit. nach 
E. Merck, Wismutverbindungen. E. Mercks wissenschaftlich® Ab- 
handlungen aus den Gebieten der Pharmakotherapie, Pharmazie W8 
linen. Nr. 41, S.19. Darmstadt 1924. 
RE Der Fall ist bereits in der Arbeit von Nathan (Über Spiro- 
bismolbehandlung der Frühsyphilis. M.m. W. 1924, Nr. 20) kurz erwähnt. 


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2. November 


blieb. An einzelnen Stellen war im Zentrum der Flecke eine leichte 
Aufhellung erkennbar mit einem grauen Farbenton hervorgerufen durch 
beginnende Bläschenbildung. | 


Am folgenden Tage fast vollständige Konfluenz des Exanthems 


auf Rücken und Kreuzbein. Die Bläschen sind abgebeilt. Auf Brust 
und Bauch ganz großfleckiges, zum Teil aber wenig konfluiertes Ex- 
anthem. Jetzt auch Flecke auf den Handtellern, dagegen nicht auf 
den Fußsohlen. Auf den Wangen fast konfluierende Rötung, die noch 


die Entstehung aus der Konfluenz einzelner Flecke deutlich erkennen’ 


läßt. Von subjektiven Beschwerden wurden Kopfschmerzen, Schwindel 
sowie Jucken angegeben. 
Die folgenden Tage brachten einen allmählichen, von Tag zu 
Tag fortschreitenden Rückgang der Erscheinungen, begleitet von zu- 
nehmendem subjektiven Wohlbefinden. Das Exanthem zeigte anfäng- 
lich ein Zurückgehen der Rötung. Nach etwa 4 Tagen setzte eine Ab 
- schilferung der Haut ein, zunächst‘ auf Brust und Bauch, später in 
immer weiteren Hautbezirken. Die Abstoßung der Haut vollzog sich 
in Form von euren und -schuppenden Plaques und ging 
mit einem gewissen der Pat. lästigen Spannungsgefühl der Haut einher. 
Mit beginnender Abblassung klagte Pat. vorübergehend über Stiche 


in der linken Brust, Hustenreiz und Schmerzen in der linken Seite 


beim Atmen, Beschwerden, denen ein Baer Lungenbefund 
nicht gegenüberstand. Nach etwa 10 Tagen war der Schuppungs- 
prozeß, der zuletzt im Gesicht eingesetzt hatte, beendet, die Pat. selbst 
subjektiv wieder völlig wohl. | | 

Der weitere Verlauf gestaltete sich in der Weise, daß die bis- 
herige Wismutbehandlung durch eine reine Neosalvarsankur (insgesamt 
6,715 g Neosalvarsan) substituiert wurde. Die einzelnen Injektionen 
wurden reaktionslos, ohne Allgemeinerscheinungen oder Erscheinungen 
von seiten der Haut vertragen Die Wa.R.. war kurz vor der Entlassung 
fast negativ. 


Wir nahmen im Verlauf der Behandlung Veranlassung, das 
Blutbild fortlaufend zu kontrollieren. Die Ergebnisse dieser Unter- 
suchungen sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt: 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


Keank- Poly- e | Eosino-| Mono- | Baso- !Übergangs- 
heits- | Leuk. nüklehro Lymph. phile |nukleäre| phile len 
ha in % | in % | in% | in% | in% in % 
2 6700 62 29 1,5 6,0 — 1,5 
3. | 6500 63 31 — 5,0 1,0 — 
4. | 4100, 62,5 34 — 2,0 0,5 1,0 
6. | 4200 45 87 3,0 13,0 — 2,0 
7. | 5000 48 40 2,5 8,0 — 1,5 
- 8. | 5900 53 34 3,0 7,5 1,0 1,5 
9. | 5400 | 45 35 3,5 15,0 = 1,5 
10. | 8400 49 42 3,5 4,0 1,5 0 — 
11. | 8700 45 47,5 2,5 4,0 0,5 1,5 
13. | 9400 42,5 | 48,5 1,0 10,5 1,0 ,1,5 
14. | 7600 | ` 47,5 42,5 1,0 6,0 1,5 1,5 
15. | 9100 50 42,5 2,0 2,0 0,5 3,0 
16. | 6800 46 45,0 3,0 5,0 0,5 0,5 
17. | 7500 | 45,5 49,0 4,0 1,0. — 0,5 
18, | 7600 37 55,5 3,0 2,5 1,5 0,5 
24. |: 6700 40 53,0 4,0 2,0 | 10 — 

30. | 7300 ‘45 45 2,0 3,0 2,0 830 ` 
35. | 6100 45 45 5,0 4,0 — 1,0 
42. | 6800 46.5 46,5 2,0 1,5 2,0 1,5 
49. | 7100 46 45,0 4,0 5,0 1,0 — 


Setzen wir unseren Fall in Beziehung zu den in der Literatur 
niedergelegten Beobachtungen, so läßt sich auf Grund der bis- 
herigen Erfahrungen folgender Überblick über die Klinik. der 
Wismuterytheme gewinnen: 

Von den bisher veröffentlichten Wismuterythemen fällt die über- 
wiegende Mehrzahl französischen Präparaten zur Last, und zwar je zwei 
dem Trepol [de Buy-Wenniger!3), Nicolar-Gato-Lobeniiii bzw. 


deren Wismuthydroxyd [Pinard-Marassi!) und Hudelo-Simon- 


18) de Buy-Wenniger, Le traitement de la syphilis par les sels 


bismuthiques. Acta derm.-venerol. 1922, S. 256. Ref. Zbl. f. Haut- u. 
Geschlechtskrh. 1923, 9, 419; Derselbe, Wismuttherapie bei Syphilis, 


65. Sitzung der Niederl. Derm. Vereinigung vom 25. März 1923. Ref, 
Zbl. f. Haut- u. Gesthlechtskrh. 1923, 10, 109. | 

1t) Nicolas-Gat&-Lebouf, Eruption lichénoide d'origine bis- 
muthique chez une malade ayant présentó antérieurement un örythöme 
scarlatiniforme post-arsénobenzolique. Bull. de la soc.. franç. de 


dermat. et de syphiligr. 1923, Nr.5. Ref. Zbl. f. Haut- u. Geschlechtskrh. 


1923, 9, 482. 


., $) Pinard-Marassi, Dermatite exfoliatrice consécutive à des 

injections intramusculaires de bismuth. Bull. et mémoires de la soc. 

ts a nep: de Paris 1922, Nr. 38. Ref. Zbl. f. Haut- u. Geschlechtskrh. 
5. 


7 "3 


Richon!e], in je einem Falle kamen Quinby Luovy-Iraon iii 
Wismutbenzost [Galliet], Neotropol [Säinz de Aja19)] und ein 
chemisch nicht näher charakterisiertes kolloidales Wismutpräparat der 
Firma Robin [Gaston und Pontoizeau!®)]zur Anwendung. Lehner 29) 
arbeitete mit dem ungarischen Präparat Bismoluol. Von deutschen 
Autoren liegen bis auf einen kurz von Voehl?!) erwähnten Fall von 
vorübergehendem Bismogenolerythem bei einem Neurastheniker Be- 
richte über das Auftreten von Wismuterythemen nicht vor. Die beiden 
nach Abschluß der vorliegenden Arbeit von Jähnke und Schäcker2) 
mitgeteilten Fälle von Wismuterythem kommen ebenso wie die 
Fälle von Biberstein2%), Freudenthal?) und Görl und Voigt?) 
Ae auf das Konto des Bismogenols, während H. Müller28) und 
utmann?”) über mehrere Fälle von erythematösen Hauterscheinungen 
nach Nadisan und Sternberg®%) über einen Fall von toxischer 
Dermatose nach Casbis berichten. Über den Wismutgehalt der vor- 
genannten Präparate unterrichtet folgende Zusammenstellung: | 
‘In 1 ccm Trepol 0,064 g met. Bi. 
Quinby 020g „ n 
Bismogenol 0,10 g „p a 
Spirobismol 0,035 g „ 


Wismuthydroxyd hat einen Wismutgehalt von 79 oh, 
Mit. Ausnahme zweier von Gaston und Pontoizeau und 


Hudelo und Rabut mit intravenösen Injektionen eines kolloidalen 
Wismutpräparates sowie eines weiteren von den beiden nen 
mit Wismutinjektionen behandelten Falles wurden sämtliche Präparate, 
intramuskulär einverleibt, und zwar bestand mit Ausnahme der noch 
später zu erwähnenden Fälle von Nicolas-Gat6&-Lebauf und 


Schreus2) die Behandlung ausschließlich in Wismutinjektionen. In 


mehreren Fällen trat die Wismutidiosynkrasie schon nach wenigen In- 
jektionen auf, und zwar in einem Falle (Lehner) nach der ersten, in 
zwei Fällen (Levy-Fraenkel, Nicolas-Gat6)-Lebauf) nach der 
zweiten und in einem weiteren Falle (de Buy-Wenniger) nach der 
dritten Injektion auf. Die übrigen Fälle boten ein längeres Intervall, 
so der Fall von Hudelo-Simon-Richon mit 7, der von Pinard- 
Marassi mit 12 und der von Görl und Voigt mit 14 Injektionen 
reaktionslos vertragenen Injektionen. In dem zweiten Falle von Jähnke 
und Schäcker: war etwa 2/ą der reinen Bismogenolkur (Gesamtmenge 
des injizierten Wismuts: 17,5 ccm) anstandslos absolviert worden. > 

Gehen wir mit einigen Worten auf die klinischen Formen 


der Syphilis, die in den angeführten Fällen die Indikation zur ` ` 


Wismuttherapie abgaben, ein, so setzt sich das überlieferte Material 
aus fast allen Stadien der Syphilis zusammen. Zwei Beobachtungen 


betrafen spätsyphilitische Prozesse des Rückenmarks bzw. der Kreis- 


laufsorgane, ein Fall eine kongenitale Lues, ein weiterer eine seit 
17 Jahren bestehende, unregelmäßig und ungenügend behandelte 
alte Syphilis. = = 


16) Hudelo-Simon-Richon, Stomatite bismuthique avec erythro.- 
dermie cutanée. Bull. de la soc. franç. de derm. et de syphiligr. 1928, Nr.2. 
17) Levy-Fraenkel, Diskussion zu dem Vortrage von Hudelo- 


Simon-Richon. Bull. de la soc. franç. de derm. et de syphiligr. 1923, Nr.2. _ 


18) Sáinz de Aja, Diskussion zu dem Vortrage von Oovisa: 


"Behandlung der Syphilis mit Neotrepol, Actas dermo-sifilograf. 1923, 


15, Nr. 1. Ref. Derm. Wochenschr. 1924, 79, 88. 

19) Gaston und Pontoizeau, Erythrodermie consécutive au 
traitement bismuthique colloïdal intraveineux. Bull. de la soc. franç. 
‘de derm. et desyphiligr. 1922, Nr.8. Ref. Zbl. i. Haut. u. Geschlechtskrh. 


` 1923, 8, 80. 


20) Lehner, Toxisches Erythem und Herpes zoster nach intra- 
muskulärer Bismutinjektion. Derm. Wschr. 1923, Nr. 37. — Derselbe, 
Ein Fall von toxischem Erythema und Herpes zoster nach Wismut- 
injektion. Börgyögyäszati urol. es. venerol. szemle. 1923, 1, Nr. 7. 
Ref. Zbl. f. Haut- u. Geschlechtskrh. 1924, 11, 177. 


: 21) Voehl, Zur Therapie der Syphilis mit Wismutpräparaten: 


D. m. W. 1923, Nr. 7. 


22) Jähnke und Schäcker, Über Wismutbehandlung der Syphilis 
MLK. 


und-die Aufnahme des Wismuts in den Liquor cerebrospinalis. 
1924, Nr. 22. i | | 
2) Biberstein, Über dieWismutbehandlung der Syphilis. D.m.W. 
1923, Nr. 50. | | 
. 2) Freudenthal, Lokales embolisches Bismogenolexanthem. 
Arch. f. Derm. u. Syph. 1924, 147, 155. 
| 2) Görl und Voigt, 


Wismutbehandlung. M.m.W. 1924, Nr. 27. 


26) H. Müller, Wismutbehandlung der Syphilis. Verhandlungen | 


der Deutschen Demo Gesellschaft. XIM. Kongreß 1928. Arch. f. 
Derm. u. Syph. 1924, 145, 341. i | 

27) Omanin Erfahrungen mit dem Wismutpräparat Nadisan, 
in Kombination mit Neosalvarsan bei der. Behandlung der Syphilis. 
Derm. Wochenschr. 1923, 77, Nr. 27/28. | 


289) Sternberg, Wismutschädigung. Vers ammlung  südwest- 


deutscher Dermatologen, Frankfurt a. M.. 1924. Ref. Zbl. f. Haut- u. 


Geschlechiskrh. 1924, 13, S. 34. 


22) Schreus, Über Wismutbehandlung der Syphilis. D. m. W. 
1923, Nr. 15. | Ze | 


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_ nächst gut vertragen, bis -nach einer Gesamtmeng® von 9 g Bis- 


‚neuerliche Provokation erfuhr. 
Beweis erbringen, daß sie ausschließlich auf das Konto des Wis- 


. die Schädigung des Organismus durch das Salvarsan, noch nieht 


. genols die Verantwortung für die Entstehung der Dermatitis zu- 


_ Wismuterytheme der gleiche: nach einer gewi 
i erscheinungen (bei den bisweilen angegebenen starken Kopfschmerzen 
- kann z: B. an eine’ plötzliche Überladung des Liquors mit Wismut 


- Fällen (Sáinz de Aja) macht sich wie auch bei unserer Patientin von 


 Salvarsandermatitis niemals’ nässenden Charakter, ‘der Juckreiz 


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1536 E T: MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 44: OoN BE Noveraber. . 


Nur in dem Falle Lehners kann von einer Universalität des ` 
- Exanthems gesprochen werden. In allen anderen Fällen bleiben . 
mehr oder minder große Hautgebiet® ausgespart. Häufiger sind 
die Erscheinungen auf Gesicht und. Stamm beschränkt, unter Frei- 
lassung der Extremitäfen. Auch vor dem behaarten Kopf macht, 
wie‘ eine Beobachtung von. Hudelo-Simon-Richon lehrt, die - 
Atiektion keineswegs halt und kann bei. etwaigem isolierten Auf- . 
treten zu differentialdiagnostischen Erwägungen gegenüber dem 
seborrhoischen Kopfekzem V eranlassung geben. In anderen Fällen, . 
wie in einem von Levy-Fraenkel mitgeteilten Fall, kann nur ein 
begrenzter Bezirk, beispielsweise die Leistengegend, Sitz des Ex- 
anthems sein. . In unserem. Falle zeigte das Exanthem in ausge-' 
sprochenem Maße. die Tendenz, unter Besitzergreilung auch der- 
| periphersten Partien, sich universell zu gestalten. Von der äußeren 
Haut: greift es ferner auf die Schleimhäute über und ruft das 
klinische Bild eines Exanthems der Mund- und Pharynzschleimhaut 
hervor. Mitunter kann. ein Exanthemtypus einem anderen Platz . 
machen. In dem Falle Bibersteins bestand ursprünglich ein 

‚sudaminaähnliches Exanihem am Bauche. ' Dieses wich gegen Ende‘ 
der Kur einer stark juckenden. Dermatitis an Stamm und Extremitäten, 
die längere Zeit hindurch klinisch unverändert blieb. Bemerkens- 
wert an der Lokalisation dieses zweiten Exanthems war, daß dabei 
der Sitz des ersten völlig ausgespart blieb. Das Allgemeinbefinden. . 
war in allen Fällen ein gutes. Komplikationen traten mit Ausnahme 
eines von Görl und Voigt mitgeteilten Falles nicht zutage, in ` 
welchem sich 2 Tage nach dem Erscheinen eines skarlatiniformen 
Exanthems schmerzhafte Gelenkschwellungen wandernden Charakters 


unter Bevorzugung großer Gelenke einstellten. (Schluß folgt) 


Bemerkenswert ist, daß fast die Hälfte der Fälle vor der 
Wismutbehandlung eine Überempfindlichkeit gegen Salvarsan' 
dargeboten hatte. In dem Falle von. Hudelo-Simon-Richon 
hatte neben toxischen Allgemeinerscheinungen (zerebrale und gastro- 
intestinale Störungen) 1 Jahr vor der Wismutbehandlung ein in 
der Schamgegend lokalisiertes Salvarsanexanthem vorgelegen. 
zwei weiteren Fällen (Nicolas-Gat&-Leboeuf, Smechula) war 
der Wismutbehandlung ein Salvarsanerythem unmittelbar voran- 
gegangen. Eine weitere Patientin von J ähnke und Schäcker hatte 
im Verlaufe einer kombinierten Neosalvarsan-Bismogenolkur ein aus- 
gedehntes Salvarsanexanthem mit nachfolgender geringer Arsen- 
melanose bekommen. Eben dies Moment lieferte die Indikation zur 
Ersetzung des Salvarsans, gegen das offenbar eine Idiosynkrasie 
bestand, durch Wismut. Dabei bedurfte es nur geringer, zum Teil 
nur einmaliger Wismutgaben, 2. B. in dem Falle Smechula mit, 
einer Dosis von 0,5 Bismogenol, um eine eben abgeklungene Sal- 
varsandermatitis zum Wiederaufilackern zu bringen. n dem er-. 
wähnten Falle von Jähnke und Schäcker wurde Bismogenol zu- ' 


einnehmendes, stark juckendes Exanthem auftrat, das in einer Woche 


abklang und bei Ersetzung des Wismuts durch Salvarsan keine 


‚mogenol an den Ellenbogen beginnend, später den ganzen Rumpf 


In. mehreren der genannten Fälle läßt sich nicht strikt der 


muts zu setzen sind, weil augenscheinlich die frühere Noxe, d. h. 
völlig eliminiert war. In anderen Fällen, wie- in dem Schreus- 
schen Falle, wo Bismogenol mit Salvarsan umschichtig zur Anwen- 
dung kam, läßt sich gleichfalls nicht. mit Sicherheit entscheiden, 
welchem der beiden Mittel die Rolle der toxischen Schädigung zu- 
zuschreiben ist, obgleich manches dafür spricht, in dem erwähnten 
Fall den allein schuldigen Teil im Wismut zu erblicken, nament- 


- 


lich der Umstand, daß der Patient auf das später gegebene Trepol 


Ans der Deutschen Psychiatrischen Universitätsklinik in Prag 
nee (Prof. Dr. O. Pötzl). Ä | 


Eigenartige Veränderungen des Anfalisbildes 
- bej Epileptikern. = 
_ Von Dr. G. Herrmann, Assistent der Klinik. 


die Annahme von Schreus, der Salizylkomponente des Bismo- Zr | l 
Die Analyse von Symptomen bei Epileptikern, besonders: ihre 
Aura, kann, abgesehen von ihrer lokaldiagnostischen Bedeutung’), 


In fast allen Fällen ist Art des Auftretens und Verlauf der- 


issen Inkubationszeit 


tritt -nach mehr oder minder ausgeprägten toxischen Allgemein- wickelten Form eine Bereicherung unserer Kenntnisse, sondern vor. 


allem die Art des Beginnes der Anfälle. Die gegenwärtige hirn- 
pathologische 'Betrachtungsweise gestattet es, allmählich auch solche 
Frscheinungen in diesem Sinne. zu verwenden, die anscheinend dem 
Grenzgebiet der Hysterie und Epilepsie angehören, SO Z B. die 
Auslösung der Anfälle durch von ‚außen gegebene Momente, das 
Eingehen psychischer Erlebnisse in die Aura, sowie das viel 
umstrittene Gebiet der Reflexepilepsie. | u g | 

Im Folgenden soll deshalb an zwei besonderen Fällen versucht - 
werden, derartige Mechanismen einzeln herauszugreifen und auf 
ihre Entstehungsweise hin zu untersuchen. 

I. 36jähriger Arbeiter, der seit 3. März 1922 dauernd in Be- 
_ obachtung der Klinik steht. Nach seiner eigenen Angabe hatte er im 
Alter von 10 Jahren beim Kühehüten vorübergehende „Schwäche“ 
"Zustände, wobei ihn fror (petit mal?). Große Anfälle hatte er zu dieser 
Zeit keine. Im. Alter von 18 Jahren fiel er als Dachdeckerlehrling 
vom Dach. Es ist möglich, wie er selbst zugibt, dab er damals eine 
solche „Schwäche“ hatte und deshalb zum Fallen gekommen sei. Nach- 
her habe er oft Schwindel bekommen, eine vorübergehende Schwäche, 
sei aber dabei nie umgelfallen. Es sei wie eine „Zurücksetzung 
"meint damit, daß er nicht so fort konnte, er sei auch langsamer 8% 
gangen) gewesen; er habe nicht gleich alles gesehen, gespürt habe er 
nichts, außer der Schwäche oder ein wenig Gruseln. Der Blick sel 
geradeaus gewesen, SO wie steif. In den Händen sei ein Gruseln ge- 
wesen. (macht dabei Zitterbewegungen mit den Händen). „OP: 
wenn ich die Schwäche bekommen Tabs, wollte ich mich alten, 
wenn ich mich aber anhalten wollte, hat es mich nach der rechten 
Seite und. vom Gegenstand weggezogen, SO daß ich ihn nicht ergreliet 
konnte und hingefallen bin. Dabei verdreht es mir das Gesicht auf 
die rechte Seite“. | | | 

‘Im Jahre 1916 hatte er einen Unfall als Eisenbabnarbeiter; er 
verletzte sich dabei den rechten Fuß und die rechte Hand. Erst seit 
dieser Zeit bat er eigentlich schwere Anfälle bekommen und zwar den 
ersten. ungefähr !/, Jahr nach dem Unfall. Die Anfälle waren mels! 
béi Nacht, seltener bei Tag. Er hat dabei geschrien und Harn g° 
lassen (was früher nie vorgekommen sei). Er spürte ein Zucken (Pak 
nennt es „Rucksen“) in der seinerzeit verletzten Zehe auf dem 


gedacht werden, die eine vorübergehende leichte toxische -Menin- 
gitis zur Folge hat) plötzlich ein Exanthem auf. In manchen | 


Anfang an eine ödematöse Schwellung des Gesichtes, besonders um: 
die Konjunktiven herum, bemerkbar, . die mitunter den Auftakt zu 
der Eruption des Exanthems darstellt. Mit dem. Aufschießen des- 
selben erreicht die Erkrankung ihren Höhepunkt, wenngleich die 
Temperaturkurve in den. folgenden Tagen noch eine steigende 
Tendenz erkennen läßt. Das Exanthem hat im Gegensatz zur 


ist individuell verschieden, manchmal sehr ‚stark, manchmal 
nur gering. Der Eifloreszenzform nach setzt sich das Exanthem vor- 
wiegend aus erythematösen und papulösen Eifloreszenzen zusammen. 
In unserem Falle traten auch vorübergehend Bläscheneruptionen 
hinzu. Dem klinischen Charakter nach steht das Wismuterythem 
“dem Scharlachexanthem nahe und ist oft rein klinisch von diesem 
kaum zu unterscheiden. Auch in dem zweiten Falle von Jähnke 
und Schäcker ist das Exanthem dem skarlatiniformen. Typus der 
Erythrodermie zuzurechnen. In seltenen Fällen (Nicolas-Gate6- 
Leboeuf) verleiht die Eruption von rosa- bis dunkelroten liche- 
noiden Papeln mit feiner Schuppenkrause dem Erythem den Cha- : 
rakter eines Lichen, ein Bild, das in manchen Beziehungen an 
die Lichen ruber-ähnlichen Salvarsanexantheme erinnert, mit denen 
uns die letzten Jahre in größerem Umfange bekannt gemacht haben. 
Andere Fälle, wie z. B. eine von Sternberg mitgeteilte Beobachtung, 
zeigen als Primäreffloreszenz rötliche Flecken, die im Zentrum‘ 
hochrote Papeln mit leicht gelblichem Rande führen. Das Exanthem, 
das zu gleicher Zeit noch bei anderen mit dem gleichen Mittel 
behandelten Patienten erschien, erinnerte in seinem klinischen Aspekt 
lebhaft an eine Stauungsdermatose bzw. eine Purpura teleangiectoides. 
Wieder andere Exanthemiormen nahmen die Maske eines sudamina- 
ähnlichen Exanthems (H. Müller, Biberstein) an. Die Loka- 


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lisation und ' Ausdehnung des Exanthems ist eine verschiedene: 1) Vgl. M. KI. 1924, Nr. 12. 


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2, November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


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rechten Fuß, dann einen Stich, dann schlafe das Bein ein. 
Nachher sei er hingefallen, der ganze Körper sei steif gewesen. Das 
Zucken kam immer vom rechten Fuß und ging stets von der 
Stelle aus, die verletzt gewesen war. Ä 

Aus seinen früheren Angaben (bedingt,durch Einstellung auf 
eine Unfallrente?), war zunächst nicht’frecht herauszubringen, daß 
er schon vor dem Unfall an Anfällen litt. Der erste Eindruck war 
der, daß es sich hier um einen typischen Fall von Reflexepilepsie 
handelte, d. h. einen Fall, bei dem durch eine periphere Läsion 
epileptische Anfälle ausgelöst werden. Wie aber die scharf ge- 
faßte, durch die Angabe der Frau unterstützte Fassung des Krank- 
heitsverlaufes ergab, hatten die Anfälle schon früher bestanden. 
Es fragt sich nun, was hat diese immer in gleicher Weise ge- 
schilderte Aura zu bedeuten? 

Ich möchte hier vor allem auf eine auch in der Literatur 
geläufige Beobachtung hinweisen, die ich in zwei Fällen machen 
konnte: Bei einem Paralytiker mit Status paralyticus konnte man 
regelmäßig, wenn man die linke Hand, das war die Seite, wo der 
Krampf einzusetzen pflegte, bewegte, einen Krampfanfall auslösen. 
In einem zweiten anderweitig (Z.f.d.g.N.u.Ps.) veröffentlichten 
Falle von Thalamustumor trat der erste Anfall ein, als zum Zwecke 
der neurologischen Untersuchung passive Beuge- und Streck- 
bewegungen mit dem rechten Arm zum Zwecke der Tonusprüfung 
gemacht wurden. In beiden Fällen wurde der Anfall dadurch aus- 
gelöst, daß von der Seite aus, von der der Krampf beginnen sollte, 
ein Reiz gesetzt wurde2). Etwas ähnliches, aber mit großer Spiel- 
breite zeigte ja auch der von A. Pick?) (S.64) erwähnte Fall „mit 
Resten alter Kinderlähmung, dessen symptomatische Anfälle in der 
paretischen Körperhälfte besonders leicht durch ein Erschrecken 
„vom Ohre“, der geschädigten Hemisphäre entsprechend, ausgelöst 
werden“. In diesen beiden Beobachtungen löst die Wirkung der 


. passiven Bewegungen, bzw. der akustische Reiz (der normalerweise 


höchstens zu einem Zusammenschrecken oder einer Abwehrreaktion 
führt) einen drohenden Anfall aus; man kann annehmen, daB seine 
Wirkung zentral gerade an der Stelle der epileptogenen Reizzone 
angreift; in unserem Falle können die dauernden Beschwerden von 
Seiten der Narbe dieselbe auslösende Wirkung haben. Dafür spricht, 
daß die Verletzung gerade den rechten Fuß betrifft, also die Körper- 
seite, die nach der Schilderung, die er von den früher bestandenen 
Anfällen gegeben hat (Rechtsdrehung des Kopfes) als die ge- 
schädigte anzusehen ist; überdies verursachte die Narbe dauernde 


Beschwerden, so daß er, besonders wenn er mehr gehen oder etwas .| 


tragen mußte, Schmerzen hatte. | 
Diese hier gegebene Erklärung ist gewiß nicht von der Hand 


. zu weisen; der weitere Verlauf des Falles zeigt aber, daß sie nicht 


als alleiniges. Moment in Betracht kommt. | 


Am 9. Januar stürzte er zu Hause von einer etwa 14 Stufen 
hohen Holzstiege herunter. Seiner Schilderung nach war das am 
Morgen, als ihn die Frau zur Arbeit weckte. Er meint, er müsse er- 
schrocken sein, es sei dann eine „Schwäche“ über ihn gekommen, er 


habe das Geländer ergreifen wollen, habe es aber nicht mehr erwischen 


können, so daß er über die Stiege heruntergefallen sei. Er zog sich 

dadurch eine komplizierte Fraktur am linken Fuß zu. Während der 

darauffolgenden italsbehandlung stellten sich immer häufigere 

ei spueehe Ausnahmszustände ein, so daß er der psychiatrischen 
inik übergeben werden mußte. 

, „Pat. zeigte nun während der Beobachtung auf der Klinik noch 
eine Reihe anderer Aurasymptome, die von Bedeutung für das Ver- 
ständnis des Zusammenhanges sind. | 

Er sei mit seinem Schwager einmal bei einer Unterhaltung ge- 
wesen, da sei eine solche Schwäche über ihn gekommen. Der Schwager 
habe ihn geholt, ihn gepackt und gesagt, er solle ruhig sein und nach 
Hause gehen. Wenn er dann einen Anfall hatte, so sei es immer ge- 
wesen, wie wenn er den Schwager sehen würde, es sei, wie wenn er 
mit jemandem eine Feindschaft hätte und der Schwager ihn zurück- 
halten wollte. Es sei nur wie ein Lichtschein, wie ein Gedanke. Das 
sel Immer so gewesen, bevor er zur Klinik kam. 

„Ungefähr nach 2monatigem Aufenthalt an der Klinik hatte 
Pat. eines Nachmittags einen Aufregungszustand. Ob damals Konvul- 
sionen bestanden, wurde nicht sicher ermittelt; doch ist es anzunehmen. 

esen Erregungszustand schloß sich ein epileptisches Delir, das 
etwa 3 Tage dauerte. | 

Nachher gab er an, daß er einen ganz kleinen Anfall hatte, 
„das war eine Bescheinigung im Bette; ich habe gedacht, es steht 
jemand darin, der umfällt und da wollte ich ihn halten, ich bin aber 
nicht aufgestanden, sondern habe mich wieder umgelegt“. „Es war 


H 2) vgl Röper und Sauerbruchs Experimente, [Redlich: 
andb. 475] und Herschmann, M.m.W. 1917, Feldärztl. Beil. Nr. 23. 


Rare o neurologische F orschungsrichtung in der Psychopathologie. 


vorgängen (vgl. Schilder). 


. bei der Arbeit mitgeholfen und dabei habe ich mic 


ar nichts, es ist mir nur so vorgekommen“. Objektiv verhält sich die 


ache so, daß er gegen die Türe hin lief, dort in der Luft herum- 
fuchtelte, dabei etwas unklar von Anfällen schrie und widerstrebend 
vom Personal ins Bett gebracht werden mußte. | 


Es ist mindestens sehr wahrscheinlich, daß hier eine Objekti- 


vierung oder Exoprojektion von Körpergefühlen sich geltend gemacht 


hat. Diese Erscheinung hat ihre bekannten Analogien in den Er- 
scheinungen des zweiten Gesichtes und bei Depersonalisations- 
Daß es sich tatsächlich um etwas 
derartiges handelt, wird aus einer Anfallssituation vom 19. Januar 
dieses Jahres noch wahrscheinlicher. | | B 

~ (Sie haben einen Anfall gehabt?) Ja. (Wann?) So ungefähr um 


4 Uhr. (Was wissen Sie davon?) Nichts, ich habe gestern dem Wärter 
sehr angestrengt, 
ich habe mir. dann den ganzen Tag goan daß der Pusch (Mitpatient, 
der nie an Anfällen litt) keinen Anfall bekommen möchte, sonst könnte 
man ihn nicht halten, das mußte ich gestern den ganzen Tag denken. 
(Haben Sie das früher auch schon gedacht?) Nein, 6 Wochen hatte ich 


jetzt keinen Anfall und dabei dachte ich mir, wenn ich jetzt nur keinen’ 
kranken Menschen sehen müßte. Ich habe gestern 2 | 
im Traum gesehen, welche sagten, der Purkhardt (Name des Patienten) 


ärter so wie 


hat einen Anfall, und wenn die zwei das zu einander sagen, dann kommt 
gewöhnlich ein Anfall. — 3 Tage später stellte sich ein epileptischer 
Ausnahmezustand ein. - o | 

Daß er in seinen 2 Jahre später erfolgenden Auskünften diese 
damäls als „Bescheinigung“ zugegebene Situation für real hält, ist 


in dem hier behandelten Zusammenhang irrelevant. Er gibt näm- _ 


lich weiter Folgendes an: Wenn er jetzt einen Anfall bekommt, so 
hat er immer diese Erscheinung: Das ist wie der Gedanke, das ist 
das Bild, das geht geschwind, das ist nur ein Gedanke und dann 
habe ich einen Anfall gehabt, das ist eine Sekunde. | 

Während er vor der Einlieferung zur Klinik immer die Er- 
scheinung mit dem Schwager hatte, bevor ein Anfall kam, so trat 
nach diesem (halluzinatorischen) Erlebnis immer als Aura diese 
Situation ein. 2 Jahre nach diesem Erlebnis schildert er es in 
folgender Weise: | 

"Wie ich bin in die Klinik gekommen, habe ich jemanden gesehen, 
wie er einen Anfall hatte und der Wärter ist dort gesessen und ich 
wollte dem Mann helfen, der Wärter hat mich ins Bett hineingeschmissen. 
Wenn ich daran gedacht habe, dann habe ich den Anfall bekommen. 
Der Mann hatte den Anfall gerade wie ich, er hat eine Weile ge- 
schaut und da habe ich gesehen, wie es ihn zurückgerissen hat. Der 
Wärter hat mich zusammengepackt und hat’mir gesagt, ich habe nichts 
dabei zu tun... ich habe gesagt, der Mann hat einen Anfall, der 
Wärter hat mir gesagt, Sie haben einen, ich habe aber ausdrücklich 
gesehen, daß der Mann einen Anfall hat. Ich habe keinen Anfall ge- 


habt, aber nachher habe ich den Anfall gehabt und seit der Zeit, wenn. 
ich den Gedanken gehabt habe, dann ist der Anfall gewesen. In der 


Früh habe ich Kenntnis davon gehabt, daß ich einen Anfall hatte, weil 
ich diesen Gedanken gehabt habe. | 

In der gleichen, nur etwas umständlicheren, echt epileptischen 
Weise schildert er immer wieder seine Anfälle. 

Wir sehen hier also folgenden Verlauf: Bei einem seit dem 
10. Lebensjahre an Petit mal leidenden Menschen traten nach einem 


Schädeltrauma (Sturz vom Dache) große epileptische Anfälle mit “ 


Déviation conjugée nach rechts auf. Nach einem zweiten Unfalle, 
den er mit aller Wahrscheinlichkeit während eines Anfalles erleidet 
und bei dem er eine Verletzung der rechten Zehe davonträgt, tritt 
eine bisher nicht gewesene Aura hinzu, so daB das Ganze den Ein- 
druck der Reflexepilepsie erwecken würde, wenn man nicht durch 
genaueres Befragen eruieren würde, daB schon vorher Anfälle be- 
standen. Weitere Veränderungen, die mit Erlebnissen zusammen- 
hängen, macht die Aura während der Beobachtung durch. | 


Zuerst war es die Situation mit dem Schwager, an der Klinik | 


die Situation mit dem Wartepersonal. Diese letzteren Zustände sind 
rein deskriptiv als „treamy states“ bei Epileptikern ja bekannt, 
wenn einfache frühere Erlebnisse, besonders Erlebnisse in der Kind- 
heit als Aura erscheinen. Nicht genügend gewürdigt sind diese 
Erscheinungen aber in der Form, wie sie unser Fall zeigt; in unserem 
Falle treten zunächst körperliche, dann psychisch traumatisch 


wirkende Faktoren in die Aura mit ein. Wenn die gleiche inner- 


liche Anfallssituation mit ihren gleichen Spannungen erscheint, wird 


auch die äußerliche Situation mitreproduziert; sie treten als „Er- 


innerungen“, wie sich unser Patient u. a. ausdrückt, vor dem An- 
fall auf. l | 

Auf diese Weise wird es verständlich, wenn Epileptiker nach 
Schädelverletzungen mit oder ohne organische Aura vor den Anfällen 


Zustände haben, die von den hysterischen sich durch nichts unter- 


scheiden lassen. So’ beobachteten wir einen Patienten mit sicheren 
epileptischen Anfällen nach einer Schußverletzung der rechten 


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1538 | = 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


2. November 


 Schläfegegend, der neben einer akustischen Aura ganz präzise an- 


gab, daß er immer Soldaten zum Sturm laufen sah, eine Situation, 


die seiner Angabe nach sich mit der deckte, als er die Ver- 


letzung erlitt. 


Die Anfälle beschreibt Pat. folgendermaßen: es sei eine körper- 
liche Unruhe, wie wenn alles einschlafen würde, dann sei es wie ein 
Glockenläuten, es gehe wie Schallwellen durch den Körper, an Stärke 
an- und abschwellend, aber in der Tonhöhe immer gleichbleibend. Das 


An- und Abschwellen behält das gleiche Tempo, der Ton werde aber‘ 


dabei immer stärker und wenn der Ton am stärksten sei, steigen die 
Bilder auf. Die Bilder seien immer vom Kriege. Dabei ziehe es ihm 
die Augen zu und er wisse nicht, was um ihn her sei. 

Die gewöhnliche Funktionsprüfung der Acustici ergab, wie zu 
erwarten, keinerlei Störung. Auch eine mit der geschlossenen Stimm- 
gabelreihe vorgenommene Prüfung ergibt keine groben Ausfälle. Der 
Auraton wurde bei wiederholter Prüfung immer genau an die gleiche 
Stelle der Tonskala verlegt (zwischen c” und d”). Dabei war jedesmal 
der Ton von einer Reaktion des Wiedererkennens begleitet, die mit 
einem starren Gesichtsausdruck verbunden: war. 


Eine Oktave höher und tiefer werden die Töne ungenau von den | 


vorhergehenden unterschieden, und zwar bezeichnet er die höheren 


Töne entweder als gleich oder als tiefer (fast nie als höher); tiefere 


Töne unterscheidet er richtig. 

Das An- und Abschwellen der Töne, sowie das Stärkerwerden 
derselben läßt sich gut dadurch nachmachen, daß die auf den Auraton 
eingestellte Stimmgabel gedreht und dem Ohre nähergebracht. wird. 
(Zwischen rechtem und linkem Ohr sind bei diesen Prüfungen keine 
Unterschiede. Galtonpfeifchen rechts 1,4—1,2, links 1,0. 


Diese hier vorgebrachten Tatsachen sollen nicht dazu führen, 


den Unterschied zwischen Hysterie und Epilepsie zu verwischen 
oder die Hysteroepilepsie in ihrer alten Form wieder aufleben zu 
lassen, sondern nur zeigen, daß die Differentialdiagnose oft schwieriger 
ist, als es den Anschein hat, und daß die Analyse und Wertung der 
Symptome über diese Schwierigkeit hinweghillft. | 
Andererseits zeigt dieser Fall, daß es Wirkungen peripherer 
Verletzungen bei Epilepsie gibt, die dem Mechanismus der Reflex- 
epilepsie nahestehen, dabei aber zu klinischen. Erscheinungen führen, 
die bei oberflächlicher Betrachtung des Falles mit Jackson-An- 
fällen verwechselt werden können. Man kann sich derartige Vor- 
gänge im Sinne der Uxküllschen Auffassung erklären, daß nicht 


' nur das Zentrum das Erfolgsorgan, sondern auch das Eriolgsorgan 


das Zentrum spezifisch beeinflußt. 

II. 24jähriger Patient (untersucht in der Ambulanz der Klinik 
19. Oktober 1923 und Juni 1924). Im Mai 1918 bekam er einen Kolben- 
T auf den Kopf. Nachher einige Stunden bewußtlos, und erst auf 
dem Hilfsplatz erwacht. Am 8. Tage nachher der erste Anfall. Vor 
dem Anfall habe er gar nichts gespürt; es wurde ihm schwarz vor den 
Augen, und er stürzte zusammen. Nach der Angabe seiner Umgebung 
habe er Schaum vor dem Munde und Zuckungen der rechten Seite 
gehabt. 4 Tage später hatte er den nächsten Anfall, dann alle 3 Tage 
Anfälle; bei Aufregungen traten sofort Anfälle auf. Kein Benässen, 
kein Zungenbiß. Dauer der Anfälle 5—10 Minuten. In der letzten Zeit 
bis 4 Anfälle täglich. 

(Bei einer anderen Gelegenheit gab er an, daß die Anfälle nach 
einem Zugzusammsnstoß auftraten. Die ersten Anfälle seien klein ge- 


’ wesen, manchmal ohne Bewußtseinsverlust, beginnend mit einem Krampf- 


zittern in der rechten Schulter. Die Krämpfe begannen gewöhnlich 
mit einem Zittern in den rechten Extremitäten, das in klonische Krämpfe 
übergeht. Die Krämpfe gingen dann rasch in den ganzen Körper über.) 

Aus dieser Darstellung geht nicht mit absoluter Sicherheit 
hervor, ob es sich um epileptische Anfälle handelte. Besonders 
die Divergenz seiner Angaben über die Ursache dieser Anfälle, so- 
wie sein ganzes renten-neurotisches Verhalten deuten darauf hin, 


daß es sich möglicherweise um rein psychogene Anfälle gehandelt hat. 


Am 12. November 1921 wurde er, unbekannt von welcher Indi- 
kation ausgehend, über der linken Zentralwindung operiert, und dabei 
ein Stück Rinde exzidiert. Gleich nach der Operation trat eine Aphasie 
und rechtsseitige Hemiplegie auf. Die Aphasie hatte seiner Beschreibung 
nach einen motorischen Charakter. Die Aphasie besserte sich in einigen 
Wochen. Nur eine Verlangsamung. der Sprache blieb zurück. 

‘ Die Anfälle blieben nach der Operation ein Jahr lang aus. Erst 
zu Beginn des Jahres 1923 traten neuerlich Anfälle auf. Diese Anfälle 
beginnen mit einem Zittern des Unterkiefers und Schleimbildung im 
Halse, dabei könne er nicht sprechen. Das Ganze dauert 2 Minuten. 
Die Besinnung verliert er dabei nicht. - | 


Es ist nicht sicherzustellen, ob die vor der Operation bestandenen 


Anfälle epileptischer Natur waren. Dagegen spricht einerseits das 


rasche Auftreten nach dem Unfall und das Fehlen von Zungenbiß 
und Harnlassen; doch ist dies nicht entscheidend. Für den Fall 
sind also zwei Auffassungen möglich: 

Waren die Anfälle vor der Operation tatsächlich epileptisch, 
so haben wir hier die Erscheinung, daß vor der Operation allge- 


meine Anfälle mit rechtsseitiger Extremitätenaura bestanden, nach- 
her aber partielle von Jackson-Typus mit einer motorischen 
Apbasie. | 
Dann wäre hier durch die Rindenläsion eine Verschiebung 
und Konzentration der epileptischen Erregung auf das operativ 
lädierte Rindengebiet erfolgt. Der Fall wäre dann ein Beispiel für 
einen Vorgang, der dem gewöhnlichen Vorgang der Verallgemeinerung 
von Jacksonanfällen gerade entgegengesetzt ist. 
-. Handelt es sich aber um die zweite, nicht mit Sicherheit 
auszuschließende Möglichkeit, daß die vor der Operation bestandenen 


' Anfälle hysterische waren, dann haben wir hier eine scheinbare Um- 
wandlung hysterischer Anfälle in epileptische mit einem spezifischen 


Bild, das der operativen Hirnrindenläsion entspricht. 

Welche der beiden Auffassungen auch richtig sein mag, sicher 
ist, daß hier ein Anfallstypus, der nach traumatisch einwirkender 
Situation aufgetreten ist, verändert wurde durch eine Hirnoperation. 
Die Veränderung .erscheint‘ bedingt durch die Exstirpation eines 


| Zentrums. In diesem Sinne ist der Fall ein Gegenstück zu dem 
erst hier beschriebenen Falle, in dem die rein zentralen Bedingungen 


durch die Wirkung von Situationen der Umwelt nachweisbar ver- 
ändert worden sind. 

Die hier mitgeteilten Beobachtungen haben theoretisch be- 
sondere Beziehungen zu der Frage der Wandelbarkeit des Anfalls- 
bildes bei Epileptikern, dessen hohe Konstanz nach allgemeiner 
Anschauung nur durch das Auftreten spiegelbildlich entgegengesetzt 
verlaufender Anfälle und, durch Erscheinungen der Verallgemeinerung 
unterbrochen werden. Die Beobachtungen zeigen, daß in einzelnen 
Fällen noch besondere Wechselwirkungen zwischen Innenwelt und 
Umwelt dazutreten, die die Frage, ob hysterische oder epileptische 
Mechanismen hier wirksam sind, im einzelnen schwer entscheidbar 
machen. Aus diesem letzteren Grunde haben die hier mitgeteilten 
Beobachtungen auch eine gewisse praktische Bedeutung für die 
Unfallsbeurteilung. Es zeigt sich an ihnen z. B., wie leicht man 
aus der bloßen Schilderung eines Anfalles den Eindruck gewinnen. 
kann, daß es sich um psychogen bedingte Anfälle handelt, wodurch 
man gelegentlich dem zu Beurteilenden Unrecht zufügen könnte. 


% 


Aus der Medizinischen Universitäts-Klinik Rostock 
(Direktor: Prof. Dr. Hans Curschmann). - 


Zur Symptomatologie der Biermerschen Krankheit. 
. (Auf Grund von 165 Fällen.) 


Von Dr. Fritz Strieck. 


Die Symptomatologie der Biermerschen Krankheit ist bereits 
in vielen Lehrbüchern und Monographien abgehandelt worden. Wenn 
sie in dieser Arbeit nochmals dargelegt wird, so geschieht es des- 
halb, weil in der Literatur eine ausführliche statistische Arbeit an 
Hand eines besonders großen, seit Jahren einheitlich beobachteten 
und untersuchten Materials in Deutschland nicht zu finden ist, 
während in der amerikanischen und skandinavischen Literatur der- 
artige Zusammenstellungen bereits vorliegen. 

Zunächst lasse ich eine graphische Darstellnng aller Fälle 
folgen, die die Verteilung auf die einzelnen Jahre erkennen läßt. 
Es sind sämtliche Fälle von Biermerscher Krankheit, die von 1 
bis 1922 in der Rostocker Medizinischen Klinik zu Beobachtung 
kommen, im ganzen 165 Fälle. 


Kurve 1. 


TIITıLILTALT 
EEREERELTGN, 
HERE AA AHEM 
NFASZHRENEE 


REED 


Auf die Morbiditätskurve möchte ich an sich keinen besonderen 
Wert legen. Die Annahme. einer wirklichen Steigerung der Er- 
krankungszahlen möchte ich aus ihr nicht schließen, denn es könnte 
sich sehr wohl nur um eine häufigere Diagnostizierung des 
Leidens gehandelt haben. Dies um so. mehr, als ja bekannt ist, daß 
sich besonders im Greisenalter die Biermersche Krankheit recht 
häufig unter der Maske einer „chronischen Herzinsuffizienz“, eines 
„Marasmus senilis“ (Hans Curschmann) oder endlich unter der w- 


BE GE N En 


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CR. u MAM, Ere Mh O e e o’ 


2. N ovemiber 5 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


` geklärten Diagnose „Karzinomverdacht“ verbirgt. Immerhin beweisen 
die Zahlen, die Steigerungen der Fälle bis zu 20 pro Jahr zeigen, 


‚daß die Biermersche Krankheit eine häufige Krankheit hierzulande 
ist, weit häufiger jedenfalls als eine Chlorose mit wirklich typischem 
Blutbefund. Davon, daß die zweifellos abnehmende letztere Krank- 
heit gleichsam durch die Biermersche Anämie abgelöst, bzw. ver- 
‚drängt worden sei (im Sinne etwa einer Mutation), kann natürlich 
keine Rede sein, da die beiden Krankheiten ganz verschiedene 
Lebensalter und Konstitutionen zu befallen pflegen. u g 
Auf das Blutbild möchte ich absichtlich hier nicht eingehen, 


= da wir es ja aus den zahlreichen Arbeiten der letzten Jahre genau 
Daß es sich in allen unsern Fällen um echte Biermersche, 


Anämie handelt, darf auf Grund mehrfacher Blutbefunde und zumeist 
lange dauernder Beobachtung als einwandfrei festgestellt gelten. 
Beginnen wir mit den Frühsymptomen, d.'s. den Angaben, 


die uns die Patienten in der Anamnese als erste von ihnen bemerkte 
Beschwerden geben, so stehen die Beschwerden von Seiten des 
Digestionstraktus in der überwiegenden Mehrzahl (d. i. in 86%) der 


Fälle im Vordergrund: Magenstörungen, die sich in wöchselndem, 


E Appetit, Aufstoßen, unregelmäßigem Stuhlgang, Diarrhoeneigung 


ù. a. m. äußern. Sehr häufig ist bekanntlich eine Glossodynie, 


(in 91% der Fälle), die sich später zur sogenannten Hunterschen 


Glossitis entwickelt: Leichtes Brennen und Schmerzen der Zunge, 


besonders der Spitze und der Ränder, einem Gefühl, das von einigen 
Patienten mit dem einer verbrannten Zunge bei zu Starkem Tabak- 
- rauchen identifiziert wird. Etwas seltener, als subjektive und ob- 
jektive Zungensymptome sind solche von Seiten der Schleimhaut 


der Gingiva, der Wangen und des Rachens. | 
Was das Nervensystem anbetrifft, so ist neben den im Voll- 


- bilde so ausgesprochenen Parästhesien, die sich in geringem Grade 


auch als Frühsymptom sehr: oft finden, die ausgesprochene Spinal- 
erkrankung (d. i. die’ funikuläre Myelitis verschiedener Form). als 
Frühsymptom beachtenswert. Sie ist ein Syndrom, das neben dem 
glossitisch-dyspeptischen unbedingt zu denen des „Initialstadiums“ 
zuzurechnen ist. Wenn die ausgebildete Spinalerkrankung auch 
gegenüber den einfachen Parästhesien und Schmerzen an Häufigkeit 
sehr nachsteht, so ist sie doch zur Frühdiagnose wichtig, zumal wir 
durch Nonne, Hans Curschmann u.a. wissen, daß die Myelitis 


dem Manistwerden der Blutveränderung bei der Biermerschen 


Krankheit um Jahre vorausgehen kann. 
Wenn wir nun einen Patienten mit dem Vollbilde der Biermer- 


sehen Krankheit vor uns haben, so sind es meist die hochgradige 
Schwäche, die als besonders quälend von den Patienten empfunden 


wird, die gastrointestinalen Erscheinungen und die Nervenbeschwerden, 
die. im Vordergrund der Klagen dieser Patienten stehen. Bei der 
Untersuchung ist die hochgradige Blässe des Gesichtes mit der der 
Biermerschen Krankheit so ungemein typischen gelblich-grau bis 


- süubikterischen Verfärbung neben dem leidenden Gesichtsausdruck 
so auffällig. Eine Gedunsenheit des Gesichtes ist kein hervor- 
. stechendes Symptom, da es sich nur in verhältnismäßig wenigen 
Fällen findet, meist nur da, wo auch Ödeme der verschiedensten 
Art, an den Knöcheln und Unterschenkeln besonders, vorhanden sind.’ 


Der Ernäbrungszustand ist meist ein schlechter, zumal sich ja in 
den allermeisten Fällen gastrointestinale Störungen zeigen, die in 
Appetitlosigkeit, Erbrechen, Durchfällen bestehen. Die Zunge ist 


‚meist von der schon im Stadium der initialen Latenz erwähnten 


Glossodynie bzw. Glossitis befallen (in 91% unserer Fälle). Die 


: Kranken leiden sehr unter den Schmerzen, die sie meist an die 


Spitze und den Rand, mitunter auch über die ganze Zunge lokali- 


sieren. Viele klagen neben diesem Zungenschmerz über Wundsein 


des Zahnfleisches, des Rachens, manche geben an, im Bereiche des 


. ganzen Mundes, Schlundes und der Speiseröhre lebhafte Schmerzen 
und starkes Brennen zu haben. Daß unter diesen Umständen die 


Nahrungsaufnahme eine schlechte und demzufolge der Ernährungs- 


zustand sich verschlechtert, ist zu verstehen. . Die Zunge er- 


scheint in diesen Fällen gerötet, oft leicht mit kleinen Schrunden 
und Rissen bedeckt und die Papillen leicht erhaben und hochrot. 


Recht oft aber fehlte in unseren Fällen jede objektive 


Veränderung der so schmerzhaften Zunge, abgesehen von der 
im Alter so häufigen Schleimhautatrophie. | 
Kleinere Haut- und Schleimhautblutungen wurden ge- 


Jegentlich (in nur 6%) beobachtet, meist von Stecknadelkopfgröße 
und am harten Gaumen lokalisiert. Zu erwähnen wäre noch das. 


Nasenbluten, ein in schweren Fällen ziemlich häufiges Symptom. 

, Die Haut war meist typisch verändert (in 62% unserer Fälle). 
Die erscheint matt, nicht glänzend, fühlt sich trocken an und zeigt 
einen abnorm blassen, leichenfarbenen Ton, der leicht ins strobgelbe 


rs y T 2 
A : 
` . = 
` 
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spielt. Die Haut läßt sich in Falten abheben, der Turgor ist er- 
heblich herabgesetżt. Epidermisschüppchen liegen meist in großer 
Menge lose 'äuf der Unterlage, so daß die Haut beim Berühren leicht 
schuppt. Jedoch ist dieses Symptom nicht häufig. und’ charakte- 
ristisch, wie die oben erwähnten.. Eine Neigung zu leichten ekze- 
matösen Veränderungen, die gern rezidivieren, ist ‘in einigen Fällen 
(3,6%) beobachtet, ebenso Urtikaria in zwei Fällen im Verlauf der 


- Behandlung (1,2%). 


Das Herz erscheint sowohl perkutorisch wie röntgenologisch 
in etwa 30% der Fälle vergrößert. Der Spitzenstoß ist öfter etwas 
andrängend. Auskultatorisch finden sich in den meisten Fällen, 
d. i in 81%, anämische Geräusche, meist systolische. an der Pulmo- 
nalis und der Spitze, oft über dem ganzen Herzen hörbar. Dia- 


‚ stolische Geräusche waren äußerst selten (1,3% und natürlich stets 


verdächtig auf gleichzeitige aortitische Klappenprozesse). Die Puls- 
frequenz ist öfter gesteigert bis 110, meist aber normal. Der Blut- 
druck ist meist normal, in wenigen Fällen vermindert, nie gesteigert. 
Natürlich gilt diese Angabe nicht vom präfinalen Stadium, sondern 
von der Zeit des üblichen Aufnahmebefundes. Es ist dabei zu ver- 
muten, daß es sich bei dem „normalen“ Druck häufig um eine 
relative Hypotension bei Individuen handelt, die ihrem Alter und 
ihrer Arteriosklerose entsprechend eigentlich einen erhöhten Druck 
gehabt hätten. Die Kranken klagen oft über Herzklopfen und 
Druckgefühl am Herzen. so 2° | | 
An den Lungen finden sich meist keinerlei objektive Er- 
scheinungen; insbesondere scheint die Kombination von Lungen- 
tuberkulose und Biermerscher Krankheit enorm selten. 


biniert., Die Patienten haben nur selten über Lungenbeschwerden, 
Atemnot oder Husten zu klagen. In 12 Fällen fand sich ver- 
schärftes Atmen, das aber durch eine gleichzeitig bestehende leichte 
Bronchitis erklärt wird. RE ne | 

Am Magen findet sich als charakteristisches Symptom die 
Achylia gastrica, die in fast allen unseren Fällen von Biermerscher 
Krankheit gefunden wurde (98%). Lange Jahre vor Beginn irgend- 
welcher Blutveränderungen ist sie oft festzustellen und neben den 
Nervensymptomen der sicherste Fingerzeig für eine frühe Diagnose- 


wir an der Martiusschen These fest, daß eine Anaemia gravis mit 
positiven HCl-Werten meist keine echte Biermersche Krankheit 


ist, wenn auch bisweilen das Blutbild dafür zu sprechen scheint. . 
Röntgenologisch findet sich meist eine Hypermotilität des Magens - 
‘mit beschleunigter Entleerung. 


Eine geringe Erweiterung ließ sich 
in 2 Fällen feststellen. Erbrechen und Aufstoßen sowohl nach dem 


Essen wie unabhängig von der Nahrungsaufnahme. ist sehr häufig. 
Je schwerer der anämische Zustand ist, desto heftiger sind die Er- ` 


Unter 
unseren Fällen war nur ein einziger mit Lungentuberkulose kom- ` 


1589 


‚stellung. Trotz der gegenteiligen Befunde von Knud Faber halten | 


scheinungen von seiten des Magendarmkanals. Die Diarrhoen, die 


seltener mit Obstipation wechseln können, sind ein Symptom, das ` 


sich schon früh findet und auf der Höhe des Leidens immer vor- 
handen ist, in dem meist die Diarrhoen vorwiegen. Eine Druck- 
empfindlichkeit oder Auftreibung des Leibes wird seltener festgestellt. 

Milz und Leber sind in verhältnismäßig wenig Fällen (23%) 


vergrößert, sind immer glatt und allermeist nicht druckempfindlich.. _ 


Insbesondere können wir die Angabe der Literatur von .der Häufig- 


‚keit eines palpabeln Milztumors durchaus nicht bestätigen. Ä 
Im Urin fand sich nie Zucker, in wenigen Fällen Albumen 


8,4%), In vielen Fällen findet sich Urobilin und Urobilinogen, 


% — es entspricht dies ja ganz der bisherigen Kenntnis —, die 
Diazoreaktion war stets negativ. Das spezifische Gewicht war meist 
normal, die Gesamtmenge ebenfalls, wenn auch im Ödemstadium 


natürlich Oligurievorkam. Die Farbe istdunkelgelb, der Geruch normal. 


Der Stuhl war meist frei von Parasiteneiern, in.einigen Fällen 
wurden Askarideneier gefunden. Niemals fanden sich unter unseren: 
165 Fällen solche mit Botriocephalus latus und Aneylostomum 


duodenale. . Blut fand sich in einigen wenigen. Fällen im Stuhl. 
In psychischer Hinsicht waren die meisten Patienten normal, 


abgesehen von der Depression, die durch den allgemeinen Schwäche- ' 
zustand und: die übrigen quälenden Symptome bedingt ist. In 
schweren Fällen ist Apathie, bisweilen Somnolenz zu beobachten, 


die meist vor dem Tode auftritt. Halluzinationen und Delirien sind 
in unseren Fällen nicht beobachtet. Einige Patienten klagten über 
Träume, die sie oft sehr quälen. 
erhöhte Reizbarkeit sind oft schon so frühzeitig vorhanden, daß 
diese Patienten lange Jahre vor Auftreten der Anämie als „Neur- 
astheniker“ behandelt werden. Jedoch haben auch wir in unseren 


Fällen eine Reihe von anscheinend typischen konstitutionellen Neur- 


asthenien gesehen, wenn auch im ganzen selten. 


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Starke motorische Unruhe und 


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2. November 


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|, n 1540 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 
| 


‚ Bezüglich des Nervensystems zeigten sich häufig (in nicht 
weniger als 86% der Fälle) Parästhesien an Händen und Füßen. 
Die Angaben der Kranken über «Kribbeln und Ameisenlaufen an 
nl Händen und Füßen sind ungemein charakteristische Symptome und 

| i sind meist wieder neben der beginnenden Schwäche das erste An- 

| zeichen, daß die Kranken in ein neues Rezidiv ihrer Erkrankung - 
verfallen. Neben den Parästhesien sind auch oft Hypästhesien vor- 
handen, weniger häufig Hyperästhesie, nie Analgesie. An den Re- 
flexen sind sowohl Hyporeflexie als auch Arellexie bemerkenswert; 
sie sind nicht häufig (15% der Fälle). Besonders sind die Knie- 
und Achillessehnenreflexe herabgesetzt bzw. fehlend. Die eingangs 
ee i erwähnten pseudotabischen Symptome sind zwar selten, doch muß 
So i man sie zur Frühdiagnose kennen. 

Der Klopfschmerz der langen Röhrenknochen und besonders 
am Sternum ist ein Symptom, das häufig vorhanden ist und sich 
meist in hochgradig anämischen Fällen findet. ! 

Die Sexualiunktion ist in etwa 1/, unserer Fälle gestört, bei 


Frauen besteht Dysmenorrhoe bis Amenorrhoe, bei Männern finden 
sich Potenzstörungen. | 


Der Schlaf ist bei fast allen Patienten in schwer anämischen 
Zuständen schlecht, bessert sich aber mit der Besserung des Blut- 
bildes meist. | | er 

An den Sinnesorganen sind häufig Störungen zu beob- 
achten. Unter den subjektiven Symptomen waren es Öhrensausen 
und das surrende Karotidenklopfen, die unangenehm und quälend 
Be, Bit von den Patienten empfunden wurden. Herabsetzung der Hörfähig- 
Se | | keit wurde in wenigen Fällen beobachtet. Während die Kranken 


bereits von Hans Curschmann (im . Kurve 2, 
Gegensatz zur bisherigen Lehrbuch- 
meinung) hervorgehoben. Die Biermer- 
sche Krankheit ist also allermeist ein 
Leiden des Rückbildungsalters, 
bzw. sie erreichtihren typischen Höhe- 
punkt in diesem, genau so wie die 
Chlorose in der Postpuberlätszeit des 
. Weibes ihren typischen Termin hat. 
Es ist diese Feststellung für die von 
manchen angenommene pathognomo- 
nische Bedeutung endokriner Vorgänge 
für die p. A. von Bedeutung, wenn 
auch immer wieder betont werden 
muß, daß der Beginn des Leidens 
lange Zeit vor aller weiblichen oder 
männlichen Klimax liegt. 

Zum Schluß lasse ich eine 
Tabelle folgen, die den zahlen- | | 
mäßigen Nachweis des Vorkommens und der Häufigkeit der einzelnen 
Symptome darstellen sol. ` | k 

Es fanden sich: 


Symptome | Fälle | Symptome Fälle 


m j 


Früh-Symptome: 


Diastol. Geräusche . | 3= 18 

0... an dan Augen subjektiv außer Flimmern oder herabgesetzte Seh- | Nnkengenurörungen |19 = Ge | Bekeenkwanien || 462 3 

a. | schärfe in einigen wenigen Fällen klagten, ist die en Spinalerkrankung ... | 3= 18| Achylia gastrica. . . |168= 98 

| hintergrundsveränderung häufig und typisch. Kleine und | Vollbild: Gesteigerte Motilit. . | 124 = 73 

| größere striehförmige Blutungen in die Netzhaut (in nicht weniger | Typ. Aussehen .... |1589= 96 | Milz-und Lebervergr. | 38= 28 
als 61% der Fälle) heben sich scharf von dem blassen Hintergrund 


Ödeme: & Beine... | 89= 55 | Albumen im Urin... 
ab. Die Papille erscheint abgeblaßt. Die Blutungen sitzen meist j 


b) Gesicht. | 8= 4,8| Urobilin, Urobilinog. |189 = 84 


Z 


- 

He la a FE = Beine 
Te, 5 5 = 2 
Treten A Se 


in der Makulagegend, oft neben den stark geschlängelten Gefäßen | Ernährungszustand Parästhesien ..... |143 = 86 

verlaufend. Die Blutungen erfolgen schubweise, ‚denn neben alten a ash ve = BE en a í t u 7 

i er ee a sioh bai wiederholten Unter- x a ERS u = n r ee a EN i k = n 
4 | En sodynie... = 1, enbeschwerden . = 

W Erhöhte Temperaturen finden sich in der großen Mehrzahl Hantbiotungen ji ... | 10= 6 Augenbeschwerden .| 21= 12 

ii: der Fälle (86%), teils kontinuierlich hoch, teils subfebril mit einigen | Nasenbluten....... 43 = 26 | Retinablutungen .. . |112= 61 

y Aufwärtsbewegungen. Ein charakteristisches Verhalten des Tempe- | Typ. Hautbeschaffenh. |103 == 62 | Erhöhte Temperatur |142 = 86 

ve raturverlaufes findet sich nicht, doch kann man sagen, daß die | Ekzem ......... 6= 3,6| Schwitzen. ...... 26 

T ` Progression ohne Zweifel mit Neigung zum Fieber (besonders noch | Urtikaria ....... 2= 1,2| Erhöhte Pora a t 
7 ad finem) verläuft, während gegen die Remission zu die Tempe- | Dilatatio cordis... 30 | Anormal. psych.Verh. = 

raturen normal zu werden pflegen. Anäm.Geräusche syst. |134 = 81 |Lues...... ee 8 


Weiter ist noch ein Symptom zu erwähnen, das sich in 26% 

‘der Fälle findet und mir bei der Durchsicht der Literatur in keiner 
Arbeit erwähnt scheint: die oft sehr starken Schweißausbrüche. 
Sie werden sowohl anamnestisch, wie in der klinischen Behandlungs- 
en i zeit beobachtet. Meist findet sich das Schwitzen in schweren Fällen. 
EEEE: i | Mit der Besserung des Blutbildes und dem Zurückgehen der übrigen 
Burn klinischen Symptome verschwindet auch das Schwitzen. Irgendein 


Aus der II. Chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses 
im Friedrichshain in Berlin (Dirig. Arzt: Prof. Dr. M. Katzenstein). 


Erfahrungen mit der Funktionsprüfung des Herzens. 


Zusammenauftreten von diesem Symptom mit der Höhe oder den |; Von Dr. Franz Sobolowski, ehemaligem Assistenzarzt der Abteilung. 
ed Schwankungen der Temperatur oder mit „Blutkrisen“ besteht nicht. Die von Katzenstein 1904 angegebene Methode der Herz- 
. | Die Verteilung der Biermerschen Krankheit auf die Geschlechter 
A P 


funktionsprüfung (F. P.) durch Kompression der Artt. femorales habe 


Fa Merle - war in unseren Fällen derart, daß sich 109 Männer und 56 Frauen | ich selbst in den Jahren 1920/21 und später andere Assistenten an 


fanden, also doppelt soviel Männer, als Frauen. Es entspriclit das 


A SE dem Material der II. Chirurgischen Abteilung des Krankenhauses im 
a | keineswegs der bisher meist angenommenen größeren Morbidität der | Friedrichshain nachgeprüft und sie ist seitdem eine vor großen 
en Frau (Morawitz, Laz arus), kann aber wohl auch durch Zufälle | Operatiónen stets ausgefübrte und unentbehrliche Untersuchungs 
bedingt sein.  — 0 l . l : methode geworden. Bereits 1915 hat Katzenstein seine Er- 
Von Wichtigkeit scheint mir auch die Verteilung auf die | fahrungen mit dieser Methode an etwa 3000 Fällen veröffentlicht, 
En AE einzelnen Lebensjahre zu sein. Ich lasse eine Tabelle und Kurve 
i 


N | folgen, die die Verteilung erkennen läßt. 


Zweck der F. P., speziell für den Chirurgen ist: festzustellen, 
Es waren erkrankt von: 


wie weit das Herz fähig ist, den gesteigerten Anforderungen der 


Operation und Narkose noch zu genügen. Die übliche Auskultation 
Nr. 1: 10—20 Jahren — Nr. 5: 51—60 Jahren 73 Fälle und Perkussion gibt über die wahre Herzkraft keine Auskunft. 
Se ee. a | Die Ergebnisse, die ich mit der Prüfung gemacht habe, decken 
” 3: 81—40 „ 16 ” N 7: 71-80 ” 3. m 


4: 4-50 „n 42 


Wir sehen in der graphischen Darstellung steiles Ansteigen 
der Werte, das sein Maximum bei 5, d. h. in einem Alter zwischen 
50 und 60 Jahren hat, und dann ein ebenso steiles Absinken der 
Zahlen. Praktisch hat diese Feststellung folgenden Wert: Die 
Biermersche Krankheit findet sich, wenn auch sehr selten, in den 
zwanziger Jahren, sie wird häufig erst vom 41.—50., erlebt aber die 
bei weitem größte Steigerung zwischen dem 51. und 60. Jahre 
(73 Fälle!). Aber auch das eigentliche Senium ist relativ oft be- 
fallen: 25 Fälle zwischen 61. und 70. und 3 zwischen dem 71. und 
SO. Jahr. Diese Häufigkeit der senilen Biermerschen Anämie wurde 


Ir) 


sich im allgemeinen mit den von Katzenstein veröffentlichten 
Erfahrungen. 

Wir haben, wie es Katzenstein angegeben hat, am auf dem 
Rücken liegenden Patienten mit den 3 Mittelfingern jeder Hand die 
Artt. femorales direkt am Lig. inguinale getastet und zunächst ohne 
jeden Druck den Puls der Femorales pro Minute gezählt. Nach 
| Feststellung desselben werden für 2 Minuten beide Arterien al 
derselben Stelle mit denselben Fingern abgeklemmt. Nach Ab 
lauf der 2 Minuten wird der Puls unter Fortdauer der Abklemmung 
wieder gezählt und mit dem vor der Kompression ermittelten ver 
glichen. Ist die Pulszabl bei der Kompression gegenüber der vorber- 
gehenden vermindert oder auch gleichbleibend, so nehmen wir das 


. Operation teils mit Recht abgelehnt, teils nur auf dringenden 


2. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


1541 


an mn ne E ED EEE Vor ES EEE EEE EEE EEE EEE EEE. — 


Vorhandensein ausreichender Kraft des Herzens an. Ist die Puls- 
zahl um 2 bis 6 Schläge in der Minute vermehrt, so ist das Herz 


zwar als geschädigt, aber nicht als funktionsuntüchtig anzusehen. 


Vermehrung der Pulszabl bei der Kompression um 8 bzw. mehr 
Schläge läßt auf einen schwer geschädigten Herzmuskel schließen. 


Dabei haben wir in keinem Fall die Perkussion und Auskultation 


vernachlässigt. 


Zu bemerken ist noch, daß Katzeustein auch die Blutdruck- 


messung vor und bei der Abklemmung der Artt. fordert. 

Wir führen sie aus, um einen Unterschied festzustellen. Da 
aber in der Praxis schon die Pulszählung brauchbare Resultate er- 
zielt, berichten wir in Folgendem nur über diese. | 

Aus der großen Zahl der geprüften Fälle, die den Wert der F. P. 
nach Katzenstein mit Sicherheit beurteilen lassen, will ich nur die 
prägnantesten anführen. | i 

1. Frl. C., 22 Jahre alt, wird am 27. Dezember 1920 wegen Duo- 


 denalulkus eingeliefert. Sie ist durch Schmerzen im Oberbauch in ihrem 


Ernährungszustand (E. Z.) außerordentlich heruntergekommen. Bei der 
Herzuntersuchung wird über allen Herzostien, am schärfsten über der 
Pulmonalis, ein systolisches Geräusch festgestellt. Der Puls ist trotz 
normaler Temperatur und mehrtägiger Bettruhe auf über 90 Schläge 
erhöht, klein, regelmäßig. Bei mehrmaliger Abklemmung der Artt. 
femorales wird jedesmal eine Herabminderung der Pulszahl von 2—6 
Schlägen festgestellt. Die Operation wird deswegen ohne Bedenken 
in Allgemeinnarkose auagetührt: Sie ergab zwar kein Duodenalulkus, 
aber eine schwer veränderte Gallenblase mit großem Solitärstein im 


Ductus cysticus. Die Gallenblasenexstirpation gestaltete sich wegen 


zahlreicher Verwachsungen sehr schwierig und länger dauernd. Trotz- 


. dem glatter Heilungsverlauf ohne Komplikationen. 


2. Anton L., 50 Jahre alt, wurde am 27. Januar 1921 wegen 
Tumor in abdomine mit blutigen Stühlen und Erbrechen eingeliefert. 
Die Erkrankung bestand bereits 3 Wochen. 

Befund: Außerordentlich kachekt. Allgemeinzustand. Trockene 
borkige Zunge. Wegen eines das Colon ascendens und transversum 
See gleichmäßigen Tumors wird die Diagnose Invagination 
gestellt, 

Herz: Dämpfung nach links, fingerbreit über die linke Mamillar- 
linio hinausreichend. Töne unrein. Aktion unregelmäßig. Bei der 
Abklemmung der Femoralis nimmt die Irregularität des Pulses nicht 
zu. Die Pulszahl selbst wird um 4 vermindert. Deswegen wird die 
Operation im Chloräthylrausch riskiert. Die vor der Operation ge- 
stellte Diagnose bestätigt sich: Es handelt sich um eine Invagination 
des Dickdarms, hervorgerufen durch ein eigroßes Fibrom. Resektion 
des invaginierten Dickdarmstückes und Schluß der Bauchwunde in 
einer Sitzung. Glatter Heilungsverlauf. 

In diesen beiden Fällen haben wir uns durch den Auskultations- 


und Perkussionsbefund des Herzens nicht beeinflussen lassen, sondern 


allein der F. P. vertraut, die eine genügende Kraft des Herzmuskels 
anzeigte, so daß man den Kranken die eingreifenden Operationen einer 
Gallenblasenexstirpation und Diekdarmresektion zumuten durfte. 

Alugegen haben wir bei Fällen, wo Auskultation und Perkussion 
nichts besonderes am Herzen ergab, aber die Abklemmung der Femo- 
ralis eine Vermehrung des Pulses um 8 und mehr Schläge zeigte, u 
unse 
des Kranken oder seiner Angehörigen ausgeführt. 

3. Frau Luise M., 65 Jahre alt, wurde am 6. September 1920 wegen 
Magenschmerzen, Gelbsucht und angehaltenem Stuhl auf die chirurgische 
Abteilung eingeliefert. . l : 

Befund: Sehr hinfällige Frau in stark reduziertem E. Z., stark 
auigetriebener Leib und Druckschmerzhaftigkeit im Oberbauch. 

Diagnose: Gallensteine, Ileus. 

~ Auskultation und Perkussion des Herzens ergeben außer einer 
geringen Verbreiterung des Herzens nach links und rechts nichts 
besonderes. Die F. P. aber, die an drei auf einander folgenden Tagen 
k einmal ausgeführt wird, ergibt eine Vermehrung des Pulses um 8 
is 10 Schläge. Die Operation wird deswegen abgelehnt. Nachdem 
der Stuhl einigermaßen in Gang gebracht und der Leib abgeschwollen 
ist, wird M, zur Weiterbehandlung auf die innere Abteilung verlegt, 
wo sie nach 3 Wochen gestorben ist. Die Sektion ergibt außer Gallen- 
steinerkrankung eine schwere parenchymatöse Degeneration und Lipo- 
matose des Herzens. 
4, Frau Anna F., 57 Jahre alt, wurde am 5. März 1921 einge- 
liefert. Es bestanden bei ihr seit 7 Tagen heftige Schmerzen in der 
Gallenblasenge end, seit 60 Stunden E 

gang von Winden. 

Befund: Sehr verfallener Zustand. Leib sehr aufgetrieben. 
Sensorium frei. Puls deutlich abgesetzt, regelmäßig, aber klein. Herz: 

enzen und Töne o. B. Die sofort angestellte F. P. ergibt eine Ver- 
mehrung des Pulses um 16 Schläge. 

Diagnose: Gallensteine, Peritonitis. 

Ich Professor Katzenstein, der bei der Einlieferung zugegen ist, 
Eee Operation wegen des schlechten Ausfalls der F. P. als aus- 
den Vertreter des Chefs doch zur Operation. Sie erfolgt 6 Stun 

nach der Aufnahme. Bei der Laparotomie ergibt sich, daß die Peri- 


rbrechen, kein Stuhl, kein . 


os ab. Inzwischen sind die Verwandten gekommen und ran. bin I 
en 


tonitis, die von der Perforation der Gallenblase ausgegangen war, schon 
sehr vorgeschritten war. Es wurde daher von jedem weiteren Eingriff 
abgesehen. 8 Stunden post operationem Exitus. Die Sektion ergab 
schlaffes, braunes Herz, Dilatation beider Herzventrikel, parenchymatöse 


Degeneration von Herz, Nieren, Leber. Mesaortitis luetica. 


5. Frau Bertha B., 53 Jahre alt, wird am 2. April 1924 wegen 


Struma mit Atemnot und .Schluckbeschwerden eingeliefert. 


Befund; Schwächliche Frau mit schlechtem E. Z. Faustgroße .. 


Struma zu beiden Seiten des Halses, die wahrscheinlich auch unter 
das Sternum reicht. 
Große Atemnot, deutlicher: Stridor, Sprache heiser. 
Herzgrenzen nach links einfingerbreit über die linke Mamillar- 
linie verbreitert. Töne o. B. Aktion regelmäßig, 80 Schläge pro 
Minute. F. P. des Herzens am folgenden Tage ergibt selbst nach 
Morphiumgabe einen schlechten Ausfall. Steigen des Pulses um 
12 Schläge. Die Operation erscheint daher aussichtslos.. Da aber die 


Atemnot trotz Morp N zunimmt, und eine Tracheotomie wegen . 


der großen Ausdehnung der Struma nicht zum Ziele führen kann, wird 
dennoch die Operation gewagt, weil man die Patientin nicht ersticken 
lassen will. Die Operation wurde in Lokalanästhesie rasch und ohne 


nennenswerten Blutverlust ausgeführt, und ergab keine allzu großen. 


Schwierigkeiten. Es wurden beide Artt. thyreoideae sup. und die 
inferior dextra unterbunden, die Struma selbst bis auf kleine Reste 
reseziert. 24 Stunden post operationem unter den Zeichen der Herz- 
schwäche Exitus. Die 
des Herzmuskels und Hypertrophie des linken Ventrikels. Die mikro- 
skopische Untersuchung des Struma ergab: Einfache Struma, vereinzelte 
Stellen mit kleinen Kolloidknoten, in der Umgebung schlechte Kern- 
zeichnung Rundzellenansammlung. l 

Aber nicht nur für die Tüchtigkeit des Herzens gab uns die 
F. P. brauchbare Resultate. Wir hatten außerdem Gelegenheit, bei 
Karzinomkranken eine interessante Beobachtung zu machen. Die 
F. P. ‘ergab in Fällen, wo das Karzinom sich als noch operabel 
erwies, meistens ein gutes Resultat, d. h. eine Verminderung der 
Pulszahl. Hierfür ist besonders folgender Fall lehrreich. 

6. Wilhelm H., 66 Jahre alt, am 10. November 1920 wegen 
Geschwulst in der Magengegend, die bereits ein Vierteljahr vom 
Patienten selbst wahrgenommen wird, und zunehmender Abmagerung 
eingeliefert. 


Befund: Kachektischer Mann im stark reduzierten E. Z. Herz: ` 


Grenzen o. B. Erster Ton an der Spitze un Puls regelmäßig. 
Arteriosklerotische Verhärtung der fühlbaren Arterien. In der Magen- 
grube Besen Tumor fühlbar. 

i 


agnose: Carcinoma ventriculi. Befund.und langes Bestehen | 


lassen auf Inoperabilität schließen. _ Ä 
Die F. P. des Herzens zeigte im Verhältnis zu dem schlechten 


Allgemeinzustand auffallenderweise eine Veränderung der Pulszahl um 


nur 4 Schläge. Trotz: der anscheinend noch genügenden Kraft des 
Herzens sollte wegen der Aussichtslosigkeit, den Tumor zu entfernen, 
von der Operation Abstand genommen werden. Sie wird aber auf 
ganz besonderen Wunsch des Patienten doch ausgeführt.. Es zeigt 
sich hierbei, daß das Karzinom nur die Vorderwand des Pylorus 
befallen hat. Keine fühl- oder sichtbaren Metastasen. Der Pylorus läßt 
sich mitsamt dem Karzinom ausgezeichnet entfernen. Dieselbe Beob- 


'achtung, gute Funktion bei Operabilität, machten wir bei 15 von 


20 Fällen. (Carcinoma uteri, ventriculi, coli, mammae.) 


Wir haben uns das so erklärt, daß bei gut entfernbarem i 
Karzinom 'die Intoxikation des Körpers im allgemeinen und des Herzens ` 


m besonderen noch nicht so weite Fortschritte gemacht hat, daß der 
Herzmuskel wesentlich geschädigt ist. | 
- Eine weitere Nachprüfung dieser Erfahrung an einem größeren 
Material dürfte sehr zu empfehlen sein, besonders bei Carcinoma 
uteri, da ja hier, abgesehen von ganz desolaten Fällen, nur die 
Probelaparotomie über die Operabilität Aufschluß gibt. n 
Man hat in früheren Entgegnungen der F. P. nach Katzen- 
stein vorgehalten, daß sie bei nervösen Patienten versage, 'weil bei 
diesen während der Ausführung der Prüfungen auch ohne vor- 
handene Herzschädigung eine Vermehrung der Pulszahl eintrete. 


Auch wir haben diese Erfahrung: hin und wieder bei Frauen gemacht 


und kamen darauf, bei derartigen Patienten Morphium eine Stunde 
vor der F. P. zu geben. Es ergab dann die F. P. auch hier ein 
brauchbares Resultat. | | 

Nicht allein an operativen Fällen haben wir die F. P. nach- 
geprüft, sondern auch an Kranken, die für eine Operation nicht in 


Betracht kamen. So z. B. an zahlreichen Frauen, die wegen Sepsis . 


nach Abort im Friedrichshain. eingeliefert wurden. Hier zeigte die 
F. P. parallel mit zunehmender Besserung ein Abnehmen und bei 
fortschreitender Verschlimmerung ein Zunehmen der Pulszahl, so 


daß man in der Lage war, dubiöse und sich lang hinziehende Fälle 


prognostisch richtig zu beurteilen. | 


In den letal verlaufenden Fällen letzterer Art wurde durch. . 


die Sektion entsprechend der Vermehrung des Pulses auch ein 
entsprechend degeneriertes Herz nachgewiesen. | 


Starke Venenzeichnung an Hals und Brust. | 


ektion ergab schwerste fettige Metamorphose 


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‘Zusammenfassend ergab sich aus den systematischen Beob- 
achtungen für die F. P. des Herzens nach Katzenstein: 
1. Der gute Ausfall der F. P. ermutigte uns, Kranke schweren 


radikalen Operationen zu unterziehen, die sonst wegen des un- . 


günstigen Auskultations- und Perkussionsbefundes abgelehnt oder 
nur Notoperationen unterzogen worden wären, und wir haben gute 
Erfolge gesehen. | | 

2. Hingegen wurden Fälle, die auskultatorisch und perku- 
torisch nichts Besonderes boten, aber eine schlechte Herzfunktion 
zeigten, vor unnützen Eingriffen bewahrt. Mit der Operation wäre 
een nur eine Beschleunigung des letalen Ausganges erreicht 
worden. 

3. Bei bösartigen Geschwüsten der inneren Organe scheint 
die F.P. ein guter Indikator für die Operabilität zu sein. 

4. Bei sonstigen schweren Erkrankungen, z. B. Sepsis, bietet. 
die F. P. einen Anhaltspunkt für die Prognose. 

5. Bei leicht erregbaren Patienten wird die nervöse Kompo- 
nente am zweckmäßigsten durch Morphium vor der F. P. ausge- 


‚schaltet. - 


Literatur: 1. Kocher, Chirurg. Operationslehre 1907. — 2. D.m;W. 1904, 
Nr. 22 u. 23. — 3. Zschr. f. klin. Med. 1906, Bd. 60. H. 1 u. 2. — 4. D.m.W. 1915, Nr. 16. — 
5. Zsobr, f. Geb. u. Gyn. Bd.87. — 6. Q. Schapiro, Russki Wratsch 1881, Nr.10, 11, 30. 


Krätzebehandlung mit Ecrasol. 


Von Dr. Eblinger, Leipzig, 
Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten. 


Welche Bedingungen muß ein allen Ansprüchen gerecht- 
werdendes Antiskabiosum erfüllen? 


1. muß dasselbe eine möglichst große Tiefenwirkung 
haben, da sich bekanntlich die weibliche Sarcoptes hominis im 
Stratum corneum bis zum Rete Malpighii einbohrt, Es genügt also 
nicht, daß das Mittel, ähnlich wie bei einer Epizoenbehandlung, 
lediglich die Oberfläche der Haut therapeutisch beeinflußt, sondern 
es muß unbedingt bis in die tiefsten Schichten der Epidermis ge- 
langen, um die dort befindlichen Milben, deren Gänge immer zwischen 
verhornten Zellen gelegen, stark gekrümmt und geknickt und daher 
schwer erreichbar sind, mit Sicherheit abtöten zu können. Zu diesem 
Zweck muß das Medikament von der Haut absorbierbar sein. Dies 
ist aber nur möglich, wenn es wasserlöslich ist, damit es, in 
den wäßrigsalzigen Absonderungen der Haut gelöst, weiter in die 
Poren eindringen kann, und nicht, wie dies bei verschiedenen Salben 
und öligen Präparaten der Fall ist, schon an der Oberfläche durch 
fettige Verklebung weniger wirksam wird. 

2. ist die absolute Reizlosigkeit und Unschädlichkeit 
des Mittels ein wesentlicher Faktor, der bei dessen Auswahl eine 
große Rolle spielt. Da die zwischen den Hautschichten herum- 
kriechenden Tiere das Gewebe unterhalb des Milbenganges reizen 


. und lädieren, darf das Antiskabiosum keinerlei Reizstoffe enthalten, 


um die entzündlichen Vorgänge nicht noch zu steigern, anstatt die- 
selben zu heilen. Vor allen Dingen ist dies wichtig bei Kindern, 
Frauen mit zarter Haut, Gravidität, Albuminurie, chronischen: Er- 
krankungen nnd intensiven Pyodermien. i 


3. verlangt man von einem erstklassigen Präparat größte 
Sauberkeit, Geruchlosigkeit und bequeme Anwendungs- 
möglichkeit. | 

Die früheren Medikamente (Perubalsam, Teer, Styrax) ließen 
da in jedem dieser 3 Punkte viel zu wünschen übrig. Besonders 
war es der penetrante Geruch, der die ambulante Behandlung, zu- 
mal in der Privatpraxis, erschwerte und meistens unmöglich machte, 


dann aber auch die unbequeme, unsaubere Art der Applikation 


neben der empfindlichen Beschmutzung und Schädigung der Wäsche, 
die dem Arzt wie dem Patienten die. Therapie erschwerten und 
manchen Verdruß bereiteten. | 


4. ist es die Billigkeit neben größter Leistungslähigkeit, 
die einem Antiskabiosum den Vorrang verleiht. Gerade dieser Punkt 
war stets in der Kassen- und Massenbehandlung die größte Crux, 
da man sich immer auf die billigsten (natürlich auch entsprechend 
mangelhafteren) Mittel beschränken mußte. 

Ich möchte die Aufmerksamkeit auf ein Präparat lenken, mit 
dem ich etwa 2 Jahre an ungefähr 70 Skabiesfällen Versuche an- 
gestellt habe und das ich, allen obigen Bedingungen entsprechend, 
sehr brauchbar halte. Es handelt sich um Eerasol-Schuerholz, 
ein Styraxsalizylsäurepräparat, welches neben den wirksamen 
Bestandteilen des Styrax noch die juckstillenden und 
hornhautlösenden Eigenschaften der Salizylsäure enthält. 


Außer mir hat sich das Mittel schon anderen, Richter (1), Muel- 
ler (2), Kiess (8), Schaefer (4), Fuchs (5), Vitting (6), El- 
binger (7), Haller (8), als zuverlässig erwiesen. 

Die Anwendungsweise war stets folgende: Nach einem gründ- 
lichen heißen Seifenbad wurde der ganze Körper, vom Hals bis zu 
den Finger- und Zehenspitzen, an 3 aufeinanderfolgenden Abenden 
-mit Ecrasol kräftig eingerieben. Am 4. Tage Reinigungsbad. Körper- 
und Bettwäsche wurden ausgekocht und die während der Krankheit 
getragenen Kleidungsstücke geklopft und mehrere Wochen gründ- 
lich gelültet. | 

Das Jucken verschwand meistens schon nach der ersten Ein- 
reibung. Es. trat niemals eine medikamentöse Reizung der Haut 
oder der Nieren auf; dies bezieht sich hauptsächlich auf das seit 
Jahresfrist nach verbesseriem Fabrikationsverlahren hergestellte _ 
Ecrasol, welches auch bei längerer Lagerung stets konstant bleibt, 
ohne irgendwelchen Bodensatz zu bilden; auch wurde, was bei 
früheren Behandlungsmethoden sehr verpönt war, keine Schädigung 
der Wäsche beobachtet. Manchmal stellte sich ein postskabiöses 
Jucken ein, das aber nur eine Folge der artifiziellen Hautreizung 
‚war und auf Zinkpuderbehandlung hin sehr bald verschwand. Es 
kamen bei genauer Befolgung der Vorschriften, vor allen Dingen. 
bei richtiger Wäschedesinfektion, keine Rezidive vor, wohl aber sah 
ich verschiedene Neorezidive, die auf ungenügende Desinfektion der 
Körper-, Bettwäche oder der Kleidungsstücke zurückzuführen waren. 
Ich mußte diese Rückfälle deshalb für Neorezidive halten, da der 
frische Ausschlag an ganz neuen, vorher nicht infizierten Stellen 
auftrat, während die alten Herde abgeheilt waren und die üblichen 
. reaktionslosen Pigmentationen zeigten. Nach. erneuter Ecrasolkur, 
bei genauer Einhaltung der Desinfektionsvorschriften, heilten_ auch 
diese Fälle restlos ab. 


Außer bei Skabies versuchte ich das Eerasol mit gutem Er- 
folg bei Pseudokrätze, postskabiösen Eczemen, impetiginösen und 
pruriginösen Ekzemformen, Trichophytien und war manchmal von 
der guten Wirkung überrascht. 

Zusammenfassend läßt sich Folgendes sagen: 

Das Ecrasol stellt ein Antiskabiosum dar, das alle 
Bedingungen eines erstklassigen Krätzemittels restlos 
erfüllt. Es besitzt, da es völlig wasserlöslich ist, eine 
unerreichte Tiefenwirkung, garantiert also bei richtiger 
AnwendungvollenErfolg,verbreitetkeinen unangenehmen 
Geruch, schädigt die Wäsche nicht, ist absolut reizlos 
und nicht teurer, eher billiger als die anderen paten- 
tierten Skabiesmittel. Eine 1I00g-Originalflasche, gleich- 
zeitig Kassenpackung, kostet ab 1. September 1,50 Mk. (früher 2 Mk.). 


Ich kann also das Ecrasol als ein ideales Anti- 
skabiosum sehr empfehlen und möchte zu weiteren Ver- 
suchen, auch bei obenerwähnten, nichtskabiösen Er- 
krankungen, hierdurch Anregung geben: 

Literatur: 1. Richter, M. m. W. 1923, Nr. 52, S. 15%8. — 2. Mueller, 
D.m. W. 1921, Nr.18, S. 510. — 3. Kiess, M. m. W.1922, Nr.37, S.1835. — 4. Schae- 
for, Ther. Monatsh, Jahrg. 88, 19. Dez. — 5. Fuchs, Arztl. Zentralanz., 23. Juli 
1921. — 6. Vitting, Rhein. Ärztekorresp., Barmen, Okt. 1922. — 7. Elbinger, 
Fortschr. d. Med. (einger.), — Haller, Guogyaszat Budapest, Okt. 1921. 


‚Buccotropin, 


ein neues Kombinationspräparat in der Urologie. 
(Vorläufige Mitteilung.) 


Von Dr. Wilhelm Karo, Berlin. 


Das zuerst von Ehrlich wieder zur Geltung gebrachte uralte 
Prinzip der Kombinationstherapie hat uns im Laufe der letzten 
Dezennien eine Reihe wertvoller Präparate beschert, als deren 
neuestes mir das Buccotropin von der Firma Dr. Laboschin, A.-G. 
Berlin, zur Begutachtung zur Verfügung gestellt wurde. Die Bucco- 
tropintableiten enthalten als wirksame Bestandteile Extr. Bucco, 
Hexamethylentetramin, Natriumsalizylat, Natr. benzoieum und Mono- 
bromkampfer. Aus dieser Komposition ergibt sich von selbst das 
Indikationsgebiet, sind doch Buccoextrakt und Hexamethylentetram!n 
die souveränen Mittel bei entzündlichen und infektiösen Prozessen 
innerhalb der Harnorgane, ebenso ist die in Form des salizylsauren 
Natriums dem Präparat einverleibte Salizylsäure ein alibewährtes, 
schmerzlinderndes und zugleich antiseptisch wirkendes Heilmittel. 

Ein prinzipielles Novum gegenüber den bisher. gebräuchlichen 
urologischen Kombinationspräparaten bedeutet das Natr. benzolcuM 
im Buccotropin. Die Benzoesäure und deren Salze, ganz besonders 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


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aber das Natr. benzoicum, besitzen ganz hervorragend antiseptische 
Eigenschaften; ohne örtlich zu reizen, übertrifft das Natr. benzoic. 
an fäulnishemmender Wirkung bei weitem die Salizylsäure, daher 
wirkt es verblüffend rasch und intensiv z.B. bei der Koliinfektion 
auf den Darm, insbesondere aber auch auf die Harnwege. Zweifellos 
ist gerade diese Komponente des Präparates die Ursache für die 
prompte harnklärende Wirkung des Buccotropins bei der bakte- 
riellen Zystitis und Pyelitis. Die Einführung des Monobromkampfers 
in die Komplexe des Buccotropins entsprach dem Wunsche, das 
Buccotropin zu einem wirksamen Mittel gegen die speziell bei 
akuter Urethritis posterior so lästigen und gefährlichen Erektionen 
zu gestalten. Dank dem Monobromkampfer hören unter dem Ge- 
brauch des Buccotropins die schmerzhaften Tenesmen auch bei 
Cystitis colli und Schrumpfblase auf. Die Pausen zwischen den 
Miktionen werden größer. Ebenso günstig wirken die Tabletten auf 
die speziell bei der akuten Gonorrhoe so überaus lästige, krankhaft 
gesteigerte Libido sexualis. 

Aus der Zusammensetzung des Buccotropins ergibt sich von 
selbst die Indikation für dessen Anwendung. Die Erwartungen, 


die sich auf Grund seiner Komposition mit dem Buccotropin ver- 
knüpfen, haben sich in der Praxis voll und ganz erfüllt. In einer 
späteren Arbeit sollen die einzelnen Gruppen der urologischen 
Krankheitsbilder, ‚die erfolgreich mit Buccotropin behandelt worden 
sind, ausführlich beschrieben werden. Mit der weiteren Anwendung 
des zweifellos recht guten Präparates wird sich der Indikations- 
kreis sicherlich erweitern. Ä 

Die Buccotropintabletten werden 
lästige Nebenerscheinungen habe ich bei deren Anwendung nie 
beobachtet. Die. durchschnittliche Dosis betrug 3 bis 6 Tabletten 
pro die, am zweckmäßigsten unmittelbar nach der Mahlzeit. 

Als Ergänzung zu dem Buccotropin stellt das Buccosan 
derselben Firma einen überaus wirksamen Tee dar, in dem als 
besonders therapeutisch wirksam die kieselsäurehaltigen Drogen 
nach einem eigenen Verfahren mit Natrium benzoic. und Hexa- 
methylentetramin imprägniert sind. Buccosan erscheint mir bei 
den Krankheiten der Harnorgane als ein vollwertiger Ersatz der 
üblichen, für‘ viele Kranke jetzt unerschwinglich teuren Mineral- 
wasserkuren. | 


Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. 


Aus der II. Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses im 
Friedrichshain in Berlin (Dirig. Arzt: Prof. Dr. P. F. Richter). 


Über den Einfluß parenteraler Proteineinverleibung 
auf die Funktion des gesunden Magens. 


Von Dr. Hans Jacoby. 


Nach Weichardt (1, 2) und der Mehrzahl der jüngeren 
Forscher beruht das Wesen der unspezifischen Proteinkörpertherapie 
in einem durch parenteral einverleibte Proteine ausgeübten Reiz auf 
sämtliche Zellen des Organismus. Die Folge davon muß eine ver- 
mehrte Bildung von spezifischen antikörperartig wirkenden Substanzen 
und eine erhöhte Funktion aller Organe mit spezifischer Tätigkeit, 
wie Drüsen u. a., sein (Leistungssteigerung Weichardts [1, 3]). 
Diese Anschauung, als Grundlage der Proteinkörpertherapie, läßt 
sich an keinem Organ, bei dessen Krankheiten die Proteinkörper- 


‚therapie angewandt worden ist (Krankheiten der Haut, der Gelenke, 


des Harnapparats, des Auges, des Ohres usw.) so gut experimentell 
prüfen, wie gerade beim Magen- mit seinen leicht zu gewinnenden 
Sekretionsprodukten. Nun ist auch von einigen Klinikern (4, 5, 6) 
der Mageninhalt nach Proteineinverleibung untersucht worden. Diese 
Autoren waren jedoch gezwungen, den Mageninhalt mittels Magen- 
schlauchs oder Duodenalsonde zu gewinnen. Da aber diese Methodik 
unberechenbare Reize bedingt, so mußten durch sie die Versuchs- 
bedingungen derart verdunkelt werden, daß diesen Versuchen nicht 
die Stelle exakter physiologischer Experimente zukommen kann. 
So erklären sich wohl auch die verschiedenen Ergebnisse der 
einzelnen Autoren. | 

Wir waren durch Zufall in die Lage versetzt, den oben ge- 
stellten Ansprüchen weitgehend zu genügen. Es lag gerade ein 
14jähriger Patient auf der Abteilung, bei dem vor einem Jahre 
wegen einer Säureverätzung der Speiseröhre mit nachfolgender 
Striktur derselben eine Gastrostomie gemacht worden war. Dank des 
vom Chirurgen damals in den Magen eingelegten Dauerschlauchs 


fiel also hier das bei allen Forschern bisher notwendige Aushebern 


mittels Magenschlauchs bzw. Einlegen einer Verweilsonde fort und 
damit eins der vom Beobachter nicht zu übersehenden, die Ver- 
suchsbedingungen wesentlich beeinträchtigenden mechanischen und 
psychischen Momente. 


‚, „Als Maßstab für die Magenfunktion wurde die Titrationsazidität, 
die H-Ionen-Konzentration und der Fermentgehalt des Mageninhalts 
genommen, in der Vermutung, daß die normale Produktion der Magen- 
rüsen an Salzsäure und an Ferment quantitativ durch Proteinkörper 
beeinflußt werde. 

Bei dem Patienten wurde im Laufe von zwei Monaten im ganzen 
an 24 Versuchstagen der Mageninhalt untersucht, 12 mal mit und 12 mal 
Qane vorangehende Injektion; und zwar wurde der Magen in jeder 

oche am Mittwoch und ee nach Injektion und anschließen- 
lt, Boasschen Probefrühstück, und Dienstag und Freitag ohne In- 
jektion, bloß nach Probefrühstück, entleert. | 

Als Injektionsmittel wurde „Novoprotin“ (Grenzach in Baden) 
7 wandt Da die Kliniker (4, 5, 6,7) mit diesem Präparat ihre besten 
da ge am kranken Magen zu verzeichnen hatten, so schlossen wir 

la daß es am geeignetsten sein müsse, elektive Wirkung auf die 
2 auch des gesunden Magens auszuüben; wir glaubten so, der 
schauung Schittenhelms (8) und Weichardts gerecht zu werden, 


die annahmen, daß immer bestimmte ÖOrganzellen durch besondere 
Gruppen von Eiweißkörpern bestimmter Herkunft und Zusammen- 
une beeinflußt werden. 

0 Stunden vor jedem Versuch wurde der Patient im wesent- 
lichen gleichmäßig ernährt. Auf nüchternen Magen erhielt er 10 Minuten 
nach der intraglutäalen Injektion von anfangs 1, später 2 und 3 ccm 
„Novoprotin“ das Boassche Probefrühstück. Dann warf er alle 15 Minuten 
5/; Stunden lang etwa 15 ccm Mageninhalt aus. Es verursachte ihm 
dies keinerlei Anstrengung. Ebenfalls alle 15 Minuten wurde die 
Temperatur des Patienten unter der Achselhöhle gemessen. 

Die einzelnen Portionen wurden mit n/10 Natronlauge und 
Dimethylamidoazobenzol und Phenolphthalein als Indikatoren titriert. 
Ferner wurde die H-Ionen-Konzentration jeder Portion elektrometrisch 
untersucht, was mir dank der großen Liebenswürdigkeit meines Lehrers 
Prof. Rona an der Gaskette des chemischen Laboratoriums der Charité 
möglich war. Schließlich wurde der Pepsingehalt infolge Fehleng einer 
einfachen, im klinischen Laboratorium durchzuführenden, zuverlässigen 


Methode 1) folgendermaßen geprüft: Als Substrat wird die Sulfosalizyl- 


säure-Biweißlösung nach Michaelis (10) benutzt. Als willkürlich fest- 
gelegte Einheit, auf welthe die zu untersuchende Pepsinlösung bezogen 
wird, dient eine n/10 Salzsäurelösung, die mit der Eiweißlösung ver- 
setzt wird, in dem Verhältnis 2:3 ccm. Von den zu untersuchenden, 
filtrierten, dreifach verdünnten Magensaftportionen werden je 0,5 ccm 


mit 1,5 ccm Puffer (1 ccm n/2 primäres weinsaures Natrium : 16 ccm 


n-Weinsäure) und 3 ccm der Sulfosalizylsäure-Eiweißlösung versetzt; 
die PH jeder Pepsinmischung beträgt 19. Die Reagensgläser sollen 
alle dieselben Maße haben. Sie werden gleichzeitig angesetzt und die 
Zeit notiert. Dann werden alle Röhrchen, einschließlich der Testlösung, 
so lange an der Luit stehen gelassen, bis hinter ihnen in gleicher 
Entfernung angebrachte Druckschrift, bei stets derselben Helligkeit, 


eben anfängt, unterschieden zu werden. Auch diese Zeiten werden - 


notiert. Dann ge der Quotient der bis zu diesem Trübungsgrad 
erforderlichen Verdauungszeit der Testlösung einerseits, des Magen- 


saftes andererseits, die in dem fraglichen Magensaft enthaltene Pepsin- 


einheit an. 


Wegen Raummangels muß auf Wiedergabe der Untersuchungs- 
ergebnisse an allen 24 Versuchstagen, d.h. von 120 Mageninhalts- 
portionen verzichtet werden. Es mögen als Beispiel nur die Resultate 
an drei Versuchstagen Raum finden, am 26. Februar, wo der Magen 
ohne Injektion, und am 27. Februar und 29. März, wo er 
Injektion entleert wurde. (Siehe umstehende Tabelle.) 

Wie aus diesen Beispielen hervorgeht, bestehen geringe Unter- 


schiede zwischen den zu Vergleich stehenden Untersuchungsergeb- 


nissen. Indessen sind diese Unterschiede nicht größer als die an 
einer Reihe von Magenentleerungen, welche unter sonst gleichen 


Versuchsbedingungen, aber ohne vorherige Injektion, am Ende der 


ganzen Arbeit mehrere Tage hintereinander vorgenommen wurden. 
Diese Versuche können also unbedenklich als Kontrollen bezeichnet 
werden. | | | 


Dieses Resultat steht im Einklang mit den von Grote (5) bei 
8 Kranken mit Magenulkus erhobenen Befunden. Fraktionierte Aus- 
heberungen nach Alkoholprobefrühstück in Abständen von 10 Minuten 
während 11/, Stunden ergaben, daß unmittelbar nach der Novoprotin- 
injektion keine Herabsetzung der Magensalzsäure folgte. Die Kurve 
der iraktionierten Ausheberung verlief genau so wie ohne Injektion. 
Klinisch wurden unter 100 Fällen 52 gebessert. — Anders Pribram (4): 


1) Eine ausführliche Beschreibung dieser Methode behalten wir 
uns für eine spätere Arbeit vor. 


ausnahmslos gut vertragen, 


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4.1035 „ 24,5 39 1105 „ 371 
5. 10590 „ 38,0 9,9 11050 „ 36,7 
92 Uhr: 3 ccm a ee 
Novoprotin Norcmrötine 
S Inampekalär injektion: 
= 11938 Uhr: P.F. | 935 Uhr: 36.2 
= (| 1. 95 Uhr 0,0006 |Spuren| 950 „ 86,2 
a || 2. 10% „ ‚027 „110% „36,5 
a 11 3.10% „ 4,6 24 1102 „ 36,6 
4. 1085 „ 10,5- 5,1 lios „ 36,6 
5. 1050 „ 28,5 6,0 11050 „ 36,6 


Er stellte freilich nur einmal vor und nach der Kur die Aziditätswerte 
fest, Unter 31 Magenkranken waren diese Werte bei 18 zum Tei 


il | 
sehr erheblich gesunken, bei 7 gleich geblieben und bei 6 gestiegen. 


Pribram betont, daß das Sinken der 


äurewerte nicht nur die Fälle 
von ausgesprochener Hyperazidität betrifft, sondern daß auch bei 
Hypaziden Jie Werte noch weiter sinken können. Doch wurde keine 


Beschwerde, sondern Besserung erzielt. — Fermentbestimmungen 
wurden von beiden Autoren nicht vorgenommen. | 


Während die beiden letztgenannten Forscher mit Novoprotin 
behandelten, wandte Holler (9) „Vakzineurin“ an. Er beobachtete 
unmittelbar nach der intravenösen Injektion einfache Hypersekretion 
des Magens mit Achlorhydrie, aber hohen Fermentwerten. Unter der 
Wirkung weiterer Injektionen zeigte sich ein Hin- und Herschwanken 
der Säure- und Pepsinwerte, und bald näherte sich die Zusammen- 


setzung des Magensaftes der Norm. Auch nach Hollers Vakzineurin- 


behandlung schwanden die subjektiven Beschwerden, 


Die Unterschiede zwischen den Ergebnissen der einzelnen 
Autoren mögen u.a. darauf zurückzuführen sein, daß die Unter- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


e 3. November 
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suchung der Magenfunktionen infolge der besonders leichten An- 
sprechbarkeit des Organs auf äußere Reize sehr schwierig ist. 

- Wir waren durch Zufall in die Lage versetzt, Versuchs- 
bedingungen zu genießen, die eine Reihe von Unbekannten aus- 
zuschalten gestatteten. So näherten sich unsere Versuchsbedingungen 
ein wenig denen von Laboratoriumsexperimenten; andererseits darf 
nicht vergessen werden, daß im Gegensatz zu den anderen Autoren 
wir unsere Untersuchungen an einer magengesunden Person an- 


| stellten. Vor allem war bei unserem gastrostomierten Patienten 


ein Magenschlauch a priori vorhanden, so daß das Einlegen einer 
Duodenalsonde oder gar eines Magenschlauchs mit der damit ver- 
bundenen Änderung des Allgemeinzustandes fortliel. Unser Patient 
warf durch leisen Druck der Bauchpresse hne jede Schwierigkeit 
beliebig große Speisemengen durch seinen Fistelschlauch aus. Ferner 


wurde dafür gesorgt, daß das Milieu des Patienten stets dasselbe 
war, und endlich wurde er 20 Stunden vor jedem Versuch gleich- 


artig ernährt. 


Zusammenfassend sind wir zu folgendem Ergebnis gekommen: 


‚Eine Änderung auf die Funktion des gesunden Magens, gemessen 


an den Titrationswerten, der H-Ionen-Konzentration und dem Pepsin- 
gehalt, hat sich bei- unseren Untersuchungen nicht ergeben. Das 
kann seine Ursache einerseits darin haben, daß „Novoprotin“ keinen 
Einfluß auf die Magenfunktion ausübt. Andererseits könnte es 


daran liegen, daß die genannten Untersuchungsmethoden zu ungenau 


sind, um nach intramuskulärer Injektion verhältnismäßig geringer 
Dosen (1—3 ccm „Novoprotin*), bei einer Fieberreaktion von durch- 
schnittlich 5 Teilstrichen, scharfe Ausschläge zu geben. Dieser 
Einwand kann aber nicht für die elektrometrische Bestimmung der 
H-Ionen-Konzentration gelten. Sie ist bekanntlich eine der feinsten, 
überhaupt existierenden Meßmethoden und damit auch zur Be- 
stimmung der aktuellen Azidität geeignet. — Wir wären also zu dem 
Ergebnis gelangt, daß die Novoprotininjektion, sowohl die einzelne, 
als auch eine Reihe von 12 Injektionen auf 2 Monate verteilt, keinen 
Einfluß zum mindesten auf die PH-Werte und so, diese umgerechnet, 
auf die Näherungswerte der „freien Salzsäure“ eines gesunden 


Magens hat. 


Dabei muß nochmals betont werden, daß unsere Fragestellung 


‘der Funktion des gesunden Magens galt, und daraus ein Schluß 


auf die Verhältnisse am kranken Magen nicht zu ziehen ist. 


Literatur: 1. Petersen u. Weichbardt, Protein- Therapie und un- 
spezifische Leistungssteigerung. Julius Springer, 1923. — 2. Kaznelson, Ergeb- 
nisse der Hygiene 1920, S. 249/281. — 3. Starkenstein, M.m.W. 1919, 8.205. — 
4. Pribram, M.KI1. 1922, S. 968/962; M. m.W. 1922, S. 1041/1042. — 5. Grote, M.mW. 
1923, S.89%. — 6. Hampel, M.Kl 1923, S. 901/903, — 7. Perutz, M. m.W. 19%, 
S. 1527. — 8. Schittenhalm, Ebenda 1922, S.949/954. — 9. Holler, Arch. f. Ver- 


dauungskrkh. 1922, 29, FL 8 u. 4, 5u.6. — 10. Michaelis u. Rothstein, Biochem. 
Zschr. 1920, 105, 60. . ' pa“ 


Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete des Versicherungswesens 
E (Staatliche und Privatversicherung) 


redigierv von San.-Rat Dr. Hermann Engel, Berlin. 


Über die Entstehung von Senkfiußbeschwerden 
bei Beinamputierten und über ihre Behebung durch 
Einlagen oder orthopädisches Schuhzeug. 

Von Reg.-Med.-Rat Prof. Dr. M. zur Verth, Hamburg. 


Gutachten über die Frage, „ob der linke Fuß des 
9. Steuermanns Leonhard August D. durch die Mehr- 


belastung des linken Beines infolge Amputation des 


rechten beschädigt ist und dafür orthopädische Hilfs- 
mittel, evtl. welche, erforderlich sind“. 

D. erlitt am 10. Februar 1923 an Bord eines Dampfers an 
der Winde außer anderen hier nicht zur Erwägung stehenden Ver- 
letzungen einen schweren mit Quetschungen verbundenen Knochen- 
bruch des rechten Unterschenkels. Der Bruch führte zur Abnahme 
des rechten Beines, die eiwas oberhalb des rechten Kniegelenks im 
März 1923, nachdem ein Versuch, nur den Fuß zu amputieren, nicht 
zum Ziele geführt hatte, vorgenommen wurde. D. wurde am 
17. April 1923 zu ambulanter Behandlung entlassen und im August 
1923 mit einem Kunstbein ausgerüstet. Ein Antrag des D. auf 
Ausrüstung mit einem Paar Stiefel wurde zunächst von der Berufs- 


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genossenschaft als über den Rahmen der gesetzlichen Vorsorge 
hinausgehend abgelehnt, dann aber unter Berücksichtigung der 
von D. geschilderten mißlichen Verhältnisse zur wirtschaftlichen 
Erleichterung ausnahmsweise genehmigt. Die Schuhe wurden als 
„ein Paar Box-Calf-Stiefel mit eingearbeiteter Einlage“ am 
26. September 1923 geliefert. Im Dezember 1923 erhielt D. 
das zweite Kunstbein. Ein zweites Paar orthopädischer Schuhe, 
das D. zum Wechseln der Schuhe, und weil die ihm gè 
lieferten Stiefel reparaturbedürftig seien, beantragte, wurde von 


der Berufsgenossenschaft unter dem 6. Dezember 1923 abgelehnt. 
Gegen diese Ablehnung legte D. am 10. Dezember 1923 Be 
rufung ein. | 


Seinen Anspruch auf orthopädische Stiefel begründete er mit 
der Überlastung des gesunden Beines, die eine Senkung der Mitte 
des Fußes zur Folge hatte. Diese Senkung habe ihm „ungeheure 
Schmerzen verursacht, so daß er häufig habe überhaupt nicht auf- 


treten können. Plattfußeinlagen hätten ihm nicht genutzt. Für die 


Berechtigung der Forderung des zweiten Paares führt er im wesent- 


lichen an, daß ihm schon einmal orthopädische Stiefel geliefert seien, 
„das wäre doch ganz gewiß nicht geschehen, wenn ich es nicht 
dringend benötigte“. Die Berufsgenossenschaft begründet ihre Ab 


lehnung damit, daß ein Anspruch auf Lieferung des orthopädischen 


2: November 00 N 


= Schuhwerks für den unverletzten Fuß nicht besteht, daß aber für- 
das Kunstbein besonders angefertigte - Schuhe nicht: erforder- 
~. lich seien. | Ä 5 a | 
" Bei der 
sonders beim Gehen und Stehen, lebhafte Schmerzen auftreten. Die 


Untersuchung gibt D. an, daß im linken Fuße, be- 


‚Schmerzen sitzen unterhalb und etwas vor dem inneren Knöchel 
. und über dem Spann. Nachts’seien. die Schmerzen nur nach längerem 
Laufen vorhanden. Zeitweise seien sie so stark gewesen, daß er 
- nicht auftreten konnte. Am meisten habe er unter den Schmerzen 
. gelitten, als er an Krücken ging vor Erlangung des Kunstbeins. Er 
trage z. Zt. einen orthopädischen Schuh, ‚der ihm die ' Schmerzen 
mildere, zeitweise auch zum Verschwinden bringe. Er sei beschäftigt | 
als Lagerarbeiter, besonders würden schriftliche Arbeiten von ihm 
© verlangt. | SP =. 
`` D. ist ein 29jähriger, untersetzter, ziemlich kräftiger Mann 
‘von mittlerem Ernährungszustand. i | 
=.. Das rechte Bein ist kurz oberhalb des Kniegelenks. abgesetzt. 
Die Stumpflänge beträgt 31 cm. Die Narben liegen an typischer 
Stelle am hinteren Umfang des gut gepolsterten Stumpfes, sind fest 
` und reizlos und nicht besonders empfindlich.- D | 
| Der linke Fuß steht in ausgeprägter Knickfußstellung,, das 
heißt, der Fuß ist nach außen gegen die Längsachse des Unter- 
schenkels im Sinne der Pronation abgeknickt. Zwischen Erdboden 
und innerem Fußgewölbe bleibt bei Belastung ein freier Raum be- 
stehen. Ein Plattfuß ist also nicht vorhanden. Die Bewegungen 
des unbelasteten Fußes sind nach allen Richtungen frei. Anzeichen 
für Kontrakturen liegen nicht vor. Der linke Unterschenkel zeigt 
Neigung zu Krampfadern. Hautverfärbungen oder Hautwassersucht 
sind am linken Fuß nicht vorhanden. Die Fußsohle zeigt keine 
Schwielen oder Verhornungen. , ` | | r 
=, D, ist am amputierten Bein mit einem gut passenden Kunst- 
bein und ‚links mit einem. orthopädischen Schuh :mit eingebauter 
Einlage ausgerüstet. Der Gang des D. ist sicher und gut. Er 
. zeigt. die Charakteristika des Ganges der Kunstbeinträger. 

‘ Es handelt sich also um einen typischen Knickfuß bei einem 
Prothesenträger mit gutem Oberschenkelstumpf und gutem Kunst- 
bein. Knickfüße können wesentliche Schmerzen bereiten, die an 
den von D. angegebenen Stellen ihren Sitz haben können. Die 
‚ Klagen des D: sind also glaubhaft. | we | 
Es fragt sich zunächst, ob die Knickfußbeschwerden als Folgen 
' der Verletzung: anzusehen sind. Viele Amputierte ziehen vor, ihre 
Kunstbeinseite beim Gehen und besonders beim Stehen stärker zu 
belasten als das gesunde Bein. - In der ersten Zeit jedoch, in der 
‚der Amputierte. auf den Gebrauch von. Krücken angewiesen ist, 
. und zunächst nach Erlangung des Kunstbeins, bevor es ihm zu 
einem sicher beherrschten Teil seines Körpers geworden ist und 
ihm volles Zutrauen einflößt, kann das gesunde ‘Bein fraglos über- 
lastet werden, zumal oft ein langes Krankenlager vorausgeht, während- 
dessen ‘die unteren Gliedmaßen der Belastungsfunktion. entwöhnt 
würden. Wenn sich auch nicht abweisen läßt, daß derartige Knick- 
füßbeschwerden auch ohne diese Überlastung bei den in der nord- 
deutschen Tiefebene so häufigen Knickfüßen sich einstellen können, 
ae e deg bei, elnem, a fan | are Aulete, in gielen Ken sine uhr miloane Auigte 
bewirkten Üb F en u A bet dem doh eni zu deren Lösung viel Geduld von seiten des Arztes wie des Hilfe- 
lichen D- hal e B die ee in die zeitlich J durch, | Suchenden erforderlich ist, In manchen Fällen — bei allen entzünd- 
aus mit den ersten Gehversuchen nach der Amputation zusammen- 
treffen, für eine Folge der Verletzung vom 10. Februar 1923. 

-> _ Die Frage nach der Notwendigkeit orthopädischer. Hilfsmittel 
für den geschädigten Fuß ist zu bejahen. Durch orthopädische 
Hilfsmittel gelingt es gemeinhin, die Schmerzen zu bannen und 
dadurch die Erwerbsfähigkeit des Amputierten zu heben. — 
‚. In der letzten Frage‘ nach der Art der orthopädischen Hilfs- 
‚mittel pflegen Versicherungsträger und ` Versiċhungsnebmer zu 
divergieren. „Sie grundsätzlich zu beantworten ist erforderlich. Der 
Knickfuß bedarf zur Behebung seiner Beschwerden und zur Be- 
hinderung seiner Verschlimmerung einer Stütze. Die Stütze muß 
nach Form und Größe dem Fuße des Trägers und dem Grade 
seiner Fußverbildung angepaßt sein, beständig und bei. Form- 
veränderung des Fußes nachformbar sein. : Bei gleichwertigen Ver- 
fahren zur Erzielung: der Stütze verdient das billigere den Vorzug. 


'zweckmäßige Abstützung erstrebt- wird und nicht selten vor- 
kommt, ist eine Anpassung des orthopädischen Schuhes nicht 
möglich. - Der -orthopädische Schuh ist teuer. Der Preis des 
Paares (einseitig Normalschuh) beträgt zurzeit etwa M. 50,—. 
Der orthopädische Schuh hat den. Vorteil der. Bequemlichkeit für 
| den Amputierten und überhebt ihn der eigenen Fürsorge für seine 
Fußbekleidung. on 

-Die nicht festeingearbeitete Stütze läßt sich als Einlage über 
dem Gipsabdruck auf das Exakteste nach der Fußform und dem 
Grade der Abknickung formen. Sie. läßt sich‘ leicht ändern und 
nacharbeiten. Sie läßt ‚sich in. den gangbaren fest gebauten Schuh 
‚unverschieblich einlegen und gestattet dadurch . ausgiebigen Schuh- 
wechsel. Sie ist. wohlfeil (4,50 M. bis 10 M.). Es gibt Formen 
von Einlagen, die den Schuh strapazieren. Zweckmäßig gebaute 
. Einlagen vermeiden das. Es gibt auch Schuhe, die für Einlagen 
nicht brauchbar sind. Zu enge Schuhe, zu hohe schmale Absätze, 
im Gelenk schmal oder schwach ‚gebaute Schuhe, niedrig gespannte 
Schuhe schließen Einlagengebrauch aus. ‘Nichts aber zwingt den 
Amputierten gerade solche für ihn nicht dienliche Schuhe vorzu- 
ziehen. Aber selbst wenn die Einlagen den Schuh schädigen, teilen 
sie dies nur mit andern Ersatzmitteln. Auch das Kunstglied stra- 


einfach herzustellen ist. Doch genügen für einfache Senkfüße die 


beherrschen. 


Unbeliebtheit bei dem Knickfüßigen hat mehrere Gründe. 


Versorgung mit orthopädischen Einlagen ein, unheilvoller Schema- 
| tismus eingerissen. 
halten einfache Plattiußeinlagen vorrätig. "Als ihre wesentlichste 
"Eigenschaft werden häufig Wohlfeilheit betrachtet. Sie werden: wahl- 
los dem Knick- und Plattfüßigen verabfolgt. Daß dieses Verfahren 


lung vorausgehen oder sie begleiten.. _ m, 
. Nach diesen grundsätzlichen Erwägungen bedarf es noch der 
Anwendung auf den vorliegenden Sonderfall. . Es handelt sich ùm 


veränderungen. Voraussichtlich wird. es leicht gelingen, ihn mit 
orthopädischen: Schuhen zu behandeln. Objektiv sicherer ist seine 


jektiv sicherer. Einlagen sind dazu für den Versicherungsträger' 
ökonomischer als Schuhe. Die ‚letzte Frage ist also dahin zu beant- 

worten, daß als orthopädische Hilfsmittel Einlagen in der oben 

gekennzeichneten Maßgabe erforderlich sind. ne | 

5 Zusammenfassend gebe ich mein Urteil dahin ab: Eine Schädi- 

gung des linken Fußes durch die Mehrbelastung des linken Beines 
infolge Amputation des rechten liegt vor.. Orthopädische Hilfsmittel 

in Form gut angepaßter Einlagen sind für den linken Fuß erforderlich.‘ 


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paziert Wäsche und Kleider, ohne daß dafür von, irgendeiner Seite. - 
besonderer Ersatz gewährt wird. Die Einlage hat den Nachteil, 
daß sie in gut angepaßter Form bei schwierigen Füßen nicht ganz 


im Handel befindlichen Formen und für schwierigere Füße gibt 
es genügend orthopädische Fachanstalten, die ihre Herstellung ` 
Ärztlich ist also die gut gebaute Einlage vorzuziehen. Ihre ` 

Einmal: 

zieht der Fußleidende gewiß die kostenlose Ausstattung mit einem `. A 
gutgemachten Schuh der ‘Ausstattung mit nur einer Einlage vor. >: .. 
Ferner zählt zu ihrem Gegner aus naheliegenden Gründen meist ` `: 
auch der orthopädische Schuhmacher. Endlich sachlich ist in der .. - ` 


Krankenkassen und . ähnliche Einrichtungen 


' das Zutrauen zu Plattfußeinlagen erschüttert, ist nicht überraschend; F a 
Die Anpassung und Anfertigung einer Plattfußeinlage ist stets eine -` 


lichen Zuständen — muß ihrer Verabfolgung eine ärztliche Behand- A 


‘einen einfachen Senkfuß ohne Kontrakturen und ohne Knochen- Sa 


Behandlung mit Einlagen, aus naheliegenden Gründen nicht sub- ` 


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Nur bei Rücksicht auf ökonomische Verfahren. läßt sich die soziale J IN il 
‚Versicherung aufrecht erhalten. DE and ne | a kl 
... Die Stütze kann mit dem Schuh gearbeitet und im Schuh ln 
fest eingearbeitet werden. . Es entsteht -der orthopädische -Schuh. K pie ihi 
Ein orthopädischer Schuh läßt. sich nicht über einem Gipsabguß BIER 
anfertigen. Die Stütze dieses Schuhes genügt daher nicht sicher O Hih ni 
den. Anforderungen an völliges Passen. Die fest im orthopädischen a ER 
Schuh eingebaute Stätze unterliegt weiter bei dem dauernden Druck DUB BER 
_ des Körpergewichts ‘der Formveränderung. Ihre Wiederherstellung f i 2 
ist ausgeschlossen. Der orthopädische Schuh wird daher vor der O TEGEL 
Zeit zwecklos. Er wird zum Normalstiefel, dem durch eine ortho- | N: I 
pädische Einlage wieder nachgeholfen werden muß. Auch bei fein 
Formveränderung des Fußes, die im Sinne einer Besserung durch Il a 
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Pharmazeutische Präparate. 


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 Ausider I. Inneren Abteilung des Städtischen Rudolf Virchow-Kranken- 


hauses in Berlin (Direktor: Geh. San.-Rat Prof. Dr. L. Kuttner). 


1. Zur Behandlung der Infektion der Harnwege 
| mit Cylotropin. ° 
Von 
Dr. K. Isaac-Krieger, Oberarzt, und Dr. G. Noah, Volontärassistent. 


Das vor Jahren in die Therapie der akuten Zystitis und 
Pyelitis eingeführte Urotropin hat bekanntlich die großen Hoffnungen, 
die man auf dieses Mittel gesetzt hatte, nur in sehr beschränktem 
Maße erfüllt. Wohl ließen sich mittels oraler Medikation des Uro- 
tropins in manchen Fällen Besserungen erzielen, aber nur allzu 
häufig und besonders bei schon lange dauernden Prozessen in Harn- 
blase und Nierenbecken ' konnte weder mit Urotropin noch mit 
andern Harndesinfizientien ein dauernder Erfolg erzielt werden. 
Von der Annahme ausgehend, daß bei oraler Zufuhr eine 
ausreichende Konzentration des sich aus dem Hexamethylentetramin 
abspaltenden Formaldehyds nicht erzielbar sei, ist man dazu über- 
gegangen, 40 % ige Urotropinlösungen intravenös zu injizieren. "Wohl 


- sind hiernach bisweilen Besserungen gesehen worden, die Neben- 


erscheinungen aber, die sich hauptsächlich in lästigem Harndrang 
und Nekrosen an der Injektionsstelle — auch bei einwandfreier 
Technik — zeigten, ermunterten nicht sehr zur Durchführung dieser 
Applikationsart. | 

Daß jedoch die Idee, auf intravenösem Wege eine starke An- 
reicherung des Urotropins in den erkrankten Organen zu erzielen, 
eine recht glückliche war, ersieht man aus den mittels Cylotropin 
erzielbaren Erfolgen. Es handelt sich hier um ein von der chemischen 
Fabrik Schering, Berlin, hergestelltes, intravenös zu gebendes Kom- 


binationspräparat, das 2 g Urotropin, 0,8 g Natrium salieylicum, 


0,2 g Coffeinum natrio-salicylicum pro Ampulle (5 ccm) enthält. Über 
günstige Erfahrungen mit diesem Mittel haben bisher Picard (1), 


Schwarz (2), Quack (8), Bloch (4) berichtet. 

Es ist nach unseren Erfahrungen durchaus anzuraten, in allen 
Fallen von akuter Zystitis und Pyelitis, die sich mit dem bisher 
üblichen therapeutischen Rüstzeug nicht bald bessern lassen, Oylo- 
tropininjektionen in Anwendung zu bringen. Auch die lange be- 
stehenden Formen dieser Erkrankung sind oft noch durch Oylotropin 
beeinflußbar. Hier allerdings wird sich die Besserung oft auf die 


entzündlichen Prozesse beschränken, die chronische Bakteriurie (in 


der überwiegenden Mehrzahl aller Fälle handelt es sich um Koli- 
infektion) bleibt meist bestehen und birgt die Gefahr erneuten 
Aufflackerns des Prozesses in sich. 

: Wir konnten an etwa 20 Patienten beobachten, daß die un- 
angenehmen schmerzhaften Empfindungen in Blasen- und Nieren- 
gegend meist schon nach wenigen Injektionen nachließen und sich 
die Besserung auch objektiv in dem klarer werdenden Urin, in der 


Geburtshililiches Brevier. 


Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, Baden-Baden. 
(Fortsetzung aus Nr. 43.) 
Die Entfernung der ganzen Nachgeburt oder von Placeniar- 
resten. Die manuelle Lösung der Nachgeburt ist die ge- 
fährlichste geburtshilfliche Operation, die aber bei richtig 


geleiteter Nachgeburtsperiode sehr selten nötig sein wird, da eigent- 


liche Verwachsungen (Placenta accreta partialis oder totalis) ein 
recht seltenes Vorkommnis ‘ist. Sie darf erst dann vorge- 
nommen werden, wenn es nicht durch Credé gelingt, even- 
tuell in Narkose, zu exprimieren. Man achte auch darauf, 
daß die Harnblase durch Katheter entleert ist, da bei 
leerer Blase die Expression noch in vielen Fällen gelingt. Es muß 
aber auch das Credösche Verfahren richtig angewandt werden: 
Einstellung der Gebärmutter in die Mitte des Abdomens, Umfassung 
derselben mit den gespreizten Fingern einer Hand, wobei der Daumen 
an der vorderen Uteruswand liegt, Auspressen auf der Höhe der 
Wehe durch Aneinander- und Abwärtsdrücken der Uteruswände. 
Indikationen: 1. Wenn die Expression nach starker, atonischer 
Blutung selbst in Narkose nicht zum Ziele führt. Der Vorschlag von 
Galveston, in die Nabelschnurvene sterile Kochsalzlösung ein- 
zuspritzen, ist nicht so leicht vom Praktiker draußen durchzuführen, 


schnellen Abnahme der Leukozytenzahl im Urinsediment zeigte, 
Besonders in den akuten Fällen mit septisch remittierenden Tempe- 
raturen und abendlichen Schüttelfrösten war der günstige Einlluß 
oft eklatant. Wir pflegen hier an 2 bis 3 aufeinanderlolgenden 
Tagen Cylotropin zu geben, um, ‚sobald die stürmischsten Erschei- 
nungen abgeklungen sind, die weiteren Injektionen in > bis 4 tägigem 
Abstand zu machen. Ungünstige Erscheinungen haben wir weder 
während der langsam auszuführenden Einspritzung noch in den der 
Injektion folgenden Stunden jemals beobachten können. Eine nennens- 
werte Vermehrung der Tagesurinmenge war nicht feststellbar, jedoch 
reagierte der Urin nach der Injektion meist sauer. 

Aus der Reihe unserer günstig beeinflußten Patienten seien 
einige wenige, besonders typische und besonders schöne Eriolge 
herausgegrilfen. | | 
| Bei einer 16 jährigen Patientin, die seit Monaten wegen eines 


schweren Diabetes mellitus behandelt wurde, traten unter hohen Fieber- 


steigerungen Schmerzen in Blasen- und Nierengeger auf. Gleichzeitig 
zeigte sich trotz sachgemäßer diätetischer un Insulinbehandlung ver- 
mehrte Glykosurie und Azidosis. Im Sediment waren massenhaft 
Leukozyten, bakteriologisch Kolibazillen nachweisbar. Die Schmerzen 
lokalisierten sich bald auf die Lendengegend; hier bestand eine so er- 
hebliche Druckschmerzhaftigkeit, daß ein paranephritischer Abszeß in 


_ differentialdiagnostische Erwägung gezogen wurde. Nach 6 Oylotropin- 


injektionen, die während des Zeitraumes von. 10 Tagen gegeben wurden, 
war die bei einer jugendlichen Diabetika besonders gefährliche Kom- 
plikation. weitgehend gebessert und nach weiteren 8 Tagen völlig ab- 
goungen. | 

ei einer anderen Patientin, die in 2 früheren Schwangerschaften 
eine langanhaltende Pyelitis nn hatte und auch bei der der- 
zeitigen Krankenhausbehandlung das Bild einer Zystopyelitis bei be- 
stehender, im 7. Monat befindlicher Gravidität darbot, waren nach 
7 Cylotropininjektionen die Beschwerden geschwunden, der objektive 
Befund fast völlig normal. l 

Es ist selbstverständlich, daß mit Cylotropin nicht- in allen 
Fällen eine Besserung oder Heilung zu erzielen ist. Dies gilt ganz 
besonders für chronische Formen, zumal wenn sie durch anatomische 
Veränderungen am Nierenbecken kompliziert sind. Hier haben auch 
wir einige Versager zu verzeichnen gehabt. Auch bei den hart- 
näckigen Krankheitsformen, die durch Lähmung der Blase infolge 
Erkrankung des Zentralnervensystems hervorgerufen sind, dürfte 
nach unseren Erfahrungen kaum ein Erfolg zu erzielen sein. 

Vielleicht lassen sich die Erfolge der Auto- oder Hetero- 
vakzinetherapie (ev. auch des Koli-Yatrens), in Fällen mit chronischer 
Bakteriurie angewandt, durch Cylotropin verbessern. 

Sicherlich ‘bedeutet das Präparat, dessen Anwendung völlig 
gefahrlos ist, eine wesentliche Bereicherung in der Behandlung ent- 
zündlich-infektiöser Prozesse der Harnwege. | 

Literatur: 1.Pica’rd, Vortrag am 11. Januar 1923 vor der Hufelandischen 


Gesellschaft zu Berlin. — 2. Schwarz, M.m.W. 1923, Nr. 50. — 3. Quack, D.mW. 
1924, Nr. 30. — 4. Bloch, Zschr. f. Urol. 1924, 18. 


| Aus der Praxis für die Praxis. 


in einer Klinik kann man dieses Verfahren versuchen. Eigene Er- 
fahrungen hierüber habe ich nicht, es ist aber einleuchtend, dad 
durch das Füllen sich die Cotyledonen von der Uterusmuskulatur 
abheben; 2. um einer Zersetzung des Uterusinhaltes vorzubeugen, 
wenn die Placenta über mehrere Stunden zurückgeblieben ist un 
die Eihäute in die Scheide herabhängen (s. auch Eihautreiention); 
3. sonstige Gefahren für die Mutter: Fieber, Erschöpfung. Nur bei 
hochgradigster Anämie verzichte man auf die Narkose, 
sonst mache man sie. Sorgfältigste Desinfektion der Wöchnerin und 
des Operateurs. Operation am besten auf dem Querbett in Steib- 
rückenlage; nur wenn die Placenta an der vorderen Wand sitzt, ist 
Seitenlage vorzuziehen. Stets ist nach gründlicher Abseifung un 


äußerer Desinfektion, am besten mit Jodiinktur, zum Schluß eine 


vaginale Spülung mit Ausreibung der Scheide (1 °/.iges Lysol) zu 


‘machen. Man entfernt auf diese Art einen großen Teil des Vaginal- 


sekrets und macht die Vagina möglichst keimarm, bringt also bel 
späterem Eingehen eine auf ein Minimum reduzierte Bakterien- 
menge mit nach oben in den Uterus. Unter Leitung der Nabel- 
schnur, falls dieselbe noch vorhanden, suche man einen Placentar- 
rand auf und versuche die Placenta von ihrer Unterlage ]oszuschälen. 
Bei diesem Eingriff ist es besonders wichtig, den ganzen Unterarm 
bis zum Ellenbogen hinauf bestens zu desinfizieren. Die andere 
Hand muß stets den Uteruskörper fest entgegendrücken. Erst wenn 


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 hineingeraten. 


Drunck gemacht werden. 


2.N ovember 


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‘der Mutterkuchen ganz gelöst ist, ziehe man ihn langsam unter 
drehenden Bewegungen heraus. Wenn die Placenta entfernt ist, 
gehe man zur Sicherheit nochmals mit der Hand ein und suche 
speziell Fundus und Tubengegend ab, da hier noch Stückchen Pla- 
centa sitzen könnten (Tubeneckenplacenta). In den meisten Fällen 
ist schon ein Teil der Placenta abgelöst; ist sie aber noch im Ganzen 
adhärent und steht kein freier Rand vor, so hebe man die Eihäute 
an irgendeiner Stelle der Uteruswand ab und reiße sie ein, weil 
man innerhalb der Eihäute nicht so fein fühlen kann, ob man in 
der richtigen Trennungsschicht ist. Hier und da findet man auch 
strangartige Verbindungen, das sind aber meist keine eigentlichen 
Verwachsungen, sondern die dickeren Aste der Chorionbäumchen. 
Die lösenden Finger haben sich dann zu weit von der physio- 
logischen Trennungsschicht entfernt und sind in das Zottengewebe 
Die Placenta accreta ist ein sehr seltenes Vor- 
kommnis, von ihr zu trennen ist die Placenta adhaerens, 


‘welche durch Störung des muskulären Ablösungsmechanismus ent- 
‚steht (Tubeneckenplacenta, Placenta praevia). Es sind auch schon 
Fälle vorgekommen, wo die Nachgeburt auf keine Art zu lösen 


war und der Uterus total exstirpiert werden mußte. Besondere 
Schwierigkeiten hat es für den Unerfahrenen, wenn der Uteruskörper 
in starker Anteflexion und die Nabelschnur vorher abgerissen worden 


ist. Hier vermeidet man durch Umfassen des Uterus und Entgegen- 


schieben von außen ein Vorgehen in gefährlicher Richtung. Was 
die Lösung bei krampfhaften Stenosen betrifft, siehe Kapitel Krampf- 
wehen. Bei sehr starker Kontraktion des Uterus erlahmt oft die 


Hand und ist dann die Hand zu wechseln, besonders wenn die Pla- 


centa nach vorne oder auf der der eingeführten Hand gleichnamigen 
Seite sitzt. Sehr große Vorsicht ist bei den regelwidrig festen Ver- 
wachsungen des Kuchens nötig, hier halte man sich bei zweifel- 
haften Stellen näher an die Placenta als an die Uteruswand. Unter 


besonders schwierigen Verhältnissen ist bisweilen ein 


stückweises Entfernen des Kuchens nicht zu vermeiden. 
Wenn man der Überzeugung ist, daß alles entfernt und die Uterus- 
höhle leer ist, muß noch eine intrauterine Spülung unter niederem 
lch bemerke aber, daß nur dann, wenn 
der Uterus wirklich leer ist, auch von Coagula, die verschiedenen 
Mittel zur Blutstillung richtig wirken können. Man nehme zur 
intrauterinen Spülung entweder 1—2 Liter 0,5—1 °/„iger Lysollösung 
oder 1 Liter 70 %/,igen Alkohols. Von Kaltenbach wurde seiner- 
zeit mit Vorliebe Chlorwasser im Verhältnis 1:3 oder 1:2 benutzt. 
Das Chlorwasser in dieser Verdünnung hat eine sehr große anti- 


septische Kraft, dabei ist die Giftigkeit eine geringe. Die: Zer-. 


setzlichkeit desselben ist leider aber eine große und muß es deshalb 
stets frisch bereitet und in dunkeln Gläsern unter Wasser auf- 
gehoben werden. Chloramin-Heyden in Lösung 1: 1000 oder 2 : 1000 
könnte Ersatz dafür bieten. Niemals verwende man Karbol (wegen 
Karbolzufall) oder das noch gefährlichere Sublimat. Auch Chinosol 
1:1000 dürfte wegen seiner blutstillenden Wirkung angewandt 
werden, ebenso Choleval 1/,—1 oo. Durch. die intrauterine Spülung 
werden einzelne Keime, die man eventuell mit der Hand nach oben 
gebracht, entweder herausgespült oder unschädlich gemacht. Zum 
Schluß nochmals eine Ergotin- oder Gynergeninjektion®) in die 
Glutäen. Die uterine Spülung wird am besten 50° C warm ge- 
nommen. Die Temperatur der Flüssigkeit muß mit dem Thermo- 
meter gemessen werden, da bei zu heißen Spülungen schon Ver- 
brennungen ‚vorgekommen und Schadenersatzklagen erfolgt sind. 
Lauwarme Ausspülungen sind auch gefährlich, da sie die Blutung 
bei Atonie von neuem anregen können. Wer keine Eisblase auf- 
legen will, mache einen Druckverband nach Fritsch: Uterus wird 
in starker Anteflexion auf die Symphyse gepreßt und mittels stark 


' angezogenem Handtuch fixiert. Bei sehr ausgebluteten Frauen sind 


Analeptica zu geben, und warme Krüge im Bette beizulegen. Nach- 
geburtsstücke, die nach einer rechtzeitigen Geburt zurückbleiben. 
müssen ebenfalls so bald als möglich entfernt werden. Man gehe 
dann gleich mit der ’ganzen Hand in den Uterus ein, und schäle 
sie von der Unterlage ab. Ist man 14 Tage bis 3 Wochen später 
genötigt, zurückgebliebene Cotyledonen zu entfernen, so kann man 
nur mit 1—2 Fingern eindringen, da der Cervicalkanal zwar noch 
offen, aber sich verengt und verlängert hat. Eine Dehnung mit 
legarschen Stiften ist meist noch nicht nötig. In noch späterer 
Zeit, etwa 4—6 Wochen, wo der Uterus wieder fester geworden, 
kann man auch kleinere Reste mit der stumpfen Curette ausschaben, 
nach vorheriger Dehnung mit Hegarschen Stiften. Überall sind 
aber dieselben Vorsichtsmaßregeln der Desinfektion angebracht, be- 


1) Über Gynergen siehe auch bei Wehenschwäche, 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


1547 


sonders wenn die Dilatatoren gebraucht werden. Man dehne lang- 
sam und vorsichtig, nach vorheriger Lagefeststellung des Uterus, 
damit keine Risse oder Perforation entstehen. 


. Eihautretention. Unter den pathologischen Vorkommnissen post 


partum spielt das Zurückbleiben von Nebenteilen der. Frucht, von. 


Placentarresten, Chorion-, Amnion- und Deciduafetzen eine große 
Rolle. Als Ursache dieses Zurückbleibens sind uns bekannt: unregel- 
mäßige oder unvollkommene Kontraktion des Uterus, unzeitgemäße 
Eingriffe zur Herausbeförderung der Nachgeburt, endlich patho- 


logische Veränderungen in der histologischen Struktur der Eihüllen. 


Unter den letzteren spielen pathologisch-anatomische Veränderungen 
in den verschiedenen Abschnitten der Decidua wohl die größte 
Rolle oder sind am besten bekannt. Das Zurückbleiben von Eiteilen 
kann einesteils zu Blutungen, anderseits zu Fäulnis und Zersetzungs- 


vorgängen mit ihren weiteren Gefahren führen. Über die Behand- 


lung beim Zurückbleiben membranöser Teile herrschten lange Zeit 
Meinungsverschiedenheiten. Die Gefahren der Eihautretention wurden 
von den einzelnen Geburtshelfern verschieden groß taxiert. Kalten- 


bach wies als erster nach, wovon es abhänge, ob Fäulnis eintrete 


oder nicht, und stellte ganz bestimmte Grundsätze für die Behand- 
Jung der Eihautretentionen auf: „Die Gefahr des Zurück- 
bleibens wird nicht durch das Zurückbleiben von Eiteilen 
oder Blutgerinnseln an sich, sondern durch das Zusammen- 
treffen dieser Körper mit Spaltpilzen bedingt.“ Die Folge- 


rungen und Schlüsse, welche Kaltenbach auf Grund klinischer - 


Erfahrungen zog, sind später von Döderlein und Winter. durch 
bakteriologische Untersuchungen in vollem Umfange bestätigt worden, 
nämlich: Die Keimfreiheit der gesunden Uterushöhle. Die 
Prophylaxe besteht in einer richtig geleiteten Nachgeburtsperiode. 
Exprimiert man die Placenta erst dann, wenn die charakteristischen 
Zeichen der vollendeten Lösung vorhanden: ausgesprochene Ab- 
flachung des Uterus von vorn nach hinten, Höhertreten 
des Fundus bei guter Kontraktion, weiteres Hervortreten 
der Nabelschnur, wenn die Entbundene einen mehr oder 
minder ausgesprochenen Druck auf den Mastdarm, unter 
Umständen Preßwehen fühlt; so wird man fast nur bei patho- 
logischen Veränderungen ein Zurückbleiben von Eiteilen beobachten. 
Eihautretentionen kommen daher bei gut geleiteten Geburten nur 


vereinzelt vor, ebenso sind Retentionen der Placenta, die. 


zu einer manuellen Entfernung von der Scheide aus nötigen, in 
den Kliniken etwas enorm Seltenes. Ist die Placenta ge- 
boren und hängt noch an den steckengebliebenen Eihäuten, so dreht 
man den Kuchen so lange nach einer Seite herum,. damit die Eihäute 
sich zu einem Strange aufdrehen, dann läßt man den Steiß der 


‘Mutter sich so weit langsam erheben, daß die Schwere der Nach- 


geburt die Eihäute nach sich zieht. Man kann auch so lange mit 
der Nachgeburt nach einer Seite drehen, bis sie beraus kommen. 
Waren die Eihäute schon abgerissen und sind sichtbar, kann man 
sie auch mit einer Kornzange fassen und, nachdem sie zum Strange 
gedreht sind, langsam aus dem Uterus herausziehen. Wer nicht in 
die Scheide eingehen will und die Eihäute manuell entfernen, kann 
auch die vor der Vulva liegenden Eihäute mit einem Nabelschnur- 
band abbinden. Sie sollen dann nach einigen Stunden abgestoBen 
werden. Eigene Erfahrung habe ich mit diesem Verfahren nicht. 
Selbstverständlich muß die Nachgeburt genau besichtigt werden; 
sieht man, daß Eihäute in utero zurückgeblieben sind, so 
lasse man, was in utero liegt, ganz ruhig zurück; man 
entferne nur das, was in die Scheide ragt durch Ein- 
gehen mit 2—3 Fingern. In den Uterus gehe man nicht 
ein. Um in den nächsten Tagen nun eine möglichst große Keim- 
freiheit der Scheide zu haben, muß man morgens und abends eine 
vaginale Spülung machen. Man nehme entweder !/,—1°/,iges Lysol, 


4%/,ige Borsäurelösung, Acid. lact. 20:1000, Chinosol 1:.1000, . 


Liq. Alsoli 20 : 1000. Von Sublimatlösung 1:3000 sehe man besser 
ab. Um die weitere Ablösung der in utero zurückgebliebenen Mem- 
branen zu begünstigen, gibt man noch einige Tage Ergotin oder 
Secacornin, z. B. Secacornini, Tinct. cinnamomi ana 10,0 D. S. drei- 
mal täglich 15—20 Tropfen oder den ersten Tag bei stärkerer 
Blutung 2stündlich 20 Tropfen. Ich bemerke besonders, daß nur 


vaginale Spülungen vorgenommen werden sollen und daß. 


diese vollständig genügen. Intrauterine Spülungen sind hier 
absolut unnötig und können schaden. Bei dieser Behandlung 
wurde in der Hallenser Frauenklinik unter Kaltenbach ein voll- 


ständig fieberfreies Wochenbett erzielt, auch ich bin in meiner 


28jährigeu Tätigkeit in Köln diesem Verfahren treugeblieben mit 
denselben schönen. Erfolgen. Nie wurde Fieber beobachtet, selbst 


nur. 
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1548 


bei totaler Retention der Eihäute. | 
unbemerkt abi oder sie wurden nach einigen Tagen fast vollständig 


_ die Fruchtblase entweder mit 


. man die Blase mit dem Finger sprengen, so suche man bei einer 
Wehe auf die sich vorwölbende Blase einen Druck. auszuüben oder 
= streiche rasch über die Oberfläche. Dieses nützt aber meist nichts, 
- wenn die Eihäute fest anliegen und kein Vorwasser da ist. 
faßt sie da -am besten vorsichtig mit einer Kugelzange "und. 


Blasenstich spricht man, wenn die Fruchtblase höher oben zer- 
. rissen wird. | Aa a - Na 

=, Im Großen und Ganzen sucht man die Fruchtblase so lange 
"wie möglich zu erhalten, z: B. wenn eine Wendung gemacht werden 
` soll. Ist das Fruchtwasser aber vorzeitig abgeflossen, empfiehlt es 


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Die Eihäute gingen entweder 


frisch und- geruchlos ausgestoßen. Mit Recht kann daher dieses Ver- 
fahren empfohlen werden; Durch dieses präzise Verfahren ist der 
früheren Unsicherheit ein Ende gemacht und die Frage nach der 
praktischen Seite als endgültig gelöst zu ‚betrachten. a 


Anomalien der Eihäute. ‚Das Sprengen der Fruchtblase. 


Der frühzeitige Blasensprung bei geringer Widerstandsfähigkeit 
der Eihäute hat den Nachteil, daß die Erweiterung des Muttermundes 


dem vorliegenden Kindsteil allein überlassen bleibt; liegt der Kopf | 
.- yor und ist das Becken normal, ist es von keiner so großen Be- | 
Ist der Muttermund ver- 


deutung als zum Beispiel bei Querlage. 
strichen, sollen auch die Eihäute ‚platzen; platzen sie nicht, so muß 
dem Finger oder einem Instrument 
zerrissen werden. Im ersteren Falle spricht man von künstlichem 
Blasensprung, während ‚man von Blasenstich spricht, wenn der 


Eingriff mit: einem Instrument: (Sonde, Kugelzange) erfolgt. will 


Man 


reißt ein kleines Loch in die Eihäute. Von hohem 


sich, noch einen Kolpeurynter einzulegen. Nach Abfluß des Frucht- 


wassers erfolgt eine Verkleinerung der Uterushöhle. Bei Einleitung 
der künstlichen Frühgeburt 


darf man den Blasenstich 


aber nur machen, wenn die Frucht in einer Längslage (am 


. 


1994 — MEDIZINISCHE KLINI 


a 


K — Nr.44 

besten Schädellage) sich. b 

Becken vorhanden. RR oe 
Indikationen des Sprengens der Frruchtblase: 


die Eihäute zu rigide sind. - Man merke sich aber, daß das Sprengen 
der Fruchtblase nur geschehen darf, wenn: der Cervix entfaltet und 


d. h. kommt man noch, mit dem Finger durch einen längeren Kanal, 
so unterbleibt ‘besser das. Sprengen der Blase.. 

- 8. Wenn das Kind in der sogenannten „Glückshaube“ geboren 
ist (Ahlfeld nannte sie besser „Unglückshaube“). | 


"mund fast vollständig erweitert ist. er | 
Ä 5. Bei Placenta praevia (siehe diese) oder: bei Blutung infolge 
Lösung der.normal sitzenden Placenta. | 


ei e 


%. Zur Beschleunigung bei Hydramnion (Zwillingen), wenn der 
Uterus sehr -überdehnt ist. 2. 
7, Wenn die Blase vor der Vulva sichtbar wird. 

Liegen Nabelschnurschlingen vor: und ist das Becken verengt, 
ist das Sprengen der Blase nicht. am Platze, auch nicht bei Quer- 
'lagen; hier wartet man die vollständige Erweiterung des Mutter- 
mundes ab und schließt dann gleich die Wendung an. Man muß 
sich stets überlegen, ob der kleine ‚Eingriff, der- aber die schwer- 
wiegendsten Folgen bei: falscher Indikation haben kann, angebracht 


der Blasenstich eher zu viel als zu wenig ausgeübt wird. 
Dadurch sind oft schwere Geburtsanomalien entstanden. | 

= ` Man spricht von falschem Blasensprung, wenn eine kleine 
Flüssigkeitsmenge, die sich zwischen den Eihäuten bilden kann, 


wasserabgang aufgefaßt ‘werden. (Fortsetzung folgt) 


Referatenteil . 


unter besonderer Mitwirkung von 0. 


= Prof. Dr. C. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. E. Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H: Gerhartz, 
Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. Gräff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), 


Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. OÖhrenkrankheiten), Geh.-Rat 


Prof.’Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (V ersicherungsrechtil. u. gerichtl. . 
Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie), Pfof. Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtsbilfe), Prof. Dr. O. Nordmann, Berlin- 
Schöneberg (Chirurgie); Dozent Dr: R.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S. Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F.Pinkus, Berlin (Haut- u: Geschlechtekrank‘ 
heiten), Prof. Dr. Riets chel, Würzburg (Rinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin. (N ervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapies,' mödizinische Psycho- 
-| logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr.H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, ‚Infektions- und Tropenkrankheiten), i 


geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am Königin Blisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide. 


i Sammelreferat. a 


©- Physikalische Therapie. 


Von Dr. A. Laqueur, Berlin. . (Schluß ans Nr. 43) 


| Über die Anwendung der Diathermiebehandlung bei Erkran- 
‚ kungen des Zirkulationssystems, 
tension, ist im vorjährigen. Berichte näher referiert worden. Hier 


insbesondere bei Hyper- 
sei noch nachgetragen, i 

Duhem (18) bei Blutdruckerhöhungen günstige Resultate erzielt 
haben. Lunnern wandte dabei die Diathermie mittels des Kon- 
densatorbettes an, während Duhem eine Querdurchwärmung 
des Thorax mittels großer Plattenelektroden vorzieht. Er hat mit 
dieser Methode unter 15 behandelten Fällen von Hypertension nur 


= einmal, in einem Falle von Nephritis, einen Mißerfolg gesehen. 


Demgegenüber sei darauf hingewiesen, daß bei den Untersuchungen 
E. Schott und F. Schlumm (19) über die Wirkung der All- 
gemeindiathermie eine dauernde Beeinflussung der Blutdruck- 
höhe danach nicht beobachtet worden ist, und diese Autoren, im 
Gegensatze zu anderen (Grober, Humphris u. a.) auch klinisch- 
therapeutische Erfolge bei Hypertonikern damit nicht erzielt haben. 
Auch Duhem war von den Resultaten der zuerst von ihm ver- 
suchten Allgemeindiathermie (Köndensatorbett) nicht befriedigt ge- 
wesen und deshalb zur direkten Thoraxdurchwärmung übergegangen. 

Die Diathermiebehandlung der männlichen Urethral- 
gonorrhoe ist neuerdings wieder von M. Serés (20). mittels einer 
besonderen, von Roucayrol in Paris angegebenen Methodik ver- 
sucht worden; das Charakteristikum dieser Methode besteht einer- 
seits in der gleichzeichzeitigen Anwendung multipler Elektroden 
(innerhalb der Urethra, außen am Penis sowie Lumbosakralgegend), 


daß französische Autoren, Lunnern sowie. 


| andererseits in der Ermöglichung einer Temperaturmessung der be- 


handelten Region und entsprechender Temperaturregulierung (was 


übrigens auch schon bei der ursprünglichen Methode von Börner 


frischer, mikroskopisch sichergestellter Infektion, noch bevor 
sich eine akute-Urethritis entwickelt hatte; ebenso: in chronischen 
Fällen von Gonorrhoe. Bei entwickelter akuter Urethritis 
wurden dagegen keine Resultate erzielt. | 


Lindemann (21) beachtenswerte Winke. 
vor dem für  Unerfahrene naheliegenden Fehler gewarnt, bei 
schlecht ansprechender Funkenstrecke durch. stärkere Ein- 
stellung des Apparates die ursprünglich6 Stromintensität wieder 
erreichen zu wollen; denn wenn dann unvermutet die Funkenstrecke 


Über das Verhalten des Hautwiderstandes bei der Diathermi® 
berichtet Kowarschik (22). Er zeigt, daß der Widerstand der 
Haut bei der Diathermie bei weitem nicht -die große Rolle spi t, 
wie bei der Anwendung des galvanischen und faradischen Stromes. 
Für die Dosierung dieser Stromarten ist der Widerstand der Hau 
von entscheidender Bedeutung, der Widerstand der übrigen Körper 
gewebe kommt hier demgegenüber kaum in Betracht. Bei der Dis- 
thermie beträgt hingegen der. Widerstand der Haut beispielsweise 
nur doppelt so viel als der der Muskulatur. Er wird: auch durch 
Anfeuchtung der Haut unter den Elektrode sowie andererseits 
durch deren Einfettung nicht beeinflußt. Die Ursache dieser Ver- 
 schiedenheit des Hautwiderstandes den Hochfrequenz- W 


anderen Strömen gegenüber ist darin zu suchen, daß .der m 


Hautwiderstand bei galvanischen und en near s 
| rt ieh, 


Frequenz durch Polarisationserscheinungen bedin 


2. November 
efindet und kein zu enges 


1, Als vorbereitende Operation (Wendung, Zange usw.). . 
> Um die Frucht rascher und besser austreten zu lassen, wenn 


die Muttermundsränder verdünnt sind; ist der Cervix noch erhalten, - 


| 4. Um eine. Fixation des vorliegenden Teiles zu erreichen; 
beim engen Becken. darf es aber. nur. geschehen, wenn der Mutter- `- 


ist. Ich glaube zu der Annahme berechtigt zu sein, daß `. 


ausläuft. Es kann dieses von der Kreißenden als wirklicher Frucht: 


‚und Santos der Fall war). Die Erfolge waren sehr. gute bei ganz | 


Zur Vermeidung von Diathermieverbrennungen gibt 
Es wird insbesondere’. 


wieder voll anspricht, kann es leicht zu Verbrennungen kommen. 


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2. November 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 1549 


De seele nur een te m mr Hin mi a sel 


vornehmlich in der Haut ihren Sitz haben. Mit zunehmender 
Frequenz des die Haut passierenden Stromes nehmen diese 
Polarisationserscheiungen ab; sie sind bei Hochfrequenz- 
strömen nur minimal. 

Daß gewisse Arten von Strömen, die den Hochfrequenzströmen 
in mancher Beziehung nahestehen, doch auch elektrochemische 
Wirkungen ausüben können, zeigen Untersuchungen von Rumpf (23) 
über die von ihm in die Therapie eingeführten sog. oszillieren- 
den Ströme. Nach Rumpfs neuerlichen Versuchen ist der den 
Glaskondensatoren seiner Apparatur zugeführte Strom als Wechsel- 
strom mit wesentlichem Überwiegen des Öffnungs - Induktions- 
stromes und somit nahezu äls unterbrochener Gleichstrom 
aufzufassen. Daher erzeugen diese Ströme in der interpolaren 
Strecke zwischen den Glaselektroden Erscheinungen des Gleichstroms 
mit Kataphorese und Elektrolyse. Daneben treten andere 
elektrische Erscheinungen auf, die als hochfrequente oszillatorische 
Entladungen aufzufassen sind. Die erwähnten elektrolytischen Er- 
scheinungen konnten experimentell an Abscheidung von freiem Jod 
in Jodsalzlösungen nachgewiesen werden, und auch die klinischen 
Resultate der oszillierenden Ströme mit oder ohne gleichzeitige 
Joddarreichungen sprechen für elektrolytische Wirkungen, die durch 
diese Ströme im Körper erzeugt werden. So konnte bei einer 
tuberkulösen Mediastinaldrüsenschwellung durch Kombi- 
nation von äußerlich applizierten oszillierenden Strömen mit jedesmal 
vor der Sitzung intern verabreichtem Jod ein deutlicher, objektiv 
nachweisbarer Erfolg erzielt werden (24). Außerdem: werden aber 
durch die Rumpfschen Ströme Reizwirkungen hervorgerufen, 
auf denen die bekannte therapeutische Beeinflussung von Herz- 
erkrankungen, besonders von Herzschwäche, bei Applikation der 
Ströme auf die Herzgegend beruht. 

Die Fülle der Veröffentlichungen auf dem Gebiete der Licht- 
therapie ist, insbesondere seitdem uns die ausländische Literatur 
wieder zugänglich geworden ist, geradezu erdrückend geworden. 
Aus Raumgründen und auch um den Leser durch Aufzählung all 
dieser Mitteilungen, die sich auch vielfach wiederholen oder schon 
Bekanntes bringen, nicht zu sehr zu ermüden, können wir im Folgen- 
den nur eine Auswahl bringen, wobei allerdings auch manche 
wichtige, mehr theoretische Publikation unerwähnt bleiben muß. 

Die Beeinflussung des Blutbildes durch ultraviolettes 
Licht drückt sich beim Normalen im allgemeinen nur an Veränderungen 
der weißen Blutkörperchen aus. Die Erythrozyten werden 
gewöhnlich nicht beeinflußt. Anders liegen die Verhältnisse aber 
bei Anämischen und bei künstlich anämisch gemachten 
Versuchstieren. Nachdem schon früher Kestner sowie H. Ho- 
bert (25) ähnliche Versuche gemacht hatten, konnte Margarethe 
Levy (26) neuerdings an derartig geschädigten Tieren zeigen, daß 
durch Ultraviolettbestrahlung dashämatopoetischeSystem 
zu energischer Tätigkeit angeregt wird und sowohl die Re- 
generation der roten wie der weißen Blutkörperchen in auffallend 
raschem Maße nach der Bestrahlung erfolgt. Das ergibt wichtige 
Fingerzeige für die Indikationsstellung; tatsächlich erzielt man 


ja auch bei sekundären Anämien mit der Höhensonnenbestrahlung : 


die besten Erfolge, während Blutkrankheiten, die mit gesteigerter 


Leuko- oder Erythropoese einhergehen, z. B. die Leukämie, gar 


nicht oder sogar in unglinstiger Weise auf die Ultraviolettbestrah- 
lung reagieren. N 

Das Verhalten des weißen Blutbildes verwendet Fecht (27) 
als Kriterium für die Indikationsstellung und Wirkung der 
Höhensonnenbestrahlung bei Lungentuberkulose. In pro- 
gnostisch günstigen Fällen zeigt sich nach der Probebestrahlung 
eine Zunahme der Lymphozyten und Rechtsverschiebung des Arneth- 
schen Blutbildes. In weniger günstigen Fällen tritt nur Lympho- 


. zytose, aber keine oder doch nur verspätete Rechtsverschiebung ein; 


in ungünstig reagierenden Fällen bleibt beides aus. Bezüglich der 
klinischen Indikationsstellung stimmt Fecht mit früheren 
Autoren überein, daß sich im allgemeinen nur die stationären und 
zur Latenz neigenden zirrhotischen bzw. nodös-produktiven ge- 
Schlossenen Formen der Lungentuberkulose zur Behandlung mit der 


künstlichen Höhensonne eignen; bei exsudativen und offenen Formen, 


besonders solchen mit Kavernenbildung, ist diese Behandlung kontra- 
indiziert, und es können hier selbst schon mehrere Probebestrah- 
lungen schaden. 

Zu den für die Quarzlichtbehandlung dankbarsten Formen 


der Tuberkulose gehört die tuberkulöse Peritonitis. Bei 


derartig behandelten 43 Patienten hat A. Pfefferkorn (28) in 


76,8%), der Fälle bedeutende Besserungen gesehen, 9,3 %/, wurden 


nur wenig gebessert, 70/, kamen ad exitum, 7 0/, verschlechterten 
sich. Am günstigsten sprechen die kindlichen exsudativen 
Formen der Bauchfelltuberkulose auf Strahlenbehandlung an. Auch 


Bufnoir (29) sah unter Anwendung der natürlichen Sonnen- . 


bestrahlung die besten Erfolge bei mit Aszites einhergehenden 
Fällen von Peritonitis tuberculosa; ebenso waren die Resultate bei 
Knötchenaussaat und bei rein fibröser Bauchfelltuberkulose gute, 
während bei fibrinös-eitriger und ulzerierender Peritonitis Kombi- 
nation der Sonnenbestrahlung mit chirurgischer Behandlung . not- 
wendig ist. u: | 

Über das wichtige Anwendungsgebiet der Höhensonnen- 


"behandlung im Kindesalter hat in dieser Zeitschrift (Nr. 15) 


vor kurzem Weltring zusammenfassend berichtet. Ergänzend sei 
hinzugefügt, daß R. Stern (80) bei der Quarzlichtbehandlung der 
Tetanie der Säuglinge zwar vielfach gute Erfolge erzielt hat, 
jedoch zur Vorsicht rät, da in etwa 1/ aller Fälle im An- 
fange reaktive Verschlimmerungen auftraten, die vereinzelt 
sogar einen lebensgefährlichen Grad erreichten. Als Vorsichts- 


maßregel wird empfohlen, in den ersten Tagen neben der Be- 


strablung Kalk oder Salmiak zu verabfolgen, und auf jeden Fall 
die Patienten unter dauernder klinischer Beobachtung zu halten. 
Günstige Erfolge mit der Quarzlichtbestrahllung haben auch 
H. Casparis und B. Kramer (31) bei der Tetanie erzielt, wobei 
als Ausdruck der tatsächlich eingetretenen Heilung der Kalkgehalt 
und der Gehalt an anorganischem Phosphor im Serum anstieg. 
Als neue Indikationen der Quarzlichtbehandlung seien die 
von Langemak (32) empfohlene Kombination dieses Verfahrens 


mit innerlichen Jodgaben bei der Kropfbehandlung sowie die. 


prophylaktische Behandlung der Eklampsie genannt, die 
von A. Hochenbichler (33) empfoblen wird. In 50 Fällen von 
Eklampsieverdacht wurde durch künstliche Höhensonnenbestrablung 
der Blutdruck und der Eiweißgehalt herabgesetzt und nach Ansicht 
des Verfassers der Eklampsieausbruch verhindert. Namentlich die 
Bilutdruckerhöhung wird als Zeichen der drohenden Eklampsie 
angesehen und in solchen Fällen die Anwendung der Quarzlampen- 
bestrahlung dringend angeraten. 

Im vorjährigen Referate wurde bereits erwähnt, daß die 
blutdrucksenkende Wirkung der Quarzlampenbestrahlung von 
Hamburger Forschern (Kestner, Kimmerle, Peemöller) nicht 
als Lichtwirkung als solche, sondern lediglich als die Folge der 
Einatmung des in der Luft bei der Bestrahlung entstehenden 
Stickoxyduls (N,O) aufgefaßt wird. Vergleichende Untersuchungen, 
die Pollitzer und Stolz (84) über die Wirkungen der Höhen- 
sonnenluftinhalation einerseits, von Injektionen von in Wasser 
gelöstem Stickoxydul andererseits bei Hypertonikern anstellten, 
zeigten, daß beiden Maßnahmen eine blutdruckerniedrigende Wir- 
kung zukommt. Ob nach Stickoxydulinjektionen allein eine Dauer- 
wirkung eintritt, wie man sie nach läuger fortgesetzter Höhen- 


sonnenbehandlung öfters sieht, konnte angesichts der nicht sicheren 


Ungiftigkeit des Stickoxyduls bisher nicht festgestellt werden. 

Die Vermutung Kestners, daß nicht nur die Blutdruck- 
wirkung, sondern auch anderweitige physiologische Beeinflussungen, 
die man nach Ultraviolettlichtbestrahiung beobachtet, zum Teil auf 
der Einatmung der durch das Licht ionisierten Luft beruhen, 
scheint sich nach Versuchen von H. Picard (35) mit der von ihm 
konstruierten Bestrahlungskammer zu bestätigen. Diese Be- 
strahlungskammer hat die Form eines Ellipsoids; sie ist 3 m lang, 
2m tief und 2,20 m hoch und im Innern mit Metallhochglanz- 
flächen aus Aluminium ausgekleidet. In den beiden Brennpunkten 
des Ellipsoids befindet sich je eine Quecksilberdampflampe („Uli“- 
Lampe). Die Einrichtung ermöglicht es, daß der sich im Innern 
der Kammer aufhaltende Patient einer intensiven direkten und 


indirekten Bestrahlung ausgesetzt ist. Außerdem atmet er.’ 


aber in der Kammer eine durch das Licht stark ionisierte Luft 
ein. Es zeigte sich nun, daß bei Behinderung einer Strahlen- 
wirkung durch völlige Bekleidung der Versuchspersonen (ein- 


schließlich des Gesichts) bei diesen ebensolche Veränderungen ` 


des Blutkalkgehaltes eintreten, als wenn sie unbekleidet bei 
verhinderter Einatmung der Innenluft den Strahlen ausgesetzt 
waren. In beiden Fällen erfuhr die Zahl der roten Blut- 
körperchen eine Zunahme, der Hämoglobingehalt dagegen. 
nur nach der Inhalation, nicht nach der reinen Bestrahlung. 
Bei künstlich anämisch gemachten Hunden konnte unter der ent- 
sprechenden Versuchsanordnung die Regeneration des Blutes 
schon durch bloße Inhalation der Innenluft der Kammer erheb- 
lich gesteigert werden. Jedenfalls kann Picard aus seinen Ver- 


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. dann Eiweißansatz), und daß außerdem durch Ultrasonnenbestrahlung 


= Licht enthält auch reichlich die langwelligen Liehtwärmestrablen) 


"ausscheidung in den ersten Bestrahlungstagen hervorgerufen | 


Licht der „Ultrasonne“ nicht. vorhanden. 


_ durch die vaginale Ultrasonnenbestrahlung,. 


’ 


1924 — MEDIZINISCHE K 


LINIK — Nr. 44. | 2. November 


Neuerdings hat nun Ph. Keller ein Verfahren beschrieben (44), bei 
dem als Photometer lichtempfindliches photogr aphisches Papier 
verwandt wird (Chlorsilberauskopierpapier). Da dieses Papier natur- 
gemäß auch schon durch die sichtbaren langwelligeren Strahlen- 
arten geschwärzt wird, so wird dasselbe zur Feststellung des An- 
teils der erythemerzeugenden Strahlen an der Schwärzung auf drei 
verschiedene Arten bestrahlt: 1. unbedeckt; 2. durch ein Glas- 
filter, das die erythemerzeugenden Strahlen sämtlich absorbiert; 
3. durch ein Uviolglasfilter, das die erythemerzeugenden Ultra- 
violettstrahlen von längerer Wellenlänge passieren läßt und nur 
die kurzwelligen Ultraviolettstrahlen absorbiert. Durch Vergleiche 
des Anteils der verschiedenen Strahlengattungen an der Schwärzung 
"kann man nun eine Bestimmung der erythemerzeugenden Dosis 
vornehmen. (Der Apparat wird unter dem Namen Erythemdosi- 
meter von der Hanauer Quarzlampengesellschalt in den Handel ` 
gebracht werden.) Doch betont Keller, daß in bezug auf die 
erythemerzeugende Dosis des Ultraviolettlichtes große indivi- 
 duelle Verschiedenheiten bestehen. Wegen dieser Verschieden- 
heiten schlägt Z. Rausch (45) vor, in jedem Falle vor Beginn der - 
Bestrahlungskur durch sukzessive Bestrahlung kleiner Hautpartien 
am Rumpfe die individuelle Hautempfindlichkeit des Patienten zu be- 


stimmen, und auf demselben Prinzipe beruht auch ein von C. Dahl- . 


suchen schließen, ‚daß neben ‘der unmittelbaren Strahlen- 
aufnahme durch die Haut auch die Inhalation der ioni- 
sierten Luft als biologisch wirksamer Faktor zu gelten 
hat. Man kann daher — dafür sprechen auch Picards klinische 
Beobachtungen — die therapeutische Wirkung der Lichtbehandlung 
durch Anwendung der Bestrahlungskammer steigern. 

Daß neben den Ultraviolettstrahlen (von, denen bisher aus- 
schließlich die Rede war) auch andere, nicht ganz SO kurz- 
wellige Strahlengattungen biologische Wirkungen auszuüben 
imstande sind, ist ja seit langem bekannt. Neuere Untersuchungen. 
mit der Landekerschen „Ultrasonne“*, deren Licht in seinem 
ultravioletten Anteil mit einer Wellenlänge von 300 ur nach unten 
hin abschließt, bestätigen diese Anschauung. So fand A. Ander- 
sen (86), daß nach Bestrahlung mit der „Ultrasonne* der Blut- 
zuckergehalt bei Gesunden und bei Diabetikern abnimmt, und 
er erzielte damit auch klinisch gute Resultate bei einigen Fällen 
von Diabetes. H. Wiener (37) kam bei Stoffwechselver- 
suchen zu dem Resultate, daß die Wirkungen der Bestrahlung 
mit der „Ultrasonne“ auf den Eiweißstoifwechsel denen der 
Quarzlichtbestrahlung ganz ähnlich sind (erst erhöhter Umsatz, 


eine erhebliche Steigerung der Harnsäure- und Purinbasen- 


wird. Das wichtigste bei den Wienerschen Versuchen ist der 
Beweis, daß Stoffwechseländerungen durch das Licht auch ohne 
Beteiligung der erythem- und pigmentbildenden Strahlen. | 
hervorgerufen werden können. Denn diese Strahlenarten sind im 


_ Literatur: 1. Physiologische ‘Grundlagen der Hydrotherapie. Berlin 1924, 
Fischers med. Buchhandlung. — 2. Zschr. £ ärztl. Fortbild. 1928, Nr. 20. — 3. Irrtümer 


1994, Nr. 5. — 7. Eben da 1924, Nr. 13. — 8. M.m.W. 1924, Nr. 6. — 9. D.m.W. 1924, Nr. 8, — 
`. 10. Ebenda 1924, Nr. 81. — 11. Zschr. f. d. ges. phys. Ther. Bd. 27, H.5 u. 6. — 12. Ref. 
Ebenda Bd. 27, H. 5 u. 6, S. 179. — 13. M. K1. 1923, Nr. 20. — 14. Klin. Wschr. 1923. Nr. 45; 
Mschr. f. Kinderblk. Bd. 28, Juni 1924. — 15. Ref. Zbl. f. d. ges. Neurol. u Psych. BaB, ` 
S. 386; Bd. 32, S. 255. — 16. Ref. Zschr. f. d. ges. phys. Ther. Bd.28, H. 4, S. 217. — 17. Ebenda 
Bd. 28. H. 4 — 18. Ref. Ebenda Ba. 27, H. 5 u. 6, S. 180. — 19. Eben da Bd. 28, H. 5 w 6 — 
90. Ref. Ebenda Bd. 28, H. 5 u. 6, S 357. — 2L. Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 7a. — 22. W%kl.W. 
1924, Nr. 11. — 23. Zbl. £ Horz- u. Gefäßkrh. 1928, Jg. 15, H. 17 u. 18. — 24. D.m.W. 
1924, Nr.7. — 25. Klin. Wschr. 1928, Nr. 26. — 26. Zschr. £. klin. Med. 1924, 99, H. 5 ù 6. 
'.97. D.m.W. 1924, Nr. 4. — 28. Zbl. f. inn. Med. 1928, Jg. 44, Nr. 22. — 29. Journ. möd. frang.. : 

19:3, Nr. 7. — 30. Zschr. £ d. ges. phys. Ther. Bd. 28, H. 4 — 31. Ref. Ebenda Bd. 98,H.2 

und 3, 8.101 — 32. D. Zschr. f. Chir. 1923, 177, H. 5 u. 6. — 33. Mschr. f. Geb. u. Gyn. 

1923, 62. H.5.u. 6.— 34. M. m.W. 1924, Nr. 29.— 35. Klin. Wschr. 1923 Nr. 45. — 36. M.m.W. 
- 1928, Nr. 50. — 37. Zschr. f£ d. ges. phys. Ther. Bd. 29, H.1. — 88. Zbl. f. Gyn. 194, 
Nr. 7.—39. Zschr. f. d. ges. phys. Ther, Bd. 29, H. 1 — 40. W.kl.W.1923, Nr. 42.— 4L MR 
1923 Nr. 8. — 42. Mschr. £ Ohrblk. 1922, H.8 u. 9; Zschr. fî. phys. u. diät. Ther. Bd. 25.— 
43. Ther. Halbmb. 1920, H. 28. — 4t. Klin. Wschr. 1924, Nr. 87. — 45. Zschr. f. d. g8. 
phys. Ther. Bd. 28, H. 5 u. 6. — 46. Strahlenther. Bd. 16, H.L 


Über die therapeutischen Wirkungen der „Ultrasonne“, 
deren wichtigste Indikationen in das Gebiet der Gynäkologie 
fallen, ist im vorigen Jahre näher berichtet worden. Auch Hasel- 
horst und Peemöller (88) haben mit der intravaginalen 
Ultrasonnenbestrahlung bei entzündlichen Erkrankungen, 
der weiblichen Adnexe im allgemeinen gute Erfolge erzielt, die 
aber den mit anderen Maßnahmen erreichbaren nach Ansicht der 
genannten Autoren nicht überlegen sind. Referent hält jedoch auf 
Grund eigener vergleichender Beobachtungen jenes Urteil für zu 
pessimistisch; besonders angesichts der häufigen und raschen günstigen 
Beeinflussung der Schmerzen und. des Allgemeinbeiindens 


Außer der „Ultrasonne“ wurde neben anderen Lichtquellen 
auch die in der Filmtechnik bekannte „ Jupiterlampe“ neuer- 
dings als Ersatzmittel für die Quecksilberquarzlampe genannt (durch 
Hartmann, s. vorjähriges Referat). Der Apparat ist jetzt zu thera- 
peutischen Zwecken verbessert worden und diese Kohlenbogenlampe 
wird von Albert E. Stein (39) sowohl wegen des außerordentlich 
reichen Gehaltes ihres Lichtes an ultravioletter Strahlung als auch 
wegen dessen Ähnlichkeit mit der natürlichen Sonnenstrahlung (das 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) | 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 37. 

Weitere Studien über Heilung der experimentellen Kaninchensyphllis 
veröffentlicht W. Kolle (Frankfurt a. M.). Die geringe experimentell 
nachgewiesene Heilwirkung des Salvarsans in den späteren Stadien der 
experimentellen Infektion fordert zur möglichst frühzeitigen Salvarsan- 
behandlung in der Frühperiode der Syphilis auf. Zwar läßt sich, 
_ wenigstens in den ersten Wochen nach der Infektion, mit Quecksilber: 
präparaten ein erheblicher Prozentsatz der Tiere heilen. Ein Teil der. 
Tiere geht aber an den zur Wirkung notwendigen hohen Dosen des Queck- 
silbers chronisch: zugrunde. Deshalb dürfte für die Frübperiode bis & 
weiteres das Salvarsan das Mittel der Wahl bleiben. mi on 
| Das Gutachten der Deutschen gemeinsamen ArzneimittelkommisstoN 
über Bisen- und Arsenpräparate teilt Morawitz (Würzburg). mit. A 
gezählt werden zum Schluß die für die allgemeine und die insbesondere 
für die Kassenpraxis empfohlenen Präparate. F ! 

Über die Untersuchung inuerer Orgaue mit Hilfe der Stimmgabel 
berichtet Erich Eisner (Hindenburg [0.-8.]). Es handelt ‚sich um eine 
_Untersuchungsmethode, mit: Hilfe der Stimmgabel die Grenzen und IM 
einzelnen Fällen auch die Qualitäten innerer Organe zu bestimmen. Die 
_ Grenzen des tönenden Organs werden durch Auskultation festgestellt. Die 
Stinmmgabel-Auskultationsmethode hat sich als besonders brauchbar 6r 
wiesen bei der Untersuchung. solider Organe, in erster Linie des Herzens, 
der Leber, des Rückenmarkskanals (da, wo das Rückenmark ‚aufhört und 
sich auflöst in die Cauda equina), in zweiter Linie der Lunge und andere! 
Organe, sowohl im gesunden als auch im kranken Zustande. 

Die Biuttransfusion ist nach Hans Opitz (Berlin) keine Reis, 
sondern eine Substitutjonstherapie. Die zugeführten roten Blu 
körperchen bleiben längere Zeit lebens- und funktionstüchtig. l 

Auf die doslerbare Hydrotherapie weist Buttersack (Münster 1. v.) 
hin. Er erwähnt die Bemühungen Hauffes, die Wasseranwendung & 
| exakte Grundlage zu stellen, sie dosierbar zu machen. Hauffe geht von dem 


warm empfohlen. 


Als Lichtquelle, die vornehmlich Lichtwärmestrahlen aus- 
sendet, kommt die „Sollux“-Lampe der Hanauer’ Quarzlampen- 
gesellschaft mehr und mehr in Aufnahme. Ihre Indikationen sind 
gegeben, wo es sich um Applikation der strahlenden Wärme 
handelt. Neuerdings wurde der Apparat mit Erfolg von L. Freund (40) 
bei auf Gefäßspasmus beruhender Hemikranie in Verbindung mit 
der künstlichen Höhensonne angewandt; auch bei Nebenhöhlen- 
erkrankungen der Nase [C. Nürnberg (41)) hat sich diese 
Form der Applikation der strahlenden Wärme sehr gut bewährt. 
In der Ohrenheilkunde ist die „Sollux“-Bestrahlung ebenfalls - 
im Gebrauch; sie wird von Cemach (42) sowie von Oeken (43) 
zur Behandlung von akutem Mittelohrkatarrh und von akuter Mastoi- 
ditis empfohlen. | 

Zum Schlusse noch ein Wort über Meßvorrichtungen zur 
exakten Dosierung der Ultraviolettstrahlen. Diese Frage ist 
bisher noch nicht vollständig gelöst worden. Gegen die Verwendung 
' des Fürstenauschen Aktinimeters wurde eingewandt, daß 
dieser Apparat hauptsächlich nur gegen die sichtbaren Lichtstrahlen 
empfindlich sei; auch das Graukeilphotometer, das von Eder 
und Hecht empfohlen war, hat sich deshalb nicht bewährt, weil 
das dabei verwandte Glas gerade die kurzwelligen Ultraviolett- 
strahlen, auf deren Messung es ankommt, nicht durchläßt. Die an 
sich zuverlässige chemische Methode der Titrierung einer Jod- 
salzlösung, in der durch die Ultraviolettstrahlen das Jod frei wird, 
die von Bering und Meyer angegeben und dann von Keller aus- 
gearbeitet wurde, hat immerhin den Nachteil der Umständlichkeit. 


2. November 


Grundgedanken aus, daß bei Anwendung heißer oder kalter Bäder weniger 
- die Temperatur als der positive oder negative Reiz an sich wirke. : Die 
gereizte Haut treibt durch Verengerung der Kapillaren die Blutmasse ins 


‚Innere. Da die Haut bis zu 2/3 der gesamten Blutmenge aufnehmen kann, 
-go bewirkt diese plötzliche Verschiebung einer so großen Masse eine starke: 


Belastung des Herzens. Die Wärmereize müssen auch langsam ansteigen. 
Ein langsam steigendes Teilbad bewirkt eine Erweiterung der peripherischen 
Gefäße im ganzen Körper, die Widerstände sinken, das. Herz wird 'ent- 
- lastet. Die bessere Durchblutung (größere Strömungsgeschwindigkeit) führt 
zu einer Verbesserung der peripherischen Triebkräfte.- . .F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 36. 
Über die Häufigkeit einzelner wichtigerer Klagen und anamınestischer 
“Angaben bei Kranken mit arterieller Hypertension berichtet Friedrich 
Kauffmann (Frankfurt a.M.). BHingewiesen wird auf: Migräne seit der 


Jugend, oft seit dem Kindesalter, morgendlichen Kopfschmerz nach dem. 


Erwachen, angiospastische Insulte, Schwindel, rheumatische. Beschwerden, 
besonders bei "Witterungswechsel, Überempfindlichkeit gegen höhere äußere 
Temperaturen,. Insuffizienzgefühl, Ermüdbarkeit, Abnahme der geistigen 
. Spannkraft bei abnormer Reizbarkeit, Herzklopfen neben Druck- und 
Beklemmungsgefühlen. | ZZ | 

- Die Tuverkulose der Porzellanarbeiter bespricht Brinkmann (Jena). 


Der Porzellanstaub setzt sich besonders leicht in den. Lungen an. Die 


'Porzellanstaublunge entspricht dem Begriff der Chalikosis. Die Staub- 
"partikelchen werden um so eher niedergeschlagen, je höher ihr spezifisches 
Gewicht ist. Von dem Porzellanstaub gelangt deshalb auch nur ein geringerer 
‘ Teil in die apikalen Partien als z. B. vom Ruß. Porzellanstaub wird eben 
schon vorwiegend in der Umgebung des Hilus abgelagert und besonders 
in den tieferen Partien. Und die rechte Lunge muß daher mehr von 
Staub betroffen werden als die linke, weil der rechte Bronchus weiter und 
gestreckter verläuft als der der ahderen Seite. Dagegen bevorzugt die 
eigentliche Tuberkulose, wenigstens 'bei Erwachsenen, die Spitzen. Dem 
kleinen Phthisikerherz steht bei der Chalikosis als Ausdruck chronischer 


Widerstände im kleinen Kreislauf ein ‚großes Herz (Hypertrophie und Dila- 


tation namentlich des rechten Ventrikels) gegenüber. Wichtig ist das für 
die Pneumonokoniose ausgesprochen charakteristische Mißverhältnis zwischen 
dem ansgedehnten röntgenologischen und dem unerheblichen perkussorisch- 
auskultatorischen Befund. | l u | | 

| Die Wassermannsche Reaktion auf Tuberkulose ist nach Otto 
Wiese (Landeshut im Riesengebirge) zur Diagnose aktiver Tuberkulose 
beim Kinde abzulehnen. ` | Ao g 

» Auf die isolierte Gonorrhoe paraurethraler Gänge (das sind fötale 


; Hemmungsbildungen meist in der Raphe an der ventralen Seite des Penis) 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


äußert sich S. Gatscher. 


t 


chronischen striären Stadium vorkommen, bei letzterem besonders bei 


-akuten Schüben. Die Inkubationszeit muß zwischen 6 und 21 Tagen an- 


‚genommen werden. Verf. weist auf die Wichtigkeit der Isolierung hin 
und empfiehlt Spülungen des Nasenrachenraums mit Kal. permangan. oder . 
Pregischer Jodlösung. -»- = ae. 

| Allgemeine Gesichtspunkte bei der Behandlung von Sportverletzungen 
teilt F. Mandl (Wien) mit. Von Vorteil ist der unbedingte Wille des‘ 
Patienten zur Genesung, von Nachteil die geringe. Geduld. Umnbedingte, ` 
frühzeitige, exakte Prognosenstellung ist erforderlich. Die Beurteilung des 
Resultates ist insofern. wichtig, als sich. die Begriffe „arbeitsfähig“ und 
„sportfähig“ bei weitem nicht decken. Bei der Frakturbehandlung ist die ` 


Vermeidung von Weichteilschäden wichtiger als die von. leichten Dislo- 


kationen. . Deshalb baldige Bewegung und Massage. Zur Vermeidung der 


' Atrophie der um die Fraktur herumliegenden Muskeln ist die wiederholte 
. Injektion von 1/,°/,iger Novokainlösung sehr gut. Gipsverbände sind zu 


meiden, höchstens bei der Malleolarfraktur ist Ihre. Anwendung unum- 
gänglich. Operative Frakturbehandlung wird vom Verf. möglichst ver- 
mieden. Gelenkverletzungen sind auch möglichst konservativ zu behandeln, 
der Kniegelenkserguß aber frühzeitig von zwei Stellen aus zu punktieren. 
Bei chronischer Arthritis gibt Reiztherapie vorübergehende ‚Erfolge. Weich- 
teilverletzungen müssen entweder mit Ruhigstellung (Sehnenscheidenentzün- 


dungen usw.) oder mit sofortiger Bewegung (Muskelhämatome, Tennisbein) 


behandelt werden. Zum Schluß empfiehlt Verf. bei blutigen Verletzungen 
die prophylaktische Tetanusantitoxineinspritzung in jedem Falle. 

Über die Empfindung des Bodenschwankens bei Neurasthenikern 
| Es handelt sich im Gegensatz zum Schwindel, 
der darauf beruht, daß der Patient durch einen inneren Vorgang zu einer 


Vorstellung über seine Gleichgewichtsiage kommt, die den Tatsachen nicht Zr 


entspricht, darum, daß der Otolithenapparat sich in. einem gesteigerten 
Energiezustande befiadet, so daß die rhythmischen Gangbewegungen, die. 


. sonst ‚nicht perzipiert werden (der. Gewöhnung wegen), zum . Bewußtsein ` 


gelangen. Es besteht also eine Täuschung über den Ort eines Vorgangs. 
‘ Über Hemmungsbildungen an einem Neugeborenen durch Röntgen- . 
einwirkuog in früher Fötalperiode berichtet H. Abels (Wien) auf Grund 
eines Falles, wo ein Kind mit auffallend kleinen Dimensionen ohne Zeichen 
einer Frühreife von einer Frau geboren wurde, die im Beginn .der Gravi- 
dität wegen Menorrhagien ziemlich intensiv bestrahlt worden war. Das 
Kind wies einen. Mikrozephalus, sowie Mikrokornea und Mikrophthalmus 
auf, und hatte an den langen Röhrenknochen an luetische Periostprozesse 
erinnernde Veränderungen: Lues konnte bei Mutter und Kind ausgeschlossen 
werden. ‘Diese Fälle sind selten, da die Zone zwischen zum Abort infolge 
Abtötung führender Strahlendosis und derjenigen, die den Fötus nicht 

schädigt, sehr schmal zù sein scheint, Sa u 
Die Therapie der Psoriasis bespricht L. Kumer (Wien) sehr. ein- 


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weist H. Mühlpfordt (Allenstein) hin. Eine Erkrankung der Harnröhre 
| kann hierbei ursprünglich fehlen. Häufig findet aber dann eine nach- 
tägliche Infektion der Urethra vom Gang aus statt. F. Bruck. 


. gehend. Er fordert zunächst ein Empfängliehmachen der Herde für die 
Therapie durch warme Bäder. Von äußeren Mitteln am energischsten 
wirkt Chrysarobin, dem aber Cignolin mindestens gleichwertig zur Seite 
steht. Der Wert der Strahlentherapie ist begrenzt; ebenso ist die innere 
Verabreichung von Arsen nur bei hohen Dosen und nur einmal im Leben 
wirksam. ÖOrganotherapie und Diätkuren sind ebenfalls unsicher in ihrer 


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Wiener klinische Wochenschrift 1924, Nr. 35 und 36. _ 
Einen Beitrag zur Klinik und Statistik der Gebärmuttersarkome 


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schiedenen Fällen wurde eine Dyspnoe beobachtet, die eine Angina pec- 
toris einleitete oder mit ihr zusammen auftrat; Verf. nimmt an, daß diese 
_ Dyspnoe, die schmerzhaft oder drückend empfunden wird und mit Be- 
klemmung und Angst einbergeht, ein der Angina parallel gehendes Sym- 
_ ptom ist, und zwar wird es ausgelöst vom Aörtenanfangsteil. ‚Der Mecha- ` 
nismus stellt, einen aortico-bulbären Reflex dar, dessen zentripetaler 
Schenkel wahrscheinlich durch den: Nervus depressor verläuft, da seine 


Bestrahlungserfolge bei inoperablen Tumoren 
warden nicht beobachtet, | SR 
Die Kapillaren der Extremitäten bei Akrozyanose beobachtete 
E. P. Boas (Now York) und fand. bei vasomotorischer Störung an den 
temitäten niedrigen kapillaren Blutdruck und verlangsamten Blutstrom. 
ènn die normale Farbe der Finger wieder eintritt, kehrt auch normaler 
Druck und Strömung in den Kapillaren wieder. Im allgemeinen sind die 
Apillaren -länger und breiter ‚als beim Gesunden und man findet öfters 
Verschlingung und bizarre, Architektur, | a 
. Weitere Beobachtungen über die Kontagiosität der Encephalitis 
Iethärgica teilt G. Stiefler (Linz) mit. An Hand mehrerer Kranken- 
` geschichten zeigt Sich, daß eine Kontagiosität meist von Mensch zu Mensch 
besteht, daß Infektionen. meist im akuten Stadium, aber mitunter auch im | 


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liefert B. Steinhardt (Wien). Einen Übergang von Myomen in Sarkom Wirkung. Es gelingt wohl in allen - Fällen. die Herde zu beseitigen, doch i TRA 
fand Verf. in etwa 2%. Es überwiegen die Wandsarkome bei weitem | ist die Verhütung des Rezidivs nicht alt Sicherheit: möglich. Die uni Es 
über die Schleimhautsarkome. Bevorzugt wird das Corpus uteri. Die | Yerselle Psoriasis verlangt die mildeste Behandlung. a ai Baar 
Symptomatologie ist unklar. Bei- submukösen Geschwülsten ist die Dia- ‚ „Die Sexualpathologie bespricht O. Schwarz (Wien) und verlegt . E 
gase unter Umständen zu stellen,” wenn der Tumor brüchig ist, fisch- | die Ursache der Sexualstörungen in der größten Mehrzahl der Fälle in firii - 
' fleisohähnlich aussieht, nach Entfernung rasch nachwächst, und Kachexie | die Psyche, während das Erfolgsorgan bzw. die Körperlichkeit (Hormone) AERE i 
mit Ödemeh eintritt. Das interstitielle Sarkom entzieht sich im Anfang.| nur indirekt ‘wirksam sind. Der Schwerpunkt der Sexualstörung liegt im Re 
` vollkommen der Diagnose und auch rasche Ausbreitung bzw. Vergrößerung Konditionellen und zwar in der Seele, als dem führenden Organ mensch- Me a 
Sind kein . sicheres Kriterium gegenüber Myom. Häu fig sind in. vor- licher Anpassung. Aus ‚dieser Anschauung ergibt sich auch der Weg der s glih i 
geschrittenen Fällen Allgemäinerschei nungen, dann ist auch mitunter übel- einzuschlagenden Thorapie; es muß die Psychotherapie immer mehr in den in A 
riechender Ausfluß vorhanden. : Immerhin kann ‘von charakteristischen | Vordergrund treten. E TAE | N IM i 
Symptomen nicht gesprochen werden.. Die Erfolge der Behandlung, für Über eine bisher unbeachtet gebliebene Atemstörung bei der Angina Be 
die, wenn möglich, die Operation in Frage kommt, sind schlecht, da in | pectoris (Aortendyspnoe) berichtet S. Wassermann (Wien). In ver- It} ne 
609%, Rezidive auftreten. ii nn 
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Durchschneidung wie die Angina auch die Dyspnoe beeinflußt, 

Einen Beitrag zur Therapie der Ziegenmilchanämie im Säuglings- 
alter liefert H. Czickeli (Graz). Auf Grund mehrerer Fälle erklärt er, 
daß das einfache Ersetzen der Ziegenmilch durch Kuhmilch, wie: es 
Kirsch-Hofer und Kirsch angegeben haben, zur Behebung der Anämie ` 
nieht genügt, vielmehr trat einmal. trotz Kuhmilch -F Gemüse + Eisen 


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1552 | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. ' E 2. November 


daß der Pylorusring, der an den Beschwerden schuld ist, mittels Durch- 
“ schneidung unschädlich gemacht wird. - | 
Zur Ätiologie des Volvulus bemerkt B. Woecsner (Jekaterinoslaw), 

daß in Rußland eine ungewöhnlich hohe Zahl von Volvulusfällen beob- 
achtet worden ist. Die Bedingungen für die Entstehung des Volvulus sind 
gegeben- durch die Fettarmut des Körpers infolge der Hungersnot und 
: durch die schlechtverdauliche Kost. 
i Die „ideale“ Prostatektomie empfiehlt G. Mertens (Bremen). Die 
" Wunde in der hinteren Blasenwand, die bei der Ausschälung der Prostata - 
' entsteht, wurde primär vernäht. Dadurch wurde die Nachblutung gering, 
der Urin wurde schneller blutfrei und die Kontinenz trat schnell ein. In 
allen Fällen wurde eine fistellose, glatte Heilung und eine kontinente 
i Harnblase erzielt. Ä | 
x Einen Tampon gogon schwere Bintungen bei der suprapubischen 
_Prostatektomie empfiehlt E. Bouvisr (Graz). Ein 4—6 cm breiter, 6 fach 
` gelegter Gazestreifen wird mit einem 30 cm langen Aluminium-Bronzedraht 
durchstochen und ander einen Seite mit dem Gazestreifen verknotet. Das 
längere Drahtende wird bei starker Blutung durch die Urethra durchgeführt 
und beim Anziehen legt sich der Streifen in gleichmäßige, ziehharmonika- 
! artige Schichten, welehe die Wundhöhle verschließen. | | 

| Die Anwendung der Schanzschen Verschraubung bei Genu valgım 
und varum empfiehlt G. Riedel (Frankfurt a. M.). Eine Beinverkürzung 
und eine Verschiebung der Fragmente bei der suprakondylären Osteotomie 
1äßt sich vermeiden, wenn von einem modial gelegenen Schnitt aus dicht 
oberhalb des Intermediärknorpels 2 Schrauben eingebohrt werden und 
- zwischen ihnen keilförmig osteotomiert wird. Durch das Verdrahten der 
Schrauben werden die Fragmente fest aneinander gehalten. K. Bg. 


Exitus ein.. Alle Kinder zeigten Rachitis, waren im zweiten Lebenshalb-- 
jahre. Zwei hatten Milzschwellung, davon eins auch Leberschwellung. 
Verf. glaubt, daß neben der alimentären Noxe der Konstitution ätiologisch 
eine große Bedeutung zukommt. BE | 
Die Strahlenbehandlung der malignen Tumoren sollte, wie A. Czep& 
(Wien) ausführt, nicht in Mißkredit gebracht werden, sondern mit allen 
Mitteln an ihrer Vervollkommnung gearbeitet-werden. Hierher gehört auch 
die Kombination mit’ chirurgischer Behandlung, sowie der Versuch bei 
allen inoperablen Tumoren, sofern Kachexie und Metastasierung nicht zu 
groß sind. Man kann nie sagen, wie ein Tumor auf die Strahlen reagieren 
wird, weil dabei die Konstitution eine große Rolle spielt. Gegen den 
. Röntgenkater wirkt Kochsalz sehr gut, auch kann er durch verteilte Dosen 
` vermindert oder vermieden werden. Ferner soll die Strahlentherapie durch 
‘ energische Arsenmedikation (Solarson II 2—3 mal wöchentlich) unterstützt 
werden. | 0 R l Muncke. 


Zentralblatt für innere Medizin, 1924, Nr. 37 u. 40. 

Nr. 37. Eskil Kylin vergleicht die Adrenalin- und -Biutzucker- 
reaktion bei verschiedenen Formen von Diabetes mellitus. Die Unter- 
suchungen wurden morgens nüchtern vorgenommen, zunächst der Blutdruck 
gemessen und eine Blutprobe für die Zuekerbestimmung entnommen; dann 
wurde 1 mg Adrenalin subkutan eingespritzt und im Anschluß daran der 
Blutdruck, zunächst in Zwischenräumen von 2, dann in solchen von 
5 Minuten bestimmt, Bilutproben 10, 20, 40, 60, 90 und 120 Minuten 

= nach der Einspritzung entnommen. Bei Gesunden steigt nach Adrenalin- 
injektionen der Blutzucker, um nach einer Stunde seinen maximalen Wert 
zu erreichen. Ebenso steigt der Blutdruck, diese Steigerung erreicht aber 
schon nach etwa 10 Minuten ihren Gipfel. Bei 6 jungen Diabetikern ohne 
Blutdrucksteigerung fand sich nach Adrenalin ein erheblich höheres An- 
steigen des Blutzuckers als bei Gesunden. Auch die Blutdrucksteigerung 
war in 4 Fällen höher, einmal ebenso hoch und einmal geringer als bei 


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Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 39. 
Ein seltener Fall von Tubargravidität wird von W. Fischer (Rostock) 
beschrieben. Die Untersuchung der beiden operativ entfernten Tuben ergab, 


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f Tk Gesunden. Dagegen finden sich bei Diabetikern mit Hypertonie und auch | daß links eine Tubarschwangerschaft bestand und die rechte Tube auf 
f a bei Hypertonikern ohne Glykosurie Sinken -des Blutdrucks und nur un- | einer ganz kurzen Strecke völlig verschlossen war. Die Untersuchung 
N A: bedeutende Steigerung des Blutzuckers. Die von verschiedenen Seiten ge- | dieser Stelle zeigte, daß hier die Reste einer Tubenschwangerschaft yor- 
oder V l forderte Einteilung des Diabetes in 2 Gruppen, eine mit und eine ohne |. lagen, bei der es zu tubarem Abort mit ausgedehnter Organisation ge 
i e, Blutdrucksteigerung, findet in diesen Beobachtungen eine Stütze. | kommen war. . | | | Ze: 
N ; i ' | "Nr. 40. Simnitzky (Kasan) bespricht seine Methode der klinischen Meustruationsdauer und fötale Entwicklung besprechen Szenes 
o Magenfunktionsprüfung, die in der fraktionierten Ausheberung des Magen- und Mondr6 (W ien) nach den Erfahrungen der Universitäts-Franenklinik. 
Pi. inhalts mit einer dünnen Sonde nach Genuß von 200 cem Fleischbrühe besteht. Zusammenstelluhgen einer größeren Reihe von gesunden Frauen nach ihrer 


Menstruationsdauer hatten das Ergebnis, daß im allgemeinen Frauen, die 
länger menstruiert sind, durchschnittlich schwerere und längere 
Kinder gebären. Der Zusammenhang wird noch deutlicher, wenn man 
nur Erstgebärende berücksichtigt oder erstgebärende Mütter von Knaben 
und Mädchen gesondert in Betracht zieht. Wenn auch Menstruationsdauer 
und fötale Entwicklung von zahlreichen anderen Umständen, wie Krankheit 
der Mutter, des Fötus, der Plazenta, Größe der Eltern, beeinflußt worden, 
so bleibt dieser Zusammenhang doch auffallend. Als Erklärung wird ar 
genommen, daß bei länger menstruierten Frauen größere Mengen für den 
Fötus wichtiger Stoffe zurückgehalten werden und daß. die Einstellung der 
Eierstöcke hyperhormonal verändert ist. | | 

Zur Deutung von Kreuzschmerzen in der Gynäkologie weist 
R. Joachimovits (Wien) hin auf die Erkrankungen des hinteren 
Anteils des Beckenringes. Auffallend war, daß Retroversione2 
der Gebärmutter sich häufig gleichzeitig finden mit Erkrankungen 
desIliosakralgelenkes. Die Sacrocoxitis tubereulosa wird häufig 
übersehen. Sie zeigt sich ah durch gesteigerten Kreuzschmerz nach Gehen, 
Sitzen und Stehen, zumal bei einseitiger Belastung, forner in frühzeitig 
einsetzender Abmagerung der kranken Gesäßhälfte bei freier Beweglichkeit 
im Hüftgelenk und Schmerzen beim Überkreuzen des gesunden und kranken 
‘Beines. Die arthritischen Erkrankungen der Articulatio sacro- 
iliaca sind ein häufiges Krankheitsbild. Sie geben den lokalisierten 
Schmerz beim Überkreuzen der Beine und bei Druck auf die Synehondrost. 
Die traumatische Sacrocoxitis ist die häufigste Form der chronischen 
Gelenkerkrankung an dieser Stelle und häufig verursacht durch das Traums 
der Geburt und die späte Schwangerschaft, ferner durch die tiefe Londen- 
skoliose der Wirbelsäule. BE l 

Serologische Geschlechtsbestimmung des Fötus während der Grani- 
dität hat W. Oppenheimer (Frankfurt a. M.) an der Frauenklinik vor 
genommen mit Hilfe der Gersbachschen Modifikation der Abderhaldensebe 
Reaktion, die ein Arbeiten mit ganz geringen Serummengen gestattet. DIE 
Versuche wurden zu gleicher Zeit mit Hoden- und Rierstocksubstanz 20° 
gestellt. Überwog die Stärke der Hodenreaktion, SO wurde ein Knave, 
umgekehrt ein Mädchen vorausgesagt. Es stellte sich heraus, dab zw 
nicht in allen Fällen eindeutige Ergebnisse erzielt wurden, daß jedoch bei 
_ den meisten die Voraussage eintraf. | K. Bg. 


Nach Verlauf einer Stunde wird der ganze Mageninhaltausgehoben und dieselbe 
Prozedur — Fleischbrühefrühstück und Teilausheberung alle 15 Minuten — 
wiederholt. Es kann sich dann zeigen, wenn die Zahlen. der freien HCl 
und der Gesamtacidität für die beiden Stunden getrennt addiert werden, 
daß die Summe der zweiten Stunde die der ersten a) etwas, b) sehr er- 
heblich übertrifft oder daß sie 0) etwas geringer ist als die der ersten 
. Stunde. a) ist der normale Typus der Magenfunktion, b) der inerte, c) der 
asthenische oder labile Typus. Die Unterscheidung dieser Typen ermöglicht 
es der Therapie, die „asthenischen, sehr reizbaren und bald ermüdbaren 
Magenzellen zu beruhigen und die inerten mit Pharmaka zu reizen“. W. 


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Zentralblatt für Chirurgie 1924, Nr. 39. 


Wundinfoktiouen nach aseptischen Operationen mit primärem 
Wundverschluß schildert C. Teichert (Königsberg) nach den Erfahrungen 
der chirurgischen Universitätsklinik. Das Operationsfeld wird mit 7,5%/oigem 
Tanninspiritus,. dem etwas Fuchsin zugesetzt ist, einmal reichlich bepinselt. 
Die Tücher zum Abdecken werden in 2 cm Entfernung mit Mastisol an- 
geklebt. Die Hände werden 5 Minuten unter fließendem Wasser und 
5 Minuten in denaturiertem 60°%/,igem Spiritus gewaschen. Die Hände 
werden mit weißen Zwirnhandschuhen bedeckt und bei aseptischen Er- 
krankungen mit Gummihandschuhen, Die meisten Infektionen sind im 
März zu verzeichnen. Die Tatsache wird dadurch erklärt, daß in diesem 
Monat nach Semesterschluß die Famuli bei den Operationen assistieren. 
Die erste oder zweite Operation des Tages führt seltener zu Wundinfektionen 
als die späteren. Die regelmäßig durch Staphylokokken bedingte Wund- 
infektion trat meistens am 6. bis 8. Tage auf. Die Dauer der Operation 
war von geringem Einfluß, An einem Tage vereiterten zuweilen mehrere 
Fälle; die Ursache dafür war eine Infektion durch einen der beteiligten 
Ärzte. Die Zahl der Wundinfektionen bei aseptischen Operationen betrug 


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im Jahre 1922 3,1%, und 1923 1,3%. | 

Die Durchschneidung des Pylorus beim Magen-Duodenalgeschwür 
empfiehlt F. Oehlecker (Hamburg). Abgesehen von der wichtigen internen 
Behandlung soll man beim Magengeschwür möglichst die Resektion und 
zwar am besten möglichst die Methode Billroth I machen. An Stelle der 
Gastroenterostomie soll die Gastroduodenostomie mit Durch- 
schneidung des Pylorusringes ausgeführt werden. Es ist wichtig, 


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2. November o 


Therapeutische Notizen. 


-` - Innere Medizin. 


Die Kalziumbehandlung bei Erkrankungen des Intestinaltraktus 
empfiehlt Wiesenack (Jena). Er gibt bei-Erwachsenen intravenös 8 bis 
10 ccm einer 5°/,igen Lösung von Calcium chlorat. erystall. puriss. (Merck), 
und zwar bei Dysenterie, Paratyphus, Botulismus (hier wirkte es auch 
‚günstig auf die zerebrale Intoxikation), Icterus catarrhalis (dadurch, daß 
der Darmkatarrh schwindet), Salvarsanikterus (ein durch Kalzium an- 
gereicherter Organismus wird in hohem Maße tolerant gegen Salvarsan). 
(D.m.W. 1924, Nr. 36.) i F, Bruck. 


Zur Behandlung des Bronchialasthmas empfehlt L. v. Gordon ein 


neues Präparat „Felsol“ (Fabr. pharmaz. Spezialitäten „Roland“ in Essen). 


Es ist ein Pulver, gemischt aus Metozin, Koffein, Digitalis und Strophanthus- 
‚Glykosiden. Vorbeugend, am Tage vor dem Anfall genommen, genügt ein 
Pulver, um den Anfall zu verhindern oder abzukürzen. Im Anfall selbst 
genügen 1—2 Pulver. Das Mittel hat den Vorteil, frei von Narkotieis zu 
sein; ferner eignet es sich zu längerem Gebrauch, da kumulative Wirkung 
nicht beobachtet wurde. (Schweiz. med. Wschr. 1924, Nr. 36.) Muncke. 

Bei sehr starkem fustenreiz, wie er bei schwerer Lungentuber- 
vorkommt, verordnet Karl Heinz Blümel (Halle): Luminal 1,0, 
Morph. mur. 0,1, Mass. pilul. q. s. ut f. pilul. Nr. X. D.S. Abends 1 Pille. 
(M.m:W. 1924, Nr. 35.) . | Ä F. Bruck. 


Frauenkrankheiten. 


Röntgenstrahlen gegen Epilepsie und Migräne empfiehlt M.Fränkel 
(Berlin). Die Gegend der Eierstöcke wurde mit kleinen Dosen bestrahlt. Die 
Anfälle setzten danach auf längere Zeit aus. (ZbL f. Gyn. 1924, Nr. 37.) 


Die Bedeutung der Resorptionswirkung der Diathermie bei gynä- 


kologischen Erkrankungen bespriebt I. v. Büben (Budapest). Es 


=- wurde dreimal wöchentlich 20—30 Minuten lang behandelt, gewöhnlich 


1924, Nr. 37.) 


durch Einführung der Elektrode in die Scheide und einer platten Elektrode 
auf Bauch oder Rücken. Die Behandlung empfiehlt sich besonders bei den 
chronischen Formen mit geschrumpften' Strängen. Bei akuten Zuständen 
kann sie schädlich werden. (Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 36.) | 

Erfahrungen mit Ovo-TMansannon bei Ausiallserscheinungen nach 
operativer und nach Röntgenkastration berichtet E. Schwarzkopf nach 
den Erfahrungen der Universitäts-Frauenklinik in Leipzig. Das von der 
Firma Gehe & Co. in Handel gebrachte Präparat wird in Bohnen genommen, 


‘von anfangs dreimal 1 bis auf dreimal 3 täglich steigend. Ausfallserschei- 
= , nungen nach Entfernung beider Eierstöcke oder nach Röntgenkastration 


wurden in den meisten Fällen mit Erfolg behandelt. Nachteilige Wirkung 

wurde nicht beobachtet. . (Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 36.) 
Erfahrungen mit Dicodid bei frisch Operierten'an Stelle von Morphium 

bespricht Karl Heusler (Leipzig) nach den Erfahrungen der Universitäts- 


Frauenklinik. Das Mittel wurde in der Menge von 0,015 g subkutan ein- 
gespritzt, die erste Einspritzung abends 8 Uhr, die zweite am nächsten 


Tage vormittags 12 Uhr. Die Einspritzung begünstigt den Eintritt des 
Schlafes und steht in der Wirkung dem Morphium nicht wesentlich nach. 
Unangenebme Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. (Zbl. f. Gyn. 
Die Anwendung der menschlichen Nabelschnur anstatt Katgut hat 
S. G. Bykow (Saratow) erprobt. Die vom Blut sorgfältig gereinigte Nabel- 
schnur wird der Länge nach wiederholt gespalten und die Fäden getrocknet. 
Die in Bündeln aufgerollten Fäden werden in eine Lösung von Jod und 
Jodkali in Glyzerin und Alkohol gebracht und während 2 Wochen sterili- 
siert. Die Nabelschnur hat bei der Naht den Vorteil, daß die Fäden schnell 
und reizlos aufgesaugt werden. (Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 38.) 

Die bisherigen Erfahrungen mit Rivanol an dem Staatlichen Institut 
für Geburtshilfe in Hamburg bespricht C. Eisenberg. Es wurden 50 bis 
100 ccm einer Lösung 1:500 täglich endovenös eingespritzt, bis zu 10 Tagen 
hintereinander. Bei fieberhaften Aborten empfiehlt es sich, die endovenöse 
Rivanolverabreichung mit der Einspritzung von Dispargen zu verbinden, 

ichtig ist die. präventive Anwendung. Lokaltherapeutisch. wurden von 
dem Rivanol 50—150 ecm einer Lösung 1:500 in die Bauchhöhle ein- 
gegossen. Die Ergebnisse waren nicht regelmäßig gut. (Zbl. f. Gyn. 
1924, Nr. 87.) ° Ä 

Hautnaht des frischen Dammrisses mit Michelschen Klammern 
empfiehit E. A. Koch (Tuckum). Der Scheidenriß .und die Dammwunde 
werden mit Katgutnaht geschlossen unter Vermeidung von Nisehenbildung. 
Durch die tiefgreifenden Katgutnähte werden die Hautränder nahe an- 
einander gebracht und dann zum Schluß mit Michelschon Klammern ver- 
einigt. Auch unter den schwierigen Verhältnissen der Privatpraxis heilten 
die Wunden mit glatten und widerstandsfähigen Narben. (Zbl. f. Gyn. 


1924, Nr. 88.) K. Bg. 
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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


Allgemeine Therapie. 


Leo Lührse (Stettin) berichtet über einen Fall von fortschreitender 
Arseniknekrose des Unterkiefers, wo vor vielen Jahren Zu einer: Zeit, als 


man von. einer therapeutischen Wirkung der Röntgenstrahlen noch nichts 


wußte, zu diagnostischen Zwecken eine Röntgenaufnahme gemacht worden 
war (Belichtungszeit von 45 Minuten). Dänach kam es zu einem un- 
beabsichtigten Erfolg . (Heilung), indem die gelockerten Zähne fest 
wurden und Geschwulst und Knochenauftreibung zurückgingen. (M.m.W. 
1924, Nr. 25.) . u u F. Bruck. 


R. Gilbert (Genf) macht an Hand von zwei Fällen auf’ die Röntgen- 


behandlung der Lymphogranulomatose aufmerksam, und zwar waren die 
Bestrahlungserfolge bei der regionären Form durchaus gute, während zwei 
generalisierte Lymphogranulomatosen ungünstig .bzw. nicht reagierten. 
(Schweiz. med. Wschr. 1924, Nr. 35.) | Muncke. 

Der parenteral einverleibte Alkohol ist nach B. Spiethoff (Jena) 
ein Reizmittel, das allen Ansprüchen und Indikationen der heutigen 
Reiztherapie entspricht. Man kann sich jede dem Fall angemessene Dosis 
darch Verdünnung mit gekochtem Wasser (oder mit einwandfreiem, nicht 
gekochtem Leitungswässer) herstellen. Die Injektion erfolgt in die Gesäß- 


` muskulatur. Die Dosis ist meist 0,1—0,3 ccm Alcoh. absol., aufgefüllt auf 


l com Wasser. Zur Behandlung kamen u. a. Trichophytia profunda, 


größere Furunkel, Drüseninfltrate der Achsel, Bubonen, umschriebene . 


Phlegmonen. Bei all diesen Affektionen gebe man 0,3 Alcoh. absol. mit 


` Intervall von einem Tage, also 3mal wöchentlich. Es kommt zu: schneller 


Erweichung oder Rückbildung. (M.m.W. 1924, Nr. 24.) F. Bruck. 


| Bücherbesprechungen. 


Julius Löwy, Die Klinik der Berufskrankheiten. 483 S. Wien und 


Breslau 1924, Emil Haim & Co. . Brosch. 15,— M. 

Unter sorgfältigster, gründlichster Auswertung der einschlägigen 
Literatur und. unter Berücksichtigung des seit langen Jahren angesammelten 
Materials der Prager medizinischen Klinik hat Löwy ein Werk geschaffen, 
das vor allem die klinische und diagnostische Seite der Berufskrank- 
heiten in den Vordergrund rückt. Selbstredend ist auch der Pathogenese 
in jedem Falle Rechnung getragen, wobei überall auf Probleme der Sozial- 
und Gewerbehygiene eingegangen wird. Auch wichtige Fragen, der Berufs- 
beratung werden in ausreichender Weise erörtert. 


Im ganzen bildet das Löwysche Werk zweifellos eine wertvolle 


Bereicherung der medizinischen Literatur, und zwar sowohl für den prak- 
tischen Arzt, für den die Kenntnis der Berufsschädigungen ja unerläßlich 
ist, als auch für den spezieller interessierten Versicherungsmediziner und 


Gewerbehygieniker, die in dem Löwyschen Werk nicht nur eine zusammen- - 
fassende Darstellung aller in Frage kommenden Berufskrankheiten, sondern 


auch wertvolle Hinweise sozialmedizinischer Art finden werden. Es sollte 
in keiner Bücherei fehlen. P. Horn. 


Herm.Dersch, Die neue Angestelltenversicherung. 1248. Berlin1924, 


‚ Julius Springer. Brosch. 2,10 M. 

Durch das neue „Angestelltenversicherungsgesetz“ vom 28. Mai 1924 
ist statt der bisherigen Fülle von Verordnungen, Ergänzungsvorschriften 
und Einzelgesetzen für das ganze Gebiet der Angestelltenversicherung eine 
einheitliche Rechtsquelle geschaffen worden. Wie die Invalidenversicherung 
so muß auch die analoge Angestelltenversicherung der Ärzteschaft, die ja 
die Untersuchung der Versicherten hinsichtlich Heilverfahren usw. aus- 
zuführen hat, wenigsten in ihren Grundzügen bekannt sein. Diese Kenntnis 
vermittelt in leicht verständlicher Weise das vorliegende Werkchen von 
Herm. Dersch. Den Mediziner interessieren selbstredend in erster Linie 
die Ausführungen über die Organisation der Angestelltenversicherung 
sowie die Versicherungsleistungen; er findet aber auch im übrigen 
in den klaren Darlegungen des Verf. viel Wissenswertes mehr allgemein- 
versicherungsrechtlicher Natur. | . P. Horn. 


Strümpell, Leitfaden für die Untersuchung und Diagnostik der 
wichtigsten Nervenkrankheiten. Mit 6 Abbildungen. 151 Seiten. 
Leipzig 1924, F. C. W. Vogel. RtM. 6,—. = 


Eine Propädeutik der Neurologie. Nachdem Goldscheiders be- 


kanntes Büchlein, das den gleichen Zweck verfolgt, nicht mehr erscheint, 


füllt Strümpell eine literarische Lücke aus. Untersuchung, allgemeine 
Diagnostik, spezielle Diagnostik — in 130 Seiten wird in der ‘bekannt 
leichtflüssigen Diktion Strümpells der Extrakt eines praktischen Lehr- 
und Fortbildungskurses gegeben. Wer in Ruhe und mit innerem Interesse 
diesen Fragen nachgeht, wer sich die Prinzipien dieser. Untersuchungen 
und Kenntnisse zu eigen macht, kann in Wesentlichem kaum straucheln. 
Mehr will das Büchlein nicht. Es macht seinem Autor als Lehrer ‚Ehre, 
und es erfüllt seinen didaktischen Zweck vollendet. Kurt Singer. 


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1994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. tt i 2. November 


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Kongreß- und Vereins-Berichte. 
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| | Berlin. | 
Berliner medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 15. Oktober 1924. 
| Offizielles Protokoll. 
` Vorsitzender: Zuerst Kraus, dann. Bumm. Schriftführer : Benda. 
` Herr Kraus begrüßt die Ankunft des Zeppelin-Luftschiffes in Amerika 
mit begeisterten Worten. Lebhafter Beifall. 
y | Werstorben: die Herren Max Meyer, Rotter, R. Flatow. Die 
pe Gesellschaft erhebt sich zu ihrem Andenken von den Sitzen. Herr Kraus 
gedenkt ferner des Hinscheidens von Wilhelm Roux, der leider nicht 
Ehrenmitglied war. Die Gesellschaft erhebt sich zu seinem Andenken. 


Zur Aufnahme vorgeschlagen, zum Teil während der Ferien, 
die Herren: Dr. Benno Grünfelder, Lessingstr. 24, Dr. Albert Wunder- 
lich, Elsholzstr. 12, Dr. Samy Spiro, leitender Arzt der Lungenheilstätte 
Birkenhaag in Lichtenrade, Dr. Max Michael, Grunewald, Auerbachstr. 5, 
sämtlich von Herrn Dünner; Dr. Johannes Carney, Kastanienallee 3, 
von Herrn Nathanson; Dr. Jason A. Stathacopoulo aus Athen von 
Herrn Brandenburg. | 


Vitamin B enthielt, konnte bei Tauben, Katzen und Ratten experimentelle 
Beriberi erzeugt werden. Der Vitamingehalt der Organe von Beriberileichen 
ist auffallend niedrig. Mit Vitamin B kann Beriberi verhütet und geheilt‘ 
werden. Je größer der Vitaminmangel, desto rascher entwickelt sich die 
Krankheit. Vortr. meint, daß auch die Kohlenhydrate der Nahrung für 
den Ausbruch der Beriberi wichtig sind, weil bei größerem Gehalt der 
Nahrung an poliertem Reis die Erkrankung früher manifest wird. Durch 
' geeignete Nahrung kann man experimentell bei Menschen, Hunden, Katzen 
und Ratten ein gleiches Krankheitsbild erzeugen. Es scheint dem Vortr. 
erwiesen ZU sein, daß Beriberi eine Avitaminose ist. 


F. Fleischner berichtet unter Demonstration von Bildern über 
mediastino-interlobäre Pleuritis. Sie findet ‚sich oft als Begleitzustand 
bei Tuberkulose der mediastinalen und der Hilusdrüsen. Bei dorsiventraler 
Durchleuchtung findet man neben der Vergrößerung der Hilusdrüsen mäßig 
dichte Flächenschatten im Unterfeld medial. Bei transversaler Durch- 
-leuchtung kann man den Schatten manchmal als interlobären Erguß er- 
kennen. Bei Durchleuchtung in Kreuzhohlstellung nimmt man scharf 
begrenzte, dichte Schatten wahr, die dem Herzen aufsitzen. Die interlobäre 
Pleuritis ist rechts viel häufiger als links. Die anatomische Untersuchung 
hat ergeben, daß Gruppen von subpleuralen Lymphknoten in den Inter- 
lobärspalt hineinragen. i 


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| | Tagesordnung: | 

1. L. Pick: Weitere Untersuchungen zum Morbus Gaucher (mit 
Projektion). (Erscheint unter den Originalien dieser Wochenschrift.) 

Aussprache: Lub arsch; Schlußwort: Pick. 

9. Louros: Über altgriechische Geburtshilfe. (Erscheint unter den 
Originalien dieser Wochenschrift.) Ä | 

Ä Nach der Tagesordnung: 

Gohrbrandt: Demonstration eines durch Operation gewonnenen 
Präparates einer Magenwandphleginone. | we 


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Seminarabende des „Wiener medizinischen Dokiorenkoilegiums“. 


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Sitzung vom 5. Mai 1924. 
| Sexualpathologie. (Schluß aus Nr. 43.) 
Ref.: Alfred Adler, Oswald Schwarz. | 
Welches. sind die{Ursachen der sogenannten psychischen Impotenz? 


| Wien. | | _ Wenn man über solche Fragen etwas Bleibendes und der Kritik 
Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde. (Pädiatrische en soll, so muß man seiner Sache sicher nein, DL 
2 i s .) | Impotenz haben wir ein psychogenes Symptom zu sehen. Die Impotenz 
Sitzung vom 28. Mai 1924. ist eine jener Ausdrucksformen, welche wir als die eines ganz entmutigten 
K. Dietl stellt zwei Kinder vor, bei denen der tuberkulöse Primär- | Menschen bezeichnen können. So verstehen wir, dab bei der Melancholie 
affekt mit großer Wahrscheinlichkeit lokalisiert werden kann. I. Pat. ist die Impotenz in den Vordergrund tritt. Wenn Sie bloß auf die äußere 
: 6 Jahre alt; es sind an einer umschriebenen Stelle des rechten Unter- | Einstellung des Impotenten zum anderen Geschlecht achten, $0 werden Sio 
lappens feuchte Rasselgeräusche zu hören und auf der Höhe des Inspiriums feststellen können, daß sich eine Distanz zwischen Mann und Frau ein 
pleurales Reiben. Pirquet-Reaktion stark positiv. Röntgenbefund: Ein stellt. Die Annäherung an das andere Geschlecht kann erzielt werden, 
rundlicher Herdschatten im rechten unteren Lungenfelde. II. Pat. ist | wenn jemand mit einem Wort dem Patienten beispielgebend zuspricht. 
12 Jahre alt. Vor 2 Jahren wurde folgender Befund erhoben: Links vorn | So kann man derartigen Patienten in mindestens 50°/, wieder Courage 
unter der Klavikula Dämpfung, nach abwärts in die Herzdämpfung über- machen. Durch 'freundschaftlichen Zuspruch müß deshalb der Arzt dio 
gehend; über der Dämpfung Bronchialatmen und klingendes Rasseln. Sonst | meisten psychisch Impotenten beeinflussen. In solchen Situationen ist 8, 
normaler Lungenbefund. Im Verlaufe der Beobachtung dehnte sich der | wie wenn gleichsam ein Riegel vorgeschoben wäre. Pat. möchte vorwärts 
Prozeß in die linke Spitze und die axillaren Lungenpartien aus. Heilung | gehen, er möchte eine Ehe eingehen. Die Impotenz ist der Ausdruck für 
durch Pneumothoraxbebandlung. Der Röntgenbefund ergibt, daß der Haupt- | das Nein des Pat. Gegen die Beeinflussung wird eine Unzahl von Gegen 
teil der Veränderungen links vorn oben an der Basis des Oberlappens gründen aufmerschieren. Pat. löst immer seine Gedankengänge auf, or 
lokalisiert war. Die genaue Verfolgung iozipienter Fälle dürfte Licht auf | leistet eine Penelopearbeit. Pat. möchte ganz gern, aber er hat sich eine 
die Pathologie des Lungenprozesses werfen. Die Heilungschance ist bei viel wichtigere Aufgabe gestellt, nichts auf das Spiel zu.setzen. Es gibt 
solchen Fällen groß. verschiedene Beziehungen des Lebens, wo es ein gewisses Risiko gibt. 
K. Omori (Tokio) spricht über den gegenwärtigen Stand der Beri- | Forschen wir in der Vergangenheit des Pat. nach, so finden wir, daß der 
beriforschung in Japan. Die durch Ernährung mit poliertem Reis zu er- | Betreffende bereits im Elternhause eine gewisse Distanz von seiner Mutter 
zeugende Vogelberiberi ist von der Menschenberiberi in einigen Punkten | innehatte. Ein Mann, der solche schwere Erlebnisse bezüglich seiner Mutter 
verschieden, so daß dem Vortr. die in Europa allgemein angenommene gehabt hatte, gerät in eine von früher Jugend trainierte Unsicherheit. Sein 
Ätiologie der Menschenberiberi noch nicht mit Sicherheit ermittelt zu sein | ganzer Körper spricht: „Halte dich in Distanz.“ Dieser Mensch macht 
scheint.. Die Unterschiede sind: Vogeiberiberi ist zu jeder J ahreszeit zu | gleichsam einen Bogen um seine Libido, er onaniert unausgesetzt. Dieser 
erzeugen, Menschenberiberi ist im Sommer und Herbst häufiger als im | Mann befindet sich in einem Irrtum. Es erwächst daraus in. der Individual- 
Winter. Vogelberiberi verläuft ohne Zirkulationsstörungen, Menschenberiberi | ‚psychologie die Aufgabe, solche Irrtümer mit Worten zu beseitigen. ZU 
zeigt Zirkulationsstörungen von großer Heftigkeit. Vogelberiberi befällt nur | diesem Behufe können wir dem Pat. seine falsche Ansicht zeigen. ir 
abgemagerte Tiere, Menschenberiberi meist gut genährte, kräftige Personen. | werden durch passende Hinweise seine Aufmerksamkeit auf seinen Irrtum 
Menschenberiberi zeigt Lähmungen, Vogelberiberi mitunter auch Ataxie und | lenken und denselben zu korrigieren trachten. Gerade boi der psychische? 
Krämpfe. Vogelberiberi zeigt Temperatursenkung mit Abnahme von Puls- | Impotenz liegen die Dinge außerordentlich einfach. Sobald sich derartig? 
- und. Atemfrequenz, Menschenberiberi Temperaturerhöhung mit Puls- und | Pat. für andere interessieren, so reagieren sie auch auf Ermutigung. ol 
 Atemfrequenzsteigerung. Vogelberiberi zeigt Magen-Darm-Störungen als | denjenigen Fällen, welche zum Arzte gehen, genügt jede Methode, jedes 
Hauptsymptome, Menschenberibert nur als Nebensymptome. Die anatomische Medikament. Das Symptom der psychischen Impotenz ist eine Ausdrucks 
Untersuchung ergibt: Vogelberiberi zeigt keine Herzhypertropbie, keine form des entmutigten Menschen. — Über einige an den Ref. gerich 
Stauungsorgane, dagegen starke Anämie, Lymphopenie und schwere Ein- Fragen äußerte sich derselbe folgendermaßen: Es kommt mitunter vor, 
geweideveränderungen, Menschenberiberi zeigt vor allem Stauungserschei- | eine Frau ihren Gatten beim Verkehr auslacht. Dieser ausgelacht® Man 
nungen als Hauptbefund, Eingeweideveränderungen als Nebenbefund. Die | kommt um seine Überlegenheit. Es gibt eine roße Anzahl von Frauen, 
von Moszkowski im Selbstversuch erzeugte Beriberi war von der gewöhn- | die ihre Unterlegenheit fürchten Bei jeder Fr a besteht das Bestreben, 
a nn a sehr en Japanische Untersucher konnten dem Manne gleichwertig zu sn Das Gefühl "der Minderwertigkeit, 
sic c avon überzeugen, daß Ernährun mit poliertem Reis i- - aaa al si je Gäru$ 
beri führt. Sicher entsteht Beriberi durch Mangel des en a T Bun an Be la 


= i iget von dort beginnt das Lachen. Eine Frau, die ihren Bhega , 
D. Shimazoew gezeigt hat. Durch Fütterung mit einer Nahrung, die kein | wird dies nicht nur im Eheleben tun, sondern sie wird auch sonst Si 


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2. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


1555 


über denselben lustig machen. Bei eventuell vom Arzte bezüglich an- 
geblicher Impotenz gewünschten Bescheinigungen muß: derselbe äußerst 
zurückhaltend sein und rate ich ein diplomatisches Vorgehen. Man ver- 


suche, zwischen Mann und Frau durch eine wohlwollende Diplomatie eine 


Aussöhnung herbeizuführen. 

Ist die Onanie schädlich? 

Diese Frage ist eine der wichtigsten der sexuellen Pathologie. 
Zweifellos weist die Mehrzahl derartiger Menschen irgendwelche somatischen 
Störungen auf. Die Bestimmung der Schädigung durch die Onanie ist eine 
schwierige. Was bei dem einen noch in den Bereich des Normalen fällt, 
ist bei dem anderen schon Exzeß. Überhaupt resultieren die somatischen 
Störungen bei der Onanie, daß eine Neigung zum Exzeß bei derselben besteht, 
Die Onanie ist eine abnormale Form der Geschlechtsreaktion, indem sie 
den umgekehrten Weg im Vergleich zum normalen geht. Während unter 
normalen Verhältnissen die erotische Erregung von auswärts bezogen wird, 
muß der Onanist seine eigene Phantasie erregen. Dies ist eine wider- 
natürliche Richtung. Derartige Menschen haben somatische Symptome 


nicht durch die Onanie, sondern neben der Onanie. Alle diese Magen-, 


Herz- oder sonstigen Neurosen sind Ausdrücke, ‚welche der Pat. auf eine 
andere Weise nicht sagen kann. Diese Symptome sind der Ausdruck eines 
Menschen, welcher nicht sehr aktiv zum Leben steht. Die Onanie ist eine 
sexuelle Betätigung des Einsamen. Sämtliche Störungen, die wir bei der 
Onanie beobachten (die blasse Gesichtsfarbe, die Horzneurose, der Gedächtnis- 
schwund usw.) sind nicht Folgen der Onanie, sondern sie sind ihr koordiniert. 
Da bekanntlich die Ansichten der Laien über die Folgen der Onanie höchst 
ungünstige sind, gerät der Onanist in die schwerste Bedrängnis. Aufgabe 
des Arztes ist es, diese im Irrtum jiber die Bedeutung der Onanie be- 
fangenen Menschen entsprechend aufzuklären. — Auf eine diesbezügliche 
Frage antwortete Ref.: Die Onanie ist etwas Physiologisches. Das Milieu 
. spielt eine große Rolle, ob ein Mensch zur Onanie kommt. Die Verführung 
ist oft ausschlaggebend. Man kann sagen: Onanista non nascitur sed fit. 
Bezüglich der Prognose, ob jemand ein Onanist bleibt, ist außer dem Milieu 
entscheidend, daß der Pat. von der Autoerotik zur Frauenerotik übergeht. 


Wie zügelt man den Geschlechtstrieb in der Pubertät? 

Die Beantwortung dieser Frage fällt in das Gebiet der Weltanschauung. 
Der Hedonist wird eine ganz andere Einstellung zu dieser haben als einer, 
dem höhere moralische und sittliche Werte vorschweben. Schon im Kindes- 
alter wird ein oft schwer zu bändigender sexueller Trieb beobachtet. 
Wenn Sie solche Kinder in der Pubertät beobachten, so sehen Sie, daß sie 
- mit ihrer Familie zerfallen sind, wie sie überhaupt in ihrer ganzen Gedanken- 
richtung vom Sexualtrieb beherrscht werden. Es handelt sich um Menschen, 
die auf einem falschen Standpunkte sich befinden. Damit kommen wir 
auf das Gebiet der Erziehung und Weltanschauung. Schon Pestalozzi 
hat sich mit der Erziehung derartiger Kinder eingehend befaßt. Der Sexual- 
trieb kann gesteigert, aber auch abgedämpft werden. Sobald sich im 
Kindesalter -besonders vordringliche Erscheinungen desselben zeigen, ist es 
das Wichtigste, auf das Kind einen Einfluß zu gewinnen. Erst wenn eine 


freundschaftliche Beziehung zwischen dem betreffenden Kinde und seinem 


Erzieher entsteht, kann man erwarten, daß die Gründe des letzteren auf 
einen fruchtbaren Boden fallen. . Die sexuelle Frage ist eine Frage der 
Weltanschauung. Wir stehen auf dem Standpunkte, den sexuellen Trieb 
den Kulturforderungen einzuordnen. Es ist sicher, daß ein Kind, welches 
richtig in die Familie eingefügt ist, niemals einen vordringlichen Sexual- 
trieb zeigen wird. Letzteren kann man mitunter provozieren, sobald die 


Eltern diesem Umstande eine besondere Aufmerksamkeit beimessen. ı So 


entsteht erst dann ein maßloser Sexualtrieb, wenn die Kinder bemerken, 


daß man früh und abends peinlich darauf achtet, daß die Hände nicht 


unter der Decke sich befinden. Es liegt nahe, insbesondere wenn ein 
Knabe im Mittelpunkte der Betrachtung steht, den Rat zu geben, ihn zu 
einer Prostituierten zu führen. Das ist besonders landläufg und führt zu 
schlechten Resultaten. Die Folgen können schwer sein. Da es sich hier 
um eine Weltanschauungsfrage handelt, so kann eine Banalisierung des 
Geschlechtstriebes für die Entwicklung eines jungen -Menschen sehr schäd- 
lich sein, Da es sich bei derartigen Menschen um Fehlschläge in der Er- 
ziehung handelt, so werden sich die Erziehungsfehler insolange auswirken, 
-als es nicht gelingt, dieselben in die Familie oder in einen Kreis von 
Freunden einzufügen. Eine sexuelle Erregung kann bei Mädchen wie bei 
Knaben auftreten im Falle einer dieselben bedrückenden Schwierigkeit. 


So wird eine solche bei Schulkindern bei schwierigen Aufgaben beobachtet. - 
‘Es handelt sich um Kinder, die sich in die Anforderungen des Lebens 


nicht richtig hineingefunden haben. Man empfiehlt in solchen Fällen in 


der Regel sportliche Übungen, wodurch eine sexuelle Erregung teilweise 
wegfällt, a i K. 


88. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte zu Innsbrück, 
21. bis 27. September 1924. l 
Bericht von L. Pincussen, Berlin. 


Die erste allgemeine Sitzung brachte zunächst einen Vortrag. von 
Hoche (Freiburg) über das Leib-Seele-Problem. Im Gegensatz zu den 


philosophischen Bemühungen, eine Erklärung. des Zusammenhanges von: 


Materie und Geist zu versuchen, beschränkt sich die naturwissenschaftliche 
Betrachtungsweise auf die Feststellung von Tatsächlichkeiten. Wir haben 
Anlaß zur Überzeugung, daß das Vorkommen geistigen Lebens an die Grund- 


lage bestimmter chemischer Verbindungen, vor allem an das Vorhandensein 


bestimmter Gewebsstrukturen gebunden ist. Die hierbei sich abspielenden 
physiologischen Prozesse sind die Bedingungen des geistigen Geschehens. 
Die geistige Welt, von deren Existenz wir dauernd zu sprechen gewohnt 
sind, existiert nur insofern, als sich in einigen Hundert Millionen Gehirnen 
untereinander ähnliche geistige Prozesse abspielen, zwischen denen ein 
Rapport möglich ist. Alle Bemühungen, das Seelenleben im einzelnen zu 
lokalisieren, halten schärferer Kritik nicht stand. Die Frage des Einflusses 


der Hirnstruktur auf den Geist muß anders gefaßt werden. Eine bisher 


zu wenig beobachtete gesetzmäßige Abhängigkeit ist in dem gegeben, was 


Hoche als Projektionszwang bezeichnet.. Es war ein großer Abschnitt in 


der Entwicklung der lebenden Wesen, als ein Bewußtsein anfing, seine 
eigenen Veränderungen auf etwas zu beziehen, das außerhalb seiner selbst 


lag, und somit sich eine Außenwelt erschuf. Es ist als eine Episode zu - 
bezeichnen, wenn wir in der jetzigen Phase der Menschenentwicklung mit 


den fünf Fühlfäden (Sinnen) uns aus der Unsumme der sich kreuzenden 
Vorgänge im All das herausfischen, was wir jetzt gerade Weltbild nennen. 
Fernste Enkel, die über andere Sinne verfügen werden, werden ganz andere 
Begriffe in dieser Hinsicht haben. 


Der Projektionszwang, der bei Geisteskranken zur Ursache der Sinnes- 


täuschung wird und der als einer der elementarsten Betätigungen in den 


Beziehungen von Materie und Bewußtsein zu betrachten ist, wirkt nicht 
nur für die Sinneswahrnehmungen. Unser ganzes geistiges Leben wird von 
einem Projektionsdrang beherrscht: er erschuf den Unsterblichkeitsgedanken, 


eine Projektion des Selbsterhaltungstriebes. in alle Zukunft. Er schafft 


noch heute die wahnhaft aufgefaßten Weltveränderungen bei den Geistes- 
kranken mit verändertem Ichgefühl. Im engsten Zusammenhang mit dem 
Leib-Seele-Problem steht auch die Frage des Ich. Einheitlich ist hierbei 
nur ein nicht näher zu definierendes elementares Ichgefühl, welches für 
jeden unlöslich mit seinen seelischen Prozessen verbunden ist. Ein wahres 
Dauer-Ich gibt es nicht. Das Ich ist nur ein Schauplatz, auf’dem nach- 
einander in einer im großen und ganzen gleichbleibenden Richtung und 
Färbung, aber mit wechselndem Inhalte, allerhand Seelisches sich abspielt. 
Das Ich stellt keine Linie dar, sondern eine Reihe aufeinanderfolgender 
Schichten, die durch eine gesetzmäßige, aber durchschaubare Illusion für 


uns zur Einheitlichkeit verschmolzen werden. Das Leib-Seele-Problem 


gebört zu den grundsätzlich unlösbaren Fragen, ebenso wie die nach der 
Freiheit des Willens, dem Wesen der Zeit und der Unendlichkeit der Welt. 


Gruhle (Heidelberg) referierte über Konstitutlon und Charakter. 


Bei den Beziehungen zwischen diesen beiden Dingen handelt es sich eigent- | 


lich nicht um ein naturwissenschaftliches Problem, sondern mehr-um ein 
laienhaftes. Gruhle gibt einen Überblick über die Ideengänge, die zu 
verschiedenen Zeiten über diese Frage Geltung hatten. Er spricht vom 


Temperament, unter dem man früher etwas Körperliches verstand und das 


man mit der Besonderheit der Säfte des Körpers in Verbindung brachte. 


Er erwähnt sodann die Versuche, aus dem äußeren Habitus des Menschen. 


auf das Temperament schließen zu können, bespricht die Lehren von Gall, 


der aus äußeren Eigenschaften nach einem bestimmten Schema auf: die 


seelischen Eigenschaften schloß, erwähnt die Lehren der französischen 


Schule, welche den Körpertypen gewisse seelische Eigenschaften zuordnete. 


Von dieser Anschauung hat einiges eine gewisse Berechtigung, wie z. B. das 


Sportgesicht-auf einen bestimmten Typus schließen läßt. Eine italienische 


Schule nahm als Grundlage der seelischen Veranlagung das Größenwachstum: 
der Größte ist der Tüchtigste. Alle diese Theorien hahen sich als nicht 
stichhaltig erwiesen. Wenn Tandler den Boticelli als Hypotoniker an- 
spricht, weil er nichts als hypotonische Gestalten gemalt hat, 'so ist das 


weiter. nichts als ein liebenswürdiges Bonmot. Neuerdings sind bemerkens- 


werte Anschauungen von der Leipziger Germanistenschule vertreten worden, 


die darauf hinausgehen, daß aus den Elementen der Sprache Rückschlüsse . 
auf die Körperlichkeit gezogen werden können, indem Rhythmus und Ton-. 


fall körperlich bedingt seien. Neuere Auffassungen gehen dahin, daß äußere 
Einflüsse den Körper und mit ihm den Charakter verändernd bestimmen. 
Das gilt zunächst von der Tierzucht. Ein unter bestimmten Bedingungen 


in der Gefangenschaft geborener und aufgezogener Wolf bekommt eine. 


besondere Kopfform. Großstadtkinder erreichen im allgemeinen eine höhere 
Körpergröße als Landkinder. Sehr interessant sind die Angaben von Boas 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


so, 2. November 
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westeuropäer, Italiener, galizischer Juden — unterschieden sich nur un- 
wesentlich, auch wenn sie ganz kurze Zeit nach der Einwanderung. der 
Eltern in die Staaten geboren wurden. Es spielen da Einflüsse des Klimas, 
der Umgebung und andere, die noch nicht genau analysiert sind, eine aus- 
schlaggebende Rolle, vor allem auch die sozialen Verhältnisse. Die Ver- 
änderung der Seele bei gewissen Veränderungen des Körpers ist in manchen 
Fällen zweifellos. Ein Einfluß der Organe mit innerer Sekretion auf die 
Seele besteht vielfach. Beweis dafür bildet die Häufigkeitskurve von 
Geisteskrankheiten und Selbstmorden, die Beeinflussung der Seele der 
Frauen durch den Krieg, die religiösen Stigmata als körperliche Folgen 
seelischer Vorgänge, Eheleute werden nach längerem Zusammenleben ein- 
ander ähnlich, der Beruf prägt eine besondere Gesichtsform aus,’ wie dies 
oben schon von dem Sportsmann erwähnt wurde. Material über die Be- 


ziehungen zwischen Konstitution und Charakter liegt bereits. ziem- 


lich reichlich vor: 


zu bindenden Schlüssen reicht es aber in der Regel 
noch nicht. | j 


Als letzter Redner der ersten allgemeinen Sitzung sprach Thoms 
(Berlin) über die Erdbebenkatastrophe in Japan, deren Folgen er ganz 
kurz nach dem Unglück selbst besichtigen konnte. Er schilderte die all- 
gemeinen Veränderungen, die außerordentlichen Verluste: beinahe 100000 Tote, 
über 40000 Vermißte und 350000 zerstörte Häuser, und ging dann auf die 
Analyse des Erdbebens ein. Das Erdbeben war ein tektonisches, dessen 
Zentrum in der Sagami-Bai lag: der erste und stärkste Stoß war die Folge 
einer Senkung im Seebett der Sagami-Bai, der zweitstärkste wurde durch 
eine Verwerfung im Meerbusen nicht weit von Yokohama verursacht. Er 
verbreitet sich dann über die rein praktischen Folgen, vor allem über. die 
Möglichkeit, in späteren Fällen solche Zerstörungen und Feuersbrünste 
durch entsprechende Bauweisen zu verhindern bzw. abzuschwächen. 

In der zweiten allgemeinen Sitzung am 23. September wurden natur- 
wissenschaftliche Themata behandelt. Zunächst sprach, äußerst eindrucks- 


voll und von der Versammlung mit größtem Beifall und Aufmerksamkeit‘ 


aufgenommen, K. v. Frisch (Breslau) über die Sinnesphysiologie und 
Sprache der Bienen. Frisch konnte Bienen durch Fütterung mit Zucker- 
wasser, das auf farbigem Papier aufgestellt war, auf bestimmte Farben 
dressieren und so zeigen, daß ihnen im Gegensatz zu den Angaben des 
verstorbenen Ophtbalmologen v. Heß ein gewisser Farbensinn zukommt. 
Nur Scharlachrot wird von ihnen nicht als Farbe gesehen, dagegen nehmen 
sie ultraviolettes Licht als Farbe wahr, Neben der Farbe der Blüten 
spielt auch der Duft für die Aufsuchung der Nahrung eine wichtige Rolle, 
Auf einen bestimmten Duft dressierte Bienen unterscheiden diesen — z. B. 
Pfefferminzduft — von anderen mit großer Sicherheit. Es scheint aber, 
daß die Fähigkeiten in dieser Beziehung über diejeines gut entwickelten 
menschlichen Geruchsorganes nicht binausgehen. Sehr interessant sind die 
Versuche über das Verständigungsvermögen der Bienen, ihre „Sprache“, 
mit welcher die eine Biene die anderen über die Futterplätze unterrichtet. 
Durch ein ingeniöses und trotzdem einfaches System wurden die einzelnen 
Bienen gezeichnet, indem auf dem Rücken an drei verschiedenen Stellen 
mit Schellackfarbe gewisse Farbenklexe aufgetupft wurden; so konnten die 
Bienen bis zur Zahl 600 numeriert werden. Es zeigte sich nun, daß die 


von einem Probefluge zurückgekehrte Biene, wenn sie einen guten Futter- . 


platz gefunden hat, gewisse tanzartige Bewegungen ausführt, durch welche 
die (fenossinnen aufmerksam gemacht werden, sich ihr nähern und augen- 
scheinlich den ihr anhaftenden Duft übernehmen, nach dem sie dann mehr 
oder weniger schnell zur Futterstelle geleitet werden. Über den Ort der 
Futterstelle besagt diese Mitteilung nichts, doch finden die Bienen die so 
bekanntgegebenen Futterstellen noch in weitem Umkreise, wenn auch nach 
entsprechend langer Zeit. Bei einer Futterstelle, die 1000 m vom Stock 
entfernt war, trafen die ersten Bienen nach 5—6 Stunden ein. Ganz ähn- 
liche Verhältnisse finden sich bei den Pollensammlern; sehr interessant ist 
es, daß eine Täuschung der Bienen nicht gelang, wenn man z. B. die 


Pollen der einen Blüte in eine andere übertrug. Der äußere Aspekt der 
Blüte spielte gar keine Rolle. 


Fr. Knoll (Prag) besprach die Blütenökologie und Sinnesphysio- 
logie der Insekten, besonders die Wechselbeziehungen zwischen den Blumen 
und den sie besuchenden Tieren. Als Beispiel wurden die Wechsel- 
beziehungen zwischen Blüten und einem bei uns häufig vorkommenden 
Tagschwärmer, dem Taubenschwanz (Macroglossum stellatum), dargestellt. 
Es wurde das Farbensehen und die Fähigkeit, bestimmte Zeichnungen 
(Saftmale) an Blumen wahrzunehmen und beim Aufsuchen des Nektars 
zu verwerten, geprüft. Die Blütenzeichnungen weisen ihm teils unmittelbar, 
teils über das Gedächtnis den Weg zum Nektarium der Blüten. Die 
Größe der Blütenteile trägt ferner dazu bei, dem Tiere das Auffinden des 
Nektars am Grunde langer, enger Röhren zu erleichtern. Der Blütenduft 


spielt anscheinend beim Blütenbesuch des untersuchten Schmetterlings 
keine Rolle, 


. aus New York. Kinder Eingewanderter ganz verschiedener Rassen — Nord- | 


Als dritter. Redner sprach Otto Porsch (Wien) über Zukunfis-. 
aufgaben der Vogelblumenforschung auf Grund des neuesten Tatbestandes, 
Vogelblumen sind gegenwärtig ausschließlich auf die Tropen und Subtropen 
beschränkte Blumen, für deren Bestäubung nicht. Insekten, sondern in 
ihrem Körperbau an die Honiggewinnung. angepaßte Vögel ausschlaggebend 
sind, wie Kolibris, Honigfresser, Pinselzungenpapageien ‘usw. Diese Blumen 
sind ausgezeichnet außer durch Honigreichtum durch Duftlosigkeit, aber 
vor allem durch leuchtende Farben: sie appellieren an den Farbensinn 
des Blumenvogels, der im Gegensatz zum fast oder ganz vollständig zurück- 
gebildeten Geruchssinn hoch entwickelt ist. Sowohl die Zahl der Vogel- 
blumen wie auch die Zahl der Blumenvögel und der Anteil der Vogelwelt 
an der Blumenbestäubung wird weit unterschätzt. Porsch gibt an Hand 
seiner eigenen Versuche hierüber ausführliche Mitteilungen und zeigt, daß 


nicht weniger als 31 tropische und subtropische Vogelfamilien an der 


Blumenbestäubung beteiligt sind, darunter über 1600 Arten hochangepaßter 
Blumenvögel, so daß eine genaue. Erforschung dieser sehr wichtigen Ver- 


 hältnisse dringend erwünscht ist.. 


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| Die Sitzung der medizinischen Hauptgruppe brachte zunächst ein 
Referat von Dörr (Basel) über Idiosynkrasie. Der Redner ging von einem 
bistorischen Überblick aus und erwähnte, daß man früher eine Idiosynkrasie 
nur beim Menschen, vor allem bei hochentwickelten Rassen, angenommen 
habe, während Tiere von dieser Erscheinung befreit sein sollten. Man hat 
bei diesen früheren. Untersuchungen -drei wesentliche Merkmale übersehen. 
Diese sind die Spezifizität der monovalenten Idiosynkrasie, zweitens die 
Tatsache, daß die Symptome von der Natur des auslösenden Stoffes un- 
abhängig sind, und drittens, daß die Erscheinungen der Überempfindlichkeit 
selbst auch bei ganz verschieden ' auslösenden Ursachen untereinander 
außerordentlich ähnlich sind. 

Die Symptome der Idiosynkrasie haben sehr große Ähnlichkeit mit 
denen, welche man nach Sensibilisierung des Organismus mit einem ge- 
wissen Antigen und darauffolgender Reinjektion desselben Stoffes beobachtet, 
Erscheinungen, welche in großem Maße am Tier studiert worden sind und 
allgemein unter dem Namen Anaphylaxie bekannt sind. Die Hauptfrage, 
die sich aufdrängt und die der Redner ausführlich behandelt, ist die, ob 
die Anaphylaxie und die Idiosynkrasie gleiche Erscheinungen sind oder 
nicht, insbesondere, ob sich auch der Mensch, ähnlich wie die Tiere, durch 
Vorbehandlung mit entsprechenden Stoffen — im wesentlichen Eiweil- 
substanzen — in gleicher Weise sensibilisieren läßt wie das Tier. Diese 


|. Frage muß generell bejaht werden. Andererseits gibt es auch bei Tieren 


eine erworbene und eine vererbte Überempfindlichkeit, so daß grundsätz- . 
liche Unterschiede zwischen Mensch und Tier nicht bestehen. Die Am 
nahme, daß nur eine eng begrenzte Zahl von Substanzen imstande ist, 
beim Tier anapbylaktische Symptome hervorzurufen, dürfte darauf zurück- . 
zuführen sein, daß der anaphylaktische Versuch mit unzureichender Methodik 
ausgeführt worden ist. Wenn z. B. behauptet wurde, daß gegen Blut- 
körperchen eine Anaphylaxie nicht entsteht, so liegt das daran, daß die 
Vorbehandlung der Tiere nicht richtig erfolgte. Während bei Pferdeserum 
für das Meerschweinchen eine einmalige Vorbehandlung genügt, um nach 
der entsprechenden Latenzzeit durch Reinjektion den anaphylaktischen 
Shock herbeizuführen, muß bei Blutkörperchen eine dreimalige Vorbehandlung 
stattfinden, ähnlich ist es bei Pollen usw. Auch der Nachweis der Über- 
empfindlichkeit läßt sich nicht immer so einfach erbringen wie beim 
sensibilisierten Meerschweinchen, bei welchem die Reaktion so stark ist, 
daß sie zum Tode führt. Häufig kann man z. B. nur am Uteruspräparat 
den Nachweis der Überempfindlichkeit erbringen. Redner geht kurz auf 
den Mechanismus der Antikörperproduktion ein; es ist ihm gelungen, die 
zwei Phasen des Vorgangs, die Bildung in der Zelle und die Abstoßung 
der Antikörper in das Blut, zu trennen. Eine passive Übertragung der 
Überempfindlichkeit ist nur möglich, wenn auch die zweite Phase abläuft: 
fällt diese fort, wie z.B. wenn man Meerschweinchen gegen Blutkörperchen 
aktiv anaphylaktisch macht, ‘so ist die Übertragung der Überempfindlich- 
keit nicht möglich, und es ist sicher, daß solche Zustände sich unter 
Umständen auch beim Menschen finden. Die vom Redner vertretene These, 
daß Idiosynkrasie und Überempfindlichkeit wesensgleich wären, wird dureh 
eine Reihe von Beispielen belegt, nach denen bei beobachteten Idiosynkrasiet 
eine Sensibilisierung vorausgegangen ist. Eine definitive Entscheidung bt 
sich mit absoluter Sicherheit freilich nicht treffen. Das ist besonders 
darauf begründet, daß wir bei der Idiosynkrasie des Menschen häufig nur 
den Anfall sehen, aber nicht feststellen können, ob die Anlage bereits 
bei der Geburt vorhanden war oder erst im Leben erworben wurde. Solche 
Erwerbung kann dadurch erfolgen, daß z.B. eiweißähnliche Partikelched, 
die in der Luft schwebend sich befinden, inhaliert werden und s0 die 
Sensibilisierung herbeiführen, Manche Beispiele sprechen für diese Möglich- 
keit. Es muß ferner angenommen werden, daß die verschiedenen Indi- 
viduen gegen die Sensibilisierung sich verschieden verhalten, dab Unter- 
schiede bestehen, sowohl der verschiedenen Rassen wie auch einzelaef 


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Personen. Wenn ein mit Serum vorbehandelter Mensch nach der Reinjektion 
nieht serumkrank wird, so dürfte das darauf zurückzuführen sein, daß das 
injizierte Eiweiß nicht mit den Zellen in Reaktion tritt. In Frage käme 


auch eine veränderte Reaktion der Kapillaren; eine abnorme vererbte 


Durchlässigkeit der Kapillarwandungen und damit. eine gesteigerte Reiz- 


` barkeit, welche hereditär bedingt sein könnte, bildet vielleicht eine Brücke 


zur Vererbung der Idiosynkrasie. Übrigens können auch Unregelmäßig- 
keiten im Salzstoffwechsel bei der- Empfindlichkeit eine gewisse Rolle 


‚spielen. Die Übergänge zwischen Idiosynkrasie und Nichtidiosynkrasie 


sind fließende. Es handelt sich im wesentlichen um gleiche Erscheinungen, 
und man wird die Idiosynkrasie als eine ins Extreme gesteigerte Abwehr- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


reaktion aufzufassen haben. Im einzelnen ging Vortragender nur auf die 
wichtigste Form der Überempfindlichkeit, nämlich die gegenüber Eiweiß- 
stoffen ein. Er erwähnte aber auch die Überempfindlichkeit ‘gegenüber 
Nichteiweißstoffen, insbesondere den Arzneimitteln, deren Mechanismus der 
der Eiweißüberempfindlichkeit sehr ähnlich ist. Man wird den Antigen- 


begriff erheblich weiter fassen müssen. Experimentelle Untersuchungen: 


haben gezeigt, daß auch hier die Übergänge fließende sind, und es ist 
sicher, daß das bisher noch nicht verwirklichte Problem, mit Nicbteiweiß- 
stoffen Überempfindlichkeit zu erzeugen, sich in Zukunft wird verwirk- 


lichen lassen. (Schluß folgt.) 


Rundschau. 


Außerordentliche Sitzung der Berlin-Brandenburger Ärztekammer. 
E Von San.-Rat Dr. Wreschner, Berlin. | 


E ` Das Thema „Die Gefährdung des Ärztestandes als freier Beruf — 
ein Kulturproblem des deutschen Volkes“, das nicht bloß für die Berliner, 


sondern auch für alle deutschen Ärzte ein schwer wiegendes Interesse hat, 
rechtfertigt wohl einen ausführlicheren Bericht in diesem Blatte. 


Der Berichterstatter Dr. Ritter wies auf den Niedergang aller freien 
geistigen Berufe als Nachwirkungen des Krieges hin. Besonders aber 
hätte der Ärztestand zu leiden, denn während anderen Berufen bei günstiger 
wirtschaftlicher Entwicklung eine Selbstgesundung ermöglicht sei, ist der 
Ärztestand durch die unglücklichen Eingriffe der Gesetzgebung und die 
Politik der übermächtigen Krankenkassenverbände, die fast einen Staat im 
Staate bilden, in seinem Fortbestande als freier Beruf am meisten gefährdet. 
Die Leser dieses Blattes sind über die Vorgänge von seiten der Gesetz- 


'.gebung sowohl, wie der Krankenkassen durch meine Berichte bereits im 
~ wesentlichen unterrichtet. Ich habe auch schon darauf hingewiesen, daß 


die Vorgänge gerade in Berlin von symptomatischer Bedeutung, nicht bloß 
für die Berliner, sondern für die ganze deutsche Ärzteschaft sind. Die 
unglücklichen Verordnungen vom 30. Oktober 1923 haben ja ohnehin für 
alle Ärzte Geltung, aber außerdem macht es auf den aufmerksamen Beob- 
achter den Eindruck, daß das systematisch feindselige, nun schon seit 
Dezember 1923 dauernde Vorgehen der hiesigen Krankenkassen nur Vor- 
postengefechte sind, die geführt werden im Sinne und vielleicht im Auf- 
trage aller Orts-, Landkrankenkassen und wohl auch der meisten Betriebs- 
krankenkassen. Denn wenn die hiesigen Kassen ihr Bestreben fortsetzen, 
die ärztliche Versorgung der Versicherten sicherzustellen durch immer 
weitere Errichtung von Ambulatorien. und durch festangestellte, von ihnen 
wirtschaftlich abhängige Ärzte, wird dies edle Beispiel sehr bald in weiteren 
Bezirken des Reiches Nachahmung finden. Und dio Folgen? Der Unter- 
gang des Ärztestandes als freier Beruf, sein Verfall, Niedergang seiner 
Leistungen, Ausschluß des ärztlichen Nachwuchses von der Praxis, und 
als weitere Konsequenz weitere Abnahme der Medizin Studierenden, Nieder- 


gang der deutschen medizinischen Fakultäten, der Forschung und des An- 


sehens der. deutschen Heilkunde im In- und Auslande, Überhandnehmen 
von Volksseuchen, weitere Ausbreitung des Kurpfuschertums und damit: 
schwere Bedrohung der Kulturhöhe des deutschen Volkes und seiner Ge- 
sundheit. Der Berichterstatter weist darauf hin, daß die Behauptungen 
der Kassenvertreter, daß sie die hohen Ausgaben für Arzthonorare nicht 
zahlen könnten, noch nie von ihnen hätten nachgewiesen werden können, 
das aber müsse endlich verlangt werden. Im Reichsausschuß, der die 
Richtlinien für die Beziehungen zwischen Ärzten und Kassen festlegen 
soll, geben drei hohe Verwaltungsbeainte als Unparteiische den Ausschlag. 
Ihre Unparteilichkeit und ihr Bestreben, einen Ausgleich zwischen den 
Parteien zu schaffen, sei sicher hoch einzuschätzen. Beamte jedoch, deren 
Tätigkeit ständig nur auf Verwaltungsmaßnahmen eingestellt sei, könnten 
aum die Erfordernisse eines freien Berufes richtig beurteilen. Vor allem 
wandte er sich gegen das Verhalten des Arbeitsministeriums den Ärzten 
gegenüber, dessen Vertreter sich durch seine Äußerungen und Maßnahmen 
direkt ärztefeindlich zeige. Die Versprechungen, die von dieser Stelle ge- 
geven worden seien, die Kassen zur Befolgung der Anordnungen zu zwingen, 
ne nicht gehalten worden. Die Kassen richteten sich auch nicht nach 
en Anordnungen der Versicherungsbehörden und handeln ganz nach 
en Ermessen, während man auf der anderen Seite den' Ärzten durch 
Ei den Zwang zur Behandlung auferlegt habe. Die Ärzteschaft stehe 
er sozialen Versicherung, auch der Einführung der Familienversicherung 
Es no Einbeziehung wirtschaftlich schwacher Kreise, wie Kleinrentner u. a. 
nn aus bejahend gegenüber, aber als freier Beruf, nicht unter der Herr- 
u der Krankenkassen. Sie müsse jedoch verlangen Ausscheiden aller 
er Kreise aus der Krankenversicherung, die für sich selbst sorgen können. 


a der Anlage der RVO. sei os: schon ein Fehler gewesen, einen freien 


Beruf, ohne gesetzliche Einführung der freien Arztwähl, in den Dienst der 
Zwangsversicherung zu stellen. 

Die Einrichtung von Eigenbetrieben der Krankenkassen sei nur dann 
volkswirtschaftlich zu rechtfertigen, wenn sie wirklich erforderlich sind und 
nicht geeignete Örtliche Einrichtungen zu angemessenen Bedingungen zur 
Verfügung stehen, andernfalls sind sie eine 'Vergeudung der Mittel der 
Versicherten. Die Einrichtung von Ambulatorien, eigenen Krankenhäusern, 
diagnostischen Institüten müsse von der Genehmigung des Oberversicherungs- 
amtes abhängig gemacht werden. Die Bestrebungen der Krankenkassen, 
ihren Machtbereich in einer Weise auszudehnen, der dem Zwecke. der 


‚ Krankenversicherung in keiner Weise mehr entspricht, erfordern dringend 


eine gesetzliche weitere Ausgestaltung des Aufsichtsrechtes der zuständigen 


Behörden. Der gegenwärtige Zustand, daß die Ärzte den Kassen gegenüber . 


lediglich auf das zivilrechtliche Verfahren angewiesen sind, sei unhaltbar, 
sie müßten die Möglichkeit erhalten, ihre Rechte auch im Beschwerde- 
verfahren geltend zu machen. Es sei weiter zu fordern, daß den von -den 
Kassen mehr oder weniger abhängigen Berufen ein entsprechender Einfluß 
bei der Gestaltung der Versicherung und den Maßnahmen zu ihrer Durch- 
führung gegeben werde. Jeder, der sich dem ärztlichen Berufe widme, 
müsse sich von vornherein darüber klar sein, daß es immer Unbeschäftigte 
geben wird, aber die.Arbeitsmöglichkeit müsse vorhanden- sein. Ein Über- 
schuß von Ärzten sei schon volkswirtschaftlich erforderlich für die Zeit 
von Epidemien, um nicht auch noch an Kriege zu erinnern. 


Auf der einen Seite sperren die Kassen den Nachwuchs aus, ‚auf. 
der anderen suchen sie diesen für ihre Ambulatorien usw. zu ködern mit 
der Angabe, daß sie sonst erst in nicht absehbarer Zeit zur Kassenpraxis 
kommen könnten, um so die ärztliche Organisation zu unterhöhlen und sich 
eine Reservearmee zu verschaffen, mit der sie die ärztliche Versorgung nach 
ihrem Willen einrichten könnten. Da eine Zulassung zur kassenärztlichen 
Tätigkeit nur durch den gesetzlich bestimmten Zulassungsausschuß erfolgen 
dürfe, hätten die Kassen nie das Recht, unter dessen Umgehung Ärzte an- 
zustellen. Sonst muß es allmählich dahin kommen, daß die Ärzte nicht, 
wie es die Anhänger der Sozialisierung wünschen, Staatsbeamte, ‚sondern 
Angestellte der Kassenvorstände werden. | 


Die ursprünglich als Teil des Lohnsystems für den Arbeiter ge- 
dachte Sozialversicherung ist heute durch die drohende Vernichtung des 
freien Ärztestandes zu einem Kulturproblem des deutschen Volkes ge- 
worden, denn nur als freier Beruf kann die Ärzteschaft die ihr im Interesse 


des Volkswobles obliegenden Aufgaben erfüllen. Mit der Ausschaltung der - 


Ärzte als freier Berufsstand beginne auch eine Gefährdung der übrigen 
freien Berufe. Die heutige Sitzung solle daher ein Weckruf und. eine 
Mahnung sein än' alle verwandten Berufe, an die Regierungen, die Parla- 


mente und die Universitäten, sowie an alle überhaupt, denen die Freiheit 
der Wissenschaft und die Wahrung der Volksgesundheit am Herzen liege. 


Von den Diskussionsrednern sind zu. erwähnen der Rektor der 
Berliner "Universität, Professor Holl, als Vertreter für die anwesenden 
medizinischen Fakultäten Geheimrat Lubarsch und als Vertreter der 
Berliner medizinischen Fakultät Geheimrat Bier, sowie der Vorsitzende der 
Gesellschaft zur Bekämpfung des .Kurpfuschertums. Alle Herren unter- - 
striehen in erfreulicher Weise die Ausführungen des Referenten, betonten 
den Ernst der Lage und den’ drohenden Niedergang der medizinischen 
Wissenschaft und des ärztlichen Berufes bei weiterem Fortschreiten. des 
von der Regierung geduldeten Verfahrens der Kassenvertreter. l 

Geheimrat Lubarsch, derzeitiger. Dekan der Berliner medizinischen 
Fakultät, gab im Namen der anwesenden Dekane und Vertreter der Uni» 
versitäten Breslau, Freiburg i. Br., Gießen, Göttingen, Greifswald, Halle, 
Hamburg, Königsberg, Würzburg und Berlin folgende Erklärung ab: 


„Der ärztliche Beruf ist ein freier. Zu seiner praktischen Betätigung 


gehören hohe ethische Eigenschaften. Gesetze und Verordnungen, die den 


Arzt moralisch von den Organen der Krankenkasse ‚abhängig machen, dem 


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Volke die Zahl der Ärzte, dem einzelnen Kranken sein Selbstbestimmungs- 
recht beschränken, die den ärztlichen Nachwuchs hemmen und die wissen- 
schaftliche Forschung bedrohen, verletzen die Würde und Freiheit, des 
deutschen Arztes und des deutschen Volkes und müssen schleunigst be- 
seitigt werden. Es ist Pflicht der deutschen Hochschullehrer, als Vor- 
posten in Wort und Schrift für die Freiheit des ärztlichen Berufes mit 
einzutreten, und die medizinischen Fakultäten — darauf können Sie sich 
verlassen — werden diese Pflicht stets erfüllen. 


Wir halten eine Reform der Krankenversicherung für dringend not- 
wendig; die für die Leistungsfähigkeit des Arztes maßgebenden Grundlagen 
müssen sichergestellt werden. Wir halten die Unterstellung der Kranken- 
kassen unter ein wirksames Aufsichtsrecht für eine Notwendigkeit und 
sehen in dem Ziel, die ärztliche Tätigkeit von der der Krankenkassen, wie 
in anderen Ländern, zu trennen, einen geeigneten Weg, um Frieden zwischen 
Ärzten und Krankenkassen herzustellen und den Ärzten die unbedingt er- 
forderliche Unabhängigkeit und Berufsfreudigkeit wiederzugeben, deren sie 


nicht nur im eigenen Interesse, sondern mehr noch in dem des ganzen 
deutschen Volkes bedürfen.“ 


Vom Referenten sowohl wie in der Diskussion wurde auf das Ver- 
halten des Abgeordneten Dr. Weyl hingewiesen, der beim Etat des Wohl- 
fahrtsministeriums so unglaubliche Angriffe gegen den Ärztestand gerichtet 
habe, daß es schwer sei, sie ernst zu nehmen. Weyl hätte behauptet, 
daß es den. Ärzten am liebsten sei, wenn es recht viele Kranke gebe, sie 
denken nur an materielle Privatinteressen. Die Streikandrohung der Kassen- 
ärzte halte er für geradezu unsittlich, offenbar also entspreche es seinen 
ethischen Empfindungen, daß sich Ärzte den Kassen zur Verfügung stellen 
und den der Weisung der Organisation folgenden in den Rücken fallen. 
Dr. Weyls Angaben, daß die hiesigen Kassen wegen Raummangels in den 
Krankenhäusern selbst solche errichten müßten, seien unrichtig. Er wisse 
genau, daß 140/, der Betten in den hiesigen Krankenhäusern leerstehen, 
daß charitative Krankenhäuser und Privatkliniken von der Allgemeinen 
Ortskrankenkasse nicht belegt würden und daß man an eine Schließung 
des Kinderkrankenhauses in Rummelsburg denke. 


Im übrigen hielt sich die Diskussion leider nicht auf der erwünschten 
Höhe. Besonders bedauern muß ich, daß nicht die anwesenden Vertreter 
von auswärtigen medizinischen Fakultäten, von auswärtigen Ärztekammern 
und des. Parlaments zu Worte kamen oder sich zum Worte meldeten. 
Wäre es nicht zweckmäßig gewesen, wenn in einer so wichtigen, doch 
nicht bloß den Ärztestand, sondern das ganze Volk angehenden Frage auch 
ein Vertreter der Behörden sich geäußert hätte? 


Es ‚wurde einstimmig folgende Entschließung angenommen: „Die 
Ärztekammer für die Provinz Brandenburg und den Stadtkreis Berlin schließt 
sich der Forderung der deutschen Ärzteverbände an, daß die Notverord- 
nungen vom 80. Oktober -1923 und 13. Februar 1924 aufgehoben werden 
müssen, da diese Notstandsmaßnahmen, die als solche niemals eine prak- 
tische Wirkung gehabt haben, für die Ärzteschaft unerträglich und für die 
Volksgesundheit schädlich sind. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellen- 
angabe gestattet.) 


In letzter Zeit sind im Ausland, aber auch in Deutschland, mehrere 
Todesfälledurch die Anwendung von Bariumsulfat als Röntgen- 
kontrastmittel beobachtet worden. Das Bariumsulfat hat sich in diesen 

` Fällen als mit löslichen oder im menschlichen Magensaft zur Lösung ge- 
langenden Bariumverbindungen stark verunreinigt erwiesen. Um im Einzel- 
falle jedem Arzt und nötigenfalls auch dem Hilfs- und Pflegepersonal die 
Möglichkeit zu geben, mit einfachen Hilfsmitteln und ohne größeren Zeit- 
verlust die einwandfreie Beschaffenheit eines unbekannten oder verdächtigen 
Präparats festzustellen, wurde auf Grund der Prüfungsvorschrift in dem 
vom Deutschen Apothekerverein herausgegebenen Ergänzungsbuch zum 
Deutschen Arzneibuch im Reichsgesundheitsamte die nachstehende An- 
weisung zur Prüfung von Bariumsulfat auf einen Gehalt an Bariumkarbonat 
und löslichen Bariumverbindungen ausgearbeitet. Durch die Probe kann 
ein Bariumkarbonatgehalt von 0,05°/, noch sicher, ein solcher von 0,01°/, 
gerade noch nachgewiesen, werden. Hierzu wird bemerkt, daß Bariumsulfat- 
gemische, wie sie z. B. die Handelspräparate Citobarium, Eubaryt, Roe- 


baryt, Idrabarium darstellen, auf diese einfache und sichere Weise nicht 


geprüft werden können, da sich ihre Aufschwemmungen in Wasser nicht 


ohne weiteres klären und filtrieren lassen. Nach den bisherigen Erfahrungen 


und den neuerlichen Feststellungen im Reichsgesundheitsamte dürfte ein 
Anlaß zur Prüfung der genannten Sonderpräparate im allgemeinen nicht 
vorliegen. Besteht im Einzelfall aus irgendeinem Anlaß ein Verdacht be- 
züglich eines dieser Präparate, so darf es nur verwendet werden, nachdem 
es zuvor in einer Apotheke oder in einem amtlichen chemischen Unter- 
suchungslaboratorium sorgfältig geprüft und rein befunden worden ist. — 


19% — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.44. 2. November 


Ungefähr 5 g des zu untersuchenden Bariumsulfats werden in einem Glas- 
kolben oder Becherglas mit etwa 50 cem 10°%/,iger Essigsäure angeschüttelt, 
wobei darauf zu achten ist, ob Kohlensäureentwicklung eintritt. Da diese 
gegebenenfalls auf das Vorhandensein von Bariumkarbonat schließen 158 
so erscheint das Präparat schon hierdurch stark verdächtig und ist für 
Zwecke der Röntgendurchleuchtung abzulehnen. Im Regelfalle — wenn 
Kohlensäureentwicklung. nicht zu beobachten ist —, läßt man nach dem 
Aufkochen der Ausschüttelung kurze Zeit das ungelöste Bariumsulfat ab- 
setzen und gießt dierüberstehende Flüssigkeit durch ein Papierälter ab, 
Das meist trübe Filtrat wird dann zweckmäßig mit einer kleinen Messer- 
spitze Tierkohle. umgeschüttelt und durch ein neues glattes Filter filtriert, 
Wenn nötig, wird das Filtrat, bis es vollständig klar durchläuft, noch ein- 


oder zweimal auf das Filter zurückgegeben. Etwa 25 ccm des klaren 


Filtrats werden mit einigen Tropfen verdünnter Schwefelsäure versetzt. 
Tritt innerhalb einer halben Stunde eine Trübung ein, so ist das Präparat 
zu verwerfen, da es 0,10/, oder mehr Bariumkarbonat oder lösliche Barium- 
verbindungen enthält. Im anderen Falle darf das Bariumsulfat für Zwecke 
der Röntgendurchleuchtung verwendet werden. 


An dem im September d. J. zu Graz abgehaltenen 19. Deutschen 
Orthopädenkongreß wurde von Hohmann (München) die Patentfrage 
besprochen. Die Fälle häufen sich, wo „Erfinder“ zu Patenten gelangen, 
obwohl der Gegenstand ibrer „Erfindung“ längst bekannt und als Methode 
von Ärzten geübt, ja sogar publiziert war. Aus Unkenntnis des Patent- 
amtes mit der ärztlichen Fachliteratur entstehen solche Mißstände. Häufig . 
bedrohen solche patentierten „Erfinder“ die Ärzte, wenn sie ein technisches 
Hilfsmittel, eine bestimmte Einlagen- oder Korsettform anwenden wollen, 
die, wie gesagt, längst Allgemeingut ist, mit Entschädigungsansprüchen. 
Diesem Kranke und Ärzte schädigenden, dazu die Entwicklung der Ortho- 
pädie hemmenden Mißstande abzuhelfen, werden eine Eingabe an die zu- 


ständigen Stellen und sonstige energische Schritte vorgeschlagen, Der 
Kongreß beschloß in diesem Sinne. 


Berlin. Der Kongreß für Verdauungs- und Stoffwechsel- 
krankheiten hat vom 22. bis 25. Oktober im Kaiserin Friedrich-Haus 
unter der Leitung von Rosenfeld (Breslau) getagt. Die verständnisvolle 
Arbeit des vorbereitenden Ausschusses hat dafür gesorgt, daß eine Anzahl 
der wichtigsten Gegenstände in vielseitiger Weise und von verschiedenen 
Gesichtspunkten aus besprochen worden ist. Dem Lauf der Verhandlung 
war von vornherein ein bestimmtes Bett zugewiesen dadurch, daß die 
Aussprache durch umfassende Berichte eingeleitet wurde. Es behandelten 
A. v. Wassermann und Ferdinand Blumenthal das Krebsproblem 
und Rudolf Schmidt (Prag) die Proteinkörpertherapie. Die Zusammen- 
arbeit des Internisten und Chirurgen kam in ausgezeichneter Weise zum 
Ausdruck in den Berichten von Haberer (Graz) und Finsterer (Wien) 
über ihre Erfahrungen bei Magenoperationen. Hier hat das Bestreben des 
vorbereitenden Ausschusses seine Früchte getragen, in diesem Kongreb 
eine Stelle zu schaffen für die dringend notwendige Aussprache zwischen 
Chirurgen und Internisten, Den Erkrankungen des Pankreas, die in der 
gleichen grundlegenden und systematischen Weise behandelt wurden, war 
ein Vormittag, und den Beziehungen der Konstitutionslehre und der inneren 
Sekretion ein weiterer Verhandlungstag gewidmet. Hier spendete Biedl 
(Prag) aus der Fülle seines Wissens. 

Der Kongreß, der sehr zahlreich besucht war, hat die Teilnehmer 
vor allen Dingen dadurch angezogen und belehrt, daß die Verhandlungen 
durchgehend auf dem Boden der praktischen Medizin standen und dab 
neben der wissenschaftlichen Forschung die Erfahrungen am kranken 
‚Menschen das Leitmotiv der Verhandlungen bildeten. 

Das Zentralkomitee für das ärztliche Fortbildungswesen veranstaltet 
gemeinschaftlich mit der Deutschen Gesellschaft für Gewerbehygien® 
drei Vorträge, die besonders geeignet sind, den Arzt in dieses wichtige 
. Gebiet einzuführen. Am Dienstag, dem 11. November, wird Herr Prof. 
Curschmann (Wolfen) über allgemeine Fragen der gewerblichen Hygiene 
sprechen, am Mittwoch, dem 12. November, Herr Ministerialrat Prof. Koelsch 
(München) über gewerbliche Vergiftungen und am Donnerstag, dem 13. No 
vember, Herr San.-Rat A. Peyser (Berlin) über Ohrenschädigungen durch 

gewerbliche Betriebe. Die Herren Kollegen sind zu diesen Vorträgen böl 
lichst eingeladen. Da die Vorträge nur für Ärzte bestimmt sind, so WI 


gebeten, beim Eintritt in den Saal sich als solche zu legitimieren (Rezept 
formular, Besuchskarte usw),  —————— 


Der Tuberkuülose-Fortbildungskurs in Hohenlychen kan 
nicht, wie geplant, im November stattfinden; er ist auf die Zeit vom 1. b 


14. Dezember verschoben worden. Für Verpflegung und Unterbringui 
wird ein Kostenbeitrag von 2,— M. pro Tag erhoben. 


Hochschulnachrichten. Erlangen: Dr. Gerh. Kohlman! 
Leiter der Röntgenabteilung der Medizinischen Klinik, ist zum Jeitendt 
Arzt der inneren Abteilung des Peter-Friedrich-Ludwig-Hospitals 1m Olde 
burg mit der Dienstbezeichnung „Medizinalrat“ gewählt worden. n 
der Berufung zum 1. Januar 1925 Folge leisten. — Jena: Am 20. Okto 
wurde die neuerbaute Universitäts-Hautklinik in Jena eröffnet und 


Universität durch den Staatsminister Leutbeusser übergeben. Direk 
der Klinik ist Prof. Dr. B. Spiethoff. 


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Auf Seite 14 des Anzeigenteils findet der Leser einen zum Ausschneid 
und Sammeln geeigneten kurzen Abriß: Über Bleivergiftung- 


Druck von L. Schumacher in Berlin N 4. 


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Wochenschrift für praktische Ärzte 


geleitet von 


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Organ der Berliner Medizinischen Gesellschaft 


Geh. San.-Rät Professor Dr. KurtBrandenburg, Berlin x Urban & Schwarzenbera AANI | 


BARDBOSUUULODOSDLRNURDUBADRUHSUÖREGDERDUGUHERORDUROBDBERODUNFORRARORUUURANARASSERAHDÄRBRERDRDDREÄUNDER 


Verlag von 


‚uriedrichstr. 105b 


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-Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum H igin Pam Adk NO iginalbeiträge vor 
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Nr.45 (1039) 


Klinische Vorträge. 


Aus der Universitäts- Kinderklinik zu Berlin. 


Über die Reizbarkeit im Schlafe.*) 
Von Albrecht Peiper. 


Zu den vielen Fragen, die uns der Schlaf aufgibt, gehört die 
herabgesetzte Erregbarkeit: Reize nämlich, die im Wachen sofort 
starke Reaktionen hervorrufen würden, lassen den Schlafenden 
scheinbar ganz unbeeinflußt. Man hat dieses Verhalten benutzt, um 
an der Stärke des geringsten zum Wecken gerade noch ausreichenden 
Reizes den zeitlichen Verlauf der Schlaftiefe zu bestimmen. Sie 
steigt abends nach dem Einschlafen rasch an und erreicht in den 
ersten 2 Stunden den Höhepunkt. Dann fällt sie wieder, anfangs 
schnell, später langsamer. In den Morgenstunden erhebt sie sich 
noch. einmal vorübergehend, doch nicht so sehr wie am Abend 
vorher. 

Aber selbst wenn der Schlafende nicht erwacht, bleiben die 


- Reize nicht ohne Einfluß auf ibn, wie die genauere Untersuchung 
' ergibt. Die dabei auftretenden Reaktionen lassen sich in zwei Gruppen 


einordnen, nämlich: in die örtlichen Reaktionen, die nur bei Reizung 
eines bestimmten Sinnesgebietes auftreten, und die allgemeinen 
Reaktionen, die von jedem Sinnesgebiet aus hervorgerufen werden 
können. Eine örtliche Reaktion ist es z. B., wenn der Schlafende 
bei plötzlicher Belichtung der Augen die Lider fester zusammenpreßt; 
denn dieser Reflex tritt nur auf einen Lichtreiz auf. Wenn dagegen 
der Schlafende auf einen starken Reiz beliebiger Art plötzlich zu- 
sammenfährt, so handelt es sich um eine allgemeine Reaktion. 

Auf Schmerzreize (Nadelstiche) erfolgen Bewegungen, die bald 
zu den örtlichen, bald zu den allgemeinen Reaktionen gehören. Die 
einfachste Reaktion auf einen Nadelstich ist eine Bewegung der ge- 
reizten Körperstelle, also eine Fluchtbewegung. So wird das Bein 
aus der gleichen Haltung bald gebeugt, bald gestreckt, die Hand wird 
zurückgezogen, der Kopf auf die andere Seite gelegt. Diese Be- 
wegung erfolgt immer gleich nach dem Reiz, ähnlich wie im Wachen 
nach einem Schreck. Es handelt sich um örtliche Reaktionen. Das 
gleiche ist der Fall mit der Kratzbewegung, die ebenfalls mit einem 
Nadelstich ausgelöst werden kann. Am leichtesten tritt sie bei 
Reizung des Gesichtes auf. Im allgemeinen kratzt die linke Hand 
auf der linken Körperseite und die rechte Hand auf der rechten, die 
Mittellinie wird dagegen von beiden Händen ziemlich gleichmäßig 
gekratzt. Auch wenn die andere Hand nahe an der gereizten Körper- 
stelle liegt, benutzt der Schlafende gewöhnlich die gleichseitige Hand. 
Häufig erreicht die Kratzbewegung nicht ihr Ziel; so wischt die Hand 
wohl über das Gesicht, trifft aber nicht genau die gereizte Körper- 
stelle. In anderen Fällen wird die Bewegung nicht bis zum Ende 
durchgeführt; von- einem bloßen Zucken in der Hand zum halben 
Erheben und zum richtigen Kratzen kommen alle Übergänge vor. 
Hinterher gleitet die kratzende Hand manchmal wieder in die Aus- 
gangsstellung zurück, in anderen Fällen bleibt sie in der Nähe ‚der 
sereizien Körperstelle liegen. Da die Kratzbewegung schon beim 
großhirnlosen Frosche auftritt, stellt sie eine ganz primitive Re- 
aktion dar. 

‚Bei stärkeren Schmerzreizen kommt es schließlich zu einer all- 
gemeinen motorischen Unruhe. Die Bewegung beschränkt sich nicht 
auf die gereizte Körperstelle, sondern greift auf. andere Gebiete 
über. So werden bei einer Reizung des Gesichtes die Beine gebeugt 
oder die Arme gestreckt oder es wird der ganze Körper auf die 
andere Seite gewälzt, Bei Reizung anderer Sinnesgebiete, z. B. bei 
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s) Antrittsvorlesung am 16. Mai 1924. 


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starken Schallreizen, tritt die gleiche Reaktion auf, es handelt sich 
also um eine allgemeine Reaktion. Sie zeigt an, daß die Schlaftiefe 
verringert und das Erwachen nicht mehr ferne ist. Nicht selten 
wird der Körper nach. einigen allgemeinen Bewegungen auf die 
andere Seite gewälzt, der Kopf wird nach vorne gebeugt, Arme 
und Beine werden angezogen, so daß der Schlafende schließlich 
eine neue zweckmäßige Haltung (verringerte Wärmeabgabe) ein- 
nimmt. Bleiben jetzt alle äußeren Reize fern, so stellt sich die 
alte Schlaftiefe rasch wieder her. Wirken aber gleich wieder neue 
Reize auf den Schlafenden ein, so erwacht er schließlich. Es gelingt 
so, durch Summierung von Reizen, die einzeln nicht zum Wecken 
ausreichen, den Schlaf schließlich doch zu unterbrechen. Daraus 
geht hervor, daß der einzelne Reiz, auch wenn er nicht zum Er- 
wachen führt, die Erregbarkeit des Schlafenden vorübergehend 
steigert, also seine Schlaftiefe senkt. 5 

Ä In diesen kurzen Zeitabschnitten können nun auch manche 
dauernd vorhandenen inneren Reize, die vorher nicht störten, auf 
einmal wirksam werden. So erklärt es sich, daß der Schlafende 
‚auf den Reiz eines beliebigen Sinnesgebietes plötzlich zu husten an- 
fängt. Manchmal veranlaßt der Reiz beim Kinde eigentümliche 
rhythmische Bewegungen des Mundes, die bereits von Trömner 
beobachtet und als Schmeckbewegungen beschrieben wurden. Nun 
ist aber nicht einzusehen, warum das schlafende Kind plötzlich zu 
schmecken anfängt. Der Vorgang ist vielmehr anders zu erklären: 
Manche Kinder stecken nämlich im Schlafe den Finger in den Mund. 
Untersucht man nun ein solches Kind, so beginnt es an dem Finger 
zu saugen, sobald es von dem Reize getroffen wird, schläft aber 
dabei weiter. Auf diese Weise beruhigt es sich wieder, bis die 
alte Schlaftiefe erreicht ist. Manche Kinder stecken sogar auf den 
Reiz hin überhaupt erst den Finger in den Mund, um daran zu 
saugen, und wieder bei anderen erfolgen nur noch rhythmische 
Saugbewegungen, die also nichts anderes sind, als die letzte Er- 
innerung an ein Fingerlutschen. i 


Gleichzeitig mit den beschriebenen Reaktionen des Zentral- 


nervensystems laufen auch im autonomen System Reflexe ab, dieses 
reagiert sogar nach unseren Beobachtungen schon bei geringerer Reiz- 
stärke. Die autonomen Reflexe sind von jedem. Sinnesgebiet aus 
hervorzurufen, stellen somit allgemeine Reaktionen dar. Zu ihrem 
Nachweis bedarf es der verschiedensten Verfahren. 

Schon lange ist es bekannt, daß im Schlafe die Pupillen- 
reaktion auf äußeren Reiz erhalten bleibt. Je tiefer der Schlaf ist, 
desto stärker sind die Pupillen verengt. Bei genügender Reizstärke 
läßt sich nun von jedem Sinnesgebiet aus eine Pupüllenerweiterung 
hervorrufen. Sie kommt durch eine reflektorische Erregung des 
Sympathikus zustande, der den Dilatator pupillae versorgt. 

Ebenfalls für eine Reizung des Sympathikus spricht das Auf- 
treten des galvanischen Hauireflexes. Bei gleichstarken Reizen bleibt 
er in leichtem Schlafe. erhalten, ohne daß dabei die Versuchsperson 
erwachte, im tiefen Schlafe verschwindet er dagegen und ist erst 
bei stärkeren Reizen wieder auszulösen. Sein Auftreten ist offenbar 
abhängig von dem Verhältnis der Schlaftiefe zur Reizstärke. Ebenso 
wie die Versuchsperson jederzeit durch einen genügend starken 
Weckreiz ganz aulzuwecken ist, läßt sich auch stets durch einen 
entsprechend geringeren Reiz der galvanische Hautreflex auslösen. 
Im großen und ‚ganzen verhält er sich demnach nicht anders als 
die Pupillenerweiterung. Das ist leicht erklärlich, da beide Reflexe 
durch einen nervösen Impuls des Sympathikus zustande kommen. 

Ein anderer Reflex des autonomen Nervensystems ist am Hirn- 
puls festzustellen. Schon häufig hat man sein Verhalten auf äußeren 
Reiz untersucht, die Versuche, die damit im Schlafe angestellt wurden, 


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1560 © > 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


9. N ovember | 


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führten aber nicht zu eindeutigen Ergebnissen, nach unserer Ansicht | 


deshalb, weil das Verhalten der. Schlaftiefe nicht genügend be- 


rücksichtigt wurde; denn die Reizstärke muß der Schlaftiefe angepaßt . 


sein, wenn man erkennbare Reaktionen erhalten. will. Außerdem 
werden die Kurven leicht durch Allgemeinbewegungen gestört, die 


der Reiz gleichzeitig hervorruft. Um sie ‚auszuschalten, ist es. nötig. 


mit Reizen zu arbeiten, die das autonome Nervensystem gerade noch 
erregen, das Zentralnervensystem aber noch: unerregt lassen. . Dies 


. gelingt nach einiger Übung nicht allzuschwer, denn erfahrungs- 
gemäß reagiert das autonome Nervensystem schon bei kleineren 


Reizen. | | 


Zu Versuchspersonen eignen sich Menschen, ®@eren .knöcherne 


Schädeldecke einen Teil des Gehirns frei läßt. Ich arbeitete mit 
2 Kindern, und zwar mit einem 7jährigen Mädchen, bei dem durch 
Operation wegen Epilepsie ‘eine Knochenspange des Schädels entfernt 
war, und mit einem it}, jährigen rachitischen Kinde, bei dem’ sich der 


` Schluß der großen Fontanelle verspätet hatte. Schrieb man bei diesen - 


Kindern im Schlafe das Hirnplethysmogramm, so zeigte sich mit großer 


. Regelmäßigkeit folgendes Verhalten auf äußeren Reiz: Das Hirnvolumen 
stieg kurze Zeit an, gleichzeitig wurden die Pulse kleiner, dann sank 


es rasch unter den alten Stand, während die Pulse wieder ihre alte 


‘Größe erreichten. Die Gehirnanämie dauerte etwa 3—4 mal so lange 


als die vorausgehende Hyperämie. Schließlich stellte sich dann der, 
ursprüngliche Zustand wieder her. Diesen Reflex habe ich bei beiden 
Kindern zusammen etwa 60 mal beobachten können. Man darf daher 
wohl von einem gesetzmäßigen Verhalten sprechen. Die Hirngefäße, 
werden, soweit. bisher bekannt, vom Sympathikus versorgt, - dessen 
Reizung Verengerung und Erweiterung herbeiführen kann. 


Es liegt also wieder ein Beweis dafür vor, daß äußere Reize 
im Schlafe zu einer Sympathikusinnervation führen.' 


Besondere Aufmerksamkeit verdient noch das Verhalten der : 
Atmung im Schlafe. Schon bei der einfachen Beobachtung werden 


die Störungen des Atemrhythmus..auf den Reiz hin deutlich er- 
kennbar. In den Kurven stellt sich heraus, daß der Reiz die Atmung 
bald verflacht oder ganz zum Stocken bringt, bald aber ‘auch ver- 


 tiefte Atemzüge auslöst. Fraglich ist nun, wie der zentripetale 


Schenkel dieses Reflexes verläuft. Das verwickelte Zusammenspiel 


. höherer und niederer Zentren mit dem autonomen Nervensystem, 


wodurch die Atmung reguliert wird, ist heute wohl noch nicht end- 
gültig geklärt. Im allgemeinen nimmt man an, daß der Vagus den 
Atemmuskeln den Impuls übermittelt.. Ist diese Auffassung richtig, 
so hätten wir darin den paräsympathischen Anteil eines Reflexes, 
der im autonomen Nervensystem abläuft. | 


Während die oben beschriebenen örtlichen Reflexe, z. B. die 
Kratzbewegung, den Reiz abschwächen,- erhöhen umgekehrt die 
Reflexe des autonomen Systems die Bereitschaft des Schlafenden. 
Die Pupillenerweiterung durch den Weckreiz soll wahrscheinlich den 
Geweckten sofort an die Dunkelheit der Nacht adaptieren. Mit 


seinen vom Schlafe noch verengten Pupillen wäre er sonst längere 


Zeit unfähig, die Augen zu gebrauchen. Hat auch dieser Reflex 
heute seine Bedeutung für den Menschen verloren, so war er doch 
für ihn auf einer . früheren Entwicklungsstufe von großer 
Wichtigkeit. | 

Eine ähnliche Bedeutung besitzt wohl der Hirngeläßreflex. Im 
Schlafe ist das Gehirn hyperämisch, wie die Beobachtungen von 
Czerny, Brodmann und Berger gezeigt haben. Der Reiz macht 


es vorübergehend anämisch, stellt also einen Zustand her, wie er 


sich sonst im Wachen findet. Gleichzeitig vergrößert sich die Erreg- 


barkeit, ein Vorgang, der wohl von der Hirnanämie abhängig ist. - 
"Weil der Schlafende jetzt leichter erwacht, kann er auch eine drohende 


Gefahr eher erkennen. Auch dieser Reflex schützt ihn also. Ohne 


daß sein Schlaf unterbrochen würde, überwacht er ständig bis zu 


einem gewissen Grade die. Vorgänge der Außenwelt. Damit diese 
Schutzvorrichtung ‚arbeiten kann, muß sie von jedem Sinnesgebiet 


‚aus hervorzurufen sein, wie -es bei den allgemeinen. Reflexen der 


Fall ist. Ä 


Der Mensch bleibt also auch im Schlafe nicht ohne Schutz, 


Sobald die von außen kommenden Reize eine gewisse Stärke erreichen, 
lösen sie Reflexe aus, die bald die Reizwirkung vermindern, bald 
die Schlaftiefe senken und damit die Bereitschaft des Schlafenden 
vermehren. Das alles geschieht, ohne daß der Schlaf ganz unter- 
brochen zu werden braucht. Diese Reaktionen bilden daher eine 
sehr zweckmäßige: Einrichtung: | 


f. Kindhik. 


Sahlischen Hämoglobinometer. | 
 Talguistschen Streifen 80—100 ,, dann kann man sicher sein, 


Ausführliche Beschreibung der Versuche und Literatur erscheinen im J ahrb, 


Über einige einfache Blutuntersuchungsmethoden 
| _ für den ärztlichen Praktiker.” 
Von Dr. C.S. Engel, Berlin.‘ 


Wenn es sich für den Praktiker darum handelt, schnell und ' 
ohne Anwendüng des Mikroskops einen ungefähren Einblick in die 


Blutverhältnisse eines Kranken zu. gewinnen, .'dann: kann er sich 
. folgender einfacher Untersuchungsmethoden bedienen. Zum. Einstich 


verwendet man am besten die Frankesche, Nadel, die man in 


_ einer Holzhülse mit sich herumtragen kann. Man sticht die Schneide 


11/,—2 mm tief in die untere Seite des ersten Gliedes eines Fingers, 
in der Richtung der Fingerachse, ein. i | | 
1. Der einfachste Blutuntersuchungsapparat ist ein gewöhn- 
licher Objektträger. Die Objektträgerprobe dient, | 
a) zur Feststellung der Gerinnungszeit: Mit der Schmal- 

seite eines Objektträgers „schippt“ man einen größeren Blutstropfen- 
vom verletzten Finger ab und läßt ihn an dem senkrecht gehaltenen 


 Glase  herunterlaufen. Von Minute zu Minufe fährt man mit einer 


Nadel durch die entstandene Blutlinie. "Bevor die Gerinnung ein- 
getreten ist, bleibt ander. Nadel nichts haften. Nach Eintritt der- 
selben — normal nach 5—6 Minuten — bleibt das Fibrin als zu- 
sammenhängender Faden an der Nadel und läßt sich -aus der Blut- 
straße, einen Winkel bildend, herausziehen (Spült man das Hämo- 
globin mit Wasser ab, dann bleibt das weiße Fibrin zurück). Bei 
Blutern tritt die Gerinnung erheblich später ein als normal. Diese. 
einfache Probe kann bei Verdacht auf Hämophilie vor jeder Operation 
ausgeführt werden. fs } ae | 

b) zur Erkennung einer schweren Anämie. Liegt eine solche 
Blutveränderung vor, dann ist der Blutstropfen wenig. viskös, und, 
er läuft, nur eine dünne Schicht beim Herabfließen auf dem. Glase. 
zurücklassend, fast wie Wasser den Objektträger herunter. 

c) zur Erkennung einer pathologischen Klumpenbildung .der 
roten Blutkörperchen (Verklumpungsanämie, Engel, : Folia 
haematologica 1924). Bei dieser relativ seltenen Blutveränderung 
bilden sich auf dem Objektträger sofort nach der Aufnahme des ° 
Blutstropfens 1/+—2 mm. große Klümpchen. Das normale Blut bildet 


erst später — meist erst nach !/;,—2 und mehr Minuten — kleinere 


Häufchen. Die Verklumpungsanämie kann unter den Erscheinungen 
einer schweren Anämie selbst zum Tode führen — siehe ebenda. — 

2. Die Hämoglobinbestimmungsmethode mit den Talquist- 
schen roten Streifen ist zwar weniger genau als ‘die mit dem 
Findet man jedoch mit den 


daß eine gefährlichere Blutkrankheit nicht vorliegt. Bei 50—70 % 
handelt es sich meist um eine Anämie, bzw. um Chlorose — bei 
jungen Mädchen. — Je geringer der- Hämoglobingehalt, umso 
schwerer ist die Blutkrankheit. Deckt sich die Farbe des Bluts- . 
tropfens mit keiner der roten Streifen, dann ist an Leukämie zu 
denken und besonders auf eine Milzvergrößerung — myeloische — 
bzw. auf Lymphdrüsenschwellungen — lymphatische Leukämie — 


zu fahnden. In solchen Zweilelsfällen muß, damit. für die Therapie 


rechtzeitig die Diagnose gestellt wird, ein Fachmann zugezogen - 
werden. | en | j 
3. Die Wasserprobe dient zur makroskopischen Erkennung 


‚einer Leukämie. In ein Reagensglas mit etwa 3 ccm Wasser bringt 


man mit einem Spatel 2—3 Tropfen Blut. Das leukämische Blut 
bleibt wegen der zahlreichen weißen Blutzellen trübe, ‘das nicht 
leukämische Blut wird. klar und durchsichtig. | 

4. Die Feststellung der Widerstandskraft der roten Blut- 
körperchen gegen verdünnte Kochsalzlösungen ([sotonie) kann zur 
Unterscheidung des katarrhalischem vom hämolytischen Ikterus ver- 


: wendet werden. Normales Blut löst sich noch nicht in einer 


0,46 °/,igen Kochsalzlösung. Bei dem katarrhalischen Ikterus sind 
die roten Blutzellen widerstandsfähiger, sie behalten ihr Hämoglobin 
noch in einer Kochsalzlösung von 0,38 P/,. Demgegenüber sind die 
Erythrozyten beim hämolytischen Ikterus weniger widerstandsfähig 
als normale rote. Blutzellen. Sie verlieren ihr Hämoglobin schon in 
einer Kochsalzlösung von 0,6 %,. Zur Prüfung bringt man in das 
eine von 2 Reagensgläschen (a) von einer 10 %/,igen Kochsalzlösung 
0,4 ccm und in das zweite Röhrchen (b) 0,6 ccm. Beide füllt man 
mit Wasser auf je 10 ccm auf. In jedes der Röhrchen bringt man 
dann mit. einem Spatel einen Tropfen Blut. Bleibt die Flüssigkeit 
in beiden Röhrchen trübe, dann handelt es sich um katarrhalischen 


*) Nach einem am 23. Mai 1924 im ärztlichen Standesverein- 
Südwest gehaltenen Vortrag. ©-  — - a re T 


E 


9. November | 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


1561 


Ikterus, wird die Flüssigkeit in beiden Röhrchen klar, dann liegt 
.  - ein hämolylischer Ikterus vor. | 


5. Das spezifische Gewicht ändert sich gleichsinnig mit 


dem Hämoglobin. Seine Bestimmung kann, wenn .ein Hämometer 
nicht vorhanden ist, einen solchen zum Teil ersetzen: Man gießt 


50 ccm Benzol mit 20 cem Chloroform einmalig zusammen. Die . 


Mischung hat das spezifische Gewicht von 1053 und kann, nach 
dem Gebrauch filtriert, immer wieder benutzt werden.‘ Dieses 
Gemisch bringt man zum Versuch in ein Zylinderglas und läßt 
einen Tropfen Blut mittels .eines Spatels hineinfallen. Geht der 
Tropfen unter, ist er also schwerer als die Mischung, dann fügt 
man wenige Tropfen des schwereren Chloroforms hinzu, vermischt 
vorsichtig und bestimmt das spezifische Gewicht der Mischung, 
sobald der oder die Blutstropfen in der Schwebe bleiben. Geht 


der Tropfen nach oben, weil das Benzol-Chloroformgemisch schwerer ` 


als das Blut ist, dann fügt man das leichte Benzol hinzu, vermischt 
durch vorsichtiges Neigen des Gefäßes die Flüssigkeiten und stellt 
das Gewicht fest, wenn die Blutstropfen weder steigen noch fallen. 
Normales Blut hat das spezifische Gewicht von 1055—1060. Bei 
schwerer Anämie kann es bis auf 1030 heruntergehen. Bei Chlorose 
und bei leichteren Anämien sowie bei Leukämie findet man Zahlen 
von 1085—1050. Mit dieser Probe kann die unheilbare Polyzythämie 
von der unschuldigen.Vollblütigkeit unterschieden werden. Bei der 
ersteren, bei welcher 8—12 Millionen und mehr rote Blutzellen in 
Í cmm Blut enthalten sind, ist das spezifische Gewicht stets er- 
höht, bis 1075, auch 1080. Bei der Vollblütigkeit, bei der 1 cmm 
Blut nicht mehr als 1 cmm normalen Blutes an roten Blutkörperchen 
besitzt (etwa 5 Millionen), ist das spezifische Gewicht normal. 


6. Der Eiweißgehalt des Blutes läßt sich wie der des 
Harns annähernd mit der Salpetersäure-Überschichtungsprobe be- 
stimmen. Wie ich festgestellt habe, bekommt man bei genauer 
Abmessung der zu untersuchenden Blutmenge Werte, die sich im 
groBen und ganzen mit denen’ decken, welche man nach Kjeldahl 
erhält. Das Blut hat unter normalen Verhältnissen einen Eiweiß- 
gehalt von etwa 20°/,, das Blutserum etwas über 8°. Diese 
Werte sind bei Anämien, je nach der Schwere derselben, erheblich 
herabgesetzt. Die Feststellung der Eiweißmenge einer Flüssigkeit 
fußt auf der Erfahrung, daß eine Flüssigkeit, in der 1g kristallisiertes 
Eiweiß in 30 Litern Wasser aufgelöst ist, wenn sie über konzentrierte 
Salpetersäure geschichtet wird, nach 2—3 Minuten einen sehr feinen 
weißen Ring an der Grenze erkennen läßt. Eine derartige Flüssig- 
keit hat also 0,0033 °/ Eiweiß. In ähnlicher Weise, wie der Harn 
bis zur Erreichung der Endreaktion mit bestimmten Mengen Wasser 


verdünnt wird, kann es auch mit dem Blute geschehen. Die Ver- 
dünnungszahl gibt mit 0,0033 multipliziert den Prozentgehalt an 


Eiweiß. Da das Blut 20 %, Eiweiß enthält, erhält man die Endreaktion 
bei 6000 facher Verdünnung. Das normale Blutserum ist 2500 mal 
zu verdünnen, bis die Endreaktion eintritt (6000 X 0,0033 . . .= 20; 
2500 X 0,0083...=8,3). Zur Bestimmung der Eiweißmenge im 
Blut stellt man sich zuerst eine 1000fache Verdünnung (a) desselben 
her, indem man mittelst einer genauen Pipette eine bestimmte 
Menge Blut (z. B. 0,02 oder 0,05 cem) dem verletzten Finger ent- 
nimmt und diese entsprechend verdünnt — im Beispiel auf 


‚20 bzw. 50 cem. — Eine 6000fache Verdünnung erhält man, wenn 


' beim Auftupfen eines Tropfens Blut auf rotes Lackmuspapier beim 


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der Adlerapotheke in Hagen (Westfalen). 


man 1 cem dieser Flüssigkeit a weiterhin mit 5 cem Wasser ver- 
mischt (b). Ist das Blut normal, dann erhält man mit dieser 


6000fachen Verdünnung (b) den Salpetersäurering. Bildet er sich 


nicht, dann wiederholt man die Überschichtung mit einer 5000lachen 


Verdünnung (la-+4 Wasser). Diese zeigt 16,66 % Eiweiß an. Die - 
Mittelwerte erhält man durch Vermischen von 1 Teil a mit 4,5 usw. _ 
Teilen Wasser. In gleicher Weise verfährt man mit dem Blutserum. _ 


7. Die Bestimmung der Alkaleszenz des Blutes, welche bei 


Diabetes, Urämie, Kachexie herabgesetzt ist, gehört ebenfalls zu . 
den einfachsten Blutuntersuchungsmethoden: Man entnimmt dem 


verletzten Finger mit der Pipette 0,05 cem Blut und bringt diesen 


Tropfen in 5 ccm destillierten Wassers. 


licher Fleck. Man titriert das Blut bequem mit 75 Weinsäure, ‚das 


ist 1g Weinsäure — C,HeOs — auf 1 Liter destillierten Wassers. 


Handelt es sich um Blut. eines Gesunden, dann kann man 
8S—10 Tropfen — 0,4—0,5 ccm — dieser verdünnten Weinsäure 
zu den 5 cem verdünnten Blutes hinzusetzen, bis die Endreaktion 
eintritt. Diese besteht in einem deutlichen roten Kreis, der sich 


Einziehen bilde. Aus einer, einfachen Berechnung — 1 Liter 


Normalweinsäure (75g Acidum tartaricum in 1 Liter Aq. dest. gelöst) - 


neutralisiert 40 g Natriumhydrat — ergibt sich, daß jedem Tropfen 
— 0,05 cem verdünnter Weinsäure, die zur Blutlösung bis zum 
Eintritt des roten Ringes erforderlich ist, auf 100 cem Blut be- 
rechnet — ein Alkaleszenzgrad von 53,3 % entspricht. Da zur 
Neutralisierung des normalen Blutes. 8—10 Tropfen Weinsäurelösung 


erforderlich sind, beträgt also der Alkaleszenzgrad des normalen `- 


Blutes 426—533 mg Natriumhydrat. Bei Herabsetzung der Blut- 
alkaleszenz tritt der rote Lackmusring bereits nach Zusatz von 


3—6 Tropien TE Weinsäure auf. Das entspricht einem Alkaleszenz- 


grad von 160—320 mg Natriumhydrat. | 
S. Von Serumuntersuchungsmethoden, die schnell auszuführen 
sind, ist die letzte Meinickesche Trübungsreaktion für Syphilis 
in erster Linie zu nennen. Das Reagens beschafft man sich aus 
In einem Wasserbade 
erwärmt man ein Reagensglas, welches 1 ccm 3 %iger Kochsalz- 
lösung enthält, und ein zweites, in welchem 0,1 ccm des Reagens 
enthalten ist, 10 Minuten lang bei einer Temperatur, die zwischen 
37 und 45°C gehalten werden soll. Dann gießt man beide Flüssig- 
keiten zusammen und das gut geschüttelte Gemisch in ein drittes 
Röhrchen, welches 0,2 ccm des Blutserums des ‘Kranken enthält, 


das vorher nicht — wie es bei der Wa. R. geschieht — erwärmt 
werden soll. Die Syphilisreaktion ist negativ, wenn nach ein- — 
stündigem Aufenthalt des Röhrchens im Zimmer nur eine leichte. 


Träufelt man von dieser . 
‚ klarroten Flüssigkeit mit einem Glasstabe einen Tropfen auf rotes 
‚Lackmuspapier, dann entsteht auf demselben ein schwacher bläu- 


milchige Trübung im dritten Röhrchen entstanden ist, durch die 


‚hindurch man in 2m Entfernung vom Fenster das Fensterkreuz 


noch leicht erkennen kann. Bei positiver Reaktion bildet sich eine 


starke Trübung, die das Hindurchsehen nicht gestattet. 


9. Bei Typhus- und Paratyphusverdacht leistet das Fickersche 
Diagnostikum gute Dienste. Den käuflichen Bazillenaufschwem- 
mungen ist die Gebrauchsanweisung beigegeben. | 


Abhandlungen. 


Aus dem Pathologischen Institut des Krankenhauses im Friedrichshain 
in Berlin. | 
Über den Morbus Gaucher, seine Klinik, pathologische 
Anatomie und histio-pathogenetische Umgrenzung, 
nebst Untersuchungen über den Morbus Gaucher der 
Säuglinge und über die Beteiligung. des Skelettsystems. 


Von Ludwig Pick. 
Die lipoidzellige Splenomegalie (Typus Niemann) 
. als neuaufgestelltes Krankheitsbild. 
Von größerer praktischer Bedeutung als die mit der Gaucher- 


zellbildung verglichene Lipoidzellhyperplasie bei diabetischer Lipämie 
ist nun eine zweite mit dem Morbus Gaucher nicht bloß verglichene, 


(Fortsetzung aus Nr. 44.) 


sondern irrigerweise ihm zugerechnete Affektion. Sie bildet, wie 


ich schon. früher (M.Kl. 1922, S. 1450) begründet habe und hier ein- 
gehend zeigen möchte, eine pathologisch-anatomisch und klinisch 


fest umrissene sehr eigenartige Erkrankung, die tödlich abläuft 


und nach den bisherigen Erfahrungen in dieser perniziösen Form 
dem Kindesalter eigentümlich ist. Zu den hierher zählenden Fällen 


hat A. Niemann 1914 in seiner Aufstellung eines „unbekannten 


Krankheitsbildes“ den Grund gelegt. Zwei Beobachtungen von 


Knox, Wahl und Schmeißer (1916) und eine von Siegmund 


(1921) bilden das weitere pathologisch-anatomische Material. 


In Niemanns Fall war das im Alter von 18 Monaten ver- 
storbene Mädchen seit Beginn des zweiten Lebensmonats krank. Schon 
damals bestand ein Milztumor. Das ‘Kind gedieh nicht, wurde immer 
elender, während der Leib dauernd an Umfang zunahm, Bei der Auf- 


nahme (einen Monat vor dem Exitus) recht elender Ernährungszustand. 


Kind in der ganzen Entwicklung zurückgeblieben. Haut im Gesicht 
auffallend blaßbräunlich. Kolossaler Leber- und Milztumor. ° Etwas 
Aszites. Leibesumfang 50 cm. Stauungskatarrh der Lungen, Ödem 
der Füße und Augenlider. Blut normal, kein Ikterus. (Die hier vor- 
handene stark positive Wa. R. im frühen Kindesalter gestattet nach 
Niemann keinen sicheren Schluß). Zunahme der Stauungserschei- 
nungen, Durchfälle, Exitus. 


Sektion: Die Milz erweist sich als sehr groß, nicht allzu hart, 


zeigt auf der Schnittfläche gelblichweiße etwa linsengroße Herde, oft 


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1562 


1924 — MEDIZINISCHE KL 


NIK — Nr. 45. 9. November 


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zu größeren Komplexen konfluierend, nur schmale Milzsubstanzstreifen 
zwischen sich lassend. Schnittfläche aus einiger Entfernung völli 

.weißgelb.e Auch die Leber, kolossal vergrößert, bietet Farbe un 

Zeichnung einer exquisiten Fettleber, „wie wohl in Fällen von Phosphor- 
‚ vergiftung“. Abdominale Lymphknoten nur mäßig geschwollen, von 
' eigentümlich gelber, dem Fett ähnlicher Farbe und ziemlich weicher 
Konsistenz. Nieren etwas verfettet, Nebennieren sehr groß mit auf- 
fallend gelber Rinde. l ; | 
! Histologisch ist beinahe das ganze Milzgewebe umgewandelt in 
. sehr große unregelmäßig geformte Zellen, die regellos aneinander ge- 
lagert sind. Kerne in der Einzahl, klein, rund. Plasma, auffallend hell, 
azidophil, mit ziemlich großen Vakuolen. Auch in der Leber finden sich 


kaum mehr normale Zellen. Das ganze Gewebe ist in die charakte- . 


ristischen Elemente umgewandelt. Sie sind im Vergleich zur Milz hier 
mehr in Strängen angeordnet, die den normalen Leberzellbalken zu 


entsprechen scheinen. Feine Bindegewebsbündel ziehen zwischen den“ 


Zellen hindurch. In den abdominalen Lymphdrüsen sind die großen 


Zellen in einzelnen Gruppen in das normale Lymphdrüsengewebe ein- 


gosprengt, am dichtesten gewöhnlich in der Nähe der Bindegewebs- 
züge. Niere und Nebenniere (abgesehen von „etwas Verfettung") 
ohne besonderen Befund. Nebennierenzellen trotz oberflächlicher 
Ähnlichkeit von den. großen Zellen in Milz und Leber unterscheidbar. 
Zellinhalt gibt mit Sudan keine typische Fettfärbung, erscheint „in 
einer etwas veränderten mehr dunklen, schmutzigroten Modifikation, 
so daß es sich wohl um Lipoide handeln könnte“. In der Milz sind 
die Endothelien der Sinus unverändert. Niemann möchte allgemein 
Retikulumzellen als Matrix annehmen, ohne sich definitiv entscheiden 
zu wollen. In der Leber scheinen die Leberzellen selbst an Ort und 
“ Stelle in die großen Zellen umgewandelt zu werden. — 


Die beiden Fälle von Knox, Wahl und Schmeißer betreffen 
zwei Schwestern unter im ganzen 11 Geschwistern. 


aufgenommen. Die Haut ist leicht bräunlich, besonders im Gesicht 
und an den dem Licht exponierten Teilen (den Armen). Zervikal- und 
Achseldrüsen leicht vergrößert. Große Leber und Milz. Mäßige Anämie 
mit relativer Lymphozytose. Fortschreitender Gewichtsverlust. Tod 
an Erschöpfung im Alter von 11 Monaten. 


Sektion: Milz 86 g, derb, mit abgerundeten Rändern. Durch- 
schnitt ziemlich: feucht, zeigt zahlreiche leicht durchscheinende rote 
Flecke, mit weicher, schwach rötlichgelber Peripherie, die ähnlichen 
Saft wie die Leber abstreichen läßt. Diese wiegt 415 
leicht: vermehrt, Oberfläche graulichrosa, Schnittfläche blaßgelb. oder 
gefleckt, läßt gelblichen Saft von der Konsistenz konden- 
sierter Milch abstreichen. Leichte fleckförmige Fibrose. Leistendrüsen 
erheblich vergrößert, derb. Um den Ductus choledochus drei zitronen- 


Die eine, von 
Anfang an nicht recht gediehen, wird in stark abgemagertem Zustand 


; Festigkeit 


‘ 


contorti oft mit kleinen Vakuolen; ebenso Glomerulusendothelien 
vakuolisiert, gelegentlich so stark, „daß sie den großen Milzzellen 
leichen“. Stark verbreitertes Mark der Nebennieren; bei schwacher 
ergrößerung wie Fettgewebe aussehend; massenhaft schaumige Zellen 
wie in der Milz. Nur noch geringe Markreste. Viele Zellen der Inseln 
im Pankreas sind groß und vakuolisiert; im Stroma einzelne kleine 


‚Herde großer vakuolisierter Endothelien. Herzmuskelzellen stark 


vakuolisiert. Bindegewebszellen des Lungeninterstitiums groß, fein 
vakuolisiertt. Im Gebiet der, interstitiellen Pneumonie des rechten 
Unterlappens innerhalb der Alveolen: große Zellen; auch um die 
Muskularis kleiner Arterienäste. 


Die an den Paraffin- und Zelloidinschnitten so stark hervor- 
tretenden Vakuolen beruhen nach den Gefrierschnitten frischen. und 
formalingehärteten Materials auf der Einlagerung von homogenen 
Tropfen. Schwarzfärbung der Zellsubstanz mit Weigert-Pal. Manche 
Tropfen werden durch Ciaccio gefärbt. In manchen großen Zellen der 


' Milz und Leber reichlich anisotrope Substanz in Tropfen und Nadeln,- 


besonders aber in denen der Lymphknoten und der Nebennierenrinde 


(vgl. auch bei Wahl und Richardson). In den. meisten Organen, 


namentlich Milz, Leber und Lymphdrüsen bei Scharlachrotfärbung 
ferner alle Übergänge zwischen kai Zellen und solchen mit 
stark gefärbten Tropfen. (Viele Neutralfett enthaltende Zellen im 
Thymus, zerstreute in Milz, Leber und Lymphdrüsen). Große Zellen 
des periportalen Gewebes mit positiver Scharlachrotfärbung; mehr oder 
weniger an den Nebennierenrindenzellen, Markzellen nicht oder nur 
blaß gefärbt. Rotfärbung (aber keine Osmiumreaktion) auch der 
pronen Glomeruluszellen; wenig Neutralfett in den Nierenepithelien. 

akuolen der Herzmuskelzellen gegen Sudan und Osmiumsäure negativ. 
Die mikrochemischen Reaktionen dieser Fälle sind identisch mit den 
von Lutz erhaltenen und sind sehr ähnlich denen von Schultze 
(Wahl und Richardson). Entweder bildet sich in den großen Zellen 
eine fettähnliche Substanz in Neutralfett um, oder es ist auf die Lipoid- 
metamorphose Verfettung aufgepfropft (l. c. 8.10). — 


Die andere Schwester starb im Alter von 15 Monaten, war von. 
Anfang an immer kränklich und mager. Hautfarbe graulichgelb, wieder . 
besonders im Gesicht und an den sonst dem Licht ausgesetzten Teilen. 
Milz und Leber vergrößert. Zervikaldrüsen palpabel, Inguinal- und 
Achseldrüsen leicht vergrößert. Im weiteren Verlauf Furunkel und 
Otitis media. Mäßige Anämie und relative Lymphozytose. Radium- . 
applikation auf den Milztumor. Zwei Monate vor dem Tode Lymph- 
knoten-Probeexzision vom Nacken und aus der Axilla: zahlreiche Stellen 
bestehen aus den großen Zellen. Im Gefolge der Radiumanwendung 
Leukozytenverminderung und leichte Milzverkleinerung, aber Pat. wird 
stupurös ünd zeigt Intoxikationserscheinungen. Kirschrote Flecken 


im Augenhintergrund an den Makulae beiderseits wie bei amauroti- 
scher Idiotie. 


Sektion: Starke Abmagerung. Milz 100 g, mit glatter Kapsel, 
vermehrte Konsistenz, abgerundete Ränder. Fleckiger Durchschnitt, 
kleine grauliche und hellrote Flecke von etwa 2 mm Durchmesser 
wechseln mit rs gelblichrosafarbenen oder grauen.. Trabekel 
und Malpighische Körperchen nicht sichtbar. Etwas zäher („sticky“) 
Abstrich. - Leber 420 g, Kapsel glatt. Glaserkittähnliche Konsistenz. 
Läppchen mit gelber Peripherie, winzigem rosafarbenen Zentrum. 
Etwas zäher Abstrich wie in der Milz. Alle Lymphknoten vergrößert, 
ziemlich derb, an der Oberfläche und auf dem Schnitt gleichmäßig grau- 
gelblichrosa, am stärksten betroffen um Pankreas und am Leberhilus. 


e "0... 
r E 


gelbe Lymphknoten von . 3—8 mm Durchmesser. Lymphknoten am 
Pankreaskopf 1—2 cm Durchmesser; überhaupt on Lymph- 
drüsenvergrößerung. Alle mehr oder weniger. hellgelb, ziemlich derb. 
Vom Durchschnitt fließt etwas gelbes viszides Material. Thymus un- 

ewöhnlich gelb. Nierenrinde blaßgelb. Nebennieren groß,: je 5,5 g 

ewicht. Mark blaßgelb. Rinde sehr ausgesprochen gelb. Darm- 
schleimhaut hyperämisch mit einigen kleinen Blutungen. Peyersche 
Haufen und Solitärknötchen geschwollen, letztere mit hyperämischer. 
Zone. Interstitielle Pneumonie des rechten Unterlappens. | 


Histologisch: Zwischen den Sinus der Milz Säulen und Haufen . 


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großer blasser runder, ovaler und polyedrischer granulierter und 
vakuolisierter Zellen; oft Bindegewebszüge oder Retikulumfasern 
zwischen’ ihnen, auch Einzelzellen umgebend. Öfters zwei, selten drei 
Kerne. Große Zellen auch in den an Zahl verminderten Malpighischen 
Körperchen, zuerst im Zentrum. Blutpigment besonders in den großen 
blassen Zellen um die Malpighischen Körperchen. In einzelnen der 

oßen Elemente rote Blutkörperchen, auch Kernfragmente, doch ist 
Phase nicht häufig. Gelegentlich Mitosen in den vergrößerten 
Sinusendothelien und „alle Übergänge“ von diesen zu den großen 
Zellen. Leberstruktur aufgehoben, Ersatz der Leberzellbalken durch 
mehr oder minder vakuolisierte große Zellen, teils dunkler, teils heller 


N erstere scheinen Leberzellen, letztere Endothelzellen zu sein. 


inige vakuolisierte lange Zellen auch im periportalen Gewebe. Es 
ist vermehrt, erstreckt sich auch in die Läppchen. Auch in allen 
Lymphknoten mehr oder weniger ausgedehnte Einlagerung großer 
Zellen, wenn auch selbst bei totalem Ersatz des Iymphadenoiden Ge- 
webes das allgemeine Gerüstwerk erhalten bleibt.. In manchen großen 
Zellen rote Blutkörperchen und Leukozyten. Mitosen und Übergänge 
in die großen Zellen von den Endothelien der „Blut- und Lymphsinus“. 
Andrerseits auch genetische Beziehungen zu den Retikulumzellen. In 
den größeren Lymphknoten alveoläre Abteilung des großzelligen Ge- 
webes durch Bindegewebsstränge. Thymusgewebe völlig ersetzt durch 
einzelne oder gehäuft liegende große Zellen; Iymphoide Elemente 
waren nur noch um Hassalsche Körperchen erhalten. Im Magendarm- 
traktus große Schaumzellen, im ödematösen Schleimhautstroma zwischen 
den Drüsen, besonders in der Appendix. An der Oberfläche der Zökum- 
serosa eine Schicht lymphoiden Gewebes mit eingelagerten großen 
Zellen. Auch unter der Serosa und zwischen den verschiedenen Schichten 
des Dünndarms große Zellen in kleinen Herden. Große Zellen in allen 
lymphatischen Herden des Verdauungstraktus, doch wiegen die Lym- 


Knochenmark Eee gelb. - Thymus wie Lympliknoten. Leichte 
Schwellung der Nierenrinde mit gelblichem Ton. Nebennieren groß, 
je 8g, Marksubstanz gelber als normal. Peyersche Haufen, namentlich 
zur Klappe hin, vergrößert. Mukosa des Zökum nahe der Klappe 
hyperämisch. l i 


Die mikroskopischen Befunde sind im wesentlichen die näm- 
lichen wie vorher. In der Milz erscheinen die großen Zellen auch im 


‚ Lumen der Arterien, ebenso in der Leber „alterierte“ Leberzellen 


und große Zellen in Intima und Lumen der Portalgefäße. In den 
Lymphknoten Ersatz durch die großen Zellen namentlich im Mark. In den 
teilweise sehr ne rochenen Keimzentren große Zellen, hier rote 
Blutkörperchen unc Kenfiesante einschließend; an Stellen von be- 
sonderer Hyperplasie und Blutung mehr oder minder reichlich von 
grünlichgelben Pigmentkörnchen erfüllt. ` Abdominaldrüsen stärker 
als die äußeren betroffen. Im Knochenmark fehlt Fettgewebe gänz- 
lich, dafür sind bedeutende Mengen der großen Zellen vorhanden. 
Im Thymus sind die meisten Iymphoiden Elemente in Mark und Rinde 


durch mehr oder minder große Zellen wie im vorigen Fall er- 


setzt. Im Magendarmtraktus in der unteren Mukosalage einige 
große Zellen. Kleine Vakuolen in Magendrüsenzellen und Kolon- 
epithel. Große Zellen häufig in-den Glomerulusschlingen, zwischen den 

bulis und gelegentlich in Kapillaren. Nebennierenmark :wie ım 
vorigen Fall, schwer gegen die Rinde abzugrenzen. In der Adventitia 
einer großen Kapselarterie ein Haufen: der großen Zellen. In anderen. 
Kapselabschnitten jugendliche Stadien des Typus, mehr granuliert, 
weniger Tropfen enthaltend, stark ähnelnd den „Polyblasten“ des 
Bindegewebes. In vielen dieser Zellen rote Blutkörperchen. er 

ergänge von ihnen zu den großen Elementen. Azinus- und Insel- 
zellen des Pankreas etwas geschwollen, granuliert, vakuolisiert. Lung® 


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phozyten vor. Nierenepithelien vergrößert, granuliert, in den Tubuli Í wie im vorigen Fall. Thyreoidealepithelien vergrößert, rund oder oval 


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9, November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


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in die Lichtung ragend, mit Tropfen gefüllt. Vakuolen auch im Epithel 
der Tubuli und des Ausführungsganges der Glandula submaxillaris. In 
Pia, Cerebrum und Cerebellum große Zellen, reichlich in der Nachbar- 
schaft der Purkinjezellen. Kleine Tropfen auch in den Purkinjezellen selbst, 
‘den größten Teil des Zelleibes füllend. Ebenso in den Ganglienzellen 
der Vorderhörner des Rückenmarks, des Ganglion intervertebrale und 
‚in den Markscheiden der peripherischen Nerven. — 
Im Fall Siegmund war bei dem 9 Monate alten weiblichen 
. Säugling schon in den ersten Lebenswochen der dicke Leib auffallend. 
Starke Vergrößerung von Milz und Leber. Mäßige Anämie. Urin ohne 
Eiweiß und Zucker. Wa.R. on Tod an interkurrenter Pneumonie. 
Eine Schwester war gleichfalls im ersten Lebensjahre an Milz- und 
Leberschwellung gestorben. | 
Sektion: Milz 310 g, hart. Graugelblichrote Schnittfläche mit 
rötlichen Höfen um die Follikel. Lieber vergrößert, sehr hart, eigen- 
'tümlich graugelb. An Milzhilus und Leberpforte Pakete intensiv 
elb gefärbter Lymphdrüsen, Auch die vergrößerten mesenterialen 
rmpkidaen sind graugelb. An den übrigen Organen, insbesondere 


am Knochenmark nichts Auffallendes. Keine sichtbare Lipämie. Blut 


chemisch nicht untersucht. 


Mikroskopisch: Pulpa und Retikulumzellen der Milz in große, 
bei Mallorylärbung feinvakuoläre Elemente verwandelt. Endothelien 
der Venensinus nicht beteiligt. Gleiche Umwandlung der Kupfferschen 
Sternzellen sowie der Retikulumzellen von Lymphdrüsen und Knochen- 
mark. Neben der Lipoidzellenhyperplasie in der Leber „beginnende 
‚ Zirrhose“, Gewebe der Glissonschen Kapsel vermehrt, Leberzellen ver- 
größert und gequollen. 

Große Zellen im frischen Präparat eigentümlich transparent, 
wachsartig. Keine Doppeltbrechung, auch Vers6s Reaktion negativ. 
Färbung nach Smith-Dietrich, mit Spielmeyers Markscheiden- 
färbung und mit Weigerts Eisenhämatoxylin positiv. Ciaccio leicht 
positiv, ebenso leichte Reaktion mit Nilblau und Scharlachrot. Eisen 
und Kalk nicht nachweisbar. Reichlich doppeltbrechende Tropfen in 
einigen Sinusendothelien der Milz und in abgestoßenen Endothelien der 
m hsinus. Die gleichen Reaktionen wie die Schnitte bot ein durch 
Alkohol- Ather-Chloroformextraktion aus Milz und Leber gewonnener 
wachsartiger, leicht gelblicher Stoff. Die Analyse ergab nur wenig 
Cholesterinester und N. Dagegen reichlich Fettsäuren und namentlich 
Phosphor (als Lezithin.. Färbung nach Smith-Dietrich zeigte die 
Anwesenheit großer lipoidhaltiger Gefäßendothelien auch in der Haut, 
im Herz und in der Niere (Abb. 8); in letzterer lipoidhaltige große 
Zeilen in den Glomerulis, in den Epithelien der Harnkanälchen, vor 
allem der Hauptstücke, sowie Lipoidzylinder. — 

Ohne Zweifel hätte Siegmund das ihm fehlende „Gegen- 
stück in der Literatur“ zu seiner Beobachtung in Niemanns Mit- 
teilung und der Arbeit der amerikanischen Autoren finden können. 
Die Erkrankung betrifft in allen vier Rällen Mädchen, davon (unter 
elf Geschwistern) zwei Schwestern (Knox, Wahl und Schmeißer). 
Auch bei Siegmund war eine Schwester im ersten Lebensjahr an 
„Milz- und Leberschwellung“ zugrundegegangen. Die Kinder starben 
im Alter von 18, 11, 15 und 9 Monaten. Die Anschwellung des 
Leibes kann schon, wie im Falle Siegmund, in den ersten Lebens- 
wochen auffallen, die Milz- und Leberschwellung schon in dieser 
frühen Zeit festgestellt werden. Auch bei Niemann wird: der 
Krankheitsbeginn und der Befund des Milztumors für den Beginn 
des zweiten Lebensmonats angegeben. Die Kinder gedeihen nicht, 
bleiben in der Gesamtentwicklung zurück, werden immer elender. 
Der Leibesumfang nimmt stetig zu. Leichter Aszites und Stauungs-. 


erscheinungen (Ödem der Füße, der Augenlider, Stauungskatarrh . 


der Lungen) können auftreten. Das Hautkolorit namentlich an 
den dem Licht ausgesetzten Teilen (Gesicht, Arme) wird aul- 
fallend blaßbräunlich oder graulichgelb. Der Urin bleibt frei von 
Eiweiß und Zucker. Die äußeren Lymphknoten (Zervikal-, Axillar-, 
Inguinaldrüsen) sind mäßig, zuweilen aber auch bedeutend ver- 
srößert. Der Blutbefund ist der einer mäßigen Anämie mit relativer 
Lymphozytose. Milz und Leber können einen kolossalen „Umfang“ 
erlangen. Niemann gibt beim achtmonatigen Säugling 50 cm 
Leibesumfang an. Der Tod erfolgt unter Fortschreiten der all- 
gememen Abmagerung schließlich an Erschöpfung (Knox, Wahl 
und Schmeißer), bei Niemann unter Zunahme der Stauungs- 
erscheinungen und Auftreten von Durchfällen, bei Siegmund an 
Interkurrenter Pneumonie. Im zweiten der amerikanischen Fälle 
war durch Radiumanwendung Leukozytenverminderung und leichte 
Milzverkleinerung erzielt worden, freilich nicht ohne gleichzeitige 
Intoxikationserscheinungen. Die Milz erweist sich im jüngsten der 

e (Siegmund) von enormer Größe: 310 g schwer beim neun- 
monatigen Säugling. Auch in den anderen Fällen ist sie stark 
vergrößert, 86—100 g. Sie ist mehr oder weniger derb und hart, 
mit gerundeten Rändern. Die Schnittfläche ist entweder fleckig- 
unt, rot, gelb und grau in verschiedenen Tönen und Kombinationen 
oder diffus graugelblichrot mit rötlichen Höfen um die hier sicht- 


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baren Follikel; bei Niemann zeigt sie etwá linsengroße dicht- 
stehende, gelblichweiße, oft zusammenfließende Herde, so daß „die 
Schnittfläche aus einiger Entfernung völlig weißgelb“ erscheint. 
Gleichartiger ist der Durchschnitt der: stark vergrößerten Leber 
(415—420 g Gewicht bei Knox, Wahl und Schmeißer). Er ist 
gelb oder graugelb, bei Niemann in Farbe und Zeichnung einer 
exquisiten Fettleber gleichend, „wie wohl in Fällen von Phosphor- 
vergiltung“. Die Konsistenz wechselt. Sie ist sehr hart bei Sieg- 
mund, leicht vermehrt in Fall 1 und glaserkittähnlich in Fall 2 


bei Knox, Wahl und Schmeißer. Die letzteren sprechen in Falll 


auch von einer leichten flecklörmigen Fibrose. - ee 

Die äußeren Lymphknoten (Leistendrüsen, Knox, Wahl und 
Schmeißer) können erheblich geschwollen sein, ja, es kann die 
Vergrößerung überhaupt eine allgemeine sein, wie in den beiden 
amerikanischen Fällen. Besonders betrifft sie die abdominalen, die 
1—2 cm Durchmesser — sicherlich ein sehr erhebliches Maß bei 
den Kindern des ersten und zweiten Lebensjahres — erreichen 
können. Entweder sind sie ziemlich weich oder derber, mit grau- 
gelbrosafarbener, graugelber, mehr oder weniger fettgelber oder 
geradezu zitronengelber Oberfläche und gleichem Durchschnitt. Die 
bedeutendsten Vergrößerungen in förmlichen Paketen finden sich 
um das Pankreas, am Leber- und Milzhilus. Sowohl von der 
Schnittfläche der Leber wie der Lymphknoten, auch von den gelb- 
lichen Stellen des Milzdurchschnittes ist zäher gelblicher Saft von 
der Konsistenz kondensierter Milch abstreifbar. Das Knochenmark 
ist gelb, „hyperplastisch“ (Knox, Wahl und Schmeißer, Fall 2), 
wird freilich ein andermal (Siegmund) als frei bezeichnet. Der 
Thymus ist in den beiden amerikanischen Fällen ungewöhnlich gelb, 
von der Art der Lymphknotenveränderung. Auffallend ist die Ver- 
größerung der Nebennieren in drei der vier Fälle. 
kanischen wiegen sie je 5,5 bzw. 8 g. 
groß mit hervorstechend gelber Rinde; umgekehrt ist die anderen 
Male gerade das Mark blaßgelb bzw. gelber als normal. Die Nieren- 


rinde ist in den gleichen drei Fällen blaßgelb, der Darm (Knox, 


Wahl und Schmeißer, Fall 1 und 2) im Zustand follikulären 
oder einfachen Katarrhs. Dazu kommen die Befunde der inter- 
stitiellen Unterlappenpneumonie im ersten, anscheinend ähnlich auch 
im zweiten Fall der Amerikaner. Siegmünds kurze Angaben 
lassen den besonderen Befund der als Todesursache angegebenen 
Pneumonie außer Betracht. Ä 
Mikroskopisch ergibt sich als Grundlage der grob sichtbaren Ver- 
änderungen in Milz, Leber, Lymphdrüsen und Knochenmark, Thymus 
und Nebennierenmark in allerweitester Ausdehnung, aber überhaupt 
auch in makroskopisch unveränderten Organen (vgl. die sehr zahl- 
reichen Abbildungen der amerikanischen Autoren, Taf. I—IV) eine 
Einlagerung großer blasser, teilweise auffallend heller Zellen, die ihr 


besonderes Aussehen einem ausnahmslos nachweisbaren Einschluß 


von Neutralfett oder namentlich von Lipoiden verdanken. Im 
frischen Präparat (Siegmund) erscheinen .die großen Zellkörper 
wiederum eigentümlich transparent, „wachsartig“, im mikroskopischen 
Schnitt gehärteten Materials von runden Vakuolen erfüllt, die homo- 
genen Tropfen entsprechen, wabig oder schaumig mit azidophilen 
Plasmaresten. Die Zellform ist rund, oval oder polyedrisch, un- 


‚regelmäßig. Die Kerne sind klein, rund, in der Ein- oder Zweizahl, 


selten zu dreien. Ä 
In der Milz liegen sie zwischen den Sinus in Säulen oder 
Haufen, oft durch Bindegewebszüge getrennt oder im Maschenwerk 


‚feiner Retikulumfasern, erscheinen ferner in den an. Zahl ver- 
minderten Malpighischen Körperchen, zuerst im Zentrum, oder sie 


durch- und ersetzen das ganze Milzgewebe bis auf geringe Reste 
der normalen Zellen; auch im Arterienlumen werden sie sichtbar 
(Knox, Wahl und Schmeißer, Fall 2). Sie gehen aus Retikulum- 


‚zellen (Niemann, Siegmund) und Pulpazellen (Siegmund), aber 


auch aus vergrößerten Sinusendothelien hervor; diese zeigen ge- 
legentlich Mitosen und „alle Übergänge“ zu den großen Zellen 
(Knox, Wahl und Schmeißer, Fall 1). Besonders in der Um- 
gebung der Malpighischen Körperchen können diese Blutpigment, 
sonst auch manchmal rote Blutkörperchen und Kerniragmente ein- 
schließen, wenn auch Phagozytose nicht häufig ist. 

Auch in der Leber kann der Ersatz des Parenchyms so weit 
gehen, daß wenn schon die Anordnung sich noch einigermaßen 
strangartig erhält, kaum mehr normale Leberzellen sich finden. Die 
großen vakuolisierten Zellen entstehen: hier teils aus den Kapillar- 
endothelien (Kupflerschen Sternzellen), teils aber aus’ den Leberzellen 
selbst. Neben der unter Umständen schon makroskopisch aus- 


-gesprochenen „ilecklörmigen Fibrose“ besteht auch histologisch 


beginnende Zirrhose. Auch im vermehrten periportalen Bindegewebe 


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1564 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


können 'vakuolisierte lange Zellen vorkommen; große Zellen liegen 
ferner in der Intima und im Lumen der Portalgefäße. 

In den Lymphknoten entstehen sig aus den Retikulumzellen 
und den Endothelzellen der Biuträume und Lymphsinus, die Mitosen 
und Übergänge aufweisen (Knox, Wahl und Schmeißer, Fall 1). 
In das Iymphadenoide Parenchym sind sie in Gruppen eingesprengt 


oder ersetzen es völlig; umfänglichere Abschnitte der großen Zellen 


werden dabei durch Bindegewebszüge alveolär geteilt; das allgemeine 
Gerüst der Lymphknoten bleibt erhalten. Auch hier findet sich 
zuweilen Erythrophagie oder Einschluß von Leukozyten und Kern- 
iragmenten, besonders im Bereich ausgesprochener Keimzentren. 
An Stellen stärkerer Hyperämie oder Blutung sind grünlichgeibe 
Pigmentkörnchen in den großen Zellen eingeschlossen. 


Der Thymus ist bis auf geringe Reste der lymphoiden Zellen 


um die. Hassalschen Körperchen völlig durch die großen Zellkörper 


substituiert. Ebenso ist das Knochenmark, auch wo es makro- 


skopisch unbeteiligt erscheint, von diesen durchsetzt; sie entstammen 
hier den Retikulumzellen. 

auch bei starkem Lipoidgehalt anscheinend von den großen Zellen 
unterscheidbar. Aber das Mark, bei sehwacher Vergrößerung ge- 
wöhnlichem Fettgewebe gleichend, ist von diesen bis auf geringe 
Reste aufgezehrt. Knox, Wahl und Schmeißer treffen in der 
Adventitia einer Nebennieren-Kapselarterie Haufen großer Zellen, in 
anderen Kapselabschnritten mehr granulierte als vakuolisierte 


„jugendliche Stadien des Typus“, ähnlich den Polyblasten des 


Bindegewebes und häufig rote Blutkörperchen einschließend. Schaum- 
zellen sind ferner in allen Iymphatischen Herden des Magendarm- 
traktus enthalten und liegen auch mehr oder minder reichlich im 
ödematösen Schleimhautstroma und in den übrigen Darmschichten 
«bis unter die Serosa hin. Knox, Wahl und Schmeißer nennen 
auch „kleine Vakuolen“ im Magendrüsen- und im Kolonepithel. 
Sie finden sich ebenso in der Niere im Epithel der Tubuli contorti; 
Siegmund führt die Epithelien der Harnkanälchen, namentlich die 
der Hauptstücke, ausdrücklich unter den lipoidhaltigen Zellen des 
Falles auf. Sonst entsteben die Schaumzellen in der Niere aus den 
Glomerulusendothelien, liegen innerhalb der Schlingen; finden sich 
ferner frei zwischen den Tubulis und gelegentlich in den intertubu- 


lären Kapillaren, hier wieder den Endothelien entstammend. Auch 


Lipoidzylinder kommen vor (Siegmund). 


Das Pankreas enthält im Stroma einzelne kleine Herde 
vakuolisierter Endothelien, zeigt ferner Vakuolen auch in großen 
Azinus- unä Inselzellen. Stark vakuolisiert können die Herzmuskel- 
zellen sein, die Endothelien der Blutgefäße des Organs groß, lipoid- 
tropfenhaltig wie die der Blutgefäße der Haut. Tropfen oder 
Vakuolen enthalten auch die Epithelien der Thyreoidea, der Schläuche 
und des Ausführungsganges der Unterkieferspeicheldrüse. Die großen 


Zellen in den Alveolen im Gebiet der interstitiellen Pneumonie. 


(Knox, Wahl und Schmeißer) entsprechen wohl den diesem 
Prozeß als solehem eigenen Veränderungen der Alveolarepithelien. 
Aber sie sind auch in die Adventitia kleiner Lungenarterienäste 
und in das Lungeninterstitium eingelagert. Selbst das zentrale und 
peripherische Nervensystem ist nach Knox, Wahl und Schmeißer 
nicht verschont. Schaumzellen finden sich in Cerebum, Cerebellum 
und Pia, Tropfen in den Purkinjezellen, in den Ganglienzellen der 
Vorderhörner des Rückenmarkes, des Ganglion intervertebrale und 
sogar in den Markscheiden der peripherischen Nerven. 

Mikrochemisch charakterisiert Niemann die den Zellen ein- 
gelagerte Substanz schlechthin als „Lipoide“. Bei Siegmund sind 
es „vorwiegend Phosphatide“. Knox, Wahl und Schmeißer' 
schließen auf ein „myelinähnliches“, wahrscheinlich dem Lezithin 
nahestehendes Lipoid, also gleichfalls ein Phosphatid. Dazu stimmt 
bei Siegmund genau das mikrochemische Verhalten der durch 
Alkohol-Äther-Chloroformextraktion aus Milz und Leber erhaltenen 
wachsartigen Substanz und die chemische Analyse der Milz, die 
unter den durch Alkohol-Ather-Chloroformextraktion gewonnenen 
Gesamtlipoiden — 11,6 % gegen 1,1 °/, der Normalmilz — 6,4 % 
auf Lezithin berechnete P-Werte gegen 0,08 der Normalmilz ergab. 
Die Analyse der Milz des ersten Falles von Knox, Wahl und 
Schmeißer durch Wahl und Richardson erwies eine Ver- 
minderung der osmierbaren Fette und eine Vermehrung des 
Cholesterins und Lezithins. | 

Freilich sind namentlich in den beiden amerikanischen Fällen, 
wie die obigen Angaben zeigen, die mikrochemischen Befunde doch 


. etwas komplizierter. ‘ Scharlachrotfärbung erweist in den meisten 


Organen, besonders in Milz, Leber und Lymphdrüsen auch Zellen 
mit stark gefärbten Neutralfetttropfen sowie alle Zwischenstufen 
von den ungefärbten zu diesen, und weiter enthalten manche große 


| 9. November 
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Schultze gefundenen. 


Die Nebennierenrindenzellen bleiben . 


Zellen in Milz und Leber reichlich anisotrope Substanz in Form von 
Tropfen und Nadeln. Auch bei Siegmund waren doppeltbrechende 


: Tropfen in einigen Sinusendothelien der Milz, im Glissonschen Ge- 


webe der Leber und in abgestoßenen Endothelien der Lymphsinus 
reichlich zu finden. Esgibt also auch bier wie in Lipoidophagen bei 
den diabetisch-Äipämischen Zuständen Mischungen von Lipoid und 
Neutralfett in den nämlichen Zellen, d. h. es variieren Zellen des 
gleichen ‚Falles: in ihren mikrochemischen Befunden. Wahl und 
Richardson erklären die mikrochemischen Reaktionen im Fall 1 
Knox, Wahl und Schmeißers als identisch mit denen, die Lutz 
bei diabetischer Lipämie erbielt und sehr ähnlich den hierbei von ` 
Knox, Wahl und Schmeißer nehmen 
für ihre Fälle allgemein. eine auf die Lipoidmetamorphose auf- 
gepfropfte Verlettung oder aber eine Umbildung fettähnlicher 
Substanz zu Neutralfett in den großen Zellen an — umgekehrt wie 
Lutz, der (vergl. o.) gerade auf eine allmähliche myelinartige Um- 
wandlung der Neutralfette in Phosphatide schließt. Aber natürlich 
ändern diese individuellen Schwankungen und Unterschiede nichts 
an der Tatsache, daß das chemische: Charakteristikum der großen 
auffallenden Zellkörper in sämtlichen Fällen dieser Gruppe durch die 
Einlagerung fettiger und vor allem lipoider' Substanzen, in erster 
Linie anscheinend von Lezithin gegeben ist. l 
. Eigentlich ist es auffällig, daß abgesehen von der neuerlichen 
Ablehnung der Knox-Wahl-Schmeißerschen Fälle durch Mandle- 
baum (1919) alle diese vier Beobachtungen von Mandlebaum- 
Downey, Kraus, Fahr-Stamm, Reber und Epstein?!) ohne 
Kritik dem Morbus Gaucher zugezählt werden. Wird doch der 
Niemannsche Fall von so exakten Untersuchern wie Mandlebaum-: 
Downey als „unzweifelhafer* Gaucherfall gedeutet. Und nicht 
minder auffällig sind‘ die Anschauungen der Autoren (Niemann, 
Knox, Wahl und Schmeißer bzw. Wahl und Richardson sowie 


Siegmund) selbst über die Stellung ihrer Fälle zur Gaucher- 
krankheit. | 


Niemann nimmt die pathologisch-anatomische Einheit seiner 


‚Befunde mit denen bei Morbus Gaucher, übrigens auch mit denen 


Schultzes bei diäbetischer Lipämie an, hebt aber gegen den 
Morbus Gaucher gewisse klinische Unterschiede hervor. Siegmund 
glaubt Anbaltspunkte für die Möglichkeit einer Umwandlung oder 
Weiterverarbeitung aufgespeicherter Fettsubstanzen in komplizierte 
eiweißartige Stoffe zu haben, wie sie in der Gaucherzelle zur Ab- 
lagerung kommen; so könnte „die experimentelle Lipoidzellhyper- 
plasie mit gespeicherten anisotropen Cholesterinestern, sein Fall 
mit vorwiegend phosphorhaltigem Lipoid und die sogenannte Spleno- 
megalie Gaucher ohne färberisch darstellbares Lipoid“ verschiedene 
Stadien eines prinzipiell gleichen Vorganges, sein eigener Fall also 
ein „Frühstadium“ des Morbus Gaucher darstellen. 

Den radikalsten Standpunkt vertreien Wahl-Richardson 
und Knox, Wahl und Schmeißer. Sie leugnen vollends jede Spezi- 
fizität der Gaucherzelle sowohl wie des Morbus Gaucher. Es ist 
nach ihnen kein Zweifel hinsichtlich der Identität der Gaugher- 
zellen mit den großen blassen lipoidhaltigen Zellen ihrer beiden 
Fälle, die wiederum die nämlichen sind wie die Lipoidophagen bei 
diabetischer Lipämie oder bei chronischen eitrigen Entzündungen 


‚im Granulationsgewebe. Sind Gaucherzellen, wie die Lipoidophagen 


von Kawamura bei der diabetischen Lipämie, im strömenden Blut 
bisher nicht gefunden, so hat man vielleicht nicht genug danach 


gesucht. Die Gaucherkrankheit beruht auf einer Störung des Lipoid- 


und Fettstofiwechsels, die in einer Lipoidanhäufung im Plasma der 
Gaucherzelle zum Ausdruck kommt. In die „Gauchergruppe‘ ge- 
hört jede Krankheit, bei der die Milz für sich oder in Verbindung 
mit anderen Organen zahlreiche große blasse, granulierte oder 
vakuolisierte Zellen einschließt, die mikroskopische Lipoidreaktion 
geben und die Neigung zu ausgedehnter und diffuser Verbreitung 
besitzen. Jeder Versuch, den Befund auf ein Organ oder auf eine 
bestimmte Gruppe von Organen zu beschränken, ist willkürlich, 
und je mehr Fälle beschrieben werden, desto größer ist die Zahl 
der betroffenen Organe, | l 
So viele Sätze, so viele Unrichtigkeiten. Die durch zahlreiche, 
regelmäßig wiederkehrende Befunde erwiesenen Gesetzmäßigkeiten 
des Morbus Gaucher, seine genau umschriebene Lokalisation 1 
Milz, Lymphdrüsen, Leber und Knochenmark, die morphologisch® 
und mikrochemische Spezifizität der Gaucherzelle, die nach den 
immer aufs neue wiederholten Untersuchungen gerade zu den Fetten 
und Lipoiden keinerlei nachweisbare Beziehung aufweist, sind sichere 
Tatsachen. Man muß im Gegenteil sagen, daß, wenn man von 6% 


21) Betr. Epsteins jüngster Stellung zum Fall Siegmund vgl u 


9. November 


Von mt Sum mc = e 


wissen klinischen _ Anklängen und der rein oberflächlichen 
morphologischen Ähnlichkeit der eingelagerten großen Zellen 
absieht, nichts als Unterschiede durchgreifendster Art für die 
Fälle der oben aufgestellten Gruppe gegen den Morbus Gaucher 


| sich ergeben. 


Da durch E. J. Kraus, Rusca und die von mir untersuchte 
Beobachtung C. Nauwerks der Morbus Gaucher des Säuglings- 
und frühesten Kindesalters klinisch und anatomisch genau bekannt 
ist, so besteht die Möglichkeit unmittelbaren Vergleichs. Die ersten 
klinischen Erscheinungen können, wie beim Morbus Gaucher?2), in 


. eine so frühe Zeit fallen, daß auch hier mit gutem Grund die 


Krankheit als angeboren betrachtet werden kann, umsomehr als 
hier sogar schon in den ersten Lebenswochen und mit Beginn des 
zweiten Lebensmonats Milz- und Lebertumoren festgestellt werden. 
Daß unter der allerdings kleinen Gesamtzahl ausschließlich weib- 
liche Säuglinge erkrankt sind, zu der Milz- und Leberschwellung 


‚ auch eine gelbliche oder bräunliche Hautverfärbung und eine mäßige 


Anämie mit relativer Lymphozytose sich gesellt, sind weitere Über- 
einsimmungen. Was aber einen bedeutenden und grundsätzlichen 
Unterschied ausmacht, ist das offenbar weit schnellere Wachstum 
der Milz- und Lebertumoren, das, wie schon hervorgehoben, im Falle 
Niemanns bereits im achten Lebensmonat einen Leibesumfang 
von 50 cm zustande bringt. _ | 


Zeigen ferner die im Ablauf oder am Ende des ersten Lebens- 
jahres zur Obduktion gelangten Gaucherfälle in allem einen anatomisch- 
histologisch genau so vollkommenen Typus wie dieGaucherfälle irgend- 
eines Erwachsenen, so erinnern die Befunde in unserer Gruppe an 
diesen Typus in nichts. Die weit bedeutendere, allgemeinere und 
diffusere Einlagerung der Lipoidzellen läßt die umschriebenen Sprenke- 
kungen und Äderungen im Parenchym der Iymphatisch-hämato- 
poetischen Organe nicht zustande kommen. Sie kann schon beim 
Säugling eine Riesenmilz erzeugen (von 310 g Gewicht im Fall 
Siegmund), und sie führt mikroskopisch zu schwerer, selbst voll- 
kommenster Auflösung der normalen Struktur. So entstehen an 
der Milz die wechselnden gröber gefleckten oder diffus veränderten 
Bilder der Schnittfläche, an der Leber mehr oder weniger das Aus- 
sehen einer Fettleber, die diffuse gelbe Hyperplasie des Knochen- 
markes und die starke Vergrößerung der Lymphdrüsen, die schon 
beim Säugling umfängliche fett- oder zitronengelbe Pakete bilden. 
Fettig-emulsiver Saft fließt von dem gelben Durchschnitt der Organe 
oder läßt sich von ihm abstreichen. Auch die äußeren Lymph- 
knoten, z. B. in der Leiste, können hier erheblich vergrößert sein, 
und zur Probe exzidierte Nacken- oder Achseldrüsen lassen, was 
beim Morbus Gaucher, auch bei viel längerer Krankheitsdauer, beim 

rwachsenen nicht gelingt, zahlreiche Einlagerungen der großen 
Zellen erkennen. Der fast völlige lipoidzellige Ersatz des Thymus 
ist: hier im Gegensatz zum Morbus Gaucher Teilerscheinung des 
Krankheitsprozesses. Die Nebennieren gelangen zu sehr bedeutender 
Hyperplasie, teils durch Vergrößerung der Rindenzellen, teils durch 
ausgedehntesten lipoidzelligen Ersatz des Markes. Groß ist die 
ahi weiterer Organe und Gewebe, in denen das Mikroskop die 
inlagerung der schaumigen Lipoidzellen feststellt: in den Lymph- 
knötchen des Magendarmtraktus und in den einzelnen Schichten 
der Darmwand selbst, in der Niere, in der bindegewebigen Kapsel 
der Nebennieren, in Pankreas, Schilddrüse, Glandula submaxillaris, 
Im Herzen, in der Lunge, in der Haut, auch (Fall 2 Knox, Wahl 
und Schmeißer) im Zentralnervensystem nebst der Pia und in 
den Intervertebralganglien. Tropfige Einlagerung besteht sogar auch 
in den Markscheiden an den peripherischen Nerven ??). 


Fast noch mannigfaltiger ist die Art derjenigen Gewebs- 
elemente, die an der Histiogenese der Lipoidzellen sich beteiligen. 
Beim Morbus Gaucher erschöpft sie sich in den Retikulumzellen 
a gewissen Gruppen von Klasmatozyten, in der Glissonschen 

apsel, 


e & 


u) 
heitsbild“, da er ein Kind „jüngsten Alters“ betraf und „schnell und 
deletär endigte“, 


en neueren Fällen des schon bei Säuglingen und Kindern unter Um- 

ständen tödlich endigenden Morbus Gaucher aber besteht eine Gegen- 

Sätzlichkeit des klinischen Krankheitsbildes in diesen Richtungen zum 
orbus Gaucher nicht. 


”) Da die mikroskopischen Bilder der Hirnrinde des Falles. mit 
denen der familiären amaurotischen Idiotie übereinstimmen (vgl. L. c. 
Abb. 19 und 20 mit 21 und 22), auf die auch der Augenspiegelbefund 
verweist, mag hier eine Kombination mit diesem Zustand vorliegen. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. | | 


typus im Bindegewebe der Nebennierenkapsel. 


der Wand der Portalvenen oder in der Adventitia und. 


Niemann charakterisierte seinen Fall als „unbekanntes Krank- 


entgegen dem Morbus Gaucher, der immer bei Er-. 
wachsenen beobachtet werde und in mehreren Dezennien ablaufe. Nach 


1565 


Periadventitia derZentralvenen der Leberläpp chen und kleiner Arterien 
der Milz. Hier dagegen sind es in den am weitesten entwickelten 
Knox-Wahl-Schmeißerschen Fällen außer den Retikulumzellen die 
Milzpulpazellen, die Endothelien der Sinus der Lymphknoten (Mi- 
tosen, „Übergänge“), besonders auch die Blutgefäßendothelien, seien 
es die der venösen Sinus der Milz oder der Gefäße der Lymphknoten, 
die Endothelien der Kapillaren der Leber, der Glomeruli, der inter- 
tubulären Kapillaren der Niere, die Gefäßendothelien von Herz, 
Haut, Pankreas; die adventitiellen Klasmatozyten in der Neben- 
nierenkapsel oder an den Arterien der Lunge; die Klasmatozyten 


‚(junge Bindegewebszellen und Fibroplasten) des Nebennierenkapsel- 


bindegewebes selbst, des Nebennierenmarkes (oder dessen spezi- 


fische Elemente?), des Nieren- und Lungeninterstitiums, der Darm- 


wandschichten; „möglicherweise auch große Lymphozyten“. Das 
grundsätzlich Besondere aber ist, daß außer allen diesen Gliedern 
des Histiozytensystems an dem Speicherungsprozeß auch die spezi- 
fischen Organparenchyme sich beteiligen. Es speichern die Epi- 
thelien der Leber, der Magendrüsen und der Dickdarmschleim- 
haut, der Tubuli contorti, der Inseln und Tubuli des Pankreas, der 
Schilddrüse, der Tubuli und des Ausführungsganges der Unter- 
kieferspeicheldrüse; weiter auch die Muskelzellen des Herzens, im 
Zentralnervensystem und in den Intervertebralganglien neben Glia- 
zellen anscheinend auch die Ganglienzellen. Epithelien der Leber 
und Niere, besonders die der Hauptstücke, werden zu großen Lipoid- 
zellen genau von der Art der histiozytären, lassen in der Niere 
echte Lipoidzylinder hervorgehen und können an der Entstehung 
der makroskopisch ausgesprochenen blaßgelben Tönung der Nieren- 
rinde stark beteiligt sein. l 


Rein morphologisch decken sich die Lipoidzellen dieser Gruppe 
mit denLipoidophagen bei der diabetischen Lipämie, sind nur zum Teil 
etwas unregelmäßiger konfiguriert, zumal wo sie aus Epithelien hervor- 
gehen, haben wie jene ein bis zwei, selten drei Kerne, erscheinen nicht 
als vielkernige Riesenzellen oder Synzytien, färben sich nach Mallory 
blaß, sind als „Schaumzellen“ von gleichmäßig runden Waben oder 
Vakuolen erfüllt, also genau wie dort gegen die von Lipoid freien 
Gaucherzellen verschieden2), Da Knox, Wahl und Schmeißer 
histiologisch die großen Zellkörper auch im Lumen von Arterien zu 
Gesicht bekamen, so würde auch hier an die Möglichkeit der intra- 


vitalen freien Zirkulation wie bei den ‘Makrophagen der diabeti- 


schen Lipämie gedacht werden können. Lutz sah in einigen der 
phosphatidhaltigen großen Zellen seines ersten Falles bei diabeti- 
scher Lipämie zugleich Eisenpigment. Knox, Wahl und Schmeißer 
fanden in Lipoidophagen der Milz Erythrophagie und Kernfragmente, 
Blutpigment namentlich in solchen aus der Umgebung der Mal- 
pighischen Körperchen; in großen Zellen der Lymphknoten, be- 
sonders innerhalb gut entwickelter Keimzentren ebenfalls zuweilen 
Erythrophagie, Kernfragmente oder ganze Leukozyten; grünlichgelbe 
Pigmentkörnchen nur an Stellen stärkerer -Hyperämie oder Blutung, 
häufiger Erythrophagie in jugendlichen Formen des großen Zell- 


Die oflenkundigen morphologischen Übereinstimmungen der 
Lipoidzellen bei den diabetisch-lipämischen Zuständen auf der 
einen, den Fällen dieser durch Niemann eingeleiteten Gruppe auf 
der anderen Seite haben dazu geführt, in der Pathogenese der 
letzteren gleichfalls einer Stoffwechselanomalie die bestimmende 
Rolle zuzuerteilen. Niemann hielt eine Stoffwechselstörung für 
mehr als wahrscheinlich. Ähnlich Knox, Wahl und Schmeißer; 
sie lassen bei dieser die in ihren beiden Fällen gefundene In- 
filtration des Markes der Nebennieren „mit wichtiger Rolle“ be- 
teiligt sein, vielleicht auch die Milz als Organ des Fettstoffwechsels. 
Da die lipoidzelligen Einlagerungen im Nebennierenmark, wie ich 
glaube, in gleicher Linie mit denen der übrigen Organe erst sekundär 
als Folge der: Stofiwechselstörung zustandekommen, können sie für 
deren Ursache unmöglich etwas zu bedeuten haben. Dagegen wäre 
es, worauf schon Niemann hinweist, theoretisch in der Tat mög- 
lich, daß die Einlagerung der lipoiden Stoffe in die Zelle „erst 
sekundär“ erfolgt, nachdem „primär die Umwandlung (d. i. die Er- 
krankung) derselben infolge irgend eines Reizes (Lues? Tuber- 


kulose?) stattgefunden hat“. Es könnte also etwa die Milz zugleich 


mit den Lymphdrüsen,. in denen beiden für die Verarbeitung des 
Fettes tätige Lipasen erwiesen sind (Bergell), oder überhaupt der 
gesamte im Fettstoffwechsel wirksame „retikulo-endotheliale Apparat“ 


24) Um so mehr wäre vielleicht auf das frischen Gaucherzellen 
gleichende, glänzend homogene oder eigentümlich transparente wachs- 


artige Aussehen des Zellkörpers (Schultze, Marchand bzw. Sieg- 


mund) im frischen Präparat hinzuweisen. 


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für wahrscheinlich hält. Das primäre und ausschlaggebende Moment 


-liegenden Material weder eine Lipämie beobachtet, noch überhaupt 


"besondere -Phosphatiden' führt, und da die Krankheit als eine kon- 


- Exzeß des Angebots. gleichsam erzwungen. Hier sehe ich auch 


= muß der Tod im Säuglings- oder frühen Kindesalter erfolgen, weil Anatomie und der Sektion für Physiologie und physiologisch 


1566 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 9. November 


primär erkrankt sein und zwar nicht ‚sowohl durch einen „Reiz“ 
als im Sinne einer angeborenen funktionellen Abweichung. In 
dieser primären zellulären Störung - könnte die krankhafte Um- 
stellung des Fett- und Lipoidstoffiwechsels sieh begründen. Sieg- 
munds Fragestellung, ob die Lipoideinlagerung in den Zellen Folge 
vermehrten Angebots oder gestörter Verarbeitung und Abgabe sei, 
läuft im Prinzip auf dasselbe hinaus. Mir scheint auch diese Auf- 
fassung der primären zellulären Dysfunktion nicht wahrscheinlich: 
Wie besonders die Befunde von Knox, Wahl, Schmeißer und 
Siegmund übereinstimmend lehren, greift die Lipoidzellgenese hier 
im weitesten Umfang über das retikulo-endotheliale oder überhaupt 
das ganze Histiozytensystem hinaus und bezieht, wie gesagt, auch 
die spezifischen Parenchyme ein. Es werden darum wohl am ein- 
leuchtendsten alle Lipoidzelleinlagerungen genetisch von einem ge- 
meinsamen Gesichtspunkte aus erklärt, nämlich dem der primären 
Überladung des Blutes und der Gewebssäfte mit dem lipoiden Material. | 
Für eine Genese in diesem Sinne ist ja die diabetische Lipämie mit. 
ihren prinzipiell gleichen Zellveränderungen das bereits gegebene 
Beispiel. Siegmund widerspricht sich selbst, wenn er das Wesen 
der Erkrankung in der Unfähigkeit einer geordneten Verarbeitung 
und Abgabe durch die Zellen — wie für das Eisen bei der Hämo- 
chromatose — sieht, andrerseits eine Vermehrung der Blutlipoide 


gesetzt werden. Ob es auch hierhergehörige Fälle milderen und 
. chronischen Verlaufs gibt, die in die späteren Lebensjahre hinein- 
reichen, bleibt abzuwarten. A priori sei diese Möglichkeit ausdrücklich 
zugelassen?®). Natürlich müßten hier in erster Linie diabetisch- 
lipämische Zustände exakt ausgeschlossen werden. An dem Typus 
als solchem würde dadurch Nichts geändert. 


Es ist in dieser Richtung vielleicht bemerkenswert, daß mir 
der Fall Niemann geradezu das Experimentum crucis für die von mir 
gelolgerte Spezifizität der Krankheitsgruppe ermöglichte. Niemann 
hatte ihn anatomisch-histologisch mit dem Morbus Gaucher identi- 
fiziert, dabei als Fett- und .Lipoidreaktion lediglich die Sudan- 
färbung herangezogen. Meiner Auffassung gemäß gehörte der Fall 
nach seinen klinischen und anatomisch-histologischen Eigenschaften 
an die Seite der Fälle von Knox, Wahl, Schmeißer und Sieg- 
mund, und die großen Zellen mußten wie dort Lipoidzellen sein. 
Meine Nachprüfung des von Niemann aufbewahrten und mir seiner- 
zeit freundlichst überlassenen Milzmaterials (Stücke der anderen 
Organe waren nicht mehr zur Hand) ergab in der Tat in den Zellen 
positiven Ausfall der Smith-Dietrich-Färbung und positiven Aus- 
fall der Weigertschen Eisenhämatoxylinfärbung, also, wie zu er- 
warten, ein Phosphatid. | 


Es bleibt die Benennung dieser Krankheitsform. Niemann, 

der das in seinem Fall gegebene „unbekannte Krankheitsbild“, den 
Morbus Gaucher und die Lipoidzellenhyperplasie bei dem diabetisch- 
lipämischen Zustande lediglich als drei verschiedene klinische Äuße- 


ist nach meiner Auffassung das letztere. Da in dem bisher vor- 


eine chemische Untersuchung des Blutes am Lebenden oder an der - 
Leiche auf Feit und Lipoide vorgenommen ist, so würde die tatsäch- 
liche Unterlage für diese Auffassung bei erster Gelegenheit erbracht 
werden müssen. Ferner würde wohl auch zu versuchen sein, die 
Ursache der als primär aufzufassenden Stofiwechselstörung (etwa in 
innersekretorischen Vorgängen?) aufzufinden. 


`- Ich möchte also in den Mittelpunkt der Pathogenese dieser 
Fälle eine primäre Störung des Stoffwechsels stellen, die zu einer 
Überladung des Blutes und der Gewebe mit Lipoidsubstanzen, ins- 


als Benennung „großzellige Drüsenmetamorphose“ vor. Das Haupt- 

gewicht würde hierbei auf die „Umwandlung“ gelegt und zugleich 
würde „die Affektion nicht als auf eine Drüse, etwa die Milz, be- 
- schränkt, sondern eine Mehrzahl von Drüsen: in. Mitleidenschaft 
ziehend gekennzeichnet“.. Es wird nicht deutlich, ob Niemann 
diese Bezeichnung nur für das „unbekannte Krankheitsbild“ oder 
zugleich auch für den Morbus Gaucher und die diabetische. Lipoid- 
zellenhyperplasie angewendet wissen will. Abzulehnen ist sie in 
jedem Fall. Ganz abgesehen davon, daß die Gleichstellung der 
Milz und der Lymphdrüsen (auch des Knochenmarkes) mit der 
Leber als „Drüsen“ nicht dem üblichen medizinischen Sprach- 
gebrauch entspricht, sagt der Name über den wesentlichsten Punkt — 
die chemisch-biologische Verschiedenheit der großen Zellen ins- 
besondere gegen den Morbus Gaucher — nichts aus. - 


Ich möchte die von mir in diesen Ausführungen aufgestellte 
Krankheitsgruppe gegenüber der Splenohepatomegalie Typus Gaucher 
als lipoidzellige Splenohepatomegalie kennzeichnen. Damit 
würde die auch das klinische Bild beherrschende Organveränderung 
und die für die Gesamtbefunde wesentliche Zellveränderung Mm 
gleicher Weise charakterisiert. | 


Bestätigt sich die von Epstein aus der grobchemischen Milz: 
analyse gefolgerte Identität des Gaucherstolfkomplexes mit einem 
cerebrinähnlichen Körper?”), so wäre allerdings diese Bezeichnung 
nicht ausreichend. Denn auch das Cerebrin mit seinen chemischen 
nächsten Verwandten — dem Pseudocerebrin, dem Kerasin (Homo- 
cerebrin) und dem Cerebron — wird nach der heutigen Auffassung 
bei den Lipoiden untergebracht. Nach den mir von Herrn Martin 
Jacoby freundlichst zur Verfügung überlassenen Ausführungen 
„stehen diese Körper im System so an der Grenze“, dab ihre Bin- 
fügung bei den Lipoiden „mehr einer konventionellen Nomenklatur 
entspricht, wie man sie auch sonst „vorläufig in Grenzgebieten 
anwendet“. ' Immerhin würden diese Momente bei der Benennung 


stitutionelle Abweichung mit auf die Welt gebracht wird und fami- 
liären Charakter besitzt, so würde sie in die Reihe anderer angeborener 
konstitutioneller gleichfalls familiärer Stoffwechselstörungen treten, 
wie die Alkaptonurie, die Cystinurie usw., die zum Teil — ich 
erinnere an die alkaptonurische Ochronose — gleichfalls ihren be- 
sonderen anatomischen Ausdruck finden. 


Die Speicherung des {remdarligen Stofikomplexes erfolgt 
in erster Linie durch die Histiozyten und bei dem besonderen 
Reichtum von Milz, Lymphdrüsen, Knochenmark und Leber an 
speichernden „Retikuloendothelien“ wohl zunächst hier und unter 
besonderer Vergrößerung dieser Organe. Die weite Verbreitung des 
Makrophagensystems und seine lebhafte Speicherungstendenz, wie 
sie Lubarsch gerade für das Säuglingsalter gezeigt hat, veranlaßt 
die Lipoidzelleinlagerung an zahlreichen Stellen und in zahlreiche 
Organe, bis nach der Übersättigung und Verstopfung der natür- 
lichen Speicherungsorte jede „Systematisierung“ ihr Ende erreicht 
und auch die Parenchymzellen. (Epithelien, Herzmuskelzellen) zur 
Speicherung gedrängt werden. Ihre Beteiligung wird durch den 


den Schlüssel für die Besonderheiten, die die Fälle dieser Gruppe 
in so starken Gegensatz zum Morbus Gaucher bringen. Es ist die 
quali- oder quantitative oder in beiden Richtungen gegebene besondere 
Intensität des im Blute kreisenden stofllichen Reizes, die alsbald 
die Speicherungsmöglichkeit des gesamten Histiozytensystems in An- 
spruch nimmt. Sie ist es, die die diffusen‘ ungeordneten Ein- 
lagerungen der Lipoidzellen in den Iymphatisch-hämatopoetischen 
Organen, deren a nn nn ke 
frühesten Lebenswochen, die ebenso schnell vorschreitende Erschöpfun ' , PENGET: , : 
des physiologischen Speicherungsapparates, die außersewölinlichen Ker ) Er Ne a a L am Material Bpsteinsn 
und Ausgedehnten Speicherungsorte und durch die Störung und | 1 ies Ganıherai geldidenen ükshelnfeher Phafzhaie an 
Ausschaltung wichtiger Funktionen der Organe frühen Erschöpfungs- | ihm nur alkohol-, nicht ätherlöslich, also keine Cholesterinester, kein 
tod bewirkt*5). Lecithin oder dgl. Epstein hat laut brieflicher Mitteilung an mt 

Der Morbus Gaucher kann im Säuglings- oder frühen Kindes- | insbesondere über die Identität des Gaucherstoffkomplexes mit oo. 
alter zum Tode führen unter dem dieser Krankheit gesetzmäßig auf der Naturforscherver sammlung in Innsbruck (Sitzungen u $A 
eigentümlichen anatomischen Bild. In den Fällen unserer Gruppe tember 1924 der Sektion für allgemeine Pathologie und patbo ne mie) 
Ba 2 5 nähere Mitteilu ; ie ich selbst in den 
die Organe mit Lipoidzellen überschwemmt und außer Funktion yorsichenden Aufführungen Be oo ih ve sovi in rs 

| | ortrage auf der Tagun an] er Deu 

25) Der Exzeß des Lipoidgehaltes im Blute mag auch als Antigen Pathol” Gesellschaft in ATE noA), die dabenei Lipoid- 
für das Zustandekommen einer positiven Wa.R. wirksam sein können. | zellenhyperplasie und den Fall Siegmunds mit seiner enormen Ver 
Niemann fand sie stark positiv (vgl. o.) bei völliger Unwirksamkeit 


mehrung der üätherlöslichen Lipoid dsätzlich vom Morbus 
antisyphilitischer Behandlung, Siegmund negativ. Gaucher ab, a a 


2) Vgl. z.B. den als Morbus Gaucher nicht sicheren Fall 


Sapegnos. An solchen Fällen wäre auch die Frage der Heredität 
zu prüfen. l 


rungen einundderselben anatomischen Veränderung annimmt, schlägt 


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| 9, November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


der Krankheit zu berücksichtigen sein, und darum wäre die 
Bezeichnung als lipoidzellige Splenomegalie Typus Nie- 


mann wohl die zweckmäßigste, die zugleich von vornherein das 


Vorhandensein einer Gegensätzlichkeit zum Typus Gaucher 


- betont. 


Nach den bisherigen Erfahrungen ist die lipoidzellige Spleno- 
hepatomegalie Typus Niemann eine angeborene und konstitutionelle, 


eventuell familiäre tödlich ablaufende Erkrankung des Säuglings- 
und frühesten Kindesalters.. Im allgemein-pathologischen System 


‚würde man sie, im Gegensatz zu den symptomatischen, zu den 


essentiellen inneren Xanthomatosen zählen können und sie würde 
wohl deren. großartigste Form darstellen, wenn man den Begriff der 


Xanthomatose nicht für ausschließlich histiozytäre Lipoidspeiche- - 


rungen reservieren will. (Fortsetzung folgt.) 


Berichte über Krankheitsfälle und Behaändlungsverfahren. 


Aus der Deutschen Chirurgischen Klinik in Prag 
(Vorstand: Prof. Dr. H. Schlöffer). 


- Ist die Spina bifida occulta als pathologischer Befund 


anzusehen? | 
Von Dr. Walter Altschul, Privatdozent für Röntgenologie. 
. Die Spina bifida occulta gehört mit zu den Varietäten bzw. 


_ Hemmungsmißbildungen, deren Häufigkeit erst durch die Einführung 


der Röntgenuntersuchung erkannt wurde. Denn früher war man auf 
den anatomischen Nachweis an Leichen angewiesen und, da nur in 
Ausnahmsfällen eine Sektion an der Wirbelsäule durchgeführt wird, 


so mußte natürlich die Mehrzahl dieser Fälle der Aufmerksamkeit 


entgehen. Durch die Röntgenuntersuchung am Lebenden hat sich 
aber gezeigt, daß -die Spina bifida occulta einen verhältnismäßig 
häufigen Befund darstellt. Auch hier hat sich. die Röntgenologie 
als wertvolle Unterstützung und Ergänzung der Anatomie erwiesen. 

Besonders akut wurde aber die Frage der Spina bifida occulta, 
als Fuchs?) das Krankheitsbild der Myelodysplasie aufstellte, deren 
hervorstechendstes Symptom gerade die Spina bifida occulta ist. 


In der Literatur finden wir seit dieser Zeit eine ganze Reihe von 


Arbeiten, die sich mit der Häufigkeit der Spina’bifida occulta bei 
verschiedenen . Krankheiten, vornehmlich bei Bettnässern und bei 
orthopädischen Erkrankungen der unteren Extremität befassen. 


- Auch ich habe mich mit dieser Frage eingehend beschäftigt und 


auf die Veränderungen in den unteren Wirbelabschnitten mein be- 
sonderes Augenmerk gerichtet. Mein Material ist ziemlich mannig- 
laltig und umfaßt Kinder und Erwachsene zu gleichen Teilen mit 
den verschiedensten Symptomen: Bettnässen und sonstige nervös 
bedingte Erscheinungen, sowie auch orthopädische Erkrankungen, 
namentlich Verbildungen an den Füßen (Klumpfuß u. ä.). Ich will 
hier nicht eine genaue statistische Bearbeitung dieses Materials 
geben, das teilweise aus der Deutschen Chirurgischen Klinik in 
Prag (Vorstand: Prof.Schloffer) und teilweise aus dem Ambulatorium 
des verstorbenen Prof. Raudnitz, der sich besonders mit der Frage 
der Spina bifida occulta bei Bettnässern beschäftigte, stammt; ich 
behalte mir vor, darüber anderen Ortes ausführlich zu berichten. 
Ich möchte mich nur mit der Frage beschäftigen, inwieweit der 
röntgenologische Nachweis einer Spina bifida occulta als patho- 
logischer Befund gedeutet werden kann. Denn jeder, der die Spalt- 
bildungen an der Lendenwirbelsäule und am Kreuzbein studiert, 
findet derartige Veränderungen auch bei Personen, die gar keine 


Krankheitssymptome aufweisen, welche mit der Spina bifida in Zu- 


sammenhang gebracht werden könnten. Über die Häufigkeit des Vor- 
kommens der Spina bifida bei Gesunden gehen die Angaben ziem- 
lich weit auseinander. Es ist dies nicht zu verwundern, denn 


-wenn man sich mit dieser Frage überhaupt beschäftigt, so ist es 
. selbstverständlich, daß man einerseits auch kleine Spaltbildungen, 


die man sonst leicht unbeachtet läßt, namentlich bei Übersichts- 


‚aufnahmen, die zur Beantwortung einer anderen Fragestellung ge- 
' macht wurden, feststellt, und daß man anderseits auch häufiger 


Kreuzbeinaufnahmen macht, z. B. wenn man eine stärkere Behaarung 
oder eine leichte Delle in der Kreuzbeingegend findet. Bei einiger 


bung lassen sich derartige Dellen leicht konstatieren, und man 


kann schon im vorhinein in den, meisten Fällen den positiven 
Röntgenbefund vorhersagen. Die statistischen Angaben sind also 
für die Beantwortung der Frage der Häufigkeit der Spina bifida 
mit allergrößter Vorsicht zu bewerten. Hintze?), der eine um- 
fassende Arbeit nicht nur klinischer, sondern auch pathologisch- 
anatomischer Natur, über die Häufigkeit der Spaltbildungen ge- 
schrieben hat, will zwei Arten unterschieden wissen, nämlich die 
pathologische Spina bifida occulta und eine normale Spaltbildung, 
e er als eine den Schädeliontanellen analoge ansieht und daher 

mit dem ‚Namen Fontanella lumbosacralis bezeichnet. Hintze hat 
an > | 

21) W. m. W. 1909. | | 

2) Arch. f. klin. Chir. 119, S. 409. 


nun gefunden, daß die Spina bifida bzw. die Fontanella lumbosacralis 


etwa in 10% aller üntersuchter Fälle vorkommt. Er schließt dar-. 
aus, daß ein großer Teil, den er eben als Fontanelle bezeichnet, 


eine Anomalie oder Varietät ist, der keine pathologische. Bedeutung 
zukommt. Dieselbe Prozentzahl findet auch Gräßner?), während 


Beck*) nur 31/,% angibt. Bei meinem Material habe ich in 8% 
der Fälle eine Spina bifida occulta nachweisen. können, doch ` 
handelte es sich in den meisten positiven Fällen teilweise um ortho- 
pädische Erkrankungen, teilweise um Bettnässer, die aus dem Ambu- 
latorium erst nach Feststellung einer Delle an die Klinik. zur 
Röntgenuntersuchung kamen. Dadurch, daß das Ambulanzmaterial | 


ein ausgesuchtes war, steigt natürlich der Prozentsatz der positiven 
Befunde sehr an. Als Zufallsbefund, d. b. bei Fällen, wo die Frage- 
stellung nicht auf Spina bifida lautete, habe ich eine solche nur in 


etwa 1% der Fälle gefunden. Hintze faßt solche Fälle, welche 


klinisch keinerlei Symptome ‘einer Myelodysplasie zeigen, als Folgen 
eines ausgebliebenen Verschlusses der Fontanella lumbosacralis und 


nicht als angeborene Hemmungsmißbildung auf. .Er stellt sich da 


in Widerspruch mit den bisher gültigen Ansichten: über .die Ent- 
stehung dieser Anomalie, welche in die blastomatöse Periode ver- 
legt wird. Ich habe selbst®) zwar die Möglichkeit zugegeben, daß 
in Ausnahmefällen auch in einem späteren Stadium eine Hemmung 
der relativ späten Vereinigung der beiden .Bogenhäliten stattlinden 
kann, doch glaube ich, ‘daß dies nur ausnahmsweise der Fall ist 


und daß man es nicht als Regel aufstellen kann. Wir müssen die 
Entstehung dieser Hemmungsmißbildung in die ersten Entwicklungs- 


perioden verlegen, und ihre verschiedenen Formen lassen sich 
leicht durch das Puttische®) Schema der Elementarform eines 
Wirbels ableiten: 3 Achsen, eine anterioposteriore und zwei dia- 
gonale schneiden sich in der Mitte des Wirbelkanals und bilden so 
in jeder Hälfte 3 Komponenten, nämlich Körper, vordere und hintere 


' Bögen. Dadurch, daß dieser oder jener Teil sich nicht bildet oder 


die Orientierungslurchen zwischen den einzelnen Elementen per- 
sistieren, kommen die verschiedenen Formen der Wirbelmißbildungen 


zustande. Eine Unterscheidung, wie sie Hintze zwischen normalen 


und pathologischen Formen konstruieren will, kann meiner Ansicht 
nach nicht aufrechterhalten werden. ` 


Wir müssen uns aber mit der Tatsache abfinden, daß es eine 


Reihe von vollständig gesunden Personen gibt, bei denen sich 
röntgenologisch eine Spina bifida occulta nachweisen läßt, und daß 
anderseits Fälle mit ausgesprochener Myelodysplasie ein vollständig 
normales Röntgenbild ergeben (pathologische Befunde z. B. bei Bett- 
nässern nur in etwa ®/, der Fälle). Die Erklärung für diese Tat- 
sache ist darin zu suchen, daß die (klinisch nicht nachweisbaren) 


‚Veränderungen am Conus terminalis die Symptome der Myelodysplasie 
bedingen und die Spina bifida nur das sichtbare Zeichen dieser 


Veränderungen ist. Sind derartige Rückenmarksveränderungen ohne 
Knochenveränderungen vorhanden, so haben wir einen negativen 


Röntgenbefund bei klinisch sicheren Myelodysplasien. Dies erklärt. | 


uns die immerhin große Zahl. der röntgennegativen Fälle. Bezüg- 


lich“ der röntgenpositiven Fälle von klinisch Gesunden ist die ana- 


loge Erklärung, daß bei bestehendem Knochendefekt ein intaktes 
Rückenmark vorliegen kann, wohl sehr anfechtbar. : Denn eine der- 
artige in den frühe-ten Entwicklungsstadien aufgetretene Hemmungs- 


mißbildung .der Wirbelsäule muß auch mit Veränderungen am 
Rückenmark verbunden sein, wenn auch dieselben bei manchen .. 


Fällen nur einen geringen Grad aufzuweisen brauchen. Derartige 


Fälle mit nur wenig geschädigtem Rückenmark müssen_ gar keine 
Trotzdem liegt aber hier ein . 


Symptome der Myelodysplasie zeigen. 
geschädigtes Gewebe vor, das auf einen äußeren Reiz anders ant- 


wortet als ein gesundes Gewebe. Dieser Reiz braucht gar nicht _ 


sehr stark zu sein und. wird vom Körper glatt überwunden, wenn 


8) Festschr. d. Akad. f. prakt. Med. in Köln, 1915. 

4) Ergebn. d. Chir. u. Orth. 1922, 15. o 

5) Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstr. 27. | 

6) Fortschr. a, d. Geb. d. Röntgenstr. 14, S. 285, u. 15, S. 65 u. 243. 


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1567 


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1568 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 9. November 
Le 


er gesundes Gewebe betrifft. Das kranke Gewebe antwortet aber 
schon auf einen geringen Reiz mit mehr oder weniger schweren 
Symptomen. 

‚ In diesem Sinne fasse ich die Spina bifida occulta bzw. die 
mit derselben verbundenen Veränderungen am Conus terminalis 
‘als Konstitutionsanomalie auf, die eine Disposition darstellt für das 
Auftreten des Symptomenkomplexes, den wir mit Myelodysplasie 
bezeichnen. Selbstverständlich muß nicht immer der ganze Sym- 
ptomenkomplex vorhanden sein, bisweilen finden wir nur ein einziges 
Symptom. Ä 

Der Beweis für meine Annahme wäre dann erbracht, wenn 
bei bisher gesunden Leuten mit einer röntgenologisch nachweis- 
baren Spina bifida plötzlich, durch einen geringen äußeren Reiz 
bedingt, Symptome der Myelodysplasie auftreten würden. Ich ver- 
j füge nun tatsächlich über 3 derartige Fälle, die ich kurz hier an- 
al führen möchte: 

nn | Fall 1. 40jähriger Mann, bisher niemals irgendwelche Zeichen 
| einer Myelodysplasie, als Kind zur normalen Zeit kontinent geworden, 

a erkrankt plötzlich an Enuresis nocturna im Anschluß an eine Er- 
u 1423| ‘ kältung, die er sich durch Stehen in einem teilweise mit Wasser an- 
ee en gefüllten Schützengraben zugezogen hat. Nach Angabe des Patienten 
De | sind bei keinem seiner in demselben Schützengraben ri Kame- 

Ei | as Röntgenbild 


lichungen im Laufe der letzten Monate beweisen. Leider sind die 
Erwartungen, die sich daran knüpften, nicht erfüllt worden, wie 
aus den meisten Arbeiten hervorgeht, die wir bei der kurzen Zeit 
seit ihrer Veröffentlichung nicht anzuführen brauchen. 
Auch unsere Ergebnisse mit der Tb.Wa.R. entsprechen nicht 
. dem Optimismus, der aus den Berichten v. Wassermanns und 
Klopstocks spricht. Trotzdem glauben wir, daß es durch Verbesse- 
rung des Antigens vielleicht gelingen wird, die Komplementbindung 
zu einer klinisch brauchbaren Methode auszugestalten. In der 
gegenwärtigen Form entspricht der diagnostische Wert nach unseren 
Erfahrungen, mit denen die andernorts gemachten übereinstimmen, 
keineswegs dem Aufwand an Zeit und Material. Wir behalten uns 
vor, an anderer Stelle und in anderem Zusammenhang ausführlich 
über unsere Untersuchungen und die klinischen Einzelheiten zu be- 
richten und wollen hier nur eine kurze Zusammenstellung unserer 
Ergebnisse zur Begründung obigen Urteils über die Tb.Wa.R. geben. 
Wir haben die neue Methode an insgesamt 155 Seren bisher 
nachgeprüft und dabei besondere Aufmerksamkeit der kindlichen 
Tuberkulose (64 Fälle) gewidmet, für die ja nach v. Wassermann 
die Reaktion besonders wertvoll sein sollte. 


Am besten läßt sich das Ergebnis aus den folgenden Tabellen 
ersehen. 


| raden irgendwelche ähnliche Folgen eingetreten. 
Dola cire si A | zeigt einen kartenherzförmigen Defekt im Bogen des ersten 
ae |; 


Bar I. Erwachsene. 
| beinwirbels. | a) Aktive Lungentuberkulose. 
ran EE: I Dieser Fall ist besonders instruktiv. Von mehreren Personen, Form 'ZahlderFälle +++ ++ + =) 
Be Rule) die die gleiche Schädigung erlitten haben, erkrankt nur der mit azinös-produktiv. . . . . 18 3 . í u 3 ii 
a a N a N einer Spina bifida behaftete an Enüresis. Ich bin mir allerdings N und kavernösı, . o s : i 
ee: EEN wohl bewußt, daß man gegen diese Behauptung mit Recht den E a Anaabo d Form 6 9 = | x 
ae il Einwand erheben kann, daß die übrigen Kameraden nicht unter- Milia tuberkuloso f 1 = „= i = 
OMA Tany TRAN | RE sucht wurden. Es kann natürlich unter denselben ebenfalls ein 1 58 rei Tr T 
ERRES" IEE i Mann mit Spina bifida gewesen sein. Das würde aber trotzdem | " 5anzen N l 
Ae Sala nicht gegen meine Erklärung der Bedeutung der Spina bilida sprechen. b) ‚Inaktive (ausgeheilte) Tuberkulose. 
BREI) | = © Fall 2. 11jähriger Knabe, Arztsohn (also genau beobachtet). 29 6 4 3 16 


Niemals Enuresis, als Kind zur normalen Zeit kontinent geworden, 
Sr > Ne auch sonst keine nervösen Symptome, machte vor einem halben Jahre 
E Ka! einen schweren Keuchhusten durch. Seit dieser Zeit schwerste Form 

Eu Ta Nia A einer Enuresis, verbunden mit einer teilweisen Incontinentia alvi. Das 
Röntgenbild zeigte einen schmalen Längsspalt im Bogen des 1. Kreuz- 
beinwirbels. | 


Fall 3. 12jähriges Mädchen, das vorher vollkommen gesund 


c) Erwachsene ohne Tuberkulose (Grippe, Pericholangitis, Emphysen, 
| Ca. hepatis usw.). 


24 5 1 4.14 
II. Kinder. 
a) Lungentuberkulose. 
E 8 6 


aktiv . E E — — 2 

a rg gewesen war, erhielt einen Fußtritt in die linke Flanke. Seit dieser | inaktiv . . . 2 22 =. 8B 1 — — 2 
ee "IR Zeit hinkt das Mädchen und klagt über Schmerzen in der linken Hüfte, b) Bronchialdrüsentuberkulose 

ee | die eine leichte aktive Bewegungseinschränkung zeigt. Das Röntgen- | aktiv 10 = ai = 10 

ne Bas et bild ließ weder an der Hüfte noch am Becken irgendwelche Verände- | inaktiv FR Bee 23 8 1 1 18 

banie rungen erkennen. Hingegen zeigte der Bogen des 1. Kreuzbeinwirbels TE ER E e a 1 
u | A a | _ eine deutliche Spaltbildung. Der Bogen des 5. Lendenwirbeils war c) Kinder ohne Tuberkulose. BR 48 
a rail ziemlich schmal, der Dornfortsatz desselben stark verkümmert, , eine 22 2 1 1 


a A | direkte Spaltbildung an diesem Wirbel nicht zu konstatieren. 
EE FIAR Also bei einem sonst gesunden Kinde mit Spina bifida löst 


Wir erhielten demnach einen positiven Ausfall dor Tb.Wa.R. 
ein geringes, nur fortgeleitetes Trauma nervöse Störungen in einem 


bei klinisch aktiver Tuberkulose der Erwachsenen in rund 68% 


em der Fälle, in 37% einen negativen Ausfall. Bei den exsudativen 
t Beine aus. , , Formen war in fast 100% die Reaktion positiv, während bei den 
Mi Diese drei Fälle haben also meine Annahme vollkommen | zzinös-produktiven Fällen nur in 41% die Reaktion positiv ausfiel. 
o bestätigt. EN Bei der kindlichen Lungentuberkulose, die bei allen unseren Fällen 
E E EE E E Zusammenfassung: Die Spina bifida occulta kann man an | einen überwiegend exsudativen Charakter hatte, war das Ergebnis 
Ber. : Nez = und für sich nur als Anomalie bezeichnen, welche zwar von der | noch ungünstiger, denn unter 8 aktiven Fällen fiel die Reaktion 
a Sao Norm abweichend, aber nicht ohne weiteres als pathologisch auf- 4 
T A | A 


bei 2 negativ aus. Wie wenig sich die Tb.Wa.R. zur Feststellung 
einer aktiven Tuberkulose eignet, zeigt sich aber besonders bel den 
klinisch inaktiven Fällen; hier hatten wir in 44% der Fälle em 
positives Resultat, bei sicher nicht Tuberkulösen in 2%! 
Bei der Bronchialdrüsentuberkulose der Kinder, für die die 
Tb.Wa.R. bei der großen Schwierigkeit ihrer einwandfreien Fest 
stellung mit den uns bisher zu Gebote stehenden Mitteln von aller- 
größtem Werte sein könnte, versagt dieselbe nach unseren Br 
fahrungen ebenfalls: bei 10 klinisch aktiven Fällen war die Reaktion 
immer negativ, während bei den ausgeheilten bzw. klinisch inaktiven 
Fällen 22% positiv reagierten. Bei nichttuberkulösen Kindern er 
hielten wir in 18% einen positiven Ausfall. 
Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß wir auch wie andere 
Autoren bei einigen wiederholt untersuchten Seren derselben Patienten, 
ohne von diesem Umstand Kenntnis zu haben, zu verschiedenen 
Zeiten in kurzem Abstande einmal ein positives, das andere 
ein negatives Resultat erhielten, ohne daß in dem klinischen Befun 
eine maßgebende Änderung eingetreten wäre. 
Zusammenfassend ergeben also unsere Untersuchungen, dal 
die Tb.Wa.R. sich nicht als ein diagnostisches Hilfsmittel ur Fest 


*) +++ positiv, -+4 schwach positiv, -+ verzögerte Himo 
lyse, — negativ, 


zufassen ist. Die Spina bifida occulta bzw. richtiger ausgedrückt 

die mit derselben verbundenen Veränderungen am Conus termi- 

nalis stellen nur eine Disposition dar für Symptome, deren Ge- 

samtheit man mit dem Namen Myelodysplasie bezeichnet. Dem- 

| zufolge kann bei Individuen mit einer Spina bifida ein für normale 

ER t Menschen unwirksamer Reiz Symptome aus, dem genannten Sym- 
= x ptomenkomplex auslösen. 


Aus der III. Medizinischen Universitätsklinik Berlin 
(Direktor: Geheimrat Prof. Dr. Goldscheider). 


Erfahrungen über die Wassermannsche Tuberkulose- 
Reaktion. 
Von Privatdozent Dr. Kretschmer und Dr. Leopold Bodenheimer. 


Die Bekanntgabe einer neuen Komplementbindungsreaktion 
auf aktive Tuberkulose (Tb.Wa.R.) durch v. Wassermann Anfang 
des vorigen Jahres hat allgemein großes Aufsehen und angesichts 
des Bedürfnisses. nach einer solchen Reaktion für die Klinik große 

| Hoffnungen erweckt. Nachdem das Antigen in ausreichendem Maße 
| zur Verfügung stand, sind überall die Untersuchungen mit der neuen 
; Reaktion aufgenommen worden, wie die zahlreichen Veröffent- 


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1924 — MEDIZINISCHE 


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KLINIK — Nr. 45. . tn 


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Gerüst -herab und schlug mit dom Gesäß auf eisernen Boden auf, Er 

- wurde, bewußtlos in ein Berliner Städtisches Krankenhaus gebracht. 
Nach: 24 Stunden kehrte das Bewußtsein wieder, die Sprache blieb 
einige Zeit noch etwas lallend. Es wurde im Krankenhaus ein Bruch 
des ersten Lendenwirbels röntgenologisch festgestellt, mit völliger Läh- 
mung beider Beine, Blasen- und Mastdarmlähmung und ausgedehnten 
"Gefühlsstörungen an den Beinen, am Gesäß und an’ den Genitalien. _ 
Unter konservativer Behandlung hat sich im Krankenhaus die motorische `. , 
Lähmung der. Beine wieder so weit gebessert, daß er nach etwa eli 
Wochen. an 2 Stöcken herumgehen konnte.‘ In diesem Zustand wurde 


stellung einer aktiven Tuberkulose, ja auch nicht einer tuberkulösen: 
OO Erkrankung an sich bewährt hat, da bei aktiven Tuberkulosen in: 
©. einem großen Prozentsatz die Reaktion negativ, bei inaktiven Tüber- 
-~ kulosen und sicher nicht tuberkulösen Erkrankungen. aber in einem 
' erheblichen Prozentsatz positiv ausfällt. a ee 3 | 


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ee. Aug der Chirurgischen Universitäts-Klinik und Poliklinik der Charité 
2... zu Berlin (Direktor:. Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Hildebrand): | 


= oa Eh k vonleaita dan ler von dort, entlassen. - _ O E | N Dr 
A. Über subkutane Fibrome an der Dor salseite der Die Gefühlsstörungen an den Beinen blieben unverändert, ebenso. 
DEES Fingermittelgelenke. ' | am Gesäß. und: den Genitalien. Desgleichen ‚waren Blase und Mast- ` 
gro! | Von Dr Gustay Hauck. ` darm völlig gelähmt. Über dem Steißbein bildete sich ein Dekubitus, 


ebenso am Penis (durch Druck eines Gummiurinoirs, das ihm ein Arzt 
. verordnet hatte). In diesem Zustand suchte er das Krankenhaus. der ., > 
‚Jüdischen Gemeinde auf. a l AA 7 


a 0. Bei Erwachsenen jeden Alters und Standes finden sich an der | 
| ‚Wir konnten’ bei der Aufnahme 'am 13. März 1924 im wesent- = 


Dorsalseite der Fingermittelgelenke ziemlich häufig kleine runde bis 
längliche Knötchen unter der Haut. Bevorzugt sind die ulnaren 
‘Finger einer oder beider Hände, doch können auch alle Finger mit 
‚ Ausnahme des Daumens befallen sein. Die Knötchen ‚treten an 
einem oder mehreren Fingern gleichzeitig oder in kurzer zeitlicher - 
. . Aufeinanderfolge auf. Anfangs sind sie meist ‚rund, von der.Form. 
“. und Größe einer Linse und sitzen etwas seitlich am. Gelenkrücken. 
Mit dem weiteren Wachstum werden sie später länglich und er- 
strecken sich quer über das Gelenkdorsum hin (s. Abb.).: Auf 
ihrer Unterlage, der Dorsalaponeurose, bzw. der Gelenkkapsel sind 
Sn Rn sie wenig verschieblich, 
aber niemals ganz fest 
verwachsen, sondern im- 
mer durch einige Lagen 
lockeren Bindegewebes 
von ihr getrennt, so daß 
sie sich leicht ablösen 
lassen. Nähere Bezie- 
hungen zum Gelenk, der 
'Gelenkkapsel, bzw. der 
Dorsalaponeurose beste- 
hen demnach.nicht, die 
i kleine Geschwulst liegt 
4 ausschließlich , im . lok- 
` kern subkutanen Ge- 
webe. Die darüberlie- 
gende Haut läßt sich 
mit Leichtigkeit in Fal- 
ten abheben. Mikrosko- 
Tn a a . — . pisch bestehtderKnoten 
© - ausineinandergeflochtenen Bindegewebsfasern mitentsprechender Blut- 
geläßentwicklung. . Es handelt sich um ein Fibrom. Die Ent- 
 stehungsursache - ist unklar. Ob es durch dauernde traumatische 
Reize als bindegewebige Schwiele, oder mehr als -ein ‚echter Tumor 
<> aufzufassen ist, läßt sich nicht ohne weiteres entscheiden. Das 
„  . Symmeirische Auftreten, die Art seines Wachstums und sein Ver- 
“ hältnis.zur Umgebung spricht für die letztere Annahme. 


Pa 


lichen folgenden Befund erheben: STON i Ne m el, 
.. "Wirbelsäule: Im oberen Teile der Lendenwirbelsäule besteht >. 
eine Vorbuchtung, die beim Beklopfen empfindlich ist, am stärksten im ` 
: Bereich des ersten Lendenwirbels. Die Röntgenuntersuchung er- 
ibt einen Kompressionsbruch des ersten Lendenwirbels mit 
erdickung der Gelenkfortsätze’ und Verschmälerung der. Zwischen- `. 
wirbelräume. . re BIN ae 
Es besteht eine deutliche Parese beider Beine mit Andeutung -` 
von Spasmen. Gang gespreizt, stampfend. Die Schmerzempfindung ` ` 
fehlt: am Gesäß und an den Genitalien (Reithosen-Anästhesie),: weiter- 
hin an der. Beugeseite der Oberschenkel, Waden, an den Fußsohlen _° 
und Zehenspitzen. Im ganzen entspricht diese Störung haarscharf den .. 
Nervenwurzeln L 5, S 1—S 6. In ‘diesem Bereich ist auch der Tem- 
peratursinn aufgehoben,. während: die Tastempfindung nur in einem 
etwas. schmäleren Umkreis um den After herum fehlt. Bewegungs- 
empfindung und Müskelsinn sind in beiden unteren Gliedmaßen er-. ` 
‚halten, desgleichen die aktive und passive Beweglichkeit der Gelenke 
| Reflexe: Kniesehnenreflexe, beiderseits erhalten, hingegen fehlt 
der Achillessehnenreflex und der Fußsohlenreflex. Völlige Lähmung 
des Sphincter.urinae et Sphincter ani. Talergroßer Dekubitus 
'am.Gesäß, in Abheilung befindlicher Dekubitus am Penis. DEE 
‘ Psychische Symptome: Leicht erregbar, jähzornig; Gedächt-, 
' nisschwäche, | eh Die m, ® | 
‚Nach diesem Befund handelte es sich zweifellos um eine Affektion 
‚des.Conus-medullaris, die im engsten Zusammenhang mit der Fraktur 
des ersten Lendenwirbels steht. ea | ee a 
| ‚Man stand nun vor der Frage, ob man den Versuch machen 
solle, dem Kranken auf operativem Were zu helfen. Herr Prof. -Cas- . 
sirer, der so freundlich war, den Kranken mehrfach zu untersuchen, 
riet zur. Operation, da er mit der Möglichkeit rechnete, „daß auch jetzt 
` noch eine Kompression des untersten Abschnittes des Marks bzw. der 
austretenden Wurzeln vorliegt, die durch Operation beseitigt werden -` 
könne“. Natürlich war auch mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die 
Symptome alle durch eine unmittelbare Verletzung des Konus bedingt 
seien, die operativ: nicht zu beeinflussen wäre. . DEE 
‘ Am 17. März 1924 habe ich darauf hin — in Vertretung von 
Herrn Prof. Rosenstein — die Operation vorgenommen. Fi 
| Bauchlage. In örtlicher Betäubung wurden die Bögen des ersten 
Lenden- und .12. Brustwirbels fortgenommen. Es zeigt sich nunmehr 
ein plennigsroßes, abgestoßenes Knochenstück, dasvordemBogen 


ne: 


> re re) = mu, arm araae, tagen Ao Hg 
ý N E Ben RR EEE Re 
nn en nenn = ae 4 2SN am en on en m =. 7 ~e . = ya = 


Sara a -i wear: 


ET BE TE 
-aŠ PETT 
LIT aT N 


ne 


RR | i De Ä tn | des ersten Lendenwirbels liegt und augenscheinlich: die 
Be e han dieser F ibrome sind nicht ganz a Dura komprimiert. Dieses Knochenstück wird entfernt. Schwielige. 
© 219 Sagen über Spannungsgefühl am Gelenkrücken und Emplindlich- | Granulationsmassen, die der Dura aufliegen, lassen sich relativ leicht 


f keit gegen Kälte. Die Geschwulst wird deshalb vom Laien als 
„Erost“ angesehen, sehr oft aber auch mit Gichtknoten verwechselt. 
‚ Abgesehen von den geringen, subjektiven Beschwerden stellt der 
‚kleine Tumor eigentlich nur einen Schönheitsfehler dar, der besonders 
n zarten Frauenhänden sehr störend wirkt. Dies mag auch der Grund 
dafür sein, daß wir hauptsächlich von Frauen wegen dieser Knötchen 
konsultiert werden. Die Therapie besteht in der Exzision des kleinen 
umors bei sorgfältigster Schonung der Dorsalaponeurose und der 
Gelenkkapsel. Ein Rezidiv haben wir nach gründlicher Entfernung 
des Fihroms nicht gesehen. | Zu 7 


scharf exstirpieren, so weit, bis: die Dura in ganzer Ausdehnung spiegel- 

glatt vorliegt. Gute Pulsation der Dura. Punktion mit feinster Kanüle‘: . 

ergibt klaren. Liquor. Eine weitere Öffnung des Duralsacks erscheint 

nicht geboten:. Naht der Muskulatur in 3 Schichten. Hautnaht. Bauch- 

lage. Sandsack Fa ERS, mE Be 
Der Wundverlauf war im großen und ganzen gut, bis auf ein 

paar Fiebertage, die durch ‘ein seröses Hämatom ihre Erklärung fanden. - 

Ä Bereits am 1.‘April 1924, also 14 Tage post operationem, kann 

der Kranke unter einigem Pressen Urin lassen, ohne sich naß zu 

machen.\ Er hat bereits deutlich das Gefühl der Kontinenz. ` | 
` Am 11. April fühlt er auch, daß der Stuhlgang kommt, kann 

ihn aber nicht halten. ' | en ET | 
‘15. April. Stuhl wird jetzt ziemlich gehalten. Im weiteren Krank- 

_ heitsverlauf kam es gelegentlich wieder zu leichten Verschlimmerungen 
der Urin- und Stuhlkontinenz, besonders des’ letzteren, angeblich nach 
Faradisationsbehandlung. Im ganzen aber war das Resultat ein zu- 
friedenstellendes. Die Sensibilitätsstörung hat sich bis zum 2. Juni. 
nur wenig geändert. Nur am Fußrücken und am Gesäß ist sie in, 
einigen Bezirken zurückgegangen. Die Dekubitalgeschwüre 'sind: völlig _ 
verheilt. Der Gang ist noch etwas stampfend, aber erheblich sicherer. 
Pat, kann an einem Stock ziemlich gut gehen, "mitunter auch schon ` 
ohne Stock, wobei er jedoch bald ermüdet. Urin wird stets spontan 

gelassen, mit guter Kontinenz. Beim Katheterversuch wird kein Rest- 
harn nachgewiesen. Bei Untersuchung des Afters mit dem Finger 

wird eine leichte Spannung des Schließmuskels bemerkt. Stuhl meist . 
angehalten, wird durch Abführmittel alle 2—38 Tage geregelt. Gelegent- 3 


-a iera een gu 


-ma 


-~ Aus dem Krankenhaus der J üdischen Gemeinde zu Berlin, 

| * Über dekompressive Laminektomie. 

| | - Von Dr. Georg Wolfsohn, 

| D Leiter der Chirurgischen Poliklinik. , y 

-Im Folgenden soll über 2 Fälle von Rückenmarkskompression 

| ‚ berichtet werden, in denen eine druckentlastende Laminektomie er- 
l olgreich vorgenommen wurde. In beiden Fällen- handelte es sich. 

 zufälligerweise um eine Affektion des ersten Lendenwirbels. 


C, „Fall i. Kompressionsfraktur des ersten Lendenwirbels. 
Pat, W., 20 J ahre alt; fiel am 19. November 1923 von einem 8 m hohen 


SAE 1570 Zu 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.45. 9. November 
Nr Han EEE ll ER 


lich erfolgt noch spontaner Stuhlabgang. Rohe Kraft der Beine gering. 
Längeres Stehen auf den Fußspitzen unmöglich. 


| Fall 2. Osteomyelitis paratyphosa des ersten Lenden- 

wirbels. Krankheitsgeschichte und Operation dieses Falles liegen 

8 Jahre zurück. Der Pat. kam neuerdings zufällig in meine Behand- 
j lung wegen eines anderen Leidens. 

! Pat. K., 24 Jahre alt, erkrankt nach unbestimmtem Prodromal- 

Rs) ] | stadium plötzlich am 7. Februar 1916 mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, 

ee | | häufigem Erbrechen und starken Durchfällen. 


die Bauchlage gehören, sind die unmittelbaren Gefahren der Lamin- 
ektomie erheblich herabgemindert worden. Hat man durch vor- 
herige exakte Untersuchung eine genaue topische Diagnose gestellt, 
so geht man zunächst daselbst ein und entfernt den betreffenden 
Wirbelbogen. Je nach Lage und Ausdehnung der Affektion können 
noch 1—2 benachbarte Wirbelbögen fortgenommen werden ohne 
Schaden für den Kranken. Die prinzipielle Entfernung von noch 
mehr Bögen (5—6, ja bis 9), die von manchen Chirurgen gefordert 
wird, erscheint mir nicht ratsam. Man vergrößert damit den Ein- 
griff unter Umständen erheblich. 


Unter der üblichen Behandlung gingen die gastro-intestinalen 
i Erscheinungen nicht zurück, so daß K. der inneren Abteilung eines . 
Lazaretts überwiesen wurde. Hier stellte man mehrfache Symptome 


2 | tts über ne | , ‚Ebenso erscheint mir das Postulat übertrieben, in jedem Falle 
a 1 fest, die die Diagnose eines Typhus bzw. Paratyphus sehr wahrschein- | prinzipiell die Dura zu öffnen. Ist der Symptomenkomplex | 
ee lich machten, u. a. EN LEE LUCh, Roseola, Diazoreaktion. Hin- | durch den extraduralen Befund hinreichend geklärt, so | 
en ETNE: gegen ließen die bakteriologischen ntersuchungen im Stich: Stubl, | soll man sich m. E. mit dem extraduralen Eingriff begnügen, 
E rin, Blut wurden bei wiederholter ‚Untersuchung frei von Typhus-, | Die Gefahren der Infektionen und des Liquorflusses sind nach Br- 
: bzw. Paratyphusbazillen gefunden. Die Widalreaktion war 1: 200 posi- | sernuns der D Böch niemal torschitsen! 
tiv für Typhus und Paratyphus. (Mehrere Impfungen waren voran- | OHnung der Vura doch niemals zu Unlersonaizen- | 
gegangen.) 


Bei dem Kranken mit Spondylitis paratyphosa habe ich mich 
damit begnügt, die der Dura aufliegenden Granulationsmassen zu 
entfernen, ‘ohne den Knochenherd im Lendenwirbel anzugreifen. Es 
wäre dadurch der Eingriff erheblich ‚vergrößert worden. Der Er- 
folg hat gezeigt, daß die Druckentlastung völlig genügte, und daß 
der paratyphöse Knochenherd später spontan zur Ausheilung kam. 
Derartige Fälle von Ostitis und Osteomyelitis typhosa (bzw. para- 


Im Verlauf der Erkrankung traten nun Störungen des Zentral- 

ee ZN nervensystems auf in Gestalt von starken Kopfschmerzen, Nacken- 

ee Sl Mi steifigkeit (nur angedeutet), starken Kreuzschmerzen. Es wurde mehr- 
ee | fach eine Lumbalpunktion vorgenommen, die stets klaren Liquor unter 

| ee: i hohem Druck entleerte. Diese Punktionen haben den Kranken immer 
orep" | | nur ganz vorübergehend erleichtert. 

Be T | Anfang April 1916 ns die Temperatur, die vordem zurück- 

ae. | TUN gegangen war, plötzlich wieder an. Gleichzeitig _exazerbierten - die 


typhosa) sind in der Literatur mebrfach beobachtet worden; die be- 
Ze X a Rückenschmerzen. Weiterhin traten Parästhesien und Lähmungserschei- treffenden Chirurgen kamen dabei mit einfacher Auslöffelung der 
ee: | LEN nungen im linken Beine auf, sowie zeitweise Blasen- und Mastdarm- Abszeßhöhle sehr oft zum Ziel. Verzögert sich die Heilung sehr, 
Tn. PEK IA schwäche. Eine ausgesprochene zirkumskripte Druckempfindlichkeit 


so kann man, wie ich gezeigt habe, dieselbe durch Typhus- (bzw, 
Paratyphus-) Vakzine wirksam unterstützen. 

M. E. sollte die dekompressive Laminektomie etwas häufiger 
angewendet werden, als das bisher geschehen ist. Sie ist angezeigt, 
sobald durch Druck auf den Duralsack Reiz- oder Lähmungserschei- 
nungen aultreten, die sich bei konservativer Behandlung nicht sehr 
schnell beseitigen lassen, insbesondere bei Verletzungen der Wirbel 
und bei entzündlichen Prozessen, die von ihnen ausgehen. 


lenkte die Aufmerksamkeit auf den ersten Liendenwirbel. 

E Eine alsbald vorgenommene Rö AERD UR orent ung zeigte mit 

Bene EIEN einiger Wahrscheinlichkeit einen Herd im Körper des ersten 

| S ANE Lendenwirbels, Nach none durch einen erfahrenen Neuro- 

ae a logen (Robert Hirschfeld) wurde Pat. zwecks Operation auf die 
£ x RE Chirurgische Abteilung verlegt. 


sa EE T 16. April Operation (Wolfsohn). Bauchlage. Lokalanästhesie. 
' RRA Es werden nach stumpfem Abschieben der Muskulatur die Wirbel- 
DR: | ni bögen des 12. Brustwirbels, des ersten und zweiten Lendenwirbels 
M a | “| fortgenommen. Dadurch gewinnt man hinreichend Übersicht und guten 
BLU BER Eee CHR 2 Zugang. Man kommt auf schwammiges, mit Eiter durchsetztes |. 
en ee Granulationsgewebe, das sich hauptsächlich vor dem Bogen des 

ersten Lendenwirbels findet und mehr nach der linken Seite zu lokali- 
siert ist. Von hier aus führt ein Gang links an der Dura vorbei zentral- 
I } = wärts in die Gegend des ersten Lendenwirbels. Es erschien mir nicht 
Es | ar diesen Kanal noch weiter zu verfolgen und den Herd im ersten 
TEn | endenwirbel freizulegen. Ebensowenig hielt ich es für indiziert, die 
Fe | | Dura zu ‚eröffnen. Ich begnügte mich mit der Druckentlastung und be- 


Intrathorakale Auskultation 11.) 
Von Doz. Dr. S. Bondi, Wien. 


Um der intrathorakalen' Auskultation eine breite Verwendung 
zur Diagnose von Herzerkrankungen zu sichern, ist nur eine der- 
artige Technik von Bedeutung, welcher das Prädikat „klinisch 
brauchbar“ in vollem Ausmaße zukommt. — Die von Richardson?) 
1892 beschriebene Methode, die H. Gerhartz®) 1906 in einer — in 
folge ihres Titels schwer auffindbaren — Notiz wiederbringt, ver- 
wendet den Magenschlauch, um Herziöne vom Ösophagus her 
abzuhorchen. — Da aber dieses Instrument dauernd zu starken 
Würgreiz auslöst und vom Patienten daher nicht durch längere 
Zeit behalten werden kann, hat diese Technik die intrathorakale 
Auskultation nur in eine Art Dornröschenschlaf versenkt, aus dem 
sie selbst die 1907—1908 erschienenen Arbeiten über das Ösophagt- 
kardiogramm nicht zu erwecken vermochten. | 

Ganz im Gegensatz zum Magenschlauck kann der Ein- 
hornsche dünne Duodenalschlauch von jedem Patienten viele 
Stunden ertragen werden. — Durch die ausführlichere Wiedergabe 
des von Külz herrührenden tragenden Gedankens über die besondere 
Eignung der Herzhinterwand für die Herzauskultation blieb in der 
früheren Arbeit die Mitteilung unerwähnt, daß mich nur langjährige 
Beschäftigung mit dem Duodenalschlauch zu der beschriebenen 
Technik der intrathorakalen Auskultation führte. — Die Halbsteile 


des dünnen Mercierkatheters gewährleistet’ nur die leichtere Ein 
führung. | 


freite die Dura von der ihr locker aufliegenden Granulationsmasse. 
ER Ä ji Ein loser Tampon. Im übrigen exakte Schichtnaht der Wunde. 
ER | In den entfernten Granulationsmassen wurden bakteriologisch 
u Paratyphusbazillen nachgewiesen. Der Wundverlauf war ein glatter. 
Ee TEGA Die Drucksymptome von seiten des Rückenmarks bzw. Conus termi- 
er AA ia nalis gingen sehr schnell zurück. 
MERES Am 3. Juni ist der Gang des Kranken schon ziemlich frei. Stö- 
rat 3 . rungen der Harnblase und des Mastdarmes, die unmittelbar nach der 
a | Operation exazerbiert waren, sind jetzt nicht mehr vorhanden. Die 
a i Sensibilität an den unteren Extremitäten ist intakt. | 
IR i Eine Untersuchung am 20. Oktober 1916 hat dieses Resultat be- 
o | stätigt, desgleichen die jetzige Untersuchung (März 1924), bei der von 
o seiten des Nervensystems nichts Krankhaftes nachzuweisen ist. 


Die beiden mitgeteilten Berichte ermutigen zu einem aktiven 
Vorgehen in Fällen, in denen eine Rückenmarkskompression sicher 
oder wahrscheinlich ist. Der allzu resignierte Standpunkt mancher 
Neurologen, die bei den schweren Erkrankungen und Verletzungen 
der Wirbel sich keinen Erfolg von der Operation versprechen, er- 
scheint keineswegs berechtigt. Allerdings darf man mit der 
druckentlastenden Trepanation nicht zu lange zögern. In 
dem ersten meiner beiden Fälle waren von der Verletzung bis zur 
| Operation 4 Monate vergangen. Das ist schon eine recht lange 
u | i Zeit, während welcher der komprimierte Conus medullaris stark ge- 

; litten hat. Hier war denn auch das funktionelle Endresultat kein 
on ideales. Es wurde zwar eine Kontinenz der Harnblase erzielt, aber 
-i keine völlige Stuhlkontinenz. Auch die Sensibilitätsstörungen im 
ʻi | Bereich der geschädigten Nervenwurzeln gingen nur wenig zurück. 
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Aus der Städtischen Fürsorgestelle für Geschlechtskranke 
in Berlin-Neukölln. 


Zur Prophylaxe der kongenitalen Syphilis. 


Von Dr. Ernst Levin, 
leitendem Arzte der Fürsorgestelle. 


Der nachfolgend besprochene Fall, der ein zwar schon einigo 
Male beschriebenes, aber immerhin selteneres Vorkommnis darsiell, 
dürfte Gelegenheit zu einigen praktisch wichtigen Bemerkungen geben. 


1) S. Bondi, M. KI. 1924, Nr. 18, S. 602. 
2) Richardson, The Lancet 1892. 


°) H. Gerhartz, Notiz zur Technik der Ausheberung des Magen" 
saltes. M. KI. 1906, Nr. 11 und 1924, Nr. 34, S. 1184. 


Im zweiten der mitgeteilten Fälle wurde die Operation bereits zwei 
z Wochen nach Auftreten der Drucksymptome ausgeführt. Hier konnte 
2 | durch die einfache Druckentlastung eine völlige restitutio ad in- 
tegrum erzielt werden. 

Wir brauchen heutzutage in der Indikation zur Laminektomie 
nicht mehr so zurückhaltend zu sein wie früher. Die Gefahren sind 
bei sonst gesunden, kräftigen Menschen keine großen. Durch tech- 
nische Fortschritte, zu denen vor allem die Lokalanästhesie und 


5 9, November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


1571 


= Das Kind G. St, geboren am 20. Juni 1924 am normalen Ende 
der Schwangerschaft, zeigte bei der am 11. August 1924 auf Veran- 
lassung der städtischen Säuglingsfürsorgestelle IT vorgenommenen 


- Untersuchung diffuse rote Infiltrate der Fußränder, beginnendes pustu- 


löses Syphilid der Fußsohlen; Wa. R. ++--++. Die Mutter gab an, 


“Ende 1921 an Syphilis erkrankt zu sein und 5 Kuren (zu je 6—10 Sal- 


varsaneinspritzungen, die letzte August-September 1923) gemacht zu 
haben. Eine im Dezember 1928, also im 3. bis 4. Monat der Schwanger- 
schaft vorgenommene Blutuntersuchung war negativ ausgefallen; von 
der Schwangerschaft hatte sie dem untersuchenden Arzte keine Mit- 
teilung gemacht, mit Rücksicht auf die negative Wa.R. hielt er eine 
erneute Kur nicht für erforderlich. Zur Zeit der Untersuchung des 
Kindes fiel die Wa. R. bei der Mutter wiederum negativ aus. Der 
Vater des Kindes, von dem die Syphilis der Mutter nicht stammte, 
soll mehrfach untersucht und syphilisfrei befunden worden sein. 


Es handelt sich also um einen der Fälle, in denen bei 
negativer Wa. R. der Mütter bzw. beider Eltern kongenital syphili- 
tische Kinder geboren wurden. Derartige Fälle sind z. B. in den 
letzten Jahren von Kleeberg, Värö, Arzt, Szirmai, Golay, 
Stransky und Schiller, Handorn und Georgi beschrieben 
worden, sie sind jedoch nach umfangreichen Untersuchungen von 


Nob&court und Bonnet sehr selten und Wilfried Fox spricht 


sich ganz neuerdings dahin aus, daß die Mutter eines kongenital 
syphilitischen Kindes immer eine positive Wa. R. hat. | 

Wie die Geburt eines solchen bei diesem Befunde zu er- 
klären ist, erscheint noch völlig rätselhaft. Für einen Teil der 


Fälle mag unzulängliche - Serumuntersuchung in Frage kommen. 


Hat doch Váró bei negativer Wa. R. der Mütter kongenital syphi- 
litischer Kinder positive SGR. gefunden, die, wie er hervorhebt, 
ohne den Befund an den Kindern als unspezilisch hätte angesehen 
werden können. Schwangerschaft und Puerperium sind nämlich 
vielfach zu den Körperzuständen gerechnet worden, die auch bei 
nichtsyphilitischen Personen eine positive Serumreaktion bewirken 


können, nach Stühmer und Dreyer sogar sehr häufig, während 


allerdings Handorn und Georgi für die unbedingte Spezilität 
positiver Reaktionen in der Schwangerschaft — einwandsfreie 
Technik vorausgesetzt — eintreten. | 

Die Bekämpfung der Syphilis stellt mit Recht die Prophylaxe 
in den Vordergrund; diese findet das günstigste Feld für ihre Be- 
tätigung bei der Verhütung der kongenitalen Syphilis. Es kann 


wohl keinem Zweifel unterliegen, daß durch energische Behandlung 


syphilitischer Schwangerer gesunde Kinder zu erzielen sind; da 
wir schwerlich dahin kommen werden,. die Schwängerung syphili- 
tischer Personen bzw. die Infektion Schwangerer zu verhüten, 
müssen wir, danach streben, möglichst jede syphilitische Schwangere 
zur Behandlung zu.bringen. Kleeberg hat bereits auf die Not- 
wendigkeit hingewiesen, jede Schwangere, die früher syphilitisch 
war, zu behandeln, d. h. auch wenn keine manifesten Erscheinungen 
vorliegen und die Wa. R. negativ ausfällt. Das ist unbedingt 
richtig, da wir ja auch sonst der negativen Serumreaktion keinen 
allein ausschlaggebenden Einfluß bei der Frage der Behandlung 
beimessen können. Und Fälle, wie der von uns beschriebene, 
mögen sie auch noch so selten sein, beweisen, daß trotz mehrfach 
negativer Wa. R. der Mutter kongenital syphilitische Kinder geboren 


. werden können. 


| Die Forderung, jede, früher syphilitische Schwangere. zu be- 
handeln, scheint mir jedoch für eine ausgiebige Prophylaxe nicht 
zu genügen, da die Patientinnen oft keine Veranlassung sehen, 
dem Arzte von dem Vorliegen einer Schwangerschaft Mitteilung zu 
machen. So war es auch in unserem Falle, in dem der behandelnde 
Arzt wohl trotz der negativen Wa. R. zu einem anderen Urteil 
bezüglich einer vorzunebmenden Kur gekommen wäre, wenn er von 


der Schwangerschaft Kenntnis gehabt hätte. Wir müssen deshalb 


bei der Untersuchung jeder weiblichen Person, . die an Syphilis 
leidet oder früher gelitten hat, besonders wenn es sich um die 
Frage einer Wiederholungskur handelt, stets durch Befragen oder 
Untersuchung auf Schwangerschaft fahnden, àm wirklich möglichst 
alle syphilitischen behandeln zu können, und allen weiblichen Per- 
sonen, die an Syphilis leiden, es dringend ans Herz legen, ihren 
a auf das Bestehen einer Schwangerschaft aufmerksam zu machen. 
EE negative Wa. R. der Eltern gibt, wie Stransky und Schiller 
etonen, keine Gewähr für ein gesundes Kind; sie entbindet also 
nicht von der Verpflichtung, auf etwa bestehende Schwangerschaft 
Ah achten, und darf kein Grund sein, von einer energischen Kur 

stand zu nehmen. Die wesentlich bessere Chance, die die 
Prophylaktische Behandlung der schwangeren Mutter für die Er- 


. elung eines gesunden Kindes gibt gegenüber der Möglichkeit, ein 


kongenital syphilitisches Kind wieder völlig zu heilen, dürlte wohl 


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die kleine Mühe der etwas vermehrten Aufmerksamkeit des 
Arztes lohnen. Mi 


Literatur: Arzt, Wiener Dermatol. Ges. Sitzg. v. 20. Oktbr. 1921. Ref. Derm. 
Wschr. 1922, 8. 292, — Wilfried Fox, The Wassermann Reaction as a guide to diag- 
nosis and therapy of syphilis. Brit. journ. of derm. and sypbilis. März/April 1924. Ref. 
Derm,Wschr. 1924, 79, S. 808. — J.Grolay, Klinische Betrachtungen über die konzep- 
tionelle Syphilis. Ann. mal.vén. 1923, 18, Nr. 5. Ref. Derm. Wschr. 1928, S.1090. — L.H a n - 
dornu.F.Georgi, Die Zuverlässigkeit der Serodiagnostik der Lues in der Schwan- 
gerschaft, unter der Geburt und im Wochenbett. Zbl f. Gyn. 1923, Nr.23. — L. Klee- 
berg, Syphilis und Ehe. M. K1. 1921, Nr. 32. — P. Nob&ecourtu.H.Bonnet, Röac- 
tion de Bordet-Wassermann et syphilis chez les nourrisons, leurs möres et les fommes 
en état de gestation. Presse méd. 1920, Nr. 76. — E.Stransky u.E. Schiller, Bei- 
träge zur Klinik der Lues congenita. M. Kl. 1922, 8.11. — A.Stühmeru.K.Droyer, 
Die Unzuverlässigkeit der Serumuntersuchungen auf Syphilis bei Schwangeren und 
Gebärenden. Zschr. f. Geb. u. Gyn. Bd.84, 8.289. —. Fr. Szirmai, Serologische 
Untersuchungen bei Lues congenita. Orv. Hetilap. 1923, Nr. 48. Ref. Derm.Wschr. 1924. 


S. 831.— B. Váró, Die Bedeutung der Sachs-Georgi-Reaktion in der Gynäkologie bei ` 


Lues latens-Fällen. Orvosi Hetilap. 1922, Nr. 5. Ref. Derm.Wschr. 1922, S. 607. 


Aus der Dermatologischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses . 


Nürnberg (Vorstand: Prof. Dr. E. Nathan). 


Über toxische Hauterscheinungen im Verlaufe der 
Wismutbehandlung der Syphilis. 


Von Dr. Kurt Boas, 


Facharzt für Haut- und Harnleiden in Crimmitschau, 
ehemals Volontärassistent der Abteilung. 


_ Dem zeitlichen Auftreten nach ist dem Wismutfrühexanthem 


das Wismutspätexantbem gegenüberzustellen. Das Frühexanthem’ 


erscheint zu Beginn oder im Verlaufe der Behandlung, meist noch 
am gleichen Abend bzw. am folgenden Morgen nach der kritischen 
Injektion. Es ist meist regionär beschränkt, kann aber auch Gene- 


ralisierungstendenz zeigen, ist sehr juckend und kann mit Ödem 


und Fieberbewegungen einhergehen. Meist verschwindet es bereits 
wieder nach 12 bis 48 Stunden, kann aber wie in einem Falle 
Galliets auch bis zu 10 Tagen anhalten. Ze 

= Die Spätexantheme setzen gegen Ende der. Kur nach Ver- 
abreichung einer Anzahl von Injektionen ein. Sie bevorzugen den 


' Stamm. Klinisch erinnern sie einerseits an die Ekzematide, ander- 
seits bestehen gewisse Analogien mit den Quecksilberexanthemen. 
4—6 Wochen verstreichen meist bis zu ihrem definitiven Verschwinden. _ 


Von den Spätexanthemen sind die Herxheimerschen Spät- 
reaktionen, die sich zwischen der fünften und zehnten Wismut- 
injektion einzustellen pflegen, ebenso scharf zu trennen wie die 
Herxheimerschen Frühreaktionen vom Frühtypus der Wismut- 
exantheme. i | Ä 

Die Differenzierung der Wismutfrühexantheme von den Spät- 
exanthemen ergibt sich jedoch nicht nur aus ihrem zeitlichen Ver- 
halten, sondern bestimmt auch den klinischen Typus. Das Früh- 


. exanthem charakterisiert sich in den einfach gelagerten, ephemeren 


Fällen im wesentlichen als papulo-squamöses Erythem. Bei den 
einfachen Formen dieser, Abart handelt es sich um umschriebene 
Herde ohne funktionelle oder allgemeine Erscheinungen von etwa 
zehntägiger Dauer. 
in eine Purpura erfahren. We es zu stärkeren toxischen Früh- 
reaktionen kommt, gelangt meist ein generalisiertes skarlatiniformes 


Erytbem (Lortat-Jacob und Roberti) zur Ausprägung, das von 


Ödem und später Exsudation begleitet ist und relativ schnell 
Schilferungstendenz zeigt. Im Gegensatz zu den geschilderten Formen 
des Frühreaktionstypus charakterisieren sich die Späterytheme als 
stets trockene exythemato-squamöse Formen. 

In der Mehrzahl der Fälle bleibt die Wismutidiosynkrasie nicht 
auf die Haut beschränkt, vielmehr läßt sich meist auch eine Schä- 
digung des Zahnfleisches und der Mundschleimhaut im Sinne einer 
Gingivitis bzw. Stomatitis, gelegentlich auch eine leichte Albuminurie, 
als Symptom -einer toxischen Nierenschädigung nachweisen. Nicht 
selten treten die erwähnten Begleiterscheinungen mit stärkerer 
Vehemenz auf, als wir dies sonst im Verlauf der Wismuttherapie 


zu sehen gewohnt sind und überdauern. teilweise den Ablauf der 


Hauterscheinungen. | 

Ist auch die Diagnose meist gesichert, so gibt es doch Fälle, 
in denen eine klinische Abgrenzung gegenüber anderen infektiösen 
Exanthemformen bisweilen auf große Schwierigkeiten stößt. Wichtig 
ist das Befallensein der Gegend hinter den Ohren, im Gegensatz 
zu Masern, während das Freibleiben des Kinnes und der Nasolabial- 


‚Ialtenpartie als differentialdiagnostisches Moment gegenüber dem 


Scharlach herangezogen werden kann. In manchen Fällen gelangt 
die Entscheidung darüber, ob eine unter der Wismutbehandlung 


erscheinende Komplikation von seiten der Haut auf deren Konto zu 


(Fortsetzung aus Nr. 44) 


Sekundär kann das Erythem eine Umwändlung. 


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setzen ist, nicht. über ein non liquet hinaus. Ein Beispiel aus der 
jüngsten Literatur. o | 08 i 
In einem Falle Schuberts30), in welchem sich im Anschluß an 


eine Bismogenolinjektion unter leichtem Fieber stark schmerzhafte 


- Erythema nodosum-artige Knoten an beiden Knien und Unterschenkeln 


ae die rasch verschwanden und unter neuerlichen Injektionen 
es gleichen Präparates nicht rezidivierten, ließ sich nicht mit Sicher- 


. heit entscheiden, ob eine lustische Manifestation, ein toxisches Erythem 


oder ein banales Erythema nodosum, das sich bekanntlich auch einmal 
einer Lues aufpfropfen kann, vorlag. | 


Gutmann gibt als Kriterium für die Frage, ob eine Wismut- ` 


schädigung vorliegt oder nicht, die spätere Verträglichkeit des Wismut- 


präparates bei fortgesetzter Applikation des gleichen Mittels an. 
- Nach Ansicht Gutmanns kann eine Angewöhnung an das Mittel 


nicht so schnell einsetzen, und das von ihm in einem seiner 


Fälle a limine erwartete Erythemrezidiv ist nicht zustandegekommen. 


Wir hatten nach Abfassung der vorliegenden Arbeit Gelegenheit, in 
einem weiteren Falle von ausgedehntem pustulo-squamösen (pso- 
riasiformen) Syphilid ein regionär umschriebenes Rezidiv nach 


` Wiederaufnahme der Wismutbehandlung aufireten zu sehen. 
Es handelte sich um eine Patientin, die bereits früher. im An-. 


schluß an eine Hg-Salvarsanbehandlung eine langdauernde Dermatitis 


‚ durchgemacht ‚hatte. Die Patientin hatte angeblich kurz vor ihrer 
‘ Einlieferung eine Skarlatina. Zu uns kam: sie mit den bereits oben | 
kurz. skizzierten Erscheinungen, die unter Bismogenol eine gute Be- 


einflussung zeigten. Plötzlich erkrankte sie unter: skarlatiniformen 
Erscheinungen. .Da Patientin einige Monate vorher selbst Skar- 


' latina durchgemacht hatte und zudem zufällig eine andere Patientin 


auf unserer Abteilung an.Skarlatina kurz vorher erkrankt war, dia- 
nostizierte der Interne Scharlach, während wir -selbst differential- 

iagnostisch ernstlich mit einer Wismuttoxikose rechneten. Auffallend 
war das starke Ödem. Das mehrfach kontrollierte Blutbild entsprach 
dem einer Toxikodermie und nicht dem des Scharlachs. Die Scharlach- 
farbe blaßte in sehr kurzer Zeit ab. Ebenso schnell trat Entfieberung 
und Abschuppung, besonders im Gesicht, ein. In: der linken Leisten- 
beuge waren zu Anfang mehrere urtikarielle Herde zu beobachten. 


Der weitere Verlauf gab unserer Auffassung recht, wenn man 


nicht einen atypischen Scharlach hätte annehmen wollen. Das ex- 
perimentum crucis, das die Annahme einer Wismutschädigung definitiv 


sicherstellte, war das Erscheinen einer fleckigen Rötung an 'beiden 


Ober- und Unterarmen im Anschluß an die Wiederaufnahme der 
Wismuttherapie. Bemerkenswert ist, daB auf weitere Bismogenol- 


'- injektionen keinerlei toxische Ausfallserscheinungen mehr eintraten, 


daß sich also unter unseren Augen eine zunehmende Toleranz gegen 
Wismut vollzogen : hatte. Interessant ist der Fall namentlich auch 
wegen seiner Intoleranz gegenüber Salvarsan, Hg und Wismut. 


Wertvolle differentialdiagnostische Aufschlüsse,: besonders im 
Anfangsstadium der Erkrankung, liefert uns ferner die syste- 
matische Untersuchung des Blutbildes.. Nathan?!) hat in 
einer vor einigen Jahren erschienenen Arbeit den Blutbildtypus der 


- Arznei-, insbesondere des Salvarsan- und Quecksilberexanthems durch 


das Vorhandensein einer Leukopenie, bedingt durch‘ Abnahme der 
polynukleären Leukozyten, charakterisiert. Dabei ist die Zahl der 
Eosinophilen nicht erhöht. Wir fanden, wie aus obiger Tabelle 
hervorgeht, in Bestätigung der Nathanschen Befunde, z. B. im 
Gegensatz zu den infektiösen Exanthemen,. Scharlach und Masern, 
die durch eine Hyperleukozytose im ‘Beginn und eine starke 
Eosinophilie auf der Höhe der Eruption ausgezeichnet sind, eine 
Deukopenie, verbunden mit normaler Eosinophilie. | 


Episodär wie die Urtikariaeruption nach Wismut ist der 


: Wismutzoster. Wir begegnen einer derartigen Komplikation in der 


Literatur in einem Falle Lehners und sind in der Lage, diesem 
Falle ein Analogon an die Seite zu setzen. e 

Eine 19jährige Schneiderin ging uns mit Erscheinungen schwerster 
Lues sowie spitzen Kondylomen zu. Unter anfänglich reiner, später 
mit Bismogenol kombinierter Salvarsanbehandlung gingen die manifesten 
Erscheinungen rapid zurück. Einige Tage nach der’5. Bismogenol- 


D 


injektion, die auf der linken Gesäßhälfte appliziert wurde, trat nun 


an der Injektionsstelle sowie um diese herum ein typischer Herpes 
zoster auf, der nach mehreren Tagen abklang, doch blieben die erythe- 


matösen Flecke unter leichter Schuppung noch längere Zeit sichtbar. 


30) Schubert, Lues Il mit Erythema nodosum. Verhandlun 
der.Deutschen Dermatolog. Gesellschaft in der techscheslorakisch 


1924, 13, 27. | | 

31) Nathan, Das Verhalten des Blutbildes bei. toxischen Ex- 
anthemen nach Quecksilber und Salvarsan und seine allgemeinpatho- 
logische Bedeutung. Verhandlungen der Deutschen Dermatologischen 
nn XI. Kongreß 1921. Arch. f. Derm, u. Syph. 1922, 138, 


1572.. > >- "1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


en 
en. 
Republik. Sitzung vom i1. Mai 1924. Ref. Zbl. £.Haut-u. Geschlechtskrh. 


) 
9 N ovember | 


Die weiteren, auf der anderen Gesäßhälfte vorgenommenen Injektionen 
blieben ohne Nebenerscheinungen. | | A 

Die Duplizität des Lehnerschen Falles mit dem hier mit- 
geteilten läßt sich bis ins Einzelne verfolgen. Bemerkenswert ist 
vor allem die völlig gleiche Lokalisation der Zostereruption an der 
Injektiensstelle unter dem Bilde des Herpes zoster glutaealis. Von‘ 
weiterem Interesse ist der Umstand, daß Lehners Beobachtung 
eine beginnende Tabes betrifft, von der wir wissen, daß sie ebenso 


| wie die Päralyse, namentlich unter der Salvarsaniherapie nicht 


selten zu Komplikationen mit, Herpes’ zoster Anlaß gibt. Es wird 
sich an anderer Stelle32) Gelegenheit finden, das episodäre Auftreten 
von Herpes zoster im Verlaufe metasyphilitischer Erkrankungen des 


‚Zentralnervensystems ausführlicher zu erörtern. 


In der Dosierungsfrage machen sich zwischen beiden Fällen 
gewisse Abweichungen bemerkbar, indem sich Lehners Pat. von An- 
fang an als wismutüberempfindlich erwies, während unsere Pat, 
erst nach 5. Wismutinjektionen mit einem Gesamtgehalt von 6,319 
metallischem Wismut von ihrer Wismutüberempfindlichkeit Zeugnis 
ablegte.e. Ähnlich wie beim - Wismuterythem waren auch beim 
Wismutzoster anderweitige toxische Nebenerscheinungen vorhanden, 
in unserem Falle eine der Zostereruption vorhergehende irrelevante 
Albuminurie, bei Lehner eine gleichzeitige universelle Erythrodermie, 

Im Anschluß an die vorliegenden Beobachtungen ist auf die 
zosteriformen Exantheme nach Wismutinjektionen hinzuweisen, 
die durch drei Beobachtungen Freudenthals illustriert werden. 
Es handelt sich dabei um klinisch der Livedo racemosa nahestehende 
lokale Exantheme an der Einstichstelle., Freudenthal führt diese 
lokalen Schädigungen auf embolische Veränderungen zurück und 


- glaubt in diesem Sinne die Ergebnisse seiner histologischen Befunde 


interpretieren zu sollen. Das Zustandekommen dieser Embolien ist 
in dem Eindringen des Injektionspräparates in eine tiefer gelegene - 
Arterie und von dort aus in ein Hautgefäß zu erklären. Wenn 
Freudenthal der diagnostischen Deutung des Lehnerschen Falles, 
in dem gleichzeitig ein universelles Exanthem bestand, eine andere 
Richtung weist, so kann man sich seinen Argumenten durchaus 
anschließen. Anderseits ist festzustellen, daß in unserm Falle ein 
typischer Zoster mit charakteristischer Bläschenbildung auf erythe- 


matöser Basis bestand, so daß zum mindesten für unseren Fall die . 


Auffassung eines embolischen Lokalexanthems nicht Platz greifen kann. 

M.: H.! Damit wären Ihnen die wichtigsten Repräsentanten 
der toxischen Wismutdermatosen vor Augen geführt und es bleibt 
nur noch der Hinweis auf einige seltenere Krankheitsbilder übrig, 
die ihres ephemeren Auftretens wegen von geringer praktischer 
Bedeutung sind. Hierhin gehören Fälle, die dem Schweißexzem 
klinisch nahestehen,. gewisse bullöse Exantheme, Typen, die eine 
enge klinische‘ Verwandtschaft mit der Dermatitis herpetiformis 
Duhring zeigen, endlich gewisse banale Krankheitsbilder wie der 
einfache Furunkel und der Pruritus. Der toxische Pruritus tritt 
ohne objektiv. nachweisbare Veränderungen meist universell in 
Erscheinung. _ Zeigt er nur lokalen Sitz, so etabliert er sich 
meist in der Nachbarschaft der Injektionsstelle, seltener an einer 
anderen Körperregion. ' Meist handelt es sich um. ein flüċhtiges 
Phänomen, doch ‘kann sich der Zustand auch in Permanenz er- 
klären und bis zur Beendigung der Wismutbehandlung erhalten. 


Nur in einem Falle bedeutete er die ‚alarmierende Einleitung zu 


einer Eryihrodermie. Häufiger scheinen Furunkel während der 
Wismutbehandiung vorzukommen, ohne daß damit irgendetwas 
Bestimmtes über den ursächlichen Zusammenhang ausgesagt werden 
sol. [Biberstein, Milian®)]. Auffallend ist, daß fast all die 


genannten Erscheinungen von ein und demselben Autor (H. Müller) 
beschrieben und. vorwiegend bei Nadisan, vereinzelt auch ba 


Bismogenol (Biberstein) beobachtet worden sind. Von Interesse ist 
weiterhin, daß über vorübergehende isolierte einseitige Konjunkti- 
vitis, wie man sie nach Salvarsaninjektionen hin und wieder zu seben 
bekommt [Fuchs®%), Nathan?5)], auch nach Wismutinjektionen von 


- H. Müller berichtet wird. Wir werden in Analogie mit dem Verhalten 


ü s . ® . u 
nach Salvarsan auch hier von einem sog. „fixen lokalen Enanthem 


32) Boas, Beitrag aus dem Grenzgebiete der Psychiatrie und 
Dermatologie: er Herpes zoster im Verlaufe metas hilitischer Er- 
krankungen des Zentralnervensystems. Arch. f. Psych. u. Vorvenkrh. ae 
| s) Milian, Diskussion zu dem Vortrage von Hudelo und 
Rabut, l c. | ; 

34) Fuchs, zit. nach Tachau. Salvarsannebenwirkungen. Kri- 
tische Übersicht. Sammlung zwangloser Abhandlungen aus dem T 
biete der Dermatologie und Syphilodologie N. F. H. 1. Halle a. d. `. 
1923. Carl Marhold. ` | 5 

8) Persönliche Mitteilung. | z 


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9, November 


= 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. = | 


sprechen dürfen. Nehme ich schließlich das von Schreus ge- 
meldete wiederholte Auftreten einer Balanitis erosiva gegen Ende 
der Wismutkur hinzu, die dieser auf eine Dekomposition durch 
wismuthaltigen Urin zurückführt, so hätte ich damit in großen 
Zügen den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse von den toxischen 
Wismutdermatosen entwickelt. | 

Was das Auftreten einer Toxikodermie für den weiteren Ver- 
Jauf und die Prognose der Lues im Einzelfalle bedeutet, steht zurzeit 
noch mangels hinreichender Erfahrungen außerhalb der Diskussion, 
zumal diese Frage auch bei der Salvarsan- und Hg-Toxikodermie 
noch nicht einheitlich beantwortet ist. B 

Daß übrigens die Wismutschädigung manchmal auch ihr 
Gutes hat, lehrt eine Beobachtung von Görl und Voigt, in welcher 
eine durch Bismogenol hervorgerufene Dermatitis einen bis dahin 


- jahrzehntelang gegenüber jeder Therapie refraktären Lichen ruber 


verrucosus zum Verschwinden brachte. ` 
Auf die Therapie. der Wismutexantheme möchte ich hier 
nicht näher eingehen, da sie sich mit dem üblichen therapeutischen 
Programm beim Salvarsan- und Hg-Exanthem deckt. Einen Hin- 
weis verdient die zuerst von amerikanischer Seite propagierte und 
dann von Hoffmann und Schreus?®) empfohlene Anwendung von 
wässeriger Natriumthiosulfatlösung, die mutatis mutandis auch der 
Behandlung der Wismuttoxikodermie günstige therapeutische Ex- 
spektativen eröffnet. : | 
Ä Es liegt Ihnen gewiß die Frage auf der Zunge, ob die ge- 
nannten Nebenerscheinungen unser Werturteil über die Wismut- 
therapie der Syphilis wesentlich zu modifizieren geeignet sind. Die 
geringe Zahl der beschriebenen Fälle im Verhältnis zu den vielen 
tausenden von Wismutinjektionen und ihre relative Harmlosigkeit 
sind m. E. nicht dazu angetan, den Kredit der Wismuttherapie 


ernstlich zu erschüttern. Mit der weiteren Verbesserung der Wismut- 


präparate werden wir mehr und mehr dazu gelangen, die toxischen 
Nebenerscheinungen des Wismuts zu beherrschen; daneben wird 
freilich‘ immer ein gewisses Kontingent von Idiosynkrasikern übrig 
bleiben, deren organbiologisches Verhalten gegenüber dem körper- 
fremden Wismut eine Gegenanzeige zur Wismuttherapie bildet. 
Während der eine ein vielfaches der Maximaldosis für Wismut, wie 


in dem bekannten Falle Praters?”), sozusagen spielend überwindet, 


und darauf weder mit sofortigen und mit Spät- oder gar Dauer- 


schädigungen antwortet, genügen bei dem wismutüberempfindlichen 
Individuum unter Umständen schon unterschwellige Reize zur Pro- 


vokation einer Wismutschädigung. Es wird Aufgabe weiterer For- 


schungen sein müssen, solche Idiosynkrasiker mit Hilfe feinster . 


Hautreaktionsprüfungen als solche zu ermitteln, um von ihnen 
Arzneimittelschädigungen von vornherein fernzuhalten. | 


- Aus der IL. Inneren Abteilung des Städt. Krankenhauses im Friedrichs- 


hain in Berlin (Dirig. Arzt: Prof. Dr.. Paul Friedrich Richter). 


Über verschiedenartige Formen der Idiosynkrasie. 


Von Lucie Adelsberger, = Ä 
bisher. Assistentin, derz. Assistentin im Waisenhaus der Stadt Berlin. 


= Das Problem der Idiosynkrasie im engeren und weiteren 
Sinne. ist so wenig gelöst und die verschiedenen Formen der Über- - 
empfindlichkeit sind noch so umstritten, daß es gerechtfertigt sein 
dürfte, mit neuen Gesichtspunkten an diese Fragen heranzugehen. ` 


Es seien zunächst 2 Fälle mitgeteilt und im Anschluß an diese 


und an frühere Untersuchungen verschiedene Formen der Idio- 
synkrasie dargestellt. 


1.. Fall von erworbener Überempfindlichkeit. 


Der 29jährige K. R., J.-Nr. 5221, März 1923, wird am 8. März, 
‚wegen Frysipel ins Krankenhaus eingewiesen. i 


Er gibt an, aus gesunder Familie zu stammen. Asthma in der 
Familie, 


Kameraden furcht eg 
war damais Landwirt von Beruf — kam er eines Tages sehr erhitzt 


nach Hause. Am Abend bekam er große Quaddeln auf der Brust, die .| 


. am nächsten Bo verschwunden waren. Eine Ursache a N 
erufs- 


zu eruieren. 1920 und 1921 nicht wieder aufgetreten. 


4 3) Hoffmann und Schreus, . Natriumthiosulfat als Heilmittel 
T Salvarsan- (und Hg-) Dermatitis. M. m. W. 1923, Nr. 50. 


4 


8°) Prater, Überdosierung mit Bismogenol. Ein Beitrag zur 


ar Ungiftigkeit dieser Wismutverbindung.. Derm. Wschr. 1923, . 
} Pe > Sr a ; E . Der, ne 


Ausschläge irgendwelcher Art, insbesondere Nesselsucht, . 
demkrankheiten besonderer Natur, Migräne werden negiert. Er selber . 
sei immer gesund gewesen. Aufgefallen sei ihm nur, daß er im Kriege . 
nie von Wanzen gebissen worden sei, selbst dann nicht, wenn seine. 
Bar darunter gelitten hätten. Im August 1919 — er 


wechsel: Eintritt in eine Papierfabrik. Bald danach seien Quaddeln 
aufgetreten, zuerst seltener, dann etwa alle 14 Tage, und zuletzt selır 
häufig, so daß Patient im letzten Halbjahr kaum mehr davon frei ge- 
wesen sei. Eine te a von bestimmten Nahrungsmitteln, 
Witterungs- oder sonstigen Einflüssen sei ihm nicht aufgefallen. Jetzt 
seit 3 Tagen: heftig schmerzende Rötung und Schwellung im Gesicht. 
Kein Fieber. — | 
hafte, schuppende Rötung auf beiden Wangen bis hinter die Ohren. 
Augengegend etwas geschwollen und ödematös. Die übrige Haut ist 
frei. Innere Organe o..B., starker Dermographismus. Bulbusdruck- 
versuch 
im Gesicht blaßt im 
Patient klagt über starkes Brennen der Augen und sehr starke wäßrige 
Sekretion. Am 13. März Quaddeln an beiden Unterschenkeln und zeit- 


weilig am Gesäß. Unter Atropin und Kalzium Rückgang der Quaddeln. 
und Nachlassen des Brennens, ‚so daß Patient am 20. März geheilt. 


entlassen wird. ! us 
Am 23. März 1923 Wiederaufnahme. Sofort nachdem Patient die 


Arbeit wieder aufgenommen hatte, erneutes Auftreten der brennenden 
Röte im Gesicht, furchtbares Jucken, Tränen der Augen, Quaddeln an 


den Händen und Oberschenkeln. Heilung im -Krankenhause binnen 


weniger Tage. Eine eingehende Prüfung, ob der Patient gegen irgend- Ț 


welche Substanzen überempfindlich ist, zeigt, daß er auf orale Verab- 
reichung der verschiedensten Nahrungsmittel (Eier, Wurst, Fleisch) 
nicht in nennenswerter Weise reagiert. 200 cem Milch ee 
nüchtern sind ohne Wirkung. Im Gegensatz dazu eine äußerst heftige 
Reaktion auf 1 ccm Kaseosan i. v. Nach 20 Minuten Brennen und 
starke Röte im Gesicht, heftiges Jucken, Quaddelbildun 
einzelt an den Oberschenkeln. Eine Ergänzung der Anamnese unter 
Berücksichtigung der besonderen ar gogon Kaseosan er- 
gibt, daß Patient in der Fabrik ständig mit Papier hantiert, das mit 
einer Kaseinfarbe gefärbt ist. Intrakutaninjektion einer wäßrigen Lösung 


| (1:100000) des reichlich eiweißhaltigen Farbpulvers erzeugt sofortige _ 
Rötung. Die Impfstellen waren noch lange sichtbar. n 


Da Patient bei dem erneuten Versuch, die Arbeit aufzunehmen, 
wieder dieselben Beschwerden bekommt, wird eine desensibilisierende 
nr eingeleitet. Beginn mit kleinsten Dosen: Farbverdünnung. 
1:100000. Tägliche Intrakutaninjektionen in langsam steigenden Mengen. 
Nach der 15. Impfung am 27. April schwerste Urtikaria, allgemeines 
Übelsein, ödematöse Schwellung im Gesicht, die immer mehr. zunimmt 
und erst am ..3. Tage wieder ab lingt, Seitdem ist Patient beschwerde- 
frei und hat im Verlauf von 11/, Jahren keine Überempfindlichkeits- 
erscheinungen mehr gezeigt. | 5 

Bei einem 29jährigen Manne, in dessen Familie Über- 
empfindlichkeitserscheinungen nicht nachweisbar sind, tritt also 
durch die Beschäftigung mit Kaseinfarbe eine Neigung zu urtika- 


riellen Erkrankungen auf, die im Verlaufe eines Jahres rasch zu- 
nimmt. Durch intrakutane Desensibilisierung!) mit der auslösenden 


Substanz gelingt es den Patienten praktisch?) von seiner Idiosynkrasie 


| zu heilen.. Ähnlich wie die meisten Berufsidiosynkrasien — vgl. 


dazu Ursolasthma der Fellfärber (H. Curschmann); Asthma der 
Bäcker durch Überempfindlichkeit gegen Weizen- oder Roggenmehl 
(Rosenbloom); Überempfindlichkeit von Sattlern gegen Pferde- 
schuppen, von Juwelenputzern gegen Orangen- oder Buchsbaumholz 
(Walker) — ist es eine erworbene Idiosynkrasie, die zu einer 
bestimmten Lebenszeit einsetzt und durch exogene Einflüsse 


ausgelöst wird. Man könnte fast von einer experimentellen Über- 


empfindlichkeit reden, bei der eine allmähliche Sensibilisierung 
stattgefunden hat, in die die Desensibilisierung eingreift. Allerdings 


hatte der Patient K.R. früher schon einmal eine Urtikaria un- 


bekannter Ätiologie und seine Unempfindlichkeit gegen Wanzen- 


bisse dürfte als Ausdruck einer „Allergie“ angesprochen werden. 


Die allergische Konstitution (Kämmerer, Storm van Leeuwen, 
Eskuchen) gibt hier vermutlich den Boden ab, auf dem die 


spezifische Sensibilisierung sich entwickelt. Ob sie eine notwendige 


Bedingung für alle Idiosynkrasien dieser Art darstellt, wie es eine 
große Zahl der Autoren annimmt (Rackemann, Widal, Wiede- 
mann u. 2.), ist eine Frage, deren Beantwortung für die Erkenntnis 


der. Genese dieser Form der Überempfindlichkeit wie für deren 


Therapie und Prognose gleich wichtig ist. 


Übrigens bietet dieser Fall, der im ganzen nicht wesentlich i 


aus dem Rahmen der Berufsidiosynkrasien herausfällt, im einzelnen 


eine Reihe von Besonderheiten. Trotzdem er eine typische Über- . 


1) Bei der :desensibilisierenden Behandlung ist größte Vorsicht 
am Platze. Es muß mit minimalen Dösen (1: 100000 der 1 : 1000000) 
veponnon und langsam de werden. Zur Warnung sei an den 
Fall von Boughton (zit. bei: Doerr) erinnert. Ein Patient mit Über- 
empfindlichkeit gegen Pferdeserum starb auf einen Tropfen intravenös 
nach 40 Minuten iin Shock. = — ` `) meri 


Praktisch in dem Sinne, als wohl die spezifische Sensibilisierung, 


o 2 
nicht abe die konstitutionelle Disposition beeinflußt wird. + 


1573 


. Am 8: März Krankenhausaufnahme. Befund: Im Gesicht schmerz: ` 


ositiv. E Arhythmie. Kein Fieber. Die Röte 
erlauf der nächsten Tage langsam ab, aber der _ 


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1574 | 1924 — ME 


'zugeführte Milch ohne irgend welche Reaktion. Die Tatsache, 


 Chemospezifität- der anaphylaktisierenden Eiweißkörper). Wahr- 


. empfindlichkeit, auf die immer wieder hingewiesen wird und die, 
. wie Apolant zeigte, so weit gehen kann, daß nur bestimmte Haut- | 


= ein ‚positiver Ausfall durch eine lokale Überempfindlichkeit der 


` betreffende Hautpartie überempfindlich machen können. Eine all- 
~ gemeinere Bedeutung als der Intrakutanreaktion kommt der 


- überein?) — u.a. abhängig von Tonusschwankungen im vegetativem 


dazu darnach keine Beschleunigung der Senkungsgeschwindigkeit der 


=- EAV FS 


DIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 9. November 


R. G., J.-Nr.1388. 61/,jäühriger Junge, der wegen Icterus catarrhalis 
in Behandlung war. Bekam am fünfzehnten Krankheitstage, als der 
Ikterus bereits abblaßte, 1 ccm Kaseosan i. v. Wenige Stunden danach 

heftige Kopfschmerzen, Fieber von 40°, In der darauffolgenden Nacht 
plötzlich einsetzender Anfall bedrohlicher Atemnot und blutige Durch- 
fälle.: Am nächsten ‚Morgen Temperaturabfall zur Norm, Stuhl ohne 
Blut, völliges Wohlbefinden. Nie vorher oder nachher. ein ähnliches 
Zustandsbild, auch nicht in milderer Form. | 


‚Diese Überempfindlichkeit gegen Kaseosan ist am: ehesten ver- 
ständlich, wenn man annimmt, daß zu Beginn der ikterischen Er- 
krankung Milcheiweißkörper (bzw. höhere Abbauprodukte derselben) 
durch die insüfliziente Leber ins Blut gelangt sind und dort sensi- 
bilisierend gewirkt haben. Ahnlich läßt sich auch die häufig im 
Symptomenkomplex von Gallenstein- bzw. Leberleiden angeführte 
' Urtikaria erklären. ` E = 

. In diesem Zusammenhang sei noch auf eine Beobachtung von 
H. Wiedemann hingewiesen; sie berichtet über einen 54 jährigen 


empfindlichkeit gegen eine Kaseinfarbe hat, verträgt er die peroral | 


daß er auf die intravenöse’ Injektion von Kaseosan mit einer schweren 
Urtikaria, jedoch nicht mit einem shockartigen Zustand reagiert, 
ließe daran denken, daß das Kasein der Farbe gegenüber dem 
Eiweiß des Kaseosans, bzw. der Kuhmilch modifiziert war und-daß 
sensibilisierende und auslösende Eiweißkörper chemisch nicht voll- 
kommen identisch waren (vgl. Doerr und Landsteiner über die 


scheinlicher ist jedoch, wenigstens was die oral aufgenommene Milch 
anbelangt, daß die Überempfindlichkeit auf die Haut beschränkt 
war, umsomelhr, als kein Grund vorlag, einen Übertritt von Milch- 
eiweiß aus dem Darm ins Blut anzunehmen. Die lokäle Über- 


partien überempfindlich sind, sollte zur Vorsicht mahnen bei der 
Bewertung von intrakutanen Testproben. Durch Fehlen der Haut- 
sensibilisierung (Eskuchen) oder besser durch Fehlen speziell der 


.gesäuerte Milch. Anamnese o. B. Die Überempfindlichkeit sei gleich- 
'Hautsensibilisierung kann die Probe negativ sein. Umgekehrt kann 


zeitig mit den Beschwerden in der Lebergegend aufgetreten, spontan 
1919 wieder geschwunden. I ; 

Auch die temporären Idiosynkrasien, die im Anschluß an 
einen Darmkatarrh oder eine ähnliche Erkrankung (z. B. Diätfehler, 
Dale) plötzlich einsetzen und spontan wieder verschwinden, dürften 
hierher zu rechnen sein. Des weiteren noch die Überempfindlich- 
keit, die bei manchen Infektionen manifest wird. Auch Rolleston 
und Coke weisen auf die Bedeutung der Leber für die Entstehung 
dieser Überempfindlichkeit hin. Gegenüber Rolleston, der eine 
indirekte Mitwirkung der Leber annimmt und’ glaubt, daß durch 
Veränderung der Leber der Stoffwechsel alteriert und artfremdes 
Eiweiß erzeugt werde, spricht sich Coke für einen Übergang von 
„ungeeigneten Abbauprodukien“ -aus dem Pfortadersystem durch. 
die durchlässig gewordene Leber aus. 

Allerdings dürfte die’ Überlegung berechtigt. sein, ob diese 
Form der Überempfindlichkeit unter die Idiosynkrasie im engeren 
Sinne einzureihen ist. Denn zur Idiosynkrasie gehört. die hereditär 
konstitutionelle. Komponente, während es sich hier um eine echte 
enterale oder besser diahepatische Sensibilisierung handelt, für 
die. dispositionelle Momente nicht entscheidend. sind. Immerhin ist 
es durchaus möglich, daß individuelle Besonderheiten, wie gesteigerte 


Haut vorgetäuscht werden. Dazu kommt noch, worauf Bessau 
bereits hingewiesen hat, daß auch Intrakutaninjektionen sensibili- 
sierend wirken können. Auch wir hatten den Eindruck, daß Intra- 
kntaninjektionen mit menschlichen Blutkörperchen, bzw. -serum die 


'Widalschen Hämoklasie zu (Eskuchen, P. Schiff), die nicht nur 
der Ausdruck einer bestimmten Organüberempfindlichkeit ist, sondern. 
den Übertritt der Eiweißkörper ins Blut anzeigt. Selbstverständlich 
dürfen nicht die Leukozyten, die — darin stimmen wir mit Glaser 


Nervensystem sind, als Kriterium der Hämoklasie herangezogen 
werden. Es müssen vielmehr Methoden angewandt werden, die der - 
direkte Ausdruck der kolloidalen Veränderungen im Blute sind 
(Adelsberger und Rosenberg), denen die Umstellungen im 
vegetativen Systein möglicherweise erst folgen (H. Rosenborg). 
Wir haben, um eine Beeinflussung des vegetativen Nervensystems, 
die bei den Leukozytenverschiebungen eine Rolle spielen kann, aus- 
zuschließen, unter anderem vorgeschlagen, die Senkungsgeschwindig- 
keit der roten Blutkörperchen zu untersuchen. Wir haben Wert 
darauf gelegt, sie nicht ausschließlich als Leberfunktionsprüfung 
— wo sie, wie wir seinerzeit bemerkten, unter Umständen versagen 
kann (besondere Sensibilisierungsverhältnisse, Fibrinogenmangel, 
vgl. neuerdings auch Adler) — hinzustellen*), sondern als Methode 
zur Feststellung hämoklasischer Veränderungen im allgemeinen 
(Rosenberg und Adelsberger). Der Patient K.R., der orale 
Milchzufuhr mit einer Leukopenie beantwortete, zeigte im Gegensatz 


'Plasmakolloide die Reaktivität erhöhen, können. | | 

_ Wenn trotz der Häufigkeit von Leberschädigungen eine Über- 
empfindlichkeit im Vergleich dazu relativ selten auftritt, so dürfte 
das besondere Gründe haben. Nicht bei jeder Erkrankung der 
Leber, die funktionell ein höchst komplexes Organ darstellt, braucht 
gleichzeitig die proteopexische Funktion der Leber (Widal) gestört 


durch die Leber kommt, müssen erst besondere Umstände eine 
Sensibilisierung begünstigen. Im Gegensatz zum anaphylaktischen 
| Tierexperiment, bei dem die Vorbehandlung :in sowohl örtlich 

wie zeitlich genau abgrenzbarer Weise. durchführbar ist, liegen die 
| natürlichen Verhältnisse, besonders beim Menschen, viel ver- 

wickelter. Wells konnte beim Meerschweinchen nachweisen, dab 
die orale Sensibilisierung mit Hühnereiweiß nur dann gelingt, wenn 
die Zufuhr zu einem bestimmten Zeitpunkt unterbrochen wird. Wird 
dagegen überdosiert und die Fütterung mit’ Hühnereiweiß längere 
Zeit fortgesetzt, so kommt es dadurch zu einer allmählichen De- 
sensibilisierung. Auch. beim Menschen ist es wahrscheinlich, da) 
beim enteralen (und sonstigen?) Übertritt von Eiweiß in die Blut- 
‚bahn Sensibilisierungs- und Desensibilisierungsvorgänge ineinander- 
| greifen und daß dadurch der Zustand von Überempfindlichkeit 

bäufig nicht deutlich zur Ausbildung kommt®). Das dürfte mehr 
noeh als für den diahepatischen für den rektalen Übertritt von 
Proteinen zutreffen. Ob überhaupt beim Menschen .eine rektale 
. Sensibilisierung erfolgt, wie sie experimentell beim Tier dargestellt 
wurde, muß noch dahingestellt bleiben. 

3. Schließlich sei noch erwähnt, daß neuere Forschungen 
vielleicht eine :weitere Form der Idiosynkrasie abzutrennen W 
der Klärung näher zu bringen erlauben. Untersuchungen YON 
Schiff und Adelsberger haben gezeigt, daß es gewisse Gruppa 
von Menschen gibt, ‘die in ihrem Blute Antigene haben, die tei” 
| weise auch in den Organen bestimmter Tiere vorkommen und Sl 


Erythrozyten. Seine Reaktionsweise auf die intravenöse Zufuhr von 
Kaseosan die keineswegs der Norm entsprach, wird an anderer 
Stelle noch ausführlich besprochen werden. 


2. Fall von diahepatischer Überempfindlichkeit. 


‚In früberen Versuchen (Adelsberger und Rosenberg) 
wurde nachgewiesen, daß bei rektaler Zufuhr von Milch beim Ge- 
sunden und nach stomachaler Einverleibung bei gewissen Leber- 
kranken dieselben Veränderungen in der Kolloidstruktur des Blutes 
auftreten wie nach der intravenösen Erstinjektion von Proteinen. 
Außerdem wurde gezeigt, daß bei rektaler Milcheinführung tatsächlich 
sensibilisierende Kiweißkörper resorbiert werden und in den allge- 
meinen Kreislauf gelangen. Dementsprechend gelingt es beim 
Hunde (Adelsberger und Rosenberg) und beim Meerschweinchen 
(Shin Maio) auf rektalem Wege die Vorbehandlung durchzuführen 
und ebenso einen anaphylaktischen Shock auszulösen. Wir haben 
schon damals die Vermutung ausgesprochen, daß möglicherweise 
auch bei manchen Leberkranken besondere Sensibili- 
sierungsverhältnisse vorliegen und bei länger andauernder Un- 
diehtigkeit des. Leberfilters ebenso wie bei rektaler Einverleibung . 
ein Übergang von anaphylaktisierenden Eiweißkörpern in die 

- Blutbahn zustande komme. Wir verfügen über eine Beobachtung, 
die die Annahme einer Sensibilisierung über die Leber nahelegt. 


3) Vgl. ferner E. F. Müller, Hoff und Walter, Worms u.a. 

4) Dagegen scheinen Glaser, M.m.W. 1924, Nr. 21, S. 674, diese 
wesentlichen Ausführungen der von Rosenberg und mir stammenden 
Arbeit, denen wir eine experimentelle Begründung gegeben haben, 
entgangen zu sein. Seine Ablehnung der Widalschen Symptomatik 
berührt das Wesen der echten Hämoklasie in keiner Weise. 


5) Die Bedeutung der schleichenden Desensibilisierung en 
'Menschen ist vorerst noch garnicht abzuschätzen. Wie sie ‚einerse” 
die Entstehung der Ueberempfindlichkeit - hintansetzen könnte, ne 
vermöchte sie andererseits die Ausbildung des antianaphylaktis 
oder desanaphylaktischen (Pesci) Zustandes zu verhindern. 


Mann wit Gallensteinleiden und Idiosynkrasie gegen Margarine, Ölund . 


Erregbarkeit des Gefäßnervensystems oder besondere Labilität der 


zu sein. Und in den Fällen, wo es zu einem Durchtritt von Eiweiß 


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9, November. 


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bei manchen Tieren nicht nur in den Organen, sondern auch in 


den Blutkörperchen und im Blutserum finden (Hammel, Huhn). Es 


.: wäre demnach die Möglichkeit zu erwägen, daß gewisse Menschen 
entsprechend ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten Blutgruppen die 


Einverleibung der Organe bzw.. des Blutes dieser Tiere ähnlich wie 


die Transfusion des Blutes nicht geeigneter Individuen mit einer. 
- besonderen Reaktion beantworten. Natürlich liegen die Verhält- 
nisse nicht so einfach wie bei der Isoagglutination des Menschen. 
Wie bereits erwähnt, wurden die Menschen- und Tierrezeptoren - 
nur teilweise identisch befunden und es müssen: deshalb besondere 
Umstände ibre Wirksamkeit begünstigen. Welcher Art diese sind, 
ob allgemeine Eigenschaften des Organismus oder besondere Ver- 
. änderungen der gruppenspezifischen Antikörper dafür verantwort- 
. lich zu machen sind, müssen erst weitere Untersuchungen ergeben, 


zumal eine Identität der gruppenspezifischen Antikörper des Menschen 


‘mit den Antikörpern der Tiere bisher (auch teilweise) nicht nach- 
:" gewiesen wurde. Immerhin dürfte ein Vergleich zwischen den 
gruppenspezifischen Antigenen und Antikörpern mit den „Reaginen* 
“der Idiosynkrasie, auf deren Ähnlichkeit mit den Isoagglutininen und 
Isohämolysinen bereits Doerr aufmerksam gemacht hat, geeignet 
sein, gewisse Eigentümlichkeiten der Idiosynkrasie (d. d. einer be- 


stimmten Form der Idiosynkrasie) einer anderen Auffassung zugäng- 


“lich. zu machen. Es sei zunächst die Heredität der Idiosynkrasie 
-, ‚angeführt. Sie ist unvereinbar mit dem phänotypischen Verlauf der 
"Anaphylaxie (Coca), die sich nur von der Mutter auf das Kind 


und nie vom Vater vererben kann (Otto, Rosenau und Anderson). 
Sie findet‘ dagegen. ein Analogon in dem Verhalten der gruppen- 


spezifischen Antikörper, die sich nach den Mendelschen Gesetzen 


vererben. Des weiteren sei auf die in einzelnen Fällen beobachtete 


 Thermostabilität des auslösenden Agens (z. B. Prausnitz und 
 Küstner bei einem Falle von Fischüberempfindlichkeit) hingewiesen. 


Besonders wichtig scheint es ferner zu.sein, daB die Berücksichtigung 


der gruppenspezischen Antigene’ und Antikörper eine Erklärung 
dafür abgibt, daß die passive Übertragung der Idiosynkrasie | 


auf das Tier (nách Art der passiven Anaphylaxie) so häufig ver- 


s sagt. Es ist möglich, daß ein Tier deshalb nicht reagiert, weil es 
- den Antikörper oder einen Teilrezeptor des die Idiosynkrasie aus- 


lösenden Agens schon normalerweise besitzt (Adelsberger). Speziell 
für die Meerschweinchenorgane konnte eine Rezeptorengemeinschaft 


‚.mit, Menschenblutkörperchen der Agglutinationsgruppe II und IV, 
. die das Agglutinogen a besitzen®),. nachgewiesen werden. Und es 
‚ist dem entsprechend vielleicht gerade das Meerschweinchen, das 


wegen seiner Brauchbarkeit für Anaphylaxieversuche . besonders 
häufig zur Übertragung der Idiosynkrasie. ausgewählt wurde, für 


zeptoren daraufhin geprüft werden. x 
> _ Auch für die Kasuistik der Idiosynkrasie ergeben sich durch 
die Berücksichtigung einer, Rezeptorengemeinschaft zwischen den 


gruppenspezilischen Antigenen des Menschen und den Antigenen . 
gewisser Tiere nene Gesichtspunkte. Der Teilrezeptor (a,) des 


Agglutinogens a z. B. findet sich bei ganz bestimmten Tieren (Meer- 


‚schweinchen, Hammel, Huhn, Pferd u. a.), die durch die Beob- 


achtungen von Forssman sowie von Doerr und Pick über die 
Erzeugung eines heierogenetischen Antikörpers eine besondere Ein- 


. 8fuppierung erfahren haben”?).. Und es sei in diesem Zusammenhang 


betont, daß- besonders häufig von einer Überempfindlichkeit gegen 


‚die Organe bzw. das Blut dieser Tiere berichtet wird (s. o.). Be- 


merkenswert dürfte dabei. auch sein, daß die Idiosynkrasie bei 
manchen Menschen nicht nur gegen eine bestimmte Tierspezies ge- 


Tichtet ist, sondern polyvalent sein kann und durch verschiedene, 
allerdings scharf umgrenzte Substanzen ausgelöst wird. Inwieweit 


Ä re eine Rezeptorengemeinschaft von Bedeutung sein könnte, läßt 


ch vorerst nicht entscheiden. Alle diese Fragen können erst durch 


‚engehende experimentelle Prüfung eine Beantwortung erfahren. 

Br Zusammenfassung. Bei Gegenübersiellung verschiedener. 
a der Überempfindlichkeit dürften sich vorläufig 2 Gruppen 
| „erausheben, die sich scharf unterscheiden. | 


Mr ‘) Es sei hier nur angedeutet, daß es zwei Agglutinogene a und b 
tund daß sich dementsprechend vier Gruppen unterscheiden lassen. 


m übrigen muß für die Agglutinationstypen auf die diesbezüglichen 


= eiten verwiesen werden. Vgl. dazu auch Oppenheimer, Hand- 

uch der Biochemie, II. Auflage, Abschnitt über Agglutination von 
g Schiff; und Lattes, Isoägglutination, übersetzt von F. Schiff. 
Pringer 1924, | | | k 
1) Es würde den Rahmen dieser Arbeit überschreiten, ausführ- 
aui die heterogenetischen Antikörper einzugehen. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 0000 0 1575) 


. Bei'der einen dieser Gruppen kommt die Überempfindlichkeit 
dadurch züstande, daß eine echte Sensibilisierung erfolgt, indem 
die die Überempfindlichkeit -auslösenden Substanzen aul die ver- 

schiedenste Art und Weise in den Organismus gelangen und ihn 
_ lokal oder allgemein anaphylaktisieren. Neben dem üblichen Modus 
der Sensibilisierung wird besonders der enterale Übertritt von 
Eiweiß bei offenem Leberwege (Widäl) als Ursache für eine tem- 
poräre Überempfindlichkeit hervorgehoben. Von dieser Überempfind- 
‚lichkeit, ‘die einer konstitutionellen Basis anscheinend nicht immer 
- bedarf, wird die. erworbene Idiosynkrasie. abgetrennt, die zwar auch 
durch eine spezifische Sensibilisieruig manifest wird, aber mehr 
oder -minder konstitutionell: bedingt ist... Bas 


Prototyp der Idiosynkrasie im engeren Sinne entspricht, ganz andere 
Ursachen für die abnorme Reaktionsweise wahrscheinlich gemacht. 
Es wird darauf hingewiesen; daß gewisse Rezeptoren, die im Tier- 
reich (und möglicherweise auch im Pflanzenreich?) weit verbreitet 
sind, auch bei gewissen Gruppen von Menschen sich finden (Identität 
der Teilrezeptoren). Die Analogie zwischen den gruppenspezilischen 
Antigenen und Antikörpern und den „Reaginen“ der Idiosynkrasie 
"läßt. sich weitestgehend durchführen. Es wird dadurch einerseits 
' möglich, zahlreiche kasuistische Beobachtungen von Idiosynkrasie 
von einem einheitlichen Standpunkte aus zu betrachten. Anderer- 
‚seits dürften charakteristische Merkmale der Idiosynkrasie, die sich 
mit den vom Anaphylaxiekomplex abgeleiteten Grundsätzen nicht 
in Einklang bringen lassen (Heredität, Versager bei der passiven 
“Übertragung der Idiosynkrasie), einer Klärung näher zu bringen sein. 

Die Schwierigkeiten, die sich einer methodolögischen Analyse 
jedes einzelnen Falles entgegenstellen, sind nicht zu unterschätzen. 
Mit der Sensibilisierung des Menschen gehen vermutlich" De- 
sensibilisierungsvorgänge. einher, abgesehen davon, daß der Mensch 
nicht wie das Laboratoriumstier in einheitlicher Weise sensibilisiert 


| und in identischer Weise gepiüft werden kann (Doerr). Der Nach- 


weis von gemeinsamen -Teilrezeptoren dürfte wohl im Einzelfalle 
gelingen, aber häufig deshalb scheitern, weil neben den bereits be- 
‚kannten — v. Dungern und Hirschfeld konnten auch ein Vor- 
noch zahlreiche andere Rezeptoren Mensch und Tier gemeinsam sind. 
| berger, Disk. zum Vortrag Schiff und Adelsberger äuf der Mikrobiologen- 
tagung in Göttingen 1924. Zbl. f. Bakt. — Adler, KI.W. 1924, Nr. 22, S.978.. — 
“"Apolant, Derm. Zschr. 1899, 6, S. 67.— Bessau, Jb. f£. Kindhlk, 1915, 81, S.183. — 
Coca, Journ. of Immunol., Vol.5, 1920, 3.368. — Coke, Brit. med. journ. 18. Aug. 1921. 


journ. 14. Jan. 1922, S.44. — Doerr, Schweiz. med. Wschr. 1921, Nr. 41, S.937.—Der-. 


die Übertragung mancher Idiosynkrasien anscheinend nicht geeignet. | 321°: Weichardts Ergeb. d.ges. Hyg. Bakt. u. Immun. 1922, 5, S.71. — Doerr und. 


Es sollte ‚deshalb bei dem negativen Ausfall eines Übertragungs- - 
, Versuches immer .noch eine andere Tierspezies mit anderen. Re- 


Pick, Bioch. Zschr, 1913, 50, S. 129. — Dungern und Hirschfeld, Zschr; f. 
' Immunitätsf., 4, S. 537; 6, 5. 284: 8, S. 526. — Eskuchen, Zbl. t. Hals-, Nasen- ù. 


86, S.. 343. — Otto, Zschr. f. Hyg. 1922, Bd. 95. — Pesci, Journ. de Phys. et de 
Path. gén. 1921, 19, S. 226. — Prausnitz und Küstner, Zbl. f. Bakt. Orig. 1921, 86, 
S. 160. — Rackemann, Arch. of intern. med. Aug.1922, 30, S.221. — Rolleston, 


Zschr, f. Immunitätsf.1922, Orig., 34, S.86.— Rosenbloom, Amer. journ. of the Med. 
Scienc. 1920. 160, S. 414. — P. Schiff, Rev. med. de la Suisse rom. 1921, Jg. 41, Nr. 8. 
— F. Schiff und Adelsberger,.Zschr. t. Immunitätsf.1934. — Dieselben, Vortr. 
auf der Mikrobiologentagung in Göttingen 1924. Zbl. f£. Bakt. — H. Schmidt, Beitr. 
z. Klin. d. Tbe. 1922, 62, 8.83. — Shin Maio, Biochem. Zschr. Bd. .182, H. 4/6. — 
Storm van Leeuwen, Bien und Varekamp, M.m. W. 1922, Nr. 49, S. 1890. — 
Taniguchi, Journ. of path, a. bact. 1920/21. — Walker, The Oxford med. 1919, 
3.128. — Wells und Osborne, The Journ. of Inf, Diss. 1911, 8, S. 66. — Widal, 


1921,18. | 
Aus der ChirurgischenAbteilun g des Johanniter-Krankenhauses Stendal 
Zr. (Chefarzt: Priv.-Doz. Dr: Warstat). 


Von Dr. Kurt Fritzler, Assistenzarzt. 


scher Beziehung bedeutsam und lehrreich ist, abgesehen davon, 
daß diese Fälle wegen ihrer Seltenheit!) der Erwähnung wert sind. 
L. Sch., 10 Jahre, kräftiges Mädchen, wurde am 17. Februar 1994 


erschienenen Arbeit D.m.W. 1924, Nr. 5, 2 


- Im Gegensatz dazu werden bei der. zweiten Gruppe, die dem 


kommen des B-Agglutinins beim Kaninchen nachweisen — sicherlich 


Literatur: Adelsbergerund Rosenberg, D:m.W. 1928, Nr.®0.—Adels- 
3168, 8.236. — H.Curschmann, M.m.W. 1921, Nr.7, 8.195. — Dale, Brite med. ` 


Ohrenhlk. 1922, 1, H. 7, S. 281. — Forßman, Biochem. Zschr. 1911, 37, S. 78; 1912. 
44, S. 386; 1914, 66, S. 808. —.Freeman, Brit. med. journ. 13, Aug.1921, S.285; The `- 
Lancet, 81. Juli 1920. Nr.5. 8.199. — Glaser, M.KI. 1922, S.831,9.46.— Kämmerer, ©.: 
M.m.W. 1924, Nr.11, S 459. — Landsteiner nnd Lampl, Biochem. Zeitschr. 1918, . ° 


Brit. med. journ. 18. Aug. 1921, 8163, S. 231. — Rosenau und Anderson, Hyg. 
Laborat. Bull..1907, Nr. 86. — H. Rosenberg, I. Mitt. in DöllEen und Rosen- - 
‚berg, Zschr. f, ges. exper. Med. 1923, 86. 5. 865. — Rosenberg und Adelsberger,. 


AbramietPasteur, Vallery-Radol, Pr. méd. 1921, Nr. 79.— Widal,Abrami ` ' 
et Lermoyez, Ebenda. 1922, Nr.18. — H.Wiedemann, Zschr. f. ärztl. Fortbildg: ` 


Ein Fremdkörper im Magen (Gastrotomie). Eo 


Über einen Fremdkörper im Magen soll im Nachfolgenden 
berichtet werden, da der Fall in, röntgenologischer und chirurgi- - . 


abends aufgenommen, weil sie vor 4 Stunden eine Stecknadel versehent- 


1) Darüber und. a Literatur siehe. in meiner kürzlich 


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'auf und verließ am 16. Tage frisch und blühend das Krankenhaus. 


verändertem Organbefund in einem auf keinen Fall aseptischen 


1576 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 45. 


9. November 


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lich verschluckt hatte. Sie gab Schmerzen im Halse —.Kehlkopfhöhe — 
an, äußerte sonst keine Beschwerden. Nach dem Unfall hatte sie nichts 
gegessen, nicht erbrochen. 
hat sie eine größere Portion Fleisch mit Kartoffeln und Kohl zu sich 
genommen. | 

Im Rachenraum war weder eine Nadel noch ein Trauma nach- 
zuweisen. Dagegen wurde vor dem Röntgenschirm nach vielem Suchen 
eine feine Nadel sichtbar, welche 1 cm links des Nabels in horizontaler 
Ebene mit ihrem kugelförmigen Kopfende dem Pylorus abgewendet lag. 
Sie maß etwa 3cm. Bei Verschiebung des Magens mit der Hand machte 
sie seine Bewegungen mit. Kein Zweifel, daß es sich um eine im 


Magen befindliche Stecknadel handelte, die mit der Spitze nach dem 


Magenausgang wies. Auch nach 40 Min. bei Wiederholung der Durch- 
leuchtung bildete die Spitze den führenden Teil. Die Nadel lag etwa 
4cm höher als zuvor und senkrecht über der ersten Lage und maß 
wieder etwa 3 cm. | 

_ Wir entschlossen uns zur sofortigen Operation (Dr. Fritzler). 
Chloroform- Äther-Tropfnarkose. -Kurzes initiales Erbrechen. Mittel- 
schnitt Proc. ensif. — Nabel. Der gesund aussehende Magen liegt ballon- 


artig in der Bauchwunde, erstaunlich voll (10 Stunden nach der letzten 


Mahlzeit!). Nach einigem Suchen gelingt es den von hinten und vorne 
den Magen abtastenden Fingern, die Nadel im kardialen Magenteil zu 


fassen, in den sie, wie vermutet, durch das Erbrechen bei Narkose- - 


beginn geschleudert worden war. Im nächsten Moment entgleitet sie 
zwischen all den im Magen befindlichen Speisen und wird nicht mehr 
gefunden. Damit mußten wir uns leider der Möglichkeit begeben, die 
Nadel von außen her an geeigneter Stelle durch die Magenwand zu 
stoßen, den nachfolgenden dickeren Teil mit dem etwa 2 mm starken 


Kopf zu extrahieren und den Defekt mit einer seroserösen Naht zu decken. 


Deshalb Gastrotomia anterior verticalis 4cm lang.. Es entweicht 
einiges Gas, die Magenwände fallen zusammen. Digital wird, eine an- 
sehnliche Menge Kartoffelbrei und Kohl entleert. Dann gelingt es, die 
hoch An der Kardia liegende Nadel mit 2 Fingern zu fassen und zu 
entfernen, Doppelschichtige Magennaht, Bauchdeckennaht, Heilung usw. 
Das Kind überstand den Eingriff ganz ausgezeichnet, stand am 14. Tage 


Die Nadel ist eine 
eine scharfe Spitze. 


Röntgenologisch wichtig war bei diesem Fall, daß das ver- 
hältnismäßig kleine Objekt zu finden war. Denn trotz gleich gut 
arbeitendem Instrumentarium war bei der zweiten Durchleuchtung die 
Nadel bedeutend schwerer zu finden als zuvor und zeichnete sich 
lange nicht so deutlich wie erst. .Das lag sicher an der Fülle des 
Magens und Darms und den wechselnden Lagebeziehungen der 
Nadel zu dem Inhalt beider. 
daß der Patient einen ausgewachsenen, gar adipösen Körper hat, 
so ist durchaus mit der Möglichkeit zu rechnen, daß solch ein 
kleiner. Gegenstand nicht gelunden wird oder besten Falls nach 


gewöhnliche Stecknadel, 3cm lang und hat 


gründlichem mehrtägigem Abführen auf einer Röntgenplatte ein 


Bild gibt. Har i | 
Im Vordergund der Dinge stand von Anfang an die Frage, 
ob es notwendig und richtig ist, in solch einem Fall zu operieren, 
oder ob es besser ist, mit kompakten Mahlzeiten (Kartoffelbrei, 
Nudeln u. dergl.) eine’ Elimination der. Nadel per vias naturales 
anzustreben. | 
Kein Chirurg besitzt auf diesem Gebiet so umfassende Er- 
fahrungen, daß er konkrete Behandlungsmaßnahmen empfehlen 
kann. Es finden sich dann auch in der Literatur nur ganz allge- 
meine Bemerkungen in dieser Richtung. Nadeln und Nägel sollen 
sich im allgemeinen mit ihrem stumpfen Ende so einstellen, daß 
es der führende Teil wird. Hier zeigte die Nadel nach Östündigem 
Verweilen im Magen absolut keine Neigung dazu. 
Es ist ein eigen Ding in einem Magen eine Nadel zu sehen 
und sie liegen zu lassen, obgleich keine Garantie gegeben ist, daß 
sie nicht doch an einer vorher nicht bestimmbaren Stelle im Di- 
gestionstraktus eine Perforation mit Abszeßbildung oder gar eine 
Peritonitis herbeiführt. Mit anderen Worten: Die aktive Therapie 
gibt die Möglichkeit einer zu selbstgewählter Zeit auszuführenden 
typischen Operation unter normalen somatischen Verhältnissen, die 
abwartende dagegen zwingt eventuell dazu, unter sicher nicht un- 


Gebiet einen atypischen Eingriff vorzunehmen, wobei noch Ort und 
Zeit des Eingriffs nicht selbst gewählt werden können. 

Es kommt dazu, daß eine rite ausgeführte Gastrotomie unter 
unkomplizierten Verhältnissen, wie sie vorlagen, nicht als sonder- 
lich großer Eingriff zu werten ist. 

Aus diesen Erwägungen heraus entschlossen wir uns zu der 
aktiven Therapie und taten recht daran, wie. der Erfolg lehrt. 

Für sie spricht ferner nach der Erfahrung dieses Falles der 
Umstand, daß der Magen noch 10 Stunden nach der letzten Mahl- 


Mittags — vor fast 10 Stunden also —. 


Kommt in solch einem Falle dazu, `| bei der er findet, daß Pr. 3 


zeit so reichlich gefüllt war, obgleich unter Würdigung der viel- 
leicht etwas schweren Kost kein Grund dafür vorhanden war. 
Das Mädchen war in bestem Körperzustand, hatte stets guten 
Appetit, und der Magen sah absolut einwandfrei aus. Ich bin der 
Überzeugung geworden, daß die recht spitze Nadel wiederholt durch 
Anspießen der Magenwand in der Pars pylorica die Magenfunktion 
irritiert hat. in der Weise, daß ein wechselnder Pylorospasmus. die 
normale Magentätigkeit behinderte. So sperrte die Nadel sich 
selber den Weg, und er wäre erst frei geworden, sobald das stumpfe 
Ende der Nadel zum führenden Teil geworden wäre. Ä 


Über „Vergleichende Prüfung verschiedener Baryum- 
| | präparate‘“. - 
Von Dr. W. Bauermeister, Braunschweig. 


` In Nr.31 dieses Jahrganges veröffentlicht Dr. Curt Wittkowsky 
eine Arbeit „Vergleichende Prüfung verschiedener Baryumpräparate“, 
Die in dieser Publikation verkündeten Resultate sind m. E, zu be- 
anstanden, weil die Conditio sine qua non derartiger Vergleichs- 
prüfungen — die Herstellung gleicher Ausgangsbedingungen — 
außer acht gelassen wurde. | 
W. sagt über die Zubereitung seiner Vergleichsobjekte, „es 
wurden zunächst Verdünnungen hergestellt, entsprechend den in 


den Gebrauchsanweisungen der verschiedenen Firmen angegebenen 


Mengen: wo die zuzusetzende Wassermenge auf 200—400 cem frei 
’ e . O 

gelassen wurde, wurde jedesmal die mittlere Menge von 300 cem 

genommen.“ | 


Daraus geht hervor, daß beispielsweise die von W. mit 1 und 2 
bezeichneten Präparate mit 300.ccm, das Präparat 3 mit 250 ccm, 
4 wiederum mit 300, 5 dagegen mit 400 cem Wasser verdünnt wurden. 

| 150 g Substanz pr to 120 œ Substanz 


300 ccm Wasser’ 300c 


Diese Verdünnungen Pr. 1 300 cem Wasser’ 
Pr. 4 


200 g Substanz. 
Pr. 3 250 ccm heißes Wasser’ 
150 g Substanz 
400 ccm kaltes Wasser 


‘150 g Substanz 
300 cem Wasser 


unterzieht W. einer vergleichenden Prüfung, 


200 & Substanz | 
350.ccm heißes Wasser 4°" dichtesten 
Schatten gibt. Die wichtige Frage, wie sich z. B. das Präparat o 


und Pr, 3 


“von dem, der Gebrauchsvorxschrift entsprechend, wohlbemerkt zu 


nur 150 g Substanz 400 cem kalten Wassers gegeben wurden, ver- 
halten hätte, wenn es entsprechend 3 (200 g Substanz zu 250 ccm 
heißen Wassers) zubereitet worden wäre, bleibt offen. | 


Gleich unzulänglich ist Wittkowskys Schlußfolgerung bezüg- 
lich ‘der Ausfällung. Hängt doch die Sedimentierung en 
3 nes 5 a „ 200 g Substanz 
lich von dem Grad der Verdünnung ab. DasPräparat 3 550 ccm Wasser 
soll nach Wittkowsky das beste Ergebnis zeigen; es hat nach 
24 Stunden keine Spur abgesetzt, während die Präparate 1 und 2 eine 


. 150g Substanz 


h od TTAR oeo ® aj ? in s. sehr 
starke, Pı 100 ccm Wasser dagegen nur eine allerding | 


geringe Ausfällung zeigen. Auch hier ist wieder die Frage nicht 
beantwortet, wie sich wohl das Präparat 5 bei gleicher Zubereitung 
wie 3 bezüglich der Sedimentierung verhalten. hätte. Nach meinen 
Erfahrungen ist es gar nicht unmöglich, daß trotz der Wittkowsky- 
schen Prüfungsreihen das Präparat 5 de facto das emulsions- 


. beständigere ist. 


Bezüglich der Kostenfrage glaube ich, vor dem Fehlschluß 


' warnen zu müssen, beispielsweise das Präparat 5 als teurer zu be- 
. zeichnen, weil 450 cem gebrauchsfertiger Kontrastspeise davon mehr 
. kosten als 300 ccm gebrauchsfertiger Speise eines anderen Präparates. 


Zudem wird der Zwang der Konkurrenzfähigkeit schon auf die 


' Preise nivellierend wirken. 


Zum Schlusse noch eine Bemerkung zu der Empfehlung 


..Wittkowskys, Baryumpräparate durch Kochen susp ensionsfähiger 


zu machen. So wahr, wie vorheriges Kochen manche Kontrast- 
mablzeiten überhaupt erst einigermaßen beständig macht, ebenso 
wahr würde die allgemeine Rückkehr zum Kochtopf einen technischen 
Atavismus bedeuten; gerade das Bestreben, von der Kochküche frel 
zu sein, beherrscht die Herstellung der Kontrastpräparate der 
ganzen letzten Jahre. an 


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9, November ' 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 45. 


1 


1577 


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Schlußwort zur. vorstehenden Arbeit. 
Von Dr. Curt Wittkowsky. 


1. Gleiche Mengen der Präparate, wie Herr Bauermeister 
will, würden ihres verschiedenen Baryumgehaltes wegen zu falschen 
Resultaten führen. Trotzdem habe ich derartige Versuche angestellt, 
die aber zu so merkwürdigen Resultaten führten, daß nichts weiter 
übrig blieb, als die jeweilige Gebrauchsanweisung der Fabriken zu 
‘befolgen; denn man muß es wohl als selbstverständlich ansehen, daß 
diese nur die für ihre’ Präparate besten Bedingungen zugrunde legen. 

2. Ist starke Verdünnung beim Präparat 5 (Citobaryum) nicht 
angebracht, so hätte die Fabrik eine solche nicht empfehlen sollen; 


| wenn meine Versuche in dieser. Hinsicht zu Verbesserungen der 


Gebrauchsvorschrift für Citobaryum führen sollten, so haben sie ja 
auch Nutzen gestiftet. Übrigens bleibt das Präparat 3 (Röntyum) 
nach vielfachen Versuchen meinerseits auch in großen Verdünnungen 


noch gut verwendbar; vergleichende Versuche mit Citobaryum 


‚hierüber anzustellen, lag keine Veranlassung vor. = 

3. Auf die Kostenfrage, die sich ja alle Tage ändern kann, 
erübrigt es sich einzugehen. Ä 
| 4. Für alle, die die Kochküche scheuen, muß hervorgehoben 
werden, daß Röntyum und Citobaryum Präparate darstellen, die ein 
Kochen überflüssig machen und in dieser Hinsicht sich gleich- 
stehen. | | | u 


Forschungsergebnisse aus Medizin und N aturwissenschaft. 


Aus der II. Internen Abteilung (Prim. Dr. Mager) der Mährischen 
Landeskrankenanstalt und dem Pathologisch-anatomischen Institut 
der Masaryk-Universität (Prof. Dr. Neumann) in Brünn. 


Über Blutkörpercheneinschlüsse bei Icterus gravis. 
Von Muc. Karl Blum, 


Wenn auch den Erkrankungen, welche mit Ikterus einher- 
gehen, kein charakteristisches Blutbild zukommt und gerade die 
aus theoretischen Erwägungen . sich ergebenden Veränderungen an 
den roten Blutkörperchen nicht nachzuweisen sind, so konnte 
Weigelt!) nach seinen Untersuchungen feststellen, daß es sowohl 
im Verlaufe des Ikterus als auch der akuten gelben Leberatrophie 
zu gesetzmäßigen Reaktionen des myeloischen und Iymphatischen 
Apparates kommt, hierbei also die weißen Blutelemente eine Ver- 
änderung erfahren. | 

Es ist nach allen Untersuchungen feststehend, daß eine Ver- 
mehrung der Leukozyten mit Verschiebung nach links im Sinne 
Arneths jenen Formen des Ikterus zukommt, welche aus entzünd- 
lich septischen Prozessen resultieren, und können wir diese Pro- 
zesse sofort aus diesem Blutbilde diagnostizieren. Neben diesen 
zahlenmäßigen Verschiebungen an den Leukozyten fand nun Weigelt 
in 4 Fällen von akuter gelber Leberatrophie einen ganz besonderen 
Befund, indem ihm in den polynukleären neutrophilen Leukozyten 
der Nachweis von Vakuolen gelang, die er histochemisch als Fett- 
tröpfchen (Cholesterinester) analysieren konnte. Neben Weigelt 
haben Naegeli und Adler diese Befunde von Vakuolen bei schwerst 
infektiöstoxischen Zuständen feststellen können. Weigelt hält die 
Vakuolenbildung in den Leukozyten als ein für die Erkrankung an 
akuter gelber Leberatrophie charakterisches Symptom. 

Wir hatten nun Gelegenheit an der Abteilung eine Patientin 
zu beobachten, in deren Blut ebenfalls die von Weigelt erwähnten 
Veränderungen an den Blutkörperchen vorhanden waren. Die 
Krankengeschichte dieses Falles ist folgende: . 

Pat. M. L., 74 Jahre alt, wurde am 12. November 1923 auf die 
Abteilung gebracht. Sie war vor 3 Tagen plötzlich nach Genuß einer 
Preßwurst mit starken Schmerzen in der Magengegend und Durchfall 
erkrankt. Die Schmerzen wiederholten sich später in Anfällen. Am 


‚dritten Tage der Krankheit trat Gelbsucht auf. Pat. war angeblich 


am 1i. November bewußtlos, jieberte und delirierte. Vor ungefähr 
3 Jahren hatte die Pat. einen ähnlichen Anfall und auch. damals trat 
Gelbsucht auf. Seit längerer Zeit hat- Pat. starkes Durstgefühl. 


Status praesens: 13. November. Früh: Pat. groß, gut ge- 
nährt, 107 kg, Haut und Skleren ikterisch verfärbt, etwas somnolent, 
gibt auf Fragen nur schwer Antwort. Befund der Hirn- und Rücken- 
marksnerven normal. Lunge: leichte Bronchitis beiderseits ad_basim. 
Herz: perkutorischer Befund unmöglich wegen Korpulenz der Pat. zu 
erheben, II. Aortenton. stark akzentuiert, Herztöne leise. Abdomen: 
Venter pendulus, palpatorischer Befund fast unmöglich, Leber scheinbar in 
normalen Grenzen, ziemlich starke Druckschm erzhaftigkeit in der Gegend 
der. Gallenblase. Temperatur am 12. November 1923 abends: 39,0%. 

13. November früh: Temp. 38,5, Puls 96. Pat. zeigt nachmittags 
am Hals und oberen Extremitäten kleine purpuraähnliche Blutungen. 
Harnbefund am 13. November: Spez. Gewicht 1034, Reaktion sauer, 
Albumen positiv, Saccharum positiv (4%), Azeton negativ, Azetessig- 
säure negativ, Urobilin positiv, Urobilinogen positiv, Bilirubin star 
positiv, Chloride 0,1%, Sedimeht ikterisch verfärbte granulierte Zylin- 
der, Leukozyten, Detritus. Im Wasserbadsediment Leuzin und Tyrosin 
positiv. Diazoreaktion negativ, Indikan positiv. Blutdruck 150 mm Hg. 


Decursus: 14. Nov., Pat. etwas munterer, Temperatur subfebril 
37,4%, Puls 80, klagt über Schmerzen im Bauch und Durstgefithl. Läßt 
Harn unter sich. Ikterus in der gleichen Stärke, Schmerzhaftigkeit 


1) Weigelt, D.m.W. 1921, S. 1222, 


bei Leberpalpation, Boas beiderseits positiv, keine neuen petechialen 
Blutungen, EBbach !/s %00, Stuhl normal verfärbt (Sublimatprobe positiv). 
Harnbefund: Spez. Gewicht 1021, Reaktion sauer, Albumen positiv, 
Saccharum 1,3%, Azeton, Azetessigsäure negativ, Bilirubin- positiv, 
Leuzin und Tyrosin negativ. — 
Wassermann-Reaktion negativ. Zählung der Blutzellen: Rote 
Blutkörperchen 4800000. Weiße Blutkörperchen 14100. Hg]. (Sahli) 80%. 
F.I. 0,83. Thrombozyten 175000. Hämolyse: H1 : 0,48, H2 : 0,42, H3 : 0,36. 
15. November. Pat. ohne Fieber, Puls 76, fühlt sich subjektiv 
wohler, gibt. auf Fragen präzise Antworten. Keine neuen Blutungen, 
Ikterus anhaltend, doch etwas abgeblaßt. Harnbefund: Spez. Gewicht 
1023, sauer, Albumen: Spuren, Saccharum 2,1%, Azeton negativ, Azet- 
essigsäure negativ, Bilirubin schwach positiv, Leuzin und Tyrosin negativ. 
l 16. November. Ohne. Fieber, Puls 80, Ikterus im Schwinden 
begriffen, Stuhl normal verfärbt, Haima negativ. Harnbefund: Spez. 
Gewicht 1024, sauer, Albumen: Spuren, Saccharum 2%, Azeton negativ, 
Azetessigsäure negativ. Bilirubin negativ, Urobilin, Urobilinogen 
schwach positiv. l | | = 
17. November. Ikterus fast verschwunden, Pat. beschwerdefrei, 
nimmt genügend Nahrung zu sich. Harn: Saccharum 2%, Leuzin und 
Tyrosin negativ. i S | 
18. November. Status idem. - | | a 
19. und 20. November. Pat. steht zeitweise auf, geht ihres großen 
Körpergewichtes wegen beschwerlich. a% 
21. November. Pat. wurde, nachdem der Ikterus verschwunde 
war, auf eigenes Verlangen häuslicher Pflege überlassen. | 


Differentialzählung des weißen Blutbildes: 


Neutr. |Neutr. | Neutr. Eosino-| Baso- 

segm. | stabk. jjugendl. Lymph.| Monoz. phile | phile Myeloz. 
13. Nov.| 62,5% | 5,8% | 4,2% | 22,5% | 2,5% — — | 25% 
14. „ 176,7% | 2,5% | 0,8% |19,2% | 0,8% — — — 
15. „ 1725% | 4,2% | 0.8% | 184% | 3,8% | 08% | — er 
16. „ 160 %| 0,8% | 0,8% | 34,3% | 3,5% | 0,8% | — — 
20. „ {54.2%]| 1,7% | 0,8% | 41,6% | — 1,7% | — — 


In den nach May-Grüqwald-Giemsa gefärbten en 
fanden wir nun hauptsächlich in den polynukleären neutrophilen Leuko- 
zyten und in den Thrombozyten (vereinzelt aber auch in den Mono- 
zyten) Einschlüsse (Vakuolen). Von diesen Einschlüssen waren bis 


zu 11 in einem weißen Blutkörperchen und verdrängten und über- 


lagerten anscheinend die Granula, die. jedoch zwischen ihnen nach- 
weisbar waren. | r 


Es waren: . | | Ä | | 
am 13. November unter 100 weißen Zelen . . . 22,5 mit Vakuolen 
” 14. „ 9 100 - „ n © e où 12,5 » | no 
” 15. . “s T) 100 noo ” 8,3. ” ” 

” 16. ” „ 100 ” LE 1,6 n” 9» | 
n 20. n ” 100 ” n ee 1,6 n E 
„ 21. n p- 100 » 0,0 ” 


| » e n 
Die histochemische Analyse, die im Pathologisch-Anatomischen 


Institut der Masarykuniversität ausgeführt wurde, ließ diese Einschlüsse 
als Fetttröpfchen (Chlosterinester) erkennen. = 


Es bandelt sich also in der mitgeteilten Beobachtung utin Ea 


eine Patientin, bei der neben starker Adipositas und einem Diabetes 
mellitus unter Schmerzen, hohem Fieber plötzlich Ikterus auftrat. 
Die Befunde von Leuzin und Tyrosin im Harne einerseits, der 
Nachweis der Veränderungen an den Blutzellen anderseits hätte uns 
wohl zur Diagnose akute gelbe Leberatrophie führen können. Nun 
sahen wir aber unter den Beobachtungen, daß mit dem Schwinden 
des Ikterus auch. die oben erwähnten Veränderungen an den Blut- 
zellen einerseits, das Leuzin und Tyrosin aus dem Harne anderseits 
verschwanden, und so wurden wir. dazu gedrängt, die Affektion als 
eine akute, in den Gallenwegen sich abspielende Cholelithiasis- 
Cholangitis anzusehen, um so mehr, als die Pat. nach einer Woche 


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1578. 


. Krankenstand entlassen werden konnte. . ` | 


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Ursache des aufgeiretenen Ikterus ein Abschluß der Gallenwege 
durch Gällensteine mit konsekutiver Cholangitis festgestellt und | 


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. allgemeine Adipositas, die Veränderungen in: Pankreas, . welche sich 
Sicherheit zu entscheiden ist. ` | 


Cholangitis, Ca hepatis, Ikterus bei Lues und Leberzirrhosen, weiters 

Ikterus nach Filix Mas) erhoben haben, haben uns die oben be- - 
- schriebenen Blutkörperchenveränderungen, das Auftreten von Vaku- 
olen nicht finden lassen. Auch in Fällen von Adipositas allein 


` Moment, sondern das Zusammentreffen von verschiedenen Ver- 


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-diese Veränderungen darstellt, geht aus der Beobachtung hervor, 


_‚einzelt auch in Monozyten auftraten und so lange nachzuweisen 


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Am 11. Januar 1924 wurde Pat. auf die interne Klinik (Prof. 


Vanysek) gebracht. Aus der Krankengeschichte, die mir von der 


Klinik freundlichst zur Verfügung gestellt wurde und wofür ich auch 


an dieser Stelle bestens danke, geht hervor, daß Patient am 11. Januar, 
bewußtlos umfiel und. seither schlecht spricht. Die Bewußtlosigkeit 
dauerte ‘kurze Zeit, seither. klagt Pat. über ‘äußerst. starke, Kopf- |’ 


schmerzen: . Die klinische Untersuchung. ergab. eine Haemofrhagia 


cerebri neben einem Diabetes (4% Zucker, . Azeton, Azetessigsäure | AERE ee u | Se 
‘Aus der II. Ohirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses. . 
im Friedrichshain in Berlin (Dirig. Arzt: Prof. Dr. Katzenstein). 
| Über- die verdauungshemmende Wirkung von Anti- 
 pepsin des Blutserums bei Magengesunden und Magen- 


negativ). Am.13. Januar trat Ikterus ein (Bilirybin im Harn positiv). 
Leichte Purpurablutungen bestanden schon bei ihrer Aufnabme, 
‚Am 14. Januar unter Zeichen einer Herzschwäche 8 Uhr abends 


Exitus letalis. | 


zur Verfügung gestellt wurde, besagt: 


Das Sektionsprotokoll, das mir freundlichst von der Prosektur Ä 


Haemorrhagia cerebelli, sanguis partim coag. in ventr, IV, etin | 
, ventr. lateral. utriusque. Haemorrhagiae punctiformes praec. ventr.. 
lat.. utr. Atherosclerosis universalis praec. ad basim cerebri. le 
1epatis. | 
' Steatosis universalis, Cholestasis. Cholelithiasis. Hydrops oystidis. 
felleae. Struma cystica fibrosa colloides. Atrophia senilis ovar. — 
~- _ Auch durch die histologische Untersuchung wurde keinerlei 
Zeichen für akute gelbe Leberatrophie gefunden... = ° > 


um utfiusque. Hyperaemia organorum. Hypertrophia 


Wenn: wir die ‚ganzen klinischen Beobachtungen und den 
pathologisch-anatomischen Befund , zusammenfassen, -so wurde als 


eine allgemeine Steatösis auch bei der Nekropsie gefunden. Das, 
was uns bei unserer Beobachtung. von Interesse erscheint, ist .der 


Nachweis von Einschlüssen in den Blutzellen. Wir konnten nach | 
. einer lıisto-chemischen Analyse diese. Vakuolen mit jenen identi- 


fizieren, welche Weigelt bei seinen Fällen von akuter gelber Leber- 


. atrophie fand, und können wir demnach aus unserer Beobachtung. 
‘den Schluß ziehen, daß das Anftreten von Vakuolen, die als Fett- 
. tröpfchen anzusehen sind, nicht bloß bei jenem Krankheitsbild vor- | 


kommt, welches wir als akute’ gelbe Leberatrophie bezeichnen, 


Sehr wahrscheinlich ist es, daß die durch den Ikterus. bedingte 


Stofiwechselstörung eine besonders schwere sein mußte, um zu den - 

genannten . Veränderungen zu führen, da wir ja auch im Harne | 

 Leuzin und-Tyrosin als Endprodukte eines schwer gestörten Stoff- 
- ` wechsels nachweisen konnten, die Störung des Stoffwechsels also | 
gewisse Ähnlichkeit mit jenen Veränderungen zeigt, welche zu akuter 
-~ gelber Leberatrophie führen, ohne daß aber in unserem Falle die 
 Leberveränderungen der akuten gelben Leberatrophie selbst: be- 


standen. Daß es in unserer Beobachtung zu eben dieser schweren 
Stofiwechselstörung kam, dürfte wohl nicht allein durch den Ab- 
schluß der Gallenwege bedingt sein, es dürfte gewiß die bestehende 


durch das Auftreten von Zucker im Harn dokumentierten, eine 
mitbestimmende Rolle gespielt haben, wenn auch dies nicht mit 


Unsere Befunde, die wir durch zahlreiche Unsersuchungen 
bei Fällen von intensivem Ikterüs (Icterus catarrhalis, Cholelithiasis, 


oder von Diabetes in Verbindung mit Fettleibigkeit haben wir diese 
Befunde nicht mehr erheben können. Es muß daher nicht ein 


änderungen maßgebend sein, um eine derartige schwere Stoffwechsel- 
störung hervorzurufen, daß das Knochenmark mit einer bestimmten 


‚Veränderung, der Bildung von Vakuolen in den Blutzellen reagiert; - 


daß. aber der Ikterus tatsächlich die direkt auslösende Ursache für 


daß mit dem Schwinden des Ikterus auch die Veränderungen an 
den Blutzellen nicht mehr nachweisbar waren. | 
Wenn wir daher das Resultat unserer Beobachtung zusammen- 
fassen, so konnten wir feststellen, -daß bei einer Kranken, die an 
Fettleibigkeit und Diabetes litt, unter einem cholangitischen Gallen- 
abschlusse Vakuolen, die aus Chlesterinestern gebildet waren, in 
den polynukleären neutrophilen Leukozyten und Thrombozyten, ver- 


waren, als der Ikterus bestand, mit dem Schwinden des Ikterus 
aber. ebenfalls aus dem Blutbilde schwanden, 


C: © 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.45. 


ohne Ikterus und ohne Beschwerden von seiten der Leber aus dem’ 


‚Fermentes (oder Profermentes) ein. 


u- ? 


Ber 9. November - 


Es zeigt unsere Beobachtung daher, daß der Nachweis dieser - 


Vakuolen bei Erkrankungen, welche mit Ikterus einhergehen, wohl: - 


für eine schwere Stoffwechselstörung und.eine Störung des Cholesterin- . 


 stoffwechsels ‘charakteristisch ist, aber -das Auftreten derselben nicht ` 
wie. bisher nach den Beobachtungen von Weigelt nur der akuten _ 
. gelben. Leberatrophie zukommt, sondern auch bei Ikterus aus anderer 


Ursache, z. B. bei. cholangitischem Ikterus, vorhanden sein kann. ` | 


| geschwürskranken. 
. Von Otto Einstein, Medizinalpraktikant. 


In Experimenten am Hunde hat Katzenstein (1) einen Jii- 


. sammenhang zwischen dem normalen Anpassungsvorgang des Magens 


an das Pepsin einerseits und dem Entstehen des Magengeschwäürs 


| anderseits nachzuweisen versucht. Er schrieb den Schutz des’ 


Magens vor der Selbstverdauung der Gegenwart eines Antipepsins 


iñ der Magenwand zu’ und untersuchte, ob es nicht möglich sei, . 
‚durch eine Schädigung dieses Schutzstoffes, durch eine Beeinträchtigung 


dieses Anpassungsvorganges, (nebst andern Insulten) ein Ulcus 

pepticum ventriculi zu erzeugen. o, 
Tatsächlich gelang es auf diesem Wege Magengeschwüre dar- 

zustellen, die im Aussehen und klinischen Verhalten den aus der 


‚menschlichen Pathologie bekannten glichen. Katzenstein schloß 


aus diesen Untersuchungen, daß eine lokale Antipepsinverminderung - 
einer der wichtigen Faktoren in der Pathogenese - des Ulcus ven _ 


triculi sei. j 
Dieser, auf experimenteller Grundlage aufgebauten Erkenntnis 


| gebrach es bisher an einer klinischen Stütze, ein Postulat, daş ` 
. sondern. daß auch Ikterus aus anderer Ursache zu jenen Verände- | 
rungen an den Blutzellen führen kann — war ja der Ikterus in | 
unserem Falle durch den cholangitischen Gallenabschluß bedingt. , 


schöonLieblein (2) dahingehend formulierte, daß beiMagengeschwürs-. 
kranken .der Antipepsingehalt im Blutserum vermindert sein müsse!). 
' Eine Schwierigkeit wird -bei allen diesen Untersuchungen zu 


‚überwinden sein: Der Magensaft bzw. das Pepsin wirkt nur im 


sauren, das Antipepsin nur .im alkalischen Milieu. Frühere : 
Arbeiten (3—11) haben nicht, oder, Oguros Methode (12) folgend, 
zumindest in nicht einwandfreier Weise diese Tatsache berücksichtigt. 

. Die Ergebnisse der Theorie der elektrolytischen Dissoziation, 
die Forschungen von Michaelis (13) zum Teil benutzend, war.folgende - 
Betrachtung anzustellen: —. Ws IR j 

= _Versteht man mit Michaelis unter „Pufferung“ das Vermögen 
einer Flüssigkeit, ihre Reaktionsart (Wasserstoffionenkonzentration, Pu) 


- festzuhalten, so ist Blutserum als eine im alkalischen liegende, stark. 

_ gepufferte Flüssigkeit anzusprechen. Fügt man nun einfach Blutserum 

: in renden. Mengen zu Pepsin-Magensaft, so läuft man also Gefahr, .. 
le einer spezifischen Antifermentwirkung eine unspezifische 


an ste 
Milieuwirkung zu setzen. Die Hemmung der Verdauung kommt dann 


eben nicht durch eine Absättigung des Pepsins, sondern durch eine 
'Alkalinisierung des Milieus zustande). Es mußte also eine Nivellierung 


der pg der beiden Flüssigkeiten vorgenommen werden, eine Nivellierung, 
die im Magensaft z. B. um so unbedenklicher erschien, als Dauwe (14) 
nachwies, daß Pepsin auch in neutralem, ja alkalischem Milieu aktiv 
bleiben kann. Dauwe legte nämlich Kolloide, z. B. Fibrin, in.alkalische 
Pepsinlösung, wusch nach bestimmter Zeit die Flocken ab und ver- 
brachte sie in bestimmte HCI-Konzentrationen. Und erst in der Salz- 
säure trat Verdauung des an das Fibrin offenbar adsorptiv gebundenen 


:' Würde. es gelingen, Serum und Magensaft zu nivellieren, also 


z. B. auf den Neuiralpunkt einzustellen, und würde man dann beide 


Flüssigkeiten -aufeinander einwirken lassen, so müßte das im Serum . 


‘enthaltene Antipepsin das Pepsin des Magensaftes- „paralysieren“. 


Das müßte dadurch nachweisbar sein, daß eine Fibrinflocke von 


 bekanntem Gewicht in diese Mischung der beiden Flüssigkeiten 


gebracht, ausgewaschen und, nach bestimmten Zeitabständen, 1m 


1) Auf nähere Einzelheiten kann hier nur so weit eingegangen 
werden, als festzustellen ist, daß hier nur der allgemeine Antipepsin- 
mangel, der auch seinen Ausdruck in einom verminderten Antipepsin- 
gehalt im Blutserum findet, berücksichtigt wird. De RN 

2) Dieser Tatsache ‘Rechnung tragend, schlägt Michaelis eine . 
Verdünnung von Serum und Wasser = 1:12 vor. ‚Da die Pufferung 
des Blutserums eine wechselnde sein kann, so ist das Wechselnde er 
Resultate bei Lieblein erklärlich. Kohler, der. Serum im Val 
1:3, Magensaft 1:2 mit Aqua verdünnt, kam zu‘ Resultaten, welche 
die These Katzenstein bestätigen. | N | 


eine 0,5 g schwere Fibrinflocke, die,’ frisch vom Schlachthof bezogen, 


. saft plus neutralisiertem Serum im einzelnen Röhrchen betrug. Hier- 


+. Fibrinflocke absorbiert werden. Diese Fibrinflocke wird beim Ver- 


mit geringer Streuung nebenstehender Tabelle entsprechen. 


"9: November 


08 % HCI gelegt, weniger verdaut wird, als wenn man die Flocke 
in eine— vergleichsweise— Mischung von Puffer- und (neutralisiertem) 
- -  Magensaft gelegt hätte. In die Praxis umgesetzt ergibt dies folgende 


Untersuchungsmethode: 


. Magensaft und Blutserum werden mit Phosphatpuffern genau 
‚ „neutralisiert?). Hierauf werden bei konstanter Gesamtmenge steigende 
Mengen von neutralisiertem Serum zu neutralisiertem Magensait zu- 
gesetzt. Als Kontrolle wurde unter den‘ gleichen Bedingungen ein un- 
verdünntes Röhrchen neutralisierten Magensaftes sowie sämtliche Ver- 
“dünnungsverfahren mit Phosphatpuffern an Stelle des Serums benutzt. 
` Die Gemische neutralisierter Magensaft plus neutralisiertes Blutserum 
werden 24 Stunden bei Zimmertemperatur stehen gelassen, dann. wird 


gewaschen und unter reinem Glyzerin aufbewahrt nicht älter als vier 
Wochen sein darf, zu den abgestuften Röhrchen hinzugegeben%). Hierauf 
‚wird dekantiert und die Flocken werden mit Agua dest. von den Puffer- 
bzw. Serumresten im Gläschen durch Abspülen entfernt. Dann wird so viel 
0,25 %/, HCl zugefügt, als die Gesamtmenge von neutralisiertem Magen- 


nach Bestimmung des in Lösung gegangenen Eiweißes mit dem Ein- 
tauchrefraktometer von Zeiß-Jena. | 

Also: In der Misehung (neutralisierter) Magensaft plus (neutrali- 
'siertes) Serum (Pepsin. plus Antipepsin) wird bei Anwesenheit von 
Antipepsin eine gewissö Menge Pepsins „paralysiert“. Beim Zufügen 
der Fibrinflocke kann dieses „paralysierte“ Pepsin nicht mehr von der 


bringen in die Salzsäure weniger gut verdaut als eine solche, die in 
einer Mischung neutralisierter Magensaft plus neutralisiertes Serum. 
- weniger Antipepsin, also weniger „paralysiertes“ Pepsin, vorfand. - 
-< __Aus der Verminderung der Verdauung ist somit ein Schluß auf 
das Vorhandensein und in zweiter Linie auch auf die Menge von Anti- 
‚pepsin möglich: Antipepsingehalt = Pepsinbindung = Ver- 
dauungshemmung. . | | nn 
Bis jetzt wurden mit dieser Methode 31 Untersuchungen aus- 
geführt (die Untersuchungen werden fortgesetzt), von denen 8 Ulcera 
ventrieuli, 2 Ule. duod., 5 Ca ventriculi und 16 Normalfälle betreffen), 
. Die Diagnose konnte in einwandireier Weise bei den Ulcera meist 
bioptisch gestellt werden. Die Resultate können hier natürlich nicht 
‚alle veröffentlicht werden, dies ist aber auch nicht notwendig, da sie 


`- ` © Die Ulkusfreien zeigen somit als Zeichen der Hemmung durch 
das Antipepsin. eine deutliche Verminderung der Verdauung, die 
‚Ihren Ausdruck findet in einem Abfall der Verdauungskurve von 
(neutral. Magensaft ohne Serumzusatz) 28 bis (1 Teil neutral. Magen- 
saft plus 4 Teile neutral. Serum) 21 Refraktometer-Skalenteile. Im 
. Gegensatz hierzu zeigen die Ulkuskranken, die sämtlich dem jugend- 
lichen, höchstens dem mittleren Lebensalter angehören, bei der. 
‚gleichen Versuchsanordnung eine beinahe horizontal verlaufende 
Verdauungskurve. Die Beeinflussung der Verdauung ist eine äußerst 


- %) Über den hierzu. anzustellenden Verschiebungsversuch vgl, 

Bloch-Einstein, Zbl. f. d. ges. exper. Med. 40 (1924) Š. 31. 

4) Es ist sehr notwendig, ganz trockenes, glyzerinfreies und 

absolut reines Fibrin zu verwenden, das aus der Aufbewahrungs- 

llüssigkeit heraus mit warmem Wasser abgespült und zwischen zwei 

sauberen Tüchern so länge ausgepreßt wird, bis es absolut trocken ist, 
ritt im — neutralen — Gemisch Verdauung auf, so ist dies — in der 

_ Regel — nur dem Fibrin zuzuschreiben, 

gm. °) Im ganzen 45 Untersuchungen mit 20. Ulc. ventr., 7 Ca ventr., 

2 Ule, duod., 16 Normalfällen. . | 


m : N 5 z 


i hauses in Berlin (Direktor: Geh. San.-Rat Prof. Dr. L. Kuttner). 


U. Zur Behandlung chronischer Gelenkerkrankungen | 
Sue mit Schwefel. | 

ey. u | Von | 

Dr. K. Isaac-Krieger, Oberarzt, und Dr. G. Noah, Volontärassistent. 


` Seit mehreren Jahren ist auch in Deutschland die zuerst von 
„auzösischen Autoren angegebene parenterale Zufuhr von Schwefel 
iM die Therapie, insbesondere diejenige der chronischen Gelenk- . 
efkrankungen eingeführt worden. Es ist gewiß nicht verwunderlich, 
E die Zahl der sich ‘mit dieser Heilmeihode beschäftigenden 
De eiten schon: in kurzer Zeit eine relativ große geworden: ist. 
enn die Behandlung chronischer Gelenkleiden gehört zu. den lang- . 
„ierigsten und undankbarsten Aufgaben der internen Therapie. 
n mtramuskulären Injektionen wurden bisher in der Hauptsache 


. 
m. 


1994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45: 


: therapie. 
Molnar (4) über sehr gute Erfolge mit 1%iger Schwefelölemulsion 
‚in Fällen von chronisch, deformierender Arthritis. 


erkrankungen sowie bei der Arthritis deformans. 
| mit Sufrogel Besserungen in Fällen von Arthritis deformans und 


ty 


E23 


% 


piji 


Mpg? 4M418 8M+2825M-4255 IM+48 


Erklärung zur Tabelle. 


|E = die Werte des Eintauchrefraktometers. 
.Mpg7 = neuträlisierter Magensaft. 


H . TE T a 
4M +18 = 4 Teile. (neutral.) Magensaftes + 1 Teil (neutral.) Serums., 
= Ulkusfrei. Ulkus. > 

Die Klammer deutet die Hemmung der Verdauung an. 


ë — 
um u man m 
. 


geringe, ‘sie beträgt (s. Kurve) nur 0,4 Refraktometer-Skalenteile 6), 


Die Kontrollen, die, wie erwähnt, mit,der' Pufferlösung anstelle des 
Serums angestellt wurden, ‘ergaben alle etwa dem neutralisierten 


Magensalt entsprechende Werte, ohne auch nur ‘entfernt an die. 
Verdauungshemmung der normalen Fälle heranzureichen. ‚In einigen 


Ulkusfällen verschwand dieser, meist feststellbare. Unterschied. 


Mit. großer Wahrscheinlichkeit besitzt somit die von Katzen- 
stein aufgestellte These, wonach das Ulcus pepticum ventriculi durch - 
ein Mißverhältnis. zwischen dem Pepsin des Magensaftes und dem 
‚Antipepsin der Magenwand im Sinne der Verringerung des letzteren 


mitbedingt sei, Gültigkeit. E | 
daß nämlich ‘beim Ulcus. ventriculi ein verminderter Antipepsin- 
‚gehalt zu finden sei, hiermit erfüllt. Su Fr | 


Literatur: 1. M.Katzenstein, Arch. £ klin. Chir: 100,101; B.kl.W. 1908, 
Nr. 88; D.m.W.1907; Berl. Gesellsch.£,Chir. 20.Jan.1918.— 2, Lieblein, Mitt. Grenzgeb. 


‚1913, 26, 3.890. — 3. Cantacuzöneu.Jonescu-Mihaiesti, De l’action empöchante 


` du sérum sur la digestion par la pepsine. Compt. rend. hebd. de la soc. de biol. 1908, 65, 


9.273. — 4. Decani, Contributo allo studio del’ P’antipepsina, R. accad. delle scienze 


Torino. Sitzung v. 19. Februar 1911, Ref. Zbl f. Biochem, XI, 3051: — 5. Kohler, 


Über wechselseitige Beziehungen von Magensaft und Blutserum bei Gesunden und 
bei Dlkuskranken. Mitt. Grenzgeb. 1928, 37, S.87. — 6. Lieblein, Über den Anti- 


'pepsingehalt des Blutes in Fällen von Ulous ventriculi, Ebenda 1912, 25, 8.390. — 
‚7. Perin, Sur le pouvoir antipepsique dù sérum sanguiù ` Compt. rend. hebd. de 


la soc. de biol. 1902, 54, 8.938. — 8. Rubinstein; Girault-Rubinstein, Ebenda 
1911,2, 71, 8.116; 1912,1, 72, 8.28; 1912, 2, 73, 8.205. — 9. Schw arz, Zur Kenntnis 
der Antipepsine. Hofmeister Beitr. 1905, S. 5%. — 10. Weinland, Über Anti- 
fermente Iu. II. Zschr. f Biol. 44, S.1; 45. — 11. Zunz, Contribution à P’ötude des 
propriötes antiprotöolytiques. Bull. d; Pacad. royale de méd. de Belgique. ‚1905, XIX, 


‚| 8.729, 679. — 12. Biochem. Zschr. 1909, XXII, S. 265. — 18, Wasserstoffionenkonzen- > 


tration, Physikal,-chem. Praktikum. — 14. Hofmeister Beitr. 1905, VI. 


e) Auf Einzelheiten in der Untersuchun ; auf die Ergebnisse bei 
Magenkarzinomkranken, auf die Literatur und ganz besonders auf die 


Arbeit eingehen zu können. 


Diskussion des Antifermentbegriffs hoffe ich in einer ausführlichen 


Pharmazeutische Präparate. | 


. ‚Aus der I. Inneren Abteilung des Städtischen Rudolf Virchow-Kranken- | verwandt Aufschwemmungen von Sulfur pr aecipitatum in Olivenöl 


(19/0 — 10/0), Sulfur colloidale , (chem. Fabrik von Heyden, pro 
Ampulle 0,2 g, 6°/, S. enthaltend) und Sufrogel (chem. Fabrik von 
Heyden, Schwefelsuspension in Gelatine, 0,8%/,ig). Schwefel Diasporal 


(Fabrik Volkmar Klopfer) gestattet. intramuskuläre und intravenöse : 
Anwendung. ae: | A | 


Ein Überblick über die wesentlichste diesbezügliche Literatur 
ließ einen guten Einfluß des Schwefels Ä 


D 


— innerhalb der Breite anatomischer Möglichkeiten — erwarten. . 
Aus Frankreich stammende Arbeiten von Bory (£), Delahaye und ` 


Piot (2) lenkten die Aufmerksamkeit. auf die parenterale Schwefel- 
Viele Jahre später berichteten Meyer-Bisch (8) und 


1 ‚ Dengler (5) 
empfiehlt die Schwefeltherapie bei den primär chronischen Gelenk- 
Deist (6) hat 


Auch ist das Postulat Liebleins, 


auf die erkrankten Gelenke 


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i924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


9. November 


chronischer Polyarthritis gesehen. Meyer und Meyer-Bisch (7) 
halten nach ihren Erfahrungen Sufrogel bei chronischen Gelenk- 
erkrankungen für indiziert und aussichtsreich. Jüngst haben Tes chen- 
dorf und Spicker (8) über gute Erfolge bei subakutem, über 
weniger gute Erfolge beim chronischen Gelenkrheumatismus durch 
Schwefelbehandlung berichtet, während sie bei der Arthritis deformans 
objektive Besserungen vermißt haben. en: ER. 

Munk (9) steht. der parenteralen Schwefelbehandlung ab- 
lehnend gegenüber sowohl in Hinsicht auf seine praktischen Er- 
jahrungen wie auf die. theoretische Grundlage, die durch Arbeiten 
Meyer-Bischs geschaffen worden ist. | 

Auch Weskott (10) kommt zu dem Ergebnis, daß dem 
Schwefel gegenüber den anderen Proteinkörpern ein Vorzug nicht 
_ einzuräumen ist, die Nebenerscheinungen mitunter äußerst unan- 


.  genehmer Art sind. 
Wir haben insgesamt 16 Fälle einer Schwefelbehandlung unter- . 


zogen. Es handelte sich hierbei in keinem Falle um einen akuten 
oder subakuten Gelenkrheumatismus, sondern es bestanden fast 
stets jahrelange, immer progressive Gelenkprozesse und -verände- 
rungen, die meist schon -im Laufe der Jahre mit dem ganzen 
Arsenal symptomatischer und Proteinkörperpräparate behandelt 
worden waren, bei denen auch hydrotherapeutische Maßnahmen 
bereits ausgiebigst in Anwendung gekommen waren. Diese unter. 
einer großen Zahl unserer an Gelenkaffektionen erkrankten Patienten 
getroffene. Auswahl muß selbstverständlich bei Beurteilung der 
Erfolge und Mißerfolge berücksichtigt werden. | 

In 5Fällen haben wir eine Besserung in der Beweglichkeit 
der betroffenen Gelenke sowie eine Abnahme der Schmerzhaftigkeit 
derselben erzielen können. | 


Darunter handelte es sich einmal um eine 76jährige Patientin, die 


seit 30 Jahren an Gelenkrheumatismus litt und seit einem Jahr völlig bett- 
Jägerig war; bei ihr bestand eine destruierende chronische Polyar 
z. T. exsudativer, z. T. produktiv-ankylosierender 


Allgemein- und Herderkrankungen auslösten, wie wir sie sonst nicht 
zu sehen gewohnt waren. Nach Abschluß der Behandlung konnte die 
Patientin Doido Arme und Hände leidlich unter nur geringen Schmerzen 
bewegen, so daß sie z. B, was seit Jahren unmöglich gewesen war, 
ohne fremde Hilfe essen konnte. 
konnte nicht erzielt werden. 


Bei einem 2. Patienten, der seit 22 Jahren an Versteifung der | 


Wirbelsäule und deformierenden ‚Prozessen fast aller Gelenke ein- 
schließlich der Kiefergelenke litt, konnte auch durch Sulfur colloidale 


‚eine zwar nicht sehr erhebliche, aber doch deutliche Besserung er- - 


zielt werden. 


Bei einer weiteren Patientin, die seit der Kindheit häufige Hals- 


eutzündungen und vor einem Jahr einen leichten akuten Gelenk- 


rheumatismus durchgemacht hatte, bestand bei der Krankenhausäufnahme ` 


das Syndrom einer 
mit Beteili 
Befund im 


sekundär-subehronischen Polyarthritis rheumatica 
ng des Endokards und positivem Streptococcus viridans- 
lut (den wir in letzter Zeit bei Gelenkerkrankungen häufig 


feststellen konnten) (11). Hier konnte durch Sulfur colloidale eine ` 


Besserung bewirkt werden. u 
Den 5 Fällen, bei denen ein Erfolg zu verzeichnen war, stehen 
nun 11 weitere gegenüber, bei denen eine günstige Beeinflussun 
weder objektiv noch. subjektiv festgestellt werden konnte. | 
So bei’ einer Patientin mit chronischer rheumatischer Poly- 
arthritis, bei der sämtliche Gelenke in Mitleidenschaft gezogen und 
starke periartikuläre Schwellungen vorhanden waren, weiter unter 


dauernden subfebrilen Temperaturen eine ‚doppelseitige Pleuraaffektion. 
lut); hier konnte ` 
durch keine Behandlungsmethode und kein Mittel Besserung erzielt 


bestand (positiver Streptococcus viridans-Befund‘ im 


werden. - | | 
. Die übrigen durch Schwefel unbeeinflußbaren Patienten, bei denen 
sämtlich eine primär chronische progressive deformierende Arthritis 
bestand, erwiesen sich auch anderen Präparaten gegenüber gleicher- 
maßen refraktär, konnten aber doch z. T. durch langdauernde Hydro- 
therapie gebessert werden. 7 | 
Was die. Frage der Dosierung anlangt so gaben wir vom 
{%igen Schwefelöl 1/4 bis 4 cem intramuskulär in Abständen von 


mindestens 4 Tagen, nachdem wir vorher gleiche Quanten der 


1%/oigen Lösung versuchsweise injiziert hatten. Hier waren die 
schmerzen an der Einstichstelle doch so erheblich und die Neben- 
erscheinungen (Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen) mitunter derart 
Stark, daß wir von der Anwendung des Schwefelöls bald absahen. 
Schon nach kleinen Dosen kamen Temperatursteigerungen zur 
Beobachtung. - Das Sulfur colloidale ‚verursächte in Mengen von 
1/, bis 4 cem einer 0,6 %igen Lösung injiziert wesentlich geringere 
Schmerzen. | [ nger e | ) 
festgestellt, insbesondere keinerlei Nierenschädigungen gesehen. Die 


itis, 
Natur. Sie erhielt 
insgesamt 10 Injektionen Sulfur colloidale (1/, bis 5 ccm), die so starke . 


Eine Gebrauchsfähigkeit der Beine ` 


Hiermit wurden nie unangenehme Nebenerscheinungen | 


Temperatur erzeugende Dosis ist durchaus individuell; mitunter 


wurden schon nach t/a cem Temperatursteigerungen gesehen, meist 
erst nach größeren Dosen. 
am folgenden Tage auf. . Die nächste Injektion wurde immer erst 
nach Abklingen der gesetzten Reaktion gegeben, durchschnittlich am 
5. Tag. Wir machten wiederholt die Beobachtung, daß die gleiche 
Dosis, ‘die anfänglich keinerlei wahrnehmbare Reaktion auslöste, im 
weiteren Verlauf der Behandlung Fieber sowohl als auch Herd- 
reaktion bewirkte, was wir wohl im Sinne einer Sensibilisierung 
deuten dürfen. 


Fast stets jedoch trat das Fieber erst 


Das Sufrogel hat den Vorzug, nicht die geringsten Schmerzen . 


zu verursachen. Schon geringe Dosen (0,1 bis 0,5 cem der 0,3 %igen - 
Schwefelgelatine) genügen hier. - | 


In keinem Falle wurden während der Zeitdauer der Schwefel- 


behandlung anderweitige therapeutische Mittel benutzt. 


Nach unseren Erfahrungen kann durch Schwefel unter Um- 


ständen auch bei chronischer Polyarthritis eine Besserung erzielt 


` 


werden, jedoch kann ihm eine besondere Stellung in der Reihe der 
zur Behandlung chronischer deformierender Gelenkerkrankungen 
angewandten Reizkörper nicht eingeräumt werden. 


' Literatur: 1. Bory, Compt. rend. soc. biol, 1907. — 2. Delahaye und 


Piot, Ebenda. 1907, 68. — 3. Meyer-Bisch, M.m.W. 1921, Nr. 17; Zschr. fi. klin, 
Med. 94,' 8.237; Klin. Wschr. 1922, Nr.12. — 4. Molnar, B.kl.W. 1921, Nr. 43. — 
5. Dengler, Klin. Wschr. 1924, Nr.8. — 6. Deist, Ther. d. Gegenw. 1924. H.6. — 
7. Meyer und Meyer-Bisch, Klin. Wschr. 1923, Nr. 49. — 8. Teschendorf und 
Spieker, Ther. d. Gegenw. 1924, H. 8. — 9. Mun k, Handb. v. Kraus-Brugsch, Bd. 9,2, 
— 10. Weskott, M. m.W.1922, Nr. 18. — 11. Isaac-Krieger und Friedlaender, 
D.m.W. 1924, Nr. 20. l ' l - 


Aus dem Ambulatorium für Geschlechtskrankheiten am Krankenhaus 


Moabit zu Berlin (Leitender Arzt: Dr. Felix Moses). 
Über Neo-Cutren. 
Von Dr. Hans Abrahamsohn. 
Wir hatten Gelegenheit, an dem reichhaltigen Material unseres 


Ambulatoriums ein neues Wismutpräparat Neo-Outren zu erproben, 
hergestellt- von der Firma Passek & Wolf, Hamburg 26.. 


Neo-Cutren ist eine sehr feine und gut haltbare 5°/,ige ölige 


Suspension der durch Kupfer aktivierten Wismutsalze der Jodortho- 
oxychinolinsulfo- und Salizylsäure. Im folgenden wollen wir über 
die Ergebnisse reiner Neo-Cutren-Kuren berichten. 


Nach Aussonderung der unvollständigen Kuren bleiben 27 Pa- 


tienten — 20 Männer und 7 Frauen — übrig, die wir in den Monaten 
Januar bis März 1924 mit reinen Neo-Cutren-Kuren ausschließlich 
ambulant behandelten. Zu einer vollständigen Kur gehörten jedes- 
mal 15 intraglutäale Injektionen von je 1,5 cem von der Suspension. 
Die Verträglichkeit des Mittels war eine sehr gute. Nur ab und an 
gaben Patienten auf Befragen an, ein leichtes Ziehen in den Glutäen 
zu verspüren. Eine genaue chemische und mikroskopische Verfolgung 


des Harnbefundes hat in keinem Falle eine Nierenschädigung er- 


kennen lassen. Schleimhauterscheinungen irgendwelcher Art haben 
wir niemals erlebt, trotzdem wir unseren Patienten eine besondere 
| Mundpflege absichtlich nicht empfahlen. 
haben wir nur einmal — und bei einer Frau — nach der fünften 
und nach. der siebenten Injektion an der Haut der Nates um die 
Injektionsstelle herum ein nach wenigen Tagen wieder abgeklungenes 
Erythem auftreten sehen. Auch bei dieser Patientin war keine 
Nierenschädigung festzustellen. Die übrigen Injektionen wurden an- 
‚standslos vertragen. Man sieht: Kein Vergleich mit den starken 
Nebenwirkungen der Hg-Therapie. | 


An Hauterscheinungen 


| So sind-auch nur wenige Pa- 
tienten aus der Behandlung fortgeblieben, während das bei'intramus- 


kulären Hg-Injektionen ja kein seltenes Ereignis ist, 


Bei unseren 27 Patienten handelte es sich in 22 Fällen um 
seropositiven Primäraffekt, in einem Falle um tertiäre Lues, in allen 
übrigen um Fälle des früheren und späteren sekundären Stadiums. 
Seronegative Primäraffekte wurden nicht mit reinen. Neo-Cutren- 


Kuren behandelt, weil wir an Papeln und Primäraflekten die Br 


fahrung machten, ‚daß erst nach mehreren "Wismutinjektionen die 


'Spirochäten verschwanden. In einem Falle konnten noch nach fün 


Injektionen Pallidaspirochäten in dazu erodierten Papeln nachge 


‘wiesen werden. Im allgemeinen verschwanden die Spirochäten nat 
(der dritten Injektion. 


Die Wirkung des Neo-Cutren auf die‘spe” 
fischen Erscheinungen war eine ausgezeichnete. ‘Nach zwei bis ver 


‚Spritzen verschwanden ausgedehnte Exantheme und nach fünf 2 
'sieben Spritzen waren die beiden erwähnten, etwa 10 Pfennigstü® 
großen, ‘schon wochenlang bestehenden und Spirochäten 1n. reicher 


‘Menge. enthaltenden Primäraffekte abgeheilt. Nach fünf Neo-Outren- 


w mn. na u VD w’ 


9, November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45.. 71881 


Injektionen war eine Patientin mit recht schmerzhafter Periostitis 
am rechten Oberarm subjektiv beschwerdefrei, und auch objektiv 
war der Befund wesentlich gebessert. 

Die Wirkung des Neo-Cutren auf die Wa.R. ist gleichfalls 
eine gute. Bei den Fällen von seropositivem Primäraflekt und früh- 
sekundärer Syphilis wurde die Reaktion mehrfach schon nach sechs 
bis sieben Injektionen negativ, nachdem sie am Anfang der Kur 
stark positiv gewesen war. Versager haben wir in diesem Stadium 
nicht erlebt. Von vornherein war zu erwarten, daß die Beeinflussung 
der Seroreaktion in den späteren Stadien eine weniger prompte 
sein würde, wie wir das ja ebenso von den anderen Antisyphilitica 
wissen. Tatsächlich sind auch Fälle zu verzeichnen, in denen keine 
Beeinflussung zu erzielen war. In denselben Fällen war meist auch 
Salvarsan von keinem oder nur geringem Erfolge. In anderen u. z. 
der Überzahl der Fälle von spätsekundärer Syphilis wurde die Wa.R. 


negativ, selbst in Fällen, die sich allen anderen Antisyphilitica 


| gegenüber resistent gezeigt hatten. Anführen will ich einen Fall, 
wo in fünf kräftigen Salvarsan-Hg-Kuren die Seroreaktion höchstens 


auf +-+- herabgedrückt werden konnte, wo Jodkali ebenso wie 
ein anderes Wismutpräparat ohne Erfolg war und wo die Wa.R. 
nach 7 Neo-Cutren-Injektionen auf -+ herunterging. Wir möchten 
annehmen, daß infolge der langsamen Wismutausscheidung beim 


Neo-Cutren die Patienten in manchen Fällen sich nach der Kur 


noch bessern werden. Erst gegen Ende der Kur konnte in wenigen 
der untersuchten Harne Wismut festgestellt werden. Wir behalten 
uns vor, über die Dauerresultate der Neo-Cutren-Behandlung später 
zu berichten. Doch glauben wir schon heute das Neo-Cutren als 
ein gut dosierbares, wirksames und verträgliches -Wismutpräparat 
empfehlen zu können. 

' Die Ausscheidungs-Untersuchungen wurden freundlicherweise von 


Herrn Prof. Jacoby, Vorsteher des chemischen Laboratoriums unseres 
Krankenhauses, vorgenommen. $ 


t 


Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete des Versicherungswesens 
(Staatliche und Privatversicherung) | | 
redigiers von San.-Rat Dr. Hermann Engel, Berlin. 


Bewertung hysterischer Reaktionen. 
Von Dr. Erich Romberg, Generaloberarzt a. D., Berlin-Tempelhof. 


S. hat sich nach einer offenbar ganz belanglosen Quetschung . 


des linken Unterschenkels im Januar 1909 im eine derartig schwere 
Hysterie hineinsuggeriert, daß alle Behandlung vergeblich war, 
auch die von ihm selbst gewünschte und 1910 ausgeführte Amputation 
des linken Unterschenkels. Zunächst schien diese Amputation Er- 
folg gehabt zu haben, so daß eine Rente von 60 % festgestellt wurde, 


S. nahm aber sofort den Rentenkampf wieder auf und erreichte 1911 
. vor dem Schiedsgericht für Arbeiterversicherung, daß ihm die Voll- 


rente gewährt wurde, während die höchste Rente vor der Amputation 
nur 75% betragen hatte, das Schiedsgericht hat damals allerdings 
ausdrücklich in den Gründen seines Urteils diese Vollrente nur auf 


kürzere Zeit gewähren wollen, damit S. sich noch etwas mehr an 


den Amputations-Zustand gewöhnen sollte. - 

Entgegen den Absichten des Schiedsgerichts hat daun aber 
die Berufsgenossenschaft die Vollrente bestehen lassen, Nachunter- 
suchungen erfolgten 1912 und 1917, sie ergaben keine wensentliche 
Anderung, S. war inzwischen im Siechenhaus. 

Am 31. März 1924 ergab eine Untersuchung keinen Befund 


. am Nervensystem, keine Hysterie, also eine wesentliche Besserung 


und die Gewöhnung an den Amputations-Zustand, die Rente wurde 
auf 75% herabgesetzt, die Ehefrau hat Berufung eingelegt, das 


Leiden sei schlimmer als je. Die Berufsgenossenschaft hat darauf - 


hingewiesen, daß die Vollrente schon 1911 nur als Übergangsrente 
gedacht war, und daß S. manche Arbeit im Sitzen verrichten könne. 
Das Ehepaar ist heute erschienen, die Frau will die an den 
Mann gestellten Fragen beantworten, will ihm bei allen Verrichtungen 
helfen, er humpelt am Stock und von ihr unterstützt, anscheinend 
ganz hilflos ins Zimmer, will sich in Allem helfen lassen, es geht 
aber auch ohne die verschiedenen Hilfen und Unterstützungen wenn 
auch ‘langsam. | 
Angaben und Klagen (zugleich zur Kennzeichnung des 
Verhaltens und der Intelligenz): Er ist zur Untersuchung hier, wegen 
Seiner Rente, sie soll wieder erhöht werden, man hat ihm etwas 
abgezogen, wieviel weiß er nicht, vorher bekam er im Monat 
66,75 M., wieviel jetzt, weiß er nicht, Er bekommt die Rente da- 
für, daß ihm der Fuß abgenommen worden ist. Arbeiten kann er 
nicht, weil ihm der Kopf weh tut, das ist als ob sich das Gehirn 
im Kopf hebt, manchmal ist er ganz weg, weiß nicht, was er tut, 


‘ er hat dann solchen Schwindel. Die rechte Rückenseite kann er 
garnicht anfassen, der Beinstumpf tut weh und fliegt, im andern 


Bein hat er auch, Schmerzen, das Herz zuckt, als ob es ordentlich 
weh tut. Das kommt alles vom Unfall, auch Rheumatismus in der 
Schulter und im Spitzknochen (Stumpf). 

Er arbeitet also nichts, lebt von der Rente, die Frau ist auch 
krank. Der Unfall ereignete sich 1909, bis 1923 war er im Siechen- 
aus, genauere Zeiten kann er nicht angeben. 
N Die Intelligenzprüfung hat Schwierigkeiten, da S. in der 
chule nichts gelernt hat, er kann nur seinen Namen schreiben. 
Der Eindruck, den er macht,. ist der eines hochgradig Schwach- 
Sinnigen, so nennt er z. B. die Wochentage rückwärts: Sonntag, 


Freitag, Mittwoch, Donnerstag. Die Monate: 12, 11, 1, 2, Aber 
der Schwachsinn ist nach dem gesamten Verhalten nicht so groß, 
als S. glauben machen will. Ä 

Körperlicher Befund: 57 kg schwer, ausreichender Ernährungs- 
und Kräftezustand, Aussehen gesund, dem Alter entsprechend, dichtes 
Haar, nur an den Schläfen ergraut. Das linke Bein ist dicht über 
dem Knie nach Gritti amputiert, der Stumpf bietet keinerlei Be- 
sonderheiten und ist als günstig zu bezeichnen, die Wirbelsäule ist 
seitlich in mäßigem Grade verkrümmt. Ein Stelzbein wird ge- 


tragen, S. benimmt sich, als ob er erst jetzt damit anfängt, laufen | 


zu lernen. | 

Die gesamte Untersuchung wird durch Versuche von S. be- 
stimmt, kränker zu erscheinen, als er ist, er tut wie hilflos, besonders 
als er auf den Untersuchüngstisch steigen soll, kommt dadurch in 
Stellungen, die statisch recht schwierig sind und Befürchtungen 
erwecken, aber es geschieht nichts, S. fällt nicht, kommt dahin, wo 


er soll. Was er z.B. an Händedruck, Beinbewegungen, bei Ataxie- 


prüfungen produziert, steht in lächerlichem Gegensatz zu dem tat- 
sächlichen Zustand. Auch bei diesen körperlichen Untersuchungen 
offenbart sich eine Übertreibung eines vorhandenen Schwachsinns. 

Objektiv ergibt sich: Lungen ohne Krankheitsbefund, Herz in 
regelrechten Grenzen, Töne rein, Puls 80, regelmäßig, Schlagadern 
mäßig hart. | zZ | | 

Der Kopf tut angeblich überall weh, die Pupillen sind nicht 
ganz rund, reagieren prompt. Knie- und Achillessehnenreflexe rechts 
schwach, Hautempfindung ohne Störung, auch im übrigen am Nerven- 
system kein Krankheitsbefund. | 

Nach beendeter Untersuchung gibt die Frau an, daß er zu 
Hause grundlos schimpft, mit dem Stock um sich schlägt und die 
Familie bedroht. Das sind die „Anfälle“, von denen sie schreibt. 

Nach langsamem Anziehen, nunmehr unter Hilfe der Frau, 
verläßt S. mühsam, langsam, humpelnd, gestützt das Zimmer, ich 
war nach einiger Zeit überrascht, das Ehepaar in wesentlich flotterer 
Gangart und in lebbafter Unterhaltung, bei der er hauptsächlich das 


Wort führte, eine längere Strecke vor mir her auf der Straße gehen . 


zu sehen. 


Urteil: Es handelt sich um eine Hysterie ungewöhnlicher 
Stärke. Es ‘ist doch immerhin selten, daß sich Jemand, um eine 
höhere Rente zu bekommen, ein Bein abschneiden läßt, auch sonst 


bot der Zustand von 1909—11 wissenschaftlich Besonderes, die | 


(vasomotorischen) Störungen der Gefäßversorgung waren ganz auf- 
fällig, zu ihnen gehörte das Ausfallen und Weißwerden der Haare, 
die nun wieder in dichtem Wuchs und nur an den Schläfen ergraut 
vorhanden sind. 

Als Heilmittel der Hysterie war die Amputation von 1910 er- 
folglos, der hysterische Seelenzustand wurde dadurch fixiert, aber 
nicht verringert. Insofern war die verfrühte Herabsetzung der Rente 
von 75 auf 60% damals ungerechtfertigt und das Schiedsgericht im 
Recht, als es den Zeitpunkt der Rentenherabsetzung noch nicht für 
gekommen hielt, man mußte’ damals noch auf einen Erfolg der 
Amputation und auf die Gewöhnung an den Amputations-Zustand 
warten. Ex = 


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en 1994 — MEDIZINISCHE KLINIK — 


Heute ist S. der Hysteriker, wie damals, seine Rente ist ge- 
fährdet, also ist er krank und damit man das sieht, übertreibt er 
maßlos und bewußt, es liegt in seiner seelischen Konstruktion, 


daß ein Teil seiner Reaktion auf die Rentenherabsetzung und Unter- 


suchung unbewußt ist, man nennt das eben Hysterie. Insofern muß 
festgestellt werden, daß der heutige Zustand keine wesentliche 


‘Besserung gegenüber dem von 1911 zeigt, als das Schiedsgericht 


die Vollrente gewährte. un 

Ich glaube aber mit dieser Feststellung doch der Sachlage 
nicht, genügend gerecht zu werden. Am 31. März 1924 hat Pro- 
fessor H. ganz ausdrücklich festgestellt, daß S. frei von den 
hysterischen Reaktionen war. Diese Feststellung ist von ganz be- 
sonderer Bedeutung, sie beweist, daß die hysterischen Reaktionen 
und von ihnen untrennbar die bewußten Übertreibungen und Simu- 
lationen im Frübjahr 1924 nicht bestanden. 
begründet gewesen, als S. damals zur Untersuchung ging, brauchte 
er nicht eine Herabsetzung der Rente zu befürchten, denn man hat 
sie ihm ja schon 12 Jahre unbeanstandet belassen, 1917 war dazu 
auch kein Aufwand besonderer Hysterie ‘nötig geworden. 

Die unerwartete Rentenherabsetzung 1924 hat wieder hysterische 
Reaktionen nötig und frei gemacht, . womit‘ ihre psychologischen 
Grundlagen besonders klar geworden sind, die Hysterie ist nicht 
Folge des Unfalls, sondern Folge der Auswertung des Unfalls. ı 

Ich bin nun in der Meinung, daß es erwiesen ist, daß noch 
am 31. März 1924 die rein hysterischen Reaktionen auf den Unfall, 


Das ist auch völlig 


Nr. 45. 9. November 


_ die nun mal früher als Unfallfolge anerkannt waren, beseitigt waren. 


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Sie waren zwar nie eigentliche Unfallfolgen gewesen, aber es bestand 
die rechtliche Bindung, daß sie als solche anerkannt waren. Am 
3i. März 1924 bestand die weitere Folge der hysterischen Konstitution, 
nämlich der Amputationszustand weiter, dieser Zustand: bleibt nach 
wie vor Gegenstand der Rentenversorgung. Aber auch nur dieser 
allein, denn es scheint mir bewiesen, daß die neuen hysterischen 
Begehrungsreaktionen eben neu und nieht mehr Unfallfolgen sind. 
Es ist in diesem Sinne auch nötig, darauf hinzuweisen, daß es sich 
nicht um hysterische Reaktionen allein, sondern auch um bewaußte 
Simulation handelt, die obigen Ausführungen dürlten besonders ein- 
leuchten, wenn man den Anteil dieser Simulation am Gesamtzu- 
stande recht hoch bemißt. 7: 

Was sonst noch vorhanden ist, hat mit dem Unfall keinen 
Zusammenhang, weder der Schwachsinn mit Erregungszuständen, 
noch die beginnende Arteriosklerose oder der Rheumatismus von 1911. 

Die mir gestellten Fragen beantworte ich dahin: | 

i. Seit der Beurteilung von 1911 war am 31. März 1924 eine 
sehr wesentliche Besserung. des‘ Zustandes vorhanden, die rein 
hysterischen Zeichen waren beseitigt. Ihr erneutes Hervortreten 
nach der Rentenherabseizung steht mit dem Unfall von 1909 in 
keinem ursächlichen Zusammenhange mehr, es handelt sich auch . 
nicht um Hysterie allein, sondern zum Teil um bewußte Übertreibung. 

2. Nach dem 1. Juni 1924 bestand infolge der Amputation, also 
des Unfalls jedenfalls keine höhere Erwerbsminderung als von 75%. 


Aus der Praxis für die Praxis. 


Geburtshililiches Brevier. 


Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, Baden- Baden. 
E (Fortsetzung aus Nr. 44.) 


Das Nähen verletzter Weichteile. 


Je früher die Naht erfolgt, um so besser; ist die Patientin 
aber sehr ausgeblutet und die Naht eine sehr schwierige, so kann 
man auch, bis geeignete Hilfe’ vorhanden, die Tamponade nach 
Diührssen machen. Muß man Cervixrisse nähen oder hoch hinauf- 
gehende Risse, nehme man zur Freilegung möglichst lange und 
breite Specula. Am besten Narkose mit Steißrückenlage in Quer- 
lagerung. Das.Schwierigste beim Nähen ist meist die Anlegung der 
ersten Naht an der höchsten Stelle des Risses und das Nähen winkliger 
Risse. Alle Nähte müssen den ganzen Grund umfassen und unter 
demselben hergehen, sie müssen fest angezogen werden, damit sich 
in der Tiefe keine Blutansammlungen bilden. 


"Dammrisse. | 


Fast alle größeren Dammrisse reichen verschieden hoch in die 
Scheide und umgreifen links oder rechts die Columna rugarum post;, 
oft auch gabelig. Meist ist immer zuerst ein Scheidenriß vorhanden, 
der sich anzeigt, daß es beim Durchschneiden des Kopfes 
blutet, daran anschließend folgt der Dammriß. Es kommen auch 
zentrale Dammrisse vor, wo das Einreißen zunächst in der Mitte 
des Dammes erfolgt; es kann darauf beschränkt bleiben, oft reißt 
aber noch die nach vorne gehende Brücke ein, Es kann also der 
Damm in den verschiedensten Richtungen reißen, weshalb man sich 
stets das ganze Operationsfeld sorgfältigst freilegen muß, um richtig 
zu nähen. Wegen des Durchtritts verschieden großer Plana hat man 
daher bei Stirn- und Vorderscheitellagen, besonders bei Erstgebärenden, 
die größten Rißverletzungen. Man kann durch langsames Durch- 
tretenlassen der Frucht in den kleinsten Durchmesser (wichtig beim 
Zangenzuge, s. diese) größere Risse verhüten, besonders den mit so 

roßen Unannehmlichkeiten verbundenen kompleten Mastdarm- 
scheidenriß (incontinentia alvi et flatus). 


bedingen, 
Arzt muß nach jeder Geburt auf Risse nachsehen. 


besten in Seitenlage, auch kann 
Naht anlegen. Scheidennähte 


vermieden werden kann. 


Man achte auch auf kleine 
Risse in der Clitorisgegend, die meist eine stärkere venöse Blutung 
en. diese müssen umstochen werden. Blutet es einmal 
aus der Umstechung weiter, So tamponiere man noch. Der 
Es geschieht am. 
man in Seitenlage eine einfache 
sind in Seitenlage nicht gut anzu- 
legen. Prophylaktisch kann hier viel geschehen, um wenigstens 
nicht einen Mastdarmscheidenriß zu bekommen, der eigentlich immer 
durch eine rechtzeitig gemachte seitliche Inzision (s. Episiotomie) 
Bei besonders engen Scheiden, speziell 
von solchen, an welchen schon einmal eine Dammplastik gemacht 
worden ist, habe ich stets einen Kolpeurynier in die Scheide gelegt 


und durch allmähliches stärkeres Anfüllen desselben die Narbe ge- 
dehnt. Als abschreckendes Beispiel möchte ich folgenden Fall er- 


. wähnen: 


Es handelt sich um einen Fall von allgemein gleichmäßig 
verengtem Becken bei einer 25 jährigen Ipara, wo der Hausarzt 
nach Wehentätigkeit von einigen Stunden den Forceps angelegt und 
dabei einen großen hochhinaufgehenden Mastdarmscheidenriß gemacht 
hat. Trotz sofortiger Naht war nur der Damm geheilt und eine über 


| 2 em lange Mastdarmscheidenfistel geblieben, so daß. der meiste Kot 
. durch die Scheide ging. Später habe ich dann durch Lappenspaltung 


die Fistel geschlossen. Nach mehreren Jahren abermals Schwanger- 
schaft. Außer dem engen Becken bestanden bei der zarten, gracilen 
Frau die Damm- und Scheidenmastdarmnarben. Einlage eines 
Kolpeurynters®), der allmählich stärker gefüllt wurde, half die 
Narben dehnen. Es gelang mir. so trotz abermaligem Forceps mit 
Hilfe einer Scheidendamminzision, ohne daß die alten Narben rissen, 
ein lebendes Kind zu entwickeln. Die dritte Entbindung leitete: ich 
ebenso, nur legte ich dieses Mal den Kolpeurynter früher ein, də 
primäre Wehenschwäche ‘auftrat. Nach 36stündiger Geburtszeit 
wurde abermals mit Forceps ein lebendes Kind entwickelt. Auch 
dieses Mal Scheidendamminzision auf der anderen Seite, die eben- 
falls per I heilte und die 'Mastdarmscheidennarben blieben intakt. 
| Vor Ausstoßung der Placenta die Naht zu machen, wie dieses 
seiner Zeit Ahlfeld wünschte, ist nicht absolut nötig, wenn mal 
nur die Wunde gut bedeckt hält. Ist die Placenta noch nicht aus 
gestoßen, so können leicht beim Nähen stärkere Blutungen ex Atonia 
störend wirken. Man schiebe deshalb einen dicken Gazebausch in 
die Vagina, der das Blut möglichst abhält, davor kommt ein breites, 
längeres Speculum, wodurch man die Rißstelle- noch besser über- 
sehen kann. Wenn die Patientin in Narkose ist, näht man besser 
gleich, sonst muß man ja bei der Naht eines größeren Risses noch- 
mals narkotisieren. Man nähe alles mit Jodcatgut, jedenfalls die 
Scheidennähte. Ich habe stets, Kaltenbach folgend, den Damm 
mit Silberdraht oder Silkworm genäht, da man dieses Materi 

länger in der Wunde liegen lassen kann. Seide ist hier nicht 50 
vorteilhaft, da sich dieselbe leicht imbibiert und in die Tieto 
drainiert. Versenkte Catgutnähte wird man am besten nur da legen, 
wo tiefe Buchten bei seitlicher Zerreißung vorhanden. Fortlaufende 
` Catgutnaht gibt nicht immer ein so schönes Resultat als die Knop!- 
naht; es hat die fortlaufende Naht auch den Nachteil, daß sieh bel 
einem infiziertem Faden die Infektion längs des ganzen Fadens der 
ganzen Naht fortpflanzen kann, während bei Knopfnaht die Infektion 
meist nur einen oder einige Stiche betrifft. Am besten päht mal 
auf dem Querbett, man lege sich alles bereit, Tupfer ett., 
fädele sich viele Nadeln ein, mit Hilfe der Hebamm® 


6) Der Kolpeurynter könnte viel mehr in der allgemeinen Prasis 
vom Geburtshelfer angewendet. werden. 


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.9, November: 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


1583 


kann man so selbst eine komplizierte Naht gut machen. 
Nur, wo der Dammriß ein hochhinaufgehender Mastdarmscheidenriß 
ist, sorge der weniger Erfahrene erst für genügende Assistenz, 
und nähe erst dann. Wenn solche Risse inzwischen gut mit anti- 
septischer und steriler Gaze bedeckt sind, heilen sie auch noch, 
wenn sie einen Tag später genäht werden. Bei jeder Naht 
müssen die zerfetzten Wundränder mit der Schere ge- 
glättet werden. Das Operationsfeld wird am besten mit Kugel- 


' zangen oder durch Fadenschlingen freigelegt. So sieht man gut, 


was zusammengenäht werden muß. Bei den einfachen Rissen 
beginne man ander höchsten Stelle, bei gabeligen Rissen 
müssen zuerst beide Wundspitzen genäht werden. Da sich 
die Columna rug. post. ebenso die abgerissenen Scheidenlappen 
meistens retrahieren, muß man bei der Naht gut angezogen halten, 
so daß alles an die richtige Stelle kommt; erst wenn beide Kom- 
missurenränder in ‚gleicher Höhe liegen, näht man die Dammhaut. 
Bei Zentralrupturen durchtrenne man stets die eventuell stehenge- 
bliebene Kommissur, damit man gut die Wundverhältnisse in der 
Tiefe übersehen kann. Risse in den Mastdarm, auch als Damm- 
risse dritten Grades bezeichnet, stellen die größte Anforderung 
an die Tüchtigkeit und erfordern unbedingt Narkose. Man übereile 
sich als Unerfahrener nicht, wenn auch einmal ein stärkeres Bluten 
beunruhigend wirken sollte. Zur Freilegung nimmt man Kugel- 
zangen. Nur wenn der Scheidenriß sehr hoch hinaufreicht, 
beginnt man mit der Naht desselben, sonst näht man zuerst die 
Mastdarmrändee. Dazu sucht man sich die zerrissenen 
Sphincterenenden auf und faßt sie je mit einer Kugel- 
zange, bringt sie zusammen und zieht dann an; so bekommt 
man die Länge des Mastdarmrisses gut vor sich, und näht dann von 
oben nach unten. Die rektalen Wundränder müssen zunächst durch 
mehrere dünnste Catgutnähte geschlossen werden; Kaltenbach 


- legte Wert darauf, daß dieselben dicht vor der Mastdarmschleimhaut 


aus- und eingestochen werden, und diese nicht mitfassen, sie werden 
nach der Wunde hereingeknüpft und möglichst kurz abgeschnitten. 
Es empfiehlt sich, den Sphincter isoliert zu nehmen, wozu 
ich stets Silberdraht genommen habe. Man muß mit einer stark- 
gekrümmten Nadel subkutan weit fassen, damit der Muskel gepackt 
wird. Bevor nun dieser Silberdraht zusammengezogen wird, habe 
ich noch mit einem sehr dünnen Catgutfaden den Sphincter isoliert 


geknüpft. Es ist also eine doppelte Sicherung für den Sphincter 
vorhanden. Fehling legte tiefgreifende Seidegnähte in den Mast- 


darm und knüpft dieselben auch nach dem Mastdarm zu, da- 
zwischen kommen oberflächliche Catgutnähte. Es hat dieses Ver- 
fahren insofern große Vorteile, als bei eventuell vorhandenen Kot- 
resten die Wunde länger zusammengehalten wird. Diese Seidennähte 
müssen aber später enifernt werden, wenn sie sich nicht von selbst 
abgestoßen haben; keinesfalls darf dieses aber zu früh geschehen, 
frühestens nach 14 Tagen.. Die,weitere Naht ist wie beim ein- 


{achen Dammriß. Sollten zu starke Zerreißungen vorhanden und 


der Arzt nicht in der Lage sein, eine korrekte Naht auszuführen, 


‚ müßte die Verletzung zwecks Transport in eine Klinik mit sterilen 


azen tamponiert werden. Der Darm muß gut entleert sein, dann 
kann nach der Operation gut 4 Tage bis zur Erzielung des ersten 
Stuhlgangs gewartet werden. Die ersten Tage gibt man nur flüssige 


- Kost: Milch, Eier, Suppe. Am Abend des 4. Tages ein Abführmittel, 


das des anderen Morgens wirkt. Am Morgen auch noch ein Glas 
Bitterwasser nüchtern oder Rizinusöl. Man lasse nicht mehr wie 
2 bis 3 Entleerungen folgen, sonst gebe man einige Tropfen Opium- 
tinktur. Von jetzt ab jeden 2. Tag für Stuhlgang sorgen. Klystiere 
unterbleiben besser die ersten vierzehn Tage bis drei Wochen. Da 
ich die Dammwunde stets mit Silberdraht — mit Silberdraht kann 
aber nur der Erfahrene nähen, da die Naht erlernt sein muß — 
genäht, habe ich niemals vor dem 12.—14. Tage die Nähte entfernt. 
Wer mit Seide näht, müßte die Naht wohl spätestens am 10. Tage 
entfernen. Silkworm kann auch so lange wie Draht liegen bleiben. 
Die Silberdraht-Nähte genieren am wenigsten, wenn man sie nicht 
abschneidet, sondern alle zusammengedreht nach vorne und oben 
schlägt. Wer sie kurz abschneidet, muß durchbohrte Schrotkügelchen 
mit kleiner Zange fest aufdrücken, weil sie sonst stechen. Letzteres 

erfahren hat Sänger angegeben. Gut genähte Dammrisse, 
besonders die selbst gemachten Inzisionen, müssen stets 
Per primam heilen, sonst hat entweder der Operateur einen 


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die Wunde berührt, um so besser heilt sie. 
gelindem Drucke abspülen, dann abtrocknen und wieder Dermatol- 


Fehler gemacht, oder die Asepsis ist nicht genügend gewahrt 
worden. Ist aber das Unglück: passiert, daß eine Dammwunde nicht 
geheilt ist, so lasse man sich nicht drängen, die zweite Operation 
zu früh zu machen. Man warte möglichst lange, bis jeder Wochen- 
fluß aufgehört hat und die weichen Gewebe wieder normale Festigkeit 
erlangt haben, also etwa 6 Wochen. Bei Nichtbefolgung dieser 
Vorschrift könnte sonst abermals ein Mißerfolg, sogar eine Pyämie, 
eintreten. In letzter Zeit wird durch Rudolphson wieder empfohlen, 
sobald nur normale Temperaturen vorhanden sind, den granulierenden 
Dammriß zu nähen; man müsse aber die Nähte im Gesunden an- 
legen. Ich möchte zu diesem Vorgehen nicht zuraten. Selbst wenn 
aber ein primärer Erfolg nicht nach Wunsch eintritt, soll man nie 
im schlimmsten Falle die Wunde aufmachen, man entferne aber alles 


nicht resorbierbare Material, insbesondere die Seidenfäden, die ich 


überhaupt für eine Dammnaht nicht so geeignet halte. Wenn man 
kein anderes Nähmaterial zur Hand hat, muß man feuchte des- 
infizierende Kompressen vorlegen, da die Seidenfäden nach innen 
drainieren; sonst habe ich die Trockenbehandlung mit Vioform- 
oder Dermatolgaze angewandt. Noch eins sei bemerkt, je 
weniger man dann nach richtiger Naht bei antiseptischem Vorgehen 
Man lasse nur unter 


oder Jodoformgaze vorlegen. | 

Die klinische Bedeutung der tiefen Cervixrisse be- 
ruht auf ihren schweren, selbst tödlichen Blutungen, die 
sie bewirken können. Die beste Behandlung besteht in einer ex- 
akten Naht, wie sie Kaltenbach zuerst beschrieb. Freilegung und 
Nabt sind leicht ausführbar, wenn sich der Uterus durch Druck von 
oben in den Introitus herabdrücken läßt, was meist leicht geschieht. 
Dann kann der weniger Erfahrene leicht Hakenzangen in die Mutter- 
mundslippen einsetzen. 
vom Cervikalkanal aus zu nähen. Gelingt die Naht nicht, so tam- 
poniere man nach Dührssen, was aber nachteilig werden kann, da 
beim Entfernen der Gaze durch Ablösen von Thromben Nachblutungen 
entstehen können. Tiefe seitliche Cervixrisse sind von inkompleten 
Uterusrupturen manchmal schwer zu unterscheiden. 


Die-blutige Erweiterung der Scheide und der Schamspalte. 


Wenn man sieht, daß beim Dammschutz während einer Wehe 
am Frrenulum oder in der Mitte des Dammes die Epidermis einzureißen 


beginnt, suche man das voraussichtliche Weiterreißen durch einen. 


Einschnitt zu verhindern. Die mediane Episiotomie von Michaelis 


-ist nicht so praktisch, als die von Scanzoni empfohlenen seitlichen 


Einschnitte in der Richtung gegen das Tuber ossis ischii. Cred& 
empfahl statt der beiderseitigen’' nicht so tiefen einen einseitigen 
tieferen Scheidendammschnitt. Die Technik dieser kleinen Operation 
ist verschieden. Narben in der Scheide spaltet man in der. Längs- 
richtung der Scheide, besser mehrere nicht so tiefe als ein- 
zelne tiefe Einschnitte. Besteht ein Septum, spaltet man mit 
der Schere das ganze Septum der Länge nach. Sollte bei ange- 
borener Enge des Introitus im Interesse der Frucht eine sehr rasche 
Entwickelung nötig- sein, empfiehlt sich ebenfalls durch die Epi- 
siotomie einer starken Rißbildung vorzubeugen. Besonders emp- 
fiehlt sich der Einschnitt bei Durchtritt der größten Kopf- 
ebenen (Vorderhauptslagen mit dem Planum fronto-oceipitale und 
Stirnlagen mit dem Planum parietale posticum). Am besten nimmt 
man eine Knie- oder Cowpersche Schere und führt das eine Blatt 
auf der Höhe einer Wehe zwischen Kindesteil und Beckenboden ein 


— auch kann ein geknöpftes Messer genommen werden — und 


schneidet seitlich von der Mittellinie gegen den Sitzbein- 
knorren 1—2 cm tief ein. Die Schere legt man sich am 
besten gleich am Anfang in eine antiseptische Lösung, so 
daß sie jederzeit zur Hand ist. Eine weißliche Verfärbung der Ober- 
haut des Dammes zeigt ebenfalls an, daß er jederzeit bersten kann. 
Wichtig ist, daß nicht oberflächlich die Schleimhaut, 
sondern der Schließmuskel durchtrennt wird. Nähen ist 
notwendig. Die erste Naht wird am oberen Wundwinkel unterhalb 


des Wundgrundes bis zum unteren Wundwinkel gelegt, dann der 


Schnitt in der Scheide, zuletzt außen genäht. Es muß stets eine 
prima intentio eintreten. Vor der tiefen Scheidendamminzision, die 
auch den Levator ani durchschneidet, wie sie Dührssen angegeben 
hat, möchte ich warnen, da die Naht eine’ sehr schwierige ist. | 

(Fortsetzung folgt.) ` 


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Kaltenbach empfahl, hochgehende Risse. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 9. November 


-~  Referatenteil 


Prof, Dr. C.Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. E. Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Räntgenologie), 


Prof. Dr. H. Gerhartg,; 
. . Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. Gräff, Heidelberg @Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geh.-Rat, 


Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, ‚Bonn (Versicherungsrechtl. u. gerichtl, 
Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie), Prof. Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), “Prof. Dr. 0.Nordmann, Berlin- 
Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R.Paschkia, Wien (Urologie), Dr. S.Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F.Pinkus,. Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 

' heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), -Dr. W.Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische. Psychos 
s o logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), . 


geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am Königin Hlisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide. 


Sammelreferafe. 


Von den Herzmitteln, die in der Praxis nur noch selten Ver- 
wendung finden, ist das Spartein, aus 'spartium scoparium, dem 
Besenginster, von Hildebrandt näher studiert worden. Über die 
Wirkung des Spartein war bekannt, daß es auch nach Vaguslähmung 
die Pulsfrequenz herabsetzt, ohne die absolute Kraft des Herzens 
zu beeinflussen. Diese Tatsache wird nun von Hildebrandt dahin 
aufgeklärt, daß das Spartein die Reizleitung hemmt. Je nach Kon- 
zentration und Empfindlichkeit desHerzenstreten leichtere Störungen— ` 
Verlängerung der Überleitungszeit — bis zur völligen Lähmung der 
Reizleitung — totaler Block — auf. Bohnenkamp und Hilde- 
brandt zeigten weiterhin; an Hand von elektrokardiographischen 
Untersuchungen, daß das Spartein die Überleitung von Vorhof zur 
Kammer verlangsamt und den normalen Sinusantrieb verzögert, 
ohne die Automatie der Kammer im Falle völliger Blockierung des 
Atrioventrikularknotens zu beeinträchtigen. Ob aber das Spartein 
imstande ist, ähnlich wie das Chinidin, die Arrhythmia perpetua 
wirkungsvoll zu beeinflussen, bleibt vorerst abzuwarten. Ä 

‚Von den Untersuchungen über die Digitaliswirkung sind für 
den Praktiker jene von besonderem Interesse, die den Verhältnissen 
bei der therapeutischen Anwendung dieser Droge nahekommen. 
Dabei müssen. Gaben angewendet werden, die von. der toxischen 
weit entfernt sind, also gewissermaßen als therapeutische angesehen 
werden können. Solche Dosen, 30 °/, der letalen, rufen am nor- 
malen Tier nach Planelles und Werner keinerlei grobe Schädi- 
gungen am Herzen und Kreislauf hervor. | 
| Ungeachtet dessen, können solche Dosen und noch kleinere 
eine meßbare Wirkung z. B. auf die Gefäße entfalten, wie die Ver- 
suche von Schemensky beweisen. Dieser Autor prüfte nämlich 
den Einfluß kleiner Digitoxingaben auf die Nieren- und Darmgefäße 
mit der üblichen plethysmographischen Methode. Schon bei Ya 
der Dosis letalis von Digitoxin erhielt er eine Reaktion der Nieren- 


Untersuchungen über Herzmittel. 
Von Dr. Erich Hesse, Breslau. 


Bei der experimentellen Prüfung der Herzwirkung des Kampfers 
und seiner Derivate unterscheidet man. zweckmäßigerweise die Wir- 
kung auf das normale und auf das geschädigte Herz. 

Joachimoglu, der die drei. Kampferisomeren am normalen 
isolierten Froschherz prüfte, fand, daß die Herzen nach großen 
Dosen alsbald in Diastole stillstehen, daß sie sich aber. spontan je 

nach dem Grade der Vergiftung erholen können. Verdünnte Kampfer- 
lösungen, 1:4000 etwa, bedingen eine geringe Vergrößerung der 
“ Pulsamplitude, und darin sieht Joachimoglu den Ausdruck der 
therapeutischen Wirkung des Kampfers. An Hand von Elektro- 
kardiogrammen, die ebenfalls an isolierten Froschherzen gewonnen 
‚wurden, weist er nun erneut darauf hin, daß alle drei Kampfer- 
isomeren gleichsinnig wirken und die Herzaktion im Sinne negativ 
‚ ehronotroper Veränderung mit Neigung zur Blockbildung 1:2 be- 
einflussen. | | 

Die leistungssteigernde Wirkung des Kampfers auf das 
normale Froschherz ist aber, wie aus den Untersuchungen von 
Junkmann hervorgeht, nur unbedeutend und an sehr geringe 
Kampferkonzentrationen gebunden. | | 

Erhöht man die Kampferkonzentration in der Nährflüssigkeit 
des Herzens, so ist immer eine erhebliche. Leistungsminderung die 
Folge, die j6 nach Intensität der Vergiftung spontan reversibel ist, 
ein Befund, den auch Handowsky 'erheben konnte. Die thera- 
'peutische Wirkung des Kampfers kommt im Experiment besser zum 
Ausdruck, wenn man ein mit Chloralhydrat oder Alkohol geschä- 
digtes Herz unter Kampfer setzt. Dann fördert “dieses die Herz- 


© Areale aktion sowohl durch Vergrößerung des Pulsvolumens wie auch durch | Sowie der Darmgefäße, die bald zu einer Erweiterung, bald zu einer 
pe PE r Frequenzzunahme. Junkmann aber. betont, daß die erreichte | Verengerung führte, ohne daß dabei eine Gesetzmäßigkeit erkennbar 
Be EEE HG ‚Besserung immer sehr schwach, inkonstant und vorübergehend ist. wurde. Offenbar hängt der wechselnde Effekt von dem jeweiligen 
BR ERRER Die übliche Erklärung der Kampferwirkung, daß es „die erlöschende Zustand der Gefäße ab. f Pae ee 
fi bi Reizerzeugung wiederbelebt“, lehnt er ab. | Führt man längere Zeit hindurch täglich solche kleine Gift- 
SE EE EES Einen Fortschritt auf dem Gebiete der Herzmittel stellt die | mengen dem Organismus zu, so. bedingt eine derartige Vorbehand- 
u MEAE ‚Einführung des „Hexeton“ dar, des 3-Methyl-5-isopropyl A 2. 8. | lung nach Takayanagi bei Fröschen eine langdauernde Über- 
i4 T 2 Cyelohexenons, das dem natürlichen Kampfer isomer ist. Dieser | emplindlichkeit für Digitalisstoffe, die man sich ‚am besten mit einer 
I ir p Substanz, die nach Gottliebs Untersuchungen kampferähnliche 

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Speicherung der Digitalisglukoside in relativ fester Bindung im. 
Wirkungen auslöst, widmet Amakawa eine eingehende Studie mit | Herzen erklärt. Dabei läßt sich an den Herzen, die durch Vor- 
der Fragestellung, ob das Hexeton zu verschiedenen biologischen | behandlung z. B. mit Gitalin für diese Substanz überempfindlich 
Testobjekten sich ebenso verhält wie der natürliche Kampier. . waren, auch eine solche für Strophanthin nachweisen und umgekehrt. 
Dies scheint nun tatsächlich der Fall zu sein. Ähnlich wie Es ist den Klinikern seit langem bekannt, daß kranke Herzen 
der Kampfer ruft das Hexeton an Fröschen eine zentrale Lähmung | auf die Digitalisglukoside erheblich empfindlicher reagieren als ge 
: hervor, der eine kurareartige Lähmung der motorischen Endapparate | sunde. Man kann nun auch, wie aus den Untersuchungen von Schoen 
nachfolgt. Die erregende Wirkung des Hexetöns auf das mit Morphin | hervorgeht, im Tierexperiment ähnliche Bedingungen durch Zufuhr 
gelähmte Atemizentrum tritt stets prompt ein. Ebenso bessert es | von muskellähmenden Schwermetallen, Antimon und Kupfer, schaffen. 
in viel geringeren Konzentrationen als der natürliche Kampfer die | Die so geschädigten Herzen reagieren schon auf Strophanthinkon- 
‚durch hemmende oder lähmende Herzgifte verursachte Verlang- | zentrationen von 1:20 Millionen, während bei normalen Herzen 
samung oder Schädigung der Herzaktion. | Konzentrationen von. 1:800000 etwa die Grenze der Wirksamkeit 
| Das Hexeton hat sich im Experiment an allen untersuchten | darstellen. | | | | Si 
Angriffspunkten als zwei- bis dreimal so stark erwiesen als der Diese Tatsache, daß Herzmittel auf geschädigte Herzen anders 
Kampfer. Und mit diesen experimentellen Ergebnissen stehen die | einwirken wie auf gesunde, kann unter Umständen für eine strengere 
in letzter Zeit mitgeteilten klinischen Erfahrungen bei Verwendung 


IE klinische Indikationsstellung der verschiedenen Herzmittel mab- 
EN: des Hexetons als Kampferersatz im’ besten Einklange (Senner). gebend werden. So hat Simon an isolierten Froschherzen be 
ee | ' Eine weitere. Substanz, die dem natürlichen. Kampfer an | stimmte Rhythmusstörungen durch Kokain und Strychnin gesetzt, 
TES Wirkungsstärke überlegen zu sein scheint, ist nach Leo der p-Oxy- | die auf einer Verlangsamung der refraktären Phase der Herzkammer 
de kampfer. Leo teilt nun neuerdings mit, daß seine Vermutung, durch | beruhen, und untersucht, wie sich Pharmaka solchen Herzen geget- 
Fe Einführung einer zweiten Hydroxylgruppe ließe sich die pharmako- | über verhalten. Er findet, daß diese Form der Herzschädigung sich 
Pe. f I: 3 dynamische Wirkung weiter erhöhen, nicht bestätigt werden konnte. | durch Koffein, Suprarenin, Kalzium und menschliches Serum be- 
ac Das p-Dioxykamphan nämlich, in dem beide Ketogruppen durch | seitigen läßt, während Strophanthin, Liquitalis; Kampfer, PilokarpiD, 
om peci CHOH-Gruppen ersetzt sind, wirkt schädigend auf das Herz, was | Atropin u. a. m. unwirksam sind. nn a 
Gi pi natürlich eine therapeutische Verwendung dieser Substanz aus- | Für die Praxis ist schließlich voch die Mitteilung von 
a | f j ponet, Joachimoglu und Bose wichtig, daß in der Digitalistinktur nach 
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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


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1—2jähriger Aufbewahrung saure Produkte entstehen. Durch Zu- 
satz einer schwachen Säure (Weinsäure) läßt sich durch Pufferung 


eine Konstanz der Wasserstoffionenkonzentration und damit eine 


bessere Haltbarkeit der Digitalistinktur erreichen. 


Literatnr: Amakawa, Arch. f exp. Path. 1924, 101, 100. — Bohnenkamp und 
Hildebrandt, Ebenda 1924, 102, 244. — Handowsky, Ebenda 1923, 98, 117.— Hildebrandt, 
Ebenda 1924, 101, 136. — Joachimoglu und Mosler, Ebenda 1923, 98, 1. — Joachimoglu 
und Bose, Ebeoda 1924, 102, 17. — Junkmann, Ebenda 1923, 96, 63. — Leo, Ebenda 
1924, 103, 135. — Planelles und Werner, Ebenda 1923, 06, 21. — Schemensky, Ebenda 
1923, 100, 367”. — Schoen, Ebenda 1928, 96, 158. — Senner, Ebenda 1924, 103, 289. — 
Simon, Ebenda 1923, 100, 807. — Takayanagi, Ebenda 1923, 98, 17. 


Diagnostische Fortschritte auf dem Gebiete 
der Röntgenstrahlen. 
Sammelreferat (Bd. 32). 
Von Prof. Dr. Leopold Freund, Wien. 


Pathologie des Skeletts. 


Lilly Pokorny faßt die Spalthand als endogene vererb- 
liche Mißbildung auf. Am häufigsten sind männliche Individuen 
betroffen. Das Merkmal dürfte rezessiv sein. Die Vererbung durch 
‚die Mutter scheint glaubhaft (H. 3/4). — Zwei Fälle von Verkürzung 
der Daumenendphalangen, Kolbendaumen, Brachyphalangie, 
einer hereditären Verbildung teilen H. Knote und R. Grashey mit 
(H. 3/4). — H. Wimberger ergab die Dauerbeobachtung schwerer 
Kinder-Skorbutfälle im Röntgenbilde, daß die. nicht völlig ab- 
gebauten Reste der Trümmerfeldzonen als grobgenetzte Querbänder 
in den Diaphysen durch 3 Jahre und noch länger erhalten bleiben 
können. Die normale endochondrale Ossifikation wird über den 
Trümmerfeldzonen bereits 2—3 Wochen nach Beginn der klinischen 
Heilung in Form von weichen epiphysenwärts scharf abschneidenden 
Schattensäumen sichtbar. Das Längenwachstum einzelner Röhren- 
knochen kann also von lange bestehenbleibenden Resten des Trümmer- 
foldes aus gemessen werden und ist nach Skorbut als ein rasches 
zu bezeichnen. Der typische periphere Schattensaum um die rascher. 
wachsenden Knochenkerne, den Trümmerfeldern an den Schaftenden 
entsprechend bleibt bei schwerem Morbus Möller-Barlow als distinkte 
Linie durch Jahre bestehen, um die nach allen Seiten, ausgenommen 
' die Epiphysenfuge, neue gesunde Knochenmasse anwächst (H. 1/2). — 
Als Ostitis tuberculosa multiplex cystoides schildert 

F. Fleischner die röntgenographischen Befunde bei Lupus pernio 
und dem Boeckschen Miliarlupoid. Dieselben treten in drei 
Formen auf a) als runde scharfbegrenzte Aufhellungsherde in den 
Phalangen der Hände und Füße innerhalb einer fast unveränderten 
knöchernen Umgebung; b) die langen Knochen der Hände und Füße 
zeigen ohne besondere Prädilektionsstelle eine grobe unregelmäßige 
(mitunter wabige) Bälkchenstruktur; c) durch Narbeneinschnürungen 
und vaskuläre Störungen kommt es zu trophischen Störungen (Ver- 
schmächtigung, Verkürzung, Zusammenbruch, Mutilation) der Knochen 
(H. 3/4). — Viele Fälle von Nackenschmerzen werden nach F. Polgár 
fälschlich als Lungenspitzenprozesse gedeutet, bei denen die Röntgen- 
untersuchung eine deformierende Arthritis der Gelenke zwischen 
Rippen und Wirbelquerfortsätzen ergibt (H. 3/4). — Verkalkte Ge- 
hirn-Konglomerattuberkel, die vielleicht von der Verkalkung eines 
früheren traumatischen Hämatoms herrührten,. beobachtete bei einem 
lOjährigen Jungen Otto Kingreen (H. 1/2). — Ernst G. Mayer 
zeigt, daB man mittels der bekannten typischen röntgenologischen 
Untersuohungen des Schläfenbeins, der besonderen Aufnahmetechniken 
von Schüller und Stenvers, zu welchen er noch eine neue eigene 
bekannt macht, zahlreiche Aufschlüsse über Erkrankungen des Ohres 
und über die topographischen Verhältnisse erhält. Bei der akuten 
Otitis vermag man Einschmelzungsherde zu erkennen und aus den 
Strukturveränderungen Schlüsse auf die Tendenz des Prozesses zur 
Einschmelzung oder Ausheilung zu ziehen. Auch bei der chronischen 
Otitis- sind Einschmelzungsherde nachweisbar. Cholesteatome sind 
auch bei geringer Ausdehnung röntgenologisch zu diagnostizieren. 
Sie zeigen ganz charakteristische Formen. Die Art ihrer Begrenzung 
gibt Aufschluß über ihr Verhältnis zum Knochen. Die Tuberkulose 
des Mittelohres führt zu eigenartiger Erweiterung des Antrums und 
des Aditus bei gleichzeitiger Atrophie des umgebenden Knochens. 
Bei Zerstörung des Labyrinthes durch tuberkulöse Prozesse lassen 


sich Yöntgenologisch verschiedene Formen unterscheiden. Maligne 


umoren geben in vorgeschrittenen Stadien charakteristische Ver- 


änderungen. Auch kleinere Tumoren dürften als solche erkennbar 


sein. Für die Differentialdiagnose kommt die Form des Defektes 
und die Beschaffenheit des umgebenden Knochens in Betracht. 


Exostosen und Atresie sind der Röntgendiagnose gut zugänglich. 
Dabei lassen sich auch Anhaltspunkte über die Beschaffenheit der 
Paukenhöhle gewinnen (H. 1/2). — Harry A. Goalwin schildert 
eine’ noue Apparatur und Methodik zur röntgenographischen Dar- 


stellung sowie zur Berechnung des wirklichen Durchmessers des 


Canalis opticus (H. 3/4). 


Respirationsapparat. 
Nach M. Sgalitzer und W. Stöhr kommt für die Röntgen- 


untersuchung der Luftröhre Kropfkranker neben der Aufnahme in . 


zwei auf einander senkrechten Projektionsrichtungen die Durch- 
leuchtung in Betracht, um eine Malazie der Luftröhrenwand 
zu erkennen, die eine strikte Indikation für einen operativen Ein- 
griff abgibt. Bei intratrachealer Drucksteigerung mittels des Val- 
salvaschen Versuches und mit dem Müjllerschen Versuche der 
intrtrachealen Drucksenkung ist die starke Erweiterung bzw. Ein- 
engung des Tracheallumens zu erkennen. Bei schwereren Fällen 
ist die Erweiterung schon bei der Drucksteigerung infolge eines 
Hustenstoßes, die Verengerung bei einer kurzen Inspiration durch 


die Nase, die eine momentane Drucksenkung bewirkt, zu erkennen 


(H. 3/4). — Nach Strumektomie kann nach Mukai und Karp 
die Trachea normale Form und Lage zeigen, wenn sie noch nicht 
erweicht, ihr Knorpel noch elastisch ist und keine Schilddrüsen- 
reste oder Schilddrüsenrezidive einen Druck auf sie ausüben. Wo 
diese Voraussetzungen nicht zutreffen, trifft man Abweichungen von 
der Norm. Nach der Operation schwinden die Atembeschwerden, 
die Kompression und die Deviation der Trachea. Oft kommt es zu 
einer Verschiebung nach der anderen Seite. — Nach Küchemann 
gibt es kein typisches Röntgenbild derLungenanthrakose. Stärkere 
zu differentialdiagnostischen Schwierigkeiten gegenüber Tuberkulose 
führende Veränderungen des Hilus sind bei Anthrakose häufig vor- 


handen; tumorartige Formen sind selten. Daß der Sättigung der‘ 


Luft mit Kohlenstaub ein heilender Einfluß auf die Tuberkulose 


zukomme, kann nach K.’s. Erfahrungen nicht zugestanden werden . 


(H. 1/2). — Der genaue klinische Nachweis eines Lungeninfarktes 
ist nach Gerd Kohlmann meist sehr schwierig. Das Röntgenbild 
des Lungeninfarktes, vor allem des sogenannten hämorrhagischen In- 
farktesundzwar besonders bei vereinzeltem Auftreten mehr im mittleren 
Lungenfelde sowie bei randständigem Sitze, zu Beginn des Leidens, 
wenn die Lungenstauung noch nicht überhand genommen hat, ist 
meist deutlich erkennbar. Der häufige, rein embolisch entstandene 
hämorrhagische Infarkt tritt im Röntgenbilde je nach der Lage 
des Kegels in dreieckiger, eirunder oder querovaler Form in Er- 


scheinung. Der Stauungsinfarkt zeigt uns die runde Form. Er ist 


mehr medialwärts gelegen und weniger scharf begrenzt. Am häu- 
figsten bei Frauen im mittleren Alter ist die rechte Seite in den 
unteren Partien befallen. Eine Prädilektionsstelle scheint die Inter- 


lobärspalte zwischen rechtem Ober- und Mittellappen zu sein. Bei 


der Röngenuntersuchung ist große Vorsicht und Rücksichtnahme 
auf den Zustand des Kranken geboten (H. 1/2). — Nach E. Schiffer 
kommen nicht selten Pleuritiden vor, wo neben Exsudat im freien 
Pleuraraume auch eine Beteiligung der Interlobärspalten besteht, 
Im akuten bzw. subakuten Stadium kommt es zu einer Kommuni- 
kation beider Exsudate, die es ermöglicht, daß unter Umständen 


bei der Inspiration Flüssigkeit vom freien Pleuraraume in die Inter- 


lobärspalten, bei der Exspiration hinwiederum in umgekehrter Rich- 
tung strömt. Dies läßt sich röntgenoskopisch oft direkt nachweisen 
(H. 3/4). — Das Residuum des Ergusses der Pleuritis media- 
stinalis posterior, die sogenannte hintere mediastinale Schwarte 
erscheint im Röntgenbilde oft als dreieckiger Schatten, welcher sich 
nach Briegers Beobachtungen auch in Jahresfrist nicht ändert. 
Die Pleura diaphragmatica bildet immer die Basis des Dreieck- 


‚ schattens. Seine flächenhafte Projektion verdankt er nicht einer 


kostalen Komponente, Das mediastinale Empyem kann eine durch- 
aus milde Verlaufsform zeigen und einen eminent chronischen Ver- 
lauf nehmen, so daß die Differentialdiagnose gegen eine Schwarte 


‘unmöglich werden kann (H. 1/2). — Ein Fall von rechtsseitigem 


Pyopneumothorax mit extremer Verdrängung des ganzen 
Mediastinums, der einen ungemein schwierig zu deutenden Röntgen- 
befund ergab, wird von Herta Kalcher berichtet (H. 1/2. 


Zirkulationsapparat. 

Nach E. Gäberts Untersuchungen ist der linke Vorhof in 
situ an der hinteren Herzfläche in erster Linie formgebend für die 
Anatomie, und dementsprechend auch am hinteren Herzrande bei 
irontalem Strahlengange hauptsächlich formgebend für die Röntgen- 


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winkels zustande. — Nach E. Gäbert bedeutet bei Herzkrankheiten 


Die normale Milz ist 8:5 bis 10:7 cm groß. Ihre Exkursionsbreite 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.45. 9. November 
diagnostik. Die Beteiligung der linken Kammer an der hinteren 
Grenzbildung des Herzens ist sowohl an dem anatomischen Prä- 
parat wie 'bei der Röntgendurchleuchtung von untergeordneter Be- 
deutung. Sie gewinnt einen etwas größeren Umfang bei stärkerer 
Vergrößerung des linken Ventrikels ohne Erweiterung des linken 
Vorhofes (H. 3/4). — Die röntgenologischen Größenbestiimmungen 
des Herzens ergeben nach E. Vogt beim lebenden Neugeborenen 
sichere und brauchbare Resultate. Es ist dabei zu beachten, daß bei 
Totgeburten und bei Frühgeburten das Herz regelmäßig größer- ge- 
funden wird. Die Struma congenita geht mit einer Vergrößerung 
des Herzens einher, ebenso wie die Thymushypertrophie. Als Haupt- 
formen des Thymus lassen sich im Röntgenbilde die knollige und 
gestielte Form, sowie die Säulenform unterscheiden. Seltener sind 
die asymmetrischen Formen und das Bild der Thymoptosis (H. 1/2). — 
Die Dreiecksfiorm des Herzens tritt nach O. Moog sowohl im 
Anschlusse an organische Herzerkrankungen auf, oder sie ist der 
Ausdruck eines „schlaffen“ Herzens. Sie kommt durch den Verlauf 
‚des rechten Vorhofibogens sowie durch das Verhalten des Herzleber- 


Nieren | 


Bei der Nierenröntgenographie erwies sich Lilly Pokorny 
die interne Verabfolgung von Tierkohle als ein gutes Mittel, den 
.störenden Meteorismus zu beseitigen (H. 1/2). — M. Sgalitzer 
und Th. Hryntschak geben eine radiographische Methode (die 
„schräge“ Pyelographie) an, mittels welcher Nierenbecken- und 
Nierenkelchschatten in ihrer größten räumlichen Ausdehnung, der 
Ursprung der Ureteren aus dem Nierenbecken am besten zur Dar- 
stellung: gelangen. Bei ptotischen Nieren wurde im seitlichen Pyelo- 
gramm wiederholt eine vollkommene Achsendrehung der Niere beob- 
achtet. Organische Herzerkrankungen bilden eine ernste Kontra- 
indikation gegen die Vornahme einer Pyelographie. Bericht über 
einen diesbezüglichen Todesfall (H. 1/2). ` 


Technisches. = 


Zur Extraktion von Nadelstücken unter Kontrolle des 
Röngenlichtes gibt C. Santos ein praktisches Instrument an 
(H. 3/4). — Eine einfache Vorrichtung zur genauen Messung 
der Röhrenneigung (Zentralstrahlgoniometer) wird von.R. Gold- 
hamer angegeben (H. 3,4. — Eine Aufnahmemethode zur isolierten 
Darstellung der distalen Fußwurzel- und Mittelfußknochen gibt 
J. Schütze an, Otto Behn eine solche zur Aufnahme von Schulter 
oder Hüfte in der Frontalebene. Mann] empfiehlt zur Verbesserung 
von Röntgenbildern die Anfertigung von Doppeldiapositiven von 
demselben, die dann zur Deckung gebracht die Schattendetails 
besser hervortreten lassen. Franz Pick gibt ein Endoskop zur 
Röntgenuntersuchung 'von Rektum und Vagina an. Von H. Schleu- 
ning wird Röntyum als ein vorzügliches Röngenkontrastmittel zu 


Magen-Darmdurchleuchtungen bezeichnet. Es genügen 100—1650 g 
zu einer Durchleuchtung (H. 1/2). ` 


das Maß der Osophagusverdrängung einen wertvollen Hinweis auf 
den Grad der Vergrößerung des linken Vorhofes, der namentlich 
für die Diagnostik der Mitralfehler Bedeutung hat (H. 3/4). — Ein 
rundlicher oder ovaler allseitig umgrenzter Schatten innerhalb des 
basalen Teiles des Herzschattens, besonders bei gleichzeitiger Vor- 
wölbung der nicht pulsierenden Vorhofsgegend ist nach Th. Scholz 
bei bestehender Mitralstenose für Thrombus des linken Vor- 
hofes pathognomonisch (H. 3/4). — Ein Fall von Panzerherz 
mit starker Kalkeinlagerung um die Vorhöfe wird von H. Heim- 
berger mitgeteit (H. 1/2). — Den Röntgenbefund eines typischen 
Falles von Myokardverkalkung publiziert Th. Scholz (H. 3/4). 


Zwerchfell. 


Bei Verdacht auf subphrenischen Abszeß empfiehlt Kohl- 
mann zuerst das Abdomen ohne Kontrastmittel sorgfältig abzu- 
suchen. Findet sich kein Abszeßspiegel, obwohl der Verdacht weiter- 
besteht, ‘so ist die Probepunktion mit anschließender Lufteinblasung 
indiziert. Zeigt sich ein Spiegel, gibt man einige Bissen vom 
Baryumsulfat, um festzustellen, welche Lage diese zum betreffenden 
Spiegel einnehmen. Die Untersuchung in der Seitenlage dient dem- 
selben Zwecke. Differentialdiagnostisch sind Ileus, die Relaxatio 
und Hernia diaphragmatica, eine Interposition des Diekdarmes bei 
Hepatoptose, eine Pankreaszyste in Erwägung zu ziehen (H. 3/4). — 
Einen Fall von Hernia diaphragmatica dextra parasternalis 
vera beobachtete H. Sielmann (H. 3/4. — Röntgenuntersuchungen 
der Milz an einer großen Zahl von Malariakranken nach 
rektaler Lufteinblasung ließen K. Gläßner, W. Wieser und K. Bar- 
renscheen erkennen, daß die sekundären Veränderungen dieses 
Organs auf seine Verschieblichkeit, Drehung, Exkursionsbreite großen 
Einfluß besitzen, ferner daß die Schmerzpunkte die Zonen der Reibe- 
geräusche innige Beziehungen zu der Art der Milzdislokation haben. 
Ähnliche Verhältnisse sind wahrscheinlich bei der Leber vorhanden. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe anuch Therapeutische Notizen.) 


Klinische Wochenschrift 1924, Nr. 40. 


| Eine weitere Mitteilung über die Pathogenese des Diabetes insipidus 

bringen Meyer und Meyer-Bisch (Göttingen). Es handelt sich um einen 
frischen Fall von Diabetes insipidus, der vom Augenblick der Entstehung 
bis zu seinem Verschwinden genau untersucht wurde. Autoptisch zeigte 
sich eine völlige Zerstörung des Hypophysenhinterlappens und des infundi- 
bularen Anteils, sowie die Durchsetzung eines großen Teiles des Zwischen- 
hirns mit Tumorgewebe, ausgehend von einem Sarkom der Schädelbasis 
und der oberen Halswirbel. Die Analyse des Wasser- und Salzhaushaltes 
ergab eine rein renale Störung. Es bestand Temperatursteigerung und 
Hyperglykämie, der NaCl-Gehalt des Blutes war erniedrigt. Aus Durst- 
versuch und NaCl-Belastung ergab sich eine primäre Konzentrationsschwäche 
der Niere ohne Gewebsstörung. Pituglandol war ohne Erfolg. Im Zu 
sammenhang mit einem früher beschriebenen traumatischen Fall wird gè- 
schlossen, daß die bei gewissen Formen von chronischem Diabetes insipidus 
neben der Nierenstörung bestehende Gewebsstörung sekundärer Natur ist. — 
Vom Standpunkt des Pathologen aus betrachtet erörtert Stämmler 
(Göttingen) denselben Fall als Beitrag zur Lehre vom hypophysären 
Diabetes insipidus. Auf Grund des Sektionsbefundes kommt er zu der 
Ansicht, daß zum Zustandekommen des Diabetes bei Zerstörung des Hinter- 
und Mittellappens der Hypophyse eine Funktionstüchtigkeit des Hypo 
physenvorderlappens erforderlich ist. 

Zur Frage der prophylaktischen Digitalisverabreichung vor 0pe 
rationen teilt Hoffmann (Köln) das Ergebnis seiner experimentellen 
Untersuchungen am Frosch mit. Es gelingt beim Kaltblüter durch Vor- 
behandlung eines gesunden Tieres mit Digitalissubstanzen das Herz selbst 
gegen tagelang später erfolgende Belastung mit Herzgiften widerstands- 
fähiger zu machen. Die Wirkung am isolierten, in Ringerlösung normal 
schlagenden Herzen ist latent und tritt erst bei Belastung mit Herzgiften 
in Erscheinung. Bei großen Gaben kommt es zu toxischer Wirkung. Die 
Versuche sind zugleich ein neuer Beweis dafür, daß Digitalissubstanzen 
im Herzen gespeichert werden. 

Die unblutige Bestimmung des Biutdrucks in der Aorta beschreiben 
Rusznyák und v. Gänczy (Budapest). Nach ihren Untersuchungen ergibt 
die Riva-Roceische Methode nicht den wirklichen Blutdruck, sondern ist 
| ein relatives Maß der kinetischen Energie des Pulses. Die Methode der 
Messung mit dem Gärtnerschen Tonometer ergibt angenähert den hydro- 
dynamischen Seitendruck in dem Arcus volaris. Bestimmt man den 
maximalen Druck im Finger mittels der Gärtnerschen Methode, während 
man den Arm mit einer Manschette komprimiert, so findet man den hydro- 
dynamischen Seitendruck der Aorta. Der Aortendruck ist vom Riva-Root! 


beträgt 3—4 cm. Bei der Malariamilz kommt Hypertrophie, akute 
oder chronische Perisplenitis vor. Bei ersterer kommt es zu Ab- 
weichungen von der, normalen axialen Bewegung, bei beiden 
Letzteren zur Einschränkung der Verschieblichkeit und Drehungen 
infolge von Adhäsionen oder perisplenitischen Auflagerungen. Akute 
und perisplenilische Veränderungen können sich funktionell rück- 
bilden, das Studium der perisplenitischen Reibegeräusche, das Ver- 
halten des linken oberen Bauchdeckenreflexes ist für die Diagnose 
bei akuter oder chronischer Perisplenitis bedeutungsvoll (H. 3/4). 


Digestionsapparat. 


Von der Schilderung eines Falles von riesiger idiopathischer 
Ösophagusdilatation ausgehend erörtert L. Fedder die mannig- 
fachen auslösenden Ursachen für die Entstehung des Kardiospasmus 
(Traumen, Magenulkus, Ösophagitis, primäre oder sekundäre Affektion 
des Vagus). Die unmittelbare Causa movens ist die Störung des 
koordinierten Zusammenwirkens des sympathischen und parasym- 
pathischen Nervensystems (H. 3/4). — Ein Fall von exzessiver 
Ösophagusdilatation alsKonsequenz eines chronischen Kardio- 
spasmus teilt W. Drügg mit (H. 1/2). — Zwei Fälle von Öso- 
phagusstenose, verursacht durch gutartige Ösophagus- 


tumoren (Polypen und Fibrome) mit letalem Ausgange teilen 
M. Zehbe und F. Haenisch mit (H. 3/4). 


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` vordere Bauchwand festzunähen. 


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9. November 


Wert unabhängig; in normalen Fällen stimmen beide Werte entweder 
‘ überein oder der Aortendruck ist etwas geringer als der Riva-Rocei-Wert, 
bei Erkrankungen des Myokards findet man jedoch oft neben normalen 
oder erhöhten Blutdruckwerten kleine Riva-Rocei-Werte und bei Insuffizienz 


der Aortenklappen das umgekehrte Verhältnis. H. Dau. 


Zentralblatt für Chirurgie 1924, Nr. 40—42. 
Nr. 40. Über die Bedeutung der Lymphoglandulae gastricae für die 


operative Indikationsstellung am Ulcusmagen berichtet E. Schneider 


(Erfurt). Die entzündlich geschwollenen Drüsen längs der großen Kurvatur 
zeigen die Schwere der Gastritis an und sind regelmäßig bei Magengeschwüren 
vorhanden. Der Nachweis dieser Drüsen ist von Wert in der oft schwierigen 
Frage, ob die Galle oder der Magen der Ausgangspunkt für die 
Beschwerden ist. ee 

Blutsparung bei Magenresektion wird nach A. Rupp (Chemnitz) 


dadurch erreicht, daß nach Einritzen der Serosa an der Vorder- und Hinter- | 


wand alle in der Serosa zur Schnittfläche ziehenden Gefäße unterbunden 
werden. Desgleichen werden zwischen der schichtweisen Durchtrennung 
die Gefäße in der Muskelschicht und in dem Sehleimhautmantel unter- 
bunden. Die Durchtrennung gelingt auf diese Weise fast blutleer. 

Zur Technik der Operation an den Gallenwegen empfiehlt P. G. 
Tschassownikoff (Odessa), das Lig. teres hepatis zu durchschneiden 
und die untere Leberfläche aus der Wunde hervorzuziehen. Zum Schutz 
der freien Bauchhöhle vor Infektion wird empfohlen, das Mesokolon an die 
Um die Infektion der Bauchnaht zu ver- 
hüten, wird die vordere Bauchwunde ganz geschlossen und die Tampons 
und Drains werden in einem schrägen kurzen Lendenschnitt aus der Wunde 
herausgeleitet. a 

- Die Bedeutung des Insulins für den Chirurgen bespricht G. Dütt- 
mann (Gießen). Kleine Dosen, wobei 30 Einheiten nicht überschritten 


‚ werden, sind wiederholt zu verabreichen in Zwischenräumen von mindestens 
3 Stunden. Es genügt eine I—2stündliche Untersuchung des Urins 


auf Zucker, um die Stärke der Erkrankung abzuschätzen und die Gefahr 


der Überdosierung zu vermeiden. Auf diese Weise gelingt es, das für den 


Chirurgen in Frage kommende Ziel zu erreichen, nämlich den Diabetiker 


iñ kurzer Frist operationsfähig zu machen. Auch bei Nichtzucker-. 


kranken, bei Kranken mit Zeichen von Säurevergiftung im An- 
schluß an Narkose und Operation ist das Insulin zu empfehlen. In 
diesen Fällen wurden 25 ccm einer 50°%oigen Traubenzuckerlösung intra- 
venös und gleichzeitig Traubenzuckerlösung subkutan verabreicht. 5 Minuten 
nach der Einspritzung erhielten die Kranken 5—10 Einheiten Insulin intra- 
muskulär. Danach trat rasche Erholung ein. 


Über eine Modifikation des Epithelisierungsverfahrens vermittels 


” 
` des Epithelbreies berichtet H. Hilarowicz (Lemberg). Bei trophischen 


Fußgeschwüren und nackten Fingerstünpfen wird der alte, nicht mehr 
wachstumsfähige Hautrand mit frischen Epithelzellen geimpft. Am Rande 
des Geschwürs wird parallel zur Hautoberfläche 6—8 mm in die Tiefe 
eingestochen, zwischen. Epidermis und Korium eindringend. Die Tasche 


- wird vermittels einer Sonde mit trocken gehaltenem Epithelbrei gefüllt. 


Schon in den nächsten Tagen erscheint an den Pfropfungsorten ein schmaler 
zungenförmiger Saum. | | i | 


Zur Frage über die Chloroformnarkosen bei Splenektomierten 


. haben E. L, Beresew und L. M. Nissnewitsch (Moskau) Untersuchungen 


an splenektomierten Hunden angestellt, welche ergeben haben, daß: die 
Tiere die Chloroformnarkose schlecht vertrugen. 

Nr. 41. 
fbrome) mit Röntgenstrahlen bespricht E. Schempp nach den Erfahrungen 
der chirurgischen Klinik und der Universitäts-Nasen- und Ohrenklinik der 
Universität Tübingen. Von 9 Fällen wurden 7 durch Röntgenbestrablung 
ausgezeichnet beeinflußt. Die Verkleinerung begann nach einigen Wochen 


' und dauerte noch nach Monaten an. Es genügte eine Herddosis von 50 bis 


70, der HED., die von einem vorderen und zwei seitlichen Feldern aus 
mit harter, gefilterter Strahlung bei einem Abstand von 30—40 cm an den 
Ort der Wirkung gebracht wurden. 

| Primäre Naht bei offenem Kniescheibenbruch hat Th. Naegeli 
(Bonn) mit Erfolg ausgeführt, Der offene linke Kniescheibenbruch mit 


| beschmutzter, gequetschter Wunde wurde behandelt mit Herausschneiden 
. der eingeris 


senen Weichteile und Waschung des Gelenkes mit physio- 
ochsalzlösung ohne Anwendung chemischer Desinfektionsmittel 
üblichen Joddesinfektion. Der anfänglich erhebliche Erguß ver- 
schwand ohne Verdickung der Kapsel und der Gang wurde vollständig 


logischer K 


TE. Langdauernde Armlähmung nach Plexusanästhesie am Oberarm 
eibi G. Raeschke (Lingen-Ems) bei einem wegen Sehnenscheiden- 
uberkulose an den Streoksehnen der linken Hand operierten Kranken. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK + Nr. 45. 


Behandlung der Basalfibroide (typischen Nasenrachen- | 


Es entwickelte sich eine Lähmung der Schulter und der Arm- und Hand- 
muskulatur, die erst nach 3 Monaten vollkommen zurückgebildet war. 

Zur Technik der Nierenoperation (Anästhesie und Schnittführung) 
bemerkt E. Pflaumer (Erlangen), daß grundsätzlich in Lokalanästhesie 
operiert wurde. Vom 9. Brustwirbel und 2. Lendenwirbel werden je 5 com 
lohiger und 5 cem 1/,0/,iger Novokain-Adrenalinlösung eingespritzt. — 
Die Schnittführung erfolgt im Verlauf der 12. Rippe, welche re- 


lager unter dem Quadratus zu eröffnen und den Hilus und den oberen 
Pol zu übersehen. P an 
Zur Besichtigung der Innenfläche des Magens und des Zwölf- 
fingerdarms bemerkt E. Heymann (Berlin), daß weder die Betrachtung 
- mit einem Rektoskop noch die unmittelbare Betrachtung zum Erfolg führt, 


| wenn sich das Geschwür nicht an der von außen erkennbaren Veränderung 


ofienbart hat. | 2 

Die Segmentierung hochgradiger rachitischer Verkrümmungen be- 
spricht Springer (Prag). .Nach Anstrich der Haut mit 5°/,igem Provido- 
form und Biutleere wird das Periost scharf am Knochen abgeschoben und 
im ganzen als Mantel erbalten. An der oberen und unteren Grenze der 
Verkrümmung wird der Knochen durchgemeißelt oder durchgesägt und das 
berausgenommene Knochenstück in 1 cm- hohe gleichförmige Scheiben zer- 
sägt. Nach scharfer Durchmeißelung der Fibula von der Wunde aus 
werden die Knochenscheiben in den Periostsack gleichmäßig geschichtet 
eingebracht und das Periost sorgfältig genäht, ` | 

Nr. 42. Über lokale Azidose der per primam heilenden Wunden 
berichtet S. Girgolaff (Petersburg) nach Untersuchungen von Wunden 
in der Rückenhaut von Kaninchen. Die Messung der Wasserstoffionen- 
konzentration in den verletzten Gewebsabschnitten wurde nach der Gas- 
kettenmethode ausgeführt. Es erwies. sich, daß der Heilungsvorgang bei 
einer deutlich mehr sauren Reaktion der Gewebe als in der Norm verläuft. 
Die Steigerung der Wasserstoffionenkonzentration ist bereits einige Stunden 
nach der Verwundung nachweisbar und zeigt an, daß eine gesteigerte 
Tätigkeit der Zellenelemente stattfindet. 


bespricht H. Harttung (Eisleben). Bei einem operierten Fall hatte sich 
‚ein Zustand von Schwäche und von Abmagerung der Muskulatur 


linksseitig an der Schulter, am Arm und an der Brust eingestellt. Ferner 


entwickelte sich eine Atrophie der linken Zungenhälfte, des linken Kopf- 
nickermuskels, und des linken Trapezius. Die Asthmaanfälle blieben einige 
Zeit nach der Operation vollständig aus und die Atrophie bildete sich 
zurück. Durch die ausgedehnte Resektion des Sympathikus wurde der 


Tonus in den Halsnerven herabgesetzt und dadurch die Abmagerung 


der Muskulatur veranlaßt. 


Zur Operation des Hallux valgus schlägt A. Alsberg (Kassel) vor, | 


von der medialen Großzehenseite aus die Grundphalanx der großen 
Zehe auszulösen. Danach wird das Köpfchen des Metatarsus modelliert 


und der Schleimibeutel entfernt. Durch den Eingriff verschwindet die Hallux 


valgus-Bildung und wird eingetauscht gegen eine Verkürzung und ein 
Schlottern der Großzehe. Das Schlottern verliert sich im Verlauf der 
nächsten Wochen und verursacht. bei dem mit einem Stiefel bekleideten 
Fuß keine Gehstörungen. Die von der Schwielen- und Schleimbeutelbildung 
herrührenden Schmerzen sind beseitigt. K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 40. 
Histologische Untersuchungen gravider und puerperaler Uteri, mit 
Berücksichtigung der Peroxydasereaktion beschreibt R. Hornung (Leipzig). 
Bei der Ausstoßung der Nachgeburt erfolgt die Trennung in der Art, daß 


von der spongiösen Schicht der Schleimhaut eine breite Schicht stehen - 


bleibt. Die. nach innen gelegenen Teile der Schleimhaut verfallen der 


'Nekrose und werden abgestoßen und in den tieferen Schichten häuft sich 


ein Wall von weißen Blutzellen an. Diese Zone der Reaktion im puerperalen 
Uterus ist nach Hornung nicht auf die Mukosa beschränkt, sondern er- 
streckt sich auch, auf tiefere Teile des Gefäß-Bindegewebsapparates der 
Uteruswand. Dabei entwickeln sich die indifferenten Zellen des Binde- 
gewebes, die Abkömmlinge der Gefäßwandzellen, und die Gefäß- 
wandzellen selbst zu morphologisch und funktionell verschie- 
denen Zellarten. Mit Hilfe der Benzidin- und Wasserstoffsuperoxyd- 
behandlung an Förmolgefrierschnitten wurden die Oxydasegranula der 
Zellen dargestellt und gezeigt, daß granulierte Zellen im Gewebe 
entstehen und durch zahlreiche Übergänge zu den neutrophilen 
Leukozyten des Blutes hinüberleiten. — Der puerperale Uterus ist 
im Kampf gegen Schädlichkeiten nicht angewiesen auf die ihm durch das 
Blut zugeführten Leukozyten, sondern es entstehen im Gewebe Gra- 
nulozyten. — Mit nahendem Ende der Schwangerschaft wird auch das 


Bindegewebe des Uterus in einen Zustand erhöhter Reaktionsbereitschaft 
versetzt, 


| 1587 


seziert wird. Vom Lager der Rippe aus gelingt es leicht, das Nieren- 


Sympathikusresektion bei Asthma bronchìale und ‚Muskelatrophie 


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Über Züchtung von menschlichem Ovarialgewebe in vitro berichtet 
B. Zondek und E., Wolff (Berlin). Als Nährlösung wurde eine Mischung 
aus Menschenserum, Kaninchenplasma und Ringerscher Lösung benutzt. 
Aus dem Eiferstock eines Fötus von 8 Monaten gelang die Züchtung von 
Keimepithel. Aus dem Eierstock einer 36jährigen Frau gelang es, Granulosa- 


zellen zu züchten. Bei der Züchtung einer Nabelschnur wurde das Wachstum 
von Amnionepithel festgestellt. j / 


Transplantatiou konservierter menschlicher Ovarien haben B. Zon- 


- dek und E. Wolff (Berlin) untersucht und festgestellt, daß aus Eierstöcken, 


die 14 Tage im Eisschrank. konserviert waren, gut wachsende 
Kulturen erhalten werden konnten. Es wird der Vorschlag gemacht, die 
histologisch und bakteriologisch geprüften Eierstöcke in einer Petrischale 


in einem von der Firma Labag (Berlin) gebauten Eiskasten einfrieren zu 


lassen und vorrätig zu halten. Die langsam wieder aufgetauten Eierstöcke 


werden an der Außenseite des Oberschenkels durch einen kleinen Schnitt 
auf die Faszie gelegt. | | 


Entzündung und Schwinden einer Struma nach intranteriner 


_ Mesothoriumanwendung beschreibt G. Braun (Berlin). Bei einer 54 jährigen 


Frau mit einem faustgroßen Kropf und unregelmäßigen Blutungen wurden 
80 mg Mesothorium 22 Stunden lang in die Höhle der Gebärmutter ein- 
gelegt. Danach Fieber und schwere Atemnot infolge akuter entzünd- 
licher Schwellung des Kropfes. Einige Wochen später Rückgang 
der Beschwerden bis zum vollständigen Schwinden des Kropfes. Nach 
dieser Erfahrung empfiehlt es sich, bei Kropf und Metropathie nur mit 
äußerster Vorsicht zu bestrablen und lieber die Entfernung der Gebär- 
mutter vorzuschlagen. | 

Über ‚Spätrupturen bei Tubargravidität berichtet L. Kraul (Wien). 
Die Zeichen der Zerreißung sind nicht so stürmisch, wie sie sonst be- 
obachtet werden und es kam nicht zu einem Zusammenbruch. Es wird 
angenommen, daß die nach Austritt des Eies überlebenden Zotten die 
Wand nur in geringem Grade schädigen, so daß sie nur allmählich zerreißt 
und die Blutung gering ist. Der vorausgegangene Tubarabort erschwert 
die Erkennung der Spätrisse und gibt Anlaß zu Verwechslungen mit An- 
fällen. von Beckenbindegewebsentzündungen. 

Pruchttod bei Serumkrankheit der Mutter beschreibt E. Fischer 


in zwei Fällen der Universitäts-Frauenklinik in Berlin. Die Frauen wurden . 


gleichzeitig mit Streptokokkenvakzine und Streptokokkenserum . gespritzt 
wegen Nierenbeekenentzündung. Nach Ablauf von 8 Tagen trat unter heftigem 
Jucken ein Quaddelausschlag auf mit Schwellung der Schleimhäute und. 
der Drüsen. Zugleich setzten stürmische Wehen ein. Das eine Kind 


starb während der Geburt, das andere wenige Stünden nach der Geburt. 


Nach diesen Erfahrungen empfiehlt es sich, das Serum erst zu geben, 


wenn der Geburtsvorgang im Gange ist, damit bine Serumkrankheit das 
Kind nicht mehr in utero trifft. | K. Bg. 


Wiener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 37 bis 40. 

Nr. 37. Über das viszerale Nervensystem schreibt L. Heß, aus- 
gohend von der Feststellung von Langley und Dickinson, daß das Ver- 
halten von Ganglienzellen und präganglionären Fasern gegen Nikotin die 
Unterscheidung vom willkürlichen Nervensystem ermöglicht; daneben spielt 
auch das morphologische Verhalten eine Rolle (Einschaltung von Ganglien- 
zellen in den Faserverlauf). Letztere ist der Ausdruck der Autonomie 
des Systems. Pharmakologisch ist durch das Verhalten gegen Adrenalin 

. und Histamin ` (Vagotonie) eine weitere Trennung in 2 Gruppen möglich. 

Wahrscheinlich existiert in der willkürlichen Muskulatur eine doppelte 
Innervation, einmal motorisch vom willkürlichen, zweitens tonisch vom 
viszeralen Nervensystem aus.. 

Zur Bewertung irradiierender Schmerzen. bei der Frübdiagnose 
der Lungentuberkulose bemerkt Fr. Fanelli (Neapel), daß sich häufig 
bei frischen Infiltrationsherden ünd kortiko-pleuritischen Affektionen der 
rechten Spitze ein spontaner Schmerz in der rechten Flanke findet; er ist 
konstant, strahlt nicht aus, von wechselnder Stärke, die Intensität wird 
durch Druck nicht gesteigert. Verf. glaubt, daß die Entstehung auf dem 
Wege über den N. phrenicus vor sich geht, und zwar nur rechts, was die 


anatomischen Differenzen zwischen den Nn. phrenici beider Seiten bedingen. ° 


Nr. 38. Zur Frage der Angina pectoris erklärt J. Pal (Wien), 
daß Fälle von anginösen Zuständen im Zusammenhang mit Pneumatose 
des Magens nicht zur reinen Angina pectoris gehören, sondern durch ent- 
sprechende Behandlung des Verdauungsapparates allein beschwerdefrei ge- 
macht werden können. Aortalgie und Angina pectoris decken sich nicht, 
da letztere auch ohne Schmerz vorkommen bzw. nach seiner Beseitigung 


fortbestehen kann. Es liegt ihr ein angiospastischer Zustand zugrunde. 


Daher rührt die gute Atropiowirkung. Bei operativer Behandlung müssen 
die gefäßverengernden Nerven mit durchtrennt werden. Vor der Operation 
ist eine paravertebrale Injektion von 1/,°/,igem Novokain im II. Dors 


al- 
segment zu versuchen. 


. krankung des Hüftgelenkes analoge Bilder. 


Den arteriellen Hochdruck und seine Behandlung bespricht H. Kahler 
(Wien). Die Ursache liegt in allen Fällen in einer Störung der vasos 
motorischen Gefäßregulationen; diese kann zentral oder peripher, funktionell 
oder anatomisch bedingt sein. Die sogenannte essentielle Hypertonie umfaßt: 
mehrere Untergruppen, deren erste die „zentral-toxische“ ist, wo sich ana- 
mnestisch Hinweise auf zentrale Schädigungen (Schwindel, Kopfschmerz) 
ergeben, sowie klinisch bei intakten Nieren Augenhintergrundsveränderungen. 


' Therapeutisch sind Lumbalpunktion, Aderlaß und intramuskuläre Vakzi- 


neurininjektionen zu verwenden. Ähnlich verhält sich die zentrale Hyper- 
tonie mit sklerotischen zentralen Prozessen, wo der Blutdruck außer- 
ordentlich hoch ist, und Jod neben Vakzineurin therapeutisch an erster 
Stelle stebt. Sehr gutartig ist der psychisch bedingte Hochdruck, bei dem 
sich niemals Herzhypertrophie findet. Vorübergehender Natur sind Hyper- - 
tensionen bei Tabes, Basedow, in der Pubertät und im Klimakterium, 
"Letztere reagiert gut auf Eierstocksmedikation. Bei Aortensklerose und 
Mesaortitis luetica beruht der Hochdruck auf dem Fortfall des Depressor- 
reflexes. Jod- bzw.. antiluetische Therapie sind hierbei zu versuchen. 
Fehlt jedes Zeichen einer Beteiligung der Zentralorgane, so handelt es sich 
um den „peripher-toxischen“ Hochdruck, der fast regelmäßig mit chronischer 
Arthritis, auch mit Klappenfehlern endokarditischer Herkunft vergesell- 
'schaftet” ist. Hier wirkt der. Aderlaß gut, die Lumbalpunktion nicht, , 
Ferner gibt man mit Erfolg Nitrite, Atropin, Papaverin. Bei der Hoch- 
druckstauung bei dekompensierten Vitien ist Digitalis zu empfehlen, die 
auch sonst nicht absolut kontraindiziert ist. Bei der „anatomischen“ 
Hypertension stehen die Klagen über das Herz im Vordergrund, die Pro- 
gnose ist ungünstiger und nur vom Jod etwas zu erwarten. Zum Schluß 
bespricht Verf. die verschiedenen bei Nierenerkrankungen vorkommenden. 
Blutdrucksteigerungen. . - | 
Nr. 39. Die Arthritis deformans des Schultergelenkes untersuchte 
F. J. Lang (Innsbruck) pathologisch-anatomisch und fand derselben Fr- 
Es handelt sich um eine. Ver- 
bindung von Gelenkknorpelveränderungen mit Vaskularisierungs- und Ossi- 
fikationsprozessen. Die Randwulsterhebungen sind bedingt durch eine 
von den subcehondralen Markräumen in den Gelenkknorpel vorgreifende 
Gefäß-, Markraum- und Knochenbildung. Gute subchondrale Knochen - 
rindenschicht und breite Knorpelverkalkungsregion wirken der Arthritis 
.deformans entgegen. Die verschiedenen Abarten sind bedingt durch gra-. 
duelle Unterschiede desselben Prozesses. Verf. glaubt, daß die funktionelle 
Entstebungstheorie die beste Erklärung abgibt. Die ‚Schmerzen werden 
verursacht durch die im Bereiche der Randwulsterhebungen herrschende 
' Gelenkkapselspannung. | 
J. Lindiger (Innsbruck) teilt zwei Fälle von zufälligem Erhängen 
mit, wo die: gerichtlich-medizinische Untersuchung einwandfrei die Schuld- 
losigkeit anderer erwies und auch die selbstmörderische Absicht der Ep- 
hängten ausgeschlossen werden konnte, | | 
Nr. 40. Über seröse Tenonitis und Glaukom berichtet R. Soe- 
felder (Innsbruck); es besteht bei ersterem eine seröse Entzündung 
des den Buibus dicht umschließenden Tenonschen Raumes, die sich in 
Exophthalmus, starker Chemosis der Conjunctiva bulbi und Beeinträchtigung 
sowie Schmerzhaftigkeit der Augenbewegungen äußert. Das Auftreten ist 
akut, Ursache meist Rheumatismus. Deshalb günstige Prognose und gutes 
Reagieren auf Salizylate. Verf. beobachtete einen Fall dieser Art, der 
mit beiderseitigem akutem Glaukom kombiniert war, das sich aber thers- 
peutisch gut beeinflüssen ließ und ohne Schaden heilte. Verf. glaubt die 
Stauung der Vortexvenen durch das Exsudat für die Entstehung des 
Glaukoms verantwortlich machen zu müssen. . | 
Pharmakologische Untersuchungen an der menschlichen Bronchial- 
muskulatur stellte R. Rittmann (Innsbruck) an und fand im Gegensatz 
zu den von Brüning auf Grund operativer Erfolge mit Sympatbikus- 
resektion bei Asthma bronchiale gewonnenen Anschauungen, daß die tier- 
experimentell gewonnene Ansicht vom Antagonismus von Vagus und 
Sympatbikus nicht zu Recht bestehe, eine konstriktorische Funktion des 
Vagus und eine dilatatorische des Sympathikus. Trotzdem können die 
Operationserfolge damit erklärt werden, daß entweder zentripetale Fasern 
die Reize zum Konstriktionszentrum vermitteln, durchtrennt werden, oder 
daß der Sympathikus auch bronchokonstriktorische Fasern, die zum Vagus 
gehören, führt. . ae 
Binen kasuistischen Beitrag zur Frage der Knochenzysien liefert 
F. Metzler (Innsbruck): Bei einer Patientin trat eine pathologische Fraktur 
der zystisch erkrankten Femurkondylen auf. Das Resektionspräparat zeigte 
histologisch Riesen- und Spindelzellen, dürfte aber trotzdem keine Neu 
bildung im Sinne eines Riesenzellensarkoms sein, sondern eine auf trat- 
matische bzw. mechanische Einwirkungen hin sich entwickelnde chronische, 
entzündliche, resorptive Neubildung (Lubarsch).' Befallen werden jugend- 
liche Individuen, meist Röhrenknochen in der Nähe der Epiphysenlinie. 
Vorausgeht ein Trauma mit Blutung in die Markr&ume und es folgt fibros 


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9. Novom ber 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


‚Umwandlung. Nach den vorhandenen Druckverhältnissen richtet sich der 


© Reiz zum Wachstum von neuem Gewebe. 


Die „Rezidivblase* nach Cholezystektomie entsteht, wie O. Maier 


(Innsbruck) an Hand eines Falles darlegt, dadurch, daß ein tiefliegendes . 
Gallenabflußhindernis einen Bedarf nach einer druckvermindernden Höhle’ 


hervorruft. Dies kann ein Stein sein, kann aber auch durch zeitweiligen 
starken Verschluß des Papillensphinkters. bedingt sein. Dieser ist nach 
“der Ektomie anfangs insuffizient, und nach Rückkehr des Verschlusses 
kaon es durch einfache Choledochusdehnung zu Schmerzanfällen kommen. 
Voraussetzung zur Bildung‘ einer Rezidivblase ist ein Rest vom Zystikus 
und Gallenblase. | Muncke. 


Wiener Archiv für Innere Medizin 1924, Bd. 8, H, 2. 
D. Adlersberg und. O. Porges beschreiben eine neue klinische 


Tetanieform, die neurotische Atmungstetanie. Sie knüpfen an ältere 


Beobachtungen früberer Autoren an, aus denen hervorgeht, daß durch 
höhergradige Überventilation bei jeder normalen Versuchsperson alle Tetanie- 
symptome hervorgerufen werden können, da Überventilation durch Ver- 


minderung der Blutkohlensäurespannung: zu einer Erhöhung der Blut- 


alkaleszenz führt, dieso die Ionisation des Blutkalkes herabsetzt und auf 
diese Weise eine Kalkarmut schafft, die in der Pathogenese der Tetanie 


_ eine wichtige Rolle spielt. Sie scheiden die Erscheinungsformen der Tetanie 


in vorübergehende Anfälle von vermehrter und vertiefter Atmung bei 
nervösen Personen, .längerdauernde Anfälle ebenfalls bei Nervösen und 


eine dritte Gruppe, bei denen eine gleichzeitig bestehende Herzerkrankung 


durch Palpitation und Arhythmie unangenehme Sensationen ‘und  Be- 
angstigung erzeugt und unter Mitwirkung der erregbaren Psyche Über- 


ventilation auslöst. Die Fälle zeigen bei verschieden starker ‚Dyspnoe 


mehr oder minder deutlich die Zeichen der Tetanie: Therapie: CO,-Gemisch 
wird bei akuten Fällen veratmet. Bei chronischen Fällen führt weder 
diese Therapie noch eine die Alkalose bekämpfende Diät (Kohlehydrat- 
entziehung) noch saures Ammonphosphat, intern gegeben, zum Ziele. 

Leo Reich. stellte den Einfluß des Pneumoperitoneums auf das 
Lungenemphysem fest. Einblasung von etwa 400 cem Luft in die Bauch- 
höhle bewirkt bessere Ventilation der Lünge: größere respiratorische Be- 
wegungen des Zwerchfells, größeres Volumen der Respirationsluft, höhere 


- 02-Sättigung des Kapillarblutes, Abnahme von Dyspnoe und Zyanose, 


Schwinden der Bronchitis, Ausbleiben der asthmatischen Anfälle, Besserung 
des subjektiven Befindens. Diese Wirkung wird durch mechanische Hoch- 
drängung des Zwerchfelles hervorgerufen. Mehrere Wochen langes Unter- 
halten des Pneumoperitoneums wird beschwerdelos ertragen und bewirkt 
Dauererfolge im obigen Sinne. Koutraindikationen: Adhäsionen am Zwerch- 
fell, Emphysem bei Lungentuberkulose und alle für das Pneumoperitoneum 


geltenden Kontraindikationen. | 

. Rudolf Rittmann studierte den Blutkalziumspiegel bei Menstruation 
und fand ebenso häufig Vermehrung äls Verminderung desselben. — Ovarium 
bzw. Corpus luteum beeinflussen den Ca-Spiegel durch Förderung von 
Schilddrüse, Nebenniere und Hypophyse. Die Ausfallserscheinungen während 


der Menstruation und im Klimakterium sind pathogenetisch basedowoiden 


Symptomen gleichzustellen. 

Hans-Pollitzer und Ernst Stolz gingen dem bekannten Phä- 
nomen der Opsiurie und Oligurie bei Icterus catarrhalis und anderen 
Leberfunktionsstörungen. nach. Sie verwenden als „Novasurolprobe“ zum 
Nachweis des Einflusses der Leber auf die Wasserausscheidung den Um- 
stand, daß Lebergeschädigte über eine höhere Menge von Residualwasser 
verfügen, die sich dadurch erfassen ‚läßt, daß Leberkranke nach einer 
Novasurolinjektion bis zu 3000 Liter Wasser und bis zu 31,—4 kg an 
Gewicht verlieren, während Normale nur bedeutend weniger verlieren. Nur 
Kranke mit Hilustuberkulose hatten auch Gewichtsverluste von 2 kg. 

Karl Hitzenberger und Leo Reich beschreiben Größe, Form und 
Lage des gesunden Magens bei kyphoskoliotischen Menschen, hierbei 
Rechtsverlagerung des Magens, die Querdehnung oder Ptose oder Atonie: vor- 
täuschen kann. Starke Einkerbung der großen Kurvatur (Körpertaillen- 


 furche),. seltener auch der Vorderwand des Magens und auch der Hinter- 


wand. — Schon im aufrechten Sitzen der Kypboskoliotiker kommt häufig 
eine Abknickung des Magens zustande, die für die Entstehung eines Ulcus 
ventriculi von Bedeutung sein könnte. | 
Karl Hitzenberger und Leo Reich ‚studierten ferner den Magen 
des sitzenden Menschen im Röntgenbild. Der Magen wird beim vor- 
geneigten Sitzen zwischen vordere Bauchwand und Retroperitonealorgane 
gequetscht,. Zu gleicher Zeit erfährt der Magen in Taillenhöhe eine 
Knickung. Die Begünstigung der Genese des Ulkus auf mechanischem 
Wege durch diese Verhältnisse wird erörtert und ferner die Möglichkeit, 
aß längeres- Sitzen Ulkusschmerzen auslösen kann. | 
. F. Depisch fand unter 15 Tetaniekranken zwei Fälle mit für den 
Qastrospasmus totalis charakteristischem Röntgenbefund; Mikrogastrie, 


Hochlagerung und vermehrte Rechtsdistanz, offenstehender Pylorus und 
fehlende Pefistaltik. Es bestanden anfallsweise auftretende Schmerzen im 


. Magen, die in dem einen Falle ganz im Vordergrund der Erscheinungen 


standen. Diese Schmerzen schwanden auf Atropin. 
B. Samet und A. Schott beschreiben eine paroxysmale Vorhof- 


tachykardie mit ventrikulären Extrasystolen und Pulsus alternans bei 
einem Fall von luetischer Aorteninsuffizienz. Prompte Beseitigung der 


Anfälle durch intravenöse Chinininjektion. ! | 
Ottokar Horäk sah positiven physikalischen Befund über der 

rechten Lungenspitze ohne Lungentuberkulose bei allen Erkrankungen 

des Herzens, die zu einer beträchtlichen Blutstauung im rechten Herzen, 


in der Vena cava sup. und ihren Ästen führen ‘und auf diese Weise eine 


Kompression der rechten Lungenspitze herbeiführen. | 


Ludwig Petschacher: Im Tierversuche führte Störung des Gas- 
austausches in der Lunge zu einer Erhöhung der Viskosität des Serums 


bei ungestörten Verbältnissen der Eiweißbestandteile des Blutes. — Auch - 
die Befunde an Kranken mit pulmonaler Dyspnoe sprechen dafür, daß- 


auch bei diesen eine derartige Veränderung der Viskosität stattfindet. -— 


Auf Grund der bisherigen Erfahrungen über. den Einfluß der pulmonalen. e 


Dyspnoe auf das Blut ist es wahrscheinlich, daß die Änderungen des 


osmotischen Druckes und Ionenverschiebungen im Blute für die Veränderung. 


der Viskosität des Serums verantwortlich gemacht werden müssen. 


C. St. Radoslaw studierte die Wirkung des Insulins anf den Biut- - 
zucker beim Menschen. Diese ist in allen Fällen — beim normalen, beim 
Nierenglykosuriker wie beim Diabetiker — abhängig vom Blutzucker- 


ausgangswert. Paul Saxl (Wien). 


. Aus der neuesten amerikanisch-englischen Literatur. . 


An der Hand von 4 Fällen führt Dawson den in den Handbüchern. 
wenig betonten Zusammenhang zwischen Blindheit und anderen Augen- 


störungen und Nasenerkrankungen aus. Von 600 Fällen orbitaler Ent- 
zündungen waren 400 Folge von Sinuserkrankungen. Holmes nimmt an, 
daß 400/ aller Augenläsionen in der Nase ihren Ursprung nehmen. Folgen 
der (meist) Sinuserkrankungen: Schwachsichtigkeit, Kongestion der Konjunk- 
tiva, Vergrößerung der Karunkel, Ödem der Lider,, Kornealulzera, Iritis, 
Chorioiditis, orbitale Zellulitis, Tränen, Neuritis optica. Gerade diese ist 
der Beobachtung wert. Einmal liegt die Scheide : des Optikus direkt auf 
den oft papierdünnen Wandungen der hinteren. Ethmoidalzellen, dann 


gehen Nasenvenen direkt in die der Orbita und Dura. Es handelt sich” 
also einmal um eine direkt kontinuierliche Infektion der Gewebe oder um 


eine solche auf dem Wege der Venen und Lymphgefäße. So erklären sich 
die oft als toxisch angesprochenen Fälle, die ohne .nachweisbare Ursache 


als eine rarefizierende Ostitis ohne Eiterung infolge einer Erkältung oder . 


Influenza, als Folge einer Kongestion, wobei in der Nase nichts zu ent- 


decken ist. Gerade die kongestiven Fälle scheinen in höherem Grade pene- 
trierend ‚zu sein als die eiterigen. Man muß aber noch andere Faktoren 
in Betracht ziehen: Syphilis, disseminierte Sklerose, Tabak, Alkohol, intra-. 


kranielle Tumoren, toxämische Zustände, die von den Zähnen, Mandeln 
oder Eingeweiden ausgehen. Gewöhnlich kommt es einige Wochen nach 
einer Erkältung oder einer Influenza zu einseitigem Sehverlust, tief hinter 
der Orbita sitzenden Schmerzen, okzipitalen Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen, 
schmerzhafter Beweglichkeit der Orbita, postnasaler Sekretion. AÄußerlich 
am Auge nichts Abnormes. Sonst Papillitis, dilatierte Retinalvenen. 


Permanente Blindheit nach 2—3 Wochen. ‚Röntgen gibt oft Aufschluß. 
. (Lancet 1924, 7.) er 


Nach McIntyre bietet Kafgut die Gefahr, sich zu früh zu resor- 


bieren oder die Knoten nicht zu halten, wodurch die nötige Spannung 
Er empfiehlt deshalb eine Verbindung - von Katgut mit ' 


verloren geht. 
feinem Silk in sterilen Tuben und hat damit ‚namentlich bei der Sectio 
caesarea sehr gute Erfolge. Das Material ist etwas teurer als bloßes 


- Katgut. (Lancet 1924, 7.) 


An der Hand einiger Fälle gibt Harris recht interessante Aus- 


führungen über Hyperinsulismus und Dysinsulismus. Diabetes ist — 


analog den Verhältnissen bei der Thyreoidea — Hypoinsulismus (= —]). 
Und wie. bei anderen Drüsen usw. auf Hypertrophie und Hyperaktivität 
Degeneration, Atrophie und Funktionsverlust folgt, so scheint es auch bei 
den Langerhansschen Inseln zu sein. Es muß also auch hier noch andere 
Dysfunktionen geben (= I). So einen Hyperinsulismus (+ I); eine Re- 


duktion des Blutzuckers unter 0,07, die typische. Insulinreaktion. Nun 


gibt es auch Nichtdiabetiker, die die typischen Symptome des + I auf-. 
weisen, nämlich Hunger, Schwäche und Angstneurosen. Diese = I kann 
man nun. genau am Zuckergehalt des Blutes nachweisen und studieren. 
-} I ist eine Krankheitseinheit mit- den bestimmten Symptomen der Hypo- 


glykämie, wahrscheinlich verursacht durch exzessive Aufnahme glukose-. 
bildender Nahrung, also Überaktivität durch Überessen, Erschöpfung der. 


1589 


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oder ganz pankreatischen Ursprungs sein und nicht Ausdruck des leeren - 


- die durch Überfunktion der Langerhansschen Inseln benötigt wird. Tat- 


von zweien niedriger Blutdruck bei der Hypoglykämie gefunden wurde, 


Steapsin absondern, ebenfalls mitergriffen sind und entweder Hyper- oder 
Hypofunktion aufweisen. . (Journ. am. med. ass. 1924, 10.) 


im oberen Abdomen; hageres, aschgraues oder sehr blasses Gesicht oft 


. förmiger, rapider Puls, meist arhythmisch; wenn überhaupt palpabel, ein 


leichtes, kurzes Fieber mit polymorphonuklearer Leukozytose — im Gegen- 


bose der linken Koronaria. (Am. journ. med. scienc. 1924, 168.) 


` Magen- oder Ösophaguskarzinom, Achylie, beginnende Tuberkulose, Gallen- 


‚bei Nichtdiabetikern keine Beziehungen zu Pankreasdysfunktion. Wahr-. 


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1590 en ‚1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 45. | 9. November 
Langerhansschen Inseln, — I = Diabetes. Das Hungerphänomen des + I 
ist ebenfalls eine Folge des Überessens, ebenso die dem Diabetes oft vor- 
ausgehende Fettsucht. -i I, wahrscheinlich eine Zu- oder Abnahme der 
Insulinsekretion, kann Folge einer Infektion oder eines Traumas des Pan- 
kreas sein. Da nun exzessiver- Hunger ein Symptom der Hypoglykämie 
ist, mag der normale Hunger der Ruf nach Glukose sein und so teilweise 


Apoplexie und Nephritis auf und zwar nach dem mittleren Lebensalter, 
Bei der zweiten Familie 7 Fälle, wovon. 5 die Kindheit und die Adoleszenz + 
betrafen. Sie waren keineswegs frisch, sondern schon einige Jahre alt, 
wie die verdiekten Arterien, der hohe Blutdruck und der hohe nicht- 
'proteinogene N-Gehalt des Blutes bewiesen: Ein bestimmter ätiologischer 
Faktor konnte nicht gefunden werden. Sypbilis, Influenza oder Scharlach 
negativ. In einem Falle ging eine Erkältung dem Einsetzen der Krankheit 
voraus, In 2 Fällen Streptokokken: vom Blut und Urin bei der Lazarett- 
aufnahme, die biochemisch identisch waren mit denen von den Zähnen und 
Mandeln. Sie mögen also als harmlose Parasiten im Munde gelebt haben 
und erst durch die Infektion virulent geworden sein. Sie mögen also 
. neben dem: inneren Faktor der Schwäche 'der Niere als äußerer eine Rolle 
' spielen, insofern als die Zähne und Mandeln wahrscheinlich die Eingangs- 
pforte der hämatogenen Infektion waren. (Lancet 1924, 13.) 

Crawford: Verminderung der Bintplättchen bei perniziöser Anämie, 
Jymphatischer Leukämie, Purpura haemorrhagica.. Zunahme bei Lymph- 
adenom und myelogener Leukämie. Also ganz allgemein gesprochen, Zu- 
nahme bei Hyperaktivität des Knochenmarks und umgekehrt, was annehmen 
1äßt, daß sie dort entstehen. In einem Fall von Splenektomie erhebliche 
Zunahme. Vermehbrte Blutungszeit geht mit niederem Blättchengohalt 
Hand in Hand. Aber zur Koagulationszeit. bestehen keine Beziehungen. 
(Lancet 1924, 12.). a - 

Bannerman hat Blutplättchenzählungen. bei 65 Fällen von Lungen- 
tuberkulose in 5000 Fuß Höhe vorgenommen, wo die normale Zahl der 
roten Blutkörperchen 6,5 Millionen pro cmm beträgt. Die Normalzahl ist 
im Durchschnitt 300 000; Wechsel zwischen 250 000—380 000 pro omm.’ 
Ihre Beziehungen sind nach neueren Untersuchungen zu Mikrobeninfoktionen 
. Agglutination bei Injektion gewisser Bakterien. in die Blutbahn und -damit 

ihr Verschwinden. Ihre Verminderung deutet immer auf eine Herabsetzung 
des Widerstands gegen eine Infektion. Diese Thrombopenie kann auch 
durch Vitamin A-Vorenthaltung oder entsprechende Applikation von Radium 
oder Röntgen erzielt werden. Dies erhöbt seinerseits wieder die Empfäng- 
lichkeit für infektive Zustände. Bei aktiver Lungentuberkulose sind. sie 
immer vermehrt; also je ernster der Zustand, um so größer die Thrombo- 
zytose.. Besserung wenn sich die Zahl mehr nach der Norm hin bewegt 
und sich vor allem ‘hält; üble Prognose, wenn Zunahme; in den unter- 
suchten Fällen über 500 000. Also lediglich wichtig für die noch ganz 
unbestimmte Basis der Prognose; aber keine Beziehungen zur Pyrexie, zum 
anatomischen Zustand und besonders hinsichtlich der Ausdehnung und zu 
dem Vorhandensein von Keimen. (Lancet 1924, 12.) 

Eine recht interessante Zusammenstellung _über Diabetes und Insulin 
gibt die Metropolitan Life insurance Company, die 500 frische Fälle darauf- 
hin analysiert hat. In. weniger als der Hälfte dieser fatalen Fälle war 

‚Insulin verordnet worden (in 62°/, etwa 1 Monat vor dem Tode, in 31 % 
1 Woche vor dem Tode); Koma war die häufigste Ursache. Insulin war 
häufiger in der Hospitalpraxis und in größeren Städten angewandt worden. 
Als Komplikation wiesen 24,8 0, Arteriosklerose, 28,4 °/ọ chronische 
Nephritis, 23,4 %/,- Gangrän auf. (Journ. amer. med. assoc. 1924, 10.) 

-© ` Über das diabetische Problem heute schreibt Joslin: Eine neu® 
Rasse diabetischer Patienten ist aufgetreten. Die Dauer des Diabetes unter 
den Hospitalpatienten 1923 war 5,6 Jahre; 2 Jahre größer als 1921 
und 1922. Die Länge der Krankheit der lebenden Diabetiker überschreitet 
um ein. Jahr die ganze Dauer aller fatalen Fälle von 1914 ab. Der 
Diabetiker heute ist älter als der eine Dekade vorher: 52 gegen 41 Jahre. 
Die zunehmende Morbidität des Diabetes hat ihr Maximum erreicht, . Bal 

. den Kindern hat keine Zunahme stattgefunden, der Typ ist milder, die 
Diagnose sicherer. Dieser Halt in der progressiven Tendenz des Diabetes 

hat aber nur Wert, wenn Präventivmaßregeln ergriffen werden: Jedes Kind, 
das von Diphtherie und Scharlach gerettet ‚wird, jeder. junge Mann, der 
von Typhus und Tuberkulose geheilt wird, ist ein Kandidat für zukünftigen 

Diabetes. Diabetes ist 15mal so ‚häufig über 40 Jahre wie darunter. Bei 
der früheren Generation war die mittlere Lebenserwartung 38, jetzt ist siè 
57 Jahre, Die Hauptkomplikation des Diabetes ist ein frühzeitiges Alter. 
Er ist ferner 10—20mal so häufig unter den Fetten, 21/mal so häufig 
unter den Juden und diese Tatsachen müssen. bei der Bekämpfung unter 
sücht werden. Der Jude ist nicht deshalb, weil er Jude ist, für Diabetes 
prädisponiert, sondern weil er fett ist, und eine Statistik von je 1000 Juden 
und Nichtjuden hat ergeben, daß 85°), übergewichtig sind und nur 4,1% 
untergewichtig bei Juden, gegen 70°/ und: 12,2%, bei Nichtjuden. Von 
den heutigen Diabetikern leidet 1/4 an chirurgischen Komplikationen, 1, a2 
Gefäßstörungen, 1/, an allgemeinen Störungen und 1/, an Azidose. (Journ. 
amer. med. assoc, 1924, 10.) | 

Allison: Bei der Kniegelenkstuberkulose gibt frühzeitige Diagnos? 
und operative Behandlung die besten Chancen. Die Resultate der physi- 
kalischen Untersuchung haben nur afürmatorischen Wert; auch die Rōntger 
untersuchung. Nach Walkey kann wohl ein Röntgenogramm mit einförmig 


Magens. Es kann also möglicherweise bei einem Magen- oder Duodenal- 
ulkus irgend eine Störung des Pankreas gleichzeitig vorliegen, und die 
häufige Nahrungszufuhr, die das Ulkus bessert, mag die Glukose ersetzen, 


sächlich wurde in. einem Ulkusfalle — er analysiert 5 Fälle — niedriger 
Blutzucker gefunden. Da nun bei allen Nichtdiabetikern mit Ausnahme 


scheint +4 I mit Hypoadrenalismus Hand in Hand zu gehen. Sekretorische 
Störungen der Langerhansschen Ioseln scheinen ‚also mit Dysfunktionen 
der Thyreoidea, der Hypophysis und anderen inneren Drüsen vereinigt zu . 
sein. Dagegen geben systematische Untersuchungen der Magensekretion 


scheinlich -hinwiederum ist, daß, da der = I Folge einer chronischen 
Pankreatitis sein dürfte, die Drüsenteile, die Trypsin, Amylopsin und 


. 
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Die wichtigsten Symptome der Koronararterienokklusion sind nach 
Gordinier: ein plötzlicher, starker, anginoider Schmerz substernal oder 


mit.dem Gefühl der drohenden Auflösung; akute emphysematöse Erweiterung 
der Lungen mit Dyspnoe oder extremer Orthopnoe, Rasseln an der Lungen- 
basis, akute Dekompensationserscheinungen; leicht unterdrückbarer, faden- 


diffuser, schwacher Herzstoß, entfernte Herztöne, Galopprhythmus; plötz- 
licher Fall des systolischen Drucks nach -den schweren Sebmerzen, früh- 
zeitige myokardiale Erschöpfung; lokalisiertes perikardiales Reiben, wenige 
Stunden oder 1—2 Tage nach den agonisierenden Schmerzen einsetzend; 


satz zur‘ einfachen Angina pectoris; dazu eine große empfindliche Leber 
und die Symptome eines Lungeninfarktes: suggestiv für eine Thrombose 
der rechten Koronaria; plötzliches Einsetzen eines Lungenödems ev. mit 
Rückfällen, Verstopfung der Arterien des Gehirns, der Eingeweide, der 
Extremitäten mit charakteristischem Kardiogramm sprechen für eine Throm-. | 

Nach Thomas kann eine chronische lIadigestion verschiedenen 
Grades das Hauptsymptom sein von Zuständen, die sich später recht ernst 
als Magen- oder Duodenalgeschwür erweisen können, als Splanchnoptose, 


blasenerkrankung, Tabes, Herzerkrankung, myokardiale Insuffizienz, Angina 
pectoris, Addison oder ‘chronische Appendizitis. (Atlantic med. journ. 
Harrisburg, Pa. 1924, 27.) | | en 
Was auch immer nach Wright die primäre Ursache der Migräne 
sein mag, die Haupteffekte beziehen sich immer auf den Sympathikus und 
das Gefäßsystem mit dem Erfolg eines mehr weniger lokalisierten zerebralen 
Vasomotorenkrampfes. Dies läßt ungewöhnliche atypische Fälle, besonders 
die paralytischen, aphasischen und hemianopischen Phänomene richtig 
verstehen. Glücklicherweise ist sie eine benigne Affektion, aber es sind 
- Fälle dauernder motorischer oder sensorischer Folgen berichtet. Praktisch 
verschwindet sie nach dem 50. Lebensjahre; besteht. sie aber noch in die 
degenerative Periode hinein und liegt eine Gefäßerkrankung vor, so können 
die Anfälle nicht ohne Gefahr sein. (Atlantic med. journ. Harrisburg, Pa. 
1924, 27.) | 
Chipman diskutiert an 1733 Fällen die Wehen: oin physiologischer 
Prozeß, der für Mutter und Kind am sichersten ist, wenn sie spontan auf- 
treten und wenn man die Frau allein läßt. Deshalb sind alle künstlichen 
Ersatz- und Anregungsmittel, die prophylaktische Zange usw. unsicher 
und zu verdammen. Mortalitätsrate 0,4°%/,; 2 an Sepsis, 3 an Toxämie 
eklamptischen Typs und eine an Hämorrhagie einer Placenta praevia. 
Jede Frau, die früher an Eklampsie gelitten, sollte bei einer. späteren 
Schwangerschaft im letzten Trimester reichlich ins Bett gesprochen werden, 
gleichgiltig, ob man im Urin und Blut etwas findet oder nicht. Von den 
17 Placenta praevia-Fällen (3 zentralen) erlagen eine Mutter und 4 Kinder. 
Bei allen schmerzlose uterine Hämorrhagio im letzten Trimester. Hier 
hält er die spätere Entbindung für die bessere. Bei toxischen Fällen: 
200 ccm einer 20°/,igen Glukoselösung intravenös 2—3 mal täglich geben 
den besten Erfolg. (Cancd. med, ass. journ. Toronto 1924, 14.) | 
Über hereditäre und familiäre Nephritis schreiben Eason und 
Smith an der Hand der Genealogie von zwei Familien: eine familiäre 
Prädisposition zu Nephritis existiert; in einer Familie trat bei 6 Mitgliedern 


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9, November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.45. > | Ä 


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verdünnter Kortikalsobicht, mit Verdichtung und Verbreiterung der Kapsel, 
Zerstörung oder Schwund des Knorpels, Mangel an Knochenneubildung, 
mit Knochenherden, meist in der Epiphyse, mit der Tendenz, eher das 
Gelenk anzugreifen, als sich längs des Schaftes auszubreiten, suggestibel 
für Tuberkulose sein; aber auch sie neigt unter Umständen zu Knochen- 
neubildung; Herde kommen auch bei anderen Infektionen vor und auch 
die Tuberkulose kann den Schaft ergreifen; Syphilis und Gonorrhoe geben 
endlich oft ähnliche Bilder. Kurz, auch hier nur affiimatorischer Wert. 
Serologische Proben: kein bestimmter Schluß dadurch; sie mögen vielleicht 


wertvoller sein bei negativem Ausfall, als bei positivem. Viel mehr ver- 


spricht das — technisch richtige — Tierexperiment und die histologische 
Untersuchung, wozu recht früh ein operativer Eingriff in allen Fällen 
indiziert ist. (Journ. amer. med. assoc. 1924, 10.) v. Schnizer. 


. Therapeutische Notizen. 


Innere Krankheiten. 
Über Krysolgan bei Tuberkulose berichtet Carl Stuhl (Gießen). 


Das Mittel kann auch in der Ambulanz mit gutem Erfolg gegen manche: 


Tuberkuloseformen verwendet werden. 
Blutungen und Abort hervorzurufen. Es ist daher bei Schwangerschaft 
kontraindiziert. Will man die Gravidität unterbrechen, dann ist das 
Kurettement immer noch das kleinere Übel. Fälle offener Lungentuber- 
kulose, die sich noch zu einer solchen Behandlung eignen, können danach 
ihre Bazillen im Sputum verlieren. (D.m.W. 1924, Nr. 37.) 


. Über die perorale Behandlung der Lungenphthise mit „Tuberkulin- 
Anfigen-Scheitlin“ („Tasch“) berichten Georg AßBmann und Georg Gruber 
(Beelitz). Das Präparat kommt in Tabletten (0,025 g wirksame Substanz) 
in den Handel. Man gibt anfangs 1/,—1 Tablette täglich. Steigerung 
und Dauer der Kur werden nach dem Erfolg geregelt. Eine Tagesdosis 
von 0,5 g sollte im allgemeinen nicht überschritten werden. Bei allen 
vorgeschrittenen, ausgesprochen progredienten, besonders durch Fieber, 
Blutungsneigung, Kehlkopftuberkulose, nicht abgelaufene Pleuritis kompli- 


Krysolgan vermag aber uterine 


. zierten Fällen darf das Mittel nur in einer geschlossenen Anstalt an- 


gewendet werden, da die Gefahr schwerer Herd- und Allgemeinreaktionen 
danach besteht. Dabei kann gelegentlich im Wege der Herdreaktion hoch- 


virulentes, kavernöses Krankheitsmaterial abgestoßen werden. Dagegen 


können unkomplizierte Fälle ohne ausgesprochene Progredienz auch ambulant 
mit „Tasch“ behandelt und sehr günstig beeinflußt werden. (D.m.W. 
1924, Nr. 37.) F. Bruck. 


Eine kombinierte perorale Kalzium-Digitalistherapie hat E. Nathorf 
erprobt, nachdem die Erfolge intravenöser Kalziumeinspritzungen mit gleich- 
zeitiger Digitalisbehandlung diese Kombination als wirksam gezeigt hatten. 
Er wandte Tabletten an, die 0,025 Pulvis fol. digital. titr. und 0,2 Calc. 
lact. enthielten. (Die Tabletten werden unter dem Namen Cordical von 
Simons Chemischer Fabrik in den Handel gebracht.) Es wird die gute 
diuretische Wirkung von Kalzium-Digitalisgaben hervorgehoben sowie die 
Beobachtung, daß durch Digitalis allein nur langsam zu kompensierende: 
Herzstörungen durch, die Verbindung beider Medikamente bei erneuten 


. Dekompensationen rascher und durch kleinere Digitalisdosen gebessert 


werden konnten. Kleinste Dosen — 2—3 mal täglich 1 Tablette — konnten 
wochenlang hintereinander gegeben werden. Das Kalzium vermindert an- 


scheinend die Nebenwirkungen der Digitalis. (Ther. d. Gegenw. 1924, 
Nr. 10.) W. 


Ein neues Mittel zur Behandlung des arteriellen Hochdruckes 
fand H. Kahler (Wien) in einem Lupininderivat. Es erwies sich als herz- 
kräftigend bei leichteren Herzinsuffizienzen und führte bei allen Hyper- 


'tensionen, äußer der arteriosklerotischen, nach intravenöser Applikation 
zur Blutdrucksenkung. Der Dauererfolg war aber gering oder fehlte. Nur 


bei dem peripher-toxischen Hochdruck, der sich von anderen Formen durch 
das Fehlen von zerebralen Symptomen in der Anamnese und die günstige 
Wirkung des Aderlasses auszeichnet, zeigte schon nach wenigen Injektionen 
starken Abfall des Blutdruckes und zwar für dauernd, daneben. Hebung 
des subjektiven Befindens. Noch verbessert wurde die Wirkung durch 
Kombination mit 20 ccm hypertonischer (50°/oiger) Traubenzuckerlösung. 
Der Angrifispunkt sind wohl die peripheren Gefäße, die erweitert werden.. 
(W.k1.W. 1924, Nr. 37.) Muncke. 


Ohirurgie. 


Als ein brauchbares Einlege- und Verstärkungsmaterial für. Gips- 
verbände empfiehlt H. Hilarowicz (Lemberg) ein von den Modistinnen 
gebrauchtes Material, genannt „Spaterie“. Es ist ein feines Geflecht aus 
schmalen Holzstreifen, die sich in nassem Zustande in alle möglichen 


Formen bringen lassen. Aus dem Bogen wird eine entsprechende Form 
für Hüfte, Brust und Oberschenkel zugeschnitten; die Platten werden in 
heißes Wasser gelegt und mit Gipsbrei gut eingerieben. Die Platten 
werden auf die inzwischen gewickelte einfache Lage gepolsterten Gips- 
verbandes aufgelegt, den Körperformen angepaßt und durch mehrere Lagen 
von Gipsbinden befestigt. Die Verbände sind fest, elastisch und von 
geringem Gewicht. (Zbl. f. Chir. 1924,. Nr. 39.) 


Über die Verbesserung der Unterbindungs- und Nahttechnik und 
maximale Verbilligung im Katgutgebrauch berichtet M. Blumberg (Berlin). 
Er empfiehlt, am äußersten Ende des Katgutfadens eine kleine Metall- . 
plombe mittels besonders konstruierter Zange anzubringen. Diese Plombe 
gibt den Fingerspitzen einen Halt, so daß der Faden nur auf wenige Milli- 
meter beim Knüpfen gefaßt zu werden braucht. Die Plomben werden 
mittels einer Flachzauge, in welche der Plombenstreifen eingeklommt wird, 
auf den Faden aufgedrückt (Herstellerin der Zange und der Plombe: Firma 
Max Kahnemann, Berlin N 24). (Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 39.) K..Bg. 


Rivanol in der Chirurgie empfiehlt Walter Bock (Duisburg-Beeck), 

Es kommt in 0,1°/,iger Lösung zur Verwendung, und zwar ohne chirurgische 

Eingriffe und zur Unterstützung bei Operationen. (D.m.W. 1924, Nr. 37.). 
F. Bruck. 

Zur Operation der Mastdarmfistel empfiehlt A. Frank .(Charlotten- 

burg), von der Fistelöffnung aus eine wässerige Methylenblaulösung 

einzuspritzen. Die verzweigten Gänge werden dadurch deutlich gefärbt 

und unterscheiden sich von den umgebenden Weichteilen bis zu. ihrem 
Verlauf in'das Darmlumen. (Zbl. f. Chir. 1924, Nr. 39.) K. Bg. 


Haut- und Geschlecktskyankheiten. 


Die Röntgentherapie der Hautkrankheiten bespricht H. Fuhs (Wien) 
und betont die Wichtigkeit vorsichtiger Dosierung und sorgsamster Technik. 
Im allgemeinen sind Teildosen zu verwenden und genügende Pausen zu 


machen. Vor allen Dingen ist eine temporäre Kontraindikation gegeben 


durch vorhergehende reizende physikalische oder chemische Behandlung, 
eine dauernde Gegenanzeige durch vorangegangene Röntgenschädigung der 
Haut. In Betracht ‚kommt die Strahlenwirkung zur Epilation, bei Haut- 
tuberkulosen, besonders Lupus hypertrophicus und exulcerans. Für Ery- 
thema induratum, Acnitis usw. ist die Quarzlampe besser. Auch Aktino- 
mykose reagiert gut; proliferative bzw. hypersekretorische entzündliche 
Vorgänge im Bereiche der Hautdrüsen, besonders der Schweißdrüsen, sind 
ebenfalls sehr geeignet. Schließlich rühmt Verf. die X-Strahlen zur Be- 
seitigung von Pruritus, Ekzemen verschiedener Art und umschriebenen 
Keratosen. Bei Angiomen und Keloiden war Radium besser. Zum Schluß 
werden die malignen Hauttumoren besprochen, wo günstige Wirkung nicht 
nur durch hoho Einzeldosen, sondern auch durch Teildosen zu erzielen ist.‘ 
(W.kl.W. 1924, Nr. 35.) ` Muncke., 


Die Lupusbehandlung mit Kupferdermasan (Dr. Reiß, Rheumasan- 
und Lenizet-Fabrik) empfiehlt Gertrud Bettin (Godesberg). Es kommt 
Kupferdermasan a) mit Tiefen-, b) mit Oberflächenwirkung zur Ver- 


wendung. Man trägt 2x 24 Stunden das-Tiefenpräparat auf, dann weitere - 


2 X 24 Stunden eine Mischung von 4 Teilen Tiefen- mit 1 Teil Oberflächen- 
präparat. Darauf Mischung beider 3:2, 2:3, 1:4, schließlich das reine 


‚Oberflächenpräparat (zur Überhäutung), jede Mischung 2 x 24 Stunden. 


Einfache, unkomplizierte Fälle werden hierbei sehr günstig beeinflußt. Es 
kommt schließlich zu weichen, glatt überhäuteten Narben. Bei Rezidiven 


"innerhalb alter Herde mit derbem Narbengewebe oder bei vernachlässigten 


Fällen trage man die jeweilige Kupferdermasankonzentration, von der 
stärksten angefangen, so lange auf, bis die elektive Wirkung erlaubt, in 
der Konzentration hinunter zu gehen. Dauernde Urinkontrolle ist 
erforderlich. Das Kupferdermasan ist wenig schmerzhaft. Ist eine Licht- 
behandlung nicht möglich, so kommt man mit Kupferdermasan bei ent- 
sprechender Geduld allein aus. Gegen das Weitergreifen des lupösen 
Prozesses empfiehlt sich das Mittel auch prophylaktisch. Umgibt . 
man den unter Kupferdermasan abgeheilten Lupusbezirk abschnittweise 
mit einer Zone des-Tiefenpräparats, so reagieren alle im scheinbar Ge- 
sunden etwa vorhandenen Lupusmetastasen in typischer Weise: Eitrige 
Einschmelzung der kleinen Herde, die unter dèr üblichen Behandlung ab- 
heilen. So wird eine von Zeit zu Zeit zu wiederbolende Sicherheitskur 
ermöglicht. (M.m.W. 1924, Nr. 36.) | F. Bruck. 


Als Ersatzpräparat des Ichthyols (etwa 150/% Schwefel ent- 
haltend) empfiehlt H. Holzamer (Frankfurt a. M.) das Schieferöl zur 
lokalen Bebandiung der gonorrhoischen Epididymitis. Das von den 
Jura-Ölschieferwerken in Stuttgart gelieferte rohe Schieferöl wird so, wie 
es zur Herstellung des Ichthyols geschieht, behandelt, wodurch man ein 
ähnliches wasserlösliches Präparat erhält. Auch in akuten Fällen wird 
sofort abends das Skrotum bepinselt und mit Zellstoff umhüllt, auf den 


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und dann Hochlagerung auf einem Schenkelbrettchen. Dieser. Verband 


' Zur Uretbralbehandlung über, da sich dies häufig durch ein Wiederauf- 


‚fälle ‘nicht annähernd’ so häufig wie bei der kombinierten Salvarsan- 


-von Mund: und Nasopharynx mit 1: 1000 Kaliumpermanganat. Möglichst 


Ù. U. ein Anästhetikum. Gegen die ängstigenden, aber ungefährlichen Atem- 


` physische und psychische Rube. In manchen Fällen war Autofahren von 


K. Ziegler, Punktionen und klinische Zytologie Lommel, Nervenkrank- 


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1592 | 1924 — MEDIZINISOHR KLINIK — N..4. -> L 9. November 


man das Schieferöl noch einmal dünn aufträgt; darüber Billrothbattist 


. heiten allgemeiner Teil Jamin, spezieller Teil Finkelnburg, Augen- 
untersuchung Hertel, Infektionskrankheiten, Verdauungsorgane, Röntgen- 
untersuchung der Herausgeber. ._ 

Der seit Erscheinen der letzten Auflage verflossene Zeitraum von 
drei Jabren hat unter den bisherigen Mitarbeitern manche Lücke gerissen, 
‚An ihre Stelle sind Autoren getreten, die mit dem betreffenden Gebiet 
. durch ihre Forschungsrichtung gleichfalls besonders vertraut sind. Das 

Lehrbuch ist recht vollständig und kritisch bearbeitet. Der Leser findet 
auf die klinisch wichtigen Fragen eine zuverlässige Antwort. Die Be- 
schreibung der meisten Methoden ist so genau, daß sie danach auch aus- 
geführt werden können; sie werden frei von Einseitigkeit eingeschätzt und -` 
in den ganzen klinischen Zusammenhang gut eingefügt. Wir sprechen-es 
gern aus, daß alle Beteiligten ihre Aufgabe erfüllt haben. Die zahlreichen 

. Abbildungen sind fast durchweg vortrefflich und instruktiv. 

Die biographischen Notizen des Herausgebers über die bekanntesten 
Forscher auf diagnostischem Gebiete sind eine Bereicherung und eine An- 
' regung zu historischem Verständnis. Es ist ein gutes Zeichen, daß dieses 

anerkannte Lehrbuch hat neu erscheinen können. Die Verbesserungen und , 

Änderungen gegenüber der letzten Auflage sind gewissenhaft berücksichtigt 

: worden. Wir begrüßen die neue. Auflage als eine willkommene Gabe zur 
Förderung ärztlichen Könnens und wünschen ihr einen vollen Erfolg. 
ne W. Zinn (Berlin). 

. Kostner und Knipping, Die Ernährung des Menschen. 136 Seiten: 

Berlin 1924, Julius Springer. Brosch..4,80.M. 

Das vorliegende, in Gemeinschaft mit dem Reichsgesundheitsamt ver 
faßte kleine Werk wendet sich nicht nur an die Ärzteschaft, sondern weit 
darüber hinausgehend an alle Kreise, die an der Volksernährung interessiert 
sind. Auf Grund der wichtigsten Forschungsergebnisse über den Nahrungs- 
bedarf des. Menschen werden in klarer, allgemein-verständlicher Weise 
sowohl die allgemeinen physiologischen Grundlagen als auch die für die 
Ernährung hauptsächlich in Frage kommenden Lebensmittel hinsichtlich 
ihrer Zusammensetzung, ihres Wärmewertes, ihrer "Ausnutzbarkeit usw. be- 
sprochen. Wesentlich erhöht wird der Wert des Werkchens, das trotz 
seiner gedrängten Kürze über alle Fragen der Ernährung erschöpfende 


Auskunft gibt, durch die Einfügung zahlreicher praktischer und übersicht- 
licher Tabellen. l | P. Horn. 


Sternberg, Der heutige Stand der Lehre von den Geschwülsten, 
insbesondere der Karzinome. 98 S. Wien 1924, Julius Springer. 
M. 2,75. | T 

Die Schrift des bekannten Pathologen erscheint unter den. „Abhand- 
lungen aus dem Gesamtgebiet der Medizin“. In 9 Kapiteln wird das Wesent- 
liche der Geschwulstlehre mitgeteilt; ohne daß Verf. sich in pathologisch- 
anatomische Streitfragen zu sehr verliert, gewinnt der Leser einen vollen 

Einblick in den Bestand und die Lücken unseres heutigen Wissens. Der 

Weg geht von der Geschwulstdefinition über die Morphologie zur Ätiologie, 

zur experimentellen Forschung und zur Erklärung der Geschwulstentwick- 

lung; als letztes werden einige, für den Kliniker besonders wichtige Fragen: 

Vererbung, Trauma, Spontanheilung usw. besprochen. Nach Aufbau, Art 

der Darstellung und Auswahl des Gebotenen scheint dem Ref. eine meister- 

hafte Übersicht gewonnen zu sein; die Sprache ist einfach-natürlich. So 
-kann die Schrift besonders dem Praktiker aufs wärmste empfohlen werden. 
| R S. Gräff (z. Z. Niigata). 

Bauer-Beck, Atlas der Histopathologie der Nase und ihrer Neben: 

= höhlen. 1. Lieferung, mit 8 farbigen Tafeln und Text dazu. Leipzig 19%, 
Curt Kabitzsch. M. 5,—. | Te 

| Die auch technisch vorzüglich ausgeführte erste Lieferung (8 Tafeln) 

des Atlas verspricht ein schönes Werk. Die Präparate stammen aus kur 


post mortem entnommenem Material. Genaue "Beschreibungen begleiten 
die Abbildungen. Haenlein. 


Finckh, Schlaf und Traum in gesunden und kranken Tagen. 38 S. 
‘ München 1924, Otto Gmelin. M. 1,—. n 
Der Verfasser, von dem wir ein ansprechendes kleines Schriftohen 
über die „Nervosität“, das auch für die Patienten recht viel Gutes gibt, 
kennen, hat hier versucht, in ähnlicher Weise sich mit Schlaf und Traun 
zu beschäftigen. Das Heft gehört in die Sammlung „Der Arzt als Erzieber 
und bietet dem nicht ungebildeten Kranken gutes Verständnis für die Vor- 
gänge in Schlaf und Traum, soweit sie überhaupt für ihn. ‘verständlich 
sind. Im allgemeinen suchen die Laien hinter diesen Vorgängen mehr 
 Geheimnisvolles, als dahinter steht. Die Parallelen des Traum- zum Wach- 
zustande, dor Übergang der Halluzinationen in ersterem zu den Vorstellunge® 
: des letzteren, die Einfügung des Schlafes in den physiologischen Ablauf 
| des Lebens und der.Einfluß von Krankheiten auf Schlaf und Traum werden 
verständlich dargestellt. A me PE l 
Das Heftchen kann dem Arzt bei geeigneten Kranken sehr nützlich 308. 
| I. Grober (Jen) 


bleibt über Nacht liegen, während am Tage ein Dunstverband mit essig- 
saurer Tonerde oder.Borwasser angelegt wird. Man gehe nicht zu früh ` 


flackein der Epididymitis rächt. Wesentlich zeigt sich die Wirkung des ` 
Schieferöls auf die Infiltration. Diese schwindet teilweise in 2—3 Wochen 
schon völlig. Das Präparat reizt die Haut fast gar nicht und ist außer- 
ordentlich billig. (M.m.W. 1924, Nr. 36.) | 


Bismogenol bei Syphilis empfiehlt V, Nagel (Halle a. S.) Er hat 
bei pünktlichen Kuren nie klinische Rezidive ‚gesehen, serologische Rück- 


Hg.-salieyl.-Kur. (D.m.W. 1924, Nr. 37.) F. Bruck. 


Infektionskrankheiten. 


Über die Behandlung der Encephalitis lethargica schreibt Hall: 
Die frühzeitige Diagnose ist deshalb wichtig, weil andere Krankheiten 
ebenso verlaufen (Gehirntumor und Abszeß, zerebrospinales Fieber, zerebrale 
Syphilis, Urämie, Vergiftungen), aber eine ‘ganz andere Behandlung erfordern, : 
deren Unterlassung großen Schaden stiftet. Auch das Umgekehrte -kann 
der Fall sein. Endlich mildert frühzeitige Behandlung auch die unan- 
genehmen Folgen namentlich bei Kindern. In erster Linie Desinfektion 


früh ins Bett. Isolation und frische Luft, womöglich im Freien. Diät: | 
immer für genügende, leichte, schmackhafte Nahrung sorgen, weil späterhin. 
oft rapide Abnahme.: Medikamentös: Fixationsabszeß, reines Influenza- 
antigen, Rekonvaleszentenserum, Natriumsalizylat intravenös (1:30, 1—3 g 
täglich); neuerdings gaben 'intrathekale Injektionen von Levadittiserum. 
teils ermutigende Erfolge, teils schwere meningeale Reizungen — noch zu | 
geringe Erfahrung darüber. Am häufigsten wird heute Hexamin gegeben : 
in vollen Dosen über eine lange Zeit (cavo Nierenreizung). Bei unruhigen, 
‘choreiformen Fällen besondere ‚Pflege (cave Verletzungen); Hydrotherapie, 
Kurzscheren der Kopfhaare, bei Frauen nur in schweren Fällen. Sedativa: 
Brom, Chloralhydrat, Hyoscinum hydrobromicum. . Im allgemeinen ist dieses 
akute Stadium nicht fatal. Nur’ selten erfordern maniakalische Symptome 
Spezialbehandlung. Gegen die Neuralgien helfen die üblichen Mittel selten; 
ein Doverpulver, Morphium sind das Gegebene. Gegen die myoklonischen 
Spasmen, die sehr schmerzhaft, lokaler Druck durch Binden, heiße Fomen- 
tationen, Senfpflaster in Magengrube, schmierzstillende Linimente, Morphium. 


störungen Sedativa, Sauerstoff. Gegen die Konstipation im akuten Stadium 
Seifenklystiere. Reinigung der Zunge. Nachbehandlung sehr individuell, 


Wert. . Parkinson: Skopolamin usw. Choreiforme Attacken: regelmäßige 
Übungen, einfache kallisthenischoe Armbewegungen, u. U. Stricken bei 


Mädchen. Gegen die Schlaflosigkeit: Sedativa, Milchinjektionen nach Lust. 


(Lancet 1924, 12.) v. Schnizer. 


Bücherbesprechungen. 


Marle, Lexikon der gesamten Therapie. 2. Aufl., 3. Bd. S. 1565 bis 
2200, mit 186 Abbild. Berlin und Wien 1924, Urban & Schwarzenberg. 
Geh. 14,40, geb. 16,80. | u. 

Zur restlos glücklichen Vollendung des vielseitigen und lehrreichen 
Werkes ist dem Herausgeber und seinem Mitarbeiterstab sowie dem Verlag 
herzlich zu gratulieren. Alle Beteiligten haben „durchgehalten“ bezüglich 
der Qualität des Gebotenen. Am Schlusse werden wir ‘durch 2 Anhänge, 
einen Arzneimittelteil, enthaltend die wichtigsten und klinisch gebräuch- 
lichsten Arzneimittel, und ein Verzeichnis der wichtigeren Kurorte und 

. Mineralbrunnen, überrascht. Sie sind. kleine Nachschlagewerke für sich 

und dem sonstigen Inhalte des ganzen Buches. ebenbürtig. 

= | Ä Emil Neißer (Breslau). 

Paul Krause (Münster i. W.), Lehrbuch der klinischen Diagnostik 

. innerer Krankheiten, mit besonderer Berücksichtigung der Unter- 
suchungsmethoden. Dritte neubearbeitete Auflage. Mit. 3 Tafeln und 
499 teils farbigen Abbildungen im Text. 866 Seiten. Jena 1924, Gustav 
Fischer. Geb. 23 GM. 

Das Lehrbuch erscheint in dritter Auflage, die A. von Strümpell 
gewidmet ist. Die Arbeitsteilung für die einzelnen Gebiete ist folgende: 
Vorgeschichte und Allgemeinbefund Wandel, oberste Luftwege Lommel, 
Respirationsapparat Bittorf, Kreislauforgane Ed. Müller und Schenk, 
Urogenitaltraktus Winternitz, Stoffwechselkrankheiten derselbe, Blut 


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1924 — MEDIZINISĊHE KLINIK —. Nr. 45. 


Kongreß- und Vereins-Berichte. a 


88. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte zu Innsbruck, 


21. bis 27. September 1924. (Fortsetzung aus Nr. 44.) 
Bericht von L. Pincussen, Berlin. | | 


Weitere Vorträge derselben Sitzung behandelten die Physiologie 
der Arbeit. Als erster Redner sprach Heß (Zürich) über dio Physiologie 
des Muskelapparates und seine Beziehung zum Gesamtorganismus. 
Pbysiologische Arbeit bedeutet im allgemeinsten Sinne aktives Eingreifen 
des Individuums in die Gestaltung seiner Umwelt. Für die Umschreibung 
dessen, was wir körperliche Arbeit nennen, ist der Umstand wichtig, daß 
deren Ziel die Gestaltung der Lebensbedingungen des Individuums in 
seiner Einheit ist. Jeder Arbeitsleistung liegt eine Kraft zugrunde. Heß 


` bespricht kurz die Verhältnisse bei der Muskelarbeit, die Verkürzung des 


‘Muskels und die dabei auftretenden chemischen und thermodynamischen 


„Prozesse, deren Kenntnis wir den Arbeiten von Hill, Meyerhof und 


&mbden verdanken. Zu unterscheiden sind drei Phasen: erstens der 


. Zerfall des Grundstoffes der Muskelkraft, des Laktazidogens in Milchsäure 
und Phosphorsäure, zweitens der Übergang der Milchsäure an andere 


Stellen, drittens die Verwandlung der Milchsäure, die nur teilweise oxy- 
diert, zum größeren Teil aber in Glykogen zurückverwandelt wird. Thermisch 
findet ebenfalls ein Dreitakt statt: erstens Wärmeentwicklung gleich Ver- 
kürzung, zweitens Verflachungsprozeß gleich Bindung und drittens eine 
langgezogene Phase. Die Ianervation geht nicht von einer einzelnen Stelle 
aus; es findet ein Zusammengreifen von unteren Schichten und höheren 
statt. Eine entscheidende Bedeutung für die Erreichung eines fein ab- 
gestuften Zusammenspiels der verschiedenen Muskeln hat die Mitwirkung 
der sensorischen Apparate. Durch sie fühlen wir uns zum größten Teil 
unbewußt in die zu überwindenden Widerstände ein; sie zeigen uns auch 
Unüberwindbarkeit von Widerständen und veranlassen ein Rückgängie- 
machen von Bewegungen. Für die Vollkommenheit, mit welcher ein Arbeits- 
ziel erreicht wird, ist die Übung von höchster Wichtigkeit. Sie beruht 
auf einer Anpassung des Skeletts, der Muskulatur und ganz besonders des 


'Innervationsapparates an die Besonderheiten eines speziellen Bewegungs- 
. ablaufes. Der Erfolg der Übung zeigt sich in einer feinen Kräftedosierung, 


einer sicheren Beherrschung des zeitlichen Ablaufs der Bewegung und in 
einer größeren Treffsicherhoit in bezug auf die Bewegungsrichtung. Es 
folgt daraus eine größere Vollkommenheit des Arbeitserzeugnisses, größere 
Ausdauer und bessere Ökonomie. Die Beanspruchung des Muskelapparates 
steht im engen Zusammenhang mit den Funktionen des Kreislaufes und 
des Atmungsapparates. Die Verschlechterung der Funktionsbedingungen 
der Muskelfasern während ihrer Tätigkeit infolge größeren Sauerstoff- 
verbrauches und vermehrter Kohlensäureproduktion wird durch die Regu- 
lationseinrichtungen dieser Systeme ausgeglichen. Diese Regulationen be- 
stehen im wesentlichen in einer Erweiterung der Kapillaren im arbeitenden 
Muskel, hierzu kommt eine Steigerung der Herzarbeit und eine Erhöhung 
der respiratorischen Tätigkeit ‚mit Steigerung des Blutdruckes und Be- 
schleunigung der Pulsfrequenz. Als Folge geleisteter Arbeit tritt Ermüdung 
auf. Dieser Begriff ist scharf von dem der Erschöpfung zu trennen, die 
im Gegensatz zur Ermüdung auf irreversible Änderungen zurückzuführen 
ist. Die Ermüdung muß als ein Schutz gegen die Erschöpfung aufgefaßt 
werden; sie ist begründet auf Hemmungen, welche sich besonders im 
Innervationsapparate geltend machen; in gewissem Grade kann sie durch 
verstärkte Willensimpulse, überwunden werden. Als Ursache der Ermüdung 
kommen Ermüdungssubstanzen, vielleicht spezifische Reizstoffe in Frage. 
Wir finden hier ein abwägendes Spiel zwischen dem animalen und dem 
sympathischen System; im Schlaf wird das animale: durch das vegetative 
System in akzentuiertester Form beherrscht. In der Arbeitsunlust bei 
Ermüdung und in der restituierenden Wirkung des Schlafes haben wir 


eine oberste Regulationsvorrichtung zu sehen, welche die körperlichen und 


‚geistigen Arbeitsleistungen im Einklang mit der Arbeitsfähigkeit der 
funktionierenden Gewebeelemente setzt. | 
Atzler (Berlin) wies in seinem Vortrage über „Berufliche Arbeit 
alg physiologisches Problem“ darauf hin, daß in allen Kulturstaaten 
ängenieure, Wirtschafter, Ärzte und Naturwissenschafter eifrig daran 
arbeiten, nicht nur die Maschinen, sondern auch den Menschen mit einem 
möglichst hohen Wirkungsgrad arbeiten zu lassen. Dje Voraussetzung für 
jede rationelle Organisation ` eines Betriebes ist es, daß der rechte Mann 
am rechten Platz steht. Zur Erkenntnis der physiologischen Eignung für 
bestimmte Berufe genügen die allgemein ärztlichen Untersuchungsmethoden 
nicht. Ebensowenig können in dieser Hinsicht die aus rein anatomischen 


Daten berechneten Indizes befriedigen. Man ist mangels einer geeigneten - 


‚Allgemeinprobe für die Leistungsfähigkeit gezwungen, die Organe einzeln 
u untersuchen. Interessant ist ein Vorschlag von Magne, der dahin 


: Schwierigkeiten bereitet. 


geht, die Höhe der Kohlensäurekonzentration, die in der Lungenluft ver- 


tragen wird, als Indikator für die körperliche Leistungsfähigkeit anzusehen. - 


Der Vortragende selbst hat mit Herbst eine Methode ersonnen, die es 
gestattet, das Volumen’ der unteren Extremitäten zu messen und somit 
die größere oder geringere Befähigung eines Arbeiters, Arbeiten in stehender 
Stellung auszuführen, zu -untersuchen. an 


Neben der physiologischen Eignungsprüfung ist die Frage der. 
Rationalisierung der menschlichen Arbeitskraft von’ besonderer Bedeutung, 


Mit einem Minimum von Energieverbrauch sollen Maximalleistungen aus- 
geführt werden. Eine modernen Ansprüchen genügende Rationalisierungs- 
methode soll die Leistung steigern, ohne daß, wie beim Taylorsystem, die: 
Gefahr einer übermäßigen Beanspruchung des Arbeiters besteht. Durch 
die Übung gestaltet sich das Zusammenspiel der einzelnen Muskeln immer 
zweckmäßiger. Dadurch wird. der Energieverbrauch für die gleiche Arbeit 
sehr viel kleiner, die Bewegungskurven eines gut trainierten Arbeiters 
zeigen eine auffallende Stetigkeit. Der Ungeübte führt ruckartige, un- 
harmonische Bewegungen aus. Man kann zwischen primitiven Bewegungen, 
die jedem Menschen geläufig sind, und komplizierten Bewegungen, die ein 
neuartiges Zusammenspiel der einzelnen Muskeln erfordern, unterscheiden. 
Bei einer primitiven Bewegung wird die maximale Leistungsfähigkeit schnell 


erreicht, während sie bei komplizierten Bewegungen, je nach der Ge-: 
schicklichkeit des Arbeiters, mühsam erlernt werden muß. Durch den. 


Respirationsversuch kann man .den Energieverbrauch für jede Arbeit messen. 
Dem Vortragenden ist es gelungen, alle im Fabrikbetrieb vorkommenden 
Bowegungsformen auf eine begrenzte Zahl von Elementarbewegungen zurück- 
zuführen. Durch die. Untersuchung dieser Elementarbewegungen ist das 
Problem der. Rationalisierung der menschlichen Arbeit experimentell faßbar 
geworden. In Versuchen, die gemeinsam mit Lehmann, Herbst und 


Müller ausgeführt‘ wurden, wurden vom Vortragenden von derartigen 


Elementarbewegungen das ‚Drehen einer Kurbel, das Heben von Lasten, 
das Ziehen und Stoßen in wagerechter Richtung, das Schieben und Ziehen 
von Karren untersucht. Der Vortragende konnte mit Hilfe erläuternder 


kinematographischer Aufnahmen zeigen, wie es möglich ist, für alle diese 


Elementarbewegungen mit Hilfe des Respirationsapparates die Optimal- 
bedingungen. festzulegen. An dem einfachen Beispiel des Hebens von 
Lasten wurde gezeigt, wie durch die richtige Wahl der Ausgangshöhe, der 
Hubhöhe und der Last eine Energieersparnis. bis zu 50°), erzielt werden. 
kann. Als Beispiel, wie wichtig die Wahl des richtigen Arbeitstempos 
für die Ökonomie- der Arbeitsleistung ist, werden Untersuchungen über 
das Drehen einer Kurbel besprochen. Dabei zeigte es sich, wie wichtig 
es für jede von Hand betriebene Maschine ist, daß die bewegte Masse in 


richtigem Verhältnis steht zu der gewählten Geschwindigkeit, und daß > 


diese Geschwindigkeit der Optimalgeschwindigkeit des arbeitenden Körper- 
teils entspricht. . | | Di 

Durch die Rationalisierung wird der Eintritt der Ermüdung auf- die 
denkbar natürlichste .Weise hinausgeschoben. Um über die Frage der 
günstigsten täglichen Arbeitszeit und die günstigste. Anordnung der Pausen 
Angaben machen zu können, sind Bestimmungen der Ermüdung notwendig. 


Alle bisher angegebenen Methoden zur Erfassung der-Gesamtermüdung sind ` 


unbrauchbar, während die Messung der Ermüdung einzelner Organe weniger 
So besitzen wir in der Krapelischen Addier- 
methode ein brauchbares Verfahren zur Messung geistiger Ermüdung. Der 
Eintritt der Ermüdung eines Arbeiters ist dadurch gekennzeichnet, daß er 
zur Ausführung einer bestimmten Bewegung Hilfsmuskeln heranziehen muß. 
Die Folge der Verwendung weiterer Muskeln ist ein Anstieg des Energie- 
verbrauches für die Arbeitseinheit. Somit wäre es mit Hilfe des Respi- 
rationsversuches möglich, den ersten Beginn einer Ermüdung festzustellen. 
Bei der Kompliziertheit eines Respirationsversuches wäre dieses Verfahren 
praktisch kaum durchführbar. Da aber der Grund für den erhöhten Energie- 
verbrauch bei der Ermüdung in der veränderten Ausführung der Bewegungen 
liegt, so ist der gleiche Moment der eintretenden Ermüdung' auch an der 
Bewegungskurve zu erkennen. An einem Film wurde die typische Änderung 


einer Bewegung bei Eintritt der Ermüdung gezeigt. Durch systematische 


Anwendung dieser. Methode des Studiums des Bewegungsbildes läßt sich 
die Frage der optimalen Arbeitsdauer wissenschaftlich lösen.‘ Am Schlusse 
seines Vortrages wies Atzler darauf hin, daß der Arbeitsphysiologe nicht 
nur den einzelnen Arbeiter, sondern auch das Volk als Ganzes im Auge 
behalten muß, und daß in dieser Beziehung vor allem rassenbiologische 
Fragen eine Rolle spielen. | | 

Die Sitzung der naturwissenschaftlichen Hauptgruppe beschäftigte 
sich mit den Neuerungen der Atom- und Molekularforschung,. Sommer- 
feld (München) sprach über die Grundlagen der Quantentheorie und des 


Bohrschen Atommodells. Die bis in dio neueste Zeit geltende Anschauung, ` 


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' herrscherin der Physik und ihrer Gesetze. 


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u ` 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. ` > 9. November: 


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daß die Atome, die Grundbestandteile der chemischen Elemente unteilbar 
sind, ist erst vor wenig mehr- als 10 Jahren revidiert worden. Diese Um- 
wälzung datiert von dem englischen Physiker Rutherford, der.vor un- 
gefähr 15 Jahren die Annahme aussprach, daß am Atom ein Kern und 
sogenannte Elektronen zu unterscheiden sind, die in ähnlicher Weise, wie 
die Planeten die Sonne, den Kern umkreisen. Vor allem die genaueren 
Studien der radioaktiven Substanzen gaben den Anstoß zu dieser neuen 
Lehre. Schon 10 Jahre vorher hatte der Berliner Physiker Planck seine 
Quantentheorie aufgestellt, deren Hauptiehre darin besteht, daß man 
gewisse Zustände in der Materie bzw. des Atoms als physikalisch aus- 
gezeichnet betrachtet und von diesen stationären oder „gequantelten“ 
Zuständen nur eine abzählbare Anzahl annimmt, so daß die Atomzustände 
nach der Quantentheorie eine diskontinuierliche Reihe bilden. Die Elementar- 
prozesse, welche das Atom aus einem dieser Zustände in einen anderen. 
überführen, haben einen sprunghaften Charakter. Die ganze Zahl, welche 
die diskontinuierliche Reihe der Atomzustände ordnet, wird zur Be- 
Die Arbeiten des dänischen 
Forschers Bohr verbinden die Rutherfordsche Idee des Kernatoms ‚mit 
der Planckschen Quantentheorie. Das einfachste Atom ist. das: Wasser- 
stoffatom, das aus einem Kern und einem Elektron besteht. lò ähnlicher 


Weise sind auch die anderen Atome gebaut, mit dem Unterschiede, daß 


die Zahl der Elektronen und ebenfalls die Anzahl ihrer Bahnen eine ver- 
schiedene ist. Wie im Planetensystem, sind es auch im wesentlichen 


Ellipsen, in welchen die Elektronen um den Kern kreisen. Die Diskontinuität | 


der stationären Atomzustände spiegelt sich wieder in der diskontinuier- 
lichen Linienfolge der Serienspektren, in. den Linien, welche im Spektral- 
bild der betreffenden Substanz auftreten. Sommerfeld besprach dann 
weiter die Zuverlässigkeit der modernen Vorstellungen über den Bau des 
Atommodells und berührte auch die große Frage nach der Natur des 
Lichtes. Es ist augenblicklich nicht zu entscheiden, ob die Auffassung, 
daß das Licht durch Schwingungen hervorgerufen wird, welche den 
akustischen Luftschwingungen analog sind, mit dem heutigen Tirfahrungs- 
material verträglich ist, oder ob die Physik gezwungen werden wird, zu 
einer Art von Lichtkorpuskeln im Sinne Newtons zurückzukehren. Ein- 


stein hofft. vielleicht die Wellenlehre beibehalten zu können; das gegen- 


teilige Extrem einer radikalen Quantentheorie des Lichtes geht in seinen 
Anfängen ebenfalls auf Einstein zurück; der dritte Weg, welchen Bohr 
und andere gehen wollen, ist als ein Kompromiß aufzufassen. Wie auch 
diese Fragen entschieden werden mögen und welche Wandlungen unsere 


- Grundanschauungen in nächster Zeit durchmachen mögen, so ist es doch 


sicher, daß die Quantentheorie in irgendeiner Form, ebenso wie die Atom- 
modelle von Bohr, ein unveräußerlicher Besitz der Physik bleiben werden. 

Es sprach dann Kramers (Kopenhagen) über die chemischen 
Eigenschaften der Atome nach der Bohrschen Theorie und Kratzer 
(Münster) über die Moleknlareigenschaiten und Bandenspektren. Aus 
dem Aufbau eines Moleküls läßt sich die Lage seiner Auslöschungsstreifen 
im Spektrum vorausberechnen. Auf Grund der Beziehungen zwischen 
Bandenspektrum und Molekularaufbau' kann man mit einer bisher un- 


bekannten Genauigkeit den Abstand der einzelnen Atome voneinander 


bestimmen. Ferner bestehen Beziehungen der Bandenspektren zu dem 
periodischen System der Elemente. Eudlich kann man sebr wahrscheinlich 
.durch diè Banden eine Reibe von Verbindungen einzelner Atome nach- 
weisen, die unter gewöhnlichen Umständen anscheinend nicht beständig 
sind und sich daher der chemischen Analyse entziehen. Auch die spezifische. 


Wärme der Gase läßt sich durch das Bandenspektrum bestimmen, auch 


der Zusammenhang der Bewegungen der Elektronen mit dem Magnetismus 
dürfte auf diese Weise einer Klärung näher gebracht werden können. 

E. Warburg (Berlin) sprach dann über die Bedeutung der Quanten- 
regeln ia der Photochemie. Mit Hilfe des Einsteinschen Äquivalent- 
gesetzes ist es möglich, den Betrag der photochemischen Wirkung aus 
dem Betrag der absorbierten Strahlung zu berechnen und damit das 
fundamentale Problem der Photolyse zu lösen, der Zersetzung der Moleküle 
durch das Licht, ein Vorgang, welcher mit der Blektrolyse, der Zersetzung 
durch den elektrischen Strom verglichen werden kann. (Fortsetzung folgt.) 


Wien. 
Österreichische otologische Gesellschait. Sitzung vom 12. Mai 1924. 


V. Hammerschlag: Hereditäre Ohrenkrankheiten und Gravidität. 
Alle hereditären Ohrenkrankheiten, die hereditärdegenerative Taubheit, die 
echte Otosklerose, die Bezoldsche Dysakusis sowie die progressive Schwer- 
hörigkeit Manasses sind eine Gruppe in der ‚großen Familie, die alle 
hereditär-pathologischen Zustände des menschlichen und tierischen Orga- 
nismus umfaßt. Wird eine von Ötosklerose befallene Frau gravid, so übt 
die Gravidität einen deletären Einfluß auf die Otosklerose aus. Es soll 
daher diese Krankheit eine Indikation zur Unterbrechung der Schwanger- 


schaft abgeben, und zwar besonders dann, wenn die Gravide diese wünscht, 
weil sie im Erwerb stebt und auf ihr Gehör angewiesen ist. So weit ist 
die Indikation nur eine soziale. Die seugenische Indikation bezieht 
sich aber auch auf das zu erwartende Kind. Hier handelt es sich aber 
dann nicht nur um die Otosklerose, sondern auch um alle oben erwähnten 
hereditären pathologischen Zustände des Gehörorgans.. Wenn also der 
Stammbaum der beiden Eltern ergibt, daß die Familie derselben oder eines 
Eiters von einer hereditären Ohrenkrankheit heimgesucht ist, so soll man 
die Gravidität unterbrechen dürfen, damit die Zahl der befallenen Individuen 
nicht noch weiter vermehrt werde. Doch wird man Individuen aus patho- 
logischen Familien darüber zu- belebren haben, daß Verwandtschaftsehen 
selbst im weitesten Umkreis‘ der Verwandtschaft gefährlich sind und daß 
eine gesunde Nachkommenschaft mit einiger Sicherheit nur dann zu er- 
warten ist, wenn die beiden Individuen, die eine Ehe eingehen wollen, 
auch nicht im entferntesten Verwandtschaftsverhältnisse zueinander stehen, 
C. Stein: Gravidität und Otosklerose (mit Bericht über 23 Fälle), 

Auf Grund seiner Untersuchungen und Erfahrungen stellt St. fest, daß die 
Otosklerose bei vorbandener Disposition durch mehrfache Einflüsse ‚geweckt 
werden kann und daß alle Faktoren, die das abnorm beschaffene Gehär- 
organ schädigen, die Otosklerose manifest oder die schon bestehende Ohr- 
erkrankung verschlimmern werden. Andererseits kann dic Krankheit bei 
Fehlen irgendwelcher Beeinflussung der auslösenden Momente latent bleiben 
bzw. können Ruheperioden des pathologischen Prozesses eintreten. Die 
Einleitung des künstlichen Abortus bzw. der künstlichen Frühgeburt vermag 
in vielen Fällen den in Entwicklung begriffenen Prozeß der Otosklerose 
aufzuhalten, die subjektiven Symptome wesentlich zu mildern und nicht 
selten eine Besserung der Hörfunktion herbeizuführen. ‚Das erklärt sich 
damit, daß mit dem Ende .der Gravidität eine ganze Reihe von Schädlich- 
keiten, die auf dem Wege der Nerven- und Blutbahnen sowie hormonal 
Umbau und Wachstum in der Labyrintbkapsel fördern und das innere Ohr . 
schädigen, wegfällt. Mit Lebensgefahr wird sich bei Otosklerose die 

Graviditätsbeendigung höchstens in jenen sehr seltenen Fällen begründen 
lassen, wo die Pat. durch qualvolle Steigerung der subjektiven Beschwerden 
zum Suizid getrieben werden könnte. Die Indikation ergibt sich vor allem 
aus medizinischen bzw. medizinisch-sozielen Gründen, insofern die beider- 
seitige hochgradige Ausbreitung des Leidens eine schwere Gesundheits- 
schädigung für die Gravide bedeutet und ihre - Wirksamkeit in der Familie 
bzw. im Berufe schwer beeinträchtigt oder unmöglich macht. Diese Gefahr 
erscheint gegeben: wenn die Erkrankung der zweiten Seite oder Fort- 
schreiten der beiderseitigen Erkrankung schon zu Beginn der Gravidität 
einsetzt; wenn schwere hereditäre Veranlagung, speziell betreffs des Ohres 
vorliegt, aber auch bei schwerer neuropathischer Veranlagung, insbesondere 
wenn diese schon bei vorhergehenden. Graviditäten sich durch Psychose, 
Epilepsie, Chorea usw. manifestiert hat; bei Zeichen hochgradiger Erregbar- 
keit des vegetativen, speziell des kardio- und vasovegetativen Nervensystems; 


bei Erscheinungen, die auf Funktionsstörung irgendeiner Drüse mit innerer 


Sekretion hinweisen und bei Symptomen einer Graviditätstozikose. Es ist 
nach diesen Darlegungen die Frage der Indikation zur Unterbrechung der 
Gravidität einer an Otosklerose leidenden Frau nur von Fall zu Fall unter 
fortgesetzter genauer Beobachtung der Pat. hinsichtlich der subjektiven 
und objektiven Obrsymptome und nach eingehender interner Untersuchung 
zu beantworten und die Unterbrechung der Schwangerschaft bei Bestehen 
einer oder mehrerer der früher genannten Momente entschieden. indiziert. 

A. Cemach: Mittelohrtuberkulose und Gravidität. In der Regel 
bat bei Tbe. der Lungenarzt die Indikation zu stellen, doch kommen Fälle 
vor, in denen die Entscheidung dem Otiater zufallen kann. Eine 28jährige l 
Erstgravide, die an Tbe. pulm. litt, und der der konsultierte Arzt mit 
Rücksicht auf den benignen fibrösen Lungenprozeß gestattet hatte, aus- 
zutragen, bekam im dritten Lunarmonate eine akute Otitis, die von allem 
Anfang bösartig verlief und nach 3 Wochen schon Mastoidsymptome zeigte. 
Die Frau wollte die Gravidität nicht unterbrechen lassen. Bei der in der 
fünften Krankbeitswoche notwendig‘ gewordenen Operation fand C. bereits 
einen Extraduralabszeß und eine Labyrinthsequestrierung. - 2 Wochen später 
abortierte die Frau spontan und von da ab zeigte der Ohrprozeß gute 
Heilungstendenz. Es ist also bei jeder in der Gravidität auftretenden 
akuten und bei jeder sich da verschlimmernden chronischen - Otitis bet 
positivem Tbe.-Befund die Schwangerschaft sofort zu unterbrechen. 

G. Bondy: Zur Beeinflussung der Mittelohreiterungen darch die 
Gravidität. B. berichtet über 3 Fälle von Mittelohreiterung, welche durch 
die Gravidität äußerst ungünstig beeinflußt wurden. In dem ersten kam 
es bald zur Arrosion der Labyrinthwand. Nachdem wegen der bestehenden 
Lungenphthise die Gravidität unterbrochen worden war, ging die Obr- 
erkrankung spontan zurück, das Fistelsymptom verschwand, das Mittelohr 
wurde trocken und eine weitere Behandlung überflüssig. In einem zweiten 
Falle ging der Ohrprozeß, der im vierten Lunarmonate eingesetzt hatte, 
trotz Mastoid- und späterer Radikaloperation weiter bis zur Zerstörung des 


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9, November . 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45: 0002000001895 


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Labyrinths. Nach dem Graviditätsende spontane Heilung. Der dritte Fall 
betrifft eine Frau, die in der dritten Gravidität ebenso wie in den zwei 


_ vorangegangenen eine Zunahme ihrer seit Kindheit bestehenden Otorrhoe- 


bemerkt hatte. Gegen Ende des siebenten Lunarmonsts stärkere Be- 
schwerden, die im Beginn des achten Lunarmonats die Radikaloperation 
erforderten. 11 Tage später Sinusoperation notwendig. 7 Wochen danach 
Labyrinthfistel. Am folgenden Tage Einleitung der Frühgeburt. 8 Tage 
später kein Fistelsymptom mehr auslösbar, kein Schwindel, Eiterung gering. 
2 Monate post partum volle Heilung. Dieser Fall zeigt deutlich die radikale 
„Umstimmung“ des Organismus durch die Beeudigung der Gravidität 


sowie die Berechtigung dieses Eingriffs in Fällen, wo bei Fortdauer der - 


Schwangerschaft der Eintritt von lebenbedrohenden Komplikationen zu be- 


fürchten ist. 


H. Frey: Gravidität und Otosklerose. „Endokrine Krisen“ sind 


` sicherlich auslösend für Verschlimmerungen der Otosklerose, und die 


Gravidität sowie, das Puerperium stellen solche Krisen dar. Auch sind 
die psychischen Emotionen, die vielfach mit der Gravidität einhergehen, 
gewiß nicht ohne Einfluß auf das Auftreten solcher Krisen. Da die Pro- 


| 


gression der.Otosklerose ruckweise erfolgt, durch die Gravidität ein solcher 
Anstoß sehr oft gegeben ist, so ist bei Eintreten von Progression der Ohr- 
erkrankung die Graviditätsunterbrechung indiziert. Die Frage, ob man 
Otosklerotikern das Heiraten verbieten soll, kann aber nicht so strikt bejaht 
werden, da diese Leute in höherem Alter wohl bloß auf den Verkehr mit 
den nächsten Angehörigen angewiesen sind. Man wird also ev. eine erste 
Schwangerschaft zum normalen Ende gehen, weitere aber unterbrechen lassen. 

H. Neumann: Aus den Vorträgen . ergibt sich bezüglich der Ohr- 
eiterungen, daß sie, wenn die anderen therapeutischen Maßnahmen nicht 


mehr zur Beherrschung der Ohrerkrankung ausreichen, eine Indikation zur - 
Was die Otosklerose an- ` 


Unterbrechung der Schwangerschaft darstellen. 
langt, so wird die wirkliche Otosklerose durch die Gravidität sehr ee 
beeinflußt. 

R. Leidler stellt den Antrag, ein Komitee zu wählen, das einen 
der otologischen Gesellschaft zur Annahme bzw. Abänderung vorzulegenden 
Gesetzentwurf ausarbeiten soll, um ihn, falls es im Parlamente zur Ände- 
rung des jetzt gültigen Gesetzes kommen sollte, den berufonen Faktoren 
zu übergeben. 


Rundschau. 


~ 


Gedanken zur neuen Prüfungsordnung. 
Von Generalarzt a. D. Dr. Buttersack, 


Die Frage, ob die Medizin eine Wissenschaft oder eine Kunst sei, 
ist nicht bloß eine müßige theoretische Spielerei. Sie hat auch ihre große 
praktische Bedeutung; denn je nach der Antwort wird sich der Aufbau der 
Ausbildung gestalten. Die neue ärztliche Prüfungsordnung hat sich für 


eine Vermehrung des Unterrichtsstoffes entschieden und samt dem Wissen 


den Vorrang vor dem Können zuerkannt. 
Man kann diese Auffassung wohl verstehen: sie entspringt der Prä- 


| ponderanz des mathematischen und technischen Denkens und des Intellek- 


tualismus, welche unserer Zeit noch die Signatur aufdrücken. 

Allein auf der anderen Seite ist die Frage erlaubt, ob damit den 
Bedürfnissen der leidenden Menschheit entsprochen wird. Nach jener Auf- 
fassung müßte der kenntnisreichste und technisch ee Arzt eo ipso 
der beste sein. 

Allein das Publikum urteilt anders. Wohl jeder von uns hat in 
seinem Bekanntenkreise Kollegen mit profundem Wissen, die es aber nie 
über eine höchst bescheidene Praxis hinausbrachten. Auf der anderen 
Seite sehen wir die Kranken zu Ärzten strömen, die sich mit den aller- 
nötigsten Examenskenntnissen begnügt hatten und welche die Fortschritte 
der Wissenschaft nur von fern mit unbeteiligtem Interesse verfolgen. Die 
Mortalität in ihrer Klientel ist jedoch nicht größer als bei Koryphäen der 
Wissenschaft. Man kann daraus verschiedene Schlüsse ziehen, z. B. daß 
die vis medicatrix naturae dem hochgelehrten wie dem weniger gelehrten 
Doktor gleich hilfreich zur Seite steht, daß das Wissen überhaupt nicht das 
Wesen -der Medizin ausmache u. dgl. Jedenfalls ist so viel sicher: Das 
Publikum sucht beim Arzt nicht sowohl verstandesmäßiges Wissen, sondern 
noch andere, darin nicht enthaltene Eigenschaften. Diese anderen Eigen- 
schaften sind aber völlig im Hintergrund geblieben, und deshalb kann man 
Sagen: Die ärztliche Prüfungsordnung ist gemacht ohne die, die am meisten 
dabei beteiligt sind: ohne die Kranken. 

Schon Hippokrates sagte: Drei Komponenten bilden die Kunst: 
die Krankheit, der Kranke und der Arzt (% redyun dıd rprüv: tò voompa xa 
ó vooewv zal ó Iyrpös). Streichen wir den Kranken, dann ändert die 

„Kunst“ ihren Charakter. Krankheit und Arzt treten zur abstrakten 
Wissenschaft zusammen. 

Der Königliche Geheimde Rat und Senior der medizinischen Fakultät 

der Friedrichs- Universität Halle, Friedrich Hoffmann, setzte. in seinem 
„Politischen Medicus“ als erste Regel: „Ein Medicus soll ein Christe sein, 
barmherzig, nicht geizig oder hoffärtig, sondern demütig.“ Alsdann soll 


er ein „Philosophe“ sein; und erst die dritte Forderung lautet, ein Medicus 
‚soll auch gelehrt sein. 


Von den beiden ersten Punkten steht nichts in unserer Prüfungs- 
ordnung; und erst wenn er alle Examina — meinethalben summa cum 
laude — absolviert hat, merkt der angehende Arzt, daß er ganz fremden 
Aufgaben gegenübersteht; oder vielmehr, er merkt es nicht, sondern wundert 
sich, daß die Leute nicht zu um strömen, der er doch das Allerneueste 
gelernt hat. 

Die Patienten ihrerseits zahlen mit der gleichen Münze heim: streicht 


die ärztliche Ausbildung die Kranken, so streichen sie die Ärzte und gehen | 
lieber zu solchen Personen, welche eben jene anderen, in der Prüfungs- 


ordnung nicht vorgesehenen Eigenschaften besitzen. 
Was der Kranke sucht, ist Teilnahme, Verständnis, Herz. Solcher- 
maßen ausgestattete Ärzte hat es immer gegeben, gibt es auch heute noch. 


= Wissenschaft in seinem Kopf zu beherbergen. 


Am Himmel meiner persönlichen Erinnerungen glänzen neben berühmten 


Zierden der Wissenschaft eine Reihe namenloser Ärzte. Was jene an 
Leuchtkraft voraus hatten, ersetzten diese durch die Wärme ihrer Strahlung. 


Ähnlich mag König Alfons I. von Aragonien gedacht haben, als er — 
durch die Lektüre von Quintus Curtius Rufus wiederhergestellt — : 


ausrief: „Valeant Avicenna, Hippocrates et medici caeteri! Vivat Curtius, 
sospitator meus!“ 

Die „geborenen Ärzte“ bringen ihre feinsten ärztlichen Eigenschaften 
von Hause mit. Das Studium ist ihnen — ich möchte beinahe sagen, eine 


sekundäre Angelegenheit: es soll ihnen nur die Anleitung geben, ihre- 


Pd 


immanente ärztliche Begabung in die richtigen Bahnen zu lenken. 


Heute ist das anders geworden. Da wähnen viele, sie könnten auf der . 


Hochschule Kenntnisse kaufen, um später mit ihnen weiteren Handel treiben 
zu können. Man wird dabei an das Epigramm von Grillparzer erinnert: 
„Durchforscht den Boden, sucht und grabt, 

„Bringt Wachstum auf Mechanik. 
„Wenn ihr dann keine Blumen habt, 
„Habt ihr doch eine Botanik.“ 

Wir dürfen nicht die Augen verschließen vor der Tatsache, daß die 
Zahl der nichtapprobierten Heilbeflissenen erstaunlich groß ist und eher 
zu- als abnimmt. Darin kommt zum Ausdruck, daß sie einem allgemeinen 
Bedürfnis entsprechen, mit anderen Worten, daß sie eine Lücke ausfüllen, 
welche die staatlich zugelassenen Ärzte teilweise offen lassen. Anscheinend 
fehlen manchen — um einen Ausdruck von Jac. Grimm und Harnack 
zu gebrauchen — „die Heimlichkeiten des Könnens“. Wer einem kranken 
oder bekümmerten "Mitmenschen helfen will, muß oben ein Künstler sein, 
und jeder Künstler ist ein Metaphysiker. 


Sobald wir erkannt haben, daß ‘das Manko nicht so sehr auf dem | 


Gebiet der Kenntnisse und Fertigkeiten liegt, sondern auf dem des Gemüts- 
lebens, werden wir es unzweckmäßig finden, jenes Manko durch Vergrößerung: 
des Wissensstoffes zu beseitigen. Der Durstige will Wasser haben, nichts 
als Wasser, und lehnt alle Eßwaren, auch die feinsten Delikatessen, energisch 
ab. Aber die neue Prüfungsordnung, welche die Pflichtvorlesungen von 
3 auf 8 und die Prüfungsfächer von 7. auf 14 erhöhte, nimmt auf diese 
Bedürfnisfragen keine Rücksicht. 

Und doch, wie sagte schon Helmholtz vor mehr al: einem halben 
Jahrhundert? „Wir sehen die Gelehrten unserer Zeit vertieft in-ein Detail- 


studium von so "unermeßlicher Ausdehnung, daß auch der größte Polyhistor 


nicht mehr daran denken kann, mehr als ein kleines Teilgebiet der heutigen 


übersehen, wer die Fäden des Zusammenhangs in der Hand behalten und - 
sich zurechtfinden?“ — Das war 1862! Die Kapazität des menschlichen 
Gehirns hat sich seitdem nicht wesentlich geändert; die Organisation der 
funktionellen Wechselwirkung zwischen seinen einzelnen Teilen ist nicht: 
merklich verfeinert worden. Das hält uns aber nicht ab, in das Behältnis 
des Wissens mehr hineinzustopfen, als hineingeht, dadurch zugleich aber 
den notwendigen Prozeß des Ordnens, des Verdauens zu stören. Auf diese 
Weise wird bald. Wunderlichs Klage von 1851 aufs neue wahr werden: 


„Anstatt der doktrinären Starrheit der früheren ROnDIEU Sagogùon wir heute 


der vollkommensten Anarchie.“ 
Ich weiß nicht, ob bei der neuen Pifängsordriubg aan: Studenten, 
mitgewirkt haben; sie hätten wahrscheinlich manchen Forderungen ein 


kategorisches non possumus entgegengesetzt. 


Niemand wird vom Arzt von vornherein eine unzulängliche, be- 
schränkte Bildung verlangen. Niemand wird ihn auf Galen oder ein mittel- 


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- durch praktischen Dienst im Krankensaal jeder medizinische Anwärter 


Laboratorium. Daran mögen sich dann, je nach dem Fortschreiten der 
tbeoretischen Ausbildung, praktische Dienstleistungen als: Famulus, Prak- 


‘der angehende Kollege dabei den gesunden und den kranken Menschen 


(Lothar Bucher). Nur auf diese Weise läßt sich die leidige Tatsache 


a  ——— 
. 


‘ der Universität Heidelberg heißt es ausdrücklich, „daß der Zweck. einer 


1596 1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — N... 9. November 
LI —_—_— —_—_—__—__—L__L_——_ 


alterliches oder ein neuzeitliches System verpflichten wollen. Mit möglichst 
reichem Wissen und mit geschulter Kritik soll der Arzt den Erscheinungen 
im Mikro- wie im Makrokosmos gegenübertreten. Er soll alles Erforderliche 
mitbekommen, um jederzeit ein selbständiges Urteil zu gewinnen über 
alles, was er im Physischen und im Psychischen beobachtet. Denn wann 
wäre sein Studium je abgeschlossen? „La. destinée des théories est d’être 
ephémère ou fausse“ (H. Poincaré). — „La science ne progresse qu’en se 
detruisant tous les 25 ans“ (Pasteur). Eine fertige Wissenschaft gibt es. 
nicht, sogar die Einzelwahrheiten — auch wenn sie noch so exakt bewiesen 
sind — verändern ihre Bedeutung und ihren Wert je nach ihrer Einfügung 
in das Gesamtbild. l | l 

Wir müssen uns mit Friedrich dem Großen trösten, der — ein 
Feldherr von Gottesgnaden — am Ende seines Lebens bekannte: gar nicht 
auszulernen sei ‘die Kunst des Krieges. Und von Beethoven stammt der 
Satz: „Strebe hinan mit aller Kraft zum niemals erreichten Ziel; bilde 
aus bis zum letzten Atemzug die Gaben, welche des Schöpfers Milde dir 
verliehen und höre nimmer auf zu lernen!“ 

' Indessen, nicht um das Quantum von Kenntnissen handelt es sich, 
sondern um das Quale. Deshalb müssen die exakten Kenntnisse des Arztes 
ihre Ergänzung finden in gemütlichen Eigenschaften, welche — so ver- 
schieden sie auch individuell sein mögen — doch allesamt an der Psyche 
des Kranken wie an einem Hypomochlion einsetzen. 

Zunächst ist festzustellen, ob der junge Mann, welcher Arzt werden 
will, ‚überhaupt die Fäden in sich trägt, welche er später um das Herz, 
um die Psyche seiner Pflegebefohlenen schlingen kann. Ich glaube, mancher 
täuscht sich darüber. Aber ein Arzt ohne Herz gleicht einem Licht ohne 
Wärme. Deshalb scheint es mir geboten, daß vor allen Dingen einmal 


Über altgriechische Geburtshilie.*) 
Von Nicolas Louros, Berlin. 
Zum 60. Geburtstage meines Vaters. 


Es ist ein Gesetz des Lebens, von seinen Vätern zu lernen. Die 
väterliche Lehre empfangen wir teils aus Imitation, teils aus innewohnender 
Affinität des Geistes und teils aus dem Zwange der äußeren Verhältnisse, 

. Bei unserem ersten Blick ins Leben sehen wir die Welt unserer Väter und 
diese Welt ist der Ausgangspunkt unserer weiteren Entwicklung. Die 
geistige Evolution ist ein relativer Begriff, der immer ein „Plus“ darstellt 
dessen, was unsere Väter uns gelehrt haben. Die Entwicklung des Menschen 

. und die Fortschritte der Zivilisation entfernen uns aber immer mehr yon 
‘dem Urgedanken, so daß derselbe selbst beim ersten Einblick ins Leben 
verwischt wird. Es bleibt uns nur von unseren Ahnen eine gewisse 
traditionelle Auffassungsverwandtschaft übrig, die wir Kultur nennen. 
Die Kultur mag der Grund sein, weswegen wir ein Interesse immer wieder. 
finden, der Vergangenheit nachzuforschen, „Geschichte“ zu lernen. Wir 
finden die Notwendigkeit eines vergleichenden Rückblickes, der uns unsere 
geistige Entwicklung erklärt. 

Heute, wo wir sechstausendjährige Dokumente des menschlichen 
Geistes besitzen und wo wir durch die geistige Entwicklung des Menschen 
so sehr bereichert sind, empfinden wir schwindelndes Gefühl, wohin wir 
auch blicken. Wir fühlen uns gleichsam inmitten eines offenen Meeres. 


Die Lehre der Vergangenheit ist unendlich, und unbegrenzbar sind die An- 
gebote der Zukunft. } | 


‘ 


Das Leben ist ein Geschehen; seine Eigenschaft und seine Unter- 
haltung ist das Streben nach vorwärts. l 
Die Elemente, die jede Generation zum Aufbau des unendlichen geistigen 
Monumentes bringt, stützen sich gegenseitig, und das Oberste würde sich 
‘nicht halten können, wenn das Unterste nicht da wäre! Um etwas Neues 
zu schaffen, stützt man sich auf die Erfahrung; und die Erfahrung ist die 
Vergangenheit. Ein Rückblick in das Geschehene ist somit für das Werdende 
ein Anlauf. Gerade was die größte menschliche Aufgabe anbetrifft, die 
Erhaltung des Lebens und somit die Heilkunde, glaube ich, daß es nicht 
unzweckmäßig ist, unsere Kenntnisse durch die Erinnerung an den primären 
Gedanken aufzufrischen. s 
Eine historische Studie über altgriechische Geburtshilfe anzufangen, 
ist eine schwierige und zum Teil undankbare Aufgabe. Schon längst sind 
die Schätze der altgriechischen medizinischen Literatur von bedeutenden 
Männern entdeckt und durchforscht worden. Zahlreiche Dissertationen . 
sind über dieses Thema erschienen, und wir verfügen über glänzende Lehr- 
bücher der Geschichte der Geburtshilfe, wie die von Siebold, Fasbender 
und die illustrierten Werke von Holländer, Milne u. a. Man dürfte 
also von mir nicht viel Neues erwarten in bezug auf die Quellen, aus 
denen die folgenden altgriechischen Gedanken stammen. Es sind dies die 
bekannten Werke der altgriechischen Meister, aus denen ich nur Brüche, 
und zwar was mir am wesentlichsten erschien, herausgenommen und zu- 
sammengestellt habe. Wenn man daraus Vergleiche zu’ unserer modernen 
Wissenschaft ziehen und seine Gedanken auffrischen möchte, so wäre der 
Zweck und das Ziel dieser Schrift erreicht, einen zusammenfassenden Bin- 
blick in die altgriechische Geburtshilfe zu geben. Es scheint wohl, als ob 
aus den alten Schriften nichts mehr zu schöpfen wäre. Diesen Eindruck 
gewinnt man, wenn man die Schriften nur wortgetreu, aber nicht immer 
sinngemäß übersetzt. Es gibt unter dem Geschriebenen zwischen den 
Zeilen, ja beinahe unter den Buchstaben vieles Ungeschriebene, vieles An 
gedeutete, vieles Konzentrierte, welches der Aufmerksamkeit des Über- 
setzers leicht entgehen kann und welches doch oft ausschlaggebend für 
den Sinn des Satzes ist. Es genügt besonders bei der altgriechischen 
Sprache nicht, einen Satz wörtlich zu übersetzen, der in wenigen Worten 
einen vielfachen Sinn enthalten oder voraussetzen kann. Ich habe mir 
erlaubt, als geborener Grieche, eigene Übersetzungen zu wagen, die viol- 
-leicht irgendwo jene lokale Auffassungsverwandtschaft zeigen, die Völker, 
welche Jahrtausende auf demselben Boden leben, behalten. Es. mag 50M, 
daß meine Übersetzungen nicht immer genau mit dem Vorausgegangenen 
übereinstimmen. Ich habe mich der sogenannten freien Übersetzung be- 
dient, obwohl ich an vielen Stellen möglichst die originale Ausdrucksform 
wiederzugeben versucht: habe. 
Wenn wir die Hippokratische Zeit, etwa 460-377 v. Chr. als die 
erste Anlage der Medizin als Wissenschaft betrachten dürfen, so würde 
von der Hippokratischen Schule und von einigen sich auch mit medizinischen 
Problemen beschäftigenden Philosophen der Ursprung des menschlichen Lebens 
von dem Sperma hergeleitet. Die Ovarien und die Tuben waren den Hippo 


darüber aufgeklärt wird, was ihn seinerzeit in der Praxis erwartet; das ist 
einfacher und richtiger, als kniffliche Eignungsprüfungen im psychologischen 


tikant, Assistent usw. anschließen. nn 
Abgesehen von den auf diese Weise erlernten Technizismen würde 


als Ganzes mit seinem seelischen Verhalten und seinem seelischen Bedürfnis 
kennen lernen und die Geschicklichkeit erwerben, auf diesen verschiedenen 
Klaviaturen zu spielen. „Solche Erfahrung ist ganze Bibliotheken wert“ 


kompensieren, welche der große Menschonkenner Ranke in diesen Sätzen 
scharf präzisiert hat: „Zeitgenossen pflegen einander doch nur äußerlich 
zu kennen. Von den inneren Antrieben Anderer bildet man sich gewöhnlich 
nur einen sehr oberflächlichen Begriff.“ l 

Joh. Stoll erklärte es 1802 für „sehr nötig, daß man die Finger- 
spitzen durch barte Arbeiten, Niederdrücken des brennenden Tabaks und 
andere Dinge dieser Art nicht verderbe“. Wie unvergleichlich viel not- 
wendiger ist es, das Organ der psychischen Resonanz, diese Brücke und 
diesen Schlüssel zu den letzten Kammern unserer Patienten, so fein als 
möglich auszubilden! | 

„Der Arzt kann des Kunsttalentes oder der Fähigkeit, das Besondere 
und Individuelle in seinen feineren Abstufungen, im Gefühl aufzufassen, 
nicht entbehren. Kein Beruf fordert stärker auf, den Menschen als Menschen 
zu behandeln, als der des Arztes, und so läßt kein anderer gottähnlicher 
handeln.“ Diese alte Wahrheit steht schon im Magazin für die psychische 
Heilkunde von Reil und Kayßler 1805. Und in der Stiftungsurkunde 


hohen Schule ebensowohl auf sittliche als auf wissenschaftliche Bildung 
gerichtet sein müsse“. Ä 
Von den rationalistisch veranlagten französischen ‚Ärzten hat 
Bouillaud gesagt: „La médecine, en un mot, est la mécanique, la phy- 
sique et la chimie de l’économie vivante“; und Bichat erklärte: „la méde- 
cine est une méditation sur la mort“. Auf die Medizin als Wissenschaft 
mag das zutreffen. Für den Arzt aber sind das nur Vorstufen. Gelangt 
er nicht darüber hinaus zur Meisterschaft, so bleibt er Kunsthandwerker. 
„Nur ein guter Mensch kann ein guter Arzt werden!” hat Noth- 
nagel programmatisch seinen Schülern zugerufen und damit einen Gedanken 
wieder aufgegriffen, welchen 21/, Jahrtausende vor ihm Kungfutse in den 
Satz gekleidet hatte: „An einem Roß schätzt man nicht die Stärke, am 
Menschen nicht die Talente, sondern den Charakter.“ | 
Es ist an der Zeit, solchen Auffassungen neues Leben einzuhauchen. 
Nur durch gleichmäßige Ausbildung der intellektuellen wie der gemüt- 
lichen Eigenschaften können wir Ärzte unserer göttlichen Kunst den Platz 
erobern, welcher ihr im Dasein der Menschen gebührt. | 
Nicht der Verstand, „das Herz adelt den Menschen“ (Mozart). 


*) Nach einem Vortrage, gehalten in der Berliner medizinischen 
Gesellschaft am 15. Oktober 1924. 


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1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 45. 


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kratikern nicht bekannt, und so nahmen sie an, daß nur das Sperma allein und warm ist und infolgedessen strebend das Sperma aufzunehmen, ist 


den Menschen erzeuge !). 

Mykipos und Zenon, etwa 490 v. Chr., charakterisierten das 
Sperma als einen Körper, der seelische Eigenschaften besitzt; Pythagoras 
(660 v. Chr. Samos?), Platon (429—337 v.Chr.), Aristoteles (334—323 
v. Chr.) vergleichen die Zeugungskraft des Spermas dem „bewegenden Geist“. 
Das Resultat dieser Kraft soll die „körperliche Materie“ sein. Ebenfalls 
Straton und Demokritos schlossen sich dieser Ansicht an2). 

Was den Anteil des Weibes bei der Anlage des Menschen anbetrifft, 
so glaubte Aristoteles, daß die Frau dabei „nicht beteiligt wäre“, jedoch 
betrachtet er die Menstruation als ein Phänomen, welche doch einen Zu- 
sammenhang mit der Anlage des Menschen haben soll. 

Diese Auffassung scheint für die Allgemeinheit vier Jahrhunderte 
hindurch gegolten zu haben. Die Entdeckung der Eierstöcke ist jedoch 
Herophilus zu verdanken, etwa 300 Jahre v. Chr. Herophilus ist auch 
der erste alexandrinische Arzt, der Vivisektionen bei zum Tode verurteilten 
Menschen und Sektionen bei Toten ausführt. Bis dahin wurden die 
anatomischen Kenntnisse nur bei Zergliederungen von Tieren erhoben. 
Seine Lehre wurde aber erst später durch Galen der Allgemeinheit bekannt- 
gemacht, der nunmehr wußte (etwa 130 Jahre n. Chr.), daß „auch die Frau 
ein Sperma erzeuge, denn sie hat Begleiter oder Helfer (rapaotäros), die 
dazu bestimmt sind“. Auch die irrige Auffassung der Hippokratiker, daß 
das Sperma von dem ganzen Körper vorbereitet wird, wird von Galen 
bestritten, indem er die Hoden für das Depot des Spermas ansieht. „Das 
Sperma ist eine Flüssigkeit, welche in Begleiter enthalten ist, die aus 
warmem Geist stammt und aus der der Mensch geschaffen wird.” So wußte 
man schon 130 n. Chr., daß zur Anlage des Menschen männliche und 
weibliche Keime notwendig waren (l. c.). 

Die Beobachtung der Menstruation scheint schon die Hippokratiker 
beschäftigt zu haben. Dies geht hervor aus der genauen Beschreibung der 
Periode, welche nach Hippokrates „zwei bis drei Tage dauert), Auch 
der Menge des Menstrualblutes schrieben sie eine Bedeutung zu, wie dies 


von Hippokrates genau beschrieben wird, ungefähr „!/2 Liter oder etwas 


mehr oder etwas weniger“, mit der Bemerkung, daß diese Verhältnisse zu 
treffen sind, wenn die Frau gesund ist. Also die Anomalie der Periode 
wurde schon von Hippokrates als ein pathologisches Phänomen be- 
achtet. Aristoteles beobachtete, daß die Periode 
aufhört, wenn sie aber diese Zeit überschreitet, bleibt sie bis zum 50. Jahr“ $). 

Also schon eine Andeutung auf die klimakterischen Blutungen, 
Aristoteles bemerkt auch, daß, „wenn die Milch ausfließt, meistens die 
Periode nicht stattfindet“. Im Anklang zu den Hippokratikern beobachtete 
ferner Aristoteles, daß „die Frauen, bei denen die Menstruation primär 
ausgefallen ist, meistens kinderlos bleiben“. Jedoch auch in diesem Falle 
konzipieren manche?). 

Auf die Sterilität kommen wir weiter unten zu sprechen, hier sei 
nur darauf aufmerksam gemacht, daß das primäre Ausfallen der Menses 
schon von Aristoteles als eine Ursache der Sterilität angesehen wurde. 
Aristoteles meint weiter, „es ist auch möglich, daß bei Schwangeren 
gegen das Ende der Gravidität die Menstruation erscheint“. Ich glaube, 
daß dieser Satz auf einer falschen Auffassung der Placenta praevia oder der 
vorzeitigen Plazentarlösung beruht. 


Richtiger beschreibt Hippokrates diesen Umstand, „wenn bei 


einer wehenden Frau vor der Geburt des Kindes viel Blut abfließt ohne 
Schmerzen, besteht die Gefahr, daß das Kind tot geboren wird oder nicht 


mehr lebensfähig“. Die Einschränkung „ohne Schmerzen“ weist auf einen 


dem Hippokrates bekannten Unterschied zwischen Placenta praevia und 
vorzeitiger Lösung). 

Hippokrates diagnostiziert durch das Ausbleiben der Menstruation 
die Schwangerschaft. Jedoch unter der Einschränkung, daß bei Fehlen 
der Menstruation auch keine Fröste und kein Fieber eintreten”). In diesem 
Satz findet man angedeutet, daß die Menstruation bei fieberhaften Krank- 
ee ausbleiben kann, ohne auf eine Gravidität zu schließen. Die enorme 
p oachtungsgabe führt die Hippokratiker zur Feststellung der günstigen 
En der Konzeption, „nach der Reinigung durch die Blutung nehmen die 
re im Bauch auf“ 8), Eine Beobachtung, die auch Galen bestätigt®). 
nn eobachtung wird erst 1000 Jahre später durch Oribasius besser 
rar „Nach dem Aufhören der Reinigung, wenn der Uterus blutreich 


1) Aparoréns, Ilepl owy yevészwg. ed. Bekkeri 1831, A., S. 729. 
2) Talnvös. ed. Kuhn 1821, S. 301. | | 
‚Irrorpdrng. Twvaweiov Al ed. Littré 1851, S. 30. 
5 TORE: lep? za Cõa toropıüv. ed. Bekkeri 1831, S. 585. 
j „zprororking, l. c. S. 582. | | 

ep TOXPÉTNS. Ilep èmxvýsews. ed. Littré 1852, S. 482. 
o OPETI. Agoptonot. ed. Littré 1844, IV, S. 554. 
o pn Roxadrng. ed. Littré 1851, VII, S. 494. 

aln»ös. ed. Kuhn 1821, S. 442. 


Ar -...- ER 


„gegen das 40. Jahr‘ 


die günstige Zeit zur Konzeption 10), 


Oribasius sah ferner als günstiges Moment für die Imprägnation 
die Tatsache an, daß während des Koitus Kontraktionen des Uterus vor- 
kommen, die auch subjektiv empfunden werden können 11). 

Aetius im 7. Jahrhundert n. Chr., also 100 Jahre später, sieht in 
der Rauheit der Gebärmutter nach der Menstruation die Ursache der zu 
dieser Zeit günstigen Konzeptionsgelegenheit!2). Eine ähnliche Meinung 
findet mar in der zusammengesetzten Schrift des Moschion über Frauen- 
leiden einige Jahre früher 18). | 

Sehr hübsch ist die Beschreibung des Aetius der Symptome der 
Menarche. „Bei Virgines wird die kommende Periode angemeldet. durch 
Jucken der Brüste, Bauchschmerzen, Kreuzschmerzen und Kopfschmerzen, 
gallisches oder auswurfähnliches Erbrechen.“ Wenn diese Symptome gegen 
das 14. Jahr vorkommen, soll der Arzt annehmen, daß die Periode eilt!®), 

Mit welcher Aufmerksamkeit die Alten die Funktionen des Körpers 
beobachteten, beweisen die Anschauungen über die Sterilität. 
Hippokrates weist darauf hin, „daß, wenn die Frau die keimende 


Substanz nicht empfängt, obwohl die Periode normal erscheint, ein Hindernis 


vorhanden sein muß“, „und wenn ein Ausfluß besteht, so kann der Keim 
sich nicht einbetten“ 15). Galen beobachtete, daß die Ursache der Sterilität 


auch auf ein steriles männliches Sperma zurückgeführt werden kann. Ferner - 


behauptet derselbe Autor, daß eine Konzeption nicht erfolgt, wenn das 
Sperma nicht in gerader Linie entladen wird 16), Moschion führt als 
Ursache der Sterilität den Verschluß des Muttermundes mit einer Haut 
(womit wahrscheinlich die Atresie gemeint ist), oder die Knickung der- 
selben oder wenn eine Wunde am Muttermunde vorhanden ist17). Wie 
diese Veränderungen beobachtet wurden, wird nicht geschildert; Sektionen 
müssen äußerst selten, wenn überhaupt, ausgeführt worden sein. Es geht 
.aber hervor, daß bei der lebenden Frau die Ärzte spekulumartige Instrumente 
besessen haben müssen, um den Muttermund einzustellen. Derartige 
Instrumente sind auch in Griechenland und bei den pompejanischen Aus- 
grabungen aufgefunden worden. 

In der Schrift des Moschion wird behauptet, daß die Sterilität 
auch künstlich hervorgerufen werden kann, eine Behauptung, die auch in 


.der hebräischen Schrift, dem Talmud, 1600 v.Chr. aufgestellt wird, „Sehr 


kaltes Wasser oder sehr warmes zerstören das Sperma.“ 


Betrefis der Entwicklung der Frucht schreibt Aristoteles, daß, 


„sobald sich das Sperma eingebettet hat, Aaßyjoa: tò onepua Ts borspas 


za‘ &yypovs9y, umhüllt es sich mit einer Haut. Die Früchte, die vorzeitig 


herausfallen (Abort); gleichen einem Ei, welches in einer Membran eut- 
halten ist, nachdem man die Schale entfernt hat. Diese Membran ist 
voll Gefäße“ 18). ` ; | i 

Galen hat eine.genaue Kenntnis der Allantois. Die Allantois ist 
durch den Urachus mit der Blase verbunden und ihre Aufgabe ist, den 
Urin der Frucht zu empfangen. In geistreicher Weise unterscheidet Galen 


die Flüssigkeit der Allantois von dem Fruchtwasser. „Es ist besser,“ erklärt 


Galen, „daß die Frucht nicht aus dem Damm uriniert, sondern wie es 
der Fall ist, aus dem Nabel.“ : Weil eben das Amnion eine andere Art 
Flüssigkeit enthält, welche die Frucht umfaßt, wäre es nicht zweckmäßig, 
daß sich der Urin damit mischt. Außerdem schreibt Galen, „unterscheidet 


sich die Flüssigkeit der Allantois dadureb, daß sie dünner ist und heller 


als die des Amnions und noch dazu einen scharfen Geruch besitzt. Außer- 
dem ist der Urin besonders vom Amnion getrennt, damit er durch seine 
Schärfe die Umgebung nicht schädigt“ (I. o.). | nm 
Besonders hervorragend. ist die Auffassung von Galen über das 
Fruchtwasser. „Das Fruchtwasser umgibt die Frucht, damit nichts. die 
Haut der Frucht zu beschädigen imstande sei“ (L c.). Ferner erkennt 
Galen an, daß „das Fruchtwasser nicht nur zum besseren Gleiten des 


Fötus notwendig ist, sondern auch um die Erweiterung des Muttermundes : 


zum größten Teil vorzubereiten“. Somit ist Eröffnungs- und Austreibungs- 


periode bekannt und voneinander getrennt (l. ce). Auch die Superfecondatio 


war dem Hippokrates bekannt und wurde von ihm Entxönars genannt 
und ihrer Besprechung ein Kapitel seines Werkes gewidmet. Super- 
fekondiert werden die Frauen, die sehon geschwängert sind 19), 


10 ? e 4 N [4 \ | ? 

% Le Sa ed.Daremberg 1858. Ilspi aviindews xa? erwxufeews,8,69, 
F o und dspßod. ` Ağva. 1901, S.5. 

7 Mon i e e zat&y. ed. Dewez 1793, S, 9. 

) "Irmoxpdens. Tovarxeiwv. Al ed. Litt 

16) Iainvös. Kuhn 1821, S. 328. ne 
17) Mooyiow. 1. c. 8.91, Ä 
18) "Aptororeing. Ilepl za Cüa loropıav. 


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€ d. . 
18) "lnnoxpdrng: Ilepi Enzunoews. sd, Bekkeri 1881, S, 586. 


ed. Littré, VIII, 1851, S, 476, 


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zweites geboren werden kann“ 20), . 


des intrauterinen Absterbens der Frucht. Hippokrates unterscheidet die | 
Bewegung des toten Fötus im Uterus durch die Passivität, die mit der 


. die Schmerzen am wenigsten). Hippokrates empfiehlt bei übermäßig 


- Dieses Ende soll durchgestochen sein und zwar nicht mit großen Löchern, 


' dreht hat), dreht sich die Nabelschnur um den Hals, verhindert den Aus- 
gang des Fötus und schiebt den Kopf zum Steiß, und. die Hand wird 
_ meistens vorfallen. Dieser Vorfall der Hand. sagt voraus, daß das’Kind 


` nun vorliegt, so wird die Nabelschnur, wo sie auch sei, in der Gebärmutter 
' angezogen, und bei der Entwicklung des Fötus wird sich die Nabelschnur 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


` über 100 000 (insgesamt 16 738 000) Einwohnern ist allerdings die Geburten- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — .Nr. 45. 


‚. Oribasius bestätigt diese. Anschauung aus der Beobachtung, daß 
„nach kürzerer oder längerer Zeit nach der Geburt des einen Kindes ein: 


zahl um fast 300, dafür aber die Zahl’ der Gestorbenen um mehr als 3000 
zurückgegangen. Ähnlich liegen die Verhältnisse in den Orten mit 50000 
bis 100000 (im ganzen 2 788 000) Einwohnern, wo einer Senkung der Ge- . 
burten um 250 eine solche der Todesfälle um 600 gegenübersteht. In 
. den Orten von 30.000 bis 50 000. (im ganzen 2 500 000) Einwohnern sind 
die Geburten um 23, die Todesfälle um über 500, und in den Orten von’ 
15 000:bis 30 000 (im ganzen 4200 000) Einwohnern die Geburten um 400, 
die Todesfälle um über 800 seit dem Vorjahre geringer geworden. Im 
ganzen ergibt sich alsə für`334 deutsche Städte mit einer Gesamteinwohner- 
zahl von über 26 000 000 eine Verminderung der Anzahl der Lebend- 
geborenen um 974, eine Verminderung der Sterbefälle um 4984, so daß 
. also eine Vergrößerung des Geburtenüberschusses um 4010 Fälle verbleibt. 


| Hippokrates beobachtete, daß die schwangere Frau „blaß wird, 
weil die Reinheit ihres Blutes täglich abnimmt“ 2t), 

Die Hippokrätiker und Aristoteles beobachteten, daß bei allen. 
Tieren die normale Geburt mit vorangehenudem Kopf erfolgt. Die Erklärung 
dazu wird dadurch gegeben, daß der Fötus, an der Nabelschnur hängend, 
einem Wagebalken gleicht. Da der oberhalb des Nabels gelegene Teil 
schwerer ist, geht der-Kopf voran). 


Besonders wertvoll ist die Beobachtung von Hippokrates betreffs 


` 


Als die Umstände, die der erfolgreichen Tuberkulosebekämpfung 
‚in der Schweiz bisher erschwerend im Wege gestanden haben, bezeichnet 
"0. Weber (Zug) in der Schweiz. med. Wschr. die Unkenntnis und Interesse- 
losigkeit sowohl der unteren wie der oberen Volksklassen vom Wesen der 
Tuberkulose und von den heutigen Heilungsmöglichkeiten, die mangelhafte 
oder fehlende finanzielle staatliche Unterstützung sowie die mangelhafte 
. systematische Zusammenarbeit der Ärzteschaft als, solche bei der Tuber- 
kulosebekämpfung, dem weitverbreiteten Vertrieb uud Verkauf von an- 
geblichen Tuberkuloseheilmittelin durch Kurpfuscher usw., zum Teil mit 
Billigung der.Behörden. Der Sinn des schweizerischen Tuberkulosegesetzes 
liegt nach dem Verfasser in der staatlichen finanziellen Hilfe zur wirksamen 
Tuberkulosebekämpfung, in der Beschützung der Gesunden gegen die massige 
Ansteckungsgefahr und im Schutze der Kranken gegen die Ausbeutung: 
In derselben Nummer der gleichen. Wochenschrift bringt I. Aebly 
(Zürich) eine Statistik der Krebsmurtalität in der Schweiz in dem Viertel- 
“jahrbundert von 1896—1920, aus der hervorgeht, daß diese Krebsmortalität 
in Anbetracht des großen Zeitraums und der großen Zahlen auffällig stabil 
ist, nämlich stets rund 12,5—13,0 auf das Jahr und 10000 Einwohner 
beträgt. Aus dieser Stabilität wird geschlossen, daß ein ziemlich konstant 
_ bleibender Ursachenkomplex der Krebsmortalität zugrunde liegen muß, 
Bei äußerlichen ‘Momenten ist solche Konstanz äußerst unwahrscheinlich, 
Man müsse infolgedessen das konstitutionelle Moment, bei diesem wieder die 
' erbliche Übertragung einer Krebsdisposition mehr in den Vordergrund stellen. 


Bewegung -der ganzen Frau zusammenfällt, gegenüber der. davon. unab- 
hängigen Bewegung des lebenden Kindes. Hippokrates schreibt, „das 
tote Kind fällt nach der Seite, nach der die Frau sich wendet, wie ein 
Stein oder sonst etwas lebloses“ 2%), | = 
Nach Hippokrates’ haben in der Geburt meistens und besonders 
die Primiparen Schmerzen, weil sie die Wehen nicht kennen. Sie empfinden 
die Schmerzen im ganzen Körper, besonders aber gegen das Kreuz. Die 
Frauen, die die Erfahrung einer Geburt bereits hinter sich haben, empfinden 


starken Schmerzen, wenn „die Frau gebärt, bevor sie die Wehen hat, 
zuerst die Arzneimittel zu geben, die die Schmerzen mildern“. ‘Er besitzt 
also schierzstillende Mittel®5), Hippokrates beschreibt mit großer Ge- 
nauigkeit die Spülungen des Uterus und die dazu anzuwendende Kanüle: 
„Man spült den Uterus folgendermaßen: Nachdem Pferdemilch zweimal 
gekocht wurde und durch ein möglichst feines und reines Sieb durch- 
gesiebt, spüle ich den Uterus mit einem dazu angefertigten Klysteren. 
Das Ende des Klysteren muß glatt sein wie eine Sonde und aus Metall. 


sondern mit kleinen und engen. Das andere Ende, der Griff, soll fest 
sein: und ‘das Übrige hohl wie eine Flöte“ (l. c.). Wahrscheinlich wurde 
bier mit einer Kanne die Flüssigkeit eingegossen. Ä 

-Betreffs der. Querlage schreibt Hippokrates: „Wenn bei einer 


Die vierte Tagung für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten hat 
Gebärenden das Kind quer liegt (und dies geschieht, wenn es sich so ge- 


ihre Sitzung vom 23. bis 26. Oktober abgehalten. Die fünfte Tagung wird im 
: Jahre 1925 in Wien stattfinden unter dem Vorsitz von Geh.-Rat L. Kuttner 
(Berlin). Es wurde eine Gesellschaft für Verdauungs- und Stoff-_ 
‚wechselkrankheiten gegründet, welcher die Veranstaltung künftiger 
Tagungen obliegen wird. Die Mitgliederzahl beträgt bis jetzt gegen 250. 
Weitere Anmeldungen erbeten an das Bureau der Gesellschaft. Berlın NW6, 
Luisenstr. 8. Der Meldung muß der. diesjäbrige Beitrag in Höhe von 6 M. 
beigefügt sein. — ne ET ia a 
Der vom Höhenkurort Semmering gestiftete Preis für Höhenphysio- 
logie und Höhenpathologie von 1000 Goldkronen wird an den Autor 
der besten in den letzten zwei Jahren durchgeführten oder veröffentlichten 
Arbeit über die Wirkung des Höhenklimas auf den Menschen von der 
mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissen- 
schaften in Wien 'verliehen. Der in erster Linie für Österreicher bestimmte 
Preis kann auch an Ausländer fallen, wenn ihre Arbeit an einer öster- 
"reichischen‘-Höhenstation oder einem Österreichischen Institut ausgeführt 
wurde. Bewerbungsarbeiten bis 31. Dezember .d. J. an die Kanzlei der 
Akademie der Wissenschaften, Wien I, Universitätsplatz 2. 


tot geboren wird. Wenn aber die Hand nicht vorgefallen ist, so lebt das 
Kind, aber trotzdem besteht Gefahr“ (siehe unten Soranus). Also die 
verschleppte Querlage und ihre Gefahr war Hippokrates bekannt?%). 
Betreffs des Vorfalls und ‘der Umschlingung der Nabelschnur schreibt 
Hippokrates: „Die Umschlingungen der Nabelschnur stellen eine neue 
Gefahr dar, die Nabelschnur ist oft am Muttermund sichtbar. Wenn sie 


entweder um den Hals oder um die Schulter des Fötus schlingen. Da- 
durch wird die Nabelschnur bei der Geburt angespannt. In diesem Fall 
wird die Frau bei der Geburt mehr leiden müssen oder das Kind wird 
absterben oder es wird schwer herauskommen”), (Schluß folgt.) 


Die Vereinigung ‚Südwestdeutscher Hals-, Nasen- und 
Ohrenärzte hat auf ihrer am 26. Oktober in Frankfurt a. M. abgehaltenen 


Sitzung beschlossen, die nächste Mitgliederversammlung am 7.und 8. März 1925 
in Wiesbaden ‚abzuhalten. _— 


In der Volkswohlfabrt werden die Zahlen der in den letzten Vor- 
kriegsjahren und in den Jahren nach dem Kriege durchgeführten ärztlioben 
Vorprüfungen und’ Prüfungen mitgeteilt. Danach haben sich in Preußen 
der ärztlichen Vorprüfung im Jahre 1913/14 2260 "Prüflinge unterzogen, 
von denen 1543 sie bestanden haben. Nach einem erheblichen Nachlab 
der Zahlen der Prüflinge 1918/19 auf 1358 folgt ein außerordentlicher An- 
stieg im nächsten Jahre, wo von 3655 3042 die Vorprüfung bestanden 
haben. In den 3 nächsten Jahren sinkt die Zahl der Prüflinge dauernd 
herab auf 2665, 1914, 1515. Bei weitem die größte Zahl der Prüfungen M 
dem letztmitgeteilten Prüfungsjahr 1922/23 fand in Berlin statt, nämlich 478. 
Dann folgen Bonn, Breslau, Kiel und Marburg mit 140—162 Prüflingen. 
Die Zahl der ärztlichen Prüfungen war in Preußen im Jahre 1913/14 904. 
. Im Gegensatz zu den Vorprüfungen ist hier im Jahre 1918/19 ein leichter 
' Anstieg festzustellen auf 1059. Die höchste Zahl wird auch hier im Prüfungs- 
jahr 1919/20 erreicht. Aber nur im Jahre 1920/21 sinkt die Zahl der Prüf 
linge auf 1607, während sie in den beiden folgenden Jahren auf über 200 
bleibt. Es scheint daraus ersichtlich zu sein, daß eine Abnahme des Medizin- 
studiums seit etwa 1919/20 eingetreten ist, die sich in der Zahl der ärst- 
lichen Vorprüfungen schon 1922/23. bemerkbar machte, während eine Ab- 


nahme der Zahl. der ärztlichen Prüfungen erst in diesem oder im kommenden 
Jahre zu erwarten sein ir. —— | 


E Tagesgeschichtliche Notizen. 


l Berlin. In der Sitzung der Berliner medizinischen Gesell- 
'sehaft vom 29. Oktober 1924 demonstrierten vor der Tagesordnung die 
Herren G. Klemperer und C. Benda ein Präparat eines Todesfalles durch 
infantile Koronarsklerose. Hierauf hielt Herr Axhausen den angekündigten 
Vortrag: Heilverlauf und Behandlung der Schenkelhalsfraktur (Aussprache: 
Herren Muskat, Dzialoczinski) und Frl. Wittgenstein ihren Vortrag 
über Tabesprobleme und. Tabesbehandlung. i 


, Die in regelmäßigen Zwischenräumen vom Reichsgesundheitsamt ver- 
öffentlichten ‚statistischen Angaben über Geburts- und Sterblichkeits- 
verhältnisse. in deutschen Städten (über 15000 Einwohner) liegen 
jetzt für den Juli 1924 vor. Ein Vergleich mit dem entsprechenden Monat 
. des Vorjahres läßt eine Besserung durchweg erkennen. In den Orten mit 


` 


20) ’Operßaosıos. ed. Daremberg, ILL, 1858, S. 70. 
21) * Inzoxpdrng. Tbvarzeiwv Al ed. Littré 1851, S. 78. 
22) * Apsroreing. Ilep tà Cõa leropıöy. ed. Bekkeri 1831, I, S. 777. 
28) ‘ Inmoxpärns. ’Apoptopoi. IV.. ed. Littré. 1844, S. 554. 
24) ‘Innoxpärms. Ilepè puorag rardiov. ed. Littré 1851, VII, S. 538. 
25) “ Inmoxpdrns. Ilepl yuvarzeiov vóowy, ed. Littré 1851, VIII, S. 114. 
26) “ Irnozparns. Dept èyxataropñs nardiov. ed. Littré 1851, VIIL, S. 514. 
27) ‘Innoxparmg. Ilep} öxtaunvov. ed. Littré 1851, VII, S. 454. 


Hochschulnachrichten. Mün chen: Priv.-Doz. WilhelmJansed 
zum Oberarzt an der II. medizinischen .Klinik ernannt. - m 
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. Druck von L., Schumacher in Berlin N 4. 


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geleitet von 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Ers 


Nr.46 (1040) 


Klinische Vorträge. 


Der Dammriß, seine Entstehung, seine Verhütung 
und seine Behandlung. | 
Von Med.-Rat Dr. Kupferberg, 


Direktor der Hess. Hebammenlehranstalt in Mainz; 


Es ist und bleibt immer wieder wunderbar, wie die weibliche 
Natur sich allmählich im Verlaufe der Schwangerschaft mehr und mehr 
den gewaltigen Erfordernissen anpaßt, die die Geburt an sie stellt. 
Der ungemein stark vermehrte Blut- und Saftreichtum in den ganzen 
Weichteilen des geburtshilflichen „Durchtrittsschlauches“, die ver- 


| mehrte Elastizität, die hierdurch diesen Weichteilen gegeben wird, 


diese „Weiterstellung“ Sellheims ermöglicht es der Natur, selbst 
bei der Erstgebärenden, also bei noch nicht durch frühere Geburten 


= vorbereiteten Weichteilen, und selbst ohne besondere „Geburts- 
leitung“, die gewaltige Dehnung, Erweiterung und „Auswalzung“ 


der den Beckenboden verschließenden Weichteile ohne wesentliche 
Einrisse auszuhalten). | Ä 

Der Stützapparat des Beckenbodens besteht aus einem binde- 
gewebigen und einem fasziären Bestandteil neben einem mächtig 


„entwickelten Muskelapparat, der einen quer ausgespannten, nach 
unten trichterförmigen Verschluß des Beckenbodens bildet, welch 


letzterer nur durchbrochen ist von dem Scheiden- und dem 


. Mastdarmrohr. Der wichtigste Muskel dieses Beckenbodens ist der 
Levator ani, der, wie gesagt, trichterförmig, mit der Spitze nach 
unten, den Beckenboden abschließt. Unterstützt wird dieser mächtige 
 Tragemuskel noch durch den Transversus perinei profundus, den. 
Tranversus perinei superficialis und den Constrictor cunni. Diese 


Muskeln zusammen bilden das Diaphragma uro-genitale und dieses 
Diaphragma, mit seinen bindegewebigen, fasziären und muskulösen 


': Bestandteilen wie eine Hängematte am Beckenboden aufgespannt, 


muß durch den an- und durchdrängenden Kindsteil so gewaltig ge- 


dehnt, erweitert und ausgewalzt werden, daß es der durchschnittlich 


etwa 35 cm im: Umfang messenden längsliegenden „Fruchtwalze“ 
ohne- Verletzung den Austritt ermöglichen soll; ohne Verletzung 


und oline wesentliche Beeinträchtigung‘ des nachherigen Wieder- 
zusammenziehens, d. h. der Wiederherstellung des früheren festen 


‚Verschlusses des Beckenbodens. | | 
Es hängt natürlich die Entstehung von Einrissen in dem 


_ Beckenbodenverschluß und namentlich von Einrissen am Damm 
‚von den verschiedensten Faktoren ab. Mit der wichtigste dieser 


Faktoren ist das Alter der Erstgebärenden. Es ist durchaus nicht 


ewiesen, wenn es auch vielerorts behauptet wird, daß abnorm | 


junge Erstgebärende zu stärkeren ZerreiBungen am Beckenboden 
disponieren. Nach den Erfahrungen an unserer Klinik haben wir 
jedenfalls auch bei Geburten von 14—17 jährigen Mädchen, trotz 


, ausgetragener Kinder, keinerlei erwähnenswerte Dammverletzungen 
gesehen. Anders jedoch bei den sogenannten alten un | 
on | i | e i | : / | 

an ab man eine Erstgebärende als „alt“ bezeichnen soll, į des ganzen. Dammes und. eine technisch ' erleichterte Ausführung 
` des Dammschutzes selbst, wodurch man einerseits befähigt. ist, den 

‚Kopf weit langsamer durch die Schamspalte treten zu lassen, und 


ist allerdings individuell ungemein verschieden, wie überhaupt das 
Altsein nach der hierdurch ausgelösten Empfindung und Wirkung 


auf den Einzelnen ungemein verschieden ist. Hier entscheidet nicht 
Man beobachtet Frauen, deren Geburtsverlauf 
aut uns, trotzdem sie erst 26 Jahre alt sind, schon den Eindruck. 


das Geburtsalter. 


machit, daß sie als „alte Erstgebärende“ zu bezeichnen seien, ander- 
a rabon wir 385—40jährige Erstgebärende entbunden, - ohne nen af 
nen den: Find: len“ . . Mit | ee = i 
den Eindruck der „alten Erstgebärenden“ zu babeu. Mi | bestens kontrollieren kann (nach' jeder Wehe), was bei der Seiten- 
| lage natürlich nur schwer möglich ist.: Dieser letztere Punkt scheint . 


anderen Worten, die Unnachgiebigkeit und Rigidität der Weichteile 


hadi E? Selbst bei „Sturzgeburten“ und „Straßengeburten“ kommt es’ 
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‘selten zu einer wesentlichen Dammverletzung. 


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! beginnt nicht mit einem bestimmten obeis fer, sondern schwankt ` 


nach vielen Richtungen, - bedingt‘ durch erbliche Anlagen, Kon- 
stitution, Art der Erziehung und der Lebensweise, namentlich in 
Bezug auf Kleidung, Ernährung und Betätigung. Fette Frauen 
haben entschieden neben einer schlechteren Wehentätigkeit auch 
eine geringere Nachgiebigkeit des Beckenbodens. Weitere Faktoren 
für die Entstehung oder Nichtentstehung eines Dammrisses sind die 
Höhe des Dammes, event. verengernde Narben daran, angeborene 
Weichteilverengerungen (Infantilismus, Muldendamm, Verschluß- 
bildungen (Vaginismus), die Größe des Kindes, die Haltung des kind- 
lichen Körpers (besonders des Kopfes), die Schnelligkeit des Geburts- 
verlaufes, die Weite des Schambogens und schließlich die Güte 
der Geburtsleitung (Dammschutz). .Es liegt auf der Hand, daß, 
wenn die Austreibungsperiode zu schnell verläuft, wenn der 
Kopf in einer Deflexionslage -durch das Becken geht, wenn er 
sehr groß ist, oder wenn der Schambogen verengt ist, daß 
dann, sage.ich, ein Dammriß wahrscheinlich wird. Es. liegt 


ferner auf der Hand, daß, wenn geburtshilfliche Eingriffe vor- 


genommen werden, wobei die Einführung der Hand des Arztes 
neben einem Kindsteil oder. die gewaltsame Einschiebung der 


Hand in -die noch nicht genügend erweiterte Schamspalte, oder ` 


das schnelle Durchziehen des Kindskörpers durch diese (wie bei 


Extraktion am Beckenende, Zange, Arm- und Kopflösung), daB. E 


dann, sage ich, die. Gefahr eines Dammrisses bedeutend -vermehrt 


wird. Es ist dies auch der Grund, weshalb an unserer An- 


stalt prinzipiell bei allen Geburten Erstgebärender, ‘die etwa durch 
einen der eben genannten Eingriffe beendet werden müssen, zwecks 


sicherer Verhütung des Dammrisses unmittelbar vor dem betreffenden 
| Eingriff eine ausgiebige Episiotomie gemacht wird. Wenn wir bei 
 Erstgebärenden durch die Lage des Falles genötigt werden, in ab- . 


sehbarer Zeit einen der eben. genannten Eingriffe ausführen zu 
müssen, ehe die Weichteile dazu genügend vorbereitet und erweitert. 
sind, so empfehlen wir zu deren Erweiterung vor dem Eingriff, falls 
Zeit hierzu, die Einlegung eines Kolpeurynters. (zugfester Ballon 


‘Arthur Müllers), den wir mit etwa 800—400 ccm sterilen Wassers 


auffüllen und dann entweder durch die Wehenkraft von selbst. aus- 


stoßen lassen, oder, wenn die Zeit drängt,. langsam extrahieren. 
. Es ist dieses Vorgehen in den einschlägigen :Fällen, abgesehen von 


der glänzenden Wirkung der kräftigen Wehenanregung durch den 
Kolpeurynter. (durch Druck auf die Parazervikalganglien) ein ganz 

‚schonenden, der Natur angepaßten 
vorbereitenden Erweiterung des Beckenbodenverschlusses.  — 
| . Nun zum Dammschutz selbst. Hier kommt ‘immer. wieder die 


' Streitfrage zur Diskussion, soll man in Seitenlage oder in. Rücken: 
} lage den Dammschutz ausüben? Beide Methoden haben ihre Vor- - 
| teile und ihre Nachteile. Die Vorteile der Seitenlage sind ein lang- -` 
; sameres Durchtreten des Kopfes, da die Frau: hierbei die "Wehen . 
‚ nicht so gut verarbeiten kann, ferner eine größere Übersichtlichkeit 


wodurch man andererseits. einem etwa drohenden Dammriß (Tief- 


, blauwerden des Dammes und bald darauf Schneeweißwerden des- 
selben) weit besser vorbeugen kann.: Der Dammschutz in Rücken: _ 
lage läßt diese Vorteile größtenteils vermissen, hat’ aber dafür den ' 


großen Vorzug, daß maii hier dauernd die Herztöne des Kindes 


mir aber ausschlaggebend für: die "Empfehlung ‘des Dammschutzes' 


i in Rückenlage zu sein, da: die Erfahrung lehrt; daß eine nicht:kleine 


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was wohl erklärlich durch ihre. mangelnde Übung ist, keine guten 


' sonders vermehrt dadurch, daß bei diesen pathologischen Haltungen 


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1600 . . 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. | 16. November ° 
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Zahl von Kindern gerade während der Dammschutzzeit, z.B. durch 
Nabelschnurumschlingung, ganz kurz vor der Geburt absterben, 
Selbstverständlich muß der Dammschutz in Rückenlage. aber so 
ausgeführt werden, daß die Frau mit ihrer Kreuzbeingegend auf 
ein 8 bis 10 cm hohes kleines, aber sehr festes Kissen gelagert 


wird, wodurch man dann befähigt wird, auch den Hinterdamm der 
Frau stützen zu können. | 


Wir haben die Erfahrung gemacht, daß Ärzte im allgemeinen, 


eine Episiotomie gemacht werden. Man kann auch um den 
Kopf langsamer durchtreten zu lassen, in der Wehenpause den 
| Kopf durch den Kristellerschen . Handgriff von oben auf den 

Fundus uteri mit der einen Hand, oder durch den Ritgenschen 
Handgriff, mit der anderen Hand vom Hinterdamm aus, den Kopf 
langsam heraushebeln. Die Methode von Olshausen, mit ein: 
oder zwei Fingern in den Mastdarm einzugehen und nun am Ober- 
kiefer oder unter dem Kinn des Kindes durch das Septum recto- 
vaginale hindurch leicht anhakend, den Kopf herauszuhebeln, kann 
von uns nicht empfohlen werden, da .hierbei oft gerade statt den 
Dammriß zu verhüten ein solcher gemacht wird. Andererseits ist 
aber der Olshausensche Handgriff, wenn etwa die Geburt wegen 
schlechtwerdender Herztöne schnell zu -beenden wäre und eine 
Zange nicht bereit liegt, mit oder öhne gleichzeitige Episiotomie; 
sehr zu empfehlen, wenn er richtig und schonend ausgeführt wird, 

Zeigt sich vor dem Einschneiden des Kopfes ein leichtes Ödem 
der Schamspalte, als Ausdruck eines schon länger anhaltenden 
starken Drucks auf die rigiden Weichteile, so ist hier sicher mit 
einem Darmriß zu rechnen und sollte hier prophylaktisch unbedingt _ 
eine Episiotomie gemacht werden. Auch eine in der Austreibung:- 
periode entstehende stärkere Kopfgeschwulst des Kindes beweist 
enge und rigide Weichteile, die Kolpeurynter und Episiotomie 
evil. .prophylaktisch nötig machen. 

Am besten schon direkt nach der Geburt des Kindes, spätestens 
aber nach der Ausstoßung der Nachgeburt, muß der Damm stets 
genauestens kontrolliert werden, und man mache es sich zur 
Pflicht, jeden, also auch den kleinsten Dammriß, d. h. wenn er 
mehr wie nur das Frenulum verletzt hat, post partum zu nähen, 
Hier wäre aber nachzutragen, daß gar nicht so selten (namentlich . 
bei sehr großen Kindern oder unvollkommenem Dammschutz) der 
Dammriß nicht bei dem Durchschneiden des Kopfes entsteht, sondern 
erst bei dem Durchschneiden der Schultern, namentlich der hinteren - 
Schulter. Es liegt dies sehr häufig an einer mangelhaften Technik 
der Geburtsleitung hierbei. Nach der Geburt des Kopfes, nach der 
Abwaschung der beiden Augen (von außen nach innen) und des 
Mäulthens des Kindes, muß jetzt, wenn das Gesicht des Kindes sich 
nach dem Schenkel der Mutter zu gedreht hat, der Kopf des Kindes 
zunächst so weit stark gesenkt werden, bis die vordere Schulter 
unter der Schoßfuge sichtbar wird; dann muß der Kopf aber sehr 
stark gehoben werden, damit die hintere Schulter unter starker seit- 
licher Biegung des kindlichen Rumpfes über den Damm schneiden 
kann, ohne ihn einzureißen. Auch hier ist, namentlich bei sehr 
großen Kindern, bisweilen noch eine Episiotomie nötig, da sonst 
fast stets noch nachträglich ein Dammriß entsteht. 

. Wir haben ‘oben schon betont, daß jeder Dammriß unbedingt 
genäht werden sollte, und zwar aus verschiedenen Gründen: 
1. Pflegt der Dammriß stets etwas zu bluten, 2. pflegt ein nicht 
genähter Dammriß eine mangelhafte Rückbildung der Schamspalte 
im ‚Gefolge zu haben, wodurch diese klaffend bleibt, was wiederum 
zu Scheidenkatarrhen nnd evtl. zur späteren Sterilität führen kann, 
und 3. disponiert jeder nicht genähte, oder mangelhaft genähte, 
oder nicht geheilte Dammriß zu späteren Senkungen und Vorfällen; 
und dies um so mehr natürlich, je mangelhafter die Kontraktilität 
des Beckenbodenverschlusses an und für sich ist (alte Erstgebärende, 
sehr rigider Damm, sehr kurzer Damm). i ; 
Die Dammrißnaht muß im Querbett, bei peinlichster Asepsis 
ausgeführt werden, und zwar ungemein exakt. Handelt es sich um 
einen tiefergehenden Dammriß, so müssen erst einige versenkte 
Katgutnähte gelegt werden, und das Bestreben des Arztes bei der 
Naht des Dammrisses muß ganz besonders darauf gerichtet sem, 
keine Buchten oder Hohlräume unter der Naht entstehen zu lassen, 
. so daß also nirgends Hämatome sich unter der Naht bilden können. 
Die Schlußnaht an der Mukosa der Scheide und an der äußeren 
Dammhaut muß besonders exakt geschehen, damit nicht der Wochen- 
fluß, der ja schon wenige Stunden nach der Geburt pathogene Spalt- 
pilze enthält, sekundär in die mangelhaft genähte Wunde eindringl. 
Namentlich wenn der oberste Wundwinkel in der Scheide nicht 
exakt durch die Naht geschlossen wird, gibt dies Veranlassung ZU 
sekundärem Auseinanderweichen, d. h.. Nichtzusammehheilen der 
Wundränder; in die hierbei bleibende Öffnung sackt sich dann der 
Wochenfluß und bringt so sekundär allmählich den ganzen Damm 
riß zum „Verbuttern“. Dun | , 

Ebenso wie jeder Scheidenriß, jeder Dammriß und jeder 
Scheidendammriß, so muß auch jede Episiotomie ungemein S08 
fältig und exakt alsbald wieder vernäht werden. Be 

In seltenen Fällen kommt es vor, daß der kindliche Kop! 
(besonders bei sehr hohem, rigidem Damm) statt durch die Scham 


Dammschützer sind, und daß z. B; der diensttuende Arzt der ge- 
burtshilflichen Abteilung einer Klinik oder die diensttuenden Heb- 
ammen dieser Abteilung meist einen weit besseren Dammschutz aus- 
üben, wie ein alter Facharzt oder der Chef der Klinik selbst. Es erklärt 
sich dies ja hinreichend aus der großen ständigen Übung der genannten 
Personen, durch ihren täglich mehrmals ausgeübten Dammschutz. 

=~ Es gehört in der Tat auch eine sehr große Übung zu der 
korrekten Ausführung des Dammschutzes. -Der Dammschutz be- 
ginnt zwar schon, wenn der Kopf zum „Einschneiden“ kommt, aber 
eigentlich erst, wenn der Kopf zum „Durchschneiden“ kommt. Mit 
anderen . Worten: erst dann, wenn der bereits weit in der Scham- 
spalte beim Pressen sichtbar gewordene Kopf auch in der Wehen- 
pause unverändert sichtbar stehen bleibt. Hier steht der Kopf in 
dem „Geburtsknie“, an der Stelle, wo die Führungslinie sich scharf 
nach vorn umbiegt. Hier haben wir also den Kopf aus der bis- 
herigen Flexionshaltung (bei Hinterhauptslagen) in die Deflexions- 
haltung langsam hebeln zu helfen. Besonders schwierig wird die 
Ermessung dieses Zeitpunktes bei den Deflexionslagen (Vorder- 
haupts-, Stirn- und Gesichtslagen), wo also der Kopf aus der mehr 
oder weniger starken Streckhaltung in die Beugehaltung gehebelt 
werden muß. Die Gefahr eines Dammrisses wird hier noch be- 


ein weit größerer Kopfumfang durch die Schamspalte treten muß. 
(Eine Ausnahme macht nur die hintere Hinterhauptslage, bei. der 
der Kopf in Flexionshaltung einschneidend, beim Durchschneiden 
noch stärker gebeugt wird). Jetzt haben die beiden Hände des 
Geburtshelfers reichlich zu tun. Wenn wir jetzt touchierten, 
könnten wir feststellen, daß die kleine Fontanelle noch der tiefste. 
Punkt des Kopfes ist, und daß ungefähr die Gegend der Nacken- 
haargrenze am unteren Rand der Schoßfuge angelangt ist. Der 
Kopf ist also, noch in starker Beugehaltung, aus dem knöchernen 
Becken bereits herausgeboren, steht aber noch völlig in dem riesen- 
haft abgehobenen, erweiterten und ausgewalzten Durchtrittsschlauch 
des Beckenbodens, noch zu 3/4 von den Weichteilen überdeckt. Der 
bis zu diesem Zeitpunkt ausgeübte Dammschutz bezweckte also 
einesteils eine Zurückhaltung des Hinterhaupts während der Wehe 
mit den zwei Fingern der Hand, die ihn von oben her zurück- 
drängen, während andernteils die über den Damm gelegte Hand- 
fläche der anderen Hand, durch den Damm hindurch, das Vorder- 
haupt noch zurückhalten soll, d. h. den Kopf noch nicht aus der 
Beugung in die Streckung gehen lassen soll, Dabei darf diese 
letztere Hand aber den Damm nicht so stützen, daß er für das 
Auge völlig unsichtbar wird, sondern die ersten 2—3 cm des 
Dammes, vom Frenulum aus gerechnet, müssen zur Kontrolle eines 
etwaigen Auftretens der obengenannten Verfärbung dauernd sicht- 
bar bleiben. Bleibt aber der Kopf auch in der Wehenpause in der 
stark erweiterten Schamspalte bei gleichzeitig stark klaffendem 
Altereingang (dieser wird durch ein steriles Wattestück bedeckt, 
um die stützende Hoblhand nicht zu beschmutzen) stehen, so beginnt 
eigentlich erst die Hauptgefahr für den Dammriß. Während. wir 
vorher mit der von oben kommenden Hand den Kopf mehr nach 
hinten, nach dem Steißbein zu gedrückt halten, ziehen wir ihn jetzt mit 
denselben zwei Fingern nach vorn, vom Damm weg, während wir 
gleichzeitig mit der anderen Hand, vom Hinterdamm aus, den Kopf 
langsam aus der Beugung in die Streckung hebeln, wobei wir 
gleichzeitig noch mit den 4 Fingerspitzen dieser Hand einer- 
seits und mit dem Daumen der gleichen Hand andererseits, 
von den beiden Sitzbeinhöckern her, das Mitteldammfleisch 
nach der Raphe des Damms zu zu falten versuchen. Bei 
diesem letzten Teil des Dammschutzes liegt die Hauptgefahr des 
Dammrisses. Je größer diese Gefahr, um so langsamer müssen 
wir den Kopf durchtreien lassen, um so energischer müssen wir 
der. Frau das Mitpressen verbieten (durch Entziehung der Preß- 
riemen und durch Aufforderung: an die Frau, sie solle laut zählen 
oder laut schreien). Bereitet sich trotzdem der Dammriß vor (zuerst 
Blau- dann Weißfärbung desselben), so muß jetzt sofort durch einen 
blitzschnellen Scherenschlag, der vom Frenulum aus in der Richtung 
nach dem linken Sitzbeinhöcker ungefähr 3 cm tief geführt wird, 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


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spalte auszutreten, vorher das Septum recto-vaginale sprengt und 
dann durch einen entstehenden zentralen Dammriß geboren wird, 
oder gar durch den Alter selbst. Im ersteren Fall pflegt dieser 
zunächst nur zentral aufgeplatzte Damm sekundär noch nach der 
Schamspalte oder nach dem Mastdarm oder sogar nach beiden Öff- 
nungen zugleich weiterzureißen, so daß .ein-totaler Dammriß daraus 
noch entsteht. Im anderen Fall kann der Damm äußerlich ganz 
intakt bleiben?). Bisweilen sieht man auch, daß, während‘ der Kopf 
durch die Schamspalte schneidet, gleichzeitig ein kindliches Händ- 
chen aus dem Mastdarm herauskommt, was ebenfalls nur bei vor- 
heriger Sprengung des Septum recto-vaginale möglich ist. Alle 
diese Verletzungen sind besonders schwer exakt zu vernähen, und 
wir raten daher auch hier dringend, solche schweren Septum- un 
Dammverletzungen durch einen Facharzt oder, nach Verbringung 
in ein Krankenhaus, in dessen Fachabteilung nähen zu lassen. 
Sieht sich aber der Praktikerganz allein einerderartigenschweren 


. Verletzung gegenüber (ohne daß ihm irgendwelche Spezialhilfe möglich 


ist), so tut er besser, gar night zu nähen, um nach etwa 6—10 Wochen 
‘einen sekundären plastischen Verschluß durch einen Facharzt aus- 
führen zu lassen. Die ersten sechs Tage des Wochenbetts bleibt 
dann die Wöchnerin, durch Opium verstopft, mit zusammengebundenen 
Knien recht ruhig liegen. Denn es bleiben sonst sehr leicht bei 
mangelnder Nahttechnik hier Fisteln zurück, die diese Frauen 


- ungemein quälen (Scheidendammfisteln, Mastdarmdammfisteln und 


Scheidenmastdarmfisteln) mit sekundärer Incontinehtia alvi et 
flatuum. Besonders dünne Stühle und auch etwaige Klystiere 
können bei allen diesen Mastdarmfisteln, zumal wenn deren Rektal- 
öffnung oberhalb des Sphincter ani externus liegt, nicht zurück- 
gehalten werden. Auch quälende Vulvarkatarrhe sind die Folgen 
solcher 'restierender Fisteln?). | 

Dem Anfänger passiert es bisweilen, daß er bei der Naht 
eines Dammrisses zu tief sticht, so daß seine Naht durch die Rektal-- 
mukosa durchgreift, was natürlich die primäre Heilung (durch Ein- 
wanderung von Darmspaltpilzen in die Naht) sehr ungünstig be- 
einflußt. Ja, wir haben sogar zweimal gesehen, daß von jungen 
Kollegen bei einer allzutiefgreifenden Scheidendammnaht der Mast- 
darm umstochen, also ganz zugenäht wurde! 


der Naht namentlich größerer Dammrisse einen sehr dicken Hegar- 
dilatator (Nr. 16 bis 18) tief in den Mastdarm ein, und zur Ver- 
hütung des zweitgenannten unangenehmen Vorkommnisses touchiert 
man zweckmäßig nach Fertigstellung der Naht nochmals vom 
Rektum aus. 

Ganz besonders wichtig ist die exakte Naht bei etwa ent- 
standenen totalen Dammrissen. Hier bedenke man, daß man 
außer einer tiefen Wunde im Septum recto-vaginale, die durch ver- 
senkte Nähte exakt geschlossen werden muß, noch zwei Röhren zu 
schließen hat, das Scheidenrohr an seiner hinteren Wand und das 
Mastdarmrohr an seiner vorderen Wand ‘incl. Sphincter ani externus 
und zum Schluß noch eine Dammhaut. Da die Technik dieser 
Naht außerge wöhnlich schwierig ist, bei mangelhafter Ausführung 
diese Naht aber nicht oder nicht ordentlich heilt, so daß also ein 
totaler Dammriß mit all seinen für die Patienten so schauderhaiten 
Folgen (Incontinentia alvi et flatuum) dann dauernd bestehen bleibt, 
so raten wir dringend, diese Naht entweder von einem Facharzt vor- 
nehmen zu lasseu, oder die Wöchnerin alsbald post partum zwecks 


, exakter Naht einer Klinik zu überweisen (vor Transport T-Binde 


anzulegen!). oo 

Es versteht sich von selbst, daß der Arzt, wenn er die Geburt 
selbst überwacht oder geleitet hat, auch für den Dammriß, oder 
richtiger gesagt, für alle evtl. Folgen dieses Dammrisses verantwort- 


' lich ist und bleibt, so daB er also bei einem evtl. übersehenen oder 


mangelhaft genähten oder gar nicht genähten Dammriß für alle 
dessen Folgen haftbar gemacht werden kann. Wir empfehlen daher, 
nochmals dringend, jeden Dammriß ohne Ausnahme im Querbett, 


‘ bei bester Beleuchtung und guter Assistenz sehr exakt und sehr 


aseptisch zu vernähen. Ä 
Einer Narkose zu diesem Eingriff bedarf es eigentlich niemals, 
oder höchstens nur einmal bei einer ganz besonders ängstlichen 
Ööchnerin, wo aber auch ein kurzer Rausch (einige Tropfen Chlor- 
äthyl oder Äther aufgeträufelt) genügen dürfte. Dagegen empfiehlt 


| ns selten sieht man auch bei einem mehr.oder weniger 
Intaktbleiben des Dammes selbst eine teilweise oder völlige Absprengung 
der Columna posterior vaginae. ar 

3) Bisweilen sieht man nach diesen Nähten wohl die Scheiden- 
dammwunde heilen, aber der Sphincter ani externus klafft und macht 
Inkontinenz, . | Bun er 


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Zur Verhütung des . 
- Einstechens in die Mastdarmschleimhaut führt man zweckmäßig vor 


sich, vor der Ausführung der Naht ‘eine exakte Infiltrations- 
anästhesie der Umgebung der ganzen Dammwunde mit 1%iger 
Novokainsuprarenin-Lösung (Höchst) auszuführen. 

Zum Schluß soll noch die Frage der Sekundärnaht des 
Dammrisses im \Vochenbett besprochen werden. Nach Becker 
machte schon am Ende des 17. Jahrhunderts Viardel den ersten 
Versuch, einen Dammriß 3 Tage nach der Geburt zu nähen. Eine 
größere Zusammenstellung von sekundären Dammnähten machte 
dann im Jahre 1903 Abuladse; 1904 publizierte Karl Hegar 


unter Verwerfung der primären Naht seine Erfahrungen mit der 


sekundären Dammnaht. Obschon alle diese Publikationen über recht 
gute Erfolge berichten konnten, wird doch von der überwiegenden 
Mehrzahl der Gynäkologen die sekundäre Dammnaht abgelehnt. 
Wenn wir unter einer primären Dammnaht eine Naht des 
Dammrisses innerhalb der ersten 12 Stunden nach Ausstoßung der 


Nachgeburt verstehen, so sprechen wir von einer sekundären 


Dammnaht, wenn diese Naht erst 3 bis 14 Tage nach der Geburt 
stattfindet. Wir wissen, daß der Wochenfluß bereits 2 Stunden nach 
der Geburt pathogene Spaltpilze enthält, und es erscheint daher 


begreiflich, daß man es vermeidet, eine frische Wunde später als 
‘12 bis höchstens 18 Stunden post partum zu setzen, denn das Ein- 
stechen bei der Naht ist doch gleichbedeutend dem Setzen einer ` 
Immerhin spricht die Erfahrung der genannten ' 


frischen Wunde. 
Autoren (neuerdings. noch‘ vermehrt durch eine Publikation von 
Dr. Rudolfsohn aus der Sachsschen Klinik in Berlin®) dafür, daß 
man auch noch ungestraft zwischen dem 3. und 14. Tage. des Wochen- 
betts einen Dammriß sekundär nähen darf. Allerdings ist aber die 
erste Vorbedingung hierzu, daß die Wöchnerin bis dahin entweder 
dauernd fieberfrei war oder etwa bestandenes Fieber seit mindestens 
3mal 24 Stunden völlig abgeklungen sein muß. Die zweite Vor- 


bedingung ist, daß der Dammriß,' sei er primär genäht odet nicht, . 
keinesfalls irgendwie belegt sein darf, und die dritte, daß der Wochen- 


fluß keinesfalls übelriechend sein darf. Es scheint, daß man unter 
diesen Bedingungen die Sekundärnaht eines Dammrisses riskieren 
kann, wenn uns selbst auch jede Erfahrung hierüber fehlt; denn 
wir stehen auf dem Standpunkt, einen nicht genähten oder nicht 
geheilten Dammriß frühestens 6 Wochen post partum, und dann 
nur nach ausgiebiger Anfrischung wieder zu vernähen. Will man 
den eben genannten sekundären Dammriß ausführen, natürlich unter 
den genannten Vorbedingungen, so muß die Dammrißwunde selbst- 


verständlich vorher nochmals etwas angefrischt werden, was durch . 


ausgiebiges Abkratzen der gut aussehenden, evtl. schon gut granu- 
lierenden Wundfläche geschehen muß. Jedenfalls raten wir dringend 
ab, einen primär genähten und etwa vereiterten Dammriß vor Ab- 
lauf von 6 Wochen zum zweitenmal zu nähen. | 

- Nach Ausführung einer Dammnaht lasse man die Wöchne- 
rinnen nicht zu früh aufstehen. Für Stuhlentleerung ist besser durch 


“ Abführmittel statt durch Einläufe zu sorgen; beim Aufstehen sollte 
die Wöchnerin anfangs stets eine T-Binde tragen. Hat man die. 


äußeren Nähte mit Seide oder Garn gemacht, oder hat man bei 
einem "kleinen Dammriß. etwa nur äußerlich Wundklammern an- 
gelegt (was hier ganz zweckmäßig ist), so empfiehlt sich deren 
Entfernung am 7. bis 8. Tag. 2: 

Nach der Naht eines totalen Dammrisses sollte man die 
Wöchnerin 6 volle Tage verstopfen, am 7. Tag ein Abführmittel und 
gleichzeitig eine kleine Öleinspritzung in den Mastdarm zur Er- 
leichterung dieses ersten Stuhlgangs nach der Operation geben und 
dann stets: erst wieder nach 'je 2 Tagen ebenso für Stuhlgang 
sorgen. an 

- Bildet sich der überdehnte Beckenboden nicht vollständig nach 
der Geburt wieder zurück, so muß die. Folge eine herniöse: Aus- 
stülpung dieser Teile nach unten sein, da sie ja die ganze Last 
der Baucheingeweide mit zu tragen haben. Es werden deshalb 
klaffende, Vulva, Descensus: der vorderen, der hinteren oder beiden 


 Vaginalwände, Inversionen derselben, evtl. mit Hineinstülpung von 


Blase und Mastdarm (Cystocelen, Rectocelen), Descensus uteri retro- 
versi, Prolapsus uteri partialis und totalis, Elongatio colli intra- 
vaginalis und supra-vaginalis, Hypertrophia portionis uteri, Ektropion, 
Vaginalkatarrhe, Zervikalkatarrhe, Stauungsmetritiden und -Endo- 


metritiden, Descensus der Eierstöcke, mangelhafte Urinkontinenz, . 


Fluor, sekundäre Sterilität und eine Reihe hochgradiger hieraus 
resultierender Beschwerden die Folgen einer mangelhaft geleiteten 
Geburt und eines übersehenen oder gar nicht oder nur mangelhaft 
genähten Dammrisses sein, Folgen, die den Arzt in der pein- 
lichsten Weise, namentlich auch zivilrechtlich, belasten könnten. 


1) Vgl. Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 7a. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.46. 


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16. November 


Abhandlungen. 


. Aus der II. Medizinischen Universitäts-Klinik Berlin 


| (Geh.-Rat Goldscheider) 
und der Chirurgisch 


Die Behandlung der perniziösen Anämie durch 
Entmarkung der Röhrenknochen.*) 
Von Prof. Georg Walterhöfer und Dr. 0. Schramm. 
Die Behandlungsmethode der kryptogenetischen perniziösen 


. Anämie, über die im Folgenden berichtet werden soll, ist das Er- 


gebnis von Erwägungen, die sich aus dem Studium der Milz- 
exstirpation und aus Beobachtungen über die Einwirkung von 
Röntgenstrahlen bei Erkrankungen im myeloischen System ergaben: 
Erweiterte Kenntnisse von der Milzfunktion und günstige Erfahrungen 
über die: Milzexstirpation bei einer Reihe anderer Krankheiten, in 
denen die Milz als führender Schädling angesehen wird, hatten 
dazu geführt, auch bei der Biermerschen Anämie solche von der 
Milz stammenden schädigenden Faktoren anzunehmen und sie durch 
Entfernung des Organes mit zu beseitigen. Über das eigentliche 
wirksame Prinzip dabei herrscht keine Übereinstimmung. Eppinger 
sieht den Erfolg in der Beseitigung des vorwiegend in der Milz 
lokalisierten und faßbaren blutzerstörenden Faktors, der deshalb 
von so weittragender Bedeutung sein soll, weil der hämatopoetische 
Apparat aller derer, die an perniziöser Anämie erkranken, als 
minderwertig anzusehen ist. Der Annahme einer Minderwertigkeit 
des Knochenmarkes fehlt die feste Unterlage. Auch gegen die 
Vormachtstellung der gesteigerten Blutzerstörung sind Bedenken zu 


erheben. Wir bewerten allerdings die Hämolyse als ein Symptom, 


das in ausgezeichneter Weise ein Bild vom jeweiligen Stande der 
Erkrankung gibt. Indes halten wir die Erscheinung für ganz un- 
spezifisch, etwa von der gleichen Bedeutung, wie hier die Senkungs- 


beschleunigung der Erythrozyten, zwischen welchen beiden Er- ` 


scheinungen übrigens ein weitgehender Parallelismus besteht. 

In der Splenektomie erblickten wir vielmehr in teilweiser 
Übereinstimmung mit Hirschfeld, Weinert und Klemperer die 
Auslösung eines Reizes auf das Knochenmark, der imstande ist, 
die schwer betroffenen Zellen des durch innige Beziehungen ver- 
bundenen Partners zu beleben und zu weiteren Leistungen anzu- 
fachen. 
punkt aus eröffnet neue therapeutische Möglichkeiten. Die Vor- 
stellung, als ob die Erzeugung dieses Reizes nur auf dem Umwege 
über die Milz möglich sei, wurde als zu eng gefaßt aufgegeben. 


Größere Aufmerksamkeit wandten wir der direkten Reizung des 


Knochenmarkes zu. Wir wählten als direkten Reiz die Entmarkung 
eines Röhrenknochens und stellten uns vor, daß der ausgelöste Reiz 
durch die sich an den Eingriff anschließende Wiederherstellung des 
Knochenmarks unterhalten und wirksamer gestaltet wird. Das ist 
im Prinzip kein anderer Vorgang, als wie wir ihn bei der Behandlung 


der myeloischen Leukämie oder der Polyzythämie mittels Röntgen- 


strahlen so wirksam und sinnfällig kennen gelernt haben. 

Wir haben diesen Eingriff vor drei Jahren zum ersten Mal 
ausgeführt und seit dieser Zeit 42 Fälle operiert. Die jetzt ` aus- 
schließlich angewandte Operationsmethode ist folgende: 

Durch subkutane Umspritzung an der Vorderfläche der Tibia, 
dicht unterhalb der Tuberositas tibiae, bzw. oberhalb der Malleolen 
wird ein kleiner Bezirk anästhesiert. Hier wird oben wie unten 
ein Knopflochschnitt durch Haut und Periost bis auf den Knochen 
angelegt, das Periost beiderseits etwas zurückgeschoben und mit 
einer Kugelfraise oben ein Loch von etwa 4 mm, unten von etwa 
8—9 mm angelegt. Am unteren Rande dieses Loches wird mit 
Luerscher Zange eine kleine Rinne in der Tibialläche angebracht, 
deren Zweck gleich zu ersehen ist. Jetzt geben wir den Pat. ein 
paar Tropfen Chloräthyl. 
kommt man in der Regel mit wenigen Tropfen aus. Während der 
Einleitung des Rausches setzen wir eine krältige Spritze von 
100—150 cem, deren Konus exakt abschließend auf das obere, 
kleine’ Bohrloch aufgepaßt sein muß, in dieses. Bei Eintritt des 
Rausches pressen wir mit krältigem Druck Normosallösung in die 
Markhöble. In den meisten Fällen sehen wir sodann das Mark 
wurstförmig aus dem unteren Bohrloch herausquellen. In diesem 
Moment soll der Chloräthylrausch beendet sein. Jetzt führen wir 
eine Babcocsonde in das untere Bohrloch ein und zerstören stehen- 


*) Nach einem in der Berliner medizinischen Gesellschaft am 
2. Juli 1924 gehaltenen Vortrage. © © > ne 


en Universitäts-Klinik Berlin (Geh.-Rat Bier). 


. gespült. 


Die Betrachtung der Zusammenhänge von diesem Gesichts- 


Bei dem labilen Zustand derselben 


gebliebene Knochenmarkreste und Spongiosateile. Um eine schnelle 
und glatte Einführung der Sonde zu ermöglichen, ist die vorher 
erwähnte Knochenrinne angelegt, da ohne dieselbe durch Abknickung 
der Sonde eine Verzögerung in der Ausräumung eintrilt. Nach 
weiteren 2—3maligen Spülungen kommt die Spülllüssigkeit klar 
und ohne Fettbeimengung heraus. Die Entmarkung ist beendet, es 
erfolgt jetzt wasserdichte Hautnalıt und Kompressionsverband. 

In einzelnen Fällen gelingt es nicht, das Mark durch Spülung 
heraus zu bekommen. Dann wird die Sonde in der beschriebenen 
Weise eingeführt und nach Zerstörung des Markes die Höhle aus- 

Wir haben die Operation in der Regel in Blutleere aus- 
geführt, etwa 10 Fälle haben wir ohne dieselbe operiert, ohne jemals 
klinische Anzeichen einer Fettembolie zu sehen. ‘Bei dem einen 


‚von diesen Fällen, der zur Obduktion .kam, : wurden: zwar. kleine 


Fettembolien in den Lungen mikroskopisch festgestellt, nach Ansicht 
des obduzierenden Pathologen waren sie" aber wegen ihrer Gering- 
fügigkeit nicht als Todesursache anzusehen. Ich erwähne dies be- 
sonders, da das Liegen der Blutleere auch bei Esmarchscher Binde 
von. empfindlichen Pat: äußerst unangenehm durch seine Schnür- 
wirkung empfunden wird. Dies ist das.Einzige, worüber- die Pat. 
während der Operation Klage führen. Den Verband lassen wir 
14 Tage liegen. Besondere Lagerung der operierten Extremität ist 
nicht notwendig. | 

Bei allen 42 Operierten handelte es sich um Fälle, die bereits 
mehrere Remissionen durchgemacht hatten. In dem Rückfall waren 
sie mit den verschiedensten internen Mitteln ergebnislos behandelt 
worden. Zum Teil war die Krankheit so weit vorZeschriiten, daß 
mit einem ungünstigen Ausgange in- ganz kurzer Zeit zu rechnen 
war. Im Jahre 1921 haben wir neun, 1922 acht, 1923 zwanzig und 
1924 fünf Fälle operiert. Es waren je 21 Männer und Frauen. 
Von den 42 Operierten leben heute noch 19; davon zwei aus dem 
Jahre 1921 mit einer Lebensdauer von '36 bzw. 37 Monaten, einer 
aus dem Jahre 1922 mit einer Lebensdauer von 20 Monaten. Von 
den 1923 Operierten leben '14 Fälle, von denjenigen aus 1924 zwei. 
Die gesamte durchschnittliche Lebensdauer nach der Operation 
betrug 7!/, Monat. Im Anschluß an die Operation reagierten 28 Pat. 
und zwar 16 Frauen und 12 Männer. Es fand sich elfmal rotes 
Knochenmark, neunmal gemischtes Mark und achtmal Fetimark. In 
12 Fällen wurden in einer Sitzung zwei Röhrenknochen entmarkt, 
sonst wurde die Operation nur an einem Röhrenknochen vorgenommen. 
In 5 Fällen wurde später eine nochmalige Entmarkung aus 
geführt, die zweimal Erfolg hatte, dreimal ohne Erfolg blieb. 

Von den Operierten standen im vierten Lebensjahrzehnt 8, im 


fünften 14, im sechsten 17, über 60 Jahre alt waren 3 Pat. Zwischen 


30 und 40 Jahren reagierten 100°/, prompt auf die Operation; 
zwischen 40 und 50 haben ‚71 °%/,, zwischen 50 und 60 470, und 
jenseits des 60. Lebensjahres 66 °/, reagiert. | 
Im unmittelbaren Anschluß an die Operation trat regelmäßig 
Fieber bis 38,5%, in einzelnen Fällen auch etwas höher, auf. Das 
Fieber pflegte in wenigen Tagen lytisch 'abzufallen. Von den 
operierten Fällen sind alle bis auf zwei p. pr. geheilt. In einem 
Falle führte die schon vor der Operation vorhandene Incontinentia 
urinae zu einer Sekundärinfektion. Der andere Fall bekam emo 
geringfügige Stichkanaleiterung. Die Gefahr einer Osteomyelitis 
durch Infektion ist nicht hoch einzuschätzen, vorausgesetzt, dab 
aseptisch operiert wird. Irgend welche durch den Eingriff bedingten 
funktionellen Schädigungen der Extremitäten haben wir nicht 
beobachtet. Ä we l 
Die folgenden Beispiele sollen in erster Linie zeigen, wie die. 
Entmarkung wirkte. Zu diesem Zwecke waren zahllose Einzel- 
untersuchungen erforderlich, die nur ermöglicht werden konnten 
durch die unverdrossene Unterstützung meiner Mitarbeiter, der 
Herren Fritz Blumenthal, Hellenbrand und Neuburger. 
Durch systematische Bearbeitung jeder neu auftretenden Frage ent- 
standen so im Laufe der Jahre Kurven, die einen erweiterten Einblick 
in die Pathogenese der anämischen Komponente des Krankheits- 
komplexes Morbus Biermer gestatten. In eindeutiger Weise war 
zu ersehen, daß die Hämolyse ein sekundäres Symptom ist, das 
erst einsetzt, wenn das Knochenmark Zeichen der Schwäche dar 
bietet. Der primäre Angriffspunkt des immer noch unbekannten 
Giftes ist das erythropoetische Gewebe. Intervalle und Anfälle 
konnten mit vielen Einzelheiten zur Darstellung gebracht werden. 
Wir sehen immer wieder die Bemühungen des Knochenmarkes, sich 
des Giltes zu erwehren. Dank zweckmäßigster Kompensationsvor 
gänge und Schutzmaßnahmen, die eng verknüpft sind mit dem 


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völlig gesund zu fühlen. Au 


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= 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. ` iT 


7.1608 


bisher dunklen und schwer verständlichen Verhalten des Hämo- 
globins, bleibt es oft genug Sieger, bis immer von neuem sich 


‚ wiederholende Angriffe eine wirksame Ausbildung der Abwehr- 


maßnahmen unmöglich machen: und damit das Schicksal der Kranken 
besiegeln. Erst nach dem richtigen Erkennen aller dieser Vorgänge 
konnte der Therapie das unsicher Tastende genommen und die 
Wege einem sicheren Zugreifen frei gemacht werden. 

i. Theodor Trö.!), 85 Jahre. Im Felde Malaria mit Rezidiven. 


1920 angeblich letzter Anfall. Juli 1920 Appetitlosigkeit und Schwäche, 
.bis November bettlägerig, dann Besserung. Januar 1921 Verschlimme- 


rung. Wiederholt starkes Nasenbluten. 
12. März 1921: Wegen starker Blutung aus der Nase Aufnahme 
in die Klinik. Leidlicher Ernährungszustand. Blaßgelbbraune Ver- 


: färbung der Haut. Skleren subikterisch. Milz +; Leber +. Keine Ödeme. 


Schwerhörigkeit. Linkes Ohr o. B. Rechtes: feine punktförmige Blu- 
tungen an einzelnen Stellen des Trommelfelles. Sehstörungen. Atrophie 
der Nn. optici. In der Umgebung der Papillen mehrere Blutungen. 


"Temperatur 37,8. Malaria —. Blutbefund: Hgl. 30; E. 2000000; L. 4000. 


14. März: Starkes Nasenbluten. Bellocqsche Tamponade. Di.- 
Serum 3000 A-E. | i 

23. März: Fortschreitende Verschlechterung. 3 ccm Hammel- 
serum i. V. | l 

31. März: Erbrechen. Unorientiert. 3 ccm Hammelserum i. v. 

1. April: Entmarkung der linken Tibia in Lokalanästhesie. Knochen- 
mark von roter Farbe. Eigentümliche Verfärbung des Knochens in der 


` Markhöhle. 


Verlauf: E. und Hgl. sind am 8. Tage nach der Operation an- 


gestiegen und erreichten bei der Entlassung normale Werte. . 


Am Tage nach der Operation Nahrungsaufnahme ohne Erbrechen. 

Völlig klar. Am nächsten Tage wahrer Heißhunger. Er gibt an, sich 

ıch im weiteren Verlaufe bleibt der All- 

gemeinzustand ein ausgezeichneter. Körpergewicht stieg von 50 kg 
bei Aufnahme auf 71 kg bei der Entlassung. 

2. Willy H., 37 Jahre. Als Kind schwächlich. Immer blaß. 


"Mit 15 Jahren Keratitis, die sich über 2 Jahre hinzog. Dann gesund. 


November 1920 plötzlicher Ohnmachtsanfall. Seit dieser Zeit Schwäche- 
gefühl und appetitlos. Sein Aussehen wurde jetzt schlecht, er bekam 
eine auffallende blasse Gesichtsfarbe. Da er immer matter wurde, 
suchte er im Ta 1921 einen Arzt auf, der eine-Blutarmut fest- 
Mai 1921 dauernd bettlägerig. Juni 1921 Krankenhaus- 
behandlung mit Arsen und HCl. Danach leichte Besserung, so daß er 
zeitweise außer Bett sein konnte. 
1. Juli 1921: Verlegung nach der chir. Univ.-Klinik. Leidlicher 


‚Ernährungszustand, sehr blasse Gesichtsfarbe. Herz dilatiert. Systo- 
‚lisches Geräusch an Spitze.und Pulmonalis. Nonnensausen. Milz +. 


Leber + Anazidität. Augenbefund: Rechts Hornhauttrübungen. 
Linke rapie blaß. Nervensystem o. B. Temperatur: 36,8. Wa.R.—. 
~ _ 6. Juli: Entmarkung des rechten Öberschenkels Rotes Mark mit 
einzelnen gelben Bezirken. er. 


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` Verlauf: Der Eingriff wurde außerordentlich gut überstanden. 
Auffallende Appetitsteigerung. Nach der Operation Stägiger Tempe- 
raturanstieg. ‘Die Werte für Hgl. und E. steigen unmittelbar nach der 
Peration an und erreichen normale Zahlen. F.I. wird kleiner als 1 
und hält sich so Jahre lang. H. ist seit seiner am 17. August 1921 


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- erfolgten Entlassung bis zum heutigen Tage arbeitsfähig. Fast 2 Jahre 


ang ist-er auch völlig beschwerdefrei gewesen. Ende Juni 1923 trat 
rennen auf der Zunge und im Rachen auf. Die Zunge war spiegelnd 
látt, an den Rändern hochrote Flecke. Gleiche rote Stellen am harten 
aumen und än der Lippenschleimhaut. Im Juli vorübergehend Durch- 


fälle. Seit Mitte ‚August verschwanden die Beschwerden, Pat. erhielt 


damals 100 ccm Humanserum intravenös. . 
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Allein durch die Operation am Oberschenkel wurde hier sehr 
rasch ein Knochenmark wieder hergestellt,. das in dem sich an- 
schließenden Intervall von fast 2 Jahren nicht. nur seine Funktion 
normal erfüllte, sondern auch neu einsetzenden Anfällen sich ge- 


wachsen zeigte. Der. Anfall vom Juni 1923 mit Zungenerscheinungen 


und Durchfällen läßt das erythropoetische Gewebe unberührt. Erst 


ein 7 Monate später sich wiederholender Anfall löst Erscheinungen 


am blutbildenden Gewebe aus. : E 

8. Frl. M., 55 Jahre. Familienanamnese o. B. Sie selbst früher 
nie krank. 1918 trat ohne erkennbare Ursache Mattigkeit auf. Sausen 
im Kopf. Blasse Gesichtsfarbe. Nach Arsenbehandlung Besserung, die 
1 Jahr anhielt. 1920 im Mai wiederum Schwäche, Mattigkeit, Kopf- 
schmerzen, Appetitmangel, Gelbfärbung.. Auf Arsen wieder Besserung. 
1921 im Januar erneut Verschlechterung. Am 10. Februar deswegen 


Röntgenvolldosis auf Milz. Ohne Einfluß. Arsen. Trotzdem jetzt - 
weiter Verschlimmerung. | ' m ee 
= 17. Juni: Aufnahme in die Klinik. Starke Blässe mit leichtem 


elblichem Farbenton. Herz dilatiert. . Systolisches Geräusch an der 
Spitze. Nonnensausen. Milz +; Leber +. Keine Ödeme. Augenbefund: 
Papillenblässe, sonst o. BB Temperatur 378: Wa.R. —. Hgl. 50, 
E. 1000000, L. 3600. Poikilozytose. Megalozyten. Plättchen spär- 


. lich,- groß. 


20. Juni: Entmarkung der linken Tibia. Rotes Mark, vereinzelt 
gelbe Bezirke. Mikroskopisch: spärlich Megaloblasten, reichlich 
Erythroblasten. Im Anschluß an die. Operation Temperaturanstieg, der 


am 4. Tage 39,1 erreicht und 10 Tage anhält. Während der ersten . 


Tage Erbrechen, dann auffallende Appetitsteigerung und rasche Besse- 
rung. Vom 21. Tage an außer Bett. Hgl. und E. steigen bald nach 
der Operation rasch an. Die E. überholen das Hgl., so daß monate- 


lang der Färbeindex kleiner ist als l. Vor der Operation betrug er 2,5. 
Ungefähr ein Jahr nach der paian fallon die E. wieder rapide ab, 

mählichen unerheblichen Rückgang er- . 
kennen läßt. Die Patientin klagt jetzt zuweilen wieder über Mattig- 


während das Hgl. nur einen al 


keit, sie geht aber nach wie vor ihrem Berufe weiternach. Dezember 
1922 erlitt die Kranke durch Unfall eine Verletzung des Schienbeines 
des nicht operierten Unterschenkels. Etwa14 Tage später erfolgte die 
Einlieferung in die chirurgische Universitätsklinik wegen eines hand- 
tellergroßen stark sezernierenden Unterschenkelgeschwüres. Hgl. und E. 
waren 'auf sehr geringe Werte herabgesunken. Auf Arsazetininjektionen 


trat dieses Mal prompt Erholung ein. Besonders bemerkenswert war 


das rapide Emporschnellen der E. 


Am 15. März 1923 wurden der rechte und: linke Oberschenkel i 


entmarkt. Es fand sich rotes Mark mit vereinzelten gelben Bezirken. 


Mikroskopisch sehr reichlich Erythroblasten jeder Entwicklungsstufe. 


Spärlich Megaloblasten. Reichlich Myelozyten und Leukozyten. Nach 


der Operation 5 Tage geringer Temperaturanstieg bis 37,8. Der Ein-- 


griff selbst wurde gut überstanden, sie fühlt sich gesund, hat aus- 
ezeichneten Appetit. Reaktionslose Heilung. 5 Wochen nach, der 


‚Operation klagt die Pat. über äußerst heftige Knochenschmerzen, be- 


sonders im Brustbein und in den Armen. Die Schmerzen sind besonders 


nachts äußerst heftig und stören den Schlaf. Erst ganz allmählich‘ 


lassen sie nach und ‚verschwinden endlich. Die Pat. kommt in volle 
Remission. Auch die Leukozyten halten sich auf der normalen Höhe. 


Im Blut ist das Bilirubin nicht mehr vermehrt. Die -Senkungs- 
“geschwindigkeit der E. ist jetzt normal, 


Auch dieser vorher ergebnislos behandelte Fall zeigt, wie 
durch die Entmarkung allein ein günstiger Umschwung im Krank- 
heitsbilde herbeigeführt wird. ° Darüber hinaus beansprucht er be- 


sonderes Interesse noch dadurch, daß in 4jähriger ununterbrochener : 
Beobachtung mehrere Anfälle und .2 Intervalle zu kurvenmäßiger `` 


Darstellung gebracht werden konnten. Die Intervalle umiassen Zeit- 
räume von 8—12 Monaten. Ein Anfall markiert sich durch jedes- 


maliges deutliches Stürzen der Erythrozyten. Im ersten Anfalle 


wurde die Entmarkung ausgeführt, als die Werte für Erythrozyten 


tiefer und tiefer sanken, während der Blutfarbstoff auf gleicher Höhe 
verharrte. Ende April 1922 setzten neue Anfälle ein. Bevor eine ` 
Erholung des Markes eingetreten war, erfolgte ein abermaliger An- 
sturm, der das Mark zum Erliegen bringt. Der in diesem Stadium 


begonnene therapeutische Eingriff mittels Arsazetin erweist sich als 
wirksam. Durch prompten Anstieg des Blutfarbstoffes antwortet das 


Knochenmark zunächst kompensatorisch, bis unter dem Schutze der 


megaloblastischen Regeneration sich die schwer getroffene normo- 


.blastische Blutbildung so weit erholt hat, daß sie allein nun wieder 


ihre Tätigkeit. aufnehmen kann. Im Prinzipe dasselbe : wiederholt 
sich in einem Anfalle im März 1924, nur mit dem , Unterschiede; 
daß hier die überaus kräftig einsetzende megaloblastische Schutz- 
wirkung obne unser Zutun den Anfall leicht überwindet. 


4. Karl R., 57 Jahre. Früher nie ernstlich krank. 1920 infolge 
Betriebsunfalles Verlust der Sehkraft des linken Auges. Seit Früh- > 
jahr 1923 bemerkt er eine Abnahme der Kräfte, die ständig zunimmt, 


so daß er schließlich- arbeitsunfähig wurde. Mitte August Aufnahme 
in die III. Med. Klinik, wo eine kryptogenetische perniziöse Anämie 


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Entmarkung ein verblüffender. 
: - 5. Richard Z., 36 Jahre. Als Kind Masern, sonst stets gesund. . 


1604 


1994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. | 


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16. November 


festgestellt wurde. Behandlung mit Arsen und später intramuskulären 
Injektionen kleiner Humanblutmengen führten zu keinem Erfolge. 

10. September 1923 zur Entmarkung nach der chirurgischen 
Klinik verlegt. Schwerkranker Mann, Haut und Schleimhäute sehr 
blaß mit leichtem gelblichem Farbentone. Zunge glatt, spiegelnd. 
Herz verbreitert, an der Spitze systolisches Geräusch. Milz +. Leber +. 
Magensaft: freie HCl fehlt. Ges. ac. 7. Sanguis — Milchsäure —. 
Augenhintergrund o. B. Wa.R. negativ. Fäzes: keine Parasiteneier, kein 
okkultes Blut. Temperatür nicht erhöht. Hgl. 30. E. 1000000. L. 3700, 

. 10. September. Entmarkung der linken Tibia. Fettmark. Nach 
der Operation Temperaturanstieg nur am folgenden Tage bis 37,2. 
Schon vom dritten Tage an macht der Pat. einen frischeren Eindruck. 


'. Die Besserung des Allgemeinbefindens ist bald eine augenfällige, und 


parallel damit beginnt ein rasches Ansteigen der Blutzahlen. 4 Wochen 
nach der Operation ist eine volle Remission erreicht. Auch in diesem 
Falle war der Umschwung im Krankheitsbild 


1916 in Mazedonien Malaria. Letzter Schüttelfrost März 1917. Seit 
19i9 in ‚jährigen Abständen Schwächeanfälle und Verdauungs- 
beschwerden. Absterber der Finger. Mit Unterbrechungen bestanden 
die Beschwerden bis 1921, so daß er oft in ärztlicher Behandlung war. 
1921 plötzlich Verschlimmerung. Wegen Blutarmut 24 Eisenarsen- 
injektionen, ohne Erfolg. 7 Wochen Erholungsheim Gütergotz brachte 
Besserung. 


1922 10 Wochen im Urbankrankenhause mit Arsen behandelt; 


. danach soll Hgl. auf 70% gestiegen sein. Nach Aufnahme der Arbeit 


sofort wieder schwerer Rückfall. 


März bis Mai 1923 abermals im Urban behandelt, ohne daß 
dieses Mal Hgl. über 30% heraufgegangen wäre. Erst ein anschließender 


 4wöchiger Landauienthalt soll Besserung gebracht haben. Bald jedoch 


wieder Verschlimmerung, deshalb am 22. Aug. Aufnahme in die III. Med. 
Klinik. Haut und sichtbare Schleimhäute wenig durchblutet. Leichter 
Ikterus. Zunge und Rachenorgane o. B. Cor nach rechts "und links 
dilatiert. Über allen Ostien, besonders über der Spitze systolisches 
Geräusch. Puls 90. Blutdruck .118/55. Milz +. Leber +. Magen: 
freie HCl —. Ges. ac. 4. Sanguis —. Milchsäure —. Keine Sensibilitäts- 
störungen. Urobilin, Urobilinogen +. Wa.R. —. Stuhl kein Blut, 
keine Parasiteneier. Subfebrile Temperatur. Knöchelödeme. Zeit- 
weise somnolent. Hgl. 20. E. 1700000. L. 3900. 

5. September 1923. Entmarkung der rechten Tibia. Rotes Mark 
mit Fettmark gemischt. Im Anschluß an die Operation 5 Tage Tempe- 
ratur bis 37,8, dann dauernd fieberfrei. Am 3. Tage verwirrt. Am 
5. große Unruhe. Pat. verläßt das Bett und wirft unter gellenden 
Hilferufen Gegenstände durch die Fensterscheiben. Vom nächsten Tage 
an wird er ruhiger. Am 7. Tage nach der Operation ist er plötzlich 
völlig klar. Unter erheblicher Steigerung des Appetits setzt jetzt 
rapide Besserung ein. Hgl. und E. steigen an und nach kurzer Zeit 
befindet er sich in voller Remission. Im Blute findet sich keine Ver- 
mehrung des Bilirubins mehr, auch die Senkungsgeschwindigkeit der 
E. ist normal. | F 

Einzig und allein durch die Entmarkung konnte auch dieser 
Pat. in eine Remission gebracht werden, und zwar so vollständig, wie 
sie seit dem Bestehen der Erkrankung mit keiner’ anderen Behandlung 
erzielt werden konnte. Aus den Angaben des Pat. war zu entnehmen, 


. daß bei ihm die Neigung zu bösartigen Rückfällen ganz besonders aus- 


geprägt ist. Wir hatten ihn bei der Entlassung darauf aufmerksam 


gemacht und ihn vor frühzeitiger Arbeitsaufnahme gewarnt. Die un- 
günstigen wirtschaftlichen Verhältnisse zwangen ihn jedoch zum so- 


fortigen Erwerb. Er hatte sehr.schwer zu arbeiten und trug Säcke von 
mehreren Zentnern Gewicht. Schon Ende November 1923, zu einer 
Zeit, in der sich der Kranke noch auf der Höhe körperlicher Leistungs- 
fähigkeit zeigte, läßt der Verlauf der Kurve erkennen, daß nicht alles 
so ist, wie es sein soll. Anfang März 1924 setzt dann die verhängnis- 


- volle Wendung ein und trifft das Knochenmark.so schwer, daß auch 


die Entwicklung der Schutzmaßnahme unterbleibt. Eine nochmalige 
Entmarkung war deshalb auch erfolglos. In den ersten Tagen des 
“Mai erliegt der Kranke dem Anfalle. - 

6. Frau Sch., 84 Jahre. Familienanamnese o. B. 5 Geschwister 

leben und sind gesund. Als Kind Masern, Keuchhusten. Öfters Hals- 
schmerzen. 1916 Brennen auf der Zunge und kleine Bläschen. Leib- 
schmerzen, Magenbeschwerden. Deswegen stationäre Behandlung der 
Anazidität, 1920 wieder Magenbeschwerden und taubes Gefühl in den 
Fingern. 1922 im Dezember Ohrensausen, Übelkeit und zunehmende 
Schwäche. Ohnmachtsanfälle. Gelbliche Verfärbung der Haut und 
zunehmende Blässe. Kopfschmerzen, Abnahme der Sehschärfe auf dem 
linken Auge. 1923 im März im Hedwigskrankenhause mit Arsen be- 
handelt, da erfolglos Milzbestrahlungen. Danach einige Tage auf- 
fallende subjektive Besserung, bald aber wieder Verschlimmerung. 
3. August 1923 verlegt nach der chirurgischen Klinik. Fett- 
olster gering, Muskulatur schlaf. Haut und sichtbare Schleimhäute 
laßgelb. Knöchelödeme. Zunge glatt, nicht belegt. Cor verbreitert. 
Über allen Ostien systolisches Geräusch. Puls 90, leicht zu unter- 
drücken. Blutdruck 95. Milz ++. Leber +. Magen: Freie HCl —, 
Ges. ac. 6, kein Blut. Fäzes o. B. Wa.R. negativ. Urobilinogen ++. 
Nervensystem o. B. Unregelmäßiges Fieber bis 38,2. Blutbefund: 
Hgl. 22. E.900000. L. 4600. Starke Poikilozytose. Megalozytose. 


befinden gestört. 


e unmittelbar nach der 


_ Hautfarbeblaßgelblich.Keine 


'0.B. Augenbhintergrund keine 


15. August Entmarkung beider Tibien. Rotes Mark. Nach der 
Operation Temperaturanstieg bis 38,9, dann allmählicher Abfall. Vom 
8. Tage ən fieberfrei. Das Befinden bessert sich bald auffällig. Appetit. 
steigerung. Parallel dem Wohlbefinden steigen Hgl. und E. an. | 

6. September Schmerzen im Leib, Durchlälle. Allgemein- 

11. September. Zur Erhaltung der im Gange befindlichen Kom- 
pensation der Markfunktion prophylaktisch: 150 ccm Humanserum 
(Spender: Mann). Kurz vor Beendigung der Infusion Urtikaria. Der 
Ausschlag beginnt unter dem linken Auge. Nach 10 Stunden wieder fort, 


ach der Infusion schnelle weitere Besserung des Befindens, 
Trotzdem noch 6 Injektionen von Arsazetin. 


Mit stetig wiederkehrender Gesetzmäßigkeit treten nach fünf- 
monatigem Intervall neue Anfälle auf. Dank der sofort einsetzenden 
kräftigen megaloblastischen Regeneration hat das normoblastische 
Gewebe Zeit, sich gründlich zu erholen und den Anfall zu überwinden, 


T. Frau A., 47 Jahre. Als Kind Masern und Diphtherie. Mit 
15 Jahren menstruiert, stets regelmäßig. 1903 wegen Echmardan in 
der Nierengegend und hohen Fiebers 3 Wochen bettlägerig krank. - 
1907 nach Halsentzündung Gelenkschmerzen, deshalb 4 Wochen im Bett 
gelegen. Verheiratet, 3 lebende Kinder, 2 Fehlgeburten. 1919 während 
der Schwangerschaft Mattigkeit und Appetitlosigkeit, die auch nach 
der Entbindung fortbestanden. 1920 im Herbst wurde Auftreten einer 
gelblichen Hautiarbe bemerkt. Die Mattigkeit nahm ständig zu. 
Pfingsten 1922 rapide Verschlimmerung; Brennen auf der Zunge und 


im Halse. Widerwillen gegen scharfe Speisen. 
1923 Mitte Juni Aut- 


. nahme in die HI. Med. Klinik. Kurve 2. 


12 Injektionen vonArsazetin; 
ohne wesentlichen Einfluß, 
Mittelgroße Frau in leid- 
lichem Ernährungszustande. 


BRRAERIEZERENENTIE 


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j 1.923 
9100 Tibial rel. A 


Ödeme. Systolisches Ge- 
räusch an der Spitze, be- 
sonders laut über Pulmonalis. 
Nonnensausen. Leber +. 
Milz nicht fühlbar. Magen: 
Anazidität. Nervensystem 


Fettmork,) 


Blutungen. Keine Parasiten- 
eier. aR., —. 

13. Juli 1923. Entmar- 
kung beider Tibien. Makro- 
skopisch reines Fettmark. 
Mikroskopisch vorwiegend 
Fettmark. Zwischen den 


Sf 
au #800 | 6700 |2700 | 6700 | #200 | 5000 | 5200 | 6800 | 6200 | 7500 


‘ Septen vereinzelte Erythroblasten und Granulozyten. Wenige große 


blaßkernige Iymphoide Zellen. 


Nach der Operation: Temperaturerhöhung bis 38,4. Am 8. Tage 
fieberfrei. Subjektiv tritt am 9. Tage ein Umschwung im Krankheits- 
bilde ein. Das lästige Brennen an Zunge und Hals ist verschwunden. 
Der Appetit. steigert sich von Tag zu Tag. Pat. fühlt sich wohl und 
macht einen absolut frischen Eindruck. Hand in Hand mit dieser 
Besserung steigen E. und Hgl, schnell an. Um die E. auf noch höhere 
Werte zu bringen und vor allem zur. Umwandlung des immer noch 
hyperchromen Färbeindexes erhält die Patientin in der 4: Woche nach 
der Operation Arsentropfen und 110 ccm Humanserum intravenös. Im 
Anschluß daran steigen die E. rapide auf normale Zahlen an. Sechs 
Wochen nach der Operation wird die Patientin in voller Remission 
entlassen. Bun 

8. Wilhelm S., 38 Jahre. Familienanamnese o. B. Selbst stets 
gesund. Bis März 1923 ohne Unterbrechung gearbeitet. Im März 198 
traten plötzlich starke Durchfälle mit heftigen Leibschmerzen ein, die 
2 Monate lang anhielten. In den Stühlen soll Blut gewesen sel. 
Völlige Appetitlosigkeit, in kurzer Zeit Gewichtsverlust von 30 Pfund. 
Weiter stellten sich Anschwellung der Beine, pelziges, totes Gefühl in 
den Füßen ein. Häufiges Eingeschlafensein der Arme. Brennen und 
Entzündung der Zunge. Auffallende Blässe der Haut- und Gesichtsfarbe. 

9. Juli 1923. Aufnahme in die chirurgische Klinik. Kräftig ge: 
bauter Mann in reduziertem Ernährungszustande. Blaßgelbe Haut- un 


Gesichtsfarbe. Ödeme an den Unterschenkeln. Nonnensausen. Milz 


Leber -+. Magen: Anazidität. Blut —. Milchsäure —. Nervensystem 


o. B. Blutungen im Augenhintergrund. Temperatur 38,3. Bilirubin 
im Serum um fast das Dreifache vermehrt, stark verzögerte Reaktion. 
Hgl. 32. E. 800000. L. 5400. Ausstrich: Megaloblasten, Myeloblasten, 
Polychromasie, rote Punktierung der E. Cabotsche Ringe. Poikilozytos®. 

10. Juli. 100 cem Humanserum intravenös. (Spender nicht 
blutsverwandt.) 

Juli 1923. Entmarkung beider Tibien. Vorwiegend Fett 
mark. Mikroskopisch: Fettmark überwiegt, vereinzelt Erythrozyten- 
haufen eingelagert. Auch Erythroblasten.. Links stellenweise remes 
Erythroblastenmark. Unmittelbar im Anschluß an die Operation Tem- 
peraturanstieg bis 39,2 unter Schüttelfrost. In den folgenden Tagen 
fällt das Fieber lytisch ab. Vom 9. Tage ab im allgemeinen fieberlrel 
'nur vereinzelt treten subfebrile Zacken auf. Vom 4. Tage an ist sub- 


yraran 


NT NN TI. 


16. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.46. . E 


1605 


iektiv und objektiv ein Umschwung im Krankheitsbilde zu erkennen. 
Pat. der bis dahin teilnahmslos war, nimmt Interesse an seiner Um- 
gebung. Der Appetit hebt sich. Die Odeme an den Unterschenkeln 
verschwinden, das pelzige Gefühl in den Gliedmaßen klingt ab. Hgl. 
steigt bald nach der an an, zunächst langsam, dann aber in 
raschem Zuge. Die E. bleiben demgegenüber zurück. Auch nach 
Arsen wird hier kein schnelleres Tempo erzielt. Mitten im besten 


Wohlbefinden tritt plötzlich eine schwere Glossitis auf. Die ganze 


Zunge ist flammend rot. 

3. September. 85 ccm Humanserum. Auffallender Erfolg. Glossitis 
verschwindet schnell. Außerordentliche Appetitsteigerung. Schon am 
nächsten Tage macht der Pat. einen frischen und gesunden Eindruck. 
Im weiteren Verlaufe steigen die E. jetzt flott an. In voller Remission 
kann der Kranke entlässen werden. 

9. Frau Gl, 50 Jahre. Familienanamnese o. B. Als junges 
Mädchen Bleichsucht, 1914 wegen Leistenbruchs operiert. 1916 Grippe. 
Im Frühjahr 1922 wurde sie matt und elend. Es trat hartnäckige 
Verstopfung auf; "Widerwillen gegen Essen und Beschwerden bei der 
Nahrungsaufnahme wegen Brennens auf der Zunge. Zu diesen Be- 
schwerden trat ein taubes Gefühl an den Händen. Da die Erscheinungen 
trotz ärztlicher Behandlung weiter zunahmen, suchte sie im Juli 1923 
die III. med. Klinik auf, wo als Ursache der Beschwerden eine perniziöse 


. Anämie festgestellt wurde. Nach vierwöchiger Arsenbehandlung wurde 


die Mattigkeit etwas besser, Zungenbeschwerden und völlige Appetit- 
losigkeit hielten an. Blaßgelbe Haut- und Gesichtsfarbe. Skleren sub- 
ikterisch. Zunge nicht belegt, an den Rändern und an der Spitze 
hochrote Flecke. Herz verbreitert, an.der Spitze unreiner erster Ton. 
Nonnensausen. Leber +. Milz nicht zu fühlen. Magen: Anazidität. 
Urin: Urobilinogen +. C. N.S. o. B. Bilirubin im Blute stark ver- 
mehrt (fach). Wa.R. —. Keine Parasiteneier. Blutausstrich: starke 
Poikilozytose.-Megalozyten. Polychromasie. Hgl.44. E.2100000. L.4200. 

27. August 1923. Entmarkung der rechten Tibia. Fettmark. 


‘Im Anschluß an die Operation Temperaturerhöhung bis 38. Nach 


5 Tagen fieberfrei. Nach anfänglichem geringfügigem Zurückgehen 
der Zahlen für Hgl. und E. tritt bald eine Steigerung ein. Die E. 
überholen schließlich die Werte für Hgl., so daß der Färbeindex unter 


.1 heruntergeht. Hand in Hand mit dem Steigen der Blutwerte geht 
` die Zunahme’ der Besserung des Befindens. Die Pat. wurde in voller 


Remission entlassen. 

10. Herr Fa., 65 Jahre. Seit 1889 wegen zeitweilig auftretender 
Magenbeschwerden ständig diät gelebt. 1897 schwerer Gallenkolik- 
anfall. Im Dezember 1922 mußte er wegen Mattigkeit seine Tätigkeit 
unterbrechen. In schneller Folge traten Gefühle der Völle im Leibe 
auf und drückender Schmerz. Er hatte Widerwillen gegen die Speisen. 
Schmerzen auf der Zunge erschwerten die Nahrungsaufnahme. In 
Händen und Beinen bestand taubes Gefühl. Der Umgebung fiel jetzt 
auch die zunehmende Blässe auf. Da die Krankheitserscheinungen sich 
trotz Arsen weiter steigerten, erfolgte am 5. März 1923 Aufnahme in 
die hydrotherapeutische Anstalt, von wo er der chir. Klinik zur Ope- 
ration überwiesen wurde. | 

Mäßiger Ernährungszustand, blasse Haut- und Gesichtsfarbe. 
Skleren deutlich gelb. Zunge spiegelnd, an der Spitze und an den 
Rändern hochrote Flecke. Herz dilatiert. Töne rein. Arterienrohr 
et Leber +; Milz -+. Urin: Urobilin -+; Urobilinogen ver- 
mehrt. Magen: Anazidität. C.N.S.: 0.B. Im Blute Bilirubin um das 
3fache vermehrt. Wa.R. —. Ödeme an beiden Unterschenkeln. Hgl. 40; 
E. 1200000; L. 8200. | 

19. März: Entmarkung der linken Tibia. Fettmark. Mikroskopisch 
Fettmark mit > vereinzelten Strängen von Zellmark. | 

Verlauf: Nach der Operation dreitägige mäßige Temperatur- 
erhöhung. Schon am Tage nach der Operation setzt eine auffallende 
Appetitsteigerung ein. Beim Essen Beschwerdefreiheit. Pat. ißt Wurst 
und Käse, die er vorher nicht hatte sehen können. Auch in diesem 
Falle wurden nach eingetretener Reaktion in Intervallen. neue Reiz- 
mittel gegeben, um dem Knochenmark jede Unterstützung zu gewähren, 
falls neue Anfälle sich zeigen sollten. Es werden deshalt 6 Injektionen 
einer 10%igen Arsazetinlösung gegeben. ‚Am 27. April 1923 intravenöse 
Injektion von 110 cem Humanserum. | 

. Hgl. und E. sind bald nach der Operation rapide angestiegen. 
Sie erreichten normale, zeitweilig sogar übernormale erte. Auch das 

iirubin war im Blute auf normale Werte zurückgegangen. Der Kranke 
wurde in voller Remission entlassen. 

11. Frau K., 45 Jahre. Familienanamnese o. B. Verheiratet. 
8 mal gravide, davon 5 Fehlgeburten, 3 Kinder leben und sind gesund. 
Seit 8 Jahren Menopause. Menses früher immer regelmäßig. 1916 
angeblich Bleivergiftung. Dabei stark geschwollenes Gesicht, nach 
Entfernung sämtlicher Zähne des Oberkielers Besserung. 

Oktober 1922 plötzlich erkrankt mit starkem Magenkatarrh, Er- 
brechen, Schwellung der Beine. Deswegen 14 Tage im Bett. Beim 
Aufstehen bemerkt Bat. Gefühllosigkeit in beiden Armen, große Mattig- 

oit, Schwindelgefühl und Kurzatmigkeit. Wegen einer auffallenden 
Blässe wurde sie mit Eisen ohne Erol behandelt. Im März 1923 wird 


die Erkrankung als perniziöse Anämie festgestellt. Vom 1.—14. März 


Röntgenbestra. lung des Brustbeines, beider Schulterblätter und beider 

üftknochen. Danach tritt ganz rapide Verschlechterung ein. Deshalb 
am 20. März Transfusion von 500 ccm Blut nach Oehlecker. Spender 
ist der Sohn. Am Tage nach der Transfusion auffallende Appetit- 


. Pat. völlig klar. Am nächsten 


steigerung und Wohlbefinden. Nach Arsazetininjektionen erholt sich 
die Pat. weiter ausgezeichnet und macht schließlich den Eindruck einer 
gesunden Frau. Das Wohlbefinden hielt 5 Monate an. Wegen plötz- 
lich einsetzender rapider Verschlimmerung suchte .die Kranke am 
31. Oktober 1923 die Klinik auf. ; | 

Reduzierter Ernährungszustand. Wachsgelbe Haut- und Gesichts- 
farbe. Herz verbreitert. Systolische Geräusche an Spitze und. Pul- 
monalis. Nonnensausen. Leber +. Milz nicht zu fühlen. C.N.S.: o. B. 
Magen: Anazidität. Ödeme an beiden: Unterschenkeln. Temperatur 
nicht erhöht. WaR.—. Im Stuhl keine Parasiteneier. Hgl. 30; 
E. 1000000; L. 1700. Im Blutausstrich starke Poikilozytose, Megalo- 
zyten, Erythroblasten, Polychromasie. Ä 

2. November 1923: Entmarkung der linken Tibia. Proximal 
etwa 8/, der gesamten Menge rotes Mark, im unteren Teil reines Fett- 
mark. Mikroskopisch auffallend reichlich Myelozyten, auch Myeloblasten. 
Zellteilungen häufig. Erythroblasten und Megaloblasten. 

Verlauf: Nur zweitägige Temperatursteigerung nach der Ope- 
ration. Am. 2, Tage mäßige Äppetitsteigerung. Vom 3. Tage an wahrer 
Heißhunger. Nach 9 Tagen tritt unter leichter Temperatursteigerung 
in der Aufwärtsbewegung eine Unterbrechung ein. Im Blut eine Leuko- 
zytose mit starker Linksverschiebung, sowie zahlreiche Megaloblasten 
und Myeloblasten. Der deshalb vorgenommene Verbandwechsel läßt 


erkennen, daß aus den Stichkanälen des oberen Spülloches dicker grün- . 


licher Eiter a ne Nach 10 Tagen hat die Eiterung aufgehört, 
Temperatur abgefallen. Im Allgemeinbefinden tritt jetzt eine wesent- 
liche Besserung ein, der Appetit steigert sich wieder bis zum Heiß- 
hunger. Hgl. und E. beginnen erst nach Abklingen der Eiterung anzu- 
steigen. ährend aber das Hgl. weiter steigt, bleiben die E. auf 
2,5 Millionen stehen. Durch intravenöse Serumgaben, durch Arsen- 
tropfen, Arsazetininjektionen gelingt es wohl, das Hgl. noch weiter zu 
steigern. Die E. bleiben unbeeinflußt. Erst Anfang März folgt nach einer 
erneuten kräftigen Seruminfusion ein merkbarer Aufschwung, der sich 
vorläufig erst in einem weiteren Emporschnellen des Hg]. und im Auf- 
treten erhöhter Leukozytenzahlen bemerkbar macht. Eine 4 wöchige 
Behandlung mit Koli-Autovakzine hat nichts Außergewöhnliches er- 
kennen lassen. | 

12. Herr Spr.,46 Jahre. Familienanamnese o. B. Vor len 
Erkrankung stets gesund. Seit 10 Wochen Mattigkeit, DA om 
Arzt wurden Würmer gefunden, die beseitigt werden, 


keine Besserung. Seit 5 Wochen zunehmender Kräfteverfall, Blässe, 


Ohrensausen, taubes Gefühl in der linken: Hand, völlige Darmträgheit. 


Deswegen Aufnahme in einem Krankenhaus, wo eine perniziöse Anämie 
festgestellt wird.. Die Behandlung bestand in Solarsoneinspritzungen 
und in Injektionen von Humanblut. Da keinerlei Besserung eintrat, 
am 24. Juni Überweisung zur Operation. E 

Sehr blasser Mann, örtlich und zeitlich unorientiert, sehr unruhig. 
Herz erweitert. Systolisches Geräusch an Spitze. Nonnensausen. 
Milz +; Leber +. Magón. Anazidität. Urin: Urobilin +. Odeme an 
den Unterschenkeln. Im Augenhintergrund kleine herdförmige Blutungen. 
Temperatur 38,5. Wa.R. —. 
Megaloblasten, Jollykörper, basophile Punktierung, Cabotsche Ringe, 
Rote Punktierung. Blutplättchen spärlich, groß. a 

27. Juni 1921: Entmarkung der linken Tibia. Rotes Mark mit 
einzelnen .gelben Bezirken. Mikroskopisch zahlreiche Erythro- und 
Megaloblasten. Bakteriologische Untersuchung des Knochenmarks auf 
aerobe und anaerobe Erreger negativ. (Hyg. Univ.-Institut, Berlin.) 
Verlauf: Schon wenige Stunden nach der Operation wird der 
orgen entwickelt er einen sehr lebhaften 
Appetit. Ohrensausen verschwunden. Nach etwa 10 Tagen' bekommen 

Kurve 8. 


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die Lippen ihre rote Farbe wieder. Er fühlt sich kräftig und völli 
gesund. Die Tarpon hält sich auch nach der Operation noc 
längere Zeit um 38. Vom 10. Tage an sinkt sie ab, vom 18. an ist 
sie dann normal. Die Werte für Hgl. und E. steigen in unmittelbarem 
Anschluß an die Operation an. 4 Monate nach der Operation haben 


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‚sie den Höhepunkt erreicht, der aber zahlenmäßig unter der Norm liegt. 


` verrichtete. Im 6. Monat nach der Operation sinken beide Werte 


‘während das Hgl. unbeeinflußt bleibt. Es bestehen jetzt dauernd sub- 
-am rechten Oberschenkel (rotes Mark. vorwiegend Erythroblasten, ' 

- Jugend Typhus, Blinddarmentzündung und Gelenkrheumatismus. Später 

| er und sehr leistungsfähig. Nach Aussage der Angehörigen bis 
dem er sich nur langsam erholte. Er bekam aber nie wieder die 
Frühjahr 1921 trat Schlaflosigkeit, Schwindel, auffallende Blässe und ` 
der Haut auf. Arztliche Behandlung bleibt ohne wesentlichen Einfluß. 


. Erfolg. Sein-Zustand wurde immer bedrohlicher. Vor der Operation 


. reichlich. Myeloblasten, viele mit azurophiler Punktierung. Spärlicher 


nachweisbar. 


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nach der Operation wird 


‚fähigkeit wieder, ist den ganzen Tag auf den Beinen, nimmt Obst ab, 


. seiner besten Zeit, schreibt, liest und macht weite Spaziergänge. 


. 8 Monate nach der Operation trat plötzlich eine Verschlechterung ein. 
- Hgl. und E. sanken rapide ab. 


hat sich aber nie mehr recht wohl gefühlt, war. immer matt. 
. Februar -1922 litt er lange Zeit an Furunkulose. Während dieser Er- ` 


glatt, spiegelnd, nirgends wunde Stellen. Temperaturverteilung un- 
. gleichmäßig. Temperatur 36,6. Brustkorb faßförmig. “ Arterienrohr 


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> 1894 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.46: ` 


16 Norenia: 


Auch die Leukozyten zeigen die gute Reaktion an. .6 Wochen nach 


Nach der Operation 8 Tage lang, unregelmäßige geringgradige 
der Operation nahm er seine Arbeit wieder auf, die er 4 Monate voll 


. Temperatursteigerungen. Schon am Tage nach der Operation anf- 
fallende Steigerung des Appetites.  Fortschreitende Zunahme der 
. Körperkräfte und des Wohlbefindens. -Er betont wiederholt, wie auf- 
fallend die Umwandlung seines ganzen Zustandes nach der Operation sei. 


Die fast 13/, Jahre währende weitere Beobachtung des Kranken 
bestätigt in allen Einzelheiten das, was mehrfach hier ausgeführt 
wurde. Auch hier. haben im Laufe der Zeit wiederholte Anfälle 
stattgefunden. Besonders der am 14. Juni 1923 eingezeichnete 
Anfall läßt erkennen, wie das Knochenmark auch ohne von außen 
‘kommende Hilfe den Anfall überwindet. Wir erkennen sogar eine 
| dem Anfalle folgende überschießende Tätigkeit des Knochenmarkes. 

Diese Tatsache erklärt uns ein weiteres der Deutung bisher nicht 
leicht zugängliches Symptom im Krankheitsbilde der perniziösen 
Anämie. . Es zeigt sich hier ein Vorgang in milder Form, der sich 
völlig. mit dem deckt, was sich im Großen dann abgespielt, wenn 
aus einem schwersten Zustande heraus ohne Zutun von außen 
krisenartig eine Spontanremission einsetzt. Im November 1923 be- 
findet sich der Kranke in einem. neuen Anfalle. Auf der Kurve 
erkennen wir wiederum die Maßnahmen des Markes zur Überwindung 
des Anfalles. Die erfolgreiche Kompensation des megaloblastischen 
' Markes berechtigt zu der Hoffnung, daß auch dieser Anfall gut 


- überwunden wird. Bei Abschluß der Kurve sind die Anfänge 
hierzu bereits erkennbar.. Ä 


15. Hermann Jaap, 42 Jahre. Familienanamnese o. B. Als Kind 
Lungenentzündung, Masern, -Diphtherie. Im Felde Ruhr. 1917 Ver- 
letzung -der rechten Hüfte durch Hufschlag. November 1919 beim Rad- 
fahren Luftmangel. Anfang 1920. bemerkte er, daß alle Speisen im- 
Munde brannten. Zeitweise war das Brennen fort, dann kam es sehr. 
schlimm wieder. Seit Frühjahr 1922 war es dauernd. Juli 1922 Ver- 
schlimmerung des Allgemeinbefindens. Völlig appetitlos. Hartnäckige 
Verstopfung. Große Mattigkeit und Luftknappheit. Seiner Umgebung 
fiel die blaßgelbe Gesichtsfarbe auf. Am 12. Juli 1922 sah ich den 
Kranken zum ersten Male. Nach. 12 Arsazetininjektionen sofortige 
Erholung bis zur Arbeitsfähigkeit. Februar 1923 erneuter Schwäche-, 
| ' anfall. Auch jetzt wieder nach 6 Arsazetininjektionen rasche Erholung. 
Eindruck. Atmet mit. regelmäßigen tiefen Atemzügen. Am 5. Tage | Oktober 1923 wieder matt und schwach, völlig appetitlos. Besonders 

der Pat. völlig klar. Es setzt.eine auffallende | stark tritt jetzt das taube Gefühl an Händen und Füßen auf. Arsen- 

Appetitsteigerung ein, zeitweilig Heißhunger. Hgl. und E. steigen a los. Hel. 40; E. 2200000; L. 4800. | 
nach anfänglichem Abfall bald rasch an. Bei aufsteigenden Werten 16. November 1923 Einlieferung zur Operation. Blaßgelbes Aus- 
wurde Arsazetin gegeben. Sechs Wochen nach der Operation zeigten .| sehen; Zunge spiegelnd, an den Rändern einige rote, wunde Stellen. 
die Zahlen iliren höchsten Stand, obne jedoch normale Werte zu er- | Odeme an beiden Knöcheln. Herz erweitert. An der Spitze systo- 
reichen. In diesem Zustande erreichte der Pat. seine volle Leistungs- | lisches Geräusch. Arterienrohr geschlängelt. Blutdruck 160,90. 
Leber +. Milz +++. Anazidität, Röntgen: Magen keine Aussparung. 
Nach 3 Stunden Magen leer. Kein okkultes Blut. Keine Parasiten- 
‘eier, WaR.neg. Temperatur 37,7. Rel, +. 

20. November 1923: Entmarkung der linken Tibia. Fettmark. Nach 
der Operation Temperaturanstieg. Somnolent. Nahrungsaufnahme mäßig. 
Am 5. Tage Temperatur 89,4. Vom 8. Tage an Temperaturabfall. zur 
Norm. Zugleich beginnt. leichte Besserung des Allgemeinbefindens. 
| Doch bald folgt Stillstand und leichte en | 

7. Januar 1924: 100 ccm Humanserum ohne Erfolg. Auf Arsen 
Verschlimmerung und Temperaturanstieg. Arsen fort. 

3. Februar 1924: Starkes Nasenbluten. Weiter Verschlimmerung. 
14, Februar 1924: 70 ccm Humanserum i. v..ohne Erfolg. Taubes 
Gefühl in den Händen nimmt zu. Zeitweise werden die Fingerspitzen 
leichenblaß und völlig gefühllos. 

29. Februar 1924: Koliautovakzine, aus Duodenum gezüchtet. 
Starke Schweißausbrüche, Zunehmende Parästhesien. 

6. März 1924: Kolivakzine. Sehr schlechtes Befinden.’ Starkes 
Nasenblusen. Brechreiz. Hochgradigste Parästhesien in den Händen, 
so daß er sein Eßbesteck nicht mehr halten kann und gefüttert werden 

muß. Schwund der Interossei an beiden Händen. Schwäche der Hände. 
Gesteigerte Reflexe am linken Bein; Fehlen der. Reflexe rechts. Un- 
sicherheit in der Lageempfindung der Zehen. Schmerz und Berührung 
richtig angegeben. (Befund RE von Prof. Forster, Charité.) 
März 1924: 76 ccm Humanserumi. v. . Temperaturanstie 
auf 88. Zum ersten Male gibt der Kranke an, daß er dieses Mal sl 
nach der Infusion wohler fühle. An den folgenden Tagen ist auch 
objektiv eine leichte Besserung zu merken. Wir hielten den Zeitpunkt 
für einen erneuten Eingriff für günstig. | 
| 24. März 1924: 2. Operation. Entmarkung des linken Ober- 
schenkels. Rotes Mark. Im Anschluß an die Operation 1 tänger 
 Temperaturanstieg bis 38,6. Dann fieberfrei. Am 9. Tage wieder lang: 
samer Temperaturanstieg. Klagen über Schmerzen an der Operations 
stelle. 'Fluktuation. Auf Inzision reichlich rahmiger Eiter. Von jetzt 
an Wohlbefinden. .Appetitsteigerung. Lippen und Ohren bekommen 
eine rote Farbe. Zunge und ee oom sich ebenfalls. — 
| 11. Juni 1924: Steht täglich auf. Weitere Zunahme des Kräfte 
zustandes. Der überaus schwer verlaufende Fall bot uns Gelegenheih 
alle gesammelten Erfahrungen praktisch anzuwenden.. Die erste D 
markung.hatte zwar insofern eine Einwirkung, als der Blutlarbain” 
anstieg. Die Erythrozyten fielen aber immer weiter ab und der r 
stand wurde bald schlechter, nicht 'zuletzt ‚durch die Zunahme er 


wieder ab. Auf Arseninjektionen tritt ein Heraufgehen der E. ein,. 


febrile Temperaturen. Die Steigerung auf Arsen erwies sich als vorüber- 
gehend... Am 25. Januar 1922 wird versucht, durch. eine 2. Entmärkung ' 


vereinzelt Megaloblasten jeder Entwicklungsstufe, Myeloblasten, Myelo- 
zyten, Leukozyten) der fortschreitenden Verschlechterung Herr zu werden. 
Ein Erfolg blieb aus. Am 13. März 1922 trat der Exitus ein. 

18. Herr Schm., 57 Jahre. Familienanamnese o. B. ‚In frühester 


10 ein selten kräftiger Mann von blühendem Aussehen. 1910 nach 
starker körperlicher Anstrengung schwerer Erschöpfungszustand, von: 


frühere Frische. 1918 Bruchoperationen. Die Wunden heilten schlecht. 
Das Aligemeinbefinden wurde mit der Zeit immer schlechter und im 


Gewichtsabnäbme auf. Aufenthalt im Odenwald hatte keinen Erfolg. 
Bei seiner Rückkehr fiel den Angehörigen jetzt die gelbliche Verfärbung - 


Im Januar 1922 setzte Fieber ein. Schwäche und Schwindel nahmen 
zu. Er sah sehr gelb und elend aus.: Zwei Arsenkuren blieben ohne 


wird folgender Befund erhoben: Somnolent, unorientiert, Temperatur 39. 
Gelbblasse Farbe. Zunge zeigt wunde Stellen am Rande. Herz erweitert, 
systolisches Geräusch an der Spitze. Nonnensausen. Puls klein, 126. 
Milz +. Leber +. Ödeme an beiden Unterschenkeln. Hgl. 22; 
E. 800000; L. 1500. o on sgi = a 

10. Juli 1922.  Entmarkung des linken Oberschenkels. Rotes 
Mark mit einzelnen Partien von Fettmark. Mikroskopisch sehr 


eosinophile und neutrophile Myelozyten. 


Vorwiegend Normoblasten, 
‚weniger zahlreich Megaloblasten. 


aryorrhexis an vielen Zellkernen 


Verlauf: Temperatur abends 88. Pat. macht einen ruhigen 


beschäftigt sich im Garten,- ist geistig und körperlich frisch wie in 


Am 24. November 1922 wurde eine 
‘2. Entmarkung (rechte Tibia, Fettmark) vorgenommen, die ohne Erfolg 
blieb. Am 27. November 1922 trat der Exitus ein. - 
14. Carl K., 59 Jahre. Bis zum 45. Lebensjahre stets gesun 
gewesen. 1908 begannen sich bei sonst gutem Wohlbefinden die Zähne 
zu lockern und auszufallen. Nach und nach mußten alle Zähne ent- 
fernt werden. 1910 Mittelohrentzündung. : Seit dieser Zeit hatte 'er 
viel unter Schwindelanfällen, Übelkeit und Erbrechen zu leiden. 1913 
schwerer 'Obnmachtsanfall. 1914 elf Schwindelanfälle, 1915 neun. Von 
1916 ab traten sie seltener auf; 1918 nur noch ein kleiner Anfall. Er 


krankung wurde er von’Kollegen auf sein schlechtes. Aussehen und |. 
auf die gelbe Hautfarbe aufmerksam gemacht. Ende August 1922 
plötzliche Verschlimmerung, die Mattigkeit wurde hochgradig, es be- 
stand Erbrechen, Ekel vor Speisen. Der Arzt stellte Fehlen der Salz- 
säure fest, und später auf Grund einer Blutuntersuchung eine perniziöse 
Anämie. Trotz Salzsäure und Arsen nahmen die Erscheinungen ständig 
zu. 15. November 1922 Aufnahme in die chirurgische Klinik, 
Blaßgelbe Haut- und Gesichtsfarbe. Mäßiges Fettpolster. Zunge 


geschlängelt, Puls leicht unterdrückbar. Herz nach beiden Seiten ver- 

ößert, Töne rein. Zweiter Aortenton verstärkt. Leber +. Milz -r. 

agen: Anazidität. Nervensystem o. B. Knöchelödeme. Im Blut starke 
Vermehrung des Bilirubins. Senkungsgeschwindigkeit der E. be- 
schleunigt. Augenhintergrund (Univera E nn): Bds. neu- 
ritische Atrophie des Nervus opticus. Wegen der Blässe des Gewebes 
dem Grad nach schwer zu beurteilen. Gesichtsfeld nur links stark 
eingeengt. Bds. zahlreiche alte Blutungshberde, innen bds. zahlreiche 
frische, kleine Blutungen. Wa.R.—. Fäzes: keine Eier. Hgl. 50; 
E. 2400000; L. 5100. 

20. November 1922. Entmarkung des linken Oberschenkels. 
Rotes Mark. ee le sehr zahlreiche Erythroblasten jeder Ent- 
wicklungsstufe, mäßig Megaloblasten. Neutrophile, eosinophile Myelo- 
zyten, Metamyelozyten, vereinzelte segmentkernige Leukozyten. Zahl- 
reiche lymphoide Zellen, einzelne mit Kernteilung. 


pra, a er ? à 
PAA . t. a u De 


16. November 


| 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. ee 


1697 


e. 


mptome von seiten des Nervensystems. In Übereinstimmung mit | 


anderen Fällen mußten wir uns auch hier wieder davon überzeugen, 
daß im Zustande allzu heftiger Giftwirkung alle Reizmittel schlecht 


. vertragen werden. Eine therapeutische Einwirkung konnten wir also 


durch die sich anschließende Regeneration. 
begründete Aussicht, daß sich der anregende Reiz analo& den Vor- 


leichter Harnverhaltung. Früher immer gesund 
 fizieller Abortus. 
Pat, auf die Klinik aufgenommen und es ließ sich folgender objektiver 
f besonders beim ` 


von keiner Methode erwarten. Wenn wir trotzdem nicht aus blieben, 
so lag die Absicht zu Grunde, gewissermaßen sondierend den Zeitpunkt 
zu bestimmen, an dem wir mit Aussicht auf Erfolg therapeutisch wieder 
eingreifen konnten. Als Sonde haben wir vorwiegend intravenöse 
Humanseruminjektionen und auch Arsen in kleinsten Dosen benutzt. 
So vorgehend, zeigte zum ersten Male eine am 18. März 1924 vor- 
enommene Seruminjektion eine günstige Wirkung. 
haben wir den linken Oberschenkel entmarkt mit dem Ergebnis, daß 
es seit dieser Zeit im Befinden aufwärts geht. Br 
Zusammenfassung: Zur Wiederherstellung einer leistungs- 
fähigen Beschaffenheit der blutbereitenden Organe wurde bei kryp- 
togenetischer perniziößser Anämie die Entmarkung von Röhren- 
knochen. ausgeführt. Der Einfluß des Eingriffes wird zurückgeführt 
auf die Auslösung eines Reizes und Unterhaltung dieses Reizes 
Dabei bestand. die 


gängen bei Milzexstirpation und Röntgenbestrahlung auf das gesamte 
hämatopoetische System ausbreitet. 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. f 


' klinik: am rechten Auge beginnende Stauungspäpille. Am linken. 


Aus der I. Medizinischen Klinik der Deutschen Universität in Prag 


| . (Vorstand: Prof. Dr. R. Schmidt). 
 - Stauungspapille bei multipler Sklerose.” 
Von Dr. Edmund Adler. i 
B. C., 20 Jahre. alt, im Haushalt beschäftigt, erkrankte ziemlich 


plötzlich zu Beginn November 1923 mit Schmerzen im Kreuz und in 


den unteren, Extremitäten; dazu gesellten sich nach einer Woche 


- Parästhesien in den Beinen und Gehbeschwerden. Schon damals soll 


von einem Ärzte eine Sensibilitätsherabsetzung an den unteren Extremi- 
täten konstatiert worden sein. Dazu kamen noch Erscheinungen von 
ewesen. Ein arti- 
Familienanamnese o. BB Am 30. November wurde 


Befund erheben: spastische Paraparese der Beine, sic 
Gehen äußernd, welches nur mit großer Mühe möglich ist. Keine 
Ataxie. Vom Nabel abwärts Herabsetzung der oberflächlichen. Sensi- 


bilität für alle Qualitäten, nach unten ‘zu an Intensität zunehmend. 


Tiefensensibilität intakt. Retentio urinae. Ausgesprochene Druck- 
empfindlichkeit des V. Brustwirbels. PSR und ASK beiderseits bis 
zum Klonus gesteigert, beiderseits Babinski und Oppenheim positiv. 
Bauchdeckenreflexe fehlen. Rachen- und Kornealreflex vorhanden. 
Püpillen mittel- und gleichweit, prompt auf Licht und Akkommodation 
reagierend. Sonstiger Organbeiund durchaus negativ. Im Liquor 
21 Zellen (Lymphozyten) bei negativem Globulinbefund und negativer 
Goldsoi- und Mastixreaktion. Röntgenbild der Brustwirbelsäule ergibt 
keine Veränderung derselben.‘ Wa.R. im Blut und Liquor negativ. 
Am 3. Dezember war bereits die Retentio urinae geschwunden. Gegen 
Ende des Monates Dezember hatte .sich allmählich .der Gang weit- 
Renendet gebessert, war kaum mehr angedeutet spastisch. Auch die 
ensibilitätsstörung war nur mehr wenig herabgesetzt. Babinski nicht 
mehr so konstant auszulösen. Der Brustwirbel’ zeigte keine Spur von 
Klopfempfindlichkeit. | " 

‘ Am.80. Dezember klagte Pat. bei der Frühvisite, daß sie am 


‚linken Auge nicht sehe, und gab nachträglich an, daß sie seit 2 Tagen 


chmerzen in der linken Die Augenklinik 
Prof. Elschnig konstatierte: 
skotom, Visus Mingerzählen 1jam. Rechts normaler Befund. Bis Mitte 
Januar 1924 waren Motilität und Sensibilität völlig normal geworden. 
Babinski negativ, kein Klonus mehr, konstantes Fehlen der Bauchdecken- 
reflexe. Auf eigenes Verlangen wurde Pat. Ende Januar entlassen. 
Während ihres Aufenthaltes wurde Pat. einer Proteinkörperbehandlung 


opfhälfte gehabt hätte. 


"unterzogen, sie bekam zunächst in 3tägigen Intervallen gewöhnliche 


Milch, später Hypertherman, ein neues nach den Angaben des Herrn 


Prof. Schmidt von den Sächsischen Serumwerken hergestelltes Prä- 


parat, das. ein Gemisch von steriler Milch und genau dosierter Bacterium 
colivakzine darstellt. (Diese Therapie wurde in dem Bestreben durch- 
geführt, in dem oder den vorhandenen entzündlichen Herden Herd- 


reaktionen hervorzurufen und so’ihre Abheilung eventuell zu beschleu- 
nigen. Über das Post oder Propter des therapeutischen Effektes sei 
bei der Natur der Krankheit selbstverständlich nichts ausgesagt.) Die 


Pat. ließ sich erst wieder am 6. März sehen und gab an, daß sie vor 
4 ron plötzlich Schmerzen im rechten Auge gespürt hätte und jetzt 
auf diesem Auge’ schlecht sehe. Das linke Auge hätte seine alte 


Sehkraft wieder erlangt. An diesem Tage konstatierte die Augen- 


am 6. uni 1924, 


6 Tage später 


inks Stauungspapille, absolutes Zentral- - 


‚Sklerose ein sehr ungewöhnlicher Befund ist. 
dem Gebiete der multiplen Sklerose so erfahrener Autor, erwähnt 
‘in seiner bekannten Monographie einen einzigen Fall, der sonst 

typische Zeichen von multipler Sklerose mit doppelseitiger Stauungs- - | 


Dieser direkte Reiz ist in allen den Fällen angezeigt, in denen 
mit internen Mitteln keine oder nur unvollständige ‚Anderung im 
Krankheiisbilde hervorgerufen werden kann. Nach diesen Gesichts- 
punkten wurden 42 Fälle operiert. Von den 42 Fällen reagierten 
28 mit Ansteigen der Blutwerte, und zwar 100% im vierten Lebens- 
jahrzehnt (8 Fälle), 71% im fünften, 47% im sechsten und 66% 
der Kranken jenseits des 60. Lebensjahres. 


e — Das Ergebnis kann deshalb noch nicht als Höchstmaß der 


Leistungsfähigkeit der Operation angesehen werden, weil erst die 


Grundlagen einer festen Indikationsstellung geschaffen werden müßten. , 
Von außerordentlicher Bedeutung war hier ‘die. Klarstellung und ` 
Bewertung der megaloblastischen Regeneration als Kompensations- . 
vorgang. Bei unvollständiger Auswirkung vorhandener Kompen- . 
sationsvorgänge im Knochenmark kann der. Eingriff jederzeit mit _ 
Aussicht auf Erfolg vorgenommen werden. Bei erlahmender Kom- 
. pensation ist Zurückhaltung geboten. In solchen Fällen ist vor 


jeder Operation eine Funktionsprüfung des Knochenmarks vorzu- 
nehmen, die am schonendsten mit intravenösen Humanserum- 
infusionen ausgelührt wird. Kontraindiziert ist- der Eingriff, wenn 


schwere Symptome von seiten: des Nervensystems im Krankheits- . 
bilde überwiegen. TE Ye en ’ 


Auge war die temporale Papillenhälfte etwas blässer, sonst normal. 
Sehschärfe rechts = $/,, links 8%. Rechts konzentrische Einengung 
des Gesichtsfeldes, links normal. Farbensinn normal. Am 20. März 
kam Pat. mit der Angabe, nun mit dem rechten Auge fast gar nichts 
mehr zu sehen. Es fand sich rechts ausgesprochene Stauungspapille, 
Visus = te, absolutes großes Zentralskotom. Bis zum 15. April hatte 


sich aber auch dieser Befund wieder zurückgebildet und die Augen-. 


klinik konstatierte am 15. April: rechts Venen weit, keine Stauungs- 


papille, Grenze noch etwas unscharf. Sehschärfe, Fingerzählen !/; m. 
Gesichtsfeld großes Zentralskotom. Links normal, nur Venen etwas ` 
weit. Pat. stellte sich im Juni d. J. wieder vor. Sie klagte nur noch 


über ehe Nebelsehen.am rechten. Auge, fühlte sich sonst voll- 
kommen beschwerdefrei und gesund. Der einzige abnorme Befund am 
Nervensystem sind die fehlenden Bauchdeckenreflexe. Am 14. Juni 
lautete der Befund der Augenklinik: rechts Sehschärfe =.®%, o. C., 
links S = $/, mit + !/, a Rechts Papille scharf.-begrenzt, temporal 
abgeblaßt. Stauungspapille vollständig zurückgegangen. Links Papille 


` scharf begrenzt, temporale Abblassung. Gefäße beiderseits o. B. Gesichts- 


feld beiderseits normal. 


Der Verlauf des Falles bis zum heutigen Tage mit dem a 


Kommen und ziemlich raschen Verschwinden der verschiedenen 


Symptome mit den derzeit noch restierenden Symptomen der fehlenden . Ä 


Bauchdeckenreflexe und der beiderseitigen temporalen Papillen- 
abblassung läßt wohl an der Diagnose einer multiplen Sklerose 


keinen Zweifel aufkommen. Ist nun schon der Beginn der Erkrankung. 


bei unserer Patientin unter dem Bilde einer Querschnittsläsion ' des 


Rückenmarkes — sogar der klopfempfindliche Wirbel fehlte. eine. 


Zeit hindurch nicht, und es konnte’ zunächst tatsächlich auch am 
ehesten an eine vom Wirbel ausgehende Rückenmarkskompression 
gedacht werden —, wenn auch nicht für die multiple Sklerose 
gerade sehr selten, doch auch nicht häufig, so ist aber das Auf- 


treten einer Stauungspapille, zumal noch auf’beiden Augen wechselnd 
‚ und ohne jedes Zeichen einer Gehirndrucksteigerung eine ganz große 


Seltenheit. In der überreichen Literatur dieser wohl häufigsten 


organischen Nervenerkrankung findet man kaum 10 Autoren, die 


Stauungspapille bei multipler Sklerose selbst gesehen haben. Auch 


in der neuesten Auflage des Oppenheimschen Lehrbuches heißt 


es wieder, daß eine ausgesprochene Stauungspapille bei multipler 


papille ohne ausgesprochene Hirndruckerscheinungen hatte. Uht- 
hoff, einer der besten Kenner der Optikusveränderungen bei mul- 
tipler Sklerose, erwähnt in seiner Statistik im Handbuche. von 


'Graefe-Saemisch keinen Fall von ausgesprochener Stauungs- 
papille und erst später ist von Langenbeck aus seiner Klinik: 
ein solcher Fall publiziert worden, der einen 13jährigen Knaben betraf, 


der eine einseitige Stauungspapille hatte und bei dem erst nach 


t 2 Jahren weitere Symptome der m. S. hinzukamen. Die Fälle von m. S. 
mit Stauungspapille von Bruns-Stölting, Tschirkovsky, Frank, 


Rosenfeld, Hillel, Wilbrand-Saenger und neuestens die von 


A Nank as a E A" | - Ärzteverein | Marburg hatten alle wenigstens zeitweise Symptome von gesteigertem 
Nach einer Demonstration im Prager DeUlECheL Arse = | Hirndruck und Lokalsymptome, die meist an einen Herd in der 


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E 1608 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


16. November 


IR: Je = 400:500 = 4:5. Diese Ungleichmäßig- Abbildungfi. 
keit läßt sich auf ein ideales Maß verringern, 
wenn wir mit der Röhre weiter in die Höhe 


F 
gehen, ohne die bestrahlte Fläche zu vergrößern. Ä 
Abb. 2 skizziert die Verhältnisse für den F.H.A. | 
40 cm. Die Berechnung ergibt jetzt Jr: Je = 
1600 : 1700 = 16:17. Dieser Fortschritt ist 20cm 
aber teuer erkauft. Um’nämlich die gewünschte 


Zentralwindung denken ließen. Nur der Fall von E. Müller hatte 
schon ausgesprochene Symptome einer m. S. und der Fall von 
Oloff war dem unseren insofern ähnlich, als. bei ihm gleichzeitig 
mit der akut mit Amaurose einsetzenden doppelseitigen Stauungs- 
li papille sich auch Querschnittssymptome zeigten. Es liegen auch 

i Sektionsbefunde derartiger Fälle vor. Am bekanntesten ist der Fall 
er von Rosenfeld geworden, der neben einem großen Herd im Chiasma 
Dr in beiden Opticis Herde unmittelbar hinter der Lamina cribrosa 

a fand, wo der Optikus noch in der Duralscheide gelegen ist, der in 
Hl diesem Fall auf das Volumen des ÖOkulomotorius reduziert war. 
} 


| hinteren Schädelgrube, weniger oft an einen im Gebiet der vorderen 
ER 

| 

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> Gassen u ea a Ta 
x en -- - 
-— par rh A “i- SETZE 7 
Tet. > Be ee ia hs 5 PIENS 
_ AR 


Intensität Je (= Dosis im Zentrum) im Falle der 

Abb. 2 zu erzielen, müssen wir 4 mal so lange 

bestrahlen als im Falle der Abb. 1. Das folgt R Mcm C 
ebenfalls aus dem quadratischen Abstands- 

gesetz. Mit dieser Methode erkaufen wir die 
Gleichmäßigkeit auf Kosten der Ökonomie. ung i 
Dieser Umstand schadet aber nicht bloß der 

Apparatur, sondern, besonders bei höheren 


F 

Dosen, auch dem Patienten, für den es durch- 
aus nicht gleichgültig sein kann, ob er in der s i 
unzuträglichen Atmosphäre des Bestrahlungs- l 
raumes 1, 2 oder 4 Stunden liegen muß. 

Diesem Mangel hat Holzknechts Me- 
thode der mehrstelligen Totalbestrahlung in | 
genialer Weise abgeholfen. Ich entnehme eine 
für unsere Zwecke gekürzte Darstellung dem “em - : 
„Handb. d. Röntgen- u. Radiumther.* von 
Wetterer (Abb. 3). | 

‚Über der breiten Fläche a—b sind 2 Röh- 


Ganz ähnliche Befunde hat auch Tschirkovsky in Kasan erhoben. 
Die Herde waren in beiden Opticis und im Chiasma, es bestand 
| venöse Stase und. auch die perivaskulären Lymphräume waren er- 
Bu weiter. Herde im Optikus bei m. S. sind ja sonst nichts gerade 
|| Ungewöhnliches. Sie können bei Lebzeiten sogar ganz symptomlos 
EERE: bleiben, führen aber doch exzeptionell selten zu einer ausgesprochenen 
| Stauungspapille.. Das Vorhandensein einer solchen ist besonders 
auch dann irreführend, wenn sonst durch die Lokalisation der Herde 
das Symptomenbild eines Hirntumors entsteht, was tatsächlich auch 
in.den meisten Fällen vorzukommen scheint. In den wenigen vor- 
handenen Arbeiten wird nicht weniger als 7 mal erwähnt, daß em 
solches Bild vorlag. Es wurde auch einigemal deswegen operiert. 
Längeres Zuwarten bringt allerdings meist die richtige Aufklärung. 
Es ist auffallend, daß die meisten dieser Fälle ziemlich frische Er- 
krankungen darstellen und daß die Stauungspapille ziemlich bald 
und meist völlig restlos wieder sich zurückbildet; immerhin weiß 
aber Marburg von einem Fall zu berichten, der bei mehrjähriger 
Beobachtung amaurotisch blieb. Mag nun das Wesen der Stauungs- 
papille ein EntzündungsprozeßB oder eine wirkliche Stauung sein 
— entzündliche Veränderungen, eine Neuritis optici kommt bei m. S. 
ja ziemlich häufig vor, nach Uhthoff in etwa 50% der Fälle —, 
praktisch wichtig bleibt es auf jeden Fall, daß bei der m.S,., 
wenn auch überaus selten eine Stauungspapille vor- 
kommen kann. In unserem Fall wanderte sie sogar.nach 
Abheilung auf dem einen Auge auf das andere und ver- 
lief ohne Symptome des gesteigerten Hirndruckes bis zu 
ihrer Ausheilung. | 


‚ Literatur: Bruns-Stölting, Zschr. Í. Augblk. 1900. — Hillel, M. KI. 
1919. — Langenbeck. Graefes Arch. 1914, 57. — Oloff, Arch. f. Psych. 58. — 
Marburg, D. Zschr. f- Nervenhlk. 68/69. — Rosenfeld, Neurol. Zbl, 1918. — Tschir- 
.kovsky, Kl. Monatsh. f. Aughlk, 1914. — Uhthoff, 
. Wilbrand-Saenger, Neuro). a. Auges, 4, 2. 


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ren bzw. dieselbe Röhre in 2 Positionen o und oʻ 

angebracht. Von o aus wird®/, der gewünschten 

Dosis verabreicht. Das restliche ?!/, unter o R T 

kommt aus der Position 0° und umgekehrt.- Über * Wem 

die Gleichmäßigkeit belehrt die oben mit- 

geteilte Kurve. Zu den einzelnen Punkten der bestrahlten Haut- 
fläche a—b gehören die Ordinaten p, q, g, r, s. Ihre Höhe ver- 
anschaulicht die Dosengröße in den Punkten a, c, e, d, b. Wir 
sehen: Über c und d je ein Maximum, leicht absinkend gegen das 


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Abbildung 3. 


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Graefe-Saemisch, Bd. 11 IIa. 


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Aus der Deutschen Chirurgischen Klinik in Prag 
(Vorstand: Prof. Dr. H. Schloffer). 


ER Wie bestrahlt man gleichmäßig und ökonomisch 
Eee | große Körperflächen mit hohen Dosen von Röntgen- 
A strahlen, ohne komplette Raine zu lassen. 


Von Dr. Egon Reiser, Röntgenassistent. 


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2, Das Problem, große Hautflächen und das darunterliegende 
PESH) Gewebe möglichst gleichmäßig mit Röntgenstrahlen zu beschicken, 
A hat den Röntgentherapeuten schon frühzeitig, besonders auf dem 
Gebiete der Hautkrankheiten, beschäftigt. 

Das Problem, zu dessen Lösung vorliegende Arbeit einen 
Beitrag liefern möchte, enthält aber noch eine komplizierende 
N Forderung: Es sollen im ganzen bestrahlten Gebiete Keine Raine, 
N d. h. keine völlig unbestrahlten Gewebskeile zurückbleiben. Diese 
TEL SER Forderung besteht dann zu Recht, wenn der Erkrankungsprozeß, 
a ; | bzw. sein Ausbreitungsgebiet,: von der Haut in die Tiefe reicht, 
Be‘) z. B. beim Mammakarzinom; in diesem Falle kann ein von Strahlen 
BR Ä ungetroffenes Gebiet zum Zentrum weiterer Wucherung werden und 
den Effekt der ganzen Bestrahlung in Frage stellen. Da die einzelnen 
Punkte unserer Frage prinzipielle Bedeutung haben, ist ‘es not- 
wendig, einige Grundtatsachen in Erinnerung zu bringen, deren 
Kenntnis wohl beim Röntgenologen, nicht aber in weiterem Leser- 
kreise vorausgesetzt werden darf. | 
~ Bestrahlen wir eine größere Fläche, z. B. von 20 X 20 cm, aus 
r AR einem Fokushautabstande (F.H.A.) von 20 cm, so erhalten nicht alle 
a Punkte dieser Fläche die gleiche Dosis. Diese ist abhängig von 
| der Entfernung des betreffenden Hautpunktes vom Röhrenbrennileck. 
: EN Nach dem quadratischen Abstandsgesetz verhält sich (Abb. 1) die 
Intensität der Strahlen (= Dosis) am Rande Jr zur Intensität im Fuß- 
punkte (= Zentrum der Fläche) also zu Je wie (FC)?: (FR)?. Setzen 
wir die Zahlenwerte ein, die die A. enthält, so lautet die Proportion: 


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Zentrum e (g), stärker abfallend gegen die Ränder a (p) undb ©. 
Diese Gleichmäßigkeit genügt in der Hauttherapie noch vollkommen, 
und dementsprechend wird dieser Bestrahlungsmodus dort mit vollem 
Rechte allgemein angewendet. u 

Sind wir aber einmal gezwungen, höhere Dosen in Anwendung 
zu bringen, so können wir uns vor die Alternative gestellt sehen, 
am Rande zu wenig oder im Zentrum (eigentlich in c und d) zu viel 
Röntgenlicht zu verabfolgen; dies wäre bedenklich in allen jenet 


Fällen, in denen zwischen Heilungsdosis und Hautschädigungsdosis 
ein enger Spielraum herrscht. A 


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übereinstimmt. 


16. November 


Vor diese Alternative stellt uns u. a. die prophylaktische Be- 
strahlung des operierten Mamma-Karzinoms, die ich schon oben 


als geläufigstes Beispiel herangezogen habe. 


Hier machen wir uns die scflechten Erfahrungen von Perthes 
einerseits, die günstigeren von Hellmann und Anschütz anderer- 
seits zunutze. D. h. wir verzichten auf eine allzu radikale Durch- 
strahlung des ganzen Thorax, die aus biologischen, noch nicht 
erforschten Gründen Schaden zu stiften scheint, und geben ?/; der HED 
in Abständen von 6—-8 Wochen, im Ganzen etwa sechsmal. Zwei- 
mal unter 0,5 mm Zinkfilterung, 4 mal unter 4 mm A! Filter. Die 
Dosis drücken wir in beiden Fällen nach Holzknecht-Einheiten (H) 


aus: ?/ HED=8H. | 


In Parenthese sei bemerkt, daß die Barium-Platin-Cyanür-Pastille 
bei höheren Filterungen gut mit der biologischen Reaktion der Haut 
Wir bekommen: unter 4 mm Al bei 12 H, abgelesen 
am Radiometer, die gleiche Reaktion wie bei 12 H unter 0,5 mm Zn 
bei der gleichen Ablesung. Die Haut zeigt nach 8 Tagen eine leichte 
Die Haut des Gesichtes 


Rotini nach 4 Wochen eine zarte Bräunung. 
und Halses reagiert unter gleichen Umständen etwas stärker. 


Die Patientin wird mit der erkrankten Brustseite leicht gegen 
die Röhre gedreht, etwa 40°, und nun das ganze Ca-Terrain mit 
dessen Seitenlänge 30 cm beträgt. 
Die Grenzen des Feldes liegen bei dieser Größe im Gesunden, was. 


einem Quadrat umschrieben, 


wir bald als bedeutungsvoll erkennen werden. 


a Dieses Feld teilen wir uns in die Quergürtel I, II, IT. Die 
Röhre steht (in Abb. 4-7 durch einen Ring angedeutet) mitten über 


è 


- der Grenzlinie a in einem F.H.A. von 30 cm. Die Linie a pflegt knapp 
unterhalb der Klavikula zu liegen. Dort wird sorgfältiglängs a abgedeckt, 
so daß nur Gürtel I freiliegt. Jetzt werden 4H— 1/3 HED verabreicht. 


Abbildung 4. 


Abbildung 6. 


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Abbildung 7. 


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Abbildung 6. 


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Sodann wird (Abb. 5) Gürtel I abgedeckt und auf I und Il zusammen 

H verabreicht. Röhrenposition bleibt. Gürtel I hat 8H erhalten 
und wird zugedeckt. Dann entblößen wir Gürtel HI und stellen die 
Röhre über Linie 4. Diese Situation stellt Abb. 6 dar. Es erhalten 
I und M 4 H. Mithin hat II seine 8 H und wird zugedeckt. Ohne 
Veränderung der Röhre (Abb. 7) erhält I seine restlichen 4 H. 

ermit hat das ganze Terrain 8 H erhalten. Eventuell kann man 
für die Axilla noch eine kleine Zusatzdosis (6 H) unter Zink hinzu- 
fügen. Diese erhält die Patientin von rückwärts durch ein Einfalls- 
feld, das nicht größer als 8X 8 gewählt wird. 
., „Die Gleichmäßigkeit innerhalb des Thoraxfeldes von 30 x 30 
Ist eine recht zufriedenstellende. Bezeichnen wir die Dosis im 
Zentrum mit 10, so fällt diese gegen die Querränder auf 9. Gegen 

e Längsränder ist der Intensitätsabfall um eine Kleinigkeit stärker, 
doch.liegen die Ränder — wie oben bereits erwähnt — schon im 
Gesunden. de 

Die Tiefenwirkung ist im herangezogenen Beispiel eine be- 

trächtliche. Sie ist bei konstanten Betriebsbedingungen, konstantem 
Filter und konstantem F.H.A. abhängig von der Größe des Einfalls- 
feldes, durch das die Strahlen in den Körper dringen. Dieses 
£infallsfeld variiert bei unserer Anordnung. Das kleinste Ausmaß 
ct 10x30. Diese Größe hat es in Abb.4 und Abb.7. D. h. 
Gürtel I und IM erhalten die halbe Dosis als Feld 10x30. Die 
maere Hälfte erhalten sie mit dem Nachbargürtel II zusammen als 
veld 20 X 80, Gürtel II erhält die ganze Dosis in einem Feld- 
ausma von 20 x80 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46, 


1609 


Aus dem oben Gesagten ergibt sich aber auch. die Möglich- 
keit, die Tiefenwirkung abzuschwächen, falls dies einmal notwendig 
wird. Man hat dann die große Fläche nur in schmälere Gürtel zu 
zerlegen, im übrigen aber genau so vorzugehen, wie es die Abb. 4—7 
darstellen. Derartige Indikationen sind zwar selten, sollen aber 
nicht übergangen werden. Ich denke an die Furunkulose über 
Organen, die vor Röntgenlicht geschützt werden sollen, z. B. ‚alle 
Drüsen mit innerer Sekretion, vor allem Nebennieren, Milz, Ovarium. 
Oder die Epilation ganzer Extremitäten bei Frauen. Hier verlangt | 


der Hautschutz eine hartgefilterte Strahlung, die Gleichmäßigkeit | 


der Wirkung einen ziemlichen Abstand. So kann als Hemmung der 
Tiefenwirkung nur das kleine Einfallsfeld Hilfe bringen. Daß die 
unerwünschte Nebenwirkung auf das kreisende Blut und die strahlen- 
empfindlichen Zellen im Knochenmark eine Kontraindikation gegen 
derartige Bestrahlungen bildet, ist mir aus meiner Wiener Lernzeit 
geläufig. Ich verweise auch auf die Ausführung des bekannten 
Büchleins von Lenk, Röntgentherapeutisches Hilfsbuch. 

, Nun wird man mir den Einwand entgegenhalten, daß die 
Manipulation, die ich vorschlage, recht zeitraubend ist. Es wäre 
ebenso gut, 2 Gürtel 15 X30 abzuteilen und jeden für sich mit 8 H 
zu bestrablen. Damit wäre aber erstens die Möglichkeit gegeben, 
bei ungenauer Abdeckung in der obersten Hautschicht doch einen 
Rain zu lassen, zweitens wäre der Effekt knapp unter der Haut 
wesentlich ungünstiger, wie wir jetzt zeigen wollen. 

Denken wir uns die bestrahlte Fläche im Gebiete der Grenz- 
linie « und das darunter gelegene Körpergewebe im Querschnitte. 
Abb. 8 zeigt die Verhältnisse bei unserem Vorgehen, Abb. 9 die 
Verhältnisse bei der Methode, die uns als praktikabler entgegen- 
gehalten werden könnte. | 


Die Grenzlinie a er- Abbildung 8. 
scheint als Punkt. Sie läuft Röhre 


in Wirklichkeit durch die 
Zeichenebene von vorn nach 
hinten. Sie ist die Schneide 
eines (in; der Zeichnung 
doppelt schraflierten Drei- 
eckes, weil quergeschnitten) 
Keiles, in dem sich die Rönt- 
genstrahlen überkreuzen. Die 
Linie a erhielt laut Abb. 4 
und 5 je 4H, also 8H. 
Knapp unter a kommen aber 
weitere 4 H hinzu (laut 
Abb. 6), die aus der 2. 
Röhrenposition stammen; 
diese treffen zwar die Ober- 
fläche selbst nicht — denn 
diese zeigt Abb. 6 bereits 
mit Blei abgedeckt —, wohl 


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Abbildung 9. 


1Röhre 2 Röhre 


| aber das knapp darunter ge- 


legene Gewebe. In diesem 
schraflierten Keil-haben wir 
also (laut Abb. 8) 12 Hmax, 
in Wirklichkeit etwas weni- 
ger, entsprechend der Ab- 
sorption; mit zunehmender 
Tiefe bleibt von dieser Dosis 
natürlich immer weniger 
übrig. Im eingewendeten 
Falle der Abb. 9 kommt in 
diesen Keil eine Dosis von 8 H + 8 H = maximal 16 H. Darin läge 
aber ein wesentlicher Nachteil. Bei höheren Dosen auf der Oberfläche 
müssen wir die Toleranzdosis unter der Haut überschreiten. Ferner 
zeigt uns die Zeichnung, daß unser Keil schmäler ist — dadurch, 
daß der Randstrahl senkrecht in « eindringt — als im Falle der 
Abbildung. | | 
Die besprochenen Überkreuzungen werden sich bei rainlosen 
Bestrahlungen nie umgehen lassen. Nur erscheint ihre Gefährlich- 
keit bei unserem Verfahren auf ein Minimum herabgemindert. Man 
achte darauf, bei Wiederholung der Bestrahlung die Lage der Linie a 
immer ein wenig — 1 bis 2 cm — zu verschieben, um einer Spät- 
schädigung vorzubeugen. | 
bemerkung von G. Herrnheiser, die volle Beachtung verdient. 


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Über die Ökonomie der Methode ist wohl kein Wort zu ver- 
lieren. Sie Ikommt der bei Holzknechts Totalbestrahlung sehr 


nahe. Für jene Röntgentherapeuten, die mit Radiometer bzw. Kien- 
böckstreifen dosieren, wird der Zwang, nach der halben Zeit das 


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Dieser Rat entstammt einer Diskussions- . 


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"positiven Befunden von’ Bullock, 
Siemerling, Jensen, Schroeder, Schuster, Schloßmann, 
° Büscher, Speer u. a. stehen die negativen Untersuchungsergeb- 


erstemal ablesen zu müssen, _sehr vorteilhaft sein. . Falsche Filter- 
wahl bzw. Fehlen 'des Filters wird sich rechtzeitig durch die Färbung 


Das Mammakarzinom ist hier nur .als Beispiel herangezogen 


. worden. Die chirurgische Röntgentherapie wird (vor allem bei den Sar- 


komen) öfters Gelegenheit haben, die vorgeschlagene Methode zu 


erproben. Hoffentlich wird der Erfolg mit. der Plausibilität des 
Prinzipes harmonieren. Ä ee 


Meinem Chef, Herrn Prof. Schloffe 


| r, sage ich für seine Unter- 
stützung und | 


Anregung 'meinen besten Dank. 


Impfungen mit der Spirochaeta Duttoni bei multipler 
En: Sklerose. - | | 
- Von Dr. Emil John, ‚Innsbruck. 


Immer mehr lichtet. sich das Dunkel in der Frage der ätio- f 
logischen Genese des Krankheitsbildes der multiplen Sklerose. - 
Hatten zuerst Oppenheim und Pierre Marie Infektionskrank- 


heiten (Typhus, Variola, Scarlatina, Morbilli), Oppenheim dann 
chemisch-toxischen Reizen (Blei, Arsen, Zinn) und noch später dann 
Strümpell vorwiegend endogenen Ursachen, in einer dispositionellen, 
zur Wucherung inklinierenden trophischen Störung der Neuroglia 
fußend, für die Entstehung des Krankheitsbildes eine besondere 


. Bedeutung beigemessen, so sprechen die neueren, z. T. auf patho- 


logisch-anatomischem; z. T. auf biologischem Wege gewonnenen Unter- 
suchungsergebnisse zugunsten der Auffassung der multiplen Sklerose 


. - als Infektionskrankheit mit einheitlicher Ätiologie; einer Spirochätose 


mit dem allerdings fraglichen Übertragungsmodus durch eine Zecke. 


Diese Auffassung’ entspricht gegenüber der Vielfältigkeit der früher 


angeführten ätiologischen Momente auch besser der Einheitlichkeit 
des -Krankheitsbildes, wie sie sowohl .in ihrem pathologisch-ana- 


© tomischen Substrat, wie auch in’ ihrem klinischen Symptomenbilde 


zum Ausdrucke kommt. Seit der im Jahre .1917 erfolgten ersten 


Mitteilung des im Tierversuche ‚geführten Nachweises einer be- |. 
sonderen Spirochätenart als. vermutlichen Erreger der multiplen 


Sklerose, der Spirochaeta argentinensis, durch Kuhn und Steiner 
haben sich zahlreiche Nachuntersucher auf verschiedenen Wegen 
und mit wechselndem Glück um :den Nachweis dieser Spirochäte 
in ihren Beziehungen zum erwähnten Krankheitsbilde bemüht; den 


Kalberlah, Marinesco, 


nisse von Freund und Homorock, Rothfeld, Plaut und Spiel- 


meyer, Hauptmann, Birley, Dudgeon u.a. gegenüber. Lassen 
© sich so die bisherigen Ergebnisse auch noch nicht zu einem ein- 


'heitlichen Standpunkte in dieser Frage abrunden, so sprechen sie 

doch mit großer Wahrscheinlichkeit für die spirochätogene Aus- 

lösung der multiplen Sklerose. | 
Erstreckte sich früher die Behandlung‘ 

vielfach nur auf rein symptomatische Behandiangsmatho en, die dann 

in Verbindung mit interner Arsen-, Jod- und Sübermedikation zur An- 


wendung kamen, so suchen die neueren Behandlungsverfahren' mehr 


den Forderungen nach einer kausalen Therapie gerecht zu werden. 
Auf dieser Grundlage baut sich die Salvarsantherapie der multiplen 
Sklerose (Neo- und Silbersalvarsan. -Dreyfuß, Kalberlah) auf, neben 
der allein oder in Verbindung mit der ersteren die Vakzine- (Staphylo- 
kokken- bzw. Typhusvakzine. Groß, Mattauscheck) und die Protein- 
körpertherapie (D annhauser) angewendet wird. Erwähnt sei noch 
die Kombination des Salvarsans mit Thorium X (Hilpert), das von 
Mann angegebene Tetrophan, neben dem schon früher von Poh 


hl an- 
` .gewendeten Hydratophan und schließlich das schon lange gebräuchliche. 
Weygandt machte Impfversuche mit 


Fibrolysin (Thiosinamin). 


Malaria bei anne Sklerose, Bonsmann empfahl in letzter Zeit 


: Bayer 205. Die Urteile über die Behandlungserfolge mit 


den ver- 
schiedenen Verfahren sind aber durchaus keine einheitlichen. 


= Waählte ich nun in dem Bestreben, auf dem Wege spezifischer 
Reize eine günstige Beeinflussung des Krankheitsbildes der multiplen 
Sklerose zu erzielen, als das mir geeignet erscheinende Mittel die 
Rekurrensspirochäte, so geschah es auf Grund ähnlicher immun- 
biologischer Erwägungen, wie sie F. Plaut und G. Steiner bei 
der Einführung ihrer Rekurrenstherapie der Dementia paralytica 
zur Anwendung brachten. 

l Ich ging dabei von der Vorstellung aus, durch die durch die 
Setzung des künstlichen Infektes mit dem der multiplen Sklerose- 
spirochäte vermutlich gruppenverwandten Rekurrenserreger aus- 
gelöste Bildung von Immunkörpern, wie sie von der Rekurrens- 
'spirochäte erzeugt oder im Organismus des Rekurrenskranken ge- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. ` 


T e en 0.200,16, November 


‚thetische Charakter dieser Annahme wohl im Auge behalten wurde. 


‘wägung der Möglichkeit schädigender Einflüsse durch die in Form . 
des .Rückfallfiebers zur Grundkrankheit "hinzuiretende zweite Er- 
 krankung den Versuch erlaubt erscheinen. 


-krankungen zu beeinflussen, . bekannt. In Verfol; 


der multiplen Sklerose | 
_ durch die Forschungsanstalt für Psychiatrie in München vom Hamburger 


Von dem gewonnenen, in etwa 2—83 ccm pbhysiologischer Kochsalz- 


| Schüttelfrost ein und erreichten Temperaturen von 398—414, wohe 


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bildet werden, die multiple Sklerosespirochäte selbst in ihrer Ent- 

wieklungsmöglichkeit und ihren Lebensbedingungen treffen zu können 
und so vielleicht auch analog den von F. Plaut und G. Steiner. 
‚angewandten Vorstellungen eine’Überlagerung der Immunität, wie 
sie vom Tierexperimente mit verschiedenen Trypanosomenstämmen. 
her bekannt ist, zu. erzielen. Durch eine durch die fieberhafte Er- 
krankung als solche hervorgerulene. unspezifische Protoplasma- ' 
aktivierung sollte anderseits eine Mobilisierung von Abwehr- und 
'Heilkräften und .damit eine Umstimmung und Stärkung des ge 
schwächten Organismus ‘den bei der multiplen Sklerose schädigenden 
Faktoren gegenüber erzielt werden, ‚wobei der allerdings rein hypo- 


Inwieweit bei der Behandlung mit fieberhaften Erkrankungen direkt 
bakterizide Wirkungen im Sinne der Versuche von Weichbrodt 
durch die erhöhte Körpertemperatur im menschlichen Organismus 
zustandekommen oder inwieweit noch andere Faktoren eine wesent- ` 
liche Rolle spielen, müß dahingestellt ‘bleiben, 

"Die bei. der Rekurrenstherapie ‘der Dementia paralytica ge- 
wonnenen Erfahrungen, nach denen das bei derselben künstlich er- 
zeugte Krankheitsbild als leichtes oder höchstens mittelschweres 
bezeichnet wird (F. Plaut und G. Steiner, P. Mühlens ud 
W. Kirschbaum, Weygandt, Sagel) ließen trotz der noch nicht . 
einheitlich gelösten ‚ätiologischen Fragestellung und. bei der Fr- 


Bezüglich der thera- - 
peutischen Beeinflußbarkeit der Rekurrensinfektion im Falle einer 
erwünschten Unterbrechung der gesetzten fieberhaften Erkrankung 
konnte ich allerdings keine bestimmten Voraussetzungen machen, 
da ja-F. Plaut und G. Steiner auf Grund ihrer Erfahrungen dem 
Salvarsan die früher angenommene sterilisierende Wirkung bei Re- 
kurrens absprechen mußten. Es sei im vorhinein vorweggenommen, 
daß alle Impfungen nur nach vorher eingeholtem Einverständnis der 
zurechnungsfähigen Kranken vorgenommen wurden. | 


Ich habe nirgends in der.Literatur eine Mitteilung über Impf- 
versuche mit dem Rekurrenserreger bei multipler Sklerose gefunden, 
weshalb es wohl berechtigt erscheint, über die an 9 Fällen klinisch 
einwandfrei festgestellter multipler Sklerose durchgeführten Imp 
- versuche zu berichten, die ich als- Assistent der Psychiatrisch- 
Neurologischen Klinik Innsbruck, deren Vorstand Prof. C. Mayer 
ich zu besonderem Danke verpflichtet bin, vornehmen konnte. 


~ ` Außer der von F, Plaut und G. Steiner bei Dementia paralytica 
zuerst durchgeführten Überimpfung des ‚Rekurrenserregers auf den 
Menschen sind u. a. die Versuche A. Rosenblums aus dem Jahre 1874/75, 
durch Erzeugung einer künstlichen Rekurrensinfektion psychische- Er- 
| ng experimentell 
athologischer Ziele hatten weiters Münch, Motschutkowski, 
arnek Rekurrensblut auf Gesunde überimpft, .Metschnikoff: hat 
sich selbst mit Rekurrens geimpft und so -eine künstlich erzeugte 
Rekurrenserkrankung mitgemacht. Dr | 


“Herr Prof. F. Plaut hatte die große Güte, mir eine mit dem 
Tropeninstitut übernommenen Stamme des: afrikanischen . Rekurrens- 
erregers, der Spirochäte Duttoni, geimpfte Maus zu überlassen. ; Die 
Weiterzüchtung der Spirochäte erfolgte durch Mäusepassagen, die Über- 
tragung von Maus zu Maus jeden 2. oder 3. Tag je nach der in'einem 
aus dem gekappten Schwanzende der Maus entnommenen Blutstropfen 

vorgefundenen Spirochätenmenge, die Überimpfung auf den Menschen. . 
immer mit vollvirulentem Material unter Spirochätenkontrolls nach 
einer Reihe von Tierpassagen, da es so zu ausgiebigeren Fieberreaktione 
kam, wie bei allerdings nicht in Fällen’ von multipler Sklerose durch 
geführter direkter Überimpfung der Rekurrensspirochüäte vom Rekurrens. 

kranken. Die Gewinnung des. Blutes der Maus zur "Übertragung auf 
den Menschen erfolgte an der mit Äther. betäubten Maus na Auf 
klappung des Brustielles meist aus den bequem erreichbaren Gefäßen 
der Klavikulargegend oder direkt aus dem Herzen bzw. Thoraxinneren. 


lösung aufgeschwemmten Blute wurden dem Kranken 0,5 ccm ‚an der 
Außenseite des Oberarmes subkutan injiziert. Meist sahen wir keinerlei 
lokale Reaktion an der -Impfistelle, hin und wieder nur eine Jeichteste, 
in’ 1 bis 2 Tagen abklingende Rötung, nie dabei eine Temperatur- 
steigerung auftreten. ‘Die Inkubationszeit betrug durchschnittlich & bis9, 
meist 7 Tage. Die Fieberanfälle kündigten sich in einem Teile der 
Fälle einige Stunden, einige Male einen halben Tag zuvor durch leichte, 
zuweilen aber auch stärkere Allgemeinerscheinungen wie Madigköin. 
Abgeschlagenheit, Schwindel, Kopfschmerz, Brechreiz, gele en 
Erbrechen, in einem Falle bei. sonstigem Wohlbefinden. durch 8° 
heftigen, außerordentlich hartnäckigen Singultus an, der bis zum jedes- 
maligen Temperaturabiäll andauerte. Die Fieberanfälle selbst setzten 
dann ganz plötzlich, meist mit steilem Temperaturanstieg ‚und. unter 


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16. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. = 1611 


die höchste Temperatnr unregelmäßig bei irgendeinem Anfalle, in 
einigen Fällen in gleicher Höhe bei jedem Anfalle erreicht wurde. Die 
Entfieberung erfolgte kritisch unter starkem Schweißausbruch bis zu 
"häufig subnormalen Temperaturen wie 35,9. Die einzelnen Fieber- 
erioden dauerten 1, meist 4 Tage mit täglichen Temperaturanstiegen; 
Tor ersten Fieberperiode folgte nach einer in ihrer Dauer in einem 


gewissen zahlenmäßigen Verhältnis zur Inkubationsdauer — die anderer- 


seits wieder von Virulenz und dem Spirochätengehalt des Impfblutes 
abhängig ist — stehenden fieberfreien Zwischenzeit von 3—16 Tagen, 
die sich nach jeder weiteren Fieberperiode immer wieder etwas ver- 
längerte, noch 3—4 Fieberperioden. Wegen der von Relaps zu Relaps 
immer stärker aultretenden Allgemeinerscheinungen (Müdigkeit, Ab- 
eschlagenheit, allgemeine Schwäche) — eine auch bei der Paralyse- 
Behandlung beobachtete Eigenheit der Rekurrensinfektion —, die sich 
besonders in den schwereren Fällen stark geltend machten und im 
Gegensatz zu den Herdreaktionen fast während der ganzen Zeit der 
Apyrexie bestehen blieben, wurde in den meisten Fällen das Fieber 


nach der 4. Fieberperiode durch intravenöse Einverleibung von 0,15 


Silbersalvarsan nach vorausgegangener oder darauffolgender Lumbal- 
punktion, durch die ich den Übertritt des Silbersalvarsans in den Liquor 
begünstigen zu können glaubte, zu unterbrechen versucht. - In keinem 
Falle kam es so nach der Silbersalvarsaninjektion noch zu einer 
Temperatursteigerung, was uns jedoch nicht zur Annahme einer sterili- 
sierenden Wirkung des Silbersalvarsans bei Rekurrens berechtigt, da 
G. Steiner auch dann, wenn nach Salvarsaninjektion im Blute keine 
Spirochäten mehr zu finden waren und keine Rekurrensanfälle mehr 
auftraten, im Tierversuche das Vorhandensein von Spirochäten im 
Gehirn nachweisen konnte. Buschke und Kroó haben dasselbe für 
die russische Rekurrenserkrankung nachgewiesen. In 2 klinisch be- 
sonders schweren Fällen kam es das eine Mal nach der 3. (bei weniger 
ausgiebigen, mehr protahierten Fieberreaktionen), das andere Mal nach 
der 5. Fieberperiode zu einer spontanen nun Letzterer Fall 
bot insofern eine Besonderheit, als dem ersten 3 Tage dauernden Fieber- 
insulte zuerst nach 6, dann nach je 3 Tage andauernder fieberfreier 
Zwischenzeit je ein 1 Tag andauernder Fieberanfall (Höchsttempe- 
ratur 40,1) folgte. — Versuche einer Reinfektion mit vollvirulentem 
Material (Blut) 6—8 Wochen nach Ablauf des letzten Relapses blieben 
ohne Erfolg. G. Steiner berichtet diesbezüglich, daß es ihm im Zeit- 
raume bis zu bisher 2!/, Jahren‘zwischen Erstinfektion und der Neu- 
imping in keınem Falle gelang, eine Reinfektion zu setzen. 
| hne der nötigen Kürze halber die Krankengeschichten mitteilen 
zu können, sei, was die engere Symptomatologie anlangt, erwähnt, daß 
es außer den schon angeführten Prodromal- und Allgemeinerscheinungen 
während der Fieberperioden selbst zu mehr oder minder starken Herd- 
reaktionen kam, die sich in vorübergehender Zunahme fast aller bei 
dem Kranken bestehenden Symptome (Zunahme von Nystagmus, In- 
tentionstremor, Ataxie, der Spasmen und Paresen — in einem Falle 
bis zu vollkommener vorübergehender Paralyse — Spracherschwerung, 
Blasen- und Mastdarmstörungen) äußerten, denen in einzelnen Fällen 
in den fieberfreien Zwischenräumen eine während derselben andauernde 
Besserung mit Zurücktreten aller Symptome bei. weiterbestehenden 
Allgemeinerscheinungen folgte. In einem in der Ausprägung der Symptome 
sehr vorgeschrittenen Falle mit vorwiegend bulbären und zerebellaren 
Störungen — Fälle, die sich für Fieberbehandlungsmethoden, die mit 
Herdreaktionen einhergehen, überhaupt weniger eignen — kam es zu 
ganz akut bedrohlichen asphyktischen Erscheinungen mit schwerer 
Atemnot, Schluckstörung, Eıbrechen, das leicht und ohne Übelkeit vor 
sich ging, in einem anderen Falle kam es zur Steigerung schon vor 
der fung bestandener intellektueller Ausfälle zu einem Verblödungs- 
zustand, außerdem zu psychischen Störungen vom Charakter des Be- 
schäftigungsdelirs während der Fieberperioden und zum Auftreten einer 
azialisparese, wie sie auch G. Steiner bei der Rekurrenserkrankung 
erwähnt und wegen ihrer Ähnlichkeit mit den Syphilisrezidiven als 
„Rekurrensneurorezidiv“ bezeichnet, In keinem Falle kam ein aus- 
esprochener Milztumor, in 2 Fällen eine mäßige Milzvergrößerung zur 
eobachtung. In:beiden Fällen fand sich eine Druckempfindlichkeit 
der Lebergegend ohne Vergrößerung des Organes. In einem Falle kam 
es zum Auftreten eines akuten Schubes einer alten Iridozyklitis, wie 
sie auch als Komplikation bei Rekurrens beschrieben wird. Hingegen 
wurde keine von den anderen bei der natürlichen Rekurrensinfektion 


beschriebenen Komplikationen wie Ikterus, Otitis media, Erkrankungen . 


es Respirations- und Digestionstraktes, wie auch nie ein meningoen- 

zephalitisches Syndrom (Cawadias) auftreten gesehen. Nie kam auch 
eine Roseola zur Beobachtung. Die in den Fällen erhobenen Liquor- 
befunde sind wegen ihrer geringen Zahl nicht verwertbar. 

So war in allen Fällen das Krankheitsbild ein milderes als bei 
der natürlichen Infektion mit dem Erreger des afrikanischen Rückfall- 
fiebers. Und auch im Spirochätenbefunde bestanden gewisse Unter- 
schiede. Während schon R. Koch und seine Nachuntersucher auf das 
außerordentlich spärliche Vorkommen der Spirochaete Duttoni im Blute 
. der an afrikanischer Rekurrens Erkrankten inwiesen, fand ich sowohl 
' im Kranken-, wie im Mäuseblut zu gewissen Zeiten, aber. durchaus 

Nicht regelmäßig, so ganz kurz vor Auftreten und während des 
Fieberanfalles, besonders in seiner ersten Zeit hin und wieder reich- 
ch Spirochäten. Aber auch gegen Ende des Fieberanfalles, wie 
im fieberfreien Intervall nach dem 1, 2. und 3. Anfall, gegen 
nde der Apyrexie, konnte ich bei sehr genauem Durchsuchen 


Spirochäten finden, während sie in den späteren .fieberfreien Inter- 
vallen seltener zu werden scheinen. Versuche, Mäuse mit dem Blute 
von im fieberfreien Intervalle befindlichen Kranken zu infizieren, ge- 
langen fast immer, auch in Fällen von anscheinend negativem Spiro- 
chätenbefund im Blute, während die Zahl der Versager bei Versuchen 
von Überimpfungen nach dem letzten Anfalle wachsend zunahm. 
Arthur Mayer berichtet diesbezüglich über das Vorkommen von 


Spirochäten im Blute bis 19 Tage nach dem letzten Fieberanfalle. - 


Regelmäßig gelangen die allerdings nur in wenigen Fällen durch- 
geführten en von Mäusen mit Liquor, sowohl im fieberfreien 
Intervalle, wie auch nach dem letzten Anfalle. In einem Falle konnte 
ich mit dem 11 Tage nach dem letzten Insult, an den sich eine 
Salvarsaninjektion angeschlossen. hatte, entnommenen Liquor eine 
Maus infizieren, ohne daß es gelungen wäre, im Zentrifugate des 


Liquors Spirochäten nachzuweisen. F. Plaut und G. Steiner. be- 


richten über den regelmäßigen Nachweis von. Spirochäten im Lumbal- 


punktat, besonders um die Zeit des ersten Rezidivs, sie konnten aber 


andererseits auch nach ausgiebiger Salvarsanbehandlung noch Spiro- 
chäten im Liquor nachweisen; sie weisen‘ darauf hin, daß trotz des 
Vorhandenseins von Spirochäten im Liquor der Kranke rezidivfrei 
bleiben kann. Es gelang ihnen mit dem Liquor bis zu 45—51 Tage 
nach dem letzten Anfalle Mäuse zu infizieren, während Buschke und 


Kroó noch 5— 14 Wochen nach der Infektion durch den biologischen 


Versuch Spirochäten im Mäusegehirn nachweisen konnten. 
Was nun das Ergebnis dieser Versuche der Beeinflussung des 


Krankheitsbildes der multiplen Sklerose durch die Rekurrensinfektion 


anlangt, so ist mir wegen der geringen Zahl der Fälle, noch mehr 
aber wegen des Umstandes, daß die Kranken in den verschiedensten 
Krankheitsstadien verschiedener Symptomenbilder der multiplen 
Sklerose, ganz wahllos, wie sie eben an die Klinik kamen, der 
Impfung unterzogen wurden, ein zusammenfassendes und abschließen- 
des Urteil nicht erlaubt und dies um so weniger, als sich unter 
den 9 Fällen 5 schwerste Krankheitsbilder — wobei uns in der 
Beurteilung der Schwere des Krankheitsbildes neben’ der Dauer 
des Leidens vorwiegend die Schwere der Symptome als Maßstab 
dienen muß —, finden. .Konnten wir doch nicht erwarten, daß 
unter dem Einflusse der künstlich gesetzten fieberhaften Erkrankung 
schwere, schon lange Zeit bestehende, in schweren organischen 
Veränderungen des Z.N.S. wurzelnde klinische Ausfallserscheinungen 
zur Rückbildung gebrächt werden könnten. | 

An Stelle der Mitteilung der Krankengeschichten möge ein 
Gruppeneinteilungsversuch in aller Kürze einen kleinen Überblick 
über die Fälle geben: | 


Von den in die erste Gruppe fallenden schwersten Fällen, bei _ 


denen es z. T. infolge schwerer spastisch-paretischer Erscheinungen, 
z. T. infolge der außerordentlich starken zerebellarataktischen Koordi- 
nationsstörung zu einer mehr oder minder lange zurückreichenden 
Bettlägerigkeit bzw. äußerster Einschränkung der Gehfähigkeit ge- 
kommen war, reichen bei Fall 1, einer 39jähr. Frau, die ersten Sym- 
ptome auf 21 Jahre, die Gehunfähigkeit auf 1 Jahr — bei Fall.2, 
einem 52jähr. Eisenbahner, einer multipen Sklerose mit Verblödungs- 
zustand die ersten Symptome auf 10 Jahre, die Gehunfähigkeit auf 


1 Jahr — bei Fall 3, einem 23jähr. Landarbeiter, die ersten Sym-.. 


Bone auf 1 Jahr zurück mit infolge der starken zerebellarataktischen 
törungen bald darauf eintretender Einschränkung der. Gehfähigkeit zu 
einem mühsamen Gehen mit zwei Stöcken — bei Fall 4, einer 37jähr. 
Wirtin die ersten orpomme auf 16 Jahre, die Gehunfähigkeit auf 
mehrere Monate — bei Fall 5,. einer 30jähr. Frau, die ersten Sym- 
ptome auf 7 Jahre zurück, wobei das Gehen nur mit ausgiebigster 
Unterstützung bei breitspurigem, unsicherem, stampfendem Gang mög- 
lich war. Se | | 
Von den in die zweite Gruppe fallenden mittelschweren Fällen 


mit leichteren, vorwiegend spastisch-paretischen Symptomen traten bei 


Fall 6, einer 56jähr. Köchin die ersten Symptome vor 19 Jahren — 


bei Fall 7, einer 40jähr. Ordensschwester vor 10 Jahren, und von den 


der dritten Gruppe einzureihenden zwei klinisch leichten Fällen bei 


Fall 8, einem 28jähr. Arbeiter die ersten Symptome vor 3/, Jahren 
‘mit vorwiegend zerebellarataktischen Störungen — bei Fall 9, einem 


20jähr. Mädchen, die ersten Symptome vor 


Jahren mit Hirnnerven- 
störungen und migräneartigen Anfällen auf, 


Bezüglich der bei den Fällen nach Überstehen der Infektion 


bzw. in den Fällen, wo es möglich war, während einer {jährigen 
Beobachtungsdauer erhobenen Befunde läßt sich sagen, daß im 
Falle 2 eine vorübergehende Besserung der Gehfähigkeit neben 
einer Progredienz des Verblödungsprozesses zu vermerken ist, im 


Falle 1 und 5 das Krankheitsbild ziemlich unbeeinflußt geblieben, ` 


im Falle 6 eher eine Verschlechterung eingetreten ist. Im Falle 8 
kam es zu einer leichten, aber nur vorübergehenden Besserung, im 


Falle 4, 7, 8 zu einer ziemlich weitgehenden, bis in die letzte Zeit 
anhaltenden günstigen Beeinflussung des Krankheitsbildes, im Falle 9 


zu einem bis jetzt anhaltenden, fast völligen Schwinden . aller 
Symptome. | : 


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À sammengestellt und alle die berücksichtigt, deren Diagnose durch 


- auf. In weit geringerer Zahl schließen sich Scharlach, Typhus und 


162% © O o, 19 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. °>. © ° 716: November 
Das häufige Auftreten von Remissionen im Verlaufe einer | | Ber: 
multiplen Sklerose muß uns allerdings in der Einschätzung einer | 
Besserung. im klinischen Krankbeitsbilde als Behandlungserfolg zur 


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Tabelle 1. 


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= Vorsicht mahnen, Daß'aber auf dem ‘Wege der künstlichen Re- Sektions- © AARE 3 : È E A 
_ kurrensinfektion das Krankheitsbild der multiplen Sklerose zu be- | ~ ummier Diagnose |4 Infektion 2535| Ras) +5 |888 
no ums i s Ps. . e e a un: Er Nn uns| 00 oo? 
einflussen ist, dafür sprechen die in allen Fällen beobachteten, manch- |`- D A TIMES 3 San. 
mal besonders. stark ausgeprägten Herdreaktionen, wie. die trotz der. oO H a ATO 
ungünstigen Auswahl offensichtlich günstige Beeinflussung der er- | ——7 Ar PER = 
wähnten Fälle. Einen tieferen Einblick in diese Zusammenhänge | 1922/ 683|Mitral-u.Aorten-|m.| mit 12 Jahren. TEMO. 
könnten jedoch -nur Beobachtungen an einem größeren Máäterial | — insuffizienz |. Ki NIT ji 
klinisch günstiger liegender, vor allem inzipienter Fälle bieten. Es: .| 1921/ 342] Mitralinsuff. |w.| „ 10 „ 68 | 8 
soll daher in dieser Mitteilung lediglich über die bei den Impf- | 1921/:144|Myodegeneratio|w.| ', 2 n TENER 
'versuchen gemachten Beobachtungen und Erfahrungen berichtet, en 1 Mr a ara Wil. 15 n z A 
keineswegs aber der Rekurrensbehandlung der multiplen Sklerose 19221 467 do a na 55 0 
e i ; a . a X . . 39 
‚als Methode der Wahl das Wort geredet werden, ` | {992,499 Myo degeneratio le OR 53 l 0. 
Literatur: F. Plaut und G. Steiner, Rekurrensimpfungen bei Para- | 1922/ 779) 0. ar rd Te 49 i 
. lytikern. Zschr. f. d. ges. Neurol, u. Psych. 1919, 53, H. 1 u. 2, S. 108; Weitere Erfab- 19292 | 433 Aorteninsuff. |m. = 14 z: 51 8- 
rungen bei Rekurrensinfektion. D.m.W. 1920, Jg. 46, Nr. 40; Über das Auftreten von | 1921 /'688| Aorteninsuff., |w. 14 49 0 
‚Spirosomen und entzündlichen Veränderungen im Liquor bei Rekurrenskranken. + HMERlina:t EN i 3 
Arch. f. Schiffs- u. Trop.-Hyg. 1920, 24, ref. Kongreßbl. f. d. ges. inn. Med, Bd. 12, S. 481.— |, 1928/1067| Mit lin : if $ i 9 40 g 
G. Steiner; Über die Infektionsbehandlung der Metasyphilis des Nervensystems 9 | A ANTAUNSUL = | Wei» a ” 97 
~ undihre theoretischen Grundlagen, Jahreskursef, ärztl. Fortb. 1924,Jg.15.—Mühlens, 1923/1129 h ‚ao. w.| „ 10 n. 0 E 
'. Weygandt und Kirschbaum, Die Behandlung der Paralyse mit. Malaria- und | 1921/ 278|Mitralins.u.Sten.|w.| „ 17 „ 42 3 
-  Rekurrensfieber. M.m.W.1920, 29, S. 881. — Mühlens und Kirschbaum, Para- | 1923/ 891 ]Myodegeneratio|w.| „ 16 „ 34 0 
sitologische und klinische Beobachtungen bei künstlichen Malaria- und Rekurrens- 1921 / .7141Mitral-u. Aorten-| w. k 19 R 46 18, 
übertragungen. ' Zschr. f. Hyg. u. Intkrkh. 1921, 94, H.1. — Kirschbaum, Über insuffizienz 
Malaria- und Rekurrensfieberbehandlung bei progressiver Paralyse. Zschr. fd. ges. | 1999 | 656 do wi 90 i 24 0 
- Neurol. u. Psych. 1922, 75, S. 635. — Weichbrodt und Jahnuel,: Einfluß hoher | 199%} 1] Mitral; iS uff xs 2 25 n 60 6 
` Körpertemperatur auf die Spirochäten und Krankheitserscheinungen der Syphilis | - 199 N orl - Ir Pa f |» PR: .” 98 56 0 
. im "Tierexperiment. D.m.W. 1919, 18. — Sagel, Beitrag zur Behandlung der De- | l 0. h wW. IK ” 
mentia paralytica. Zschr.f. d. ges. Neurol u. Psych. 1928, 84, H.4u.5. — Buschke 1922/ 974 do. W. „a 22 9 19 5i 10 
und Kroó, Experimentelle Untersuchungen über die Immunität bei Rekurrens. | 1922/ 605 |Mitral-u.Aorten-|m.| „ 3 „ 12 | 42 | 7 
' Klin. Wschr. 1922, 47; Histologischer Nachweis von Spirochäten. Ebenda. 1922, 50. — insuffizienz 
A. Oawadias, Le syndrome möningo-enc$phalique au cours de la fièvre an :1921/ 526 do: - fm > 2A m st! 0 
rei. Kongreßbl. f. d. ges. inn. Med. Bd. 21. — A. Mayer, Spirochäten und Blutbild ` : " 
beim Rückfallfieber. Zsehr. £ klin, Med. Bd. 93, H. 1 a2 S-14 © | aa BAS Mitralins eten. A = ; í = ; 
5 . y @ 1 
| 1921/ 478| Mitralinsuff. a 80"; 13 | 58 | 10 
| | ee; 1923/ 879] Aorteninsuff, 87 10 | 49 |. 2 
Aus der I. Inneren Abteilung des Städtischen. Krankenhauses ` 1922) i | u an | n n : 2 | 3 a 
' im Friedrichshain zu Berlin (Direktor: Prof. Dr. H. Lippmann). 1921/ 83 Mitralins.ú.Sțen z 32 $ ılaglı 


Von Dr. Frida Thormeyer: 


'1923/1108| Myodegeneratio 


| rn a: ao 18 | 64 
Über den Einfluß, den die Infektionskrankheiten auf die Pro- | 1923/1126] Mitralinsuff. „57 i 14 | 72 
gnose der Herzerkrankungen ausüben, sind bisher keine zusammen- | 1922/1282] Myodegeneratio 


hängenden Arbeiten . veröffentlicht worden. Aus dem großen, mir 
‘zur Verfügung stehenden Krankenhausmaterial habe. ich sämtliche | 
in den letzten zwei Jahren ad exitum gekommenen Herzlälle zu- 


1921/ 268|Mitralins.u.Sten.| w. 
1923/1144] Aorteninsuff... |. 
1923/ 66] Mitralinsuff. 
1992) 87 | do. 
1921/ 478| Aorteninsuff., 


die Sektion bestätigt wurde. Es ergaben sich 299 Fälle, von denen 


ormuüacs 


Mitralins. u.Sten. za | 
nach Durchsicht der für die Aufstellung wichtigen Anamnesen | i922/ 92i| Mitralinsuff. . nicht -angegeben | - — | 62 | % 
-122 Krankheitsgeschichten für die Statistik verwertbar waren. Neben | 1922/ 428] . do. g Masern — | 2i 
‚der Myodegeneratio cordis kommen hauptsächlich die absoluten | 1922/ 163| do. . | nicht angegeben — | & a 
Mitraliehler und Aortenklappenfehler bzw. die kombinierten Mitřal- | 1921/ 6141] do. te — w | 8 
und Aortenfehler in Betracht. Von den Klappenaffektionen sind nach a a e DES en beni el Iwl a 
Zahlen, die sich beiläufig aus meiner Statistik ergeben, am häufigsten 19221108 Er = MEDNANSSESDEN — gold 
dieFehler der Mitralis mit 51,28%, diesen folgen die Aortenklappen- | 1922, 451 des O” Erysipel — |63| 0 
fehler mit 30,77 %, eine relativ hohe Zahl, die wohl durch die syphi- | 1922) 265 do. Chorea — |74| 0 
litische Durchseuchung des Berliner Materials bedingt ist, und schließ- | 


lich die kombinierten Formen mit 17,95%. Schmitt aus der Jenaer 
Klinik gibt folgende Zahlen an: 57% Mitralfehler, 18% Aortenfehler, 
16% Mitral- und Aortenfehler. Die Erkrankungen der Mitralis kommen 
häufiger bei Frauen, die der Aortenklappen häufiger bei Männern vor. 
Die Veränderungen an den Klappen schließen: sich meist an 

eine Endokarditis an. .Die Ursache derselben ist nach Mengel in 
drei Vierteln der Fälle in einer Infektionskrankheit zu suchen. Die 
in überwiegender Zahl zu Klappenerkrankungen führende Infektions- 
krankheit ist der Gelenkrheumatismus;. der dritte Teil der durch- 
gesehenen Krankheitsgeschichten weist diese ursächliche Erkrankung 


Abstand von der Infektion zur ersten Kompensationsstörung ist. 
Den längsten Zeitraum zeigt ein Fall mit Mitral- und. Aorten- 
insuflizienz, wo der Gelenkrheumatismus mit 12 Jahren aultrat und | 
‚die erste Dekompensation mit 74, Jahren. : Wie praktisch wichtig 
für die Prognose die Frage ist, ob die Kompensationsstörung durch 
eine Gelegenheitsursache hervorgerufen oder begünstigt wird, erklärt 
folgendes Bild mit einer Mitralinsuffizienz: Im 10. Lebensjahr er- 
krankte eine Patientin an Gelenkrheumatismus, mit 37 Jahren 
stellten sich im Anschluß an einen Partus Herzschwäche, Atemnot 
und Ödeme ein. 8 Monate darauf erfolgte schon der Exitus. Unter 
den mir zur Verfügung stehenden Krankengeschichten waren durch 
den Krieg hervorgerulene Schädigungen als Dekompensationsursache 
nicht zu verzeichnen. Die kürzeste Kompensationsdauer- bei. den 
im jugendlichen Alter an Gelenkrheumatismus Erkrankten ist aus 
einem Beispiel mit Mitral- und Aorteninsuffizienz ‘ersichtlich, WO 
14 Jahre nach der Infektion Atemnot einsetzte. Greife ich alle die 
Fälle heraus, die zwischen dem 1. und 20. Lebensjahr einen Ge- 
lenkrheumatismus in der Anamnese aufweisen, so ergibt sich im 
Höchstfalle eine Kompensationsdauer von 62 Jahren; der Kleinste 
Zeitraum erstreckt sich. über 14 Jahre. Nach-genauer Berechnung 
beträgt die durchschnittliche Kompensationsdauer 33,68. Jahre. 


andere Infektionskrankheiten an. Auch bei der chronischen Myo- 
karditis entsteht die ursprüngliche Schädigung des Herzmuskels oft 
‚durch eine Polyarthritis rheumatica. Die Häufigkeit des Vorkommens 
eines Gelenkrheumatismus in der Anamnese bestimmten mich, zu- 
nächst systematisch alle die betreffenden Fälle, die diese Er- 
krankung aufwiesen, zusammenzustellen und die Zeit von der In- 
Sektion bis zur ersten Dekömpensation zu berechnen. | 

| Dabei fällt von vornherein auf, wie groß bei den im: jugend- 
lichen Alter von Gelenkrheumatismus betroffenen Individuen sowohl 
bei den Klappenfehlern als auch bei der Myodegeneratio cordis der 


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1922/8370 | Aorteninsuff. u.|m.| „ 


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‚1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


Bereits im dritten Jahrzehnt tritt eine beträchtliche Ver- 
schiebung der Zahlen nach unten ein. Eine verhältnismäßig lange 
'Kompensationsdauer hat eine Patientin mit Mitralinsuffizienz, die 


im 25. Jahr an Polyarthritis rheumatica erkrankte und deren erste 
- Herzbeschwerden mit 54 Jahren auftraten. Hingegen treffen wir in 


diesem Jahrzehnt schon auf ein Beispiel, wo ein Jahr nach der 
Infektion Luftknappheit einsetzt. Aus der Tabelle resultiert für das 


dritte Jahrzehnt ein Durchschnitt von 14,71 Jahren für die un- | 


gestörte Kompensation. | | 

Betrachten wir auch das vierte Jahrzehnt besonders, so sinkt 
die Zahl noch um ein Bedeutendes; denn die längste Kompen- 
sationszeit, die ich feststellen konnte, fand ich bei einer Mitral- 
insuffizienz, mit 35 Jahren bekam die Patientin ihre Polyarthritis 
rheumatica und im 48. Jahr die ersten Herzbeschwerden. In einem 
Fall von Mitralstenose setzten Atemnot und Herzklopfen unmittelbar 
im Anschluß an den Gelenkrheumatismus ein. .Nach der Tabelle 
ergibt sich ein Durchschnitt von 5,66 Jahren als Kompensations- 
dauer. Die gesamten Beispiele der ‚über dem 30. Lebensjahr an 
Gelenkrheumatismus Erkrankten ergeben eine durchschnittliche Kom- 
pensationsdauer von 8,53 Jahren. | 

Stellen wir diese Ergebnisse nebeneinander, so ist leicht zu 
ersehen, wie günstig die Prognose für die im jugendlichen Alter 
bis zum 20. Lebensjahr an Gelenkrheumatismus Erkrankten ausfällt 
im Verhältnis zu den in späteren Jahren davon Betroffenen. Der 
Kompensationsdauer von 33,68 Jahren: bei Jugendlichen steht nach 


‘dem 30. Lebensjahr eine Zeit von 8,53 Jahren gegenüber, das ist 
‚ nur der vierte Teil. Die vor dem 20. Lebensjahr an Gelenkrheuma- 


tismus Erkrankten zeigen also nach meinen Berechnungen eine 


_ viermal günstigere Prognose, als die nach dem 80. Lebensjahr Er- 


krankten. i | 1 
Im Anschluß an die Herzerkrankungen nach Gelenkrheumatismus 


"möchte ich noch einige Fälle nach Scharlach erwähnen, die sich in’ 
. meiner Statistik in relativ hoher Zahl vorfanden. Es sind dies 


Patienten, ‚bei denen aus der Krankheitsgeschichte der Scharlach 
als einzig mögliche Infektion als Ursache der Endokarditis bzw. der 
Myodegeneratio in Frage kommt. In sämtlichen Beispielen wurde 
der Scharlach als Kinderkrankheit durchgemacht, und in verschie- 
denen Abständen, schwankend zwischen 15 und 62 Jahren, traten 
Kompensationsstörungen auf. Da beim Scharlach das Infektionsjahr 
nicht angegeben war, sondern derselbe nur als Kinderkrankheit ver- 
zeichnet war, habe ich in der folgenden Übersicht die Infektionszeit 
willkürlich in einem Alter von 6 Jabren angenommen. 


Tabelle 2. 
» r:l a D gl vo 
3 2 214538] 212390 
Sektions-| 7: 2 | Infektion |E84| 885 SEE 
nummer Diagnose r Ho kE 8 Te Mic. E a S 
77] | "alae =. sag 
S| Scharlach |5 # =”) #|6% 
(ss Ver EEE or Se IS EEE ur ar DEE a SSGIRBRREO.EFR 
. 1922/743 Myodegeneratio m.| mit 6 Jahren | 72 | 66 | 2 | 0 
1922/690 0. m| „6 „ 66 | 60 | 66 0 
1921/456 ‘do. w| „6 „ 55 | 49 | 75 | 20 
1922/ 44 | Aorteninsuf. |m.| „6 %„ 54 | 48 | 64 | 10 
1822/810 |Myodegeneratiolm.| „6 %„ 51 | 45 | 51 0 
1922/.46 [Mitral-u.Aorten-|w.| „ 6 „ 50 | 44 |52] 2 
‚ insuffizienz 
1922/380 | Mitralstenose. |m.| „6 ; 35 | 29 | 39 4 
6 y 25 | 19 | 50 | 25 


Stenosė 


Daraus ergibt sich für die ungestörte Kompensation ein 
Durchschnitt von 45 Jahren, das ist eine Zeit, die praktisch ge- 


. nommen die Lebensdauer fast nicht beeinflußt. 


‚. Im Zusammenhang mit den Infektionskrankheiten ist noch in 
gewisser Hinsicht die Lues anzuführen. Die durch die Syphilis 
hervorgerufenen krankhaften Vorgänge an den Aortenklappen ent- 


stehen oft erst Jahre nach der Infektion durch Übergreifen der 


Aortitis auf dieselben, Die Zeit der Infektion ist also nicht identisch 
mit dem Beginn der Endokarditis. In einigen Fällen ist das Alter 


der Infektion aus der Anamnese nicht ersichtlich, nur die positiven 


d a. R. weisen auf eine Lues hin. Die beschwerdefreie Zeit, von 
ter Infektion an gerechnet, erstreckt sich meist über 20 bis 30 Jahre, 
einmal sogar über 39 Jahre. Kraus gibt einen Zeitraum von 15 


bis 20 Jahr ; x a 
Tabelle ein. en an. Zur Erläuterung füge ich wiederum die 


+ 


Tabelle 3. 


[91.85 2 
| U a S gjss] 8 |&3e 
Sektions- ar S| Luetische |E3äla2as2| # |SS} 
nummer | Diagnose E Infektion 338 FEE S 825 
2 a asqa E -EG 
1922/ 363į|  Mitralinsuff. |m.| mit 30 Jahren | 69 39 70 1 
1922/1042 |Mitral-u.Aorten-| w.| „ = 61 | 38 61 0 
; ' insuffizienz BE e | 
1921/ 227|Myodegeneratio|m.| „ 24 „ 62 | -38 65 3 
1922/ 447| Aorteninsufi.- |m.| „ 19 „ 54 | 35 | 55 1 
1921/ 844|Myodegeneratiolm.| „ 2t „ | 50 | 29 |. 55 5 
1922/ 753 itralinsuff. |m.|:„ 18 „ | 46 | 28 | 47 i 
1923/ 238| do. W| na 2 y 49 | 297 | 50 j- í 
1922/ 797| Aorteninsuff. |m.| „ 18 „ 44 | 26 | 44 0 
1922/1217 do. m.| „ 9 } 54 | 25 | 541. 0 
1922/ 33 do. m.| „ 3 „ 60 | 25 | 60 | 0 
1922/ 302 do. m.| „ 20 y 45 | 235 | 45} 0 
1923/ 146} . d. . |m] „ 4 „ 59 | 25 | 59 | 0 
1922/1250|Myodegeneratio|m.| „ 1 „` | 438 | 2:| 73 30 
1921/ 875 0. m.i „ 20 , 42 | 22 | 57 | 15. 
1921/ 724| Aorteninsuff. |w.| „ 19 „ .| 33 14 | 3 | 0 
1923/ 141 do. m.| „ 393 „ 151 | 142 | 51 |. 0- 
1921/ 630|. _ . do. w| a 4 y 44 3 | 4 0 
1922/ 157 do. m.| Wa.R. positiv | 35 — 42 | 7 
1922/ 616 . do. w. Fe 67 | — |1 69 2 
1921/ 320 do. w. N "4 49 | — | 50] 1 
1921/ 870 .do. w. = er 59 | — | 59 0 
1922/ 201] ` do. w. Ri E 58 | — | 53 0 
1923/ 100 “do. m. Š R 62 | — | 62 0 
1923/ 151 do. | m; % 72 | — |722| 0 


Die Dekompensation tritt bei der Lues im Durchschnitt 
25,47 Jahre nách der Infektion ein, immerhin ein für die Prognose 
als günstig zu bezeichnendes Alter. | 

. Ich wende mich jetzt zu den einzelnen Klappenfehlern, um 
einige prognostische Betrachtungen aus meiner Statistik über die 


Kompensationsdauer nach der ersten Dekompensation anzuschließen, . 


und beginne mit der häufigsten Klappenerkrankung, der Mitral- 
insuffizienz. Dieselbe führt sehr selten während der ersten De- 
kompensation zum Tode. Drei, vier, ja sehr viele Kompensations- 


störungen in größeren und kleineren Abständen, meist mit starken 


Ödemen, bilden die Regel. Die längste Zeit, über die sich die 
Dekompensationen erstreckten, fand ich bei. einer Patientin, die mit 
42 Jahren ihre ersten Herzbeschwerden bekam und nach zahlreichen 
Wiederholungen derselben nach 20 Jahren starb. Eine Dekompen- 


sationsdauer von 10 Jahren konnte ich mehrmals verzeichnen. Nach 
den Zahlen der Tabelle 1 erstreckt sich die Dekompensationsdauer 
bei. der Mitralinsuffizienz durchschnittlich über 4 Jahre, bei 
konkomitierender Lues, wie aus Tabelle 3 ersichtlich, beträgt sie 
‚nur 1 Jahr. | 


Anders bei der Aorteninsuffizienz.. Während -bei den: andern 


Herzleiden der Hydrops eine so große Rolle spielt, fand ich bei. 


dieser Klappenerkrankung eine größere Anzahl von Fällen, die bis 
zum Tode keine Ödeme aufwiesen. Stelle ich in Tabelle 3 die 


Fälle zusammen, deren Aorteninsuffizienz die Folge einer Lues ist, 


so sterben diese-Leute meist noch an den Folgen der ersten De- 
kompensation, ohne je wieder in ein latentes Stadium gekommen 
zu sein. Fortschreitende anatomische Veränderungen der Klappen, 


die Erweiterung des Anfangsteiles der Aorta durch die Mesaortitis 
luetica, vor allem die Mitbeteiligung der Koronargefäße, deren 


Mündungen der luetische Aortenprozeß einengt, und die daraus 
sich ergebende Myokardschädigung erklären diese Tatsachen. Nach 
Berechnung ergibt sich für die Aorteninsuffizienz ein Durchschnitt 
von 0,68 Jahren, das, sind rund 8 Monate für die Kompensations- 


zeit nach der ersten Dekompensation. Im Vergleich zur Mitral- 


insuffizienz mit 4 Jahren ist die Prognose der Aorteninsuffizienz 


mit 8 Monaten Dekompensationsdauer ein durchaus ungünstiges 


Resultat. cr 

Es ‚bliebe nun noch übrig, einige prognostische Ergebnisse 
über die Lebensdauer bei den einzelnen Vitien anzuschließen, so- 
weit diese aus der Statistik hervorgehen. Bei weitem am 
ungünstigsten gestaltet sich die Lebensdauer der mit kombinierten 
Klappenfehlern behafteten Patienten. Die Berechnung ergibt, daß 
diese im Durchschnitt nur eine Lebensdauer von 46,65 Jahren auf- 


weisen. Bei den Aorteninsuffizienzen tritt der Tod nach den be- 


obachteten Fällen selten vor dem 40, Lebensjahr ein, aber das 


d Alter überdauert nur in wenigen Beispielen das 6. Jahrzehnt. Den 


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‚höhere Zahlen zeigt die Myodegeneratio cordis mit einer durch- 


© fehler. D. Arch. f. klin. M, Bd. 132. — Citron, Über Aorteninsuffizienz und: 


1614 | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.46. 16. November 
NEE nm TESTER mr Tan ne an ee nr mem era nere nem en mann] 
Durchschnitt der Lebensdauer berechnete ich auf 53,6 Jahre. Die 


Patienten mit einer Mitralinsuffizienz erreichen in ?/, der Fälle ein 
Alter von über 50 Jahren, durchschnittlich von 57,26 Jahren. Noch 


iede äußerlich sichtbare Narbe zu vermeiden. Ich ging links ‚im 
Vestibulum nasi ein, hebelte das Periost des Nasenrückens bis zur 
Radix nasi ab, bis ich auf den Tumor stieß. Es gelang, ihn mittels 
eines kräftigen Raspatoriums von seiner Unterlage loszulösen und 
endonasal in toto zu entfernen. Nach seiner Entfernung blieb an der 
. Stelle, an der die Geschwulst gesessen war, eine wohl durch Druck- 
atrophie bedingte tiefe Einsenkung der Nasenwurzel zurück. Der hier- 
durch entstandene Höcker hätte das kosmetische Resultat der Operation 
gefährdet und wurde daher von mir sofort korrigiert. Heilung in 
wenigen Tagen mit kosmetisch gutem Resultat. 

Der exstirpierte Tumor war von Kirschgröße, rundlich, von 
glatter Oberfläche und zeigte an der Stelle des Ansatzes eine sattel- 
förmige Einsenkung. Er war von fast knochenharter Konsistenz. Sein 
Gewicht betrug beinahe 2g. Die histologische Untersuchung (Pathol. 
anat. Institut Prof. Ghons) ergab: Hartes Fibrom mit teilweiser Ver- 
kalkung. Keine Zeichen von Malignität. | 


Der Fall bietet aus mehreren Gründen besonderes Interesse; 
Zunächst wegen des Sitzes der Geschwulst. Bei Durchsicht der 
rhinologischen Literatur konnte ich Fibrome an dieser Stelle nicht 
veröffentlicht finden. Ihr Sitz ist meist im Naseninnern, wo sie 
an allen möglichen Stellen und in den verschiedensten makro- 
skopischen und mikroskopischen Formen vorkommen können. Seltener - 
finden sie sich‘ an den äußeren Teilen der Nase vor. ` So beschreibt 
Wolff!) ein Fibrom außen am Nasenflügelknorpel, Heymann?) 
spricht von Fibromen an der Außenwand des unteren Nasenganges. 
Am Nasendach kommen von gutartigen Tumoren eigentlich haupt- 


schnittlichen Lebensdauer von 63,55 Jahren. 
Zusammenfassend ist also zu sagen: 


1. Die durchschnittliche Kompensationsdauer beträgt bei den 
Herzkranken, die 


zwischen dem 1. und 20. Lebensjahr einen Gelenkrheumatismus 
durchgemacht haben, 33,68 Jahre; 

zwischen dem 21. und 30. Lebensjahr einen 
durchgemacht haben, 14,71 Jahre; 

zwischen dem 31. und 40. Lebensjahr einen Gelenkrheumatismus 
durchgemacht haben, 5,66 Jahre. 

2. Die Kompensationsdauer nach Scharlach erstreckt sich 

über 45 Jahre, eine Zeit, die die Lebensdauer fast nicht beeinflußt. 

3. Das Intervall zwischen der luetischen Infektion und der 
1. Dekompensation beträgt im Durchschnitt 25,47 Jahre. 


| 4. Die Kompensationsdauer nach der ersten Dekompensation 
beläuft sich durchschnittlich 


bei der Mitralinsuffizienz auf 4 Jahre, 
„ konkomitierender Lues nur auf 1 Jahr, 
„ der Aorteninsuffizienz auf 0,68 Jahre. 
5, Das durchschnittliche Todesalter beträgt 
. bei den kombinierten Klappenfehlern 46.65 Jahre, 


Gelenkrheumatismus 


sächlich Osteome vor?). Man mußte also — nach dem für ein 
»„ »„  Aorteninsuffizienzen 3 = Fibrom abnormen Sitze und der knochenharten Konsistenz — in 
» » Mitralinsuffizienzen 5726 „ erster Linie an ein Osteom denken. Diese Vermutung haben auch 
„ der Myodegeneratio cordis 63,5 5: F 


die meisten Untersucher, obwohl der Röntgenbefund eigentlich da- 
gegen sprach, geäußert und deshalb die Entfernung von außen 
vorgeschlagen. Erst die histologische Untersuchung des exstirpierten 
Tumors deckte seine wahre Natur auf. Der Fall lag also auch 
‘nach der diagnostischen Seite keineswegs einfach. 

Schließlich ist der Fall deswegen bemerkenswert, weil der 
Tumor hier endonasal entfernt wurde, also mit Vermeidung jeder 
Narbe auf dem ‘Nasenrücken. Diese Art zu operieren ist uns von 
den kosmetischen Operationsmethoden geläufig; sie läßt sich aber, 
wie unser Fall lehrt, auch bei pathologischen Prozessen mit 
Erfolg anwenden. Da wir endonasal nicht nur den Tumor mit dem- 
selben Resultat entfernen können wie extranasal, sondern auch jede 
äußerlich sichtbare Narbe dem Patienten ersparen, stellt das endo- ' 


nasale Verfahren für gewisse Affektionen m. E. die Methode der 
Wahl dar. Ä | | 


6. An dem durchgearbeiteten Material zeigt sich eine höhere 
Zahl für die Beteiligung der Aortenklappen als in den bisher ver- 
öffentlichien Statistiken, was auf die syphilitische Durchseuchung 
der Berliner Bevölkerung zurückzuführen ist. 


7. In den zur Verfügung stehenden Krankengeschichten 
imponieren durch den Krieg hervorgerufene Schädigungen nicht als 
Dekompensationsgelegenheitsursache. | 


Literatur: Adlmühler, Zur Ätiologie der erworbenen Herzklappen- 


Lues. B. kl. W. 1908, Nr. 48. — Guttmann, Zur Statistik der Herzklappenfehler- 
Diss. Breslau 1890. — Heinrich, Zur Prognose der Herzklappenfehler. B. kl. W. 
1918, Nr. 16. — Leuch, Statistisch-klinische Mitteilungen über Herzklappenfehler. 
Diss, Zürich 1889. — Leyden, Über die Prognose der Herzkrankheiten. D. m. W. 
1889, Nr. 20 £. — Mengel, Zur Statistik der Herzklappenfehler. Diss. Leipzig 1899 
— Romberg, Die Krankheiten der Kreislauforgane; Über die Erkrankungen des 
Herzmuskels bei Typhus abdominalis, Scharlach und Diphtherie. D. A. f. klin. 
Mod., Bd. 48. — Schmaltz, Zur Kenntnis der Herzstörungen beim Scharlach und 
ihrer Folgen. M. m. W. 1904. Nr. 32, — v. Schjerning, Handbuch der ärztlichen 
Erfahrungen im Weltkriege 1914—18; Bd. III Innere Medizin v. Krehl; Bd. IV Er- 
kungen des Herzens und der Gefäße, v. Kraus. — Schmitt, Statistisch-klinische 
Mitteilungen über Herzklappenfehler. Diss. Jena 1893. — Schott, Zur Ätiologie 
der chronischen Herzkrankheiten. Verhandl, d. Kongr. îi innere Med. 1892. — 


Schwalbe, Zur Klinik der Aortenklappeninsuffizienz.. D. Arch. f. klin. Med, 
Bd. 44 u. 45. 


Aus der Abteilung für Infektionskrankheiten des Rudolf Virchow- 
. Krankenhauses in Berlin (Dirig. Arzt: Prof. Dr. U. Friedemann). 


Beitrag zu dem Krankheitsbild der „Angina 
agranulocytotica“. 
Von Arthur Elkeles, Volontärassistent. 


Im Jahre 1922 haben W. Schulz und U. Friedemann ein 
neues Krankheitsbild unabhängig von einander beschrieben, das 
durch ulzerös-gangränöse Prozesse in den Mund- und Rachenorganen 
und durch ein eigenartiges Blutbild charakterisiert ist. Wenn in 
der Literatur bisher nur wenige Fälle .dieser neuen Krankheit be- 
schrieben worden sind, so liegt es wohl nicht an der Seltenheit der 
Krankheit, sondern daran, daß die Angina agranuloeytotiea noch 
zu wenig bekannt ist. Es handelt sich um eine außerordentlich 
schwere: Erkrankung, die in den bisher beobachteten Fällen im 
kürzester Zeit letal endete und nur das weibliche Geschlecht be 
troffen hat. Friedemann weist zwar in seiner Arbeit daraufhin, 
daß sicherlich auch leichtere Erkrankungen vorkommen, da bel 
einer neu beschriebenen Krankheit zuerst die schweren Fälle beob- 
achtet werden; zu der Annahme veranlaßte ihn auch die Beob- 
achtung eines Falles, bei dem die Angina und das Blutbild deutliche 
Heilungstendenz zeigten, und eine hinzugetretene Pneumonte als 
Todesursache angesehen werden mußte. — Das Krankheitsbild der 
Angina agranulocytotica ist jedoch noch reichlich ungeklärt, und 
so ist es von Wichtigkeit über zwei weitere Fälle zu berichten, die 
neuerdings auf unserer Abteilung zur Beobachtung kamen. 

Die 57jährige Näherin Berta H. wird am 1. April 1924 abends 
wegen Diphtherieverdacht bei uns aufgenommen. Von den Angehörigen 


1) Wolff, Mschr. f. Ohrenhlk. 1907, S. 429. | | 
2) Heymann, Handb. d. Laryng. u. Rhinol. Bd. 3, S. 796. _ Nase 
ws e EE o menn, 1.c. S. 847; Zarniko, Die Krankheiten der Nast, 


. Endonasale Entfernung eines harten Fibroms 
der Nasenwurzel.*) 
Von Dr. Ernst Wodak, Prag, 


Ohbren-, Nasen-, Halsarzt. 


Die 32 jährige Patientin E. L. bemerkte seit etwa 31/, Jahren 
eine Qeschwulst am Nasenrücken, die knochenhart war und in der 
letzten Zeit wuchs. Sie verursachte ihr zwar keine Beschwerden, be- 
wirkte aber eine beträchtliche Entstellung, weshalb Pat. deren Ent- 
fernung verlangte. Die zu Rate gezogenen nn wollten die 
Geschwulst von außen entfernen, wogegen sich Pat. wegen der ' 
Narben sträubte. | 

. Am 12. Juni 1924 konnte ich folgenden Befund erheben: An der 
Nasenwurzel, zwischen den Augenbrauen, tastet man einen über kirsch- 
großen, . kuochenharten Tumor, der mit dem darunter befindlichen 
Nasenrücken fest verwachsen scheint. Die Haut über der Geschwulst 
ist unverändert und verschieblich. Der Tumor sitzt dem Nasenrücken 
vollkommen symmetrisch auf und wölbt sowohl die seitlichen Partien 
des Nasenrückens als auch die Nase im Profil deutlich vor, wodurch 
eine gewisse Entstellung der Pat. bedingt ist.. Das Innere der Nase 
sowie der übrige Befund normal. Röntgenuntersuchung (Dr. Weil): 
Homogener, kugeliger, scharf abgegrenzter und mit der knöchernen 
Unterlage kaum zusammenhängender Verdichtungsherd, angehörend 
einem möglicher Weise vom Periost der Radix nasi ausgehenden Tumor. 

Am 13. Juni 1924 nahm ich in Lokalanästhesie die Entfernung 
des Tumors vor, nachdem ich Pat. versprochen hatte, nach Möglichkeit 


*) Nach einer am 20. Juni 1924 im Prager deutschen Ärzteverein 
gehaltenen Demonstration. 


ni 


Fr 
My 


Se we 


-war Pat. nie ernstlich krank. 


16. November 


erfahren wir nur, daß Pat. seit langer Zeit an Magenbeschwerden 
leidet, daß sie vor 10 Jahren eine größere gynäkologische Operation 
mitgemacht hat. Die jetzige Erkrankung begann am 30. März 1924 
lötzlich mit Mattigkeit, Kreuzschmerzen, Appetitlosigkeit und. Hals- 
schmerzen. Sehr schnell verschlechterte sich der Zustand, so daß Pat. 
dem Krankenhause überwiesen werden mußte. 
Mittelgroße Pat. in gutem Ernährungszustand, reichlichem Fett- 
polster, macht einen schwerkranken Eindruck, subikterische Verfärbung 
der Haut und der Konjunktiven, keine Ödeme, kein Exanthem, kein 
Enanthem, keine Ulzerationen am Körper, keine Drüsenschwellungen, 
beschleunigte stridoröse Atmung, starker Foetor ex ore, ängstlicher 
Gesichtsausdruck, das Sprechen fällt der Pat. schwer, sie kann nur 
flüstern, Sensorium ist frei, keine Zeichen von hämorrhagischer Dia- 
these, Körperwärme 39°, Puls: 110 Schläge in der Minute, weich, leicht 
unterdrückbar, klein und unregelmäßig. 
Zunge ist von bräunlichen Borken belegt, trocken, Mundschleim- 
haut gerötet, nicht ulzeriert. Blaurote Verfärbung des Rachens, grau- 
elbliche zusammenhängende Beläge an den Tonsillen, Uvula und 
Onsmonbögen sind frei. Halslymphknoten nicht wesentlich vergrößert. 
ber den Lungen normaler Klopischall, nur vereinzelt bronchi- 


tische Geräusche. 


Cor: Grenzen normal, Töne rein, leise, rhythmisch, frequent. 
Abdomen: Zwischen Nabel und Symp yse eine gut verheilte, 
etwa 12 cm lange Operationsnarbe. Leib weich, nicht druckempfindlich, 


keine pathologische Resistenz fühlbar. Milz, Leber nicht vergrößert 


tastbar. Ä 
Gynäkologisch: kein pathologischer Befund zu erheben. Nerven- 
system: intakt. | | 
Urin: Alb. +, Sediment massenhaft granulierte Zylinder, Erythro- 


zyten und vereinzelt weiße Blutzellen. 


Es besteht der Verdacht einer Diphtherie, denn neben den vielen 
leichten Fällen von Diphtherie haben wir auch in letzter Zeit Fälle 
vòn Diphtheria fulminans beobachtet, die klinisch einen ähnlichen Aspekt 
bieten können; wir gaben der Pat. daher 10 000 1.-E. intrav., 10 000 L.-E. 
intram. Das Blutbil zeigt nun einen auffallenden Befund: Leukozyten 
1000, Polymorphkernige Neutrophile 2 %/,, Eosinophile O °%,, Mastzellen 
0°, Lymphozyten 740/,, große mononukleäre 24 %,, Erythrozyten 
3500 000, Thrombozyten 180 000. 


2. April Weitere Verschlechterung, Pat. wird unruhig, wirft: 


sich hin und her; Koffein, Kampfer, Hexeton und Strophanthin haben 
keinen Einfluß auf die schlechte Tätigkeit des Herzens und des Gefäß- 


apparates; es wird der Versuch gemacht Salsarvan Dos. III. zu inji- 


zieren, doch Pat. komimt mittags ad exitum. 

Die intra vitam vorgenommene Blutaussaat bleibt steril, Di- 
Abstrich negativ. 

Die Obduktion ergibt: schwere Nekrose beider Tonsillen und des 
peritonsillären Gewebes, ebenso der hinteren chen der Zunge; 


. Zäpfchen frei, die geschwürige Infiltration geht auf die verkürzte Epi- 


glottis über, die Arygegend ist stark gerötet und geschwollen. Kehl- 
kopfeingang ist verengt und verzogen; aus dem Ventr. Morgagnii kommt 
etwas eitriges Sekret; die wahren Stimmbänder besonders rechts kaum 
erkennbar, Trachea gerötet, keine Beläge, keine Ulzerationen, die para- 
trachealen Drüsen sind in Kettenform geschwollen, keinen Thymus 
dersistens, kein Zeichen von Arteriosklerose; die übrigen Organe zeigen 
keine nennenswerten Veränderungen, bemerkenswert ist nur, daß wir 
in den Röhrenknochen teilweise rotes Knochenmark fanden. 

“ Von den mikroskopischen Befunden ist hervorzuheben, daß wir 
keine morphologischen Veränderungen an der Milz und Leber nach- 


weisen konnten, keine Anhaltspunkte für eine extramedulläre Bildung 


von weißen Blutzellen; auch in den Gefäßen der Organe waren keine 
weißen Blutzellen zu sehen. Das Knochenmark zeigt Erythroblasten 
und Megakaryozyten in normaler Zahl, ferner fanden wir äuch mye- 
loische Zellen und Zellen, von denen sich nicht mit Sicherheit sagen 
läßt, ob es Lymphozyten sind oder Kerne der Erythroblasten. 
“Anden Nieren finden wir zwar eine Hyperämie in den Glomerulus- 
schlingen und ein Fehlen der Kernfärbung in den Epithelien der Tubuli 
contorti, doch da die Sektion erst 36 Stunden nach dem Tode statt- 
pendon hat, kann es sich auch um eine postmortale Veränderung 

andeln. Dafür spricht, daß in den Tubuli contorti die Lichtung über- 
all deutlich zu erkennen ist. | 


Fall 2, Pat. Agnes M., 40 Jahre alt, wird wegen Diphtherie- 
verdacht bei uns aufgenommen. Von dem Manne erfahren wir, daß 
Pat. vor 8 on ein Zabngeschwür hatte, vor 3 Tagen erst plötzlich 
schwer erkrankt ist, heftige Halsschmerzen auftraten, so daß vom be- 
handelnden Arzt eine schwere Diphtherie angenommen wurde. Früher 


Ziemlich kräftige Pat. in gutem Ernährungszustande, ` sehr 


schwerer Krankheitseindruck, am Körper zahlreiche kleinerbsengroße 


läschen, von einem. roten Hof umgeben (septische Hautembolien); 
Pat. kann kaum sprechen, Sensorium ist etwas getrübt, Puls sehr klein, 


stark beschleunigt, weich, leicht unterdrückbar, regelmäßig, Körper- 


wärme: 40,2, Foetor ex ore. Zunge trocken, borkig belegt. Zahn- 
fleisch stark gerötet. An beiden Tonsillen graugrüne, zusammen- 
‚aängende Beläge mit schmierig eitriger Einschmelzung des tonsillären 
und peritonsillären Gewebes, auch auf die Uvula übergreifend. Die 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


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. 


“Halslymphknoten sind geschwollen und etwas druckschmerzhaft. Brust- 
. organe o. B. Milz und Leber nicht vergrößert: fühlbar. 


Die übrige Untersuchung ergibt nichts Abweichendes. Pat. 
kommt bereits nach wenigen Stun en ad exitum. Di-Abstrich —, 
Wa.R. —. Die intra vitam vorgenommene Blutaussaat ergibt hämo- 
lytische Streptokokken, ebenso die Abimpfungen aus den Hautembolien. 
In der Zeißschen Zählkammer finden wir trotz mehrmaligen Zählens 
keine Leukozyten, im Ausstrichpräparät 11 Lymphozyten. Die24 Stunden, 
später vorgenommene Sektion ergibt auch hier die nekrotisierende 


Kehlkopf übergreift. In den Röhrenknochen findet sich reines Fett- 


' mark. Akute Splenitis. Die übrigen Organe zeigen keinen abweichenden. 
. Befund. Aus den Organen . werden | 
züchtet.- Auch hier finden wir in der mikroskopischen Untersuchung 


ämolytische Streptokokken ge- 
keinen Anhaltspunkt für die schwere Veränderung des Blutbildes. 


Veränderungen an den Schleimhäuten, wie wir dies so häufig bei den 
Leukämien sehen, oder sind es primäre Veränderungen an den Rachen- 
organen, die eine abnorme Blutreaktion zur Folge haben? . 
Schwund des Granulozytensystems ist bei alymphämischen 
Lymphomatosen beschrieben worden, die auch klinisch ähnlich ver- 
laufen können, bei denen mitunter nur minimale Drüsenschwellungen 
beobachtet wurden; auch Nägeli weist darauf hin, daß die Lymph- 


sine qua non sind. Diese Erkrankungen gehen aber: häufig mit 
hämorrhagischer Diathese einher und zeigen charakteristische patho- 
logisch-anatomische Befunde, bei denen wir mikroskopisch Zer- 
störung der Lymphknotenstruktur finden, wo wir Iymphomatöse 
Metaplasien und lymphomatöse Infiltration in Milz, Lymphknoten 
und Niere sehen, wo wir in der Leber periportale Lymphozyten- 
infiltration beobachten und wo uns die rücksichtslose Wucherung 
Iymphoider Elemente im Knochenmark die Verdrängung des Granü- 
lozytensystems erklärt. | u 


hergehen, wie der Typhus, Malaria, Miliartuberkulose und Masern, 
können wir das eigenarlige Blutbild nicht in Parallele stellen. 


apparat keine tiefgreifende Schädigung; ist es doch bekannt, ‘daß 
bei komplizierten Erkrankungen auch‘ diese Infektionskrankheiten 
mit Leukozytose antworten, was eine Funktionstüchtigkeit . des 
Granulozytenapparates beweist. f E Es. 
| Ebensowenig können wir zu der 1886 zum erstenmal von 
Ehrlich beschriebenen aplastischen Anämie Beziehungen herleiten; 
auch hier. finden wir ulzeröse Prozesse an den Rachenorganen, aber 
auch eine ausgesprochene hämorrhagische Diathese und klinisch und 
pathologisch-anatomisch schwerste Schädigung nicht nur des leuko- 
poetischen, sondern auch des eryihropoetischen Apparates, während 


Diathese und die Unversehrtheit der Erythropoese betonen. 
Hinweisen möchte ich auch, daß eine schwere Diphtherie 

ähnlich verlaufen kann, wo aber das Blutbild und der‘ bakterio- 

logische Befund leicht die Entscheidung treffen lassen. Auf den 


ziehungen zu den septischen Erkrankungen hat, wie sie von 
Marchand, H. Stursberg und Türk beschrieben worden sind. 


H. Stursberg berichtet: Ein 4ljähriger Pat. (Mann) erkrankt 
akut mit hohem Fieber, Blutungen aus Mund und Nase und einem 
hämorrhagischen Exanthem, Aus dem Blut werden Streptokokken 

ezüchtet. Der Blutbefund war sehr auffallend: 900 weiße Zellen im 


Leukozyt, sondern es handelt sich ausschließlich um 
und einige vom Typus der großen Mononukleären. Intra vitam wurde 
deswegen an die Möglichkeit einer neben der Streptokokkensepsis be- 


lich eine Streptokokkensepsis und keinerlei leukämischen Befund: 


Türk: Am 17. Dezember 1906 wird eine 45jährige Hilfsarbeiterin, 
die mit Frösteln, Kopfschmerz, ee T und Diarrhoen erkrankt 
ist, ins Spital eingeliefert. In der Haut septische Embolien. An der 
Unterlippe rechts ein a AESA begrenztes Goschwür, das mit einem 
festhaftenden schmierigen Belage bedeckt ist, zwei kleinere Geschwüre 
an der Zungenspitze. Zahnfleisch geschwellt, gerötet, den mittleren 
unteren Schneidezähnen entsprechend eine weile. nekrotische Partie. 
Mandeln stark entzündlich gerötet, etwas geschwollen, ohne Beläge, 
Milz nicht zu tasten, Leber nicht vergrößert, pneumonischer Herd an 
der Basis der rechten Lunge, sonst o. $. 
Geräusch an der Spitze; Alb. Spuren, Diazo —; klinisches Bild ent- 
sprach einer Sepsis bei bestehender Insuffizienz der Mitralis, frische 
Mitralendokarditis. Blutbild: 5240000 Erythrozyten, 92% Hämoglobin, 
940 weiße Blutkörperchen. Unter 532: weißen Blutkörperchen nicht 
eine einzige polymorphkernige . Zelle vorhanden.. 93,5% tragen den 


1615 . 


ntzündung der Tonsillen und des peritonsillären Gewebes, die auf den 


Handelt es sich nun um eine primäre Blutkrankheit mit sekundären 


_ knotenschwellung bei akuten lJymphatischen Leukämien keine Conditio 


Auch zu den Infektionskrankheiten, die mit Leukopenie ein ` 


Wenn auch bei diesen Erkrankungen die lymphoiden Zellen im 
Knochenmark ‚vermehrt sein können, so zeigt der Granulozyten- 


wir bei der Angina agranulocylotica das Fehlen der hämorrhagischen 


ersten Blick scheint.es, als ob die Angina agranulocytotica Be- 


ubikmillimeter und unter 400 Zellen war kein ee | 
ymphoide Zellen _ 


stehenden akuten Leukämie gedacht, die Obduktion ergab aber ledig-. 


Herz verbreitert, systolisches 


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Thrombogenie, 

Sinne B.kl. W. 1916, Nr. 18 u. 19. — Naegeli, Die Blutkrankheiten. — F. Mar- 
einer Lym homatose besteht. Die Lymphdrüsen zeigen einen durch- | chand, Über ungewöhnlich starke Lyımphozytose im Anschluß an Infektionen, 
‚aus normalen Aufbau, in der Milz liegt keine Inaphaid- Infiltration | D. Arch. f. klin. Med. 1913, 110 


- apparat an, was wir als das Wahrscheinlichste ansehen. Es ist 


1616 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 16. Novsihber 


Charakter von Lymphozyten, nür sind. sie zumeist ‘auffallend blaß ge- 
färbt und etwas größer. 4,4%, die den mononukleären entsprechen, 
1,5% Plasmazellen. Blutplättchen kaum etwas zahlreicher (?). Myelo- 
zyten, Eosinophile, Mastzellen fehlen vollständig. Am 20. Dezember 
itus, Blutaussaat steril. | 
Die Sektion, von Dr. Helly vorgenommen, ergab nun zunächst 
das Bestehen einer Sepsis; anscheinend im Verlauf einer von den Ton- | 
sillen ausgehenden Allgemeininfektion war auf der von früher her 
leicht insuffizienten Mitralis eine frische Endokarditis entstanden. Aus 
dem steril entnommenen Herzblut ging eine einzige Kolonie von 
Staphylococcus pyogenes aureus auf. Im Unterlappen der rechten | locytotica durch die ulzerös-gangränösen Prozesse an den Mund- und 
Lunge fand sich ein embolischer Eiterherd mit entzündlicher Infiltration | Rachenoreanen: und durch das eigenartire Blutbild charakterisiert 
der Umgebung, die Milz war ganz mäßig geschwollen, die Drüsen- S, > 2 


eh wellungen waron geringeradig und sahen malroskonisch wie: rein ' ist. Wir fassen die Angina agranulocytotica als eine Infektions- 
entzündlich aus. Thynuus klein, fettig. Das Knochenmark eines Ober- 


- krankheit mit noch unbekanntem Erreger auf, die mit einer isolierten. 
schenkels, Schienbeines und Oberarmknochens war bis auf eine einzige | Schädigung ‚des Granulozytenapparates einhergeht; die mit Sepsis 
erbsengroße Hämorrhagie und einige schwach rötlich schimmernde | einhergehenden Erkrankungen sind als Sekundärinfektionen anzu- 
Flecken ein ganz gewöhnliches Fettmark, das Mark des Brustbeins | sehen. Wir betonen die Intaktheit des erythropoetischen Apparates, 
sah wie ein normales rotes Mark aus. Die makroskopisch-anatomische | das Fehlen der hämorrhagischen Diathese und die Beobachtung, 
Untersuchung ner. aan. a rar daß bisher nur. Frauen von der Krankheit betroffen wurden. 
einer primären: Lymphomatose und ließ auch wenig Wahrscheinlichkei . U. Fried ‚ Über Angl 1 ica. M. KI. 18. 
für einen derartigen mikroskopischen Befund bestehen. Die mikro- Literatur: U. Friedemann, Uber SENE Sn Eno e e; 


i o - s Nr.41. — Baader, Die Monozytenangina, D. Arch. i klin. Med. 1922, 149. — Stern- 
skopische Untersuchung sämtlicher blutzellbildenden Organe hat er- | berg, W. kl W. 1911, Nr. 47. — E. Frank, Die essentiell» 
geben, daß tatsächlich nirgends eine Iymphoide Wucherung im 


- und :Rachenorganen ihre Eintrittspforte haben. Wie bei anderem 
. den Organismus in der Abwehrkraft schwer schädigenden Erkrankungen’ 

kann auch hier durch andere Erreger eine Sekundärinfektion statt- 
. finden, wie, wir dies auch in unserm zweiten Fall beobachten konnten, 
| Über die Kontagiosität der Erkrankung ist bisher nichts bekannt, 
Die therapeutischen Maßnabmen versagten in den bisher beob- 
achteten Fällen; dies liegt vielleicht zum Teil daran, daß die Fälle. 
in schwerstem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert wurden. 3 
| Zusammenfassend möchte ich sagen, daß die Angina agranu- 


vor. Die Architektur des Knochenmarks ist gut erhalten, eine In- 
filtration oder Zellwucherung liegt nicht vor. Die Markbälkchen 
zwischen den rundlichen Fettzellgruppeu erscheinen vielmehr geradezu 
dürftig und vor allem fällt die geringe Zahl von Leukozyten auf, 
während der Erythrozytenbildungsapparat ziemlich normal entwickelt 
ist. Das Bemerkenswerte ist, daß die zwischen den Erythrozyten und 
Erythroblasten eingelagerten nicht eben reichlichen weißen Zellen ge- 


radezu ausschließlich nur Lymphozyten und Plasmazellen sind, aber 


sie erzeugen keine Iniltration, neutrophile Zellen und Myelozyten sind 
spärlich. , i 


— Schulz, D. m. W. 1922, Nr. 44. — Leon, 
D. Arch. $. klin. Med., Bd. 143, 1. u. 2. l 


Aus der I. Chirurgischen Abteilung des Kaiser Franz J osefs-Ambula- 
toriums, Jubiläumsspital in Wien (Primarius: Dr. Julius Sternberg). 


Die Behandlung tuberkulöser Erkrankungen 
mit Angiolymphe in der Chirurgie. 
Von Dr. J. Rosner, Assistent. 


Nach Dr. Rous ist Angiolymphe ein chemo-therapeutisches 
Präparat, hergestellt aus den zu den Irideen gehörigen Pflanzen . 
Ixia rosea, Morea sinensis, Orchis maculata und enthält als wirk- 
samen Bestandteil Glykoside dieser Drogen, aber keine Alkaloide, 
Die Angiolymphe soll bei allen Arten von tuberkulösen Erkran- 
kungen anwendbar sein. Eine Kontraindikation soll es nicht geben. 

 Angiolymphe wird in Phiolen zu 2 ccm intramuskulär eingespritzt 
und auch äußerlich zu Umschlägen verwendet. Über die Art der 
Wirkung der one finden sich in der Literatur nur spärliche 
Angaben. Danach soll sie als eine Art „Modifikator des Organismus“ 
zu betrachten sein, der diesen instand setzt, durch vermehrte Phago- 
zytose der Infektion Herr zu werden und die Körpersäfte derart zu 
modifizieren, daß der Organismus den durch die Infektion verursachten 
Störungen widerstehen kann und die Bazillen degenerieren müssen. 
Die therapeutische Wirkung der Angiolymphe tritt um so deutlicher 
in Erscheinung, je leichter und rascher diese Reaktionen bzw. Modi- 
fikationen in dem kranken Organismus eintreten. Ob und inwieweit 
diese Erklärung zutrifft, können wir natürlich nicht untersuchen, da 
wir lediglich die therapeutische Wirkung erproben wollten. 

Wenn ein neues vielgepriesenes Heilmittel in den Handel ge- 
bracht wird, so wird man naturgemäß demselben mit Skeptizismus 
begegnen. Trotzdem muß man sich bemühen, ein solches Heil- 
mittel zu versuchen und ganz objektiv festzustellen, inwieweit dasselbe 
den Erwartungen in bezug auf Heilerfolge entspricht. Dies haben 
wir getan und beschränken uns darauf, darüber kurz zu berichten. 

Es gibt eine Reihe von tuberkulösen Erkrankungen der Lymph 
drüsen, der Weichteile, der Schleimbeutel!) und des Knochenskeletis, 
die einen chirurgischen Eingriff nicht unbedingt erforderlich er- 
scheinen lassen (z. B. ein Gelenksfungus, multiple erkrankte Hals- 
lymphdrüsen) und welche trotz der blutigen Behandlung nicht 
immer zur Gesundung bzw. zum Stillstand des Prozesses führen, 
wenngleich für bessere Ernährung und günstigere Lebensbedingungen 
gesorgt werden kann. 

Wenn also ein Heilmittel gegen derart tuberkulöse Erkran- 
kungen günstig wirken sollte, und eine Kontraindikation nicht gè 
geben ist, wie dies von der Angiolymphe behauptet wird, so lohnt 
es sich schon, Versuche damit anzustellen. i 

Ich verwendete Angiolymphe zuerst in Fällen, die trotz chir- 
urgischer Behandlung nicht zur Heilung gebracht werden konnten, 
weiter dann, wenn ein chirurgisches Eingreifen noch nicht angezeigt 
war, und drittens in Fällen, bei welchen trotz chirurgischer und 
anderer therapeutischer Maßnahmen keine Tendenz zur Heilung 
vorhanden war. Ich muß sagen, daß ich in allen diesen Fällen 


Ich erwähne die Fälle so ausführlich, weil sie in ihrem 
klinischen Verlauf und in den makroskopisch-anatomischen und 
mikroskopischen Befunden mit unserm Krankheitsbild weitgehende 
Übereinstimmungen aufweisen. Türk spricht nun von Sepsis bei 
Verkümmerung des Granulozytensystems, nimmt also a priori eine 
Hypoplasie des Granulozytenapparates an, wo ein geringer Infekt 
genügt, um eine schwere Allgemeinschädigung herbeizuführen. Für 
diese Hypothese lassen sich keine Anhaltspunkte finden. Gegen 
diese Auffassung spricht auch ein Fall, der im April 1924 auf 
der Il. Inneren Abteilung des Rudolf Virchow-Krankenhauses von 


Prof. Brandenburg beobachtet wurde und von Dr. Lauter be- 
sonders publiziert wird. : 


Hier handelt es sich um eine 25jährige Frau, die mit hohem 
Fieber und einer ulzerös-gangränösen Angina und Stomatitis erkrankte, 
das Blutbild ergab 800 weiße Blutzellen, keinen einzigen neutrophilen 


polynukleären Leukozyt, sondern nur Lymphozyten und wenige Mono- 
nukleäre. Nach wenigen Tagen bessern sich die Mund- und Rachen- 
veränderungen, ebenso das Blutbild, Pat. entfiebert; eine Drüse am 
Kieferwinkel vereitert und erweicht, während dieser Zeit steigt die 
Leukozytenzahl auf 14500, reichlich stabkernige Leukozyten enthaltend. 
Die Blutaussaat blieb 2 mal steril, imal wurden Pneumokokken ge- 
funden. Die Erkrankung ging in vollkommene Heilung über. 

Dieser Fall ist von besonderem Interesse, weil er beweist, 
daß a priori keine Konstitutionsanomalie im Sinne der Verkümmerung 
des Granulozytensystems vorliegt, und weil bei dieser Erkrankung 
zum ersten Mal eine Heilung beobachtet wurde. 

Man könnte ein schädigendes Agens annehmen, das die granu- 
lierten Zellen im kreisenden Blut angreift, dann müßten wir kompen- 
satorisch regenerative Prozesse am leukopoetischen Apparat erwarten, 
die wir aber klinisch und histologisch nicht nachweisen konnten, 
oder das schädigende Agens greift direkt am Granulozytenbildungs- 


nicht richtig, diese Fälle zu den septischen Erkrankungen zu rechnen, 

denn nur in wenigen Fällen fanden sich im Blut Streptokokken, 
Staphylokokken und einmal fand Friedemann sogar Pyozyaneus; 
die meisten Fälle blieben in der Blutaussaat steril, und auch die 
Abimpfungen aus den Organen ergaben ein negatives Resultat; wir 
müssen die mit Sepsis einhergehenden Erkrankungen daher als 
Sekundärinfektionen aufiassen. 

Es ist gerade ein Verdienst von W. Schulz und U. Friede- 
mann, daß sie aus dem noch unklaren Komplex der septischen 
Anginen das Krankheitsbild der Angina agranulocytotica heraus- 
geschält haben. | l 

Wir nehmen eine schwerste isolierte Schädigung des Granu- 
lozytenapparates an, die ganz akut durch noch unbekannte Erreger 


i S 1) J. Rosner, Die 
oder durch ihre Toxine hervorgerufen wird, und die in den Mund-: 


rimäre tuberkulöse Schleimbeutelentzündung- 
W.m.W. 1924, Nr. 47 und 48: Be, 


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16. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.46. 


init dem Erfolg recht zufrieden war. Ich halte es daher für zweck- 
‘“ mäßig, meine Erfahrungen über die Behandlung mit Angiolymphe 


bekannt zu geben, damit die ‚Aufmerksamkeit auf dieses Heilmittel 
gelenkt wird und weitere Versuche gemacht werden. Die mit 
Angiolymphe behandelten Fälle werden seit ungefähr einem Jahr 
beobachtet. Nachfolgend führe ich von diesen Fällen 3 an, bei 
welchen die Wirkung der Angiolymphe am markantesten hervortritt. 
Fall 1. Eine 37jährige Frau M. S., deren Bruder mit 27 Jahren. 
an Lungentuberkulose und deren Mutter mit 37 Jahren an Darmtuber- 
kulose gestorben waren, A de um die Weihnachtszeit 1922 Schmerzen 
im linken Knie. Einige Wochen später bemerkte die Pat. eine Schwellun 
des linken Knies und Beschwerden beim Beugen. Da die Pat. auc 
Krampfadern am linken Unterschenkel aufwies, wurde diese Erkrankung 


zuerst als Folgeerscheinung der Krampfadern aufgefaßt. Pat. bekam 


Salben und Umschläge. Im März 1923 war die passive Bewegung im 
linken Kniegelenk bereits wesentlich eingeschränkt, die SP 
nahm zu, die Schmerzen waren verstärkt, die aktive Beweglichkeit 
ebenfalls stark' eingeschränkt. Der . Verdacht .auf. Gonitis gonorrhoica 
erwies sich als haltlos. Pat. wurde mit Jod gepinselt, es wurden 
warme Umschläge angeordnet und das Bein ruhig gestellt. Da sich 
der Zustand im Juni verschlimmerte, wurde eine Röntgenaufnahme 
gemacht und die Diagnose „Fungus“ gestellt. Die Krampfadern wurden 
stärker, auf Heißluftbehandlung, Sonnenbestrahlung und Umschläge 
wurden die Schmerzen zwar geringen aber die aktiven und passiven 
Bewegungen im linken Kniegelenk waren aufgehoben. Die Pat. wurde 
vom behandelnden Arzt in eine spezifische 


eilanstalt geschickt, wo- 
selbst sie 7:Wochen in Behandl stand. 


Es wurden Tuberkulin- 


- injektionen gemacht, mit Quarzlampe behandelt. Pat. mußte vollständige 


Ruhe, wahren, liegen, die linke untere Extremität wurde vollständig 
ausgeschaltet. | 

-Der Mann der Pat. hörte von der Behandlung mit Angiolymphe; 
er nahm die Frau aus der Anstalt und brachte sie im Herbst 923 
zur Behandlung. Ein Gipsverband wurde abgenommen und folgendes 
festgestellt: Aktive und passive Bewegung im linken Kniegelenk auf- 


Ben: die Umfangsdififerenz beider Kniegelenke etwa 5cm. Am 


inken ‚Unterschenkel Krampfadern,. am rechten Knie eine Bursitis prae- 
atellaris. Auf Grund der Untersuchung, der Krankengeschichte und 
es Röntgenbefundes wurde diagnostiziert: „Fungus des linken Knies, 
Bursitis praepatellaris tuberculosa des rechten Knies. Herz- und Lungen- 
befund normal“. Es wurde sowohl auf der rechten, wie auf der linken 
unteren Extremität eine elastische Gummibinde angelegt und mit Angio- 
Iymphebehandlung begonnen. Pat. konnte sich nur mit einom Stock 
und nur mit Unterstützung ihres Mannes fortbewegen. Pat. bekam 
jeden 2. Tag eine Injektion, im ganzen 5, hierauf 9 Injektionen, je eine 
täglich.. Nach einer Pause von 14 Tagen bekam Pat. 6 Injektionen, 
täglich, eine, dann 6 Injektionen, jeden 2. Tag eine. Pat. wurde rönt- 


genisiert. Diagnose: „Fungus nicht auszuschließen, jedoch nicht absolut 


sicherzustellen.“ Nach einer abermaligen Kur von 12 Injektionen und 
zwar 6, je eine täglich, und 6, jeden 2. Tag eine, wurde eine Pause 
eingeschaltet und zum drittenmal eine Röntgenaufnahme gemacht. Dia- 
nose: „Destruktive Veränderungen mit Sicherheit nicht nachweisbar.“ 
e Injektionen wurden sehr gut vertragen, Temperatur blieb immer 
gleich. Schon nach den ersten 2 Injektionen konstatierte Pat. ein all- 
emeines Wohlbefinden. Nach weiteren Injektionen schwanden die 
chmerzen im linken Knie immer mehr, aktive und passive Bewegungen 
waren allmählich wieder möglich. Pat. konnte mit Stock viel besser 


gehen. Nach der zweiten Serie der Injektionen konnte Pat. ohne Stock. 


und Stütze anstandslos gehen und Stiegen steigen. Die Schmerzen im 
nken Knie waren fast verschwunden, die Umfangsdifferenz beider 
Kniee betrug 4cm, die Druckempfindlichkeit im rechten Knie war 
weitaus geringer, die Bursitis praepatellaris auf der rechten Seite war 
anscheinend in Rückbildung begriffen. | 

Nach der dritten ‚Serie der Injektionen konnte Pat. maximal 


beugen und strecken, war schmerzlos, die Umfangsdifferenz betrug 


ll, cm. In der linken Kniegegend konnte man eine Bursitis praepa- 


tellaris nicht mehr konstatieren. Die elastischen Binden wurden nicht 


mehr angelegt, die Pat. konnte so wie früher einmal gehen, Stiegen 
steigen und jede Arbeit in der Hauswirtschaft verrichten. 
‚ „Primarius Dr. Robinsohn, welcher die Pat. dreimal röntgeno- 
logisch untersuchte, war so liebenswürdig, über diesen Fall seine 
Ansicht nachstehend mitzuteilen: „Wenn ich retrospektiv den Fall be- 
trachte, so kann ich ihnen folgendes sagen: Untersuchung 1 ergab 
einen Befund, der nach der allgemeinen Erfahrung als Tuberkulose ge- 
deutet wird und zwar Knochenatrophie, periostale Apposition über dem 
Condylus lateralis femoris und Verdichtung der intraartikulären Weich- 
teile mit Vorwölbung des Ligamentum patellae. Untersuchung 2 ergibt 
noch immer eine deutliche Atrophie und Exostosenbildung an den Emin. 
Intercondyloideae, die möglicherweise bei der Untersuchung 1 schon 
vorhanden war, aber infolge der Knochenatrophie nicht gesehen werden 
konnte, und eine Zunahme der periostalen Apposition über dem 
Condylus lateralis femoris, ferner einen Rückgang der intraartikulären 
Verdichtung, also teils reparative, teils progressive Vorgänge zwischen 
der ersten und der zweiten Untersuchung. Untersuchung 8 ergibt 
am Knochen keine neuen Erscheinungen, dagegen eine Zunahme der 
Weichteilverdichtungen. Destruktive Verändorngen konnten während 
er ganzen Zeit nicht festgestellt werden. Absolut objektiv präsentiert 


OnT _ 


| 15 g Novasurol. 


sich der Fall demnach so: 1.’ Arthrosynovitis mit Verdichtung und 
Vermehrung der intraartikulären Weichteile mit wechselnder Intensität, 
also Erguß oder Weichteilschwellung oder Kombination beider. 2. Deut- 
liche Knochenatrophie, Tendenz zum Rückgang, 3. Verkalkungen an 
den Ansatzstellen der Kapsel (über dem Condylus lateralis femoris 
bzw. an den Ansatzstellen der Bänder, Emin. intercondyloideae). Die 
ätiologischo Natur des Leidens kann in Anbetracht des Fehlens 
destruktiver Veränderungen mit absoluter Sicherheit röntgenologisch 
allein nicht festgestellt werden, namentlich läßt sich nicht mit absoluter 
Sicherheit die im ersten Befunde von mir festgestellte Diagnose „Fungus“ 
aufrechterhalten aber ebenso wenig behaupten, daß nicht ein Fungus 


vorhanden war, der durch die Behandlung zum Stillstand und zur ` 


‚Rückbildung gebracht wurde“. | 
Fall 2. Ein 32 jähriger Tischler L. R., dessen Vater 72 Jahre 
alt ist, dessen Mutter an Bauchfellentzündung im frühen Alter gestorben 
sein soll, gibt an, daß von seinen 4 Geschwistern eine Schwester an 
Tuberkulose mit 29 Jahren gestorben sei, eine 29 jährige Schwester 
wegen Lungentuberkulose in ärztlicher Behandlung stehe. Ein Bruder 


sei angeblich gesund. Pat. selbst hat mit 3 Jahren eine Meningitis _ 
durchgemacht, ist seither taubstumm und war angeblich immer gesund.’ 


Wir sahen den Pat. zum erstenmal im März 1923, als er in der Ambu- 


lanz wegen Schmerzen im linken Kniegelenk, Stechen in der Brust: 


und im rechten Schultergelenk erschien. Die Untersuchung des Pat. 
ergab: Beiderseits Induration der Lungenspitzen, mehr rechts, inaktiv 
(Lungenbefund des Dr. Knotek), Herz normal, Gewicht des Pat. 
45 Kilo, Temperatur 37,1; in der linken Achselhöhle tastbare Drüsen. 


An der Beugeseite des linken Oberarmes, zwei Finger unter dem ` 


Schultergelenk, ein kleiner apfelgroßer weicher Tumor, über dem 


Manubrium sterni ein kleiner apfelgroßer, nicht sehr harter Tumor 


ohne Fluktuation. Die Haut über diesem Tumor zeigt die normale 
‚Beschaffenheit, die Gegend fühlt sich wärmer an. Das linke Knie ge- 
schwollen, schmerzhaft, aktive und passive Beweglichkeit möglich. Die 
Umfangsdifferenz im Vergleich zum rechten Knie 4 cm, am linken 
Unterschenkel Krampfadern. Der Tumor am linken Oberarm wurde 
estirpiert und nach Jodoformapplikation eine Naht angelegt. In einigen 
Tagen Heilung. Der histologische Befund ergab „tuberkulöses Granu- 
lationsgewebe“. Pat. bekam durch 14 Tage je eine Angiolymphe- 
Injektion täglich. Die Injektionen wurden gut vertragen, keine Tem- 
peraturerhöhung. Nach der 4. Injektion berichtete der Pat. spontan 


über sein außerordentliches Wohlbefinden und großen Appetit. Nach -< 


einigen Tagen konnten wir ein auffallend besseres Aussehen konstatieren, 
nach der 10. Injektion waren die Schmerzen im linken Knie ver- 
schwunden, der Tumor über dem Manubrium sterni kleiner. Nach der 
14. Injektion machten wir eine l4tägige Pause. Als .der Pat. nach 
14 Tagen wiederkam, war der Tumor über dem Sternum’ fluktuierend. 


Im Chloräthylrausch wurde inzidiert, exkochleiert und Jodoformpulver 


gen Pat. bekam weitere 10 Injektiönen, täglich eine und: die 
unde heilte glatt. Pat. befand sich sehr wohl und wir konstatierten 
eine Gewichtszunahme von 3 kg. | l 
Pat. war während des Sommers unserer Beobachtung entzogen. 
Im August ließ er sich wegen heftiger Schmerzen am linken Knie- 
elenk und wegen eines AP zenes in der Brustbeingegend in eine 
eilanstalt aufnehmen. Um den 20. Oktober berichtete seine Schwester, 
daß es ihrem Bruder sehr schlecht gehe. Es sei eine große Operation 


an der Brust vorgenommen worden.:. Pat. hätte nn ee im 
tige, eine Operation `’ 


linken Knie, könne garnicht-gehen und man beabsic 
am linken Knie, ev. eine Amputation vorzunehmen. Die Schwester 
bat um Aufnahme ihres ‚Bruders in unsere Anstalt. a 
Am 26. Oktober wurde der Pat. mit der Tragbahre bei uns ein- 
geliefert. Gewicht 43 Kilo, Temp. 38,4, mächtige Schwellung des 
linken Knies, aktive und passive Bewegung unmöglich, Schmerzen in 


der ganzen linken unteren Extremität, Schwellung der linken Inguinal- 
gegend, offene Wunde am Sternum nach radikaler Operation. Äbszeß 


am linken Oberarm. Der Abszeß wurde geöffnet und nach Entleerung 
des Eiters wurde die Angiolymphe hineingeträufelt. Die Wunde 'in 
der Sternalgegend und das linke Knie wurden mit Umschlägen (hydro: 
Br Gaze mit Angiolymphe getränkt). behandelt. Ferner wurden täg- 
ich Injektionen von Angiolymphe gemacht. Pat. erholte sich zu- 
sehends, begann ordentlich zu essen. Die Schmerzen im Kniegelenk 
wurden geringer, die Beweglichkeit in demselben besser. Nach 6 In- 
jektionen, also ungefähr einer Woche, konnte Pat. das Knie aktiv be- 


wegen, sich aufrichten und ohne Stütze stehen. Pat. bekam weitere . 


6 Injektionen und Umschläge mit ern Die bis auf den 
Knochen reichende, ungefähr 15 cm lange und 5 cm breite Wunde in 
der Sternalgegend begann zu granulieren. Nach der 12. Injektion war 


die Schmerzhaftigkeit im linken Knie geschwunden, die a all | 


bedeutend besser. Pat. wog 47 Kilo. Wir ließen nun eine Röntgen- 


aufnahme des linken Knies vornehmen (Dr.. Meyer) und die ergab 


folgendes: | | | | 

„Die Struktur am oberen Tibiadrittel hochgradig verändert, 
zahlreiche kleine Aufhellungsherde wechseln mit sklerosierten Partien 
ab. Die Kortikalis beträchtlich verdickt, mit unregelmäßigen leicht- 
zackigen Konturen: Befund: „Osteoperiostitis luetica‘“. 


Auf Grund dieses Befundes wurde eine Blutuntersuchung vor- ` 


enommen, die Wassermann „positiv“ ergab. Nun wurden dem Pat. 
Linser-Injektionen gegeben und zwar im ganzen 4,8 Neosalvarsan und 
ährend dieser. Behandlung wurden die Injektionen 


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x f ‚ mit Angiolymph& ausgesetzt. In der Annahme, daß es sich. hier um 
„einen Prozeß von Tuberkulose und Lues handelt, und nach der Nco- 


. den. Die aktive und passive Beweglichkeit im linken Knie war wieder 


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..ein. Pat. nimmt an Gewicht zu. Nach ungefähr einer Woche Heilung. 


_ nach allein durch Behandlung mit Angiolymphe zur Besserung bzw. 


- Organismus: außerordentlich günstig einwirkt. 


-- angedeutet. In diesem Falle konnte die Behandlung mit Neosal- 
varsan nicht jene Besserung des Zustandes hervorrufen, wie die 


“und Knochenerkrankungen nach auffallend kurzer Zeit 


Kemer 


und ohne Nebenwirkung erscheint, hinweisen. 


Bismogenolbehandlung in der Sprechstundenprazis. 


. nicht genügend pflegen kann; nicht selten kommt Nachlässigkeit hinzu. 


. therapie das Bismogenol der Firma E. Tosse & Co., Hamburg, verwendet 


UT 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. . °.16. November - 


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tigen Patienten wurde auch 3mal wöchentlich 1,0- gegeben; ‘doch 
strengte diese Behandlung die Patienten bereits etwas an. Es’wurde. 
‚eine Doppelkur verabreicht — entsprechend dem Vorschlag von 
E. Hoffmann, Bonn, für Quecksilber — jedesmal 14 Spritzen zu 
. 1,0 mit einem -freien Zwischenraum von 3 bis 14 Tagen. Meine 
"Kranken erhielten also für gewöhnlich 28 Bismogenolspritzen zu 
' 1 cem. = 1,68 Bi; dies innerhalb. von 12 bis 16 Wochen. Als Weiter- 
behandlung würde ich, falls nötig, nach 4 bis 6 oder mehr Monaten, 

‘abermals ejne Doppelkur folgen lassen. Bis jetzt ist keiner der 
Patienten, die vor einem halben Jahre und länger die erste Kur 

abschlossen, mit einem Rezidiv wieder gekommen. Das spricht für 

gute Dauerwirkung des Mittels. 5 

Der allgemeinen Ansicht, daß das Bismogenol gut vertragen 

wird und, wie man sagt, bekömmlich ist, kann ich nur beistimmen, 
Die Einspritzungen sind, abgesehen vom Einstich-an sich, nicht 

schmerzhaft; das geben selbst empfindliche Frauen zu. Auch In- 

| filtrate oder „Knoten*, wie der Patient sagt, treten nicht auf, auch 
‚nicht bei einer Doppelkur. Die Patienten klagen nicht über Be- 

schwerden. Diejenigen, welche schon Quecksilbereinspritzungen er- 

halten haben, rühmen die Schmerzlosigkeit und die Tatsache, daß - 
sie bei der Arbeit nicht durch Schwellungen behindert werden. 

. Man kann sagen: das Bild in der: Sprechstunde hat sich geändert.: 
Während sonst die Patienten mit ängstlicher Miene, bisweilen zitternd 

zur Injektion des Hydrargyrum salieylicum das Sprechzimmer be- . 
traten, kommen sie jetzt fröhlich und lassen sich gern die Ein 
spritzung des Bismogenol machen. Jucunde ist also das Mittel. 
. Unverständlich ist mir, wie Citron!) vom Bismogenol sagen kann, 
daß es häufig Nebenwirkungen :verursache. Das gerade Gegenteil 
ist der Fall. mA E 


salvarsankur, während welcher Pätient an Gewicht abnabm und 


appetitlos war, wurde wieder die on eingesetzt. Nach 
12 Injektionen, täglich eine, war die Schwellung. des Knies verschwun- 


normal. Pat. wog nach dieser Kur 53 Kilo und zeigte freudestrahlend, 
daß er tiefe Kniebeuge machen und tanzen kann. Ende Dezember 
wurde Pat. entlassen, konnte seine Arbeit aufnehmen und kam..nur 
zur ambulatorischen Behandlung wegen seiner. granulierenden Wunde 
in der Sternalgegend. Anfangs März klagte der Pat. über Schmerzen, 
der rechten Rippen und bekam 12 Injektionen mit Angiolymphe, sechs 
täglich je eine und sechs jeden zweiten Tag. Schon nach einigen 
Tagen war die Schmerzhaftigkeit geschwunden. | 

© Fall 3. Ein 15jähriges Lehrmädchen, B. F., gibt an, daß sie 
‚seit 4 Monaten eine Wunde am rechten Unterschenkel habe. Diagnose: 
„Hautttuberkulose“. Trotz verschiedenartiger Behandlung mit Salben, 
‚Jodoformpulver, Umschlägen usw. keine Tendenz .zur Heilung. Im 
Ätherrausch wurde exkochleiert, Jodoformpulver appliziert.. Trotzdem 
‘kein Anzeichen . einer Heilungstendenz. Es werden nun Umschläge 
mit Angiolymphe gemacht und. alsbald tritt auffallende Heilungstendenz 


Die angeführten drei Krankheitsprozesse sind meiner Meinung | 


zum Stillstand gebracht worden. Sie werden weiter beobachtet und 
es soll’ über dieselben später weiter berichtet werden. u 
Meine bisherigen Beobachtungen gehen dahin, daß 
die Angiolymphe sowohl intramuskulär injiziert, alsauch 
äußerlich zu Umschlägen verwendet, auf den kranken. 
Ich nehme an, daß die im Körper vorhandenen Antitoxine 
‚angeregt werden, daß den Krankheitskeimen die bereits günstigen | Ich habe die Überzeugung, daß bei dieser angenehmen Be- 
Lebensbedingungen erschwert werden, bzw. daß die Widerstands- handlung die Patienten die Kur besser durchführen und sie weniger - 
‚kraft des Organismus wesentlich erhöht wird. SR | [oft abbrechen, während das bei den schmerzhaften Quecksilber- 
Es wäre nicht ausgeschlossen, daß die Angiolymphe auch in | einspritzungen häufiger geschieht. Ich glaube auch, daß sie bei 
den verschiedensten anderen Krankheitsfällen ebenso günstig wirkt, | Rezidiven sich eher zu Wiederholungskuren mit Bismogenol ent- 
wie bei der Tuberkulose. Das habe ich durch die Erwähnung des | schließen werden. Und es ist doch wohl sicher, daß 'eine durch- ` 
Falles 2, in welchem es sich um Tuberkulose und Lues handelt, |. geführte Bismogenolvollkur mehr Wert ‚hat, als eine abgebrochene 
Quecksilberkur oder eine nicht genügend durchgeführte kombinierte 
 Hg-As-Kur. Ä | | | | 
Behandelt habe ich mit Bismogenol 35 Patienten, davon 2l, 
die schon vorher mit Quecksilber oder mit Quecksilber und Salvarsan 
behandelt worden waren, und 14 erstmalig. Es handelte sich um 
Primäraffekte, teilweise verbunden mit Phimose; von sekundärer ` 
Syphilis um Exantheme, nässende Papeln ad genitalia, Angina 
specifica, papulöse Syphilide und Icterus syphiliticus; um tertiäre 
Syphilis mit Ulzerationen- der Haut und um latente Fälle, teilweise - 
älterer Natur, mit positiver Wa.R. | | | er 
Die Krankheitserscheinungen gingen nach. den. Bismogenol- 
einspritzungen bald zurück und schwanden nach 4 bis höchstens 
8 Spritzen vollkommen. Nach 4 Spritzen waren Primärallekte ge- 
schlossen, nässende Papeln und Roseolen geschwunden, Phimosen 
beseitigt. Papulöse Exaniheme, meist schon etwas älteren Datums, 
erforderten 6—8 Spritzen zur völligen Beseitigung. Tertiäre Ge - 
schwüre schlossen sich sehr bald, besonders unter gleichzeitiger An- 
wendung von Jodkali. Letzteres scheint mach meinen. Erfahrungen 
ein sebr gutes Unterstützungsmittel des Bismogenol zu sein, nament- 
lich wenn es auf schnelle Beseitigung der Krankheitserscheinungen 
ankommt. ‘Im ganzen habe ich den Eindruck gewonnen, daß die 
Heilwirkung des. Bismogenol auf die manifesten Symptome zum 
mindesten der des Hydrargyrum salieylicum gleich zu achten ist. 
_ Bei der ersten Einspritzung trat in einer Reihe von Fällen 
die Herxheimersche Reaktion auf. 
'Unangenehme Nebenwirkungen sind nicht aufgetreten. Eiweiß- 
ausscheidung ist in keinem Falle beobachtet worden; es wurde 
regelmäßig bei Beginn der Kur und nach je 3—4 Spritzen unter- 
sucht, Ebenso ist. niemals Zahnfleischentzündung vorgekommen, 
trotzdem die Patienten, wie sie zugaben, weiter rauchten und nur 
die alltägliche Mundpflege machten. Auch im Allgemeinbefinden 
sind keine Störungen aufgetreten; die Patienten fühlten sich während 
der Kur wohl, sie magerten nicht ab und’ konnten ungehindert ihrer 
Arbeit nachgehen. Auch die Doppelkur machte keine Schädigung; 
der eine oder andere fühlte sich danach vorübergehend etwas, matt, 
l Die Wa.R. ist bei 8 Erkrankten nach der Bismogenoldoppelkur 
geprült worden, und zwar zuletzt 1—2 Monate nach Kurende. Dreimal 
wurde positive Reaktion negativ, darunter einmal bei einem Primär 
affekt; in den übrigen Fällen ergab sich nur eine Abschwächung. 


Behandlung mit Angiolymphe. ee 

© Die weiteren Versuche sollen ja ergeben, ob Angiolymphe 
nur bei Tuberkulose oder auch bei anderen Erkrankungen anzu- 
wenden wäre, weiter, ob eine Dauerheilung zu erzielen sei. | 
© ' Jedenfalls muß ich auf die Schmerzlinderung, 
Euphorie, Gewichtszunahme, - Rückbildung von Drüsen 


bei Behandlung mit Angiolymphe, die technisch einfach 


` 


ni Spezialarzt für Hautkrankheiten. 

- Die intraglutäalen Einspritzungen der unlöslichen Quecksilber- 
 präparate in öliger Aufschwemmung haben zwei große Nachteile, 
die besonders stark bei der ambulanten Behandlung, d. i. in der 
Sprechstundenpraxis, hervortreten. Es sind die -starken Infiltrate 
an den Einspritzungsstellen und die leicht auftretende Zahnfleisch- 
entzündung. Erstere, die ja trotz vorsichtiger Technik. niemals ganz 
vermieden werden können, sind überaus störend für die arbeitende 
Bevölkerung; sie beeinträchtigen die freie Bewegung des Körpers, 
besonders der Beine, und dadurch die Arbeitsfähigkeit des Be- 
handelten, heben die Arbeitsfähigkeit nicht selten. ganz auf. Auch 
die Zahnfleischentzündung tritt sehr häufig bei der berufstätigen 
Bevölkerung“ auf, da diese während der Arbeitszeit meist den Mund 


Von Dr. Krulle, Generaloberarzt a. D., Brandenburg (Havel), 


Infiltrate und Stomatitis zwingen häufig die Kur für kürzere 
oder längere Zeit zu unterbrechen. Öfters bricht auch der Patient 
selbst wegen der Störungen und Beschwerden die Kur ab, besonders 
wenn die sichtbaren Erscheinungen beseitigt sind. A k 

=. Bei Injektionen geeigneter Wismutverbindungen treten, wie 
Literaturveröffentlichungen besagen, die unangenehmen Erschei- 
nungen nicht auf. Die Einwirkung des Wismut auf die Krankheits- 
erscheinungen ist aber eine gute. Ich habe deshalb zur Syphilis- 


und zwar habe ich lediglich mit Bismogenol behandelt. 
‚Das Bismogenol wurde intraglutäal nach der gegebenen Vor- 
schrift eingespritzt und zwar 2mal in der Woche 1,0. Bei kräf- . 1) Zschr. f. ärztl, Fortb. 1. A pril 1924 
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16. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 46. > 


1619 


Unter diesen Fällen aber befanden sich 3 Fälle von alter Lues 
latens, die zuvor bereits mit Hg und Salvarsan erfolglos — hin- 
sichtlich der Seroreaktion — behandelt worden war. Ich habe 
den Eindruck, daß bei frischen Krankheitszuständen die Wa.R. durch 
Bismogenol befriedigend beeinflußt wird. Bei inveterierter Lues 
nützt manchmal keinerlei Therapie, und es dürfte auch kaum er- 
forderlich sein, einen Umschlag durch gehäufte Kuren : erzwingen 
zu wollen. | 

Nur wenige Patienten haben nach Beseitigung der Erschei- 
nungen die unvollendete Kur abgebrochen, weil sie der törichten 
Meinung waren, es sei genug geschehen. Einzelne kamen, als sie 
ihren Irrtum erkannten, wieder, um die Kur fortzusetzen. Sie hatten 
nur 8—10 Spritzen erhalten und bekamen nach 2—3 Monaten neue 
Krankheitserscheinungen. Also schützt eine geringe Menge Bismogenol 


vor Rezidiven nicht, während die energischen Doppelkuren offenbar 


eine gute Dauerwirkung haben, welche derjenigen des Quecksilbers 
überlegen sein dürfte. Bei den unterbrochenen Kuren zeigte sich, 
daß die wiederaufgetretenen Krankheitserscheinungen der nach mehr- 
monatiger Pause fortgesetzten Kur langsamer wichen. Das besagt, 
daß eine energische, planmäßig im Zusammenhang durchgeführte 
Bismogenolkur dem Kranken mehr nützt, wie die gleichen Wismut- 
gaben, wenn sie unregelmäßig in verzettelter Weise gereicht werden. 
. Nach meinen Erfahrungen in der Sprechstundenpraxis, die sich 

bis jetzt über 10 Monate erstrecken, kann ich der günstigen Be- 


‘ urteilung des Bismogenol nur beistimmen. Es beseitigt die Krankheits- 


erscheinungen mindestens ebenso schnell wie das Hydrargyrum sali- 
cylicum; seine Dauerwirkung ist wahrscheinlich besser. Auch die 
Wa.R. wird, zumal in frischen Krankheitsfällen, meist günstig be- 
einflußt. Die Anwendung des Mittels ist für den Kranken angenehm; 
es behindert ihn nicht; störende Nebenwirkungen treten nicht auf. 
Bei der ambulanten Behandlung in der Sprechstunde bedeutet das 
Bismogenol für Arzt und Patienten eine große Erleichterung; es 
erscheint berufen, die unlöslichen Quecksilbersalze zu ersetzen. 


Spitalul de femei, Ambulatorul policlinie, Cluj. Rumenia. 
(Director medic sef: Dr. Dominic Stanca). 


Die konservative Behandlung der Lymphadenitis 
chancrosa mit Phlogetan. 
Von Dr. Alexander Lörinczi, Abteilungs-Vorstand. 


Die durch den Ducreyschen Streptobazillus hervorgerufenen 
Veränderungen zeigen verschiedenen Ablauf. - Wir bezeichnen sie 
je nach dem Grade der Infektion, bzw. ihrer Art, sowie nach dem 
Modus ihrer Entwicklung, nach ihrer Ausbreitung, Form und Heilungs- 
tendenz, sowie auch nach ihren Komplikationen verschieden: als 
entzündliches, phagedänisches, serpiginöses, gangränöses oder ato- 
nisches Ulcus molle usw. 


| Abgesehen von den Bakterienbefunden fehlen vom histopatho- 
logischen Standpunkte aus die charakteristischen Anzeichen, so daß wir 
sie nach Tomaszevsky als eine durch Invasion der Streptobazillen 
hervorgerufene Bindegewebsreaktion auffassen können. Wir sehen die 
kleinzellige Infiltration der Basis und der Ränder voll mit Strepto- 
bazillen. Die Papillarschichte geht bis zum Korium, ev. auch bis zum 
Bindegewebe zugrunde. Nach manchen (Cornill) bleiben die Gefäße 


. unverändert. Nach anderen (Bäumler) ist insbesondere auch die klein- 


es Infiltration der Adventitia zu beobachten. Am wichtigsten ist 
die Erfahrung bzw. Feststellung Fingers, nach der die ern 
an der Basis des Geschwürs sozusagen frei einmünden. ichtig ist 
dies darum, weil die allerhäufigste Komplikation, der Bubo, die Ent- 
zündung der regionären Drüsen, auf dem Wege der Lymphgefäße zu- 
stande kommt. | 

Als Komplikation des Ulcus molle tritt in etwa 8—10°/, der 
Fälle die Lymphadenitis chancrosa auf (Bubo inguinalis) und etwas 
seltener die Lymphangoitis chancrosa. Die Tendenz zur raschen 
Suppuration ist derartig charakteristisch, daß sie sich in etwa 80 
bis 90°), der Fälle tatsächlich auch einstellt. Das Auftreten, bzw. 
die Entwicklung des Bubos ist nicht unabhängig zunächst von dem 
Ort der Infektion, aber auch von ihrer Art nicht, weil es unleugbar 
ist, daß die schweren oder mit lokalen Komplikationen gemischten 
Infektionen nicht selten ohne diese Gewebsveränderungen ausheilen, 
während an mit Lymphgefäßen reichlich versehenen Gebieten, ins- 
besondere am Frenulum und Sulcus coronarius des Mannes, wie 
der Fossa navicularis des Weibes, auch eine an und für sich nichts- 
sagende Ulzeration ohne diese Komplikation sehr häufig überhaupt 
nicht abläuft. | 


In manchen Fällen tritt der Bubo schon in den ersten Ta ren 
nach der Infektion, ev. foudroyant auf, in anderen wieder, hauptsäch ich 


atonischen Fällen, überrascht er nach 4—5 Wochen, ev. Monaten, häufig 
erst nach Verheilung des Geschwüres. Gewöhnlich erkrankt die regionäre 
Drüse. an der Seite der Infektion, nach Geschwüren an Frenulum, 
sowie näch solchen, .die in der Medianlinie oder beiderseits gelegen’ sind, 
tritt er bilateral auf. a $ 


Die Bubonen kommen also auf die Weise zustande, daß die 
Streptokokken auf dem Wege der Lymphgefäße in die regionären 


Drüsen gelangen und deren Erkrankung hervorrufen. Die regionäre -: 


Drüse ist als vergrößerter, bald druckempfindlicher Knoten palpabel; 
der sich manchmal sehr rasch entwickelt und alsbald mit der Haut 
verschmilzt. Die darüber befindliche Haut ist ödematös, von teigiger 
Konsistenz und rot. Die Drüsengeschwulst fluktuiert bald, ver- 


eitert,. durchbricht die darüber befindliche verdünnte Haut, kann 


sich aber ev. auch zurückbilden. Es ist nun erwähnenswert, daß 
dieser Ablauf nicht immer von eventuellen Komplikationen frei ist. 


Die Therapie kann. eine rein konservative sein, ist aber in 
den meisten Fällen operativ. Die rein konservative Behandlung ` 
war insbesonders in solchen Fällen anwendbar, in denen der Prozeß 


nicht zu vorgeschritten, bzw. bei denen Fluktuation noch nicht 
nachweisbar war. 


Außerdem war die Verwendung der verschiedensten resorptions-. 
befördernden Tinkturen und Salben schon seit längerer Zeit im 
Schwunge. Der operative Eingriff war und ist eine der häufigsten 
Therapicmaßnahmen, deren Indikation auch bei der kaum wahr- 


Punktion, sei es der Inzision. | 
© Seit neueren Zeiten ist es die auf rein empirischer Grundlage 


nehmbaren Fluktuation schon aufrecht besteht; sei es in Form der 


festgestellte, immer mehr Platz greifende, sogenannte unspezilische 


Therapie, über deren immer genaueren Ergebnisse die verschiedensten 


Autoren berichten. Die Aufstellung, die Entwicklung und in den 


allerletzten Zeiten auch die Auswahl des Materials, bzw..seine genaue 
Feststellung war es, worauf sie däs Hauptaugenmerk gerichtet haben. 
Die praktischen Ergebnisse waren von geistreichen Theorien 

und Erklärungen gefolgt. Ich will nicht mit deren Aufzählung be- 
Bonn, sondern nur auf die Tierbluttransfusion Biers als auf die erste 
ewußte Proteintherapie. hinweisen, sowie auf die Feststellungen 

Fingers noch aus dem Jahre 1895, daß interkurrentes Fieber gewisse 
gonorrhoische Prozesse sehr günstig beeinflußt habe. Von der so- 
enannten Heilfiebertherapie wissen wir heute schon, daß wahrschein- 

ich im Prinzip nicht die hohen Fiebertemperaturen (die gleichfalls 
nur als Folgen in Betracht kommen) es waren, welche die Heilwirkung 
ausgelöst haben, sondern daß es sich um den Einfluß von Zerfalls- 
bzw. Abbauprodukten handelt, auf die dann Schmidt seine Protein- 
körpertherapie begründete, und sich die von Weichardt!) ausgearbeitete 


Protoplasmaaktivierung und Fischers Leukozytosetherapie aufbaut. 


Für erwähnenswert erachte ich noch die diesbezüglichen Unter- 
suchungen Reiters, Rumpfs, Fränkls, Linders und Hirschwalds. 
Als Faktum können wir es buchen, daß die bei der. unspezi- 
fischen Therapie verwendeten Mittel, seien sie die unspezilische 


Vakzine, Serum, Milch oder irgend ein Eiweißstoff oder ein chemisches 


Präparat, ja sogar destilliertes Wasser, organisches wie anorganisches 
Material auf. den kranken Organismus eine. gewisse. wohltätige Heil-- 
wirkung entfalten. | a 


Diese Wirkung kann eine lokale und allgemeine sein. Die lokale 


(Herdreaktion) besteht in Schmerz, ne Zunahme und plötzlicher _ 


Abnahme des Ödems im erkrankten Gebiet. Die: allgemeine Reaktion 

ist subjektiv und. objektiv. Die ‚subjektive besteht in Kopfschmerz, 

allgemeiner Mattigkeit, Niedergeschlagenheit, Fieber. 
Die objektive: | 


1. in- einer im hämatologischen Bilde nachweisbaren, auf eine | 


vorübergehende 
Lymphozytose, | RN 

2. in einer serologisch feststellbaren Antikörperbildung und 
Komplementbindung, . | 

3. bakteriologisch in der Bakteriolyse, 

4. in der leistungssteigernden Wirkung; 
nach’ Weichardt: 
Ä a) in der Einwirkung auf den hämatopoetischen Apparat, 

b) in der Anfikörperbildung, | | 

c) in der Steigerung der Drüsentätigkeit, 

3 in der Fermentbildung, > ` 

e) in der Muskelwirkung, 

fÍ) in der Leistungssteigerung. | 

Ob diese Einwirkungen. Aktion oder Reaktion, chemischer oder. 
physikalischer Natur sind, ist nicht festgestellt worden. 

Mag das. Fieber Zerfalls- oder Abbau- oder Resorptionseffekt 
sein, mag es durch toxische oder spezifische Produkte hervorgerufen 
sein, es kann-jedenfalls nur als konsekutives Fieber angesehen werden. 


Leukopenie . folgenden Leukozytose, Phagozytose, 


Es ist festgestellt worden, daß nach Anwendung dieser Substanzen 


1) M. m. W. 1918-19, 


Sie bestand in Ruhe, in Applikation von. Kälte, . 
ev. Eis, in manchen Fällen in der Anwendung von Hitze (Thermophor).. 


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1620 


auch bei Nichtzustandekommen. von Fieber die Protoplasmaaktivierung 
bzw. die Heilwirkung eintritt. | 


Das natürliche Bestreben richtet sich dahin, die mö lichst 
besten, nach Bedarf größte Wirkung zei enden Präparate herzu- 
stellen, welche differenziert bei gewissen rkrankungen mit unspezi- 
fischen Mitteln, spezifische Wirkung auslösen. Wichtig ist jene Fest- 
stellung Weichardts; wonach diese Stoffe nicht gleichmäßig wirken, 
bzw. die Protoplasmaaktivierung nicht im gleichen Maße stattfindet, 
woraus natürlich folgt, daß auch ihre Heilwirkung eine verschiedene ist. 


Die Behandlung der Bubonen mit diesen unspezifischen Mitteln 
bat als neues wirkungsvolles Agens der rein konservativen Therapie 
einen ganz besonderen Wert. | 


Antoni? berichtet über mit Aolan behandelte Fälle, deren 
Ergebnisse im Vergleich zu denen der von mir mit Phlogetan behandelten 
Fälle nur in einer allgemeinen Beeinflussung bestehen. Die Vereiterung 
hat er nicht verhindert und hat auch in den punktierten Fällen zum 
größten Teil noch Eiter gefunden. 


Ich erlaube mir aus meinen mit Phlogetan behandelten Fällen 
einige Krankengeschichten zu reproduzieren. 


i. L. J., 46 Jahre alt, Eisenhöndler, kommt am 3. Januar 1923 
in meine Behandlung mit beiderseitiger, in der u hona gelegenen, 
ungefähr walnußgroßen und auch schon auf geringer ruck, sowie 
spontan schmerzhaften Lymphadenitis. — Am 3. Januar 5 ccm Phlogetan 
subkutan, Fieberreaktion nach 4 Stunden 38,2. Am 5. Januar Ð, ecm 
Phlovetan subkutan, Fieber 36,6.— Am6. Januar hat die Schmerzhaftigkeit 
und Empfindlichkeit der Drüsen aufgehört. Patient bekommt jeden 
2. Tag noch je 5 ccm Phlogetan ohne Fieberreaktion. Nach 10—12 Tagen 
nach der ersten Injektion sind die Drüsen nachweisbar verkleinert, 
ihre Rückbildung dauert auch nach Aufhören der Phlogetananwendung 
an, Nach 3 Wochen vollkommene Restitution. 


Die Lymphadenitiden, þei denen eine Ulzeration nicht nach- 
weisbar war, haben schon nach der 2. Phlogetaninjektion ihre Empfind- 
lichkeit und Schmerzhaftigkeit verloren und sich vollkommen rück- 
zubilden begonnen. Nach 5 Monaten Status idem. Das war der erste 
Fall, welcher auf die Möglichkeit der Phlogetananwendung bei Be- 
handlung des Drüsenapparates gelenkt hat, 2 


9%, N. E., Journalist, meldet sich am 3. Februar 1923 ‚mit einem 
am Dorsum penis gelegenen, ungelähr 8 mm langen und 3 mm breiten 
Ulcus molle, Spirochätenbefund negativ, Streptobazillen positiv. Das 
Geschwür trotzt jeder Behandlung, breitet sich nicht aus, zeigt aber 
auch keine Heilungstendenz. — Am 25. März. Thermokauter. — Am 
6. April Anzeichen von Heilung. — Am 12. April Epithelisation. 
Unterdessen wurden zweimal je 3 ccm Phlogetan zur Beförderung des 
Heilungsprozesses ohne Effekt angewendet. — Am 20. April zeigt sich 
in der linken Leistenbeuge ein ungefähr walnußgroßer, schmerz after, 
roter, mit der Haut verklebter, luktuierender Bubo. Patient verweigert 
einen operativen Eingriff. Am 20. A ril 5 ccm Phlogetan s. c., der 
Bubo ist vergrößert, erhöhte Schmerzhaftigkeit sowie erhöhte Fluktuation, 
Temperatur 88,2. — Am 22. April 6 cem Phlogetan subkutan, am 23. April 
Temperatur 38,6. Schmerzhaltigkeit nach Angabe des Patienten wie 
abgeschnitten. Die Entzündung ist augenscheinlich geringer, der rote 
Hof verschmälert, livider. Noch viermal je 6 ccm "Phlogetan ohne 
Fieberreaktion, Fluktuation nimmt immer mehr ab. Nach 14 Tagen 
ist an der Stelle des Bubo eine livide Verlärb 


ung zu sehen und eine 
nicht schmerzhafte, haselaußgroße Drüse -zu tasten. 


Heilung. 
Beim atonischen Geschwür ist ungefähr 11 Wochen nach der 
Infektion und ungefähr 8 Tage nach seiner Abheilung, ein Bubo auf- 
etreten, der, obwohl sehr schmerzhaft und schon fluktuierend, nach 
uftreten einer Herdreaktion vollkommen geheilt ist. 


8. Z. L., Fleischhauer, kommt am 12. April 1923 in meine Be- 
handlung und hat Ulcera mollia sulci coronari et ulcus molle ad 
rupturam frenuli. — Aut eine unregelmäßige Behandlung nach 2 Wochen 
in beiden Leistenbeugen multiple fluktuierende Bubonen. — Am 26. April 
5 ccm Phlogetan subkutan, Reaktion 38,9. Die Schmerzhaftigkeit ist am 
27. April vollkommen era am 28, April 5 ccm Phlogetan, 
Temp. 381 — das Erythem ist geringer, keine Suppuration. Noch 
ieden 2. Tag dreimal 5 cem Phlogetan ohne Fieber, alle Bubonen in 

ückbildung, vollkommene Restitution. 


Schon auf die 1. Injektion hat also die Schmerzhaftigkeit bei | 


Bubo multiplex aufgehört. Der Patient kann seinem anstrengenden 


trotzdem vollkommene Heilung. 


4. K. L., Puella publica, kommt am 2. Mai 1923 in meine Be- 
handlung. Vor2—8 Wochen bestanden Ulcera mollia vulvae et vaginae. 
In der linken Leistenbeuge ein ungefähr kastaniengroßer, schmerzhafter 
nicht fluktuierender Bubo. 5 ccm Phlogetan subkutan, Temperatur 38,9 a 
Herdreaktion. Dreimal alle 2 Tage 5 ccm Phlogetan, kein Fieber. 


Keine Suppuration des von Tag zu Tag kleineren Bubo. Dieser ist 
nach 10 Tagen vollkommen verschwunden. 


In diesem Falle ist also der Schmerz schon nach der 1. Injektion 
verschwunden. Es wurden im ganzen 4 Injektionen angewendet, 


2) M. m. W. 1918. 


s 


o E MEDIZENISOHE E S Adi 


| et bubo inguin. lat. dextri. 


' aber die Fluktuation verbleibt, zeigt allerdings unbedingt Besserung, 


‚ antiphlogistische Behandlung, Anwendung von 


Vollkommene | 


5. B. L., Artist, kommt am 20. Mai 1923 mit Ulcus molle glandis 

Der Bubo ist schmerzhaft, mit der Haut 
verklebt; die Haut ist rot, Fluktuation. ..5 ccm Phlogetan, Temperatur 
38,2 — Herdreaktion. — Am 29..Mai 5 cem Phlogetan, Temperatur 
87,6 — Schmerz geringer, am 24. Mai 6 ccm Phlogetan, Temperatur 
37,4 — Schmerz geschwunden. Eine lokale, antiphlogistische Behand- 
lung wurde nicht angewendet. Die akuten Entzündungssymptome 
bilden sich zurück, Fluktuation besteht noch. Noch zweimalige An- 
wendung von 6 cem bzw. 8 ccm Phlogetan. Die Fluktuation besteht 
ohne Entzündungssymptome. — Am: 27. Mai Punktion: rein seröse 
Flüssigkeit, im mikroskopischen Präparat keine Erreger, neben Eiter- 
zellen Lymphozyten. Noch ee. tägliche Punktion; bei jeder 
Gelegenheit rein seröse Flüssigkeit. Aikroskopischer Befund Lympho- 
zyten, 18 Tage nach Beginn der Behandlung vollkommene Restitution, 


. In diesem Falle also hat die reine Phlogetanbehandlung keine 
vollkommene Heilung gebracht, der Patient wird wohl schmerzfrei, 


da die Punktionen überhaupt keinen Eiter ergeben, aber neben Eiter- 
zellen mikroskopisch auch Lymphozyten nachweisbar sind. “ 


| 6. Frau Sz. J., kommt am 19. Juli i923 mit Ulcera mollia urethrae 
et vulvae in meine Behandlung. Nach 2 Wochen Bubo multiplex lat. 
sin, Lymphangoitis et oedema lab. maj. lat. sin. Große lokale Re- 
aktion, lokale Komplikationen, Spirochäte negativ, Wa. R. negativ 
(Lues latens), Fluor albus. — ‘Am 2. August 5 ccm Phlogetan subkutan, 
noch am $. Temperatur 38,9, starke Kopfschmerzen, neben der allgemeinen 
lokalen Reaktion. — Am 4. August 5 ccm Phlogetan, lokale Therapie 
Ung. Hydrarg. cin., Ab- 
nahme der Schmerzen, keine Veränderung des Entzündungsprozesses. — 
Am 6. August 6 ccm Phlogetan, Temperatur 38,9. Die Entzündun 
bessert sich, Schmerzen verschwinden, Patientin kann gut gehen. Noch . 
dreimal je7 ccm Phlogetan, worauf sich der Entzündungsprozeß zurück- 
gebildet hat. Fluktuation, viermalige : Punktion an 3 Stellen, seröse 
Flüssigkeit. — Am 16. August rein seröse Flüssigkeit, neben Eiterzellen 


Lymphozyten. Fistel, aus der sich seröses Sekret entleert. Nach 
6 Wochen Heilung. | 


Bei einer verhältnismäßig schweren Mischinftektion mit Bubo 
multiplex, dessen Behandlung schwerer ist, ist ohne operative Behand- 
lung Heilung eingetreten nach Punktionen zu einem Zeitpunkt, wo 
wiederholte Eingriffe notwendig gewesen wären. G EYN 

1. K.M. zeigt am 28. Juli 1223 Ulcera ` mollia praeputii et sulci 
coronarii et urethrae cum bubone inguinali lat, dextri. Ein schmerz- 
hafter, kleinapfelgroßer, mit der Haut verklebter, erythematöser, 
fluktuierender Bubo. Sechsmal 5—8 ccm Phlogetan, nach den ersten 
drei Injektionen Fieber, nach den anderen keine Fieberreaktion. Der 
Entzündungsprozeß ist gemildert, bald abgelaufen. Fluktuation bleibt 
im großen Bubo bestehen. In drei Punktionen wird eiterfreie, rein 
_seröse Flüssigkeit entleert, die sich wieder erneuert, danach Inzision 

wegen der starken Spannung. Sehr große Periinfiltration. Es entleert 
sich seröse Flüssigkeit. Rasche Reinigung und Heilung. 

Die vollkommene Rückbildung des großen, 
scheinlich halbsuppurierten Bubo, ist durch reine Phlogetanbehandlung 
goluagen. Der operative Eingriff war wegen der unangenehmen 

pannung notwendig, doch ist es sehr wohl möglich, daß der Prozeß, 
auf sich selbst belassen, auch so vollkommen abgeheilt wäre. 

8. M.: P., Beamter, meldet sich am 10, August 1923 mit Bubo 
incipiens lat. sin. Vor zwei Wochen Ulcus molle; in der linken Leisten 
beuge ein a Ro schmerzhafter, druckempfindlicher Knoten. 
Auf dreimal 5 ccm P er starke Allgemeinreaktion, Temperatur 89,1, 
Schmerzhaftigkeit geschwunden, der Enzündungsprozeß greift nicht 
weiter, die Heilung beginnt und ist nach ganz kurzer Zeit vollkommen. 

In diesem beginnenden einfachen Fall ist also durch eins ver 
palrni mabig geringe Medikation schon vollkommene Heilung erzielt 
worden. | 


Auch in meinen übrigen Fällen habe ich ähnliche Resultate 
erzielt. 

Die Anwendung des Phlogetans ist immer subkutan erfolgt 
und zwar abwechselnd in den linken oder rechten Oberarm. Ich 
habe feststellen können, daß die intramuskuläre oder an einem 
anderen Orte stattgehabte Applikation nicht die gewünschte Re 
aktion auslöst, selbst am Orte der Injektion nicht. Auch die Wir 
kung ist eine geringere. Die lokalen Reaktionen bilden sich nach 
3—4 Tagen zurück, so daß wir die zweite Injektion an derselben 
Stelle machen können. Die hohe Dosierung ist scheinbar nicht zu 
umgehen, doch war in keinem Falle dauernd’ eine unangenehme 
Nachwirkung zu konstatieren. Fieber zeigte sich gewöhnlich pur 


nach den ersten Injektionen, obwohl die lokale Reaktion auch späte! 
nicht geringer war. 


. 


fluktuierenden, wahr, 


‚beider hat sich seine präventive Anwendung nicht bewährt. 
Vielleicht ist der Kontakt‘;der in den Lymphgeläßen aszendierte 
Streptokokken mit dem Gewebe kein derartiger, daß eine Herd 
reaktion zustande kommen kann, oder durch allgemeine Reaktion 
eine nennenswerte Beeinflussung der Kokken möglich wäre. 


"a 9,7 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 46. E = 1621 


16; N oveınber 


Die intrakutane' Anwendung des Phlogetans, insbesondere beim: 
Ulcus molle ist nicht schmerzhafter.als die eines anderen Therapeuti- 


kums. Ich werde mir erlauben hierüber nächstens zu referieren. 
... Es kann also das Phlogetan den operativen Eipgriff über- 


flüssig machen, und andererseits ist es auch gelungen, den Heilungs-. 


prozeß zu verkürzen. Die konservative Behandlung dauert durch- 
schnittlich 12—14 Tage, die operative, als die radikalste, dauert 
zumindest solange. - Als. einzigen Nachteil könnte man viel- 


‚leicht die Schmerzhaftigkeit der Applikation erwähnen; das 


Fieber verschwindet nach 4—5 Stunden, die Lokalreaktion in etwa 
24 Stunden, eventuell hält sie 2—3 Tage an. Wir haben im 


Phlogetan ein ausgezeichnet bewährtes, für die konservative Be- ' 


handlung der Bubonen bisher das vielleicht geeignetste unterstützende 
Agens gefunden, zumal es gelungen ist, in den mit Phlogetan be- 


'handelten Fällen in etwa 60% vollkommene Heilung, in 40% eine 


ganz nennenswerte Beeinflussung zu erzielen. 


Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. 


> 


Aus der Bakteriologischen Abteilung am Städtischen Krankenhause 
im Friedrichshain, Berlin (Abteilungsdirektor: F. Schiff). 


- Zur mikroskopischen Diagnose der Bleivergiftung. 
| Von F. Schiff. nz 


Seit E. Grawitz die basophile Punktierung der Erythrozyten 
als Frühsymptom der Bleivergiftung beschrieben hat, ist die Be- 
deutung der Blutuntersuchung für die Sicherung der klinischen 
Diagnose Bleivergiftung und insbesondere für die Auffindung der 
Frühstadien mehr und mehr anerkannt worden, so daß heute die 
Blutuntersuchung als unentbehrliches Hilfsmittel des Klinikers wie 
auch des Gewerbearztes gelten darf. Für die Technik der Unter- 
suchung sind in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Ab- 
änderungen vorgeschlagen worden, ein Beweis für das Interesse, 
das der Methode entgegengebracht wird, gleichzeitig aber auch ein 
Zeichen, daß die bisher angewandten Verfahren nicht in jeder Hin- 
sicht befriedigen. Als der wichtigste Fortschritt in technischer Hin- 
sicht darf wohl die Einführung der Methode des dicken Tropfens 
angesehen werden, auf deren Wert für die Diagnose der basophilen 
Punktierung, speziell auch bei derBleivergiftung, zuerstV.Schilling!) 
hingewiesen hat, und die.im Anschluß an Schilling dann auch 
von L. Schwarz2), Seiffert®) u. a. empfohlen wurde. 


Ein. gewisser Nachteil der Methode scheint mir darin zu liegen, 
daß die Untersuchung immerhin recht subtil ist. Die basophilen 
Granula, insbesondere in ihren feineren Formen, sind sehr kleine 
zarte Gebilde, und die Durchmusterung vieler Präparate, wie sie 
bei Reihenuntersuchungen erforderlich ist, stellt an das Auge recht 
hohe Anforderungen. Ich möchte mir- deshalb erlauben, auf ein 
Verfahren hinzuweisen, welches das Auffinden der basophil gekörnten 
Erythrozyten sehr erleichtert, nämlich die Anwendung der sog. 
Leuchtbildmethode- nach E. Hoffmann“). Das Leuchtbildverfahren, 
die Betrachtung gefärbter Präparate im Dunkelfeld, hat bisher, 
trotz aller Anerkennung, die der Schönheit der Bilder gezollt wird, 
doch nur wenig Verwendung gefunden. In der Laboratoriumspraxis 
kommt es eigentlich nur für den Nachweis der Tuberkelbazillen in 
Betracht, und auch hier wird man es, darin stimme ich Gersbach?) 
zu, trotz seiner zweifellosen Überlegenheit nur in Ausnahmefällen 
heranziehen. Zum’ Nachweis der basophilen Punktierung scheint 


` mir die Leuchtbildmethode dagegen das Verfahren der Wahl zu sein): 


die basophile Körnelung tritt in ungewöhnlicher Schönheit und 
Deutlichkeit hervor, die Körner erscheinen wesentlich größer als im 
Helfeld, die Farbe ist überaus charakteristisch, im Mansonpräparat 


ein kräftiges, ins Braune spielendes Goldgelb, bei Giemsafärbung 


ein helles Grüngelb. Die Körner heben sich von dem dunkeln Unter- 
grund ausgezeichnet ab, so daß sie geradezu das Gesichtsield 
beherrschen und auf den ersten Blick erkannt werden. Von anderen 
Blutelementen zeigen nur noch die polychromatischen Erythrozyten 
denselben Farbenton, ganz wie das auch im Hellfeld der Fall ist. 


"Wichtig ist, ebenso wie bei der Betrachtung im Hellfeld, die Unter- 
scheidung der Polychromasie von der basophilen Punktierung. „Man 


muß wissen, daß die Polychromasie auch nicht homogen, sondern 
als feinziselierte blaue Netzzeichnung erscheint“ (V. Schilling), 
und man muß berücksichtigen, daß sich die Polychromasie im 


3) V, Schilling, M.m.W. 1917, F.B. 230; Anleitung zur Diagnose 
im dicken Bluttropfen, Jena 1920. Vgl. auch Folia haematol. A.11, 327. 
2) L. Schwarz, M.Kl. 1921, Nr. 22, S. 569; L. Schwarz und 


Hefke,D.m.W.1928, Nr.7;vgl.auchL.Schwarz,Klin.Wschr.1922,Nr.49. 


8) Seiffert, M.m.W. 1921, S. 1580. . 
4) Vgl. den einschl. Abschnitt von Hoffmann in Kraus-Uhlen- 


‚huth, Handbuch der eg Technik, Berlin-Wien 1922. 
| r 


Gersbach, M.Kl. 1924, Nr. 23. 
6%) L, Michaelis hat.bereits 1905 die basophilen Granulationen 


als „hervorragend schönes Objekt“ zum Studium gefärbter Präparate 
m unkelfeld” | 


erkannt (Virch. Arch. Bd. 179, S. 195.). 


Dunkelfeld, wie bereits P. Schmidt?) vor Jahren gefunden hat, 
in feinste Körnchen auflösen läßt. Da bei der Wesensverwandtschaft 
der beiden Erscheinungen gelegentlich alle Übergänge vorkommen 
können, so ist eine gewisse Vorsicht erforderlich. Schwierigkeiten 
lassen sich aber leicht vermeiden, wenn 'man zur Einübung die- 
selbe Stelle des Präparates nachträglich im Hellfeld betrachtet, was 


durch eine einfache Hebelverschiebung möglich ist?). Es bleibt 


natürlich jedem Untersucher unbenommen, vor Abgabe der Diagnose 
stets auch einige charakteristische Stellen im Hellfeld zu betrachten. 
Ob eine solche Kontrolle für den mit dem Leuchtbild des normalen 
Blutes gut vertrauten stets oder auch nur oftmals notwendig ist, 
möchte ich, da ein Urteil hier sehr subjektiv ist, dahingestellt sein 
lassen. Jedenfalls bedeutet die Doppeluntersuchung praktisch nicht, 
wie es bei der Schilderung scheinen könnte, eine Komplizierung, 
sondern eine Erleichterung gegenüber den bisherigen Verfahren, weil 
eben die Auffindung der verdächtigen Stellen, besonders in den 
Fällen mit nur wenigen basophil punktierten Erythrozyten, ver- 
einfacht ist. | F 
Wenn ich somit das Leuchtbildverfahren zur Diagnose de 

basophilen Punktierung sowohl im Ausstrichpräparat als auch vor 
allem im dicken Tropfen empfehle, so möchte ich doch gleichzeitig 
betonen, daß nun nicht ohne weiteres alle für die Untersuchung 
im Helifeld aufgestellten Normen auch für das Leuchtbild als gültig 
angesehen werden dürfen. Das gilt sowohl für die als „beweisend“ 
anzusehenden Minimalzahlen („Schmidtsche Zahl“), wie auch für 
die Einzelheiten der Fixierung und Färbung?). Hier werden die- 
jenigen Stellen, die über ein großes und vielseitiges Material ver- 
fügen, die Entscheidung zu treffen haben. 


Aus der II. Medizinischen Klinik der kgl. ung. Pázmány Peter- 
Universität in Budapest (Direktor: Prof. Dr. Baron A. v. Korányi). 


Experimentelle Untersuchungen 
über den zeitlichen Verlauf der Doppelwirkung 
` des Kalziums auf das vegetative Nervensystem. *) 


Von Dr. Eugen Baráth. 


Die bekannte Lehre von Kraus und Zondek, nach welcher 
der Antagonismus von Kalium und Kalzium, vielleicht auch anderer 
Ionen, als Grundlage der vegetativen Nervenwirkungen anzunehmen 
ist, hat in Versuchen an überlebenden Organen, sowie in Tier- 
versuchen, ihre Bestätigung gefunden. Nach den Untersuchungen 
von Zondek ist „die Vagusreizwirkung immer dem Effekt einer 


Erhöhung der Kalziumkonzentration gleich, während die Sympathikus- 


reizwirkung dem Effekt der Kalziumkonzentrierung entspricht“. Nerv- 
und lonenwirkung sind nach Zondek absolut identisch. Was sich 
durch Reizung der vegetativen Nerven erzielen läßt, kann auch 
durch das betreffende Kation erreicht werden. Die Ionen gehören 
zu den Werkzeugen, deren sich der Nerv bedient, um seine Funktion 
zu erfüllen. Nach den Ergebnissen dieser Lehren war es nahe- 
liegend, die Kativnenwirkung auch auf das vegetative Nervensystem 


des Menschen zu prüfen. Wir wissen doch seit Langley, daß die 


Ergebnisse der Tierversuche gerade auf dem Gebiete der Fragen 
der vegetativen Nervenwirkungen nicht ohne weiteres auf die mensch- 
liche Pathologie übertragen werden können. 


7) P. Schmidt, Arch. f. Hyg. 1907, 63, S.1. Schmidt beschreibt 
hier auch das Verhalten von Methylenblaupräparaten im Dunkelield. 

8) Sowohl der Wechselkondensor nach Siedentopf (Carl Zeiß, 
Jena) wie der Helldunkelfeldkondensor von Leitz sind gut verwendbar. 

9) Die wissenschaftlichen Grundlagen für die Auswahl der geeig- 
neten Färbung bietet die Farbfiltermethode von Berek. Ä 

*) Vorgetragen auf dem 36. Kongreß der Deutschen Gesellschaft 
für innere Medizin in Bad Kissingen am 22. April 1924. Wie ich es 
aus .den Mitteilungen der Verhandl. d. Deutschen Ges. f. inn. Med. 
1924 ersehe, ist der Auszug meines Diskussionsvortrages aus mir un- 
bekannten Gründen nicht erschienen, 


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Menschen zu prüfen, wurden- nit 
Die Versuchspersonen, unter denen 
mit Neurasthenie, M. Basedow, Diabetes, 


Weite der Pupillen, Dermograpbismus usw. wurden auch beachtet: 


f mydriase geprüft und der Bulbusdruckversuch ausgeführt. Es wurde 


` Die Ergebnisse der 


dem bekannten starken Wärmegefühl der Patienten. 


: Bulbusdruckversuch wird stark positiv; wir können weitere Verlang- 


= steigerungen, wie Jansen angibt, habe ich nie beobachten können. 


. über; 


- 


i622. nA 


Die Untersuchungen, die ich ‘in 27. Fällen ‚angestellt habe, 
um die Kalziumwirkung auf das vegetative Nervensystem des 
folgender Methodik ausgeführt: 
sich auch kranke Menschen 
Ulcus ventriculi bzw. 
duodeni usw. befanden, wurden früh morgens nüchtern untersucht. 
Es wurden zunächst Pulszahl und Blutdruck, sowie der Ausfall des 


. Aschnerschen Bulbusdruckversuches und der Prüfung auf Adrenalin- 


mydriäse registriert. Zugleich wurde der Blutzuckerwert ermittelt 
(Bangsche Mikromethode), sowie das qualitative Blutbild ausgezählt. 


Nachher bekamen die Versuchspersonen 5 ccm ‘einer 10 %igen 
CaCl,-Lösung intravenös. Die Injektion erfolgte ungefähr innerhalb 
30 Sekunden. Nach Beendigung der Injektion wurde jede Minute - 


-die Pulszahl und der Blutdruck: bestimmt und der Aschnersche 
o Bulbusdruckversuch. ausgeführt, dann nach 10, 25, 45 und 90 Minuten 


der Blutzuckerwert bestimmt, das qualitative weiße Blutbild aus- 
gezählt, sowie Pulszahl und. Blutdruck kontrolliert, auf Adrenalin- 


auch auf die Allgemeinerscheinungen. geachtet.‘ Nach 10 Tagen 
Wiederholung des ‚Versuches mit - 10 cem 10 %iger CaCl- Lösung. 
Untersuchungen wurden tabellarisch registriert. i 
Wir können die Kalziumwirkung — auf Grund dieser Unter- 
suchungen — folgendermaßen charakterisieren: Sofort nach der In- 
jektion, sehr oft auch schon während der ‚Injektion, erfolgt eine 
auffallende Pulsverlangsamung um 12—35 Schläge pro Minute, nebst. 


sank in einigen Fällen bis 45—50 Schläge pro Minute. Der Aschnersche 


samung des Pulses bis um 90—25 Schläge nach dem Bulbusdruck 
beobachten. Die schon vor der ‚Kalziuminjektion vorhandene posi- 
tive Bulbusdruckwirkung wird noch ausgesprochener. Die Pupillen 
werden etwas enger. Der Blutdruck, oft nach initialer Senkung, 
steigt etwas in die Höhe. Die Blutdrucksteigerung betrug in meinen 
Fällen 10—20.mm Hg nach Riva-Rocci. Größere Blutdruck- 


Alle die genannten Symptome haben eine sehr, kurze Dauer. 5 bis 
10 Minuten nach erfolgter Injektion ist die Pulsverlangsamung. vor- 

der Aschnersche Versuch fällt nicht mehr positiv aus. Der 
Reduktionswert des Blutes steigt in den folgenden 11/2 Stunden, 
oft nach initialer Senkung, um 10—20% des Anfangswertes. :- Die 
Pupillen werden etwas weiter; in manchen Fällen können wir jetzt 
eine Erweiterung der Pupille auf Adrenalineinträufelung beobachten. 


EEE 


Aus dem Gottfried von Preyerschen Kinderspital Wien | 
(Primarius: Dozent Dr. H. Koch), _ | 


ein Ersatzpräparat des Lebertrans. 
Von Dr. Karl Pollak, Assistent. | 


Apotheker Mag. pharm. Franz Pietschmann hat in seinem 
„Resanol“ ein dem Lebertran für die Kalktherapie gleichwertiges 
und dabei wolhlschmeckendes Präparat in Pulverform hergestellt, 
dessen Bestandteile Calc. jod., Calc. lact., Calc. phosph., . Pepton, 
Extract. Malti, Sacch. lact. sind. . | | 

Das Anwendungsgebiet des Resanol entspricht nicht nur dem 
Bereich des Lebertrans, sondern dem der gesamten Kalktherapie. So 
wird nicht nur jede Knochenwachstumstörung (Fall 1), die auf Kalk- 
armut beruht, durch Resanol günstig beeinflußt, sondern. auch die 
bei Kindern so oft auftretende Übererregbarkeit des Nervensystems 
mit. seinen bekannten Erscheinungen (Fazialis-Phänomen, 'spasmo- 
phile .Diathese) erfolgreich bekämpft. Eine besondere - Wirkung 
zeigt auch Resanol auf jene Formen des Bettnässens, deren Ursache 
eine Form der Reizblase ist. Durch Resanol ist die Herabsetzung 
des abnormen Reizzustandes des nervösen Miktionszentrums erreichbar 
und in Verbindung mit anderen therapeutischen Maßnahmen (Diät- 
regelung usw.) das .hartnäckige, lästige Leiden zu bessern. (Fall 2.) 

| Aus dem übrigen Medikationsgebiet des Resanol sei außer 
der bereits besprochenen Anwendung bei Rachitis und latenten 
Krampizuständen, deren hauptsächlichstes Symptom. das Fazialis- 
Phänomen ist, wo ein mehrwöchiger Gebrauch von Resanol. dieses 
Sturmzeichen schwinden läßt (Fall 8), noch das weite Gebiet der 


Resanol, 


exsudativen Diathese hervorzuheben, deren mannigfache Formen 
‚des -Kalziums im Resanol 


durch die entzündungshemmende Wirkung 
rascher abklingen. (Fall 4) > | 


= 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK ze Nr. 46. ! 


Blutdruck und Pùlszahl zeigen oft eine leichte Erhöhung. Im 


. Polynükleose, 


hang gebracht werden könnte. 


Die Pulszahl | 
| senkung, als eine amphotrope Wirkung mit initialer Vagusreizung 


Pharmazeutische Präparate. 


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16: November. 


qualitativen Blutbilde sehen wir meistens eine absolute und relative 
mit Reduktion der Eosinophilenzahl. A 
Die initiale Wirkung des Kalziums — wie wir sehen — ist 
schwerlich als eine Sympathikusreizwirkung zu deuten. Wie es 
auch Jansen in seiner letzten Mitteilung angibt, kommt es gesetż: - 
mäßig zu einer initialen, kurzdauernden, starken Bradykardie. Jansen . 
hat außerdem eine starke Verlängsamung und Vertiefung der 
Atmung beobachtet, was nach. seiner Ansicht vielleicht mit einer- 
depressorischen Wirkung auf das Atmungszentrum in Zusammen- 
Die anfängliche. Bradykardie läßt 
sich durch Atropin. aufheben. - Wird vor der Kalziuminjektion 
0.0005. g Atropinsulfat subkutan gegeben — wie ich es in einigen 
Fällen tat —, dann 
vermissen auch die Bradykardie nach Bulbusdruck. Beide Wirkungen 
lassen sich auch durch die intravenöse Injektion von 0,0001 g Atropin, 
auf.der Höhe der Kalziumwirkung gegeben, sofort aufheben. Nach 
alledem scheint die ’Kalziumwirkung am Menschen durch eine Doppel- . 
wirkung gekennzeichnet ünd' zwar durch eine initiale stärkere Vagus- 
reizung, nach deren Abklingen. sich die Zeichen einer schwächeren, 
länger anhaltenden Sympatbikusreizung einstellen. Demnach wäre 
die Kalziumwirkung auf das vegetative Nervensystem des Menschen 
als eine 'amphotrope Wirkung aufzufassen. Solche amphotrope 
Wirkungen einiger vegetativer Pharmaka haben schon früher manche 
Autoren angenommen. So wurde z. B. die schon seit langem be 
kannte paradoxe Wirkung des Adrenalins bei subkutaner Anwendung, 
charakterisiert durch initiale Pulsverlangsamung und Blutdruck- 


gedeutet. (Siehe bei Friedberg, Schenk und Heimann- 
Trosien usw.) Einige Autoren, wie Danielopolu und seine 
Mitarbeiter, sprechen von Amphotonie bei den vegetativen Giftwirkun 
gen, wobei die Wirkungsweise durch die Dosierung bestimmt wird. 
Die einzelnen Komponenten der zusammengesetzten Wirkung 
des Kalziums können je nach den individuellen Verschiedenheiten 
des Organismus schwächer oder stärker hervortreten. Es wäre dem 
nach daran zu denken, auf Grund der Kalziumwirkung verschiedene 
Reaktionstypen zu unterscheiden. , Diesbezügliche Untersuchungen 
sind im Gange. | = Sen 


Literatur: Friedberg, Erg. d. inn. Med. u. Kindhik., Bd. 20, 8.178. — 
Schenk u, Heimann - Trosien, Zachr. f. d. ges. exp. Med. 1922, 29, S. 40L — 
'Kraus: D. m. W. 1920, Nr. 8, S. 201. — Usenór, Zschr. $. Kindhlk., 1921, Orig, 9. 

8,262. — Jansen, KL W. 1924, Nr. 17, 5. 715. — Danielopolu, Draganesco ot 


Capaceano, Bull. et mèm. de la soc. méd. des höp. de Bucarest 1922, 4, Nr.2, 8. al 


_ _ Hingewiesen . sei noch auf die Krankheiten, die ‚sich im 
Kapitel der bämorrhagischen Diathese vereinigen: von der Purpur 


simplex bis zum Morbus maculosus, bei welchen der günstige Bin 
fluß der Kalktherapie nicht zu leugnen ist. —. en 


Fall 1. J. M, 16 Monate alt, mit hochgradigem rach. Hydro- ' 
zephalus und rach. Sitzkyphose der oberen Brustwirbelsäule, große 
Fontanelle 12: 8 cm, Kraniotabes, starker rach. Rosenkranz, stump! 
winkeliger. 'Gibbus im Bereich der oberen Brustwirbelsäule. denpi 
Lordosierung der Wirbelsäule durch Gipsbettlagerung, gemischte ost, 
nach jeder Mahlzeit eine Messerspitze Resanol I, Sonnenbestrahlung. 
Nach se Behandlung: fast are Verknöcherung der 

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Fontanellen, Kyphose ausgeglichen (Photokontrolle Rosenkranz zarter 
und über 4 kg Swichteiunahnge: . n i S 


Fall 2. K. P., 4, Jahre alt, als Säugling bei jeder fieberhaiten 
- Erkrankung „Fraisen“, seit einem th J N st "täglich Bottmässen. 
Harn von normaler Beschaffenheit, Genitale ohne pathologische Ver- 
änderung, dagegen Fazialis Bar Kind ‚sehr ängstlich, zuckt oft m 
Schlafe zusammen und verlangt bei jeder kleinen. Aufregung (Aus 
schelten) den Topf. Nach Flüssigkeitseinschränkung, ` roborierender 
men wöchigem Resanolgebrauch verliert sich "vollständig: 


Fall 3. J. Sch., 4 Monate alt, vor einem Monat von der Brust 
abgestillt, zeigt plötzlich "allgemeine Krämpfe am ganzen Körper 
(Fraisen). Die Untersuchung ergibt negativen Befund bis auf stark 

ositiven Fazialis. Therapie: Kupierung der Krämpfe mit 1/4 g Choral 
hydratklysma und Resanol dreistündlich 1 Messerspitze mit Teo ge 
mischt, verhindert eine Rezidive der Krämpfe, so .d 


isch das Rind m 
häusliche Pflege übergeben werden kann. Nach dreiwöchiger Kontrolle 


Fazielis kaum angedeutet, nach weiteren 4 Wochen vollständig negat" 
Fall 4. J. S., 21, Jahre alt, Flaschenkind, Pirquet negoti 


— . 


Trotz mehrfacher Salbenbehandl is i y oitmalg 
Rezidive am Hals, : Kopi und Gesicht. lie Rest 


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bleibt die initiale Pulsverlangsamung aus; wir - ' 


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1924 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 46. 


ächen zusehends ab. 
Resanol entspricht in jeder Beziehung den pharmakologischen 


ee heilen unter der üblichen Salbenbehandlung sämtliche Ekzem- 
l - 


Vorschriften und wird als billiges und wohlschmeckendes Kalk- 


präparat sich als unentbehrlich erweisen, besonders dann, wenn 
Lebertran zu ersetzen notwendig ist. 


Aus der Inneren Abteilung des Städtischen Krankenhauses Potsdam. 
Über ein neues Expektorans: „Kresival“. 


Von Chefarzt Dr. Max Schmid. 


Die günstige Wirkung der Kreosotpräparate bei der Behandlung 

der akuten und chronischen Bronchialkatarrhe, Bronchopneumonien 

“und der Tuberkulose der Lungen steht allgemein fest. Sie besteht 
in der Erleichterung der Expektoration, Minderung des Hustenreizes 

und rascheren Abheilung der Entzündungsprozesse der Schleimhäute. 

Die meisten der vorhandenen Präparate werden aber nicht immer 

gut vertragen und da gerade die Hebung des Appetites und des 

Ernährungszustandes bei tuberkulösen Kranken von größter Wichtig- 

keit ist, ist trotz der zahlreichen auf dem Markt befindlichen Prä- 

parate eine neue gut verträgliche Verbindung durchaus zu begrüßen. 


Während nun bisher als die Hauptbestandteile des alten | 


mit Erfolg angewandten Kreosot Kreosol und Guajakol gegolten 
'haben, haben neuerdings analytische Versuche ergeben, daß im 


nur etwa 20°, und im Kreosol etwa 30—840/,, gefunden’ hat. 
Hieraus ergibt sich, daß bei der bisher ausgenützten Wirkung des 
Holzteers die Kresole eine wichtige Rolle spielen müssen. 


Den naheliegenden Gedanken, diese Kresole für die Therapie 


. nutzbar zu machen, haben nun die Farbenfabriken vorm. Friedr. 
Bayer & Co., Leverkusen, in die Tát umgesetzt. Die Firma hat 
vor kurzem unter dem Namen Kresival ein Präparat in. den 


Handel gebracht, das in 6°/,iger Lösung kresolsulfosaures Kalzium 


enthält und von allen Patienten gut vertragen wurde. - 

Die mit dem Präparat angestellten Versuche haben durchaus 
günstige Resultate ergeben. Darreichungsform und Bekömmlichkeit 
können als sehr gut bezeichnet werden. we 

- Nach Anwendung des Kresivals kommt es zu einer leichten 
schmerzfreien Expektoration und Verminderung -des Hustenreizes, 
was sich besonders bei hartnäckigen Hiluskatarrhen, vorherrschend 
auch bei ‘der Hilusiuberkulose der Kinder zeigt. Das Präparat 
leistete aber auch bei fibrinöser Pneumonie, Grippe und. besonders 
bei der chronischen Lungentuberkulose der.Erwachsenen gute Dienste. 


Infolge des entzündungswidrigen und sedativen Einflusses des 


Kalziums empfehlen sich auch weitere Versuche mit dem Präparat 
bei katarrhalischen Zuständen infolge von exsudativer Diathese und 
bei Pertussis. Die Dosis: 3—4 mal täglich ein EBlöffel, Kinder ein 
Teelöffel voll mit gleichen Teilen Wasser verdünnt, kann anstandslos 
längere Zeit gegeben werden, da das Präparat in diesen thera- 


peutischen Gaben die Verdauungsorgane nicht reizt und seines an- 


Kreosot bis zu 40°/, Kresol enthalten ist, während man im Guajakol | genehmen Geschmackes wegen gern genommen wird. 


Aus der Praxis für die Praxis. 


Grundzüge. der ärztlichen Psychologie (Psychodia- 
gnostik und Psychotherapie) in der täglichen Praxis. 
Von Dr. Heinz Fendel, Höchst a. M., 


Facharzt für innere und Nervenleiden 
Kapitel 1. 
Einleitung. | 
Wenn Friedrich Nietzsche die Ahnung hatte: „Tausend 


Pfade gibt es, die noch nie gegangen worden sind, tausend Gesund- - 


-heiten und verborgene Eilande des Lebens“ — so ist es in Anbetracht 


. der spezifisch Nietzscheschen Erfassungsweise der Lebensprobleme 


selbstverständlich, daß diese neuen Lebens- und Gesundungs- 
möglichkeiten nicht im Erfahrungsbereich der äußeren — 
körperlichen — Sinne, sondern in dem desinneren — geistigen — 
Sinnes liegen sollen. Worum handelt es sich bei dieser erkennenden 
Betätigung des inneren Sinnes? Um den persönlichen offenen Ein- 
blick in eigenste intimste seelische Tatbestände und um eine 
solche Erforschungsweise der fremden Seele, die auf Analogieschlüssen 
dieser Selbsterkenntnisse beruht. Es hat sich herausgestellt, daß 
diese Betrachtungsweise des Seelischen, das subjektive Verstehen 
anstelle des objektiven .Erklärens, das introspektiv orientierte Sich- 
einfühlen in seelische Zusammenhänge die einzig zureichende Methode 
zur kausalen Erforschung seelisch bedingter Erscheinungen ist. 
Grundlegend und von genialer Meisterschaft auf diesem wichtigen 
Gebiet psychologischer Arbeit sind, wie gesagt, Nietzsches Schriften. 
„In Nietzsche lag eine besondere Fähigkeit, sein Leben und Schaffen 
zum Gegenstand der Betrachtung zu machen, eine Gabe, sein Ich 
mit scharfkritischem Blick zu mustern, mit dem Seziermesser zu 
zerschneiden, mit der Lupe zu durchforschen“ (Oehler). — Von 
dieser durch Einfühlung in die Stimmungen, Wünsche und Be- 
fürchtungen des Anderen die seelischen und seelisch bedingten Er- 
scheinungen dieses Anderen „genetisch verstehenden“ Psychologie 
ist hier die Rede. Die ärztliche Psychologie ist ein Teil der all- 
gemeinen verstehenden Psychologie, jener Teil nämlich, der sich 
mit der Einfühlung in krankhafte Phänomene befaßt. 

‚ , Die überlegene Bedeutung der introspektiv- psychologischen 
Einsichten für die Erkennung und Beseitigung von — gewissen — 
Krankheitsursachen ist mit besonderem Nachdruck von der psycho- 
analytischen Schule, deren Begründer der Wiener Neurologe 
Sigmund Freud ist, betont worden. Freud hat in den „Vor- 
lesungen zur Einführung in die Psychoanalyse“ (Wien 1920) eine 
zusammenfassende Darstellung seiner Lehren gegeben. Diese Lehren 


sind vielfach auf- Widerspruch gestoßen. Kraepelin!) sagt von 
ihnen, daß „Sie sich mehr durch eine derbe Anschaulichkeit als 


1) Kraep elin, Klin. Psychiatrie. . S. 1679. Leipzig 1915, 


durch die Zuverlässigkeit ihrer psychologischen Grundlagen aus- 
zeichnen“. Für die Darstellung der introspektiv- psychologischen 
Probleme ist nun Anschaulichkeit ein großer Vorzug. Deshalb 
machen wir uns die psychoanalytische Terminologie gerne zu' eigen, 
wenn auch nur in dem Sinne, wie beispielsweise Paul Ehrlich 
seine Seitenkettentheorie erdacht hat, mehr zur Verbildlichung 
als zur Erklärung der immunbiologischen ‚Wirkungen. 


Bezüglich des Inhaltlichen freilich werden wir solche 


Gewährsmänner bevorzugen, die, nicht durch die Zugehörigkeit zu 


einem bestimmten Kreise dogmatisch eingeengt, die Vielseitigkeit 
der: Betrachtungsmöglichkeiten tiefer erfaßt und früuchtbringender 


zum Ausdruck gebracht haben. 


Kapitel 2. 
Vom Unbewußten. 


Als Objekt der Psychologie betrachtet man zunächst die Tat- 


sachen des Bewußtseins. „Das Bewußtsein begrenzt das Gebiet des 


Psychischen gegen dasdesPhysischen“ 2). Demnach ist seelischesErleben 


oder Seele schlechthin alles das, was — bildlich gefaßt — inner- 
halb desBewußtseinfeldes liegt. Nun ist aber mehr als für irgend- 
eine andere psychologische Methode in der vorstehenden Psychologie 
die Fiktion verschiedener Bewußtseinsgrade zweckmäßig. | 


Um im Bilde zu bleiben: Man kann sich vorstellen, daß in 
den einzelnen Zonen des Bewußtseinsfeldes eine verschiedengradige, 


Helligkeit herrscht. | Zr 
Im hellsten Zentrum sind diejenigen seelischen Gebilde ent- 
halten, die wir unmittelbar und klar erkennen, mit dem deutlichen 
Gefühl der Aktivität erleben, verwerten und anderen mitteilen können, 
deren Einfluß auf unser gesamtes Verhalten wir kontrollieren können. 
In den nach außen folgenden Zonen nimmt die Bewußtseins- 


helligkeit immer mehr ab, die Vorstellungen werden unklar, ver- 


schwommen, kommen nicht mehr recht zum Bewußtsein, ihr Ver- 
hältnis zu uns wird mehr und mehr unkontrollierbar. 

| ‚ Ohne scharfe Grenze gehen die äußersten Zonen in das völlige 
seelische Dunkel, in das im eigentlichen Sinne Unbewußte, in das 
nicht mehr Psychische über. Be 


Hinsichtlich der Nomenklatur ist noch folgendes anzumerken: 


Von den seelischen Gebilden reden wir ‘allgemein als von 
Vorstellungen und denken bei diesem Terminus „nur an das ein- 
fache Vor-uns-stehen eines Inhalts“ (Natorp). Je nach der Stellung 
des Inhalts innerhalb des Bewußiseinsfeldes haben wir klare und 
unklare Vorstellungen. | ' 


Tatsache ist weiterhin; „daB die Vorstellung nie ohne ein 


Moment des Gefühls und Strebens sein kann“ (N atorp). Tritt 


dieses Moment besonders hervor, dann reden wir von affekt- 


2) Natorp, Allgem, Psychologie, Marburg 1910, 


1623 


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1624 


betonten Vorstellungen. Selbstverständlich können 
wieder mehr oder minder deutlich bewußt sein. 


auch diese 
Endlich müssen wir noch wissen, daß für die zwischen der 


hellen Tagesseite der Seele, alias: dem Oberbewußtsein, und der | 


völligen Seelennacht liegende Dämmerungszone verschiedene Aus- 
drücke gebraucht werden: Schilder?) und Kretschmer sprechen 
von der Sphäre; Forel*) bevorzugt mit Max Dessoir5) die 'Be- 


‚zeichnung: das Unterbewußtsein. Freud nennt auch sie das Un- 


bewußte. — Die mannigfachen Termini können als Hinweis gelten, 
wieviel Problematisches und zugleich Bedeutsames das Unbewußte 
(im Sinne Freuds) für die medizinische Psychologie in sich birgt. 

Das Unbewußte enthält nun Verschiedenes: 

Einmal das nur vorübergehend Unbemerkte, besser: 
nicht deutlich Bemerkte, aber bei Hinlenkung der Aufmerk 
leicht Bewußtwerdende, Vollbewußtwerdende; | | 

sodann das wegen Uninteressantheit Vergessene; 

. schließlich das wegen seines peinlichen oder ansiö 


das 
samkeit 


a Bigen 
--Charakters Verdrängte. 


Von der Verdrängung seelischer Vorgänge ist im nächsten 


"Kapitel die Rede, | | = 
Zunächst sei schon hier als feststehend erwähnt, daß all diese 


« 


mehr oder minder unbemerkteh oder vergessenen oder verdrängten 


Erlebnisse, die. im Unterbewußtsein versteckten Vorstellungen für 


unseren jeweiligen psychischen Zustand nicht gleichgültig sind, viel- 


mehr beeinflussen sie unser bewußtes Denken und Handeln auf ganz 


bestimmte, freilich unbemerkte Weise. Es sind die Gedanken, von 


‚denen Balsac gesagt hat, daß „wir ihnen gehorchen ohne daß wir 


sie kennen“. | E B | 
Jede augenblickliche „Konstellation“, unter der sich ein 


_ psychischer Vorgang abspielt, ist die Resultante bewußter und un- 


bewußter Prozesse, wobei bald die einen, bald die andern in ihrer 
Wirkungsstärke überwiegen [0. Vogt#®)]. 
‚Als sehr bedeutsam hat sich weiterhin erwiesen, daß für viele 


. ` Äußerungen des Seelenlebens mehr unbewußte wie bewußte Vor- 


stellungen und Strebungen verantwortlich zu machen sind. N amentlich 


‘da, wo außergewöhnliche und abnorme Auswirkungen des Vor- 


stellungsmechanismus zutage (treten. Wir werden noch sehen, daß 
das Unbewußte hierbei oft eine absolute, selbsttätige und dabei 
gleichsam den innersten Kern unseres Wesens entspringende Macht 
zeigt. Freud sagt: „Das Unbewußte ist das eigentliche reale 


Psychische, uns nach seiner inneren Natur so unbekannt wie das 
Reale der Außenwelt, und uns durch die Däten des Bewußtseins‘ 
ebenso unvollständig gegeben, 'wie die Außenwelt durch die An- 


gaben unsrer Sinnesorgane [Freud?)]. 
| Das Bewußtsein erscheint hiernach als ein Sekundäres, wie 
auch schon Eduard v. Hartmann gelehrt hat. Es repräsentiert 


“aber zugleich „das Höhere“, insofern „aller Fortschritt in der Ver- | 


größerung und Vertiefung der . im Bewußtsein aufgeschlossenen 
Sphäre besteht“ [E. v. Hartmann®)]. Wenn wir also unsre bildliche 
Betrachtungsweise zu Grunde legen, so gilt es, die im Unbewußten 
verborgenen seelischen Gebilde (Vorstellungen, Affekte, Wünsche, 
Strebungen) in das helle Zentrum des Bewußtseinsfeldes zu rücken. 
Tatsächlich ist dies die Hauptaufgabe bei der psychologischen 
Krankenbeurteilung und Krankenbehandlung. © 


Kapitel 3. 
Die Verdrängung. 


Oberbewußtsein und Unterbewußtsein, das sind also die beiden 


polaren Hilfsbegriffe, nach denen sich alle ärztlich-psychologischen 
Gedankengänge orientieren. | 


Man beachte num, daß es für eine ersprießliche geistige 
Tätigkeit im normalen psychischen Wachzustande notwendig ist, daß 


nur eine beschränkte Zahl von Gedanken im Oberbewußtsein ver-- 


bleibt, nämlich nur diejenigen, welche mit der leitenden Idee in 
eine fördende Verbindung gebracht werden können. Zugunsten dieser 
leitenden Idee, deren Beibehaltung und Förderung uns erwünscht 
ist oder zweckmäßig erscheint, müssen solche Gedanken unterdrückt, 


3) Schilder, Über Gedankenentwicklung. Zschr. f. d. ges. Neurol. 


u. Psych. 59. 


4) Forel, Der Hypnotismus oder die Suggestion und die Psycho- 


therapie, Stuttgart 1921. 


Max Dessoir, Das Doppel-Ich. Berlin 1889. 


0.Vo gb: Zur Kenntnis des Wesens und der psychologischen 
Bedeutung des Hypnotismus. Zschr. f. Hypnot. 1895—96. Leipzig. 
1) Freud, Die Traumdeutung. Leipzig 1919. 


8), E.v.Hartmann, Philosophie des Unbewußten. 11. Aufl. 1904. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


fassungen in Schwierigkeit bringen. 


„verdrängt“ (Freud) werden, die — wie wir uns mit H. Fried. 


mann®) zunächst ganz allgemein ausdrücken wollen — . zir 
Unfruchtbarkeit verurteilt oder schädlich sind“. Die Auswahl der 
zu verdrängenden und der zu verwertenden Vorstellungen 
richtet sich einerseits nach dem erstrebten Gedankenziel, ist andrer- 


seits bestimmt durch die geistige Eigenart des Denkenden, 


Im Sinne der Lebensweisheit (Eudämonologie), also im Sinne 
der Kunst, das Leben frei von Leid zu gestalten, werden fernerbin 
solche Denkelemente ausgeschaltet, welche wegen ihrer peinvollen 
Affektbehandlung das seelische Wohlbefinden bedrohen, werden solche 
Regungen unterdrückt, die uns mit den allgemein herrschenden Aul- 


Beispiel: „Jetzt will ich nicht darüber nachdenken, später 
werde ich es tun, wenn ich ruhiger geworden bin“, sagt .„Anns, 
Karenina“ (Tolstoi) im Gedanken an ihre Sünde. „Aber diese Ruhe 
trat nie ein. Im Schlafe, während dessen sie keine Macht über ihre 
Gedanken hatte, stellte sich ibr ihre Lage in ihrer ganzen ungeheuren 
Nacktheit vor Augen.“ — Dieses Beispiel zeigt uns, daß die Ver- 
drängung nicht gleichbedeutend ist mit einer Beherrschung des 


Gedankens. Im Gegenteil: Die verdrängten Vorstellungen machen 


uns am meisten zu schaffen, sie drängen sich auch am Tage’ immer 
wieder auf und verfolgen uns nachts in unseren Träumen. Die Tat- 
sache ist eine der wichtigsten, mit denen der psychologisch arbeitende 
Arzt zu rechnen hat. 'Feuchtersleben!?) hat sie — bereits im 
Jahre 1838 — folgendermaßen ausgedrückt: „Man muß erst eines 
Objektes Herr werden, ehe man es verwirit. Was nur so auf die 
Seite geschoben wird, drängt sich mit verschärftem Trotze immer 
wieder auf. Nur der wirkliche Tag besiegt alle Nachtgespenster, 
indem er sie beleuchtet.“ In moderner Prägung hieße dieser letzte 
Satz: Nicht das Verdrängen, d. h. also das gewaltsame Unbewußt- 


machen unliebsamer ‘Vorstellungen und Gefühle, ‚sondern nur die 


zweckmäßige Verknüpfung derselben mit oberbewußten Gedanken: 
gängen vermeidet die Klippen, welche auf der einen Seite. von der 


zügellosen Herrschaft der Triebe, auf der anderen Seite von der 
Neurose drohen. 


Ein zweites Beispiel entnehmen wir der Tragödie „Der 


'Scheiterhaufen* von Strindberg: Gerda wird von ihrem Bruder 


über die unerlaubten Beziehungen ihres Mannes zu ihrer Mutter aui- 
geklärt; sie erwidert: „Das habe ich schon gewußt, aber ich wußte 
es doch nicht. Es erreichte mein Bewußtsein nicht, denn es war 
zu viel.“ — Hier fordert die obligatorische Hochachtung vor. der 
Sittenreinheit der eigenen Mutter und vor der Treue des Gatten die 
Unterdrückung, das Unbewußtbleiben eines Gedankens, der an sich 
sehr wohl möglich und glaubhaft, aber für die bewußte Vorstellung 


‘zu ungeheuerlich, der deshalb, wie der Kunstausdruck lautet, 


bewußtseinsunfähig ist. — Die Verdrängung erscheint also hier 
in Form eines halbbewußten Übersehens einer peinlichen Wahr- 
nehmung. Te | 

Ein solches Übersehen kann aber auch gänzlich unbewußt 
sein, wie im folgenden Beispiel: In der „Gespenstersonate“ von 
Strindberg sieht der Alte das’ Milchmädchen nicht, weil der An- 


‚blick ihn an sein früheres Verbrechen erinnern müßte. — Eine 


solche Auswirkung der Verdrängungstendenz in einer negativen 
Halluzination zeigt so recht die autonome Machtstellung, welche 
die unbewußten Prozesse im körperlichen und geistigen Gesamtgellg? 


einnehmen; sie modifizieren selbsttätig die gesamte Innervation, 5% 
wohl die efiektorische wie die rezeptorische. 


Auch dem Vergessen können Verdrängungs- und Verschleie 
rungsabsichten zugrunde liegen. Man erinnert sich eines bestimmten 
Namens oder Ausdrucks, eines Gegenstandes oder einer Person nicht 
in.der — unbewußten — „Absicht, die Erweckung von Unlust durch 
Erinnern zu vermeiden“ [Freud!t)]. Das Automatisch- Dynamische 
solcher Vorgänge hat Nietzsche zuerst erfaßt: „Dies habe ich 
getan, sagt mein Gedächtnis; dies kann ich nicht getan haben, sagt 
mein Stolz; schließlich gibt das Gedächtnis nach“ — B 
handelt sich hierbei also um eine ganz besondere Form des Ver- 
gessens, nicht etwa um einen wirklichen Verlust der Gedächtnis- 


dispositionen, sondern nur um eine temporäre Unfähigkeit zu 
Reproduktion. | 


Was nun das Vergessen im allgemeinen, das Schwinden der 
Gedächtnisdispositionen anlangt, so ist dieses für den praktischen 


‚9 H. Friedmann, Bewußtsein und bewußtseinsverwandte Er 
scheinungen. Ztschr. f. Philosophie und philos. Kritik. 1910, Bd, 19 
: 10) Feuchtersleben, Zur Diätetik der Seele. Reclam. 

u) Freud, Zur Psychopathologie des Alltagslebens, Wien 192 


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Vernunftgebrauch ebenso wichtig wie das Verdrängen, welches ge- 


wissermaßen nur ein aktives Vergessen ist, und beide sind in diesem. 
Sinne ebenso wichtig wie das Erinnern. Ein vernünftiges Denken 


wäre gleicherweise unmöglich, wenn wir uns an nichts erinnern 


- könnten, wie wenn wir uns immer an alles erinnern müßten. 


- Und genau so grundlegend für das Zustandekommen eines 
brauchbaren, gesunden und förderlichen Denkproduktes ist die 


“richtige Auswahl der zu benutzenden und der zu unterdriüickenden , 


‘Gedankengänge. Wer eine — von einer besonderen Gefühlsbe- 
tonung getragene — Vorstellung einseitig überwertet, dieser „über- 


‚wertigen Idee“ [Wernicke!2)] alles opfert und jede noch so be- . 


gründete Gegenvorstellung zurückweist, kann ebenso wenig zu einem 
richtigen Urteil gelangen, wie der, welcher durch die überpeinliche 
Berücksichtigung aller Gegenargumente gehemmt wird: — 
Bezüglich der überwertigen. Idee muß noch gesagt ‘werden, 
daß sich aus ihr ein „paranoischer“ (besser vielleicht: paranoider) 
Zustand entwickeln kann. . Nach einem schamvollen Erlebnis fühlt 


i man, als ob man überall beobachtet und abfällig beurteilt würde. 


12) Wernicke, Grundriß der Psychiatrie. Leipzig 1906. - 


= 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


16. November = > en wer: 


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Nach einer wirklichen, mehr noch nach einer vermeintlichen 
Zurücksetzung oder Ungerechtigkeit, die man erfalıren hat, sieht 
man bald überall Feinde und Widersacher. Man projiziert ein 
Erlebnis auf die ganze Auffassung der Welt. Und man ist, wie 
gesagt, dazu am meisten dann geneigt, wenn das Erlebnis subjektiv, 
irrtümlich, eingebildet war, während man wirkliche und offene Feind- 
seligkeit aufGrundanderer, vielleicht wiederum überwertig aber anders 


orientierter Gedankenschlüsse, gering anschlägt oder verachtet. — 


Unter dem Gesichtspunkt der Verdrängung betrachtet, werden 
nun.auch viele neurotischen Symptome unserem Verstehen zugängiger. 
Darüber sagt Kraepelin!?): „Eine Lähmung oder Empfindungs- 
losigkeit, die sich an die erschreckende Berührung oder Verletzung 
eines Gliedes anschließt, könnte dadurch zustande kommen, daß die 
begleitende Gemütserschütterung die gesamte seelische Vertretung 
jenes Gliedes aus dem Bewußtseinsinhalte des Kranken verdrängt. 
Er vergißt es so vollständig, daß kein Reiz von daher über die 
Schwelle des Bewußtseins gelangen kann, daß er keinen Willens- 
antrieb dorthin zu senden vermag“. 5 
=—— i (Fortsetzung folgt.) 


189) Kraepelin, Psychiatrie, S. 126. 


 Referatenteil 


l l unter besonderer Mitwirkung von | 
Prof. Dr. C. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. E. Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H. 


Gerhartz, 


- Bonn a. Rb. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. Gräff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), i Geh.- Rat 
Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (Versicherungsrechtil. u. gerichtl. 
Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie). Prof. Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. O.Nordmann, Berlin- 
Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S.Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F.Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtakrank- 
heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 

logie und Sexzualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), 


geleitet von Dr. Walter Wolti, dirig. Arzt am Königin Elissbeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide, 


Sammelreferat. 


: Tuberkulose. 
Von Prof. Dr. med. et phil. H. Gerhartz, Bonn. 


| Während ursprünglich die Tuberkelbildung dem Tuberkel- 
bazillus im ganzen zugeschrieben wurde, wurde von Jaffé (1) zuerst 
nachgewiesen, daß ‚sich mit Chloroformextrakten von Tuberkel- 
bazillen, also mit den toxischen Substanzen des Tuberkelbazillus, 
ebenfalls echte Tuberkel erzielen lassen. Ray und Shipman (2) 
erreichten das Gleiche mit Äther- und Alkoholextrakten, Morse 
und Shott (3) nur mit Alkoholextrakten. Sie bestreiten, in Über- 
einstiimmung mit Jaffé, daß es möglich sei, mit entfetteten Tuberkel- 
bazillen Tuberkel hervorzubringen. Es bleibt vorläufig noch am 
wahrscheinlichsten, daß die toxischen Wachssubstanzen des Tuberkel- 
bazillus allein die Tuberkelbildung bewirken. Interessant ist die 


Beobachtung von Guillery (4), daß auch durch Fernwirkung von 


einem tuberkulösen Herde aus eine Bildung von Epitheloidzellen 
und Riesenzellen erfolgen kann. :Guillery brachte Schilfsäckchen, 
in denen sich lebende Tuberkelbazillen befanden, deren Gift also 
aus den Säckchen heraus diffundieren konnte, Kaninchen in die 
Bauchhöhle und beobachtete darnach an entfernten Stellen Tuberkel- 
bildung. Ob durch Giftwirkung entstandene Tuberkel auch ver- 
käsen können, ist bisher experimentell noch nicht erwiesen. 

‚. Nach .außen hin werden die Tuberkel durch einen entzünd- 
lichen Prozeß begrenzt, .der für die Propagation der Tuberkulose 
von großer Bedeutung ist. Von Pagel (5) wurde gezeigt, daß als 


quivalent der perifokalen Entzündung auch nichtentzündliche Ge- . 


websveränderungen, z. B. Blutungen, ohne sonstige Zeichen der Ent- 
zündung, vorkommen können, die wohl auch auf Toxinwirkung be- 
ruhen (Autotuberkulinisation). 

_ Als besonders gutartig verlaufende Tuberkulosen sind die tuber- 
kulösen Solitärknoten, die zirrhotische Tuberkulose, die chronische 
fibröse peribronchitische Knötchentuberkulose, die großknotige und 
homogenherdige fibröse Tuberkulose anzusehen. Genaueres hierüber 
und über ihre Unterscheidung habe ich an anderer Stelle mitge- 
teilt (6) und bereits 1916 das röntgenologische Bild einer gutartigen 
generalisierten, nach Art der Miliartuberkulose disseminierten Tuber- 
kulose beschrieben (7). Die genaue klinische Schilderung dieses 


Typs verdanken wir Grau (8). Neuerdings hat E. Fraenkel (9) | 


En milde generalisierte Tuberkulose des Erwachsenen zum 
egenstand eines Vortrages gemacht, die klinische Bedeutung dieser 
Orm unterstrichen und auch auf ihr Äquivalent, die primäre Pleu- 


ritis, hingewiesen. Für ihre Erkennung sind‘ außer letzterer der | 
Nachweis der Tuberkelbazillen im Blut, die Tuberkulinproben, der : 


Erfolg einer Tuberkulinbehandlung, bestimmte Störungen des vege- 
‚tativen Nervensystems, also toxische Allgemeinstörungen und un- 
spezifische örtliche Symptome, allein nicht ausreichend. Erforder- 
lich ist der charakteristische röntgenologische Befund und im übrigen 
am ehesten verwendbar noch die Tuberkulinherdreaktion. Kranke 
mit milder generalisierter Tuberkulose sind besonders gefährdet, 
später an chronischer, allerdings gutartiger, manifester Lungentuber- 
kulose zu erkranken. In therapeutischer Hinsicht bewährte sich 


Fraenkel Arsen, natürliche und künstliche Besonnung, äußere : 
Tuberkulinanwendung (Ponndorf, Ektebin), nicht dagegen die sub- 


kutane Tuberkulinbehandlung. | 
Die Schwierigkeit der Diagnose der metastasierenden Tuber- 


' kulose macht sich auch besonders fühlbar bei der Erkennung einer ` 


traumatischen Tuberkulose. Hier vergeht vom Unfall bis zum 


Manifestwerden der Tuberkulose mit örtlichen Krankheitserschei- 
nungen ein Latenzstadium. Grau (10) nimmt an, daß frühestens 
1—2 Wochen nach dem Unfall, spätestens aber nach 3—6 Monaten 


sich die ersten sicheren Zeichen der Tuberkulose zeigen müssen. 
Nur dann, wenn die Tuberkulose infolge einer traumatisch bewirkten 


Verschlechterung der Konstitution und der Abwehrverhältnisse au: ` 


gelöst werde, sich also an den Unfall ziemlich unmittelbar Ab- 
magerung, Mattigkeit, Verminderung der Leistungsfähigkeit als 
Brückensymptome anschlössen, dürfe die Latenzzeit weiter, bis. ein 
Jahr und sogar noch länger, angenommen werden. Letztere Fälle 
von Aktivierung einer latenten Tuberkulose auf dem Wege über 


eine konstitutionelle Schädigung des Körpers sind aber selten; im 


allgemeinen handelt es sich bei der traumatischen Tuberkulose um 
eine unmittelbare Verschlimmerung eines bereits vorhandenen aktiven 


oder inaktiven tuberkulösen Herdes durch ein in der Nähe der Er- 
‚krankung einwirkendes Trauma, eventuell mit metastatischen Neu- 


infektionen. 
Daß eine endogene Reinfektion vorkommen kann, ist 


durch einige wenige Beobachtungen sehr wahrscheinlich gemacht. 


‚In letzter Zeit haben Ghon und Kudlich (11) für das Vorkommen 


einer endogenen lymphoglandulären Reinfektion bei abgeheiltem 
Primäraffekt Material beigebracht, also für einen Infektionsmodus, 
bei dem eine exogene Reinfektion ausgeschlossen ist und die neuen 
tuberkulösen Herde durch Exazerbation der sekundären Lymph- 


drüsentuberkulose entstehen. Diese Feststellungen scheinen mir von 
' großer klinischer Bedeutung, insofern sie die von mir wiederholt - 
gemachte Beobachtung, die aber von Anderen bestritten wurde, be-. 


1635. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 16. Novembör 
stätigen und erklären, daß sich bei einer ausgedehnten Tuberkulose 6. 
einer Seite die ersten Herde der anderen Seite- lediglich um den | 
Hilus gruppieren, die Tuberkulose sich also zentral von einem Hilus 


auf den anderen verbreitet (12). Ich habe, um dies zu verhindern, 


vorgeschlagen, operativ die Bronchien der ersterkrankten Seite zu 
stenosieren. 


retrosternales lästiges Druckgefühl bei Bronchialdrüsentuber- 

kulose und bei Mediastinitis fibrosa nach schwieliger Pleuritis 

und Lymphadenitis, rm 

. Retrosternalschmerz bei akuter Bronchitis, 

. Herzschmerzen infolge Perikarditis, 

. Stechen in den Flanken, Schulterschmerzen, „Brennen“ zu 
beiden Seiten der unteren Brustwirbelsäule infolge Pleuritis 
diaphragmatica, ` E 

. Gefühl einer „inneren Zerreißung“ bei Spontanpneumothorax. 


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Über die größere praktische Bedeutung des einen oder anderen 
Reinfektionsmodus ist im übrigen noch wenig Sicheres bekannt. In |. 
letzter Zeit sind sowohl für die eine, wie für die andere Reinfek- 
tionsart statistische, klinische und anatomische Unterlagen. beige- 


| Druckschmerzhaftigkeit kommt vor: T 
bracht worden, die aber leider noch kein sicheres Urteil zulassen.| 1. als Empfindlichkeit der Dornfortsätze der Brustwirbel hei 
[Ballin (13), Bräuning (14), Brinckmann (15), Hillenberg (16)]. Bronchialdrüsentuberkulose, | 


Daß ein Locus majoris praedispositionis für eine tuberkulöse Infek- 2 
tion eine Rolle für die Lokalisation der tuberkulösen Metastase 
spielt, zeigt eine Beobachtung von Terplan (17), wo es bei einem | 
tuberkulösen Kinde im Anschluß an ein schweres Trauma zu einem 
Konglomerattuberkel des Gehirns an der Stelle des Traumas, im 
weiteren Verlauf zu einer Tuberkulose des Seitenventrikels und zu 
einer diffusen basalen tuberkulösen Meningitis kam. 


Hinsichtlich der noch ‘umstrittenen Frage nach der. klinischen 
Bedeutung der Kavernen ist Grau (18), wie die meisten Kliniker, , 
der Ansicht, daß eine Kaverne die Prognose sehr trübt. Die Vorher- 
sage wird aber in erster Reihe durch die Grundrichtung des tuber- 
kulösen Erkrankungsvorganges bestimmt. Kommen doch die Höhlen- 
bildungen hauptsächlich . bei den knotigen und pneumonischen 
Prozessen vor. Bei den zirrhotischen. Tuberkulosen können sie 
eventuell jahrzehntelang ertragen werden. Ich selbst fand auch bei 
den kleinknotigen disseminierten Tuberkulosen, bei denen Kavernen 
oft vorkommen, ohne Kavernen eine geringere: Mortalität als beim 
Vorhandensein von Höhlen, ferner bei der ersteren Form häufiger 
die Zeichen einer Schrumpfung der Herde, weniger oft Blutungen; 


geringeres Fieber, eine geringere tägliche. Auswurfmenge und eine 
bessere Reaktion auf die Liegekur. | 


i Ein wenig bekannter, aber auch in klinischer Hinsicht gut 
' charakterisierter Krankheitstyp ist die durch Hühnertuberkel- 
bazillen entstandene Tuberkulose (Löwenstein [19]. Das 
klinische Bild ist bestimmt dürch einen sepsisartigen Verlauf mit 
anfänglichen großen Temperaturamplituden, zeitweisen fieberfreien 
Intervallen, mit starken Nachtschweißen, Milztumor, Zeichen der 
Knochenmarksreizung (Polyzyihämie), Massenschüben von Hühner- 
tuberkelbazillen im Harn, bzw. mit außerordentlich großem Bazillen- 
reichtum in sonstigen Ausstrichprävparaten.. Der Meerschweinchen- 
versuch mit Eiter, Harn oder Reinkulturen fällt negativ aus. Die 
Kulturen entwickeln sich am besten auf Glyzerinkartofiel, 4%/,igem 
Glyzerinserum oder Dorsetschem Eiernährboden. Bezeichnend ist 
auch das leuchte, schleimige Wachstum. In therapeutischer Hin- 
sicht soll sich Vogeltuberkulin bewährt haben. | 


Von Brieker (20) wurden interessante Versuche über die 
Beziehungen der Tuberkulose zu den Geschlechisdrüsen 
ausgeführt. Kastriertie Kaninchen mit experimenteller Tuberkulose 
hatten eine größere Lebensdauer als nicht kastrierte. . Während die 
letzteren kurz’ nach der Impfung mit Tuberkelbazillen an Gewicht 
abzunehmen begannen, hielten sich die kastrierten Kaninchen sehr 
lange auf ihrem Gewicht. Von Stuhl (21) wurde die Pubertäts- 


. als Mussyscher diaphragmaiischer Druckpunkt an dem Schnitt- 
punkt der verlängerten 10. Rippe mit der Parasternallinie in- 
folge Reizung des N. phrenieus bei Pleuritis diaphragmatica, 
3. als Druckempfindlichkeit des Plexus cervicalis bei Spitzen- 
 tuberkulose, | T 
4. als Refleshyperästhesie im M. trapezius und in den Haut- 
bezirken der 3.—4. Zervikal- und 3.—9. Dorsalzone. 
Ä Über die klinische Beurteilung geringfügiger Lungenspitzen- 
- tuberkulosen ist von Romberg und Kerber (24) eine’ sehr 
lesenswerte Übersicht ‘erschienen. | | 
Zu den bereits bekannten, zur Spitzentuberkulose disponieren- 
den angeborenen Momenten kommen nach Zeitschel (25) noch 
a) erworbene Anomalien der Weichteile: 1. postoperative Lähmung 
des Akzessorius beiderseits, 2. Atrophie des M. pectoralis, bY er- 
worbene Anomalien des Knochengerüstes: 1. Hochstand des Schulter- 
blattes, 2. Wirbelsäulenversteifung, 3. Ankylose einer Schulter. 
Wolif-Eisner (26) verhält sich auf Grund eigener Beobachtungen 
und nach kritischer Durchmusterung der Literatur der disponieren- 
den Rolle gegenüber, die die Verknöcherung der 1. Rippe nach 
Freund und Hart spielen soll, sehr skeptisch. u 
Schneider (27) erinnerte an die beträchtlichen Unterschiede, 
die bisweilen zwischen dem Bereiche der auskultatorischen Er- 
scheinungen und der tatsächlichen Ausdehnung des tuberkulösen 
Prozesses gefunden werden, und die. dadurch bedingt sind, daß die 
katarrhalischen Erscheinungen bei der Lungentuberkulose nicht nur 
durch spezifische Katarrhe, sondern auch durch unspezifische Ver- 
änderungen der Bronchialschleimhaut, infolge‘ Hypertrophie und 
Atrophie der Schleimhaut, kleine Erweiterungen und Verengerungen 
des Lumens der Bronchialäste, wechselnde Schwellungszustände der 
Schleimhaut mit sekundärer Sekretstauung, selbst über vernarbtem 
‘Gewebe, entstehen können. Von Simon (28) wurde neuerdings 
wieder darauf aufmerksam gemacht, daß nicht alle fleckigen und 
strangförmigen Verschattungen in den Lungenröntgenbildern von 
Kindern etwas mit Tuberkulose zu tun haben, sondern auch bei 
‚anderen Infektionskrankheiten mit Beteiligung der Lungen und der 
Luftwege und bei chronischen Katarrhen der tieferen Luftwege vor- 
kommen. Den Ausschlag gibt die Tuberkulinreaktion. = 
v. Frisch (29) stellte sich die Aufgabe, die spezifischen Toxine, 
|‘ die bei der Tuberkulose wirksam werden, im Blute nachzuweisen. 
Diese Versuche fielen negativ aus, so daß es wahrscheinlich ist, 
daß die Giftwirkung von den Zerfallsprodukten des körpereigene 
tuberkulösen Gewebes ausgeht: wa | 
Wie Beobachtungen von Gänsslen und Maier (80) zeigen, 
fällt mit der Verschlechterung des Allgemeinzustandes der Refrak- 
tionswert des Blutserums stark ab und zwar steigt dabei der Glo- 
bulinanteil gegenüber dem Albuminwert. Die Globulinvermehrung 
prüfte Kruchen (31) mittels der Daranyischen Reaktion. Nach 
seinen Untersuchungen hat die Bestimmung der Kolloidlabilität keine 
große praktische Bedeutung, vor allem nicht für die Erkennung 
der beginnenden Tuberkulose, da ein negativer Ausfall der -Probe 
nicht gegen das Vorhandensein einer tuberkulösen Lungenerkrankung, 
nicht einmal einer aktiven Tuberkulose, spricht. Doch kann die 
Reaktion wertvoll sein für die Beurteilung der Art und Ausdehnung 
der Erkrankung und die Prognose, insofern eine positive nn 
im allgemeinen für Aktivität spricht. Leider fällt aber auch 4 
sicher aktiven ulzerösen Prozessen in 23 °/ der Fälle die Pro 
negativ aus. Bei inaktiven Fällen ist die Reaktion immer negats 
Die Lezithin-Kalziumchlorid-Ausflockungsreaktioß nach Such 
und Klopstock, sowie die Fornetsche Agslutinationsmethode iS 


amenorrhoe mit der Tuberkulose in ursächlichen Zusammenhang 
gebracht. Sie soll der spezifischen Behandlung sehr zugänglich 
sein. Maendl (22) wies darauf hin, daß die klinische Untersuchung 
beim Bestehen eines aktiven oder noch aktivierbaren spezifischen 
Prozesses zur Zeit der Menses besonders ergiebig ist. Namentlich 
Rasselgeräusche finden sich oft während der Menstruation über 
Lungenteilen, über denen sie außer dieser Zeit nie zu hören sind 
(Mensesreaktion). Auch die Schmerzen der Tuberkulösen werden 
dann stärker, wie Schick (23) in einer kurzen Übersicht über 
deren Vorkommen berichtet. | | 


Schick unterscheidet folgende Schmerzphänomene: 
1. Schmerzen in der Schulter oder zwischen den. Schulterblättern 
infolge Reizung des N. phrenieus durch eine Pleuritis, 
2 in die oberen Extremitäten aussirahlendes Ziehen infolge Peri- 
neuritis des Plexus brachialis, verursacht durch eine Spitzen- 
pleuritis, | 


8. Otalgie infolge Nackendrüsenschwellungen, nach Brünecke (32) für die Aktivitätsdiagnose der Tuberkulos 
4. reflektorisch entstandene Trigeminusneuralgie, nicht brauchbar. & P 
5. Kopfschmerzen, besonders bei Bronchialdrüsentuberkulose und Hinsichtlich der Verwendbarkeit der Komplementbindung 


bei gutartigen tuberkulösen Spitzenprozessen, 


zum Teil ‘durch | gaben Versuche von Seiffert und Meier (33) an Rindern, 
Tuberkulotoxine ‘hervorgerufen, 


Methode spezifisch und neben den übrigen diagnostischen Hilfsmit 


zur Feststellung der Aktivität eines tuberkulösen Herdes von Wert 
ist. Vorderhand ist aber der praktische Nutzen des Verfahrens 
und Sonnenfeld (34), die bei der klinischen Prüfung in nur 60 9), 
der Fälle Übereinstimmung von serologischem und. klinischem Be- 
fund, in den übrigen 40 °/, Versager fanden. 
`”. Der Wert der Grafe-Reinweinschen Methode, mit Hilfe 
einer kombinierten Anwendung von Tuberkulininjektion und Senkungs- 
reaktion die Differenzierung von aktiver und inaktiver Tuberkulose 
vorzunehmen, wurde von Tegtmeier (35) bestätigt. 
Nach den Untersuchungen von v. Frisch und seinen Mit- 
arbeitern Klimesch und Silberstern (36) verschwindet Tuber- 


kulin, das Kaninchen intravenös injiziert wird, sehr rasch aus dem 


Blute. Dabei ist es gleichgültig, ob die Kaninchen gesund oder 
tuberkulös sind. Über die Beziehungen zwischen der Tuberkulin- 
reaktion und dem Wasserhaushalt wurden aus den Versuchen von 
v, Frisch und Braun (37) folgende Auffassungen abgeleitet: „Das 
injizierte Tuberkulin ruft eine Herdreaktion hervor, als deren Folge 
ein vermehrter Zellzerfall und damit Ausschwemmung von Fibrinogen 
in das Blut resultiert. Diese Hyperinose nun hat einen Anstieg des 
Quellungsdruckes im Blut zur Folge. Es steigt das Wasserbindungs- 


vermögen des Blutplasmas, daher ist die Diurese vermindert. Sistiert - 
: in der Folge der Zellzerfall und wird das Fibrinogen allmählich in 


höher disperse Fraktionen aufgespalten, so wird der Quellungsdruck 
sinken, es wird Wasser frei und der Niere zur Ausscheidung an- 
geboten und wir werden eine Harnflut beobachten können.“ 
Langer (38) teilte mit, daß es mit einem von ihm her- 
gestellten, aus abgetöteten Tuberkelbazillen gewonnenen Impfstoff 
gelang eine echte Allergie zu erzeugen, so daß tuberkulosefreie Meer- 
schweinchen dadurch tuberkulinempfindlich wurden und gegen eine 
tuberkulöse Infektion in gewissem Grade geschützt waren. Es ge- 


' lang auch Säuglinge mit einmaliger intrakutaner Injektion des Impi- 
. stoffes für viele Monate tuberkulinempfindlich zu machen. Vielleicht 
ist es auf diesem Wege möglich Säuglinge gegen eine tuberkulöse 


Infektion zu schützen. 

‚Zur Tuberkulintherapie schlug Fischer (39) vor, um 
Fehler in der Konzentration der injizierten Tuberkulinlösung zu 
vermeiden, das reine Tuberkulin mit dem Serum des Kranken zu 
mischen: 1 mg AT gemessen im 20. Teil eines Impfröhrchens, das 


0,05 Taberkulin faßt,. wird mit 0,2 com Zentrifugenserum des Kranken 


vermischt und damit eine 1—1!/, °/,ige Tuberkulinautoserummischung 
in der Spritze hergestellt. Die eingespritzte Menge beträgt die 
Hälfte oder 1—11, mg T K. Bei dieser Technik sollen keine All- 


_ gemeinerscheinungen auftreten. Ä 
Baumann (40) bewährte sich das Tebeprotin als ein gutes, 


dem AT in vielem überlegenes, sehr gut dosierbares Diagnostikum, 
während Lydtin (41) es für dem AT gleichwertig hält. Leider 


treten auch beim Tebeprotin, wie Schröder berichtet, bisweilen 


Schädigungen auf. Es empfiehlt sich höchstens einmal wöchentlich 
und nur kleine Dosen zu spritzen. Auch das Ektebin erwies sich 
als ein brauchbares Unterstützungsmittel der Allgemeinbehandlung, 
das imstande war bei 70 °%/, leichter Fälle subfebrile Temperaturen 
zur Norm zurückzubringen. Klinekmann (42) fand, daß das 
Ektebin nicht mehr und nicht weniger leistet als jedes andere Tuber- 
kulin. Nach Eicke (48) kömmt auch die Ponndorfimpfung nur 
für fieberfreie Fälle von Lungentuberkulose in Betracht, nicht für 
Schwerkranke. Das Verfahren ist sicher spezifisch. 

Deycke (44) gab eine neue spezifische Behandlungsart be- 
kannt, die den Vorteil hat, daß sie viel billiger als die bisherige 
Methodik ist, insofern bei Leichtkranken in den ersten drei Wochen 
keine besondere ärztliche Überwachung notwendig ist. Von der 
Erfahrung ausgehend, daß die unlöslichen Teilstofe des Tuberkel- 
bazillus durch die Verdauungssäfte nicht beeinträchtigt werden, 
läßt Deycke das Partigengemisch M.Tb.R., enthaltend das unlös- 
liche Eiweiß A und die beiden Fettkörper F und N, in Tropfen- 
form gebrauchen. Es wird mit der schwächsten Konzentration 
(1 : 100000 Millionen) der M.Tb.R.-Aufschwemmung begonnen und 
täglich nach einem einfachen Richtplan gestiegen, z. B. in fol- 
gender Weise: | | 


1]. Tag: M.Tb.R. 1:100000 Millionen = 2 Tropfen, 
er „  1:10000 ,ẹ = 4 ,„ 

8 y „ 1;100000 , =6 , 

4 y „  1:10000 , = 9 , 

5 a „  1:100000 ,„,  =12 

6. „ „  1:100000 5 = 15 , 
Un „ l; 10000 „ =2 , 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


16. November zu RG | | 


noch nicht erwiesen. Zu dem gleichen Ergebnis kamen Kalcher. 


: 8. Tag: M.Tb.R.1:10000 Millionen = 4 Tropfen. 
9. „ „ 1:00 , =6 „ 
10. „ 2.1200 „, =9 „. 
1l. „ „ 1100 , =12 , 
12. , „ . 1:1000 ,„ =15 „ 
13. „ = 1: 1000 7 = 2 E 
14. „ 2» 1: 1000 = 4 , 


b>] 
und so fort. 


Die Kur ist im allgemeinen bei der Verdünnung 1:1 Million 


abzubrechen, noch früher, wenn sich Grenz-Allgemeinreaktionen ein- 
stellen (Unbehagen, Kopfschmerzen, leichtes Benommensein, Ab- 
geschlagenheit, Temperatursteigerung). © nE Ä Ä 
Grass (45) empfahl als gutes Symptomatikum Inhalationen 
mit Cortalit-Scheriog (aus Eichenrinde), die die Expektoration 
erleichterten, den Hustenreiz besserten und die Auswurfmenge oft 
erheblich verminderten. Ä 
‘ Bei der Behandlung der trockenen tuberkulösen Pleuritis 
bewährte sich Bársony und Holló (46) die Röntgenbestrahlung. 
Winkler (47) untersuchte den Wert der reizlosen und sehr 
bakteriziden Preglschen Jodiösung für die Behandlung des tuber- 


| kulösen Pyopneumothorax. Da die Gewebsflüssigkeit beim Pyo- 


pneumothorax reich an CO, ist und die CO, aus der Preglschen 
Jodlösung Jod in Freiheit setzt, so ist eine Abspaltung von Jod 
sicher. Das Jod wird aber sehr bald an die Körperzellen gebunden 
und übt nun eine deutliche Heilwirkung aus, so daß der Pyopneumo- 
thorax in einen Seropneumothorax umgewandelt wird. Das beste 
Verfahren ist, eiterige Exsudate so schnell als möglich zu entfernen, 
dann mit Borwasser die Pleurahöhle auszuwaschen, nun mit der 
Preglschen Jodlösung gründlich durchzuspülen und einen kleinen 
Rest (erst 50 ccm, später bis 300 com) Jodlösung zurückzulassen. 
Diese Behandlung muß möglichst schnell durchgeführt werden, um 
die Bildung von Pleuraverdickungen zu ‚verhindern. 


Literatur: 1. Rud. Jaffe, Zschr. íi. Tbe. 1924, 40, H.4, S;284—286. — 2. Ray 
und Shipman, Amer. rev. of tbe. 1923, 7, Nr.2, 8.88, ci.1. — 3. Morse und Shott, 


Journ. lab. and clin, med. 1916, 11, S.159, cit, 1. — 4. H. Guillery, Zschr. f, Tbe. 1924, 
40, H.4, S.286 u. Bd. 86, H.1. — 5. W. Pagel, Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1924, 59, H. 1/2, 


.8.261—266. — 6. H. Gerhartz, Ebenda 1922, 51, H.3, S. 252 ff. — 7. Derselbe, Ebenda | 


1916, 84, H.2, S. 198. — 8. H. Gran, D.m.W. 1919, Nr.82. — 9. E. Fraenkel, Zachr. 
i. Tbc. 1924, 40, H.8, S.181. — 10. H.-Grau, Ebenda 1924, 40, H.8, S.176. — 11. A. Ghon 


| und H. Kudlich, Ebenda 1924, 41, H.1, 8.1. — 12. H. Gerhartz, Beitr. z. Klin. d. Tbe. 
1916, 34, S.202 u. 1922, 51, H.3, 8.274. — 18. Ballin, Żschr. f. Tbe. 19%, 40, H. 1, 
S.42. — 14. Braeuning, Ebenda 1924, 40, H. 1, S. 38. — 15. E. Brinckmanı, Beitr. z. Klin. 
d. Tbe. 1924, 58, H.2, S.215. — 16. Hillenberg, Zschr. f. Tbe: 1924, 40, H. 2, S.88. — ` 


17. K. Terplan, Ebenda 1924, 41, H.1, S.41. — 18. H. Gran, Ebenda 1924, 40, E 2, 
S.81. — 19. E. Löwenstein, Ebenda 1924, 41, H.1, 8.18. — 20. F. M. Bricker, Ebenda 
1924, 40, EL 3, S. 198. — 21. Stuhl, Ebenda 1924, 40, H.3, S.189. — 22. H. Maendl, 
W.kl.W. 1924, Nr.18. — 28. A. Schick, Ebenda — 24. E. Romberg und Br. Kerber, 
Beitr. z. Klin. d. Tbe. 1924, 58. H. 4, S. 349. — 25, C. Th. Zeitschel, Ebenda 1924, 69, 
H. 1/2, S.26. — 26. A. Wolff-Eisner, Ebenda 1924, 59, H. 1/2, S.300. — 27. A. Sohnelder, 
Zschr. f. Tbe. 1924, 40, H 5, S. 849. — 28. G. Simon, Ebenda 1924, 40, H. 1, S. 84. — 
29. A. V. v. Frisch, Beitr, z. Klin. d. Tbe. 1924, 58, H. 8, S. 280. — 30. M. Gänsslen und 
0. Maier, Zschr. £. Tbe. 1924, 40, H.5, 8.821. — 81. C. Kruchen, Beitr. z. Klin. d. Tbe. 
1924, 58, H. 3, S.301. — 32. K. Brünecke, Ebenda 1924, 59, H 1/2. S. 190. — 33. G. Seiffert 
und J. B. Meier, Ebenda 1924, 58, H. 4, S.370. — 34. H. Kaicher und A. Sonnenfeld, 
Zschr. f. Tbc. 19214, 40, H, 6, S. 420. — 35. Tegtmeier, Ebenda S. 442. — 36. A.V. v. Frisch 
und E. Klimesch, Beitr. z. Klin. d Tbe: Bd. 68, H. 8, S. 261; A. V. v. Frisch und 
E. Silberstern, Ebenda S. 264. — 87. A. V. v. Frisch und J. Rraun, Ebenda S. 272, — 
38. H. Langer, Klin. Wachr. 1924, Nr. 43, S. 1914—1947. — 89, C. Fischer, Zschr, £. Tbe. 
1924, 40, H. 1, 8.28. — 40. Fr. Baumann, Beitr. z. Klin. d. Tbe.. 1924, 59, H. 1/2, S. 18. — 
41. K. Lydtin, Zschr. £ Tbe. 1924, 40, H. 4, S.261. — 42. E. Kliuckmann, Beitr. z. Klin. 
d. Tbe. 1924, 58, H. 4, S. 414. — 48. 0. Eicke, Ebenda 1924, 59, H. 1/2, S. 204. — 
44. @. Deycke, Zschr. f. Tbe. 1924, 40. H.8, 8,161. — 45. H. Grass, Ebenda 1924, 40, 
H. 4, S. 287. — 46. T. Barsony und J. Holló, Ebenda 1924, 40, H. 4, S. 278. — 
47. U. Winkler, Beitr, z. Klin. d, Tbo. 1924, 69, H.1/2, S. 218, 


Klinische Wochenschrift 1924, Nr. 41 u. 42. 


Nr. 41. Die Diagnose des spinalen Subarachnoidalblocks mittels . 


kombivierter Lumbal- und Zisternalpunktion erläutert Eskuchen (Zwickau) 
an 4 Beispielen. Die Diagnose gründet sich auf die verschiedene Beschaffen- 
heit des lumbalen und zisternalen Liquors, auf das unterschiedliche Ver- 
halten des lumbalen und zisternalen Drucks bei der Anfangsmessung, beim 


'Queckenstedtschen Versuch und bei der Liquorentnahme, ferner auf das 


Fehlen des Farbstoffübertritts von einer Punktionsstelle zur anderen und 
auf die Unmöglichkeit des Luftübertritts vom lumbalen Liquorraum in die 
Zisterne und in die Ventrikel. Für die Diagnose der Liquorstase ist 
weiterhin außer dem klassischen Kompressionssyndrom (Frouin bzw. Nonne) 
das Verhalten der Weichbrodtreaktion und der Kolloidreaktion von be- 
sonderer Bedeutung. Charakteristisch ist die Rechtsflookung der Gold- 
reaktion. — Eskuchen empfiehlt die Zisternenpunktion als eine der 


Lumbalpunktion gleichwertige Methode, die vor dieser noch eine Reihe . 


Vorzüge besitzt.‘ Die kombinierte Anwendung beider Methoden kann 


diagnostisch und therapeutisch besonders fruchtbar sein, l A 


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1628 01986 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 16. November 


Zur Symptomatologie und symptomatischen Therapie der Poly- 
zythämie beschreiben Beltz und Kaufmann (Köln) einen Fall von Poly- 
cythasmia rubra (Vaquez), der dadurch charakterisiert ist, daß bei er- | 
höhter Blutmenge das Gesamtplasma absolut vermindert ist. Das Plasma 

EH besitzt infolge Flüssigkeitsverarmung einen der Bindickung entsprechend 

W Ajai erhöhten Eiweißprozentgehalt. Ausgiebige Aderlässe mit nachfolgenden 
AENA Salzinfusionen sind in derartigen Fällen besonders bei Neigung zu Throm- 
bosen angezeigt. 

Über die antianaphylaktische Wirkung von Mineralwässern be- 

richtet Cahn (Berlin) auf Grund seiner Versuche an Meerschweinchen. 

Sämtliche mit Vichywasser behandelten Tiere wurden vor dem anaphylak- 

| | tischen Shock geschützt. Bei Versuchen mit deutschen alkalischen Mineral- 
Ba NT -= wässern zeigte sich bei Anwendung von Emser und Wildunger Wasser eine 
URHRSRRRIE deutliche Desensibilisierung, wenn auch nicht so sicher wie bei Vichy- 
wasser, mit Fachinger Wasser dagegen gelang die Desensibilisierung nur 

HA ‘in einem Falle. Lösungen aus den Verdampfungsrückständen des natür- 
MIE ` lichen Vichy- und Emser Salzes übten bis auf eine Ausnahme (Vichysalz) 
keine desensibilisierende Wirkung aus. Das Vorhandensein von Alkalien 


(En kann deshalb nicht als Ursache der desensibilisierenden Wirkung an- 
Bir gesehen worden. | 


und’ auch wohl Struma nodòsa) Zum Zustandekommen des Hypo- 
thyreoidismus ist keine besondere (extrathyreoidale) Disposition notwendig, 
wohl aber zu dem des Hyperthyreoidismus. Hier muß das Schilddrüsen- 
-sekret in den Nerven den günstigen Boden finden. So kommt es unter 
dem Einfluß eines Nervenshocks plötzlich zum Ausbruch der Basedowschen 
Krankheit. Das vorher schon geschwächte Nervensystem wird durch die : 
plötzliche Schädigung für das Schilddrüsensekret insuffhizient. Viele Menschen 
zeigen schon auf geringste Dosen von Jod Erscheinungen erheblichen Hyper- 
thyreoidismus (Jodbasedow). Das Jod wirkt verkleinernd auf die Struma 
und veranlaßt einen Übertritt des in der Schilddrüse angestauten Kolloid 
(also Sehilddrüsensekrets) in den Säftestrom. Es läuft also die Wirkung 
, des Jods auf eine Überschwemmung des Organismus mit Schilddrüsensektet | 
hinaus, aber nur bei einer Disposition des Nervensystems kommt es zum 
Hyperthyreoidismus. Sa FREE 
Die Ätiologie des Kropfes liegt nach O. Hildebrand noch im 
Dunkeln. Immerhin sollte in Kropfgegenden nur abgekochtes Wasser ge- 
nossen werden. Die Erfolge mit systematischer Darreichung kleiner Jod- 
dosen lassen sich noch nicht endgültig beurteilen. Es.könnten auch da- 
durch Schäden hervorgerufen werden. | un 
Über teleangiektatische und livedoartige Spätsy 


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philide berichtet 


ae , hund Nr. 42. Über die Lebervenensperre und die alimentäre Hämo- | Erich Hoffmann (Bonn). Ein beträchtlicher Teil der als essentielle (maku- 
: o ab, MAME AR klasie bei Prurigo vulgaris faßt Brack (Basel) seine Erfahrungen dahin | löse, diffuse und progrediente) Teleangiektasien und Livedo racemosa be- 


| v2 zusafnmen, daß die alimentäre Hämoklasie für sämtliche Formen von Prurigo 
Se kl WS vulgaris ein charakteristisches Phänomen und in unbeeinflußtem Zustand 
der Krankheit stets vorhanden ist. Den Mechanismus der Hämoklasie erklärt 
Brack damit, daß die Blutdruckerniedrigung und Blutverdünnung durch 
die Aktion der Lebervenensperre zustande kommt auf Grund einer abnormen 
Schwäche des Vagus und dadurch bedingter. Reizung des Sympathikus. 

un er en a) | Über die alimentäre Beeinflussung der Leukozytenzahl berichten 


schriebenen Fälle ist auf Syphilis zurückzuführen. 

Nr. 39. Zur Psychologie der Aussage über das Geisterhafte nnd 
Wunderbare äußert sich R. Sommer (Gießen). Man darf niemals deshalb, 
weil man das Zustandekommen einer Erscheinung im Gebiete des Mediumismus 
und Okkultismus nicht sofort begreifen kann, auf übernatürliche Ursachen 
schließen. Der Eindruck des Wunderbaren ist ein subjektives Phänomen, 
das dann eintritt, wenn eine Erscheinung plötzlich zustandekommt, ohne 
daß man die eigentliche Ursache in dem betreffenden Augenblick begreift, 

“ Auf die Bedeutung der Insulintherapie des Diabetes für die Ophtlial- 
mologie weist Eduard Grafe (Frankfurt a. M,) hin. Am imponierendsten 
ist das. Verschwinden der Hypotonie der Bulbi und der schnelle Rückgang 


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er RN Göttehe und Waltner (Budapest) auf Grund ihrer Untersuchungen an 
RE MAS AERE RAS . Säuglingen und Kindern. 680/ der Kinder zeigten vor der Mahlzeit eine 

SAUN RAE rI wenigstens 20°/, erreichende Spontanschwankung der Leukozytenzahl, nach 
der Mahlzeit zeigte die Hälfte der Kinder eine 20°, betragende Schwankung 


BAIE nl MIRESE N, und zwar reagierten davon die einen mit einer Leukozytose, die anderen | der Erscheinungen der Lipämie. Einen großen Fortschritt bedeuten die sehr 
DESEE A ERRI TERANE `. mit einer Leukopenie. Ein ähnliches Resultat fand sich bei Säuglingen. | günstigen Operationsaussichten unter dem Schutze des Insulins. Daher 
te. NS TREE MeeR A Nach diesem Ergebnis kann nach der Ansicht von Göttche und Waltner | kann die echte diabetische Katarakt bei schwerster Erkrankung erfolgreich 
k E E DAA A = von irgendwelcher digestiv bedingten Leukozytenschwankung (Verdauungs- | operiert werden. Die chronischste Form diabetischer Augenveränderungen, 
TE SEE E leukozytose, Verdauüngsleukopenie) überhaupt nur mit größtem Vorbehalt | die Retinitis, wird aber durch Insulin am wenigsten beeinflußt. 

SR . gesprochen werden. | E. Dau. Chloramin-Heyden empfiehlt Lenz (Ober-Mockstadt) anstatt des 


 Sublimats zur Händedesinfektion. Es koaguliert nicht, ätzt nicht, wird 
daber auch von empfindlicher Haut vertragen. Es ist sehr wenig giftig. 
(Zu Spülungen und zur Reinigung von Geschwüren ist übrigens das Sublimat 
nicht zu gebrauchen, weil es einmal seine eigene Wirkung dürch Gerinnungen 


Be. URET -= Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 38 u. 39. 
te ER EL oo = Nr.88. Über Bewußtseinszentren berichtet M. Rosenfeld (Rostock). 
Bu | a e Kar i Man wird sich vielleicht die Auffassung bilden können, daß die verschiedenen 


ee aeii oih Grade seelischer Luzidität und Bereitschaft an verschiedene nervöse Terri- | StÖrt und ferner eine Resorption Vergiftung herbeiführen nn Bruck 
aa a rien ASIA torien des Gehirns gebunden seien. Die Tiefe einer Bewußtseinsstörung | po un 
ee N) scheint nicht davon abhängig zu sein, daß ein und dasselbe Bewußtseins- en ne T a Een 

SE DESSEN zentrum — vielleicht das am Boden des 4. Ventrikels — einmal leicht Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 37 u. 38. 


und ein andermal schwer in Mitleidenschaft gezogen wird, sondern davon, Nr. 37. Die Sinusreflexe vom Sinus caroticus werden nach 


ein, alle Krankheitserscheinungen mit Rücksicht auf den Gesamtorga- 
= Ni nismus zu betrachten und zu behandeln. Häufig genug ergibt die ver- 
a pi % | tiefte Allgemeinbehandlung, die Regelung der Verdauung, der Zirku- 
a IRANA lation, der Hautatmung, der Menstruation usw. schon die Ausheilung des 
PE BER A jeweiligen Organleidens ohne besondere Lokalbehandlung. Es ist keines- 
wegs ein und dasselbe, ob man einer etwa 34jährigen Frau wegen Metro- 
"a ' | pathia haemorrhagica den Uterus exstirpieren muß oder ob man ihr durch 
7 4 MEHR IEI Behandlung der zugrundeliegenden Stoffwechselstörung oder Verdauungs- 
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a ob die biologischen -Vorgänge. sich einmal im verlängerten. Mark oder in | H. E. Hering (Köln a. Rh.) durch einen Nerven (Sinusnerv) ver 

D n pS einem anderen Falle in übergeordneten Zentren des Hirnstammes oder im | mittelt, der ein Ast des Nervus glossopharyngeus ist. Durch- 

oas Zwischenhirn abspielen. . - j schneidung des Sinusnerven unmittelbar nach Abgang vom N. glosso- 

a. Die Konstitotionslehre und Humoralpathologie, mit besonderer | pharyngeus bewirkt ein Ansteigen des Blutdruckes und bringt die Sinus- 

ne . Berücksichtigung des weiblichen Organismus erörtert B. Aschner (Wien).. | reflexe durch Entnervung des Sinus zum Fortfall, so daß auch der Verschluß 
EN i Die Bichat-Virchowsche Organ- und Zellularpathologie ist durchaus nicht | der Carotis communis nicht die bekannten Wirkungen bat. 

T Ei | die einzige oder beste medizinische Weltanschauung. Durch dieses System Auf spezifische und unspezifische Therapie weist Georg Scholz 

ee", sind wir.zwar zu einer großen Reihe glanzvoller, vorwiegend technischer | (Erlangen) hin. Durch die Bezeichnung „Reiz“ allein ist das Wesen der 

ES ER Errungenschaften gekommen, anderseits aber auf einem toten, den weiteren | Proteinkörpertherapie und der unspezifischen Therapie überhaupt nicht zu 

u 3 Fortschritt hemmenden Punkt angelangt. Der Verfasser tritt nun dafür | kennzeichnen. Mit dem Ausdruck Aktivierung ist eine Umstimmung der 


Zellen oder ihrer Funktionseinheiten zu verstehen. Sie reagieren dann in 
ausgesprochener Weise auf die gleichen Reize, die sie vorber wenig oder 
gar nicht beeinflußten. Es ist scharf zwischen spezifischer Therapie (Chemo- 
und Immunotherapie) und unspezifischer Proteinkörpertherapie zu scheiden. 

Auf ein Symptom der ÖOsophagusdilatation weist Hugo Friedrich 
(Berlin-Steglitz) hin. Es handelt sich um einen unstillbaren Husten, 
der sich bei einem 10jährigen Mädchen jeden Abend, wenn 6s ZU 
Bette ging, Jahre hindurch einstellte und nicht eher aufhörte, als bis 
das Kind erbrochen hatte. Durch einen bestehenden Kardiospssmus 
füllte sich der Osophagus mit Speisen an, Weil nun der Füllungsspiegel 
ım Liegen den Larynxeingang erreichte, mußte das Kind jeden Abend 


husten, und der Husten hörte erst auf, wenn der Ösophagus durch Er- 
brechen entleert war. | 


trägheit den Uterus erhalten und normale Menses wieder herstellen kann. 
| Diese Gesichtspunkte lassen sich auf die gesamte Medizin anwenden und 
TERRE. - EL| erfordern eine vollständige Neuorientierung in allen Spezialfächern. Für 
Bu RR ET sehr viele Krankheiten bedeutet der Aderlaß ein geradezu kritisch 
wirkendes Heilmittel (bei vielen Entzündungen, Stoffwechselstörungen und 


A Br aa Frey N t Blutdrüsenerkrankungen, krampfartigen und schmerzhaften Zuständen). ` Über Höchstleistungen durch seelische Einflüsse und durch Daseins- 
: AE nA | ji Die Schilddrüsenpathologie bespricht Ad. Oswald (Zürich). Hypo- | notwendigkeiten beoriehtet August Bier (Berlin). Was zunächst dio 
2 | x 118: thyreoidismus besteht nicht nur bei zu geringer Drüsentätigkeit an und | Höchstleistungen durch seelische Einflüsse betrifft, so bestehen diese 

ae - RR SER für sich, sondern auch bei Abgabe einer unzureichenden Sekretmenge an | nicht in Ausschaltung des Willens, sondern sind gewaltige aktivo 
2 : Er k p He den Organismus (durch Behinderung des Sekretabflusses bei Struma colloides | Kräfte, sind.Erregungen. Tatsache ist, daß seelische Reize im höchsten 

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16. November 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. | M 1629 


Grade die Ermüdung und Ermüdbarkeit beeinflussen. Sie wirken 
auch in gewissen Fällen ebenso im höchsten Maße auf Kraft und Geschick- 
lichkeit. Die Übung ist unser weitaus bedeutendstes Erziehungsmittel. 
In diesem Sinne sollten wir auch die seelischen Einflüsse verwenden. 

Bei Lungentuberkulose fand Friedr. Wilh. Knipping (Morsbach 
[Kr. Waldbröl]) meist Anazidität oder Hypazidität des‘ Magensaftes. 
Fast immer handelte es sich hierbei um vorgeschrittene Fälle, wobei 
sich ein gewisser Parallelismus zwischen dem Grade der Hyp- oder An- 
azidität und dem der Lungentuberkulose zeigte. 2 Fälle im Anfangsstadium 


wiesen Hyperazidität auf. 


Nr.38. Über Wundinfektion, Wundheilung und Ernährungsart be- 
Er wirft die Fragen auf: „Unter 
welchen Bedingungen ist eine Infektion bei einem vollgesunden Menschen 
überhaupt möglich? Spricht die Ansiedlung von Keimen mit pathologischer 
Wirkung im Organismus nicht vielleicht dafür, daß er schon vorher krank 
oder minderwertig war, daß also die Krankheit begann, ehe die Keime 
überhaupt in Tätigkeit traten?“ Aus einer allgemeinoren Bejahung der 
zweiten Frage würde nach dem Verfasser folgen, daß die Keime nur 
Schmarotzer wären, die sich auf einem kranken Boden ansiedeln und ent- 
wickeln. Bei der Gasphlegmone ist die ausgedehnte mechanische Gewobs- 
zerstörung die Hauptvorbedingung des Brandes, die Gasentwicklung ein 
nebensächlicher, sekundärer, vielleicht autolytischer Vorgang. Diese Form 
der Gasphlegmone hat primär mit der Fränkelschen Infektion nichts zu 
‚tun. In diesen Fällen müssen die zerfotzten, zu giftiger Zersetzung neigenden 
Gewebe bis weit ins Gesunde hinein entfernt werden. Wichtig ist die Art 
und Menge der Ernährung für den Wundverlauf. Die örtliche Azidose 
und die Herabsetzung der Alkalireserve im Blute, die man bei allen Kranken 
mit eiternden Wunden findet, sind nicht Ausdruck einer Schädigung des 
Körpers durch den Entzündungsvorgang oder die Bakterien, sondern viel- 
mehr Voraussetzung der Heilung. Alkalische Kost hebt nun die Alkali- 
reserve des Blutes und fördert damit die Entsäuerung des Entzündungs- 
gebietes; saure Kost bewirkt das Gegenteil. Günstige Einflüsse auf die 
Wunden sind daher von einer Nahrung mit Säureüberschuß (Trockenlegung 
der Wunde!), ungünstige von einer solchen mit Basenüberschuß (starke 
Sekretion der Wunde!) zu erwarten. So wurde ein gehäuftes Auftreten 
von Wunddiphtherie beobachtet bei einer an Fleisch, Eiern, Fett und 


richtet F. Sauerbruch (München). 


Körnerfrüchten, also an sauren Bestandteilen, armen Kost. 


Über die Höchstleistungen durch Daseinsnotwendigkeiton berichtet 
August Bier (Berlin). Er weist auf die ungeheuren Flugleistungen der 


Zugvögel hin, die, um nicht zu verhungern, während der kalten Jahres- 
zeit in wärmere Länder ziehen, und bespricht dann das Fieber und die 
Entzündung. Beides gehört durchaus zusammen. Es handelt sich hier 
um denselben Vorgang, nämlich um eine ganz ungeheuer vermehrte Tätig- 
keit im Körper. Sie sind die wahrhaft großen Heilmittel, von denen bei 
jeder ernsten Schädlichkeit das Heil kommen muß. Sie entstehen bei 
jeder beliebigen Schädlichkeit, nicht nur als Reaktion auf bakterielle 
Infektionen. Das Wesentliche des Fiebers ist die gewaltige Erhöhung des 
Stoff wechsels, nicht die Erhöbung der Körperwärme (diese ist nur die sinn- 
fälligste Erscheinung). Der Stoffwechsel ist aber das Maß für die Tätigkeit 


des Körpers. Er wird beim Fieber am stärksten erhöht. Das Fieber ist | 


daher die gewaltigste Höchstleistung des Körpers. Die Daseinsnotwendig- 

keit verlangt, daß jeder Mensch, der leben will, diese Leistung aufbringt. 

Auch die Entzündung stellt eine gewaltige Höchstleistung des Körpers dar. 
F. Bruck. 


Schweizerische medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 37 bis 40. 
Die Vermehrung der Durchlässigkeit der Meningen für Nitrate bei 
ascplisch erzeugter Meningitis untersuchte S. Katzenelbogen (Genf). 
Benutzt wurde Kasein in Dosen von 0,5—2 mg in 8—10 cem Liquor (Soiu- 
protine [Roche]) endolumbal. Hierdurch wird die „barrière hémato- 
encöphaligue“ für Nitrate durchgängiger. Die Durchlässigkeit ist bei den 
pathologischen Meningitiden nicht immer gleich stark. Ein direkter Zu- 
sammenhang zwischen dem Grad der Durchlässigkeit und der Stärke der 
Meningitis besteht nicht, 
. Zur Behandlung der chronisch fortschreitenden Formen der Encepha- 
litis epidemica benutzten M. M. Roch und S. Katzen elbogen (Genf) endo- 
umbale Injektionen von Kasein. Nicht geeignet zur Behandlung jeder Art 


sind ‚die Formen mit Parkinsonismus, die seit langer Zeit stabil sind, da | 


ihnen manifeste Läsionen, wie Narben und Degenerationsherde, entsprechen. 

su sind. die schubweise fortschreitenden oder die periodisch auf- 

De neuden Fälle geeignet. Die Resultate waren durchaus ermutigend. 
le Methode erwies sich als absolut unschädlich und nach 24—48 Stunden 

Na die Erscheinungen der Meningitis, wie Kopfschmerzen, Fieber, 
in ensteifigkeit und positiver Kernig ab. Verff. hatten die besten Erfolge 

_ een, Reaktionen, so daß sie als Anfangsdosis 0,5 mg Kasein 
piehlen, mit Steigerung bei Ausbleiben der Meningitis. 


H. Ryser (Biel) teilt einen Fall von hämolyfischem, famillärem 
Ikterus mit, der im hämolytischen. Anfall tödlich endete. Verf. fordert 
deshalb in allen Fällen, wo schwerere Anfälle aufgetreten sind, die Vor- 
nahme der Milzexstirpation, da sie allein gute Dauerresultate zeitigt und 
.das beste Vorbeugungsmittel gegen den tödlichen Anfall vorstellt. 

Technisches zur Prostatektomie teilt E. Borchers (Tübingen) mit. 
Neben einigen operationstechnischen Bemerkungen weist er auf die Wichtig- 


keit eines ungehinderten Urinabflusses aus der Blase für die Heilung der 


Bauchwunde hin. Hierzu ist der Harteltsche Tropfensauger sehr geeignet. 
Es wird dadurch dauernd der in der Blase sich sammelnde Urin sofort 
abgesaugt, ohne daß besondere Pflegemaßnahmen erforderlich sind. 

Über die experimentelle Erzeugung von Röntgenkarzinomen beim 
Kaninchen berichtet Br. Bloch (Zürich). In 2 Fällen gelang es, durch 


_ wiederholte Bestrahlungen des Kaninchenohres ein echtes metastasierendes 


Karzinom zu erzeugen. Die Dauer vom Beginn der Bestrahlung bis zur 
Entstehung des Tumors betrug 32 bzw. 22 Monate. Es ergab sich, daß 
eine bestimmte Strahlenmenge notwendig ist; ober- und unterhalb der- 
selben entsteht kein Karzinom. Verf. glaubt, daß alle diejenigen Reize 
karzinogen wirken, die-’am Kerne angreifen, da auch die Röntgenstrahlen 
in erster Linie den Kern schädigen. Es wird das die Zellvermehrung 
hemmende Prinzip der Zelle bzw. des Kernes geschädigt, während die 
Proliferationsfähigkeit bestehen bleibt.. Es muß der schädigende Faktor 
eine Affinität zu dem Regulationsfaktor des Zellwachstums bzw. der Zell- 
vermehrung haben. | 

Die Vitalfärbung der Blasenschleimhaut des Menschen mit Methylen- 
blau untersuchte G. Huber-Pestalozzi (Zürich). Er füllte die gespülte 
Blase mit 5°/,iger Methylenblaulösung für 5 Minuten und stellte bei der 


. danach vorgenommenen Zystoskopie Färbungen der ‚Blasenschleimbaut ver- 


schiedener Art fest. Betroffen wird in erster Linie das Trigonum. Verf. 
ist der Ansicht, daß nicht eine Vitalfärbung vorliegt, sondern daß sich nur 
Zellen färben mit herabgesetzter oder erloschener Vitalität, d. h. solche, die 
der Desquamation verfallen. Es zeigt sich danach, daß auch in gesunden, 
besonders aber in krank gewesenen, aber praktisch gesunden Blasen er- 
hebliche Desquamationsvorgänge stattfinden. | | 
Das weiße Blutbild bei den verschiedenen funktionellen Zuständen 
der Schilddrüse bespricht A. Niederberger (Bem). Es ergab sich kein 
charakteristischer Einfluß der einzelnen Strumaformen auf das Blutbild. 
Das rote Blutbild wird überhaupt nicht beeinflußt. ' Die Gesamtzahl der 
weißen Blutzellen ist überwiegend normal, etwas häufiger Vermehrung als 


Verminderung. Neutrophile Leukopenie ist beim Basedow am deutlichsten, - 


die Lymphozyten bei Hyperthyreoidismus am stärksten vermehrt. Verf. 


glaubt an eine funktionelle Beeinflussung des weißen Blutbildes durch die 


Schilddrüse, doch ist diese zu inkonstant und zu unzpezifisch, als daß sie 
diagnostisch verwertbar wäre. | Wr i 

Über die Beeinflussung des Kretinismus durch die Entfernung von 
Kropfgewebe stellte S. Chaitan (Bern) Untersuchungen an. Die Operation 


war nötig, weil Kompression der Trachea mit Atembeschwerden eingetreten 


war. Es zeigte sich das psychische Verhalten in 61%, unbeeinflußt, in 
210/, gebessert, in 18°, verschlimmert, wobei letztere vor der Operation 


die schlechteren waren. Das weiße Blutbild zeigt eine leichte Verminderung 


der Gesamtzahl bei Verminderung der Polynukleären und Vermehrung der 
Lympbozyten. Ein Zusammenhang zwischen geistiger Veıschlimmerung 


. oder Besserung sowie Menge des entfernten Kropfgewebes und Veränderungen 


des Blutbildes wurde nicht festgestellt. | ze 

Das Geburtstrauma in seinen Folgen für Gehirn und Säugling 
wurde von B. Fischer (Frankfurt a. M.) und seinen Mitarbeitern eingehend 
untersucht. Es wurde dabei eine auffallende Häufigkeit von Gehirnläsionen 
in Gestalt von Blutungen, Auflösungs- und Auflockerungsprozessen fest- 
gestellt. Diese lokalisieren sich im allgemeinen im Großhirn in der Gegend 
der Ventrikel sowie als Blutungen im Bereich der V. terminalis. Die 
Schädigungen sind am häufigsten und ausgedehntesten bei Frühgeburten. 
Die Art der Geburt ist von Bedeutung, doch kommen die beschriebenen 
Veränderungen auch bei leichten Geburten vor. Venöse Stauung und 
Quetschung sind die ursächlichen Faktoren. Folgen dieser Läsion sind 
Porehzephalie verschiedenen Grades, Idiotie und Littlesche Krankheit. Für 
letztere wird ein kongenitaler Krankheitsprozeß abgelehnt. Ebenso wie 
bei Gebirnerschütterungen der Erwachsenen zeigt sich klinisch eine Affektion 
des Vestibularisapparates. Verf. betont, daß der Befund von Fettkörnchen- 
zellen im Gehirn von Neugeborenen immer einen pathologischen Befund 


‚darstellt. Zum Schluß erklärt Fischer, daß die Pathologie des frühen 


Säugliogsalters mit seinen zahlreichen Todesfällen von Geburtsschädigungen 
des Gehirns beherrscht wird. 

Beim traumatischen Shock stellten J. H. und H.Oltramare (Genf) 
ebenso wie andere Untersucher eine Verminderung der zirkulierenden Blut- 
menge fest. Diese kann bedingt sein entweder durch periphere oder 


Splanchnikus-Gefäßdilatation oder durch Konzentrierung des Blutes durch 


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1630 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


16. November 


Filtration des Plasmas durch die Gefäß wand. Letztere Erklärung hat den 


Vorteil, daß sie nicht nur die Volumenänderung des Blutes, sondern auch 
die zytologischen Veränderungen erklärt: Muncke. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 41 u. 42. 

Nr. 41. Über Arthropathia vvaripriva berichtet I. Novak (Wien) 
und bestätigt die Anschauung Menges über einen Zusammenhang zwischen 
dem Funktionsausfall der Eierstöcke und zwischen deformierenden Gelenk- 
erkrankungen. Der ursächliche Zusammenhang mit der Klimax ist der 
Grund dafür, daß die Gelenkerkrankungen beim weiblichen Geschlecht 
früher und häufiger als bei den Männern auftreten. 

Über Einleitung der Geburt bei Übergröße und normalem Becken 


‚berichtet R. Baer nach den Erfahrungen der Universitäts- Frauenklinik 


Marburg. Die von Zangemeister empfohlene palpatorische Ab- 


schätzung der Kindsgröße gestattet, die Fruchtgröße bis auf einige 
hundert Gramm genau zu beurteilen. Auf Grund der Schätzung der 
Fruchtgröße wurde die Geburt zum gewünschten Zeitpunkt in Gang ge- 
bracht mit Hilfe der Metreuryse. Es genügt das Zweifelsche Bläschen. 
Die Methode ist, wie jeder geburtshilfliche Eingriff, mit gewissen Gefahren 
verbunden, doch sind diese nicht vergleichbar mit den Schäden, welche 
die abnorme Fruchtgröße in sich birgt. . 

Gleichzeitige Schwangerschaft beider Tuben beschreibt H.Schreiber 
(Bonn). Bei der wegen Verdacht auf Tubenabort vorgenommenen Eröffnung 
des Bauches fanden sich beide Tuben verdickt, blaurot und blutend. Die 


histologische Untersuchung sicherte das Besteben einer beiderseitigen 
Tubarschwangerschaft. 


Ein Fall von entzündl 
herige Laparotomie wird von F. Zeller (Zürich) beschrieben. Bei einer 
Kranken mit gonorrhoischer Erkrankung der Adnexe wurde am unteren 
Rande des Omentum ein zwiebelförmiger harter weißgrauer Tumor bei der 


Laparotoimie festgestellt. Histologisch erwies er sich als abgekapselter 


Abszeß mit Verkalkung. 


Zur Behandlung der frischen subperitonealen parametranen Abort- 
verletzungen teilt A. Streibel (Halle a. S.) zwei Fälle mit, bei denen die 
Cervix linksseitig verletzt war und das Parametrium eröffnet war. Bei 
dieser Sachlage ist grundsätzlich zu laparotomieren, wenn eine Ver- 
letzung des Bauchfells nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann. 
Fails das Bauchfell des Wundgebietes bei der Operation verändert ge- 
funden wird, so ist das Wundgebiet extraperitoneal von dem 
Bauchschnitt aus freizulegen und zu drainieren. 

Ein Fall von erfolgreicher Wiederbelebung eines asphyktischen- 
Neugeborenen durch intrakardiale Adrenalininjektion wird von E. A. Koch 
(Tukum) berichtet. Bei dem asphyktischen Kinde, bei dem trotz Wieder- 
belebungsversuchen ein Herzschlag nicht mehr nachweisbar war, fing das 
Herz unmittelbar nach einer Einspritzung von 0,4 cem Suprarenin (Hoechst) 


an zu schlagen. Eingespritzt wurde im 4. Interkostalraum, etwa 2 cm 
links vom Sternum. | E 


Nr. 42. Periodische, vom Òvarialzyklus abhängige Schwankungen 
des Biutgehaltes der Bauchdecken beschreibt I. Novak (Wien). Der 


. Blutgehalt der Bauchdecken ist unmittelbar nach der Menstruation 


am niedrigsten und wächst an bis zur Bildung des jungen Corpus luteum, 
so daß eine um diese Zeit ausgeführte Operation mit einer lebhaften Blutung 
aus den Bauchdeeken verbunden ist. Der Blutgehalt bleibt bis zur Men- 
struation hoch und sinkt während der Menstruation rasch ab, so daß es 
schon im Verlauf der Menstruation aus dem Bauchschnitt auffallend wenig 
plutet. Die Erscheinung ist zu bezeichnen als ein viszerovasomotori- 
scher Reflex. Die Hyperämie der gesamten Genitalorgane und der 
Bauchdecken von der Zeit vom Follikelsprung bis zur Menstruation ver- 
anlassen, in Fällen, wo die Wahl zur Vornahme einer Operation freisteht, 
die Zeit des frühen Postmenstruums zu wählen. | 

Ein Fall von Sarcoma uteri polymorphocellulare wird von F. Azzola 
(Wien) beschrieben. Auf der kuglig aufgetriebenen Gebärmutter saß an 
der Hinterwand eine kindskopfgroße höckrige Geschwulst. Die Zellen 
hatten einen spindeligen Charakter. Außerdem fanden sich Riesenzellen. 

Zwei Fälle isolierter Stieldrehung der Tube beschreibt Schwarz- 
wäller (Stettin). In dem einen Falle war die Tube mehr eiförmig, in dem 
zweiten Falle mehr wurstförmig. Auf der einen Seite der durch die Stiel- 
drebung gebildeten Furche war die Tube bläulichschwarz verfärbt, die 


Eierstöcke waren unverändert. Eine auslösende Ursache für die Axen- 


drehung war nicht zu finden. 


Suspension der Portio durch die Sakro-Uterinligamente empfiehlt 
W. Pfeilsticker (Stuttgart). Nach den vorbereitenden Maßnahmen zur 
Interposition der Gebärmutter wird durch die Sakro-Uterinligamente eine 
Fadenschlinge geführt. Diese Fadenschlinge wird durch ein in der Höhe 
des inneren Muttermundös in dem breiten Mutterband angelegtes Loch 


ichem Tumor des großen Netzes ohne vor- 


durchgeführt und der Schenkel der Ligamentschlinge hervorgezogen. Dis 
Ligamentschlingen werden an der Gebärmutter angenäht. Dadurch wird 
die Portio stark nach oben erhoben, _ | 

Eine seltene Komplikation bei Placenta praevia beschreibt H. Sieben 
(Bürstadt). Bei der Wendung des in Querlage feststehenden Kopfes wurden 
die beiden Klumphände versehentlich für Füße gehalten. Die Hand- 
wurzelknochen waren vollkommen luxiert, und was bei der Wendung für 
die Ferse gehalten wurde, war das untere Ende der Ulna. K. Bg. 


u Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie, 


Band 38, Heft 1. | 


Rost (Mannheim) prüfte das Verhalten der Magen- und Darm- 
sekretionen nach Entfernung der Gallenblase. Bei Hunden konnte eine 
Veränderung der Magen- und Pankreassekretionen weder in der chemischen 
Reaktion noch in dér Fermentsekretion festgestellt werden. 

Schlesinger (Wien) berichtet über unbekannte viszeromotorische 
Reflexe des Verdauungstraktus und ihre Bedeutung für die Diagnostik. 
Bei Magenkarzinomen konnte er in mehrfachen Fällen als erstes Symptom 
einen Ösophagusspasmus feststellen, der reflektorisch ohne anatomische 
Veränderungen des Ösophagus und seiner Umgebung entstand und bisweilen 
auch bei Magengesunden zu finden war. Der Reflex wird wahrscheinlich 
durch Läsionen im Vaguskerngebiete erleichtert. Ferner beobachtete er 
bei Pyloruserkrankungen (Ulkus und Karzinom) bisweilen einen reflek- 
torischen Dünndarmkrampf. | 

Koller-Aeby (Winterthur) erklärt die Wirkung des kolloidalen 
Silbers kolloidchemisch. Bei Einführung der Präparate in die Blutbahn 
wird das Silber durch das Blutserum in ein anderes durch Eiweiß geschütztes 
Kolloidpräparat verwandelt. An bestimmten Stellen des Körpers, die ov. 
lokale saure Reaktion aufweisen, wird das Präparat gefällt, langsam in 
lösliche Silbersalze umgewandelt, die nun bakterizide und eiweißfällende 
Wirkung entfalten. Besonders in entzündlich veränderten Geweben konnte 
das gefällte Silber nachgewiesen werden. | 
| Kazda (Wien) untersuchte die Ursache für die Lokalisation von 
Gefäßerkrankungen an den unteren Extremitäten an dem reichen Material 
der II. chirurgischen Universitätsklinik. Die arteriosklerotische Gangrän 
wird am häufigsten am Arbeitsbein beobachtet, das bei Rechtshänden 
oft das linke Bein ist. ` Embolische Gangräh' findet sich gleichfalls häufg 
am linken Bein wegen des: geraden Abgangs der Arteria iliaca sinistra 
von der Aorta. Auch Varizenbildung fand sich bei Männern häufiger am 
linken Bein als am rechten. Im allgemeinen war auch hier das Arbeits 
bein in höherem Grade betroffen. | =. 

Kohlmann (Erlangen) teilt. eine Anzahl . von Fällen von Magen 
Kolonfisteln bzw. Magen-Jejuuum-Kolonfisteln mit. In den letzten Jahren 
sind besonders im Anschluß an die hintere Gastroenterostomie häufiger 
derartige Fisteln aufgetreten, meist infolge Durchbruchs eines peptischen 
Jejunalgeschwürs in das Querkolon. Die Hauptsymptome sind : fäkulentes 


Erbrechen, stark fetthaltige, gelblich glänzende Stühle, Auftreten vo 


Röntgenkontrastbreien im Querkolon 1/2 Stunde nach der Mahlzeit, bav. 


Füllung des Magens ‚mit Röntgenbrei nach Darmeinlauf. Die eigentliche 


Fistel ist röntgenologisch nur äußerst selten sichtbar .zu machen. Die 


Behandlung der Erkrankung kann nur im operativen Vorgehen mit Be 
seitigung der Fistel bestehen. | 
Neuberger (Sumatra) teilt seine Erfahrungen über Iuetische Pseudo 
tumoren mit. Er sowie Galloway konnten mehrfach bei nicht behandelten 
Luetikern große Magentumoren feststellen, die bei der Operation inoperabl 
schienen, pathologisch-anatomisch am probeexzidierten Stück als gyphilitiseh 
erkannt wurden und dann auf energische antisyphilitische Kur vollkommen 
verschwanden. Abgesehen von diesen Pseudomagentumoren beobachte 
er große Tumoren in der Gegend des lleopsoas, die ein Sarkom IN de 
Beckenschaufel vortäuschten und zu vollkommener Kontraktur des Bei 
geführt hatten. Es handelte sich um eine Myositis fibrosa sypbilitica 1 
Vereinigung mit einem Gumma. Als dritten Fall beschreibt er ein retr 
bulbäres Gumma, welches zu vollkommener Blindheit des Auges und hoch 
gradigem Exophthalmus geführt hatte und auf antisyphilitische Behandlur 
vollkommen verschwand. | = 
Gold (Wien) lenkt die Aufmerksamkeit auf ein differentialdiagnosts 
verwertbares Zeichen ` bei Heus. Er konnte bei tiefsitzendem Düondarı 
verschluß nahezu konstant vom Rektum aus im Douglas mit Rot gefüll 
sich peristaltisch bewegende Dünndarmschlingen tasten. Bei Dickdarmilt 
war dies Zeichen nicht vorhanden, weil der ausgedehnte Jufthaltige Die 
darm das Hinuntersinken der Diekdarmschlingen ins kleine Becken Y 
hinderte. Dieses Dünndarmsymptom konnte Gold 14 mal unter 16 = 
von Dünndarmverschluß nachweisen. In einer zweiten Arbeit i 
Gold über nach Röntgenstrahlen operabel gewordene maligne B | 
geschwülste. Sowohl die Hodentumoren selbst wie ihre Metastasen WI 


16. November i 


| außerordentlich radiosensibel, das sarkomatöse Gewebe fiel rasch der Ne- 
krose anheim. Es wurde dadurch die anfangs aussichtslos erscheinende 


Radikaloperation ermöglicht. 


Dietrich (Gießen) konnte durch pathologisch-anatomische Unter- 
suchungen der Epithelkörperchen bei schweren septischen Erkrankungen 
in einer ganzen Anzahl Fälle eine chronisch embolische Entzündung in 
denselben nachweisen. Klinische Symptome waren bei seinen Fällen nicht 
vorhanden, dagegen konnte bei früher beobachteten Fällen mehrfach Tetanie 


im Anschluß an die Sepsis beobachtet werden, 

= Pfab und Hoche (Wien) studierten das Verhalten der Kapillaren 
-þei chirurgischen Gefäßerkrankungen vor und nach der Lericheschen 
Operation. Bei Beginn der Gangrän konnten sie mehrfach für einige Tage 


gute Durchströmung und Kapillarbewegungen nach der Operation beob- - 
achten, die vorher gefehlt hatten. Dieser Anfangserfolg verlor sich aber 


. besonders bei der diabetischen Gangrän schon nach 2 Tagen, während bei 
einem Fall von Raynaudscher Erkrankung ein vollkommener Erfolg durch 
die Operation erreicht wurde. 

` Raue (Dortmund) hebt den diagnostischen Wert des Pneumoperi- 


| . toneums hervor. Zur Vermeidung von üüblen Zufällen wird das Pneumo- 


peritoneum nach sorgfältigem Abführen in Beckenhochlagerung mit stumpfer 
‘Nadel, die seitlich eine Öffnung hat, ausgeführt, Sauerstoff’ mittels des 
Pneumothoraxapparates nicht mehr als 2 Liter eingelassen. Dann wird 
der Patient erst in Rückenlage, darauf in rechter und linker Seitenlage, 


schließlich in Bauchlage durchleuchtet und zuletzt vor den Röntgenschirm | 


gestellt. Teleaufnahmen ermöglichen genaue Größenbestimmung der kom- 
pakten Beckenorgane. Leber, Milz und Nieren sind leicht darstellbar, wo- 
gegen Retroperitonealtumoren auch bei dieser Methode von Milz und Nieren 
durchaus. nicht immer sicher abzugrenzen sind. Adhäsionsstränge an der 
Leber und Milz, die besonders bei Seitenlagen deutlich hervortreten, findet 
man. am häufigsten bei Erkrankungen des Peritoneums, Tuberkulose und Katr- 
zinose. Bei Hydronephrose kann man bisweilen das Nierenbecken als dichteren 
' Kern um die stark erweiterte Niere sehen. G. Dorner (Leipzig). 


Aus der neuesten italienischen Literatur. 


Crescenzi (Florenz) ist es gelungen, bei einem 56jährigen Mann, 
der seit.ungefähr 6 Monaten über Beschwerden im Mastdarm geklagt hatte, 
' ein nußgroßes, von normaler Schleimhaut bedecktes, in der vorderen Wand 

der Ampulla recti sitzendes Neoplasma ohne weitgehende Gewebsabtragung 
zu entfernen, von dem die histologische Untersuchung nachwies, daß es 
sich um ein nicht pigmentiertes Spindelzellensarkom handle. Heilung per 
primam; kein Rezidiv. Derartige Fälle sind etwa an 30 in der Literatur 
bekannt. (Riforma med. 1924, Nr. 2.) l ; 
Martini (Ripi) sah bei einem 1lOjährigen Jungen im Anschluß an 
Gesichtsrose Ophthalmoplegie, beiderseitige Fazialislähmung, Dysarthrie, 
Dysphagie auftreten, was eine Läsion des Pons und des Bulbus anzeigte. 
Außerdem war hochgradige Asthenie der Rücken- und Extremitätenmusku-. 
latur nachweisbar. Bei absoluter Ruhe und roborierender Therapie gingen’ 
‚alle diese. Erscheinungen zurück und nach ungefähr 3 Monaten war Patient 
vollkommen hergestellt. Verf. nimmt an, daß es sich um Entzündungs- 
erscheinungen in dem Pons und der Medulla oblongata handeln mußte, die 
wieder schwanden, ohne bleibende Veränderungen zu hinterlassen. (Riforma 
med. 1924, Nr. 3.), | 

"Viola (Turin) berichtet über einen’ Fall von Fremdkörper im 

Unterleibe. Es war eine 32jährige Frau, der eine Hebamme behufs Ein- 
leitung: einer Fehlgeburt eine 20 om lange Sonde in die Scheide eingeführt 
hatte,. ohne dieselbe wieder herauszunehmen. Die Sonde hatte die Gebär- 
mutter oder das Scheidengewölbe durchbohrt und kam unter der Haut 
der linken Leistengegend, einen großen Abszeß bildend, zum Vorschein, 
von wo sie dann operativ entfernt wurde. Ein weiterer Beweis für die 
bewundernswerte Kraft der Natur, Fremdkörper auszustoßen. (Riforma 
med. 1924, Nr. 5.) | i 

~ _ Cassuto (Rom) weist an der Hand eines einschlägigen Falles auf 
die nicht gerade seltene Folge der Prostatektomie hin, die sich in einer 
Stenose oder sogar einem vollkommenen Verschluß der Urethra äußert. In 
seinem Fall ‘war es ein vollkommener Verschluß der Urethra, der sich 
l Jahr nach der Prostatektomie einstellte und nur mittels einer Oystotomia 
epigastrica behoben werden konnte, wobei die Narbe zwischen Blase und 
Harnröhre behufs Anlegens eines Dauerkatheters durchbohrt wurde. Heilung. 
(Riforma med, 1924,. Nr.6) 
1 Quaranta (Messina) liefert einen interessanten Beitrag zur Frage 
or Pluriglandulären Grundlage der Geschlechtsfunktionen, der mit der 
| a von Voronoff und Steinach in offenem Widerspruch steht. Verf. 
en Gelegenheit, einen Mann zu beobachten, bei dem im Alter 
scheint: Jahren eine vollkommene Kastration vorgenommen wurde, wahr- 

Sinlich wegen Hodentuberkulose. Seine Potenz und Muskelkraft blieb 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.46. ` 1631 


trotzdem bis zu söinem 45. Jahr intakt, nur die Haaro des Stammes, der 
Extremitäten und des Gesichtes fielen aus. Von dem genannten Zeitpunkt 
ab begann die Potenz abzunehmen, um im Alter von 55 Jahren vollkommen 


zu erlöschen. Er fühlte sich subjektiv ganz wohl, war arbeitsfähig, nur 


entwickelte sich, eine auffallende Fettleibigkeit und Gynäkomastie. Radio- 
logisch fand man die Sella tureieca gleichmäßig verengt. Zur Erklärung 
‚dieser Erscheinungen nimmt Verf. an, daß die männliche Potenz sowohl 
vom Hoden, wie auch von den Hormonen anderer Drüsen, vor allem den- 
jenigen der Hypopbyse und der Nebennieren aufrechterhalten wird. (Riforma 
med. 1924, Nr. 8.) | 

Amabile (Neapel) stellte eine Reihe, von Versuchen an, um zu 
sehen, ob das Blutserum von Tuberkulösen eine Agglutination des Micro- 
cocous melitensis herbeiführt, wie dies von mehreren Autoren behauptet: 
wurde, und kam dabei zu folgendem Ergebnis: Das Blutserum von Tuber- 
kulösen zeigt durchaus keine Agglutinationsfähigkeit -gegenüber dem ge- 
nannten Mikrokokkus. In Fällen, wo diese Seroreaktion positiv ausfällt, 
handelt es sich entweder um Mischinfektionen oder um eine vorangegangene 
Mikrokokkusinfektion; auch in schweren Fällen von, Tuberkulose fällt die 
Reaktion negativ aus, auch bei solchen Kranken, die mit Tuberkulin be- 
handelt waren. (Riforma med. 1924, Nr. 10.) 


Aiello (Milano) stellte an 15 Individuen mit Hypertension Unter- 


suchungen an, um die Beziehungen dieser zur Hyperglykämie genauer zu 
studieren, und fand, daß zwischen Hypertension und Hyperglykämie kein 
Parallelismus besteht; hingegen konnte in jedem Fall, wo Nierenläsionen 
vorhanden waren, auch eine Zunahme des Blutzuckers festgestellt werden, 
gleichviel ob es sich um akute oder chronische Nierenaffektionen handelte, 
die mit erhöhtem Stickstoffgehalt des Blutes einhergehen. Bei Beurteilung 


des glykämischen Zustandes müssen außer der Niere auch andere Faktoren 


berücksichtigt werden, die den N-Stoffwechsel beeinflussen, ferner der Um- 
stand, ob Ödeme vorhanden sind oder nicht. (Riforma med. 1924, Nr. 10.) 


Milani (Ravenna) empfiehlt auf Grund seiner Nachprüfungen zur 
Feststellung der Nervenlues die von französischen Autoren angegebene _ 


Kolloidalbenzoinreaktion, die sich als viel empfindlicher und zuverlässiger 
erwies, als die übrigen Metallkolloide. Ebendeshalb soll dieselbe bei 
Nervenlues, insbesondere aber bei Paralyse, wo sie von größter Wichtigkeit 
ist, unbedingt ausgeführt werden. Bei tuberkulöser Meningitis ist die Re- 
aktion nur von geringem Wert; sie kann, in zweifelhaften Fällen höchstens 


zur Differenzierung der luetischen Meningitis von anderen Formen dienen. > 
Die Reaktion basiert auf dem erhöhten Vorhandensein von Globulinen im 


Liquor und- zeigt gleiche Resultate mit den übrigen Globulinreaktionen, 
während Albumine keinen Einfluß auf sie haben. Die Benzoinreaktion gibt 
keine für andere Krankheiten charakteristische Kurven, wie dies bei der 
Goldsolreaktion der Fall ist. (Riforma med. 1924, Nr. 10.) ' J. F. 


| Therapeutische Notizen. 


Frauenkrankheiten. er 


Die Saugglockenbehandlung der chronischen Zervizitis empfiehlt 
W. Fernhoff (Wien) bei hartnäckigen Fällen, wo andere Mittel versagt 
haben. Die Saugglocken werden am besten 38 mal wöchentlich für höchstens 
10 Minuten angelegt. Die Beobachtung subjektiver Reaktionen und der 
Temperatur ist für die Ausdehnung der Behandlung wichtig. (W.kl.W. 
1924, Nr. 37.) m | Muncke, 

Röntgentherapie der Bartholinitis gonorrhoica empfiehlt H. Sieber 
(Stuttgart) auf Grund eines Falles von hartnäckiger Drüsenerkrankung. 
Durch wiederholte vorsichtige Röntgenbestrahlung gelang es, das Drüsen- 


sekret endgültig frei von Gonokokken zu machen. (Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 39.) 


K. Bg. 


Moorer behandelt Pruritus vulvae, vaginae und seroti mit Infil- 


trationen der Haut und des darunterliegenden Gewebes; Reinigung mit 
Seife, und warmem Wasser, als Antiseptikum Merkurochrom 220, dann 
nicht mehr wie 10 com 1°/,ige Prokainlösung, dann Infiltration mit 0,25 
bis 0,5°/,igem Chinin und Ureahydrochloridlösung 200—300 ccm; von Urea 


nicht mehr wie 0,5%/,ig. Da der Pruritus meist auf neurotischer Basis, 


vorher 0,01 Morphium subkutan. Meist genügt eine Injektion für Monate. 
(Journ. am. med. ass. 1924, 10.) | v. Schnizer. 

_ Über ein neues Sekalepräparat berichtet J. Finger (Berlin). Das 
Ergotitrin wurde von Wiechowski in der Weise hergestellt, daß das 
durch Wasser aufgeschwemmte Drogenpulver durch bakterielle Gärung 
frei von Zucker und kolloiden Stoffen gemacht wurde. Die Einspritzung 
von 1 cem Ergotitrin bewirkt nach Beendigung der Geburt eine kräf tige 
Zusammenziehung der Gebärmutter. Für die meisten Fälle von 


leichteren Nachblutungen eignet sich Ergotitrin in Verbindung mit Pitu- . 


glandol. Das Mittel wurde tief in die Glutäen eingespritzt. Bei Fällen von 


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1632 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


16. November 


schlechter Rückbildung der Gebärmutter wurden dreimal täglich 20 Tropfen 
per os mit gutem Erfolg gegeben. (Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 39.) 3: K. Bg. 
Foote empfiehlt bei intrakranialer Hämorrhagie des Neugeborenen, 
als prophylaktische Maßnahme nach rapider, längerdauernder oder instru- 
menteller Geburt 20 com Vollblut vom Vater intraperitoneal oder subkutan 
dem Kinde zu injizieren und zwar alle 6 Stunden, im ganzen 3 Injektionen, 


Ersatz: 10 ccm Thromboplastin subkutan oder frisches Pferdeserum. (South. 


med. journ., Birmingham 1924, 17.) v. Schnizer. 


Allgemeine Therapie. 


Chandler empfiehlt statt Morphium bei Tuberkulose, Magenkarzinom 
und anderen Krankheiten, wo der Tod ein langsamer ist, Kokain. Die 


Kranken werden danach ruhiger, das Rasseln hört auf, oft kommt ein ` 


Lächeln auf ihre Lippen.. Morphium versagt hier oft und seine Neben- 
wirkungen (Erbrechen, Nausea, Leibschmerzen, Flatulenz, Meteorismus) sind 
dann recht störend. Er gibt schon seit Jahren !/, grain (1 = 0,06) Cocainum 
hydrochloricum subkutan oder dieselbe Dosis per os in Apfelsinensaft mit 
Wasser und Zucker, so oft wiederholt als es gewünscht wird. (Lancet 


1924, 12.) : | | 
| Daniepolu und seine Mitarbeiter beobachteten, daß eine intravenöse | 


Injektion von 1—3 cg Papaverin beim Menschen eine vorübergebende Stimu- 


- lation mit starken, sogar spasmodischen Kontraktionen des Magens hervorruft, ` 


die dann wieder von einer Lähmung gefolgt ist, also gleichbedeutend mit 
einem Reiz des Vagus. (Compt. rend. soc. Biol. Paris 1924, 91.) 


Higgins und Fisher injizieren 15 com chemisch reine 30%,ige 
Natriumzitratlösung in die Glutaei — vorher Prokain; völlig gefahrlose 
Methode, um die Koagulationszeit auf die Dauer von 1—38 Stunden prompt 
zu reduzieren mit ullmählicher Rückkehr zur Norm innerhalb 24 bis 
48 Stunden. (Ann. surg. Philadelphia 1924, 80.) v.Schnizer. 


Rivanol hat sich ‘nach Otto Blaß (Bielefeld) in Konzentrationen 
von 1:500 und 1:1000 meist als gutes, reizloses Tiefen- und Oberflächen- 
antiseptikum erwiesen. Daneben wirkt es granulationshemmend, was er- 


wünscht ist zur Verhinderung von Verklebungen (Gelenke, seröse Höhlen, 


Sehnenscheiden). Ist diese Eigenschaft störend, so muß sie durch granu- 


. lationsanregende Mittel kompensiert werden. Auch höhere Konzentrationen 


(1%) wirken. granulationsanregend, auf der äußeren Haut epithelisierend. 
Rivanol in dieser Konzentration darf daher zur Behandlung seröser Höhlen, 
von Gelenken und Sehnen nicht verwandt werden. Ausgezeichnet wirken 
1%/,ige Rivanolumschläge bei Pyodermien und anderen paräsitären Haut- 
erkrankungen. (D.m.W. 1924, Nr. 37.) Ä F. Bruck. 


In der alten Medizin spielte die Haselnuß eine gewisse Rolle: das 
Öl, Oleum heraclinum gegen Epilepsie, die Abkochung der Schoten als 


. Entfettungsmittel und die Nuß selbst als steinlösendes Mittel. Auch als 


Analeptikum und während der Relkonvaleszenz kommt sie in Betracht. 
Leclerc gibt hierfür eine sehr annehmbare Vorschrift: 5 Teile frischer 
oder getrockneter Nüsse mit etwas Zucker fein zerstoßen und dann mit 
dem vierfachen Gewicht feinen Rahms zu einer homogenen Masse zerreiben. 
(Pr. méd. 1924, 72.) | 


‘ Gegen die Seekrankheit gibt Clair: Stovain 1,0, Menthol 0,5, 
Atropinsulfat 0,01, Morphinum hydrochl. 0,2, gesättigtes Chloroformwasser 30, 
Im Tag 15—20 Tropfen; jedesmal 3—4 Tropfen in etwas warmem Selter- 
wasser. (Pr. méd. 1924, 63.) v. Schnizer. 


Arzneimittel. 


Das dem Kampfer nahestehende Hexeton „Bayer“ empfiehlt 
0. Butzengeiger (Elberfeld). Bei intramuskulärer Injektion hob sich 


.die Herzkraft in stärkerem Maße, als es nach Kampferölinjektionen gewöhn- 


lich der Fall ist. Auch wirkt das Hexeton viel rascher als diese (schon 
nach 1—2 Minuten). Die Dauer der Wirkung erstreckt sich gewöhnlich 


auf 2—3 Stunden. Dann muß eventuell die Injektion wiederholt werden 


(in Notfällen aber schon nach 1—2 Stunden). Der Verfasser empfiehlt 
daher, nach größeren schwächenden Operationen am Schlusse Hexeton intra- 
muskulär prophylaktisch zu injizieren. Auch gelingt durch Einspritzung 
von Hexeton am Schluß der Operation das Erwachen rascher. (M.m.W. 
1924, Nr. 37.) F. Bruck. - 


Ludarin, eine neue Schlafmittelverbindung, empfiehlt H. Schmitz 
(Oberneuland-Bremen). Es besteht aus Veronal 0,3, Neuronal 0,3, Eukodal 


0,008 g (erhältlich bei Woelm, Spangenberg, Bez. Kassel). Bei leichteren 


Graden nervöser Schlaflosigkeit genügte meist eine Tablette. Bei schwereren 
Graden von Schlaflosigkeit, wie z. B. bei Melancholischen, waren 2 Tabletten 
nötig. Meist 3 Tabletten mußten gereicht werden bei schwereren psychoti- 
schen Erregungszuständen. Gegenüber dem Veronal hat das Mittel den 


` 


Vórzug der schnelleren Wirkung und des Fehlens unangenehmer Naoh. 
wirkungon. Allerdings war seine Schlaftiefenwirkung etwas geringer als 
die des Veronals. (M.m.W. 1924, Nr. 38.) | 
Das Schlafmittel Noktal, ‚ein Derivat der Isopropylbarbitursäure, 
in Tabletten à 0,1 g erhältlich, empfiehlt F. Hartmann (Chemnitz). Man 
gebe. 11/,, meist 2 Tabletten. Dabei trat in der großen Mehrzahl der Fälle 
nach 1—2 Stunden ein tiefer, ruhiger Schlaf ein, der bis in die Morgen- 


| stunden anhielt. (D.m.W. 1924, Nr. 39.) 


Eine neue Tonerdeverbindung Alacetan (Dung) empfiehlt Rug- 
mann (Freiburg i. Br.) Es handelt sich um ein Aluminium-Trocken-. 
präparat, und zwar um ein essigsaures, milchsaures Aluminium, Die 


| Lösung dürfte von unbegrenzter Haltbarkeit sein. (M.m.W. 1924, Nr. 36.) 


Ein Zahnpflegemittel hat nach H. J. Mamlok (Berlin) in erster 
Reihe den normalen Zustand des Zahnfleisches und der Mundhöhlen- 
organe zu erhalten oder wiederherzustellen. Grobe Desinfektionsmittel und 
Zahnsteinlösungsmittel , sind überflüssig, wenn nicht sogar schädlich, 
Dagegen hat die Strahlung radioaktiver Substanzen eine anregende 
Wirkung auf das Zabnfleisch. In diesem Sinne wirkt die radioaktive 
Zahncr&me „Doramad“ (Chemische Werke vorm. Auergesellsch., Berlin 0 17), 
„Doramad“*-Zahneröme hat folgende Zusammensetzung: Calcium carbonic. 
praec. levis 51,0, neutrale Natronseife 6,0, Glyzerin 25,5, ätherische Öle 0,98, 
Aq. dest. 16,48, Thoriumbydroxyd, aktiviert mit langlebiger radioaktiver 
Substanz (1500 M.E.) 0,04. Das Mittel wird angelegentlichst empfohlen. 
(D. m. W. 1924, Nr. 26.) F. Bruck. 


_ Bücherbesprechungen. 


‚Bauer, Vorlesungen über allgemeine Konstitutions- und Ver- 


erbungslehre. 2. Aufl. Berlin 1924, Julius Springer. GM. 6,50. 
Nach 2 Jahren erscheint die Neuauflage der Vorlesungen; sie sind 


vielfach ergänzt und vereinzelt erweitert, wobei neue Forschungen durchweg 
mitverarbeitet sind. Die zahlreichen, gut ausgewählten Abbildungen und 


Tafeln erleichtern und ergänzen die mit voller Beherrschung des Stoffes 
gegebene Darstellung. Wir besitzen in dem Buche eine vortreffliche, auch 
für den praktischen Arzt besonders wertvolle Einführung in das schwierige 
und doch sp bedeutungsvolle Gebiet. Papier und Druck. sind ausgezeichnet. 
S. Gräff (z. Z. Niigata). 


‚Brüning und Schwalbe, Handbuch dor allgemeinen Pathologie und 


der pathologischen Anatomie des Kindesalters. 2.Bd., II. Abt. 
106 S. mit 31 Abb. München 1924, J. F. Bergmann. GM. 8,—. 

Das Kapitel behandelt die pathologische Anatomie -der Leber, der: 

Gallenblase und des Pankreas und ist von Schmincke (Tübingen) verfaßt, 


Die Bearbeitung umfaßt die neueste Literatur, das Kapitel ist ein aus 
gezeichneter Führer durch dieses Gebiet ünd beendet den 2. Teil des 


2. Bandes. Leider steht immer noch der 3. Band aus (Nervensystem) 


. Wir möchten hoffen, daß das Werk, das schon vor dem Kriege erschienen 


Rietschel 


Rauch, Die Funktionsprüfung,des akustischen und statischen 
Labyrinths. 71 S. mit 13 Abbild. Wien 1924, Julius Springer. M. 2,55. 
Die Abhandlung ist eine Erweiterung der in Kursen gehaltenen Vor- 
lesungen. Für den Praktiker, für den die Arbeit wohl bestimmt ist, viel- 
leicht schon etwas viel Spezialwissenschaft. Instruktive Abbildungen, über- 
sichtliche Anordnung und Fassung gestatten rasches Orientieren. 
| Ä | | Haenlein. 
Martin, Richtlinien für Körpermessungen. 60 S. Mit 20 Abb., 
4 Tafeln. München 1924, J. F. Lehmann. Geh. 2,—. i 
Verf. gibt in vorliegender Arbeit in erster Linie Anweisung über die 
statistische Verwertung von Körpermessungen mit besonderer Berück- 
sichtigung von Schülermessungen. Die bisherigen Untersuchungen hält M. 
vielfach für unzureichend. Nur ein Material, das für eine gewisse Frage 
stellung als gleichartig betrachtet werden könne, liefere Resultate, die 
für Wissenschaft, Sozialhygiene und Schule brauchbar seien. 
| P. Horn (Bonn). 
Beck-Kerl, Die. Angina necrotioa und ihre Differentialdisgnos®. 
Mit 3 farbigen Tafeln und 50 Seiten. Wien-Leipzig 1924, Moritz Perles. 
Rhinologe und Dermatologe verfaßten gemeinsam die Abhandlung 
über die Plaut-Vincent-Angina. Die Differentialdiagnose ist eingehender 
behandelt. Krankheitsbild,» Bakteriologio kommen nicht zu kurz. Thers- 
peutisch hat sich Salvarsan, lokal angebracht, am besten bewährt; intravenöse 


Applikation soll für schwere oder rezidivierende Fälle reserviert worden. 
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ist, bald seinem Ende zugeführt wird. 


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16, November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


1633 


Kongreß- und Vereins-Berichte. 


4. Tagung für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten in Berlin 
vom 23. bis 25. Oktober 1924. 


Das erste Diskussionsthema betraf die Diagnostik des Krebses im 
Bereich des Verdauungskanals. In seinem Referat ging von Wassermann 
die Methoden der Serodiagnostik durch, um die bestehenden alle zu ver- 
werfen und die Möglichkeiten und Aussichten für die Zukunft zu besprechen. 
Endgültig gescheitert ist ebenso wie die Suche nach dem Krebserreger die 
spezifische Serodiagnostik, welche auf eine solche einheitliche diagnostische 
Noxe eingestellt ist, etwa wie die Widalsche Reaktion auf den Eberth- 
schen Bazillus. Wir befinden uns in einer zweiten Phase, die nicht nach 
dem Erreger, sondern. nach der serologischen Auswirkung des spezifisch 
veränderten Gewebes sucht in Analogie mit der von dem Vortragenden mit 
Neißer und Bruck erfolgreich ausgearbeiteten Syphilisdiagnostik. Die 
erreichten Erfolge können nicht befriedigen. Weder die Abderhalden- 
sche Methode, welche auf die Anwesenheit von Abwehrfermenten gegründet 
ist, in ihren zahlreichen Gestalten und Nachfolgemethoden konnte die Ärzte 
befriedigen, noch die von Freund und Kaminer, bei welcher das Karzinom 
aus dem Verlust der Fähigkeit des Serums, Krebszellen aufzulösen, erkannt 
werden sollte. Andere Untersucher wollten in einer Änderung des Ehrlich- 
schen Blutkanons, der Gesamteigenschaften des Blutes, charakteristische 
Veränderungen erkannt haben, wie Brieger und Trebing, welche das 
antitryptische Vermögen zunehmen, oder Kelling, der ein hämolytisches 
gegen Hühnerblutkörperchen auftreten sah. Erstere Methode entbehrt der 
Spezifität, ebensowenig hat sich letztere bestätigt. Weiter hat man sich 
mit den physikalischen Eigenschaften des Serums beschäftigt. Izarund Kahn 
und Potthoff haben Flockungsreaktionen beschrieben, die Meiostagmin- 
reaktion (Bestimmüng der Tropfungszahl) ist herangezogen worden, und zu- 
letzt hat Herbert Kahn die Verminderung der am leichtesten aussalz- 
baren Eiweißfraktion betont. All diese Methoden bewähren sich einem in 
zwei Dritteln der Fälle — das ist schlimmer als gar keine Methode. Für 


die Entwicklung der Methodik ist entscheidend, ob sich Unterschiede 


zwischen Krebszelle und Wirtszelle auffinden ‚lassen. Zum Teil ist dies 
geschehen betreffs der anorganischen Salze (Neuberg und Gottschalk), 
der Fermente (Neuberg und Blumenthal u. a.), der gesteigerten Glykolyse 
(Warburg): aber nicht solche quantitativen, sondern qualitative Differenzen 
müssen benutzt werden. Der Vortr. schließt mit der Versicherung, daß er 
beim Tierkrebs solche kenne, Krebs- und Wirtszelle können als heterolog 
nachgewiesen werden. Diese Untersuchungen hofft er am Menschen be- 
stätigen zu können, woraus zuvörderst ein diagnostischer, in naher Folge 
aber auch ein therapeutischer Gewinn zu erwarten sei. 

In einem Korreferat ging darauf Ferd. Blumenthal die anderen 
Methoden der Kriegsdiagnostik durch und besprach in ihren Schwächen 
und Stärken die histologische Diagnose mit Hilfe der Probeexzision, die 
endoskopische und die radioskopische Diagnose, die er in den Vordergrund 
stellt. Auch sie setzt einen sichtbaren Tumor voraus und kommt daher 
oft zu spät. Daher das Bedürfnis frühdiagnostischer Methoden. Diese 

. stoßen auf die Schwierigkeit, daß die Geschwulstkrankheiten nichts Einbeit- 
liches sind. Kein Kardinalattribut des Krebses ist spezifisch, keines konstant. 
Zwischen den Infektionskrankheiten, bei denen es gelungen war, eine blut- 
ätiologische Diagnostik zu schaffen, und dem Krebs, bei dem man das 
gleiche anstrebte, besteht indessen ein großer Unterschied. 

Jedenfalls bleibt als wichtige Tatsache bestehen, daß im Gegensatz 
zu den künstlichen Reizmitteln, wie’ dem Teer, und zum Tierversuch an 
bestimmten Versuchsobjekten (Ratte, Huhn) zum erstenmal aus mensch- 
lichem Krebs ein Krebserreger isoliert werden konnte, eine Tatsache, welche 
vielleicht auch für die Blutdiagnostik des Krebses ihre Bedeutung ge- 
winnen kann, 


Frau Rhoda Erdmann ist es gelungen, außer den Tumorzellen 


auch die zugehörigen Stromazellen isoliert weiterzuzüchten mit Hilfe eines 
durch besonderes Verfahren an Glykogen angereicherten Rattenplasmas. 
Sie beschreibt die sehnenartige Beschaffenheit der Stromakultur im Gegen- 
satz zur gewöhnlichen Bindegewebskultur, allein durch die Hinzufügung 
von reingezüchtetem Stroma erlangt die Reinkultur der Tumorzellen die 
bertragbarkeit auf das Versuchstier, die das benutzte Tumormaterial ur- 
Sprünglich besaß. Es muß bei der Züchtung also etwas verlorengegangen 
‚sein, das es jetzt zu suchen gilt. Sie nimmt an, daß die verlorengegangene 
Irulenz einem spezifischen Virus anhafte. 

. Nachdem noch einige Redner über gastroskopische Resultate berichtet 
haben, drückt Kuttner (Berlin) schwere Bedenken gegen die Methode aus, 
die er nur mit größter Zurückhaltung und strengster Indikation angewendet 
wissen will; wo sie nicht spielend gelingt, soll man auch keinen Versuch 
zur Wiederholung machen, sondern lieber probelaparotomieren. Keinesfalls 


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gehört das Gastroskop in die Hände des Praktikers oder auch nur jedes 


. 


Spezialisten. 

- An der weiteren Aussprache heteiligen sich die Herren Schindler 
und Hohlweg, der ebenfalls meint, das Gastroskop gehöre nur in wenige 
geübte und geschickte Hände, müsse aber solchen auch zur Verfügung stehen. 
. — R. Schmidt (Prag): Proteinkörperiherapie bei Erkrankungen des: 
Verdauungstraktes und des Stofiwechsels. Die empirische Anwendung 
von Proteinkörpern ist alten Datums. So injizierte z. B. schon 1796 der 
Großvater Darwins bei putridem Fieber intravenös Menschen-, Schaf- und 
Eselsblut. Neu und eine Errungenschaft erst der letzten Jahre ist aber 
die Erkenntnis, daß vielen scheinbar sehr verschiedenartigen Behandlungs- 
methoden, so mit Iso- und Hoterovakzine, mit Serum, mit Blut, mit Albu- 
mosen und Nukleinlösungen, mit Tuberkulin u. dgl. ein gemeinsamer Kern 
innewohnt: die Proteinkörperwirkung. In dieser Erkenntnis hat der Ref. 
im‘ Jahre 1916 den Begriff der „Proteinkörpertherapie“ geprägt. Unter 
den Wirkungskomponenten der parenteralen Proteinkörpertherapie sind 


‚u. a. besonders hervorzuheben die fieberhafte Allgemeinwirkung, wo- 


durch gewissermaßen der Gesamtorganismus zur Sanierung lokaler Störungen 
aufgerufen wird und mächtige Einwirkungen auf die Säftebewegung, Tonus- 
zustände u. dgl. ausgelöst werden.‘ Eine wichtige Rolle spielen fernerhin 
die durch Proteinkörperinjektionen ausgelösten Herdreaktionen, welche 
sich nicht nur auf Entzündungsherde, sondern auch auf abnorm eingestellte 
Tonuszustände und Sekretionsanomalien beziehen können. Sehr beachtens- ' 
wert ist ihr zweiphasiger Ablauf mit negativer Phase im Sinne einer 
Steigerung des krankhaften Geschehens und einem positiven Pendelausschlage 
im Sinne einer ausgesprochenen therapeutischen Wirkung. _ 

Ref. hält den Versuch einer Proteinkörperbehandlung bei hartnäckigen 
Fällen von ulzerösen Erkrankungen des Magens und Duodenums im Sinne 
von Holler und Pribram für durchaus gerechtfertigt. Behufs Erklärung 
der günstigen therapeutischen Wirkungen wäre an Herdreaktionen im Ulkus- 
gewebe, aber auch an Herdreaktionen lokaler Spasmen zu denken. Günstige 
Wirkungen ergeben sich auch bei Crises gastriques und bei konstitutionell- 
neurogenen Gastralgien, so auch in Fällen von Tuberkulose. Blutungen 
sind im allgemeinen nicht zu befürchten. Ref. bestätigt die günstige 
Wirkung intravenöser Novoprotininjektionen. Ebenso lassen sich aber auch 
durch Hypertherman 0,05—0,1 ccm intravenös oder 3—5 ccm intraglutäal 
gleich günstige Erfolge erzielen. Die Proteinkörper sind im allgemeinen 
untereinander substituierbar. Bei intravenöser Behandlung ist im all- 
gemeinen Bettruhe wünschenswert. Ref. warnt davor, aus Proteinkörper- 
wirkungen Rückschlüsse zu ziehen: auf- eine bestimmte Pathogenese der 
Ulkusfälle, etwa im Sinne einer Vagusneuritis u. dgl. Die spasmolytischen 
Wirkungen der Proteinkörperinjektionen verdienen besonders bei Pylorus- 
und Ösophagusstenosen sowohl funktioneller als organischer Art volle Be- 
achtung. Auf dem Gebiete der Stoffwechselstörungen gelingt es durch 
Koppelung von Proteinkörpern, z. B. Hypertherman mit Schilddrüse, gute 
Erfolge auch in..sehr hartnäckigen Fällen von konstitutioneller Fettsucht 
zu erzielen. Die von Singer befürwortete Proteinkörperbebandlung des 
Diabetes bedarf noch weiterer klinischer Überprüfung. Günstige Ein- 
wirkungen auf Diabetikergangrän und Furunkulose sind schon per ana- 
logiam zu erwarten. Ref. empfiehlt eine Testdosis von 4 ccm Hypertherman 
behufs Überprüfung des pyrogenetischen Reaktionsvermögens bei Diabetes- 
fällen. Der asthenische Diabetes steht im allgemeinen im Zeichen eines 
pyrogenetischen Torpors, falls es aber durch Insulinbebandlung zu einer 
allergischen Umstimmung kommt, kehrt das pyrogenetische Reaktions- 
vermögen meist gleichzeitig mit den Patellarsehnenrefilexen zurück. Sehr 
günstig sind vielfach die Proteinkörperwirkungen bei den verschiedenen 
Formen dyskrasischer Arthropathien. Auch bei echter Gicht sind günstige 
Einwirkungen zu erwarten. Insofern verschiedene Krankheiten wie Krebs, 
konstitutionell-sklerotischer Hochdruck, Arteriosklerose vielfach anscheinend 
auf dem Boden einer. uratischen Diathese sich entwickeln, eröffaen sich 
hier Ausblicke auf eine Prophylaxe dieser Zustände durch rechtzeitige 


Proteinkörperanwendung. (Fortsetzung folgt.) 


.88. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte zu Innsbruck, 


21. bis 27. September 1924. (Fortsetzung aus Nr. 45.) 

Bericht von L, Pincussen, Berlin. | 

Eine gemeinsame Sitzung der interessierten theoretischen und klini- 

schen Abteilungen brachte eine Besprechung des Kropfproblems, dessen 
Referate Wegelin (Bern), F. Kraus (Berlin) und v. Eiselsberg (Wien) 
übernommen hatten. Wegelin führte in seinem pathologischen Referat 
Folgendes aus: Die Kropfendemien verschiedener Länder sind einander 
nicht ohne weiteres gleichzustellen und scheinen auch pathologisch- 
anatomisch nicht identisch zu sein. Der Vortragende beschränkt sich 


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allgemein feststellbare Vergrößerung der Schilddrüse läßt sich vom Kropf | 


= länder in seinen ersten Anfängen stets eins epitheliale Hyperplasie, die in 


fast ausnahmslos jodfrei. An diese angeborene Struma schließt sich die 


das Kolloid ist spärlich, Jod fehlt oder ist nur in sehr geringer Menge 


‚nach der Pubertät. die diffusé Kolloidstruma entwickeln, was histologisch 
. drüsen kropffreier Länder finden. Die Lymphgefäße sind stark gefüllt, 
Wand der großen Bläschen die Sandersonschen Polster als Proliferations- 
-schwankend. Auf dem Boden der diffusen Struma entsteht sehr häufig. 


.... die Struma nodosa. Histologisch entspricht sie in ihren einzelnen Formen 
"> ` bis zu'einem gewissen Grade den’ Entwicklungsstadien der normalen Drüse. | 


‚Je stärker die Endemie, desto häufiger und frühzeitiger sind die Knoten. 


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ist zu berücksichtigen, daß die vorhandene Kolloidmenge von Sekretion 


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_ Im Vergleich hierzu ist die diffuse Kolloidstruma als besser funktionierende 
Für das klinische Bild ist die individuelle Empfindlichkeit gegen das 
è Schilddrüsensekret ebenso wichtig wie die histologische Struktur des Kropfes. 


_ Grundlage der Kropfentwicklung anzusehen ist, nieht restlos erklären. Es 
ist wahrscheinlich, daß die Hyperplasie, falls sie eine Folge vermehrter 


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in der Hauptsache eins Hypotbyreose. 


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. die Konstitution gleichzeitig im Funktionswert zur Geltung nach Individuen 


- Hormon, das Thyroxin; diese Substanz hat als chemische Grundlage einen 


= formale Differenzierung, eine Eigenschaft, die auch dem Jod für sich eigen- 
löslich, und die Bindung von Jod an Eiweiß erfolgt nur mit gleichzeitiger 


. (Imino-) Gruppe im Thyroxinmolekül gegeben. In alkalischer Lösung öffnet 


772 


"1984 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. ` 00716, November 


Hormon in eine inaktive Form überführt, wie es im Organismus als Reserve- 

stoff gestapelt wird. Bei sauerer Reaktion wird der Ring wieder geschlossen, . 
“indem die Elemente des Wassers wieder austreten, und das Hormon wird 
wieder aktiv. Nach Untersuchungen von H. Zondek liegt dementsprechend 
‘die Grenze der Wirksamkeit zwischen pja 6,4—7,0, während bei der physio- 
logischen Reaktion des Blutes das Hormon unwirksam ist. Die verschiedene 
Wirkung der geschlossenen und’ offenen Form läßt sich in der Einwirkung 


darum auf den Kropf der Alpenländer, Die in den Endemiegegenden fast 


nicht trennen, sie ist vielmehr die Grundlage, auf welcher sich’ die’ klinisch‘. 
hervortretenden Kröpfe entwickeln. Histologisch ist der Kropf der Alpen- 


Bern meist schon in der fötalen Periode einsetzt und zur Struma congenita 
führt. Diese besteht aus soliden :Zellsträngen, einfachen und verzweigten 
Schläuchen und kleinen meist kollöidfreien Bläschen. Im Gegensatz zur | auf den Stoffwechsel demonstrieren, indem 10 mg der wirksamen Modifikation ` 
jodhaltigen Schilddrüse des Neugeborenen in kropffreien Ländern ist, sie, | den oxydativen Stoffwechsel um 800/, erhöhen, während die offene Ring- 
. form mit demselben Jodgehalt.so gut wie einflußlos ist. Das Gleichgewicht 
zwischen Stapelung und Zirkulation kann unter sehr verschiedenen Be- 
dingungen gestört sein. Die Lokalisation des ausgeschütteten Hormons 
erstreckt. sich auf die Energieproduktion aller Zellen. Thyroxin beseitigt 
das ganze Syndrom eines vorhandenen Myxödems. Anderseits ist. bei 
Kranken mit kompletter Atrophie der, Schilddrüse immer noch mehr als. 
die Hälfte des normalen oxydativen Grundumsatzes erhalten; es gibt augen- 
scheinlich noch andere chemische Stoffe, welche sich in ähnlicher Weise, 
umstellen. wie das Thyroxin. Recht ähnliche Verhältnisse bestehen ja 
. zwischen Kreatin und Kreatinin. Es scheint, daß die Einverleibung von 
Thyroxin in den Organismus einen schon vorhandenen Prozeß bloß‘ auf 
ein normal hohes Maß steigert, wobei Aminosäuren begünstigend wirken, 
Im Vordergrund steht aber, immer die Reaktion. Ähnlich wie saure 
Reaktion wirkt auch Verbindung des Hormons mit Kalzium. Wichtig ist, 
daß das aktive Thyroxin nicht rapide und auch in massiven Dosen nicht: 
direkt toxisch wirkt. Für die experimentelle Anwendung sind kontinuier- 
lich zugeführte kleine Mengen am günstigsten; bei langdauernder Gegen- 
wart von Thyroxin in den Erfolgsorganen erfolgt. Kachexie, event. Tod. 
Morbus Basedow kann durch Injektion von Thyroxin nicht allgemein und. 
_ regelmäßig hervorgerufen werden; es handelte sich hierbei um einen kon- 
stitutionell bedingten Spezialfall, der'mit anderen Formen des Thyreoidismus 
nicht ohne weiteres zusammengebracht werden darf. Nach den Versuchen 
‚mit. Thyroxin wird man im allgemeinen ein Gleichgewicht anzunehmen 
‚haben zwischen Schilddrüse, Blut und Erfolgsorganen; je nach dem physio- 
logischen Bedarf, wahrscheinlich auch unter dem Einfluß- anderer Hormone 
wird ein periodisches Schwanken. des Thyroxingehaltes in den Geweben 
anzunehmen sein. Kraus bespricht dann weiter die Beziebung zwischen. 
Thyroxin und oxydativem Grundumsatz, die besonders für Wachstum und 
Entwicklung wesentlich ist, und geht auf das Verhältnis Spaltung : Oxydation 
ein. Dies sehr wichtige Verhältnis zwischen oxydativer Atmung und 
Spaltung wird durch Schilddrüsensubstanz erheblich modifiziert; hierzu 
gehört auch die von Asher gefundene abnorme Unempfindlichkeit schild- 
‚drüsenloser Ratten gegen Sauerstoffmangel, die duroh Fütterung mit Schild- 
drüse in das Gegenteil ümschlägt. Der Redner kommt dann auf die 
Blektrolytwirkungen zu sprechen, besonders auf den von ihm viel studierten-. 
Antagonismus zwischen Kalium und Kalzium und ihren richtenden, Einfluß, 
der jedoch nicht in allen Organen der gleiche ist. Die Verhältnisse sind außer- 
ordentlich kompliziert. Die Kalziumwirkung ist auf die Abgabe von H-Ionenge 
‚richtet und ist aus diesem Grunde von Wichtigkeit bei der Thyroxinwirkung. 
Was die klinische Untersuchung und .Bewertung der Strumen be- 
trifft, so ist zunächst zu erwähnen, daß nur ein Viertel der exstirpierten 
Kröpfe auch wirklich mit Symptomen von Thyreotoxikose verknüpft sind. _ 
Als maßgebendes klinisch-diagnostisches; Verfahren ist in erster Linie die 
Bestimmung des Grundumsatzes anzusehen, als Ergänzung wird die Messung _ 
des sogenännten mittleren Effektes nach Weber im Ermüdungsversuch 
vorgeschlagen. Von Interesse ist ferner die Prüfung des vegotativen 
Systems auf pharmakologischem Wege: die Adrenalinblutdruckprobe von 
Basedowkranken zeigt vor der Operation oder Bestrahlung meist einen 
sympathikotropen Ablauf, während nach dem Eingriff die Erregbarkeit ab- 
nimmt, die Kurve sogar vagotrop werden kann. Bezüglich der Behandlung 
scheint die Kropfprophylaxe mittels dauernder Darreichung allerkleinster 
 Joddosen günstige Erfolge zu haben, wobei aber nicht vergessen werden 
darf, daß Jod absolut kein indifferentes Mittel. ist. Die überall in der 
Welt beobachtete Zunahme des Kropfes wird uns zwingen, uns mit dieser 
Frage in zunehmendem Maße zu befassen. u 
Als dritter Referent behandelte v. Eiselsberg (Wien) die operative 
Seite der Frage. Aus seiner reichen Erfahrung heraus besprach er die 
Indikationen und die Durchführung der Operationen. Bei richtiger Auswahl 
der Fälle und guter Technik ergibt die Operation fast in allen Fällen 
gute Ergebnisse. Neuerdings ist auch die Strahlenbehandlung vielfach 1 
Wettstreit mit der operativen Behandlung getreten; auch durch dieses Verfahren 
werden im allgemeinen bei passenden Fällen günstige Erfolge gezeitigt. 
Eine sehr lebhafte Diskussion schloß sich an diese Referate ar 
Betont wurde die Notwendigkeit einer sehr sorgfältigen Durchführung der 
prophylaktischen Joddarreichung und die Gefahr übermäßiger Gaben. 
Eine Sondersitzung der medizinischen Hauptgruppe behandelte dit 
Einflüsse des Klimas auf den Menschen. Als erster sprach Dorno (Davos) 


diffuse parenchymalöse Struma des Kindesalters an. Diese ist kleinfollikulär 
und zeigt meistens deutliche Sprossungserscheinungen des Follikelepithels; 


vorhanden. Hieraus kann sich in späterem Kindesalter oder auch erst | 


eine mehr oder weniger vollständige Rückkehr zur Norm bedeutet, indem 
die großen kolloidhaltigen Follikel sich in gleicher Weise in den Schild- 


was für lebhafte sekretorische Tätigkeit der Drüsen spricht. Die Epithel- 
wucherung kommt entweder zum Stillstand oder geht weiter, wobei in der 


zentren auftreten. Der absolute Jodgehalt ist meist vermehrt, der relative 


Die einzelnen Epithelformationen können sich in demselben Knoten kom- 
binieren, auch ist ‘eine Kombination von Struma nodosa mit Struma diffusa 
sehr häufig. In den Knoten können sich,. teils infolge von Zirkulations- 
störungen, die mannigfältigsten. Rückbildungsprozesse abspielen. Der Jod- 
gehalt ist sehr wechselnd, die parenchymatösen Knoten sind oft jodfrei. 


Mit der Stärke der Endemie nimmt die Zahl der parenchymatös gebauten 
Kropfknoten zu. Für die Beurteilung des Funktionszustandes der Kröpfe 


und Resorption abhängig ist. Bei der Struma diffusa parenchymatosa des 
Neugeborenen. und des Kindes ist zur Zeit des lebhaftesten Epithelwachs- 
tums die sekretorische Leistung gering, zu anderen Zeiten wohl genügend.. 


Drüse anzusehen; sie neigt nicht selten zur klinischen Hyperthyreose.: Bei 
der Struma nodosa sind die funktionellen Verhältnisse äußerst variabel. 


Die Jodmangeltbeorie kann die primäre epitheliale Hyperplasie, die als 


funktioneller Beanspruchung ist, von anderen Stellen des Körpers ausgelöst 
wird. Es kommen hier `z. B. in Betracht -eine bestimmte Bakterienfiora 
des Darms, Infektionskrankheiten, mangelhafte Belichtung, Übermaß an 
bestimmten Nährstoffen, vielleicht auch radioaktive Substanzen. Immerhin | 
kann auch der Jodmangel ein wichtiger Teilfaktor in der.Entstehung des. 

Kropfes sein, als er die Sekretion der Schilddrüse und daraus ihre Auf- 
gabe im Stoffwechsel erschwert. Der endemische Kretinismus ist trotz 
seiner komplexen Natur und der starken Mitwirkung endogener Faktoren 


Das physiologisch-pathologische und klinische Referat erstattete 
F. Kraus (Berlin). Das Kropfproblem ist ebenso ein Problem der Schild- 
drüsenaktivität wie ein Problem der Körperverfassung. Die Glandula 
thyreoidea bleibt im Zentrum einer Reihe von Krankheitsbildern, immer 
aber so, daß der Funktionswert der Schilddrüse. in der Konstitution und 


und Typen kommt. In der Gestaltung und Genese der Kropfkrankheiten 
steht Kraus im wesentlichen auf dem von Wegelin vertretenen Stand- 
punkt. Im Zentrum des physiologischen Geschehens’ steht das jodhaltige | 


Indolring, eine Kombination eines Benzol- mit einem Pyrrolring. Die drei 
Jodatome des Tyroxins gehören dem Jodring an; wenn auch die. Gegen- 
wart von Jod in der Verbindung zweifellos einen Einfluß hat, z. B. auf die 


tümlich ist, so scheint die spezifische Wirkung doch dem Gesamtmolekül 
zuzukommen. Wie aktives Thyroxin ist auch Jodeiweiß an sich säure- 


Spaltung. Nebenprodukte dieser Spaltung sind Säuren. Der spezifische 
Effekt des Hormons auf die Stoffwechselvorgänge ist durch die CO-NH- 


sich der Iminoring durch Addition der Elemente des Wassers, und es 
entsteht die Offenringform. Durch diese Umwandlung wird das aktive 


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` Vorstellung der Asepsis. 


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| 16. November. 


über die physikalischen Grundlagen der Sonnen- und Himmelsstrablung 
und ihre Anwendung in der Therapie. Zunächst wurden. die physikalischen 
Verhältnisse besprochen und. die Umstände, durch welche die Sonnen- 
strahlung in der Erdatmosphäre modifiziert wird. Durch Extinktion, 


“ worunter alle Effekte von Bougung, Brechung und Reflexion zusammen- 


gefaßt sind, werden die Sonnenstrahlen aus ihrer gradlioigen Richtung ab- 
gelenkt und erreichen die Erde unter gleichzeitiger weitgehender Änderung 
ihrer Farbe und ihres Polarisationszustandes- als diffuse "Bimmelsstrahlung, 
wobei durch die Absorptionsverhältnisse (Wasserdampf, Kohlensäure und 
Ozon) besonders der ulltrarote und ultraviolette Teil der Strahlung ab- 
geschwächt wird. Die absorbierte Strahlungsenergie wird durch diese Gase 
als Wärme aufgespeichert; 
schützender Wärmemantel. Da die verschiedenen Strahlenarten bei ihrem 
Durchfall durch die Atmosphäre in verschiedenem Maße beeinflußt werden, 
ist das Spektrum der Sonne je nach der Sonnenhöhe ein sehr wechselndes. 
Was die Amplitude der ultravioletten Strahlung im Jahres- und Tages- 
laufe betrifft, so ist sie von der Gesamtstrahlung sehr wesentlich unter- 
schieden. Werden beide für den 15. Juli mittags gleichgesetzt, so ist die 
ultraviolette Strahlung am 15. Januar mittags nur 1!/,., am gleichen Tage 
morgens nur 1/29 sO groß wie die Wärmestrahlung. Die Schädigungen bei 


` forcierten Sonnenkuren im Sommer sind nicht durch die größere Wärme, 


sondern durch den erheblich größeren Gehalt an ultravioletten Strahlen 
bedingt. Die Frübjabrssonne ist reicher an 'ultraroten, die Herbstsonne 
reicher an ultravioletten Strablen. Auch die Art der ultravioletten Strahlen 
ist zu beachten. Eine Pigmentbildung tritt im Winter nicht auf, weil die 


dies bewirkenden Strahlen im Sonnenspektrum nicht vorhanden siad, sondern 


erst im Frübjabr auftreten. Das Pigment ist in erster Linie als Schutz- 
mittel gegen die bei hoher Sonne auftretenden kurzwelligen ultravioletten 
Strahlen aufzufassen; es absorbiert hauptsächlich gelbe und grüne Strahlen, 
transformiert sie in Hautwärme, welche durch Ausstrahlung abgegeben 
wird. Die kurzwelligen, hauptsächlich ultravioletten Strahlen werden 


ebenso wie die langwelligen ultraroten von der Haut vollständig absorbiert, 


während die kurzwelligen ultraroten, roten und gelben Strahlen tief in 
das Körperinnere eindringen. Ian Davos sind in 2—3 cm Tiefe unter der 
Haut Temperaturen von fast 40° gemessen worden. Der springende Punkt 
für alle Sonnenkuren ist, daß das Temperaturgefälle von innen nach außen 
gerichtet ist, damit keine Überhitzung des Körpers eintritt. Diese Ver- 
bältnisse sind in der kühlen trockenen Luft des Hochgebirges gegeben, 
daher wirkt das Sonnenbad in der Höhe trotz größerer Intensität stets 
erfrischend, während es in der feuchten und warmen Luft der Ebene zur 
Erschlaffung führen kann. Besonders in der Tropensonne können solche 
Verhältnisse vorliegen. Durch den Reichtum der Frühjahrssonne an stark 
penetrierenden ultraroten Strahlen lassen sich die häufig beobachteten 
Ermüdungserscheinungen in dieser Jahreszeit erklären. Ein zeitlich langsam 
ansteigender Aufenthalt in der Sonne und allmähliche Gewöhnung an Luft- 
strömungen durch nur zeitweiliges Ablegen der Kleider sind Grundpostulate 
für Licht-Luftbäder. Für eine systematische Dosierung wäre zu bestimmen: 
l. die Abkühlungsgröße, d. h. die Wärmemenge, welche dem Körper unter 
den vorhandenen Expositionsbedingungen entzogen wird; 2. die Wärme- 
menge, welche die Sonne dom Körper zustrahlt und 3. die ultraviolette 
Intensität der Sonnenstrahlen. Die Nachwirkung des Sonnenbades bewirkt, 
daß selbst bei unbekleidet bleibendem Körper die Wärme aus dem Körper- 
innern erst 1/, bis ®/, Stunde nach Beschattung herausgeht, während bei sofor- 
tigem Anlegen der Kleider eine mehrstündige energische Nachwirkung erfolgt. 

ra u meer, (Fortsetzung folgt.) 


Frankfurt a. M. 
Arztlicher Verein. Sitzung vom 20. Oktober 1924. 
M. Neisser: Zur Epidemiologie und Bakteriologie des Typhus. Der 


Typhus war. von Mitte des Jahrhunderts an stark gefallen, als Wirkung der 
technischen Fortschritte ‚der Städte-Assanierung. Von da ab weiter großer 


ed 


Über altgriechische Geburtshilfe. 


Von Nicolas Louros, Berlin. (Schluß aus Nr. 45.) 


Zum 60. Geburtstage meines Vaters. 


Hippokrates hatte schon 400 Jahre v. Chr. die erste. primitive 
dënn Er empfiehlt das Waschen mit Regenwasser, 
Y es hat sich als das Beste erwiesen. Es ist aber notwendig, das 

asser abzukochen (apeseora:) und zu entfaulen (dnooyreodar)”?). Somit 


hatte Hippokrates die Vorstellung der Fäulnis. Dieser wunderbare Satz 


VIL, s po rroxpäürns. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


durch Rückstrahlung wirken sie wie ein 


nung, die die Laparotomie erschwert; 


| | en Rundschau. 


Ilepi depov, "bddray xal törw». ed. Littré 1840, | 


Abfall bis zum Jahre 1913, wo mit einer Mortalität von etwa 3 auf 100 000 
das Minimum erreicht ist. Der Krieg brachte große Mengen von Trägern 
(Spaa allein an 500) und fremde Typhusstämme. So entstand in Deutsch- 
land, wie überall, eine neue große Typhuswelle, die aber’ in wenigen Jahren 
fast bis zu den Vorkriegszahlen wieder absank. Nunmehr aber ist seit 1922 
eine Zunahme, zumal in diesem Jahre, im Reich, in Preußen und in Frank- 
furt festzustellen, so daß die Meldungen bis Ende im Verhältnis zu den 


Meldungen der gleichen Zeit 1922 überall um 20—25°%/, gestiegen sind. 


Dazu kommt die Besonderheit der Zunahme der weiblichen Erkrankungen, 
welche hinsichtlich der Trägerentstehung von Bedeutung ist. Der Krieg 
bat auch das Krankheitsbild verändert, worauf zumal Oeller hingewiesen 


hat. Man wird heute besser von Typhosen reden -als vom Typhus. Der 


Typhus ist nur das typische Bild unter einer Reihe ätiologisch einheitlicher, 
aber klinisch differenter Typhosen (Säuglingsalter, Kindesalter, Greise, 
Abszesse, Otitiden usw.). 

Die Kenotnisse über den Typhusbazillus babei auch Fortschritte 


ergeben, so, daß man. besser von den Typhazeen, ‘also. der Gruppe des. 


Typhusbazillus, sprechen muß (Hühnertyphus usw.). Selbstverständlich ist 
hier nicht von den Paratyphen und den Paratyphosen die Rede, die ja eigene 


Krankheiten sind. Auch ernährungsphysiologische Befunde (H.Braun usw.) 
‘sind von Wichtigkeit, auch für die Auffassung des ursprünglichen Verhaltens 


der Typhusbazillen und ihre heute noch mögliche Anzüchtbarkeit. Erwähnt 
muß auch der bedauerliche Abbau der Reichstyphusbekämpfung in Zentral- 
deutschland werden, besonders deshalb, weil doch gerade deutsche Arbeit 
auf dem Typhusgebiete so grundlegend gewesen ist. 

Zur Trägerfrage werden zwei Gallenblasen- Exstirpationen mit Bisher 
güostigem Erfolge erwähnt. Bei der so wichtigen und schwierigen Früh- 
diagnose wird besonders der Wert der Diazoreaktion, auch bei Kindern, 


die wieder anerkannte Bedeutung der Gruber-Widalschen Reaktion, die 


Blutentnahme und die besondere Wichtigkeit der en 


Königsberg : i. Pr. 
Verein für wissenschaftliche Heilkunde. Sitzung vom 27. Oktober 1994. 


Winter: Erstrebtes und Erreichtes. 
seiner Königsberger Arbeitszeit: 1. Die Bekämpfung des Uteruskarzinoms 


durch Erkennung der Frühstadien, durch sachgemäße Behandlung und durch | 


Aufklärung des Publikums; 2. die Bekämpfung des. Puerperalfiebers durch 
möglichst konservatives Vorgehen von Ärzteschaft und Hebammen; 3. das 


' klinische und anatomische Studium der Myomkrankheit; 4. die Bekämpfung 
der Geburtenabnahme durch Beseitigung der Sterilitätsursachen, natürliche 


Ernährung des Kindes, sachgemäße Abortbehandlung und Geburtsleitung; 
5. die künstliche Sterilisierung durch operatives Vorgehen und Bestrahlung. 


. Wenn auch ein großer Teil der Erfolge, die W. auf all diesen Gebieten in 


Ostpreußen verzeichnen konnte, durch Krieg und Revolution vereitelt 


wurden, so dürfte doch seine Bearbeitung dieser Gebiete richtunggebend - 


bleiben. 


betäubung ist völlig gefahrlos. Ihre Vorteile: Der Pat. muß weder durch 


' Morphingaben ‚vorbereitet werden noch muß er nüchtern bleiben; schnelles 


Einschlafen; geringes Exzitationsstadium; schnelles, beschwerdefreies Er- 
wachen. Ihre Nachteile: Die umständliche Apparatur; etwas verstärkte 
Blutung infolge erhöhten Blutdrucks; das Eintreten von Muskelspan- 
ihre Unbrauchbarkeit für Gesichts- 
operationen. 

‚Frey: Über den Solästhinrausch. F. TT die Brauchbarkeit 


des Solästhinrausches für einen kurzen Rausch, einen protrahierten Rausch 


(Halbnarkose) und Einleitung der Vollnarkose. Das Stadium analgeticum 
ist weniger flüchtig als beim Chloräthyl. Vor der Vollnarkose wird gewarnt. 
| | | Firgau. 


verdient eine ganz besondere Aufmerksamkeit. Wir sehen, daß mehr als 


fast 2400 Jahre vor Semmelweis und Lister das’ antiseptische und: 


aseptische Prinzip bekannt war! Es ist zu beklagen, daß diese wunder- 
baren Gedanken im Mittelalter nicht berücksichtigt worden sind. Wie viele 
Menschen würden dem Tode entgangen sein! Immer wieder, und auch in 
der späteren soranoschen Zeit, findet man eine besondere Erwähnung der 


Reinheit als stützendes Mittel gegen die Krankheit, Die Spülflüssigkeiten = 


mußten „zweimal“ gekocht werden. Die Tücher mußten „sauber“ sein 
und die Hände „gewaschen“. Wie sehr auch Hippokrates die Infektion 
befürchtete, beweist die "ausführliche Schilderung der. Entzündung im 
Becken. Darüber schreibt Hippokratös: „daß, wenn.man bei der Unter- 
suchung die. Gebärmutter berührt, ‚dieselbe. sioh angeschwollen (freie Über- 


1635 


W. erörtert die Probleme : 


Teichert: Die Narzylenbetäubung in der Chirurgie. Die Narzylen- 


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1636 


- der ersteren spielten. 


' Backöfen die ‚Leichen Neugeborener! 


setzung des Wortes npógxewTat), unter den Weichteilen hart anfühlt, und 
.daß sich. Schmerzen in den Weichteilen und im unteren Leib und in der 


Lendengegend geltend machen, und daß sich die Schmerzen bis zu den 
Extremitäten, die nicht bewegt werden können, fortleiten: In vıelen Fällen 
vereitern sogar: die Frauen ‘und vergehend sterben sie, wenn man 


nicht schneidet oder nicht brennt“2%)! Wir lesen hier die Beschreibung 


einer Phlegmone mit einer. Thrombophlebitis und Pyämie fast so, wie wir 
sie heute auffassen! 
ovacua“, und eine Technik besaß er sicher, mit der er meistens gute 
Resultate erbielt, denn aus der Beschreibung geht hervor, daß, wenn diese 
Therapie angeschlagen wurde, die Frauen dem Tode entkamen. Ferner 


ordnet Hipp okrates an, daß die Nägel der Untersuchenden weder zu lang . 
damit sie bei der Untersuchung: keinen Schmutz - 


noch zu kurz sein sollen, 
übertragen und nicht überflüssige Schmerzen verursachen (l. c.).. . Ä 
Die Wundversorgung nach Hippokrates muß trocken sein, weil 
sich die, Trockenheit dem Gesunden mehr nähert als die Nässe. Infolge- 
dessen ordnet er an, „die Wunde zu säubern und schleunigst trocken zu 
machen, um zu. verhindern, daß sie, wenn sie lange feucht bleibt, mazeriert 
(wuöjy) und abfällt90). Wenn die Wunde naß bleibt, besteht die Gefahr, 
daß dieselbe abfault.“ In den Ausdrücken „säubern“ und „abfault“ finden 
wir einen neuen Beweis dafür, 
die Gangrän ‘befürchtete; Er kannte auch'ganz genau und führte in der- 
gelben Weise wie von Prießnitz fast 2500 Jahre später angegebene Um- 


schläge aus! Bei Schmerzen in der Seite oder in der Gebärmutter ist es 


nicht unzweckmäßig, mit heißen Mitteln zu versuchen, den Schmerz aufzu- 


lösen; das Beste ist heißes Wasser in einem Beutel, oder in einer Blase, oder 


in.einem Kupfergeschirr, oder in einem irdenen Geschirr. „Zu empfehlen 


ist, einen weichen. und großen Schwamm, mit warmem Wasser durchtränkt,: 


hinzuzufügen und ihn nit einem wollenen Tuch zu bedecken, weil da- 
durch die Wärme längere Zeit dauern und an Ort und Stelle bleiben wirdt). 

Auch der kriminelle Abortus fand bei Hippokrates eine ausführ- 
liche Berücksichtigung. und er hat' nicht verfebit, 
Arzt vereidigen zu lassen [óuoíwg de obö& yuvaızt mecoöv??) „Vöpıov32) 
ewow]; „ich werde ebenfalls niemals einer Frau ein Mittel verabreichen, 
welches geeignet wäre, die Frucht zu vernichten“ 3%). Aristoteles be- 


'schränkte einige Jahre später das Hippokratische Verbot, indem er die 


Abtreibung innerhalb der drei ersten Monate erlaubte, d. h. während der 
Zeit, wo ‘das Kind kein Gefühl und kein Leben besitzt 35). 

= Unter diesen Umständen mußte die Abtreibung besonders in den 
Städten, die 
waren, eine grobe Anwendung. finden. 
Großgriechenland und in Rom wird die Abtreibung in hohem Maße von 
Frauen getrieben, die sich Obstetrices nannten, gewöhnlich alte Prosti- 


tuierte waren und den Beruf von Kupplerinnen nebenbei ausübten. Diese , 


Obstetrices wurden auch im Volksmund „Sagae“ genannt. - Vielleicht stammt 
nach Littré und Dufour der französische Name sage-femme von diesen 
„Sagao“. Außer diesen gab es die sogenannten medicae, die allgemeine 
Heilkunde trieben, und die 'absestrices, die die Rolle von Assistentinnen 
Man fand dann: in Rom jeden Morgen auf der 
Straße, auf der Schwelle der Häuser, unter den Säulengängen und in den 
Eine Legende erzählt‘sogar, daß die 
Kinder in den Falten des charakteristischen Gewandes der Obstetrices ge- 
tötet wurden. Die Abtreibung hieß im Anfang Aborsus und am Ende 
Abortus. So wurden die Neugeborenen in manchen Fällen lebendig zur 


Welt gebracht und, wenn sie von den Eltern unerwünscht waren, wurden. 


sio am Lacus Velabreusis oder auf dem Gemüsemarkt ausgesetzt und 


dort von dem Staat aufgehoben und auf seine Kosten erzogen, behielten 
aber das Brandmal des unehelichen Kindes: | 


Wenn wir mit der Eroberung Griechenlands durch die Römer die 
meisten griechischen Ärzte in Rom finden, so ist es dadurch zu erklären, 
daß die Römer bis dahin fast keinen einzigen Arzt in ihrer Heimat hatten. 
Die Notwendigkeit der Heilkunde stieg, seitdem die asiatischen Gebräuche 
und der Kultus der Isis in Rom eingeführt wurden. Die hochgradige 
Prostitution und die Geschlechtskrankheiten wurden zur Volksseuche. Ur- 


* sprünglich wollten die Römer in den Krankheiten eine Strafe der Isis, der 


Göttin Venus, der sie huldigten, erblicken. Infolgedessen statt eine Besserung 
ihres Zustandes durch die Heilkunde zu erstreben, errichteten sie Tempel 
dem Fieber, dem Husten ünd den übrigen Erkrankungen. Die Heil- 
kunde faßten sie als eine Beleidigung gegen die Venus auf, und so ist es 
e 
29) € Inmoxpriryg. ed. Littré 1851, VII, S. 320. | 
80) * Innoxpdrng. Ilepè Tüv èy zegal} tpwpátwy, ed. Littré 1841, S. 244. 
31) Zeoßos.ö' Imnoxpärnszalra Zme$enara. larpızı Ipóoðos. 1899, Advar. 
32) redaög = Stein im Brettspiel. 
33) ppópio = ZU vernichten geeignet. 
‚ 34) “Innoxparng,. ‘Opxos. ed. Littré 1844, IV, S. 628. 
. 3) ? 4peoror&ing. TloAırızöv. ed. Bekkeri 1831, H., S. 212. ` 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


Auch Hippokrates kannte das „ubi pus ibi 


wie sehr Hippokrates die Infektion und 


in seinem „Bid“ den 


der. Prostitution und der sittlichen Verdorbenheit verfallen 
Weniger in Griechenland als in. 


| ‚die Ausübung der Heilkunst untersagte. 


16. November 


zu erklären, daß auch später die allmählich nach Rom eingewanderten 
Ärzte die Geschlechtserkrankungen unter maskiertem Namen in ihren 
Werken anführten;, um sie nicht auf das Werk der Venus zu beziehen, ob- 
wohl aus vielen Stellen ersichtlich ist, daß ihr Ursprung vermutet und 
zum Teil bekannt war. | 
„Als aber der Gesundheitszustand der Römer durch die Ankunft der 
Syrierinnen, die Cnaius Manlius nach Rom brachte, auf das äußerste 
sich verschlechterte, fing man an, Ärzte aus Griechenland zu rufen. Die- 
selben waren Sklaven oder später Freigelassene und waren trotz der 
Rettung, die die meisten brachten, von den Römern verachtet und verhaßt, 
_ weil sie immer als die Bekämpfer des Werkes der Venus betrachtet wurden. 
Als Sklaven wurden jedoch die Ärzte sehr teuer verkauft, je nach ihrer 
Geschicklichkeit und Wissen, ‘denn sie mußten Chirurgen und Apotheker 
sein. So besaß allmählich jeder wohlhabende Mensch in Rom seinen Arzt. 
Wenn aber die Behandlung nicht zur Heilung führte, wurde der Arzt ge- 
peitscht und in Eisen gelegt, oder wenn er ein freigelassener Sklave war, 
konnte er verklagt werden und mußte eine große Buße zahlen. 

Die erste Überpflanzung griechischer medizinischer Wissenschaft ia 
Rom und somit eine Fortsetzung der altgriechischen Heilkunde verdanken wir 
Asklepiades- von Bithynien. Seinen großen Ruhm als Praktiker gewann 
er durch die Behandlung der Geschlechtskrankheiten. Von bleibendem 
Wert ist aber sein philosophisches medizinisches System. 

„Er wollte in den Krankheiten einen Mangelan Harmonie 
zwischen den Bestandteilen erblicken, aus denen ihm der 
menschliche Körper zu bestehen sehien“ (Dufour). Er teilte als 
erster die Krankheiten in akute und chronische, und war der erste, .der 
die Ursachen der Entzündung in irgendeiner Verstopfung suchte. Er be- 
nutzte diätetische Heilverfahren und verordnete Abreibungen und Umschläge 
und ist auch der erste, der die Dusche in die Heilkunde einführte (balnae 
pensiles). Er war auch der Lehrer von Celsus. 

Ferner können wir .als Modeärzte dieser Zeit Musa, den Leibarat 
des Augustus, finden, dann Vettius Valens, der seinen Ruhm seinem 
Verhältnis zur Messalina verdankte. Ferner die griechischen Ärzte 
Themission, Meges von Sidon und den Kurpfuscher Thessalus von 
Tralles, der von Galen „Narr und Esel“ genannt wird. Ferner Mene- 
krates, der Erfinder des Saftpflasters, Asklepiades Pharmakion, 
Apollonius von Pergamon, Kreton, Andromachus, Dioskurides 

und andere. = > ` | 

| Eine staatliche Anstellung fanden die Ärzte erst unter Nero, der 
Andromachus dem Älteren den Titel eines Archiaters gab; die SchloBärzte 
hießen Archiatri palatini und die. Volksärzte Archiatri populares. 

Unter diesen Umständen tauchte nun im zweiten christlichen Jahr- 


' hundert in Rom unter Trajan und Hadrian der berühmte griechische 
£ 


‚Arzt Soranus aus Ephesus auf, dessen Werk „Tepl yuvaneiov zadwy 
uns über erstaunliche Kenntnisse unterrichtet. Langsam und allmählich 
hat sich die geburtshilfliche Wissenschaft und vor allem die Technik unter 
Führung der Logik entwickelt. Man findet bei Soranus die prachtvollsten 
Beschreibungen, und ich will mit den Anforderungen anfangen, die er für 
die Hebamme aufstellt, um das Hebammenwesen zu verbessern. 

„Angezeigt, um Hebamme zu werden, ist die grammatisch gebildete, 
scharfsinnige, ein gutes Gedächtnis besitzende, arbeitsame, 
gesittete und im allgemeinen den Sinnen unempfindliche, wohl- 
gestaltete, kräftige Frau“. | | 

' Gra'mmatisch gebildet, um auch durch Theorien das Technische 
zu unterstützen. Scharfsinnig, um leicht den Geschehnissen zu folgen. 
 Eingedenk, d. h. mit gutem Gedächtnis, um sich zu erinnern dessen, 
was man ihr anvertraut hat. Das Lernen geschieht durch das 
Gedächtnis und das Verständnis. Arbeitsam, um sich den Ver 
hältnissen anzupassen. Gesittet, weil man ibr den Haushalt. und die 
Geheimnisse des Privatiebens anvertrauen wird und weil die moralisch 
unanständigen durch die medizinischen Kenntnisse zu hinterlistigen An" 
schlägen verleitet werden. Den Sinnen unempfindlich, weil es not- 
“wendig ist, manches zu sehen, manches zu hören und manches durch Be 
rührung zu empfinden. Wohlgebaut, um körperlich ungestört den Dienst 
zu ‚machen. Kröftig, um die Strapazen der Wanderung auszuhalten. 
„So soll die beste Hebamme sein“ 36), 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich 'hier die Geschichte der ersten 
Athener Hebamme erzählen. Die Hebammeninstitution war schon bei den 
Hebräern .1600 v. Chr. bekannt, wie es auch aus der Bibel ersichtlich ist. 
Pharao fordert die Hebammen auf, die Kinder der Hebräer auszurotieD. 

Im Athener Staate war aber ein Gesetz vorhanden, das den Frauen 
: Eine junge Athenerin namen 
Agonodike faßte den Entschluß, ihr Geschlecht in dieser Hinsicht 20 


38) Impavös ó ’Eypearos. Tis & r : Bere 
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ed. Ermerins. A! S. 4. mdeos Tpos FO IT. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46 


1637 


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emanzipieren! Sie ließ sich die Haare schneiden, legte Männerkleidung 
an und ließ sich als Mann von einem bekannten Arzte in der Geburtshilfe 
ausbilden, so daß sie bald seine rechte Hand wurde. Durch ihre Geschick- 
lichkeit gewann sie eine derartige Praxis, daß die Athener Frauen sich nur 
von ihr behandeln ließen und kaum mehr einen Arzt aufsuchten. Die 


letzteren, erbittert durch diesen Erfolg des angeblichen Jünglings, klagten 


denselben wegen aller möglichen Schandtaten an. Agonodike antwortete 
vor dem Areopag darauf, indem sie sich entblößte und das Geheimnis 
ihres Geschlechts enthüllte. Sie wurde freigesprochen, und von diesem 
Tage an nach einer Volksabstimmung ist auch den Frauen die Ausübung der 
Heilkunde offiziell erlaubt worden; sie nahmen dann verschiedene Bezeich- 
nungen wie: patat, Öupalotonor, Tanodcar, dxeorpides, larpivar, pgúovoat USW. 

Außerordentlich interessant ist ferner die Beschreibung des Bades 
des Neugeborenen. 

„Man muß zuerst ein kleines Zimmer aussuchen, welches: gleich- 
mäßig gewärmt ist und gut beleuchtet und gut gelüftet ist. (Dies letztere 
geht aus dem Satz ałyý» droxAtvew hervor.) Die Hebamme muß sich dann 
hinsetzen und ein Leinentuch über Schenkel und Knie ausbreiten, darauf 
das Neugeborene hinlegen, und nachdem sie es von seinen Windeln ab- 
gewickelt hat, mit lauwarmem Öl einsalben. Nachdem sie nun mit der 
linken Hand den rechten Arm (des Kindes) unter der Achselhöhle anfaßt, 
so daß die Brust sich auf dem Vorderarm ausruht, soll sie mit der rechten 
Hand Wasser schöpfen, welches zur Freude und im Interesse des Kindes 
warm und ungemischt sein soll. Sie soll nachher das Neugeborene um- 
drehen auf den Rücken und ihm die Schenkel und das Gesäß und die 
Bals- und Achselgegend abwaschen, weil sich dort Schmutz absetzt27). 
Nach einigen Tagen muß man das Kind nach dem warmen Bade auch mit 
kaltem Wasser abwaschen, damit es sich an die kalte Dusche gewöhnt, 
welche es vor der Erkältung schützen wird“ (l. 0.)®). An anderer Stelle 
wird bemerkt, daß man das Kind leise im Unterleib nach dem Bade 
drücken muß, um es daran zu erinnern, daß es urinieren soll. Eine 
besondere Beschreibung wird von Soranus dem Stillen gewidmet: Schon 
aus Homer ist es bekannt, daß Hekabe ("Oumpos. ’Oövaasıa A., 448) und 
Penelope (Heds X. 82) ihre Kinder Hektor und Telemach "selbst ge- 
näbrt haben. Von Homer wird sogar die Ernährung des Kindes an der 
mütterlichen Brust als ein Zeichen der mütterlichen Liebe angesehen. 
Plutarch hat später in seiner Iep? raldwv dywris (ed. Dübner 1846, Über 
Erziehung der Kinder) die Selbsternährung als eine Pflicht vorausgesetzt. 
Diese Anforderung läßt uns vermuten, daß auch in jener Zeit eine Neigung 
vorhanden war, die Kinder durch Ammen ernähren zu Jassen! Plutarch 
erklärt sogar, weswegen die Selbsternährung vom moralischen Standpunkt 
die beste ist. „Die Mütter müssen ihre Kinder ernäbren und ihre Brüste 
geben, weil sie dann mit größerer Aufmerksamkeit aus ihrem Innern ihre 
Kinder lieben werden.“ Soranus bestimmt das Alter der Amme: Sie 


' soll weder jünger als 20 Jahre noch älter als 40 sein, sie soll zwei- oder 


dreimal geboren haben, keine Krankheit haben und sich woblfühlen, von 
großem Körperbau und guter Farbe (l. c.). Die Milch an und für sich 
und die Qualität derselben wird von Soranus besonders berücksichtigt. 
„Die normale Beschaffenheit (werpronayts) der Milch soll man durch Be- 
tropfen auf den Nagel prüfen (yvwpileaNaı). Die gerade, ablaufende ist 
wässerig. Die sich bonigartig drehende und unbeweglich bleibende ist dick. 
Dasselbe Resultat erhält man (xaralaußavera.), wenn’man der Milch doppelte 
Menge Wasser hinzufügt; nach einiger Zeit löst sich dieselbe in weiße 
Farbe auf: und bleibt in diesem Zustand. Die Milch ist faul, wenn sie sich 
in faserigen Kolyledonen (Klumpen) niederschlägt wie abgekochtes Fleisch. 
Dieselbe kann dann nicht verdaut werden. Die Milch, die sich nicht auch 
innerhalb längerer Zeit löst, wird dann nach Abgießen des Wassers im 
Fundus des Gefäßes dick, käseartig und schwer löslich gefunden ?8).“ Ferner 
gibt mit aller Genauigkeit Soranus an, wie sich eine Wöchnerin ernähren 


‚soll: „Eier, junge Tauben und junge häusliche Hühner, Fische und das 


Fleisch oder das Gehirn von jungen Schweinen. Abstehen soll sie von 
Lauch, Knoblauch, Zwiebeln, Rettich, Bohnen und allem Eingemachten, 
weil sie die Milch scharf machen 3°).“ Soranus beobachtete die Ophthalmo- 
blennorrhoe und empfiehlt die Reinigung der Augen des Neugeborenen un- 
mittelbar nach der Geburt. „Wenn dies nicht geschieht, werden die Säug- 
linge meistens blind 40),* Betreffs des vorzeitigen Blasensprungs schreibt 
Soranus folgendes: 
bleibt die Gebärmutter trocken in der Zeit, wo sie das Fruchtwasser 
braucht, damit Gleitung und Beförderung des Fötus geschaffen wird#1).“ 
Auch das gegenteilige Bild ‘beschreibt Soranus und führt die enorme 
Dicke der Eihäute, | die das Kind nicht durchzusprengen imstande ist, als 
-— 


7) ].c. Tent àoutpoð Ppeyõv. ed. Ermerins, S. 154. 

88) Eupavbs å èp. Ilep doxnnaalas yalaxtoc. ed. Ermerins, S. 141— 147. 
n c. Dläs dıeTmreov rijv zpopöv. ed. Ermerins, S. 146—147. 

%2) amavis . péos. ed. Ermerins, S. 121. 

41) 1. c. Ti alía dugroxlag. ed. en S, 263. 


„Wenn das Fruchtwasser vor der nötigen Zeit abfließt, 


Ursache der Dystokie und der Abweichung von der normalen Lage an. 
In demselben Kapitel über Dystokie führt Soranus auch einige Ursachen 
der Atonie des Uterus an: „Einige Frauen, werden atonisch wegen des vor- 
geschrittenen Alters oder wenn sie vorzeitig zu jung konzipieren in einer 
Zeit, wo die Gebärmutter nicht genügend entwickelt ist. Andere Ursachen 
für die Atonie sind z. B., „wenn die Gebärmutter von Kot oder Urin ge- 


drückt wird“ (l. o.). Der Katheter ist dem Soranus bekannt; darüber. 


schreibt er: „Wenn die Blase voll. ist,. soll der Urin durch den Katheter 
entleert werden 42)“ Auch psychische Momente wie „Kummer, Angst, 


Furchtsamkeit, Erschlaffung“ oder noch gar wenn die Frau „zuviel, gegossen 


hat“! können eine Ursache der Atonie sein. .. 

Auch das enge Becken wird in sehr treffender Weise von Soranus 
erkannt und als Ursache der Dystokie angeführt. „Wenn die Knochen 
der Hebe miteinander gewachsen sind und infolgedessen während der 


Geburt sich nicht erweitern können“; gewöhnlich bekommen die kleinen- 


Frauen eine Dystokie. Jedoch auch die großen. Frauen können eine 
Dystokie bekommen, wenn sie im Oberkörper breit sind und im Becken 
eng, weil sie den normalen Körperbau nicht aufweisen. Also auch das 
allgemein verengte männliche Becken wird von Soranus bekannt! Soranus 
empfieblt beim engen Becken für, die Geburt die Knielage folgendermaßen: 
„Wenn wegen der Konkavität des Kreuzes die Frau in, eine Dystokie 
geriet, muß man sie auf die Knie legen, damit nachdem die Gebärmutter 


‘in das Hypogastrion sinkt, sich in gerader Linie mit der Zeryix einstellt“ 


(l. c. S. 270—278). Ferner beschreibt Soranus den Armvorfall und seine 
Behandlung: „Wenn ein Arm vorgefallen ist, muß man ihn nicht heraus- 
ziehen“; das "Fehlerhafte dieser Handlung begründet Soranus dadurch, 
daß, wenn man die Hand zieht, „der Kopf sich einkeilt und dann Wird 
der Arm luxiert und an der Höhe der Sehulter gebrochen“. .Die richtige 
Therapie nach Soranus ist die Reposition. „Mit den Fingerspitzen soll 
man den Arm, nachdem man ihn gebogen hat, am Ellbogen entlang der 
Seite und des Oberschenkels ausstrecken, damit die Geburt nicht gestört 


wird.. In dem Falle aber, wo beide Arme vorgefallen sind, muß man die 


Fingerspitzen bis zu den beiden, Schultern einführen und nach oben drücken. 


Nachdem man nun die Arme zurückgeschoben hat und entlang der Seite. 


und den Oberschenkeln ausgestreckt hat, faßt man den Kopf und zieht 
ihn langsam heraus“ (1. c. S. 282—288). Dieser interessanten Beschreibung 
von Soranus wurde bis jetzt wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Jedoch 
müssen wir aus dieser ersehen, daß die von Soranus beschriebene Mani- 
pulation auf die Extraktion des Kopfes hinweist ana von dem ursprüng- 


lichen Prinzip der Zange nicht fernliegt. | 
Die ’Eußpvovixia von Soranus wird stets als eine zerstückelnde 


Operation aufgefaßt, obwohl Soranus diese beiden Begriffe durch zwei 
verschiedene Namen voneinander trennt (’ZußpvovAxia = Eußpuov = Fötus, 
&ixw = ziehe ’Eußpvoronfa = téuyw = schneiden). Ich möchte hier die 
Vermutung äußern, trotz der Meinung von vielen, daß Soranus ein der 
Zangenoperation ähnliches Verfahren ausübte, zwar mit besonderen Instru- 


menten und wahrscheinlich mit -zwei Haken, aber ohne Zerstückelung 


des Kindes wie dies aus der folgenden Beschreibung. anzunehmen ist: 
„Man ‚muß die Frau auf den Rücken legen und zwar so, daß der 
Kopf etwas tiefer im Bette liegt, welches letztere widerstehend vor- 
bereitet werden muß, damit das Kreuz (beim Zug) nicht leicht nach- 


gibt. Nachdem nun die Oberschenkel gespreizt und gegen den Bauch 
gehoben werden, muß man die Füße auf die Lehne stützen und den 


Körper durch Diener halten lassen. Der Arzt soll sich dann gegenüber 
und etwas niedriger als die Beine der Kreißenden setzen. Er läßt dann 
die Schamlippen :durch die Diener auseinanderhalten und nachdem er seine 
eingefetteten Finger dicht nebeneinander hält, damit ‚sie weniger Platz 
einnehmen (usiovpov [dieses Wort bedeutet wörtlich verstümmelt, hier 
aber fasse ich es als einen Ausdruck des Zusammenhaltens auf]), führt er 
die Hand in den erweiterten Muttermund ein. 
Schiofgeratene wieder gerade zu bringen, und wenn möglich, sucht er 
einen Ort, wo das '"Lußpuodixov eingeführt, nicht leicht wieder herausfällt. 
Nachdem er nun das &ußpvoölxov in warmes Öl eingetaucht hat, hält er 
es mit der rechten Hand und mit der linken bedeckt er die Krümmung 
(des Instruments), führt es langsam ein und stellt es an einer ‚Stelle ein 
(Aypızeveußarnosws Üübersetze ich aufpassend, um nicht falsch ‘zu treten!). 
Weiter muß er auch den entgegengesetzten zweiten eußpvoöAxov einführen, 
damit beim Zuge das Gleichgewicht gehalten und nicht schief gezogen 
wird (einseitig), was eine Einkeilung des Fötus hervorrufen würde, Dann 
gibt er beide Zußpvoöixa einem Erfahrenen zu halten und veranlaßt ihn 
langsam zu ziehen, ohne brüske Bewegungen zu machen, einerseits, und 
andererseits auch nicht nachzulassen — denn das Vorgezogene schiebt sich 
zurück, wenn man nachläßt —, aber wenn es notwendig wird,. den Zug 
einzustellen, soll er in dem vorhandenen Zug‘ die èufovoðàxa u 


‚.42) l. c. "Erneieia dvoroztas. ed, 'Ermerins, S. 273. 


Er versucht dann, das 


1638 1924 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. d6: > > 5 i6 Novemba 


worden ist. Danach werden neue Ärzte zur Kasse’ nur unter der Voraus- 
setzung zugelassen, daß sie einen kurzen praktischen Kursus über Kranken.. 
und Invalidenversicherupg, über sparsame Arzneimittelverschreibung: und 
über das Zusammenarbeiten zwischen Ärzten und Fürsorgestellen ‚dureh- 
gemacht haben, Die französischen Ärzte sehen in. diesen Bestimmungen 
einen Versuch von seiten der elsaß-lothringer Arzte, den Zuzug von Ärzten. 
' aus Frankreich zu erschweren. De 
i Soweit es sich übersehen läßt, ist der Widerstand gegen die Bin- ` 
fübrung der Krankenkassenversicherung nutzlos. Beachtenswert an dem 
Verlauf. der Angelegenheit ist, daß es. gerade die Aneignung ‘der beiden 
deutschen Provinzen sein müßte, welche in Frankreich den Stein der 
Krankenkassenversicherung ins Rollen brachte, ‚der jetzt die französischen 
“Ärzte bedrückt. ° . ..—.. Eu: 
.. Eine sehr verdienstvolle kleine Broschüre „Was muß jeder Kranke- 
von der nichtärztlichen Heilbehandlung wissen?“ veröffentlicht 
Med.-Rat Dr. Rehberg in Tilsit. Er unterzieht die nichtärztlichen oder ` 
jedenfalls nicht der „Schulmedizin“ angehörigen Heilverfahren einer kritischen 
Beleuchtung, die in ibrer. Objektivität geeignet sein müßte, die Kranken 
'über das, was sie von allen diesen Verfahren erwarten können, aufzuklären. 
.Da wird die Homöopathie. behandelt und anerkannt, daß der Grundsatz, - 
‘ Ähnliches mit Ähnlichem zu behandeln, für viele Krankheiten richtig sei, ' 
sicher aber nicht für alle, und daß es deshalb nicht richtig sei, ihn zur 
Grundlage der ganzen Heilkunde zu machen. "Da wird hervorgehoben, daß. 
. die homöopathischen Mittel ausschließlich’ zur Behandlung der Krankheits- 
symptome benutzt werden, während die. Grundkrankheit gar nicht berührt 
‘wird. Die Biochemie bildet schon den Übergang zu den Geheimlehren, 
von denen die Elektrohomöopathie und die Odlehre in ihrem Unsinn ana- 
Iysiert werden. Es folgen Magnetismus und Augendiagnose, deren Ent. 
decker, ein l1jähriger ungarischer Junge, beobachtet haben will, wie bei“ 
. einer Eule, der.er ein Bein. abbrechen mußte, um sich von ihren Kralleh . 
zu. befreien, plötzlich ein schwarzer. Strich in der Regenbogenhaut entstand. 
Die Hauptverfahren der Naturheilkunde, die christliche Wissenschaft. und 
die Handdiagnose, werden abgehandelt und, immer in gemeinverständlicher 
Form, ad absurdum geführt. Die Vorbildung der Kurpfuscher hat vor dem 
: medizinischen Studium den Vorzug der Kürze, da man in 4—6 Wochen 
„ausgebildet“ sein kann.. Allerdings kostet ein solcher Ausbildungskurs 
schon 800. Goldmark. — Es ist zu wünschen, daß die kleine Schrift In 
Laienkreisen weiteste Verbreitung finden möchte. | a 


Berlin.. Die Stadtverorduetenversammlung hat dem ihr vorgelegten. 
Entwurf über die Regelung der Vergütung. der Assistenten, Ober- 
"und Volontärärzte mit der Maßgabe zugestimmt, daß die Assistenten 

und Volontärärzte in den städtischen Krankenhäusern und Instituten die 
T gleichen Bezüge erhalten wie die Assistenten der entsprechenden staatlichen 
Anstalten. Die Assistenten.erhalten danach im 1. und 2. Dienstjahr 95 v, H. 
des Anfangsgehaltes der Gruppe 10 nebst. Ausgleichs-, Orts- und örtlichen 
Zuschlägen. Das Gehalt erhöht sich im 8: Jahr auf 98 v. H. und im 4. Jabr. 


‚aber wicht nur nach einer geraden Linie, sondern auch nach den Seiten 
bewegen, wie dies bei der Extraktion der Zähne geschieht. In dieser Weise : 
durch den Hebel sich entwickeind, wird das Kind die umgebenden Weich- | 
‚teile ausbreiten und .leicht"geboren #8); Toa 
= ` Wir haben hier keine Veranlassung anzunehmen, daß es sich um 
‚eine zerstückelnde Operation handelt. Aus dem angeführten Handgriff 
„nach der Reposition -der vorgefallenen Arme und nach der Beschreibung 
der &ußpvovAxia möchte ich doch vermuten, daß dieselbe keine &ußpvoropia 
“ war, sondern eins-Operation, die sich jedenfalls von der letzteren unter- 
: schied und die vielleicht lebende Kinder zur Welt brachte. Jedenfalls 
fehlen uns leider weitere Anhaltspunkte, um diese Frage mit Sicherheit - 
zu entscheiden. e 5 EN 
Auch dio gynäkologischen Kenntnisse des Soranus sind bemerkens- 
wert ‘und ich füge hier einiges über die Inversion des Uterus an: „Bei 
` totaler Inversion des Uterus findet man eine vorgefallene Geschwulst, die 
einem Ei ähnelt und die manchmal in der Vagina bleibt, manchmal aber 
auch bis zu den Lippen reicht und später weißlich verfärbt ist“44), Als 
Ursache der Inversion wird der Zug an der Nabelschnur bei noch sitzender 
Plazenta angeführt: „Die Unerfahrenen haben durch den Zug oft die. 
Gebärmutter. herausgezogen und auch öfters invertiert“ (&xorpogn). Von 
* ‚der Inversion unterscheidet Soranus den Prolaps des Uterus und schlägt 
folgende Therapie vor: „Man bereitet eine zusammengedrehte Wolle, deren 
Größe und Form der Vagina entspricht, umwickelt sie mit einem sehr 
. dünnen und sauberen Tuch und drückt damit leise die vorgefallene Gebär- 
mutter, bis sie àn ihre Lage zurückkehrt und die Wolle die. ganze Scheide 
=. ausfüllt.“ Bei Mißerfolg’dieser Therapie empfiehlt Soranus aber die Ex- 
` stirpation der Gebärmutter. wie folgt: „Wenn die Gebärmütter eine schwarze 
Farbe angenommen hat dadurch, daß sie längere Zeit außerhalb der 
Scheide geblieben ist, muß man dieselbe abschneiden (abnehmen); die. 
- "Erfahrung hat gelehrt, daß das Weggeschnittene keinen wesentlichen Teil 
.. darstellt, da es verändert und dem Körper fremd ist.“ Hier ist wieder zu 
‘bemerken, daß nicht nur das Prinzip des Pessars bekannt war, sondern 
‘auch der Mißerfolg desselben, der zu dem mutigen Angriff der Exstirpation 
` des ‘Uterus veranlaßte. Rue 22 SR Fa 
‘Der weitsehende Geist und die lakonische Sprache der alten Griechen 
. lassen uns vieles noch vermissen, dessen Erwähnung in ihren Schriften sie - 
“vielleicht für überflüssig hielten. Hinter den konzentrierten Sätzen steckt 
noch ein ungeheures Wissen. Gewisse Punkte, auf die ich Gelegenheit gehabt - 
habe, aufmerksam zu machen, wie z. B. die Asepsis, zeigen das ungeheure 
. Genie jener Begründer der Zivilisation. | ee 
‚Ich .habe versucht, einen kurzen Einblick zusammenfassend in die 


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aligriechische Geburtshilfe zu geben. Diese geistigen Dokumente einer 
unsterbliohen Kultur. sollten jedem Geburtshelfer gegenwärtig sein und ihn 
‚daran erinnern, daß der logische Gedanke und die genaue Beobachtung 
die Elemente sind, auf die jede Lehre sich stützt. Er soll aus’ der alt- 
‚griechischen Geburtshilfe geistige Frische schöpfen. 


Tagesgeschichtliche Notizen. | 
(Nachdrück der redaktionell gezeichneten Mittellungen pur mit genauer Quellenangabe gestattet.) 
‘Die durch den Versailler Frieden erzwungene Abtretung von Elsaß- 
` Lothringen an Frankreich hat für die französischen Ärzte eine Folge gehabt, 
die in der Presse médicale beklagt und. bekämpft wird, nämlich die Ein- 


führung einer Krankenkassenversicherung für die Arbeiter | 


nach dem deutschen Vorbilde. Bei der Übernahme der Verwaltung 
` lernten die Franzosen ein mehr als 30 Jahre altes Versicherüngssystem 
für Kranke und Invalide kennen und wurden genötigt, dazu Stellung zu 


nehmen. Die Arbeiterschaft von Elsaß-Lothringen erklärte, an der deutschen 
In der Kammersitzung, in . 


Einrichtung der. Versicherung festzuhalten. 
welcher die neue Versicherungsgesetzgebung für Frankreich angenommen 


wurde, erklärte der Arbeitsminister: „Die Lage der elsaß-lothringer Arbeiter, | 
welche die Vorteile der sozialen Versicherung genießen, ist die Ursache, 


daß zwischen ihrer Lage und der Lage der Arbeiter in Frankreich wesent- 
liche Unterschiede bestehen. Wenn hier ein Ausgleich geschaffen werden 
soll, so ist es klar, daß er nicht auf dem tiefen Stande, sondern auf dem 
_ höheren Stande angestrebt werden muß.“ Ä | | 

. Gegen die Krankenkassen wird von seiten der französischen Ärzte 
neben dem deutschen Ursprung der Umstand geltend gemacht, daß das 
'Berufsgeheimnis für. die Kranken nicht gewahrt bleibe. Schwer empfunden 
wird die Gefahr, welche von einer Herrschaft der Kassen drohe und die 
auch ihren Ausdruck finde in der Staffelung der Ärzte in zwei Klassen: 


‘auf 100 v. H. Die Oberärzte der städtischen: Krankenhäuser erhalten Im 
1. und 2. Dienstjahr 100 v. H. des Anfangsgehaltes der Gruppe 30, m 
3. und 4. Dienstjahr 109 v. H., im 5. und 6. Dienstjahr 115 v. H. und im 
7. und 8. Dienstjabr 127v.H. 00.000008 ET 

Berlin. Die Stadtverordnetenversammlung hat beschlossen, die 
durch den. Abbau des Dr. Rabnow freigewordene Stelle des Stadt- 


medizinalrats auszuschreiben. 


- ` In Halle a. S. wurden unentgeltlich Blätter der „Tagesschau, Tages- 
zeitung für die Interessen der gesamten Naturheilwissenschaft“ verteilt, In 
denen „von Professoren und Geheimräten unterzeichnete Sektionsprotokölle 
aus dem Virchow- und Urban-Krankenhaus, Berlin,“ Salvarsan- und 
Quecksilbertodesfälle beweisen sollten. Die Autoren der. Flugblätter 
haben die Dreistigkeit gehabt, mit Namen der Leichen, Tagen der Sektion 
und Randbemerkungen und Unterschriften ‘der Prosektoren Prof. Benda 
und Priv.-Doz. Dr. Christeller versehene Sektionsprotokolle mitzuteilen, 
die plumpe Fälschungen waren. Die genannten Prosektoren- veröffent- 
lichen im September/Oktoberheft der „Deutschen Zeitschrift -für ‚öffentliche _ 
Gesundheitspflege“ ihre- Richtigstellungen, denen der Herausgeber der Zeite - 
‚schrift, Prof. Dr. v. Drigalski, mit Recht weiteste Verbreitung wünscht, 
damit auch, „wer bisher nicht sehen wollte, einen erschreckenden Einblick 
in:das unglaubliche Treiben interessierter. Kreise bekommt. © > 


‚Hochschulnachrichten. Heidelberg: Prof. Dr. R. Gottlieb, 
Direktor des pharmakologischen Instituts, ist gestorben. Er hat durch wert- 
volle Beiträge die experimentelle Pharmakologie gefördert: Weiten Kreisen 
ist er bekannt durch das ausgezeichnete Buch „Experimentelle Pharmako- 
logie als Grundlage der Arzneimittelbehandlung“, das er in Gemeinschaft mit 
H. H. Meyer (Wien) herausgegeben hat. — Innsbruck: Zum Ordinarius der 

“Chirurgie als Nachfolger von Prof. Haberer wurde der ao. Prof. Egon R anz 
in Wien ernannt. — Leipzig: Als Nachfolger des nach München über- 


A in die Vertrauensärzte und in die übrigen Kassenärzte. Hingewiesen wird | siedelten Prof. Bumke ist zum Direktor der psychiatrischen Klinik und 
! auf die sparsame Arzneimittelverordnung der Krankenkasse, die die Freiheit |.o. Professor der Psychiatrie Prof. Dr. Schröder (Greifswald) berufen worden. 
-j der ärztlichen Verordnung zum Schaden des Kranken beschränke. Als ein | — Münster: Zu ord. Professoren wurden ernannt die Professoren Martin 
hat? weiterer Beweis für die üblen Folgen, welche die beschränkende und gleich- | Reichardt, Würzburg (Psychiatrie), Aurel v.Szily, Freiburg 1. Brsg. 
ge machende Krankenkassengesetzgebung zeitigt, gilt eine Vereinbarung, welche | (Augenheilkunde), HeinrichTöbben, Münster (gerichtl. Medizin), Hermann 
eis zwischen dem Straßburger Ärzteverein und den Krankenkassen getroffen | Freund, Heidelberg (Pharmakologie), Hans Vogt, Magdeburg (Kinder- 
BC | | heilkunde) und Hermann Marx, Heidelberg (Ohrenheilkunde). Der Ordi- 


48) ].c. epl Eußpvovixias zal &ußpvoropias. ed. Ermerins, S. 291. 
44) ].c. Tepl arwoews. unrpas. ed. Ermerins, 8. 296. 


Druck von L. Schumacher in Berlin N 4. 


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narius der Pathologie Hermann Groß in Greifswald in‘ gleicher Eigenschaft 
nach Münster versetzt. ar | z R ; 


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- rische Wirkungen auslösen. 


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Wochenschrift für praktische Arzte 
Organ der Berliner Medizinischen Gesellschaft 12 
Geh, San.-Rat Professor Dr. Kurt Brandenburg, Berlin # Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedrichstr. 105b 


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Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor 


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geleitet von 


Nr. 47 (1041) 


Berlin, Prag u. Wien, 23. November 1924 


Verlag von ş 


XX. Jahrgang 


Klinische Vorträge. 


Aus der II. Inneren Abteilung des Auguste Viktoria-Krankenhauses 
zu Berlin-Schöneberg (Dirig. Arzt: Prof. Dr. F. Glaser). 


Die klinische Bedeutung der vegetativen Reflexe. 
| | Von Prof. Dr. F. Glaser. 


Sowohl in gesunden wie in kranken Tagen sind es die vegeta- 
tiven Reflexe, welche einerseits das harmonische Zusammenarbeiten 
der Organe mit ermöglichen, andererseits aber auch krankhaft-reflekto- 
So werden die komplizierten Magen- 
bewegungen teilweise von vegetativen Reflexen beherrscht; wenn 


‘das Duodenum infolge Speisebreies. gedehnt wird, schließt sich re- 


flektorisch der Pylorus; und als pathologisch-vegetativer Reflex sei 
das Asthma bronchiale angeführt, das reflektorisch von einer Retro- 
flexio uteri ausgelöst werden kann. Die Betrachtung der vegetativen 
Reflexe wird sehr erleichtert, wenn wir an die Spitze unserer Er- 
örterungen eine Einteilung dieser reflektorischen Vorgänge stellen. 
Die vegetative Reflexe, die bauptsächlich im sympathischen und 
parasympathischen System verlaufen, aber auch zum willkürlichen 
Nervensystem Beziehungen unterhalten, können in folgende Gruppen 
gegliedert werden: 1. die intravegetativen Reflexe, die a) nur im 
Wandnervensystem der inneren Organe verlaufen, wie die vom 
Auerbachschen Plexus ausgelösten peristaltischen Darmbewegungen; 


: b) in solche intravegetative Reflexe, bei denen der Reflexbogen im 


Rückenmark oder in der Medulla oblongata liegt, wie z. B. den 
Brechreflex, der nach Klee (1) als afferenten (= zentripetalen) 


Schenkel den Vagus, als efferente (= zentrifugale) Bahn den Sym- 


pathikus benutzt; geschlossen wird dieser Reflex im vegetativen 
Kerngebiet des verlängerten Markes; 2. die sensitiv-vegetativen 
Reflexe spielen bei vielen physiologischen und pathologischen Vor- 
gängen eine große Rolle; so erfolgt bei Erwärmung der Haut eine 
Reizung der sensiblen Fasern, welche sich über die hinteren Wurzeln 
auf die Zentren der Vasomotoren, Schweißdrüsen und Pilomotoren 


im Rückenmark überträgt; in der Substantia gelatinosa der Hinter- 


säulen erfolgt nach L. R. Müller (2) vermutlich die Überleitung 
auf die vegetativen (parasympathischen) Gangliengruppen der Hinter- 
hörner, von wo die parasympathischen Fasern über die hinteren 


“Wurzeln mit den spinalen Nerven zu den Gefäßen, Schweißdrtisen 
‚und Piloarrektoren ziehen; 8. die vegetativ-sensitiven Reflexe: als 


Beispiel sei der linksseitige Armschmerz bei Angina pectoris an- 


geführt; hier reizen die schmerzhaften vagotonischen Koronargeläß- 


spasmen besonders das linksseitige Ulnarisgebiet; 4. die vegetativ- 
motorischen Reflexe: bei Darmkoliken wird über die zentripetalleitende 


Splanchnikusbahn reflektorisch eine Bauchmuskulaturspannung er- 


zeugt; 5. die psycho-vegetativen Reflexe: Vorstellungen im Ge 
und Stimmungen ‚können reflektorisch die inneren Organe beein- 


-flussen, wie z. B. der Gedanke an eine schmackhafte Mahlzeit 
:Magensaftsekretion hervorzubringen imstande ist. 


Diese psycho-vegetativen Reflexe können. außerdem endokrino- 
vegetativ-reflektorische Vorgänge zur Folge haben. So erregt ein 
psychischer Reiz z. B. die Schilddrüse durch Vermittlung vegeta- 
tiver Nerven. Das in vermehrter Menge produzierte Schilddrüsen- 


‚sekret reizt den Sympathikus und bringt so Tachykardie, gestei- 
.gerten Stoffwechsel hervor. Auch vegetativ-endokrine Reflexe können 


psychisch bedingt sein; es sei nur an die Aufregungsglykosurie er- 


innert: infolge psychischer Erregung entsteht eine Reizung des Sym- 
pathikus, die infolge Adrenalinausschwemmung aus der Nebenniere | 


zu einer vermehrten Mobilisation des Leberzuckers führt. 
Sowohl der Magen als auch der Darm kann sich infolge intra- 


.vegetativer Reflexe bewegen, die sich allein im Wandnervensystem 


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‚reizung hervor. 


abspielen. Bringt man in das Lumen des Darms, der aus dem 
Körper gelöst ist, einen kleinen Ballon, so erregt der in Ringer- 
lösung sich befindliche Darm peristaltische Bewegungen. Diese Be- 
wegungen treten nicht mehr auf, wenn der Auerbachsche Plexus 


abgelöst ist. Der Reflex muß sich also in diesem Plexus abspielen; - 
weder den Vagus, den Sympathikus, noch das Rückenmark oder 


das Gehirn braucht der Darm für diese vegetativen Reflexe. Wir. 
kennen zwar nicht den genauen Weg des Ablaufs dieser nervösen 
Vorgänge; aber wir wissen jetzt, daß dieser Reflex nicht allein 
mechanisch vom Innern der Darmschleimhaut ausgelöst werden kann, 
sondern auch von einer chemischen Substanz, die die Magen-Darm- 
schleimhaut selber produziert: dem Cholin (le Heux). Ebenso wie 
vom Magen, Darm oder auch vom Ureter intramurale Reflexe ver- 
ursacht werden können, vermag die von allen spinalen Nerven los- 
gelöste Gebärmutter noch peristaltische Bewegungen auszuführen: 
Wir müssen uns vorstellen, daß der für die Schleimhaut spezifische 
Reiz zu den Ganglienzellen, die nach Dahl (3) der Gebärmutter 
dicht angelagert sind, die Erregung führt, die zu einer entsprechenden 
peristaltischen Bewegung Veranlassung gibt. 
Körper gelöste Herz schlägt in Ringerlösung weiter; wir. wissen, daß 
vom Sinusknoten die automatischen Herzreize ausgehen und wir 
haben nach L. R. Müller (4) somit alle Ursache, „anzunehmen, daß 
die Reflexe, welche diesen Bewegungen zugrunde liegen, im Herzen 
selbst auf automatische Weise zustandekommen“, und wir dürfen nicht 


daran zweifeln, daß die Ganglienzellen im Sinusgebiet und in der 


Vorhofsscheidewand diesen Reflexen vorstehen. Möglicherweise 
werden diese Ganglienzellen von dem von Haberland (5) ent- 
deckten Sinushormon erregt. Wir sehen demnach, daß eine der 
lebenswichtigsten Stellen des menschlichen Körpers der Schritt- 
macher und das Ultimum moriens des Herzens einem vegetativen 
Reflex wahrscheinlich untersteht. x 

Auch über die Medulla oblongata können vom Herzen intra- 
vegetative Reflexe ausgelöst werden. Bei zu starkem Anstieg des 
Blutdrucks wird der N. depressor cordis gereizt — diese. Erregung 
pflanzt sich zentripetal auf das Vaguszentrum in der Medulla 
oblongata fort, um von da durch zentrilugale Vaguserregung eine 
Herabsetzung des Blutdrucks hervorzubringen. Der berühmte 
Goltzsche Klopfversuch stellt ein typisches Beispiel eines intra- 
vegetativen Reflexes dar: klopft man in raschem Tempo einem 
Tier auf den Bauch, so verlangsamt sich der Herzschlag oder 


es tritt Stillstand in Diastole auf. Durch mechanische Reizung 


der Baucheingeweide wird der Splanchnikus gereizt, von hier ver- 


läuft die Erregung über den Sympathikus zu den Ursprungs- 


kernen des Vagus der Medulla oblongata und bringt so eine Vagus- 
Der Reflex erlischt nach Durchschneidung der 
Medulla oblongata oder des Vagus. Ihm kommt deswegen eine 
klinische Bedeutung zu, da durch Stoß vor den Bauch durch Herz- 


stillstand Tod eintreten kann; auch beim Ileus und bei Magen- 


Darmaffektionen können auf diese Weise Pulsverlangsamungen erklärt 
werden. Bei den Wechselbeziehungen zwischen Magen und Herz- 


neurosen, dieRoemheld(6) als gastrokardialen Symptomenkomplex 


beschreibt, handelt es sich um die Beeinflussung eines gesunden 


. oder auch kranken Herzens vom Magen aus; die Wirkung kann 


toxischer und mechanischer Natur sein, ‘aber auch auf dem Wege 
intravegetativer Reflexe sich vollziehen. Bei Angina pectoris treten 
wichtige intravegetative Reflexe auf; der vagotonische Spasmus der 
Kranzgefäße kann reflektorisch über den Sympathikus eine para- 
sympathische Chorda-Speichelsekretion hervorrufen; auch profuse 
Diurese und Erbrechen kaun sich infolge Vaguserregungen einstellen. 
‚Bei Krampfzuständen aller inneren Organe, sei es, daß es. sich um 


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Auch das aus dem 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


7.28. November 


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vagotonische Kranzgefäßspasmen oder um vagotonische Erregungs- 


zustände der ‚glatten Muskulatur des Magens, des Darms, der Gallen- 
blase, des Nierenbeckens, des Uterus handelt, treten vagosympatbische 


_ Reflexe auf, die sich an der Haut durch periphere Gefäßverengerung, 


kalten Schweiß und Gänsehaut geltend machen. Vaguserregungen 
innerer Organe rufen demnach rellektorische sympathikotonische Haut- 


` reaktionen hervor. Ich (7) habe in einer früheren Arbeit die Hypo- 
these aufgestellt, daß die bekannt gute Wirkung heißer Umschläge 


bei Organkoliken. nicht als ein sensitiv-vegetativer Reflex aufzufassen 
ist, sondern daß durch die infolge Hitze erzeugten parasympathischen 


Hautgefäßerweiterungen reflektorisch der Vagustonus der im Krampf 
sich befindlichen glatten Muskulatur (Magen, Darm,. Blase usw.) | 


herabgesetzt wird. Das Asthma dyspepticum führt Boas. auf intra- 


' vegetative Reflexe zwischen Lunge — Herz und den Verdauungsorganen 


zurück. — Auch bei den Gefäßreflexen, die eine sehr wichtige Rolle 


für den Blutdruck und die Blutverteilung spielen; ist diese vege- 
. tativ-reflektorische Beeinflussung von Bedeutung. Bei der Brown- 
` Sequardschen Versuchsanordnung tritt diese intra-vegetative Gefäß- 


beeinflussung besonders hervor: taucht man ein Bein. in kaltes 
Wasser, so verengern sich reilektorisch die gesamten Hautgefäße, 
wie dieselben sich erweitern, wenn das Bein in warmem Wasser 


sich befindet. Ich (7a) selber habe die alimentären Leukozytosen 
und Leukopenien als Hautgefäßreflexe beschrieben, ' die bei der 


Magenverdauung einsetzen. Die Magensaftsekretion, die vegetativ- 


‘'endokriner Natur ist, bringt reflektorisch an der Haut sympathiko- | 


tonische Gefäßverengerungen (= Leukozytosen), resp. Gefäßerweite- 


‚rungen (= Leukopenien) hervor, je nach dem Verhalten des Tonus- 


zustandes des vegetativen Hautnervensystems. E. F. Müller (8) 
konnte mittels des vagotonischen Leukozytensturzes wichtige Be- 


ziehungen zwischen Haut und vegetativem Nervensystem aufdecken. 


Durch intrakutane Injektionen. konnte er einen Vagusreiz auslösen 
und auch die Reflexbahn klarstellen. Sie. beginnt in der Haut, 
nimmt ihren Weg in den parasympathischen Fasern des vegetativen 


| ‚ Nervensystems und hat ihren Angrifispunkt nach E. F. Müller in 
den vom Vagus innervierten Eingeweidegefäßen. Vollmer (9) 
‘konnte durch intrakutane Injektionen von physiologischer Koch- 


salzlösung das parasympathische und sympathische Hautnerven- 


system reizen, das rellektorisch den Stoffwechsel. in der Weise be-: 


'einflußte, daß eine Verminderung der Säureausscheidung mit dem 
Harn eintrat. nr a en 


Im Magen-Darmkanal spielen sich selber wichtige intra- 


| vegetative Reflexe ab. Nicht allein durch Fett und Säure. im 
Zwölffingerdarm schließt sich der Pylorus, sondern auch. durch 


Dehnung des Duodenums, kommt von hier aus .reflektorisch ein 
Pylorusverschluß zustande (9a).. Auch vom oberen Dünndarm läßt 
sich z. B. durch kräftig-mechanische Reize — wie bei Operationen 
— ein reflektorischer Pylorusverschluß infolge intravegetativer Reflexe 


erzielen. Daß vom Darm aus .Magenstörungen ausgelöst werden 


können, kennt jeder Praktiker aus eigener Erfahrung: so kann 


Appendizitis, auch Obstipation. zu schweren Magenstörungen Veran- 
lassung geben. Und wer sich auf den Standpunkt Rößl es (10) stellt, - 


daß das Magengeschwür als zweite Krankheit aufzufassen ist, muß 
bei Ulcera ventriculi, die als Folge von chronischer Appendizitis 
oder Cholezystitis entstanden sid, intravegetative Reflexe annehmen, 


die vom zuerst erkrankten Organ zur Magenschleimhaut verlaufen. 


v. Bergmann (11) bat auch auf. die Bedeutung derartiger Reflexe 
aufmerksam gemacht: infolge viszero-viszeraler Reflexe tritt. während 
eines Gallensteinkolikanfalls eine vagotrope Reizung des Magen- 
Darmtraktus auf, die sich in Motilitätssteigerungen am Verdauungs- 


kanal äußert; seltener tritt Fehlen jeder Magenperistaltik, der Se- 


kretion und des Pylorusschlusses auf. — Auch die Obstipation bei 
Gallensteinerkrankungen, die sich bis zum Ileus steigern kann, 
deutet v. Bergmann in diesem Sinne. — Da die Gallenblase keine 
Nerven vom willkürlichen Nervensystem erhält — sie wird vom 
Vagus und Sympathikus innerviert — so spielen sich alle von der 
Gallenblasenschleimhaut erregten Reflexe als intravegetativ-reflekto- 


rische Vorgänge ab. Neuere Untersuchungen — ich folge den Aus- ` 


führungen K. Westphals (12) — weisen darauf hin, daß auf leichten 
Vagusreiz die glatte Muskulatur der Gallenblase sich kontrahiert bei 
Öffuung des Sphinkter an der Vaterschen Papille 
(= Oddischer Schließmuskel). Die Duodenalsondierungen haben 


| gelehrt, daß Peptone oder Fette vom Duödenum reflektorisch‘ durch 


einen Vaguszeiz eine Entleerung der Gallenblase hervorbringen. Die 
bekannten Erfolge von Marienbader, Karlsbader und Mergentheimer 


Brunnen können durch derartige Duodenalsondierungen erklärt 
‚werden, da sie starke Gallenblasenkontraktionen mit Entleerung von . 


Galle in den Darm hervorrufen; Kochsalz- oder Natriumphosphat- 


lösungen erzeugen jedoch nicht solche Reflexe. Die neuere Gallen- 
blasenphysiologie lehrt nach Westphal, daß schwache Vagusreize 
Gallenblasenkontraktionen und Sphinkteröffnung hervorrufen; Sym- 


' pathikusreizungen verursachen dagegen Sphinkterschluß, der auch 


durch starke Vagusreizung erzeugt wird. Bei Reizungen der Gallen- 
blasenschleimhaut durch Steine oder Entzündungen bildet sich nach 
Westphal. bei starker ‚Vagusreizung die Ihypertonische Stauungs- 
gallenblase aus;. infolge eines intravegetativen Reflexes wird -der 
Yagus gereizt, der zu starken Kontraktionen der Muskulatur der 
B'ase führt, und zu gleicher Zeit schließt sich der Sphinkter. Die 
atonische Stauungsgallenblase bildet sich dann aus, wenn durch . 
intravegetative Reflexe infolge .Sympathikusreizung bei Erschlaffüng 
der Gallenblasenmuskulatur der Sphinkter sich schließt. Die alte 


Lehre, daß die Entstehung der Gallensteine auf Infektion, Dis- 


position und Stauung beruhe, läßt sich jetzt auf ein reizbareres, 
vegetatives Nervensystem .der Gallenblase zurückführen; ist dasselbe 
leichter erregbar, so werden schon kleinere Konkremente genügen, - 
um Sphinkterschlüsse hervorzurüfen, die zur. Stauung und Infektion 
alsdann Veranlassung geben. Bei den vagalen Formen der Gallen- - 
blasenkoliken nützt nach Westphal das Atropin; bei den sym- 
pathikotonischen Formen (atenischen . Zuständen der Gallenwegs- 
muskulatur) ist es angebracht,. den Expulsionsmotor durch Ver- 


-ordnung von Magnesium sulfuricum, Karlsbader Salze, Öle anzuregen. 


Auf einem sehr interessanten intravegetativen Reflex beruht die 
alimentäre Reiz-Hyperglykänmie der Diabetiker. Die Untersuchungen 


‘von Eisner (13) weisen darauf hin, daß die alimentäre Hyper- 


glykämie durch einen auf dem Wege: des autonomen Nervensystems 
vom Duodenum zur Leber gelangenden Reflex entsteht, der zur 


Ausschüttung der Glykogenspeicher führt. - Eisner zeigte, daß die 


alimentäre Hyperglykämie bereits wenige Minuten nach der Koble- 


'hydrataulnahme sich bemerkbar macht. Die- Zeit des Blutzucker- 


anstieges ist. zu kurz, um annehmen zu können, daß die genossenen 
Kohlehydrate durch die Leber in das Blut fließen, um so den Blüt- 


‚zuckergehalt in die Höhe- zu treiben. Wir müssen annehmen, daB. 


der Einstrom von Kohlehydraten in das Duodenum zu einem Leberreiz 
führt, der zum Blutzuckeranstieg Veranlassung- gibt. Es muß sich 
dabei nach Eisner deswegen um einen Reflex bandeln, da die 
Hyperglykämie sehr schnell, schon nach 5 Minuten, eintritt und 
sich besonders bei Individuen mit leicht erregbarem vegelaliven 
Nervensystem ausbildet. Auch die schlechte Verträglichkeit ‚von 
Fleisch bei gewissen ‚Zuckerkranken wird von Rosenberg (13a). 
auf intravegetaiive Reflexe teilweise zurückgelührt. Rosenberg 
zeigte, daß der Blutzuckeranstieg nach Fleischgenuß bei Diabetes. 
mellitus besonders nach Erregungen entsteht; diese Hyperglykämie 
kommt daher nach der Ansicht dieses Autors durch einen spezifischen, 
wahrscheinlich auf dem Wege des vegetativen Nervensystems ge- 
leiteten Reiz zustande. ‘Zwischen Nierenbecken, Harnblase und Niere 
spielen sich wichtige, intravegetative Reflexe ab. Bei einseitig ein- 
geklemmtem Nierenstein kann es so infolge reflektorischen Krampfes 
der Nierenarterien zu Anurie kommen. Pflaumer (14) sah, daß 
mit zunehmender Ausdehnung der Harnblase die Wassersekretions- 
arbeit der Niere gehemmt wird (= vesiko-renaler Reflex). Ebenso. 
bewirkt Stauung im Ureter Behinderung der Härnsekretion (= urethro- 
vesikaler Reflex). | | | u 

Die engen Beziehungen zwischen Atmung und Kreislauf 
werden durch vegetative Reflexe vermittelt. Nach neueren Unter- 
suchungen von Krogh ist das Minutenvolumen des Herzens (= Schlag- 
volumen, d.h. die bei jeder Systole des Herzens ausgeworfene Blut-. 
menge X Pulsfrequenz) eine Funktion der Atmung. Die Unter- 
suchungen von Pongs (15) haben die Bedeutung der vegetativen 
Nerven in dieser Beziehung in das rechte Licht gerückt. So ent- 


steht die auf der Höhe der Einatmung oder erst mit der Ausatmung 
"beginnende respiratorische Arrhythmie durch einen intravegetativen 
Reflex, dessen Bogen gebildet wird aus dem Lungenvagus als afferente 


Bahn, Atmungs- und ‚Vaguszentrum als Überleitung und aus dem 
efferenten Herzvagus. Auch die Atmung ist von: intravegetativen 
Reflexen abhängig. Die vegetativen Atmungszellen, die nach Gad 


innerhalb der Formatio reticularis liegen,. werden durch intra-. 


vegetative Vagusreflexe in eigenarliger Weise beeinflußt. Die normale 
physiologische Wirkung des Vagus besteht in einer Hemmung der. 
Inspiration, da durch reizlose Ausschaltung des Vagus — durch Ab- 
kühlung nach Gad — wegen fehlender Hemmung verlängerte und 
vertiefte Inspirationen erscheinen, Auch die bekannte Hering- 
Breuersche Selbststeuerung der Atmung beruht auf intravegetafiven 
Reflexen, da sowohl die Inspiration als auch die Exspiration durch 


periphere Vagusreizung reflektorisch das Atemzentrum hemmend be- 
'einflußt. Schließlich wird das Asthma bronchiale infolge intra- . 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK —. Nr. 47. 


vegetativer Reflexe unter Umständen ausgelöst. So kann vom Uterus. 


(Myome, Retroflexio), von Magen-Darm-Affektionen (Verstopfung, 
Würmer) das Bronchokonstriktorenzentrum gereizt werden und auf 
diese Weise infolge Vaguserregungen zu bronchial-asthmatischen: An- 
fällen kommen. Dieselben bestehen bekanntlich, abgesehen von 
sekretorischen Störungen der Bronchialschleimhaut, in Bronchial- 
muskelspasmen, die dem Kranken nicht nur wegen des Lufthungers 
unangenehm werden, sondern- auch schmerzhafte Sensationen er- 
zeugen, die dem Gehirn nach meiner Meinung (16) auf einer zentri- 
petalen Sympathikusbahn zugeführt. werden. Die Kümmellsche 
Sympathektomie wird: deswegen besonders bei den Fällen nützen, 
deren Bronchokonstriktorenzentrum. durch diese zentripetal. leitende 
Sympathikusbahn immer wieder erregt wird. | 


Alle inneren Organkoliken beruhen auf Reizzuständen vegeta- 
tiver Nervenfasern; weisen doch die Erfahrungen der Chirurgen 
darauf hin, daß die inneren Organe (Magen, Darm, Leber, Nieren- 
parenchym, Milz, Lunge, Gehirn) gegen die gewöhnlichen sensiblen 
Reize, die das willkürliohe Nervensystem erregen, wie Schneiden, 
Brennen usw., unempfindlich sind. Die über den Sympathikus 
durch das Seitenstrangbündel in das ventromediale Kernlager des 
Thalamus opticus gelangenden Erregungen bringen bei allen heftigeren 
Koliken, besonders z. B. bei den Nierensteinkoliken einen reflek- 
torischen Sturm im vegetativen Nervensystem hervor, der sich in 
Erbrechen, Verengerung der oberflächlichen Gesichtsgefäße, kalten 
Schweißen äußert. Thies’ (17) hat auf weitere intravegetative 
Reflexe bei Gallensteinkoliken aufmerksam gemacht, die in Pupillen- 
differenz, starkem Urindrang und regionärem Hautjucken bestehen; 
letzteres soll auf Pilokarpingaben verschwinden., Die tuberkulösen 


Hautreaktionen beruhen auf einer Übererregbarkeit des vegetativen. 


Hautnervensystems; gehen doch die, spezifisch-tuberkulösen Haut- 
reaktionen mit den unspezifischen vegetativ-nervös bedingten Gr oer- 
Hechtschen Reaktionen nach Curschmann und Müller (18)parallel. 
Die Petruschky-Kur wirkt nach meiner Meinung auf dem Wege 
intravegetativer Reflexe; durch Einreibung des Tuberkulins in die 
Haut wird das vegetative Nervensystem daselbst erregt, das reflek- 
torisch zu vagotonischen Gefäßerweiterungen am Krankheitsherde 
führt, die im Sinne einer Heilhyperämie Biers wirken. 


Den sensitiv-vegetativen Reflexen kommt eine wichtige 
diagnostische Bedeutung zu. Beim Pupillenreflex springt der Optikus- 


reiz auf die parasympathischen Okulomotoriuskerne der vorderen 
 Vierhügelgegend über, um über den Okulomotorius, Nervi ciliares 


zum Musculus sphincter iridis zu verlaufen. 


Reizung der Konjunktiva erregt über den Trigeminus das 
Tränendrüsenzentrum im verlängerten Mark, um von da auf den 
Fazialis und N. petr. superf. zu den Tränendrüsen zu gelangen. 


Von der Haut können über sensible Nervenbahnen zahlreiche 


_ innere Organe und nervöse Zentren erregt werden. So kann Wärme 


oder Kälte, die die Haut trifft, über die Temperaturnerven den 
Tractus spinothalamicus — Thalamus opticus — das Wärmezentrum 
(Tuber cinereum) reflektorisch erregen, das über peripher zentri- 
fugal leitende vegetative Nervenbahnen die Vasomotilität, Pilo- 
motoren und Schweißsekretion in Gang bringt. Wird dieser wichtige 
Reflex wie bei Überhitzung oder Erfrierung verhindert, so kann der 
Tod eintreten. Ä 


Sensitiv-vegetative Herzreflexe kommen häufig in Frage; so 


_ rufen Reizungen aller möglichen sensiblen Nerven, z. B. der Haut- 


nerven, des Nervus ischiadicus, des Plexus brachialis bald Zunahme, 
bald Abnahme der Herzfrequenz hervor, je nachdem es sich um 
sensitiv-sympathische oder sensitiv-vagale Reflexe handelt. Die 


. bekannte Steigerung der Herzfrequenz nach Muskelarbeit beruht, 
. abgesehen von einer Mitinnervalion der Accelerantes und Einwirkung 


von Muskel-Stoffwechselprodukten, auf einem von den sensiblen 
Muskelnerven ausgehenden sensitiv-sympathischen Reflex. Auch 
der bekannte As chner-Reflex, der mit gewissen Kautelen als vago- 
tonisches Zeichen aufzufassen ist, kommt durch Reizung sensibler 
Trigeminusfasern, die reflektorisch den Vagus erregen, zustande. 
Die Gefäßreflexe können desgleichen über sensible Bahnen sich aus- 
bilden. Bei Reizung von Hautnerven verengern sich die Gefäße im 
Splanchnikusgebiet bei gleichzeitiger Erweiterung der Gefäße in den 
Muskeln und im Zentralnervensystem. Nach Höber (19) hat dieser 
Reflex wohl den biologischen Sinn, daß im Moment der Gefährdung 
durch irgendeine feindliehe Gewalt diejenigen Organe vor allem mit 
Blut versorgt werden, welche der Abwehr und der Flucht dienen 
onnen. Auf Gefäßreflexen beruhen die vasomotorischen Gefäß- 
erscheinungen der Haut. Der reflektorische Dermographismus, von 
L. R. Müller als irritatives Reflexerythem bezeichnet, kommt durch 


Reizung sensibler Bahnen zustande; die die Erregung über die 
hinteren Wurzeln auf. die vegetativen Zentren des Seitenhorns über- 
tragen; von da verlaufen die vasodilatatorischen Nervenfasern 
über die hinteren Wurzeln und die peripheren Nerven zu den 
Gefäßen. | nn Ä | 


Das Atemzentrum in der Medulla oblongata schickt seine 


Impulse zu den Ursprungsstellen des. Nervus phrenicus und der 


Nervi intercostales; aber auch die verschiedensten sensiblen Reize 


können das vegetative Atemzentrum treffen und so als sensitiv- 
vegetative Reflexe aufgefaßt werden. Von Hautreizen (besonders 
kalten Nackengüssen), vom Trigeminus (Nasenschleimhaut), vom 
Glossopharyngeus (Rachenschleimhaut) können Erregungen zum 
Atemzentrum fließen und so zu Atemreizen führen. Beim Ent- 


leerungsvorgang der Milchdrüse spielen nach Greving (20) nervöse. 


Reflexe eine Rolle. Beim Saugen an der weiblichen Brust werden 
sensible Fasern erregt, die die Erregung auf sympathische. Ganglien- 
zellen der Seitenhörner des Rückenmarks übertragen, um von da 
den Reiz auf die spinalen Nerven für die Brustdrüse weiterzugeben. 


Sensible Reize hemmen die. Darmbewegungen; dieser sensitiv- 


vegetative Reflex verläuft durch den betreffenden sensiblen Nerven 
nach dem Rückenmark, um von dort über die Splanchnici, prä- 
vertebrale Ganglien, Nervi mesenterici zu den motorischen Darm- 


'zentren zu gelangen. Bei Reizzuständen des Peritoneums kommt 


ein äußerst wichtiger sensiliv-vegetativer Reflex zustande: infolge 
Erregung der sensiblen Bauchfellnerven wird der Splanchnikus 


reflektorisch gereizt, der zum Stillstand der Darmbewegungen Ver- . 
anlassung gibt und so eine Weiterentwicklung des Entzündungs- 


prozesses verhindert. | 


Die Funktionen der menschlichen Geschlechtsorgane können 
durch sensitiv-vegetative Reflexe beeinflußt werden. Durch Reizung 
des N. dorsalis penis wird die ‚Erregung über den N. pudendus 
communis auf das spinale sakrale Erektionszentrum übertragen, um 


von dort über die Nn. erigentes, Nn. cavernosi eine Dilatation der 


Corpora cavernosa hervorzubringen. Auch die Ejakulation ist an 
derartige Reflexe geknüpft; nach L. R. Müller gelangen die sensiblen 
Erregungen über den N. dorsalis penis und den N. pudendus com. 


zu den hinteren Wurzeln, um von da in das obere Lumbalmark zu 7 


ziehen; von hier gelangen wahrscheinlich die sensiblen. Reize über 
den Plexus hypogastricus zu den Ductus deferentes, Samenblasen, 


Prostata und zur quergestreiften Ejakulationsmuskulatur (Constrictor - 


urethrae, Bulbo- und Ischiocavernosus). Auch die weiblichen Ge- 


schlechtsorgane unterliegen ähnlichen reilektorischen Vorgängen: die | 


Erektion. der Klitoris kommt auf entsprechenden Bahnen wie im 
männlichen Organismus zustande. _ 2 | 


Von der Brustdrüsenwarze, wie von der Nasenschleimhaut 
werden Uteruskoliken angeregt; bekannt ist ja, daß beim ersten An- 
legen des Kindes an die Brust es zu Nachwehen kommt. Bei leb- 
haften körperlichen Schmerzen können zahlreiche sensitiv-vegetative 
Reflexe aufgelöst werden, die zu einer Sekretion der Tränen- und 
Speicheldrüsen, Pupillenerweiterung, Änderung der Herzfrequenz, 
Erregung der Gesichtsvasomotoren führen. 
wegungen werden gehemmt, die Magensaftsekretion sistiert. 


Die vegetativ-sensiblen Reflexe spielen in der ärztlichen l 
Praxis eine große Rolle: bei Angina pectoris werden die schmerz- . 
haften Koronargefäßspasmen über den Sympathikus auf das 8. Zer- 


‚vikal- und 1. Dorsalsegment übertragen, um von da in die sensiblen 
Bahnen des Arms und der Brust auszustrahlen. Auch beim Magen- 


' geschwür wird häufig leichter Druck im Epigastrium und links neben 


dem 12. Brustwirbel als äußerst schmerzhaft empfunden. Infolge 
eines vegetativ-sensiblen Reflexes wird die Überleitung der Erregung 
von den Fasern des Splanchnikus auf die sensiblen Bahnen des 


spinalen Nervensystems ermöglicht und so das Ausstrahlen der 
Schmerzen und die Überempfindlichkeit der entsprechenden. Haut- 


bezirke zustandegebracht. Mit der Gallensteinkolik, die, wie oben 
auseinandergesetzt wurde, auf vegetativen Reizzuständen beruht, 
gehen auch vegetativ-sensible Reflexe einher. Die Überempfindlichkeit 


in der 8.—11. Dorsalzone, die Rückenschmerzen, die bis zur Schulter 


ausstrahlen mit. Druckempfindlichkeit. des Plexus brachialis, werden 
auf diese Weise erzeugt. Auch reflektorische Reizungen anderer 
Nervengebiete bei Gallensteinkoliken können sich einstellen: West- 
phal (20a) beschreibt eine rechtsseitige Phrenikusdruckempfindlich- 


keit; v. Bergmann erwähnt reflektorische Reizung des Trigeminus- . 
kerns mit Headschen Kopfzonen; vom viszeralen Vaguskern finden 
' nach v. Bergmann bei Gallensteinkoliken Irradiationen in den Vesti- 


bulariskern statt, die den „Vertigo e vesica fellea laesa“ erzeugen. 
Auch die Nierenkolik ist mit starken vegetativ-sensiblen Reflexen ver- 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


23. November 


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knüpft; die Irradiationen in die untere Hälfte desRückens, die seitlichen 
Partien des Leibes, nach der Blase, den Hoden, der Glans penis 
kommen in der Weise zustande, daß das die Schmerzleitung be- 
'sorgende vegetative Nervensystem (L. R. Müller) reflektorisch die 
entsprechenden spinalen Nerven reizt. | 


. 


Eine wichtige Rolle spielen die vegetativ-motorisehen 


‚Reflexe: da -die schmerzhaften Sensationen der inneren Organe 


vom Sympathikus zentripetal geleitet werden, so müssen die bei Organ- 
koliken auftretenden Muskelspannungen als vegetativ-motorische 
Reflexe gedeutet werden. Auf diese Art werden die reflektorischen 
Muskelspannungen bei Nierensteinkoliken, Gallensteinkoliken, Blasen- 
steinkoliken, Darmkoliken, auch bei Appendizitis erklärt werden 
können. Bei Angina pectoris offenbart .sich „das plötzliche Ein- 


setzen einer mächtigen Kontraktion der Interkostalmuskeln durch 


ein Gefühl des Zusammenpressens der Brust, welches so heftig sein 
kann, daß der Patient meint, das Brustbein müsse brechen“ 


[Mackenzie 21]. Westphal fand als viszeromotorischen Reflex 
bei Gallenblasenleiden eine Bewegungsbeschränkung des rechten 


Zwerchfells. 


Wenn wir uns die Entstehung der psycho-vegetativen 


Reflexe klarmachen wollen, so müssen wir von den Pawlowschen 


klassischen Untersuchungen ausgehen. ‘Die Sekretion des Magen- 
saftes kommt im allgemeinen. durch einen sensiliv-vegetativen 
(= unbedingten) Reflex zustande: durch Reizung der Geschmacks- 


-organe in der Mundhöhle fängt der Appetitsaft an sich zu ergießen; 


das haben die Scheinfütterungen Pawlows bewiesen, die zeigten, 
daß die Magensaftsekretion in den Gang kommt, nur wenn das 
Kauen der Bissen stattfindet. Die reflektorische Anregung der 
Magensaftsekretion kann aber auch von anderen Sinnesorganen über 
das Großhirn ausgehen; der Geruch, der Anblick der Speise, der 


Schritt des Wärters, der das Futter zu bringen pflegt, lockt den 
' Magensaft bei Hunden hervor (= bedingter Reflex). 
'an der Flasche ruft schon beim Neugeborenen den Magensaft her- 


Das Saugen 


vor; einen solchen Reflex nennt Pawlow einen unbedingten; die 


bedingten Reflexe sind nicht angeboren und werden erst durch Er- 
fahrung und: Übung unter Beteiligung des Großhirns, allerdings schon 


sehr frühzeitig erworben. Bei den psycho-vegetativen Reflexen ist 
der Reiz der Sinnesorgane garnicht mehr nötig. Ohne das schmack- 
hafte Essen zu sehen, kommt der Appetitsaft zur Sekretion allein 
durch die Vorstellung der einzunehmenden Mahlzeit. So konnte 
Heyer (22) in der Hypnose Magensaftsekretion hervorrufen, die sich 
sogar chemisch verschieden verhielt, je nachdem er die Einnahme 
von Fleisch, Fett oder Kohlehydraten suggerierte. Ich (23) konnte 
neuerdings weiterhin zeigen, daß diese durch Suggestion über den 
Vagus angefachte Magensaftsekretion mit Gefäßreflexen verbunden 
ist, die sich durch sympathikotonische Leukozytosen und vagotonische 
Leukopenien kundgeben. Bei den psycho-vegetativen Reflexen ist 
der zentripetal zum Reflexzentrum ziehende Schenkel nicht mehr 
nachweisbar. Allein aus der Erinnerung heraus werden reflektorisch 
die vegetativen Zentren erregt: und so in den Organen Tätigkeiten 
ausgelöst. Aber nicht nur Erinnerungen lösen solche Reaktionen 
aus, sondern auch Stimmungen veranlassen derartige psychophysische 
Reaktionen. So reagieren die vom Ggl. sphenopalatinum (Tränendrüse, 


‚Nasenschleimhaut) innervierten Organe nicht nur auf reflektorische 


Erregungen, sondern werden auch durch. Stimmungsschwankungen 
angeregt. Die im Gehirn entstehenden Stimmungen wirken über 


das vegetative Nervensystem durch psycho-vegetative Reflexe auf 
‚innere Organe. Nach O. Müller (24) fördern oder hemmen seelische 


Vorgänge über das vegetative Nervensystem die Bewegungen der 


‚Haargeläße. Alltägliche Beobachtungen, wie freudige Röte, Blässe 


vor Schreck, zeigen die Abhängigkeit der Blutfülle der Gefäße von 
seelischen Vorgängen. Auch an der Brustdrüse treten solche psycho- 
vegetativen Reflexe auf: ist nach dem letzten Stillen eine gewisse 
Zeit verflossen, so genügt nach Greving schon der Gedanke an 
das Stillen, um das Einschießen der Milch zu erzeugen. : Daß die 
Blutverteilung im Körper auf psycho-vegetativen Reflexen beruht, 
haben die schönen Untersuchungen von Weber (25) gelehrt, der 


‚zeigte, daß vor der willkürlichen Innervation der quergestreiften 


Muskulatur das vegetative Nervensystem in Tätigkeit tritt, da die 


‚Gefäßerweiterung im Muskelgebiet sich vor der Muskelkontraktion 
ausbildet. Schon die Arbeitsintention hat die entsprechenden Blut- ' 


verschiebungen zur Folge. Daß das Herz psycho-vegetativen Reflexen 
unterliegt, lehrt die tägliche Beobachtung. So schlägt das Herz 


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schneller bei freudigen Erregungen;; vor Schreck kann es zum Herr- 
stillstand kommen. . Auch das Bronchialasthma kann durch derartige 
Reflexe unter anderem ausgelöst werden. Solche durch Angst- 
vorstellungen 'ausgelöste Asthmaanfälle werden hypnotisch gut zu 
beeinflussen: sein. | 

Auch die Blasentätigkeit ist psycho-vegetativen Reflexen unter- 
worfen; Schreck, Angst, Aufregung kann zu Blasenkontraktionen, 


‚ja unter Umständen zu unfreiwilligen Harnblasenentleerungen führen, 


Hier bringen die Erregungen der subthalamischen vegetativen Zen- 


tren Reizzustände im parasympathischen N.pelvicus hervor, der zu 
Kontraktionen des Musculus Detrusor und Erschlaffiung des Sphincter 


vesicae führt. Ein typisches Beispiel eines psycho-vegetativen Re- 
flexes stellen die Erektionen dar, ; die lüsternen Gedanken entspringen; 
hier bringt die Vorstellung allein eine Erregung des N.erigens zu- 
stande. Auch bei der Frau können sinnliche Vorstellungen ‘oder 
sinnliche Erinnerungen Libido erzeugen, die zur Turgeszenz der 
Schwellkörper und zur Sekretion der Schleimdrüsen am Introitus 
führen. Psycho-vegetative Reflexe können schließlich zu wirklichen 
Erkrankungen führen. Die psycho-reflektorischen Krankheitsbilder 
Goldscheiders (25a) berühren ein ähnliches Kapitel. So kann 
sich ein Emotionsikterus ausbilden, der infolge starker Vagus- oder 
Sympathikusreizungen, die zum Sphinkterschluß führen, psycho- 
reflektorisch entsteht. Psycho-vegetative Reflexe können schließlich 
endokrine Störungen hervorrufen. Durch derartige Erregungen kann 
es zum Basedow kommen; auch die Menstruationsanomalien, wio 
Amenorrhoe, starkeMenstruationsblutungen werden von A.Mayer (26) 
auf innersekretorische Störungen infolge psychischer Einflüsse zurück- 
geführt. N 

Die Erregungsglykosurie kann auch als ein psycho-vegetativer 
Reflex aufgefaßt werden: der: Schreck erregt das Zuckerzentrum im 
Gehirn, von dem über den Sympathikus, Nebenniere (Adrenalin- 
ausschwemmung) die Mobilisation des Glykogens erfolgt. Ebenso 
kann die von mir (27) beschriebene psychische Beeinflussung des 
Blutserumkalkspiegels als. eine Art psycho-vegetativer Reflex auf- 
gefaßt werden. Ich konnte zeigen, daß durch Aufregungen der 
Kalziumgehalt des Blutserums bis zu 3,53mg % im Blutserum herab- 
gesetzt werden kann; normaler Weise betragen die Ca-Schwankungen 
unter Berücksichtigung aller Fehlerquellen etwa 0,5mg‘% Ca. Wir 
müssen uns vorstellen, daß‘ durch die künstlich hervorgerufenen 
Erregungen vegetative. Zentren im Gehirn gereizt werden, die durch 
Sympathikuserregungen das Kalzium aus dem Blut in das Gewebe 
führen. Wissen wir doch durch die Untersuchungen von Kraus (28) 
und Zondek (29), Billigheimer (80), daß. bei Sympathikus- 
erregungen Kalzium an den peripheren Reizstellen konzentriert wird. 
Wir können demnach die psychische Beeinflussung des Blutserum- 
kalkspiegels als einen psycho-vegetativen Reflex bezeichnen. 


Aus unseren Betrachtungen geht demnach hervor, daß die 
geschilderten vegetativen Reflexe die Aufgabe haben, mit eine der 
wichtigsten Funktionen des vegetativen Nervensystems zu erfüllen, 
nämlich die Lebensfunktionen des Körpers zu regeln und zu be 
herrschen; häufig lösen diese Reflexe aber auch, wie wir gesehen 
haben, die mannigfaltigsten krankhaften Erscheinungen aus. . 


. Literatur: 1. Klee, Motorische Magenreflexe, Klin. Wschr. 1924, Nr. 19. — 
2. L. R. Müller, Zschr. f. Psychiatrie, Bd. 80. — 8. Dahl, Zschr. f. Geburtsh. u. 
Gynäk., Bd. 78. — 4. L. R. Müller, Die Lebensnerven, Berlin 1924. — 5. Haber- 
land, Klin.Wschr. 1924. Nr. 86. — 6. Roemheld, Verbandl. d. Dtsch. Gesellsch. £ 
ion. Med. 1924, S. 08. — 7. Glaser, Zschr. f. ärztl, Fortb., im Erscheinen begrif- 
ten. — 7a. Derselbe, M.m.W. 1924,21. — 8.E.F.Müller, M.m.W. 1922, S. 150 
u. 1768, — 9. Vollmer, Zbl. f. d. ges. Kindhik. 1924, XVI, H. 5. — 9a. Magnus, 
Verhandl. d. Dtsch. Gesellsch. f. inn. Med. 1924, S. 159. — 10. Rössle, Mitteil. a à. 
Grenzgeb. d. Med. u. Chir. 1912, 25. — 11. v. Bergmann, Jahraskurse f. ārztl. 
Fortb. 1922, H. 8. — 12. K Westphal, Klin. Wschr. 1924, Nr. 25.: — 18. Eisner, 
zit, nach Rosenberg. — 13a. Rosenberg, Klin. Wschr., 2. Jahrg. Nr. 2. — 
14. Pllaumer, Zschr. f. Urologie, 1919, 13. — 15. Pongs, Der Einfluß tiefer At- 


. mung auf den Herzrhythmus usw., Berlin‘1928, Verlag Springer. — 16. F. Glaser, 


M. K. 1924, Nr. 15. — 17, Thies, Mitt. a. d. Granzgeb. d. Med. u. Chir. 7, H-3. 
— 18. H. Curschmann, M.K.1921, 27 u. A. Müller, Klin. Wschr. 1922, 21. — 


‚19. Höber, Lehrbuch d. Physiologie 1920, S. 144. — 20. Greving, zit. nach L R. 


Müller, Die Lebensnerven, S.227. — 20a. Westphal, zit. nach v. Bergmann. ~ 
2L Mackenzie, Krankheitszeichen u. ihre Auslegung, 1923, Verlag. Kabitzsch, 
Leipzig. — 22. Heyer, Therapie d. Gegenw. 1921, H. 8. — 28, F. Glaser, M 
K, 1924, Nr. 16. — 24. O. Müller, D. m. W. 1923, Nr. 33. — 2. Weber, 
Der Einfluß psychischer Vorgänge auf den Körper. Berlin 1910. — 258 Gold- 
scheider, D. m. W. 1905, S. 187. — 26. A. Mayer, Zbl. £ Gynäk. 191, 
Nr. 24. — 27. F. Glaser, Klin. Wschr. 1924, Nr.33. — 28. F. Kraus, M.K. 192. 
Nr. 48. — 29. Zon dek, Klin. Wschr. 1923, 9. — 30. Billigheimer,Klin. Wschr. 19%, 
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| ‚ist zu for 


| 93. November. 


' stehen wir in Übereinstimmung mit R. 
ratur, bei der das vorher in einem U-Röhrchen gut beweg- 


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1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 47. 


Abhandlungen. 


Aus der Universitäts- Klinik. und Poliklinik für: Hautkrankheiten 
zu ’Greifswald (Vorstand: Prof. W. Schönfeld). . 


_ Intrakutan-Injektionen und ihre Folgeerscheinungen. 


Von Dr. Werner G. Müller, Assistenten der Klinik. 
- Hautreize verschiedener Art, insbesondere Intrakutaninjektionen 


entfalten nach unseren heutigen Kenntnissen eine wesentlich tief- 


greifendere Wirkung auf den Körper, als früher angenommen wurde. 
Dreierlei Beobachtungen scheinen unserer Meinung nach im Sinne 
dieser tiefgreifenderen Wirkung verwertbar zu sein, nämlich: 
1. Die Hämoklasenkrise, insbesondere der periphere Leukozyten- 
_ sturz nach Intrakutaneinspritzungen (E. F. Müller u. a.). 


2. Stoffwechselumstimmungen, wie sie von H. Vollmer, S. Paul 


‚beschrieben worden sind. - 


3. Vermehrung des Ausflusses bei Tripper, bzw. Provokation 


von Gonokokken (E. F. Müller, Nevermann). 
Inwieweit diese drei Beobachtungen nach Intrakutaninjektionen 


-sich auf eine gemeinsame Wurzel zurückführen lassen, etwa in dem 


Sinne, daß dem autonomen Nervensystem die führende Rolle zu- 


käme, ist heute bei dem geringen Wissen, das wir vom autonomen 


Nervensystem und den eben geschilderten Vorgängen überhaupt 


haben, kaum mit Sicherheit zu entscheiden. 


Gibt es nun neben diesen 3 Vorgängen noch andere 


o Folgeerscheinungen nach Intrakutaninjektionen? ' Durch 


diese Fragestellung kamen wir dazu, den Hitzekoagulations- 


' punkt des Serums vor und nach Intrakutaninjektionen 
zu untersuchen. | 


.. Unter dem Hitzekoagulationspunkt des Serums (Ko.P.) ver- 
L. Mayer diejenige Tempe- 


liche Serum unbeweglich wird. Diese Definition bedarf, wie 


auch schon R. L. Mayer selbst ausführt, einiger Ergänzungen, damit 


mit dem Beiden Serum stets der gleiche Ko.P. erhalten wird. So 
lern, daß die U-Röhrchen, die zur Bestimmung des Ko.P. 
dienen, aus 


ünnem Glase gefertigt, vor dem Gebrauch vollständig 


' trocken sind und eine lichte Weite von 3 mm haben. Ferner muß, um 


Ä gone Vergleichswerte zu erhalten, stets die gleiche Serummenge 


Verwendung finden (0,8 com). Bei Ko.P.- Bestimmungen mit ungleichen 
Serummengen ergeben sich nach unseren Erfahrungen Ungenauig- 


keiten; die Fehlergrenzen werden erweitert. Die Füllung derU-Röhrchen 
nimmt man am besten so vor, daß man das Serum aus: einer Spritze 


mit dünner Kanüle langsam unter Vermeidung von Lüftblasen in das 
U-Röhrchen gibt. Die Erama der U-Röhrchen erfolgt in einem 
Wasserbade. Der Heizkessel muß stets die gleiche Wassermenge ent- 
halten, damit das an einem Träger befestigte Thermometer (Einteilung 
in Zehntelgrade!) stets gleichtief in das Wasser eintaucht. Das mit 
dem Serum gefüllte U-Röhrchen wird in dem Augenblick in das Wasser- 


bad eingetaucht, in dem das Thermometer eben 65,0°0 anzeigt. Er- 
‚wärmt man von verschiedenen Wärmegraden ausgehend, so erhält man 


meist keinen einheitlichen Ko.P. bei dem gleichen Serum. Das mit 


dem Serum gefüllte U-Röhrchen muß ferner vollständig in das Wasser- 


bad eintauchen, ebenso ist das ‘U-Röhrchen stets in gleicher Ent- 


| fernung (wenige mm) vom Thermometer zu halten und ist durch Re- 
- Qulierun 
und Herbewegen zu erwärmen. Es ist bei einer so kompliziert zu- 


der Flamme gleichmäßig und langsam unter stetem Hin- 


sammengesetzten Flüssigkeit wie dem menschlichen Blutserum für 
dessen Ko.P. nicht gleichgültig, ob die Erwärmung schnell oder lang- 
sam, gleich- oder ungleichmüfßig erfolgt. Außerdem darf das verwendete 
Serum keine Zeichen von Hämolyse aufweisen. Das Blut muß mit 


. vollkommen trockener Spritze entnommen werden. č ` 


. Nur bei sorgsamer Beachtung dieser in Frage kommenden Fehler- 


x quellen kann man mit einer annähernd genauen Ko.P.-Bestimmung 
, Technen. . Unsere Sera wurden in der Mehrzahl der Fälle ‚durch 
Zentrifugieren gewonnen und in der Regel nach: 12—24stündigem 


. Eisschrankaufenthalt zur Ko.P.-Bestimmung verwendet. Um nun 
bei den Bestimmungen größtmögliche Genauigkeit zu erreichen, 
' wurden von jedem einzelnen Serum 3—4 Kontrolluntersuchungen 


angestellt. Dabei ergab sich, daß beim gleichen Serum die 


; einzelnen Bestimmungen höchstens um 0,38? verschieden 


Sind, Unterschiede von 0,4° und darüber bei ein und demselben 


Serum lassen sich durch Beachtung der oben angegebenen Fehler- 


quellen unbedingt beseitigen. Eine Ko.P.-Bestimmung ist nach 


unseren Erfahrungen nur dann als genau zu bezeichnen, wenn 
mehrere (mindestens 3 Kontrolluntersuchungen) beim gleichen Serum 


werden, vieldeutbar sind, da der Ko.P. von vielen Stoffen des 
Serums bestimmt wird, so vom Eiweiß-, Salz- und Wassergehalt. 
Insofern bedürfen eigentlich alle Ko.P.-Bestimmungen als Ergänzung 


| der chemischen Analyse. | 


Unseren Untersuchungen liegen 281 Einzelbestimmungen bei 
2 Haut- und Geschlechtskranken zugrunde. 


Das Serum wurde vor und nach der Intrakutaninjektion von 


0.8%iger Kochsalzlösung!) in der Weise untersucht, daß zweimal Blut 


‘vor und dreimal nach den Intrakutaneinspritzungen aus der Armvene 


entnommen wurde. Stärkere Stauung ist zu vermeiden (s. u.). 

Was zunächst die Ergebnisse von R. L. Mayer, Rosenow 
anlangt, so kann ich bestätigen, daß sich der Ko.P. in der Mehr- 
zahl der Fälle zwischen den Grenzen von 73,0° und 75,00 bewegte. 


. Verhältnismäßig häufig fanden wir in Übereinstimmung mit den 


J. einen Einfluß auf den Ko.P. haben, so konnten wir z. B. nach Trinken | 


‚ ebengenannten Autoren erhöhte Werte (bis 78,0% und 79,00%), ohne 


daß bestimmte Krankheiten aus dem von uns untersuchten Sonder- 
gebiet, etwa Syphilis und Tripper regelmäßig erhöhten Ko.P. auf- 
wiesen. Es ist so mit Mayr und Holstädt die differentialdia- 
gnostische Verwertbarkeit der Ko.P.-Bestimmung zum mindesten 
für die Venerologie abzulehnen; auch in der Dermatologie dürfte 
die diagnostische Verwertbarkeit: der Ko.P.- Bestimmungen wohl kaum 
besonderen Wert erlangen. Dem steht natürlich nicht entgegen, 
daß diese Bestimmungeh von hohem biologischen Interesse sind. 

Ein gesetzmäßiges Verhalten, wann und wie lange vor der 
Gerinnung eine Trübung des Serums eintritt, konnten wir, ebenso- 
wenig wie R. L. Mayer feststellen. Nach den. beiden ersten Blut- 
entnahmen wurden am Oberarm eine Anzahl intrakutaner Kochsalz- 
quaddeln gesetzt. Obwohl die E. F. Müllerschen Arbeiten ergeben, 
daß bereits eine geringe intrakutan einverleibte Flüssigkeitsmenge 
zu einer maximalen Wirkung wenigstens auf den peripheren Leuko- 
zytensturz führt, so legten wir doch unter Verwendung von 1 ccm 
0,8%iger Kochsalzlösung meist drei bis sechs Quaddeln an, denn 
erfahrungsgemäß kommt hin und wieder ein Abfließen der intrakutan 
eingeführten Flüssigkeit nach der Subkutis vor, und es wird dann 
kein vollwertiger intrakutaner Reiz gesetzt. > | 

Es zeigte sich nun bei 50 so untersuchten Fällen, bei 
denen die Untersuchungen nüchtern und unter Fernhaltung aller, 
insbesondere kutaner Reize vorgenommen wurden, daß nach der 
Injektion eine Senkung des Ko.P. zu beobachten war, 
und zwar betrug die Senkung des Ko.P. durchschnittlich 
1,2—1,5°%. Diese Senkung des Ko.P. liegt außerhalb .der Fehler- 


grenzen, selbst derjenigen von R. L. Mayer, die 0,5° betrugen. Die. 
Senkung war teils unmittelbar nach der Intrakutaninjektion, teils 
Nach 15—20 Min. war 


5—10 Min. danach am ausgesprochensten. 
meist wieder der alte Spiegel erreicht. 


Nach Mahlzeiten, bei kutan gereizten Kranken und solchen, die l 


sich vor der Einspritzung nicht ruhig verhalten hatten — am geeignet- 


sten sind bettlägrige Kranke —, war die Senkung nach Intrakutan- `` 


injektion meist nicht nachweisbar. Es ist. nach unseren Protokollen 
wahrscheinlich, daß auch zahlreiche andere, nicht nur kutane, Reize 


von 200 cem Milch bei mehreren Personen eine Senkung des Ko.P. 


beobachten. Die Senkung des Ko.P. ist also keineswegs für Intre- 


kutaninjektionen, auch nicht für Hautreize allein charakteristisch. Wie 
viele Eigenschaften des Organismus, so kann auch der .Ko.P. durch 


eine jetzt noch nicht übersehbare Zahl von Vorgängen im und am 


: Organismus beeinflußt werden. Das macht aber die Tatsache der 
. Ko.P.-Senkung nach Intrakutaninjektionen unserer Meinung nach 


keineswegs bedeutungsloser, im Gegenteil, es entstehen -so vielleicht 
Beziehungen zu bisher fernerliegenden Vorgängen. 


In einigen Fällen konnten wir nach Nahrungsaufnahme 


eine nicht unbeträchtliche Erhöhung des Ko.P. beobachten, ferner 


Senkung nach verschiedenen Hautreizen, wie. Vereisung einer 


_ Beines. 


gleichen Ko.P. 'mit einem Unterschiede von höchstens 0,3° ergeben 


haben. ‚Eine einmalige Ko.P.-Bestimmung genügt nicht. 
Wir waren bei Anstellung dieser Untersuchungen vollkommen 


im klaren, daß die Ergebnisse, die durch Ko.P.-Bestimmung erhalten | 


größeren Hautstelle mit Chloräthyl oder Stauung eines Armes oder 
Auch die Lumbalpunktion wirkt im gleichen Sinne auf 
den Ko.P. ch | = Be = 

. Kann nun die Blutentnahme.an und für sich oder der Reiz, der 
mit der Venenpunktion einhergeht, eine Senkung des Ko.P. bewirken? 


Bei den meisten daraufhin untersuchten Patienten blieb der Ko.P. 
durch 5 Blutentnahmen im Abstande von 5 Min. vollständig un- 


1) H. Vollmer konnte bei verschiedenen intrakutan einverleibten 
Stoffen verschiedene Wirkung 


Kochsalzlösung verwendeten. 7 


auf die Zusammensetzung des Blut- 
| serums beobachten, deshalb erwähne ich besonders, daß wir 0,8%ige. 


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2. Juli 1924. 90 1. Bl. E. 76,5° Kontrollbestimm. 


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Nach der Intrakutaninjektion eine Senkung des Ko.P. um 3,1° 

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Schm., 26 J. nüchtern z | l Go | 
9. Juli 1924. 9% 1. Bl. E. 73,7% Kontrollbestimm. “73.70 73,7° 73,79 
ee 7849 731° 78,20 
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90... 970 j T250 727° T27 


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29. Mai 1924, 90% 1. BL. E. 74,50. Kontrollbestimm. 74,50 74,50 74,50 
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E 915 3. „ „ 74,50 » 14,60. 74,80 74,50 
92 4, „im 1450 5 74,50 74,50 74,40 
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R., 20 J. n. Nahrungsaufoahme | -Syphilis II 
4. Juli 1924. 1225 1. Bl. E. 76,2° Kontrollbestimm., 76,30 16,20 76,20 
= 1280 2. „ „ 76,20 “ "716,30 76,30: 76,19 
oo. 12355 8, „ „ 76,80 ` A 76,8° 76,70 76,89 
1240 4, „a „ 76,90 = 716,90 76,90 77,09 
| 1285 5. „'„ 77,20 en =. TT 20 77,20 77,19 
Es drängte sich uns natürlich auf, die nach -Intrakutan- 


.nach Einspritzung warmer Flüssigkeiten, ferner W. G. Müller bei 


ZZ 


. solche Ausnahmen (s. 0.) bei Personen, die nicht vollkommen 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


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23. November 


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verändert, doch kommen Ausnahmen vor, bei denen ohne Intrakutan- 


injektionen lediglich durch mehrere Venenpunktionen eineSenkung des 


.: Ko.P. zu beobachten ist. Ob diese Personen eine besondere Empfind- 


lichkeit gegenüber derartigen Reizen haben, ob bei ihnen eine be- 
sondere Labilität des Ko.P. angenommen werden darf, müssen weitere 
Untersuchungen lehren. Jedenfalls scheinen individuelle Unterschiede 
im- Spiele zu sein. Der allgemeinen Feststellung, daß nach Haut- 
reizen, insbesondere Intrakutaninjektionen 0,8%iger Kochsalzlösung 
eine Senkung des Ko.P. folgt, stehen diese Ausnahmen nicht un- 


` bedingt entgegen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß mehrere 
Hi Aus ‘unseren ` 
Untersuchungsprotokollen seien noch folgende Einzelheiten angeführt. 


Venenpunktionen einen Hautreiz ausüben können. 


| I.. a 
nüchtern . Psoriasis vulgaris 
76,50 76.50 ' 76,60 
916 2. ao n 7650 — y 76,50. 76,59 76,40 
Intrakutaninjektionen von 1 cem 0,8%iger Kochsalzlösung (6 Quaddeln) 


3. BL E. 73,4° Kontrollbestimm. 73,50 73,40 73,49 
0 


| Senkung des 
spritzung um 1,3 


Ko.P. während der Blutentnahme ohne Ein- 
0 | Br Pr | 
Normales Verhalten bei Blutentnahme zeigt. der folgende Fall: 


In. 


einspritzung 0,8%iger Kochsalzlösung ‚auftretende Ko.P.-Senkung 
mit dem peripheren Leukozytensturz: nach Intrakutaninjektion in 
Parallele zu setzen und nach Ausnahmen dieses scheinbar gesetz- 
mäßigen Verhaltens zu suchen. Solche Ausnahmen beim Leuko- 
zytensturz erlebten Vollmer und Änne Schmitz nach Intrakutan- 
einspritzungen isotonischer Lösung, Gundermann und Kallenbach 


langdauernden universellen Dermatitiden; für den Ko.P. fanden wir 
nüchtern waren. Ä 


Was die Ansichten von Hahn, Zimmer anlangt, so muß 
zugegeben werden, daß häufige Blutentnahmen zum Zwecke des 


Leukozytenzählens gelegentlich. als Hautreiz wirken können. Man 
erhält aber unseres Erachtens kein richtiges Bild, wenn man wie 
Hahn verfährt und das Blut für, mehrere Zählungen aus ein und 
demselben -Einstich entnimmt, ungeachtet der Untermischung des 
Blutes mit Gewebstlüssigkeit. | | | 

Nach unserer- Meinung besteht ein gewisses, wenn auch nicht 


ganz strenges Nebeneinandergehen zwischen Leukozytensturz und 


Ko.P.-Senkung in dem Sinne, daß ‚die niedrigste Leukozytenzahl 


zeitlich mit der niedrigsten Gerinnungsiemperatur zusammenfällt. 
Ob fehlender Leukozytensturz.nach Intrakutaneinspritzung von fehlen- 


der Ko.P.-Senkung begleitet ist und umgekehrt, soll noch festgestellt 
werden. Bei den neuerlichen’ Untersuchungen von Kappis und 
Gerlach muß man sich fragen, ob diese, wie sie es von den andern 


| Autoren annehmen, das Blut für mehrere Zählungen (es werden 


mehrmals 9 Zählungen angeführt!) ohne neuen Einstich aus ein 
und demselben Hautschnitt entnahmen. Wenn dem so ist, dann 
wären, wie bei Hahn, verschiedene Leukozytenzahlen nicht nur 
erklärlich, sondern sogar zu erwarten. Die Untersuchungen von 
Kappis und Gerlach sind demnach wohl so lange nicht voll ver- 
wertbar, bis wir die Einzelheiten wissen, durch die die Ergebnisse 
gewonnen wurden. | 

Die Frage der Leukozytenzahlschwankungen liegt, rein theo- 
retisch betrachtet, durchaus nicht so einfach, wie es bei erster. Be- 
trachtung erscheinen könnte. Dies beleuchten die z. T. wider 
streitonden Ansichten in der letzten Zeit, z. B. über Verschiebungs- 
leukozytose zur Genüge. Insbesondere ist immer wieder — obwohl 
es banal klingen mag — zu betonen, daß unsere Leukozytenwerte 
durch Multiplikation erhalten werden und dadurch die Fehler eben- 
falls vervielfacht werden. Vielleicht würde manche Leukozytensenkung 
und manche Schwankung in Nichts zusammenfallen, wenn wir uns 
die Grundzahlen, die wirklich ausgezählten Leukozytenzahlen genau 
besehen würden oder könnten, durch deren Vervielfachung die nach 
Tausenden zählenden Leukozytenwerte erhalten werden. Ä 

- Unsere Untersuchungsergebnisse über den Ko.P. vor und nach . 
Intrakutaninjektionen 0,8%iger Kochsalzlösung fassen wir nach dem 
Vorausgehenden dahin zusammen: . 

Bei vollkommen nüchternen Personen, von denen 
alle Reize, insbesondere solche kutaner Art, ferngehalten 
wurden, war eine Senkung des Ko.P. nach Intrakutan- 
injektionen um durchschnittlich 1,2—1,5°.zu beobachten. 
Diese Ko.P.-Senkung liegt außerhalb der Fehlergrenzen. 
Was für Veränderungen im Serum nach Intrakutaninjektionen vor- 
gehen und wie sie mit den anderen, obengeschilderten Vorgängen 
im Organismus, die nach Intrakutaninjektion auftreten (peripherer 
Leukozytensturz, Stoffwechselunsstimmung und vermehrter Ausfluß 
bei Tripper), zusammenhängen, kann durch die Ko.P.- Bestimmungen 
nicht ermittelt werden. Diese haben lediglich den Sinn, eine weitere 
Richtung zu zeigen, in der Folgeerscheinungen von Intrakutan- 
injektionen zu. suchen sind. Be > | 

Literatur: B. F. Müller, M. m. W. 1921, Nr. 29. — Derseibe, Hbonda, 
1922, Nr.43. — Derselbe, Ebenda, 1922, Nr.51. — Derseibe, D. m. W. 1923, Nr. 2. 
_ Nevermann, M. m. W. 1922, Nr. 4. — H. Vollmer, Zbl, £. Kiodhik., Bd. 16, 
H. 5. — Derselbe, Klin. Wschr. 1923, Nr. ‘41. — S. Paul, Ebenda, 1924, Nr. 8. — 
Vollmer und Anne Schmitz, Ebenda, 1924, Nr. 38. — v. Liebenstein, Ebenda, 
1924, Nr. 38. — K. Ziegler, Ebenda, 1924, Nr. 33, — W.(G.) Müller, M. m. w.198, 
Nr. 36. — R. L. Mayer, Klin. Wschr. 1922, Nr. 31. — Rosenow, Ebenda, 192. 
Nr. 34. — Mayr und Hofstädt, M. m. W. 1924, Nr.15. — Kappis und Gerlach, 
M. Kl. 1924, Nr. 80.— Gundermann und Kallenbach, M. m. W. 1924, Nr. 8. 
— Hahn, D.m. W. 1924, Nr. 31. — Zimmer, M. m. W. 1924, Nr. 35. — Hoff, MEI. 
1924, Nr. 38, | l | 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


Über Schutzimpfung gegen Infektionskrankheiten. 
Von Prof. Dr. A. Menzer, Bochum. | 


Die erfolgreiche Verhütung von Pockenepidemien, wie wir 
sie seit Jenner der Pockenschutzimpfung verdanken, hat natürlich 


.in der heutigen bakteriologischen Ära eine weitere Reihe von Ver- 


suchen angeregt, in. größerem Umfange Schutzimpfungen gegenüber 
anderen endemischen und epidemischen Krankheiten durchzuführen. 
' Ich übergehe hier die Typhus- und Choleraschutzimpfungen 


. des. Weltkrieges, ferner auch die Friedmannsche Impfung von 


Säuglingen gegen die Tuberkulose, die ja bisher noch nicht zur 
allgemeinen Anwendung gelangt ist, und wende mich in erster 
Linie zur Degkwitzschen Schutzimpfung gegen Masern, da letztere 
ja schon in weitgehendem Maße in Kliniken, Säuglingsheimen usw. 
ausgeführt worden ist. 


3 ; ; —— n 


= Wenn auch das Degkwitzsche Verfahren der Masernschutz- 
impfung heute vielfache Anerkennung gefunden hat, so möchte ich 
doch mit. einigen kritischen Bemerkungen nicht zurückhalten. 
Degkwitz und seine Nachfolger gehen meiner Ansicht nach von 
einer etwas übertriebenen Vorstellung über die Kontagiosität der 


_ Masern aus. Nach ihm und anderen gilt z. B. eine ganze Kinder- 


abteilung als mit dem Masernvirus durchseucht; wenn auch nur 
ein Masernfall darin zum Ausbruch kommt. Wie man sich dies 
nach ‚unseren ‚sonstigen Auffassungen über Infektionen erklären 
will, ist mir nicht recht ersichtlich. In erster. Linie ist doch das 
Masernkind in dem Stadium der oberen Schleimhauterkrankung mit 
Schnupfen, Husten usw: infektiös, und nach den Lehren der 
Tröpfcheninfektion wäre also die Umgebung eines im Bett liegen- 
den masernkranken Kindes in der Entfernung von etwa 1 m als 
infiziert zu betrachten. Daß das Masernvirus sich etwa gleich einem 


TEN 
EN p De | = 


23.. November 


Riechstoff durch einen ganzen Kindersaal verbreiten könnte, würde 
allen unsern sonstigen Vorstellungen widersprechen. Auch ist 
darüber meines Wissens nichts bekannt, ob das Masernvirus im 
trocknen Zustand ähnlich den Tuberkelbazillen noch lange lebens- 
fähig bleibt und bei’etwaiger Verstäubung noch zur Infektion führen 
könnte. Da auch die Übertragung durch dritte Personen nach all- 
gemeiner Anschauung kaum in Betracht kommt, so müßte in einem 
Saal mit 'bettlägerigen Kindern die Entfernung des masernkranken 
Kindes und die Unterbringung seiner in ein Meter Entfernung be- 
findlichen Nachbarn in ein Beobachtungszimmer im allgemeinen 
genügen, um den Ausbruch einer Masernepidemie zu verhüten. 
Dies gelingt auch tatsächlich, wie ich in mehrjähriger früherer 
Krankenhaustätigkeit auf Grund von Beobachtungen bei einer 
größeren Kinderabteilung habe feststellen können. Auch Erfah- 
rungen aus der allgemeinen Praxis sprechen gegen eine unbedingte 
. Kontagiosität der Masern. Mir selbst und andern Kollegen, mit 
denen ich diese Frage erörtert habe, sind Fälle vorgekommen, in 
denen ein Schulkind aus der Schule schwere Masern nach Hause 
brachte und jüngere Geschwister, obwohl sie Masern nicht gehabt 
batten und absichtlich mit dem erkrankten Kinde in Berührung 
gehalten wurden, nicht erkrankten, sondern erst später, als sie 
selbst schulpflichtig wurden, mit Masern infiziert wurden. 
Als besonders wertvoll möchte ich hier auch ein Urteil vor- 
bakteriologischer Ära anführen. Im Virchow-Hirschschen Jahres- 


bericht 1843 wird über Erfahrungen des berühmten französischen 


Klinikers Trousseau!) berichtet. Es heißt daselbst: „Im Necker- 
spital wurden von .vielen neu aufgenommenen Kindern nur zwei 
von Masern befallen, obschon sie mit masernkranken Kindern in 
Berührung kamen. Ähnliche Fälle ereignen sich wohl bei allen 
' Epidemien und lassen die eigentliche Kontagiosität der Krankheit 
höchst zweifelhaft erscheinen.“ | 

Wenn auch heute wohl niemand die direkte Kontagiosität 
der Masern bestreiten wird, so lassen doch andererseits die obigen 
Mitteilungen keinen andern Schluß zu als den, daß wir uns zur- 


zeit von der Kontagiosität der Masern einen übertriebenen Begriff 


machen. 

Ich halte demnach die großen Statistiken über Masern- 
verbütung durch das Degkwitzsche Verfahren für nicht unbedingt 
beweisend, zumal wenn sie aus Kliniken, Krankenhäusern usw., in 
denen hygienische, die Infektionsverbreitung nicht fördernde Zu- 
stände naturgemäß bestehen, mitgeteilt werden. Ebensowenig ist 
man aber auch auf Grund meiner in einer besonderen Arbeit ent- 
wickelten Anschauungen über die Ätiologie der Masern berechtigt, 
eine direkte Kontagion sicher anzunehmen, wenn z. B. in einer 


Krankenhausabteilung in verschiedenen voneinander getrennten Sälen 


in gewissen Abständen Masernfälle zum Ausbruch kommen. 

Eine wirkliche Probe kann das Degkwitzsche Schutzver- 
fahren nur in Waisenhäusern, Krippen, Säuglingsheimen usw. be- 
stehen, wo die vielfach ungünstigen Verhältnisse der Unterkunft 
und Ernährung die schwächlichen Kinder in nahen Kontakt bringen. 
Es sind zwar hier auch vielfach günstige Resultate berichtet worden, 
doch bleiben z. B. die von Salomon?) aus dem Waisen- und Kinder- 
hause der Stadt Berlin mitgeteilten Erfahrungen auffällig.. Es er- 
krankten hier von 62 mit Rekonvaleszentenserum gespritzten Kindern 
noch 40,3%. Wenn auch bei diesen Kindern leichtere Erkran- 
‚kungen und geringe Mortalität hervorgehoben werden, so entspricht 
doch ein Ausfall der Schutzwirkung in mehr als 40 % nicht im Ent- 
ferntesten der fast unbedingten Masernverhütung, die Degkwitz 

‚von seinem Verfahren bei rechtzeitiger Anwendung erwartet. Auch 
die Ansicht Salomons, daß das Säuglingsrekonvaleszentenserum, 
‚mit dem er gearbeitet hat, wahrscheinlich weniger Immunkörper 
als das Serum älterer Kinder enthalten habe, ist doch eine unbe- 
'wiesene Hypothese. Schließlich braucht auch die geringe Mortalität 


und leichte Erkrankung der von Salomon schutzgeimpften Säug- l 


mge nicht unbedingt dem Serum: zugeschrieben zu werden, sondern 
es können auch bessere Unterkunftsverhältnisse in einzelnen Sälen, 
Licht und Sonne, sowie sachverständigere und sorgfältigere Pflege 
durch einzelne Schwestern u. dgl. günstig auf die Widerstandsfähig- 
keit dər Kinder schon vor der Masernepidemie eingewirkt haben. 
‚Weiterhin wird z.B. von Köhler?), der im allgemeinen 
günstige Erfolge mit der Masernprophylaxe annimmt, über Mißerfolge 
bei massiver Infektion berichtet. Es seien nur die Bettnachbarn 
des ersten Masernpatienten erkrankt. 
nn 


n d. $, rA 2 usseau, Journ. de méd. 1843. Virchow-Hirsch y en 


2) Salomon, D.m.W, 1928, 35. 
°) Köhler, D.m.W. 1922, 44. 


Ld 
E ae ao LS 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


‘halte, waren folgende: 


Stellen wir uns auf den Standpunkt, der nur etwa auf im 
wirksamen Tröpfcheninfektion, so würde dies also bedeuten, daß è 


die Maserninfektion in dem Umkreis, in dem sie nach unseren 


sonstigen Anschauungen wirklich zur Geltung kommt, durch die 


Schutzimpfung nicht verhütet werden konnte, während wir die Nicht- 
erkrankung der übrigen Zimmerinsassen, bei denen die Aufnahme 
von :Infektionsstoff überhaupt zweifelhaft ist, nicht dem Masern- 
schutzserum mit Sicherheit zuschreiben dürfen. 


refraktär. Auf Grund vielfacher Mißerfolge mit M.R.S. bei einer 


langdauernden Masernepidemie in Düsseldorf betont Schloßmann®) 


in der diesjährigen Sitzung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- 
heilkunde, daß die Injektion des M.R.S. nicht unbedingten Schutz 
gewährt. nn | A | 

Meine bisherigen Ausführungen sollen die Degkwitzsche 


Masernschutzimpfung, zumal da sie allgemein als unschädlich be- a 


zeichnet wird, nicht ohne weiteres als unwirksam hinstellen, sondern 


nur dazu beitragen, daß seine etwaigen Erfolge und Mißerfolge 
etwas kritischer als bisher beleuchtet werden, um dadurch die wirk-, 


liche Leistung des Verfahrens objektiver, als es bisher geschehen ist, 
festzustellen. Sr | 


Ein weiteres Schutzimpfverlahren, was heute auch im Vorder- 


grund des Interesses steht, ist die von v. Behring 1913 auf dem 
Kongreß für innere Medizin mitgeteilte Immunisierung gegen die 
Diphtherie. v. Behring empfahl 1913 auf Grund von günstigen 
Vorversuchen in einzelnen Krankenhäusern und Kliniken die Ein- 


verleibung eines Diphtherietoxin-Antitoxingemisches zur allgemeinen 


Einführung und hoffte auf diese Weise zu einer Ausrottung der 


Diphtherie überhaupt zu gelangen. In der Diskussion dieses Vor- 


trages habe ich s. Zt. schon gegen v. Behring Stellung genommen. 
Meine damaligen Einwände, die ich auch heute noch aufrecht er- 


Erstens ist die Empfänglichkeit der menschlichen Organismen 


für das Diphtherievirus im allgemeinen keine große, . Diesen Stand- 


punkt vertritt z.B. auch Heubner in seinem Lehrbuch. Die. Kon- 
tagionsgefahr spielt auch. bei der Diphtherie nicht im Entferntesten 
die Rolle, wie z. B. bei den Masern. 

Zweitens kann ich, was auch Heubner hervorhebt, aus eigener 
Krankenhauserfahrung nur betonen, daß die schweren Diphtheriefälle, 
wie wir sie meistens nur bei Proletarierkindern sahen, häufig schon 
längst durch jahrelange Schwächung der Konstitution, Skrophulose, 
Rachitis usw. vorbereitet sind. | 

In der Rachenschleimhaut 


Infektionswirkung des Diphtheriebazillus erst die Wege gebahnt. 
Da nun auch das Überstehen einer Diphtherieerkrankung 
nicht immer eine dauernde Immunität hinterläßt und eine Gewebs- 


immunität an der Eingangspforte durch Immunisierung des Blutes 
nach unsern sonstigen Erfahrungen schwer zu erzeugen ist, so ist 
a priori nicht wahrscheinlich, daß das Behringsche Verfahren 


einen jahrelangen Schutz gegen Diphtherie verleihen kann. Weiter 


wissen wir, daß schlechte Ernährung, schlechte Wohnungsverhält- 
nisse usw. durch Schwächung der Konstitution die allgemeine Wider- - 


standsfähigkeit der Kinder gegen Infektionen herabzusetzen ver- 
mögen, und müssen annehmen, daß auch ein etwaiger spezifischer 


Diphtherieschutz gegenüber solchen schädigenden Einflüssen mehr 
‘oder weniger schnell erlischt. : o 


Wenn daher Degkwitz°) die allgemeine Einführung der 


Diphtherieschutzimpfung empfiehlt; so möchte ich demgegenüber 


nochmals meine obigen Bedenken mit Nachdruck betonen. 


Auch die Riesenzahlen der Amerikaner, auf welche Degkwitz ; 


sich stützt, können da nicht imponieren. Zunächst wissen wir, 


daß die Diphtheriemorbidität und Mortalität großen Schwankungen 


in langen Zeiträumen unterliegen. 


| Zweitens könnte auch z. B. eine Statistik, die diphtherieschutz- E 
geimpfte und nicht geimpfte Kinder in bezug auf Diphtherie-Morbidi- 
tät und Mortalität in’ gewissen Zeiträumen vergleicht, nicht be- 


weisend sein, wenn sie nicht das soziale Milieu, aus dem die Kinder 


stammen, in weitgehender Weise zur Vergleichung mit .heranzieht, . 
‚und wenn z. B. in der Statistik von Park®) 80000 Schicknegative 
Kinder nur 2 sichere Diphtherieerkrankungen und 1800 Schick- . 


:4) Kutter, zit. nach Buttenwieser, D.m.W. 1924, 26, - 
8) Degkwitz, Diphtherieschutzimpfung. M.m.W. 1924,22, 
6) Park, zit. bei Degkwitz l. c. Nr.d. m 


1645 


| Kutter®) hatte . 
unter 225 Fällen 18 mal Mißerfolg, 12,4%. Besonders die keuch- 
hustenkranken Kinder zeigten sich vielfach für die Masernprophylaxe 


der diphtheriekranken Kinder tritt 
häufig der Diphtheriebacillus in bezug auf seine Menge erheblich. 
hinter Streptokokken, Stapbylokokken, Kolibakterien usw.. zurück, - 
und es erscheint vielfach so, als hätten die Mischbakterien der ` 


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Deutschen Oto-rhinologischen Klinik in Prag 

= | | “ (Vorstand: Prof. Dr. Otto Piff). 0.0.0.0. 

22 Diagnostische und therapeutische Irrtümer bei Ohren- 

ee a erkrankungen. 00: 
he en Von Dr. Ludwig Soyka, o 


S i Aus der 


Ei -röntgenologisch eine Lungenerkrankung festgestellt worden war. 
Se HR = Status praesens: Groß, kräftig, Sensorium. getrübt. Tem- 
” "©. peratur: 390., Intern: o. B. | 
 Vestibularis rechts nicht erregbar. Diagnose: Akute Exazerbation 
einer chronischen Mittelohreiterung mit Ergriffensein. des Labyrinths. 
97. Mai 1921:. Radikal- und Labyrinthoperätion (Prof. Piifl). Es findet 
. sich a ee vereitertesCholesteatom. 29.Mai: Keine Besserung. 

Zu den frü 
anzen linken Körperhälfte, Fazialisparese links, besonders im 3. Aste, 
l SFO Peviation coniugée nach rechts. Lumbalpunktion: Es werden etwa 
nn | Bir. - 15 ccm klaren Liquors unter erhöhtem Druck abgelassen. Die Unter- 
. suchung ergibt: Sn Aiding Starke Vermehrung der Lympho- 
. zyten. Infolgedessen stellten die Neurologen die Diagnose: Tuberkulöse 
Mering i ausgehend von einem Tuberkel oder Erweichung im Pons 
oder Mark der 2. Frontalwindung. 31. Mai: Nach der Lumbalpunktion 
Sensorium etwas. freier, somatischer Zustand: unverändert. i. Juni: 
Auf Grund der Diagnose tuberkulöse Meningitis neuerliche Lumbal- 
unktion mit anschließender intralumbaler Injektion von 0,5 mg Tuber- 
lomuzin (Weleminsky)... 2. Juni: Wesentliche Besserung. Blick- 
-schwäche nach links geschwunden. 3. Juni: Lumbalpunktion mit nach- 
folgender intralumbaler Injektion von Tuberkulomuzin. 4. Juni: Weit- 
ehende Besserung. Rückkehr der Beweglichkeit im linken Arm und 
ein. Fazialisparese deutlich gebessert. 5. Juni: Lumbalpunktion 


. 
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ri: 


K £ 
, 


isai © MEDIZINISCHR KLINIK: — Ma. | 


wiederhergestellt. 
| heilt ‘entlassen. ° 


- Schmerzen: im. rechten 
: Schmerzen sistierten; \ | 
hauptsächlich im Hinterkopf. Angeblich. Erbrechen, ‘ein. Fieber. 


Yon. Säuglingen und jungen Kindern eine Impfung nach. .der andern : 
| schweres Krankheitsbild darbietet. Sie ist traurig; weint, 


Br A A - ` Krippen, Säuglingsheimen usw. ' Diese Kinder. gehören in Anstalten, 
ehr WAR ar: die 'an der Peripherie der großen Städte oder auf dem Lande liegen, . 


linken Kleinhirn zunächst nicht leicht verständlich. | 
| des Kindes nach und erfuhren, - 


PEI -  Falli. E.P., 22 Jahre alt, leidet seit Kindheit an beiderseiti er 
s IE DU E Mittelohreiterung. In der letzten Zeit Schmerzen im rechten Ohr, die 
ee Eis tr dan - allmählich zunahmen. Schließlich Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen 
s E = und Somnolenz. Anamnestisch ist noch wichtig, daß früher einmal 


l Papillen etwas hyperämisch. Rechtes 
hr: Schmerzhaftigkeit am Warzenfortsatz. Reichliche fötide Sekretion. 


`. Membran: ersetzt. 20. Jul 


eren ‘Symptomen trat noch hinzu: Spastische Parese der 


| Befinden unverändert. Infolge 
‘daß das Fieber von einem Tungen 


sich massenhaft Eiter. Knochen: darunter unverändert. 11. Au 


. - n 
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t 1 s$ 
€ C ® 


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1 und intralumbale "Tüberkulomuzininjektion. 10. Juni: Sensorium frei, 


Temperatur fast normal. Die: Beweglichkeit ist in.allen Gelenken fast 


An diesem Falle ist zunächst. der Befund. des Lumbalpùnktates 
ganz merkwürdig, in. dem sich Gerinnselbildung nebst starker Ver 


mehrung der Lymphozyten vorfand. . Dies  veranlaßte auch die 
Neurologen, die Diagnose auf: tuberkulöse Meningitis zu stellen. In | 
folge des raschen und günstigen Ausganges stiegen in. uns jedoch 
"Bedenken auf hinsichtlich der Richtigkeit: der gestellten Diagnose 
Wir schlugen daher in der Literatur nach, ob ähnliche Fälle be. 


kannt wären. : Tatsächlich. erwähnt“ Urbantschitsch in seinen 


Lehrbuche’ der Ohrenheilkunde . ähnliche Fälle, wo es sich um eine 


eitrige. Meningitis. mit zirkumskriptem Hirnödem gehandelt hat. -Wir 


glauben nicht: fehl zu gehen, ‘wenn wir auch diesen Fall in dieselbe 
| Kategorie einreihen. Ferner. wäre’ aber noch ein Punkt besonders 


hervorzuheben:. Die: prompte und wesentliche Besserung im Befinden 


.| des Meningitiskränken nach der. intralumbalen -Einverleibung von 
.Proteinkörpern..‘ Wir haben späterhin, :eben mit Rücksicht auf diesen 

.| Fall, zu wiederholten Målen ‘bei. schweren. Fällen ‚von Meningitis 
intralumbal  Eiweißkörper. injiziert: . - Ein Urteil über den Wert. dieser. 

‘| Maßnahme können wir uns aber nicht .erlauben, da wir neben 


` 


günstigen zu viele ungünstige Resultate gesehen haben.. ' ` 
‚Fall 2. A: R., 12jährig, bekam anfangs November 1921. starke 
hr. Nach 4. Dee Ohrenfluß, worauf‘ die 
Seit 5 Tagen neuerliche ünerträ liche Schmerzen, 
leich ein 
laßt sich 
ins‘ Bett, klagt über -starke 


Status praesens: Kleines, blasses Mädchen, das so 


aber güt untersuchen, verlangt ständi 


‚| Schmerzen im Kopfe ohne ‚bestimmte Lokalisation und hält den Kopi 
ziemlich unbeweglich nach rückwärts gebeugt. Im Bette hält Patientin 
: den Kopf stets nach rechts gewendet. Kein Fieber. Puls: 66. Intern: o;B.. 


Augenbefund normal. ` Neurologischer Befund: Kein- Anhaltspunkt für 
eine endokranielle Erkrankung.. Rechtes Ohr: Umgebung normal. In 
Gehörgang wenig schleimiges ` Sekret, : Trommeliell gerötet, zeigt 
eine zentral6. Perforation. Linkes: Ohr: normal. Hörfähigkeit : beider- 


seits: leicht eingeschränkt. une Leichte Vermehrung vor- 
wiegend der Lymphozyten. Da sic 


in den nächsten Tagen der Zu- 


stand der Patientin verschlechterte, wird die Diagnose auf Hirnäbszeß 


| gestellt und trotz negativen neurologischen und otoskopischen Belundes 
‚die Antrotomie rechts vorgenommen. Bei der Operation. überall normaler 


Befund. Am folgenden Tage Exitus.. Obduktionsbefund: Kleinhirnabszed 
links, der. sich vom Mitteiohr aus per continuitatem entwickelt hat. 


:An diesem. Falle. war uns, die Entstebung des Abszesses im 
| Wir forschten 


deshalb neuerlich bei ‘den. Eltern 


Y { x 


daß das Mädchen tatsächlich 1 Tag lang über Schmerzen im linken 


Ohr geklagt hat. Diese Schmerzen gingen aber, bald unter warmen 
Umschlägen wieder. zurück. Diese aber, nur 1 Tag 
‚Entzündung links hat genügt, um zur Bildung eines Hirnabszesses 


mit. allen seinen Folgen zu führen. Weniger auffallend scheint es 


Abszesses finden konnten, was wir schon. öfter zu sehen Gelegen- 


heit ‚hätten. Ei | T wa 
. "Fall 3. G. S., 12jähriger Knabe, wird. wegen Schwerhörigkeit _ 
dc Rieber nebst: starken - 


mit Luftdouche behandelt. Am Abend darnach 
Schmerzen im;linken Ohr. Früher bereits ` Scharlach durchgemacht, 
Mutter starb an. Tuberkulose. . ... G E | 
Statūs praesens: Entsprechend groß, kräftig. Temperatur: 39°. 
Puls::120. Intern: o. B. Augen: 0. B. Rechtes Ohr: Chronische Mittelohr- 
eiterung. LinkesOhr: Warzenfortsatz nicht geschwollen, aber stark druck- | 
schmerzhaft. te Trommelfell fehlt und ist durch eine dicke 
i: Parazentese: Es entleert sich kein Biter, nur 
Blut. 22. Juli: Fieberund Schmerzen’unverändert. Daher Operation. Zellen 
des Warzenfortsatzes völlig sklerotisch. Antrum und Ge örknöchelchen 


fehlen. In der Paukenhöhle derbe Bindegewebsmassen. Nirgends Eiter , 


oder Karies wahrnehmbar. Infolgedessen Naht. In den folgenden Tagen 
essen wird ‘die Vermutung geäuße 
m rozeß herrührt. Neuerliche interne 
ativ. Blutbild: Starke Vermehrung der polynuklešren , 
Leukozyten. 5. August: Revision der Operationshöhle. l irgends Fiter. 
9. August: Röntgenbefund des Schädels: o. B. 10. August: Fluktuierende, 
stark, schmerzhafte Schwellung am Hinterkopf. Inzision. Es entleert 


Untersuchung ne 


Alle Beschwerden geschwunden. 26. August: Geheilt entlassen. - 

An diesem Falle sind einige Punkte besonders hervorzuheben. 
Am auffallendsten ist es, daß ein subperiostaler Abszeß, der aus. 
unbekannter Ursache aufgetreten ist, zu einer Verwechslung mit 
einer Mastoiditis führen konnte. Das läßt sich ganz gut erklären, 


wenn man die anfängliche Kleinheit des Herdes berücksichtigt- 


{l 


23. Juni; Patient verläßt: das Bett. 2. Juli: Ge- 


0:28. November 


lang währende, . 


uns zu sein, daß wir gar keinen Anhaltspunkt über den ‚Sitz des _ 


| 
| 
\ 


a ar E 


N 277, 2 2 Visa 


28. November | 


Dann ist aber auch der Patient an der Verwechslung mitschuldig, 
der die Schmerzen und das Fieber offenbar in Zusammenhang mit 


` der Ohrenbehandlung bringen wollte und die Schmerzen ständig in 


das linke Ohr lokalisierte. Merkwürdig ist auch der anatomische 


Aufbau des linken Mittelohres bei diesem Knaben, indem Antrum, 


Gehörknöchelchen und Trommeliell fehlten. Ferner verdient aber 
noch die Wichtigkeit des Blutbildes besonders hervorgehoben zu 
werden. In diesem Falle wäre ja die Möglichkeit eines Lungen- 
prozesses infolge hereditärer Belastung gegeben gewesen. Die starke 
Vermehrung der polynukleären Leukozyten wies aber unzweideutig 
auf eine eitrige Genese hin. | Ä 

Fall 4. A. F, 27jährige Frau, war wegen chronischer Mittel- 
ohreiterung rechts am6. Dez. 1921 radikal operiertworden (Prof. Piffl)und 
denn als geheilt entlassen worden. Am 24. Juni 1922 bekam Patient 
nachmittags ganz plötzlich unerträgliche Schmerzen in der rechten 
Kopfhäifte, so daß sie ohnmächtig zusammenbrach. Außerdem bestand 
angeblich Fieber und Erbrechen. Auf Grund dieser Angaben vermuteten 
wir einen bis dahin latent gebliebenen Hirnabszeß und nahmen in dieser 
Richtung eine genaue Untersuchung vor. Dieselbe ergab: Temperatur: 
normal. Intern: o. B. Neurologisch: Kein Anhaltspunkt für eine endo- 
kranielle Komplikation. Rechtes Ohr: Typischer Befund nach radikaler 
Operation. | 
Lumbalpunktion: normale Werte. 26. Juni: Alle Beschwerden ge- 
schwunden. Bei der gynäkologischen Untersuchung wird ein Intrauterin- 
pessar entfernt, das einige Monate gelegen war. | | 

Dieser Fall ist hauptsächlich dadurch charakterisiert, daß ein 
Intrauterinpessar, ‘das während der Menses nicht entfernt worden 
war, subjektive Beschwerden wie bei einem Hirnabszeß hervorrufen 
konnte. In dieser Annahme hat uns noch der positive Befund am 
Augenhintergrund bestärkt, der übrigens auch ganz merkwürdig ist 


und offenbar mit den lebhafteren Zirkulationsverhältnissen in der 


um 


Umgebung des Operationsfeldes zusammenhängt. Dagegen ließ das 


verhältnismäßig gute Aussehen der Patientin von Anfang an eine 


gewisse Skepsis in uns aufkommen hinsichtlich der Richtigkeit 
unserer gestellten Vermutungsdiagnose. 

| Fall 5.. M. S., 65 Jahre alt, leidet schon seit vielen Jahren an 
einem Diabetes mellitus mit Hochdruck. Im Oktober 1923 bekam 
Patient im Anschlusse an einen Schnupfen starke Schmerzen im rechten 
Ohr. Da dieselben nicht zurückgingen Parazentese, worauf reichlicher 
Ohrenfluß eintrat. Da der Ohrenfluß unvermindert durch 5 Wochen 


‚anhielt und da zeitweilig Schwindel und Kopfschmerzen bestanden, 


kam Patient zwecks Operation auf die Klinik. 
Status. praesens: Mittelgroß, mittelkrüftig. Intern: o. B. 
Blutdruck: 200 mm Hg. Harn: 5% Zucker. Rechtes Ohr: Warzen- 
fortsatz nicht geschwollen, an einer Stelle leicht druckschmerzbhaft- 
Im Gehörgang reichlich nicht fötides Sekret — Trommelfell gerötet 
und geschwollen, enthält eine zentrale Perforation. 27. November: 
Patient wird auf die Klinik Prof. Jaksch transferiert zwecks Insulin. 
behandlung, damit Patient möglichst zuckerfrei zur Operation kommt. 
30. November: In der Frühe: bekommt Patient ohne jedwede Fieber- 
steigerung plötzlich äußerst heftige Kopfschmerzen, wird zunächst sehr 
unruhig, dann somnolent, läßt Stuhl und Harn unter sich, Nacken- 
starre. Diagnose: Meningitis purulenta. Lumbalpunktion: massenhaft 
olynukleäre Leukozyten. Operation: In den Zellen des Warzen- 
ortsatzes nur geschwellte Schleimhaut, nirgends Eiter. Sinus, Dura 
unverändert. Abends Exitus. Obduktionsbefund: Diffuse eitrige Menin- 
gitis, ausgehend offenbar auf dem.Lymphwege von der Paukenhöhle. 
‚, Bei diesem Falle möchte ich zunächst auf die, ohne jeden 
Fieberanstieg ganz plötzlich einsetzende Meningitis hinweisen, die 
m wenigen Stunden zum Tode führte. 
lichkeit dieser Komplikation wäre es vielleicht besser gewesen, 
früher zu operieren, wiewohl man sich sagen muß, daß ja der 
Warzenfortsatz eigentlich frei war und die Infektion auf dem Lymph- 


| wege hätte jederzeit erfolgen können. Ferner möchte ich betonen, 


daß das Insulin weder die Ohreiterung günstig beeinflußt hat, noch 
auch eine Hirnkomplikation, in diesem Falle die Meningitis hint- 


anhalten konnte. Und schließlich sei noch bemerkt, daß der Schwindel . 


und die Kopfschmerzen nicht mit der Ohreiterung in Zusammen- 
hang standen, sondern auf einer hochgradigen . Atherosklerose der 


 Hirmgeläße beruhten. 


Aus der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg 
(Prof. Dr. Enderlen). 


Über die Verwendung des Psikains in der Chirurgie 
und Urologie. 
Von Dr. Asal und Dr. Lurz. Ä 


, Auf Anregung von Herrn Geh. Rat Prof. Dr. Gottlieb haben 
vir an hiesiger Klinik das Psikain, eine neue synthetisch gewonnene 


. Verbindung der Kokaingruppe erprobt. Psikain oder Pseudokokain 


‚Ib ein Isomeres des gewöhnlichen linksdrehenden Blätterkokains. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


Augenbefund: Deutliche Hyperämie der rechten Papille. 


Mit Rücksicht auf die Mög- 


Vorteil anzusehen ist. Wir haben nicht me 


Es ist im Gegensatz zu diesem rechtsdrehend und entsprechend der 
andersartigen Lagerung der Atome in seiner pharmakologischen 
Wirkung nicht unwesenlich vom Blätterkokain verschieden. Nach 
tierexperimentellen Feststellungen ist das Anästhesierungsvermögen 


-des Psikains etwa doppelt so stark wie dasjenige des Kokains bei 


weit geringerer Giftwirkung. Die letztere Eigenschaft ist wahr- 
scheinlich auf eine leichtere Entgiftbarkeit des Psikains im Stoff- 
wechsel zurückzuführen. | 

Es galt nun festzustellen, ob diese Wirkungen auch am 


Menschen zu konstatieren sind und ob Psikain auf Grund seiner 


andersartigen Eigenschaften den bisher gebräuchlichen Anästhe- 
sierungsmitteln vorzuziehen ist. Ä | 

Bei der klinischen Anwendung brachten wir das neue Mittel 
in erster Linie mit dem Kokain in Vergleich, verwandten es also 
in der Hauptsache zur Oberflächenanästhesie, während es uns von 
vornherein wenig aussichtsreich erschien, das Psikain bei der In- 
filtrations- und Leitungsanästhesie mit dem altbewährten, billigeren 


‘und ungiftigeren Novokain in Konkurrenz zu bringen. 


' Die wenigen Versuche, die wir trotzdem in dieser Richtung 


"unternahmen, gaben den anfänglichen Vermutungen Recht, Bei der 


Infiltrationsanästhesie war ‘die Wirkung einer 1% igen Psikainlösung 


‚hinsichtlich der Intensität, der Dauer und des Zeitpunktes des Ein- 


tretens der. Anästhesie von der des Novokains nicht zu unter- 


‚scheiden. Eine 1/,°/,ige Lösung war zweimal von ungenügender 
. Wirkung. Bei der Leitungsanästhesie war das 1°/,ige Psikain einmal 
‚unsicher in der Wirkung, einmal traten nach Injektion von 20 ccm 
“einer 1°/,igen Lösung bei einem schwächlichen Mädchen leichte 


Vergiftungserscheinungen — Übelkeit, Unruhe, Pulsbeschleunigung — 
auf. Von weiterer Anwendung wurde deshalb für Zwecke der 
Leitungsanästhesie Abstand genommen, zumal man dabei nie sicher 


die intravenöse Injektion vermeiden kann und tierexperimentelle 


Versuche gezeigt haben, daß Psikain bei intravenöser Injektion dem 
Kokain an Giftigkeit nicht nachsteht. Man hätte also bei direkter 
Injektion ins Blut mit 5 com der 1°/,igen Lösung die Maximaldosi 
schon erreicht. u E 

Weit vorteilhafter erweist sich die Verwendung von Psikain bei 
der Oberflächenanästhesie, bei der bekanntlich die Kokainersatz- 
präparate Novokain, Alypin, Eukain u. a. wegen ihrer geringen Ein- 
dringungsfähigkeit nicht mit Erfolg zu verwenden sind, während das 
allein wirksame Kokain wegen seiner. Gefahren stets größte Vorsicht 
und Individualisierung verlangt. Für den Chirurgen kommt die 
Schleimhautanästhesie in der Hauptsache in der Urologie in Frage, 
wo sie bei allen urethroskopischen und zystoskopischen Unter- 
suchungen, wie auch bei endovesikalen Operationen eine wesentliche 
Erleichterung für Arzt und Patienten darstellt und häufig unent- 
behrlich ist. Kokain, das hier bisher als hauptsächlichstes Anästhe- 
sierungsmittel verwendet wurde, hat eine Maximaldosis von 0,05. 
Bei den relativ großen Mengen von Injektionstlüssigkeit, die für die 
Anästhesierung der männlichen Harnröhre oder gar der Blase er- 
forderlich sind, werden toxische Dosen häufig erreicht, was um so 
bedenklicher ist, als die Urethralschleimhaut sich durch außer- 
ordentliche Resorptionsfähigkeit auszeichnet. 

Ein weniger giftiger, aber in der Wirkung ebenbüftiger Ersatz 
ist deshalb vom Urologen schon lange begehrt. Ein Mittel, das 


diesen Anforderungen weitgehend entspricht, scheint uns nún in, 


dem Psikain gefunden zu sein. | 


Seit ®/, Jahren gebrauchen wir bei allen zystoskopischen- 


Untersuchungen und 'endovesikalen Eingriffen nur noch Psikain. 

Wir haben damit 264 Fälle untersucht. Dabei erwies sich das 
Psikain als wesentlich ungiftiger als das Kokain. Wir sahen bei 
reiner Oberflächenanästhesie nie Vergiltungserscheinungen. Bei einem 
Fall trat für einige Stunden Übelkeit, verlangsamte Atmung, Erbrechen 


und Pulsbeschleunigung auf, nachdem neben der üblichen Anästhesierung . 


von Urethra und Blase noch Infiltrationsanästhesie mit Psikain zu einer 
Meatotomie gemacht wurde, im ganzen also etwa 0,4 Psikain in An- 
wendung kam. Was die Wirkung anbelangt, so ist hervorzuheben, 
daß mit einer Y,—1/,%igen Psikainlösung eine Anästhesie zu erzielen 
ist, die hinsichtlich der Intensität und der Dauer der Wirkung einer 


1—2%igen Kokainlösung nicht nachsteht. Der Eintritt der Anästhesie 
- ist im Vergleich mit einer doppelt so starken Kokainlösung beschleunigt, 


was für die ohnehin zeitraubende urologische Tätigkeit als großer 
notwendig, bei Anästhesie 
der männlichen Harnröhre 10 Minuten oder gar eine 
Lösung in der Harnröhre belassen zu müssen, um eine möglichst gute 
Betäubung zu erreichen. Mit einer Rekordspritze, die mit einer Eichel 
versehen ist, spritzen wir langsam 10 ccm einer 1/,%igen, mit 8 Tropfen 
Adrenalin versehenen Psikainlösung in die Harnröhre, halten die Harn- 
röhre gut zu und massieren die Lösung blasenwärts. Läßt sich die 
injizierte Menge leicht gegen die Blase massieren, so injizieren wir 


1647 


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‚die Zystoskopie erschwert ist, 10 oder 20 ccm einer 1/,%igen Lösung 


. möglich ist. Wie 
5 za e. Völcker, der sogar 100—150 ccm einer 1/,%igen Lösung 20 bis 
-o 


'. -einer 1/,%igen Lösung. Man läuft dabei niemals Gefahr, der toxischen 
-Dosis nghezukommen, während bei Blasenanästhesie, wo die Psikain- 
` -lösung gleichzeitig als länger verweilende Füllungsflüssigkeit verwendet ` 


o brauch ‘gemacht wird. 
Rektoskopie oder bei s 


| 5 i mit. 5—10%iger Lösung. Hier hat es uns b 


~ 'anāsthesie empfehlen. Wir benützen das von der Firma Merck 
' in den Handel gebrachte saure weinsaure. Salz. Es ist bis 


. Mengen haben wir abgewogene Pulver zu 0,5 g, die wir jederzeit in 
.. Aqua‘dest. auflösen können: Da Psikain im Gegensatz zu Kokain 
. gefäßerweiternd wirkt, ist Adrenalinzusatz angezeigt. Wir. bringen 


` gut und ist hitzebeständig. Selbst nach "mehrmaligem. Aufkochen 
beobachteten wir keine Abschwächung der Wirkung.. . 


. Die Untersuchung wird so vollkommen schmerzlos. Die große Erleichte- 


5 Ein Fall von Gehirnabszeß als Folge einer Pe 


“ ernsten, aber nach unseren klinischen und pathologisch-anatomischen 


‘ Kasuistik dieser Fälle ist nicht umfangreich und vom praktischen 
. Standpunkte aus kann uns jeder duch noch so kleine Beitrag. in 


nur einigermaßen 'zu erweitern vermag. In diesem Sinne soll auch 


aus der Klinik Hochenegg aufgefaßt werden, deren Wiedergabe 


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1648 0 ol 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — NAT. ©0000. 000 2o 28, November ~. 
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nochmals 10 cem. - Nun führen wir also nach ungefähr 4—5 Minuten 


das Instrument ein. Da beim Übersichtszystoskop die Harnröhre kaum 
gedehnt wird, so geschieht die ganze Manipulation schmerzlos. Beim 


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1. Juni 1924 sucht Patient die Unfallstation der Klinik anf: Tempe- 
ratur .38, Puls 102. Status localis: Linke Gesichtshälfte deutlich 
| ‚geschwollen und schmerzhaft. Linkes. Ober- und Unterlid ödematös. 
einläufigen oder doppelläufigen Ureterenzystoskop wird die Urethra | In der linken Fossa infratemporalis ein etwa kindshandtellergroßes 
ziemlich stark gedehnt, es entstehen in den tieferen Teilen Schmerzen | derbes Infiltrat mit zentraler Erweichung und deutlich schwappender 
und die Schleimhautanästhesie reicht dann nicht aus, Trotzdem sind | Fluktuation (Gas!). Die Untersuchung vom Munde aus ergibt in der 
aber auch bei diesen Untersuchungen die Schmerzen erträglich. Sehr | Höhe des linken Oberkieiers ein derbes Infiltrat. Schleimhaut ödematös, 
empfehlen möchten wir, bei sehr schweren Zystitiden und tuberkulösen | Die Übergangslalte von der Gingiva des Oberkiefers auf die laterale 
Blasen, bei denen wegen ‚geringer. Kapazität und -starken Tenesmen | Wangenschleimhaut stark vorgewölbt. 
<` Die Anamnese und. die klinische Untersuchung ergaben den 
Į Befund einer Periostitis maxillae sinistra& ‘mit Bildung. eines auf- 
steigenden Abszesses in, der linken Fossa infratemporalis, womit ` 
. auch: die Indikation zum operativen: Eingriff gegeben schien. Die 
breite Inzision. des periostalen Abszesses an seinem tiefsten Punkte ` = 
‚vom: Munde aus fördert eine 'große Menge bräunlich verfärbten, - 
aashaft stinkenden Eiters zutage, dessen mikroskopische Unter- 
‚suchung das Vorhandensein einer Mischinfektion ergibt, darunter . 
: zahlreich: Spirochaeta dentium und Bac. fusiformis. | 
“zision fällt die Vorwölbüng der linken Fossa temporalis vollkommen ` 
| zusammen und das. Ödem -des linken Ober- und Unterlides bildet ` 
chmerzhafter rektaler Untersuchung — also be- . sich unter. unseren Augen zurück. Es tritt eine bedeutende Er- 
sonders bei Analfissuren — mit Vorteil verwendet wird. Pinselungen | leichterung ein. Das Fieber und die Kieferklemme lassen nach, : 
= esonders zu Demonstrations- | nur die anfallsweise. auftretenden n&uralgischen Schmerzen in der . 

u 2 | linken Kopfhälfte schwinden nicht. Am 6. Tage nach der- Inzision 


in die Blase zu injizieren und etwa 5—8 Minuten in der Blase zu be- 
lassen,‘ Es ist oft erstaunlich, wie leicht. die weitere Untersuchung 
große Mengen in die Blase injiziert werden können, 


inuten. in der Blase ließ und darin sogar den Stein zertrümmerte, 
Für die Anästhesie der Harnröhre empfehlen wir die Anwendung 


wird, besser. von einer immerhin noch wirksamen 1/,%igen Lösung Ge- 


"Erwähnt sei noch, daß Psikein im Bedartsfalle ‚auch‘ bei der 


zwecken gute Dienste geleistet. FE ee E a 
Nach vorstehenden Ausführungen können wir das Psikain 
als ein ‘dem Kokain weit überlegenes Mittel für . Oberflächen-. 


- nicht mehr erwacht. ‘Klinisch wird als Todesursache eine foudroyante: 
' Meningitis angenommen. Die vorgenommene Obduktion bestätigt- 
.zum Teil unsere Annahme und ergibt folgenden -Befund: | 
~. „Operativer Defekt der fünf hinteren Zähne des linken Oberkiefers 
‚nach Extraktion vor 10 Tagen.. Periostitis an der Außenseite des linken . 
Öberkiefers und der linken Fossa pterygomaxillaris und temporalis mit: 
phlegmonöser Entzündung des. lockeren Zellgewebes, der Musculi’ - 
temporales und pteryoidei. Zirkumskripte über erbsengroße Östitis-.. 
"und Osteomyelitis an der dünnsten Stelle der linken Schläfenbeinschuppe.: 
Zirkumskripte eitrige Pachymeningitis externa und interna am seite- - 
lichen Rande der linken Hälfte der mittleren Schädelgrube. Hühnerei-. 
großer Abszeß im linken Temporallappen mit mißfarbigem, gelblich- ` 
grünem Eiter. Eitrige Leptomeningitis mit vorwiegend basaler Lokali- 
‚sation des Exsudates. © Sinus durae matris frei. Etwa 1!/ cm lange, . 
breit klaffende Inzisionwunde am Umschlag. der- Gingiva des Ober-' 
` kiefers in die linke seitliche Wangenschleimhaut, mit dem periostalen -> 
‚Abszeß seitlich von der Maxilla und der Fossa infratemporalis und tempo: 
ralis in breiter Kommunikation stehend. 
| - Bakteriologischer Befund; Im Ä 
Gehirnabszesses zahlreiche Spiröchäten vom Typusder Spirochaetadentium 
| und des Bac. fusiformis neben grampositiven und gramnegativen Kokken 
"und Stäbchen verschiedener Art. Er l | 


20%. wasserlöslich, so daß die gebräuchlichen Lösungen jederzeit 
auf einfache Weise hergestellt, werden können. :Wir haben das 
-Psikain in Pulverform und lassen uns immer eins Lösung herstellen, 
die für etwa 2 Tage reicht. Für etwa notwendig werdende größere 


zu 20 ccm etwa 5—8 Tropfen. Psikain verträgt sich mit Adrenalin | 


Nachtrag beider Korrektur: In letzter Zeit geben wir bei sämt- 
‚lichen Rektoskopien nach gründlicher Reinigung des Darms ein Psikain- 
suppositorium folgender Zusammensetzung: Psikain. 0,05, -OL cacao 2,0. 


rung, die das Psikain bringt, sahen. wir besonders bei jenen Patienten, die, 
anderwärts rektoskopiert worden waren, und von uns nochmals untersucht 
werden mußten. Alle Patienten sind von der Schmerzlosigkeit der Unter- 

suchung sehr überrascht. Ferner gaben wir mit dem gleichen: Erfolg 

Psikain vor.der Defäkation bei Hämorrhoiden und bei Rhagaden. 


BR | el pe . Der mitgeteilte Fall stellt ei 
.. Aus der II. Chirurgischen Klinik in Wien Or MISSO all stellt ein 


in Periostitis maxillae, dar .und ‚bietet in vieler Hinsicht manches In- 
(Vorstand: Hofrat Prof. Dr. Hochenegg). 'teressante, auf das im Folgenden kurz eingegangen werden soll. 
Wenn schon die Bildung eines aszendierenden. infratemporalen 
Abszesses nicht zu den gerade häufigen Befunden bei einer Peri- 
. ostitis alveolaris zu zählen-ist, gehört die tödliche Komplikation in 
Form. einer eitrigen Enzephalitis zu den seltensten Vorkommnissen, 
ganz abgesehen von der ungewöhnlichen Art ihrer Genese. . 
Bei der Erörterung der: Frage der kausalen: Genese des 
‚Gehirnabszesses in unserem Falle wird nach dem vorliegenden. 
pathologisch-anatomischen Befund die hämatogene Komponente kaum 
in Betracht zu ziehen sein, denn. weder in den Venen des Plexus. . 
pterygoideus, noch auch in den Sinus durae 'matris ließen sich Ver- 
änderungen erkennen, die im -Sinne einer aszendierenden Thrombe-. . 
phtebitis gedeutet werden’ konnten. . Und selbst für die Annahme _ 
einer embolisch metastatischen Form fanden sich ‘an der Hand des 
Sektionsbefundes keinerlei Anhaltspunkte. ‘Vielmehr deutet alles 
darauf bin, daß es sich in unserem Falle teils um einen Durch 
.wanderungsprozeß, teils wieder um eine direkte Kontaktinfektion | 
‚handeln dürfte: Der vom Processus alveolaris. des Oberkiefers nach 
aufwärts gestiegene Abszeß fand am Ursprung des Musculus tem- 
. poralis einen unüberwindlichen Widerstand. An einer der dünnsten. 
Stellen der.Schläfenbeinschuppe gelang es den hier unter großem 
Drucke stehenden Eitermässen nach Bildung einer zirkumskripten 
 Ostitis und Osteomyelitis durchzuwandern;, auf die Dura überzugreifen ' 
und so die Infektion auf das Gehirn durch Kontiguität weiterzu- 
leiten. Für diese Annahme spricht vor allem die Tatsache, daß 
die Pachymeninx nur an der oben erwähnten umschriebenen Stelle 
des Schläfenbeins sowohl an ihrer kranialen als auch zerebralen 
Fläche ‚Veränderungen, aufwies im Sinne eines epi- bzw. subduralen ' 
Abszesses, während der übrige Anteil der Dura mater normales < 
Aussehen bot. Es spricht dafür auch der bakteriologische Befund, - 


\ riostitis 
alveolaris des linken Oberkiefers. 
Von Dr. L. Sussig, Assistent. Ä 

= Zerebrale Komplikationen in Form von Meningitis oder eitriger 
Enzephalitis gehören im Verlaufe. einer Periostitis alveolaris zu den 


‚Erfahrungen glücklicherweise nicht häufigen Vorkommnissen. Die 


dieser Frage willkommen 'sein, wenn er. unsere Kenntnisse darin 
die nachfolgende kurze Mitteilung über eine eigene Beobachtung 


wegen der Eigenartigkeit der Infektion und der nicht gewöhnlichen 
Art der anatomischen Ausbreitung des Prozesses auch sonst einiges 
‘Interesse erwecken dürfte. | RR 
Krankengeschichte: 27jähriger Patient, öfters zahnleidend. 

Letzte Attaque zu Ostern 1924. - Anschließend daran trat auf der linken < 
Wange in der Höhe des Alveolarfortsatzes des Oberkiefers eine un- 
efähr taubeneigroße schmerzhafte Schwellung auf, die während der 
diranHolzenden zwei Tage an Schmerzhaltigkeit und Größe allmählich, 
aber stetig zunahm. as entwickelte sich eine fast vollkommene 
Kiefersperre. Der konsultierte Zahnarzt lehnte die Behandlung ab und 
_ wies den Patienten an ein Zahnambulatorium, wo in Narkose zunächst 
die Kieferklemme behoben und anschließend daran 5 Zähne des linken 
Oberkiefers gezogen wurden. Keine Erleichterung. Am zweiten Tage 
nach der Extraktion Exazerbation der Symptome: Temperaturanstieg, 
Schüttelfrost, Zunahme der Schwellung und’ des Ankylostoma. , starke 
Schmerzen in der linken Kopfhälfte. In der Nacht vom 30. Mai auf 


Nach der In- ` 


des Abszesses verfällt ‚Patient nach einem kurzen, aber schweren `> 
Exzitationsstadium plötzlich wieder in ein tiefes Koma, aus dem er | 


Eiter der Meningitis und des . 


en ganz abnormen Verlauf einer Ä 


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| 28. November ` 


Bd. 97. / 9 Stern, D.m.W. Jg. 40, 80. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47.. 


| 


der uns im Eiter des periostalen und des Gehirnabszesses, sowie 
des meningealen Exsudates dieselben Keime erkennen ließ. s 
Was nun die Genese der vorwiegend basalen Leptomeningitis 
anlangt, so fasse ich diese als einen dem Gehirnabszeß subordi- 
nierten Prozeß auf. Als Stütze für diese Annahme möchte ich vor 
allem die Tatsache anführen, daß der Abszeß in seiner ganzen 
Länge auf die laterale Wand des linken Seitenventrikels über- 
gegriffen hatte und an einer Stelle in dessen Vorderhorn einge- 
brochen war. Die Infektion der basalen Leptömeninx erfolgte also in 
unserem Falle vor allem durch die Ventrikelflüssigkeit und den Plexus 
chorioideus, ganz analog der Genese jener Fälle von basaler Menin- 
gitis nach Schußverletzung des Gehirnes, die von Weichselbaum, 
Ghon und Roman, Mönckeberg, Chiari und Baranyi beob- 


‚ achtet und beschrieben wurden. Für einen Zusammenhang der 


basalen Meningitis mit der zirkumskripten internen Pachymeningitis, 
woran zunächst gedacht werden mußte, lagen anatomisch keinerlei 
Anhaltspunkte vor. 

Bei dem Versuche, eine Erklärung für diesen abnormen Ver- 
lauf der Periostitis in unserem Falle zu finden, müssen wir uns 
zunächst die Frage aufwerfen, ob nicht der operative Eingriff und 
vor allem die gewaltsame Beseitigung der Kieferklemme in Narkose 
dafür verantwortlich zu machen wäre, eine Annahme, die auf Grund 
unserer Erfahrungen über die Ausbreitung akut entzündlicher Pro- 


zesse nicht leicht von der Hand gewiesen werden kann. Denn die 


Kieferklemme war nach dem Sektionsbefund keine arthrogene, 
sondern eine akut entzündliche muskuläre, was schon daraus zur 
Genüge hervorgeht, daß je ein exzidiertes- Stück aus dem Musculus 
temporalis und pterygoideus histologisch das Bild einer phleg- 
monösen Myositis bot. Die forcierte Dehnung der Kieferklemme 


- mag also auch hier jene Erscheinung nach sich gezogen haben, die 
wir oft bei mobilisierten akut entzündlichen Prozessen zu sehen ge- 


wohnt sind: Das Übergreifen der Entzündung auf die Umgebung 


‚durch Hineinpressen der Keime in die umliegenden Gewebsspalten. 


Aus dieser, wenn auch plausiblen, Erklärung möchte ich 
jedoch keine weiteren Schlüsse ziehen, sie bleibt eine Hypothese. 


Aus der Ill. Med. Klinik der Kgl. ung. Pázmány Peter-Universität 
in Budapest (Direktor: Prof. Baron A. v. Korányi). 


| Kryptogenetische perniziöse Anämie u. Magenazidität. 


Von Dr. Ladislaus Detre. 


| Im Krankheitsbilde, welches Biermer mit der Umgrenzung 
' der perniziösen Anämie schuf, fehlte die im Jahre 1905 von Mar- 


tius!) entdeckte konstante Achylia gastrica. 


Die Klärung des Zusammenhanges zwischen perniziöser An- 


ämie in dem Eichhorstschen Sinne und der Magenazidität ist von 
um so größerer Wichtigkeit, da dem Ausfall der Salzsäuresekretion 
in der Pathogenese der perniziösen Anämie wiederholt eine große 


.. Bedeutung beigelegt worden ist. Auf die Frage, ob im Falle be- 


stehender Salzsäuresekretion die Diagnose der perniziösen Anämie 


' gestellt werden kann, antworten solche Autoritäten, wie Sahli2), 
Pappenheim?), Faber®), Naegeli5) u. a. mit nein. 


alle angeblichen Perniziosafälle der Lite- 


Weinberg®) unterzo 
ritik. Die überwiegende Mehrzahl dieser 


ratur einer eingehenden 


_ Fälle hielt einer rigorosen Kritik nicht stand; allein 2 Fälle sind es, 


in welchen Weinberg die Diagnose nicht kategorisch verwirft: der 
eine — von Weber’) mitgeteilt — Fall ist eine Anämie von hypo- 
chromem Typ; vom anderen Falle, von welchem Stern®) berichtet, 
kann man sich auf Grund der lückenhaft mitgeteilten Daten keine be- 
stimmte Meinung bilden. . 


- Ich ‚hatte die Gelegenheit gehabt, die Krankheitsgeschichten. 


von 50 kryptogenetischen perniziösen Anämien unserer Klinik durch- 


' zusehen. In der Auswahl der Fälle habe ich nur den einzigen Gesichts- 
punkt vor Augen gehalten, ob eine Untersuchung bezüglich der 


Magensekretion geschah. Ich begnügte mich mit der reinen hämaäto- 
logischen Diagnose — ich halte dies für berechtigt — unter Berück- 
Sichtigung nachfolgender Symptome: 1. Oligozythämie; 2. Oligo- 
chromämie; 8. Hyperchromie (Färbeindex `> 1); 4. Megalozytose 
(teilweise ‘auf der Basis des mit dem Hämatokrit bestimmten durch- 


schnittlichen Zellvolumens); 5. LeukopeniemitrelativerLymphozytose. 


Von den Aziditätsverhältnissen des Magens gab.das Boas-Ewaldsche 


1) Martius, M.Kl. Jg. 1,1. / 3) Sahli, Klinische Untersuchungs- 
methoden. pls Wien 14. / ®) Pappenheim in Kraus-Brugsch. 
Berlin-Wien 19%0. / 4 Faber, M.KI. Jg.5,35. / 5) lut- 


aa 
krankheiten u. Blutdiagnostik. non 1923. / 9) Weinberg, 
e 


D. Arch. f. klin. M., Bd. 126 (Literatur). / N Weber, D. Arch. f. klin. M., 


‘übrigen 2 Fälle teile ich kurz mit. 


_ den -fieberhaften Verlauf tertiärer 'Leberlues. 
line (8), Gerhardt (4 u. 5), Senator (6), Mannaberg (7 u. 


Probefrühstück eine Orientierung. Von den 50 Fällen fand ich in 
48 einen völligen Ausfall der Salzsäuresekretion des Magens°). Die 


. Frau I. S., 35 Jahre, Landwirtsfrau. 
schmerzen, Pyrrhose, zeitweise säuerliche Magenentleerung; seit4 Wochen 
Müdigkeit und Mattigkeit. Objektiver Befund: systolisches Geräusch; 
normale Milz; auf der rechten Halsseite ein nußgroßes Drüsenpaket. 
Im Urin Eiweißspuren; kein Urobilin, Urobilinogen und Bilirubin. Die 
Zahl der roten Blutkörperchen 2060000. an 56 (Sahli korr.) 
Färbeindex: 1,85. Das qualitative rote Blutbild. zeigt mäßige Aniso- 
und Poikilozytose, Polychromasie, 1 % Normoblast. Die Zahl der weißen 
Blutkörperchen 2300, unter diesen 45 % Lymphozyten; Serumfarbe 
normal, das Bilirubin gibt eine direkte Reaktion (v. d. Bergh) und be- 
trägt 1,60 % mg. Probefrühstück: schleim-, galle- und blutfrei, größten- 
teils fest, freie HCl 9, Gesamtazidität 41. Im Stuhl. keine okkulte 
Blutung nachweisbar. Röntgenbefund: „Magen Holzknecht-typisch, euto- 
nisch, lebhaft peristaltisch; Duodenum abgedreht, Druckschmerz extra- 
ventrikulär. Diagnose: Adhaesiones periduodenales.* — Zu der sicheren 
hämatologischen Di ose fehlt die besonders von Naegeli10) geforderte 
Megalozytose. Die Annahme ist nicht weitliegend, daß dieses Blutbild 
von einem chronisch blutenden Ulkus hervorgerufen wurde. Bei den 


mit Földes!) gemachten ‚Untersuchungen hatten wir mehrmals Ge- J i 


legenheit ähnliches zu finden. 


H. M., 44 Jahre, Landwirt.. Seit einem halben Jahre in der 


linken Seite des Bauches heftige Schmerzen; anämische Beschwerden. . u 


Objektiver Befund: die Milz füllt die linke Bauchhälfte fast ganz aus; 
Grenzen:.oberer Rand der VI. Rippe, Nabel, Spina iliaca ant. sup. Im 
Urin ne Eiweißspuren; kein Urobilin, Urobilinogen, Bilirubin. 
Die Zahl der roten Blutkörperchen 1490000, Hämoglobin 30 (Sahli 
korr.), Färbeindex: 1,0. Die Zahl der. weißen Blutkörperchen 1500, unter 


diesen 92 % Lymphozyten. Probefrühstück: schleim-, galle- und blut- 
frei, freie HC1:7, Gesamtazidität:14. Während des kurzen klinischen ' 


Aufenthaltes des Kranken verringerte sich rapid die Zahl der roten 
und vorzüglich der weißen Blutkörperchen (letztere bis 1000); heftige 
Schleimhautblutungen treten auf. 
der Kranke wegen Splenektomie der chirurgischen Abteilung über- 
geben wurde und es gelang uns nicht, Daten über die weitere Ge- 


staltung seines Krankheitsverlaufes zu erlangen. In diesem Falle ver- - 
hindert die sichere Stellungsnahme in der Frage der Diagnose das Fehlen . 
genauer und ausführlicher Daten. Die Diagnose der perniziösen Anämie 


ist in diesem Falle mit großer Wahrscheinlichkeit auszuschließen. 


Bis die Abgrenzung . eines. Krankheitsbildes nicht auf ätio- 
logischer Basis, sondern nur auf Grund der wahrgenommenen Sym-. 


ptome geschieht, bleibt Raum für eine gewisse Subjektivität in 
der Beurteilung der Bedeutung der einzelnen Symptome frei; doch 


scheint auch unser Material den Standpunkt zu bekräftigen, daß. 
zur Diagnose der kryptogenetischen perniziösen Anämie 


der Ausfall der Salzsäuresekretion unbedingt gehört. 


Aus der Il. Inneren Abteilung des Städt. Krankenhauses im Friedrichs- 


hain in Berlin (Dirig. Arzt: Prof. Dr. Paul Friedrich Richter). 
Fieberhafte Lebererkrankungen bei Lues tarda 
| im Kindesalter. 


Von S. Buttenwieser, Assistenzarzt, und H. Biberfeld, Volontärarzt. 
Seit langem ist es bekannt, daß der Ausbruch sowohl der 


angeborenen als auch der erworbenen Lues von einem „Eruptions- 
fieber“ begleitet sein 'kann. Die allgemeine Kenntnis. fieberhafter 
Erkrankungen innerer Organe im tertiären Stadium der Lues ver- 


danken wir jedoch erst den Arbeiten Bäumlers [1869 (1) und & 5 


1872 (2)]. Er teilte eine. größere Zahl eigener Beobachtungen 


mit, und brachte auch ältere, wenig beachtete Literaturangaben wieder - 


in Erinnerung. In seinen Publikationen erwähnt Bäumler vor- 
wiegend Fälle von fieberhafter tertiärer Gelenk- und Lungensyphilis. 

In den letzten dreiJahrzehnten häuften sich die Mitteilungen über 
(Hirschberg-Raich- 
' na 8), G, und 
F. C A (9 u. 10), Pel (11) u. a Neuere Literatur s. Schle- 
singer (12). In allen diesen Fällen handelte es sich um Erwachsene 


und fast immer um Lebererkrankung infolge akquirierter Lues. Ein- 


Ba Beobachtungen über fieberhafte Lebererkrankungen bei Spät- 


- Jues im Kindesalter fehlen bisher in der heute schon recht ansehnlichen 
‚Literatur über fieberhalte tertiäre Organsyphilis. Auch die bekann- 


teren deutschen, französischen und englischen Handbücher der-Kinder- 
heilkunde lassen Angaben hierüber vermissen. Auf vereinzelte kurze 
Mitteilungen’ in der Weltliteratur, die unser Thema berühren, kommen 
wir späterhin zu sprechen. | a | | 
Auf der inneren 
Friedrichshain konnten wir im vergangenen Jahr 2 Fälle genauer 


en) Wegen Raummangels kann ich diese Fälle nicht ausführlicher mit- . 
teilen. / 1) Naegeli,l.c./ 1) Földes u. Detre, Zschr.f.d. ges. exp. M.,Bd:40. ` 


1649 


Seit 10 Jahren Magen- ` 


eitere Beobachtungen fehlen, weil 


Kinderabteilung ` des Krankenhauses im 


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1650 


haobadkken: die als Beweis dafür dienen mögen, daß auch die Leber- 


‘Anamnese: Großvater mütterlicherseits angeblich syphilitisch, nähere 


vierten Lebensjahr schwerhörig. 


Am 5. Dezember 1922 erfolgte Überweisung zu einer hiesigen Tuber- 


. 1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 47. 


j Kurve 1 (HÆ B) 
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2 cm und ist in der rechten vorderen Axillarllinie nicht mehr zu tasten. 
Nach links zieht die Lebergrenze von der Medianlinie schräg aufwärts 
und verschwindet in der l. M. C.-Linie unter dem Rippenbogen in der 
Höhe der 7. Rippe. 
von der deutlich ausgeprägten Medianinzisur glattrandig. — Milz. Der 
Milzrand ragt um 2 Querfingerbreite als derber Tumor unter dem Rippen- 
bogen hervor. — Nervensystem o. B. — Ohrenbefund. (Dr. Pros- 
kauer,) Trommeliell beiderseis leicht eingezogen, ohne Reflexe. Flüster- 
sprache: 1. 6—8 m, r. am Ohr. Weber nach links. Rinne rechts 9 mit 
stark verkürzter Luftleitung. Luftleitung für C}, und Cs rechts ver- 
kürzt, Drehnystagmus und kalorische Reaktion r +. — 
Wa.R. Blut ++, Liquor —. 
1/100) negativ. 

Röntgenauinahme. Normales Lungenbild. 

Verlauf. Unter Neosalvarsanbehandlung (Gesamtdosis 3 9 
— die anfängliche Kombination mit: Kalomelinjektionen mußte nac 
3Spritzen wegen rasch abklingender Nierenreizung aufgegeben werden — 
kehrt die Temperatur für die ganze Dauer der Beobachtung zur Norm 
zurück, Der Allgemeinzustand hob sich sichtlich. Gewichtszunahme 
' von 2 kg während 2 Monaten. Leber- und Milzschwellung waren bei 
der Entlassung am 13.Mai1923 unverändert. Wa.R.im Blut bleibt stark+. 
| Patient blieb bis heute unter ambulanter Behandlung in 
unserer Beobachtung. Im Sommer nahm er 2 Monate lang täglich 
2 g Jodkali. Im Herbst 1923 und Frühjahr 1924 Wiederholung der 
Salvarsankur. Das Algemeinbefinden ist gut geblieben. Un- 
gehinderter Schulbesuch. Die rechtsseitige zentrale Taubheit ist 
unverändert, Fieber ist nicht mehr aufgetreten. 


Fall IL K. M, Sbe, 10 Jahre alt, aufgenommen 28. No- 
vember 1923. 


erkrankungen bei Lues tarda im Kindesalter wie die tertiäre Leber- 
lues bei Erwachsenen von langanhaltendem Fieber begleitetsein können. 
Falli. H. B., Knabe. 11 Jahre alt, aufgenommen 16. März 1923. 


Angaben nicht zu erhalten. Vater von der Mutter des Patienten ge- 
schieden. Patient ist das einzige Kind aus der ersten Ehe. Normale 
Geburt. Leichte Rachitis. Mit 2 Jahren Hornhautentzündung. Seit dem 


Jetzige Erkrankung: Seit ungefähr 2 Jahren häufig abend- 

liche Temperatursteigerungen bis 39 und 40°, wobei öfters Schüttelfröste . 
auftraten. Ab und zu auch geringeres Fieber von etwa 38°. Gewöhn- 
lich zeigte sich. das' Fieber an 2—3 aufeinander folgenden Tagen und | 
setzte dann für einige Zeit aus. In den letzten Monaten fast täglich 

abends einsetzendes Fieber. Die fieberfreien Pausen wurden immer 
kleiner (vgl. Kurve 1). Häufige Schüttelfröste, starke Nachtschweiße und 
Kopfschmerzen brachten das Kind sehr herunter, so daß es in den 
letzten 4 Monaten die Schule nicht mehr besuchen konnte. Es wurde 
stets der Verdacht einer aktiven Drüsentuberkulose geäußert. Bei einer 
Röntgendurchleuchtung in Magdeburg im Sommer 1921 glaubte der 
behandelnde Arzt auch eine Hilustuberkulose feststellen zu können. 


Urin o. B. — 


Pirquet und Mantoux UN und 


kulosefürsorgestelle. Die Röntgendurchleuchtung ergab angeblich 
wiederum verstärkte nr Wegen zentraler Schwerhörigkeit 
Blutuntersuchung. Wa.R. +. Beginn einer Schmierkur mit Resorbin- 
einreibungen am 9. Januar 1923, die 6 Wochen durchgeführt wurde. 
Gleichzeitig wurden zur Bekämpfung der vermuteten Hilusdrüsentuber- 
kulose 30 Höhensonnenbestrahlungen verabfolgt. Das Fieber ging rasch 
zurück, ohne. jedoch ganz zu schwinden. Durchschnittliche Abend- - 
temperatur 37,80. Am 16. März 1923 Einweisung in unsere Kinder- 
station wegen aktiver Hilustuberkulose und luischer Schwerhörigkeit. 

Status, Schmächtiger Knabe im düritigen Ernährungszustand, 
schlaffe Muskulatur, blasse Gesichtsfarbe mit schmutzi bräunlicher 
Tönung. Kind fühlt sich sehr matt, macht jedoch keinen schwer kranken 
Eindruck. — Kopf. nn r Kopf mit deutlicher Vorwölbung‘ 
der Stirnhöcker. Zarte zentrale Trübung der linken Hornhaut, Stra- | 
bismus convergens. Verwaschenes Lippenrot mit radiären Rhagaden. 
Hutchinsonsche Form der oberen mittleren Schneidezähne. Einige 
erbsen- bis bohnengroße gut verschiebliche Drüsen am Nacken und Status: Schlechter Ernährungszustand, schlaffe : ı Muskulatur, 
Hals. — Thorax. Lunge: Grenzen beiderseits h. u. 10.—i1.B. W. D. | gelblich-blasse Gesichtsfarbe, ältlicher Gesichtsausdruck. Die trockene, 
r. v.u. 5.. R. gut verschieblich. Überall voller Klopfschall und reines | welke Haut läßt sich in großen Falten abheben. — Kopf. Der große 
Vesikuläratmen. Herz: Grenzen normal. Töne rein. — Abdomen. | 


. Anamnese: Mutter seit 23 Jahren Lues, hat verschiedene Queck- 
silberkuren durchgemacht (letzte Kur 1908). Vater unbekannt. Patient 
ist einziges Kind. Normale Geburt. Lernte wegen Rachbitis erst im 
dritten Jahre laufen. Mit 3 Jahren Masern. Seit 5 Jahren Drüsen 


schwellungen am Halse und in der rechten Achselhöhle, 
| Jetzi 


Temperaturschwankungen von mehreren Graden, fühlt sich dabei sehr 
matt und ist stark abgemagert. 


Hirnschädel mit hoher Stirn und stark vorspringenden Tubera frontalia 
Weich, nirgends druckempfindlich. An der Bauchwand deutliche Venen- | lassen den Gesichtsschädel völlig Ns und verleihen de 
zeichnung im Bereich der Vv. epigastrica inf. und su 


m Kopf 

p. — Leber. In | ausgesprochene Birnenform. — Deutliche radiäre Rharaden von den 

der Medianlinie reicht der untere Leberrand 8 cm unterhalb des Proc. Lippen. ausstrahlend. — Drüsen. Ein kleinapfelgroßes Drüsenpaket 

xyphoideus. Die untere Fe ee verläuft nach rechts fast horizontal. | an der rechten Halsseite unterhalb des Unterkieferwinkels, sowie ein 
Die Leber überragt in der Mammillarlinie den Rippenbogen noch um 


faustgroßes Konglomerat in der rechten Axilla. Die Tumoren fühlen 


23. November 


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e Erkrankung: Seit 4 Wochen Fieber mit täglichen . 


Die untere Leberkante ist derb und, abgesehen 


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93. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. | 1651 


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sich prall ölnstisch an, sind gut von der Umgebung abzugrenzen und 


weisen nirgends Fluktuation auf. Die sie bedeckende Haut ist von 
normaler Beschaffenheit, von erweiterten Venen durchzogen. — Thorax 


flach. Lungen und Herz o. B. — Abdomen aufgetrieben, Aszites 
nicht nachweisbar. Sichtbare Venenzeichnung an der Bauchwand im 
Gebiete der Vv. epigastricae sup. und inf. — Leber. Der untere 


Leberrand reicht links am Rippenbogen bis zur 8. Rippe, schneidet die 
Medianlinie 2 Querfinger breit oberhalb des Nabels, verläuft dann 
schräg nach rechts unten und wird in der vorderen Axillarlinie ein 
Querfinger breit oberhalb des Darmbeinkamms gefühlt. Der Leberrand 
ist sehr hart und zeigt 2 deutliche Einkerbungen, eine in der Mittel- 
linie, die andere in der rechten Mamillarlinie. — Milz. Die Milz 
überragt bei tiefer Inspiration den Rippenbogen um Querfingerbreite. 
Der untere Pol ist derb und scharfkantig. — Nervensystem und 
Sinnesorgane o. B. — Urin. Urobilinogen +, sonst o. B. — 
Pirquet +. Wa.R. im Blut und, Liquor 0. 

| Verlauf. In den ersten 10 Tagen des Aufenthalts im Kranken- 
hause trat täglich intermittierendes Fieber von etwa 36,4--39,2° auf. 
Unter der Neosalvarsankur, die am 7. November Ben) wurde, 
klang das Fieber allmählich ab, so daß nach 3 Wochen die Temperatur 
völlig normal war. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden 1,5 g Neosalvarsan 
in 6 Dosen ‚gegeben. (S. Kurve 2.) Die Salvarsankur wurde in den 
nächsten 10 Wochen fortgesetzt. Es wurden im ganzen 4,0 g Neosalvarsan 
verabreicht. Die Temperatur blieb normal. Das Allgemeinbefinden 
besserte sich bei einer Gewichtszunahme von 4 kg außerordentlich, 
so daß sich der Junge völlig gesund fühlte. Die Lymphome am Hals 
und in der Axilla blieben von der spezifischen Kur unbeeinflußt und 
en am 26. Februar 1924 exstirpiert. Sie erwiesen sich als typisch 

erkulös, | 


Im Vordergrund des Krankheitsbildes stand in beiden soeben 
geschilderten Fällen lang andauerndes, hohes Fieber. Es lag nahe, 
diese chronischen, fieberhaften Zustände auf eine floride Tuberkulose 
zurückzuführen, da diese erfahrungsgemäß die häufigste Ursache 
lang andauernden Fiebers bei negativem klinischen Befund im 
Kindesalter darstellt. Besonders im Fall II konnte man sehr leicht 
zur Diagnose „Tuberkulose“ verleitet werden, da hier sogar sicht- 
bare Drüsenschwellungen von beträchtlicher Größe vorhanden waren, 
die, wie die spätere anatomische Untersuchung auch tatsächlich er- 
gab, tuberkulöser Natur waren. Als Ursache des Fiebers kamen die 
Lymphome selbst jedoch nicht in Frage, da sie bereits über 4 Jahre, 
Ohne daß erhebliches Fieber aufgetreten. wäre, in unveränderter 
Weise bestanden hatten und während der Beobachtung weder 
Neigung zur Einschmelzung, noch Vergrößerungstendenz zeigten. 

ie wurden später lediglich aus kosmetischen Gründen entfernt, 
nachdem das Fieber infolge unserer Behandlung längst abgeklungen 
war. Für das Vorhandensein etwa sonstiger florider, tuberkulöser 
Organerkrankungen ergab die mit allen Hilfsmitteln der Diagnostik 
durchgeführte Untersuchung nicht den geringsten Anhalt. 

Sehr leicht gelang es im ersten Fall, die jahrelang als gesichert 
betrachtete Diagnose „Tuberkulose“ als irrtümlich zu erweisen. 
Mehrfach wiederholte Tuberkulinproben (Pirquet, Mantoux 1/1000 
und 1/100) zeigten, daß das Kind bisher von einer tuberkulösen In- 
fektion überhaupt verschont war. Übrigens sei betont, daß auch 
unsere Röntgenaufnahme einen normalen Lungenbefund darbot. 
Der Befund der Hilustuberkulose, der auf Grund von Durchleuchtungen 
von den Magdeburger Kollegen und auch einer hiesigen Tuberkulose- 
ürsorgestelle erhoben wurde, erklärt sich, wie so häufig, durch 
eine falsche Deutung einer noch physiologischen Hiluszeichnung. 
. Auch dieser Fall möge als Lehre dienen, im Kindesalter bei 
Sinem unklaren Krankheitsbild die so beliebte Diagnose „Tuberkulose“ 
nicht zu stellen, bevor man nicht die diagnostischen Tuberkulin- 
reaktionen wie Pirquet und besonders Mantoux angestellt hat. Die 


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Kurve 2 (K. M.) 


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wiederholte negative Tuberkulinreaktion läßt fast mit Sicherheit eine 
Tuberkulose ausschließen, sofern nicht die spezifischen biologischen 
Abwehrkräfte des Körpers völlig darniederliegen, sei es im Verlauf 
der Miliartuberkulose, nach Masern oder im Gefolge erschöpfender 
Allgemeinerkrankungen. 


Eingehende Untersuchung ergab in unseren Fällen sofort eine 
beträchtliche Schwellung der Milz und Leber. Für differential- 
diagnostische Erwägungen kommen bei derartigen Milz- und Leber- 


 vergrößerungen im Kindesalter außer Lues folgende Krankheits- 


bilder gewöhnlich in Frage: Stauung infolge’allgemeiner oder lokaler 
Zirkulationsstörungen, Malaria, Systemerkrankungen des haemato- 
poetischen Apparates, amyloide Degeneration oder Fettinfiltration 
bei chronisch tuberkulösen oder sonstigen eitrigen Prozessen. Be- 
sonders in Anbetracht des anhaltenden intermittierenden Fiebers 
mußte auch an septische Cholangitis oder Leberabzeß gedacht 
werden. | 
Für die erstgenannten Erkrankungen ergab die dahin ge- 
richtete Untersuchung bei H. B. keinerlei Anhaltspunkte. Das 
relativ gute Allgemeinbefinden nach 2jähriger Krankheitsdauer — 
der Junge war bis zuletzt nicht bettlägerig — sprach von vornherein 
gegen chronische Cholangitis oder Leberabzeß, Schon auf Grund 
dieser klinischen Überlegungen war somit die Lues mit größter 
Wahrscheinlichkeit als Ursache der Milz- und Lebervergrößerung 
anzusehen. Im 2. Fall war es nicht möglich, mit derselben Sicher- 
heit bei der Aufnahme trotz belastender Anamnese und luischer 
Physiognomie die Leber- und Milzschwellung als syphilitisch zu 
deuten. Mit der Möglichkeit einer Amyloid- oder Fettleber infolge 
chronischer Tuberkulose mußte gerechnet werden. Erst das prompte 
Ansprechen der Krankheitssymptome auf spezifische antiluische Be- 
handlung erlaubte es hier ex iuvantibus die Diagnose Leberlues 
zu stellen. 

Die negative Wa.R. spricht nicht absolut gegen eine Lues 
congenita. ir haben schon mehrfach Fälle von congenitaler Lues, 
auch schon einmal eine Leberzirrhose bei Lues tarda beobachtet, wo 
trotz negativer Wa.R. im unbehandelten Stadium die Lues durch die 
Sektion sicher gestellt wurde. Wir möchten diese Tatsache besonders 
hervorheben, weil sie den Erfahrungen von Degkwitz (18) wider- 
spricht, der kürzlich behauptet hat, „daß Kinder mit einer angeborenen 
unbehandelten Lues ein wassermannnegatives Blutserum haben, wurde 
nicht beobachtet.“ = | 


Auffällig und ungewöhnlich könnte für Leberlues 


bei Lues tarda im Kindesalter das langwierige Fieber 
erscheinen. Wie jedoch schon eingangs betont wurde, sind in 
den letzten Jahrzehnten mehrfach derartige Fieberzustände besonders 
bei der Leberlues der Erwachsenen beschrieben worden. | 

Es wird darauf hingewiesen, daß das Fieber häufig charakteristische 


Eigenschaften besitzt, die es zu einem diagnostisch wertvollen Symptom ` 


machen. Frerichs (14) spricht bereits davon, daß die Nachschübe 
des syphilitischen Krankheitsprozesses in der Leber von Fieber be- 
gleitet sind, ohne den Ablauf der Temperaturveränderungen näher zu 
schildern. Wunderlich (15), der in klassischer Weise das pseudo- 
intermittierende Fieber besonders bei der Lues II beschreibt, erwähnt 
auch beiläufig das Auftreten derartigen Fiebers bei gummösen Prozessen 


in der Leber, Gehirn und Knochen. Erst durch die ausführlichen. 


Schilderungen von Hirschberg-Raichline (8), Mannaberg (8) 
und anderen wurde das Krankheitsbild der fieberhaften Leberlues 
scharf umrissen. | 

Der Gang der Temperatur ist ein ausgesprochen inter- 
mittierender mit täglichem Rückgang der Temperatur bis fast oder 
ganz.zur Norm. Der Wechsel dieser tiefen Morgenremissionen mit 
den hohen abendlichen Temperaturerhöhungen ‚(bis über 40°). ist 


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: mäßigere tägliche Temperaturschwankungen mit einander. 


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ausbleibt und für einige. Tage das Fieber verschwindet, 


. der langen Fieberperioden — 


. wurde zum Vergleich der Arbeit von F. Klemperer (10) entnommen. 


von angeborener und. akquirierter Lues, die mit Leber- nnd 


. reichte. Die Milz überragte den Rippenbogen um 4 Querfinger. , Das 


1652 


für lange Zeit regelmäßig. Nur ab und zu ist ein völlig fieberfreier 
Tag eingeschoben. Ausnahmsweise wechseln auch. höhere und 

Die 
Dauer dieses. hektischen Fiebers ist unbestimmt. Es hält zuweilen 
nur wenige Tage an, kann sich jedoch. über mehrere Wochen er- 
strecken. Die Wiederkehr zur normalen Temperatur geht zuweilen 
lytisch unter allmählich geringer werdender Abendexazerbation vor 


sich‘ oder seltener, indem ohne erkennbare Ursache nach einer 


morgendlichen Remission der regelmäßige Fieberanstieg am Abend 
Derart 

können die Fieberperioden wahllos aufeinander folgen, so daß: ein 
chronisches, unregelmäßiges Rückfallfieber entsteht. Ausgeprägte 
Schüttelfröste und Nachtschweiße kommen zeitweilig vor. Sie können 
jedoch während des ganzen Krankheitsverlaufs fehlen. ' Merkwürdiger- 
weise bleibt das Allgemeinbefinden der Kranken — in Anbetracht 
relativ gut. | 


Diese überaus kennzeichnenden Merkmale. des syphilitischen 


Leberfiebers sind bis in die letzten Einzelheiten bei unseren Be- 


obachtungen vorhanden. Besser noch als jede Beschreibung veranschau- 
licht dieses ein Blick auf die beigegebenen Kurven (1,2u.3). Kurve3 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


| | = A | 23. November 


Pt an 
Pr: Fe 27, 


Unter kombinierter Behandlung . mit Jod und Neosalvarsan 


trat, sehr rasche 'Entfieberung, langsamer Rückgang der viszeralen 
‚Schwellung 


unter rapider Zunahme des Körpergewichts von 529 auf 
58,5 kg ein. Ä | | 


Soweit wir also aus der Literatur. ersehen konnten, fehlten 


bisher genauere Mitteilungen über fieberhafte tertiäre Leber- 


lues im Kindesalter. Unsere beiden Fälle H. B. und K. M. sind 
geeignet, diese Lücke auszufüllen. Die Verlaufsform entspricht voll- 
ständig der der kongenitalen und akquirierten fieberhaften tertiären ` 
Leberlues der Erwachsenen. o 

Der fieberhalte Verlauf der Leberlues erlaubt keinen Rück- 
schluß auf eine bestimmte spezifische Krankheitsform in pathologisch- . 
anatomischer Hinsicht. Das „Leberfieber“ ist bei allen Verlaufs- 
arten der Leberlues beschrieben worden, seien es cirrhotische, grob 
gummöse oder miliargummöse Prozesse. 


| Zur Therapie kommt in erster Linie Hg-Salvarsanbehandlung 
in Betracht, welche das Fieber manchmal schon nach 1—2 Tagen, 
hin und wieder erst nach 2—3 Wochen zum Schwinden bringt. In 
der Literatur wird vielfach der prompte Erfolg von Jodkali gerühmt, 


In unseren Fällen gaben wir daher im Intervall der kombinierten 
Hg-Neosalvarsankuren ebenfalls Jodkali. Ä | 


Kurve 8 


Wir | betonten schon früher, daß die Mitteilungen über die 


fieberhafte Lieberlues fast nur Erwachsene und Kranke mit er- 
worbener Syphilis betrafen. | 


Veröffentlichungen über Fieber bei kongenitaler Lues fanden 


‚sich ganz kursorisch bei Gluschinsky (16) und Mc Creae (17). | 


Gluschinsky berichtet aus der Lemberger Klinik über eini apu 

ilzver- 
rößerung sowie mit Temperaturerhöhungen bis 37,4 bzw. 37,7 ver- 
iefen. Diese Veränderungen verschwanden unter dem Einfluß der Hg- 
Behandlung. Mc Creae stellte die am John Hopkins Hospital be- 
obachteten Fälle von Leberlues zusammen. Unter seinem Material 


von 56 Fällen befinden sich 3 Fälle von kongenitaler Lieberlues im 
Vorübergehend bestand bei allen ' 


Alter von 3, 13 und 16 Jahren. 


3 Patienten Fieber. Genauere Angaben über den Charakter und die 
Dauer des Fiebers werden nicht gemacht. Vergangenes Jahr stellte 


Debré (18) in der Sitzung vom 28. November 1923 einen 8jährigen 


Jungen mit Lebersyphilis und lang andauerndem Fieber in der 
ädiatrischen Gesellschaft in Paris vor. Da das Kind einen positiven 
irquet hatte, wurde jedoch in der Diskussion bezweifelt, ob es sich 

tatsächlich um einen Fall von fieberhafter Leberlues handelt. Es wurde 


von Lesné die Vermutung ausgesprochen, daß das Fieber auf die 


Tuberkulose zurückzuführen sei und der Rückgang des Fiebers sich 

durch die Bettruhe erkläre, die ja öfter tuberkulöses Fieber günstig be- 

einflusse., Bei den Patienten. von. Mannaberg (8) und Bär (19), über 

deren fieberhafte tertiäre Leberlues ausführlich berichtet wird, liegt 

zwar kongenitale Lues vor. Die Fälle betreffen jedoch Erwachsene. 
annabergs Patientin war 25 Jahre alt. 

Von Kinderkrankheiten weiß sie nichts anzugeben, glaubt sich 
nur zu erinnern, daß sie im 8. Lebensjahr an täglich wiederkehrendem 
Fieber litt. Ihre jetzige Krankheit ‚datiert sie seit 3 Jahren, wo sie 
angeblich nach Genuß von Rüben an Magenschmerzen erkrankte. 
Seitdem leidet sie fast täglich an Fieberanfällen. Mannaberg fand 
eine derbe grobhöckrige Leberschwellung, die beinahe bis zum Nabel 


Genitale war virginal. Die Temperaturmessung ergab das Be- 
stehen eines regelmäßigen, quotidianen Fiebers. 

Nach Anbringung eines handtellergroßen, grauen Pilasters in der 
Lebergegend und innerlicher Verabreichung von täglich 2 g Jodkali 
schwand in wenigen Tagen das Fieber. Leber und Milz verkleinerten 
sich erheblich und die Patientin wurde bei bestem Wohlbefinden 
entlassen. 

Die Patientin von Bär war ebenfalls 25 Jahre alt. Sie wurde 
mit 19 Jahren wegen K6ratite interstitielle in Paris antiluetisch be- 
handelt. Seit dem 22. Lebensjahr leidet sie ohne erkennbare Ursache 
dauernd an unregelmäßigem Fieber. Dabei magerte sie stark ab. 
Erfolglose Behandlung wegen „Congestion du foie“ in Vichy. 

Bär fand bei ihr Hutchinsonsche Zähne, starke, derbe Leber- 
schwellung und palpablen Milzpol. Wa.R. und Temperatur 88,8. 


8 9 m NH 12 13 le B 6 1 18 


KUNI TITTEN ETOT ND 
SINN TA ANNETTE 
KENAA A DAL NT 
DE RT REDE 


(Leberlues unbehandelt). Aus Arbeit von F. Klemperer, Zschr. Í. klin. Med. 1924, Ba. 56. 


Zeit an täglich wiederkehrendem Fieber gelitten, das später ohne Behand- 
‚luisches Leberfieber gehandelt, und die Erkrankung im 28. Lebensjahr 


(28. November 1923) der P 


nam 22 23 B2 33% 2 23 2 9%. 


Ob die Heilung eine endgültige ist, kann jedoch erst lang- 
jährige- weitere Beobachtung erweisen. Vorläufig erscheint uns die 
Prognose entsprechend.den Heilungsaussichten der. tertiären Leber- 
lues überhaupt noch recht zweifelhaft. Die Wa.R. ließ sich bei H. B. 
trotz mehrfacher energischer Kur nicht beeinflussen, wenn auch das 
Fieber sehr rasch schwand und bisher nicht mehr wiederkehrte 
In Anbetracht der pathologisch-anatomischen Veränderungen dürfte 
im günstigsten Falle eine Defektheilung zu erzielen sein. Ob Rezi- 
dive verhütet werden können, sei dahingestellt. l 
Bemerkenswert ist in dieser Hinsicht vielleicht der oben erwähnte 
Fall von Mannaberg. Seine Patientin, die im 23. Lebensjahr am typi- 
schen luischen Leberfieber erkrankte, hat schon mit 8 Jahren längere 


lung schwand. -Möglicher Weise hat es sich auch schon damals um. 


wäre demnach als ein Rezidiv zu deuten, das nach 15 Jahren auige- 
treten ist. ` 


Es braucht uns nicht zu wundern, daß das Krankheitsbild der 
fieberhalten tertiären Leberlues im Kindesalter in der Literatur 
und in den Handbüchern fast nicht bekannt zu sein scheint. Auch 
bei den Erwachsenen wurde man auf das analoge Krankheitsbild 
nur sehr spät aufmerksam, trotzdem es nach den Publikationen der 


letzten Jahrzehnte keineswegs selten ist. Fast alle Fälle gingen 
jedoch jahrelang unter falscher Diagnose. 


Besonders schwierig liegt die Diagnose, wenn das chronisch spät 
syphilitische Fieber von keinerlei Or 


PTET ERE begleitet wira 
Derartige Fälle sind auch vereinzelt beobachtet und oopa spezi- 


fisch behandelt ‘worden [Mannaberg (8) und Kraus (20) 
Im allgemeinen ist man natürlich eher geneigt bei einer Krank- 
heit, die mit langwierigem, intermittierendem Fieber verläuft, eher 


an Tuberkulose, septischen Prozessen u. a. m. zu denken, als eine 
tertiäre Lues zu vermuten. ö | 


Dieser Beitrag zur Kenntnis’der fieberhaften Leber’ 
lues soll dazu dienen, auch im Kindesalter bei unklaren 
Krankheitsfällen mit chronisch intermittierendem Fieber 
die Syphilis in den Bereich der diagnostischen Erw# 
gungen zu ziehen und besonders auf Leberveränderungel 
zu, fahnden. Selbst bei wassermannnegativen Fällen wird 
es sich unter Umständen empfehlen, den Versuch eine 
spezifischen Therapie zu machen, um eventuell die Dia’ 
gnose ex juvantibus zu stellen. | 


Nachtrag: Nachdem uns jetzt der Originalbericht der Sitzung 
iber ariser pädiatrischen Gesellschaft vorliegt 
glauben wir mit Debré annehmen zu dürfen, daß es sich in seinem 


23. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


1655 


Fall auch um eine fieberhafte kongenitale Leberlues bei einem Kind 
ehandelt hat. Immerhin läßt sich bei ihm der Lesnösche Einwand 
er Tuberkulose ebensowenig wie in unserem 2. Fall (K. M.) mit 

absoluter Sicherheit ausschließen. Deshalb erscheint uns unsere 

1. Beobachtung (H. B.) um so wertvoller, weil hier tatsächlich nur die 

Lues als Ursache des Fiebers in Betracht kommen kann. 

Die Angabe von Debré und seinen Mitarbeitern, daß in der 
französischen und ausländischen Literatur das Vorkommen von Fieber 
bei kongenitaler Leberlues überhaupt nicht erwähnt wird, beruht auf 
einem Irrtum, wenigstens soweit es sich um die deutsche Literatur 
handelt. Wir dürfen auf die in unserer Publikation genannten Arbeiten 
von Mannaberg und Bär hinweisen, die beide über Fieber bei 
kongenitaler Leberlues der Erwachsenen berichten. Gefehlt hatten bis- 
her nur in der Literatur, von einigen kursorischen Bemerkungen ab- 

sehen, einwandfreie Beobachtungen von fieberhafter kongenitaler 
eberlues bei Kindern. 

Literatur: L Bäumler, Tagebl. d. Naturforschervers., Innsbruck 1869. — 
2. Derselba, D. Arch. f£. kl Med. 1872,9. —3.Hirschberg-Raichline, Bull.gön6ral. 
de thérap. 1895. — 4. Gerhardt, Sem. méd. 1898, S. 2738. — 5. Derselbe, B.kl.W.1900, 
8.1046. — 5. Senator, Ebenda, 1902, Nr, 20. — 7. Mannaberg, W.m.W.1902, Nr. 13 
u.li. — 8 Derselbe, Zschr. £ klia. Mad, Bd. 62. — 9. G. Klemperer, Ther. d. 
Gegenw. 1908, S. 4L — 10. F. Klem perer, Zschr. f. klin. Med. 1904, Nr. 55. — 11. Pel, 
Krankheiten der Leber 1909, S. 227. — 12. Schlesinger, Ergebn. d. inn. Med. u. 


Kindhik. 1923, Bd. 23. — 13. Degkwitz, Die Masernprophylaxe und ihre Technik, 


1923. Springer. — 14. Frerichs, Leberkrankheiten, 1861. — 15. Wunderlich, Ver- 
halten der Eigenwärme. 1870. 2, Aufl, S. 887. — 16.Gluschinsky, Gaz. Lekarska, 
1912, S. 832. — 17. M c Creae, Amer. Journ. of the med. scienc. 1912 Nr5. —18. Debré, 
Arch. de méd. des enfants. 1924, Bd. 27, Nr. 1, S. 63. — 19. Bär, M. m. W. 1920, Nr. 20. 
— 2. Kraus, W. kLW. 1918, Nr. 49. - 


Karzinom und Röntgentherapie. 
Von Dr. M. Fraenkel, Berlin. 


Das umstrittenste Gebiet in der Strahlentherapie ist die Ca- 
Beeinflussung. Eine Zeit lang war unter dem leitenden Gedanken 
einer Möglichkeit durch Verbrennungs- oder Vernichtungsdosis das 
Ca. in seiner Gesamtheit, d. h. aller das Ca. ausmachenden Zell- 
komplexe, zu beseitigen, das Streben darauf gerichtet, durch inten- 
sivste Bestrahlung mit Massendosen in einer einzigen oder in kurz- 
zeitig folgenden Sitzungen eine Totalzerstörung zu ermöglichen. 
Dieses Bestreben stand unter dem Gesichtswinkel der rein physi- 
kalischen Bewertung der X-Strahlen und stützte sich im Großen auf 
das Bergonié-Tribondeausche Gesetz, das den jugendlichen 


Zellen im allgemeinen eine größere Radiosensibilität zusprach. 


Daraus schloß man auch auf eine größere Radiosensibilität der 
Krebszelle, was eben irrtümlich ist. An einer ganzen Reihe von 
Tierversuchen, und weiter an experimentellen Versuchen im Reichs- 


. Gesundheitsamt!) konnte ich den Nachweis bringen, daß embryonale 


Zellen im Gegenteil eine geringere Radiosensibilität zeigen, und daß 
keine Dosis hoch genug ist und groß genug sein kann, um ohne 
Schaden für das normale Nachbargewebe diese embryonalen Zellen 
zu vernichten. Dabei muß der Gedanke vorherrschen, daß das 
Ca. aus alten und jungen.Zellen, aus ungereiften und ausgereiften 
Zellen besteht, und daß wohl die ausgereiften Zellen eine erhöhte 
Radiosensibilität besitzen und leicht vernichtet werden können, 
während umgekehrt bei den ruhenden Zellen, bei den üungereiften 
wohl ein Latenzstadium, ein Schlummerstadium erreicht werden 


kann, aus dem die Zellen aber‘ dann,“mit um so größerer Aktivität 
' erwachend, weiter wachsen können. 


In dieser Erkenntnis liegt 
unsere Ohnmacht, ein Ca. in seiner Gesamtheit zum Vernichten zu 
bringen. Und die Keysserschen Transplantationsversuche haben 
diese Anschauung voll bestätigt. Implantierte Ca.-Stücke, die man 
mit der zehnfachen Ca.-Dosis, wie sie Seitz und Wintz als Ca.- 
Vernichtungsdosis angegeben haben, bestrahlte, und bei.denen man 
also totale Vernichtung annehmen mußte, wachsen absolut einwands- 
irei danach weiter. Auf eine ganze Reihe von” anderen experi- 
mentellen Nachweisen nach dieser Richtung hin will ich hier nicht 
eingehen, sie finden sich in meinen Arbeiten „Strahlentherapie 
April/August 1921“. Die Bedeutung der Röntgen-Reizstrahlen mit 
besonderer Einwirkung auf das endokrine System und seiner Beein- 
fussung des Karzinoms“ u. a.) 

Während man von der gleichen Anschauung, gegen die ich 
schon seit Anbeginn der Röntgenstrahlenanwendung das Wort 


+ 


ns. 


1) Kl. Wschr, 1922, Nr. 25. Prof. Lange und Dr. Fraenkel aus d. 


| Bakteriolog. Abteil. d. Reichsgesundheitsamtes: Die Wirkung der Rönt- 


genstrahlen auf Tbc.-Bazillen. 3 
2?) S.-A. aus B. kl.Wschr. 1921. No.21. Die Stellung re ee im 
endokrinen System. SA. Dt. Arch. f. kl. Med. 1921. 136 Bd.: Die Bedeutung 
d. Bindegewebes bei d. Ca.-Bekämpfung und seine Stellung im endokrinen 
System. S.-A. aus Dt. Med. Wschr. 1922. No. 84: Zur Theorie d. zell- 
funktionserhöhenden Röntgenstrahlen. S.-A. aus Verhandl. d. Dt, 


spreche, z. B. bei der Lungentuberkulose, bei der man anfangs 
gegen meine Ausführungen die gleiche Idee der Zerstörung des tuber- 
kulösen Gewebes durch X-Strahlen vertrat, unter dem Eindruck der 
schweren, aus dieser Intensivmethode entstehenden Schäden (Blu- 
tungen, Zerfall etc.) zu den.von mir angegebenen kleinen Dosen 
zurückkehrte, und diese Methode jetzt endgültig und allseitig als 
richtig akzeptiert?), besteht bei der Ca.-Bestrahlung immer noch bei 
einer Reihe von Autoren und Kliniken die Ansicht, daß nur durch 
höchste Dosen Erfolge garantiert werden können. Das ist, wie wir 
oben ausgeführt haben, ein fehlerhafter Gedankengang und der 
diesjährige Röntgenkongreß hat sich endlich meinen: Anschauungen 
angeschlossen. Ein Teil derjenigen nun, die von der alten An- 
schauung sich abgekehrt und der neuen zugewandt haben, gehen 
aber in der Verkennung gewisser Momente zu weit, und werden: so 
abwegig von dem Prinzip der Bestrahlung, wie ich es für die Ca.- 
Behandlung als richtig und praktisch erfolgreich bereits durch- 
geführt habe. Sie leugnen nämlich die lokale Beeinflussung des Ca. 
vollkommen, und glauben nur in der lokalen Bindegewebsanregung 
den primären Effekt der Bestrahlung zu erblicken. Zweifellos werden 
ausgereifte Ca.-Zellen von den Röntgenstrahlen angegriffen und ver- 
nichtet. Nur braucht man dazu gar keine Intensivbestrahlungen, 
und ferner folgert daraus der Schluß, daß nicht einzeitige, sondern 
häufig wiederholte Bestrahlungen nutzbringend sind, da so immer 


neue, in der Zwischenzeit herangereifte Zellgruppen geschädigt . 


werden. Durch den Zellzerfall werden zweifellos Stoffe frei, die bei 
der Heilungstendenz eine wichtige Rolle spielen, Stoffe, die auf die 


Fibroblasten anregend, vermehrend wirken, die darüher hinaus auch 


eine allgemeine Anregung der endokrinen Drüsen etc. hervorrufen. 
Wenn man sich nämlich vergegenwärtigt, daß bei den Bestrahlungen 
aus früherer Zeit, als man noch mit kleinerer Apparatur und daher 
geringeren Dosen arbeitete, Erfolge. erzielte, die kaum oder über- 
haupt nicht den heutigen Erfolgen nachstanden, so wird zweifellos 


damals schon, nur uns noch unerkannt, diese, nennen wir sie un- 


spezifische Reizwirkung solcher freigewordener Stoffe, sich abgespielt 
haben. Nur war damals und ist auch heute noch — ja heute bei 
den kurzzeitigen Intensivbestrahlungen um so mehr — diese Wirkung 
nicht ausreichend genug, um den Kampf gegen das Ca. siegreich 
zu bestehen. . Es fehlt also noch ein neues Moment, um im Körper, 


wenn er noch dazu überhaupt imstande ist, Abwehrkräfte frei zu 
machen, die die Kachexie bekämpfend, lokal die Fibroblastenbildung 


vermehren, die Lymphozytose im Ribbertschen Sinne anzuregen 
und darüber hinaus allgemein Funktionssteigerungen des Körpers 
zu erzielen: durch funktionssteigernde Bestrahlung der endo- 


krinen Drüsen. Die näheren Ausführungen über die Auswirkung - 


dieser neuen Methode, die Bedeutung z. B. der Thymusbestrahlung 
auf Fibroblastenanregung und Gefäßneubildungen habe ich seit 1920 
in einer Reibe von Arbeiten ausgeführt, auf die ich schon oben 
verwies. Daß dieser neue Weg der endokrinen Bestrahlung in 
Form der Funktionssteigerung nötig ist, daß wir ohne ihn nicht 
auskommen, zeigt einmal die Erkenntnis, daß sich Rezidive und 
Metastasen den Bestrahlungen mit auf weite Zeit verteilten mittel- 
großen Dosen doch refraktär zeigen, und ferner die Tatsache, daß 
„wir durch Bestrahlung mit massiven Dosen“, wie Caspari aus- 
führt, „die eine unsichere und geringe Chance darstellt, alle Tumor- 
zellen abzutöten, die Resistenz des Körpers erheblich vermindern. 
Diese Gefahr ist sicher. bei einer unspezifischen Therapie (wie sie 
die von mir angegebene Lokalbestrahlung mit mäßigen Dosen und 
häufigeren Sitzungen darstellt) zum mindesten eine wesentlich 
geringere und die früher eintretende Resistenzsteigerung wird den 


Organismus befähigen, die durch versprengte Geschwulstkeime BR 


drohende Gefahr zu überwinden.“ 

Weiter sagt Caspari: „Hierzu kommt, daß ja durchaus nicht 
nur die nähere Umgebung, etwa die benachbarten Lymphdrüsen 
gefährdet sind, die Metasiasierung kann ja auch an einer von der 
Primärgeschwulst örtlich weiter entfernten Stelle des Organismus 
erfolgen. Eine allgemeine Behandlung ist daher hier auch aus dem 
Grunde rationeller, weil wir nicht mit Sicherheit sagen können, ob 


wir durch eine lokale Behandlung wirklich am richtigen Orte 


wirken.“ Durch diese neue Methode, die ihre Grundlage und 


Ron ha 1923. Bd. XII: Röntgenreizdosen und ihre An- 
wendung in der Medizin mit besonderer Berücksichtigung d. Stellun 

des Bindegewebes im endokrinen System. Ztschr. f. d. ges. Dunn ; 
Therapie. 1923. H. 3/4. Bd.27: Basedow als dysfunktionelle Teil- 
erkrankung d. endokrinen Systems: eine Abwehrmaßnahme. Dt. Med. 
1924. No. 4: Beziehung zwischen Schilddrüse und Genitale bei beiden 
Geschlechtern. . 

3) X-Strahlen bei Lungentuberkl. . Ztschr. Í. Tbe. Beihett 4. 


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suchungen in die parasympathischen Nervenendigungen der Haut 


der zellfunktionserhöhenden Röntgenstrahlen.“ 


zu haben. 


1654 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 23. November 


Ursprung schon in meiner Arbeit „Zur Biologie der Röntgenstrahlen 
in Form Funktionssteigerung“*) hat, wird das biologische Moment 
unserer ganzen Bestrahlungsform endlich in das richtige Licht gerückt. 
Welche tiefen Zusammenhänge hier noch zu lösen sind, beweisen u. a.: 
die außerordentlich wichtigen Ausführungen, die Strauß auf dem 
letzten Röntgenkongreß über die Strahlenwirkung auf das vegetative 
Nervensystem gemacht hat. Die Angrifisstellen der Vagusreizung 
durch Bestrahlung verlegt Strauß auf Grund eingehender Unter- 


durch 'zweckmäßige Anwendung der Röntgenstrahlen wird und muß 
in der Krebsbekämpfung und weiter in der Krebsverhütung unser 
nächstes Ziel darstellen. Und es muß unsere Aufgabe sein, nach 
dieser Richtung hin im großen Publikum aufklärend zu wirken. 


Aus derChirurgischen Abteilung des St. Josefs-Krankenhauses Potsdam 
(Leitender Arzt Prof. Dr. Pochhammer). 


Über einen unter dem Bilde starker Magenblutung 
verlaufenden Fall von akuter Myelose. 


Von Dr. W. Roller, Assistenzarzt. 


In den letzten Jahren sind die Beobachtungen und Veröffent- 
lichungen über Blutkrankheiten häufiger geworden, was hauptsäch- 
lich auf die Fortschritte der Wissenschaft auf dem Gebiete der 
Blutkrankheiten und den damit in Zusammenhang stehenden ge- 
naueren Beobachtungen einzelner Fälle, die früher beim Fehlen 


einwandfreier Untersuchungsmethoden nicht als solche erkannt 
wurden, zurückzuführen ist. 


Die akute Myelose ist ein seltenes Krankheitsbild und durch 
die vielseitigen atypisch auftretenden Krankheitserscheinungen kann 
sie erhebliche Schwierigkeit in der Diagnose bereiten. Infolgedessen 
‘erscheint die Veröffentlichung ` eines hier zúr Beobachtung ge- 
kommenen Falles von akuter Myelose gerechtfertigt. 


Gerhard P., 29 Jahre alt, von Beruf Wächter. Familienanamnese 
o. B. Selbst früher nie ernstlich krank gewesen. Als Kriegsteil- 
nehmer an der Westfront und in Rußland keine ernstlichen Erkran- 
kungen durchgemacht. In der Nacht vom 16. zum 17. April trat plötz- 
lich ohne vorheriges Krankheitsgefühl Blutbrechen auf. Am Tage 
darauf war der Stubl schwarz gefärbt. Mit der Diagnose Magen- 
blutung infolge Magengeschwürs eingeliefert. | | 

Befund: 19. April. Mittelkräftig, in ausreichendem Ernährungs- 
zustand. Haut blaß, sichtbare Schleimhäute schlecht durchblutet. Puls 
regelmäßig, leicht unterdrückbar, 110 in der Minute. Temperatur 36,5. 
Lunge, Herz o. B. Leib weich, geringe Druckschmerzhaftigkeit in der 
Magengegend unmittelbar unter dem Processus. xiphoides. Leber und 
Milz nicht vergrößert. Nervensystem: o. B. Urin: Alb. —; Sacch. —; 
Sed. o. p. B. Geringes Übelkeitsgefühl, kein Blutbrechen mehr. 

21. April. Nach Morphium und hämostyptischen Mitteln leid- 


liches Wohlbefinden. Kein Bluterbrechen. Der spontan entleerte 
dünne Stuhl ist pechschwarz. 


Hämogloblin: 36 nach Sahli. Erythrozyten: 2220000, Leuko- 
zyten: 12000. Blutbild: anämisches Bild mit stark ausgesprochener 
Änisozytose, hoher Prozentsatz Makrozyten und Polychromasie, Myelo- 
zyten 33%, Jugendformen 32%, stabkernige Zellen 15%, segment- 
kernige 2%, kernhaltige Normoblasten 2%, basophilgekörnte euko- 


zyten 1% und Plasmazellen (Türksche Reiztorm) 9%, Übergangs- 
zellen 2%. 


Am Abend trat innerhalb einer Stunde unter starken Schmerzen 
und Temperatursteigerung' bis 39,1% eine teigige etwa walnußgroße 
Schwellung der linken Parotis- auf. 

An Stelle der anfänglich gestellten Diagnose „blutendes Magen- 
geschwür“ wird eine unter dem Bilde der hämorrhagischen Diathese 
verlaufende myeloide Leukämie angenommen. Da die Blutung im 
Vordergrunde steht, Weiterbehandlung mit Eisblase auf die Magen- 
gegend, Kochsalztropfeinlauf, Kochsalz und Calc. chlorat. intravenös. 

28. April. Allgemeinbefinden hat sich gebessert. Schwellung 
der linken Parotis weicher und weniger schmerzhaft. Tem eraturen 
zwischen 38,2 und 38,80. Stuhl dünn, dunkelbraun gefärbt, Benzidin- 
probe: sanguis positiv. 

Am Abend unter Temperatursteigerung bis 40,10 innerhalb zweier 
Stunden Auftreten einer teigigen schmerzhaften Schwellung der rechten 
Parotis entsprechend der linken Seite. Leichte Benommenheit. 


In der Nacht zum 29. April unter zunehmender Benommenheit 
und Herschwäche Exitus letalis. ; 

30. April. Autopsie: Keinerlei Hautblutungen oder sonstige 
Veränderungen. Der Dickdarm ist stark gebläht, enthält wenig Kot. 
Bei durchscheinendem Licht sieht man in ihm fast in ganzer AUS 
debnung, hauptsächlich aber am Zökum und Colon transversum zahlreiche 
hirsen- bis linsengroße dunkle Pünktchen. Der M 


agon zeigt an der 
Oberfläche nichts Abnormes. Sämtliche Organe blas, blutleer. Leber 


und Milz nicht vergrößert, von normaler Konsistenz. Am Mediastinum, 
Herz, Lungen, Mund und Halsorganen kein krankhafter Befund. Nirgends 
Drüsenschwellungen: Pankreas, Nieren-o. B. Dünndarmschlingen fast 
leer, auf der Außen- und Innenfläche keine Besonderheiten. Magon 
mit braungelblichem dünnflüssigem Brei ausgefüllt: Keine Zeichen 
eines Magen- oder Duodenalulkus. Fast auf der ganzen Magenschleim- 
haut, besonders zahlreich am Magenfundus, kleine hirsen- bis linsen 
oße Petechien. Die bei durchscheinendem Licht gesehenen dunklen 
unkte am Dickdarm erweisen sich bei Inspektion von innen 
gleiche Petechien. Gehirn, außer auffallender Blässe, o. B. Nach In 
zision in die Parotisdrüsenschwellungen entleert sich schokoladen- 
farbene, dünne Flüssigkeit, die sich. im Ausstrichpräparat als Blut er 


als direkte lokale Wirkung, während eine indirekte im Sinne einer 
Nebennierenschädigung entsteht, die sich beide addieren. Hier wird 
seit langem wieder zum ersten Male auf die Bedeutung der Haut, 
als dem endokrinen System zugehörig, hingewiesen, eine Anschauung. 
die sich vollkommen deckt mit meinen Ausführungen?) „Zur Theorie 

Hier habe ich, ge- 
stützt auf frühere Beobachtungen, darauf hingewiesen, daß wir uns 
wahrscheinlich durch unsere heutige Starkfiltereinrichtung, die die 
Haut für die noch absichtlich außerordentlich gehärteten Strablen 
reaktionslos macht, eines wichtigen Momentes endokriner Drüsen- 
beeinflussung in Form Funktionssteigerung berauben, die ich gerade 
in der Reaktion der Haut erblicke. Und es ist weiter zu betonen, 
daß vielleicht die früheren Erfolge bei der Ca.-Bestrahlung mit darin 
ihren Grund haben, daß durch die damalige Bestrahlungsform eine 
uns damals störende, weil in ihrer Wirkung unerkannte, jetzt aber 
als außerordentlich wichtig erkannte Reaktion der Haui®) erzielt 
wurde. Es ist das Verdienst von Strauß, durch Aufklärung dieser 
intimen Vorgänge und Beziehungen zwischen Haut- und Nebenniere 
und des Effektes der Hautbestrahlung auf die übrigen endokrinen 
Drüsen die Bedeutung der Haut wieder in das richtige Licht gerückt 


So sprechen eine Reihe gewichtiger Momente dafür, der All- 
gemeinbestrahlung in Form der Leistungssteigerung das Wort zu 
reden und auch die Hautreaktion mit in den Kreis der wichtigen 
Faktoren hinein zu beziehen. Hierfür hat uns Brandenburg 
in seinem Referat über die am Rockefeller-Institut gemachten Tier- 
versuche dankenswerte Aufschlüsse verschafft. Diese Tierversuche 
haben die Bedeutung der Haut und ihre durch funktionserhöhende 
Dosen gehobene Funktionskraft in Form des Reizes und Frei- 
werden unspezifischer Abwehrstoffe dadurch erwiesen, daß die mit 
X-Strahlen vorbehandelte Hautstelle erhöhten Widerstand gegen 
Aufpfropfung von Krebsgewebe zeigt. 

Welche bedeutsame Rolle beim Ca. aber gerade den endo- 
krinen Drüsen zufallen muß, dafür dient als Beweis und als Bestätigung 
dieses von mir neu beschrittenen Weges der Krebsbehandlung durch 
endokrinen Drüsen-Anreiz, die Mitteilung des Chirurgen Finsterer- 
Wien, der durch Vasoligatur bei einem inoperablen Speiseröhren-Ca. 
und in einigen anderen Fällen vom gleichen Darm-Ca. eine auf- 
fallende Besserung des so entfernt liegenden Ca. beobachten konnte. 
Ähnliche Beobachtungen finden sich cshon in meiner früheren 
Arbeit?) an einigen Ca.-Fällen, besonders Mamma-Ca., die sich 


ja. sonst außerordentlich refraktär gegen lokale Röntgenstrahlen 
verhalten. 


In meiner Broschüre „Zur Verjüngungsfrage der Frau, zugleich 
ein Beitrag zum Problem der Krebsheilung,* bin ich aber noch einen 
Schritt weiter gegangen. Wir dürfen ‘uns nicht damit begnügen, 
so schrieb ich, bei schon vorhandenem Krebs den Organismus durch 
vermehrte Funktionskraft der Drüsen mit innerer Sekretion zu heben 
und die Kachexie zu bekämpfen, sondern wir müssen schon bei 
nur krebsverdächtigen Fällen mit der Anwendung funktionserhöhender 
Strahlen beginnen, bei Mitgliedern von sogenannten Krebsfamilien 
auf das sorgsamste frühzeitige Alterserscheinungen beobachten, im 
Steinachschen Sinne eine „Verjüngung“ herbeizuführen suchen durch 
systematische Bestrahlung mittelst funktionserhöhenderStrahlendosen. 
Die Natur hat uns in der Riesenfläche der Haut, in den zahllosen, 
überall verteilten Drüsen mit innerer Sekretion, die untereinander 
in wunderbar geregeltem Zusammenhange stehen und sich gegen- 
seitig ergänzen und unterstützen, ein außerordentliches Geschenk 
gegeben, dessen Bedeutung wir erst jetzt zu erfassen beginnen. 
Dieses Geschenk im Sinne der Natur uns weiter nutzbar zu machen 


4) Ztschr. f. Radiumforsch. 1911. 
5) D. Med. 22. No.34. ` 


e) „Erhöhte Röntgenverbrennungsgefahr nach verschiedenen Medi- 
kamenten.“ Fortschr. d. M. 1921. No. 28. — „Beziehung zwischen Schild- 
drüse u. Genitale bei beiden Geschlechtern. Zugleich ein Beitrag zur Frage 
erhöhter Röntgenverbrennungsgefahr. Deutsch. Med. 1924. 184. 

7) Strahlenther. 1921. April/August. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


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weist. Leber: mikroskopisch keinerlei Strukturveränderungen. Milz: 
mikroskopisch: Follikelatrophie, Lymphknotenstrukur verwischt, mye- 
loische Pulpa. Das Knochenmark ist dunkelrot und zeigt vorwiegend 
Myeloblasten. Diagnose: Akute myeloische Leukämie, kenntlich an 
den Veränderungen des Blutbildes, dem mikroskopischen Befunde an 
der Milz, der Purpura intestinalis und der Schwellung und Blutung 
in die Ohrspeicheldrüsen. 


Bei dem vorstehenden Falle verdient besonders hervorgehoben 
zu werden der äußerst akute Verlauf (13 Tage!), der plötzliche 
Beginn mit Magen- und Darmblutung ohne zur Beobachtung ge- 
kommene Prodromalerscheinungen, was zuerst die Diagnose bluten- 
des Magengeschwür besonders durch den Allgemeineindruck des 
Kranken nahelegte und die Aufnahme auf die chirurgische Station 
veranlaßte. 


Am dritten Tage der Erkrankung waren schon schwere Ver-. 


änderungen des Bilutbildes vorhanden, trotzdem der Kranke angeb- 
lich bis zum Auftreten der Blutung arbeitsfähig war. 
Überraschend bei der Sektion war das vollkommene Fehlen 


. von makroskopischen Veränderungen an inneren Organen wie Leber, 
Milz usw. 


Nur mikroskopisch waren Zeichen der Myelose in der 
Milz nachweisbar. Auffallend war weiter die scharfe Lokalisation 
der Purpura im Magen und Dickdarm ohne Haut- und Schleim- 
hautveränderungen, das Fehlen von ulzerösen Prozessen im Munde 
und Rachen und die in kurzer Zeit auftretende symmetrische 
Schwellung und Blutung in die Ohrspeicheldrüsen. 

Der vorstehende Fall zeigt im Vergleich mit anderen Beob- 
achtungen von akuter Myelose, wie wechselvoll die Krankheit auf- 
treten kann, und wie große Schwierigkeit infolgedessen die Dia- 
gnose bei der klinischen Untersuchung bereiten kann. 

Die Diagnose konnte lediglich auf Grund des Blutbildes, nicht 
durch die übrigen klinischen Symptome gestellt werden. Daraus 
erhellt, wie wichtig die genaue Blutuntersuchung bei allen unklaren 
Krankheitsfällen ist, und daß die alleinige Berücksichtigung einzelner 
in die Augen fallender Krankheitssymptome, hier die „Magen- 
blutung‘‘, leicht eine falsche Indikationsstellung bedingen kann. 

Auch den Chirurgen lehrt der Fall die Notwendigkeit, das 
Blutbild reichlich bei der Diagnosestellung heranzuziehen. 

Bei diesem Fall hätte sich ein Chirurg, der auf dem Stand- 
punkte der -Operationsnotwendigkeit bei blutendem Magengeschwür 
steht, leicht durch den Allgemeineindruck des Kranken getäuscht, 
vielleicht zur Operation entschlossen. 


Beobachtungen über Erkrankungen der Brustaorta 
im jugendlichen Alter. 


Von Dr. Albert Schneider, Coblenz, 


Facharzt für Lungen- und Herzkrankheiten. 


Wir wissen, daß jede Erkrankung der Aorta und des Herzens 
wie überhaupt jede organische Erkrankung durch nervöse Symptome 
überlagert sein kann; seitdem ich diese Beziehungen bei der Auf- 
nahme der Anamnese.ganz besonders beachte, konnte ich in manchen 
Fällen eine Abhängigkeit und Wechselwirkung zwischen rein ner- 
vösen Herzbeschwerden und Aortensklerosen feststellen, die viel 
inniger sind, als allgemein angenommen wird und bekannt ist. 
Manche Kranke, die an geringen sklerotischen Veränderungen der 
Brustaorta litten, hatten Herzbeschwerden schon seit 5—20 Jahren; 
diese Herzbeschwerden hatten manchmal schon im zwanzigsten 
Lebensjahre angefangen, und zwar waren sie meistens charakteristisch 
für rein nervöse Herzleiden; Kurzatmigkeit fehlte, es bestand die 
ganze Zeit hindurch volle körperliche Leistungsfähigkeit. Im Laufe 
der Jahre hatten die Beschwerden bei den meisten Kranken denselben 
Charakter beibehalten, bei einigen Kranken waren typische steno- 
kardische Anfälle hinzugetreten. Gerade die Kranken, die schon 
jahrelang oder jahrzehntelaug Herzbeschwerden hatten, wiesen nur 
einen sehr geringen klinischen Befund auf: ein leises systolisches 
Geräusch über der Aorta, das sich etwas nach oben fortpflanzte und 
manchmal nur im Liegen oder nach körperlichen Bewegungen (Knie- 
beugen) zu hören war, neben erhaltenem ersten Aortenton, geringe 
Akzentuation des 2. Aortentones; röntgenologisch völlig normale 

orta in den meisten Fällen oder nur ganz geringe Verbreiterung 
des Schattens der aufsteigenden Aorta oder des Aortenbogens; kein 
erhöhter Blutdruck, keine fühlbare Verhärtung der peripheren 
Arterien. Auffallenderweise klagten die Kranken nicht über Be- 
Schwerden, wie man sie als typisch für Erkrankungen der Brustaorta 
ansieht, wie sternalen Druck und Kurzatmigkeit, sondern über Be- 
schwerden, wie man sie bei Neurasthenikern zu hören gewohnt ist, 


wie Gefühl des Aussetzens und Stockens der Herztätigkeit, plötzliche 
Beschleunigung des Herzschlages, Stiche an der Herzspitze, Gefühl 
des Wundseins in der Herzgegend, „Gefühl des Nichtdurchatmen- 


könnens“ usw. Bei einigen Kranken mit derartigen Beschwerden 
konnte ich anfangs nicht den geringsten objektiven krankhaften 


Befund . am Herz-Gefäßsystem feststellen bei mehrfacher Unter- 
suchung, bis nach längerer Zeit (6—20 Monate) ein über der 
Aorta hörbares systolisches Geräusch auftrat. Ich konnte also die 
allmähliche Entstehung der klinischen Merkmale einer Aorten- 
erkrankung beobachten. Zur besseren Veranschaulichung der bis- 
herigen Ausführungen mögen 3 kurze Krankenblattauszüge folgen: 


1. Herr Sch., 82 Jahre alt, Januar 1922. Seit einem halben 
Jahre anfallsweise Schmerzen in der Herzgegend, in den Rücken 
ziehend, verbunden mit Angstgefühll. Keine Kurzatmigkeit. Sehr 
starker Raucher. Kein Anhalt für Lues. Wa.R. negativ. Herz und 
Aorta klinisch und röntgenologisch ohne Befund. Blutdruck 130 (Hg). 
Diagnose: Angina pectoris vasomotoria infolge Nikotinabusus. — Bei 
mehrfacher späterer Untersuchung immer: negativer Befund. — Juni 1923 
(d. h. nach 11/, Jahren) zum ersten Mal leises systolisches Geräusch 
über der Aorta, das von da ab stets festzustellen war. — Blutdruck 
dauernd 130. . | | 

2. Frau H., 39 Jahre alt, seit 12 Jahren Herzklopfen, Stiche in 
der Herzgegend; in letzter Zeit typische Anfälle von Angina pectoris. 
Über der Aorta leises systolisches Geräusch neben erhaltenem 1. Ton, 
2. Aortenton akzentuiert, Blutdruck 120, Wa.R. negativ, röntgeno- 
logisch: Aorta völlig normal; Herz etwas quergestellt. | 

3. Herr B., 35 Jahre alt, 1907 (d. h. mit zwanzig Jahren) wegen 
Herzleiden vom Militär entlassen. Seit einigen Jahren Druck und 
Beklemmung in der Herzgegend, zahlreiche nervöse Beschwerden. — 
März 1922 acht Tage in der medizinischen Klinik in Bonn beobachtet, 
es wurde ihm dort gesagt, die Beschwerden seien rein nervös, es be- 
stehe kein organisches Leiden. Wa.R. negativ. — Juli 1922, d. h. 
vier Monate später stellte ich selber fest: Herzgrenzen, Spitzenstoß 
regelrecht, Töne rein, im Liegen und Stehen. Blutdruck 130. Nach 
10 Kniebeugen deutliches systolisches Geräusch über Aorta. 


Die Erklärung dieser Beobachtungen ist nicht ganz einfach. 
Man könnte annehmen, daß die Herzbeschwerden zuerst rein nervös- 
funktionell sind und nach jahrelangem Bestehen schließlich eine 
Aortensklerose auslösen; hiergegen würde sprechen, daß im all- 


gemeinen die Herzbeschwerden nicht so stark waren und auch 


sonstige seelische Erschütterungen fehlten, als daß sie eine Aorten- 
sklerose hätten zur Folge haben können. Daß zu anfangs rein 
nervösen Beschwerden rein zufällig eine Aortensklerose tritt, halte 


ich für die meisten Fälle für ganz unwahrscheinlich. — Wir wissen 


aus den Untersuchungen Mönckebergs an verstorbenen Kriegs- 
teilnehmern, daß schon im jugendlichen Alter sklerotische Ver- 
änderungen an der Brustaorta vorkommen können; bei Lebenden 
konnte ich auch in einer gewissen Zahl von Fällen im jugendlichen 
Alter (Mitte 20) derartige Veränderungen feststellen, die sich klinisch 
dokumentierten durch leises systolisches Geräusch über der Aorta 
und klingenden 2. Aortenton. Ich nehme an, daß es sich bei den 
beschriebenen klinischen Bildern um derartiges handelt, daß also 
von vorne herein, auch schon Anfangs der 20iger Jahre bei manchen 
Fällen, geringe sklerotische Veränderungen an der Brustaorta be- 
standen und die Ursache sämtlicher Beschwerden waren; wir müssen 


natürlich annehmen, daß diese Veränderungen äußerst langsam fort- 


schreiten; denn selbst nach jahrelangem Bestehen sind klinisch 
häufig nur sehr geringe Veränderungen feststellbar (vergl. Fall 3). 
Für diese Auffassung spricht auch, daß die Beschwerden durch 
Jahre hindurch dauernd denselben Charakter beibehielten und sich 
auch nicht änderten, als die ersten klinischen Zeichen einer Aorten- 
erkrankung feststellbar waren. Durch die geringen oder beginnenden 
Veränderungen an der Aorta sind aber die manchmal erheblichen 
Beschwerden nicht allein erklärbar; ich weise nur darauf hin, daß 
manchmal erhebliche Verkalkungen und Erweiterungen der Brust- 


aorta kaum Beschwerden machen, und manchmal nur zufällig ge- 


funden werden! Die Beschwerden können offenbar nur entstehen, 
wenn gleichzeitig eine gewisse nervöse Übererregbarkeit vorhanden 
ist, wie ich sie auch bei den betreffenden Kranken immer feststellen 
konnte; die von den kranken Teilen der Aorta durch das autonome 


Nervensystem dem Gehirn und Rückenmark zufließenden krankhaft : 


veränderten Reize treten normaler Weise kaum über die Schwelle 
des Bewußtseins, bei erhöhter nervöser Erregbarkeit werden sie 
dagegen in verstärktem Maße empfunden und lenken das Bewußtsein 
immer wieder hin auf die krankhaften Sensationen, die naturgemäß 
auf diese Weise sich allmählich verstärken; es handelt sich also um 
geringe organische Veränderungen der Aorta mit aufgelagertem 
nervösen Symptomenkomplex. Die geschilderten Krankheitsbilder 
haben insoiern eine praktische Bedeutung, als sie häufig für rein 


1655 


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1656 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.4. 23. November . 


nervös angesehen werden und das organische Leiden übersehen | der Brustaorta klinisch nachweisbar; diese Veränderungen sind gut- 
wird; das Aortengeräusch, das häufig sehr leise ist und häufig nur | artig, und zeigen nur sehr geringe Neigung zum Fortschreiten. 
im Liegen oder nach körperlichen Bewegungen hörbar ist, wird | Beschwerden bestehen dabei entweder garnicht oder sie sind solche, ` 
nicht gefunden. | ʻ OD wie man sie als charakteristisch ansieht für rein nervöse Herz- 
a Zusammenfassung. Schon im jugendlichen Alter (ab Mitte 


/ ‚| leiden; sie sind nur indirekt durch das Leiden bedingt im Sinne 
der iger Jahre) sind nicht allzu selten sklerotische Veränderungen | einer-Organneurose. | - 


 „ Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. 


Die wissenschaftlichen Grundlagen der Entzündungs- 
= lehre.*) 
Von Paul Grawitz, Greifswald. 


Wenn wir eine unparteiische Geschichte der Entzündungs- 
probleme besäßen, welche- ihren Anfang von der Entdeckung der 
Zelle durch Schwann 1838 und seinen, heute allgemein als 
richtig bestätigten, Beobachtungen, von der Bildung der Binde- 
gewebsfibrillen aus spindeligen Zellen nähme, so würden die meisten 
Streitigkeiten auf histologischem Gebiete heute längst friedlich ge- 
löst sein. Es würde dann nämlich allgemein bekannt sein, daß 
keineswegs auf diese großen, grundlegenden EntdeckungenSchwanns: 
eine Zeitperiode naturwissenschaftlicher Beobachtungen, nüchterner, 
wohlgeprüfter Schlußfolgerungen und sorgfältig erwogener Lehren, 
sondern eine solche von rein spekulativem Charakter gefolgt ist, 


welcher keineswegs die ihr zugeschriebene autoritative Bedeutun 
‚gebührt. 


` 


Ende. Parenchyme (Drüsenepithel, Herz, 


quergssiee Muskeln) 
reagieren mit nutritiver Steigerung des Zellstoffwechels (trübe Schwel- 
lung), die zur Norm zurückkehren oder in regressive Fettmetamorphose 


übergehen kann. Das interstitielle Bindegewebe reagiert mit 
formativer Reizung (Kern- und Zellenteilung), in akuten Fällen mit 
 regressivem Schluß: Eiterung. Jede Bindegewebsentzündung beginnt 
mit einer Anhäufung. von Rundzellen, die autoritativ als „klein- 
zellige Wucherung“ benannt wird, obgleich in der ganzen Zellular-. 
pathologie 1871 kein einziges Schema vorhanden ist, aus dem man 
‘sich ein Bild von diesem Vorgange machen kann. Als ich im Streite : 
mit. Weigert auf das 1863 im ersten Bande der Geschwulstlehre ge- 
zeichnete Schema hinwies, auf das ich später zurückkommen werde, 
da erklärte Weigert, daß Virchow solche Bilder nicht wirklich ge- 
sehen habe und Virchow selbst hat keinen Einspruch dagegen er- 
hoben! Also die Proliferationstheorie stand auf äußerst schwachem 
Boden; heute würde eine solche Lehre unmöglich sein, man muß eben’ 
mit einer fremden Zeit und mit einer fremden Denkweise rechnen. 
Wie unsicher schon 1871 der Begründer der Zellenlehre in seinem 
Vertrauen auf die Proliferationstheorie war, zeigt, daß er infolge der 
Arbeiten Cohnheims einen großen Teil der kleinzelligen Wucherung 
einer Leukozyteneinwanderung einräumt, .die seitdem kleinzellige 
Infiltration benannt wird. Virchow sagt, daß diese Entdeckungen 
seine Reiztheorie nicht widerlegten, vielmehr seine zelluläre Doktrin ` 
. erheblich stützten, da alle Leukozyten ja aus Zellen abstammten, und 
den Satz omnis cellula e cellula bestätigten. Die Logik ist nicht 
recht durchsichtig, da der Satz omnis. cellula e cellula auf der irrtüm- 
lichen Voraussetzung beruht, daß die Grundsubstanz totes Ausschei- 
dungsprodukt. sei. Tatsache ist also, daß Virchow 1871 mit !der 
Leukozyteneinwanderungshypothese ein Komprömiß ohne 
net neun des Geltungsbereiches en ns das 
bis heute gilt. 1877 veröffentlichte Jul. Cohnheim seine Vorlesungen 
über- Allgemeine Pathologie, in welchen er jede Gewebsreaktion, jede 
Zellvermehrung in Abrede stellte. Die Entzündung ist eine Alteration 
der Blutgefäße, bei der Leukozyten auswandern, die Gewebe bleiben 
Be Alle Heilungen, Kallus einbegriffen, werden, wie vor der Ent- 
eckung Schwanns in der Physiologie von Joh. Müller zu lesen ist, 
auf Blutbestandteile bezogen. — Ein solcher Umsturz ist. heute un- 
denkbar, man würde das einen ungeheuren Bluff nennen. — 1882 kam 
die Katastrophe, die . größte, die ich der Pathol 


ogie miterlebt habe, 
die Entdeckung der indirekten Kernteilung. | 


- Die Zellen waren hiernach also doch vermehrungsfähig; die 
Voraussetzung, von der Cohnheim ausgegangen war, nämlich die. 
Reaktiönslosigkeit der Gewebe, war irrtümlich. einer Zeit moderner, ' 
naturwissenschaftlicher Forschung hätte nun der ganze Hypotbesen- 


aufbau von der Leukozytenimmigration ein für allemal fallen müssen. 
Weigert hat ihn mit Hilfe der mächtigen Anhängerschaft der Cohn- 
heimschen Lehre gehalten, indem er eine theoretische Trennung der 
Mitosen für die Regeneration, der Leukozyten für die Entzündung 
durchzuführen wußte. Als ich 1889 Mitosen in einer Phlegmone bis 
an den Beginn der Eiterung nachwies, erklärte Weigert, das habe 
nichts mit Entzündung zu tun, das sei verunglückte Regeneration. 
So sieht es also mit den berühmten beiden Theorien aus, wenn 
man sie bei Lichte besieht. Nur`ein scharfsinniger Historiker mag 
die Gründe ermitteln, wie sich die glaubensfeste Vorstellung gebildet 
und festgesetzt haben mag, daß eine dieser beiden Theorien: 
Proliferation oder Immigration, die Entstehung der klein- 
zelligen Infiltration liefern müsse, daß es ein crimen laesae 
majestatis sei, die Wahrheit außerhalb dieser beiden Möglichkeiten zu 
suchen. Ich werde Ihnen jetzt zeigen, daß die kleinen Rundzellen 
aus einer Einschmelzung von kollagenen und. elastischen 
Fibrillen zu Kern- und’ Zellsubstanz entstehen, und sogar 
künstlich im Brutschrank erzeugt werden können. | 


In der historischen Übersicht habe ich Ihnen die Tatsache 
mitgeteilt, daß es Theodor Schwann gewesen ist, der mit der 
Entdeckung der tierischen Zelle und ihrem Verhältnis. zur Inter- 
zellularsubstanz die Grundlage für das Verständnis aller Gewebs- 
veränderungen, so auch der entzündlichen, geschaffen h 


| Schon 1842 schrieb Lotze,. Professor der Philosophie, in einem 
`  Lehrbuche der allgemeinen Pathologie ein langes Kapitel über Ent- 
~ zündung, in dem er unter Blastem nicht die aus Zellen umgewandelte 
Grundsubstanz, sondern ein geronnenes, feinkörniges Exsudat versteht, 
aus dem er Gewebszellen und Eiterkörperchen ableitet. Eigene histo- 
logische Beobachtungen enthält das Buch überhaupt nicht, und ich hätte 
nie verstanden, weshalb Virchow 1872 uns das Studium - desselben 
so warm ans Herz gelegt hat, wenn ich nicht zu'der Erkenntnis ge- 
kommen wäre, daß sein eigenes Denken in seiner Jugendzeit vieles 
verwandte mit dem Lotzes. gehabt hätte. In seinem 25. Jahre hat 
ihn die noch heute nur mit Ehrfurcht und. Bewunderung zu lesende 
Arbeit über Thrombose und Embolie mit Recht zum berühmten Manne . 
gemacht. Als er dann 9 Jahre später daran gi 


| ging, sich eine eigene 
zelluläre Doktrin zu schaffen (1855, I. Auflage der Zellularpatho- 
logie), da zeigte sich, daß neben dem großen Naturforscher auch eine 


dogmatische Seele in seiner Brust wohnte. Nach dem Muster der 
_ -Alexandriner, nach denen alle Krankheiten aus zu straffer Spannung 
der Fasern oder aus zu schlaffer, oder aus einem Gemisch beider ent- 
springen sollten, hatte Ernst Georg Stahl diese Dreiteilung auf die 
Lebenskraft, Lobstein auf die Nervenkraft angewandt und Virchow 
erklärte alle Krankheiten als Störungen im Zellenstofiwechsel: 
Progressive, regressive, gemischte Prozesse. Dazu mußte notwendig 
die im Bindegewebe an Menge weit die Zellen überragende 
Grundsubstanz ausgeschaltet werden. Eine Widerlegung 
Schwanns, nach dessen Lehre die Grundsubstanz zur Bildung neuer 
Zellen bestimmt ist, erfolgte nicht. Virchow reizte den irischen 
Knorpel elektrisch, und da nur die Zellen sich kontrahierten, die 
hyaline Substanz aber reaktionslos blieb, so wurde sie für tot erklärt. 
Trotzdem die Bindegewebsfibrillen nach Schwann und Max Schultze 
aus Spindelzellen hervorgehen, .so werden sie, wie Virchow selbst 
sagt, „aus doktrinären Gründen" für totes Ausscheidungsprodukt 
der Zellen, angesprochen. In der vierten Auflage der Zellularpatho- 
logie 1871 schildert Virchow, wie diese angeblich toten, leimgeben- 
den Fibrillen von den Zellen her ernährt werden, wie die elastischen 
Fasern umgewandelte Zeilen, also kein totes Sekret, sind, trotzdem 
‘aber bleibt die dogmatisch notwendige Lehre in Kraft, daß alle Grund- 
substanz tot ist und für Zellenbildung nicht in Betracht kommen kann. 
So entstand das Dogma: „omnis cellula e cellula“ und das zweite: 
„die Zelle ist die letzte Lebenseinheit“.. Ich habe mir 1891 er- 
laubt, mich über das Dogma, als einer alten Zeit angehörig, hinweg- 
'  zusetzen, da ich positive u emacht hatte, welche mir 
die Entstehung von Kernen in der Grundsubstanz unzweideutig ge- 
zeigt hatten. ‘Die Autorität des Satzes omnis cellula e cellula genügte 
indessen damals, um erfolgreich vor Nachprüfung zu warnen (Mar- 
chand), und meinen Widerspruch für so absurd zu erklären, wie die 
Möglichkeit, daß der dürre Stab Arons wieder ausgrünen könne 


(Weigert): und doch hatte ja Virchow selbst der bindegewebigen 
Grundsubstanz Anteil an der Ernährung zugesprochen, wie ich soeben 
zitiert habe. 


at. Seine 

2 Lehren: „Die Grundsubstanz des Bindegewebes entsteht durch 

Virchow lehrte: Durch mechanische, chemische, thermische Mac T ne $ Die 

elektrische Reize von bestimmter Intensität entstehen als Zellreaktionen A ı ul ne = spindeligen Zellen (Ann), n be- 

die Entzündungsprozesse, Bastzliet Ä hypothetisch, da Beweise ern PeU oc an a Zellen“ 
icht bringen sind). Sie haben progressiven ang, Tegressives „al stehen Kernkörperchen, 3 x 

ASe E } | ne we (Abbau), enthalten die Grundwahrheiten, welche durch ne 
*) Nach Vorträgen, gehalten am 9. und 16. Mai 1924 im Ärzte- | Forschung bisher immer nur bestätigt worden sind. — Als ich 1 
verein Saarbrücken. | | 


unter dem Banne der zellulären Doktrin und der Leukozytentheorie 
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93. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. u 1657 


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stehend, die Beobachtung machte, daß im heilenden Sehnengewebe 
neben den normalen Sehnenkörperchen überall schmale, blasse 


‘Chromatinfiguren in die Erscheinung traten, die sich erst allmäh- 
. lich zur Größe und intensiven Färbbarkeit normaler Kerne ent- 


wickelten, und zu fertigen .Zellen wurden, da habe ich die erste 
Bestätigung der Schwannschen Grundsätze geliefert. Ich habe 
damals wohl erkannt, daß es sich um die Entdeckung eines Prinzips 
handelte, und bin daran gegangen, die Anwendbarkeit dieser Beob- 
achtung einer Kern- und Zellenbildung aus der Grundsubstanz mit 
meinen Schülern an vielen Prozessen mesodermaler Gewebe nach- 


'zuprüfen, worüber die Jahrgänge 1891—1893 von Virchows Archiv 


eine Reihe von Arbeiten enthalten. Ä 

Von diesen Abhandlungen habe ich diejenige von O. Busse 
über die Heilung der Hautwunden mitgebracht, und Ihnen die 
Bilder projiziert, welche die in den elastischen Fasern und den 
leimgebenden Bindegewebsbündeln der Haut in großer Menge 
sichtbar gewordenen Kerne und ihre Entwicklung zu Zellen er- 
kennen lassen. 

Über das Auftreten kleinster nackter Kerne in der hyalinen 
Grundsubstanz. des heilenden Knorpels hat H. Tenderich seiner- 
zeit Abbildungen veröffentlicht, die aber, wie auch das Auf- 
treten nackter Kerne in den elastischen Fasern der Hautwunden 
keine Beachtung fanden, da sie nach dem herrschenden Dogma 
vom Totsein der Interzellularsubstanz für unmöglich gehalten 
wurden. Um Ihnen, m.H., ein eigenes Urteil zu ermöglichen, daß 
diese nackten Kerne wirklich existieren, und keineswegs schwierig 
zu erkennen sind, wenn man nur gehörig starke Vergrößerungen 
anwendet, habe ich von zwei verschiedenen Objekten, einer tuber- 
kulösen Chondritis des Fußgelenks und einer krebsigen Chondritis 
des Ohrknorpels Skizzen angefertigt, welche ich in der ersten De- 
monstration neben die aufgestellten Mikroskope gelegt hatte, und 
die ich dem Verein gern als jederzeit kontrollierbare Dokumente 
überlassen möchte. Die nackten Kerne, welche sich neben den 
Knorpelzellen bemerkbar machen, sind bei den beiden Knorpel- 
arten etwas verschieden, aber so groß und deutlich, daß es Ihnen 
kaum glaublich erscheinen wird, daß sie auf Grund der Arbeit von 
Tenderich nicht ohne weiteres bestätigt worden sind. 

Das Kapitel der quergestreiften Muskulatur hat 1892 Rud. 
Kroesing bearbeite, Einzelheiten, wie die Waldeyerschen 
Muskelzellenschläuche und die Muskelriesenzellen waren längst be- 
kannt, sind z. T. schon 1871 in der Zellularpathologie erwähnt, 
aber das Prinzip,.daß es sich dabei um Teilerscheinungen des Ab- 
bauprozesses handelt, bei dem in der kontraktilen Substanz neue 
Kerne auftreten, um welche sich die protoplasmatisch umgewandelte 
Umgebung als Zellsubstanz anordnet, das alles ist von Kroesing 
zusammenfassend bewiesen worden. Von dieser Arbeit habe ich 
Ihnen die Zeichnungen kopiert und in Projektion vorgeführt. Außer- 
dem habe ich den Muskelabbau mit seiner Kernvermehrung, mit 
der Abspaltung spindeliger Zellen und Übergang in fibröses und 
Knochengewebe bei Myositis ossificans auf einer Skizze dargestellt, 


und ebensolche Skizzen vom Muskelabbau bei syphilitischer Myositis, 


bei aktinomykotischer Entzündung der Zungenmuskulatur und aktino- 
mykotischen Abszessen des Herzmuskels hergestellt, die ich gleich- 
falis bitte, als Dokumente hinterlegen zu dürfen. In der aktino- 
imykotischen Myokarditis sind alle Stadien des Abbaues vom Auf- 
treten der ersten nackten Kerne in den quergestreiften Muskeln 
bis zur fertigen eitrigen Schmelzung dargestellt und leicht auf- 
zufinden. 

Nachdem Busse das Auftreten nackter Kerne und den zelligen 
Abbau der Wundränder festgestellt hatte, fand. er vom zweiten 
Tage ab mitotische Zellvermehrung in den Hautwunden, Sprossung 
von Kapillaren, und alsdann Aufbau der Spindelzellen zu jungem 
fibrillärem Narbengewebe. Ganz gleichartige Gewebsveränderungen 
trafen wir nun auch bei den akuten Hautentzündungen, Erysipelas, 
Furunkel, Phlegmone. Von den ersten Stadien dieser Entzündungen, 
welche die Anfänge der sogenannten kleinzelligen Infiltration ent- 
halten, habe ich zahlreiche Photogramme angefertigt, und in meinem 
Atlas der pathologischen Gewebelehre, Berlin 1893, veröffentlicht. 
Hiervon habe ich Ihnen mikroskopische Präparate aufgestellt, und 
Photogramme projiziert, welche übereinstimmend den Satz lehren, 
den ich als Ergänzung den Schwannschen Lehren anfügen möchte: 
„Mit der Zunahme der kleinzelligen Infiltration geht in 
gleichem Verhältnisse eine Abnahme der fibrillären Grund- 
substanz einher.“ Diese Erscheinung kommt dadurch. zustande, 
daß durch das sukzessive Auftröten von Kernen und protoplasma- 
tische Schmelzung der Interzellularsubstanz um diese Kerne alle 

ibrillen zum Aufbau von Zellen verbraucht werden. — Da also 


der zellige Abbau sowohl der Wundheilung als den Anfängen der 
Hautentzündung eigen ist, so kann. das Vorhandensein einer bakte- 


riellen Reizwirkung erst dann aus dem histologischen Befunde 
erkannt werden, wenn das abgebaute Gewebe eine chemische Ver- - 


flüssigung zu Eiter erfahren hat. Vollkommener kleinzelliger Abbau 
und eitrige Einschmelzung sind also zwei ganz verschiedene Vor- 
gänge. Alle Einzelheiten hierüber sind im Atlas 1893 so eingehend 
dargestellt, daß ich heute nach 31 Jahren dieser Beschreibung 
nichts Neues hinzufügen könnte. 


Da nun alle unsere Beobachtungen ohne Nachprüfung ver- 
worfen worden sind, da sie mit den herrschenden Doktrinen — wie 
meine historische Übersicht dargetan hat — nicht übereinstimmen, 
so lege ich das größte Gewicht darauf, daß 1919 im 66. Bande 
von Zieglers Beiträgen durch Felix Marchand die Entstehung 


der kleinzelligen Infiltration aus extrazellulären nackten Kernen und 


protoplasmatischer Umwandlung der Fibrillen in Zellsubstanz be- 
schrieben worden ist. Ich habe Ihnen eine Druckseite des Textes 
aus jener Arbeit wörtlich vorgelesen, aus der klar zu entnehmen 


ist, daß in dem Fettgewebsstück, das in einen Gehirndefekt einge- 


pflanzt war, extrazellulär schmale, schlanke, blasse Kerne 
sichtbar geworden sind, die erst bei stärkster Vergrößerung 
als wirkliche Kerne erkannt wurden, die sich dann zu Protoplasma- 
spindeln mit Kernreihen umwandelten, und dann in einzelne zellige 
Teilstücke abgetrennt wurden. Da dies nun, nach Marchands 


eigener Angabe, dieselben, in den alten Doktrinen nicht vorge-. 


sehenen Geschehnisse einer allmählichen Kern- und Zellenentstehung 
sind, wie wir sie an so verschiedenen Prozessen mesodermaler Ge- 
webe beobachtet haben, da sich im nächsten Abschnitte zeigen wird, 
daß auch die direkte Beobachtung lebender Gewebe in der Plasma- 


kultur die gleiche Art der Zellenbildung ergeben hat, so scheint es - 
_ mir als ein gerechtes Postulat, das der Wissenschaftlichkeit gebracht 


werden muß, diese Einzelbeobachtung von Marchand unter die 
Reihe aller anderen Beobachtungen über die Entstehung der klein- 
zelligen Infiltration bei Heilung und Entzündung einzuordnen. Die 
Bestätigung der Schwannschen Lehre, durch viele Jahrzehnte 
durch falsche Doktrinen in den Hintergrund gedrängt, ist das einzige 
Licht, das aus dem Dunkel der Dogmatik einen offenen Weg zum 
Übergange in moderne naturwissenschaftliche Forschung zeigt. 

Da wir heute, m. H., noch manche histologische Anhöhe 
miteinander werden ersteigen müssen, deren Panorama Ihnen unbe- 
kannt sein dürfte, da mir bisher noch kein vorsichtiger Verlasser 
eines Lehrbuches in diesen freien Ather nachgestiegen ist, so 
möchte ich Ihnen diesen Anblick des zelligen Abbaues an elasti- 
schen Kutisfasern ganz besonders warm empfehlen. Ich habe zu 
diesem Zwecke Stückchen menschlicher Haut, frisch exstirpiert, in 
die Bauchhöhle von Kaninchen gebracht und nach Tagen und 
Wochen darin wundervolle Bilder eines abortiven Abbaues erhalten, 


welcher die elastischen Fasern in starke Quellung und Schmelzung ` 


übergeführt, und in ihnen würfelförmige, nicht scharf differenzierte 
Kerne ohne Nukleolen in großer Menge zur Anschauung gebracht 
hat. Da ich die dicke Oberhaut mit überpflanzt habe, so brauchte 
der Prozeß lange Zeit, und das Eindringen der Tierlymphe blieb 
unvollkommen (Virch. Arch. 1921). Seitdem habe ich ein solches 
Experiment 1922 auf der Greifswalder chirurgischen -Klinik durch 
Eugen Hoffmann dahin abändern lassen, daß er die frisch einem 
Knaben entnommene Haut vorerst von ihrer Epitheldecke befreite, 
und sie nunmehr nur 24 Stunden lang: in eine Kaninchenbauch- 
höhle transplantierte.e Die Wirkung war erstaunlich. Sie werden 
in zwei Mikroskopen Schnitte aufgestellt und durch beigelegte 


‚Skizzen erläutert sehen, von denen der eine, einer Söjährigen Frau 


entstammend, 7 Tage, der andere, von dem Knaben entnommene, 


nur einen Tag überpflanzt gewesen ist. ‘Im ersten Falle sind die: 


elastischen, mit Resorzin-Saffranin gefärbten, blauschwarzen, elasti- 
schen Fasern durch lange Ketten kubischer, roter, plumper Kerne 
unterbrochen, im zweiten wurden nach van Gieson die roten 
kollagenen Bündel von gelben, verzweigten, gequollenen, elastischen 
Fasern begrenzt, in denen sich die mangelhaft differenzierten, 
schwärzlichen Kerne mit ausgezeichneter Schärfe hervorheben. Das 
sind die schönsten Bilder vom zelligen Abbau der Elastika, die ich 
überhaupt kennen gelernt habe. Übrigens ist es in dem Haut- 
stückchen des Knaben stellenweise zu myxomatösem Umbau, und 


um die Blutgefäße herum zu vollkommenem zelligen Abbau ge- 


kommen, daß man glauben könnte, das Gewebe sei nicht von einem 
fremden Diffusionsstrome, sondern von seinen eigenen Blutgefäßen 
ber ernährt worden. Man sieht, wie irreführend es ist, aus der 
reichlicheren Zellenanhäufung um kleine Blutgefäße auf eine Ab- 
kunft dieser Zellen durch Emigration schließen zu wollen, | 


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1658 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


23. November 


~ „Wer sich in. die Histologie der Bindegewebsentzündungen 
einarbeiten will, sollte mit diesen Tierversuchen : den Anfang 
machen. 

Plasmakulturen (Schlaeike, Ublig, Hannemann). In 
meiner Ergographie „Die Medizin der Gegenwart Bd. 2“ habe ich 
1923 alle meine Arbeiten über den Keratitisstreit zeitlich geordnet 
und dargetan, daß keine Versuchsanordnung vermocht hat, die 
Hypothese, daß in das Hornhautgewebe Leukozyten einwanderten, 
aus der Welt zu schaffen. Was nie mit stichhaltigen Gründen be- 
wiesen ist, kann logisch auch nie mit solchen widerlegt werden. 
Als wir 1913 zellenfreie Stücke von Katzenhornhaut in Auto- 
plasma im Brutschranke kultivierten, und nach 24 Stunden dichte 
Mengen runder, spindeliger, anastomosierender glänzender Körper 


darin entstehen sahen, da war es entschieden, daß diese, von 


Cohnheim und Recklinghausen an der überlebenden Frosch- 
kornea beobachteten, Zellen durch einen Schmelzungsprozeß aus 
dem Hornhautgewebe selbst hervorgegangen waren. Cohnheim 
hatte sie also zu unrecht als eingewanderte, und in Spalten auf- 
marschierte, Leukozyten ‘gedeutet. Aber Cohnheim hatte darin 
Recht, daß er die neuen Zellen neben den Hornhautkörperchen 
gesehen halte. Ich habe Ihnen an einem vergoldeten und dann 
kerngelärbten Bilde aus den Nova acta 1919, Bd. 104 gezeigt, daß 
die jungen Kerne, obne an die Hornhautkörperchen gebunden zu 
sein, in und neben diesen durch Schmelzung der festen Horn- 
hautsubstanz zustande kommen. Die Kulturpräparaie zeigten nun 
nach Härtung und Färbung, wie die von mir angefertigte und über- 
reichte Skizze leicht erkennen läßt, daß die jungen Zellen nicht, wie 
Recklinghausen angenommen, durch Kern- und Zellteilung aus 
den Hornhautkörpern hervorgegangen waren, daß vielmehr hier, wie 
bisher überall, feinste Kernformen, den Anfang des Schmelzungs- 
prozesses ‚bezeichnet haben, daß dann deutliche Kerne, spindelige 
Protoplasmaformen mit Kernreihen, kurz einzelne und reihenförmig 
aneinander gelagerte Zellen entstanden sind,. von denen ein Teil in 
eine mitotische Kernteilung eingetreten ist. Daß Cohnheims Deu- 
tung von den, in Spalten wandernden, Leukozyten irrig war, ging 
schlagend daraus hervor, daß die kernhaltigen Protoplasmaspindeln 
nach wenig Tagen frei in das Nährplasma austraten.. Da nun in 
der Plasmakultur alle diejenigen unlertigen, fertigen und abortiven 
Zelllormen entstanden sind, welche man bei Keratitis und in den 
Experimenten früherer Zeit — die ich allesamt nachgeprüft habe — 


in den überpflanzten Hornhäuten in der Warmblüterbauchböhle au- 


getroffen hat, so ist hiermit der Beweis erbracht, daß alle diese 


histologischen Bilder nach dem hier beschriebenen Schwannschen 


Abbauschema aus Kernanfängen hervorgegangen sind. Als Beispiel 
einer abnormen Schmelzung habe ich Ihnen eine Skizze von einer 
Plasmakultur Otto Busses angefertigt, in der bei einem Meer- 


schweinchen nur abnorm große Kerne, aber keine fertigen Zellen ent- 


standen sind. Drei weitere Skizzen sollen Ihnen den Beweis liefern, 
daß der Abbau der Kaninchenhornhaut sowohl in einer frischen 
Wunde als nach 6 Tage langer Transplantation in dem Lymphsack 
des Frosches, als nach i4tätiger Aufbewahrung bei Kälte mit nach- 
folgendem 24stündigen Aufenthalt in der Kaninchenbauchhöhle 
immer nur Zellen mit eosinophilem Zellprotoplasma beim 
Abbau hervorbringt. Alle diese Experimente lehren, daß die Ge- 
websveränderungen, die ich als zelligen Abbau bezeichne, in gleicher 
Weise verlaufen, ob sie in situ von dem normalen Saftstrom oder 
in der Plasmakultur von künstlichem Nährmaterial oder bei 


Transplantation von der Lymphe eines fremden Individuums er- 
nährt werden. 


So lange die Experimentatoren Senftleben, Leber, Orth 
die getrockneten, oder durch Erwärmung auf etwa 50° C geschä- 
digten Hornhäute von Schweinen und Kaninchen mit Höllenstein 
ätzten, oder mit Fäulnisflüssigkeit injizierten, bevor sie sie in die 
Bauchhöhle von Warmblütern übertrugen, da waren sie nicht weiter 
verwundert, wenn sie nach einigen Tagen fanden, daß die trans- 
plantierten Gewebsstücke das Bild der Keratitis darboten. Sie waren 
ja von der Voraussetzung ausgegangen, daß es Leukozyten sein 
müßten, welche in das Hornhautgewebe bei Keratitis und in die 
Korneastücke innerhalb der Bauchhöhle eingewandert seien, und 
sie glaubten, diese Voraussetzung durch den reichlichen Befund an 
jungen Rund- und Spindelzellen vollauf bestätigt. ‘Als wir diese 
Experimente aber nachprüften, fanden wir alle diese histologischen 
Bilder des zelligen Gewebsabbaues auch dann, wenn wir gar keine 
Entzündungsreize angewandt hatten. Wir konnten zwar durch die 
Vergoldung feststellen, daß alle Zellen innerhalb der Kornea sich 
durch ihre Fähigkeit, Gold zu reduzieren, als Abkömmlinge der 
Hornhaut erwiesen, aber weshalb in den transplantierten Gewebs- 


stücken die gleichen histologischen Veränderungen eingetreten waren, 
wie bei der Keratitis, das ist absolut unerklärt geblieben. Ebenso 


‚unerklärt wie die Tatsache, daß Marchand in dem transplantierten 


Fettgewebe und Faszie die typischen Bilder der entzündlichen, klein- 
zelligen Infiltration angetroffen hat, und ebenso unerklärt, wie die 
Befunde, welche ich Ihnen soeben an den Skizzen der Kaninchen- 
hornhäute vorgeführt habe. Die jungen uniertigen Abbauzellen der 
Kaninchenwunde, und zweitens die unlertigen und fertigen Abbau- 
bilder aus dem Lymphsacke des Frosches und drittens, der stür- 
mische, zum Teil abortive Abbau der 14 Tage lang kalt aufbe- 
wahrten Hornhaut beweisen ihre Abstammung aus dem Kornea- 
gewebe histologisch, indem sie alle Stadien der Kern- und 
Zellentwicklung aufweisen, und chemisch, indem alles Proto- 
plasma intensiv rote eosinophile Granula enthält. 


Um alle diese, in der Literatur vorhandenen, aber wohl nur 


schwer auffindbaren Tatsachen, die durch Jahrzehnte immer nur 


unter der Suggestion der Leukozytentheorie betrachtet worden sind, 
unter dem Gesichtswinkel der Abbauvorgänge zu würdigen, ist es 
nötig, daß Sie sich immer wieder die Skizze vergegenwärtigen, die 
ich Ihnen von unseren ersten Plasmakulturen 1913 vorher projiziert 
habe. An Beweiskraft kommt kein Tierversuch der Plasmakultur 
gleich, bei der die glänzenden, durch Schmelzung der Lamellen 
entstehenden Zellen sukzessive unter den Augen des Beobachters 


 aufleuchten, und dann nach Härtung und Färbung den Werdeprozeß 


aus extrazellulären Kernen Schritt für Schritt verfolgen lassen. 
Plasmakultur der Herzklappen. In.meiner Schrift: Ab- 
bau und Entzündung des Herzklappengewebes, Berlin 1914, ist 
mitgeteilt, daß das im Autoplasma kultivierte Herzklappengewebe 
der Katze noch weit mehr Übereinstimmung mit entzündlichen 
Gewebsveränderungen darbietet als die Kornea. Ich zeige Ihnen 
die myxomatöse Umwandlung der kollagenen Fibrillen an einem 
Diapositiv, das alle Kerne im Verlaufe der elastischen Fasern er- 
kennen läßt, und die großen änastomosierenden Sternzellen in einem 
Augenblicke, als sie aus dem erweichten Schleimgewebe ins freie 


Plasma austraten. Ich habe dies den Sarkomtypus des zelligen 
Abbaues genannt. | 


Als großzelligen Typus lege ich mikroskopische Präparate 
und Skizzen vor, welche den Klappenrand dicht von großen Zellen 
eingenommen erkennen lassen, aber eine ganz andere Anastomosen- 
formation enthalten, wie der Sarkomtyp, da hier viele Zellen zu 
großen Granulozyten konfluiert sind. Auf die großen Zellen 
trifft wörtlich die Beschreibung zu, welche Schwann von 


der Entstehung der Kernkörperchen, Kerne und Zellen 


aus dem Blastem der Grundsubstanzen gegeben hat. Wenn 
vor zehn Jahren auch nur die allergeringste Teilnahme für diese 
Kulturergebnisse vorhanden gewesen wäre, so hätte ich gern und 


mühelos an meinen Photogrammen diese fundamentalen Befunde 
: Lernbegierigen gezeigt, wie ich sie meinen Schülern so oft vor- 


geführt habe. Auch von der fibrinoiden Umwandlung habe ich 
ein Diapositiv gebracht; eine Arbeit von Hannemann 1913 hat in 
Virchows Archiv die Identität dieses Gewebsfibrins mit dem der 
fibrinösen Endokarditis des Menschen dargetan. An Wichtigkeit 
werden allediese, für manche Entzündungsvorgänge charakteristischen, 
Gewebsveränderungen überboten durch den kleinzelligen Abbau. 


Nebeneinander projiziere ich Ihnen eine normale Herzklappe der 


Katze und das Bild einer nach fünftägiger Kultur vollkommen 
in lauter kleine Rundzellen umgewandelten Herzklappe. Zwei Original- 
präparate und je eine farbige Skizze sind aufgestellt. Sucht man 
nun an den Stellen, deren Fibrillen noch gut erhalten sind, so kann 
man reichlich und deutlich die schmalen schlanken Kernanfäng® 
und die längeren und dickeren Kerne erkennen, die an den Photo- 
grammen meines Atlas getrost als Leukozyten interpretiert worden 
sind (Beneke). — Man sieht dann lange Kernreihen in einer 
gemeinsamen Protoplasmaspindel. Dann gruppiert sich um jeden 
Kern ein bestimmter Abschnitt des Zellprotoplasmas, und höchst 
bemerkenswerterweise stellen sich in diesen, noch im Zusammen 
hange stehenden Zellen einzelne mit exquisiter eosinophiler 
Granulation dar. Dann trennen sich die einzelnen Zellen, und 
nur feinste Protoplasmareste bleiben von den gänzlich aufgebrauchten 
Fibrillen übrig. Eine Phase in diesem Werdegang hat 50 große 
Ähnlichkeit mit dem Proliferationsschema, das Virchow im ersten 
Bande seiner Geschwulstlehre S. 94 gibt, daß ich Ihnen davon eine 

Kopie überlasse. Der Unterschied liegt darin, daß Virchow eine 
fertige Spindelzelle durch Hypertrophie anschwellen, 
und in Nukleation und Cellulation übergehen laßt, wäh- 
rend ich in diesen Spindeln mit Kernreihen ein Yo 
geschrittenes Schmelzungsstadium erblicke, dem alsdann 


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die Abschmelzung der fertigen Zellen als Abschluß folgt. 
Die Zelle ist also nicht die letzte Lebenseinheit. Der 
Ablauf des kleinzelligen Abbaues, wie er sich in den 
Plasmakulturen entwickelt hat, ist identisch mit dem bei 
der Endokarditis. Die Streptokokken können fibrinösen und 
zelligen Abbau jeden Augenblick in Nekrose überführen, und die 


- ‚Endokarditis zu einer ulzerösen machen, aber der zellige Abbau 


selbst geht auch bei der Endokarditis nicht über das, in der Plasma- 
kultur erreichte, Maß hinaus — bekanntlich kommt es in den Herz- 
- klappen nie zur wirklichen eitrigen Verflüssigung. 

Es ist Otto Busses unvergängliches Verdienst, in seinen 
Plasmakulturen aus Herzklappen und Aorten Rundzellen dargestellt 
zu haben, welche alle Formen von Lymphozyten und Formen und 
tinktorielle Eigenschaften der mono- und polynukleären Leukozyten 
besitzen — einschließlich der Oxydasereaktion. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4T. > 1659 


Der Meister der Plasmakulturen, Alexis Carrel, berichtete 
kürzlich, daß er beim Aufbau der Gewebe Trophone und Hormone 
als Faktoren gefunden habe, von denen Wachstum und Gedeihen 


der Kulturen abbängig sei. Es ist möglich, daß die so überaus 


verschiedenen, den entzündlichen so nahestehenden Abbauvorgänge 
unserer Plasmakulturen auf ähnliche Faktoren bezogen werden 


müssen. Jedenfalls wäre es in hohem Grade erwünscht, wenn 


physiologisch-chemische Forschung diesem Teile der Entzündungs- 


probleme nachgehen möchte. Erst dann werden wir für bakterielle 
und für krebsige Entzündungserreger ein tieferes Verständnis ge- 


winnen können. ! Be | 
Ich schließe mit dem Wunsche, daß bis zum Jahre 1938, 


wenn seit der Entdeckung der Zelle das erste Jahrhundert ver- 


flossen sein wird, die wissenschaftlichen Grundlagen der Ent- 
zündungslehre einen erfreulicheren Anblick gewähren mögen als heute. 


Pharmazeutische Präparate. 


Über das Reargon als Antiseptikum. 
Von Dr.L. Zakarias, 


ehem. Assistent am Institut für Kolloidforschung in Frankfurt a.M. 


Anläßlich der Aussprache über den Vortrag des Herrn 
Wiechowski und Klausner am 25. Januar 1924 im Verein deutscher 
Ärzte in Prag sah ich mich veranlaßt, im Zusammenhang mit dem 
Reargon das Problem der Antisepsis und Tiefenantisepsis vom Stand- 
punkte der neuesten Forschungsarbeiten aus zu berühren. 

Wiechowski sprach damals von der gewebsschädigenden 
Wirkung der bisherigen Antiseptika in höherer Konzentration und 
den bekannten Anforderungen, um ein gutes Desinfektionsmittel zu 
besitzen. Ich halte es für sehr angebracht, auf dieses Problem im 


. Sinne meiner seinerzeitigen Ausführungen zurückzukommen, da die 


Praktiker dadurch ein besseres Verständnis für die Wahl und Be- 
urteilung unserer Arzneimittel gewinnen. 
Wirkliche Tiefenantiseptika existieren, abgesehen von falschen 


. Folgerungen aus Einzelbeobachtungen und Reklamen, bis zum heutigen 


Tag nicht. 

Über die Wirkung der einzelnen Desinfektionsmittel wissen 
wir schon mehr. Sie sind entweder lipoidlösliche organische Prä- 
parate, oder lipoidunlösliche anorganische Salze (Metalle), oder aber 
die Kombination von beiden. Hailer (Reichsgesundheitsamt, Berlin) 
berichtete darüber bei der Tagung der mikrobiologischen Gesell- 
schaft in Würzburg (1923) und wies auf die kolloidcbemischen 
Forschungsergebnisse nachdrücklichst hin. 

Die Ursache des unregelmäßigen Verhaltens der verschiedenen 
Ag-Präparate wurde in einer jüngst erschienenen schönen Arbeit 
von Neergaard und durch meine Kolloidfiltrationsversuche einwand- 


frei aufgeklärt. Die elektrische Leitfähigkeit, also der Dissoziations- | 


grad der verschiedenen Ag-Lösungen ist der Desinfektionskraft pro- 
portional. Ich filtrierte kolloidale Ag-Lösungen und konnte z. B. 


bei Kollargol Heyden zeigen, daß Ag im Filtrat mit den ` 


analytisch-chemischen Methoden nicht nachweisbar ist. Es ist also 
klar, daß die Desinfektionskraft durch den Dispersitätsgrad des Ag 
bedingt ist, wobei seine Wirkung noch von den Reaktionen. im Ge- 
webe chemischer und physikalischer Natur beeinflußt wird. Lipschitz 
zeigte in einer exakten Versuchsreihe, daß die Herabsetzung des 
Sauerstoffverbrauches im Gewebe mit der steigenden Desiniektions- 


kraft- parallel gebt. Wir haben also bei einem starken Desinfiziens' 


mit dem großen Dispersitätsgrad und Dissoziationsgrad und der 
Herabsetzung der Zellenatmung in erster Linie zu rechnen. Ä 

Die antiphlogistische Wirkung des Desinfiziens spielt. eine 
sehr wichtige Rolle. Schon viel früher als Klausner beobachtete 
A. Ninian Bruce!) und bewies Luithlen an der Hand einer Reihe 
von Versuchen?), daß die Entzündungsbereitschaft der lebenden 
Haut nach vorheriger Behandlung mit Analgetika bei Anwendung 
von Entzündung hervorrufenden Chemikalien und anderen Reizen 


ganz wesentlich herabgesetzt wird, so daß er diese Methode den 


Praktikern schon lange Jahre hindurch empfohlen hat. | 
Das Reargon ist kein Tiefenantiseptikum, aber sicherlich ein 
gutes Abortivmittel. Die Wahl des Albargins war nicht glücklich, 
da es eine kolloidale Ag-Lösung ist. Ich empfahl das altbewährte 
Argent. nitricum mit dem betreffenden Glykosid zu kombinieren, da 
es praktisch völlig dissoziiert ist. Auch in dieser Form kann das 


Ag keine Tiefenantisepsis erzielen und keinen wesentlichen Erfolg 


in der Behandlung der fortgeschrittenen Gonorrhoe haben. Das 


Reargon bedeutet einen schönen Fortschritt ‚bloß bei der Abortiv- 


behandlung in der allerersten Zeit nach der Infektion, weil seine 


analgetische Wirkung die oft wiederholbare Anwendung einer sehr 


‘großen Ag-Dosis ermöglicht. 


1) Arch. ï. exp. Path. u. Pharm. 1910, 63. 
2) W.kl.W. 1918, Nr.2. 


Aus der Praxis für die Praxis. 


Geburtshililiches Brevier. 


Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, Baden - Baden. 


Abort. 


_ Wenn es auch Zeiten gibt, wo der verbrecherische Abort 
häufig vorkommt, und mit allen möglichen Mitteln versucht wird, 
die Frucht abzutreiben, oft zum dauernden Nachteil der Schwangeren, 
so muß man auch gerecht sein und darf nicht jeden Abort so deuten. 

gibt viele Ursachen einer kurzen Schwangerschaftsdauer, sie 
können in der Mutter, im Ei oder in äußeren Einwirkungen gelegen 
sein. Der drohende Abort (Blutungen. und Wehen) kann zurück- 
gehen. durch Bettruhe, Opiate z. B. Tinct opii, 2stündlich 6 bis 

‚Tropfen. Bei geringer Blutung tamponiere man nicht 
5 eich, nur bei stärkerer, lasse aber die Tampons nicht länger als 
£ Stunden liegen. Ist die Blutung sehr stark, mit bedrohlichem 
C arakter, stopft man die Gaze (Vioform oder Jodoform) durch die 
orvix in die Uterushöhle, wodurch die Wehentätigkeit gesteigert 


(Fortsetzung aus Nr. 45.) 


wird.) -Oft liegt dann das Ei in toto dahinter. Ist dies der Fall, 


braucht man nicht in die Uterushöhle einzugehen. | 


°) Besonders wenn die Gaze mit Glyzerin getränkt sind, 


lst die Ausstoßung des Eies eine unvollständige, geben die 


zurückgebliebenen Reste Anlaß zu Blutungen und müssen sie des- 
halb entfernt werden. Ist der Cervikalkanal nicht ganz ‘erweitert, 
dilatiere man ihn, um eine möglichst breite Curette zum Ausschaben 
zu nehmen. Bei einem Abort im dritten bis vierten Monat, wo sich 


schon eine Placenta gebildet und die Cervix für den Finger durch- 


gängig ist, räumt man natürlich schonender und besser mit dem 
Finger aus. Jetzt ist die Gefahrlosigkeit der Curettage, natürlich 
bei vorsichtiger und nicht gewalttätiger Anwendung, feststehend. 
Ja, ich glaube, daß dieselbe im 2.—3. Monat oft schonender für die 
betreffende Frau ist und eher ohne Narkose gemacht werden kann, 
als eine digitale Ausräumung. Bei letzterer bleibt leicht etwas 
zurück, wenn man nicht hoch genug eingeht und sich nicht der 
Uterus fest über den Finger herüberdrückt. Mit Recht wird wegen 
der Perforationsgefahr vor Curette, Kornzange, Abortus- 
zange gewarnt, aber ich hatte persönlich oft den Eindruck, daß 
mit einer Abortuszange viel scohonender und rascher operiert 
werden kann; jedenfalls lassen sich abgelöste Stückchen und Fetzen 
damit am leichtesten entfernen. Man muß stets genau über die 
Lage des Uterus orientiert sein, ob Anteflexio oder Retroflexio: der 


Üervixkanal muß genügend erweitert sein, sonst dilatiere man, aber 


auch ohne Anwendung von Gewalt, Anstalt der gewöhnlich 


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. 1660 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


gebräuchlichen Dilatatoren hat kürzlich Kaiser (Dresden) einen Satz 
von 22 Nummern konstruiert, um den Übergang von einer zur anderen 
Nummer sehr gering zu gestalten; er macht sie nur 8 cm lang, zur 
Vermeidung der Perforationsgefahr, sowie aus Glas, wodurch sie nur 
-tio der Metall-Dilatatoren kosten. Bei 'Unvorsichtigkeit könnte 
aber doch einmal eine Perforation entstehen, am sichersten ist wohl 
Döderleins breiter flacher Schutzring, der am Dilatator etwa 8 em 
von der Spitze angebracht ist. Man sei besonders vorsichtig, wenn | 
. der Eingriff einige Wochen nach dem Abort gemacht wird, wenn 
. die Muskulatur, weich und verfettet, noch nicht ganz zurückgebildet 
ist, Bei Erkennen oder Verdacht auf Perforation ist so- 
fort ein Fachmann hinzuzuziehen, die eventuell nötige 
. Operation kann bei Verzögerung todbringend sein. Bei 
rechtzeitiger Erkennung ist meist Rettung möglich. Bekannt ist ja 
der Fall B., der seinerzeit großes Aufsehen machte, wo der be- 
treffende Arzt bei einer Ausschabung drei Perforationen des Uterus 
gemacht und darauf noch Eisenchlorid eingespritzt hatte. Daß da. 
natürlich die Patientin zu Grunde ging, wird niemand Wunder 
nehmen. 1922 hatte sogar ein Arzt viermal den Uterus perforiert, 
weil er den neben dem Uterus liegenden kleinen Ovarialtumor noch 
‚zum Uterus gehörend erächtete, und eine Schwangerschaft ange- 
- nommen hatte, die nicht bestand. Er muß freilich mit besonderer 
. Gewalt vorgegangen sein. Es sollen auch Perforationen beim Aus- 
räumen mit dem Finger entstehen können, mir ist ein derartiges 
Unglück nie vorgekommen; es sind in der Literatur. aber Fälle von 
. Martin veröffentlicht. Sonst wird eine Perforation im nicht puer- 
peralen Zustande leicht entstehen können bei sarkomatös, karzińo- 
matös oder durch ein malignes Deziduom veränderter Uterus- 
muskulatur. Gerichtlich entschuldar sind also in gewissen Fällen 
` derartige Durchbohrungen, bei einem normalen extrapuerperalen 
' Uterus darf sie aber nicht passieren, und zeugen dann von kolossaler 
: Gewalttätigkeit des Vorgehens oder Unerfahrenheit. . Ein Kunstfehler 
‘ist es aber immer, und man kann gerichtlich bestraft werden, wenn 
wian eine gemachte Perforation nicht merkt, Dünndarm herauszieht 
' und abschneidet oder noch hinterher eine differente Flüssigkeit ein- 
- spritzt. Ich wiederhole nochmals: Die digitale Ausräumung nach 
dem 3. Monat ist für den weniger Geübten die schonendste Methode, 
hierzu ist aber Narkose nötig; sollte man sich davon überzeugt 
haben, daß nicht alles herausgekommen ist, hole man dasselbe mit 
einer möglichst breiten Curette heraus. Der Gewandtere, welcher 
mehr im Uterus zu Hause ist, kann die Abortzange benutzen und 
nachher mit dem Finger kontrollieren. Die Abortzange wird bis zum 
Fundus vorgeschoben, dann, nachdem etwas zurückgezogen, langsam 
- möglichst weit geöffnet. Nachdem das Instrument etwas gedreht ist, 
“wird es geschlossen und unter Drehen langsam nach außen gezogen. 
' Hat man sich überzeugt, daß alles entfernt ist, spüle man mit 
1°/,iger Lysollösung unter geringem Drucke bei äußerer Kontrolle des 
Uterus denselben aus. Einige spülen überhaupt nicht aus 
und wischen nur den Uterus nach der Ausräumung mit 
Jodtinktur aus. Bei stärkerer Blutung mache man eine feste 
Tamponade mit Vioform- oder . Jodoformgaze. Diese Tamponade 
' möchte ich besonders dem Landarzt empfehlen, er ist auf diese Art 
am besten gegen Nachblutung geschützt; die Tamponade muß aber 
richtig gemacht werden, das heißt, die Gaze müssen hoch nach oben 
. kommen und fest zusammenliegen. Die Scheide selbst kann lockerer 
_tamponiert werden. Die Gaze können gut 1—2 Tage liegen bleiben; 
tritt aber Temperaturerhöhung auf, was eigentlich nicht vorkommen 
sollte, müssen sie sofort entfernt werden. RE 
Der fieberhafte Abort. Seit 1911 besteht der Streit über die 
- richtige Behandlung des fieberhaften Abortes, als Winter vorschlug, 
auf hämolytische Streptokokken zu untersuchen; wenn solche sich 
"finden, sollte man nicht den Uterus ausräumen. Wer bakteriölogisch | 
nicht untersuchen kann oder Gelegenheit dazu nicht hat, soll die 
_ Ausräumung im fieberhaften Stadium: unterlassen und sie erst 4 bis 
5 Tage nach der Enifieberung- vornehmen. Die spontane Aus- 
` stoßung sei unter Mithilfe von Chinin zu erstreben. Man solle sich 
durch Blutungen nicht zu einer übereiligen Ausräumung verleiten 
‚lassen. Komplizierte Aborte dürften 'nicht ausgeräumt werden. ` Die 
stumpfe Curette schiene -der manuellen Ausräumung überlegen zu 
sein. Auf dem Gynäkologenkongreß 1923 wurde auch darüber dis- . 
kutiert, absolute Einigkeit ist noch nicht da. Sehr instruktiv sprach 
Döderlein: „Mir scheint das ganze Problem der Abortbehandlung 
falsch aufgefaßt, wenn man für die Behandlung fieberhaiter Aborte 
. konservativ und aktiv einfach in Gegensatz stellt. Unter fieberhaften 
Abort fallen ganz verschiedene Dinge zusammen, man hat dabei die 
klinische Diagnose mehr ins Auge zu fassen und den einzelnen Fall 


für sich zu betrachten. Also z. B. Peritonitis, parametritisches Ex- 
sudat, infiziertes Ei ohne weitere Komplikationen trennen und ganz 
verschieden behandeln. Außerdem entscheidet vor allem die Weite 
des Muttermundes, die wichtiger für die Therapie ist, als bakterio- 
logische Feststellung. Es wird doch niemand einfallen, ein im 
geöffneten Muttermund liegendes faules Ei auch nur eine Stunde 


sofort zu vervollkommnen. . Anders ist es bei drohendem Abort mit 
‚geschlossenem Muttermund. Bei dieser alten Scheidung erledigt sich 
' die Technik der Ausräumung. Die jetzige Richtung, alles auf 
die Bakteriologie ankommen zu lassen, scheint mir ver- 
fehlt.“ Bei diesem Streit der Meinungen ist es für den praktischen 
Arzt draußen schwer, in jedem Fall das Richtige zu treffen. Am 
besten wird er sich schützen, ‘wenn 'er die weitere Behandlung eines 


kann er zum direkten Eingreifen gezwungen werden, aber er wird 
auch eingreifen müssen, wenn, wie Döderlein sagt, der Mutter- 


fernen ist. Besteht ein putrider Abort, das heißt, hat eine 
Zersetzung der schon zum Teil gelösten Eiteile allmählich statt- 
gefunden, so’ hört auch meist mit der Entfernung dieser Partien das 


Schüttelfrost eine Temperaturerhöhung oft. bis über 40 Grad ein, 
dann kommen normale Temperaturen und es folgt Genesung, 
Anders steht es mit dem septischen Abort. Hier ist ent- 


treibungsversuch gemacht ‚worden, es besteht zunächst nur geringes 


des Muttermundes vorhanden. . Nur unter starker Dehnung kann 
ausgeschabt werden. Die Ausschabung macht große Mühe und roft 
oft frische Verletzungen hervor, die Gefahr des Zurückbleibens von 
Resten besteht meistens. 

"Arzt hat nicht die. Gelegenheit, bakteriologische Untersuchungen 
vornehmen zu lassen, um zu wissen, ob hämolytische Streptokokken 
vorhanden sind. Die meisten Frauen werden auch in ihrer Wohnung 
nie so lange im Bett ruhig liegen bleiben, als der Arzt es für ihren. 
fieberhaften Zustand anordnet; auch paßt es den meisten Ehemännern 
nicht, daß ihre Frauen so lange unbehandelt bleiben. 

. würden also doch im fieberhaften Zustande die Bettruhe nicht strikte 
einhalten und. dadurch wesentlich ihren Zustand gefährden. Der 
Kostenpunkt der längeren Krankheitsdauer und der entstehende 

'Arbeitsausfall spielen hier eine zu große Rolle. Aus diesen Gründe 
rate ich dem praktischen Arzt von der exspektativen Methode ab, 
immer vorausgesetzt, daß er kein Krankenhaus hat oder gleich die 
Patientin. in solches überführt. Der Arzt im Krankenhaus kam 


im Hause meist nicht möglich. Man kann daher dem prakti- 
schen Arzt nur empfehlen, sich der aktiven Methode zur 
Entfernung beim fieberhaften Abort zu bedienen, voraus- 
gesetzt, daß die Operation in schonender Weise erfolgen 
kann und keine Komplikationen vorhanden. Ist der Mutter- 
mund resp. Cervikalkanal nicht genügend erweitert, so dehne er ihn 
‚ langsam, um mit einer breiten Curette. die. retinierten Massen austi- 
| schaben. Ich habe stets, der Empfehlung Kaltenbachs folgend, 
nach: der Ausspülung und Austrocknung’ des Uterus mit Jod- 
tinktur (Tinct. jodi fortior) ausgepinselt. Das Jod dringt I 
die Tiefe der Gewebe ein.. Um alles recht schonend zu machen, 
mache man alles im Neugebauerschen Speculum (doppeltes 
-selbsthaltendes Speculum); hake mit Häkchen oder Kugelzang® die 
Portio an und ziehe nicht zu stark nach unten. Im 8. und 
.4. Monat ist die Ausräumung mit dem Finger. vorzuziehen. Vor 
Ausräumung oder Ausschabung septischer Aborte empfiehlt es sich, 
ganz besonders auch die Uterushöhle mit (desinfizierender Flüssigkeit 
"auszuspülen und nach Entfernung der retinierten Massen e8 noch: 
mals zu tun. Ich weiß sehr wohl, daß eine vollständige Desinfektion 
der Uterushöhle ein Ding der Unmöglichkeit ist, aber der Rap 
wird mit einer geringeren Menge Bakterien eher fertig, ‚als mi 
größerer. lst ein Abort im 5.—6. Monat auszuräumen, SO atelie 
sich sehr große Schwierigkeiten entgegen, denn oft reicht man sa 
2 Fingern nicht an die Placentarstelle heran. Es können da lele 
‚größere Massen zurückgelassen werden, deshalb verhalte = 
‘sich hier möglichst abwartend und gebe ein Sekaleprāpar 
Diese Eingriffe sind nur in Narkose zu machen 


man sich in derselben den Uterus am besten entgegel' 
| drücken kann. 


28. November # 
länger liegen zu lassen. Ein solcher im Gang befindlicher Abort ist | 


|. derartigen Aborts mit Fieber ablehnt und die Patientin einem 
Spezialisten oder der Klinik überweist. Nur bei starker Blutung 
mund genügend erweitert ist und:das Ei leicht zu ont- 


- Fieber auf. In solchen Fällen tritt nach der Ausräumung unter | 


weder mit einem unreinen Instrument (Stricknadel usw.) ein Ab- 
Fieber, es blutet wenig und es ist noch keine oder sehr geringe Öffnung 


Der draußen, auf dem Lande wohnende 


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. immer noch in der höchsten Not eingreifen, was bei einer Behandlung 


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93. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47, we ET 


Beim sogenannten komplizierten Abort, das heißt, wenn 
eine transuterine Infektion (Exsudat) sich gezeigt, rate ich in jedem 


. Falle, von einem Eingreifen abzustehen, nur wenn eine starke 
Blutung auftritt, müßte ausnahmsweise eingegriffen werden. Am 


besten eignet sich ein solcher Fall für ein Krankenhaus, wenn nicht 
ein erfahrener Spezialist dio Behandlung im Hause übernehmen 
will. Ich fasse nochmals zusammen: Nach meiner Ansicht bin ich 
beim fieberhaften Abort für das aktive Verfahren, wenn es angängig 
ist, es hat jedenfalls den Vorzug eines kürzeren Krankenlagers. Je 
rascher der Uterus entleert wird, um so rascher kann auch eine Er- 
holung der Patientin eintreten, immer natürlich vorausgesetzt, daß 


in schonender Weise die Entfernung der infizierten Massen geschieht. 


Über die in den letzten Jahren besonders von Lindig eingeführte 
und sehr empfohlene Proteinkörpertherapie zur Protoplasma- 
aktivierung fehlt mir persönlich Erfahrung, Schaden ist mit der 
Proteinkörpertherapie nie erfolgt. | | 

Der künstliche Abort. Bevor man sich zu diesem Eingriff 
entschließt, soll man versuchen, die Schwangerschaftskomplikation 
in Behandlung zu ‘nehmen, und immer in erster Linie versuchen, 
die Schwangerschaft selbst zu erhalten. Erst wenn alles nichts nützt 
und der Zustand sich zusehends verschlimmert, ist der Gedanke der 


Unterbrechung in Erwägung zu ziehen. Es ‚empfiehlt sichin solchen 


Fällen, wo selten zu große Eile nötig ist, einen: erfahrenen Fach- 
mann hinzuzuziehen. Allgemeine Regeln lassen sich hier nicht gut 
anstellen, es muß von Fall zu Fall entschieden werden. Es wird 
mit Recht vor dem häufigen Einleiten des künstlichen Aborts- ge- 


warnt, besonders ist dies in der jetzigen Zeit am Platze. Ganz aus-. 


zuschalten wird der künstliche Abort nicht sein, aber es muß immer 
wieder gewarnt werden, denselben leichtfertig auszuführen; er müßte’ 
zu den seltensten operativen Eingriffen gehören. Nach § 218 des’ 


Strafgesetzbuches ist der künstliche Abort nicht erlaubt, andererseits 
ist man aber durch $ 222 geschützt, wo steht: „Wer fahrlässig 

: handelt, und dadurch den Tod eines Menschen bewirkt, wird mit 
Gefängnis bis zu 3 Jahren bestraft.“ Es ist also durch § 222 ein - 
künstlicher Abort erlaubt, geradezu geboten, wenn ohne den Eingriff 


die Frau sterben würde. Es sollte aber kein Arzt allein einen 


künstlichen Abort einleiten. Am besten ist es, eine schriftliche 


Begründung niederzulegen; Fehling forderte das Votum von 
zwei Ärzten und Übereinstimmung in der Indikation. In 'letzier 


Zeit stellt C. H. Stratz den Antrag, daß der künstliche Abort auf 
Fachmann und Klinik beschränkt wird. Dem ist voll und ganz bei- 
| (Fortsetzung folgt.) a 


zustimmen. 


Referatenteil 


| | unter besonderer Mitwirkung von i Br 
Prof. Dr. C. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. H. Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H.Gerhartz, 


Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. Grāff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geb.- Rat 
Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (Versicherungsrechtl. u. gerichtl. 


A bik r f . s 3 i ; j dmann, Berlin- 
Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal Therapie), Prof. Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u Geburtshilfe), Prof. Dr. O. Nor n, B 
Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S.Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F.Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 


heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 


logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), 
| geleitet von Dr. Waller Wolff, dirig. Arzt am Königin Elisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide. 


| Sammelreferat. 


= 


` Aus dem Pathologischen Museum der Universität Berlin. . 


Einiges Neuere aus dem Gebiete der Parasitologie, 
tropischen Pathologie und Hygiene. 


Von H. Ziemann. 


Malaria. 


Für die Geschichte der Malaria in Deutschland interessant 
ist R. Müllers (1923) Mitteilung. Hiernach hätte in der nieder- 
rheinischen Stadt Jülich das Wechselfieber im Anfange des 19. Jahr- 
hunderts stark geherrscht, eingeschleppt durch die aus allen Welt- 
teilen kommenden französischen Truppen. Es wurde Tertiana, Quar- 


tana und perniziöse Form beobachtet.. Besonders schwere Malaria- 


jahre 1827 und 1832—37. 


- Malaria und die biologischen Untersuchungsmethoden.. 
Hier ist sehr wertvoll die Arbeit von Businko und Foltz (1924). 

Die Autoren geben zunächst eine recht wertvolle Übersicht über die 
' früheren Angaben von positiver Wa.R. bei Malaria. 


Während Bonfiglio und Medier bis 79 0%, Schüffner bis 

80 °/, positive Wa.R, beschrieben, hatten andere u: oder keine, 
z.B, Rizzi, Ferranini, Iyengar, der bei 98 Malarikern nur 7 9/9 
Wirklichkeit aber um Lues handelte. 
wischen diesen beiden Extremen ‘stehen Angaben von 6,1 positiv 


(Thomson und Milz) 8,7 (De Blasi), 16 °% (Ferranini, Gioseffi), 


18 0% (Gasparini), 25 0 o (Böhm), 38,6 %/ (De Haan), 48 °% (Baerman 
Wetter), 0°;, es und Kop), 57 °/, (Sho) .usw.; während 
Einige bei den chronischen Fällen die Wa.R. negativ fanden, ergaben 
sich bei anderen auch dann positive Resultate. Heinemann berichtet, 
zuweilen positive Flockung mit der Methode von Sachs-Georgi und 


Meineke erzielt zu haben, die aber nicht spezifischer Natur waren. 
'Salvioli hatte bei einigen Fällen reiner Malaria während des Fiebers 


eine' schwache positive Wa.R:, dagegen bei 50 %, dieser Fälle eine un- 
S ezifische Flockung. Er kam zu dem Schluß, daß Serum von fiebernden 
alarikern, die außer der Komplementablenkung thermostabile Flockung 


‚zeigen, Syphilitiker sind. 


| Bei ihren eigenen Untersuchungen verfolgten Businco und 
Foltz die Originalmethode von Wassermann, unter Anwendung von 
3 Antigenen, oft von 5. Für den Sachs-Georgi und den Meineke 


verwandten sie 2 Extrakte von der Hirsch-Apotheke Frankfurt a/Main. 


lle Kranken leugneten, jemals an Lues erkrankt gewesen zu sein. 


Bei 19 Tertianakranken (mit aktiver Malaria) hatten sie l4mal 


aaa, 


| negativen Wa., einmal positiven mit 2 Extrakten (Leberextrakt von. 


syphilitischer Frucht), dagegen negativen mit Malariamilzextrakt 
und Flockung. In 3 Fällen hatten sie eine spontane Ablenkung 
mit negativem S.G. und M. In 22 Fällen von Perniciosa activa 


hatten sie in 16 Fällen mit Wa.M. und S.G. negativen Erfolg. In - 


2 Fällen, bei Anwendung von 3 Antigenen (Ochsenherz, syphilitischer. 


‚Leber, Malariamilz) batten sie positiven Wa. und. auch. posi- 
tiven M. und S.G. auch nach der Kur mit Chinin und nach Ver-, 
schwinden der Parasiten. In 4 Fällen schwach positiver Wa., aber. 
nur bei syphilitischem Leberextrakt, dagegen negativen M. und S.G.. 


Bei 4 Fällen von Quartana ergaben 2 negativen Wa. 


Den Malariatod behandelt Seyfarth (1924). | 

.S. verfügte innerhalb '2°/, Jahren im thrazischen Küstenstrich 

am Agäischen Meer über mehr als 500 Malariatodesfälle mit 208 
Sektionen. Der Tod kann eintreten im akuten,. im chronischen und 


, č 


im kachektischen Stadium, wobei natürlich die komplizierenden 
Erkrankungen auszuschalten sind. Im akuten Stadium erfolgt der 


Tod am häufigsten bei Perniziosainfektion. . 
S. unterscheidet 7 Formen des Malariatodes: 1. die septi- 


kämische Form (etwa 30 °/, aller Malariatodesfälle, bedingt durch. 
die Schwere und Massenhaftigkeit der Infektion, die zu Koma und 
Herzschwäche führen, Pigmentierung der Organe gering oder fehlt); .- 


2. die zerebrale Form (etwa 55 aller Malariatodesfälle. Bei der, 


Sektion ungeheure Parasiten- und Pigmentmengen in den Gehirn- 


kapillaren, im peripheren Blut oft wenige Formen); 3. die kardiale 


‚Form (etwa 14°/,), Tod entweder durch Verstopfung der Koronar- 


gefäße mit Parasiten und Pigment oder allein durch toxische 
Wirkung; 4. die renale Form (etwa 1°0/ Klinisch unter dem 


Bilde einer schweren, akuten tubulär-glomerulären Nephritis); 
5. suprarenale Form (sehr selten, mit Lokalisation der Parasiten. 


in den Nebennieren); 6. die Pankreasform; 7. die Milzruptur. 
Die erwähnten Formen können auch ineinander übergehen. Die 


Todesursache infolge von. Herzmuskelschädigung ist verhältnismäßig 
' häufig, während Dürck den akuten Malariatod immer als Gehirn- 
. tod auffaßt. Mannigfaltig sind die Todesursachen bei der Malaria: 


kachexie. Es ist dabei. schwierig, festzustellen, ob die Organ- 
veränderungen unmittelbare Folge oder zufällige Komplikation der 
Malariainfektion sind. Häufig bedingen Pfortaderthrombosen den 
Tod, mitunter Amyloid. In etwa der Hälfte der Malariatodesfälle 


sei der Tod im akuten und chronischen Stadium nicht der Malaria 
allein, sondern auch sekundären Infektionen zuzurechnen. Häufige 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


23. November . 


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Komplikationen sind Bronchopneumonien, Dysenterien, soptikämische 
und pyämische Erkrankungen. | 


„Path ologisch-anatomisch interessant ist eine weitere 
Arbeit Seyfarths (1924). | 


N Seyfarth verlangt bei jedem malariaverdächtigen Sektionsfall 
Abstriche und dicke Tropfenpräparate vom Herzen, aus den Gehirn- 


arterien, Milz, Arterie und Vene und Pfortader. Auch nach Seyfarth 
findet man 10 bis 20 Stunden nach dem Tode in den Gehirnkapillaren 
fast nur Sporulationsformen (unmittelbar nach dem Tode kleine Per- 
niziosaringe und erwachsene Scheibchen, sowie fertige Sporulations- 
formen). Es findet also eine Weiterentwicklung statt, Für die histo- 
logische Untersuchung ist Formolkonservierung nicht geeignet. 


Auch bei Quartana und bei Tertiana ist der Befund in inneren 
‚Organen gegenüber dem im peripheren Blute zuweilen verschieden. 
(So fanden Leger und Ryckewaert 1917 in einer Quartanaleiche 
im peripheren Blut nur wenige Parasiten, 


viele im Knochenmark 
und in den Kapillaren des Herzmuskels, sehr wenige in Milz, Nieren, 
Leber und Lunge. Immerhin sind Anhäufungen von Parasiten in 
inneren Organen bei Tertiana und Quartana selten. 
Miller 1920 wollen vielfach auch gut erhaltene scheibchenförmige 
Perniziosaparasiten in dem undilferenzierten -Protoplasma um den 
Kern der Herzmuskelfibrillen und im fibrösen Gewebe der Milz- 
trabekel gefunden haben. Nach diesen Autoren sollen in diesen 
Geweben wie auch in den Sternzellen (Milz, Leber), ganz besonders 
aber in den glatten und quergestreiften Muskelfasern die sogenannten 
Latenzformen der Malariaparasiten zu finden sein. Auch Seyfarth 
fand Malariapigment nie in den Parenchymzellen der Leber, wohl 


. aber in den Blutgefäßendothelien bzw. retikulo-endothelialen Zellen, 


besonders in Milz, Knochenmark und: Leber. In den akutesten 
Fällen findet sich zumeist nur geringe Pigmentierung. Bei den 
älteren chronischen Malariafällen ist die Pigmentanhäufung geringer 
als bei den etwas weniger alten, © 
des Pigments erfolgt. Die Hämatinnatur des Malariapigments läßt 
sich voraussichtlich nicht aufrecht erhalten. Ob die stark vermehrte 
Eisenausscheidung im Urin und in den Fäzes Malariakranker außer 
auf die Zerstörung der r.Bl. auf den Abbau des Malariapigments 
zurückzuführen ist, müssen weitere Untersuchungen lehren. Der 
negative Befund von Malariapigment beweist nicht, daß Malaria nicht 
vorgelegen. | i a 
~ Die sehr wichtige Frage des M alariaindex erörtert R. Mar- 
tini 1924. Der von E. Martini erwähnte absolute Index, gefunden 
durch die Summierung von Milz- ‘und Parasitenindex, der. von 
E. Martini Leger 1917 zugeschrieben wird, ist von Referent be- 
reits 1917 in der 2. Ausgabe seiner Monographie erwähnt worden. 
M. beweist nun, daß auch der absolute Index noch Fehlerquellen 
zeigt, und berechnet als wahrscheinlichen Index der wirklich vor- 
handenen- Keimträgerzahl die Zahl aus dem Produkt der. positiven 
Milzbefunde X Zahl der positiven Blutbefunde dividiert durch die 
Zahl der positiven Milz- und Blutbefunde X der Gesamtzahl der 
Untersuchten. Z. B. kann unter Umständen der absolute Index 
54 pro fo, der wirkliche Index bis 99 0/, betragen. Jedenfalls 
sollte man bei jeder Indexangabe mitteilen die absolute Zahl der 
auf Milz und Blut Untersuchten, die absolute Zahl der positiven 
Milz- und der positiven Blutbefunde und die absolute Zahl der 
gleichzeitig positiven Milz- und Blutbefunde. Bei der Milzbestimmung 
soll man nur die wirklich deutlich fühlbaren Milzen berücksich- 
tigen. Erst wenn das Verständnis für die Ursachen der verschie- 
denen Beziehungen zwischen Milz- und Blutparasitenindex, Roßschem 
Index usw. vorliegt, wird sich auch einigermaßen sicher beurteilen 
lassen, mit welcher Annäherung der oben besprochene errechnete 
Malariaindex der wirklichen Infektion der Bevölkerung unter ver- 
schiedenen Verhältnissen entspricht. l 
Van' den Branden und van Hoof (1923) fanden in Leopold- 
ville, Kongogebiet, bei 340 Kindern unter 12 Jahren einen Blutindex 
von 73 %/,, aber bei 431 Kindern nur 1 Gametenträger. Walch konnte 
an Sumatras Ostküste bei Sektionen von 3600 Anophelinen einen durch- 
schnittlichen Infektionsindex von 12 9/,. finden. Überträger An. sinensis. 
Offene Büffelställe zeigten sich dort zur Ableitung der Ano- 
helinen von dem Menschen ausgezeichnet geeignet. Zu 
ähnlichen Resultaten kam de Rook. l 
Therapeutisch seien bier die Arbeiten von Léger und 
Bédier 1923 und von Stradomsky erwähnt. Auch Léger und 
Bédier (1923) betonen die Wirksamkeit des Chinins auf das intra- 
globuläre Stadium . der Parasiten, was Referent bei Tertiana schon 
immer betont hat. Auch nach Stradomsky (1923) führt keine 
einzige Methode der Malariabekämpfung absolut sicher zum Ziele. 
Mindestens muß man sein Krankenmaterial 1 Jahr genau beob- 


und Störungen des Verdauungstraktus. 


(Gascellund 


da .bereits-ein allmählicher Abbau 


hing sc 


(Bei 


sich in solchem Falle um Impfmaterial handelte, 


zweiten Infektionen verliefen aber, namentlich, wenn sie 


achten können. Tertianakranke, die im Herbst eine Serie von intra- 


venösen Chinininjektionen erhielten, ergaben nach 300 Tagen 82 %/, 
Rezidive und nur 18 °/, rezidivfreie Fälle, während nach einem 
Monate nur .12 °/, rezidiviert hatten. Die Verablolgung des Chinins 


per os oder intravenös, auch die Kombination führte zu gleichen 


Resultaten. Auch die Kombination von Chinin mit Neosalvarsan 
schützte nicht vor Rezidiven. Methylenblau wies dieselben Resultate 
auf in Verbindung mit Chinin wie die reine Chininbehandlung (). 
Endovenöse Injektionen waren indiziert bei Koma, starkem Erbrechen 
Endovenöse Injektionen 
wirken beim Coupieren eines Anfalles schneller und crfordern ein 


‘geringeres Quantum Chinin. Entscheidend ist nicht für den End- 


erfolg die Menge des Chinins, sondern die Dauer der Behandlung. 


Bei Tertiana, die im Frühling und Sommer einsetzt, soll man 
die Behandlung bis zum Beginn‘ der kalten Witterung durchführen, 
dann bis zur.Saison der Rezidive unterbrechen, um dann wieder für 
2_3 Monate zu behandeln. Bei Perniziosa soll die Behandlung 3 bis 
4 Monate dauern. Am zweckmäßigsten wäre es, das Chinin 1 Tag 


vor und am erwarteten Rezidivtage zu geben. Die Adrenalininjektionen 
“wären unfähig, einen Anfall zu provozieren, sollen aber wesentlich das 
- Auffinden der Parasiten im Blute, 


besonders der tropischen Gameten, 
erleichtern? Ref. hat noch vor kurzem vor Adrenalininjektionen wegen 
eventueller schwerer Folgen gewarnt. ; 


Für die Beziehungen von Malaria zur progressiven 


Paralyse ergibt neue Aufschlüsse die Arbeit von Mühlens. und 
Kirschbaum (1924). 


Die unmittelbaren intravenösen Injektionen 


von 1/, bis 2 cem Blut führen am schnellsten zur Infektion. Indes 


erwies sich auch die subkutane von 2—4 ccm als ebenso sicher. 
Meist wurde das Malariablut von der Einstichstelle aus in mehreren 
Richtungen unter der Haut verteilt. 


Für die Versendung des Malariablutes war Dextrosezusatz nicht 


nötig. Das Blut hielt sich auch’ bei gewöhnlichem Postversand (5—200 0) 


bis zu 24 Stunden, eventuell noch länger infektiös. Auch auf Eis er- 


halten sich die Parasiten lange infektiös, z. B: die von Tertiana, die 


1929—75 Stunden bei 3° C auf Eis und bei 0—3° im Freien gestanden 


hatten. Für die Behandlung eignet sich am besten Tertianablut. Die 


Quartanaparasiten waren meist weniger sicher durch Chinin zu beein- 
flussen, noch weniger die Perniziosaparasiten, die nicht selten eine 
ungeheure Überschwemmung des peripheren Blutes bedingten. Man 
soll daher nur reine Tertianastämme verwenden, nur kräftige Indivi- 
duen impfen und das Blut dauernd kontrollieren. Die Inkubation 
einbar oft weniger von der überimpiten Parasiten- 
menge ab, als von der Empfänglichkeit des Impflings. 

allgemeinen schwankte das Inkubationsstadium zwischen 3 bis 12 Tagen. 
Quartana einmal 50 Tage). Blut von Tertiana duplicata konnte 
bei einem Patienten wieder T. duplicata, beim anderen nur T. simplex 
erzeugen. Vor den typischen Anfällen mit Schüttelfrost gingen oft 
unregelmäßige Tertianasteigerungen (37,5 bis 38,5) voraus. Bei schnell 
eintretender Anämie und bei schnell zunehmenden Parasitenmengen 
muß man die Kur unterbrechen. Zuweilen verliefen selbst durch 
enormen Parasitenreichtum ausgezeichnete Perniziosalormen klinisch 
scheinbar relativ leicht. (Es wäre wünschenswert, zu erfahren, ob ès 
welches bereits viele 
menschliche Passagen hintereinander 'erlebt hatte (Ref.) Einmal zeigten 
sich im Laufe der Infektion und zweimal nach Einleitung der Chinin 


"behandlung tödliche profuse Blutungen aus allen Schleimhäuten (meist 


‚bei vorher schon marantischen Individuen). Ein Übergang einer Para- 


sitenart in die andere ließ sich niemals feststellen. Auch im Winter 
ließen sich bei allen Perniziosafällen stets Halbmonde nachweisen. Nicht 
ganz selten wurden auch Übergänge zwischen Ringen und Halbmonden 


| gesehn; weibliche erwachsene Gameten waren wesentlich häufiger als 


ie männlichen Ein Stamm ohne Gametenbildung, wie ihn neuerdings 
Plehn beobachtet haben will, wurde niemals beobachtet. In einem 
Falle zeigte sich schon 48 Stunden nach subkutaner Impfung von d com 
Tertianablut ein Be Anfall. Tenue-Formen wurden bei Pernizios2 
mehrfach am Rande der Ausstriche festgestellt. Die Schüffner-Tüpfe- 
lung und’ die Maurer-Fleckung ‘waren sehr von der Färbung und not 
anderen, unbekannten Faktoren abhängig. Selbst bei Quartana konnte 


die Parasitenzahl außerordentlich stark werden. Parasiten zeigten sl 


(außer Halbmonden) in den Kapillaren innerer Organe und im Gehirn 


pur, wenn es noch zu keiner genügenden Chininbehandlung gekommen 


war. Reinfektionen gelangen in einer größeren Anzahl der Fülle. Die 
bald nach 


der ersten erfolgten, stets leichter. Bei wiederholter Infektion mit 
derselben Parasitenart schien sich eine relative Giftimmunität gegen 


' dieselbe Parasitenart herauszubilden; aber nicht gegen die anderen 
Arten. Mitunter gelang die Infektion erst nach dem 2. oder 3. Ver- 
such, einmal erst nach dem 5, Bei kräftigen Individuen ließ man 6 


meist zu 8—12 Anfällen kommen, dann kam die 1. Chinindosis, 18 
intramuskulär und darauf einige weitere Tage weiter täglich 1 gy W3 
in den meisten Fällen genügte. Bei Quartana und Perniziosa dauerte 
es meist es-t (auch leichter Rezidive). Bei Impitertiana war 

zidivneigung bei der obenerwähnten Behandlung unbekannt. Auch 


| 23: November 


andere Autoren sahen diese schnelle Heilbarkeit der künstlichen 


Tertiana. (Nach Ansicht des Referenten dürfte hier ev. die lange. 


Woreaztebtani, der Parasiten ohne Zwischenschieben des Sporogonie- 
stadiums eine Rolle spielen‘) Im defibrinierten Tertianablut, versetzt 
zu gleichen Teilen mit Chininkochsalzlösung 1:5000, waren die Para- 
siten noch nach 2 Stunden nicht abgetötet. 2 ccm defibriniertes Ter- 
tianablut, versetzt mit 2 ccm Ch. hydrochl., 1 g auf 5000 g 0,9/,iger 
NaCl-Lösung, 12 Stunden bei 37° C aufbewahrt und dann subkutan 
injiziert, bedingte zweimal typische Tertiana. Auch Zusatz von Neo- 
sehen in bestimmten Mengen verhinderte einige Male nicht ein 
positives Resultat. ‘Die Autoren sprechen sich daher, wie Ziemann 
schon vor Jahren ‘angenommen, für eine indirekte Wirkung des 
. Chinins aus. 


Proph ylaxe. Bezüglich amerikanischer Anophelinen ver- 


weise ich auf den Bestimmungsschlüssel Roots (1922). 


Mikrothan dient nach Grassi (1924) zur Bekämpfung der er- 
wachsenen Mücken, indem man mit einer gewöhnlichen Obstbaum- 
spritze unter einem Druck von 3—4 Atmosphären in 5°/,iger Lösung 


‚verspritzt. Das Mikrothan hat einen angenehmen Gerach und zieht 


die Mücken wieder an, während z. B. durch Petroleum die Mücken 
Au den Tierställen in die menschlichen Wohnungen vertrieben werden 
Önnen. 

Larviol wurde in Menge von 15 g pro Quadratmeter Wasser- 
oberfläche mit einer Spritze oder einem großen Mauerpinsel verteilt. 
Die Verteilung auf der Wasseroberfläche war sehr gleichmäßig, die 
Abtötung der Eier, Larven und Nymphen eine sehr schnelle. Das 
 Larviol verdunstet auch langsamer, ist auch weniger brennbar wie 
Petroleum. Bei sehr niedrigem Wasserstande können unter Umständen 
die Fische zugrundegehen. 


Sanierung durch Bekämpfung einzelner Anophelinen- 


arten. Rodenwaldt schildert, wie das bereits vonMalcolmWatson 


praktisch durchgeführte Prinzip in Niederländisch Indien zur glän- 
zenden Durchführung gelangte, speziell unter Zusammenwirken des 
Verwaltungsmediziners de Vogel, des Tropenhygienikers Schüffner 
"und des Zoologen Swellengrebel. Der Kampf richtet sich also 
gegen die Larven und gegen die Imagines, die für eine Malaria- 
gegend als Überträger in Frage kommen. Von den 28 Anophelinen- 
arten in Niederländisch Indien sind sichere Malariaübertrager Myzo- 


myia ludlowi und aconita und Myzorrhynchus sinensis, besonders 


der erstere. Wahrscheinlich pathogen ist auch Myz. rossi und Nysso- 
rhynchus maculatus und punctulatus. Zweifelhaft ist die Bedeutung 
bei Myzorrhynchus umbrosus, Cellia kochii und Stethomyia aitkenii. 


Für die Vorarbeit der Sanierung gehört Feststellung des natür- 
lichen Infektionsindex der Anophelinen eines Ortes. (In der Regel 
genügt die Oczystenbestinunung) 2. Die Feststellung des experimen- 
tellen Infektionsindex; 3. Feststellung 'der Biologie der Anophelinen 
bezüglich Lebensgewohnheiten, Ernährung, ob Menschen- oder Tierblut- 
sauger, ob es sich um Haus- oder freilebende Anophelinen handelt, 
oder ob sie sich im Hause nur zeitweise aufhalten, ferner ihr Ver- 
‚halten gegen Feuchtigkeit, Winde, Flugweite, ferner Art und Beschaffen- 
heit der Brutplätze und Entfernung von den menschlichen Wohnungen. 
Wichtig ist auch, ob es sich um Anophelinen in Küsten-, Berg- oder 
Hochlandsgebieten handelt, ob die Brutstellen im Sumpf, im Urwald 


oder freien Gelände sind, ferner welche Feinde der Larven sich finden. 


Nach R. sind die Anophelinen durchaus an die Grenzlinie 
gebunden, die auch die Faunen und Floren großer Kontingente 
scheiden, so daß manche Spezies nur wenige Seemeilen von’ ein- 
ander getrennt leben. In einigen Gegenden gelten die Anophelinen 


als Überträger, die es in anderen Gegenden nicht sind. In Nieder- ` 
ländisch Indien sind am besten bekannt die Bedingungen für.Myzo- 


myia ludlowi. Bei massenhaftem Auftreten können an sich auch 
weniger gefährliche Arten gefährlich werden, wie. z. B. Myzor- 
rhynchus sinensis. Die in Malakka gefährlichen Myzorrhynchus 
umbrosus und Nyssorhynchus maculatus spielen in Niederländisch 
Indien kaum oder nur eine unbedeutende Rolle. Durch. genaue 
Beachtung der Lebensbedingungen der Myzomyia ludlowi gelang es 
so Rodenwaldt und Essed in Tandjong Priok die Malariamorbi- 
dität außerordentlich zu vermindern, als sich herausstellte, daß 
M. ludlowi in kleinen stagnierenden, stark verunreinigten : Wasser- 
ansammlungen im Wohngelände selbst brütete. | 

Die 3 Bedingungen waren für M. ludlowi erfüllt, Stagnation des 
Wassers, Fäulnisprozesse und ein gewisser Salzgehalt. Der Parasiten- 


index sank bei dem stabilen Teil der Bevölkerung, bei den Männern 


von 25 auf 8,3 0/,, bei den Frauen von 32,5 auf 18,2 0/,, bei den Kindern 


von 66,2 auf. 37,8 %/,. Die Petrolisierung erfolgte mit dem billigen so- 


genannten Petroleumresidue. 


Nach Lage der Dinge wäre dort eine allgemeine Ano- 


phelesbekämpfung völlig unmöglich gewesen. Ein zweites Beispiel 
der Speziessanierung unter spezieller Berücksichtigung von M. lud- 
lowi ergab sich auf der Insel Alor, wo die Brutplätze unmittelbar 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


am Meeresstrande im Korallenkonglomerat unter Gras und. Busch 
versteckt lagen und wegen der ebenen Lage des Terrains keine 


Abwässerung nach See zu hatten. Nachdem man Zugang zur See 
geschaffen, verschwand M. ludlowi. Viel schwieriger ist die Auf- 
gabe, wenn. die Anophelinen auch nur teilweise und zeitweise im © 


strömenden Wasser brüten, wie z. B. bei M. aconita. ° > 
Es zeigte sich aber, daß M. aconita nur gefährlich wird bei 


schlecht kontrollierter Berieselung und wenn nach der Ernte wieder - 


Wasser über.die Stoppeln läuft. Man muß daher die Reisfelder während 


und nach der Ernte trocken fallen lassen. Ferner muß man die ge-.. 
ringe Flugweite von M. aconita aushützen, indem die Ansiedlungen 


mindestens 500 m weit entfernt von den Brutplätzen sein müssen. 


Durch große Drainagearbeiten wurde Sanierung von’ Sibolga (West- 
küste von Sumatra) und die Einpolderung von Tjilatjap (Südküste von 


Java) unter Berücksichtigung der Speziesbiologie erreicht. In anderen 
Fällen muß man versuchen, zwischen den Forderungen der Hygiene 
und der Wirtschaft die Diagonale zu ziehen. Im allgemeinen kommen 
die Techniker erst bei großen Sanierungsarbeiten in Frage. Die Be- 
kämpfungsmethoden mit Fischen haben sich meistens praktisch nicht 


bewährt. Die Methode der Ableitung der Anophelinen auf Büffel wäre . 


weiter zu erproben. 


Am Schlusse des Kapitels „Malaria“ sei auch noch auf eine 3 


äußerst wichtige historische Betrachtung des Altmeisters B. Grassi 
über die Entdeckung der menschlichen Malariaübertragung ver- 


wiesen. An der Hand kurzer historischer Notizen aus der Literatur ` 
wird dargetan, daß R. Roß zwar die Entwicklung des Proteosoma . 


im Culex pipiens zur Darstellung gebracht hätte, daß er aber nicht 
den Ruhm in Anspruch nehmen kann, einen entsprechenden Nach- 
weis als Erster auch für die menschliche Malaria erbracht zu haben. 
Dieser Nachweis wäre demnach von Grassi, der mit anderen Methoden 
als Roß gearbeitet hatte, als Erstem erbracht. 'Es wird Gelegen- 
heit sein, darüber an anderer Stelle noch ausführlicher zu sprechen. 


Schon in meiner Monograpbie hatte ich auf die ungeheure Bedeutung - 


der Grassischen glänzenden Untersuchungen hingewiesen, wo- 
durch zweifellos allein nur dieAnophelinen als mögliche- 
Malariaüberträger festgestellt wurden. Dadurch war aber 
eine enorme Vereinfachung in der Bekämpfung der Malaria gegeben. 
Ja, man kann sagen, daß praktisch dadurch erst eine Be- 
kämpfung möglich war, da eine generelle Bekämpfung aller 


Mücken in den Malariagegenden vielfach ganz unmöglich sein dürfte. . | 


Dieses unsterbliche Verdienst Grassis für die ganze moderne Malaria- 
forschung scharf und. klar zu betonen, ist eine Ehrenpflicht gegen- 
über diesem genialen Italiener, der übrigens auch einer der wenigen 


war, die sich im Kriege nicht von der Kriegspsychose gegen die er; 
Boches und Hunnen beeinflussen ließ und tapfer und gerade seinen Ä 


Weg weiter ging. | 
| Schwarzwasserfieber. 


Besonders erwähnt sei die Arbeit von Kritschewsky und. o 


Muratoffa (1923), wonach lipoide Stoffe wie Lezithin, letzteres 


schon in kleinsten Mengen, plus Chinin Hämölyse bedingen könnten. 
Dabei verhielten sich die roten Blutkörper der einzelnen Menschen ' 


verschieden. Die Autoren führen das auf den verschiedenen Lipoid-. 
gehalt, entweder im Stroma der roten Blutkörper oder im Blut- 
serum zurück, der je nach den Lebensbedingungen schwanken. kann. 


Bei dieser Betrachtungsweise könnten auch sekundäre Momente wie . . 
klimatische Einflüsse usw. eine Rolle für den Lipoidstoffwechsel und 


damit für die Hämolyse gewinnen. 


Kligler (1923), wies bei Versuchen in vitro nach, daß Chinin `` 
in Kombination mit Ochsengalle stärker wirkt als Chinin oder. © ` 

Ochsengalle allein. Kligler glaubt, daß bei einer. chronischen" 
Malaria bei Zerfall der roten Blutkörperchen ein ähnlich hämolytisch 


wirkender Faktor frei würde. Ich erwähne ferner Nocht und Keßler. 


Die Organe eines an Schwarzwasserfieber ‚Verstorbenen wurden 
steril entnommen und nun untersucht, wie der wäßrige Extrakt der 


Milz, der Leber und der Nieren zusammen mit verschiedenen Chinin- 


mengen, einmal mit, das andere Mal ohne Kohlensäure die roten Blut- 


körperchen des Menschen beeinflußt, und ob in dieser Beziehung ein - 

Unterschied zwischen den Organen des ‚Schwarzwasserfieberfalles und . 
den ‚gleichen Organen anderer Leichen bestünde. Stephan und : 
Ruszonyak hatten früher schon über die kohlensaure Hämolyse und ` 


die evtl. Beeinflussung durch Chinin Untersuchungen angestellt. - Be- 
züglich der Tabellen sei auf.das Original verwiesen. Bei Zimmer- 


temperatur trat unter Einwirkung von Kohlensäure erst bei einer, 
Chininkonzentration von 1:485 nach mehr als 6 Stunden schwache ` 


Hämolyse auf. Schwarzwasserfieberextrakte hemmen diese schwache 
Hämolyse, Bei 37° ähnliches Verhalten, wenigstens während der 
ersten 6 Stunden. Schwärswasserficber Milzeziral | 

den anderen Organen des Schwarzwasserfieberfalles wie auch gegenüber 
den Organen gesunder Menschen auffallenderweise eine Herabsetzung 


1663 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ner. 41 


der Chininhämolyse bei steigendem Chiningehalt, Die Kohlensäure 
l er hierbei keine Rolle, er fördert die Kohlensäure die 
ininhämolyse nicht. Das Serum zeigte stark hemmenden Einfluß 
bei allen Hämolysen, besonders ikterisches Serum. 
Zum Schluß sei noch verwiesen auf den Abschnitt 
„Schwarzwasserfieber“ in. der Monographie Ziemanns. 
(Vgl. weiter unten unter Monographieen). u 


Kala-Azar. 


Ich erwähne hier die Arbeiten von Foster (1924), Ray (1924), 
Arkoleo (1924) und Adelheim (1924). | | u 
Harnstoffstybamin wurde von Brahmachari 1922 eingeführt 
und sollte nun unter den ungünstigeren Bedingungen auf den Pilanzungen, 
"nicht in Hospitälern, seine Probe bestehen. Es kam nach Foster in 
Pflanzungen von 1916 bis 1923 in 850 Fällen zur Verwendung. Die 
Verabfolgung erfolgte intravenös 2—8mal wöchentlich. . Die Höhe 
richtete sich je nach dem einzelnen Falle. Behandlung bis zu der 
durch Milzpunktion erhärteten Heilung. Das Abschwellen der.Milz 
erfolgte sehr schnell. Sehr ‚oft schwand das Fieber schon nach der 
zweiten Injektion. Die Gesamtmenge der verabfolgten Medizin schwankte 
von 0,41 bis 3,2 g. | | 
| ~ _ Während normales Blut bei Hinzufügen von destilliertem Wasser 
eine klare lackfarbene Flüssigkeit wird, zeigt das Blut von Kala-azar 
nach Ray (1924) bei Zusatz von destilliertem Wasser eine deutlich 
trübe Flüssigkeit. Schließlich setzt sich ein fleckiger Niederschlag zu 
Boden, in welchem sich zahlreiche Blutschatten befinden. Es zeigte 
sich nun, daß bei Kala-azar der Globulingehalt deutlich vermehrt ist. 
Der Gesamtgehalt des Serums an Proteinen unterscheidet sich allerdings 
nicht viel von dem in der Norm. Während in der Norm das Euglobulin 
7—8°/, des gesamten Globulingehaltes ausmacht, steigt es bei Kala-azar | 
auf 40 bis 50°/,. | Ä 
einem mikroskopisch festgestellten Falle von Kala-azar 
wurden von Arcoleo (1924) gegeben Bayer 205 0,1, nach 7 Tagen 
0,3, dann nach je 7 Tagen 0,5, 0,6. Nach. 1 Monat begann das Fieber 
nachzulassen und Milz- und Lebervergrößerung ebenfalls. 3 Tage nach 
der 5. Injektion tatsächliche Heilung. 


Adelheim (1924) berichtet von einem aus Turkestan ein- 
geschleppten Falle von Kinder-Leishmaniosis, welcher nach Tartarus 
stibiatus endovenös, später von Stibenyl, geheilt wurde. Im 
Blute bei Beginn der Behandlung r.Bl. 2 290 000, w.Bl. 4100, 
Hb. 40°/,. © Sehr geringe Poikilozytose und Anisozytose. Durch- 
schnittlich zeigten sich 77°/, Lymphozyten und Verschiebung nach 
links, keine Monozytose. In dem von der Familie mitgebrachten 
Hunde zeigten sich ebenfalls Leishmanien. Wie weit in diesem 
Falle die Beziehungen von Kinder- und Hunde-Leishmaniosis be- 
standen, ließ sich leider nicht feststellen. | 

Von den Hunde-Leishmanien wurden Kulturen angelegt und 
durch subkutane Übertragung auf weiße Mäuse das Virus übertragen. 
Bei den-weißen Mäusen Tod nach etwa 6 Monaten. Doch kommt auch 
spontane Ausheilung vor. Manchmal kam es auch trotz subkutaner 
Infektion nicht zur Erkrankung. Gesunde Mäuse konnten sich | 
bei engem Zusammenleben mit infizierten Mäusen auch 
spontan infizieren, Im Gegensatz zu derindischen Kala-azar 
ist diese leichte Übertragbarkeit auf weiße Mäuse der 
Turkestan-Leishmania bemerkenswert. Im Gegensatz zur 
Leishmania infantum des Mittelmeeres konnten nicht nur Kinder bis 


zu 4 Jahren infiziert werden, sondern auch jugendliche Erwachsene. 
| (Schluß folgt.) 


Bei Verwendung eines aus abgetöteten Tuberkelbazillen gewonnenen Impf- 

' stoffes gelingt es, tuberkulosefreie Meerschweinchen tuberkulinempfindljch 
zu machen. Es handelt sich um eine echte Allergie, die der Umstimmung 
der Allergie des tuberkulösen Organismus entspricht. Nachbehandlung mit 
Alttuberkulin kann diese künstliche Allergie ebenso steigern wie die Allergie 
‚des tuberkulösen Organismus. Mit dieser Umstimmung ist bei der Ver. 
wendung geeigneter Impfstoffe beim Tier eine deutliche Schutzwirkung 
: gegen die Infektion ‚verbunden. Auch bei Säuglingen gelingt es, durch 
eine einmalige intrakutane Injektion des.Impfstoffs 147 eine viele Monate 
anhaltende Tuberkulinempfindlichkeit mit Sicherheit hervorzurufen. Damit 
ist zum erstenmal die künstliche Sensibilisierung mit abgetöteten Tuberkel- 
bazilten beim Menschen gelungen. Die intrakutane Impfung gelährdeter 
Säuglinge mit einem solchen Impfstoff eröffnet die Möglichkeit einer Schutz- 
impfung gegen. Tuberkulose, | H. Dau. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 40—42. 

Nr. 40. Über den Zusammenhang zwischen chronischer Sepsis und 
Biermerscher Krankheit berichtet G erhard Denecke(Marburg). Man dürfte 
den chronisch septischen Infekt in die exogenen Ursachen der Biermerschen 
Anämie einreihen. Damit wäre’ auch ein Grund für die Zunahme der 
Erkrankungsziffer gegeben. Und chronische Infektionen mit Streptokokken, 
Staphylokokken und Kolistämmen, die zu schleichend verlaufenden Erkran- 
kungen führen, die als septisch zu bezeichnen sind, finden sich gehäuft 
bei chronischer Unterernährung. Denn der unterernährte Körper setzt dem 
Infekt geringere Abwehrkräfte entgegen. 

Die. wirksamen Substanzen des Corpus luteum und der Plazenta 
bespricht Otfried O. Fellner (Wien). Das wachstumsfördernde Lipoid 
aus Corpus luteum und Plazenta reagiert stets positiv (Blutgerinnung ver- 
zögernd). Es besteht kein Unterschied zwischen den einzelnen Stoffen aus 
dem Corpus luteum und: der Plazenta, vielmehr hat das Lipoid beider 
dieselbe Wirkung. Aber die Stoffe. aus ‘beiden werden in einem ge- 
änderten wechselseitigen quantitativen Verhältnis produziert. Das Lipoid, 
das die Blutgerinnung verzögert, aber stets hyperämisierend wirkt, dürfte 

Blutung erzeugen, z. B. bei langdauerndem Menstruationsstillstand. Gut 
wirkt das Lipoid auch bei klimakterischen Beschwerden und bei Unter- 
entwicklung des Uterus. | S 
~ Über die Behandlung mit intravenösen Injektionen von Natrium 
kakodylicum in hohen Dosen berichtet E. Orbach (Berlin). Danach 
kommt es zu schweren Störungen im avtonomen Nervensystem und in 
der Biutzusammensetzung, wie: Blutdrucksenkung, Thrombenbildung, Störung 
des Stoffwechsels und des Wasserhaushaltes, parenchymatösen Blutungen, 
psychischen Symptomen (symptomatisohen Psychosen infolge intrazerebraler 
Gefäßlähmungen). E 
Nr. 41. Über Blutuntersuchungen bei Bleiarbeitern berichtet 
Kretschmer-Berlin. Vergleichende Blutuntersuchungen fixierter und un- 
fixierter Blutpräparate.bei Bleiarbeitern ergaben, daß die basophile Punk- 
tierung und die netzförmige Substanz Bestandteile der Erythrozytenhülle 
sind, die zum Teil als netzförmige Substanz, zum Teil als basophile Punk- : 
tierung je nach der Art der Härtung und Färbung niederschlagen. 
Zur Differentialdjiagnose der verschiedenen Ikterusarten empfiehlt 
Erich Klopstock- Berlin die Biutkörperchensenkungsreaktion. Diese 
ist bei Icterus simplex normal oder verlangsamt, bei Icterus in- 
fectiosus (besonders syphiliticus) beschleunigt. 
‘Über eine neue Dosierungsmethode unspezifischer Mittel berichtet 
W. Patzschke-Hamburg. Er hat die Senkungsgeschwindigkeit der Blut- 
körperchen bei akuter Epididymitis gonorrhoica untersucht und 
glaubt in ihr eine neue Methode zu haben, die es gestattet, den Grad der 
Empfindlichkeit annähernd zu bestimmen. Die Senkungsgeschwindigkeit 
weist nämlich Differenzen um das Doppelte bis fast Dreifache auf. Steigt 
sie, so nimmt die Empfindlichkeit des Organismus gegen unspezifische Mittel 
zu. Je niedriger sie also ist, um so kräftiger kann man dosieren, während 
man bei hoher Senkungsgeschwindigkeit in der Dosierung vorsichtig sein 
muß. Besonders günstig wirken bei Epididymitis gonorrhoica intramuskuläre 
Injektionen von, Milch oder einer Vakzine verschiedener Milchbakterien 
(wie Vakzine von Bac. lactis aörogenes Febrigen). Im allgemeinen genügt 
bei akuter Epididymitis gonorrhoica nur eine intravenöse Injektion dieser 
Vakzine, den Prozeß zum Abheilen zu bringen. | 

Zur röntgenographischen Darstellung der Harnwege- durch intra- 
venöse Verabreichung schattengebender Mittel äußert sich Joh. Volk- 
mann-Hallea.S. Sie ist manchmal wünschenswert bei der Untersuchung 
der Harnwege infolge von Verepgerungen oder von technischen Unzulänglich- 
keiten. Es handelt sich hierbei um Kontrastfüllungen des Nierenbeckens, 
der Harnleiter oder Blase, und zwar unabhängig von Blasenspiegel oder 


.—— ee ee e u e ZZ e or BI E Ben. on 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


‚Klinische Wochenschrift 1924, Nr. 43. 


Der Mechanismus der Hypergiykämie und des Temperatursturzes 
bei Kühl- und Krampfgiften ist von Rosenthal, Licht und Lauter- 
bach-Breslau experimentell geprüft worden und hat zu folgendem Er- 
gebnis geführt: Die Kühlwirkung der temperaturerniedrigenden Krampfgifte 
beruht ebenso wie der zentrale Krampfmechanismus und die zentral aus- 
gelöste Hyperglykämie auf einem zentralen Erregungsvorgang, der mit der 
Unterbrechung des Halsmarkes in Höhe des 7. und 8. Zervikalsegmentes 
nicht mehr zu den peripheren Erfolgsorganen fortgeleitet werden .kann. 
Da ferner die Durchschneidung des Brustmarkes in Höhe des 3, Dorsal- 
segmentes den Temperaturabfall nach Pikrotoxin, Veratrin, Aconitin nicht 
aufzuhalten vermag, so folgt hieraus, daß die zum Kübleffekt führenden 
Impulse auf Rückenmarksbahnen fortgeleitet werden, die zwischen dem 
7. und 8. Zervikalsegment und 2. Dorsalsegment aus dem Rückenmark aus- 
treten. Der Schnitt unterhalb des 2. Dorsalsegmentes trift mithin nicht 
'mehr das Fasersystem, das die Verbindung zwischen dem zentralen Reiz- 
vorgang und den hierdurch ausgelösten zur Unterkühlung führenden 
peripheren Stoffwechselprozessen herstellt. 


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lage eines Pneumothorax besteht. 


23. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


1665 


Katheter. Das Verfahren besteht in intravenöser Einspritzung 10%/,iger 


Jodnatriumlösung. Gegenanzeigen und Technik werden kurz angegeben., 
Über die Wirkung des intramuskulär oder intravenös zu in- 


jizierenden wasserlöslichen Kampferpräparates Hexeton berichtet | 
Ernst W. Taschenberg. Besonders betont wird die Wirkung des Kampfers | 


auf die Atmung. Die Kampferwirkung besteht hauptsächlich in einer 
Erregung der vegetativen Zentren des Zwischenhirns. Störungen des Atem- 
zentrums werden von dem Mittel besonders gut beeinflußt. 

Bei der intramuskulären Injektion von Hexeton soil man nach 


. W.Jülich-Hamburg nicht in ödematös geschwollene Körperteile in- 


jizieren, weil bei der Stärke des Ödems das Mittel in das ödematöse Fett- 
gewebe gelangen kann (subkutan löst es überhaupt Reizerscheinungen aus,. 
so daß eine etwas längere Nadel benutzt werden muß, um in die Tiefe 
der Muskulatur injizieren zu können). 


Nr. 42. Eine differentialdiagnostische und prognostische Verwertbar- 
keit der Adrenalinmydriasis bei Erkrankungen des Pankreas, der Abdominal- 
organe, bei Diabetes, gewissen Hirnerkrankungen, Hyperthyreosen wird von 
G. Lepehne und E. Schloßberg-Königsberg ií. Pr. abgelehnt. Gemein- 
same Gesichtspunkte für das Auftreten oder Fehlen der Reaktion können 
bisher nicht aufgestellt werden. 

Max Rosenberg und Friedrich Munter - Berlin betonen, daß’ 
Blutdrucksteigerungen auch auf extrarenaler Basis entstehen können. Sie 
fanden, daß selbst schwere, aber isolierte Erkrankungen der Niere mit 
Schrumpfung oder Zerstörung des Organs allein nicht imstande seien, durch 
Behinderung der Blutzirkulation in der Niere eine nennenswerte Hypertonie 
und Herzhypertrophie zu erzeugen. 

Klinisch und röntgenologisch wurde von Tellgmann-Berlin eine 
chronische Stenose an der Flexura duodeno-jejunalis festgestellt, für die 
irgendwelche Anhaltspunkte die Obduktion nicht ergeben hat. Nach dem 
Verfasser war sie ein Ausdruck und die Folge hochgradiger Kachexie, ver- 
bunden mit Versagen der Bauchpresse, Fettschwund und Veränderungen 


der Druckverhältnisse im Abdomen. 


Über die Dauer der Diazoreaktioa und ihre Bedeutung bei der 
Lungentuberkulose berichtet Karl Lemmens-St. Blasien. Die Reaktion 
deutet bei Lungentuberkulose auf eine äußerst schlechte Prognose 
hin. Sie tritt zwar erst dann auf, wenn schon das ganze klinische Bild 
der Erkrankung einen ungünstigen Ausgang erwarten läßt, doch gibt der 
positive Ausfall der Reaktion die bestimmte Gewißheit, daß der Exitus 
über kurz oder lang eintreten wird. Die durchschnittliche Dauer der 


i Reaktion beträgt 3 Monate und 1 Woche. Wenn man auch bei positiver 


Diazoreaktion, wenn die Erkrankung vorwiegend einseitig ist, immer noch 
die Anlage eines Pneumothorax versuchen solite, ist hier die Thorako- 
plastik kontraindiziert, da diese Operation zu eingreifend ist. Der Urin 
eines jeden Lungenkranken ist daher auf die Diazoreaktion hin zu prüfen. 
(Natürlich, wie bei allen Harnuntersuchungen, der übər Nacht gelassene 
Urin!) Ein Patient mit positiver Diazoreaktion ist im allgemeinen nicht 
einer Heilstätte zu ‘überweisen, es sei denn, daß die Möglichkeit der An- 
Solchen Kranken gebe man ruhig 
Morphium zur Erzielung einer guten Nachtruhe (aber auch am Tage unter 
Umständen mehrfach 0,005 subkutan). Bei starkem Hustenreiz: Dicodid 
in Tabletten à 0,01 (bis 3mal täglich), da die Expektoration hierdurch 


‚weniger behindert wird als durch die anderen Hustenmittel. 


Über die Haffkrankheit, die bei der Fischerbevölkerung der nordöst- 
lichen Küste des Frischen Haffes aufgetreten ist, berichtet Lawetzky- 
Arnsdorf, Ermland. Charakteristisch für die neue Erkrankung ist, daß sie 
ganz plötzlich mit heftigen Gliederschmerzen und einem großen 
Mattigkeitsgefühl einsetzt; dazu kommt in schwereren Fällen eine 
sofortige Starre der Arm- und Beinmuskulatur, so daß die Kranken 
‚zu Boden fallen und sich nicht von der Stelle. rühren können. Meist 
können die Erkrankten nach einigen Tagen wieder ihrem Beruf nachgeben. 
Fieber ist bisher nicht beobachtet worden, dagegen in allen Fällen Hämo- 
globinurie, die aber gewöhnlich nur am ersten Tage besteht. Das 
Eigentümlichste ist die plötzlich auftretende Muskelstarre. Einzelne 
Fischer wurden bereits 3—4mal von der Krankheit befallen. Der Erreger 
ist nicht bekannt. Die Erkrankung tritt übrigens nur an der nord- 
östlichen Haffküste auf, in die die Königsberger Abwässer hinein- 
geleitet werden. | 

Steinbildung in der männlichen Urethra infolge von Reargon- 
spülungen hat L. Lißner-Neukölln beobachtet. Es wurden zwei walzen- 
förmige, über 1 cm lange und etwa 4 mm breite Steine aus der Urethra 
mit dem Urinstrahl entieert; die Steine lassen sich leicht zerbröckeln. 
Die Bröckel entbalten Kalzium und organisches Silber, zeigen im übrigen 
dieselben Reaktionen wie Reargon. Es handelt sich weder um einen alten 

arnstein noch um ein Konglomerat verätzter Epithelien, ‚sondern um einen 
Reargonniederschlag. Im sauren Urin findet eine Ausfällung des 


Reargons statt, und zwar ist dieses hier in der Blase ausgefallen. Die 
längliche, walzenförmige Form des Steins spricht für eine Entstehung 
im hinteren Teil der Urethra. F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 39. 


Über Tuberkulin per os berichtet M. Klotz (Lübeck). Beim Tuber- 
kulösen kommt eine Umkehrung der Serumeiweißkurve zustande 
wenn man ein stickstoffhaltiges Agens (Tuberkulin, Caseosan, Serum usw.) 
kutan oder subkutan appliziert. Aus der Umkehrung der Serumeiweißkurve 
bzw. der Konzentrationsänderung wird auf das’Eintreten des Reizstoffes 
in die Zirkulation geschlossen. Auch Tuberkulin per os bewirkt 
eine Umkehrung der Serumeiweißkurve, und zwar in der völlig gleichen 
Form wie nach subkutaner oder perkutaner Anwendung. 


Die Geschmacksverbesserung und Geschmacksaufbebung von Arznei» - 


mitteln erörtert C. Bachem (Bonn). Besprochen werden Geschmackskorri- 
gentien, die die Geschmacksnerven auf der Zunge lähmen, ähnlich 
wie Kokain die sensiblen Nervenendigungen lähmt. 
außer den Phosphaten (besonders primäres Natriumphosphat oder Recresal) 


die Herba santa-Tinktur (Tinctura Eriodietyonis) sowie Himbeer- . 


äther und vermutlich auch andere Fruchtäther gut zu eignen. Von den 
Bestandteilen des Himbeeräthers wissen wir, daß sie größtenteils lipoid- 
löslich sind und daher schnell die oberflächlich gelegenen Geschmacks- 
nerven zu läbmen imstande sind. i "a 

Die Nierendekapsulation bei akuter Nephritis dürfte nach H. Kürten 
(Halle a. S.) als eine allgemeine unspezifische Reiztherapie auf- 
zufassen sein. Éa 

Auf die Hänfigkeit der syphilitischen Herz- und. Gefäßerkrankungen 
weisen Annelise Wittgenstein und Friedrich Brodniz (Berlin) hin. 
Die syphilitischen Herz- und Gefäßerkrankungen machen etwa. 1/, aller 
syphilitischen internen Erkrankungen aus. Aortitis, Klappenfehler und 
Aneurysma haben etwa den gleichen Anteil mit etwa je !/,, die Sklerosen 
sind seltener, ebenso die muskulären Erkrankungen. Sypbilitischen Ur- 


sprungs sind etwa ®/, der Aorteninsuffizienzen und etwa !/, aller Nephro- 


sklerosen. Die durchschnittliche Inkubationszeit beträgt etwa 20 Jahre. 
Das Durchschnittsalter zu Beginn der Erkrankung ist 48—52 Jahre. Fast 
die Hälfte der Kranken hatte keine Behandlung durchgemacht, trotzdem 


sie um die Infektion wußten. Bei 2/s der syphilitischen Herz- und Gefäß- 


erkrankungen war die WaR. positiv. an 

Bei einer Ruhrendemie fand Charlotte Gottschalk (Königs- 
berg i. Pr.) an 61,1%, der Kranken eine Aneosinophilie, an den übrigen 
eine Verminderung der eosinophilen Zellen. Nach Ablauf der Ruhr hob sich 
durchweg die Zahl der Eosinophilen zur Norm (2—4°%/,). Bei schweren 


Durchfällen infolge von Darmtuberkulose, Sublimatvergiftung, Darmkrebs 


wurden die Eosinophilen gleichfalls vermißt. . Die Ursache der Aneosino- 
philie der Ruhr ist wohl nicht das Ruhrgift, sondern die toxisch-infektiöse 
Darmerkrankung. | | 


Über die Definition des Begriffes „Krankheit“ äußert sich Alexander 


Jarotzky (Moskau). Er betont, daß A. A..Ostroumoff (Moskau) im 
Jahre 1895 als erster die Krankheit als einen Zustand der ungenügenden 
Anpassungsfähigkeit des Organismus definiert babe. F. Bruck. 


Wiener klinische Wochenschrift 1924, Nr. 38 und 39. 
Nr. 38. Experimentelle Untersuchungen über die Regeneration der 


quergestreiften Muskulatur beim Meerschweinchen stellte U.v. Dittrich-. | 


Innsbruck an. Er fand in Bestätigung der Befunde anderer Autoren, daß 
die Regeneration durch terminale Knospenbildung im Zusammenhang mit 
der erhalten gebliebenen Muskelfaser erfolgt, wobei der Vorgang durch 
protoplasmatische Vorlagerungen vor die Faserstümpfe eingeleitet wird. 
Die Kernvermehrung findet amitotisch statt. Nach '3 Monaten ist aber 
nur der Grund der Wunde vollwertig regeneriert, wenn die Funktion nicht 
gehemmt wird, den Rest füllt’ „geordnetes Ersatzgewebe“* aus. 

Auf die Beckenweichteilsveränderungen nach Koxitis und ihre 
Bedeutung macht Fr. Kazda-Wien aufmerksam. Diese bestehen darin, 
daß auf der erkrankt gewesenen Seite der Leväator kürzer, gestreckter und 
masseärmer war, daß seine Elastizität gering ist, im ganzen der Becken- 
boden an der koxitischen Seite rigider war. Hieraus resultieren Geburts- 
behinderungen, die in erschwertem Ein- und Austritt des Schädels aus 
dem Becken bestehen. An ersterem trägt in erster Linie die extreme 
Lendenlordose die Schuld, während letzterer durch die Rigidität des 
Beckenbodens verzögert wird. Ä Ä 

Über die Bedeutung des Traumas für die Entstehung der Köhler- 
schen Krankheit der Metatarsalköpfchen berichtet F. J. Lanz auf Grund 
anatomischer Untersuchungen. Es fanden sich alle Zeichen einer. trauma- 
tischen Einwirkung, die zusammen mit funktionellen Momenten zu Kallus- 


bildungen und Schädigung der Elastizität des Knorpels und: damit zu oing 


Dazu scheinen sich 


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. und die yvon Fromme`ab. `` 


E typischen ‚Arthritis deformans £ 


| | führt, Verf. lehnt 'die Theorie von Axhausen 


Operationen am Hüftgelenk führte A. Wittek-Graz in mehreren 


Fällen aus, und zwar nach der von Leser ‚angegebenen Methode, wo man F 
: durch ‚Anlegung eines nach unten konvexen, den Trochanter umkreisenden ` 


., ‚Lappenschnittes nach Abschlagen des Ansatzes des M. glut. med. u. minimus .| einwirken. ` `. 


“eine. gute. Übersicht über das. Gelenk. hat. Die Methode. empfiehlt 


-. ` sich zur- Operation der Ankylose und ‘alter, nicht reponierter Luxationen. |: 

-. . „Inden . Fällen letzterer Art war der Erfolg der subtrochanteren Osteotomie “ 
z ‚und besonders der „Gabelung“ in .geeigneten Fällen (wenn. der Kopf aus '- 
: der Luxationspfanne durch stärkste Adduktion nach oben gedrängt ist). | 

überlegen: . 0.0005 i É | = 


Bine | 


© >, Nr. 39. ‚Neuere Anschauungen. über das Wesen und über die Be- |. 
Handlung der Pollen-Idiosynkrasie (des sog. Heufiebers) bringt W. Berger- | 
' Innsbruck. Er kommt zu. der- Ansicht, daß weitgehende Übereinstimmung 
‘<. zwischen Anaphylaxie-und Idiosynkrasie besteht; letztere ist eine in be- ` 
„stimmten überempfindlichen Geweben ablaufende Reaktion zwischen einem 
.  antikörperartigen Reaktionsstoff und ‘dem Pollen. Die desensibilisierende 
-. "Behandlung hat Rücksicht zu nehmen auf die richtige Auswahl des Prä- | 
“ parates (Anamnese, Kutanreaktion), die Vorbehandlung durch subkutane 
“ - "Injektion ‘schon im: Januar bis März und die. Saisonbehandlung. Die 
.. desensibilisierende Wirkung hält nicht lange vor... : | 
= . Über die Geschwindigkeit des. Flüssigkeitsaustausches zwischen 
"Blut und Gewebe teilt E. Th. Brück6-Innsbruck. die Ergebnisse seiner 


‘tierexperimentellen Untersuchungen 'mit, die zeigten, daß normalerweise 


die Gesamtmenge der Flüssigkeit, die pro die aus dem Blut in die Gewebe 
~. austritt, das gesamte Körpergewicht übersteigt. | | 


.. Die Bewertung des Lebens des Neugeborenen. in der Geburtshilfe 


.. besprieht H. Eymer-Innsbruck und weist auf die strenge Indikations- . 
` ‚stellung zur Schwängerschaftsunterbrechung hin. Bei vielen sog. Indikationen 
` ist der Erfolg der Interruption keineswegs erwiesen. Auch bei der Lungen- 
tuberkulose sind’die Meinungen geteilt. Der-Arzt sollte sich immer vor 
Pe Augen halten, daß: er: durch die Unterbrechung ein Individuum vernichtet, 

~ und deshalb dies nur tun, wenn wissenschaftlich der Nutzen dieses Ein-- 

= griffes einwandfrei erwiesen ist. u; | 


‘H. v- Haberer- Innsbruck äußert sich zur Frage der Wundversorgung 
bei Operationen an den Gallenwegen und betont seinen. Standpunkt, daß 


zystektomie, ‘bei denen die tieferen Gallenwege frei von Steinen und ent- 


zündlich-infektiösen Veränderungen sind. Dabei kann u. U. eine entzündete . 


Gallenblase bzw. ein Empyem vorliegen. 


| Auf die immunbiologische Erfassung der Infektionskrankheiten und | 
ihre praktische Bedeutung weist H. v. Hajek-Innsbruck bin. Die Ver- 


suche, eine Krankheitsentwicklung und den Krankheitsverlauf von. kon- 
"stitutionellen und konditionellen Momenten abhängig zu machen, genügen 
nicht zur Erfassung des Problems. Immunbiologische: Vorgänge umfassen 
‚alle Lebensvorgänge, die sich im Abwehrkampf zwischen Organismus und 


. Erreger abspielen. Die Einstellung bei diagnostischen und therapeutischen 
. Versuchen muß deshalb so umfassend wie nur möglich sein und man muß 


. versuchen, Gesetzmäßigkeilen für das. immunbiologische Kräfteverhältnis zu 
` finden. 


Hierzu können praktisch faßbare Reaktionsv 


orgänge, : wie die 
Tuberkulinreaktion dienen.. 


_ _Dilferentialdiagnostische Überlegungen bei der Neuritis retro- 
- bulbaris teilt H. Herzog-Innsbruck mit. Die Schädigung hierbei besteht 


in einer lokalen, zirkumskripten, serösen Meningitis. Sie kann eintreten 
von: der Nase her, ohne daß bei oberflächlicher Betrachtung Schleimhaut- 
- erkrankungen nachweisbar sind. Die Entzündung kann mehr in der Tiefe 


` sitzen und sich von dort in die Markräume und weiter fortpflanzen. Die 
Differentialdiagnose ist besonders gegen multiple Sklerose zu stellen. Nur. 
in etwa 100/, der Fälle kommt rhinogene Genese der Neuritis vor, während |’ 
sie bei.multipler Sklerose fast immer vorhanden ist. Therapeutisch ist 


die nasäle Erkrankung zu behandeln, und zwar weist Verf. besonders auf 
die -günstige Wirkung der Kokainisierung hin, die in gewissen Grenzen 


durchaus eine kausale Therapie darstellt. Das entzündliche Ödem des 


Optikus geht zurück und dieser Erfolg ist pathognostisch von Wert. In 
Fällen von Neuritis retrobulbaris, wo der nasale Entstehungsmodus zu- 


nächst angenommen wurde und später doch eine multiple Sklerose sich ’ 


28fkte, glaubt Verf. ein Zusammenwirken beider Komponenten annehmen 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK N. 40. 0) 


.zu dürfen. 


- Niereninsuffizienz trat mit dem Ausbruch des urämischen Ko 


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So könnte’ auch Häufigkeit der Lokalisation: im Optikus wi E 


der multipien’Sklerose-aus der exponierten.Lage-des Nerven -6iklärt-warden. 


Die: Einwirkung der Röntgenstrahlen auf den. Organismus. erklärt; 
Lieber-Innsbruck so, daß -die Strahlen durch Abspaltung von "Elektronen 


‚auf das: Donna 


| nnansche "Gleichgewicht ‚der Ionen am.’ den Zellmenibrann 
u Loos-Innsbruck kommt auf “Grund. seiner Erfahrungen - zu ‚dem 
Schluß, daß nur eine einmalige Erkrankung an Masern im Leben möglich 


‚ist... Vor der Erkranküng kann eine zeitweilige Immunität-bestehen, ` 


: Über Gallenwege-. ànd: Lebererkrankungen bei Bazillenruhr. Ve 


|: riehtet: A.'Posselt-Innsbruck : und rechnet die Ruhr - zu- den. Ursachen 

| typische ‚Hackverletzung des Kniegelenkes bei Holzarbeitern -| 

beschreibt A. Wittek-Graz. -Sie besteht in einer Verletzung des medialen . 

.“  Femurkondylus mit’ Eröffnung des Gelenkes. Bei ungeeigneter Behandlung . 

‚tritt mehr oder weniger‘ vollkommene Versteifung ein. Zur Vermeidung 

‘. dieser Folge empfiehlt Verf. nach dem Vorgange von Payr die sofortige | 
- Entfernung. allen infektionsverdächtigen Gewebes, primären Verschluß der : 

-> Kapsel und °prophylaktische Behandlung der Gelenkinfektion durch Füllung | 

:. “der Gelenkkapsel mit einem Antiseptikum. | Se 


solcher Erkrankungen, wenn auch.nicht mit der Häufigkeit. wie Typhus usy, | 


‚Die - Diagnose ist schwieriger,‘ sollte. aber mit allen: serdlogischen. und 


bakteriolögischen Hilfsmitteln versucht werden;: da- dies in prophylaktischer : 


. und therapeutischer Hinsicht: wertvoll ist. Auch‘ bei der- Ruhr: kommen 


Bazillenträger. mit Persistenz ‚der‘ Erreger‘ in. der: Gällenblase -vor: 


Die Röntgensymptome: der Passagebebinderung an der Plexura 


duodeno-jejunalis können: nach: R.:Staunig- Innsbruck. -alle -Grade vom 
absoluten, :arterio-mesenterialen Verschluß. bis zur. leichten Behinderung 


des Durchtrittes durchlaufen. ‘Grundlage dieser Zustände:ist in abuormen 
‚Größenverhältnissen. der Duodenalregion - oder ..in' abnormen. Lageverbält- 
‚nissen zu ‚suchen. Dabei. kann. es sich- úm. physiologische . Variationen 
"handeln, wozu, ein mechanisches Moment; wie Füllung des "Duodenums bei 
|. der -Nahrungszufuhr, als ausl 


ösendes Moment hinzukommt.: "Müncke _ 
"Zentralblatt für innere Medizin 1924, Nr.41 w42 . 
 Nr.41. Uhlmann- Fürth behandelt die. Beziehüngen zwischen Protela- 


. körperwirkung ünd Sympathikus. . Er. prülte,- ob "die 'charakteristischen 
| :Momente, die sich bei Sympathikusreizung finden, auch nach Eiweißinjektionen 


anzutreffen sind ‚und umgekehrt, und’ob bei Organsystemen die Eiweib- 
injektion’ der °Sympathiküsreizung bzw. -hemmung parallel. verläuft. , Er 
stellt einen weitgehenden Parallelismus zwischen Eiweißinjektionen und. 
‚Sympathikuswirkung fest... Die Schwierigkeit, alle Erscheinungen der. Proteit- 
körpertherapie auf eine einfache Formel zu bringen, hat zu allgemeinen 
Ausdrücken, wie „Protoplasmaaktivierung“ geführt, Es ist wichtig, neben 
der Herdreaktion. und dem Humöoraleffekt. (Steigerung ’ der. Immunvorgäuge) 


| auch die’ Bedeutung 


di der Sympathikusumstimmung durch Biweißinjektionen 
hervorzubeben: 27000000 NT e an 
| "Nr. 42. Ihre Untersuchungen über die-Beziehüngen der reduzieren 
den Substanzen des ‚Blutes zu den Fraktionen:des Reststickstoffes fassa 
Pribram’und Klein-Prag folgendermaßen zusammen: „1. Im allgemeiner 

ist ein’ Parallelismus zwischen dem Verhalten der. Fraktionen ‚des RN "und 
der reduzierenden Substanz des Blutes nicht zu finden. Dies deutet daran 


‚hin, daß- N-haltige Substanzen ‚sich zumindest nieht. in. größerem "Ausmaß 
- er die Bauchhöhle drainagelos verschließt in ‘solchen Fällen von Chole--| 


an dem Reduktionsyermögen. des Blutes beteiligen. 2. Bei Diabetes mellitus 
beeinflußten größere- Insulindosen, -welche ‘den. Blz: verminderten, die N- 


Verteilung, soweit sie ‚untersucht werden konnte, nicht. v.8. Bei Nephrosen 


war oft eine Hypoglykämie zu finden, welche nicht auf eine Blutverdünnung 
zu beziehen war. Im Gegensatz hierzu. war bei den Fällen’ von Nephritis 


und Nephrosklerose, besonders bei maligner- Sklerose; der Blz oft erhöht. 


Auch hier wurde. ein Parallelismus gegenüber: dem ‚Verhalten. der RN- 


Fraktionen vermißt.. Bei der echten Urämie. war fast stets der Blz ud 
gleichzeitig der Nichtharnstoff-N vermehrt, In einem Falle -mit chronischer 

i mas dio B- 
Steigerung derart- plötzlich auf,. daß. sie kaum ‘als’ alleinige Folge der 
Retention aufzufassen war, sondern als Folge einer Störung des Kohle 


- hydratstoffwechsels durch die urämische Toxikose aufgefaßt werden mußt, 


4. Bei fieberhaften Fällen war dort, wo der-Nichtharnstoff-N vermehrt Wi 


. 


-auch. der Blz, erhöht. Ebenso verhielten.. sich die untersuchten Karzinon- 


fälle. 5. In einem Falle von schwerer Leberinsuffizienz mit Coma hepaticun 


war bei relativ hohem Nichtharnstoffanteil des RN der-Blz ‚extrem niedrig 
was für die Bedeutung der Leber für das Zustandekommen der Hypergiykamt 
‚spricht, welche bei den hochgradigen Vergiftungserscheinungen zu ervarin 
gewesen war und.offenbar. infolge der Leberinsuffizienz ausblieb.“ N, 


| Zentralblatt für Chirurgie :1924, Nr. 43. 

=` Die Osteotomie des Kalkaneus beim "schweren rezidivierende 
‚Kiumpfuß. wird von C. Mau (Kiel) in der Weise ‚ausgeführt, daß nach de 
transversalen Keilosteotomie und nach der Entfernung, des Keils über de 
'Kalkaneus von der klaffenden Knochenwunde her auch die mediale Kort 
kalis des Kalkaneus durchgeschlagen wird. Darauf wird.das ganze unter 
Fragment des Kalkaneus, das zur Hauptsache den Achilessehnenanss 
trägt, ' nach 'stumpfer Lösung. der Verbindung der Achillessehn® mit do 
oberen: Fragment, in toto durch Hebelwirkung mit einem ‚Raspatorit 
um eine halbe Sehnenbreite nach lateralwärtg verschoben. ‚Ind 


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lateral verschobenen Stellung: läßt sich das untere Fragment durch einige 


Knochenperiostnähte unschwer fixieren. Eine Tenotomie der Achillessehne 
_ ‚erübrigt sich. | | 
Weitere Erfahrungen aus über 400 direkten Biuttransfusionen von 


Vene zu Vene teilt F. Oehlecker (Hamburg) mit. In über 50 Fällen 
wurde beim Spender und beim Empfänger die Blutgruppe bestimmt. Ohne 
Rücksicht auf den Ausfall der Gruppenbestimmung wurde die Transfusion 


in vorsichtiger Weise eingeleitet. Es stellte sich heraus, daß in 900/, der 
Fälle die Vorausbestimmung richtig war, daß sie aber in 10°/, nicht zutraf. 
In 2 Fällen konnte eine große Bluttransfusion ohne Störung gemacht 


werden, obwohl sie nach der Gruppenbestimmung nicht hätte ausg«führt - 


werden dürfen. In 3 Fällen trat Hämolyse ein, wo nach der Gruppen- 
bestimmung die Blutsorten sich hätten vertragen sollen. Daraus folgt, 
daß es notwendig ist, als letzte Sicherung die biologische Probe 
anzustellen, das heißt, die Transfusion vorsichtig mit kleinen 
Dosen zu beginnen. Wesentlich ist, daß der Spender kräftig und gesund 
ist; ‚unwesentlich ist, daß das Blut von Verwandten oder vom gleichen 
Geschlecht herstammt. Die Bluttransfusion ist angezeigt bei schweren und 
wiederholten Blutungen, ferner bei Hämophilie, als Vorbereitung bei Ope- 
rationen wegen Tumoren bei heruntergekommenen Kranken, bei länger an- 
haltendem Shock, z. B. nach schweren Überfahrungen, bei Kranken, die 
Eiterungen durchgemacht haben und nicht recht hoch kommen wollen. 
Bei der perniziösen Anämie sind die großen Bluttransfusionen imstande, 
das Leben zu verlängern. u | , 

| Die Grenzdivertikel des Ösophagus und ihre Stellung im biologischen 
System bespricht H. Havlicek (Tetschen). Die Entwicklungsanlage des 
inneren Keimblattes, aus dem die Darmhöhle hervorgeht, ist bedingt durch 
die Anlage des Mesoderms, welche von einer Einstülpung eines Kanals, 
des Mesodermsäckchens, ausgeht. Erfolgt der Zusammenschluß nicht voll- 


kommen, so kann es bei Stehenbleiben von Brücken zu Ausstülpungen . 


kommen, die mit dem Grenzdivertikel der Speiseröhre in ursächlichem 
Zusammenhang stehen. Die Ausstülpungen müssen immer an der der 
späteren Wirbelsäule zugekehrten Seite des Darmrobrs auftreten. Die Ätio- 
logie der Divertikel des Magen-Darmkanals ist eine entwicklungsgeschicht- 
liche Störung, die in die Zeit der Gastrulation zurückzuverlegen ist. 

Zur Operationsmethode des perforierten Magen-Duodenalulcus führt 
A.Rupp (Chemnitz) aus, daß bei einem Peritonitiskranken die eingreifende 
Resektion nicht gemacht werden soll. Einem Kranken wurde 18 Stünden 
nach der Perforation das kallöse Ulcus übernäht und mit Netz gedeckt. 
20 Tage später Tod an Pneumonie. Bei der Sektion ergab sich, daß das 
übernähte Geschwür fast spurlos verheilt war. — Die Nachprüfung von 
‚mehreren in gleicher Weise mit Übernähung behandelten Kranken ergab 
‚Beschwerdefreiheit und im Röntgenbilde regelrechte Verhältnisse, so daß 
die Heilung des Geschwürs anzunehmen ist. l 
- Magentistel mit Heberdrainago bei atonischen, durch Peritonitis 
bedingten Zuständen des Magen-Darmtraktus bewährt sich nach H. Groß 
(Bremen) dadurch, -daß der gestaute und zersetzte Inhalt des Magens ständig 
abgeleitet wird und.der Kranke beliebig große Mengen Flüssigkeit trinken 
kann. Die Herztätigkeit und die Atmung werden günstig beeinflußt und 


: idie regelrechte Darmpassage gefördert. — Von einem kleinen Schnitt unter 


‚dem linken Rippenbogen in Lokalanästhesie wird ein fünfzigpfennigstück- 
großer Zipfel des Magens. mit spitzen Messern eröffnet und ein kleinfinger- 
dickes Gummirohr eingeführt, das in ein am Boden stehendes Eimergefäß 


ableitet. Wenn nach Entfernen des Schlauches die Magenöffnung sich 


durch Heftpflaster nicht genügend schnell zusammenschließt, so wird die 
Fistel operativ geschlossen. l 
Partieller Abriß der schrägen Bauchmuskelplatte vom Rektus beim 
Diskuswerfen wird von F. Erkes (Reichenberg) mitgeteilt. Beim Werfen 
des Diskus plötzlich heftige Schmerzen in der linken Bauchseite. Palpa- 


torisch ist nichts zu finden. Bei der Freilegung in Lokalanästhesie 


zeigt sich, daß die ganze schräge und quere Bauchmuskelplatte samt der 
Aponeurose des schrägen Bauchmuskels abgerissen ist. Der Defekt, der 
durch Muskelzug bis auf Markstückgröße zusammengezogen war, wurde 


‚durch Naht vereinigt. Die Beschwerden wurden dadurch vollständig 
beseitigt, | K. Bg. 


Therapeutische Notizen. 


‚Innere Krankheiten. 


y Zur Proteinkörpertherapie des Diabetes meliitus bemerken M. Groß- 
mann und J. Sandor (Zagreb), daß in einigen Fällen nach Caseosan auch 
‚ von ihnen eine Besserung der Stoffwechsellage für einige Tage beobachtet 
a ‚besonders auch die Begleitsymptome, wie Neuritis usw. gut beein- 
nach wurden, Eine Verschlimmerung trat ein in Fällen, wo neben Diabetes 
ar N vom Diabetes unabhängige Krankheit’ (Basedow, Nephrosklerose) 
ssent. Den von Högler beobachteten gesetzmäßigen Blutzuckerkyrven- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.41. 


verlauf bei Milchinjektionen bei Diabetikern und Gesunden konnten Verf. 
nicht bestätigen. (W.kl.W. 1924, Nr. 35.) | Muncke. 

. Gardner-Melvin schließt folgendermaßen: Pneumonie ist die 
Folge eines verringerten Widerstandes, der seinerseits wieder mit Leuko- 
penie zusammenfällt. Diese ist durch Toxine bedingt, die vorübergehend 
die Obemotaktik gegen die Bakterieninvasion lähmen. Nun kann Natrium- 
nukleinat die Reserven des Markes mobil machen und die Leukopenie in 
eine Leukozytose verwandeln, und damit den Ablauf des Kampfes, d. h. 
der Krankheit beschleunigen. Diese seine Wirkung ist unabhängig von 
der Dauer der Krankheit; bei Moribunden ist es natürlich nutzlos. Die 
Wirkung wird erhöht durch Alkalinisation, also hohe Dosen Natrium- 
karbonats. Lobäre Pneumonie reagiert typischer und befriedigender darauf 
als Bronchopneumonie. (Brit. med. journ. 1924, 2.) v. Schnizer. 

Kalk als Antidiarrhoikum empfiehlt J. Saphra (Suhl i. Th.). Man 
gibt kohlensauren oder milchsauren Kalk in Dosen von 4—10g 
pro die. Der Durchfall bessert sich unter Nachlassen der kolikartigen 
Schmerzen. Gärungsstühle verlieren sehr schnell ihren Gärungscharakter. 
(D.m.W. 1924, Nr. 40). | 
| Die. Behandlung der Cholezystitis (Cholelithiasis) und Cholangitis 


mit Trypaflavin empfiehlt Schmidt (Ahrweiler). Er gibt von dem Mittel 


intravenös 1—2 Spritzen von je 20 com einer 0,5°/,igen Lösung. (M.m.W. 
1924, Nr. 36.) | F. Bruck. 


Ohirurgie. 


Ihre Erfahrungen bei der Nachbehandiung der Empyemoperation 
mit Aspiration teilen G. Perthes und E. Haussecker (Tübingen) mit. 
Die Aspiration kommt der Lungenentfaltung, wirksam zu Hilfe, ver- 
mindert die Zahl der „Heilungen mit Fistel“ und macht die Thorako- 
plastiken teils unnötig, teils durch die Vorkieinerung der Höhle weniger 
eingreifend. Jedenfalls ist die konsequente Anwendung der Druckdifferenz 
zur Wiederausdehnung der Lunge ein nützliches Hilfsmittel. (M.m.W. 
1924, Nr. 37.) 

' Bei Darmprolapsen empfehlen Hans Schotter und Margarete 
Lenebach angelegentlichst Eiaspritzungen steriler Milch in den Musculus 
sphincter ani externus. In der Mehrzahl der Fälle handelte es sich um 
Schleimhautvorfälle (Prolapus ani), in einigen Fällen aber auch um 
richtigen Prolapsus ani et recti mit Vorfall aller Darmschichten. Es 
wird mit einer 5 cm langen, möglichst feinen Hohlnadel an 3—4 Stellen 
ringförmig um den After, 3 cm lateralwärts von der Öffnung, injiziert, je 
1—2 com aufs Depot. Die Nadel wird 3—4 cm tief eingeführt. Ein 
Durchstechen ins Darmlumen ist hierbei ausgeschlossen. Die Prolapse 


entstehen zunächst durch Lockerung der Schleimhaut und Submukosa - 


infolge anhaltender Darmkatarrhe. Dazu kommt eine Erschlaffung des 
Sphinkters. Bei den Einspritzungen handelt es sich in erster Linie um 
eine örtliche Reaktion. (M.m.W. 1924, Nr. 39.) 

Eine plastische Operation zur Beseitigung eiugezogener Brustwarzen 
empfiehlt Emil Schepelmann (Hamborn a. Rh.). Das Wesentliche ist 
eine Raffung des quer durchschnittenen straffen Bindegewebes, das die 
Sinus und Ductus lactiferi umgibt, zum radiär gerichteten Wulst. Es 
wird durch die Art der Raffung gestreckt und verlängert und gestattet 
dann eine Hebung der Warze. (D.m.W. 1924, Nr. 40.) F. Bruck, 


Hautkrankheiten. 
Als ein gutes Haarfärbemittel empfiehlt Max Joseph (Berlin) das 


Primal (Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation).. Es ist unschädlich und 


gestattet, in kurzer Zeit das Haar in gewünschter Art zu färben. Es 


kommt Primal blond, dunkelblond, braun, kastanienbraun und dunkelbraun 


in den Handel. Die Technik wird genauer beschrieben. (D.m.W. 1924, 
Nr. 40.) F. Bruck. 


Villano (Neapel) behandelte einen 3jährigen Knaben, der an Xero- 


derma pigmentosum litt und bei dem es bereits zu mehreren Geschwülsten 


in der Haut gekommen war, mit Röntgenstrahlen und erzielte einen 


günstigen Heilerfolg, indem die Geschwülste sich vollkommen zurückbildeten. 
Die Krankheit selbst konnte aber weiter nicht beeinflußt werden. (Rif. 
med. 1924, Nr. 8.) J. F. 


Das Novatropin empfiehlt Ludwig v. Heiner (Szeged) bei männ- 


licher Gonorrhoe, da es Komplikationen verbütet. Das Mittel wird inner- 
lich in Tabletten (à 0,0025 g) gegeben, in der Regel 2—3 pro die.’ Bei 
226 Fällen von binterer Gonorrhoe trat hierbei nur in 10 Fällen eine 
Epididymitis auf, während sich ohne Novatropin bei sonst gleicher lokaler 


Therapie diese Komplikation weit häufiger einstellte. (D.m.W. 1924, Nr. 40.) 


Die Mischspritzenbehandlung (einzeitige intravenöse Hg- oder Bi- 
Salvarsaneinspritzung) ist nach Erich Hoffmann und R. Strempel (Bonn) 
weniger wirksam und auch gefährlicher als die 'zweizeltige Wismut- 
salvarsantherapie, die am gleichen Tage zweim alwöchentlich durchgeführt 


1667 


e . 1668. CE il o a Ur er. ee 


a — E 
wird, Man : ‚injiziere Saverin intravends nr Er ganz aapi. 
 schmerzlose Wismutpräparat Mesurol intramuskulär in den oberen äußeren 

Quadranten der Glutäen (genügend lange in die Muskulatur reichende Kanüle - 


unter: sorgfältiger mehrfacher Aspiration). Das Mesurol entbält 0,11: Bi 
` pro. Kubikzentimeter.- M.m. W: 1924, Nr, 38.) E Bruck. 


Darstellung der: dringlichen Öpecationen. Dieser Begriti ist Anberordeti 
weit. gefaßt, "und: es ist eine fast, erschöpfende- Schilderung. nicht nur der 
‚dringlichsten Notoperationen, söndern,- auch derjenigen Eingriffe,- die der 
‚Fachehirurg auszuführen ` hat, : zustande gekommen. : Im. allgemeinen Teil. 
sind’ die Vorbereitungen: zu einer Operation, : die ‚kriegschirurgischen Ver- 
‚| hältnisse, die. lokalen: und die allgemeinen: Betäubungsverfahren, die Wind- 
‚ Arzmeimittel, Ke m "behandlung mit allen. ihren Komplikationen und die allgemeine Operations 
| Das‘ Kiain Dicodid i. Ernst. Seira und: ‚lehre. abgehandelt. ‚Im speziellen Teil ‘sind die’ dringlicben Operationen : 
= Wilh. Krebs.(Frankfurt a. M.).. Man gibt gewöhnlich morgens ‘und abends `} an allen. Teilen des Körpers beschrieben und : überall. hat der Verfasser 
re: Jel Tablette (à 0,01 g) Dicodid; in schweren Fällen 3 mal täglich 1 Tablette | seine eigenen großen‘ Erfahrungen berücksichtigt: . Aus ‚der limfangreichen 
|t >T und nachts nochmals eine solche, ‘In vereinzelten Fällen, wo die Tablette. | Literatur sind .alle lesenswerteń Arbeiten mit herangezogen, so daß die. 
EN "Schwindel, Übelkeit’ und .Brechreiz ` machte, wurde "Dicodid. hydrochlor. in | ganze: Darstellung. auf ‚einem: hohen: wissenschaftlichen Standpunkt steht. 
‚Ampullen (à 0,015) subkutan angewandt, und zwar 1 cem ‚pro dosi. Die | Das: Buch ist ‘flüssig geschrieben, _ so. daß’ das. Studium ‚desselben auf ds. 
=. subkutanen Dicodidinjektionen wirkten genau so- gut, zum "Teil. noch besser: | wärinste empfohlen. werden kann. -Die Abbildungen sind sehr instruktiy 
als Einspritzungen.von 0,01 Morphium. Das Mittel bek ämpft' den Husten: -| und ausgezeichnet ` reproduziert. Das - früher weitverbreitete- französische 
> reiz, und zwar übertrifft, es dabei in vielen Fällen andere Narkotika an Wirk- ` 


a ei nd u 0 di 3 nn u ul ia nn nu an an a uno nl en ne en 


: | "Buch von Liejars ist in der deutschen. Literatur ‘nunmeht ‘überflüssig. 
. “o samkeit. Es steht in seiner Wirkung in der Mitte zwischen Morphium | Das vorliegende Werk ‚bringt weit ‚mehr. und arbeitet die Lehren -der 
= ': ~-  undKodein: Außerdem hat es eine schmerzstillende Wirkung, die der. |- miodernen deutschen Chirurgie: in  vollkommenster Weise heraus, 

ai a Rang d88° Morphiums gleichkommt. : Der Hauptvorzug ‚scheint aber darin zu liegen, |... ‘0. Nordmann (Berlin). 

i o eh j VEAN si >: dab man. neben der Herabsetzung ‚des Hustenreizes eine allgemeine 


' Beruhigung. und‘ eine Herabsetzung der zentralen Schmerz- | 
SRH: ia empfindung ohne ‚Abnahme der übrigen. Sinnesempfindungen und: ‚ohne 
: \3 BIN AU RE. SODIU erreichen kann.. . (M. m.W. 1924, Nr. 39.) : pe 
al: 13 DA RIED or  Salnervin (Hofapotheke Magdeburg), ein Gemenge der 3 Bromera. i 


Öskar o, Der: Kalkbedarf von Mensch und Tier, Dritte, neu 
. .durchgesehene' Auflage. - 96 S. München. 1924, Otto, Gmelin. RtM. 2,40, 


` Die: 1919, S: 1341, besprochene Schrift istin neuer ‚Auflage örsebienen; 
sie läßt. bei der. Erörterung. der Frage, unter ‚welchen Verhältnissen der- 


| physiologische Kalkbedarf nicht gedeckt: ist, die erforderliche‘ Kritik ver- . 
= ‚kombiniert leichen Teil it künstlichen B l di 
yi | ... „kombiniert zu- gleichen Teilen mit: künstlichen Brunnensalzen, die - missen. Den. normalen Kalkbedarf nimmt Loew zu etwa 1,0g, die bei 
le BE e E in ‚ihrer Zusammensetzung dem sekretionsanregenden Wildunger- ‚schwangeren und stillenden Frauen "überdies. erforderliche Menge Kalk zu 
ER! u il NA uhr 8. _ "Brunnensalz. entsprechen, empfiehlt Maximilian Rosenberg (Magde- | etwa 0,5'g Ca0 an. Kalkreich sind. Milch, Käse, Blattgemüse. Für Tiero 
Ern AAAA] CIONES > burg) vor allem bei Epilepsie und da, wo langdauernd Brom gegeben ‘| empfiehlt. Verf. das -Kalziumchlorid, für Menschen das Kalzan, dessen 
ENT er ah, ERROR ©..." werden muß, zur Verhütung der Kumulation. Bekanntlich wird. Brom Kalziumlaktatanteil besonders gut reteniert werden. soll, da. dio andere 
NETTE: HT URN eye er nn und in’ den tiat Die Danns ae Aus y aa ne una ‚das: Natriumlaktat ‚die. Blutalkaleszenz. gleichzeitig. erhöht, 
a anal ca... durch den Harn sezernier ie‘ Langsam eit der Ausscheidung. wird ‘aber = | E Rost (Berlin). 
Ro 0 Be ME BEER GENE) | Pte nd Ba Di Kite dar Teberäae a gi 
W ENESA Bu) 5 a | F Bruck. Atlàs. der gesamten Tuberkulose. 855 S.l. Band, 5: his T. nn 
vo A | ‚Salyrgan, ein neues: s! njizierbaren. Diuretikum, ‚Verwandte F. Brunn. a und 2 Aaen Leip zig 1924, Curt, ‚Rabitzsch. ie 
a ae leo an en Erfolge, besonders in Fällen: kardialer Insuffzienz. - Verab- 8 i i 
ena A A ULT S. o. _ reichung intramuskulär oder intravenös. Nebenerscheinungen wurden: nicht | _ "Die neue Bearbeitung dieses vorzüglichen, reich instierten de ei 
n” KnT ae RARE E M E beobachtet, ‘so daß koine Kontraindikation besteht, (W. kl. W. 1924, Nr. 37.) buches ist insofern grundlegend. geändert, als jeder der’ beiden Bände ein 
NERICHIIRE MAR IN: WENN | N R ono . Muneke, „selbständiges, auch einzeln käufliches Werk ‘geworden ist, wovon der erste 
RETTEN BABES e o er m —_— Kt | ` | Band die Ätiologie der Tuberkulose, die Tuberkulose der’ Lungen, der 
TEUER ne u a = Pleura und der oberen Luftwege ‚sowie die zugehörige Literatur, der zweite 
lan E APEA N A e E \ _ Bücherbesprechungen. | . | dio- Tuberkulose der, übrigen. Organe, die Miliartuberkulose, Skrofulose und 
RR lenkt oa | Tuberkulose des Kindesalters enthält. An. vielen Stellen ‚finden. sich 
a SHEETS EARRAN Pg Abderhaläen, Handbuch der biologischen ieh eitemechoden. Abt. yL | wesentliche. Verbesserungen und Erweiterungen: Bei der. Besprechung der 
jo AMEA o CET NER 2 Methoden .der experimentellen Psychologie. Teil C 1, Heft 3, | anatomischen..Verhältnisse sind die. Ribbertschen. Anschauungen in den 
u SEE SER ben Haan “0 Dige 189: Hellpach, Psychologie der Umwelt. _Berlin*Wien 1924, Vordergrund geschoben und seine so außerördentlich ‚instruktiven Zeich 
EICHE 1 Am TER ELN TAM ee Urban & Schwarzenberg. RtM. 8,90. | nungen wiedergegeben. Das. Kapitel über die Infektionswege der Tuber- 
a er Wibli, sa I Die Umwelt läßt drei Kreise "erkennen, die geopayshischen, die sozial-  kulosò ist.auf den jetzigen, Wissensstand gebracht. Die- Röntgendiagnose 
m N Be il psychischen und. die kulturseelischen. Tatsachen. Für jeden dieser drei ` ‚ist durch sebr gute ‘Illustrationen verständlicher dargestellt. „Ausgezeichnet 
To Ed SONE l Umweltwirkungskreise kommen biologische Untersuchungsmethoden i in Frage. | bearbeitet ist die ‚ chirurgische Behandlung der ‘Lungentuberkulose. . Das 
wen HE ‚Diese sind: gelegentliche und planmäßige Beobachtung und Selbstbeob- Fürsorgewesen ist in 'der ` neuen‘ Auflage mit Recht ausführlicher ge 
a T RE GR $ RABI | `. achtung, Statistik und- Experiment. Letzteres bezieht sich auf Variation | schildert. Hervorgehoben zu werden verdient wiederum dje klare und nie 
er N & i MnnlEh p 4 '  der.Umwelt bzw. des seelischen Verhaltens, sowie. auf Variation des seeli- .ermüdende, Hüssige, Darstellung. ‚Gerhartz (Bonn). 
Bin NR schen Verhaltens in einer experimentell variierbaren Umwelt... .Verf. be- en 
Be a t| spricht zunächst alle Methoden der Forschung, die die naturale Umwelt, : Feld, Die Goldbehandlung der Tuberkulose und dor Lop 
ee ih "also besonders die Einwirkungen des Wetters, ‚des. Klimas, der Boden- ‚50.8. -Halle a S. 1924, Carl Marhold. M. 0,16. 9.0 
ar Be "|" ‚peschaffenheit usw, zum Objekt haben. Es: folgt die Darstellung der bio- | k Eine gute Zusammenstellung der bisher orllesendän Literaturberichio 
N nn logischen Methoden in. der Sozialpsychologie, .die sich auf die Modifikationen über‘ das Krysolgan, ‚bis auf die letzte. Zeit vervollständigt. 
tl o > erstrecken, die der seelische Prozeß eines Individuums durch den ‚Einfluß x." Gerhartz. Bon). 
aa i odo uk] = -> des gesellschaftlichen Milieus erfährt. Die Wege der Beeinflússung sind: Bacmelster. und Rickmiann, Die Röntg eh ehandlung‘ der Lungen- 
a ve ash SA DAHIN © 2, der telepathische, der mimomöotorische, der aktumotorische und der Mit- |. und Kehlkopftuberkulose, ‘95 S; mit 60 ‚Abbild. im Test und ani 
N poe Lie) BA teilungsweg. Besprochen werden des weiteren . die Triebkräfte des mit- 17 Tafeln. Leipzig 1924, .Georg Thieme. Geb. 10, 80, geh. 8,70. 
ho i .- seelischen Tuns und Lassens, die Gemeinschaftsformen, die soziale Modellierung Das Buch der. anf diesem Gebiete besonders erfahrenen. Verfassér 
Bas hal dr Deal fl a de aa | EI VL De Allg für de Rslgeheihng Me 
un. DE . Lunge.. Nac ‚einem Abscbnitt über die Grundlagen der 
H a und- ist den biologischen Methoden in ‘der Kulturpsychologie gewidmet. — lung der Lungentuberkulöse wird über die ee Erfabrungen berichte! 
i, Be Verf, en are Er ai und dann das eigene Material, nach Typen spezifiziert, "beigebracht, n 
RAR + RR Dre and "für alle unentbehrlich, die auf dem Gebiete der- Physiologie der Technik wird ausführlich mitgeteilt und. es werden: auch. Tr Hin pe 
S 1t sich orientieren oder arbeiten wollen. Henneberg, ‚Verbindung der Röntgenbehandlung der Lungentuberkulose mi nn 
Be Umwelt sio | Behandlungsarten ‚der Tuberkulose (allgemeinen Kuren, - Tuberkulinku 
De 4 Alexander Tietze, Dringliche Operationen. (Aus: Neue. Deutsche | allgemeinen Bestrahlungen, ‚ehirurgischer Therapie) gegeben. Die Röntgen 
BET i Chirurgie, 32. Band.) 872 S. Mit 384 teils farbigen Abbildungen. 'bestrablung der Lungentuberkulose wird reserviert für die, langsam pr 
ee Stuttgart 1924, Ferdinand Enke. geh. M. 39,—. 


gredienten, produktiven, stationären und zur Latenz neigenden. Tuberkulos 
formen; sie soll nicht angewendet werden: bei den exsudativen n und schns 


verkäsenden Formen. Die en der Kehlkopftuberkule 
wurde von Riekmann behandelt, ae he Gerhart (Bomo). 


In dem vorliegenden Werke bringt der Verfasser in. Verbindung. mit 
mehreren Mitarbeitern, die größtenteils ebenso wie er selber am Aller- 
„heiligen-Hospital in Breslau tätig sind, eine erschöpfende und umfassende 


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= 98. November a 


ziolosklerose vorliegt, 
> anung- parallel verlaufende anzusehen. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. ee 1669 


Kongreß- und Vereins-Berichte. 


Berlin. 


Berliner medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 29. Oktober 1924. 
3 Offizielles Protokoll. 


FR Vorsitzender: Kraus. Schriftführer: Benda. 


Herr Kraus bedauert die Nachlässigkeit der Herausgeber des Ärzte- 
blattes, welches in dieser Woche nicht rechtzeitig verschickt ist. 

Zur Aufnahme vorgeschlagen: Herren Dr. Max Hirsch und 
Dr. Schemensky von Herrn Posner; Dr. Tuchler von Herrn Georg 
Eisner; Prof. Dr. Wätjen von Herrn Ceelen., 

= Die Einladung zum Stoffwechselkongreß ist zwischen zwei Sitzungen 

eingegangen, so daß sie leider nicht zur Kenntnis der Mitglieder gebracht 
werden konnte. | Er 
\ Der Vorsitzende erhebt energischen Einspruch gegen die Äußerungen, 


die der Abgeordnete Weyl verschiedentlich gegen den Ärztestand erhoben 
hat. Er gibt besonders unter allgemeinem Beifall seiner Entrüstung Aus- 


druck gegen die Anschuldigung, daß die Ärzte ihres Vorteils willen eine 
Zunahme der Krankheiten wünschen. 


Vor der Tagesordnung. | 
G.Klemperer und C.Benda: Demonstration von makroskopischen 
und mikroskopischen Präparaten eines Falles von infantiler Koronar- 


 arteriensklerose. 


Hedwig W., geboren am 11. November 1911, also noch nicht 13 Jahre 
alt, wurde im September 1924 wegen schlechten Ernährungszustandes und 
Schlaflosigkeit ins Krankenbaus Moabit aufgenommen. Vorgeschichte: nur 
Masern und Varizellen, im Mai d. J. ein Anfall von Hämaturie. Befund: 
Herzerweiterung nach links und rechts, Leberschwellung, Ödem der Beine, 


‚Dyspnoe, Zyanose, Geräusche an der Mitralklappe, geringe Albuminurie und 


Zylindrurie. . | | 
Nach 10 Tagen plötzliche Verschlimmerung mit Brustschmerzen, 


größerer Atemnot. : Befund: plötzliche Verbreiterung der .Herzdämpfung, 


perikardiales Reiben; röntgenologisch: Umriß eines perikardialen Ergusses. 
Allmähliche Besserung mit Herzmitteln; dann längere Zeit un- 
veränderter Zustand. Dann wieder langsame Verschlechterung mit Er- 


scheinen eines Pleuraexsudats, stärkeren Ödemen, während das perikardiale 
‘ Reiben verschwindet. Die Mitralsymptome bleiben bestehen, Verschlechterung 


der Diurese. Am 20. Oktober Tod. | 
© ‚Der Hauptbefund der Sektion war ein mächtiges Hämoperikardium, 


Als seine Ursache ergab sich eine breite Herzruptur etwas oberhalb. der 
‚Spitze der linken Kammer, aus der Thrombusmassen hervorragten. Die 


Herzspitze wird von einem Ventrikelaneurysma mit schwieliger Wand ein- 
genommen, an dem sich eine Verwachsung mit dem Herzbeutel befindet. 
Die Schwielen erstrecken sich bis auf die Basis des vorderen Papillar- 
muskels, die übrige Muskulatur der linken Kammer ist beträchtlich ver- 
dickt. Innerhalb der Schwielen und der angrenzenden Muskulatur sind 
nekrotische und verkalkte Herde erkennbar. | 

‚Am Eingang der vorderen Koronararterie, der ziemlich weit ist, 
finden sich flache Intimaverfettungen und kleine sklerotische Buckel mit 
zentraler Nekrose und Verfettung. Der longitudinale Ast ist in einem etwa 


2 cm langen Abschnitt vollständig durch eine Intimawucheruog und eine 


r 


mikroskopisch wenig Fett, viel Kalk findet. - | 
_ Die Aorta zeigt bis in den Bauchteil verschiedene flache oder leicht 
erhabene Intimaverfettungen, ebenso die großen, vom Aortenbogen ent- 


derbe, zum Teil organisierte Thrombusmasse verschlossen, in der sich 


springenden Arterien ; die rechte A. subelavia enthält an ihrem Eingang 


einen kleinen sklerotischen Buckel, ebenso: die linke A. carotis interna. 
Auch die Hirnarterien lassen kleine sklerotische Herde erkennen; mikro- 
skopisch auch die kleinen Milzarterien. Von sonstigen Befunden ist nur 
eine beiderseitige narbige Schrumpfniere zu erwähnen; beide Nieren zeigen 
eine ausgeprägte Bifurkation des Beckens, symmetrisch ist in jeder Niere 


Ger dem unteren Beckenast‘ entsprechende Abschnitt völlig geschrumpft 
 (Präparatdemonstration), | 


Es werden zum Vergleich noch mehrere Fälle von kindlicher Arterio- 
©, die 8—15jährige Kinder betreffen, gezeigt. Hier war die Arterio- 
® aber stets Nebenbefund. Ein Fall von so jugendlicher Koronar- 


skleros 
skleros 


‚Sklerose als Todesursachėò dürfte einzig dastehen; irgendeine besondere: 
‚Vrsache hat si 


ch nicht ergründen lassen; die Schrumpfniere ist mit Wahr- 


scheinlichkeit als sekundär 1), durch Infarkte bedingt, aufzufassen und kann 
ee | 


suchung dmmerkung bei der Korrektur: Die mikroskopische Unter- 


er Nieren hat inzwischen ergeben, daß auch Arterio- und Arte- 
Die Nierenerkrankung ist also als eine der Herz- 


als Ursache der Arteriosklerose kaum in Betracht kommen, da sie nicht 
einmal Blutdruckerhöhung bewirkt. hat. Der auch bei älteren Personen 
seltene Ausgang der Koronarsklerose in Herzruptur hat hier noch ein 
besonders ungewöhnliches Bild dadurch, ‘daß die Ruptur innerhalb des 
Ventrikelaneurysmas erfolgt ist und daß. nach Krankengeschichte und 
Präparat mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, daß der tödlichen Ruptur 
noch eine unvollständige, in Vernarbung begriffene vorangegangen ist. 

Aussprache: Kraus fragt nach dem Blutdruck. Beck gibt an, 
daß er 110 betrug. Kraus. Benda (Schlußwort). 


. Tagesordnung. 

1. Axhausen: Der Heilverlauf und die Behandlung der Schenkel- 
halsfraktur (mit Projektion). (Erscheint unter den Originalien dieser 
Wochenschrift.) | | 

Aussprache: Muskat zeigt einen Apparat, um die Kranken von den 
Krücken zu befreien. Während ein Schienenhülsenapparat oft Atrophie der 
Muskeln hervorrufen kann, ist der vorgezeigte Beckenbügel mit Trochanter- 
pelotte imstande; die Bruchstücke zusammenzuhalten und die schädliche 
Belastung zu verringern. en 

Dzialoszynski hebt kurz hervor, daß auf der II. chirurgischen 
Abteilung des Westend-Krankenhauses mit dem von Prof. A. W. Meyer 
angegebenen operativen Verfahren zur Behandlung der subkapitalen 
Schenkelhalsfraktur, wie kürzlich gemachte Nachuntersuchungen bewiesen, 
sehr gute Erfolge in bezug auf Standfestigkeit des Beines, Beweglichkeit 
des Gelenks und Gehfähigkeit erzielt worden sind. | 


i . 


Das Verfabren besteht in Kopfresektion, Verlängerung des Halses, 


Modellieren des Schenkelhalses, Bohren ` zweier Löcher mit der Kugelfräse 
durch Pfannenrand und Trochanter.. Durch diese beiden Löcher wird ein 


kleinfingerstarker, gerullter, der Fascia lata entnommener -Faszienstreifen 


gezogen und die beiden Enden desselben vernäht. | | 
Gegenüber der vom Vortragenden empfohlenen konservativen Therapie 

besteht der Vorzug in der wesentlichen Abkürzung der Behandlungsdauer. 

Wir konnten mit unserem Verfahren die Patienten in 8—10 Wochen auf 

die Beine bringen. | | Ber 
2. Frl. Anneliese Wittgenstein: Tabesprobleme und Tabes- 

behandlung. (Erscheint unter den Originalien dieser Wochenschrift.) 
Aussprache vertagt. | 


4.. Tagung für Verdauungs- und Stoifwechselkrankheiten in Berlin 
| vom 23. bis 25. Oktober 1924. (Fortsetzung aus Nr. 46.) 


In die Pathologie des Pankreas führte ein Vortrag des pathologischen 
Anatomen Stämmler-Göttingen ein. In eingehender Würdigung der Ver- 
hältnisse weist er dem Ioselapparat zwar eine gemeinsame Genese mit dem 
azinären Apparat des Pankreas aus den Epithelien der Ausführungsgänge 
an, im übrigen aber eine vollkommene Selbständigkeit, die Übergänge aus- 
schließt. ‘Was solche vortäuscht, ist das pathologische Bild der zentro- 
azinären Wucherung. Unterstützt wird diese Auffassung durch die räum- 
liche Trennung des insulären und des Drüsenapparates bei Knochenfischen, 
die manchmal vollkommen ist (Stanniussche und Brodmannsche Kapseln) 


und sich im Versuch der Insulingewinnung bestätigt, sowie durch die 


bekannten Experimente an Säugern mit ihren anatomischen und funktio- 
nellen Folgen. | | 


Besonders beweisend sind die von Sauerbeck aufgenommenen 


Resultate H&dons, betreffend eine vorübergehende Schädigung des Insel- 
apparates einige Zeit nach der Unterbindung des Ductus pancreaticus mit 


gleichzeitiger Glykosurie ‘und. nachfolgender Wiederherstellung der ana- 2 


tomischen und pbysiologischen Norm. r. $ N 

Schwierig ist es, in den anatomischen Verhältnissen þei der Diabetiker. 
sektion eine einwandfreie Grundlage im Pankreas zu finden. Die Pankreas. 
atrophie ist oft so weitgehend, daß weit überwiegend der drüsige Anteil 
betroffen sein muß. Gewöhnlich, aber nicht immer findet man an den 
Inselzellen die hydropische Degeneration Weichselbaums. Daneben 
kommt die numerische Verminderung der Inseln in Frage (Heiberg); 
dabei muß man, um Irrtümern zu entgehen, auf ein normales Organ um- 
rechnen, nicht das geschrumpfte einfach auszählen. Abgesehen von der 
auf Gefäßveränderungen und -verlegungen beruhenden Schädigung bei 
Syphilis und Arteriosklerose, ist diese Degeneration und Zellvermin 
das maßgebende ätiologische Moment, zumal beim Jüngeren. | 

Katsch-Frankfurt a. M. wählt als Gegenstand seines Referates das 
Problem der frühzeitigen Erkennung pankreatischer Prozesse und der‘ Er- 
kennung geringerer, chronischer subakuter Pankreatitiden. Wichtiger als 


derung 


| der weitere Ausbau der diagnostischen Laboratoriumsmethoden scheint ihm 


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= in ihnen disponiert zur Infektion der Pankreaswege. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 


TELO OIO YO Ons ws owu 


23. November 


gegenwärtig, das Augenmerk zu richten auf solche führenden . einfachen 
ärztlichen Feststellungen, die den begründeten Verdacht einer Pankreas- 


erkrankung erwecken können und veranlassen sollen, den nicht immer -| - 
leichtfälligen Apparat: der ‚speziellen Pankreasdiagnostik in Bewegung zu 


setzen. Er sieht solche führenden Zeichen in anamnestischen Angaben 
und in dem Schmerzbild, das nach seiner Ansicht auch in minderer Aus- 
prägung noch charakteristisch sein kann. Im Gegensatz zu den klassischen 
Darstellungen bestreitet er, daß der Schmerz der Gallenkolik häufig nach 
links ‚ausstrablt. Linksseitige oder linksstrahlende Schmerzen im Ober- 
bauch sind in erster Linie auf Pankreasschmerz verdächtig. Die Differential- 


diagnose gegen Nierensteinkolik, andererseits gegen. Ulcus ventriculi ist. 


öfters zu stellen. K. legt großes Gewicht auf die nach seinen Erfahrungen 


bei Pankreatitis sehr häufigen Überempfindlichkeitsstellen und -Halbgürtel, 


hauptsächlich im Bereich des 8. Dorsalsegments. Gerade bei Pankreas- 
erkrankungen seien die hyperalgetischen Zonen mit Unrecht bisher völlig 
vernachlässigt, sie seien gerade hier. besonders nützlich. 

Von den diagnostischen Verfahren bleibt die Probediät nach Adolf 


‘ Schmidt für viele Fälle nützlich.. Doch fehlen oft, selbst bei schweren 


Erkrankungen, jegliche Ausnutzungsausfälle im Kot. Ein wichtiger Fort- 
schritt liegt in der Einführung der „duodenalen Pankreasdiagnostik*. 


im’ Duodenalsaft knüpfte, sind enttäuscht worden. Doch ist die Unter- 
suchung des Sekrets an seiner Quelle immerhin besser als die Ferment- 
bestimmungen im Ölprobefrühstück und im Kotauszug. Sehr wichtig ist 
die bisher unterschätzte Wohlgemuthsche Bestimmung der Harndiastase. 
K. hat einstweilen gute Erfahrungen gemacht mit der Ronaschen Methode 
zur Bestimmung der Pankreaslipase im Serum. Röntgenuntersuchung 
deckte die ätiologisch wichtigen Duodenaldivertikel auf. Inhaltstagnation 
Ein Fall von Sialangia 
pancreatica lenta wird geschildert. Ein Diabetesfall nach Paratyphusinfektion. 
K. rechnet die Erkrankungen des Pankreas und des Pankreasganges 
zu den häufigen Bauchkrankheiten und behauptet, daß wir-mit dem heutigen 
Rüstzeug in der Lage sind, die. Diagnose oft und frühzeitig zu stellen. 
Einen umfassenden Bericht über Pankreaschirurgie erstattet Guleke- 
Jena, der außer seinen eigenen Erfahrungen diejenigen von 35 Kliniken 
durch Umfrage gesammelt und verarbeitet hat. Nach Besprechung der 
Pankreasverletzung,. deren Schicksal von der Beteiligung des Peritoneums 
abhängt — Zysten bei intaktem, Fettgewebsnekrose bei zerrissenem Bauch- 


fell — der: in letzterem Falle drängenden Operation mit ihrer häufigen. 


Komplikation durch die Fistel, die schließlich doch oft der erneuten 
Operation mit Freipräparation bedarf, der sowie der Tumoren, welche 


ebenfalls trotz der schlechten Aussichten operiert werden müssen, weil - 


einige Fälle doch gerettet wurden, wenn auch in mehrzeitigem Eingriff und 
wiederholten Anastomosen, wendet er sich der Pankreatitis haemorrhagica 
zu. Die Hämorrhagie ist so unbedeutend und inkonstant, daß der Name 


nicht von ihr hergenommen werden sollte. Auch die Entzündung ist frag- 
lich, : Erreger wurden zwar gefunden, aber in frischen Fällen und im 


Drüseninnern vermißt, Das von Zöpfel beschriebene Pankreasödem kann 
sehr wohl die Vorstufe der akuten Pankreasnekrose sein, es kann 
aber auch gelegentlich zurückgehen. 


Bei der Operation ist die Fettgewebsnekrose in der Bauchhöhle ein 


sicherer Wegweiser — sie wird durch das in der Bauchhöhle wiederholt 


nachgewiesene Pankreassteapsin bewirkt. An sich hat die multiple Fett- 
gewebsnekrose geringe Bedeutung — sie heilt aus. Auch die Peritonitis 


ist anfänglich toxischer Natur, Trypsinvergiftung. Für die Nekrose des 


Pankreas selbst ist das Trypsinogen maßgebend, welches in der Drüse 
aktiviert wird — die Blutungsiehre Riokers wird abgelehnt. Allerdings 
muß noch etwas hinzutreten, was das Drüsengewebe in seiner Resistenz 
schädigt — dies Moment ist, schwer klar zu fassen. Es kann traumatisch 
sein, toxisch (Alkohol usf.). 

Das Eindringen von Galle wegen Steinverschlusses der Vaterschen 


Papille kommt, wenn überhaupt, nur ausnahmsweise in Betracht. Häufig. 


ist dabei das Vorliegen von Gallenblasenentzündung. Das klassische Krank- 
heitsbild: nach reichlicher Mahlzeit ein die Gallenanfälle übertreffender, 
dabei links sitzender Schmerz, der an Heftigkeit zunimmt, und so wenig 
zu einer Bauchdeckenspannung führt, daß man einen queren Wulst im 
Oberbauch gelegentlich fühlen kann, ist unverkennbar, aber nicht stets 
vorhanden. Bei der Unsicherheit der Prognose ist auf bloße Wahrschein- 
lichkeit hin der Eingriff geboten. Entsprechend der durch v. Bergmann 
und Vortr. aufgestellten Intoxikationslehre hat neuerdings Ono von Er- 
folgen durch passive Immunisierung mit hochwertigem antitryptischem 
Immunserum berichtet. Bis zur Bestätigung muß man operieren und zwar 


früh, um Infarzierungen und Nekrosen zuvorzukommen. — Rezidive sind 


trotzdem möglich, selbst nach Jahr und Tag. 
Die akute eitrige Pankreatitis ist einer der Ausgänge dek Pankreas- 


nekrose — ‚sie kommt auch durch Übergreifen von Entzündungen der 


fängliche hochgespanüte Hoffnungen, die man an die Fermentbestimmungen 


aber sind durchgehends .die Hormone. 


Nachbarorgane, fernor bei Mumps usw. Im wesentlichen gilt für sie das 
Gesagte wit kleineren Abweichungen. 

' Für"die chronische Pankreatitis. stebt im Vordergrund das Grund- 
leiden, wie nosologisch so auch therapeutisch (meist ein Gallenleiden), 
Bleibt aber die Heilung ` aus, so kommen: Kapselspaltungen, Inzisionen 
nützlich, wenn man nicht das trostlose Endstadium abwartet. Allerdings 
besteht gar keine. Übereinstimmung, indem im gleichen Dezennium manche 
Kliniken keine, die, meisten 20 bis 30, andere 400 oder gar unzählige 
chronische Pankreatitiden gesehen haben wollen. 

H. Porges-Wien: Verdächtige Durchfälle sind pankreogen, wenn 
bei großen Opiumdosen der Stuhl weiter die abnormen Elemente enthält — 
andernfalls verschwinden diese mit’ dem Festerwerden des Stuhls. 

Seine Ausführungen’ über zentrale; Regulation des Stofiwechsels 
faßt Th. Brugsch ‚wie folgt zusammen: Unser Organismus bleibt ein Zellen- 


staat, dessen kleinste Zelle Autonomie besitzt, aber nicht nur zur nächsten 


Umgebung in Korrelation steht, sondern auch zu entfernteren Organen 
und Systemen. Zusammengebalten . wird der Staat durch zwei Systeme, 
das Blut und das vegetative System. Beide sind Mittler und Regulatoren. 
So wie der Pendel die Rhythmik der Uhr auslöst, so löst das Blut die 
Regulationen aus, indem es selbst automatisch homoiosmotisch wird. Die 
Korrelation zwischen den führenden Stoffwechselorganen auf der einen Seite 
und andererseits den Geweben wird durch das Blut bedingt. Dem Zentral- 
nervensystem kommt lediglich auf Grund propriozeptiver Reize, die nicht 
nur durch das Nervensystem vermittelt werden, sondern auch durch! das 
Blut, die Rolle der Dämpfung zu und die psychophysische Bindung von 
dem, was F. Kraus die Tiefenperson genannt hat. Die großen Aktivatoren 
Das ist für unser ganzes thera- 
peutisches Handeln von immenser Bedeutung. Gewiß werden die inneren 
Drüsen in dem äquipotientiellen System unseres Organismus zentral ge- 
dämpft. Gewiß sprechen sie auf die vegetative Innervation an, und zwar 
die Zellen unmittelbar, indem jene auf die Grenzflächen wirksam werden, 
gewiß bestehen Beziehungen zwischen Hormonen und Elektrolyten, aber 
kein Eingreifen auf die Elektrolytkombinationen oder die vegetativen 
Innervationen vermag das an Wirkung herbeizuführen, was die Hormon- 
therapie hervorzubringen vermag. 
Biedi-Prag ist zwar ebenfalls der Meinuhe, daß die Peripherie, die 
Zelle selbst der Hauptregulator ist unter Benutzung des humoralen, auch 
des hormonalen Weges — dennoch ist, z.B. für die Wärmeregulation, die 
zentrale Regulierung maßgebend, denn die Zellen an und für sich beant- 
worten erhöhte Wärmelage nicht mit Herabsetzung, sondern mit Erhöhung 
der Wärmeproduktion. Unter Berufung. auf die eindeutigen aber vorläufig 
noch ganz unverständlichen Ergebnisse kombinierter Nerven- und Rücken- 
marksdurchschneidungen von Freund und Grafe lehnt er spezialisierte 
und vollends bildliche Vorstellungsweisen als didaktische N otbehelfe, jedoch 
Hemmnisse -der Forschung ab.. Ebenso ist bei exakter Nachprüfung von 
der Wärmeregulation durch die Schilddrüse (Mannsfeld)- nichts übrig 
geblieben. Quantitativ von der Schilddrüse beeinflußt wird der Eiweiß- 
stoffwechsel und vor allem die Luxuskonsumption. Die Unfähigkeit zur 
Luxuskonsumption gegenüber erhöhtem Angebot erklärt manche Formen 
der Fettsucht. Wesentlich ferner ist bei manchen Fettsüchtigen, ähnlich wie 
beim Diabetes, eine Störung des Hungergefühls trotz nährstoffreichen Blutes, 
(Schluß folgt.) 


88. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte zu Innsbruck, 
21. bis 27. September 1924. (Fortsetzung aus Nr. #6) 
Bericht von L. Pincussen, Berlin. 


Als zweiter Referent sprach Kestner (Hamburg) über die Wirkung 
des Klimas auf den gesunden und kranken Menschen. Nach seinen Aus- 


_ fübrungen ist von allgemeiner Wirkung nicht die Kälte, sondern nur die 


Wärme. Die Flüssigkeitsentziehung durch Schwitzen kann außerordentliche 
Grade erreichen: innerhalb einer Arbeitsperiode wurden von einem Heizer 
auf einem Schiff in den Tropen 10 Liter Schweiß abgesondert. Da hierbei 
auch größere Mengen Salz ausgeschieden werden, kann sogar die Salzsäure 
ausscheidung des Magens notleiden. Die Wirkung des verminderten- Luft- 
drucks macht sich erst bei einer Höhenlage von ungefähr 3000 m bemerkbar, 
kommt also für europäische Siedelungen nicht in Betracht. Im geschlossenen 
Zimmer macht sich die Klimawirkung, zum mindesten was das Heilklima 
anbetrifft, nicht geltend, besonders da hier die Einwirkung der‘ Strahlung 
fortfällt. Neben der Strahlung spielen auch gewisse chemische Stoffe in 
der Luft eine erhebliche Rolle. So nimmt Kestner an, daß der starke, 
unangenehme Einfluß des Föhns und des Scirocco besonders durch das in 
der Luft enthaltene Stickoxydul zu erklären ist. Als Heilklims wird be- 


‚zeichnet: Hochgebirge im Sommer und im Winter, jedoch nur bei genügendem 


Schutze gegen Wind, ferner windige nördliche Meere. Der Süden kommt 
als Heilklima nicht in Betracht. Der Redner meint, daß es uns in abseh- 
barer Zeit a wird, das zu verordnende Klima auch künstlich herzustellen. 


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23.:November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr..47. 


36:71 


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Hierauf sprach Hellpa6h (Karlsruhe) über die kosmischen Einflüsse : 
Hierbei ist kosmisch in dem Sinne aufzufassen, wie 
‘Arrhenius in seiner kosmischen Physik angibt. Das wichtigste Beispiel . 
eines solchen kosmischen Einflusses ist die Früblingskrise bei den zwischen 
dem 35. und 60. Breitengrad lebenden Menschen.. In der Zeit von April. 
bis Juni (in der südlichen Halbkugel entsprechend ‚Oktober bis Dezember) 
findet sich eine Häufung der Befruchtungen, der geschlechtlichen Gewalt- 
faten, der Selbstmorde und der Überführungen. in die Irrenanstalten.. Bei : 


Im Seelenleben. 


Schulkindern und Erwachsenen steigt in dieser:Zeit die körperliche Leistungs- 


fähigkeit, während die intellektuelle sinkt.. Die Frühlingskrise kann als: 
“ine Art Rausch bezeichnet werden: die triebhafte Aktivität nimmt zu, die - 
 sernünftige Überlegung mit ihren Hemmungen ab. Der körperliche Angriffs- 
punkt dieser Einwirkung ist noch nicht geklärt; vielleicht wirkt die Zu- 


nahme der Wärme intellektuell lähmend, die Zunahme des Lichtes motorisch 


erregend. Möglich, daß auch die luftelekrischen Vorgänge eine Rolle spielen; 


dies scheint auch durch die Beobachtungen beim Föhn begründet zu sein, 
wo der Tiefpunkt des Befindens dem Tiefpunkt der barometrischen De- 


pression vorangeht. Der mondbestimmte Gang der luftelektrischen Periode 


scheint dem Vortragenden auch eine Erklärung für das Phänomen des 


Palolowurms zu geben. Dieses Tier schwärmt zu seiner Fortpflanzung all- 


jährlich im Hochfrühling an die Meeresoberfläche aus, aber immer nur in 
der Nacht, auf welche das letzte Mondviertel fällt. Er bespricht dann die 


in so sinnfälliger Weise an den kosmischen Wandel von Tag und Nacht. 


gebundenen Tatsachen des Wachens und des Schlafens. Schlaftiefe und 
körperlich-geistige Leistungsfähigkeit am Tage verlaufen in jo einer Kurve, 
die in den Hauptproportionen einander ähnlich sind. Den einzigen Anhalts- 


punkt bilden für den Schlaf die sogenannten Wendestunden des Luftdrucks - 


and der Luftelektrizität, die bei normaler Lebensweise der Landbevölkerung 
ungefähr mit dem Erwachen zusammenfallen. Außer diesen Perioden kennen 
wir noch solche von 28 Tagen und 7 Jahren; während über letztere mit 
Ausnahme der Periodik in Goethes Leben so gut wie nichts bekannt ist, 
wird die 28tägige biologische Periode durch reiches Material aus der 
pflanzlichen und tierischen Welt, zum Teil auch aus der geistigen gestützt. 
Arrhenius hat auch hierfür das auslösende Moment in der mondbestimmten 
luftelektrischen Periode gesucht. Wenn auch der Gesamtbestand unserer 
Erkenntnis in die ursächlichen Zusammenhänge der Tatbestände kosmischer 
Einwirkungen auf das psycho-pbysische Leben noch recht wenig befriedigend 
1st, darf unser Erkenntaiswille doch nicht daran verzagen, die Entwirrung 
des Netzes von Verknüpfungen des Menschen mit seiner Umwelt zu versuchen. 

Ganz kurz soll über die dritte allgemeine Sitzung berichtet werden, 
welche lediglich naturwissenschaftliche Themen berührte. Es handelt sich 
um Vorträge über die Alpen. 'Penck (Berlin), der über das Antlitz der 
Alpen sprach, entwickelte die Grundlagen ihrer Entstehung und ihres 
"Werdens, besonders ausgehend von der großen Eiszeit. Er besprach an 
Hand der vielen Beispiele, die sich den Kongreßhörern in der Umgebung 
JInnsbrucks in reichem Maße boten, die verschiedenen Schichtungen, die 


‚Formungen, den Gesteinwechsel. Die Alpen sind weder ein intaktes, durch 


Krustenbewegungen geschaffenes Gebäude noch eine Ruine, welche un- 
rettbar der Zerstörung anheimgefallen ist. Sie bilden sich ständig. Ihr 
Antlitz zeigt weniger Spuren ihres hohen Alters als jugendlichen Wachstums. 
Sie sind durchweg noch in aufsteigender Entwicklung begriffen, die, wie 
‘es scheint, mit steigender Intensität frühere Bewegungen fortsetzt. Wir 
‚haben vor uns ein Gegeneinanderwirken von Abtragung einerseits und 


‚Hebung andererseits. Der Vortrag von Ampferer (Wien) über die Tektonik 


‚der Alpen bietet nur fachliches Interesse; allgemeiner interessierte der 
Vortrag von R. Klebelsberg (Innsbruck) über die Naturdenkmäler Süd- 


'tirols und ihre Erforschung durch deutsche Naturforscher, ein Thema, das 


-die Hörer um so mehr ergriff, als an der Grenze des durch den Friedens- 
vertrag an Italien übergegangenen deutschen Landes dessen Verlust‘ be- 


‚sonders füblbar wurde. 


: Eine gemeinsame Sitzung der beteiligten Sektionen beschäftigte sich 
mit der Behandinng der Spät- and Metasyphilis. Nonne (Hamburg) führte 
aus, daß die eigentliche Syphilis des Nervensystems Gewebe befällt, welche 
‘vom äußeren Keimblatt abstammen, während die sog. echte Syphilis des 
Hirn- und Rückenmarksystems die kleinsten Gefäße der Hirn- und Rücken- 


. markshäute ergreift oder in Form von Gummen auftritt. Hier handelt es 


‚sich um Erkrankung von Geweben, die vom mittleren Keimblatt abstammen. 
Bei der ersterwähnten Form gibt es spontan einsetzende Besserungen und 
Stillstände, während die echte Form nur bei richtiger Behandlung gutartig 
‚verläuft. Es ist bis heute noch unentschieden, ob durch die Einführung 
des Salvarsans die Häufigkeit der Tabes und der Paralyse wirklich ver- 
‚mindert worden ist. Die Untersuchung des Liquors nach Wassermann 
ist ebenso wie sonstige Veränderungen nur verwertbar, wenn sie positiv 
‚ausfällt. Negative Reaktion sagt nichts gegen Erkrankung aus. Für die 
Wahl der Behandlung sind nicht nur die chemischen und serologischen 
‚Befunde, sondern der Allgemeinbefund maßgebend. Patienten, die nur 


eine positive Wa.R. aber keine anderen.. klinischen :Befunde aufweisen, 


:antisyphilitisch zu behandeln, erscheint Nonne als:Fehler, besonders wein 
‚dieser auch auf die stärksten antisyphilitischen. Kuren nicht verschwindet. 


Die moderne Fieberbehandlung: der Paralyse ‘stellt einen ‚gewaltigen: Fort- 


‚schritt dar; ‘sie ist bei Paralyse stets anzuwenden, mit Ausnahme der 
Fälle schwerster Entkräftung oder. erheblicher.. Veränderungen der inneren 
Organe, ` besonders der Gefäße. ::Die besten Ergebnisse liefert. die Behand- 
lung mit dem .Malariaerreger. - EL al ERBE I a TA 


'-J..Kyrie (Wien) berichtete über weitere.‘ Erfahrungen mit der 


‘Wagner-Jaureggschen Malariabehaudlung. Im allgemeinen. waren die 


Erfolge nach’ wie vor sehr günstig, wenn auch. einzelne Fälle-sich als nicht 


beeinflußbar erwiesen... Die Malariabehandlung war gerade. in den Fälldn 
von Erfolg begleitet, wo. durch ‘keine Behandlungsmethode ‘eine negative 
:Wa.R. im Blut oder im Liquor erreicht werden: konnte. 
behandlung der sekundären Syphilis erscheint ebenfalls, trotzdem die Zahl 


Die Malaria- 


der untersuchten Patienten und die Zeit noch verhältnismäßig kurz ist, 
recht günstige Ergebnisse zu erzielen. Die Rezidive waren geringer als 
sonst. Die Behandlung wird so ausgeführt, daß. nach den vorbereitenden 
Neosalvarsaninjektionen die Malariaimpfung erfolgt; nach ungefähr 20 Tagen 
wird das Fieber durch Chinin unterdrückt und neuerdings eine mäßige 
Menge von Neosalvarsan injiziert. Bei der ziemlich starken Beanspruchung 
des Gesamtorganismus müssen die so behandelten Patienten .sorgfältig aus- 
gesucht werden: Wagner-Jauregg (Wien) berichtete darauf über Ver- 
suche zur Entscheidung der Frage, ob man die Impfmalaria ebenso wie 
die natürliche Malaria durch Mücken übertragen kann. Die Versuche fielen 
negativ aus: Weder wurden im Leib der saugsnden Mücke Parasiten nach- 
gewiesen, noch konnte die Impfmalaria durch Mücken auf andere Para- 
lytiker übertragen werden. Wenn größere Nachprüfungen die Richtigkeit 
dieser Untersuchungen ergeben sollten, so würde die Impfmalaria selbst in 
Gegenden mit Anopheles keine Gefahr für die Umgebung bedeuten. 

Mit der Syphilisbehandlung beschäftigte sich fernerhin eine Sitzung 
der dermatologischen Abteilung. H. Krösl (Innsbruck) sprach über die 
innerliche Verabreichung von Paroxymetaazetylamidophenylarsin- Säure 
bei Syphilis; diese Verbindung, die auch Ehrlich bei seinen Unter- 
suchungen unter der Nummer 594 geprüft hat, erwies sich als identisch 
mit dem Stovarsol. Die Höchster Farbwerke haben ihm die Bezeichnung 
Spirozid gegeben, Nachdem einige Versuche mit dem französischen Prä- 
parat angestellt worden waren, wurde in der Folge das deutsche Präparat 
verwendet, mit dem seit Februar alle zur. Behandlung gekommenen Syphi- 
litiker (73) behandelt wurden, indem jeden zweiten Tag 1 g, in vier Teile 
verteilt, per os gegeben wurde. Bei allen Fällen gingen die Erscheinungen 
ziemlich rasch zurück und die Spirochäten schwanden bald. Neben- 
erscheinungen in Form von 'Erythemen traten in 2 Fällen auf. Sekundär- 
erscheinungen wurden durchweg gut beeinflußt. Negativwerden der Wa.R. 
wurde sowohl bei primären wie sekundären Fällen nicht erreicht. Die 
Fälle tertiärer Syphilis trotzen der Spirozidbehandlung länger. Die An- 
wendung bei Lues congenita erschien darum günstig, weil es ausgezeichnet 
auch von Kindern vertragen wurde. Im allgemeinen gleicht seine Wirkung 
der des Salvarsans, das es jedoch nicht erreicht, so daß die Kombination 
mit anderen Mitteln empfohlen wird. Für die Beurteilung der Dauererfolge 
reicht die Zeit bisher nicht aus. | | 

Über ein neues Mittel zur Chemotherapie der Spirochätosen und Trypano- 
somiasen, das von Albert (München) hergestellte Präparat Albert 102, be- 
richtete Kalberlah (Frankfurt a. M.). Dieser Körper, für den ähnlich 
wie für Bayer 205 die genaue Zusammensetzung nicht angegeben wird, 
soll ausgezeichnet sein durch eine biologisch äußerst aktive Ketoseitenkette, 


an die ein entgiftend wirkender Hydrazinkomplex angegliedert ist. Das 


Pulver mit einem Arsengehalt von 20%,, das sich bei leicht alkalischer 
Reaktion gut löst, ist im Gegensatz zum Salvarsan gegen Sauerstoff un- 
empfindlich, so daß die Lösung noch nach 12 Monaten brauchbar. ist. 
Infolge seiner chemischen Stabilität scheint es im Organismus unverändert 
in Wirksamkeit zu treten; die Applikation erfolgt vorwiegend intravenös. 
Der chemotherapeutische Index ist günstiger als beim Salvarsan. Tier- 


. versuche mit verschiedenen menschen- und tierpathogenen Trypanosomen, 


mit Rekurrens und experimenteller Kaninchensyphilis ergaben sehr günstige 
Resultate. Das klinisch beobachtete Material ist verhältnismäßig noch 
klein; immerhin konnte Arning (Hamburg) von günstigen Erfahrungen 
bei der Syphilisbehandlung berichten, a | 
Über neuartige Metallverbindungen zur Behandlung der Infektions. 
krankheiten sprach Memmesheimer (Essen), der mit: Absorptions- 
verbindungen günstige Erfolge erzielte: Durch ein durch Absorption von 
Wismut und. Arsen an einen nicht eiweißartigen Komplex hergestelltes 
Präparat, dessen Wirkung er sich so vorstellt, daß der zwischen diesen 


Stoffen bestehende Gleichgewichtszustand im Organismus gestört. und so 


die Wirkung ausgelöst wird, wurden bei Syphilis günstige Erfolge’ erreicht, 
besonders auch die Wa.R. in 820°% der Fälle negativ gemacht. Neben 


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_ diesein Präparat (Saluen) wurde :ein "auf ähnlicher: Basis hergestelltes Gold- | 
Kupferpräparat, für Tuberkulosebehandlung: hergestellt; -In:der Diskussion - 
‚mahnte Kollo (Frankfurt): in sehr:.temperamentvoller Weise: zur Vorsicht 
in. der Beurteilung der Erfolge bei:dör-Syphilisbehandlung.. Ze 

"Die Abteilung Physiologie brachte vor allem einen .sehr interessanten 

Bericht von O. Loewi (Graz) über die chemische: Bedingtheit von Nerven- 

reizerfolgen.: Reizt man den Vagus eines isolierten Froschherzens. einige 
Zeit und überführt danach den Inhalt dieses Herzens in ein zweites gleiches, 

. "Jedoch unbehandeltes. Testherz, so zeigen sich auch bei diesem die gleichen 

«Symptome, als wenn auch bei'ihm der Vagus gereizt worden wäre. Ganz ` 
“ähnlich: kann. man durch Reizung des Akzelerans den. entgegengesetzten 
‚Effekt ‚erzielen.- Die Zeit, welche im gereizten Herzen zur Abscheidung 
.des. „Vagusstoffes“ erforderlich ist, ‘ist außerordentlich kurz, so daß an- 
"zunehmen ist, daß es dieser. Stoff. ist, welcher die bisher: als Vaguswirkung ` 
bezeichnete Funktionsänderung des Herzens - auslöst. Die Tatsache, daß 
die Vaguswirküng unmittelbar einsetzt, die Akzeleranswirkung jedoch eine 
' bestimmte  Latenzzeit. (6—8 Sekunden). bis zur Wirkung braucht, kann 
man auch durch ‚Übertragung .einer Mischung aus Vagus- und Akzelerans- . 
-reizung-in ein Kontrollherz sichtbar machen, indem dann bei diesem zu- 
nächst der-Vagus, dann der. Akzelerans-Effekt beobachtet wird.: Der diese 

` Wirkungen übermittelnde Stoff ist verhältnismäßig- beständig; : er läßt sich | 
bei 40. Grad trocknen und:verträgt auch 10 Minuten langes Kochen, ohne 

‚in-seiner Wirkung wesentlich geschwächt zu werden. Versuche mit Atropin 
‚ergaben, daß dies Alkaloid nicht auf den Vagus wirkt, sondern direkt 
‚gegen’den „Vagusstoff“ gerichtet ist. Wird ein atropinisiertes Herz vagisch 
-gereizt:und das Herz nun wiederholt gut-ausgewaschen, so bleibt in der `| 

 Herzwand noch immer so viel Atropin zurück, daß eine nachfolgende Vagus- 

‚reizung ‘die charakteristische Vagüskurve nicht auslöst. . Wird aber der- 
:Inhalt dieser Periode nun in ein.zweites unbehandeltes .Testherz über- 
tragen, so findet sich in diesem die typische Vaguskurve, ein Zeichen 
dafür, daß Vagusstoff im ersten Herzen produziert worden ist, daß in 
„diesem also ‚der. Vagus durch das Atropin nicht gelähmt. worden war,- die 
‚ Wirkung des Atropins sich also nur ‘gegen. den Vagusstoff gerichtet hat. 
-Das Atropin Jäbmt also nicht den Vagus, wie bisher allgemein angenommen 


` -Der Kernpunkt der: Mittelstandsfürsorge der Balneologischen Gesell- 
‚schaft und der Zentralstelle für Balneologie ist das Bestreben, in der Vor- i 
und Nachsaison in den Kurorten und Heilanstalten für wirtschaftlich 
schwache Mitglieder des Mittelstandes mäßigere Sätze für Kurtaxe, Kur- 
mittel, ärztliche Versorgung, Wohnung, Verpflegung usw. zu erwirken. Im 
Interesse der notleidenden Schichten unseres Mittelstandes und auch’ der 
Kurorte verdient die Ausbreitung dieser Bestrebung durch alle Kreise der 
Mittelstandsfürsorge und des Bäderwesens weitestgehende Förderung. Nähere 
Auskünfte erteilt die „Mittelstandsfürsorge der Balneologischen Gesellschaft 
usw.“, Berlin W, Potsdamer Straße 184b.. pi 


| Eine sehr wichtige Abteilung der Rockefellerstiftung ist`dìe für 
‘die medizinische Erziehung und den medizinischen Unterricht. Um nun dib 
Ausbildung möglichst vollkommen zu gestalten, sind neben den geeigneten 
Lehrkräften -vor allen:Dingen die Lehrmittel von Bedeutung. Eine Ver 
besserung der Unterrichtsmethode wird, soweit os die Finanzlage irgend Mi 
‚zuläßt, in allen Ländern durch Neubauten, Umbauten oder inneren Ausbau ' 
der Lehranstalten bestrebt. Die Erfahrungen :aber, die bei diesen Ver- 
‘besserungen gemacht werden, sind nur einem sehr engen Kreise zugängig, 
denen nämlich, die.-an den neuen Anstalten studieren oder sie besichtigen. u 
Solche Erfahrung weiter zu verbreiten ist der Zweck einer soeben von der 
Abteilung für medizinisohen Unterricht der Rockefellerstiftung heraus. 
gegebenen Broschüre „Methods and Problems of Medical Education“, in 
der hauptsächlich die Probleme des Anatomieunterrichts behandelt werden, 
Auf einen Einleitungsartikel „Methoden des anatomischen Unterrichts“ von 
C. R. Bardeen- Wisconsin. folgen genaue Beschreibungen der anatomischen 
| Institute von’ London, Peking, Brüssel, Würzburg, Basel und der Yale 
Universität sowie des pathologisch-anatomischen Institutes der Universität 
Graz. Ferner werden beschrieben das pharmakologisch-toxikologische Institut 
der Yale Universität, das Thorndike Memorial Laboratorium und die geburts- 
hilfliche Klinik der Harvard Universität und von Peking. Alle Abhand- 
Jungen sind reichlich illustriert mit Frontaufnahmen, Grundrissen und 
Innenansichten. Ihr Budget, ibre Unterrichtsmethoden und ihre wissen- 
schaftlichen Untersuchungen werden mitgeteilt, bei den klinischen Instituten 
auch die das Pflegepersonal -betreffenden Fragen miterörtert. Weitere 
Sammlungen sollen folgen. Die Versendung soll an alle Interessenten 
kostenfrei erfolgen, Anregungen für die späteren Veröffentlichungen. werden 
erbeten, der Nachdruck ist gestattet. - l ; Pi 


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wurde, sondern :es lähmt. nur. die Wirkung des sezernierten Vagusstoffes, 


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‚hältnisse sich auch auf andere Nervenwirkungen übertragen lassen werden. 
„Auch. sonst gaben die :Verhandlungen dieser Abteilung manche Anregung; 
‚ich erwähne die sebr ‚mühseligen und aufschlußreichen Untersuchungen 
von. Ellinger, und Hirt (Heidelberg) über die Innervation der Niere, die 
‚Versuche von R.Höber (Kiel) über die Harnbildung belm Frosch. Löhner 
.(Graz) berichtete über physiologische .Reservoire mit besonderer Berück- 
‚sichtigung .der Reservoirfunktionen der Gallenblase und betonte, daß es 
‚sich.bei dieser nicht um ein einfaches Reservoir handele, sondern daß die 


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Berlin. In der Sitzung: der Berliner medizinischen Gesell- 
"schaft vom 12. November 1924 fand die Aussprache zum Vortrag von 
'Frl. Anneliese Wittgenstein über Tabesprobleme und Tabesbehandlung 
:statt. - Es beteiligten sich daran die Herren Kraus, Benda, F. Lesser, 
‚Felix Pinkus, Rosenthal, Joseph; Schlußwort: Frl. Wittgenstein. 
‚Hierauf hielten Vorträge: i. Herr Edmund Falk über Ätiologie der 
‚Skoliose (mit Lichtbildern) (Aussprache: die Herren Max Böhm, .Mukat; 
.Schlußwort: Herr Falk); 2. Herr P. Rosenstein über chemotherapeutische 
Behandlung des Pleuraempyems (Aussprache: die Herren R. Mühsam, 

Westenhöfer; Schlußwort: Herr Rosenstein). u Er 


| Kl n! : Blasengalle für die Verdauung eine wichtige Rolle spiele, indem sie die 
BEL E . Verdanung einerseits einleite, andererseits die konstant sezernierte Leber- 
a vi ie . [} RL a ` B ‘ E 
on] K :galle in ihrer Qualität reguliere. | E (Schluß 'tolgt.) 
on Ah am! | —. 
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N a = ; ichtli i 
Ai Hi; Rn Tagesgeschichtliche Notizen. | 
ni S y $ "(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellenangabe gestattet.) 
tr. N a 


Mit der Frage, wie unsere Heilbäder und Heilanstalten wieder 
von.unserem Mittelstand aufgesucht werden können, befaßt.sich besonders 
die "Ärzteschaft in unseren Kurorten seit einiger Zeit. Die Balneolggische 
Gesellschaft und die Zentralstelle für Balngologie haben in ihrer gemein- 
samon Geschäftsstelle (Berlin W, Potsdamer Straße 134b) eine Organisation 

geschaffen, die wirtschaftlich schwachen Angehörigen des Mittelstandes 


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‘und: Heilanstalten ebenso‘ wie auch in den. Hilfsorganisationen für den 
Mittelstand viel Verständnis und Entgegenkommen gefunden .bat. Der 


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gebaut wird; der Standesverein reichsdeutscher Badeärzte hat sich ganz 
auf den Boden dieser Bestrebungen gestellt, ebenso der Verband ärztlicher 
“"Heilanstaltsbesitzer 'und '-leiter und ‘der Verband deutscher Fremdenheim- 


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‚Bälneologischen Gesellschaft und der Zentralstelle für Balneologie mit An- 
‚erkennudg hervorgehoben. : -1 ro |, -' a ee 


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-greift also, peripherisch: vom. Nerven an. Loewi glaubt, daß diese Ver- | anstaltet in Schreiberhau im Riesengebirge vom 26. Januar bis. zum 


‘von Kollegen Tichy-Schreiberhau. Preis für den Kursus einschl. Wohnun 
und Verpflegung 55 M. Der Unterricht wird durch vom . Deutschen, Ski- 
‘verband geprüfte Skilehrer erteilt. Abendlichs Vorträge über‘ sportärzt- 
liche Themen. | E | | M 


: forderlich wasserdichte derbe Schnürstiefel, Wickelgamaschen, derbe kurze 
Hose und Joppe (geeignet Militärstoff), Ärmelweste, dicke. und lange Faust- 
handschuhe, eine Windjacke, Norweger- oder warme. Mütze, Ohrenschützer. 

. Wollschwitzer für den Schnee als Wassersauger ungeeignet, für das Quartier 


| von dem Programm und nähere Auskunft zu erhalten sind, bis spätestens 
:12. Januar 1925. `’ -u 


‚wieder eine Neuauflage des Rapmundschen Kalenders für Medizinal- 
beamte für das.Jahr 1925. Die Herausgabe besorgt Med.-Rat Dr. Wollen- 


tafel für 1925. und 1926, den Post- und Telegraphen- und Fetnspreol- 


Kuren in Heilbädern und Heilanstalten nachweist und die in den Kurorten | dm 25. November sein 50 jähriges Doktörjubiläum. ' Geh.-Rat Dr. Ernst 
f D e . - . 


„Allgemeine Deutsche Bäderverband hat in einem Zeitungsbericht über seine : 
Tagung besonders betont, daß diese Mittelstandsfürsorge trotz. schwieriger 
‚Verhältnisse :von den deutschen. Bädern in vorbildlicher Weise weiter aug- . ‚storben. — Basel: Geh.-Rat Bethe-Frankfurt a. M. erhielt als. Nachfolger 
‚von Prof. Metzner einen Ruf als Ordinarius. für Physiologie. BE 
‘inliaber.- Im’ preußischen ' Landtäg” wurde ‘die Mittelstandsfürsorge ` dér H 

| sich zweimal: (nicht.22 mal}. um ser 
-::: -22.4 .logroĝe Mehrzahl der Fälle. sekundäre Lues betrifft. 
Druck von L. Schumacher in Berlin N 4. ~ 


Der Deutsche Ärztebund zur Förderung der Leibesübungen yer- 


1. Februar 1925 einen Wintersportlehrgang für Ärzte unter Leitung 


Ausrüstung: Soweit keine Spezialausrüstung vorhanden, sind er 


erwünscht.. Schneeschuhe können am Ort geliehen oder gekauft’ (25 bis 
40 M.) werden. Anmeldungen an Dr. Hans Tichy-Schreiberhau (Rsbg.), 


Nach sechsjähriger Pause erscheint im Dezember d.'J. zum erstenmal 


weber in Dortmund, der für die Bearbeitung der einzelnen Kapitel eine 
Reihe sachverständiger Mitarbeiter gewonnen hat. Neben einer Kalender- 


gebühren entbält der Kalender einen Terminkalender 'und kurze, aber 
erschöpfende Abhandlungen’aus dem Gebiete der amtsärztlichen und-ätzt- 
lichen Sachverständigentätigkeit. Er behandelt das. Gebiet: der ‚medizinal- 
und sanitätspolizeilichen Arbeit der staatlichen Medizinalbeamten unter 
Berücksichtigung, der einschlägigen Gesetzgebung, vor allem des Kreisarzt- 
gesetzes und der Dienstanweisung. für die Kreisärzte, und in einem neuen 
Abschnitt die gesundheitliche Wohlfahrtspflege. Auch die Bestimmungen 
über die Stellung und die Tätigkeit der Krankenhausärzte finden in ihm 


ihre Stelle. Dem Kalender liegt ein Verzeichnis der Medizinalbehörden des 
Reiches und aller deutschen Bundesstaaten bei. Fa, Daai 


= a 


| Der Physiologe Prof. Einthoven in Leiden erhielt: den diesjährigen 
Nobelpreis für Medizin. u a ey Dr 


Hochschulnachrichten. Berlin: Geh.-Rat P. Heymann feeit 


Küster, der Altmeister der deutschen Chirurgen, feierte am 3. November 
seinen 85. Geburtstag in ungewöhnlicher Rüstigkeit und Frische: —.Frel- 
burg: Der ao. Professor für Geburtshilfe und Gynäkologie, Direktor der 
staatlichen Frauenklinik in Karlsruhe Paul Lindig, 38.Jahre alt, 8? 


Ar og 
S mamini 
Berichtigung. Bei den der. Mitteilung über Neo-Cutren‘. yon 
. Abrahamsohn' in Nr. 45 zugrundeliegenden 'Syphilisfällen handsalte.68 
opositiven Primärafekt, “während. die 


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geleitet von 


Geh, San.-Rat Professor Dr.KurtBrandenburg, Berlin # Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedrichstr. 105b 


edizinische Klini 


Organ der Berliner Mediziaischen Gesellschaft - | 


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Verlag von 


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LENLETETEREURTETDTREEREREDEERDORURERDEUENDE USRUEESENSEBEREUDERBALGGSTLALEUUEESGRUAGTEUBURLRAONUSEBERULTERONNERDERESEEULORGHAUDERGDENERERBERERTSEHDEDSUURHUSEURUNEE UBEBSTRRUEERRURTTREUSRRTTERDRTUEGEEGRUDUBRRGREREEREERURETELOEGSDERULEREUNE 
- 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor 


Nr.48 (1042) 


Berlin, Prag u.Wien, 30. November 1924 


XX. Jahrgang 


Klinische Vorträge. 


Keimverderbnis und Fruchtschädigung.*) 
Von Friedrich Müller, München, Br 
Wir sind heute versammelt zum Gedächtnis Hermann Noth- 


nagels, und wir werden ihn am besten ehren, indem wir ver- 


suchen, die Medizin in seinem Geiste aufzufassen, nämlich als einen 
Beruf, der den kranken Menschen als Ganzes, Leib und Seele, 
zum Gegenstand hat, und nicht nur ein einzelnes Organ oder eine 
spezielle Funktionsstörung. | 

Nothnagel konnte mit Recht den Anspruch erheben auf den 
historischen Titel eines Professors der Medizin!), denn er war 
nicht in neumodischem Sinne ein „Spezialarzt für innere Medizin“, 
der sich aus sogenannter Kollegialität ängstlich hütet, das Gebiet 
eines Nebenfaches zu betreten. Mit weitem Gesichtskreis überblickte 


‘er die allgemeine Heilkunde, aus der sich alle Einzelfächer ent- 


wickelt haben, und welche auch der Chirurg, der Geburtshelfer, der 
Neurologe und jeder Spezialarzt beherrschen muß. 

Der praktische Arzt, dieser wichtigste Repräsentant der all- 
gemeinen Heilkunde, steht bei seiner Berufstätigkeit auf dem sicheren 
Boden des Handwerks, d. h. auf der Erfahrung von Jahrhunderten; 
er kennt die Entzündung an ihren Symptomen ebenso wie einst 
Celsus, er behandelt sie heute nicht viel anders als vor 100 Jahren und 
kümmert sich nicht viel um den Streit, den die Pathologen über 
die Theorie der Entzündung führen. Aus der intuitiven, künst- 
lerischen Beobachtung des Arztes schöpft die Wissenschaft immer 
neue Anregungen und Fragestellungen. Die Wissenschaft aber, 
d. h. diejenigen Geister, welche sich nicht mit den beobachteten 
Tatsachen begnügen, sondern die von dem inneren Drang beherrscht 
werden, „rerum cognoscere causas“, öffnen wiederum der ärztlichen 
Beobachtung die Augen und lenken den ruhigen Fluß des Erkennens 
und Handelns in neue Bahnen. 

Die Literatur gibt nicht immer ein getreues Bild von der 
ärztlichen Praxis, sondern sie spiegelt hauptsächlich die herrschenden 
Theorien der wissenschaftlich strebenden Kreise ihres Zeitalters wider: 
So sehen wir z. B. um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts 
in der Literatur als bedeutendste Erscheinung die Erkenntnis von 
der spezifischen Natur der Infektionskrankheiten und vom Contagium 
vivum auftreten. An der Kontagiosität, an der Infektion, waren die 
literarischen Kreise bis dahin achtlos vorbeigegangen, während die 

berzeugung von der Übertragung gewisser Krankheiten durch An- 
steckung von der Volksmeinung und in der ärztlichen Praxis längst 
anerkannt war, selbst in Beziehung auf den Typhus und die Tuber- 
kulose. — Die großen Erfolge der Bakteriologie verleiteten dazu, 
daß in den spezifischen Krankheitserregern die ausschließliche Ur- 
sache der Infektionskrankheiten gesehen wurde, und nur langsam 
hat sich der Gedanke durchgerungen, daß die Empfänglichkeit und 
Widerstandsfähigkeit des Infizierten nicht nur für die Entstehung, 
sondern auch für den Verlauf der exogenen Krankheiten von größter 
Bedeutung ist. So wurde der Konstitution, welche von der 
ärztlichen Praxis nie vernachlässigt worden war, auch von der 
Wissenschaft Rechnung getragen, und damit lenkte sich deren Augen- 
merk auf die ererbten Konstitutionseigentümlichkeiten: Zunächst 
wurde die erbliche Übertragung bestimmter, also spezifischer Krank- 
heitsanlagen studiert. Doch stellte sich heraus, daß die Vererbung 
nicht immer streng dasselbe Bild hervorbringt, sondern daß sie sich 
in den ‚verschiedenen Altersstufen und bei den Mitgliedern derselben 
Familie in recht verschiedenen Erscheinungen äußern kann. 
mm nn 


*) Nothnagel-Vorlesung, gehalten am 31. Mai 1924. 
1) Der Titel eines regius professor of Medicine ist heute noch auf 


‚den englischen Universitäten, z.B. inOxford und Cambridge, im Gebrauch. 


Aus diesem Grunde ist es von Bedeutung, nicht nur beim 


einzelnen Individuum die Krankheitserscheinungen zu verfolgen, 


welche sich von der frühesten Kindheit bis ins Alter hinein mani- 
festieren, sondern auch die Krankheiten der Vorfahren und Familien- 
mitglieder kennen zu lernen; weil man aus solchen Erfahrungen 
Schlüsse ziehen kann auf die Zusammengehörigkeit gewisser Krank- 
heitsbilder und ihre Rückführbarkeit auf eine gemeinsame Anlage. 
Dies gilt nicht nur für viele somatische Krankheiten, wie z. B. 
exsudative Diathese und Asthma, Migräne, Arteriosklerose, Hochdruck 
und genuine Schrumpfniere, Gicht, Angina pectoris und Diabetes, 
sondern ganz besonders auch für die Geisteskrankheiten. 

Von der Erblichkeit im engeren Sinne des Wortes, also von 


dem, was ererbt ist, hat Forel?) die Keimverderbnis getrennt 


und als Blastophthorie bezeichnet. Er unterschied folgerichtig die 
Schädigungen, welche durch ein Gift, wie z. B. den Alkohol, auf 


die Keimzellen, d. h. auf das Sperma und die Eizelle ausgeübt _ 


werden, von solchen, die das schon befruchtete Ei betreffen. Die 
letzteren werden als Fruchtschädigung bezeichnet. Forel warf 
die Frage auf, ob die durch toxische Keimschädigungen erzeugten 
Degenerationen weiter vererbt werden können, etwa in dem Sinne, 
wie Stieve®) eine Veränderung der Keimzellen als somatogene 
Parallelinduktion, d. h. als eine Teilerscheinung einer Umstimmung 
des gesamten Organismus deutet. Forel glaubt aber, daß solche 
Anderungen der Erbmasse meist nicht bleibender Art seien, sondern 
bald wieder von den altfixierten Erbeigentümlichkeiten eliminiert 
werden können. 


. Wir wollen die eigentlich ererbten Anomalien und Krankheits- 


veranlagungen beiseite lassen und uns nur mit der Keimverderbnis 


und Fruchtschädigung beschäftigen. 

Beim Menschen läßt sich aus naheliegenden Gründen oft nicht 
feststellen, ob eine Keimschädigung im engeren Sinne des Wortes 
vorliegt, ob also Sperma oder Eizelle vor der Befruchtung ver- 
dorben waren, oder ob es sich um eine Schädigung des bereits be- 
fruchteten, normalen, Eies in utero handelt. Diese Entscheidung 
ist zwar in jenen Fällen ohne weiteres möglich, wo die Schädigung den 
Mann, also das vöterliche Sperma betroffen hat. Hat die Schädigung 
dagegen das Weib betroffen, so wird es sehr oft unentschieden bleiben, 


ob die Noxe auf das Ei vor der Befruchtung eingewirkt oder dessen . 


Entwicklung in der Gebärmutter gestört hat. In letzterem Falle ist 
nicht immer sicher zu entscheiden, ob eine Infektion des Embryo 
vorliegt, wie dies oft bei Syphilis und bisweilen auch bei akuten 
Infektionskrankheiten der Mutter vorkommt, oder ob durch die 
Krankheit der Mutter eine nicht spezifische Entwicklungshemmung 
oder Ernährungsschädigung des Embryo zustande gekommen ist, 
wobei dieser selbst’aber nicht von dem Infektionserreger befallen war. 

Franklin P. Mall, der kürzlich verstorbene Anatom der 
Johns Hopkins Universität hat wertvolle Untersuchungen über die 
Entstehung menschlicher ne, angestellt, als deren häufigste 
er den Klumpfuß, die Spina bifida, die Bildungsfehler des Herzens und 
des Zentralnervensystems konstatierte.e Er spricht auf Grund seiner 
Studien die Ansicht aus, daß beim Menschen nur selten eine Verderbnis 
der Keimzellen oder des eben befruchteten Eies solchen Mißbildungen 
zugrunde liege. Er glaubt vielmehr, daß in den meisten Fällen das 


2) Forel, Alkohol und Keimzellen (Blastophthorische Entartung), 
dort ausführliche Literaturangabe. M.m.W. 1911, S. 2596; Revue inter- 
nationale contre l’Alcoholisme 1922, Nr.1.. | 

s9) H. Stieve, Untersuchungen über die Wechselbeziehungen 
zwischen Keimdrüsen und Gesamtkörper. Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 99. 

4) Franklin P. Mall, A study of the causes underlying the 
origin of human monsters. Journ. of Morphology. Vol. 19. Philadelphia 
1908. Siehe auch Ballantyne, Antenatal Pathology. 2 Vol. Edin- 
burgh 1904. E i 


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dadurch dessen normale Entwicklung gehemmt werde. Mall konnte 


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‚lismus ist sehr häufig an sich schon ein Zeichen der Degeneration. 


 gifteten Tiere eine sehr viel weniger zahlreiche Nachkommenschaft 


` worden waren; noch schlimmere Zahlen ergaben sich, wenn sowohl 


1674 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 48. 


30. Nóvember | 


Ei ursprünglich normal war, daß aber durch eine fehlerhafte Implan- | kard, der seine Versuche über 14 Jahre ausgedehnt hat, konnte 
tation. des Eies eine Ernährungsstörung des Fötus entstehe, und daß neuerdings ‘die überraschende Mitteilung machen, daß nur die erste 
Generation der mit- Alkohol vergifteten Tiere eine übermäßig hohe 
pränatale und postnatale Sterblichkeit zeigten, daß aber bei den 
überlebenden Tieren von der vierten Filialgeneration ab besonders 


kräftige und langlebige Individuen zu beobachten waren; er glaubt 


den Nachweis führen, daß bei den von ihm untersuchten Tubargravidi- 
täten in 96 % aller Fälle eine Mißbildung des Fötus beobachtet wurde, 
während bei einer Lagerung des Eies im Uterus eine solche nur in 
7% aller Fälle vorkam. Bei den letzteren konnte er oft Abnormitäten 
an der Dezidua und am Chorion- nachweisen, und er nimmt an,. daß 
diese großenteils durch eine Endomötritis. verursacht waren. Er hält 
es für gänz unwahrscheinlich, daß ein primärer Schadön am Ei für 
dessen fehlerhafte Implantation verantwortlich zu machen sei. Nach 
seiner Auffassung spielt somit die Fruchtschädigung eines ursprüng- 
lich normalen Eies eine ganz überwiegende Rolle gegenüber der eigent- 
lichen Keimschädigung und selbst der Heredität. — Aber selbst dann, 
wenn wir die Anschauungen Malls als berechtigt. annehmen wollen, 
wird dieser rein morphologische Standpunkt des Anatomen nicht dem 
ätiologischen Bedürfnis des Arztes genügen. Denn dieser: sieht eben 
auch eine Implantation des Eies in der Tube oder der Bauch: 
höhle nicht als 'reine Zufällserscheinung an, und eine Endometritis,” 
welche eine Ernährungsstörung des Eies zur Folge hat, muß eine Ur- 


Sache haben. Wenn der Aa Also am in einer Conor hos oder und sogar bedeutenden Menschen auswachsen können, so wird man 
Syph oder einer Nephritis findet, so wird er eine Fruchtschädiguug 
au 


doch kaum umhin können, dem Alkoholismus der Eltern eine ver- 

önorrhoischer.. svnhilitischer. oder nenhritischer Grundi > | derbliche Wirkung auf die Nachkommenschaft zuzuerkennen. Auch 

Ba ser E A E A EE E E G Lenz und Hoffmann sprechen sich für eine schädigende Wirkung 
Indem wir alle diese Schwierigkeiten voll anerkennen, welche | 48 Alkohols auf die Nachkommenschait aus. Rüdin allerdings 

unser Thema in sich birgt, wollen wir uns zuerst mit den Giften | ist im weiteren Verlauf seiner vom kritischen Geist getragenen 

beschäftigen, welche eine Keim- oder Fruchtschädigung hervorbringen 

können. 


Unter den Giften, welchen eine keimschädigende Wirkung 
zugeschrieben wird, ist der Alkohol am gründlichsten untersucht 
worden. F&r&°) hat in ausführlichen Statistiken festgestellt, daß 
unter 654 Epileptikern 248mal, also in 38%, Alkoholismus der. 
Eltern nachzuweisen war. Neben dem Alkoholismus der- Eltern 
spielen in seiner Zusammenstellung auch Migräne und puerperale 
Eklampsie eine Rolle. Martin fand bei ’83 epileptischen Mädchen 
der Salpetriere 6Omal Trunksucht der Eltern. i 

Schlesinger: konnte bei 138 minderbegabten Kindern der 
Straßburger Hilfsschule in 30°, Trunksucht der Eltern nachweisen. 
— Schweighofer®) konnte zeigen, daß 75% der Geisteskranken 
in Salzburg von notorisch trinkenden Eltern abstammen. — Ma- 
haim und Ehrlich fanden unter 2059 Nachkommen trunksüchtiger 
Eltern bei 52% blastophthorische Entartungserscheinungen usw. 
| Gegen diese statistischen Angaben lassen sich aber, wie fast 
gegen jede Statistik, gewisse Bedenken erheben, denn der Alkoho- 


minderwertige Elemente eliminiert worden seien. 
~ ‚Auch Combemale und Hodge fanden bei alkoholisierten 
Hunden Defekte und Mißbildungen der Nachkommen. 


š ` 


Auf Grund dieser: und anderer Experimente wird man di 
keimschädigende Wirkung des Alkohols kaum bezweifeln ‘können, 
und wenn auch beim Menschen großenteils nicht die Trunksucht 
‚der Eltern: allein für den Verderb der Kinder in Betracht kommt, 
‚sondern daneben auch andere, namentlich hereditäre Momente an- 
zuschuldigen sind, und wenn auch zuzugeben ist, daß die übergroße 
Mehrzahl von Kindern trunksüchtiger Eltern sich zu völlig normalen 


Alkoholismus der Eltern allein nicht als ausreichende Grundlage 
für die Entstehung der genuinen Epilepsie anzusehen ist, sondern 
daß daneben gewisse Erbfaktoren eine Rolle spielen. Der Alkoho- 
lismus bedeutet wahrscheinlich in manchen Fällen ein auslösendes 
Moment und man wird .Schweighofer Recht geben müssen, wenn 
er annimmt, : daß der Alkoholismus nicht selten eine schon vor- 
könne. u | 
‘ Mit Statistiken allein lassen sich derartige Fragen der Erblich- 
keit nicht mit voller Sicherheit entscheiden. So würde es z. B. 
wohl nicht schwierig sein, statistisch nachzuweisen, daß Ehe- 
scheidungen besonders häulig bei solchen Leuten vorkommen, deren 
Eltern gleichfalls in unglücklicher Ehe gelebt haben, und man 
könnte daraus auf eine Erblichkeit der Ehescheidungen schließen, 
während doch in diesen Fällen sicher das Beispiel, also die Um- 
"gebung, maßgebend ist. i | 
_ Sehr viel spärlicher sind die Angaben über die keimschädigende 
Wirkung anderer Gifte. 

. Von prinzipieller Bedeutung sind Versuche von G. Hertwig, 
welcher. das Sperma von Fröschen mit Methylenblau oder Trypa- 
flavin behandelte und dann mit gesunden Eiern zusammenbrachte; 
es wurde danach eine große Zahl von Mißbildungen beobachtet. 

Bei Morphinismus ist eine keimschädigende Wirkung inso- 
fern nachzuweisen, als dabei ganz gewöhnlich beim Manne die Potenz 
und beim Weibe die Ovulation erlischt, Die Ehe der Morphinisten 
wird ja meistens nur durch die Morphiumspritze zusammengebalten. 
In seltenen Fällen, welche z. B. Erlenmeyer?) erwähnt, kamen 
aber bei Morphinismus des Vaters und selbst der Mutter doch 
Graviditäten zustande und selbst zu normalem Abschluß. Die Kinder 
sollen gesund gewesen sein; ob sie sich auch normal entwickelt 
haben, ist aus der Literatur nicht zu erkennen. Bei Rundlragen m 
ärztlichen Kreisen hörte ich von einem blödsinnigen Kinde, das 
geboren wurde zu der Zeit, als die Mutter Morphinistin war. Frühere 
Kinder waren normal. Ferner kenne ich den Sohn eines Morpbi- 
nisten und einer gesunden Mutter; dieser bot das Bild einer ge 
störten Entwicklung mit hypophysärem Charakter. Die Hypophyse 
erschien im Röntgenbild. verändert, der Knabe war infantil, in der 
geistigen Entwicklung und in seinen Spielen zurückgeblieben, er hat 
sich aber später ganz leidlich weiter entwickelt, als sein Hypo- 
genitalismus sich ausglich, doch ist er auch heute noch zu kelner 
ernsten Arbeit wirklich brauchbar. Féré beschreibt einen Epilep- 
tiker als Sohn eines Morphinisten, Rudolf Hoesslin erzählt einen 
Fall, in welchem ein Kind geboren wurde, nachdem seine Mutter 
in der Gravidität viel Narkotika gebraucht hatte. Das Kind war 
gegenüber früheren und späteren Kindern der gleichen Frau geistig 
und körperlich weniger entwickelt. Levinstein konnte nur dann, 
Gravidität und normale Schwangerschaft beobachten, wenn der 
Morphinismus der Mutter sich auf kleine Tagesdosen beschränkte, 
und dann waren die Kinder schwach, anämisch, ohne Widerstands: 
kraft, erlagen oft in den ersten Wochen oder blieben in ihrer Ent 
wicklung zurück. — Andererseits kenne ich ‚Fälle, wo die Kinder 


Er kommt vor allem bei solchen Individuen und Familien vor, bei 
denen sich. ausgesprochene, oft vererbte, pathologische Veran- 
lagungen nachweisen lassen, vor allem Angstzustände oder moralische 
Minderwertigkeiten oder jene Hemmungslosigkeit, welche auch alle 
niedrig stehenden Völker, z.B. die Hottentotten und Indianer dem 
Alkoholismus verfallen läßt. | u 

Die berechtigten Bedenken, welche man gegen die statistischen 


Angaben erheben konnte, führten dazu, den Weg des Experiments 
zu beschreiten. | sai 


Stockard”) konnte in ausgedehnten Versuchen an Meer- 
schweinchen nachweisen, daß die durch Alkohol chronisch ver- 


hatten, daß die Früchte zum großen Teil lebensunfälig zur Welt 
kamen, rasch starben, kümmerlich blieben und oft Mißbildungen 
darboten. Es wurde z. B. bei 24 Paaren, von denen die Männchen 
vor der Begattung längere Zeit hindurch den Alkoholdämpfen aus- 
gesetzt waren, 14mal Aborte und nur 5 überlebende Junge erzielt; 
ganz ähnlich waren die Resultate, wenn die Weibchen alkoholisiert 


die Männchen als auch die Weibchen vor der Begattung einer 
Alkoholintoxikation unterworfen worden waren. — Agnes Blum?) 
hat zwar die Schlußfolgerungen Stockards "bemängelt, kam aber 
bei ihren Versuchen an Mäusen zu. ähnlichen Resultaten. Stoc- 


6) Charles Fere, Die Epilepsie. Leipzig 1896 und: L’action 
teratogene de l'alcohol möthyligue. Compt. rend. soc. biol. T. 36. 

6) Schweighofer zit. M.m.W. 1911, S. 2599. 

1) Charles Stockard, An experimental study of racial degene-. 
ration in mammals treated with alcohol. Archives of internal medicine. 
1912, Vol. 10, p. 369. (Monstrosities and structural defects praedis- 
positing to later diseases.) — Derselbe, Alcohol as a selective 
agent in improvement of racial stock. Brit. med. journ. 1922, Vol. 2, 
p. 255. — Derselbe, Human types and growth reactions. Amer. journ. 
of anat. 1923, 31, p: 261. E EN : 

-© 8) Agnes Blum, Zschr. f. induktive Abstammungs- u. Vererbungs- 
lehre 1922, 28. > | 


annehmen zu - dürfen, daß durch die Alkoholvergiltung. manche ' 


handene krankhafie Erbanlage zum Ausbruch bringen, also erwecken 


°) Erlenmeyer, Die Morphiumsucht und ihre Behandlung 1887. 


genealogischen Forschungen zu dem Resultat gekommen, daß der | 


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80. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


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ausgesprochen morphinistischer Mütter sich nicht nur zu normalen, 
sondern selbst zu bedeutenden Menschen entwickelt haben. ` 

Von Blei und Quecksilber wird behauptet, daß sie keim- 
schädigend wirken und Constantin Paul beschreibt Degenerationen 


bei Kindern von solchen Vätern, welche an chronischer Bleivergiftung 


litten. — Wenn auch vielleicht bei schwerer chronischer Blei- und 
Quecksilbervergiftung eine derartige Wirkung vorkommen kann, so 
muß doch geleugnet werden, daß jene Mengen von (Quecksilber, 
welche bei antisyphilitischen Kuren der Eltern und selbst der 
Schwangeren angewandt werden, einen schädlichen Einfluß auf die 
Kinder ausüben. Ähnliches gilt auch vom Jod. Jodkali wurde 
früher meistens gegeben bei syphilitischen Schwangeren und ich 
habe nie darnach eine Schädigung der Schwangerschaft, sondern 


eher eine günstige Wirkung auf das Kind beobachtet. Die Er- 
fahrung der Syphilidologen spricht im selben Sinne. Aber mit 


dieser Konstatierung ist die Jodfrage noch keineswegs erschöpft. 
So unschädlich das Jod von den meisten gesunden Syphili- 
tikern ertragen wird, ebenso gefährlich wirkt es bekanntlich bei 


manchen Leuten mit Schilddrüsenhypertrophie; es ist, als ob bei 


gewissen Strumen eine abnorm große Menge Sekret gebildet würde, 
das an sich nicht jodhaltig und nicht wirksam ist. Bei Darreichung 
von Jod wird dieses begierig von der hyperplastischen Schilddrüse 
abgefangen und zur Jodierung der Vorstufe zu aktivem Thyroxin 
oder Jodothyrin verwendet. Wird diese wirksame Substanz im Über- 


- maß gebildet und resorbiert, so stellen sich namentlich bei Leuten 
jenseits der Lebensmitte die gefährlichen Symptome der Hyper- 


thyreose ein. Im Verlauf dieser durch den Jodgebrauch provozierten 
Hyperthyreose geht beim Manne die Potenz meist vollständig ver- 
loren und bei der Frau kann sich, wenn auch seltener eine Amenor- 
rhoe einstellen. Die sekundären Geschlechtscharaktere schwinden bei 
beiden Geschlechtern. Es ist dabei zweifelhaft, ob das Jod direkt 


auf die Hoden und die Eierstöcke einwirkt, oder, was mir wahr- 


scheinlicher ist, auf dem Umweg über die Schilddrüse. Loeb und 
Zoeppritz1°) haben in ihren Experimenten unter Jodgebrauch trotz 
erhaltener Facultas coeundi eine Unfruchtbarkeit der Tiere erzielt. 


Wenn die Jodwirkung beim hyperthyreotischen Menschen nach einer 


längeren Reihe von Monaten wieder vollständig abgeklungen ist, 
kehren Bartwuchs, Augenbrauen, Behaarung der Achselhöhlen, die 


Mammae und auch die Potenz und Zeugungsfähigkeit wieder zurück, 


wie ich wiederholt beobachten konnte. 

Wir sind bei der Schilddrüse angelangt und müssen die 
Frage aufwerfen, ob eine Schilddrüsenanomalie schädigend auf die 
Frucht einwirkt. Wir sehen dabei ab von der Frage, ob der Kropf 
an sich erblich ist. Dies ist auf Grund der modernen Erblichkeits- 
forschung für gewisse Arten von Kropf und Kretinismus als wahr- 
scheinlich anzusehen !!). Durch Experimente von Halsted ist be- 
wiesen, daß die durch jodfreies Futter erzeugte vikariierende 
Schilddrüsenhypertrophie der weiblichen Hunde auch bei deren 


Nachkommen vorkommt. 


Die Frage, ob eine Schilddrüsenhypertrophie und Hyper- 
thyreose einer Gravida auf das Kind schädigend einwirkt, ist nicht 
ohne praktische Bedeutung. Denn bei ihrer Bejahung wird man 
daraus das Recht und die Pflicht ableiten müssen, jenen Mädchen, 
die an Schilddrüsenhypertrophie leiden, das Heiraten zu verbieten 
und bei solchen Frauen eine Schwangerschaft zu verhüten oder zu 
unterbrechen. Es ist mir bekannt, daß viele Ärzte dieser An- 
schauung sind und darnach handeln. Aber in so verantwortungs- 
voller Lage genügt es nicht, aus theoretischer Überzeugung und 
Besorgnis zu handeln, sondern hier dürfen nur Tatsachen sprechen. 
Die Erfahrung lehrt nun, daß Mädchen und Frauen mit Schild- 
drüsenvergrößerung und leichter Hyperthyreose durch Heirat und 
Schwangerschaft nicht geschädigt, sondern eher günstig beeinflußt 
werden. Die Schwangerschaft bedingt offenbar einen vermehrten 


Verbrauch an Schilddrüsensekret wie auch an dem Produkt der’ 


Epithelkörperchen und sie ist deshalb gefährlich für solche Frauen, 


welche eine Insuffizienz dieser Drüsen darbieten, nicht aber für 


diejenigen mit einer vermehrten Tätigkeit der Schilddrüse. Auf 


rund dieser Erfahrung habe ich schon vielen jungen Mädchen 
‚mit Schilddrüsenvergrößerung das Heiraten erlaubt, habe dabei nie 
eine Schwangerschaft verhütet oder unterbrechen lassen und habe: 


dies nie zu bereuen gehabt, sondern nur günstigen Einfluß auf die 
Mutter erlebt. — Aber doch bin ich neuerdings etwas irre geworden 


In dieser Annahme, als ich eine Frau kennen lernte, deren erster 
Sohn vollkommen gesund ist und welche nach Ausbruch eines. 
a n 


1) Loebu Zoeppritz, D.m.W.1914. Dort auch weitere Literatur. 
11) Pfaundler, Über die ne gun en von endemi- 
schem Kropf und Kretinismus. Jahrb. f. Kindhlk., Bd. 05, S. 223. 


| minderwertig und ausgesprochen homosexuell ist. 


_ Kinder. 


'Röntgenstrahlen behandelt wird. 


Morbus Basedowii einen Sohn gebar, der abnorm klein, moralisch 
Freilich ist der 
Fall nicht eindeutig, da der Vater sich in einem Zustand geistiger 


Depression das Leben nahm, und vielleicht ist die Melancholie des . 


Vaters bedeutungsvoller für die schwere Degeneration des Sohnes 
gewesen, als die Basedowkrankheit der Mutter. Ein zweiter Fall 
betraf eine Dame, welche an Kropf und Hpyperthyreose litt und 
wegen dieser auch noch mit Schilddrüsentabletten behandelt wurde. 
Sie machte während dieser Zeit zwei Schwangerschaften durch: der 
erste Sohn ist schwer erziehbar; die Tochter zeigt einen ausge- 
sprochen virilen Typus mit übermäßig kräftiger Muskulatur, wie er 
bei Mädchen mit abnorm geringer Sexualität bisweilen vorkommt. 
Nach der zweiten Geburt wurde bei der Mutter die Schilddrüse in 


zwei Operationen verkleinert mit vorzüglichem Resultat. Stöltzner 


beobachtete bei Kindern von Müttern, welche während der Gravidität 
an Schilddrüseninsuffizienz gelitten hatten, Mongolismus der 


kretinoide Junge zur Welt brachten. EB 


Unter den Drüsen mit innerer Sekretion kommen ferner die 


Hypophyse, die Eierstöcke und die Hoden in Betracht. . 


Bei Hypophysenanomalien der Frau dürfte wohl nur selten . 
. eine Schwangerschaft zustande kommen; ich sah zweimal, daß junge, 


kräftige Frauen nach der ersten Geburt eines gesunden Kindes 
hemmungslos an einer Fettsucht erkrankten, die bis zu 2 und 3 Zentner 
ging; sie litten dabei an Polyurie im Sinne eines Diabetes insipidus, 
ferner an Kopfschmerzen und die eine Patientin auch an Seh- 
störungen. 
auch die Menses, vollständig, und es trat jene Trockenheit der 
Scheide auf, welche den ehelichen Verkehr unangenehm gestaltete. 
Hier lagen also Symptome vor, welche eine Veränderung der Hypo- 
physe, vielleicht durch Erschöpfung nach der Geburt, wahrschein- 
lich machten. In dem einen Falle, der durch Sehstörungen aus- 
gezeichnet war, wies die Röntgenphotographie eine Erweiterung der 
Sella turcica nach; in dem andern Falle stellten sich nach drei- 
jähriger Dauer der Symptome unter Rückgang der Fettsucht und 
der Polyurie die Menses wieder ein und schließlich zwei Schwanger- 
schaften mit Geburt normaler Kinder. — Schwer zu deuten ist der 
folgende Fall: Eine Frau, welche an schwerer Polyurie litt, aber 
keine akromegalischen Symptome darbot, gebar ein Riesenkind 
von 10 Kilo, das während der Geburt starb. Der Diabetes insipidus 
dauerte auch nach der Entbindung weiter und ging langsam in 
einen anfangs milden, dann sich rasch verschlimmernden Diabetes 
mellitus über, und der Tod trat im Koma ein. Die Obduktion er- 
gab normale Größe der Hypophyse, aber an der Grenze zwischen 
Vorderlappen und Hinterlappen eine adenomatöse Wucherung. Die 
angrenzenden Gehirnpartien, besonders der Nucleus peri- und para- 
ventricularis zeigten völlig normales Verhalten der Ganglienzellen 
und der Glia. In dem an Größe reduzierten Pankreas ließ sich 
eine deutliche, aber nicht hochgradige Verminderung der Langer- 
hansschen Inseln erkennen'2). Ä Ä 

Übrigens ist dieFettsucht nichtnur beiHypophysenerkrankungen 
von Störungen der Genitalfunktionen begleitet, sondern auch die 
reine Mastiettsucht kann zum völligen Erlöschen der Ovulation 
wen wie Stieves Experimente an gemästeten Gänsen gezeigt 

aben. Ä 


Die nachteilige Wirkung der Röntgen- und Radiumstrahlen 


auf Hoden und Eierstöcke ist allgemein bekannt.. Die Gynäkologen 
benutzen sie zur Sterilisation der Frauen, namentlich beim Vor- 
handensein von Myomen. Diese rätselhaften Geschwülste des Uterus, 
welche auffallend häufig mit Struma der Schilddrüse und mit gut- 


 artigen, rückbildungsfähigen Adenomen der Mamma einhergehen, 


müssen offenbar mit den Eierstocksfunktionen in Beziehung stehen. . — 
Eine fruchtschädigende Wirkung der Uterusmyome auf das Kind ist 
nach den Erfahrungen der Frauenärzte nicht bekannt, wohl aber 
finden sich einige Beobachtungen, welche einen fruchtschädigenden 
Einfluß der Röntgenstrahlen wahrscheinlich machen. Es ist 
offenbar kein ganz seltenes Vorkommnis, daß eine beginnende 
Schwangerschaft irrtümlicherweise für ein Myom &ehalten und mit 
In solchen Fällen ist sowohl von 
Aschenheim!?), wie auch von Döderlein je ein ausgesprochen 
mikrozephalisches Kind beobachtet worden. In Aschenheimschen 


Falle waren auch Schädigungen der Augen und klonisch-tonische | 


Zuckungen vorhanden. Ähnliche Beobachtungen wurden von Flatau, 
von Albrecht und Pankow mitgeteilt. Albers-Scohoenberg. und 


12) Lauter und Hille, D. Arch. £. klin. Med. 1924. Ae 
18) Aschenheim, Schädigung der menschlichen Frucht durch 


"Röntgenstrahlen. Arch. f. Kindhlk. 1919, Bd. 68. 


1675 


Lanz fand, daß Ziegen nach Entfernung der Schilddrüsen 


Bei beiden Frauen erloschen die Genitalfunktionen, . 


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. rechtzeitig zur Welt und waren normal. Auch Seuffert und 


‘scheiden, ob auch beim Menschen die durch Röntgenbestrahlung 


‚Sterilisation die Regel sein. 


‚Keimdrüsen in Tierexperimenten studiert. Er konnte nachweisen, 
‚daß bei Anwendung größerer Dosen eine Atrophie der Hoden und 


‚Wenn aber bei leichteren Fällen dennoch eine Befruchtung eintrat, 
:so konnte an den Früchten keine Mißbildung nachgewiesen werden. 
-Er nimmt also an, daß die keimschädigende Wirkung der Röntgen- 
strahlen zwar erwiesen sei, daß sie sich. aber nür in völliger Be- 


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daß: überhaupt. keine Befruchtung eintritt. Ist die Schädigung der 
‚weiblichen oder männlichen Keimzellen jedoch geringer und kommt 


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. und nicht etwa defekte Früchte. Wenn diese Regel richtig ist, so 


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.diese Fälle, wo nach einer Keimschädigung ein defektes Individuum 


'nach der Befruchtung mit normalem Sperma bzw. normalen Eiern 
‚eine sehr viel geringere Zahl von Eireifungen konstatiert: die be- 


- behandelte Froscheier mit Röntgenstrahlen und erhielt gleichfalls 


1676 | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 30. November 
eine Reihe anderer Autoren warnen vor der Bestrahlung 'schwangerer 
'Uteri, weil dadurch Aborte herbeigeführt oder eine Schädigung des 
Fötus erzeugt werden könne. Auch durch Tierexperimente ist die 
fruchtschädigende Wirkung der Röntgenstrahlen festgestellt. MaxCohn 
erzielte beigedeckten Kaninchenweibchen schwere Wachstumsstörungen 
der Früchte, v. Hippel Kätarakte, Kolobome und Mikrophthalmie. 
Während also das Vorkommen einer Fruchtschädigung 
durch Röntgenstrahlen erwiesen zu sein scheint, ist die Frage der 
'Keimverderbnis weniger leicht zu beantworten. 
Bei den Röntgenologen soll eine auffällige Häufigkeit kinder- 
loser Ehen oder von Einkindsterilität beobachtet sein. Die Be- 
strablung der Eierstöcke ist vielfach mit Erfolg angewandt worden, 
um eine Sterilisierung der Frau herbeizuführen; doch hat sich dieses 
Verfahren nicht als unbedingt zuverlässig herausgestellt, und zwar 
gelingt die Sterilisierung, d. h. die Herbeiführung einer Amenorrhoe 
‘offenbar viel sicherer jenseits eines gewissen Lebensalters, etwa des 
35. Lebensjahres, als bei jüngeren Frauen. Wenn bei Frauen trotz 
einer ausgiebigen Bestrahlung dennoch eine Konzeption zustande. 
kam, so wurde nach Nürnberger, Zangemeister und Pankow 
niemals eine Schädigung der Frucht beobachtet, die Kinder kamen 


Bagg!®) an Mäusen, aus denen hervorgeht, daß die Bestrahlung 
der -Keimzellen zu vererbbaren Degenerationserscheinungen selbst 
noch bei der dritten und vierten Filialgeseration führen können. 
Da die Mäuse einige Wochen vor der Befruchtung bestrahlt worden 
waren, handelt es sich in diesen Experimenten sicher um eine 
Keimverderbnis und nicht um eine Fruchtschädigung in utero. 

Es ist oft die Frage aufgeworfen worden, ob Unterernährung 
der Mutter eine schädigende Wirkung auf das im Uterus sich be- 
findende Kind ausüben kann. Aber die Erfahrung der schlimmsten 
Hungerjahre des Krieges hat gezeigt, daß das Geburtsgewicht keine 
nennenswerte Verminderung aufwies, und diese Tatsache läßt sich 
nur so erklären, daß die Kinder im Mutterleibe mit größerer Energie 
die Nahrungsstoffe anziehen, sehr zu der Mutter Schaden. Freilich 
hat man in jenen bösen Jahren eine auffällige Häufung von Aborten 
beobachtet, gerade auch bei solchen Frauen, welche vorher oder 
später keine Neigung zu Aborten zeigten. Es ist aber zweifelhaft, 
ob es sich dabei um die Wirkung quantitativ und qualitativ un- 
genügender Ernährung; handelte oder ob nicht vielmehr jene: über- 
mäßige und namentlich ungewohnte körperliche und geistige An ` 
strengung anzuschuldigen ist, der damals die Frauen und nament- 
lich diejenigen der gebildeten Stände ausgesetzt waren. | 

Es ist nicht auszuschließen, daß seelische Traumen ein 
Rolle spielen können, daß also Kummer und Schreck bei schwangeren 
Frauen schädigend auf Schwangerschaft und Frucht einwirken. 

Diese Ansicht ist im Volke weit verbreitet, und man sollte 
an solchen Volksmeinungen nicht mit billigem Spott vorbeigehen, 

Ich kenne einen schönen, großgewachsenen Epheben von 18 Jahren, 
der eine so schwere Idiotie darbietet, daß man an eine Entwicklungs: 
' störung des Gehirns denken muß. Vater und Mutter sind gesund und 
bei wiederholter Untersuchung haben sie negativen Ausfall der WaR. 
dargeboten. Die zahlreichen Kinder des Ehepaares, welche vor und 
nach dem unglücklichen Knaben geboren wurden, sind vollkommen 
normal. Während jener Schwangerschaft war die Mutter den Schreck- 
nissen der Beschießung von Port Arthur ausgesetzt, und Nonne, 
gewiß ein nüchtern denkender Arzt, hält in diesem Falle einen Zu- 
sammenhang mit dem damals ausgestandenen psychischen Trauma 
für möglich. : l m 

Wenn man bedenkt, daß psychische Einflüsse ohne Zweifel 
eine große Wirkung auf die Eireifung, d.h. auf die Menses, aus- 
‘üben können, Uterusblutungen hervorrufen oder sistieren können, 
so wird man es nicht für unmöglich halten, daß auch die Frucht- 
entwicklung geschädigt werden kann. Stieve beschreibt eine Henne, 
welche sofort aufhörte zu legen, als in demselben Raum ein Fuchs 
in einem Käfig untergebracht worden war. | 

Es ist mir in der Klinik aufgefallen, wie häufig man bei 
Kindern mit schweren Entwicklungsstörungen anamnestisch erfährt, 
‚daß sie von unehelicher Geburt sind. Man wird kaum annehmen 
können, daß es hauptsächlich degenerierte Individuen sind, welche 
uneheliche Kinder erzeugen. Ist nicht doch vielleicht an der großen 
Häufigkeit körperlicher und geistiger Defekte der unehelichen Kinder 


wenigstens zum Teil die psychische Alteration schuld, welcher die 
uneheliche Mutter ausgesetzt ist? | | 


Ein alter Volksglaube sagt ferner, daß hohes Alter der Eltern 
schädigend auf die Kinder einwirke. In der Mehrzahl der Fälle ist 
dies gewiß nicht zutreffend, ich kenne eine Reihe von ganz ge 
sunden Menschen, welche in ihrer Entwicklung und selbst der Lebens 
dauer keineswegs hinter ihren sehr viel älteren Geschwistern zurück 
stehen und bei deren Geburt. der Vater über 60 und die Mutter 
dem Klimakterium nahe war. Rubens war das zwölfte Kind seines 
Vaters, und nach seinen Bildern zu urteilen, war er nicht nur 
ein schöner Mann, sondern auch gewiß sexuell nicht unterwertig. 
Peiper!®?) hat die Frage der Nachkommenschaft alter Eltern 
an großem Material statistisch geprüft und fand, daß nach dem 
35. Lebensjahr der Mutter die Zahl der Totgeburten rasch bis 
aufs Doppelte ansteigt. Die Zahl der Totgeburten in Berlin betrug 
bei einem Alter der Mutter von 20—25 Jahren 3% und bei einem 
Alter von 45—50 Jahren 9,7%. Nach Ploetz findet sich femer 
eine Erhöhung der Kindersterblichkeit bei. einem Alter des Vaters 
über 50 Jahren oder unter 20 Jahren. Ferner gibt Peiper an, daß mil 
. zunehmendem Gesamtalter der Eltern die Minderwertigkeit der Kinder 

zunimmt; wenn beide Eltern zusammen unter 80 Jahre alt waren, 
fanden sich 5% minderwertige Kinder, betrug das gemeinschaftliche 
Alter der Eltern über 90 Jahre, so betrug die Zahl der minderwertigen 


Kinder 40%. Auch mit dem steigenden Alter des Vaters allein 
soll die Minderwertigkeit der Kinder zunehmen. 


Trillmilch fanden nach Bestrahlungen der Ovarien niemals Miß- 
bildung der Jungen. Stieve hat männliche und weibliche Gänse 
‚den Röntgenstrahlen ausgesetzt und danach eine Atrophie der Hoden 
und der Eierstöcke festgestellt. Aber diese Schädigung der Keim- 
zellen war nicht dauernd, sondern vorübergehend, und in der nächsten 
Legeperiode wurden wieder Eier produziert. Es ist schwer zu ent- 


gesetzte Schädigung der Hoden und Eierstöcke nur vorübergehend, 
also wieder reparationsfähig ist; bei der Frau dürfte die dauernde 


Nürnberger!) hat die Wirkung der Röntgenstrahlen auf die 


Eierstöcke eintritt und daß eine Befruchtung nicht zustande kommt. 


fruchtungsunmöglichkeit äußere. — Auf Grund der Tierexperimente 
von Nürnberger sowie der Erfahrungen am Menschen könnte man 
den Schluß ziehen, daß bei der Schädigung der Keimdrüsen ge- 
wissermaßen ein „Alles- oder Nichts“-Gesetz gelte, d. h., die 
Schädigung der Keimdrüsen könne sich nur in der Weise äußern, 


‘eine Befruchtung überhaupt zustande, so resultieren nur gesunde 


würde sie das Auftreten eigentlicher Keimschädigungen bei der 
Nachkommenschaft überhaupt ausschließen und beweisen, daß durch 
den mächtigen Impuls der. Befruchtung die Schädlichkeiten über- 
wunden werden, welche der Ei- und Samenzelle zugefügt waren. 
Diese Regel wird in der Hauptsache richtig sein, namentlich bei | 
höheren Tieren; sehen wir doch bei allen jenen Schäden, welche 

die Hoden und Eierstöcke betreffen, vor allem die Zahl der Be- 
fruchtungen bedeutend abnehmen, oft bis auf Null. Aber Aus- 
nahmen von dieser Regel kommen vor, selbst beim Menschen, und 


resultiert, sind von besonderem Interesse für den Arzt. 

Bei niederen Tieren ist ein solcher Ausgang der Keim- 
schädigung in richtige Mißbildungen entschieden häufiger als bei 
höheren: O. und G. Hertwig'5) haben nach der Einwirkung von 
Radiumstrahlen auf isolierte Bier oder auf das Sperma von Fröschen 


fruchteten Eier entwickelten sich schlechter als gewöhnlich, und es 
wurde eine große Zahl von Mißbildungen beobachtet. Bardeen!®) 


zahlreiche Abnormitäten bei den Larven. Von großem Interesse sind 
neuere Arbeiten von Mavor!”) an Drosophila und von Little und 


14) Nürnberger, Experimentelle Untersuchungen über die Ge- 
fahren der Bestrahlung für die Fortpflanzung. Habilitationsschr., 
München; Mschr. f. Geb. u. Gyn. u. Fortschr. d. Röntgen. 1919. 


15) O. srvie Das Werden der Organismen. Jena 1918. 
16) Bardeen; Journal of exper. Zoolo 


1907 
17) The American Journal of Bantganology and Radium Therapy. 


Vol. X. 1923. Herr J. Bauer-Wien hatte die Güte, mich auf diese 
Arbeiten aufmerksam zu machen. 


18) Little and Bagg, ebenda. 
19) Peiper, Jahrb. i. Kindhlk. 96, S. 81; Mschr. f; Kindhlk. 1921,19 


als der Magen. 


30. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. | © Jev 


Eine andere Frage ist die, ob abnorm rasche Häufung von 


Geburten, also eine Erschöpfung der Mutter, die Folge habe, daß 


die späteren Kinder schwächlich werden. Gegen diese Annahme 
verhält sich Lenz ablehnend, ebenso wie gegen die Behauptung 
einer Minderwertigkeit der erstgeborenen Kinder. (Schluß folgt.) 


Aus der II. Medizinischen Klinik der Universität Wien 
(Vorstand: Prof. Dr. Norbert Ortner). 


Zur Diagnose der Pleuritis.*) 


Von Prof. Dr. Norbert Ortner. 


Wo wir eine basale Dämpfung über dem Zwerchfell mit ab- 
geschwächtem Atemgeräusch, abgeschwächtem Stimmfremitus, ab- 
geschwächter Stimmkonsonanz vorfinden, also Anwesenheit von 
pleuraler Flüssigkeit vermuten dürfen, dort muß keine solche, 
sondern es kann nur Hochstand des Zwerchfells vorliegen, demnach 
eine basale exsudative Pleuritis vorgetäuscht werden. Ein solcher 
Zwerchfellhochstand kann ein beiderseitiger sein. Diesen werden 
wir dort anerkennen, wo ein Grund für das Vorhandensein eines 
solchen Hochstandes des Zwerchfells, soweit er nicht kongenital, 
sondern infolge einer raumbeengenden Erkrankung im Bauche er- 
worben ist, nachgewiesen werden kann; wo eine deutliche respira- 
torische Verschiebbarkeit der unteren Grenzen des normalen Lungen- 
schalles nachweisbar ist — freilich ist diese öfter eingeschränkt 
infolge der durch den Hochstand bedingten verminderten Exkursions- 
fähigkeit des Zwerchfelles — und weiters auch dort, wo ein der- 
artiger Hochstand des Zwerchfelles aus dem Hochstande des Herzens 


. oder der Leber erschlossen werden kann. In den meisten Fällen 


wird auch das Röntgenbild Aufschluß geben. Ein solcher er- 
worbener Zwerchfellhochstand muß aber durchaus nicht immer auf 
beiden Seiten gleich sein, er kann nur einseitig oder auf der einen 
Seite ungleich mehr ausgeprägt sein als auf der anderen Seite. 


_ Dies ist nach meiner Erfahrung auf der linken Seite viel öfter der 


Fall als auf der rechten, weil die Leber einer Empordrängung viel 
mehr Widerstand leistet, zudem Kantenstellung einnehmen kann, 
ber eine derartige, wiewohl das gesamte Zwerch- 
fell berührende, jedoch nur einseitig deutlich wirksame Ursache 
(mächtiger Meteorismus, Aszites, großer Tumor im Bauche), durch 
welche also eine nur oder nahezu nur einseitige (linksseitige) 
Zwerchfellempordrängung hervorgerufen wird, wird uns das Röntgen- 
bild, die klinische Tatsache, daß wir oberhalb der basalen Dämpfung 
normale oder etwas abgeschwächte physikalische Lungenverhältnisse 
finden, eventuell die Untersuchung bei entleertem Bauche (Aszites) 
Aufschluß bringen. | 

Ein derartiger einseitiger Zwerchfellhochstand, daher an- 


_ scheinende basale Dämpfung mit abgeschwächtem Atmem, Stimm- 


fremitus und Stimmkonsonanz kommt aber auch bei einseitiger 
Phrenikuslähmung vor. Ich sah dies bei einer Frau, bei welcher 


infolge eines primären Mammakarzinoms eine mediastinale Drüsen- 


metastase mit Kompression des linken Nervus phrenicus und Läh- 
mung: des linken Zwerchfells entstanden war. Schon die Berück- 
Sichtigung der Lage des Spitzenstoßes im 4. Interkostalraume allein 
mußte die richtige Diagnose nahelegen. Ein derartiger Zwerchfell- 
hochstand hat mich, nebenbei gesagt, schon wiederholt verführt, 
größere Quantitäten von Pleuraflüssigkeit anzunehmen als tatsäch- 
lich vorhanden waren. Und ein derartiger einseitiger Zwerchfell- 
hochstand kann, wie mir scheint, auch ganz akut eintreten und 
ebenso rasch, innerhalb 48 Stunden, wieder zurückgehen. Wenigstens 
sah ich dies in einem Falle von Nierenkolik bei einem 37jährigen 
Manne. Es scheint mir ferner nicht ganz bedeutungslos, zu be- 
tonen, daß ich selbst eine leichte Schalldämpfung über der ganzen 
rechten Lunge, abgeschwächtes Atemgeräusch, abgeschwächten Stimm- 
fremitus und abgeschwächte Stimmenkonsonanz bei einer rechts- 
händigen Frau mit Hepatoptose sah, wie ich mit Rücksicht auf ein 
auffällig schwaches Littensches Zwerchfellphänomen annehme in- 
folge verminderter Zwerchfelltätigkeit durch die Hepatoptose. Wir 

den uns aber begreiflicherweise ebenso gezwungen, bei einem der- 
artigen einseitigen Zwerchfellhochstande an einen subdiaphragmalen 

rkrankungsprozeß als auslösbare Ursache zu denken. Es gilt dies 
beispielsweise vom subphrenischen Abszesse, mächtigen Vergröße- 
rungen von Leber oder Milz, von paranephritischen Abszessen, von 
einer großen Hydro-(Pyo-)Nephrose, von Nierenechinokokkenzysten, 
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..*) Aus dem in Bälde erscheinenden Werke von Ortner: „Diffe- 
rentialdiagnose innerer Krankheiten“, der Fortsetzung des im Drucke 
befindlichen zweiten Bandes von Ortner: „Klinische Symptomatologie 
innerer Krankheiten“. | = 


Leberabszeß, Lebergumma oder Lebertuberkulose, Milzabszeß, Milz- 
tuberkulose, Milzsarkom. Ich habe dies sogar zweimal bei abnorm 
kleiner Leber infolge atrophischer Leberzirrhose gesehen, bei welcher 


rechts rückwärts von der Spina scapulae einmal ein vollkommen 


leerer Schall, fehlendes Atemgeräusch, das zweite Mal daneben an 
der Dämpfungsgrenze Bronchialatmen, fehlende Stimmschwingungen 
vorhanden waren und ich angesichts aller dieser Symptome eine 
Pleuritis exsudativa dextra bei atrophischer Leberzirrhose mit 
mächtigem Aszites diagnostizierte. Die Obduktion aber ergab einen 


kodlossalen Zwerchlellhochstand der rechten Seite bei atrophischer - 
Leberzirrhose und Atrophie der rechten Zwerchfellhälfte, keine Spur. 


von Flüssigkeit im rechten Pleuraraume. In solchen Fällen wird 
natürlich jede respiratorische Verschiebbarkeit und. ebenso das 
Littensche Zwerchfellphänomen fehlen. Nur der Mangel jeder sub- 
jektiven Schmerzen und aller objektiven lokalen Druckschmerzen, 
das Fehlen einer auffälligen bzw. im Vergleiche zu früher akut er- 
höhten Atembeschleunigung in letzterer Zeit, die ev. auffällige Be- 
grenzung der oberen Dämpfungsgrenzen (rückwärts sehr hoch, vorne 
auffällig wenig erhöht, wie es in den zwei Fällen eigener Beob- 
achtung der Fall war), der Mangel von Verdrängung der mediastinalen 
Organe und vor allem des paravertebralen Dreiecks werden uns 
auf den rechten Weg führen. | 

Ein solcher Zwerchfellhochstand kann mit einem pleuralen 
Exsudate auch dann doppelt leicht verwechselt werden, wenn seine 
Entwicklung sich genau so vollzieht, wie jene eines pleuralen Ex- 
sudates. Ich fand bei einem 57 Jahre alten Manne ein primäres 
Karzinom der Flexura hepatica mit mächtiger Metastasenbildung in 
der Leber. In der rechten Axilla war an der Dämpfungsgrenze 
Bronchialatmen hörbar, zeitlich später, doch nur vorübergehend 
auch rückwärts bis an die Wirbelsäule, wobei .aber Stimmfremitus 
und Stimmkonsonanz in der Axilla eher verstärkt erschienen. Bei 
Vorneüberbeugen hellte sich rechts hinten unten der Schall erheb- 
lich auf, statt des leeren Schalles war der Lungenschall etwa 


11/2 Querfinger tiefer getreten. Und die Obduktion ergab ausschließ- 


lichen rechtsseitigen Zwerchfellhochstand infolge Karzinom-Metastasen 


in der Leber, keinen Tropfen eines pleuralen Fluidums. Nebenbei 


ein Fall, der auch lehrt, daß eine durch einen Lebertumor bedingte 
basale rückwärtige Dämpfung bei Vornüberbeugen sich aufhellt, 


offenbar weil die schwere Leber nach vorne fällt und die Lunge 


rückwärts sich einschiebt. | 


In der Regel wird man sich aber zur Unterscheidung zwischen 
Zwerchfellhochstand durch einen raumbeengenden Erkrankungs- 
prozeß und basalem pleuralem Exsudate vor allem darauf stützen, 
daß man bei ersterem im Bereiche der etwa bis zum Angulus 
scapulae reichenden Schalldämpfung ein vollkommen normales, 


nicht geändertes oder kaum etwas abgeschwächtes Atemgeräusch 
‚hört. In manchen Fällen mag auch der Umstand, daß man im 


Dämpfungsbezirke deutliches pleurales Reiben, und zwar in dessen 
den unteren Pleurapartien entsprechenden Anteilen wahrnimmt, 
gegen die Diagnose eines pleuralen Exsudates verwendet werden. 
Einigen Wert hat nach eigener Erfahrung auch die genaue Be- 
stimmung der Distanz zwischen vorderem Ende der 10. knöchernen 
Rippe und der gleichseitigen Spina ossis ilei anterior superior. 
Diese Distanz ist, soviel ich gesehen habe, bei einem subphrenischen, 
wenigstens suprahepatalen Abszesse infolge der Bauchmuskelspannung 
kleiner als auf der kontralateralen Seite, während bei einem Pleura- 
exsudat. dieselbe gleich oder sogar auf. der kranken Seite etwas 
größer erscheint wegen Hebung des Rippenbogenrandes. Ich selber 
fand weiters die vorliegende Überlegung in mehreren Fällen prak- 
tisch brauchbar. Es handelte sich um einen von allen Seiten an- 
erkannten subphrenischen Abszeß, eine hoch bis gegen den Angulus 
scapulae zu reichende rlickwärtige Dämpfung mitschwachem Bronchial- 
atmen, von der nur strittig war, ob sie dem alleinigen subphrenischen 
Abszesse oder diesem plus einem supraphrenischen pleuritischen 
Exsudate oder einer höhergradigen Kompression der Lunge durch 
den subphrenischen Abszeß ihre Entstehung verdankt. Ich fand 
nun in den wenigen einschlägigen Fällen über den oberen. Partien 
dieser Dämpfung auffälligerweise etwas erhöhte Stimmkonsonanz, 
besonders auffällig aber war hierselbst das Baccellische Phänomen 
stark positiv. Hieraus schloß ich auf Mangel an Eiter im Bereiche 
dieses positiven Phänomens, und daraus mußte ich den Schluß 
ziehen, daß weder der subphrenische Abszeß allein noch auch eine 
Kompression der Lunge durch diesen vorliegen, sondern ein seröses, 
nichteitriges Pleuraexsudat mitbestehen müsse. Die Operation be- 
stätigte bisnun meine Diagnose in den spärlichen Fällen, die ich 
sah. Weitere Nachprüfung von anderer Seite schiene mir höchst 
wünschenswert. l 


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` Transfusion ‚mit Lammblut, .also einem zweifellosen Proteinkörper- 
. präparate, dürfte 1667 Denis ausgeführt haben. Der. Großvater 


 meinsamen‘ Faktor zu erkennen und herauszuheben. 
. gemeinsame Faktor ‚schien mir eben die Proteinkörperwirkung zu 


‚bunte Allerlei wie mit einer Klammer zusammengefaßt und auf 


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injektionen in Vorschlag zu bringen: 1. Der Umständ, daß es sich 


` Firma sei und 3. ein psychologisches Moment. Dem Kranken flößen 


sagen seit seinem ersten Lebenstag als sehr gut bekömmlich wohl- 


_ weitestgehende Unspezifität. Ich habe sie schon in meiner ersten 


1678 1924 — 


IEDIZINISCHE. KLINIK — Nr, 48. 


TE Y YUY ETIE 
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Aus der I. Medizinischen Universitäts-Klinik der Deutschen 
aa, ` Universität in Prag. . | 

> Proteinkörpertherapie bei Erkrankungen 

‚des Digestionstraktes und des Stoffwechsels.*) 
| Von Prof. Dr: Rudolf Schmidt. | 


~ Gestatten Sie mir vor allem, dem Vorstande meinen besten 
Dank zu sagen für die freundliche Einladung, ein Referat. zu er- 
statten über Proteinkörpertherapie bei krankhaften. Störungen der 
äußeren und inneren Verdauung. = = a | 
Die Kollektivbezeichnung „Proteinkörpertherapie“ finden 

Sie zum .erstenmale in einer kleinen Arbeit, die ich -zu Beginn. des 
Jahres 1916 in der M.Kl. veröffentlicht habe. Das damals geprägte 
Wort ist seitdem zu einer gangbaren Münze geworden und 


liche Diskussion zuteil. Es war eben doch wohl notwendig, das 
Problem durch die Bezeichnung Proteinkörpertherapie aufzuzeigen, 


= und durch die Erkenntnis des Prinzipiellen eine therapeutische 


Richtung zu inaugurieren. ‚Seit Jahrhunderten wird Therapie mit 
Eiweißkörpern betrieben, aber erst jetzt kam es zu einer zielbewußten 
therapeutischen Bewegung. n | 


Die Therapie mit Proteinkörpern ist, wie eben bemerkt, 
sehr alten Datums, die Proteinkörpertherapie aber hatte zur 
Voraussetzung : die prinzipielle. Erfassung des Problems, wie. sie 
in den Arbeiten meiner Klinik zum Ausdrucke kam. Die erste 


Darwins 1796 injizierte intravenös. bei-putridem Fieber Menschen-, 
Schaf- und Eselsblut. Sie sehen also m. H., daß es ziemlich lange 


dauerte, bis aus einer Therapie mit Proteinkörpern eine „Protein- 


körpertherapie“ wurde. Es war dazu notwendig, durch, die äußere 
vielgestaltige Fassade scheinbar ganz differenter therapeutischer 
Einzelverfahren, wie Behandlung mit Iso- und Heterovakzine, mit 
spezifischem und unspezifischem Serum, mit Tierblut,.. mit Tuber- 
kulin, mit Nukleinlösungen, mit Deuteroalbumosen usw. sich nicht 
verblüffen und verwirren zu lassen. Es war notwendig, den ge- 


Dieser 
sein. Der neugeschafiene Begriff der. Proteinkörpertherapie hat dieses 


einen gemeinsamen Nenner gebracht. 5 | 
‘ In dieser Erkenntnis der prinzipiellen Gleichartigkeit' scheinbar 


ganzheterogener therapeutischer Einwirkungen und buntesterKasuistik 
> auf septischem und aseptischem Gebiete und in. der Erkenntnis. 
- weitestgehender Substituierbarkeit der einzelnen, in der äußeren 


Form allerdings sehr wesentlich voneinander abweichenden thera- 
peutischen Maßnahmen scheint mir zumindest eine wichtige Etappe 
in der Entwicklung der Proteinkörpertherapie, wenn nicht direkt 
ihr. eigentlicher Ursprung gelegen zu sein. i x | 

Diese Gesichtspunkte hervorzuheben und zu unterstreichen 


.war Hauptzweck meiner eingangs erwähnten Arbeit. | ex 


Mein Vorschlag, als proteinkörpertherapeutisches Agens Milch 
in Anwendung zu bringen, hat vielleicht dazu beigetragen, der 
Proteinkörpertherapie in ihrer praktischen Anwendung den Weg zu 
bahnen. Drei Gesichtspunkte waren es, die mich veranlaßten, Milch- 


hier um ein Proteinkörperpräparat handelt, das auch im entlegensten 
Gebirgsdorfe jederzeit zur Verfügung steht; 2. die Überlegung, daß 
der Kuhorganismus eine durchaus vertrauenswürdige chemische 


Milchinjektionen nie irgerdwie Furcht ein, da ihm ja Milch sozu- 


bekannt ist. | | 

- In zahlreichen Arbeiten haben dann ich selbst, und meine 
Mitarbeiter P. Kaznelson, St. Lorant, O: Kraus, H. Adler sich 
‘bemüht, dem von mir geschaffenen Begriff der Proteinkörpertherapie 
entsprechende biologische Grundlagen, besonders auch in hämato- 
logischer Richtung zu geben und die praktische Nutzanwendung am 
Krankenbette auszubauen. ` | 

Zu den Hauptkriterien der Proteinkörpertherapie gehört ihre 


*) Nach einem auf Einladung des Vorstandes der Gesellschaft 


für V erdauungs- und Stoffwechselkrankheiten am 28. Oktober 1924 in 
Berlin erstatteten Referate. | 


dem - 
Problem der P.K.T. wurde in der Weltliteratur eine selten ausführ- 


nachweisbar, wenn sie sich an Entzündungsherden 


, wieder eine Möglichkeit der Einwirkung von Proteinkörpern, 


* . $ K $ 4 


Abhandlungen. -. 


Arbeit der Hydrotherapie an die Seite gestellt. Es war daher 


a priori vorauszusehen und zu erwarten, daß die Proteinkörper-: 
theräpie in ihrem Indikationsbereich nahezu unbeschränkt sein wird,. 
und die Bestimmung in "sich trage, auf mehr minder sämtliche 
Lokal- und’ Allgemeinerkrankungen sowohl septischer als aseptischer . 
Natur sich auszudehnen. "Und so war auch ihre Anwendbarkeit auf .. 
dem Gebiete der Erkrankungen des Digestionstraktes und des . 


Stoffwechsels eigentlich von vornherein gegeben. 


' . Ich könnte nun m. H: gleich das Gebiet der speziellen Therapie 


betreten und Ihnen referierend mitteilen, in welchem Prozentsatz 
Heilungen’ oder Besserungen,.z. B. bei Ulcus ventriculi, erzielt wurden. . 


30. Novémber © 


Abgesehen von den Bedenken, welche fast für jede Statistik gelten, 


‚halte ich es auch aus anderen Gründen -für weitaus zweckmäßiger, 
Sie einzuladen, mir auf das Gebiet der allgemeinen Proteinkörper-. 


therapie zu folgen. Fragen wir uns: Liegt es nicht vielleicht schon. 


im Wesen der Proteinkörpertherapie, ihrer Mechanik, wenn ich so 
sagen darf, begründet, daß günstige therapeutische Einwirkungen 


erkrankungen zu erwarten. sind? Und wo haben wir die Angriffs- 
punkte anzunehmen? Kommen wir. hier zu klaren und begründeten 


vierung im Sinne Weichardts ins Auge gefaßt. 
Erfahrungen mit Proteinkörpertherapie aus gesehen, dieser Gesichts- 


3 Momente von größter Bedeutung we i 

1. Die pyrogene Allgemeinwirkung, welche zur Sanierung 
Spasmus u. dgl.) gewissermaßen den Gesamtorganismus aufruft 
Sekretionsverhältnissen; in den tonischen Einstellungen führen kann. 


‚So sind z. B. Ulkuskranke zu einem großen Prozentsatze Brady- 
kardiker. Der Gesamtorganismus steht im Zeichen einer gewissen 


mangelhaite Säftebewegung durchaus wahrscheinlich. Schon hier 


ergibt sich also die Möglichkeit einer Korrektur dieser Verhältnisse 
des durch Proteinkörpereinspritzung 


unter der antreibenden Peitsche 
ausgelösten Fieberkomplexes. 


2. Die Herdreaktion. Sie ist, wenn. ich so sagen darf, 


' ein Fieber en miniature und örtlich beschränkt. In einer kleinen, 


im Deutschen Arch. f. klin. Med. im Jahre 1919 publizierten Arbeit 
habe ich mit -besonderem-Nachdruck auf diese unspezifischen Herd: 
reaktionen hingewiesen. Die Vorstellung, daß Herdreaktionen 2. B. 
in tuberkulös erkrankten. Lungenspitzen nur durch spezifische Bin- 


wirkungen, also durch Tuberkulin ausgelöst werden können, war 


so eingewurzelt, daß eine Korrektur dieser falschen und vielfach 


. zu irrigen diagnostischen Schlüssen. führenden Vorstellung‘ wohl 


dringend am Platze war. Heute sind wir uns wohl darüber klar, 
daß Herdreaktionen wohl durch jeden den Organismus treffenden 


Reiz ausgelöst werden können, falls ‘derselbe besonders in. den 


zirkulatorischen und neurogenen Betrieb mit entsprechender In- 
und Extensität eingreift. Eine allzu starke Besonnung, eine Angina, 
eine Röntgenbestrahlung sind Einwirkungen, die ganz analog einer 
Proteinkörpereinspritzung Herdreaktionen z. B. in einer tuberkulös 


: erkrankten Lungenspitze oder in erkrankten Gelenken auslösen 


können. Eine gewisse Eigenart der Herdreaktionen nach Protein- 
körperinjektionen scheint darin zu bestehen, daß sie bei richtiger 
Wahl der Dosis vielfach ausgesprochen sanierend wirken. -Es scheint 


mir dabei von Wichtigkeit, den Begriff „Herd“ und „Herdreaktion“ 


"nieht zu eng zu fassen. Klinisch sind Herdreaktionen am leichtesten 


und dabei an 
der Oberfläche oder z. B. im Lungengewebe abspielen. 


förmige Störungen können aber auch z. B. spastischer Natur sein 


im Sinne eines Pylorusspasmus oder sekretorischer Art, z. B, eme 


punkt zu einseitig orientiert erscheint. Für die Beurteilung voh .. 
. therapeutischen Proteinkörperwirkungen scheinen mir. besonders 


und zu mächtigen Änderungen in Blut- und Säftezirkulation, in den , 


Einen, solchen 
` Entzündungsherd stellt natürlich auch. das Gewebe in der Umgebung 
. eines Ulcus ventriculi oder duodeni dar und wir. sehen ‚also 

erde 


. bei Erkrankungen des Digestionstraktes. und bei Stoffwechsel.. 


Anschauungen und deckt sich dann die klinische Empirik am 
Krankenbette mit. unseren aprioristischen Erwartungen, so haben 

wir gewissermaßen die Probe auf das Exempel gemacht. f 
Man hat bis.in die letzte Zeit zur Erklärung der Proteinkörper- 
' wirkungen .besönders den Gesichtspunkt einer Protoplasmaakti- .. 
Ohne die prin- - 
zipielle Richtigkeit einer derartigen Auffassung bestreiten zu : wollen, ` 
möchte ich nur glauben, daß vom Standpunkte unserer klinischen - 


eines Krankheitsherdes (Geschwür, chronische Entzündung, örtlicher 


- Dysdiarrhese (= schlechte Säftezirkulation), besonders ist aber im . 
Ulkusbereich selbst eine eventuell durch 'Spasmen unterhaltene 


30. November. 


eg 


Hypersekretion der Magenschleimhaut und auch hier können offenbar 


sanierende Herdreaktionen vor sich gehen. „Herd“ ist eben jeder 
Gewebsbezirk, der die physiologische Gleichgewichtslage in meist 


 subakuter oder chronischer Art verlassen hat oder aber im Zustande 
‘ einer abnormen Bereitschaft zu Spasmen u. dgl. sich befindet, sei 


es in organischer oder funktioneller Bedingtheit. 


3. Der biphasische Charakter der Herdreaktion. Er 
besteht darin, daß, soweit z. B. chronische herdförmige Entzündungen 
septischer oder aseptischer Art in Betracht kommen, ein ent- 


`  zündungssteigernder Reiz, wie ihn eine Proteinkörperinjektion 


darstellt, im weiteren Verlaufe entzündungswidrig wirkt. Phlo- 
gistikon = Antiphlogistikon. Es sieht so aus, als ob das Pendel 
der Gewebsvorgänge gerade dadurch, daß es durch die Protein- 


_ körpereinspritzung primär aus der physiologischen Gleichgewichtslage 


noch mehr entiernt wurde, eben dadurch sekundär eine erhöhte 


‚Tendenz gewinnt in die physiologische Gleichgewichtslage zurück- 


zustreben. Einem Plus an Entzündung folgt ein Minus an Ent- 
zündung und grob klinisch der negativen Phase einer vorüber- 
gehenden Verschlimmerung eine ` positive Phase ausgesprochener 
Besserung. 


einer vorübergehenden Zunahme dieser Zustände eine Abnahme 
derselben unter das ursprüngliche Niveau folgt. Dieser biphasische 
Charakter der durch Proteinkörperinjektion ausgelösten Herd- 
reaktionen dürfte wohl in letzter Linie Ausdruck des labilen Gleich- 
gewichtszustandes der lebenden Substanz sein, vielleicht auch mit 
entgegengesetzt gerichteten Innervationsvorgängen (sympathisches 
und parasympathisches Nervensystem) in Zusammenhang stehen. 
Diese Doppelphasigkeit ist übrigens eine weitverbreitete Eigentüm- 
lichkeit biologischer Reaktionen überhaupt. Man denke beispiels- 
weise an die Pendelschwingung des Opsoningehaltes nach Injektion 
von Staphylokokkenvakzine: Am Tage nach der Injektion Abfall 
(negative Phase), später aber Ansteigen über das Ausgangsniveau 
(positive Phase); weiterhin an die Aufeinanderfolge von Leukopenie 
und Leukozytose bei parenteraler Proteinkörpereinwirkung, an die 
Ablösung einer Vasokonstriktion durch Vasodilatation, an den Wechsel 


` von Blutdrucksteigerung und Blutdrucksenkung im anaphylaktischen 
Shock, an die gelegentlich rasche Aufeinanderfolge von negativer 
: ünd positiver Phase bei Beeinflussung von Koagulationsvorgängen. 


Diese Doppelphasigkeit äußert sich übrigens nicht nur am Krankheits- 
herd, also „en detail‘, sondern auch „en gros“. In den nach 
Proteinkörperinjektionen auftretenden Allgemeinreaktionen folgt einer 
kurzen Verschlimmerung des Allgemeinbefindens am nächsten Tage 
eine oft ganz ungewöhnliche Euphorie, einem eventuellen Schüttel- 
froste mit hohem Ansteigen der Temperatur folgt bei febril-infektiösen 


Prozessen eventuell eine dauernde Entfieberung. Auf diese Art 


sind also häufig Minuswirkungen die Folge therapeutisch ausgelöster 
Herdreaktionen, so z. B. Abnahme einer Entzündung, Abnahme von 


Spasmen, oder überfließender Sekretionen u. dgl. Es kommt zu 


Umstimmungen, zur Herstellung neuer Gleichgewichtslagen. All 
dies sind Gründe, welche mir die Auffassung des Wesens der 
Proteinkörperwirkung im Sinne einer Protoplasmaaktivierung als 


zu eng und etwas einseitig erscheinen lassen. Die Veränderungen 
gehen nicht nur linear im Sinne eines „Hypo“ oder „Hyper“, sondern 


gewissermaßen dreidimensional, nämlich auch im Sinne von Um- 
Stimmungen vor sich. Die durch Proteinkörperinjektion ausgelösten 


Wirkungen liegen erfreulicherweise vielfach in der Richtung des 


physiologischen Gewebsbetriebes, also bei Unterfunktionen in der 
Plus-, bei Überfunktionen in der Minusrichtung.- 


Sejen wir uns dabei darüber klar, daß wir selbst nie heilen, - 


daß wir aber wohl günstige Bedingungen schaffen können für jene 
geheimnisvolle Kraft, die wir nicht fassen, aber anerkennen müssen, 
die vis reperatrix naturae, die wir vielleicht am besten vergleichen 
mit der potentiellen Energie eines aus seiner Gleichgewichtslage 
gebrachten Pendels. | 
‚.. Aus den bisherigen Ausführungen über die allgemeinen Prin- 
zıpien der Proteinkörpertherapie ergibt sich zur Genüge, daß aul 
dem Gebiete der Erkrankungen des Digestionstraktes a priori thera- 
peutische Erfolge zu erwarten sind. Denn in den Therapiebereich 
der Proteinkörpertherapie fallen: chronische Entzündungspro- 
zesse; wie sie besonders auch bei Ulkuserkrankungen teils örtlich 
beschränkt in der Umgebung des Geschwüres, eventuell auch die 
gesamte Magenschleimhaut betreffend, vorliegen. Weiterhin aber 
auch abnorme spastische Einstellungen, wie sie auch wieder ge- 
rade bei Ulkus so häufig den Pylorus betreffen, und weiterhin 
abnorme Sekretionszustände, die eventuell auch Folge von 
Pylorusspasmen sein können, | 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


Es ist also auch, soweit es sich um Herde im Sinne 
. von Spasmen oder von Übersekretion handelt, zu erwarten, daß 


‚selbst habe zwar derartiges bisher nicht erlebt. 


1679 


Was lehrt nun hinsichtlich Proteinkörpertherapie bei Erkran- 


kungen des Digestionstraktes die klinische Erfahrung am Kranken- 


bette? Dieselbe erstreckt sich bisher ganz vorwiegend auf ulzeröse 
Veränderungen im Magen und Duodenum. Es scheint sich’ mir 
hier bei Beurteilung der Erfolge und der Statistik um eine Haupt- 
schwierigkeit zu handeln. Man bezeichnet das Ulcus ventriculi im 
Sinne von Rößle vielfach als zweite Krankheit. Für mein klinisches 


Empfinden sind die Geschwürsprözesse am Magen und Duodenum 


überhaupt keine Krankheit, wie ich übrigens auch Krebswuche- 
rungen nicht als Krankheit aufiasse. Ich werde meinem Gedanken- 
gang gleich eine deutliche Fassung geben. Ich glaube, daß wir die 


Abweichungen vom normalen Gewebsbetriebe nicht in einer Horizon- 


talen, sondern in einer Vertikalen, also auf einer Stufenleiter stehend 


uns vorstellen sollen. Jene Abweichungen vom normalen Gewebs- ` 


betriebe, welche in ihrer Entstehung eine obligate und stets vorhan- 
dene Krankheitsbedingung aufweisen, wie z. B. die Lungentuberkulose 
den Kochschen Bazillus, stehen auf dieser Stufenleiter zuoberst. Dann 
gibt es aber Abweichungen vom normalen Gewebsbetriebe, welche, wie 


z. B. die Entzündung, die allerverschiedensten Bedingungskomplexe 
aufweisen und eine obligate, stets vorhandene Bedingung ganz ent- 


behren.‘ Und nun möchte ich eben meinen, daß die Ulkusprozesse 


des Magens und Duodenums, ebenso wie Krebswucherungen auf der 
Stufenleiter des pathologischen Geschehens nur wenig oberhalb der 


Entzündung stehen, daß sie also, um die Sache auf eine ganz kurze 
Formel zu bringen, mehr der allgemeinen als der speziellen Patho- 


logie angehören. Die Bedingungskomplexe für das Zustandekommen 


ulzeröser Vorgänge im Magen und Duodenum sind jedenfalls außer- 


ordentlich verschiedenartig und das bringt die Gefahr mit sich, daß 


man bei einer Statistik gewissermaßen Äpfel und Birnen zusammen- 
zählt. Dies war mit der Grund, daß ich nicht mit der speziellen, 


sondern allgemeinen Proteinkörpertherapie der Erkrankungen des 


Digestionstraktes begonnen habe. 


Über außerordentlich günstige Erfolge der Proteinkörpertherapie 
bei ulzerösen Veränderungen der Magen- und Duodenalschleimhaut 
berichten vor allem Holler (Klinik Ortner-Wien) und Pribram 
(Klinik Bier-Berlin). Ihre Erfolge werden ganz oder mit einzelnen 
Einschränkungen bestätigt von Grote, Hampel, Perutz, Weiß, 
Kalk, Caro. Auch die Erfahrungen meiner Klinik sind im allge- 
meinen günstig und ‘decken sich mit den in der Literatur nieder- 
gelegten Beobachtungen. | = eh 

Es ist vor allem die Herdreaktion, welche besonders in thera- 
peutisch gut ansprechenden Fällen deutlich in Erscheinung tritt und 
zwar zunächst in der negativen Phase, insofern bei vormittägiger 
Injektion Nachmittag und häufig auch in der darauffolgenden Nacht 
oft intensive Örtliche epigastrale Schmerzen auftreten, wobei eventuell 
auch eine große Empfindlichkeit der Druckpunkte besteht. Es liegt 
wohl durchaus nahe, hier mit Pribram an Herdreaktionen am 


Geschwürsgrunde, also an Zunahme der Entzündung, eventuell auch 


an Herdreaktionen am Pylorus im Sinne einer Steigerung von 
Pylorusspasmen zu denken. Dieser negativen Phase folgt häufig 


schon am nächsten Tage die positive im Sinne eines wesentlichen 


Nachlassens der Schmerzen unter das Anfangsniveau. Es liegt nahe, 
zur Erklärung besonders auch an Lockerung von Spasmen zu denken. 
Auch von jenen Autoren, welche in der Anerkennung der thera- 
peutischen Dignität der Proteinkörpertherapie bei ulzerösen Pro- 
zessen etwas zurückhaltend sind, wie z.B. Kalk aus der Berg- 


mannschen Klinik, wird die günstige Beeinflussung der Schmerzen 


durchaus bestätigt. Verblüffend sind Fälle, wie sie Pribram mit- 
teilt, in welchen schon nach einer Injektion sämtliche Beschwerden 
dauernd verschwinden.. Dies sind ja wirklich Wunderkuren. Ich 
Es. scheint mir 
nur eine Erklärung möglich: Durchbrechung eines Circulus vitiosus 
etwa im Sinne eines durch Hypersekretion in Permanenz erhaltenen 


intensiven Pylorusspasmus. ` : 


Ich möchte, weil wir hier von einer positiven und negativen 
Schmerzphase nach Proteinkörperinjektionen bei Ulkus sprechen, 
gleich die Frage anknüpfen, 
Gastralgien einer Beeinflussung durch Proteinkörpertherapie zu- 
gänglich sind. Zweifellos — und ich verfüge hier auch über eigene 
Erfahrungen — werden Crises gastriques gelegentlich durch Protein- 


körpertherapie, wir verwenden meist Hypertherman intravenös 0,1 ccm, 


außerordentlich günstig beeinflußt und sistieren eventuell schon auf 
eine Injektion selbst bei wochenlangem hartnäckigem Bestehen. 
Röntgenologisch verschwand in einem unserer Fälle eine früher 
bestehende Sturzentleerung des Magens. Auch Kalk berichtet über 
einen derartigen Fall mit allerdings vorübergehendem Erfolg. Auch 
bei konstitutionell-neurogenen Gastralgien, so -besonders auch im 


ob auch nicht ulzerös bedingte. 


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‘im Blute nachgewiesen werden. = | 
Was nun die Wahl eines Proteinkörpers, Dosierung 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


30. November 


Bereiche der Tuberkulose, lassen sich nach eigner Erfahrung ge- 
legentlich günstige Erfolge erzielen. 


sehen überraschend . günstige Erfolge. 


im Sinne eines Sinapismus oder point de feu, also revulsiv wirkt. 


Für nicht berechtigt möchte ich es ansehen, aus einem eventuell 


refraktären Verhalten gegenüber der Proteinkörpertherapie dia- 
gnostische Schlüsse zu ziehen hinsichtlich organischer oder funktio- 
neller Bedingtheit der Schmerzen. 


wie bei einem idiopathischen Pylorusspasmus, wie ja beispielsweise 


auch Asthma bronchiale auf Proteinkörpertherapie ebenso wie auf 
Tuberkulintherapie vielfach sehr günstig anspricht. Ebenso scheint 
mir der Standpunkt Pribrams, daß ein refraktäres Verhalten 


eigentlich gegen Ulkus spricht, etwas zu weitgehend. 


Spasmolytische Effekte dürften in dem Mechanismus der 


Proteinkörperwirkung bei Ulkuserkrankungen eine wichtige Rolle 


spielen; sie betreffen wohl in erster Linie den Pylorus. Es kommt 
aber wobl auch ev. die wohltätige Wirkung einer Durchbrechung 


von Gefäßspasmen im Ulkusbereiche in Betracht. In der Spasmolyse 
ist wohl die positive Phase einer Herdreaktion zu erblicken, ähn- 
lich wie bei Proteinkörperbehandlung des Asthma bronchiale, Es 
wird wohl sehr wichtig sein, auch bei Kardiospasmen, die aller- 
dings meist ungleich hartnäckiger sind als Pylorusspasmen, Er- 
fahrungen mit Proteinkörpertherapie zu sammeln. Auch kämen ge- 


legentlich besonders aseptisch-spastische Zustände im Bereiche der. 
Auch organische Pylorusstenosen wären 


Gallenwege in Betracht. 
auf diesem Wege auf ihre spastische Komponente zu überprüfen. 


Pribram berichtet über günstige Erfolge. Ganz übereinstimmend 
wird vielfach auf das Verschwinden von Nischen im Verlaufe der 


Proteinkörperbehandlung hingewiesen, und konnten auch wir dies 


durchaus bestätigen. Es liegt nahe, besonders dort, wo Nischen 
sehr rasch verschwinden, als Erklärung an einen Nachlaß von 
Spasmen zu denken. Auch Abschwellung der entzündlich geschwellten 
Magenschleimhaut käme als Erklärung in Betracht. Wir haben 


Fälle gesehen, in denen die Nische zwar schwand, die: spastische 
Sanduhrenge aber weiter bestand. 


Bezüglich der Sekretionsverhältnisse in ihrer Beein- 
flussung durch Proteinkörpereinspritzungen herrscht keine Einigkeit. 


Die Befunde von Holler, Abfallen der Säurewerte sofort nach der 


Injektion, auf der Höhe der Temperatursteigerung anazide Hyper- 
sekretion mit großen Pepsinmengen konnten bei gleicher Unter- 


suchungsmethodik von Kalk nicht bestätigt werden. Interessanter 


als die vorübergehenden Schwankungen im unmittelbaren Anschluß 
an die Injektion ist aber wohl die dauernde Einstellung im Ver- 
laufe der Proteinkörperbehandlung. 


und Einführen der Sonde fest. Es ist wohl schwer zu sagen, in- 
wiefern es sich hier um eine direkte Einwirkung auf die Magen- 
schleimhaut im Sinne einer Herdreaktion oder um neurogenes Ge- 
schehen oder vielleicht wahrscheinlicher nur um eine Fernwirkung 
des gelösten Pylorusspasmus handelt. 


Es könnte die Frage aufgeworlen werden, ob nicht die 
Blutungstendenz durch eine Hyperämisierung des Geschwürs- 
grundes, wie sie als Herdreaktion anzunehmen ist, eine bedrohliche 
Steigerung erfahren kann. Praktisch liegen hier keine üblen Er- 
fahrungen vor. Jedenfalls ist zu berücksichtigen, daß die Protein- 
körperwirkung ja eine antagonistisch orientierte Komponente in sich 
enthält, insofern die Gerinnungstendenz unter dem Einflusse von 
Proteinkörper-Injektionen in therapeutischer Dosierung eine Erhöhung 
erfährt. Es kann objektiv eine Vermehrung des Fibrinogengehaltes 


und Applikationsart bei Erkrankungen des Digestionstraktes 
betrifft, so wäre folgendes zu sagen. Angewendet wurde von Protein- 
körpern Vakzineurin (Holler), Novoprotin (Pribram), an meiner 
Klinik mit sehr guter Wirkung „Hypertherman“, eine Koppelung von 
sterilisierter Milch mit einer genau dosierten Kolivakzine, von sog. 
Reizkörpern ein Yatrenpräparat, und zwar Lipatren von Holler. 
Schon daraus ergibt sich die Tatsache, daß es auf die Art des 
Eiweißkörpers oder des Reizkörpers kaum wesentlich ankommen 
dürfte. Es muß daher auch davor gewarnt werden, aus den 
therapeutischen Wirkungen z. B. mit Vakzineurin weitgehende 
Schlüsse auf eine aufsteigende Vagusneuritis u. dgl. zu ziehen. 
Auch auf diesem Gebiete sind die Proteinkörper unterein- 
ander substituierbar, und das Wesentliche ist Applikations- 


Wir injizieren in solchen 
Fällen subkutan: im Epigastrium z. B. 0,1 ccm Hypertherman und 


Vielleicht daß übrigens in 
solchen Fällen die im Epigastrium auftreiende Lokalreaktion auch 


‚empfehlen möchte. 


Günstig ablaufende Herdreak- 
tionen sind bei ulzerös bedingtem Pylorusspasmus ebenso möglich 


‚ Anhaltspunkte für eine Ulkusblutung nicht vorliegen. 


In dieser Hinsicht stellte 
Holler ein Schwinden der krankhaften Reizbarkeit auf Probefrühstück 


art und Dosis. Während wir bei der Behandlung einer Tuber- 
kulose mit kleinsten |Dosen von Proteinkörpern unser Aus- 
kommen finden, .scheint es sich hier bei der Ulkusbehandlung 
um mehr torpide Verhältnisse zu handeln, die eine stärkere Aul- 
rüttelung erfordern. Deshalb bewährt sich besonders der intravenöse 
Weg, wobei aber stets langsam injiziert werden soll, eine Behand- 
lungsart, die ich übrigens für ambulatorische Behandlung nicht 

Gewiß lassen sich aber auch intramuskulär 
durch Anwendung größerer Dosen z. B. von Hypertlierman 3—5 cem 
recht gute Erfolge erzielen. Von Novoprotin werden im allgemeinen 
intravenös aufsteigende Dosen von 0,2—1 ccm empfohlen, wobei 
0,2 ccm meist noch einen sehr schwachen Reiz darstellen. Von 
Hypertherman injizieren wir intravenös 0,05—0,1 ccm. Bettruhe 
scheint mir deshalb zweckmäßig, weil ja oft einige Stunden nach 
den Injektionen Schüttelfröste auftreten. Es empfehlen sich durch- 
schnittlich 10 Injektionen mit dreitägigen Pausen, ev. Wieder- 
holung nach vierwöchentlichem Intervall. Es gewährt oft Belrie- 
digung, daß die Patienten ‚selbst dringend nach Wiederholung 
der Injektionen, deren günstigen Einfluß sie selbst erkannt haben, 
verlangen. 

Wenn Herr Pribram meint, daß nach dem Fehlschlagen 
einer Proteinkörpertherapie operiert werden soll, so könnte ich ihm 
in dieser Indikation nicht folgen. Ich meine, so allgemein und 
schematisch können Indikationen nicht gestellt werden. Ich schließe 
mich seiner Ansicht an, daß im allgemeinen die Prognose am 
günstigsten ist bei den Ulzerationen an der kleinen Kurvatur, schon 
wenigergünstigbeidenjuxtapylorischen und duodenalenLokalisationen. 
Es kann die Frage aufgeworlen werden, ob die Proteinkörpertherapie 
zu einer wirklichen „anatomischen“ Heilung, i.e. einer möglichst 
spurlosen Vernarbung der Ulzera oder nur zu einer klinischen 
Heilung führt. Klinisch scheint mir ein Ulkuskranker dann geheilt, 
wenn er subjektiv beschwerdefrei ist, eine annähernd normale 
Nahrungstoleranz aufweist, an Gewicht nicht weiter abnimmt und 

Ich glaube, 
daß wir mit einer solchen klinischen Ausheilung immer sehr zu- 
frieden sein können, besonders, wenn wir sie in einem raschen 
Tempo erreichen, und daß diese Zufriedenheit stets auch vom 
Kranken geteilt werden wird. Bei entsprechend langem ungestörten 


_ Bestehen dieser „klinischen“ Ausheilung ist dann die Möglichkeit 


einer anatomischen Ausheilung, die natürlich nicht in so raschem 
Tempo erfolgen kann, durchaus gegeben. Resümierend möchte ich 
mein Urteil dahin zusammenfassen, daß wir die Möglichkeit einer 
günstigen Beeinflussung von ulzerösen Prozessen des Magens und 
Duodenums, und zwar oft in einem ganz verblüffend flotten 


‚Tempo als klinisch gesicherte Tatsache verzeichnen können. 


Pribram stützt sich hierbei auf ein Material von 200 Fällen. Nach- 


dem diese Tatsache durch eine vielfach absichtlich einseitige Protein- 


körpertherapie gesichert ist, empfiehlt sich natürlich durchaus gleich- 
zeitig auch die alten bewährten Methoden, wie Alkalibehandlung, 
diätetische Schonung, Liegekur in Anwendung zu bringen, um s0 
einen konzentrischen therapeutischen Angriff durchzuführen. Eine 
gleichzeitig bestehende aktive Tuberkulose müßte wohl im al- 
gemeinen als Kontraindikation gelten oder wenigstens zu großer 
Vorsicht in der Dosierung mahnen. 


Dauerheilung wird man gewiß nicht in allen Fällen erwarten 


-| können, aber schließlich ist für einen Ulkuskranken auch ein längeres | 


schmerzfreies Intervall eine große Wohltat; die Dauerheilung hängt 
natürlich sehr oft nicht von der Behandlungsart, sondern vom Ver- 
halten und der Disziplin des Kranken ab. Warnen möchte ich 
davor, aus den günstigen Einwirkungen einer Proteinkörpertheraple 
weitgehende Schlüsse zu ziehen auf die Pathogenese der Ulkusfälle 
überhaupt. Daß Dysharmonie im vegetativen Nervensystem im Sinne 
von Bergmann und Westphal oft eine disponierende Rolle spielt, 
ist natürlich ohne weiteres zuzugeben. Eigentlich ist es ja eine 
banale Selbstverständlichkeit, daß ein neurogen oder endokrin fehler- 
haft gesteuertes Organ eine größere Krankheitsbereitschalt hat. 
Dies ist aber noch lange kein Grund, das Ulkus in der Mehrzahl 
der Fälle als eine neurogene Erkrankung zu bezeichnen und etwa 
im Sinne von Holler eine „aufsteigende Vagusneuritis“ als den patho- 
genetischen Hauptfaktor anzunehmen. Unser Einblick in das Ge 
schehen innerhalb des vegetativen Nervensystems im Gelolge von 
Proteinkörperinjektionen ist ein außerordentlich dürltiger. Nach 
kräftigen Reaktionen scheint ja allerdings nach Pribram eme 
Herabsetzung, selbst Unempfindlichkeit hinsichtlich Adrenalin- 
injektionen zu bestehen. Der Vergleich mit einer Sympathikus- 
ektomie nach Leriche scheint mir aber doch etwas gewagt. Gott- 
lieb und Freund finden übrigens eine Steigerung der Erregbar- 


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30.N orember 


keit, wobei allerdings die Höhe der Dosierung und die Zeit der 


Untersuchung in Anbetracht der so häufigen biphasischen Reaktionen 


eine Rolle spielen dürfte. Vorübergehend wurden Steigerungen des 
Vagus-und Bulbusdruckphänomens von Holler festgestellt. Jeden- 
falls berechtigen diese dürftigen Befunde keinewegs zu irgendwelchen 
Rückschlüssen auf die ja im übrigen gewiß sehr wechselvolle 


Pathogenese der ulzerösen Veränderungen an Magen und Duo- 


denum. 
Außerhalb des Rahmens von Ulkusprozessen liegen bisher nur 
ganz vereinzelte Erfahrungen vor über anderweitige Erkrankungen 
des Digestionstraktes. Der Indikationsbereich ergibt sich übrigens 


aus meinen Ausführungen über allgemeine Proteinkörpertherapie. 


Die spasmolytischen Wirkungen derselben lassen ihre versuchsweise 
Anwendung wünschenswert erscheinen bei Kardiospasmen, organisch 
spastischen Speiseröhrenstenosen, also z. B. auch Karzinom und bei 


Dickdarmspasmen, also z. B. spastischer Obstipation, verschiedenen‘. 
Kolitisfiormen mit spastischer Komponente, spastischen Zuständen 
in-den Gallenwegen. 


So berichtet Hampel über gute Erfolge bei 
Colitis chronica, Kalk über Anwendung bei Cholezystitis. | 
Natürlich kämen auch chronische Entzündungsprozesse, also 
eventuell Fälle von chronischer Hepatitis und Pankreatitis, afebril 
verlaufende Fälle von chronischer Appendizitis (Flesch) in Betracht. 
[eh verlasse nunmehr den Bereich der „äußeren Verdauung“ 
und wende mich der Frage zu, welche Möglichkeiten sich der 
Proteinkörpertherapie eröffnen in Fällen von Störung der „inneren 
Verdauung“, also vor allem auch auf dem Gebiete endokriner 
Störungen. Auch hier möchte ich den Weg vom Allgemeinen zum 
Speziellen gehen. Die Möglichkeit einer Beeinflussung von Stoff- 


_ wechselvorgängen durch Proteinkörpertherapie ist wohl von vorn- 


herein gegeben. Von der Möglichkeit dieser Einwirkung zu ihrer 


‚Verwirklichung ist freilich oft ein weiter und manchmal auch ein 


ungangbarer Weg. Der in das Stoffwechselgetriebe sicher tief ein- 

eifende Fieberkomplex, die zum Teil damit schon verbundene 

derung in der Blut- und Säftezirkulation, Einwirkungen auf ab- 
norme Einstellungen des vegetativen Nervensystems, dieSchwankungen 
der Zucker- und Lipoidkörperspiegel (E. Maliva, E. Gabbe), 
allergische Umstimmung mit eventuell anderen Reizschwellen gegen- 
über Schilddrüsenpräparaten u. dgl. sind gewiß Gesichtspunkte, 


‚ welche zu therapeutischen Versuchen einladen. Sie haben mich 


beispielsweise veranlaßt, mit meinem Mitarbeiter, Herrn Lorant, 
eine Proteinkörper-Schilddrüsen-Behandlung in Fällen von kon- 
stitutioneller Adipositas auszuarbeiten, durch welche es uns 
gelang, ohne besondere Diät- oder Flüssigkeitseinschränkung und 
ohne körperliche Mehrleistung selbst bei Bettruhe sehr ausgiebige 
Entfettung von 15—20 kg zu erzielen, und dies in Fällen, wo alle 
bis dahin angewendeten Entfettungskuren versagt hatten. Als Ei- 
weißkörper verwenden wir Hypertherman, eine Koppelung von steriler 
Milch mit einer genau dosierten Kolivakzine. Die Injektionen er- 
folgen intramuskulär in einer Dosis von 3—5 cem, durchschnittlich 


 in2-8 tägigen Intervallen, jedenfalls immer dann, wenn die Gewichts- 


senkung aufhört und eine Tendenz zu Gewichtsänstieg bemerkbar 


wird. Wie genaue Stoffwechselversuche ergeben, erfolgt die Ent- - 


fettung unter Nitrogen- und Salzstapelung, ‚bei gleichzeitiger Ver- 
abreichung von Schilddrüsensubstanz ohne Wasserretention. 
Über günstige Erfolge bei Diabetes mellitus berichtet 


| Singer (Wien). Er verwendet Caseosan intramuskulär in ansteigen- 
-den Dosen von 1/,—5 ccm. Singer beobachtete im Tierexperiment 


eine Hemmung der Adrenalinglykosurie. Seine Fälle betreffen aller- 
dings zum Teil Überdruckformen des Diabetes im höheren Alter, 
welche im allgemeinen diätetisch gut ansprechen, 'so daß die Ent- 
scheidung, inwiefern die Hebung der Toleranz bzw. die Verminde- 
rung der Glykosurie und die Senkung des Blutzuckerspiegels nur 


durch Proteinkörpertherapie bedingt sei, schwer fallen dürfte. 


Singer zieht keine voreiligen Schlüsse und hält eine weitere Be- 
stätigung seiner Befunde für wünschenswert. Eine Einflußnahme 
auf eine eventuell bestehende Azidose ist auf diesem Wege wohl 
nicht möglich. Die Erfahrungen meiner Klinik sprechen sogar. für 
eine ungünstige Beeinflussung der Azidose. Eine Koppelung von 
Insulin mit Proteinkörperinjektionen ergab nach Singer keine Stei- 
gerung der Wirkungsintensität und Erfahrungen meiner Klinik be- 
stätigen dies in vollem Umfange. Singer befürwortet die Anwen- 
‚dung von Proteinkörperinjektionen in Fällen von diabetischer Gangrän, 
also auch eine Art Ulkusbehandlung mit Proteinkörpern. Die Re- 
lation: Proteinkörper zu Diabetes hat übrigens auch eine dia- 
guostische Facette. Wie ich im Jahre 1917!) mitteilen. konnte, 


: —— 


= 1) Zschr. f. kl. Med. Bd. 85. 


= 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


. teinkörper zur 


worben hat. 


1681 


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besteht in Fällen von Diabetes mellitus ein pyrogenetischer Torpor, 
welcher, wie uns weitere Erfahrungen zeigten, besonders ein Kenn- 
zeichen des asthenischen,. mit Unterdruck einhergehenden, 
von Azidose begleiteten jugendlichen Diabetes ist.. Bei Aus- 
nahmen von dieser Regel wäre stets an chronische Infektions- 


'zustände: Tuberkulose, Lues und Furunkulose zu denken. Im 


Gegensatz dazu zeigen die sthenischen oft mit Über- und Hoch- 


druck einhergehenden Diabetesfälle meist ein normales Reaktions- ° 
Überprüfung verwenden wir nicht mehr native 
Milch wegen ihres oft sehr wechselnden Vakzinegehaltes, sondern ' 
.ein konstant‘. eingestelltes Milchpräparat „Hypertherman“: in einer 
Einzeldosis von 4 ccm intraglutäal. Ich möchte es sehr befürworten, - 


vermögen. Zur 


daß jeder Fall von Diabetes in dieser Hinsicht biologisch geprüft 
werde, wobei natürlich ein einheitliches-Vorgehen in bezug auf Art 
'und Dosis der Testsubstanz sehr wünschenswert wäre. Ich. habe 
seinerzeit die Vermutung ausgesprochen, : daß vielleicht zwischen 
‚diesem pyrogenetischen Torpor und dem Fehlen der Patellarsehnen- 
reflexe (PSR) ein innerer Zusammenhang bestehe. 


Insulinkur in der Regel sowohl die PSR als auch das pyrogenetische 
Reaktionsvermögen wiederkehren. 


geführten allergischen Einstellung des Diabetikerorganismus. 
Wenn auch, soweit ich die diesbezügliche Literatur über- 


blicken konnte, bisher Arbeiten nicht erschienen sind, welche in .' 


systematischer Weise mit Proteinkörpertherapie bei uratischer Dys- 
krasie sich beschäftigen, so unterliegt es keinem Zweifel, daß viele 
jener chronischen Gelenksaffektionen, welche mit so günstigem Er- 


folg durch Proteinkörpertherapie behandelt wurden (u.a. Zimmer, 


Klinik Bier) in den Bereich der. uratischen Diathese fallen. Auf 


keinem Gebiet sind die sanierenden Herdreaktionen in ihrem Ab- 


laufe so klar zu verfolgen, wie auf dem Gebiete der dyskrasich 
ausgelösten Arthropathien. Da die Lokalwirkungen vielfach so 
günstig verlaufen, unterliegt es wohl kaum einem Zweifel, daß auch 
die. Allgemeinwirkung auf die abnorme uratische Stoffwechsellage 


vielfach eine sehr günstige sein dürfte. Es ist meine klinische 
berzeugung, daß auf dem Boden der uratischen Dyskrasie und 


verwandter abnormer Stoffwechsellagen, ‘Cholesterinämie u. dgl. 


eine Reihe von Erkrankungen sich entwickeln und hier besonders - 


gut gedeihen, so Krebs, Gefäßspasmen, die zum konstitutionell 
sklerotischen Hochdruck führen, und jene Gefäßerkrankungen über- 
haupt, die wir mit dem Sammelnamen „Arteriosklerose“ bezeichnen. 
Wer diese Auffassung teilt, dem eröffnen sich noch weite Per- 
spektiven für eine prophylaktische und therapeutische Anwendung der 
Proteinkörper auf diesen praktisch so wichtigen .Gebieten. Be- 
sonders soweit es sich um Sanierung von Gefäßspasmen und arterio- 


pathischen Zuständen handelt, kämen eventuell, abgesehen von 


einer indirekten Beeinflussung via Korrekur ursächlich zugrunde- 
liegender abnormer Stoffwechsellagen, eventuell auch direkte spasmo- 
lytische Wirkungen in Betracht. - 


Wie immer man therapeutisch eingestellt sein mag, opti- 


mistisch, pessimistisch oder in guter Gleichgewichtslage nüchtern, 
ich glaube, man muß darin übereinstimmen, daß die Proteinkörper- 
therapie auch auf dem Gebiete der Verdauungs- und Stoffwechsel- 
krankheiten unsere therapeutische Rüstkammer um wirksame Waffen 
bereichert und auch theoretisch interessante Gesichtspunkte er- 
schlossen hat. | | | | | 


Der Einfluß der Hypophyse auf die weiblichen. 
= Geschlechtsorgane. | 
-` Von Privatdozent Dr. B. Aschner, Wien. 


Das fast sensationelle Interesse, welches allen Fragen aus 


der Physiologie und Pathologie .der Hypophyse noch vor dem Kriege 
‚allseits entgegengebracht wurde, ist einer mehr ruhigeren Betrachtung 
aus größerer Distanz gewichen. Ja, man kann sagen, daß das Gebiet 


der Hypophysenpathologie sowie tiberhaupt die Lehre von der inneren - - 


Sekretion zu einem gewissen vorläufigen Abschluß gekommen ist. 


Die Kenntnis von den Funktionen der Hypophyse und ihrem. 
Einfluß auf das Genitale im normalen Zustande ist trotzdem erst 
eine Errungenschaft der letzten 15 Jahre. ` Vielleicht praktisch am ` 


bedeutungsvollsten aus diesem ganzen Kapitel ist die nur noch mit 
dem Schilddrüsenextrakt vergleichbare therapeutische Verwendbarkeit 


des Hypophysenextraktes, des Pituitrins in der Geburtshilfe, um 


` 


‘dessen Einführung sich J. Hofbauer ein dauerndes Verdienst er- 


Es erscheint . 
mir nun die Tatsache beachtenswert, daß unter dem Einflusse einer- 


n. Jedenfalls eignen sich also Pro- 
berprüfung der durch Insulinbehandlung herbei- 


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1682 


Der Werdegang der experimentellen Erforschung der Hypo- 
physenfunktion, namentlich durch Exstirpation dieser Drüse, war 
ein langer und schwieriger. Alle diese Untersuchungen galten zu- 
nächst dem Ziele, das auffallende klinische Zustandsbild der Akro- 
megalie im. Tierexperiment nachzuahmen, und eigentlich ganz un- 


erwarteterweise erhielt Cushing durch partielle, ich selbst durch 


Totalexstirpation des Hypophysenvorderlappens das Gegen- 
teil von Akromegalie, nämlich Zwergwuchs mit Dysplasia adiposo- 
genitalis. Die schwierige Technik der Hypophysenexstirpalion hat 
vielfache Mißerfolge und anschließend daran auch verschiedene, 
nicht immer ganz richtige Deutungsversuche nach ‘sich gezogen. 
Namentlich ist mangels eigener positiver Erfolge im Tierexperiment 
von manchen Autoren die Bedeutung des gerade beim Menschen 
verschwindend- kleinen Zwischenlappens in rein spekulativer 
Weise und ohne jeden triftigen Beweisgrund allzu sehr in den 


Vordergrund gerückt worden, so daß dadurch künstlich Unklarheiten 
herbeigeführt worden sind. 


Die Wirkungsweise der Hypophyse (wie auch der Zirbeldrüse) 
unterscheidet sich von der anderer Blutdrüsen besonders auch da- 
durch, daß sie in anatomischem und wahrscheinlich auch funktio- 
nellem Zusammenhang mit dem Gehirn stehen und so nicht 
nur ihr Sekret in die Blutbahnen, sondern auch in die Lymphwege 
des Gehirns abgeben. Es entstehen so nicht nur durch die Blut- 
bahn vermittelte Allgemeinwirkungen auf den Organismus und das 
Genitale, sondern auch noch lokale Wirkungen auf das zwischen 
Hypophyse und Zirbeldrüse liegende Zwischenhirn, dessen Bedeutung 
als „vegetatives Zentrum für Stoffwechsel, Eingeweide 
und auch das Genitale“ immer deutlicher hervortritt. 

Am meisten aufklärend über den Zusammenhang zwischen Hypo- 
physe und Genitale haben die Exstirpationsversuche gewirkt. Die 
erste Serie dieser Versuchsreihen von Horsley 1886 bis inkl. den 
Arbeiten von Biedl und Paulesco (1908) hat zu dem negativen 
Ergebnis geführt, daß die Hypophyse ein durchaus lebens- 
wichtiges Organ sei, dessen vollständige Exstirpation meist in 
kurzer Zeit vom Tode gefolgt wäre. Eine Wirkung dieses Eingrilfes 
bei Fröschen, Hunden, Katzen Kaninchen und Hühnern auf das Genitale 
konnte daher von den in diese Zeit fallenden Arbeiten (es betrifit dies 
etwa 30 Autoren der verschiedensten Länder) nicht gut beobachtet 
werden. Auch Cushing hat bei seinen partiellen Exstirpationen 
des Vorderlappens nur Zurückbleiben Yen Tiere im Wachstum mit 
Fettansatz und einen allerdings nur makroskopisch nachgewiesenen 
partiellen Infantilismus des Genitales, insbesondere bei männlichen 
Hunden beschrieben. Die von Cushing ebenfalls beschriebene 
Steigerung des Geschlechtstriebes nach isolierter Exstirpation 
des Hinterlappens konnte von keiner Seite bestätigt werden, und ist 
daher als unzutreffend anzusehen. Es spricht diese Tatsache auch 
gegen. die trophische Bedeutung der Pars intermedia, von der ja auch 
ein großer Teil zugleich mit der Exstirpation des Hinterlappens ent- 
fernt werden muß. 

Die partielle Exstirpation des Vorderlappens führt in geringem 
Grade zu denselben Erscheinungen wie die totale Exstirpation 
des Vorderlappens in höchstem Grade zu ganz eindeutigen 
und charakteristischen Veränderungen. Daß einerseits die 
totale Exstirpation mit Überleben der Tiere im Gegensatz zu den 
Behauptungen Cushings und Biedls wirklich möglich ist, geht 
schon aus einem Vergleich nachstehender Abbildungen 
hervor. 

Während die besten unter den Abbildungen Cushings 
nur ganz geringlügige, im Bilde kaum merkliche Unterschiede 
zwischen Kontrolltier und hypophysiprivem Tier zeigen (Abb. 3 u. 4), 


Abbildung 1, 


Zwei Hunde von gleichem Wurf im Alter von 8 Monaten. Bei Hund a wurde im 
Alter von zwei Monaten die Hypophyse vollständig exstirpiert. Man sieht die‘ 
hochgradige Wachstumsstörung gegenüber dem nicht operlerten Kontrolltier b, 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


30. November MN 


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Abbildung 2. 


Zwei andere Hunde vom gleichen Wurf im Alter von sechs Monaten. Bei Hunda 
wurde im Alter von zwei Monaten die Hypophyse vollständig exstirpiert, Hunda 
blieb dauernd 6 kg schwer, das Kontrolltier erreichte ein Gewicht von 86 kg. 


Abbildung 3. 


(Aus Cushing: The Pituitary Body and its Disorders.) 


Abbildung 4. 


(Aus Cashing: The Pituitary Body and its Disorders.) 
Die Abbildungen 3 und 4 stellen noch die besten mit derintrakraniellen Meihods 


erzielten Wachstumsstörungen dar. Sie sind ungleich geringer als die in; 1 
und 2 mit der bukkalen Methode gewonnenen. Es ist gar nicht 50 leicht, 10 
Abb. 3 und 4 das Kontrolltier von dem hypophysipriven Tier zu unterscheiden: 
Diese Abbildungen beweisen zur Genüge, daß dieHypophysentheorien von Cushi 
und Biedl, gewonnen durch eine nicht leistungsfähige Operationstechnik, nig 

stichhaltig und schön überholt sind; 


R 50. November 1924 Nr. 48. — MEDIZINISCHE KLINIK — Anzeigen. | at a 


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Nr. 48. — MEDIZINISCHE KLINIK — Anzeigen 30. Son omber 1934 


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Tabl. kurz vor dem 'Schlafengehen, Als Sedativum mehrmals Is tägl.: 


zoogle 


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. wiederholter 


90. November 


. Handen bewirkt | | 
: > vorderlappens oder-der ganzen Hypophyse fast vollständiges 


_ kindlicher Stufe stehen. 
- entwickelt, die Ovarien lassen große Follikel nicht oder. nur sehr 


`~ gebildet, wahrscheinlich infolge der verhinderten 
.. einhergehenden vermehrten Atresie der Follikel. Corpora lutea finden. 
..‘ ‚sich entweder nicht oder nur. sehr selten, auch dann nur in der Einzahl 
- vor, während normalerweise beim Hunde bei jeder Brunst bzw. Gra-. 
 -vidität, entsprechend der Vielzahl der. Jungen, in jedem Ovarium 3 bis‘ 


. Jedenfälls ist es’ sehr 


- was man ja 


. die nicht nur 


‚ haben 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


ist- der Unterschied in meinen Versuchen, wo es sich eben um eine 


-` yiel weitergehende, zumindest makroskopische und vor allem funk-- 
‘tionell wirksame Totalexstirpation.. gehandelt hat, ein ungleich 


- ‚eklatanterer. | peri 
 Horsley-Handelsmann, ferner Ascoli und Legnani, Leischner 


Auch von den anderen Experimentatoren, insbesondere 


und Denk, vor allem Biedl selbst, konnten bisher noch niemals 
Tiere- mit auch nur annähernd so charakteristischen Störungen 


` demonstriert oder beweiskräftige Abbildungen veröffentlicht werden. 


Nach meinen eigenen Experimenten (Abb. 1 u..2) bei jungen 
die Totalexstirpation des Hypophysen- 


Stehenbleiben des Längenwachstums und :der geistigen Entwicklung 


> mit dauernder oder doch übermäßig langer Persistenz des kindlichen 
.Fettpolsters (sogar Zunahme desselben), der Lanugobehaarung, des 


Milchgebisses, vor allem aber dauernden Infantilismus des Genitales. 
| Beim männlichen Geschlecht bleibt. die Spermatogenese entweder 


ganz aus oder tritt um viele Monate verspätet und dann auch nur 


spärlich und unregelmäßig auf. Das gesamte ’äußere und innere Genitäle 


bleibt hypoplastisch im Bau und Funktion. Die Zwischenzellen des 
S Hodens sind nur spärlich entwickelt. - 5 


Bei weiblichen Hunden bleibt gleichfalls das ganze Genitale auf 
Der Uterus bleibt dünn, die Schleimhaut un- 


‚spärlich heranreifen. Die interstitielle Eierstockdrüse schwindet in der 
ersten Zeit nach der Hypophysenexstirpation, Br ist sie gut aus- 


.. 1 Corpora lutea zu finden sind. = | 
Eine Konzeption bei hypophysipriven Hunden habe ich trotz | 
niemals: beobachten 
können. Bereits gravide Hunde, denen ich in nunmehr sechs Versuchen . 
auf möglichst schonende Weise (mehrmals auch zweizeitig) die Hypo- . 
abortierten innerhalb von 3 Tagen regelmäßig. 
den Brustdrüsen trat dann Milch auf. Die Rückbildung des puer- 
eralen Uterus dauerte jedesmal auffallend lange. Ob wirklich die’ 
der Hypophyse allein oder auch die gleichzeitige Reizung 
‚des Zwischenhirns zu Abortus führt, muß erst sichergestellt werden. : 
t denkbar, daß die Vagus- undSympathikus- 
bahnen im Boden des dritten Ventrikels wehenauslösend wirken, | 


~ 


daraufhin ` -gerichteter Versuche 
pay entfernt habe, 


ntfernun 


[2 


auch durch elektrische Reizung an dieser Stelle, nach- 
weisen kann. , = | Hg | 


= = Bei erwachsenen Tieren erzeugt dle Exstirpation der Hypo- 


physe ‘keine bemerkenswerten Veränderungen am männlichen und 


. weiblichen Genitale, wohl aber können solche durch Erkrankung oder - 
Ik des Eingeweidezentrums im Zwischenhirn hervorgerufen 
‚werden. - S | nn ein 

| Transplantationen der Hypophyse am Tier, wie sie von . 


mehreren Seiten .(Payr,. Clairmont u. a.) unternommen worden 


sind, führten wegen baldiger Resorption des Organes zu keinerlei 


bemerkenswerten Ergebnissen. 


=. S0 wenig die experimentelle Entfernung des Hypophysen- 
- hinterlappens samt der daran haftenden Pars intermedia greifbare 
| Erscheinungen im Tierexperiment erzeugen, so sehr steht unabhängig .| 
_ davon die Tatsache fest, daß das Pituitrin exquisit kontraktions- 
erregend auf die glatte Muskulatur des ganzen Körpers wirkt, und. 
Ä den Blutdruck steigert, sondern auch Darm, Blase 
and vor allem den Uterus zur Kontraktion anregt. Auch die . 
| Sekretion der innersekretorischen Drüsen, insbesondere .der Niere, 


wird durch das Pituitrin gesteigert oder beeinflußt. 


, Die Literatur über die praktische. Bedeutung des Pitui-: 
‚trins ist bereits ins Unabsehbare angewachsen. Gegenüber seiner 
wehenerregenden Wirkung treten alle anderen Anwendungen dieses 
Mittels (Wirkung auf das Herz, auf die Milchsekretion, auf Genital- 
blutungen, bei Atonia uteri post partum) wegen ihrer Unzuverlässigkeit ; 
stark in den Hintergrund. ° = ae SER | 
dem heutigen Stand unserer Kenntnisse das aller- 
beste Wehenmittel während der Geburtsarbeit, welches wir überhaupt 
besitzen. Diese Bedeutung wird mit der Zeit noch höher eingeschätzt. 


<- * Es ist. nach 


‘ 


werden, 


ER ER 


aller gegenteiligen Ausführungen 


eifung und der damit ` 


‚wenn sich die von 'mir vertretene Ansicht durchgesetzt 
wird, daß bei langdauernden ‘und schmerzhaften schwierigen 

eburten in der überwiegenden Mehrzahl aller Fälle nicht das 
enge Becken es ist, was die Geburt verzögert, sondern. die zu 
y esame. Eröffnung der Weichteile infolge mangelhafter 
‚Wehentätigkeit oder Rigidität des Muttermundes. | 
hi Wir sind gewohnt, die Bedeutung ‘des Beckens. als Geburts- 
E indernis zu. übersehätzen, die der Weichteile zu unterschätzen. 
>., „Onn eine Geburt beispielsweise statt nur 24 Stunden etwa‘ 3 Tage 


. daüert, so kann sich jedermann durch ‚eigene Beobachtung - über- 


zeugen, daß es -ungefähr 2!/, Tage dauert, bis der Muttermund 
eröffnet bzw. verstrichen ist, und daß der kindliche.Kopf, wenn die 
Geburt überhaupt spontan vor sich geht, binnen wenigen -Stunden 
durchtritt. | | j i 

© - Wil man daher eine Geburt von abnorm langer Dauer und 


. Schmerzhaftigkeit auf die normale Zeit abkürzen, so muß.man die 


Eröffnung ‚ der Weichteile erleichtern. Das kann durch Anregung 
der Wehentätigkeit mittelst vorsichtiger Chinin- und Pituitringaben, 
aber auch durch schonende Dehnung des äußeren Muttermundes 
mit der Hand bei. bereits verstrichener Zervix sehr wirksam ge- 
schehen. (Vgl. Gynäkologen-Kongreß Heidelberg 1923.) Dadurch 
kann der schmerzhafte Teil. der Wehentätigkeit auf nur wenige 


Stunden zusammengedrängt und diese Periode der Geburtsarbeit 


allenfalls im Ätherrausch absolviert werden. Dem zweifellos trotz 
bestehenden Bedürfnis nach 
möglichst schmerzloser Entbindung, besonders bei empfindlichen 
Frauen, kann demnach durch die Kombination von Ather- 
rausch, Pituitrin und allfälliger schonender künstlicher 
Dehnung des sich. nur zögernd eröffnenden Muttermundes am 
ehesten nahegekommen werden. (Vgl. meine Ausführungen am 
(Gynäkologen-Kongreß in Heidelberg 1923.) Alle dagegen mit noch 
so großerHeftigkeit vorgebrachten Einwände (Furcht vor Infektion etc.) 
können durch die ausgezeichneten Erfolge in der Praxis (selbstver- 
ständlich bei richtiger Anwendung) widerlegt werden. 

Was dieErkrankungen der Hypophyse selbst anbelangt, 
so ist ihre praktische Bedeutung wegen der relativen Seltenheit doch 
eine geringere als nach dem anfänglichen: Interesse für die neu- 
entdeckten Krankheitsbilder. der Akromegalie, des Riesen- 
wuchses, der Dysplasia. adiposogenitalis und zuletzt der 
hypophysären Kachexie zu erwarten war. pi 


So interessant auch die histologischen Einzelheiten über die ` 
Schwangerschaftsveränderung der Hypophyse ist, so- gehen 
‚diese eigentlich kaum über den Rahmen- hinaus, in welchem auch 
die Schwangerschaftsmetamorphose der übrigen Blutdrüsen sich 


abspielt. - 

Ä ‚Diese 

größerung, Lipoidanreicherung, vielleicht auch Zunahme :gewisser 

spezifischer  Zellelemente als Reaktion auf den autointoxikations- 
lichen Zustand in. der. Schwangerschaft. Die Schwangerschafts- 


: vergrößerung der Hypophyse erreicht nur in seltenen Fällen solche 


Dimensionen, daß es zur Kompression der Sehnerven kommt. Der mit 


Unrecht .in den letzten Jahren allzu sehr in den Vordergrund ge-. 


schobene Zwischenlappen der Hypophyse nimmt wohl auch an der 
allgemeinen Schwangerschaftshypertrophie teil, ist-aber dennoch, wie 
Abb.5 zeigt, ein verschwindend dünnes -Blättchen. = 
Mit großer Aufmerksamkeit . 
Nah an ne en 
ertrophie der ophyse 
adori, | z lange de s drokten 
Methoden der Exstirpation’ an der 
Hypophyse zur Erforschung ihrer 
Funktion noch nicht gangbar waren. 
Bei allen möglichen Tiergattungen 
und auch beim Menschen tritt nach 
Kastration eine regelmäßige Zu- 
nahme des Hypophysenvolumens 
mit deutlicher Vermehrung der 
eosinophilen Zellelemente im Vorder- 
lappen ein. Der Hinterlappen macht 
bis auf vermehrte Lipoideinlage- 
rung ebenso wie inder Schwanger- 
schaft keine wesentlichen. Verände- 


- Abbildung 5. 
Hinterlappen. Zwischenlappen. 


Vorderlappen. 
Frontalschnitt durch die Mitte einer 
menschlichen Schwangersthaftshyj 
physe (9. Monat). Zwischenlappen (Pars 
intermedia) minimal entwickelt, 


+ 


rungen durch. ME | | | 
Menstruations- und Pub ee On ur der Hypo- 
physe. von irgend welchem Belang sind bisher noch nicht beschrieben 
worden. Dagegen weiß man, daß die Akromegalie mit besonderer 
Vorliebe ebenso wie nach der Schwangerschaft auch im Klimak- 


terium auftritt, konform mit der Neigung des Gesamtorganismus u - 
eiden Geschlechtsepochen. . - 
Es scheint, daß. das weibliche Geschlecht überhaupt einen 


Entzündungen und Neoplasmen in diesen 


größeren Prozentsatz an Hypophysenerkrankungen beistellt als das 
männliche, soweit das aus den Statistiken hervorgeht. Ganz allgemein 


spricht . dafür auch die Tatsache, daß die weiblichen Keimdrüsen | 


überhaupt viel größeren Fährlichkeiten ausgesetzt: sind, als die 


männlichen, und daher leichter zu Blutdrüsenerkrankungen Anlaß 


geben können. Die Frauen haben eben ein labileres Blut- 


 drüsen- und Säftesystem überhaupt (Neigung zu Blutdrüsen- 


erkrankungen ‘und Stoffwechselstörungen). Der Streit, ob hei der. 


Akromegalie jeweils die Hypophyse oder das Ovarium den Anstoß 


‚zur Erkrankung abgibt, ist noch ‘unentschieden. Gewiß stellt das 


1688 


besteht in Hyperämie der einzelnen Blutdrüsen ; mit Ver- 


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1684 | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. | 30. Noveinbe; 
Wesentliche. die Erkrankung der Hypophyse selbst dar, diese kann 
allem Anscheine nach durch eine Änderung der: Ovarialfunktion 
wie z.B. bei der Pubertät (H. W..Freund) ausgelöst werden. Der 
Ausbruch einer Akromegalie nach Röntgenbestrahlung der: Ovarien 
(eigene Beobachtung) oder nach Schwangerschaft gestaltet die Er- 
klärung aber schon nicht mehr so eindeutig, denn man kann sich 
dabei auch vorstellen, daß die nach Kastration und in der Schwanger- 
schaft entstehende allgemeine Blutdrüsen- und Stoffwechselstörung 
die Hypophyse zu krankhafter Veränderung bringt, Es spricht da- 
für die Analogie mit anderen Blutdrüsenerkrankungen bei Frauen 
und weiteres zwei von mir selbst beobachtete Fälle von Akromegalie. 
Der eine im Anschluß an Schwangerschaft, der andere an Röntgen- 
bestrahlung der Schilddrüse, die ohne spezielle Organbehandlung 
auf allgemein entgiftende Maßnahmen sich zusehends gebessert 
haben. Es ist auch eine ganze Anzahl von Akromegalien ohne 
Genitalstörung beobachtet worden. Meist verursacht die Akromegalie 
aber doch Störungen. der Menstruation bis zur vollständigen 
Amenorrhoe. Umgekehrt kann man sich allerdings auch vorstellen, 
daß die auch bei spontaner Amenorrhoe fast regelmäßig sich ein- 
stellende Stoffwechselstörung neben Fettansatz, Rheuma .und dgl. 
auch. bei dazu disponierten Individuen eine Akromegalie auslösen 
kann. Anatomisch hat man degenerative Veränderungen am Genitale 
insbesondere an den Follikeln und Schwund der interstitiellen Zellen 
gefunden. Die Hypophyse selbst, und zwar der Vorderlappen wies 
in den meisten Fällen Veränderungen im Sinne einer Hyper- bzw. 
Dysfunktion auf. (Adenom, Adenokarzinom usw.) 

Wichtig ist, daß nach operativer .Entlfernung wenigstens eines 
Teiles des Vorderlappens’ der Hypophyse bei Akromegalie neben 
anderen Fernsymptomen auch die Genitalstörungen häufig zurück- 
gehen. (Hochenegg, v. Eiselsberg, O. Hirsch u. a.) 

Man kann daraus schließen, daß entweder eine Druckwirkung 
auf das „Eingeweidezentrum im Zwischenhirn“ beseitigt 
worden ist oder daß die Beseitigung hyper- oder dysfunktionierenden 
Hypophysengewebes. den Heilerfolg herbeigeführt hat. Für- letztere 
Auffassung spricht, daß man namentlich in früherer Zeit nach 
Verabreichung von Hypophysentabletten öfters partielle Heilerfolge 
gesehen hat. v.Hochenegg hat solche Fälle von Wiedereintreten 
der Meustruation nach Akromegalieoperation beschrieben. 

' Daneben sind aber sichere Fälle von Akromegalie oder akro- 
megalieähnlichen Zuständen, wie Leontiasis ossea, Osteoarthropathie 
atrophiante pneumique, auch manche Fälle von Riesenwuchs 
beschrieben worden, wo sicher die Hypophyse normal war. In | 
solchen Fällen bleibt nichts übrig als eine allgemeine trophische 
Störung, ausgehend von abnormer Säftebeschaffenheit oder von 
Störungen im zentralen Nervensytem (trophisches Zentrum. im 
Zwischenhirn) anzunehmen.. Fälle von Akromegalie mit normaler 
Hypophyse haben B. Fischer u. a. beschrieben. .Doch hat man 
bisher zu den gezwungensten Erklärungen gegriffen. Erst durch die 
neueren Arbeiten über die Bedeutung des Zwischenhirns (Kreidl 
und Karplus, Verfasser, Leschke, Isenschmid und Krehl, 
Citron, L. R. Müller, Greving u. a.) erscheint dieses Verhalten 
wie auch das gleichzeitige Vorkommen hypopituitaristischer Symptome 
` (Fettsucht, myxödemähnliche Erscheinungen) bei Akromegalie einer 
Erklärung zugänglich. Bezüglich der Genitalsymptome bei 
Akromegalie soll man sich daher nicht von vorherein die‘ Vor- 
stellung machen, daß es sich um Veränderungen in einer ganz be- 
stimmten Richtung handeln muß. Es kann. ebenso gut ovarielle 
und menstruelle Überfunktion, Dysfunktion oder Unterfunktion ein- 
treten. Die Schwangerschaft an sich scheint durch die Akromegalie 
nicht gestört zu werden, doch muß man bei solchen Ihdividuen auf 
Schwangerschaftstoxikosen in erhöhtem. Ausmaß gefaßt sein. 

Interessant scheint mir die Beobachtung, daß alle mir bis jetzt 
bekannten Fälle von Akromegalie einen ähnlichen Habitus auf- 
wiesen und auch sonst ähnliche Begleiterscheinungen (Rheumatismus, 
Gicht, harnsaure Diathese) wie die Diabetikerinnen, nämlich meist 
breitknochigen Körperbau, ‘eher Neigung zu Fettansatz, dunkel- 
braune oder schwarze, oft gekräuselte Haare, Neigung zu Hyper- 
trichosis, oft brünette Hautfarben, Basedowaugen, kurz ein von 
vornherein dem Negertypus sich annäherndes Exterieur, wie ja auch 
die Erkrankung selbst mit ihren aufgeworfenen Lippen usw. ein der 
Negerphysiognomie ähnliches Bild schafft. Es scheint nach den 
Berichten von Cushing auch diese Erkrankung bei den Negern 
verhältnismäßig häufig zu sein. F 

Sowie die Akromegalie mit Vorliebe bei Frauen, ebenso soll 
der hypophysäre Riesenwuchs hauptsächlich bei Männern auf- 
treten. Ein weiterer Unterschied zwischen beiden Erkrankungen 
besteht darin, daß der Riesenwuchs meist noch vor Abschluß des 


Längenwachstums, also bei jugendlichen Individuen auftritt; während 
‘sich die Akromegalie gewöhnlich erst bei Erwachsenen einstellt, 
(Falta, Peritz, Sternberg u. a.) ee 
o Das abnorme Längenwachstum bei Riesenwuchs ist fast.stets. 
mitinfantilem Habitus gepaart. Nach Abschluß des Längenwachstums 
soll die Krankheit öfters in Akromegalie übergehen. Es heißt auch 
daß bei ausgesprochen akromegalem Riesenwuchs die Überfunktion 
der Hypophyse die primäre Rolle spielt. Über Gravidität bei 
Riesenwuchs ist anscheinend bisher nichts bekannt. | l 
- Die meist bestehende hochgradige anatomische und funktio- 
nelle: Hypoplasie bei Frauen erklärt die anscheinende Sterilität der 
weiblichen Riesen zur Genüge. ee 
Wesentlich seltener als die Akromegalie und diesbezüglich 
parallel gehend mit dem Riesenwuchs ist das Vorkommen. der 
Dysplasia adiposogenitalis bei Frauen. Auf Grund der oben 
angeführten -Tierexperimente läßt sich die Dysplasia adiposogenitalis 
zwanglos als Unterfunktion, allenfalls Dysfunktion des Hypophysen- 
- vorderlappens oder als Beeinträchtigung des vegetativen Zentrums 
im Zwischenhirn (Erdheim, Verfasser, Leschke u. a.) erklären. 
Den Zwischenlappen dafür verantwortlich zu machen, wie dies 
von einigen Autoren geschehen ist, läßt sich nach dem heutigen Stand 
der Kenntnisse nicht mehr aufrecht erhalten (Plaut, Verf. u.a.) Auch 
‚die klinischen Erfahrungen von Cushing, Schloffer, v. Eiselsberg, 
Hochenegg, B.Fischer, Simmonds, Rössle, Erdheim und 
' Stumme, Lerebouillet, Heynemann, O. Hirsch, Bab, J. Bauer, 
Raab, Blumberg, Nonne, Dietrich, Fahr, Knipping u a. 
sprechen in gleichem Sinne. Man findet meist einen Tumor, welcher 
den Vorderlappen der Hypophyse- durchsetzt oder den Hypophysenstiel 
samt dem angrenzenden Boden des dritten Ventrikels komprimiert. 
Dabei wird oft das Vorderlappengewebe histologisch intakt gefunden, 
so daß man daraus schließen muß, daß entweder der Abfluß des Hypo- 
physensekretes durch das Infundibulum gehindert ist, oder daß:die 
trophische Störung durch Schädigung der von Erdheim postulierten, 
von mir experimentell, von Leschke klinisch nachgewiesenen vege- 
' tativen Zentren im Zwischenhirn: direkt hervorgerufen wird. 
Ebenso wie’ bei der Akromegalie ist es oft schwer, zu unter- 
scheiden, ob Genitalhypoplasieund Amenorrhoe primär auftritt 
und das Leiden auslöst, oder ob zuerst die Hypophysenstörung da 
| ist und so wie im Tierexperiment entweder für sich oder auf dem 
Umwege über das Zwischenhirn die Keimdrüsenstörung hervorruft 
~ -Auch an eine.allgemeine dyskrasische Ätiologie bei minder- 
wertigem, Blutdrüsensystem muß man denken. 
Charakteristisch ist neben der Genitalhypoplasie die Fettsuchl. 
Wenn das Leiden im jugendlichen Alter auftritt, so spricht 
man von sog. Fettkindern (Neurath). Die Entstehung des 
Leidens im Anschluß an Meningitis und Hydrozephalus, sowie der 
therapeutische Erfolg bei partieller Exstirpation von Hypophysen 
tumoren (Druckentlastung der Hypophyse selbst oder des Tuber 
_ einereum) spricht für die Möglichkeit der Entstehung des Leidens 
durch reine Zwischenhirnschädigung. Ebensowenig wie über 
' Schwangerschaft bei Riesenwuchs ist über Schwangerschaft. bei. 
Dystrophia adiposogenitalis etwas bekannt.. Tritt die Hypophysen- 
schädigung schon in früher Jugend ein, so entsteht hypophysärer 
Zwergwuchs mit und ohne Fettsucht, jedoch mit Genitalhype- 
'plasie. Verabreichung von Hypophysenextrakt bei Dysplasia adi: 
posogenitalis hat bei operierten und nichtoperierten Fällen gelegentlich 
Besserung der Fettsucht, der Glykosurie und auch der. Genital- 
symptome bewirkt. Auch nach partieller Exstirpation des Hypo- 
physentumors bei. Dysplasia adiposogenitalis wurde Besserung der 
Genitallunktion beschrieben. | 
| In der allerletzten Zeitwurde vonSimmonds, Falta, Boströn, 
Budde, Reiche und Reye das Krankheitsbild der hypophysären 
Kachexie beschrieben, doch steht noch nicht fest, ob es durch 
Hypo- oder Dysfunktion des Vorderlappens der Hypophyse.zu er 
klären ist. Im Tierexperiment haben wir jedenfalls kein richtiges- 
Analogon dafür. Denn entweder überleben die Tiere die totale Ex 
stirpation des Hypophysenvorderlappens und werden dann keines- 
wegs kachektisch, sondern fettsüchtig, oder die Tiere geben rasch, 
d. h. innerhalb von. Stunden oder Tagen, spätestens von wenige! 
Wochen, an dem Eingriff zugrunde. Dann handelt es sich aber fast 
immer entweder um postoperative Komplikationen, wie Blutung oder 
Infektion, oder um Verletzung der vitalen Zentren im Zwischenhim; 
so daß ich die sogenannte Kachexia hypophysipriva der 8% 
nannten Autoren am ehesten noch auf Schädigung des Zwischen‘ 
hirns zurückführen möchte. Einen sehr eklatanten Fall von hypo- 
 physärer Kachexie hat Reye in Hamburg beschrieben. Er weist 
darauf hin, daß die Mehrzahl der bisher beschriebenen derartigen 


Fälle aus Hamburg stammen (Simmonds, Bostroem, E: Fraenkel, 
Buddo). 


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30. November 


Im großen und ganzen macht das Krankheitsbild den Eindruck 
einer Kachexie, wie sie bei multipler Brustdrüsensklerose von franzö- 
sischen Autoren und auch von Falta beschrieben worden ist. Auf- 
fallend ist das greisenhafte welke Aussehen, die hochgradige all- 
gemeine Körperschwäche, Ausbleiben der Menstruation noch 
in jungen Jahren, Ausfall der Scham- und Achselhaare, 
Schlafsucht. Reye hat in seinem Fall durch Verabreichung von 
frischer Hypophysenvorderlappensubstanz und auch In- 
jektionen von Hypophysin wiederholte Besserung. feststellen können, 
die nach Aussetzen des Medikamentes wieder von Kachexie gefolgt 
war. Prinzipiell ist seine Feststellung wichtig, daß der Hypophysen- 
vorderlappen doch wirksame Substanzen enthält, welche ihm viel- 
fach, unter anderen auch von Fühner, abgesprochen worden sind. 
Wie auch schon Simmonds und E. Fränkel betont haben, ist 
eine Organtherapie gerade in diesen Fällen aussichtsreicher als 
etwa bei Akromegalie oder bei Dysplasia adiposogenitalis. 

In der Therapie der Hypophysenerkrankungen, aber auch 
neuestens mancher Genitalstörungen werden in den letzten Jahren 
auch Versuche mit Röntgenbestrahlung der Hypophyse und 
des Zwischenhirns gemacht. An der Antonschen Klinik in 
Halle wurden derartige Versuche schon vor dem Kriege von Gold- 
stein und Willige unternommen, jedoch zunächst ohne auffallenden 
Effekt. Blumberg, L. Fränkel und Geller (1921) haben schon 


über Wechselwirkung zwischen Hypophysenbestrahlung und Eierstock- 


stätigkeit berichtet. Bei einem Fall von Dysplasia adiposo-genitalis er- 
hielt Geller nach Hypophysenbestrahlung zwar keine Veränderung im 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


1685 


Neben der Hypophyse wandte Hofbauer (1922) auch der 
Bestrahlung des Zwischenhirns sein Augenmerk zu und berichtet 
über günstige Beeinflussung der Menstruation bei Myomen und 
unregelmäßigen Blutungen anderer Herkunft (z.B. Metro- 
pathien), wobei er an eine Beeinflussung der Keimdrüsen auf 
dem Wege des von mir beschriebenen „Eingeweide- und Stoff- 
wechselzentrums im Zwischenhirn“ denkt. 

Nachprüfungen dieser Ergebnisse durch andere Autoren 
(P. Werner, Blumberg, Ascoli und Faginoli, Froment) haben 
keine eindeutigen Resultate erzielt. | 

Zuletzt hat Borak aus dem Institut Holzknecht in Wien 
über. Versuche betreffend die Bestrahlung der Hypophyse und 
des Zwischenhirns bei klimakterischen Ausfallserschei- 
nungen berichtet. Es sollen bei einer Reihe von Fällen die Blut- 
drucksteigerung und auch die nervös-vasomotorischen Erscheinungen 
prompt zurückgegangen sein. Sollten sich diese Befunde von anderer 
Seite bestätigen, so wäre damit gewiß ein großer Fortschritt erzielt. 
Immerhin: muß man stets bedenken, daß die Bestrahlung einer so 
lebenswichtigen Region wie das Zwischenhirn früher oder später 
Folgeerscheinungen nach sich ziehen kann, die man derzeit noch 
garnicht vorauszusehen imstande ist. So interessant dieser neue 
therapeutische Weg also ist, so wird man ihn doch nur erst dann an- 
wenden dürfen, wenn alle anderen harmloseren Mittel im Stiche 
lassen. ' 

Für die bisher trotz Aderlaß oft genug noch schwerbeeinfluß- 
baren Hypertonien im höheren Lebensalter könnte dann möglicher- 


äußeren Habitus, aber Verstärkung und Verlängerung der Menstruation. | weise dieses Verfahren eine wertvolle Hilfe bedeuten. 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


| Umfrage. | 
Die Frühoperation der Gallensteine. 
Es hat den Anschein, als ob sich gegenwärtig in der Frage 


- der Behandlung der Gallenblasenerkrankungen eine Anderung in 


den Anschauungen vorbereitet. Die Anregungen dazu sind von 
chirurgischer Seite ausgegangen. Bahnbrechend war die Behandlung 
des Themas auf dem letzten Kongreß der Deutschen Gesellschaft 
für Chirurgie in Berlin, wo Hotz-Basel und Enderlen-Heidelberg 
für die frühzeitige Operation eintraten. 

Was ist unter der Frühoperation des Gallensteinleidens zu 
verstehen? Zunächst heißt das nach Enderlen, den Eingriff vor- 
nehmen in jungen Jahren und: beim Beginn des Leidens. In diese 
Form gefaßt leitet die Forderung eine ganze Reihe wichtiger Er- 
wägungen ein, die für die Entscheidung des Arztes am Krankenbett 
schwer ins Gewicht fallen. 

„Frühoperation“ heißt im Sinne des Chirurgen aber auch den 
Eingriff frühzeitig im akuten Anfalle vorzunehmen und nicht erst 
das Abklingen des Anfalles abzuwarten. In dieser Begrenzung 
weist der Begriff der Frühoperation auf schwierige Lagen, welche 
dazu angetan sind, den Arzt zu schneller Entscheidung zu drängen. 
‚. Die Aussprache über den Gegenstand in der fachwissenschaft- 
lichen Literatur hat das eine zunächst gelehrt,. daß auf diesem Gebiet 
das Zusammenarbeiten der Internisten und der Chirurgen als ganz 
besonders wünschenswert zu bezeichnen ist. Das gilt gegenüber 
dem einzelnen Fall und gegenüber dem Urteil, das aus der Ge- 
samtheit der einzelnen Erfahrungen über die grundsätzliche Stellung 
abgeleitet wird. | 

. Wenn von Seiten derjenigen, die das aktive Vorgehen als 
Grundsatz aufstellen, der Vergleich mit der Blinddarmentzündung 
herangezogen wird, so dürften nicht nur von Seiten der Internisten 
sondern auch aus dem Kreise der Chirurgen Bedenken geltend 
gemacht werden. Auf der anderen Seite führen die verschleppten 
Fälle mit ihrem Gefolge von Schädigungen für den Kranken eine 
beredte Sprache zugunsten des rechtzeitigen chirurgischen Eingriifs. 

‚Die Bedeutung des Gegenstandes, die Verantwortung und die 
Schwierigkeit einer raschen Entschlußfassung rechtfertigen es, eine 

üssprache in der Wochenschrift anzuregen. Die Umfrage, die in 
dem Folgenden zusammengestellt ist, gibt die Meinungsäußerungen 
wieder, welche von erfahrenen Internisten und Chirurgen abgegeben 
worden sind. 
R Als Einführung in den Gegenstand werden zwei wertvolle 
ufsätze gebracht, die vom Standpunkt des erfahrenen Internen 
ir Chirurgen die Sachlage zusammenfassend beleuchten. Die ein- 
ean Berichte von L. Kuttner-Berlin und Moszkowicz- Wien 
Sollen die Grundlage bilden für die Meinungsäußerungen, welche 


als Antworten auf die Fragen der Schriftleitung eingegangen sind. 
Die Antworten stellen in diesem Zusammenhang gewissermaßen 
sich ‚dar als die Aussprache über den durch die beiden einleitenden 
Berichte zur Erörterung gestellten Gegenstand. l 

In ihrer Gesamtheit geben diese Meinungsäußerungen ein Bild 


davon, wie der erfahrene Arzt diesen Aufgaben gegenüber sich ein- . 


stellt. Gewiß hat jeder einzelne Fall seine eigene Plage, seine be- 
sonderen Schwierigkeiten, Rücksichten und Aussichten. Gerade des- 
wegen wird diese Aussprache, in der verschiedene Anschauungen 
zu Worte kommen,. für den tätigen Arzt belehrend und nützlich sein. 
K. Brandenburg. 


Die Frühoperation an den Gallenwegen. 
(Vom Standpunkt des Internisten betrachtet.) 


Von L. Kuttner (Berlin). 


Es ist richtiger, von einer „Frühoperation an den Gallen- 
wegen“ zu sprechen als von einer solchen bei Gallensteinerkran- 
kungen; wissen wir doch, daß die reine, nicht kalkulöse, infektiöse 
Cholangitis (Naunyn, Bittorf u. a.) ebenso zu frühzeitigen 
chirurgischen Eingriffen Veranlassung geben kann wie die entzünd- 
lichen Erkrankungen der Gallenwege bei Gallensteinen. Aber nicht 
nur die entzündliche steinfreie Cholangitis, sondern auch nicht in- 
fektiöse Gallenstauung sind in den Indikationskreis der chirurgi- 
schen Behandlung der Gallenwege einzubezieben. Die neueren 
Erfahrungen der Chirurgen bei Operationen (Riedel, Körte, 
Schmieden, Berg u. a.), die ich durch eigene Beobachtungen 
stützen kann, sowie die pathologisch-anatomischen Betrachtungen 
Aschoffs haben ergeben, daß angeborene anatomische und funk- 
tionelle Anomalien des extrahepatischen Gallensystems (Berg), 


scharfe Abknickung des Halsteils oder direkter Übergang des Hals- _ 


teils in die Blase, rudimentäre Blasenbildung, Abschnürungen durch 
das Duodenum oder Querkolon, Obstipation, Ptose usw. zu Gallen- 
stauung führen können. Auf diese Weise kann es dann zu einem 
plötzlichen Verschluß des Zystikus und einem der Gallenstein- 
krankheit analogen Anfall ohne Steine kommen. | 
Gewiß geben alle diese Vorkommnisse seltener als die auf 
echter Cholelitliasis beruhenden Prozesse Veranlassung zur Ope- 
ration, aber man muß sie kennen und berücksichtigen. In unseren 


| weiteren Ausführungen werden wir ihre Behandlung mit der Frage 


der „Frühoperation des Gallensteinleidens“* 
handeln. _ | 

Die Indikationen zur operativen Behandlung des Gallenstein- 
leidens sind von den Chirurgen in den letzten Jahren immer weiter 
gesteckt worden. Während Kehr und sein langjähriger Mitarbeiter 


gemeinschaftlich be- 


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1686 


Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten (Kraus-Brugsch) | 
die Behandlung des nicht entzündlichen Gallensteinleidens ganz und: 
'gar der. inneren Medizin überlassen und die des entzündlichen | 
 „‚Gallensteinleidens als ein Grenzgebiet ansehen, in dem die leichten 
. und.mittelschweren, zur Latenz neigenden Fälle dem praktischen 
‘ Arzt und dem.Internisten, die schweren akuten und. die chronischen,, 
einer “inneren -Behandlung unzugänglichen Fälle dem Chirurgen 


‚die Appendix, also auch: prophylaktisch zu entfernen, entweder in 
den ersten 24 Stunden, im ersten Beginn .des Anfalls oder, falls 
. der. Kranke erst später in Behandlung kommt — je nach der 


. . Und‘.während Kehr (1913). bei nur etwa 20% der Gallenstein- 


‚auf der 47. Tagung der Deutschen Gesellschaft für. Chirurgie, Berlin 
© 1928. In ihren Leitsätzen fordern die genannten Autoren . bei 
. "Kranken in jüngeren Jahren die möglichst im freien Intervall aus- 


_ Forderung .der Frühoperation wie-folgt:-. - 


| : fähig. Die Erkrankung ist noch auf die Gallenblase beschränkt, 


‘: . Frühoperation sind gut (durchschnittlich 4% Mortalität) mit Aus- 


~ Sind, je frühzeitiger operiert wird: von 728 Fällen bis zum 40. Lebens- 
. jahre 2% Mortalität, vom 40.60. Lebensjahre 9%, vom 60.—70. 
- 10,5% Mortalität. | p i 


. Enderlen und Hotz unter obiger Begründung, auch ohne daß eine 


. wollen darunter, ohne Rücksicht auf das Alter, die Operation . 

: wissen.. Die verschiedene Bedeutung, die man damit dem Wort 

= bei der Appendizitis, auch bei den verschiedenen Krankheitszuständen 
der Cholelithiasis das Wort „Frühoperation“ nur fürOperationen im Be- 


' jüngeren Jahren als „Operationen im früheren Alter“ zu bezeichnen. 


2.005 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. A8. 7 7 o. ,.30. Noveinber | 
Ernst Un ger in der ‚Bearbeitung der Cholelithiasis in der Speziellen | 


Die Operation der Gallensteinerkrankung im früheren Alter, . 
wie. sie von Enderlen und Hotz und jetzt auch von anderen 
:|. Chirurgen: immer dringlicher gelordert.wird, gibt zu einer Reihe 
von Erwägungen Veranlassung: - - ` a | 


. 


© 1. Unsicherheit der Diagnose, namentlich im Beginn der- 
Erkrankung. Selbstverständlich.raten auch die Chirurgen bei Kranken: . 
in jüngeren Jahren nur dann zu einer radikalen Operation, wenn: 
‘die Diagnose ausreichend gesichert ist. Aber die praktischen Ärzte 
und Internisten, : die die Gallensteinkranken möglichst im Beginn. 
.des Leidens dem ‘Chirurgen zuführen 'sollen,. befinden sich hier in -- 
einer schwierigen Lage.: Ihr Krankenmaterial ist ein wesentlich, - 
‚anderes als das der Chirurgen. Mit Recht sagt Pel, die Chole-. : 
lithiasis mit ihren atypischen Formen ist ein „wahrer Prüfstein 
klinischer Diagnostik‘ und eine Quelle grober Irrtümer“. Besonders 
bei. jüngeren Personen und im Beginn der Erkrankung kann die _ 
Abgrenzung von Ulcus ventriculi’ seu duodeni, von Appendizitis 
Pyelitis,. Pankreatitis, Nephrolithiasis usw. auf große, ja unüberwind- `. 
liche Schwierigkeiten stoßen. Mit der zunehmenden Zahl der Ope: 
rationen nicht nur bei’ Erkrankungen der Gallenwege sondern auch . 
des Magens. mehren sich deswegen nach meinen eigenen Beob- , 
achtungen auch die ‚Fälle,'in denen auf Grund falscher Indikations- 
stellung vergebens operiert worden ist. Nicht‘ gar so selten sehe. 
ich Kranke, bei denen man in der Annahme einer Erkrankung der 
Gallenwege Adhäsionen gelöst und’ die, Gallenblase entfernt hat, 
deren Beschwerden und Krankheitserscheinungen — später auch 
Blutungen — durch ein Ulcus pepticum bedingt waren. Auch das. 
. Umgekehrte "habe ich wiederholt: beobachtet: erfolglose Magen- 
+ operationen: in' Fällen, in denen eine Erkrankung der Gallenblase ' 
vorlag. Noch häufiger sind die Fälle, in denen eine Appendektomie. ` 
eine Reihe von weiteren Operationen — Cholezystektomie, Gastro: 
enterostomie, Magenresektion, Lösung von Adhäsionen usw. — ein- 


zugewiesen werden sollen, fordern. andere Chirurgen (Riedel, 
Hutchinson, Kirschner u. a.), die Gallenblase zu behandeln wie 


Schwere der Krankheitserscheinungen — sofort oder imLatenzstadium. 


kranken die Operation für erforderlich hält, hat Riedel bereits im 
Jahre 1908. sich dahin ausgesprochen, daß 90% der Operation be- 
dürfen, wenn man sie: wirklich heilen will. Diesem radikalen Stand- 
punkt der Frühoperation gegenüber nehmen andere Chirurgen eine 
mehr vermittelnde Stellung ein. Besonders beachtenswert erscheinen 
mir die Ausführungen von Enderlen und Hotz in ihrem. Referat. 


zuführende „Frühoperation“. Bei.drohenden ‚Symptomen ist selbst- 
verständlich sofort zu operieren. Bei alten Menschen kommen nur 
Notoperationen in’ Betracht.. Enderlen und Hotz begründen ihre 


„Zu Beginn des Leidens ist der Kranke besser | widerstands- 


ohne weitergreifende komplizierende Veränderungen zu setzen. Die 
Operation gestaltet sich darum einfach. Herz, Lunge und Nieren 
sind noch belastungsfähig. Der Heilungsverlauf findet gute Be: | Reihenfolge: bis zu 24 Bauchoperationen durchgemacht haben. Solche 
dingungen. ‘Die Erfolge der in jüngeren J ahren vorgenommenen | Kranken pflegen ‘als Mörphinisten, in Heilanstalten für Nervenkranke, 
mit: Selbstmord oder’ gelegentlich auch im Anschluß an eine neue 
Operation — Lösung von Adhäsionen mit Enteroanastomose usw. —` 
an einer Pneumonie zu enden. Für alle diese Ausgänge könnte 
ich. eigene Beobachtungen ‘anführen. Gewöhnlich sind es ja von. 
vornherein Neuropathen, deren Nervensystem durch die verschiedenen 
Operationen: und Folgezustände immer mehr belastet wird. a 
| Eine- Entscheidung, von welchem Bauchorgan die Be 
schwerden ausgehen, läßt sich im Beginn der Erkrankung nicht 
immer mit Sicherheit treffen. Alle unsere diagnostischen Kennt- 
nisse und Erfahrungen einschließlich des Röntgenbefundes können. 
versagen. Rechtsverzerrung des Magens -und Duodenums, per- . ` 
sistierender. Duodenalfleck können ein Ulkus vortäuschen, wo 68 
sich um lithogene Cholezystitis handelt; ausgesprochener klinischer 
und Röntgenbefund machen ein Geschwür des Magens oder Zwölf- 
fingerdarms wahrscheinlich, obwohl Magen und Duodenum einwand- 
frei befunden werden und eine Appendizitis den-Ausgangspunkt der 
Erkrankung bildet. So verlockend es auch wäre, die vielen - 
differentialdiagnostischen Schwierigkeiten, die däs Krankheitsbild 
einer Cholelithiasis -bieten kann, durch Anführung von. eigenen 
Beobachtungen zu illustrieren, so muß ich es mir ‘doch versagen 
an dieser Stelle weiter auf Einzelheiten einzugehen. RE 
Die Unsicherheit der Diagnose in einer nicht zu untet- 
schätzenden : Zahl der Fälle von Cholelithiasis wird ‚aber noch | 
größer, wenn wir berücksichtigen, daß Ulcus duodeni, Cholezystitis, 
Appendizitis — die bekannte Abdominaltrias (Zweig) — ot ver 
gesellschaftet vorkommen. Zu ee 


‚Alle diese diagnostischen Schwierigkeiten erklären, wenigstens 
für eine bestimmte Gruppe- von Erkrankungen der. Gallenwege die 
Zurückhaltung der Internisten, derartige Kranke ohne zwingenden 
‘Grund im Beginn des Leidens dem Chirurgen zur Operation zu 
überweisen. Gewiß ist der Einwand berechtigt: jede dieser. Er- 
krankungen gibt eine Indikation zum chirurgischen Eingriff, und 
durch genaue Revision nach Eröffnung der Bauchhöhle können dia- 
gnostische. Irrtümer klargestellt werden; beim Nachweis kombinierter 
Erkrankungen läßt sich durch Verbindung verschiedener Operationen 
für die radikale Heilung Sorge tragen. Aber damit wächst auch 


die Gefahr, die mit. der Operation verbunden ist. Und das ist 

selbstverständlich ein Moment, das für die Stellungnahme zur Früb- 

operation von. schwerwiegender Bedeutung iste > 
Befassen wir uns deswegen % en = 
2. mitiden.Gefahren der Operation im früheren Alter, 


mit der Mortalität nach solchen chirurgischen - Eingriffen. 


sicht auf dauernde Heilung.“ | | 
Ihre Statistik ergibt eindeutig, daß die Erfolge um so besser 


Auf Grund dieser statistischen Erhebungen befürworten | 
dringende Veranlassung vorliegt, Gallensteinkranke in jüngeren 
‘Jahren zu operieren. Enderlen und Hotz bezeichnen eine solche 
Operation unter Hinweis auf das frühe Alter als „Frühoperation“. 

-~ Andere Chirurgen dagegen, die von „Frühoperation“ sprechen, 


möglichst im Beginn des Anfalls bzw. Leidens verstanden 


„Frühoperation“ beigelegt hät, führt zu dauernden Mißverständnissen. 
i M. E. ist es richtiger, entsprechend den analogen Verhältnissen 


ginn des Anfalls bzw. Leidens zu reservieren und Operationen in den 


Das ist zwar umständlicher, abe? einwandfrei. und weniger miß- 
verständlich. Ich werde in meineu weiteren Ausführungen diesem 
Unterschied in den beiden Bezeichnungen Rechnung tragen. 

Im übrigen ist man nicht berechtigt, wie auch Völcker 
hervorhebt, die Gefahren, die von einer akuten Appendizitis aus- 
gehen, denen gegenüberzustellen, die bei einer entzündlichen Gallen- 
blasenerkrankung drohen. | | 

Perforation und Peritonitis sind bei der akuten Appendizitis 
sicher viel eher zu befürchten als beim entzündlichen Gallensteinleiden. - 

Das Abwarten mit der Operation bei diesem ist deswegen 
weniger verhängnisvoll als bei jener. Dazu kommt, daß der 
Eingriff bei dem Gallensteinleiden, die Cholezystektomie größere 
Anforderungen an die Technik des Chirurgen stellt und im Durch- 
schnitt weit eingreifender ist als die Appendektomie bei der akuten 
.Blinddarmentzündung. Aus allen diesen Gründen müssen wir die 
„Frühoperation* im Sinne der radikalen Chirurgen entschieden 
zurückweisen. 
| Besser begründet. ist die Indikationsstellung von Enderlen 
und Hotz. Die Leitsätze dieser Autoren zum a a 
eingehenden Auseinandersetzung zwischen Internisten und Chir- 


urgen zu machen, sind wir. nicht nur berechtigt so i 
pflichtet. | gt sondern auch ver 


leitet. So habe ich Kranke gehabt, die in. dieser und ‘ähnlicher 


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In 


30. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


Mit Recht wollen die Chirurgen die Mortalität nach Opera- 
tionen im jugendlichen Alter getrennt wissen von der nach Spät- 
und Notoperationen. 

Daß Krankheitszustände, die ein Eingreifen an den tiefen 
Gallengängen notwendig machen, daß Komplikationen und Folge- 
zustände der Cholelithiasis: Cholangitis chronica, Pericholecystitis 


'adhaesiva, Abszesse in der Leber, Pylephlebitis, subphrenische 


Eiterungen, Pankreatitis, Pankreasnekrose, Peritonitis, Gallenstein- 
ileus, Cholämie, Bronchitis, Pneumonie (besonders rechtsseitig), 
Pleuritis, schwere Herz- und Nierenerkrankungen usw. und ebenso 
schwere Erschöpfungszustände die Prognose sehr wesentlich ver- 


- schlechtern, die postoperative Mortalität erheblich steigern und auch 


bei gutem Ausgang der Operation zahlreiche postoperative Be- 
schwerden zurücklassen, wird von allen Seiten zugestanden. Gerade 
deswegen raten ja die Chirurgen zur Operation beim Auftreten der 
ersten Krankheitserscheinungen. Lassen wir die hohe Mortalität 


"in den vorbezeichneten Fällen unberücksichtigt, und befassen wir 


uns nur mit den Kranken, die in jüngeren Jahren operiert werden, 
so bleibt für die Operation im früheren Alter im Sinne von 


Ennderlen und Hotz nach diesen Autoren eine durchschnittliche 


Mortalität von 4°/,. Noch bestechlicher ist die Statistik der 
Brüder Mayo, welche bei einem Riesenmaterial von 16 980 Opera- 
tionen eine Mortalität von nur 2,6 °/, aufweist. 

Was können wir aus diesen Zahlen schließen, gestatten 
solche Statistiken einen allgemeinen Rückschluß auf die Gefähr- 
lichkeit der Operation? Keineswegs. Wir können aus solchen An- 
gaben nur entnehmen, daß die Gefährlichkeit einer selbst ein- 
greifenden Operation auf ein Mindestmaß herabgesetzt werden kann, 
wenn die ÖOperationsbedingungen glänzend sind und vor allem, 
wenn Meister der Operationstechnik über große und größte Erfah- 
rung auf einem besonderen Gebiete der Chirurgie verfügen. 

Gewiß würde sich der praktische Arzt in vielen Fällen von 
Gallensteinerkrankung viel schneller und leichter dazu entschließen, 
seine Patienten dem Chirurgen zur Frühoperation zu überweisen, 
wenn ihm immer große Krankenhäuser mit den erfahrensten und 
geübtesten Abdominalchirurgen zur Verfügung ständen. Sagt doch 
Kirschner selbst: die Prognose der Gallensteinoperationen besitzt 
eine starke persönliche Note von seiten des Operateurs. „Wer im 
Jahre 50 Gallensteinoperationen macht, beherrscht die Technik ganz 
anders und wird ungleich bessere Resultate haben als der, der im 
Jahre nur ein oder zwei Fälle unter das Messer bekommt“ und 
weiter „nicht jeder, der den üblichen Laparotomien, wie der Radikal- 
operation einer Hernie, der Appendektomie gewachsen ist, sollte 
sich an eine Gallensteinoperation heranwagen“. Was folgt aus 
solchen einleuchtenden und eigentlich selbstverständlichen Fest- 
stellungen? Entweder müßte man alle Gallensteinkranken nur 
solchen Chirurgen zuweisen, die die nötige Erfahrung und Technik 
besitzen bzw. allerwärts solche Chirurgen ansiedeln oder bei der 
Indikationsstellung zur Gallensteinoperation Rücksicht nehmen auf 
die Individualität des zur Verfügung stehenden Operateurs. Die 
erste Forderung ist praktisch undurchführbar, bleibt nur die zweite 


. übrig. Daraus ergibt sich einwandfrei: für die Allgemeinheit giltige 


Richtlinien zur Operation des Gallensteinleidens im früheren Alter 
der Kranken lassen sich nicht aufstellen. Was sich ein Meister der 
Abdominalchirurgie zutrauen darf, ist nicht ohne weiteres Operateuren 
zuzumuten, die auf dem Gebiete der Gallensteinchirurgie nur geringe 
Erfahrung besitzen, und die nicht den Vorteil haben, mit hinreichender, 
geschulter Assistenz in glänzend eingerichteten Kliniken zu operieren. 
Aber auch bei größter Erfahrung und bester Technik bleibt, wie 
wir gesehen haben, für die Operation im früheren Alter eine 
Mortalität von 4°0/. 


Um diese richtig zu bewerten, müssen wir 
= _ 8. nach den Heilungsbedingungen der Cholelithiasis fragen, 
die die abwartende Behandlung bietet. 
| Tatsache ist, daß. ein großer, vielleicht der überwiegende Teil 
der Fälle von Gallensteinerkrankungen in das Stadium der Latenz 
kommt d. h., daß nach einigen leichten Anfällen keine Koliken oder 


, anderweitige Erscheinungen derCholelithiasis mehr zu folgen brauchen. 


atsache ist aber auch, daß das Leiden jeder Zeit — wie ich es 
selbst beobachtet habe — noch nach 20 und 30jährigem Stillstand 


durch Cholezystitis, Cholangitis, Perforation und später eventuell 


auch durch Karzinom gefährlich werden kann. Tatsache ist schließlich, 


daß es unmöglich ist, nach. Beobachtung einiger leichter Anfälle - 


vorherzusagen, welchen weiteren Verlauf das Leiden in Zukunft 
nehmen wird. Wozu soll uns die Erkenntnis aller dieser Tatsachen 
veranlassen? , Sollen wir mit Rücksicht darauf, daß das Leiden zum 

tillstand kommen kann, von der Operation im früheren Alter Ab- 


-_ 


stand nehmen, oder sollen wir im Hinblick auf etwaige unberechen- 
bare lebensgefährliche Folgezustände und Komplikationen zu einer 
solchen raten? 
früheren Alter dadurch aufgewogen, daß man einer Reihe von 
Operationen im späteren Alter vorbeugt, die prognostisch viel 


ungünstiger sind und eine weit höhere Mortalität aufweisen? So 


einfach darf die Frage nicht gestellt werden, jedenfalls darf sie in 
dieser Fassung nicht ohne weiteres mit „Ja“ beantwortet werden. 

Wie oft das Gallensteinleiden zu schweren und lebensgefähr- 
lichen Komplikationen führt, läßt sich auch nicht mit annähernder 
Sicherheit angeben. Die schätzungsweisen Angaben betr. Mortalität 
der Cholelithiasis gehen weit auseinander und schwanken — je 


nachdem den statistischen Berechnungen Privat- oder Krankenhaus- 


material zu Grunde liegt‘ — zwischen 0,04°/, (Ritter-Karlsbad — 
Privatpatienten) und 15°/ (Naunyn — Krankenhauspatienten). Kehr 
schätzt sie auf 3,16°%,. Danach sind die 4°/, Mortalität nach 
Operationen im früheren Alter ziemlich hoch zu bewerten; sie fallen 
aber besonders auch deswegen schwer ins Gewicht, weil ihnen die 


_ Resultate unserer führenden Chirurgen zu Grunde liegen, weil sie 


vornehmlich Personen in jüngeren Jahren betreffen und bei keinem 


derartigen Verlust auszuschließen ist, ob nicht gerade dieser letal- 


verlaufene Fall zu denen gehört hätte, die zur Ruhe gekommen 


wären und wenn auch nicht für immer, so doch für eine Reihe 


von Jahren. Was das für den Ernährer einer Familie usw. bedeutet, 
brauche ich nicht erst auseinanderzusetzen. Jedenfalls waren das 
die Betrachtungen, die sich mir aufgedrängt haben, als ich nach 
2 Operationen im früheren Alter eine 2ljährige Frau und eine 


26jährige Patientin am 3.—4. Tage nach der Operation an Embolie 


verlor. Dabei waren die Bedingungen bei der Operation besonders 
im letzten Falle so günstig, daß der Chirurg (E. Unger) die Bauch- 
höhle total schließen konnte. Die Sektion in diesem Falle (Pro- 
sektor Dr. Christeller) ergab: Großer Embolus auf der Teilungs- 
stelle der Pulmonalis reitend. Gefäße im ÖOperationsfeld glatt. 
Peritoneum nirgends getrübt. Christeller nahm an, daß der 
Embolus aus mehreren kleinen Thromben zusammengesetzt ist. 
Ursprung unbekannt. | 

Zwei andere Patienten verlor ich nach der Operation im 
jugendlichen Alter an Pneumonie. ER | 

Gewiß ist die Mortalität nach den infolge von Komplikationen 


später notwendig werdenden Operationen erschreckend weit höher. 


Aber wäre es nicht möglich, wenigstens für einen Teil dieser Fälle 
günstigere Operationsbedingungen zu schaffen, wenn praktische 
Arzte und Internisten ihre Gallenkranken, denen nur durch das 
Messer geholfen werden kann, möglichst bei Zeiten dem Chirurgen 
übergeben würden? | 

Aber nicht nur der Prozentsatz der Mortalität muß maß- 
gebend sein für unsere Stellungnahme zur Frage der Operation im 
früheren Alter, sondern | | | 

4. vor allem auch die Feststellung, ob und wie weit sie eine 
sichere, eine dauernde Heilung gewährleistet. 
90% der Operierten Dauerheilung an und berechnet die Heilungen 
bei interner Behandlung auf nur 80%. Anspruch auf Genauigkeit 
haben solche Statistiken naturgemäß nicht. Was heute geheilt er- 
scheint, kann morgen oder nach Jahren Ausgangspunkt einer schweren 
oder gar tödlichen Erkrankung werden. Tatsache ist jedenfalls, daß 

5. auch nach Operationen im früheren Alter Rückfälle und 
die alten Beschwerden wieder auf- und neue Beschwerden hin- 
zutreten können. | | 


Liek beobachtete Rückfälle bzw. zurückbleibende Be- 


schwerden nach Zystektomien in der erstaunlichen Höhe von etwa 
30% seiner Fälle. 


Ob durch die Operation im früheren Alter die Zahl der Rück- 


fälle wesentlich herabgesetzt werden wird, läßt sich noch nicht mit 
Sicherheit entscheiden; dazu sind’ noch weitere Erhebungen und 
längere Beobachtungen notwendig. Die Rückfälle stellen nur sehr 
selten echte Steinrezidive dar. In der bei weitem überwiegenden 
Zahl der Fälle werden die zurückbleibenden oder nach der Operation 
neu auftretenden Beschwerden durch andere Ursachen bedingt. 
Eine häufige Veranlassung zu sogenannten Nachbeschwerden 


geben postoperative Adhäsionen und Narben, Wiederauftreten 


von Katarrhen der Gallenwege usw. PR a 
Vielfach gehen die nachträglichen Schmerzen und Störungen 
überhaupt nicht von den Gallenwegen und der Operationsnarbe aus, 
sondern sind auf ein Ulcus ventriculi seu duodeni zu. beziehen, 
sind’ auf eine Appendizitis, Pankreatitis, auf Magendarmkatarrhe 
zurückzuführen, d.h. auf Affektionen, die zum größten Teil schon 
vor der Operation bestanden haben, durch die Zystektomie aber 


1687 


Werden die 4°/, Mortalität nach Operationen im’ 


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‚Adhäsionen. Sie finden sich bei Operationen auch bei solchen 


. dem steht fest, daß sie die Quelle heftigster Beschwerden werden 


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‘ spricht die Tatsache, daß man auch bei Nichtoperierten bei Chole- 


1688 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. | | 80. November 


nicht geheilt worden sind und auch nicht geheilt werden konnten. 
In dieser Beziehung wird auch durch die Operation in jüngeren 
Jahren wenig gebessert werden; am ehesten könnte man erwarten, 
einer Pankreatitis vorzubeugen, wenn man frühzeitig operiert. Am 
meisten quälend.und am schwersten zu beeinflussen aber sind 


Ziehe ich Schlußfolgerungen aus dem, was ich für und gegen 
die „Frühoperation“ und die „Operation im früheren Alter“ gesagt 
habe, so komme ich zu .folgenden Ergebnissen: 


1. Die Forderung nach Frühoperation in dem Sinne, daß 
Gallensteinkranke ganz allgemein beim Aultreten der ersten Krank- 
heitserscheinungen operiert werden sollen, kann ich nicht anerkennen. 


2. Die Operation im früheren Alter, auch wenn keine 
zwingenden Gründe zum chirurgischen Eingreifen vorliegen, ganz 
allgemein als Therapie der Wahl bei der Gallensteinkrankheit zu 
fordern, halte ich ebenfalls nicht für berechtigt. 

M. E. darf das jugendliche Alter allein nicht maßgebend sein 
für den Entschluß zur Operation. Das jugendliche Alter an sich 
berechtigt ebenso wenig zur Operation, wie vorgerücktes Alter bei hin- 
reichend begründeter Diagnose einesonstaussichtsvolleund wünschens- 
werte prophylaktische Operation ausschließt. Wenn man es im al- 
gemeinen auch vorziehen wird, Gallensteinkranke in jüngeren Jahren zu 
operieren, so ist höheres Alter im gegebenen Falle an sich doch 
| kein Gegengrund gegen prophylaktische Operation. Mit Recht sagt 

Körte, „es kommt darauf an, wie der Allgemeinzustand ist“. Des- 
wegen halte ich Entscheidung - von Fall zu Fall für das einzig 
Richtige und spreche mich dahin aus: 

3. Bei der Indikationsstellung zur Operation von Gallenstein- 
kranken in jüngeren Jahren ist nicht sowohl auf das Alter des Kranken 
wie auf sein Allgemeinbefinden und die ganze individuelle Lage 
des Falles zu achten, nicht zum wenigsten auch darauf, ob ein in 
Gallensteinoperationen geübter oder.ein weniger erlahrener Chirurg 
zur Verfügung steht. i 

Hier alle Momente aufzuzählen, welche im Einzelfalle mit- 
bestimmend sind für die Frage der Operation im früheren Alter, ist 
nicht möglich. | | 

Ganz allgemein zu achten ist bei der Entscheidung: „Für“ 
oder „Wider“ auf: T | 

Möglichst weitgehende Sicherstellung der Diagnose, Berücksich- 
tigung des lokalen Befundes, auch vom pathologisch-anatomischen 
Standpunkte aus, Verhalten des Allgemeinzustandes, der Konsti- 
tution, des Geschlechts (Frauen geben durchschnittlich eine bessere 
Operationsprognose als Männer) und der übrigen Organe, Anamnese, 
Häufigkeit und Schwere der einzelnen Anfälle, Befinden im Intervall: 
(Freisein von Beschwerden im Intervall oder dauernde Schmerzen 
und Belästigungen), Erfolg der inneren Behandlung, Neigung 
zum Morphinismus, soziale Lage, Beruf und Wohnort des Kranken (bei 
Stadtbewohnern kann man mit der Operation eher warten als bei 
Landbewohnern), familiäre Belastung mit Karzinom, Begleit- und 
Folgezustände, Ikterus, Fieber, Schüttelfrost usw. 

Einer weiteren Ausführung, in welchem Sinne die verschie- 
denen Gesichtspunkte, die ich hier’ nur andeutungsweise berührt 
habe, zur Entscheidung für oder gegen die Operation im früheren 
Alter verwendet werden können, bedarf es nicht. In der Regel 
werden wir Erwägungen darüber, welche Momente uns gegebenenfalls 
zum frühzeitigen Eingreifen beim Gallensteinleiden bestimmen 
oder umgekehrt uns davon abhalten können, ja nur dann anzu- 
stellen haben, wenn keine unmittelbare Lebensgefahr vorliegt. 

Bei lebensbedrohenden Zuständen ist die Operation ja 
absolut indiziert und, falls keine besonderen Kontraindikationen 
bestehen, möglichst sofort auszuführen. u 


Auf Grund eigener Erfahrungen möchte ich meine Ansichten 


über die chirurgische Behandlung bei Erkrankungen an den Gallen- 
wegen dahin zusammenfassen: 


I. Eine absolute Indikation zur Operation wegen lebens- 
bedrohender Zustände geben: | 
1. Die schwere Form der akuten infektiösen Cholezystitis und 
Cholangitis, besonders die gangränöse Cholezystitis, das 
akute Empyem. 
Mit vielen Chirurgen (Körte, Völcker, Riese, Kirschner, 
Heidenhain u. a.) befürworte ich für diese Fälle die Früh- 
operation im Anfall. Entschließt man sich zum Abwarten, ist 
ständige genaueste Kontrolle notwendig. 
Eine Kontraindikation sehe ich mit Körte in diesen Fällen 
in schweren Herz-, Lungen-, Nierenerkrankungen, in schwerer 
Arteriosklerose und in schwerem Diabetes. | 
In der leichten Form des Diabetes findet Körte keine Kontra- 
indikation zur Frühoperation, doch empfiehlt er, solche Patienten 
vorher möglichst zuckerfrei zu machen. Meine Erfahrungen sprechen 
in demselben Sinne. Ebenso absolut indiziert ist die Operation 
bei der entzündlichen Stauungsgallenblase. 
2. Das chronische Empyem der Gallenblase. 


Gallensteinkranken, die nur wenige und leichte Anfälle oder über- 
haupt keine Koliken sondern nur vorübergehende Beschwerden 
gehabt haben. Gerade diese Pericholezystitis hinterläßt auch nach 
der Operation zahlreiche Beschwerden. Ob es gelingen wird, durch 
verbesserte Operationsmethoden einer Adhäsionsbildung vorzubeugen, 
lasse ich dahingestellt; bei ausgesprochener konstitutioneller Neigung 


zur Adhäsionsbildung ist eine Besserung in diesem Sinne kaum zu 
erwarten. 


Flörcken mißt den „Verwachsungen“ für die Erklärung der 
„Pseudorezidive“ nur eine untergeordnete Rolle bei und glaubt, 
daß es richtiger ist, eine restierende Cholangitis, als Ursache der 
Koliken anzusprechen, und daß daneben, besonders für Fälle ohne 
Temperatursteigerung postoperativen Krampfzuständen am Sphincter 
Oddi (Westphal) eine Bedeutung zukommt. Daß „Verwachsungen“ 
überhaupt viel zu häufig und unberechtigt für vorhandene Schmerzen 
verantwortlich gemacht werden, kann auch ich bestätigen, trotz- 


können. Es ist nicht immer ganz leicht, für die nach der Opera- 
tion zurückbleibenden oder neu auftretenden Beschwerden die 
richtige Deutung zu finden. 

Gestützt auf eingehende Versuche an Duodenalhunden mit 
und ohne Gallenblase glaubt Rost, daß Beschwerden von seiten 
des Magens und Darms nach Cholezystektomie auf das Fehlen 
der Gallenblase zurückzuführen sein müssen. Ich habe gerade in 
jüngster Zeit nach Frühoperationen: bei Cholelithiasis so schwere 


Magen- ünd Darmstörungen, besonders hartnäckiges Erbrechen beob- 
achtet, daß | | 


6. die Frage, „ob wir nicht mit der Cholezystektomie 
einen Eingriff vornehmen, durch den für die Verdauung und den 
Stoffwechsel irreparable Störungen gesetzt werden“, von größter 
Wichtigkeit für unsere Stellungnahme zur Frühoperation und nament- 
lich auch für die Wahl der Operation sein muß. 

Sichere Unterlagen für die Bejahung' einer solchen Frage 
liegen bisher nicht vor. Die interessanten Untersuchungsergebnisse, 
zu denen Rost bei seinen Tierversuchen gekommen ist, sind nicht 
ohne weiteres auf das Verhalten beim Menschen zu übertragen. ` 

Der Annahme, daß der Ausfall der Gallenblase Salzsäure- 
mangel: im Magen bedinge (Hohlweg und Schmidt u. a.), wider- 


lithiasis über 74 % der Fälle Hypo- oder Achlorhydrie findet, und 
daß bei verschlossenem Blasenausgang sogar. 88 % der Gallen- 
steinkranken diese Störung zeigen (Rohde). Auf meiner Ab- 
teilung -von meinem früheren Oberarzt Gerhard Lehmann bei 
Gallensteinkranken ausgeführte Untersuchungen ergaben: Hyper- 
chlorhydrie in 37,5 %, Euchlorhydrie in 35 %, Achlorhydrie in 
27,5%. Jedenfalls zeigen die angeführten und weitere Beob- 
achtungen, daß der Salzsäuremangel nicht als Folge der Cholezyst- 
ektomie, sondern als Begleiterscheinung der Cholelithiasis aufzu- 
fassen ist. Ä 

An 2 bei Hunden vor und nach der Cholezystektomie ausge- 
führten Stoffwechseluntersuchungen konnte Rost Anderungen im Ge- 
samtstoffwechsel einschließlich der Fettausnützung nicht nachweisen. 

Unter Bezugnahme auf all: diese im ganzen negativen Befunde 
bestehen zunächst keine ernstlichen Bedenken gegen die Exstirpation 
der kranken Gallenblase. Nur vereinzelt wird mit Rücksicht auf 
die funktionelle Bedeutung der Gallenblase vor unberechtigter Ent- 
fernung derselben gewarnt. 


M. E. ist die Frage bezüglich der Funktion der Gallenblase 
noch nicht als abgeschlossen zu betrachten. 

Nach Aschoff ist man nicht berechtigt, die Gallenblase als 
rudimentäres Organ zu betrachten, wenn sie auch angeboren fehlen 
und ohne Schaden entbehrt werden kann. Ein bloßes Reservoir 
stellt sie nicht dar, dagegen kommt nach Aschoff Entlastung der 
Gallenwege durch Tonusherabsetzung und noch mehr das Eindickungs- 
vermögen, das die Galle auf 1/,—!/s ihres Volumens herabsetzt 
als Funktion in Frage. Jedenfalls besteht zur Zeit kein Grund, 
mit Rücksicht auf etwaige physiologische Aufgaben der Gallenblase 
die Cholezystektomie einzuschränken und sich häufiger mit der 
Cholezystotomie zu begnügen. Als Operation der Wahl gilt wohl 
heute mit Recht allgemein die Cholezystektomie. 


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80. November 


3. Der Steinverschluß des Choledochus. Die Operation ist 
möglichst frühzeitig auszuführen, jedenfalls vor Eintritt der 
Cholämie und schwerer Cholangitis. Nach Körte soll 
man nicht länger als etwa 2 Wochen warten. Entscheidend 
für mich ist die Schwere der Infektion. 

4. Die Perforation und Peritönitis. Sie erfordern sofortige 
Operation. : ) 

II. Eine relative Indikation zur Operation geben: 

1. Die zahlreichen einfachen Fälle von Cholelithiasis, bei 
denen Steine in der Gallenblase zu vermuten sind, der 
Ductus cysticus offen ist. 

. Alle geringfügigen akuten Entzündungen. 

. Fälle von chronischer Chole- und Pericholezystitis. 

. Der Hydrops vesicae fellae, wenn er steril bleibt. 

Auch bei allen diesen Krankheitszustäinden muß man die 
Operation in Frage ziehen, wenn die innere Behandlung erfolglos 
bleibt. Aber ich kann die Indikation zur Operation unter 
diesen Umständen, auch bei Kranken in jüngeren Jahren nicht 
ohue weiteres als gegeben ansehen, wenn die Diagnose genügend 
gesichert erscheint. Ich bevorzuge ein individuelles Vorgehen 
und möchte für diese Fälle nicht nur das Alter des Kranken, 
sondern alle die oben angeführten Gesichtspunkte einschließlich 
der Abschätzung der vorhandenen Operationsbedingungen als maß- 
gebend für die Entscheidung für oder gegen die Operation in den 
Kreis der Erwägungen eingestellt wissen. 

Eine für alle Fälle gleich giltige Indikationsstellung läßt sich 
nicht aufzeichnen. Man wird seinen Kranken am meisten helfen, 
wenn man individualisiert. Allerdings ist von den Internisten zu 
verlangen, daß sie rechtzeitig die Grenzen erkennen, die der 
konservativen Behandlung gesetzt sind, und daß sie Kranke, bei 
denen die interne Therapie aussichtslos ist, bei Zeiten den Chirurgen 
zur Operation geben. 

Ich glaube, da8 ich mit meiner Stellungnahme zur „Früh- 
operation“ an den Gallenwegen und zur „Operation in jüngeren 
Jahren“ in allen wesentlichen Punkten dem Standpunkte vieler 
nicht allzu radikaler Chirurgen (Körte, Völcker u.a.) nahekomme. 
Gewisse Differenzen in der Auffassung der Internisten und Chirurgen 
sind, vor allem in der Verschiedenheit des Materials gegeben, das 
den Vertretern dieser beiden Disziplinen zugeht. Die Internisten 
sehen viele leichte, zur Latenz neigende, die Chirurgen mehr 
schwere, zum Teil durch lang hingezogene innere Behandlung ver- 
schleppte Fälle. Bessere therapeutische Erfolge lassen sich nur 
erzielen durch ein verständnisvolles Zusammenarbeiten zwischen 
Internisten und Chirurgen. Nur so wird es möglich sein, die 
heutigen Forderungen der Chirurgen und die noch bestehenden 
Einwände der Internisten allmählich auszugleichen. 


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Die Frühoperation an den Gallenwegen. 
(Vom Standpunkt des Chirurgen betrachtet.) 


Von L. Moszkowicz, Wien. 


Wenn wir an die rasche Entscheidung denken, die in allen 
Ländern fast gleichzeitig bezüglich der Frühoperation bei der Peri- 
typhlitis herbeigeführt wurde, so müssen wir uns fragen, warum 
die Chirurgen nicht schon damals mit Entschiedenheit auf die Vor- 
teile des frühzeitigen Eingriffes bei den Erkrankungen der Gallen- 
‚wege hingewiesen haben. Das kann nur so erklärt werden, daß es 
sich doch um Eingriffe von sehr verschiedener Bedeutung handelt. 
Während die Operation bei der Perityphlitis verhältnismäßig einfach 
ist und nur höchst selten an die Kunst des Chirurgen besondere 
Anforderungen stellt, sind an den Gallenwegen schon die Bloß- 
legung des eigentlich erkrankten Gebietes, die Entwirrung der 
durch pathologische Veränderungen höchst verwickelten anatomischen 
Verhältnisse oft mit den größten Schwierigkeiten verbunden. Man 
denke an die lebenswichtigen Organe (Magen, Duodenum, Kolon), 
welche oft aus derben Adhäsionen gelöst werden müssen, um nur 
an die Gallenblase, Zystikus und Choledochus herankommen zu 
können, und an die Nähe der großen Gefäße (Art. hepatica, Vena 
portae), deren Verletzung lebensbedrohend ist und die doch, hinter 
Schwielen verborgen, unversehens in den Bereich unseres Eingriffes 
kommen. Wenn man noch berücksichtigt, daß überdies mannig- 
faltige anatomische Varianten die Orientierung erschweren, so muß 
man zu dem Schluß kommen, daß eine Operation an den Gallen- 
ln alles eher als eine Anfängeroperation ist, daß sie im Gegen- 

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man die Schwierigkeit der Operation niemals im voraus schätzen 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. | 


Probe auf die erreichte Meisterschaft gelten könnte. Da- 


1689 


kann, muß der Operateur technisch den höchsten Anforderungen 


genügen und große Erfahrung besitzen, um je nach dem Befund. 


sich rasch zu entscheiden und die richtige Operationsmethode wählen 
zu können. 

Vor 25 Jahren aber waren fast alle Chirurgen auf diesem 
Gebiete mehr oder weniger Anfänger. Jeder mußte seine eigenen 
Erfahrungen machen, mußte die Unzahl der vorgeschlagenen techni- 
schen Neuerungen nachprüfen und sich sein eigenes Urteil bilden. 
Mannigfaltige Irrwege, z. B. die Übertreibung in Drainage und Tam- 
ponade, mußten als solche erkannt werden. In diesen 25 Jahren 
aber hat die Chirurgie der Gallenwege einen mächtigen Aufschwung 
genommen. Die Technik der Operation wurde sorgfältig ausgebildet 
und ist ziemlich typisch geworden, so daß sie von einer großen 
Zahl von Chirurgen beherrscht werden kann. Die Chirurgen können 


aber auch mit Stolz darauf hinweisen, daß hauptsächlich durch die 


operative Autopsie in vivo die Erkenntnis der Pathogenese dieser 
Erkrankungen wesentlich gefördert wurde. Es wiederholt sich auch 
in diesem Punkte die Entwicklung, wie wir sie bei der Perityphlitis 
erlebt haben. Man denke daran, wie wenig die frühere Ärzte- 
generation von der Perityphlitis wußte. Man kann es kaum be- 
greifen, daß die Pathologen das so häufige Krankheitsbild nicht 
früher in seiner ganzen Bedeutung erkannten. Das Jahr 1897, in 
dem Sonnenburgs Buch in erster Auflage erschien, bedeutet einen 
Wendepunkt. Von da ab wurde innerhalb weniger Jahre das viel- 
gestaltige Krankheitsbild der Perityphlitis nach allen Seiten durch- 
forscht und klargeleg. Und ganz ähnlich entwickeln sich die 
Dinge bei den Erkrankungen der Gallenwege. Bis vor kurzem waren 


die Anschauungen Naunyns maßgebend, welcher annahm, daß die 
Gallensteine, deren Genese auch jetzt noch nicht klargelegt ist, 
an sich harmlos seien und daß erst die begleitende Infektion dar- 


aus ein gefahrdrohendes Übel mache. Die Arbeiten der letzten Jahre, 
namentlich der Chirurgen (Kehr, Körte, Berg, Schmieden und 
Rohde), lassen uns erkennen, daß auch ohne Infektion, nur allein 
durch Stauung der Galle infolge von Knickungen und Lageanomalien 


der Gallengänge und der Gallenblase, ein schweres Krankheitsbild . 


hervorgerufen werden kann. Namentlich aber hat die wachsende 


Einsicht in die Funktion der Gallenblase (als Eindickungsreservoir) 


und in den komplizierten, nervös und hormonal geregelten Mecha- 
nismus der Gallenabgabe an den Darın dazu geführt, daß man auch 
Spasmen an den Engen der Gallenwege, also rein funktionelle 
Vorgänge als auslösende Ursache der Anfälle. anerkennt, wodurch 
die seit den ältesten Zeiten des Menschengeschlechts als Ursache 
der Gallenleiden angesprochene psychische oder nervöse Komponente 
wenigstens als konditionell ausschlaggebend wieder in ihre Rechte 
eingesetzt wurde. Verschiedene Bedingungen müssen zusammen- 
wirken, um die Krankheit progredient und gefahrdrohend zu machen. 
Zur Aufdeckung der Zusammenhänge haben die pathologischen 
Anatomen wesentlich beigetragen. Man findet die wichtigsten Fort- 
schritte und Ausblicke auf weitere Forschung zusammengestellt in 
dem Vortrage, den Aschoff, der bahnbrechende Pathologe auf 
diesem Gebiete, auf dem Kongreß der Deutschen Gesellschaft für 
Chirurgie 1923 gehalten hat. Daß Aschoff diesen Vortrag mit den 
Worten schloß: „Sine chirurgia non est anatomia pathologica 
organorum“, beweist, daß er erkannt hat, daß nur durch richtige 
Verwertung des von den Chirurgen exstirpierten, lebensfrisch’kon- 
servierten Materials weitere Erkenntnisse der Gallensteinkrankheit 
7 der Erkrankungen der Gallenwege überhaupt gewonnen werden 
önnen. 


Die wachsende Einsicht in die Physiologie dieser Organe lehrt _ 


uns verstehen, worauf die empirisch gefundene uralte Therapie des 
Gallensteinanfalls (Bettruhe, heiße Umschläge, Karlsbad, Abführ- 
mittel, Cholagoga, Morphin, Atropin) beruht. Sie gibt dem modernen 
Internisten die Möglichkeit, durch Ausbau der Diagnostik (Duodenal- 
sonde) und sorgfältigere Auswahl seiner Hilfsmittel das Leiden viel 
wirksamer zu beeinflussen. Anderseits zeigt sich aber immer deut- 
licher, daß beim Zusammenwirken gewisser. Umstände irreparable 
Veränderungen gesetzt werden, denen die interne Therapie nicht 
beikommen kann und die, wie von einsichtigen Internisten längst 
anerkannt wird, das Eingreifen des Chirurgen heischen. 

Jetzt scheint es somit an der Zeit, auf das, was die Chirurgie 
leisten kann, hinzuweisen und zur Indikationsstellung das Wort zu 
ergreifen. Für den Arzt, der sich ein eigenes Urteil bilden will, 
ob er eine Operation empfehlen soll, ist stets die wichtigste Frage 
die nach der durchschnittlichen Mortalität‘ der Operation. Diese 
ist, wie übereinstimmend von allen Chirurgen gemeldet wird, in er- 
freulicher Abnahme begriffen: Die Verbesserung der Operations- 
technik, die Verminderung der Gefahren der Narkose und gewiß 


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beträgt. 


Todesfälle und unter Operationen an den tiefen Gallengängen 3,8% 
‚ Todesfälle.) Daraus ergibt sich, daß zwischen den Operationen an 


nicht zuletzt die zunehmende Erfahrung. der Chirurgen haben teil 
an dieser Verbesserung unserer Operationsresultate. Hotz hat auf 


dém Deutschen Chirurgenkongreß 1923: eine Sammelstatistik von 


56 Chirurgen mit zusammen 12147 Fällen mitgeteilt mit einer 
Mortalität von 9,22%. Vielleicht noch überzeugender wirken die. 
großen Zahlen eines einzigen Instituts, weil hier Operationstechnik 
und Indikationsstellung, wenn auch mehrere Operateure in Betracht 


kommen, viel einheitlicher sind. Solche verdanken wir den Brüdern | 
‘Mayo, welche in den Jahren 1891—1922 bei 16980 Operationen 


eine Mortalität von 2,6% aufweisen. | 

. Statistiken sagen nur demjenigen etwas, der sie richtig zu 
lesen versteht. Auch diese Statistiken und ihre Diskrepanz werden 
erst verständlich, wenn man sie analysiert. Mit Recht wird jeder 
Praktiker solchen Statistiken die eigene Erfahrung gegenüberstellen, 
die ihn gelehrt hat, daß. unter seinen schweren Fällen, die er in 
der Privatpraxis gesehen hat, die Mortalität weitaus: höher ist. Die: 
günstigen Statistiken der chirurgischen Kliniken sind eben eine 
Folge davon, daß die Indikationsstellung bei. den Kranken der 
Krankenhäuser eine ganz andere ist als bei den Kranken der Privat- 


praxis. Sie ergeben sich erst 'bei den großen Zahlen, in denen die 


Fülle der leichten Fälle mitgezählt. wird. 


Wollen wir also aus diesen Zahlen etwas lernen, so müssen 


wir sie anders gruppieren.. Wir bekommen einen ganz anderen 
Begriff‘ von der Dignität der Operation, wenn wir hören, daß die 
- bloße Exstirpation der Gallenblase (Zystektomie) im Durchschnitt bei 


allen Chirurgen eine Mortalität von etwa 2% aufweist, während bei 
den Eingriffen an den tiefen Gallengängen die Mortalität rund 6% 
(Mayo hatte 1922 unter 942 Cholezystektomien 1,6% 


den schwer zugänglichen tiefen Gallengängen und der bloßen Ent- 
fernung der Gallenblase ein großer Unterschied besteht. Die ersteren 
sind nicht bloß technisch viel schwerer, sie betreffen auch in der 
Regel die späteren Stadien des Leidens und werden an stärker ge- 
schwächten Kranken ausgeführt. Es ist ein großer Fehler, daß man 


die Erkrankungen und Operationen an der Gallenblase immer mit 


jenen der tiefen Gallenwege zusammenwirft. Das ist gerade so, 
wie wenn jemand die Steinbildung in der Harnblase mit jener des 


Nierenbeckens zusammen abhandeln wollte. Keinem Urologen würde ` 


das einfallen, weil sowohl die Schwere der Erkrankungen wie auch 


die Schwierigkeit der operativen Eingriffe bei diesen Leiden ganz. 


verschieden zu werten sind. 


Sehr belehrend ist auch die Statistik, die Enderlen mitteilt. 
Unter den Operationen der Gallenwege an der Heidelberger Klinik 
in den letzten vier Jahren wiesen 332 Fälle, die im Alter von 20 
bis 40 Jahren standen, eine Mortalität von 2% auf und 332 Fälle, 
die im Alter von 50 bis 60 Jahren standen, hatten eine Mortalität 
von 9%. Wenn wir das Alter der Kranken berücksichtigen und 
jene Fälle, bei denen’ die tiefen Gallenwege mitbeteiligt sind, ab- 
sondern, bekommen wir somit erst den richtigen Standpunkt zur 
Beurteilung der Statistiken. 

Nun erst verstehen wir, warum der einzelne Arzt, wenn er 
nur seine Fälle aus der Privatpraxis im Auge hat, einen ganz 
anderen Prozentsatz der Mortalität errechnet, als ihn die großen 


- Statistiken der Chirurgen wiedergeben. Die Ergebnisse der Statistiken: 
‘sind eben nicht bloß von der technischen Leistungsfähigkeit des 
- Chirurgen, sondern in hohem Maße auch von der Indikationsstellung 
abhängig. Und diese ist im Krankenhause seit langem schon eine 


ganz andere als in der Privatpraxis. Wahrscheinlich aus sozialen 
Gründen. Der Arbeiter will arbeitsfähig sein, entschließt sich daher 
leichter, ja er drängt zur Operation in einem Zeitpunkt, in dem der 
Bemittelte noch diese: und jene Kur versuchen möchte und noch 
einigemal nach ‚Karlsbad fährt. 


Wir wissen, daß die Bildung der Gallensteine höchst selten 


‘primär in den Galleugängen der Leber und in den großen Aus- 


führungsgängen erfolgt. Das Leiden nimmt in den weitaus meisten 
Fällen seinen Ausgang von der Gallenblase. Daraus ergibt sich, 
daß in frühen Stadien der Erkrankung die bloße Entfernung der 
Gallenblase hinreicht, um die Kranken zu heilen. Erst in den 
späteren Stadien, wenn wiederholte Steinabgänge irreparable Ver- 
änderungen am Choledochus und besonders an der Vaterschen Papille 
gesetzt haben und die Infektion in die Gallengänge der Leber ver- 
schleppt ist, muß der Chirurg die eingreilenden Operationen am 
Choledochus und Duodenum in Betracht ziehen. Aber auch diese 
‘Eingriffe könnten mit sehr guten Erfolgen durchgeführt werden, 
wenn etwa vor dem 40. Lebensjahre, solange der Organismus der 
Kranken noch widerstandsfähig ist, operiert würde. Es. handelt sich 


924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.48: © ° 7 > '80, Novemb 


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bei diesen Operationen immer, um solche von 11/,—2- und mehr 
stündiger Dauer. Die Durchschneidung der Muskulatur der Bauch- 
decken in großer Nähe- des. Zwerchfelles erschwert die Atmung in 
den ersten Tagen -nach der Operation. .Die postoperative Pneumonie 


ist daher gerade nach solchen Operationen sehr zu befürchten. 
"Wenn die Kranken nun auch am Herzen, den Nieren oder der. Leber 


geschädigt sind, muß das die Mortalität außerordentlich beeinflussen. 

So ist die Forderung .der Chirurgen fast selbstverständlich, 
daß ihnen die Kranken in- jungen Jahren zur. Operation zugeführt 
und nicht allzu lange mit interner Behandlung hingehalten werden 
mögen. Damit ist auch gesagt, daß die Chirurgen unter’einer Früh.. 
operation in diesem Falle nicht die Operation, in' frühen Stadien 
des Anfalles, sondern die Operation in jungen. Jahren: verstehen. 
Klar und drastisch faßt Enderlen seine Ansicht in die Worte zu- 
sammen:. „Es ist unseres Erachtens nicht ‘recht ‚einzusehen; Kranke 
jahre- und jahrzehntelang .als Morphinisten hinzuschleppen, bis 


"Adhäsionen, Abszesse (in der Leber und außerhalb von ihr), Fistel- 


bildungen, Magenblutungen, Diabetes (Umber) vretroperitoneale 
Gallenphlegmone, akute gelbe Leberatrophie (Tietze), akute und 
chronische Pankreatitis, Pankreaszysten, hämorrhagische Nephritis, 


' Achylia gastrica, Gallensteinilens, Cholämie imVerein mit Schädigungen 


des Herzens usw. aufgetreten sind. Die Gefahr des: Karzinoms sei 
noch erwähnt; Aschoff lehnt sie ab; Krehl und Marchand er- 
örtern sie. Die zur Operation nötigen Kraftreserven sind dann im 
„Notfall“ aufgebraucht; das lange Zuwarten rächt sich. Der Kranke . 
aber ist der Leidtragende. Nicht -die Operation, ihre verspätete 

Ausführung ist gefährlich.“ Ey A 

Die Chirurgen gehen gegenwärtig‘ in ihrer Indikationsstellung. 

erheblich über das hinaus, was noch Kehr ‘gefordert hat. Dieser 
vertrat bekanntlich den Standpunkt, das Gallensteinleiden erfordere 
die Operation nur dann, wenn die Zeichen der Infektion bedrohlich 
werden oder gehäufte Anfälle das Leben unerträglich machen. 
Gegenwärtig gilt vielen Chirurgen das Gallensteinleiden an sich als 
Indikation zur Operation, ganz besonders gilt dies aber für jene 
Fälle, in denen das Leiden nicht mehr in der Gallenblase lokalisiert 


ist, sondern wiederholte Steinabgänge die tiefen Gallenwege in 


Mitleidenschaft gezogen haben. Sehr erfreulich ist es, daß auch aw 
gesehene Internisten sich nieht. mehr ablehnend verhalten (Boas, 
Bergmann, Westphal). Enderlen hebt namentlich den Grund- 
satz des Magdeburger Internisten Ottens hervor: Beim ersten An 
fall empfehle ich die Operation, beim zweiten rate ich dringend dam. 
Es darf natürlich nicht übersehen werden, daß nur in vol 
kommen klargestellten Fällen so vorgegangen werden kann. Die 
oft schwierige -Differentialdiagnose gegen: Nephrolithiasis, Pyelitis, 
Hydronephrose, in Fällen. mit Ikterus gegen biliäre Zirrhose, hümo- 
lytischen Ikterus, .subakute Leberatrophie usw. wird gemeinsam mi 
dem Internisten sorgfältig zu erwägen sein. Noch schwieriger wird 
die Entscheidung in akutesten Zuständen (Pankreaserkrankungen, 
septischer Ikterus, Phosphorvergiftung usw.). l 
Es wäre natürlich ein arger Verstoß, wenn eine Operation 
wegen eines Leidens ausgeführt würde, das durch den Eingriff an 
sich verschlimmert werden kann. Allerdings kommt auch eine Irrung 
nach der entgegengesetzten Seite vor. Es werden Kranke jahrelang 
unter der Diagnose „Gallensteinanfälle“ behandelt, deren Leiden em 
ganz anderes ist. Schmerzen im rechten Hypochondrium In die 
rechte Schulter ausstrahlend, anfallsweise mit und ohne Erbrechen 
aultretend, verleiten leicht zu der Diagnose „Gallensteinanfall” und 
werden mit Morphininjektionen kupiert, was jahrelang so fortgeht, 
bis .endlich ein bedrohlicher Zustand eintritt, der zur Operation 
zwingt. Dabei stellt sich dann heraus, daß die Gallenwege gau 
normal sind, dagegen ein Ulcus duodeni besteht, das zuletzt perloriert 
ist; oder es findet sich ein vereiterter Wurmifortsatz, der abnorm 
gelegen, der Gallenblase adhärent ist; oder es findet sich em 
strangulierte Dünndarmschlinge, die, in ‘derbe Adhäsionen gehällt 
deutliche Spuren der früheren gut überstandenen Anfälle von Dim 
darmvolvulus zeigt. Solche Beobachtungen "kennt jeder Chirurg 
und mit Rücksicht auf solche Fälle muß die Frage aufgeworfen werden 
ob die Morphininjektionen, die bei der Diagnose „Gallensteinanfal 
sich fast reflexartig einstellen, nicht in vielen Fällen auch sehädht 
wirken können, weil sie das Krankheitsbild verschleiern. Wir habe 
seinerzeit mit Mühe den Grundsatz durchgesetzt, daß bei dem Ve 
dacht auf Perityphlitis die Morphininjektion zu vermeiden se. Wen 
es auch hart erscheint, dem Gallensteinkranken die erJösende schier 
stilende Injektion zu verweigern, so muß doch jedesmal erwog‘ 
werden, daß es sich auch um .ein ganz anderes Leiden hande 
könnte und ferner, daß gefährliche Komplikationen, die einen $ 
fortigen Eingriff erfordern, wie die Perforation der Gallenblase, d 


‚30. November 


‚gallige Peritonitis, die Pancreatitis haemorrhagica, leicht übersehen 


werden, wenn der Kranke dauernd in einem Morphindämmerzustand 
erhalten wird. | 

Die Chirurgen werden so oft bei Erkrankungen der Gallen- 
wege zur Operation aufgefordert, wenn ein besonders bedrohlicher 
Zustand aufgetreten ist, oder werden wegen der Unerträglichkeit 
der Leiden von den Kranken selbst um die Operation angefleht, in 
einer Zeit, wo Alter, Zustand des Herzens und der übrigen Organe 
die Operation wenig aussichtsvoll erscheinen lassen. Da ist es 


- doch sehr begreiflich, daß die Chirurgen, unter denen ja die aktiveren 


entschlußfähigen Charaktere überwiegen, die Frage aufwerfen, ob 
es denn nicht möglich wäre, all den Komplikationen zu begegnen 
und eine viel größere Zahl von Menschen von ihrem Gallenstein- 
leiden zu befreien, wenn den Kranken die Operation in frühen Jahren 
empfohlen würde. 
ein starkes Widerstreben gegen eine solche Indikationsstellung be- 
merken, so müssen wir uns mit den Gründen etwas näher befassen, 
von denen diese doch ernsthaft um das Wohl ihrer Kranken. besorgten 
Arzte beeinflußt werden. Wir wollen hierbei ganz davon absehen, 


(daB die besonders gute. Meinung, welche viele Internisten von den 


Erfolgen der internen Gallensteintherapie haben, zum Teil darauf 
zurückzuführen ist, daß das weitere Schicksal der Kranken selten 


bis ans Ende verfolgt wird und daß ein gewisser Bruchteil der 


Kranken gar nicht an Gallensteinen leidet. Wir wollen einen ge- 
wissenhaften Arzt ins Auge fassen, der wiederholt seinen Kranken 
die Operation empfohlen hat und nun auf Grund der hierbei gemachten 
Erfahrungen seine Indikationen bei weiteren Fällen stellt. Auch 
der Chirurg muß zugeben, daß bei objektiver Erwägung aller für 
und gegen sprechenden Gründe es dem gewissenhaften Internisten 
bis vor kurzer Zeit schwer wurde, die Operation bei Gallenleiden 


' zu empfehlen. Die Operation litt, das mußte auch der begeistertste 


Chirurg zugeben, an gewissen mit ihr verbundenen Unzukömmlich- 
keiten. Diese sind 1. die langdauernde Drainage, Tamponade und 
schmerzhafte Nachbehandlung, 2. die Häufigkeit der postoperativen 
Ventralhernien und Adhäsionsbeschwerden, 3. die Unvollkommenheit 
der Operationserfolge (häufige Rezidive). 

Diese drei Unvollkommenheiten der Operation hängen innig 
miteinander zusammen. Die Angst vor dem Rezidiv zwang die 
Chirurgen zu gründlichem Absuchen der tiefen Gallengänge, und 
namentlich Kehr, der in Wort und Schrift an dem Ausbau der 
Chirurgie der Gallenwege sich hervorragend beteiligte, tamponierte 
die Umgebung des Operationsgebietes in großer Ausdehnung, ließ 
die Wunde monatelang offen. und suchte immer wieder mit Sonden 
und Zangen und durch Spülungen etwaige zurückgelassene Steine 
herauszubefördern, und daß ibm das manchmal auch gelang, schien 
für die Richtigkeit seines Vorgehens zu sprechen. Denn jeder zurück- 


gelassene Stein mußte ja die alten Leiden wieder erstehen lassen. 


Es ist klar, daß bei solchem Vorgehen breite Adhäsivnen entstehen 
mußten, die eine Quelle neuer Leiden wurden, ebenso, daß in einem 
großen Prozentsatz der Fälle große Ventralhernien sich entwickelten, 
die weitere Operationen erforderten. a 

Und trotz aller aufgewendeten Mühe kamen bei einem Teil 
der operierten Fälle wieder „echte oder unechte* Rezidive vor, d.h. 
es bildeten sich wieder Steine oder es rückten welche aus den 
kleineren Gallengängen nach oder aber es blieb eine .Cholangitis 
zurück, welche von Zeit zu Zeit Anfälle auslöste, die mit Schmerzen, 
Fieber, Ikterus einhergehend, einem richtigen Gallensteinanfall zum 
Verwechseln ähnlich sehen und jedenfalls dem Kranken und seinem 
Arzt das betrübliche Gefühl geben, daß die Operation nichts genützt 


' habe. Darauf dürfen wir nieht in der Weise replizieren, daß es 


Sich dann immer um Krankheitsfälle handle, denen auch die interne 
Therapie machtlos gegenüberstünde. Denn es ist ja die Aufgabe 
der operativen Therapie, mehr zu leisten und für die Dauer zu helfen. 

. Wenn ich oben gesagt habe, daß es mir erst jetzt an der 
Zeit scheine, vom Standpunkt des Chirurgen die Frage der In- 


dikationsstellung bei Gallenleiden neu aufzurollen, so fühlte ich mich ( 


hierzu berechtigt durch den Umstand, daß die Chirurgie in den 
letzten Jahren neue Methoden anwendet, denen die oben erwähnten 
Unzukömmlichkeiten nicht mehr anhaften. Die Erfahrung hatte ge- 
lehrt, daß in jenen Fällen, bei denen die Erkrankung auf den Ductus 
choledochus und die Lebergänge tibergegriffen hatte, nach den bis- 
herigen Methoden die Sicherheit, daß alle Steine entfernt seien, 
nicht zu erreichen war. Überdies zeigte sich, daß, selbst wenn 
keine Steine zurückgeblieben waren, doch die Infektion der kleinen 
Gallenwege bestehen blieb, weil spastische Kontraktion des Oddi- 
schen Sphinkters oder Strikturen an der Papille oder eine chronische 


Pankreatitis immer wieder Stauung der Galle, Anreicherung der 


1924 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 48. 


Wenn wir nun bisher bei so vielen Internisten | 


. die hier vertretenen Grundsätze anwenden. 
‚immerhin großen Eingriff, den eine,Öholedocho-Duodenostomie dar- 


`- 1691 


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Mikroorganismen verursachen, wodurch immer wieder schwere Anfälle 
ausgelöst werden. Es ist klar, daß die Aufgabe darin besteht,- den 
Engpaß an der Vaterschen Papille zu beseitigen. | 
eignete Operation war längst vorher von Kocher angegeben. Aber 


erst in neuester Zeit schritt eine Reihe jüngerer Chirurgen (Sasse, 


Flörcken, Lorenz, Göpel, v. Haberer, Schlingmann, Hose- 
mann) daran, in allen Fällen von Mitbeteiligung der großen Gallen- 
gänge durch eine breite Anastomose. zwischen Duodenum und 
Choledochus den Abfluß der infizierten Galle ein für allemal zu 
sichern und den schmerzfreien Abgang 
Steine zu ermöglichen. | 

‚Die Operation kann verschieden ausgeführt werden. Manche 
Chirurgen legen die Anastomose von außen her an, und zwar dort, 
wo der Choledochus die hintere Wand des Duodenums kreuzt 
(Choledocho-Duodenostomia externa). 


nach Eröffnung des Duodenums von innen her ausführen. Das 
Duodenum wird mobilisiert. 


stark erweiterten Choledochus bis an die Papille vorgeschoben und 
die Schleimhaut der hinteren Duodenalwand auf dieser Sonde ein- 
geschnitten (Choledocho-duodenostomia transduodenalis interna). 


Die Anastomose wird gut für einen Finger durchgängig angelegt. 


und durch einige Katgutnähte, welche die Duodenalschleimhaut an 
dieWand des Choledochus nähen, gesichert. Ich lege die Anastomose 
mit Absicht nicht an der Papilla selbst an, weil mir eine Verletzung 
des Ductus pancreaticus möglich erscheint, die nach Heyrovsky 


üble Folgen haben kann. Bei Anlegung der Anastomose ‚höher _ 


oben nahe dem oberen Rande des Duodenums habe: ich nie eine 
Nebenverletzung gesehen. Zu 


‚Es ist überraschend, wie gut dieser immerhin größere Ein- u 
griff auch von sehr geschwächten Kranken ertragen wird. Der Vor- 


teil, der darin gelegen ist, daß die infizierte Galle nun bequem ins 


Duodenum abfließen kann und (im Gegensatz zur Kehrschen Ab- 


leitung der Galle nach außen durch Hepatikusdrainage) die großen 


Flüssigkeitsmengen dem Organismus erhalten bleiben, ist in .die 


Augen springend. Bemerkenswert ist, daß die breite Anastomose 
mit dem Duodenum sich niemals als schädlich erwiesen hat, ob- 
wohl, wie Hosemann zeigen konnte, der Kontrastbrei bei der 


Röntgenuntersuchung vom Duodenum bis in die feineren Gallen- 


gänge der Leber eindringt. Über die Mortalität läßt sich noch nichts 


Endgültiges sagen, da das Verfahren noch jung. und im Ausbau be- 


griffen ist. Schlingmann berechnet sie mit 3%. 
Von größter Wichtigkeit ist, daß nach dieser und den meisten 


neueren ÖOperationsmethoden die Drainage auf ein Minimum re- 
duziert wird. Die meisten Chirurgen lassen nur mehr ein Drain 


für wenige Tage liegen, vernähen im übrigen die Bauchdecken auf 
das Exakteste. 
Mut, die Bauchhöhle ganz zu verschließen. Dadurch nehmen natür- 
lich die Adhäsionsbeschwerden ab und die Gefahr einer postopera- 


tiven Ventralbernie ist vermindert. Ä 


Es muß jedoch gesagt werden, daß durchaus nicht alle Chirurgen 
Einige wollen den 


stellt, vermeiden und beseitigen den schädlichen Engpaß an der 


Papille durch Dilatation mit Hilfe von Steinsonden und Dilatatorien- 
(Walzel, Hotz u. a.). Auch bezüglich dieser technischen Einzel- 


heiten werden die Erfahrungen weniger Jahre die Klärung über die 
beste Methode bringen. So wie die Cholezystektomie, so wird auch 
die Operation der tiefen Gallenwege eine wenigstens in den großen 
Zügen festgelegte Operationsmethode werden. Das Wesentliche, das 


wir von dieser Operation verlangen müssen, ist die dauernde Aus- 


schaltüung des Oddischen Sphinkters. Ä | 


Wenn von den Chirurgen in den letzten Jahren immer drin- 


gender ‘die Operation an den Gallenwegen in jungen Jahren ge- 
fordert wird, so wirkt auch der Umstand mit, daß mit zunehmender 


Erfahrung die Zusammenhänge, die zwischen den Erkrankungen der’ ` 
Gallenwege und jenen der Bauchspeicheldrüse bestehen, immer deut- 


licher erkannt wurden. Teils auf dem Wege der gemeinsamen 
Lymphbahnen, teils durch die gemeinsame Einmündung der’ Aus- 
führungsgänge sind Leber und Pankreas so innig mit einander ver- 
knüpft, daß kaum jemals das. eine Organ erkrankt, ohne daß das 
andere mehr oder weniger in Mitleidenschaft gezogen würde. Nun 
sind die Erkrankungen des Pankreas (akute und chronische Ent- 
zündungen, Pankreaszysten und Pankreassteine) wegen der Dignität 


des Organs stets als sehr ernste Leiden mit sehr zweifelhafter Pro- u 


Die hierfür gè- 


etwa zurückgebliebener 


Ich möchte auf Grund eigener 
Erfahrungen mich jenen Chirurgen anschließen, welche die Anastomose. ` 


Eine kleine Inzision ungefähr in der 


Höhe der Papille eröffnet das Duodenum an dessen Vorderseite. 
Eine dicke Sonde wird vom Zystikusstumpf aus durch den meist. 


Einige haben in besonders einfachen Fällen den - 


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gnose zu werten. Um so berechtigter muß die Forderung erscheinen, 
auch diesen meist sekundären Erkrankungen durch rechtzeitige Be- 
seitigung des primären. Leberleidens vorzubeugen. Ich hatte vor 
kurzem an anderer Stelle Gelegenheit darauf hinzuweisen, daß bei 
Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse der Chirurg die Gallenwege 
revidieren muß und selbst in den schwersten Fällen der radikalste 
Eingriff (aüch in diesen Fällen wieder die Choledocho-Duodeno- 
stomie) durchführbar ist und am sichersten der weiteren Infektion 
des Pankreas von den infizierten Gallenwegen her vorbeugt. Ob 
und wieweit die krebsigen Erkrankungen der Gallenblase, des Chole- 
dochus und des Pankreas mit den entzündlichen zusammenhängen, 


‚ist noch nicht genügend klargestellt. Den modernen, durch die Er- 
gebnisse der experimentellen Krebsforschung bestätigten Krebs- 


theorien entspricht es durchaus, einen solchen Zusammenhang 


zwischen chronischem Reizzustand und Krebsentstehung anzunehmen. 


So wäre denn die Frühoperation. der Gallenleiden auch eine Pro- 
phylaxe der .Karzinome. | | = 


Der aufmerksame Beobachter muß feststellen, daß in den 


"letzten Jahren die Zahl der Operationen an den Gallenwegen in 


ständiger Zunahme begriffen ist. Jeder geheilte Patient ist eben 
ein Apostel für die Operation. Die Kranken verlieren die Angst 
vor der Operation, wenn in ihrer Bekanntschaft mehrer Greheilte 
ihnen als Vorbild dienen. Es ist kein stürmischer Sieg, den hier 
die Chirurgie erringt, sondern es kommt mehr eine friedliche Durch- 
dringung zustande. Das entspricht auch viel mehr den Schwierig- 
keiten, welche sowohl der Indikationsstellung wie der chirurgischen 
Therapie der Gallenleiden wohl immer anhalten werden. Niemals 


werden die Verhältnisse bei diesen Erkrankungen so einfach liegen 
wie bei der Perityphlitis. : (Die Fortsetzung der Umfraga folgt.) 


- Aus der Magen-Darmabteilung der Arbeiter-Bezirkskranke 
| in Budapest (Leiter Dr. L. von Friedrich). 


Proteintherapie der Mastdarmgeschwüre. 
| Von Dr. Ladislaus von Friedrich. 


. Im Rektum kommen unter den verschiedensten Bedingungen 
und Gründen Geschwüre vor. Bei weitem am häufigsten sehen wir 
sie aber bei der. Dysenterie. Nicht “nur im akuten Stadium der 
Ruhr begegnen wirihnen, sondern auch. im chronischen Stadium, bei 
welcher sie lange Zeit, sogar Jahre lang nach der erlolgten Infektion 
bestehen bleiben. können. Ruhrfolgen dieser Art begegnen wir 
heutzutage sehr häufig. | 

Für die Behandlung dieser Fälle standen bisher zwei Wege 
zur Verfügung, wenn wir von den schwersten Fällen, wo auch ein 
operativer Eingriff in Frage kommen kann, absehen. Mit Reinigungs- 
klysmen, zu denen wir antiseptische Mittel hinzufügen, wird das 
Rektum gereinigt; ferner muß der.Stubl breiig gemacht werden. 
Mit adstringierenden Mitteln geben wir außerdem kleine Einläufe. 
Ferner konnten wir mittels des Rektoskopes lokal die Geschwüre 
direkt behandeln mit verschiedenen ätzenden Mitteln. 

Diese Krankheit ist aber meist sehr hartnäckig und trotzt 
jeder Behandlung, was ja auch selbstverständlich ist, denn der 
ständige mechanische Insult des Kotes und dessen Bakterienreichtum 
hindern die Geschwürsheilung. ` 

Die Beschäftigung mit der Proteintherapie der Magengeschwüre 
gab mir den Gedanken, die Proteintherapie auch auf diese Fälle 
auszudehnen. | ' 


Bei der Behandlung der Magengeschwüre fand ich von den unter- 
suchten Proteinkörpern V aienti,  Neurolysin, Milch, Kaseosan) das 
von Pribram empiohlene Novoprotin am besten geeignet. Bei 80 unter- 
suchten Fällen fand ich nicht so eindeutig gute 

deutschen Autoren Pribram, Grote, Holler usw. 


Bis jetzt habe ich in drei Fällen von Rektalgeschwüren Novo- 
protin verwendet. Die Applikation geschah analog wie bei der Be- 
handlung der Magengeschwüre. Ich beginne mit 0,2 cem intravenös, 
gebe jeden 3. bis 4. Tag eine Injektion, bis insgesamt 10 Injektionen. 
Die Behandlung verläuft selbstverständlich ambulant, denn die 
Patienten bleiben dabei arbeitsfähig. Nach jeder Injektion steigere 
ich die Dosis mit 0,2 ccm bis 1,2 cem Höchstmenge bei der letzten 
Spritze. Erhalte ich starke Allgemeinreaktion, so gehe ich beim 


nächstenmal mit der Dosis nicht hinauf. Die Fälle sind kurz die 
folgenden: 


nkasse | 


1. Sz. R., 27 jähriger Mann, hatte 1919 eine typische Dysenterie 


(durchgemacht, damals war er 8 Monate krank. Seit dieser Zeit öfters 
schleimige Stüh 


ühle. Diffuse Beschwerden im Bauch. In der letzten Zeit 


Tenesmen. Bei der Untersuchung ergibt sich in den anderen Organen 


‚sich bedeutend wohler. Nac 


esultate, wie die 


"nichts Pathologisches. Digital im Rektum nichts fühlbar. Stuhl schleimi 


blutig und etwas breiig. Probefrühstück: 80 cem, freio Salzsäure 


B, 
Ges.-Az. 80. Rektoskopisch: Zahlreiche gerstenkorn- bis bohnengroße 
superfizielld Geschwüre bis 10 cm vom Anus. Schleimhaut aufgelockert, 
sehr leicht vulnerabel. Krankheitsverlauf: Nach der 2. Injektion (0,4 ccm) 
häufig Stuhlabgänge;, noch immer schleimig und blutig. Nach der 
3. Injektion (0,5 ccm) mäßiges Fieber, kein Blut mehr, Schleim auch 
verringert. Nach der 4. Injektion tritt eine typische Herdreaktion auf, 
indem Pat. klagt, daß er starke Schmerzen im Rektum fühlt. Schleim- 
gehalt weniger, Rektoskopisch: Geschwüre’ mit Schorf bedeckt, nicht 
‚gerötet. Nach der 5. Injektion weniger Schleim. Nach der 6. Injektion | 
(0,8 ccm) ergibt die Rektoskopie vernarbende Geschwüre. Nach der 

8. Injektion (1,0 cem) rektoskopisch weniger Schleim, Geschwüre ge- 

rötet, mit blutenden Schorfen bedeckt. Nach der 9. Injektion tritt 
wieder eine Herdreaktion auf. Nach der 10. Injektion (1,2 ccm) aus- 
gesprochene Herdreaktion, fast kein Schleim mehr, fühlt sich sehr 


wohl. Eine später erfolgte Rektoskopie ergibt verschorfte Geschwüre, 
fast kein Schleim mehr. ` 


2. W.B., 29jähriger Mann. In 1916 Ruhr. 1918 wieder blutig- 
schleimige Stühle, . starke Schmerzen bei der Defäkation. Er war bis 
jetzt nie beim Arzt, denn er dachte, er habe Hämorrhoiden. Von einer 
mäßigen Anämie abgesehen keine nennenswerten Veränderungen in. 
den anderen Organen. Probefrühstück: 60 cem. Freie Salzsäure: 36, 
Ges.-Az.: 60. Digital fühlt man im Rektum einige polypöse Erhaben- 
heiten. Rektoskopisch: zahlreiche kleinere und größere, teilweise sehr 
tiefgreifende mit Schori bedeckte Geschwüre, die, bis 25 cm vom Anus 
entfernt, hinaufragen.. Stellenweise bis haselnußgroße polypöse Schleim- 
hautwucherungen. Stuhl mit Schleim und Blut gemengt. Krankheits- 
verlauf: Nach der 2. Injektion (0,5 cem) starkes Fieber, fühlt sich be- 
deutend wohler, keine Schmerzen mehr, fast kein Schleim im Stuhl, 
Nach der. 3. Injektion (0,6 ccm) hohes Fieber, keine Herdreaktion. 
Rektoskopisch einige frische Schorfe, die stark bluten. Nach der 
4. Injektion (0,7 ccm) rektoskopisch Geschwüre nicht gerötet, stellen- 
weise frische Schorfe, mäßiger Schleim. Nach der 9. Injektion (1,2 ccm) 


Schleim weniger. Nach der 10. Injektion (1,2 ccm) rektoskopisch einzelne 
Geschwürsränder stark gerötet, stellenweise sehr vulnerabel. Zwei 
Wochen nach der Behandlung fühlt sich Pat. bedeutend wohler. Keine 
Schmerzen, keine Tenesmen. Rektoskopisch: Geschwüre verxschorft; 
Stuhl geformt, nur des Morgens. noch Schleimabgang. 


3. K.J., 30 jähriger Mann. Im 12. Lebensjahr. Dysenterie,: seit 
der Zeit zeitweise Schmerzen im Bauch, Druck in der Magengegend. 
Im August 1923 machte er wieder eine Dysenterie durch, er war lange 
Zeit in Krankenhausbehandlung, aber ohne Erfolg. Jetzt: Tenesmen, . 
blutig-schleimige Stühle.. In den: inneren Organen. keine Veränderung. 
Probefrühstück: 50 ccm. Freie Salzsäure: 28, Ges.-Az.:. 48. . Rekto- - 
‚skopisch: Zahlreiche, superfizielle Geschwüre, sehr viel Schleim. Schleim- 
haut geschwollen, stellenweise granuliert. Krankheitsverlauf: Nach der 
4. Injektion (0,6 ccm) Schleim bedeutend weniger, kein Blut mehr. 
Rektoskopisch: Geschwüre gerötet, stellenweise mit Schorf bedeckt. 
Nach der 6. Injektion (0,8 ccm) Herdreaktion. Starke Schmerzen im 
Rektum. _Rektoskopisch: Geschwüre vulnerabel,- aber verschorfend. 
Nach der 7. Injektion (0,9 ccm) Blutung aus dem Darm. Rektoskopisch, 
‘8 cm vom Anus. entfernt, stark hyperämische aber mit Schorf bedeckte 
Geschwüre. Näch der 8. an (1,0 ccm) fast kein Schleim, fühlt 

der 10. Injektion (1,2 com) Herdreaktion. 
Rektoskopisch sieht man nur kleine Geschwürsnarben. Pat. ist ohne 
Beschwerden. 


Aus diesen Fällen sehen wir, daß außer einer Allgemein-' 
reaktion oft nach den Novoprotininjektionen eine Herdreaktion aul- 
getreten ist. Diese bestand .darin, daß die Kranken sich beklagten, 
.daß sie Schmerzen im Rektum bekommen; es traten Tenesmen auf, 
und im Falle 3 sogar eine kleine Blutung. Nach Abklingen dieser 
Herdreaktion fühlten sich die Patienten aber subjektiv bedeutend 
wohler, und haben eindeutig festgestellt, daß Schleim und Blut 
bedeutend weniger geworden waren. Zum Schluß der Behandlung 
verschwanden immer die blutigen Stühle und der Schleimgehalt 
wurde auch bedeutend geringer. Mit der subjektiven Besserung 
ging auch die Zurückbildung der objektiven Symptome Hand m 
Hand. Das rektoskopische Bild zeigte während der Behandlung, 
daß die Geschwüre zeitweise stark hyperämisch geworden sind, 
sie verschorfen. Die Schleimhaut wird während der Behandlung 
aufgelockert und vulnerabel, ein Zeichen dafür, daß. regenerative 
und reparative Entzündungsvorgänge auftreten. Dieser Beobachtung 
kommt bei der Proteinbehandlung, besonders bei der Beurteilung 
der Wirkungsweise und des Effekts, eine prinzipielle Bedeutung %0, 
indem wir durch das Auge kontrollieren können, was für Verände- 
rungen ablaufen, von denen wir uns beim Magengeschwür nicht 
vergewissern konnten. Alle 8 Patienten hatte ich vorher mit den 
üblichen bis jetzt gebräuchlichen lokalen Mitteln behandelt, ohne 
den geringsten Erfolg zu erreichen. Der Zustand der- Kranken 
besserte sich während und nach der Proteinbehandlung wesentlich. 
Am wenigsten erfolgreich war die Behandlung in Fal 2, wo tiel 


greifende schwere Schleimhautveränderungen bestanden, welche 


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30. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


1693 


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schon Jahre lang bestehen mußten, und noch nie behandelt worden 
waren. Aus diesem Grunde ist auch in diesem Falle der weniger 
günstigere Erfolg zu verzeichnen. Wir finden hier, sowie bei dem 
Auftreten der Herdreaktion, auch eine Analogie mit den Magen- 
geschwüren, insofern, daß ich bei diesen auch die Beobachtung 
machen konnte, daß chronische kallöse und langbestehende Ulzera 
am wenigsten gut auf Protein reagierten. 

Es ist selbstverständlich, daß man eine Behandlung nicht in 
einer relativ kurzen Beobachtungsdauer beurteilen kann, besonders 
bei einer Krankheit, die so Rezidiven ausgesetzt ist, wie die 
chronische Ruhr. , Auch sind meine Fälle nicht ausreichend, um 
ein definitives Urteil aussprechen zu können. Ich habe die Publi- 
kation dieser Fälle aber für nötig gehalten, um die Aufmerksamkeit 
jener auf sie zu lenken, die an einem größeren Krankenmaterial 
die Proteintherapie nachprüfen können. Wenn es sich aber später 
zeigen würde, daß wir nicht definitive Heilungen erreichen, so 
haben wir unseren Kranken auch geholfen, indem wir sie wenigstens 
zeitweise subjektiv beschwerdefrei gemacht haben. 

Anmerkung bei der Korrektur: Seit Drucklegung dieser 
Arbeit ist Patient1 und 3 beschwerdefrei. Fall 2 rezidivierte. Nach 
einer abermaligen Proteinkur ist er wieder beschwerdefrei geworden. 


Literatur: 1. Strauß, Nachbkrankheiten der Ruhr. Samnil, f. Verdauungs- 
krankheiten. Bd. 7, H.1/2. — 2. Schmidt-v.Noorden, Klin. d” Darmkrkh. 
— 3. Walkö, M.KI. 1923, Nr. 40. — 4. Foges, W.kl W.1919, Nr.52. — 5. Pribram, 
M. KI. 1922, Nr.30. — 6. v. Friedrich, Vortrag im kgl. Ärzteverein in Budapest am 
81. Mai 1924; Arcb. f. Verdauungskrkh. 


Aus der Dermatologischen Klinik in Graz 
(Vorstand: Prof. Dr. R. Matzenauer). 


Zur Adrenalinglykosurie. 
Von Dr. Karl Schreiner, Assistent der Klinik. 


Es ist seit langem bekannt, daß Einspritzungen mit Adrenalin- 
lösungen — selbst in geringen Mengen — in das Unterhautzell- 
gewebe eine vorübergehende Glykosurie erzeugen können. Nach 
den Angaben, die über diese Adrenalinglykosurie in den Lehrbüchern 
von Pfeiffer, Meyer-Gottlieb, Biedl u.v.a., gemacht werden, 
ist anzunehmen, daß wir es hierbei mit einer ziemlich regelmäßig 
auszulösenden Wirkung des Adrenalins zu tun haben, welche ihre 


Erklärung findet in einer Erregung des peripheren sympathischen 


Anteiles der Lebernerven, welche zu einem Abbau der aufgestapelten 
Glykogenvorräte der Leber führt. Diese werden in die Blutbahn 
abgegeben, wodurch die Blutzuckerwerte ansteigen und Trauben- 
zucker im Harn erscheint. Ob der Grad einer Hyperglykämie als 
Grundbedingung für diesen Vorgang aufzufassen ist, diese Frage 
scheint mir auf Grund neuerer Arbeiten nicht vollkommen geklärt 
zu sein und ist Gegenstand unserer weiteren Untersuchungen, über 
die wir später berichten werden. 

Vorläufig möchten wir nur über eine Beobachtung Mitteilung 
machen, die sich im Verlaufe von angestellten Versuchen mit sub- 
kutanen Adrenalininjektionen ergeben hat, welche das Auftreten der 
Glykosurie als von gewissen Begleitumständen abhängig erscheinen 
läßt. Auf Grund dieser Beobachtungen glauben wir nun berechtigt 
zu sein, anzunehmen, daß verschiedene Dermatosen bzw. verschiedene 
krankhafte Veränderungen der Haut bei entsprechender Ausbreitung 
wahrscheinlich mit Veränderungen jener Organe verbunden sind, 
welche an dem Zustandekommen dieser Reaktion beteiligt sein 
müssen, so daß die Glykosurie bei der einen Gruppe von Haut- 
krankheiten nahezu mit Sicherheit durch subkutane Adrenalin- 
injektionen (1/, mg) auszulösen ist, bei der anderen dagegen nicht. 


‚In welchem Verhältnis nun die Hautveränderungen und anderseits 


die Organveränderungen zu einander stehen in bezug auf Ursache 
und Folge,. wird im Besonderen derzeit wohl kaum zu entscheiden 
sein, da unsere Kenntnisse über die Veränderungen innerer Organe, 
insbesondere der Organe mit innerer Sekretion, bei Hautkrankheiten 
noch sehr gering sind. | 
Der Ausgangspunkt unserer Arbeiten für dieses Thema war 
das regelmäßige Auftreten größerer Mengen von Zucker im Harne 
bei einem 8jährigen Patienten mit einer Dermatitis herpetiformis 
(Dahring) nach subkutanen Injektionen von 0,00025 Adrenalin in 
ccm physiologischer Kochsalzlösung. Trotzdem sich die Er- 
krankung bereits über den ganzen Körper ausgebreitet hatte, war 
Patient (bei Fieber von 37—38°) stets bei bestem Appent und 


keineswegs heruntergekommen. Die Glykosurie setzte 1— Stunden: 


nach der Injektion ein (dieselbe wurde im Ganzen 3 mal wiederholt, 
in Pausen von 4—6 Tagen) und war in Spuren noch nach 24 Stunden 
nachzuweisen. Trotzdem uns selbstverständlich bekannt war, daß 


nach Adrenalineinspritzungen Glykosurie auftreten kann, waren wir 
dennoch nicht wenig verwundert, derart lebhafte Reaktionen nach so 
geringen Adrenalinmengen, die obendrein. in 100 cem Kochsalzlösung 
gewiß ausgiebig verdünnt waren, auftreten zu sehen. Beide Momente 
— Adrenalinmenge und Verdünnung — haben aber nach Herter 
und Wakemann!) einen deutlichen Einfluß auf die Stärke der 
Zuckerausscheidung im Sinne der Abschwächung. Wenn auch ander- 
seits von Trendelenburg?) berichtet wird, daß die den Glykogen- 
zerfall bewerkstelligenden Adrenalinmengen viel kleiner seien als 
bisher angenommen wurde, so war dennoch zu bedenken, daß diese 


Beobachtungen sich auf Kaninchenversuche stützen, deren relative 


Einstellung auf den menschlichen Körper nicht ohne weiteres zu- 
lässig ist, und vor allem, daß gleiche oder ähnliche Versuche an 


anderen Patienten von uns ein ganz entgegengesetztes Resultat ge- 


zeitigt hatten. Bei Patienten, die mit Psoriasis (auch universell) 
behaftet waren, zeigte sich nämlich diese Glykosurie fast nie, auch 
wenn die Adrenalindosis 1 mg betrug (die diesbezügliche übersicht- 
liche Zusammenstellung erfolgt unten). Das prompte Eintreten der 


 Adrenalinglykosurie im Falle der entzündlichen exsudativen und 


universellen Hauterkrankungen, anderseits das Ausbleiben derselben 
bei Veränderungen der Haut mit mehr chronisch - desquamativem 
Charakter legte uns nun den bereits geäußerten Gedanken nahe, 


daß die Hautveränderungen im allgemeinen imstande seien, die - 


Adrenalinwirkung zu beeinflussen. Dieser Gedanke scheint mir nun 
durch die in der Folge angestellten Versuche seine Bestätigung er- 
fahren zu haben. Es standen uns nämlich gerade in dieser Zeit 
eine größere Anzahl schwerer Verbrennungen zur Verfügung. War 
unsere Vermutung richtig, so mußte bei diesen Kranken die Glykos- 
urie wieder auftreten. Inwieweit unsere Vermutung richtig war, 


‚möge aus der tabellarischen Zusammenstellung entnommen werden. 


In der Tabelle ist auch das Alter der einzelnen Patienten. ver- 
zeichnet, da dieses einen Einfluß auf den Zuckerhaushalt hat.. 


Adren.-Injekt. 


Tag u. Menge 


Harnuntersuchung An- 


Alter! Krankheit | 
Tag Stunde ee ae .|merkung 


Name 


Zahl 


1.|L.K.| 8J.lDermatitis| 16.7. iih 16.7. 


halten nach 


18 | +-+-[+--[Gleich.Ver- 
+ | + 


herpetif. | 0,00025/100 9 Ben. 
aniv. Naci |T 17| x| mn 
18.7. 17|; 0] 0 0;00025/100 
| | | 0,00028/50 
2. | K. A.| 38 J.|Combustio| 28.7. 10h ]|28.7. 15 | + | + | Trotz 7mal 
| 2° u. 30 | Ad. 0,0005/50 | 29.7. 16 | + | + | Kaecerzol. 
mehralst/;| 830.7. 9h |30.7. 8 | — | — | 200 nacı 
derKörper-| Ad. 0,0005/50 10 | + | + | dasselbe 
=. me ua Di 
8. | S. M.| 21 J.|Combustio|f 5.8. 10h 5.8. 15 | + | X |In diesem 
20u.3° | 0,0005/100 | 6.8.9 |4++| + | Kalle ist 
mehr als 1/3 l 16 x 0 liche Ab- 
derKörper-| 7.8. iih 7.8. 12 | x | O | schwächg. 
haut | 0,0005/100 | 8.8. 9 +|x Tvea 
9.8. 18h 9.8. 15 | x | X | zu beob- 
0,001,560 [10.8 9) 0 | O | achten. 
4. | E. K.| 32 J.|Combustio|l 5.8. 11h 5.8. 15 | + | + | 3 weitere 
I 2’ u. 30 1/5 | Ad. 0.0005/50 9 | x | x oJ zeiektion. 
derKörper- . 8. 16 0 0 gefähr das- 
haut d | selbe Bild 
5. | T. F. | 57 J.j Comb. 20u. 10. 8. 10.8. 15 | + | X | Nach der 
80ca. 1/19 d. | Ad. 0,0005/50 9 |++| + la 
Körperh. 111.8 15 | — | — negativer 
l l usia 
6. | E. I. |34 J.|Combustio| 5.8. 10h 5.8. 12 | + | x | Später Ab- 
20 u. 30 1/ | 0.0005/50 15 | + | 4 [ebwäche. 
derKörper-| . 6.8. 9I|+| + 
haut 810] © 
7.8. 10h 7.8 15 -++ + 
0,001/50 88 9| +| xX | 
7.11. F. | 14 J.|Combustio] 19.7. 10h 19.7. 15 |++| + | Gleiches 
20.14.80 1/; | Ad. 0,0005/150 | 20.7. 9I|+| + Vorheaiten: 
derKörper- u späteren 
haut . Injektion. 
8. [Sch.1156 J.| Atrophia | 30.7. 10h |80.7. 16 ++ + | | 
cutis idio- | Ad. 0,0005/50 | 831.7. 10 [x] 0 | 
| pathica | 
9.18.1.160J.| Ekzema | 29.10. 10h | 29.10.14 | ++] + 
univers, | Ad. 0,0005/20 | 30.10. 91 + | x 
acutum j i 
madidans. 


1) Herter u. Wakemann, Virchows Arch. Bd. 169, S. 479. 
2) Trendelenburg, Pflügers Arch. Bd. 661, S. 89. = 


Eur i 
’ 


1694 - | = 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK Nr.48. = 0° B0. November 
Dieser ausführlichen Tabelle möchte ich nun der kürzeren 
' „ Fassung wegen eine Übersicht anschließen, die alle anderen Fälle 


`. gruppenweise umfaßt, bei denen ebenfalls subkutane Adrenalin- 
u injektionen gemacht wurden. À | er 


PN T DAEE 
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Von den Kindern starben 10. Davon wurden 4 totgeboren, -: 
‘1 starb intra partum, 2 wiesen. Tentoriumrisse und 1 eine Lues auf, 
ein weiteres wurde .absterbend perforiert und 1 mit Scheitelbeinfraktur 
‘nach Zangenversuch von draüßen eingeliefert. 


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Unterweisung, am -Phantom jüngere Assistenten, Volontärärzte und . 
| Hospitanten, Ärzte, die.also zum Teil noch keine Gelegenheit zur Aus- : 
führung einer Zangenoperation. an der Kreißenden gehabt hatten. 


drio T aae 


` "Psoriasis mit geringer Ausbreitung 4 Fälle RR ar 

= Wir sehen demnach fast bei allen akuten und universellen 
Hautschädigungen nach Adrenalininjektionen prompt Zucker im. 
. Harne in wechselnder Stärke auftreten, während bei ‚chronischen 
Leiden, wie bei der Psoriasis oder Hautkrankheiten, die nur eine 


_ 


. Typische Beckenausgangszangen mit etwas schräge oder gerade 
stehender Pfeilnaht . wurden nur wenige (7) mit dem Kiellandschen 
"Instrument gemacht, es erwies sich, hier nach Art des Nägeleschen 
angelegt, als reines Extraktionsinstrument, letzterem als gleichwertig, 


ı Bei. der großen Mehrzahl der Fälle mit im Becken quer-. 


A | l pa TE aako iman -Verletzungen des Kindes traten, abgesehen von dem mit Scheitel- 
.  Pemphigus vegetans (1 Fall). .. .. 2... Ben beinfraktur bereits en Fall, sonst nur in Form oberilächlicher 
7 Ekzema universale (8 Fälle), hiervon 5. - - - - 2.0 7 | Druckmarken und in Fällen in Form leichter Fazialisschädigungen 
| ©... ". (wechselnde Intensität) N ne en ee a a ohne Bestand, auf, he i | Ye | 
, = Ekzema faciei sive manuum (8 Fälle) . . . s.s.s a” Unsere‘ Zangenoperationen setzten sich aus allen Graden von . 
W "Lupus vulgaris pedis dextri (Elephantiasis) 1 Fall x0 Kopfstand zusammei und somit kamen alle Arten von Operations- 
y h - Furunkulose 3 Pallos - - - a a e ea E E E | schwierigkeiten vor. Die Ausübung der Operationen lag nicht nur in 
' 3 “  Tombustio (höchstens handtellergroß) 2 Fälle . . . . ... der Hand geübter Geburtshelier, sondern es beteiligten sich daran nach 
He | > Psoriasis mit univ. Ausbreitung 15 Fälle, hiervon 13 . 


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fei geringe Ausbreitung haben, nur in einem Falle Zucker deutlich im. ae | zn un der NY oraa ma a a 
N _  Hame nachzuweisen ist. Wenngleich die Anzahl der beobachteten | Meistens nach -der von gem Auior ae. ethode des 
Wa N Fälle keine allzu kleine ist und Zufallsmomente oder Irrtümer wohl’ 


„Wandernlassens“.. unter die Symphyse gebracht werden, was wir 
=. schwerlich in Betracht zu ziehen sind und schließlich die erhaltenen 


Apl ‚gegenüber der'Einlegemėthođe des Löffels mit der Konkavität der 
all _ Resultate ziemlich eindeutig zu sprechen scheinen, möchten wir Fr EE nach. Aa als Ne ansen 0% m als 
ADE: L ‚dennoch vorläufig keine weiteren Schlüsse aus dieser Beobachtung | RIO igen Argumente zur eonung GER ERDE T ANa pO 
Sh At ziehen, als nur den bereits eingangs erwähnten, nämlich, daß Haut- | Aral en nn wmd min re: en Ne Nabel- 
SEHR “ erkrankungen im allgemeinen je 'nach ihrer Natur, ob entzündlich EA T a pl (Sac fe En an a p 7 yupr- 
ara “oder nicht entzündlich, ob mit Exsudation einhergehend, oder nicht, | Stand und fatzmange abe ıch zuweilen PERIE ga a 
pi ART das Auslösen der Adrenslinglykosnrie beeinflussen. dürften. ‚Aufgabe | 01l besser an Ort ünd Stelle unter die Symphyse bringen können, 
Aa BARI m unserer: weiteren Untersuchungen in bezug. auf Blut und Harn. nn a S nicht A in der. Er d en 
s RER Bu solcher Patienten — über die. wir später berichten wollen — wird | g To ee er an an a er gica E A y i a n 
DSSRHUR es nun sein, unter strenger Kontrolle die Ursache für dieses un- | ”P Er iv un : me ir ern v en a aup SA a. 
EEE . gleichmäßige Verhalten bei den einzelnen Krankheitsformen zu finden Be ur: ae bes ia = ar, dem älter re Fe ie = des 
ERREGE E ‚bzw. danach zu suchen, ob diese Beobachtungen einen Rückschluß |. a Er Taf k | EL | e i en a a So ETN zA 
CARENA auf das Wesen der Krankheit, insbesondere der einander in dieser. won Löffel Ben Pan en ji ii we el o% Eee s 
A MA Beziehung scheinbar am schärfsten gegenüberstehenden Krankheits- wid $ nd e en Fer ee, n Berf eng nen. 
SEENE E bilder, nämlich der Verbrennung’ oder vielleicht der Psoriasis, erlauben. iderstand zu überwinden ist, nur im. Beginn unserer Vperalionen 
EM | a | auf Schwierigkeiten stieß. Aus fast allen unseren Journalen liest 
alla H ; E. ee Re a Bu ur man das Erstaunen der betreffenden Operateure heraus über die 
Br sipa] Aus dem Staatlichen Institut für Geburtshilfe Hamburg ~ | Leichtigkeit, mit der sie die Rotation des kindlichen Schädels, bei 
BEE RN (Direktor: Dr. Stroeder). s ~ į hinterer Hinterhauptslage sogar bis um 135 Grad zu bewerkstelligen 
: e - sal TE Erfahrungen mit der Kiellandschen Zange. lage ip, in k sa en die en en tooi, 
eae a m 2 | Sue nachdem die Nägelesche Zange versagt hat. 4. Kinder von 4. 
E , E Bl ee a aT Von Dr. Curt Eisenberg, | konnten. nicht eh gerettet werden, oa waren 3 bei der Geburt 
ERDE: | DE Frauenarzt und Vertrauensfacharzt der Allgemeinen Oriskrankenkasıs zu Hamburg, ‘bereits tot und dürfen, da, sie Verletzungen. bei der Sektion nicht 
Cta ara IH l Neue Richtungen, wenn sie vom Auslande inspiriert sind, | aufwiesen, wohl auf das Konto des zu späten oder zu langdauernden 
N si] begegnen bei uns häufig einem zu großen Widerstand, ein Vorwurf, Eingriffs zu setzen sein, das vierte, Kind starb nach der Geburt, 
BR LE den His nieht ganz mit Unrecht der deutschen Wissenschaft machen | bei der Sektion wurden Tentoriumrisse beiderseits festgestellt. Unter 
araith zu müssen glaubt. So fanden auch die bereits 1915 gegebenen | weiteren 10 Fällen von voll im Becken mit querer Pfeilnaht stehendem 
Ir ; A Epi i Kiellandschen Anregungen zunächst wenig Widerhall und erst ganz ‘ Kopf, die außerdem durch Raumbeschränkungen infolge Mißverhältnis 
le, aan allmählich nach anfänglicher großer Zurückhaltung wächst die Zahl .| von Kopf und Becken kompliziert waren, gelang die biparietale An- 
HE der Kliniken, die ihre Prüfungsergebnisse mit der neuen Zange | legung der. Zange nach Art des typischen- „Waändernlassens“ vom 
e Ei: aren 1°... veröffentlichen, wobei jedoch die Ansichten über die Brauhbarkeit - Vorder- oder Hinterhaupt aus letzten Endes 9 mal, nur einmal 
s, äh AREEN “ des neuen Instruments noch auseinandergehen. Die einen erkennen | mußten wir uns- mit der Applikation der Zange im schrägen Durch: 
BHO Bi . | die Zänge begeistert an, nennen sie die Zange der Zukunft und | messer an den mit der Pfeilnalit im Beckeneingang querstehenden 
hal HH) wollen die beckenkrummen- und Achsenzugzangen aus den Taschen Kopf | begnügen, doch ließ sich der Kopf auch hier, nachdem er In 
a eLp © der Praktiker entfernt wissen, die kleinere Gegenpartei nennt sie | die Beckenweite herabgezogen war, gut rotieren und extrahieren. 
EET E ` mörderisch und widerrät dem Geburtshelfer ihre Anschaffung. Auch Ebenso war die Rotation des Kopfes um 135 Grad bei einer hinteren 
let Det wir fühlten uns zur Prüfung der neuen Zange verpflichtet und lernten | Hinterhauptslage und allgemein verengtem Becken möglich, obwohl 
ER HS . sie an der Hand von 70 Zangenoperationen, deren Ergebnisse ich | die Extraktion nur unter Zuhilfenahme der Walcherschen Hängelage 
y: lich im sn zusammengestellt habe, kennen. -| ausführbar war. Von den 10 Kindern der letzterwähnten Fälle kamen 
Ei Be yif tai on a. en 70 nn \ a en 9 lebend zur Welt, davon eins spontan, nachdem ein 7!/, Stunden vor. 
ai beendigton Geburten waren; Brskgebärende 57, Mens hie 18, | der Sponlangeburt wegen Verlangsamung der kindlichen Hortus 
Kan í ACHERN l ‘  Hinterhauptslagen mit Pfeilnaht im queren Durchmesser: 45; Stirn- Kiellindsche ee a mit der Nägeleschen T nn i 
r a HAEA: lagen quer: 1; Gesichtslagen quer: 1; Vorderhauptslagen: 8. Dabei Rofationsinet ANER IMAS ückt wa letztere versagte hier au, aht 
Fuge Bi Ä stand der Kopf: über dem Becken 4 mal; in Beckenmitte: 56 mal; auf | 7 „Wonsins rument:bei der quer in Beckenmitte stehenden Pieilnah 
5 r SEE. dem Beckenboden: 10 mal. | e | Auf unser Verlustkonto ist demnach ein Kind zù setzen, nach ver- 
al! an l | Beckenverengerung lag vor in Form des allgemein verengten | Seblichen Versuchen mit der Nägeleschen. konnte der Versuch mit 
a EBEN Beckens: 10 mal; in Form des platten Beckens: i mal; in Form des | der Kiellandschen Zange zwar beendet, die Atmung des mit Herz- 
Bean ii allgemein nn an platten Beckens: amal. C SERS schlag geborenen und Druckmarken aufweisenden reifen Kindes jedoch 
„aba EETA Der Muttermund war in 20 Fällen: noch nicht völlig erweitert, | nicht in Gang gebracht werden. ieser Exitus der einen oder 
li aR] 6 mal mußten Inzisionen gemacht werden. | ; deiren 7 5 5 | Ob dieser Exitus de elhal 
m il Von den 70 Müttern starben 4, davon 3 an Sepsis, eine an Peri- A Ei ner zur Last gelegt werden kann, erscheint zweifelh h 
a tonitis nach Laparotomie. | ie allgemeine Beckenverengerung war ziemlich erheblich (Con) 
poia EPRINTS 0. __ An schweren Verletzungen der Mütter kamen vor: eine Blasen- diag. 9 /s) und die Indikation zum operativen Eingrilf gaben u 
jaiteh i scheidenfistel, die schon vor der Zangenanlegung diagnostiziert war, die sinkenden kindlichen Herztöne. , Gering ist unser Material an 
| TOER RTL, und ein Zervixriß, der die Naht erforderlich machte. Sonstige Ver- „hohen Kiellandzangen, worunter wir die Anlegung der Zange M 
Be {N letzungen der Blase, Urethra usw. wurden nicht beobachtet, in keinem | den noch nicht mit seiner erößten Perinherie in den Beckeneingetg 
ENT Fall war der Dammriß dritten Grades - ineetret größten Feripherie in den beczent p, 
B SM eingetretenen Kopf verstanden wissen möchten, denn wir sind In 
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: 30. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


RSEN PE aa m - . . e 5 3 RER een 2) 


Gegensatz zum Praktiker jeden Augenblick in der Lage, den Kaiser- 
schnitt machen zu können. Beim hochstehenden Kopf wird man 
beim Einlegen des vorderen Löffels mit dem typischen „Wandern- 
lassen“ desselben zuweilen nicht zum Ziele kommen, sondern man 
wird, um an den hochstehenden Kopf heran- und um ihn herum- 
kommen zu können, den Löffel mit der Konkavität der Kopfkrümmung 
nach vorn einführen und intrauterin drehen müssen, was wir in 
unseren 4 „hohen“ Zangefällen mit Erfolg taten. Bei einem Fall von 


‚Eklampsie und einer Ilpara erzielten wir so ein lebendes Kind, das 
im letzten Fall 4230 g wog.. Die beiden anderen „hohen“ Zangen 


waren noch kompliziert durch Beckenverengerungen mit Mißverhältnis 
zwischen Geburtsobjekt und knöchernem Geburtskanal, trotzdem ließ 
sich die Zange an den quer- und hochstehenden Kopf biparietal 
anbringen, ein Kind wurde so gerettet. In einem zweiten Fall 
von allgemein verengtem -+ plattem Becken, bei dem ich wenigstens 
den Versuch einer Zange glaubte machen zu müssen, mußte ich 
jedoch, da ich einen größeren zur Extraktion notwendig gewesenen 
Kraftaufwand wegen Ausziehung des unteren Uterinsegments für zu 
gewagt hielt, die Perforation des absterbenden Kindes unmittelbar 


"anschließen. Die:bei der Perforation oder den Manipulationen hierbei 


doch noch erfolgte Uterusruptur, an deren Folgen wir auch die 
Mutter verloren, rechtfertigte die Vorsicht bei meinem lediglich als 
Zangenversuch anzusehenden Eingriff. 

Von den selteneren Abweichungen der Schädellagen haben 


wir 8 Vorderhauptslagen, 1 Gesichtslage und 1 Stirnlage zu behandeln 


Gelegenheit gehabt. . Von den 8 Vorderhauptslagen ließen sich 5 
glatt durch Drehung mit der nach hinten mit der Konkavität an- 
gelegten Zange ohne Wechsel der Zangenlage typisch nach Kielland 
in Hinterhauptslagen umwandeln und als solche mit lebendem Kind 
beenden, Diese Umwandlung mißlang uns bei 3 Vorderhauptslagen 
mit normalen Beckenmaßen, so daß dieselben als Vorderhauptslagen 
entwickelt werden mußten, in einem dieser Fälle gelang die Rotation 
der kleinen Fontanelle nach vorn auch nicht unter Zuhilfenahme 


des Nägeleschen Zangenmodells. Hier scheint also ein Mißverhältnis 


zwischen Kopf und Geburtskanal vorgelegen zu haben. 

Noch seltener ist. die Indikation zur Zange bei den Gesichts- 
lagen, die ja bei normalem Becken, wenn wir sie möglichst exspektativ 
behandeln, meistens doch noch spontan verlaufen; daher stand uns 
auch nur ein Fall zur praktischen Erprobung der Kiellandzange zur 
Verfügung, hier gaben mir die unregelmäßig werdenden Herztöne 
des Kindes und reichlicher Mekoniumabgang eine strenge Indikation 
zur Entbindung. Es handelte sich um eine Erstgebärende mit 


‘normalem Becken, gesprungener Blase und vollkommenem Mutter- 


mund. Die Gesichtslinie stand in Beckenmitte quer. Die Zange 
wurde über beide Wangen im graden Durchmesser des Beckens 
angelegt und ich war überrascht von der Leichtigkeit, mit der ich 
das Kind unter die Symphyse zu drehen vermochte, die Extraktion 
des fast 8 Pfund schweren Kindes erforderte geringen Kraftaufwand 
und die mütterlichen Weichteile blieben unverletzt. Das Kind, das 
wenig dyspnoisch war, konnte bald wiederbelebt werden. 

An demselben Prinzip wie bei der Gesichtslage,' nämlich so- 
lange wie möglich abzuwarten, glauben wir auch bei der Stirnlage 
festhalten zu müssen, so daß wir bei der Seltenheit berechtigter 
Indikationsstellung nur einmal die Kiellandsche Zange bei Stirnlage 
zur Anwendung zu bringen Gelegenheit hatten, ein Fall, der trotz 
oder gerade wegen seines Mißerfolges mir der Publikation wert 
erscheint. Bei einer Erstgebärenden mit normalem Becken wurde 
bei völligem Stillstand der Geburt 28 Stunden nach dem vorzeitigen 
Blasensprung wegen Auftretens von Blut im Urin und Abgangs von 
stark mekoniumhaltigem Fruchtwasser aus kindlicher und mütterlicher 
Indikation die Beendigung der Geburt durch Zangenversuch vor Aus- 
führung der nur noch in Frage kommenden Perforation beschlossen. 
Nach Muttermundinzisionen gelang es, die Kiellandzange biparietal an 
den mit querer Stirnnaht in Beckenmitte stehenden Kopf anzulegen, 
die Nasenwurzel unter Schwierigkeiten nach vorn zu drehen und den 
Kopf über den Damm in I. Stirnlage zu entwickeln. An dem Kind, 
das zwar noch mit Herzschlag zur Welt kam, blieben jedoch Wieder- 
belebungsversuche erfolglos. Die Mutter wies eine schon vor dem 
operativen Eingriff als wahrscheinlich angenommene Blasenverletzung 
in Form einer Blasenscheidenlistel auf. | 

| Weitere Erfahrungen, besonders an hochstehenden oder mento- 
posterioren Gesichts- und Stirnlagen sowie Scheitelbeineinstellungen 
konnten wir wegen der Seltenheit derartiger Lagen sowohl als auch 
ganz besonders der Indikation zum Eingreifen leider bisher mit der 
Kiellandschen Zange nicht sammeln. | 

` Fassen wir nun zum Schluß unsere Erfahrungen mit der 
Kiellandschen Zange zusammen, so müssen wir derselben eine 


‚gewisse Überlegenheit über alle anderen Zangenmodelle zugestehen. 


Von den in der Literatur angeführten. Nachteilen und Gefahren bei 
ihrer Anwendung haben wir uns nicht in dem Maße überzeugen 
können, daß wir dieselben als stichhaltige Beweggründe gegen ihre 
Verwendung anerkennen können. Die von Schauta besonders be- 
mängelte Einführung und das Umdrehen des vorderen Löffels läßt 
sich zum Teil völlig umgehen durch die vom Autor empfohlene 
Methode des „Wandernlassens“ und wird weiter die ihr zugeschriebene 
Gefährlichkeit einbüßen, wenn man einerseits die Kontraindikation, 
nämlich zu starke Spannung des unteren Uterinabschnittes, beherzigt, 
andererseits wenn man analog der Wendung nur in der Wehenpause 


oder in tiefer Narkose operiert und ferner darauf achtet, keine Hand. 


auf die Symphysengegend z.B. beim Entgegendrücken des Kopfes 
in den Beckeneingang zu legen (Kielland). Daß trotzdem in 
manchen Fällen, wie solche beschrieben worden sind, bei stark 


ausgebildetem, weit vorspringendem Retraktionsring, bei über dem 


Beckeneingang stehender breiter Schulter sowie bei hinterer Scheitel- 
beineinstellung Schwierigkeiten eintreten können, spricht nicht gegen 
die Methode an und für sich. Das Hinaufschieben des hinteren Blattes 
vor dem Promontorium stieß nur im Beginn unserer Operationen 
zuweilen auf Hindernisse, während wir die Neigung des hinteren 
Blattes zur Verschiebung seitlich gegen eine Articulatio sacroiliaca 
nicht bemängeln konnten. Von den der Zange zur Last gelegten 
Nabelschnurkomplikationen (Sachs) wird man die Begünstigung des 
Vorfalls durch Abheben der Uteruswand vom kindlichen Kopf beim 
Umdrehen des vorderen Löffels theoretisch zugeben müssen, praktisch 
jedoch meistens in der Lage sein, bei der auch sonst üblichen 
Kontrolle der kindlichen Herztöne die Operation für das Kind recht- 


zeitig zu Ende zu führen, die zweite von Sachs erwähnte der um den ` 


Hals geschlungenen oder sonst benachbarten Nabelschnur drohende 
Gefährdung des Mitgefaßtwerdens von der Zange, wird man jedem 
anderen längeren Zangenmodell auch vorwerfen können. Ferner 
haben wir weder die Entfernung des Kopfes aus dem Becken beim 
Anlegen der Zange an den im Beckeneingang feststehenden Kopf 


(Hammerschlag) noch besonders Schädigungen des Beckenbodens 


(Pankow) durch die Zange bisher konstatieren können, ebensowenig 
halten wir ihre Bauart für kräftigen Zug, bei dem ein Abrutschen 
und Federn der Zange resultieren soll, für zu leicht, im Gegenteil, 
wir waren bei der Mehrzahl der Fälle überrascht, wie außer- 
gewöhnlich leicht die Extraktion vonstatten ging, vorausgesetzt aller- 
dings, daß der Kopf richtig gefaßt war. Was also die technische 
Seite anbetrifft, so dürfte dieselbe unschwer zu erlernen sein, bei 
Beherrschung derselben aber ist die Methode nicht komplizierter 
als die klassische und genau so verhält es sich mit der Vorbedingung 
einer sicheren Diagnose. Eine genaue Orientierung über den Stand 
des.Kopies, die Lage der Fontanellen und den Verlauf der Pfeilnaht 
sowie eine exakte Beckenmessung gehören sowohl zu der einen 
Zange wie zu der anderen. 


Überwiegend sind aber doch die Vorteile der neuen Zangen- 


‚form, die wir uns, unsere eigenen und die in der Literatur nieder- 


gelegten Erfahrungen dabei zusammenfassend, nochmals vergegen- 
wärtigen wollen. Es ist uns die Möglichkeit gegeben, bei jeder 


Stellung, sowohl bei dem physiologisch hohen, wie bei tiefem Quer- 


stand den Kopf bei festem Halt der Zange und günstiger Vereinigung 
der Löffel dicht unter dem Kopf genau biparietal zu fassen. Durch 
diese Lage der Löffel auf die Wangen ist der kindliche Hirnschädel 
dem Zangendruck weniger ausgesetzt und überhaupt die Druck- 


wirkung auf den Kopf besser verteilt, daher einmal denkbar geringe 
Beschädigung des Kindes wie die meistens nur einen vorüber . 
gehenden Schönheitsfehler darstellenden kindlichen Druckmarken . 


zeigen und mütterlicherseits Abnahme der Scheiden-, Vulva-, Damm- 


und Zervixverletzungen, wobei die grazilere, zartere Bauart des 
Modells, welche die Operation weniger plump als mit jeder anderen 
Der zur Extraktion er- 


Zange macht, entscheidend mitspricht. 
forderliche Kraftaufwand ist, . zumal die Zugrichtung in der Achse 
des Beckeneingangs erfolgt, gering, und eine ausgiebige Rotation 
möglich, man kann wohl sagen, typisch für die Zange, da der Kopf 


nicht mit, sondern im Scheidenrohr gedreht werden kann, eine Be- 


obachtung, die von fast allen Operateuren gemacht wurde und der 
auch unsere 2 mißglückten Rotationsversuche keinen Abbruch tun. 


Bei hochstehendem Kopf und normalem Becken stellt die Kielland- 


zange ein besseres Extraktionsinstrument als die Achsenzugzange 


' dar, da sie keine kompensatorische Vergrößerung des Kopfes gerade 


in dem Durchmesser herbeiführt, der den engsten Beckendurch- 
messer passieren soll, wobei wir das bewegliche Schloß als einen 


' Vorteil ansehen möchten. Dagegen bei hochstehendem Kopf und 


gleichzeitig bestehenden erheblicheren räumlichen Schwierigkeiten 


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können (Meumann, Kielland, Sänger, Küster). 


ihre Teilnahme nicht wird versagen mögen. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.48. 


| — 0 30. November 


werden wir uns. dem Olshausenschen Leitsatz: „Die hohe Zange 
paßt zum engen Becken wie die Faust aufs Auge“ folgend aus 
unserer reservierten Indikationsstellung- auch durch die Kiellandsche 
Zange nicht herausbringen lassen, denn eine gewaltsame Überwindung 
von Hindernissen ist natürlich auch durch sie unmöglich. Bei 
Becken mit engem Schambogen und solchen engen Becken jedoch, 
bei denen die räumlichen Schwierigkeiten nicht mit Sicherheit ab- 


. zuschätzen sind, só daß wir es auf eine Probegeburt ankommen 


lassen zu müssen glauben, ‘wird. bei Auftreten einer Indikation zur 
Geburtsbeendigung die Kiellandzange am Platze sein und müßte 
mehr leisten als die übrigen Zangenmodelle, hier leuchtet mir 
jedenfalls die Küstnersche Erklärung ein von der Wirkung des 
vorderen Löffels ähnlich dem Schuhanzieher als Leitschiene, auf 
welcher der Kopf an der Symphyse -vorbei dem Becken zu abgleitet. 
Besonders brauchbar ist sie ferner bei Vorderhauptslagen, bei denen 
sie die nicht ganz ungefährliche Drehung nach Scanzoni aus- 


schaltet, sowie theoretisch wenigstens mir recht zusagend bei Stirn- 


und Gesichtslagen, obwohl wir mit 2 eigenen Fällen hier nur einen 
stützenden Beitrag zu. den Erfahrungen anderer Autoren liefern 

Zurückkehrend zu der geraden Zangenform der ersten großen 
Pioniere auf.dem Gebiet der Zangenoperationen stellt die praktisch 
ja gleichfalls gerade Kiellandsche Zange nicht nur einen voll- 


. kommenen Ersatz der klassischen Zange dar, sondern sie gestattet 


uns eine erweiterte Anwendungsmethode, die ‘uns ermöglicht, in 
einzelnen Fällen, wie wir sie auch erlebt haben, zum Heile von 
Mutter und. Kind noch Erfolge zu erzielen, bei denen die Operation 
bei Anwendung der Nägeleschen Zange mißglückte. Schon durch 
diese Erweiterung der Zangenanwendung könnte die von manchen 
immer noch verschmähte und sogar verworfene Zange noch eine gute 
Zukunft haben, und ich. glaube, daß schon heute eine große Schar 
von Geburtshelfern der weiteren Verbreitung dieses neuen Instruments 


Aus der Dermatologischen Abteilung des Städtischen Rudolf Virchow- 


_ Krankenhauses in Berlin (Dirig. Arzt: Prof. Dr. Wechselmann).. 

Über Dicodid, insbesondere als Sedativum der männ- 
` lichen Genitalsphäre (Anaphrodisiacum). 
Von Dr. Fritz Simon, Assistenzarzt. 


Zu den für den Patienten quälendsten und für den Arzt schwer 
zu bekämpfenden Krankheitserscheinungen der. männlichen Gonorrhoe 


gehören die im akuten und subakuten Stadium der Harnröhren- 


entzündung auftretenden, bisweilen jedoch auch im chronischen 
Stadium vorkommenden schmerzhalten Erektionen. Diese durch die 
Entzündung der Urethralschleimhaut mitbedingte Hyperämie der 
Schwellkörper verschlimmert ihrerseits wiederum die’ Krankheit, so- 


daß ein lästiger Circulus vitiosus entsteht, der im. Interesse des. 


Patienten unbedingt bekämpft werden muß. 


"Wie besonders Eckhard und Goltz nachgewiesen haben, kann 
die Erektion nicht nur peripher, wie es in der Hauptsache bei dem 
eben beschriebenen Symptom der Gonorrhoe der Fall ist, sondern 
auch vom Gehirn und Rückenmark ausgelöst. werden. Während 
Eckhard experimentell bewies, daß die Leitungsbahnen für die zur 
Erektion notwendigen Impulse dem Großhirn entspringen und zum 
Rückenmark ziehen, wies Goltz außerdem im Lendenmark ein selb- 


ständiges Zentrum für die Erektion nach und zeigte ferner, daß dieses 
- von der Medulla oblongata und dem Gehirn Hemmungen erfahren könne. 


Klinisch begegnen uns die peripher a... Erektionen außer bei 
der Gonorrhoe bei Entzündungen der Blase, Prostata und Harnröhre, 
bei Obstipation, als Morgenerektion bei gefüllter Blase und als re- 


flektorische Steifung des Membrums bei Berührung desselben. Vom 


Gehirn wird die Erektion bei sinnlichen Vorstellungen, vom Rücken- 
mark besonders bei Rückenmarkserkrankungen im ersten hyperämischen 
Stadium, z. B. bei beginnender Tabes dorsalis, ausgelöst. 

Will man die Erektion als quälendes und verschlimmerndes 
Symptom bekämpfen, so ist in erster Linie zu bedenken, daß die 
vom Gehirn und verlängerten Mark mögliche Hemmung und Beein- 
flussung in den meisten Krankheitsfällen versagt. Man muß also 
Mittel anwenden, welche je nach Bedarf zentral oder peripher an- 
greifen und nötigenfalls kombinieren. Dies wird meist eine sym- 
ptomatische Therapie bleiben; daher ist, wenn irgend angängig, 
eine kausale Behandlung durch Bekämpfung der Krankheitserreger 
durchzuführen. Als symptomatische Behandlung haben wir die An- 
wendung aller antiphlogistischen und mechanischen Mittel zur Be- 
seitigung der Hyperämie des Gliedes und aller peripher und zen- 
tral angreifenden Sedativa und der Narkotika zu bewerten, die 


Luminal wirkt in der Hauptsache als Schlafmittel, 


wurde prompt im Sinne einer Beruhi 


kausale Therapie ihrerseits beschleunigt dann durch allmähliche 


Beseitigung der Erreger die Besserung. 
i Im folgenden will ich mich in der Hauptsache auf unsere ' 
Versuche, die Erektionen bei der männlichen Gonorrhoe zu be- 
kämpfen, beschränken. Neben‘ den erwähnten entzündungsherab- 
setzenden Mitteln, einigen kühlen Umschlägen um den Penis und 
den Maßnahmen’ zur Beseitigung der Hyperämie, wie Regelung der 
Diät, ‚Beseitigung etwa vorhandener Stuhlverstopfung, Entleerung 
der Blase, Umhergehen des Patienten, kommt, abgesehen von der 
kausalen Behandlung, die in jedem Falle zu erfolgen hat, den 
Sedativis die erste Stelle zu. So wurden von den verschiedenen 
Autoren empfohlen: Brom, Heroin, Belladonna, Luminal, Lupulin, 
Kampfer, Styptol. Die Wirkung der drei letztgenannten ist unsicher, 
| Brom und 

Heroin erzeugen oft unangenehme Nebenerscheinungen und Bella- 
donria ist schließlich bei längerer Anwendung auch kein ganz unge- 
fährliches Medikament. zn 

Es lag daher nahe, ein Mittel zu versuchen, welches möglichst 
elektiv anaphrodisierend wirkt. Auf Anregung von Herrn Professor 
Wechselmann wurde auf unserer Abteilung das Dicodid (Knoll) 
in einigen 30 Fällen zur Anwendung gebracht. 

. Dicodid ist Hydrokodeinon und wird innerlich als weinsaures, 
subkutan als salzsaures Salz angewandt. Seine pharmakologische 
Wirkung steht in der Mitte zwischen der typischen Morphin- und der 
typischen Kodeinwirkung. Es wirkt also in: erster Linie schmerz- 


stillend durch Beruhigung des Großhirns und Herabsetzung der Reflex- 


erregbarkeit. Seine narkotische Wirkung ist geringer als. die des 


'Morphins, es wirkt mehr hustenstillend als Kodein. Klinisch ist Dicodid 


bisher angewendet worden als Schmerzstillungsmittel bei inneren und 
chirurgischen Krankheiten, vor und nach Operationen (Kleinschmidt, 
Schindler, Freundlich), bei gynäkologischen Leiden (Lunz), gegen 
Hustenreiz und Reizhusten der Lungenkranken, Lungen- und Kehlkopf- 
tuberkulösen (Schindler, Boehncke, Rickmann, Hecht, Crohn, 


Wehl, Bernheim, Bing, Roller), zur Reflexherabsetzung bei Endo- 


skopien (Schindler) und, bei Erregungs- und neurasthenischen Zu- 
ständen (Schindler,Herz,Wohlrath). Imallgemeinen wurde Schmerz- 
stilung ohne ausgesprochen narkotische Wirkung, Herabsetzung der 
Reflexerregbarkeit und Beseitigung des Hustenreizes erzielt. In manchen 
Fällen traten Euphorie und Gewöhnung an das Mittel ein. Unerwünschte 
Nebenwirkungen wurden fast nur bei Überdosierung festgestellt. 
Unser Krankenmaterial, durchweg Männer im Alter von 17 bis 
32 Jahren, umfaßt 30 Fälle. Wir haben Dicodid stets als Dicodid. hydro- 
chloric. subkutan aus den im Handel befindlichen Ampullen gegeben. 
Zunächst wandten wir es in 4 Fällen von komplizierter Gonorrhoe 
zwecks Schmerzstillung an. Wir bezweckten damit zugleich, iestzu- 
stellen, ob das Präparat eine mehr schmerzlindernde, also auch indirekt 
schlafbefördernde, oder eine unmittelbare narkotische Wirkung, aus. - 
übte. Der erste dieser Fälle, Epididymitis von Hühnereigröße und 
Funikulitis von Fingerdicke, der zugleich eine Bronchitis hatte, ver- 
spürte nach 0,015 Dicodid Linderung der Schmerzen; die Bronchitis 
gung der Atmungsorgane beein- 
ußt. Ein anderer, sehr schmerzhafte Epididymitis im Leistenhoden, 
fand ebenfalls Linderung und leichten Schlaf. Bei einer Kniegelenks- 
nn .die auf 0,015 Morphium hydrochloric. subkutan stets mil 
Aufhören der Schmerzen und Schlaf reagiert hatte, wurde durch 0,015 
Dicodid weder Schmerzbefreiung noch Schlaf erzielt; an den nächsten 
Abenden gegebenes Morphium tat wieder seine Wirkung. Der letzte 
Fall, linksseitige Ischias gonorrhoica, außerdem geschlossene Lungen 
tuberkulose, konnte durch 1 Ampulle Dicodid ebenfalls nicht, von 
seinen Schmerzen befreit werden. Als Nebenwirkung stellte sich 
%/, Stunde nach der Spritze Erbrechen ein. Derselbe Patient hatte 
schon zwei Wochen vorher auf Morphiuminjektionen ebenfalls zweimal 
mit Erbrechen reagiert. Neurologisch zeigte der Patient drei Wochen 
vor Auftreten der Ischias gesteigerte Fazialis- und Patellarreilexe 
Wir konnten also in zwei. Fällen Schmerzlinderung und eine leichte, 
zum Teil auch direkte Schlafwirkung feststellen, in zwei anderen Fällen 
war offenbar, wie das auch schon Kleinschmidt und Schindler 
gefunden hatten, die gegebene Dosis zu klein. Nach diesen Autoren 


würde 0,015 Dieodid dieselbe schmerzstillende Wirkung wie 0,01 Mor 
phinum hydrochloric. haben. 


Wirkungsvoll war Dicodid in zwei Fällen, bei denen als Ur- 


sache Gonorrhoe nicht oder nicht allein in Frage kam. Ein P atient, 
bei dem wegen angeborener Phimose die Zirkumzision mit folgender 
Naht gemacht worden war, litt infolge der postoperativen Hyperäm® 
an besonders quälenden Erektionen. Er erhielt in Abständen vot 
1—2 Tagen etwa 6mal je 1 Ampulle Dicodid. Darauf blieb die Reizung 
die Nacht über fort und stellte sch nur einige Male bei voller Blase 
am Morgen ein. Nach Entferung der Fäden hörten die Erektioel 
von selbst auf. In dem anderen Falle handelte es sich um emer 
Patienten mit Tabes dorsalis incipiens und Prostatitis gonorrhoica 
chronica. Der recht sinnlich veranlagte Mann litt sehr unter seinen 7 
die re Rückenmarksschsirdsucht charakteristischen schmerz 
haften Erektionen. Eine Ampulle Dicodid beseitigte diese Erscheinung 
für zwei Tage. . Eine längere Nachbeobechtung war leider nicht mög 


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zeigte, was die H 


30. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


Den proton Teil unseres Krankenmaterials nahmen die Fälle 
von schmerzhaften Erektionen, die meist nachts auftraten, und Pollu- 
tionen bei Gonorrhoe ein, und zwar handelte es sich um 2 Gonorrhoen 
anterior acuta, 10 Gonorrhoen anterior et posterior im Alter von 
5 Tagen bis 3 Monaten, 10 2—9 Wochen alte Prostatatiden und 2 
2—5 Wochen alte Epididymitiden. Es überwogen die akuten und sub- 
akuten Stadien und diese waren wieder zum großen Teil mit anderen 
Entzündungserscheinungen vergeselischaftet. So begegneten wir 5mal 
einer schmerzhaften, mittelmäßigen Lymphadenitis inguinalis, 3mal 
einem heftigen Ödem und Rötung der Harnröhrenöffnung, 2mal einer 
Lymphangitis dorsalis penis, 3mal sehr starkem Ausfluß und je einmal 
einer Cystitis colli und Ödem des Präputiums. Auffallend war die 
große Zahl (6 unter 24) von konstitutionell abnorm bzw. minderwertig 
veranlagten Individuen unter den Patienten dieser Gruppe. Zwei 
waren Epileptiker, bei einem wurde von neurologischer Seite der 
Verdacht der Schizophrenie ausgesprochen (Fall P.), 2 hatten Sprach- 
störungen, 4 zeigten ausgesprochenen Dermographismus, 2 waren 
motorisch und sensibel erregt und sehr reizbar, z. T. gegen Reiz- 
vakzine überempfindlich, ein anderer hatte eine Herzneurose und 
konnte zum Beispiel ärztliche Eingriffe an anderen Patienten nicht 
mitansehen. Einige dieser Zustände kamen bei mehreren Patienten 
zugleich vor. Bemerkenswert war, daß zwei Patienten hellrotes Haar 
hatten, der eine sogar auf Sonnenbestrahlung keine Hautpigmentierung 
ersensibilität derartiger Personen auch auf unserem 
Gebiet bestätigt. Ein Patient (P.) wurde psychisch durch die Erektionen 
so leidenschaftlich erregt, daß er sich beispielsweise eines Nachts zum 
diensttuenden Pfleger begab und ihm mehrmals kategorisch erklärte, 
„er müsse ein Weib haben“. 
Wir gaben von dem Dicodid abends den Inhalt einer Ampulle 
subkutan, nur in einem Falle (P.) gingen wir auf 1!/; Ampullen 
herauf, nachdem zuerst auch stets 1 Ampulle gegeben worden war. 
Die Anzahl der auf den einzelnen Fall kommenden Mengen schwankte 
zwischen 1 und 30 Ampullen, im Durchschnitt kamen 8 auf 1 Patienten. 
Das Intervall zwischen 2 Injektionen betrug 1—14 Tage, gewöhn- 
lich wurde alle 2—3 Tage eine Spritze gegeben. Die meisten 
Patienten . reagierten prompt auf die erste Injektion mit Aufhören 
der Erektionen und Pollutionen. Bei wenigen sistierten die Reiz- 
erscheinungen erst am Tage nach der 2. Injektion. Gewöhnlich 


_ hielt die Wirkung 1—2 Tage an. In einigen Fällen stellten sich 


am Morgen nach der Einspritzung zwar bei gefüllter Blase von neuem 
Erektionen ein, doch waren diese nicht schmerzhaft. Deshalb wurde 
Dicodid oft verabreicht, wenn man zwecks Gewinnung eines Eiter- 


präparates bewirken wollte, daß die Patienten den Urin am Morgen. 


möglichst lange anhalten sollten, ohne durch quälende Erektionen 
belästigt zu werden. Wenn infolge Abheilung der Gonorrhoe der 
Ausfluß nachließ, Drüsenschwellungen usw. schwanden, so hörten 


auch meist die Erektionen auf, so daß Dicodid dann entbehrt werden - 


konnte. Wurde dagegen Dicodid bei bestehender starker Entzündung 
abgesetzt, z. B. wegen Entlassung des Kranken aus der Stationsbehand- 
lung, so traten die unangenehmen Erscheinungen oft von neuem aui. 

So gestand ein 20jähriger Patient, der auf Station mit Dicodid 
behandelt worden war, daß er nach seiner Entlassung zu Hause von 
Erektionen so gequält wurde, daß er seine Zuflucht zur Masturbation 


Nach alledem ist die Wirkung des Dicodid eine symptomatisch- 
sedative. Eine ausgesprochen narkotische Wirkung wurde nicht 
beobachtet. Euphorie, wie sie bei Lungenkranken von Hecht, 


Wehl, Bernheim, Roller und bei Nervenleidenden von Herz 


nach Dicodidgaben gefunden wurde, sahen wir einmal. Besonderes 
Augenmerk wurde auf die Frage gelegt, ob etwa eine Gewöhnung 
an Dicodid stattfindet. In drei Fällen waren in der Tat Zeichen 
davon vorhanden.: Es mußten, um dieselbe Wirkung zu erzielen, 
die Intervalle verkürzt und in einem Falle, der auch schon an 
andere Sedativa und Narkotika gewöhnt war, die Dosen herauf- 
gesetzt werden. Ein Verlangen nach den Injektionen war freilich 
außer bei diesen auch noch bei amigon anderen Patienten festzustellen. 

Von 14 anderen Autoren bejahen 5 (Schindler, Hecht, Bern- 
heim, Bing, Roller) ebenfalls die Frage nach Gewöhnung an das Mittel. 


Von sicheren Nebenwirkungen beobachteten wir das schon 


erwähnte Erbrechen bei dem an Ischias und geschlossener Lungen- 
tuberkulose leidenden, auf Morphiumeinspritzungen in gleicher Weise 
reagierenden Patienten. Alle anderen geäußerten Klagen und auf- 


tretenden Symptome waren nicht mit Bestimmtheit auf das Konto 


des Mittels zu setzen. | 

Ein Patient der neuropathischen Gruppe klagte über unbestimmte 
Übelkeitsbeschwerden. Derselbe Patient hatte aber schon mehrmals 
vorher Erbrechen gehabt. Ein anderer leicht erregbarer Kranker klagte 
einmal über Hautjucken, ein weiterer bekam eine Urtikaria, ein anderer 
endlich wurde eine Viertelstunde nach der Injektion von Herzkrämpfen 
befallen; diese drei letztgenannten Beschwerden traten jedoch nach 
einer am folgenden Abend verabreichten bzw. den weiteren Spritzen 
nicht wieder ein. l 

Schindler und Lunz beobachteten Erregungszustäade nach 
großen Dosen, gelegentlich Übelkeit und Erbrechen, Boehncke und 

unz in einigen Fällen eine gewisse Schlafsucht, Herz Urtikaria und 

Hautjucken und Wohlrath Magenbeschwerden. 


Wir haben in Übereinstimmung mit den übrigen Autoren nie 


lokale Reizerscheinungen und Stuhlverstopfung gesehen. 
Zusammenfassung. Dicodid wurde in 30 Fällen als schmerz- 
linderndes Mittel und als Anaphrodisiakum bei Erkrankungen der 
Harnwege angewandt. Die Dosen waren 0,015 bis 0,023 (1 bis 
1!/, Ampullen) Dicodid hydrochloricum. In seiner schmerzlindernden 
Wirkung ist es dem Morphinum hydrochloricum unterlegen, dagegen 
wirkt es sedativ auf die Genitalsphäre. Schmerzhafte Erektionen 
und Pollutionen wurden prompt zum Schwinden gebracht. Eine 
unmittelbare Schlafwirkung wurde nicht, beobachtet. In wenigen 
Fällen trat eine gewisse Gewöhnung an das Mittel ein. Als Neben- 
wirkung trat einmal bei einem auch für Morphium überempfind- 
lichen Patienten Erbrechen ein. Dicodid ist ein zur Bekämpfung 
entzündlicher Reizzustände der Genitalregion wertvolles Mittel. 


Literatur: Bernheim, Ther. d. Gegenw. 1924, Nr.3. — Bing, D.m.W. 
1924 Nr.10.— Boehncke, M.Kl. 1923, Nr. 17.— Casper, Lehrb. d. Urol. 1923, 4. A. — 
Crohn, M.KI.1923,Nr.41.— Eckhard, zit. nach Casper. — Freundlich, Fortschr. 
d. Med. 1923, Nr. 11/12. — Goltz, zit. nach Casper. — Hecht, Klin.Wschr, 1923, 
Nr. 23. — Herz, D.m.W. 1924, Nr. 14. — Kleinschmidt, M.m.W, 1923, Nr. 15. — 


Lunz, Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 22. — Riokmann, Klin. Wschr. 1928, Nr. 22 — 


Roller, M.m.W. 1924, Nr.20. — Schindler, Ehenda, 1923. Nr. 15. — Wehl, Ther, 


genommen hätte, welcher er vom 10.—16. Lebensjahre auch gefrönt hätte. | d. Geg. 1924, Nr. 1. — Wohlrath, Der prakt. Arzt, 1924, Nr. 7. | 


Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. 


Aus dem Physiologischen Institut der Universität Halle a. S. 


Studien 
über den Einfluß der Ernährung auf Zellfunktionen. 
| Von Emil Abderhalden. 


‚ ‚Die Forschungen über die Vererbung haben gezeigt, daß jedes 
Individuum in sich eine Summe von Eigenschaften enthält, die in 
gesetzmäßiger Weise durch die Geschlechtszellen übertragen werden. 
Es kann sich dabei um manifest werdende Eigenschaften oder um 
solche handeln, die rezessiv bleiben. Jede einzelne Zelle des Or- 
ganismus hat ihre bestimmten Eigenschaften. In ihnen kommt der 
Artcharakter, der besondere Typus des Individuums und endlich 
noch der Funktionscharakter zum Ausdruck. Es ist nun bekannt, 
daß durch äußere Einflüsse mancherlei Erscheinungen des Orga- 
mismus mehr oder weniger tief beeinflußt werden können. Es sei 
an die Einwirkungen der Umgebung (des Klimas usw.), der Er- 
nährung’usw. erinnert. Es kann dabei zu einer weitgehenden Ver- 
änderung des Phänotypus, d. h. des ganzen Aussehens kommen. 


Sehr stark bezweifelt wird, daß solche Veränderungen, die das 


einzelne Individuum während seines Daseins betreffen, vererbt 
werden können. In der Tat ist noch kein unumstrittener Beleg für 
e Vererbung erworbener Eigenschaften erbracht. 


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Der Umstand, daß es gelingt, einen Einfluß auf manche Vor- 
gänge im Organismus zu erlangen — es sei außer der Wahl be- 
stimmter äußerer Bedingungen an die tieigehenden Veränderungen 
erinnert, die durch Wegnalıme bestimmter Organe (z. B. der Schild- 
drüse, der Geschlechtsdrüsen) zu erzieeen sind —, eröffnet die 
Möglichkeit, tiefer in die Bedingungen, unter denen unter ge- 


wöhnlichen Verhältnissen Zellfunktionen vor sich gehen, einzu- 
Die einzelnen Stoffwechselvorgänge vollziehen sich fort- - 


dringen. 
laufend, wobei von den einzelnen Produkten immer nur Spuren 
entstehen. Das ist der Grund, weshalb es so außerordentlich 


schwierig ist, von den verschiedenartigen Stoffwechselvorgängen ein 


lückenloses Bild zu entwerfen. Wir kennen auch die Bedingungen, 
unter denen sie sich vollziehen, noch sehr wenig. Wenn zum Aus- 
druck gebracht wird, daß im Organismus die Temperatur, die 
Wasserstoffionenkonzentration, die Menge an- einzelnen Ionen usw. 
eine gegebene sei, so darf nie außer Acht gelassen werden, daß wir 


in jedem Einzelfalle immer nur ein bestimmtes Ergebnis heraus- 


greifen und .mit unseren immer noch recht groben Methoden nur 
Gleichgewichte feststellen, jedoch nicht die Störungen von solchen. 
Erst in neuerer Zeit beginnt man mehr und mehr Veränderungen 
in Ionengleichgewichten und dergleichen Interesse zuzuwenden, und 
zwar kommt schon einganz geringes Überwiegen des einen Ions oder 


| Stoffes bei antagonistisch wirkenden Ionen oder Produkten in Betracht. 


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hydrate erhalten haben. .Bei kohlehydratfrei ernährten Tieren 


glykoplasmie als bei solchen, die reichlich Kohlehydrate aufgenommen 


‚der Ernährung bestimmte Zellfunktionen in bestimmter Richtung 
zu beeinflussen ünd dann an überlebenden Organen festzustellen, 


sein, auszusagen,' welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit 


überwiegen die Säuren und in der letzeren die Basen. Wir- wollen 


basisch ernährten Tieren sprechen. Zunächst wurde an solchen 


gekehrt. Die gemachte Beobachtung konnte noch dadurch erhärtet 


einer bestimmten Nahrungsart führen. Aus der Reihe der ausführ- 


Forschungsergebnisse .sei vor allen Dingen hervorgehoben, daß das 


. auswirkt. 


“ Abderhalden und Wertheimer sich dann der Frage zugewandt), 


1698 


_ Bei Studien über die Wirkung von Insulin und Adrenalin. 


aul den Organismus -konnten E.-Abderhalden und E, Wert-. 


heimer den Nachweis führen, daß ganz verschiedene Ergebnisse 
erhalten werden, je nach den Bedingungen, unter denen die er- 
wähnten Inkrete ihren Einfluß entfalten.. Es zeigte sich, daß kohle- 
hydratfrei ernährte Ratten auf Insulin in jeder Hinsicht. 
viel schwächer reagieren als Tiere, die reichlich Kohle- 


entsteht dagegen 'nach Zufuhr von. Adrenalin eine stärkere Hyper- 


haben. Diese Beobachtungen waren es, die'die erwähnten Autoren 
dazu führten, der Frage nachzugehen, ob nicht durch die -Art 
der Ernährung bestimmte Zellfunktionen in entscheiden- 
der Richtung beeinflußt werden :können. Das: Ziel dieser 
Forschungen ist zunächst, am Organismus durch eine bestimmte Art 


wie sich bei ihnen der betreffende Einflüß. auswirkt, und ob es 
ferner gelingt, die - abgeänderten Funktionen wieder umzustimmen. 
Haben diese Versuche einen Erfolg, dann wird man in der Lage 


bestimmte Zellfunktionen in ganz bestimmter. Richtung verlaufen. 
E. Abderhalden und E. Wertheimer fütterten. Kaninchen 
teils mit Hafer, - teils mit 'Grünfutter.. In- der ersteren Nahrungsart 
der Einfachheit halber... einfach von sauer exrnährten und 
Tieren der Einfluß von. Insulin und Adrenalin studiert. Es 
zeigte sich, daß die. sauer ernährten Kaninchen ‘auf Insulin viel 
schwächer reagierten als solche, die basisclı ernährt. worden waren. 
Gegenüber Adrenalin verhielten sich die Versuchstiere gerade um- 


werden, daß beide Inkrete — Insulin und Adrenalin — zugleich 


parenteral zugeführt wurden. Je nach der. Art der Ernährung trat 


dann die Wirkung des einen oder des anderen Inkretes hervor und 


zwar mit solcher Promptheit, daß män ohne weiteres aus dem Ver- 


halten eines Tieres gegenüber. einer -Adrenalin- oder Insulinzufuhr 
schließen kann, mit welcher Nahrung das Tier ernährt worden ist! 

Es müßte nun geprüft werden, welche ‚Bedingungen es sind, 
die zu der besonderen Reaktion des Organismus bei Einhaltung 


licher in „Pflügers Archiv“ 206, 547, 559, 583 (1924) mitgeteilten 


Basen-Säure-Gleichgewicht durch die. erwähnten Nahrungs- 
arten beim Kaninchen stark beeinflußt wird. Bei Verabreichung von 
saurer Nahrung findet eine. relative Verringerung der Alkalireserve 
statt. In diesem Zustande sind’ die Tiere für Adrenalin besonders 
empfindlich, dagegen für Insulin unterempfindlich. Ist dagegen die 
Alkalireserve erhöht, wie es bei Zufuhr basischer Nahrung. der Fall ist, 
dann findet sich umgekehrt eine Überempfindlichkeit für Insulin und 
eine Unterempfindlichkeit für Adrenalin. ` Wir wollen hier unerörtert 
lassen, auf welche Art und Weise. sich. der Einfluß der Nahrung 
auf die Alkalireserve bzw. das Säure-Basengleichgewicht erklären läßt, 
und wie sich dieser Zustand auf die Wirkung der genannten Inkrete 
Gestreilt sei nur der Gedanke, daß .ein Einfluß auf die 

in Frage kommenden Nerven möglich ist, über die direkt oder in- 
direkt der Kohlehydratstoffwechsel geregelt wird, und zwar ist, wie 
Versuche mit Ergotamin gezeigt haben, ohne Zweifel bei der 
Adrenalinwirkung der N. sympathicus beteiligt, dagegen ist die Insulin- 
wirkung offenbar weitgehend unabhängigvom autonomen Nervensystem. 
Von den eben erwähnten Beobachtungen ausgehend, haben 


1) Vgl. Pflügers Archiv 206, 460 (1924); 207 (1925). 


00200-074994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.48, "80. Novèinba 


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ob sich besonders leicht ‘nachzuweisende ardere. Zellfunktionen in ` 
Abhängigkeit von der Art- der. Ernährung befinden. `. Als Ausgangs- 
punkt diente die Verfolgung. bestimmter -synthetischer Vorgänge 
im Organismus.. Untersucht: worden ‘sind zunächst die Synthese 
der Hippursäure. aus Glykokoll und’ Benzoßsäure, femer 
die Bildung von Merkaptursäure bei Verabreichung von Halogen: 
| benzol mit und. ohnë. Hinzufügung von Zystin und endlich 
.Methylierungsvorgänge. | 
‚daß ein überraschend tiefgehender Einlluß. aut .die . synthetischen 
Fähigkeiten bestimmter Zellarten durch die Art der Ernährung aus- 
. geübt wird. . Sauer ernährte- Tiere bilden zum. Beispiel‘ aus Benzóë- 
‘säure und Glykokoll "durchschnittlich. 4—5 mal mehr "Hippursäure, 
als basisch ernährte. Tiere. .Merkaptursäure wird von basisch er- 
nährten Tieren nicht ‚gebildet, -wohl aber von" sauer ernährten. 


Das. Ergebnis. dieser ° Versuche ix, 


` Die gemachten Beobachtungen, die z.-B.-auch auf:die Wir 


von Inkretstoffen. neues’ Licht: werfen und: gleichzeitig zeigen, 
daß die Möglichkeit besteht,. in. viel erheblicherem: Maße, als man 


das bisher für möglich hielt, -"Zellfunktionen durch” die Art der Rr- 


nährung zu beeinflussen, führen zu der Frage,.ob nicht das Ver- 
sagen mancher Inkretionsorgane in .bestimmten Fällen . 
nur.ein scheinbares ist. Es könnte sein, daß :ein bestimmte. 


Organ die für bestimmte Funktionen  ünentbehrlichen ‚Inkretstoffe 
zwar liefert, daß jedoch ihr Einfluß nicht zur. Auswirkung kommt, 


weil die’ dazu notwendigen Bedingungen nicht vorhanden sind, Es 
| wäre denkbar, daß in solchen Pällen durch ‘die Art‘ der Ernährung 
eine Umstimmung möglich wäre. Die Beobachtung, daß man. es in 


der Hand hat, den Umfang bestimmter Synthesen ganz willkürlich 
zu leiten, eröffnet die Möglichkeit, ‘daß manche gestörte Zellfunktion 


‚sieh. durch Anderung der.Bedingwigen im Organismus beeinflussen 


läßt. Es ist zum-Beispiel denkbar, daß eine mangelhafte.Bildung von 
Blutfarbstoff stattfindet, weil vorhandeneBedingungen der Synthese u 


‚günstig sind. Ebenso ist es durchaus .möglich,.daß die Knochengrund- 


substanzunter bestimmten Bedingungen nicht den Zustandannimmt, der 


‚zum Eintreten der Verkalkung und Verknöcherung notwendig is, 


_ Das Hauptergebnis der vorliegenden Studien erscheint mit, 
daß man mit der Meinung brechen .muß, wonach. der Organismus 


unter allen Umständen mit Hilfe seiner Regulationsmechanismen, 


wenn nicht Störungen vorhanden sind; den Stoffwechsel in genai 
denselben Bahnen zum Ablauf bringt. Die oben mitgeteilten Unter 


‚suchungen sind ohne, Zweifel. deshalb’ besonders ‘wichtig, weil di 


erwähnten Beeinflussungen unter Bedingungen: staftgefunden haben, 
die als durchaus in normaler Weise‘ herbeigeführt zu -bezeichne 
sind, wurde doch eine Nahrung verabreicht, ‘die ‚auch unter. not 
malen ‘Verhältnissen zur Aufnahme gelangen ‚kann. Das Wesen 
liche war nur, daß eine bestimmte. Art von Nahrung längere Zei 
hindurch verabreicht wurde. ' Die Zahl der Fragestellungen, die 
sich anschließt, ist natürlich sehr. groß. Es sind Studien im Gange 


bestimmten Art von Nahrung geltend macht. In:den oben erwähnten 
Versuchen erhielten die Tiere die betreffende Nahrung. 8—14 Tage 


4 


‚ zur Feststellung des Zeitpunktes, von dem ab sich der Einfluß einer 


lang. Es muß ferner verfolgt‘ werden, wie rasch die Umstimmug 


beim Wechsel der Nahrung erfolgt. Ferner müssen noch weitere 


Funktionen. auf ihr Verhalten bei verschiedenartiger Ernährung gt 
prüft werden... Versuche über den. Einfluß. der Wundheilung, übe 


. den Verlauf bestimmter Infektionen usw. sind im Gange. Es wit 


sehr erfreulich, ‚wenn die nur in den Hauptzügen mitgeteilten Er 
gebnisse der Untersuchungen, die zum Ziel hatten, zu prüfen, é 
Ernährungseinflüsse bei. Inkretwirkungen und bei der Durchführung 
bestimmter Zellfünktionen ` sich -geltend machen, dazu anregiel, 
weitere Erfahrungen unter möglichst scharf begrenzten Problem: 
stellungen am Krankenbett zu: sammeln. ` Ohne Zweifel ‘ist hier 
wieder ein Punkt ‘erreicht, in dem das physiologische Experiment 


| seinen Ergebnissen mit Befunden zusammentrifft,. die dem Praktiker 


wobl bekannt, jedoch in ihren Grundursächen noch nieht aufgeklärtsid 


Pharmazeutische Präparate. 


Aus der II. Medizinischen. Universitätsklinik in Wien 
(Vorstand: Hofrat Prof. Dr. N. Ortner). 
Über die Wirkungspotenzierung der Pyramidon- 
Veronalkombination „Veramon‘. | 
-Von Dr. W. Hauptmann. 5 
‚Obwohl die Literatur über das von Prof. E. Starkenstein (1) 


im Jahre 1921 angegebene Analgetikum „Veramon“ bereits recht 


zahlreich ist, scheint es doch nicht.unwert zu sein, auf die Fähigkeit 
dieses Medikamentes, potenzierte Wirkungen hervorzurufen, nochmals 


hinzuweisen, ‘nachdem schon Starkenstein solche Potenzierung® 


bei Veramon beobachtet hatte. 


Von den physikalischen :und chemischen Bigeuschaften d 
Veramons, .die in.der Literatur über dieses Medikament ausführli ehrt 
örtert sind, sei hier .nür seine Zusammensetzung genauer apr s 


Es besteht, wie schon erwähnt, aus einem Antipyretikum un 


 Narkotikum der Alkoholreihe, nämlich aus Pyrazolon. dimethylamn 


phenyldimethylic. (=Pyramidon) und einer geringen Menge von Di, 
barbitursäure (= Veronal). Eine Tablette. 'eramon 0,2 entspr, Air 
0,143 g Pyramidon und .0,057 g Veronal.. Eine ‚Tablette zu. 0. 
‚nach rund 0,286 g Pyramidon und 0,114 g Veronäl. k 


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Nr. 48. — MEDIZINISCHE KLINIK — Anzeigen. 


das kombinierte unspezifische Schwellenreizmittel 


Yatren-Casein stark: 
21,0), Yatren plus 5%, Casein 


Yatren-Casein schwach: 
215°, Yatren plus 21% Caseln 


Potenzierte Wirkung: 


Die Verbindung des Eiweißkörpers mit dem. 
organischen Yatrenreizkörper verursacht 
hohe Herdreaktionen bei geringen Ali- 
gemein-Reaktionen. Ä 


Die Yatren-Reizkomponente gewährleistet 
sichere und dauernde Sterilität und ermög- 
licht daher gefahrlose Verwendung auch 
‘von Flaschenpackungen zu wiederholter 
‘Benutzung. Daher 


sparsamstes Reizmittel. 


Technik: Dosierung: 
Intramuskulär Je nach Stärke .der Reaktion Im’ 
Intravendös 5 Sinne der a i ee 


Sterilitä 


Original-Packung: Karton mit 6 Ampullend. Técm 
“ „ 6 a a5 ccm 
Flasche mit 25 ccm 


Klinik-Packung: Karton mit 25 Ampullen a ccm 


Ausreichende Versuchsmengen und Literatur stehen kostenfrei zur Verfügung. 


_BEHRING-WERKE 
MARBURG- LAHN 


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Proben und ausführliche Literatur durch: 


Add KALLE & Co. Aktiengesellschaft, BIEBRICH a. Rhein. 


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| | Nr. 48. — MEDIZINISCHE KLINIK — Anzeigen. 30. November 19%4 
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I Bann Bil 12/1928. — Fortschr. d. Med. 1/1924. — Zeitschr. jurnalo Medicina Nr. 1139, 10. Majo 194. — 
H pii HN f. ärztl. Fortb. 711924. — Vox Medica 10/1924. | SEE Nee Lu Sue ah Klin. Wochenschr. 37/1924. — M.m.W. 371194. 
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ii == befähigt den Organismus zur raschen, erfolgreichen Ueberwindung von Erkrankungen aller Art. ge 
In = = Anwendungsgebiet: Namentlih akute und subakute Infektionen wie sept. Aborte, Puerperal- 
ii Di N: == fieber, Grippe, Grippe- und Brondho-Pneumonien, Grippe-Encephalitis, Sepsis, Erysipel, 
i Dina = Peritonitis u. a. Ferner als Aktivator jeder spezifischen Behandlung. 
j IF) = = Dosierung: 2 ccm intramuskulär. Wiederholung nadı Bedarf ohne anaphylaktische Roh sonstige Nebenerscheinungen. 
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30. November 


Addition oder einer 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


1699 


Von Bürgi (2) und seinen Mitarbeitern Lomonosoff und 


.Herzenberg (3) wurde tierexperimentell untersucht, ob solche Kom- 


binationen von ehe: mit Narkoticis der Alkoholreihe zu einer 
otenzierung ihrer analgetischen Effekte führen. 


Versuche mit Phenazetin plus Urethan, ferner mit Laktophenin 


. plus Urethan ergaben nur Additionswirkungen; das heißt: Wenn z. B. 


mit der Menge P von Phenazetin eben eine narkotische Wirkung am 
Kaninchen erzielt werden konnte und ebenso in einem zweiten Versuch 
mit der Menge U von Urethan, so mußte bei einzeitiger Verabreichung 


der Kombination beider mindestens = 


Wäre jedoch die Narkose mit zum Beispiel 


Phenazetin plus 5 Urethan ge- 
nommen. werden. 
: Phenazetin plus ī Urethan gleichstark gewesen, so würde dies eine 


Potenzierung der Wirkung im Sinne Bürgis bedeutet haben. 


Wenn nun im folgenden trotzdem gezeigt werden kann, daß 
mit 0,4 g Veramon verstärkte Wirkungen zu erzielen waren, welche 
diejenigen seiner Komponenten bei weitem übertrafen, so läßt sich 
dafür eine Erklärung finden in eigenartigen Beobachtungen Bürgis, 
die wegen ihrer Gültigkeit auch für andere Arzneigruppen eine all- 
gemeine Bedeutung und nicht nur theoretisches, sondern auch eminent 
praktisches Interesse besitzen. 


Bürgi(4) schreibt darüber: „Wenn man mit der Dosis des einen 
Medikamentes sehr nahe an die minimalnarkotisierende Menge heran- 
geht, genügt ein verschwindend kleiner Bruchteil der zweiten Arznei, 
um den Effekt vollständig zu machen. Wir konnten so die Wirksam- 
keit von Mengen beweisen, denen niemand in der offiziellen Pharmako- 
logie noch irgendeine Kraft zugetraut hätte,“ 


Im selben Sinne heißt es an anderer Stelle (5), daß Antipyrin, 
Phenazetin und Laktophenin mit an und für sich ungenügenden Mengen 
richtiger Hypnotika zusammen verabreicht ausgezeichnete Narkose- 
zustände beim Tier bedingen. 

Auf den Umstand, daß die Potenzierung durch „an und für sich 
ungenügende Quantitäten“ erreicht wurde, soll dabei besonders hin- 
poin werden, Denn in 0,4 g Veramon (der mittleren therapeutischen 

inzeldosis) ist die Veronalkomponente so gering, daß man mit der 
alleinigen Verabreichung dieses rund 0,1 g Veronal höchstens einen 
Suggestiverfolg, nicht aber einen meßbaren analgetischen Effekt ber- 
vorrufen kann. 


Bei der klinischen Bewertung des Veramons wurde als Aus- 
gangspunkt der Vergleichung immer jene Menge von Veramon 
gewählt, die bei den betreffenden Patienten eben eine verläßliche 
vollkommene Schmerzstillung bewirkte. Im übrigen wurde folgender- 


.maßen vorgegangen: Unter bestimmten, später erwähnten Vorsichts- 


maßregeln wurden an Patienten, die an chronischen Schmerz- 
zuständen litten, je nach dem Grade der Schmerzen Dosen von 
0,2, 0,4 bzw. 0,6 g Veramon') verabreicht und die schmerzstillende 
Wirkung mit derjenigen verglichen, welche nach Verabreichung 


von 0,15, 0,3 bzw. 0,4 g Pyrazolon. dimethylaminophenyldimethylic. 


beobachtet wurde. Im einzelnen ergab sich: | 


a Sch Analgetische Wirkung 
9 . chmerz- | 
3 Grundleiden i razolon. 
A charakter mit Veramon Aimetb vlamie o- 
phenyldimethyl. 
1. | Pleurit. exsud. | Seitenstechen |bei 0,4 vollst.| mit 0,4 keine 
| Wirkung 
2. | Anaem. pernic. | Knochen-u.Mus- | bei 0,4 deutl.| 0,4 ist ungefähr 
kelschmerzen |bei0,2schwä-| gleich 0,2 Ve- 
cher ramon 
3. | Typh. abdom. | Kopfschmerz bei 0,4 volist.| mit 0,4 keine 
Wirkung 
4. | Perigastr.chron. | Adhäsions- bei 0,6vollst.,| mit 0,4 keine 
| schmerz bei 0,4 z.T.| Wirkung 
unvollst. 
5. | Tbe. pulm. Kopfschmerz bei 0,4 vollst. | 0,8 wirkungslos, 


erst bei 0,6 (!) 
unvollst. Wirk. 


6. | Pseudoulcus, Schmerzen in- | bei0,4 vollst., | 0,3 wirkungslos, 
tbe. folge Peri- | bei 0,2 un-| 0,4 fast = 0,4 

gastritis vollständig | Veramon 
T. | Ischias dem Grundleid. bei stetsgering. | mit 0,15 etwas 
entsprechend |Schmerzeiärke | schwäch. Wir- 

Schmerz- kung 
freiheit m. 0,2 
meee 


ar 1) Von der herstellenden Firma, Chem. Fabrik auf Actien (vorm. 
. Schering.), Berlin, zur Verfügung gestellt. 


4 


a z Analgetische Wirkung 
= . | chmerz- | 
g p Grondloiden | charakter | si voramon | Aitenkrirniee 
_phenyldimethyl. 
8. | Ischias dem Grundleid. | bei 0,6 vollst., | mit 0,4 Schmerz- 
entsprechend | bei 0,4 teil-| freiheit 
weise | 
9. | Lysolvergiftung| Kopfschmerz |bei 0,4 voll-| mit 0,3 derselbe 
4 | ständig - Effekt 


Es zeigte sich also bei mehr als der Hälfte der Patienten, 
daß mit Veramon ein besserer analgetischer Effekt erreicht werden 
konnte als mit der jeweils darin enthaltenen Menge der Pyrazolon- 
komponente allein. Da anderseits die schmerzstillende Wirkung 
der Veronalkomponente praktisch gleich Null war und daher für 
eine Verstärkung des Effektes durch einfacho Summation nicht in 
Betracht kommt, kann man wuhl dem Veramon die Eignung zu- 
sprechen, daB es eine Potenzierung im Sinne Bürgis entwickelt, 
und zwar wahrscheinlich eine Potenzierung durch das Wirksamwerden 
an und für sich ungenügender Mengen einer der enthaltenen 
Komponenten. 

Von der zahlenmäßigen Festlegung des Potenzierungsgrades wie 
in den erwähnten Tierversuchen wurde deshalb abgesehen, weil die 
Überschreitung der Menge von 0,4 g Pyramidon — ohnedies nahe der 
Maximaldosis — wegen der zu befürchtenden Nebenwirkungen des 
Pyramidons bei den meisten Patienten nicht wünschenswert erschien. 


Nur bei dem 5. Patienten läßt sich ungefähr sagen, daß die 


Zunahme des Effektes etwa 100% betrug. 


Erwähnenswert dürfte es schließlich sein, daß bei 2 Patienten 
(3 und 5) eine Mischung von Azetphenetidin., Amidopyrin. aa 0,3 mit 
Coffein. n. b. 0,1 und Codein. hydrochl. 0,02 die bestehenden Schmerzen 
nicht sonderlich zu beeinflussen vermochte. 


Es ist nur selbstverständlich, daß man aus Beobachtungen 


allgemeine Schlüsse ziehen kann, um so weniger, als Bürgi (6) 
ausdrücklich fordert, daß die Versuche zahlreich sein müssen und 
nur starke Ausschläge als maßgebend anzusehen sind. | 


Wohl wurde bei den obigen Fällen die größte Sorgfalt auf- 
gewendet, um beim Arbeiten mit einem so ausgesprochen subjektiven 
Untersuchungsgegenstand die Fehlerquellen auf ein Minimum zu 
reduzieren. Hinreichende Fähigkeit des Kranken, sich selbst zu: be- 
obachten, strengste Vermeidung suggestiver Einflüsse, oltmalige 
Wiederholung unter gleichen Bedingungen bei Einschaltung ent- 
sprechender Pausen seien hier ausdrücklich angeführt. 


Wenn auch die Zahl der zur Verfügung stehenden Analgetika 
eine sehr große ist, weisen doch die in der Literatur an- 
gegebenen vorzüglichen Erfolge, vor allem bei tabischen Krisen, 
Dysmenorrhoe, Kopfschmerzen und in der Zahnheilkunde dem 
Veramon eine gebührende Sonderstellung zu. 


stein näher berichtet. Sie ermöglicht es, Veramon auch bei solchen 


des Zirkulationsapparates scheuen würde, zur Schmerzstillung größere 
Mengen von Antipyreticis nehmen zu lassen. Bei mehreren unserer 
Patienten konnten wir uns selbst trotz gelegentlicher Tagesmengen 
von 2,0 g Veramon von dieser Unschädlichkeit überzeugen. 


Das Fehlen von Nebenwirkungen und der Mangel einer- Ge- 
wöhnung, die größer gewesen wäre, als dem Pyramidon zukommt, 
können gleichfalls bestätigt werden. 


= Aus diesen Eigenschaften ergibt sich -mithin die Schluß- 
folgerung, das Veramon denjenigen Medikamenten beizuzählen, die 
nach Versagen der schwächeren Analgetika für solche Fälle vor- 
behalten sind, in denen man die schmerzstillenden Alkaloide noch 


Verordnung derselben das Bedürfnis besteht, neben ihnen andere 
brauchbare Analgetika zu geben, um die gelürchtete Alkaloid- 
gewöhnung möglichst lange hinausschieben zu können, Zu 

‚Literatur: 1. Starkenstein, Ther. Halbmonatsh. 1921, H, 20. — 
2. Bürgi, Zschr. f. exp. Path. u. Ther., Bd. 8, H. R, S. 524. — 8. Herzenberg, 


Ebenda, Bd. 8, H.8.—4.Bürgi, Ebenda, S.530, und B.kl.W.1911, Nr.20.— 6. Bürgi, 
Zschr. f. exp. Path. u. Ther., Bd. 18, H.1, S. 28. — 6. Bürgi, Ebenda, 8.26. 


an einer nicht sehr großen Zahl von Patienten keine zu weitgehende 


Dazu kommen noch andere.Vorzüge, darunter in erster Reihe 
die gegenseitige Entgiftung der Komponenten, über welche Starken- 


Patienten zu verordnen, wo man sich infolge bestehender Erkrankung 


nicht verwenden will, oder wo in Erwartung einer länger dauernden . 


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.. ‚Grundzüge der ärztlichen Psychologie (Psychodia- | 
il -> gnostik und Psychotherapie) in der täglichen Praxis. 


` ‘am Erhaltenbleiben des seelischen Gleichgewichtes kennen gelernt. -| 


-weil es den durch Massensuggestionen hoch 'gezüchteten rechtlichen, 


-5 das: Vertrauen auf die eigene Kraft, desto größer die Bereitschaft, | 
I ©... 'sieh.der öffentlichen Meinung ünterzuordnen. Die Verdrängung ist 
=.. < Gebot der Masse, sie sichert den Frieden. mit der Menschheit, aber 
`>; i und das ist das. Tragische — sie verbürgt nicht durchweg die 


' ung der unterdrückten Strebungen und zu einer immer mehr wachsenden 
„Spannung: zwischen Wollen und Müssen. Die beiden feindlichen 
A ``- Mächte messen und steigern ihre Kräfte aneinander, Der über den 

Y > niedergerungenen Trieben stehenden oberbewußten Persönlichkeit 
... steht das Unbewußte ‘gegenüber, in dessen Tiefe die angestauten 


: `.. einem Ventil suchen. Diese gegen ihn gerichteten Ausfälle, diese 
: . ästhetisch gewordene Charakter umso mehr, -je einseitiger er sich: 
"geheime Eingeständnis heimlicher Niederlägen bedingt jenes un- 


j . bestimmte Schuldgefühl, das die meist unbew 
Sul...‘ "Verstimmung und seelischem Leid ist. ` | 


1 >. Allgemeinen. Wenn wir nun für die eingehendere Betrachtung den. 
4. -  -Geschlechtstrieb als Paradigma herausgreifen, so geschieht es 
1 „haupt ist, dem eine psychologische und psychopathologische Bedeutung | 
i, zukommt, sondern deshalb, weil er ‘allerdings eins überragende . 

a Sonderstellung im gesamten Triebleben des Einzelnen und der Massen 


:.,. Regung in.uns, welche die Grundlage der tiefsten inneren Zwiespälte ` 
~ . und Konflikte abgibt. 


: Reizschwelle, die größte Reaktionsdisposition; daher kommt es, daß |. 


' ` Elementen freien Vorstellungen leicht mit solchen libidinösen Inhaltes 


nan in diesen‘ Gefühlsbeziehungen immer, nicht etwa bloß in 


`, erklärt und gegeben. Dieser phylogenetisch uralte Inzestirieb sei 


‘ Diese erhöhte Assoziationsbereitschaft scheint sogar oft mehr in der | 
‚. besonders erotisch orientierten Vorstellungswelt des Beurteilers als 


...ehesten  begreiflich finden, nachdem wir einen Blick auf, die Ent- 


- samte Trieb- und Affektleben der Heranwachsenden dürch die innigsten 


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© 1994. — MEDIZINISCHE KLINIK —'Nr. 48. 


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Zune Aas der Praxis für die Praxis: : 


gegen die Eltern, ihre Wünsche und Absichten. Vielfach ist diese. 
Abkehr nur eine. äußerlich erzwungene, insofern in Wirklichkeit die 
Bindung an das „Vaterideal“ oder an das „Bild“ („die 
Imago“) der Mutter. fortbesteht und sich in der Berufswahl, der . 
| Wahl des: Gatten und in manchen anderen. den Lebensinhalt be- .. 
.stimmenden. Umständen dokumentiert, : wobei sowohl die- Nach- 


'ahmung. als auch die Ablehnung des- elterlichen Beispiels be- ` 
stimmend sein kann. : 2... E 
‚Die Ursache dieser meist -bald vorübergehenden Protestein- 
- stellung ist 'das ` Erlebnis des’ erwachenden Geschlechtstriebes, der . 
' mit wachsender Lebhaftigkeit unter Absorption der gesamten 
Affektivität seinem eigentlichen Ziele zudrängt. Zunächst wird 
“das, in ihm enthaltene psychische und das somatische Element noch 
in deutlicher Trennung erlebt. Auf der einen Seite eine rein 
„ideale“. „platonische“ Schwärmerei für Personen des anderen 
:Geschlechts;. auf- der anderen Seite die ersten lokal-somatischen: 
' Erscheinungen.. In der ‚weiteren Entwicklung streben dann körper- ' 
‚liche und psychische Anlage zu -einem bewußt-einheitlichen Ge- - 
fühlserlebnis zusammen, womit fortan. das gesunde Liebesleben’ 
garantiert ists 00000 rn | 

© Gehen‘ wir nun zu den: Abweichungen von der hier kurz. 
.‚skizzierten normalen Entwicklung des. Sexualtriebes über, so steht 
an der Grenze zwischen gesund und krank die. Masturbation oder 
 Selbstbefriedigung. Sie macht in der außerordentlichen Häufigkeit 
‚ihres Vorkommens so sehr den. Eindruck eines „harmlosen physio- 
logischen Dürchgangs und Nebenproduktes des gesunden Sezuá 
triebes“ (Kretschmer), daß ihr selbst kaum eine ärztlich-psycho- ` 
logische Bedeutung beizumessenist. Einesolche Bedeutung beanspruchen . 
nur die -hypochöndrischen Befürchtungen, die moralischen und‘ ` 
hygienischen Überwertungen, die ihr anhaften -und die es zu. 
korrigieren gilt. Bo a TnS 
. Nut wo sie in exzessiver Form auftritt und .auch noch bei 
vorhandener Möglichkeit zur ‚Erreichung eines normalen Ge 
schlechtsziels ausschließlich fortbesteht oder doch bevorzugt 
wird, deutet. die Onanie auf eine pathölogische („autoerotische“, 
De) Temperamentverfassung der Persönlich 
keit hin. ©... 0. le a ! 
Mit einem viel reichlicheren Konfliktsmaterial als die Mastur- 
bation sind die eigentlichen sexuellen Perversionen belastet, 
unter denen wir, ihrer Häufigkeit und Bedeutung entsprechend, die 
Homosexualität besonders hervorheben müssen. Es sind noch 
unentschiedene Fragen, ob bei dieser Perversität die abnorme:.An- 


Von Dr. Heinz Fendel, Höchst a.. M., | 
. Facharzt für innere und Nervenleiden. | ee 

D K a pi tel 4 Ze (Fortsetzung aus Nr. 46.) : 

Die Sexualität. - 


u "Als ein wichtiges Motiv für die Verdrängung von Vorstellungen 
und die Unterdrückung von Triebregungen hatten wir. das Interesse 


Be ; 


In dieser Absicht muß vieles verurteilt und ausgeschaltet werden, 


moralischen und ästhetischen Satzungen widerspricht. Je geringer’ 


-Zufriedenheit mit sich selbst. Die Verdrängung führt zu einer Stau- 


Affekte weiterwühlen und, oft erfolgreich, nach einem Ausweg, nach 
Schlappen, die er erleidet, empfindet der in diesem Kampfe hyper- 


auf die schutzverheißönden ethischen Gesetze eingestellt hat. Das 


ußte Ursache von 


Das Gesagte gilt von der Psychologie der Triebe ganz im 


nicht deshalb, weil er, wie manche glauben, der einzige Trieb über- 


"einnimmt. Die Libido sexualis ist zweifellos die stärkstmögliche. 


Sie ist nicht, nur die stärkste Regung, 


"sondern auch die am leichtesten auslösbare, sie hat die niedrigste | Ob die falsche ‚Sexualeinstellung psychisch, d. h. durch frühe, Er- 


'lebnisse, Milieueinflüsse, Verführung und dergl. festgelegt worden ist? 

oder ob beides in wechselnder Wirkungsstärke ursächlich in Frage 
‘kommt? Jedenfalls wird in. den weitaus zahlreichsten Fällen die 
- Annahme einer allgemeinen neuro- bzw. psychopathischen, oft, viel- 


-sich bei vielen Menschen alle möglichen, an sich von erotischen 


verbinden und dadurch selbst einen libidinösen Charakter bekommen. 


| ‚leicht nur unspezifisch disponierenden, Konstitution nicht zu entbehren _ 
sein. Gerade mit der Unzulänglichkeit des Willens, . = a | 
Ti | s i . | losigkeit gegen Reize aller Art, mit der negativistischen Ablehnung 
5 a. ee | pra ETETE Bedeutung des | des Herkömmlichen, Eigentlich-Richtigen, sowie mit den pit rei 
Sexualtriebes, seiner Abwegigkeiten und Hemmungen werden wir am und einzigartig entwickelten Bedürfnissen. kurz mit all’ den Biger- 
eifl i | | tümlichkeiten, welche. die psychasthenische Persönlichkeit im all 
gemeinen charakterisieren, läßt sich der perverse Trieb -zwanglos 
“in einen verständlichen Zusammenhang bringen. Im Einzelfalle.wird _ 
‘es dabei immer schwer sein zu entscheiden, was ist beim Home 
sexuellen von. den gleichzeitig sonst. noch vorhandenen Symptomen 
unabhängiger Koeffekt der Konstitution, was Folge, was Ursache 
| der Perversion. Uneinigkeit mit sich selbst, ‚Minderwertigkeils- 
empfindungen, Lebensüberdruß sind auch der Psychopathie als solcher. 
| eigen, siesind aberauch aus demErlebnis derschiefen gesellschaftlichen 
und rechtlichen Lage des Homosexuellen sehr verständlich zu be- 
greifen. — Entwicklungsgeschichtlich betrachtet, läßt sich die Homo- 
sexualität auch. als eine Dauerfixierung jener affektiven Bigentüm- - 
lichkeit in der Pubertätsentwicklung auffassen, welche sich a 
überschwängliche gegenseitige Schwärmerei bei jungen Mädc 3 i 
und Jünglingen, namentlich in Schulen und, Pensionaten, do der 
mentiert. — In analoger Weise lassen sich die beim ‚Erwachen i 
normalen Sexualität in Erscheinung tretenden. Nebeü- -und pa A 
Triebe. in die anderen Perversionen hinein genetisch-verst 


_ wicklungsgeschichte dieses Triebes geworfen haben. BE | 
' > Tatsache ist zunächst, daß bis zur Pubertätszeit das ge- 


Gefühlsbeziehungen zu den -Eltern ‚gekennzeichnet ist. Man will 


Ausnahmefällen, bereits einen spezifisch sexualen Bestandteil wahr- 
. genommen haben. Dadurch sei. die besondere Affektbindung zwischen 
Mutter und Sohn. einerseits, zwischen Vater und Tochter andrerseits 


auch hie und da im heutigen Menschen noch: rege und eine Hülle 
‚seelischer Konflikte. Beispielsweise sei der „Ödipuskomplex“, 

worunier Freud das unbewußte Fixiertbleiben der Libido auf die 

Mutter versteht,. die Ursache für das Versagen der Libido bei dar- 

gebotener normaler Gelegenheit und für. mannigfache andere 

Konflikte. - en | | N 
Durchschnittlich aber erfolgt mit dem Einsetzen der Pubertät 

eine gewisse Loslösung vom „Elternideal“. Es zeigt sich jetzt — 

aber nur unter nachdrücklicher Betonung der großen Variabilität 

- gerade auf diesem Gebiete sei es gesagt — eine dumpfe Gegnerschaft 


lich verfolgen: et, ie n a ige Tied 
So wäre zum Beispiel der Exhibitiónismus, d. Ì Ländliche 
zur Entblößung oder Onanie vor den Augen anderer, auf die | 


| lage der entsprechenden. Drüsen als Ursache ‚anzusehen ist? oder | 


Venenpulsschreibung und Elektrokardiographie in die Praxis. Je 


30. November | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. | aa 1701 


Neigung, den nackten Körper, die Geschlechtsteile und Exkremente | sowie anderen. Perversionsarten und den ähnlichen im Gesamtkomplex 


zu zeigen, zurücklührbar. . | des Sexualtriebs ursprünglich vorhandenen Partialtendenzen. 
Entsprechend ähnliche Beziehungen sind denkbar zwischen Aus diesem Grunde hat Kronfeld die Anlage zur sexuellen 
Fetischismus (d. i. die libidinöse Erregung durch Benutzung von | Perversität als psychosexuellen Infantilismus gekennzeichnet. 
leblosen Ersatzgegenständen, Haare, Wäsche, Schuheusw.), Sadismus- [A. Kronfeld%)]. | (Fortsetzung folgt.) 
(Lust am Mißhandeln), Masochismus (Lust am Mißhandeltwerden) | 14) A.Kronfeld, Über psychosexuellen Infantilismus. Leipzig1921. 


Referatenteil 


unter besonderer Mitwirkung von 


Prot. Dr. C. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. E. Edens, St. Blasion (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H. Gerhartz, 

Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prof. Dr. S.Grätt, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geh.- Rab 

Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (Versicherungsrechtl. u. gerichtl. 

Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie). Prof. Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. O..Nordmann. Berlin- 

Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S.Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F.Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 

heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer,- Berlin (N ervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 
Zu logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), 


. geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am Königin Elisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide. 


| oder umgeschaltet und dann nach einer gewissen Zeit mit der 

Sarmmelreferate. üblichen 'Fortpflanzungsgeschwindigkeit zur’Kammer geleitet. 2. Der 

z l , 'Reiz wird in dem schmalen Hisschen Bündel langsamer als im 

Neuere Arbeiten über Herz- und Gefäßkrankheiten. übrigen Herzen geleitet. 3. Der in der Kammer eintreffende Reiz 
Von Ernst Edens. wird nicht sogleich, sondern erst nach einer gewissen Latenzzeit 
wirksam. Nun, diese Frage ist schon vor einer Reihe von, Jahren 
durch Versuche Herings beantwortet worden. Wird das Hissche 
Bündel vom Aschoffschen Knoten durch einen Schnitt getrennt, 
so erfolgt bei Reizung der Schnittenden die Kammerkontraktion 
4—5 mal früher als die Kontraktion des Vorhofs. Die Leitungszeit 
durch das gesamte Bündel beträgt nur 0,066 Sekunden. (Erlanger). 
Die Dauer des PR-Intervalles hängt hiernach in der Hauptsache ab 
von dem Verhalten des Aschoffschen Knotens gegenüber dem Vor- 
hofsreiz, von der „Reaktionsbereitschaft“ 1) des Knotens. Wenn aber 
bei Störungen der Reizleitung das PR-Intervall von Schlag zu 
Schlag wächst, bis schließlich ein Vorhofsreiz überhaupt nicht mehr 
übergeleitet wird und ein Kammerschlag ausfällt, ein Verhalten, 
das als Wenckebachsche Perioden bekannt ist, beruhen dann die 
Verlängerung und die Versager der Überleitung auch auf krank- 
hafter Veränderung der Reaktion des Aschoffschen Knotens oder 
sind hier die Leitung im Bündel oder die Anspruchsfähigkeit der 
Kammer schuld? Mobitz hat nun gefunden, wenn man unter der 
Voraussetzung, die genannten krankhaften Änderungen der Über- 
leitung beruhten auf Anderungen der Leitungsgeschwindigkeit im 
Bündel, die PR-Intervalle in Beziehung setzt zu einer aus den Über- 
leitungszeiten konstruierten Vergleichsgröße, und die so gefundenen 
Werte in ein Koordinatenssystem einträgt. daß keine stetige Kurve 
erhalten wird. Nimmt man dagegen an, daß die Reaktionsbereitschaft, 
gemessen an der Dauer der vorausgegangenen Ruhezeit, die Störungen 
der Überleitung begründe und setzt dementsprechend PR in Ver- 
hältnis zu RP, so ergibt sich eine stetige Kurve. Die Wencke- 
bachschen Perioden sind also hiernach auf eine Verminderung der 
Reaktionsbereitschaft zurückzuführen. Die weitere Frage, ob die 
Reaktionsbereitschaft des Aschoffschen Knotens oder die der Kammern 
` das Verhältnis der Überleitungszeiten bestimmt, ließ sich in einem 
Fall mit Kammerextrasystolen zugunsten des Aschofischen Knotens 
entscheiden. Die Wenckebachschen Perioden werden von 
Mobitz als Reizleitungsstörungen vom Typus I von solchen Reiz- 
leitungsstörungen unterschieden, bei denen das PR-Intervall regel- 
recht ist, aber unvermittelt hin und wieder eine oder mehrere 
Kammersystolen ausfallen: Typus II. Dieser Typus wurde bisher 
als Ausdruck einer verminderten Anspruchsfähigkeit oder, allgemeiner, 


Die unregelmäßige Herztätigkeit war noch zu Beginn 
unseres Jahrhunderts ein recht dunkles Gebiet. Wie bemüht sich 
zum Beispiel Riegel in seiner bekannten, 1898 erschienenen Ab- 
handlung „über Arrhythmie des Herzens“ die verschiedenen Formen 
der Unregelmäßigkeit zu ordnen, und zu erklären. Und das Ergebnis? 
Es gibt Allorbythmien, d. h. Formen, in denen sich die Unregel- 
mäßigkeit gleichmäßig wiederholt (Pulsus bigeminus, alternans und 
paradoxus) und eine Arrhythmie, d. h. eine Störung der Form, Größe 
und Folge der Pulse ohne jede Gesetzmäßigkeit. Allen Formen ist 
gemeinsam, „daß jede Irregularität ein Mißverhältnis zwischen Herz- 
kraft und der zu leistenden Arbeit bedeutet“. In die nächste Zeit 
fallen dann der Streit der Physiologen um die myogene oder neurogene 
Natur des Herzschlages, um Engelmanns Lehre von den ver- 
schiedenen Funktionen des Herzmuskels und die Einführung der 


eifriger sich nun die Kliniker mit den neuen Untersuchungsverfahren 
in das Studium der Arrhythmie des Herzens vertieften, um so 
deutlicher wurde es, daß es sich bei den Arrhythmien um Störungen 
eben der Funktionen handelte, deren harmonische Zusammenarbeit 
nach Engelmann dem regelrechten Ablauf des Herzschlages zugrunde 
liegt: Reizbildung. Reizbarkeit, Reizleitung und Kontraktilität. Als 
eine besondere Gunst der Verhältnisse kam hinzu, daß Wenckebach, 
neben Mackenzie der balınbrechende Kliniker auf dem Gebiet der 
unregelmäßigen Herztätigkeit. als Schüler Engelmanns besonders 
nahe Fühlung zu den physiologischen Problemen hatte. So wurde 
die unregelmäßige Herztätigkeit eine der wichtigsten Brücken zwischen 
Laboratorium und Krankenbett, zwischen Theorie und Praxis. Manches, 
was in reiner Forscherarbeit bei mühevollen Versuchen gefunden, 
aber als praktisch bedeutungslos nicht gewürdigt worden war, 
gewann jetzt ungeahntes Leben. Und wenn früher die Arrhythmien 
sogenannte‘ interessante Fälle waren, d. h. Fälle, die man nicht 
sicher erklären, sondern nur geistreich interpretieren konnte, so 
sind sie uns heute wichtig, weil sie uns tief in die verwickelten 
Vorgänge der Herztätigkeit und des Lebens überhaupt blicken lassen. 
In dem Maße wie unser Wissen von diesen Dingen ist aber auch 
die Sicherheit der Diagnose und damit die Möglichkeit einer ziel- 
bewußten Behandlung gewachsen, so daß der junge Baum der Er- 
kenntnis jetzt auch für den Praktiker lockende — in diesem Falle 
nicht verbotene — Früchte trägt. 


= Über die Störungen der Reizleitung handelt eine 
Interessante Arbeit von Mobitz. Zwischen der Vorhof- und 
Kammersystole liegt, wie bekannt, eine gewisse Zeitspanne, die im 
Elektrokardiogramm dem Abstand der Vorhofszacke P von der 
ammerzacke R entspricht und als PR-Intervall bezeichnet wird. 
Der Abstand der P-Zacke von der vorausgehenden R-Zacke, das 
RP-Intervall ist als Maß der vorausgegangeneu Rubezeit der Reiz- 
eltung anzusehen. Bevor wir nun auf die Störungen der Reizleitung 
eingehen, soll zunächst ‘die Frage erörtert werden: wovon hängt die 
a zwischen der Systole des Vorhofs und der Kammer ab? Drei 

öglichkeiten kommen in Betracht: 1. der vom Vorhof kommende 
eiz wird im Vorhofkammerknoten aufgehalten, irgendwie umgeformt 


soeben gehört, daß die Kurve der Reaktionsbereitschaft den Wencke- 
bachschen Perioden entspricht. Der Typus II kann also nicht auf 
einer Verminderung der Reaktionsbereitschaft beruhen, sondern muß 
anders erklärt werden. Wahrscheinlich durch eine anatomische 
Schädigung des Bündels. Nach von Kries pflanzt sich die Er- 
regung im Bündel wie im Herzen überhaupt auxomer fort, d. h. die 
Erregung einer ganz schmalen Verbindungsbrücke genügt, um größere 
Fasermassen zu erregen. Das Hissche Bündel kann also durch einen 
krankhaften Herd stark eingeengt sein, ohne daß eine Störung der 
Reizleitung auftritt. Je schmaler aber die noch funktionierende 
Brücke, um so größer die Gefahr, daß vorübergehende Wirkungen 


1) Mobitz faßt in diesem Ausdruck Anspruchslähigkeit und Reiz- 
leitung zusammen, | 


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Reaktionsbereitschaft der Kammern angesehen. Nun haben wir, 


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reiche dissoziierte extrasystolische Kontraktionen einzelner Muskel- . 
partien annimmt, wobei die automatischen hochfrequenten Reize 
hierfür an zahlreichen. Stellen der atrioventrikulären Verbindungs- 
muskulatur gebildet werden sollen. In einer neuen Arbeit unter- 
zieht nun de.Boer die Versuche und Deutungen Haberlands einer 
eingehenden Kritik.. Da sie sich nicht zu einem Referat eignet, 
müssen wir uns hier mit diesem Hinweis begnügen. | a 
Die praktisch wichtige Frage, wie sich Herzen mit Vorhofs- 
‚Simmern bei Anstrengungen verhalten, hat Blumgart geprüft. , 
Nach einer Art von Treppensteigen auf der Stelle (Steigen auf einen 
42 cm hohen Stuhl, >0mal mit ‚dem -rechten und ebenso oft mit 
_ dem linken Fuß) erhöhte sich die Pulszahl bedeutend stärker und. 


des anatomischen Prozesses die Leitung hie und da ‚unterbrechen. 
Mobitz hat'nun eine Anzahl in der Literatur, niedergelegter klinischer 

und experimenteller Beobachtungen daraufhin geprüft, ob.sie sich ` 

- - dieser Auffassung fügen, und kommt dabei zu einem bejahenden 
. Ergebnis. Die Auffassung wird unter anderm durch folgende Er- 

© fahrungen gestützt: bei totalem Block nach Asphyzie, dem ein 
." .. Stadium Wenckeb achscher Perioden vorauszugehen pflegt, führt 
- der ‚Aschoffsche Knoten die Kammern; das Kammerelektrokardio- 
-gramm ist bei partiellem Block des Menschen in der Regel normal; 

‘ im Tierversach fand sich die Reizleitungsgeschwindigkeit der Ver- 


*-bindungsfasern nie geringer als die der übrigen 'Herzmuskulatur; 
in’den Fällen von dauerndem totalen "Block ergab die Sektion eine 


unter .Digitalisbehandlung vorübergehend eine regelmäßige Kammer- 
"tätigkeit von verhältnismäßig hoher Schlagzahl (50 bis 90 Schläge . 
in der Minute) auftritt, ist von Dock und Levine genauer unter- 
sucht worden. -Es handelt ‘sich -dabei "höchstwahrscheinlich um. 
eine automatische (wohl ‘ vom 'Vorhofkammerknoten ausgehende) 


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0. trat: völliger Herzblock ein; nach diesem Zeitpunkt keine Anfälle 
00. mehr. Plötzlicher Tod bei der Feldarbeit. Bei der Sektion fanden 


oa PLEA ` organische. Unterbrechung meist des Bündelstammes: soweit Vor- länger bei der Leuten mit Vorhofsflimmern als bei Gesunden. Fälle - 
a stadien eines dauernden totalen ‚Blocks beobachtet wurden, zeigten | von Vorhofsfimmern, die unter Digitalis standen, zeigten niedrigere 
CERI sie keine' Wenckebachschen Perioden, sondern unvermittelte Aus- Pulszahlen als solche ohne Digitalis, die Reaktion auf Arbeit war 
il fälle von Kammersystolen; nach Durchschneidungsversuchen von jedoch im Prinzip die gleiche. Aber auch wenn das Flimmern 
N - Cullis und Dixon kann die Reizleitung so lange regelrecht erfolgen, | durch Chinidin ‘beseitigt wurde, blieb die krankhafte Reaktion be- 
ei, als noch die schmalste Brücke. des Bündels besteht. a stehen, Wie weit hierfür eine Schädigung des Herzens durch das . 
Aal ` Sollte die weitere Forschung die Ansichten von Mobitz be- | Flimmern, wie weit.eine Schädigung durch das Mittel verantworklieh 
aiea ut atiy stätigen, so würde daraus für die Praxis eine größere Sicherheit in zu machen ist, ‚wurde leider nicht geprüft. ‚Barringer findet eben- 
SIEEN LRN der Diagnose. und Prognose der ‚Reizleitungsstörungen entspringen. | falls die Leistungsfähigkeit von Herzen mit Vorhoisflimmern herab- 
NN -o Über einen der Fälle, die Mobitz zur Stütze heranzieht, ist gesetzt, nach ‚Beseitigung des Flimmerns pflegt die Leistungslähigkeit:. 
are ' an dieser Stelle schon berichtet worden?). Ein weiterer Fall stammt | =° steigen, gleichzeitig. kann eine bis dahin vorhandene Herzer weite- 
ok CAIA > yon Starling und Lewis. ` Ein 51jähriger, bis dahin gesunder — us zurückgehen. Zum : Teil dürften Erscheinungen damit 
Ra iy abgesehen von einer Grippe vor 20 Jahren ~“ Landarbeiter bekam. zusammenhängen, DT beim Te m Einfluß der Vorhöfe aut. 
tht o e, plötzlich, Anfälle von. Bewußtseinsstörung, die oft durch Schlucken 2 a a a Pone piai aor Sepper wegfällt. “So 
anae, -= ausgelöst wurden und durch Atropin beseitigt werden konnten: In. hei Kofsflir en a ir PN E AA der A a en 
ve dh! "den Amfällen schlug der Vorhof regelmäßig weiter, während die er en 1 ` die K Ve ilit 8È ER usialls ‘der. vor- 
PROBEN: Shut Kammertätigkeit aussetzte. Während der anfallsfreien, Zeit regel- eye. BE en M eniger 8° W rt a 
Ban: N rechter Sinusrhythmus mit normaler Überleitungszeit.. Schließlich Die auffallende Erscheinung, daß bei Vorhofsflimmern zuweilen 


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. sich Keine. Veränderungen im Vorhofkammerknoten und der obern ` 
Hälfte des Bündels, dagegen saß ein Kalkherd in dem Winkel, der 


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BEER durch die Gabelung des Bündels in seine beiden Schenkel gebildet ee 5 

LS "wird. Beide Schenkel waren hier völlig unterbrochen. Eine gewisse  Kammertätigkeit. Rascher Wechsel von kurzen Strecken regel 

De _ Ähnlichkeit mit diesem Fall hat eine Beobachtung von v. Hößlin mäßiger und unregelmäßiger Schlagfolge der Kammern spricht dafür, 
ii -  ùnd Klapp. Bei einer 28jährigen Frau traten nach Ausschälung ‘daß die Automatie leicht von einer Führung durch die Vorhofsreize 


abgelöst werden kann... -o S = ‚77 
Vorhofsflimmern kann offenbar recht verschiedene Ursachen. 


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der. rechten Mandel Adams-Stockessche ‘Anfälle besonders beim: 


kardiogramm gemacht werden, aber man hörte während der Anfälle - 


eh 3. Schlucken auf. Obwohl keine Verwachsungen der Operationsgegend u ' recat i 
a mit dem. Vagus oder der Karotis nachweisbar waren; wurde doch, haben. In manchen Fällen spielt die Schilddrüse mit, denn man 
a B ls sich -die -Anfälle sehr häuften und sonst nichts helfen wollte, | sieht garnicht so selten nach falsch. angebrachter Jodbehandlung 
ade der rechte Vagus reseziert. ‘Die Operation hatte den gewünschten | YOR Kröpfen ‚Flimtnern auftreten. . Auch. das Umgekehrte komm 
Ka: di ‚Erfolg, die Anfälle wurden beseitigt.” Leider konnte kein .Elektro- | VOY: Aufhören des Flimmerns, nach Besserung ‘der Hypertbyreose. 
u hi ; j ' . PR 
Anal So beschreibt Schwensen einen Fall von Basedow, der. dureh 


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Röntgenbehandlung gebessert wurde; gleichzeitig verschwand aach 
das Vorhofsflimmern. | ee. op 

. Die nabe. Verwandtschaft von Flimmern und Flattern des 
 Vorhofs ist bekannt. Eine praktische Rolle spielt sie bei der. Be- 
handlung des: Flatterns. Man gibt da nach dem Vorschlag von 
Lewis so lange Digitalis, bis Flimmern eintritt; setzt man nun dle 
Digitalis aus, so tritt in manchen Fällen nach ‘dem Abklingen der 
Digitaliswirkung an die: Stelle des Vorhofflimmerns der normale 
-Sinusrhythmus. In manchen Fällen bleibt freilich das Flimmern 
bestehen oder das Flattern erscheint wieder. Die Wirkung der 


Digitalis ist also in dieser Beziehung unsicher. Es hängt das iit 


eaa ta "leise Vorhofsschläge in regelrechtem Rbytbmus, so daß, es sich offen- 
el "bar um eine Leitungsstörung zwischen Vorhof und Kammer gehandelt 
AHA 0. hat. v. H. und K. fassen sie als Vagusneurose auf, doch läßt sich 

ü die Möglichkeit wohl nicht ausschließen, daß organische Verände- 

| rungen. des Reizleitungssystems der ungewöhnlichen Vaguswirkung 
_ zugrundegelegen haben. In dem. Falle von Russel-Wells und 

= Wiltshire bestand 12 Jahre lang abwechselnd regelrechte Herz- 

‚ tätigkeit und Vorhofkammerblock; die Sektion ergab schließlich eine 
chronische Entzündung in der Bündelgegend. Wesentlich anders 
verhält sich ein Fall von Kahler. Eine 30jährige Frau mit 
syphilitischer Aorteninsuffizienz und einem Puls zwischen 64 und 96 


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Pi kommt wegen Anlällen von Bewußtlosigkeit in die Klinik. Das dem doppelten "Angriffspunkt des Mittels zusammen. Um das ZU 
rn, Elekirokardiogramm zeigte, daß im Anfall Vorhof- und Kammer- erklären, müssen wir ein klein wenig ausholen. Nach der Theon 
als tätigkeit aussetzte; im weitern Verlauf des Anfalls trat dann zunächst | von Lewis und seinen Mitarbeitern kreist beim Vorholslatiern WE 
$ ine langsame Kammerautomatie ein, darauf eine raschere atrio- die Mündungen der Hohlvenen eine Reizwelle, von der sich die 


Kontraktionsreize strahlenförmig über den Vorhof ausbreiten. Das 
Flattern bleibt so lange erhalten, als der im Kreis umlaufende Reis, 
wenn er bei seinem Ausgangspunkt eintrifft, diesen schon wieder 
erregbar antrifit. Das Flattern erlischt, wenn der Ausgangsp™ 

beim Eintreffen des Reizes noch nicht wieder erregbar ist, el 6S.. 


ventrikuläre Automatie, weiterhin eine Interferenz zwischen Knoten- 
und Sinusrhythmus und schließlich der normale Sinusrhythmus mit 
einem Vorhofkammerintervall von regelrechter Länge. Bei der 
Sektion wurde das Leitungssysiem (Serienschnitte) völlig gesund 


Ma gefunden, dagegen schwere Veränderungen im dorsomedialen Vagus- 


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| T WE - kern: Schwellung der Ganglienzellen, , Tigrolyse, Degeneration, | weil die Geschwindigkeit des Reizumlaufes gestiegen e, tat 
til Ä Schrumpfung. Nach diesem Befund darf man wohl annehmen, daß | relraktäre Phase des Ausgangspunktes. verlängert ist. Es kant je 
2:27 5 n hier wirklich einer ‘der äußerst seltenen Fälle, ja vielleicht der | der Sinusrhythmus einsetzen, es kann aber auch der Reiz aul erregbare 
SER Mi erste sichere Fall von neurogenem Adams-Stokes vorliegt. ' abseits der eigentlichen Bahn liegende Gebiete überspringen und s0 
H at Wiig >| Uber Flimmern und Flattern der Vorhöfe ist an dieser | in Zickzacklinien weiter kreisen (Flimmern). . Die Digitalis erzeugt 
o MEREEN WINEN, ` Stelle wiederholt berichtet, worden. Es wurde da?) erwähnt, daß | nun nach Lewis durch Vagusreizung eine Verkürzung der FETT 
rail hi Lewis und de Boer die Erscheinung auf das Kreisen eines Reizes in | tären Phase und Reizleitung im Vorhof, durch unmittelbare Wirkag 
d E AAAA _ den Vorhöfen oder Kammern zurückführen, während Haberland zahl- auf die Erfolgsorgane im Herzen eine Verlängerung der relra’ 
T BA: HN i | E Phase und Reizleitung. Verkürzung der refraktären Phase und Ver 
3 N, iL) | 9 M.E. 1924, Nr. 11. Russel-Wells and Wiltshire. langsamung der Reizleitung ist aber nach dem, was so 
ai TEI RANAR 3) M. Kl. 1924, Nr. í1. e R das Wesen des Flatterns und Flimmerns gesagt worden ist, -für 


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30. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


| Bestand des Flatterns günstig, Verlängerung der refraktären Phase 


und Beschleunigung der Reizleitung ungünstig. So ist es verständlich, 
warum die Digitalis je nachdem, welche ihrer Wirkungen über- 
wiegt, einmal Flattern in Flimmern und regelrechten Sinusrhythmus, 
ein ander Mal Flimmern in Flattern überführt. In neuerer Zeit hat 
sich durch die Einführung des Chinidins die Sachlage verschoben. 
Chinidin verlängert die refraktäre Phase und die Leitungszeit, unter- 
stützt also die unmittelbare Digitaliswirkung*). Die Verlängerung 
der refraktären Phase hat die Tendenz, die krankhafte Kreisbewegung, 
sei es Flimmern oder Flattern, zu unterbrechen, die Verlangsamung 
der Leitung arbeitet dem entgegen. Bei beiden Mitteln hängt also 
der Erfolg davon ab, welche der Wirkungen siegt. Für das Vor- 
hofsflattern hat Wedd diese Frage an zwölf Fällen geprüft. Digi- 
talis hatte nur geringen Einfluß auf die Frequenz des Flatterns, 
doch offenbarte sich die doppelte Wirkung insofern, als bei einigen 


. Kranken die Frequenz stieg, bei andern sank. Atropin wirkte ebenso. 


Chinidin setzte dagegen in allen Fällen die Frequenz wesentlich 
(um 40 bis 90 Schläge) herab, eine Wirkung, die in zwei Fällen 
durch Digitalis gesteigert wurde. Für die Praxis ist neben dem 
Verhalten der Vorhöfe die Schlagzahl der Kammern wichtig: sie 
wird durch die Digitalis vermindert, durch Atropin und Chinidin 
erhöht. Der Grund der Erhöhung ist aber beim Atropin ein ganz 
anderer als beim Chinidin; Atropin steigert die Schlagzahl durch 


Besserung der Reizübertragung, Chinidin durch Herabsetzung der 


Vorhofsfrequenz.. Die mit dem Sinken der Vorhofsfrequenz einher- 
gehende Steigerung der Kammerfrequenz bei der Chinidinbehandlung 


ist nun wenig erwünscht, da durch sie das Herz stark belastet 


wird. Wedd empfiehlt. deshalb vor oder gleichzeitig mit dem 
Chinidin Digitalis zu geben, um die atrioventrikuläre Reizüber- 
tragung zu drücken; da die Digitalis, wie erwähnt, außerdem die 
Herabsetzung der Frequenz des Flatterns durch Chinidin unterstützen 
kann, so erscheint es zweckmäßig, gegen Vorhoisflattern überhaupt 
mit beiden Mitteln vorzugehen und nicht wie bisher zu versuchen, 
durch Digitalis allein das Vorhofsflattern auf dem Umwege über 


‘ Vorhofsflimmern zu beseitigen. Zur Ergänzung mag noch ein von 


_ kürzere Bahn einzuschlagen. 


Wilson veröffentlichter Fall von Vorhofsflattern erwähnt werden, 
bei dem Vagusreizung (durch Druck auf die Bulbi) die Frequenz 
des Flatterns steigerte; es ist, anzunehmen, daß die infolge der 
Vagusreizung eintretende Verkürzung der refraktären Phase den 
kreisenden Reiz veranlaßte, eine dem Zentrum nähere, und deshalb 
Je kürzer aber die Bahn, um so 


- rascher der Umlauf des Reizes, und dementsprechend zahlreicher 


'Verlangsamungen des Sinusrhythmus kommen vor. 


die über die Vorhöfe ausgesandten Kontraktionswellen. 


Wenn auch ziemlich häufig Vorhofsflimmern und Vorhofs- 
flattern, sei es von selbst oder durch entsprechende Behandlung 


. wieder vergehen und dem normalen Sinusrhythmus Platz machen, 


s0 bleiben doch oft Störungen der Schlagfolge zurück, die anzeigen, 
daß noch nicht alles in Ordnung ist. Gewöhnlich sind es Extra- 
systolen der Vorhöfe, aber auch stärkere Unregelmäßigkeiten oder 
Als Seltenheit 
verdient ein Fall von sinuaurikulärem Block unsere Beachtung. Er 
wurde von Wenckebach und Winterberg bei einem Kranken 


‚beobachtet, der an Vorhofsflattern litt. Digitalis und Chinin führten 


zunächst Flimmern herbei. Nach dem Aussetzen der Mittel starke 
Pulsverlangsamung (30 Schläge in der Minute) mit Atemnot und 
Zyanose, später bei einem Puls von 60 Anfälle von Herzstillstand, 
die, wie das Elektrokardiogramm zeigte, Vorhof und Kammer be- 
trafen. Die Stillstände wurden durch seltenere supraventrikuläre 
und atrioventrikuläre Schläge dann allmählich wieder in den Sinus- 


rhythmus übergeleitet. Im Anschluß an diese Beobachtung werden 


Fälle von H. Straub und Roscher besprochen, die als Sinusvor- 
hofblock veröffentlicht, nach Wenckebach und Winterberg aber 
als Störung des Sinusrhythmus durch rückläufige Extrasystolen des 
Vorhofs zu deuten sind. Wenckebach und Winterberg berichten 
dann noch über einen Kranken, bei dem nach Beseitigung von Vor- 
ofsflimmern Extrasystolen auftraten, die nach ihrer Ansicht vom 
Sinus ausgehen. Die prinzipielle Frage, ob es überhaupt Extra- 
systolen des Sinus gibt, wird verschieden beantwortet; manche 
Autoren bestreiten es. Wenn nun Forscher wie Wenckebach und 
winterberg sich in einem konkreten Falle dafür entscheiden, so 
legen sicher gewichtige Gründe vor. Unbedingt zwingend scheinen 
Sie aber dem Referenten nicht zu sein, doch kann hier nicht näher 
arauf eingegangen werden. Wer sich für das Problem interessiert,. 
muß die Arbeit selbst zur Hand nehmen. 


nn 


%) Vgl. Ref, in M. Kl. 1914, Nr. it. 


des Sinusrhythmus und Extrarhythmus aneinander. 


die Schlagfolge wurde also nicht merkbar beeinflußt. 


Über die Parasystolie handeln Arbeiten von Winterberg, 
Mobitz, Scherf sowie Iliescu und Sebastiani. 


und Rothberger aufgestellt worden ist. 


schlagender Herzen extrasystolische Allorhythmien auftreten, bei denen 


die Abstände der auf den ersten Blick regellosen Extrasystolen einen -` 


gemeinsamen Teiler, nämlich die Periode des künstlichen Reizes 
haben. Da sie bei der Untersuchung mancher spontaner Extra- 
systolen dasselbe Verhältnis fanden, so nahmen sie an, daß auch 
hier ein regelmäßig arbeitender Extrareizherd neben (zapá) dem 
normalen Schrittmacher tätig sei. Daß nicht alle Extrareize wirk- 
sam werden, die außerhalb der refraktären Phase des betreffenden 


Herzabschnittes fallen, erklären sie durch Leitungsschwierigkeiten: 


der Extrareizherd ist nicht durch so geordnete und eingefahrene 
Leitungsbahnen mit dem übrigen Herzen verbunden wie die Stätten 


normaler Reizbildung (Austrittsblockierung). Und daß die Bildung. 


der Extrareize nicht durch die regelmäßigen Kontraktionen des 


. Herzens gestört und zerstört wird, erklären sie in der gleichen 
Weise durch eine Eintritts- oder Schutzblockierung. Und die Be- 


obachtung schließlich, daß sich oft der Abstand der Extrasystolen 
von den vorausgehenden regelrechten Systolen, die Kuppelung, inner- 
halb engerer Grenzen hält als nach dem Verhältnis zwischen Sinus- 
und Extrarhythmus zu erwarten, erklären sie durch eine Angleichung 
| Eine Theorie, 
die solche Hilfshypothesen nötig hat, ist natürlich der Kritik be- 
sonders ausgesetzt. 
die nach ihrem Aufbau den von Kaufmann und Rothberger als 


Parasystolien gedeuteten Fällen entsprechen, nicht gerade häufig: 


und die Ausmessung sowie Berechnung der Kurven sehr mühsam. 
Infolgedessen liegen bis jetzt nur wenig Nachprüfungen vor: die 


erwähnten Arbeiten von Mobitz; Winterberg, Scherf, Iliescu 


und Sebastiani. Scherf fand in seinen Kurven wohl viele Stellen, 


die in ihrem Aufbau einer Parasystolie glichen; sie mußten aber 
als Folgen konstanter Kuppelung und der Zahlenverhältnisse zwischen . 
Sinusrhytımus und Extrasystolenrhythmus erklärt werden.und nicht 


umgekehrt Kuppelung und Zahlenverhältnisse als Folgen eines para- 
systolischen Mechanismus. Auch Iliescu und Sebastiani trafen 
auf Strecken, die wie eine Parasystolie aussahen; verfolgte man 
aber solche Strecken auf langen Kurven weiter, dann traten Un- 
stimmigkeiten aul, ‘die zeigten, daß die Parasystolie durch zufällige 
Rhytlımusverhältnisse vorgetäuscht war. Und so haben alle soeben 
genannten Forscher auf Grund ihrer eigenen Beobachtungen und 


Nachprüfungen der Arbeiten von Kaufmann und Rothberger 


Bedenken gegen die‘ Lehre von der Parasystolie erhoben. ` Es 


muß also weiteren Untersuchungen überlassen werden diese Frage 


zu klären. | 
Von der paroxysmalen Tachykardie. Es kommt vor, 


daß trotz der hohen Frequenz in die Schlagfolge einer paroxysmalen 


Tachykardie Kontraktionen eingestreut werden, die nicht von dem 
führenden, sondern einem andern Extraherd ausgehen. Samet und 


A. Schott sahen z. B. bei einem 36jährigen Kranken mit schwerer 
Herzschwäche. infolge einer syphilitischen Aorteninsuffizienz, Anfälle 
von paroxysmaler Vorhofstachykardie, die durch Extrasystolen der- 
Kammern gestört wurden. Die Periode der Tachykardie betrug 0,36, 


die Kuppelung der Kammerextrasystolen 0,30—0,34 Sekunden. 


Infolge der längern Anspannungszeit der Extrasystolen fielen die - 


ihnen entsprechenden Radialpulse ziemlich genau an dieselbe Stelle, 
an die bei ungestörtem Rhythmus der fällige Schlag getreten wäre, 
‚ Dagegen be- 
wirkte die Verschiebung der Kammerfüllung durch die vorzeitigen 


Extrasystolen eine Änderung der Pulsform: es trat ein Pulsus 
Der Fall lehrt wieder einmal, daß der Pulsus ` 


alternans auf. 
alternans kein einheitlicher Vorgang ist — eine Tatsache, die bei 
der prognostischen ' Bedeutung, die dem Alternans beigelegt wird, 
auch praktisches Interesse hat. Bemerkenswert ist ferner, daß die 


Anfälle von paroxysmaler Tachykardie durch intravenöse Injektion 


von 0,25—0,4 g Chinin. bimuriatic. carbamidat. abgeschnitten werden 
konnten. Eine kleine Mitteilung über eine ganz kurze ventrikuläre 


Extrasystolie während einer paroxysmalen Vorhofstachykardie bringt. 


Barker, wie zur Ergänzung des vorstehendes Falles bemerkt sein 
mag. Iliescu und Sebastiani berichten über zwei Fälle von 
paroxysmaler Vorhofstachykardie, die mit Chinidin per os behandelt 
wurden, In dem einen Fall war keine Wirkung nachweisbar. In 
dem andern wurden die bis dahin sehr kurzen Anfälle verlängert 
und gleichzeitig die Frequenz von 193 auf 87 Schläge herabgesetzt, 


1103 


Wir dürfen - 
daran erinnern, daß der Begriff der Parasystolie von Kaufmann 
Sie gingen von der Be- 
obachtung aus, daß bei künstlicher rhythmischer Reizung regelmäßig 


Nun sind aber extrasystolische Arrhythmien, 


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1708... 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


Merkwürdiger Weise konnte der betreffende Kranke die Anfälle 
durch körperliche Anstrengung — er setzte den Fuß.auf einen Stuhl 
und hob sich 20—30 mal — prompt beseitigen. Zwei etwas ältere 
Arbeiten über Behandlung der paroxysmalen Tachykardie mit Chinin 
‘stammen von Singer und Winterberg?) und Scott; es mag hier 
genügen, an sie zu erinnern. Die Wirkung des Chinins und Chinidins 


ist vermutlich, .. wenigstens zum Teil, auf die Verlängerung der | 


reiraktären Phase zurückzuführen (Drury, Horsfall und Munly); 
dafür spricht u. a. die schrittweise Verlangsamung des krankhaften 
Rhythmus in dem einen Fall von Iliescu und Sebastiani. Aus- 
nahmsweise kann das auch einmal spontan vorkommen, wie eine 
Beobachtung von Marvin zeigt. Bei einem 52jährigen Manne mit 
intermittierendem Hinken, Emphysem und starker Herzvergrößerung 
trat plötzlich eine paroxysmale Kammertachykardie von: 170 Schlägen 
auf. Im Lauf. der nächsten sieben Tage sank die Schlagzahl langsam 
bis auf 124; die Form des Elektrokardiogramms blieb dabei unver- 
ändert. Am achten Tage Schlagzahl 80,: Elektrokardiogramm wieder 
normal. Der Verfasser spricht sich nicht darüber.aus, wie dieser 
ungewöhnliche Verlauf wohl zu erklären sei. Vielleicht hängt er 
mit Veränderungen des Herzens infolge der ungenügenden Durch- 


Aus dem Pathologischen Museum der Universität Berlin, 


| À Einiges Neuere aus dem Gebiete der Parasitologie, 
tropischen Pathologie und Hygiene. | 


Von H. Ziemann. 


(Schluß aus Nr, i) 
T Trypanosomen. 

Es gelang Schmidt (1924) nicht, Tryp. equinum. in den 
Hunden durch Bayer 205 resistent zu machen. Auch: bei den 
natürlichen Mal de Caderas-kranken Pferden waren nach Rückfällen 
die “Trypanosomen nicht resistent. Die der Wirkung von Bayer 205 
ausgesetzt gewesenen Irypanosomen waren in ihrer Vitalität und 
Virulenz geschwächt und leicht mit Bayer 205 zu beeinflussen. 
| Vgl. den kürzlichen Bericht über die medizinische Tagung 
gelegentlich des letzten Kolonialkongresses in Berlin, September.19%, 


Amöben- und ändere Darmprotozoen. 
Reiß (1924) vermehrt die sehr seltenen Fälle von: Amöbar- 


zystitis um einen weiteren.‘ Beschwerden bestanden in Harndrang 


EN Zr 


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und Hämaturie. lm Harn Amoeba histolytica minutissima, charak- 


ar $ REN N blutung während des Anfalls zusammen, denn es ist bekannt, daß | terisiert nur durch 3 Zysten. Nachdem Emetin erfolglos, erst 
SR EN HDA (i im Tierversuch durch Sperrung der Durchströmung Kammerflimmern | 1-—20/igë, später 10°/ige Yatrenlösung zur Spülung. Vorher einige 
TERSHEH RN | HEIA (hi — das letzten Endes ja auch eine Extrasystolie ist — beseitigt | Tropfen Novokainlösung in die Blase. Hierauf 10—20 com -der 
EG 13 EEH IN werden kann [Langendorff®)]. ur = | 10%/sigen Yatrensuspension mit Guyonspritze in die Blase, 

ER ERIAREN N | LAE TERE is pA a ; i i , itda . m-a.: , 
ESSEN] iaar aA NTN Die Schlagfolge bei paroxysmalen Tachykardien . wird ge- J ee en ie) ar 2. ae 
ope aA AnA, AERAN EHE wöhnlich als: regelmäßig bezeichnet. Das gilt nach Strong und ie g ben chi in der Blase, Heilung peT Mi a 
ai El BATISI LER Levine aber nur- für Vorhofstachykardien. . Dagegen deckt eine | ° 5 8 A SE ern, 
eh aa | FARB . sorgfältige Untersuchung, d. h. aufmerksame Auskultation des Herzens | Unter Berücksichtigung früherer Untersuchungen im Rhein- 
ta et ATE en ER Gl i während mehrerer Minuten, bei den paroxysmalen. Kammertachy- | lande zeigten sich nach Bach (1924) bei 435 „StsRn (214 Br- 
On BES, Br ap BRD ER AMT? ; A B . ° À . FE A : yo r : 
7,25 SEEN RAATS HLEN kardien gewöhnlich eine, wenn auch geringe, so doch deutliche | wachsenen, 221 Jugenilllcken bis zu 15 Jahren) ai Jo mit Protozoen 
en N \ RESA Unregelmäßigkeit der Herzschläge auf. . Das ist praktisch wichtig, IulinIork indz warani [omit Entamoeba coli, 3,9 jo mitEntamoehs 
a N L AG | weil Vorhofstachykardien. im ganzen harmlos sind, während Kammer- Aretoly tica; 2,1°/, mit Entamoeba Saripin, 1,80), mit Entamoeba 
BETA | | tachykardien sehr oft mit ernsten Veränderungen des Herzens, be- nana, 4,8°/amitJodamoe pahia ia a JomitLamblia intestinalis, 
RANDE | ‘sonders Koronarsklerose einhergehen. Die Verfasser belegen diese | 1,4°/o mit Chilom. mesnili. Die hohe Zahl der Lamblien wurde von 
ee: Regel durch die Elektrokardiogramme von zwei eigenen und mehreren | anderen Untersuchern, z. B. in England, in Australien, am Ams- 
el se PER ER Beobacht .der Literat zonenstrom, nicht erreicht. Die Infektion verlief bei den ver- 
UT DER Beobachtungen aus der Literatur. | | Uap x 
en SEE Nail | 12, ee | schiedenen Protozoenarten für die befallenen Personen mit Ausnahme 
ZEN Ri N a eye en an os paroxys- | weniger klinisch unsicherer Fälle, ‘ohne bedeutsame Erscheinungen 
RR ARTEN SR RT mal auricular tachycardia. Heart ‚11, Nr.1. — Barringer, Effect of auricular S . : ». aa > le 
É: FU Fee ANUN Erle) pa R fibrillation on functional ability of the heart. Journ. of the amer. med. assoc. und zwar auch bei Entamoeba histolytica und Lamblia intestinalis f 
OR Ce aE a a SER 1924, 82, Nr.7. — Blumgart, The reaction to exercise of the heart by auricular NR 
ETF fibrillation. Heart 1924, 11, Nr.1. — de Boer, Die neuen Theorien über Flimmern Syphilis. 
a = i M und Fiattern. Pilügers Arch. 1924, 203, 1/4. — Dock u. Levine, The occurrence of 

ee 

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| Me ee ier sei erwähnt die 
ne Ai ASOT, ga EN regular ventricular rhythm with a rate of over fifty in cases of auricular fibrillation. Hier sei erw 
en a BA TPA, DSi 


, . 
en ee Poo R 
& ze Se i M € t 


ern 


Mitteilung von Rosentull (1924), da - 
The amer. journ. of med. gcieno. 1924, 167, Nr. 5. — Drary, Horsfall u. Manly, Ob- | Wegen- wertvoll, A weil ganz ähnliche Verhältnisse bezüglich de 
a servations relating to the action of quinidine upon tbe dog’s heart. Heart 1922, 9, Syphilis auch bei vielen anderen unkultivierten Völkern ‚herrschen, 
Ta N n ek athi Nr. 4. — Feil u. Katz, Evidence of the dynamic importance of auricular systole in | bei denen die Infektion vielfach schon in der Jugend durch Kor 
SS TEN DOES El : man. Proc. of the soc. f. exp. biol, a. med. 1923, 20, Nr.6. — v. Hoesslin u. Klapp, t kt stattfindet ; 
DAS Nr Hi Vagusresektion bei Adams-Stokesschem Symptomkompləx. Klin. Wschr. 1924, 8, | akt S k | | 
Eee n$ f | IF Nr. 27. — Iliescu u, Sebastiani, The causation of extrasystolic irregularities of the E . Im Gouvernement Astrachan zeigte sich unter den Kalmücken 
Sura , i beart beat, with special reference to tbe hypothesis of parasystole. Heart 1923, 10, | Syphilis sehr verschiedenartig und durch die Häufigkeit der schweren 
"i prek al t Nr. 1/2. — Dese Dn Notes on nn en an paroxysme of Fälle ausgezeichnet. Die Leute wohnen in ihren Hütten ong bei- 
ANES. PRN cardia, benda ee Dr PF 1993, 7 Nea. — Katz a Peil Caio] op | sammen, weit entfernt von ärztlicher Hilfe. Die Übertragung erfolgt 
EEE ALL Plokoss. Wiener Aron Bm A Sa e e e oa x entweder mehr angeboren oder durch täglichen Verkehr (dureh Kor- 
En e 1 N vations on the dynamics of ventricular systole. Arch. ofint. med. 1923, 82, Nr.5. — ß ' i a ; 5 im Munde: ihren Anfang. 
pr RAU Ei Lewis, Post mortem notes of Dr. J.H. Harlings Oase of heartblock, Heart 1922,9, | takt). Fast immer nimmt die Krankheit dort im Munde ihren Antıg 
Rn N Nr.4 — Marvin, An unusual example of paroxysmal tachycardia with gradual | Schon 6 bis 13jährige Kinder zeigten sehr oft die Eragneinnngen i 
NS -HU . Nik slowing of rate. Ebenda 1928, 10, Nr.4. — Mobitz, Über die verschiedene Ent | Lues U. Oft bertragung durch Benutzung einer gemeinschattlic a 
N g ` RHEIN stehungsweise extrasystolischer Allorhythmien. Zschr. f. d. ges. exp. Med. 1923, 84, | Pfeife. Das Eßgeschirr wird nie. mit Wasser gereinigt, sondern A 
D | I EINER ER HE S. 490. — Derselbe, Über die unvollständige Störung der Brregungsüberleitung | Zunge oder Fingern. Oft fanden sich ringförmige nässende Pape s 
Kon An: ji: | Ale a ee een ah die der Autor aber nie an den:Beinen beobachtete. Ar Ag 
Dee | Roscher, Partieller Sinusvor € hm]: 5 ili 
BE S REED Rein LT pIo M.m w. 1928, 70, Nr. 44i. — Samet u. A. Schott, Paroxysmale Vorhofstachykardie nach der Ansteckung). Das gewöhnliche papulöse Syp ei sich 
TO FEE Era HR T E Wi Arch. ti den Kalmücken nur sehr selten beobachtet. Nicht selten z ! 
rooe EAA EON FONE mit ventrikulären Extrasystolen und pulsus alternans. iener Arch. f ina. Med. ; qa ang > in dieser Period 
DE an Ni SNIN 1924, 8, 2, — Sclierf, Zur Frage der Parasystolie. Ebanda 1924, 8, 1. — Schwensen, | auch:Lichen syphiliticus. Am häufigsten sieht man in die ie 
er Di SER ES Een Lie Restoration of the normal auricular rhythm in a patient, suffering from Graves papulo-pustulöse Syphilide in Form -großer Ekthyma und OP it i 
TA Yet AHH: disease and auricular fibrillation after X-ray treatment, Acta radiolog. 1923, | gleitet von Fieber und Anämie. Leukoderma und Alopecia syp Nur 
a Y 2 4'5. — Scott, Observations on a case of ventricular. tachycardia with retrograde yphilis fehlt, ' 
O ; i | ko sduston: Heart 1922, 9, Nr. 4. — Starling, Heart block influenced by the vagus. zeigte sic Tabes. Ba 
i n 1 AAI, Ebenda 1921, 8, Nr.1. — H. Straub, Über partiellen Sinusvorhofblock beim Menschen. den illenbogengegennn 
Be: 4 St di D.m.W. 1917, Nr. 44. — Strong u. Levine, The re the on. rate n it schweren Formel 
De lt al ventricular tachycardia. Heart 1923, 10, Nr. 1/2. — Wedd, Notes on the ; ? 4 it Nekrost: 
Be) A konoi ERA drugs in clinical flatter. Ebenda 1924, 11, Nr.2. — Wenckebach | von Lúes III in Zugang. Am Schädel oft Ostitis gumm0s& DE Ober 
` E. u. Winterberg, Störungen des Sinusrhythmus nach regularisiertem Vorhofflimmern | sehr oft auch schwere Zerstörungen der Nasenknochen "W an 
a und Vorbofflattern. Wiener Arch. f. inn. Med. 1924, 8, 1. — Wilson, Report of a en, der ` aA erös 
2. AREN case of auricular flatter in which vagus stimulation was followed by an increase flächlichen tu Er 
Be N in the rate of the sinus rbythm. Heart. 1924, 11, Nr. 1. = Winterberg, Über Extra- Syphiliden und Lupus wäre oft sehr schwer. Die BA He | 
nd ti systolen als Interferenzerscheinungen. Wiener Arch. f. inn. Med. 1923, 6,1. l s Lues ereditaria a 
A | | lten mit tö en 
Fr Dag ° . i 8 
A WI - 5) Vgl. Ref. M. KI. 1923, Nr. 33. lauf. Lues II reagiert auf Jod und Quecksilber sehr “rafgelóst i 
poe TR 11 6 S Arch. 66, 355, 1897. letzter Zeit Therapie mit großen Dosen Neosalvarsan, _ 
; | u ) Pflügers Arch. 66, 399, f de verwa? 
Be THF | Bei Erwachsenen Wachsen 
od EN bei Kindern von 7—12 Jahren 0,75. Bei 5 bis 7; 
BEN ||). nr Fe durchschnittlich 0,9 wöchentlich bis zur Gesamtdosis VOD %3 go 
ee Ba En HR bachtet wurden. i s 
er E Kamel ) Wa.R. und Meinicke in der Regel an 
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30. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


1705 


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änderung. Das Zutrauen der Kalmücken zur Behandlung stieg in 
letzter Zeit erheblich. Auch Bismutum salycilicum bewährte sich viel- 
fach, besonders bei vorgeschrittener Lues II, weniger durchgreifend 


als Neosalvarsan, aber nachhaltiger als Quecksilber, gab aber bei 


Lues III keine guten Resultate. 


Lepra- und Rickettsien-Forschung. 


Paldrock (1924) zählt die Leprabazillen zu den Fadenpilzen. 


Sich dunkler fürbende Stellen in den Stäbchenformen der Leprabazillen 
sind chromatin- und nukleinsäurcenthaltende Körnchen, welche, an 
den Wänden zu Knospen werdend, sich dann durch die Stäbchenwand 
binausdrängen und dann als Körnchen mit oder ohne Stiel neben den 
Stäbchen erscheinen. Auch Doldenbildung und Verzweigung werden 
gesehen. In den Leprabazillen findet sich freie Nukleinsäure, vor- 
nehmlich in den erwähnten Körnchen. Durch Kochen kann diese freie 
Nukleinsäure extrahiert werden. Durch die Entfernung der Nuklein- 
säure können bei Behandlung mit Karbol, Methylenblau, Chinin, Eosin, 
Tannin Hinweise auf noch unbekannte Bestandteile in lufttrocknen, 
nicht lixierten Ausstrichpräparaten gefunden werden. 


Die Kohlensäurebehandlung der Lepra tuberosa be- 
dingte nicht nur ein Verschwinden der fühlbaren und 
sichtbaren Hauterscheinungen, sondern auch eine Hebung 
. des Allgemeinzustandes. Die Leprabazillen werden bei dieser 
Therapie der Aufschließung durch den Körper zugänglich gemacht 
und die freiwerdenden Abbauprodukte wirken als Antigen und 
tragen zur Antitoxinbildung bei, welche mit den gleichzeitig ge- 
bildeten Lysinen auch eine Rückbildung der nicht behandelten 
Knoten bewirken. 

Weigl (1924) gibt einen wirklich vorzüglichen allgemeinen 
Überblick zunächst über die Merkmale der Rickettsiagruppe und 
dann über die Kriterien der Identifizierung verschiedener Rickettsien, 
des Infektionsmodus der Laus mit Rickettsien und der Beziehungen 
dieser Gebilde zu Erkrankungen. der betreffenden Arthropoden. 


Er unterscheidet 1. Rickettsia Prowazeki, wobei die In- 
fektion der Laus ausschließlich vom Blut fieberkranker Menschen und 
Tiere zustandekommt. Die Rickettsien entwickeln sich streng intra- 
zellulär in den Magendarmzellen der Laus, unter stark toxischer Wir- 
kung für die Läuse. Dieselben bedingen, überimpft, beim Menschen 
und den geeigneten Versuchstieren ein charakteristisches Fleckfieber. 
Durch Fleckfieberserum vom Menschen und Versuchstieren werden sie 
spezifisch agglutiniert und präzipitiert. Sie erzeugen spezifische Agglu- 
tinine für X 19; 2. Rickettsia Rocha Limae. Entwicklung intra- 
und extrazellulär, ohne toxische Wirkung für die Laus, nicht infektiös 
für Menschen und Versuchstiere. Im Gegensatz zu 1. leicht gegen- 
seitige Infektion der Läuse; 3. Rickettsia Cairo. Angeblich intra- 
zelluläre Entwicklung in der Magenzelle der Laus (?). Keine gegen- 
seitige Infektion der Läuse. Toxisch für Läuse, aber nicht infektiös 
. für Menschen und Versuchstiere; 4. Rickettsia quintana. Aus- 
schließlich extrazelluläre Entwicklung im Darmlumen der Laus. Keine 
gegenseitige Infektion der Läuse. Nicht toxisch für Läuse. Über- 
impfung auf den Menschen soll angeblich Febris wolhynica hervorrufen; 
5. Rickettsia pediculi. Ausschließlich extrazelluläre Entwicklung im 
Darmlumen der Laus. Gegenseitige Infektion der Läuse. Für Menschen 
und Versuchstiere nicht infektiös, scheinbar auch nicht für Läuse. 

Bei Flecktyphus bewährte sich nach Kirschenblatt und 
Nasarjanz (1924) die Eigenblutbehandlung, nachdem das Blut 
am 6., 7., spätestens am 8. Tage aus der Kubitalvene entnommen und 
In einer Menge von 10 bis 20 ccm in die Glutäen eingespritzt war. 
Der Verlauf war gegentiber den Kontrollfällen durchschnittlich ein viel 
leichterer. Oft schon Krisis am 9. bis 11. Tage. Auch bei Erysipel 
bewährte sich die Methode, möglicherweise auch bei Typhus abdo- 
minalis und Paratyphus; doch wären darüber weitere Beobachtungen 
notwendig. 


Die Dosierung der gebräuchlichsten Heilmittel in den 
| Tropen. 


- — _ Nauck macht zunächst Angaben über die Wurmabtreibungs- 
mittel. Man soll bei kleinen Kindern nur dann Würmer abtreiben, 
wenn Würmer mit Sicherheit festgestellt sind. 


Das vor allem bei Askaris und Ankylostoma angewandte Oleum 
‚chenopodii gibt man nach Verabreichung eines kleinen Frühstücks 
mal in so viel Tropfen, als das Kind Jahre alt ist, doch nicht über 
10 Tropfen pro dosi. Etwaige Wiederholung erst nach 10—12 Tagen. 
Thymol in 2 Gaben, alle 2 Stunden oder in 4 Gaben alle Stunde (bei 
kylostomum, Cestoden und Oxyuren) im Alter von 5—9 Jahren 1,0 
pro die, 10 bis 14 Jahren 2,0, 15—19 Jahren 3,0. Tetrachlorkohlen- 
stoff, bestes Mittel bei Ankylostomiasis. 0,2 ccm pro Lebensjahr, bei 
rwachsenen 3—4 cem (in Gelatinekapseln oder einfach in Wasser). 
le aufsteigenden Dämpfe nicht einatmen. Extract. filicis maris 
und Filmaron in den Tropen nicht geeignet. Gegen Bandwürmer 
eschälte Kürbiskerne (60 bis 100 Stück in Zucker zerstoßen), 
erner Dekokte von Granatrinde (50—60 g in 1200 ccm Wasser, 24 Stunden 
stehen lassen, 10 Minuten kochen, dann filtrieren und auf 1000 auf- 


füllen mit Wasser. Gabe 10 bis 50 g Tartarus stibiatus bei Try- 
Boom und Leishmaniaerkrankungen. Je nach dem Alter 

es Kindes 0,02 und mehr. Größere Kinder vertragen 0,01 endovenös. 
Stibenyl Heyden, Antimonpräparat, ähnliche Indikationen wie oben. 
Kinder unter 2 Jahren erhalten von 0,03 steigend bis 0,1 jeden 2. bis 
3. Tag am besten intramuskulär. Emetinum hydrochloricum bei 
Amöbendysenterie, Bilharzia, Lungenegel, Guineawurm. Man beginnt 
mit 0,05 steigend auf 0,1 bis 0,5. Wegen kumulierender Wirkung des 
Mittels nicht länger als 8 bis 10 Tage. Chinin. Man rechnet im all- 
Remeinen pro die 0,1 für jedes Lebensjahr. Vom 10. Lebensjahr an 

osen wie bei Erwachsenen. Nach einer anderen Vorschrift 0,01 für 
jedes halbe Kilo. Neosalvarsan, gewöhnlich in Dosen von 0,15 

is 02. Robineau schlägt vor, Neosalvarsan per rectum in Lösung 
von 1:10 kleinen Kindern zu geben (?). Chaulmoograöl bei Lepra, zu 
beginnen mit 3 Tropfen unter langsamem Steigen, am besten in Milch. 
Pestserum, bei Kindern 30 bis 50 ccm, die -Hälfte intravenös, die 
andere Hälfte subkutan. In den nächsten 3 Tagen alle 12 bis 14 Stunden 
wiederholen. Ruhrserum, bei bazillärer Ruhr bei Kindern unter 
10 Jahren J0 bis 20 ccm subkutan oder intramuskulär, bei über 2 Jahren 
30 bis 50 ccm (im Verlauf von 4 Tagen). Kochsalzinfusionen bei 
Cholera besonders intravenös und subkutan. Selbst bei 
kleineren Kindern 250 bis 300 ccm auf einmal. | 


Zusammenfassende Übersicht über die Pathologie und 
Epidemiologie in Palästina und Armenien. | 

In Palästina hat nach Gordon (1924) die amerikanisch-jüdisch- 

medizinische Gesellschaft infolge guter Ausstattung mit Personal 

und Material bei der Seuchenbekämpfung gut wirken können. Be- 

reits 1922 ließ die Zahl der Malariaerkrankungen und der Malaria- 


brutplätze nach. Die Städte sind fast vollständig malariafrei, z.B. ` 


in Jerusalem 1918 noch 113 Todesfälle, 1922 nur noch 5. In 
Jenin kann man jetzt ohne Moskitonetz schlafen. In Safed gelang 
es, durch Petrolisierung und Zisternenkontrolle den An. bifurcatus 
fast vollständig auszurotten. Auch in den Dörfern wurde der Kampf 
durch kostenlose Chininverteilung, Aufklärung, Assanierung usw. 
begonnen. | 


Die Tertianaepidemie erreicht ihren höchsten Punkt im August, 
ihren tiefsten im Januar, die Perniziosa ihr Maximum in den Monaten 
Oktober/November, ihr Minimum im Monat März. Quartana ließ sich 
nur in 61 Fällen feststellen und zeigte keine regelmäßige Monats- und 
Jahreskurve. Die Perniziosakurve erreicht die Tertianakurve im Sep- 
tember, um sie später noch zu übersteigen, und im Januar steil abzu- 
fallen. Es wurden 9 Anophelesarten festgestell. Ländlich sind 
A. hyrcanus (sinensis) und algeriensis; seltener in die Häuser und 
in die Zelte dringen A. elutus (maculipennis), Sergenti (culicifaciens), 
multicolor (Chaudoyei), A. superpictus (palaestinensis), fliegt aber auch 
in die Häuser und ist Hauptüberträger. A. bifurcatus ist wichtig als 
Hausanopheles (Bewohner von Brunnen und Zisternen), während A. elu- 
tus (maculipennis) auf dem Lande vorherrscht. Die Tertiana wird 
fast ausschließlich durch A. elutus (maculipennis), die Per- 
niziosa durch A. sergenti und superpictus übertragen. Erstere 
fast ausschließlich in schmutzigen Sümpfen, die beiden letzteren in 
klarem, fliesendem Wasser brütend. Als Larvenvertilger in Süßwasser 
eigneten sich am besten die Fische, Cyprinodon und Tilopia. In den . 
Zisternen nützlich waren auch Aale. 

An Trachom litten im südlichen Palästina fast 97 °/,, in Nord- 
Palästina 15 °/,. Bei einer Variolaepidemie in Hebron starben von den 
Geimpften 8,3 °/,, von den Nichtgeimpften 6,2 %/,. - Bei Dysenterie über- 
ragte die Amöbendysenterie die durch Bazillen bedingte (Shiga- und 


Flexner Y) erheblich. Die Zahl der Leprakranken im ganzen Lande 


betrug 120. Die Verteilung der einzelnen Wurmarten bei Stuhlunter- 
suchungen ergab Trichocephalus dispar 288 Fälle, Ascaris lumbricoides 
185 Fälle, Taenia saginata 23 Fälle, Taenia nana 17. Ankylostoma 
duodenale 5 Fälle. | 

Eine kurze Schilderung Armeniens nach Klima und Lage gibt 
Popoff (1924). In Erivan wurde ein Tropeninstitut mit verschiedenen . 
Abteilungen errichtet. In den Flußtälern starke Verbreitung von 
Malaria. Es zeigten sich im Monat Mai, Juni, Juli, August An. pseudo- 
pictus, aber auch An. maculipennis und bifurcatus, letztere später 
auch in der Stadt Erivan. Im Gebirge war An.maculipennis häufiger. 
Die Larven können dort überwintern. Festgestellt wurde ferner 
Maltafieber, Pellagra, ferner Hill-Diarhöe, Spru und Schwarzwasser- 
fieber, sowie häufig Amöbendysenterie. Ascaris lumbricoides in 1000/9, 
Trichiurus trichiurus in 87°/,, ferner auch Oxyurus vermicularis, Taenia 
saginata und einmal auch Botryocephalus latus, häufig auch 
Echinokokken, 2mal Fasciola hepatica in menschlichen Lebern, 
ferner Lepra, Pappatacci-Fieber, möglicherweise auch Kala-azar. 


Tropen-Hygiene. | 

Knipping (1918) erörtert die Möglichkeiten einer genauen 
Analyse des tropischen Lichtklimas mit Hilfe eines photoelektrischen 
Verfahrens. Zugleich gibt er eine Methode an, die durch Serien- 


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‚1706 | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


30. November 


messung der jeweils ‚kürzesten Wellenlänge die lichtklimalischen 
Bedingungen gut festzulegen gestattet. Durch häufige Aufnahme 


der kürzesten Wellenlänge mit einem einfachen Apparat und durch | 


Zeitmessung läßt sich eine exakte Dosierung der therapeutischen 
Lichtanwendung in den Tropen durchführen. 


Internationale tropenmedizinische Kongresse. 

Nachdem bereits im "fernen Osten 1921 und 1923 ein tropen- 
medizinischer Kongreß getagt, ferner im Jahre 1923 in Westafrika, 
wurde vom 20. Juli bis 1. August 1924 auch in Kingston (Jamaika) 
auf‘ Einladung der United states Fruit Companie ein Kongreß ab- 
gehalten, der zahlreich besucht war. Ä 


. Den meisten Raum nahm nach Fülleborn die Verhandlung 
über die Malaria ein. Nach Le Prince bewährten sich innen mit 
Fliegenleim bestrichene umgestülpte Kisten mit seitlicher Öffnung 
als Fliegenfallen, ferner die Anlage von Locktümpeln, Aussetzung 
gewisser kleiner Fische als Larvenvertilger und Bestreuen der 
Anophelesbrutplätze mit Schweinfurter Grün, zu 1°/, mit gewöhn- 
lichem Straßenstaube gemischt, wodurch die Larven, aber nicht die 
Fische geschädigt wurden. Die gute Wirkung der intramuskulären 
Chinininjektion bei schweren Malariaanfällen wurde nach Fülleborn 
von allen Diskussionsrednern anerkannt. 

Bei Amöben-Dysenterie empfahl Mühlens das Yatren. 
Lépine aus Lyon Stovarsol und Azetylarsen. Nach Lépine 


ist durch farbige französische Soldaten Amöben-Dysenterie auch in 


Frankreich heimisch geworden. I 

Nach Hegener könnten Darmflagellaten im Tierexperiment 
durch Diät stark beeinflußt werden. Nach dem Zoologen Kofoid 
ständen die Amöben auch in ätiologischer Beziehung zur 
Arthritis deformans und zur Hodgkinschen Krankheit. (!) 

Bezüglich des Gelbliebers verteidigte Noguchi seine 
Spirochätenbefunde gegenüber Agramonte. 

Die Tuberkulose scheint bei ‘den Negera in Zentralamerika 


viel Opfer zu fordern. | 
: Nach Iturbe wurde in Venezuela eine der Mal de Caderas ähnliche: 


Pferde-Trypanosomenerkrankung erfolgreich mit „Bayer 205“ behandelt. 
Nach Leonhard Rogers müsse man angebliche Dauer- 
heilungen der Lepra mit Chaulmoograöl skeptisch betrachten. 
| Castellani sprach auch über die mit blutigem Sputum ver- 
laufende, durch Sproßpilze bedingte, durch Jod heilbare Broncho- 
moniliasis. 
Nach Patterson bewährten sich in Britisch-Ostafrika Bismut- 
präparate auch bei der Frambösie. | 
Tropenhygienisch sei erwähnt, daß nach F. L. Hoffmann 
bei Ausscheidung von Malaria und anderen vermeidbaren Krank- 
beiten die tropischen Tiefländer ebenso gesund seien wie das ge- 


‚mäßigte Klima (? ? Referent). | 


Die Ernährung soll nach Deeks vitaminreich, aber nicht 
'stärkehaltig sein. | 

Die Pellagra sollte nach Seale Harris nicht eine einfache 
Avitaminose sein, sondern auf einem infektiösen Agens beruhen, 
für das durch mangelhafte Ernährung die Disposition geschaffen 
wäre, was von Baß in Neu-Orleans ebenfalls angenommen wird. 


Literatur: 1924. B. Adelheim: Über Leishmaniosis infantum et canina 


in Riga. Arch. f. Schiffs- u. Trop.-Hyg., S. 367. — 1924. G. Arcoleo: Ein Fall von 
'Kala-azar bei einem Muselman, der mit „Bayer 205“ geheilt wurde, Ebenda, H. 7. 
1924. F. W. Bach: Weitere Untersuchungen über die Verbreitung parasitischer 
Darmprotozoenarten des Menschen innerhalb Deutschlands. Ebenda, Bd. 28, Nr, 10, 
:— 1923. F. van den Branden und L. van Hoof: Index du paludisme et essai de pro- 


phylaxie quinique de la mala:ia à Léopoldville. Ann. de la soc. Belge de méd. trop., 


Bd. 8, H. 1. — 1924, Businco und Foltz: Sifilide e Malaria. Valore degli esami 
biologici, Policlin. Sez. prat. Bd. 31, Nr. 5. — 1924.. P. Foster: Urea-stibamine in 
the treatment of Kala-Azar under Tea Garden Conditions. Ind. med. gaz., Bd. 59, 
"Nr. 8. — 1924. F. Fülleborn: Der internationale tropenmedizinische Kongreß zu 
Kingston 1924. Arch. £ Schiffs- u. Trop.-Hyg., Bd. 28, H. 10. — 1924. J. Gordon: 
Über den jetzigen Stand der Epidemiologie u. Bekämpfung der Iofektionskrankheiten 
in Palästina. Ebenda, S 387. — 1924. B. Grassi : Malariabekämpfung mit „Mikrothan“ und 
„Larviol“. Hbenda, S.406. — 1924. B. Grassl: Nach fünfundzwanzig Jahren. Chrono- 
logische Übersicht der Entdeckung der menschlichen Malariaübertragung. Abdr. a.d, 
Zbl.£.Bakt., Parasitenkde. u. Infektionskrh. Bd. 92. — 1924. D. Kirschenblatt u. B. Nasor- 
janz: Die Bigenblutbehandlung bei Infektionskrankheiten, insbesondere Fleck- 
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water fever. Amer. Journ. of trop med., Bd.3, S. 203. — 1924. H. W. Knipping: Über ` 


die Analyse und therapeutische Bedeutung des tropischen Lichtklimas. Arch. f. 
Schiffs- u. Trop.-Hyg., S. 269. — 1923. I. L. Kritschewsky und A. P. Muratoffa: Zur 
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Bd. 38, Nr. 1/2. — 1923. Leger und Bedier: La quinine .agit-elle sar les schizontes 
de Pl. vivax au stade intraglobulaire? Bull. soc. path. exot. Bd. 16. — 1924. E. Martini: 


Über Malariaindizes. Arch. f. Schiffs- u. Trop.-Hyg-, Bd.28, Nr. 10. — 1924. P. Mühlens ` 


und W. Kirschbaum : Weitere parasitologische Beobachtungen bei künstlichen Malaria- 
infektionen von Paralytikern. Ebenda, Bd. 28, Nr. 4, S. 181—144. — 1923. Reiner 
Müller (Köln-Lindental): Karl Brockmüller 1783—1815, der verdienstreiche Arzt, 
Begründer der Jülicher Heimatkunde, Schöpfer der Flora Tuliacensia. Jülicher 
Kreisblatt, Hundertjahr-Festnummer v. 28. Dez. 1928, mit Bild Brockmüllers, — 


1924. E. G. Nauck: Die Kinderdosis der gebräuchlichsten Heilmittel in der Tropen- 
medizin. Arch. f. Schilfs- u. Trop.-Hyg., Bd. 28, S. 280. — 1921. B. Nocht und 
å. Keßler: Zur Frage des Schwarzwasserfiebers. Ebonda, Bd. 28, Nr. 10. — 1921. 
W. Popoff: Das Tropeninstitutund die tropischen Krankheiten Armeniens. Ebenda, 
Bd. 28, Nr. 10. — 1924. A. Paldrock: Leprastudien. Arch. f. Derm. u, Syph., Bd. 147, 
H. 3, S. 460. — 1924. Charu Brata Ray: The globulin content of the serum in kale- 
azar. Ind. med. gaz, Bd. 59, Nr. 8. — 1921. Fr. Reiß: Über Amobenzystitis. Arch, 
£. Schiffs- u. Trop.-Hyg., Nr. 8, S. 33t. — 1924, E. Rodenwaldt: Speziesassanierung 
Ebenda, Bd. 28, H. 8& — 1922. F. M. Root: The Larvae of American Anopheles 
Mosquitoes in Relation in Classification and Idenfication. Amer. Journ. of hyg, Bd. 2 
Nr. 4 — 1924. M. Rosentiul: Syphilis unter den Kalmücken.. D. m. W. Jg. 50, 


. Nr. 29, S. 986—988. — 1924. F. Schmidt: Virulenzänderung des Trypanosoma equinum 


nach Behandlung mit „Bayer 205°. Arch. f£. Schiffs- u. Trop.-Hye., Bd. 28, S. 397. 
— 1924. C. Seyfarlh: Malariaparasiten und Malariapigmentbefunde in der Leiche, 
Ebenda, Bd. 28, H. 8, — 1924, Derselbe: Der Malariatod. Fbenda, Bd. 38, H. 7. — 
1923. B. Stradomski: Die Ergebnisse der Malariabehandlung nach verschiedenen 
Methoden. Referat aus „Süd-Ostischer Bote d. Gesundheitsfürsorge“, Nr. 12. — 
1924. E. W. Walch: De M. sinensis als gevaarlijke overbrenger (een sawah-epidemie). 
Geneesk. Tijdsch. v. Ned.-Indie. Bd. 64, Afl. 1, S. 1. — 1924. R. Weigl: Der gegen- 
wärtige Stand der Rickettsiaforschung. Klin. Wschr., Jg. 3, Nr. 35, S. 1590. 


Aus den neuesten Zeitschriiten. 
i (Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


| Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 43. 


Über Geschlechtsdisposition bei Typhus abdominalis berichtet 
Sigismund Peller-Wien. Bei gleicher Exposition erkranken Mädchen 
im Schulalter 21/ mal so häufig an Typhus wie gleichalterige Knaben. Auch 
die Letalität des weiblichen Typhus war größer als die des männlichen, 

Die Angina pectoris ist nach W. Rindfleisch-Dortmund ein 
klinischer Symptomenkomplex, der von verschiedenen Stellen des Kreis- 
laufapparates ausgehen kann. Die Schmerzen können entweder vom An- 
fangsteil der Aorta, von der Aortenwurzel ausgehen (Aortalgie oder 
neuritische Veränderung des Plexus aorticus, hauptsächlich auf dem Boden 
der Gicht und der Syphilis) oder es handelt sich um eine Erkrankung der 
Koronararterien (hier entstehen die Schmerzen im Herzen selbst und 
werden durch Sympathikusfasern zum Rückenmark weitergeleitet). Jede im 
Anschluß an eine anginöse Attacke auftretende ausgesprochene Störung der. 
Herztätigkeit macht eine Mitwirkung der Kranzarterien wahrscheinlich. Es 
handelt sich bierbei öft um einen Krampf der Koronargefäße (reflektorisch 
von einem neuralgischen Anfall aus). Die mangelhafte Blutversorgung des 


' Herzens führt zu Herzmuskelnekrosen. Es können übrigens auch schwere 


stenokardische Attacken auf viele Jahre oder auf die Dauer des 
Lebens ganz verschwinden. Wird nämlich ein kleinerer Kranzaderzweig 
allmählich durch Thrombose verschlossen, so hören mit dem Komplett- 
werden des Verschlusses die Anfälle auf, und das Herz kann, wenn der 
zur Schwiele gewordene Muskelbezirk nicht groß ist und das Grundleiden 
nicht fortschreitet, noch lange seine Schuldigkeit tun. 

Die Lumbalanästhesie — die Methode der Wahl bei größeren Ope- 
rationen unterhalb des Nabels — ist nach Emil Schepelmann -Hamborn 
a. Rh. kontraindiziert bei jugendlichem und hohem Alter, Arterio- 
sklerose, stark ausgebluteten Patienten, Herzschwäche, Bilutdrucksenkung 
(da die Lumbalanästhesie selbst zur Blutdrucksenkung führt) und bei 
schweren krankhaften Veränderungen am Zentrainervensystem. Im Gegen- 
satz zur Vorbereitung. der Inbalationsnarkose .darf man vor der Lumbal- 
anästhesie kein Morphium und ganz besonders kein Skopolamin geben, da 
die nachteiligen Wirkungen der Lumbalanästhesie gerade durch Skopolamin- 
erheblich gesteigert werden. F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 40—42. 


Nr.40. Die Einwirkung der Hautabsonderung beider Menstruierenden 
auf die Hefegärung erörtern O. Polano und K. Dietl-München. Sie gingen 
von der häufig mitgeteilten Beobachtung aus, daß Menstruierenden Hefe- 
gebackenes auffallend oft mißlingt. Sie fragten sich daher: Welchen Ein- 
fluß übt dieselbe Frau während und außerhalb der Menstruation auf die 
Gärung einer bestimmten Hefeart aus? Das Ergebnis ihrer Versuche war, 
daß zur Zeit der Menstruation das Hautsekret der Hand in allen Fällen 
eine Beeinflussung der Hefegärung bewirkt. Die während der Periode vor- 
handene stärkere Absonderung von Stoffen, die normalerweise IM 
Hautsekret vorhanden sind, genüge allein zur Erklärung. Man brauche 


nicht zu einem unbekannten Menotoxin seine Zuflucht zu nehmen (Men- 


struierende haben fast regelmäßig feuchte Hände, in der Schwangerschaft 


fehlt der Hautschweiß). 


Über einen neuen Nachweis der Aufnahme von Substanzen durch 
die lebende Schleimhaut berichtet H. Bechhold- Frankfurt a. M. Er 
suchte aber die aufgenommene Substanz nicht in dem Gewebe, sondern 
wollte eine Konzentrationsverminderung der einwirkenden Lösung 
nachweisen, und zwar durch die Abmahme von deren Desinfektionskraft. 
Denn die Voraussetzung dazu war die Aufnahme eines Teiles des gelösten 
Stoffes von der Schleimhaut. Auf diese Weise ließ sich zeigen, daß 


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30. November 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.48. 


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die Schleimhaut aus einigen verdünnten Lösungen annähernd die Hälfte 
bis Dreiviertel der gelösten Substanz zu entziehen vermag. 

Einen Parallellsmus von körperlicher und geistiger Entwicklung 
nimmt H. Paull-Karlsruhe an. Er glaubt, daß die höher begabten Schüler 
im allgemeinen auch höhere Werte an Körpergewicht und Körpergröße 
zeigten, gibt allerdings zu, was ja allgemein bekannt ist, daß sich die 
überragende Begabung nicht in allen Fällen an eine überragende Körper- 
entwicklung heftet, daß vielmehr auch in sehr kleinen Körpern hervor- 
ragende Begabung vorkommen kann. _ o 

Nr.41. Über endogeno Alkoholarie — den Athylalkohol als 
Zwischenendprodukt — berichtet Ernst Heilner. Durch die Unter- 
suchung von 50 Urinen streng alkoholfrei ernährter (psychisch-kranker) 
Personen wurde festgestellt, daß in 24°/, der Fälle eine Ausscheidung 
endogen gebildeten Äthylalkohols stattfand (im Mittel- 0,15°0/%). Diese 
endogene oder pathologische Alkoholurie steht im Gegensatz zur exogenen 
oder alimentären. Der endogen gebildete Alkohol hat in der Zelle eine 
wichtige Funktion im Sinne einer katalytischen Beeinflussung gewisser 
Zellfermentprozesse, so des Fettsäureabbaues, zu erfüllen. 

Ihre Beobachtungen über den Einfluß des Cholins auf den Magen- 
darmkanal beim Menschen teilen Hans Spatz und Ernst Wiechmann- 
Köln mit. Die Wirkung des Cholins auf den menschlichen Darm besteht 
nicht in konstanter Förderung. Sie erfolgt vielmehr ganz unberechenbar, 
bald in motilitätssteigerndem, bald -hemmendem Sinne, und kann 
‘sehon in niedrigen Dosen schwere toxische Nebenwirkungen herbeiführen. 
Von der Anwendung des Cholins bei den gewöhnlichen Darmmbotilitäts- 
störungen ist jedenfalls abzuraten. 

Eine Explosion bei Narcylenbetäubung beschreibt Konrad Hurler- 
München. Bei der Operation kam der Tbermokauter zur Verwendung. 
Dabei kam es zu einer kolossalen Explosion, die den ganzen Operationssaal 
erdröhnen ließ. Haare und Wäschestücke der Patientin fingen Feuer. Un- 
gefähr. 10 Sekunden nach dem ersten Knall folgte eine zweite heftige 
Explosion. Nun gelang es, die Narcylenbombe abzudrehen, so daß weitere 
Narcylenzufuhr und die Entstehung eines neuen Azetylen-O-Gemisches ver- 
hindert wurden. Da Narcylen im Gegensatz zu Äther leichter als Luft 
ist, darf angenommen werden, daß die nach oben ausweichenden Narcylen- 
gase mit dem dort befindlichen Thermokauter in Berührung kamen. Die 
Narcylenbetäubung darf daher bei Anwendung des Thermokauters unter 
keinen Umständen in Betracht kommen. p 

Über die Wirkung des Psicains in einem Falle von Überempfind- 
lichkeit gegen Kokain berichtet Otto Graf. Bei einer Versuchsperson 
mit ausgesprochener Überempfindlichkeit gegen Kokain, die sich in starker 
Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens, sowohl unmittelbar nach der 
Aufnahme wie nach mehreren Stunden späterhin bemerkbar machte, traten 
nach Psikain nicht die geringsten Störungen ein. Übrigens wird das Psikain 
anscheinend rascher resorbiert und rascher wieder abgebaut als Kokain. 

Eine Perforation des Augenlidknorpels mit Verletzung der Aug- 


apfelbindehaut durch einen Bienenstich hat Vormann-Angermünde beob- 


achtet. Ein Bienenstachel war durch den Lidknorpel eingedrungen und 
konnte mit einer Zilienpinzette entfernt werden. Er wurde aber nur bei 
der Untersuchung der Innenfläche des Lides mit dem Korneamikroskop 
entdeckt. Man solite daher bei etwaigen Verletzungen an den Lidern stets 
deren Innenfläche mit Hilfe von Lupen usw. absuchen. 


Nr. 42. Ihre klinischen Beobachtungen über eine ungewöhnliche 
Erkrankung unter den Fischern des Frischen Haffes teilen Fritz Seeger 
und Georg Tidow-Königsberg i. Pr. mit. Der typische Anfall charakte- 
risiert sich durch fieberlosen Verlauf, allgemeine exzessive Muskelschmerz- 
haftigkeit, Methämoglobinurie mit schwarzbrauner Verfärbung des Urins, 


Leukozytose sowie rasches Abklingen der ganzen Erscheinungen. Gegen 


die Annahme einer Infektion spricht, daß die Krankheit fieberlos ver- 
läuft, ferner daß eine Kontaktinfektion nie beobachtet wurde. Trotzdem 
scheint eine Vergiftung sehr wahrscheinlich zu sein. Ins Frische Haff 
fließen im Gegensatz zum Kurischen Haff, wo keine ähnlichen Erkrankungen 
auftraten, die Abwässer zweier Zellulosefabriken ein, die reich an 
chemischen Substanzen sind. Die Art des Auftretens der Krankheit läßt 
vermuten, daß es sich hierbei um ein gasförmiges Gift handele, dessen 
Einatmung die Fischer bei jeder Fahrt aufs Haff ausgesetzt sind (zeit- 
weises Auftreten übler Gerüche auf dem Haff). Von den bekannten Giften 
kommen am ehesten Arsenwasserstoff und Phosphorwasserstoff in Frage. 
Arsenwasserstolfvergiftung machen Methämoglobinurie. Und bei hämo- 
lytischen ‚Vorgängen treten oft Muskelschmerzen auf. 


Der Erreger des Lungenbrandes, der jauchigen Zersetzung des- 
Lungengewebes, ist nach K. Kißling-Mannheim sowohl für embolische 


wie für . Aspirationsbrandherde nur der anaërobe Streptococcus 
Putridus. Die Salvarsanbehandlung hat sich nicht bewährt, trotzdem 


soll man bei jeder Lungengangrän Salvarsan versuchen, und zwar soll 


man bei zentral gelegenen Herden das Mittel möglichst energisch geben, 


bei peripher gelegenen Höhlen dagegen, wenn nicht rasch eine deutliche 
und erhebliche Besserung eintritt, mit der operativen Eröffnung der 
Höhle nicht zögern. u | 

Zur Frage der Innervation der Bauchorgane äußert sich Iw. Ras- 
dolsky-Petersburg. Er betont u. a., daß aus der Tatsache, daß bei Er- 
krankungen der gepaarten Organe, z. B. einer von beiden Nieren, die Reiz- 
erscheinungen, wie reflektorische Schmerzen, Hyperalgesiezonen, in der 
Regel nur an der Seite des erkrankten Organs beobachtet werden und 
bei Erkrankungen der ungepaarten, besonders der des Verdauungstraktes, 
solche in der Regel beiderseitig auftreten, zu folgern sei, daß die ge- 
paarten Organe ihre Innervation nur von den sympathischen Nerven ihrer 
Seite allein erhalten, die ungepaarten dagegen von beiden Nerven. . 

Eine einfach und rasch ausführbare Mikromethode zur Schätzung 
der Höhe des Biutzuckers beschreiben Erwin Becher und Elfriede 
Herrmann-Halle a. S. Man braucht nur 0,1 ccm Blut aus der Finger- 
beere. Die Bestimmung beruht auf der Reduktion alkalischer Pikrinsäure- 


säurelösung durch Dextrose und eignet sich besonders zur Blutzucker- 


kontrolle bei der Diabetesbehandlung. F. Bruck. 


Wiener klinische Wochenschrift 1924, Nr. 40—42. 

Nr. 40. S.Erben-Wjen weist darauf hin, daß ein Patellarreflex 
trotz Fehlen des Westphalschen Zeichens beim Tabiker bestehen bleibt, 
und zwar der sog. Gravitationsreflex; er besteht in einem Hochschnellen 
der Patella nach oben beim Wippen des Körpers nach hinten und Er- 
schlaffung der Quadrizepssehne beim Wippen nach voro. Verf, sieht die 
Ursache dieses Unterschiedes in der verschiedenen Degeneration der Hinter- 
strangfasern. Erst im vorgeschrittenen ataktischen Stadium wird auch der 
Gravitationsreflex undeutlich und auch das Rombergsche Zeichen ändert 
sich insofern, als ein Zusammenklappen des Patienten erfolgt. . 

Zur Frage der Lumbalpunktionsschädigung teilen K. Groß und 
E. Stransky einen Fall mit, bei dem sich nach der Lumbalpunktion ein 
zerebrales bzw. meningeales Krankheitsbild zeigte, das ausheilte. Verff, 
glauben, daß die Ursache in der vorhandenen Lues (Wa.R. im Blut und 
Liquor +) liegt und die Punktion nur auslösend wirkt. Die sog. „Stich- 
kanaldrainage“ ist wegen der Seltenheit des Vorkommens von größeren 
Schädigungen durch die Punktion als Ursache unwahrscheinlich. y 

Die katatonische Pupillenstarre, die in einem Wechsel zwischen 
ausgiebigem, trägem oder fehlendem Lichtreflex und Veränderungen der 
Form und Größe der Pupille sich zeigt, steht, wie H. Hartmann-Wien 
ausführt, in Zusammenhang mit Tonusanomalien der Skelettmuskulatur. 
Es ist deshalb wahrscheinlich die gemeinsame Ursache in Funktionsver- 
änderungen im Bereiche der striären Apparate zu suchen. Diese Änderung 
kann durch somatische oder psychische Einwirkung erfolgen. | 


Echte Neurorezidive und deren Beziehung zur „Metalues“ bespricht ° 


E. Mattauschek-Wien. Gemeint sind Fälle, wo nach meist ungenügender 
Behandlung bei vorher liquorgesunden Patienten ausgesprochene Hirn- 


nervensymptome und schwere entzündliche Liquorerscheinungen . auftreten. 


Verf. glaubt, daß solche Fälle hinsichtlich der späteren Metalues eine 
günstige Prognose gestatten, da sie mit einem abwehrkräftigen, meso- 


dermalen Gewebe ausgestattet sind. Ein zur-Metalues disponiertes Indi- 


viduum reagiert auf Salvarsan nicht mit einem solchen Neurorezidiv. | 

Nach eingehender kritischer Besprechung der Literatur kommt 
E. Redlich zu dem Schluß, daß das Fehlen der Sehnenreflexe bei sonst 
anscheinend gesunden Individuen nicht als Stigma degenerationis aufgefaßt 
werden darf. Denn der Beweis, daß bei einem nervengesunden Individuum 
dauernd die Reflexe fehlen, auch die anatomische Untersuchung negativ 
ist, ist bisher noch nicht erbracht. 0 4 | 

Die lanzinierenden Schmerzen der Tabiker können nach Wagner: 
Jauregg nicht als Ausdruck des Fortschreitens des tabischen Prozesses 
am Nervensystem gedeutet werden. Vielmehr erzeugt der tabische Prozeß 
dauernde Veränderungen des Nervengewebes, die die Grundlage für eine 
besondere Reizempfänglichkeit bilden. Solche Reize bestehen in meteoro- 
logischen Faktoren, in alimentären Einflüssen sowie in infektiösen Prozessen, 
wozu schließlich noch ein konstitutioneller Faktor kommt. Verf. legt den 


` Angriffspunkt der Reize in das periphore Neuron, das ähnlich wie bei der 


Polyneuritis oder sog. retrugrader Degeneration verändert sein muß. Thera- 
peutisch warnt Verf. vor der Anwendung von Morphin und ähnlichem,. da 
immer die Gefabr des Morphinismus besteht. Wirkungsvoll ist meist spozi- 
fische Therapie jeder Art, ferner sind die oben besprochenen Reize durch 
entsprechende Verordnungen zu meiden und weiter leisten die verschiedenen 
Antineuralgika gute Dienste, | | nr n 
Nr.41. G.Bargilac-Vivaldi und O. Kauders-Wien stellten durch 
eingehende Untersuchungen fest, daß die Impfmalaria auch unter. den opti- 
malsten Bedingungen durch Anopheles nicht übertragbar ist; sie kann 
nur auf künstlichem Wege durch Verimpfung von parasitenhaltigem Blut 
weiter übertragen werden. Es ist desbalb die Therapie für gesunde Per- 


1707 


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. Wien eingehend und fand bei örtlicher Betäubung in 50%, Anstieg und ji 


Zum Schluß betont Verf. die Vorteile der reinen Äthernarkose, wobei mehr 


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_ möglichkeit auszeichnet und ev. in Beziehung zum Glasbläserstar gesetzt 


` rung biologisch am besten fundiert ist. Er besteht in einer mehr oder 


daß die wichtigste Rolle der. motorischen ‚Dysfunktion des Magens zu- - 


` verlorene Kind zu erhalten. Es muß der Zervikalkanal verstrichen und 


_ der Steiß noch nicht ins Becken eingetreten sein. ~-  Muncke. 


_P.Walzel- Wien darauf bin, daß der spontane Abgang größerer Steine in 


es 


COE 


80. November 


' Slauungsgallenblase“, die meist auf anatomischen Abnormitäten beruht 
wird ebenfalls am ‘besten chirurgisch behandelt. er 
Zur Indikatiousstellung für operative Eingrifie zur Behinderung 
der Nasenatmung führt 0. Mayer- Wien aus, daß die Ursache dieses Zu-" 
standes, abgesehen von Polypen, Tumoren. oder adenoiden: Vegetationen, 
an 3 Erkrankungen liegen kann: Verdiekungen. der Schleimhaut, besonders . 
an den hinteren Enden der unteren, Muschel, 'Hypertrophie der Schwell- 
körper der unteren Muschel und Deviatio söpti. Bei ersteren soll die 
Schleimhaut entfernt worden und zwar nicht zu radikal, da sonst un- 
angenehme Folgen auftreten. Die Schwellkörperhypertropbie darf nur mit 
Galvanokaustik und folgender Ätzung mit Tyichloressigsäure, nicht mit der 
' Schere ‘behandelt werden. Bei der Deviatio septi ist die Rilliansche sub- 
muköse Resektion der Nasenscheidewand mit nachfolgender Geradestellung 
das Verfahren der Wahl. | | 
| Zur Frags der Frühoperation der ‚Cholezystitis teilt H. Biesen- 
berger-Wien. Fälle mit, die zeigen, wie sehr das Gefahrmoment der 
Operation durch langes Warten vergrößert wird. Diese Fälle machten 
110/ des gesamten operierten Gallenblasenmaterials aus, und zwar be- 
‚standen entweder Empyem der Gallenblase mit schwieliger Umgebung ` 
und Bildung eines entzündlichen Tumors mit der Umgebung oder ein 
Abszeß in der Umgebüng der. Gallenblase, ferner Peritonitis infolge Perfo- 
ration, schließlich Perforation ins Duodenum. Verf. rät deshalb dringend 
zur frühzeitigen Operation, um derartige Komplikationen zu vermeiden. 
Über die Entwicklung der Keimdrüsen schreibt A. Fischel und 
betont, daß die Geschlechtszellen nicht in der Keimfalte entstehen. Diese 
besteht aus einem embyonal-bindegewebigen Anteil und einem dieses um- 
hüllenden Epithel. Die Geschlechtszellen werden schon bei den ersten 
Teilungen des Eies besonders differenziert und wandern im weiteren Verlauf 
der Entwicklung in die Keimfalte ein und zwar in das Stroma, das sich 
zu Strängen ordnet. Aus dem zwischen den Keimsträngen gelegenen Binde- 
gewebe bilden sich später die Zwischenzellen. | Muncke. 


sonen vollkommen ungefährlich. Ursache davon ist die fast völlige Gamceten- 
freiheit des Blutes von mit Impfmalaria infizierten Patienten... a 
‘Den postoperativen Temperatursturz untersuchte F. Starlinger- 


nur in. 380, Temperaturverlust. Demgegenüber trat bei reiner Aether- 
narkose in 7L0/, Wärmedefhizit ein und in 18%), Anstieg. Ein gesetzmäßiger 
Zusammenhang zwischen der verbrauchten Menge der Anästhesieflüssigkeit 
bzw. des Äthers sowie der Art des Eingriffes und der Temperaturbeein- 
flussung fand sich- nicht. Verf. sieht die. Ursache des Temperaturverlustes |. 
noben äußeren Momenten’ (Verminderung der Oxydation, vermehrte Wärme- 
abgabe durch Haut, Lungen, Peritoneum, ungenügende Bedeckung) in 
einem noch nicht genau geklärten Zusammenhang mit dem Blutdruck. 


Gewicht auf Atmung, Pulsfrequenz und Blutdruck als auf das Verhalten 
der Pupillen gelegt werden. muß. = . 

~ Auf Strahlenschädigungen des Auges weist R. Bergmeister hin. 
Diese erstrecken sich besonders bei Einwirkung von ultraviolettem -Licht 
auf die Rotina, wo sich Vakuolen bilden, mitunter auch Ganglienzellen be: | 
einflußt werden. Auch Konjunktivitis kommt vor. Schließlich wird 
Kataraktbildung beschrieben, die sich durch Beginn. am hinteren Linsenpol, 
Übergreifen auf den Kern, rasches Fortschreiten, aber auch Rückbildungs- 


werden kann. Wieweit ultrarote Strahlen dabei eine Rolle spielen, ist | 
noch nicht geklärt. l 


Nr. 42. Der Status degenerativus stellt nach J. Bauer-Wien die- 
jenige universelle Konstitutionsanomalie dar, deren Aufstellung und Definie- 


weniger großen Abweichung verschiedener Merkmale von der Populations- , 
norm. Die Grenzen zwischen Norm und Anomalio lassen sich zahlenmäßig 
erfassen. Dio Abweichung ist schon im Chromosomengefüge begründet. 
Die Tatsache seiner extremen Kollektivvariante birgt den Begriff einer. 
gewissen Minderwertigkeit in sich; dabei ist es gleichgültig, ob es sich um 
Plus- oder Minusvarianten handelt. ` ee 

Klinische Beobachtungen über die Entstehung der Ulkusschmerzen 
teilt J. Vändorfy-Budapest mit. Er fand an einem autoptisch oder 
röntgenologisch mit sicheren direkten Ulkuszeichen. kontrollierten Material, 


Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 45. | 
Implantation der Tube in den Uterus hat I. Novak-Wien bei einer 
80jährigen, seit 5 Jahren steril verheirateten Frau ausgeführt. Die beiden . 
Tuben waren am abdominalen Ende und im isthmischen Teil verschlossen, 
Die linke Tube wurde keilförmig aus dem Uterus herausgeschnitten, an 
der Grenze des undurchgängigen Anteiles abgeschnitten und wieder ein- 
gepflanzt. Eine Schwangerschaft ist bisher nicht aufgetreten. | 
Eine erfolgreiche Salpingostomatoplastik hat S. J olles- Wien bei 
einer 25 Jahre alten. Frau nach einer vergeblichen konservativen Vor- 
behandlung ausgeführt. Die Tuben waren an beiden Seiten geschlossen. 
Die Operation bestand in einem Längsschnitt in-der dem Mesosalpinx 
gegenüberliegenden Wand und Vernähung der Schleimhäute mit dem Bauch- 
fell. 2 Jahre später trat eine normale Schwangerschaft ein. 
Beseitigung der Sterilität durch Röntgenbestrahlung hat H. Cauf- 
mann-Bukarest erreicht. Die Gegend der Eierstöcke wurde bei der fett- 
.leibigen amenorrhoischen Frau mit einer schwachen Dosis bestrahlt. 


kommt. Die Sekretionsanomalien. spielen demgegenüber eino unter- 
geordnete Rolle. | | 
Für das prophylaktische Herabholen eines Fußes bei Beckenend- 
lagen stellt H. Katz-Wien folgende Indikationen auf: 1. bei alten Brst-- 
gebärenden; 2. bei engem Becken mäßigen Grades; 8. bei großer Frucht 
und 4. bei vorzeitigem Blasensprung. Es gelingt dann, manches sonst 


der Muttermund für mindestens zwei Finger durebgängig sein. ‘Ferner darf . 


. Über einen Fall von primärem Bileiterkarzinom berichtet M. Floris- 
Cagliari. Es handelte sich um einen primären Tubenkrebs, dessen Aus 
gangspunkt der Stumpf elner Tube war, der bei einer Operation vor 
4 Jahren 'zurückgelassen worden war. . | j e 

| Vom Verhalten des Radialispulsvolumens und der Radialispulsarbeil. 
unter der Geburt berichtet W. Haupt-Köln nach Untersuchungen mit 
dem Volumbolometer von Sahli. Das Radialispulsvolumen ist während 
der Wehe in der Mehrzahl der Fälle deutlich verkleinert. Das Minuten- 
pulsvolumen ist infolgedessen trotz Frequenzzunabme häufig nicht erhöht. 
Dadurch ist nachgewiesen, daß die Wehe auch ohne erhöhte Arbeitswerte 
für den Kreislauf verlaufen kann trotz der Erhöhung des Blutdrucks. Das 
Schlagvolumen wird verkleinert durch Stöhnen, Pressen, wie -durch das 
Überwiegen des Brustraumdrucks über den Bauchraumdruck. 

. Der positive Ausfall der Probepunktion bei Verdacht auf Extra. 
uteriogravidität ist nach H. O. Neumann- Düsseldorf nicht in jedem Falle 
als eindeutig zu betrachten. Die. Vorgeschichte des Falles hatte ergeben: 
eine bestehende Schwangerschaft, plötzliche Übelkeit, wehenartige Schmerzen 
in einer Seite, Blutabgang, Ohnmacht. Der Tastbefund. hatte ergeben: 
weicho Geschwulst links neben der Gebärmutter. Die Probepunktion hatte 
ergeben: altes, aber noch flüssiges Blut. Aber die Operation ergab, dab 


: Wiener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 40—43. 


L. Potschacher - Innsbruck bespricht die Hypoglykāmic unter 
Berücksichtigung der gesamten Literatur. Br teilt den ‘Zustand, der sich 
in motorischer Unruhe, Hunger- und Durstgefühl, Krämpfen und zum Schluß 
in einem komatösen Krankheitsbild äußert, in 3 Gruppen ein: Die erste 
Gruppe, die u.a. nach starker Insulindarreichung zur Beobachtung kommt, 
also bei schwerer Störung des Kohlehydratstoffwechsels, zeigt Adynamie, 
Krämpfe, Sinken von Temperatur und ‘Blutdruck. Es tritt ein Mangel an 
oxydationsfähigen Substanzen ein. Eine Kohlehydratverarmung der Gewebe. 
ist vorhanden. Das Insulin greift primär wahrscheinlich im Gewebe an, | 
und Verf. glaubt, daß auch der Diabetes auf einer Unmöglichkeit bzw. - 
Verminderung des Zuckerverbrauches in den Geweben beruht. Die zweite 
Gruppe geht mit einer Glykosurie einher, ihr Repräsentant ist die Phlor-. 
rhizinvergiftung. In einer letzten Gruppe ist die Hypoglykämie nur vor- 
übergehend und wird bei Hunger, starker Muskelarbeit usw. beobachtet, 
was auf leichten Störungen des Regulatioosmechanismus des Kohlehydrat- 
stoffwechsels beruht. u | 5 

Boi Besprechung der sog. Frühoperation beim Gallenleiden weist 


der Regel eine Organschädigung zur Folge hat und dadurch die Quelle 
dauernder, späterer Komplikationen sein kann. Indiziert ist die Operation 
als sofortige Frühoperation in den Fällen mit stürmischen Erscheinungen 
und peritonealer Reizung, da der Eintritt einer Perforation‘ nicht mit 
Sicherheit erkannt werden kann. Die propbylaktische Frühoperation hat 
zu erfolgen, wenn die Nachbarorgane noch nicht ergriffen sind, der Patient 
noch widerstandsfähig ist und vor allem die Steine noch nicht im Chole- ' 
dochus sind. Ist letzteres der Fall, so ist bei geringeren Symptomen 


spätestens in 2 Wochen, bei Schüttelfrost usw. sofort zu operieren. Die 


es sich nicht um. eine Tubarschwangerschaft handelte, sondern um emen 
Abtreibungsversuch bei normaler Schwangerschaft, durch den ein Biuterguß 
retroperitoneal entstanden war. | 

Zur Sublimat-Salvarsantberapie bei’ Puerperaliicber berichtet 
U. Westphal über 2 Fälle von Sepsis im Wochenbeott, welche nach 2 und 
nach 3 Einspritzungen starben. Bei der Autopsie fanden sich neben septi- 
schen Veränderungen grauweißs Sublimatnieren, entsprechend dem zweiten 
Stadium der Sublimatvergiftung. | 


DT 


‚setzung folgt.) 


30. November’ | 


Zur Operation wegen Vaginaldeickts bei vorhandenem Uterus 
empfiehlt E. Haim -Budweis, die Scheide nach dem Verfahren von Schubert 
aus dem Dünndarm zu bilden. Einige Zeit vor der Operation ist ein 


etwaiger Hämatosalpinx operativ zu entfernen, weil von ihm aus eine In- - 


fektion des Bauchfells droht. 


Beziehungen zwischen Frauenleiden und Stoffwechselstörungen, - 


insbesondere Gelenkerkraukungen, bespricht A. Landecker-Berlin und 
bestätigt die Beobachtungen Menges über das Auftreten von Gelenk- 


'beschwerden nach natürlichem oder künstlichem Ausfall der Eierstocks- 


leistungen. Er empfiehlt die Eingabe von Övarialextrakten und die Ein- 
spritzung von Reizkörpern zugleich mit der Bestrahlung der Bierstöcke von 
der Scheide aus mit der Ultrasonne und von den Bauchdecken aus mit 
Neonstrahlung. K. Bg. 


Therapie der Gegenwart, 9. und 10. Heit, September/Oktober 1924. 

Heft 9. Die Anschauungen über die Behandlung der weiblichen 
Sterilität haben nach Sellheim in neuerer Zeit verschiedene Fortschritte 
zu verzeichnen. Der optimale Befruchtungstermin liegt zwischen dem 6. 


und 10. Tage nach dem Menstruationsbeginn. Eine besondere Bedeutung 
als Fortpflanzungshindernis kommt dem weiblichen Infantilismus zu, der 
sich an vielen Stellen bemerkbar machen kann. Der Infantilismus der 
Ovarien ist gut durch Homoiotransplantation von Ovarien, weniger gut 
durch Röntgenbestrahlung zu beeinflussen. Meist undankbar ist die Be- 
handlung des infantilen Eileiters oder Uteruskörpers, relativ aussichtsreicher 
die des. Uterushalses. Mäßige Dilatation mit Hegarstiften, nachfolgende 
einmalige Kürettage als vorbereitende Behandlung mit einer etwa alle 
3 Monate wiederholten mäßigen Dilatation und Uterusausspülung mit in- 
äifferenten Lösungen sind hierbei am empfehlenswertesten. Diszision des 
Zervixhalses ist abzuraten, ebenso Dauerkanalisation durch Nassauers 
Fruktulet..: Anatomische oder sonstige Verunstaltungen der Portio, des 
Scheidengewölbes, Retroflexionen sind nach den üblichen Methoden zu be- 
seitigen, Vaginismus bedarf einer kombinierten psychisch-somatischen Be- 
handlung, durch Einführung immer dicker werdender Eisenbolzen in die 
Scheide unter dem intermittierenden Zuge eines großen auf den Bauch ge- 


setzten Magneten. ‘Die psychische Seite der Behandlung ist zu beachten, 
besonders bei Befruchtungsstörungen auf Seiten des Mannes. Die Erörte- 


rung der Schuldfrage muß ärztlicherseits streng vermieden werden. (Fort- 
Heft 10. Über die kombinierte Anwendung von Kalzium und 
Digitalis bei Herzkranken gibt Nathorff-Berlin einen zusammenfassenden 


Überblick. Nachdem wissenschaftlich bereits seit längerem erwiesen ist, 


daß.eine Digitaliswirkung ohne Kalziumionen im Herzen nicht zustande 


kommt, hat neuerdings besonderen praktischen Wert die Feststellung, daß 


beide Mittel gemeinsam.zu einer verstärkten Wirkung führen. In Betracht 
kommen manche Formen von Dekompensation und die Arhytlimia per- 
petua. Gleichmäßig geeignet sind Herzmuskel- und Klappenerkrankung, 


speziell aber Mitralfehler mit starker Dekompensation und beträchtlicher 
Herzschwäche. Wegen der etwas schwierigen Injektionstechnik der intra- 


venösen Kalziumzufuhr hat die mit gleichem Erfolge ausgeführte perorale 
Zufuhr eine besondere praktische Bedeutung. Hervorgehoben zu werden 
verdient die gute diuretische Wirkung, die schnellere Wirkung, die ver- 
minderte Intorikationsgefahr auch bei protrahierter Anwendung und die 
erheblich geringeren Nebenwirkungen auf den Magen-Darmkanal. Das 
Präparat „Cordical“ (Simons chem. Fabrik) enthält in Tablettenform 
0,025 Pulv. Fol. digit. titr. und 0,2 Calc. lactic. | = 

Einen weiteren Beitrag zur kombinierten Kalzium-Digitalisbehand- 
lung bei Herzkranken geben Hellmann und Kollmann aus der Singer- 
schen Klinik (Wien). Bei den häufigen Fällen von Myodegeneratio cordis 


mit ihrem wechselnden und in der Ursächlichkeit nicht vollkommen klaren 


Krankheitsbild, ferner bei schwer zu beeinflussendem Aortenfehler sind 
überzeugende Erfolge erzielt worden. Praktisch wichtig ist die dureh die 
Kombination erreichte Möglichkeit einer lang fortgesetzten kardialen Be- 
handlung auch bei digitalisrefraktären Fällen, wie sie sonst niemals möglich 
Söwesen wäre. Die bisher bei den dekompensierten Aortenfehlern besonders 


‚beliebte Novasurolbehandlung kann ebenfalls mit mindestens gleichem Er- 


folge durch die vollkommnere und angenehmere Methode der Kombination 
a Kalzium und Digitalis ersetzt werden. Einen weiteren Vorzug bildet 
er Umstand, daß auch bei längerer Digitslisverabfolgung keine der sonst 


gefürchteten Nebenerscheinungen aufzutreten pflegen. Die Anwendungsart 


besteht in . der intravenösen Injektion einer 10°/yigen Lösung von Calo. 
chlorat. puriss. (Merck) je nach Bedarf !/,, 2 und 5 cem. Gleichzeitig oder 
abwechselnd peroral Infus. oder Pulv. Digit. titr. oder Digipurat‘ intra- 
TOROS: An 14 Fällen werden die bisherigen Erfolge dargelegt. 

Bei Behandlung der weiblichen Sterilität (Schluß) ist, wo letztere 


Ohne nachweisbaren Grund besteht und deshalb eine kausal gerichtete 


u therapie nicht zum Ziele führen kann, nach Sellheim der Versuch einer 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


' Symptome gering. 


künstlichen Tubenbesamung zu machen. Die Ausführung, deren Erfolge 


noch ziemlich unsicher sind, verlangt zudem eine bestimmte Apparatur _ 
und umfangreiche Erfahrungen, besonders in Anbetracht der engen Be-. - 
‚grenzung der Befruchtungsmöglichkeit des Eies, so daß sie für die All- 


gemeinpraxis noch nicht empfohlen werden kann. In gleicher Weise dürfte 


die bei Undurchgängigkeit ‘der Eileiter vorgeschlagene Tubendurchblasungg 


zu beurteilen sein. Tarnogrocki-Pölitz. 
Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie, 

| 58. Jg. H. 9, woos . 

J. Fischer: Duaraendotheliom im Schläfenbein. Bei 41/,jährigem 
Mädchen entwickelt sich eine Geschwulst in der rechten Orbitotemporal- 
gegend. Der Tumor läßt sich auch postrhinoskopisch nachweisen. Klinische 
Herabsetzung des Hörvermögens, Spontannystagmus, 
Übererregbarkeit des linken, Untererregbarkeit des rechten Labyrintbs. 
Autopsie ergibt einen von der Schädelbasis auf die mittlere Schädelgrube 
und auf den rechten Schläfenlappen vorgreifenden Tumor, der in die Orbita 
hineingewuchert war. Makroskopisch wurde die Geschwulst als Sarkom 


| aufgefaßt, mikroskopisch ergab sich Duraendotheliom. Auffallend war, daß 


der Tumor sich an .die normalen anatomischen Grenzen des Mittelohres 
gehalten hatte. | A 

S. Schön und K. Goldberger: Prinzipielles über neue objektive 
Schädelresonanzversuche und ihre klinische Bedeutung. Die Schädel- 


-phonendoskopie zerfällt 1. in die Resonanzprüfung, 2. Perzeptionsprüfung. 


Mit dem zu Untersuchenden verbindet sich der Untersuchende durch das 
Schädelphonendoskop, setzt die tönende Stimmgabel auf des zu Unter- 


suchenden Schädel-Medianpunkt und hört mindestens gleich lang und stark _ 


wie der Untersuchte. Außerhalb der Medianebene hört man die Resonanz 
stärker im anderen Ohr als im zugehörigen. Besteht ein pathologischer 
Prozeß auf einer Seite (im Sinne einer Massenzunahme), dann hört man auf 
der kranken Seite lauter. Zur Prüfung der Perzeptionsfähigkeit wird: die 
schwingende Stimmgabel auf den eigenen Schädel gesetzt und dem Patienten 
der Ton zu Ohren geführt. Was der Untersucher perzipiert, muß Patient 
auch hören. | 

= Cemach: Die Tuberkulose des Gehörorgans im Rahmen moderner 
Tuberkuloseforschung. Die Prognose der unter rationeller Therapie: 
stehenden Mittelohrtuberkulose ist quoad vitam günstig. Die Heilungs- 


chancen hängen in erster Linie vom Immunitätszustand ‘des Gesamtorga- _ 


nismus, in zweiter Linie von der Therapie ab. Bei günstigem Immunitäts- 
zustand ist jede Form der Mittelohrtuberkulose durch . geeignete Therapie 


heilbar, bei mangelhafter Körperabwehr dagegen ist die Therapie auch 


leichteren Formen gegenüber machtlos. | 
Hugo Stern: Klinik und Therapie der Krankheiten der Stimme. 


Verf. unterscheidet A die Krankheiten der Stimme organischen Ursprungs. -- 


Sie beruhen 1. auf Allgemeinerkrankungen, 2. auf Störungen laryngealen 
Ursprungs, 3. auf Lähmungen der Kopfmuskeln (myopathische, neuro- 


pathische Lähmungen), 4. auf zerebralen und bulbären, 5. auf toxischen 
Störungen, 6. auf Neoplasmen des Larynx. — Zu (B) den funktionellen - 


Stimmstörungen zählt die Phonasthenie, jene Stimmaffektion, bei der 
zwischen den subjektiven Symptomen und den objektiven einerseits und 


den rhinologisch-laryngoskopisch nachweisbaren Symptomen andererseits, . 
' keine Korrespondenz besteht. Der Defekt der Stimmproduktion beruht auf 


einer stärkeren Inanspruchnahme der für die Stimmbildung maßgebenden 
Faktoren, als es den physiologischen und kunstästhetischen Grundsätzen. 


| entspricht. — Als dritte Abteilung C folgen die habituellen Stimmdys- 
kinesien, als vierte (D) die hysterischen Stimmaffektionen, als fünfte (E) 


die Entwicklungsstörungen der Stimme. Haenlein. - 


Aus der neuesten italienischen Literatur. | 
Palmieri (Neapel) wollte den Einfluß der künstlichen Höhensonne 


auf die Phagozytose bei Hauttuberkulösen eingehender studieren und stellte 
.zu diesem Zweck eine Reihe von Versuchen an, wobei er zu folgenden 
' Ergebnissen kam: Die Bestrahlung des Blutes in vitro mittels der Höhen- 


sonne und der Komplementärlampe beeinflußt ganz erheblich’ den phago- 
zytären Index, wie auch die Phagozyten selbst. Wird das Blut in toto 
irradiiert, so erfährt der phagozytäre Index, wie auch die Phagozyten 
perzentuell eine Steigerung, werden aber die Leukozyten allein bestrahlt, 


dann kann man eine merkliche Verminderung der Phagozytose feststellen, - 
. Bei Bestrahlung mit Höhensonne und Komplementärlampe ist eine stärkere 
‘ Wirkung zu erkennen, als bei Bestrahlung mit Höhensonnc allein. Diese 


Angaben beziehen sich auf die Resultate einer Bestrahlung von 15 Minuten 
Dauer, bei längerer Irradiation (80 Minuten) ist die phagozytäre Tätigkeit 


' eine geringere. Daraus muß man schließen, daß die Hauttuberkulose nicht 


mit lokaler, sondern mit allgemeiner Phototherapie behandelt werden soll.. 


, (Riforma med. 1924, Nr. 12.). 


1709 


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1710 


‘Kopfhaut war über den. Schädelknochen verschiebbar. Die Frau starb an 


"histologische Untersuchungen: bezüglich. der Struktur der Kopfhaut.: Dabei . 


1924, Nr. 15.) 


.. dem Shock eine fast zehnfache Vermehrung der Agglutinine im Blutserum 


1924 — MEDIZINISCHE. KLINIK. — Nr. 48. 29'830. November 
Fiorito (Catania) benutzte die Gelegenheit, um bei einer Exhumation, 
welche 2 Monate nach dem Tode erfolgte, die .Darmflora auf ihre. Virulenz 
zu prüfen. Zu diesem Zweck nabm er mit den aus dom Darm des Kadavers 
isolierten B. coli und Proteus vulgaris Inokulationen vor, nàch welchen -er 
feststellte, daß die Virulenz der dem Darm der Leiche entnommenen Keime 
eine viel größere war als diejenige der gleichen Bakterienarten, die von 
einem gesunden Mann herrührten. (Riforma med. 1924, Nr. 12.) E 
Angeli (Imola) fand in einem Fall von extrauteriner Gravidität, 
wo der Fötus in der rechten Tube saß und bereits 3 Monate alt war, 'einen 
zweiten Embryo in der Gebärmutter. selbst, der nicht älter sein mochte, 
als 3 Wochen. In diesem Fall handelte es sich mit Bestimmtheit um eine 
Superfötation. (Riforma med. 1924, Nr. 14.) ur | el 
Sparacio (Rom) berichtet.über einen Fall von Cutis verticis gyrata, 
welche er bei einer 53jährigen Frau vorfand, und zwar 5 Monate nach 
Ablauf eines Pemphigus. Die Anomalie erstreckte sich fast auf. diei ganze 
Kopfhaut, so daß nicht weniger als 31 Furchen nachweisbar waren. -Die 


lösung (1:800 bis 1:1000). Diese Lösung wird -auf beiden Seiten” der 
.‚Grundphalanx eingespritzt, und zwar je 2—21/, ccm Tutokain-Supra- 
renin und 21/;, cem Rivanollösung. Man kann auch in infiziertes 
Gewebe injizieren. Nach Eintritt guter Anästhesie beiderseits tiefe, genügend 
lange Schnitte bis auf den Knochen, Abkratzung des nekrotischen Gewebes 
- und‘'des Knochensequesters, Durchziehen eines 1/ cm breiten Gazestreifens 
und Eınlagerung von je 1/, Rivanoltablette (aus dem leicht löslichen 
Rivanollaktat-Höchst) in unmittelbare Nähe des erkrankten Knochens. 
Nach 3 Tagen Verbandwechsel; zeigt sich noch starke Eiterung, nochmals 
Rivanoleinlagerung. (D.m.W. 1924, Nr. 42.) "Bruck 


\ 


Infektionskrankheiten. 


Aut Einige Richtlinien zur Behandlung der Malaria gibt Hans Ziemann 
(Berlin). Man gebe Chinin. hydrochlor. oder sulfur. oder Chinidin (in 
chininresistenten Fällen--den andern Mitteln überlegen). Da das Chinin 
am sichersten auf die jungen, ungeschlechtlichen Formen wirkt, wenig, 
z. T. gar: nicht auf die geschlechtlichen, ist es wichtig, das-Chinin haupt- 
sächlich dann zur Wirkung zu: bringen, wenn bei der Sporulation dio 
Teilungsformen auseinanderfallen, d. h. einige Stunden (2—3) vor dem 
erwarteten Fieberanfall.. Sehr angenehm ist die Einnahme in..1 EBlöfel 
Marmelade: -Man reiche das Mittel, möglichst 1—2 Stunden. nach dem 
Essen, da daon die vermehrte Sekretion des Magendarmsaftes eine schnellere 
Resorption. des Chinins gestattet. Man kontrolliere die Chininmedikation 
durch Untersuchung des-Urins mit dem Chininreagens (Kalium-Queeksilber- 
jodid). Dieses. Reagens gibt mit chininhaltigem Urin Trübung oder Nieder- ` 
schlag;. der sich beim Erwärmen löst, -beim Erkalten aber wieder bilden 
muß. (D.m.'W: 1924, Nr. 39.) F. Bruck. 

Fusco (Bengasi) stellte Versuche an, um die experimentelle Trypano: 
somiase, Lues und Febris recurrens chemotherapeutisch auf kutanem 
‚Wege zu beeinflussen und erzielte auf diese Weise beachtenswerte Heil- 
erfolge. Ganz besonders eignete sich zu diesem Zweck das Arsentrichlorid; 
welches, -in Olivenöl gelöst, auf die Haut aufgetragen wird. Bei Febris 
recurrens war der Erfolg ein rapider und endgültiger, indem keine weiteren 
Fieberattacken sich einstellten; die Lues aber konnte besonders im Sekundär- ' 
stadium günstig beeinflußt werden, da nach einigen Applikationen die 
Schleimhauterscheinungen verschwanden. (Rif. med. 1924, Nr. 2.) J.P. 

‚Einen billigen Stützapparat für den Unterschenkel beschreibt . 
H. Matheis-Graz. Er besteht aus einem hufeisenförmig um den Unter- 
schenkel gebogenen Bandstahl, der unter der Sohle ein Stück Stahlblech 
hat und innen mit einem Lederstreifen versehen ist. Befestigung dureh 
mehrere zirkuläre‘ Lederstreifen. Die Federung des Stables genügt um 
Gehen, ohne daß ein Gelenk nötig ist. (W.kl.W. 1924, Nr. 38.) Muncke. 


Orthopädie, 


Ein einfacher Verband zum Aufrichten des spastisch kontrakten 
Knick-Plattfußes läßt sich, wie H. Matheis-Graz mitteilt, herstellen durch 
Anlegen einer Gipsschiene an der Innenseite des Unterschenkels, s0 dab 
die Sprunggelenke freibleiben. Dann Aufbängen des Beines an der Schiene 
mit der Außenseite nach oben. Der Fuß hängt dann frei nach unten und 
durch die Schwerkraft stellt sich Supination und Adduktion des Vorfußes 
‚wieder her, ferner schwindet die Dorsalflexion, so daß sich das Fußgewölbe 
völlig wiederherstellt. (W.kl.W. 1924, Nr. 38.) Muncke. 

Die Dampfdusche empfiehlt‘ H: Fritz (Wildbad im Schwarzwald) als 
Hilfsmittel bei Erkrankungen der Bewegungsorgane. Verwandt wird der 
"Winternitzsche Duschenkatheter. Ein guter und billiger Ersatz ist 
die Dampfdusche von Moosdorf & Hochhäusler oder von der Sanitas (Berlin). 
Dieser Ersatzapparat hat aber nur geringere Tiefenwirkung. (M.m.W. 19%, 
Nr. 31) ` ia a FE, | F. Bruck 


einer interkurrenten Krankheit und Verf. machte bei dieser Gelegenheit | 


fand er einen leichten Entzündungsprozeß mit kleinzelliger Infiltration in 
dem Papillarkörper und in den oberflächlichen Hautschichtey, während in 
den tieferen Partien nichts Abnormes zu finden war. Verf. führt: das. 
Zustandekommen dieser Anomalie auf einen speziellen, vielleicht mehr 
dynamischen als statischen, Zustand, der Haut im Anschluß an eine ent. 
zündliche Krankheit, entstanden auf Grund der Beziehungen zwischen 
Fascia superficialis, Aponeurose und Retinacula. cutis. (Riforma med. 


Cioffi (Neapel) untersuchte in einer Reihe von Tierexperimenten 
das Verhalten der Tuberkulose-Agglutinine in vakzinierten Tieren gegen- 
über dem anaphylaktischen Shock und kam zu folgenden Ergebnissen: 


Nach Vakzination mit lebenden Tuberkelbazillen lassen .die Tiere nach 


erkennen. Werden die Tiere erst dem Shock ausgesetzt und nachher mit 
den Tuberkelbazillen intravenös geimpft, dann ist die Zunahme der Agglu- 
tinine bedeutend. geringer. Werden abgestorbene Bazillen eingeführt und 
die im Blut vorhandenen Agglutinine mittels Splenektomie zum Verschwinden 
gebracht, dann bekommen die Tiere diese Agglütinine auch nach. einem | 
anaphylaktischen Shock nicht. mehr zurück. Wird den Tieren, die keine 
Agglutinine im 'Blutserum erkennen lassen, Alttuberkulin Koch in die 
Venen eingespritzt, so fioden sich auch nach einem anaphylaktischen Shock 
keine Agglutinine. (Riforma med. 1924, Nr. 15.) a u 
De Martini (Genua) fand bei Tuberkulösen mit Hämoptoe oft Er- 
scheinungen von Dystonie im Vago-Sympathikussystem mit vorwiegendem 
Hypertonus im Vagusgebiet. Das gestörte Gleichgewicht im Vagus- 
Sympatbikussystem kann bei gewissen Individuen durch eine Hämoptoe 
die ersten Anzeichen einer latenten tuberkulösen Infektion zu erkennen 
geben. Die Feststellung einer vegetativen Dystonie ermöglicht auch die‘ 
pathogenetische Erklärung der monosymptomatischen Hämoptoen. . Die 
Präventivbehandlung der periodischen Hämoptoen und die Behandlung vor- 
handener Hämoptoen mit Atropin haben ermutigende Erfolge gezeitigt, 
(Riforma med. 1924, Nr. 15.) | | J.F. 


Therapeutische Notizen. 
; | ‘ Chirurgie. | | 

Die Operation der Mammahypertrophie und der Hängebrust be- 
spricht Eugen Holländer-Berlin. Vorbedingung ist: die völlige Erhaltung | 
der ungestörten Funktion der restierenden Mamma (auch bei Frauen, bei 
denen wegen der Sterilität und des Alters ‘die Laktation nicht mehr. in 
Frage kommt); deshalb ist jede Operationstechnik, die den Zusammenhang 
der Milchgänge und Ausfuhrkanäle mit dem Drüsengewebe verlegt, ab- 
zulehnen. Ebenso alle Operationen, die die normale Blutversorgung ge- 
fährden und den sehr wichtigen. Lymphapparat nach der Achselgegend 
zerstören. Zu fordern ist eine Methode, die die Brust. um !/, bis zur. 
Hälfte ‚verkleinert, die Mamilla wieder in die Mitte der Mamma stellt und. 
die zuführenden Blut- und .abführenden Lymphgefäße ‘des Mammarestes 
intakt erhält; dabei muß die Narbe möglichst unsichtbar sein. Die bis- 
herigen Methoden haben zu schlechten Erfolgen geführt: Das vom Ver- | 
fasser angegebene und genauer beschriebene Verfahren : wird dagegen den 
obigen Forderungen gerecht. Sein Endresultat ist eine breitaufsitzende 
Mamma mit. ihrem natürlichen Zentrum und namentlich. einer schönen 
Wölbung der Unterfläche. (D.m.W. 1924, Nr. 41) . oo . 

Die Behandlung der ossalen und periostalen. Panaritien geschieht 
nach Buschmann - Bleialf, Eifel, wie folgt: Leitungsanästhesie (nach. 
Oberst) mit 0,5—1°/,iger Tutokain-Suprareninlösung + einer Rivanol- 


Nervenkrankheiten. 


Über die Behandlung der Nervenkrankheiten mit der konzentrierten 
Pregischen Jodiösung (Septojod) ‚berichtet G. Stiefler-Innsbruck. Der 
Vorteil dieser Lösung liegt in der Verwendung: kleinerer Mengen, ‚auch ist 
die Gefahr des Thrombosierens der Venen sehr gering, ebenso fehlen 
schwerere Begleitreaktionen, schließlich wird die intramuskuläre Injektion 
von Mengen bis 20 ccm gut und fast schmerzlos ertragen. Dosiert wird 
entweder in täglich steigenden Dosen oder nach einer kleinen, Versuchs 
menge in großen Dosen. unter entsprechendem Zwischenraum. . Auch Kom 
bination von intramuskulären und intravenösen Injektionen wurde gut ver- 
tragen. Es reagierten gut Encephalitis lethargica im akuten Stadium oder 
bei akuten Schüben, auch tabische Krisen, während chronische. Enzephalitis 
sowie andere chronische Erkrankungen des Zentralnervensystems Wong 
. beeinflußt werden konnten. ‘Bei beginnender Arterioselerosis "cerebri trat 
immer eine wesentliche Besserung der subjektiven Beschwerden, mitunter 
auch leichte Blutdrucksenkung ein, (W;kl.W.:1924, Nr.39.) Munoke 


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30.N ovember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 48. 


1711 


Bücherbesprechungen. 


Kraus und Brugsch, Spezielle Pathologie und Therapie-innerer- 


Krankheiten. X. Band, 1. Teil mit 845 Textabbildungen und 2 Tafeln, 
1014 S. 32,—. 3. Teil mit 242 Abbildungen und 2 Tafeln, 1029 S. 34,—. 
Berlin und Wien 1924, Urbaa & Schwarzenberg. f 
Das große Sammelwerk ist in seinem Erscheinen so weit vor- 
geschritten, daß der Abschluß naherückt. Auch die vorliegenden beiden 
stattlicben Bände, die ein bald folgender zu einer Gesamtdarstellung der 
Nervenkrankhbeiten ergänzen wird, steben auf der gleichen Höhe wie 
alles bisher Erschienene. Das Vorwort, das der verstorbene Ludwig 
Edinger seiner (von Goldstein und Wallenberg aus dem Nachlaß heraus- 
gegebenen) anatomisch -physiologischen Einleitung der Nerven- 
krankbeiten gibt, verspricht ein „lesbares Gesamtbild, das Altes und Neues 
zusammenfassend, Vernachlässigtes erwäbnend und die Lücken unseres 
Wissens nicht verbergend, anregend wirkt“. Dies Ideal einer Darstellung, 
Belehrung über unser gegenwärtiges Wissen und Weisen der Wege zu 
neuer, überall noch so nötiger Erkenntnis, hat der Verfasser dadurch er- 
reicht, daß er Physiologie und Psychologie überall in den Vordergrund 
gerückt hat. Die Lähmung der poripherischen Nerven einschließlich 
der Untersuchungstechnik bebandelt Toby Cohn. In der Therapie 


dieser Affektionen mit dem elektrischen Strom hält Cohn eine spezifische 


Wirkung zwar nicht für bewiesen oder beweisbar, aber nach den Er- 
fahrungen aller kritischen Autoren doch für außerordentlich wahrscheinlich. 
Operative und orthopädische Verfahren, über die der Krieg ja die aus- 
gedehntesten Erfahrungen gebracht hat, werden dann im speziellen Teil 
bei der Einzelbesprechung der Lähmungen näher erörtert. Es folgen drei 
Abhandlungen von W. Alexander: Neuralgie und Neuritis, Myalgie 
und Polyneuritis, alle durch große Klarheit, tiefgründige Kenntnis der 
Literatur und reiche eigene Erfahrung des Autors wertvoll, Ob die Myalgie 
wirklich scharf vom Muskelrheumatismus zu trennen ist, erscheint dem Ref, 
für die Praxis fraglich, namentlich wenn man (mit Recht) in der Ätiologie 
auch der Myalgie den Infektionen die bedeutendste Rolle zuerkennt, In 
die Erkrankungen der Wirbelsäule führt Paul Schuster ein, im 
einzelnen erörtert er tuberkulöse und syphilitische Spondylitis, 
Wirbelgeschwülste und Verletzungen der Wirbelsäule, alles 
ganz summarisch, da die genannten Läsionen ja nur sekundär zu Nerven- 
krankbeiten führen können. Die Darstellung der Hirngeschwülste von 
E. Forster basiert auf dom großen Material, das der Autor in 20 Jahren 
beobachten konnte, während die Literatur absichtlich mehr zurückgestellt 
ist, Auch in der topischen Gehirndiagnostik setzt Robert Bing die 
anstomisch-pbysiologischen Daten als bekannt voraus und erörtert nur ihre 
klinische Anwendung, während die gleichen Fragen für das Rückenmark 
von Oskar Fischer ohne solche Voraussetzungen ausführlich besprochen 
werden und auch dem neurologisch nicht geschulten Arzte ein klares Bild 
von den Möglichkeiten der Segmentlokalisation ‘gegeben wird. Handelt es 
sich hier um die Beziehungen von Anatomie und Physiologie zu klinischen 
Symptomen, so führt uns die außerordentlich interessante Abhandlung von 
F.H.Lewy: Vom Wesen des Tonus und der Bewegungshandlung 
zu den psychophysischen Problemen, über die wir noch "mitten in der 
Forschung und damit im Widerstreit der Meinungen sind. Geste, Mimik, 
Handschrift als Cbarakteräußerungen zu betrachten, ist uns ja geläufig; 
weitere Fortschritte der Forschung über das Wesen der koordinierten Be- 


 Wwegung müssen uns tiefere Einblicke in den Zusammenhang bringen. Eine 


erkannt wird. Der 


Schmerz. Darstellungen der Neurasthenie und traumatischen 
‚ Neurosen 


sorgfältige Studie (mit reichen Literaturangabeo) über die verschiedenen 
Formen der Myopathien von Georg Peritz beschließt den 1. Teil. 

Der 3. Teil ist zum größten Teil den funktionellen Störungen: 
des Nervensystems gewidmet. Die Hysterie wird von A. Kutzinski 
besprochen, wobei der Psychoanalyse der Wert einer „Erweiterung und 
Vertiefung unserer Auffassung vom Wesen der hysterischen Reaktion“ zu- 
gleiche Autor schildert Zwangszustände und Kopf- 


gibt Ewald Stier, diese in ihrer „überwältigenden Masse“ 
als „Rentenneurosen“ auffassend. Die Erkrankungen des vegetativen 
Nervensystems beleuchtet Kurt Dresel besonders von der Seite der 
Pathologischen Physiologie, während R. Cassirer und R. Hirschfeld die 
v@somotorisch-trophischen Erkrankungen, nach ihren historisch 
begründeten Namen eingeteilt, so klar darstellen und so scharf umgrenzen, 
wie es die fließenden Übergänge in diesen ihrem Wesen nach wenig bekannten 
Gruppen erlauben. Störungen der Bewegungsfunktion sind die von F.H.Lewy 
behandelte Paralysis agitans und infektiös-toxische Chorea, wie 
die Beschäftigungsneurosen von W. Alexander. Die Giftwirkungen 
der Rausch- und Betäubungsmittel auf das Nervensystem beschreibt Paul 
Schröder in dem Abschnitt Chronische Toxikosen, während das Kapitel 
Sklampsie und die übrigen Symptome der Gestationstoxikose 
(Gestose) von einem Gynäkologen, R. Freund, geschrieben ist. Endlich 


Sind noch die Ahhandlungen von M. de Orinis über'Epilepsie und Karl 
m 


Schob über Kongenitale, früh erworbene und heredofamiliäre 
organische Nervenkrankheiten zu erwähnen. Die letzten haben ja 
dürch die Krüppelfürsörge eine "hervorragende wirtschaftliche Bedeutung. 
` Daß Papier und Druck, Textbilder, farbige und schwarze Tafeln muster- 
gültig sind, erhöht die Freude am Studium dieser Bände. Walter Wolff. 


Pfeiffer, Allgemeine.und experimentelle Pathologie. Mit 50 Ab- 
bildungen und 8 teils mehrfarbigen Tafeln. 594 S. Berlin und Wien 1924, 
Urban & Schwarzenberg. Brosch. 14,40, geb. 16,80. . 

Das Buch bearbeitet das große und verschiedenartige Stoffgebiet, das: 
mit der ‚Bezeichnung „pathologische Physiologie“ nur unvollständig um- 


. grenzt wird in der Form eines Lehrbuches. | 


In den ersten Abteilungen wird die Lehre von den Krankheits- 
bedingungen und der Krankheitsentstehung ausführlich wiedergegeben in der 


. Form, daß neben den anatomischen Beziehungen vor allem das Funktionelle 


und die inneren Zusammenhänge hervorgehoben werden; darauf folgt die 
Lehre von der Entzündung und die Lehre vom Fieber, _ 

In didaktisch besonders gelungener Weise wird danach die Immunitäts- 
lehre behandelt. Es folgt die Abteilung über die Störungen des Blutes und 
seiner Bildungsstätten, über die Störungen des Kreislaufs, der Atmung und 
des Stoffwechsels. Ein umfangreicher Abschnitt entwickelt die theoretischen 
Grundlagen für die Erkrankungen der Kreislaufdrüsen und die Störungen 
der inneren Sekretion. Der Schlußteil bringt eine kurze Einführung in die 
experimentelle Geschwulstforschung. 2 

Die Übersicht zeigt, daß der Verf. sich sein Gebiet sehr weit abgesteckt 
hat. Innerhalb dieses weiten Rahmens wird dem Studenten für den klinischen - 
Unterricht ein großes Maß an theoretischen Kenntnissen und pathogenetisch- 
naturwissenschaftlichem Denken in knapper, klarer Sprache übermittelt. Es 
ist dankbar anzuerkennen, daß der Verf. es übernommen hat, ohne Hinzu- 
ziehung von Mitarbeitern das mannigfaltige Wissensgebiet in die Form eines 
Lehrbuches zusammenzufassen. Die einzelnen Abteilungen legen davon Zeugnis 
ab, wie sich der Stoff dem Verf. zu wissenschaftlichen Zusammenhängen ge- 
ordnet hat. Indem das Buch das Wesentliche überall herausstellt, gewährt 
es dem Lernenden einen Überblick und Einblick und wahrt dabei die Einheit- 
lichkeit der geistigen Einstellung und der Beschreibung wesentlich besser 
und folgerichtiger, als es den Sammelwerken möglich ist, die durch das 


 Zusammenarbeiten mehrerer Fachleute eütstehen. 


Die Darstellung hat den Vorzug, daß dem Leser nicht allein mitgeteilt 
wird, was wir zu wissen glauben, sondern auch die Gedankengänge klar- 
gelegt werden, aus denen dieses Wissen gewonnen wurde. Die-Aufzählung 
von Einzelarbeiten wird vermieden, dagegen. werden am Ende jedes Ab- 
schnittes die Arbeiten genannt, die einen Einblick in das Schrifttum geben: 
Eine Bearbeitung, die von diesem Gesichtspunkte ausgeht, wird nicht nur dem 
Studenten für den klinischen Unterricht gute Kenntnisse und naturwissen- 
schaftliches Denken übermitteln, sondern sie ist auch geeignet, den Arzt, 
der in diesem Buch Belehrung sucht, in klarer und übersichtlicher‘ Weise 
einzuführen in die Werkstatt medizinischer Forschungsarbeit. 

Das Buch erfreut durch die gute Ausstattung, die zahlreichen Ab- 
bildungen und den niedrigen Preis. K. Bg. 


L, Lewin, Phantastica. Die betäubenden und erregenden Genuß- 
mittel. 374S. Berlin 1924, G. Stilke. brosch. 16,—, geb. 20,—. 

Der um die Pharmakologie und Toxikologie hochverdiente Verfasser 
behandelt in dem vorliegenden Buch, dessen Titel nicht gerade glücklich 
gewählt ist, die Genußmittel, soweit sie dem Zweck der Erregung und Be- 
täubung dienen. Es werden zunächst die Beruhigungsmittel (Euphorica) 
besprochen, zu denen Verf. Opium, Morphin, Kodein usw. und Kokain 
rechnet. Die Erscheinungen des modernen Kokainismus finden ausführliche 
Darstellung. Es folgen die Sinnestäuschungsmittel (Phantastica), d. h. 
Anhalonium, Cannabis, Fliegenpilz, Hyoscyamin und andere Nachtschatten- 
gewächse. Die fölgenden Kapitel sind den Berauschungsmitteln im engeren 
Sinne (Inebriantia), dem Alkohol, : Chloroform, Äther und Benzin und den 
Schlafmitteln (Hypnotica) wie Chloral, Veronal usw., der Kawa und Kanna 
gewidmet. Das Schlußkapitel befaßt sich mit den Erregungsmittein (Ex- 
citantia), zu denen außer Kaffee, Tee und Tabak u. a. Kampfer, Betel, 
Kola, Mate, Arsenik und Quecksilber gerechnet werden. Die Darstellung 
ist ungemein fesselnd, sie zeugt nicht nur von einer völligen Beherrschung 
des Stoffes und großer eigener Erfahrung und Forschung, sondern auch von 
umfassenden historischen und kulturhistorischen Kenntnissen, Das Buch 
ist für einen weiteren Leserkreis bestimmt, chemische Formeln und Lite- 
raturangaben sind daher bei Seite gelassen. Die hohe Bedeutung, die den 
Genußnmitteln für die Medizin, Psychologie, Volkswirtschaft und Rechtspflege 
zukommt, wird in anschaulicher Weise klargelegt. So ist das Buch geeignet, 
Belehrung und Kenntnisse 'auf dem sehr wichtigen Gebiete den ver- 
schiedensten Berufen’ zu vermitteln und Anregungen zu weiteren Forschungen 
zu geben. Wenig‘zufrieden mit dem Verf. wird allerdings das Alkohol- 
abstinentöntui Söll, gegen dasselbe wendet sich der Autor in temperament- 
voller Weise, ' oB mit voller Berechtigung, sei dahingestellt. Henneb erg. 


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` l 4.. Tagung für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten in Berlin 


"wHaberer-Graz aus, daß zur Vermeidung der unangenehmen Situation 


`. die Resektion unter unbedingter Opferung. des Pylorus samt dem antralen 
‘. Magenteil. ‘In der besagten Richtung stimmen wobl die Chirurgen der: 
großen Mehrzahl nach überein und dürften nach Ansicht des ‘Vortr. hierin 
-auch den Beifall .der Internisten finden. Eine umstrittene Frage bleibt 
vorläufig noch die Wahl (der-Resektionsmethode,. da ja die Methode nach 
Billroth IL als die weitaus häufiger geübte neuerdings. wieder eine Kon- 


die letztere nach ihren Ergebnissen für die Methode der Wahl, am’ besten . 
. în der von ihrem Schöpfer angegebenen Originalmethode, und wenn diese. 
. - unausführbar ist, in der von ihm früher näher umschriobenen Modifikation 


. Duodenalschenkel. Die quere, segmentale Magenresektion hat neben vor- 
:..züglichen 'Erfolgen:Mißerfolge dadurch aufzuweisen, daß vorhandene Hyper- 


_ ulzera 'nach: dieser Methode 'zu befürchten sind, und auch bereits in nicht 
geringer Anzahl beobachtet wurden. Endlich muß zugestanden werden, 
 daß'trotz.all ihrer Nachteile die Gastroenterostomie dann auf den Plan treten . 
“soll, wenn es sich um jene ganz seltenen Fälle handelt, bei denen wir 
aus: lokalanatomischen ‘oder auch aus Gründen des Allgemeinzustandes der 


“ zwischen unmittelbaren Folgeerscheinungen und Spätfolgen der Operation 
. und der Lunge; Blutbrechen:.durch Nachblutung aus Unterbindungen, retro- 
`,  gtad6-Embolie oder endlich Ulkusblutung aus dem nichtresezierten Geschwür. 
‚Das beste Mittel gegen: die Blutung ist die Magenspülung und die Injektion 
`- von Pferdeserum. . Akute Magendilatation ist dio Folge einer Prädispositi 

Narkösewirkung ‘oder Ausdruck einer Nebenniereninsuffizienz. . | 
‚Die. Tätigkeit des Darmes' ist aufmerksam ‚zu. beobachten. Die Gastro- 


` enterostomie fübrt zu schweren Mißerfolgen (Circulus vitiosus, Ulcus jejuni, 


Gastroenterostomie ist‘ die Folge ‚fortbestehender. Hypersekretion. Sehr 


“ Internisten und-Chirurgen. ist: nötig zum Besten des Kranken. 


'‚Inhaltsmengen prüft. - Im, allgemeinen aber findet. man nach Gastroentero- 
.-stomie keine- freie HCl; Die Alkalibehandlung in äusreichender Dosis ist 


“ergibt, daß hohe, Werte und zwar- erst in später. Phase nur beim Ulcus | 


diagnostisch einwandfreie Bedeutung beanspruchen können. Die Beeinflußbar- : 


1924. — MEDIZINISO HE KLINIK — Nr. 48. _ 80. November | 


Kongreß. und Vereins-Berichte. 


er zu dem Ergebnis, ‘daß. die Folgen 'der Zerstörung. antagonistischer 
Elemente des extragastralen Nervensystems, ` weit entfernt, sich wechsel- . 
'seitig aufzuheben, stets auf eine ‚Verminderung des Magentonus und eine 

"Herabsetzung der Peristaltik hinauslaufen. Dies wird man daher ebenfalls : 
bei Vergiftungen und nach ‚Operationen am Menschen erwarten müssen. 
In seinem Schlußwort konnte sich v. Haberer auf Einzelpunkte 
_ beschränken, im ganzen aber eine erfreuliche Annäherung der Standpunkte, 
zumal mit.Finsterer feststellen. | 


EN vom 28. bis 25. Oktober 1924. (Schluß aus Nr. 47.) 
In dem Referat über Nachkrankheiten nach Magenoperationen führt 


des Bestehenbleibens der alten Krankheit oder des Auftretens neuer 'MiB- 
stände (z.B. Ulcus jejuni, Circulus, Diarrhöen, kleiner Magen — man sollte 
Magenkleinheit sagen, kleiner Magen ist für den Pawlowschen Blindsack 
vergeben, Ref. — usf.) zunächst eine einwandfreie. Technik die erste Vor- 
aussetżung ist. Ferner zeigt es sich nach nahezu allgemeiner Auffassung, 
daß die Pylorusäusschaltung in jedweder Form als eine gänzlich unzuver- 
lässige Methode, die schwere Gefahren in sich birgt, zu ‘verlassen ist. Die | 
Operation der- Wahl bei den gutartigen Magenduodenalerkrankungen bleibt 


Nachzutragen ist ein-Vortrag von van der Reis-Greifswald (welcher 
_ auch seine die Kürze des Menschendarms in vivo — 250 cm — beweisenden 
Röntgenöogramme vorweist) über. die physiologisch saure Reaktion des 
ganzen Dünndärms. Diese. auch: bei abnormen Salzsäurewerten des Magens 
konstanten Verhältnisse -beruhen auf einer Tätigkeit des gesunden Dünn- 
darms, der sich bo gegen die Luftkeime einerseits, anderseits die Dick- 
darmkeime ‚schützt. Bakterienflora und Aziditätsabnahme findet sich bei ` 
der endogenen Dünndarminfektion als gemeinsame Ursache der mit Unrecht 
scharf unterschiedenen „Dyspepsie“formen Gärungsdyspepsie und Fäulnis- 
dyspepsie; . Ob Spülung, Diät oder Beimpfung des Dünndarms das beste." 
‘Mittel ist, wird untersucht. | ; Rr | 
| Neu ‚ist. der einfache Nachweis des vermehrten Harnstofigehalts ìm 
Speichel als Ersatz der Blutuntersuchung durch Marceli Landsberg-; ` 
Warschat, beruhend auf der bekannten Reaktion mit Diazoamidob enzaldehyd. 
Von den übrigen sei Raummangels wegen nur die Demonstration L. Picks- 
Berlin hervorgehoben, welcher an zwei Präparaten zeigt, daß auch Taenia 
saginata den. Darm und da5 Pankreas durchbohren und: durchwandern kann, 
‚sowie seine Bilder, die den Trichocephalus dispar in subepithelialer Lage 
zeigen, die Epithelzellen wachsen darüber ‚mächtig an und das Epithel 
muß sich daher in Falten’ legen, während -die Drüsenzellen unter ihm ein - 
riesenzellenartiges Symplasma bilden. Maßgebend sind offenbar Se- und. 
Exkrete des Parasiten (die Intensität der Veränderungen nimmt ab, je. 
| weiter man sich von ihm entfernt). Es. ist schwer, nicht an Möglich: 
keiten von Geschwulstentstehung zu denken. 


kurrentin:in der Methode Billroth I gefunden hat. Persönlich hält! er 


der Einpflanzung des Magenquerschnittes in den ‚mobilisierten absteigenden 


azidität darch ‘sie ‘wenig oder garnicht beeinflußt wird, so daß Rezidiv- 


Patienten den größeren Eingriff der Resektion nicht wagen dürfen. , - 
- In seinem Korreferat geht W. Zweig-Wien von der Unterscheidung 


88. Versammlung deutscher Naturiorscher und Ärzte zu Innsbruck, 
91. bis 27. September 1924. (Schluß aus Nr. 47.) 
Bericht von L. Pincussen, Berlin. E 


K. Dresel (Berlin) sprach über die Funktionen eines großkirn- 
und striatumlosen Hundes. Er führte im Film einen Hund vor, der nach 
"Exstirpation des Großhirns und. des. gesamten Striatum beiderseits 3 Monate 
|.am Leben erbalten wurde. Während der großhirnlose Hund zu komplizierten . 
‚ Handlungen fähig ist, ging- durch die Striatumexstirpation jede Möglichkeit 

einer Kombination verloren, ‘und das Tier war zu einem seinen primitivsten' 
Refexen unterworfenen Automaten herabgesunken. . Die anatomische Unter- 
suchung ergab ein 7ugrundegöhen der Substantia nigra der gleichen Seite 
‚nach einseitiger und beider Seiten nach doppelseitiger Striatumzerstörung. . 

Pincussen (Berlin) berichtete über biologische Jodwirkung -bel 
‘Bestrahlung und zeigte, daß das im Organismus unter. Belichtung aus Jod- 
salzen abgespaltene Jod imstande ist, erhebliche Veränderungen auszulösen 
. und besonders den Stoffwechsel weitgehend zu beeinflussen. Auch formative 


aus. Zu- den ersten gehören Narkoseschädigungen des Herzens, der Leber 


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2. Ein gefürchtetes: Ereignis ist der arteriomesenteriale Darmverschluß: 


Blutung, Perforation, maligner Degeneration). Die Ansichten. über das funk- 
tionelle: Resultat sind widersprechend. .Das.Ulcus jejuni perforatum nach 


wichtig ist die Einleitung einer, typischen Ulkuskur nach der Operation. . 
Oft sieht man nach: Gastroenterostomie ‚Gärungs- ‚und: Fäulnisdyspepsie ein- 
treten. Nach Ulkusresektion kommt es zu einer Hypochlorhydrie. infolge 
Wegfalls der -chemischen Sekretionsphase. Die psychische Phase bleibt 
erhalten, daher Gesamtsäurewerte ‚unter 20 selten. Gegen die oft schweren Änderungen können, wie Versuche an Kaulquappen ‘ergaben, auf ` diese . 
gastrogenen: Diarrhoen. (nach. Resektion) ist Diät und Salzsäuretherapie mit Weise ausgelöst. werden. Bei kleineren Tieren, die. in Jodsalzlösungen 
kleinen Dosen nötig. Zusammenarbeit und gegenseitiges. Verständnis von. |. bestrahlt werden, kann das abgespaltene Jod in kurzer Zeit zum Tode des 
Tieres führen, während im Dunkel gehaltene Kontrolltiere, bei denen also’ 
eine. Jodabspaltung nicht stattfindet, ganz unbeeinflußt bleiben. 

Aus der Sektion für innere Medizin sei die Mitteilung von F. H.Lewy 
(Berlin) über den Rhythmus als eine Grundeigenschait der Konstitution 
genannt. Jede Bewegungsart weist ein für jedes Individuum charakteristisches 
Tempo auf,.das auch unter verschiedenen Versuchsbedingungen hartnäckig 
.beibebalten wird. Es lassen sich verschiedene Persönlichkeitstypen unter- 
scheiden, sowobl nach der Höhe des Eigentempos als auch nach der 
Fähigkeit, dasselbe gegenüber Störungseinflüssen körperlicher und geistiger 
Art festzuhalten. Der Rhythmus ist eine in:der Persönlichkeit tief ver. 
:{ ankerte und für das Individuum charakteristische Eigenschaft, welche 10 

. gleicher Weise einer Spiegeleinstellung und Regulation. unterliegt wie andere 
körperliche Erscheinungen. S. Bondi (Wien) berichtete über Wesen und 
| Wert der intrathorakalen Auskuitation des Herzens. Die Auskultationeh 
| der Hinterwand,des Herzens, welche vom Rücken aus nicht möglich ish 
läßt sich in vorzüglicher Weise durchführen, wenn man ein entsprechend 
geformtes dünnes Rohr in den Ösophagus einführt und auf diese Weise 
die Auskultation vornimmt. Dio Resultate ‘sind nach Angabe des Vor 


Porges-Wien: ‘Bei Ulcus jejuni -perforatum kann man stets freie 
-HOI finden, wenn man richtig. untersucht, (nicht zu früh!) und auch kleinste 


-däher sicher am Platz. Er. hat das Sippysche Schema modifiziert, weil 
‚er gegen Natron und: für Kreidepulyer ist. . rear 
2." Kalk-Frankfurt: Die Verzeichnung der Säurekurven. nach Katsch 


jejuni perforatum vorkommen,,. so.daß. solche Werte und’ solche Kurven eine 


keit, des Kurvenverlaufs beweist, daß das. Ulcus jejuni perforatum ‘durch 
innere Behändlung heilbar ist; zum Überfluß wurde bej einem solchen: 
Kranken, der sich dennoch operieren ließ, der, bioptische Beweis geliefert, 
indem der Chirurg ein ‚gebeiltes Ulkus vorfand. u | | 

| Bickel-Berlin beschreibt die, Folgen der Resektion des Vagus, des 
Sympathikus und der Exairese des Ganglion cooligcum in ihrem Einfluß | 
auf den Tonus und die Peristaltiik des Magens sowie auf die Ansprechbar- 


keit für Azetylcholin, Pilokarpin und die beiden Phasen der Adrenalin- | tragenden sehr befriedi oh: 4 i tep: 
i Har DA i o en jedigend. Schr deutlich ist das systolische Aorier 
wirkung. Nach Würdigung.der Folgen kombinierter Ausschaltungen kommt | geräusch, besonders das systolische Mitralgeräusch. Leo J : cobsohn (Berlin 


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30. November 


Charlottenburg) sprach über Herztonverstärkung und -Fernübertragung der 
Herztöne. Mit einer von der Huth-Gesellschaft ausgeführten Apparatur 
gelingt es, die Herztöne mit Hilfe des Fernspreohnetzes -über weite Ent- 
fernungen zu übertragen. Auch die drahtlose Übertragung auf 150 km 


erwies sich als möglich. F. Munk (Berlin) schilderte seine experimentellen: 


Untersuchungen über die Albuminurle, aus welchen er schließt, daß die 
Eiweißausscheidung bei der Nephritis nicht so sehr auf eine Funktion der 
Niere selbst zu bezieben wäre, wie auf eine Umwandlung des Bluteiweißes. 
Durch elektroosmotische Veränderungen des Bluteiweißes konnte er beim 
Kaninchen, ohne daß eine Nierenschädigung bestand, Albuminurie erzeugen- 
Stuber (Freiburg i.B.) sprach über Blutgerinnungsstudien, die ihn zu 
der Überzeugung führten, daß die Blutgerinnung lediglich ein Kolloid- 
phänomen sei und die bisherige fermentative Auffassung nicht zu Recht 
bestünde. K. Karger (Magdeburg) berichtete über vergleichende chemische 
Untersuchungen am arteriellen, venösen und kapillaren Blut, welche zum 
Teil nicht unerhebliche Abweichungen der einzelnen Komponenten auf- 


` weisen. .H. Herxhoimer (Berlin) behandelte die Diagnose des Trainings- 


zustaudes und betonte bei der zunehmenden Ausbreitung der sportlichen 
Betätigung die Notwendigkeit einer dauernden ärztlichen Überwachung. 
Aschner (Wien) sprach über Rückkehr zur Humoralpathologie; er meint, 
daß diese Renaissancebewegung in der Medizin: in Form einer Wieder- 
aufnahme humoralpathologischer Anschauungs- und Behandlungsmethoden 
in Verbindung mit der Zellularpathologie und ihren modernen diagnostischen 
und therapeutischen Methoden der kommenden Entwicklung der Medizin 
ihren Stempel aufdrücken wird. Gudzent (Berlin) berichtet über die 
günstigen Erfolge der Behandlung von: Thyreotoxikosen und Morbus 
Basedow mit kleinen Dosen von Gammastrahlen. 

In der Abteilung Hygiene, gemeinsam mit einer Tagung der Deutschen 
hygienischen Gesellschaft, gab es zunächst eine Aussprache über Volks- 


' ernährungsfragen im Lichte der Kriegs- und Nachkriegserfahrungen, die 
durch ein Referat Dresel (Heidelberg) eingeleitet wurde. Sodann sprach _ 


Korff-Petersen (Berlin) über die Berücksichtigung der Wärmewirtschaft 
beim Plan und der Ausführung des Hausbaues. Zunächst ist bei der 
Auswahl des Bauplatzes auf natürlichen Schutz gegen Wind und Regen 
zu achten. Bei der Grundrißgestaltung sind die wärmebedürftigen Räume 


in den Kern des Hauses zu. legen. Da der Wärmeverlust hauptsächlich 
‘dureb die Fenster und die unmittelbar ins Freie führenden Türon erfolgt, 


ist deren Zahl und Größe auf das unbedingt Nötige zu beschränken und 
möglichst Doppelfenster und -türen zu nehmen. Für die Wände sind Bau- 
stoffe mit kleiner Wärmeleitzahl zu verwenden. Empfehlenswert sind gute 
Holzbauten und Ziegelmauern mit kleinen, in sich geschlossenen oder mit 
porösem Material ausgefüllten Hohlräumen. Sehr wirtschaftlich ist eine 
Wärmeisolation an der Innenseite der Wände, welche die Wärmespeicherung 
in den Wänden herabsetzt, die Anheizzeit verkürzt und die Wärme- 
abstrahlung des menschlichen Körpers stark vermindert. Bei dauernd be- 
wohnten Räumen ist Dauerheizung am geeignetsten und billigsten. 

Ein weiteros Thema bildete die hygienische Ausbildung der Lehrer, 
für das Adam (Berlin), Rektor Lorentz (Berlin) und Selter (Königsberg) 
das Referat übernommen hatten. Adam betonte folgendes: Um der Gesund- 
heitspflege den ihr gebührenden Platz im Schulunterricht zu sichern, ist 
vor allem ein hygienischer Unterricht der Lehrer notwendig. Der Lehrer 
ist als Träger dieses Unterrichtes geeigneter als der Arzt. .Es ist auch 
wichtig, daß die elementaren Gesundbeitsregeln mit dem übrigen Unter- 
richt verwoben und bei Gelegenheit des Turnunterrichts, des mathematischen 
und naturwissenschaftlichen Unterrichts erörtert werden. Das Problem ist, 
die schon im Amte befindlichen Lehrer, ebenso wie die noch in der Aus- 
bildung befindlichen mit den nötigen Kenntnissen zu versehen. Rektor 
Lorentz gab dann detaillierte Pläne für die Gestaltung des Unterrichtes 


in: den verschiedenen Schulen. Ein von Adam und Lorentz im Auftrage. 
des preußischen Landesausschusses für hygienische Volksbildung verfaßter - 
Leitfaden hat anscheinend schon Gutes gewirkt, überdies haben im Laufe 
der letzten Jahre an verschiedenen Stellen sehr gut besuchte hygienische : 


Fortbildungskurse stattgefunden. Selter meinte, daß die Ausbildung der 


‚amtierenden Lehrer nur oberflächlich sein könne; für den Nachwuchs fordert 


er ein zweistündiges Kolleg zwei Semester lang. 

Eine lebhafte Diskussion schloß sich an diese Berichte an. Hierbei 
betonte M. Hahn (Berlin), daß die Universitäten die hygienische Ausbildung 
der Lehrer gut übernehmen könnten. Während in den Schulen der Lehrer 
der Träger des Unterrichts sein müsse, ist in den Fachschulen, in welchen 
als Lehrer häufig Handwerksmeister wirkten, der Arzt wohl geeigneter. Im 
Gegensatz. zu Selter will Uhlenhuth (Freiburg) nicht warten, bis eine 
neue Lehrergeneration herangewachsen ist. Wie Lode (Graz) berichtete, 
nimmt in Österreich bei Ausbildung der Turnlehrer ‚die Hygiene einen 


breiten Raum ein und 'ist auch Prüfungsfach. Zum Schluß wurde eine ` 


Entschließung angenommen, in der das Reichsamt ides Innern aufgefordert 


wird, der bygienigchen Ausbildyng der lehrer ynd Schüler, welche in der. 


Eins < 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


' Sohweiz und ’Österreich-schon seit Jahren durchgeführt ist, auch in Deutsch- 


land größte Aufmerksamkeit zu schenken. 


Patentanwalt Fritz Warschauer (Berlin) sprach über Bakterio- | 


logie und Patentrecht. An Hand zahlreicher Patentschriften wies er nach, 


daß das Patentamt sich allmählich den berechtigten Forderungen, auch 


bakteriologische Verfahren zu patentieren, nicht habe verschließen können. 
Während nach den früher geltenden Regeln eine Erfindung nur dann 
patentfähig war, wenn es sich bei ihr um eine mechanische oder chemische 
Bearbeitung oder. Verarbeitung von Rohstoffen handelte, wenn also durch 
ein technisches Mittel ein technischer Erfolg herbeigeführt wurde, hat das 
Patentamt in einer neueren Entscheidung ausdrücklich. auch solche Ver- 


‘fahren als patentfähig anerkannt, welche sich der Vorgänge der lebenden 


Natur bedienen, eine Entscheidung, die für bakteriologische und immun- 
biologische Verfahren von höchster Wichtigkeit ist. 


In der Abteilung für Röntgenkunde und Strahlenbehandlung 


referierte H. Holthusen (Hamburg) über die Wirkung der Röntgen- 
strahlen in biologischer Hinsicht. Als Primärwirkung wird ein dem photo- 
chemischen Prozeß bei der Einwirkung von Lichtstrahlen analoger Vorgang 
angenommen. Die Punktwärmehypothese von Dessauer, welche in ört- 


lichen Temperaturerhöhungen die letzte Ursache der Strahlenwirkungen 


sieht, lehnt der Referent ab. Was als biologischer Vorgang sichtbar in 


‘die Erscheinung tritt, ist eine Sekundärwirkung, deren Zustandekommen: 


und Umfang durchaus von dem biologischen Verhalten der Zellen abhängt, 
und die sich nur unter physiologischen Bedingungen voll auswirken kann. 
Bei wachsendem Gewebe wird. die Zellempfindlichkeit durch die Anspruchs- 
fähigkeit des Zellkernes bedingt, für die übrigen Gewebe verdient neben 
der Radiosensibilität des Zellkernes die Empfindlichkeit der Zellmembran 


besondere Berücksichtigung. Die Strahlenwirkungen im Organismus lassen, 


sich mit der Betrachtung der Einzelzelle nicht restlos erklären: es muß 
die Korrelation der Zelle und Gewebe und.Organe untereinander berück- 
sichtigt werden. Bei den Fernwirkungen der Strahlen spielen- beim Zell- 
zerfall entstehende wirksame Substanzen eine wesentliche Rolle. Es be- 
stehen in diesem Sinne gewisse Analogien zwischen dem Verhalten des 
Körpers nach Bestrahlungen und der sogenannten Proteinkörpertherapie. 
In dieser Richtung liegen auch die Erklärungen für manche "Tumorrück- 
bildungen nach Allgemeinbestrahlung. Für die neuerdings in den Vorder- 
grund des Interesses gerückten günstigen Wirkungen der Röntgenstrahlen 
bei Entzündungen wird neben der allgemeinen und spezifischen Immuni- 
sierung eine Örtliche desensibilisierende. Wirkung verantwortlich gemacht. 
Hier bestehen Parallelen mit der Wirkung parenteraler Zufuhr von Eiweiß- 


abbauprodukten und dem Einfluß der Ultraviolettbestrahlung auf Ent-. 


zündungen der Haut. Durch die Wirkung wachstumsanregender Zellzerfalls- 
produkte werden auch die wachstums- und funktionssteigernden Wirkungen 


der Strahlen in gewissen Fällen verständlich. Über die chemische Wirkung 


der Röntgenstrahlen sprach Lieber (Innsbruck); im wesentlichen kommen 
bei der Wirkung physikalisch-chemische Vorgänge in Frage: osmotische 
und kolloidchemische Veränderungen spielen eine wichtige Rolle. ‚Er ver- 
breitete sich dann über die lonenwirkung, insbesondere die Wirkung von 
Kalium und Kalzium‘ und ihre Beeinflussung durch die Strahlung und ging 
dann auf die Veränderungen an Membranen, Aggregatbildungen und Aus- 
flockungen ein. Haudek (Wien) sprach über diagnostische Bewertung 
von Lungenbefunden. Bei allen Erkrankungen, welche im Rahmen einer 
Tuberkulose zur Beurteilung kommen, sind Serienaufnahmen dringend 
erforderlich. Insbesondere hat die Beurteilung von Flächenschatten im 
Röntgenbild mit der größten Vorsicht zu geschehen; eine einmalige Durch- 
leuchtung genügt weder zur Diagnose noch zur Stellung einer Prognose; 
sie ist in kurzen Zwischenräumen, z. B. nach einer Woche, zu wiederholen 


und erst aus dieser Kontrollo können die ersten Schlüsse gezogen werden. 


Borak (Wien) berichtete über neue therapeutische Indikationen der 
Hypophysenbestrahlung. Er hat mit dieser Methode, die in Form der 


Bestrahlung zweier gegenüberliegender Schläfenfelder ausgeübt wird, neuer- 
Ferner 


dings bei gewissen Formen von Diabetes günstige Erfolge erzielt. 
erwies sich die Bestrahlung günstig gegen Amenorrhoe und Dysmenorrhoe; 
auch bei der sexuellen Impotenz des Mannes in solchen Fällen, wo eine 
endokrin bedingte Veränderung des Gaswechsels vorlag, erzielte er gute 
Erfolge. 


In der Abteilung Veterinärmedizin referierte von Ostertag (Stutt- 


gart) über Fleisch- und Milchhygiene. Wir verfügen jetzt in den meisten 
Fragen der Fleischbeschau über festbegründete Grundsätze der Unter- 


suchung und Beurteilung des Fleisches kranker Tiere.. Durch die Fleisch- 
beschau sind die Erkrankungen durch die Finne des Schweines fast voll- 
ständig erloschen; ähnliches gilt für die Rinderfinne und für die Trichine- 
Der mittelbar schädliche Echinokokkus der sohlachtbaren Haustiere, der 
auf dem Wege. über den Hund dem Menschen gefährlich werden kann, 
kann ausgerottet werden, wenn die Länder sich entschließen, die Fleisch- 
beschau auf alle Hausschlachtungen auszudehnen. Das Fleisch bei be- 


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.. mittel auszuschließen, weil schon das Häntieren mit dem Fleisch eine 


‚auch bei der Tuberkulose der Tiere, kann das Fleisch durch Erhitzen. zum 
Genuß brauchbar gemacht werden, wenn leichte Grade und keine erbeb- 


‚gabe ist die Verhütung 
`. `. mitteln möglich ist: Die Kontrolle des Milchverkehrs- ist. erheblich weniger. 


_ dem Laienpublikum. zugänglichen Sitzung der Jesuitenpater E. Wasmann 


Darwinschen Theorie, für die, wie er sagte, früher eine Überschätzung 


. der Entwieklungslehre. Einzelne Teile davon scheinen, auch. dem Vor- 
.. tragenden annehmbar. Der Kampf, welchen er seit Jahren gegen manche . 


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' stellt er das Walten einer höheren Weisheit. gegenüber. - 


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_ beruhen und im besonderen als Grenzkontrastlinien aufzufassen sind. Sie 


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technische Physik Wagner (Berlin). Es ist ihm gelungen, die Telegraphier- 


-in der Minute zù steigern. Die technischen Mittel, mit: denen dies er- 
reicht wird, bestehen in einem neuen Kabeltyp mit erhöhter Selbstinduktion 


_ empfang unter Verwendung von Hochvakuumverstärkern. 


‘berg (Wien), als dritter. Vorsitzender Fitting (Bonn) gewählt. Als Vor- 
‚standsmitglieder wurden neugewählt: Spemann (Freiburg) und Sauer- 


= Nachdem noch ein Beschluß zur'neuen preußischen Schulreform der höheren 


. maligen Versammlung nach einem kurzen Überblick über: die Arbeiten der . 


worte: Lassen Sie mich nur ganz kurz noch. einem ‚Gefühle Ausdruck ver- 


‚als durch die Wahl des diesjährigen und des nächsten Tagungsortes. 
‚Innsbruck‘ und Düsseldorf sind vorgeschobene Posten ‚deutscher Wacht, 


. Gemeinschaft sein. - 


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aia = A MEDIZINISOHR KLINIK — Nr.48.. 


280% November 
stimmten vom Tier auf den Menschen übertragbaren Krankheiten wie 


“und einmal ‚ein junger Mann betroffen. ‚Die Behandlung war stets eine 
Rotz, Milzbrand, Tollwut ist unbedingt von der Verwendung als Nahrungs- TEE A A a | 


konservative. a BE Sa NEL a 
: © "Aussprache: Payr. glaubt, daß die ‚bisherigen Erklärungsversuche ; 
; der Köhlerschen Krankheit des 2. -Mittelfußköpfchens nicht geeignet sind, 
. dies6 eigentümlichen Krankheitsbilder zu'erklären; er glaubt an eine durch : 
` mechanische Schädigungen bedingte- Gefäßstörung. Die sicher- 


Gefahr für den Menschen bedeutet. Bei den übrigen Infektionskrankheiten, 


lichen Veränderungen des Muskelfleisches vorliegen.. Eine. wichtige Auf- 
der Fleischvergiftungen, ‘was durch bakteriologische. 


"Ernährungsstörung des Knochens hin. Die Embolie gerade dieser um- 
Untersuchung geschehen muß. . Schwerer verhütbar sind die. Hackfleisch- 


i schriebenen Stelle ist jedoch nach der Ansicht Payrs eine geradezu an 
' den Haaren herbeigezogene Erklärung. Viel. näher liegt es nach seiner . 
‘ Meinung, an eine Zirkulationsstörung im Bereich der gerade im fraglichen 
' Alter der Kranken noch, bedeutsamen Kapselgefäße zu denken. Solange 
: die Epiphysenfuge besteht, erhält die Epiphyse kein Blut von der Diaphyse 
' aus (Nußbaum).: Sie ist auf die Ernährung von den zahlreichen Periost- 
. kapselgefäßen. angewiesen. Unterbricht man durch geeignete Versuchs- 
"anordnung - diese . Zufuhr, so erhält man ausgedehnte Epiphysennekroe 
| C(Nußbaum). Am 2. Mittelfußköpfehen: sind. nun für solche Vorgänge 
mehrfache Gelegenheitsursachen vorhanden. Es ist bei gewissen Schädlich- 
keiten mechanisch in einer ungünstigeren Lage als seine ‚Nachbarn, 'so 
z. B. bei der Krallenzehenbildung und dem Reiten der zweiten Zehe auf `. 
der Großzehe und der. dritten. : Dabei ist eine. besonders starke Hyper- 
. extension im Grundgelenk vorhanden, welche die an der Plantarseite der. 
, dorsalen gegenüber: viel stärkere Kapsel mächtig spannt. Zudem ist das 
Köpfchen dort. auf eine viel größere Strecke nackt, indem der Kapselansatz 
häufig über: !/, cm vom Knorpelrand entfernt ist. Außerdem ist in die 
faserknorpelige Platte der, Sehnenseite. der Kapsel gerade unter dem 
. 2. Köpfchen nicht selten ein Sesambein eingefügt. Bei der steilen Dorsal- 
flexion ist das 2. Köpfchen, besonders auch bei bestehendem Spreizplattfuß, 
statisch am stärksten in Anspruch genommen. Bei der durch hohe Ab- -. 
‚'sätze so häufig bedingten Krallenzehenbildung. werden nach Payrs Vor- 
"stellung die plantaren Kapselgefäße durch Überspannung komprimiert, dies 
"führt allmählich zu einer herdweisen Nekrose der Epipbyse mit den be 
kannten Veränderungen. Gerade für Mädchen im Pubertätsalter wird diese: 
"Schädigung durch .die -Fußbekleidung sehr häufig zutreffen. . Beim Tragen 
zu sehmaler Schuhe wird das laterale Sesambein mit Gewalt auf die Kapsel ` 
gedrückt. Bèi männlichen Individuen: und im höheren Lebensalter (be- 
_ kanntlich viel seltenere Beobachtungen) wird der Spreizplattfuß als Erklärung 
"herangezogen werden müssen. Auch: bestehen nicht unerhebliehe indi- . 
_ viduelle Unterschiede in der Länge -des 2. Mittelfußknochens. Eine konsti- 
_tutionelle Schwäche des Kapselbandapparates bei Asthenikern kann gleich- 
| falls sebr wohl mitwirken. -Warum entwickelt sich beispielsweise in der 
Kapsel des Handgelenkes so häufig gerade bei diesem Konstitutionstyp 
.das typische. Ganglion? Die von Payr gegebene Erklärung braucht nicht 
|. mit so merkwürdigen Zufälligkeiten zu rechnen, wie die bisher versuchten. 
| Vielleicht. läßt sich durch Kapseldurchschneidung im Tierversuch, wie 68° 
ja Nußbaum für das untere Femurende so einwandfrei gelungen ist, auch 
das Bild der Köhlerschen Krankheit erzielen. Davon erwartet-P ayr mehr, 
als von histologischen Untersuchungen. 0... i 
Schulen gefaßt worden war, der sich scharf gegen die Neuordnung des ‚Sonntag: ‚Operierte Phlebarteriektasie. ‚5ljähriger Lehrer bemerkte 
höheren Schulwesens ohne die Mitwirkung und den Rat der an diesen | seit frühester Kindheit am linken Arm. Göfäßerweiterung, und zwar zuerst 
Fragen beteiligten Kreise wendet, und andere geschäftliche Dinge erledigt an der Hand; in: den letzten -5—10 Jahren. ‚hat sich‘ der Zustand ver- 
{morden waren, sprach. Haberer (Innsbruck) als Geschäftsführer der dies- . schlimmert, am-ganzen linken Arm bestehen ausgedehnte Gefäßerweiterungen 
der Arterien sowohl wie ‘der Venen; an einzelnen: Stellen, - namentlich au 
Unterarm und an der Hand, sind im Bereiche der Arterien ‚pulsierende 
und schwirrende Säcke vorhanden. Bemerkenswert sind außerdem: Tele 
leihen, das uns gewiß alle im gegenwärtigen Augenblicke. beseelt. Die | angiektasie.am Handrücken, bläuliche Verfärbung, stärkere Behaarung und 
Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte hat sich neben ihren | Schweißvermehrung, Volumenvermehrung, Temperaturerhöhung und Glied- 
wissenschaftlichen Bestrebungen seit ihrer Gründung die Förderung deutscher | verlängerung um 3 cm am Vorderarm,. sowie. Pulsverlangsamung bei. Kom- 
Einigkeit und deutscher: Einigung zum Ziel gesetzt. . Ich glaube, sie-hätte pression der Armschlagader um 18 Schläge pro Minute. Es wurde in 
die Erreichung dieses Zieles durch nichts mehr und besser fördern können I zwei Etappen die Arteria ulnaris unterhalb des Ellenbogens' reseziert und 
die verschiedenen pulsierenden und schwirrenden Säcke an Unterarm und 
‘Hand exstirpiert unter möglichster Schonung der Fingerarterien. Entlassung 
‚als geheilt. Histologischer Befund: An den resezierten Arterien b2W. Säcken 
'sind alle Wandteile (Intima, Media und Adventitia) unregelmäßig verdickt, 
die Elastika aufgesplittert und stellenweise ganz fehlend; an den von der 
Hand entfernten Säcken bestehen zahlreiche Gefäßwucherungen von häm- 
angiomatösem Eindruck, >. 0.000 A 
. Brehm: Ein Fall von Phlebarteriektasie der. Hand und des Vorder- 
‚arms im 18. Lebensjahr ohne sicheres Trauma in-Anschluß an Partus 
‚ entstanden. Im -36. Lebensjahr durch Unterbindung der Arteria ulnans 
| und radialis sowie Alkoholinjektionen gebessert. Jetzt seit 2 Jahren starke 
Zunahme der Schwellungen bei der zurzeit 67jährigen Patientin. Typischer 
und atypischer'Schlüsselpunkt. Bei Durchdruck auf die 3. Interdigitalfale 
Zusammenfallen der vorher pulsierenden Venenstränge. eo 


und Wurstvergiftungen, die nur durch: Ausschluß von Dauerausscheidern . 
von -Paratyphusbazillen oder Bazillenträgern' vom Hantieren mit Nabrungs- 


befriedigend geregelt als die Fleischbeschau. Wünschenswert wäre ein 
weiterer Ausbau ‚der Stallkontrolle und der tierärztlichen Milchkontrolle. 
Im Rahmen der Abteilung Zoologie sprach in einer besonderen, auch 


über die Ameisenmimikry. Einleitend besprach er die Vererbungstheorie, 
die Mendelsche Lehre, und beschäftigte sich dann ausführlich mit der 


Mode war, jetzt eine Unterschätzung. Der Darwinismus ist nur eine. Form . 


2 


Thesen Darwins' aufgenommen hat, gilt nicht so sehr der Lehre selbst, _ 
sondern denen, welche sie übertrieben haben, vor allem Haeckel und 
Weißmann, Dem von ihnen gepredigten Monismus, richtiger Atheismus, 


. © Kurz erwähnt 'sei noch aus.der Abteilung Mathematik und Astronomie ` 
ein Vortrag von Kühl (München) über Einzelheiten der Marsoberfläche: 
im Lichte. der physiologischen Optik. Seine Untersuchungen. führten zu | 
dem Resultat, daß die Kanäle eine Reihe von typischen Merkmalen besitzen, 
nach denen sie wahrscheinlich auf physiologisch-optischen Täuschungen 


haben mit der wirklichen Topographie des Mars nichts.zu tun, womit end- 
gültig auch ‚die daran geknüpften phantastischen Spekulationen fallen.. 
Über. Schnelltelegraphie in Transozeankabeln sprach in der Abteilung 


geschwindigkeit von ungefähr 180 Buchstaben auf 1000—1200 Buchstaben 


sowie neuen Apparaten und Schaltungen zum- Schnellsenden und Schnell- 


In der geschäftlichen Sitzung wurde als zweiter Vorsitzender v.Eisels- 


bruch (München), ‘als stellvertretende Vorsitzende Penck (Berlin) und 
Hahn (Berlin). Als Ort der nächsten Versammlung 1926 wurde Düsseldorf" 
bestimmt, als deren Geschäftsführer Schloßmann (Düsseldorf) eingesetzt. 


Versammlung am Ende der letzten allgemeinen Sitzung folgende Schluß- 


und heute reichen wir unseren Brüdern in. Düsseldorf, deren Leiden wir 
wenigstens seelisch mitgelitten haben, freudig die Hand und beglück- 
wünschen sie, daß es ihnen möglich wurde, die Versammlung deutscher 
Naturforscher und Ärzte in die Mauern ihrer Stadt zu rufen. Möge dies 
der erste Hoffnungsschimmer für eine glücklicher Zukunft der deutschen 


De Leipzig. 5 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 28. Oktober 1924. 
Sonntag: Köhlersche Krankheit am Mittelfiußköpfchen. 6 eigene 

Fälle. Befallen war stets das 2. Mittelfußköpfchen: Der rechte Fuß war- 

zweimal, der linke dreimal und beide Füße einmal erkrankt. Das Alter 

ş hwankte zwischen 15 und 23 Jahren. Fünfmal waren junge Mädchen 


s 


Aussprache: :Herr Payr beabsichtigt in dem von Herm.Breb® 
_ vorgestellten, sehr interessanten Fall von Phlebarteriektasie die A. cu 


, gestellte Tatsache einer unspezifischen Nekrose weist ja zweifellos auf einé 


30. November 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. | | 715 l A 
ce m E | 


zu unterbinden. Er verfügt über 5 eigene Erfahrungen, es wurde stets die 
Arteria brachialis oder cubitalis verschlossen. In einem Fall ist das Leiden 
zwar völlig zum Stillstand gekommen, aber an Stelle der arteriellen Ektasie 


| Mensch: Über Psicain. Es erscheint gut geeignet für Schleimhaut- 
anästhesie. Es ist angeblich bedeutend ungiftiger als Kokain. : Eigene Br 
gute Erfolge mit 1/,0/,iger Lösung bei Anästhesie der Harnröhre wurden boob- a 


trat eine rein venöse nach Art der Muskelkavernome mit sekundärer, 
narbiger Kontraktur an der Muskulatur des Daumenballens und den Inter- 
- osseis. Von Zeit zu Zeit auftretende trophische Geschwüre werden am 
raschesten durch Umsobläge mit der Preglschen Jodlösung geheilt. _ 
Sonntag: Über Albertaa. Albertan bewährte sich in mehrjähriger 
‚Anwendung in zahlreichen Fällen der kleinen Chirurgie, namentlich bei 
Verbrennung, Erfrierung, Brand, Geschwüren, jauchenden Geschwülsten, 


Gelegenbeits- und.Operationswunden, Eiterungen verschiedenster Art als 


austrocknendes, desodorierendes und anästhesierendes, dabei nichtriechendes, 
reizloses und ungiftiges, sowie preiswertes Pulver bzw. Gaze. 


Mensch berichtet über poliklinische Erfabrungen mit Tutocain. Es 


erfüllt anscheinend alle Forderungen, die an ein gutes Lokalanästhetikum 
gestellt werden müssen. Es hat den großen Vorteil, daß es bei geringerer 
 Giftigkeit und von bedeutend geringerer Konzentration als Novokain 
- mindestens gleiche anästhesierende Eigenschaften besitzt. Anästhesie ist 
auch mit stark verdünnten Lösungen immer sicher zu erreichen. Manchmal 
besteht anfangs störende Hyperämie. Anästhesie tritt oft langsamer ein, 
ist aber scheinbar länger anhaltend als bei Novokain. Die Lösungen sind 
vor Gebrauch immer frisch herzustellen, am besten mit fertig gelieferten 
- Tutocaintabletten nebst Adrenalinzusatz und 0,8°/,iger NaCl-Lösung. Be- 
nutzt werden am besten zur Infiltrationsanästhesie 1/5°/gige, zur Leitungs- 
anästhesio 1/,—1°%/,ige, zur Schleimhautanästhesie 2—21/,0/,ige Lösung- 


achtet, aber bisher. noch nicht genug, um ein abschließendes Urteil zu fällen, 

Schütz: 
jähriger Erfahrung in der chirurgischen Poliklinik ein ausgezeichnetes Mittel 
zur Wundbehandlung zur Verfügung, welches wohl noch nicht die Ver- 


breitung gefunden hat, die ihm zukommt. Seine Vorteile sind: Schmerz- © 


losigkeit des Verbandwechsels, Vermeidung von Verklebungen mit der 
Wunde, sehr gute Aufnahme der Wundsekrete, gute. Wundreinigung und 
Granulationsförderung, vor allem aber die Fähigkeit zur Ausfüllung größerer 
Gowebsdefekte. Indiziert ist das Mittel besonders bei Höhlen, Fisteln, 
größeren infizierten Wunden mit Gewebsdefekten, ferner bei Wunden mit 


schlechten Ernährungsverbältnissen (Ulcera cruris, Narben- und Röntgen- 
 geschwüre), akut entzündlichen Prozessen (Furunkeln, Panaritien, Bu- n 
bonen usw.); Granugenpaste und Puder kommen in Betracht bei Ver- . =; 2 


brennungen, Ekzemen, Wunden im Hautniveau. Exakte Technik‘ des 
Wundverbands ist erforderlich. 

Sonntag: Biutige Behandlung von Knochenbrächen. am Arm 
wird an Hand von Röntgenbildern operierter Fälle für den Praktiker emp- 
fohlen als gutes und einfaches Mittel in Ausnahmefällen, und zwar einmal 
von vornherein bei gewissen Riß- (Olekranon- u. dgl.) Brüchen mit Ver- 
schiebung, und dann bei gewissen Knochenbrüchen, bei denen eine be- 
friedigende Einrichtung nicht gelingt und Funktionsstörung zu beob- 


achten ist. Morut 


Rundschau. 


Zum 100. Geburtstage Hugo Rühles.*) 
2 Von Geh. Rat Prof. Dr. C. Hirsch, Bonn. 


H. Rühle (geboren: am 12. September 1824 zu Liegnitz, gestorben 
am 11. Juli 1888 zu Bonn) war einer jener universellen Kliniker im Sinne 
Ad. Kußmauls, die keine einseitigen Spezialisten sein wollten. Seine 
Studienzeit verbrachte er in Berlin, in jener Zeit des beginnenden großen 
Aufschwunges der wissenschaftlichen Medizin, die unmittelbar an das Lebens- 
werk des zu Coblenz geborenen, bahnbrechenden Physiologen Johannes 
‘Müller anknüpfte.‘” Der junge Rudolf Virchow und der Begründer der 
pathologischen Physiologie, Ludwig Traube, gaben ihm Ziel und Richtung 
für seine wissenschaftliche Arbeit. 

Nach dem im Winter 1846/47 bestandenen Staatsexamen ging er — 
ebenso wie Virchow — freiwillig als Arzt nach Oberschlesien zur Be- 
kämpfuug des dort unter den Armen hausenden sog. Bungertyphus 
(Fleckfieber). Er selbst wurde fast ein Opfer der Seuche, da er sich dabei 
- eine schwere Fleckfiebererkrankung ZU2ZOg. 

l Es war jene gärende Zeit, in der Rudolf Virchow das Wort prägte: 
„Die Medizin ist eine soziale Wissenschaft und der Arzt ist der natürlıche 
Anwalt der Armen!“ Ein Wort, das die heutigen Kassenorganisatoren und. 
Verwaltungszentren nicht vergessen sollten! 

Die Armen der Ohlauer Vorstadt Breslaus waren von der opfer- 
‘willigen, humanen Persönlichkeit Rühles damals so begeistert, daß sie 
ihn vom Magistrat als Armenarzt forderten! 1851 wurde Rühle Assistenz- 
‘arzt am Allerheiligenspital in Breslau. ` 1852 wurde er Assistent von 
Fr. Th. Frerichs an der Medizinischen Klinik. In Breslau habilitierte er 
sich dann auch bald als Privatdozent. Seine Habilitationsarbeit trug den 
Titel: „Über die Höhlenbildung in tuberkulösen Lungen“. Die 
Lungentuberkulose ist dann neben der physikalischen Diagnostik und der 
Laryngologie auch ein Lieblingsgebiet seiner Forschertätigkeit geblieben. 


Im Allerheiligenspital war er zugleich sein eigener Prosektor und 


dort legte er auch den Grund zu seinem gediegenen Wissen auf dem Gebiete 
der pathologischen Anatomie. 1887 wurde er außerordentlicher Professor. 
Als Frerichs nach Berlin berufen wurde, erhielt er zunächst dessen Stell- 
vertretung in der Leitung der Breslauer Klinik. Die Fakultät schlug ihn 


auch als dessen Nachfolger vor; aber die Regierung berief damals Lebert. 


1860 folgte Rühle einem Ruf nach Greifswald als ordentlicher Professor 
und Direktor der Medizinischen Klinik, nachdem er schon in Bresläu zum 
Direktor der dortigen Poliklinik ernannt worden war. 


ordentlich segensreich als Lehrer, Arzt und Forscher gewirkt hat. 


Es waren höchst einfache und bescheidene Räume in dem alten 


Universitätsgebäude, die damals als medizinische Klinik dienten.. Auch 
Rühle bewies hier die Wahrheit des Wortes, das einst H. v. Helmholtz 
‚geprägt: Die Leistungen eines Institutes sind nur allzu oft dem Luxus der 
Einrichtung umgekehrt proportional. 

EEE 


ı *) Gedächtnisfeier in der ersten klinischen Vorlesung des Winter- 


semesters am 8, November 1924. 


' Wort der Klage über seine Lippen. 


Vier Jahre später . 
folgte er einem Rufe nach Bonn, wo er bis zu seinem Tode (1888) außer- . 


Der schlichte und bescheidene Mann entfaltete in jenen dürftigen 
Räumen eine Lehrtätigkeit, von der heute noch seine Schüler mit höchster 
Begeisterung sprechen. 
von vorbildlicher Lauterkeit des Charakters, ein Mann von größter Herzens- 
güte und Gemütstiefe, zugleich ein rückhaltsloser Wahrheitssucher, war er 
ein Lehrer von Gottes Gnaden für die ärztliche Tätigkeit am Krankenbett. 
Seine ungewöhnliche Befähigung als Dozent wurde daher auch von seinen 
hervorragendsten Zeitgenossen immer wieder betont und hervorgehoben. 
Es muß ein merkwürdiger Zauber von diesem ethisch hochstehenden, gütigen 
Manne mit dem scharfen Verstande und dem feinen Humor ausgegangen sein! 

Als er einst, von längerer Krankheit genesen, von der Riviera nach 
Bonn zurückkehrte, vereinigten sich seine Schüler und Kollegen zu einer 
Feier dieser ihnen wiedergegebenen schlichten Persönlichkeit, ‘die einem 
Triumphzuge glich. Die Verebrung seiner Kollegen an der. Universität _ 
zeigte sich ganz besonders bei seiner Wahl zum Rektor der Rheinischen 


Friedrich Wilhelms-Universität (1881), die — ein sehr seltenes Ereignis im 


akademischen Leben — damals einstimmig erfolgte. 

In seine Bonner Zeit fällt auch: seine klassische Monographie über 
die Lungentuberkulose im v. Ziemssenschen ‚Handbuch. _ Unter seiner 
Leitung wurde die jetzige Medizinische Klinik erbaut‘ und 1882 bezogen. 

‚In seiner letzten schweren Erkrankung, die zu seinem Tode führte, 
zeigte er sich als der feste Mann, der er immer gewesen: nie kam ein 
Bis. zum letzten Atemzuge galt seine 
Sorge seiner Klinik, seiner Familie und seinen Schülern, 

Auch das’ Leben und Wirken Rühles lehren, daß nachhaltige 


Wirkungen einer hervorragenden Persönlichkeit oft mehr an den anklichen 


Kern als an die sog. geniale Begabung gebunden sind, | 

Der. Lorbeerkranz, den wir vor seinem Denkmal, in unserer Klinik, 
die er erbaut hat, niederlegten, sei ein Symbol des Dankes, den vor. allem 
wir Bonner dem Andenken an diesen vorbildlichen, immer ‚hilfsbereiten 
Mann schulden. 

Der Name H. Rühle, dessen Träger seinerzeit der gesuchteste Arzt 
des Rheinlandes war und den die Kranken den „Arzt mit der milden Hand“ 
und dem gütigen Herzen nannten, wird in Bohn nie vergessen werden. Er 
wird aber auch weiterleben in der Geschichte der deutschen Klinik, weil 
er das Ziel aller klinischen Forschung — im Sinne seines Lehrers Traube — 


vor allem in der Hilfe für den kranken Menschen erblickte. 


Rudolf Gottlieb zum Gedächtnis! 
Von E, Rost, Berlin. 


Kurz. naeh Vollendung seines 60. Jahres, nachdem er vor 


“Jahresfrist unerwartet eine Apoplexie- erlitten hatte, ist Rudolf . 


Gottlieb verschieden, der sich um den Ausbau .der experimen- | 


tollen Pharmakologie in den letzten 30 Jahren wohlverdient 


gemacht hat, Er starb am 31. Oktober in Heidelberg, wo er, 
als. Schüler von. E. Ludwig in Wien, Schmiedeberg. in Straße 


ber Granugen. Im Granugenol steht uns nach mehr- | 


Ein erfahrener Arzt und feinsinniger Diagnostiker, 


burg, zen Meyer und Rubner in Marburg, zunächst unter 


1716 


W. v. Schroeder als Assistent und seit mehr als :25' Jahren als 


dessen Nachfolger gewirkt hat, noch bis zuletzt an der Neuauflage | 
des Meyer-Gottliebschen Buches „Experimentelle Pharmakologie“ . 
arbeitend, das die internationale. wissenschaftliche Welt in Bewunde- 


rung gesetzt hat. er | 
Unter Gottlieb blieb das Heidelberger Institut im Friedrichs- 


19%4.— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.48. 


'30:-N ovember | 


_Tagesgeschichtliche Notizen. 
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellenangabe gestattet.) 
Der österreichische Bundesminister für soziale Verwaltung hat 


‘soeben die Richtlinien der geplanten Reform der Sozialversicherung 
der Arbeiterschaft bekanntgegeben, die alle Zweige der Sozialversicherung 
der Arbeiter umfassen wird. Den Unterbau dieser Versicherung werden 


bau. trotz seiner räumlichen Kleinheit Sammelpunkt experimentell 
arbeitender deutscher und ausländischer Fachgelehrter, besonders‘ 


die Träger der Krankenversicherung, die Kassen, bilden, welche eine neue 
als der jetzige Utrechter Pharmakologe R. Magnus dort wirkte. 


‘Organisation erfahren werden. Von der Idee der Einheitskasse ist die 
‚Regierung abgekommen. Verschwinden . werden „die nicht vollständig 


[j 
to 


seien die. Arbeiten Gottliebs über den Mechanismus .der Ent- 


fieberung durch Chinin und Antipyrin (1890/91). erwähnt, ersteres . 


durch verminderte Wärmeproduktion, letzteres durch erhöhten Wärme- 
verlust wirkend. Vielseitig hat Gottlieb die Digitaliswirkung 


studiert, ihren Anteil auf, Herz und Gefäße, die Resorption und die 


1 
| 

; Als eine Experimentaluntersuchung von bleibendem Wert 
Umwandlung in den Geweben festgestellt und die Wertbestimmung 
| 


im Tierversuch vervöllkommnet. Noch aus ‚der letzten Zeit ist 


. ‚Gottliebs pharmakologische Durchforschung des zukunltsreichen | 


Psicains und des löslich gemachten Kampfers Hexeton bekannt 
geworden. Tannalbin und Digipurat tragen Gottliebs Namen. 
Mit Heidelberg war der Verstorbene aufs engste verwachsen: 


die Waisenrente ein Fünftel. 


leistungsfähigen Kassen“ und die Bruderladen. Die Unfallversicherung der 

Arbeiter, deren möglichst automatische Funktion angestıebt wird, soll unter 
“Umbildung ibrer Träger zu Trägern der Invaliditäts- und Altersversicherung 
‘mit letzteren finanziell verschmolzen werden. 


| Der für den Krankheitsfall 
Versicherte soll grundsätzlich auch unfall-, invaliditäts- und arbeitslosen- 


‚versichert sein. Bemerkenswert sind folgende Bestimmungen der in Aus- 
.arbeitung befindlichen Regierungsvorlage: Die Invaliditäts-(Alters-)Rente 


beträgt im Durchschnitt zwei Fünftel des versicherten Lobnes, die Witwen- 
‚(Witwer-) Rente beträgt zwei Fünftel der Invaliditätsrente des Verstorbenen, 

In der Unfallversicherung beträgt die 
bei vollständiger Einbuße der Erwerbsfähigkeit dem Verletzten gebührende 
Unfallsrente (Unfallsvollrente) im Durchschnitt zwei Drittel des versicherten 
‘Lohnes; ist die Einbuße der Erwerbsfähigkeit eine vollständige, so gebührt 


` 5 2 a 
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jener Prozentsatz ‘der Unfallsrente, der dem Grad der Einbuße der Erwerbs- 
fäbigkeit - entspricht (Unfallsteilrente). Stirbt der Versicherte infolge des . 
Unfalles, so hat die Witwe (Lebensgefährtin, Witwer) Anspruch auf Unfalls- 
witwenrente im Ausmaß von einem Drittel der Unfallsrente des Verstorbenen, 
In der Krankenversicherung erhalten die Versicherten der Art nach 
dieselben Versicherungsleistungen, die sie heute bekommen; ihre nächsten 
Angehörigen erhalten, soweit sie nicbt auf Grund eigener Beschäfti- 
gung versichert oder vermögend sind, alle Kassenleistungen mit Aus- 
“nahme des Krankengeldes; die im Bezuge einer Unfalls-, Invaliditäts- 
oder Altersrente Stehenden erhalten im Erkrankungsfalle die Sachleistungen 
der Krankenversicherung. — Die. Bedeckung der Kosten der Gesamt- 
versicherung erfolgt durch einen einzigen Sozialversicherungsbeitrag, der 
vom Arbeitgeber und Arbeitnehmer je zur Hälfte zu tragen sein wird. — 
Für die Ärzte ist zunächst die in Aussicht gestellte Angehörigenkranken- 
versicherung von Bedeutung. Der Ärzteschaft wird, da der Bundes 
minister eine „Rücksprache“ mit den Praktikern der Sozialversicherung in 
‚Aussicht stellt, Gelegenheit geboten werden, zu dieser und anderen ihre 
| Interessen berührenden Fragen der Reform Stellung zu nehmen. 


Die Abgabe stark wirkender Arzneimittel ohne ärztliche An- 
weisung an Verbraucher seitens der ‘Apotheker ist nach einem Urteil des 
Kammergerichts vom September d. J. auch dann verboten, wenn dem Apo- 
theker dies Arzneimittel in größerer Menge überbracht und er nur auf 


Die Namen Kühne, dessen Tochter Gottliebs treue Lebensgefährtin 
wurde, V. Meyer und Albert Fraenkel seien hier genannt. Eine 
| enge Freundschaft verband ihn auch mit Hans HorstMeyer in 
Bi Wien, dessen 70. Geburtstag die M.K1.1923 (5.669) freudig und 
stolz mitgefeiert hat. Mit dem Referenten unterhielt er freund- 
‚schaftlich-kollegiale Beziehungen seit der Zeit, wo v. Schroeder 
und er ihn in die experimentelle Pharmakologie einlührten. 

-. Auch die M.Kl. hat einen großen Verlust erlitten. Die deutschen 
Ärzte hoffen, daß durch den Tod Gottliebs nicht das Erscheinen 
der begonnenen neuen Auflage der Meyer-Gottliebschen „Ex- 
perimentellen Pharmakologie“ in der ihnen liebgewordenen 
gemeinsamen Bearbeitung in Frage gestellt ist. o 


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in | Robert Gersuny % 

a 15. Januar 1844 bis 31. Oktober 1924. 

SG J | Robert Gersuny, der Billroth-Schüler, der dem Herzen seines 
in ‚genialen Meisters am nächsten gestanden, ist am 31. Oktober, fast 81 Jahre 
alt, schwerem Siechtum erlegen. Ein anscheinend gutartiges Neugebilde 


‚des Mediastinums hat dieses für alles Edle ‘warm schlagende Herz zur 
Ruhe gebracht. ° . 


Gersuny ist am 15. Januar 1844 in Teplitz in Böhmen als Sobn 


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a Ri gefordert wird, es in Einzelgaben ge Durch er ehr 
Ba EN : u N l | i hekers wird für den Überbringer überhaupt erst die Mög- 
et eines Arztes geboren, absolvierte das Gymnasium in Brüx und Prag und | Seitens des Apothel ger u 
ner, wurde an der alten Rudolfina 1866 promoviert. Zunächst ein Triennium | lichkeit geschaffen, von dem Mittel Gebrauch zu machen, nach den geltenden 
C bid als Sekundararzt des. Prager Allgemeinen Krankenhauses tätig, erhielt er. Verfügungen soll. aber gerade verhütet werden, daß das Publikum stark 
Bye . 1869 eine Operateurstelle an der Klinik Billroth in Wien, die er. bis | wirkende Arzneimittel obne ärztliche Anweisung gebraucht. 
er u 1872 innehatte. Sein Austritt aus dieser Klinik war aber kein Abschied | Das „Lohnstillen“ ist in der Tschecho-Slowakai durch ein in 
u rs vom Kliniker, Letzterer batte mit sicherem Blick die außergewöhnlichen | den Veröffentl. d. Reichs- Ges.-A. mitgeteiltes Gesetz teilweise verboten worden. 
E y Qualitäten des jungen Arztes: erkannt, den er zum Privatassistenten, bald | Es darf die Mutter eines unter 4 Monate alten Kindes den’ Posten einer Amme 
Me zu seinem Freunde erkor., War es doch. Gersuny, der dem Meister im | nur dann übernehmen, wenn sie gleichzeitig ihr eigenes Kind regelmäßig 
pe deutsch-französischen Kriege treulich zur Seite stand. Gersuny, der die | stillt und wenan durch amtsärztliches Zeugnis nachgewiesen ist, daß das 
wa | > S aus den traurigen Erfahrungen des Pflegedienstes in diesem Kriege gereiften | gleichzeitige Stillen zweier Kinder keinen gesundheitlichen Nachteil für die 
hie: Pläne seines Lehrers, in Wien eine Musteranstalt für Ausbildung chirurgi- | Amme oder ihr Kind bildet, sowie daß beider Gesundheit auch sonst nicht 
ay ii scher Pflegerinnen. zu errichten, gefördert und in der Folge zu seiner | durch das zu stillende Kind oder dessen Eltern gefährdet wird. Die Be 
E poin Lebensaufgabe gemacht hat. Das Wiener „Rudolfinerhaus : dessen Primar- ` stimmungen gelten nicbt für Ammen in den Findelanstalten, Säuglings- 
u arzt und nach Billroths Ableben. dessen Direktor er bis zu seinem Tode | heimen und Heilanstalten überhaupt. m 
ae DE war, ist unter ihm zu einer Musteranstalt geworden, die ihre Gründung |. 2 | 
I. dem großen Kliniker, deren Ausbau aber Gersuny zu danken ist, der das | - -` Hamburg. Am 18. November d. J. verschied Prof. Dr. Albert 
in Erbe seines geliebten Lehrers hochsinnig verwaltet und vermehrt hat. | Alsberg im 69. Lebensjahr. Schüler von Czerny und Leisrink wurde 
we 


Die Chirurgie dankt Gersuny zahlreiche gediegene Arbeiten. und . 
technische Anregungen. Was er geschrieben, war durchaus originell und : 
-beofruchtend. Noch aus der vorantiseptischen Ära stammend, beherrschte 


er dank seinem Talente, seinem Fleiß und der vollen Hingebung an seine | Alsberg, der in früheren Jahren wissenschaftlich ‘durch Arbeiten auf ‚dem 
ärztliche Tätigkeit die Gesamtchirurgie. Jahrzehntelang war er der ge- | Gebiet der Abdominalchirurgie hervorgetreten war, erfreute sich infolge 
suchteste chirurgische Konsiliarius und. Operateur Wiens; jahrzehntelang | seiner ausgezeichneten‘ persönlichen und ärztlichen Qualitäten einer außer- 
hat er ausgezeichnete Schüler herangebildet, ohne jemals die Venia legendi | gewöhnlichen Beliebtheit weiter Bevölkerungsschichten ‚Hamburgs und be- 
der Fakultät begehrt zu. haben, jahrzehntelang Tausende von Pilegerinnen | sonderer Wertschätzung im. Kreise der. Ärzteschaft. 

erzogen, die heute in der ganzen Welt segensreich wirken. Der Kranke | . | , ee ME han 
war ihm kein bloßes Objekt für die virtuoso Ausübung seiner Kunst; der |; ‚ Hamburg. Priv.-Doz. Dr. Zeiß, der Leiter der bakteriologi80 i 
große Operateur hat in seltener Hingabe an die Menschheit auch deren | Zentrale des deutschen roten Kreuzes in Moskau, ist nach Auflösung diese 
kleinste, wohl nicht das Leben, aber die Lebensfreude bedrohende Leiden | Zentrale in das russische Pasteurinstitut übernommen worden. 
erfolgreich ns Br ed Zara ‘Harnröhre are n Köln. Prof. Dr. F. O. Heß wurde zum leitenden Arzt der inneren 
Mastdarmes bei Blasen- und Rektumatresie, die von ihm zuerst erfolgreich | Abtei | A PEE ee i 
.versuchte Muskel- und Hauttransplantation, nicht zuletzt die Einführung un 8 cos Stadtkrankenhauses Bautzen gewählt, 

der Paraffininjektionen zum Ersatz des Gewebsdefektes sowie seine meister- : Hochschulnachrichten. Leipzig: Der eremitierte Professor 
haften kosmetischen Operationen haben seinem Namen Unsterblichkeit :| .der speziellen Pathologie und Therapie, Geh. Rat Dr. Friedrich. Albin 
gesichert. | INN: a | Hoffmann, 81 Jahre alt, gestorben. Als .Privatdozenten haben 80 
m Er hat die Feder 'nicht minder meisterhaft geführt wie das Ope- | habilitiert: Dr. Curt Fahrenholz für Anatomie und Hermann Kästner 
rationsmesser, und die Früchte seines literarischen Geistes, vor allem sein | für Chirurgie. — Würzburg: Der ao. Prof. Martin’ Reichardt zur Obor 
‘klassisches Buch „Arzt und Patient“, zieren heute die Bücherei jedes | nahme des Ordinariats für: Psychiatrie an der Universität Münster, aus dem 
seiner Standesgenossen.  -» : nn) | . . | j bayerischen Staatsdienst entlassen. .:.7 0. F: 


Druck von L. Schumacher in Berlin N 4. 


m. . 


er. dessen Nachfolger als Leiter der chirurgischen Abteilung des Israeliti- 
schen Krankenhauses; erst vor wenigen Monaten: trat er wegen schwerer 
Krankheit nach nahezu 40 jähriger Tätigkeit von diesem Amt zurück. 


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geleitet von 


edizinishe Klini 
Wochenschrift für praktische Arzte 


Organ der Berliner Mediziaischen Gesellschaft 


Verlag von l 


Geh, San.-Rat Professor Dr. Kurt Brandenburg, Berlin * Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedrichstr.105b 


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BEGEELLERRERGROERZESHNURRTETULSEDEGETSUSSDDTLSUTUERUNSBESBRUDDREREEEND 
IPEFBETESGATPEERSUEERZGEANGGNANGABARGAGEERDANÜRGSEREEDGGERERGRGERGUREAGHHEGERAUESASESURGEUGSAGHÄLESELEBRREGURBAAFTHOURGAALDEDGEREBRGABTARERERGULERGSEUDESERANRABGEERSRRAROBTEEREGGBEFRUSGROSGERABBAGRESEN us osas as pe a 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Eresch 


ÖBTERDGHERRDTTERBERESBUNERSURASSRFLÄURSEGRFRANFHNNRANBRENNRANNONNEBSUNGBRBARERODIETRRANTERAENGNNGRLANGEGRÜEEERDGEBENAAFNNNNEL NAAR SENEARERABERABEBATETINDGORES IRSOORRANAEDONNNAGNERNDNGRNAAANDGUNAATNE a 


Berlin, Prag u. Wien, 7. Dezember 1924 


Nr.49 (1043) - 


_ Klinische Vorträge. 


Aus der: Medizinischen Universitätsklinik zu Rostock. 


Zur Diagnose hämorrhagischer Diathesen.*) 
| Von Prof. Dr. Hans Curschmann. 


` M. D. u. H.! Das vor Ihnen liegende Kind gibt uns Veran- 
lassung, die Nosologie der hämorrhagischen Diathesen zu besprechen, 
die in neuerer Zeit, dank den Arbeiten von E. Frank, Morawitz, 
Naegeli, Glanzmann u. a. zweifellos zu einer gewissen Klärung 
gekommen ist. Älteren Ärzten wird eine kurze Zusammenfassung 
des heutigen nosologischen Standpunktes darum willkommen sein. 


Auch auf diesem Gebiet hat vorzugsweise die funktionelle Be- | 


trachtungsweise zur Erweiterung unserer klinischen Kenntnisse bei- 
getragen. Aber auch hier werden wir sehen, daß das pathologische 


Geschehen die Grenzen unserer schematischen Vorstellungen häufig 


nicht respektiert. | 

Gerda K., Aufnahme 30. Mai 1924, 11jährig. Eltern gesund, keine 
Geschwister. In der Familie angeblich keinerlei ähnliche Krankheiten, 
auch sonst keine Erbleiden. Als Kleinkind Masern, Winter 1923 Mastitis. 
Seit 4 Jahren leidet Pat. häufig an starkem Nasenbluten, so heftig, 
daß die Blutung oft nur durch ärztliche Hilfe zum Stehen gebracht 
werden konnte. Sie blutete besonders nach Aufregungen. Vom März 


bis Weihnachten 1923 Aussetzen der Blutungen, die aber seit Dezember 


1923 häufiger und schwerer geworden sind. Das Kind wurde dadurch 
blaß und schwach. Seit dem Nasenbluten bekommt sie auch auf kleine 
Traumen und spontan leicht blaue Flecken. Appetit gering. Ernäh- 
rung stets gut und vielseitig. | 

Befund: Kleines, a blasses, schlecht genährtes Kind, kein 


‚Ikterus, Zahnfleisch, Mundschleimhaut und Rachen o. B. An den Ex- 


tremitäten und über der Spina iliaca rechts mehrere größere blaue 


‚Sugillationen. Knochen und Periost nirgends aufgetrieben oder 
. empfindlich. Keine Drüsenschwellungen. 


Lungen und Herz o. B., 
ebenso die Bauchorgane. Nur die Milz ist voraerion ert, überragt 
den Rippenbogen um 2 Fingerbreite und ist etwas hart. Nervensystem 
und Bewegungsapparat o. B. Urin hell klar, ohne Eiweiß, Zucker und 
Blut, Urobilin and Urobilinogen 0. Sediment o. B. Im Stuhl nie Blut. 
Wa.R. negativ. 

... Blut: Hämoglobin 65 0/,, rote Blutk. 3984000, Leuk. 4277, Färbe- 
index 0,8. Polyn. 48 0/, (stabkern. 2 0/,, segmentkern. 46 °/,), Eosin. 7 0/,, 
Lymph. 41. Monozyt. 3 0%, Mastzellen 1 0, Blutplättchen 39 000. 


Geringe Aniso- und Poikilozytose, keine Erythroblasten, keine Poly- 


chromasie, ' 
‚ Gerinnungszeit des Bluts: Beginn nach 11 Min., Ende nach 
15 Min. Blutungszeit: Stichblutung steht nach 20 Min. noch nicht, 
kommt nach 25 Min. erst durch Kompression zum Stehen. Rumpel- 
eedesches Zeichen: stark positiv. Kochsches Zeichen: nach Nadel- 
stich starker hämorrhagischer Hof, also positiv. i 
Während der Beobachtung Saal profuse Nasenblutung, auch 


ir agliche Magenblutung, mehrfach kleinere Hautsugillationen. Auf Calc. 


chlorat. und Arsen, sowie Milzbestrahlungen wesentliche Besserung, 


kg Gewichtszunahme, Aufhören der Blutungen. Blutbefund bessert 


sich sehr. Die Zahl der Thrombozyten steigt zeitweise auf 78000 und 
81200, ist aber auch heute nach der Entlassung, nachdem über 3 Monate 
keine Blutung aufgetreten ist, weit unter der Norm, d. i. nur‘ 57 600. 


‚Epikritisch betrachtet finden wir ein familiär nicht belastetes, 


normal ernährtes und gepflegtes Kind, das nach gesunder Klein- 
kinderzeit etwa mit 7 Jahren an sehr heftigem, verschieden häufig 
rückfälligem Nasenbluten und gleichzeitiger Neigung zu spontanen 
und. traumatischen Sugillationen der Haut erkrankt. Diese Sym- 
Piome exazerbieren und pausieren seitdem, ohne Fieber, ohne 
schwere Allgemeinerscheinungen. Außer den Hautsugillationen fällt 
am ÖOrganbefund nur ein mäßig. großer Milztumor auf. Im Blut 
WIENER | | 


*) Nach einem Fortbildungsvortrag. 


Leukämie), vor allem aber schwere 


TER x Originalbeiträge vor 


FRZBGFLROSGENUFEEREEUBUBDEROOSSEEREN 
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typische, sekundäre Anämie (ohite IEHNdss 
plättchen auf nur 39000 (statt 3—400 000 im Kubikmillimeter 
normal). Die Blutungszeit ist verlängert, dagegen die Blutgerinnung 
in vitro ganz normal. Die Rumpel-Leedesche und Kochsche 
Probe fallen stark positiv aus. | 


Also: eine seit früher Schulzeit bestehende Jahre lang | 
exazerbierende und remittierende hämorrhagische Dia- 


these ohne hereditäre und exogene kausale Momente, 
deren auffallendstes Symptom neben Milztumor, Verlängerung 
der Blutungszeit und den Rumpel-Leede-Kochschen Zeichen 
die Thrombopenie ist. ‘Wir haben das Recht, hier einen Morb. 


-maculosus Werlhofii in engerem Sinne,. bzw. eine essentielle ` 


Thrombopenie, zu diagnostizieren. | 
Bevor ich diese Diagnose begründe. und andere Formen der 
hämorrhagischen Diathese ausschließe, wird es vielen von Ihnen 
erwünscht sein, durch einen Blick auf diese Tafel ganz kurz die 
elementarsten Untersuchungen, die wir neben der ‚körperlichen, 


Blut-, Urin- und Stuhluntersuchung speziell bei hämorrhagischen 


Diathesen auszuführen haben, zu repetieren. | 


Gerinnungs- ' Stich- | 
Bestimmung . Rumpel Zählung derBlut- 
der Blutungszeit = Leed 6- Sym: P ER | en nach 
nach Du $ Stephan ptom Koch galo- Nagen 
Stich mit 4 mm | Venenblut | Stauungs- |Stichmit | Stich in Finger- 


vorstehender | durch Punk- | binde um | ‘Nadel. 
Frank escher | tion.20Trop-| Oberarm 3 | Bei Nor- 
Nadel ins Ohr- | fen in feuch- | Minut. lang. | malen am 
läppchen. Auf- | ter Kammer. | Beimanchen| nächsten | 14% Magn. sulf, 
fangenderTrop-| Normal: |häm. Diath.| Tage | Dann Mischung 
fen auf Fließ-|nach 20 bis | hierauf Pe- |nichts,bei] des heransge- 
papier alle Min. |30 Minuten |techien, bei | manchen | drückten Bluts- 

ormal rasches | komplette | Normalen |hämorrh.| tropfens mit 


rear sum ve 
utung folgt. 
Darauf Trost 


Abnehmen der | Gerinnung. keine. Diathes. | letzterer. Ab- 
Tropfengröße u. hämorrh.| strich. Färbung 
-zahl, nach 2—3 nach Jenner- 


Hof. . 
Min. Aufhören Ä 
der Blutung, bei 
hämorrhagisch. 
Diath. oft erst 
nach 20 Min. u. 


Giemsa. Zäh- 
-lung von 1000 
Erythrozyten u. 


Fläche befindl. 


mehr. Blutungs- 'Thrombozyten. 
ı zeit abhängig v. DarausErrechn. 
Blutplättchenu. derabsolut.Zahl 
Thrombenbildg. der letzteren. 


Außer diesen Methoden können Sie das Rumpel-Leedesche 
Zeichen statt durch Stauung auch durch Saugung mittels Saug- 
glocke (nach Hecht) erzeugen. Auch werden Sie die Lädierbarkeit 
der Gefäße, wie es uns das tägliche Leben an unseren Kranken ja 


stets vormacht, durch Klopfen oder Kneifen der Haut prüfen, um | 
etwaige Sugillationen zu erzeugen. Endlich ist für die Werlhofsche . 


Krankheit die Bestimmung der Retraktilität des Blutgerinnsels 
(Hayemsche Methode) von Belang: Bei Thrombozytenmangel bleibt 
die normale Retraktilität des Blutkuchens aus; auch nach Stunden 
setzt sich kein Serum ab. | | 
Wie kommen wir nun in unserem Fall zur Diagnose einer 
Werlhofschen Krankheit? Und warum können wir andere hämor- 
rhagische Diathesen ausschließen? Die diagnostische Begründung 
fasse ich kurz und etwas schematisiert in folgender Tabelle zu- 


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= ist die Hämophilie eine ausschließliche Erbkrankheit, die nur 
‘männliche Familienmitglieder b+fällt. Die gesund bleibende Schwester 


- Der männliche Hämophile aber erzeugt normale, nicht hämophile 


aller dieser Proben das Gegenteil der Fall. 


: und Fälle, die mit zunehmenden Jahren die Neigung zum Bluten 


= Männer aus hämophilen Familien, die bereits in den 20er Jahren ` 


- von Thrombin, das’ das gelöste Fibrinogen in den Faserstoff um- 


=- — — -4 


1718 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 7. Dezember 
mit einer ändern hämörrhagischen Diathese gehandelt haben, Bei 
unserer Pat. fehlte anamnestisch jede Möglichkeit einer Avitaminose, 

Außerdem widersprechen die Symptome unseres- Falles denen 


sammen, die ich Sie bei unserer Besprechung im Auge zu 
haben bitte: ` EEE | | 


Proben von 


Ä l , a des Skorbuts: bei diesem treten besonders im Anfang die punkt- 
Krankheits- Ätiologie, Blut- |Blutungs-|Koch und Blut- förmigen, um die Haarbälge lokalisierten Blutungen an den Beinen 
> form Verlauf |gerinnung| zeit |Rumpel-| plättchen | und vor allem die schwere Stomatitis und Gingivitis in den Vorder- 
| E: | 08 l grund, während für die späteren Stadien die groben Muskelblutungen 
N | | Se | (häufig in den Wadenmuskeln) besonders. charakteristisch sind 
Hämophilie |Vererbung, sehr ver-| mäßig | negativ | normal 


Beim Skorbut finden wir zwar auch, wie beim Werlhof, positiv 
lebenslänglich| langsamt| verläng. ot, positiven 


SER E aAa ' Ausfall der Phänomene von Rumpel-Leede und Koch, aber kein 
| an aD ee ©) normal | norma Fer „| normal | Verlängerung der Blütungszeit. und normale Thrombozytenzahlen, 
we lt aada o2 posisiv | Alles das war bei unserer Kranken nicht der Fall. Deshalb konnten 
akut à wir auch bei unserer Patientin die wirksame Therapie -des Skorbut, 
Morb. macul. |konstitutionell | meist |starkver-| positiv | sehr ver- die Zuführung frischer Gemüse und Früchte, nicht verwenden, 
Werlhof chronisch ex-| normal | längert | _ mindert Sie sehen übrigens aus dem Vergleich der Hämophilie mit 
| azerbierend | der hämorrhagischen Avitaminose, daß bei'der letzteren alle Symptome 
a ie ne > normal | normal | positiv. | normal | auf eine primäre und wesentliche Erkrankung der Gefäße.hinweisen, 
le ee I; | während bei der Hämophilie, wie wir sahen, eine konstitutionelle 
Cie etisha a | Fehlanlage der Blutbeschaffenheit das wesentliche ist. 

j enochsche) | | Die Möller-Barlowsche Krankheit kann bei unserer Kranken 
Sekundäre lAnämien,Leuk-Inicht ver-| meist | positiv |bei schwer. natürlich schon deshalb nicht vorliegen, weil sie stets nur Kinder 
bzw. sympto-| ämie.Akuteu.| längert | normal | na leukamheben ana. | im ersten, seltener im zweiten ‚Lebensjahre befällt, die künstlich, 
matische hä-) chron.Iniekte. Ä mien vermindert, vor- | mit abgekochter Milch ernährt worden ‘sind. Diese Erkrankung 
morrlsagische| Cholämie. ne ME | äußert sich aber auch ganz anders, als Sie es bei unserer Patientin 
Diathesen ee fung u. a. gesehen haben: es treten an den Knochen, vor ‘allen den Ober- 


schenkeln, an der Orbita, auch an Rippen und Becken heftige 
| Schmerzen und Auftreibungen auf, die durch periostale Blutungen 
. bedingt sind. Auch die Epiphysen erleiden:schwere Veränderungen, 
die bisweilen zur Epiphysenlösung führen können. Wie beim Skorbut, 
treten dazu, aber nicht regelmäßig, Stomatitis und Gingivitis, in 
schweren Fällen auch allgemeinere hämorrhagisch - diathetische 
Symptome und grobe Anämie und Kachexie. Der Ausfall der Blut 
und Geläßuntersuchungen ist, wie Sie an unserer Tabelle sehen, 
mit der des Skorbuts der Erwachsenen. identisch. Daß wir beide 
ätiologisch gleichsetzen, habe ich bereits öfter hervorgehoben. Auch 
pathogenetisch können wir sie identifizieren: auch beim künstlichen 
Skorbut handelt es sich im wesentlichen um eine Gefäßschädigung, 
die aber, genau wie der weit häufigere Nähr- und Pilegeschaden 
der Kleinkinder, die Rachitis, in erster Linie am Knochensystem 
angreift. J = | 
Daß die Heilung des Möller-Barlow durch die Ernährung 
' mit rober Kuhmilch oder auch Frauenmilch meist recht rasch ge- 
lingt, leuchtet bei dem Charakter des Leidens ein. . | 
Schwieriger ist die Abgrenzung unseres Falles von der Pur- 
puragruppe, zumal ich mit Morawitz u. a. der Meinung bin, 
daß sich in dieser Gruppe zum Teil noch heterogene Krankheits- 
zustände befinden. Nehmen wir als wirklich typische Vertretêr dieser 
Form die Purpura simplex und Peliosis.rheumatica!) (Schön- 
lein) an: Diese Purpuraform befällt in der Regel Kinder und 
Jugendliche, in letzterem Falle Mädchen im Chlorosealter weit 
häufiger, als männliche Individuen (genau wie das Erythem 
nodosum). Nach Prodromen von einigen Tagen kommt es unter 
mäßigem, unregelmäßigem Fieber und Allgemeinsymptomen (Kopf- 
weh, Anorexie, Erbrechen u. dergl.) zu Gelenkschmerzen, besonders 
an den Beinen und Petechien von Stecknadelkopf- bis Erbsengrößt, 
ebenfalls vor allem an diesen, weniger oft und zahlreich an Armen, 
' Stamm und sehr selten im Gesicht. Bisweilen folgen die Haut 
| blutungen erst auf die Gelenkveränderungen, manchmal (seltenen 
gehen sie ihnen auch voraus. In selteneren Fällen. fehlen muskel 
und gelenkrheumatische Störungen auch ganz oder sind sehr flüchtig 
‚und gering. Es soll sich bei der Gelenkerkrankung um eine serös® 
Infiltration des periartikulären Gewebes handeln, nicht aber um 
eine echte Entzündung des Grlenkes (Hecker). Oft finden sich 
neben den Petechien auch leichte Ödeme, besonders im Gesicht und 
am Skrotum (übrigens meist ohne Nierenerkrankung). Die bämor- 
rhagischen Symptome können nach einigen Tagen oder ein bis 
eineinhalb Wochen verschwinden, gleichzeitig mit den Gelenk- 
erscheinungen. Aber beide neigen außerordentlich zu Rückfällen, 80 


Am leichtesten ist die Ausschließung einer Hämophilie und 
der avitaminotischen Diathesen in unserm Falle. Wie Sie wissen, 


des hämophilen Mannes überträgt sie auf ihre männlichen Kinder. 


Nachkommen. Es sind zwar angebliche weibliche Hämophilien be- 
schrieben worden, bei denen aber wohl stets andere hämorrhagische 
Diathesen, vor allem Morb, Werlhof vorliegen dürften. Da es 
sich in unserm Fall um ein Mädchen handelt, in dessen Familie 
keinerlei Bluterfälle nachweisbar sind, scheidet die Hämophilie ohne 
weiteres aus. Auch sonst stimmen die Symptome unseres Falles 
nicht zur Hämophilie: bei dieser ist die .Blutgerinnungszeit stark 
verlängert, die Proben, die die vermehrte Gefäßzerreißlichkeit be- 
weisen (Rumpel-Leede und Koch) fallen. negativ aus, .die' Zahl 
der Thrombozyten ist normal: Bei unserer Kranken war bezüglich 
Endlich ist die Diagnose 
ex juvantibus zu begründen: Bei der Hämophilie wird jegliche 
Therapie versagen, während sie bei anderen hämorrhagischen Diatbesen 
oft symptomatische Erfolge ‘erzielt, wie Sie auch in unserm Falle 
sahen. Übrigens braucht die Prognose der Hämophilie nicht so 
schlecht gestellt zu werden, wie das öfter (auch in Laienschriften, 
z. B. dem bekannten Roman von Zahn) geschieht: es gibt gewiß 
zahlreiche Bluter, die in früher Jugend an akzidentellen Blutungen 
sterben, und auch solche, die lebenslang schwer gefährdet sind. 
Daneben gibt es in Bluterfamilien aber auch viele leichte Formen 


verlieren; nicht erst im Rückbildungsalter. Ich kenne zwei junge 


ein erhebliches Nachlassen ihrer Blutungen zeigten und mit 30 Jahren 
frei von Hämophilie waren. i 


Das Wesen bzw. die Ursache der hämophilen Störung müssen 
wir heute im Blute selbst, nicht in den Gefäßen suchen: Denn die 
für die Hämopbilie charakteristische Verzögerung der Blutgerinnung 
in vitro wird nach Morawitz durch die sehr verzögerte Bildung 


wandelt, erklärt. 


Auch der Skorbut und die Möller-Barlowsche Krankheit 
lassen sich bei unserer Kranken leicht ausschließen. Beide sind 
ohne Zweifel im wesentlichen Avitaminosen, die hervorgerufen werden . 
durch das Fehlen des Vitamin C in der Nahrung; dies Vitamin ist 
besonders in den grünen Pflanzen, frischen Früchten und Kartoffeln 
enthalten. Der Mangel frischer Gemüse und Früchte ruft besunders 
auf Schiffen, in Feldzügen, aber auch bei allgemeiner Hungersnot, 
besonders zu Zeiten, wo diese Nahrungsmittel knapp werden, also 
am Ende des Winters und im Frühjahr, diese Avitaminose hervor. ` 
Während des Krieges hat man auch infektiöse Momente ätiologisch 
angeschuldigt. Es dürfte sich aber in diesen scheinbar inlektiösen 
Fällen meist entweder um eine Kombination irgendeines Infektes 
(Grippe, Thyphus usw.) mit Avitaminose oder um eine Verwechslung 


1) Von einigen Autoren werden die Purpura simplex und die 
Ab oder Peliosis rheumatica auch jetzt gesondert beschrieben; 
m. E. zu Unrecht. Denn auf Grund relativ großer Erfahrungen be 
sonders an meinem an Purpura reichen Mainzer Krankenmaterisl bin 
ich zu der festen Überzeugung gekommen, daß beide fließend inei 
ander übergehen, und, daß auch die leichteste „Purpura sim lex 2 
irgend einer Zeit, gewöhnlich im Beginn, auch rheumatische ST 
ptome, wenn auch nur geringen Grades, aufzuweisen pflegt. * 
möchte deshalb beide Formen identifizieren. | 


un. 


7, Dezember 


daß das Leiden sich trotz kurzen akuten Stadiums doch nicht 
Das wäre das typische Bild der Pur- - 


selten wochenlang hinzieht. 
pura simplex, sc. rbeumatica. Es kann aber auch anders gehen: 
es gibt Fälle, die sich ganz ähnlich wie ein Morbus Werlhofii, sehr 
lange hinziehen, zu schwerer Anämie und Lebensgefahr führen. 
Auch mit Endokarditis, Perikarditis, Polyneuritis, Nephritis haemor- 
rhagica, schweren ulzerösen Magen-Darmerscheinungen und sogar 
Hirnblutungen können solche Fällen verlaufen. Diese schweren 
gastroenteritisch komplizierten Fälle werden noch heute als 
Henochsche Purpura abdominalis und Sonderform aufgefaßt; wohl 
zu Unrecht. Wenn in solchen Fällen die sekundäre Anämie zur 
zur Hypothrombozytose führt (s. u.), so wird die Unterscheidung 
von einem Werlhof nicht leicht, bisweilen unmöglich sein. 


Andererseits gibt es eine Form der Purpura, die ohne Gelenk- 
erkrankung unter ausschließlichen schweren Hautblutungen oft rasch 
zam Tode führt (Purpura fulminans). Ob diese Krankheits- 
gruppe aber der eigentlichen Purpura angehört, ist durchaus un- 
gewiß. Ich glaube vielmehr, daß es sich bei dieser der älteren 
Literatur entstammenden Gruppe meist um schwerste Formen der 
symptomatischen, hämorrhagischen Diathese handeln dürfte, die 
wir bei akuten Leukämien (besonders aleukämischen) Jugendlicher, 
seltener auch bei septischen Zuständen sehen. 


Die Ätiologie der eigentlichen Purpura simplex rheumatica 
wird mit der des akuten Gelenkrheumatismus nahezu identifiziert; 
d. i. sie ist, wie bei jenem, ungewiß, ihre infektiöse Bedingtheit 
(Streptokokken) aber wahrscheinlich. 

Die Untersuchung der reinen Form ergibt weiter (vgl. Tab.): 
das Blut selbst ist nicht verändert (Gerinnungszeit, Blutungszeit, 
Plättchenzahl sind normal), dagegen sind es die Gefäße (die Zer- 
reißlichkeitssymptome von Koch und Rumpel-Leede fallen 
positiv aus). l 

Neuerdings hat Glanzmann einen Teil der Purpurafälle ätio- 


logisch auf anaphylaktische Vorgänge bezogen und sie als „ana- 


phylaktoide Purpura“ bezeichnet. Es scheint mir, als ob diese 
Fälle sehr selten seien. Ich habe unter meinen Fällen noch keinen 
gesehen, bei dem diese Ätiologie zuzutreffen schien. Auch unter 
zahlreichen anaphylaktischen Syndromen anderer Art habe ich nie 
einen mit vorwiegend hämorrhagischen Symptomen beobachtet. Die 
Glanzmannsche Auffassung bedarf wohl noch weiterer Nachunter- 
suchungen, ehe man sie als gesichert ansehen darf. 


Im Rahmen der echten Purpuraerkrankungen sei auch noch 
der Peliosis senilis gedacht, einer sebr chronischen, vorzugsweise 
in kleineren Hautblutungen an den Extremitäten (besonders den Vorder- 
armen) sich äußernden hämorrhagischen Diathese, die sich vor allem 
bei marantischen Greisen findet. Hier dürfte es sich um eine reine 
Gefäßerkrankung handeln, die mit derjenigen bei schweren Infek- 
tionen und Intoxikationen in Analogie zu setzen ist.- In sehr seltenen 
Fällen kann die senile Purpura auch die Gelenke, Schleimhäute 
und die serösen Häute:'befallen. Primäre Blutveränderungen scheinen 
auch bei. ihr zu fehlen. 


Weitaus häufiger, als diese essentiellen Formen der Pur- 
pura, sind nun die sekundären bzw. symptomatischen hämor- 
rhagischen Diathesen, wie sie bei zahlreichen akuten und 
(seltener) chronischen Infektionskrankheiten, bei allen primären 
Blutkrankheiten, bei schweren Formen des Ikterus, bei Spleno- 
megalien, bei Urämie, vor allem auch bei Sepsis vorkommen. Wenn 


das Grundleiden (Typhus, Fleckfieber, Scharlach, Masern, Variola, 


Lues oder auch ein schweres Leber- oder Nierenleiden) klar er- 
kennbar ist, wird die Diagnose kaum Schwierigkeiten machen. 
Gleiches gilt von einer ausgesprochenen Biermerschen Anämie, 
die übrigens relativ selten mit groben allgemeinen hämorrhagisch- 
diathetischen Symptomen verläuft, einer Polyzythämie oder einer 
chronischen leukämischen Myelose und Lymphadenomatose. Weit 
schwieriger ist die Beurteilung des Wesens etwaiger prominenter 
hämorrhagischer Symptome, wenn sie bei akuten Leukämien, insbe- 
sondere aleukämischen Formen mit nur geringer Veränderung 
von Milz, Leber und Lymphdrüsen, im Verlaufe von „Lymphozyten- 
anginen“ und ähnlichen „leukämischen Reaktionen“, bei Lympho- 
granulomatose und Lymphosarkom auftreten. Bei diesen essentiellen 
Erkrankungen des hämatopoetischen Systems kann nur die ge- 
naueste wiederholte Blutuntersuchung auf die Spur helfen; bei den 
„Pseudoleukämischen“ Syndromen tritt dazu die histologische Unter- 
suchung der exzidierten Drüse. Ebenso groß ist die Schwierigkeit 
bei Sepsisformen, die ja in ihren Erscheinungen den akuten Leuk- 
mien außerordentlich ähneln können. Hier ist neben der morpho- 


logischen Biutuntersuchung, die das essentielle Blutleiden feststellen 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


1719 


oder ausschließen soll, natürlich die bakteriologische Kultur aus 
Blut, Tonsillen und Urin von entscheidender‘ Bedeutung. 5 
Diese morphologischen und bakteriologischen Blutunter- 


. suchungen werden in einem Teil der Fälle die Frage, ob „gewöhn- 


liche* oder symptomatische Purpura, lösen können, leider aber 
nicht in ällen. Sie werden aber auch, wie bereits erwähnt, künftig 
die Zahl der „essentiellen“ Purpurafälle noch mehr einschränken, 
als dies bisher der Fall gewesen ist; sicher zum Vorteil der Pro- 
gnostik, leider nur selten zu dem der Therapie! 

Die Schwierigkeit der Abgrenzung dieser symptomatischen 
Purpuraformen von den genuinen liegt auch darin, daß die Blut- und 
Gefäßreaktionen bier nichts Eindeutiges besagen: die Gerinnungszeit 
des Blutes wird wohl stets ziemlich normal sein, aber die Blutungszeit 
kann verlängert sein und die Gefäßsymptome von Rumpel-Leede 
und Koch fallen, wie bei der essentiellen Purpura, positiv aus 
(z. B. vor allem bei Scharlach!). Aber auch die Abgrenzung von 
Werlhof kann dadurch Schwierigkeiten machen, daß die Zahl der 
Thrombozyten bei schwer primär oder sekundär Anämischen (z. B. 
Morbus Biermer, Leukämien einerseits, Sepsis chronica anderer- 
seits) auch bedeutend, nicht selten unter 50000 herabgesetzt 
sein kann. 


Nach allem Gesagten dürfen wir, um zu unserem Fall zurück- 
zukehren, annehmen, daß unsere kleine Kranke, die nur sehr mäßig 
anämisch ist, dabei aber eine schwere Thrombopenie aufweist, nicht . 
an essentieller oder sekundärer Purpura leidet. 

Wir kommen also auch per exclusionem zur bereits genannten 
Diagnose des Morb. maculosus Werlhofii, den wir mit E. Frank, 
Morawitz u.a. heute (in den meisten Fällen) als eine Bluterkrank- 
heit sui generis auffassen wollen. Es ist für einen Werlhof ganz 
charakteristisch, daß die ersten Symptome, wie in unserem Fall, be- 
reits im 6. bis 7. Lebensjahre auftreten und zwar ohne irgendwelche 
erkennbare exogenen Ursachen oder Grundkrankheiten. Denn die 
Werlhofsche Krankheit wurzelt scheinbar in der Konstitution, 
ohne aber dabei, wie die Hämophilie, vererbt zu werden; wenigstens 
gehören hereditäre Fälle des Leidens zu den größten (von manchen 
Autoren zudem bezweifelten) Seltenheiten. Sie tritt exquisit chronisch 
auf, äußert sich in Exazerbationen und (oft Monate langen) Re- 
missionen und dauert viele Jahre, in leichteren Fällen (mit und ohne 
Tberapie) sogar ein bis zwei Jahrzehnte lang. Während der Exazerba- 
tionen ist die Neigung zu Hautblutungen (oft großen Umfangs) mit 
und ohne Traumen stets besonders erhöht, ebenso das Nasenbluten, 
schwere uterine Blutungen, seltener rektale und Blasenblutungen. 
In unserem Falle äußerte sich die Exazerbation besonders in unstill- 
barem Nasenbluten, in einem anderen meiner Fälle fast ausschließlich 
in schwersten Metrorrhagien. Der Locus minoris resistentiae wird in 
den verschiedenen Fällen ganz verschieden sein. Fieber soll in diesen 
chronisch exazerbierenden Fällen nicht oder nur selten bestehen. 

Das wesentliche Stigma dieser Gruppe erblicken wir nun mit 
E. Frank in der hochgradigen Verminderung der Blutplättchen, 
der Thrombopenie, die die Zahlen unter 30000 im Kubikmilli- 
meter produzieren kann; besonders in den Zeiten der Exazerbation. 
Aber auch während der Remissionen pflegen die Plättchenzahlen, 
wie auch in ‚unserem Fall, nicht die Norm zu erreichen; ein dia- 
gnostisch wichtiges Moment. "Eine strenge Proportionalität der 
Plättchenzahlen zum Zustand des Kranken besteht sicher nicht. 
Denn neben der Thrombopenie spielen auch hier die Zeichen der 
Gefäßschädigung eine wichtige Rolle: die Proben von Rumpel- 
Leede und Koch fallen positiv aus. Die Verlängerung der Blutungs- 
zeit, die wir auch in unserem Fall finden, hängt dagegen direkt 
mit der Verminderung der Plättchenzahlen zusammen; denn die 
Blutung aus Wunden wird durch Thromben aus agglutinierten 
Thrombozyten bewirkt; wo diese erheblich vermindert sind, muß 
darum die Blutungszeit verlängert sein. Dabei braucht die Ge- 
rinnungszeit des Blutes in der feuchten Kammer (nach Fonio) durch- 
aus nicht verlängert zu sein. j 

Das ist das typische Bild des Morb. Werlhof, das sowohl 
im klinischen Verlauf, als auch in den Blut- und Gefäßphänomenen 
ganz dem unseres Falles entspricht. Das Stadium, in dem Sie das 
Kind sehen, ist das einer beginnenden Remission. | 

Ganz anders aber sind die Eindrücke, die wir von schweren, 
länger dauernden Fällen, insbesondere auf der Höhe der Exazerba- 
tion empfangen: hier können die Schleimhautblutungen (aus Nase, 
Zahnfleisch, Rachen), die Genitalblutungen, die Haut-, Muskel- und 
periostalen Hämorrhagien bisweilen schwerste Grade erreichen und 


‘ damit die Anämie ein extremes, lebensgefährliches Maß. Solche 
' Exazerbationen setzen bisweilen sehr akut ein und können, wie ich 


beobachtete, auch mit hohem, selbst sepsisähnlichem Fieber ver- 


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1720 
laufen; im Gegensatz zum neueren nosologischen Schema. Es können | 
somit auch bei össentieller Thrombopenie Zustandsbilder entstehen, 
- Form oder Phase einer Biermerschen Anämie oder Leukämie, oder 
. einer hämorrhagisch komplizierten Sepsis denken lassen. Wir hatten 

_ außer unserer Patientin fast gleichzeitig drei jugendliche Erwachsene 


in der Klinik, die das: treffend. exemplifizierten: sie litten an pro- 


die gleiche. extreme Anämie und auch sämtlich dementsprechend 


‚schiedener Art- und Genese: der eine Fall war eine (autoptisch be- 


RL SU TIER 
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(ebenfalls. bestätigte) Sepsis lenta und im. dritten Fall handelte es 
. sich, wie das Ansteigen der. Myeloblasten- und Myelozytenzablen in | 
-.dem schwer anämischen Blutbild erwies, um eine akute aleukämische 


‘ Morbus Werlhof bzw. essentielle Thrombopenie oder schwere 
- hämorrhagisch komplizierte Anämie mit entsprechender sekundärer 
~ Thrombopenvie, intra vitam möglich sein. l i 


. gischen Diathesen ja überaus häufig anzunehmen geneigt war, öfter - 


. und therapeutische Fragen möglichst ausschalten möchte, so’ be- 


. wurde bereits erwähnt. 


. Biermerschen Krankheit und der Leukämien. 


- ebenso Gelatine; gegen die rheumatische Komponente sind Salizyl- 


. Fällen auch die Röntgenbestrahlung der Milz. Betiruhe und beste 


_ bestrahlung der Milz. Ich möchte raten, sie in jedem Fall anzu- 


- scheint mir zweifelhaft. Wenn irgend möglich, möchte man raten, 


_ daß wir dank der Anwendung funktionsprüfender. Methoden in der 


i 


i924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.49. 


, ‘ 5 : T. Dezember. 


` Keimverderbnis und Fruchtschädigung. 
Von Friedrich Müller, München. (Schlag aus Nr. 48) 


Wenden wir uns zu der Frage, ob Stoffwechsel- und Organ- 
krankheiten der Eltern einen schädigenden Einfluß auf das Kind 
‚ausüben können.  ....0009 
l Von Gicht, Diabetes und. anderen Stoffwechselkrankheiten 
kenne ich keine schädigende Wirkung auf das Kind, wenn wir von 
der eigentlichen Heredität der spezifischen Krankheitsanlage absehen. . 
| Anders liegen die Verhältnisse bei der Nephritis. Eine 
akute oder chronische Nephritis der Frau scheint auf die Ovulation . 
und Konzeptionsfähigkeit keinen schädlichen Einfluß auszuüben, 
wohl aber ist die Nephritis der Mutter außerordentlich gefährlich 
für die Frucht. Es ist bekannt, daß selbst bei leichteren und ` 
wohlkompensierten chronischen Nierenalfektionen ‘der Frau eine 
Häufung von Aborten eintritt und kein lebendes Kind erzeugt wird, 
Ist es vielleicht eine unbedeutende, d. h. für unsere Methoden, nicht 
faßbare Retention giftiger Stoffwechselschlacken, welche für das Kind 
im Mutterleib schon tödlich wirkt, während sie von der Mutter 
selbst noch ohne. wesentlichen. Schaden ertragen wird? Ahlield 
beschrieb bei nephritischen Frauen eine diffuse, hämorrhagische 
Hypertrophie der Dezidua und schuldigt diese für die Häufigkeit 
des Absterbens der Frucht an. — Die Zahl der lebend geborenen. 
Kinder nephritischer Mütter ist so gering, daß wir schwer ein Urteil 
gewinnen: können, ob sich bei ihnen Entwicklungsstörungen zeigen; 
doch kenne ich eine Frau, welche. nach Angina an subakuter Ne- 
‚ phritis litt, sie machte während dieser eine Schwangerschaft 
durch und gebar zur. rechten Zeit ein Kind, das schwere Ent- 
wicklungsdefekte der Geschlechtsteile .darbot und nach einem 
' Tage starb. Sie kam einige Jahre später wieder in Schwanger- 
schaft, obwohl ihre Nephritis unterdessen sicher keine Besserung 
erfahren hatte, es stellten sich. Ödeme ein, ‚und schweren Herzens 
haben wir uns entschlossen, den Abort. einzuleiten, obwohl. die 
Patientin dringend den Wunsch hatte ein Kind zu bekommen. In 
einem zweiten ähnlichen Fall einer chronischen Nephritis endete. 
die erste Schwangerschaft. mit der Geburt einer Mißbildung und 
auch hier wurde von uns die zweite Schwangerschaft unterbrochen, 
weil die Nierenerkrankung sich. verschlimmert hatte. = 
_ Der Nephritis nahe verwandt ist dieEclampsia gravidarum. 
Was wird eigentlich aus den. Kindern eklamptischer Mütter? Eine 
nicht geringe Zahl, von. ihnen (etwa 20%) geht bei der Geburt zu- 
grunde. Lassen sich vielleicht bei den: überlebenden Kindern Frucht- 
schädigungen nachweisen? Ein Fall gab mir zu denken: eine junge 
gesunde Frau, in deren Familie ebenso wie in derjenigen des Vaters, . 
| nichts Bedenkliches vorgekommen war, hatte zwei blühende Kinder 
geboren. Am Ende der dritten Schwangerschalt trat typische 
| Eklampsie ein. Der Hausarzt leitete sofort die Entbindung ein, die 
Mutter erholte sieh rasch zu voller Gesundheit, aber das Kind ist 
körperlich. und geistig schwer zurückgeblieben: Zwei ähnliche 
Beobachtungen machte Endres. Endres. hat daraufhin an dem 
Material der Münchner Frauenklinik das Schicksal der. Kinder 
eklamptischer Frauen nach den exakten Methoden Rüdins weiter. 
verfolgt und nur solche Fälle herangezogen, in welchen die Kinder 
bis in die Schulzeit hinein am Leben geblieben waren. Unter 
36 einwandfreien Fällen, welche allen genealogischen Forde: 
rungen entsprachen, konnte keine Minderwertigkeit der Kinder 
beobachtet werden. Pinard) hat zwar behauptet; daß die Kinder 
'nephritischer und eklamptischer Mütter ‚außergewöhnlich mager 
seien und daß ihre Plazenta von Blutungen durchsetzt sei. Auch 
Reus?!) spricht ‘von einer Schädigung der Kinder bei Eklampsie 
der Mutter; sie gingen oft-in der Geburt und vorher zugrunde, die 
am Leben bleibenden entwickelten sich aber normal. Ein Einfluß 
‘ der mütterlichen Eklampsie im Sinne einer allgemeinen Minder- 
‚wertigkeit der Kinder ist nach ihm jedenfalls nicht zu konstatieren, 
wie auch Ylppö22) an dem großen Wiener Material bestätigt hat 
— Man wird vielleicht sagen können, daß der eklamptische Zu 
stand der Mutter von viel zu kurzer. Dauer ist, als daß er auf die 
. Entwicklung der Frucht einen: schädlichen Einfluß ausüben könnte. 
In England und namentlich in Amerika hat man sich neuerdings 
' mit der pränatalen Pathologie (Ballantyne) und der Fürsorge für 
die schwangeren Frauen (prenatal care) eingehender beschäftigt als 
bei uns. Durch diese pränatale Behandlung der schwangeren Frau 


die ganz an eine Purpura fulminans, an eine schwere hämorrhagische 


fusen Nasen- bzw. Genitalblutungen, hatten alle drei im Moment 


erniedrigte Plättchenzahlen. Und doch waren sie, wie die weitere 
Beobachtung des Blütes und des ganzen Verlaufes ergab, ganz ver- 


stätigte) Bisrmersche Anämie, die sich trotz aller unserer Be- 
mühungen (Transfusionen usw.) regulär verblutete, der zweite eine 


Myelose! Nicht immer .aber wird die diagnostische Feststellung, ob. 


Es gibt auch in dieser Gruppe sicher Fälle, die bei rein 
klinischer Beobachtung sich unserem Schema nicht, einzufügen 
scheinen. Vielleicht werden wir (wie bei den Nephropathien), auch 
hier „Übergangsformen“, die die ältere Nosologie der hämorrha- 


zugeben müssen, als die neueren Autoren dieses Gebietes annehmen 


Wenn ich mich auch an das Thema meines Vortrags halten 


dürfen diese doch noch einiger prinzipieller Bemerkungen: Daß die | 
Hämophilie .der Behandlung trotzt, und, daß die Avitaminosen 
Skorbut und Morb. Möller-Barlow der Vitaminzuführung bedürfen, 


Bei der Purpura und der Werlhofschen Krankheit sei noch- 
mals in erster Linie auf die Erkennung und Behandlung des 
etwaigen Grundleidens hingewiesen, vor allem der akuten In- 
fektionskrankheit, der Sepsis, der Lues, der Nephritis und der. 


Handelt es sich wirklich um eine genuine Purpura, so ver- 
suche man Kalkpräparate per òs oder auch intravenös (Afenil), 


präparate und auch Atophan im Gebrauch. , Man versuche in schweren 


Pflege sind in solchen Fällen Selbstverständlichkeiten. 

Auch bei der Werlhofschen Krankheit sind Kalkpräparate 
zweifellos bisweilen nützlich. Hier wird man oft nicht ohne Tam- 
ponade und öriliche Blutstillung (Nase, Gingiven, Uterus) auskommen. 
Sehr nützlich erwies sich in unserem Fall gleichfalls die Röntgen- 


wenden, bevor man sich zur Exstirpation der Milz entschließt. Diese 
Operation ist in den letzten Jahren in einer Reihe von Fällen mit 
gutem Erfolg ausgeführt worden. Ob es sich um Dauererfolge 
handelt, werden aber die weiteren Erfahrungen lehren müssen. Ihre . 
lebensrettende Wirkung hat die Splenektomie jedoch in einigen 
Fällen zweifellos bewiesen. Ob es sich empfiehlt, den Eingriff bei | 
Ausgebluteten und Schwerstkranken ohne weiteres vorzunehmen, 


‘die Operation in der Remission vornehmen zu lassen; dadurch 
werden ihre Gefahren zweifellos sehr herabgesetzt. Ungemein wichtig 
ist gerade bei der Werlhofschen Krankheit die Bekämpfung der 
Anämie durch Arsenikalien und vor allem durch große Bluttrans- 
fusionen; von den letzteren habe ich gerade bei dieser Erkran- 
kung besönders gute, lebensrettende Erfolge gesehen. 


M. H. Sie haben aus meinen kurzen Ausführungen gesehen, | 


nosologischen Begrenzung der hämorrhagischen Diathesen bereits 
einiges erreicht haben. Jedenfalls steht ihre Diagnostik auf einer 
weit solideren Basis, als vor 20 Jahren. Damit ist für die klinische 
Prognostik ohne Zweifel Wichtiges erreicht worden. Und auch die 
Therapie, unser aller wichtigste Aufgabe, beginnt aus ‚diesen dia- 
gnostischen Fortschritten Nutzen zu ziehen. ; | 


2) Pinard, Thöse de Pari 1900 it. bei -Czerny. Kellers ` 
ee ee a 


21) Reus, Zschn f. Kindhik. 1916, 13, 8.289 
2) Ylppö, Zschr. f. Kindhik. Bd. 24, S. 16.. 


AT: Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


1721 


Å- n 7 5 T 2 J p , "iii — en. 


ist es gelungen nicht nur die’ Zahl der Eklampsiefälle bedeutend 
zu vermindern, sondern auch die Zahl der lebendgeborenen Kinder 
eklamptischer Mütter zu erhöhen. Wichtig .erscheint mir ferner die 


“Angabe von Emerson, daß unter den lebendgeborenen Kindern ` 


eklamptischer Mütter jetzt eine größere Zahl das erste Lebensjahr 
überschreitet als vor dem Einsetzen dieser pränatalen Fürsorge. 
-Aus diesen Angaben scheint sich also zu ergeben, daß doch die 
- Sterblichkeit der Kinder eklamptischer Mütter im ersten Lebensjahr 
größer ist als der Durchschnitt, und daß ferner der eklamptische 
Krampfanfall nicht,.wie es nach oberflächlicher Betrachtung erscheint, 
ein aus voller Gesundheit ausbrechendes, plötzliches Ereignis dar- 
‘stellt, sondern auf einer längeren vorbereitenden Anomalie beruht, 
die an sich vielleicht schädigend auf das Kind einwirken kann und 
sehr wohl einer Behandlung zugängig ist. | 


Trotz aller Bemühungen wissen wir sehr wenig über das 


Wesen der Eklampsie. Sicher erscheint nur die Tatsache, daß die 
rasche Entfernung des Eies die beste Hilfe zur Heilung der Krank- 
heit darstellt. Das Ei, der Uterusinhalt muß also offenbar die 
Schädlichkeit enthalten, und es ist hier gleichgültig, ob man diese 
mehr in der Frucht selbst oder in der Plazenta sucht. Während 
die Eklampsie wie auch die Schwangerschaftsniere eine toxische 
Erscheinung der letzten Schwangerschaftsmonate darstellt, sehen 
wir in den ersten drei Monaten der Gravidıtät bisweilen unstill- 
bares Erbrechen, Ikterus, Polyneuritis und andere toxische Sym- 
ptome auftreten, welche gleichfalls durch einen künstlich herbeige- 
‘führten Abort rasch beseitigt werden. Wird die Mutter in solchen 
Fällen krank, weil das Ei, d. h. der Fötus, krank ist, oder viel- 
leicht nur deswegen, weil die Säfte der beiden Lebewesen nicht 
zusammen passen? Das Ei ist ein Lebewesen, das zwar mit der 
Mutter im Säfteaustausch steht, das aber recht anderer Aıt sein 
kann und vielleicht Eiweißkörper besitzt, welche dem mütterlichen 
Organismus fremd und gefährlich sein können, so daß der eine 
Organismus auf den anderen geradezu giftig wirkt. Dieses Ver- 
hältnis erinnert uns an die Experimente Sauerbruchs, der zwei 
Ratten zusammennähte. Bei dieser Symbiose geht nach etwa neun 
Tagen ungefähr ein Viertel der Tiere zugrunde, und der Tod des 
ersten Tieres zieht dann alsbald auch denjenigen des: damit zu- 
sammenhängenden Tieres nach sich. Sie sterben offenbar deswegen, 
weil ihre Säfte nicht zusammenpassen, und dies wird sogar dann 
beobachtet, wenn die Tiere enge Blutsverwandtschaft zeigen. Ein 
solches Nichtzusammenpassen der Säfte spielt in der Pathologie 
eine große Rolle und man wird sich fragen müssen, ob es nicht 
auch bei der im Mutterleibe sich entwickelnden Frucht eine Wir- 
kung entfalten kann. Hermansdörffer hat in der Sauerbruch- 
schen Klinik gezeigt, daß sich bei symbiotischen Ratten bisweilen 
richtige eklamptische Krämpfe beobachten lassen. 


Ein solches schlechtes Zusammenpassen der Säfte zweier sonst 


normaler Individuen könnte wohl auch bei Rassenkreuzungen 
eine Rolle spielen. Wenn Pferd und Esel sich paaren, so entstehen 
Tiere, deren Minderwertigkeit sich darin äußert, daß sie nicht fort- 
pflanzungsfähig sind. Kommen ähnliche Dinge auch beim Menschen 
vor? Gibt es Rassenkreuzungen, welche wenig fruchtbar sind oder 
in auffälliger Häufigkeit degenerierte, schwächliche oder moralisch 
minderwertige Persönlichkeiten liefern? Es ist mir nicht bekannt, 
daß in dieser Frage wirklich exakte Untersuchungen vorliegen, 


selbst nicht bei der Rassenkreuzung zwischen Negern und Weißen. 


Nur die Untersuchungen von Eugen Fischer über die Rehoboter 
Bastards dürften allen wissenschaftlichen Anforderungen genügen, 
und aus diesen geht hervor, daß bei Kreuzungen von Hottentotten 


und Europäern gesunde und sogar bisweilen besonders kräftige 


Menschen resultieren, welche die Merkmale der beiden, Rassen dar- 
bieten, und keineswegs eine auffällige Neigung zur Degeneration 


zeigen. Fischer sagt sogar, daß diese Bastarde zwar den Weißen 


nachstehen, aber entschieden höher stünden, als die reinen Hotten- 
totten. Dieses Urteil spiegelt die Überzeugung von der Überlegen- 
heit der weißen Rasse wieder; ein rassenstolzer Hottentotte würde 
gewiß umgekehrt urteilen! Ä | ns 
Wenden wir uns nunmehr zu den Einwirkungen der In- 


fektionskrankheiten der Eltern auf die Frucht. Es ist bekannt, 


daß die Pneumonie, besonders die Influenzapneumonie, für die 
schwangeren Frauen sehr gefährlich ist. Es ist fast die Regel, daß 
um die späteren Tage der Pneumonie die Frucht stirbt und der 
Abort eintritt, und dieser ist dann für die pneumonisch erkrankte 


‘ Mutter im höchsten Grade lebensgefährlich. - Die pneumonische In- 


fektion der Mutter ist also für den Fötus deletär, er nimmt an der 
. Infektion oder an der Intoxikation teil und nur in den recht seltenen 
lien, wo trotz der Pneumonie der Mutter das Kind überlebt, wird 


 Ehepaares sind vollkommen gesund. 


festgestellt werden können, ob das Kind sich normal entwickelt, 
oder ob von der vorübergegangenen Infektionskrankheit eine Ent- 


'wieklungsschädigung zurückgeblieben ist. - Ich habe einen Fall. 


beobachtet, wo bei schwerer Influenzapneumonie einer Gravida das 
Kind am Leben blieb und in der Rekonvaleszenz rechtzeitig geboren 
wurde. Es hat sich normal entwickelt, ist aber zart geblieben und 
überaus nervös. Schloßmann berichtet, daß die Säuglinge, welche 
während der letzten schweren Influenzaepidemie geboren wurden, 
eine wahre Crux für die Kinderklinik darstellten, weil sie sich gegen 
alle Infektionskrankheiten widerstandslos verhielten. 


Auch beim Typhus ist es die Regel, daß die davon ergrifiene 
Cursch- . 


Gravida abortiert und dadurch in Lebensgefahr kommt. 
mann??) konnte aus der Literatur wie auch aus seinem eigenen 


großen Beobachtungsmaterial feststellen, daß doch etwa die Hälfte . 


aller schwangeren Typhuskranken (54%) später ein lebendes Kind 
zur Welt brachten. 
Typhus anscheinend nicht ganz so groß wie bei der Pneumonie 
oder der Variola; in den 46%, wo Abort oder Frühgeburt eintrat, 
kommt eine Infektion des Fötus mit Typhusbazillen in Betracht. 
Auch hier konnte ich aus der Literatur keine Anhaltspunkte über 


die spätere Entwicklung derlebendgeborenen Kinder erhalten. Doch > 


ist mir ein Fall bekannt, wo eine: kräftige, aus gesundem Hause 
stammende Frau auf der Hochzeitsreise in Neapel den Typhus 
akquirierte. 
lich wie geistig zurückgeblieben. Die späteren Kinder desselben 
Hier scheint also der 
Typhus der Mutter eine Entwicklungsstörung des Kindes, und zwar 
eine Fruchtschädigung zur Folge gehabt zu haben. t 

Ein ähnlicher Fall ist mir bei Meningitis cerebrospinalis 
epidemica bekannt. Ein Ehepaar, dessen beiderseitige Familien 
mir als gesund bekannt sind, hatte bereits 6 normale Kinder, als 


der Vater an schwerer Genickstarre erkrankte, die damals in seinem 


Regiment verbreitet vorkam. Zu Beginn der Rekonvaleszenz verfiel 
die Frau wieder in Gravidität. 
und körperliche Entwicklungsstörung, unter anderem einen kon- 
genitalen. Herzfehler, und ging im 9. Lebensjahr vollkommen blöd- 
sinnig zugrunde. Ist der Zusammhang richtig gedeutet, so wird es 
sich also hier um die Folgen einer Keimschädigung und nicht um 
eine Fruchtschädigung handeln. | | 

Alles in allem wird man sagen können, daß die akuten In- 
fektionskrankheiten der schwangeren Frauen für die Frucht meistens 


gefährlicher sind als für die Mutter, und den Fötus abtöten können, - 


während die Mutter keinen bleibenden ‚Schaden hat. Wird aber die 
Infektionskrankheit der Mutter glücklich ohne Abort überstanden, 
so ergibt sich meistens ein gesundes Kind und nur selten eine 


Entwicklungsstörung. Also scheint auch bei den Fruchtschädigungen 
' durch Infektionskrankheiten der Mutter das „Alles oder Nichts“ die 
Regel zu sein, während man doch a priori annehmen könnte, daß 


zwischen den beiden extremen Fällen, nämlich dem Tod und der 
ungestörten Entwicklung der Frucht, häufig auch ein Mittelding, 
nämlich eine Entwicklungsstörung des Kindes im Mutterleibe vor- 
kommen sollte. 0% u 

: Unter den chronischen Infektionskrankheiten beein- 


trächtigt bekanntlich die Malaria die Fruchtbarkeit, und der Malaria . 
wird in erster Linie die Schuld daran zugeschrieben, daß die Euro- 


päer sich in gewissen tropischen Gegenden nicht vermehren, sondern 
auszusterben pflegen, so daß also die weiße Rasse gewisse tropische 
Länder nicht bevölkern kann. Es ist aber wahrscheinlich, daß das 
tropische Klima auch noch auf anderem Wege die Fruchtbarkeit 
der Europäer beeinflußt. | | E 

Von der Tuberkulose kann man mit Sicherheit behaupten, 
daß sie die Zeugungsfähigkeit des Mannes und die Fruchtbarkeit 
der Frau nicht beeinträchtigt. Abgesehen von jenen seltenen Fällen, 
wo das Kind im Uterus einer tuberkulösen Frau mit Tuberkel- 
bazillen infiziert wird, scheint die Tuberkulose der Mutter wie auch 
diejenige des Vaters keinen schädlichen Einfluß auf die Entwicklung 
des Kindes auszuüben. Weinberg hat allerdings in seinen exakten 
Statistiken nachgewiesen, daß die Zahl der Nachkommen tuber- 
kulöser Eltern etwas geringer ist als der Durchschnitt, aber dieses 
Ergebnis wird sich wohl ebenso wie auch die Angabe von Lund- 
borg auf andere Weise deuten lassen. 

Ganz anders liegen die Verhältnisse bei der Syphilis. Hier 
ist die Infektion des Kindes bei Syphilis der Mutter sehr häufig, 


sehr schwer und desto sicherer zu erwarten, je frischer die Syphilis .- 


23) Qurschmann, Der Unterleibstyphus. 1913, S. 49 u. 192, 


Die Gefahr für Mutter und Kind ist also beim | 


Sie war damals eben schwanger geworden, Mutter und . 
Kind überstanden die Krankheit, das Kind ist sehr nervös, körper- 


Das Kind zeigte schwere geistige 


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zurück, so ist mit steigender Wahrscheinlichkeit zu erwarten, daß 


‚keine Übertragung der Krankheit auf das Kind stattgefunden hat. , 


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1924. — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 49. 


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der Eltern ist. Liegt die Infektion der Eltern eine Reihe von Jahren - 


die Kinder von der Krankheit verschont bleiben: und nach etwa ` 


10 Jahren ist es die Regel, daß sie auch negative Wassermannsche :| 


Reaktion darbieten. Aus einer großen Statistik der Kraepelinschen 
Klinik ergab sich, daß bei 38 % der Kinder syphilitischer Ehegatten 


Dies kann nur durch eine Abschwächung der Virulenz der Spiro- 


'chäten bei langem Verweilen in demselben Körper erklärt werden. | 


Bemerkenswert ist auch hier, daß die syphilitische Infektion für den : 
Fötus viel gefährlicher ist, als für die Muiter, und daß sehr häufig 
die Collesmütter, d. h. die von ihrem Mann syphilitisch infizierten : 
Frauen keinerlei Zeichen der Erkrankung darbieten, während ihre 


Früchte in früheren oder späteren Monaten der Gravidität an. 


schwerster Organsyphilis absterben. Wichtig ist ferner die Angabe 
von Husler, daß bei Frühaborten das Ei großenteils spirochätenirei ` 
getroffen wird, während es in späteren Schwangerschaltsmonaten . 


von Spirochäten geradezu überschwemmt ist. Die hohe pränatale 


Mortalität geht also nicht ausschließlich vom Ei aus, sondern häufig 
auch von syphilitischer. Erkrankung der Plazenta. Die Zahl der 
kinderlosen Ehen ist bei Paralytikern sehr groß und die Zahl der 
Totgeburten doppelt. so hoch, als bei der Gesamtbevölkerung. Die 
Familien der Paralytiker haben also die Tendenz zum Aussterben, 
und zwar handelt es sich weniger um eine Konzeptionsunfähigkeit, 
als vielmehr um eine übergroße Mortalität der Früchte in utero und 


‚der Kinder in und bald nach der Geburt. Während man bei Kindern, 


deren Eltern frei von Syphilis waren, in gleichem Zeitraum eine Mor- 
talität von etwa 10 % annehmen konnte, ergab sich aus Huslers°*) 
Material der Münchner Kinderklinik bei Paralyse eines der Eltern 
eine Sterblichkeit von 46 % (54% Überlebende). Bei Eltern, welche 
syphilitisch wären, aber keine paralytischen oder tabischen Symptome 
darboten, war die Kindersterblichkeit ungefähr ebenso groß und die 
Zahl der überlebenden Kinder betrug 45 %. 
Sterblichkeit der Kinder 48 % betrug, wenn beide Eltern nervös- 
syphilitisch waren. Ebenso groß, nämlich 47 %, war diese, wenn 
beide Eltern syphilitisch, aber nicht nervenkrank waren. Bleibt 
eines der Eltern (meistens die Mutter) gesund, dann ist die Morta- 
lität geringer, nämlich 37%. Die Sterblichkeit ist also von .der 
Art der syphilitischen Erkrankung der Eltern unabhängig und die 


. Deszendenz der Paralytiker und Tabiker ist nicht schwerer ge- 


schädigt, als diejenige der nicht nervenkranken Syphilitiker, z. B. 
derjenigen Eltern, welche an Aortensyphilis leiden. Auch Rohden 
sagt, es sei gleichgültig, ob Paralyse oder andere Formen der Lues 
vorliegen; am schlimmsten für die Nachkommenschalt ist die mütter- 
liche Syphilis bzw. die mütterliche Paralyse. Plaut?) fand unter 
54 Familien. von Paralytikern mit 100 Kindern 20 % Totgeburten, 
ƏT% starben im frühen Lebensalter. Von den 62 überlebenden 
Kindern hatten 26 positive Wassermannsche Reaktion, also nur 1/3. 
Von den 100 Kindern waren körperlich und geistig geschädigt 45. 
Unter den 68 negativ reagierenden Kindern fanden sich in 34% 
klinisch auffällige Symptome. Plaut spricht von einer degenera- 
tiven Anlage auf Grund einer kongenitalen Lues, und zwar handle 
es sich seltener um Intelligenzdefekte, als um eine verlangsamte oder 
ausbleibende Reifung des Gefühlslebens und der Willenssphäre, 
welche unter anderem auch bisweilen zur Kriminalität führe, Diebe 


'© und haltlose Degöneres hervorbringe. Charakteristisch sei die affek- 


tive Erregbarkeit und die Undisziplinierbarkeit der Kinder. Von 
100 Kindern paralytischer Eltern waren nur 45 körperlich und 
geistig vollkommen gesund. Husler fand bei 34% solcher Kinder 
degenerative Stigmata, darunter auch Epilepsie. Toni. Schmidt- 
Kraepelin?®) konnte unter den Kindern der Paralytiker häufig Ano- 
malien am Sexualapparat und besonders Hypogenitalismus nachweisen 
und nach E. Kraepelin sollen fast t/s aller schweren Idiotieformen 
ihre Entstehung einer Syphilis der Eltern verdanken. — Haupt- 
mann und Suntheim haben am Material der Nonneschen Klinik 
die große Gefährdung der Kinder bei nervöser Lues der Eltern dar- 
getan, und Fournier hat als erster aul Grund einer ungeheuren 


Erfahrung auf die Degenerationszeichen hingewiesen, die er bei der 


Nachkommenschaft syphilitischer Eltern beobachtet und als Para- 
syphilis bezeichnet hat, unter anderem angeborene Herzfehler, Hypo- 
genitalismus und moral insanity. 


2%) Husler, Lues nervosa usw. Zschr. Í. Kindhlk. 1924, Bd. 37. 
, 25) Plaut, Zschr. Í. d. ges. Neurol. u. Psych. 1922, Bd. 11; Plaut 
u. Göring, Untersuchung an Kindern und Ehegatten von Paralytikern. 
M.m. W. 1911, Nr. 37. 

2) Toni Schmidt-Kräpelin, Juvenile Paralyse. 


Inaug.-Diss, 
München 1920, Verlag Springer. Ä 


Raven fand, daß die- | 


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| | | N 7. Dezember 


Gegenüber diesen Angaben muß zunächst die Tatsache fest- 
gestellt werden, daß bei einer Syphilis der Eltern, deren Infektions- 
zeit länger als 10 Jahre, zurückliegt, die Kinder nicht nur negative 
Wassermannsche Reaktion darzubieten pflegen, sondern daß sie sich 
in der Mehrzahl der Fälle auch geistig und körperlich zu normalen 
Menschen entwickeln. Aber von dieser Regel kommen doch nicht 
ganz selten Ausnahmen vor. Hier nur einige Beispiele aus eigener 
Erfahrung. 


Vor vielen Jahren sah ich ein 18jähriges Mädchen mit schwerem 
angeborenem Herzfehler. Im Nebenzimmer lag .der Vater an einer 
langsam verlaufenden Tabes krank. Dieser Fall war es, welcher mich 
auf die Möglichkeit einer keimschädigenden Wirkung der Syphilis und 
auch auf diejenige eines Zusammenhanges zwischen Syphilis und an- 
geborenem Herziehler aufmerksam gemacht hat. 


Ein ähnlicher Fall kam vor kurzem in der Münchener Klinik 
zur Beobachtung: Ein 21jähriger infantiler, in der Entwicklung schwer 
zurückgebliebener Knabe mit schwerem angeborenem Herziehler, wahr- 
‚scheinlich einem Offenbleiben des Ductus arteriosus. Bei Nachfrage 


ergab sich, daß die Mutter an typischer Paralyse in der Irrenanstalt 
gestorben war. | 


Noch trauriger ist der folgende Fall: Ein 25jähriges, kümmer- 
liches, häßliches Mädchen mit reichlichen Barthaaren und männlichem 
Typus der Bauchbehaarung, ohne Mammae. Sie war in ihrer ersten 
Jugend für einen Knaben gehalten und als solcher erzogen worden, 
Dann stellte sich heraus, daß der angebliche Penis eine unförmlich ver- 
größerte Klitoris war und daß es sich um den Pseudo-Hermaphroditismus 
‘eines Mädchens handelte. Ein Gynäkologe ampntierte die Klitoris, 
Das arme Mädchen suchte ihre Mißbildung ängstlich zu verbergen und 
litt unsäglich darunter. Auf meine-Frage nach den Eltern berichtete 
sie mir, daß ihr Vater an Paralyse gestorben war, und als sie aus 
einer unvorsichtigen Äußerung von mir entnehmen konnte, daß ich 

| einen Zusammenhang ihrer Mißbildung mit der Erkrankung des Vaters 
für möglich hielt, brach das unglückliche Wesen in stürmische Tränen 
und Vorwürfe aus: „Wie kann man nur einem solchen Manne das 


Heiraten erlauben, wenn dann so ‚bedauernswerte Wesen zur Welt 
kommen.“ 


Über einen. andern Fall von Hermaphroditismus bei dem Sohne 
eines syphilitischen Vaters ist mir von der Familie, aber nicht von 
ärztlicher Seite berichtet worden. 


Eine : weitere Beobachtung betrifft einen Herrn, der an einer 
‚rasch fortschreitenden Tabes, schließlich in Verblödung gestorben ist 
Die sämtlichen ‚Kinder sind auffallend zart und etwas infantil, in- 
tellektuell aber sehr gut entwickelt. Eine Tochter, die sich als Für- 
sorgerin ausgebildet hatte, warf ohne erkennbare Motive ein ihr am 
vertrautes Kind zum Fenster hinaus und wurde daraufhin eine Reihe 
von Monaten in einer. Pflegeanstalt untergebracht. Sie ist nach ihrer 
Entlassung zu keiner Tätigkeit brauchbar. Eine. andere Tochter leidet 
vielleicht an. einer gutartigen Lungentuberkulose, sie ist nicht kräftig 
genug, irgendeinen Beruf zu ergreifen und verzehrt sich vor Sehnsucht, 
ins Kloster zu gehen. Einer ihrer Brüder, der ursprünglich Offizier 
werden wollte, dafür aber zu schwächlich war und Au peapronapn in- 
fantilen Habitus ‘darbietet, studiert bald Jura, bald Geschichte und 
katholische Theologie und möchte sich am liebsten gleichfalls wolt- 
flüchtig in ein Kloster zurückziehen. Die Wassermannsche Reaktion 
ist negativ. — Ein ähnlicher Fall betrifft einen Mann, der an rapid fort- 
schreitender Paralyse zugrunde gegangen ist und vorher durch schwach- 
sinnige Spekulationen sein Vermögen verloren hatte. Die zarten 
Töchter schlagen sich brav durch in kleinen Stellungen als Lehrerinnen 
und Erzieherinnen; sie müssen von ihren. geringen Verdiensten den 
Bruder erhalten, der zwar intelligent, aber schwächlich gebaut ist und 
der planlos Philosophie, Kunstgeschichte und Nationalökonomie studiert, 
zu keiner Arbeit brauchbar ist und der nach der Aushebung zum 
Kriege wegen nervösen Magenleidens ‚und allgemeiner Schwächlichkeit 
viele Monate lang in Lazaretten herumlag. | 


Eine intelligente, auffallend schöne junge Dame (Beauté de Diable) 
von 28 Jahren, deren Vater an Hirnsyphilis zugrunde ging. und deren 
Mutter gesund ist, zeigt Neigung zur Fettsucht (bis 103 kg), die sio nur 
mit größter Energie bekämpfen ` kann; ihre Hände sind breit und 
gleichen denen eines Mannes, die Muskulatur der Arme und Beine ist 
ungewöhnlich stark entwickelt, von maskulinem Typus. Sic hatte als 
junges Mädchen an wilden Knabenspielen Gefallen, jetzt hat sich all- 
mählich eine Ermüdbarkeit und Leistungsschwäche der Muskeln ein- 
gestellt, die mit deren Volumen in auffälligem Mißverhältnis steht. 
Es besteht ein Bart am Kinn, der dauernd Epilationen nötig macht, 
ferner Behaarung zwischen den Mammae, am Bauche und den Unter- 
schenkeln. Sella turcica normal. Uterus ganz klein und weich. 
Menses spärlich, haben jahrelang ausgesetzt. Dauerndes Gefühl der 
Kälte. Widerwille gegen die Heirat. — Ihr Bruder, hochgewachseh 

hat als Knabe am liebsten mit Puppen gespielt, führt jetzt ein lieder- 
liches Leben und ist zu keinem Beruf zu brauchen. 


Ein weiterer Fall: Vater an Hirnsyphilis gestorben, Mutter vol- 
kommen gesund, energisch und sehr intai ent. Die Kinder alle zart 
wenig energisch, etwas exzentrisch. Die älteste Tochter scheiterte 2 


| den Konflikten, welche ihr Beruf mit sich brachte, sie zog sich in em 


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Y. Dezember 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. | 1793 


rationszustände bei solchen Nachkommen gefunden werden, welche 


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strenges Kloster zurück, mußte dieses aber etwa nach einem Jahre 


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wieder verlassen, da sie dessen Anforderungen körper'ich nicht ge- 
wachsen war. Sie verbrachte ihr junges Leben in übermäßiger religiöser 
Zurückgezogenheit, erkrankte an einer Infektionskrankheit und ging an 
dieser sonst harmlosen Krankheit widerstandslos zugrunde. ihr 
jede Lust zum Leben verloren gegangen war. Sie schnte sich den 
Tod herbei. Ä | ` 
Ein Großkaufmann war an Tabes gestorben, seine Witwe, eine 
hochgebildete vornehme Dame, erkrankte nach dem Klimakterium an 
Hirnsyphilis und starb verblödet. Der älteste Sohn, moralisch gänz- 
lich haltlos, starb als Lump nach unglücklicher Ehe an Diabetes. Der 
zweite Sohn war geistig ungewöhnlich veranlagt. Nach-glänzend be- 
standenem Staatsexamen, das die größten Hoffnungen erweckte, ver- 
fiel er in Absonderlichkeiten und Entschlußlosigkeit und verbringt sein 
Leben als gänzlich unbrauchbares Mitglied der Gesellschaft. Der dritte 
‚Bruder, gleichfalls sehr gut veranlagt, machte gute Karriere, lebte in 
lücklicher Ehe, zeigte im späteren Leben leichte manisch-depressive 


erioden und starb frühzeitig an Apoplexie.. Der fünfte Bruder, ein 


Nachkömmling, ist zeitlebens eine Assistentennatur geblieben und be- 
ügt sich mit einer sehr bescheidenen Stellung, in der er sich glück- 
ch fühlt. Nur einer, der vierte dieser Söhne, war geistig und körper- 


lich normal; er starb mit etwa 30 Jahren an einer schweren Infektions- 


krankheit. In der nächsten Filialgeneration dieser Familie sind mir 
nur gesunde Kinder bekannt. Es darf nicht verschwiegen werden, 
daß ein Vetter und eine Tante des Vaters vorübergehend an Depressions- 
zuständen litten, und es muß die Frage aufgeworfen werden, ob in 
dieser traurigen Familiengeschichte die durch die Depressionszustände 
von Vetter und Tante manifestierte psychopathologische Veranlagung 
von ausschlaggebender Bedeutung ist oder die Syphilis des Elternpaares. 
Gewiß wird man in keinem solcher Fälle, wie sie jedem Haus- 

arzt schon begegnet sind, den sicheren Beweis für eine keim- 
schädigende Wirkung der Syphilis erblicken können, und aus den 
Statistiken geht in der Tat hervor, daß neben der Syphilis der 
Eltern auch noch andere und zwar hereditäre Momente in Frage 
kommen. Man wird Hermann Hofmanna?) Recht geben, wenn 
er schreibt, daß eine keimschädigende Wirkung oft dort fälschlicher- 
weise angenommen wird, wo eine einfache Vererbung größere 
Wahrscheinlichkeit besitzt. Plaut2®), Husler2?), Toni Schmidt- 
Kräpelin und Peiper°®) konnten aus ihren statistischen Zusammen- 
stellungen nicht mit Sicherheit den Beweis erbringen, daß der 
Syphilis neben ihrer Infektiosität für den Fötus. auch noch eine 
richtige keimschädigende Wirkung im engeren Sinne des Wortes zu- 
kommt. Meggendorfer?!) untersuchte 200 Fälle erwachsener Nach- 
kommen von 60 Paralytikern und konnte nachweisen, daß unter 
denjenigen Nachkommen, welche vor der Syphilis der Eltern- gezeugt 
waren, 56% körperlich und geistig gesund waren, von denjenigen 
Nachkommen aber, welche geboren waren nach der ’'syphilitischen 
Infektion der Eltern, waren 27% körperlich und geistig gesund und 
vollwertig. Bemerkenswert ist Meggendorfers Angabe, daß jene 
Kinder, welche geboren wurden, als der Vater schon an Paralyse 
litt, sich als gesund erwiesen, offenbar deswegen, weil dabei die 
Infektion des Vaters schon lange Jahre zurücklag. Unter 36 psycho- 
pathischen Deszendenten paralytischer Eltern konnte Meggendorfer 
allerdings konstatieren, daß diejenigen Kinder, welche vor der 
syphilitischen Infektion des Vaters geboren waren, gleichfalls recht 
häufig psychopathische Züge darboten und sogar nicht sehr viel 
seltener als diejenigen, deren Geburt nach der Infektion des Vaters 
fiel. Aus den schönen Stammbäumen Meggendorfers läßt sich 
erkennen, daß in solchen Fällen, wo die Kinder von Paralytikern 
psychopathische Züge darboten, auch sonst in der Aszendenz 
Psychopathien vorgekommen waren. Und er hält es aus diesem 
Grunde nicht für erwiesen, daß .die Syphilis der Eltern eine eigent- 
liche Keimschädigung im engeren Sinne des Wortes zur Folge habe. 
. Bei allen jenen Degenerationszuständen, welche bei den Kindern 
syphilitischer Eltern beobachtet werden, spielt zweifellos die In- 
fektion der Frucht im Uterus die wichtigste Rolle; daneben dürften 
aber wahrscheinlich auch häufig Fruchtschädigungen nicht- 
‘spezifischer Art vorkommen, die vielleicht auf den bekannten Er- 
ankungen der mütterlichen Plazenta beruhen, und nicht auf einer 
Infektion des Fötus. 
die Nachkommenschaft stärker gefährdet ist, als bei Paralyse des 
Vaters, spricht für die Bedeutung der Fruchtschädigung. — Zweilel- 


Der Umstand, daß bei Paralyse der Mutter 


keine Wa.R. darbieten, und wo diese auch bei der Mutter negativ 
ausfällt, ist noch kein sicherer Beweis für eine echte Keimschädigung, 
macht eine solche immerhin aber wahrscheinlich.. Wenn Meggen- 
dorfer, Husler, Plaut und Peiper aus ihren statistischen Zu- 
sammenstellungen keinen Beweis für das Vorkommen. richtiger 
Keimschädigungen durch parentale Syphilis erbringen konnten, so 
ist doch eine Möglichkeit dadurch keineswegs widerlegt, und 
ich bekenne, daß mir das Vorkommen einer Keimschädigung bei 
Syphilis wahrscheinlich ist. Das wichtigste Bedenken gegen diese 
ist. Die Tatsache, daß -bei Syphilis des Vaters nicht allein Degene- 
Annahme liegt in der von Meggendorfer hervorgehobenen Tat- 
sache, daß bei den degenerierten Nachkommen syphilitischer Eltern 
gar nicht selten auch noch Psychosen in der weiteren Familien- 
geschichte nachweisbar sind, und daß es sich also um das Mani- 
festwerden anderer, und zwar erblicher pathologischer Veranlagung 
handeln kann. Aber ist es nicht doch auffallend, daß in solchen 
Familien, wo hin und wieder Psychosen z. B. Depressionszustände 
in der Aszendenz, vorgekommen sind, nach Syphilis der Eltern mit 
solcher Häufigkeit schwere Degenerationszustände verschiedenster 
Art beobachtet werden, wie in den oben angeführten Familien? Es 
ist zuzugeben, daß in solchen Familien, wo manisch-depressive Zu- 
stände hin und wieder vorgekommen sind, die erbliche Veranlagung 
sich in recht verschiedener (polyvalenter) Weise äußern kann, aber 
werden in solchen Familien ohne Mitwirkung der Syphilis wirklich 
so zahlreiche und so schwere geistige und körperliche Degene- 
rationen der verschiedensten Art beobachtet, wie in den oben auf- 
geführten Familiengeschichten oder in den Stammbäumen Meggen- 
dorfers? Man könnte auf den Gedanken kommen, daß Syphilis, 
Alkoholismus und andere Keim- ünd Fruchtschädigungen besonders 
dann wirksam werden, wenn auch sonst noch degenerative Momente 
hereditärer Art vorliegen. Mit der Statistik allein, d.h. zahlen- 
gemäß, wird man diesen Zusammenhang nicht sicher fassen, dazu 
sind die Verhältnisse zu kompliziert und der exakte genealogische 
Forscher wird mit Recht den Vorwurf erheben können, daß sich 
die sogenannte ärztliche Erfahrung auf die prinzipiell fehlerhafte 
Auswahl der positiven und interessanten Fälle beschränkt. 

= Diese Bedenken der korrekten Rassenhygieniker sind gewiß 
in vieler Beziehung berechtigt, aber trotzdem kann an der Keim- 
schädigung und Fruchtverderbnis durch eine Reihe von Giften und 
von Krankheiten .nicht gezweifelt werden. 

Im Gegensatz zu den eigentlich vererbbaren Krankheitsanlagen 
(Gicht, Diabetes, Asthma, gewissen Hautkrankheiten, den Dystrophien 
usw.),wo die Erblichkeit entweder gleichsinnig erfolgt, oder wo sich mit 
Hilfe der Erblichkeitsforschung zusammengehörige Krankheitsfamilien, 
wie der Arthritismus, feststellen lassen, sind die Keimschädigungen 
und Fruchtverderbnisse nicht spezifisch, sondern sie äußern sich 
in Degenerationszeichen, welche in keiner Weise für das ursprüng- 
lich schädigende Moment charakteristisch wären. Es wird vielmehr 
dieselbe Ursache bei den Deszendenten zu recht verschiedenartigen 


Degenerationsbildern führen können, und umgekehrt können die- 


selben Entartungserscheinungen auf verschiedenen-Keim- und Frucht- 
schädigungen beruhen. | 

~ ln den schlimmsten Fällen sehen wir richtige Mißbildungen, 
z. B. des Gehirns bis zur völligen Idiotie, Balkenmangel, Mikro- 


 zephalie, ferner Spina bifida und Klumpfuß als Folgen der Keim- 


schädigungen angeschuldigt, und Stockard fand bei seinen Ex- 
perimenten, daß sich die keimschädigende Wirkung des Alkohols 
ganz besonders am zentralen Nervensystem äußert. Auch ange- 
borene Herzfehler wurden von Fournier wie auch von anderen 
darauf zurückgeführt. Pfaundler?2) hat in seiner vortrefflichen 


allgemeinen Pathologie des Kindesalters darauf hingewiesen, daß 


solche schädigende Reize, welche im späteren Leben eine „Krank- 
heit“ im landläufigen Sinne hervorrufen, in den frühesten Lebens- 


‚stufen nicht mit einer entzündlichen Reaktion beantwortet werden, 


sondern in der Form einer Entwicklungshemmung z. T. mit narben- 
losen Defekten, einer Dysontogenie. 

. Mit einer gewissen Häufigkeit sehen wir ferner als Folge 
einer Keimschädigung und Fruchtverderbnis eine ungenügende 
sexuelle Differenzierung eintreten. Am häufigsten den Frö- 


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haft bleibt bloß die Frage, ob auch eine richtige Keimschädigung 
u Im engeren Sinne des Wortes durch parentale Syphilis nachzuweisen 
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| 2)Hermann Hoffmann, Vererbungu. Seelenleben. Springer 1920. 

8) Plaut, Zschr. f. d. ges. Neurol. u. Psych. 1912, 11. 

E 22) Husler, Lues nervosa usw. Zschr. f. Kindhlk. 1924, 37. 
> %0) Peiper, Ist Syphilis ein nen M.Kl. 1922, Nr. 12. 
e Za. „) Meggendorfer, Rolle der Erblichkeit bei der Paralyse. 
j schr. f. d. ges. Neurol. u. Psych. 1920, 65. 


lichschen Typus der Dystrophia adiposo-hypogenitalis®°), der aber 


Bu era 


82) v, Pfaundler, Biologisches und allgemein Pathologisches über 
die frühen Entwicklungsstufen. Handb. d. Kindhlk. von Pfaundler 
und Schloßmann. 3. Aufl. 1923. | i 

38) Die Dystrophia adiposo-hypogenitalis ist von Nonne wie 
un von Hutinel speziell auch bei Syphilis der Eltern beobachtet 
worden. ` 


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nach Abschluß einer verspäteten Pubertät in’ völlige: Heilung über- 


gehen kann. - Ferner jene unmännlichen jungen Männer, und die | 


unweiblichen Mädchen mit den schmalen Hüften und den: starken 
Muskeln, die aber . im weiteren Verlauf des Lebens sehr bald an 
Leistungsfähigkeit- abnehmen: wie alle Muskelhypertrophien. Diesen 
Typus der Viragines habe ich nicht nur bei den Töchtern syphili- 
tischer Eltern, sondern auch nach Schilddrüsenschädigungen der 
Mutter beobachtet. Schließlich kommen Homosexualität und richtiger 
Hermaphroditismus vor, und allen diesen Individuen mit der mangel- 
haft entwickelten Sexualität ist eine unglückliche Verstim- 
mung eigen. | l u 
Die Entwicklungsstörung ist keineswegs immer auf ein be- 
stimmtes Organ oder System beschränkt, sie ist oft allgemeiner Art 
und dann äußert sie sich in einem Infantilismus des Körpers 
und des Geistes.‘ Wir treffen diesen Infantilismus und den nahe 


damit verwandten: Hypogenitalismus, wie. schon Fournier -betont 


hat, gar nicht selten bei den -Deszendenten syphilitischer Eltern, auch 


wenn die letzteren die Wa.R. nicht darbieten und es läßt sich in: 
solchen Fällen oft nicht entscheiden, ob eine Keimschädigung oder 


eine Fruchtschädigung vorliegt; zu den letzteren müssen wir auch 
die Infektionen im Uterus rechnen. Aber -diese, intrauterine In- 


fektion kann unter Umständen nicht nur während des intrauterinen 


Lebens schädigend auf die Frucht eingewirkt haben, sondern sie 
kann -auch später während des extrauterinen Lebens noch weiter 


wirken und die Entwicklung hemmen. Es ist kein grundsätzlicher 


Unterschied, ob ein Schaden, z. B. ein Zurückbleiben in der Ent- 
wicklung, bedingt ist durch eine Noxe, welche während des intra- 
uterinen Lebens, z. B. durch. eine Infektion, ihren Anfang nahm, 


‘oder durch eine solche, welche post partum während der ersten 
- Lebensjahre sich einstellte.. Der Moment der Geburt ist ein zwar 


wichtiger, aber doch nicht absolut entscheidender Wendepunkt in 


_ der. Entwicklung des Menschen. Intrauterin erworbene Schäden. 


können sich freilich in ‚solchen Entwicklungsstörungen - äußern, 
welche während des’ extrauterinen Lebens nicht mehr in die Er- 
scheinung treten können, so z.B. in einer Spina bifida oder einem 


Offenbleiben des. Septum ventrieulorum. Für ein Offenbleiben des 


Ductus Botalli werden solche Veränderungen in Betracht kommen, 
welche während und kurz nach der Geburt in die Erscheinung 
treten. Bei einem Infantilismus dagegen oder einer mangelhaften 
Entwicklung der Geschlechtsorgane kann es unentschieden bleiben, 
ob eine Schädigung in der extrauterinen oder in der intrauterinen 
Periode eingewirkt und in der Jugend noch fortgewirkt hatte, und 
vielleicht kann auch eine richtige Keimschädigung beim Vater oder 
der Mutter vor der Konzeptivn anzuschuldigen sein. | 


‘ Wir können somit die Folgen einer Keimverderbnis und der 
Fruchtschädigung in der Hauptsache als 'Entwicklungsstörungen 
oder Degenerationssymptome auffassen, denen aber grundsätzlich 
kein spezifischer Charakter anhaftet. Ein Beispiel möge dies er- 
läutern: | z l E 


Ein 28jähriger Patient meiner Abteilung leidet an einer Tabes, 


welche offenbar auf intrauterin erworbener Syphilis beruht. Er ist 
skoliotisch, hypogenital und infantil und zeigt Eigentümlichkeiten 


= der Psyche, die nichts mit Paralyse gemein haben.. Die Skoliose, 


das mangelnde Sexualleben und die psychischen Eigentümlichkriten 
sind. hier sicher nicht auf syphilitische Organveränderungen zurück- 
zuführen, sie sind. nicht spezifisch, aber doch höchstwahrscheinlich 


die Folge einer durch die kongenitale Syphilis bedingten Entwick- 


lungsstörung. 
In manchen Fällen kann die Unterscheidun 
ein-ausgesprochenes Zurückbleiben der Entwicklung, richtigen Infanti- 


lismus. Die Angaben der Eltern und der Patienten lassen nur er- 
kennen, daß das Herzleiden bis in die früheste Kindheit zurückgeht. 


Es bleibt unsicher, ob es sich um einen in der frühen Kindheit er- 


woibenen Herzfehler handelt, der vielleicht im Anschluß an Scharlach 
entstanden ist und die ganze Entwicklung gehemmt hat, oder ob ein 
angeborener Herzfehler vorliegt, neben dem sich auch noch andere 
damit parallel gehende Entwicklungsstörungen finden. Die Obduktion 
wird oft solche Fragen entscheiden können, indem sie im ersten Fall 
die Reste einer Endokarditis, im zweiten Fall einen Entwicklungs- 


defekt am Herzen und an anderen Organen nachweist. Aber auch die ` 


Obduktion kann bisweilen keine Entscheidung bringen: Bei einer 


großen Zahl Infantilismen, wo das körperliche und geistige Verhalten | 


eines jährigen Menschen dem 'eines I4jährigen entspricht, läßt sich 

eine schleichende Tuberkulose nachweisen. Hat hier die, wahrschein- 

lich posinatal erworbene Tuberkulose wie ein innerer Feind die Ent- 

wicklung des jungen. Lebens gehemmt, oder beruht der Infantilismus 
chtsc 


auf.einer Fru ädigung und hat er die Widerstandsfäbigkeit gegen 
Tuberkulose herabgesetzt? 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


z, B. bei 


noch schwieriger 
sein:. Bei schweren Herzfehlern jugendlicher Individuen finden wir oft 


-` 'In allen diesen Fällen ;von Infäntilismus und von Zurtck- 
bleiben der Körpergröße finden wir noch, beim. 20- und SO jährigen 
Menschen alle Epiphysenlinien an ‘den Extremitätönknochen und 
besonders an Händen und Füßen offen, ähnlich wie beim Kind. 
Das Wachstumsvermögen ` wäre.: also noch vorhanden, ‘aber dar. 
Wachstumstrieb fehlt und dieser kann auch durch Zufuhr der wachs- 
tumsbefördernden. Vitamine nicht geweckt werden. i 


7. Dezember 


- - Unter den körperlichen Degenerationszuständen ist wahrschej A 
lich auch die Kyphoskoliose nicht selten als Folge einer Kein. 


schädigung 


Knochen der: Rippen, ‚Finger und Füße der Buckligen keine Epi 


e hysen-. - 
auftreibungen aad Dicht jene Plumpheit der Form, welche für Rache 
. beweisend ist.‘ Die. Kyphosköliose ist auch ‘nicht eine einfache Folge: 
einer Erkrankung des Skeletts oder statischer Mißverhältnisse. Wi 


finden’ dabei als typisch eine Schwäche der 
besonders der Rückenmuskeln. Die genuine 


weilen in derselben Familie mehrfach: vorkommen. 


Sie kann vielfach nur zu einer allgemeinen Widerstandsunfähigkeit . 
führen, besonders einer solchen gegenüber Infektionskrankheiten und. 
Tuberkulose. Und darauf ist es vielleicht zurückzuführen, weshalb 


häufig sind. . | 


Besonders schwierig zu beurteilen sind jene Fälle, wo sich. 
die Degeneration überhaupt nicht .durch körperliche Anomalien und ` 
| Funktionsstörungen, sondern durch’ rein psychische Eigentümlich 
| keiten äußert. Hier ist die Schwererziehbarkeit der Kinder wieder- -; 


jungen. 
Leute, die vor jedem Examen ausbrechen und nach langem plar 


holt hervorgehoben worden, ferner die Willensschwäche der 


losen Tasten zu keinem richtigen Beruf kommen. Die intellektuellen $ 


Fähigkeiten sind .bei solchen Individuen meistens gut entwickelt, 


aber es fehlt an der Energie, also am Triebwerk, und es ist, alef. 
ob in ihrem Uhrwerk, das im übrigen fein organisiert sein kann, .; 
die Feder zu schwach wäre. Es mangelt an Temperament, und - 


B 
esamten Muskulatur und. - 
yphoskoliose beruht auf: : 
einer Veränderung: des gesamten Körpers, und selbst die Psyche ist ., 
bei den Kyphoskoliotischen oft in eigentümlicher Weise verändert. -` 
Sie ist eine Entwicklungsstörung, die in den Schuljahren beginnt und : 
nach der Pubertätszeit ihr Maximum erreicht, sie geht aber nicht zurück :- 
bis auf jene frühen Altersstufen, welche das eigentliche Gebiet der.: 
Rachitis darstellen. Sicher sind nicht alle Fälle von Kyphoskoliose‘ 
auf dieselbe Ursäche zurückzuführen. Die typischen Fälle können bis- t 
. ‚Die Keimschädigung und Fruchtverderbnis äußert sich durch», 
aus nicht immer in körperlich greifbaren Degenerationsmerkmalen.‘ 


oder.Fruchtverderbnis zu betrachten, und ich habe sie 

| indern syphilitischer Eltern beobachtet, Die richtige kon- 
stitutionelle genuine Kyphoskoliose wird. vielfach noch als eine Folge 
der Rachitis aufgefaßt. Wer aber den’ Knochenbau untersucht und‘ 
etwa das Röntgenbild oder. gar ein präpariertes Skelett mit dem- 
jenigen‘ einer. richtigen Rachitis vergleicht, :erkennt einen gewaltigen. 
‚Unterschied, und tatsächlich finden ‘sich’ an.den überzarten dünnen: - 


‚Fruchttod und Kindersterblichkeit in solchen Familien übermäßig > 


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dieses ist eine Gottesgabe; das Temperament und nicht die In 5 


telligenz allein ist maßgebend für die Brauchbarkeit eines Individuums. N 
| Lenz34) beschreibt jene idealistisch veranlagten Söhne, die es m - 
keinem ‚soliden Beruf aushalten, nachdem sie sich als Schriftsteller, . 


als Künstler und Politiker versucht haben, oder jene Töchter, die 
von der Familie nicht verstanden werden und sich. einem Kreise 
anschließen, in welchem durch rhythmische Bewegungen die Grund , 
lage zu einer neuen Kultur gelegt werden soll. Schließlich kommen - 
moralische Defekte aller. Art vor. Derartige psychische Degene- l 
rationen lassen sich natürlich schwer in zahlengemäßerForm statistisch 
nachweisen, und sie entziehen sich vor allem auch dem Tierexperimenl, i 
Sie sind die Domäne. des Hausarztes und in leichteren Fällen nicht 


einmal diejenige des Psychiaters. Dagegen kamen bei der Musterung ’' 
für den Heeresdienst im. Kriege solche Fälle in ‚großer Zahl ani. ; | 


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raten, eine Gravidität zu verhindern oder zu unterbrechen un 
ein Recht dazu bestehen, aber. die ärztliche Erkenntnis ist 


sicher, unser Wissen und unsere Voraussicht zu Jückenhaft, 
wir Ärzte es wagen dürften, das Schicksal zu spielen. 


3) Lenz, Menschliche Erblichkeitslehre. 2. Aufl, S. 298, 


J eder klinische Vortrag soll mit einem Hinweis auf Therapie 
oder wenigstens auf Prophylaxe schließen,. und aus der Übersicht - 


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So traurig auch das Kapitel der Keimverderbnis und Frucht- + 
schädigung ist, so mußte doch immer wieder hervorgehoben werden 
daß alle jene exogenen Krankheiten und Schädigungen, welche diè 
Eltern betreffen, nur in relativ seltenen Fällen bei der Nachkommet: 
schaft einen ‘ernsten und bleibenden Defekt hervorrufen. Wein 


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über die Keim- und Fruchtschädigungen erwächst die Frage, i: 
wieweit der Arzt berechtigt und verpflichtet ist, eine Ehe a T 2 

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eine 'Sterilisierung herbeizuführen. Gewiß 'wird in vielen Fal 


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7. Dezember 1924 Nr. 49. — MEDIZINISCHE KLINIK — Anzeigen. | 900 
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1. Dezember | 


die Mehrzahl der Kinder kranker Eltern entwickelt sich zu voll- 
wertigen und gesunden Individuen; das gilt selbst vom Alkoholismus 
und der Syphilis, und auch die manifesten Schädigungen der Nach- 
kommenschaft dürften, wenigstens beim Menschen, nicht weiter ver- 
erbbar sein. Die gewaltige Regenerationskralt, welche in der Zeugung 
zum Ausdruck kommt, pflegt die Nachteile zu überwinden, ‚welche 
dem Ei, dem Sperma und selbst der heranreifenden Frucht zu- 
‚gefügt worden waren, im Gegensatz zu .den eigentlichen Erbkrank- 
heiten, die wie in der antiken Tragödie als unentrinnbares Ver- 
hängnis das Schicksal des Menschen bestimmen und Kind und 
Kindeskind dem Verderben weihen. 


Das, was ich Ihnen hier vortragen konnte, sind die Eindrücke 
"eines Arztes, es ist nicht Wissenschaft. 


Denn diese fängt erst dort 
.an, wo die von der Erfahrung gelieferten Tatsachen und die daraus 
geschöpften Hypothesen kritisch als unanfechtbar durch das Ex- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


periment bestätigt werden. .Nur- in wenigen Fällen hatten wir 
sicheren Boden unter den Füßen, dem Zweifel war allenthalben 


. Raum gegönnt, und wir ‚können denjenigen nicht . widersprechen, ; 


welche die zerstreuten ärztlichen Erfahrungen als: nicht beweisend 
anerkennen, weil ihnen die wissenschaftliche Sicherheit fehlt. Aus 
‘diesem Grunde können wir diese Auseinandersetzungen: nicht besser 
schließen, als mit den Worten des Hippokrates, die wie in Granit 
gemeißelt in die Jahrtausende. hinausragen: a p 
Das Urteil ist schwierig, denn die’ Erfahrung 'ist trügerisch; 


‚das Leben ist kurz und das Gebiet .der Wissenschaft ‘ist groß 35). 


. 35) In der lateinischen Übersetzun dieser Eingangsworte der | 


Aphorismen heißt. es „experimentum fallax“. 


Diese Ubersetzung ist 


‚aber wohl nicht ganz zutreffend: Peira bedeutet hier, ebenso wie 


Empeiria, nicht das Experiment, sondern die Erfahrung, die experientia. 


Abhandlungen. 


‘Aus dem Hygienischen Institut der Technischen Hochschule Dresden 
- (Direktor: Prof. Dr. Philaletes Kuhn). 


Über das Geschlechtsverhältnis der Neugeborenen 
DE e beim Menschen. | 


| Von Priv.-Doz. Dr. Rainer Fetscher. 


Das Geschlecht von Pflanze, Tier und Mensch ist erbbiologisch 
bestimmt. Der Mechanismus der Geschlechtsvererbung ist recht 
verschieden; als allgemeingültigen Satz kann man lediglich be- 
haupten, daß stets das Mengenverhältnis zwischen dem Bestand an 
Chromosomen (Erbträgern) der Samen- und Eizelle über das Ge- 


- schlecht der Frucht entscheidet. 


Nach der Auffassung der meisten Autoren liegen die Dinge 
beim Menschen so, daß es nur einerlei reife Eizellen gibt, die 


‚alle je 12. Chromosomen besitzen, während zweierlei Arten von 


Samenzellen .in gleicher . Häufigkeit vorkommen, nämlich solche 
mit 11 und solche mit 12 Erbträgern. Trifft eine Eizelle mit einer 
Samenzelle mit 11 Chromosomen zusammen, so ergibt die Summe 23, 
es entsteht eine männliche Frucht. Führt die Befruchtung zu einer 
Erbträgerzahl von 24, so ist ein Kind weiblichen Geschlechts zu 
erwarten. 

Aus: dem Gesagten wäre zunächst zu folgern, daß man eine 
Geschlechtsproportion von 100:100 erwarten müßte. Tatsächlich 
kommen aber unter den Lebendgeborenen durchschnittlich 107 Knaben 
auf 100 Mädchen. Um diese Abweichung von der ‚Erwartung zu 
erklären, gibt es grundsätzlich verschiedene Wege. -Man köfiite 
‚zunächst einmal daran denken, daß während der Fötalzeit weib- 
liche Früchte häufiger als männliche zugrunde gehen, was zwang- 


‘ los die Überzahl neugeborener Knaben erklären könnte. Nun wissen 


wir aber, daß bei Berücksichtigung der Totgeburten die Knaben- 
ziffer noch höher ist, z. B. nach Erhebungen des Statistischen Amtes 
der Stadt Magdeburg 130, und noch weiter ansteigt, wenn wir 
auch noch die Fehlgeburten zu erfassen suchen. Obgleich dieser 


` Versuch stets lückenhaft sein wird, so gestattet er doch die Wieder- 
legung der Vermutung, daß sich die Überzahl der lebendgeborenen 


Knaben daraus erklärt, daß mehr weibliche als männliche Föten 


‘im Mutterleib absterben. | 
Fest steht also, daß wesentlich mehr männliche als weibliche 


Früchte gezeugt werden. Döderlein wählte zur Erklärung dieser 


_ Tatsache. die naheliegende Annahme, daß es mehr männlich differen- 
zierte Spermatozoen als weibliche gäbe. Dies hat jedoch die un- 
wahrscheinliche Voraussetzung, daß Weibchenbestimmer regelmäßig 


in bestimmter Menge abstürben, da der Mechanismus der Geschlechts- 
zellenbildung die ursprünglich. gleiche Häufigkeit beider Arten 
von. Samenzellen bedingt. 


Lenz nimmt deshalb an, daß die männlich differenzierten 


Spermatozoen leichter beweglich seien und damit die erhöhte Aus- 


sicht ‚hätten, zur Befruchtung zu gelangen. Die Hypothese von 
‚Lenz hat namentlich durch die Versuche von Bluhm eine starke 


Stütze erhalten: Sie konnte besonders durch Alkoholisierung männ- 
licher weißer Mäuse erreichen, daß die Würfe eine größere Zahl 
von männlichen Tieren enthielten. Die Behandlung: weiblicher. Tiere 
mit Alkohol hatte keinen Einfluß auf die Verteilung der Geschlechter. 


Es scheint daraus zu folgen, daß die Geschlechtsbestimmung allein 
' von den Samenzellen abhängt; Bluhm nimmt ferner an, daß die 


um ein Chromosom reicheren Weibehenbestimmer länger unter der 


‚lähmenden Alkoholwirkung ständen und deshalb weniger beweglich. 
seien als die männlichen Spermatozoen, die damit glinstigere Aus- 


sichten haben zur Befruchtung zu ‚gelangen. Leider fehlen Unter- 


suchungen über das Geschlechtsverhältnis unter den Nachkommen 
von Trinkern, aus denen wichtige Aufschlüsse darüber zu erwarten 
wären, ob für den Menschen Ähnliches gilt. 


Scheint nun. schon auf den ersten Blick die Frage der Ge- 


schlechtsbestimmung noch nicht geklärt, so. ergeben sich doch bei 
näherer Betrachtung noch manche neue Rätsel. . So fiel es schon 
seit langem auf, daß die Knabenziffer nach Kriegen anzusteigen 
pflegt, eine Erscheinung, die in ihrer offenbaren Zweckmäßigkeit zu 
näherer Untersuchung besonders verlockt. 


lich z. B. in Preußen ‘von 1910—1915 auf 100 lebendgeborene 


Mädchen 106,25 Knaben kamen, betrug die Knabenziffer 1919 108,6. 


Auch die übrigen Länder zeigen den gleichen Anstieg. 


Die Überzahl der lebendgeborenen Knäben kann ferner da- 


durch zustande kommen, daß alle Familien für Knabengeburten eine 
bestimmte gleiche, den Mädchengeburten gegenüber erhöhte Häufig- 


keit aufweisen oder aber dadurch, daß einzelne Familien die Nei- - 


gung zu besonderer Häufung von Knabengeburten besitzen. Diese 
Frage habe ich auf neuem Wege zu erörtern versucht. 

Würde es sich einfach darum handeln, festzustellen, wie das 
Geschlechtsverhältnis der Lebendgeborenen ist, so würde man um 


so sicherere Ergebnisse erhalten, eine je größere Zahl von Personen 
statistisch erfaßt wird. Die erbbiologische Betrachtung erheischt 


jedoch eine besondere Kritik der verwerteten Erfahrungen. Es 


bleibt zunächst zu bedenken, daß bei willkürlicher Geburtenbeschrän- 
kung mit ziemlicher Sicherheit eine Verschiebung der Geschlechts- 
proportion zu erwarten ist: Einkindfamilien lassen eine überdurch- > 
schnittliche Zahl von Knaben erwarten, während in den Zweikind- 
"familien das Geschlechtsverhältnis mehr 100: 100 angenähert sein. 


dürfte. Man wird deshalb nur solche Familien zu den. Unter- 


suchungen heranziehen dürfen, bei denen Empfängnisverhütung eine - 


4. 


möglichst geringe Rolle spielt. | 


Mir standen. nun die vom Hygienischen Institut veraulaßten- 
statistischen Erhebungen der Bünde der Kinderreichen in Sachsen: 
‚zur Verfügung, in denen nur Familien mit ‚mindestens 4 Kindern . 


vereinigt sind.. Ich überblicke 1796 Familien mit insgesamt 


11313 Kindern, darunter 5897 Knaben und 5416 Mädchen. Die 


Knabenziffer beträgt also 109,5. 


Ä Ordnen wir nun die Geschwisterserien nach dem Geschlecht 
der Erstgeburt in 2 Gruppen, so erhalten wir 866 Familien mit 
erstgeborenen Knaben und 930 Familien mit Mädchenerstgeburten. 
_ Bei rein zufälliger Verteilung der- Geschlechter auf die Geschwister- 
serien muß in beiden Gruppen die ‘gleiche Knabenziffer' gefunden: 


werden, wenn man die Verschiebung .der Knabenziffer, welche in 


beiden Gruppen mit der Sonderung nach dem Geschlecht der Erst- 
 geburt eintritt, durch eine entsprechende’ Korrektur beseitigt. . Sie ` 
"muß so vorgenommen. werden, daß .man die Erstgeborenen nicht 
‚mitzählt. Wir finden nun in der Gruppe mit Knabenerstgeburten 


3395 Knaben und. 2033 Mädchen; die korrigierte Knabenzifier be- 


trägt 124,4. In der Gruppe mit Mädchenerstgeburten finden wir 
.2502 Knaben und 3383 Mädchen. sowie eine korrigierte Knaben- 
‘ziffer von 104. Diese auch nach dem Ausgleich: der statistischen 
: Gruppenauslese verschiedene Knabenziffer schließt die Annahme 


einer rein zufälligen Verteilung der Geschlechter in den Geschwister- 


serien aus. Derin dem verhältnismäßig kleinen Umfang meiner Zahlen 


‚begründete Fehler beträgt = 1,9.. Da das dreifache dieser Zahl 
'nach aufwärts‘ wie abwärts als wahrscheinliche Abweichung in Be- 


1725 


Hartmann. gibt Zahlen 
an, aus denen hervorgeht, daß auch der verflossene Weltkrieg von 
erhöhter Häufigkeit der Knabengeburten gefolgt war: Während näm- 


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| ist der Einwand von Prinzing hinfällig, den er in’einer Besprechung 


‘schnittlicher Knabenziffer gibt. Die.Teilung der Geschwisterserien 


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1726 3928 — MEDIZINISCHE KLINIK. Nr. 49. 


my 7. Dezember 
tracht kommt, so ‘könnte die ’Knabenziffer. in der Gruppe der Fa- 
milien mit Knabenerstgeburten rund zwischen 118 und 130 variieren, 
in der Gruppe mit Mädchenerstgeburten rund zwischen 98 und 110. 
Die Grenzwerte überschneiden sich. somit auf keinen Fall. Damit 


in den von mir untersuchten Familien die Knabenziffer mit dem 
Alter der Mutter und zwar unabhängig von der Zahl der voraus 
gegangenen Geburten ansteigt. Ein Einfluß des Alters des Vater 
ließ sich nicht nachweisen. Ohne diesen Befund für endgültig ge- 
sichert zu betrachten, scheint er mir doch die Vermutung: nahe- 
zulegen, daß noch unbekannte Vorgänge im mütterlichen Organismus 
. die Geschlechtsproportion der Lebendgeborenen beeinflussen. 


| Die familiäre Steigerung der Knabenzilfer kann, worauf Leng 
hinwies, -auch eine scheinbare sein und dadurch erklärt werden, - 
‘daß in’ Familien mit geschlechtsgebunden rezessiven Krankheits- 
‚anlagen eine Überzahl männlicher Früchte abstürbe. Streng - ge- 
. nommen müßten wir dann eigentlich von familiär verminderter 
Knabenziffer sprechen. Wir könnten auch daran denken; daß ali ' 
gemein die Fähigkeit zum Austragen männlicher Früchte familiär 
verschieden ist. Abwehrvorgänge, wie sie gegen artfremdes Biweiß 
eine Rolle spielen, könnten sehr wohl vorzugsweise gegen ein be- 
stimmtes Geschlecht gerichtet sein. Eine solche Annahme könnte 
uns auch das Verständnis dafür erleichtern, daß vielleicht die 
Knabenziffer von dem Alter :der Mutter beeinflußt wird, . weil die 
Abwehrkräfte sich ja im Laufe des Lebens verändern (Fetscher) 


Unterernährung bringt Verminderung .der Immunkräfte..-Da 
Kriege häufig zu Unterernährung weiter Bevölkerungskreise führen, 
könnte so nach Kriegen die-Summe -der gegen männliche Embryonen 

gerichteten Abwehrstoffe vermindert sein und sich daraus das-An- 
steigen der Knabenziffer nach Kriegen erklären. Dafür spricht, dab 
Sachsen, das schlechtest genährte Land, die stärkste Erhöhung der 
Zahl der Knabengebürten aufweist. Es wäre allerdings auch m . 
bedenken, daß nach Kriegen der Durchschnitt der Mütter älter sein 
_ dürfte, da manche Geburt nachgeholt wird, die ohne die Erschütterung 
des Krieges in frühere Jähre gefallen wäre. e 
| Mehr als Vermutungen können indes vorerst nicht: geäußert 
‘werden. Eine große Zahl von Fragen harrt noch ihrer Beant- 
wortung. Was wir wissen, ist in wenigen Sätzen zusammengefalt: 
Das Geschlecht des Kindes ist erbmäßig bedingt. Es werden mehr 
Knaben als Mädchen gezeugt und geboren. Verschiedene Beweg: 
‚lichkeit männlich und weiblich dillerenzierter Spermatozoen kam 
die Ursache sein (Lenz). Damit im Einklang, mindestens niot 
im Widerspruch, ‘stehen Versuche künstlicher Verschiebung der 
Geschlechtsproportion durch‘ Alkohol und Koffein Bluhm B 
gibt eine familiäre Anlage zu überdurchschnittlicher Knabenzille 
‚deren Auswirkung vielleicht mit dem Alter der Mutter, bzw. mi 
‚ihren Abwehrstoffen zusammenhängt (Fetscher). 


meiner ‘Arbeit.erhob, meine Zahlen seien zu klein, um Schlüsse zu | 
gestatten. Ich möchte demgegenüber ausdrücklich betonen, daß 
meine Behauptung, die Geschlechtsverteilung der Geschwisterserien 


sei nicht allein durch den Zufall bestimmt, statistisch einwandfrei 
gesichert ist. | l 


. _Um diese Tatsache erklären zu können, werden wir zu der 
Annahme gedrängt, daß..es eine familiäre Anlage zu‘ überdurch- 


nach 'dem Geschlecht der Erstgeburt muß dazu führen, daß die 

Aussicht, in die Gruppe mit Knabenerstgeburten zu gelangen, an- 
steigt, wenn eine Familie die Anlage zu überdurchnittlicher Knaben- 

ziffer besitzt, denn es wächst mit ihr. auch die Wahrscheinlichkeit 
für erstgeborene Knaben. Prinzing meint, man wüßte schon längst, 
daß in einzelnen Familien vorzugsweise Mädchen . oder. Knaben ge- 
boren würden. Das ist wohl richtig, doch sollte gerade Prinzing, 

der meine Zahlen für zu klein hält, sich hüten, aus solchen Be- 
obachtungen Schlüsse zu ziehen, da selbst die kinderreichste einzelne 
Familie. viel zu klein ist, um das Spiel des Zufalls so weit auszu- 
schalten, daß Folgerungen gezogen werden dürften. Nehmen wir 
an, es handle sich um eine zehnköpfige Geschwisterserie, so würde 
dann der mittlere Fehler rund 15% betragen, Abweichungen von 
45% sowohl nach aufwärts als nach abwärts somit in den Wahr- 

scheinlichkeitsbereich fallen. Angesichts solcher Tatsachen hielt | 
ich es für nötig, auf dem dargestellten Wege die Frage zu unter- 

suchen und glaube auch erst die Grundlage zur Erörterung der 
Frage, ob: es eine familiäre Anlage zu überdurchschnittlicher Knaben- 
ziffer gibt, geschaffen zu haben. Bauer untersuchte nach anderer 
Metbode mit demselben Ziel Familien, die gleichfalls zum.größeren 
Teil kinderreich. sind. Leider hat er seine Geschwisterserien in zu 
viele kleine Gruppen zerlegt, indem er sie nach ihrer Kopfzahl 
sonderte und ihre Verteilung mit der binomialen verglich. Ich habe 
an’ anderer Stelle schon ausgeführt, warum nach der von Bauer 
eingeschlagenen Methode ein Ergebnis. nur schwer zu erwarten ist. 
Sozial und anthropologisch : verschiedene Zusammensetzung der 
Familien dürfte zudem auch noch mitwirken. Es sei noch bemerkt, 
daß mit dem Nachweis einer familiär wechselnden Knabenzifier noch 
nicht gesagt ist,. daß es sich um eine erbliche Anlage handeln muß, 
wiewohl man. dies vermuten wird. Der exakte Beweis ist erst er- 
bracht, wenn es gelingt zu zeigen, daß die Nachkommen aus der 
Gruppe mit erstgeborenen Knaben gleichfalls eine überdurchschnitt- 
liche Zahl.männlicher Nachkommen aufweisen. ne 

Ohne auf weitere Einzelheiten der Untersuchung näher ein- 
zugehen, möchte ich noch von meinen Ergebnissen anführen, daß 


l Literatur: Jul Bauer, Gibt es eine konstitutionelle Anlage zur Zengun 
von Nachkommen vorzugsweise eines Geschlechts? Klin. Wschr. 194, Nr. 2L - 

- Fetscher, Zur Frage der Knabenziffer beim Menschen. Arch, f. Rassen- u. @esellsch- 
Biol. 1924, 15, H.3. (Vgl. dort die ausführlichen Angaben über erschienene Arbelıen) 

.—.Derselbe, Dasselbe D.m.W. 1924. Nr.42. — Prinzing, Zeitschr. £ dge 
Hyg. 1924, 8. (Besprechung meiner Arbeit.) u | 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. we 
Aus der I. Med. Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. ' Regel keine Lymphozytose und ihr Aussehen und sonstige Zeichen 


ae DIR | | | i ` | sprechen nicht für eine schwere Erkrankung, die dem manifesten 
Über nicht tuberkulöse Katarrbe der Lungenspitzen. | Lungenbefunde entspräche. 
| | Von Prof. Dr. J. Pal. u 


Auf den Sachverhalt wurde ich bereits vor vielen Jahr“ 
| . |, aufmerksam, als mir ein 20 jähriger stud. jur. vorgestellt. wurde, den 
Die allgemein herrschende Anschauung, daß auf die Lungen- |: Seine Familie wegen eines Spitzenkatarrhes zwang, den Winter in 
spitzen beschränkte katarrhalische Erkrankungen stets auf tuber- ' Süden zu verbringen, eine. Anordnung. der sich der junge Mann 
kulöser Grundlage beruhen, bedarf einer Richtigstellung. | nicht fügen wollte. In diesem Falle fand ich neben den In 
Theoretisch wird man gewiß zugeben, daß katarrhalische Er- |. $7 scheinungen von dem geschilderten Charakter eine dr ri 
krankungen der Lungenspitzen auch nicht tuberkulöser Natur sein Erkrankung ' der gleichseitigen Nasenhälfte, die meine Auimel 
können. Kennt man doch die diffusen Katarrhe, an welchen das 'samkeit auf eine Beziehung zwischen diesen beiden Affektiont 
ganze rhino-pharyngo-bronchiale System mit einem Schlage oder lenkte. In der Folge bin ich dahin gelaugt, aus dem Be 
allmählich erkrankt, Erkrankungen, an welchen auch die Lungen- ‚Befund an den Lungenspitzen eine Erkrankung der gleichsel ga 
spitzen ihren Anteil haben und hier ebenso abklingen, wie in den "Nasenwege bzw. Nebenhöhlen zu diagnostizieren. Man kan 
anderen Gebieten der Bronchien. Der physikalische Befund in diesen | Sache auch umgekehrt verfolgen und bei Nasenkranken In 
Fällen zeigt, insofern es nicht zu Verdichtungen gekommen ist, neben katarrhalischen Lungenbefunden suchen, doch darf mian nicht Ei 
trockenen, feuchte mehr oder minder reichliche, nicht klingende sehen, daß dieses Verhältnis nicht obligatorisch ist. Ich An 
Rasselgeräusche — ohne Schallverkürzung. Es gibt nun eine Form mehrfach Gelegenheit zu zeigen, daß mein aus dem Lungenbelu! 
= der katarrhalischen Erkrankung der Lunge, bei welcher der gleiche | 8°2°8ener Schluß stichhaltig war. n 
Befund sich nur an den Lungenspitzen zeigt, also neben trockenen, ‚ Kürzlich.gelangte ein Student der Philosophie wegen emer u 
feuchte, kleinblasige, nicht klingende Rasselgeräusche ohne wesent- eblichen Hämoptoe zur Aufnahme. Bei der Untersuchung, der L f 
liche Schallverkürzung. Das Auffällige an diesen -Fällen ist, daß ar ich den charakteristischen rein katarrhalischen Befund an 1 
ihre Träger auf der gleichen Seite eine Erkrankung der Nasen- rechten Lungenspitze. Ich vermutete eine Nasenerkrankung ig 
schleimhaut ev. der Nebenhöhlen aufweisen. Sie haben auch zeit- benh 


el Res Seite und äußerte meinen Zweifel über die. ni 
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weilig ` geringe abendliche Temperatursteigerungen, haben in der | en ee ee sae Be 


erkrankung auf der genannten Seite in ambulatorischer Behandion 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.49. 


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stehe und die Hämoptoe nur angegeben habe, um aufgenommen zu | 


werden, da er sich unwohl fühle. o 

Die richtige Einschätzung eines Lungenspitzenbefundes ist 
begreiflicherweise im Einzelfalle eine sehr wichtige Sache. 

Ich will dies mit einem Beispiel beleuchten: Vor etwa 4 Jahren 
kam ein 24jähriges Mädchen mit der Mutter zu mir wegen einer Lungen- 
erkrankung. Bei der Untersuchung der gut aussehenden Kranken fand 
ich beiderseits an den Lungenspitzen katarrhalischen Befund, sogar 
reichliche feuchte 'Rasselgeräusche von nicht klingendem Charakter. 
Ich veranlaßte die Nasenuntersuchung, die Herr O.-M.-R. Dr. Läufer 
vornahm und der eine beiderseitige Nebenhöhlenerkrankung feststellte. 
Ich konnte der Mutter die Heilung der Patientin in Aussicht stellen, 
worauf sie mir mitteilte, daß man der Tochter wegen der Lungen- 
erkrankung das Heiraten verboten hätte. Nach einigen Monaten war 
die Nasenaffektion geheilt und die Patientin katarrhirei. Ich ließ sie 
heiraten. Sie hat seither zwei Geburten durchgemacht und ist voll- 
kommen gesund. | u 

In einem anderen Falle wird seit 12 Jahren tuberkulöse Lungen- 
spitzenerkrankung diagnostiziert. Hier taucht jedesmal mit der rezi- 
dvierenden Nasen- bzw. Nebenhöhlenerkrankung der katarrhalische 
Befund an den Lungenspitzen wieder auf. Die heute 45 Jahre alte 
Frau, die inzwischen noch einen Partus durchgemacht hat und aus 
anderweitigen (neurotischen) Gründen zum Skelett abgemagert ist 
(Körpergewichtsverlust von etwa 28 kg) hat bis heute keine Tuberkulose. 

Ich führe diese Beispiele auch mit Rücksicht auf die Indikations- 
stellung zur Unterbrechung der Schwangerschaft an. Die Zahl 
meiner einschlägigen Beobachtungen ist nicht gering. Ich hatte oft 
genug Gelegenheit, solche strittige Fälle nach Jahren, nach der 
Nasenbehandlung, in ungestörtem Wohlbefinden zu sehen. Auch 
chronischer Verlauf solcher Lungenspitzenkatarrhe muß nicht zur 
Tuberkulose führen. l 

-~ Meine Beobachtung, daß Nasenerkrankung mit katarrhalischen 
Erscheinungen an den Lungenspitzen so häufig zusammengehören, 
veranlaßt mich, in jedem einschlägigen Fall dem Verhalten der 
Nasenschleimhaut und der Nebenhöhlen besondere Aufmerksamkeit 
zu schenken und entsprechend therapeutisch vorzugehen. 
Wenn auch die Zahl der von mir gemeinten Fälle gegenüber 
der großen Masse der positiv an Lungenspitzentuberkulose Kranken 
klein ist, so ist die von mir herausgehobene Gruppe einer be-. 
sonderen Beachtung wert. Unzweifelhaft hat die Zahl der tuber- 


; kulösen Lungenerkrankungen infolge der Ungunst der sozialen Ver- 


hältnisse bedeutend zugenommen, doch glaube ich aus den hier 


, geschilderten Vorkommnissen den Schluß ziehen zu dürfen, daß ein 
, wenig zuviel tuberkulöse Lungenspitzenerkrankungen diagnostiziert 


werden. 


(Fortsetzung aus Nr. 47.) 


Umirage. 


Die Frühoperation der Gallensteine. 


~,” Die Umfrage über die Früboperation des Gallensteinleidens 
ist in der letzten Ausgabe dieser Wochenschrift eingeleitet worden 
durch zwei Aufsätze von L. Kuttner-Berlin und L. Moszkowicz- 
Wien. In diesen einleitenden Berichten wurde die Frage vom Stand- 
punkt des erfahrenen Internen und Chirurgen zusammenfassend be- 


handelt. Die Umfrage wird im folgenden fortgesetzt dadurch, daß die 


Antworten 


' gebracht werden, welche auf die Anfrage der Schriftleitung ein- 


gelaufen sind. In dieser Anfrage hatte die Schriftleitung darauf 
hingewiesen, daß es erwünscht erscheine, gewisse Gesichtspunkte 


j m den Vordergrund zu stellen. Als solche Gesichtspunkte sind be- 
| zeichnet worden: I 


L Ist die Frühoperation berechtigt und aus welchem Grunde? 
Ist die Frühoperation erforderlich und notwendig, ist sie 

in jedem Fall erforderlich oder gibt es Gegenanzeigen? 

I. Wann ist eine Operation auszuführen für die Fälle, für 
die eine Frühoperation nicht in Frage kommt und welches 
sind die absoluten und relativen Anzeigen? 


‚ Die hierunter folgenden Antworten geben die Anschauungen 
einer Anzahl Chirurgen und Internisten wieder, ‚welche über nicht 
geringe Erfahrung verfügen. Indem diese Meinungsäußerungen in 
Wammenhang gebracht werden mit den beiden einleitenden 
Aufsätzen, stellen sie gewissermaßen eine Aussprache über die 
~ugeregten Fragen dar. Die Aussprache, welche in den folgenden 
\\mmern fortgesetzt wird, zeigt neben gleichsinnigen Auffassungen 
auch Abweichungen und Widersprüche und ist dadurch geeignet, 
n anfmerksamen Leser zu belehren und anzuregen. 


` Ein willkommener Abschluß würde der Umfrage dadurch ge- 
geben werden, daß die einleitenden Berichte der Herren L.Kuttner 
und L. Moszkowicz durch ein Schlußwort ergänzt werden. 
K. Brandenburg. 


Geh. Rat Prof. Dr. Matthes, 
Direktor der medizinischen Klinik Königsberg: 


Versteht man unter dem Ausdruck der Frühoperationen Opera- 
tionen, die bereits nach dem ersten oder nach wenigen Kolikanfällen 
ausgeführt werden, sohandeltes sich, wenigstens häufig, um Operationen 
in den noch unkomplizierten Anfangsstadien der Erkrankungen der 
Gallenwege. Bekanntlich kann in diesen Stadien die Diagnose 
schwierig, ja die Abgrenzung, z. B. gegen des Duodenalgeschwür, 
nicht immer 'möglich sein. Nehmen wir aber an, die Diagnose 
könne mit ausreichender Wahrscheinlichkeit auf eine Erkrankung der 
Gallenwege, in erster Linie. der Gallenblase, gestellt werden, z. B. 
beim akuten Hydrops mit gut fühlbarer Gallenblase, so kann die 
Operation aus vitaler Indikation nötig sein, wenn die Gefahr eines 
Durchbruchs der Gallenblase besteht. Diese Gefahr ist bekanntlich 
nicht sehr groß und kündigt sich wohl zumeist durch die deut- 
lichen Symptome einer lokalen Peritonitis an. Abgesehen von 
diesen immerhin nicht häufigen Fällen, halte ich die Frühoperation 


im allgemeinen nicht für berechtigt und zwar aus folgenden Gründen: 


1. Die Erkrankungen der Gallenwege bedingen, wie schon 
oben bemerkt, nur selten eine akute Lebensgefahr, sie sind mit der 
akuten Appendizitis darin nicht zu vergleichen. ` 

2. Die Operation ist schwieriger als bei den Appendizitiden, 
und namentlich läßt sich im einzelnen Falle nicht immer voraus- 
sehen, welche Anforderungen sie an das technische Geschick. des 
Öperateurs stellt. Auch ist ihre Martalität selbst bei Fehlen. aller 
Komplikationen und ausreichender Geübtheit des Operateurs doch 
keineswegs gleich Null, sondern wird ın der chirurgischen Literatur, 
selbst unter solchen Umständen bis auf -über 2% zugestanden. Die 
Prognose der Operation hängt zum’ Teil vom Lebensalter ab. Der 
Wunsch der Chirurgen, früh, d. h. auch im jüngeren Lebensalter 
der Kranken, zu operieren, ist an sich durchaus berechtigt, aber 
er kann nicht allein ausschlaggebend sein, ehe nicht auch in diesem 
jüngeren Alter die Operation als eine ungefährliche betrachtet 
werden kann. Ich verkenne auch keineswegs, daß die Gefahren 


. der Erkrankungen der Gallenwege sich vergrößern können, wenn - 


nicht operiert wird, und daß die Operation in späteren Stadien 
schwieriger und ihre Prognose: schlechter wird, aber man darf doch 
nicht vergessen, daß 

3. eine große Reihe von Kranken, nachdem sie eine oder 
mehrere Anfälle überstanden haben, dauernd anfallsfrei bleiben. 
Freilich sind mir auch Fälle bekannt, wo selbst nach jahrzehnte- 
langer Latenz die Erkrankung wieder aufflackerte und zu einem 
üblen Ausgang führte, | 

4. Endlich sichert bekanntlich die Operation vor der Gefahr 
von Rückfällen nicht absolut., Ist doch sogar von chirurgischer 
Seite (von Rovsing) wahrscheinlich gemacht, daß der Anfang der 
Steinbildung (der schwarze Kern) stets in den Gallengängen er- 
folge. Die neueren Operationen, welche sich bemühen eine breite 
Kommunikation zwischen dem Gallengang und dem Duodenum mit 
Ausschaltung des Sphincter Oddi zu schaffen, um Rückfälle zu ver- 
meiden, erscheinen mir vorläufig noch reichlich unphysiologisch. 
Wenn auch zugegeben werden soll, daß in vielen Fällen die Ex- 
stirpation der Gallenblase von keinem erheblichen Nachteil gefolgt 
zu sein scheint, so müßte doch erst größere Erfahrung lehren, ob 
dies auch für die Ausschaltung des Sphinkter zutrifft. 

= Die Frage der Berechtigung der Frühoperation spitzt sich 

also darauf zu, ob die Frühoperation oder die innere Behandlung 
das geringere Risiko bietet. Schon immer stellte man ja auch bei 
unkomplizierten Fällen die Indikation zur Operation dann, wenn die 
Häufung der Anfälle Lebensgenuß und Arbeitsfähigkeit erheblich 
einschränkten, Man hat aber meines Erachtens die Pflicht, dem 
Kranken ofien darzulegen, daß sowohl die Operation als auch die 
zuwartende Behandlung Gefahren bieten. Der Kranke hat zu ent- 
scheiden, ob er das Risiko einer nicht unbedingt indizierten Operation 
tragen oder die Gefahren des Zuwartens auf sich nehmen will. 
Daß für die Indikation zur Operation anch die soziale Stellung des 
Kranken und seine allgemeine Körperbeschaffenheit sowie das Alter 
des Kranken in jedem Falle in Betracht zu ziehen ist, dürfte selbst- 
verständlich sein. | 

Unbedingt scheint mir die Indikation zur Operation gegeben 
zu sein bei Fällen, die sich durch wiederholte Schüttelfröste und 
anhaltende Temperaturen als schwer infizierte erweisen. . Bekanntlich 


o = 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 
Draen Ae MeN REeMNU LG ist bei diesen Fällen. zwar diè Prognose der Operation : zweifelhaft, `j schwerden Gallensteinoperierter — sei es in.Form, „echter“ Stein 
N a SER: ‚ich kann aber den. Standpunkt von Lenhartz, der auch dabei die | rezidive oder unechter Rezidive (V erwachsungsbeschwerden) — ist 
Eh] ERBETEN > ‚Prognose der abwartenden Behandlung für besser hielt, nicht teilen. _ weit größer als die meisten Chirurgen ‚annehmen, .an -die-sich einmal 
RES BaRa AA `- Zur Operation rate ich .auch,. wenn nicht die allgemeine | operierte Kranke ja in der Regel nicht mehr wenden. Wir:Internisten 
N a o  Körperbeschaffenheit des. Kranken eine Operation ` überhaupt aus- |. kennen sie aber’ zur Genüge!: Ich habe -in einem kürzlich der.. 
sa W Biken H = schließt; in den Fällen von chronischen Empyemen der Gallenblase D.m:W. übergebenen Aufsatz aus meinem eigenen: Material. einige 
En IE "RASSE 2”. (Zurückbleiben eines fühlbaren Gallenblasentuniors : mit dauernder | zahlenmäßige Belege dafür gebracht. Die dauernd beschwerdefre; 
see DB BAEREN INe = Druckempßindlichkeit, Neigung zu subfebrilen Temperaturen, dauernde | gebliebenen Gallensteinoperierten: sind dasellst ‚in. der Minoritit! 
=) Hr va AEE = Beschwerden,. namentlich nach Mahlzeiten). Endlich halte ich bei.| Das Messer des-'Chirurgen ist eben machtlos. gegenüber. der stein- 
SE T TER RN > Choledochusstein ‚ein längeres Zuwarten. im allgemeinen nicht für | bildenden Diathese und immer noch. machtlos. genug gegenüber 
l Ne n RT E E EA E RA e richtig. Freilich- lassen sich bestimmte Regeln dafür nicht geben, | dem `cholangischen Infekt, . wenn erst die 'intrahepatischen. Gallen- 
A ETAL, MIRME RN HIGI ‚keinesfalls warte ich aber so lange, bis der Kranke durch den | wege erfaßt sind. Freilich können Infektionsquellen ‘in den großen 
in EEE SEE BERNIE : Ikterus ernstlich geschädigt wird. er Gallenwegen zumal in der Gallenblase durch die Cholezystektomie, 
N ll = =, ee, E E u. | ev. kombiniert mit der Gallengangsdrainage (neuerdings Choledocho- 
i a iR PREITI | 0. Prof. Dr: Stich, 0 0° °0. 4 Duodenalfistel) manchmal wirksam erfaßt werden.  -- 
A i Li als HE Direktor der chirurgischen Klinik Göttingen: a How wissen ni yes Den (Enderlen 
EE REENE ‚Die Frühoperation des Galleusteinleidens im akuten und Holz), WISVIOL BUNSUIESE LICH CIO DE TUIBL N riolge und die 
EL aE AA POA: 3 5 A 3 i “ è . . 7 s9 oeo ` - fe o ' 
n e pE Anfall ist berechtigt. Sie. sollte, wie die. Operationen der akuten A der aus an den en een ne u DES Individuen, 
Be: Bull Ware il) =. Peritypblitis, nur innerhalb der ersten 48 Stunden nach Beginn des an ... u Br nn | Se an ne bu aber -ebenso für. ‘die 
SE U ET: BEER -.  Anfalls vorgenommen werden. Nach diesem Zeitpunkt tritt, wenn memen i iiae dik co Be zn et 
ART SS bel © nieht absolute Indikationen für chirurgisches Vörgehen vorliegen, | y ig nn. ? y de Gall ‚einem sofortigen operativen 
ae ako Aou 5 die Intervalloperation in ihre Rechte. . a er Ä Die nhlei bei Er Ch Angon Sen i an Sind für mich folgende: 
SEN ahis Aa ER AREUR INNI = Die Frühoperation ist'ein technisch einfacher, üngefährlicher Sp Be ae a n.. im ‚Verla 
fa ini  Bingriff, der oft viel leichter ist, als die Intervalloperätion bei jahre- blase e a = Sen d er Kar) mpyem der Galler 
su EL lag intom vorbehandeen Kranken. Sie Diet deshalb auch | Hakan Eana AEE an Desonlers wenn er st Hi wi 
N u u P REIER = nn Gewähr, a ale a später canere beschwerdefrei Kräfteverfall einhergeht. Unter ‚meinen. letzten °77{ Fällen von 
ERDE SE RN Su Als Gegenanzeige gilt die allgemeine Gegenanzeige gegen jede - er alle au we a absoluten Indikationen ar 
$ noa ll.» Laparotomie.. Vorbedingung ist :sicher gestellte. Diagnose. - `°. a yo 1 a Be pe a Ki ofi ing het ah 
EEE Pe Sai RRSUESERB vii] O. Die Frühoperation ist erforderlich und notwendig .bei Per- | _.;. | a mann no Kask A EN u 
Be, a Meeris ' foration und Perforationsgefahr, bei Cholangitis, beim Empyem der Felle LINE > TEN Ines: = D . x ivierende 
De N kunt Gallenblase, beim 'Steinverschluß der tiefen Gallenwege. . ee N ho on N le nn aD wenn m psa 
P O Bel kume dauoruden Anfllen ohne Fler uad obmo Anzeichen | Me miast, ander seimelis Rückkehr sr ATDA esita ve 
a Wrs ILOA TA TO B - peritonealer Reizung halte ich mich 'auch heute noch für berechtigt, | Die relativ indizierten One di nd agli h E I ; 3a 
NASE ale. vom der Operation zunächst abzusehen, wenn der Kranke keine |, fahr, nn Te en, 2. Unter ehune A Re -. 
ak at tell ala DE : _ Nejgung zum Operieren zeigt. Für ratsam halte ich den Eingriff au ron, 22 ern sorgis MBEIO: I MIBTAUCHUDE COR DANDEN 7 NEE 
ee auch’ indiesen Fällen. < | a 8° | speziell der Kreislauforgane keine Kontraindikationen gibt. 
NER aeg, | = nn s Übrigens, je größer die Erfahrung und-je geschickter die 
EEA E BR a | a, | ‚Prof. Dr. Läwen, ` Hand des Chirurgen, um so leichter unser Entschluß zur Operation! 
I RR ER ARTEN S o . > Direktor der-chirurgischen Klinik Marburg: BE Bee an as es | 
EN ee AT Die. Frühoperation der Gallensteine ist berechtigt, nn ae at re 
en et Kar al e weil durch die Frühoperation die späteren ‚schweren Verandone on Busse oer O hirurelechen Bu aoa a un u 
E DR ET der Gallenblase und der großen Gallengänge, die die’ Operation | . Der Begriff der Frühoperation der Gallensteinerkrankung kam 
ET SEE EAA ER komplizieren, . vermieden werden können und weil an sich bei einem | '1 der Weise aufgefaßt werden, daß 1. frühzeitig im Vorlau 
De EEE akor AN N e > ‘durch jahrelange Krankheit nicht geschwächten Menschen die der Steinerkrankung, also meist in Jungen Jahren die Operation 
E AT T ENARA T a Aussichten der Operation günstiger sind. Die 'bei-Gallenblasen- ausgeführt wird, oder aber 2. im akuten Gallensteinanfall früh 
EN al = operationen wegen länger bestehender Steinerkrankung so. häufig operiert wird ea: | 
Dinter iin AS NER ANBAU © - gefundene Miterkrankung des Pankreas wird durch die Frühoperation |. 1. Die, Frühoperation im Verlaufe der Entwicklung des Gallen- | 
TEE ER BHIE Verhütet. Technisch ist die Operation im Frühstadium_ leichter, | Steinleidens (Frühoperation im engeren Sinne) ist berechtigt, da bei | 
loss nl] weil Schwielenbildung -und Verwachsungen an Gallenblase und | frühzeitigem Eingriff, gesicherte Diagnose vorausgesetzt, bessere | 
RE a RATTE OD: ı o extrahepatischen Gallengängen wegfallen. und die Operation meist Resultate erzielt werden und ‚geringe ‘Aussicht auf Heilung bi A 
Ne ER AR wen auf. die Entfernung der Gallenblase beschränkt werden kann. Der interner Therapie besteht. Solange es sich um einen aui de 
A O A E RENSAS Heilverlauf ist bei der Frühoperation ein rascherer, da es infolge Gallenblaseninhalt beschränkten Prozeß handelt, ist der Eingil 
NE NEL i Wegfalls der genannten Gallengangkomplikationen möglich ist, die leicht und ‚schnell durchzuführen, die Steine sind noch m de | 
Et RN o dae ` Bauchoperationswunde in. einem ‘größeren . Prozentsatz der Fälle | Gallenblase und: kein Übergang auf die Gallenwege (Oystens 
elle völlig zu schließen. Die Rezidivgefahr ist nach der Frühoperation Choledochus) hat stattgefunden, Verwachsungen; Cholangitis, Empyens | 
Dee PEARTENGEN iv: ME geringer. Auch die postoperativen Spätschädigungen, wie intra- Perforation und Pankreatitis bestehen noch-nicht. Die Widerstands. 
ee nun peritoneale Verwachsungen in der Umgebung des Gallenblasenbettes | fähigkeit des Organismus in diesem Stadium der‘ Erkrankung 5 
a aA ERS NL und an der Leberpforte sowie Bauchnarbenhernien treten nach der für die Operation noch bedeutend günstiger, da Leber, Pankreas 
le Hii iiel “ Frühoperation an Zahl sehr zurück. een ` | Lunge, Herz und Niere noch gesund sind. Weitere Komplikation 
e A Wenn selbstverständlich, wie bei jeder öperativen Indikations- | des Gallensteinleidens wie Gallensteinileus, Karzinomentwicklung I 
N: AREEIRO stellung, auch hier zu individualisieren ist, so muß doch für die | der. steinerkrankten Gallenblase und chronische Pankreatitis werden 
ESEL NEAR A ALAE Dre) ı Gallensteinerkrankung aus den angeführten Gründen die Früh- verhütet. Die Dauerresultate sind günstiger, da dio- Steinrezidit- 
I Pe ASTEEN INH lS ~. — operation. gefordert werden. | gefahr bei Frühoperation geringer ist. Endlich ist die soziale Ir 
DEE | STORE NE IM 7: = . dikation in vielen Fällen von ausschlaggebender Bedeutung. — Gege 
ee ur Prof. Dr. F. Umber-Berlin, | _ dieFrühoperation sprechen: schlechter Allgemeinzustand, insbesondere | 
H Direktor der I. Inneren Abteilung des Krankenhauses Westend: bei höherem Alter, schwerer Ikterus, bei welchem man s | 
ee | KEINEN ER D , C E RE ständlich von.einem Eingriff zunächst absehen und eine entsprechend 
AEE i a E ERARAS: . Gegenüber dem Drängen mancher Chirurgen zur Frühoperation, | Vorbehandlung einleiten wird, Lungenkomplikationen und Hämophilis 
Be, ri ki San Mal. ‘ d.h. zur Operation gern der re ar der Internist | welche ebenfalls geeignete Vorbehandlung bedingen, a 
RR EEG B darauf hinweisen, Fe = cd ar ahl Gallen- 2. Die Frühoperation im akuten Anfall ist ebenfalls bereebii | 
ne EESRUUM . steinkranker a Se a S A E N oee ni plan- und zwar bei hohem Fieber und schweren Allgemeinerscheinung®" 
en Ne h TA. B . mäßige interne Be z» ye 0 a pera od der Heilung bei Verdacht. auf Empyem, bei Perforationsgefahr, peritonitische) | 
a es AR | ’ > ee x angen Latenzperloden zugeführt nel und Zeichen von Pankreatitis. - afiken 
| u Man soll nicht vergessen, daß der chirurgische Eingriff eine | da dann die en ag erg er sind, 5 
i an Heilung keineswegs garantiert! Die Zahl der ‘postoperativen Be- | sei denn, daß bedrohliche Erscheinungen vorliegen. Die mit Steinen 


. 7. Dezember 


erfüllte Gallenblase muß unter allen Umständen entfernt werden, 
_ wenn die Anfälle sich so häufen, daß der Zustand unerträglich 
‚wird und Morphinismus droht oder schwere, das Leben bedrohende 
. Zustände sich entwickeln (Leberabszeß, Cholangitis, Perforation, 


Peritonitis, Pankreatitis).. Mit Rücksicht auf die vielfachen Kom- 
plikationen, die das Gallensteinleiden bietet, wird auch in zunächst 


. klinisch unkompliziert gelagerten Fällen, sobald der Nachweis der | 
- Gallensteinerkrankung erbracht ist, die Beseitigung der steinhaltigen 


'Gallenblase indiziert sein. E | 
l Aus obigem ergibt sich, daß wir sehr häufig die Beziehungen 


der Gallenblasenerkrankungen zu komplizierenden Pankreaserkran- | 


kungen feststellen können. Auf Grund neuerer Untersuchungen 


insbesondere auf Grund des gemeinsam in der medizinischen (von 
` Prof. v. Bergmann und Prof. Katsch) und in der chirurgischen 


Klinik von mir beobachteten Materials kommt der Rücksichtnahme 


‚auf gegenwärtig vorliegende und ev. zu erwartende Erkrankungen 


des Pankreas bei bestehenden Gallenblasenerkrankungen eine er- 


“ höhte Bedeutung zu. Die Aufmerksamkeit der Chirurgen wird sich 
auf diese Tatsache künftighin viel intensiver lenken müssen, als 


man’nach den bisherigen Erfahrungen erwarten sollte. Vermutlich 
wird in jedem Stadium von entzündlichen Erkrankungen des Pankreas 
die Freilegung, Besichtigung und ev. Drainage der Gallenwege ein 


. wichtiger Operationsakt sein, der als beste und einzige Prophylaxe 


gegen die schweren und oft nicht mehr heilbaren Formen der 
akuten Pankreatitis in Betracht kommt. 


Prof. Dr: Perthes, 
Direktor der Chirurgischen Klinik Tübingen: | 
Man muß zunächst klar sein über die Frage: Was versteht 
man unter Frühoperation. 2 Auffassungen sind möglich. Man kann 


von Frühoperation sprechen 1. in Bezug auf den Anfall, 


d. h. Operation in einem frühen Stadium ‘des Anfalles, einerlei, ob 


es sich um den ersten oder einen der späteren Anfälle handelt. 
. So gefaßt entspricht der Begriff dem der Frühoperation bei Appen- 
dizitis (Operation innerhalb der ersten 24 Stunden). Oder aber 


man kann von Frühoperatjon sprechen 2. in Bezug auf das 


Leiden und versteht mit Enderlen unter Frühoperation: „früh- 


zeitiges Eingreifen beim Gallensteinleiden in jungen Jahren“. 

Zu 1: Frühoperation in Bezug auf den Anfall. In den 
Fällen, in denen die klinischen Erscheinungen eine phlegmonöse 
oder ulzeröse Entzündung der Gallenblase erwarten lassen, 


operiere ich im Anfalle sobald als möglich, also in den Fällen 


mit ausgesprochener Druckempfindlichkeit, Bauchdeckenspannung 
als Zeichen peritonitischer Reizung des Peritoneums, Erbrechen, 
beträchtlicher Temperatursteigerung. Das frühzeitige Eingreifen be- 


wahrt die Patienten vor Peritonitis oder der Entstehung von Abszessen 


um die Gallenblase. | 
In leichtem Anfall wird zur Operation geraten, wenn schon 


mehrere Anfälle vorausgegangen sind und die Operation mit 
großer Wahrscheinlichkeit gefahrlos durchzuführen ist. Sprechen: 
besondere Umstände, etwa starker Meteorismus, gegen die Aus- 


führung der Operation im Anfall, so wird bei solchen leichten, aber 
wiederholten Anfällen zur Operation im Intervall geraten, — ein 
Rat, der freilich von den Patienten erfahrungsgemäß nach Abklingen 


des Anfalles nur selten befolgt wird: 


' Zu 2: Frühoperation in Bezug auf das Leiden. Das 


‘ frühzeitige. Eingreifen bei Gallensteinleiden in jungen Jahren scheint 


mir zweckmäßig sowohl bei oft sich wiederholenden An- 


fällen wie auch bei chronischem Reizzustande der Gallenblase. 


Es bewahrt diese Frühoperation die Patienten vor der Entwick- 


. lung schwerer Störungen an Gallenblase und Gallenwegen und vor. 
den Gefahren einer etwa später unter ungünstigeren: Verhältnissen 
doch notwendig werdenden Operation. 


In den Fällen, in denen ..eine Frühoperation nicht 


ausgeführt werden kann, weil der Zeitpunkt hierzu versäumt 


wurde, ‚halte ich die Operation für absolut indiziert 
. 1. beim Empyem der Gallenblase, 


.. 2. beim Choledochusverschluß, der länger als etwa 8 Tage 


besteht, _ | | 
3. bei Fällen mit wiederholt aufgetretenem Ikterus auch 


dann, wenn der Ikterus augenblicklich nicht vorhanden ist. 
Man findet dann gewöhnlich Steine in dem erweiterten Chole- 


_ dochus, diesen nur gelegentlich vollständig verlegend, 
4. bei Cholangitis. | . g 
Für relativ indiziert, d. h. wenn der Zustand des Patienten 


- nicht dringend gegen Operation spricht,. halte ich die Operation des | 
Hydrops der Gallenblase, da solche hydropischen Gallenblasen 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 49. 


> 


aseptischen Stadium einfach und ungefährlich ist. 
© Die Antwort wurde ohne Kenntnis der ein 
von Kuttner und Moszkowicz gegeben. . 


i 


nicht selten sekundär infiziert werden und da die Entfernung im ` 


(Fortsetzun g folgt.) 


Die Verhütung von Karzinomen bestimmter 
Eo Lokalisation. | 
= Von Prof. Dr. G. Scherber, Wien, 


Primararzt der Hautabteilung des Rudolfspitales. 


‚Wenn die Diagnose eines Karzinoms feststeht, kommt thera- 
peutisch in erster Linie die Radikaloperation in Betracht. Radium-- 
-und Röntgenbestrahlung, so Vorzügliches diese Methoden bei der 


Behandlung oberflächlicher, der Bestrahlung direkt zugänglicher 
Karzinome leisten, bringen bei der Bestrahlung tiefliegender Tumoren 
zumeist nicht den gewünschten Erfolg, vor allem deshalb, weil es 
nicht möglich ist, das karzinomatöse Gewebe in seinem ganzen Um- 
fange und in der entsprechend intensiven Weise der Strahlenwirkung 
auszusetzen. 


und kommt weiters: zur Behandlung nicht mehr operabler Tumoren 


zwecks Wachstumshemmung des karzinomatösen. Gewebes zur An-, 

wendung. - | Wi NS ER 
Nach Operation und Strahlenbehandlung kommt als dritte 

| Methode der Karzinomtherapie die parenterale Einverleibung ver-. 

schieden präparierten Karzinomgewebes in Betracht. Eingeleitet.. 

wurde dieses Verfahren durch die passiven Immunisierungsversuche 

von Ch. Richet und Hericourt!), welche inoperable Tumoren. mit 


dem Serum von Tieren zu behandeln versuchten, die mit Injektionen 
von in Wasser zerriebenen Karzinomen vorbehandelt waren.. Einen 


ähnlichen Weg schlug Dor?) ein und C. O. Jensen?) erzielte bei 


Mäusekarzinomen mit einem Richets und Hericourts ähnlichen 


_ Verfahren Erfolge. v. Leyden und F. Blumenthal®) waren die 


ersten, die Karzinome durch direkte Einverleibung karzinomatösen 


Gewebes unter "Berücksichtigung der Artgleichheit und Organ- - 


gleichheit des Tumors behandelten. Diese aktive Immunotherapie 
verfolgten Delpet®), C. Lewin) und Lunkenbein?) und be- 


richteten über effektive heilende Wirkungen bei Karzinomen des 
Menschen. Eine neue Modifikation der Vakzinationstherapie be- - 


gründete Joannovicz®), indem er vorschlug, Karzinome durch 
Einverleibung von fermentativ gewonnenen Spaltungsprodukten 
karzinomatösen Gewebes zu behandeln. Von Joannovicz ver- 


. anlaßt, haben wir das von ihm angegebene Verfahren an unserer | 
Abteilung erprobt, und, wie meine Versuche?) ergaben, gelingt 
es damit vor allem bei Hautepitheliomen, wenn auch beschränkte, . 


so doch ganz bestimmte Heilerfolge zu erzielen. Die Versuche 


wurden von H. Lamprecht!) an meiner Abteilung fortgesetzt 
und ergänzten dessen weitere‘ ' Beobachtungen meine Resultate.. 
Mit den, wenn auch unvollkömmenen Heilerfolgen dieser Methoden 


ist erwiesen, daß eine therapeutisch günstige Beeinflussung von 


Karzinomen durch parenterale Einverleibung verschieden präparierten ` 


Karzinomgewebes möglich ist, daß die aus karzinomatösem Gewebe 


gewonnenen Eiweißkörper, subkutan, intramuskulär oder intravenös 
'einverleibt, das fernab von der Injektionsstelle liegende Karzinom 
in heilendem Sinne zu beeinflussen imstande sind. Trotz des mangel- `. 
haften Heilerfolges aller dieser Methoden liegt in der Tatsache der 


Beeinflussungsmöglichkeit von Karzinomen durch Eiweißkörper, aus 
Krebsgewebe gewonnen, das Wesentliche und Besondere dieser Ver- 


fahren. An die dritte Methode der Krebsbehandlung, die Ein- 
verleibung der aus karzinomatösem Gewebe gewonnenen bestimmten ` 
Eiweißkörper, schließt sich als vierte Methode die parenterale Ein- 
verleibung verschiedener chemischer Körper der anorganischen und’. 


organischen Reihe an.. 


Die: Prüfung verschiedener derartiger Körper bei Tiertumoren. 
V Keysser und M.Wassermann die 
. günstige Wirkung von Natrium telluricum u.selenicum, während C. Neu- ’ 


ergab nach v. Wassermann, F. 


1) Ch, Richet u. Hericourt, Gaz. med. de Paris 189. 
2) Dor, Gaz. hebd. 1900 u. 1901. = 
3) Jensen, Hospitalstidende 1902. -= >> 
4) v. Leyden u, F. Blumenthal, D. m. W. 1902 u. '1908. 
5) Delpet, Int. Krebskonferenz Paris 1910. an 
. % C. Lewin, Zschr. f. Krebsforsch. 1912. | 
. 0 Lunkenbein, M. m. W. 1913 u. 1914. 
8), Joannowicz, W. kl. W. 19290. 
°) Scherber, W. kl. W. 1920. : 
10) H. Lamprecht, Derm. Zschr. 1924, 


ooo 1 Dt 


leitenden Aufsätze 


Es stellt daher die Strahlenbehandlung tiefliegender. 
Krebse vor allem eine Ergänzung der Operation dar, dient zur Unter- 
stützung der Verhinderung von Rezidiven nach dem blutigen Eingriff. 


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1730 


sten Metalle wie 


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berg und W. Caspari mit organischen Verbindungen der verschieden- 

Gold; Plattin, Kupfer, Zinn, Rhodium, Iridium ùnd 
Osmium durch Verflüssigung und Resorption der Geschwülste Erfolg 
hatten. G. Izar und ©. Basile sahen günstige Beeinflussung von 
Rattensarkomen durch kolloidalen. Schwefel; während A. I. Gelarie 


' mit schwefelsaurem Kupferammonium die gleiche günstige Beobachtung 


bei Mäusekarzinomen machte. Bei Tumoren des Menschen war der 
erste Brainard.(1852), der. ein Orbitasarkom mit Erfölg mit milch- 
saurem Eisen behandelte.. Die Erfolge von A. Cade und P: Girard 


bei Karzinomen mit Elektroselen wurden von manchen bestätigt, von ` 


anderen widerlegt. Einen gewissen Einfluß sahen Vogel undW.Kausch. 
durch das Kollargol (Heyden), während I. Gaube du Gers zur Be- 
handlung des Krebses die ungiltige Kuprase empfahl; Wölze und 


. Pagenstecher traten für dieses Mittel ein, Rozies, Bord& und be- 
sonders R. Weil: sprachen sich entschieden dagegen aus. Bis heute. 
= wurden mit all diesen Metallverbindungen keine Richtung gebenden | 

Erfolge erzielt, und zwar vor allem deshalb, weil bei der.Einverleibung 


dieser Verbindungen die zur entsprechenden Wirkung aùf die Krebs- 
zellen nötigen hohen. Dosierungen nahe der: vergiftenden Dosis liegen 
und damit ein. vorderhand nicht zu überwindendes : Hindernis ge- 
geben ist. Es scheinen die bisher angewandten Metallverbindungen 


‚in der Weise zu wirken, daß sie die an und für sich labilere Karzinom- 
zelle zum Zerfall und zur Resorption bringen. Das Wichtige: ist nun, 


Verbindungen zu finden, die förmlich spezifisch auf die von der nor- 
malen Epithelzelle biologisch so weit differenzierte Karzinomzelle wirken 


~“ und damit deren Entwicklung unterbinden. Es ist nicht unwahrschein- . 
; lich, daß weitere Versuche eine derartige metallische Verbindung 


i 


finden lassen. AA Te PEE 
Dienen die vier angeführten Methoden zur Behandlung des 


' bestehenden Karzinoms, so kommt bei der Bekämpfung des Krebses 
‚noch..ein wichtiges Moment in Betracht, auf das nach meiner Mei- 
nung nicht das nötige Gewicht gelegt wird, das ist die Prophy- 
laxe des Karzinoms. S Tana u 
| Wir wissen, daß chronische Entzündungen in den verschie- 
.densten Organen durch Reizungen des Gewebes imstande sind, die 


mannigfachen Wechselbeziehungen zwischen Bindegewebe und Epithel 


zu beeinflussen; es entstehen durch den entzündlichen Prozeß Stoffe, 
die reizend auf das Epithel wirken und dessen Anaplasie (im Sinne 


von v. Hansemann) und damit dessen Proliferation und schranken- 
loses Wachstum mitbedingen können. Der enizündliche Prozeß: in- 


fektiöser, toxischer oder mechanischer (Narbenzug) Grundlage kann 


sich nur im Bindegewebe abspielen, wobei ja primäre Veränderungen 


` des Bindegewebes, wie sie namentlich das Alter mit sich bringt, 


im Sinne Ribberts störend auf das physikalische und chemische 


` Gleichgewicht zwischen Bindegewebe und Epithel mitwirken können, 


oder ein entzündlicher Reiz mechanischer, thermischer oder chemischer 


Art wirkt von der. Oberfläche aus ein, trifft einerseits das Epithel 
‘ direkt, andererseits indirekt durch Setzung einer Entzündung im 
subepithelialen Bindegewebe. Daß ’nun der durch innere oder äußere: 


Ursachen oder durch das Zusammenwirken beider bedingte ent- 
zündliche Prozeß zur Anaplasie des Epithels und zur Karzinom- 
bildung früher oder später führt, das hängt teils von der Art, Dauer 
und Intensität des lokalen entzündlichen Prozesses, teils von der 
Widerstandsfähigkeit der Epithelzellen. gegen die anaplastische Um- 


wandlung und schließlich von bestimmten Zuständen des Gesamt- 


organismus ab, die wiederum ‚auf abnormen Zuständen gewisser 


Organe beruhen.. Die Neigung der Epithelzelle zur Anaplasie ist 


einerseits in bestimmten zur Anaplasie disponierenden, vor allem 
ererbten Eigenschaften, andererseits in biologischen Veränderungen, 


die der Lebensprozeß, die natürliche Abnützung der Zelle, mit sich. 
bringt, — im allgemeinen wächst mit zunehmendem Alter die Fähig- 
keit zur Anaplasie — begründet. 
entzündlichen Reizes, zu den durch Alter und ererbte Disposition 
"gegebenen Bedingungen zur Anaplasie, gehören jedoch scheinbar 
wesentlich zum Eintritt derselben‘ und zur Bildung des Krebses. 


Zum ursächlichen Moment des 


gewisse Veränderungen des Gesamtorganismus, die wiederum in 
Veränderungen bestimmter Organe ihren Grund haben und die an, 
bestimmten Reizen verschiedener Art besonders ausgesetzten Gewebs- 


partien zur Auswirkung kommen. Diese zur Karzinomentwicklung 


"wesentlich gehörigen Veränderungen des Gesamtorganismus haben 
ihren Grund vor :allem wahrscheinlich in Stofiwechselstörungen. 


E. Freund sieht auf Grund seiner langjährigen Untersuchungen 
die allgemeine Ursache ‚zur Anaplasie „in einer krankhaften Ab- 
änderung des Darmchemismus, zufolge deren aus Fett statt der 


normalen Spaltungsprodukte, die zum Grenzschutz der normalen 
Zellen verwendet werden, eine abnorme Fettsäure erzeugt wird, 


= die abnorme Verbindungen mit Kohlehydraten und Eiweißkörpern 


eingeht“. Die wichtigen Studienergebnisse E. Freunds weisen 
bezüglich der Beziehungen bestimmter Organe zur Anaplasie des 
Epithels im allgemeinen, dem Darm mit seinen großen Anhangs- 


1994 — MEDIZINISCHE KLINIK — N... >... 


7. Dezember 


drüsen eine sehr, wichtige Rolle zu. Von Interesse sind auch die. 
| Forschungsergebnisse O. Fellners!!) wie die von Deutschmann 


und Kreissenberg. O. Fellner!?) ist es zuerst gelungen zu zeigen, 
daß ein spezifisches Ovarial-Plazentarlipoid bei Mäusen imstande ist, 
das Wachstum von Karzinomen deutlich zu hemmen. Deutsch- 


mann und Kreissenberg haben unabhängig davon Tieren Eier- 


stocksubstanz eingespritzt und mit dem Serum dieser Tiere, das 
an wirksamen Eierstocksubstanzen angereichert sein: soll, Ver- 
suche bei Menschen gemacht und beobachtet, daß das Wachstum . 
des, Krebses durch: dieses Tumorzidin gehemmt wird. Weitere 


Studien auf dem Gebiete der eben erwähnten Forschungen sind: 
: notwendig, um die Beziehungen gewisser in der Tätigkeit bestimmter 


Organe. begründeter Faktoren zur Anaplasie der Epithelzellen im 
allgemeinen zu klären. ' a 

"Während also auf ‘der, einen Seite das Alter der Zelle 
und bestimmte im. Gesamtorganismus begründete Verhältnisse für 
den Eintritt der Anaplasie der Epithelzelle mitbestimmend sind, : 


"unterliegt es’ jedoch keinem Zweifel, daß Entzündungen, durch innere 


oder äußere Prozesse bedingt, vielfach bei der Entwicklung. des 

Karzinoms ganz besonders mit in -Betracht kommen. $ 
. Äußere Traumen auszuschalten, die entzündlichen Vorgänge 

verschiedener Natur an gewissen Stellen im Gewebe selbst zu be- 


 seitigen oder wenigstens zu mildern, die Einwirkung bestimmter 


den Gesamtorganismuüs treffender Reize zu vermeiden und dabei 


‚den Körper durch. entsprechende Pflege in seiner Widerstandskraft 


zu festigen, sind die Hauptgesichtspunkte für die Prophylaxe des 
Karzinoms. = SiS | | 
' Während wir uns über bestimmte entzündliche Vorgänge in 


den inneren Organen, die letzten Endes doch mit zur Entwicklung 


eines Karzinoms führen können, nur schwierig zu. orientieren im- 
stande sind, gibt es Lokalisationen des Krebses beim Menschen, 
wo man dessen Entwicklung auf entzündlicher Basis von den ersten 


"Anfängen an beobachten kann und wo eine entsprechende Pro’ 


phylaxe ungemein viel zu leisten imstande ist. | 
Auf diesem Gebiete verfüge ich nun über eigene, durch fast 

zwei Jahrzehnte gemachte Beobachtungen, auf die ich gelegentlich 

bereits kurz hingewiesen habe!?) und auf die hier im Folgenden 


‚näher eingegangen werden soll. 


Es sei hier zuerst die Entwicklung von Karzinomen der Mund- 


'schleimhaut, vor Allem der Zunge besprochen, die auf einer ganz 
-eigentümlichen bestimmten Grundlage entstehen, die in ihren ersten 


Anfängen beobachtet, und gerade wegen der vorausgehenden ur- 


'sächlichen entzündlichen Veränderungen durch‘. besondere Mab- 


nalimen entschieden ‚verhindert werden können. De 
_ Es. besteht auf Grund meiner Beobachtungen für mich kein 


Zweifel, daB die große Mehrzahl der Zungenkarzinome aus der 50- 
genannten luetischen Leukoplakie der Zunge hervorgeht. Zur Ent- 


wicklung dieser ursächlichen Leukoplakie gehören nach meiner Be- 
obachtung zwei Momente: vor:Allem die luetische Infektion und 
dann, ein äußeres.Reizmoment, das vor allem durch beständiges und 
intensives Rauchen gegeben ist. 

-Was die Entwicklung der luetischen Leukoplakie anbelangt, 
so geht dieselbe nach meinen: Beobachtungen in folgender Weise 
vor sich: die allerersten Anfänge sind auf Grund klinischer 
Beobachtungen ins Bindegewebe zu verlegen, doch schließen sich 
die Veränderungen im Epithel so unmittelbar an, daß es bei der 
‚gelegentlichen Zartheit der bindegewebigen Veränderungen schwer 
ist, zu entscheiden, wo der Prozeß zuerst begann. Die allerersten 
Symptome bestehen im Auftreten von kleinfleckigen zarten Rötungen; 
‚die rundlich oder oval, manchmal streifenförmig oder unregelmäßig 
gestaltet, ‚verschieden groß, sehr frühzeitig zarte Epithelverdickungen 
aufweisen, die in punktförmigen Herden entstehend, rasch konfluieren, 
sich ausbreitend, hie und da kleinste Bezirke freilassen, an welchen 


dann das rote bindegewebige Infiltrat deutlicher hervortritt, WM. 


schließlich die ganze Schleimhauteffloreszenz bis auf einen schmalen. 
roten Randsaum zu überziehen. Dabei ist anfänglich die ehemalige 
Struktur der Schleimhautoberfläche, wenn auch nicht vollkommen,. 


‘so doch kenntlich - erhalten; so ist an der Zunge anfänglich die 


‚papilläre Form, wenn auch etwas verwischt, noch vorhanden. 

weiterem Fortschritt verschwindet aber mit der Verdickung des 
Epithels die ehemalige Oberflächenzeichnung, die Leukoplakie wird 
glatt, und es entwickelt sich dann durch die aktiven und passiven 


11) O, Fellner, Arch. f. Gynäk., Bd. 117. fi Kanta. 

| 12) O. Fellner, Kongreß der deutschen Naturforscher und Arzte: 
Innsbruck 1924. | sA, 

18) W. m.W. 1922, Nr. 48. 


7, Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


D PR a a a man are en me nm m nun nl un en ne ann an me Le an ne en a e e — — — — — —— = z ; Ä T = | | | 


Bewegungen bedingt, eine sekundäre Felderung und Linienbildung. 


halte Zellproliferation in den tiefsten Schichten, die durch 


. zellen un 


Die beginnende Leukoplakie ist zart bläulichweiß gefärbt, mit der 
Dickenzunahme des Epithels nimmt sie eine rein weiße Farbe an 
und schreitet die Verdiokung fort, so geht dieses Reinweiß durch 
weitere Veränderungen des Epithels in ein mehr oder weniger in- 
tensives Grauweiß, Graugelblichweiß über. Dabei wird die früher 
ziemlich glatte Oberfläche uneben; durch stellenweise wechselnde 
Dickenzunahme und stellenweise tiefergehende Abschilferungen ent- 
stehen auffallende Ungleichheiten und Dickendifferenzen des Epithels. 
Die Entwicklung der Leukoplakie kann in allen Bezirken der 
Mundschleimhaut zustande kommen, bevorzugt sind jene Partieen, 
in denen sich einerseits das luetische Infiltrat durch Disposition 
und gelegentliche Reize mit Vorliebe lokalisiert, anderseits der Reiz, 
der durch das Rauchen gegeben ist, teils durch den Rauch direkt, 
teils durch die im Speichel gelösten Tabaksubstanzen vor allem zur 
Geltung kommt. Daher entwickeln sich die Leukoplakien vor- 
nehmlich an der Zungenspitze, an der vorderen und seitlichen 


_ Unterfläche der Zunge, am Zungenrand und an der Oberfläche der 


Zunge besonders in der vorderen Hälfte. Eine weitere Lieblings- 


stelle sind die Lippen, das Lippenrot besanders dort, wo die Zigarre 
oder Pfeife gehalten wird, aber auch die angrenzenden Partien, die 


Innenfläche der Unter-, weniger der Oberlippe. Weiters lokalisiert 
sich die Leukoplakie an der Wangenschleimhaut, wo sie manchmal 
zarte große Herde bildet, seltener dichtere Epithelverdickungen be- 
dingt, und verhältnismäßig selten am Zahnfleisch, hier noch am 
häufigsten am Zahnfleisch der Schneidezähne oder im Kieferwinkel, 
hier meist noch durch den Druck der Zähne gefördert. Die Ausbreitung 
der Leukoplakie kann sich dabei auf große zusammenhängende Flächen 
erstrecken; dabei sind die leukoplakischen Herde durch die Infil- 


tration im Bindegewebe und die Verdickung des Epithels im Ganzen, - 


wenn auch ungleich über die umgebende Schleimhaut mäßig 
eleviert. Die Entwicklung der luetischen Leukoplakie erfolgt zu- 
meist in den ersten Jahren der Infektion, ich selbst beobachtete 
die früheste Entwicklung im sechsten Monat der Erkrankung. So- 


lange die Leukoplakie in dem geschilderten Stadium bleibt, macht 


sie verhältnismäßig wenig subjektive Beschwerden, zumeist ein 


-mehr oder weniger intensives zeitweise auftretendes Brennen und 


birgt auch weiter keine, besondere Gefahr für den Träger. Wird 
aber die Lues nicht behandelt und das Rauchen intensiv und be- 
ständig fortgesetzt, so treten weitere Veränderungen ein. Man sieht 
dann auf einzelnen Stellen der leukoplakischen Schleimhaut Ver- 
dickungen auftreten, die linsen- bis über hellergroß,. leicht kuppen- 
förmig über die Umgebung hervortreten, von einem auffallend ver- 
dickten grauweißen Epithel gedeckt sind, das tiefere Furchen ja 
selbst Risse aufweisen kann, stellenweise Abschilferung und hie 
und da verschieden große traumatische Defekte zeigt, die ge- 
legentlich tiefergreifend das rote Infiltrat des Bindegewebes zu 
Tage treten lassen. Auf diese Bildungen, die ich als „suspekte 


Leukoplakien“ bezeichne, die am häufigsten im vordern Anteil 


der Zungenoberfläche, an der Unterlippe, namentlich dort, wo die 


Zigarre gehalten wird, seltener an der Wangenschleimhaut auftreten, - 


möchte ich ganz besonders die Aufmerksamkeit hinlenken. Hat 


sich nämlich eine solche suspekte Leukoplakie entwickelt, so ist. 


klinisch nicht zu entscheiden, ob noch eine Leukoplakie vorliegt 
oder ob nicht schon die Entwicklung eines Karzinoms begonnen 
hat. Es sei an dieser Stelle der histologische Befund der luetischren 
Leukoplakie eingeschaltet, die ja schon Schuchardt, Lenoir, 
Perrin, Virchow, Posner und Fr. Kraus geschildert haben und 
die nach meinen Untersuchungen folgenden Befund ergibt. Die 
histologischen Präparate von drei sogenannten suspekten Leuko- 
plakien, zwei Fälle von der Zunge, ein Fall von der Unterlippe, 
zeigten ziemlich übereinstimmende Befunde. | 
Auffallend zuerst die enorme Verdickung des Epithels, T leb 
itosen 


an ist, die weithinaufreichende Kerrfhaltigkeit der Zellen und. die 
aufweisenden Epithelschichten. Die Epithelzapfen, verschieden breit 
und lang, unregelmäßig gestaltet, schließen entsprechend verändert 
geformte Papillen ein. Im Bereich der ganzen Leukoplakie findet sich 
Im o De eine dichte zellige Infiltration, bestehend aus Rund- 
; d mehr oder weniger reichlich Plasmazellen, und während 
dieses dichte Zellinfiltrat bis dicht unter das Epithel reicht, geht es 
andererseits gleichmäßig in die tieferen Schichten des Bindegewebes 
inab, um sich dann in verschieden dichten Ausläufern stellenweise 
noch tiefer nach unten zu erstrecken. Die Gefäße weisen im Bereiche 


der Infiltration entzündliche Veränderungen auf, sind in ihrer Wand | 


verbreitert‘ und in ihren adventitiellen Scheiden. zellig infiltriert. Die 
mwandlung in das Karzinom scheint von den dem Reiz der entzünd- 


lichen Infiltration besonders ausgesetzten Epithelzapfen zu erfolgen, 


e der .oberflächlichen, gewisse Verhornungserscheinungen 


und manchmal fast gleichzeitig an mehreren Stellen einzusetzen. So 
zeigten mir die Präparate eines anderen Falles, der schon klinisch als 
beginnendes Karzinom angesprochen wurde, ein schon entwickeltes, 
mäßig weit ins Gewebe eingedrungenes Karzinom, während ein davon 
entfernter Epithelzapfen eben die beginnende Auflösung des normalen 


. Zellaufbaues und das Einwachsen ins Bindegewebe erkennen ließ. 


Bekanntlich hat schon Neligan 1862 auf ‘die Umwandlung 
der luetischen Leukoplakie in Karzinom hingewiesen, und waren 
seine diesbezüglichen Studien am Zungenkrebs für die weiteren 
Forschungen grundlegend. Nedopil, Schuchardt, Lelior, 
Fr. Kraus, J. Neumann und andere haben den Zusammenhang 
zwischen Leukoplakie und Karzinom bestätigt, und verschiedene 


Statistiken wie die von Trelat, Steiner, Wittrock, Binder, 


Fournier etc. diesen Zusammenhang zahlenmäßig festgelegt. Aus 


der neueren Literatur seien bezüglich der Entwicklung von Karzi- 


nomen aus luetischer Leukoplakie die Beobachtung von S. Ehr- 
mann“, Martenstein5), Arndt!®), Arzt!) angeführt, und auf 
die Arbeiten von Elkan!®) über die Häufigkeit des Zungenkarzinoms 
auf luetischer Basis verwiesen, besonders aber auf die Arbeit von 
N. Küttner!?) aufmerksam gemacht, der hervorhebt, daß die Lues 
und das Rauchen, zusammenwirkend, die Leukoplakie und auf 
dieser Grundlage die Entwicklüng des Karzinoms bedingen. 


Was meine eigene Erfahrung über die luetische Leukoplakie 


und die auf dieser Basis sich entwickelnden Karzinome der Mund- 
schleimhaut anbelangt, so seien folgende Beobachtungen angeführt. 
Vor allem seien aus der großen Menge von luetischen Leukoplakieen 
eine Reihe bezüglich Extensität und Intensität der Entwicklung 
besonders schwerer Fälle herausgegriffen, um an. diesen die Be- 
ziehungen dieser Erkrankung zur Syphilis und zum Reiz, den ein 
ständiges intensives Rauchen bildet, sowie das Verhalten der Blut- 
reaktionen bei diesen Fällen darzulegen. . 

1. M. L., Kaufmann, 52 Jahre alt, vom Jahre 1909 bis 1917 beob- 
achtet. Mit 22 Jahren Luesinfektion, erstes Exanthem und Rezidiv- 


exanthem, zwei energische Schmierkuren und Jod intern. Seit mehreren 


Jahren Entwicklung einer Leukoplakie, die bei der ersten Besichtigung 
in zarterer Form die Wangenschleimhaut, in ‘intensiver Form die 
Schleimhaut der Unterlippe und fast der ganzen Zunge einnahm, und an 
der Innenfläcbe der Unterlippe rechts zur Bildung einer suspekten 
Leukoplakie geführt hatte. a.R. im Laufe der Jahre dreimal geprüft, 


stets negativ. Auf sofortiges und auch durch mehrere Jahre streng‘ 


eingehaltenes Rauchverbot auffallende Rückbildung aller leukoplakischen 
Erscheinungen; an der men) 
mäßig derbe Leukoplakie zurück, die weiters keine Bedenken erregte. 
Salvarsanbehandlung wurde vom Patienten mit Rücksicht auf seinen 
ständigen negativen Blutbefund abgelehnt. 
serologisch günstige Verlauf der Lues dieses Patienten war durch 
eine gleichzeitige, im allgemeinen latente, Tuberkulose bedingt. Auf 
die eigentümlichen Wechselbeziehungen zwischen diesen beiden Er- 
krankungen habe ich das letzte Mal in der Med, Klinik 1923 No. 42/43 
hingewiesen. | | | 

2. U. A.,. Landarzt, 46 ‘Jahre alt, 1908 beobachtet, auffallend 
schwere diffuse Leukoplakie der Unterlippe mit Bildung eines verdäch- 
tigen Knotens in der Mitte unterhalb des Lippenrots, weniger intensive 
Veränderungen an der Oberlippe und am Zahnfleisch der Schneidezähne, 
ausgebreitete Fe sa mit. grauweißer Verlärbung und unebener, 
rissiger Oberfläche der ganzen Zunge. Luesinfektion mit 28 Jahren, 


mehrere Quecksilberkuren; ungemein starker Zigarrettenraucher, Wa.R. 


komplett positiv. Die verdächtige Leukoplakie an der Unterlippe wurde 
an 
Bild einer schweren Leukoplakie, kein Karzinom. Patient blieb nicht 
weiter in Beobachtung. 


3. F. K., 54jähriger . Kaufmann, Luesinfektion mit 26 Jahren, 


mehrere Quecksilberkuren, ausgebreitete Leukoplakie der Zungenspitze 
und der Unterfläche der Zunge, ausgebreitete stellenweise derbe 
höckerige Leukoplakie der Unterlippe. Wa.R. positiv. ) 
vom Jahre 1915 bis heute in Beobachtung. Auf Aussetzen des inten- 
siven Rauchens teilweise Rückbildung der schmerzenden leukoplakischen 


 Infiltrate, die dann auf drei Salvarsankuren sich bis auf geringe Reste 


zurückbilden. Wa.R. und M.R. in den letzten Jahren zweimal geprüft, 
negativ. Ä | | 
4. P. W., Ingenieur, 64 Jahre alt, Luesinfektion mit 26 Jahren, 
starker Raucher. Beobachtungszeit von 1908. bis 1921. Auffallend 
schwere Leukoplakie der Zungenoberfläche mit Bildung einer ver- 
dächtigen knotenförmigen Infiltration an der Zunge rechts. Wa.R. kom- 

lett positiv. Die suspekte Leukoplakie wurde exzidiert und der histo- 


ogische Befund, von Prof. Stoerk erhoben, ergab eine intensiv aus- . 


11) S. Ehrmann, Derm. W. Bd. 119. 

y. Martenstein, Ztbl.f.H. 1924. 

16) Arndt, Ztbl.£.H. 1924. 

17) Arzt, Ki. W. 1923. 

18) Elkan, Köln. Diss. Frangenheim. 

19) M. Küttner, Therapie d.Gegenw. Jg.68. 


1731 


und an der Zunge blieb eine glatte, 


Der sonst klinisch und. 


er Klinik Eiselsberg exzidiert, und zeigte dieselbe das histologische 


Patient steht 


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“. \ geprägte Leukoplakie, kein Karzinom. "Patient gab, das’ Rauchen auf, | 


' wonach eine teilweise Rückbildung der- Leukoplakie. einsetzte, ‘die 
durch zwei Salvarsanbehandlungen. weiter wesentlich gebessert wurde, 


0.5. LF, 43jähriger Mann, mit- 27. Jahren Luesinfektion,. sehr: 
> starker Raucher, ausgebreitete Leukoplakieen an: der Zunge, an den, 
... » Wangen; besonders ander Innenfläche ‘der Unterlippe. Bildung einer . 
.„.suspekton Leukoplakie an der.Unterlippe links. Wa.R. und. M.R. positiv. 
`- ` Beobachtungsdauer 1920 bis heute. Auf Aussetzen des Rauchens teil- 

-~ „Weiser Rückgang der Erscheinung, die auf, vier Salvarsanbehandlungen 
‚bis auf geringfügige Reste schwanden. -< > ne, 


. 


nat 0.6. S. F., 50jähriger Beamter, Luesinfektion: mit 24 Jahren. Aus. 
. 4 : gebreitete Leukoplakie an der Innenfläche der Wange in Form zarter- 
-> -weiber Epithelverdichtungen, stellenweise Leukoplakie an der Unter- 
© und 'Oberlippe,. diffuse Leukoplakie der vorderen Zungenhälite. ` Beob-` 
. . achtung von 1920 bis heute. Auf Einschränkung des Rauchens, : das - 


"Patient nie ganz aufzugeben vermag, und' mehrere Salvarsankuren auf- 


“< ~x .Tallende Rückbildung der Leukoplakie. WaR. und M.R. stets negativ: 

"0° 7. K. Lọ, Kaufmann, 37 Jahre.alt,. mit 22 Jahren Luesinfektion; 
- -<  ausgebreitete Leukoplakie der Zunge mit ‘Bildung eines suspekten, 
‚> Knotens.in der Mitte der Zunge vorne. Wa.R. positiv. Auf Aussetzen 
‘des Rauchens und Salvarsanbehandlung weitgehender Rückgang: der 


` ` Veränderungen. 


M Wie in so vielen von mir beobächteten F ällen geringgradigerer 
=`. Leukoplakie war -bei diesen angeführten schweren Veränderungen `} 
“die Syphilis und. der Reiz des Rauchens .das. ursächliche Moment. 
=: Es ist gar kein Zweifel, daß das Rauchen allein: besonders bei | talls eine Herabminderung. der Zahl- der ‚Infektionen durch ‚Nieder 
‘drücküung und Abkürzung der schweren Verlaufsbilder: und im Ge: 


- Männern die Erscheinungen intensiver Leukoplakie hervorrülen kann, 


~ ja, daß jahrelang fortgesetzte Reize dieser Art, an umschriebenen 
Stellen einwirkend,. schließlich auch. zum Karzinom: führen können, ' 
> wie ein später angeführter Fall zeigen. wird, und daß. auch andere . 
-..Blätter wie die der Tabakspflanze, an ümschriebenen Stellen ein- : 
<. Wwirkend, leukoplakische Veränderungen. und Karzinome zu erzeugen: 
‘imstande sind. Im. allgemeinen aber treten die :leukoplakischen | 
: -- Erscheinungen durch Rauchen allein bedingt, an Extensität und In- | 
tensität weit hinter jene zurück, bei denen Lues mit im Spiel ist: 
Zumeist betreffen die leukoplakischen Veränderungen durch Rauchen 
allein’ bedingt nur :die ‘von ‘dieser Schädigung direkt getroffenen . 
“. Schleimhautpartien, so Lippen, Zungenspitze und die an die.Mund- 
5. winkel angrenzenden Partien der Wangenschleimhaut. as 


So- beobachteten wir kürzlich einen 68jährigen Mann, der im. 
. . Kriege einen sehr 'ätzenden, selbstgebauten Tabak rauchte.‘ Es ent-.. 
‘; "wiekelten sich leukoplakische Veränderungen der. Lippe, die dort, wo 
die Pfeife gehalten wurde, zu derartigen Verdickungen des Epithels 


führten, daß in einem Provinzspital der Herd: exzidiert wurde, sich 


` histologisch aber nur-als Leukoplakie erwies. Anamnestisch, klinisch. 
‘und serologisch war bei dem. Patienten keine Lues ‚nachzuweisen, ]' 


. Esist an dieser Stelle hervorzuheben, daß anderseits auch die Lues 


: allein, ohne daß der Reiz des Rauchens dazu kommt, typische Leuko- 
..plakie zu erzeugen. imstande ist: und daß die Lues weiterbin nach. 
‚Aussetzen des Rauchens bei Nichtbehandlung. die Hartnäckigkeit der 

‘... Leukoplakie. bedingt. Es sei hier eingeschaltet, daß’ die Lues auch. 
~- - ah anderen Lokalisätionen, allein, unbehandelt und: längere Zeit 
`- ungestört das Gewebe beeinflussend, Bindegewebe ‘und Epithel. ver- : 
... ändert und damit, karzinomerregend wirkt. 
© Dittel unbehandelte Sklerosen ‚karzinomatös entarten, Stümpke, 

Doutrelepont und .O. Sachs; Krebs auf Basis unbehändelter - 
: Papeln entstehen, welch letzteren: Beobachtungen ich eine gleiche 
‚ bei einem 38jährigen Mann (Luesinfektion 3 Monate alt), mit. | 
=- exulzerierenden Papeln beifügen kann; nach spezifischer Behandlung | ` 


'heilten alle Erscheinungen bis ‘auf eine tielexulzerierte Efflloreszenz 


‘“ im Sulcus coronarius ab. An dieser Stelle hatte sich, wie aus der 
`- Entwicklung zu ersehen war, auf Basis einer Papel ein Karzinom |}. 
entwickelt, welches die Amputatio. penis nötig machte. Schließlich 


seien die von Barinbaum?°) angeführten Beobachtungen des Ent- 


. - stehens von Karzinomen in Gummen. oder gummöse Narben genannt.. |. 
. . Alle diese Beobachtungen sind bemerkenswert,. weil hier die Lues 


zum Teil noch bei recht jungen Menschen, und, was besonders her- 


<` vorzuheben ist, zum Teil bereits im Frühstadium durch den spezifi- 


schen entzündlichen Reiz allein die Anaplasie des Epithels und da- 


mit die Karzinomentwicklung bedingte. Daß die nicht oder nur 


= unvollkommen behandelte Sypbilis auch an anderen Lokalisationen, 


‚die der klinischen Beobachtung nicht so zugänglich sind, bei: der |' 


Entwicklung von Karzinomen durch den im subepithelialen Binde- 


=  gewebe gesetzten chronischen, klinisch nicht wesentlich zum Aus- 


druck kommenden Reiz an und für sich und im Zusammenwirken 
. mit von der Epitheloberfläche herkommenden Reizen als ursächliches 
. Moment bei der Karzinomentwicklung 

wahrscheinlich. 7 


Coto 1924. = MEDIZINISCHE. KLINIK;— Nr. 49: 2. 
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` . r et: . 
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= Te Dezember , 
EN Aus dem Allgemeinen "Krankenhaus Hamburg-Barmbeck, z 
rhalten der Diphtherie in.epidemiefteior Zeit, 
0 Von Prof: Dr: P. Reiche, Hamburg...  . 
Der Gang: der epidemischen Diphtherie in großen .irregulären 


Wellen ist durch eine Reihe von Arbeiten aus verschiedenen Ländern 
"und Orten festgestellt .(Gottstein, Johannessen, Newsholme, 


. -In Hamburg. erfolgte 1895 unter gleichzeitiger"Senkung der 
Todesfälle ein ‚ausgesprochener: Niedergang der ‘vorher';.erheblichen . 
"Erkrankungsziffer, welche namentlich ‚zwischen. 1881 und::1889 eine. 


“hohe. Steigerung‘ mit einem größten: "Anstieg ‚im ‚Jahre. 1887 a 


74 Erkrankungen auf: 10000 Einwohner. der Bevölkerung -— erfuhr 


„und der 'so erreichte Tiefstand: hielt bis zu- der schweren und aus- 


gebreiteten Epidemie an, die :1909 beginnend, erst: 1919 ihr Endo - 
fand.. Gerade zur Zeit des Absinkens. der.:Morbidität. wurde Ende 
‚1894 Bekrings. Therapie uns übergeben, die: ihrerseits die Mor- 


 talität der Krankheit . herabzudrücken-' bestimmt. wař;-;es darf: an: 
'- gesichts der begründeterweise auf "sie gestellten Hoffnungen nicht. 

` verwundern,: ‚daß: nicht‘nur die: verbesserte Sterblichkeit, "sondern 
-überhaupt der damalige ‘ungewöhnlich stark. ‚ausgeprägte Knick in ' 
der Diphtherieerkrankungskurve anfänglich dem neuen Heilverfahren. 


'zugeschoben wurde unter Außerachtlassung, daß selbst günstigsten- 


‚folge der präventiven Impfungen ‘sich immer ‚nur ganz’ allmählich 


‚hätte äußern können. . Dann wandelte sich dér Genius 'epidemicus: 
“mit der 1909 wieder .ansteigenden Diphtheriefrequenz'.hob 'sich: auch 
die Sterblichkeit aufs Neue, so. weit, daß die. schwächstbelasteten: 
. Jahre iù der vorbehringschen: Zeit 1879 und 1881 mit 12,4 und. 


12,6% Mortalität — ` die höchste lag im; Jahre 1886. mit 17.2% — 
.von dem Letalitätsgipfel 12,2% ..im Jahre 1909 nahezu erreicht 


"wurden. Es bestätigte sich damit, was. auch: früher; zumal für die 
Jahre 1881—1890 in der Hamburger Kurve hervorgetreten war, dab- 
„ein gewisser, ‘freilich keineswegs ‘völliger ‚Parallelismus zwischen 
. Morbiditätszahlen und Verlaufsschwere der. Diphtherie zu bestehen 
‚scheint; so gewann ‚auch die Frage nach’ "dem Umfang :der ‚Serum 


‘wirkung neue’ Bedeutung,‘ wo diese. trotz mancher Verbesserung. 


“hinsichtlich Steigerung der. verwandten 'Inımunitätseinheiten und 
"Einführung der intravenösen und intramuskulären Zufuhr.ein Empor- 
.| gehen der Mortalität doch nicht hatte verhindern können.: | 


.. Ihre Lösung stößt auf. große, immer „wieder- neu komplizierte 
Schwierigkeiten, wenigstens.soweit das Material der: Krankenhäuser 


‚— sonst’ das zuverlässigste — hierbei verwandt werden soll.” Es hat 


sich seit der Vorserumszeit zu sehr geändert. Während beispiels 


‚weise bei uns 1898—94 nur etwas mehr als: ‘ein: Viertel. (26,2%). 


aller gemeldeten Erkrankungen .der. Spitalbehandlung' zugeführt , 
wurden, ist es. 1908—1918 und jetzt (1920-—1923) nahezu: die Hälfte: 


.49,7 bzw:. 48,3%; .das bedeutet, daß früher ins Krankenhaus mehr \ 


ernstere Fälle gebracht wurden, wie sich ‘auch .aus'‚einem Vergleich 
der Krankenhausletalität mit -der 'Letalität. unter dèn nicht dem 


Krankenhaus überwiesenen Patienten ergibt. Es starben: 


in den Krankenhäusern P in der Stadt. - 


. : 1898—1894 . .. > . 3818% 10,0% 
= | 1895—1898.. 2... 18,0 % "6,0% 
1909—1913... v . 151%. 6,6% 

. 1920—1923 .. ..81.% 3,0% 


(Schluß fol gt.) 


\ ` og 20 2 f 
N re ) Barinbaum, Archiv f. Derm. Bd. 134. ı) M. KL 1920, Nr. 44. 
Et o | Ka | 
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: ' n < i AacnsuER.: 
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f < en 2 ‚ ra l t as 
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+ pie P 343 


7. Dezember 


für endgültige Entscheidungen. 


i Die folgenden Darstellungen sollen das Verhalten der Krank- 
a. heit in den letzten Jahren, in wieder epidemiefreier Zeit, beleuchten. 
m . In den einzelnen Aufstellungen folgen sie meinen früheren Arbeiten; 
| en zusammen- 


um Wiederholungen zu vermeiden, verweise ich auf d 
ee fassenden Bericht aus dem Jahre 19142). 


ię und in der Stadt Hamburg kurz einzugehen; eine verhältnismäßig - 
ni große Zuverlässigkeit dieser Zahlen wird schon durch den großen 
»„ Prozentsatz der in den Krankenhäusern verpflegten Kranken 
ag  Verbürgt. Su = 
I. Es erkrankten im Hamburger Staatsgebiet in den letzten 20 Jahren: 
wi auf 10000 | davon und zwar in der Altersklasse von 
T Finwohner | prozentual | 0—5 Jahren [5—15 Jahren | üb. 15 Jahren 
w:o 
Ža 4904 8,7 14,2 5,6 2,7 
pik 1905 6,5 11,5 5,4 1,9 
her 1906 82 13,1 8 1,9 
1907 8,8 16 72 1,3 
mi 1908 10,3 18 8,7 1,4 

no -1909 12,2 21,1 10,6 4.8 

E 1910. 10,7 19,8 8,9 87 
E.1911 10,7 19,7 10,4 3,8 
gz 1912 97. 15,1 9,9 4 
hi. 1913 9 16,4 8 2,5 
eb: 1914 . 82 132 7,8 2,7 
it 1915 10 17,6 8,6 2 
AM 1916, 8,1 14,4 5,7 2,8 
u Mr 7,2 15,3 5 2,4 

< -1919 5,7 15,7 4,4 25 
an 1920 61 119 5,5 24 
sE 1921 5 11,6 4 24 
nk 1922. 6,6 16,5 3,1 3,1 
kt 198 5,3 9,9 2,3 97 
u ei | 
hir. _ In diesen auf die Bevölkerungszahl verrechneten Er- 


àb ‚krankungsziffern tritt der Gang der Krankheit am genauesten her- 
y ` vor: 1909 setzt die epidemische Welle ein, ‚die ihren Gipfel’ erst 
a 1918 erreicht, um dann mit 1919 abzuschließen, worauf ein bis 
„. dahin unbekannt tiefer progressiver Abfall der Morbidität erfolgt. Die 
ji) 1908 schon ansteigende Letalitätskurve hat ihren Höhepunkt in der. 
y sten Hälfte der Epidemie, so daß sich bei dieser zwei 7 und 4 Jahre 
umfassende Phasen sondern, deren zweite bereits wieder die niedrigen 
„  Sterblichkeitswerte wie vor 1908 besitzt. Bei einem Vergleich der 
5; verschiedenen hieraus sich ergebenden Zeitabschnitte — des ver- 
; hältnismäßig tiefen Niveaus der Morbiditätszahlen von 1896—1908, 
i der Epidemie mit ihren beiden Perioden und der ihr folgenden Jahre 
„ mit ständig geringeren Krankheitsmeldungen — erhalten wir nach- 


stehende Werte: 


a Jahres- | Yer- es starben in der Altersgruppe 
2 durch- erb- 

, ' . schnitt der lich- von von von 

| Erkran- | keit 0—5 J. 5—15 J. über 15 J. 
. kungen 0 JA | A ofo 

je - 1896—1908 1512 8,6 14,8 7,8 21 

# 1909—1919 | 5004 9 16,9 7,6 2,9 
1909-1915 | 4784 | 10,1 17,4 92 3,2 

3 1916-1019 | 5481 7,4 161 5,3 25 

+ 1920—1923 | 1575 | 5,8 12,2 4,2 2,6 


F Manche kleinen Schwankungen in den Zahlen der einzelnen 
s E finden hierbei ihren Ausgleich. Die Ergebnisse sprechen für: 
n E on und bestätigen aufs Neue die dringende Notwendigkeit 
i n vtteilung nach dem Lebensalter. Leider fehlen uns aus 
5 bur orserumzeit die diesbezüglichen Daten, sie sind in der Ham- 
k der o Medizinalstatistik erst seit 1894 entalten. — Zum Verständnis 
eod esamtsterblichkeit ist demnach immer die Feststellung er- 
: S F ch, ob die einzelnen Altersgruppen, die so verschieden schwer 
i E ei a Sterblichkeit heimgesucht werden, in der Hauptsumme 
f Suppe: 8 vertreten sind. Von den Gemeldeten zählten zur Alters- 
9 —_ _ . | 

= °?) Zschr. f. klin. Med., Bd. 81. 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr, 49, 


in Vergleich zu stellen. In den meisten Arbeiten über die Beh- 
fi) “ringsche Diphtheriebehandlung erfährt dieser grundlegende Punkt 
-keine oder unzureichende Berücksichtigung, so bleiben sie wertlos 


Es ist zunächst auf die‘ allgemeinen Verhältnisse im Staat 


+ 


` [0—5 Jahren |5—15 Jahren iš A 
0/0 /o | %/o 
1896—1908 . 2 222.2: 334 Ma | 95 
1909—1919 | 1110 278. 47 Ber 
A... | amo | %43 
1916—1919 . | | 1 1 1 1i 264 4 | 285 


1920—1923 .. 0.. o f 28,5 304. | 41,1 


verhältnismäßigen Gleichwertigkeit dieser Zahlen sich abhebende 
Differenz bei den 5—15jäbrigen und Erwachsenen hervor, die für 
sich allein schon die Endsumme beeinflussen muß; ebenso verlangt 
das stärkere Befallensein der kindlicheren Jahre in dem Zeitraume 
bis 1908 Beachtung. _ | 

In den Jahren seit 1909, dem Beginn der epidemischen Welle, 
wurden insgesamt von Erkrankungen aus der Stadt Hamburg 
gemeldet: | 


21/, jährigen Zeitraum vom 1. Dezember 1921 bis 1. Juni 1924 wurden 
auf meiner Diphtherieabteilung 632 Diphtheriekranke aufgenommen. 


Die Diagnose war allemal durch den kulturellen ‘Nachweis der ` 


Löfflerschen Stäbchen erhärtet; zur Diphtherie wurden von den 


Anginen nur die Fälle gerechnet, bei denen es zur Belagbildung _ 
im Rachen gekommen war. Früher hatten wir auch die auf der 


Diphtheriestation gelandeten akut entzündlichen einfachen und folli- 


..kulären Tonsillitiden mit positivem Bazillenbefund in unsere Listen 


aufgenommen, ein Verfahren, das sich unhaltbar erwies, seit die. 
bakteriologische Untersuchung sämtlicher dem Krankenhaus über- 


wiesener Rachenentzündungen die häufige Gegenwart der Löffler- | 


stäbchen bei den verschiedensten Affektionen darlegte. Die Kranken- 
hausmortalität wäre hiernach in den Arbeiten aus den Jahren bis 
1913 zu niedrig angegeben. a a FE: ae 

_ Wie groß nach diesen systematischen Feststellungen die Zahl 
der von uns in dem gleichen Zeitraum (Dezember 1921 bis 


Juni 1924) eruierten Bazillenträger war, möge folgende Übersicht 


andeuten: 


Gesamtzahl aller festgestellten Diphtheriebazillenträger: 429, . 
Ohne jede Veränderung an den Rachenorganen waren: 154, 
An Pharyngitiden litten: 275 und zwar an = 


Angina Angina Angina A.Plaut- Angina 
‚simplex follicul, apostem, Vincent luioa 


im Alter von 0—15 Jahren 54 39 3 6 BR 
90m Überi5 „ 59 . 5 W 26 2 


Bei keinem von diesen Kranken, die sämtlich auf der Diphtherie- 


abteilung verpflegt wurden, entwickelte sich während dieses Auf- 


enthalts eine Diphtherie; alle erhielten Serum. 


_ ___ Nicht in obige Reihe aufgenommen wurden 82: masernkranke 
Diphtheriestäbchenträger, über die ich gesondert bereits berichtetes); 
bei je 1 von ihnen trat eine Nasen- bzw. Konjunktivaldiphtherie auf. 


Meine 632 Diphtheriefälle gruppieren sich nach Altersklassen | 


und ihrer leichten (I), mittelschweren (II) und schweren Verlaufs- 
art folgendermaßen: i 


3) M.KÌ. 1923, Nr. 2, 


P GAAT 4.1733 


In der letzten Gruppe (1920—1923) tritt eine von der sonst 


| | | im Ganzen | nn ei es starben o/o 
nn 
1909. . . . <. f 2801 | 31,6 360 | 12,9 
1910 . 4375 47,7 477 10,9 
1911 . 5839: 61,8 649 11,1 
1912 . 4333 44.4 434 10% t 
1913 . ` 4650 45,5 | 424 91 
1914 . 4335 42 364 8,4 
1915- 5504 58,2 "549 9,8 
1916 5934 68,7 479 8,1 
1917 4958 594 . 854 71 
1918 . ' 6225 76,7 | . 485. u; 
1919 3756 38,1 222 -TA 
1920 . 2219 21,6 | 135 6 
1921 . 1751 .16,8 90 5,1 
1922 . 1140 10,7 | 75. 65 - 
1923 877 82 o 49 5,6 


In dem diesem Tiefstand der Erkrankungskurve entsprechenden 


Pr a 


F 
s a a hi gie - r . y A 
© : PENA T 


on 1924 — MED IZINISCHE KLINIK — Nr. 49: o > 7, Dezember 
Alles in ‚Allem or darnach der Kehlkopt ee itten. nte | 
47 Fällen aus Gruppe I: ap mal und 9 mal allein A oe 


104 n. Ee R H 5 » 1 48 1 "9 26 bzw; 11 von ; 
. diesen erlagen. ' -` STY 


br r: x i . ` # ei 

ET m ae a es starben in] ‚so war die _ 

De RT u -| -= davon Sterblichkeit in. 
. es. zähl e : ruppe III. 

A äh a ~- '- | verliefen als Grupp der Hauptgruppe _ 


| TR u o = H% i ia N 
ee aa a a a PERSE . „Das bedeutet. seine Mitbeteiligung | DE 
ENG a TEN TA E = ee ar Of og 
it bis 1 Jahr . . ... | I i TE N er 
ea un a Ä ug im Ganzen zu. . . . 174 gegenüber 1909—1913 . ii: 
Ko U a > F Ea o 54,5 | m: Are von Sin = P > 
S 2 ee A | Sn ` 0—'1 Jahren zu. . . 12, N 091913 40 
136 i— 5 Jahre . .. | 1.15.| RE SE Te 175 s 19001913 88 
Pa Senai m 56 |18 13,2 E do "1909—1913 92 - 
S a a EE über A, ee 8 "1909-1913 -86 
188 5—15 Jahre . . . | D 12 = in Gruppe U ` `s I A RR E, = 1909—1913. 5,6. 
or. JEMEN | 9-B 4,8 Joas m „a no 1909—1913. 285 
N a Eee ae I 164: . | und die ‚Sterblichkeit war . . 28,6 - "h 1909—1918 48,8 i 
180 15—25 Jahre.. `; I i2 | Alle diese Kranken kamen mit bereits vorhandenen: Laryır - 
a m 4 20. | erscheinungen. ins Krankenhaus. Die älteste zählte 77 Jahre; hier 
ee fe 12108 = 58,1 24 ußte :die. Tracheotomie gemacht werden, sie verhinderte. jedoch 
117 über 25 Jahre. . . |a ee a Ka nicht den tödlichen Ausgang, der diphtherische Prozeß reichte. bis 
ee dar ten EHL 8 > ns tief in die ‚kleinsten Bronchien. Gegenüber früher wurde der Lutt- - 


röhrenschnitt verhältnismäßig viel seltener notwendig,: ohne daß. 
- an seiner Indikationsstellung sich etwas geändert hätte — 109-193 _ 
in 6,9% aller Aufnahmen, jetzt trotz der weit stärkeren Kehlkopf- 
. beteiligung nur in 27 Fällen oder 43%, damals bei 58,8% aller: 


Natürlich wird ‚es sich hinsichtlich der. Schwere des Verlaules — 
zum mindesten bei den sehr früh eingelieferten ‚und in Behandlung. 
getretenen Fällen — vielfach nicht- entscheiden. lassen, ‘ob die als’ 
„I“ rubrizierten Krankheitsbilder von vornherein leichte waren oder 


i es nur durch die rechtzeitig eingeleitete spezifische Therapie wurden. | Larynxaflizierten, jetzt nur bei 24,5%. Es starben- von ‚den 
ER Aus der Klasse: Se ai waren a männl., Vei Geschlechts | Tracheotomierten. damals 56,6%, jetzt 14 oder 51,9%. Der Lul 
Des a porien ee OHMDOL nn 0 di non. | röhrenschnitt war 1 mal am 1:, 8mal am 2., 6 mal am 3, Amel 
no Im Ganzen verliefen als: o a n, er | ‘am 4, sonst an späteren Krankheitstagen vorgenommen. : 
G A a u... 2 aller ‚Behandelten | "Herpes labialis wurde in unserem Material in 10 Fallen 
Bam En | =: II 104, von denen 40 oder 88,4% starben. er wert 3 zählten RR u bis zu 25, 2 30 u na rat 
en = h i THRANE A ; P 2 y een unter u a ge den wann weit. zahlreicher, IM ganzen zu í, N ‚gesehen ` 
SE SE ARE ormen der hier wie in der Gesamtmenge aller aus der-Dia emeldeten u Be War Sr; | 
ER nare U MHA Erkrankungen zahlreicher als vor etenen Patienten über 1öJahren. a ‚Paratonsilläre Abszesse hatten 8 Kranke zwischen J4 und 
a Se ea G aa - | 4G Jahren; sooft. der frisch bei der Inzision erlangte Eiter unter- 
a, Bi | 1909—1918 war sie in Gruppe Ill unter diesen nur 15,3 %/, gewesen. | | are 
rec: - Es verstarben — bei 2'war der Todestag unbekannt a yo sucht werden konnte, War biur ‚ui: Gogensaiz zu einer einzelnen 
RSG, imälter am? 3. 4 5. 6—7. 8.—14.Krkhs.-Tag, später en El en ER 
on AA C pa i u Pe er ET Ä | okarditische Komplikationen waren keine eltenhei 
ER ER ee = 5 a 3 BR a Te u a E Vonseiten der Aar nOTERNO lag sehr oft und in allen Graden 
Pory ESE o RAE ANRA SE o ib y ` — > 1 f 2 A ma 1 der. Ausgeprägtheit eine Beteiligung vor. Die bei der Diphtherie 
ENG N ERBEN DHS „über 15 „ ent Ferden it „u er — , | gefundenen Reizungen der Harnwege und nephrotischen und 
BRETA AS EET pipen > So. endeten 65,7 %/, dor Verstorbenen bereits in der.1. Krank- | nephritischen Störungen erwiesen sich auch in diesem Beobachtungs 
en AEREI Di IARRI AHA heitswoche letal; 1909—1913 war diese Zahl nur 56,8 9J kreis der Ausheilung ganz besonders günstig; sie erfolgte ohne Aus: 
en Kat ihn a Von Komplikationen sahen wir eine Mitbeteiligung der | nahme und rasch bei allen Genesenen, selbst in den ‚schwersten 
San AARE Eye SEN Augenbindehäute in 3, der Lippen in 2 Fällen,. der Nase in | Verlaufsformen. Ich möchte an dieser Stelle nur der mit der eleke 
STERNE ui | Jeen Form pseudomembranöser Veränderungen oder serös-hämorrhagischen trischen Harnzentrilugierung am Aufnahme- oder dem ihm folgenden 
an Ea ma Ra m HR Ausflusses in 19 und des Keblkopies in 109 Fällen. Die eine \ Tag erhobenen Befunde kurz gedenken. Wir fanden in der , 
DEA an r PATAN A diphtheriebazillenpositive Konjunktivitis trat erst-am 17., eine andere i. Krankheitswoche Be © beidenKranken Aber 
DA SUREH E BEE EVU EAN SIE am 19. Krankheitstag auf, 4 echte diphtherische Vulvovaginitiden | ae | i an 16 Jahre 
RE RE REINER EHRE entwickelten sich bei 11/,—6jährigen Mädchen am 14., 20., 43. und | keine oder eine sehr geringe Vermehrung der u Go | 
N ELAS ARE SPAR al RTL IH 55. Tage. Bei 2 kleinen Kindern mit Rachendiphtherie beobachteten | . Leukozyten in >- nenn en 147 Fällen in187 Fallen 
a d CISNA ADNI EMAR wir impetiginöse Hautaffektionen im Gesicht, am Halse und oberen | māßig viel Leukozyten in . RA Tr RE, ee sn. 
Be LBS TÜRE RR Rumpf, aus denen Löfflerstäbchen gezüchtet wurden; eines derMädchen | reichliche Leukozyten in... . » - Ben na: © Ty 
PEE ES A E EN MIN j mit Vulvovaginitis hatte in der Umgebung der Scheide viele bazillen- | einzelne 'Erytbrözyten in > - s so stoo | RE nton 
bee SES MU HRE positive Geschwüre, bei einem 11monatigen Säugling war der Nabel rege es Eey ORYAN Moe oo if n a 
N AR a he, killen vom 15. Tag an 'geschwürig und pseudomembranös afliziert und m K i k > Fin einzelne ee Rn ; Sr E 
gi Se FREE SE NAHER bei ‚einem vor. ‚der Erkrankung erstgeimpften Knaben waren die. aB ne iel Leako? on ehr i ryt o oi Rz 
ans an Impfpusteln lebhaft entzündet und speckig belegt — beide Male einer ee ea re 
Be } RE CBIRA del wurden Diphthefiebazillen kulturell nachgewiesen. Sie ‚fanden sich Leukozyten, Erythrozytenundhyaline und granu- r | 
a Sera Aa NEN AEL PIMEN auch im Fiter 3er stark sezernierender Ötitiden. lierte Zylinder ia . x». 2.0... ee re E 
MEERE ARCHE SEAN A - Akutediphtheriebazillenbeherbergende Hauterkrankungen hatten viel Leuko- und Erythrozyten ünd hyaline und ER = 
REN Eee JE LAT N 15a) Sur wir audh 1909—1913 wiederholt gesehen. Überraschend: im Ver- | granulierte Zylinder in... ooe < sceo Er ee en 
So ei SER HITS: gleich zu unseren. Bere ‚Befunden ist bei obigen Komplikationen . ee | 949 Fälle Mi Falle 
ae TEILEN ne Mi astani dor N; PACE ER: = 
nn Be VIELE HT HIER Ye ee ne N m nn diphthe = Rezidive der Diphtherie stellten wir 4 mal fest; früher w 
DES BERLIN HIER che zeb, | öftere des Larynx; vor allem ‘häuften | diese Ziffer unter 7314 Patienten 2,2° den 6432 Genesee 
ES IEIET sich jetzt in einem früher ungekannten Grade die Fälle, in denen | 9,50). gewesen. Über ei en, die A Jal in y bachtete Reir 
a FERETES RR T der Kehlkopf der alleinige ‚Sitz des Leidens war; sie waren Fokti Be has einige in diesen vamen n09? 5 
en Age en ganz zn... 11mal bei Kindern. zwischen i M a oki Bern wir bei den Sek 
ee FARIEN 9 und 8 Jahren, zur Kenntnis gekommen. -` Ä a. nl a mpikationen, 7 nn 
ee en vi HEE ~ Im einzelnen liegen die Verhältnisse folgender Art: we sonen „uneeier 1909—1913 verstorbenen Fälle nicht als 
ne lee Tall: a. derLarynx unterdiesen tödlich undvonden antrafen,, Le allem | diphtherische Entzündungen des. Mn 
se, RUNIN a SEE mrasa me asiza | mals B1 Pallei), dos Ösophagus (12 Follo) eisen, $ 
ne.) ah Se rn. f Gruppe II: 1 on pols re aan wurden jetzt ganz vermißt. Ausbreitung der spezifischen Veränd 
EN 5 A ol. hl a. Pat, bis zu 1 Jahr { „m:7 7 4 g 9 rungen bis tief in die Luitwege, bronchopneumonische Herce, 
a ÜBER nie jahren „n T1 9 5 2 we Myokardschädigungen waren der. übliche makroskopische Pe) 
o EEE P EN ERA 5 „ IU:56 55 31 19 g . | befund. Ein Status thymolymphaticus fand sich ausgeP 
ia ai AEIR M; a Dl { 5 D: 12 4 3 u ei bei 1 der Säuglinge und 6 der. nächstfolgenden Alters 
nes ii n D 7 i 2 = angedeutet bei 2 weiteren Kindern dieser letzteren rupp? 
í a e nn über 15 n { : IT: 12 8 i E pa l l 
poor = a t 1 4) M.m. W, 1924, 1 
r u” s 
en 
k 4 A 


agree. 


7. Dezember 


einmal bestand jetzt eine hämorrhagische Diathese, die wir 
s. Z. in 177 unserer Fälle (175 Exitus) angetroffen, und es sei 
dieses Sjährigen Kindes, das am 7. Krankheitstage verstarb, be- 
sonders gedacht, weil wir bei ihm p. m. Diphtheriebazillen aus dem 
Herzblut züchteten; bei einem 4jährigen Mädchen, einem der beiden 
früher am Leben erhaltenen Kinder mit dieser graven Komplikation, 
“hatten wir am 5. Krankheitstage die Löfflerschen Stäbchen aus 
dem strömenden Blut isoliert. Den Übertritt von Diphtherie- 
bazillen in die Blutbahn hatte ich 1894 unter 42 Untersuchungen 
2 mal5), 1907—1913 unter 768 27 mal festgestellt. v 
Bakteriologische Untersuchungen des Leichenbluts wurden 
im übrigen jetzt nur vereinzelt vorgenommen; es war ein glück- 
licher Zufall, daß unter diesen wenigen sich der seltene positive 


Befund von Streptococcus viridans bei einem 6jährigen, am 6. Tage. 


verstorbenen Kinde befindet. 

| Abgesehen von 14 extrem leichten oder spät in gesicherter 
Rekonvaleszenz eingelieferten Fällen wurde die Serumbehandlung 
bei sämtlichen Patienten durchgeführt und fast immer — ganz 


. verschwindende Ausnahmen mit schlecht zugänglichen Venen un- 


gerechnet — derart, daß stets die Hälfte der gewollten Dosis intra- 


' muskulär, die andere Hälfte intravenös verabreicht wurde; sub- 


kutane Zufuhr kam nicht mehr zur Anwendung. 


Die mittlere Gabe war bei den Patienten: 
Imm.-Ein. Imm.-Ein. Imm.-Ein. 
bis zu 1 Jahr 6000 u. Höchstdos. 10500 geg. 1909-13: 2000 u. 4500 Höchstg. 
von I— 5 J. 6600 „, ? 20000 „ 1909-13:3100 „13000  ,„ 
„ 5—15 J.63800. . „ 18000 „ 1909-13:3600 „19500 „ 
„ über 15 J. 6300 „, % 19000 „ 1900-13:3400 „18000  „ 


In Gruppe II erhielten durchschnittlich die Kranken: 
Imm.-Ein. l Imm.-Ein. 

bis zu 1 Jahr jetzt 7000, 1909—1913 2300 

von 1— 5 Jahren „ 7700, 1909—1913 4200 

„5-15 „ „ 9400, 1909—1913 5300 

„über1i5 „ „ 10600, 1909—1913 6000 


Bei 5 Kindern und einer (der 77 jährigen) Erwachsenen war der 
Erkrankungstag nicht eruiert worden. 


Von unseren am: 


1. Krkh.-Tag gespritzten 58 Pat. starben 2 = 3,30/ 
A ” nos vr n A 9 = 380), \ 8,8/9 
= 0 
Eo Io ro r n EI an 
. U. . nn 39 66 ` y | 5 = I o/o 
einen späteren j P 33. . | , 7 = 21,2 gie 12,19% 


Unter unseren mit Antitoxin behandelten 618 Patienten war 


; die Sterblichkeit jetzt 6,5% gewesen, während des 1. Teiles der 


voraufgegangenen Epidemie 1909—1918 betrug sie 13,1%, in den 
früheren milderen Jahren 1902—1906 aber 9,75%. 

Von einer Aufteilung obiger der Behringschen Therapie 
unterworfenen Fälle nach dem Alter und der Schwere (I, II, II) 
sehe ich wegen der noch zu kleinen Werte in manchen Gruppen ab. 
Aber der Vergleich der Ergebnisse von früher und jetzt nach Jahres- 


3 ‚gruppen und verwandten Serummengen (D.S. in der Tabelle be- 


wichtige Aufnahmetag ins Krankenhaus. 


deutet die durchschnittliche Menge der Immunitätseinheiten) erscheint 
doch notwendig und von hohem Interesse. Der für die Beurteilung 
der Endsumme wichtige, weil die Sterblichkeit vorwiegend bestim- 
mende Anteil der Kinder und Erwachsenen schwankte in den 
einzelnen Zeiten, insonderheit in der Altersklasse von 1—5 Jahren, 
nicht unerheblich, ebenso, soweit wir dieses feststellen konnten, der 

Es mag wiederholt werden, in Gruppe C ist durch die Ein- 
beziehung — nicht sehr zahlreicher — akuter einfacher und 


follikulärer Anginen. mit Diphtheriebazillenbefund die Sterblichkeit 


etwas zu niedrig angegeben. Seit 1902—1906 ist der die niedrigste 
Sterblichkeit aufweisende Anteil der Patienten jenseits des 15. Lebens- 
jahres immer häufiger geworden, was die ‚Gesamtmortalität mit- 
bestimmen muß, ferner sind in C weit mehr an frühen Krankheits- 
tagen in Behandlung Getretene als in D. Eine Beeinflussung der 
Mortalität seit Einführung der Serumtherapie und durch dieselbe 
ist für die jugendlichen Jahre bis zum 1dten trotz des Aufstiegs 
durch eine epidemische Steigerung der Krankheit unverkennbar, 
ihr Zusammenhang mit den verwandten Antitoxinmengen nicht an- 
nähernd so deutlich zu demonstrieren; trotzdem die Zahl der Im- 


munitätseinheiten für die O—5Jährigen im Vergleich mit 1902—1906 


jetzt verhältnismäßig stärker gesteigert war, alsunter dend— 15 Jährigen, 
ist die Letalität unter diesen letzteren doch relativ weit mehr 
herabgedrückt. 

ann 


5) Zbl. f. inn. Med. 1895, 3. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


1735 


| | A. B. C. D. 
1902 1909 1921 
Jahrespruppe En bis bis ` bia 
1894 1906 1913 1924 
Zahl der Behandelten . | 1677 1404 6250 618 
Letalität i . „| 82,4% 1 9,30% 13,1%), 6,5%/, 
Anwendungsform des = Pen 
Serums . R "sobkaten sabkatan; intravande: 
in schweren | z. H. intra- 
| Formen auch muskulär 
von den Behandelten intravenös 
zählten bis zu 1 Jahr | 1,9%, 1,50), 1,7% 1,7%), 
1—5 Jahre . 42,20), | 32,80), 26 Ofo 21,50), 
über 15 Jahr 27,5%, | 20,80%, 30,3%, 47 0% 
Serum erhielten am ` | Ä 
1. Krankheitstag | — —. 14 %, I % 
2. A To — 42 0), 38 9, 
' Behandelt wurden: | 
bis zu 1 Jahr. . .| 3 21 122 ii 
mit D.S. .. . — 1100 - 2000 = 6000 
zwischen 1—5 J.. . 707 461 1904 183 
mit DS. . . .| . — 1800 3100 6600 
zwischen 5—15 J. . 477 624 3070 183 
mit DS. . . . — 1900 3600 6300 
über 15 J. alt. . . 461 298- 2218 291 
mit DS.. .. — 1700 3400 6300 
Letalität: 0, o/o 9, o/o 
im 1. Jahre. . .. 84,4 42,9 38,5 54,5 
zwischen 1—5 J.. . 52,1 163 ‚20,7 13,5 
von 0—5 J.. . . . | 53,4 17,4 21,7 16,7 
zwischen 5—15 J. . 27 71 | 1,7 4,9 
über 15J. . . .. 4,3 31 3,8 | 2,4 


Unsere Darlegungen gestatten folgende Schlüsse: z 
Die große Kurve der Diphtherie erfuhr. in den letzten 


| Jahren nach abgeschlossenem epidemischen Auftrieb eine starke 


Senkung der Morbidität. | | | | 

Mit der Zahl der Erkrankungen ging auch die Gesamt- 
sterblichkeit erheblich zurück und weit schneller, als daß Ände- 
rungen in der Therapie, wie z. B. die allmähliche Steigerung der 
Antitoxindosen, hierfür verantwortlich gemacht werden könnten. 


Zum Teil war der Niedergang der Mortalität durch ein unge- 


wohnt zahlreiches Befallensein der erwachsenen Lebensjahre bedingt. 


An sich ist aber gerade diese Altersgruppe am geringsten - 


von dem Absinken der Sterblichkeit betroffen. Sie ist es nicht nur 
jetzt, sondern sie war es überhaupt seit Einführung der Behring- 


schen Therapie: der einzige uns aus der Vorserumzeit zur Ver- 
fügung stehende Wert von 3,3% vom Jahre 1894 — sicher kein : 


abnorm niedriger, denn 1893 und 1894 starben von den über 
15jährigen 0,5, in den Jahren 1891 und 1892 nur 0,2 auf 10000 
Lebende — wurde im Jahre 1902 und 1909—1912 erreicht und 
überschritten (1909 selbst bis 4,8%), und in-den Zeiten beginnen- 
der und hinsichtlich der verwandten Immunitätseinheiten nach 
heutiger Auffassung völlig unzureichender Serumanwendung 1895 bis 
1901 bezifferte er sich sogar auf nur 1,8%. 

Im Krankenhaus trat ebenfalls mit dem Rückgang der Be- 
legziffern die sehr viel geringere Sterblichkeit hervor, sowohl in 
der. Altersgruppe 0—5 (die von O—1 ist zu gering vertreten), . wie 
auch in den späteren Gruppen, wenn auch in der die mehr als 
15 Jahre zählenden umfassenden die Sterblichkeit unter den 
schweren Verlaufsfiormen eine wider Erwarten hohe war. | 

Am günstigsten verhielten sich gegenüber sonst die Lebens- 
jahre vom 5.—15. | en | 

Auffällig war, wie jetzt in die Zeit der nach Zahl und Viru- 
lenz mitigierten Erkrankungen, wenigstens bei unseren jugendlichen 
Patienten, eine besonders starke Beteiligung des Kehlkopfes 
fiel. Beobachtungen wie diese stehen nicht vereinzelt da. Jo- 
hannessen®) berichtete schon 1891 über die epidemischen Re- 
lationen der Diphtherie in Norwegen (und bezieht sich auf Carlsens 
Bestätigung des gleichen Faktums für Dänemark), daß, mit lokalen 
Ausnahmen, gewöhnlich die Extensität der Diphtherieausbreitung, 
unter der Bevölkerung das umgekehrte Verhältnis zur Häufigkeit 


der Lokalisation im Kehlkopf bot. 


| Dabei präsentierte sich in unserem Material diese Kompli- 
kation an sich weit benigner, als wir es früher von ihr gewohnt 


6) Johannessen, D.m.W. 1891, Nr. 12, 


4 ' i : r ae a 
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-waren sowohl hinsichtlich der -Sterblichkeit an. ihr.. wie auch. der- 
+ > Häufigkeit einer völligen Stenosierung und notwendigen Tracheotomie. 
«+ou Die schon „wegen -des wechselnden Genius epidemicus sehr 
~... | 'sehwer- hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu. beurteilende spezifisch e 
: "Therapie ging von dem’ Jahre. ihrer Einführung an nunmehr seit 
2: | 80 Jahren: sowohl: nach’ der allgemeinen Erkrankungskurve wie auch 
. nach unseren Krankenhäusbeobachtungen ‚mit 'einer so stark. ver- 
`» viminderten Sterblichkeit. unter. den Kindern bis zum .15,..Jahre ein- 
5: her, daß die eingangs berührten Momente der durch die bakterio- 
"logischen. Methoden: viel- mehr. leichte Fälle jetzt mit .erfassenden 
-Diagnostik ‘der Diphtherie -und ‚des: durchschnittlich... leichter. ge- 
2 ‘wordenen und. früher zur Behandlung überwiesenen Krankenhaus- 
x. : materials sie nicht annähernd zu erklären geeignet: sind; eine derart 
o anhaltende Besserung kann wohl allein, da sie auch ‚während einer 
"o e sebr extensiven Epidemie nur. zu ‘deren Beginn in’ einigen Jahren. 
‚0. teilweis wieder verloren ging, mit jener Behandlung in sichere ur- . 
-o = sächliche Beziehung gebracht werden. ~. °. ... 0t E 
© Den: verwandten, ‘seit . dem. Herrschen der Behringschen.. 


‚Mit Recht betont z. B. Leschke, daß die schleichend verlaufende 
. septische Herzklappenentzündung (Endocarditis lenta) ebenso wie: 
“die. akute Form eine klinische, aber keine ätiologische Einheit dat- 


= Leg z 2 . 
, Ten ce E 3 hr we Er 
K - -ent a SEE k 
EAERI rme = .- er Eu 
= = = -a ae 
m pare s Bo ms een ea 4 u 
- ee rem td St mn. er Mi wann 
a a -a zu PR orane Eee ur nata i er 
ee nn ne Ba a ra 5 
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MAANA E es > SA aina 2 
` f n a 
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TANTE 


on. 


er 


| .Staphylöcoccus pyog. aureus von Lenhartz, Staphylococcus pyog. 
albus. von Lenhartz, Kocher und Tavel, Micrococcus flavus von 
` Mycobact. plumosum Fox u. a. (zit. nach Leschke). | 


‘nach wiederholten . Blutkulturen im Anreicherungsverlahren ohne 


' ` Thérapie allmählich gesteigerten und wirksamer zugeführten Mengen 
<> edes Antitoxins ging diese.. Aufbesserung nicht. offensichtlich..|. eindringlich an Schottmüllers-Forderung erinnern, daß „Keim- 
= parallel. ..., 0: wen en a 0. arten, ` die‘ entweder regelmäßig oder ausnahmsweise als Verun- 
=. Für die späteren Lebensjahre ist ‘solcher. Einfluß der | reinigung gefunden werden, nur dann als Krankheitserreger ange-. 
neuen Behandlung; aus der epidemischen Kurve nicht herauszulesen. | 
und auch im 'Krankenhausmaterial tritt 'er nicht eindeutig her- 
vor;. bestenfalls’ ist, er ungleich viel schwächer, als’er in:den frühen 
..  Lebensperioden sich zeigt. Erkennen wir. ihn für diese ‘aber. an, 
so: bleibt die nächstliegende ‘Vermutung, daß die .bei den Er- 
<. „ wächsenen bisher zur Verwendung gezogenen Antitöxinmengen im: 
Vergleich zu. den bei Kindern gegebenen bei Berücksichtigung des. 
... 'sehr verschiedenen 'Körpergewichts viel’ zu geringe waren, wie-ich 
" dieses früher bereits 'ausführte..  Schicks”) Rat, dieses letztere bei 
= Kindern als Maßstab der Dosierung zu nehmen, müßte unter diesem . ' Krieger 100%). : . | 
1“... Gesichtspunkt ‚auch bei Erwachsenen : durchgeführt werden; für | 
t->,- leichtere. Fälle empfiehlt‘er, 100 A.-E. pro Kilogramm: zu nehmen | an 
1." und. bei-schwereren bis’ zu 800 A-E.: 00.000000, p carditis Lenta, die in. den letzten 3 Jahren an unserer Klinik beob- 
22. Die Behauptung, daß eiñe rechtzeitig -eingeleitete Serum- | achtet wurden, daß die Zahl der positiven Kulturbefunde ein Drittel 
. aller. bakteriologisch untersuchten .Fälle beträgt, was ungefähr mit 


gleicher Form andauert“. Auf. die Verschiedenheit der bakterio- 


-: behandlung. immer von Erfolg gekrönt sei, trifft nach unseren Fällen 

nieht zu; von früher und jetzt insgesamt 804: am.1. Krankheitstag Ge- . 
.... spritzten starben: 4,8 %/,, von’meinen 2834 des 2.Tages verlor ich 6,5 %o. 

| ber die Einzelerfahrungen hinaus mit den oft überraschend. 


. 


-.. schnellen. Wendungen. zum Guten nach und der -zuweilen hart-. 
- | näckigsten Resistenz `. der Krankheit trotz Anwendung des Serums, . 
1°. mit.der nur möglichen Wahrscheinliekheitsprognose im ‚gegebenen 
SE Falle müssen auch. in dieser Frage der’ Serumwirkung kritisch. ge- 
>" siehtete klinische Sammelbeobachtungen aus einer einheitlichen 
‚großen Reihe von Fällen das letzte Wort sprechen. Erschwerend | des Streptococcus viridans noch ermöglicht. 
.. wirkt, daß exakte Vergleichsangaben aus. der Vorserumzeit selbst | . 
. „in vielen wichtigen ‚klinischen. Einzelzügen, so über die Persistenz 
' ` der Membranen im Rachen ‘ohne Antitoxinbehandlung, über die 
- Häufigkeit des Deszendierens -der Affektion in den Kehlkopf nach 
.  "erlolgter Aufnahme ins Krankenhaus, uns fehlen: so ‚sind wir auf 
©- die endgültige Letalität in’ erster Linie als Kriterium angewiesen. 


‚nur. einmalige Blutabnahmen. vornehmen konnten. Auf die von 
Schottmüller und Leschke. betonte Harnuntersuchung möchten 


reicherung des Sedimentes einer größeren -Harnportion in Aszites- 


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i à 7 js Au ne RT an a Pe = = 2 _ > ks a a sa = 


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weis des Streptococcus viridans intra vitam aus: dem Harn gelungen 

war, bei der. Züchtung aus den Auflagerungen an den Aorten 

klappen konform mit. dem pathologischen Institute Prof. Ghon’'eine 

"Reinkultur von Streptococcus haemolyticus erhielten. Wir möchten 

en MaE | - | uns jeder Folgerung. aus diesem Befunde, -den bereits seinerzeit 

E EE ER A a a a | Lubarsch erhoben hat, enthalten. | 
‚Aus der I. Medizinischen Klinik der Deutschen Universität in Prag 


I (Vorstand: Prof. R. Schmidt). a 
> Zur Ätiologie der Endocarditis lenta.. 
z Von Dr. Hugo Adlers © > = 0o 


:|.xeger der Endokarditis: bezeichnen: muß, . darüber herrscht heute 
|: Übereinstimmung." Gleichwohl gibt es — gewiß seltene — Fäle 
- | mit abweichender Ätiologie, die auch einer strengen Kritik stand- 
“ halten. Die Seltenheit derartiger Fälle berechtigt mich zur Publi- 
:| kation eines. Falles, - der auch ganz besonderes Interesse verdient 
wegen der Art des nachgewiesenen Krankheitserregers, der ‘sioh 
unter keine: der bisher beschriebenen pathogenen Bakterienarten 
einreihen läßt. > > wen BEER 


©”: Der Streit um die Ätiologie der chronisch - septischen -Endo- 
- karditis ist noch immer nicht endgültig gelöst. , Wohl ist nach den - 

- "übereinslimmenden. Berichten der Literatur der von Schottmüller 
"beschriebene Streptococcus viridans als: ‚der Erreger‘ jenes Krank- 
heitsbildes zu ‘bezeichnen, .das als Endocarditis lenta treffend von 

- den akuten Formen der septischen Endokarditis abgetrennt wurde; 
‚aber es geht nicht an, den genannten Keim als. den alleinigen: Er-. 
- reger dieser Erkrankung zu bezeiclinen, die durch ihren chronischen 
‘Verlauf, die besondere Lokalisation an den Aortenklappen, den 
mächtigen Milztumor, die 'selten fehlende Nephritis, die charakte- 
ristische Anämie und Neigung zu ‘Embolisierungen ein derart typi- 
‚sches Symptomenbild darstellt, daß der Nachweis-..des Erregers 
. eigentlich nur die bakteriologische Bestätigung einer klinisch 
feststehenden Diagnose darstellt. Zu engherzig wäre die Auffassung, 
den Nachweis des Streptococcus viridans . für die Diagnose einer 
Endocarditis lenta als ausschlaggebend zu erachten oder gar die 


auf die I. Deutsche Medizinische Klinik (Prof. R. Schmidt) aufgenommen. 
Die Anamnese ‘ergibt, daß Pat. im März d. J. an Schwächegelühl, Fieber 
' und: dumpfem Druckschmerz in der.linken Unterbauchgegend erkrankte, 


keit und Rötung im Rachen gelitten hatte. Außerdem hat Pat, seit 
‘etwa 3. Jahren Herzbeschwerden, -besonders nachts Herzklopfen un 
. bei Bewegung. Atemnot... Frühere ‚Erkrankungen: Masern, Pneumonl®, 
Impetigo, kein Rheumatismus. Venerische Infektion entschieden negle 

Früher Alkoholabusus (7 Liter Bier täglich); . Familienanamnes® ohne 
Belang. Kinder gesund, Frau hat nie abortiert. Die klinische Unter- 
suchung ep ein fahl graublasses Hautkolorit, deutliche Zeichen einer 
.Aorteninsuffizienz, einen Milztumor,. der den Rippenbogen UM j 

‘3 Querfinger überschreitet, sonst Organbefund negativ. Keine Ödeme. 
: Wa.R. positiv. ‚Mastix-Lezithinreaktion +++. Im Blute 4180 Weißt, 


?) Pfaundler-Schloßmann, 3. Aufl. Bd. 2. 


‘“ oe \ a. - ' . \ *. TE ee ee AN ee De .. ` 
A je 8 oo Pa n E grk r ; L $ ; K e E r i ' "Ee E, ' i Br: Bi 
E E 7 ee ee - Š | poin yi ee nE a . i b.. a è ’ .. .. BE: ea et, ei X nes 
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À š E $ j 5 2 . ! a irg F A nr ee E z ig 


"schiedenen Angaben der Literatur begreiflich finden, da die Re- ` 
‚'sultate häufig einer strengen Kritik nicht standhalten. Wenn z.B.. ` 


Plattenkontrolle‘ einmal als singulärer Befund ein anhämolytischer 


. Streptokokkus, eine ‚Sarzine oder gar ein Staphylokokkus gefunden ` | 
|: wird, dann ist eine. gewisse Zurückhaltung berechtigt und man muß . - 


` sehen. werden dürfen, wenn däs Krankheitsbild mit dieser Annahme . 
im Einklang: steht und wenn vor allen Dingen, sofern es sich um 
' Staphylokokken handelt, Kolonien dieses Keimes sich in größerer. 
-Zahl oder wenistens in’ gleichem Mengenverhältnis auf allen Blut. 
"platten entwickeln, ‘endlich bei wiederholten Blutkulturen in der - 
selben Weise auftreten, vorausgesetzt daß das Krankheitsbild ‚in. 


“einschränkend bemerkt : werden, daß‘ wir. bei einigen Fällen teils 
‚aus äußeren Gründen, teils ‘wegen der kurzen Beobachtungsdauer 


| wir besonderen Wert legen, da bei. negativer Blutkultur die An- 
. bouillon, namentlich. kurz nach. einen Niereninlarkte, den Nachweis 


<. 7 In Kürze möchte ich noch darauf hinweisen, daß wir jüngst 
'bei einem Falle von typischer Endocarditis lenta; bei dem der. Nach 


. -Daß man .den Streptococcus viridans , als den typischen Er 


Patient E. V., 37 Jahre alt, Metallarbeiter, wird am 16. April 1928 


A hiervon My. 0,3%, J. 1%, St. 37%, S. 17,3%, Ly. 29,7%, Eos. 08 h, j 


"199& — MEDIZINISCHE KLINIK Nr. 0" o T, Dezember.: 
Begriffe Viridanssepsis und Endocarditis lenta zu identifizieren, u 
stellt. Ín der Literatur sind Fälle bekannt, bei denen andere Keime . 
‘als Erreger dieser Erkrankung nachgewiesen wurden, so Strepto-'. `, 


‘coccus haemolyticus vonCurschmann,Howall,Loewenhardtu.a, 
:Streptococeus anhaemolyticus von Steinert und Braxton Hicks, > 


-Kasmmerer: und Wegner, Influenzabazillen von Libman, das 2 | 


>. „Wohl muß man Schottmüllers Skepsis gegenüber den ver: .. | 


‘logischen Technik “sind wohl die diskrepanten Resultate im Nache 
weise dës- Erregers zurückzuführen (Jungmann 6% — Isaae- 


~: Wenn ich an dieser Stelle - vergleichsweise unsere Resultate 
anführen darf, so -ergibt die Dürchsicht unserer 30 Fälle von Endo-. 


den Befunden von Morawitz übereinstimmt... Allerdings muß hier = 


‘nachdem er im Januar nách einer Erkältung durch 2 Wochen an Heiser- 


Eee on en Ey A Di SE Sen So rN 


q. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


1787 


Ma. 0,7%,%Mo. 12,7% (1 Mo. mit Vakuolen), Rf, 1%, Retr. ++-, 
Sed. 0, Serum farblos. Rest-N. 51 mg/100 ccm. Im Harn kein Eiweiß, 
Aldehyd positiv. Temperatur leicht febril — 37,5° bis 38,5%, keine 
Schüttelfröste. Der Verlauf protrahiert, zeitweise Temperaturen 


bis 40°, dann wieder leichte Remissionen auf subfebrile Temperaturen. | 


Die subjektiven’Beschwerden wechselnd, anfangs druckartige Schmerzen 
im Abdomen, später Schmerzen in der Muskulatur der Oberschenkel, 
in beiden Schultergelenken und im rechten Unterarm mit exquisiter 
Druckempfindlichkeit im oberen Drittel des Unterarms und in’ der 
Gegend des linken Ohres, durchwegs flüchtiger Natur. Im Juni stärkere 
Schweiße, aber keine Schüttelfröste, vorübergehend Schluckbeschwerden 
mit Rötung der Rachenschleimhaut. Linke Tonsille zerklüftet und 
weißlich belegt. Häufiges Nasenbluten aus der linken Nase. Anfang 
Juli trat vorerst nur spurweise, später immer reichlicher Eiweiß im 
Harn auf mit immer stärkerer Beimengung von Erythrozyten. Gleich- 
zeitig kleinste Hautblutungen, die immer zahlreicher wurden. Das 
Allgemeinbefinden verschlechterte sich zusehends, es traten Ödeme 
auf. Die Leber reichte bis fast in die Inguinalgegend, und unter 
Dyspnoe und häufigem Erbrechen trat am 22. September der Tod ein. 


Der Autopsiebefund, der im Pathologischen Institut Prof. 
Ghon von Herrn Assistenten Winternitz erhoben wurde, ergab als 
Todesursache eine rekurrierende verruköse Endokarditis an der Aorta 
und der vorderen Wand des Aortensegels der Mitralis mit hochgradiger 
Insuffizienz und geringer Stenose des Aortenostiums, Stauungsorgane, 
einen großen Milztumor, akute Herdnephritis, bakterioskopisch aus den 
Aortenklappen-Auflagerungen reichlich gramnegative kleinste Stäbchen 
' und in einzelnen aus den tieferen Schichten der Auflagerungen ge- 
nommenen Aufstrichen spärliche gramnegative längliche Stäbchen. 
Kulturell alles von Bacterium vulgare proteus überwuchert. Milz kul- 
turell aerob und anaerob nach 48 Stunden steril. | 

Die Therapie war mit Rücksicht auf die positive Wa.R. an- 
fangs eine antiluetische, Jodkali und Neosalvarsan. Letzteres insge- 
samt 3,6 g. Die Wa.R. blieb andauernd ponitiy, Objektiv war ein 


Effekt dieser Therapie ebenso wenig feststellbar wie unter Trypaflavin- 
behandlung. 


Das Hauptinteresse unseres Falles liegt weniger im klinischen 
Verlauf, der dem einer Endocarditis lenta entspricht, als vielmehr 
in den bakteriologischen Befunden. Es war uns gelungen, 


den Krankheitserreger am lebenden Patienten nicht weniger als 


zehnmal aus dem Blute zu züchten, weshalb wir uns berechtigt 
glauben, den nachstehend zu beschreibenden Keim als den Erreger 
dieses chronisch-septischen Krankheitsbildes zu bezeichnen. Die 
Annahme, daß es sich in unserem Falle etwa bloß um eine Misch- 
infektion eines typischen Lentaerregers mit unserem Keim gehandelt 
habe, . kommt wohl auch in Frage, läßt sich jedoch durch nichts 
stützen. Bei den wiederholten Blutkulturen, die in verschiedenen 
Zeiträumen der Krankheit vorgenommen wurden, ließ sich niemals 
Viridans züchten, auch nahm die Zahl der Keime gegen das Lebens- 
ende allmählich zu; anfangs wurden etwa 10—20, später über 100 
und im letzten Monat bereits 200 Keime pro cem Blut gezählt. 

3 Wochen nach der Aufnahme des Patienten wurde die erste 
Blutkultur vorgenommen. Je 1 ccm des frisch entnommenen Blutes 


wird mit Agar direkt zu Platten gegossen, gleichzeitig auch je 1 bis. 


2 ccm nach Le Blanc in 10%iger Peptonbouillon angereichert. Nach 
3 Tagen erscheinen auf den Blutagarplatten je etwa’ 10—20 in der 
Tiefe gelegene Kolonien von schmutziger grünlichbrauner Farbe, und 
zwar.nur in jenen Teilen der Agarplatte, wo der Agar in dickerer 
Schicht liegt. Auch in der 10%igen Peptonbouillon tauchen um diese 
Zeit in dem wohl ausgebildeten Fibrinschleier etwa 30—40 distinkte 
Kolonien auf. Ein Grampräparat aus den Kolonien zeigt Kon- 
glomerate von büschelförmig beieinander liegenden, schlanken, teii- 
weise am Ende zugespitzten Stäbchen, von denen sich ein Teil nach 
Gram entfärbt, ein Teil aber den Farbstoff schlecht abgibt. Meist 
ipen die Stäbchen zu zweit hintereinander oder in V-Stellung, die 
Mehrzahl ze in der Mitte 1—2 stärker gefärbte grampositive granula- 
artige Gebilde. Mit Löfflers Methylenblau färben sich in der 
Mitte des Bakterienleibes 1—2 Granula dunkler, ebenso nach Giemsa, 
wobei dieselben einen rötlichen Stich annehmen. Bei. M berimp hing 
der Kolonien auf Aszitesagar kein aerobes Wachstum, dagegen bildet 
sich in Aszitesbouillon nach 2—3 Tagen ein zarter weißer Boden- 
. satz in dünnen Flocken. Von hier aus läßt sich der Keim in Aszites- 
bouillon fortzüchten und zeigt in den weiteren Passagen immer besseres 
Wachstum. Der Bodensatz wird dichter, wenn man mit Paraffinum 
liquidum überschichtet. In Aszites-Traubenzucker-Agar geht 
der Keim in Stich- und Schüttelkulturen namentlich bei Überschichtung 
anaerob gut an und hält sich mehrere Wochen lang am Leben. Bei 
ständiger Weiterzüchtung lassen sich Veränderungen im kulturellen 
Verhalten bemerken in dem Sinne, daß er immer bessere Züchtungs- 
möglichkeiten bietet und nach etwa fünfmonatiger 2—S3tägiger 
Umzüchtung gelingt es bereits, den anfangs anaeroben Keim auch 
aerob im Äbstrich auf Aszitesagar wachsen zu lassen. Er bildet 


daselbst (siehe Abb. 1) kleine zarte, etwa stecknadelkopfgroße Kolonien 


von gelblichweißer Farbe, rund, glattrandig, an Streptokokkenkolonien 
erinnernd, Auf der Mensche blut-Agarplatte zartes Wachstum 


mit grünlichbrauner Verfärbung des Blutfarbstoffes. Im Aszitesagar- >. 
stich deutliches Wachstum bis zum Ende des Stichkanals und an der 

Einstichstelle, stellenweise knollenartig. Nun läßt sich auch in gce- 
wöhnlicher Bouillon Wachstum erzielen. in Form eines zarten 
körnigen Bodensatzes. Irgendwelche Geruchsbildung der bewachsenen 
Kulturen trat niemals auf. Auch im färberischen Verhalten traten . 
gegenüber den Anfangskulturen insofern geringe Unterschiede: auf, als 
nunmehr die Formen mit den abgerundeten und manchmal auch keulen- 
förmig verdickten Enden vorherrschen (siehe Abb. 2). Es treten auch 
besonders in den älteren Kulturen längliche, leicht gewundene Fäden 
auf, die sich anscheinend aus mehreren Stäbchen zusammensetzen. 
Die zentral gelegenen grampositiven Granula werden immer deutlicher, 
sind auch besonders bei der Färbung mit Karbolfuchsin deutlicher 
kennbar, da sie den Farbstoff stärker annebmen. Bei der Neißer- 
Ginsschen Färbung ‘keine Polkörper nachweisbar. Die Sporen- 
färbung nach Möller ist negativ. Im hängenden Tropfen sieht ° 
man Gabswegliche, stark lichtbrechende, manchmal wie segmentiert 
aussehende Stäbchen von verschiedener Gestalt, teils kurz und zu- 
gespitzt, teils mit abgerundeten Enden, häufig in dichten Knäueln bei- 
einander liegend, manche wie längere Fäden, manche wie Doppelkokken 
aussehende Gebilde Zuckerzusatz begünstigt das Wachstum. In 
Traubenzuckeragar findet keine Gasbildung statt, Von den übrigen 
Zuckerarten werden Sacharose-, und Maltose-Lackmus-Nutroseagar 
gerötet, Mannit nicht verändert. Auf Löfflerserum spärliches Wachs- - 
tum, reichlicher im Kondenswasser. Auf Gelatine bei 24° kein Wachs- 
tum. Auf Glyzerinagar wächst der Keim nur spärlich ohne Farb- 
stoffbildung, auf Kartoffeln gar nicht. Indolreaktion negativ. 
Die Lebensdauer des Stammes beträgt bei Zimmertemperatur in 
festen und flüssigen Nährböden etwa 1—2 Monate. Um diese Zeit 
werden die meisten Stäbchen, die ihre typische büschelförmige Lage- 
rung beibehalten, völlig gramnegativ und bekommen ein kokkenartiges - 
Aussehen. Überschichtung der Bouillonkultur mit flüssigem Paraffin 

verlängert die Lebensdauer. Ä We 


Abbildung 1. 
Abbildung 2. 


Die Lierpe og snıtee des Stammes erwies sich gering. — 
Mäuseinfektionen: Der Bodensatz einer Aszitesbouillonkultur, in NaCl- 


' Lösung aufgeschwemmt, läßt 4 Mäuse. bei subkutaner und intraperi- . 


tonealer Injektion am Leben. Eine subkutan infizierte. Maus, nach 
21 Tagen getötet, zeigt unter der Rückenhaut einen erbsengroßen 
Abszeß von gelblich-grüner Farbe. Die Haut in der Umgebung in- - 
jiziert, im Abszeßeiter massenhaft grampositive Stäbchen von ver- 
schiedenartigem Aussehen, vorwiegend aber dünne gewundene Fäden 
bildend, an manchen Stellen auch ein-Gewirr verfilzter längerer Fäden 
ohne echte Verzweigungen, zum Teil schlecht färbbar. Kulturell zeigt 
dieser Eiter wiederum das typische Verhalten und Aussehen unseres 
Keimes. Bloß eine weiße Maus, die am 1. Februar 1924 das Zentrifugat 
von 2 Bouillonröhrchen intraperitoneal injiziert bekam, erlag nach 
24 Stunden einer Sepsis mit diesem Keime. Im Herzblute sieht man 
denselben bereits bakterioskopisch, kulturell geht aus dem Peritoneal-. 
exsudat bereits nach 24 Stunden eine reich bewachsene Bouillonkultur 
auf, aber auch aus dem Herzblut entwickelt sich der Keim nach 3 Tagen 
in der Bouillon, zeigt jedoch so wie seinerzeit bei der Gewinnung aus 
dem Patientenblut kein aerobes Wachstum auf ‘Aszitesagar. Ferner 
wurden 2 Meerschweinchen und 1 Kaninchen mit je 1 ccm einer ziemlich 


dichten Bakterienemulsion infiziert, ohne nach längerer Beobachtung e a | 


irgendwelche Veränderungen zu zeigen. | 
Was das serologische Verhalten des Keimes in unserem 


Falle anlangt, so konnte leider bei Lebzeiten des Patienten wegen der. 


damals schweren Züchtbarkeit des Stammes keine serologische Re- 
aktion angestellt werden. Erst nach einem halben Jahre wurde mit 
dem steril aufbewahrten Pat.-Serum Agglutination und Komplement- 
bindung vorgenommen, beide fielen jedoch negativ. aus. u DP 

Die Klassifikation des eben beschriebenen Keimes machte 
anfangs einige Schwierigkeit. Wegen des anaeroben Wachstums 
und des mikroskopischen Aussehens ‚sowie der Bevorzugung der 
Serum- und Zuckernährböden war man anfangs versucht, ihn der 
Gruppe des Bacillus fusiformis zuzurechnen. Was schon damals 


und noch vielmehr später bei der Möglichkeit aerober Züchtung gegen 


diese Annahme sprach, war das Fehlen des fötiden Geruchs, der 


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1738 


von allen Beschreibern des Bacillus fusiformis als charakteristisch 
bezeichnet wird, die Art und Form der Kolonien und die schlechte 
Gramenifärbbarkeit. Wegen seiner kulturellen und färberischen 
Eigenschaften müssen wir vielmehr unseren Stamm als Angehörigen 
der Gruppe der Corynebakterien bezeichnen. Herr Prof. Ghon, 
dem wir für seine Begutachtung unserer bakteriologischen Ergeb- 
nisse an dieser Stelle herzlichst danken möchten, kam nach ein- 
gehender Prüfung unserer Untersuchungen zu demselben Resultate. 
Die Gruppe der Corynebakterien beinhaltet wegen des mehr äußer- 
lichen Einteilungsprinzipes ein große Zahl pathogener Bakterien, 
deren Stellung im System noch nicht genau fixiert ist, und enthält 
sowohl aerob als auch anaerob wachsende Bakterienarten, deren 
Zahl bisher gewiß noch nicht erschöpft ist. Von hierhergehörigen 
Keimen, die speziell als Erreger menschlicher Sepsis beschrieben 
wurden, seien neben dem Bacillus fusiformis (Babes, Ghon und 
Mucha, Kaspar und Kern, Maresch, Schmidtlechner, 
Rosenow und Thunicliff u. a.) seltenere Keime erwähnt, die als 
diphtheroide Stäbchen bezeichnet und zum Teil anaerob wachsend 
mit unserem Stamme mancherlei Gemeinsamkeiten aufweisen, wie 
der Bacillus funduliformis (Halle), Bacillus thetoides (Rist und 
Guillemot) und der anaerobe Bacillus ramosus (Rist), ein gram- 
positives relativ kurzes Stäbehen und vor allem das Mycobacterium 
plumosum Fox, das ebenfalls bei einem Fall chronischer Endo- 
karditis wiederholt aus dem Patientenblut gezüchtet, ein gram- 
negalives unbewegliches Stäbehen von diphtheroidem Typus mit 
metachromatischen Granulis, spitzen oder abgerundeten Enden 
und granulärem Protoplasma darstellt und auf Agar federartiges 
Wachstum zeigt. Auch Babes und Manolescu fanden in den 
endokarditischen Exkreszenzen eines Falles von Endokarditis einen 
diphtheroiden Bazillus, der sich auf Agar züchten ließ. Herr Prof. 
Ghon teilte mir gesprächsweise mit, daß er bei Sektionen von 
Endokarditiden in den Klappenauflagerungen wiederholt Keime ge- 
sehen habe, die mit unserem Stamme weitgehende Ähnlichkeit 
aufwiesen, ohne sie jedoch kulturell verfolgt zu haben. Ebenso hat 
schon Weichselbaum im Jahre 1889 in seiner grundlegenden, 
leider zu wenig beachteten Arbeit über die Ätiologie und patho- 
logische Anatomie der Endokarditis Fälle beschrieben, bei denen 
in den Klappenauflagerungen von Fällen mit rekurrierender ulze- 
röser Endokarditis der Aortenklappen eine (aerob) nicht kultivier- 
bare Bakterienart gesehen wurde, die mit unserem Stamme auch 
manche Ähnlichkeit aufweist, ziemlich schmale, verschieden lange 
Stäbehen, die in ihrem Protoplasma mehrere ungefärbte Stellen er- 
kennen lassen. 

Es erscheint mir auch angezeigt, an dieser Stelle mit einigen 
Worten auf die Wertung der Wa.R. bei Fällen von Endocarditis 
lenta einzugehen. In unserem Falle war die Reaktion trotz Fehlens 
jeglichen anamnestischen Hinweises und obwohl bei der Autopsie 


Forschungsergebnisse aus 


Aus dem Institut „Robert Koch“. Serologische Abt.: Geheimrat Otto. 


Über den Wert der Wa.-R. und der kolloidalen 
Reaktionen für die Liquordiagnostik. 


Von 
und 


Georg Blumenthal, 


Assistent am Institut. 


Takaki Shirakawa, 


Prof. am Taihoku-Hospital 
in Formosa (Japan). 


In der Bewertung der kolloidalen Liquoruntersuchungsmethoden, 
wie sie uns in den Verölfentlichungen der letzten Zeit entgegentritt, 
bestehen recht erhebliche Meinungsverschiedenheiten. C. Lange (1) 
räumt unter allen Liquorreaktionen der Goldreaktion als der 
„einzigen praktisch brauchbaren qualitativen Eiweißreaktion” den 
ersten Platz ein, will von kolloidalen Ersatzmethoden überhaupt 
nichts wissen und schreibt der Original-Wa.R. für die Liquor- 
diagnostik eine nur untergeordnete Bedeutung zu, eine Ansicht, der 
Flockenhaus und Fonseca (2) beipflichten. Auch Pick (3) 
sieht die Goldreaktion als hochgradig charakteristisch für luetische 
Veränderungen des Zentralnervensystems an, wenn er auch schwächere 
unspezifische Ausfälle bei Erkrankungen nicht luetischen Ursprungs 
und sogar ausgesprochene Paralysekurven bei je einem Fall von 
By > Endotheliom der Dura und Tumor cerebri 
zugibt. 

Im Gegensatz hierzu ist nach Schmitt (4), v. Thurzó 
Szeky (5) die Mastixreaktion in Form = von le in 
augurierten Normomastixtechnik empfindlicher als die Goldreaktion, 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


| 


‘der Endocarditis 


7 
= 
b 


7. Dezember 


kein Anhaltspunkt für irgendwelche syphilitische Veränderungen 
gefunden werden konnte, immer positiv gewesen. Verschiedent- 
lich!) war bereits die Ansicht laut geworden, daß eine positive 
Wa.R. bei Endocarditis, lenta bei Fehlen jeglichen Hinweises auf 
eine luetische Infektion nicht allzu selten auftrete und Kaldewey 
sowie jüngst auch Ormos berichten über je einen einschlägigen 
Fall. Das Auftreten einer positiven Wa.R. bei einem chronischen, 
mit starkem Gewebszerfall einhergehenden Krankheitsprozesse wie 
lenta bildet zu unseren heutigen Anschauungen 
iiber das Wesen der Wa.R. keinen Widerspruch und man muß in 
der Differentialdiagnose zwischen Aortitis luetica und Endocarditis 
lenta, deren gemeinsamen Berührungspunkt klinisch die Aorten- 
insuffizienz bildet, doppelt vorsichtig sein, um SO mehr, als anderer- 
seits Kombinationen beider Erkrankungen gar nicht zu den Selten- 
heiten gehören (Briggs, Loewenhardt). Die Schwierigkeiten der 
Differentialdiagnose können, wie Loewenhardt mit Recht betont, 
derart groß werden, daß in vivo eine sichere Entscheidung geradezu 
unmöglich wird. Übrigens finden wir in unserem Material von 
Endocarditis lenta 4 Fälle sicherer Kombination von Lues und 
Endocarditis lenta. 


Zusammenfassung: Wenn wir nochmals das Wesentliche 
unserer Ausführungen hervorheben dürfen, so wird ein Fall von 
chronisch-septischer Endokarditis beschrieben, der klinisch völlig 
den Eindruck einer Endocarditis lenta machte und bei dem intra 
vitam 1Omal sowohl in den Blutagarplatten als auch bei Anreiche- 
rung in 10%iger Peptonbouillon, gegen das Lebenserde an Zahl 
zunehmend, konstant und in Reinkultur ein bisher unbeschriebener 
Keim gezüchtet wurde, der auch bei der Autopsie bakterioskopisch 
nachgewiesen werden konnte, welcher in seinen färberischen und 
kulturellen Eigenschaften in die Gruppe der Corynebakterien ein- 
zureihen ist. Der Keim war anfangs anaerob und serophil und 
ließ sich nach längerer Passage auch aerob weiterzüchten. Das 
prinzipiell Wichtige dieses Falles scheint uns in der Tatsache zu 
liegen, daß gelegentlich auch andere Keime als der Streptococcus 
viridans, der typische Lentaerreger, das Bild einer Endocarditis 
lenta erzeugen können. 

Literatur: Babes und Manolescu, Rom. med. 1908, 12, ref. B:k1.W. 1909, 
9.67. — Fox, Zbl. £ Bakt. Bd. 70, S. 143. — Isaak-Krieger und Friedländer, 
D.m.W. 1924, Nr. 20. — Jungmann, D.m.W. 1924, Nr. 3. — Kaldewey, D.m.W. 
1923, Nr. 14. — Leschke-Kraus- Brugsch, Spez. Path. u. Ther. Bd. 2,2, Sepsis 
(auch die sonstige Literatur zitiert) und Bd. 4, Endokarditis. — Loewenhardt, 
Zschr. klin. Med. Bd. 97. — Morawitz, M.m.W. 1921, Nr. 46. — Ormos, D.m.W. 
1924, Nr. 22. —Schottmüller, Leitfaden für die klinisch-bakteriologischen Kuitur- 


methoden. Urban & Schwarzenberg 1923.— Weichselbaum, Beitr. zur path. Anat, 
u. allg. Path., Bd. 4. 


1) Siehe Verhandl. der Ges. f. inn. Med. u. Kindhlk. in Berlin 


vom 6. November 1922. 
Soe vat o n T—— 


Medizin und Naturwissenschaft. 


abgesehen davon, daß die Herstellung der Mastixlösung weit weniger 
Schwierigkeiten bereitet und diese ‚sich auch gegenüber dem kol- 
loidalen Gold durch eine größere Beständigkeit des Kochsalztiters 
auszeichnet. 


Biberfeld (6) hält die Normomastixreaktion der Goldreaktion 
für ebenbürtig und Kafka (7) schließlich, sowie Eskuchen (8) 
nehmen eine vermittelnde Stellung ein, indem sie die Auffassung 
vertreten, daß sich beide Reaktionen in glücklicher Weise ergänzen. 

Bei diesen sich gegenüberstehenden, mehr oder weniger ent- 
gegengesetzten Ansichten namhafter Autoren schien uns diese 
wichtige Frage weiterer Klärung zu bedürfen. - Wir suchten Sie 
dadurch herbeizuführen, daß wir rund 500 Liquoren, die unter 
den während eines Jahres der Abteilung .eingesandten serologischen 
Untersuchungen enthalten waren und die von den verschiedensten 
Erkrankungen — allerdings in der Mehrzahl luetischen Ursprungs m 
stammten, mit der Wa.-R., die grundsätzlich stets angesetzt wuld® 
und den oben erwähnten kolloidalen Methoden prülten. 
Hierzu kam noch in der letzten Zeit eine weitere kolloidale Re- 
aktion mit dem sogenannten „Siliquid” hinzu, das vor kurzem 
von Schwarz (9) empfohlen wurde. 

Was nun die Herstellung. des kolloidalen Goldes an 
langt, so hielten wir uns streng an die Originalvorschrift C. Langes: 
die wir als bekannt voraussetzen dürfen, und haben auch mit dieser 
zum Teil recht schöne und haltbare Lösungen bekommen. Jedoch 
verlief ihre Darstellung nicht immer so ungetrübt. Zu manchen 
Zeiten war selbst unter den strengsten Vorsichtsmaßregeln mit ad: 


> An PA 
RT e a AT 
' 
Pi 
b 


j 


7. Dezember | 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


_1189 


solut frisch von Merck bezogenen Reagentien keine brauchbare Gold- 
lösung zu erhalten, ein Schaden, der sich bisweilen durch doppelte 
Redestillierung des Wassers abstellen ließ. Sehr oft bedeutete aber 
auch diese nur verlorene Mühe und sogar die von M. Custer (10) 
vorgeschlagene vorherige Titrierung der zur Neutralisation erforder- 
lichen Kaliumkarbonatmenge vermittels Phenolphthalein wollte nicht 
immer zum gewünschten Ziele führen. Es muß wohl, wie auch 
entsprechende Bemerkungen vieler Autoren [z. B, Mayr (10), Biber- 
feld (l. c.} und Schmitt (l.c.)] zu bestätigen scheinen, irgend ein 
noch unbekanntes Etwas bei der Herstellung einer guten: Goldlösung 
in Frage kommen, -wofür bis jetzt ibre Anhänger die Aufklärung 
schuldig geblieben sind. Wie ist es sonst möglich, daß an ein und 
demselben Tage die erste Lösung tadellos gelingt und eine zweite, 
sofort darauf mit den gleichen Reagentien und denselben Kautelen 
in ebenfalls vorher peinlichst gesäuberten und ausgedämpften Ge- 
fäßen angesetzt, nach Zugabe des Reduktionsmittels, also der 
Formalinlösung, überhaupt keinen. Farbumschlag zeigt und dauernd 
farblos bleibt? Wenn C. Lange schreibt: „die Arbeit, die man auf 
die Herstellung guter Goldlösung aufwenden muß, stellt nur einen 
geringen Bruchteil der Arbeit dar, welche die jedesmalige Neuher- 
stellung und Titrierung der Mastixlösung erfordert“, so möchten 
wir ihm entgegenhalten, daß wir uns bisweilen stundenlang mit der 
Herstellung brauchbarer Goldiösungen geradezu herumgequält haben; 
und anderen Untersuchern ist es offenbar ähnlich ergangen. Sonst 
wären wohl auch nicht so viel Ersatzmethoden vorgeschlagen 
worden. 


Für die Liquorprüfungen haben wir natürlich nur einwand- 
freie Lösungen benutzt, dabei jedoch aus äußeren Gründen von der 
von Lange (l. c.) geforderten Urtifrierung mit Liquoren von genau 
bestimmtem Gesamteiweißgehali Abstand genommen. Derartige 
komplizierte Methoden, die nach unserer Ansicht eher in ein chemi- 
sches Laboratorium gehören, sind natürlich von hoher wissenschaft- 
licher Bedeutung, dürften aber eine Untersuchungsstelle zu stark be- 
lasten. Wir haben uns dadurch geholfen, daß wir zum Vergleich der 
richtigen Färbung in einem zugeschmolzenen Röhrchen eine Standard- 
lösung vorrätig hielten und an uns schon bekannten Liquoren mit 
typischer Reaktionsfähigkeit die Brauchbarkeit der neuen Goldlösung 
feststellten. Ebenso haben wir aus den erwähnten Gründen auf 
die Abstimmung zu empfindlicher Lösungen mit Natronlauge nach 
Biberfeld (1. c.) oder auf die von Grütz (11) empfohlene „Keim- 
methode“ verzichtet. Ä 

Das Ansetzen der Mastixlösung .erfordert nach unseren 
Erfahrungen weit weniger Mühe und Zeitverlust. Auch der unbe- 
dingt notwendige Kochsalzvorversuch bereitet kaum Schwierigkeiten. 
Benutzt wurden nur Lösungen, deren Kochsalztiter dicht um 0,8% 
herumlag, was bei Innehaltung der vorgeschriebenen Verdünnungs- 


zeit fast regelmäßig der Fall war. Von der auch von uns anfangs- 


geübten Färbung des Mastix mit Sudan haben wir später der Ein- 


fachheit halber - ganz abgesehen, da wir hierin keinen Vorteil er- 


blicken konnten. 

Die Reihen wurden im übrigen in der üblichen Weise ange- 
setzt. Dabei halten wir die von Lenzberg (13) vorgeschlagene, 
wechselnd starke Alkalisierung des Mastixhydrosols mit NaOH zur 
Vereinbeitlichung der NaCl-Konzentration in den absteigenden Ver- 
dünnungen für unnötig, da wir Störungen in dieser Hinsicht nicht 
gesehen haben. | 

~ Bezüglich der Ausführung der Wa.R. ist nur zu er- 
wähnen, daß der unerhitzte Liquor unverdünnt mit mehreren Anti- 
genen untersucht wurde und daß der Schwerpunkt der Ablesung 
stets auf den Ausfall der Reaktion mit unseren Originalluesleber- 
extrakten gelegt wurde, deren Herstellung und Titrierung der eine 
von uns [Blumenthal (14)] bereits ausführlich beschrieben hat. 
In ihrer. spezifischen Antigenquote, ihrer schärferen Einstellung und 
der aus beiden Faktoren resultierenden stärkeren Reaktionsfähigkeit 
scheint uns die Erklärung dafür zu liegen, daß wir im Gegensatz 
zu anderen Autoren mit der Wa.R. mehr positive Belunde nicht 
nur, wie bereits in der erwähnten -Publikation berichtet wurde, bei 
Primäraffekten, behandelter und kongenitaler Lues, sondern auch 
in einem gewissen Prozentsatz bei Blut- und Liquoruntersuchungen 


an Tabes ‘bzw. progressiver Paralyse erkrankter Personen erzielen 


konnten. | 


Mit den drei beschriebenen Methoden, der Wa.R. und außer- 
dem mit der Gold- und Mastixreaktion (bzw. bei Materialmangel 
oder in Zeiten, zu denen die Herstellung brauchbaren kolloidalen 
Goldes mißlang, nur mit dieser) wurden im letzten Jahre 487 Li- 
quoren geprüft. Davon reagierten mit allen Methoden überein- 


‘cerebri usw, ° 7 
Das Vorkommen solcher nicht spezifischer Ausschläge liegt - 


stimmend positiv 203, negativ 205, zweifelhaft bzw. schwach 


positiv 30. Bleiben als Rest 49, also beinahe 10% differente 
Resultate. | | ne | | 

Unter diesen ergaben 7mal die Wa.R. einen glatt negativen, 
die kolloidalen Reaktionen einen positiven Ausfall und zwar mit 
typischen Lues cerebri-Kurven, die auch in dem klinischen Befund. 
6 Lues cerebri und 1 Lues spinalis) ihre Bestätigung fanden. Dem. 


‚stehen aber 42 (!) Versager der kolloidalen Reaktionen gegenüber. 


Diese setzen sich bezeichnenderweise in der Hauptsache aus 31 Tabes- 
und Paralysefällen zusammen, bei denen unsere Wa.R. mehr oder 
weniger stark positiv ausfiel, während die kolloidalen Reaktionen. 
zum großen Teile keine oder nur so geringe Ausschläge zeigten, 
daß sie von den bei normalen Liquoren bisweilen auftretenden 
Veränderungen der Gold- bzw. Mastixkurve nicht mit. Sicherheit, 
abzutrennen waren. | 

Überhaupt scheint uns gerade diese letztere Frage noch 
weiterer Aufklärung bedürftig zu sein. Während bei der Mastix- 
kurve Linkstrübungen mehr oder minder starken Grades auch bei 
normalen Liquoren vorkommen, ja sogar leichte Ausflockungen der. 
stärksten Konzentrationen (!/, bzw. 1/2) nicht für pathognomonisch 
gelten und erst deutliche Flockungen von !/, beginnend allgemein 


als positiv. angesehen werden, herrscht betrefis der Auslegung 


schwacher Verfärbungen der ersten 4 Verdünnungen (!/ıo bis 1/30) 
bei der Goldreaktion bis zu deutlichem Violettrot keine Einigkeit. 
Nach Lange (I. c.) sollen derartige Ausschläge mit hochrotem ein- 
wandfreien Goldhydrosol bei normalen Liquoren nie vorkommen, 
dagegen gibt Kafka (15) neben dem völlig unveränderten Farben-. 
spiegel gerade die eben geschilderten Veränderungen ausdrücklich 
als Normalkurve an, und auch uns sind zahlreiche mit guter Gold- 
lösung geprüfte Normalfälle gerade mit diesen Verfärbungen vor-' 
gekommen. Wir haben zunächst geschwankt, ob wir darauf eine‘ 
verdächtige Diagnose aufbauen sollten, haben aber davon Abstand 
genommen, als dann die klinische Beobachtung ihre Aufrecht- 
erhaltung nicht gestattete. an | i = 


Auf diese Weise haben wir eine ganze Reihe von Fehldia-. 


osen vermieden, aber trotzdem, obgleich eine verhältnismäßig 
große Zahl sicherer. Tabes- bzw. Paralysefälle negativ reagierten, 
unsere Lösungen also eher als zu schwach anzusprechen wären, 
noch eine Reihe von direkt falschen Resultaten (für Lues charakte- 
ristische Kurven von ausgesprochenem Linkstypus) gehabt. 
Es würde den Rahmen unserer Abhandlung überschreiten, 
die Kurven hier einzeln aufzuführen. Wir möchten uns daher an 
dieser Stelle nur mit einer summarischen Aufzählung dieser (11) 


‚Fälle begnügen und betreffs aller Einzelheiten auf die spätere aus- 
führliche Publikation des einen von uns (Shirakawa) verweisen. 


Es gehörten dazu 1 Myelitis, bei der die Mastix- glatt negativ, 
dagegen die Goldreaktion positiv war, 1.Pseudotabes alcoholica (!), 


‘3 Fälle von Meningitis purulenta, 1 septischer Abort mit menin- 


gealer Reizung, 2 Urämien, 1 Cysticercose und 2 tuberkulöse Menin- 
gitiden, von denen eine eine typische Tabes-, die andere eine ebenso 
typische Paralysekurve ergab. a. 

Dazu könnte noch ein von uns als zweifelhaft registrierter 
Fall von Gliom des Corpus striatum mit Blutung in den 4. Ventrikel 
gerechnet werden, der durch Sektion sichergestellt wurde und 
dessen Liquor sich allerdings durch deutliche Xanthochromie aus- 


"zeichnete, trotzdem aber eine typische Lues cerebri-Kurve mit nur 


ganz geringer Verschiebung nach rechts ergab. 


Im. Gegensatz hierzu erhielten wir bei mehreren normalen ` 


Liquoren mit Blutbeimengung charakteristische Kurven mit Rechts- 
verschiebung, während die linke Seite der Verdünnungsreihe unver- 


ändert blieb, ferner typische Veränderungen nach rechts bei 3 tuber- 


kulösen Meningitiden und 1 Tumor cerebri. Zu erwähnen wäre 
noch die Untersuchung einer Encephalitis lethargica, bei. der alle 
3 Reaktionen glatt negativ verliefen. SEP, | | 
Daß bei der Mastix- und der Goldreaktion nicht selten Fehl- 
resultate vorkommen können, ist in der Literatur oft beschrieben 
worden. Ich brauche nur auf einige Arbeiten der jüngsten Zeit zu 
verweisen. So sahen unspezifische Ausfälle, mit Lueskurventypus 


Grütz (l. o.) bei chronischen Dermatosen, Biberfeld (l. c.) bei 


multipler Sklerose, Encephalitis epidemica, Arteriosklerose, Epi- 
lepsie, Pick (l. c.) bei Staphylokokkenmeningitis, Endotheliom der: 


Dura, Tumor cerebri, Goland Ratner (16) bei Dementia prae- 


cox, v. Thurzó und Széky (l. c.) bei Epilepsie, Arteriosclerosis 


-em-es mt anm nen 


wohl in der Natur der kolloidalen Reaktionen begründet, deren Ver- 


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. . Symptome richtig verwertet werden kann und darf. 


<- interessante und wissenschaftlich wertvolle R 
ihnen aber nicht. 


Schluß -auf die Art. der Nervenerkrankun 


und Weintraub (17) u. a. näher gerückt würde. Sie sind ebenso- 
wenig. wie die Sachs-Georgi- bzw. die Meinickeraktion durch 


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© ©. - 1894 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 49.. 


ständnis uns durch die systematischen Untersuchungen von Presser 


auf, daß sowohl mit der obenerwähnten Technik als auc 
 mannigfachsten Abäuderungen keine deutlichen Fällungen 
. wären. ' So ‘suchten wir durch Elektrolyte eine 
Reaktion herauszubekommen und haben in dem 

Meinicke (19) bei seinen Trübungsreaktionen v 
moniumchlorids, in 1,5%iger Lösung 
funden. | 


spe- 
zifischen Charakter ausgezeichnet, sondern. geben uns, wie ein 
Spiegelbild, das. Verhältnis der Globulin- und Albuminverteilung. 
wieder, das bei der Lues meist in charakteristischem Sinne ‚verändert, 
ist, aber einen sehr ähnlichen oder auch den gleichen Quotienten 
bisweilen. bei. anderen. Affektionen des  Zentralnervensystems. auf- 
weisen kann. Aus’ dieser Überlegung heraus erklärt sich zwanglos | 
die Möglichkeit des Vorkommens gleicher Kurvenspektren bei Lues 
und Nichtlues. Ebenso ergibt sich daraus die Folgerung, daß. der 
Ausfall der kolloidalen Reaktionen des Liquors nur mit Vorsicht 
und unter ‚Berücksichtigung der übrigen Befunde, vor allem’ der 
mit Originalluesleberextrakten ausgeführten Wa;R. und der klinischen 


erwandten Am- 


Der Versuch gestaltet sich dann in einfachster Weise folgender- 
maßen: -In einem gewöhnlichen Reagenzröhrchen 1 
abgemessenen Menge klaren Liquors - (z. 
Quantum .1,5°/,iges Ammoniumchlorid, d 
' und ebenso viel. Siliquid. am. Rande des G 
gut durch und liest das Resultat nach‘ kurzer Zeit, etwa einer 
Minute ab. Die negativen. Röhrchen bleiben klar, 
trüben sich’ schwach (-H) oder stärker (-4+--1). Ganz geringe Spuren 
einer Trübung, was aber selten vorkommt, werd 

Wenn auch in den positiven Fällen "keine Ausflockung auftritt, eine 
solche sich bis jetzt; 

nicht. erreichen ließ, 'so-sind die Unterschiede doc 
‚Auge bei gewöhnlichem Licht gut ablesbar. 
Wir habe 


Es hat sich nach unseren Befunden also bei Lues. genau wie 
bei der Blutuntersuchung so auch für die Liquordiagnostik,,. 
die Original-WaR. als die Hauptmethode bewährt, während 
wir die kolloidalen Methoden in ihrer Kurvenablesung zwar als. 
i eaktionen . auflassen; 
‚die gleiche diagnostische Bedeutung. zusprechen 
Denn: es ließ ‚sich. aus ihrem Kurventypus ‚kein sicherer | 
g überhaupt und im.spe- 
ziellen auf. ihren Juetischen. Charakter ziehen, worauf auch neuer- 
dings K. Blum (18) hinweist, der vor einer dogmatischen Auf- 
stellung von krankheitsspezifischen Kurven direkt warnt. Dagegen 
haben wir bei der Wa.R. im Liquor, wenigstens’ bei positivem Aus- 
fall, keine Unspezifitäten beobachtet. 2... = 
. _ Dies soll natürlich nicht der hohen 'wissenschaftlichen Be- 
deutung der kolloidalen Reaktionen irgendwie Abbruch tun. Haben 


können: 


: 104 Liquoren untersucht und eine fast vollstä 

ihres Ausfalls mit der Mastixreaktion gesehen. Sie scheint nicht 
so empfindlich auf Blutbeimenzungen zu sein, 
giert aber genau‘ wie Mastix bisweilen unspezifis 


läufig leider bei kein 
meiden ist: . 


wie diese, rea- 


| ch, was ja aus- 
den vorher gehenden. Ausführungen leicht zu verstehen und vor 
er kolloidalen Liquorreaktion ganz zu ver. 


‘sie uns doch. ein gutes Stück in der Erkenntnis der biochemischen 
Vorgänge bei den Erkrankungen des Zentralnervensystems vorwärts. 


gebracht und neue Bahnen 


a gewiesen, deren weiterer Ausbau noch 
lange. nicht erschöpft ist. x ee Gi 


' Das Ziel, worauf es uns in erster Linie ankam, war die Prü- 


fung ihrer praktischen Verwendbarkeit im diagnostischen Labora- 
torium, da wir für die Liquordiagnostik eine kolloidale Eiweißreak- 


tion neben der: Wa.R. nicht missen möchten, um auf diese Weise 
grob. quantitative Fraktionsverschiebungen im Eiweiß- 


gehalte des Liquors aufdecken zu können. -Ich möchte. hier von | 


vornherein die Kollargol-, Benzo&-, Berliner Blau-, Schellack- und 


‚ andere . Reaktionen übergehen,. da sie in ihrer jetzigen Gestalt 


. ` Methoden umgesehen 
-. ein Kolloid lenken 


praktisch kaum in. Frage kommen. Ebenso können wir von der 
=- Nonne-Reaktion ab 


. . verwertbar ist. 


bsehen, die ja diagnostisch ebenfalls nicht’ sicher 
` Wir haben uns daher noch nach anderen möglichst einfachen 
und möchten hier die Aufmerksamkeit auf 
, dessen Verwendung kürzlich von Schwarz (l c.) 


` . 


empfohlen wurde.. ` | 
' Während. die Anstellung 


reitet, und der Bezug fertiger Lösungen im großen auch auf Schwie- 


rigkeiten stößt,: wird die kolloidale Kieselsäure von verschiedenen | 
‘Firmen: hergestellt und z. B. in guter und hältbarer Qualität von 
F un des. el ‚gleichwertig. Die Siliquid-Reaktion -hat den. Vorteil, daß ’das 
Vorschlägen von Schwarz 


Boehringer und Söhne in Ludwigshafen in 
„Siliquid“ handelsmäßig vertrieben!) . 


Wir haben nun zunächst nach den 


entweder zu 1. ccm Liquor 10 Tropfen: Siliquid hinzugesetzt oder 
zu 1 cem Siliquid den Liquor langsam zutropfen lassen, haben aber 


mit dieser Versuchsanordnung keine guten Resultate erhalten. Ebenso 


- wollte es uns nicht gelingen, analog dem Vorgehen bei der Gold- 


. bzw. Mastixreaktion durch verschiedene Modifikationen Verdünnungs- 


`. uns dazu umsomehr berechtigt, als Mastix, kolloidales Gold und . 

kolloidale Kieselsäure gleichsinnig elektronegativ geladen sind, 
blieben uns dabei nätürlich stets bewußt, daß ihre Wirksam- 
keit noch von der Größe der Ladung und. den verschiedensten 


reihen und dadurch entsprechende Kurven zu gewinnen. Wir glaubten 


1) Wir möchten auch an dieser Stelle der genannten Firma für 
Überlassung des Siliquid unseren verbindlichsten 


die a 
Dank aussprechen. 


x 


Albu 


lichkeit noch steigern zu können. 


-schlug auf die Verteilung 


der Mastix- und der Goldreaktion 


. | dazu kommt noch, bei der Goldlösung 
ziemlich umständlich ist, zum. Teil erhebliche Schwierigkeiten - be- 


und .mit der von uns benutzt 


. |. Nr. 83, S. 1128..— 17. Presser un 


mit ihrem weiteren Ausbau beschäfti 


EE | Zusammenfassung: 
i. Keine der b 


‚anderen Faktoren in gewissem Grade abhängig ist. Es fiel uns nun.. 


h mit den“ 
zu erzielen. 
Verstärkung der. . 
Zusatz des von. 


ein brauchbares Mittel ge 


äßt man zu einer 
B. 0,25 ccm) das gleiche 
as lange Zeit haltbar ist,.- 
lases hinzulaufen, schüttelt 


i 


die positiven `- 
en mit Æ+ bezeichnet: ` 


‚auch bei Änderung der Versuchsanordnung, ` 
h mit bloßem 


| n. mit . dieser. verstärkten Siliquidreaktion bisher - 
ndige Übereinstimmung 


So gibt uns: die Siliquidreaktion über die veränderte Globulin- .- 
minverteilung im Liquor den gleichen Aufschluß wie die Gold- 
bzw, Mastixlösung, sie hat aber den Vorzug der bequemen Be- ` 
‚schafung der Reagentien, der Einfachheit und Billigkeit. Wir sind . 


gt ünd hoffen, ihre Empfind- ` 


isher für die Praxis empfohlenen kolloidalen - 
Liquorreaktionen hat sich uns in diagnostischer Beziehung der Wa.R. 


‚mit Originalluesleberextrakten als gleichwertig. erwiesen. Nur bei - 


Lues cerebri scheinen sie in: einem : 


- 2. Die Gold- bzw. Mastixreaktion 


Liquor, ihre Kurvenablesung lief 


3. Bei beiden Reaktionen finden sich nicht ganz selten, gerade 
in differentialdiagnostisch wichtigen Fällen, 


stellung einwandfreien Goldhydrosols.. Me 
| 4. Kolloidale Kieselsäure, in Form des sogenannten Siliquid 
der. Gold- oder Mastixreaktion: in "diagnostischer Beziehung ` als 


Präparat fertig im Handel‘ zu beziehen ist und daß bei der Amr 
stellung 


erübrigt. | 2 

Literatur: 1 Lange, Handbuch von Kraus-Brogsch, Spezielle Pathologie 
und Therapie innerer Krankheiten, Bd. 2. — 2. Flock enhaus und Fon3908, 
D.m.W. 1924, Nr. 31, S. 1045. — 3. Erwin 


‚Piok, Arch; t. Derm. 1923, 144, S. 104 — 
4. Schmitt. Zschr. f. Neurol. 1923, 84, S.. Í 


91 und Klin.W schr. 1924, Nr. 29, S. 1822 — 


6. v. Thurzó und Széky, Zschr. f. Neurol. 1924, 88, S. 134. — 6. Biberfeld, 


Ebenda, 1923, 83, 5.866. — 7. Kafka, Taschenbuch d. prakt. Untersuchungsmethoden 
usw.. Berlin, Julius Springer 1922. — 8, Eskuchen, Klin.Wschr. 1923. Nr. 45, 3.207. 
9. Robert Schwarz, Ebenda, 1924, Nr.23, S. 1026. — 10. Marie Custer, M.mW. 
1928, Nr. 14, 8. 482. — 11. Mayr, Arch. f. Derm. 1928, 144, S. 200 und Zschr. £ d 
‚ges, Neurol. und Psych. 1923, 87, H. 4/6, S. 461. — 12. Grütz, Arch. f. Derm. u 
Syph. 1922, 189, H.8, 3.426. — 18. Lenzberg, Zsohr. f. d. ges. Neurol. 1924, 88, S. 670. 
14 Blamenthal;, Zschr. £ Hyg. u. Infektionskrkh. 1928, 101, H. 3, S. 298. —. 
‚10. Kafka, Klin. Wschr, 1923, Nr. 18,.8.829. — 16. Golant-Ratnor, M. m.W: 19%, 
d Weintraub, Zschr. f. Immun.-Forsch, 192% 


86, S. 84. — 18. K, Blum, Zschr, f.d. ges, Neurol. 1924, 88,_S. 674. — 19. Meinicke; 


Kiin. Wschr. 1924, Nr. 9, S. 861. 


& 2 > . um ns ny 5 ni 


en Versuchsanordnung, zeigte sich 


gestatten zwar einen Rück- : 

der Globulin- und Albuminfraktionen im. - 
ert aber diagnostisch für Lues nicht 

‚sicher verwertbare Resultate., © © ` Dr Zr 


unspezifische Ausschläge, 
die Schwierigkeit. der Dar- 


‚der Reaktion. das .Ansetzen von Verdünnungsreihen. sich _ 


% 


gewissen. Prozentsatz mehr 
t positive Ausfälle zu geben, | > 


» 


un T, Dezember. S 


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7. Dezember 1924 © Nr.49. — MEDIZINISCHE KLINIK — Anzeigen. 


91 


zur Reizvakzine-Therapie und Diagnose 
gonorrhoischer Erkrankungen 


Die Keimabtö Stung durch Yatren-Lösung 


gewährleistet im Gegensatz zu der sonst üblichen 
Hitze- und PRENOINE ME 


durch unveränderte Konservierung des Bakterien- 
Eiweißkörpers, ferner sichere und dauernde 


Sterilität und ermöglicht daher gefahrlose Verwendung auch. 
von Flaschenpackungen zu wiederholter Anwendung, 


daher 


Durch die Kombination der spezifischen aber beson- 


ders allgemein reaktiven. Bakterien-Reizkomponente 
mit dem vorwiegend. Herdreaktionen auslösenden 
Yatren ergibt sich durch Reduktion der Keimzanhl 


therapeutisch optimale HMerdreaktion 
bei geringfügigen Allgemein-Reaktionen. 


Original-Packung: Karton mit 6 Ampullen a 21/, ccm mit steigenden Kelmzahlen 
25, 50, 100, 200, 2560, 300 Millionen Kelme pro Ampulle. 


Flasche zu 25 ccm mit 50 Millionen Kelmen pro ccm. 


Ausreichende Versuchsmengen und Literatur stehen kostenfrei zur Verfügung. 


BEHRING-WERKE 
MARBURG-LAHN 


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1 ai) Ki = Z Die kraftvolle Anregung all seiner verfügbaren biologi Abwehrkräft E 
PRS ii = = befähigt den Organismus zur raschen, hen aeaa Iys a RR = = 
Ei I => Anwendungsgebiet: Namentlich akute und subakute Infektionen wie sept. Aborte, Puerperal- = 
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| t a =£ Peritonitis u. a. Ferner als Ns de eA s A rn en = = 
3 l ‘ii IN = = Dosierung: 2 ccm intramuskulär. Wiederholung nach Bedarf ohne anaphylaktische noch sonstige Nebenerscheinungen. : = 
ii sii A = = Originalpakungen: 1, 5, 12, 50 und 100 Ampullen zu je 2 ccm. 5% = = 
Bull! Ki S = Z | = = 
Sl HN = = Proben und ausführliche Literatur dur: = 
Aa, Vigi =: KALLE & Ca Aktien esellschaft, BIEBRICH Rh in. J 
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7. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


- Pharmazeutische Präparate. 


_ Therapeutische Notizen. 
Von Prof. Aufrecht, Magdeburg. 


Akuter Gelenkrheumatismus ist von mir Jahre lang mit 
Salizylsäure behandelt worden. Die Erfolge waren sehr befriedigende. 


Aber die Nebenwirkungen, wie Ohrensausen, Störungen der Magen- - 


funktion bis zum Auftreten von Magenschmerzen waren häufig so 
lästig, daß ich einen Ersatz zu finden mich bemühte. Diesen bot 
mir das Diplosal. Seine Wirkung ist eine ebenso günstige; dabei 
ist es fast gänzlich irei von Nebenwirkungen. Ich habe davon 
nehmen lassen am ersten Tage Amal 2 Tabletten zu 0,5 g, am 
zweiten Tage 3mal 2, am dritten Tage aussetzen lassen und das 
im Bedarisialle in gleicher Weise wiederholt. 

= Ein paar Male habe ich bei sehr protrahiertem Gelenk- 
rheumatismus, gegen den alle allgemein gebräuchlichen Mittel ohne 
Erfolg angewendet worden waren, Chininum hydrochloricum mit 
überraschendem Nutzen empfohlen. Die Patienten eruielten davon 
0,5 g in Oblaten 2 mal täglich mehrere Tage nacheinander. 

Der Anwendung eines Narkotikums bei mangelndem Schlaf 

steht nichts entgegen. 


Arsenik habe ich seit Jahren nur in der Form von Pillen 
zusammen mit Eisen angewendet und Erwachsenen verordnet: 
| + Acidi arsenicosi 0,8 
Ferri reducti 5,0 
Pulv. rad. Gentian. 4,0 
Extr. Gentianae q. s. 
ut. f. pil. Nr. 100 
l D. S. 2mal täglich 2 Pillen, nach dem ersten Frühstück und 
nachmittags nach dem Kaffe oder Tee zu nehmen. 

Als Indikation zur Anwendung galten mir Fälle von schwerer 
Anämie, von Chlorose, besonders wenn sie von Kopfschmerzen be- 
gleitet war, und von perniziöser Auämie. Auch bei letzterer habe 
ich einige Male befriedigende Erfolge gehabt. 

Ich knüpfe daran ein paar Bemerkungen. Zunächst habe ich 
mich durch sehr häufigen Gebrauch dieser Verordnung überzeugt, 
daß das Arsenik in dieser Form außerordentlich gut vertragen wird. 
Ich habe niemals eine Störung der Magenfunktion fulgen sehen, 
auch wenn die verordnete Menge 3- oder 4mal nacheinander ge- 
nommen wurde. 

Ferner erwies sich mir der bei Anwendung der Solutio 
Fowleri eingehaltene Brauch, die Dosis allmählich zu steigern und 
wieder allmählich zu verringern, als überflüssig. | 

Schließlich habe ich zu bemerken, daß ich von der sub- 
kutanen Anwendung von Arsenpräparaten keine besseren Erfolge ge- 
sehen habe, wie von der Anwendung der hier empfohlenen Pillen. 


| Die Tinctura Chinae composita und das Acidum 
hydrochloricum sind sehr gute Stomachika. Aber die erstere 
wird in zu geringer Dosis, das letztere in zu starker Konzentration 
angewendet. Ich empfehle von jener nicht wie es allgemein ge- 
schieht, 20—30 Tropfen, sondern 1—2 Teelöffel in 1 EBlöffel Wasser 
1/2 Stunde vor dem Mittagessen uud im Bedarfsfalle . ebenso vor 
dem Abendessen nehmen zu lassen. — Die Salzsäure dagegen wirkt 
am besten in starker Verdünnung in refracta dosi. Ich habe stets 


verordnet: Acidi hydrochl. 1,0 
Syr. simpl. ‚0 
Ag. destill. ad 200,0 
2 stündl. 1 EBßlöffel. 


Es steht auch nichts im Wege, beide Medikamente gleichzeitig 
zu verordnen. 


: Vom Kokain habe ich bei verschiedenen Affektionen des 
Mundes, des Rachens und des Larynxeinganges Gebrauch gemacht. 
Dazu empfiehlt es sich, daß man das Mittel jederzeit bequem zur 
Hand hat. Ich halte mir 3cg-Pulver in Charta cerata vorrätig, 
feuchte zur Anwendung einen kleinen Tuschpinsel mit Wasser an 
und kann damit das ganze Pulver von dem Pulverpapier aufnehmen. 
Bei Zahnschmerzen habe ich gelegentlich rasch Linderung schaffen 
können. Bei mir selbst habe ich zweimal eine Zahnextraktion 
vornehmen lassen, nachdem der kranke Zahn und das ihn um- 
sebende Zahnfleisch eingepinselt worden waren. Die kaum eine 
halbe Minute nach der Bepinselung vorgenommene Extraktion: ver- 
ursachte mir keine Schmerzen. Der Zahnarzt glaubte freilich nicht 
an den Nutzen des in solcher Weise angewendeten Kokains; mir 
hat. es jedenfalls sehr wohlgetan. | p 


‚Besonders zweckmäßig ist das Bepinseln des weichen Gaumens 
mit dem von’ dem angefeuchteten Pinsel aufgenommenen Kokain 
vor der laryngoskopischen Untersuchung. Ohne dieses Vorgehen 


war mir früher manche Untersuchung wegen der durch den ein- . 


geführten Spiegel angeregten Würgbewegungen unmöglich. . | 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich die Empfehlung nicht 
unterlassen, allen: Müttern den Rat zu geben, sie möchten ihre 
Kinder in gesunden Tagen einüben, sich zur Besichtigung des 


Pharynx die Zunge mit einem Löffelstiel herabdrücken zu lassen.. 


Die Mutter kann das schrittweise ausführen, indem sie das Kind 
erst an das Auflegen des Löffelstieles auf die Zunge und weiterhin 
an das Herabdrücken der Zunge gewöhnt. Sträuben, Schreien und 
schädliche Aufregung kann dem kranken Kinde erspart werden, 
wenn der Arzt es nicht nötig hat, diese Prozedur zum ersten Male 
vorzunehmen. | ' 
Die Anwendung reinen Glyzerins bei Trockenheit und 
Borkigsein der Zunge und der Mundschleimhaut habe ich schon im 
Jahre 1886 im 3. Heft meiner pathologischen Mitteilungen emp- 
fohlen, erlaube mir aber, darauf zurückzukommen, weil ich bei 
meinen gelegentlichen Beratungen mit Kollegen feststellen konnte, 
daß von dieser Empfehlung noch nicht so allgemein Gebrauch ge- 
macht wird, wie sie es zum Nutzen der Kranken verdient. Denn 
an die Trockenheit, das Borkigsein der Schleimhaut, Begleiterschei- 
nungen längerdauernder fieberhafter Krankheiten, besonders des 
Abdominaltyphus, können sich folgenschwere Störungen anschließen. 
Das Schlucken wird schmerzhaft und es kommt vor, daß die 
Kranken wesentlich aus diesem Grunde die Aufnahme von Nahrung 
verweigern oder dazu unfähig werden. Auch das Sprechen wird 


in hohem Grade erschwert, ja unmöglich. Nicht unwahrscheinlich . 
ist es, daß die Rachenschleimhaut und der Eingang in den Larynx 


durch das Trockenwerden Schrunden sowie Risse bekommen, und 
daß durch diese Risse Bakterien in das submuköse Gewebe ein- 
dringen, so daß schwere Larynxerscheinungen eventuell eine Peri- 
chondritis arytaenoidea folgen können. Auch für Parotisentzün- 
dungen mag in. dem Eintrocknen der Mundschleimhaut ein be- 


günstigendes Moment liegen. Hiergegen erwiesen gich mir Ein- 


pinselungen von reinem Glyzerin besonders nützlich Sobald bei 
den Kranken die Zunge trocken zu werden beginnt, wird zwei- 


stündlich, ja noch häufiger, Glycerinum purissimum mit Hilfe eines 


Pinsels auf die Zunge so reichlich aufgetragen, daß ein Teil davon 
durch die angeregten Schluckbewegungen an die hinteren Partien 
des Rachens und an den Larynxeingang gelangen kann. Das Ver- 
schlucken selbst einer reichlichen Portion ist ganz irrelevant. 


Dem Pflegepersonal ist besonders einzuschärfen, daß das zur ` 


jedesmaligen Pinselung erforderliche kleine Quantum Glyzerin aus der 


Flasche in ein kleines Schälchen gegossen und ein etwaiger Rest fort- 


geschüttet, ferner der Pinsel nach jedesmaligem Gebrauch ausge- 
waschen und abgetrocknet wird, Dann kann Unsauberkeit nicht 
mit Unkenntnis entschuldigt werden. 

Zur Beseitigung des Soors ist bekanntlich seit längster 
Zeit das Natrium boracicum im Gebrauch, und mit Recht. Ein 
leinenes nicht gestärktes Tuch wird mit der gesättigten Lösung 
reichlich angefeuchtet und damit die mit, mehr oder weniger großen 


Soormengen bedeckte Mundschleimhaut leicht ausgerieben. Es 
kommt aber auch vor, daß bei manchen langdauernden fieberhaften 


Erkrankungen, auch Erwachsener, eine so reichliche Soorent- 
wicklung vor sich geht, daß sie bis in den Anfangsteil 
des Ösophagus sich erstreckt. Als nächste Folge zeigt sich 
eine Erschwerung der Nahrungsaufnahme. Wo eine solche über- 
haupt vorkommt, bedarf es in erster Reihe einer Inspektion des 
Pharynx. Ich habe ihn bisweilen von Soor austapeziert gefunden, 
obwohl Zunge und Mundschleimhaut davon frei waren. In diesen 
Fällen habe ich das Natrium boracicum einnehmen lassen, und zwar 
von einer Lösung von 8 g in 200 g Aq. dest., 2stündlich einen Eßlöffel. 
Ich habe den Belag schon nach Verbrauch von 2 Flaschen schwin- 


den sehen. Mehr wie 3 Flaschen habe ich in keinem Falle anzu- 
‘wenden nötig, gehabt. | | 


Gegen Pruritus vulvae habe ich mit gutem Erfolge Bor- 
säurelösungen (30 : 1000) täglich !/, Liter zur Spülung der Vagina 


angewendet und mit der gleichen Lösung angefeuchtete Läppchen 


öfter zwischen die Labien legen lassen. 

Holzsplitter unter den Fingernägeln kommen dem Arzte 
häufig erst dann zur Behandiung, wenn Laien sich vergeblich be- 
müht haben, sie zu entfernen. Dann sind gewöhnlich die unter 
dem Nagelrande hervorragenden‘ Enden der Splitter abgebrochen 


1741. 


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und’ diese mit. einer Pinzette nicht, mehr zu fassen., Das Durch- Die linksseitige Leistenhernie bei einer alten Frau, von 
> schneiden des Nagels mit der Schere aber ist eine Prozedur, die | der nach 18stündigen Einklemmungserscheinungen meine Hilfe be- 
- -recht schmerzhaft und nicht üunblutig ist. Ich habe in solchen | ansprucht wurde, erwies sich manuell irreponibel. Ich ließ nun 
| . ° Fällen mit einem scharfen Messer in mikroskopisch dünnen Flach- | die Patientin in Knie-Ellbogenlage bringen, machte einen Einlauf 
I schnitten die über dem Splitter liegende Fläche des Nagels abge- | von mehr als einem Liter lauwarmen Wassers und wiederholte bei. 
| —_ ` tragen, bis der’vordere Teil des'Splitters freilag. Derselbe konnte | dieser Haltung meinen Repositionsversuch. Die Hernie ging sofort 
- “ nun mit einer Pinzette bequem. herausgehoben werden. Die Vor- | zurück; die Patientin war wieder hergestellt. Vielleicht ist es- der 
nahme verlief stets schmerzlos und unblutig.  ° .Mühe wert, diese Vornahme gelegentlich zu erproben. 


2 |) =. Aus der Praxis für die Praxis. 


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lat Gründzüge der ärztlichen Psychologie (Psychodia- er „Konflikt“, der in der Neurose zur 
iA EEA. =- gnostik und Psychotherapie) in der täglichen Praxis. 

Be ORE in " Von Dr. Heinz Fendel, Höchst a. M., 
Oio. S -© > ` Facharzt für innere und Nerveùleiden. Eur 
; A E Er 7 l ‘i ' (F'ortsetzang aus Nr. 48.) 


Naturtrieb und Kulturziel, d 
Darstellung kommt. 

Der ganze seelische Habitus eines Menschen kann das Pro- 
dukt der mißglückten Abwehr, der. unzweckmäßigen Ver- 
drängung, der Verdrängung im engeren Sinne sein. Viele ver- 
schrobene und abnorm anmutende Persönlichkeiten sind Opfer der 


' Wir haben bereits. erkannt: Die ärztlic 


\ | h-psychologische Be- Verdrängung und Unterdrückung. 
Bus = > deutung der Sexualität ist mit der Betrachtung derjenigen Phänomene, Freud und -seine Schüler. haben nun alles Krankhafte im 
be. welche mit dem Sexualakt direkt oder irgendwie indirekt in Ver- | Sinne der. Neurose auf die Unterdrückung des Geschlechtstriebes 
r: T bindung stehen, keineswegs erschöpft; vielmehr gilt es, den libidinösen | zurückgeführt: - | 
LT = 


Anteil solcher psychologischer Erscheinungen, die mit irgendeinem 
geschlechtlichen Akt nichts mehr zu tun haben, aufzudecken und 


So entspränge die Neigung, sich mit übersinnlichen Dingen 
a sH Ki ärztlich. zu würdigen, Hierbei begegnen wir der Auffassung Freuds. 


| -extrem zu befassen, aus der Furcht vor dem sinnlichen Inhalt der 


zur Verdrängung verurteilten Vorstellungen. 

. und seiner Schüler, alles sei sexuell erklärbar, die ganze Psychologie | __ Insonderheit seien die Erscheinungen der Zwangsneurose 
"usa „und Psychopathologie seien ausschließlich auf der Libido aufzubauen. | auf teils bewußte, . teils unbewußte. Verdrängung zurückzuführen. 
7 = TF > ‘. Der ‚Begriff der Libido ist. hierbei allerdings in einem ganz |. Wir hatten oben betont, daß der Gegensatz zwischen ethischer 
"Hal  - -ungewöhnlich weiten Sinne gefaßt. te a | Hyperästhesie und Naturbedürfnis ein reicher Quell für Schuld- 
Ad o bibido ist ein Ausdruck aus der Affektivitätslehre. Wir | gefühle ist. Diese fordern nun einerseits zur Buße (z. B. in Form 
HI Bu ‚heißen so die als quantitative Größe betrachtete — wenn auch | von Zwangskasteiungen). auf, werden anderseits, selbst wieder unter- 
diy © > derzeit nicht meßbare — Energie solcher Triebe, welche mit alldem 

i 


drückt, wobei- sich eigenartige Schutzmaßnahmen herausbilden, 
welche das Unbewußtbleiben gewährleisten sollen. Auf solche Weise 
entsteht der Erinnerungszwang, um die bewußten Erinnerungen gegen 


| N: zu tun haben, was man als Liebe zusammenfassen kann. Den 

RE u CARS: Be Kern des von uns Liebe Geheißenen bildet natürlich, was man ge- 

BR: N RA ESE  meinhin Liebe nennt und was die Dichter besingen,. die Geschlechts- 
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2 die unbewußten aufzubieten, oder die Sammelsucht, um die Wahr- 
I) poA wu liebe . mit dem Ziel der geschlechtlichen Vereinigung. Aber wir | nehmungsfähigkeit von den peinlichen -Erinnerungen abzulenken. 
A rer . . trennen davon nicht ab, was auch sonst an dem: Namen Liebe An- - Des weiteren soll die. narzistische Veranlagung die Ent 
fi E ~ teil hat, einerseits die Selbstliebe, anderseits die Eltern--und Kindes- | stehungsbedingung sein für den feststehenden, geistig verarbeiteten 
ie liebe, . dié Freundschaft und die allgemeine Menschenliebe, auch | Wahn, der die echte Paranoia kennzeichnet. o 
jei E nicht die Hingebung an konkrete Gegenständė und an abstrakte 
pi | 


In. ähnlicher Weise soll sich die homosexuelle Veranlagun 


i! . Ideen. Unsere Rechtfertigung liegt darin, daß die psychoanalytische | auswirken: Das paranoische Mißtrauen sei eine unbewußte Abwehr- 


Untersuchung uns gelehrt hat, alle diese Strebungen seien’ der Aus- 


i maßregel' gegen andere, um den :unklar empfundenen perversen 
il. ‘ ` druck der nämlichen Triebregungen, die zwischen den Geschlechtern | Trieb im Zustande der Latenz zu halten; die Wahnbildung sei der 
e zur geschlechtlichen Vereinigung hindrängen, in anderen Verhält- | mißglückte Versuch zur Selbstheilung und Selbstrechtfertigung nach 

vyw ` pissen zwar von diesem sexuellen Ziel abgedrängt oder in der Er- | der Katastrophe. 

- tE: .  reichung desselben aufgehalten werden, dabei aber doch immer 


| _ „Auch im Bereich des autonomen Nervensystems sehen wir. 
. genug von ihrem ursprünglichen Wesen bewahren, um ihre Identität | Durchbruchssymptome der unterdrückten Triebe. Da hier eine will- 
kenntlich zu erhalten (Selbstaufopferung, Streben nach Annäherung). | kürliche Verhinderung durchaus unmöglich ist, so. ist dies gleichsam 
Wir meinen also; daß die Sprache mit dem Wort „Liebe“ in seinen | der letzte Ausweg, den das Verdrängte einzuschlagen gezwungen ist. 
vielfältigen Anwendungen eine durchaus berechtigte Zusammen- 'So.hat der Gynäkologe Mayer!5) in einem Falle den psycho- 
‘ fassung geschaffen hat und daß wir nichts Besseres tun können, | genen Fluor auf däs traumatische Erlebnis, einer aufgelösten Ver- 
als dieselbe auch unseren wissenschaftlichen Erörterungen und Dar- | lobung verständlich zurückgeführt. Ein solcher Zusammenhang is 
- stellungen zugrunde zu legen“ (Freud). l l | in der Tat des öfteren zu beobachten, weshalb Stekel!®) diese 
Auch wem derartige Ableitungen einer Wesensidentität aus | Sekretionsneurose als „Pollution“ bezeichnet hat.. 
der Wortidentität und. die dadurch erzwungene, vielleicht doch un- Die Beziehung zwischen . Angstvorstellung und Neurose ist 
fruchtbare Simplizität des Verstehens. widerstreben, muß zugeben,. | uns:geläufig. Der Vaginismus gehört hierher, dem Walth ard 1.8. 
daß erotische Bestandteile hie und da auch in den hochdifferenzierten | frühere unerlaubte Kohabitationen, Impotenz des Mannes, Ansteckung® 
intellektuellen und moralischen Bedürfnissen nachweisbar sind. „Grad | furcht und ähnliche peinliche Erlebnisse. oder Vorstellungen zugrunde 
und Art. der Geschlechtlichkeit ‘eines Menschen reicht bis in die | gelegt haben. Auch bestimmte Fälle von Menorrhagie wären 1 
‘letzten Gipfel seines Geistes hinauf“ hat Nietzsche erfaßt. Und | diesem Sinne durch die Annahme von mehr minder unbewnßten 
an.anderer Stelle heißt es: „Wie artig weiß die Hündin Sinnlich- | Abwehrtendenzen erklärlich.. Auf diese Zusammenhänge werden 
keit um ein Stück Geist `zu betteln, wenn ihr ein Stück Fleisch | wir später noch des näheren zurückkommen. 
- versagt wird. Hat sich nicht nur eure Wollust verkleidet und ' Aus dem großen sexuellen Konfliktkreis sei. schließlich noch 
heißt nun Mitleiden?* TE | Ä ein Gebiet hervorgehoben, welches in der vernünftigen Empirie dar 
Die höchste Form solcher Umwandlungsprozesse niederer Triebe | alten Ärzte schon immer richtig gewürdigt worden ist. Die un 
in höhere Kulturleistungen hat Nietzsche durch den Ausdruck | glückliche Ehe als Ursache seelischer Konflikte ist in der Tsi 
Sublimierung gekennzeichnet. „Wir trachten nach dem unge- | ein altes Thema. Nicht nur der offene Bruch und die Jauten 
trübten, morgenstillen Lichte des Weisen, aber wir erraten: Auch.| Feindseligkeiten zwischen den Gatten, sondern gerade die unat 
dieses Licht ist leidenschaftliche Bewegung, aber sublimiert, | gesprochenen Differenzen, die uneingestandenen Mißklänge beat 
für Grobe unerkennbar.“ „Plato meint, die Liebe zur Erkenntnis | spruchen seit langem das Interesse der Psychologen. Der ärztliche 
und Philosophie sei ein sublimierter Geschlechtstrieb.“ “| Psychologe muß damit rechnen, daß an der Wurzel.einer pegehledt 
Nach Freud ist die Sublimierung die „geglückte Abwehr“ | nervösen Störung das Erlebnis der Impotenz, der erzwungenen Bo 

der heftigen Wunschregungen, der wirklich erlösende, soziale Aus- | —————— ` | 
gleich zwischen diesen und den Forderungen von Gesetz und Sitte. 
Wo die Sublimierungsfunktion versagt, wo „die Abwehr mißglückt“, 
bleibt der — oben geschilderte — ungelöste Widerspruch zwischen 


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1) Mayor, Zbl. i. Gyn. 1922, Nr.142. 0... uam 
18) Stekel, Störungen des Trieb- und Affektlebens. Berlin und 
Wien 1922. | | | | 


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7. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


1743 


haltsamkeit, des außerehelichen Verkehrs, der Schwangerschaftsangst 


und Ansteckungsfurcht sitzen kann. Er muß ferner wissen, daß 
diese Erlebnisse ebensowenig wie die geheime innere Ablehnung 


der angetrauten Persönlichkeit immer offen mitgeteilt werden, auch . 


nicht auf Befragen, sondern daß sie in herkömmlicheren und besser 
anbringbaren Klagen über Schmerzen ’und innere Störungen aller 
Art zur Darstellung kommen. (Fortsetzung folgt.) 


Geburtshililiches Brevier. 


Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, Baden - Baden. 
| (Fortsetzung aus Nr. 47.) 
Die künstliche Frühgeburt. Sie wird von vielen Fachleuten 
beim engen Becken verworfen, speziell in der Klinik ist sie sehr 
zurückgedrängt worden; der praktische Arzt aber ist immer noch 
auf sie angewiesen. Richtig angewandt, gibt sie bei nicht zu engem 
Becken gute Resultate, vorausgesetzt, daß das Kind 36 Wochen alt 
ist. Von besonderer Wichtigkeit ist auch, daß das Kind von seiner 
Mutter gestillt wird und gute Pflege hat. Keineswegs darf die 


künstliche Frühgeburt bei hochgradig verengtem Becken gemacht . 


werden, Beckenverengerungen 3.—4. Grades d. h. Conj. vera 
von 7—51!/, und unter 51/, werden ausgeschlossen; auch wird 
besser bei Erstgebärenden keine. künstliche Frühgeburt 
eingeleitet. Die vorteilhafteste Methode ist die mit dem Metreu- 
rynter, er wird nach gründlicher Desinfektion und Dehnung des 
Cervicalkanals mit Hegarschen Stiften vermittelst einer etwas ge- 
bogenen Kornzange eingeführt. Der Metreurynter wird zwischen 
Uteruswand und Eihäute gebracht, dann vermittelst einer 
Spritze mit 1/,°/,Lysollösung gefüllt und dann die Kornzange langsam 
zurückgezogen. Vor Einführung ist der Kolpeurynter auf 
seine Dichtigkeit zu prüfen. Zuletzt wird am unteren Schlauch 
eine kräftige Kordel angeschlungen, über das Bettende geleitet und 
dort eine gefüllte Weinflasche oder ein Gewicht von 2—3 Pfund an- 
gehängt. Kommen Wehen, können dieselben noch durch Pituitrin- 
gaben unterstützt werden. Ist der Ballon ausgestoßen, sieht man 


nach, wie weit der Muttermund geöffnet ist, und sprengt dann bei 


genügender Öffnung die Blase; wenn die Öffnung nicht groß genug, 
muß ein größerer Metreurynter nochmals eingeführt werden. Bei 
Schädellage und guten Herztönen kann man abwarten, sonst muß 
man wenden und gleich extrahieren. Das Wenden auf einen Fuß 
mit darauf folgender Extraktion ist wohl das beste Verfahren, 
freilich vertragen die frühgeborenen Kinder alle operativen Eingriffe 


nicht so gut, deshalb meide man auch zu starken Druck auf die 


meist noch recht weichen Kopfknochen. lch habe früher meistens 
ein Bougie eingelegt (Catheterismus uteri) und habe auch manchmal 
den Eihautstich gemacht. Alle diese Verfahren, die ja auch zum 
Ziele führen, aber bei längerer Dauer bis zur Wirkung einmal zu 
einer Infektion führen könnten, werden durch die Metreuryse 
übertroffen. Die seinerzeit gestellten Forderungen von Fritsch, 
Schauta, Opitz, die Geburten bei engem Becken in der Klinik zu 
erledigen, haben viel Gutes an sich, scheitern aber an vielen Klippen 
und sind deshalb nicht immer durchzuführen. Für den praktischen 
Arzt bleibt deshalb die künstliche Frühgeburt weiter bestehen. 


Anhang. 


Zur Diagnose der Syphilis bei der Frau. Die Syphilis spielt 
uns Ärzten manchen Streich in der Diagnose, so daß wir Fälle zum 
Nachteil der Kranken garnicht oder zu spät erkennen. Besonders 
ist dieses bei den Frauen der Fall, da hier die Auffindung des 
Primäraffekts größere Schwierigkeiten als beim Mann macht. Wegen 
Verstecktheit der Genitalien ist das Ulkus meistens nicht so leicht 
aufzufinden. Auf die Anamnese kann man sich oft nicht verlassen, 
da gerade hier gern geflunkert wird. Es wird auch die Erwähnung 


der Syphilis als einer schlechten Krankheit manchmal von den 


Patienten dem Arzte übelgenommen. Da die Syphilis bei der Frau 
meist milder verläuft als beim Mann, wird sie auch leichter von der 
Frau übersehen. Die Härte des Primäraffektes ist kein so häufiges 
Begleitsymptom, sie besteht auch meist nur kurze Zeit. Oft findet 
man auch nur eine wunde Stelle, die man für harmlos hält, und 
die nach kurzer Zeit verschwunden ist. Die Erosion ist am Labium 
majus meist mehr induriert als am Labium minus, meist auch mehr 
erhöht (Ulcus elevatum geht mehr allmählich über, während das 
Ulcus molle scharf abgegrenzt ist) An der Portio vaginalis ist 
etwa in 15°/, aller syphilitischen Primäraffekte der Sitz des 
Schankers; er kann hier wie auch sonst einfach und multipel sein. 


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Zu unterscheiden ist er von Herpes colli uteri, der auf geröteter 


Grundlage sitzende kleine Bläschen darstellt, die Ränder sind poly- 
Es gibt auch 


zyklisch. Auch das Ulcus molle kommt hier vor. 
einen Herpes vulvae, der mit Sypbilis nichts zu tun hat. Dieser 
Herpes vulvae ist leicht differentialdiagnostisch zu unterscheiden von 
breiten Kondylomen (plaques muqueuses. syphilitiques) und Ulcera 


mollia, ebenso ist die einfache Folliculitis vulvae leicht zu erkennen. 


Die Induration des Primäraffektes liegt an der Basis, bei Ulcus molle 
kann Pseudoinduration durch Argent. nitr.-Atzung auftreten. 


Das Oedema indurativum ist eine öftere Begleiterscheinung - 
des Primäraffektes bei der Frau an den großen und kleinen Labien, 


die Schwellung ist ohne entzündliche Erscheinungen, 
fühlt sich hart an und hinterläßt keinen Fingerdruck. 
Der luetische Primäraffekt tritt bei der Frau, wenn auch 
selten, extragenital auf, er kann z.B. an der Mamilla sitzen, am 
Munde und Augenlid. Die klinische Diagnose wird durch 
den Spirochätennachweis sehr erleichtert. Es helfen auch 
sehr zur Diagnose die indolenten Lymphdrüsenschwellungen, 
die Wallnußgröße erreichen können. Finger (Wien) lehrt, daß 
frische Drüsenschwellungen meist rundlich sind. Meist sind 
7—8 Wochen nach der syphilitischen Infektion alle 
Drüsen geschwollen, es kommt zur Lymphadenitis uni- 
versalis. 
Drüsen an, also dieinguinalen, dann die iliakalen, dann die axillaren, 
dann die cubitalen. Die chronisch indolente Lymphdrüsenschwellung 
im Ganzen ist charakteristisch und pathognomonisch für Syphilis. 
Der Primäraffekt der Portio vaginalis macht ausnahmsweise zunächst 
keine Leistendrüsenschwellung, sondern Schwellung der hypogastri- 
schen und iliakalen Lymphdrüsen. Bei Zweifel über den Sitz’ des 
Primäraffektes soll man sich stets nach den am meist indurierten 
und vergrößerten Lymphdrüsen umsehen, sie können so zur richtigen 
Diagnose helfen. Bei Lues kommt auch ölters Fieber vor, es tritt 
meist vor der syphilitischen Hauterkrankung in der Höhe 
von 37,5—38,5 remittierend auf, dauert aber meist nur einige Tage. 
Nach Fournier soll es gerade bei Frauen öfters vor- 
kommen. Albuminurie kommt auch im sogenannten 2. Inku- 
bationsstadium der Lues vor, sie ist als toxische Nierenreizung 
aufzufassen, meist erreicht sie mit dem Ausbruch der Roseola ihren 
Höhepunkt. Milzschwellung wird auch öfters beobachtet. Das 
Leucoderma syphiliticum erscheint gewöhnlich im 3.—4. Monat 
und tritt etwa in ?/iọ aller Fälle bei Frauen auf, die Erkrankung ist 
fast immer auf den Hals beschränkt (Collier de Venus). Wenn man 
bei der Mutter selbst keine Zeichen von Lues findet, so kann.man 
oft durch Untersuchung der abgestorbenen macerierten Frucht die 
Lues der Mutter feststellen. Ich beziehe dieses auf die Osteo- 
chondritis syphilitica, welche in erster Linie am unteren Gelenke 
des Femur auftritt. Die sonst bei gesunden Kindern gerade weiße 


Grenzlinie zwischen Epiphyse und. Diaphyse ist hier verbreitert, 


gelblich, wellig oder gezackt gegen den Knorpel vorspringend. Als 
die Wa.R. und die Untersuchung auf Spirochäten noch nicht bekannt 


war, hat mir ein solcher Befund öfters geholfen, die Syphilis der . 


Mutter zu erkennen. Jede Mutter, die ein luetisches Kind geboren, 
ist nicht, wie man früher nach dem Golles-Baumeschen Gesetz 
annahm, immun, sondern ist wirklich mit Lues infiziert. Jetzt ist 
auch allgemein anerkannt, daß es nur eine Übertragung von der 
Mutter durch die Placenta auf den Fötus, die posteconceptionelle 
placentare Infektion, gibt. Daraus folgt die Nutzanwendung, 
daß jede Mutter behandelt werden muß, auch wenn sie keine lueti- 
schen Symptome zeigt. 

Es kommt bei der Lues darauf an, die Erkrankung so früh 
als möglich zu erkennen, und noch ehe die Wa.R. positiv ist, was 
selten vor der 5.—6. Woche der Fall ist. Der Spirochätennachweis 
gelingt schon oft nach 10 Tagen, olt kommt die Wa.R. auch ver- 
spätet, ebenso das Sichtbarwerden der Roseola. Zuweilen sieht man 
auch gar keine Roseola. 


Finden wir nach einer Entbindung eine beträchtliche 


Volums- und Gewichtsveränderung der Placenta (nicht 
selten ein Gewicht von 1000 und mehr Gramm) und dabei eine 
schlecht entwickelte Frucht, ist dabei die Farbe der Placenta noch 
verändert, mehr blaßrot bis weiß, ist nach E. Fränkel Lues 
höchst wahrscheinlich vorhanden. Je frischer die Lues, um so 
früher stirbt die Frucht ab. Verdächtig sind stets wiederholte 
Aborte oder Frühgeburten macerierter Früchte. Auch der meist an- 
geborene Pemphigus lueticus mit charakteristischem Befallensein 
der Handteller und Fußsohlen hilft uns zur Diagnose der Syphilis 


bei der Frau. (Fortsetzung folgt.) 


Es schwellen die der Infektion zunächst gelegenen - 


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1744 


‚Prof, Dr. C. Ad am, Berlin (Augenkrankheiten),. Prof; Dr. E. 


gültig ob klinisch: die Lues nachweisbar. ist oder nicht. 
daher gegen eine Neuinfektion immun. Diese klinische Tatsache der 
. Immunität der Mutter eines syphilitischen Kindes hatte Abraham 


'. von der Ungültigkeit des Collesschen Gesetzes gesprochen. Diese 
Ausdrucksweise der Autoren ist falsch und deshalb sei die Stelle 


. u Referatenteil 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


"unter besonderer Mitwirkung von 


Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Fr eund, Wien (Röntgenologie), Prot. Dr. H. Gorharts, 


Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. Grāft, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten),. Geh,- Rat 


Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. HB. Hol 


.d enn felder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P..Horn, Bonn (V-ersicherüngsrechtl, u geri 
Medizin), dirig. Arzt Dr.Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie), P er 


Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R.Paschkis, Wien (Urologie), 


rof, Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. O.Nordmann, Benin- 


3 d Dr. S.Poltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F. Pinkus, Berlin (Haut- u. Geschlechtskrank- 
heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg (Rinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin. (Nervenkrankheiten), Dr. W.Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 


logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, 


geleitet von Dr. Walter Wolff, 


Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), 


dirig. Arzt am Königin Hlisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide. 


Übersichtsreferat. 


í] 


Theoretisches und Praktisches über kongenitale Syphills. 
| Von Prof. Dr. Rietschel, Würzburg. = Ä 

1. Das Collessche und das Profetasche Gesetz. 
Es wird heute wohl von allen Forschern angenommen, daß 
jede Mutter eines syphilitischen Kindes selbst syphilitisch ist, ee | 
ie is 


Colles (Dublin 1837) klinisch zuerst festgestellt und man hat des- 


halb mit Recht vom Collesschen Gesetz gesprochen. - Neuerdings | 


wird nun von manchen Autoren. wie Fischl. und Salomon direkt 


von 'Colles wiedergegeben, auf der sich das Gesetz aufbaut. 


A. Colles ‚schrieb: „Y have'never seen or heard of a single in-- 


stance in which a syphilitie infant (althaugh its mouth be ulcerated), 
suckled by its own mother, had produced ulcerations of her breast: 
whereas, very few instances have occurred, where a syphilitic in- 
fant had not infected a hired wetnurse, and who had been pre- 
viously in good health. It is a curious fact, that l have never 


- witnessed nor ever heard of an instance in which a child, deriving 


the infection of syphilis from its parents, has caused an ulceration 
in the breast of the mother.“ ~ | Ä 


Ich habe niemals einen einzigen Fall gesehen oder von einem 
solchen gehört, in. dem ein syphilitisches Kind selbst mit Rhagaden 
am Munde, das von seiner Mutter ans wurde, ein Ulkus an der 
Brust der Mutter gemacht: hätte. Hingegen sind nur ganz wenige 
Fälle bekannt, wo ein syphilitisches Kind eine gemietete Nähramme 
nicht infiziert hat und wo diese dauernd gesund geblieben ist. Es ist 
eine interessante Tatsache, daß ich. nirgends. von einem Fall gehört 
habe oder .es sonst bezeugt ist, daß ein Kind, das seine ee von 


den Eltern her erworben hat, einen Primäraffekt bei der Mutter ver- 
ursacht hat. Ä 


gehoben. Er sagt bei Besprechung einer Mutter, die 5 syphilitische 
Kinder gestillt hat,ohne selbst angesteckt zu werden: „diese Erfahrung 


-stebt in Übereinstimmung mit der Beobachtung, daß eine Mutter, 
die mit einem vom Vater her syphilitischen Kind gravid ist, von 


‚diesem, auch wenn sie es nährt, in der Regel nicht infiziert wird, 
wie dies meist einer fremden Amme widerfährt.“ „Diese Tatsache“, 
fährt Baumös fort, „ist. durchaus nicht auffällig; denn vom Be- 
ginn der Gravidität an ist das Blut von Mutter und Kind so imig 
gemischt, daß sie sozusagen nur eins bilden. Und wenn von dieser 
Vermischung der Mutter ein Nachteil erwachsen würde, so würden 
die Symptome schon früher als zur Zeit des Stillens des Kindes 
sich zeigen“!). Beide Autoren betonen also in erster Linie 
eine klinische Erfahrung, ganz besonders Colles. Wenn 
wir daher vom Collesschen Gesetz sprechen, besteht dieses heute 
zweifellos noch zu Recht. Denn die klinische Tatsache, daß eine 
Mutter eines syphilitischen Kindes nicht für Syphilis empfänglich 


1) Précis a et pratique sur les maladies ven£riennes. 


Premiere partie par P. Baumes 1840, S.180:... „Madame B....., 
qui a nourri ses cing enfants, n'a jamais rien pris d'aucun de ses nour- 
rissons. Ĉela est d'accord avec ce fait. d'observation qu'une mère, 
ayant porté dans son sein un enfant syphilitique, qui doit l'infection 
au sperme du père, ne contracte pas généralement, en nourrissant son 
propre enfant, la maladie syphilitique, comme pourrait la contracter 
une nourrice étrangère. Il n'a pas lieu de s'en étonner; car dès le 


commencement de la gestation, le sang de la mère et celui de l'enfant 


sont confondus; ils n’en font par ainsi dire qu’un; et si, de cette con- 
fusion, de cette union, devait résulter quelque inconvénient pour la 


mère, les symptômes n’attendraient pas l'époque l'allaitement, pour se 
manifester. | | 


» 


Diese rein klinische Tatsache hat dann Baumöds wieder hervor- - 


. \ 4 Si 
ist, ist unbestritten. Es kann daher nur Verwirrung stiften, wenn 
neuerdings Autoren wie Salomon und Fischl von der Ungültig- 
keit des Collesschen Gesetzes sprechen, wobei diese Autoren den 
Nachdruck natürlich auf eine Immunität ‘der Mutter legen; 
die sie vom Kinde erhalten haben soll, während Colles 
selbst diese theoretische Annahme ` gar nicht gemacht hat, schon 
weil er eine solche Vorstellung gar nicht haben konnte. Erst spätere 
Autoren (Caspary, Neumann, Finger u. a.) haben diese Tat- 
sache immunbiologisch zu erklären versucht, ` > > 
Während also das Collessche Gesetz zweifellos. völlig z 


Recht besteht, ist der Streit um das Profetasche Gesetz, das von 


den meisten Autoren abgelehnt wurde, in neuerer Zeit wieder reger 
geworden. Es ist insbesondere Fischl aus Prag; der sich für die 
Gültigkeit des Profetaschen Gesetzes eingesetzt hat, Unter dem 
Profetaschen Gesetz verstand man bisher im allgemeinen die An- 
nahme, daß (klinisch und serologisch) gesund geborene. Kinder 
luetischer Mütter gegen Syphilis immun seien und.sich weder bei 
der Mutter, noch sonst mit Syphilis infizieren könnten. Es ist nu 
dankenswert, daß Fischl die Arbeiten von Profeta im Original 
mitgeteilt hat, die wohl den meisten neueren Autoren unbekannt 
geblieben sind (ganz ebenso wie die Mitteilungen von Colles ud 


Baumds). Aus diesen geht hervor, daß Profeta das Gesetz viel - 


enger formuliert hat. Es lautet nach Profeta so, „daß eine 
während der Konzeption oder. in den ersten 8 Graviditätsmonaten 


“erfolgte luetische Infektion auf den Fötus übergehen kann, Ge 


schieht dies aber nicht und wird das Kind symptomfrei geboren, 
so sind auch virulente luetische Produkte der Mutter oder einer 
anderen luetischen Nährerin nicht imstande, es zu infizieren, da 
es eine durch längere Zeit, d. h. bis zum vollständigen Austausche 
seines primären Körperzellenbestandes andauernde Immunität intre- 
uterin erworben hat. Aus diesem Grunde erklärt Profeta aud 
die Infektion beim Passieren von hochinfektiösem luetischen Mate- 
rial besetzter . Geburtswege für ausgeschlossen“ (Fischl). Au 
Grund dieser weit strengeren Definition schrumpft in der Tat dss 
bisherige Material, das gegen die Gültigkeit des Profetaschen Ge 
setzes vorgebracht wurde, sehr erheblich zusammen; denn ein ge 
sund geborenes Kind einer Syphilitikerin, das sich im 6., 10. Monat 
seines Lebens oder gar nach 1 Jahr infiziert, wird damit nicht m 
einem Beweis gegen das Profetasche Gesetz, sondern kann eher 


für die Gültigkeit desselben herangezogen werden. Es. könnten nu 


solche Fälle als Ausnahmen des Profetaschen Gesetzes gelten, in 
denen das Kind einer Mutter, die in den ersten 8 Schwangerschalts 
monaten Syphilis erworben hat, absolut gesund geboren wird un 
sich bei der Geburt oder in der allerersten Zeit nach der Geburt 
kutan oder an den Schleimhäuten infiziert, so daß es zu ein 
‚akquirierten Lues mit typischer Sklerose mit folgender Rosel 
kommt. Die meisten Fälle dieser Art kommen. nun dadurch u 
stande, daß Mütter. in der letzten Zeit ihrer Schwangerschaft ml 
Lues infiziert werden, eine typische Sklerose an den Schamlipp@ 
bekommen und nun beim Durchtritt des Kindes durch den Geburt 
kanal die Infektion stattfindet. Da die Infektion während der letzte 
2 Graviditätsmonate nicht zu einer allgemeinen Syphilis und dam 
nach Profeta auch nicht zu einer Immunität der Mutter fib 
sondern meist nur zu einem primären Schanker, so sind diese Fa 
nach Profeta wieder ausgenommen, da hier noch keine Allgeme! 
immunität der Mutter eingetreten sein soll, die auf das Kind übe 
tragen wird (z. B. die neueren Fälle von Gerz, Schilling 1 
Hoffmann, Bumm). Andererseits wird natürlich nur selten í 
gesundes Kind geboren, wenn die Syphilis der Mutter schon mehr 
"Monate vor: der: Geburt besteht. Es ist klar, daß nach die 
strengen Aussonderung nur sehr wenige Fälle übrig bleiben). Al 


= 2) Warum allerdings Profeta diese strenge Aussonderung tr 
ist nicht recht einzusehen. Wenn wirklich eine relative Immun 
von der Mutter auf das Kind übertragen werden kann, wann. 
dies nur bei solchen Syphilisinfektionen der Fall sein, die bei oir 


7. Dezember 


auch diese wenigen Fälle der Literatur sind so .eindeutig, daß sie 


eben die Ungültigkeit. des Profetaschen Gesetzes dartun. Ich er- 
wähne die Fälle von Arning, Glück, Grünfeld, Haslund und 


von Bering; Fälle, die auch Fischl im großen und ganzen anerkennt. 


Zur Erläuterung will ich als Beispiel einen Fall aus der Lite- 


ratur mitteilen: 


Fall von Arning: Ein Mann, welcher bereits 2 gesunde 
Kinder erzeugt hat, infiziert seine Frau im 4. Graviditätsmonate. Die- 
selbe gebiert am 5. .Oktober ein gesundes kräftiges Kind, das sie zu- 


nächst an beiden Brüsten, .dann wegen linksseitiger Rhagadenbildung. 


nur rechts still. Mit 6 Wochen akquiriert das Kind eine ausgebreitete 
zerfallende Sklerose an der Oberlippe, an welche sich nach 2 Monaten 
ein papulöses Exanthem anschließt, dem Papeln ad nates und ad vul- 
vam folgen. l 


Fischl geht nun so weit, daß er, wenn diese gesund ge- 
borenen Kinder von syphilitischen Frauen sich später, z. B. im 5., 
6. Monat oder mit 1 Jahr usw. mit Syphilis anstecken, darin eine 


Bestätigung einer temporären Immunität nach. Profeta sieht. Ein 


solcher Schluß ist aber viel zu weitgehend und in keiner Weise 
berechtigt. Es liegt auf der Hand, daß klinisch diese Frage gar 
nicht gelöst werden kann, da die Möglichkeit, ob sich ein gesundes 
Kind bei einer luetischen Mutter anstecken kann, von hundert Zufällig- 


. keiten: abhängt. Niemals aber darf man daraus, daß ein gesundes 


Kind sich bei seiner syphilitischen Mutter nicht ansteckt, selbst 
wenn es gestillt wird, den Schluß ziehen, wie dies Fischl tut, daß 
hier eine (temporäre) Immunität des Kindes vorliegt. Sonst kommt 
man zu den unglaublichsten Schlußfolgerungen. Sicher kann ein 
luetisches Kind mit Papeln und Rhagaden im Munde leicht eine 
gesunde Nähramme an der Brust infizieren, wenn auch hier Aus- 


‚nahmen vorkommen und wir selbst luetische Kinder kennen, die 


an der Brust einer Amme tranken, ohne diese zu infizieren. Aber 
viel schwieriger kommt natürlich die Infektion von einer luetischen 
Frau auf ein gesundes Kind zustande, auch wenn sie das Kind 
stillt, solange -nicht direkt Papeln an der Mamma vorhanden sind?). 
Fischl hat einen Fall gesehen, wo eine Mutter mit Papeln an der 
Brust ihr Kind stillte, das nicht erkrankte. Leider ist nicht an- 
gegeben, ob das Kind nicht unter jene Fälle gehörte, bei denen, 
wie Fischl mitteilt, später eine positive Wa.R. auftrat und das 
Kind behandelt wurde. Ich verweise auf die jüngst von. Zieler mit- 
geteilten Fälle, wo 2 Kinder von einer Amme, die einen syphili- 
tischen Schanker an der Brust trug, infiziert wurden. . Bei beiden 
Kindern war von einem Primäraffekt nichts zu bemerken und nur 
eine positive Wa.R. war das erste Zeichen der Infektion, worauf 
dann die Behandlung einsetzte, so daß weitere Erscheinungen der 
Lues nicht zum Ausbruch kamen. Ganz besonders spricht aber 
gegen eine von der Mutter auf das Kind übertragene Immunität die 
Tatsache, daß sogar völlig symptomlose Mütter mit positiver Wa.R., 
die im übrigen klinisch und subjektiv ganz gesund scheinen, Kinder 
mit schwerster angeborener Syphilis zur Welt bringen können. 
Gerade bei diesen (Colles-) Müttern müßten wir einen sehr hohen 


Grad von Immunität voraussetzen, -da sie klinisch so gesund sind. | 


Es kommt aber weniger auf den Grad der sogenannten Immunität 
der Mutter als auf den Zeitpunkt der Infektion an; auch bei leichten, 
ganz latenten Formen der Lues kann eine Mutter ein schwer 
luetisches Kind zur Welt bringen, wenn eine Frühinfektion des 
Fötus während der Gravidität stattgehabt hat. Auch kennen wir 
bei der Lues, wie bei der Tuberkulose solche Immunstoffe nicht, 
und wenn wirklich solche Stoffe vorhanden wären, so ist zu be- 
denken, daß die Wassermann-Stoffe nicht durch die Plazentarscheide- 
wand auf das Kind übergehen, sondern in dem Organismus haften, 
in dem sie gebildet werden. Nur bei der Geburt, wo diese Scheide- 
wand durchbrochen wird, ist ein Übergang möglich. Ob also diese 
völlig hypothetischen Immunstoffe ohne weiteres durch die Pla- 
zentarscheidewand durchgelassen werden, ist ebenfalls ungewiß. 
Endlich ist aber darauf hinzuweisen, daß der allgemein schwere 


zeption oder innerhalb der ersten 8 Schwangerschaftsmonate erfolgen ? 

arum soll gerade bei einer jahrelangen latenten Lues einer Frau 
eine solche Immunität fehlen, oder wenn sie vorhanden, auch nicht 
übertragen werden können? Man sieht daher, daß diese ganze Argu- 
mentation Profetas auf sehr schwachen Füßen ruht. | 


3) Man denke, wie oft in der Zeit vor der Entdeckung der 
WaR. solch luetische Ammen vermietet wurden. Während ich bei 
meiner früheren Tätigkeit am Säuglingsheim in Dresden bei unseren 
Ammen mit Hilfe der Wa.R. 8% wegen latenter Lues ausscheiden 
mußte, war dies in der Zeit ohne diese Reaktion in etwa 1,5—2 % der 
Fall. Früher wurden also viel latent luetische Ammen vermietet, und 
doch spielte die Ansteckung so gut wie keine Rolle. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


Verlauf der Lues nicht für eine Übertragung solcher Stoffe spricht. 


Der Fötus stellt im Gegensatz zur Mutter einen sehr guten Nähr- 
boden dar und daher finden wir stets im fötalen Gewebe eine 
massenhafte Vermehrung von Spirochäten, während im mütterlichen 


Körper oft nur wenige Erreger zu finden sind. Das gilt selbst für 
die Plazenta. Da die Mutter die Lues durch die Plazenta auf das 
Kind überträgt, müßte man eigentlich annehmen, daß sogar der 
mütterliche Anteil der Plazenta reichliche Spirochäten beherbergt 
und diese von dort auf das Kind übergehen. Es hat erst langer 


mühseliger Arbeit bedurft (Baisch, Trinchese, Weber), bis - 


Spirochäten im mütterlichen Anteil der Plazenta ‚nachgewiesen 
wurden, während sie im Fötus selbst, ja selbst in der Nabelschnur 


und im fötalen Plazentaranteil reichlich zu finden sind. Diese .Tat-. 
sache gab anfangs einigen Autoren immer wieder Veranlassung, 


den Weg der Infektion vom Kind zur Mutter anzunehmen, während 
wohl die zwangslosere Erklärung die ist, daß der jungfräuliche 


Boden des Fötus einen sehr viel besseren Nährboden für die Spiro- 
chäte darstellt als die mütterlichen Organe. So möchten wir daran 


festhalten, daß trotz der Einwendungen Fischls das Profetasche 
Gesetz von der temporären Immunität gesunder Kinder bei syphili- 
tischen nichts weniger wie bewiesen und daher ungültig ist. 

Die berühmten Ausnahmen des Collesschen Gesetzes, jene 
Fälle also, wo eine Mutter von ihrem syphilitischen Kind wieder 
mit Syphilis angesteckt wurde, machen heute einer Erklärung keine 
Schwierigkeiten, Seitdem die Möglichkeit der Superinfektion bei der 
Syphilis erwiesen ist, dürfen wir diese Fälle als echte Superinfek- 


tionen ansehen. Ich habe selbst zuerst 1911 auf diesen Erklärungs- _ 


versuch hingewiesen, später haben dann Bruck und auch andere 


| Autoren dieselbe Erklärung angenommen. 


2. Mikroreaktionen des Blutes bei Syphilis. 


Wie bekannt sind neben der ursprünglichen Wa.R. noch 
andere Methoden (Flockungs- bzw. Trübungsreaktionen) im Ge- 
brauch, speziell die Sachs-Georgische und die Meinickesche 
Reaktion. Diese beiden Reaktionen zeigen in einem noch höheren 
Prozentsatz Syphilis an als die Wa.R., haben aber dabei einen ge- 
wissen Nachteil, daß immer einige unspezifische, nicht auf Syphilis 


beruhende positive Reaktionen vorkommen. In der Praxis ist es daher 


üblich, daß in den ‚Instituten neben der ursprünglichen Wa.R. 
noch eine dieser beiden oder beide Reaktionen angestellt werden. 


Nun ist in neuerer Zeit von Scheer die Saöhs-Georgi-Reaktion. 


und von Dohnal und Meinicke die Meinickesche Reaktion als 
Mikromethode ausgearbeitet worden. Diesen Mikroreaktionen kommt 
klinisch zweifellos .eine große Bedeutung zu. Einmal kommt man 


. mit so geringen Blutmengen aus, daß man unbedenklich bei jedem 


Kranken diese Blutmengen entnehmen kann. Andererseits ist sie 
technisch so einfach, daß sie wohl verdient, wenigstens in. allen 
Krankenhäusern eingeführt zu werden. Für den Praktiker dürfte 
sie sich jedoch noch nicht empfehlen, weil erst abgewartet werden 
muß, ob sie eben so zuverlässig wie die Makroreaktion ist, und 
weil sie eine gewisse Technik erfordert, die wohl nicht jeder Prak- 
tiker besitzt. Was es aber für eine innere Klinik (Erwachsene oder 
Kinder) bedeutet, jeden Kranken der Blutuntersuchung auf Syphilis 
mit Leichtigkeit unterziehen zu können, wird jeder Kliniker an- 
erkennen. Viele Kranke werden wochenlang beobachtet, ehe‘ die 
Wa.R. angestellt wird, die dann möglicherweise positiv ausfällt, 
weil vorher gar keine Symptome auf eine latente Syphilis hin- 


weisen und man deswegen die Reaktion. nicht angestellt hat. Es 
wird mit Hilfe dieser Mikroreaktion möglich sein, z. B. in einer | 


Kinderklinik jedes Kind ebenso einer Blutreaktion zu unterziehen, 
wie dies bei der Tuberkulinprüfung wohl schon heute in allen 
Kliniken der Fall ist. Über die Mikroreaktion von Scheer stehen 


mir keine Erfahrungen zu Gebote. Wohl aber möchte ich über die 


Mikroreaktion nach Meinicke etwas sagen. Meinicke hat über 
diese Reaktion auf der letzten Pädiater-Tagung in Innsbruck und 
erst ganz kürzlich auf der Südwestdeutschen Dermatologentagung 
in Würzburg berichte. Ich möchte die Technik wiedergeben, 
damit diese' Reaktion möglichst in den Kliniken und Krankenhäusern 


sich einbürgert, was ich für einen großen Gewinn halte. Diese Mikro- _ 


reaktion nach Meinicke ist.von Dohnal ausgearbeitet worden; 
ihre Ausführung ist nach Dohnal (wörtlich zitiert) die folgende: 


„Ungefähr 10.cm lange und eine lichte Weite von etwa 
0,4 bis 0,8 mm besitzende, beiderseits offene Glaskapillaren werden 


durch Einfließenlassen von Blut aus einem Blutstropfen, der durch 
Finger- oder beim Säugling besser Zehenstich mit kleiner Lanzette 
eventuell Nadel gewonnen wird, bis auf ein ungefähr‘ 1,5 bis 2 cm 


1745 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK— Nr. 49.. < 00 %:Dermbe 


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langes Endstück, welches blutfrei bleiben muß, gefüllt. Luftblasen 


Nonne positive Reaktionen vorgetäuscht werden. Es darf also nur ganz frische 
aN ' innerhalb der Blutsäule sind zu vermeiden. Von jedem Patienten | Extraktverdünnung sofort: nach der Herstellung verwendet werden‘) 
Te | . werden am besten 3—5 Kapillaren auf die angegebene Weise ge- Meinicke hat diese von Dohnal angegebene Methode noch 
HERREN: n füllt. Ihr blutfreies Ende wird unter Vermeidung von Erhitzung | vereinfacht, indem er auf die Blutmischungspipette verzichtet, und, da 
oh i des Blutes, an einer kleinen Flamme, z. B. der eines Zündhölzchens, | das Verhältnis von Serum zu Reagens 1:5 sein muß, empfiehlt 
a l. zugeschmolzen, was äußerst leicht vonstatten. geht. Das blutige.| zwei Platinösen zu benutzen, bei der die eine 5mal so viel aufnimmt 
O E. | 4 Ende bleibt vorerst am besten offen und wird erst, wenn längere | als die andere. Es ist also nur notwendig, auf den Objektträger 
a HIER Aufbewahrung oder Versendung der Blutprobe nötig, ist, nach einiger | die kleine Öse mit Serum auszustreichen, alsdann die große Os 
a Sa ih! i Zeit durch Eintauchen in das flüssige Paraffin einer brennenden | mit Extrakt zu beschicken, beides auf dem Objekiträger zu mischen, 
BER Edp o | IR Kerze verschlossen. Es ist gut, diè Kapillaren bis zum Eintritt der | ein Deckglas darüber zu legen, alles bei guter Zimmertemperatur 
u u] N AATELISENA Gerinnung horizontal liegen zu lassen. | | Diy ‚eine Stunde stehen zu lassen und im Dunkelfeld anzusehen, also 
ee | AENEA Die Ausführung der Reaktion gestaltet sich. folgendermaßen: | eine sehr einfache Methode. Stets wird es notwendig sein, bei 
a E IHLUKIEN Die Blutkapillaren werden im Bereiche der Blutsäule, nahe dem | positivem Ausfall dieser Mikroreaktion die Diagnose der Lues. noch 
‚ar a: E ENER gegen das offene Kapillarende gerichteten Ende derselben mit einer | nicht sicher zu stellen, sondern dann noch die Wa.R. und eventuell 
Be. ON AITEN Feile geritzt und. abgebrochen. Mit dem abgebrochenen Kapillar- | eine Makroreaktion nach Meinicke und Sachs-Georgi angu 
I N AERIENI ende wird das an’ demselben haftende fadenförmige Blutgerinnsel stellen. Es ist also eine vorbereitende Reaktion, die zunächst ein- 
eu, Kal 1 aus jeder Kapillare vorsichtig herausgezogen und entfernt. Darauf | mal-orientiert, aber auch so außerordentlich wertvoll ist. 
A i E EAHA AS . werden die Kapillaren auf einer gewöhnlichen Handzentrifuge, nach |. 8 Behfuäl a en Te | 
a. EAA Ri WRIS § Einstellen in Zentrifugengläschen, deren Boden mit etwas Watte "9. DONE E Ve. PME v. | 
BP ESG ERLEEK SEHN - bedeckt ist, durch 2—3 Minuten zentrifugiert. Eine Kapillare wird Am Schluß noch einige Bemerkungen über die Behandlung 
en a iA núr knapp oberhalb: des Erythrozytensedimentes geritzt und abge- ‚der kongenitalen Syphilis. Die besten Erfolge gibt zweifellos die 
\ BEER: SEBASTIAN) brochen. Ihr serumfreies Ende wird in den Trichter einer spitz- | Behandlung der Mutter während der Schwangerschaft. - Die. gùn- 
a pl AEE ENRON VE len trichterförmig sich‘ erweiternden Kapillarröhre, welche an ihrem | stigen Erfolge sind besonders seit der Einführung des Salvarsan 
ME En T TERAS TERN |i: anderen Ende einen Schlauch trägt, eingesteckt und an der Trichter- außerordentlich bemerkenswert; einmal kommt es bei diesen Frauen 
El Fels. | l Hi mündung mit zwei Fingern festgehalten. Nun wird die Serum- ‚kaum mehr zum Abort und die Zahl der dauernd gesund gebliebehen. 
ESTER U ERHEBT kapillare mit dem anderen serumhaltigen Ende auf die Spitze einer, | Kinder ist bei guter Behandlung in der Schwangerschaft eine recht. 
AET aA REA PIS OA mit dieser stark schräg nach oben gehaltenen Mischpipette für | große. Bei den Kindern, bei ‘denen doch noch eine Syphilis auf: 
Eee ERINRAN Leukozytenzählung gesetzt. Leichtes Blasen am Schlauch der | tritt, ist der Verlauf im allgemeinen viel milder. Deshalb sollte 
23 Tean TORBEN BIOBISERHI EN Trichterkapillare bringt nun das Serum der Kapillare auf die Spitze | ‚überall dort, wo der Verdacht einer Lues bei der Mutter besteht 
SUSE SER WARMAN N der Mischpipette. Es wird von selbst in die Pipettenkapillare, welche (positive Wa.R. beim Mann) eine Blutuntersuchung der Mutter 
Eye T ER A han KRUSE INN rein und: trocken sein muß,. eingesaugt. Ist der Teilstrich 0,2 an während der Schwangerschaft ‚vom Hausarzt vorgenommen worden, 
N. iM; RG RAR derselben erreicht, so ist die Serumfüllung beendet, die Serum- und wenn diese positiv ausfällt, unter allen Umständen. eine Be- 


kapillare wird entfernt und die Serumsäule in der Pipettenkapillare 
1—2 Teilstriche nach rückwärts gesaugt. ' 


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‚handlung einsetzen, auch. wenn klinisch sonst keine Zeichen von 
Lues vorhanden sind. ip, 


"Nun wird genau nach Meinickes Vorschrift der Extrakt in Die Behandlung der kongenitalen Lues beim Säugling gehört 


7 : dia Mischnine is zum Teilstrich 1. der sich knapp vor der noch nicht zu den dankbarsten Aufgaben in der Medizin.; Hier 
n: er BESTE aeh hoch) Dr e de: aufgesogen. D abel geht das Sn durch stehen sich die Meinungen noch sehr verschieden ae 
SEES t Alpu hnti ia eine Luftblase vom Reagens getrennt, voran und tritt zuerst in die | mAn Sue Kombi Saba ee Sn ie nee 
REES ERENERB AEE AUER Pipettenkugel, in welche dann bei vertikaler Stellung derPipette on 7 a on Ha Yi ah % e ini Ra das Quer 
a gie PAN Eisen das Reagens nachgezogen wird. Ist die Mischung hergestellt, so | Wences werden Sol N 20 or eaa derti fr viele Kinde 
nn. REIF FRA bläst man je einen Tropfen von ihr auf einen sauberen Objektträger, silber in Form des Kalomels (in Ol suspendiert) Tür vlee 
SSH SHE REN EEA i bedeckt mit einem ebensolchen Deckglas und umrandet mit Hilfe nicht ganz gleichgültig ist, sondern sie in ihren ee 
ET h aan SE ER Shat jiin . eines in warme Vaseline getauchten Pinsels. Die Dicke der Flüssig- bedingungen beeinträchtigt, wenn, wir auch anerkennen wollen, 
EN a a At VER DIAREE MERN keitsschicht unter dem Deckglas soll nicht allzu gering sein. Sehr | das Kalomel das. wirksamste Quecksilberpräparat D PA 
ER ER ART at HS I zu empfehlen ist auch folgendes Verfahren: Auf den Objektträger ‚empfiehlt Engel das, Noyàsurol Denen, And 
N Nun legt man ein mit Vaseline bestrichenes Frauenhaar, darauf ein | syphilis. Uns fehlen darüber eigene Erfahrungen. Aniek iest 
A EA Deckgläschen, so daß der Raum unter demselben durch das Haar |. (Göppert) halten immer noch an der Quecksilberse en kurt 
DER Sn TI > etwa halbiert ist, erwärmt ‚dann leicht, sichert eventuell an den | die zweifellos sehr viel für sich hat. Wir N a ae 
Eee lg ARRETE BNIA: zwei Stellen, wo das Haar den Raum unter dem Deckglas. verläßt, besonders bei etwas ‚älteren Säuglingen, den aan ce 
ER SC TARA Ka PIN BEN. mit je einem kleinen Vaselinetröpichen und füllt ‚nun die beiden jektionskur geben. Wir bevorzugen immer Boch Wie, aa indd 

E EE SAER durch das Haar getrennten Räume unter dem Deckglas durch Zu- und empfehlen sie auch dem Praktiker, weil wir ch der Kirn 
Ta ae EAA RAH AN, . fließenlassen von der Seite mit verschiedenen Reaktionsgemischen. haben, daß bei längerem Gebrauch eines a Ib ist z 
TEENA LEE AERE RSS FE = Da die Flüssigkeitsschicht beiderseits neben dem Haar naturgemäß Ne an) s a P e R nr 7 ealon aa 
ES Be E EES ANIS ‚ die gleiche, durch das Haar bestimmte Dicke hat, ermöglicht dieses wechsiung wünschenswert. Wir gehen heu ee die Kombi- 
war En A ERATARA TE DEN! einfache Verfahren einen exakten Vergleich der Bilder der ver- com Vorschlag Son ar. MAL LST WO E Tor AUEN d etwa 
in SS E SAE EE ISHI: i schiedenen Reaktionsgemischebei mikroskopischerBeobachtung, nationsbehandlung von Quecksilber und Neosalvarsan & keilbe 
> 7 Ve Bie uia HI MEGN, welche am besten im Dunkelfeld bei etwa 100- und 300facher, | 10 -12 Wochen ausdehnen, und daß wir 14 Tage lang ie Ian 
Sp O ED TERE AA Sr SIR , ausnahmsweise auch 600facher Vergrößerung erfolgt. Diese Dunkel- - geben (2 mal in der Woche eine Spritze) und dann 14 Das 
ERHEBEN AAN feldbeobachtung bietet äußerst charakteristische Bilder. Extrakt- Neosalvarsan einspritzen (ebenfalls 2mal in der Woche). 
at IE RES AA verdünnung ohne Serum zeigen prinzipiell das gleiche Bild: zahl- Schema, das sich dabei ergibt, ist folgendes: y 
EEES s A RREN. lose, lebhaft tanzende, kokkenartige Kügelchen auf leicht milchigem Neosalvarsan-Kalomelkur. Neosalvarsan-Schmierku 
a 5 Ab EL EIME LIE TI Grund. Die negative Reaktion zeigt also Mikrosomen, und nur Kalomel Neosalvarsan . Schmieren Neosalvarsan 
1 a AEDE AS Danti) RI HRG solche auf milchigem Grund; sie macht deshalb, besonders mit | Woche: s Sga Woche: 
ee S i TAEA S; der schwachen Vergrößerung, einen höchst gleichmäßigen Eindruck, 1. 1.2.3.4. i 4. i. Woche | 
E a EEEE N E Ganz anders die stark positive Reaktion. -Hier zeigt schon 2. | | . 2. 2. Woche HEN 
AESA i ak ACER “die schwache Vergrößerung große, schneeflockenartige, bläu- | A LILILIV. 8 . u, LILEN 
Br Slim: lich-weiße Gebilde auf pechschwarzem Grunde,. Mikro- 55678 | 3 9 Woche 
N SS RR EE CAHANI: E -~ somen fehlen. Zwischen diesen beiden extremen Bildern kommen nn | | 64 Woche | 

Bu E SERIE |; naturgemäß Übergänge vor, welche die schwächeren Reak- 7. V. VL VIL VII TaT V.V. VI. VIE 

BEER 5. >] E tionen charakterisieren: kleinere, doch immer zahlreiche 8. 8. | 
SEEE.: i Flocken neben verschieden zahlreichen Mikrosomen. Die soeben 9. 9.10.11.12. T - 9. 9. Woche 
be nr JARI SH geschilderten Bilder bieten sich bei Beobachtung eine Stunde nach 10. - |. 10. 10. Woche | si 

BE > AH Beginn der Reaktion, wie sie von Meinicke vorgeschrieben wird.“ 11. IX. X. XIL XIL 11 IK.X.X. 

re: Hi Wie mir Dohnal leere R gibt a bei sauberem Arbeiten 12.. | 12 È | 

re i ir nur eine Täuschungsmöglichkeit: durch Verwendung von nachge- 4 = RER Wes 
| | “ r : E: 3 ak i ; trübten Extraktverdünnungen können (wie bei der Nakromethodik) ee ar AdlarsApotieee 3 Ben 

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7 „Dezember 


Dosierung: 


Kalomel: 0,001 g pro kg Körper- Neosalvarsan: 1. u. 2. Lebensjahr 
gewicht. Ungt. hydr. cin. 0,1 g 
pro die und kg Körpergewicht. Körpergew. Dann allmähl. Zurück- 

ehen auf 0,01 pro kg Körpergew. 

m 14. Lebensjahr max. dos. 0,45 g 
Neosalvarsan pro inj. 


Kalomel wird, am besten in Öl suspendiert, mit der Zieler- 
schen Spritze injiziert und nur in Mengen von 0,1 ccm. Man stellt 
sich also eine 3— 5°/,ige Kalomel-Ölsuspension her, die stets vor 
dem Gebrauch in Warmwasser gestellt und ordentlich geschüttelt 
wird, da -sich erfahrungsgemäß das Kalomel auf dem Boden an- 
setzt und die Lösung dann weniger wirksam ist. Man benutze 
Flaschen mit einem kolbigen Boden (ohne Ecken). Weiter 
empfiehlt sich, bei sehr schweren Fällen von Lues die ersten 14 Tage 
nicht mit Kalomel zu beginnen, sondern mit einem milderen Prä- 
parat, um größere Schädigungen des Kindes zu vermeiden. Wir 
benutzen hier am besten Hydrarg. jolat. flav. ‚(Protojoduret) 
(0,01—0,02 pro die). Von den Salvarsanpräparaten ist das Neo- 
salvarsan für den Säugling am greignetsien. Auch das Neosalvarsan 
wird möglichst in konzentrierter Lösung (in etwa 0,5 bis 1,0 cem 
Wasser) entweder in die Kopfvene gespritzt oder, wenn dies tech- 
nisch zu große Schwierigkeiten macht, intramuskulär gegeben. 
Größere Infiltrate macht es nicht. Abszesse haben wir bei Neo- 
salvarsan im Gegensatz zu anderen Salvarsanpräparaten nicht ge- 
sehen. Das Silbersalvarsan eignet sich deshalb nicht, weil es nur 
intravenös gegeben werden kann, und über das Silberneosalvarsan 
existieren beim Säugling so geringe Erfahrungen, daß man heute nicht 
darüber urteilen kann. Die Erfolge der Behandlung sind im allgemeinen 
jedoch nicht so gut wie bei der Lues der Erwachsenen. Die Sym- 
ptome heilen zwar, aber es ist nicht leicht, ein dauerndes Ver- 
schwinden der Wa.R. zu erreichen. Die WaR. wird oft vorüber- 
gehend negativ, um nach einiger Zeit wieder positiv zu werden. 
Man wird deshalb bei jedem Kinde eine zweite Kur machen, die 
man als gemischte Schmier-Neosalvarsankur durchführt. Diese 
zweite Kur wird am besten im Alter von 6—9 Monaten angestellt. 

Bei der Lues tarda ist die Heilung mit einer kombinierten Queck- 
Silber-Salvarsankur besser als durch Quecksilber allein. Gewisse 
Symptome verhalten sich bei der Behandlung außerordentlich 
telraktär. wie z. B. die Keratitis parenchymatosa, die .nervöse 
Schwerhörigkeit. Letztere wird sogar von manchen Autoren 

usler) als eine Kontraindikation gegen die Salvarsantherapie 
betrachtet. Bei kongenital syphilitischen Erkrankungen des Nerven- 
Systems (Metasypbilis) sind die Erfolge im allgemeinen ebenso un- 
befriedigend wie bei der erworbenen Lues der Erwachsenen. Immer- 
hin mag bei später Lues tarda auch Jud gereicht werden (0,1—1,0). 

Mit der Wismuttherapie ist die kongenitale Lues noch sehr 
wenig behandelt worden, so daß darüber heute noch kein Urteil 
gefällt werden kann. 


Literatur: Bumm, Zbl. £ Gyn. 1923, Nr. 19. — Davidsohn, Zbl f. ges. 
Kindhik., Bd. 14, S. 305, 837 (Literatur). — Dohnal, Derm. Wachr. 19:8, 77, S. 1029. — 
Fischl, Mschr. £. Kindhik., Bd. 25, S.110 (Literatur). — Salomon, M.m W. 1928, S. 554. 
— Sch.lling und Hoffmaun, Zschr. f. Kindbik., Bd. 88, S 581. — Zieler, M.m.W. 1923. 


Sammelreferat. 


Aus dem John McCormick-Institut für ansteckende Krankheiten, 
Chicago, U.S.A. | 
Beobachtungen an Ulcus molle-Infektion. 
Von Clarence C. Saelhof. 

Seit Ducrey im Jabre 1889 die Entdeckung seines Strepto- 
bazillus mitteilte, ist es allgemein anerkannt, daß dieser Mikro- 
Organismus der spezifische Erreger des weichen Schänkers_ ist. 

berall in der Literatur findet man Berichte, daß die Reinkultur 
des Streptobazillus große Schwierigkeiten bereitet. Auf Grund 
neuerer Untersuchungen teilte Saelhof (1) mit, daß die Reinkultur 
in folgender Weise gelingt: mit dem Sekret der Geschwüre wird 
Kaninchenserum beimpft und dieses Serum wird nach 24 Stunden 
auf frisch bereitete Aszitesphosphatagarplatten, die 5%, Hammel- 
erythrozyten enthalten, übertragen. Nach 8 oder 4 Tagen sind die 
einzelnen Kolonien mit einem deutlichen hämolytischen Hof um- 
geben. Die Reinkultur gelang in dieser Weise in 65 °/, der unter- 
suchten Kranken. i 

Mit frisch isolierten Stämmen des Unna-Ducrey-Bazillus wurden 
Agglutinationsversuche mit künstlichem Immunserum von Kaninchen 
angestellt. Die Kaninchen wurden mit wechselnden Mengen leben- 
der Bazillen in physiologischer Kochsalzlösung intravenös gespritzt. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


0,03, 3.—5. Lebensjahr 0,02 pro kg 


‚ Gram-negativer Streptobazilien. 


Die Ergebnisse waren unbefriedigende und nicht gleichmäßig, vor 
allem weil häufig Selbstagglutination eintrat. Die 48 untersuchten 
Stämme zeigten keine Unterschiede in ihrem serölogischen Verhalten. 

Ferner wurden opsonischer Index und der Titer des Serums 
im opsonischen Versuch bestimmt. Gleiche Mengen von Patienten- 
serum, menschlichen Leukozyten und Aufschwemmungen des Unna- 
Ducrey-Bazillus wurden 20 Minuten lang im Brutschrank gehalten 
und dann im nach.Giemsa gefärbten Ausstrich untersucht. Der 
opsonische Titer der Sera lag zwischen 1:48 und 1:384; der 
Durchschnitt war 1:96. Der durchschnittliche opsonische Titer 


für normale Sera war 1:16. Eine diagnostische Bedeutung scheint 


der Bestimmung des opsonischen Index nicht zuzukommen. 
Die bakterizide Wirkung auf den Unna-Ducrey-Bazillus wurde 
bestimmt für Argyrol, Silbernitrat, neutrales Akriflavin und Mer- 


kurochrom 220. Die beste Wirkung hatte Merkurochrom, welches . 
‚das Wachstum der Bazillen in 0.03125 °/,iger Lösung nach 5 Mi- 


nuten verhinderte, und Silbernitrat, -welches in 0,0625 °/,iger Lösung 
die gleiche Wirkung hatte. | 


Im Infektionsversuch wurde festgestellt, daß Kaninchen nicht : 
‚infiziert werden konnten, mit Ausnahme einiger Fälle von Sekundär- 


infektionen mit Bronchiseptikus u. & In Affen (Macacus rhesus) 
verursachte die intrakutane Injektion von 3 ccm Reinkultur lokale 
Papeln, die sich in Pusteln umwandelten. Wurden die Borken ab- 
gehoben, so sah man unter ihnen flache, unterminierte Geschwüre 
mit nekrotischeom Grund. Ausstriche der Wundsekrete zeigten 
Gram-negative Streptubazillen. Ä 

Pijper (2) veröffentlichte kürzlich folgende Schlußfolge- 
rungen in dem Bericht des „Britisch medical research committee“: 
„Die Kommission (3) findet nicht genügend Anhaltspunkte dafür, 
daß. was klinisch als weicher Schanker bekannt ist, eine spezi- 
fische Erkrankung ist, und daß nur ein einzelner Organismus ihr 
Erreger ist.“ Brüch (4) teilt folgende Beobachtung mit. Er unter- 
suchte zwei Frauen, die als Infektionsquellen für zwei Suldaten 
mit Ulcus molle festgestellt waren. Obwohl U:ethra und Vulva 
keinerlei Ulzerationen zeigten, enthielten die Absıriche von beiden 
den Unna-Ducrey-Bazillus beinahe in Reinkultur. Brams (5) iso- 
lierte Gram-negative Streptobazillen von Smegma in 5 von 30 In- 
dividuen, hauptsächlich Negern, die klinisch nicht an Ulcus molle 
litten. Diese isolierten Streptobazillen hatten morphologisch und 
kulturell alle Charakteristika des Unna Ducrey-Bazillus. Sael- 
hof (6) untersuchte 26 Männer mit langem, phimotischem Präputium 
und faulig riechendem Smegma; in 2 Fällen gelang die Reinkultur 
Kulturen von den Genitalien von 
38 Frauen ohne die klinischen Erscheinungen eines Ulcus molle 
ergaben Streptobazillen in drei Fällen. 


Literatur: 1. Saelhof, Journ inf, dis., in press. — 2. Pijper, Med. journ. 
soc. Africa 19:0—21. 16, p. 89. — 3. Medical. reseaıch committee; special report 
series, Nr. 19: London, His Majestys stationary office 1418, p. 47. — 4. Brüch, 
M.m.W. 1915, p. 136. — 5. Brams, Journ. amer. med. assoc. 1924, 82, 15, p. 1166. 
— 6. Saclhof, Journ. urol, in press. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Klinische Wochenschrift 1924, Nr. 44. 

Über die Wirkung des Insulins auf die. Azidosis- beim gesunden 
Menschen im Kohlehydrathunger haben Thannhauser und Mezger- 
München Untersuchungen vorgenommen, deren Resultat sie als Beitrag 
zur Theorie der Insulinwirkung bekannt geben. Es zeigte sich, daß 
durch die Insulininjektion die Ketokörperausscheidung vorübergehend ge- 
senkt wird, um kurz darauf wieder anzusteigen. Die Zuckerkonzentration 
des Blutes, die durch 4—6 Tage vorausgegangene kohlehydratfreie Nahrung 
bereits erniedrigt ist, wird durch die Insulininjektion kurze Zeit noch 
weiter gesenkt, steigt aber nach dem Abfall trotz des Kohlehydratmangels 
der Nahrung über das Niveau vor der Injektion wieder an. Die Blut- 
zuckersenkung und das Zurückgehen des Ketokörperniveaus im Blut tritt 
ungefähr 2 Stunden nach der Injektion auf, das Zurückgehen der Keto- 
körperausscheidung im Urin ist 6 Stunden nach der Injektion festzustellen. 
Das Ergebnis der Versuche wird von den Autoren dahin gedeutet, daß das 
Insulin die Zuckerverbrennung steigert. 

Proteinkörpertherapie des Diabetes mellitus wird von Singer- 
Wien auf Grund seiner Erfahrungen empfohlen. Es ist bei mittelschweren 
und auch schweren Fällen von Diabetes gelungen, durch methodisch fort- 
gesetzte reizlose Proteinkörperzufuhr in enger Verbindung mit der diäteti- 
schen Therapie die Zuckerausscheidung und die Ketonurie zum. Schwinden 
zu bringen bzw. erheblich herabzusetzen. Von besonderem Wert erwies 
sich die Proteinkörpertherapie bei Komplikationen, Ekzemen, Pruritus so- 


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nn 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 49. 


. der mit Malaria tertians wiederholt intravenös und auch subkutan mit 


den Tropen leben, sich absolut immun erwies, während andere wohl er- ` 


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Nr: 49. ne T. Dezember - 
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wohl wie Gangrän und Phlegmonen, die rasch zur Heilung gebracht werden 
konnten. Angöwandt wurde hauptsächlich Caseosan, .intramuskulär, 1- bis: 
2mal täglich,. eine halbe bis eine Stunde vor den Hauptmahlzeiten. Die 
Dosierung gestaltete sich‘ so, daß mit ganz kleinen Gaben, !/, cem, be- 
gonnen und allmählich bis zu 5,8 und 10 com gesteigert wurde. 

Zur Malariabehandlung der progressiven Paralyse in den Tropen 
berichten Kirschner und van Loon-Batavia, daß ein großer Prozentsatz 


Stoffwechsel. Führt man dem Körper reichlich Kochsalz zu, so wird man 
allein dadurch die Zellen, die den höchsten Stoffwechsel haben, zugrunde 
richten, die übrigen aber soweit bringen, daß sie durch Röntgenstrahlen, 

die eine weitere Stoffwechselsteigerung machen, viel schneller: ge- 
schädigt werden. Hafertage führen nun zu einer Kochsalzretention und 
zu einer Steigerung des Stoffwechsels. Man gibt also bei malignen Nen- 

bildungen mehrere Tage vor der Bestrahlung reine Haferkost und außer- 

dem reichlich Kochsalz, eventuell ’so lange, bis Kochsalzfieber auftritt, 
‘und nimmt dann die Bestrahlung vor. Durch die genannte Kost wird der 
bereits primär erhöhte Stoffwechsel der Karzinomzellen noch mehr ge- 
steigert. . Damit kommt es zu einer erhöhten Empfindlichkeit 

dieser Zellen den Röntgenstrahlen gegenüber. 

Über die Ernährung bei schwerer Wundinfektion und bei hohem 
Fieber äußert sich August Bier-Berlin. In der ersten akuten Zeit gobe 
man nur Wasser und allenfalls Schleimsuppen, wenn kein Verlangen nach 
Speisen und besonderen Getränken besteht. Denn die Aufnahme und Ver- 
arbeitung der Nahrung bedeutet eine- unnötige Belastung des ganz auf dio 
Unterdrückung -der Infektion eingestellten Körpers. Auch stellen diese: 


relativ großen Blutmengen geimpften Patienten, die von Kindheit an in 


krankten, sich aber nach wenigen Anfällen von selbst sterilisierten. Mit 
Rücksicht auf die Schwierigkeiten, die sich durch die Malariaimmunität der 
Bevölkerung in den "Tropen dieser Paralysebehandlung entgegenstellen, . 
wäre die- Wahl einer anderen fieberhaften Erkrankung zu erwägen. 

Zur Technik der Biuttransfusion wird von Beck-Kiel ein Apparat 
beschrieben, der die direkte Überleitung des Blutes vom Spender zum. 
Empfänger in einwandfreier Weise ermöglicht. Das Prinzip des Apparates 
beruht darauf, daß der Verbindungsschläuch vom Spender zum Empfänger | 


durch eine Trommel geführt wird, wo er — zwischen. Trommelwand und | Kranken die Absonderung der Verdauungssäfte ein, nutzen also die Nahrung 
'eine rotierende, exzentrisch angebrachte Rolle eingepreßt — das durch- | gar nicht aus. - Ihre Bedürfnisse decken sie aus dem Zerfall des eigenen 


fließende Blut in. bestimmter Richtung weiter treibt, während‘ von ‚der 
anderen her durch die Elastizität des Gummis Blut nachgesaugt wird. 


H. Dau. 


Gewebes, der ja ohnehin schon stattfindet, und bei dem eine große Menge 
von Energien frei wird. Auch sog. appetitanregende Arzneimittel während 
‚des ersten hochakuten Verlaufes der Krankheit sind zu verwerfen. Hat der 
Kranke aber Wünsche und Gelüste nach, besonderen Nahrungs- und Reiz- 
mitteln, so komme man ihm sehr weit entgegen. Das Hauptnahrungs- 
mittel ist überall, auch bei sehr heruntergekommenen Kranken, das 
Wasser, das man jederzeit leicht dem Körper einverleiben kann. . . 

_ „Gastroskopische. Ergebnisse teilt Roger Korbsch-Oberhausen. mit 
Das Schindlersche Gastroskop dürfte‘ gegenwärtig das beste sein; es ist 
völlig gefahrlos einzuführen und: liefert in seinen Grenzen ein gutes Bild 
des Magoninnern. Glückt es der Technik, das Lumen dieses Instruments 
weiter zu verringern, so dürfte dadurch seine. Brauchbarkeit erheblich ge- 
steigert werden. : 

Zur Früh- und Ditferentialdiagnose der tuberkulösen Spondylitis 

"äußert sich Georg Raeschke-Lingen-Ems. Das wichtigste Symptom 

der Spondylitis auch der Erwachsenen ist die durch Muskelkontraktion 
hervorgerufene Versteifung, deren Fehlen die Diagnose unsicher macht, 
selbst wenn Druckschmerz, Abszeßbildung, Lähmung auf eine Spondylitis 
hinzudeuten scheinen. 

Über einen Todesfall nach Anästhesie der Harnröhre mit Tutokaln 
berichtet Otto A. Schwarz-Berlin. Es wurden 8 ccm einer 2°higen 
Tutokainlösung in die Harnröhre injiziert. Unter den Zeichen einer Atem- 
lähmung trat der Tod noch. nicht 40 Minuten nach Beginn der Haroröhren- 
anästhesie ein. Der Verlauf war durchaus der einer Kokainvergiftung, Die 
. Sektion ergab’ einen ausgesprochenen Status lymphaticus, große Tonsillen, - 
auffallende Vergrößerung der Lymphorgane am Zungengrund sowie eine 
völlig fleischige. Thymus von 20 g Gewicht, ein sehr kleines Herz (bei 
. einem körperlich sehr kräftigen Manne). Es bestand eine allgemeine Organ- 
minderwertigkeit. Das Mittel wirkte durch Resorption von der Harnröhre 
aus infolge allgemeiner Organminderwertigkeit toxisch. Zur Anästhesierung 
der Harnröhren- und Blasenschleimhaut ist daher: das bisher vom Verlasstr 
‘verwandte Alypin weiter. zu bevorzugen. - 

Über eine Schwangerschaftsdauer von 229 Tagen bei reifem Kinde 
berichtet Albrecht Heyn-Kiel. Es handelte sich um die Frage, ob ein am 
20. April 1923 geborenes Kind „ausgetragen“. gewesen sei und aus einu 
Geschlechtsverkehr vom Abend des 3. September 1922 herstammen köne 
Der Verfasser hält. dies auf Grund eines glücklichen Zufalls — Feststellung 

einer normalen Gravidität im 3. Monat am 20. November 1922, also kmapf 
11 Wochen nach dem in Frage kommenden Geschlechtsverkehr — für sehr 
wahrscheinlich. 

- Über eine Vortäuschung . von Fiebertemperataren > berichtet 
"R. v. Hoeßlin - Nenwittelsbach. Die Kranke hatte . wiederholt. das 
Thermometer beim Herausnehmen rasch mit einem anderen vertauscht, bei 


-dem sie die erhöhte Temperatur vorher schon durch künstliche Brwärning 
herbeigeführt hatte. 


Nr.44. Auf eine häufige durch Tuberkulose” des Lungenstlels er or- 
zeugte Form der Magenatonie weist Leb-Graz hin. Die tuberkulöse 
Erkrankung des Lungerhilus führt zu histologisch nachweisbaren Läsionen 
des benachbarten Vagusstammes. Dadurch kommt es zu einem Über- 
wiegen der Sympathikusimpulse. Die so erzeugte Magenatonie ist ein Foro- 
symptom einer nervösen Erkrankung, die bei langer Dauer zu fizierten 
Folgezuständen, zur Magendilatation und zur Magensenkung führen kant. 

Über die angeborene thymische Konstitution berichtet Bern. 
Schridde-Dortmund. Ein hochgewichtiger Thymus allein besagt nichts 
ob wir einen Status thymolymphaticus vor uns haben; erst die Mat j 
hyperplasie, ‘die nur mikroskopisch festgestellt werden kann, JAt & 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 44. S 

Auf die Variabilität der Mikroorganismen weist S. Zlatogoroff- 
Leningrad hin. Die Koli-Typhusgruppen, die Dysenteriemikroben mit ein- 
geschlossen, sind als Glieder einer einzigen Familie anzusehen. Durch die 

` Aufspaltung der Kultur oder durch entsprechende Nährstöffadaptation kann- 
man den Übergang der einen Untergruppe in eine andere erzielen.’ Die- 
Veränderung des Darminhalts, der durch reichlichen Genuß von Früchten 
und Obst ganz wesentlich an Wasser und Kohlehydraten bereichert wird, 
begünstigt das Auftreten bestimmter Varianten innerhalb der Gruppen, die 
die.normale Darmflora ausmachen (Dysenterieerkrankungen vorwiegend i in 
-bestimmten Sommer- und Herbstmonaten). 

Über Tuberkelbazillenbefunde im Knochenmark Tuberkulöser be. 
richtet Toru Koizumi- - Kyoto, Japan. Im Knochenmark Tüberkulöser 
wurden bei Miliartuberkulose in 50°), in Fällen ohne diese in 75% 
Tuberkelbazillen gefunden. Dies spricht für die Richtigkeit der Anschauung, | 
daß sich bei jedem an Tuberkulose Gestorbenen Tuberkelbazillen in allen 
Organen vorfinden, auch wenn diese makroskopisch von Tuberkulose frei sind. 

Auf die Verwendung seiner „Stirn- und Nackenhand“ bei Hypnosen 
‚weist Haup t- Fürstenwalde/Spree hin. Das Anliegen der Hände an Stirn und 
Nacken bewirkte mit den üblichen suggestiven Maßnahmen rascheren 
. Eintritt und vermehrte Stärke des hypnotischen Zustandes Aus- 
gesprochen aber zeigte sich die Wirkung nur bei tiefen Hypnosen. Blieben 
hier die Hände bei der Aufforderung zur Beendigung der Hypnose an Stirn 
und Nacken liegen, so war es den Hypnotischen trotz Aufforderung des. 
Hypnotisators zur Beendigung der Hypnoseunmöglich, ihre Hypnose zu 
‘bannen. Dies gelang aber sofort bei Entfernung der Hände. Die Stirn- und ° 
Nackenhand bewirkt also eine Bindung, eine Fixierung des tief- -hypnotischen 
Zuständes. Dieses Phänomen ist keine Suggestivwirkung. Es ist ein objektives. 
Zeichen tiefer Hypnose und ein Differentialdiagnostikum gegenüber ober- 
flächlicher. Die Hypnosebindung kommt aber nur zustande, wenn die 
Hände genau an der Stirn und am Nacken anliegen. 

Eine nene Methode zur Bauchpalpation der Kinder empfiehlt 
Maximilian Loewy-Berlin. Man umfaßt mit einem Arm die Unter- 
schenkel in den Kniekehlen und hebt so den Unterkörper an, 'so daß er 
sich in der Schwebe befindet. Gleichzeitig palpiert die andere Hand das 
Abdomen. Die auf dieser so gebildeten schiefen Ebene zurücksinkenden 
Organe lassen das Abdomen frei. -F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 43 und 44. 

Nr. 43. Die Leistungsfähigkeit. der Plethysmographie erörtert 
0. Bruns-Königsberg i. Pr. Diese eignet sich zwar bei entsprechender. 
Vorsicht zur Untersuchung der vasomotorischen Blutverschiebungen, 
aber nur bei Anwendung von Kalt- und Warmreizen auf die Haut. Wegen 
der vielfachen unvormeidlichen Bewegungen des Pletbysmographenarms ist 
diese Methode aber sonst untauglich. 

Über die Behandlung vou Karzinomen mit Kochsalzbrei und über 
die Verstärkung der Röntgenstrahlenwirkung durch Kochsalzanreicherung | 
des Körpers berichtet Ernst Andersen-Kiel. Kochsalzeinwanderung in die 
Zelle gebt mit Stoffwechselsteigerung der Zelle parallel. Ohne Vermehrung 
des Kochsalzes in der Zelle kann auch keine Zellstoffwechselsteigerung 
stattfinden. Nun haben Karzinome und Sarkome einen höchst gesteigerten 


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- 1. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 200001749 


sicheren Schluß zu, daß eine thymische Konstitution vorliegt, und nur sie 
allein ist stets begleitet von einer Hyperplasie der Lymphknötchen der 
Milz und meist auch noch des Darmes. Auch nur bei der Markhyper- 
plasie finden wir eine außergewöhnliche Länge der pastösen, fettreichen 
Kinder. Die thymische Konstitution ist beim männlichen Geschlecht weit 
häufiger als beim weiblichen. 

Zur Karzinomdiagnostik äußert sich R. Wigand- -Dresden. Die 
Abderhalden-Boyksensche Intrakutanreaktion ist nicht eindeutig. 
Die Prüfung auf das etwaige Bestehen einer intrakutanen Eigenharnreaktion 
bei Karzinom verlief negativ. „Krebshaare“ wurden zwar beobachtet; das 
regelmäßige Vorkommen kann aber nicht bestätigt werden. Die von 
Ehrentheil und Weis-Ostborn angegebene Erhitzungsprobe zur Diffe- 
rentialdiagnose zwischen Karzinom und perniziöser Anämie Bat sich nicht 
bewährt. 

'Alle sympathischen Nervenfaserarten (sensible, itori, vaso- 
konstriktorische) haben eine ganz besondere, eine elektive Empfindlich- 
keit gegenüber lokalanästhetischen Mitteln. Sie werden in erster Reihe 
örtlich betäubt, dann folgen die sensiblen spinalen und darauf die moto- 
rischen spinalen Nervenfasern. Die Wiederkehr der Funktion bzw. das 
Ende der Ausschaltung tritt in der umgekehrten Reihenfolge ein. 


Zur Frage der Kropfprophylaxe äußert sich Bleyer-München. In 


Betracht kommen vorläufig nur die unter amtlicher Aufsicht bergestellten 
Vollsalze, wie sie in der Schweiz, in Österreich, in Italien und neuerdings 
auch in Bayern eingeführt sind. 

Eine kleine Wärmdose „Fornax“ (R. Wurach, Berlin C, Neue Prome- 
nade 5) empfiehlt Hans Krebs-Bonn vor allem bei Augenaffektionen, 
Als Brennmaterial dienen Holzkohlestückchen. Die Konstruktion der 
Dose wird genauer beschrieben. Die Luft tritt durch die mit Schieber 


_ regulierbare untere Öffnung des Deckels ein, um wie beim Ofen oben (durch die 


oberen Öffnungen) zu entweichen. Die Brenndauer richtet sich nach der 
Größe der Kohlen und nach der Stärke des Luftzuges (durch den Schieber 
zu regulieren). Die Dose kann sowohl: zur Anwendung von trockener, 
wie auch von feuchter Wärme dienen. Sie wird auf einem Ver- 
band ' oder hinreichend diekem Wattepolster usw. (nicht Zellstoff), zum 
Schutz gegen Überhitzen, angelegt. Bei Anwendung von feuchter Wärme 
lege man eine mit Wasser usw. getränkte Kompresse unter den Verband, 
auf dem die Dose angelegt werden soll. F. Bruck. 


Wiener klinische Wochenschrift 1924, Nr. 43. 
- Die Malariabehandlung der Syphilis bespricht J. Kyrle, und zwar 


behandelte er sowohl ältere latente Lues mit Liquorerscheinungen als auch 


sekundäre Lues mit oder ohne Liquorbefund. Die Wirkung ist um so 
besser, je frischer die Fälle sind. Eine Beeinflussung des Liquors wird 
immer erzielt, mitunter, in alten Fällen, werden nicht alle Reaktionen 
negativ. Die Blut-Wa.R. wird in allen Stadien nur schwer beeinflußt, 
besonders in alten Fällen. Bei der frischen sekundären Lues fiel auf der 
Mangel an Rezidiven nach der Malariakur, ferner wurde der Erfolg immer 
mit nur einer Kur erzielt, und schließlich wurde bei Liquorschäden kein 
Versagen beobachtet. Die Gefahr der Behandlung ist gering, Vorsicht bei 
schwereren Herzmuskelaffektionen geboten. Verf. hält eine prophylaktische 
Wirkung im Sinne einer Vermeidung späterer Nervenerkrankungen für 
wahrscheinlich. 

Neue Gesichtspunkte zur Beurteilung der Entwicklungsstadien und 
der Prognose der Lungentuberkulose teilt M. Haudeck-Wien mit und 


betont unter Hinweis auf das Werk von Gräff und Küpferle, daß bei 


der diagnostischen und noch mehr der prognostischen Auswertung der 
Röntgenbilder größte Vorsicht am Platze sei. Wiederholte Kontrollen sind not- 
wendig und zeigen mitunter erhebliche Rückbildung von Verschattungen usw. 
Es ergibt sich hei solchen Beobachtungen eine erhebliche Selbstheilungs- 
tendenz auch der Tuberkulose der Erwachsenen. Sitz der beginnenden 
Tuberkulose ist durchaus nicht immer die Spitze. Zum Schluß weist Verf. 
auf die Wichtigkeit verwaschener- Herdgrenzen bei frischen Herden infolge 
perifokaler Entzündung hin und auf die dadurch gegebene Indikation zur 
Behandlung. 

S. Hofbauer- Wien weist bei Besprechung der Diagnose der Lungen- 
tuberkulose darauf hin, daß man bei Patienten mit flacher Atmung, z. B. 


infolge von Kieferschüssen, ein Krankheitsbild mit sehr starkem Husten 


ohne Auswurf, Appetitmangel, Gewichtsabnahme und mitunter Hämoptoe 
beobachten kann, das Dämpfung beider Spitzen mit abgeschwächtem Atmen, 
Rasselgeräuschen verschiedener Art und Verschattung der betreffenden 
Partien im Röntgenbild zeigt. Diese Erscheinungen schwinden bei Ver- 
tiefung der Atmung bzw. bei Autopsien ist der Befund für Tuberkulose 
negativ. Ursache dieses Zustandes ist die durch die flache Atmung er- 


- folgende Ruhigstellung der Hilusgegend und der Spitzen infolge mangel- 
hafter Senkung des Centrum tendineum. Ferner kommt eine Hyperämio der 


. fallend ist nur eine mäßige ständige Lymphozytose. 


Hilusgegend dazu. Das Krankheitsbild muß erkannt werden, da bei Diagnose 
einer Lungentuberkulose und folgender Verlegung auf entsprechende Stationen 
die Infektionsgefahr besonders groß ist. — Bei Anlegung eines Pneumo- 


thorax erfolgt manchmal Ausbreitung in der bisher gesunden Lunge durch 


„Iymphograde Propagation“ durch die plötzlich einsetzende vermehrte in- 
spiratorische Tätigkeit. In solchen Fällen ist die Thorakoplastik das Ver- 
fahren der Wahl. 

Eine Behandlungsart der Impetigo contagiosa fand O. Sachs- Wien 
in der intrakutanen Injektion von Extrakten aus der Tunica albuginea der 
Corpora cavernosa des Rindes. Es trat Rückbildung ohne Lokalbehandlung 
ein, Herd-, Lokal- oder Allgemeinreaktionen waren selten. Ursache ist die 
Steigerung schon vorhandener Abwehrvorrichtungen. Munoke. 


Schweizerische medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 41 u. 42. 


Durch eingehende statistische Untersuchungen fand J. Aebly-Zürich 
eine auffallende Stapilität der Krebsmortalität in der Schweiz. Er schließt 
daraus, daß die „Krebsdisposition“ ein biologisches Merkmal ist, es charakteri- 
siert eine Gruppe von Menschen, die eine gemeinsame Tendenz zu un- 
geordnetem Wachstum an unrichtiger Stelle haben. Es muß der Stabilität 
ein ziemlich konstanter Ursachenkomplex zugrunde liegen, der mehr in 
konstitutionellen als in äußeren Faktoren zu suchen ist. Dabei muß auch 
eine vererbbare Unbekannte im Spiele sein. 

Die Reflexe bei den Geisteskranken sind, wie H. Bersot-Burghölali, 


Zürich, ausführt, sehr variable und nicht für bestimmte Leiden patho- _ 


gnomonisch, da sio nicht nur durch den anatomischen Status, sondern auch 
durch die psychische Verfassung beeinflußt werden. In der Psychiatrie 
sind sie wertvoll in ihren Beziehungen zu anderen organischen Symptomen. 


Die „sympathischen“ Reflexe weisen auf das vegetative Nervensystem und 
Auch die bedingten Reflexe‘ 
sind wichtig. Die Reflexe sind im ganzen wichtig zur Charakterisierung 


auf die Drüsen mit innerer Sekretion hin. 


der Person, was bei der heutigen Betonung der Probleme der Konstitution 
und des Charakters wertvoll ist. 

Eine neue Behandiung von beim künstlichen Pneumothorax auf- 
tretenden Pleuraergüssen teilt C. Verdina-Turin mit. Diese besteht in 
kombinierter Anwendung von „Tebecin“ in steigender Dosis und Höhen- 
sonnenbestrahlungen. Es kommt dann zu rascher, vollständiger Resorption 
der Exsudate ohne Anwendung von anderen Pharmazeuticis oder von 
Punktionen. 
leiden durch Anregung spezifischer und unspezifischer Abwehrvorgänge im 
Organismus. - 

.Die Büchseneiweißmilch (nach Finkelstein und L. F. Meyer) 
empfiehlt P. Ryhiner-Basel, da sie in dieser Form weiten Kreisen zu- 
gänglich gemacht und die Handhabung einfach ist. Der Säuerungsgrad 
ist hoch und es setzen sich beim Stehen mehrere Schichten ab, weshalb 
gut geschüttelt werden muß. Gesüßt wird mit Saccharin. Bei hartem 
Stuhl emptiehlt sich Beigabe von Rohrzucker. Muncke. 


Zentralblatt für Chirurgie 1924, Nr. 45. 

Zur Methode der Röntgenaufnahme der operativ freigelegten Niere 
berichtet O. Kingreen-Greifswald. Bei einer ö4jährigen Kranken mit 
Schmerzen in der rechten Nierengegend war vor der Operation ein zehn- 
pfennigstückgroßer feiner Schatten in der Höhe der 12, Rippe festgestellt 
worden. Bei der Operation konnten bei Abtasten der Nieren und des Nieren- 
beckens keine Steine festgestellt werden. Daher wurde eine Röntgenauf- 
nahme von der herausluxierten Niere gemacht und die Platte durch dicke 
Katgutfäden an der Nierenmasse festgelegt. Auf der Platte war ein inten- 
siver zehnpfennigstückgroßer Schatten innerhalb des Nierenbeckens in der 
Nierensubstanz zu sehen. Nach Eröffnung des Nierenbeckens wurde ein 
im Nierenkelch eingekeilter platter, 2 mm großer Stein entfernt. 

Zur operativen Behandlung des Hallux valgus weist I. Wymer- 
München darauf hin, daß die Operationswunde häufig entzündliche Erschei- 
nungen zeigt. Als Hauptursacho ist der Schleimbeutel, der über der 
„Exostose* sitzt, anzusehen. In allen Fällen wurden in dem Schleimbeutel 
Staphylokokken gefunden. Daber ist es notwendig, den Schleimbeutel als 
Ganzes zu entfernen. Es ist auch zu vermeiden, ihn bei der Lokalanästhesie 
anzustechen. Infolge der Infektion bildet sich an Stelle der Osteotomie 
eine mächtige Kallusmasse, welche Beschwerden verursacht.. 

Das Blutbild bei postoperativer Tetanie ist nach A. Schlosser- 
Nürnberg weder im Anfall, noch. in anfallsfreion Pausen verändert, Auf- 


bedenken, daß Lymphozytose bei Kropf in der Regel gefunden wird. . 
Das Einmanschettierungsverfahren nach Magenresektion empfiehlt 
R. Goepel-Leipzig. Es gewährleistet auch bei leicht zerreißbarer Be- 


"schaffenheit der Organe einen sicheren Erfolg und die Operierten erholen 


Außerdem beeinflußt diese Therapie das tuberkulöse Lungen- | 


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Einmanschettierungsverfahren allen übrigen Verfahren überlegen. 


1750 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


sich rasch. In der Behandlung des Ulcus pepticum ist die Resektion und 
diè unmittelbare Vereinigung vom Magen und Zwölffingerdarm nach dem- 


Das Sparen in der Chirurgie wird von A. Wagner-Lübeck ab- 
gelehnt und die Rückkehr zu den Gummihandschuhen gefordert, 
deren Gebrauch die größte Zahl der Primärheilungen ‚sichert und daher am 
wirtschaftlichsten ist. Dr | 

Die chirurgische Behandlung des nicht heilenden Pruritus ani 
und bestimmte Formen von zirkumskriptem chronischen Ekzem empfiehlt 
L. Frankenthal-Leipzig. Bei einem seit 5 Jahren bestehenden Fall von 
Jucken wurde die verdickte Hautstelle am Damm herausgeschnitten und 
der N. perinei mit seinen Verzweigungen durchschnitten. Der Hautverlust 


wurde aus der Haut des Hodensackes gedeckt. Der Juckreiz hat seit einem 
halben Jahre aufgehört. K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 45. 


Bemerkungen über endometrane Adenomyosis uteri in ana- 


'tomischer Beziehung und insbesondere über die histologische Wirkung 


der heterotopen Zellwucherung machen R. Meyer ünd Ikahachi Kitai- 
Tokio. Das Endometrium wird bei Erwachsenen unter dem Einfluß des 
Corpus luteum beim Ausbleiben der Befruchtung zu monatlich wiederholter 
Regeneration genötigt. Infolgedessen bildet sich bei Frauen im vor- 
geschrittenen Alter eine pathologische Hypertrophie der basalen 
Schleimhautlage aus, Dieser Zustand leitet über zu der hetero- 
topen Schleimhautwucherung, der endometranen Adenomyosis. Hier 
werden ursprünglich muskuläre Gebiete durch Eindringen der Schleimhaut- 
wucherung' ersetzt, so daß in die Schleimhautherde Reste der Muskelfasern 
einstrahlen. Das zellige Stroma der Adenomyosis wirkt histolytisch auf 
die Muskulatur. Die Schleimhautwucherung nähert sich in ihrer Fähigkeit, 
fremde Gewebe aufzulösen, den bösartigen Geschwülsten. 
Bemerkungen zu der Arbeit von Ulesco-Stroganowa über Dezidua- 
bildung in der Scheide (dieses Zentralbl., Nr. 34) zugleich ein Beitrag zur 
Diagnostik der Fibroadenomatose des Septum recto- vaginale gibt 
A. Lauche-Bonn. Es handelt sich in-dem beschriebenen Fall um eine 
Fibroadenomatose, Die diagnostische Bedeutung dieser kleinen Ge- 
schwülste liegt darin, daß sie sich an der Menstruation beteiligen. Infolge- 
‚dessen enthalten sie Blutpigmentee Während der Menstruationstage ist 
eine Anschwellung und Verfärbung der Geschwülste zu beobachten. 
Betrachtungen über die Abtreibungsirage, auf Grund ärztlicher 
Mitteilungen aus Rußland macht Albert Niedermeyer - Schönberg. 
Dadurch, daß die Abtreibung der Leibesfrucht einer gesunden Schwangeren 
in Sowjet-Rußland für statthaft erklärt wurde, reichen die vorgeschriebenen 
staatlichen Krankenanstalten nicht aus, um dem Bedürfnis der Abort- 
anwärterinnen zu genügen. Das Dekret der Volkskommissare ist daher 


` erweitert und die Ausfübrung des Eingriffs auch in Privatheilanstalten 


gestattet worden, in welche sich die Frauen der wohlhabenderen Bevölke- 
rungsschiehten begeben. — Das Verfahren der einzeitigen Dilatation nach 
Hegär mit folgender Ausschabung als allein zulässiges Vorgeben im Sinne 
des Dekrets zu bezeichnen, ist bedenklich. Die Erklärung, daß das Dekret 


nur als zeitweilige Maßnahme gelte und geändert werde müsse, sobald der | 


Staat in der Lage sein würde, genügenden Mutterschutz zu gewähren, steht 
in Widerspruch zu der Empfehlung des großzügigen russischen Fürsorge- 
systems, 

a Eine unbeachtete Ursache des Puerperalfiebers bespricht Hermine 
Heusler-Edenhuizen-Berlin. Die meisten Fälle von ursächlich nicht 
zu erklärendem Kindbettfieber sind die Folge von Kohabitationen, die 
zu nahe am Geburtstermin liegen. Es ergibt sich daraus die Forde- 
rung, vom Ende des 5. Monats der Schwangerschaft an, die Kohabitationen 
zu untersagen. 

. Zur Schätzung der diagnostischen Bedeutung der Phloridzin- 
giykosurie zur frühzeitigen Erkennung der Schwangerschaft führt Xenia 
Bronnicoff aus, daß die Reaktion auch bei nicht schwangeren Frauen 
und bei Frauen im klimakterischen Alter positiv ist. Sie ist zuweilen auch 
bei Männern positiv. Es wurde 1 ccm frischer Lösung von Phloridzin 
(Merck) 0,2:100,0, also 2 mg morgens nüchtern in die Glutäalgegend 
eingespritzt. Die Reaktion ist als Schwangerschaftszeichen nicht zu ver- 
werten. K. Be. 


Aus der neuesten amerikanisch-englischen Literatur. 

Über diagnostische Kriterien bei Tuberkulose schreiben Brown und 
Heise: Von 203 Nichttuberkulösen wiesen 126 keine erkennbaren klinischen 
Störungen auf. Von den 77 mit solchen stellte man in 21 Fällen nervöse 
Störungen, in 13 Fällen Folgen der Influenza, 12 mal eine Bronchitis un- 
bekannten Ursprungs, 5mal Thyreoideastörungen, je mal Syphilis und 
Enteroptose und 2mal.Lungentumor fest. Bei der Mehrzahl waren Er- 
kältungen die Ursache. Schlüsse: Man legt zu viel Wert auf die toxische 


: 10 mg nicht, 132 nur konstitutionell, 21 fokal. 
reagierten 40%/,, von Verdächtigen 34%/, und von den Nichtklinischen 279,,. 


| | 7; Dezember 


‘ Symptomatologie bei der Diagnose der Tuberkulose statt auf die Aktivität 
: der Erkrankung, wena sie durch andere Methoden festgestellt ist. Ferner 
` darauf, -bei einer Untersuchung etwas festzustellen: Die Diagnose der 
_ Lungentuberkulose braucht lange Zeit. Von subkutanen Tuberkulinappli- 


kationen bei 214 Patienten reagierten 82 auf eine wiederholte Dosis yon 
Von Niehttuberkulösen 


(Amer. rev. tbc., Baltimore 1924, 9.) | 
Bei 121 Fällen, die Hämoptyse oder einen pleuritischen Erguß auf- 


wiesen oder in der Anamnese positives Sputum und Rasseln, gab der. 


Röntgenbefund keine charakteristischen Veränderungen. Die Prognose 
dieser Fälle war eine gute: 1,70/, dieser Fälle starb nach den Unter- 


: suchungen von Heise und Sampson innerhalb von 4 Jahren. (Amer. rev 


tbe., Baltimore 1924, 9.) 

Nach Kantor ist zur Verminderung der Morbidität bei Tuberkulose 
eine gute Ernährung von wesentlicher Bedeutung: Jeder tuberkulöse Dys- 
peptiker ‚sollte eingehend so früh wie möglich behandelt und überwacht 
werden, um die Lungentuberkulose zu bessern und um die sekundäre 


Lokalisation der spezifischen Infektion im Darmtrakt zu verhindern. (Amer. 


rev. tbc., Baltimore 1924, 9.) j z 

'. Ladd und Cutler geben eine Analyse von 83 Fällen von Iotas- 
suszeptivn und 27 Fällen von Obstruktion. 66 Patienten waren unter 
1 Jahr alt, die übrigen zwischen 3 und 9. Mortalität: 19°. In den 
Fällen von Intussuszeption, ‘bei denen wegen Ödems eine Reduktion nicht 


' möglich war, stieg die Mortalität, ebenso war sie bei Resektion oder Entero- 


stomie sehr hoch. 2 Fälle traten nach Appendektomıe auf, je einer naoh 
Diarrhoe und Purpura. Von den 17 Fällen von Obstruktion traten 3 nach 
Operationen wegen Intussuszeption auf. 2 infolge Verwachsungen mit einem 
Meckelschen Divertikel, bei 3 nach einer Operation wegen Appendizitis mit 
Peritonitis, 3 nach Monaten nach Appendektomie mit Drainage. (Boston 
med. surg. journ. 1924, 191.) 

McKenzie analysierte 821 Fälle von Hämaturie: Bei 132 war 
Pyelitis, bei 88 Tuberkulose, bei 64 Nierenstein, bei 87 Ureterstein, bei 
e 38 Zystitis und Blasenstein, bei 87 ein Blasentumor, bei 39 chronische 
Entzündung der Prostata mit Tuberkulose und bei 54 Prostatismus die 
Ursache. Über 70°/, waren durch Steine, Tuberkulose, Krebs und chirurgische 
Läsionen der Niere verursacht. (Surg. gyn. obstetr., Chicago 1924, 39,) 

Nach den Untersuchungen von Joe an 24061 Spitalfällen von 
‘Scharlach trat Scharlacharthritis in 3,76°/ auf. Zunahme bei beiden 
Geschlechtern mit dem Alter. Bei 777 Kindern, die ihren Scharlach vor 
dem 2. Jahre durchmachten, trat keine Arthritis auf. In den meisten 
Fällen. traten die ersten Erscheinungen am 7. und 8. Tage auf, im all 
gemeinen vom 4. bis 9. Tage. Einmal in 250 Fällen nach der 4. Woche. 
In 63°), war Arthritis die einzige Komplikation; von sonstigen Kompli- 
kationen scheinen Adenitis, Rhinitis und Otorrhoe in Beziehung dazu zu 
stehen. Endokarditis und Perikarditis trat in der Gesamtzahl der Fälle 
6lmal auf. Beim septischen Scharlach ist in 8,5%, und bei Rückfällen 
in 4,30/, Arthritis zu verzeichnen. (Edinburgh med. journ. 1924, 31.) 

Käfer in den Ringeweiden bei Kindern von 8—5 Jahren beschreibt 
Fletcher. Erscheinungen: eine obskure Form von Diarrhoe, Leibschmerzen 
und Abmagerung. Es handelte sich um Coprinen aus der Familie der 
Scarabäiden, um Ontopbagus und Caccobius mutans. Man nimmt an, dab 
die Tiere, die sich von totem tierischem Material nähren und von animalen 
Exkrementen, ausgerüstet mit einem überaus starken Geruchsinn, bei der 
Suche nach menschlichen Abfällen durch den Anus im Schlaf ihren Zugang 
finden. (Ind. med. gaz., Calcutta 1924, 59) | BE 

Einen Fall von ulzerativer Endokarditis mit extensiver Embolle be- 
schreibt Crawford. 4 Tage nach einem plötzlichen Anfall von Bewubt- 
losigkeit Aufnahme im Spital mit Schwäche im rechten Arm und Bein; 
_ rechtsseitige Lähmung, vollständige Inkontinenz von Urin und Stuhl. 

Aphasie. Diagnose: linksseitige zerebrale Embolie ` durch Mitralstenose. 
Besserung. Nach 3 Monaten plötzlich Gangrän an den Beinen, Nasenspitat, 
Wange, Ekchymose über dem linken Glutäus, Purpuraflecke über dem 
linken Arm, auf dem Scheitel. Autopsie: ausgedehnte Endokarditis an den 
Aorten- und Mitralklappen, Infarkte in Lungen, Milz und Niere, Erweichungs 
herde im Gehirn, Embolus in der linken Radialis, vom Knie abwärts beider- 
seits Gangrän. (Glasgow med. journ. 1924, 101.) l 

Reid erklärt den Mechanismus der Angina pectoris. Zu der zirku- 
latorischen Adaptation gehört eine Dilatation des peripheren Strombettes 
auf dem Wege des Reflexes durch die depressorischen Fasern des Vagı 
Dies ist ein protektiver Mechanismus, der dem Herzen gestattet, sich ohne 
Anstrengungen zu kontrahieren. Fehlt dieser Reflex, dann hat man das 
Bild der Angina pectoris. Dieses Fehlen führt zu einer plötzlichen Steige- 
rung des Druckes im ersten Teile der Aorta und im linken Ventrikel; 
dadurch werden die lokalen Nervenendigungen gereizt und antworten y) 
| Schmerzen im Arm, in der Schulter usw. (Arch.intern.med., Chicago 1924, 9% 


am TA we 3. 


Na NN an i 


‘physikalische Untersuchung. meist nicht befriedigt. 


_ -als andere. spezifische Mittel zum Ziele. 


jst  fortzufahren. 
‚Regel 10—14 Tage. 


= einreiben. 


x 


7. Dezember 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 49. 


` 


Klinische Aspekte der akuten Appendizitis bei Kindern. 
Typisch: dunkle Sy mptome, rapider Fortschritt, Tendenz zur Peritonitis, 


Howland: 


besonders zur allgemeinen, und bei jüngeren die hoho Mortalität.. Oxyuris 
und Trichocephalus trichiurus babnen die Wege für die Bakterien. Dies 


‘srklärt auch die Seltenheit bei Kindern unter 2 Jahren und die konstante 


und rapide Zunahme nach diesem Alter, wenigstens zum Teil. Bei der 
Diagnose scharfer Unterschied zwischen jüngeren und älteren Kindern. Bei 
ersteren wird sie oft übersehen, weil man.nioht immer daran denkt, weil 
man Leibschmerzen. fast für physiologisch beim Kinde bält und weil die 
Hauptsymptom: der 
Schmerz, der bei dem langen Appendix, der oft von lokaler Peritonitis 
begleitet ist, tief im Becken oder hoch oben im Abdomen sitzt, meist um 
den Nabel, auch links gelegentlich, im Rücken. Konstant, zunehmend bei 
lokaler Suppuration, bei Defäkation und Urination, läßt er das Kind dauernd 
schreien, dauernd. unruhig sein im Gegensatz zu Pneumonie und anderen 
Infektionskrankheiten — es läßt auch die anderen nicht schlafen. Typisch 


tritt er auf beim Versuch aufzusitzen oder in dieser Stellung; fehlt er 
Angezogene Knie beim Kinde 
‚ sind seltener als beim Erwachsenen. Ebenso bat schon das Hinken beim 
‘ „Gehen die falsche Diagnose Tuberkulose der Hüfte verursacht. 


dann, so spricht das gegen Appendizitis. 


Fieber und 
Leukozytose stehen in keinem Verhältnis zur Schwere des Falles. Er- 
brechen meist im Beginn, auch im weiteren Verlauf; Konstipation jst 
häufiger wie Diarrhoe, obgleich letztere persistent sein kann. Der reich- 
liche Schleim im Stuhl hat dann schon auf die falsche Diagnose Dysenterie 
geführt. Oft weitgebende Empfindlichkeit. Reflexrigidität ist oft schwer 
festzustellen. Bei Pneumonie: größeres Fieber, rapiderer Puls, 
gesprochenere Leukozytose, gerötetes Gesicht, abdominale Atmung; bei 
Appendizitis wird der Bauch möglichst stillgehalten, kostale Atmung. Oft 
gibt Röntgen Aufschluß. 

. Bolting: Ätiologie: Das Geschlecht hat noch keinen Einfluß. Oft 


bei Infektionskrankheiten, Masern, akutem Rheumatismus, Enterokolitis, ' 
“Influenza, Tonsillitis. 


Bei Nekrose und Perforation oft Kotsteine. Diffe- 
rentialdiagnose: beim Einsetzen der Masern, bei Halserkrankungen oft ein 
scharfer schneidender Leibschmerz. Sonst noch akute Hüfterkrankungen, 
Osteomyelitis des Femurs oder Ileums, Psoasabszeß, Spondylitis; retro- 
peritonealer Abszeß der Fossa iliaca, ‘inguinale oder femorale Adenitis. 
(souri: amer. med. assoc. 1924, 13.) v. Schnizer. 


Therapeutische Notizen. 


Innere Krankheiten. 
Zur therapeutischen Beeinflussung der essentiellen Hypertonie mit 


‚Kalzium-Diuretin berichtet Basch aus der Krausschen Poliklinik über 


beachtenswerte Erfolge. Die hauptsächlich geklagten Beschwerden waren 
Herzklopfen, Angstgetühl, Druck in der Herzgegend, Atemnot bei geringer 
Anstrengung, Kopfschmerzen, Schwindel. Kein nennenswerter Organbefund. 
Labilität des Blutdrucks und Erhöhung bis etwa 170. Kalzium-Diuretin 
(Knoll) ist gut resorbierbar, darmlöslich, von gutem Geschmack. Dosis 


3—4mal täglich 2 Tabletten. Erfolg zeigte sich nach 4—5 Tagen subjektiv 


und objektiv. (Ther. d. Gegenw., H.9, Sept. 1924.) Tarnogrocki-Pölitz. 
Die offene Lungentuberkulose behandelt C. Stuhl-Gießen mit 
Krysolganinjektionen. Die Goldtherapie führt unter Umständen schneller 
Trotzdem ist daneben Sonne und 
Tuberkulin nicht zu entbehren, ebensowenig eine hygienisch-diätetische 
Kur. Die erste Krysolgandosis darf 0,01 nicht überschreiten. Bei schwäch- 
lichen Personen beginne man sogar mit 0,001. Langsam einschleichend 
Das Intervall zwischen den Injektionen beträgt in der 
‘Am Tage der Einspritzung verhalte sich der Kranke 
(D.m.W. 1924, Nr. 42.) F. Bruck. 


Haut- und Geschlechtskrankheiten. 


Das Krätzemittel Catamin-Ricdel empfiehlt Bessel-Lorck-Berlin, 
da es bei seinem niedrigen, aber doch wirksamen Schwefelgehalt mit der 
Skabios zugleich die sekundäre Dermatitis beseitigt. Es besteht aus 50/, 


möglichst ruhig. 


. kolloidalem Schwefel und 10°/, Zinkosyd. Man läßt im allgemeinen 3 Tage 


lang morgens und abends den ganzen Körper mit Ausnahme des Kopfes 
Auch auf Hautjucken ohne objektive Erscheinungen (keine 
Skabiesgänge nachweisbar!) wirkt das Catamin, indem der Juckreiz danach 
verschwindet, (In solchen Fällen ist man ja vielfach geneigt, nach Aus- 
schluß anderer Ursachen eine: Skabies als wahrscheinlich anzunehmen.) 
(D.m.W. 1924, Nr. 41.). 

Die Behandlung der Gonorrhoe mit dén beiden. kolloidalen Silber- 


präparaten Targesin und Reargon besprechen Erich Langer und Bruno | 
Beim Reargon gibt es reichlich Versager, auch macht es 
leichtere Reizungen, führt mitunter zu Blutungen und verursacht bei 
ambulanter Behandlung verschiedentlich Komplikationen. Trotzdem ist das 


Peiser. 


hat es den Vorzug .der absoluten Poizlosigkelk 
0,75— 


aus der Wäsche entfernen. 
“Erfabrungen von J. Matuschka mit der kombinierten.. Mirion- i 


mit 4,5—6 g Neosalvarsan pro Kur geben. 


aus- 


Lösung gegeben. wurde. 


_ sammenhängt, 


'C. Moewes (Berlin- Lichterfelde). 


Ersatz spezifischer Organstoffe, 


und besonders 


‘Mittel meist wirksam. Auch mit dem Targesin lassen sich gute Erfolge 


erzielen, und zwar besonders in den Frübstadien und bei Inkompii« 
zierten Erkrankungen der binteren Harnröhre. Gegenüber dem Reargon 
Man beginne mit 
2°/,igen Lösungen und steige auf 3—5°/,. Bei Janetspülungen: 1: 500, 
später 1°/,ige Lösungen. Bei Frauen: für en Urethra 10°/,ige Lösungen; 
zur Vaginaltamponade 20°/,ige Targesintampons. Die. dunkelbraune Farbe 
des Reargons und des Targesins läßt sich sehr leicht mit Natriumthiosulfat 
(D:m.W. 1924; Nr. 42.) F. Bruck.. 


Neosalvarsantherapie zeigten, daß auch hierbei Versager vorkommen. 
Rezidive treten, wenn sie auftreten, bald auf. Man'muß hohe Dosen Mirion- 


injektionen auf 4,5— —6g Neosalvarsan. (W.kl. W. 1924, Nr. 41.) Muncke. 
Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten. 


Die Theraple der Tuberkulose der oberen "Luftwege - kann, wie 
E. Wessely ausführt, eine symptomatische sein in den Fällen, wo die’ 


Reakt onsfähigkeit des Organismus gering oder erloschen ist. Man ver- 
wendet dann die verschiedenen Methoden der Anästhesierung bis zur Neuro- 


tomie des N. laryng. sup. vereint mit lokaler Applikation von Milchsäure - 


oder Malachitgrün. Ist der Organismus noch reaktionsfähig, so empfiehlt 


‘ Verf. neben der chirurgischen oder. kaustischen Therapie, die mehr bei 
zirkumskripten Affektionen in Frage kommt, die lokale Bestrahlung. mit 


Licht, das von einer Kohlenbogenlampe mit sonnenähnlichem Spektrum 
stammt. 


| Muncke. . 

- Eine Universalzange zum Richten der verbogenen Nasenscheide- 
wand empfiehlt A. Eysell (Kassel). Die -linsenförmigen Enden der Branchen 
fassen das Septum in allen seinen Teilen sicher und gestatten ein Brechen 


des Knorpels und des Knochens ohne Schleimhautverletzung (Firma Evens & ` 


Pistor, Kassel). (Zbl. f. Chir. 1924, Nr. 39.) K. Bg. 


Die Muzidantinktur, ein Rhodan-Formalin- Präparat in flüssiger = 


Form mit hohem Formaldehydgehalt, empfiehlt Ludwig Joseph 


(Berlin) zu Spülungen bei chronischen Mittelohreiterungen. Sie wirkt 
'schleimlösend und austrocknend und wird im Verhältnis 1:10 verdünnt. : 
Das Mittel dürfte sich besonders eignen .für die chronischen Mittelohr- - 


eiterungen mit granulierender Paukenhöhlenschleimbaut und zähem Sekret. 
(D.m.W. 1924, Nr. 39.) PF. Bruck. 
-  Nervenkrankheiten. | 


Zur "Therapie der multiplen Sklerose "benutzte M. Schacherl di | 
Kombination von Typhusimpfstoff und Salvarsan ‚mit 10%) iger Calc. chlo- S 


ratum-Lösung. Ersterer wurde 2mal wöchentlich in CaCl intravenös ver- 
abreicht, während Neosalvarsan nur einmal wöchentlich auch in CaCl- 
(0,1 imal, 0,3 1mal,. 0,45 Imal). 

der. Remission erfolgte prompt, und zwar auffallend. schnell. 
dafür war aber’ Lebensalter und Krankheitsdauer der Patienten. Bei ganz 
alten Fällen fehlte die Remission. (W.kl.W. 1924, Nr. 40.) eo 


Versuche einer nichtoperativen Beeinflussung hirndrucksteigernder u 


Prozesse stellte P. Marburg-Wien an. Neben Epiglandol, dessen gute 


. Wirkung mit der Liquorproduktion und -resorption wahrscheinlich zi- 
bewährte sich die Röntgentiefenbestrahlung der: Plexus ` 


chorioidei besonders gut. Verabreicht wurden 2 Felder vom Unterkiefer 
aus, 2 Stirn- und eventuell ein Hinterhauptsfeld, auf jedes Feld 8 H durch 
0,1 mm Zn und 4mm Al. Schädigungen sind unwahrscheinlich. . (W. kl W., 
1924, Nr. 40.) 


' Zur Behandlung der (zentralen und "Heripheren) 'Fazlalislähmung | 


geben A. Fuchs und M. Pfeffer-Wien einen Apparat an, der die Muskeln 
der erkrankten Seite zwingt, alle Bewegungen der gesunden’ Seite mitzu- 


machen. Der Apparat eignet sich auch zur Beseitigung schon vorhandener 
Kontrakturzustände und pathologischer Assoziationen. _(W.kLW.: 1924, 
Nr. 40.) cke. 


- Arzneimittel. 
Eatan (von der Eatinon-Gesellschaft, München, hergestellt) ein Ge- 


-misch von Aminosäuren, die durch Totalabbau. gewonnen sind, empfiehlt 
Diese Abbauprodukte werden besonders . 
leicht ohne besondere Arbeitsleistung des Organismus verdaut und fördern . 
somit am leichtesten den Ansatz oder in Kränkheitsfällen den ‚notwendigen - 
Das Präparat kann monatelang täglich als‘. .. 
Zusatz zu dèr üblichen Kost gegeben werden, und zwar bei allen akuten 
chronischen Erschöpfungskrankhoiten. mit ` 


Körperverfall.. (M.m.W. 1924, Nr. 39.) 


-` Kleinere Dosen von Dijodyl-Riedel (in Tabletten zu 0,15 g) PAN i 
Bun- Berlia ` bei den yerschiedonsten Erkrankungen, wie N 


mer èo. .. ur. Tero me tes nn er ann 4- o -x . 


Es kommen otwa 20—25 Mirion- . 


Verf. bedient sich dabei eigens dazu konstruierter Apparate, die- 
das Licht direkt oder indirekt an den Krankbeitsherd bringen. 
sind gut, doch darf die- Allgemeinbehandlung nicht vernachlässigt werden... 
(W.m.W. 1924, Nr. 41.) 


Erfolge ` 


Der Eintritt | 
‚Maßgebend ` 


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2 


als Schlafmittel ‚für die häusliche Praxis. 


von 0,2. (D.m.W. 1924, Nr. 40.) 


Kölle-Zieler, Handbuch der Salvarsantherapie. 1. Band mit 20 Abb. 


Beschriebenes sich mit größtem Eifer vertiefen muß. Das Buch beginnt 


klassisch auch dieselben Dinge in Ehrlich-Hatas Chemotherapie der |. 
‚Spirillosen abgehandelt sind. Das Schicksal des Salvarsans im Körper und 

‘seine Ausscheidung von Stühmer leitet zum klinischen Teil über und 
. bringt in klarer Darstellung die Vorgänge, auf welche der Therapeut achten 


. Zieler und Mutschler, Naegeli, Stühmer, Schönfeld, zeigen die 
‚praktische Anwendung des Salvarsans und seiner Kombination mit Queck- 
. silber, zum Teil, wie nicht vermeidbar war, mit Wiederholungen, und im 
_ ganzen vom gleichen Standpunkt aus abgehandelt. Viele Einzelheiten, so 
die Bemühungen, das Salvarsan durch Beimischupg von Farbstoffen, von 


` Ausscheidung aus dem Kreislauf kommen zu lassen, werden vor allem zum 


- licher Lobreden nicht recht von Charlatanerie weiß zu waschenden unleid- 


' eigenen Arbeit stets vor Augen habe. | 


‘gabe. Der Direktor des Gerichtlich-medizinischen Instituts in Zürich hat 


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Bu s ' 


" 20.1996 — MEDIZINISCHE KLINIK — N... 7. Dezember 


Arteriosklerose usw. Man gibt 3mal täglich 2'oder 3 Tabletten, (D. m. W. 
1924, Nr. 42.) a Zr | F. Bruck. 


. J. Wilder-Wien empfiehlt das „Somnifen“ nicht nur als injizier- 
bares Hypnotikum für. die Anstaltspraxis in schweren Fällen, sondern ’auch 


Als besondere Nebenwirkung | 
weist Verf. auf die bald vorübergehende Blutdrucksenkung hin. _(W.klL.W., 
1924, Nr. 42) .- 


Ä u Muncke, 
Das Schlafmittel Curral empfiehlt Fritz Weinberg (Frankfurt a..M.) 
bei leichtor Agrypnie in einer Dosis von 0,1, bei stärkerer in einer solchen 


F. Bruck, 


der vielgestaltigen Hg-Pumpen, Hg als Kalalyt und Sauerstoffüberträger“, 
Die Leberatropbie ist ein Zeichen vieler Vergiftungen (Phosphor, Nitro- 
körper der aromatischen Reihe), ebonso Neurosen, motorische Unruhe 
(Kokain) usw.. Die Anämie mit basophilen roten Blutkörperchen in größerer 
Zahl in den Frühstadien erweise sich bei Verfolgung chronischer gewerb-: 
licher: Vergiftungen immer mehr als allgemeines Symptom. In unverant- - 
wortlicher Weise werde hauptsächlich jungen Mädchen massenhaft Arsen 
in modernen Arsenpräparaten tberapeutisch injiziert. Eingehend worden . 
2. B. Kokain und Rauschgifte behandelt. 
| Von Vorschlägen seien genannt, den Harn der Hg-Arbeiter perio- 
(disch mindestens jeden Monat durch Elektrolyse auf Hg zu untersuchen, 
| „eine absolute Verpflichtung von seiten der Ärzte, die Fabriken zu beraten“, 
Bei jungen Berufsarbeiterinnen mit Genitalblutungen solle man an rote 
Phosphor denken (Zündwarenfabriken, Feuerwerk- und Glühlampenfabriken). 
`. Diese kurze Auslese möge dem Arzt zeigen, welche Vorteile er für 
seine Diagnose und sein: therapeutisches, Handeln aus diesen Darlegungen 
diagnostischer und therapeutischer Irrtümer herausholen kann, wenn er die 
-ungemein umfangreiche, naturgemäß vielfach subjektiv gehaltene Schrift, 
deren Gebrauch durch ein Register erleichtert wird, durchzustudieren sich 
Zeit nimmt. | | E. Rost-Berlin. 
R. W. Hegner und W. H, Taliaferro, Human Protozoology. Mit 195 Ab- 
bildungen. London 1924, Macmillan & Co. ' 21 sh netto. 

- Hogner und Taliaferro haben in dem vorliegenden Buche eine 
in der Form knappe, aber an Inhalt außerordentlich reiche, klare Über- 
sicht über das Gebiet der gesamten menschlichen Protozoenlehre gegeben, 
Die Autoren haben bescheidenerweise ihr Werk in erster Linie den Studenten . 
gewidmet. Es dürfte aber auch jedem Tropenarzt hochwillkommen sein 
wegen der Schärfe und: Klarheit, mit der das umfangreiche Thema ge- 
 meistert wird. | | | | 

Ein großer Vorteil des Buches sind die. vielen guten Abbildungen 
und die Entwicklungszyklen der einzelnen Protozoen. = 

Dem ursprünglichen Zweck des Buches entsprechend ist in erster 
Linie nur das geschildert, was als gesicherter Besitz der Forschung zu be- 
trachten ist. Die Autoren behandeln das gesamte Thema in 15 Kapiteln. 
In Kapitel 1: Die Klassifikation und allgemeine Biologie der Protozoen. 
Es folgen dann die Sarkodina, wobei natürlich die Amöben unser besonderes 
pathologisches Interesse erfordern und als Erreger der Amöbenruhr 
Schaudinns E. histolytica geschildert wird, ferner die Mastigophora, die 
'Hämoflagellaten mit den für die menschliche und tierische Pathologie so 
wichtigen Trypanosomen und Leishmanien usw. 

Nach einer Beschreibung der Darmflagellaten folgt die Klasse der 
Sporo2oen, die die Autoren in die beiden Subklassen Telosporidia und Neo- 
sporidia einteilen, die Telosporidia mit den Ordnungen Gregarina, Coccidia 
und Hämosporidia und die Subklasse der Neosporidia mit den Ordnungen 
der ‚Myxosporidia, Mierosporidia und Haplosporidia. 

Eine besondere und ausgezeichnete kurze Darstellung finden in einem 
besonderen Kapitel die Malariaparasiten. Es schließen sich an weitere 
Kapitel über die Neosporidia und die Infusoria. Von ganz besonderem 
Interesse dürften die beiden letzten Kapitöl sein über die Vermehrung der 
Protozoen und über 'die Untersuchungsmethoden der Darmprotozoen. . Die 
Hinweise auf die differentialdiagnostisch bei der Stuhluntersuchung vor- 
kommenden Gebilde, z. B. Blastocystis hominis usw., sind in dieser Voll- 
ständigkeit in der deutschen Literatur bisher nicht zu finden, dürften aber 
für jeden Praktiker von der größten Wichtigkeit sein. | Pe 

“Angaben: über die wichtigste Literatur mit einem guten Index be- 
schließen dieses Werk, dem man auch in Deutschland weiteste Verbreitung 
wünschen kann. | | | z . H Ziemann. 

Alban Köhler, Grenzen des Normalen und. Anfänge des Patho- 
' logischen im Röntgenbild. 441 S. u. 242 Abb. 4. Aufl. Hamburg 
1924, Gräfe & Sillem. M. 28,60. | 

Der Kernpunkt aller röntgenologischen Fragen ist in diesem Werke 
behandelt! Wer immer das Röntgenverfahren als wohl die höchste dia- 
. gnostische Vervollkommnung schätzt, die uns die letzten Jahrzehnte ge 

bracht haben, der hat auch wohl unzählige Male die Notwendigkeit emp- 
funden, gerade bei seiner Beurteilung schärfste Kritik walten zu Jassen. 
Hier will Köhler-Hilfe leisten. Und er tut es in einer Vollkommenhet, 
die Bewunderung abnötigt. Das scheinbar primitive Hilfsmittel der Skizze 
(nach Photographie) hat er’in diesem Werk derart ausgobaut, daß es obne 
die Eselsbrücke der Schematisierung des Verf. umfassende Erfahrung &0 
zahllosen Beispielen vermittelt. Anscheinend jede einschlägige Literatur 
ist bis zur Drucklegung kritisch oder referierend herangezogen und ver 
merkt, so daß geradezu eine Art Literaturindex für das Thema geschaffen 
ist. Zum Überfluß sei noch konstatiert, daß der Verf. nicht nur die 
Grenzen des Normalen, sondern auch die Grenzen der derzeitigen Leistungs 
fähigkeit der Röntgenologie präzis erkennen läßt. 


Hans Meyer- Berlin- Wilmersdorf. 


Bücherbesprechungen. 


`~ geb. M, 33,60. | 


Es ist erstaunlich, was alles im Laufe der Jahre auch dem eifrigen 
Verfolger der Literatur dieser wichtigsten von allen therapeutischen Fragen 
doch noch entgangen ist.. Dieses Buch ruft Vergessenes ins Gedächtnis, 
füllt Lücken auf, lehrt Unbekanntes in einem Gebiet, das der Syphilidologe 
eigentlich voll zu beherrschen glaubt, und bei dem er nun sieht, daß er 
in Altes und Neues, früher und im Laufe der ganzen letzten 14 Jahre 


750 S. Berlin und Wien 1924, Urban & Schwarzenberg. Geh. M. 30,—, 


mit zwei bewundernswerten Kapiteln, Schloßbergers experimentellen . 
Grundlagen der Salvarsantherapie und Bauer und Bendas Chemie der 
organischen Arsenverbindungen; noch nie sind diese beiden Abschnitte un- 
umgänglich: wissensnotwendiger Gebiete, die mehr als die Hälfte des dicken 
Bandes einnehmen, so klar und so ausführlich dargestellt worden, so 


muß, wenn er cine Vorstellung von dem haben will, was bei der Salvarsan- 
anwendung vor sich geht, und wie Nebenerscheinungen zu vermeiden sind. 
Die kürzeren klinischen Abschnitte, von Nathan, Bering, Spiethoff, 


Koffein, von zirkulationsbeschleunigenden Stoffen schneller und konzentrierter 
an den Ort der kraukbaften Veränderung heranzuziehen und langsamer zur 


Studium dieser Kapitel veranlassen. Stühmers Gründe zur Ablehnung 
der endolumbalen Therapie, vor allem der Gedanke, daß der Weg des Saft- 
stromes zwar aus dem Spinalkanal hinaus, aber nicht in das Zentralnerven- 
system hinein führt, sind von großer Wichtigkeit bei dieser, dem Praktiker 
meist‘ verschlossenen und auch unsympathischen Anwendungsform. Die 
Einleitung von Kolle und Zieler ist von Interesse, ihre mehrmals wieder- 
holte Zusammenstellung des Erfinders des Salvarsans mit dem trotz neuer- 


lichen Streiter Paracelsus will mir nicht ganz empfehlenswert erscheinen, 
der ich Ehrlichs idealen Sinn, seine unerreichbare Exaktheit, seine un- 
bestechliche Ehrlichkeit in wissenschaftlichen Fragen, seine sich und an- 
deren gegenüber unerbittliche Strenge des Experimentes als Leitfaden der 
| Pinkus. 
Zangger, Vergiftungen, 15. Heft von Schwalbes: „Diagnostische und 
therapeutische Irrtümer und deren Verhütung“. Innere Medizin. 226 S. 
Leipzig 1924, Georg Thieme. GM. 6,—. | | 


Ein Buch, wie das vorliegende, zu besprechen, ist keine leichte. Auf- 


hier seine großen ärztlichen Erfahrungen aus der Schweiz mit ihrer hoch- 
entwickelten chemischen Industrie, ihrem internationalen Verkehr, der dem 
Lande den Kokainismus usw. gebracht hat, zusammengetragen und an einer 
schier überwältigenden Fülle von Beobachtungen, Fehldiagnosen, Gerichts- - 
verbandiungen, von kritischen Überlegungen, Anregungen erläutert. In 
einer außerordentlich großen Zahl der Fällo werde die Vergiftung nicht er- 
kannt und gerado „schnellstes Nothandeln sei am Anfang nötig“. Mannig- 
fach seien die neuen Gelegenheiten, sich Gift zuzuführen (z. B. Schmier-, 
Lösungsmittel — Solvent-Naphtha —, Parasitenmittel, z. B.. infolge Be- 
spritzung der Reben mit arsenhaltigen Antiparasiticis). Obenan stehen als 
Ursachen von Vergiftungen Kohlenoxyd und Arsenik. Blei kommt in 
150 Industrien gelegentlich oder regelmäßig zur Verwendung. Auf Queck- 
silber ist zu achten. „Eine große Anzahl von Hg-Gefahren wird sich erst 
die nächsten Jahre zeigen bei dem starken Ausbau der Vakuumtechnik, 


Sn Sr 


"in 120/, positiv. 
‚häufiger spontan und viel schneller als aus dem Blute. 


1. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


1753 


Kongreß- und Vereins-Berichte. 


Berlin. 


Berliner medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 12. November 1924. 
Offizielles Protokoll. 
Vorsitzender: Kraus. Schriftführer: Umber. 
Der Vorsitzende begrüßt die Wiedergenesung des Herrn J alius 
Hirschberg. 
Zur Aufnahme vorgeschlagen: Herr Dr. Osterweyl von Herrn 
P. F. Richter; Herr Dr. Gehrig von Herrn Finger. 


Tagesordnung. 

1. Aussprache zum Vortrag des Frl. Anneliese Wittgenstein: Tabes- 
probleme und Tabesbehandlung, 

Kraus (Manuskript nicht eingegangen). 

Benda: Hinsichtlich der pathologischen Anatomie der Tabes, die 
von der Vortragenden kurz berührt wurde, schließe auch ich mich nach 
eigenen Beobachtungen und theoretischen Erwägungen der zuerst von 
Nageotte histologisch begründeten, neuerdings besonders von Richter 
vertretenen Auffassung an, die den Ausgang und Hauptsitz der Erkrankung 
in die Meningen und speziell in die Durchtrittsstelle der Wurzeln durch 
die harte Rückenmarkshaut verlegt. Hier, wo hintere und vordere Wurzel 
dicht aneinandergelagert als sog. Wurzelnerv an das Intervertebralganglion 
treten, sehen wir die vordere Wurzel, die bekanntlich am Ganglion bis auf 
einzelne Fasern vorbeizieht, in dicken, von starker lamellöser Scheide ge- 
schützten Bündeln verlaufen, während die hintere Wurzel in feinste 


Bündelchen aufgelöst, das Bindegewebe durchbohrt und somit dem Über- 


greifen der syphilitischen Entzündung und der Abdrosselung durch krank- 
hafte Prozesse des Bindegewebes vorwiegend ausgesetzt ist. Die Vorgänge 
im weiteren Verlaufe der hinteren Wurzeln und in den Hintersträngen 
halte ich auch trotz der Spirochätenbefunde nicht für syphilitische Mani- 
festationen, sondern für sekundäre, aufsteigende Degenerationen. 

Fritz Lesser: Daß der Anfang der Tabes in einem meningo- 
syphilitischen Prozeß zu erblicken ist, darin stimmen heute die meisten 
Autoren überein, nnd ganz unbestreitbar ist es, daß eine Prophylaxe der 
Tabes einsetzen muß, bevor es zu degenerativen Veränderungen im Rücken- 
mark gekommen ist. Da die der Tabes vorausgehende Meningosyphilis 
klinisch latent verläuft, so bleibt nur die Liquoruntersuchung übrig. Nun 


- fragt es sich: Wann entsteht denn die Meningosyphilis, die zur Tabes führt? 


Bereits im Jahre 1904 habe ich in einem Vortrag in der Medizinischen 
Gesellschaft den Nachweis zu führen gesucht, daß der Tabes ein quartär- 
syphilitischer Prozeß zugrunde liegt. Die Liquorforschung hat uns gezeigt, 
daß viele Syphilitiker schon in der Primärperiode Liquorveränderungen 
aufweisen und daß zu Beginn der Sekundärperiode, besonders bei Salvarsan- 
behandlung, bis zu 90°, aller Infizierten einen positiven Liquorbefund 
zeigen, daß mithin die allgemeine Spirochätenaussaat sich auch tiber das 
Zentralnervensystem erstreckt und zur Meningosyphilis führt. Aber der 
negative Liquor der restierenden 10°/, der Fälle ist nicht normal, sondern 
enthält Spirochäten, denn Kanincheninfektionen mit dem Liquor fallen 
positiv aus, wie die übereinstimmenden Impfergebnisse von Gennerich, 
Hoffmann, Mulzer und Steiner ergeben haben. In diesen 10°/, sind 
also Spirochäten durch das Zentralnervensystem gegangen, ohne eine Ab- 


wehrreaktion des Organismus, als welche wir die Meningosyphilis auffassen, 


hervorgerufen zu haben. 

Verfolgt man nun die Fälle mit positivem Liquor, so sieht man, daß 
der größere Teil der Syphilitiker den positiven Liquor noch im Sekundär- 
stadium verliert. 5—10 Jahre nach der Infektion ist der Liquor nur noch 
Speziell die Wa.R. verschwindet aus dem Liquor weit 
Das ist wohl so 
zu erklären, daß das Blut als Sammelbecken der Syphilisreagine aller 
inneren Organe einen weit größeren Machtbereich umfaßt als die Spinal- 
flüssigkeit, die die Reagine aus einem weit kleineren Bezirk aufnimmt. 

Unter positivem Liquor ist nicht etwa bloß eine positive Wa.R. zu 


verstehen, sondern auch eine positive Phase I oder positive Kolloidreaktion 


oder stärkere Lymphozytose, wobei ich gleich einschalten möchte, daß bei 
der Liquordiagnostik der Syphilis die verschiedenen Reaktionen keineswegs 
übereinstimmen; die Reaktionen gehen einander nicht parallel. 


Nun ist es eine noch unentschiedene Frage: Rekrutieren sich die 


späteren Tabiker und Paralytiker vornehmlich aus den 12°/, mit noch 


‚positivem Liquor oder aus den 10°/, mit normalem, ev. spirochätenhaltigem 


Liquor? Die erste Ansicht von der frübzeitigen Meningosyphilis als Grund- 


‚stock zur Tabes und Paralyse wird besonders von Gennerich vertreten, 


während ich eine Spätmeningitis annehme. 
Gegen die Anschauung von der Frühmeningitis als Grundstock für 
spätere Tabes und Paralyse sprochen folgende Momente: 1. Der große 


‘der in 90°/, positive Liquorbefund zu Beginn. der Sekundärporiode. 


Zeitraum, der zwischen Meningosyphilis und Tabesbeginn liegt. Wir sehen 
die ersten Zeichen von Tabes selten schon im 5. Jahre, meist erst 10 bis 
15 Jahre, oft erst 20 Jahre nach der Infektion. 
15jährigem Bestande der Meningosyphilis einsetzende Degeneration der 
Nervenfasern steht durchaus in einem Gegensatz zu allen anderen sypbi: 
litisohen Prozessen des Frühstadiums, die sich durch kurzen Bestand aus- 


zeichnen, multipel auftreten, ohne bestimmte Prädilektionsstellen auf- 


zuweisen, und obne Narbenbildung zur Resorption kommen. Die Meningo- 


syphilis der Tabes. dagegen stellt ein Monosyphilid dar, a Ausgang in 


Sklerose, wie wir sie stets: bei Spätrezidiven antreffen. 


2. Gegen die Anschauung der Frühmeningitis als Tabesursache 


spricht ferner die Beobachtung, die Kohrs u. a. bei Nachuntersuchungen 
gemacht haben. Kohrs stellte fest, daß von 89 Patienten, bei denen der 
positive Liquor bis zu 9 Jahren zurücklag, bei der klinischen Nachunter- 
suchung kein einziger Störungen der Psyche oder des Nervensystems auf- 
wies, und folgert, daß die automatische Folge der Tabes und Ne aus 
einer Frühmeningitis nicht bewiesen sei. 

3. Wir wissen, daß nach Einführung des Salvarsans die Häufigkeit 
der Nervensyphilis im Frühstadium in Form der sog. Neurorezidive ‚mit 


positivem Liquorbefund zugenommen hat. Das Salvarsan provoziert, be- - 


sonders bei unzureichender Dosierung, syphilitische Infiltrate im Zentral- 
nervensystem und positiven Liquor. Dessenungeachtet ist eine Zunahme 
der Tabes und. Paralyse nach Einführung des Salvarsans nicht nachweisbar. 
Ich habe bei einem großen Tabesmaterial, das ich zur serologischen Unter- 
suchung bekomme, nie einen Fall gesehen, der anamnestisch ‘ein Neuro- 
rezidiv in der Frühperiode aufwies. Wir müßten doch nach nunmehr 
l4jähriger. Salvarsanbebandlung einmal solche Tabiker sehen, wenn ein 
positiver, Liquor in der Frühperiode zu Tabes prädisponieren soll. Aber 
immer ist man überrascht, daß die meisten Tabiker nicht einmal etwas 
von einer Roseola wissen, daß 30°/, der Tabiker nichts von einem Primär- 


affekt weiß, und gerade die Syphilitiker, die eine Roseola hatten und ia 


90°/, einen positiven Liquor in der Frühperiode aufweisen, Raben meist 
frei von Tabes. 

Diese beiden Erfahrungstatsachen: 90%, aller Roseolafälle haben 
Frühmeningitis; die meisten Tabiker haben keine nenneuswerte Hautsyphilis 


durchgemacht, sprechen durchaus dagegen, daß die Meningosyphilis in der, 


Frühperiode für Tabes und Paralyse prädisponiert, und machen folgende 
immunbiologische Erklärung wahrscheinlich: 

Ebenso wie an der Haut und den sichtbaren Schleimhäulen treten 
in der Frühperiode dor Syphilis auch an den inneren Organen, einschließ- 
lich Zentraloervensystem syphilitische Infiltrate auf. An der Haut sehen 
wir die Infiltrate, an den inneren Organen und. im Zentralnervensystem 
verlaufen sie klinisch latent. Daß sie an letzterem vorhanden sind, beweist 
‚Die 
syphilitischen Infiltrate fassen ‚wir als Abwehrreaktionen des Organismus 
‚auf die Spirochäteninvasion auf. Ein Organismus, der mit kräftigen Ab- 


wehrerscheinungen an der Haut reagiert, wird solche auch an den inneren 


Organen aufweisen; daher wird sich eine starke Organimmunität ausbilden, 
so daß die Organe von den gefährlicheren Spätrezidiven verschont bleiben. 
Entsprechend bei geringen Hautsymptomen auch geringe Symptome im 
Innern, schwache Immunität, häufiger Spätformen. Es ist eine falsche Auf- 
fassung, daß Syphilitiker, deren Infektion mit wenig oder gar keinen Haut- 
symptomen verläuft, später vornehmlich Tabes oder Paralyse bekommen; 
sie bekommen ebenso häufig Aortenerkrankungen und obensooft Spätsyphi- 


lide an der Haut. Klinisch besteht nicht nur das Mißverhältnis: Viel Haut- 


syphilis in der Frühperiode — selten. Tabes, sondern auch: Viel Haut- 
sypbilis in der Frühperiorde — selten Hautsyphilis in der Spätperiode. 
30°/, aller Patienten mit Spätsyphiliden an der Haut sind Luesignoranten, 
genau wie bei der Tabes. 
Paralyse in biologischer Beziehung eine Sonderstellung in der Reihe der 
syphilitischen Erkrankungen zugewiesen . worden müsse; 
des Sitzes bedingt Besonderheiten. 
Zentralnervensystem und Haut, löst so ungleiche Krankheitsbilder aus: 
derselbe pathologisch- -anatomische Prozeß, der an der Haut eine Narbe, so- 


zusagen einen Schönheitsfehler hinterläßt, führt im UL zu 


Lähmungen und irreparablen Ausfallserscheinungen. 


Spirochäteninfektion darf nicht mit Erkrankung bzw. Organverände-. 
In 10°/, der Spirochätendurchseuchung reagiert 


rung identifiziert worden. 
das Zentralnervensystem nicht auf die Spirochäten, somit wird sich hier, 
wie ich annehme, keine aktive Organimmunität ausbilden und es besteht 
die Gefahr, daß in diesen 10%, der Fälle die Spirochäten in der Spät- 
periode Reaktionsprozesse hervorrufen. Die Spätformen der Syphilis greifen 
aber erfahrungsgemäß, im Gegensatz zu den gutartigen Frühformen, siert 


Die erst nach 10 bis 


Nichts weist darauf hin, daß der Tabes und 


nur die Dignität 
Die verschiedene Lokalisation, z. B. 


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in ss Parenehym- ein. on führen. zu. destekten. Prozessen mit "Ausgang. 
. in:Sklerose, Fälle, wo Sy philitiker' mit negati: vem Liguor. später Tabes- 
o und Paralyse ‚bekommen haben, sind- wiederholt . ‚publiziert worden. 
$ To einem Falle von. Plaut entwickelte sich nach 7 Jahren. ‚eine: Paralyse. | 
En Durch ` das Salvarsan: worden ` wir, da. ës das Zentralndrvensystem- sozusagen 
zur‘ frühzeitigen' Erkrankung, zur‘ frühzeitigen Abwehr. zwingt, also die 
.  Immunitätsbilduag fördert, mit -einer .bedeutenden-Abnahmėé der Tabes und 
` Paralyse ‚zu rechnen taben, ganz abgeseben davon, daß durch das’ Salvarsan EN 
: = die‘ SypRiUs. häufig zur. völligen Heilung geführt wird. A. i | 
Di - Außerdem können aber auch noch im Spätstadium Spirochäten. von. 
a den- inneren Organen. in das. Zentralnervensystem durch die Blutbahn ge |. 
-:, langen.. ‘Daß ‘tatsächlich Spirochätenverschleppungen: im Spätstadium der |. 
. Syphilis vorkommen, zeigt: 1. der oft regellose Wechsel zwischen ‘normalen. |. 
"und syphilitischen' Geburten bei ` syphilitischen ` Frauen.” . Je nachdem | 
' während der -Gravidität Spirochäten. durch den Blutstrom - in: die. Plazenta. 
TE gelangen oder nicht, wird, ein. syphilitisches . oder gesundes | Kind.geboren. : 
: © Selbst -10- und 15- Jahre nach der Infektion werden ‚noch 'syphilitische _ 
° Kinder. geboren; 2. die Fälle, wo 15 und 20 Jahre nach der’ Infektion - 
gleichzeitig : an- ganz verschiedenen, entfernt . liegenden een der Haut . 
Gummata oder. tüberöse Syphilide ‚auftreten. 


.." Züsammehlässend können wir sagen:. .die Aral: daß die a 


darstellt, ist. unbewiesen. Ob sich ‚spätsyptilitische "Prozesse entwickeln, 


als, welche ich “die - Tabes und Paralyse ansprechen möchte, hängt von. der ' 
"v. individuel] verschiedenen Gewebsfestigkeit und von der Organimmunität ab. ' 
er "Auch! die histologischen Untersuchungen von Ri chter; der bei 99. Wurzel. ' 
AR ie ‘nerven: von Tabikern ein Granülationsgewebe ` mit .Spirochäten- und Ausgang ` 
>= 0° Skleröse festgesteilt hat, sprechen für einen. quartär- syphilitischen Prozeß.. 
tl. Wittgenstein hat. als Tabesprophylaxe die Forderung auf- 


gestellt, ‚jeden Syphilitiker ein Jahr‘ nach Abschluß der Behandlung auf 


ER rechtzeitigen Liguoruntersuchung nicht. herangezogen werden. 600), aller i 
 Tabiker haben bei Beginn der Tabes noch einen positiven Blutwassermann; ‚die: 


geeignete Fälle dieser Behandlung zu unterwerfen. 


. Felix Pinkus: Den Syphilidologen interessiert vor silem diè. Haie; l 
"ob die Prozentzahl, in welcher Tabes vorkommt, beeinflußt wird durch die : 
"Behandlung der ersten Jahre der Syphilis. Aus der Beratungsstelle ' 
©. für Geschlechtskranke der Landesversicherungsanstalt Berlin 
-. 1917—1924 ergaben sich folgende Zahlen: ‘Sämtliche Fälle von Sypbilis, | 

- die über 10 Jahre alt war, 1700. Unter diesen befanden sich vollaus- 
‚gebildete Fälle von Tabes (Ataxie, Fehlen der Reflexe, . Krisen, Par- 
. 7%, von diesen 1700 Fällen waren unbehandelt ' 
400: mit 54 = 140/, Tabes dorsalis, nur 'quecksilberbehandelt 800 mit 
u. 53 = 714%) Tabes dorsalis, auch mit‘ Salvarsan behandelt 500 mit 10 ' 
. — 1,8% Tabes. dorsalis. Diesè Statistik scheint eine ‘starke Wirkung der 
Salvarsanbebandlüng zu ergeben, eine sehr günstige Wirkung der Behand: 
lung überhaupt zeigt sie in jedem Falle. Aber sie genügt nicht für die‘ 
einwandfreie Beäntwortung unseres Problems. Das Krankenmaterial ist : 
nicht homogen. Hierzu ist nur ein ganz Komogenes Material brauchbar, 
und’ dieses. bietet sich. unter den so gut wie ohne alle Ausnahme syphi- : 
“ Jitischen älteren Prostituierten Berlins. Auch aus diesem, aus der Kranken- 
station im Städtischen Obdach in Berlin 1908—1924 stammenden 
Krankenmaterial werden nur die über 10. Jahre‘ 'syphilitischen und vollaus- 


gebildeten Tabesfälle vorgeführt. Unter 3000’ alten Syphilisfällen befanden 


ar 2 ae 


‚ seinen Liquor zu untersuchen. Damit können wir in der Praxis nicht viel |: 
erreichen: denn 300), aller -Tabiker sind: Luesignoranten, können: also zur | 


| sich 15 
|. bemandet < 900° mit: 12 = 8, Tabes: ‘dorsalis; nur quecksilberbehandelt 
1.1700 mit 55 = 2, ‚6% Tabes dbralis ‚und. 400. auch.:.mit, SaÌyarsan be- - 


‚allem der Salrarsantherapie. u 


BEER Tabikerinabn. A dicen -3000 Fällen waren m 


handelt mit g— 1,9%, Tabes dorsälis., ` Aus: diesen; allen Ansprüchen, 


' die an eine ‚richtige Statistik gestellt. werden- ‚können; . “genügenden. Zahlen . 


ergibt sich ein außerordentlich großer gtinstiger Binduß der‘ net vor 
Eu ee. . „Sohlag 2 lg) 


. 5 . k i P 


| g | “Bomi: . i | ne 
Niederrheinische Gesellschaft: für Natúr- und Heilkunde, Gt Ai) 
| „Sitzung vom. 10. November 1924... : 


i eisen stellt. einen- geheilten‘. schweren: Fall: von n. Puerperalifeber 


‚vor und. empfiehlt, bei der. inedikamentösen Behandlung, der’ Krankheit einen ` 
methodischen. Wechsel‘ der einzuführenden, Mittel, dio- ‚möglichst heterogen 
‘sein sollen, vorzunehmen. Er glaubt. so eine “Heilung her: ie m 
können, als bei anderen Methoden. 


Haendly spricht dann über: Operative Behandlung, des Hara- | 


 röhrendefektes und der Incontinentia urinae . bei ‚der Prau. ‚Vortr, be 
‚|; richtet ‚über - eine ‚neue. Methode der: genannten ` ‚Operationen. ‚Die ‚Kranke 
“litt im Anschluß -an eine Vorfalloperation. im Jahre, 1920 -an einer Blasen- ' 


..8y ‚philis in der: Frühperiode den Keim für- die spätere Tabes ‚oder Paralyse ` “fistel, ‘die nach- verschiedenen’ ‚vergeblichen' Versuchen schließlich. geheilt 


würde. Wann der :Harnröhren- . und  Sphinkterdefekt: entstanden ; ish, ist 
nicht ‚festzustellen. ` 1921- war. der‘ Uterus supravaginal' amiputiert worden. 


Nach einem ‚vergeblichen V ersuch, die Harnröhre aus den "vorhandenen 


Resten durch ‘einfache Naht und den Sphinkter nach; Goebel: »Prangon- 


.heim-Stöckel. zu..ersetzen, - machte Vortr. eine- "Harnröhıenplastik,; indem. 


er die vordere, rüsselförmig. verlängerte‘ Muttermundslippe nach vorn zog 


‚und durch je einen’ seitlichen, | aus’ der- Vaginalschleimhaut' 'góbildeten 
‘Lappen fizierte. In’ einer zweiten. Operation. "wurde - dann der. Sphinkter 
durch. eine freie Faszientransplantation aus dem Oberschenkel: ersetzt, Das 
Ergebnis -war ‘sehr gut., Beim. Gehen, Stehen, Sitzen. und Liegen ist die 
‘|. Frau vollstäudig. kontinent, hält den Urin bis.zu 4-5. Stunden. -und 18t- 
dann spontan Urin:. ‚Vortr.;rät, derartig komplizierte Operationen zweizeiig 


sa Syphilisbehandlung. war also hier nicht abgeschlossen: In diesen 60%), ist | zu machen; erst Harnröhrenplastik,. dann. Sphinkterersatz. Mit gering: 


- wolil der größte Teil der Lüesignoranten inbegriffen. Es ‚werden: vielleicht l 
350); der Tabiker durch. ‘die Forderung von Frl. Wittgenstein erfaßt; - 
‘dabei ist aber noch nicht berücksichtigt, daß auch der negative Liquor Spiro- iv 
ren kann. In- der’ Praxis m r: 
o S 2 konn au a Ca e | ‘Asthma bronchiale sehr, allerdings sei Zu. fordern, daß’ der‘ Operateur über 
wird. die Feststellung, daß nach mühevoller Luesbehandlung® "und endlich | ” 
..  erreichtem: negativen Blutwassermann der Liquor positiv ist, den Patienten ;| 
© - in dem Gedanken an ‘eine drohende Tabes oder Paralyse zur Verzweiflung | 
"treiben... Hierin liegt‘ eine nicht zu unterschätzende Gefahr, zu. der die | 
r ‘Gewinħchanco, d. :h. ‘der Erfolg durch die `endolumbale "Behandlung, in 
einem richtigen Verhältnis stehen muß. Wir wissen aber nicht, wie häufig ' 
"die ;endolumbale Behandlung zum Ziele “führt, wie ofti sie versagt. Zu 
berüöksichtigen ist ferner, daß der positive Liquor ja gar nicht zu Tabes ` 
and Paralyse führen muß, und daß sich der Liquor spontän sanieren kann. , 
... Eine prophylaktische klinische endolumbale Behandlung wird: auch ‚oft an ; 
: -dem .Widerstande der Patienten scheitern; es handelt sich doch um klinisch 
. gesunde Leute. Die 'generelle Forderung «der Liquoruntersuchung vor ' 
k Abschluß: der Syphilisbehandlung erscheint mir, für die: Praxis noch -nicht 
‘» - spruchreif. Immerhin werden die Ausführungen ` der Vortragenden -dazu 
beitragen, das Interesse für die endolumbale Pehandlang zu mg | 


fügiger Modifikation. ist die; neue Operation: auch‘. bei .erhaltenem- Uterus au 


‚machen. . (Vortrag. erscheint ‚ausführlich 'im Zbl.: f. ‚Gyn. 1924, Nr: 41). 


Witzel empfiehlt ‘dann -auf Grund der ‚Erfahrungen. an 40 operierten | 
eigenen Fällen die. Sympathikusoperation im Ring: der, Heilmaßnahmen. beim 


„technische, Subtilität und. höchste Asapa durchaus. an u 
| Heidelberg.. a Ä 
"Natuchistorisch-medizinischer Verein: Sitzung vom 1. Nomba 19%. 

vV Weizsäcker, Zur Pathologie: des Raumsinnes. Der 31 Jahre, 


‚alte, Volksschullehrer' E. B; konnte‘ als’ Kind nicht Kärussellfabren, Schiaukeln 


u. "del, konnte. auch bei Schaukeln, Tanzen usw. nicht ‚zusehen, Fliögern 
nicht nachschauen. Reisen konnte er nur in ‚nüchternem ‚Züstand. Er ist 
nicht unmusikalisch,, kann aber den Takt nicht recht. halten. - 1914 trat 
zum ersten Malo ein. schwerer Schwindelsnfall . mit Bewußtlosigkeit aul.. 
1919 mehrmals ‘solche Anfälle, von denen er sich stets vollständig wieder 


| erholte. :1923 wieder ein heftiger. Anfall. Bei Erheben. des Kopfes trat 
sofort Bewußtlosigkeit ein. "Danach nur noch einige leichte Anfälle. Jetzt 


voll berufsfäbig und nur ‘unbedeutende Störungen, wie z B. dab ar die 


Richtung des Saumsteines nicht einhalten kann. Die. eingehende Unter 


suchung. deckte aber höchst eigenartige Störungen. des Raumsinnes auf: & 
besteht leichter Manegegang nach links und bei. Zielyersuchen zielt Pat. mit 
der réchten Hand nach links, ‘mit der linken nach. rechts ‘yorbei, Bein 
Versuch, die Arme horizontal auszustrecken, werden. sie ‚regelmäßig zu hod 
erhoben. . Besonders interessant ist die Prüfung (der. Wahrnehmung vo 
Strichen, Winkeln. und: andern Figuren, wobei sich ergab, daß er sowohl 
horizontale wie vertikale Linien in. einem: bestimmten. ‚Winkel naeh Jobs 
geneigt sieht. Eine etwas rechts geneigte Linie wird: demnach horizontal 
gesehen: Unlogischerweise‘ wird aber auch eins: linksgeneigte Linie hori- 
zontal gesehen. Es liegt also eine Paradozie vor. Vom Figurenschen $ si 
hier nur’ "hervorgehoben, daß ein spitzer Winkel. ‚päraliel gesehen wird, 

Dreiecke überhaupt nicht ala solche gesehen: werden können, ‚daß ein Kreis 


als Ellipse, ‚eine, Ellipse als Kreis gesehen: wird; v, W, vermutet, dab & 


sich um eine Tendenz zum ‘primitiven ‚Sehen handelt,. die nieht an a 
bestimmte Lokalisation . ‚geknüpft ist. -Es handelt sich um eine partie è 
Anomalie, denn während der Pat. mit den Armen Eilipsen statt Kreise 

beschreibt, werden mit den Beinen keine Fehler gemacht und die Störungen 


sind unabhängig von der Stellung des Körpers und Kopfes. Es liegen a” 


Raumsinnstörungen im -Sinne 'Richtungstäuschungen vor.’ > M ie 
Fr. Rupp, Einfluß des Nervensystems anf den. Zisckergehs a 
Blutes. Die Untersuchungen über das i Zuckerzentrum. haben bisber 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


7. Dezember | | | | DE 


Inkrafttreten desselben nur bei. Einwirkungen mechanischer Schädigungen 


oder Einverleibung körperfremder Stoffe zu zeigen vermocht. Die Frage, ob - 


der Blutzuckerspiegel auch unter normalen physiologischen Verhältnissen 
dauernder Einwirkung des Zentralorgans untersteht, ist nicht beantwortet 
worden. Vortr. konnte zeigen, daß nach Blockade des Nervus splanchnicus 
der Blutzucker beim Hunde absinkt und daß er nach Aufhören der Blockade 
wieder zur Norm zurückkehrt. Es müssen also auch beim Normaltier 
dauernd Reize vom Zentralorgan zur Peripherie fließen, deren Unterbrechung 
den Blutzucker in negativem Sinne beeinflußt. Es konnte ferner gezeigt 
werden, daß die Wirkung kleinster, eben noch wirksamer Dosen Insulin 
durch die Blockade des Nerven in ihrer Wirkung verstärkt wird, da die auf 
die Hypoglykämie folgende Zuckerausschwemmung nach Unterbrechung der 
Zuckerbahnen ausbleibt. Die Novokainblockade des Splanchnikus verhindert 
demnach die reparatorische Ausschwemmung von Zucker ins Blut. Sie setzt 
erst wieder ein, wenn der Nerv wieder leistungsfähig geworden ist. Nach 
operativer Durchschneidung des Nerven fehlt die reparatorische Zucker- 
'ausschwemmung völlig und wird erst allmählich durch das Inkrafttreten 
peripherer Regulationsmechanismen herbeigeführt. Die Frage, ob-auch beim 
Diabetes das Zuckerzentrum an der Erhöhung des Zuckerspiegels beteiligt 
ist, kann nach Ansicht des Vortr. durch die Blockade der Splanchnikus- 
wurzėln mittels der Paravertebralanästhesie nach Sellheim, Läwen und 
Kappis gelöst werden. Nach den bisher an pankreas-diabetischen Hunden 
mit Unterbrechung der Zuckerbahnen gewonnenen Resultate kann durch die 
Blockade der Splanchnici der gesteigerte Blutzucker zur Norm herabgesetzt 
werden. Es erhebt sich damit die Frage nach der Möglichkeit einer ope- 
rativen Beeinflussung des Diabetes. Sie erscheint zunächst durch die nach 
Splanchnikotomie einsetzenden Allgemeinschädigungen behindert. Nach Ver- 
‚suchen des Vortr. genügt jedoch auch sehon die Durchschneidung des 
oberen Splanchnikus zur Beschränkung der Zuckerausschüttung, ohne daß 
dabei Allgemeinschädigungen eintreten. Durch weitere Ausdifferenzierung 
der Wurzeln des Splanchnikus, nämlich der Rami communicantes 6—9, läßt 
sich vielleicht eine weitere Einschränkung der Zahl derjenigen Fasern erhoffen, 
die für die Zuckerausschwemmung verantwortlich gemacht werden müssen. 
Teutschländer und Valentin, Über Enteritis phlegmonosa. Mit- 
teilung eines Falles von Phlegmone des Zükums (Streptokokken), der durch 
frühzeitige Exstirpation der erkrankten Partie geheilt wurde. Bisher sind 
nur 3 Fälle mitgeteilt, die mit glücklichem Ausgang operiert wurden. Th. 


Leipzig. 

Medizinische Gesellschait. Sitzung vom 4. November 1924. 

Strümpell spricht über die jetzt so häufig zu beobachtenden 
Folgezustände, die nach Ablauf einer Encephalitis epidemica dauernd 
zurückbleiben. Er stellt zwei hierher gehörige Krankheitsfälle vor. . Bei 
dem einen Patienten, der im Beginn dieses Jahres eine Enzephalitis durch- 
gemacht hat, findet sich außer den gewöhnlichen Zeichen des Parkinso- 
nismus (Gesichtsstarre, allgemeine Bewegungsarmut, gesteigerter Muskel- 
tonus und davon abhängige abnorme Stellungen der Extremitäten) ein un- 
gewöhnlich starkes, anhaltendes Zittern, besonders in den Beinen, das aber 
bei willkürlichen Bewegungen verschwindet. Noch ungewöhnlicher sind die 
Erscheinungen im zweiten ‘Fall, der einen jungen Mann betrifft, dessen 
akute Enzephalitis schon 4 Jahre zurückliegt. Als auffallendstes Symptom 
beobachtet man bei ihm anhaltende, in kurzen Pausen auftretende 
Zuckungen der Nackenmuskeln, die eine Rückwärtsbeugung des 
Kopfes zur Folge haben. Dies Symptom erinnert an die häufiger zu be- 
achtenden entsprechenden Zuckungen in den Bauchmuskeln. 

Aßmann berichtet über einen typischen Befund bei klinisch 
frischer tuberkulöser Infektion. Die Befunde wurden in auffallend über- 
einstimmender Weise bei einem ganz besonderen Personenkreise, nämlich 
meist bei jungen Medizinern im Studium und Assistentenkreise (zwei an 
pathologischen Instituten) erhoben, die sämtlich reichlich Gelegenheit zur 
Einatmung tuberkulösen Materials gehabt hatten und vielfach in den 
letzten Jahren mit Ernährungsschwierigkeiten und Sorgen zu kämpfen 
hatten, erblich nicht belastet waren und früher keine tuberkulöse Erkran- 
kung durchgemacht batten. 

Die klinischen Symptome waren meist nur geringfügig, gewöhnlich 
bestand allgemeine Mattigkeit, nur in einigen Fällen Fieber, das dann 
meist als Grippeinfektion gedeutet wurde. Auswurf fehlte oft; 
vorhanden ‘war, fanden sich mehrfach auffallend reichlich Tuberkelbazillen. 
Einige Male bildete eine initiale Hämoptoe die erste Veranlassung zur 
Untersuchung. Meist vollkommen negativer oder nur ganz geringfügiger 
Befund bei Perkussion und Auskultation. 

Dagegen zeigte sich im Röntgenbild bei sonst ganz freien Lungen- 
und insbesondere Spitzenfeldern eine rundliche, gleichmäßige, deutlich aber 
meist nicht ganz scharf gegen die Umgebung abgegrenzte Verschattung 
unterhalb einer Klavikel, meist in den lateralen Partien nahe dem Thorax- 
rand. Mehrfach wurde im Zentrum desselben eine Aufhellung (Kavernen- 


` Botschafter. 


wenn er 


bildung) beobachtet.‘ In etwas späteren Stadien zeigten sich in der Um- 
gebung mehrfache kleine Fleckchen (Knötchen). 

Bei der rundlichen Verschattung handelt es sich um einen käsig- 
pneumonischen .(exsudativen) Prozeß, der große Neigung zur Einschmelzung 
zeigt. Es wird die Frage erörtert, ob ein echter Primär- oder ein Reinfekt 
vorliegt. Da gröbere Verbreiterungen oder Flecken in den Hilusschatten, 
die auf verkäste Drüsen zu beziehen wären, wie sie beim Primärkomplex 
im Kindesalter vorhanden sind, hier fehlten, wird an eine frische Infektion 
in einem Organismus gedacht, der durch früher überstandene, geringfügige 
und jetzt nicht mehr nachweisbare Infektionen eine gewisse Umstimmung 
in seiner Reaktionsweise erfahren, aber andererseits früher keine gröbere 
Tuberkuloseerkrankung durchgemacht hat. 

Die Erkrankung erfordert eingreifende Behandlung, entweder lange 
dauernde Heilstättenkuren oder, besonders dann, wenn größere Einschmel- 
zungen und reichlicher Bazillenauswurf vorhanden an Pneumothorax- 
behandlung. Bericht über mehrere derartige Fälle unter Demonstration 
von Röntgenbildern. 

Hertel: Blutdruck und Auge. Vortr. geht davon aus, daß bei 
vielen Erkrankungen, bei denen Steigerungen des allgemeinen Blutdrucks 
vorhanden sind, Änderungen im Auge, speziell im Augenhintergrund, ge- 
funden werden und bespricht: insbesondere die arteriosklerotischen Ver- 
änderungen und die unter dem Namen Retinitis albuminurica bekannten 
Erscheinungen. Er geht sodann darauf ein, warum namentlich bei Nephri- 


tiden, bei denen doch höchste Blutdrucksteigerungen vorkommen, der 


Augendruck so selten erhöht gefunden wird im Gegensatz zu der Theorie 
von Leber, nach der ein Parallelgehen des Augendrucks und Blutdrucks 
anzunehmen ist. | | 

Es werden die bekannten Kurven von Wessely, die die Konformität 
von Blutdruckschwankungen und Augendruckschwankungen beweisen, demon- 
striert und darauf hingewiesen, daß eine Differenz besteht zwischen diesen 
an Tieren gewonnenen Resultaten und der klinischen Erfahrung am 
Menschen, insbesondere werden die Arbeiten von Schmidt-Rimpler, 
Hertel und Elschnig erwähnt, die einerseits Blutdruckerhöhung ohne 
Augendrucksteigerung und umgekehrt Augendrucksteigerung ohne Blutdruck- 
erhöhung in vielen Fällen festgestellt haben. 

Sodann werden Hertels experimentelle und klinische Untersuchungen 
besprochen, durch die dargetan wurde, daß für den Augendruck nicht nur 
der Blutdruck, sondern auch die Blutbeschaffenheit von Bedeutung ist. 
Die Fortführung der Hertelschen Untersuchungen in der Leipziger Augen- 
klinik durch Dieter (genauere Mitteilungen im Archiv für Augenheilkunde) 
zeigten, in welcher Weise sich diese beiden Faktoren beeinflussen. Maß- 
gebend ist nach Dieter insbesondere der intraokulare Kapillardruck, der 
von ihm bei zahlreichen Personen auf entoptischem Wege gemessen. und 
bei erhöhtem Augendruck stets höher gefunden wurde, als bei normalem 
Augendruck. Vortr. führte dann weiter aus, daß der Einfluß des Kapillar- 
drucks auf den Augendruck modifiziert werden kann, einerseits durch 
osmotische Vorgänge, andererseits aber auch dureh den allgemeinen 
arteriellen Blutdruck, sobald die präkapillaren intraokularen Arterien zu 
funktionieren aufhören. Da diese Arterien bei der Retinitis albuminurica, 
um Vollhardt zu folgen, als kontrahiert oder durch Wandveränderungen 
verengt anzunehmen sind, dürfte das Fehlen der Augendruckerhöhung bei 
Retinitis albuminurica erklärt sein. Weigeldt. 


München. 


Ärztlicher Verein. Sitzung vom 29. Ober 1924. 
Theilhaber: Eindrücke eines Arztes während einer Reise nach 


Rußland. Vortr. war von der Sowjetregierung im Sommer dieses Jahres 


zum allrussischen Gynäkologenkongreß eingeladen worden. In Berlin erhielt 
er die nötigen Pässe und wurde vom Auswärtigen Amt in jeder Weise 
unterstützt und bekam auch Empfehlungsschreiben u. a. an den. deutschen 
Über Petrograd fuhr Vortr. nach Moskau, wo er bei den 
Russen eine glänzende Aufnahme fand. Den russischen Ärzten geht es 
sehr schlecht, seitdem sie verstaatlicht wurden. Man sah dies auch auf 
dem Kongreß, wo einige nur mit Hemd und Hose angetan, erschienen. 
Der Arzt bekommt im Monat ein Fixum von 26 Rubeln = 50 M.. Anfangs- 
gehalt, das mit den Jahren steigt, so daß ein Direktor eines Krankenhauses 
62 Rubel = 110 M. monatlich erhält. Die meisten Ärzte sind ohne Neben- 
einkünfte und leben nur von ihrem „schönen“ Fixum. Neuerdings ist zwar 
durch den Volkskommissar, Prof. Semaschko, die Privatpraxis wieder 
erlaubt, ist aber so versteuert, daß nichts übrig bleibt. Selbst für das 
ärztliche Schild muß hohe Steuer gezahlt werden, so daß viele Ärzte 
es bereits abgeschafft haben. Besonders schlecht liegen die Verhältnisse 
auf dem Lande. Das deutsche Examen gilt als dem russischen gleich- 
berechtigt, doch müßten deutsche Ärzte erst die russische Sprache ganz 
beherrschen, um sich niederlassen zu können. Vortr. hat nur Kranken- 
häuser in Leningrad und Moskau gesehen. Man sieht dort noch deutlich 


1755: - 


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1756 


die Spuren der letzten Teuerung, so sind: die Fußböden sehr defekt. Der 
Besuch ‚der Krankenhäuser ist sehr gut. ` Über 57000 Entbindungen fanden 
in einem der Hospitale im letzten Jahre statt. Eine Sehenswürdigkeit in 


Leningrad ist das Röntgenkrankenhaus, das nur der Röntgendiagnostik und 


-therapie dient und sehr gut eingerichtet ist, 40—50 Ärzte arbeiten an 
diesem Krankenhaus nur wissenschaftlich. In Leningrad befindet sich auch 
das deutsche Hospital unter Dr. Carstens, dessen :Tüchtigkeit es zu ver- 
danken ist, daß das Hospital noch besteht. Es hat auch Freibetten für 
Russen. Das bakteriologische Institut von Dr. Zeis in Moskau mußte 


schließen. Sehr gesucht sind deutsche Bücher; in den Schaufenstern aller 


Buchbandlungen sind sie ausgestellt, nur für die russischen Ärzte bei dem 
miserablen Gehalt schwer käuflich. Der Wohnungsmangel ist fast noch 


größer als bei uns. Rußland legt großen Wert auf Prophylaxe. Wald- . 


schulen, Sanatorien und Kinderkrippen sollen errichtet werden. In einem 
Institut für Sozialbygiene wird die Entstehung. der Infektionskrankbeiten, 
Geschlechtskrankheiten und Tuberkulose gezeigt und die Mittel zu ihrer 
Bekämpfung und Verhütung werden vorgeführt. In der Findelanstalt be- 
findet sich ein Museum für Mutter- und Kindesrecht. Interessant ist die 
Stellung der russischen Regierung zum Abortus arteficialis. Es ist dort 
erlaubt, daß die Leute aus finanziellen oder sozialen Gründen ihre Kinder 


in den: ersten. 2 Monaten abtreiben lassen. Nachdem nach Einführung 
dieses Gesetzes viele Todesfälle vorkamen, ist es den Hebammen und Badern‘ 


verboten worden. Auch darf die Frühgeburt nur mehr in einem Kranken- 
hause eingeleitet werden, nachdem eine aus Frauen gebildete Kommission 


ihre Erlaubnis gegeben hat. Da aber im Krankenhause nur relativ wenig. 


Betten sind, ist das Gesetz praktisch sehr eingeschränkt, da nur ein. geringer 


Teil Schwangerer die Möglichkeit hat, in den Hospitälern unterzukommen. 


Erwerbsmäßige Abtreibung ist gesetzlich verboten. Der § 175 wurde auf- 
gehoben. . Andere sexuelle Delikte werden bestraft, so Verleitung eines 
nicht geschlechtsreifen Individuums zum Beischlaf, Ansteckung und. Ver- 
leitung zur Prostitution. Die unehelichen Kinder sind den ehelichen gleich- 
gestellt; sie-sind auch erbberechtigt. Das Schulwesen hat sich gebessert; 


es besteht Schulzwang. Die Zahl der Universitäten ist vermehrt. Eisen- 


bahnpreise und Lebensmittel sind billig, Kleider kosten das Fünffache, alles 
andere ist sehr teuer. Dadurch'kommen die Ärzt6 schwer durch, noch dazu sie 
weniger verdienen als die Arbeiter. Die Zahl der Bettler in Moskau ist sehr 
groß. Wein und Bier sind in Rußland gestattet, während Schnapsausschank 
verboten ist. | a N. 
_ Tagesgeschichtliche Notizen. 
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellenangabe gestattet.) 
Berlin. Tn der Sitzung der Berliner medizinischen Gesell- 


schaft vom 26. November 1924 demonstrierte vor der Tagesordnung Herr 


Leschke einen Fall von Lipodystrophie Hierauf hielt Herr Paneth den 
angekündigten Vortrag: Über eine neue Gruppe von Desinfektionsmitieln und 
die Herren F.Klómperer und A. Salomon ihren Vortrag über Serodiagnostik 
und Aktivitätsdiagnose bei Tuberkulose (Aussprache: dieHerrenF.Klopstock, 


Ludwig, Lange, U.Friedemann,. Katz, v. Gutfeld, G. Klemperer, 


Kraus, H. Reiter, Lehfeldt; Schlußwort: Herr F. Klemporer). 


Die epidemische Enzephalitis, die seit einigen Jahren das 
Interesse der Ärzte mehr und mehr in Anspruch nimmt, ursprünglich im 


Anschluß an die Grippeepidemie, dann. aber auch ohne einen solchen Zu- 


sammenhang beobachtet wurde, trat jetzt mehr in einer anderen Form auf. - 
Die preußische Medizinalverwaltung hatte deshalb an sämtliche Ärzte 
Preußens eine Umfrage gerichtet und’ dieser ein Merkblatt beigegeben, daß 
in der „Volkswoblfahrt“ abgedruckt ist. Danach sind drei Formen zu 
unterscheiden: die „klassisch lethargische“, die „akut hyperkinetische* und 
die „chronische“. Die erste Form ist durch. die auffallende Schlafsucht 
von kürzerer oder längerer, mitunter bis monatelanger Dauer charakterisiert, 
während hiermit Nervenstörungen, besonders solche der Augenbewegungs- 
nerven flüchtig, Rückenmarksbegleiterscheinungen oder Kleinhirnerschei- 
nungen selten auftreten, etwa 20% Mortalität, allmähliche Heilung oder 
Übergang in das chronische Stadium. Die hyperkinetische Form zeichnet 
sich durch einen mehr oder minder. schweren Veitstanz aus, der nach 
grippeartigem Beginn oft .mit schweren Allgemeinerscheinungen auftritt. 
Hier ist die Mortalität (mit über 30%) noch höher. Die chronische Er- 
krankung folgt der akuten entweder direkt oder nach.einem Latenzstadium 
von Wochen bis Jahren. Auch kann das akute Stadium unbemerkt vor- 
übergehen. Die Symptome ähneln sehr der Paralysis agitans, können aber 
auch der Katatonie und der Dementia praecox gleichen. Als. Therapie 
akuter Erkrankungen haben sich intramuskuläre Einspritzungen von Rekon- 
valeszentenserum bewährt. Über die Erfolge. solcher Seruminjektionen im 
ohronischen Stadium ist noch kein sicheres Urteil erlaubt. 


Eine medizinische Reise im Rheinland wird in der „Presse 
médicale“ von Ed. Joltrain beschrieben. In diesem Artikel, in dem 
oharakteristischerweise von den Deutschen als „nos ennemis“ gesprochen 
wird, werden die sanitären Einrichtungen der Besatzungstruppen des Rhein- 
landes und der Pfalz, sowie die der französischen Zivilbevölkerung in 
diesem Gebiet zur Verfügung stehenden ärztlichen und hospitalen Ein- 
richtungen beschrieben. Im wesentlichen handelt es sich dabei um die 


Druck von L. Schumacher in Berlin N 4. 


‚1924. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


T. Dezember 


von den Franzosen in Gebrauch genommenen vorhandenen "deutschen 
Krankenbäuser. Der Autor schließt mit dem Wunsch, daß eine ärzt- ` 
liche Gesellschaft der Hospitäler des Rbeinlandes gegründet werden 
möchte, die in’ monatlichen oder zweimonatlichen Sitzungen ‘den Ans. 
tausch der an den verschiedenen Stellen gemachten Beobachtungen er 
lauben sollte. Herr Joltrain hält es „nicht für zweifelhaft, 'daß rhe 
nischo Ärzte hierbei eine wesentliche Mitarbeit vom wissenschaftlichm 
Gesichtspunkt aus leisten könnten“. Herr Joltrain findet, daß.die Bẹ 


_ friedung auf allen Gebieten geschehen müßte. Wenn er aber: überzeugt ist, 


daß.die Gründung einer solchen medizinischen Vereinigung dazu beitragen 
würde, so glauben wir, daß alle solche Maßnahmen zumindest den Schein 
erwecken, als ob die französische Besatzung sich recht häuslich einrichten 
wollte. Auch nur ein solcher Schein würde schon das Gegenteil’von dem 
bewirken, was auch uns erwünscht scheint, einer internationalen Zusammen- 
arbeit der beiden großen Nachbarvölker auf medizinischem, wissenschaft- 
liehem und humanitärem Gebiet. 


„Die 7. Tagung der Kommunalen Vereinigung für Gesundheits- 


fürsorge im rheinisch-westfälischen Industriegebiet fand am 
T. November 1924 in Recklinghausen statt. Der Geschäftsführer der Vér- 
einigung, Stadtmedizinalrat Dr. Wendenburg - Gelsenkirchen, gab einen 
zusammenhängenden Bericht der bisherigen Arbeiten der Vereinigung, deren 
überaus praktische Wirksamkeit in der Ausgestaltung des Gesundheits- 
wesens innerhalb der Kommunen und auch nach außen in der Wirkung 
auf Behörden und Versicherungsträger nur eine Folge der Zusammenfassung 
aller Kräfte der zuständigen Kommunen sein konnte. Nur so war & 
möglich, die zweifellos für ganz Deutschland vorbildliche einheitliche Linie 
in der .gesundheitsfürsorgerischen Organisation vieler zusammengedrängter 
Kommunen zu erreichen und andererseits durch intensive Zusammenarbeit 
mit Versicherungsträgern die finanzielle Basis aller vielseitigen Maßnahmen 
&uf breite Schultern zu stellen. Das Wesentliche dieses Zusammenschlusses 
ist eben, daß es kein Verein von Ärzten, sondern eine Vereinigung von 
Behörden ist und zwar auf einem Gebiet, das in allererster Linie von den 
Selbstverwaltungskörpern bearbeitet und fortschreitend organisiert wird. 
Ganz besonders schwierige Arbeiten waren durch die in gesundheitlicher 
Beziehung fast unerträglichen Verhältnisse des Jahres 1923/24 der Ver- 
einigung auferlegt worden. 
Landrat Dr. Klausener betonte mehrfach als für alle Verwaltungs 
beamten wichtigen Punkte: Die Wohlfahrtspflege sei die vornehmste Auf- 
gabe der Kommune; nur ganz geeignete Persönlichkeiten dürften darin 


‚beschäftigt werden. Es sei ein unbedingt abzulegender Fehler der Ver 


waltungsjuristen, wenn sie den Arzt nicht genau so wie den Techniker des 
Bauwesens zu allen Beratungen zuzögen und ihm auch in der Verwaltung 
das gäben, was seine Fachaufgabe ist.. 
4 Stadtarzt Dr. Klein -Herne stellte alle Berührungspunkte der Gesund- 
heitsfürsorge mit der mannigfachen Gesetzgebung der letzten Jahre dar und 
gab vielfach wertvolle Anregungen zu Änderungen oder Ausgestaltung au 
Grund der mit der Durchführung der Gesetze gemachten praktischen Br 
fahrungen. Die Tagung war verbunden mit einer sehr eindrucksvollen 
bildlichen und schriftlichen Darstellung der großzügigen Gesundheitsfür- 
sorgeeinrichtungen des Landkreises Recklinghausen. 


Österreich. Für Verdienste um die Republik wurde verlishen: 
Das große goldene Ehrenzeichen den Proff. A. Eiselsberg und N, Ortner; 
das goldene Ehrenzeichen dem Direktor des Krankenhauses Wieden Reg-Rst 
Dr. O. Schindler und dem Primarius daselbst Priv.-Doz. Dr. R. Bauer; 
das große silberne Ehrenzeichen den Primarärzten der Wiener öffentlichen 
Fondskrankenanstalten Proff. J. Schnitzler, Sternberg und Singer; das 
silberne Ehrenzeichen dem Vorstand des Röntgenlaboratoriums im Kranken- 
hause Wieden F. Eisler; die goldene Medaille den Abteilungsassistenten des 
Krankenhauses Wieden DDr. W. Steiger, W. Nyiri und W. Robitsehek. 


Im Verlage Urban & Schwarzenberg in Berlin und Wien ist sosben 
der Berliner Medizinal-Kalender und Rezepttaschenbuch für - 


praktische Ärzte 1925 erschienen. Das kleine handliche Buch bringt 


auch in diesem Jahre, außer den.bekannten, ergänzten „Rezeptformeln 26 
therapeutischen Winken“, Zusammenstellungen und kurze Aufsätze, die fir 
die tägliche Praxis wichtig sind. er. . 

Im gleichen Verlage gibt Oskar Fischer-Prag in einem sone 
zur Ausgabe gelangenden, 54 Abbildungen enthaltenden Buch „ExpeN 
mente mit Raphael Schermaänn“ im Umfang von 200 Großoktarsehn 
einen Beitrag zu den Problemen der Graphologie, Telepathie und des Bo 
sehens heraus, — 


- Hochschulnachrichten. An der Berliner Universität ann 
das Studienjahr 1925 von der medizinischen Fakultät folgende Bun 
gestellt: Für den staatlichen Preis: „Welche diagnostische Bean = 
das Blutbild für die otogenen Krankheiten?“ Für den ‚städtischen Kind 
„Unter welchen Bedingungen kommt es bei einem tuberkulös-infizierten T 
zu einer Miliartuberkulose?“ Die Arbeiten müssen vor dem 4. Ser 2 
an den Universitätssekretär abgeliefert werden. — Breslau: Dr. Sieg Sa 
Fischer für Psychiatrie und Neurologie habilitiert. — Münster: en = 
Karl Jötten in Leipzig wurde das neuerrichtete Ordinariat der Hygien 
übertragen. Ä 

Auf Seite 26 des Anzeigenteils findet der Leser einen zum Bee 
und Sammeln geeigneten kurzen Abriß: Diagnose des gesunden HOT 


_----- 


I AAN END 


Wochenschrift für praktische Ärzte 


geleitet von 


Organ der Berliner Mediziaischen Gesellschaft 


Verlag von 


Geh, San.-Rat Professor Dr. Kurt Brandenburg, Berlin * Urban & Schwarzenberg, Berlin, Frledrichstr. 105b 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Becht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor 


Nr.50 (1044) 


Klinische Vorträge. | 


Aus der Medizinischen Klinik zu Leipzig 
(Direktor: Geh.-Rat Prof. Dr. v. Strümpell). 


Zur Frage der Pathogenese und zur Klinik des 
Bronchialkarzinoms. Ä 


Von Prof. Dr. H. Assmann, Oberarzt der Klinik. 


Die an verschiedenen Orten, besonders aber in meinem Tätigkeits- 
bereich in Sachsen beobachtete auffällige Häufung des primären 
Bronchialkarzinoms!), das sonst gewöhnlich als ausgesprochen seltene 
Erkrankung galt, veranlaßt mich, dies der Allgemeinheit der Ärzte 
oft wenig bekannte Krankheitsbild auf Grund zahlreicher klinischer 
Beobachtungen zusammenfassend zu schildern. Über die diagnostische 
Bedeutung hinaus erscheint die Beschäftigung mit diesem Thema 
aber auch deshalb von Wichtigkeit, weil die von sonstigen Er- 
fahrungen abweichende zeitliche und örtliche Häufung dieses Leidens 
dazu auffordert, nach der Ursache einer solchen Zunahme zu forschen. 


Diese Frage ist naturgemäß auch von Interesse für das Problem 


der Pathogenese des Krebsleidens überhaupt. 

Was zunächst die örtlichen Unterschiede in der Häufigkeit 
des Bronchialkrebses anbetrifft, so ist mir zunächst an einem der 
Zusammensetzung nach gleichartigen und auch in genau gleicher 
Weise untersuchten, freilich an Umfang etwas verschiedenen Kranken- 
material der Gegensatz zwischen den Verhältnissen in Dortmund 
und in Leipzig bei meiner. im Jahre 1912 von Dortmund nach 
Leipzig erfolgten Übersiedelung aufgefallen. Während ich in West- 
falen und ebenso früher an der Medizinischen Klinik in Königsberg 
und am Pathologischen Institut in Genf höchstens ganz vereinzelte 
Fälle dieses seltenen Leidens kennengelernt hatte, trat mir in Leipzig 
sofort eine neuartige Fülle von Bronchialkarzinomen entgegen und 
rief sehr bald die Frage nach der Ursache dieses merkwürdigen 
Verhaltens wach. Besser als durch die Wiedergabe dieses persön- 


. lichen Eindruckes wird die lokale Verschiedenheit in der Häufigkeit 


der Fälle von Bronchialkarzinom durch eine Gegenüberstellung der 
an den gesamten Sektionen gewonnenen Statistiken aus den Patho- 
logischen Instituten in Dortmund und Leipzig bewiesen, welche die 
Jahre von 1912 bzw. 1914 bis 1922 umfassen?). Während in dem 
Zeitraume von 1912 bis 1922 der prozentuale Anteil der Fälle von 
Bronchialkrebs an den gesamten Obduktionen in Dortmund nur 
0,19°%/, betrug, war dieser in den Jahren 1914 bis 1918 in Leipzig 
1,01%), und 1919 bis 1922 1,54%), also im gesamten Zeitraum von 
1914 bis 1922 efwa 1,28%, das ist etwa sieben mal so groß als 
in Dortmund. | 

Ebenso wie in Leipzig ist auch in Dresden Klinikern und 
Anatomen die ungewöhnliche Häufigkeit des Bronchialkrebses auf- 
gefallen, die Rostoski ausdrücklich gegenüber dem seltenen Vor- 
kommen in Würzburg hervorhebt. Über den alleinigen Einfluß 
des örtlichen Faktors kann eine Zusammenstellung der einzelnen 
Statistiken deshalb kein reines Bild geben, weil diese vielfach aus 
sehr verschiedenen Zeiträumen stammen und hierdurch ein weiterer 
Umstand von erheblicher Einwirkung auf die Zahlenverhältnisse in 
die Rechnung hineingetragen wird. | 


1) Wenn hier schlechthin von Bronchialkrebs gesprochen wird, 
da dieser sicher die häufigste Form der in den Lungen vorkommenden 
Karzinome darstellt, so sollen hiermit ohne Unterschied der mikro- 
skopischen Differenzierung sowohl die Zylinder- als die Plattenepithel- 
u.a. Krebse gemeint sein, zumal aus diesen histologischen Unter- 
schieden keineswegs immer ihr näherer Ursprung hervorgeht. 

2) Für die Überlassung der Zahlen bin ich Herrn Prof. Schridde 
in Dortmund und Herrn Prof. Hueck in Leipzig zu Dank verpflichtet. 


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Berlin, Prag u. Wien, 14. Dezember 1924 SER W 


de la Camp-Freiburg, Berblinger-Jena). 


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Neben dieser lokalen Häufung des’primärag Bronchialkrebses, 
die jedenfalls für die beiden größten Städte "Sachsens: feststeht, ist 
nämlich auch eine zeitliche Zunahme bis in die neueste Zeit 
hin an vielen Stellen zu verzeichnen. Sie wird jetzt von den 


#* > 


verschiedensten Seiten von Klinikern und Anatomen gemeldet 


(z. B. Wenckebach-Wien, Matthes-Königsberg, Brauer-Hamburg, 
Daß nicht nur eine 
geschärfte Diagnostik, zu der besonders die zunehmenden Erfolge 
der Röntgenuntersuchung beitragen, eine solche Häufung vortäuscht, 
sondern daß tatsächlich eine bis in die neueste Zeit hineinreichende 
Zunahme dieses Leidens besteht, wird arm sichersten wiederum 
durch anatomische Statistiken ‚bewiesen, wie sie z. B. Hampeln 
aus verschiedenen Orten, so aus Riga, Berlin und Dresden zusammen- 
gestellt hat. In allen trat übereinstimmend eine mit den Jahren 
ansteigende Zahl von Bronchialkarzinom zu Tage (vgl. Hampeln). 
Dasselbe läßt auch eine in Leipzig auf Veranlassung von Hueck 
durch Enger angestellte Statistik erkennen: 


Lungenkarzinome: 


> ` š . in 0 : in 0 

Pathol. Institut.d. Univ. Leipzig ner RE, st 
1900—1906 . . . . . . 067 5,01 
1907—1913 . .. ... 09 6,88 
1914—1918 . ... v. 10 11,23 
1919—1922 . . . . . . 154 9,17 


Über eine besonders auffällige Zunahme in den Jahren 1921 
und 1922 berichtet Laeschke in einer auf Veranlassung Berblingers 
im Pathologischen Institut Jena angestellten Statistik., Während 
hier der prozentuale Anteil der Lungen- und Bronchialgeschwülste 


an den Gesamtsektionen in den Jahren 1900 bis 1920 in ver- 
schiedenen Breiten um einen Mittelwert von 0,35°/, schwankte, ' 


ging dieser Anteil im Jahre 1921 auf 0,96 und 1922 auf’1,480/, 


- herauf. 


Da nach allgemeinen Erfahrungen das Krebsleiden aller Organe 
überhaupt bei der europäischen Bevölkerung eine dauernde Zunahme 
zeigt, was freilich nicht aus jeder einzelnen kleinen Statistik hervor- 


geht, ist es wichtig, den prozentualen Anteil des primären Bronchial- 


krebses an den gesamten Krebsfällen festzustellen. Hampeln be- 
richtet aus Riga nach einer vom Jahre 1884 beginnenden Statistik 
über eine von O bis 12,5°/, ansteigende Verhältniszahl. Zu einem 
ganz ähnlichen Schlußergebnis gelangte Seyfarth an den Sektions- 
fällen des Leipziger Pathologischen Instituts, unter denen das Ver- 
hältnis des Bronchialkarzinom zu den gesamten Krebsleiden seit 
1900 von 5,01%, (siehe die vorige Statistik von Enger) im letzten 
Jahre bis 15,5°/, heraufrückte. In Jena schwankte dies Verhältnis 
nach Laeschke in den Jahren 1910 bis 1920 um einen Durchschnitts- 


wert von 3 bis 4°/ herum und ging 1921 auf 7,46°/,, 1922 auf. 


11,47°/, in die Höhe. | | 

Erhöht wird das Interesse für die Häufigkeit des Bronchial- 
karzinoms namentlich in Sachsen dadurch, daß in einem bestimmten 
Gebiet bei einer bestimmten Berufsschicht, nämlich bei den Berg- 
arbeitern des Schneeberger Erzbergbaues der Lungenkrebs von 
jeher als eine überaus häufige Berufskrankheit gilt. Von den 
praktischen Ärzten der dortigen Gegend ist dies seit langem be- 
hauptet worden; die historischen Daten darüber wurden erst kürz- 
lich von Uhlig zusammengestellt. Wenn vielleicht auch nicht alle 
Fälle, die dort als Schneeberger Lungenkrebs bezeichnet werden, 
tatsächlich auf. einem Bronchialkarzinom beruhen, sondern, wie noch 
ausgeführt werden soll, wahrscheinlicher. Weise zu einem geringeren 


. Teil auf pneumokoniotische Lungenverdichtungen zu beziehen sein 


mögen, so ist doch das auffallend häufige. Vorkommen maligner 


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Weigert. und: Arnstein festgestellt. 

F Anregung. Thieles der - sächsische, Ausschuß zur Erforschung und 
Bekämpfung der. Krebskrankheit unter dem Vorsitz Webers um: 
-fassende Untersuchungen ins -Werk gesetzt, -die besonders von 
Saupe, Rostoski.und Schmorl ausgeführt wurden und zu denen 
. ich auch zugezogen wurde. Hierbei ergab sich, daß unter 143 Schnee: 
-berger Bergleuten 7 an. Lungenkarzinom litten, welches. später 
. autoptisch sichergestellt: wurde?), Diese enorme . Häufigkeit des 


.\ wichtiges Moment festgestellt zu sein. 


hervorruft. 


. Lungentumorėit bei den Schneeberger Beigarbeitern schon früher 


durch‘ anatomische Untersuchungen von 'Haerting und Hesse, 
Neuerdings: hat auf eine 


Lungenkarzinoms. unter den dortigen Bergleuten wird. noch dadurch 


- besonders ins rechte Licht gesetzt, daß unter 180 von Saupe 
‘untersuchten Arbeitern .der benachbarten Blaufarbwerke, in denen: 


die geförderten Erze weiter bearbeitet werden, und unter 120 Personen 


, 


kein einziger Fall von Lungenkrebs beobachtet wurde. 


. der übrigen nicht im Bergbau beschäftigten. dortigen Bevölkerung . 


Die hierdurch -erwiesene Tatsache, daß der Bronchialkrebs . 
eine ausgesprochene. und häulige Berufskrankheit der Schnee-., 
berger Bergleute ist,. fordert zur Forschung nach der Ursache auf, 


die. das.Krebsleiden hervorruft. Während bereits früher von Haerting 


.. und Hesse, Ancke und Risel' der Kobalt-' und .‚Arsengehalt des 
‘. Gesteins und der Luft in den dortigen Bergwerken angeschuldigt 
„würde, ohne daß aber positive Unterlagen hierfür erbracht sind, 
‚scheint . mir jetzt durch die genaue Untersuchung Saupes der 


gesamten, äuch der gesunden Bergarbeiter wenigstens ein ursächlich 
Saupe fand nämlich bei der 
Röntgenuntersuchung der gesamten Bergleute, daß die Lungenfelder 
einer größeren Zahl der längere Jahre tätigen Bergleute. eine feine 


‘von Flecken und Streifen gebildete Sprenkelung aulwiesen. Naclidem 


die klinische Untersuchung: bei diesen Leuten keinen auf Tuberkulose 
hindentenden Verdacht ergab, glaubten wir, diese Flecken auf pneumo- 


'nokoniotische, also "durch Einlagerung von Steinstaub und an- 
 scliließende Verdichtungsprozesse in den Lungen hervorgerufene Ver- 


änderungen beziehen zu müssen. Die gleiche Zeichnung im Röntgen- 


bilde fand. sich nun auch neben derben Geschwulstschatten bei den 


Kranken, bei welchen auf Grund der Beschwerden und des: klinischen 
Befundes ein Krebsleiden angenommen wurde. In der Tat ergab 
die spätere Autopsie hier das. gleichzeitige Bestehen teils starker, 


_ teils schwächerer Pneumokoniosen ‘und daneben eines" Bronchial- 
krebses. Es liegt. also wohl sehr. nahe, in dem Reiz des ein- 


gedrungenen Steinstaubes einen ursächlichen Faktor für die spätere 


` : Entwicklung des Bronchialkrebses zu suchen. Auch die bei alleiniger 


Annahme eines Krebsleidens anfangs befremdlich erscheinende ana- 


. mnestische Angabe, daß Atembeschwerden meist schon sehr lange, 
- durchschnittlich. etwa seit 10 Jahren bestanden, glaube ich dadurch- 
-ungezwungen erklären zu. können, daß man die Atembeschwerden 
auf die allmählich zunehmenden pneumonokoniotischen. Lüngen-. 


verdichtungen bezieht; die später ‚hinzutretende Entwicklung des 


‚Krebses kommt dagegen in einer Zunahme der Beschwerden und 


einem ziemlich plötzlichen Kräfteverfall zum Ausdruck, der von den 


meisten Patienten seit etwa Jahresirist angegeben. wurde. Hiermit 


ist freilich nicht gesagt, daB die Pneumonokoniose allein den Krebs 
Es wäre auffällig, daß von den Bergleuten und Stein- 
hauern aus änderen Gegenden 'keine derartigen Beobachtungen von 
gehäuft vorkommendem Lungenkrebs vorliegen. Immerhin scheint 
es beachtenswert, daß Helly aus St. Gallen und Siegmund -Marburg. 


aus dem Siegener Bezirk im Anschluß an den Vortrag Schmorls 


über den Schneeberger Lungenkrebs auch über vereinzelte Beob- 


" achtungen von Lungenkrebs bei Steinhauern mit Pneumonokoniose 
- berichteten. . Worin der Faktor liegt, der die besondere Häufigkeit 
‚gerade des Schneeberger Lungenkrebses erklärt, bedarf noch näherer. 
` Untersuchung. . 
`` chemischer Reiz in Betracht. In 
‘der Schneeberger Gruben an Kobalt, Arsen sowie an Radium- 


Neben dem mechanischen kommt vor allem ein 
In dieser Hinsicht ist der Gehalt. 


emanation erwogen. Dies erscheint um so bedeutüngsvoller, als nach 


Kaufmann auch bei den Bergleuten der Kobaltminen-in Indien pri- 
.. märes Bronchialkarzinom beobachtet wird.. Hervorheben möchte ich 


noch den Gegensatz zu den früheren eigenen Erfahrungen im Dort-. 


munder Kohlenbezirk, in dem eine starke Anthrakose-der Lungen, be- 


sonders unter den dortigen Kohlenbergarbeitern, aber auch unter der 


übrigen Bevölkerung sehr häufig, der Bronchialkrebs aber ungemein. 


3) Nach den Untersuchungen 'Schmorls handelt es sich dabei 


“ um'Bronchialkarzinome, die in ihrem histologischen Bau nicht von den 


sonst üblichen Formen abweichen. Die frühere Annahme, daß diese 
Tumoren sarkomatöser bzw. lymphosarkomatöser Natur seien, trifft 
also jedenfalls für die Allgemeinheit der Schneeberger Lingentumoren 
nicht zu. | Br in t ee 


. 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 00 


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22. 14 Dezember 


selten ist. In. Analogie hierzu.ist hierbei‘ auch die bekannte Tatsache 
zu erwähnen,’ daß Anthrakose auch keineswegs den Anreiz żur Ent. 
|. wicklung ‘einer. Tuberkulose gibt; Tuberkulose kommt in Koblen- 
| bezirken verhältnismäßig so selten vor, daß man sogar dem Koblen- 
staub eine Schutzkraft gegen Tuberkulose zuerkennen zu müssen 
| glaubte. "Dagegen gibt die Einatmung anderer Gesteinssplitter, die 
sich meist durch eine spitze. Beschaffenheit auszeichnen, wie Kalk- 
Kiesel- oder Eisenstaub, erfahrungsgemäß sehr häufig zur Entwicklung 


. einer sekundären Tuberkulose Anlaß. E 
 .. Außer den äußeren Reizen, ' die durch den.. Nachweis der 
| Pneumonokoniose bei den: Schneeberger: Bergleuten wohl’ sicher als 
| sebr bedeutungsvoll: betrachtet werden: müssen, ist auch der.Wider- 
 standsgrad des Körpers gegen eine. Geschwulstentwickelung in Be- 
| tracht zu ziehen: - Es sei auf die Zunahme des Krebsleidens über 
haupt ünter: den Kulturvölkern und ferner auf die Bedeutung der 
' Inzucht hingewiesen, deren großer Einfluß auf-die Krebsentwickelung 
namentlich an: Tierexperimenten festgestellt’ ist.. In diesem Sinne 
ist hervorzuheben, daß das Häuflein: der Schneeberger Bergleute, 
bei dem sich dies Handwerk überlieferungsgemäß in wenigen. Familien - 
|: von einer Generation auf die- andere fortpflanzt, seit langer'Zeit ein 
von: der Außenwelt‘ ziemlich ‚abgeschnittenes Dasein ` führt, und 
daß der Kräftezustand und Körperbau auch der gesunden Bergleute 
‚bei. den Gesamtuntersuchungen, denen ich teilweise.beiwohnte, einen 
: recht dürftigen Eindruck machte. .: ....n | 
. ` Scheinen, so an dem Schneeberger Lungenkrebs bei der 
` Forschung nach einer Ursache der Krebsentwickelung wenigstens einige 
und wohl bestimmt ein Anhaltspunkt, nämlich der Reiz des dortigen 
| ‚Steinstaubes; aus -dem sonst vielfach über die Entstehüng: des Krebs- 
' leidens gebreiteten Dunkel hervorzuleuchten, so liegt es nahe, nach 
|. ähnlichen: ursächlichen Momenten auch für die Entstehung des 
‘ Bronchialkrebses an anderen Orten und. dessen vorher geschilderte 
zeitliche und örtliche Häufung zu suchen. Schmorl'hat für Dresden 
den silikatreichen Straßenstaub in Erwägung: gezogen; in Leipzig 
könnte män vielleicht an den in der Luft.verbreiteten Braunkohlen- 
und anderen in der Stadt verbreiteten. Staub denken. Mit diesem 
Gedanken stimmt überein, das Hampeln .aus Riga ‘den durch die - 
Zunähme der Verkehrsmittel immer mehr anwachsenden Straßenstaub 
der. Großstädte. in erster- Linie für die an vielen Orten beobachtete 
Häufung des Bronchialkarzinoms verantwortlich macht. Auch hier- 
bei.ist aber wohl die verschiedene Widerstandskraft. des Organismus, 
- die: bei verschiedenen Volksstämmen und Volksschichten recht.ver 
schieden ist und namentlich bei einer stark industriellen Bevölkerung 
durch : die Entfremdung von. den natürlichen Lebensbedingungn 
beeinflußt sein mag, nicht ganz außer Acht zu lassen.. Sicher 
‚Beziehungen zwischen einzelnen Berufen und der Häufigkeit des , 
Bronchialkarzinoms auch. sonst, abgesehen von’ den‘ Schneeberger 
'Bergleuten, herauszufinden, ist bisher und auch bei’einer Durchsicht 
der . eigenen Krankengeschichten ` nicht- gelungen. Es finden sich 
zwar unter den Lungenkrebskranken einzelne Fälle, bei denen eine 
:berufliche besonders reichliche 'Einatmung von. Staub anzunehmen 
: war, so. z. B. besonders bei Zigarrenarbeitern und Hutmachern ~ es 
“ist noch- darauf hinzuweisen, daß. in. einem nicht unerheblichen: Teil 
der Fälle starkes Rauchen angegeben war —, doch sind daneben 
in sehr vielen anderen Fällen keine derartigen durch: Beruf oder 
Gewohnheit 'hervorgerufenen Schädlichkeiten ersichtlich. Nur der 
eine Umstand ist sehr beachtlich, daß ebenso aus den eigenen 
. Beobachtungen wie aus fast ällen Statistiken das starke Überwiegn 
des männlichen Geschlechts über das weibliche (nach der Statistik 
Engers 84,7°/, bei Männern. gegenüber 15,8°, bei Frauen) wter 
den Lungenkrebskranken sehr deutlich ‚hervorgeht. Auch diese Tat. 
sache weist wohl auf die bedeutende Rolle äußerer Sehädlichkeiten 
‚bin, denen der Mann in seinem Berufe. und Lebensgewohnheite 
viel mehr ausgesetzt ist als das Weib. >» ° 
| Eine sonst noch erörterte Theorie, daß -eine durch grippöt 
' Erkrankungen der Lungen und Bronchien hervorgerufene Schädigung 
und dadurch entstandene Metaplasie des -Bronchialepithels den 
Anlaß zur. Geschwulstbildung gibt, scheint mir keine sehr grobe 
Wahrscheinlichkeit zu haben. Zwar würde die zunehmende Häufigkeit 
des Lungenkrebses in den letzten Jahren mit einer Häufung der 
Grippe zusammenfallen; das Ansteigen der Ziffern an Bronchialkreb® 
beginnt -aber an fast allen Orten (vgl. Hampeln) und so auch in 
Leipzig (Enger) mit Ausnahme von Jena (Laeschke) schon VO 
dem Auftreten der letzten großen Grippeepidemie. Auch schein 
mir theoretisch die ursächliche- Entstehung des Bronchialkarzinen® 
durch Epithelmetaplasie nicht sehr. ‚wahrscheinlich. Wenn (= 
Bronchialkarzinom auch bei anderen Lungenerkrankungen, z B bel 
Bronchiektasien;. in denen eine Epithelmetaplasie stattfindet, Y 


14. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


: ; 


“kommt und offenbar als Folgeerscheinung der Bronchiektasien an- 
zusehen ist, so dürfte m. E. doch auch hier wieder die Wirkung 
chronischer äußerer Reize, nämlich der Reiz der in den bronchi- 
ektaiischen Höhlen stagnierenden Massen, und weniger die Epithel- 
metaplasie als solche das wesentliche Moment für die Krebsent- 
wickelung darstellen (vgl. Siegmund). Insofern ähnliche Folge- 
erscheinungen in der Lunge durch die Grippe geschaffen werden, 
die zu einem dauernd wirkenden Reiz Anlaß geben, kann vielleicht 
an eine gewisse Beziehung zwischen beiden Erkrankungen gedacht 
werden; doch dürfte m. E. auch hier auf die chronische Einwirkung 
äußerer Reize das größere Gewicht als auf die Epithelmetaplasie an 
sich zu legen sein. | 
l Weitere Fortschritte in der Ergründung der Ursache des 
Bronchialkarzinoms sind vielleicht durch genaue von zentraler Stelle 


aus nach einem bestimmten Plan geleitete Sammelforschungen zu‘ 
erzielen, welche die lokalen Verhältnisse namentlich in Bezug auf 


Verunreinigung der eingeatmeten Luft an verschiedenen Orten und 
auch die näheren beruflichen Lebensbedingungen der einzelnen 
Fälle zu berücksichtigen hätten, wie ich dies bereits auf dem 
` Kongreß für innere Medizin in Wien 1923 angeregt habe. 


Im Folgenden soll das klinische Bild der Bronchialkarzinome, 


die ich in einer großen Zahl von Fällen zu beobachten Gelegenheit 
hatte, näher geschildert werden. 


Das Alter der von Bronchialkrebs befallenen Patienten liegt 


meist zwischen 45 und 60 Jahren, einzelne seltenere Fälle kommen 
auch bei jungen Leuten und Greisen vor. Bemerkenswert ist, daß 
das Alter der an Schneeberger Lungenkrebs erkrankteh Bergleute 
unter dem gewöhnlichen Durchschnitt, nämlich nach einer Zu- 


sammenstellung von Uhlig meist zwischen 40 und 45 bzw. 50 Jahren 


liegt und ziemlich zahlreiche Fälle bereits vom 35. Jahre án, ver- 
einzelte vom 30. Jahre an vorkommen. Es wird dies wohl auf die 
beim Schneeberger Lungenkrebs wirksamen ungewöhnlichen Reize 
zurückzuführen ' sein, die bereits in einem sonst noch nicht zur 
Geschwulstbildung disponierten Alter die Krebsentwickelung ver- 
ursachen. | Ä 

In fast allen Statistiken und auch nach den eigenen Erfahrungen 
wird die rechte Lunge häufiger als die linke vom Bronchialkrebs 


befallen, was meist mit dem steileren Verlauf des rechten Bronchus 


in Beziehung gebracht wird, in den schädigende Fremdkörper leichter 
eindringen können. 

Von subjektiven Beschwerden sind Schmerzen zu 
nennen, die, wenn sie durch die Lungengeschwulst selbst verursacht 
werden, einen mehr dumpfen Charakter haben. Nicht selten fehlen 
Schmerzen ganz. Heftige ziehende Schmerzen werden besonders 


- durch Druck metastatischer Geschwulstmassen auf einzelne Nerven- 


stämme, entweder auf die Interkostalnerven oder besonders auf den 
Plexus brachialis, hervorgerufen. Im letzteren Falle strablen die 
Schmerzen dann in den Arm aus. Auch Reizzustände der Pleura, 
z. B. nach Ablassen von Exsudaten, geben manchmal zu heftigen 
Schmerzen Anlaß (Staehelin). 
| Der Allgemeinzustand der an Bronchialkarzinom Erkrankten 
ist in den Anfangsstadien und manchmal auch noch darüber hinaus 
nicht selten recht gut, so daß man solchen Menschen das Krebs- 
leiden oft nicht ansieht. In späteren Stadien pflegt aber auch beim 
Bronchialkrebs eine ausgesprochene Kachexie zu entstehen. Schwere 
Grade von Anämie, die bei Magen- und Darmkrebs. so häufig 
sind, werden durch eine Blutuntersuchung beim Bronchialkarzinom 
nur selten nachgewiesen. 
von Dyspnoe gleichzeitig mehr oder weniger zyanotische Gesichts- 
färbung beim Bronchialkarzinom in vorgeschrittenen Stadien häufig 
zu beobachten. Ä | | 

Die Temperatur ist in dem geringeren Teil der Fälle dauernd 


normal. Sehr häufig sind einzelne Temperaturzacken und zeitweise . 


auftretende subfebrile Temperaturen bei einer im allgemeinen 
normalen Körperwärme. Es wird aber auch nicht selten länger 
dauerndes höheres Fieber beobachtet, ohne daß in jedem Fall be- 
sondere Komplikationen hierfür anzuschuldigen wären. Vielleicht 
dürften diese auf Resorptionen von toxischen Stoffen des Krebses 
‚zurückzuführen sein. Andererseits werden Fiebersteigerungen oft 
durch infektiöse Folgezustände, die beim Bronchialkarzinom sich 
häufig einstellen, wie Pneumonien, Verjauchung, Abszedierung, Durch- 
bruch in die Pleura mit der Entstehung eines Pleuraempyems, her- 


vorgerufen. Ich habe Fälle gesehen, in denen die Erkrankung aus 


anscheinend vollem Wohlbefinden heraus zuerst mit Schüttelfrost und 


hohem Fieber begann, so daB an eine Pneumonie gedacht werden 


konnte. Der weitere Verlauf ergab aber unzweifelhaft das Bestehen 


. eines Bronchialkarzinoms. In solchen Fällen ist anzunehmen, daß | liche oder grünliche Farbe des Auswurfes ist beschrieben worden. - 


Dagegen ist eine blasse und in Fällen 


der Krebs vorher schon latent bestand und -die akute Erkrankung 
durch eine Komplikation, pneumonische Infiltration des Lungen- 
gewebes, Abszeßbildung usw., hervorgerufen wurde. Es sei dies 
betont, um sich durch den Eindruck einer scheinbar akut fieber- 
haften Erkrankung nicht von der Diagnose eines Bronchialkarzinoms 
abbringen zu lassen, wenn sonst schwerwiegende Symptome dafür 
sprechen. | 

‘Das Verhalten der Atmung ist sehr verschieden. Manchmal, 
namentlich im Anfang, ist sie ganz ungestört. Andererseits kommen 
beim Bronchialkarzinom allerschwerste Atemstörungen vor. Ein in- 
und exspiratorischer Stridor entsteht vor allem durch Kompression 
der Luitröhre, die häufiger durch metastatische Geschwulstmassen 
im Mediastinum als durch ein Hineinwuchern der primären Ge- 
schwulst von einem Stammbronchus in die Trachea hervorgerufen 
wird. Stenosen ‚nur eines Bronchus brauchen keineswegs einen 
Stridor und auch nicht Dyspnoe in der Ruhe auszulösen, -da die 
andere Lunge zur Lüftung des Blutes genügt und die Luft dem- 
gemäß in die stenosierte Seite meist nicht mit großer Kraft eingesogen 
wird. Bei Stenosierung nur kleinerer einzelner Bronchialäste fehlt 
jeder Anlaß zum Eintritt einer wesentlichen Erschwerung der Atmung. 
Dennoch wird nicht selten eine erhebliche Dyspnoe auch in Fällen 
beobachtet, bei denen keine Stenose eines Hauptbronchus nach- 
gewiesen werden kann. Es ist sehr wahrscheinlich, daß hierbei die 
Erschwerung der Atmung hauptsächlich durch eine beim Bronchial- 
karzinom häufig eintretende krebsige Infiltration der peribronchialen 
und perivaskulären Lympbgefäße (Lymphangitis carcinomatosa) zu- 
stande kommt, welche eine gewisse Starre der Lungen hervorruft 
und dadurch neben einer oft gleichzeitig bestehenden Infiltration 
zahlreicher Alveolen die Lungenlüftung behindert. Die allerschwersten 
Grade von Dyspnoe und Zyanose werden bei der sogenannten 
miliaren Karzinose beobachtet, die meist durch eine totale Infiltration 
der Lympbgefäße mit Knötchenbildung an deren Teilungsstellen, 
sehr selten hämatogen entsteht, freilich meist von einem Krebs- 
leiden anderer Organe, am häufigsten von einem Magenkarzinom, 


ihren Ausgang nimmt. Das hierdurch hervorgerufene klinische Bild 


erinnert sehr an das der Miliartuberkulose, verläuft aber gewöhnlich 
nicht unter höherem Fieber (Bard, R.Schmidt, eigene Beobachtung). 


| So hohe Grade erreicht die Atemerschwerung beim primären Bronchus- 


karzinom zwar gewöhnlich nicht, weil die auch hierbei häufig auf- 


'tretende, aber hauptsächlich in der Umgebung des Primärtumors 


entwickelte Lymphangitis carcinomatosa meist nicht so ausgedehnt 
ist und größere Lungenabschnitte wenigstens auf einer Seite frei- 
zulassen pflegt. Immerhin sei das klinische Zustandsbild der miliaren 
Karzinose besonders deshalb hier erwähnt, weil es das Vorkommen 


schwerster Dyspnoe und Zyanose infolge diffus ausgebreiteter Atmungs-. 


hindernisse ohne Stenosierung eines einzelnen größeren Bronchus 
am deutlichsten beweist. Eine beträchtliche Erschwerung der Atmung 
ruft auch der beim Bronchialkarzinom sich ansammelnde zähe Schleim 
hervor und gibt zu einem pfeifenden und giemenden Ein- und Aus- 
atmungsgeräusch Anlaß. In .eindrucksvollster Weise ausgeprägt 
fand ich die pieifende und keuchende Atmung übereinstimmend 
bei dem Besuch von fünf an Schneeberger Lungenkrebs erkrarikten 
Bergleuten, wo sie einem gleich beim Eintritt ins Zimmer die An- 
wesenheit des Kranken verriet. Alle entleerten mit großer Mühe 
andauernd ein zähes glasiges, vielfach mit Blut durchsetztes Sputum. 


Ich glaube, daß diese ungewöhnliche Erschwerung der Atmung, 


welche mir in dieser Weise und in diesem Maße sonst beim Bronchial- 
karzinom kaum begegnet ist, wohl mit auf die. zugrunde liegende 
Pneumonokonioseund daransich anschließende, ungewöhnlichschwere, 
ganz diffuse zähe Bronchitis zu beziehen ist. “a 


Am häufigsten wird beim Bronchialkarzinom eine mäßige 
 Dyspnoe angetroffen, die zunächst nur bei Anstrengungen, bei 


weiterer Ausdehnung des Krebses aber auch bei Bettrube auftritt 


und allmählich an Stärke zunimmt. In manchen Fällen, aber nicht. - 
besonders häufig besteht ein quälender Reizhusten, der ähnlich wie 


bei tuberkulösen und Iymphogranulomatösen Bronchialdrüsen wahr- 


scheinlich durch Druck von krebsig durchsetzten Drüsen bzw. vom. 


Primärtumor selbst auf Nervenstäimme des Vagus am Lungenhilus 
hervorgerufen wird. | i 

= Auswurf ist beim Bronchialkrebs -oft vorhanden, kann aber 
auch vollständig fehlen. Er zeichnet sich häufig durch eine zähe 
glasige Beschaffenheit aus. Die Färbung ist sehr verschieden, meist 
uncharakteristisch weißlich oder gelblich bei schleimiger, wenig 
eitriger Beschaffenheit. Nicht selten sind verschiedenartige, durch 
Beimengung von Blut oder Blutfarbstoff hervorgerufene Färbungen, 
hell oder dunkel rötlich oder auch ausgesprochen rot; auch schärz- 


1759 


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1760 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


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O Dezember 


Die lehrbuchmäßig angegebene himbeergeleeartige Beschaffenheit des 
Sputums habe ich in ausgesprochener Weise kaum beobachtet. Da- 
gegen ist als besonders kennzeichnend eine wechselnde Beimischung 
kleiner Blutmengen hervorzuheben. Mehrfache kleine Hämoptysen 
bei älteren Leuten sollen stets den Verdacht auf Bronchialtumor 
erwecken, wenn andere Entstehungen, wie besonders durch Tuber- 
kulose oder Infarkt ausgeschlossen werden können. Eine schwere 
Hämoptoe ereignet sich bei Bronichialkarzinom selten, wurde aber auch 


. vereinzelt beobachtet. Rein eitrige oder putride, stinkende Beschaffen- 


heit des Sputums kommt beim Bronchialkarzinom dann vor, wenn 
Komplikationen, wie Abszedierung oder Gangrän infolge nekrotischen 
Zerfalls des Tumors und sekundärer Infektion eingetreten sind. 
Selten werden nekrotische Krebsbröckel selbst ausgehustet. 
Durch Einbeiten und Schneiden dieser Bröckel ist mikroskopisch 


` der Nachweis von Krebszellen in Verbänden zu führen und liefert 


damit das zweifelfreieste diagnostische Zeichen. Oft recht unsicher 
ist dagegen. die Erkennung von Krebszellen, die im ganzen Sputum, 
nicht in einzelnen Bröckeln gesucht werden. Hampeln hat in 
Verbänden liegende polygonale, polymorphe, von besonderen Zellein- 
schlüssen wie Blutpigment usw. freie Zellen und ferner besonders 
große, unregelmäßig. gestaltete teils ein- teils mehrkernige Zellen 
als charakteristische Krebszellen beschrieben. Besonders bezüglich 


der in Verbänden liegenden Zellen soll die Möglichkeit einer Krebs- | 


diagnostik aus dem. Sputum in einzelnen Fällen nicht geleugnet 
werden. Eine größere Bedeutung scheint mir die mikroskopische, 
Bedeutung des Sputums für den Nachweis des. Bronchialkarzinoms 
aber niclit zu haben, weil sicher beweisende Befunde doch nur 
selten erhoben werden. Insbesondere sind die von Lenhartz be- 
schriebenen. mit Fettropfen erfüllten Zellen nicht als. charakteristisch 
anzusehen, da sie. nicht, nur verfetteten Tumorzellen, sondern auch 
verfetteten Alveolarepithelien und anderen Zellen entsprechen können 
und bei sehr verschiedenartigen nichtkrebsigen Lungenerkrankungen 
angetroffen werden. | 

| Die Inspektion ‚des Thorax liefert. häufig sehr wertvolle 
Anhaltspunkte für die Diagnose und sollte deshalb stets auch gerade 
beim Verdacht auf Lungenkrebs, :wie freilich überhaupt bei jeder 
Untersuchung viel genauer ausgeübt werden, als dies leider oft 
geschieht. Am häufigsten ist das Zurückbleiben einer Seite 
beider Atmung, ein leichteres oder stärkeres Eingefallensein einer 
Infraklavikulargrube, in späteren Stadien auch ein steilerer Rippen- 


abfall und mitunter etwas mehr eingesunkene Interkostalräume auf |` | 
' unverändert sein. In weitaus der Mehrzahl der Fälle ist das Atem 


der einen Seite zu beobachten. Alle diese Zeichen werden bei ein- 
seitiger Bronchusstenose gefunden, die häufig schon im Anfangs- 


stadium des Bronchialkarzinoms. entsteht, besonders, wenn dieses in - 


der Gegend des Hilus sitzt und größere Bronchialäste einengt. Bei 
der Röntgenuntersuchung. treten hierzu die weiteren Merkmale der 
Bronchusstenose, auffallender Hochstand. und schlechte Verschieblich- 
keit des Zwerchfells, einseitige Verschattung des Lungenfeldes, Ver- 
ziehung der Luftröhre und manchmal auch inspiratorisches Hinüber- 
gehen des Mediastinums nach der stenosierten Seite hin. Die 
namentlich. durch äußere Betrachtung zu erkennenden Merkmale 
können freilich in ähnlicher Weise auch durch eine Lungenschrumpfung 


und insbesondere durch Pleuraschwarten anderen Ursprungs zustande _ 


kommen. Sie sind also keineswegs beweisend für ein Bronchus- 


karzinom, aber doch sehr wertvoll, weil sie auf ein bestehendes 
Lungenleiden der einen Seite auch dann schon hinweisen, wenn 
Perkussion und Auskultation manchmal noch keinen deutlichen Be- 
fund ergeben. ` 

In anderen Fällen wird im Gegenteil eine abnorme Vor. 
wölbung auf der erkrankten Seite, jedoch in mehr umschriebener 
Form beobachtet. Diese tritt aber meist erst in späteren Stadien 


‚auf, wenn der Tumor in größerer Ausdehnung bis an die Plewa 


heranreicht oder sogar die Brustwand mit ergriffen: hat; alsdan 
sind stets auch deutliche Zeichen mittelst der anderen Methoden, 
insbesondere meist eine brettharte Dämpfung und ein stark ver: 
mehrtes Resistenzgefühl, nachzuweisen. 
Weiterhin werden bei der Inspektion des Thorax nicht selten 


‘erweiterte Hautvenen gefunden, die auf einen erschwerten Ab- 
‚Auß.in den tieferen Venengebieten hinweisen. Meist handelt es:sich 


um eine Kompression der Vena cava superior durch sekundäre 
Mediastinaltumoren, nicht durch den primären Bronchialkrebs selbst, 
` Mitunter ist auch ein Ödem namentlich an der vorderen Brust- 


. wand vorhanden, welches denselben Ursprung wie die genannten 


Venenerweiterungen hat. 
Nicht selten werden ferner geschwollene harte Lymph- 


 drüsen und Lymphdrüsentumoren, namentlich in den Supra- 
 klavikulargruben angetroffen. 


In einigen wenigen der von uns beobachteten Fälle ist das 
Vorhandensein von Trommelschlägelfingern verzeichnet. 

Im Gegensatz zu den wichtigen Ergebnissen der einfachen 
Inspektion ist der auch durch eine sorgfältig vorgenommene Per- 
kussion und Auskultation erhobene Befund namentlich in den-Ar- 
fangsstadien oft recht dürftig, manchmal sogar ganz negativ, wenn-das 
Karzinom in der Tiefe sitzt und überall von lufthaltigem Gewebe 
umgeben ist. | 

Bisweilen zeichnet sich der Klopfschall auch bei tiefsitzenden 
Tumoren, wenn das darüberliegende noch lufthaltige Gewebe ent- 


spannt ist, durch einen tympanitischen Beiklang aus. Schallver- 


kürzungen und Dämpfungen entstehen dann, wenn die Gesehmilst 
bis in die Nähe der Brustwand heranreicht. Geschieht dies in 
größerem Maße, ‘wie dies oft in späteren Stadien der Fall ist, so 
kommen brettharte Dämplungen und das Gefühl einer stark ver- 
mehrten Resistenz zustande. u 

Das Atemgeräusch kann bei zentralem Sitz der Geschwulst 


geräusch bei etwas größerer Ausdehnung der Geschwulst abgeschwächt, 
Seltener wurde ein meist ziemlich leises Bronchialatmen gehört, 
Dieses kommt wohl weniger durch. die Geschwulst selbst als dureh 


. eine begleitende pneumonische Infiltration und besonders durch 


Atelektase zustande, die sich häufig in solchen Lungenbezirken 
entwickelt, welche durch ein strikturierendes Bronchuskarzinom von 
der Luftzufuhr abgeschnitten wird. Nebengeräusche, insbesondere 
Rasselgeräusche finden sich nur selten und spärlich. Häufiger sind 
grobe,. brummende und giemende Geräusche, die infolge einer zähen 
Bronchitis entstehen. In besonders ausgeprägter Weise waten 
sie in mehreren Fällen von. Schneeberger Lungenkrebs zu hören. 

Der Stimmfremitus ist meist abgeschwächt. (Schluß folgt: 


Abhandlungen. 


u f Zur Frage der aktiven Schutzimpfung gegen Diphtherie. weiter bestehender Infektionsexposition eine wiederholte Injektion 
a | Von Bist DE RR Wier erforderlich macht. (Wie bekannt, ist die wiederholte Plerdeserum- 
PP a LAUS WIEN: en injektion mit der Möglichkeit einer Serumkrankheit verbunden, was 
ne | In einem Säuglingsheim' in ‚Baden bei Wien sind infolge | einen weiteren Nachteil der Serumprophylaxe bedeutet.) Haupt 
Ben ii von Injektionen eines Gemisches von Toxin-Antitoxin zum Zwecke | Sächlich war es aber die passagere Wirkung der passiven Sebul- 
a x Ru | aktiven Schutzes 6 Säuglinge gestorben, Es ist natürlich, daß die impfung, welche Behrings schöpferischen Geist dazu führte, ema 
Be, Sal, Öffentlichkeit die tragischen Vorfälle zum Gegenstand von Be- | länger dauernden Schutz zu suchen. si 
u if sprechungen in der Tagespresse aufgegriffen und dieselbe un- ‚Behring wollte eine aktive Impfung finden, um die Morbidi 
Se R günstig kommentiert hat. In der medizinischen Presse ist darüber | der Diphtherie, auf welche die Serumprophylaxe keinen besonderen 
ee Bi bisher nicht fachmännisch berichtet worden, so daß ich der Anregung Einfluß hat, ebenso herabzusetzen und vielleicht zum Verschwinden m 
er: | aus Ärztekreisen nachkomme, um zu der Frage der aktiven Schutz- | blingen, wie es nach obligater Vakzination gegen Blattern der Fall ist 
De il impfung mittels Toxin-Antitoxin Stellung zu nehmen. Der einzig aussichtsreiche Weg schien Behring gegeben in 
pou aea A: _ . Die passive Schutzimpfung mittels Diphtherieserum, wie sie | der aktiven Immunisierung mittels Toxin, um eine antitoxische 
ee. | Behring geschaffen hat, ist auf Grund der internationalen Statistik) Immunität herbeizuführen. Dieses Verfahren, welches bei der Be 
eoo f für die Prophylaxe der Diphtherie von größter Bedeutung und hat | Teifung des, Heilserums an Tieren genau studiert war, ließ sich 
I, 14 ausgezeichnete Resultate ergeben. Allerdings kommt dieser passiven | Aber wegen der Giftigkeit des Toxins und der Giftempfindlichkei 
en Ir Schutzimpfung ein Nachteil zu, indem dieselbe einen nur kurz , des Menschen nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen. 
a RINIA dauernden Schutz (zirka 2—3 Wochen) verleiht und bei Gefahr a rn ber Pre daß auch Gemische von Antigen und nn 
Me HRUE = Brüsse imstande seien aktiv zu immunisieren und Antikörperproduktion 
en i ain : | » Intern. hyg. Kongr., Brüssel. im Organismus anzuregen. Im Jahre 1913 erschien in ei D.n.W; 
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2 14. Dezember 


- großen Stile durchzuführen. 


_ Behrings Mitteilung, in welcher berichtet wird, daß es gelingt, mit | 


einem Gemisch von Toxin-Antitoxin (unterneutralisiertes Gemisch) 


beim Menschen Antitoxinproduktion auszulösen, also aktive Immunität 
- . herbeizuführen. 
- einer aktiven länger andauernden Schutzimpfung gelöst. 
- Arbeiten von Behring und seinen Schülern haben die Bestätigung 


Damit hat Behring prinzipiell die Frage nach 
Weitere 


gebracht und dieses ‚Verfahren zur Einführung beim Menschen 
empfohlen. Durch den Krieg und den frühzeitigen Tod Behrings 
wurde die Fortsetzung -dieser Arbeiten in Deutschland unterbrochen. 


- Nordamerika, , welches in der Seüchenbekämpfung heute an der 
Spitze marschiert, hat das Vermächtnis Behrings in die Tat um- 
‚gesetzt und ebenso wie es die Schick-Reaktion popularisiert hat, 


war man imstande, die aktive Schutzimpfung nach Behring im 
In erster Linie haben sich um die 
Einführung dieser Behringschen Schutzimpfung Park und Zingher 
in New York verdient gemacht. In der Nachkriegszeit hat man dann 
auch in Europa diesem Problem sich zugewendet. An Stelle der unter- 
neutralisierten Gemische wie sie Behring vorgeschlagen hat, wurden 


von E. Loewenstein überneutralisierte Gemische und in letzter Zeit 


von Loewenthal neutrale Lösungen angegeben. 


Mit Rücksicht auf die einleitend erwähnten traurigen Kon- 


sequenzen solcher Schutzimpfung erhebt sich nunmehr die 


. Frage, ob man heute schon imstande ist, diese Art der Schutz- 


impfung dem praktischen Arzt zu empfehlen und ob die Resultate, 
die in Nordamerika gewonnen sind, die Hoffnung erwecken, auf 
diesem Wege die Diphtherie wirksamer bekämpfen zu können als es 
bloß mit der passiven Serumprophylaxe möglich ist. Was die letztere 
Frage betrifft, so dürfte ein statistischer Beweis, der für die Vorteile 
der aktiven Immunisierung sprechen würde, verfrüht sein, zumal 
auch zum Nachweis einer Verminderung der Diphtherieerkrankungen 
auf die epidemiologischen Schwankungen Rücksicht genommen 


.. werden muß und nur jahrelange Beobachtungen eine Entscheidung 
2 herbeiführen dürften. Der Nachweis der negativen Schickreaktion 


nach Jahr und Tag (nach der Schutzimpfung) spricht wohl für nur 
länger andauernde Produktion von Diphtherieantitoxin, die Lösung 
aber des Problems ist durch den negativen Ausfall der Reaktion nicht 
erbracht. Wir müssen also noch auf Jahre diese Frage als unent- 
schieden hinstellen. Was aber die in erster Linie in Betracht 


kommende Frage betrifft, ob diese aktive Immunisierung für den 
‘ Organismus unschädlich ist, so wäre darüber folgendes zu sagen. 


' Tatsache ist, daß sowohl die unterneutralisierten als auch die 


neutralen Mischungen, die experimentell vorher auf Ungiftigkeit an 
Meerschweinchen ausgewertet werden, in vielen tausend Fällen in 
Nordamerika schadlos injiziert werden konnten. Allerdings sind auch 


schwere Schädigungen in Nord- und Südamerika, ja sogar einzelne 


E Todesfälle als Folge der Injektion bekannt geworden. Man sieht, 


daß unter Umständen die Schutzimpfungen auch gefährlich und 


die Gemische toxisch wirken können. Und gerade die Möglichkeit 


der Toxicität eines vorher auf seine Neutralität geprüften Gemische 
ist es, welche zur Diskussion dieser Frage auffordert. i 
Daß ein neutralisiertes Gemisch von Toxin-Antitoxin, welches 


_ am Meerschweinchen subkutan geprüft ist, für Kaninchen toxisch 


wirken kann, ist seit langem ‘bekannt (Babes). Namentlich waren 


es Arbeiten aus Ehrlichs Schule von Morgenroth und Sachs, 
welche sich mit dem Studium der Toxin-Antitoxingemische und 


deren Dissoziation beschäftigt haben. g 
. Nachdem es gelungen ist, aus neutralen Gemischen von 
Kobragift-Antitoxin durch Säure eine Dissoziation zu bewirken, haben 


Morgenroth und Willanen (Virch. Arch. 1907) auch mit Diphtherie- . 


Toxin-Antitoxingemischen derartige Versuche angestellt. Es zeigte 


Sich einwandfrei, daß es gelingt, mit sehr geringen Säuremengen (auf 
5ecm0,057 HCI) neutrale und überneutrale Gemische so zu beein- 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 50. 


ae or L E, e A E A A S Nr e AE e r S R e 


flussen, daß sie danú toxisch wirken. Binnen kurzer Zeit gelingt es, 
mittels Säurezusatz in neutralen Mischungen (Stunden und Tage alt) 
die Bindung aufzuheben und eine Gìftwirkung herbeizuführen, die 
der vorhandenen Toxinmenge entspricht.. Nach Ausfall dieser Ver- 
suche kommen die Autoren zu der Schlußfolgerung, daß der Er- 
scheinung der: Dissoziation eine allgemeine Bedeutung für die 
Reaktionen zwischen Toxin und Antitoxin zukommen dürfte. Sachs?) 


konnte auch mit Alkali in neutralisierten Gemischen von Kobragilt- 
| Antitoxin hämolytische Wirkungen beschreiben und Scaffidi®) hat 


diese Versuche mit Neurotoxinen bestätigen können. Jacoby 
wies dasselbe für Lab und Antilab nach, Lingelsheim beobachtete 
ähnliches bei Tetanustoxin-Antitoxin- und in letzter Zeit berichten 


. Whitet), Kickbride, Mary, and Jessie Dow, daß durch Einfrieren 


und Wiederauftauen ein vorher neutrales Gemisch von Diphtherie- 


toxin-Antitoxin giftig werden kann. Ä ENEA 
„Daraus ergibt sich, daß chemische und thermische 


Faktoren imstande sind, aus neutralen Gemischen von 


Toxin-Antitoxin durch Schädigung des Antitoxins das 
gebundene Gift frei zu machen und zur: vollen Gift- 
wirkung gelangen zu lassen‘. me | 


Aus diesen Versuchen geht weiter hervor, daß die aktive ` 


Immunisierung mit neutralen Gemischen nur so züstande kommen 
dürfte, wie es Löwenstein auch angenommen hat, daß im Orga- 


` nismus das Gemisch langsam dissoziiert werden dürfte, und die 


kleinen abgespaltenen Toxinmengen zur Antitoxinproduktion führen. 
Daß unter gewöhnlichen Umständen die neutralen Gemische (Stamm- 
lösung) haltbar und unschädlich sind, ist durch die große Erfahrung 
erwiesen, aber ebenso ist heute festgestellt, daß verschiedene 


Faktoren zur Dissoziation und Giftung des Gemisches (insbesondere 


| vertragen. 
macht worden und wir werden darüber ausführlich berichten. Es 
dürfte danach ebenso möglich sein, mit Toxoiden des 


in der Verdünnung) führen können., (Auch in den Badener Fällen 


hat sich das neutrale Gemisch in seiner Stammlösung als neutral - 
erwiesen, dürfte aber vielleicht in .den Verdünnungen eine Disso- 


ziation erfahren haben. Über die Ursache der Giftigkeit ist eine 


amtliche Erklärung noch ausständig.) Zu: 
Ob unter diesen Umständen ein. solches Präparat, dessen 


latente. Giftigkeit unter besonderen Umständen manifest werden 
' kann, zu einer allgemeinen Einführung sich eignen dürfte, sollte in 


Anbetracht solcher Möglichkeiten wohl erwogen werden. č ` 


Ich für meinen Teil bin der Meinung, daß. man in Zukunft - 
einem anderen Verfahren den Vorzug geben müsse, welches ebenso _ 


imstande ist, aktiv zu immunisieren, aber keinerlei Schädigungen 


zur Folge hat. Und da wären die Versuche von Ramon anzuführen, 
über die wir5) berichtet haben. Es gelingt nämlich mittels Formalin, 
ebenso wie. es Löwenstein für Tetanustoxin gezeigt hat, auch 


Diphtherietoxin vollkommen zu entgiften und sogenannte Toxoide 
zu erzeugen. Nach neueren Versuchen gelang es uns, mit einem 


neuen Verfahren ungiftige Toxoide zu gewinnen, die imstande sind, 


hoch empfindliche Meerschweinchen aktiv zu immunisieren, so daß 
sie nach einigen Wochen die 50fache tödliche Dosis Diphtherietoxin 
Diese Versuche sind auch bereits beim Menschen ge- 


Diphtherietoxins eine aktive Immunität beim Menschen 


zu erzeugen wie mit Toxin-Antitoxingemischen, wobei 


aber jede Möglichkeit einer Schädigung vollkommen 
ausgeschlossen erscheint. Die von Behring erstrebte länger 
andauernde Schuizwirkung dürfte in der Schutzimpfung mit Toxoiden 
ihre Lösung gefunden haben. 


2) Sachs, D. m. W. 1914. 
8) Scaffidi, Zschr. f. Immunitätsforschung 1914. 
4 Withe, Journ. of the am. med. ass., Bd. 82. 
6), Kraus, Löwenstein, Bäcker, W.kl.W. 1924, 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


Aus der Dermatologischen Abteilung des Rudolf Virchow-Kranken- 


hauses in Berlin (Dirig. Arzt: Prof. Dr. Wechselmann). - 
Über eine verbesserte Methode der Lumbalpunktion 
zur Ausschaltung des Meningismus. 
Von Prof. Dr. Wilhelm Wechselmann. 


Wenn die Lumbalpunktion noch immer nicht die ihrer Be- i 


deutung entsprechende Anwendung und Ausbreitung erfahren hat 
und insbesondere von den Ärzten außerhalb der Klinik nur spärlich 


ausgeführt wird, so liegt der Grund hierfür weniger in den äußerst 


seltenen und vielleicht völlig vermeidbaren Unfällen, als in den oft 


heftigen als Meningismus bezeichneten Beschwerden, welche in 


einem mehr oder weniger hohen Prozentsatz sich an die Lumbal- 


punktion anschließen und für einen diagnostischen Eingriff eine zu 
hohe Belastung bilden. Nach Pappenheim sind 10—30 %, ja 


bis 50% der Punktierten in verschiedenem Grade davon betroffen. 
Das Zustandekommen des Meningismus wird von vielen Autoren 
durch das Offenbleiben der Punktionslücke im Duralsack und die 
dadurch bedingte „Stichkanaldrainage“ erklärt, weil ja auch nach 
Ablassen größerer Liquormengen bei der Punktion regelmäßig Kopf- 
schmerzen auftreten. Andererseits kann man als Erklärung für 


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. eine Schädigung. eintrat. 


1762 


3 


einen Teil der Meningismusfälle eine leichte Meningitis. nicht aus- 


schließen. Dafür spricht die schon von Quincke gemachte Beob- 
achtung, daß ein völlig normaler Liquor. bei Wiederholung der 
Lumbalpunktion innerhalb weniger Tage pathologische Zell- und 


.Eiweißbefunde aufweist; auch stark erhöhter Druck kommt vor. In 


einigen Fällen ist sogar eine tödliche Meningitis eingetreten. In 
einem derartigen Falle der Freiburger Universitäts-Frauenklinik 
wurde die Meningitis durch Einführung von Pilzsporen von der 
Haut in den .Lumbalsack hervorgerufen. - Ze 
Diese. beiden hauptsächlichsten Gefahren sind ‘durch das 


Instrumentarium ‘bedingt. Das Lumen der Nadel beträgt 1—-1', mm, 


y 


und est ist ohne weiteres klar, daß’ dadurch eine ziemlich große 


Öffnung in die Dura gesetzt wird, welche viele Tage — Bungart 


gibt 10—12 Tage als regelmäßige Dauer der Vernarbung an — zur 
Heilung erfordert. i 0 2 
Schon seit Jahren versuchte ich daher die Lumbalpunktion 


_ mit dünnen Nadeln auszuführen, weil ja zum Ablassen des wässerigen, - 


dünnen Liquors an und für sich nur solche nötig sind. Allerdings 
muß man dabei auf Druckmessung verzichten; aber diese hat ja 


. für die Luesdisgnose kaum eine Bedeutung. Es zeigte sich hierbei 


in 80 Fällen ein gänzliches Fehlen des Meningismus. Vor allen 
Dingen war es aber von größtem Vorteil, daß die dünnen, scharfen 
Nadeln spielend leicht durch die Bänder durchdrangen, während 
sonst, zumal bei derben Bändern, mit den dicken Nadeln eine ziem- 
liche Gewalt angewendet werden muß, welche manchmal den Ein- 
griff der Lumbalpunktion etwas roh erscheinen läßt. Leider brach 
ber zweimal die Nadel beim Andrücken an Knochen ab, obne daß 
Es zeigte sich, daß die Nadel etwa 
2 cm hinter der Spitze brach. Dort liegt die Gefahrenzone. Ich 
versuchte daher Nadeln, welche etwa 2 cm hinter der Spitze dicker. 
und demgemäß fester waren; sie erwiesen sich aber insolern 
als unvorteilhaft, als man dadurch das feine Tastgefühl bei der 
Einführung verlor, weil man von der Stelle der Verdickung an, die 


` naturgemäß beim Vorwärtsschieben im Gewebe mehr ‘Widerstand 


fand, etwas stärker drücken mußte. Da fand ich im Zbl. f. Haut- 
u. Geschlechtskrankh. ein einige Zeilen langes Referat, wonach 
Dr. Antoni in Stockholm auch mit ganz dünnen Nadeln punktiere. 
Auf eine briefliche Anfrage teilte er mir mit, daß er jetzt eine 


- 8 cm lange dickere Nadel einführe und in dieser eine 6—7 cm lange . 


dünne Nadel vorschob; unter 300 Punktionen sei ihm einmal die 
Nadel abgebrochen. Da mir klar war, daß die Gefahr des Ab- 


"brechens wächst, je länger die dünne Punktionsnadel ist, ließ ich ' 


mir Führungsnadeln von 4, 6, 8 cm Länge anfertigen mit einem 
Lumen von 0,7 mm und führte in’ diese Punktionsnadeln von 


5,7, 9cm mit einem Lumen von nur 0,4 mm ein, welche also nur 


1 cm überragten. Die Punktionsnadeln sind nach besonderem Ver- 


= fahren so gebaut, daß ein dünner Draht blind in sie ein- 


geführt. werden kann und stets ohne weiteres das enge 


Lumen trifit, was von besonderer Bedeutung ist, wenn man bei 


stockendem Abfluß den Mandrin während der Punktion einführen 
muß. Die Spitze der Führungsnadel ist spitz und scharf, die der 


Punktionsnadel kurz und meißelförmig. Die Nadeln werden durch 


die Haut, das Unterhautzellgewebe, das Ligamentum 'supraspinale 


“und intraspinale geschlossen eingeführt, d. h. so, daß die mandrin- 
bewehrte Punktionsnadel die Fübrungsnadel bis zu ihrer Spitze 


erfüllt (also nach hinten vorsteht) und so gewissermaßen mit einer 


soliden Nadel eingestochen wird. Das geht spielend leicht; man 


entfernt nun den Mandrin und schiebt die Punktionsnadel ganz 
langsam und leicht ohne jeden Druck durch das zwischen den 
Wirbelbögen. ausgespannte Ligamentum flavum. Man empfindet 
dabei nicht den geringsten Widerstand, wenn die Führungs- 
nadel richtig in der Mittellinie liegt; man darf nicht die geringste 
Gewalt anwenden, da jeder Widerstand bedeutet, daß man am 
Knochen ist. Diese Empfindung ist so klar und eindeutig, daß sie 
jeder achtsame Arzt nicht verkennen kann. Die Gefahr des Ab- 
brechens der Nadel ist dadurch so gut wie ausgeschlossen. Es 
empfiehlt sich anlangs, den Mandrin in der Nadel zu lassen, damit 
nicht die feine Ölfnung durch Blutspuren, welche gelegentlich beim 
Durchstechen der Haut auftreten, verstopft wird; die Bänder bluten 
beim Durchstechen nicht. Man schiebe die Punktionsnadel ganz 
langsam ' vor und warte stets einige Sekunden, weil der Liquor aus 
‘der dünnen Nadel nur ganz langsam tropfenweise abfließt und 
daher erst nach einigen Sekunden der Abfluß beginnt. .Darin liegt 
der Vorteil, daß plötzliche Druckschwankungen und deren Gefahren 
vermieden werden. l 

Durch diese Art der Punktion wird auch das Verschleppen 
von Keimen von der Haut in den Lumbalsack unbedingt sicher 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


s 


vermieden, weil ja die sterile Punktionsnadel mit der Haut gar.nicht 
in Berührung kommt. | 


9 schweren Neuropathen leichten Meningismus beobachtet; es ist 
ja aber bekannt, daß von solchen über Kopfschmerzen auch geklast 
wird, selbst wenn die Punktion nicht gelingt und die Nadel gar 
‚nieht in den Lumbalsack eindringt. 
'Simulant von früher bekannt. 


‘vor sich und wird von den Patienten überhaupt gar nicht, jedenfalls 
nicht schmerzhaft empfunden. 


nieht mehr liegen, sondern lasse sie herumgehen. Daher trage ich 


hältnisse des Liquors während einer-Behandlung genau verlolgen 
kann. Mit Leichtigkeit kann man so auch eine endolumbale Be- 


leichten Ausführbarkeit bald Eingang in die Praxis linden wird 


"Dr. Wetterstrand aus Helsingfors bestätigte auf meine Anfrage 


‚sichtigkeit und Mangel an Sachkenntnis verschuldet wurde. Als 


' Röhre mit der rechten Hand an der Kathode anfabte, während & 


m 
4 


14. Dezember 
Seit Einführung dieser Methode habe ich nur noch bei 


Der eine war mir zudem als 


Die Punktion geht in dieser Art ganz überraschend leicht 


Ich lasse die Patienten unmittelbar‘ nach der Punktion gar 


auch kein Bedenken, die Punktion in der ambulatorischen Praxis 
vorzunehmen. | | 

_ Der Eingriff ist in dieser neuen Art ein so geringlügiger ge- 
worden, daß man ihn beliebig oft wiederholen kann und so die Ver- 


handlung durchführen. | 
Es ist anzunehmen, daß die neue Punktionsart wegen ihrer 


und damit die. so bedeutungsvolle Liquordiagnostik Allgemeingut 
der Ärzte werden wird. | 
Hersteller: Dewitt & Herz, Berlin NO., Georgenkirchstr. 4. 


Die Tötung eines Arztes und seiner Gehiliin 
durch den elektrischen Strom bei Vornahme einer 
| . Röntgenuntersuchung. o 
Von Prof. Dr. Max Levy-Dorn. 


Vor ungefähr Monatsfrist ging durch die Tagespresse die 
Nachricht, da8 am 21. Oktober in dem Finnischen Orte Maenntee . 
gelegentlich einer Röntgenuntersuchung sowohl der Arzt wie die 
Hilfe leistende Schwester um das Leben gekommen seien. Herr 


am 27. Oktober die fast unglaubliche Nachricht. Er hatte mit 
einem Elektrotechniker der Hochschule bereits einen Tag nach dem 
Unfall den Apparat und seine Leistungen genau untersucht und 
kam zur Ansicht, daß das traurige Ereignis lediglich durch Unvor 


bald darauf wurde von Herrn Dr. Großmann, der zu diesen 
Zweck die Reise von Berlin nach Finnland unternommen hatte, die 
Angelegenheit weiter aufgeklärt, so daß wir uns heute ein Bild von 
den Zusammenhängen bis ins Einzelne machen können. Her 
Dr. Großmann hat seine Beobachtungen in der Berliner Röntgen 
vereinigung am 27. November vorgetragen. o, 
Der in Maenntee benutzte Röntgenapparat gehört zu den eir 
fachen und verhältnismäßig billigen Typen, wie sie heute m Ir 
und Auslande vielfach hergestellt werden. Sie bieten keine Gelsht 
von Seiten des elektrischen Stromes, wenn man nicht geradezu sträfich 
mit ihnen umgeht. Es handelte sich speziell um den sog. Exploralır 
von Siemens & Halske für Wechselstrom von 220 Volt. Dieser liefert 
nach der Transformierung eineHochspannung von höchstens 60000Vol 
Der Apparat war erst kürzlich aufgestellt worden. Sein Besitzer hatte 
sich vom Monteur das „Wesentlichste“ zeigen lassen, war & j 
sonst nicht vorgebildet. Sein Schicksal traf ihn . jeich bei dem 
ersten selbständigen Versuch, den Apparat zu benutzen. Er bea 
sichtigte, das rechte Bein von einem Schiffsjungen zu röntgen 
graphieren. Da ihm die Röntgenröhre nicht genügend zentriert 
schien, wollte er ihre Stellung verbessern, indem er die eingeschaltelt, 
und zwar mit einem Hochspannungsstrom von 40000 Volt besehickte 


Schwester die Anode mit der Linken ergriff. Dabei haben ‚sich 
beide mit den freien Armen berührt und hierdurch eine K 
schluß bewirkt. Die an den Leichen festgestellten Hautverbrennung?? 
beweisen dies aufs deutlichste. Der Arzt und die Schwester müsa | 
alsbald, nachdem sie sich in die Hochspannungsleitung eingesehä® 
hatten, bewußtlos zusammengesunken sein. "ie rissen dabei dB | 
Röhrenstativ um und ihre Kleider fingen Feuer. Dieses wurde jr 
einem außerhalb des Zimmers sich aufhaltenden Arbeiter beme! 
und nach Unterbrechung des elektrischen Stromes gelöscht. PE | 
Die hier beschriebenen Todesfälle gleichen denen, W° ses m 
der Entwicklung der Elektroindustrie öfters infolge des Be wE 
von Hochspannungsleitungen beobachtet werden. Der tödliche 4 


n „e. u 
Ba pa x. 


nn, 


14. Dezember 


gang hängt von der Spannung des Stromes, dem Widerstand der 
Haut, der Ein- und Austrittsstelle des Stromes, der Größe und 
Dauer des Kontaktes ab. Tatsächlich kommen bei 65 Volt Wechsel- 
strom schon Todesfälle vor (Gleichstrom wirkt erst bei höheren 


Spannungen). Die Gefahr wächst aber, je höher die Spannung ist. | 


Andrerseits wird, wie die Elektrokutionen in Amerika lehren, der 
Tod durch einen Strom von 1550—2000 Volt selbst in einigen 


' Sekunden keineswegs mit Sicherheit herbeigeführt, wenngleich hier- 


durch der Delinquent blitzartig betäubt wird. Es hat sich daher 
die Notwendigkeit ergeben, die weitere Exekution durch Wieder- 
holung des Verfahrens, wozu Ströme von nur zirka 400 Volt benutzt 
werden, zu vollenden. | 

Die Bedingungen, unter denen die Unfälle zustande kommen, 
lassen sich auf 3 Gruppen zurückführen: 1. Direkter oder indirekter 
Kontakt beider Metalleiter (sog. zweipoliger Kontakt). 2. Direkter 
oder indirekter Kontakt eines Metalleiters mit einem Körperteil und 
Stromschluß durch einen den Boden berührenden Körperteil. Vor- 
aussetzung dafür ist, daß eine Leitung geerdet ist. Sog. einpoliger 


' Kontakt. Vom physikalischen Standpunkt aus besteht kein grund- 


sätzlicher Unterschied zwischen ihm und dem zweipoligen Kontakt. 
3. Funkenüberschlag auf den Körper. Das Unglück in Maenntee 
geschah also durch zweipoligen Kontakt. a 

Der Röntgenapparat zeigte keinen Fehler. Der Unfall gleicht 
dem Schicksal des Selbstmörders, der sich auf die Schienen vor die 
fahrende Lokomotive wirft, nur daß hier jede Absicht fern gelegen 
hat, also mit unbegreifllichem Mangel an Sachkenntnis gehandelt 
wurde. Zum Glück erlitt der Patient keinen wesentlichen Schaden. 

Der Hochspannungstod in Finnland ist der zweite, welcher 
seit Entdeckung der Röntgenstrahlen durch Gebrauch eines Röntgen- 
apparates herbeigeführt wurde. Die Gefahr muß also bei weitem 
geringer bewertet werden, als die Möglichkeit durch falsche An- 


wendung der Röntgenstrahlen oder ungenügende Schutzmaßregeln 


gegen sie Schaden an den Kranken oder dem ärztlichen Personal 
zu verursachen. Immerhin unterstreicht auch jenes seltene Vor- 
kommnis die Forderung derer, die das Arbeiten mit Röntgen- 


' strailen nur genügend vorgebildeten Fachleuten gestatten wollen. 


Umirage. (Fortsetzung aus Nr. 49.) 


Die Frühoperation der Gallensteine. 


Die Umfrage wird in folgendem fortgesetzt und die 


Antworten 
gebracht, die bei der Schriftleitung eingelaufen sind. 


| = Professor Dr. Kappis, | 
Direktor der Chirurg. Abteilung des Stadt-Krankenhauses I Hannover: 

Unter Frühoperation beim Gallensteinleiden kann man Ver- 
schiedenes verstehen: 

I. Die Operation in einem verhältnismäßig noch frühen 
Zeitpunkt. des klinisch bemerkbaren Leidens, wenn 
nur einer oder höchstens wenige, nicht schon eine große An- 
zahl von Anfällen vorausgegangen sind. 

I. Die Operation im Anfall selbst. 

Zu I. Bei der Gallensteinerkrankung darf man es nicht zu 
so vielen Anfällen kommen lassen, bis man sich zur Operation 
entschließt, da sich sonst sowohl örtlich schwerere Veränderungen 
entwickeln, wie auch die Kranken älter und ihre Organe weniger 
leistungsfähig werden. Die Bedeutung des Alters einerseits, der 
entzündlichen und anderen sekundären Veränderungen (Übergang 
der Steine in den Choledochus, entzündliche Veränderungen an der 
Gallenblase selbst, in Pankreas, Leber u. a. m.) andererseits, sowohl 


für den primären operativen, wie auch für den Dauererfolg, geht 


einwandfrei aus den Statistiken hervor, die Enderlen und Hotz 
auf dem Chirurgenkongreß 1923 vorgetragen haben. 

Die Sicherheit dieser an sich klaren Anzeige zur frühzeitigen 
operativen Behandlung des Gallensteinleidens wird aber durch ver- 
schiedene Umstände beeinträchtigt. Erstens ist die Diagnose 
„Gallensteine“ durchaus nicht immer leicht noch sicher; die jetzt 
schon nicht ganz seltenen Fehldiagnosen werden sich mit Zunahme 
der Frühoperation sicher häufen. Zweitens haben die Operationen 
auch beim unkomplizierten Gallensteinleiden eine nicht zu unter- 
schätzende Mortalität. Drittens kommen nach Gallensteinope- 
rationen doch nicht zu selten Schmerzrückfälle, aus den ver- 
schiedensten Gründen, vor. 


E 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


1763 


Man wird daher an die Entscheidung im einzelnen Fall als 


Frühoperations-geneigt, aber unter genauer Überlegung der Dia- 


gnose und aller Umstände, die für und gegen die Operation sprechen, 
herantreten müssen. 

Zu IE Frühoperation im Anfall. 

Unter Gallensteinanfall kann man wieder Verschiedenes 
verstehen. | 

1. Akute Erkrankungen bei Gallenblasensteinen. 

a) Die Gallensteinkolik, welche aus heiterer Luft, teils 
mit, teils ohne Anlaß auftritt; sie klingt, meist mit Nachhilfe von 
Morphium u. ä., teils bald, teils nach mehreren Stunden ab, ver- 


läuft im ganzen ohne schwerere entzündliche Veränderungen. Bei. 


ihr ist eine Anzeige, im Anfall zu operieren, an sich nicht vor- 
handen. Die Operation im Anfall ist bei ihr zu beurteilen wie die 
unter I. genannte Frühoperation; ihre Prognose ist gleich wie bei 
dieser. Die Operation im Kolikanfall ist angezeigt, wenn die Diagnose 
gegenüber entzündlichen Veränderungen nicht sicher zu stellen ist, 
und wenn sich die Anfälle rasch hintereinander wiederholen. 

b) Gallenblasenentzündung. . Geht die Gallenblasen- 
entzündung, die am häufigsten durch Steine in der Gallenblase 
bedingt ist, von vornherein mit stärkeren Erscheinungen einher, so 
ist die Operation im Anfall angezeigt. Notwendig ist sie, wenn 
bei kurzem Abwarten keine deutliche Besserung, sondern eine Ver- 
schlimmerung eintritt. 

` Bei stärkeren entzündlichen Erscheinungen besteht stets die 
Gefahr einer mehr oder weniger ausgedehnten Nekrose der Gallen- 
blasenwand, mit Durchbruch in die Umgebung; wenn dabei auch 
wegen der leichteren Abkapselung die Gefahr der Entstehung einer 
diffusen Bauchfellentzündung geringer ist, als bei Blinddarmentzün- 
dung, so entstehen doch häufig genug schwere örtliche Eiterungen, 
die sehr lange dauern und das Leben gefährden können. 

Zudem habe ich bei Gallenblasenentzündungen, in Hannover 
anscheinend häufiger als in Kiel, nicht zu selten eine Beteiligung des 
Pankreas im Sinne einer akuten Pankreatitis gesehen, die natürlich 
beim Zuwarten die Prognose ungünstig beeinflußt, aber aus dem 
Bild der-Gallenblasenentzündung heraus mitunter schwer zu er- 
kennen ist. E | 

Vor all diesen Gefahren schützt den Kranken die Entfernung 
der Gallenblase am 1. oder 2. Tage des entzündlichen Anfalls. 
Die Gefahr der Entstehung einer Peritonitis im Anschluß an die 
Operation ist bei guter‘ Technik und bei sicherem Abstopien 
sehr gering. Ja, im allgemeinen ist im Anfall, im Zustand 
der akuten Entzündung, besonders bei großer Gallenblase, die 
Operation, d.h. die Entfernung der Gallenblase einfacher als später, 
wenn sich schon feste Verwachsungen herausgebildet haben. Macht 
die Entfernung der Gallenblase Schwierigkeiten, so begnügt man 
sich damit, die Gallenblase zu eröffnen, den Inhalt zu entfernen 
und eine Cholezystostomie anzulegen. | 

Vom praktisch-menschlichen Standpunkt aus spricht für die 
Operation im Anfall noch, daß die Kranken sich im Anfall, bei 
Schmerzen und Fieber, leichter zur Operation entschließen; sie 
verschaffen sich mit diesem Entschluß rasche Heilung und Befreiung 
von langer Krankheit und ihren sekundären Folgen. 

2. Bei Choledochussteinen spricht noch in erhöhtem 


| Maße für die Frühoperation, sowohl bei Koliken, wie auch bei ent- 


zündlichen Veränderungen, die erhöhte Gefahr, die der Verschluß 
des Hauptgallengangs für Leber, Pankreas, die übrigen Organe und 
den Allgemeinzustand bedeutet. Wenn daher bei Anlällen infolge 
von Choledochussteinen der Ikterus und die Fiebererscheinungen 
nicht rasch zurückgehen, greife ich am 2., spätestens 3. Tage ein. 
Besonders dringlich ist die Operation bei Schüttelfrösten. Die Ge- 
fahren von Seiten des Ikterus werden durch Kalzium und andere 
bekannte Methoden bekämpft. Jedenfalls schützt aber gegen die 
schweren Schädigungen durch den Ikterus am besten, die Früh- 
operation. Abwarten kann hier nur Schaden bringen. 


Die Stellungnahme ist nur durch diagnostische Schwierig- 


keiten etwas beeinträchtigt, zumal da in der letzten Zeit die 
Ikteruserkrankungen, die durch subakute Hepatitis und ver- 
wandte Erkrankungen bedingt sind, an Zahl und vielleicht auch 
an Schwere zugenommen haben, so daß mitunter erhebliche 
differentialdiagnostische Schwierigkeiten entstehen, die nicht immer 
zu lösen sind. 

III. Als Gegenanzeigen gegen die Operationen kommen in 
Frage: aussichtsloser Zustand, schwere Herz- und Lungenerkran- 
kungen und ähnliche Zustände. Die Gegenanzeigen sind aber 
durch die Möglichkeit, bei Gallensteinen in örtlicher Betäubunr zu 
operieren, erheblich eingeschränkt worden. j 


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- `. mit Glück. operiert. ` 


„Einzelfälle. | 
. der Cholelithiasis,: die ich für unumgänglich ‚halte (Fieber, 'Fröste, _ 
" Jangdauernder Ikterus, Choledochussteine, Eiterungen, Perforations- 
gefahr). Aber im allgemeinen sehe ich mir den Einzelfall an und 
‘setze ‘auf der einen. Seite die Neigungen und die Widerstandsfähigkeit 
I der Cholelithiasis entwickelt, so ist Patienten aus Krebsfamilien viel- - 
 leicht'zu empfehlen, daß sie sich ihre. steinhaltigen 'Gallenblasen aus 
prophylaktischen Gründen rechtzeitig entiernen lassen. 


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Prof, Dr. Enderlen, BR} 
Fis "Direktor" d Chirurgischen Klinik in Heidelberg: | 
X Die ‚Frühoperation ist berechtigt so aufgelaßt:, Eingriff 1 


F F in: jungen. Jahren ‚und im Beginn des Leidens. | 
Gründe: Nach der Statistik von .Hotz .ist die Mortalität in. 


jüngeren Jahren niedrig, steigt vom 50. Jahr. stark in. die Höhe. 


.,Nach längerer Dauer sind Leber, Nieren und Harz geschädigt, ‚können 
„nach. der’ Operation versagen.: Die. Erkrankung ‚beschränkt. sich 
‚ später nicht. mehr 'auf- die 'Gallenblaäse, sondern ‘die . intra- und: 
extrahepatischen . Gänge, mit dem: Paükreas, sind dann beteiligt. NM 
Die Operation, welche im frühen: Stadium des Leidens. einfach ist,. 
‚wird kompliziert: Verwachsungen, Notwendigkeit den Ductus. chole- 
` dochus, . gegebenenfalls das Duodenum zw eröffnen. 
‚.Ikterüs, ‘Etwa 80% der Gallensteinleidenden Berlins sind Morphi- : 
. ‚Freilich gibt- es, wie Körte an- 
gibt, Menschen, die nur einen Anfall haben, dann keinen mehr. 
Dies kann man aber nicht. voraussagen. Außerdem muß man mit 
Fehldiagnosen rechnen: Appendizitis, Pankreasnekrose, Tumoren des 
<7 Colon -ascendens bzw. transversum. Körte ‚gibt selbst lehrreiche J; 
= Beispiele... a 
rn Gegenahzeigen: Ein ‚ganz leichter Anfall, der rasch abklingt: 


nisten! Gefahr. des. ‚Kärzinois, 


und sich nicht wiederholt; persönliche Erfahrung ist dabei vonnöten. 
.b. -Die Frühoperation ist erforderlich und notwendig. ‚Die 


> jüngste Kranke war 10 Jahre alt, ‚hatte mehrere Anfälle: und wurde 
‚Wenn der Kranke nicht will,. ist. dies a 


anzeige. x 
Nur-ganz leichte Fälle. erfordern” nicht die Operation. : 


0.2. Kommt der’Kranke mit hohem: Fieber, Schüttelfrösten, 
en 'empäindiichepr Gallenblasentumor, schwerem Ikterüs, ist. ferner, nach- 

: dem plötzlich heftige Schmerzen wie nie zuvor:eingetreten sind (Zeichen 
a ftir: Pankreasnekrose), Perforation erlolgt,.so sofort operieren. 
TOR . Ist geringe. Temperatursteigerung, Gallenblasentumor, wenig. 
a schmerzhaft, so zuwarten und nach einigen Tagen eingreifen; öfter 


‚bei. Verschlechterung döch im Anfall noch die Operation nötig. 


I; Absolute Anzeige: -Ferner der Hydrops, gehänfte An- 
A alle, die den Kranken map machen, sei es mit, sei es”. 
‚Ohne; Ikterus. Ä RE os 


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Ne | Prof, Dr. Krehl; & | ' 
: Direktor der Medizinischen. Univorstiätsklinik Heidelberg: 


Man kann diese Frage kaum: besprechen ohne Kenntnis de 
Natürlich. gibt es. auch Anzeichen für die Operation 


des Kranken, auf der anderen Seite die Schwere des Falles, besonders 


“.,. die Neigung der. Cholezystitis, progressiv zu werden, und ihren Einfluß 
ae auf die Leistungsfähigkeit des Menschen zu. einander in. Beziehung. 
N Dann kommt weiter (dazu: kleine, große Steine, Abgänge: von ` 
Steinen, Häufigkeit und Verlauf der Anfälle. 
~ , ` Im allgemeiner- bin ich geneigt, möglichst nicht spät zu einem ..| 


chirurgischen Eingriff zu raten, weil doch der Eingriff bei reiner 
Chölezystitis. mit Steinen in der Blase relativ so. ungefährlich ist. 


| ‚Geh. Med. „Rat t Prof, Dr. Küttner, . | 
- Direktor der Chirurgischen Klinik Breslau: 


-An meiner Klinik wird die Chirurgie der. Gallensteine nach 


i tolgenden Gesichtspunkten gehandhabt: 
u ‚Ich vertrete . nicht den bequemen Standpunkt: Man behandelt 


zunächst intern, bis es: nicht mehr geht, und dann holt man den 


daß: eine interne Behandlung der Gällensteinkrankheit überhaupt 


nicht in Betracht komme, . söndern daß iu jedem Falle eine Früh- 
“operation am Platze sei. f 
$ Am, weitesten kommen wir meines Erachtens, wenn wir die | 
Indikation zur Operation in unbedingte und a teilen. 
und daneben Gegenindikationen aufstellen. | 


Die. Operation müß unbedingt ‚gefordert werden: 


1, für die akute,. serös-eitrige Cholezystitis in ihren 
schwereren Formen,. da immer die Gefahr. besteht, daß es zur Per-. 
‚ foration und eitrigen Peritonitis. kommt. 
'schwereren akuten Appendizitis, im Anfall oder nach überstandenem | 

| Solche Adhäsionen können natürlich auch zur nen u 


Hier muß, wie bei der 


Anfall im Intervall ‚operiert van 


Gefahren. des 


..der Eingriff- inzwischen. nur schwieriger geworden ist. 
| birgt sich unter .dem-harmlosen Bilde des Hydrops nicht kolen . 


` Im : Gänzen ‚eher. operativ; als nicht operativ, sogar . ‚recht E 
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Andererseits aber teile ich auch nicht die Anschauung, | 


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2. ist die. . Operation ünbedingt i indiziere - ‘bei den e \ 
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akuten Cholezystitis entwickeln können im Anschluß an Perforationen, 


| ‘die: nicht. in die .freie Bauchhöhle erfolgen, oder an eine Durch- : 
“wanderung der Eiterbakterien.. Hierher. gehören die rechtsseitigen ` 
| subphrenischen 'Abszesse nach Öholelithiasis, manche Leberabszesse, 
die Eiterungen an der Unterfläche der Leber, die abgekapselten 
| inträperitonealen Abszesse. Die Indikationen entsprechen hier denen; 
welche bei ähnlichen schweren Komplikationen der Appendizitis gelten; 


. Weiter ist ‘die Operation absolut zw fordern: 
‚8. für das chronische Empyom der Ballenhläst Wenn 


"aith die‘ Perforationsgefahr wegen .der. meist vorhandenen Wand- 
 verdiekung längst nicht: so erheblich. ist wie bei-der akuten eigen. 
“Cholezystitis, so ‚bedeutet doch .die ‚Eiteransammlung innerhalb `. 


‘eines . Bauchhöhlenorgans eine so. beträchtliche und völlig un-. 


-berechenbare: Gefahr, daß über. die absolute operativo Indikation 
m Zweifel herrschen’ kann. 


‘Ich für meine Person stehe auf dem Standpunkt, daß . _ 
' 4: auch der Hydrops ‘der Gallenblase unbedingt operativ 


I‘ üügegniffen. werden sollte, denn wenn er. auch in der Regel keine’un- | 
mittelbare Gefahr bringt; so heilt er doch. auf der anderen Seite infolge . 
‚der. festen: Blockade des Zystikus fast niemals spontan, führt vielmehr . 
.| meist zu" ständiger ‚weiterer Vergrößerung, so daß nach jahrelangen 


unnötigen ‚Beschwerden schließlich doch operiert werden’ muß und - 
Auch ver- 


‚ein Empyem, oder es kann ein 'solches aus: dem Hydrops hervorgehen. 
. Kein Zweifel kann weiter darüber. herrschen, daß 
5. der chronische Choledochusverschluß durch Stein 


| eine ünbedingte Indikation zum operativen Eingriff darstellt. Gewiß 
| kommt auch in diesem Stadium noch gelegentlich einmal eine Spontan- 
E heilung durch: ‘Perforation des Konkrementes in das Duodenum ‘von 
„aber sie ist doch die: große. Ausnahme und die:Gefahren, die.aus- 
|. dem: Verbleiben des, oder ‘der Konkremente im Hauptenllenganee 
|"sich.. ergeben, ‚sind. viel beträchtlicher als bei der heutigen Technik 


das-Risiko einer Operation... Meist sind die Qualen der Kranken 
‚auch 20. erheblich, ` daß 'sie selbst darauf bestehen operiert zu 
werden.“ ‚Die. Verantwortung des Arztes, : der bei sicherem chroni- 


. schen. Choledochusverschluß durch . Stein zum Abwarten rät, ‘ist. 


jedenfalls eine ‚sehr große, denn er trägt die Verantwortung nicht! 


‚nur. für die weiteren . :meist sehr "erheblichen Beschwerden des 
Patienten,‘ sondern‘ auch für die recht häufigen Komplikationen. der 
 Cholämie, der multiplen. Leberabszesse; der ee Ente 
kräftung,. der ‚hämorthagischen: Diathese. < 


Daß 6. bei dem 'geringsten Verdacht - auf ein Gallsn- 


‚blasenkarzinom die Operation: unbedingt. zu fordern ist, bedarf: 


keiner. Begründung. Da:sich das Karzinom fast immer. auf dem Baden . 


Schließlich ist 7. der Gallensteinileus. eine. nicht strittige 


y absolute Indikation zum operativen, Eingriff. 


Dissen unbedingten‘ stöhen‘ die bedingen, relativen An- 
zeigen gegenüber: - i; 
' Sie gelten vor allem: Ä | 5 
1. für die ohronische rezidivierende. Cholesystitis, die 


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Behandlung nicht beeinflußt wird; 
2. für den Morphinismus der Gallensteinkranken, der 


l meist erst wirksam zu. behandeln ist, went die Beschwerden. durch 
das Grundleiden auf operativem Wege behoben sind. - 


Eine große Rolle spielt heute unter den relativen- Indikationen 
8, der soziale .Faktor. Reiche, die ‚sich jede Kur in Karls- 
bad leisten können, sind: der Operation weit. weniger bedürftig als 


1.z. B. die’ in pekuniärer Notlage befindliche Hausfrau, die: für. Mann 
‚und Kinder zu sorgen hat. 


4. sind unter die bedingten Indikationen. ZU: rechnen die 
Mehrzahl der. Adhäsionsbeschwerden; ‘welche sich auf ‘der Basis 


-einer Cholelithiasis entwickeln und weit: häufiger- Erscheinungen 
|. von’ Seiten. des Magens und des Duodenums machen als eigentliche 
|- Cholelithiasissyinptome. Nach meiner Erfahrung ‚kommen: diese Fälle 
‚schließlich .doch. sehr oft zur: Operätion, . ‘weil andere Behandlungs- 


methoden versagen, und dann darf man sich nie auf die - pinige 


. Lösung der Verwachsungen beschränken, sondern" muß - stets 


Gallenblase exstirpieren, auch wenn sie keine Konkremente nihält. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


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anzeige werden, wenn sie eine eigentliche Pylorusstenose oder gar 
einen Ileus hervorrufen. 

Weiter sehe ich als relative Indikation an 

5. die Cholelithiasis der Typhusbazillenträger, denn 
hier ist das Verschwinden der Bazillen häufig nur durch Entfernung 
des Schlupfwinkels, der steingefüllten Gallenblase, zu erreichen. 


Im allgemeinen ist also bei der Indikationsstellung streng zu 
individualisieren, man hat sich deshalb stets die Frage vorzulegen, 
ob nicht eine Gegenanzeige des operativen Eingriffes besteht. 

So wird man im allgemeinen nicht operieren: 

1. im Greisenalter — die Genze von 50 Jahren kann ich 
nicht anerkennen —, bei Diabetikern, Arteriosklerotikern, 
Herzkranken, schwer Lungenleidenden und auch bei sehr 
fettleibigen Personen. Natürlich aber gilt die Gegenanzeige nur für 
die bedingten Indikationen, denn wenn einer dieser Patienten in 
Perforationsgefahr schwebt oder einen Choledochusverschluß, einen 
Gallensteinileus bekommt, wird trotz allem operiert werden müssen. 
Gerade bei Leuten in den fünfziger Jahren ist man ziemlich oft 
genötigt, wegen hochgradiger, intern nicht zu beeinflussender Be- 
schwerden zu operieren. 

2. Wird man möglichst nicht operieren bei seltenen gering- 
fügigen Koliken ohne Ikterus in der Erwartung, daß das 
Leiden bei geeigneter interner Behandlung in das Stadium der 
Latenz übergeht. | 
f 3. Auch bei Koliken mit Ikterus, nach denen jedesmal 
Steine abgehen, also bei stets erfolgreichen Anfällen, wird man 
mit der Indikation aus gleichen Gründen zurückhaltend sein. Wenn 
man allerdings Gallenblasen sieht, die mit Hunderten von kleinen 
eckigen Steinen geradezu vollgepfropft sind, so ist die Hoffnung, 
daß schließlich alle Steine per vias naturales abgehen, obne daß 
dem Patienten sein Leben völlig verleidet wird, eine sehr geringe. 

4. Im Stadium des akuten Choledochusverschlusses 
durch Stein soll man im allgemeinen nicht operieren, da doch 
die Möglichkeit besteht, daß das Konkrement im Gallengang von 
selbst abgeht und die in der Gallenblase befindlichen Steine unter 
rationeller interner Therapie latent werden. Die örtlichen Operations- 
bedingungen sind zudem beim akuten Choledochusverschluß nur 
wenig günstig. Wenn der Zustand sich allerdings in die Länge 
zieht oder sich cholangitische Erscheinungen 'wie Schüttelfröste, 
Fieber, schmerzhafte Leberschwellung einstellen, wird man auch beim 
akuten GallengangsverschlußB um die Operation nicht herumkommen. 
I Daß 5. ein Gallenblasenkarzinom, bei dem schon sekun- 
däre Knoten in der Leber fühlbar sind, nicht mehr als Gegen- 
stand der Operation gelten darf, ist selbstverständlich; doch soll 
man immer in Erwägung ziehen, daß gerade auf diesem Gebiete 
auch der Erfahrenste diagnostischen Irrtümern ausgesetzt ist, sah 
ich doch sogar den unilokulären Echinokokkus ein Karzinom vor- 
täuschen, von dem so krebsähnlichen multilokulären Echinokokkus 
garnicht zu reden. 


Prof. Dr. Anschütz, 
Direktor der Chirurgischen Universitäts-Klinik Kiel: 


Vorbemerkung: Ich halte es für unzweckmäßig, den 
Ausdruck Frühoperation, der durch unser Vorgehen bei der 
Appendizitis einen festen Inhalt bekommen hat, auf die Gallensteine 
anzuwenden. Es wird dadurch nur Verwirrung entstehen. Es kann 
doch nicht zweifelhaft sein, daß man den Gallensteinanlällen gegen- 
über nicht die gleichen radikalen chirurgischen Ansichten vertreten 


kann, wie dem Appendizitisanfall gegenüber. 


a. Die Frühoperation der Gallensteine ist nicht in 
dem Sinne berechtigt, daß man beim ersten Gallenstein- 
anfall, bei der ersten leichten Cholezystitis schon operiert, und 
zwar Ohne Auswahl, etwa wie bei der Appendizitis. In diesem 
Sinne lehne ich die Frühoperation ab. Das Publikum und die 
praktischen Ärzte und auch die Chirurgen der operativen Richtung 
können dieses Prinzip der unbedingten Frühoperation unmöglich 
durchsetzen. Man würde dabei eine große Reihe von Fällen ope- 
rieren, die tatsächlich keine Anfälle wiederbekommen. Es besteht 
auch im einzelnen Anfall in der Regel keine besondere Gefahr. 

Wenn man aber unter Frühoperation versteht: 

i. den Eingriff zur rechten Zeit, ehe eine schwerere 
Infektion . von der Cholezystitis aus oder eine Cholangitis vom 
Choledochusstein aus eingetreten ist, so bin ich für das Früh- 
Operieren. 

2. bin ich auch für die Frühoperation, wenn man darunter 
versteht, daß man die Patienten in jüngeren Jahren als bis-. 

er und in gutem Allgemeinbefinden operiert. 


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Im Allgemeinen sollen die inneren Ärzte und Chirurgen dazu 
gelangen, früher zu operieren als bisher und es nicht erst 
zu Schweren Veränderungen der Gallenblase kommen lassen 
oder zu Beteiligungen der tiefen Gallenwege und chronisch in- 
fektiösen Zuständen. 


b. Die Frühoperation ist notwendig und erforderlich bei 
akuter fieberhafter Cholezystitis- mit allgemeinen oder peri- 
tonealen Erscheinungen, beim Empyem der Gallenblase. Gegen- 
anzeigen bestehen im hohen Alter. Der akute Choledochusverschluß 
wird nicht sofort operiert, weil die Diagnose des Steinverschlusses 
nicht sicher zu stellen ist. | | 

II. Die Operation ist auszuführen: 

1. Absolute Indikation. Bei Gallenblasen-Infektion 
mit allgemeinen oder peritonealen Erscheinungen, bei 
Choledochusverschluß mit cholangitischen Erscheinungen, bei 
chronisch rezidivierendem Choledochusverschluß, bei Hydrops und 
chronischem Empyem der Gallenblase. Bei letzteren Fällen kann 
etwas zugewartet und der Patient genau untersucht und beobachtet 
werden. Mitunter gelingt es beim Choledochusverschluß, den Ikterus 
erst abklingen zu lassen, ehe man operiert. | 

Relative Anzeigen sind die chronisch rezidivierende 


Cholezystitis mit immer wieder auftretenden Koliken, auch ohne . 


Ikterus, namentlich, wenn viel Morphium gebraucht worden ist. 


| “Prof. Dr. Morawitz, 
Direktor der Medizinischen Klinik Würzburg: 


Eine rein schematische Beantwortung der Frage nach der 
Frühoperation der Gallensteine, ihren Indikationen und Kontra- 
indikationen ist mir nicht möglich. Man wird bei seinem Entschluß 
sehr individualisieren müssen und es werden verschiedene Momente 
dabei ausschlaggebend sein, die sich schwer kurz und prägnant in 
Antworten kleiden lassen, u.a. auch Wünsche des Patienten selbst 
oder seiner Angehörigen. | 

Ich bin kein prinzipieller Anhänger der Frühoperation 
bei Gallensteinen und pflege nicht jedem Patienten, der sicher an 
Cholelithiasis leidet, sofort die Operation zu empfehlen. Denn die 
Erfahrung lehrt, daß es doch eine ganze Reihe von Patienten gibt, 
bei denen die Anfälle später ganz fortbleiben oder doch so selten 
auftreten, daß man von der Operation absehen kann. Zu einer 
Frühoperation, d.h. einer Operation nach dem ersten oder nach 


einigen Anfällen rate ich nur, wenn bestimmte Indikationen vor- ' 


liegen, so z. B. bei Choledochussteinen oder höherem Fieber, das 
auf eine schwere Infektion der Gallenblase hindeutet oder ev. auf 
Perforationsgefahr hinweist. | 

Wenn sich bei der Beobachtung herausstellt oder die Anamnese 
es ergibt, daß schon zahlreiche Anfälle vorausgegangen sind, 
daß die Mittel der internen Therapie erschöpft sind oder daß die 
Anfälle so heftig und häufig auftreten, daß die Arbeitsfähigkeit des 
Kranken in Frage gestellt ist und die Gefahr besteht, daß bei den 
dauernd chronischen Reizen — dieses kommt hauptsächlich für 
ältere Patienten in Betracht — vielleicht eine Karzinomentwicklung 
zu befürchten ist, dann bin ich für die Operation. Außerdem, wie 
oben schon ausgeführt, bei sicher nachgewiesenen Choledochus- 
steinen, die zu einer Schädigung des Gallenabflusses führen oder 
zu immer erneuter Infektion der Gallenblase, ferner bei Verdacht 
auf Gallenblasenempyem und Perlorationsgefahr. 

Einen Ikterus, selbst hohen Grades, betrachte ich nicht 
als Gegenindikation, da die Blutungsgefahr in den meisten 
dieser Fälle doch nicht groß ist. Durch vorhergehende Bestimmung 
der Blutungs- und Gerinnungszeit kann man sich vor Überraschungen 
schützen. 

-= Sonstige Kontraindinkationen wären höchstens in allgemeinen 
Krankheiten zu erblicken, die die Widerstandsfähigkeit des Patienten 
stark herabsetzen. | 


Prof. Dr. Voit, . > 
Direktor der Medizinischen Universitäts-Klinik Gießen: 


Ich vertrete den Standpunkt, daß im allgemeinen beim ersten 
Auftreten von Erscheinungen einer Cholezystitis zunächst eine 
streng durchgeführte innere Behandlung Platz zu greifen hat, 
weil sehr häufig in kurzer Zeit dabei die Symptome schwinden 
und in vielen Fällen keine oder nur vereinzelte Rezidive auftreten 
und weil in solchen Fällen die Gefahren bei innerer Behandlung 


zum mindesten nicht größer sind als bei operativem Vorgehen. 


Verschwinden die Symptome bei’ innerer Behandlung nicht 
in wenigen Wochen oder treten häufigere und heftigere Rezidive 
auf, so rate ich zur Operation. Ä 


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924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.50.. 


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< Besteht der geringste Verdacht, auf ein Gallenblasen- 
Empyem oder treten peritoneale Reizerscheinungen auf, so 
ist natürlich sofort zur. Operation zu schreiten. l 
.Der Zeitpunkt, zu welchem ich sonst zur "Operation rate, 
hängt. zum Teil von der Rückwirkung der Erkrankung auf den 
ganzen Körper, zum Teil aber von äußeren Umständen ab. Den 
Patienten, die sich nicht schonen und sich einer ev. mehrmals zu 
wiederholenden inneren Kur aus irgendwelchen Gründen nicht 
-unterziehen können, rate ich. früher zur Operation. 
schließlich bei der Entscheidung, ob früher oder später operiert 


D 


werden soll, darauf Rücksicht, ob diePatienten sachgemäße chirurgische 
' Hilfe. in ihrer Nähe haben. | | 


Aus der Steiermärkischen Landesirrenanstalt Feldhof bei Graz 
(Direktor: Dr. Otto Haßmann). | 


Beiträge zur Therapie der Dementia praecox 
mit Atophanyl. == 


Von Primararzt Dr. Richard Weeber.  - 


inden lassen, das bei Dementia praecox-Fällen sich bewähren wird. 
Wer vor 10 Jahren gewagt hätte auszusprechen, daß es binnen 


» 


kursom gelingen werde, etwa ein Drittel der Paralysefälle wieder 
erwerbsfähig. zu machen, wäre für einen verstiegenen Phantasten 
‚gehalten worden. Die Gewalt der Tatsachen hat scheinbar wohl- 
fundierte Meinungen gründlich . geändert. Trotz „des mit der 
organischen Hirnerkrankung verbundenen fortschreitenden geistigen 
Abbeus“ werden die Kranken nach 4—6 Mönaten aus der Irren- 


anstalt in guter Remission erwerbsfähig entlassen. und stehen seit |' 
`` mehreren Jahren wieder im Berufe! Diese Tatsache allein berechtigt 


uns. atoh zur Hoffnung, daß -es den therapeutischen Bemühungen 
auch bei Dementia praecox-Fällen gelingen werde, einst ein wirk- 


sames Mittel gegen diese Erkrankungsformen zu finden. Ich ‚habe 


in den letzten fünf Jahren auf der Männerabteilung der Irrenanstalt 


_unablässig therapeutische Versuche durchgeführt, die bisher keinen | 
überzeugenden Erfolg brachten. Es gilt also weiter nach neuen |: 
.. gangbaren Wegen Umschau zu halten. A 


” Auf der 49. Wanderversammlung . der südwestdeutschen 
Neurologet und Irrenärzte in. Baden-Baden (Mai 1924) machte 
Weichbrodt-Frankfurt a. M. (1) in einem Vortrage: „Therapeutische 
Versuche bei endogenen Psychosen“ aufmerksam, daß es: gelinge, 


_ dürch intravenöse Injektionen einer 20%igen Natrium salicylicum- 


t 


Sofort naoh dem Bekanntwerden der theoretisch und prak- 
“tisch wichtigen Berichte Weichbrodts ging ich daran, in der an- 
geregten Richtung Behandlungsversuche zu unternehmen. Zunächst 
wurden. erregte Kranke ohne Rücksicht auf Krankheitsart der In- 
jektionsbehandlung Wnterzogen. ER: RE NE, 

. Es wurden täglich -2 intravenöse Injektionen von 10—15 cem 
einer 20%igen Natrium salicylieum-Lösung gegeben. 

In keinem Falle wurden mehr als 10 Injektionen ausgeführt, da 
ich toxische Schädigüngen befürchtete. Weichbrodt hatte die große 
Freundlichkeit, mich dahin aufzuklären, daß meine Bedenken unbegründet 
gewesen und auch bei läßgerer Darreichung keine Schädigungen beob- 
achtet worden seien. > > . | u 

Es wurden nach dem Verfahren. Weichbrodts. 25 Fälle be- 


Lösung errögt6 Kranke ruhigzustellen. 


- "handelt (Dementia praeoox 12, Paralyse 6, .‚Enzephalitis 3, Epi- 
lepsie 3, Melancholische Phase bei manisch-depressivem Irresein 1). 
.. Als die erhobenen Nee gesichtet wurden, ergab sich die 
interessante Tatsache, daß hi 


söhe Dementia praecox-Fälle am besten 
auf die Behandlung angesprotheh hatten. Aber auch ältere Fälle 
wurden in günstiger Weise heeinllußt, 

In Übereinstimmung mit Welchbrodt konnte ich besonders in 


- sinem Falle das Zurücktreten akustischer Sinnestäuschungen nachweisen, 


den ich seit Jahren als chronisch-halluzinant kenne, bei dem der Erfolg 
besonders eindrucksvoll war. 


Nicht unerwähnt darf bleiben, daß Josephy - Hamburg (2) 
` Eigenblutinjektionen zur Behandlung frischer Dementia praecox- 


Fälle empfohlen bat. In Anbetracht gweifelsfrejer Erfolge mit 


. Eigenblutinjektionen bei Epilepsie bin ich von der Gangbarkeit des 
von Josephy gewiesenen Weges fest überzeugt. Die Behandlungs- 
versuche in dieser Richtung sind noch nicht abgeschlossen. 

Die Natrium salieylicum-Injektionen wirkten auch auf Enze- 
phalitiker günstig ein. Die Kranken hoben spohtan die Milderung 


Ich nehme 


 zustände nach Aussetzen der Injektionen allmählich 


E 14. Dezember 


der quälenden inneren Unruhe hervor. Allerdings reichten die Er- 


folge nicht an die schätzenswerten” Wirkungen des von Alwen;- 


Frankfurt a. M. (3), Mann-Breslau (4) empfohlenen Strontium- 
bromates heran, das ich in 10%iger Lösung intravenös warm 
empfehlen kann. Bei Epileptikern und Paralytikern sah ich keine 
Zustandsänderung; vielleicht wegen der zu geringen Zahl der In- ` 
jektionen, vielleicht aber auch wegen der im Krankheitsprozesse 


' selbst gelegenen differenten Bedingungen für eine Wirkung. Bei den 
Dementia praecox-Fällen trat der Erfolg nach der 4. oder 5. Injektion 


ein. _Lebhaltere Folgeerscheinungen, wie sie z. B. von der intrave- 
nösen Kalziumbromatinjektion bekannt sind, habe ich nicht bemerkt, . 

Subjektive , Beschwerden wurden nie geäußert. Sonderbarer 
Weise wurden Schweißausbrüche und Zunahme der Harnmenge nicht . 


-| beobachtet. Bei einem Kranken trat 2 Stunden nach der Injektion 


ein flüchtiges, hochrotes Erythem von halbstündiger Dauer auf. Ein 
zweiter Kranker bekam einige Minuten nach der Injektion ein toxisches. 
Erythem mit daran anschließender über den ganzen Körper wandernder 


| Urtikaria, die 11/, Tage. anhielt. Turbulente Kranke wurden sicht- 


lich ruhiger und fanden zum Teil auch Schlaf. Die Ruhigstellung‘ 


‘| trat, bei allen Dementia praecox-Fällen ein. Der Beginn der Wirkun 
l l | ` | scheint an ein gewisses in Zirkulation befindliches Quantum des Mittels . 
=: > o Go wie nach langen. und vielfachen Irrwegen ein durch- 
_ schlagender Erfolg durch die Malariatherapie bei progressiver Paralyse 
' errungen wurde, so wird sich früher oder später ein Verfahren. 


gebunden zu sein, da die Wirkung erst am 3. Tage auftritt. Wie schon 
Weichbrodt in seinem Vortrage hinwies, stellten sich die Erregungs- 
wieder ein und 

erreichten nach 3—4 Tagen wieder die frühere Höhe. Ä 
Weichbrodt erwähnt unter den auf ihre Wirkung geprüften 
Präparaten auch Atophanpräparate. Da die Erfolge der Natr. salieyl.- 
Injektionen, wenn auch nur vorübergehend, so doch immerhin so 
zufriedenstellend waren, daß weitere Versuche an Dementia praecox- 


‚Kranken gerechtfertigt erschienen, so verwendete ich in der Folge 


'Atophanyl, dessen Zusammensetzung zum: Ausbau meiner Ver- 


. suche besonders günstig kombiniert erschien. 


_ Durch das Entgegenkommen der Chemischen Fabrik auf Aktien 
(vorimals Schering), Berlin N 39, konnte ich mit dem zur Verfügun 
gestellten Atophanyl 34 Kranke in. der Irrenanstalt behandeln un 


.zwar: Dementia praecox 18, Enzephalitis 6, Paralyse 5, nen 5, 


Injiziert wurden 2mal täglich je 5 ccm intravenös durch 5 Tage hin- 


‘durch. 3 Kranke gaben spontan ein Brennen im Verlaufe der Vene, 
"in welche die Injektion gegeben wurde, an. Bei einem Patienten 


traten lebhafte Schmerzen im Venenverlaufe auf, die 10 Minuten an- 
hielten, ohne daß weiterhin Folgeerscheinungen aufgetreten wären, 
Mit Rücksicht auf gelegentlich auftretende vasomotorische Begleit- 
erscheinungen, wie sie Schwahn-Frankfurt (5) beschrieben hat, 
empfiehlt es -sich, bei der ersten In probeweise nur 2—3 cem 


Atophanyl’ zu verabreichen und die Injektionen langsam auszuführen, 


wobei man die Mischung des Atophanyls durch wiederholtes Zurück- 
' ziehen des Spritzenstempels mit dem aspirierten Blute allmählich vor 
‚sich gehen läßt. Bei 


eginn meiner Versuche mit Atophanyl be- 
obachtete ich kurz nach der Injektion bei 10 Fällen intensive Blässe 


. ohne subjektive Beschwerden. Nur ein Fall hatte leichtes Schwindel- 
| geinhl nach der Injektion. Nach Beobachtung der früher angegebenen 


orsichtsmaßregeln hatte ich in meiner Tätigkeit — weder im An- 


Nach meinen Er- 
fahrungen ist die intravenöse Verabreichung wie überhaupt, so aus 


‚ staltsdienste noch in der Privatpraxis — einen unangenehmen Zwischen- 
ofall. [Siehe auch Sundermann-Schönberg (1 


- hier jeder anderen vorzuziehen. 


Das Atophanyl zeigte bei den Dementia praecox- Fällen eine 
deutliche sedative, in einigen Fällen auch hypnotische Wirkung, 
Besonders hervorgehoben sei die auffällige, subjektiv wohltuend 


- empfundene, beruhigende Wirkung auf Enzephalitiskranke. Alle 
6 Kranken gerieten in eine ruhevolle Euphorie „und ersuchten 
' spontan um Fortsetzung der Injektionen. Bei Paralyse und Epilepsie 


trat keine Zustandsänderung ein. er 

Die bekannte Tatsache, daß vorübergehende auch dauernde 
Besserungen gerade bei Dementia praecox auch. spontan eintreten, 
macht zwar strengste Kritik bei der Beurteilung des Wirkungs‘ 


. wertes der -eingeschlagenen Therapie zur Pflicht, schließt damit 


jedoch gewiß nicht die Fortsetzung von Heilversuchen aus, bis end- 
lich ein Verfahren gefunden wird, das unzweilelhafte Erfolge zeitigt. 
Weichbrodts Forschungen werden zu wichtigen theoretischen 
Erkenntnissen. führen und eröffnen auch Ausblicke auf neue thora- 
peutische Wege. i a 
Zusammenfassend komme ich vorläufig zu folgenden Er- 
gebnissen: | | ee Sr 
i. Weichbrodts Angaben über die beruhigende Wirkung Yo 
intravenösen 20°%,,igen Natrium salicylicum-Injektionen bei Br 
regungszuständen der Dementia praecox kann ich bestätigen. 
2. Analog hat sich auch das Atophanyl bewährt und kann bei 
akuten Schüben der. Dementia praecox empfohlen werden. 


(E C a a S 
AEAN a 


ww 


‘14. Dezember 


- ~ 


-3. Die pharmakodynamische Wirkung der Salizylpräparate bei 
Erregungszuständen endogener Psychosen zu erklären, ist Auf- 
gabe weiterer Forschung. 


Literatur: L Ref Arch. f. Psych. 1924, 71, H. 2, S. 818. — 2 D.m.W. 1924, 
Nr. 34. — 3. Ebenda 1924, Nr. 17, S. 529. — 4. Ebenda 1924, Nr. 35, 1187/88. — 5. Klin, 
Wschr. 1924, Nr. 21. — 6. D.m.W, 1924, Nr. 29. | 


Blattern und Seuchenbereitschaft.‘) 
| Von Dr. R. Ziel, L.S.I. in Prag. 


Fall 1. Am 8. Mai wurde die L.V. telegraphisch verständigt, 
daß in B.-L., Grabengasse 633, ein ungeimpiter 8monatiger Säug- 


‚ling, F. Sch., an Blattern gestorben sei. Die sofortige Erhebung ergab, 


dab das Kind am 28. April unter Fieber erkrankte und bereits am 


"8. Krankheitstage zahlreiche gleichmäßige Blasen von era Mies im 
© 


Gesichte, an Rumpf und Gliedmaßen aufwies, die von Ödem der Lider 
und unteren Extremitäten begleitet waren und an den abhängigen 
Teilen bald hämorrhagischen Charakter annahmen. Trotz der stürmi- 
schen Krankheitserscheinungen wurde erst am 7. Mai — kurz vor dem 
Exitus — ein Arzt geholt, der nunmehr die Diagnose „Variola“ stellen 
konnte. Sie wurde von den beiden Amtsärzten bestätigt. Isolierung 
und Notimpfung in ausgedehntem Maße eingeleitet. (Siehe angeschlossene 
Übersichtstabelle). | 
Als Quelle der Ansteckung kamen zwei Wege in Frage: 
a) indirekt, eine Federnhandlung im Hause 177, Nikolaigasse, 
die ein Onkel des verstorbenen Kindes, W., ohne behördliche 
Genehmigung betrieb, oder 


b) direkt, der Besuch eines anderen Verwandten des Verstorbenen, 
O. V., welcher am 14. April — also genau 14 Tage vor der 
gegenständlichen Erkrankung — aus Temevär nach B.-L. kam, 
um hier die Hochzeit mit einer Tante des Verstorbenen, H. D., 
zu feiern. An diesem Feste nahm die weitere Verwandtschaft, 
einschließlich des verstorbenen Säuglings, teil. | 

Bei der allgemein angenommenen Tenazität des Blatternvirus 
wurden zunächst in der ersten Richtung umfassende Nachforschungen 
gepflogen, obwohl nach, den Erfahrungen der letzten Blattern- 
pandemie die direkte Infektion wahrscheinlicher erschien. Unter 
den damals besichtigten 2500 Variolafällen gelang es dem. Refe- 
renten trotz eingehender Erhebungen niemals, eine indirekte In- 


iektion durch unbelebte Gegenstände einwandfrei nachzuweisen. 


Selbe soll nicht ganz in Abrede gestellt werden. Im vorliegenden 

‚Falle wurde allerdings der objektive Nachweis der unmittelbaren 
Krankheitsvermittlung dadurch erschwert, daß O. V. bereits am 
1. Mai — also vor Bekanntwerden der ersten einheimischen Blattern- 
erkrankung — nach Temesvär zurückgekehrt war, ohne daß ihn 
ein Arzt auf seinen Gesundheitszustand (allfällige Pigmentation, 
Narben u. dgl.) untersucht hätte. Auf die Aussage der Umgebung, 

. die Anhänger des Naturheilverfahrens ist, war kein Verlaß. Den- 
noch wurde durch wiederholte Nachfragen in der Stadt in Er- 
fahrung gebracht, daß O. V. einen Ausschlag an den Händen bzw. 
im Gesicht hatte. 

Über die Provenienz der Federn wurde durch Erhebungen 
der Polizei und Gendarmerie festgestellt, daß W. seine Einkäufe 
nur in der nächsten Umgebung B.-L. besorgte. Das Geschäft hatte 
keinen besonderen Umfang. Irgendwelche blatternverdächtige Er- 
krankungen kamen seit dem Jahre 1921 im ganzen Bezirke nicht 
mehr vor. Der vorgefundene Federnvorrat wurde selbstverständlich 
durch strömenden Dampf gründlich entkeimt. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


1767 


. In der Folge kamen noch folgende Blatternerkranküngen zur 
Beobachtung: Ä u D na 
Fall 2. A. W., die ungeimpfte Gattin des Federnhändlers. Er- 
krankte am 10. Mai und starb an Pneumonie am 25, Mai. N 


Fall 3. A. Kl, wohnhaft im selben Hause wie der Säugling, 


ist als Kontaktinfektion anzusprechen, da sie am 17. Mai, also 9 Tage 
nach dem Tode des Säuglings, an Blattern erkrankte. Ferner: 
` Fall 4. A. Sch., die im Geschäft Ws. ausgeholfen hat. Er- 
krankte am 18. Mai und kann sowohl als Verkehrs- als auch Gewerbe- 
m. peo werden. Und am selben Tage: | 

all 5. 


welche die Spitalärzte des Allgemeinen öffentlichen Krankenhauses in 


Böhmisch-Leipa in entgegenkommender Weise zur Verfügung stellten, 


ist anzuführen: 

A. D., 58 Jahre alt, männl, verheiratet, Kaufmann. Diagnose: 
Variolois. Anamnese: Am 18, Mai erkrankte Pat. mit Fieber, 39,2°, Kopf- 
und Kreuzschmerzen, allgemeines Unwohlsein. Einmal Erbrechen. Seit 
22. Mai Ausschlag. Als 3jähriger Bub Blattern durchgemacht. 
Masern mit 8. Jahren. Gedient 1892, 1917. — Sonst gesund gewesen. 
Infekt., Potus negiert. | 


Status praesens: ee starker Knochenbau, Muskulatur, 
, Haut und Schleimhäute gut durch-' 


Panniculus adiposus entsprechen 
blutet.. — Narben nach Variola. — Fast keine Temperaturerhöhung. — 
er reagieren in allen Qualitäten. Muskeln frei. Zunge o. B., 
Gebiß defekt, Rachen o. B. — An Stirn, Schläfen, Kinn vereinzelt 
nagelkopfgroße Papeln mit großem roten Hof; vereinzelt auch am 
Stamm und an den Händen. — Lungen, Herz o. B. Abdomen o. B. 
— Albumen negativ. — 27. Mai. Typische Pustelbildung. Subjektives 
Wohlbefinden. — 29. Mai. Eintrocknung. — Borken. — Am 25. Juni 
geheilt entlassen. | E 
Endlich Fall 6. J. P., 6 Jahre alter ungeimpfter Knabe aus 


einer Vorstadt B.-L., eine Spitalsinfektion im Isolierpavillon, welche. - 


insofern erhöhtes Interesse verdient, als es sich um eine unmittel- 
bare Aufeinanderfolge von drei verschiedenen Infektionskrankheiten: 
Skarlatina, Varicellae und Variola gehandelt hat. — Spitalsaufnahme 
am 16. Mai. | 

Aus der Krankengeschichte des Allgemeinen öffentlichen Kranken- 
hauses in Böhmisch-Leipa: J. P., 6 Jahre alt, männl., Bahnerskind. — 
Klinische Diagnose: Skarlatina, Varizellen, Variola. — Anamnese: Seit 
15. Mai 1924 Kopfschmerzen, etwas Hitzegefühl, Husten, kein Erbrechen; 
Arzt findet heute einen Scharlachausschlag. Nicht geimpft. Eltern 
gesund. — Status praesäns: Dem Alter entsprechend entwickelt, 
gut ernährt; etwas erhöhte Temperatur. Haut, Schleimhaut gut durch- 
blutet. — Augen o. B., keine Konjunktivitis. Rachen ein wenig ge- 
rötet. 
Drüsen entlang des Sternokleidomastoideus und nuchal: — Lungen 
o. B., Herz o: B. — Milztumor. — Am Stamm ein. blaßrotes, klein- 
‚fleckiges, masernartiges Exanthem. Wangenschleimhaut o. B. Album. 
negativ. — Diagnose: Rubeolae? — 22, Mai. Fieber, am Stamm ver- 
einzelt linsengroße rote Flecke, spärlich im Gesicht. Effloreszenzen 
werden zu Bläschen mit klarem Inhalte, zurzeit im Eintrocknen. Vari- 
zellen aut Variolois? — 24. Mai. Neue frische Effloreszenzen, ' von 
früheren einige zu Pusteln umgewandelt. Hände, Schleimhäute frei. 
Seit gestern isoliert. — 26. Mai. Borkenbildung; manche Borken über 


hellerstückgroß. Deutlich drei Stadien. — 29. Mai. Abfallen.der Borken. 


Paulscher Kornealversuch negativ. (Deutsches pathologisches Institut 
.Prof. Ghon.) — 3. Juni. Erbrechen, da viel gegessen, Fieber, Gastritis? 
— 4. Juni. Schweres Unwohlgefühl, Erbrechen, selbst von Tee, 
appetitlos. Kreuz- und Kopfschmerzen, 40,3%. — 5. Juni. Fieberanfall. 
Am Stamm 4—6 kleine (nagelkopfgroße) Knötchen. — 6. Juni. Ver- 
mehrung der Effloreszenzen, Auftreten auch im Gesicht. Pustelbildung. 
— 7. Juni. Massenhaft Effloreszenzen, besonders im Gesicht, behaartem 
Kopf, Konjunktiven, an den sichtbaren Luft- und Verdauungswegen. 


5. A. D., männl., wohnhaft Nikolaigasse Nr. 179. 
| Variola als Kind (im Jahre 1873). 


Ban ron 18. Mai 1924. 


2..W.A., weibl., 
Federnhandl., Nikolaig. Nr. 177. 
| Ungeimpft. | 
Erkrankt 10. Mai. 
t 25. Mai. 


geimpft? 


Gewerbe-Infektion? 
4, Sch. A., weibl., Armenhaus Nr. 625/626. 
Geimpft in der Jugend. Erkrankt 18. Mai. 


*) Vortrag im Deutschen Ärzteverein. 


Geimpft in der Jugend. Erkrankt 17. Mai. 


Ba re | | a. 
| Sch. A., weibl., D. H., weibl., 


Grabengasse Nr. 633. 


1. Sch. F., männl., «— 
8 Monate alt, ungeimpít. 
Erkrankt 28. April. 
+ 7. Mai. 


| Impfung? n 
Vermählt 22. April 1924 mit 
V. 0. in B.-L. 967, . 
zugereist am 14. April 1924 
aus Temesvár. 


Ursprung der Infektion! 


Haus-(Kontakt-)Infektion. 


3. A. K., weibl. 


Spitalsinfektion. ; 

'6. P.J., männl., 6 Jahre alt. Ungeimpft. Schwora Nr. 1077. 

Erkrankt: 16. Mai.an Skarlatina, 22. Mai an Schafblattern, 
Ä | 3. Juni an Variola, Ä 


A. D., der Vater der drei mit dem Säugling nahe ver- 
wandten Frauen, beachtenswert als Reinfektion nach einer vor ` 
50 Jahren Jahren überstandenen Variola. Aus der Krankengeschichte, . 


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Tonsillenhypertrophie. Zunge etwas‘ weißlich belegt, feucht. . 


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1768 


'. zu Variola durch andere Infektionskrankheiten, als Masern, Scharlach 
oder Typhus abdominalis. , In letzterer Hinsicht sah Ref. während 


(Falli, 2 und 6); erstere sowie Fall 5 — der wie erwähnt als 


Wales während der letzten 50 Jahre und erwähnt, daß dieselbe im 


` :achtete Pandemie in Böhmen wies: 
| im Jahre 1914 


‚Heiserkeit. Halobildung. deutlich. Album. stark ‘positiv. Tägl. 2mal 
15 Diginorgin. — 11. Juni.. Album. X (schwächer). Suppuration be-. 
: introckunng. , 
.— 16. Juni.‘ Rückenschuppung. Beiderseits Fußödem- — 17. Juni. 


ginnend. Pockennabel. — 13. Juni.. Skleren: abgeheilt; 


Album. in Spuren. —. 20. Juni. 
Album, negativ. — 28. Juni. 
spontan abszedierend. 


Brust- und Extremitätenschuppung. 


Dieses Kind‘ wurde wegen Scharlachverdacht mit seiner an 


Skarlatina erkrankten Schwester A. am 16. Mai in den Isolier- 
pavillon -eingebracht. Da der Pavillon zur Beobachtung der .Variola-. 
fälle bestimmt war, wurde das Kind am {8. Mai in ein abgesondertes 
. Häuschen neben der Pförtnerwohnung transferiert. Hier zeigte sich 


unter. Fieberanstieg am 22. Mai die erwähnte Bläscheneruption, die 


als Varizellen bzw. Variolois angesehen wurde. Im Hinblick auf. 
die inzwischen im Isolierpavillon behandelten Blatternerkrankungen. 
sowie den Umstand, daß das ungeimpfte Kind wegen Scharlach 
© nicht der Notimpfung unterzogen werden konnte, eine verläßliche ; 
Isolierung der verdächiigen Erkrankung aber nur im Infektions- 
pavillon -durchführbar ‘war, .erübrigte nichts als das kranke Kind 
| Soweit es die beschränkten 
räumlichen ‘Verhältnisse zuließen, wurde auf gesonderte Unter- 


wieder hierher zurückzutransierieren. 


bringung und Pflege geachtet, zumal einerseits der Kornealversuch 


. negativ ausfiel, anderseits die, amtsärztliche Erhebung im Wohn-. 
viertel des Kranken einwandfrei weitere Varizellenfälle sicherstelite.: 
: Klinisch und epidemiologisch besteht kein Zweifel, daß das 


beobachtete zweite Exanthem als Schafblattern anzusprechen ist. 
| Am 
Isolierpavillone, erfolgte.der Ausbruch der wahren Pocken. 


Die Beobachtung dieses Falles spricht jedenfalls gegen die von. 


mancher Seite angenommene temporäre Herabsetzung der Disposition 


der Variolapandemie einige Typhusrekonvaleszenten im Kamnitzer 
Spital an Pocken erkranken, so daß er 'eher für die Annahme einer 
erhöhten Disposition für Variola während der Rekonvaleszenz dieser 


Krankheiten wäre. | 


Dagegen scheint der Krankheitsverlauf der geschilderten Fälle, 


den Blick nach einer anderen Richtung zu lenken. Es ist aulfallend, 


daß das Variolavirus gerade in der Verwandtschaft D. besonderer. 
Empfänglichkeit begegnete. D. selbst machte Reinfektion mit Variola . 
nach 50 Jahren durch, eine Tochter und ein Enkel starben infolge 
` der Blatternansteckung, während die 3 dieser Familie nicht ange- 
hörigen Kranken, darunter einer trotz der erwähnten Komplikation: 
mit anderen Infektionkrankheiten genasen. Leider konnte über die- 


Familiengeschichte nichts Näheres festgestellt werden und sollen die 
Manen Mendels nicht voreilig beschworen, sondern die Infektions- 
gelegenheit als wichtiger angesehen werden als erbliche Diposition. 


Was die Beeinflussung des Krankheitsablaufes durch den Impi- . 


zustand anbelangt, sei kurz ‘erwähnt, daß von unseren 6, Kranken. 2 
in der Jugend geimpft waren (Fall 3 und 4), 3 überhaupt ungeimpft 


3 jähriges Kind Variola überstanden hatte — zeigten einen milden 


Krankheitsverlauf und genasen, während von den Ungeimpften 2 
starben. l s, 


-In der Juninummer des ‚Bulletin internat. aHye. Publ. be- 
spricht Sir Buchanan die Blatternsterblichkeit in England und 


allgemeinen eine sinkende Tendenz aufweist bei‘ periodischer 
Schwankung der Virulenz der verschiedenen Epidemien. Letztere 
scheint ihm in gewissem Zusammenhange mit ihrem jeweiligen Ur- 
sprunge zu stehen, insoferne die gutartigen vorwiegend aus dem 
Westen und den Vereinigten Staaten von Nordamerika, die schweren 
dagegen aus Ägypten. und. dem übrigen Orient stammen. Bei den 
gutartigen Epidemien wird die Mortalität mit 6—-20%, bei den bös- 
artigen über 30% berechnet. Die im letzten Dezennium beob- 


25 Erkrankungen, darunter 6 Todesfälle 


n „ T2 » ” 102 

CL n 1916 622 n 3 84 „ (Remission). 
5 „ 1917 1279 in a 79 is ne 
ji „ 1918 1121 j = 46 ; i 

n»n n» 1919 -6435 n Y 49° ,„ (Akme). 

j „ 1920 1351 n 2 181 i | 

„ 1 1921 49 n n- 5 4 

n n 1922 3 n on — 1 

k „ 1923 15 5 s 3 5 


Durchschnittssterblichkeit, also 82% auf. -Hinsichtlich des Ein- 
flusses der Vakzination nimmt Buchanan an, daß bei einer gleich- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


Furunkel am linken Unterschen el — 


3. Juni, genau 14 Tage nach der ersten Aufnahme im 


Instrumentarium zur Intubation, Tracheotomie, Lumi 


Laboratorium in Transport- oder Badewagen, 


u. er 
. = ‘A 
Er — 


14. Dezember 


mäßigen Zusammensetzung der- Bevölkerung ais- Geimptien und 


Ungeimpften, von letzteren etwa 4 mal soviel von Blattern befallen 


werden als Geimpfte. _ d | a A AE a 
Unser. neues Impfgesetz- bietet genug wirksame Handhaben 
zur Bekämpfung bzw. Verhütung von ausgedehnten Blatternepidemien, 
insoferne es. die allgemeine Impfpflicht für'die Kinder im Laufe des 
1. Lebensjahres sowie die zweimalige Wiederimpfung im 7. bzw. 
14. Lebensjahre samt der Verpflichtung. zur Revision und Nach- 
impfung bei Ausbleiben. der Haftung gesetzlich festlegt. Personen, 
die infolge ihres Berufes. (Ärzte, Apotheker, Seelsorger, Pflege. 
personal u. dgl.) öder ihrer Beschäftigung (Textilarbeiter, Trödler, 


Federnhändler,. Wäscherinnen, Wandergewerbe- u. a.) der erhöhten 
Gefahr einer Blatternansteckung ausgesetzt sind, haben sich alle 


5 Jahre revakzinieren zu lassen. Die  Nichtächtung. dieser Vor- 
schrift unterliegt der Bestrafung. Bei Blatternausbruch oder drohender 
Verseuchung ist die Nötimpfung- durchzuführen. © . 
| Für die Praxis ist mit Rücksicht auf Fall.6 die unabweis- 
liche Notwendigkeit zu betonen, daß die. Isolierpavillone, speziell 
der allgemeinen Krankenhäuser mit ‚mindestens. 3 voneinander voll- 
ständig abgesonderten und mit allem Zubehör, als Schwesterzimmer, 


 Teeküche, Bad und Klosett sowie direktem Zu- und ‚Ausgang ins 
Freie ausgestatteten Abteilen zu versehen. sind, von denen. jede 


Abteilung bei Belag einer eigenen Pflegeperson zuzuweisen -ist, da- 


mit verschiedene Infektionskrankheiten und. beim Auftreten von 


hochvirulenten, wie.z. B. Variola, blatternkranke, blatternverdächtige 
und bloß :ansteckungsverdächtige Personen zuverlässig voneinander 
gesondert werden können. “Diese Forderung begegnet manchmal 
bei den Spitalserhaltern, Bezirksvertretungen und Städten,.und merk- 
‚würdigerweise ‘ nicht selten auch bei Arzten Schwierigkeiten, weil 
sie, abgesehen von den- höheren Kosten der Einrichtung, eine Ver- 
mehrung des Pflegepersonales voraussetzt und oft längeres Leerstehen 
der betreffenden Abteilung im Gefolge hat, was bei starker Frequenz 
der Anstalt- unangenehm und lästig empfunden wird. Von dieser 
Forderung kann jedoch im. Interesse einer zielbewußten Seuchen- 
tlgung sowie in jenem der Kranken selbst nicht abgegangen werden. 
Ein weiterer wunder Punkt der ‚Seuchenbereitschaft ist das 


‚Fehlen bzw. wesentliche Mängel im Desinfektionsdienste. Selbe 


machen sich namentlich im Osten, in der Slowakei und Karpathen- 


‚rußland, aber leider auch in unseren engeren Landgemeinden fühl- 


bar und veranlaßten das Gesundheitsministerium im Jahre 190, 
die Institution der sogenannten „staatlichen. Epidemie-Autokolonnen“ 
zu schaffen, von denen N.I. die unerläßlichen ersten Desinfektionen 
in B.L. mit vollem Erfolge durchgeführt hat. `. | 

Jeder Arzt kennt die Schwierigkeiten, die sich der. Über- 
führung eines Infektionskranken ami- Lande entgegenstellen, und' 
welchen Widerstand dabei oft die Angehörigen leisten. Noch schlimmer 
ist es um die Desinfektion der verseuchten Wohnung bestellt, wenn 


_ ein Dampfdesinfektionsapparat, Desinfektionsspritzen, Kisten, Wannen, 


vor allem aber ein im Entkeimungsdienste getibtes Personal fehlen. 
Improvisationen erfordern Zeit, ein wirksamer Seuchenschutz ver- 
trägt aber keinen Aufschub! nn: a 
| Aus dieser Erwägung stellte das Ministerium eine Kolonne 
aus 4’Automobilen zusammen, die elektrisch beleuchtet und durch 
die Auspufigase beheizbar sind. -` u ee 
Der i. Wagen ist als: Laboratorium mit allen. Behelfen zur 
klinischen und sero-bakteriologischen Untersuchun ausgestattet, inkl 
alpunktion, Schutz- 

aller Art und orientierenden Wasseruntersuchung. a 
as 2. Auto ist als Krankentransportwagen eingerichtet mit 
ebetten, 2 Klappbänken, Handapotheke, Klosett u.. dgl. 
as 3. Auto besitzt 2 Badewannen, Räder- und Tragbahren für 
Transport, allfällige Operation, Sektion n. a. Die Erwärmung des Bade- 
wassers erfolgt mittels Dampf des Desinfektionsapparates, welcher 
50 Liter Wasser in 8 Minuten auf 400 © erwärmt. 

° Das4.-Auto führt den mit der Längsachse in die Fahrtrichtung 
eingestellten Dampfapparat. Durch Vorfahren des Autos: wird die Be- 
schickung in die reine Abgabeseite umgewandelt. In diesem Wagen 
ist ferner ein Formalinapparat, ein Zyklon zur Blausäurevergasunß, 
eine Haarschneidemaschine u. a. | 4 

Alle 4 Autos lassen sich je nach Bedarf rasch umwandeln, z. B. 
Transport- in Badewagen 
oder umgekehrt. Selbstverständlich läßt sich die innere Einrichtung 
leicht desinfizieren.. er 
l Das Personal besteht aus je 2 Ärzten, Schwestern und Des- 
infektoren. Auch alle 4 Chauffeure sind im Desinfektionsdienste aus 
gebildet. Die Kolonne verpflegt sich selbst. Ihr. Hauptvorzug, it 


rasches Eingreifen, komplette A f -tionsradius: 
bis tiber 200 km. ‚ komplette Ausstattung und namhalter 


Über den Vorgang einer solchen Erhebung ist‘ anzulühren: 
Sobald die telephonische Meldung vom Seuchenausbrüche in emer 


zupenE 
2 Hän 


14. Dezember 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50°, 0000000 1769 


P x i a 
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1 - i 7 x% \ vo. X a - 
‘ . = b 


Gemeinde anlangt, fährt die Kolonne gleich an Ort und Stelle. ‘Die 


Ärzte erkundigen sich bei den örtlichen Behörden und' öffentlichen 


Stellen nach dem bisherigen Verlaufe und besuchen die Kranken. 


Sichergestellte Krankheitsfälle werden sofort in das nächste Epidemie- 
' spital transferiert, die verseuchten Häuser desinfiziert, die Umgebung 


des Kranken unter Beobachtung gestellt, .entlaust bzw. geimpft. 


Dabei fahndet das Pflegepersonal nach allenfalls verheimlichten 
. oder verkannten Fällen, mißt die Temperatur regelmäßig und be- 
- richtet über alle Wahrnehmungen dem 'Arzte, so daß weitere Er- 
_ krankungen oft schon im Initialstadium abgesondert werden können. 
In den Jahren 1921/22 hat die. Kolonne von fünf verschie- 


. denen Standorten aus die Variola- und Exänthematikusepidemie in 


der Slowakei und Karpaihenrußland wirksam bekämpft: 


I. Rakovice. 14.31. Mai 1921. — Variola. 3 Gemeinden, 

7 Häuser, 16 Kranke, 3 Ansteckungsverdächtige isoliert, 8 Desinfek- 
tionen, 223 Beobachtungen, 1828 Impfungen, Aktionsradius 10km. 

E II. Trenčin. 1. Mai bis 4. August: — Variola. 17 Gemeinden, 

` 45 Häuser, 82 Kranke, 9 Ansteckungsverdächtige isoliert, 46 Desinfek- 
tionen, 512 Beobachtungen, 2996 Impfungen. Aktionsradius 36,6 km. 

| IT. Bardiov. 9. August bis 28. September. — Variola 

+ Typhus exanth. 4 Gemeinden, 11 Häuser, 29 Kranke, 16 An- 


steckungsverdächtige isoliert, 13 Desinfektionen, 66 Beobachtungen, - 


407 Impfungen, Aktionsradius 14,9km. — 1 Gemeinde, 3 Häuser, 
- 10 Kranke, 4 Ansteckungsverdächtige isoliert, 3 Desinfektionen, 10 Beob: 
ach en, — Impfungen, Aktionsradius 148 km. 
IV. Hust. 29. ae 1921 bis 19. März 1922. — Variola 
+ Typhus exanth. 8 Gemeinden, 53 Häuser, 88 Kranke, 60 An- 
steckungsverdächtige isoliert, 48 Desinfektionen, 213 Beobachtungen, 
-~ 1204 Impfungen, Aktionsradius 52,2 km. — 7 Gemeinden, 25 Häuser, 
41 Kranke, 34 Ansteckungsverdächtige isoliert, 25 Desinfektionen, 
103 Beobachtungen, — Impfungen, Aktionsradius 53 km. ` 
V. Ungväar. 20. März bis 14. Mai. — Variola + Typhus 
exanth. 7 Gemeinden, 24 Häuser, 36 Kranke, 6 Ansteckungsverdäch- 
tige isoliert, 24 Desinfektionen, 84 Beobachtungen, — Impfungen, Aktions- 
radius 115 km. — 14 Gemeinden, 53 Häuser, 114 Kranke, 90. Ansteckungs- 
 verdächtige isoliert, ö1 Desinfektionen, 246 Beobachtungen, — Imp- 
fungen, Aktionsradius 92,3 km. | 


Im ganzen wurden unter oft schwierigen Verhältnissen 56 Ge- 
meinden betreut, 286 Kranke und gegen 300 Krankheitsverdächtige 
isoliert, 218 Desinfektionen und 6435 Impfungen durchgeführt. 


Aus der Medizinischen Abteilung des Sophienspitals in Wien 
(Direktor: Prof. Dr. Jagić). | | 


Intrathorakale Auskultation II). 
| Bisherige Ergebnisse. 
Von Doz. Dr. S. Bondi und Abteilungsassistent Dr. G. Spengler. 
Zum Verständnis des Wesens und der Bedeutung der intra- 


thorakalen Auskultation gehört die Kenntnis vom Aufbau der Herz- 
hinterwand und von deren besonderer Eignung für die isolierte Ab- 


horchung wichtiger Abschnitte des Herzens. Es wurde in der ersten 
Mitteilung darüber eine ausführliche Erörterung gegeben. 
Genaue Beobachtungen — meist noch unter Verwendung des 
Röntgenlichtes — an 17 herzgesunden Individuen zeigten im wesent- 
. lichen folgendes: Man kann fast in jedem. Falle eine untere und 
obere Umschlagstelle, wie wir es bezeichnen möchten, feststellen. 
Bis zur unteren Umschlagstelle, im groben Mittel 31 cm von der 
oberen Zahnreihe entfernt, hört man die Herztöne wie an der Herz- 
spitze nach Art des Trochäus. Von hier aufwärts wird der zweite 


Ton der lautere, man hört den Jambus wie an der Herzbasis. Da- . 


bei wird, je mehr man sich der zweiten Umschlagstelle nähert, 
der laute, zweite Ton immer dumpfer und länger. An der Umschlag- 


stelle selbst, die etwa 281/, cm von der oberen Zahnreihe entfernt | 
ist, wird dieser zweite Ton ziemlich plötzlich hell und kurz. Letzterer. | 


entspricht dem zweiten Aortenton, der früher erwähnte dumpfe Ton 


dem zweiten Pulmonalton. Im Röntgenbilde sieht man etwa 1 cm | 


unterhalb der zweiten Umschlagstelle den Frickschen Pulmonalfleck. 


- Zur richtigen Beurteilung der Befunde, welche bei Herzkranken | 


erhoben werden, ist die Kenntnis der topographischen Beziehungen 


der Herzhinterwand Voraussetzung. — Diese wurden durch die aus- | Raucher-Leukoplakie angeführt: 


führlichen Studien von O. Stoerk, später noch durch Elias- 
Hitzenberger und Leimdörfer klargestellt. 

Aus den Arbeiten von Stoerk ist die Art und Weise er- 
sichtlich, wie bei, Mitralfehlern der linke Vorhof unter zunehmender 


= *) Nach dem in der Naturforscherversammlung in Innsbruck 
: September 1924 gehaltenen Vortrage mit Demonstration von Diaposi- 
tiven und Roentgenogrammen. a 


t 


Vergrößerung Ösophagus und Aorta auseinanderdrängt, ja schließ- 
lich. bis zur Bifurkation reicht, wo er noch die Bronchialhauptäste 


‘ weiter auseinanderspreizt. Der rechte Pulmonalisast gehört nicht . 


mehr der Herzhinterwand an, sondern wird durch den linken Vor- 
hof nach vorne gedrängt. 

Es sei nun über Beobachtungen an 11 Patienten mit kom- 
pensierten Mitralfehlern berichtet (6 Fälle von .Mitralinsuflizienz, 
5 Fälle von Mitralstenose). 

Als Hauptresultat hat sich bisher ergeben, daß das systolische 


. Mitralgeräusch an der Herzhinterwand gewöhnlich um vieles lauter, 


rauher und länger zu hören ist als an der Vorderwand. Am äul- 
fallendsten waren zwei Fälle, die bei ganz normalem Auskultations- 
befund an der vorderen Brustwand dieses laute systolische Ge- 
räusch bei der intrathorakalen Auskultation ergaben und die 
bei Röntgendurchleuchtung die mitrale Konfiguration gleichsam 
als Bestätigung zeigten. Mitralinsuflizienzen, die nach Art der 
Naunynschen Fälle das systolische Geräusch nur an der Herz- 


basis hören ließen, hatten rückwärts das viel lautere systolische 


Geräusch mit ausgesprochenem Punctum maximum in der 
Gegend des Vorhofs. Gewöhnlich nimmt das systolische Geräusch 
von der Zwerchfellgesgend bis zum Vorhof an Lautheit stark zu, 


um dann nach oben gegen die Pulmonalis und den Aortenbogen 
- völlig abzuschwellen. Immer wieder wurden wir in Erstaunen ge- 


setzt durch-die auffallende Stärke des systolischen Geräusches an 
der Herzhinterwand im Vergleich zu dem oft leisen Hauchen bei der 
gewöhnlichen Auskultation. 

Anders liegen die Verhältnisse beim präsystolischen Geräusch. 
Bei der gewöhnlichen Auskultation auf der Brustvorderwand ist es 


ja bekanntlich am besten an der Herzspitze oder links und ober- > 


halb der Herzspitze zu hören. Bei der intrathorakalen Auskultation 
ist der günstigste Punkt für dieses Geräusch tief unten in Zwerch- 
fellnähe, also am linken Ventrikel. Unter unseren Fällen war aber 
einmal das präsystolische Geräusch nur an der Brustwand zu hören 


und fehlte bei der intrathorakalen Auskultation. Anderseits gelang 
-es uns aber, mit der intrathorakalen Auskultation sogenannte stumme 


Mitralstenosen insoweit aufzudecken, als wir durch die intrathorakale 
Auskultation wenigstens die begleitende Mitralinsuffizienz durch das 
laute systolische Geräusch am Vorhof feststellen konnten. 


Bei sehr großem Vorhof ist, entsprechend den pathologisch- 
‚anatomischen Verhältnissen, oft kein zweiter Pulmonalton zu hören, 


sondern nur hoch oben der helle, zweite Aortenton. 


Wenn noch kurz über das Verhalten der Aortenfehler berichtet 
werden soll, so sind hier ebenfalls rückwärts die systolischen Ge- ` 


räusche sehr deutlich, die diastolischen Geräusche schwerer ver- 
nehmbar. Das Punctum maximum des systolischen Geräusches fand 
sich natürlich — hoch oben — an der Aorta und nicht am Vorhof, 
auch' bei einem Falle, der das systolische Aortengeräusch von außen 


Dart 


nur an der Spitze wahrnehmen ließ. 


Die mitgeteilten Ergebnisse der intrathorakalen Auskultation _ 


entsprechen den Vorstellungen von der Pathogenese der - Herz- 
geräusche: Es ist klar, daß das in den Vorhof rückströmende Blut 
bei Mitralinsuflizienz in dem- dorsal liegenden linken Vorhof die 
stärksten Auskultationsphänomene verursacht, während vorwiegend 
in der Kammer entstehende Geräusche, wie die diastolischen, mehr 
an der Vorderwand gehört werden. BER 
Jedenfalls hat sich schon bisher gezeigt; daß durch Ver- 


. wendung der intrathorakalen Auskultation die klinische Herzdiagnostik 


eine wesentliche Ergänzung erfahren, kann, da die Auffindung 
und besonders die Lokalisierung der systolischen Geräusche mit 


. größerer Leichtigkeit. und Sicherheit durchführbar erscheint. . 


Die Verhütung von Karzinomen bestimmter -` 
Lokalisation. (Schluß 'aus Nr. 49). 


Von Prof. Dr. G. Scherber, Wien, 
' Primararzt der Hautabteilung des Rudolispitales. 


In weiterer Verfolgung unseres Themas seien nun die Fälle < 


von Karzinomen der Mundschleimhaut auf Basis luetischer- und 


‚ Fall 1. N. K., 52jäbriger Schuhmacher, Luesinfektion mit 


26 Jahren, mehröre Quecksilberkuren, starker Pfeifenraucher. Inner- 
halb diffuser Leukoplakie hat sich am rechten Zungenrande ungefähr 
in der Mitte ein exulzerierter Tumor entwickelt. Regionäre Drüsen-. 
. schwellungen, Wa.R. komplett positiv, Amputatio linquae und Aus- 


'räumung der Drüsen. 


Fall 2. Dr. K. M., Arzt, 56 Jahre alt, mit Prof. Ranzi beob- 
achtet; Luesinfektion mit 22 Jahren. Ungewöhnlich starker Raucher, 


[2 


ʻa 


- . entwickelte Leukoplakie. Innerhalb dieser Leukoplakien entwickelten 


U 


1770 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


14. Dezember ` 


Auffallend intensiv entwickelte Leukoplakie der Mundschleimhaut, 


speziell der Zunge. Patient kommt mit einem inoperablen, tief ex- 

ulzerierten Karzinom an der hintern linken Zungenbälfte zur Beob- 

‚achlung: Wa.R. und M.R. komplett positiv. | 
all 8. Z. F., 45jähriger Beamter, mit einer 15 Jahre alten 


Lues zeigt Karzinomentwicklung an der leukoplakisch veränderten. 


Zunge vorne links. 
positiv. gewesen war. 
. Fall 4 Sch. F., 40jähriger Landarbeiter, Luesinfektion mit 
‚28 Jahren. Zarte Leukoplakien an der Unterlippe und an der Wangen- 
`- -schleimhaut, auffallende Leukoplakie an der ganzen Zunge, Karzinom- 
entwicklung auf.Basis einer suspekten Leukoplakie, in der Mitte der 
„Zunge rechts. Wa.R. positiv. Amputatio linguae und Ausräumung 
der regionären Drüsen. | = 


Wa.R. negativ, uachdem früher die Blutreaktion 


all 5. K. L., Fabrikant, 57 Jahre, ausgebreitete Leukoplakie. 


der Zunge, beginnender Tumor unter dem Bilde einer suspekten Leuko- 
plakie in. der Nähe des linken Zungenrandes in der Mitte. . Lues- 
infektion mit 24 Jahren, mehrere Quecksilberkuren, Wa.R. komplett 
positiv. Amputatio linguae und Ausräumung der Drüsen. | 
Weiter seien zu diesen Karzinomen der Zunge auf syphi- 


litisch-leukoplakischer Basis noch folgende Karzinome der Mund- 


schleimhaut, auf derselben Ätiologie entstanden, angeführt. 
Falli. M. J., 56jähriger Bahnbeamter, mit einer 18 Jahre alten 
Lues, Entwicklung eines Plattenepithelkrebses auf Basis einer aus- 
` gebreiteten Leukoplakie in der Schleimhaut des rechten Kieferwinkels. 
Wa.R. Bun j | mN 


all 2. G. O.,ö3jähriger Beamter mit tiefulzeriertem Karzinom der 
rechten Wangenschleimhaut, Luesinfektion mit 30 Jahren. Wa.R. positiv, 


Diesen sieben Beobachtungen von Entwicklung von Karzinomen 


auf sicher luetisch-leukoplakischer Basis können in derselben Zeit- 


spanne drei Beobachtungen von Karzinomen der Mundschleimhaut 


gegenübergestellt werden, wo Lues nicht mit Sicherheit nachgewiesen 


werden kann oder nicht in Betracht kommen dürlte.. 

Fall i. Sch. K., 58jähriger Baumeister, vor 30 Jahren ein 
Ulkus am Penis, das von keinen weiteren Erscheinungen gefolgt war. 
Blutbefund nach Wa.R. negativ, intensiver Zigarrenraucher, der gewohnt 
ist, die Zigarre stets: in der Mitte des Mundes zu halten. Hier ent- 


wickelte sich in der Mitte der Unterlippe eine.ziemlich derbe, kaum, 


hellergroße Leukoplakie, die ich das erstemal im Jahre 1911 sah. 
Im Jahre 1914 erschien Patient, der das Rauchen nicht aufgegeben 
hatte, wieder und zeigte an derselben Stelle die Bildung einer suspekten 
Leukoplakie in der geschilderten Form. Patient unterzog sich der an- 
geratenen’ Operation, der Herd: wurde durch Keilezzision entfernt und 
ergab histologisch den Befund eines Plattenepithelkarzinoms. 
| Fall 2. 77jähriger Bauer, mit Prof. 
im hintern Abschnitt der Zunge am Zungenrande links ein exulzeriertes 
Karzinom; anamnestisch kein Anhaltspunkt für Lues, Wa.R. und M.R. 
negativ. Das Ulkus, das von einer schmalen leukoplakischen Zone 
umgeben war, hat seinen Ausgang sicherlich von einer‘ leukoplakischen 
Epithelverdickung genommen, als deren Ursache einerseits das intensive 
Rauchen, anderseits der besondere Reiz, den die kariösen Zähne in 
dieser Gegend auf die ange ausgeübt hätten, angenommen werden kann. 
... Hinzu kommt noch folgender 3. Fall: 36jähriger Landsturm- 
mann, mit Prim. Funke beobachtet, der Eichenblätter zu kauen pflegte 
und die Blättermasse stets gegen den linken Kieferwinkel und den 
linken Gaumen preßte, bekam an dieser Stelle eine diffuse, intensiv 


sich am Gaumen, Kieferwinkel und den angrenzenden Wangenpartien 
Ulzerationen. Die Untersuchung einer exzidierten Randpartie ergab 
den Befund eines Plattenepithelkarzinoms. Wa.R. negativ. Nicht 
operabel, Radiumbehandlung. Der Fall wurde in der W. Derm. Gesell- 
schaft am 4. April 1918 demonstriert. - | ! 

Wie aus der angeführten Übersicht. schwerer Leukopläkieen 
und daraus hervörgegangenen Karzinomen der Mundschleimhaut 
hervorgeht,. kommt bei der großen Mehrzahl der Fälle ursächlich das 
Zusammenwirken der syphilitischen Infiltration mit dem Reiz des 
Rauchens in Betracht. Während die syphilitische Entzündung von 
der Tiefe herauf auf die Keimzellen des Epithels reizend wirkt, 
gesellt sich dazu durch den Rauch und die im Speichel gelösten 


Tabaksubstanzen ein weiterer Reiz, der von oben her in die Tiefe. 


dringt, und zwar auch auf das Bindegewebe, in erster Linie aber 
die Keimzellen des Epithels direkt trifft. Daß die. Syphilis eine 
wesentliche Rolle bei der Entwicklung der meisten Leukoplakieen 


spielt, geht daraus hervor, daß die Leukoplakieen beim Aussetzen 


des Rauchens sich zwar teilweise zurückbilden, auf dant einsetzende 
Neosalvarsanbehandlung noch sichtliche, weitere Rückgänge auf- 
weisen und in einem Teil der Fälle ganz zum Schwund gebracht 
werden. Weiters ist zu beachten, daß bei dem gewohnt frühzeitigen 
Beginn des Rauchens unserer Jugend, das durch mehrere Jahre fort- 


gesetzt, keine wesentlichen Veränderungen an der Schleimhaut hervor- 


zurufen imstande war, es nun nicht selten sogleich zur Entwicklung 
einer Leukoplakie kommt, sobald eine luetische Infektion erfolgt und 
dieser Zeit gelassen wird, sich in der Mundschleimheit festzusetzen. 


=- 7 | Leukoplakie, 
anzi beobachtet, zeigte 


Unsere Beobachtungen und die Statistiken zeigen, daß das männ- 

liche Geschlecht von der luetischen Leukoplakie und in weiterer Folge 
‚vom. Karzinom viel. häufiger befallen wird, als das weibliche. So 
fand Steiner das Zungenkarzinom in 85,53 % bei Männern, 15,47 % 
bei Frauen, Küttner fand das Verhältnis 81:19. Ich selbst habe’ 
bis jetzt noch keinen Krebs der Mundhöhlenschleimhaut bei Frauen 
gesehen. Es hat.das ja einerseits seinen Grund, daß die Männer 
doch. intensiver rauchen .als- die Frauen, aber andererseits auch 
darin seine Ursache, daß die Syphilis im allgemeinen beim Manne 
auch bei Lokalisation in der Mundschleimhaut hartnäckiger verläuft 
und schwieriger zu bekämpfen ist. Schließlich kommt dazu noch ein 
gewisses disponierendes Moment, indem die EpithelzellederSchleimhant 

der Mundhöhle des Mannes eher zur leukoplakischen Veränderung 
zu neigen scheint, wie die des Weibes. Auf Grund eigener, fast 
durch zwei Jahrzehnte geführter Beobachtungen ist es olıne Zweifel, 
daß die Leukoplakie der-Mundschleimhaut in den letzten Jahren trotz 


' der starken Zunahme der Syphilis im Kriege und in der Nachkriegs- 


zeit sichtlich im Abnehmen begriffen ist. Dies beruht darauf, daß 
die Jod- "und Quecksilbertherapie eben nicht ausreichten, um die 
Entwicklung der syphilitischen. Schleimhautinfiltration in genügender 
Weise zu hemmen und sich namentlich als ungenügend erwiesen, 
wenn das Gewebe von einem fortwährenden Reiz, wie ihn das. 
Rauchen darstellt, getroffen wurde. Es liegt in diesen Beobachtungen 
wiederum der Beweis, daß die Syphilis ein wesentliches Moment 
bei der Entwicklung der Leukoplakie darstellt und wenn wir im - 
letzten Jahrzehnt einen auffälligen Rückgang der Leukoplakie der 
Mundschleimhaut beobachten können, ‘wo doch das Rauchen bei 
beiden Geschlechtern eher zugenommen hat und dabei im Kriege 
recht stark reizende Tabaksorten konsumiert wurden, so verdanken 
wir diesen Erfolg in erster Linie der vorzüglichen Wir- 
kung des Salvarsans auf die spezifischen Schleimhaut- 
infiltrate. Nichtsdestowenigerkommennoch besondersältere Luetiker 
in Beobachtung, die seinerzeit nur mit Quecksilber und dabei nur 
unvollkommen behandelt, durch intensives Rauchen mitbedingt, aus- 
gedehnte und stellenweise intensiv entwickelte Leukoplakieen be- 


sonders der Zunge und Lippen aufweisen und die nicht selten, die 


schmerzends und beunruhigende „suspekte Leukoplakie“ zum Arzte 
führt.. Es sei hier ausdrücklich gewarnt, bei der Beob- 
achtung solcher Fälle, beimVorhandensein einer suspekten 
auch bei positiven Blutreaktionen, eine 
spezifische Kur einzüleiten, ehe nicht durch Probe- 
exzision der verdächtigen Stelle und deren histologische 
Untersuchung das Karzinom ausgeschlossen werden 


kann. Denn, wie erwähnt, ist eine klinische Differenzierung zwischen 


suspekter Leukoplakie und eben beginnendem Karzinom schwer 
möglich. Beginnt man nun eine spezifische Therapie, so verliert 
man Zeit, und da die Mundschleimhaut im allgemeinen, besonders 


- aber die Zunge durch das Sprechen, Kauen, Schlucken von Speichel 


einer beständigen Massage ausgesetzt ist, werden durch dieselbe die, 
eben entstandenen Karzinomzeiben räaschestens in die Gewebs- und 
Lymphspalten hineingepreßt und dadurch. eine eminent schnelle 
Propagierung des Karzinoms bedingt. Ein anderes Moment ist das, 
daß durch die spezifische Kur die zellige Infiltration, zum Teil von 
der luetischen Infiltration herstammend, die das beginnende Karzinom 
umschließt und einen gewissen, wenn auch unvollkommenen Schutz- 
wall bildet, durch die Salvarsanbehandlung zum Teil wenigstens - 
gemindert wird und auf diese Weise dureli die spezifische Beband- 
lung dem Fortschreiten des. Karzinoms ` Vorschub geleistet wird. 


Daher sei nochmals betont, daß sobald eine suspekte Leukoplakie 


‘zur Beobachtung kommt, .es dringend geboten erscheint, sich. 


möglichst rasch durch die Exzision. Klarheit über. die Epithel- 


verhältnisse zu verschaffen. | | 
. _ Was die Therapie der Leukoplakie im allgemeinen betrilft, 
so ist das erste Gebot, das sirenge gänzliche Vermeiden des. 
Rauchens. Dazu kommt die antiluetische Behandlung und. zwar in 


erster Linie Salvarsan und eventuell Jod; Quecksilber und Wismut 


erweisen sich bei der Therapie der syphilitischen Leukoplakie nicht, 
so wirksam, und da diese Mittel leicht Stomatitis bedingen, schaffen 
sie wieder Reizmomente, die ungünstig auf die Leukoplakio zurück. 
wirken können. Bezüglich der antiluetischen Behandlung sei noch. 


- besonders vermerkt, daß der negative Ausfall der Blutreaktioa 


keineswegs beweisend ist, daß nicht doch die Syphilis-mit im Spiele 
ist. Die angeführten Fälle zeigen das zur Genüge; Anamnese und 
klinische Anhaltspunkte lassen da manchmal noch den Schluß au 


' Lues zu, wo die Blutuntersuchung auch nach Provokation versagt 
und man kann dann in-solchen Fällen nach Aussetzen des Rauchens: 


auf Salvarsan eine weitere erhebliche ‘Besserung des Befunde: 


u a nr 4 ~ 


` sationen wesentlich beiträgt. 


14. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


m 


El EEE TED EEE U re a EN SEE aAA 


konstatieren. Dieses therapeutische Vorgehen soll durch Vermeiden 
des Genusses reizender Speisen, besonders durch das Verbot stärkeren 
Alkoholgenusses unterstützt werden, und nach meinen eigenen 
Beobachtungen ist namentlich der Genuß heißer Speisen 
zu vermeiden. Schon Nedopil hat auf diese Beobachtung hingewiesen, 
und ich glaube, daß der Genuß heißer Speisen, lange Zeit fortgesetzt, 
nicht nur auf das Epithel der Mundschleimhaut, sondern auch auf das 


der Speiseröhre und des Magens ungünstig wirkt und gelegentlich‘ 


zur Entwicklung der Anaplasie des Epithels auch an diesen Lokali- 
Zur Mundpflege sind bei ausge- 
breiteten Leukoplakien der Mundhöhle nur blande Mundwässer zu 
verwenden. Namentlich Eibischwurzeltee und nach der Fmpfehlung 


von Riehl üben Spülungen mit Radiumemanation (300 000 Mache- 


einheiten) günstige Wirkung aus, Eventuell kann man hartnäckige 
umschriebene Leukoplakien nach E. Lekisch?!) direkt mit Radium 
bestrahlen und berichtet der Autor über sehr günstige Resultate. 
Wie aus der Übersicht meiner Fälle hervorgeht, kam ich im all- 
gemeinen mit dem Vermeiden des Rauchens und einer entsprechenden 
Salvarsantherapie stets so weit, daß, wenn auch die Leukoplakie 
nicht vollkommen schwand, sie zumindestens in eine nicht be- 


- drohliche Form übergeführt wurde. 


Die Entwicklung der sypbilitischen Leukoplakie der Mund- 
schleimhaut und das damit im Zusammenhang stehende Auftreten 
von Karzinomen der Mundschleimhaut, besonders aber der Zunge 
wurde nach Literatur und eigenen mehrjährigen Erfahrungen des- 
halb so genau besprochen, um damit zu beweisen, daß es namentlich 
in der Schleimhaut selbst sich abspielende, sowie von außen ein- 
wirkende langdauernde Entzündungsreize sind, die schließlich im- 
stande sind, die normalen Epithelzellen zur Anaplasie zu bringen 
und damit das Karzinom in Erscheinung treten zu lassen. Neben 
diesem Reiz spielt ja das Alter, das durch die natürliche Abnützung 
gewisse Veränderungen im Epithel und im Bindegewebe mit sich 
bringt, und eine namentlich im Geschlecht des Patienten gelegene 
Disposition eine gewisse Rolle. Die Darlegungen überzeugen aber 
auch, daß wir es in der Hand haben, durch bestimmte Vorkehrungen, 
unbedingtes Vermeiden des Rauchens, entsprechende spezifische 
Behandlung und Fernhaltung anderer schädlicher Reize (Alkohol, 
Gewürze, heiße Speisen), die Karzinomentwicklung in der Mund- 
höhle, speziell die der Zunge auf ein Mindestmaß zu beschränken. 
Tritt hinzu noch eine durch Aufklärung und hygienische Über- 
wachung geschulter Mundpflege, Einschränkung des Rauchens, recht- 
zeitige Beseitigung oder Behandlung die Schleimhaut immer wieder 
reizender Zähne, so wird auch die Zahl der nicht direkt auf Lues 
beruhenden Karzinome der Mundschleimhaut ebenfalls wesentlich 
verringert werden können. Durch die vorzügliche Wirkung des Sal- 
varsans ist förmlich automatisch schon ein auffallender Rückgang 
der spezifischen Leukoplakie eingetreten und es muß sich das nach 
meiner Meinung schon in den nächsten Jahren in der günstigen 
Beeinflussung der Karzinomstatistik der Mundschleimhaut speziell 
der Zunge äußern. | | 

Die angeführten Beobachtungen sollen nun dazu dienen, die 
Ärzte auf die geschilderten Munderscheinungen besonders aufmerksam 
zu machen und ich bin überzeugt, daß bei entsprechend früh- 
zeitigem Eingreifen das Karzinom der Mundhöhle speziell der Zunge 
fast vollkommen zum Verschwinden gebracht werden wird und 
damit ein ganz bedeutender Fortschritt in der Bekämpfung des 
Karzinoms geleistet werden wird. 

Anschließend an die Besprechung der geschilderten Verände- 
rungen der Mundschleimhaut sei auf die Entwicklung syphili- 
tischer Leukoplakieen und daraus entstehender Karzi- 
nome an einer weiteren Lokalisationsstelle und zwar im 
Kehlkopf hingewiesen. Die Laryngologen werden über, dieses 
Kapitel weit mehr Erfahrung haben, doch will ich nicht unterlassen, 
hier 2 Fälle anzuführen, beide Männer betreffend, der eine 59 Jahre 
alt, mit einer 24 Jahre alten Lues, der andere erst 47 Jahre alt, 
mit einer 13 Jahre alten Lues, Blutbefund in beiden Fällen kom- 
plett positiv, beide starke Zigarettenraucher, die die Gewohnheit 
hatten, den Rauch beständig zu inhalieren und die beide an Kar- 
zinomen des Kehlkopfes auf leukoplakischer Basis erkrankten. Ich 
glaube, daß auch für die große Mehrzahl der Kehlkopfkarzinome 
sowie bei den Zungenkarzinomen Lues und Rauchen die - Grund- 
ursache sind, und im Vermeiden des einen und der entsprechenden 


Behandlung des anderen die Möglichkeit geboten ist, auch diese 


Karzinomform wesentlich einzuschränken. 
Es sei mir an dieser Stelle gestattet, auf eine nicht direkt 


hierhergehörige Beobachtung hinzuweisen, welche an die oben ge- 


21) E, Lekisch W.kl.W. 1921. : 


machte Mitteilung anschließt, daß die Zungenkarzinome besonders | 
deshalb so rasch fortschreiten, weil die Zunge beständig in Be- 


wegung, einer fortwährenden Massage unterworfen ist und die ent- 
stehenden Keime dadurch rasch ins benachbarte Gewebe hinein- 
gepreßt werden. Es gilt nun auch für Tumoren anderer Lokalisation 
die Beobachtung, daß je weniger der Tumor mechanisch alteriert 


wird, desto weniger die Gefahr von Metastasen zu fürchten ist 


und sei dazu folgendes angeführt: 


Bis jetzt habe ich 2 Fälle von Melanosarkom der äußeren Haut 


beobachtet. Der erste, eine 46jährige ‘Frau, bei welcher der primäre 
Herd in der Haut der rechten Planta über dem Fußballen am Ansatz 
der großen Zehe lokalisiert war, der Tumor kaum hellergroß, aus 
einem intensiv pigmentierten Nävus hervorgegangen, bestand seit drei 
Wochen und 
und stecknadelkofgroße Metastasen zu sehen, die dadurch so rasch zu- 
stande gekommen waren, daß durch den Druck der Last des Körpers 
beim Gehen die Geschwulstkeime in die Lymphspalten und Lymphbahnen 
hineingedrängt worden waren. Dennoch wäre diese Frau zu retten 


gewesen, wenn sie sich gleich. zur Absetzung des Fußes in der Cho- . 


artschen Gelenklinie einverstanden erklärt hätte. Demgegenüber ge- 
ang die Kupierung eines Melanosarkoms in einem zweiten Falle: Ein 
54jähriger Beamter P. E., mit einer dichten Aussaat intensiv pigmen- 
tierter Nävi am Rücken, zeigte einen ebensolchen Nävus in der Haut 
der rechten Wange über dem Jochbein. Vielleicht übten Licht und 


thermische Reize einen Einfluß auf diese Geschwulstanlage aus; haupt- 


sächlich wurde sie dadurch gereizt, daß der Patient beim täglichen 
Rasieren sie nicht selten mit dem Rasiermesser leicht verletzte. Am 
81. Mai 1922 erschien der Patient nun mit der Angabe, daß das Muttermal 
seit ungefähr 14 Tage wachse, schmerze und leicht blute. Ich ver- 
mutete sofort ein beginnendes Melanosarkom, welche klinische Dia- 
gnose durch ‘die histologische Untersuchung des durch einen im Ge- 
sunden ausgeführten Ovulärschnitt entfernten Tumors bestätigt wurde. 
Prof. Paltauf verifizierte die De Die Wunde heilte per primam 
und bis heute, es sind volle 2 Jahre verflossen, ist weder ein Rezidiv 
noch sind Metastasen aufgetreten. Daß dieser Fall so günsti 
beruht einerseits auf der frühzeitigen Entfernung, aber im Vergleich 
zu dem ersten ‚Fall auch darauf, daß der Tumor keinem besonderen 
Druck ausgesetzt war, und sobald er zu wachsen und zu schmerzen 
begann, von dem Patienten sogleich sorgfältig geschont wurde. 


Nach dieser Abschweifung will ich wieder zum Hauptthema 
zurückkehren und auf eine weitere Lokalisation von Karzinomen 
eingehen, wo durch geeignete Maßnahmen die Entwicklung dieser 
Tumoren sicher verhindert werden und prophylaktisch viel geleistet 


. werden kann. Diese Lokalisation betrifft den Sulcus coronarius bei 


bestehender Phimose. Im Laufe der letzten 10 Jahre hatte ich Ge- 
legenheit, 4 Fälle von Peniskarzinom zu beobachten, die bei be- 


: stehender Phimose ihren Ausgang teils von einer vulgären, teils von 
einer diabetischen Balanitis genommen haben. Dazu bestand in 


2 Fällen Lues, welche vielleicht in Form von Entzündungsresiduen 


des Bindegewebes im Sulkus gleichzeitig mit dem Reiz des balani- - 


tischen Prozesses auf das Epithel einwirkte. 


‘Der erste Fall: 41jähriger Mann mit einer angeborenen, inkom- 
ae später mit einer, durch einen vulgären balanitischen Entzün- 
ungsprozeß gesteigerten, nur schwierig reponierbaren Phimose. Ent- 


wicklung eines Karzinoms vom Sulcus coronarius aus, in das Bindegewebe 
zwischen den Schwellkörpern vordringend. Amputatio penis; der Tumor 


erwies sich histologisch als verhornendes Plattenepithelkarzinom. Der 


zweite Patient: 48 Jahre alt, mit einer 10 Jahre alten Lues. Die Sklerose . 
ing mit einer kompletten Phimose einher, die sich auch auf mehrere 


uren nicht beheben ließ. Patient konnte sich nicht zur Zirkumzisio 
entschließen, bis er mit einem harten Tumor im Sulcus coronarius, der 
durch die Vorhaut tastbar war, erschien. Der Tumor wurde als ein 
Karzinom er und erwies sich auch bei der histologischen 
Untersuchung als Plattenepithelkarzinom. In zwei weiteren Fällen, 
‚einen 53jährigen Mann und einen 58jährigen Mann betreffend, handelte 
es sich um die Entwicklung von Kan, ebenfalls vom Sulcus 
coronarius aus, auf Basis einer diabetischen Balanitis. Im ersten Falle 
bestand die Phimose seit 4 Jahren, im zweiten seit 8 Jahren; beide 
Fälle boten die typischen Erscheinungen des prépuce de carton Four- 
niers: die Vorhaut derb,. beim Betasten hart wie mit den Fingern 
zusammengedrückt, dabei im ganzen gerötet, das Innenblatt stark durch- 
feuchtet, stellenweise, so weit sichtbar, diphtherisch belegt, etwas 
gewulstet und ektropioniert. Aus dem 'Vorhautsack Sekretion eines 
schleimig-eitrigen, dickere Flocken suspendiert enthaltenden Sekrets, 


das in beiden Fällen neben verschiedenen Bakterien zahlreiche Pilz-. 


fäden vom Typus des Aspergilluspilzes enthielt. Es sei erwähnt, daß 
im zweiten Falle auch eine 10 Jahre alte Lues bestand, die aber nach 
Behandlung nicht zur Phimose geführt hatte. Wa.R. nach 3 Kuren 
negativ. Bei beiden Fällen gelang es durch entsprechende Diät den 
Zucker auf ein Minimum zu reduzieren, ja zeitweilig auf längere Dauer 
selbst zum gänzlichen Verschwinden zu bringen. Der balanitische 
Prozeß wurde durch entsprechende lokale Therapie wesentlich be- 
schränkt, verschwand aber nie völlig. É a Se 5 


och waren schon im Umkreis zahlreiche nadelstich- 


verlief, 


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' ohne weiteres ausgeführt werden kann. 


liches zu vermindern. _ 


Bei, beiden Fällen kam es zur Entwicklung von Karzinomen, 
die. sich im. ersten Fall als Basalzellenkarzinom, im zweiten Fall. als 


verhornendes Plattenepithelkarzinom erwiesen, und zwar im ersten | 
Falle, wie erwähnt, nach’ vierjährigem, im. zweiten Falle nach’ acht- . 

er Phimose auf dem Boden des entzündlichen. 
‚ balanitischen Prozesses. "nn u 


jährigem Bestande d 


+ + Als histologisch interessant: ‘sei bemerkt, daß sich in allen 


vier Fällen neben dem Karzinom und. unabhängig von dem dessen 


- Vordringen begleitenden entzündlichen Infiltrat, streckenweise lebhafte ||. 
- . Entzündungserscheinungen imi. Bindegewebe und: Veränderungen im - 
‚Epithel feststellen ließen, die.man wie bei der Leukoplakie der. | 

Zunge als’direkt ‚präkarzinomatöse ansprechen konnte. Na 


Es ist kein. Zweifel, daß in allen diesen vier Fällen. die Ent- 


» 


“ wicklung: der Karzinome. verhindert worden wäre, wenn sich die f 
` Patienten möglichst .bald zur Operation, Zirkumzision, entschlossen | ` 
' ` hätten. Der Diabetes ‚darf-für die Operation kein: Hindernis sein, | 
nach entsprechender Diätkur, eventuell Insulinbeliandlung, die bei 


‚dem zweiten Diabetesfall vor der Amputatio penis schon zur An- 


‘wendung kam, ‚kann der Boden so vorbereitet sein, daß die Operation 


® 


Die angeführten vier Fälle sprechen wohl iberzeugend für die 


_ unbedingte Durchführung der Zirkumzision bei jeder nicht rück- 
bildungsfähigen kompletten oder auch inkompletten Phimose, die 


die Reinigung und. Pfiege des Vorhautsackes erschwert und dem 


` Bestehen chronisch entzündlicher Prozesse in demselben Vorschub 
leistet.‘ Ich‘ bin überzeugt, -daß es.bei Beobachtung dieser Maßregel 


sicher gelingen wird, die Zahl der Peniskarzinome um ein Wesent- 


` Die besprochenen Lokalisationen des Karzinoms ‚bieten Ge- 
legenheit zur Beobachtung der Entwicklung dieser bösartigen Ge- 
 sehwulstform und vermitteln uns die Überzeugung, daß es hier vor. 


allem wiederum chronisch-entzündliche Prozesse sind, die die Grund- 


- ursache dieses Leidens bilden, und daß mit Verhütung -oder Be- 
``. . seitigung dieser Entzündungen auch der Entwicklung dieser Karzinom- 
'. form vorgebeugt wird... 0:00 a ET 

rt Es- ist gar kein Zweilel, daß beim Entstehen von Karzinomen ° 


in den inneren Organen ebenfalls chronisch-entzündliche Prozesse 


vielfach eine ursächliche Rolle spielen, nur sind hier die Beob- 
achtungsverhältnisse viel schwieriger und sind damit die Verhütungs- | 
| Verwendung des Traubenzuckers fast illusorisch und es galt, ein 


maßregeln nicht so leicht zu treffen. Es sei heute auf die Beziehungen 
zwischen Entzündung und Karzinombildung in den inneren Organen 


nicht eingegangen, es sei nur hervorgehoben, daß auch. bei. den 
„inneren Organen eine diesbezügliche Prophylaxe sehr viel zu leisten 
imstande ist und daß durch die Vermeidung und Beseitigung be- 

stimmter das Epithel von der Oberfläche her treffender Reize, seien | 
' sie nún mechanischer, thermischer oder chemischer Natur im Verein | 
. mit der Behandlung entzündlicher im Bindegewebe sich abspielender, 
' das Epithel von der Tiefe. aus provozierender Reize viel zur Ver-: 


hütung der Karzinomentwicklung beigetragen werden. kann. 


Nun noch ein Wort zur Disposition. . Ä 


dem Zusammenwirken vor allem ererbter Eigenschaften ergibt. Es 


ist sicher, daß, wie die äußere Form des Menschen, gewisse Zustände 
mancher Organe, Empfindlichkeiten gegen bestimmte Infektionen und 


Gifte, aber auch eigenartige Veranlagungen zu ganz besonderen Wuche- 


- rungsvorgängen bestimmter Gewebspartien erblich sind. Zumeist ent- - 


wickeln sich letztere Veranlagungen durch dasselbe Organ in mehreren 
Generationen fortgesetzt treffende Reize und Schädigungen allgemeiner 


= andlokaler Natur. Die daraus sich ergebenden Dispositionen kommen 
in der Deszendenz zur Auswirkung. Nun wissen wir, daß -durch 
geeignete Erziehung, entsprechende Körperpflege, strenges Vermeiden 
‘von in der Aszendenz bestandenen Schädigungen, der Disposition 


bestimmter ‚Organe nach verschiedenen Richtungen hin: wirksam 


entgegengearbeitet werden kann, daß der Veranlagung zum Karzinom . 


bestimmter Lokalisationen auf diese Weise entsprechend begegnet 
werden kann, ohne daß dabei eine Kankrophobie gezüchtet werden 
muß. : Um aber in dieser Richtung wirksam arbeiten zu können, 
bedürfen wir. bestimmter Kenntnisse über die vorausgegangenen 
Generationen, diese fehlt aber zumeist vollkommen. Ich selbst konnte 


‘mich beim Studium einer effektiv erblichen und :dabei klinisch aul- . 


fälligen Erkrankung wie der Psoriasis vulgaris überzeugen, wie wenig 


die Menschen von ihren Voreltern wissen. Sehr wenig weiß der: 


‚Patient diesbezüglich von ‚seinen Eltern, kaum etwas von seinen 


Großeltern, von den Urgroßeltern besteht nie eine bestimmte Über- 


lieferung. Diesem Mangel könnte nur durch Führung von Familien- 


chroniken begegnet werden, und es ist sicher, daß diese nicht nur f 


- 


Bi 


: wicklung gehemmt werden. 


. bührt‘ das Verdienst, 
"nährungsmittel &ingeführt und zuerst angewendet zu haben; bereits 
; seit 1910 verwendet Kausch. Traubenzucker intravenös in 10 %igen . 
‚ und.'subkutan in 5-%igen- Lösungen. 


um 01.1994. MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 0° ,14. Dezember 0o 


in gesundheitlicher, .hygienischer. Beziehung von ganz besönderem 


Wert wären, sondern entsprechend geführt auch in wirtschaftlicher 


‘und vielfach anderer Beziehung lehrreich wären. Auf Basis der 
Familienchronik wären Dispositionen für jeden Arzt frühestens feste. ` 
stellbar und könnte diesen durch eine entsprechende Lebensweise, 
‚durch bestimmte Vorbeugungsmaßregeln begegnet und ihre Ent 


Aus der 1. Chirurgischen Abteilung des Auguste Viktoria-Krankenkänes h 
~- in Berlin-Schöheberg (Direktor: Prof. Dr. Kausch). ; 
<> Über Calorose(Invertzucker) infusionen. 

E = Von Dr. Felix G. Meyer, 1.Assistent. 


. In den letzten Jahren hat sich die innere Medizin mehr denn - 
je mit der Verwendung des Traubenzuckers zu subkutanen und intra- 


.venösen .‚Infusionen -beschäftigt: Am meisten wird der Trauben- 

| zueker in Form von 5%iger Lösung subkutan und 10 %iger intr > - 
venös angewendet. . Büdingen verabreicht neuerdings zur Herz- 
' muskelernährung 15—20% ige "Traubenzuckerlösungen intravenös. 
' Korbsch gibt sogar bis 50 %ige Dextroselösungen, von der er 
:20 cem täglich intravenös verabfolgt; auch bestehen nach Korbsch 
‘gegen intravenöse Mengen ‘von 50—100 ccm 50 %iger Lösungen 
. keine Bedenken. _ 


. 


Auch die Chirurgie sah. diesen Versuchen nicht gleichgültig | 


. zu, ‘war es doch von größter Wichtigkeit, ein Präparat zu finden 
‚| und zu besitzen, um bei dem durch Krankheit und Operation schwer 


herüntergekommenen Patienten möglichst bald die gesunkene Wider- - 


. standsfähigkeit zù beleben und dem Körper konzentrierte Nährstoffe 


parenteral: einzuverleiben. So wird in. einer eingehenden Arbeit | 


„Über Ernährungsstörungen des Herzmuskels“ von Büdingen 


Kausch erwähnt, der bei nicht mehr operablen Bauchfellentzündungen 


mit bereits stark geschwächtem Herz Traubenzuckerinfusionen mit K 


geradezu verblüffendem Erfolge vorgenommen hat. Kausch ge- 
den Traubenzucker als parenterales Er- 


Während des Krieges wurde wegen des hohen Preises die 


` gleichwertiges billigeres Präparat zu finden. Daher führte Kausch . 


‘im Jahre 1917: einen Ersatz des Traubenzuckers in Gestalt eins 
Invertzuckers, der Calorose!), ein. Die Calorose stellt einen Syrup 


. dar, der 73—76 % Invertzucker enthält und zwar zu gleichen Teilen 
Dextrose und Lävulose und 4—6 % Rohrzucker; das Ührige ist- 
Wasser. Das Präparat kommt in Flaschen zu 67,5 und 135 g in 
‘den Handel, die 50 resp. 100 g Invertzucker enthalten; neuer. 
dings sind auch 10 cem-Fläschehen 20 %iger und 20 cem- Ampullen 
40 %iger steriler Caloroselösung zu intravenöser Verwendung ein . 


- 


| Seo |. geführt worden. Besondere Klinikpackungen zu 1350 g sollen das 
. . Als Disposition zur Karzinomentwicklung sei der die Krebs-: i 
bildung fördernde Zustand des Organismus bezeichnet, der sich aus |. 


` Präparat noch weiter verbilligen helfen. | 
- Was die Resorbierbarkeit der Calorose anbetrifft, so geht aus 
den verschiedenen Arbeiten (Kausch, Möwes, Sacki) hervor, 
daß sie ebenso gut ausgenutzt wird wie der Traubenzucker, d.h. bis 
‘zu 96—97 %. Kausch hat darüber eingehende Untersuchungen 
der Urine der mit Calorose behandelten Patienten vornehmen lassen 
‚und die’von ihm gefundenen Resultate decken sich mit .denen von 
Möwes und Sacki. Die Ausscheidung ist eben eine außerordent- - 
‘lich geringe. Sacki fand bei Gaben von 200 cem 20 %iger 
_Calorose nur einige Zehntelgramm im Urin ausgeschieden.‘ Dièse 
Werte .entsprechen. vollkommen den: Zahlen, die Tannhäuser- ` 
'Pfitzner bei Infusionen reiner Traubenzuckerlösungen feststellten. 
Glykogen- und zuckerverarbeitende ‘Organe sind eben in’ der Lage, 
auch plötzlich zugeführte große Mengen Zucker aufzunehmen und 
‚zu verarbeiten, ohne viel davon abzugeben. ` Be 

In der inneren Medizin wird die Calorose neben dem Trauben- 


zucker jetzt: mit gutem Erfolge bei Erkrankungen des Gefäßsystems 


| und.des Herzens (Büdingen, Möwes, Sacki) angewendet. Auch 


in der Säuglingsernährung beginnt die-Calorose nach einem Bericht 
‚von Blühdorn an Bedeutung -zu gewinnen als 10 %iges Nähr- 
zuckerklistier oder als subkutane Infusion.. Auch Mallinckrodt 
hat’ gute Erfahrungen bei Kinderkrankheiten mit 7 %iger ‚Calorose 

‚lösung als Infusion gemacht; 10—14 %ige Calorose wendete er als o 
Ersatz für Kochsalzeinläufe bei Behandlung der Kinder in der 
' Familie an. Weinberg erwähnt die 5%ige und 10 %ige Üalorose 


1) Hergestellt von der Chem. Fabrik Güstrow A.-G., Güstrow i M. 


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| 14. Dezember 


heben derselben herbeigeführt hat. 


' stundenlang an. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. ` 


‘in seiner Arbeit „Über die Anwendung der intraperitonealen Infusion | 


beim wasserverarmten Säugling“. Seine Versuche sind noch nicht 
ganz abgeschlossen. A. Mayer macht bei postoperativen Darm- 


> Jähmungen intravenöse Dauerinfasionen mit 5%iger Calorose, um 


den Ernährungszustand zu heben. i , | 

Während Kausch sich damit begnügte, 1000 cem 5% subkutan 
bzw. 1000 ccm 10% iger Bee intravenös zu geben, 
ging Sacki noch weiter und gab 1 ccm 10% subkutan und 
sogar in zwei Fällen bis zu 500 ccm 20%,. ohne irgendwelche Haut- 
schädigungen zu beobachten. Auch als Tropfeinlauf wurde die 
Calorose von Sacki verwendet mit besserem Erfolge als Kochsalz 


- oder ebenso konzentrierte Traubenzuckerlösungen. 


=. Auffallend ist, daß die Verölfentlichungen aus chirurgischen 
Kliniken noch recht spärlich sind. Ich glaube, daß gerade die 


Calorose ihr hauptsächlichstes Verwendungsfeld in der großen 
‚Chirurgie zu suchen hat, bei Darm- und Magenoperierten; ist es 
doch dort von größter, manchmal vielleicht von ausschlaggebender 


Bedeutung, dem geschwächten Organismus die notwendigsten Calorien 


- parenteral zuzuführen; denn per os soll oder kann öfters in den 


ersten Tagen keine Nahrung verabreicht werden. Auch kann man 
durch Zuckerinfusionen dem quälenden Durstgefühl gut abhelien, 
sogar. besser als mit Kochsalz. | 

- ‚Wenn ich über die hier in diesem Jahre behandelten Fälle 


. berichte, bei denen wir Calorose subkutan 5°/, und intravenös 40°, 


angewendet haben, so sind dies ausgesucht schwere Fälle; bei 
leichteren wurde der Billigkeit wegen Kochsalz gegeben. 


Es wurden so behandelt: 6 Ulcus ventriculi, 6 Carcinoma ven- 
triculi, 1 Fistula gastrocolica, 3 Cholelithiasis, 1 Pankreatitis, 1 Pyovarium, 


1 subphrenischer Abszeß, 2 Peritonitis, 1 Extrauteringravidität, 1 Tumor 


ovarii, 1 schwerer Descensus vaginae. | 

Von sämtlichen Patienten wurde die Calorose gut vertragen: 
nur bei einem Fall, bei dem verbotenerweise eine Schwester die 
Infusion machte, sahen wir eine schwere Hautnekrose an beiden 


` Oberschenkeln, deren Ursache nicht sicher festgestellt werden konnte. 


Ich nehme an, daß versehentlich zu heiße Kochsalzlösung ver- 


„wendet wurde oder daß bei dem außerordentlich -mageren Patienten 


— es handelte sich um ein perforiertes Magengeschwür — die In- 
fusionsmenge, da auf der Injektionsstelle nicht genüg« nd verteilt, eine 
Ernährungsstörung der betreffenden Hautpartie durch zu starkes Ab- 

Hierbei sei betont, daß Calorose nur in Aqua dest. aufgelöst zu 
werden braucht, da die Lösung sonst zu hypertonisch wird und unter 
Umständen schädigend wirken kann. Wir kochen vor dem Gebrauch 
das Aqua dest. auf, gießen dann die Calorose hinein, nachdem vorher 
die Caloroseflasche in ein heißes Wasserbad gestellt worden ist, um 
den Sirup mehr zu verflüssigen und Zuckerkristalle ev. zum Schmelzen 
zu bringen, zu deren Ausscheidung es leicht kommen kann. Nachdem 
die Lösung auf Körpertemperatur abgekühlt ist, wird sie injiziert. 
Die Infusion ist nicht schmerzhafter als die Kochsalzinfusion und muß 
durch leichte Massage gut verteilt werden. Neben der schnellen und 
einfachen Zubereitung — Traubenzucker muß aufgekocht und ev. filtriert 


werden —, besitzt die Calorose noch den Vorzug der Billigkeit. 


Beifolgend die Preisunterschiede zwischen Calorose und Trauben- 
zucker, wie sie sich beim Bezug aus öffentlichen Apotheken stellen: 


ö°%bigesterile Traubenzuckerlösung. 5%igeCaloroselösung. 


500 g G.-M. 2,50- G.-M. 1,25 
1000 4 „ 4,33 i n 2,45 
10%ige sterile Traubenzuckerlösung. 5%ige Caloroselösung. 
500g G.-M. 3,65 G.-M. 2,45 
1000 g „5,65 » 38,70 


In Anstalten mit eigener Apotheke sind diese Preisunterschiede 


nicht so bedeutend; daher werden außerdem noch für Kliniken und 
Krankenhäuser ganz besondere Füllungen (1350 g) zur Herstellung von 
10mal 1 Liter 10%iger Calorose oder 20mal 1 Tiiter 5%iger Ealorose 
zum Preise von 11,50 M. geliefert. 

Aufgelallen ist uns hauptsächlich. bei intravenösen Gaben von 


40%/,iger Calorose die stark belebende Wirkung auf den gesamten 


rganismus, insonderheit auf das Herz; diese Wirkung hielt 


Ganz besonders ausgeprägt war die Wirkung bei einem 64 jührigen 
Manne, bei dem wir wegen eines inoperablen Carcinoma ventriculi 
eine vordere Gastroenterostomie mit Braunscher Enteroanastomose 
mat hatten; der Patient erholte sich sichtlich nach 2X 20 ccm 
0%iger intravenöser Caloroseinjektion.. Diese Beobachtung würde 


| übereinstimmen mit den Erfahrungen, die Büdinger, Möwes und 


acki in ihren Arbeiten niedergelegt haben. Ä 
Auch wir fanden im Urin nur Spuren von Zucker. 


Zusammenfassung: Calorose ist ein billiger vollwertiger 


Ersatz für Traubenzucker, der subkutan in Diger, intravenös in 
‚10°/,iger, 20%/oiger und 40°/,iger Lösung ohne nachteilige Folgen 


4 


 exkursion rechts 
Mittelschattens nach links.. Linke Lunge: sehr starke Gefäßzeichnung, _ 


verwendet werden kann. Die Calorose stellt somit ein wichtiges - 
parenterales Ernährungsmittel auf chirurgischem und innerem Ge- 


biete dar. | | Ä IR 
‚Literatur: Berendes, Zschr.f. Chir.1910, Nr.37. — Blüähdorn, M.K1.1921, 


Nr. 45. — Büdingen, Ther. d, Gegenw. 1921. — Derselbe, D,m.W. 1919, Nr. 8. —. . 


Derselbe, Über Ernährungsstörungen des Herzmuskels, F. C. W. Vogel, Leipzig. — 
Dewes, Zscohr. £ ärztl. Fortbild. 1928, Nr. 12. — David, Ebenda, 1923, Nr.12. — 
Hartwig. Fortschr. d. Med. 1921, Nr. 16. — Kausch, D.m.W. 1911, Nr. 11 u. 14; 1017, 
Nr.23. — Korbsch, Ebenda, 1921, Nr. 12. — Mallinckrodt, Zschr. £ ärztl..Fortb. 


. 1928, Nr.24. — Möwes, M. KI. 1928, Nr. 6. — Derselbe, Zschr. Í. ärztl. Fortb. 1928. 


Nr. 15. — A. Mayer, M.m.W:; 1924,28. — Sacki, D.m. W. 1922, Nr. 88. — Tann- 
hāuser-Pfitzner, M.m. W. 1911, Nr.1. — Weinberg, Zschr. f. Kindhlk. 1921, 29, 
H. 1/2. Bi A r , | | o 


‘Aus der Inneren Abteilung des Paul- Gerhardt- Stift- Krankenhauses 


in Berlin (Prof. Dr. Fritz Munk) 
Über Pathogenese und Therapie des nichttuber- _ 
= kulösen Spontanpneumothorax. 
Von Dr. Albert Muncke. 


Die Fälle von Spontanpneumothorax bei fehlendem tuberkulösen 
.Lungenprozeß sind selten, in früherer Zeit wurde ihr Vorkommen 


von manchen bestritten. Die Pathogenese dieser Fälle ist bis heute 


noch nicht ganz geklärt. Cahn und Brunner haben in letzter 
Zeit über einwandfreie, nichttuberkulöse Spontanpneumothoraxfälle 


berichtet und als Ursache zum Teil autoptisch, zum Teil durch 


Röntgenbefunde festgestellte Adhäsionen - infolge symptomlos ver- 
laufender Pleuritis angenommen. :Diese_ sollen die Bildung von 
 Emphysembläschen ihrer Nähe begünstigen und bei Anstrengungen 


Gelegenheit zu ungleichmäßiger Druckverteilung an der Pleura und 


' damit ‘Gelegenheit zum Platzen ‚der‘ Bläschen geben, was den = 


Pneumothorax herbeiführt. Joerdens, Reiche u. a. zeigten, daß 
mitunter schon der Exspirationsdruck bzw. Inspirationszug Einrisse 
an den durch das Emphysem gedehnten Pleurateilen erzeugen kann. 
Die Entstehung kann je nach der Größe der Lungenfistel momentan 


oder langsam im Verlauf von Stunden erfolgen, was für die. Heftig- 


keit der Symptome maßgebend ist (Cahn). .Bei der. Unterscheidung 


des tuberkulösen vom nichttuberkulösen Spontanpneumothorax glaubt. 
Cahn mit Sicherheit das Fehlen von Komplikationen (Exsudat usw.) 
zugunsten des letzteren verwerten zu können, was nach Angaben 


von Brunner nicht immer stimmt. Als Therapie. wird im all- 


gemeinen das Abwarten der spontanen Resorption empfohlen, wenn _ 


kein Spannungspneumothorax vorliegt. (Stintzing u. a.) 


Ein von uns beobachteter Fall bietet nicht nur wegen der | 


Seltenheit der Fälle, sondern auch wegen der Enistehungsursache und 


des überraschenden Erfolges des therapeutischen Eingriffs Interesse. .. 
E. F., 53 Jahre, Kriminalbeamter. Als Kind Diphtherie. Sonst 


immer gesund. Keine Tuberkulose in der Familie. Pat. diente 9 Jahre 
als aktiver Soldat und zwar als Musiker (Trompete). In dieser Zeit 


machte er eine unkomplizierte Lungenentzündung durch; auf welcher 
‚Seite, unbekannt. - 
März d.'J. fiel in der-Dunkelheit bei einer Razzia ein Kamerad ` 


Seitdem nie krank. 


von einem Lastkraftwagen herunter gegen seine rechte Brustseite, die 
dann etwa 8 Tage beim Atmen und bei Anstrengungen schmerzte. Er 


war aber weiter dienstfähig. Im Laufe des Sommers hatte er immer - 


noch leichte Atembeschwerden und „Zuckungen“ unter dem Brustbein. 


Am 15. Juli fühlte er sich etwas matt, kein Fieber, kein Husten, keine 

Atembeschwerden. Zwei Tage age setzten, nachdem er 2—3 Stunden - 
cht gearbeitet hatte (Fußbodenstreichen), ` 

peac beim Sprechen starke, schnell zunehmende Atemnot und leichte: 


vorher in gebückter Stellung leic 


chmerzen in der rechten Seite ein. Er mußte stilliegen, hatte ein 


heftiges Druckgefühl auf der Brust, und nur beim Liegen auf der linken | 


Seite etwas Erleichterung. Der Zustand hielt: an, Atemnot bei den 


leichtesten Anstrengungen, nie Fieber, Husten oder Schmerzen. 29. Juli i 


Krankenhausaufnahme. a 

Status: Untersetzt gebauter, pe Mann. Beim Sprechen 
oder Bewegen im Bett Atemnot mit leichter Zyanose. Obere Luft- 
wege und Mund o. B. E 


verändert, nicht sehr groß. Lungen: Grenzen tiefstehend, rechts 


minimal, links gut verschieblich. Linke Lunge: normaler Klopfschall 


mit Vesikuläratmen; - rechte Lunge: Schachtelton, oben und unten 


fehlendes Atemgeräusch, in der Mitte vorn und hinten amphorisches; k 


fernklingendes Atmen, keine R.G. Herz: Dämpfung nicht sicher be- 
stimmbar, Töne leise, rein. Abdomen: frei. 

Röntgenbefund: Totaler Pneumothorax rechts, Zwerchfell- 
ering, nicht paradox. Geringe Verdrängung des 


sonst o. B. | 
Temp.: 37°.. Puls: 82. Pirquet:.schwach positiv. = 


l Im erlauf einer 3 Wochen dauernden Bettruhe immer fieber- 5 
frei, kein Husten. Bei Bewogungen bestehen Atemnot und dayernder 


+ 


. 


Luce 


Thorax: gut gewölbt. Atemexkursion beiderseits nicht sichtbar - | 


ervensystem: o. B. 


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dem Trauma, noch während des Pneumothorax 


í logischen 


1774 


Druck auf der Brust unvermindert fort. Bei 5wöchigem Bestande des 


. Pneumothorax sind weder klinisch noch röntgenologisch Anzeichen 


einer Resorption zu finden; kein Exsudat. Da keine Zeichen einer 
Tuberkulose oder eines offenen Pneumothorax bestanden, nahmen wir 
eine ee Sn Luft aus dem Pleuraraum mit dem Potainschen - 
‘Apparat vor. Dabei fühlt Pat. deutlich dèn Druck von der Brust 
weichen und kann zum Schlusse völlig frei atmen. Physikalisch jetzt 


auch rechts normaler Lungenbefund, 'röntgenologisch völlig ausgedehnte 


freie Zwerchfellbewegung. Keine Anzeichen einer Tuber- 
kulose. Seitdem bleibt die Lunge dauernd voll entfaltet, die Atmun 
ist normal und: durchaus gleichmäßig auf beiden Seiten. Pat. wir 
nach 3 Wochen geheilt entlassen un versieht seit 2 Monaten seinen 
Dienst wie früher. Bei ambulanter Vorstellung klagt er über. Schmerzen 
unter dem Brustbein ‚und beiderseits am Rippenrand, die weder vor 
bestanden haben. Wir. 
führen diese Beschwerden auf die mehrere Wochen dauernde Dislokation. 
des Gefäßapparates zurück. Auf dem Röntgenbilde beobachtet man 


rechte Lunge, 


auch in der Mat ein abnormes Vortreten der Aorta ascendens. 


Was die Pathogenese des Pneumothorax in unserem Falle 
anbelangt, so liegt es am nächsten, den von Cahn, Brunner, 


Joerdens u. a. angeführten Vorgang einer primären Pleurafixation 
infolge eines traumatisch-entzündlichen Prozesses und eine spätere 


Zerreißung der durch Emphysem geschwächten Pleura anzunehmen. 


Die Erfahrungen in unserem. Falle zeigen, daß die gegebene 
Therapie im Falle eines nichttuberkulösen Spontanpneumothorax 
nicht in untäligem Abwarten, sondern in einem aktiven Eingreifen, 
nämlich dem Absaugen der Luft, bestehen muß. - Dadurch wird 
nicht nur die Arbeitsfähigkeit des Kranken in viel kürzerer Zeit 
wieder hergestellt, sondern wir nehmen an, daß auch die jetzt vor- 
'handenien Beschwerden durch einen frühzeitigeren Eingriff verhütet 
worden wären. | nr poi | 

= Diteratur: Bittdorf in Marchand-Krebl, 2, 587. — Brunner, Mitt. 
Grenzgeb, 83, 124. — Cahn, D.m.W, 1917, 1469, — Derselbe, Ebenda 1918, 623. — 


Joerdens, Ebenda 1919, Nr. 85. — Reiche, M.m.W. 1918, 672. — Staehelin in 
Mohr-Staehelin, 2, 742. — Stin tzing in Pentzold-Stintzing. 


Aus dem Pathologischen Institut des Krankenhauses im Friedrichshain 


in Berlin. 


Über den Morbus Gaucher, seine Klinik, pathologische 


“Anatomie und histio-pathogenetische Umgrenzung, 


nebst Untersuchungen über den Morbus Gaucher der 
Säuglinge und über die Beteiligung des Skelettsystems. 


Von Ludwig Pick. 


Die Pathogenese des Morbus Gaucher. 


Der Morbus Gaucher hat mit diesen Zuständen natürlich nichts 
zu tun. Hat Aschoff ihn als „familiäre Form“ den Xanthelasmen 
zugezählt oder die Anitschkowschen Befunde am cholesterinüber- 
fütterten Kaninchen wegen ihrer von ihm vorausgesetzten histo- 
Übereinstimmung mit dem Morbus Gaucher als „Pseudo- 
gaucher‘‘2°) bezeichnet, so ist weder das eine noch das andere 
haltbar. Ebensowenig hat Eppingers Annahme, daß es sich „bei 
der Splenomegalie Typ Gaucher um einen Cholesterinesterspeiche- 
rungsprozeß handeln könne”, in .den tatsächlichen Befunden eine 
Stütze, weder- in der mikrochemischen Beschaffenheit der Gaucher- 
zelle, noch in den chemischen Befunden des Blutes. Der Chol- 
esteringehalt des Blutes beim Morbus Gaucher ist, wie Mandle- 
baum oder H. Lippmann gezeigt haben, keineswegs erhöht, ‚bleibt 
im. Gegenteil teilweise unter der Norm, und eine vereinzelt ge- 
fundene Erhöhung besagt nichts. So trifft Mandlebaum-Downeys 
Satz, daß jeder an das großzellige Gewebe des Morbus Gaucher 
erinnernde . histologische Befund, bei dem mikrochemisch Neutral- 
fett, myelinartige oder doppeltbrechende Substanz in den Zellen 


erwiesen wird, einen Morbus Gaucher ausschließen läßt, den Nagel 
auf den Kopf?®), . 


(Fortsetzung aus Nr. 45.) 


28) Die bloße äußere Ähnlichkeit dieser Bilder wie der an weißen 
Mäusen und Ratten bei Überfütterung mit Käsestoff erzielten (vgl. Ep- 
stein) soll natürlich nicht bestritten werden. -> 

29) In dem mit Diabetes komplizierten Gaucherfall Baräts war 
der mikrochemische Gaucherzellbefund durch den Diabetes ganz un- 
beeinflußt geblieben. — _ 

“ Hier seien auch die anatomisch untersuchten, 
als Morbus Gaucher zweifelhaften oder 
gesicherten Fälle aufgeführt. 


aber m. E. 
r doch nicht genügend 
In erster Linie der Sapegnos (1913), 


. 1994 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 50. 


' Zilien angelegt. Nach 


“ zuziehen kann; auch ist es eine 


Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. | 


. werden. Abgesehen 


i Auffassung des Krankheitsprozesses. 


| 14; -Dezember 


\ 


- Über Cüprex. 


= Von Dr. Alexander Barwinski, Lemberg, 


leitender Arzt des Ambulatoriums der ukrainischen Gesellschaft für Kinderschutz. 


In der letzten Zeit habe ich mehrere Fälle von Phthirius 
inguinalis an den Zilien zur Behandlung bekommen. Nachdem ich 
mich über die ausgezeichnete Wirkung des Merckschen „Cuprex* 
bei allen Läusearten überzeugt habe, entschloß ich mich zur Be- 
handlung des Zilienphthirius mit Cuprex, trotzdem in der Gebrauchs- 
anweisung an zwei Stellen vor dem Eindringen der Cuprexflüssig- 
keit in die Augen gewarnt wird. | 

Es wird ein Wattebäuschehen mit Cuprex befeuchtet und bei 
fest zusammengedrückten Augenlidern ungefähr eine Minute an die 

dem. Entfernen des Wattebäuschchens: 'be- 
fanden sich alle ‚Läuse auf, demselben. Es kam zwar zu einer 
Reizung in Form einer Rötung der Augenlider, die aber. nicht 


länger als eine halbe Stunde dauerte. Die Augäpfel und die Kon- 
junktiven blieben intakt. Diese Prozedur habe ich bei mehreren 


Kindern mit demselben Erfolge angewandt. 

Diese einfache und ungelährliche Behandlungsmethodg" ist 
hierorts von’ ziemlich großer Bedeutung, da der Zilienphthirius nicht 
gar zu selten bei Schül- und Kleinkindern anzutreffen ist. Ver- 
schiedene Salben mit Quecksilberpräzipitat und mit Teer sind úm 
verläßlich, und das Entfernen des Zilienphthirius mit der Pinzette 
ist erstens der Verletzungsgefahr des Auges wegen unratsam, da 
das Kind aus Angst vor dem Instrument den Kopf in einer un- 
erwünschten Richtung bewegen und sich eine Verletzung des Auges 
Geduldprobe für den Arzt, da der 
Phthirius , die Wimpernhaare ziemlich fest mit den Füßen um- 
klammert und nur dem Haar entlang gezogen entfernt werden kann. 

Die Reizung der Augenlider in Form einer Rötung ist belang- 
los. .Es wäre-jedoch ratsam, daß die Cuprexbehandlung des Zilien- 
phthirius nie den Eltern oder Angehörigen überlassen, sondern nur 
persönlich vom ‚Arzt selbst durchgeführt würde. pi 


Freilich ist es bei weitem sicherer zu sagen, was die Gaucher- 
substanz in den Zellen nicht ist, als was sie tatsächlich darstellt. 
Ist sie mit gutem Grund von Risel, Rusca, E. J. Kraus, Barát, 
auch von mir selbst als eiweißartig erklärt worden, so erscheint 
sie, wie schon ausgeführt, nach den letzten Untersuchungen Epsteins 
als Sphingogalaktosid mit Beteiligung alkohollöslicher Phosphatide, 
also (vgl. 0.) als eine Art Grenzsubstanz im Gebiet der Lipoide. 

Diese Unsicherheit wirkt begreiflicherweise auch. auf unsere 
Vorstellung von der Pathogenese des Morbus Gaucher zurück, 
die überhaupt zu einer ziemlich verwickelten und besonders hypo- 
thesenreichen Erörterung geführt hat. 

Gaucher und Picoù. et Ramond deuten den Prozed 
als echtes Epitheliom, Collier spricht von Endotheliom, Bovaird 
und Schlagenhaufer erkennen unter Ablehnung des Neoplasma 
den Morbus Gaucher als eine Systemkrankheit. 

Schlagenhaufer, der die Abstammung der Gaucherzellen 
von den Retikulumzellen feststellt, gibt der Pathogenese die erste 
bestimmte Fassung. Das durch eine familiäre Disposition, etwa end 
besondere Irritabilität des retikulären Gewebes belastete Iymphatisch- 
hämatopoetische System wird durch ein Gilt zu großzelliger Wucherung 
angeregt; dieses Gift müsse in seinem Fall auf den Tuberkelbazillus 
zurückgeführt und der Morbus Gaucher anatomisch als Ausdruck 
eines speziellen Reaktionsmodus des retikulären Systems betrachte 
von der auch von Schlagenhaufer selbst 
anerkannten Tatsache, daß eine Tuberkulose keineswegs in allen 
Morbus Gaucher-Fällen zu finden ist, berücksichtigt diese Vor- 
stellung lediglich die rein morphologische Erscheinungsform der 
großen Zellen, nicht aber ihren Inhalt und mikrochemischen Charakter. 
Gerade an diese Eigenschaften knüpft Marchands pathogenetische 
Es handelt sich beim Morbus 
Gaucher nicht um eine eigentliche protoplasmatische Hyperplasie 


den Mandlebaum-Downey unter den Gaucherfällen nennen, aber I 
seinen interessanten. histologischen Einzelheiten nicht näher zitere® 
47jähriger Mann. Keine Familienanamnese. Die bei der Aufahe® 
diagnostizierte Hodentuberkulose erwies sich bei der wenige 
später vorgenommenen Sektion als schwielige Adhäsion zwischen = 
und einem Herniensack. Tuberkulose wurde nicht gefunden. Doppe' 
seitige Bronchopneumonien. Ulzeröse Colitis. Broncefarbene Hal 
den: dem Licht exponierten Teilen. Milz 760 g. Leber, 1750 6 
groß, derb, erinnert an beginnende Zirrhose. Mesenterial 


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RIITA a TE 


. 14.-Dezember 


- die eigentümlichen 


‚berichtet. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


-1775 


O A EE E, ` 


noch weniger um eine Geschwulstbildung, sondern „in der Haupt- 
sache um Einlagerung einer fremdartigen Substanz“ in die großen 
Zellkörper. Die Untersuchungen an eben diesem Marchan dschen 


etwas vergrößert. Sonstige Lymphdrüsen klein, platt. Mikroskopisch: 
In der Leber Gaucherzellen, einzeln oder in Gruppen in Pfortader- 
kapillaren (von der Milz hierher gelangt) oder in neugebildetem peri- 
portalen Bindegewebe (autochthon entstanden). In Mesenterialdrüse 
zerstreute Gaucherzellen; im Knochenmark mehr von jungem als 
„adultem“ Typus. Aüf dem Milzdurchschnitt eine Anzahl miliarer 
bis haselnußgroßer, rötlicher, weicher bis halbflüssiger, nicht um- 
kapselter „Pseudoknoten“, über die Schnittfläche quellend. Mikro- 
skopisch: Gaucherzellnester (Zellen am frischen Gefrierschnitt homogen) 
im Milzgewebe; keine Mitosen, Malpighische Körperchen fast ganz 
fehlend. Die makroskopischen Knoten bestehen aus zentralen Hämor- 
rhagien mit pigmentführenden Zellen, in der Peripherie aus zuweilen 
sehr ausgedehnten und dichten „elementi medollari“; unter diesen 
sicher klassifizierbare Myeloblasten, Myelozyten, Megakaryozyten, Normo- 
blasten und wahrscheinlich auch Megaloblasten, ferner auch patho- 
logische Formen. Aus den Markzellen erfolgt, wie auch im Knochen- 
mark (und Leber?), der bung der Gaucherzellen (vgl. Abb. 1—7 
fortschreitende Umwandlung der basophilen embryonalen Elemente in 
Gaucherzellen; Abb. 9—18 einige Typen granulierter Milzelemente von 


myelo- oder megakaryozytoidem Habitus; Abb.. 19—21 und 28—31 


ergang der granulierten Elemente in die Gaucherzellen). Myeloische 
Zellen (neutrophile und eosinophile Myelozyten, myeloblastenähnliche 
Zellen, selten polymorphkernige), auch sonst hier und da zerstreut im 
Milzgewebe. Gaucherzellen nach Lorrain Smith- und Golodetz- 
Färbung negativ, aber positive Ciaccioreaktion. Die die Zellen 
infiltrierende Substanz ist kein Albumin (Protein), sondern ein Lipoid, 
das nach der Chromierung den gewöhnlichen Lösungsmitteln Wider- 
stand leistet (il protoplasma imbibito non di una sostanza albuminoi- 
dea ma di una sostanza in gran parte di natura lipoidea [Kawamura)), 


Danach gehört der Fall nicht zum Morbus Gaucher. Er zäblt 
eventuell zur Gruppe der lipoidzelligen Splenohepatomegalie Typus 
Niemann und würde, zumal mit Rücksicht auf den relativ mäßigen 
Milztumor, dasVorkommen weniger intensiver, chronischer Fälle auch bei 
Erwachsenen beweisen. Die hier besonders ausgiebige Bildung der mye- 
loischen Zellformen in der Milz aus den myelopotenten Elementen des Or- 

ans ist ein Gegenstück zu dem vorher beschriebenen Gaucherfall von 
Waugh und Mac Intosh. Der „Übergang“ in die großen (lipoidhaltigen) 
Zellen hat auch hier nichts Beweisendes. Besonders bemerkenswert 
ist das herdförmige Auftreten der myeloischen Formen in gesonderten 
weichen makroskopischen Knoten. — Die von Wahl-Richardson 
zitierte dritte Arbeit Sapegnos (La Pediatria 1914) war mir in den 
Berliner Bibliotheken nicht zugängig. Es scheint, daß hier zwei Fälle von 
lipoidzelliger Splenohepatomegalie TypusNiemann beiKindern berichtet 
sind. — Auch im FalleV.Babes, Aurelund A. Babes (Splenektomie bei 
22jähriger Frau) geben die vermeintlichen Gaucherzellen in der 1400 g 
wie and 
nach Weigert-van Gieson und Smith-Dietrich. Keine Doppelt- 
brechung.. Das Plasma war im übrigen azidophil homogen oder 
eosinophil granuliert. Die Zellen letzterer Art enthielten zugleich die 
Lipoidsubstanz. Dieser Befund erinnert an gewisse I,ipoidophagen mit 
baso- und eosinophilen Granulis in den Anitschkowschen Experi- 
menten, schließt aber jedenfalls einen Morbus Gaucher wieder aus. Auch 
hier kommt die Zugehörigkeit zur opps der lipoidzelligen Dan 
megalie Typus Niemann infrage. — In Fahr-Stamms S 
fallvom Typus Gaucher bei einem dreijährigen rachitischen 


mark, nicht in der Leber gefunden. Zellgröße ungemein verschieden. 
Grenzen unregelmäßig. Kerne blasig. ‚Plasma vielfach wabig bzw. 
vakuolär. Häulig Phagozytose. Ober Unkersschungen auf Phosphatide 
(Ausfall. der Reaktionen nach Smith-Dietrich, Ciaccio) wird nichts 
Wendet man nach der eigenen Forderung Fahrs „bei der 
Analyse der Zellen schärlste Kritik an“, so sprechen das „wabige", 
„vakuoläre“ Plasma und die „blasigen Kerne“ nicht für Morbus Gaucher. 
Erythrophagie kommt entgegen Fahr auch in Lipoidzellen vor (vgl. 
die Falle von Knox, Wahl und Schmeisser). Hautpigmentierung 
bestand nicht, wohl aber starke Anämie und nicht erst in der letzten 


Zeit der Krankheit. Aber die ‘Autoren zählen trotzdem ihren Fall 


„ebenso wie einen Fall von Niemann“ zum Morbus Gaucher, während 
sie gegen die Zugehörigkeit des Siegmundschen Bedenken haben. 
Niemanns Fall ist sicher kein Morbus Gaucher und gehört ebenso 
sicher an die Seite des Siegmundschen. Die Deutung und Klassi- 
fikation des ’ Fahr-Stammschen bleibt, glaube ich, zweifelhaft. — 
Sodann die beiden kürzlich von Reber bei zwei Säuglings-Ge- 
schwistern berichteten Fälle von nn en Gaucher. Im ersten 
Fall, bei einem achtmonatigem männlichem Säugling, machen es — nach 
er Annahme des Ubduzenten — große: in der Milz gefundene runde 
Zellen wahrscheinlich, daß einer der seltenen Fälle von Morbus Gaucher 
vorliegen könnte. Doch ist. „eine sichere Diagnose bei der schlechten 
Erhaltung der Organe nicht möglich“. — Im zweiten Falle ergibt bei 
der siebenmonatigen Schwester die Sektion neben perakuter eitriger 
aszendierender Nephritis und (als Tentoriumsrißfolge J Pachymeningitis 
haemorrhagica interna über dem linken Tentorium cerebelli Spleno- 


Le a 


ıden Milz zweifellose Lipoidreaktion: ' schwarz gefärbte :Granula’ 


enomegalie-" ' großen Erstaunen für „me 


aben wurden- 
oßen Zellen: in Milz, Lymphdrüsen und Knochen- , 


Material führten Risel dazu, die fremde Substanz in „einem noch 
unbekannten Eiweißkörper“ zu sehen 30). | 

Seit Marchand beherrscht dieser Gedanke der intrazellulären 
Ablagerung oder „Speicherung“ der fremdartigen Substanz, die 
die normalen Gewebselemente zu Gaucherzellen umwandelt, alle 
Erörterungen‘ der Pathogenese der Krankheit. Allerdings liegen 
hier zunächst unüberbrückbare Schwierigkeiten für eine exakte Vor- 
stellung. Wird die Gauchersubstanz den Zellen fertig zugeführt 
oder in der Form einzelner Bausteine, die erst die Zelle selbst zu 
dem charakteristischen Stoffkomplex zusammenschließt? Ist mit 
anderen Worten die Gauchersubstanz, auf die Zelle bezogen, exo- 
oder endogener Natur? Bedeutet die Aufnahme des fertigvorgebildeten 
Körpers oder auch seiner Bausteine für den Plasmabestand der Zelle 
sinen rein passiven. Vorgang oder ist sie mit Abänderungen der 
inneren Zellstruktur verbunden, wie sie ja auch z. B. bei den Farb- 
stoffspeicherungen in Gestalt der Ausfällung der kolloiden Farb- 
stofflösung in feineren und gröberen Granulis in Erscheinung treten ®!)? 
Oder bedeutet etwa die Ablagerung überhaupt keinen gesteigerten 
Aufnahme-, sondern einen Retentionsprozeß, der sich in dem Unver- 
mögen physiologischer Verarbeitung begründet? So haben die hier 
gebrauchten Begriffe der Imbibition, Imprägnation, Infiltration, Phago- 
zytose und Speicherung vielfach keinen absolut festen Umriß, und 
es ist, wie Epstein mit Recht bemerkt, schwer, ja, unmöglich, 
zwischen diesen im vorliegenden Fall allzu scharfe Grenzen zu 
ziehen. Ich selbst fasse insbesondere den Speicherungsbegriff hier 
in einem sozusagen lediglich terminalen Sinne. 

Unbeschadet dieser schwer zu lösenden rein zytologischen 
Probleme sind die Speicherungsprozesse beim Morbus Gaucher selbst 
in die naheliegende Beziehung zu Stoffwechselstörungen gebracht 
worden. Mandlebaum-Downey habendenMorbusGauchergeradezu 
als Stoffwechselstörung aufgefaßt, deren Produkte in den retikulären 
Phagozyten zur Ablagerung kommen (Gauchers disease is caused 
to some metabolic disturbance, the products being found in the 
specific group of cells—„retieular phagocytes“). Sicherlich ist bei 


moga ie; hochgradige Leberschwellung, Schwellung der paraaortalen 
un 


portalen Lymphknoten, allgemeine schwere Anämie. Die Milz 
ist von großen Zellen vom Typus Gaucher völlig durchsetzt; nur noch 
spärliche Reste der Milzkörperchen. Mediastinale und mesenteriale 
Lymphdrüsen zeigen dasselbe Bild mit-mehr oder minder ausgedehntem 
Schwund des Iymphatischen Gewebes. Leberstruktur durch Gaucher- 
zellen ganz verwischt. Auch im Knochenmark einzelne oder gruppierte 
Gaucherzellen. Im Thymus Totalersatz durch Gaucherzellen; Iymphati- 
sches Gewebe nur noch um die reichlich vorhandenen Hassalschen 
Körperchen. Die Fettfärbung läßt (scil. in den Gaucherzellen) kein 
Fett erkennen. Nähere Angaben über Lipoidreaktionen, insbesondere 


die Prüfung auf Phosphatide, oder über die feinere Beschaffenheit des. 


Zellplasmas fehlen, ebenso über die histologische Untersuchung weiterer 
Organe. Nach dem histologischen Bau, auch dem Befund des Thymus, 
zählt der Fall.weit eher zur lipoidzelligen Splenohepatomegalie Typus 
Niemann. — Reber hält den Gaucherfall Nauwerck-Picks — die 
Präparate waren von mir bereits am 11. Oktober 1922 in der Berliner 
medizinischen Gesellschaft demonstriert — zu Nauwercks und meinem 
hr als fraglich“. In Teil HI, Falli, berichte 
ich in extenso über die Nauwercksche Beobachtung. — In einem kurz 
von Vers& genannten Fall von Splenektomie bei Splenomegalie Typus 
Gaucher eines vierjährigen Kindes fiel die Versösche Reaktion auf 
Cholesterinester in den großen Zellen positiv aus. Ich zähle daher 
auch diese Beobachtung nicht zum Morbus Gaucher. Sie ist wohl 
identisch mit dem 1915 von Marchand mit kurzen Worten erwähnten 
„Gaucherfalls“. — Eine weitere größere Zahl fraglicher Literaturfälle be- 
handelt Mandlebaum (1919) in ausgiebiger Kritik, auf die hier ver- 
wiesen sei. — Endlich eine neue Mitteilung von A. N. Paschin und 
N. J. Kritsch .auf der ersten allrussischen Pathologentagung, Sep- 
tember 1923, über einen Fall großzelliger Splenomegalie vom Typus 
Gaucher, in dem die charakteristische Bildung der großen Zellen Milz, 
Leber, Lymphknoten, Knochenmark, Thymus, Nieren und Lungen be- 
traf. In einigen Organen (Leber) verfielen die großen Zellherde der 
Nekrose, in anderen (Lymphdrüsen) wandelten sie sich in fasriges 
Bindegewebe um. Die Autoren sind geneigt, „die großzellige Spleno- 


megalie als ein infektiöses Granulom zu betrachten, das dem Lympho-. 


ranulom nahesteht‘. Wenn Paschin und Kritsch tatsächlich auf 
rund ihrer Bilder zu diesem Schlusse gelangten, so haben sie 
sicherlich keinen Fall von Morbus ‘Gaucher vor sich gehabt. 


3) Marchand selbst neigt später (1914) zur Annahme eines 


‚fettartigen Körpers. | 
81) Vgl. bei Epstein, der in dieser Richtung auf die Analogie 


der kolloid-chemischen Seite des Prozesses verweist: setzen die Vor- 
gänge bei der Ausfällung der Farbstoffkolloide eine Änderung. des 
olloiden bzw. elektrophysikalischen Gleichgewichts voraus, so scheint 


es sich auch bei der Aufnahme der Gauchersubstanz in die histiozytären 


Zellelemente um elektronegativ geladene Kolloide zu handeln, - 


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176 


- dieser Vörstellung die mo 


rphologische ‚Analogie mit.der großzelligen [| . 
Hyperplasie beim Diabetes Gau | mediäiren Stoflwechsels, 
| Dieser liefert hier ‘beträchtliche Mengen frem 


pe , die durch Aufnahme der Lipoidsubstanzen 
seitens. der‘Histiozyten zus 


| | tande kommt, mitbestimmend, und sofern 
i Mandleb aum (1919). die Annahm 


e. der. exogenen Entstehung der 
` Gauchersubstanz bevorzugt, da ‚den. Zellen des retikulären Gewebes . 
: eine Hohe funktione ' würde die Analogie 
Immerhin 'sind auch nach .der rein | 

chemischen: Seite hin. die U 


lle Differenzierung fehle, 
. sogar eine sehr vollständige. 


nklarheiten zunächst sehr erhebliche. 
Wie -die Art. und Zusammensetzung :der ‚Gauchersubstanz selbst, 
muß. auch. die. besondere F 
. natürlich erst recht: die Ursa 


che der Abweichung, d.i. also sowohl 
die formale wie 


die e die kausale .Genese im chemischen Sinne unbe- 
~ stimmt ‚bleiben. -. E wo CRE 
: ©, Num-kann natürlich, wi 


e lür.die Pathogenese der lipoidzelligen 

.. Splenohepätomegalie Typus Niemann, die Ursache der Speiche- 

rung nicht allein in einer. primären Störung des Stoffwechsels, .son- 
‚dern auch ‘umgekehrt in- einer primären 


| Erkrankung des speichern-. 
den Zellsystems gesucht werden. Die letztere Auffassung wird von. 


E: J; Kraus, die erstere, wenigstens bis zu - 


is zu gewissem Grade, in 
sehr eingehender Form von Epstein vertrete | Si 


n. 


. krankung .des retikulären: | 

bildenden Organe im Sinne einer „Krankhaften Funktionssteigerung“ 
dl: c 8.229), die sich in einer Störu 
Pigmentstoffwechsels äußert. ` Die Sto 


fiwechselstörungen sind darnach 
also. sekundäre. 


g re. Die Erkrankung erfolgt auf konstitutioneller Basis. 
 . Darauf verweist- 


das’ sehr frühzeiti 


$ ` 


ge, olt familiäre Auftreten, die 
Bevorzugung .des weiblichen Geschlechts und die ‚Vergesellschaltung 
"mit anderen teilweise gleichfalls konstitut 
'hypoplasticus-in seinem.Fall t; in Fal | 
hände, Huleisenniere, offenes. Foramen ovale, kleinzystische Eierstocks- 
. degeneration). Unter diesen. begleitenden „Stigmen. körperlicher 
: Minderwertigkeit“ 


der. Milz, die als kon 


ler. M e genitale Fehlbildungen (Hamartome) des Organs | 
. eine Teilerscheinung -hämatopoetischen -| 


| der Anomalie dés lymphatisch 
' Apparates. darstellen. ‘Die. Störung des -Eiweißstoffwechsels äußert 


‚ sich in einer Imprägnatiön der. -Retikulumzellen mit der Gaucher- | deutung erlangen. So gelangt: Epstein schließlich zu einer kom 
substanz, die des Eisen- und Pigmenitstoffwechsels in reichlich nach- -|.binierten. und komplizierten Pathogenese des Morbus ‚Gaucher: 
In. | toxische Schädigungen bakterieller Art könnten gelegentlich die in 

| der. individuellen Konstitution. bedingte ` besondere. Befähigung des 


< weisbarem Eisenpigment und’ den Zeichen reger Erythrophagie, mit 


der wahrscheinlich auch. wohl überreichliche Thrombozytenzerstörung ` 
sich verbindet. .Die Folgen sind Anämie, : abnorme Pigmentierungen 


der Iymphatisch-hämatopoetischen Organe, der Haut, überhaupt all- 


gemeine Hämochromatose ‘und hämorrhagische Diathese. Da die | 
Milz den größten Teil des ‚erkrankten Retikulums- des Iymphatisch- 


hämatopöetischen Systems beherbergt, so hat sie an seiner krank- 


haften Funktionsstörung deù größten Anteil. Man kann darum bis | 


zu gewissem -Gräde.von einem „Hypersplenismus“ sprechen, und der 


'. in Kraus’ eigenem Fall ganz offenkundige Erfolg der Milzexstirpa- |. Hl 
| į. zahl. 


. tion beim Morbus Gaucher findet 'so' in’ .der' Pathogenese seine Be- 
o gründung, 20 pae 

Man ‚kann gegen diese Ableitungen mancherlei einwenden. 
Bedeutet die Imprägnation der 'Retikulumzellen mit der eiweiß- 
.‚artigen Substanz in der Tat eine Funktions steigerung? Ist nicht die 


Hämosiderose oder allgemeine Hämochromatose, wie auch in anderen 


Fällen wesentlich der. Ausdruck der Unfähigkeit seitens der mit Pig- 
ment vollgepfropiten Zellen, die physiologische Verarbeitung .zu 
leisten, d. h. also nicht einer gesteigerten; sondern einer geminderten 


Funktion? Beweist die Rückkehr des Blutbildes zur Norm nach der 
_ Splenektomie in der Tat einen Hypersplenismus im Sinne gesteigerter 


Erythrozytenzerstörung,; oder bewirkt die Entfernung‘ der Milz nicht 
vielmehr eine „Entfesselung“ und Belebung der Knochenmarks- 
tätigkeit? Und hat nicht Schlagenhaufer umgekehrt gerade durch 


Blutungen erklärt? Auch die Erythrophagie beim. Morbus Gaucher 
wird; wie früher von Bovaird und de Jong und van Heukelom, 
‚neuerdings von Mandlebaum-Downey bestritten — ich glaube nach 


meinen eigenen und Epsteins Beobachtungen zu Unrecht; Epstein. 
sah die Erythrozyten innerhalb von Gaucherzelien so gut erhalten, daß 


sie erst in die speichernden Histiozyten kamen, als diese schon mehr 
. oder weniger Gauchersubstanz aufgenommen hatten. Allerdings ist 


sie. aber ein so. wenig regelmäßiger ‚Befund und in' so geringem | 


Umfang zu treffen, daß sie als wesentlich für. die Genese der An- 


ämie wohl ‚kaum in die Wagschale fällt.: Übrigens hatte. schon 
Mandlebaum (1912) zur: Erklärung. der Anämie beim Morbus 
Gaucher -die Erythrophagie herangezogen. _ Ze 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK —.Nr. 50. 


orm der Stoffwechselabweichung. und 


zeitlich ' beschränkten, | S 
| Reizes“ bei der ersteren. ‘Der Morbus Gaucher.ist so ein 


Resultat“. 


anderer Substanzen. durch seine Aufnahme’ nicht 
= . | zelle „omnivor"* her | j | 

, Kraus erklärt‘ den Morbus’ -Gaucher -als eine elektive Er- | „wahllos‘ chemische Substanzen aller Art, Blutkörperchen. und.ihre 

g Apparates der lymphatischen und blüut-' | Trümmer, sonstige Zellelemente, ‚körniges, 

| löstes Blutpigment usw. Vielleicht braucht 


rung des Eiweiß-, Eisen- und |-plasmatisch. abgelagerte Substanz nicht e 


Ursache der schweren Störungen 


ionellen Mißbildungen (Status | a Im | sch: | 
|] 2 beim Säugling Dreizack- | allgemein auf die konstitutionell-fehlerhafte ‚Anlage des Gesamtstofl 
dividuellen Konstitution be 


sind von besonderer Bedeutung die sonst seltenen, | .©peicherungstendenz des .histiozytä 


beim Morbus Gaucher relativ häufigen," oft zahlreichen Kavernome 


Yung gewisser gerade bei Tuberkulose sich reichlich bildender Ab 


scheinend gerade 
. nahegelegt. ' 


sitzt natürlich .in diesem Sinne keine Beweiskraft), und- Falle aus 
gebildeter Tuberkulose bei sicherem Morbus ‚Gaucher . finde ih 
(Teil‘I) nur Amal unter 32, wobei zu beweisen’ bliebe, da8. die 

Gaucherkrankheit bier in der Tat durch die Tuberkuloss- ausgelöst 


uberkulos egentliche, zufällige Kom ` 
 plikation eines Morbus Gaucher aufgefaßt. eo ee ve 

den Ausfall der blutkörperchenzerstörenden Funktion besonders `| 
der Milz die Pigmentierung der Haut usw. und die: „vikariierenden“ 


‚80jährigen Soldaten,. der an ausgedehnter- Tuberkulose der: nung 
‚und des Bauchfells zu j 


itus rapide Fortschritte gemacht. Milz 19%% g 
‚Leber 2900 g. Da der s is 
‚eingestellt wurde, also „kaum -anzunehmen ist“, daß er damals. berei 
Milz- und Leb | 
‚die tuberkulösen und die Gaucherveränderungen innerhalb der letzten 
Monate seines Lebens, also zeitlich so ziem 
‘beschriebenen Entwi | 


allen, Umständen ` der 


fähigkeit auch bei Riese 


Ze vs N o poa ar, ran = 
a sr k 14, Dezeinber we 
Epstein. setzt als Grundlage und--Voraussetzung des Morbins E 
cher .eine, -schwere Störung. des 'interm 
ngo) mdartiger Stoffe, die im 
Blute zirkulieren und die defensive ‚Reaktion im Histiozytensystem, 
die Speicherung in. fixen und freien Histiozyten der 


| ; | Iymphatisch- 
‚hämatopoetischen Organe "auslösen, wie bei den experimentellen 
 Überfütterungen mit Cholesterin oder Lip oideiweißge 
den inträvitalen Färbungen. In das perip 

gelangt das fremdartige Stoffgemisch durch Osmose.. 


oi mischen oder - 
ortale Gewebe der Leber 


Nto Insbesondére . 
ist die. Farbstoffspeicherung vom Morbus Gaucher in Histio- und 
Pathogenese. nur dem Grade nach verschieden, zumal auch in der i 

raschen Wirkung ` des- „pathogenetischen 


RN nS eiche- 
rungsexperiment der Natur am Menschen mit. sehr vollkommenen | 
| Die Speicherungskräft der Histiozyten ‘wird dureh. den -danernd | 
zirkulierenden. fremdartigen Stoffkomplex angefacht, die Speicherung 
etwa blockiert, 


rt.: So wird die, Gaucher- 
‚und speichert mit pathologisch erhöhter. Tendenz 


sondern im 'Gegenteil- allgemein vermehrt.: 


kristallinisches oder ge _ 
e. danach. die intraprote- 
inmal in:allen Gaucher- 
fällen einheitlich zu sein.  . 4. PERR O a 
‘.. Epstein erörtert des weiteren die. „unbekannte. auslösend ` 
des Zellstoffwechsels“. Er.betont, ähn- 
lich wies E.J.Kraus, das individuell-konstitutionelle Moment, schließt. 
aber daraus nicht, wie’im Sinne seiner Anschauung zu erwarten, 
wechsels, sondern einigermaßen überraschend auf eine: in derin- 
gründete Disposition. zur Steigerung der 
ren Zellsystems‘, die von aus- 
schlaggebender Bedeutung sein könnte.‘ Epstein gerät-also hier 
mitten in die Theorie von: E. J: Kraus. Oder es könnten. toxische - 
Sohädigungen bakterieller Natur und unter diesen die Tuberkulose) 
als auslösende Momente. eine „pathogenetische‘ oder „kausale“ Be- 


phagozytären Apparates ‚zur Betätigung. bringen und so die Speiche- 


bauprodukte des Zellstoffwechsels, vielleicht auch, deren weiteren Ab- 
oder Umbau bewirken. Fehlt, wie in einer Reihe. der Fälle, ein 
Hinweis auf eine infektiöse Erkrankung, so -würde dadurch ar 
hier die Bedeutung. des konstitutionellen Momentes 
Diese Auffassung bringt statt ‚einer Hypothese eine ganze Air 
Soweit sie die Anschauungen Kraus’ 'von der "angeborenen 
dividuellen Steigerung der Speicherungskraft miteinbezieht, gelten ` 
die vorher gemachten Einwände. : Gaucherfälle im sicheren An 

schluß an bakterielle Infektionen entwickelt sehe ich nicht (schnelleres 
Wachstum einer Gauchermilz bei Typhus abdominalis [Brill] be 


ist®®), Schon Risel, Brill-Mandlebaum-Libiman'(1909), Brill 
Mandlebaum und Barát haben in dieser des öfteren diskutierten 
Frage mit Recht.die Tuberkulose als gel 


32) Vgl. oben Schlagenhaufer. "E ae 
3) In Epsteins Gaucherfall 1 eines im Felde gewesen 


unde ging, hatte die Tuberkulose erst in 
letzten Zeit vor dem. 


Mann ein Jahr’ vor dem Tode in das Feldheer 


bervergrößerung aufwies, so ist wahrscheinlich, daß „sich 


ich zusammenfallend zu 
cklung ausgebildet haben dürften“. . Bine dgan 
beschleunigte Entwicklung der Milz- und Lebertumoren widerspricht uk 
linischen Erfahrung beim : Morbus. Gauche, 
während umgekehrt die bedeutende geistige und körperliche un | 
| | iesentumoren gerade von den amerikanisch _ 
Autoren hervorgehoben wird eg 


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14. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


1777 


EEE EEE ESS SEEEESEEESEEEESEEEEESERGEEEESESGESGEREDISSERSSERBESEEEESERBESSSERGESSSEESSEEBEBGEEGERSEENGEE 


Völlig hypothetisch ist eine Beziehung der Gauchersubstanz 


zu irgendwelchen tuberkulösen Abbauprodukten. Auch hinter die 
‚chemische Uneinheitlichkeit der Gauchersubstanz und die allgemeine 
„omnivore‘‘ Speicherung seitens der Gaucherzellen möchte ich zu- 
nächst ein Fragezeichen setzen. Risel, der den einschlägigen Be- 
funden sehr genaue Beachtung geschenkt hat, weist wiederholt 
darauf hin, daß jeder Versuch. mißlingt, in den Gaucherzellen 
außer der Aufnahme roter Blutkörperchen in den Zelleib und dem 
aus ihrer Verarbeitung hervorgehenden Pigment etwaige anders- 
.geartete Einschlüsse nachzuweisen. Eben darum sind, wie er be- 
tont, die Gaucherzellen auch nicht schlechthin großen Phagozyten 
gleichzusetzen. Dem entsprechen auch meine eigenen Befunde, und 
ich sehe in Epsteins Protokollen keine besonderen Belege für'eine 
weitergehende Annahme. Wenn die großen Elemente bei der lipoid- 
zelligen Splenohepatomegalie Typus Niemann neben Erythrozyten 
und Pigment anscheinend häufiger auch ganze Leukozyten oder 
Kerntrümmer einschließen, so mag hier wieder der beschleunigte, 
intensivere Ablauf des ganzen Prozesses dafür den Ausschlag geben. 

Für die Genese der Pigmentierungen und der Anämie knüpft 
Epstein in erster Linie an die anatomisch-histologischen Verhält- 
nisse der Milz. Die Bildung und Anhäufung der großen Zellkörper 
setzt hier an überaus zahlreichen Stellen Zirkulationshindernisse 
und schaltet damit zahlreiche rote Blutkörperchen aus der Zirku- 
lation aus. Es folgt Autolyse der extra- und intrazellulär ge- 
lagerten Erythrozyten. Das gelöste Hämoglobin oder Hämatin wird 
in einen eisenhaltigen und einen eisenfreien Bestandteil aufgespalten. 
Der letztere geht den physiologischen Weg in die Leber und wird 
von den Leberzellen für die Gallebereitung verbraucht. Der eisen- 
haltige Anteil dagegen, der in der Norm mit dem Blutserum oder 
durch Vermittelung eisenspeichernder, in die Zirkulation gelangender 


Makrophagen dem Knochenmark zum Wiederaufbau von Hämoglobin 
zugeführt wird, wird von den speichernden großen Gaucherzellen 
in der Milz abgefangen. Sie verbleiben an Ort und Stelle, und so 
wird das eisenhaltige Aufbaumaterial für die Erythropoese dem 
Knochenmark entzogen. ‘Diese: Theorie, die ich in die Schlagworte 
„Blutsperre in der Milz“, „Eisensperre für das Knochenmark“ zu- 
sammenfassen möchte, würde sich hinsichtlich der Ausschaltung der 
Erythrozyten aus der Zirkulation und der hämoglobinogenen Pig- 
mentierungen der Gaucherzellen auch auf die anderen Organe — 
Lymphdrüsen, Leber, Knochenmark — übertragen lassen, und man 
würde ferner annehmen können, daß selbst der in die Zirkulation 
gelangende Bruchteil eisenhaltiger gelöster Hämoglobinbestandteile 
nicht einmal ungeschmälert dem Knochenmark zugute kommt, weil 
er allerwärts auch in speichernde Gaucherzellen übergehen könnte. 
Das eisenfreie, nach der heutigen Auffassung nicht hämoglobinogene, 
sondern proteinogene, d.h. aus dem Zelleiweiß gebildete Pigment 
der Hämochromatose, die in manchen -der protrahierten Fälle in 
den glatten Muskelzellen von Magen, Darm, Uterus, in den quer- 
gestreiften Muskeln und in der Haut (vgl. Teil I) große Intensität 
erreicht, bliebe dabei freilich unerklärt. | 
Als entferntere Möglichkeit für die Genese der Anämie 
käme nach Epstein eine primäre vitale Schädigung der Erythro- 
zyten in Betracht, die aus gleicher Ursache wie die allgemeine Stoff- 
wechselstörung veranlaßt wird; so gelangen diese bereits geschädigt 
an die Stätte ihres Unterganges. Eine verminderte Resistenz roter 
Blutkörperchen beim Morbus Gaucher ist indessen, wie H. Lipp- 
mann gezeigt hat, nicht erweislich. Die der Regel nach in der 
Gauchermilz bei Kindern sehr geringen oder selbst fehlenden Pig- 
mentierungen sprechen gleichfalls gegen diese Annahme. 
(Fortsetzung folgt.) 


Aus der Praxis für die Praxis. 


Grundzüge der ärztlichen Psychologie (Psychodia- 
gnostik und Psychotherapie) in der täglichen Praxis. 
Von Dr. Heinz Fendel, Höchst a. M., 

Facharzt für innere und Nervenleiden. 


Kapitel 5. (Fortsetzung aus Nr. 49.) 


Die Darstellung. 


Mit letzterem sind wir an einem Hauptkapitel der verstebenden 
Psychologie angelangt, an der Psychologie der Darstellung. 
Was hier gemeint ist, läßt sich in folgende Fragen fassen: 


Wie offenbart sich (stellt sich dar) das gesamte geistige In- 


ventar dem Beurteiler? Das heißt: 

1. Wie erfolgt und ist zu verwerten die absichtliche Dar- 
stellung bewußter seelischer Inhalte? 

2. Welche unwillkürlichen Modifikationen erfährt die bewußte 
Darstellung unter dem unbewußten Einfluß unbewußter oder ver- 
drängter Offenbarungstendenzen ? 

3. Welche eigene, ohne die bewußte Absicht der Mitteilung 
erfolgende Ausdruckssprache hat das Unbewußte? 

Die letzte Frage umfaßt das, was wir unter der Bezeichnung 
„Symbolik des Unbewußten“ in einem besonderen Kapitel ab- 
handeln wollen. 

Auf die beiden ersten Fragen, die man unter der Bezeichnung 
„Psychologie der Aussage“ (W. Stern) zusammenfassen kann, wollen 
wir jetzt näher eingehen: 


Auch abgesehen von der bewußten Lüge und Verstellung, er- 


fährt die Mitteilung eines wirklichen Erlebnisses vielfach eine un- 
bewußte Entstellung, und dies deshalb, weil jede neue Erfahrung, 
jeder neue Eindruck sofort mit dem ganzen bereits vorhandenen 
Vorstellungsschatz in Beziehung tritt und über kurz oder lang mit 
ihm verschmilzt. Daher hat die Wiedergabe eines „frischen“ Ein- 
drucks einen anderen Beurteilungswert als die Reproduktion längst 
vergangener Erlebnisse, die bereits durch andere Gedankenelemente 
unbewußt vergrößert oder verkleinert oder sonst irgendwie modi- 
fiziert sind. — Dieser unwillkürliche Umwandlungsvorgang des Ge- 
dächtnisses, mit dem der Beurteiler immer zu rechnen hat, tritt 
nun besonders da hervor, wo zurückgedrängte, mehr oder weniger 
unbewußt gewordene Affekte mitspielen. 

Beispiel: Ich mache eine Reise durch Bayern mit einem 
Bekannten P., die zu unserer beiderseitigen größten Zufriedenheit 
verläuft. Wieder daheim angelangt, setzt es mich in Erstaunen, 
wie P. in seiner Schilderung seine freudigen Erlebnisse verkleinert 


und das bereiste Land und seine Bewohner nachträglich aufs stärkste 
ablehnt. Woher diese auffällige Anderung des Urteils? Die Er- 
klärung ist die: P. hatte vor mehreren Jahren einen bayrischen 
Vorgesetzten, der ihm häufige Ursache zu heimlichem Verdruß ge- 
geben hat. Der damals aus Gründen des persönlichen Vorteils ver- 
drängte Groll lebte immer noch im Unterbewußtsein und benutzt 
die damals versäumte Gelegenheit zur Entladung — mit dem Effekt 
der entstellenden Beeinflussung einer an sich angenehmen Reise- 
reminiszenz. | | 

Derartige Fernwirkungen früherer Erlebnisse auf spätere Ein- 
drücke oder auf die Erinnerung an sie zeigt so recht die bedeut- 
same Rolle, die das Verdrängte in unserem ganzen Seelenleben, 
wenigstens aber in seinen Offenbarungen und Darstellungstendenzen 
spielt. — i | 

Hier soll zunächst einmal versucht werden, das Darstellungs- 
bedürfnis selbst dem Verständnis näher zu bringen: | 

Alles, was in uns lebt, drängt nach Darstellung, Mitteilung, 
Objektivierung und ruht nicht eher, bis diese in einer Form erfolgt . 
ist, in der es vollinhaltlich nach außen gebracht, manifestiert worden 
ist. Jedes, auch das rein persönliche innere oder äußere Erlebnis 
hat schon primär eine unlösbare Beziehung auf das Du, auf die, 
Umgebung, auf die Welt. Es ist an sich vielleicht undenkbar ohne - 
die, meist wohl unbewußte, Voraussetzung möglicher Wahrnehmung 
durch andere. Auch wer es nicht zugibt, auch der einsame Sonder- 
ling und Menschenfeind, könnte er leben ohne diesen Gedanken, 
daß Menschen um seine Einsamkeit wissen? Was fällt uns nach 
dem Abschied eines Menschen, der lange in unserer nächsten Um- 
gebung gelebt hat, am schwersten, was bedrückt uns am meisten? 
Die Notwendigkeit, weiter leben und wirken zu müssen ohne die 
Wahrnehmung durch ihn, also der Verlust einer uns liebgewordenen 


_ Darstellungsmöglichkeit. 


Das allgemein menschliche Darstellungsbedürfnis zu befrie- 
digen, ist in besonderem Maße dem schaffenden Künstler gegeben. 
Er ist imstande, auch das zur Verdrängung Verurteilte,. das nur 
Wunschmäßige und Unerreichbare zu gestalten. Er findet den er- 
lösenden Ausdruck und genießt daher bei der Darstellung des Un- 
wirklichen ein Glück (das Glück des Wahrgenommenwerdens), das 
dem Genuß eines wirklichen glückhaften Erlebens nicht nachsteht. 

Diese letztere Tatsache ist auch zur Lösung des Hysterie- 
problems nutzbar gemacht worden. Wenn die Darstellung Glücks- 


und Lustgewinn bedeutet, dann haben — so folgert Neutra!) —. 


1) Neutra, Seelenmechanik und Hysterie. Leipzig 1920. 


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-plausibleren. Beschwerden zu demonstrieren. —., Wir haben hiermit 


Beide bringen in dem Faäbulieren ihre angestauten Affekte, zur Ab- 


a E a MEDIZINISOHE KLIN 


i Kunstwerk und hysterisches Produkt einen gemeinsamen Ursprung — 


Per Lusttrieb ist der Motor alles seelischen Geschehens; er 
ist die Ursache der Verdrängung und der Darstellung. In dieser. 


. Zwiespältigkeit seiner Auswirkungstendenzen sind ‚alle Gegensätze 
.des Menschliehen begründet und ermöglicht, die Tiefen und Höhen 


des Menschseins,. die Erkrankung und Gesundung der Seele. . | 
Als Entgleisung des Darstellungstriebes erscheint zu- 


“nächst der Hang zum Lügen und zur Großsprecherei, wie er in 
. besonderem Ausmaß die „Pseudologia phantastica kennzeichnet. 
Dabei ist mitunter ein ‘ahrer Kern vorhanden, der jedoch mit ge- 


dälschten Umständen zur Darstellung kommt. Jemand ` hat keine 
Gelegenheit, wirklich. Mitteilenswertes oder als mitteilenswert Emp- 


undenes anzubringen; scheint sich ihm nun einmal Gelegenheit 


zum Reden zu bieten, SO überträgt er, mit bewußter oder unbewußter 
_ Eintstellung ` das wirklich wahr und vorhanden’ Gewesene auf ein 


Ereignis, mit dem es nichts zu tun bat, das aber gerade den Ge- 
sprächsstoff bildet; er lügt,. um die versäumie Mitteilung der Wahr-, 


kongruenz zwischen Darstellungstrieb und Gelegenheit. — Der Arzt 


kennt das Bestreben, ‚wirklich empfundene, aber nicht anerkannte 
Schonungs- oder Bemitleidungsbedürltigkeit durch Simulation von 


fuhr“. Kaplan. zitiert folgendes Beispiel: , ‚Ein 38 Jahre altes 
Fräulein beschuldigte im erotischen Wahnsinn. ihren ehrbaren alten 
Vater, daB er zu ihr und zu ihrer Schwester einen Herrn einge- 
lassen habe, der sie beide mißbrauchte”. "Gewiß eine Lüge. Zu- 


gleich aber eine Wahrheit, eine gewollte, gewünschte Wahrheit.“ 


o Es gibt Simulanten, welche die erlogenen Krankheitssymptome 
= wirklich von Herzen herbeisehnen, um des damit verbundenen er- 
< strebten Vorteils gewiß zu sein. Anfangs stört den Simulanten 
das Bewußtsein der Lüge, es verwirrt seine Darstellung, macht ihn 
= unsicher und kenntlich. Er versucht und lernt ‘schließlich, diese 


unbequeme Empfindung der Unwahrheit zu verdrängen. -Nunmehr 


kann sich unter dem affektiven Antrieb des Wunsches jener Um- 
 wandlungsprozeb ‘des eigenen Urteils ungestört vollziehen, der das 


Erstrebte identifiziert nit dem Erreichten, das Vorgegebene mit dem 


- wirklich Vorhandenen. Die objektive Lüge wird zur subjektiven 


Wahrheit, die Simulation wird zur Zweekneurose . 
Als weitere Manifestation des Darstellungstriebes haben wir 


schon der Verschiebung gedacht. In gewissen Formen ist. sie 


ein alltägliches Vorkommnis. Man. läßt seine. Wut an. jemand 
anderem oder an einem Tier oder an einem leblosen Gegenstande 


.- aus; in gleicher Weise überträgt man freudige Gefühle, Regungen 
‚der Liebe usw. auf indifferente Personen oder Sachen; schließlich 


ist jede Arbeits- und Lebensfreudigkeit, die wir in Erinnerung oder 


.- Erwartung eines frohen Ereignisses empfinden, eine Art zweck- 


mäßiger Affektverschiebung. l 
Mit . Verschiebungstendenzen muß der Diagnostiker immer 
rechnen. | ne A aa 

Beispiel: Ein Dienstmädchen spricht bei der ersten Unter- 


suchung nur von Hals- und: Armschmerzep, erwähnt erst bei einem 


späteren Besuche so nebenbei, daß auch manchmal der Urin so 
trüb sei. In Wahrheit treibt sie ein ihr selbst verdächtiger gonor- 
rhoischer Ausfluß zum Arzt.  _ wu 
Der Verschiebung in vieler Beziehung analog ist das Phänomen 
der Verdichtung. i | | 
Vor allem bemerken wir bei den Neurasthenikern die Nei- 


gung, all das Vielfache, was sie in ewigem Wechsel beschwert, was sie 


niemals restlos mitteilen können, in ein Symptom zusammenzufassen. 

Beispiel: Jemand klagt immer und immer wieder über ein 
und dieselbe schmerzhafte Stelle. Fragen nach sonstigen Beschwerden 
werden stets verneint. - Nur bei der Vernebmung der Angehörigen 
erfährt der Arzt, daß der Kranke zuhause ständig eine Unmenge 
wechselnder Klagen vorbringt. Vom Arzt dieserhalb zur Rede ge- 
stellt, bemerkt er: „Ja gewiß, ich habe alle möglichen Beschwerden; 


_ aber das sind alles Kleinigkeiten, die Hauptsache ist hier dieser 


Schmerz; wenn der beseitigt ist, bin ich gesund.“ — In ähnlicher 


18) Kapan, Grundzüge. der Psycholanalyse. Leipzig-Wien 1914. 


heit auf Seiten des Kranken liegt auf der Hand: sie bedingt einer- 
seits eine . unzweckmäßige Einseitigkeit der Anamnese und hat 


| neurotische Motorik nichts weiter als eine besondere Art von Zweck-, 


r 


IR — Nr, 50. : 


#2, 


Weise sehen wir, wie die mannigfachsten, seelischen}Bedrängnisse, 


die geheimsten uneingestandenen ‚und unbewußten} Triebe und Be... 


dürfnisse sich zu ein und ‚demselben körperlichen Symptom (Herz- 
klopfen oder Dyspepsie) verdichten. — Gewiß ist dieser Darstellungs- 
modus nicht die Regel. Die meisten Nervösen); kennzeichnen sicli 


durch den launigen Wechsel der :vorgebrachten Beschwerden auch 


dem Arzte gegenüber, die sie oft gewissenhaft zu Papier bringen, 
weshalb Charcot den ‚Neurastheniker- „l'homme aux petits papiers“ 
genannt hat.. Aber es gibt. auch genug von solchen, die auf diè ge- 


schilderte Art ein bestimmtes Symptom gleichsam als_Testobjekt aa 


ihrer Heilbarkeit. betrachten. . , i 
Die ärztliche Bedeutung einer derartigen Darstellungsgewohn- 


andererseits. eine wachsende Überempfindlichkeit für das betreffende 


Symptom. zur Folge. Beispielsweise wäre bei solchen Menschen 


der lokale Schmerz als Herdreaktion nach eineräprobatorischen In- 
' jektion (Novoprotin, Tuberkulin). nicht bewertbar, da auch das mit 
der Allgemeinreaktion verbundene Unbehagen wieder an der;alten 


. 


Leidensstelle verdichtet zur Darstellung käme. — 


. wissenschaftlichen Erkenntnisleben in der Verabsolutierung vor 
uns. Diese Erscheinung verdient nicht nur kritisch bekämpft, sondert 
vor allem auch psychologisch gewürdigt zu werden. Die offenbar 
jedem Menschen eigentümliche Neigung, einen glücklichen Einfall 
fortzuspinnen ünd zu früheren oder späteren Denkversuchen, nament- 
lich zu unerledigten, in .Verbindung zu bringen, kann sich gleich- 


tischer Hast entwickeln. „Der Denker oder 


scheiden und sagen, Was dem ‚Menschen Heil bringt, was ihn vom 
Leiden erlöst, und er hat es noch nicht entschieden, er hat es 
noch nicht gesagt; und morgen wird es vielleicht zu spät sein, und 
er kann sterben . - .‘,.“ (Tolstoi). All das noch Ungesagte, 
noch Unsagbare, noch nicht in irgend, einem ‚Zusammenhang Bring- 
bare wird mehr oder minder zwangsmäßig. an den einen ge- 
wonnenen Gesichtspunkt angegliedert, der einen Erkenntnis einver- 
leibt, nur um doch einmal ausgesprochen und mitgeteilt zu sein. — 


... Was das darstellerische Unvermögen im allgemeinen anlangt, 
so ist es nur ein Teil der allgemeinen neuropathischen Insulfizienz, 
das Leben zu gestalten. | | A 


Im Geiühl seiner Insuflizienz klammert sich der Neurotiket 


| an sein Symptom, um mittels dieses Anerkennung und Beachtung 


i A ' D 
.zu erwerben und.den „Willen zur Macht“ zur Geltung zu bringen, 


.der allen Menschen eigen ist. Denn „es. gehört zum Begriff des 


tatsächlich! wird nicht auch der willensstärkste Mann zum Sklaven, 
_ wenn seine hysterische Frau. mit ‚ihren Zuständen‘ droht? 
So macht es in der Tat den Eindruck, als şei die ganze 


Abwehr- und Kampimaßnahmen. - Als solche haben diese — wora 
Kraepelin?®) zuerst hingewiesen hat- — eine gewisse Verwal t- 
schaft mit stammesgeschichtlich, uralten Schutz- und Trützeinrich- 
tungen, die nach den Untersuchungen Dar wins”) die phylogene- 
tischen Vorläufer der Ausdrucksbewegungen unserer Affekte über 
haupt sind. Der ganze nervöse Charakter ist bestimmt ‘durch den 
al) um die Macht, welcher mit den Mitteln der Kleinen geführt 
wird?!) 20 2 > | oo 
Nicht‘ nur die Wahl der Mittel macht -den Eindruck des 
Kleinlichen und Verfehlten, auch über das eigentliche Ziel seiner 
Angriffe ist sich der Nervöse oft im Unklaren. Auf Grund seiner 
beschränkten Bewußtseinsfähigkeit für peinliche oder herzhaften Ent 
'schluß erheischende Lebensmomente vermeidet er den wirklichen 
Gegner und verschiebt "die 'verdrängten- Affekte der Wut auf seine 
unschuldige Umgebung. Zu a | 
| {n diesem Zusammenhang sei noch jenes eigentümliche Ver 
halten der. Umwelt gegenüber erwähnt, für das Nietzsche 00 
. Terminus „Ressentiment“ eingeführt hat. Was darunter 7 
verstehen ist, hat Krets chmer??) folgendermaßen wiedergegeben: 
„Unter Ressentiment verstehen wir die komplexe Gefühlseinstellu 
der im Leben „wirklich oder vermeintlich Verkürzten; die 9 
Neid und Not geborenen Lebensänsichten; die Lebensperspeküf 


19) Kraepelin, Psychiatrie S. 1666. Ce 
20) Darwin, Der Ausdruck der Gemütsbewegungel. Doutseh 
von Victor Carus. „Stuttgart 1874. | a 
| > Adler,. Über den nervösen Charakter, Wiesbaden 1912. 
) Kretschmer, Medizinische Psychologie, Leipzig 1944 


14. Dezömhet 


' Ein geläufiges ‚Gegenstück zur Verdichtung! haben wir {im . 


der Künstler ist immer in "Bedrängnis. oder Erregung. Er soll ’eut- 


Lebendigen, daß es seine Macht erweitern muß“ (Nietzsche). Und. 


(Echolalie). 


14. Dezember 


von unten; ein bohrendes, immer erneutes Gefühl geheimer, innerer 
Auflehnung; die typischen Einstellungen des Schwachen gegen den 
Mächtigen, des Armen gegen den Reichtum, des Häßlichen gegen 
die Schönheit, des kranken Entarteten und Welkenden gegen. Ge- 
sundheit und Jugend; zugleich mit einer Tendenz zur katatlıymen 
Umwertung, die dem Schwachen und Armen den ethischen Höher- 
wert zubilligen möchte.“ Ä 

Der psychologische Beurteiler kann also da, wo die Neigung 


“zur Anpreisung der eigenen und zur Verkleinerung der fremden 


Verhältnisse auffällig hervortritt, damit rechnen, daß Neid und 
Sehnsucht die triebhaften Grundlagen der Darstellung bilden. — Oder 
man verrät das Eigentliche durch das Entgegengesetzte; z.B.: 
„Oft will man mit der Liebe nur den Neid überspringen“ (Nietzsche). 

Das einfühlende Verstehen muß überhaupt — ganz allgemein 
gefordert —“ immer den Gegensätzlichkeiten — im Kapitel 3 
sprachen wir von Vorstellungen und Gegenvorstellungen — nach- 
gehen. „Normalerweise entspringen aus Gegensätzen in der Seele 


volle Vereinheitlichungen, sei es durch klare, entschiedene Wahl 


oder durch übergreifende Synthese. Abnormerweise aber verselb- 
ständigt sich eine Tendenz, ohne daß Gegenwirkung überhaupt zur 
Geltung kam, oder es entsteht keine Vereinheitlichung, oder es. ge- 
winnt überall gerade die Gegentendenz besondere Selbständigkeit‘ 28), 
Beispiele für diese 3 Möglichkeiten der gegensatzpsycholo- 
gischen Auswirkungen sind: | | 


1. Die Verselbständigung einer Tendenz: Die Kranken 
strecken auf Befehl die Zunge heraus, auch wenn sie wissen, daß 
hineingestoßen werden soll (Befehlsautomatie); sie machen sinnlose 
Bewegungen nach (Echopraxie); sprechen Fragen einfach nach 


2) Jaspers, Allgemeine Psychopathologie. Berlin 1923. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50, 


2. Das Ausbleiben der Vereinheitlichung: Die Entschluß- ` 
unfähigkeit, die Unfähigkeit zur Entscheidung nach der einen oder 
anderen Seite. Damit verbunden das Unvermögen zu einer einheitlichen. 
Gefühlseinstellung den Erlebnissen gegenüber. Derselbe Gegenstand. 


ist zugleich positiv und negativ gefühlsbetont, gleichzeitig geliebt 
und gehaßt, ersehnt und fortgewünscht (Ambivalenz, Bleuler). 
8. Die Verselbständigung der Gegentendenzen: Der 
Negativismus. Die Kranken widerstreben äußerlich und innerlich‘ 
gegen alles, was sie logischerweise tun oder denken müßten. Wenn 
sie im strömenden Regen stehen, sagen sie: die Sonne sticht. Sie 
gehen zum Abort, verrichten aber ihr Bedürfnis nebenan. 
folgen das gerade Gegenteil des Befohlenen (Befehlsnegativismus). 
Von diesen gegensatzpsychologischen Phänomenen, die im engsten 
Anschluß an Jaspers wiedergegeben sind, sehen wir namentlich 
die der letzten Gruppe, die negativistischen, auch bei Kindern 
auftreten. 


stens in manchen Manifestationen gewisse Analogien mit dem un- 
entwickelten Denken aufweisen. . 
normalen Erwachsenen ist dann durch die besondere Fähigkeit aus- 
gezeichnet, Strebung und Gegenstrebungen in der Richtung der zu 
lösenden Aufgaben zu vereinheitlichen. Trotzdem bleibt uns der 


Hang nach dem einem vernünftigen Verhalten direkt Entgegen- 


gesetzten immer geläufig und einfühlbar. Man denke z. B. an das 
Spielen mit. der Gefahr, an den unwiderstehlichen Drang, gerade 
auf dem Dachrande zu gehen und an ähnliches mehr. „Es liegt 
ja nahe, daß von den zahllosen an sich möglichen Nebenantrieben 


diejenigen eine Sonderstellung einnehmen, die der Erreichung des - 


erstrebten Zieles gerade entgegengesetzt sind; sie werden beim Auf- 
tauchen einer Willensabsicht durch Konstrastwirkung am lebhaftesten 


im Bewußtsein mitangeregt“ (Kraepelin). (Fortsetzung folgt.) 


Referatenteil 


. f unter besonderer Mitwirkung von woo, 
Prof. Dr. C. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. E. Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H. Gerharta, 


Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. @rāff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geh.-Rat 


Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, Bonn (Versicherungsrechtl. u. gerichtl. 
Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie). Prof. Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u. Geburtshilfe), Prof. Dr. O. Nordmann, Berlin- 


Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S.Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F.Pinkus, Berlin (Haut- u, Geschlechtskrank- 


‚heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 
logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), 


geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am Königin Elisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide. 


Sammelreferat. 


Über Krebs und Krebsbehandlung. 
Von Ober-Reg.-Med.-Rat Dr. Otto Strauß (Berlin). 


Seit ich das letzte Mal’an dieser Stelle über dieses Thema 
berichtet habe (vergl. d. Wschr. 1924, Nr. 26/27), ist unsere Krebs- 
forschung um eine Arbeit bereichert worden, die, wenn sich ihre 
Ergebnisse bei weiterer Nachprüfung als zutreffend erweisen sollten, 
eine neue Epoche bedeuten würde. Es hat F. Blumenthal und 
seine Mitarbeiter Auler und Paula Meyer aus menschlichen 
Krebsgeschwülsten Parasiten gewonnen und in Reinkultur zu 
züchten vermocht, mit denen man experimentell an Tieren bös- 
artige Geschwülste erzeugen kann, Sie zeigen in ihrem histo- 
logischen Bau bei Übertragungen Karzinom- bzw. Sarkomcharakter, 
wachsen mächtig heran und bilden Metastasen. Diese Mitteilungen 
von Blumenthal und seinen Mitarbeitern sind in hohem Maße 
bedeutungsvoll und würden eine neue, mir auf jeden Fall voll- 
kommen unerwartete Erkenntnis bedeuten. Nach allem, was wir 
bis jetzt über das Karzinom als richtig anerkannt haben, mußten 
wir das Leiden als eine Schädigungskrankeit auf der Basis 
einer angeborenen oder erworbenen Disposition ansehen. Die 
Schädigung kann chemischer, thermischer, mechanischer Art sein, 
sie kann durch Teer, Paraffin, Anilin, Ruß, Kohlenwasserstoff, 
Röntgenstrahlen usw. ausgelöst sein, es können Spirochäten, Tri- 
chinen, Zystizerken ihr zugrunde liegen, die Hauptsache blieb 


aber die Schädigung im engeren Wortsinne. Daß das Kar- 


'zinom eine parasitäre Erkrankung sei, nahm eigentlich nie- 
mand mehr an, Alles, was man einst. als Erreger angesprochen 
hat — Leydens Vogelaugen, die Blastomyzeten von Sanfelice; 
der Demodex folliculorum von Borrel, der Micrococcus neoformans 
von Doyen — gehört heute der Vergangenheit an. Nicht anders 


a e S A D 


‚schien es mit Smiths Bacterium tumefaciens. Zwar fanden ihn 
U. Friedemann, Bendix, Hassel und Werner Magnus bei 
Meningitis purulenta und anderen Erkrankungen, indessen erschien 
er beim Menschen nur pathogen, nicht tumorgen zu sein. 
Diesem Bacterium tumefaciens haben nun F. Blumenthal und 
seine Mitarbeiter ein großes Interesse zugewandt. 
aus dem Sekret eines bestrahlten Mammakarzinoms Stäbchen 


‘zu züchten, die dem Bacterium tumefaciens nahestehen. Es wurden: 


dann diese Versuche auf breitere Basis gestellt und man fand diese 
Parasiten noch bei einer größeren Zahl von Tumoren (12 von 30 
daraufhin untersuchten Fällen). Man fand sie nie in harten und 
geschlossenen, wohl aber in ulzerierten Neubildungen. Ihre Züch- 
tung ist nicht ganz einfach. So z. B. entwickeln sie sich nicht 
auf alkalischen, sondern nur auf neutralen oder sauren Nähr- 
böden, die reichlich Traubenzucker enthalten. Mit Hilfe dieser 


Parasiten gelang es nun bei Versuchstieren maligne Geschwülste 
hervorzurufen, die in ihrem Bau an Sarkome und Karzinome er- . 


innerten und die metastasierten. (Außerdem gelang es auch Tu- 
moren an Pflanzen hervorzurufen, ich gehe jedoch auf diesen Teil 
der Blumenthalschen Forschungen aus Raumgründen nicht näher 


ein.) Diese Mitteilungen von F. Blumenthal, Auler und Paula 


Meyer sind höchst bedeutungsvoll. Ob es sich nicht dabei letzten 


Endes doch nur um einen Reizfaktor belebter Art handelt, - 


läßt sich heute noch nicht entscheiden. Sollte tatsächlich der 
Parasit sich als die Ursache der Tumorbildung.erweisen, sollten 
spätere Nachprüfungen dasselbe Resultat geben, so würden diese 
Mitteilungen uns ganz neue Perspektiven eröffnen. Auf jeden Fall 
darf man weiteren Angaben über diesen Gegenstand mit größter 
Spannung entgegensehen, wenn auch größte Skepsis immer noch 
angebracht erscheint. ; 


.. Eine stark damit kontrastierende Auffassung über das Entstehen 
der Karzinome vertritt Kelling. Ausgehend von der Feststellung, 


19 


Sie be- 


Es gilt überhaupt allgemein, daß Teile des abnormen, 
. in diesem Zusammenhang speziell des schizophrenen Denkens, wenig- 


Das entwickelte Denken des. 


Es gelang ihnen . 


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_ der: Richtigkeit seiner Auffassung schlägt Kelling folgendes Ver- 


. vòrzulegen ‘in der Lage ist. ‘Ist das Auftreten des Magenkrebses - 


nung besitzen als die Extrakte aus gutartigen Neubildungen 


Angaben von C. Kagan vor.) Außerdem stellte Solowiew fest, 


' Tributyrins bedient.) 


_ 


1780 ` 


'Krebsmortalität. herausstellen.. Es ist nicht zu leugnen, daß diese 


berühren, ` indessen möchte ich dennoch hierüber nicht so schroff 


| 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


daß embryonale Gewebe auf artiremden Tieren unter Erhaltung 
ihres Zellcharakters wuchern und dadurch heterotype Geschwülste 
erzeugen können (worüber Kelling experimentelle Ergebnisse mit- 
zuteilen in der Lage ist), glaubt dieser Forscher ‚die Entstehung 
des Karzinoms beim Menschen auf folgende Art erklären zu können: 
Die meisten Krebse der Menschen sitzen im Magen-Darmkanal. Das 
Agens kommt durch die Nahrung hinein. Die hauptsächlichste 
Ursache sieht Kelling in dem Genuß von rohen oder halb- 
rohen Eiern. In Indien kommen bei den. Hindus fast keine 
Magenkrebse vor, aber die Hindus essen auch keine Eier und kein 
Fleisch. Die Mammakarzinome entstehen durch Insektenstiche 
(Flöhe, Wanzen), die Uteruskarzinome durch Infektion per vaginam 
(Oxyuren, Eindringen von Stuhl in die Scheide). Zur Feststellung 


bracht. Diese Dermatosen sind genetisch doch noch zu weit yon 
Karzinom entfernt, um in ihrer histologischen Struktur morpho- 
logisch irgendwelche Merkmale zu geben, die als Brücke zum Kar- 
zinom gedeutet werden können. Ganz anders liegt das mit einem 
anderen, bei uns, in Deutschland so gut wie unbekannten, aber 
trotzdem bestehenden und meist übersehenen Krankheitsbild, kei 
der Bowenschen Dermatose. Es handelt sich hier um ein 
äußerst chronische Hautkrankheit alter Leute, die sehr verschieden 


Luesmanifestationen erinnert. Diese Dermatose ist sehr selten und 
bisher nur in einigen Dutzend Fällen beschrieben (nähere Angaben 
hierüber finden sich im Zweifel-Payerschen Handbuch der Klinik 
der bösartigen ‘'Geschwülste). Diese Bowensche Dermatose be- 
zeichnet Grütz auf Grund histologischer Betrachtung als den prë- 
. karzinomatösen Zustand zar oyy, als das präkarzinomatöse Stadium 
in Permanenz. `. | 

Im Anschluß an die der Allgemeinheit so gut wie unbekannte 
Bowensche Dermatose möchte ich auf ein anderes gleichfalls sehr 
seltenes Krankheitsbild aufmerksam machen, es betrifft die Acan- 


fahren vor: Wir haben in Deutschland genug Spitäler mit alten 
Leuten. Man verabreiche in dem- einen Spital den Insassen nur 
gekochte Eier und Fleisch, in andern lasse man sie die Speisen roh 
genießen. Nach einem Jahr muß sich ja dann ein Unterschied in der 


Auffassungen . Kellings beim Lesen geradezu unwissenschaftlich. 


heit bekannt geworden sein (Joseph, Sekiba). Die Krankheit ist 
eine neoplasmogene Dermatose und tritt gemeinsam’ mit 
Krebs auf. Sie kann starke Ähnlichkeit mit Addisonscher Krank- 
heit, Broncediabetes, Hämatochromatose, vielleicht auch mit Leber- 
zirrhose und Malaria haben. Einen solchen Fall beschreibt Flas- 
kamp, bei welchem die Haut schmutzig-dunkelbraun, an Hals, 
Brust, Achselhöhle, Innenseite der Oberschenkel, am äußeren Geni- 
tale und Alter schwarzbraun wurde. Die Diagnose war sehr schwierig 
zu stellen, indessen wurde die Krankheit vom Dermatologen sofort 
-erkannt und auf das Vorhandensein eines Karzinoms dabei hinge- 
' wiesen. Tatsächlich wurde auch ‚später ein Magenkarzinom und 
Krebsmetastasen im Pankreas, rechter Nebenniere, Ovarien und 
‚Uterus gefunden: Wie man sich in diesem Falle das Zustande- 
kommen der Pigmentierung zu denken hat, läßt sich schwer sagen. 
Daß hier eine Störung im vegetativen Nervensystem statt- 
gefunden hat, ist ja ohne weiteres anzunehmen bzw. die Möglich- 
keit einer solchen Störung ist gegeben. Inwieweit die Metastase 
in die rechte Nebenniere dabei eine Rolle spielt, läßt sich nur ver- 
 muten. :Flaskamp denkt an diese Möglichkeit und es erscheint ja 
auch eine solche Annahme sehr naheliegend. Und doch sprechen 
dagegen wieder andere Erfahrungssätze. Wir wissen, daß der Or 
ganismus 7/, seines Nebennierenparenchyms entbehren kann, und 
‘daß man gefahrlos eine einseitige Nebennierenresektion ausgeführt 
hat. Für die ganze Karzinomforschung, sowie für die Frage der 
Pigmentbiologie wäre eine Klärung dieser Verhältnisse unendlich 
wertvoll. Wenn man tatsächlich — wie in der Literatur angegeben 
ist — mit der Entfernung des Tumors eine Rückbildung der 
Hautsymptome' beobachten kann, so wäre das doch im höchsten 
Maße bedeutungsvoll. Die Erkrankung, deren nähere Beschreibung 
außerhalb des Rahmens meiner Aufgabe liegt und auf die ieh nur 


ablehnend urteilen und mit Rücksicht auf die darin geleistete Experi- 
mentalarbeit dem Autor: die Anerkennung nicht versagen. Wenn 
Kelling die Lebensweise der Hindus aber zum Beweis seiner Lehre. 
heranzieht, so vermag ich ihm hierin so lange nicht zu folgen, bis 
er hierüber 'großes statistisches Material zur Stütze seiner Auffassung 


wirklich so selten bei den Hindus? Alles, was wir bisher über 
das Vorkommen des Karzinoms bei uns fernen Völkern als richtig 
angesehen haben, hielt späteren Nachprüfungen nicht stand. Ich 
fürchte, daß es mit dem Magenkarzinom der Hindus ebenso geht. 
Wenn schon bei uns das Abdominalkarzinom in zahllosen Fällen . 
übersehen wird (man vergleiche hierüber die Statistik Lubärsch, 
sowie die Mitteilungen von Rieschelmann, Nystroem, Petzold, 
Hoffmann, v. Berenescy und v. Wolff), so liegt die Annahme 
nicht fern, daß das in Indien noch in ungleich verstärktem Maße 
der Fall sein wird. Obgleich ich selbst ja immer die Auffassung 
vertrete, daß das Karzinom in Auftreten und Verlauf örtliche Ver- 
schiedenheiten aufweist, so bleibe ich bei dem Magenkarzinom der 
Hindus so lange skeptisch, bis hierüber eine einwandfreie Statistik 
vorliegt. Vielleicht ist. Kelling in der Lage, darüber 'noch nähere 
und alle Zweifel behebende Mitteilungen zu machen. u | 
Neben diesen Mitteilungen gehen die Erörterungen über. die 

anderen ätiologischen Momente beim Zustandekommen des Karzi- 
noms unverändert weiter, Namentlich wird die. Oberflächen-. 
spannungsverminderung, auf die ich schon das letzte Mal im 
Anschluß an die Mitteilungen von E. Bauer eingehend zu sprechen 
kam, immer noch in den Kreis der Betrachtung gezogen. Solo- 
wiew erbrachte den Nachweis, daß Extrakte aus bösartigen 
Geschwülsten eine bedeutend geringere Oberflächenspan- 


und aus normalem Gewebe. (Zum Teil lagen hierüber auch schon 


kommt anscheinend in allen Lebensaltern vor und befällt- vor 
wiegend Frauen (77 °/, Frauen, 23 °/, Männer). Merkwürdig scheint 
es zu sein, daß man die Erkrankung auch im relativ jungen Lebens 
‚alter finden kann. Es ist in der Literatur sogar ein Fall beschrieben; 
bei dem das Leiden bei einem Yjährigen Rind auftrat und mit 
Magenkarzinom kompliziert war, Auch der von Flaskamp ver 
öffentlichte Fall betrifft eine Patientin im 23. Lebensjahr. Von Interesse 
ist es, daß es sich um eine kerngesunde, ausgesprochen langlebige 
Familie handelte. In 3 Generationen war keinerlei Anzeichen für ein 
Karzinom, auch keine nachweisbare Tuberkulose, Lues, Diabetes 
oder Gicht vorgekommen. Die Erkrankung befiel in diesem Falle ein 
bis dahin völlig gesundes Individuum. Über alle Einzelheiten des 
 rätselhaften Krankheitsbildes gibt die Flaskampsche Arbeit vor- 
zügliche Auskunft, ebendaselbst findet man auch die entsprechenden 
Angaben über die Literatur. Ob die Krankheit wirklich so extrem 
selten ist oder ob sie nicht nur relativ selten erkannt wird, is 


nicht festzustellen. . Wahrscheinlich ist sie doch häufiger, als man 
annimmt. 


| Bei der großen Bedeutung, welche heute die Feststellung des 
Gaswechsels für gewisse diagnostische Feststellungen besitzt, ist 
es von großem Interesse, wie sich in dieser Beziehung das Kar- 
zinom verhält. Aus den an karzinomatösen Ratten angestellten 
Untersuchungen von Händel und Tadenuma ist zu entnehmen, da 
bei großen Tumören eine Herabsetung des Gaswechsels un 
etwa 10°/, stattfindet, die durch Schädigung der oxydativen Vor- 


daß die Erniedrigung der Oberflächenspannung der Krebs- 
gewebsextrakte parallel deren Malignität geht, d. h. daß 
wahrscheinlich je bösartiger eine Geschwulst ist, auch die Ober- 
flächenspannung eine niedrigere ist. So.war die Oberflächen- 
spannung bei dem rapid wachsenden medullären Karzinom 
53,8 dyn/cm, bei den damit verglichen langsam wachsenden Skirrhus- 
arten 61,1—68;,1 dyn/cm. In Ergänzung von bereits früher ge- 
machten und an dieser Stelle gewürdigten Veröffentlichungen macht 
jetzt C. Kagan darauf aufmerksam, daß eine künstliche Ober- 
flächenspannungserniedrigung eine befördernde und be- 
schleunigende Wirkung auf das Wachstum transplantabler 
Mäusekarzinome ausübe. (Kagan hatte sich zu den Versuchen des 


Über die präkarzinomatösen Zustände äußert sich 
O. Grütz. In der Beurteilung präkarzinomatöser Zustände ist der 
Dermatologe besser daran als alle anderen Disziplinen, da man die 
auf der sichtbaren Haut sich abspielenden Vorgänge noch am. 
ehesten in ihren ersten Anfängen beobachten kann. Leider hat 
uns aber bisher ‘die Kenntnis der sog. präkarzinomatösen Derma- 
tosen (senile Dystrophie und Keratose, warzige Bildungen der Haut, 
Leukoplakie, Arsenkeratose, Kraurosis vulvae, chronisches Ekzem, 
Psoriasis, Lupus vulgaris, Röntgen- und Paraffin-Dermatitis, See- 
mannshaut, Naevi, Xeroderma pigmentosum) nicht allzuviel ge- 


| SEE Ä j “14. Dezember 


verläuft, auch geschwürig werden kann und an tuberoserpiginöse 


'thosis nigricans. Es sollen bisher nur 60—70 Fälle dieser Krank- 


insoweit eingehe, als sie mit dem Karzinom in Verbindung stell, 


14. Dezember 


gemeine Aufmerksamkeit richten möchte, 
` Arbeiten: werden für die ganze experimentelle Krebsforschung noch 


'-gänge in den Körperzellen zustande kommt. ‘Wenn man diese 

Tumoren mit Röntgenlicht, bestrahlt, so steigt der Gas- 
wechsel wieder an. ‘ Kohlenhydratreiche Ernährung hat einen 
- jördernden Einfluß auf das Tumorwachstum, während damit ver- 
‘ glichen eine Eiweiß- und Fetternährung verlangsamend wirkt. Wie’ 


ein solcher Einfluß der Röntgenstrahlen auf das Karzinom sich er- 


‚klären läßt, ist Gegenstand einer Arbeit von Lieber. Grundiegend 
für alle Betrachtungen sind stets die Arbeiten von Watermann, 


auf die ich schon wiederholt hingewiesen habe und wieder die all- 
Die Watermannschen 


längere Zeit im Mittelpunkt des Interesses bleiben. Von Interesse 


ist auch in diesem Zusammenhang eine Beobachtung von Händel, 


nach welcher eine salzarme Ernährung keinen Einfluß aul das 


Wachstum des Mäusekarzinoms ausübt, Kalifütterung aber Impf- 
ausbeute und Wachstum befördert, Kalziumfütterung sie 


aber — allerdings nur in geringem Maße — einschränkt. 
Wir sind gewohnt das Karzinom als eine Alterserschei- 


_ nung anzusehen, eine Auffassung, die im allgemeinen zutrifft und 


auch nicht dadurch erschüttert wird, daß man auch im jugendlichen 


_ Alter Krebsbildung beobachten kann. Nach Ansicht von Auler ist 


das Alter dadurch bestimmt, daß die nicht regenerationsfähigen 
Neurone und damit die lebenswichtigen Zentren allmählich ab- 


. sterben, was schließlich zum Tode führt. Parallel damit geht eine 


senile Involution der Keimdrüsen und damit des enkretorischen 


E Systems, des Regulators für die Organkorrelation. Der Einheits- 
‚verband des Organismus wird — je mehr Neurone absterben, je 


höher der Grad der Involution des enkretorischen Systems ist — 


"um so mehr gelockert, aufgelöst. Lockerung des Organver- 
, bandes hat also ein Selbständigwerden der Zellen zur Folge. 
Das Altern bedeutet für die Zelle eine Isolierung. Eine solche. 


Isolierung kann außer durch Alter auch noch durch Zellisolation, 
Keimversprengung und entzündliche Prozesse bedingt werden. Die 
Krebszelle ist nun ein Zellgebilde, das alle Eigenschaften zeigt, 


wie sie dem‘ Einzeller gegeben sind. Sie hat absolut autonomen 


Charakter, das Hörigkeitsverhältnis zwischen Organismus und Zelle 


-ist fast ganz verschwunden, daher kann sie auf nicht dispositionell 


vorbereiteten Tieren nach der Transplantation ihr. malignes Wachs- 
tum, fortsetzen. — Diese ausgezeichneten Ausführungen Aulers 


scheinen für das Karzinom außerordentlich zutreffend zu sein, wie 
aber erklärt man sich dann die übrigen malignen Prozesse, insbe- 


sondere das Entstehen das Sarkoms? Ist auch hier ein Alters- 
prozeß, ein. senium praecox, wie ich es ehedem bezeichnete, die 
Ursache? Auch das Sarkom besitzt eine Selbständigkeit, wie sie 
das normale Gewebe nicht besitzt. Es weist eine Peptonisierungs- 


. fähigkeit auf, die es befähigt, in vitro Blutplasma in Kulturen hin- . 
. Schmelzen zu lassen und in Stoffe zu verwandeln, die zum Aufbau 


des eigenen Protoplasmas verwendet werden können (A. Fischer), 


eine Fähigkeit, die der normalen Zelle abgeht. Sicherlich ist die 
' Autonomie der malignen Zelle eine der wesentlichsten Eigenschaften, 


die sie yon den übrigen Zellen unterscheidet. Wie aber die Zell- 
mutation zustande kommt, ist uns unbekannt. 


Über das Verhalten des vegetativen Nervensystems der 
Karzinomkranken liegen heute sehr bemerkenswerte Unter- 


suchungen vor. Es ist das außerordentliche Verdienst von Opitz 
als erster dieser Frage eine gesteigerte Aufmerksamkeit gewidmet 


' zu haben, was besonders hervorgehoben werden muß, wenn man 
_ auch seinen Schlußfolgerungen nicht restlos zu folgen vermag. Opitz 


verweist darauf, daß in der Jugend vorwiegend das vegetalive 
Nervensystem vagisch erregt sei. Mit der Verringerung des vegeta- 


tativen Tonus im zunehmenden Alter steigt die Krebsdisposition. 


Die Bestrahlung übt eine Einwirkung auf das vegetative Nerven- 


= system aus (sei es direkt, sei es indirekt über dem Umweg unter ` 
der Beeinflussung der endokrinen Drüsen). Dadurch kommt eine 


Umstimmung der Epithelien zustande, das für das Karzinom charakte- 
ristische Überwiegen der Proliferation gegenüber der Funktion tritt 


. zurück. Nun hat Opitz bei bestrahlten Karzinomkranken häufig 
eine Vagotonie gefunden und er glaubt, daß diese Vagotonie eine 


Folge der Bestrahlung ist. Die Bestrahlung verursacht also eine 


Tonusveränderung im vegetativen Nervensystem. Diese Tonusver- 


änderung ist als Heilfaktor zu bewerten. Das vegetative Nerven- 
system nähert sich beim Karzinomkranken unter dem Einfluß der 
Bestrahlung wieder jener tonischen Verfassung, die man in der 
Jugend beobachten kann. Es fand nun bei der Nachprüfung dieser 
Verhältnisse L. Margolin unter den Krebskranken 23 %/, Sym- 


pathikotonische und 77°, Vagotonische, also ein Befund, der im 


2.007192 — MEDIZINISCHE KLINIK— Nr.50. 0 


N 


wesentlichen stark mit der Opitzschen Darstellung im Widerspruch 


‚steht. Opitz ist der Auffassung, daß die Bestrahlung die Ursache | 


der Vagotonie bilde, und baut -hierauf seine ganze Theorie auf. 


Leider ist aber hier die Voraussetzung eine irrtümliche. Nicht die 


Bestrahlung als solche bedingt die Vagotonie, sondern der Krebs- 
kranke bietet zu ®/, einen vagotonischen Typ auch ohne Bestrah- 
lung. Nun könnten die Mitteilungen L. Margolins aber vielleicht 


an einem einseitigen und sich zufälligerweise so präsentierenden 


Material aufgenommen sein ünd die Mitarbeiter von Opitz (Opitz 
beruft sich hier auf seinen Assistenten Laubenburg) möglicher- 
weise ein beweiskräftigeres Material beobachtet haben. Das ist ja 
denkbar. Ich möchte aber dazu eine Bemerkung machen. In meinen 
gemeinsamen Arbeiten mit Julius Rother über den Strahleneinfluß 


auf das vegetative Nervensystem haben wir längere und bisher nicht ` 


veröffentlichte Vorarbeiten gerade über diese Frage angestellt. Ich 


möchte betonen, daß unsere Untersuchungsergebnisse im wesent- _ 


lichen sich mit denen von L. Margolin decken. 


Über die Verbreitung der bösartigen Geschwülste ‚, 


macht Jacobsohn die Angabe, daß Speichel, sowie Exkremente 


‚von Krebskranken auf Versuchstiere sehr ungünstig wirken, und | 
er hält es nicht für ausgeschlossen, daß diese Stoffe für das Pflege- | 


personal und die Umgebung der Krebskranken eine Gefahr be- 
deuten. Bei der &roßen Empfindlichkeit von Mäusen und Ratten 
gegen bösartige Geschwülste muß man diese Tiere, die in mensch- 
liche Wohnungen eindringen, alles benagen und. beschmutzen, auch 
als Verbreiter der Krankheit betrachten. | 

Wenig Neues ist über die klinische Feststellung des 


Karzinoms zu sagen. Daß unsere Karzinomdiagnostik auf sehr 


schwachen Füßen steht und daß es uns vor allem fast unmöglich 
ist das Karzinom. im Beginn festzustellen, habe ich schon 
mehrfach betont. Ich erwähnte auch den Standpunkt von Sachs; 
der die Möglichkeit negiert, das Karzinom auf serologischem Wege 
festzustellen, ich habe aber auch auf die Kahnsche Flockungs- 


trübungsreaktion und auf die Zacherlsche Modifikation des ° 


Abderhaldenschen Dialysierverfahrens verwiesen, das etwas die 


'Krebsdiagnose zu fördern vermag. Es hat nun Büttner die Kahnsche 
Reaktion nachgeprüft und kommt dabei. zu einem praktisch nicht 
unerfreulichen Ergebnis. Die Kahnsche Reaktion ist natürlich nicht 


spezifisch und zeigt darin die Mängel aller bisherigen Reaktionen. 
Eine Differenzialdiagnose zwischen Lebertumor und anderen 
Leberleiden ist damit nicht möglich, eine höchst bedauerliche 


Feststellung. Hingegen steht als positives Ergebnis zu Buch, daß 
die Kahnsche Reaktion die Differenzialdiagnose zwischen Ulcus 


ventriculi und Magenkrebs erleichtert, indem ihr positiver 
Ausfall ein Karzinom sehr wahrscheinlich macht. Wenn 


dieser Fortschritt auch nur ein kleiner ist, so ist er immerhin doch . 


freudig zu begrüßen und es ist nur zu hoffen, daß die Büttnerschen 
Befunde durch weitere Nachprüfungen eine Bestätigung finden. Kahn 


hat inzwischen seine Reaktion weiter ausgebaut und es. wäre wün- 


schenswert, daß damit ein weiterer Schritt zur Vereinfachung des 


‚ Verfahrens geschehen ist. — Auch die (gleichfalls von mir das letzte 


Mal erwähnte) Meiostagmin-Reaktion hat inzwischen eine weitere 
Modifikation durch Grev& erfahren.. Da Alkohol auch in den ge- 
ringsten Mengen eine Oberflächenverminderung hervorruft, so 


sucht Grev& den Alkohol ganz zu beseitigen und statt dessen 


Kapronsäure zu verwenden. Man führt die Reaktion dann so aus: 
zu 220 cem 0,85 °/,iger Kochsalzlösung kommt 0,1 ccm Normal- 


Kapronsäure. Das Gefäß wird einige Male kräftig geschüttelt und 


kurze Zeit stehen gelassen, bis der Schüttelschaum verschwunden 
ist. In ein Reagenzglas kommt nun 1 cem des zu untersuchenden 
Serums und 9 cem 0,85°/,iger Kochsalzlösung, in ein zweites Reagenz- 


glas 1 com desselben Serums und 9 ccm der Kochsalz-Normal-Kapron- 


säure-Lösung. Die Reagenzgläser kommen auf 1 Stunde in ein 
Wasserbad von 50°, werden dann herausgenommen und kühlen 
2 Stunden ab. Dann wird eine Zählung mit dem Traubeschen 
Stalagmometer vorgenommen. Eine Tropfenzunahme von 2 Tropfen 
läßt die Reaktion positiv erscheinen. Die Kapronsäure kann auch 


für die präzipitierende Reaktion verwendet werden. Nichttumorsera 


zeigen Opaleszenz, Tumorsera Ausflockung. Die Reaktion ist immer 
positiv beim Karzinom, negativ beim Sarkom. Spezifisch ist 
sie selbstverständlich nicht. Außer dem Karzinom reagieren noch 
alle Krankheitszustände positiv, die mit hohem Eiweißzerfall einher- 
gehen, desgleichen die Schwangerschaft, aber auch die Glomerulo- 
Nephritis. Das würde nun ihre Verwendbarkeit nicht nennenswert 
beeinträchtigen, denn diese Zustände lassen sich doch häufig auf 
einfache Weise ausschließen und es wäre somit’ ein Mittel mehr ge- 


1781 


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"sind. Diese Schmerzleitung kann durch die Sympathektomie unterbrochen 


funden, um das Karzinom zu erkennen. — Zu erwähnen ist noch 
ein Verfahren von Mertens, nach dem bei Karzinomkranken eine 
intrakutane Injektion von Serum von Krebskranken, die 


auf Bestrahlung gut reagiert haben, ein violetter Fleck 


eintritt. Nach den Mitteilungen von Hoff und Schwarz bat sich 
dieses Verfahren bewährt. — Ich betonte schon das letzte Mal, daß 
"man bei uns allen diesen Mitteilungen gegenüber sich höchst skeptisch 
verhält. Diese Skepsis: mag ja im Einzelfall auch begründet sein. 
Aber nachzuprüfen sind diese Verfahren immer. Leider entschließt 
man sich aber dazu auch nur ungern. Das ist bedauerlich. Wir 
kommen dadurch leider nicht vorwärts. Es ist dann begreiflich, 
daß wir das Karzinom immer erst feststellen, wenn es zu jeder 
Therapie zu spät ist. Ich erwähnte schon das letzte Mal, daß wir 
in Deutschland rund 1/; der Karzinome überhaupt nicht erkennen. 
Diese Feststellung erscheint ungeheuerlich, wird aber durch Beob- 
achtungen in anderen Ländern noch übertroffen. In England wird 
die Diagnose in 60 %/, zu spät gestellt und ganz erschütternd ist 
die Mitteilung von Schmitz, den unter 404 in den 3 Kranken- 
häusern von Chicago untersuchten Uteruskarzinomen nur 15 gut be-. 
grenzte fand. Bei 209 Kranken war bereits Scheide und Lig. latum - 
‘ergriffen, 92 hatten ausgedehnte Metastasen! Das ist ja ein Er- 


gebnis, das noch alles in Schatten stellt, was wir bei uns beob- 


achten. Wir taxieren die Zahl der Frauen mit Uteruskarzinom auf 


12—15000 jährlich und nahmen bis jetzt an, daß davon 60—70 o/o 


in operablem Zustand in ärztliche Behandlung kommen, eine Zahl, ` 


die vielleicht zu hoch gegriffen ist, indem Werner sie nur auf 
88 %/, berechnet. Aber mit solch einem Minimum von operablen 
Fällen, wie es sich in der Schmitzschen Mitteilung kundgibt, haben 
wir doch nicht gerechnet. Es ist ja natürlich ganz unmöglich fest- 
stellbar, ob die Kranken bei uns früher den Arzt aufsuchen, ob die 


allgemeine Diagnostik bei uns höher steht oder ob nicht in ge-. 


wissen Gegenden das‘ Karzinom längere Zeit gänzlich symptomlos 
‚verläuft. Gegen regionäre Verschiedenheiten im Verlauf der Krank- 


heit — eine Annahme, die ich’ — -wie schon erwähnt — immer 
vertreten habe — wendet sich ja eigentlich die Gesamtheit mit 


großer Entschiedenheit. Und doch wäre an die Möglichkeit zu 
denken. Auf jeden Fall zeigen diese wenigen Mitteilungen, daß 
wir allgemein die ganze Krebsleststellung noch viel zu optimistisch 
ansehen. Eine wirkliche Krebsstatistik — die ja allerdings immer 
nur angekündigt wird, tatsächlich aber anscheinend nie erscheint — 


wird uns noch darin ganz andere Überraschungen bringen. 
a (Schluß folgt.) 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Klinische Wochenschrift 1924, Nr. 45. 

Mit der Frage: „Was geht in einer Extremität nach der peri- 
arteriellen Sympathektomie vor sich?“ beschäftigt sich Friedrich- 
Erlangen. Die nach der Sympathektomie auftretende Rötung und Tempe- 
-yaturerhöhung wird als Äußerung einer echten Hyperämie angesehen; 
Messungen mit einem besonders konstruierten Plethysmographen zeigten 
eine deutliche. Zunahme der Volumpulse Die Erhöhung des Blutdrucks 
ist auf die raschere Strömung in den Gefäßen und die dadurch ausgeübte 
stärkere pressorische Gewalt auf die Gefäßwand zurückzuführen. Bezüglich 
der Gefäßreflexbahnen stellte Friedrich durch Untersuchungen fest, daß 

_ die Reflexbahnen in den peripheren Nerven verlaufen und abschnittsweise 
zur nervösen Versorgung der Gefäße an diese herantreten. Auf Grund 
seiner Beobachtungen nimmt Friedrich ferner an, daß auch längs der 
Gefäße eine Schmerzleitung erfolgen kann, sei es durch eigene lange Bahnen 
oder durch Anastomosen, die den peripheren Gefäßzentren zwischengeschaltet 


werden. .Die Heilwirkung der Gefäßschälung beruht nach Friedrichs 
Annahme außer auf der Hyperämiewirkung auf einem noch unbekannten 
Faktor, der vielleicht in der trophischen nervösen Versorgung des Gewebes 
zu suchen Ist. 

Über fraktionierte Ausheberungen des Magens nach Probetrunk 
unter spezieller Berücksichtigung der Nachsekretion berichtet Weitz- 
‚Tübingen. Es wurde folgende Methode angewandt: Es wird ein dünner, 
aber starrer, mit mehreren Öffnungen versehener Schlauch in den nüchternen 
Magen eingeführt, der Inhalt mittels einer Spritze abgesaugt und in be- 
kannter Weise chemisch und mikroskopisch untersucht. Darauf wird, 
während der Schlauch eingeiührt bleibt, ein Probetrunk von 400 ccm 
Maggibouillon, die mit Couleur gefärbt ist, verabreicht. In Abständen von 
je 4/4 Stunde werden 10 ccm durch den Schlauch abgesaugt, bis die an- 
fangs dunkelbraune, später heilbraune Flüssigkeit aus dem Magen ver- 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


und Hoff- Wien, 
mebrung des Liquorzuckers und eine deutliche Verminderung der Chloride 
auftritt, die in Zusammenhang mit einer bedeutenden Erhöhung der Permea- 
bilität des Plexus und der Meningen zu stehen scheint. 


14. ‚Dezember | 


schwunden ist. Danach wird in denselben 1/stündigen Abständen 1 Stunde 
hindurch jedesmal der, ganze Mageninhalt abgesaugt, Menge und Säure- 
worte bestimmt. — Die Nüchternausheberung läßt etwaige Speisereste vom _ 
Tage vorher erkennen, ferner eine etwaige Hypersckretion, ebenso Schleim-, | 
gehalt. Die Magenmotilität kann je nach der Zeit beurteilt werden, in | 
der die Bouillon den Magen verläßt, die normale Entleerung erfolgt im 
Durchschnitt in I—11/, Stunden. Entleerungszeiten über 2 Stunden sind 
als pathologisch anzusehen, verlangsamte Entleerung fand sich sehr häufig 
‚bei Ulkus und Karzinom, eine stark beschleunigte Entleerung zeigte sich 
bei karzinomatösen Schrumpfmagen. 
sofern von ‚praktisch wichtiger Bedeutung, als oft nur kurz nach dem 
_Probetrunk oder nur relativ lange Zeit. freie Salzsäure festgestellt werden 
kann, die man bei einer einmaligen Ausheberung vermißt hätte, 
Größe der Magensaftmengen, die in 4 Portionen gewonnen werden, kann 
ferner die Stärke der Sekretion überhaupt bzw. der Nachsekretion be- 
urteilt werden. | 


Die fraktionierte Ausheberung ist in- 


Nach der 


Zur Wirkung der Kalksalze auf die Blutgerinnung bei oraler und 


intravenöser Zufuhr teilen Löwenstein und Politzer-Wien als Er- 
gebnis ihrer Untersuchungen mit, daß Calcium lacticum per os keine Ver- 
änderung im Blutgerinnungsvorgang hervorruft. 
_venöser Verabreichung von Calcium chloratum 
der Gerinnung beobachtet, Stärke und Dauer der Wirkung sind dabei von 
der Menge des Präparats sowie von der Höhe des Blutkalkspiegels abhängig, 


Dagegen wird bei intra- 
stets eine Beschleunigung 


Die Wirkung des Bulbokapnins auf Paralysis agitans- und andere 


Tremorkranke wird von de J ong- Amsterdam und Schaltenbrand- 
Hamburg dahin geschildert, daß es einen deutlichen, das Zittern ver- 
ringernden Einfiuß ausübt, gemessen an der Amplitude der registrierten 
Zitterkurven. Der Erfolg des Bulbokapnins scheint nach Ansicht der 
Autoren vom Entstehungsort des: Tremors unabhängig zu sein. 


Bei ihren Studien über Menstruation und Liquor fanden Heilig 
daß zur Zeit der Menstruation eine beträchtliche Ver- 


H. Dau. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 45 u. 46. 
Nr. 45. Über Flockungsreaktion im Blutserum nach Mätöiy und 


Biutkörperchensenkungsprobe bei Lungentuberkulose berichtet A. Beek- > 
mann-Oberhausen. 
bung des Verhältnisses zwischen Albumin 
zugunsten des Globulins bei Erkrankungen, 
hergeben, 
bewirkt wird. Eine innerhalb einer halben Stunde auftretende Auslockung 
' beweist — nach Ausschluß anderer entzündlicher Erkrankungen — einen 
vorwiegend exsudativen Prozeß, wobei 


Die Mät6fysche Reaktion beruht auf der Verschie- 
und Globulin im Blutserum 
die mit Gewebszerfall ein 
wodurch eine stärkere Neigung der Globuline zur Ausflockung 


eine Ausflockung innerhalb der 
ersten 20 Minuten auf den hoffnungslosen Charakter der Erkrankung hin- 
deutet. Eine Ausflockung nach 45 Minuten weist mit großer Wahrscheio- 
lichkeit auf Kavernenbildung bei sonst produktiver Tuberkulose hin, eine 
später eintretende positive Reaktion bis 1!/, Stunden kommt, außer bei 
tuberkulösen Pleuritiden, nur bei produktiven bzw. produktiv-zirrhotischen 
Formen der Lungentuberkulose vor. Mit der Blutkörperchensenkungsprobe 
sind nur Wahrscheinlichkeitsschlüsse auf den pathologisch -anato- 
mischen Charakter einer Lungentuberkulose gestattet. Eine Reaktions- 
geschwindigkeit kürzer als 30 Minuten deutet auf eine exsudative Erkran- 


‘kung hin, Zeiten von etwa 40 Minuten und höher machen eine produktive 


oder produktiv-zirrhotische Tuberkulose wahrscheinlich. Den Verdacht auf 
eine Tuberkulose können nur Werte bis zu etwa 100 Minuten rechtfertigen. 
Einer einmaligen Probe kommt eine prognostische Bedeutung nicht zu. 

l Nach Veramon (Schering), einer Verbindung von Pyramidon und 
Veronal, hat Julius Alsberg-Hamburg in einem Falle 3mal nach einer 
Dosis von 2mal 0,4 g Odeme im Gesicht, und zwar immer an der gleichen 


Stelle, auftreten sehen. Es dürfte sich um eine Arzneiidiosynkrasie handeln. 


Nr. 46. Die Wassermannsche Komplementbindungsreaktion auf 
aktive. Tuberkulose erfüllt nach Herm ann Förtig- Würzburg noch nicht 
die Forderungen, die man an eine serodiagnostische Methode stellen muß. 
Weder liefert sie eine entsprechende Anzahl positiver Ergebnisse bei sicherer 
Tuberkulose, noch besitzt sie den nötigen Grad von Spezifizität gegenüber 
den syphilitischen Serumveränderungen. 

Über die reflektorische Umgebungshyperämie berichten Edmund 
Rajka und Jakob Fürth-Budapest. Nach Einwirkung äußerer Reize 
entstehen an der Haut zweierlei Veränderungen der lokalen Blutzirkulatio: 
die zentrale Reaktion (Anämie, kongestive Hyperämie oder Ödem) und 
der hyperämische Hof, der reflektorisch' hervorgebracht wird. Der Um 
gebungshyperämierefiex ist ein Rückenmarksreflex, der also in afferenten und 
efferenten Nervenfasern verläuft. Er kommt bei Verletzungen nicht zustande, 


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14. Dezember 


AORA wa RORA Wa 


bei denen der sensible Nerv vollkommen durchtrennt ist, oder die das 
Rückenmark in seiner ganzen Breite treffen. Bei halbseitiger Verletzung 
kann der Reflex weiterhin ausgelöst werden, da von jeder Hälfte des 
Rückenmarks zu beiden Körperhälften vasomotorische Nerven verlaufen. 
Die reflektorische Umgebungshyperämie, die sich gewöhnlich rasch (in 
2—-5—10 Sekunden) einstellt, hat einen Durchmesser von 1—6 cm. 

Die Tracheotomie wird heute nach M. Klotz-Lübeck viel zu häufig 
ausgeführt, nicht nur bei echtem Krupp, sondern auch bei Pseudokrupp, 
Grippestenosen, Bronchiolitis, Bronchopneumonien. Sinn und Zweck hat 
eine Tracheotomie aber doch nur, wenn es sich — nach erfolgloser In- 
tubation — um eine operable diphtherische Stenose, d. h. also im Hypo- 
pbarynx, Larynx oder in der oberen Trachea handelt. In dieser günstigen 
Lage ist man aber bei Kindern der ersten 3 Halbjahre nur selten. 
Über alles Erwarten oft ist die Lunge bereits beteiligt. Der Verfasser 
hat bisher noch keinen tracheotomierten Säugliog des ersten 
Lebensjahres genesen sehen; und auch im 2. Lebensjahr ist die Letalität 
des Eingriffs erschreckend hoch. Anders jenseits des vollendeten 2. Lebens- 
jahres. Aber auch wenn die Tracheotomie zwecklos ist, kann sie den Tod 
doch hinausschieben (Euthanasie). Aber worauf die gelegentlich zauber- 
hafte, trügerische, vorübergehende Wirkung der Tracheotomie beruht, ist 
nicht ganz verständlich (Aderlaßwirkung? Entfernung spezifischer Toxine? 
Beseitigung von Bronchialspasmen ?). 
~ - Avf ein gastroskopisches Symptom des Duodenalulkus weist 
Wilhelm Sternberg-Berlin hin. Es ist mit Hilfe seines Kystogastro- 
skops zu erkennen. Durch dieses werden in jedem Falle Pylorus und 


Eingang ins Duodenum maximal beleuchtet zu Gesicht gebracht. Dabei 


kann das Duodenum okular katheterisiert und palpiert und damit bei Ver- 
dacht auf Ulcus duodeni, besonders auch durch Prüfung des Duo- 
denalsekrets die Diagnose gastroskopisch gesichert werden. Ein sanguino- 
lentes, blutig gefärbtes oder kaffeesatzartig schwarzes Sekret oder der 
Nachweis von okkulten Blutungen in dem gastroskopisch entnommenen 
Pylorusinhalt, zumal wenn die Palpation schmerzhaft ist, kann als gastro- 
skopisches Symptom für Duodenalulkus verwertet werden. 


Einen Sekretentnehmer (Medizinisches Warenhaus, Berlin, Karlstr. 31) : 


hat Eugen Guttmann-Charlottenburg angegeben. Er entbält an beiden 
Enden je eine kleine löffelartige Vertiefung und ist durch einen 


‘ Handgriff in einen kürzeren Teil für die Harnröhre, in einen längeren 


für die Sekretentnahme aus der Zervix geschieden. Mit diesem Löffelchen 
kann man an der ganzen Schleimhaut unter geringem Druck entlang fahren 
und so das die Schleimhaut bedeckende Sekret abstreichen und dann auf 
den Objektträger bringen. F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 45 und 46. 


Nr. 45. Die Wichtigkeit der Virulenzbestimmung bei Strepto- 
kokken betont E. Philipp-Berlin. Das für Scheidenstreptokokken auf- 
gestellte Prinzip der Virulenzprobe besteht darin, daß sich virulente Strepto- 
kokken im Eigenblut vermehren, avirulente dagegen nicht. Dazu kommt 
bei schweren Sepsisfällen eine Vermehrung der im Blut.befindlichen Strepto- 
kokken, wenn man das Blut außerhalb des Körpers im Brutschrank läßt 
und zu verschiedenen Zeiten damit Platten gießt. Frauen mit virulenten 
Streptokokken im Scheidensekret sind schwer gefährdet. Wenn ein Karzinom 
der Portio virulente Streptokokken in sich trägt, operiert der Verfasser auf 
keinen Fall, da die Gefahr der postoperativen Peritonitis sehr groß ist; 
dasselbe gilt vom Kaiserschnitt. Wenn eine Wöchnerin Fieber und hoch- 
virulente Keime in ihrer Scheide beherbergt, suche man durch möglichst 
frühzeitige Immunisierung eine Aktivierung der Abwehrkräfte zu erreichen. 
Der Verfasser glaubt, daß die Mehrzahl der Menschen gegenüber virulenten 
Keimen die gleiche Empfänglichkeit besitze und gerade die Virulenz der 
übertragenen Keime ‘bei der Infektion aseptischer Wunden ausschlaggebend 


` sei. Daß die Wundbeschaffenheit, die Zahl der Keime und die persönlichen 


Immunkräfte im Einzelfall dabei eine Rolle spielen, ist selbstverständlich. 

Eine Dystrophia adiposo-genitalis nach psychischem Affekt hat 
Sophie Lützenkirchen-München beobachtet. Im Anschluß an lang- 
dauernde, schwerste psychische Affektionen trat ein Krankheitsbild auf, wie 
wir es bei schwerer Zwischenhirnerkrankung sehen, in Form von hoch- 
gradiger Dystrophia adiposo-genitalis, Diabetes insipidus und gleichzeitiger 
vollständiger .Genitalatrophie mit Amenorrhoe. Diese endokrine Störung 
bestand mehrere Jahre lang. Hingewiesen wird in diesem Zusammenhang 
auf die plötzliche Entstehung des Schreck-Basedow (bei Frontsoldaten), auf 


die Genese der Sklerodermie durch ein psychisches Trauma, auf die Glykos- 


urie bei Frischverschütteten und nach Aufregungen, auf gesteigerten Zer- 
fall des Körpereiweißes und auf Störungen des Fettumsatzes nach heftigen 
ängstlichen Gemütsbewegungen. 

Nr. 46. Über seine ärztlichen Eindrücke von der äculschen Ski- 
melsterschaft 1924 berichtet Walter Parrisius- - Tübingen. Über 100 Teil- 
nehmer an der „Deutschen Skimeisterschaft 1924“ in Isny (württ. Allgäu) 


Durchschnitt gezogen. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 1783 


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wurden ärztlich vor und meist auch nach dem Langlauf (17 km, 300 m 


Steigung) untersucht. Nur 24 wurden körperlich völlig fehlerfrei befunden. 
Sehr hoch war die Zahl der Kropfträger. Bei sehr vielen wurden funktio- 
nelle Kreislaufstörungen, beim „deutschen Meister“ ein organischer Herz- 
fehler (Aorteninsuffizioenz nach Polyarthritis) gefunden (er wurde vor der 
Teilnahme gewarnt). Die Beurteilung der Konstitution ergab: 21 gut Pro- 
portionierte, 53 Astheniker, 36 Athleten, 2 Lymphatiker. Dem weitaus 
größten Teil aller Teilnehmer konnte bei Ankunft am Ziel das Prädikat 
„gute Verfassung“ erteilt werden. Unter den Erschöpften fanden sich 
Leute aller Konstitutionen. Der „ungünstige Eindruck“ — nur bei 13 Teil- 
nehmern — wurde meist durch totale Erschöpfung erweckt, Kreislaufschwäche 
(schlechter Puls, Zyanose, extreme Blässe). Der durchweg beschleunigte 
Puls (oft 120—130) war meist klein, weich, irregulär und inäqual. Die 
Temperatur stieg bei einzelnen bis 39,50 rektal, der Hämoglobingehalt um 
5—30% (Eindickung des Blutes infolge von Wasserverlust), 

Adolf Bickel-Berlin weist nach, daß bei der Avitaminose im Ver- 
gleicb zur Norm ein beträchtlicher Teil des bei dem Umsatz N-freien 
Materials freiwerdenden Kohlenstoffes in Form C-haltiger Verbindungen 
durch den Harn zur Ausscheidung gelange, anstatt bis zu CO, osydiert, 
ausgeatmet zu werden. 

Bei. Ulcus ventriculi und duodeni empfiehlt M. Feisdemänn: 
Langendreer eine sog. Radikaloperation, durch die nicht nur das eine im 


-Vordergrunde stehende Geschwür beseitigt wird, sondern auch etwaige 
‘ andere, die von außen bei der Operation nicht erkennbar sind, wegfallen, 


ja die ganze Geschwürsgefahrenzone entfernt und vor allem eine Reihe von 
Bedingungen weggeschafft wird, die für die Entstehung neuer Geschwüre 
von Wichtigkeit sind. DieDauerresultate nach diesen großen Resektionen 


des Antrums sind ganz erheblich besser als nach internen Kuren und: 


palliativen Operationen. Ganz sicher schützt aber auch diese große 
Operation nicht vor Rezidiven oder Beschwerden. Von einer allgemeinen 
Empfehlung der immerhin sehr eingreifenden Operation kann daher keine 
Rede sein. Die Indikation dazu muß vielmehr mit großer Vorsicht und 
Gewissenhaftigkeit gestellt werden. . 

Zum raschen Nachweis einer Niereninsuffizienz empfiehlt Erwin 
Becher-Halle die Biutuntersuchung mit der Xauthoproteinprobe. Da die 
kranke Niere die einzelnen harnfähigen Substanzen verschieden stark 
retiniert, muß eine Blutuntersuchung zur Feststellung einer Niereninsuffizienz 
möglichst viele Stoffe berücksichtigen. 
aromatische Gruppen an; es kommen nach Hydrolyse ätherlösliche und 
ätherunlösliche Körper in Frage. Die ersteren sind bei Niereninsuffizienz 
besonders vermehrt. Die Probe wird genauer beschrieben. F. Bruck. 


Zentralblatt für innere Medizin, 1924, Nr. 46 und 47. | 
Nr. 46. Leo Hahn-Teplitz-Schönau veröffentlicht Beiträge zur 


‚Klinik des Hochdrucks. 206 Männer und 162 Frauen im Alter von 10 bis 


70 Jahren wurden nach Riva-Rocci untersucht. Die Untersuchung geschah 
durch Palpation, berücksichtigt wird nur der systolische Druck. Die 
Messungen erfolgten vormittags am sitzenden Patienten. Von 4—5 im 
Zeitraum von 5—10 Minuten erhobenen Messungen wurden die niedrigsten 
notiert, mitunter aus mehreren an einem Tage erhaltenen Werten der 
Das verwertete Material enthält alle ‚Fälle der 
ambulanten Praxis des Autors, mit Ausnahme von Herzklappenfehlern, 
Glomerulonephritiden und Nierensklerosen. Es ergab sich, daß der Blut- 
druck bis etwa zum 40. Lebensjahr bei beiden Geschlechtern langsam 
gleichmäßig ansteigt. Zwischen 40 und 50 steigt die Kurve bei beiden 
Geschlechtern, aber bei -Frauen noch steiler als bei Männern an. Die 
Schwankungen um die Mittellage von 100—140 mm Hg. in den ersten 
4 Dezennien sind fast gleichmäßig nach oben und unten. Die Schwan- 
kungsbreite um den Mittelwert von 140—180 in den folgenden Lebens- 
dekaden ist beim Manne eine größere, während das weibliche Geschlecht 
schon vom 86. Jahre an eine höhere Mittellage erreicht als Männer, „Für 
die Diagnose des essentiellen Hochdrucks ist die Feststellung der großen 
Schwankungen der Blutdruckkurve (Tageskurvel) von größerer Bedeutung 
als die absolute Höhe des Blutdrucks (intermittierende und larvierte Hyper- 
tension)“. 


Nr. 47. G. Bein beschreibt eine akute gelbe Leberatrophie, die 
durch eine Blausäurevergiftung hervorgerufen sein mußte. Der 56jährige 
Mann erkrankte bei der Säuberung des Kellers einer Dampfmühle, die mit 
Blausäure durchgast worden war. Trotzdem der Aufenthalt erst freigegeben 
worden war, nachdem die Benzidinkupferazetatprobe Giftfreiheit ergeben 
hatte, muß die Erkrankung auf die Einatmung von Blausäure zurückgeführt 


| werden, da andere Ursachen für die Leberatrophie . auszuschließen waren, ' 
' und auch der Verlauf der Erkrankung im Anschluß an die Kenerarbor 


äußerst charakteristisch war, W, 


Die Xanthoproteinprobe zeigt 


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| löffel.- sind etwa 0,08.g- Bromkälzium enthalten. 
folge.. bei der Dauerbehandlung von gynäkologischen ` Erkrankungen mit 


1924 — -MEDIZINISCHE KLINIK: — o Nr. 50. 


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- Zentralblatt für «Chirurgie 1924, Nr. 6 


-Zur Operation. der. Galieniistel. teilt A: Nußbaum- Bonn ‘ein von 
: ibm ‚geübtes Verfahren mit. ‘Der. Fistelkanal wurde - ‚stumpf. in: ganzer: ‚Dicke 
= ‚berauspräpariert und der "Teil der. Fiste],“ welcher in der ‚Bauchwand' lag, 
- gelöst. Der an seinem’ Hautende gespaltene Gang wurde in den ‚aufsteigenden |: 
2 ‚Der vorher acholisch6 
S Stuhl wurde gefärbt und-die. Kranke vorläufig geheilt.. 


Teil des ‚Duodenums ; ‚ohne "Knickung eingenäht; 


` Zur operativen Behandlung. des Uicus pöpticum dejuni erklärt 


i E. Schwarz’ nach. den Erfahrungen, der chirurgischen Universitätsklinik 
‚Rostock, daß die Nachkrankheit des peptischen Jejunalgeschwürs mit}: 
ar gleicher: Häufigkeit nach beiden Modifikationen dèr Magen- Dünndarm- 
.  anastomose eintrat: Aber die radikale Beseitigung des Geschwürs ist nach 

- vorderer - Gastroenterostomie ein leichterer Eingriff als ‘die Resektion nach - 


gefährlicher und leichter als die einzeitige Resektion. 


des alten Ulcus der ausgeschaltete Pylorusanteil exstirpiert. 


. Periarterielle Sympathektomie bei Knochen- und: Gelenkstüber- 


er kulose ist nach Jul. Sébestyén:Ungarn nicht zu empfehlen. Die 
| Operation. hatte nicht.nur keine Heilwirkung, sondern sie. ‚beeinflußte, das. 
“ Leiden so ungünstig, - daß in der le der Fälle das Bein amputiert 


werden ‚mußte. 


a S Sympathectomia. cervicalis ie palliative Operation bei. Angina 
pectoris - bespricht W. S. Lewit-Irkutsk. Ein auf diese Weise operierter 
. 49 Jahre: alter Kranker wurde dadurch von den Schmerzen. befreit; aber: 


gleichzeitig begann die Herztätigkeit, sich zu verschlechtern, angeblich als 


a Folge: davon, daß. das Herz seines‘ Regulators : beraubt - worden war. 


a Die Arthrodese des Sprunggelenkes ‚mittels Rippentrauspläntation | 
empfiehlt M. Kosinski- Krakau. 
- „dem Sprunggelenk wird ein Kanal unter der Haut gebohrt, in welchem ein 
Rippenstück oder ’ein Periostknochenlappen eingeführt wird. ‚Das Knochen- ` 
` stück ‚wird: im Sehienbein und im Bprungbein ‚nach Anne a der Br 
‚zührungsfläche, fest- verbunden. an 


Durch zwei Hautschnitte über: und unter 


_ Therapeutische Notizen. K en 


H rasante 
- Die, ‚Alezander- Adamissche® Operation : : empfiehlt 


Schlage zu beseitigen. Die Pessarbehandlung ist in diesen. Fällen ab- 


'zulehnen (das Pessar ist ein: Fremdkörper, der. häufig recht lästig ist,- 
.. Scheidenkatarrhe macht und jedenfalls zwingt, immer wieder den Arzt. auf- 
Nur die völlig mobile Retroflexio kommt-für diese Operation 

: in Betracht. Auch. müssen’ die klassischen Symptome vorhanden sein: |' 
© "Rückenschmerzen, bei :den Menses’ verstärkt, Dysmenorrhos,' Obstipation, - 


Stauungskatarrh. - Auszuschließen sind Kranke mit allen möglichen anderen 


Beschwerden und nervösen ‚Symptomen, (da hier. die Retroflexio meist nur- 
ein mehr‘ zufälliger Nebenbefund bei AH goieiner Nervosität oder Entero- 
ptose:ist. (D.m.W.-1924, Nr. 43.) u A9 
= Sedacao in der’ Gynäkologie einpfiehlt W.-Nußbaum-Berlin. In 


- F. Bruck. 


dem Brompräparat ist Bromkalzium. an Kakao gebunden und in jedem Tee- 
- Es. wurden. günstige Er- 


nervösen Erscheinungen beobachtet, (Zbl. f. Gyn. 1924, Nr. 48.) K. ‚Be. 
‚Die Schwellenreiztherapie mit Yatren-Kasein empfiehlt Eme- 


rich Szeköly-Berlin.bei fieberhaftem Abort (und. zwar bei Sepsis in-" 


eipiens, nicht bei sekundärer. parenchymatöser Degeneration) .und bei ent- 
zündlichen Erkrankungen der: weiblichen Genitalorgane. - 


` yon 2—8 Tagen, 


‚ haben ist. 


A. Manch. Julius. 
`. Schwartz- - Langendreer bei Retroflexio uteri mobilis.: In vielen Fällen 
ist sie die einfachste. ‚und. idealste ‚Methode, die Beschwerden mit- einem, 


Er gibt bei | 
Abort. en am Í, Tag 5 com Yatron intravenös mn einige Punden 


später 5 ccm Yatren-Kasein. intragluläal Ya TAN Kasbin : solt wegen n Kollej: : 
gefahr nicht - inträvenös 'eingespritzt werden), am 2. Tage 5*cem Yatren- `- 
i Kasein, am 3. Tage 4 com, am 4. Tage. 3, ccm, am 5. Tage 2 ccm und dann ` 
täglich 1 ccm ‘bis: zur. völligen Deferveszenz. 
Lösung. Dieselbe Dosierung‘ kommt bei: den akuten -Entzündungen der 


und nach der. allgemein en Reaktion. (Fieber, Schweiße, Abgeschlagenheit); 


Tritt eine Reaktion auf, dann’ vorläufiges Aussetzen der Injektionen. In i 
. ambulatorischen Fällen ‚gebe man, wenn. es vertragen wird, schematisch: ` 
. jeden zweiten Tag'ł ccm Yatren-Kasein. . (D:m.W. 1924, Nr. 44.) | 
En Das. natürliche Mutterkornpräparat Gynergen empfiehlt Franz ` 

.Kopischke-Berlin, aber nur bei Atonien nach der Entbindung und bei. 

Wegen. häufiger 
| a en ist yor der: ambulanten Anwendung zu warnon., a 
DM. 1924, Nr. 43)... | 


beginnendem Abort; besonders bei 'septischem. 


F. Bruc k 
. Kinderkrankheiten. 


allein verabreicht. 


bei 'Rachitis und sicher bei Tuberkulose, ‘da. er vitamin- und lipoid- 


(lezithin-) reich ist. Die durch Lezithin gesteigerte Reaktionsfäbigkeit 3 
‚auf Tuberkulin ist .eine der wirksamsten Abwehrmaßregeln des Organismus E 


gegenüber dem Tuberkelbazillus.: (D. m. W.. 1924, Nr. 38.) 


‘Die Wismutbehandlung.. ‚der Lues congenita empfiehlt W. Stigi 
Bei Erstkuren .- 
"ist wogen der langsamen Wirkung des.-Bi: die Kombination mit Neosalvarsan. 
vorzuziehen. Für Nachkuren scheint die reine Bi-Kur zu genügen. Empfohlen , 
. werden die unlöslichen PräpärateBismogenol(Tosse), Wismut- Diasporal = ' 
 (Klopfér) und Bisuspen (Heyden), ünd zwar intraglutäal in Abständen. - 
‘Dosierung: 15—20 Injektionen, bei kleineren Säuglingen - 
0,2—0,4, bei‘ größeren “und Kindern. im 2. und. 3. Jahre bis zu 0,7 ccm ` 
ansteigend. (das. sind. 10—45 mg metallisches Bi pro injeetione, 2-Amg 
| pro Kilogramm Körpergewicht). (M.m.W. 1924, Nr. 41.) . | 
"ei - Die- Masernprophylaxe mit "Elternserum ` empfiehlt Siegfried ~ 
Wòlff- Eisenach; da das Rekonvaleszentenserum nach Degkwitz schwer zu. ~ 
Die Eltern. haben ja’ meist. als Kinder Masern durchgemacht. Babes 
Ob man das Blut defibriniert oder $o, wie man es der Vene mit einer. ` 
T 20 com-Spritze entnommen ‚hat, sofort injiziert, ist ‚glaichgüllig. | 
1924, Nr. 45.) 


Halle, a. S: --Sie komint auch bei’ Säuglingen in Betracht. 


Die - Keuchustenbchandlung ` "mit der- 


®. m.W..1924; Nr: 45.) _ F: Bruck, 


er 
eg : 


cden. Therapie. 


Zr Behandlung des Kropfes ompfiöhlt Robert Steidle- München. 
das Yatren, ein Reizmittel, das ‚auf die. ‚Parenchymzellen ‚des Schilddrüsen- ; - 
gewebes elektiv einwirkt und sie nicht mit Jod belästet. . Es bietet auch -. 
"nicht in fertiger. Form diejenigen Stoffe dem‘ ‚Körper ‘an, die er selbst ' 
. bilden sollte. ` 
‘dem Insulin zeigen zu deutlich, daß dieser‘ Weg- keine endgültige Lösung 
. bringt. 
bleibt, ‘verweigert er durch Gewöhnung an: die vorhandenen Bedingungen 
auch die Stoffe oder Stofimengen, die--er 'vor- der Therapie noch herzu-- 


Denn die Erfahrungen mit den -Thyrsoidinpräparaten und 


-Sobald nach solcher Therapie. der Körper sich selbst überlassen: 


stellen vermochte. Yatren durchwandert. nun den Körper sowohl bei Ge- 


sunden wie bei Kranken unzersetzt. Der Verfasser- beobachtete da’, 
“nach einen raschen. Rückgang ‘der Kröpfe: ‘ohne Körpergewichtsabnahne: 


Atembeschwerden durch beginnende Stenosen besserten sich deutlich, die 


Stimme wurde wieder klar. . Sämtliche ‚thyreotoxischen Symptome, auch an 
den Augen, gingen. teilweise rasch zurück, era hatte‘ der Voch 


All das von der starken- - 


(D. mW, , 


ES Quecksilberquarzlampe ` 
| „Künstliche Höhensonne“ : empfiehlt Ferdinand. Rohr -Wilhelmshöhe 
‚ Die-Zahl der Anfälle nimmt ab, .das Erbrechen schwindet; mindestens abet — 
wird die. Söhwere der Anfälle geringer, deren Dauer kürzer, das Erbrechen > ~ 
seltener. 3 


STi Deine - er 


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i Genitalorgane (Parametritis, Adnexerkrankungen), und zwar den puerperalen; > 
‚| postabortiven in’ Anwendung. Keinen Erfolg erzielt man dagegen bei den ~ 

il 'Folgezuständen der Gonorroe: und'-den ‚postappendizitischen Adnexerkran ` 
kungen. Bei den veralteten Adnextumoren dagegen dosiere manum: . -, 
. gekehrt, màn beginne. mit: kleinen’ Dosen 0,5 cem intraglutäal und ` > 
‚steige allmählich, Denn je länger : die Krankheit besteht, je mehr. also: 

‘ der‘ Organismus in seiner Reaktionsfähigkeit geschwächt ist, um so leichter- -` 
.ist.es, mit kleineren Dosen in ihm.eine. Reaktion hervorzurufen: 


hinterer Gastroenterostomie, weil.das Operationsgebiet leichter zugänglich |; handlung richtet sich hier nach der Herdreaktion (Ziehen, Reißen, Stechen) 


ist und das-Durchbrechen des Geschwürs vorwiegend . nach der. vorderen 
Magenwand erfolgt. . Das peptische Geschwür des Jejunums. wird operiert Ț 
“durch, Resektion des. Magens mitsamt der ‘zur Verbindung. verwendeten . 
= Dünndärmschlinge, "Blindverschluß des Duodenalstumpfes' und Verbinding, 
des ‚abführenden Dünndarms mit dem Magenrest. er ; 
Zweizeitige Resektion des Ulcus . duodeni: und iermino- laterale 

-Gastro-Duodenostomie bei der Resektion: zur Ausschaltung. empfiehlt Hans |; 
Pe ‚Finsterer- Wien. ‘Zur. Erreichung, des Zieles der vollständigen Ausschaltung 
An des Göschwürs. unter "Wegnahme eines. großen Teiles des Magens ‚bei tief | 
in das‘ Pankreas penetrierendem Ulcus- ist die zweizeitige Resektion un- || . - 
| Es wird also ‚zuerst | .. 
-  zür Ausschaltung des Ulcus der Magen’ reseziert und dann nach Abheilung 
‚Die termino- 
' laterale Gastro-Duodenostomie hat den Vorteil, daß auch bei weniger -aus- 
“gedehnter Wegnahme des Magens’ Beschwerdefreiheit erzielt werden ‚kann ` 
‚und die Entstehung. eines peptischen Jejunalgeschwürs ausgeschlossen. ist, 


Die Be- ” 


MA ie Bier als Kinderaahrung. berichtet E. More (Heidelberg). Die, ar 
Eiidiosynkrasie, die.zu den großen Seltenheiten gehört, zeigt sich immer nur - , 
‚nach Eiereiweiß, ‚niemals nach Eidotter.. 


Die Scheu vor dem Hühnerei  -. 
‚ist ‚unbegründet, . 


"wenn mån .das von Eiweiß vollständig befreite Eigelb, ! 
Eier in dieser Form und :in mäßiger Menge kann man: . 
schon vom Zweiten Lebenshalb jahr an geben. Kontraindiziert ist Eidotter ` 
nur bei überfütterten, zu 'reichlicherem Fettansatz neigenden Kindern, und 
zwar gilt hier vom Ei das Gleiche, wie von andern, sehr nahrhaften und". 
„hochwertigen Kostformen. :-Angezeigt ist Eidotter hingegen wahrscheinlich : 


E 
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14. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


1785 


3 i i . 


keinen „schweren“ Fall unter seinen Kranken.) Als Herdreaktion zeigte 
sich bei wenigen Patienten eine Anschwellung der Struma, die aber wieder 


in einen Abbau des Kolloids und in eine Verkleinerung der Drüse über-- 


ging. Die Verabreichung geschah durchweg per os, und zwar im all- 


"gemeinen täglich 5—10 Tropfen einer 5%igen Yatrenlösung. Nach Ab- 


an 1 Een 2 


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klingen der Herdreaktion: alle 4 Tage. Bei schwächlichen, tuberkulose- 
verdächtigen Kindern !/, Tablette Lipatren (Yatren mit Lipoid); nach 
Abklingen der Herdreaktion: alle 4 Tage 1 Tablette. Daneben verordne 
man Fleischeinschränkung. (M.m.W. 1924, Nr. 43.) F. Bruck. 

- Zur Behandlung der Röntgenallgemeinschädigung (des sogenannten 
Röntgenkaters) bedarf es einer möglichst genauen Erkenntnis der Patho- 
genese der Erkrankung, die nach Nenda-Wien charakterisiert ist durch 
Eiweißzerfall und Veränderung des Chlorhaushaltes im Organismus. Des- 
balb ist die ätiologische Therapie die Kochsalzdarreichung im Sinne einer 
Chloranreicherung der geschädigten Depots. Es ist empfehlenswert, NaCl 
vor der Tiefenbestrahlung zu verabreichen, und zwar etwa 3mal 8 g am 
Tage vorher und am Bestrahlungstage selber 10 g auf einmal, so daß ein 
„Salzstoß“ entsteht. Das „Röntgenosan“ der Chemosan-A.G.-Wien besteht 
aus 1 g NaCl mit etwas Mentholvaleriana in Gelatinekapseln. Intravenöse 
NaClI-Injektionen nach der Bestrahlung haben lediglich hypertonische 
Wirkung. (Ther. d. Gegenw., H. 9, Sept. 1924.) Tarnogrocki-Pölitz. 

Thermalbäder wirken, wie P. Schober ausführt, als Reiz. Die da- 
durch hervorgerufene Bäderreaktion besteht in einer vorübergehenden 


entzündungsartigen Verschlimmerung der Beschwerden (Herdreaktion!) 


sowie in einer beträchtlichen Ermüdung. Geschwächte Patienten, die auf 
Reize nicht mehr antworten, haben auch von Thermalbädern keinen Nutzen. 
Auch ganz verschiedene Krankheiten können an einer und derselben Quelle 
Linderung finden. Der Kranke schafft sich mit seinen eigenen Mitteln 
durch Bildung von Antikörpern, Inkreten oder Hormonen die Heilung, der 
Thermalreiz ist nur der Anstoß dazu. (D.m.W. 1924, Nr. 45.) 

Gegen Morphiumvergiltung empfiehlt O. Moor-Leningrad Kalium- 
permanganat subkutan in I—2%iger Lösung, öfter wiederholt, oder intra- 
venösin einer Lösung von 1: 1000 (physiologischer Kochsalzlösung). Durch 
das eingespritzte Permanganat wird das Körpereiweiß oder Hämoglobin 
oxydiert und dieses oxydierte Eiweiß gibt seinen Sauerstoff rasch an 
das Morphium ab, wodurch dieses in Oxydimorphin verwandelt und ent- 
giftet wird. Das eingespritzte Kaliumpermanganat verursacht niemals 
Abszesse, da es sich sofort mit Eiweiß zu oxyprotsaurem Mangan verbindet, 
das keine Reizwirkung mehr ausübt. (D.m.W. 1924, Nr. 43.) F. Bruck. 


Bücherbesprechungen. 


W. Stoeckel und Reifferscheid, Lehrbuch der Gynäkologie. Völlig 
neubearbeitete 13. Auflage des Lehrbuchs von H. Fritsch: Die Krank- 
beiten der Frauen. Mit 443 Abb. u. 59 farb. Taf. Leipzig 1924, S. Hirzel. 
Geh. M. 28,—, geb. M. 30,—. 

Dies, dem Andenken Fritschs gewidmete neue Lehrbuch kann, wie 
die Herausgeber mit Recht hervorheben, nur als ein neues gewertet werden, 
und der Hinweis der Herausgeber auf die Originalität von Fritsch hat 
den Referenten veranlaßt, mit immer steigendem Genuß die letzte Auflage 
von Fritsch aus dem Jahre 1910 noch einmal durchzustudieren. 

Was bringt nun dieses Buch, das es vor anderen auszeichnet? Alle 
Kapitel, die von Stoeckel selbst geschrieben sind, atmen die glasklare 
didaktische Fäbigkeit des Autors, die wir an ihm schätzen, was man von 
den anderen Kapiteln nicht immer behaupten kann. 

Die Einteilung des Gesamtstoffes unterscheidet sich in nichts von 
den übrigen Lehrbüchern unseres Faches. Die sehr gute Pharmacopoea 
gynaecologica von Fritsch ist beibehalten worden. Bei dem Kapitel: 
gynäkologische Diagnostik, wird mehr in intuitiver Form auf die Wichtigkeit 
psychologischen Verständnisses hingewiesen, und es ist zu ‚hoffen, daß in 
der bald notwendig werdenden Neuauflage hier die letzten Ergebnisse der 


medizinischen Psychologie und der Geschlechtspsychologie, insbesondere | 


das Gesetz vom dreifachen Grunde exakte Berücksichtigung finden werden. 
Wenn auch, wie selbstverständlich, der Referent nicht in allen therapeuti- 
schen Fragen auf gleichem Standpunkte steht, so ist das Werk doch warm 
unseren Studierenden und Ärzten zu empfehlen. 

Die 59 farbigen Tafeln waren für den Referenten ein gleiches Er- 
lebnis, wie seinerzeit das Erscheinen des Bummschen geburtshilflichen 
Grundrisses; sie sind künstlerisch das Beste auf diesem Gebiet und werden 
als Wandbilder und bei der epidiaskopischen Projektion vorzüglich den 
Unterricht fördern. 


' diagnostik, Technik der Lungenaufnahmen. 
Stereoröntgenbildern, dieses aus der bewährten Feder von Hasselwander. 


' korbes (Kienböck). 


schirm. Dosierungsmethodik von Holzknecht. Netzspannungsschwankungen . 
von Schreuß. Einzelne spezielle Kapitel der Röntgentherapie. Die recht- 


_ kommen sein. 


Es ist geradezu erstaunlich, was hier malerisch geleistet wurde, und 


es wäre zu wünschen, daß der Name des Künstlers wenigstens in dem Vor- 
wort erwähnt wird. Jeder, der selber in der bildhaften Darstellung von 
Krankheitszuständen höchsten didaktischen Wert sieht, wird sich hiervon 
überzeugen können. W. Liepmann-Berlin, 


Ickert, Staublunge und Tuberkulose bei den Bergleuten das. 


Mansfelder Kupferschieferbergbaues. Mit 15 Abb. im Text. 45 S. 


GM. 2,—. — Schröder, Fieber und Fieberbehandlung bei Tuber- 


kulose. Mit 1 Abb. im Text u. 15 Kurven aut 1 Taf. 42S. GM. 1,50. 
Tuberkulose-Bibliothek Nr. 15 u. 16. Leipzig 1924, Job. Ambrosius Barth. 
Die erste Arbeit handelt über die Staublunge eines mit Tuber- 
kulose stark durchseuchten Gebietes. Die pneumokoniotischen Prozesse 
weisen die bekannten klinischen und auch röntgenologischen Eigenschaften 


auf. Bemerkenswert ist vor allem der gutartige, zur Induration neigende 


Charakter der Tuberkulose der Bergleute. Die kleine Schrift, die noch 
Beiträge über die pathologische Anatomie von Hübschmann und die 
Komplementablenkungsreaktion von L, Rabinowitsch-Kempner enthält, 
bringt nicht allein eine sehr gute Übersicht über das Gebiet, sondern auch. 
viel Neues, das für die klinische Beurteilung der kombiniert pneumokonio- 
tisch-tuberkulösen Prozesse sehr wichtig ist. 

In dem von Schröder bearbeiteten Heft wird die. Pathologie, die 
Erkennung, die prognostische Bedeutung und vor allem die Behandlung 
des Fiebers der Tuberkulösen ausführlich und in anregender Form be- 
sprocben. Die Arbeit ist auch durch die Mitteilung der eigenen Erfah- 
rungen des sehr kundigen Verfassers besonders wertvoll. Sie kann dem 
Praktiker warm empfohlen werden. l Gerhartz- Bonn. 


V. Schilling, Das Blutbild und seine klinische Verwertung (mit 
Einschluß der Tropenkrankheiten). 3. und 4. vermehr te Aufl. Jena 1924, 
Gustav Fischer. 


Die hochanerkennenden Worte, die bereits der 2. Kae, des | 
_ Schillingschen Werkes gewidmet wurden, können auch für die 3. und 


4. Auflage Anwendung finden. Überall ist Schilling bestrebt gewesen, 
das Werk im einzelnen immer weiter auszubauen, und gibt für den sym- 
ptomatischen, prognostischen und diagnostischen Wert des Blutbildes eine 
Fülle lehrreicher Beispiele. Er will das Blutbild bei sachgemäßer Aus- 
führung durchaus als gleichwertig den übrigen bekannten klinischen Unter- 
suchungsmethoden an die Seite gestellt wissen. Jeder, der selbst hämato- 


logisch beschäftigt ist, wird, je tiefer er in die Materie eindringt, sich von 


der Richtigkeit dieses Standpunktes überzeugen. Dieser Standpunkt wird 


- auch speziell für das Zusammenarbeiten des inneren Klinikers mit dem 
. Chirurgen immer mehr praktische Vorteile ergeben. 
allen Punkten den Darlegungen Schillings folgen kann, wird das Buch 
_ mit hohem Genuß lesen. 


: Sommer, Röntgentaschenbuch. 9. Bd. mit 126 Abb. u. 362 S. Frank- 


Auch wer nicht in 


H. Ziemann. 


furt a. M. 1924, Keim & Memnich. Geh. M. 9,—, geb. M. 10,—. 


, Das diesjährige Röntgentaschenbuch bringt in äußerst gedrängter 
Form Abhandlungen über folgende Gebiete: Kontrastmittel in der Magen- 
Erzielung und Auswertung von 


Irrtümer in der Diagnostik des Brüst- 
Biegsamer Durchleuchtungs- 


Leuchtfolien und Leuchtmarken. 
Duodenalperistaltik. 


lichen Folgen von Röntgenschädigungen usw. Endlich kommt ein. Bericht 
über die Tätigkeit des Radiuminstituts. in Freiberg in Sachsen und eine 


` Übersicht über die technischen Fortschritte der Röntgenindustrie. Das 
- Buch erfüllt seinen Zweck als Jahrbuch in der gewohnten Weise und wird 


den alten Freunden der bekannten Sommerschen Sammlung sehr will- 
Holfelder:Frankfurt a. M. 


: Paul Saxl, Die oligodynamische Wirkung der Metalle und Metall- 
(Aus: Abhandlungen aus dem Gesamtgebiet der Medizin.) 57 S. 


salze. 


Berlin 1924, Julius Springer. M. 1,70. 


Studie über die von Nägeli entdeckte oligodynamische Wirkung 
. von Metallen (Silber, Kupfer, Thallium usw.) und ihren Salzen in chemisch 
. äußerst wenig oder überhaupt nicht aktiven Lösungen auf biologische Ob- 
. jekte (Spirogyren, Bakterien usw.). Mit dem Auftreten ionisierter Metall- 
verbindungen läßt sich .diese Wirkung z. B. eines in Wasser getauchten 
 Silberdrahtes nicht vollständig erklären; vermutlich haben auch physi- 


kalische Vorgänge einen wesentlichen Anteil an dieser theoretisch und 


praktisch viel bearbeiteten Erscheinung (Dörr, Saxl usw.) 


E. Rost (Berlin). 


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_ Kongreß: und Voroine-Berichte, 


“Berlin... 0.0 A 
F "Berliner medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 12. November 1924. 


3 ! " Offizielles Protokoll. 
0. Rose n t h a |: 


E allen ‚Fällen von Lues die Behandlung mit einer Lumbalpunktion. ab- 
. zuschließen sei, kann ich mich nicht absolut anschließen. Denn. abgesehen 


(Schluß aus Nr. 49.) 


'krankung angesehen. werden: 
Der Forderung von Frl. Wittgenstein, daß.in- 


Schwarz an über -80 einschlägigen: Fällen beobachtet und findet- ‘sich 


al: Schra amm "beschriebene "zystoskopische Symptom des’klaflenden Sphinkters 


und der Sichtbarkeit des Collieulus. ` Das Schrammsche Symptom, welches. 
noch wenig bekännt ist, kann als sicheres: Zeichen ‘für eine medulläre. Er- 


Es ‚wurde auf: Josephs Abteilung . vor, 


niemals, unter "normalen. ‚Bedingungen, ‘Neben der Tabes wurde es bej 
Trauma der: Wirbelsäule, bei’ Tuberkulose der Wirbelsäule und anderen 


... Aufenthalt im Bette erfordert und von den bekannten, mitunter recht un- |. 


-| der medullaren Erkrankung : nicht. möglich, ‚konnte. aber stets bei längerer 
Au ee angenehmen Nachwirkungen ` gefolgt‘ sein ‚kann, ist das Resultat, wie be-. | Beobachtung. geführt. werden. Der Wert des Schrammschen Phänomens 


- kannt, 'zweifelbaft.” Der':negative Ausfall der Liquoruntersuchung ist eben- | ist deshalb klinisch und diagnostisch. bemerkenswert, ‘obgleich das Phändmen 


RIER F sowenig "maßgebend wie der. negative Ausfall der Wa.R.:. In 250/, der | selbst physiologisch und pasholseisch: bisher. ‚noch nicht: einwandfrei erklärt 
Ber EEE t i eigenen Fälle von Tabes von Frl. Wittgenstein war der ‚Liquorbefund werden. könnte. a 


| negativ. Und selbst der positive Ausfall bedarf, wie Herr. Lesser auch 


davon, daß: der Eingriff nicht so "harmlos ist, .einen: ein- oder mehrtägigen | zentralen: Erkrankungen beobachtet. ' Bisweilen , war- zunächst der Nachweis 


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n | "Joseph stimmt mit Wittgenstein auch darin überein, Aus in 
ne E 'betonte, der 'riehtigen Deutung. Bei dem bisherigen Mangel eines. be- | Abduzenslähmungen, "welehe Wittgenstein nach der ‚Lumbalpunktion 
a Hi | "stimmten Symptoms für die Heilung der Lues ‚bleiben wir eben auf die | :von Luetikern beobachtete; nicht auf die luetische, Erkrankung selbst zurück- 
a et ' intermittierende Behandlung, d. h. jahrelang fortgesetzte- ‚wiederhölte: Kuren | zuführen sind,. da man Abduzenslähmungen gelegentlich: auch nach Lumbi 
M erid Si r ERE S = ‚angewiesen: Und deshalb. glaube,ich, daß man in einem nicht So kleinen |. anästhesie bei gesunden, nicht luetischen Personen beobachtet. Im’ übrigen 
i s i o n AAN | Prozentsatz bei richtiger Beobachtung und a Be Behand nat | sind diese Art Abduzenslähmungen gutartig: und. pflegen. ohne „weitere Be- 
a ARENG i o > aach. ohne Lumbalpunktion zum Ziele kommt. . ` | handlung spontan- sich. zurückzubilden. T 
ee HNA A w ' Was die Aufstellung einer Prätabes- anbetrifft, so möchte ich die | Frl. Wittgenstein. (Schlußwort): ‚Zu den’ Ausführungen von Him 
ren CA KAATE t \ er . Entscheidung dieser Frage, wie Herr Kraus, den Neurologen überlassen. | Fritz. Lesser: einige. kurze Bemerkungen. -Die Tatsache, daß: auch der 
ne I 1. Aber abgesehen davon, daß das Syndrom, klinische‘ Wurzelsymptome_und | negative Liquor in veröinzelten Fällen einmal ein’ positives Impfresultat 
i" AN : u] positiver Liquor, nicht. immer, wie ich ‚eben‘ gesagt habe, zusammentrifft, | ergeben kann, beweist nichts gegen: die prognostische Bedeutung. des 
n we, | scheint es mir praktischer, wenn man wie bisher von Initialsymptomen und | Normalliquors. Abgesehen davon, daß dieser als. "Endergebäis einer Reihe 
Be t . Initialstadium spricht, Denn-in diesem Stadium am häufigsten. ist in der | von Untersuchungen von deren Auswahl und' Methodik ‚abhängt, brauchen, 
ia j! E Majorität. (der Fälle durch Behandlung ein absoluter Stillstand, ja sogar, |:im Liquor enthaltene. Spirochäten’ sich ja nicht im. Subarachnöidalraum. ‚AD. 
z i F $ `- wie -ich durch eigene, jahrzehntelange Beobachtungen feststellen: konnte, | zusiedeln. Erst die reaktiven Veränderungen des. ‚Gewebes ‚ergeben de 
2 a Sa 2 mitunter eine Besserung zu erzielen. Wir dürfen ‘aber nicht außer acht Veränderungen des Liquors.. .. 
aan we oaae ganditi d lassen, daß bei der Tabes auch. eventuell spontan ein relativer oder ab- | Was die’ prognostische Bedeutung des pathologischen Yopi der . 
re FRA KIEFER TUI .. soluter Stillstand in den verschiedensten Stadien eintreten kann. + Spätlatenz ängeht, so ist gewiß nicht jeder ‚damit behäftete Patient später 
SDE , Nun’einige Worte zur Behandlung. Mit der Zurückweisung | von. ein Nervenluiker, wohl aber ein Anwärter. darauf, In letzterer’ Hinsicht 
a Frl. Wittgenstein von großen’ Dosen -von Salvarsan bin. ich einver- | sind die Beobachtungen, die Dreyfus über die prognostische Bedeutüng 
Er H a . standen. - Man darf aber nicht vergössen, daß die kleinen Dosen, auch nach | pathologischer Liquorveränderungen beim isolierten . Pupillenphänomen ge. 
a ae DEN oc ie . einer neueren Arbeit yon Mühlpfordt, die Salvarsanfestigkeit der Spiro- | macht hat, eindeutig und beweisend, da sie. über ‘einen Zeitraum von, 
Leapa N e. = -> ehäten hervorrufen sollen. Was das Wismut 'anbetrifft, so wäre es natür- | 12 Jahren reichen. Ich erwähnte schon, daß meine Taböspatienten, soweit 
a nn" Meh unsechätzbar, wenn damit das Mittel -gegen. die Lues nervosa gefunden | sie früher im symptomlösen Stadium punktiert wordön-sind, Liquorsymptome - 
2 Reg e nn LH ‚wäre, Aber nach den bisherigen anderweitigen . und. eigenen Ergebnissen boten. Die Lumbalpunktion ist also ein dringendes Erfordernis bei jeder, 
a re: - ‘scheint das leider nicht der Fall zu sein. ‘Jedenfalls steht aber fest, daß, - Luesbehandlung. . Die Einführung in die allgemeine: Praxis ist nach meinen 
Re PRT | bu wie beim Queeksilber,.-die unlöslichen -bedeutend wirksamer .als die lös-. "Erfahrungen bei geeigneter Aufklärung durchaus ‚möglich. . Was die endo- 
a o aa ERS HEHE rana lichen Salze und die intramuskulären Injektionen wirksamer als. die intra- lumbale Behandlung änbetrifft, muß ich- auf das. Buch von Gennerich 
Be AEA KR . venösen sind. Bezüglich der endolumb alen Behandlung ist zu, sagen; ‘und. ' eigene Veröffentlichungen verweisen... Die Quecksilberbehaudlung 
: in we ESSENER 1 daß der Eingriff: kein harmloser ist, hatte doch Frl. Wittgenstein selbst häufiger. durchzuführen, . verbietet sich in der Klinik.. und ‚Poliklinik as 
oe ki einen Exitus zu beklagen. -Auf der- anderen, Seite. sind die bisherigen "sozialen Gründen. 
a ER Resultate nicht eindeutig und feststehend und die Methoden noch nicht 2, Edmund Falk: Zur ‚Ätiologie der- Skoliose (mit Lichte). 
a erprobt. Wir stehen also hier. noch im "Anfangsstadium, Was. schließlich .|. (Erscheint unter den. Originalien dieser Wochenschrift): 
De | das Quecksilber anbetrifft, so hat Frl. Wittgenstein angeführt, daß ‚Aussprache: ‘M. Böhm: Die Frage nach der Herkunft der i. 
AL 1. -es ihr bekannt sei,‘ daß durch Schmierkuren Heilungen von Tabes erzielt '| ist nieht nur wissenschaftlich interessant, sondern auch von ‚großer. prak: 
Ka | i| >. _ worden seien. Aber. sie machte gegen die Anwendung die bekannten ùn- .| fischer Bedeutung. Die ältere Ansicht, daß: diese Verkrümmungen sul 
AR N U EG IE Ba angenehmen Begleiterscheinungen geltend. ‚Damit scheint mir die Sache rein-statischem .oder -mechänischem Wege entstehen -— “hei einem "sonst 
vs doch nicht erledigt zu sein. Es ist wahrlich nach meiner Ansicht kein gesunden Rumpfskelett und gesunder. Muskulatur des Rumpfes ~>, verliert 
ET AHRR "Zufall, -daß die modernsten Syphilidologen, ich nenne ‚hier Hofmann-und | in dem gleichen Maße än Boden, als: man konkrete anatomisch 
si ER TH ENS Kae = Scholtz, bei der Angabe ihrer Kombinationstherapie auf die unlöslichen 
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Befunde erhebt. - 
Hg-Salze bzw. auf die Schmierkur, ebenso. wie Deibanco in einer neueren |- 


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ANKLEN t ‘ Arbeit: über Quecksilbergleitpuder, zurückkommen. 


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cinereum und ‘der Schmierkur genügend lange beobachtete, gute Resul- 


` tate erzielt. 


` Wenn Frl. Wittgenstein das große Material, ne ihr in der Klinik 
- des. Herrn Prof. Goldscheider zur Verfügung steht, mit Einziehung der 

älteren, erprobten Methoden — der Schmierkur in gegebenen Fällen, wie 
andere und’ ich das in meiner Therapie der Syphilis vor Jahren empfohlen 


haben, bei Bettlagerung — zu vergleichenden, therapeutischen Beobach- 
tungen benutzen‘ würde, so würde sie sich damit ein ı großes Verdienst: 


erwerben. 


Eugen Joseph weist darauf hin, daß die Fälle von tabischer Blase 
` in letzter Zeit außerordentlich. zugenommen haben. Die Diagnose ist bis- 

weilen nicht leicht, wenn auch der Verdacht auf eine tabische Erkrankung 
der-Blase durch das Fehlen jeglicher mechanischer Behinderung bei starkem 


Restharn und unvollkommener Entleerung des Organs gegeben ist. Andere | 
Symptome, welche für tabische Erkrankung. sprechen, können zunächst 


fehlen. In einzelnen unklaren Fällen hat die Vortragende, Frl. Wittgen- 


Ich habe mit Ol. 


Zu diesen gehören u. a.: a)- Rächitis und ähnliche Prozesse; b) kon 
genitale ‘Anomalien. Letztere kann man einteilen in: 1. ‚Mißbildungen 


(z. B. Halbwirbel, Spaltbildungen, Defekte, Fusionen. usw); ; 2, Variationen 


(z. B. Halsrippen, Übergangs-, Assimilationswirbel usw.). ° 
Bei weitem nicht immer sind Deformitäten vorhanden, wennVariationen 


‘anwesend sind. Der ursächliche Zusammenhang, der. hier-aber' zweifellos 


besteht, ist folgender: Entweder sind gleichzeitig mit‘ den Variationen Mib- 
bildungen .(3. 0.) vorhanden, die ihrerseits : die eigentliche Ursache -der 
Deformität abgeben, oder die Variation -veranlaßt die letztere unmittelbar. 


Eine am Sternum. einseitig anhaftende Halsrippe, ein mit dem Kreusbeis 


einseitig verwachsener Querfortsatz des letzten Lendenwirbels,. ferner asym 
metrische Rippenpaare, asymmetrische Kreuzbeinflügelpaare, asymmetrisch 
entwickelte Zwischenwirbel-Gelenkpaare, alles Erscheinungen, „die zum Bilde 
der numerischen Variation des Rumpfskeletts gehören, ‚können direkt 
zu Skoliosen führen. (Demonstration entsprechender Präparate.) 
Muskat: Nicht allein die Varietät .der Wirbel: ruft eine Skolios 


'hervor, sondern es muß ein Agens vorbanden sein; das: bei der- Varietät 


die Skoliose schafft. 


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stein, durch Untersuchung ‚der Lumbalflüssigkeit die Diagnose erhärten 


Es muß ein Unterschied gemacht werden zwischen 
können. Sehr wichtig zur Erkennung der tabischen Blase ist das von 


Haltungsanomalie und echter Skoliose mit Rippenbuckel: usw. Eine Ti 
Forschung: kann dies klären. Mu skat zeigt, a beim Führen der Kinder 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50.. 0 een 


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durch Hochziehen der Schulter eine Skoliose entstehen kann und hat im 
Archiv für Kinderheilkunde darüber berichtet. o i 
Edmund Falk (Schlußwort): Daß Fusionen, Verschmelzungen der 
_ Wirbel, ebenso wie Halswirbel Ursache echter kongenitaler Skoliosen sind, 
. damit stimme ich mit Herrn Böhm überein. Diese haben aber ihre 
. häufigste Ursache in einer Störung der Segmentierung der primitiven Wirbel- 
anlage, reichen also bis in die erste Zeit der Entwicklung zurück. . Die 
Assimilationen hingegen stellen ein Stehenbleiben auf einer normalen Ent- 
‚wicklungsstufe dar. Durch meine Ausführungen wollte ich beweisen, daß 
diese Assimilationen, die erst in den Jahren der Entwicklung zu Störungen 
im Aufbau des Skeletts führen, für sich allein nur in seltenen Fällen zu 
Skoliosen Veranlassung geben,\daß abor bei Hinzutreten anderweitiger 
konstitutioneller Minderwertigkeits. insbesondere einer Muskelinsuffizienz, 
. Skoliosen auftreten dadurch, daß alsdann das. verstärkte einseitige Höhen- 
` - wachstum -der kranialwärts gelegenen Wirbel ausbleibt, das die Entstehung 
einer Skoliose verhindert. Die Feststellung, daß die Assimilationen an 
der lumbosakralen Grenzregion allein gewöhnlich nicht zur Skoliosenbildung 
führen, ist für das therapeutische Handeln von Wichtigkeit. 


8. Paul Rosenstein: Die chemotherapeutische Behandlung des- 


Pieuraempyems. | paa 
| : R. gibt zunächst einen Überblick der chirurgischen Therapie des 
Empyems und erörtert die Nachteile, welche eine frühzeitige Rippen- 
resektion hat. Wenn auch nach den Vorgängen der Sausrbruchschen 
Schule (Odermatt) die hauptsächlichen Gefahren der Lungenschrumpfung 
verhütet werden können, ferner durch die verschiedenen Saugverfahren 
(Perthes, Hartert, Iselin u. a.) auch bei der Nachbehandlung die Ent- 
faltung der Lunge gefördert wird, so sind diese Resultate doch immer noch 
unzuverlässig, so daß in einer großen Anzahl von Fällen Resthöhlen und 


Empyemfisteln zurückblieben. Der Standpunkt der Chirurgie ist auch, da. 


die brüske Entfernung des Empyems durch Rippenresektion für das ohnehin 
geschädigte Herz nicht gleichgültig ist, in den letzten Jahren ein anderer 
geworden. Man sucht zunächst mit einer Punktion auszukommen, und 
erst wenn der Körper entgiftet ist, ist man zur Rippenresektion geschritten. 
Nach kritischer Beleuchtung der verschiedenen unblutigen Verfahren zur 
Heilung des Pleuraempyems kommt R. auf seine Resultate zu sprechen, 


die er mit der Behandlung durch Rivanol erzielt hat. Er berichtet über 


eine fortlaufende Serie von 18 Pleuraempyemen, die sich auf die letzten 
Jahre nach dem Kriege bezieben. R. bat anfangs (in den ersten 5 Fällen) 
primär die Rippe reseziert; davon sind 8 gestorben (1 Diabetes, 1 Tuber- 
- kulose, 1 Grippe), die beiden anderen Fälle sind geheilt worden, nachdem 
der eine, welcher an allgemeiner Sepsis litt, intravenöse Rivanoleinspritzungen 
erhalten hat. Die Fälle 6—8 wurden mit Rivanol behandelt, und nachdem 
sich das Empyem abgekapselt hatte, wurde sekundär eine Rippe zur Ent- 
leerung des Eiters reseziert. Unter diesen ersten Fällen, welche bis in das 
Jahr 1919/20 zurückreichen, sind noch einige, welche mit dem damals 
üblichen Vuzin behandelt wurden. Das Vuzin ist später verlassen worden, 
da es zur Heilung eines ausgebildeten Empyems nicht ausreichte und sich 
nur wirksam erwiesen hatte in Fällen der Prophylaxe. In einem 9. Falle 
_(Grippeempyem) wurde eine Zwischenrippeninzision gemacht, und da der 
Drain die Rippe arrodiert hatte, diese abgekniffen. In den Fällen. 10—15 
(Grippeempyem, teils postpneumonisch, einmal mit Lungengangrän ver- 
bunden, einmal nach Entbindung und Thrombose) wurde keine Rippe mehr 
reseziert, sondern nach erreichter Abkapselung des Empyems nur eine 
Inzision zwischen den Rippen vorgenommen, um den massigen Eiter zu 
entleeren. In den letzten 3 Fällen (16—18); zu denen neuerdings noch 


ein vierter hinzugekommen ist (Grippeempyeme, einmal mit Lungenabszeß) 


wurde überhaupt keine Inzison mehr gemacht, sondern die Aufsaugung des 
steril gewordenen Eiters betrieben. Aus der an einer Tabelle erläuterten 
Statistik geht hervor, daß Rosenstein im Laufe der Zeit immer mehr 
Vertrauen zu dem Rivanol gewonnen hat und gar keine Inzision mehr bei 
dem Empyem machte. Der Vorgang der Behandlung ist folgender: Von 
der Rivanolbebandlung ausgeschlossen werden folgende Empyeme: Im Ver- 
laufe eines Diabetes mit Lungengangrän, Schußverletzungen mit Pyopneumo- 
thorax, Tuberkulose, durchgebrochene Bronchiektasie usw.; alle anderen 
Empyeme, z. B. solche im Verlaufe der Grippe oder nach Lungenentzündung, 
werden durch einen Troikar mittels Heberdrainage entleert und sofort 
50—200 ccm einer 2%/,„igen, etwas angewärmten Rivanollösung in den 
'Pleuraraum nachgefüllt. Diese Prozedur wird 3—4mal in Zwischenräumen 
von einigen Tagen wiederholt. Dabei überzeugt man sich bei der 2. oder 
8. Punktion, ob schon eine Abkapselung des Empyems vorliegt. Man pflegt 
das daran zu erkennen, daß man über dem Troikar einen Augenblick den 
Finger lüftet und nun sieht, ob Luft in den Pleuraraum eingesogen wird; 
wenn dies nicht der Fall ist, so weiß man, daß durch die Wirkung des 
Rivanols die Pleurablätter über dem Empyem verklebt sind und nun keine 
Gefahr des Pneumothorax mehr besteht. Gleichzeitig wird durch bakterio- 


logische Untersuchung jedesmal festgestellt, ob der Erguß steril geworden | 


ist. Die Patienten fiebern zunächst noch weiter und zeigen in. den ersten 
Tagen mitunter die Folgen der Steigerung aller Entzündungserscheinungen, 
auch etwas Dyspnoe. Dabei wird der Puls besser und der objektive Ein- 


druck ist günstig.” Allmählich-läßt das Fieber nach, trotzdem es durchaus 
‚vorkommt, daß die Patienten auch bei steril gewordenem Eiter noch weiter 
| fiebern. Das darf einen nicht beunruhigen, da man nunmehr den weiteren 


Verlauf der Krankheit sicher beherrscht. Es muß dem Ermessen des 


einzelnen überlassen werden, ob er nunmehr durch eine kleine Inzision 


zwischen den Rippen Eiter und Fibrin entleeren will; dieser Eingriff. spielt 


nach der Abkapselung‘ keine Rolle mehr und kann konzediert werden; - 
notwendig ist er nicht, da es gelingt, diesen Eiter vollkommen zur . 
Resorption zu bringen, ohne daß Folgeerscheinungen zurückbleiben. Wenn 


es sich um sebr dicke Massen handelt, so verdünnt man sie am besten 
durch Nachfüllung mit Rivanol und saugt sie heraus; oder aber man be- 
gnügt sich mit der einfachen Nachfüllung, da unter ihrem Einfluß die 


Resorption sehr angeregt und befördert wird. Die letzten 4 nichtinzidierten 
Fälle sind, ohne jegliche Folge zu hinterlassen, ausgeheilt; darunter war 


ein junges Mädchen mit durchgebrochenem Lungenabszeß. Bei der Bin- 
spritzung des Rivanols erschien es sofort im Sputum wieder, wobei leichter 
Hustenreiz auftrat; auch sie ist restlos ausgeheilt. | 

Auf Grund seiner Erfahrungen empfiehlt Rosenstein die Nach- 


prüfung der Rivanolbehandlung und betont ausdrücklich, daß er seine | 


Resultate noch nicht für ausreichend hält, um darauf schon. die Empyem- 
therapie aufzubauen; er hält sie aber für aussiohtsreich. R. wendet sich 
insbesondere gegen die abseitsstehenden Chirurgen, welche entweder ohne 


eigene Erfahrung die Chemotherapie a limine ablehnen oder aus un- 


genügenden Gründen die Behandlung mitten in ihrer Wirkung abbrechen 
und operieren. Die Rivanoltherapie ist eine Gewebsdesinfektion, welche 
regulär erlernt sein muß, wie jeder andere chirurgische Eingriff. 


Aussprache: R. Mühsam: Erst vor einigen Monaten haben wir | 


eine Erörterung über die Rivanolbehandlung in der Berliner Gesellschaft für 


- Chirurgie gehabt. Ich habe damals meine Erfahrungen mitgeteilt und an- 
erkannt; daß das Rivanol in einer Anzahl von Erkrankungen, z. B. bei 


Karbunkeln und Furunkeln ‚gute Dienste leistet. Das ist auch: heut meine 
Ansicht. Aber wie damals kann ich dem Rivanol nicht die ihm hier bei- 


gemessene Bedeutung bei der Behandlung der Empyeme zuerkennen. Ich 


habe seinerzeit die Empyeme. vielfach mit Vuzin behandelt. Die Ergebnisse 
waren ganz unbefriedigend, Heilung trat nicht ein, die Kranken mußten 
später — und meist unter ungünstigeren Bedingungen — operiert werden. 
Danach habe ich keine Neigung mehr verspürt, es mit dem Riyanol zu: 
versuchen, und lehne die Rivanolbehandlung der Empyeme ab. Es gibt 
zweifellos Empyeme, die man mit bloßen Punktionen behandeln. und 
heilen kann. Das geschieht auf den inneren Abteilungen. Der Chirurg 


‚bekommt diese Fälle oft gar nicht zu ‚sehen. Wir sehen im Gegensatz. 
hierzu die schweren Empyeme:; die müssen operiert werden. Ich glaube, 


daß Herr Rosenstein die Operationen zu schwarz und ‘die Rivanol- 
behandlung zu rosig ansieht. Das Richtige wird in der Mitte liegen. In 
der Operation kann ich, wenn sie rechtzeitig ausgeführt wird, auch nicht 
eine so große Gefahr sehen. Die Entfernung der Rippe ist außerordentlich 


einfach, nach Ablassen des Eiters entfiebert der Kranke und geht seiner 
Genesung entgegen, wenn nicht besondere Komplikationen bestehen. Die 


Empyeme sind entweder metapneumonisch oder Grippeempyeme oder tuber- 
kulös. Die metapneumonischen heilen meist ohne besondere Zufälle, beim 
Grippeempyem ist die Lage ernster, zumal wenn eine Mischinfektion mit 
Streptokokken besteht, und tuberkulöse Empyeme operiert man am besten 
nur, wenn sie durch Herzverdrängung oder durch ihre Größe sehr erheb- 


liche, durch Punktion nicht zu beseitigende Störungen machen. Bei vielen | 


Empyemen: liegen Verwachsungen. der Lunge mit dem Brustfell vor, die 
Lunge wird hier also gar nicht völlig zusammenfallen. Handelt es sich 
aber um totale Empyeıne, so kann man durch eines der von Herrn Rosen- 


stein genannten Verfahren sehr rasch die Entfaltung der Lunge fördern. 


Ich gehöre, wie ich offen ausspreche, zu den Chirurgen, die, wie 
Herrn Rosenstein sich ausdrückte, bei der Rivanolbehandlung der Mastitis 
die Nerven verloren haben. Wie lange soll man aber eine Behandlung 
fortsetzen, von der man ‚keine Fortschritte sieht, unter der die Kranken 
dagegen immer mehr zurückkommen. Ich habe eine Reibe von Mastitiden 
mit Rivanol behandelt, aber nie einen Erfolg gesehen. Die Patientinnen 
fieberten anhaltend, es traten Fisteln, Verhärtungen, neue Abszesse auf, und 
wenn wir dann nach einer geraumen Zeit der Behandlung die Mamma auf- 


. schnitten, fanden wir stets dasselbe Bild, Zerfall und Eiterung, daneben 


aber Schwielen und Schwarten und Fistelgänge, die unserer Überzeu- 
gung nach nie ohne Einschnitt zur Heilung gebracht werden konnten. 
Nach dem Schnitt trat stets: rasche Heilung ein. Auch nach dem 
Vortrag des Herrn Rosenstein haben wir bei der Mastitis die gleichen 


_ ungünstigen Erfahrungen gemacht und daher jetzt die Behandlung auf- 


gegeben. 


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1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


14. Dezember 


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Bei der Peritonitisbehandlung haben wir einen günstigen Eindruck 
gewonnen und wenden das Rivanol auch weiter an. Allerdings unter- 
scheidet sich meins Behandlungsart von der vieler meiner Fachgenossen 
insofern, als ich die Bauchhöhle offen lasse, drainiere oder‘ tamponiere, 
während andere sie schließen. Das Rivanol schien uns diese Behandlungs- 
art zu unterstützen. | 

Herr Rosenstein hat gesagt, daß das Rivanol darum ein so vor- 
zügliches Mittel ist, weil es die Bakterien angreife, ohne den Körperzellen 


zu schaden. Das ist m. E. nicht richtig. Es mag verhältnismäßig ungiftig 


sein, unschädlich ist es nicht. Ich selbst habe über Schädigungen berichtet, 
die ich. gesehen habe. Der hervorragendste Kenner auf dem Gebiete der 
chemischen Wunddesinfektion, Conrad Brunner, leugnet die Möglichkeit 
ein für die Körperzellen unschädliches, die Bakterien abtötendes Mittel zu 
finden. Das ist eine gewichtige Stimme, an der wir nicht vorübergehen dürfen. 


Ich glaube, daß nur strengste Kritik und Beschränkung uns auf 


dem Wege der chemischen Wundinfektion weiter bringen können, und 
möchte daher vor einer allzu optimistischen Aufassung nachdrücklich warnen. 
Sonst sind Rückschläge ‘unvermeidlich, die dem guten Kern, der in der 
-Sache steckt, schaden. 

Westenhöfer: Aus der Darstellung Herrn Rosensteing geht die 
prinzipiell außerordentlich wichtige Tatsache hervor, daß die sogenannten 
chemotherapeutischen Mittel, darunter das Rivanol, in doppelter Weise 
wirken, einmal als Desinfektionsmittel und zweitens als „die Resistenz 
des ' Organismus steigernde Mittel“. Das heißt aber nichts anderes, 
als entzündungserregend, oder wie ich sage, artsteigerndi). Sie 
unterscheiden ‚sich mithin höchstens graduell von irgendwelchen anderen 
chemischen Mitteln, z. B. dem Höllenstein, wirken aber im übrigen ganz 
"genau so. Das prinzipiell Wichtige liegt also darin, daß die Therapia 
sterilisans nicht erzielt wird, die imstande ist, allein die Mikroorganismen 
zu vernichten, sondern daß zur Erzielung eines günstigen Erfolges die Art- 
steigerung des betreffenden Organismus (die Entzündung mit allem, was 
dazu gehört) notwendig ist. Der Begriff der Chemotherapie ver- 
liert damitaber seinen ganzen Sonderinhalt, er wird ein.leeres 
Wort. [Zusatz bei der Korrektur: Diose Auffassung bat um so mehr 
Berechtigung, als selbst die Chinintherapie der Malaria, die bisber als das 
* Ideal einer Therapia sterilisans und als Prototyp der Chemotherapie galt, 


nach dem Urteil eines so ausgezeichneten und weitgereisten Kenners tro- 


pischer Krankheiten und ihrer Therapie, wie Peter Mühlens, „das 
Chinin nicht eine direkte parasitizide Wirkung hat, sondern eine 
indirekte, die die eigenen diffusen Kräfte des Organismus anregt und ver- 
stärkt“ (s. Revista médica de Hamburgo, Oktober 1924, Nr. 10, S. 304).] 

PaulRosenstein(Schlußwort): Zunächst möchte ich Herrn Westen- 


höfer auf seine Frage antworten, daß er mich nicht ganz richtig verstanden - 


hat. Ich glaube, daß wir unter Chemotherapie beide dasselbe verstehen, 
nämlich die Heilung bestimmter 'Krankheitserscheinungen durch chemische 
Mittel. Die Rolle, die das Rivanol in den infizierten Geweben spielt, ist 
eine .echte Sterilisation. . Das ist mehrfach erwiesen und kann immer 
wieder von neuem bewiesen werden. Wenn man z. B. einen streptokokken- 
haltigen Abszeß mit Rivanol anfüllt, so wird er allmählich steril, ent- 
weder bei der ersten oder bei einer der nächsten Füllungen. Ebenso geht 
es mit dem Pleuraempyem. Meine bakteriologischen Untersuchungen beim 
Pleuraempyem haben gezeigt, daß der Bakterienbefund allmählich schwindet. 
Ich habe nur allgemein meinen Eindruck dahin zu schildern versucht, daß 
ich — und hier knüpfe ich an das Wort des Herrn Westenhöfer an, 
‘der die Therapia magna sterilisans Ehrlichs zitiert — glaube, die Ein- 
führung eines so starken Desinfektionsmittels in die Gewebe ist ein so 
' starker Reiz, daß nun auch seinerseits das menschliche Gewebe durch er- 
höhte Abwehr reagiert. Diese erhöhte Kampfbereitschaft, die sich z. B. in 
der Hyperleukozytose ausdrückt, bringt es fertig, auch Eiterungen zu 
eliminieren, bei denen es durch das Rivano! nicht zur Sterilisation, sondern 
nur zu einer Abschwächung der Keimvirulenz gekommen ist. — Deshalb 
wird sich — und das ist mein persönlicher Eindruck — die ideale Forderung 
Ehrlichs niemals im menschlichen Gewebe ganz erfüllen lassen, sondern wir 
müssen zufrieden sein, daß wir mit dem Rivanol der Forderung Brunners: 
„Keimtod ohne Schädigung der Gewebe“ schon so nahe gekommen sind. 


Ich komme nun zu den Einwendungen des Herrn Mühsam. Ich 


habe ja heute nur das Pleuraempyem behandelt und die anderen chirurgi- 
schen Infektionen nur gestreift. Ich kann daher auch nicht auf alles ein- 
gehen, was Herr Mühsam vorgebracht hat, sondern kann nur auf das 
verweisen, was ich schon vielfach über dieses Thema ‚gesagt babe. Un- 
erklärlich sind mir die Erfahrungen, die Herr Mühsam mit der Mastitis 
gemacht hat. Wenn ich berichtet habe und heute noch einmal erkläre, 
daß ich über 300 Fälle von- Mastitis, gleichgültig welcher Art, ob phlegmonös 
oder in Abszeßform, ohne Operation zur Abheilung gebracht habe, und 


1) D.m.W. 1923, Nr. 32, 


Herr Mühsam erklärt, daß er in keinem Fall mit der Rivanolbehandlung 
ausgekommen ist, so gibt es dafür nur eine Deutung: daß Herr Mühsam 
infolge der vorübergehenden Reizung und unter Verkennung des klinischen 
Zustandes inzidiert hat, wo Inzisionen unnötig waren. Es ist dann auch 
erklärlich, daß diese scheinbaren „Verheerungen“ in den Geweben vor- 
gefunden werden. Wir haben aber allmählich gelernt, daß das gar keine | 
Verheerungen sind, sondern durchaus harmlose, vorübergebende Gewebs- 
schädigungen, die spurlos ausheilen. Und wer sagt denn Herrn Mühsam, 
daß die Nekrosen, die er bei der Mastitis in den Mammageweben gefunden 
hat, durch die Rivanolhehandlung entstanden sind? Ist es nicht gerade 
ein bei der Mastitis durchaus geläufiger Bofund, Nekrosen, die durch die 
Infektion entstanden sind, zu sehen? Man darf eben bei dieser Behandlung 
nicht die Nerven verlieren. Sie muß gelernt sein wie jede andere, und 
ich habe gerade bei der Mastitisbehandlung zahlreichen Herren aus Berlin 
und von auswärts die besten Erfolge zeigen können. Diese sind sämtlich 
Anhänger dieser Therapie geworden und berichten mir, daß sie auch zu 
Hause weiter dieselben Erfolge erzielen, Herrn Mühsam fehlt also immer 
noch das rechte Vertrauen in die Rivanoltherapie, die, richtig angewandt, 
sehr viel mehr leistet, als wie die Herren glauben wollen. Was speziell 
das Empyem anbetrifft, so sehe ich fraglos einen unbestreitbaren Fort- 
schritt darin, wenn es. gelingt, die Rippenresektion zu vermeiden. Im 
übrigen verweise ich darauf, daß der Standpunkt, nicht primär zu resezieren, 
durchaus nicht nur mein eigener ist, sondern daß er von der Mehrzahl der 
modernen Chirurgen geteilt wird, die möglichst warten, bis der Körper 
etwas entgiftet ist und sich so lange mit einer Entleerung des Eiters durch 
Punktion behelfen. Die üblen Folgeerscheinungen sind eben nicht immer 
zu verhüten, und deshalb hielt ich es für der Mühe wert, noch einmal 


. mit dem Rivanol die unterbrochenen chemotherapeutischen Versuche aufzu- 


nehmen. Herr Mühsam wendet sich wegen seiner schlechten Erfahrungen 
mit Vuzin gegen die Chemotherapie des Empyems; eigene Erfahrungen mit 
Rivanol hat er, wie er selbst sagt, nicht. Die Ihnen gezeigte Tabelle ist 


| deshalb von Wert, weil sie keine ausgesuchten Fälle zusammenfaßt, son- 


dern alle zur Behandlung gekommenen Fälle in gleicher Weise verwertet, 
Und wenn ich Ibnen nun berichten konnte, daß die letzten 10 Fälle sämt- 
lich ohne Rippenresektion der Heilung zugeführt worden sind, so ist das 
kein Zufall, sondern der Erfolg einer systematisch durchgeführten Rivanol- 
therapie, welche damit ihre Daseinsberechtigung erwiesen hat. — Meine 
Resultate sollten veranlassen, daß nun auch andere vorurteilslos, und „ohne 
die Nerven zu verlieren“, auf dem gewiesenen Wege die Chemotherapie des 
Pleuraempyems versuchen. 


Meeresheilkundlicher Ärztekurs in Wyk auf Föhr 
= vom 5. bis 8. Oktober 1924. 


Von Dr. Max Hirsch, Generalsekretär der Balneolog. Gesellsch., Charlottendurg. 


| Dietrich-Berlin: Allgemeine Einleitung. Jeder Tag zeigt immer 
noch die Schädigungen, die unsere Volksgesundheit durch den Krieg erlitten 


hat und die wiederum auf die wirtschaftliche und sittliche Kraft unseres 


Volkes zerstörend einwirkte. Seuchen, Schwächung des Nachwuchses und 
ähnliche Schäden sind Folgen des Krieges und der Teuerung der Nach- 
kriegszeit. Gegen ‚alle diese Schädigungen gilt es für alle, die helfen 
können und helfen wollen, fest zusammenzusteben. Unter den Hilfs- und 
Heilmitteln gegen diese Schäden stehen die kostbaren Heilschätze, die wir ` 
in unseren Heilquellen besitzen, und namentlich die Heilfaktoren unserer 
See in erster Reihe. Es ist dankbar zu begrüßen, daß unsere junge See- 
universität Hamburg sich gern in den Dienst der wissenschaftlichen Er- 
forschung der Seebäder gestellt hat, um die Ärzteschaft zu belehren, deren 
Berufspflicht es ist, die Volksgesundheit durch alle Heilmittel zu fördern, 
unter denen ja die See eine führende Rolle spielt. Wie überall in der 
Medizin, so ist auch für die See die richtige Dosierung die Hauptsache, 
und die muß der Badearzt kennen. Der schlecht unterrichtete Badearzi 
ist der größte Feind des Bades, und es ist eine vorzügliche Kapitalsanlage, 
wenn Badeverwaltungen ihre Ärzte zu Fortbildungskursen entsenden. Auch 
die Hausärzte müssen balneologisch auf der Höhe-sein, und da sie auf den 
Universitäten gewißlich die Balneologie nicht erlernen können, müssen Lehr- 
gänge die Lücke füllen. Der heutige Ärztekurs für Meeresheilkunde ist 
der erste in seiner Art und sicherlich nicht der letzte. Er ist die Er- 
füllung einer Forderung, die der inzwischen heimgegangene Glax schon 
vor Jahren aufgestellt hat. Da die gesundheitliche Pflege nicht nur M 
der Hand des Arztes ruht, sondern auch Sache der Volkswohlfahrtsämter 
und Sozialbeamten ist, wäre zu wünschen, daß auch diese Kreise dureh 
entsprechende Kurse belehrt würden. 

Kestner-Hamburg: Physiologische Grundlagen der Meereshell- 


kunde. Das Wesen des Klimas und seine Einwirkung auf den Gesundheits- 


zustand wurde bis vor kurzem auch von wissenschaftlich hochstahene 
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Kreisen unterschätzt. Das lag daran, daß die Einfiüsse des Klimas 


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: erweisen sich Kinder mit Neigung zu Katarrhen der Luftwege. 


14. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


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nur bei Gesunden und im Tierexperiment untersucht wurden. Zwar erfolgt 
auch eine Klimawirkung auf den Gesunden, aber nicht in dem Maße, wie 
bei den Kranken und  Schwächliohen. Auch wird. das Kind stärker bø- 
einflußt als der Erwachsene. Ein bloßer Aufenthalt an der See ist thera- 
peutisch wirkungslos; vielmehr muß sich der Mensch auch wirklich den 
wirksamen Faktoren des Klimas aussetzen: der Sonnenbestrahlung, dem 
Wind, der Kälte und dem Wellenschlag. Sie alle setzen einen Hautreiz, 
der neben der Bräunung eine Vermehrung des Stoffwechsels im Körper 
hervorruft. Weiter. beobachtet man vermehrte Blutbildung, die von der 
Sonnenscheindauer abhängig ist, vermehrten Gaswechsel, verstärkte und 
beschleunigte Reaktion der Hautkapillaren, verstärkte und beschleunigte 
Pirquet-Reaktion, vermehrtes Wachstum, vermehrten Umfang von Armen 
und Beinen bei gleichzeitiger Abnahme des Bauchumfanges. Da die Klima- 
reize nur wirken, wenn sie die Haut des Körpers treffen, aber nicht im 
geschlossenen Raum, hat man es völlig in der Hand, die Stärke der Klima- 
wirkung zu dosieren. Für die Wintermonate, in denen das Faulenzen am 
Strande unmöglich ist, ist es besonders wichtig, die Kinder trotzdem ins 
Freie zu bringen. In der Zeiteinteilung der Kinderheime muß allerdings 
darauf Rücksicht genommen werden, und es müssen Sport und Sportspiele 
im Freien getrieben werden, damit die Kinder möglichst leicht gekleidet 
im Freien Wind und Sonne ausgesetzt werden. 

Mol-Haag, Holland: Das Lichtklima an der holländischen Küste. 
Die Lichtverhältnisse an der Meeresküste -sind die Grundlagen der Eigen- 
schaften des Seeklimas gegenüber dem Inland. Die subjektive Licht- 
empfindung ist stärker. Die Haut pigmentiert sich viel mehr an der See 
als im Inland, und auch die photographische Platte wird viel schneller 
und stärker beeinflußt Mit dem neuen Instrumentarium des Physikers 
Moll- Utrecht sind jetzt vergleichende Untersuchungen im Gange in 
Scheveningen und in der Nähe von Utrecht. Bisher hat sich ergeben, daß 
die kurzwelligen Strahlen proportional mit der Sonnenstrahlung bei gleicher 
Sonnenhöhe zunehmen und daß die Intensität der Sonnenstrahlung bei 
gleicher Sonnenhöhe im Winter stärker ist als im Sommer. Die höheren 
Luftschichten wurden an der Küste und im Inland mit meteorologischen 
Drachen und mit Flugzeugen untersucht. Es hat sich gezeigt, daß der 
Wassergehalt der höheren Luftschichten am Meere erheblich geringer ist 
als im Inland, wenigstens in den Monaten März und November. Die Zahl 


der hellen Tage ist in Scheveningen doppelt so groß als im Inland; der 


Niederschlag und die Zahl der Regentage ist dagegen geringer. Die Unter- 
suchungen müssen viele Jahre weitergeführt werden, bis man abschließende 
Urteile abgeben kann. 


Kleinschmidt - Hamburg: Meeresheilkunde und Kinderkrank- 


heiten. Die Verschickung von Kindern, gleichgiltig in welchen Ort, be- 


deutet in einer großen Zahl von Fällen den Fortfall von Schädigungen, 
die bis dahin auf das Kind einwirkten. Außerdem kann bei vielen Kindern 
unabhängig von dem Klima des Seeaufenthaltsortes durch bessere Körper- 


pflege und Körperübung, zweckmäßigere Ernährung und Erziehung sehr 


viel geleistet werden. Die Verschickung an die See erfordert schon aus 
finanziellen Gründen eine genaue Vorbegutachtung der Kinder. Bei weiter 
Entfernung von der See sollen nur die Kinder an die See verschickt 
werden, denen die in der Nähe befindlichen Heilfaktoren keinen genügenden 
Nutzen bringen. Als besonders geeignet für die Verschickung an die See 
Doch ist 
nur bei genügend langem Aufenthalt an der See und gleichzeitiger Be- 
rücksichtigung der Ernährungsverhältnisse eine wirklich nachhaltige Wirkung 
zu erwarten. Es muß also eine sorgfältige Auslese stattfinden, welche 
Kinder an die See verschickt werden sollen, damit diejenigen, die der 
Seebehandlung bedürfen, sie möglichst lange erhalten können. Bei den 
neuropathischen Kindern kann mad mit richtiger Dosierung an der See 
gute Erfolge erzielen. Der postinfektiössen Anämie ist eine gesteigerte 
Beachtung zu widmen. Beim Asthma ist die Beachtung der zerebralen 
Komponente unerläßlich.” Genügende Einrichtungen zur Behandlung der 
chirurgischen Tuberkulose sind an der deutschen Küste nur vereinzelt vor- 
handen. Zur Behandlung von Skrofulose, Drüsen- und Hauttuberkulose 
wird die See mit Vorteil in großem Umfange herangezogen. Die Dauer 
der Tuberkulosekuren darf nicht schematisch festgelegt werden. Für Kinder 
mit konstitutioneller Schwächlichkeit bedeutet der Seeaufenthalt vielfach 
einen besonderen Anreiz für die körperliche Entwicklung. 

- Mol- Haag, Holland: Strandkolonien für Rachitis. Soziale Kinder- 
hygiene ist schon getrieben worden, ehe das Wort gebildet war; sie ist 
an der See geboren wie die Venus anadyomena. Es läßt sich mit wenig 
Mühe und Kosten in Großstädten eine wirksame Fürsorge für die Klein- 
kinder durch Tageskolonien veranstalten. Das ist besonders deshalb 
wichtig, weil man dadurch die Kleinkinder für die Fürsorge besser erfassen 
kann. Die Tageskolonien besteben im Haag in einem Park und liegen in 
Scheveningen am Strande. Bei Rachitis, 
günstige Erfolge gesehen. Die zurzeit fast ganz vernachlässigte Fürsorge 


Skrofulose usw. werden. sehr ' 


des jungen Kindes soll viel mehr geübt werden. Gerade im Spielalter 
besteht das Bedürfnis noch mehr als bei den Schulkindern, für welche die 
Ferienkolonien usw. schon in bedeutenderem Maße sorgen. 


M. Hirsch: Charlottenburg: Die Heilkraft der See in ihrer sozialen 


Bedeutung. Die Vorzüge der Seeluft bestehen in der Gleichmäßigkeit der 
Temperatur, der ständigen Luftbewegung, der Reinheit und Keimfreiheit 
der Luft und vor allem der enormen Lichtfülle. Die klimatischen Kuren 
an der See werden durch die Seebäder ausgezeichnet ergänzt. Die Heil- 
anzeigen der See sind Skrofulose, Tuberkulose, namentlich der Bronchial- 
drüsen, der Knochen und Gelenke, aber auch der Lunge in nicht allzu 
weit vorgerückten Stadien, Rachitis, lymphatische Diathesen, Konstitutions- 
störungen, Blutarmut und Nervenschwäche, also das ganze Heer der Krank- 
heiten der Armut und des Elends. Seit jeher haben sich die Seebäder in 
den Dienst der Bekämpfung dieser Krankheiten auch von sozialem Stand- 
punkte aus gestellt. Schon am Ende des 18. Jahrhunderts wurde in Eng“ 
land ein Seehospiz für Skrofulose in Margate errichtet. Im dieselbe Zeit 
fallen auch die Anfänge des deutschen Seebadewesens. 1833 wurde von 
Beneke der Verein für Kinderheilstätten an den deutschen Seeküsten ins 
Leben gerufen und in Wyk auf Föhr das erste deutsche Seehöspiz ge: 
schaffen, der eine große Reihe anderer Seehospize und auch zwei See- 
hospitäler folgten, deren Wirken durch Ferienkolonien segensreich ergänzt 
wurde. Aber diese Bestrebungen wurden durch den Krieg unterbrochen, 
während die sozialen Krankheiten durch die Nöte des Krieges und der 
Nachkriegszeit erschreckend zunahmen und sich in ganz ungeheurem Maße 
auch auf weitere Volksschichten ausdehnten, namentlicb auf den Mittel- 
stand, dessen Not ja besonders stark ist. Es gilt nun, die Bäder und 
namentlich die Seebäder in erhöhtem Maße in den Dienst der Bekämpfung 
der sozialen Krankheiten zu stellen. Die Verarmung’ unseres Landes ge- 
stattet es nicht, den früheren Weg einzuschlagen und neue Hospize zů 
gründen. Daher haben auf Anregung von Ministerialdirektor Dietrich 
vom Preußischen Wohlfahrtsministerium die Balneologische Gesellschaft 

und die Zentralstelle -für Balneologie gemeinsam eine Stelle geschaffen, die 
in den stilleren Kurzeiten Ermäßigung auf Wohnung, Verpflegung, ärztliche 
Versorgung, Kurmittel und Kurtaxe erstrebt. Damit könnte dem wirt- 
schaftlich bedrängten Mittelstande geholfen werden und auch den Kurorten, 
für die eine bessere Ausnützung der stilleren Kurzeiten nur wünschens“ 
wert sein dürfte. Das kann um so eber geschehei, als an der See der 
Herbst und Winter die besten Kurerfolge bieten und durch die 'wesent- 
lichen milderen klimatischen Verhältnisse als im Bionenland ausgezeichnet 
ist. So könnte auch der ganzjährige Badebetrieb gefördert werden, was 
nieht nur wirtschaftich vorteilhaft ist, sondern auch besonders nach der 
prophylaktischen Seite hin, für die Behandlung der Tuberkulose, Skrofu‘, 
lose und Rachitis. 


Kirchberg-Berlin: Sport und Gymnastik an der See. Die Wir 
kung des Seeklimas ist ähnlich der an Sport und Gymnastik. Es wäre. 
sehr zu wünschen, wenn Sport und Gymnastik in den Seebädern mehr zur 
Geltung kämen und ein geordneter Betrieb durchgeführt würde. Natürlich, 
muß die Leitung und zum mindesten die Aufsicht bei Sport und Gym- 
nastik einem Arzt anvertraut werden, der aber auch sportärztliche Kennt- 
nisse besitzen muß. Es ist falsch, eia schwächliches Kind einem Laien- 


. gymnastiker anzuvertrauen oder ein asthmatisches Kind Atemübungen. 


machen zu lassen, die nicht vom Arzt überwacht ‚werden. Sogar Kinder 


- mit Knochentuberkulose könnten an der See vorzüglich Gymnastik treiben. 


Damit die Ärzte Gelegenheit finden, sich sportärztliche Kenntnisse zu or- 
werben, veranstaltet die Hochschule für Leibesübungen vom 1. bis 15. Mai 
einen kurzen Ärztelehrgang, der besonders für die Ärzte in Seebädern ge- 
dacht ist. Weiter müssen in den Seebädern Sport- und Gymnastiklehrer 


und -lehrerinnen angestellt werden, die ebenfalls in der Hochschule für, 


Leibesübungen ibre Ausbildung finden. Als Sportarten sind an der See 
besonders zu empfehlen das Laufen auf den Dünen und Nacktgymnastik 


in Dünentälern, besonders wenn die bewegte Luft im Herbst das Liegen. 


am Strande nicht mehr gestattet. Davon kommen in Betracht alle Arten. 
von Leichtgymnastik, die Kriechübungen nach Klapp, vor allem das 
Laufen zur Stärkung von Herz und Lungen. Immer aber ist eine genaue‘ 
Dosierung durch den sportlich ausgebildeten Arzt nötig, der aber auch 
mit den badeärztlichen Verordnungen gut bekannt sein muß. Die Atmungs- 
gymnastik der gesunden Kinder wird am besten im Spiel geübt. Auch das 
Ballspiel, namentlich der „Medizinball*, Boxen und Sprungübungen sind. 
zweckmäßig. Kostspielige Vorbereitungen und Anlagen sind nicht nötig, 
Selbst der Tennisplatz ist überflüssig. Für die gesunden und erholungs- 
bedürftigen Badegäste sind Sport und Gymnastik glänzende Kräftigungs- 
und Abhärtungsmittel, für alle Kranken auch ein Heilmittel. Asthmatische 
Kinder werden von ihrem eigenen Ich abgelenkt, Konstitutionskrankheiten , 
werden behoben. Die Umformung des Brustkorbes der Asthmatischen wird. 
erreicht. Emphysematiker werden von der Atmungsgymnastik an der See. 
besondere Vorzüge haben. Auch in der Behandlung der Fettsucht ` be- ` 


-1789 


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währt A die y Verbindung der Soebäder mit Sport ind Gymnastik be- produktiver Prozesse: möglich : sei. Die senken Kitna stützten sich’ 
sonders gut. | darauf, daß käsige Massen unscharfe, verwaschene Herdschatten mit zentral 
Le Blanc- -Hamburg: Meeresheilkunde und Idsäre Medizin. . .Der | größerer Dichte geben.. Benachbarte Herde geben zusammenfließende Herd; 
große Vorzug der. Seebäderbehandlung ist die‘ Tatsache, . daß- der Kranke | schatten. Produktive nodöse Herde erzeugen scharf und unregelmäßig bg 
‘dem Sesklima länger und intensiver ausgesetzt ist wie jedem anderen Heil- | grenzte Herdschatten mit dichtem Zentrum und kleinem Hof. Die exsu- 
faktor. Als Folge einer Seebadekur zeigt sioh eine Steigerung des Stoff- | dativen Prozesse’ (meistens der bronchogenen Phthise angehörig) geben eine 
wechsels, . Gewichtszunahme, Steigerung der, Atmungstätigkeit, Kräftigung | schlechtere Prognose als die produktiven. Diese Resultate fanden 7 ustimmung 
des gesunden und schnellerer Wiederaufbau: des geschädigten Körpers. | und Widerspruch.. So würde z. B. von Aßmann die Übertragung histo. - 
‘- Besonders zu betonen ist die Wirkung des Seeklimas auf die Haut. Die | logischer Begriffe auf die makroskopische Untersuchung und die Röntgen- E 
Haut ist nach den neuesten Forschungen ja nicht nur als eine Körperhülle bilder. abgelehnt. Marchand bemerkte, daß exsudative und produktive 
aufzufassen, : sondern sie ‘hat verschiedene biologische Funktionen. Sie ist | Prozesse sehr oft: nebeneinander vorkömmen, ja auch an demselb ın tubers 
eine wichtige, wenn nicht gar die Bildungsstätte der Immunität. Die | kulösen Herd. Vortr. hat diese Probleme in den letzten Jahren studiert ° 
Erfolge der Seebadekuren erstrecken sich auf'die Kräftigung der Gefährdeten, | und lehnt es ab, augs einem èi nzigen Röntgenbilde Schlüsse auf die ana- ` 
und gefährdet ist jeder, dem in seiner Häuslichkeit Licht, Luft und Sonne | tomische Beschaffenheit des Prozesses zu ziehen. Die Prognose muß viel’ 
entzogen, wird. Ferner erstrecken sich die Erfolge der See auf diejenigen, | vorsichtiger gestellt werden, als dies die genannten Autoren tun. Nur die 
die geschädigt und nicht mehr krank sind. Als solche Individuen sind.die -| fortlaufende Beobachtung im Einzelfalle, die Herstellung von P)ttenserien 
Genesenden und Erschöpften anzusehen.. Aber man darf nicht vergessen, und deren genaues Studium hat ergeben, daß Schatten, denen man nach der | 
daß das Klima an der See und.gar der Nordsee ein erregendes ist.. Daher | bisherigen Meinung große Bedeutung hätte zusprechen sollen, in kurzer Zeit 
darf man an die See nür solche Menschen schicken, die noch auf die Reiz- ` verschwunden oder durch knotig-streifige Schatten ersetzt worden sind und . 
wirkungen der See ansprechen können.. Im Vordergrund der Seebehand- | umgekehrt. Flächenhafte Schatten sind in manchen Fällen zurückgegangen, 
‚lung steht die Dosierung und die Vermeidung ` von Übertreibüngen. Be- | in manchen zu Bildern geworden, die auf Kavernen hinweisen. Vortr. 
trachten. wir die einzelnen. Krankheitsgruppen, die. an der See erfolgreich | denkt daran, daß die raschen Veränderungen Zeichen von Ödembildung’üund 
-zur Behandlung kommen, so kommt zunächst die schnelle Regeneration | Ödemschwund oder. einer kongestiven Hyperämie sind. Die Stadienkategori- 
anämischer Zustände in Frage. Die Hämoglobinzunahme geht an der See | sierung der einzelnen Fälle hat viel mehr Zustimmung gefunden als die 
` schnell und nächhaltig.vor sich, Die Blutregenerationskraft ist bei dem - Trennung exsudativer und produktiver Formen. Die zugrunde liegende An- 
weiblichen. Geschlecht unvergleichlich stärker ausgeprägt als beim männ- | schauung ist, daß im Kindesalter die Tuberkulose akquiriert wird und. sich 
lichen. .Sekundäre Anämien werden therapeutisch. beeinflußt, wenn die | auf.dem Lymphwege ausbreitet, daß sie. sekundär auf dem Blutwege in 
| Ursache, ‚beseitigt ist. Die Besserung von perniziösen Anämien und Leuk- | allen Organen Metastasen setzen kann, daß sie tertiär- als Phthise er 
‚ämien.. im Seeklima wird mitunter angegeben, ist aber wohl anzuzweifeln... scheint, die sich. dem Bronchialbaum entsprechend ausbreitet. Für. die 
Als zweite ‘Gruppe. kommen an der See die Erkränkungen der Luftwege | Erwachsenen kommt hauptsächlich das sekundäre und tertiäre Stadium in- 
in’ Betracht. . Es zeigt sich sehr deutlich eine Erhöhung der Widerstands- | Betracht; bei diesen Fällen muß sich zeigen, ob es möglich ist, diese Stadien _ 
kraft gegen Erkältungen. Sogar die chronischen Bronchiektasien werden | zu trennen und, die richtige Prognose zu stellen. Die hämatogene Tuber- 
gut beeinflußt. Beim Asthma ist das echte Asthma von asthmatischen Zu- | kulose gilt als weniger bösartig trotz-Blutungen, Fieber, Gewichtsverlust 
ständen abzugrenzen, wie überhaupt der Begriff ‘des ’Asthmas sehr zu diffe- | und selbst Gewebszerfall; der Krankheitsverlauf dauert sehr lange mit Be- 
renzieren ist. Das kardiale und urämische Asthma gehören ‘ebensowenig | missionen von jahrelanger Dauer. Die’ Prognose quoad vitam ist also 
an die See, wie die Insuffizienz des rechten. Herzventrikels, die gern als | günstig. Hierher gehören die tuberkulösen Erkrankungen der Drüsen. und 
Asthma bezeichnet wird. Das sind Zustände, die in klinische Behandlung | Gelenke und alle. Herderkrankungen in den verschiedenen Organen. .Die 
gehören. Ausgezeichnet wirkt die See auf die Reizzustände der Pleuritiden | Phthise führt. im. Verlaufe von höchstens 7 Jahren: zum Tode (nach Nou- 
und auf die Lösung der Verwachsungen. Auffallend ist die Tatsache, daß | mann), wenn nicht durch ärztliches Eingreifen (z. B. operative Therapie | 
‚ an unseren Seeküsten so wenig. Tuberkuloseheilstätten sind, die hier sehr’ |- bei vorzugsweiser Erkrankung einer Seite) das Leben verlängert wird. ‚Die 
berechtigt wären. Gerade bei der Behandlung der Lungentuberkulose. an. | galoppierenden Formen und die Pneumonia caseosa führen rasch zum 
der See ist strengste .Dosierung und sorgfältige ärztliche Überwachung er- | Exitus. Zu diesen Fällen gehören auch schwere Darmerkrankungen. Häma- - 
forderlich. Lungentuberkulose -mit Fieber und mit Komplikationen gehören | togene Metastasen sind bei Phthise selten. Vortr. hat nun im Wilhelminen- 
nicht an die See. Vor allem dürfen sie keine: Bäder an der See nehmen, ‚ Spital gemeinsam mit der Prosektur und den Tuberkuloseabteilungen. 
Abreibungen mit Seewasser sind dafür zu empfehlen. Zù starke Sonnen-. | (Prof. Sorgo, Prof. Neumann) die Tuberkulose durch Jahre studiert, 
bestrahlung kann leicht zu Aktivierung der tuberkulösen Prozesse führen. Das erste Ergebnis, das der Assistent des Vortr., F. Fleischner, ermittelte, . 
Von den Herzkranken gehören. die dekompensierten Fälle unter keinen war, daß die Flächenschatten an den Lappenspalten nur selten durch inter- 
Umständen an die See; dagegen erholen sich körperlich überanstrengte lobäre Ergüsse hervorgerufen sind;- es handelt sich vielmehr meist um 
Menschen mit nervösen ‚Herzstörungen sehr schnell an der See. Ebenso ` Lappenerkrankungen, eventuell mit konsekutiver Erkrankung der zuge 
soll mån mit der Empfehlung, ‚Arteriosklerotiker an die See zu schicken, | hörigen Pleura, unter Umständen auch der Pleura des Nachbarlappens. 
weil die See den Blutdruck herabsetze, sehr vorsichtig sein. Jedenfalls | Diese Prozesse sind sehr häufig, weil man. bei der planmäßigen Untersuchung 
. fühlen sich die Arteriosklerotiker im Mittelgebirge wohler. von erkrankten Lungen entsprechend der großen schrägen Spalte zwischen 
| ins en den Lappen oft Schatten findet, die man bei der üblichen sagittalen Durch‘ 
Wien. leuchtung nicht finden kann. Man beobachtet linear angeordnete Flecken, 
y na | die zu einem die Lappengrenze markierenden Bande vereinigt sind. 60 
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 10. Oktober 1924. ` | entstand der Eindruck von Tuberkulosefällen mit dem Brunchusverlauf ent- 
M. Haudek: Neue Gesichtspunkte zur Beurteilung der Entwicklungs- - sprechender Ausbreitung. Solche Flächenschatten finden sich in nur wenig 
stadien und der Prognose der Lungentuberkulose. Die Tuberkulose hat ' Fällen bei der nichttuberkulösen Pneumonie und malignen Tumoren. Die 
sich infolge der schweren Schädigungen der Volksgesundheit während und 


Fälle mit diesen Flächenschatten, die also der, wenn man der früheren 
nach der Kriegszeit sehr ausgebreitet. Aus diesem Grunde hat man sich | Ansicht folgen will, prognostisch ungünstigen Gruppe der Tuberkulose (0. 0.) 


in erhöhten Maße jetzt der Tuberkulosefürsorge zugewendet und darum angehören, haben nun tatsächlich gar keine so schlechte Prognose, „wie die 
wird auf dem Gebiete der Klinik der pathologischen Anatomie und der, Serienbeobachtungen des Vortr. zeigen. In manchen Fällen ist die Prognose. 
Immunbiolögie der "Tuberkulose anhaltend angestrengt gearbeitet. Die recht günstig, wie die Untersuchungen an Kindern durch Sluka schon vor 
Röntgenmedizin hat dabei eine verhältnismäßig bescheidene Funktion: sie | Jahren ergeben haben. Vortr. ist der Ansicht, daß diese Schatten ‘nicht 
gibt keine positiven Befunde bei frischen Krankheitsherden und bei Drüsen- | nur bei der dem Bronchusverlauf entsprechenden Tuberkuloseausbreitung 
erkrankungen, sie zeigt viel mehr bei vernarbten als bei aktuellen Prozessen. | vorkommen, sondern auch ganz anderen Momenten ihre Entstehung Ye 
Die Röntgenuntersuchung wurde darum auch vor allem zur Kenntnis der | danken. Vortr. demonstriert nun Röntgenbilder, die zeigen, dab eine 
Lokalisation der Tuberkulose benutzt und zur Beurteilung des jeweiligen gänseeigroße Kaverne im rechten Unterlappen sich zurückbildete. -Bine 
Stadiums der Krankheit nach Turban und Gerhardt. — Gräff und | große Kaverne an der Basis des rechten Oberlappens verkleinerte sich ‘sehr. 
Küpferle haben auf dem Wiesbadener Internistenkongreß 1922 vorgetragen, während an der Lappengrenze links ` eine Infiltration auftrat, die mit einer 
daß es auf Grund des Röntgenbildes möglich sei, zu sagen, wie der ana- | interlobären Spalte ausheilte. Aus der großen Zahl von Beobachtungen, 
tomische Prozeß im einzelnen Falle beschaffen sei. Es sollten also die | von denen Vortr. viele Stichproben vorlegt, kommt Vortr. zu folgenden 
verschiedenen Formen der Phthise durch Röntgenuntersuchung ebenso aus- | Schlüssen: Aus einem einzigen Bilde kann für die Entscheidung über den 

einandergebalten werden können wie durch physikalische Untersuchung. | anatomischen Charakter der in den einzelnen Lungenbezirken vorliegenden 
Die Vergleichung der Ergebnisse der Röntgenuntersuchung und der Ana- | Erkrankungsformen nur mit großer Reserve ein Schluß gezogen. worden. 
tomie führte sie zu dem Satz, daß eine Unterscheidung exsudativer und | Bilderserien bringen ‚häufig Überraschungen, indem Schattenformationed, 


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14. Dezember 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. | | 1791 


welche auf eine exsudative Tuberkulose hätte schließen lassen, verschwinden 
oder nur knotig-streifige Verdichtungen zurücklassen, wie bei der produk- 
tiven Tuberkulose. Die Unterscheidung zwischen dem sekundären und ter- 
tiären. Stadium der Tuberkulose erfährt durch das Röntgenbild vielerlei 
Unterstützung, andererseits aber auch bedeutende Einschränkungen hinsicht- 
lich ihrer Verläßlichkeit. Kongestive, rückbildungsfähige Pneumonien oder 


subpleuzale, hämatogene Schübe mit perifokalem Ödem und starke Pleura- . 


reaktion — fibrinose, später fibröse Pleuritis — können lappenrandständige 
Schattenformen und bronchogene Prozesse vortäuschen. Die Prognose und 


"Indikationsstellung wird daher durch eine, wenn auch kurze Kontrollbeob- 


“achturg sehr erleichtert. Die beim Kinde klinisch und röntgenologisch 
vielfach festgestellte Selbstheilungstendenz der Tuberkulose — Sluka, 


Rach, Wimberger, Eliasberg und Neuland, Epstein, Langer, 


Harms u. a. — besteht auch beim Erwachsenen in hohem Maße. Rück- 
bildun : und Verschwinden der Herde wird bei der hämatogenen Form beob- 
achtet, nach Lorey und Umber sogar bei der Miliartuberkulose sowie bei 
den Fleck- und Flächenschatten gebenden Prozessen der exsudativen Tuber- 
kulose. Das gleiche gilt für Kavernen, selbst wenn sie schon bedeutende 
Größe erreicht haben. Dabei handelt es sich auch um Fälle, wo die 
Therapie lediglich eine kurative war. d. h. Spitalspflege und Schonung. Im 
Verlaufe der Lungentuberkulose treten schubweise Lungenentzündungen auf, 
die einen ganzen Lungenlappen oder große Teile eines solchen einnebmen. 
Die befallenen Partien sind im Röntgenbild gut abgrenzbar (lobäre Pneu- 
monien). Sie können auch kleine Entzündungsherde bilden, die als zart- 
graue Flecke mit weniger scharfen Grenzen wahrgenommen werden (lobulär- 
pneumonische‘ Herde). Diese Herde dürfen nur zum Teil als exsudative 
Bildungen (käsig, zum Zerfall neigend) als prognostisch ungünstige For- 
mationen angesehen werden. Die beginnende Tuberkulose etabliert sich 
durchaus nicht immer in den Spitzen. In zahlreichen Fällen finden sich 
schwere, selbst kavernöse Erkrankungen der tiefergelegenen, namentlich der 
hilusnahen Abschnitte, während die Spitzenfelder vollkommen bell sind oder 
nur den zarten Randsaum zeigen, der darauf schließen läßt, daß die Lappen- 
pleuritis, die bei Vernarbung zur Pleurakappe wird, bis über die Spitze 
hinaufreicht. Der oben erhobene Befund ist also belanglos, der eigentliche 
Prozeß sitzt oft ganz wo anders, als er bei der physikalischen Untersuchung 
gesucht und gefunden wird. Die physikalische Spitzendiagnostik ist über- 
feinert (Neumann: der Formenkreis der beginnenden Tuberkulose). Aller- 
dings sind die Bedingungen für die Ermittlung zentraler Herde und Narben 
für die Auskultation und Perkussion — große, mitschallende, deckende 
Parenchymmasse — ebenso ungünstig, wie sie für das Röntgenauge günstig 
sind: die große Masse des lufthaltigen, kontrastgebenden Parenchyms, die 
Möglichkeit der Durchleuchtung in verschiedenen Richtungen. Bei der 


Spitzenuntersuchung liegen die Vorteile umgekehrt. Es wird noch von seiten 
der Anatomen festzustellen sein, wie sich das zahlenmäßige Verhältnis der 
ersten Lokalisation der Tuberkulose beim Erwachsenen hinsichtlich Spitzen 
und übrigen Lungenabschnitten ausdrückt. Auch sie haben in ihrer bis- 
herigen Hauptrolle als Kontrolleure der klinisch-physikalischen Befunde 


gewiß auch den Lungenspitzen mehr Beachtung geschenkt als den in ihrer 


Bedeutung durchaus nicht gering zu schätzenden Regionen um die Inter- 
lobärspalte herum. Auch sie hatten übrigens hierbei Gelegenheit die Über- 
feinerung der Spitzendiagnostik festzustellen. Fanden doch Meixner und 
Harg bei der Obduktion von Insassen von Kriegerheilstätten, die nicht an 
Tuberkulose gestorben waren, die Lungenspitzen, wegen deren Erkrankung 
die Soldaten als dienstuntauglich erklärt worden waren, nicht selten völlig 
frei von Tuberkulose. Nunmehr sollen bei den Sektionen die Röntgen- 
befunde rigoros nachgeprüft werden. Vortr. ist überzeugt, daß die Sta- 
tistiken der Anatomen dann hinsichtlich der Lokalisation der beginnenden 
Tuberkulose dieselbe rapide Beeinflussung erfahren werden, wie man es 
bezüglich der positiven Ulkus- und Narbenbefunde im Magen und Duo- 
denum erlebt hat. In Singers diesbezüglicher Zusammenstellung hatte 
Hart.1916 schon ein Vielfaches der Promilleziffern zu verzeichnen, die seine 
Kollegen 20 Jahre vorher aufgestellt hatten. Obwohl die Kindertuberkulose 
gewiß nicht ohne weiteres in Analogie zu setzen ist mit der der Er- 
wachsenen, möchte Vortr. schließlich doch nicht unterlassen, daran zu er- 
innern, daß beim Kinde die Spitzentuberkulose so gut wie gar. nicht vor- 
kommt und der tiefe, ja basale Sitz zur Regel gehört. Bezüglich der 
Deutung der Genese der flüchtigen Lungenverschattungen möchte Vortr. 
sich nur mit größter Reserviertheit äußern, da hier das Gebiet der Hypo- 


these beginnt. Vortr. will sich damit begnügen, folgende Möglichkeit an- 


zuführen und vorsichtig kritisch zu beleuchten. a) Die kongestive Pneumonie 
ist Vorläufer der gelatinösen oder käsigen, aber ihr zell- und eiweißarmes 
Exsudat kann noch leicht wieder aufgesaugt werden (Bard, Pierry, 
Grancher, Boule, Cornet). Vortr. hat zum ersten Male von W. Neu- 
mann über die Existenz einer solchen rückbildungsfähigen Tuberkulose 


etwas erfahren. Dieser beschreibt auch Obduktionsbefunde in seinem 


Buche. — b) Die obengenannten Kinderärzte haben die von ihnen oft ge- 


sehenen rückbildungsfähigen Infiltrate mit der Erkrankung der regionären 


Lymphdrüsen in Zusammenhang gebracht, insbesondere Sluka und Engel. 
Für die Kindertuberkulose ist eine gewissermaßen antiperistaltische 
lymphogene Ausbreitung der Tuberkulose zugegeben worden, u, a. auch 
von Greff und Küpferle; für die Erwachsenen ist sie entschiedenst ne- 
giert worden. c) Nach den Röntgenbildern des Vortragenden ist die Mög- 
lichkeit, daß pleuranahe, hämatogene Aussaaten zu Flächenschatten. führen, 
durchaus nicht auszuschließen. I | 


Rundschau. 


Zur Geschichte der Okzipitalinzision und -punktion. 


Eine Richtigstellung nebst Bemerkungen über Unterhornpunktion 
und Plexusresektion. 


Von Prof. Dr. M. Westenhöfer, Berlin. 


Die Okzipitalinzision und -punktion ist zwar keine Errungen- 
schaft von so allgemeiner Bedeutung, daß es sich verlohnte, öffentlich 
Prioritätsansprüche zu erheben. Wenn man aber die Beobachtung 
machen muß, daß, trotzdem bereits mehrfach von verschiedenen 
Seiten auf die Urheberschaft der Methode hingewiesen wurde, doch 
von der Mehrzahl der Autoren auch noch in der allerjüngsten Zeit 
diese Urheberschaft ins Ausland, nämlich nach Amerika verlegt wird, 
so erscheint es mir Pflicht zu sein, in der in Frage kommenden Fach- 
presse darauf hinzuweisen, daß die Methode in Deutschland zuerst er- 
funden und auch gleich am Menschen ausgeführt wurde und zwar8 Jahre, 
bevor amerikanische Forscher mit den Berichten über ihre Versuche 
an Hunden an die Öffentlichkeit traten. Es ist wirklich nicht nötig, 
daß wir, die wir heute noch zum größten Teil uns in der Lage 
des wissenschaftlichen Boykotts seitens unserer ehemaligen Kriegs- 
gegner befinden, irgend welche Errungenschaften auf wissenschaft- 
lichem Gebiete, mögen sie noch so gering sein, dem Auslande zu 
Gute schreiben. Das ist in letzter Zeit nicht nur mit Forschungs- 
ergebnissen von mir so gegangen, nämlich außer mit der Okzipital- 
inzision auch mit meiner Melktheorie der Nierenkelche, die von 
deutscher Seite einem Holländer zugeschrieben wurde, sondern 
auch mit den Arbeitsergebnissen anderer Forscher. 

‘Die Okzipitalinzision wurde von mir im Mai 1905 auf Grund 
meiner Untersuchungen über die pathologische Anatomie der epide- 
mischen Zerebrospinalmeningitis gelegentlich der oberschlesischen. 
Genickstarreepidemie zur Behandlung des Pyozephalus und des 
chronischen entzündlichen Hydrozephalus vorgeschlagen. Nachdem 


ich an Leichen den Ärzten des Knappschaftslazaretts in Königshütte 
die Möglichkeit der Ausführung vorgeführt hatte, wurde die Operation 
von dem chirurgischen Chefarzt des Lazaretts Hartmann 4mal am 
Lebenden ausgeführt. Ich berichtete über die Operation auf dem ober- 
schlesischen Ärztetag am 5. Mai 19051) im Anschluß an die Demon- 
stration der Eintrittspforte der Meningokokken in den Körper, näm- 


lich der Angina retronasalis, und ausführlicher unter Vorlegung 
‚ von entsprechenden Situspräparaten des Schädels und Gehirns auf 
' der 78. Naturforscherversammlung in Stuttgart 1906 gelegentlich 


meines im Auftrage der Gesellschaft gehaltenen Referats über den 
Stand unserer Kenntnisse über die Genickstarre?). | 
Die Methode der Inzision des Ligamentum atlanto-oceipitale 
zur Eröffnung der großen Cisterna cerebello-medullaris an Stelle 
der einfachen Punktion habe ich aus. zwei Gründen gewählt: erstens 


‚sollte durch die Operation die Zisterne nicht nur geöffnet, sondern 


auch drainiert werden und zweitens würde ich damals keinen Arzt 
überredet haben können, die Punktion zu wagen, ging doch selbst 
der ausgezeichnete Chirurg des Lazaretts nur mit großem Bedenken 
und Zagen an die Operation, die ihn in scheinbar bedenkliche Nähe 
des „Lebenspunktes“ führte. Für mich, der die topographischen 
Verhältnisse eingehend untersucht hatte, war es klar, daß durch 
eine Punktion an derselben Stelle die Zerebrospinalflüssigkeit viel 
leichter auch zu diagnostischen Zwecken entleert werden könnte, 
als es durch die viel schwieriger ausführbare Quinckesche Lumbal- 
punktion geschieht, und ich empfahl diese Methode den Kranken- 
hausärzten auch in diesem Sinne. Die so begreifliche psychische 
Hemmung, von der Nonne in seiner Abhandlung über die Okzipital- 
punktion mit Recht spricht, mag es verhindert haben, daß diese 
Methode so lange ihrer praktischen Einführung harren mußte, war 


1) Schlesische Ärzte-Korrespondenz 1905, Nr. 19... 
2) B.kl.W. 1906, Nr. 39. 


EA NES A i a Die 
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IE EN 


192 049% — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.50.°.° 0..." °° 2.14. Dezember. 
sieht‘ in der immer stärker werdenden Zunahme des’ Kurpfuschertums eina 
` erhebliche Gefahr für die Volksgesundheit und hält deswegen den Erab ` 
eines Kurpfuschereiverbotes für erstrebenswert. Sollte dieses nicht er- 
reichbar: sein, so hält sie es. für zum mindesten. unbedingt geboten, daß 
staatliche und Gemeindebehörden, Versicherungsanstalten, Krankenkassen- 
verbände usw. jede Unterstützung des. Kurpfusehertums unterlassen und 
 daß- die Behandlung von, ansteckenden (besonders ’Geschlechts-) Krankheiten 


die Rücksicht. auf diese Hemmung doch auch für mich die Ver- 
anlassung, bei meinen’Veröffentlichungen lediglich den chirurgischen 
Gesichtspunkt zu betonen und den diagnostischen ganz außer Acht: 
. zu lassen: DIR an E en n 
Als unterstützende, ja fast noch. wichtigere Operation. bei | 
-= ehronischem entzündlichen Hydrozephalus habe ich ebenfalls schon 
„auf. der Natürlorscherversammlung von 1906 die Unterhorn-- 
 _punktion vorgeschlagen. -Sie führt. unmittelbar. auf- den Hauptherd : 
'- der -. chronischen Entzündung, nämlich ‘die Plexus chorioidei. Ich ` 
‚ besitze sehr schöne Präparate solcher Entzündungserscheinungen der 
“Plexus, an denen man die Extravasation der Leukozyten. aus den 
‚ Plexusgeläßen in klassischer. Weise. sehen kann.'- Die Unterhorn- 
. punktion ist auf mein. Anraten ‘in Deutschland zuerst ausgeführt. 
;‘. worden von R..Mülsam im Krankenhaus Moabit in Berlin am 
12. November 1906 und zwarmit glänzendem therapeutischen Erfolg). 
` Ich.war mir seit langem bewußt; daß die fortschreitende Hirnchirurgie 
= . eines Tages.zu: der Resektion dieser entzündlichen Plexuüs, des 
“Sitzes der chronischen Infektion, bei sonst unheilbarem chronischem | 
 - Hydrozephalus schreiten würde. Zu. meiner Freude  ersehe ich. 
-2 soeben aus der. mir, wohl auf Grund der gleichlautenden historischen 
v.. Richtigstellung‘ in der M. m: W. zügeschiekten Arbeit Läwens „Über 
Operationen an den Plexus’ chorioidei der’ Seitenventrikel* (Bruns’ 
. Beiträge zur klinischen Chirurgie, Bd. 125, Heft 1), daß diese Operation 
. bereits mehrfach ausgeführt wurde.’ Zwar hat darnach ein Engländer | 

< Dandy 1918 und 1919' zuerst über Resektion der Plexus berichtet, 
‚aber ` schon. vor vielen Jahren ist in Deutschland und zwar von 
Hildebrand und: Wilms, versucht .worden den Hydrocephalus int. 
durch Resektion der Plexus chlorioidei zu beseitigen (ohne Ver-. 
' öffentlichung der Fälle). Die Tatsache, daß die verschiedensten 
. * Forscher unabhängig von'einander auf denselben Weg der Behebung 
des chronischen ‚Hydrozephalus gelangt sind, spricht durchaus für 


durch Nichtärzte gesetzlich verboten wird. . 


| Der-Bericht des Kaiserin Auguste:Viktoria-Hauses, Reiche 
anstalt zur. Bekämpfung der. Säuglings- und: Kleinkindersterblichkeit, über 
das 15. Geschäftsjahr ‘1923/24: wird durch. einen Aufsatz über den gega- 
wärtigen Stand des Säuglings-.und Kleinkinderschutzes im deutschen Reiche 
-eingeleitet. Eine Anzahl von Tabellen. veranschaulicht die Zahlen der 
Geburten und der Säuglingssterblichkeit der Jahre 1920—1923 im Vergleich 
zum letzten Friedensjahr. Beide Ziffern, Geburten-und Sterblichkeit, weisen - 
einen Rückgang gegenüber dem Jahre 1913 auf: Für die Geburten lauten ' 
die Zählen, wenn man 1913 =:.100 setzt, in den Jahren 1920—1992: 


ELEND die Richtigkeit:dieses Weges. Es kommt nur darauf an, ihn praktisch 

SZENEN. = | gangbar und erfolgreich zu machen, was eine Aufgabe richtiger und - 
ERST RE NE DARUNA CUIRM SAN I e ‘rechtzeitiger. Indikation und chirürgischer Technik ist. Was die 

i në ENT ARBEIT TE Indikation angeht, .so ‚halte ich’ sie für gegeben hauptsächlich zur 
HEER EINE S % Verhütung des chronischen entzündlichen Hydrozephalus, wie ich 

ig a ARER N ~>- dag für die Unterhornpunktion ‘ausgeführt habe. Ob die Methode 
EEE TAAA ee hia „der. Resektion Aussicht duf Erfolg bei angeborenem nicht nachweislich 

Paa ns 0. | entzündlichem Hydrozephalus haben wird, zumal wenn die Operation 

de en nn o ‚erst in fortgeschrittenem Stadium vorgenommen wird, erscheint mir 

ENTER. hin, fraglich, da wir über dessen Entstehung zu wenig wissen. 


d 


der Stadt anläßlich der bis dahin mit Sicherheit zu erwartenden Befreiung 


| Ä | S | i über die gegenseitige Anerkennung 
Er es OR HERRN a ae 2 ae ee Bi - y | der Wohlfahrtspflegerinnen. — —————- > ee ea 
en. PERUR ii we | Tagesgeschightliche Notizen. F ee Die Stadt Düsseldorf veranstaltet im. Jahre 1926 . in Verbindung 
BE ICH ar k url: ir “ (Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur mit genauer Quellenangabe gestattet) | mit dem Deutschen Hygiene-Museum.in Dresden eine ‚große Ausstellung 
I ln Berlin. Ein Gutachten des Landesveterinäramtes behandelt: die | für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen. 
a a ETERA HIMI '. - Maßnahmen gegen die Zunahme der Fleischvergiftungen, welche | Die Ausstellung soll, von Mitte Mai bis Ende September ‚geöffnet sein, 3 
TEE" = in den letzten Jahren einen beträchtlichen Grad erreicht hat. Die bakterio- daß die Teilnehmer an der Versammlung. der Gesellsch en | 
ET; US 2 logischen 'Fleischuntersuchungen haben den Beweis erbracht, daß entgegen | Naturforscher und Ärzte Gelegenheit baben werden, diese Ausste mg | 
keel 3 | ©.» der früheren Ansicht die Fleischvergiftungen keineswegs immer durch Er-. | ZU besuchen. Die Vorbereitungen für die Naturforedher vorsins m 
a R RN kranken der Schlachttiere verursacht werden, sondern häufig durchdielnfektion | bereits: jetzt: in Düsseldorf energisch in die Wege- geleitet worden. r 
ooreen oo des Fleisches nach dem Schlächten, infolge unsachgemäßer Bebandlung und zweiter Geschäftsführer ist neben Geheimrat Schloßmann der an x 
Be Siae a sterile A . "Aufbewahrung. Ferner wird die Tatsache häufig übersehen, daß.die fleisch- | Prof. Dr. Wüst, bisher Direktor des Kater Wen [niuma 6 ei 
a Pa -` vergiftenden Bakterien, insbesondere der- Bacillus paratyphosus B, auch- forschung erwählt worden, — Die Ausstellung wie die Tagung Be; in 
De Ws ©" ohne Beziehung. zu kranken Menschen und Tieren vorkommen. Es können | Schaft Deutscher Naturforscher und Ärzte, die zugleich ‘ein trouden 


gr 
a air: a v2. 0°... daher mit Fleischvergiftung- vollkommen übereinstimmende Massenerkran-. 
} 


Zu: | N ` kungen nach dem Genuß anderer Nahrungsmittel auftreten, wenn diese | Yon fremder Besetzung bilden sollen, dürften sich zu einem Ereignis ge 
Ye "Nahrungsmittel infiziert sind durch Übertragung von Bazillenträgern oder | Stalten, das weit über das Maß des Gewohnten. hinausgeht, 
ee: Sm 8... Dauerausscheidern, besonders dann, wenn diese im Nahrungsgewerbe jeder. | | Ä FOREN TEN Er ae 
re aus 02° Art beschäftigt werden: Das Vorliegen einer Fleischvergiftung ist erwiesen, | .. , Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Posner begeht am Den in hen 
LE ERSTE N wenn in dem verdächtigen Fleisch und in den ‚Stühlen der erkrankten ae Frische den 70. Geburtstag. Posner hat sein a na open 
E Canol SE 2 Personen der Bacillus paratyphòsus B oder der Racillus enteritidis Gärtner | Urologie, durch eine Reihe wissenschaftlicher und praktischer A i ii 
ee: las -nachgewiesen wird und diese Kulturen von den Seren der Kranken und und durch die Herausgabe von Lehrbüchern. bereichert.. Dureh den F we 
De | von.dem aus dem. verdächtigen Fleisch gewonnenen Fleischsaft in. hoher |: auf die erfolgreiche Tätigkeit als Arzt, Forscher und Lehrer wir ii A 
nl IL EN N Verdünnung agglutiniert werden. Bun a > | Rebensarbeit nicht erschöpft. Posner hat als Schriftieiter der „Berliner 
ee EMO. UN) AS Die in den. letzten Jahren aufgetretenen Fleischvergiftungen sind zu klinischen Wochenschrift“ Jahre hindurch im Vordergrund dar medizinischer 
u mal dl etwa 70 v.H. auf eine postmortale Fleischvergiftung zurückzuführen. Journalistik gestanden. In dieser Stellung hat er sich besondere Meas 
ic O S LUR = Gefordert wird ein Gesetz, welches bestimmt, daß die Hausschlachtungen erworben um die Pilege der internationalem Beziehungen ee depi 
Tan eo oT aE] =. grundsätzlich beschaupflichtig sind. Ferner wird eine öffentliche Wárnung, schaftlichen Medizin und -durch die. Organisation der ee 
en IE g -  - yor der Verwendung von robem.Hackfleisch verlangt, insbesondere ein Verbot gresso. ' Zu dieser Aufgabe war er wie wenige ‚geeignet durch ‚die l 
RU #0" 2. der Herstellung von Hackfleisch auf Vorrat. .Das häufige Vorkommen von würdigkeit und Verbindlichkeit seines. Wesens. |© + 
AANS Saunen U Hackfleischvergiftungen läßt darauf schließen, daß durch die Verkleinerung | ee da RER EEE TEN 
NT RN des Fleisches ie Infektionsmöglichkeit: mit Fleischvergiftern vermehrt wird | , „Kiew. Die Gesellschaft für Haut- und Geschlechiskrankheien : 
en | HE A und diesen besonders günstige Wachstumsbedingungen ‘geboten werden, | Prof. Erich Hoffmann in.Bonn zum Ehrenmitglied ernannt. ... 
las o VER HSAH EET “ womit wahrscheinlich auch eine Steigerung ihrer Virulenz verbunden ist. |: RR: ee ae ee 
Se 7 Am DN Womit: WARTE | zO Sn, SINE J Sa Ä Hochschulnachrichten. Leipzig: Priv.-Doz, Dr. Rich; Pfeifer 
N tl e Berlin. Die medizinische- Fakultät hat eine Erklärung gegen die | (Psychiatrie und Neurologie) zum nichtplanmäßigen ao. Professor ernannt, — 
el a TEREA N E IE | überhandnehmende Kurpfuscherei erlassen. . Die medizinische Fakultät | Würzburg: Das Extraordinariat für gerichtliche Medizin wurde dem P : 
en, | AIR ———m Do wu e a N er > dozenten Dr. Herwarth Fischer in Breslau angeboten., Der o. Professor. 
ea ST BiT 3) D.m.W. 1916, Nr. 51. der Anatomie Hermann Braus, 56 Jahre alt, gestorben. . - 


Druck von L. Schum 


acher in Berlin N 4. 


 Medizinishe Klinik 


Wochenschrift für praktische Ärzte 


geleitet von 


Organ der Berliner Medizinischen Gesellschaft | 
Geh, San.-Rat Professor Dr. Kurt Brandenburg, Berlin * Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedrichstr. 105b 


Verlag von | 


WONUEBIEHAWERTELARTBRERRSELERBEREURBRBRGBGRURGGREUNEEETULENTRUREUHEGERGEBERELUDDERGGUESERSESEERERHERSESELBENGGERBETESTERELNUNGGUREBLSETEUHTRSGERLGRUURGEUBEURUNGRENTEUREEURTUNURGEUSEAUUGEUURURRUSCHUESERBUNERRERÜSEBEERURGUERGURSSGHRERERUNGESEUSERUAEEGIUEELLGULGETRGHRENED 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor 


Nr.51 (1045) 


Berlin, Prag u.Wien, 21. Dezember 1924 


XX. Jahrgang 


Klinische Vorträge. 


Aus der II. Medizinischen Universitätsklinik in Wien 
(Vorstand: Prof. Dr. N. Ortner). - 


. Zur Diagnose der akuten Cystopyelitis. 
- (Cystopyelitis coliogenes acuta feminarum.) 
= Von Priv.-Doz. Dr. Hanns Pollitzer. 


M. H.! Als H. Lenhartz!) vor 17 Jahren das Krankheitsbild 
der akuten, von den Harnwegen ausgehenden Kolisepsis der Frau 
beschrieb und auf dem Naturforschertage in Stuttgart vortrug, wurde 
ihm die Anerkennung Friedrich Müllers für seine ausgezeichneten 
Beobachtungen zuteil. Friedrich Müller betonte, daß dieses 
Krankheitsbild den Arzten bisher unbekannt gewesen sei und ständig 
unter falscher Flagge segle. Ich entsinne mich in der Tat, daß 
es an der II. Medizinischen Klinik in Wien (v. Neußer) unbekannt 
gewesen war. und daß wir es.erst durch Lenhartz kennen gelernt 
haben. Befremdender Weise hat sich an diesem Zustande in den 
nunmehr vergangenen 17 Jahren nicht viel geändert. Ich wüßte 
keine Krankheit zu nennen, mit der die Ärzte so wenig vertraut 
sind, die so häufig fehldiagnostiziert wird und bei. der die Febl- 
diagnose von so üblen Folgen begleitet ist. Die Ursache dieses 
Übelstandes scheint mir unschwer aufzudecken und abzustellen zu 
sein. Aus diesem Grunde habe ich den Untertitel für diese Mit- 
teilung gewählt. Die Schuld an der Unvertrautheit der Ärzte mit 
dieser Krankheit liegt daran, daß sie didaktisch nirgends wirklich 
zu Hause ist. Schlägt man die Demonstrationsverzeichnisse interner 
Hauptvorlesungen oder die Lehrbücher der inneren Medizin auf, so 
trifft man sie entweder gar nicht oder unter den Erkrankungen der 
. Niere. Hier gibt es aber eine ganze Anzahl verschiedener Pyelitiden, 
die der junge Arzt zusammenwirft und die ihn nicht sonderlich 
interessieren, da er sie mehr für Sache von Spezialisten hält. Er 
denkt, wenn er die Worte Zystitis und Pyelitis hört, zunächst an 
Gonorrhoe, d. h. seine Gedanken stehen. im Bannkreise der Vor- 
stellungen von der Zystopyelitis des Mannes. Allein die Koli- 
zystopyelitis der jungen Frau ist ein Krankheitsbild sui generis, das 
. nichts mit den Zystopyelitiden des Mannes zu tun hat. Es gehört 
‘ diagnostisch unter die akuten Infektionskrankheiten als häufigste 
Form der Kolibazillensepsis, deren andere Formen mit Recht als 
seltene Erkrankungen angesehen werden. Diese Sachlage ist schuld 
daran, daß die Ärzte diese Krankheit so wenig kennen: die alten 
vielfach nicht, weil sie früher unbekannt war, die jungen nicht, weil 
sie ihnen entweder gar nicht oder. nicht in der geeigneten Form 
durch die in Fächer zersplitterte Medizin vorgeführt worden ist. 

Ich kann es mir nur so erklären, daß wir an der Klinik im 
Laufe der letzten acht Monate drei Fälle beobachtet haben, die ich 
für typisch halten muß. Im ersten handelte es sich um die junge 
Frau eines jungen Arztes, die ich eben noch im Privathause vor der 
Appendektomie bewahren konnte. Der zweite Fall war als Appen- 
dizitis an einer chirurgischen Station operiert worden. Als nach 
Herausnahme der dem Befunde nach normalen Appendix die Patientin 
weiterfieberte, wurde sie als Typhus an die Klinik gebracht. Hier 
wurde der Harn untersucht, die Diagnose in wenigen Minuten ge- 
macht und einige Nierenbeckenspülungen haben diesen schon ver- 
schleppten Fall dann rasch zur Heilung gebracht. Der dritte Fall 
war als Cholelithiasis an einer chirurgischen Station operiert worden; 
als man die herausgenommene Gallenblase normal fand, wurde er 
wiederum als Typhus an unsere Station transferiert. Wenn man 


1) H. Lenhartz, Über die akute und chronische. Nierenbecken- 
entzündung. M.m.W. 1907, Nr. 16, S. 761, 


bedenkt, daß alle diese Frauen ganz.unnötig operiert worden sind 
und daß eine so einfache Maßnahme wie das Entnehmen von einigen 
Kubikzentimetern sterilen Harnes, die Besichtigung des Sedimentes 
ünd das Eintropfen desselben in ein paar Kubikzentimeter Bouillon- 
kultur das sicher verhütet hätte, kommt man zu der Überzeugung, 
daß in der Medizin etwas Organisatorisches nach Reform drängt: 


Die Ärzte sind zu nichts leichter geneigt, als einen Patienten ope- 


| 


rieren zu lassen, und zu nichts schwerer, als einen sterilen Katheter 
zur Hand zu nehmen, ein Bouillon-Röhrchen zu beimpfen und ein 
Sediment anzusehen. Das letztere scheint ihnen nämlich „Wissen- 
schaft“, während das erstere „Praxis“ ist. | 

Ich würde Ihnen aber ein schiefes Bild der Sachlage geben, 
wenn ich behauptete, daß besagter Katheter und Bouillonröhrchen 
unbedingt notwendig sind, um derartige Zufälle zu verhüten. Man 
bedarf ihrer nur, um die Diagnose zu sichern. Die Stellung der 


Diagnose hängt einfach davon ab, daß man diese Krankheit ein für _ 


allemale kennt, daß man an sie immer denkt und daß man nicht 
alles, was unter hohem Fieber und Schmerzen im Bauch erkrankt, 
sofort an eine chirurgische Station schickt, sondern daß man in 
einem solchen Falle, wenn man sich seines eigenen Wissens nicht 
sicher fühlt, einen Berater zuzieht, der — was immer er auch sei — 
das Recht hat, sich einen Diagnostiker zu nennen. Die früher an- 
geführten drei Krankengeschichten weisen deutlich aufdenspringenden 
Punkt der Sache hin. Ich hätte es vorgezogen, wenn ich nicht 
damit der wissenschaftlichen Genauigkeit für 30% dieser Fälle 
Abbruch getan hätte, aus didaktischen Gründen diese Krankheit 
als Cystopyelitis coliogenes acuta feminina dextra zu bezeichnen, 
denn in fast zwei Drittel der Fälle ist die rechte Niere allein oder 


zuerst befallen. Wer sich darüber klar ist, wird kaum mehr eine 


Fehldiagnose begehen, für die er selbst die Verantwortung trägt, 
denn eben wegen dieses „dextra“ bedarf er des „Diagnostikers“. 
Die rechte Bauchseite der Frau mit ihren Schmerz- und sonstigen 
Phänomenen (vgl. Ortner: Bauchschmerzen) ist seit jeher der Ort 
gewesen, an dem der Diagnostiker seine höchste Kunst zu bewähren 
hat, und nur jahrzehntelanges Arbeiten in diesem Sinne gibt ihm 
Aussicht auf Erfolg. Hier ist der große Rangierbahnhof für alle 
Bahnen der abdominalen Diagnostik. Denn es laufen hier zusammen: 
Die Symptome von seiten der Leber, der Gallenwege, des Pylorus, 


des Duodenum, des Pankreaskopfes, der Flexura coli dextra, des- 


Typhlon, der Appendix, der Niere und ihres Bettes, und endlich 
des Ovarium, wenn ich von Nebenniere, Beckenknochen, Hüftgelenk 
und Drüsensystemen absehe. Von alledem kennt der junge Prak- 
tiker, wenn es sich um plötzliche Schmerzen und hohes Fieber 
handelt, nur zweierlei: Wenn es weiter oben ist, die Cholelithiasis, 
und wenn es weiter unten ist, die Appendizitis, und wird deshalb 
immer geneigt sein, das Messer als Dilferentialdiagnostikum zu ver- 


wenden. Und so, wie es ihm zumeist dargestellt wird, trifft er 


damit auch oft das Richtige, da er die Wahrscheinlichkeit der 
Häufigkeit auf die Gesamtheit der Patienten, Männer und Frauen 
jeden Alters und Kinder, projiziert. Hätte man ibn aber gelehrt, die 
Wahrscheinlichkeit der Diagnose in solchen Fällen auf den engeren 
Kreis jugendlicher Frauen und Mädchen zu beschränken, dann sinkt 
der Prozentsatz der Richtigkeit seiner zwei Hauptdiagnosen sehr 
stark ab und die Wahrscheinlichkeit der akuten Zystopyelitis steigt 
sehr stark an. Wenn er dann vielleicht noch erwägen will, wie 
arg eine Operationsnarbe den Bauch eines jungen Mädchens ent- 
stellt, dann wird er vielleicht mit-Probelaparotomien nicht so rasch 


zur Hand sein und größeres Interesse daran nehmen, sich endlich 


mit dieser Form der Zystopyelitis vertraut zw machen. f 


& . 


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2 ne A Te a ne en a Tu 
nn a me 


. Sache erfordert, und ini Form ‘eines jener Merkb 


'. Tropfen die einzelnen Bazillen sehen. | | 
. steril, was die Anwesenheit der so leicht wachsenden .Kolibazillen 


- vorhanden 


' Rate ziehen. Es ist nicht meine Absicht, Ihnen heute in wissen- 


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1794 > 


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-Erlauben Sir. ‘mir, so trivial zu. bleiben, wie es diese schlichte 


` . . - 


die. sich im Kriege ganz- gut bewährt haben: | ; 
Wenn man zu einer jungen Frau .oder einem jungen Mädchen 


Jätter 'zu sprechen,. 


gerufen wird, die mit plötälichem hohen Fieber und Schmerzen in der. 
'‚r6chten Bauchseite erkrankt ist, dann denke man nicht immer bloß 
‚an Appendizitis und Cholelithiasis, weil das -heutigen Tages ‘jeder 
. Laie. ohnedies tut, Auch die Kunst, eine solche Kranke sofort an 
' eine chirurgische Station zu: transferieren, würde der Laie. allein 


treffen. Man. untersuche die Kranke, ob sie nicht eine Lüngen- 


entzündung, eine Herzklappenentzündung, eine Angina; ein seplisches 


Frauenleiden oder irgend eine der exanthematischen und anderen 
Infektionskrankheiten hat, Wenn man davon. nichts findet, hingegen- 


: Symptome vonseiten der rechten Bauchseite, dann ‚halte man sich 


nicht lange mit Tasten und Überlegen.: auf, da jede akute Er- 


-~ 'krankung abdominale. Symptome machen: kann. Man. gehe :nach 
. Hause und hole, sofern die Patientin längere Zeit ihren Darm nicht; 


entleert hat, einen Irrigator, einen ‘sterilen Blasenkatheter, ein steriles 
Zentrifugierröhrchen und. éin .Bouillonröhrehen. Dann 'kehre man 


zurück und. mache eine Irrigation: Handelt es- sich um eine der 


nicht so seltenen’ typhlatonischen Attacken. bei jungen Mädchen — 
die nichts mit Appendizitis zu tun haben und Fieber bis 40° er- 
zeugen können —, dann wird nach der Darmentleerung am nächsten. 
Morgen das Fieber verschwunden. sein und der. Arzt als- Wunder- 
doktor gepriesen werden.. Gleichzeitig entnehme man aber ein 
paar Kubikzentimeter Ham. (die erste Portion mit Sicherheit ab- 


fließen. lassen,. ehe der Harn: für Zentrifugat und Kultur verwendet 
-< wird!), gehe nach Hause und sehe. das Sediment im Mikroskop an, 
: indem man..in dem größeren Teil der, Fälle‘ die Diagnose der 

'Zystopyelitis und selbst der Bakteriurie schon eindeutig stellen wird.: 

Das. mit- sterilem. Harn. beimpiteBouillonröhrchen ist indessen in 
c. der Apotheke in den Brutofen. gestellt: worden. ‚ 
‚ am nächsten Morgen besichtigt, kann er.mit freiem Auge die schönen 


Wenn es der Arzt 
Wolken der Kolibazillen ohne weiters. feststellen, und im hängenden 
Oder er findet die’ Bouillon 


ausschließt. Hat man im Sediment den: positiven Befund .der 


ne Leukozytenhäufchen,: der Epithelien der Harnwege, der roten Blut- 


körperchen erhoben und Bazillen kultiviert, dann. bringt man, wenn 


man nun am zweiten. Morgen seine Kranke besucht, schon ein dia- 
. ‚gnostisches Schwergewicht mit, das die ‘Wagschale in hohem Maße 
- nach unten treibt. Nun. muß man aber .die Sache noch von ider 


Gegenseite betrachten. Denn jeder’ bakteriologisch-mikroskopische 


Befund käiın irreführen und vor. allem kann er niemals die Diagnose. 


allein entscheiden. Nun, untersuche. man’:die Kranke nochmals 
darauf, ob der Befund zu den übrigen Symptomen paßt, bedenke, 


. daß eine.Frau auch eine rechtsseitige-Pyelitis bei gleichzeitiger. 
- anderer ‚Erkrankung haben kann, und vor allem, daß man einen 
-- Typhus noch immer ausschließen. müsse. Wenn man nun nicht 
“mehr. allein zurecht kommt, dann wird es.klar sein, .daß man nicht 
einen, Operateur, sondern den. früher genannten erfahrenen Dia- 
‚gnostiker zu Räte ziehen muß. Ja, wird man fragen: Vergeht aber 
da nicht doch zu viel Zeit, wenn es sich um eine akute Appendizitis 
‘- handeln sollte, bei der ja. auch. nebenbei pyelitische ‚Symptome be- 
stehen können? . Darauf. muß ich antworten, daß dies. doch nur. 
‚selten der Fall ist und vor allem, daß, wenn man sich schon einen 


wirklichen ärztlichen Blick ‘erworben hat, diese Gefahr "gar nicht 
ist. Denn wer . einmal die Facies peritonealis der 
stürmischen intraperitonealen 'Eiterung kennt, der wird ‚sie nicht 


mit dem selbst beim höchsten Fieber verhältnismäßig gemütlichen: 
- Aussehen einer akuten Zystopyelitis verwechseln. | 
Gesicht gilt, gilt auch für das Verhalten 'der Zirkulation, der Re- 


Was für das 


spiration usw. Hat man aber. diesen ärztlichen Blick noch nicht, 
dann muß man eben. von vornherein einen Sachverständigen zu 


schaftlich erschöpfender Form’ die Symptomatologie und Differential- 
diagnose dieser Krankheit vorzuführen. Denn, wenn Sie im Ge- 
dächtnis behalten, was ich eben gesagt habe, dann haben Sie Zeit, 
in Ihren Lehrbüchern nachzulesen. Vor allem aber möchte ich Ihnen 
empfehlen, die ausgezeichnete Arbeit von Lenhartz zu lesen, die 


dieersteund zugleich beste Darstellung-der Pathologie dieser Krankheit | 


ist. Zur Difierentialdiagnose werden Sie dagegen in Ortners „Bauch- 
schmerzen“ alles vereinigt finden, was in Betracht kommt. Ich habe 
nur den Darstellungen der Lehrbücher eine Tatsache hinzuzufügen, 
die mir der unmittelbare Anlaß zur Besprechung dieser Krankheit war. 

Wir wollen also vorher nur’ kurz daran erinnern: Daß die 
Kolipyelitis die typische Krankheit junger Mädchen und junger 


s 


154 — MRDIZINISOHR KLINIK — Msi’ 


3 a „. petet 


Trosi und: 400 Fieber. Ein anderer Teil der Fälle’ steht tatsächlich 
‚mit Traumen' des weiblichen Genitales, mit’ der Defloration, in Zu. 


| sammenhang. ` Es scheint ‘mir aber viel wichtiger, zu betonen, daß 
į der Arzt auch die Aufgabe hät, Mütter, ‚die ‘derlei wissen und fast 
` immer fragen: wie.ein.so junges Mädchen. zu. einer: Blasenentzündung 


"komme; darüber aufzuklären,: daß das. nichts "mit, irgendwelchen 
Seitensprüngen zu tun habe...:Die großen"Attacken..der Kolisepsis 
gehen mit. allen . jenen -Symptomen einher, “die. die Erkrankungen 
durch Bakterien der Koligruppe . auszeichnen: Höhem sprunghatten 
‚Fieber, .bei dem man an den typischen Organen nichts oder gebr 


|. wenig. findet, sehr häufig. mit Herpes verbunden. Wer tasten kam, . 
| wird . einen: derben Milztumor finden. . Viel. wichtiger sind’ die: 
negativen -Symptome.. Daß der Herz- und Gefäßbefund -selbst ‘bi 
sehr hohem Fieber. verhältnismäßig weniger beeinflußt wird, z ' 


"mindesten keinen  bedrohlichen- Eindrück--macht,- wie- etwa die 
-stürmischen 'Initialsymptome einer. zentralen Pneumonie oder einer 
akuten. periappendikalen Eiterung. Daß der Puls nicht stark be- 
- schleunigt zu ‚sein braucht, wenn er auch nicht echt: bradykardisch 
wie bei einem Teile der 'Typhusfälle wird. Der. Fieberverlauf hat 


|. in einer ‚diagnostischen Erörterung wenig zu suchen, weil- man im 


“ja erst später erlährt, während die Diagnose schon..längst gemacht 
 sein.muß. Als Lokalbefund: findet sich: in diesem: Iitialstadium 
eine pralle défense in der rechten Bauchseite, ~die ällenfalls sebr 
weit ausstrahlen kann. Erst wenn die stürmischste Initialzeit 


| vorüber ist, stellt sich die défense auf die eigentlichen: Zonen ein, 
| die der Niere, dem Ureter ünd allenfalls. der- Blase zukommen. Es 
-ist also selbstverständlich, däß- die Schmerz-`und Defensezonenscht ` 


stark mit jenen der akuten Appendizitis "interferieren. Es hieße 


den schmerzhaften Ureter, aber diesen Schmerzpunkt.wird man bei 


der Niere, zum -größten Teil aber aus défense zusammensetzt; dann 
‚wird dies diagnostisch: schwer ins Gewicht fallen. Dagegen hat 
‚ der Tastbefund von seiten des Typhlon praktisch nur sehr geringen 
Wert,. weil. fast alle akuten Pyelitiden mit atonischer Obstipation 
‘einhergehen, die einen Zökaltumor macht. Wer gute Augen hat 


'Pölster aus dem Bett, drehe die sitzende, entblößte ‘Patientin, mit 
‚dem Rücken zum hellen Fenster, ja, wenn er wirklich Courage hat, 
jenes Symptom’ finden, .das in Wahrheit für die Krankheit patho- 


bedarf: : Das -eigenartige Aussehen des Nierenbettes, d. h. -der Head- 


‚schen Zone der Niere,. die im engeren.Sinne nicht vorne lokalisiert 
‚ist, sondern rückwärts über. dem Quadratus: lumborum. Die. vor- 


deren Symptome sind alle nùr Ausstrahlungssymptome. Rückwärts 


latür' der Lende ' hervorgerufen wird, die bekanntlich, unter patho- 
logischen Bedingungen der gleichen: Mimik fähig wird, wie die 
des Gesichtes unter normalen. Zu der défense musculaire kommt 
‘aber noch der vermehrte Turgor der Haut infolge lokal entzünd- 


wischt und,- wenn. es sich um stürmisch entzündliche Reaktionen 
der Nierenkapsel und des Lymphsystems handelt, dann fühlen die 
Finger, wenn sie eine Hautfalte aufheben, : daß diese tatsächlich 
dicker, ja schließlich sogar eindrückbar ist. Im Stehen tritt dam 
die „Schmerzhaltung“ hervor, weil der Mensch. sich zur Entlastung 
nach‘ der kranken Seite neigt. Es darf auch angeführt werden, 
daß jene katarrhalischen Erscheinungen an der rechten Lungenbass, 
die durch Hemmung der Zwerchfellsatmung- bei. Cholelithiasis und 
Hepatitis so regelmäßig zu finden sind, von der Niere im allge- 
meinen nicht ausgelöst werden (v. Neußer). Doch, will ich gleich 
bekennen, daß dies alles schon „klinisch“ ist und mania einem 
finsteren, unbequemen Privaikrankenzimmer damit scheitern wird. 
Der Blick für diese Krankheit muß das Entscheidende. sein, das 


den Anlaß zur Untersuchung gibt. | ne 
| Der junge Arzt .hüte sich, zu glauben,- daß.zu den Symptomet 


| der akuten Pyelitis: in’ den ersten Tagen unbedingt solche der 


Zystitis: Harndrang,. Schmerzen, zu fordern seien, - Das wäre dia 


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21; Dezember ` 
Frauen ist, wenn ich von der. Schwangerschaftspyelitis, mit der 


Sie. viel .besser vertraut: sind, absehe. .-Das junge Mädchen geht . 
‚auf den Ball, „verkühlt sich“, bekommt ‘morgens einen Schütte. 


Ihnen ein.falsches Bild vorführen, wenn ich in diesem Initialstadium. . 
` von  differentialdiagnostischen palpätorischen . Feinheiten sprechen . 
würde.  Selbstverständlich tastet man per rectum wid- per‘ vaginam 


jeder akuten Oophoritis. gleichfalls finden. Tastet- man ’die rechte 
| Niere als Tumor, der sich zum Teil aus wirklicher Vergrößerung 


und jeme ärztliche- Energie, die man haben solt, der werle alle. 
dann lasse er sie trotz 40° Fieber dus dem Bett heraussteigen, was 
noch niemals. jemand geschadet ‘hat. Dann wird erin vielen Fällen . 


gnomönisch ist, nur daß es dazu eines geschulten: ärztlichen Auges. 


über dem Quadratus lumborum sieht man jenes eigenartige Bild, - 
das in der Hauptsache durch die défense musculaire der Musku- 


lichen Ödems. Durch beides werden die feinen Hautlinien ver- - 


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21. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


1795 


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gnostisch so wenig richtig, wie die Meinung, daß für die Chole- 
lithiasis ein Ikterus zu fordern sei. Unsere Cystopyelitis juvenum 
beginnt als Pyelitis und Sepsis; Symptome der Blase brauchen 
zunächst noch gar nicht vorhanden zu sein. Natürlich erleichtert 
ihr Vorhandensein die Diagnose. 

Aber an jenem zweiten Tage, von dem wir eingangs sprachen, 
ist vorerst noch die Differentialdiagnose gegen Typhus zu machen, 
zumal ich nochmals betonen muß, daß jeder Typhus bei Frauen, 
zu deren Eigenheiten die tiefstehende rechte Niere gehört, mit 
Pyelitissymptomen beginnen kann. Da ich zu jungen Ärzten 
spreche, die wohl alle im Felde gewesen sind, hoffe ich, nicht von 
Ihnen zu hören, daß die Obstipation, die ich für so regelmäßig bei 
der akuten Pyelitis erklärt habe, etwa als Gegengrund gegen die 

me eines Typhus zu verwenden sei. 50% der Typhusfälle 
und der Paratyphen gehen mit Obstipation einher. Viel eher 
würden Diarrhoen gegen die Zystopyelitis sprechen. Ich kann 
unsere Zeit nicht mit differentialdiagnostischen Feinheiten be- 
schweren, da ich auf dem Standpunkt stehe, daß sie alle nichts 
wert sein können, wenn es sich um den Einzelfall handelt. Die 
Forderung der modernen Zeit muB sein, gleichzeitig mit der Harn- 
kultur auch ein Gallenröhrchen mitgebracht zu haben, das mittels 
Venenpunktion mit 5 ccm Blut beschickt wird. Wenn Sie Ihrem 
Laboratorium die Anweisung gegeben haben, von diesem Gallen- 
röhrchen am nächsten Morgen Bouillon . zu beschicken, dann 
werden Sie zu Mittag des 3. Tages schon die beweglichen Typhus- 
bazillen im hängenden Tropfen sehen, wenn es sich um einen 
Typhus in diesem Stadium handelt. Aber Sie wissen, daß für den 
Abdominaltyphus noch eine zweite Erscheinung so charakteristisch 
ist, daß man geneigt ist, sie als pathognomonisches Symptom an- 
zusehen. Diese zweite ist die Leukopenie des Typhus. Und hier 
muß ich Ihnen nun von einem ‚Fehler Bericht erstatten, den 
ich selbst im letzten Falle gemacht habe und den auch der 
ek der Kolipyelitis im Kraus-Brugschschen Handbuch 

egeht. 


Als wir im Kreise der Ärzte die dritte, als Typhus trans- 
ferierte Patientin zum ersten Mal untersuchten, erklärte ich, daß 
sie sehr wohl einen Typhus haben könne, was ja am nächsten 
Tage klargestellt sein werde, daß ich aber den Fall nach meinem 
Empfinden für eine Kolipyelitis hielte. Und dann fügte ich auf 
Grund einer Lehre, die wohl allgemein verbreitet ist, hinzu, daß 
wir schon in einer Stunde klarer sehen würden: Falls eine Leuko- 
penie vorhanden sei, werde es ein Typhus sein, da die Kolipyelitis 
mit Leukozytose einhergehe und niemals eine Leukopenie mache. 
Als mir nun am nächsten Tage der erste Blutbefund vorgeführt 
wurde — Leukopenie von 5000 Zellen bei 40° Fieber mit hohem 
Lymphozytenstandard und zwei Myelozyten im Präparate —, da wurde 
mein diagnostisches Denken so stark ins Wanken gebracht, daß ich 
in Anbetracht des positiven Harnbefundes erklärte, es müsse sich 
also um eine Frau handeln, die gleichzeitig eine Pyelitis und einen 
Typhus habe. Ich wußte nicht, daß ich bei diesem Falle von einer 
Lehre Abschied nehmen sollte, die wir seit jeher tradiert hatten, 
die aber nie richtig gewesen war. Als am nächsten Tage die Blut- 
kultur auf Typhus negativ gewesen war und am dritten Tage trotz 
dauernder Kontinua die Leukopenie verschwunden war, da hatte 
ich gelernt, daß eine Zystopyelitis im Initialstadium mit der 
gleichen Leukopenie und Myelozytose einhergehen könne wie ein 
Typhus. Wir haben überhaupt im Laufe der Zeit verstehen ge- 
lernt, daß unsere bakteriologische Betrachtungsweise der morpho- 
logischen Erscheinungen im Blut irrtümlich gewesen war: Jede Art 
von massiger Sepsis, ob es sich um die Koligruppe handelt, um 
Tuberkelbazillen, um Malariaplasmodien, um Syphilisspirochäten, 
kann mit einer Leukopenie einhergehen, während die umschriebenen 
eitrig-entzündlichen Prozesse sich in Leukozytosen auswirken. Ich 


muß aber zu meiner Beschämung gestehen, daß ich bei nach- 


träglichem Nachlesen der ersten Mitteilung von Lenhartz ge- 
funden habe, daß dieser Autor schon das Vorkommen von Leuko- 
penie bei der akuten Pyelitis vermerkt hat. Den gleichen Fehler 
wie ich hat Leschke, der Bearbeiter im Krausschen Handbuch be- 
gangen, der das Bestehen einer Leukozytose gleichfalls als ent- 
scheidendes, differentialdiagnostisches Merkmal gegen Typhus an- 
führt. Wir müssen diese Lehre nach beiden Seiten hin reformieren: 
denn erstens kann jeder Typhus im wirklichen Initialstadium ganz 
gut eine leichte Leukozytose machen; zweitens hat sich bei unseren 
Massenerfahrungen im Felde herausgestellt, daß höchstens das 
Fehlen einer Leukozytose ein Kennzeichen der typhoiden Erkran- 
kungen ist, nicht aber die echte Leukopenie, die nur bestimmten 
Fällen zukommt. | 


Der Widerstreit der Meinungen über die Entstehungsweise der 
akuten Pyelitis der jungen Frau: hie „hämatogen“, hie „aszendierend‘“, 


scheint sich dahin zu entscheiden, daß keines von beiden richtig 


ist. Ich erwähne das nur, weil es mir therapeutisch wichtig er- 
scheint. Es scheint, daß die meisten Koliinfektionen des Nieren- 
beckens vom Typhlon ausgehen, von dem die Kolibazillen bei 
Stagnation auf bekannten Lymphbahnen in die Niere einwandern. 
Das ist der Grund, warum die Pyelitis eine so exquisite Krankheit 
der jungen Frau ist, die einerseits durch die Neigung zur Typblatonie 
ausgezeichnet ist, andererseits durch den Tiefstand der rechten 
weiblichen Niere zu Infektionen dieser Niere neigt. Das ist auch 
der Grund, warum gerade die rechte Niere so stark bevorzugt ist. 
Ich glaube auch, daß der etwas überschätzte Zusammenhang mit 
Vorgängen am Genitalapparat und der sichere Zusammenhang mit 
Verkühlung dadurch erklärt wird. Die Nieren- und Blasengefäße 
reagieren außerordentlich fein auf Kältetraumen, besonders auf 
solche, die von den Füßen ausgehen. Daher die eigenartigen Blasen- 
erkrankungen bei Männern im ersten Karpathenwinter und die 
außerordentliche Häufigkeit der akuten Nephritis im Schützeigraben 
bei Infektion mit den gleichen Pneumokokken, die unter Friedens- 
verhältnissen bloß Lungenentzündungen, aber nur höchst ausnahms- 
weise Nierenentzündungen machen. (Daß die Feldnephritis eine 
Pneumokokkenerkrankung war, scheint mir der vollkommene Paralle- 
lismus der Kurven der akuten Bronchopneumonien und Bronchitiden 
und jener der Schützengrabennephritis, die ich durch drei Jahre 
bei einer Armee angelegt habe, zu beweisen.) Damit ist auch 
der Zusammenhang mit den genitalen Traumen klar, die keineswegs, 
wie man meinte, durch „Eröffnung von Blutbahnen“ wirken, sondern 
durch vasomotorische Reflexe, die vom Genitale auf andere Abdominal- 
organe ausstrahlen. Genau so wie ein Kältetrauma, das die Blut- 
gefäße der Schwellkörper der Nase irritiert, zur Einwanderung von 
pathogenen Bakterien führt, die schon längst in der Nase gehaust 
haben, können die Kolibazillen aggressiv werden, die vermutlich 
auch sonst vereinzelt in die Lymphbahnen auswandern. 


Ich muß nur noch etwas anmerken, was freilich nur für unsere _ 


Gegend Gültigkeit hat. Daß nämlich diese akute Pyelitis mit Vor- 
liebe einen ganz bestimmten Frauentypus befällt, der durch eine 
besondere Vulnerabilität der Niere ausgezeichnet ist. Es ist das ein 
Typus — abgesehen von den Kindern —, der durch besonders feine 
blonde Haare, große blaue Augen, das kleine Tropfenherz, die enge 
Aorta und sehr häufig große Tonsillen ausgezeichnet ist. Bei ihm 
findet man bei uns die neurotische orthostatische Albuminurie, findet 
die läsionellen Typen der orthotischen Albuminurie, die beide nichts 
anderes sind als herdförmige Glomerulonephritiden von besonders 
geringer Ausdehnung und besonderer Harmlosigkeit, mit toxischer 
Reaktion von Seiten der ganzen Niere. Man findet bei diesem Typus 


auch die Nephrolithiasisfälle der Jugendlichen. Ebenso sind es diese 


Frauen, die bei uns das Hauptkontingent der ohne Schwangerschaft, 
ohne Defloration und ohne Blaseninfektion auftretenden Pyelitiden 
junger Mädchen stellen. Natürlich ist nicht die Haarfarbe das Ent- 
scheidende, sondern die Zartheit der Integumente; deshalb findet 
man diese gleiche Vulnerabilität der Niere in England und Holland 
bei Rothaarigen (Moxton, Pel). Der eine von meinen drei Fällen 
war eine schwarzhaarige junge Polin, weil bei diesen auch schwarze 
Haare gleicher Feinheit vorkommen; allerdings hatte sie blaue Augen. 


Nun noch ein Wort zur Therapie. Sehr zahlreiche Maßnahmen 
haben sich bei der akuten Kolipyelitis wirksam erwiesen. Sie ist, 


zumindesten was das akute Stadium betrifft, ein therapeutisch er- 


quickliches Kapitel. Ich kann Ihnen, um der Einfachheit willen am 
besten folgendes Schema anraten: Abgesehen von allen Maßnahmen, 


die man zur Linderung der Beschwerden eines hochfiebernden 


Menschen anwendet, 5 cem 20 % iger Urotropinlösung intravenös ein- 
zuspritzen, am besten jeden zweiten Tag. Dazu die ständige Sorge 
für Stuhlentleerung durch tägliche Irrigationen. Sind Tenesmen der 


Blase oder des Ureters vorbanden, dann tritt der Thermophor in seine _ 


Rechte und mir haben sich Suppositorien von 5 cg Belladonna und 
5 dg Lupulin sehr gut bewährt. Wo aber höchst stürmische Schmerz- 
phänomene vorhanden sind, werden Sie ohne Scheu zum Morphium 
greifen, da diese Sachlage ja gewiß nicht lange andauern wird. 
Eine besondere Diät ist bei diesen Kranken in diesem Stadium, 
wo sie kaum mehr als leichteste Diät vertragen, nicht notwendig 
und im späteren gleichfalls nicht, denn ich halte es für ein Vor- 
urteil, daß man durch irgendwelche Diät die Entwicklung einer 
Nephritis verhüten könne. Auf diese Weise werden Sie in abseh- 


barer Zeit den Abfall des meist in mehreren Attacken verlaufenden 


Fiebers sicher erzielen. Nur die Schwangerschaftspyelitis macht 
davon oft eine Ausnahme, weil sie manchmal nicht eher weicht als bis 


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00.7.1996 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. . © <.> i | 2. Dezember 


. die Schwangerschaft beendet ist. Aber Sie dürfen sich von dem thera- 

' peutischen Erfolge nicht blenden lassen. So leicht das akute Stadium 
der Krankheit zu bekämpfen ist,. so gerne neigt sie zu Rezidiven. 

In diesem Falle — auch im perakuten Stadium, wenn eine Anurie 
vorhanden ist — werden Sie sich: -nicht mehr auf die interne Be- 
handlung verlassen, sondern werden zu den außerordentlich wirk- 
samen. Nierenbeckenspülungen greifen, diein allen gutartigen Fällen 
‘schließlich zum Erfolge führen. Eine Vakzinetherapie mit Kolivakzine. 
' mit den Spülungen zu kombinieren, dürfte zweckmäßig sein; wahr- ` 
‚scheinlich können Sie: jede Art anderer Proteinkörpertherapie und 
Reizkörpertherapie mit dem gleichen Erfolg anwenden. Im chronischen - 
Stadium treten dann auch die Halbbäder, die alkalischen Wässer, 

.  Moorbäder und'-Packungen usw. in ihre Rechte. Ich möchte Sie 
. nochmals daran mahnen, daß Sie solche Patientinnen nicht mit Diäten 
 ..belästigen, die gar keinen Sinn haben. © ” | | 


hervorgerufen wird. - Es kommen .aber auch reine Atelektasen vor, 
welche größere Lungenteile oder selbst ganze Lappen ergreifen, wenn . 
ein strikturierender Bronchialkrebs,- der ganz auf seine Ursprungs- 
stelle beschränkt bleiben kann, dem peripher gelegenen Lungen 
gewebe die Luftzufuhr abschneidet. Beruht eine Verschattung im’ 
| Röntgenbilde nur auf Atelektase, so, känn sie eine schnelle Ver- 

kleinerung: dadurch erfahren, daß der entlüftete Bezirk kollabiert und 
\ufthaltiges Gewebe. der Nachbarschaft seine Stelle ausfüllt. Ein der- 
artiger Fall,-in dem eine Verschattung anfangs einen größeren Teil 
des oberen Lungenfeldes einnahm, sodann aber zu einem schmalen 
_ paravertebralen Streifen zusammenschrumpfte, ist in Abb. 256 und 
257 meiner Röntgendiagnostik' (3. Aufl.) abgebildet. Die Autopsie 
ergab den Verschluß des rechten Oberlappenbronchus durch ein. 
' kleines strikturierendes Karzinom und völlige Atelektase des gänzlich 
zusammengeschrumpften Oberlappens. Häufiger ist der Verschluß 
‚eines Bronchus durch, einen Krebs nicht vollständig, sondern & 
entsteht nur eine relative’ Bronchusstenose. -` 

Die. Kennzeichen der Bronchusstenose sind z. T. schon bei 
‚der Inspektion geschildert, durch, die Röntgenuntersuchung können 
sie aber am deutlichsten wahrgenommen werden. Sie bestehen in 
- Abnahme der Helligkeit‘. des. Lungenfeldes, ‚Enge der Interkostal- : 
räume, steilem Rippenverlauf, Hochstand ‘und mangelhafter Beweg- 
lichkeit des Zwerchfells, Verziehung der Mediastinalorgane und 
manchmal auch inspiratorischer Bewegung derselben nach der Seite. 
der Stenose. Schon diese Symptome allein. können den Verdacht 
‘auf ein Bronchialkarzinom lenken, weil es eine relativ häufige Ur- 
‚sache einer ‚Bronchusstenose ist,. selbst wenn eine allgemeine Ver- . 
schattung des Lungenfeldes durch ein komplizierendes Pleuraexsudat 
‘die Abzeichnung. eines Tumorschattens’ selbst verhindert. Pleura-' 
.ergüsse ohne Bronchusstenose pflegen im Gegensatz hierzu Herz 
‘und Mediastinum nach .der entgegengesetzten Seite zu verdrängen. - 
Dagegen können ähnliche Erscheinungen wie bei der Bronchusstenose, 
aber nicht eine inspiratorische Bewegung des Mediastinums nach der 
‘kranken Seite‘ hin durch. Pleuraschwarten hervorgerufen werden. 

... Zu diesem Ausdruck des Tumors und seiner unmittelbaren 
Folgeerscheinungen treten häufig Komplikationen, welche das Röntgen- 
bild weitgehend beeinflussen. Der Tumor kann im Innern nekrotisch 
zerfallen. Nach Aüsstoßung der abgestorbenen. Gewebsteile entstehen 
Höhlen, die entweder leer oder mit eitriger oder putrider Flüssigkeit’ 
gefüllt sind. Sie zeichnen sich bei genügender Ausdehnung im 
Röntgenbilde als rundliche Aufhellungen innerhalb einer Verschattung 
ab und. lassen mitunter einen horizontalen, bei Lagewechsel sich 
‚stets wagerecht einstellenden Schattenspiegel am Grunde erkennen, 
wenn sie Flüssigkeit ünd Luft zugleich enthalten. Hierdurch kann 
das Bild eines Lungenabszesses vorgetäuscht werden © =  ' 

=- Wohl die häufigste Komplikation des Bronchialkarzinoms, 
welche auch das Röntgenbild erheblich verändert und die’Diagnose 
. erschwert, ist das Auftreten eines Flüssigkeitsergusses in der 
Pleurahöhle. Hierdurch entsteht eine allgemeine Trübung des 
Lungenfeldes, innerhalb deren ein Tumorschatten selbst nicht mehr 
zu differenzieren ist. Manchmal gelingt dies noch nach Ablassen des 
ee oder nach Ersatz desselben durch eingeführte Luft. 
. (Stahl). - A Pe o, 

Oft werden bei einem Bronchuskarzinom ausgedehnte Ver- 
‚breiterungen des Mediastinalschattens gefunden, die durch Ge- 
schwulstbildung im Mediastinum zustande kommen. In nieht 
ganz seltenen Fällen überwiegen im klinischen und im Röntgenbilde 
die durch einen Mediastinaltumor hervorgerufenen Erscheinungen 
derart, daß demgegenüber das primäre Bronchialkarzinom, welches 
auch tatsächlich sich auf einen ganz geringen Umfang beschränken 
kann, ganz zurücktritt und deshalb intra vitam. übersehen wird. 
'Es wird dann erst bei der Autopsie entdeckt, manchmal aber auch 
hierbei erst nach längerem Suchen gefunden. Manche Fälle von 
Mediastinaltumoren, die von nicht sehr erfahrenen Obduzenten als 
Sarkom des Mediastinums diagnostiziert ‘werden, sind tatsächlich 
‚nur Metastasen eines unerkannten Bronchialkarzinoms. Die Ver- 
wechselung wird dadurch besonders begünstigt, daß auch bei mikro- 
skopischer Untersuchung häufig eine regellose, kleinzellige Reschaffen: 
"heit der Tumoren vorherrscht, und Zeichen eines. alveolären Banes, 
welcher den karzinomatösen Charakter verrät; erst nach tangao- 
Durchsicht gefunden werden. S a 

Wie diese hier absichtlich nur in beschränktem Maße durdr 
geführte Schilderung der verschiedenen Erscheinungen der Langer- 
tumoren im Röntgenbilde erkennen läßt, muß der Röntgendiagnostiket 
pathologisch-anatemisch geschult sein. Je erfahrener er ist, am 9 
mehr wird er neben der Tumordiagnose häufig eine Reihe anderer 
Erkrankungen, die zu ähnlichen Verdichtungs- oder Zerlallsprozess®! 


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M.H. Wenn Sie mich nun nochmals fragen: woraus diagnostiziert 
man eine Kolipyelitis? darf ich einfach antworten: indem man immer 
daran denkt, wenn ein junges weibliches Wesen unter hohem Fieber 
und Bauchschmerzen erkrankt und deshalb die darauf gerichtetėn 

. Untersuchungen vornimmt: Wenn Sie sich daran halten, dann ist 
. die so vielfach fehldiagnostizierte akute Pyelitis die leichteste dia- 
> gnostizierbare abdominale Erkrankung, die es überhaupt gibt. 


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‚Aus der Medizinischen Klinik zu Leipzig. 
S | (Direktor: Geh.-Rat Prof. Dr. v. Strümpell). 
`. Zar Frage der Pathogenese und zur Klinik des 
| - Bronchialkarzinoms. (Schluß aus Nr. 60) 


Von Prof. Dr. H. Assmann, Oberarzt der Klinik. 


=.. Wohl ‘die deutlichste Kunde über Sitz und Ausdehnung des 
. Krankheitsprozesses gibt die Röntgenunterısuchung. Sie ist 
-ganz besonders deshalb wertvoll, weil sie auch bei zentralem Sitz 
der Geschwulst einen positiven Befund liefert, während das Er- 
‚gebnis der‘ Perkussidn und Auskultation ganz negativ, sein kann. 
Die Darstellungsform des primären Bronchialkarzinoms im Röntgen- 
bild ist. sehr verschiedenartig entsprechend den verschiedenen 
"anatomischen Formen, unter denen es auftritt, und den mannigfachen 
Komplikationen, zu denen es führen kann. ` | 
'- Die selteneren Lappenttumoren, die meist von einem Bronchus 
mittlerer. Ordnung ausgehen und sich im Bereiche eines Lappens oder 
“in Teilen desselben entwickeln, rufen zusammenhängende dichte Ver- 
schattungen hervor, die sich-mit mehr oder weniger scharfer Grenze 
' gegen das übrige helle Lungenield abheben. Am schärfsten pflegt | 
die Abgrenzung bei rechtsseitigen Oberlappentumoren zu’ sein, bei 
denen die untere Grenzlinie entsprechend: der Obermittellappengrenze 
nahezu wagerecht verläuft.. Da die. Spitze gewöhnlich nicht voll- 
kommen vom Tumor durchwachsen wird, bleibt diese -meist hell 
(Otten). Sehr viel weniger scharf setzen sich gewöhnlich die Ver- 
. schattungen, welche von Unterlappentumoren hervorgerufen werden 
und demgemäß in dem unteren Teile des Lungenfeldes entstehen, 
gegen die freie. Umgebung ab. Durch die Röntgenuntersuchung selbst. 
nicht darstellbar sind diejenigen Bronchialkrebse, welche in dem 
Teil der großen Stammbronchien gelegen sind, der vom Mittel- 
. schatten verdeckt wird; dagegen können bisweilen ihre Folgeerschei- 
= nungen erkannt werden, wenn sie nämlich Bronchussienose ver- 
ursachen oder eine sekundäre Geschwulstbildung in den Lungen 
‘oder im Mediastinum hervorrufen. | ae: 
- - Nach meinen Erfahrungen die häufigsten Formen des Bronchial- 
' karzinoms sind die vom Lungenhilus ausgehenden Geschwülste. - 
. Sie erzeugen eine die Größe und Dichte des gewöhnlichen Hilus- 
= schattens übertreffende Verschattung in der Hilusgegend, die sich 
meist nicht ganz scharf gegen die hellere Umgebung absetzt. Von hier 
gehen häufig radiär verlaufende und in der Peripherie maschenartig 
sich verzweigende Schattenstreifen ins helle Lungenfeld aus, die karzi- 
nomatös infiltrierten Lympbgefäßen entsprechen (Lymphangitis carci- 
nomatosa). Durch eine auffallende glatte scharfe Abgrenzung zeich- 
neten sich die bis zu gänseeigroßen Hilusverschattungen der von 
Saupe beobachteten Fälle des Schneeberger Lungenkrebses aus. 
Keineswegs alle Verschattungen, die in Fällen von Lungen- 
tumoren im Röntgenbilde gefunden werden, rühren vom Tumor- 
gewebe selbst her; vielmehr kommen sie oft durch Infiltration oder 
Atelektase der Lungenbezirke zustande, die im Bereiche eines steno- 
sierten Bronchus liegen. Oft entsteht so eine Lungenverdichtung,. 
die durch ein Gemisch von Tumor, karzinomatöser Infiltration der 
Lymphgefäße, Atelektase und pneumonischer Infiltration der Alveolen 


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21. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


Anlaß geben und deshalb auch ähnliche Röntgenbilder hervorrufen, 
mit in den Kreis der Erwägung ziehen und die Diagnose erst unter 
Berücksichtigung sämtlicher klinischer Symptome und der Angaben 
über den Verlauf stellen. Der naiven Forderung, die gerade von 
unkundiger Seite oft erhoben wird, allein aus dem Röntgenbilde 
eine Diagnose zu stellen, sei auch hier entgegen getreten, so sehr 
andererseits die von vielen Stellen noch lange nicht genügend be- 
achteten, überaus wertvollen und gerade bei der Diagnose des 
Bronchialkarzinoms vielfach überragenden Ergebnisse der. Röntgen- 
untersuchung auf das Nachdrücklichste im Rahmen des Gesamt- 
bildes hervorgehoben werden sollen. 

Eine weitere diagnostische Untersuchungsmethode, die bei 
dem Bronchialkarzinom die Diagnose fördern kann, ist die Tracheo- 
bronchoskopie. Mittelst dieser können die Geschwülste, welche 
in der Luftröhre oder den großen Bronchien liegen, direkt gesehen 
oder die Stenose eines größeren Bronchus erkannt werden. Diese 
Methode bildet also eine wertvolle Ergänzung zur Röntgenunter- 
suchung gerade in den Fällen, in denen diese mitunter versagt, 
wenn nämlich die Primärgeschwulst innerhalb des Mediastinal- 
schattens nicht differenziert werden kann. Die von den kleineren 
Bronchien ausgebenden Geschwülste und die Ausdehnung der 
Tumoren in der Lunge sind der Bronchoskopie unzugänglich; sie 
führt deshalb nur in einem kleineren Teil der Fälle zu einem 
Ergebnis. | 

Es sind nun noch verschiedene wichtige klinische Zeichen 
zu nennen, die mitunter durch Folgeerscheinungen eines 
Bronchialkarzinoms hervorgerufen werden, aber keineswegs 
immer vorhanden sind. Zum Teil handelt es sich um krankhafte 
Verdichtungen der Lunge, die als Komplikationen zu dem Grund- 
leiden hinzutreten, zum Teil um Kompressionssymptome, die durch 
Druck von Geschwulstmassen und zwar häufiger durch Metastasen 
als durch den Primärtumor selbst, auf andere Organe hervor- 
gerufen werden. | 

Die Lungenerscheinungen, die sich häufig an ein Bronchial- 
karzinom anschließen, sind schon größtenteils bei der Schilderung 
der Röntgensymptome erwähnt; hier seien nur ihre bervorstechendsten 
klinischen Symptome kurz genannt. 
eines Bronchialverschlusses entsteht, ist durch Dämpfung, anfge- 
hobenes Atemgeräusch oder bei Fortleitung des Atemgeräusches von 
noch lufthaltigen Bronchien her durch Bronchialatmen gekennzeichnet, 
eine pneumonische Infiltration bewirkt ähnliche , Erscheinungen, 
ebenfalls eine gangränöse Verdichtung des Lungengewebes. Klinisch 
wahrnehmbare Höhlensymptome wie amphorisches Atmen usw. 


werden bei gangränösem oder abszedierendem Zerfall eines Tumors. 


kaum je wahrgenommen, da der Sitz der Höhle meist zentral gelegen ist. 
Dagegen bietet die Beschaffenheit des Sputums in diesen Fällen 
deutliche Zeichen, die denen bei primärer Lungengangrän goder 


‚prinärem Lungenabszeß vollkommen gleichen, und bei Gangrän in 


stinkendem Geruch und Gehalt von nekrotischen Gewebsietzen, bei 
Abszedierung in vorwiegend eitriger Zusammensetzung des Sputums 
bestehen. | a 

Sehr häufig schließt sich an ein Bronchialkarzinom bei Über- 
greifen desselben auf das Brustfell eine karzinomatöse Pleuritis 


‘an. Pleuritisches Reiben wird meist nur vorübergehend gehört. 


Sehr bald entwickelt sich gewöhnlich ein ausgedehntes Exsudat, 


(das auch nach Ablassen sich in der Regel, aber nicht ganz ausnahms- 


los wieder ansammelt. Die.Puntionsflüssigkeit ist von gelber seröser 
oder häufig auch von mehr oder weniger hämorrhagischer Be- 
schaffenheit. Das spezifische Gewicht beträgt meist 1012 bis 1015, 
schwankt aber in etwas größeren Grenzen nach oben und unten. 
Der Albumengehalt ist gewöhnlich 15 bis 30, meist gegen 20°/go- 
Die Rivaltasche Probe ist meist positiv. Im Sediment werden: ge- 
wöhnlich Lymphozyten und Erythrozyten, ferner einige Pleura- 
endothelien, nur vereinzelt polynukleäre Leukozyten gefunden. Eine 
Diagnose auf Tumorzellen ist selten und wohl nur dann mit Sicherheit 
zu stellen, wenn die Zellen in großen Verbänden liegen und von 
den ebenfalls bisweilen zusammenliegenden Pleuraendothelien deutlich 


zu unterscheiden sind. Die von Stadelmann und Pick beschriebenen 


Siegelringzellen, die diese bei metastatischer karzinomatöser Pleu- 
ritis fanden, sind kaum unter den diagnostischen Zeichen eines 
primären Bronchialkarzinoms anzuführen. | 

< Unter den Kompressionssymptomen, die am häufigsten 
von Geschwulstknoten und Drüsenmetastasen im Mediastinum hervor- 
gerufen werden, ist vor allem eine Heiserkeit der Stimme zu 
nennen, die oft schon frühzeitig die Aufmerksamkeit auf sich lenkt 
und bisweilen überhaupt das erste Krankheitssymptom darstellt. 
Sie beruht auf Drucklähmung des Nervus recurrens durch 


Die Atelektase, die infolge - 


eine am Lungenhilus bzw. im Mediastinum ‚gelegene Geschwulst. 
Markante Erscheinungen mit Zyanose und Ödem der oberen Ex- 


tremitäten und des Gesichts entstehen ferner durch Kompression ° 
der Vena cava superior ebenfalls durch Mediastinaltumoren; 
häufiger finden sich nur die Anfangszeichen der Kavakompression 


in Gestalt erweiterter Venen an der vorderen Brustwand. Durch 
Übergreifen des Bronchialkarzinoms auf die Wand des Ösophagus, 
durch welches dieser nach der Seite der karzinomatösen Bronchus- 
stenose hinübergezogen wird, können Schlingbeschwerden zustande 
kommen, seltener infolge Kompression durch Tumormassen selbst. 
Mitunter entstehen infolge Druck des Plexus brachialis durch Ge- 


schwülste heftige Schmerzen im Arm und durch Kompression. der 


ableitenden Armvenen ein Ödem des Armes. 


Außer im Mediastinum und den benachbarten äußeren Lymph- 


drüsen, vor allem in den Supraklavikulargruben, können Metastasen 
in allen möglichen Organen entstehen, in denen auch andere primäre 


Krebse Tochtergeschwülste erzeugen, so z. B. in der Leber, die in 
Besonders zu 


manchen Fällen von großen Knoten durchsetzt ist. 
erwähnen sind Knochenmetastasen, weil sie manchmal schwere 


klinische Erscheinungen machen und mitunter das klinische Bild - 


ganz beherschen, während das verursachende kleine Bronchialkarzinom 
unerkannt bleiben kann. Sie rufen nicht selten starke Knochen- 
schmerzen hervor, die vor der richtigen Erkennung des wahren 


Sachverhalts mitunter für hysterisch oder ıheumatisch gehalten 


werden. Röntgenaufnahmen der. Knochen schaffen am sichersten 
Klarheit. Recht oft wird infolge Zerfall eines von Krebsmetastasen 
zerstörten Wirbelkörpers und Kompression durch die benachbarten 
Wirbel das Bild einer Querschnittsmyelitis hervorgerufen. Die 


Knochenmetastasen sind beim Bronchialkarzinom ziemlich häufig, 


an absoluter Häufigkeit stehen sie freilich denen beim primären 
Mamma-, Magen- und Prostatakarzinom wohl nach. Eine ganz be- 
sondere Eigentümlichkeit des Bronchialkarzinoms, die dieses wohl 
nur noch mit dem Hypernephrom teilt, ist seine Neigung zur 
Metastasenbildung im Gehirn, die bei anderen Geschwülsten 
sonst ausgesprochen selten beobachtet wird. Durch die Entwickelung 
multipler metastatischer Hirnherde, die mitunter noch mit karzino- 
matösen Herden in den Schädelknochen oder mit einer karzino- 
matösen Meningitis kombiniert sind, entstehen manchmal schwer 
zu deutende neurologische Krankheitsbilder, bei denen nur die 
Multiplizität der Herde auf einen metastatischen: Charakter der Ge- 
schwülste hinweist, sofern andere und vielfach näherliegende Dia- 


gnosen auf enzephalomalazische oder enzephalitische Herde vor allem | 


durch das Symptom des dauernd erhöhten Hirndrucks ausgeschlossen 
werden können. In anderen Fällen kommt aber auch das Bild eines 
solitären Hirntumors zustande, der sehr leicht für eine Primär- 
geschwulst gehalten werden kann. Nur eine sorgfältige Untersuchung 
einschließlich der nicht zu unterlassenden Röntgendurchleuchtung des 


Thorax kann zur Aufdeckung des wahren Zusammenhanges führen.. 
Diese Feststellung ist auch von praktischer Bedeutung, da die 


operative Beseitigung .eines metastatischen Hirntumors ohne Ent- 


fernung der Primärgeschulst zwecklos erscheint. Im Zusammenhang 
mit der gemeinsamen Vorliebe von Lungen- und Nebennierenge- 


schwülsten für Gehirnmetastasen, ist noch die anatomisch interessante 


Tatsache zu erwähnen, daß auch Nebennierenmetastasen bei Bronchial- 


karzinom auffällig häufig gefunden werden. 2 
Es sollen nun noch die wichtigsten differentialdiagnosti- 
schen Erwägungen erörtert werden, die beim Bronchialkarzinom 
am häufigsten in Betracht kommen. Freilich ist eine umfassende 
Schilderung aller der Zustände, die mit den zahlreichen Komplikationen 
des Bronchialkarzinoms gemeinsame Züge aufweisen und dadurch 
gelegentlich zu Verwechselungen Anlaß geben können, an dieser 
Stelle nicht beabsichtigt. | i i 
Die größten Schwierigkeiten kann die Unterscheidung von 


einer chronischen Pneumonie bereiten. Hier wie dort handelt 
es sich um einen langandauernden, manchmal mit Temperatur- - 


steigerungen, manchmal fieberfrei verlaufenden Prozeß, der zu Ver- 
dichtung einzelner Lungenpartien und zu Schrumpfung einer Thorax- 
seite mit verminderter Ausdehnungsfähigkeit bei der Atmung führt 
und im Röntgenbilde eine Verschattung des Lungenfeldes hervorruft. 


Die Anamnese ist insofern von besonderer Wichtigkeit, als sie bei 


einer chronischen Pneumonie meist die Entwickelung mit akutem 
Beginn und höherem Fieber erkennen, beim Tumor dagegen ein 
solch akutes Anfangsstadium vermissen läßt. Doch kommen hier- 
von auch Ausnahmen nach beiden Seiten hin vor. Mitunter ist auch 
im Beginn einer mehr schleichend verlaufenden pneumonischen In- 
fektion keine fieberhafte Periode vorhanden und andererseits setzen 


in einzelnen Fällen, die ich selbst beobachtete, bei einem Bronchial- 


1797 


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eine Komplikation des Krebsleidens verursacht werden. Besonders | des Mediastinalschattens liegenden Stammbronchus beschränkt, fehlen 
| verdächtig auf Bronchialkarzinom sind wiederholte Hämoptysen bei 


| i | Bronchus (vgl. Abb. 138 meiner Röntgendiagnostik). Durch ein 
vaskuläre Verdichtungsprozesse hervorgerufen wird, bei: beiden Er- | 


' losen. ehemaligen tuberkulösen Infektion ihre Entstehung verdanken, 


infiltrationen und Indurationen anderer Ätiologie, z. B. solche auf 


dort Ausläufer entlang den peribronchialen und perivaskulären 


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1798 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.51.. 2 ee 
karzinom, das bisher latent verlief, die ersten Krankheitszeichen. 


a |. zwar häufiger durch ein Bronchialkarzinom hervorgerufen: sie können 
mit Schüttelfrost und hohem Fieber ein, welche dann wohl durch | aber auch bei einem Krebs, der sich allein auf den noch innerhalb 


) | und andererseits auch durch Komplikationen eines Aneurysmas har. 
älteren Leuten; auch diese können aber bei chronischer Pneumonie | vorgerufen werden. Insbesondere führt ein Aneurysma des Aorten. 
aus bronchiektatischen Höhlen stattfinden. Im Röntgenbilde können | bogens, welches auf dem linken Bronchus reitet, bisweilen zu einer 
Verschattungen ausgedehnter Partien der Lungenfelder wie auch | Stenose desselben und infolgedessen mitunter zu einer Atelektaye 
gröbere Flecken am Hilus, ja selbst eine vom Hilus ausgehende | der unteren linken Lungenpartien, also zu ganz. ähnlichen Er. 
Streifenzeichnung, die einerseits durch eine Lymphangitis carcino- | scheinungen, wie ein dort sitzendes Bronchialkarzinom des linken 
matosa, andererseits durch unspezifische peribronchitische und peri- 


Aneurysma können auch .wieder kleine Hämoptysen, ähnlich wie 
krankungen vorkommen: Ausgesprochene Zeichen einer Bronchus- | beim Bronchialkarzinom, nicht nur eine tödliche Periorationsblutung 
stenose und deutliche Verbreiterung des Mediastinalschattens mit | hervorgerufen werden. Natürlich jist. das: Ergebnis einer Wasser- 
gekerbten Konturen wie überhaupt auch sonst markante Zeichen | mannschen Reaktion des Blutes mit in Betracht zu ziehen, diese 
eines Mediastinaltumors sprechen im Verein mit den genannten | darf aber nach beiden Seiten hin nicht ausschlaggebend verwertet 
Lungenerscheinungen für die Entstehung aus einem Bronchuskarzinom. | werden, da sie einerseits bei bestehender Aortitis luetica garnicht 
Auch unter Berücksichtigung dieser und anderer Merkmale läßt sich | selten negativ ausfällt, andererseits bei positivem Ergebnis durch 
aber 'in einzelnen Fällen eine sichere Entscheidung zwischen | eine latente oder in anderen Organen manifeste Lues, hervorgetufen 
Bronchialkarzinom und chronischer Pneumonie nicht treffen oder | werden kann, die zufällig neben einem Bronchialkarzinom besteht. 
ist erst nach längerer Beobachtung zu erzielen. i N -| Zu erwähnen ist noch, daß auch bei einem Aneurysma, namentlich 

` Auch chronische Lungeninduration tuberkulöser Ätio- | einem Aneurysma der Aorta descendens chronische einseitige 
logie, welche nicht .mit einer floriden Ausbreitung der Tuber- | Pleuraergüsse vor allem auf.der linken Seite vorkommen. 
kulose einhergeht und ohne Fieber und Auswurf schleichend ver- Auch eine einfache Herzinsuffizienz, die zu chronischen 
läuft, kann zu ähnlichen klinischen Erscheinungen wie das Bronchial- | Pleuraergüssen, . mitunter auch zu einem nur ‚auf eine Seite be- 
karzinom Anlaß geben. Gewöhnlich ‚sind aber bei der Tuberkulose | schränkten Erguß Anlaß gibt, kann zu Verwechselungen mit einen 
im Röntgenbilde neben der durch die Hauptinduration verursachten | Bronchialkarzinom führen. Selbst die genauere. Untersuchung des 
Verschattung in den freien Lungenfeldern wenigstens einzelne | Punktats bringt nicht immer eine Entscheidung, .da auch chronische 
fleckige Herdschatten vorhanden, die verstreuten Tuberkeln bzw. | Stauungstranssudate schließlich eine leicht entzündliche Beschafen- 
Kalkherden entsprechen. Freilich kommen andererseits einzelne | heit annehmen. In den Endstadien ähnelt das klinische Bild eines 
isolierte Flecken, die einer längst überwundenen, praklisch belang- | Bronchialkarzinoms oft dem einer Herzinsuffizienz, in dem Dyspnos, 
Zyanose und die Erscheinungen‘ von’ Pleuraergüssen am meisten 
'hervortreten. Etwa auftretende Hämoptysen: können sowohl aus 
einem Bronchialkarzinom stammen als durch Lungeninlarkte von 
einem insuffizienten Herzen äus hervorgerufen sein. Auch eine diffuse 
‚Lebervergrößerung kommt bei beiden Zuständen vor, indem sie 
einmal durch Stauung, das andere Mal durch Geschwulstbildung 
hervorgerufen wird, bei welcher einzelne metastatische Tumorknoten 
nicht immer deutlich abzugrenzen sind. 
Neben den entschieden an erster Stelle zu nennenden hervor 
stechendsten Zügen eines. Lungen- .oder Herzleidens sind auch 
Schlingbeschwerden anzuführen, die mitunter beim Bronchialkarzinon 
erhebliche differentialdiagnostische Schwierigkeiten verursachen. 
Sie kommen hierbei dadurch zustande, daß- Geschwülste in der 
Gegend der Lungenwurzel die Speiseröhre verziehen, weniger kompri- 
mieren, und dadurch den Durchgang der. Speisen erschweren. Eine 
Sondierung oder Röntgenuntersuchung mittelst eines Kontrastbreies, 
der geschluckt wird, ergibt ein Hindernis, stellt aber nicht immer 
öhne weiteres dessen Natur dar. Im Lungenbilde treten olt Schakien 
in der Hilusgegend durch das primäre Bronchialkarzinom hervor. 
Zu sehr ähnlichen Erscheinungen kann aber auch ein Krebs der 
Speiseröhre führen, der in einen Bronchus durchgebrochen ist und 
zu einer bronchöpneumonischen oder gangränösen Infiltration der 
Umgebung geführt hat. Auch begleitende Pleuraempyeme können 
sowohl beim Ösophagus- als beim Bronchuskarzinom entstehen. 
Einzelheiten des Röntgenbildes, die an der steniosierten Stelle des 
mit Kontrastbrei gefüllten Ösophagus besonders unregelmäßige, au 
einen Tumor hinweisende Konturen zeigen, können in manchen Fällen 
den richtigen Weg weisen, in anderen fehlen aber solche klaren 
Kennzeichen. Sehr wertvoll können die Ergebnisse der Ösophage- 
skopie sein, die man aber so schwer leidenden Patienten meist nicht 
gern zumutet. ar 
Weitere erhebliche differentialdiagnostische Schwierigkeiten 
entstehen nicht selten durch die schon geschilderten Kompli 
kationen, die zù dem primären Bronchialkarzinom hinzutreten und 
das Bild des Tumors mehr oder weniger stark verdecken: Oft ist 
es dann schwer zu entscheiden, ob sie nicht ein alleiniges primär 
Leiden darstellen. An den Lungen sind hier insbesondere Gangrin 
und Abszeß, ferner ein chronisches seröses Pleuraexsudat und anch 
Empyem zu nennen. Gleichlalls erwähnt, aber in der Ditferential 
diagnose noch einmal besonders betont sei die Tatsache, dab nieht 
selten von einem ganz latent verlaufenden Bronchialkarzinom ei 
gehende Metastasen in den Wirbelknochen zu einem anscheine 
selbständigen Krankheitsbilde der Querschnittsmyelitis oder Metastast! 
im Hirn zu den Erscheinungen eines anscheinend primären Hirntamon 
führen. Aus diesen Gründen soll in allen irgendwie anf Tomor 
verdächtigen Fällen eine genaue Thoraxdurchleuchtung zum Nachweis 
eines vielleicht versteckten Lungentumors nie unterlassen werdet 


so häufig auch in sonst normalen Lungen vor, daß auch an die 
Möglichkeit gedacht werden muß, daß außerdem vorhandene Ver- ' 


änderungen des Röntgenbildes auch eine andere Entstehung, z. B. 
durch einen Tumor, haben können. a 7 Ä 


Auch abgesehen von den chronisch-indurativen Formen kann 
eine schleichend verlaufende Tuberkulose namentlich im höheren 
Alter zu schwer vermeidbaren Verwechselungen mit einem Tumor 
führen. So entsinne ich mich eines Falles, bei dem zunächst eine 
Verdichtung in einem Unterlappen durch die physikalische und 
Röntgenuntersuchung festgestellt wurde und dann ein nach vielfachen 
Punktionen sich stets wieder erneuerndes Pleuraexsudat keinen 
genauen Aufschluß über das Verhalten der erkrankten Lunge ge- 
stattete, während die andere Seite auch im Röntgenbilde völlig frei 
war. Die Temperatur war zeitweise erhöht, Auswurf nicht vorhanden. 
In erster Linie wurde auch hierbei, wie ich glaube mit Recht, zumal 
bei dem ziemlich hohen Alter der Patientin an Lungentumor 
gedacht. Die Autopsie ergab aber eine nur auf einen Unterlappen 
beschränkte, ausgedehnte tuberkulöse Verkäsung neben einer tuber- 
kulösen Pleuritis, in, den übrigen Lungenteilen keine krankhaften 
Veränderungen. | 


‚Es ist selbstverständlich, daß ebenso auch chronische Lungen- 


luetischer oder aktinomykotischer Basis zu ähnlichen Er- 
scheinungen wie das Bronchialkarzinom führen können, Namentlich 
ist die große Ähnlichkeit des Röntgenbildes von karzinomatösen Hilus- 
tumoren mit luetischen Indurationen anzuführen, die sich gleichfalls 
mit einer gewissen Vorliebe am Lungenhilus lokalisieren und von 


Lymphgefäßen in das Lungengewebe entsenden (vgl. Tafel XI, 
Abb. 4 und 5 meiner Röntgendiagnostik). Es handelt: sich hierbei 
aber um recht seltene Ereignisse, die gegenüber dem Bronchialkarzi- 
nom an Häufigkeit sehr zurückstehen, und deshalb erst in zweiter 
Linie oder besonders dann in Erwägung zu ziehen sind, wenn Er- 
scheinungen an anderen Organen auf eine luetische bzw. eine akti- 
nomykotische Infektion hinweisen. | 

Ein weiteres Krankheitsbild, das namentlich beim Vorhanden- 
sein ausgeprägter Symptome eines Mediastinaltumors leicht mit 
einem Bronchialkarzinom verwechselt werden kann, wird durch ein 
Aöortenaneurysma hervorgerufen. Verschattungen des Mediastinums 
im Röntgenibilde, Druckerscheinungen durch den Tumor, wie Rekurrens- 
parese und Kavakompression, kommen naturgemäß bei beiden vor. 
Im Röntgenbilde ist die Begrenzung des Mediastinalschattens durch 
multiple Geschwulstmassen meist nnregelmäßig wellig gekerbt; beim 
Aneurysma pflegen die Schattenkonturen mehr einheitlich gerundet 
zu sein, doch kommt auch hier die Bildung mehrfacher Bögen durch 
Tochteraneurysmen vor. Verschattungen des Lungenfeldes werden 


21. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


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Eine Therapie des Bronchialkarzinoms, die auf Heilung 
desselben ausgeht, ist aussichtlos. Die Röntgenbestrahlung, die bei 
Sarkomen und Lymphosarkomen des Mediastinums nicht nur ge- 
wöhnlich eine schnelle Rückbildung, sondern in einzelnen Fällen auch 
einen dauernden Schwund der Geschwulst herbeiführt, hat bei der 
Einwirkung auf das Bronchialkarzinom keine Dauererlolge zu Ver- 
zeichnen. : Eine Abnahme der Beschwerden und ein auf dem Röntgen- 
bilde zu verfolgender Rückgang der Verschattung ist zwar mitunter 
zu erzielen. Bisher haben aber Rückfälle durch ein erneutes Wachstum 
von Geschwülstmassen nie auf sich warten lassen und waren dann 
durch eine Bestrahlung kaum mehr zu beeinflussen. Wesentliche 
Erleichterung kann eine Bestrahlung den Patienten manchmal dadurch 
verschaffen, daß durch Verkleinerung einer Geschwulst, die den 
Plexus brachialis komprimiert, die hierbei auftretenden unerträglichen 
Neuralgien gemildert werden. Im übrigen soll 'bei Vorhandensein 
starker Schmerzen mit Narkoticis nicht gespart werden. 

Zusammenfassung. Eine an vielen Orten und ganz besonders 
in Sachsen beobachtete Häufung des früher für selten geltenden 
Bronchialkarzinoms gibt Veranlassung, die für die Pathogenese vor- 
zugsweise in Betracht kommenden Momente und die. klinischen 
Merkmale des Bronchialkarzinoms zu schildern, um die Aufmerk- 
'samkeit weiterer Kreise auf die Erkennung des Leidens und wenn 
möglich auf die Erforschung ihres Ursprungs zu lenken. | 


Literatur: Rostoski, Lungentumoren b. Bergarbeitern. Verh.d, 35, Kongr. 


f. ian. Med., Wien 1923. — Assmann, Diskussionsbemerkung zu vorstehendem Vor- . 


trag von Rostoski. Ebenda. — Schmorl, Über den Schneeberger Lungenkrebs. 


: Verh. d. deutschen path. Ges. 1923. — Helly und Siegmund, Diskussionsbe- 


merkungen zu vorstehendem Vortrag von Rostöski. Ebenda. — Saupe, Über 
röntgenologische Lungenbefunde bei der sogenannten Bergkrankheit der Erzberg- 


| leute in Schneeberg. Verh. d. deutschen Röntgengesellschaft. Bd. 14, 1923. — Thiele, 
‚ Rostoski, Saupe und Schmorl, Über den Schneeberger Lungenkrebs. Ges, f. 
‚ Natur- und Heilkunde in Dresden, 8. Okt.1928, M.m.W.1924, Nr.1, S.24u.2%. — 


Hampeln, Auswurf beim Lungenkarzinom. Zschr. îi kl. Med., Bd. 82, — Derselbe, 


' Häufigkeit und Ursache des primären Lungenkarzinoms, Mitt. Grenzgeb, Bd. 36. — 


' Lungen und des Mediastinums. 


Enger, Statistische Übersicht über 282 im pathologisch- anatomischen Institut. 
Leipzig in den Jahren 1900— 1922 sezierte Fälle von malignen Tumoren der 
Inaug.-Diss. Leipzig 1923. — Laeschke, Über 
Grippeepidemie und Bronchialkarzinom. Inaug.-Diss. Jena 1923. — Seylarth, 
Primäres Lungen- (Bronchial)karzinom in Leipzig, Med. Ges., Leipzig, 15. Juli 1924. 
Ref. M. K1. 1924, Nr, 87, 8.1803. — Uhlig, Über den Schneeberger Lungenkrebs. 
Virch. Arch. Bd. 230. — Haerting und Hesse, Der Lungenkrebs der Bergarbeiter 
in den Schneeberger Gruben. Eulenburgs Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Med. u. 
öffentl, Sanitätswesen, N. F. 1879, 30 u. 81. — Arnstein, Sozial-hygienische Unter- 
suchungen über Bergleute in den Schneeberger Kobaltzechen. Das österr. San.- 
Wesen, Wien 1913, Nr. 38. — Ancke, Der Lungenkrebs in den Schneeberger Gruben. 
München 1884, — Siegmund, Krebsentwickelung und Bronchiektasen. Virch. Arch. 
Bd. 236. — Bard, La Iymphangite pulmonaire cancdreuse généralisée. La semaine 
méd. 1906. — R. Schmidt, Zur klinischen Diagnostik der Biliarkarzinose. M.Kl. 
1913, Nr. 50. — Assmann, Die klinische Diagnose der multiplen ERDRBRERF: 
schwülste. Ebenda 1924, Nr. 4 u... 

Nachtrag bei Korrektur: Seyfarth, D. M. W. 1924, Nr. 44. — Kaufmann, 
ebendä ee Nr. 44. — Payr, Arch. f. klin. Chir., Kongreßbericht 1924 


Abhandlungen. 


Aus der Medizinischen Universitätsklinik zu Rostock: 
(Direktor: Prof. Dr. Hans Cursehmann). 


Zur Röntgendiagnostik am Rückenmark 
mittels Kontrastinjektion.”) 
Von 
Priv.-Doz. Dr. Rudolf Stahl, Oberarzt u. Dr. August Müller, Assistent. 


Kürzlich empfahl Sicard (Paris) die röntgenographische Dar- 
line der Liquor cerebrospinalis führenden Räume durch Injektion 
von 1 ccm Lipiodols, eines Präparates von Dr. Lafay, das in gold- 
klarer Lösung 0,54 Jod in 1 cem Mohnöl enthält. Dieses Öl, das 
ein sehr gutes Konstrastmittel für Röntgenstrahlen darstellt, ein 
hohes spezifisches Gewicht besitzt und fast reizlos ist, wurde bereits 
in Bronchien, Venen, Hirnventrikel, in die 'epiduralen Räume usw. 
injiziert. 

Von besonderem praktischem Interesse scheint jedoch die An- 
wendung der Lipiodoldiagnostik für die Feststellung von Konti- 
naitätsunterbrechungen des Subarachnoidalraumes der 
Wirbelsäule und speziell der ` genauen Höhen- und sonstigen 
Begrenzung des Hindernisses zu sein. 

Dazu wird im Sitzen beim Patienten die Subokzipitalpunktion 
ausgeführt — Sicard ging zwischen 6. und 7. Zervikalwirbel ein — 
und nun Mengen von Y/a—2 cem Lipiodols eingeführt, das sich 
normalerweise in 2—3 Minuten bis zum Blindsack der Dura, also 
bis zum 2. Kreuzbeinwirbel senkt. Bei einem Passagehindernis 
bleibt das Öl daselbst liegen und zeigt röntgenologisch eindeutig 
die Höhe des oberen Randes des Tumors oder sonstigen Hinder- 
nisses an. Bei 150 Patienten beobachtete Sicard und seine Mit- 
arbeiter keinen Zwischenfall; sie diagnostizierten 9 Rückenmarks- 
tumoren mit einer bisher ungewohnten Genauigkeit. Das Lipiodol 
wird im Körper sehr langsam resorbiert und ist nach 2 Jahren 
noch nachweisbar, angeblich ohne daß die Patienten etwas davon 
merken. | 
Dieses Verfahren wurde, außer in Frankreich, besonders in 
Amerika(Dandy, Cushing, Kennedy), England (Percy Sargent) 
und Italien angewandt (Alessandri, Bianchini, Mingazzini, 
Vater und Sohn) und fand teilweise begeisterte Anhänger. In der 
deutschen Literatur!) konnten wir bisher nur eine Bemerkung von 
S. Hirsch finden, daß er durch Injektion von Jodipin den Lumbal- 
kanal beim Tier und lebenden Menschen dargestellt, sowie von 
Wartenberg, der beim Hunde das deutsche Präparat Dominal X 
und Jodthionöl (Bayer) in der gleichen Weise angewandt habe. 
Wir selber konnten mit dem nur 10%igen Jodthionöl keine guten 


gehalten in der N aturforschenden und Medizinischen 
Gesellschaft zu Rostock am 13. Nov. 1924. 

1) Anm. bei der Korrektur: Soeben erschienen H. Peiper 
und H. Klose, Ref. Ther. d. Geg. November 1924. S. 511 und Herrmann, 
Ref. M. Kl. 1924. 44. 


*) Vortra 


| Blockierung des Wirbelkanals an, die gewissermaßen drei Typen. 


 mität noch Atrophie der Wirbel- 
. körper. 


Kontrastbilder erhalten, und Versuche, höherprozentiger Lösungen 
selbst herzustellen, mißlangen wegen deren starken Reizwirkungen. 

So beschafften wir uns durch Vermittlung der Fa. Bayer eine. 
Probe des Pariser Lipiodols und wandten es'in bisher 3 Fällen von 


der Wirbelkanalblockierung repräsentieren zu jeder für sich lehr- 
reich sind. 


Fall. 1. 60jährige Krankenschwester mit 4 Monate bestehender. 


spastischer Paraplegie beider Beine und Sensibilitätsstörungen vom 12. D. S. 
abwärts. Am 10. und 11. B.W.D 
leichte ken sowie Druck- 
empfindlichkeit und Krepitation, Das 
Röntgenbild zeigte weder Defor- 


Abbildung 1. 


Lumbalpunktion: Anfangs- 
druck (A) 80 mm, pathologisches 
Queckenstedtsches Phänomen, 
rascher Druckabfall. Zellgehalt 6, 
Nißl 40 Strich! 

3. November: Durch Sub- 
okzipitalpunktion 2 ccm Li- 
. piodol eingeführt, das rasch ab-. 
wärts sinkt und am oberen Rande 
des 10. Brustwirbels stecken 
bleibt In 112). 

ovember: Laminekto- 
mie (Geh.-R. Prof. W. Müller). Der 
11. und 12. B.W.D. sind bereits aus 
ihrer Kontinuität ‘mit den Wirbel- 
körpern gelöst. Es entleert sich 
dickflüssiger a Nach Entfernung 
auch des 10. B.W.D. erscheint die intakte Dura. 
des Befindens nach der Operation (Abb..2). 

Epikrise. Der Gibbus sowie die Krepitation im Verein mit 
der Anamnese einer Stirnbeintuberkulose vor.6 Monaten legten einen 
kariösen Prozeß der entsprechenden Wirbelbögen nahe, der zur 
Rückenmarkskompression geführt hatte. DieLipiodol-Röntgendiagnose 
‚gab in exaktester Weise — übereinstimmend mit der neurologischen 
Höhendiagnose — den oberen Rand des Hindernisses an. 

Fall 2, Bei 60jähriger Rentnerin mit Hypertonie (200 mm Hg) 
bestand seit 4 Monaten spastische Paraplegie beider Beine mit aus- 
strahlenden Schmerzen, großem Dekubitus und zunehmender Hyp- 
ästhesie vom 10. D.S. abwärts. Von D.S.6 abwärts handbreite hyper- 
ästhetische Zone. 

29. Oktober: Eunkelniunkiion A. 145 mm, rasch abfallend, 
 Queckenstedtsches Phänomen pathologisch. Zellzahl 14, Nonne- 
Apelt-+, Nißl 40 Strich, wasserklar. 

4. November: Durch Subokzipitalpunktion Einführung von 
2 cem Lipiodol, das rasch abwärts sinkt. Di 
Kontrastschattens enden in der Mitte des 8. Brustwirbels, nach oben 


2) 9 Die, Zeichnungen wurden liebenswürdigerweise von Herrn 
Dr. - Kiftler, Univ.-Frauenklinik, Rostock, mein | 


Ständige | Besserung 


e unteren Ausläufer des’ 


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A ER 


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streckt und sich vollkommen entfernen läßt (Abb. 4). 


4 


l ea ` Abbildung 2, 


Granulationg-__ 
~ gewebe 


Orientierungsskizze des Befündes bei Fall 1. 


Abbildung 3e 


reicht er bis zum 3. Brustwirbel mit Aussparung in den mittleren 
Partien (Abb. 3). 


6. November: Röntgenkontrolle ergibt fast vollkommen das 
gleiche Bild. | u 

12. November: Laminektomie (Geh.-R. Prof. Dr. W. Müller). 
In Höhe des 6. und 7. B.W. starkes Ödem innerhalb der Dura. Von 
der Mitte des 8. B.W. abwärts dem Rückenmark aufgelagert dunkel- 
rotes z. T. markig aussehendes Gewebe, das sich bis zum 9. B.W. er- 


l Mikroskopisch (Prof. Dr. Fischer) ziemlich ausgereiftes 
Spindelzellsarkom. | 

Epikrise. Die essentielle Hypertonie legte den Gedanken 
an einen myelitischen Prozeß als Ursache der Paraplegie nahe. 
Die Wurzelsymptome sowie das Kompressionssyndrom der Lumbal- 
punktion -sprachen für Tumor. Die Lipiodol-Röntgendiagnose ergab 
vollkommene Kontinuitätsstrennung in der Mitte des 8. B.W., die 
durch die Operation bestätigt wurde. Die oberhalb gelegenen mitt- 
leren Aussparungen- des Kontrastschattens dürften mit dem starken 
oberhalb des Tumors gelegenen Ödem zu erklären sein. 
| Fall 3. 21jähriger kräftiger polnischer Arbeiter litt seit 4 Mo- 
naten an zunehmenden Schmerzen im rechten Bein bis zum Knie. 
Leichte Atrophie des rechten Oberschenkel. Spasmen hauptsächlich 
des rechten Beines mit Babinski, Fuß- und Patellarklonus. Grobe Kraft 


der anderen Extremitäten ungestört, dagegen auffallend lebhafte: Tri- 


zens- und Vorderarmreflexe, links mehr als rechts. — Bauchdecken- 
relle +. Kein Nystagmus, kein Intentionstremor, Augenhintergrund o. B. 

15. September. Lumbalpunktion: A. 160 mm, rasch abfallend. 
Liquor zeigt Xanthochromie, Nonne-Apelt +, 20 Zellen, Nißl 3 Strich. 


Gleichzeitige Subokzipitalpunktion: A, 160mm. Wäh- 


rend Ablassen des Liquors und Sinken des Druckes auf — 40 mm 


FE: = 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.51. `- ` 24. Dezember 


hoch: vollständige Blockie- 


-rung.von 1 ccm Lipiodol, 
. das sich in den obersten Hals- 
segmenten beiderseits des 


. Die Kontrastflüssigkeit fließt, 


durch das. Foramen magnum 


hinab ins unterste Brustmark reichend, eine stiftförmige, 


į ~ 


bleibt Zysternendruck gleich Abbildung 4 

rung des Wirbelkanals. u £ A PN 
29. Oktober. DurchSub-. 

okzipitalpunktion Einfüh- 


Rückenmarks staut. Ä 
31. Oktober. Weitere 
Injektion von 2 cem Lipiodol: 


da sie sich nach abwärts 
schon vom 2..Halswirbel ab 
staut, z. T. nach aufwärts .. 


an der Schädelbasis entlang. 
Im Sagittaldurchmesser das 

gleiche Bild wie am 29. Ok- 

tober:. Blockierung rechter- 

seits 7. Halswirbel, links 

i. Brustwirbel (Abb. 5). Nach 
mehreren Stunden erkennt. 
man, daß sich. ein - feiner 

Kontraststrich beiderseits -des 

Rückenmarks noch bis zum 

fünften Brustwirbel nach ab- 

wärts hinzieht. Vor dem 7.. 
und 9. Brustwirbel zeigen 

sich einige tropfige Kontrast- 

schatten. (Abb. 6). 

‚8. November. Lamin- 
ektomie (Prof. Dr. Leh- 
mann): Resektion des 6. Hals- 
bis 2. Brustwirbelbogens. Nach 
Eröffnung der nicht pulsieren- ’: 
den Dura quillt die Medulla SEN ES 
weit hervor und zeigt ein ooo Mer 
dunkles, blutreiches’ Aussehen. 
An den meisten Stellen ziem- 
lich feste Verklebungen der 


Dura mit der Medulla, die sich stumpf lösen lassen. Sondierung 
nach oben und unten ergibt kein Passagehindernis. Die Medulla ist 


überall von Geschwulstgewebe durchsetzt, das sich nirgends von ihr 
trennen läßt, also nicht entfernt werden kann. 


Anschließend Pneunmonie.. Exitus 10. November. 


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E Operationsbefund Fall 2 


| | | Abbildung 6. 


Abbildung 5. 


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Autopsie (Prof. Dr. Fischer): Es findet sich ein Tumor der 
weichen Hirnhäute und im Rückenmark, vom mittleren Halsmark bis 


gelbbrau 


aussehende Tumorbildung (Gliom?) mit großen Mengen vou Blot- 
pigment; daran schließt sich unmittelbar eine nach weiter unten ZU 


nehmende Höhlenbildung in den zentralen Abschnitten des Rückenmarks. 


Epikrise: Gegen die Diagnose einer multiplen Sklerose 
sprach die durch den Lumbalpunktionsbefund und ferner die durch 
gleichzeitige Lumhal- und Subokzipitalpunktion nachgewiesene 
Blockierung des Wirbelkanals. Eigenartig war ‘die. vom Kranken 
unsicher angegebene Begrenzung der Sensibilität, die hauptsächlich 
im rechten Bein lokalisierten Pyramidenbahnsymptome, some die 
Reflezsteigerungen in den Armen, besonders links, Das Lipiodi- 
Röntgenbild wies auf einen den Umfang der Medulla erheblich ver 
mehrenden Prozeß, der schon in Höhe des 2. Halswirbels einsett 
und sich bis tief zum Brustmark erstrecken mußte. Die Operation 


‘wobei dahingestellt bleibe, ob die leicht vermehrten Schmerzen mit 


21. Dezember 


sowie die Autopsie bestätigte die Diagnose und ließ die praktische 
Brauchbarkeit der Röntgendiagnose mittels Kontrastlösung in be- 
sonders hellem Licht erscheinen. o 

Wenn somit der erhebliche Nutzen, den diese neue Methode 
dem Neurologen und besonders auch dem Chirurgen für seinen 
operativen Eingriff bringt, außer allem Zweifel steht, so erhebt sich 
doch sofort die Frage, ob die Lipiodolinjektionen auch wirklich 
keinerlei ernsthafte schädigende Nebenwirkungen mit sich bringen. 


Dazu ist zu sagen, daß die Injektion selbst im Moment des, 


Einspritzens überhaupt in keiner Weise durch Kopf-, Rücken- 
schmerzen oder anderweitige Zeichen dem Kranken zum Be- 
wußtsein kommt. Innerhalb der nächsten 48 Stunden klagen 
die Kranken, die schon unter ausstrablenden Wurzelschmerzen zu 
leiden haben, über eine leichte Vermehrung derselben, gleichzeitig 
finden sich in dieser Zeit Fiebersteigerungen mittlerenGrades(Kurvel). 
Nach Ablauf der genannten Zeit sind diese Symptome vorüber, 


der Temperatursteigerung zusammenhängen oder durch direkte 
Wurzelreizung entstehen. 


Kurvei (Fall 2). 


Wie gering die Allgemeinreaktion des Körpers auf die 
Lipiodolinjektion ist, lehren uns die Leukozytenbefunde(Tab. 1); 
finden sich doch nicht einmal nennenswerte Vermehrungen der Leu- 
kozytenzahlen oder Verschiebungen innerhalb ihrer Zellformen, 
wie dies sonst bei jeder. Reizinjektion von Milch, Schwefel oder 
dgl. die Regel ist. 

Tabelle 1. Blutbefunde: 


Hämogramm 
U t Q 
| Leuko-|: è S m 2 alo oló alu ag 
= BE Tempe- 9.010. al 2 = 
8 | Datum | Injektion PS- |zyten-|s a] g a 21533214 
5 j oratur |" ahl 12 5 ss ESG SE 
% | % | % | % | % | % 
1 121.10. — normal | 7466 | 14 | 70 | 11| — | 5 
3.11. %ccm |jabds. 39,2; 8422 | 5162| 20| 3 | 10 | — 
Lipiodol 
7.1 — — 79111121656 | 18 | — | 5| — 
elaı.ıo.| — 388 l10199 | 25 |55 |10| 3| 7|— 
1 411. 2cem J|abds. 39,1] — | —I—- | - | —|I-|1— 
Lipiodol | 
6. 11. — normal 111266 | 2 | 70120] 1| 611 
8.11. — normal |11333 | 10 | 66 | 18| 3 | 3| — 
3 |19.10.! — normal | 7700 | 26 | 44 | 19 | 7| 4|- 
29.10. î ccm Jlabds. 821! — I— | |! —- | -|-|— 
Lipiodol 
31.10. 2ccm Jabds. 98 — I—- | —- | —- I -1—- | -—- 
Lipiodol | | | 
7.11. | — | normal | 9177 | 22 | 55 | 15] 1 | 7| — 


Über die lokalen Vorgänge im Liquorraum sagen uns 


die Liquorbefunde vor und nach Lipiodolinjektion aus, die von 


Fall 2 und 3 vorliegen (Tab. 2): Ersterer zeigte eine Zunahme der 
Zellen von 43 auf 453, hauptsächlich Lymphozyten. Die Nonne- 
Apeltsche Reaktion bleibt positiv, der Eiweißgehalt nach Nißl 
nimmt auffallenderweise von 10 auf 4 -Strich ab, als wenn eine 
Verdünnung des Liquors, vielleicht nach dem erstmaligen Ablassen 
einer gewissen Menge, stattgefunden hätte. | 

Fall 3 bot nach der erstmaligen Einführung von 1 ccm 
Lipiodols eine Zellvermehrung auf 1030 Zellen, hauptsächlich 
Lymphozyten. 6 Tage nach der weiteren Einführung von 2 ccm 
war nur noch eine Zellzahl von 311 Lymplıozyten nachweisbar. 
Der vorher negative Nonne-Apelt war zuletzt positiv geworden, 
die von 2 auf 5 gestiegene Eiweißzahl war zuletzt auf 3 Strich gefallen. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. Ä | 1801 


Tabelle2. Liquorbefunde: 
bu ' i e u > 
a 5/2] £ |äs|s le: 73 K2dasıs 
Kl 5. = en do | a |28 eS Malz El: 
A £ E < A ja -SA JsNlsi A|% 
| & | mm |mm|cem| PM Ne 
1 |18. 10. ana ae 80 | — | 8 usata 6 E 40 > 
3.11.| Injektion von 2ccm Lipiodol. 


2129.10. Lumb.| 38,6 = 7 |wasserklar| 14 m 40 
4. 11.| Okzip.| 38,6 | — | — | — |wasserklar| 43 |+| 10 
4.11.| Injektion von 2ccm Lipiodol. 

6. 11.| Okzip.| normal | -+ 30| Ari 10 Jleichtgetrübt| 453 |+| 4 |3 


1) 


3115.9. |Lumb.|normal | + 85/440] 5 |strohgelb | 15 -+| 3 |3 
Okzip.| normal | +160 | +40| — |wasserklar| 9 |—| 1 |3 
20. 10.|Lumb.| normal | +150 | +60 | 20 blutig | — |—| 12 | — 

Okzip.| normal | +200 | -+90 | 30 |wasserklar| 0 |—| 2 |— 
29. 10.| Injektion von i ccm Lipiodol. 


29. 10.| Okzip.|normal| — | — | — | klar [1080—| 5 |3 

31.10.| Injektion von 2 ccm Lipiodol. | 

6.11. Okzip.|normal | - Neichtgeträbt] stt j+ 3 |3 
1) Vorwiegend Leukozyten. — 2) Vorwiegend Lymphozyten. 


Demnach ist die Allgemeinreaktion auf den Eingriff eine geringe, 
die lokale ‚hält sich gleichfalls in mäßigen. Grenzen und kommt 


in Nackensteifigkeit oder irgend nennenswerter Weise zum Bewußtsein. 


Daß tatsächlich das genannte Präparat fast reizlos vertragen 
wird, dafür spricht auch die Beobachtung bei der Operation von 
Fall 2, daß nach Eröffnung der Dura das injizierte Öl sich als 
leicht getrübte Flüssigkeit entleerte, außerdem klarer Liquor hervor- 
trat. Mikroskopisch zeigte sich das Öl etwas emulgiert, ohne 
jegliche Beimengung von Leukozyten oder sonstigen Zellen. Die 
Dura ließ an dieser Stelle eine Hyperämie nur mäßigen Grades erkennen. 


zuweisen durch den Befund der Röntgenbilder. Schon unmittelbar 
nach der Injektion zeigte sich röntgenologisch die auf das Ödem 
zurückzuführende Aussparung des Kontrastschattens in den mittleren 
Partien, die 2 Tage später nicht in irgendwie stärkerem Grade im 
Röntgenbild hervortritt. 


Wenn wir also sagen können, daß nach unsern Beobachtungen 
und den Schilderungen der ausländischen Literatur die Lipiodol- 
Reizerscheinungen an den Meningen und im Allgemeinbefinden 
nur mäßige und schnell vorübergehende sind, wenn wir andrerseits 
sehen, welchen erheblichen Nutzen uns diese Injektionsmethode für 
die exakte Lokalisierung und die Art der Rückenmarkserkrankung 
bringen kann, so kommen wir zu dem Schluß, daß wir diesen Ein- 
griff den in Betracht kommenden Kranken, die unter Umständen 
die ‘Aussicht haben, operativ von einem schweren Leiden befreit 
zu werden, wohl zumuten können. 


Fassen wir nochmals zusammen, was uns speziell die vor- 
liegenden Fälle für die Deutung der Lipiodol-Röntgenbilder des 
Rückenmarkskanals gelehrt haben, so ergibt sich, daß bei einem 
horizontal abschließenden Hindernis (Fall 1, Karies der 
Wirbelbögen mit Abszeß) auch ein dichter rechteckiger Kontrast- 
schatten zu erwarten ist, dessen unterer Rand mit dem oberen des 


Hindernisses zusammenfällt. 


Besteht oberhalb des Hindernisses ein Ödem, so kann sich 
dieses durch eine Aussparung in den mittleren Partien des Kontrast- 
schattens zeigen, das ganze Schattenband ist dann gleichzeitig mehr 
in die Länge gezogen. Operativ eingehen werden wir dann jedoch 
am Ende der untersten Ausläufer des Kontrastschattens, da bier 
der obere Rand des Hindernisses zu erwarten ist. | 


Erhalten wir ein Röntgenbild, wie in Fall 3, also schmale 
Kontrastbänder zu beiden Seiten der Medulla, die sich auf eine 
große Entfernung hin erstrecken, so muß man einen das Volumen 
desRückenmarks auf große Strecke hin vermehrenden Prozeß 
annehmen, der den Raum innerhalb der Dura nahezu ausfüllt.: Die 


große Länge, des Prozesses wird von vornherein eine vollständige 


operative Entfernung des anzunehmenden stiftartig cin viertel Meter 
und melır im Rückenmark entlang wachsenden Tumors unwahr- 
scheinlich machen. Dadurch wird, zumal wenn solche Befunde, 
wie in Fall 3, erst öfter erhoben worden sind, der Gedanke zu er- 
wägen sein, ob hier eine Operation überhaupt Zweck hat. 


dem Kranken eigentlich kaum in Kopfschmerzen, geschweige denn 


Der Einwand, daß das in Fall 2 gefundene Ödem vielleicht 
auf einen entzündlichen Reiz des Öles zurückzuführen sei, ist zurück- 


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05.212 Dezember 


Bee ne. k: al 1802 Den r o ` 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr..51. se; 
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T BORAGE A | Erwähnt sei, daß in Frankreich auch die untere Tumorgrenze, E als Erklärung dafür dachte i Mingazzini an Meningitis serosa 
op EAEAN BiN “ ` röntgenologisch bestimmt wurde durch Lipiodolinjektion von der | :circumscripta. EL a z n a P ? : | 
anne BRENER NEN | j us: "Kopfti as DIS a a i - Literatur: Sicard et Laplane, Bull. -èt mém, de la soc, méd. des hp, 
í, ee "| À i} N i ' | Lumbalpunktion er ud Kopftiellagerung. E nn 0. o | de Paris 1928, Nr. 80, sS. 1889-1890. — Sicar d, Paralet-Laplano, Presse REN 
nroa Far] N YAPT 4 ` Zum Schluß: darf. nicht verschwiegen werden, . daß in der | Nr.'85, a Ale — Sargent, 
SEELE, französischen Literatur auch einzelne Fälle bekafınt sind (de Martel); | Perey mr maaa eara aA en ea 
a) RSS RN ‚in ‚denen das’ Lipiodolverfahren Rückenmarkstumoren hatte ver- | zazzini (Rom), Zbl. £ d. ges- Neur.'u. Psych. Bd, 88; H: 5/6. S. 301-307. — Herr. 
a ya | a sinn AN H REY ‚muten ‚lassen, . die bei. der. Operation nicht zu finden. waren; | mann, M. Kl. 1924, 41.— Wartenberg, ebenda, 1924,20, S. 665. 
ee ll 0... Berichte über. Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 

a. a \ IH | ©- Aus der Medizinischen Universitäts - Poliklinik in Königsberg-i. Pr. | `. Die Art ‘der Schmerzen wird von. den .einzelnen Patienten 
ESSEN © o oo >O (Direktor: Prof. Dr. O. Bruns). <- ° .: | ganz-verschieden angegeben. nee ee: sie als ziehende, 
SUSE ec Er Sl DEN Be a Se ET RE S 2 SE ee E | die anderen. als ‘krampfartige Schmerzen, wieder andere finden 
en VERAL I Ku > . De a ‘ i. 5 RR 2 tel TIL: 5: ; 5 
SER BET N ATE AEI N a a a Die Haffkrankheit. | |- keinen "prägnanten Ausdruck dafür. Dabei sind die Schmerzen so 
ao ILL 0.7052 Von Dr. Hans Rosencrantz. | | heftig, daß die.geringste aktive, aber auch passive Bewegung. u- 
ae ARINIR e o‘ s fai | RR EEE S > erträglich ist. und’ die Kranken oft ‘laut aufschreien und jammern 
re ul 00... Ende Juli 1924 brach am Haff,. und zwar ausschließlich am | läßt. Morphium' hat auf die Schmerzhaftigkeit keinen Einfluß. In 
sl > s, Fischen Haff. eine eigenartige Krankheit aus,. die mit heftigsten-!| typisch ausgeprägten Fällen lagen die Fischer völlig hilflos am 
EN NT. „allgemeinen Myalgien und Methämoglobinurie einhergeht und wegen | Boden ihres Schiffes, das nun: steuerlos dahintrieb, bis andere au! 
Do gs NE aN o |i wi "ihres plötzlichen Beginns und ihrer ganz. kurzen Dauer am ehesten | die Notlage aufmerksam wurden und sich ihrer annahmen. 
RER RAET EN A RINA nach einer Vergiftung aussieht. EEE | > Es kommen auch Fälle vor, bei denen: die Schmerzen und 
v SE Enge . Nach dem Bekanntwerden der ersten Fälle begab sich Herr. | das Steifheitsgefühl nur‘ an Beinen und Armen oder am Rücken 
Ei „it = Ile > Professor Bruns mit seinen Assistenten zum Studium der. Krank- | und Nacken: lokalisiert: sind. Bei Fällen. leichteren Grades mächen 
METTERT, one. y heitan Ort und Stelle und. ließ auch in der Folge 2 seiner Herren | sich Schmerzen. nur als ein leichtes Ziehen bemerkbar, verbunden 
EA TERN EN zur weiteren Beobachtung ‚der Erscheinungen am Haff stationiert, | mit.dem. typischen Gefühl der Gliedersteiligkeit. Solche. Patienten : 
a vous so. Wär haben seitdem Gelegenheit gehabt, sehr viele Fälle vom ersten | machen. dann mühevöll ihren Dienst am Bord weiter und haben 
an is) „Ausbruch der Krankheit bis zur völligen Genesung zu beobachten. | schon 'einige Stunden: später absolut keine Beschwerden ‚mehr. 
PERLE jt Die Krankheit. trat zuerst an. der Südseite des ‘Samlandes, | .  . In den schweren Krankheitsfällen - sind. die ‚schmerzhaften 
REE sl >. hauptsächlich in der Gegend von. Zimmerbude und Peyse im Kreise | Muskeln auf Druck sehr empfindlich, fühlen sich aber nicht rigider 
ee Ri RER _ Fischhausen äm Nordufer des Frischen Haffs auf; kurze Zeit darauf .| an als unter normalen Bedingungen.. Selten klagen die Kranken 
Eye AN RARI Itse Aa] “ wurden aber auch. Fälle, aus dem Kreise Heiligenbeil und Brauns- | iber Kopfschmerzen. - Zr Di wre 
EE S NINNE EN R ETE, Ä a 1; a nn .. a pad |> -. Temperaturerhöhung ist nur in ganz vereinzelten Fällen vor 
la GERNE He ae, SUSASTE | handen gewesen,- doch äußern die Patienten‘ oft ‚zu Beginn der 
ey im südlichen Haflteil, der zum Freistaat Danzig gehört, ein. . - "Krankheit. Frosteefühl.. > TRSN 
ENE AE AN} Die größte Zahl der Krankheitsfälle wurde im August und | lee. ee ce 
SET | Eu ie größte Zahl der Kranl | gust ùn Ep | | TORTE 
Di ek on, September beobachtet, mit Eintritt der kälteren ‘Witterung wurden |. Im übrigen konnten. an den. Organen keine nennenswerten 
BE Re ‘die Fälle seltener. Bisher sind im Ganzen Se is a a a Ma a a 
Be lien Als, Vón der Krankheit werden.vor allem die Haffischer (80%) | Ya haus beiesb. und SCSCHWOlen, SONSUSS Wagen: un 
es; et, - befallen, selten Frauen und noch seltener Kinder. Ganz vereinzelte ‚wurden. mit- Ausnahme. starker Appetitlosigkeit von A P nn 
unfall no Falle sind vorgekommen, bei denen Bauern, die am Haff mit dem nicht geäußert. ` Dei Stuhl zeigte . normalen u ke ai 
ee a. Umpflügen des Ackers beschäftigt waren, erkrankten.; . Bemerkens- Leber und Milz. | Am Nervensystem konnten nn rome i T 
SET RT REN `; -weft ist, daß von den Bewohnern der Nehring, die auf. die Ostsee | Fungen nachgewiesen werden, auch bestand ‚keine ln, 
ANa os zum Fischen hinausfahren, niemand: von dieser seltsamen Krankheit lichkeit der Nervenstämme. Die Atmung war une T 
To o uns. befallen. wird. Am benachbarten Kurischen Haff, wo das Fischer- a wohl infolge der Sehmerzhaftigkeit der Atemmuskul = Der 
en öl. volk unter denselben Verhältnissen lebt, sind keine ähnlichen en während des Anfalls häufig beschleunigt und en u 
ln EUER IE - Krankheitsfälle beobachtet worden. 7.0.0000 a Blutdruck zeigte anfangs ‚öfter niedrigere. Werte, war aber Im 
re | Die Haffischer fahren gewöhnlich -am Sonntag Abend zum übrigen normal. AE EE CAE E E EE 
ee a Fischen aus, bleiben die ganze Woche auf dem Wasser und kehren i 5 a Eo an dagegen a no 
ee HR H - erst Sonnabend heim. -Wir beobachteten nun, daß. meistens erst | Urinbelund. Die Kranken entleeren zu Beginn der Lrkrankung 
I let > Ä aeei Mitte der Woche die ersten Erkrankungen unter den ausgefahrenen | eine nur spärliche Urinmenge, die rötlich-braun bis intensiv schwar- 
ee ‘  . Fischern aufireten und die Zahl der Fälle sich gegen Ende der ‚braun gefärbt ist. Die ‚Reaktion des Urins ist sauer; der Urin ent- 
en SS 20 ‚Woche stark vermehrt. Die Anfälle treten in den frühen Morgen- | hält viel Eiweiß. Zucker und Gallenfarbstoffe sind nicht: nachu- 
We RN stunden auf’ dem Wasser in der Zeit von 3—7 Uhr auf und | weisen, doch.ist die Benzidinprobe- stets. positiv. Spektroskopisch 
a vlt. zwingen die Fischer sofort zur Rückkehr. Unter diesen Fischern | findet sich’ Methämoglobin und Oxyhämoglobin. . Das Sediment zeigt 
ee ll erkranken wieder diejenigen, welche mit dem Einholen der Grund- | zahlreiche hyaline und’ granulierte mit Farbstoff beladene Zylinder, 
TS ERE RASSE URAR o schleppnetze beschäftigt sind, ‚sich dabei. tief nach dem Wasser- ferner verschiedene Kristalle von Harnsäure und harnsauren Salzen, 
a RIECHT „spiegel herunterbeugen. und natürlich auch mit dem. Haffschlamm vereinzelte Leukozyten, und in ganz. wenigen Fällen ne In 
rer Lab eigen in Berührung kommen.: Auch Tiere, Hunde und Katzen, sollen von | zyten. Diese Hämoglobinurie ist in den schweren Krankheitsläle 
Er paei SAR lejp ied . der Krankheit befallen worden sein. Dagegen hat man selten Er-:| außerordentlich stark und wird nur in leichten Fällen vermibt; sie 
ee ls. > krankungen der Besatzungen von Frachtschonern, anderen Segel- | dauert in der Regel 1—2 Tage. Im Blute selbst konnte Tidow — 
na el eng ie A booten: oder der ance im Haff ir Poi gesehen, die : Aue a a Ee auf dem Höhepunkt der 
Bee sm uhülil oo. mit ihrem Bord hoch über dem Wasserspiegel liegen. . . | £rkrankung — kein Methämoglobin nachweisen. a | 
t t aeoaea iR All = -Das klinische Krankheitsbild ist sehr charakteristisch. Aus | _ Im Blutbild ‚fanden wir-im Anfall eine Leukozytose (bism 
er I HER = vollem Wohlbefinden heraus werden die Leute von heftigen Schmerzen 31000), wobei die Neutrophilen bis 96 % vorherrschten. Diese Er 
er Bean Pag ei) in den Extremitäten, vor allem, in den Waden, und im Rücken be: :| höhung ging im- Abklingen des Anfalls schnell zurück und machte 
e i $ | Nil fallen. Die Glieder. werden schwer, so daß kaum noch Bewegungen einer relativen: Lymphozytose (bis zu 40% Platz. Die Eosinopbilen 
y BEN: i ETRA it -ausgeführt werden können. Ein großes Mattigkeitsgefühl befällt den -| waren nicht vermehrt.. Desgleichen war der Hämoglobingehalt und 
Be Soonar,  . ganzen Körper. In ganz kurzer Zeit, bisweilen schon innerhalb | die Zahl der roten Blutkörperchen selbst nach .mehreren schweren 
a i EEE HIRI EIN ~ 8—5 Minuten, breiten sich die heftigen -Muskelschmerzen über den | Anfällen normal.. | e F | 
u ov IERE AE NNARYI ganzen Körper aus. Nur Gesichts- und Schlundmuskeln ‚bleiben von Im äknten Anfalle konnten jedoch Rosenow und Tiets 
PA en Schmerzen verschont. Die Kranken fühlen sich wie gelähmt und | zahlreiche Blutkörperchenschatten und die von Ehrlich als hämt 
m a EHN Aji können vor Schmerz kein Glied rühren. Manchmal besteht auch | globinämische Innenköřper bezeichneten Einschlüsse nachweisen, die 
TE REN schon längere Zeit vor dem. akuten Ausbruch der Krankheit ein | sich mit Supravitalfärbungen, aber auch mit.May- Grünwald ba. - 
Br BSH Git Schwächegefühl, und in ganz vereinzelten Fällen brach die Krank- | Giemsa deutlich darstellen ließen. Diese Innenkörper waren iD 
2 a R $ ui EENE IN heit erst am Tage nach der Haffahrt aus, wenn die Patienten auf 'Blutausstrich der Kranken sehr zahlreich und lagen im Zentrum der 
ae iaa Ol estem Land vom Haff entfernt waren, | roten Blutkörper dort, wo sonst. die hämoglobinfreie Delle ist, Die 
ir eh. LÍ P i z i ; : nA . i N | 
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. werden. 


val Dezember B 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


1803 


Einschlußkörper werden durch verschiedene Blutgifte, wie z. B. 

Phenylhydrazin, chlorsaures Kali hervorgerufen. 

X. Die Resistenz der Erythrozyten ist normal. 

` speziel Kältehämolysine konnten nach Tidow nicht nachgewiesen 
Das schwere Krankheitsbild dauerte im allgemeinen 1—2 Tage, 

danach erholen Sich die Kranken schnell und können recht bald 


ihrer gewohnten Arbeit nachgehen. . Fahren die Fischer wieder . 


aufs Haft hinaus, dann — aber auch nur dann — trat in sehr vielen 
Fällen ein erneuter Anfall auf, der sich bis zu 6—8mal wiederholte. 
Dabei wechseln leichte und schwere Anfälle ab, wobei die Schwere 
' eines solchen neuen Anfalles in keiner Beziehung zur Häufigkeit 
_ derselben steht. > 2: 

| Nachwehen der Erkrankung sind in der überwiegenden Mehr-. 
. zahl der Fälle vorhanden; sie bestehen in einer iiber Wochen 
dauernden Abgeschlagenheit, Mattigkeit, leichter Ermüdbarkeit. Nach 
geringen Anstrengungen tritt schon leichtes Schwitzen ein, verbunden 
. mit ziehenden Schmerzen in der Wade und im Nacken, oftmals auch 
unter dem linken Rippenbogen in der Milzgegend. Derartige Nach- 


wehen konnten hauptsächlich bei älteren Leuten beobachtet werden. - 


: Nach Abklingen der Erkrankung bestanden oftmals noch 
Druckschmerzen in der Nackenmuskulatur, vor allem dicht am 
Hinterhauptansatz, und in der Wadenmuskulatur, in erster Linie 
am Übergang in die Achillessehne Nur in seltenen Fällen soll 
als Nachkrankheit eine Nephrose beobachtet sein. | 

© So kann man sagen, daß die Haffkrankheit prognostisch 
durchaus günstig zu beurteilen ist. Todesfälle sind bis jetzt 3 be- 
kannt geworden, wobei aber in keinem Falle die Haffkrankheit die 
alleinige Todesursache gewesen ist. In dem einen Falle bestand 


‚gleichzeitig ein Magenkrebs, bei dem zweiten ein schwerer Mitral- 


fehler. Zu bemerken ist allerdings, daß bei der Obduktion des 
zweiten Falles noch ausgedehnte Epithelnekrosen der gewundenen 
Harnkanälchen und Kalkzylinder in den geraden Harnkanälchen 
nachgewiesen werden konnten. | 

Aus dem eigenartigen Auftreten der Halfkrankheit, nach 
welchem, wie eingangs erwähnt, fast nur die Haflischer, d. h. 
die Menschen befallen werden, die mit dem Hafiwasser bzw. dem 
Haffschlamm in Berührung kommen, muß man mit Sicherheit an- 
nehmen, daß das Frische Haff die schädliche Noxe enthält, welch 
diese eigenartige Erkrankung hervorruft. | 

Nach dem klinischen Bilde muß die Ursache am ehesten in 
einer. Intoxikation gesucht werden. Dafür spricht vor allem der 
plötzliche Beginn aus voller Gesundheit heraus, der völlig fieber- 


freie Verlauf, die Verbreitung der Krankheit nur bei den Fischern 


des Frischen Halis, die Voraussetzung der mehr oder weniger langen 
Berührung mit den aus dem Haff aufsteigenden Gasen und Dünsten 
bzw. mit dem Haffwasser oder dem Hailschlamm. Auch die von 
Rosenow und Tietz gefundenen Einschlüsse der Erythrozyten 
weisen auf eine Schädigung durch Gifte hin. . 

Die bakteriologischen Untersuchungen des Blutes und der 
Exkrete haben für die Krankheitsursache keine positiven Ergebnisse 
gehabt. Ebensowenig sind Anhaltspunkte für Kontaktinfektion vor- 
handen. Auch ein von Tidow angestellter Selbstversuch, bei dem 

er Blut eines frisch erkrankten Patienten 'sich injizierte, verlief 
. ebenfalls resultatlos. Nicht anders scheint es den Versuchen er- 
gangen zu sein, die Krankheit bei Tieren experimentell hervor- 
zurufen. 

Auch über die Vorstellung, es könnte sich um eine Trema- 
todeninfektion handeln, ist nichts mehr verlautbart. Eine Vergiftung 


durch Genuß von Haffischen, besonders von Aalen, konnte schon 


deshalb nicht in Frage kommen, da die Fische zu Tausenden nach 
Königsberg gebracht und dort verzehrt wurden, ohne daß ein Mensch 
an der Haffkrankheit erkrankt wäre. Eine mehr als nur rein oberlläch- 
liche Ähnlichkeit mit der Kreuzrehe der Pferde besteht ebenfalls 
nicht. (Siehe Deutsche med. Wochenschr. Nr. 51: Ewig, Nachtrag 
zum kritischen Sammelreferat über die Haifkrankheit.) 


Wohl aber muß man im Haffwasser oder im Haffischlamm und ` 


den sich .da entwickelnden Gasen die schädliche Noxe suchen. 
Möglich daß es Mikroben sind, die im Hafiwasser oder im Haff- 
schlamm leben und dort die gasförmigen Gifte produzieren, die für 
die Intoxikation verantwortlich zu machen sind. Das sind Fragen, 


die noch nicht geklärt sind und noch weiter wissenschaftlich be- 


arbeitet werden. Sicher ist allerdings, daß die Krankheit nach 
Trinken des Haffwassers nicht aufzutreten braucht. ` l 

Zu der Frage, warum die Krankheit nur am Frischen Haff 
und nicht am Kurischen Haff vorkommt, ist zu bemerken, daß in 


das Frische Haff die Abwässer Königsbergs und der hiesigen 


Hämolysine, 


Zellulosefabriken geleitet werden. Das Haffwasser wird dadurch 


stark verunreinigt und auch der Fischbestand: und der Pflanzen- 
wuchs besonders in der Nähe der Einmündung stark reduziert. - 


Andererseits ist erwiesen, daß unter Umständen schon ganz . 
geringe Mengen von giftigen Gasen schwere Krankheitserscheinungen `- 
hervorrufen können, wie z. B. der Phosphor- und Arsenwasserstoff. - 


Allerdings lassen sich mit der Annahme eines, giftigen Gases als 
schädliche Noxe nicht alle Erscheinungen in dem typisch-klinischen 
Bilde der Haffkrankheit ohne weiteres erklären, vor allem nicht die 
Tatsache, daß die Erkrankung in ganz vereinzelten Fällen erst nach 
ungefähr 24 stündiger Inkubation weit ab vom Haff ausgebrochen 
ist, oder daß Leute erkranken, die auf dem Haff nicht gewesen sind. 

Für die speziellen hydrobiologischen und toxikologischen 
Untersuchungen sind von der Regierung besondere Kommissionen 
eingesetzt, die bis jetzt noch zu keinem endgültigen Schluß über 
die Entstehungsursache der Krankheit gekommen sind. Bei der 
vorgerückten Jahreszeit und-zumal da auch in den letzten 4 Wochen 
überhaupt keine neuen Fälle mehr gemeldet wurden, dürften diese 


Untersuchungen jetzt nicht mehr viel Erfolg versprechen. Es wird 


daher von besonderem Interesse sein, zu sehen, ob der nächste 


Sommer ein Wiederaufleben der Krankheit bringt, nachdem die 


erwähnten und von den Erkrankten und Haffbesuchern stets. be- 
schuldigten Abwässer anderweitig abgeleitet werden. | 


| Umirage. | 

Die Frühoperation der Gallensteine. 

Die Umfrage wird im folgenden fortgesetzt und die 
Zr Antworten | E 

gebracht, die bei der Schriftleitung eingelaufen sind. l 


Professor Dr. Hans Finsterer, Wien: _ 


Der Aufforderung der Redaktion der Medizinischen Klinik, 
einen Beitrag zur Frühoperation der Gallensteine zu liefern, komme 


ich deshalb gerne nach, weil ich überzeugt bin, daß durch die Mit- 
teilung möglichst zahlreicher Operationsresultate der Widerstand der 
Internisten und der praktischen Ärzte gegen die Frühoperation all- 
mählich geringer werden wird. u 
Da die Gallensteinerkrankungen vorwiegend bei den Frauen 
vorkommen, Frauen aber weder in das Garnisonsspital Nr. 2. als 
Militärspital, noch auch in das Spital der Barmherzigen Brüder auf- 


. genommen werden durften, so ist mein Material an Gallenstein-. 


operationen relativ gering im Verhältnis zurZahl derMagenoperationen. 
Da ich in letzter Zeit überhaupt kein öffentliches Spital leite, so habe 


ich auch viel weniger Gelegenheit, akute Gallensteinanfälle, die 
‚heute in den Spitälern immer häufiger zur Operation kommen, zu . 


operieren. 


= Wenn wir bei der Appendizitis den Ausdruck Frühoperation . 
gebrauchen, so verstehen wir darunter die Operation innerhalb der 


ersten 24—48 Stunden nach Beginn. des akuten Anfalles. Dabei 


wird keine Rücksicht darauf genommen, ob es sich um den ersten 


oder um einen wiederholten Anfall handelt. Bei der Gallenstein- 
operation wird man wohl nur äußerst selten in die Lage kommen, 


gleich beim ersten Anfall in den ersten 24—48 Stunden zu ope- 


rieren, außer ‘es handelt sich um eine akut auftretende Gangrän 


der Gallenblase oder eine Perforation mit sekundärer. Peritonitis, 
wo eine absolute Indikation zur Operation gegeben ist. 


Enderlen hat in dem Referate am Chirurgenkongreß 1923 
eine ganz andere Definition der Frühoperation aufgestellt, denn 


er versteht darunter „frühzeitiges Eingreifen beim Gallen-' 
steinleiden in frühen Jahren“. Auch Hotz schließt sich dieser _ 


Definition an, er lehnt die Übertragung des Begriffes Frühoperation 


von der Appendizitis auf die Cholelithiasis absolut ab. 


Wenn wir im Sinne von Enderlen und Hotz den Begrifi 
Frühoperation auffassen, 
215 Cholezystektomien die Zahl dieser Frühoperationen äußerst 
gering (24 Fälle). Ich habe zwar 88 Fälle von Cholezystektomien, 
die im Alter von 17—40 Jahren zur Operation kamen, aber nur 


in 10 Fällen dauerten die Gallensteinanfälle weniger als 6 Monate. ` 


in 14 Fällen bis zu einem Jahr, während in 7 Fällen. die Anfälle 


bereits über 5 Jahre sich erstreckten, und 28 Fälle, also fast 1/, 


aller in jungen Jahren operierten Patienten durch viele Jahre bis 
zu 20 Jahren an wiederholten Gallensteinanfällen litten, bis sie 
endlich zur Operation geschickt wurden. So hatte: eine. 3öjährige 


(Fortsetzung aus Nr. 50.) 


dann ist unter meinem Material von 


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1804 


3 | 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. BL -21e Dezember 
5 — En EEE R TEN a 
Frau innerhalb 6 Jahren über 200 zum Teil sehr schwere Anfälle 
überstanden, die wiederholt Morphiuminjektionen notwendig machten. 
Diese. letzten 24 Fälle erfüllen nur die eine Forderung Enderlens, 
daß es sich um jugendliche Personen handelt, während bei .der 
langen Dauer der Erkrankung die Operation durch Schwielen- 
bildung in der Umgebung der Gallenblase und Schrumpfung der- 
selben besonders erschwert war. Dabei ist zu betonen, daß ein 
auffallender ‚Unterschied zwischen den Patienten des Krankenhauses 
und der Sanatorien besteht. Denn bei den Privatpatienten, die 
unter 40 Jahre zur Operation kamen, finden sich nur 5 Fälle, die 
nur bis zu einem Jahr krank waren, darunter ein Fall von Gangrän 
der Gallenblase, der bereits nach einer Woche unter stürmischen 
Erscheinungen aus: vitaler Indikation zur Operation kam. ' Alle 
übrigen Fälle wurden durch viele Jahre (bis zu 18 Jahren) wegen 
ihrer Gallensteinkoliken behandelt, bis: sie endlich zur Operation 
geschickt wurden. Das gleiche Verhältnis findet sich auch bei den 
über 40 Jahre alten Leuten, auch hier wurden im Spital noch. 
relativ mehr Patienten bald nach Beginn der Anfälle zur Operation 
geschickt als in der Privatpraxis. _ _° eu En 
Eine Frühoperation,. also eine frühzeitige Operation, ist 
auch in höherem Alter noch möglich. Es ist damit noch nicht 
gesagt, daß hier die Gallensteine erst im späteren Alter entstanden 
sein müssen, sondern ‘sie wurden vielleicht Jahre hindurch fast 
symptomlos getragen, bis es plötzlich zu. einem schweren Kolik- 
anfall kam oder langsam auftretende Magenbeschwerden zusammen 
mit dem Röntgenbefund ein schweres Magenleiden (Karzinom) an- 
nehmen ließen, weshalb die Patienten unter dieser Diagnose zur 
Operation geschickt wurden, bei welcher dann als Ursache der Be- 
schwerden die Gällensteine gefunden wurden. Ich habe unter den 
Patienten, die zwischen 40—70 Jahre alt waren, 10, die nur bis zu 
6 Monaten, vor der Operation, und 7 Patienten, die bis zu einem 
Jahr vor der Operation Beschwerden hatten. Auch bei diesen 
17 Fällen von Cholezystektomien, die übrigens auch alle geheilt 
sind, kann man in gewissem Sinn von einer Frühoperation sprechen. 
Für die Schwierigkeiten der Operation sind die pathologischen 
Veränderungen an: der Gallenblase und in der Umgebung derselben 
von großer Bedeutung. Eine kleine geschrumpfte Gallenblase mit 
mächtigen : Schwielen am Zystikus-Hepatikus-Winkel ist auch bei 
einer jugendlichen Person viel schwieriger und mit viel größeren 
Gefahren von Nebenverletzungen zu exstirpieren, als eine prall ge- 
spannte Gallenblase im akuten Anfall bei einer selbst 60jährigen 
Person, wo sich, wenn nur wenig Anfälle vorausgegangen sind, nur 
einige Verwachsungen zwischen Fundus der Gallenblase und Colon 
transversum oder Duodenum finden, die leicht gelöst werden können. 
Mit der Dauer und der Wiederholung der Anfälle wird auch die 
Gefahr, daß Steine in die tiefen Gallenwege kommen, daß es zum 
Gallengangverschluß mit nachfolgender Dilatation der Gallenwege 
kommt, immer größer. Diese Schwierigkeiten und Gefahren 
zu verhindern, ist der Hauptzweck der Frühoperation,. 
daher ist meiner Ansicht nach weniger Gewicht auf das 
Alter der Patienten, als -auf die Dauer und die Intensität 
der vorausgegangenen Anfälle zu legen. . 


Die Frühoperation wird heute von den: meisten Internisten 
bekämpft. Besonders die reichen Patienten werden direkt daran 
gehindert, durch die Operation endlich von ihren Beschwerden be- 
freit zu werden. Als Grund gegen eine frühzeitige Operation werden 
von den Internisten einerseits die Schwierigkeiten der Diagnose, 
anderseits die Gefahren der Operation ins Feld gelührt, nach 
meiner Ansicht beides mit Unrecht. | Zu 
Die Schwierigkeit der Diagnose soll für manche Fälle. ohne 
weiters zugegeben werden. Wenn aber ein Patient einen derartig 
heftigen Schmerzanfall mit deutlichen Lokalsymptomen in:der rechten 
Oberbauchgegend hat, daß eine Morphiuminjektion absolut notwendig 
wird, wenn dieser Schmerzanfall sich gar ein zweitesmal wiederholt, 
dann kann man annehmen, daß ein Leiden vorliegt, das chirurgisch 
behoben werden söllte, sei es, daß es sich um eine Cholelithiasis 
oder ein Uleus duodeni oder um eine Appendizitis handelt. Nur 
bei einer etwaigen Nierenerkrankung (Nierenstein, Pyeletis). ist 
eine besondere Untersuchung und Beobachtung notwendig, da: die 
Art der einzuschlagenden Operation verschieden ist. Kann die Nieren- 
erkrankung ausgeschlossen werden, dann hat der Chirurg das Recht, 
den Patienten von seinem Leiden durch die Operation zu befreien. 
Findet er statt der angenommenen Gallensteine ein Ulcus duodeni, 
so wird er eben nicht die Gallenblase entfernen, sondern das Ulcus 
duodeni .resezieren. Sind beide Organe erkrankt, werden beide 
operativ behandelt. . Ist die Appendix erkrankt, wird diese ent- 
fernt. Findet der Chirurg wirklich, weder in der Gallenblase,. noch 


im Magen, noch im Duodenum oder in der Appendix irgend eine 
pathologische Veränderung, was nach einem so heftigen Schmer- 
anfall unwahrscheinlich ist, dann wird die Operation als Probe- 
laparotomie betrachtet und die Bauchdecken wieder geschlossen, 
Gegen die Berechtigung der Probelaparotomie wird von 


sich dabei darauf berufen, daß Hotz in seinem Relerat über die 
Erfolge von 12000 Gallensteinoperationen, die ihm von 56. ver 


51 Probelaparotomien und Lösung von Verwachsungen, die im akuten 
Anfall ausgelührt wurden, 17 Todesfälle = 33,3 % Mortalität, bei 


talität verzeichnet, daß also die Mortalität der Probelaparo- 
tomie und Lösung von Adhäsionen zirka 3mal so groß ist 
als die Mortalität nach der Cholezystektomie. Ich halte 
es für ganz ausgeschlossen, daß es sich in diesen Fällen um 
diagnostische Probelaparotomien gehandelt hat, wo also »die 
klinisch diagnostizierten Gallensteine nicht, aber auch sonst nichts 
gefunden wurde, so daß bei vollkommen negativem Befund die 
Bauchhöhle wieder geschlossen: werden mußte, denn dazu ist. die 
Mortalität einfach zu hoch. | 

. Es erscheint mir viel wahrscheinlicher, daß die einzelnen 
Operateure jene Fälle von Laparotomien eingerechnet haben, wo 
statt der. erwarteten Gallensteine entweder ein Karzinom der Gallen- 


eine nicht heilbare Erkrankung gefunden wurde, an der die Patienten 


diese: Fälle unter die diagnostische Probelaparotomie wegen Chole- 
lithiasis einreiht, dann ist das nur geeignet, Verwirrung anzurichten, 


Gefahren der einfachen diagnostischen Probelaparotomie zugrunde- 
gelegt werden, ebensowenig wie es erlaubt ist, die relativ hohe 
. Mortalität (10 %) der Probelaparotomie, die wir beim klinisch nach- 
gewiesenen Magenkarzinom zur Sicherstellung der ÖOperabilität 
bzw. Inoperabilität ausführen, etwa gegen die Berechtigung einer 
diagnostischen Probelaparotomie, welche zur Entscheidung der 
: Frage, ob ein beginnendes Magenkarzinnm oder ein Ulkus oder ein 
anderes Leiden. vorliegt, notwendig ist, ins Feld geführt werden 
kann, wie es manche Internisten immer wieder machen. 


geführt, daß unter den 38 Todesfällen 10 durch Peritonitis bedingt 
waren und 17. Todesfälle. auf. das Konto Kollaps, Shock, Narkose usw. 
kommen. Die, einfache diagnostische Probelaparotomie ist dann, 
wenn keine andere schwere Erkrankung gefunden wird, sicher nicht 
gefährlicher als eine Laparotomie wegen chronischer Appendizitis, 
die heute bei einer verläßlichen Asepsis unter hunderten Fällen 
keinen .Todesfall an einer Peritonitis zur Folge hat. Ich kann mir 
daher die große Anzahl der Todesfälle an Peritonitis nur £0 
erklären, daß in diesen Fällen unter der Diagnose akute Chole- 
lithiasis operiert wurde, daß dabei ‚aber eine diffuse Peritonitis 
gefunden würde, vielleicht infolge. einer Perforation der Gallen 
blase oder infolge Durchwanderung aus der Gallenblase, oder eine 
Peritonitis aus anderen Ursachen gefunden wurde, daß in diesen 
Fällen von jeder Gallenblasenoperation abgesehen, die Bauehböhle 
nach Drainage wieder geschlossen wurde und nun diese Fälle zu 
den Probelaparotomien gerechnet wurden. Das Gleiche gilt wohl 
auch für die 17 Todesfälle an Kollaps, Shock, Narkose us. 
lch kann mir unmöglich vorstellen, daß eine kurzdauernde Narkose, 
wie sie für eine diagnostische Probelaparotomie notwendig ist, In 
so vielen Fällen zum Tode führen sollte. Auch hier muß ein 
schwereres Grundleiden (vielleicht akute Pankreatitis) vorgelegen 
haben, so daß diese Todesfälle dann nicht durch die Narkose oder den 
sogenannten Operationsshock, sondern durch das Grundleiden ;be 
dingt waren. ir, Mi 
„Es ist übrigens vollkommen überflüssig, für eine Probe 
laparotomie Allgemeinnarkose zu verwenden, da sie in -Lokal- 
anästhesie der Bauchdecken vollkommen schmerzlosdurek: 
geführt werden kann und auch das Absuchen der Gallenblase anl 
Steine, wenn es zart ausgeführt wird, vollkommen schmerzlos ist. 
Damit kann aber auch die Hauptgefahr der Probelaparotomie he- 
seitigt werden. R 
Es muß den Internisten gegenüber nochmals ausdrücklich be 

tont werden, daß die Probelaparotomie aus diagnostischen 
Gründen in zweifelhaften Fällen herangezogen ‚werden 
kann und sollte; da ihre Mortalität an sich fast Null ish, 


vielen Internisten die Gefahr derselben angeführt. Und-sie können 
schiedenen chirurgischen Stationen mitgeteilt. worden waren, bei 


201 Operationen im Intervall aber 21 Todesfälle = 10,45 % Mor- 


blase oder ein Karzinom des Pankreaskopfes mit Ikterus oder sonst 


selbstverständlich auch ohne Operation gestorben wären. Wenn man 


Die :Mortalität derartiger Fälle darf niemals der Beurteilung der 


Hotz hat leider über die abnorm hohe Mortalität der Probe- - 
laparotomie sich nirgends ausgesprochen, nur in Tabelle 4 ist an- - 


durch die Ausführung: derselben aber das unsichere Zuwarten über 


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21. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


1805 


flüssig gemacht und mancher: Schaden verhindert werden kann. 
Damit wird die Probelaparotomie eines der wertvollsten Hilfsmittel 
in diagnostisch schwierigen Fällen. 

Der zweite Einwand, daß die Operation wegen Gallen- 
steinen zu gefährlich sei, als daß sie bereits in jungen Jahren 
ohne absolut vitale Indikation angewendet werden könne, ist nicht 


mehr richtig. Es kann ja zugegeben werden, daß heute an manchen 


Stationen die Gesamtmortalität noch relativ hoch ist, was durch 
die verschiedensten Momente, vor allem durch die Art des Materials 


bedingt sein kann. Wenn die Fälle mit Jahrzehntelang bestehenden 


"Gallensteinkoliken, mit Infektion der tiefen Gallenwege.usw. über- 
wiegen, wenn es sich noch dazu vorwiegend um alte Leute handelt 
und die Operation in tiefer Allgemeinnarkose ausgeführt wird, dann 
muß die Mortalität selbstverständlich höher sein als in einer anderen 
Station mit relativ günstigeren Fällen. Das kann aber nicht gegen 
die Berechtigung der Frühoperation verwendet werden, im Gegen- 
teil, diese Tatsache fordert direkt zur Frühoperation auf. 

Wenn wir die Gefahren einer Cholezystektomie. analy- 


sieren, so können wir mit Hotz zwei große Hauptgruppen unter-. 


‚scheiden: 1. die fortschreitende Infektion der tiefen Gallenwege 


oder des Bauches, 2. Schädigungen am abgebrauchten Orga- 


nismus. Die erste Gefahr, nämlich die Infektion der tiefen Gallen- 
wege, können wir gerade durch eine möglichst frühzeitige Operation 
am besten bekämpfen. Auch die Infektion der Bauchhöhle läßt sich 
im Frühstadium; selbst dann, wenn Eiter in der Gallenblase vor- 
handen ist. (akutes Empyem) durch sorgfältiges Abdichten der 
Bauchhöhle vermeiden. Wenn es bereits vor der Operation zur 
Perforation der Gallenblase und damit zur diffusen Peritonitis ge- 
kommen ist, dann wird allerdings die Operation nicht in allen 
Fällen imstande sein, die Infektion noch mit Erfolg zu bekämpfen. 
Aber derartige ‘Fälle sind doch ohne Operation unbedingt und 
viel eher verloren als mit der Operation. Auch hier ist für den 
weiteren Verlauf der Peritonitis der Allgemeinzustand 
des Patienten von großer Bedeutung. Wenn der Organismus 
durch langdauernde Krankheit mit den wiederholten Schmerzanfällen 
bereits abgebraucht ist, oder die durch die Erkrankung bereits ver- 
minderten "vitalen Abwehrkräfte des Peritonsums durch eine lang- 
dauernde tiele Allgemeinnarkose noch weiter geschädigt werden, 
- dann ist der tödliche Ausgang der Peritonitis zu befürchten. Daher 
wird mau bei den Frühoperationen, wenn man dieselben ganz oder 
größtenteils in irgend einer Form der Lokalanästhesie (paraverte- 
brale oder Splanchnikusanästhesie) ausführt, eine tödliche Peritonitis 
kaum erleben, eine verläßliche Asepsis vorausgesetzt. Ich babe 
unter meinen 88 Frühoperationen keinen Todesfall an einer 
Peritonitis erlebt, obwohl. 17 Fälle im akuten Anfall, zum Teil 
mit hohem Fieber operiert wurden, wobei 2 mal bereits gallige 
Peritonitis vorhanden war und in 2 Fällen eine vollständige Gangrän 
der Gallenblase bei der Operation gefunden wurde. Es ist also 
die Gefahr der Peritonitis durchaus nicht mehr so hoch einzu- 
schätzen, ganz besonders dann, wenn es sich um die Frage der 
Frühoperation handelt. 

Die seltenen Fälle von galliger Peritonitis, die nach voll- 
ständigem’ Verschluß der Bauchdecken, also bei der sogenannten 
idealen Cholezystektomie beobachtet werden, können natürlich 
auch bei der Frühoperation zustande kommen. Sie werden am 
besten dadurch vermieden, daß man in allen Fällen ein dünnes 
Drainrohr als Sicherheitsventil einlegt. Ich habe die Tamponade 
des Leberbettes, aber auch die Drainage mit Jodoformgazestreifen 
vollständig aufgegeben, verwende hingegen immer ein Drainrohr, 
weil ich der Überzeugung bin,. daß dieses dünne Drainrohr nur 
nützen, niemals schaden wird. Es leitet das Blut, daß sich nach 


jeder Cholezystektomie trotz sorgfältiger Peritonealisierung immer 


wieder ansammelt, nach außen ab und vermeidet dadurch gerade 
die schweren Adhäsionen, die infolge Organisation solcher Hämatome 
entstehen, wie Hartung bei der Relaparotomie nach idealer Chole- 
zystektomie sie gefunden hat. Es leitet aber auch die aus den 
verletzten Gallengängen des Leberbettes austretende Galle nach 


außen ab und verhindert schließlich, daß, wenn nach dem 5. oder 


6. Tag die Zystikusligatur durchschneidet oder abrutscht, es zur 
sekundären galligen Peritonitis kommt. Ich habe unter meinen 
Spätoperationen einen Todesfall an galliger Peritonitis erlebt, der 
dadurch entstanden war, daß beim Verbandwechsel das durch eine 
kleine laterale Inzision herausgeführte Drainrohr bereits am nächsten 
Tag mit den anklebenden Verbandstoffen von einem Assistenten 
herausgezogen wurde und nicht mehr eingeführt werden konnte. 
Die Adhäsionsbildung um dieses dünne Drainrohr bleibt ganz um- 
schrieben, hat daher kaum mehr Bedeutung als die Adhäsionen, 


etwa durch Ausfallserscheinungen nicht stiftet. 


den Krankheitsherd wie bei der Appendizitis beseitigt. 


die sich. nach der Lösung der bereits vorhandenen Adhäsionen 


wieder ausbilden, dafür gewährt das Drainrohr eine große Sicherheit.. 
Die Zahl der in der Literatur mitgeteilten Todesfälle nach idealer 
: Cholezystektomie ist zwar gering, aber sie könnte um einige traurige 
. Fälle vermehrt werden, wenn alle Fälle auch wirklich mitgeteilt 
‚würden. Mir sind einige derartige nicht publizierte Todesfälle be- 
‘kannt. Ich bleibe also in diesem Punkte konservativ, auch auf die . 
‘ Gefahr hin, für unmodern und rückständig gehalten zu werden, und 
führe in allen Fällen ein dünnes Drainrohr ein in die 


Nähe des Gallenblasenbettes ein. Nach ausgeführter Bauchnaht 
soll man sich durch Einführen einer steifen Sonde in das Drainrohr ` 
überzeugen, ob dasselbe nicht durch die Bauchnaht geknickt wurde. 
Da ich weder bei mir selbst noch bei meinen nächsten Angehörigen 
einen vollständigen Verschluß des Bauches, also eine idealste Chole- 
zystektomie, zugeben würde, so werde ich auch weiterhin allen 


meinen Patienten gegenüber conselhon Standpunkt einnehmen. 
. Reg folgt.) 


Prof. Dr. Pels Leusden, 
Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Greifswald: 


Schon diese Frage müßte nach den neuen Untersuchungen 
etwas anders 'gestellt werden. Denn die Erkrankung der Gallen- 
blase, welche zur Steinbildung führt, Gallenstauung und Entzündung, 
ist das eigentliche Frühstadium. Wir halten die Operation in 
diesem Stadium schon für berechtigt, weil sie Entstehung der 
Gallensteine mit allen ihren Folgen vermeidet und einen Schaden 
Ferner weil man 
gelegentlich der dazu nötigen Eröffnung der Bauchhöhle andere 
nicht mit Sicherheit von der gestauten und entzündeten Gallenblase 
unterscheidbare Krankheiten der ‚benachbarten Organe, Kolon, Duo- 


denum, Pylorus, Pankreaskopf, rechtzeitig aufdecken kann. 


1. Die Frühoperation der Gallensteine. | 

‘Wir sprechen also nunmehr von dem, was man bisher als 
Frühoperation verstand, nämlich von der Operation, sobald man 
die ersten sicheren Anzeichen für das Vorhandensein von Gallen- 
steinen hat, also im ersten Anfall oder bald danach. 

a) Ist die Frühoperation berechtigt? Ja. 

Aus welchem Grunde? Weil man mit ihr mit einem Schlage. 
Schon der 
sogenannte erfolgreiche Anfall Kehrs, bei welchem ein öder mehrere 
Steine in den. Darm befördert werden, bringt so viele Gefahren, . 


‚welche wir nicht übersehen können, mit sich und kann so schwere 


Veränderungen an den abführenden Gallenwegen hinterlassen, daß 
wir eine völlige Beschwerdefreiheit der Kranken nicht erwarten 
dürfen. Sie werden wegen dieser auch chirurgisch nicht mehr zu 
beseitigenden Veränderungen, Verwachsungen mit den benachbarten 
Organen, Verengerung an der Papille usw., an ein Rezidiv glauben 
und sind dauernd gesundheitlich und sozial geschädigt. 
. Gegenanzeigen: Wie bei allen größeren Operationen. 
b) Ist die Frühoperation erforderlich und notwendig? 

Da bisher ja viel mehr Kranke ohne wie durch die Operation 
über Gallensteinanfälle hinübergekommen sind, so ist damit wohl 
bewiesen, daß von einer Notwendigkeit der Operation in 
jedem Falle nicht die Rede sein kann. So soll aber auch der 
Arzt sich die Frage nicht stellen. Dieser soll zum mindesten dem 
Kranken auseinandersetzen, was er zu erwarten bat, wenn er sich 
nicht operieren lassen will. Vielleicht werden sich dann allmählich 
auch mehr Kranke zu einer Frühoperation, so wie bei der Appendizitis, 
entschließen. Wenn allerdings dem Kranken gleich alles gesagt 
wird, was einmal vorkommen kann und vorgekommen ist, wenn 
ihm von operativer Bauchfellentzündung, postoperativer Pneumonie, 
Bauchbrüchen erzählt wird, so ist das gerade so verwerflich, als 
wenn einer Schwangeren vor dem Partus mit Wochenbetifieber, 
Lungenschlag u. ä. das Herz schwer gemacht wird. Dann soll der‘ 
Arzt wenigstens mit derselben Gewissenhaftigkeit das elende Leben 


schildern, welchem ein Gallensteinkranker mit sich häufenden An- 


fällen, mit den Entbehrungen, die er sich in jeder Beziehung aul- 
erlegen muß, mit den ungeheuren sich summierenden Schmerzen, 
mit der Gefahr des Morphinismus und mit der immer geringer 
werdenden Aussicht, durch einen spätern Eingriff das Leiden be- 


seitigen zu können, entgegengehen kann. 


Die Frühoperation ist aber notwendig, wenn gleich 
eine schwere phlegmonöse Entzündung der Gallenblase 
auftritt. Die Gefahren der Operation in diesem Stadium hat man 


‚entschieden überschätzt. 


Ist sie in jedem Falle erforderlich und notwendig? Das ist 


schon im Voraufgehenden beantwortet. 


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 steinleidens auszuüben, und weiterhin in Anbetracht der geringen 


. des: Eintritts lebensgefährlicher oder eine spätere Operation erheblich 


` . Menschen chirurgisch zu behandeln ist. 
für die „Frühoperation“ im Anfangsstadium des gesamten 'Gallen-: 


. Gallenwege müssen auch dann, wenn niemals Ikterus bestanden hat, 
_ erölfnet. und auf Steine untersucht werden. 


` Papille mit Hegarschen Stiften und nähen den Ductus choledochus 
_ nach der Revision oder nach der Entfernung von Steinen primär 


Ä 2, Für die Fälle, für welche eine Frühoperation nicht in| 
. . Frage kommt, ist die Frage zu entscheiden: s : 


- Wann ist eine Operation auszuführen? 
I. Absolute Anzeigen: © — — 
Bei allen Empyemen und Phlegmonen, 


bei dauernden sich wiederholenden Anfällen, besonders wenn. 


die Kranken schon Morphinisten sind, 
bei Gallenstauung, 


. 


- . wenn die Kranken. dauernde Beschwerden haben, selbst ohne 
eigentliche Koliken, . SOS 2 De RB: 
©- -` . bei dem geringsten Verdacht auf Gallenblasenkarzinom. Nach 


meinen Erfahrungen wächst das. Gallenblasenkarzinom auf‘ dem 


Boden von Gallensteinen und deren ‚Vorstadien, der Gallenstauung 
.“ und Entzündung, häufiger, wie von Manchen, so auch von Aschoff, 


angenommen wird. E E 
U. Relative Anzeigen: Kennen wir eigentlich nicht. - 


- Prof. Dr. Kirschner und Privatdozent Dr. Kurtzahn, © 
Chirurgische Universitätsklinik Königsberg i. Pr.: 


Daß beim Eintritt lebensbedrohender Komplikationen (Peri- 


tonitis) eine sofortige Operation erforderlich ist, bedarf heute kaum 
noch der Erwähnung. - | | 


| In Anbetracht des Umstandes aber, . daß alle konservativen . 
Maßnahmen beim Gallensteinleiden lediglich symptomatischer Natur 
und nicht imstande sind, einen nachhaltigen Einfluß. auf den Ver- 


lauf weder des einzelnen Gallensteinanfalles noch des Gesamtgallen- 
Aussichten einer dauernden Selbstheilung einerseits und der Gefahr 


‚erschwerender Komplikationen andererseits, vertreten wir auch beim 


Fehlen . einer vitalen Indikation den Standpunkt, daß jedes Gallen- 
‚steinleiden, sobald es mit Sicherheit als solches erkannt 


ist, bei einem. sonst gesunden, im. rüstigen Alter stehenden 


steinleidens?). | | 
Die einwandsfreie Diagnose eines Gallensteinleidens ist in den 
meisten Fällen erst nach mehreren typischen Anfällen möglich; 


schon aus diesem Grunde kommt die Operation in den allermeisten 
‘Fällen erst nach mehreren Anfällen in Betracht, es sei denn, daß 
"gleich beim ersten Anfalle lebensbedrohende Komplikationen auftreten. 
Für einen in seiner Fortentwicklung das Leben gefährdenden 
Zustand erachten wir auch den Choledochusverschluß. Da die -Aus- 
sichten des spontanen Abganges eines im Ductus choledochus be- 
findlichen Steines gering sind, der Kranke bei bestehendem Chole- 
` . dochusverschluß aber von Tag zu Tag an operativer Widerstands- 


fähigkeit einbüßt, so soll möglichst bald operiert werden. , Der 
Ikterus an sich stört uns. nicht. Denn wir haben uns- bisher nicht 


davon überzeugen können, daß Ikterische stärker als andere |: 


Kranke bluten. _ SORA | ne 
Wir sind der Ansicht, daß auch beim Fehlen lebensbedrohender 


Komplikationen während des Anfalles zu operieren ist („Früh-. 
. operation“ im einzelnen Anfall). 
‘nicht groß, die Präparation der Gallenblase und der Gallenwege 


Die Gefahr der Peritonitis ist 


gelingt meist leicht, die Kranken vertragen den Eingriff auffallend 
gut und sind für die Operation leicht zu gewinnen; Zeit und Kräfte 


werden gespart. 


Wir halten zur Vermeidung von Rezidiven die Exstirpation |: 


der Gallenblase für eine unbedingte Notwendigkeit. Die tiefen 
Eine Choledochus- 
drainage nach außen kennen wir — wie an anderen Stellen oft 
von uns betont — nicht, mehr. Wir dehnen stets die Vatersche 


wieder zu. Wir betonen das deswegen, weil neuerdings Elischer 
dieses uns seit vielen Jahren selbstverständliche Vorgehen aus dem 
St. Rochus-Spital in Budapest als etwas Besonderes erwähnt. Die 
Bauchhöhle wird auch in glatten Fällen drainiert, da wir uns zu 
sehr als mangelhafte Erdgeborene fühlen, um die Garantie für eine 
ideale Cholezystektomie übernehmen zu können. Zu 

Die Forderung der Operation im akuten Anfall verlangt nicht, 
daß jeder einschlägige Krankheitsfall, wie etwa ein eingeklemmter 


1) Vgl. Kirschner, D. m..W. 1918. Nr, 24 und 26. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


In diesem Sinne sind wir. 


> Aus. der Deutschen. dermatologischen Klinik in Prag 
i ~ ` (Vorstand: Prof. Dr. C- Kreibich). | 
 Argochrom zur Injektionsbehandlung der Varizen. 
Von Dr. Siegmund Schoenhof, I. Assistent der Klinik. 


Das von Linser angegebene Verfahren der. Verödung variköser 


-| Venen mit 1% iger Sublimatlösung zur Behebung des varikösen Sym- 
:ptomenkomplexes mit all seinen Folgeerscheinungen wird seit mehreren ` 
‚Jahren an unser Klinik. mit gutem Erfolge angewendet. Neben den. . 
guten, ja ausgezeichneten: Resultaten dieser Behandlungsmethode, - 
‘die allerdings eine sehr ‚genaue Technik der intravenösen Injektion - 


voraussetzt, sahen wir ‚aber doch: in einzelnen Fällen mehr oder 
Injektionsbehandlung -an sich, als vielmehr auf das als Injektions- 


: Patienten zeigte manchmal schon nach der ersten Injektion Erschei; 


beim Einstechen der Nadel die Rückwand der Vene verletzt worden 


Gewebes führte. Wir sahen dann manchmal im Anschlusse an das 


-Linsers Sublimatinjektionen auch ein ausgezeichnetes Mittel zur 


: blieben, so daß wir uns nach’ einem andern Medikament umsahen, 


:Sublimatinjektion zu besitzen. 

. Eine unerwünschte Nebenersch 
' Medikament. Wir verwendeten seit längerer Zeit zur Behandlung 
der gonorrhoischen Zystitis bzw.:von Blasenreizungen das Argo- 


‚daß manchmal und zwar dann, wenn die Stauungsbinde am Arm 
‘nicht rechtzeitig oder nicht rasch genug. abgenommen wurde, sich 


' Thrombosen niemals zu schweren Krankheitserscheinungen oder Em- 


ivon Fällen zur Anwendung kam, mie irgend eine schädigende oder 
: toxische Wirkung auf den Organismus. l 


War aber das Argochrom imstande unter -gewissen Bedin: 
'gungen eine ungefährliche und schmerzlose Thrombose zu erzeugen, 


:|:so mußte nur die Injektionstechnik entsprechend diesen Bedingungen - 


geändert werden, um ein dem Sublimat in ‘der Bildung Jester , 
'Thromben gleichwertiges Mittel zù erhalten, das aber dabei von. 


| schädlichen Nebenwirkungen frei oder fast frei ist. ‘Daß auch das 
'Argochrom bei perivaskulärer Injektion zu unangenehmen Neben: 


:erscheinungen führen müsse, war ja von vornherein anzunehmen, | 
‚denn ein chemisches Agens, das eine Schädigung der Gefäßintima 


„bewirken soll, kann auch vom perivaskulären Gewebe nicht reak- 


'tionslos vertragen. werden. Doch sei hier gleich hervorgehoben, 


|:daß auch bei perivaskulärer Injektion. die Argochromschädigung 
‚sicher viel harmloser verläuft, als die durch Sublimat gesetzte. 


2): Vgl. Kirschner, Zbl. f. Chir., 1924; Nr. 3. 4 
1) Argochrom wird erzeugt von E. Merck, Darmstadt, und kommt. . 


.in Röhrchen zu 0,1 und 0,2 g oder in gebrauchsfertigen Ampullen einer 


‚1%igen wäßrigen Lösung in- den -Handel,: 


- .... 21. Dezeinber 


Bruch, in der. ersten. Stunde. nach der Aufnahme in die Klinik auf 
.dem Operationstisch liegt. In den meisten Fällen ist es vielmehr `: 
“ratsam, den Kranken erst vorzubereiten, ihm durch Narkotika Schlaf . 

- zu: ‘verschaffen, für .reichliche Darmentleerung zu sorgen und das- 

Herz zu kräftigen. Aber.derartige Maßnahmen sind lediglich zeitlich 

eng. begrenzte Vorbereitungen auf die unabänderliche Operation, >- 
deren Ausführung dürch eine sich etwa einstellende Besserung nicht - 

‚1 in’ Frage gestellt wird?). > >70 0 $: 


weniger unangenehme Komplikationen, die nicht so sehr auf die 
‚mittel verwendete Sublimat "zurückzuführen waren. Ein Teil unserer 


nungen einer Quecksilbervergiftung, wie Stomatitis, Durchfälle, Albu- 
minurie, .so daß sich . bei. diesen Patienten die Fortsetzung dieser > 
:Behandlung von selbst verbot. Es war aber auch bei einwandireier ` 
‚intravenöser Technik: unvermeidbar, daß in einzelnen Fällen sehr ` 
„schmerzhafte perivaskuläre Infiltrate zustande. kamen, sei es, daß 


‘war und dort die Injektionsflüssigkeit austrat, sei es, daß nach .. 
Herausziehen der Nadel etwas von der Injektionsflüssigkeit in den. 
Stichkanal nachsiekerte und ‚so zur Infiltration des perivaskulären 
Infiltrat Nekrosen auftreten, die zu ziemlich tiefgehenden, sehr tor- i 
piden Geschwüren führten, die oft wochenlang (in einem Falle 
sogar 21/, Monate) zur Heilung brauchten. Wenn wir also in 
Behandlung des varikösen Komplexes und seiner Folgeerscheinungen 
‚besitzen, so sind uns im Laufe der Zeit auch die unangenehmen 
‚Nebenerscheinungen dieser Behandlung leider nicht erspart ge- | 
das gleichfalls Thrombosen erzeugen kann, : ohne die Gefahren der 


einung führte uns zu diesem . 
chromi) in intravenöser Injektion. Dabei konnte ich beobachten, 
‚sehr ausgedelinte Thrombosen entwickelten, die fast gar nicht‘ - 


‚schmerzhaft und dabei außerordentlich fest waren, so daß diese `- 


bolien führten. Wir sahen ferner, obwohl Argöchrom in hunderten- 


ETT „u Be, ER Pa Sn 


NN 


"injiziert werden. 


`” Verklebung der Wände herbeiführen konnten. 


~ 


21. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


Als Argochrom wird das von Edelmann und A. v. Müller an- 


gegebene zu bezeichnet. Es entsteht durch Vereinigung 


von Methylenblaunitrat mit Silbernitrat und stellt ein braunes ün- 
lich schimmerndes Pulver mit 20 % Silbergehalt dar, das im Wasser 
mit tiefblauer Farbe löslich ist. Das Argochrom ist an und für sich 
wenig giftig. Es wird vom Menschen in Dosen von 0,1—0,2 ¢ an- 
standslos vertragen. Auch nach wiederholten Einspritzungen bleibt 
der Harn stets frei von Eiweiß. Nierenelementen und Zylindern. Der 
Harn nimmt wenige Stunden nach der Einverleibung des Mittels eine 
tiefblaue Farbe an. 


Die von uns angestellten Versuche ergaben nun, daß in jedem 
Falle durch Argochrom eine sehr feste Thrombose zu erzielen ist, 


daß aber das Argochrom entsprechend seiner geringeren Ätzwirkung . 


längere Zeit in innigen Kontakt mit der Venenwand gebracht werden 
muß als das Sublimat und daß größere Mengen, 2—10 ccm, not- 
wendig sind, um diese Ätzwirkung zu erzielen. Die von uns ange- 
wendete Technik der Injektion zur Venenthrombose gestaltet sich 
also folgendermaßen: | 

Wir injizierten am liebsten am stehenden Patienten, eventuell 
beim Liegen am herabhängenden Bein, weil so die Venen am besten 
gefüllt und deutlicher sichtbar sind. Der Patient steht auf einem 
Schemel, so daß die Injektionsstelle in Augenhöhe des Arztes liegt. 
Nach Reinigung mit Ätheralkohol wird die armierte Spritze einge- 
stochen und man überzeugt sich durch Aspiration (das Argochrom 
ist tiefblau, ein Einströmen von Blut ist daher nicht zu sehen) oder 
durch Abnahme der Nadel, ob die Nadel im Venenlumen sitzt. Es 
wird nun die Vene etwa 3—5 cm oberhalb und unterhalb der In- 
jektionsstelle komprimiert, womöglich durch einen Assistenten, ob- 
wohl bei einiger Übung auch der Arzt selbst mit der freien Hand die 
Kompression durchführen kann und dabei das Blut aus der Vene 


- ausgestreift, damit die Intima in möglichst innigen Kontakt mit der 


Injektionsflüssigkeit gebracht wird. injiziert werden je nach der 
Größe der Vene 2—10 ccm einer 1%igen Argochromlösung und 


zwar so, daß die Vene prall mit der Flüssigkeit gefüllt wird. Das | 
beste Zeichen der richtig durchgeführten Injektion ist das Sichtbar- 


werden der kleinen blau injizierten Venen in der Umgebung des 
Hauptstammes innerhalb des durch die Kompression abgeschlossenen 
Gebietes. Nach der Injektion wird die Nadel noch einige Zeit in 
der Vene belassen, dann rasch herausgezogen und die, Injektionsstelle 
komprimiert, um ein Nachsickern des Argochroms zu verhindern. 
Nach etwa 3 Minuten wird die distale und etwa eine Minute darauf 
die proximale Kompression aufgehoben. Sofort nachher fühlt man 
einen derben Strang, der der kontrahierten Vene entspricht. 
der Injektion wird das Bein mit einer elastischen Binde gewickelt. 

Die Injektion ist vollkommen schmerzlos. Die Thrombose 
erfolgt gewöhnlich in den ersten 24 Stunden und ist nach 48 Stun- 
den vollkommen entwickelt. 

Während wir die ersten so behandelten Patienten zunächst 
das Bett hüten ließen, lassen wir sie jetzt herumgehen, ohne daß 
wir irgend eine Schädigung gesehen hätten. E 

Infolge der Ungiftigkeit des Argochroms können in einer 
Sitzung mehrere Injektionen gemacht und bis 20 ccm der Lösung 
Die Injektionen können jeden 2.—3. Tag wieder- 
holt und in kurzer Zeit auch ausgedehnte Varizen beseitigt werden. 

Bei sehr großen und ausgedehnten Varixknoten injizierten wir 
nicht in den Knoten selbst, sondern etwas oberhalb desselben, wo 
die Vene nicht mehr so erweitert war, weil wir dort leichter eine 
Bei sehr stark ge- 
schlängelten Venen injizierten wir in eine Biegung, von der Vor- 
stellung ausgehend, daß dort die Thrombose leichter gelingt, der 


. Thrombus aber nicht ausgeschwemmt werden kann. 


Die nächste und wichtigste Frage ist nun, ob bei dieser Be- 
handlung keine Embolie zu befürchten ist. Wir haben bei mehr 
als 50 Patienten etwa 300 Argochrominjektionen durchgeführt und 


erlebten nur zweimal, und zwar als wir die Technik noch nicht vol 


ausgebildet hatten, d. h. bei zu kurz dauernder Stauung sofort 


- nach der Injektion, die in beiden Fällen am liegenden Patienten 


ausgeführt worden war, einen heftigen Hustenreiz, der wohl auf 
kleinste Lungenembolien. zu beziehen war, die aber zu keiner 
weiteren Schädigung des Patienten führten. Wir glauben, daß es 
hauptsächlich die Zirkulationsverhältnisse in den Varizen sind, die 
das seltene Vorkommen einer Embolie. erklären. Denn wenn es 
sich auch bei den verschiedenen angewendeten Mitteln immer um 
fest haftende Thromben handelt, so wird ja doch nicht sofort nach 


der Injektion ein solcher Thrombus gebildet und es wäre daher immer 


denkbar, daß kleine Teile abgerissen werden und zu einer Embolie 
Veranlassung geben können. Nach Magnus ergibt sich aber, daß 
nur. in horizontaler Lage des Patienten das Blut aus.den Varizen 


Nach 


geheilt. we 


.Heilungstendenz. 


zum Herzen strömt oder stehen bleibt. Bei aufrechter Körper- 
haltung oder schon bei einer Neigung von 45° fließt. das Blut aber 


peripherwärts. Damit läßt sich sowohl das Ausbleiben von Lungen- 
embolien bei Varizenkranken erklären, wie auch das seltene Vor- > 


kommen von Embolien nach künstlicher Thrombosierung. Es müssen 
erst besonders ungünstige Verhältnisse zusammenwirken, damit ein 


größerer Teil des Thrombus abgerissen und ins Herz geschwemmt ` 


werden kann. Wenn etwas vom Thrombus ausgeschwemmt wird, 


| gelangt dieser Thrombus gewöhnlich nur in die Peripherie, wo er, 
‚ohne weiteren Schaden zu stiften, stecken bleibt. WERE 

In manchen Fällen setzt sich der Thrombus nach unten oder 
oben weiter fort. Es können dann Thromben des ganzen Unter- 


schenkels zustande kommen. Es ist selbstverständlich, daß in 


solchen Fällen stärkere Schmerzhaftigkeit auftritt. Unter Umschlägen 
mit essigsaurer Tonerde sahen wir aber auch diese Beschwerden 
Auch eine Periphlebitis haben wir ge 


sehr bald verschwinden. 
legentlich gesehen, doch ist auch dieses Ereignis vollkommen un- 
gefährlich. | e a 
Wie schon erwähnt, macht auch das Argochrom, wenn es in 
re perivaskuläre Gewebe injiziert wird,. ziemlich schmerzhafte In- 
iltrate. 
merkt man aber eine perivaskuläre, Injektion viel früher als beim 
Sublimat. 


dem Stichkanal in das perivaskuläre Gewebe austreten, machen 
zwar gleichfalls schmerzhafte Infiltrate, die aber in ihrer Schmerz- 
haftigkeit nicht an das Sublimatinfiltrat heranreichen. Wir sahen 


aber niemals eine Nekrose mit Geschwürsbildung auftreten. Ob 


das Argochrom hier weniger giltig wirkt oder ob infolge der intensiv 


blauen Verfärbung man rechtzeitig auf den gemachten Fehler ' 


aufmerksam wird und die Injektion einstellt, so daß nur geringe 
Mengen perivaskulär injiziert werden, ist schwer zu entscheiden. 


‚Die Verödung der varikösen Venen durch Argochrom führt 


ebenso wie die durch Sublimat zu einem raschen Schwinden : der 
Folgezustände des varikösen Symptomenkomplexes, der Ekzeme und 


der Unterschenkelgeschwüre. Wir wollen aus der großen Zahl der - 


von uns behandelten Fälle nur wenige herausgreifen. 


Falli. K.B. 58 Jahre alt. Seit 5 Monaten besteht ein rd 
Seit Jahren starke 


schmerzhaftes Geschwür am rechten Unterschenkel. 
Varizen, vor 10 Jahren ebenfalls cin Ulkus, das damals mehrere Mo- 
nate zur Abheilung brauchte. An.der Innenseite des rechten Unter- 


schenkels vom Knie bis zum Malleolus ausgedehnte, zum Teil dicke . 


Konvolute bildende Venen. - Hinter dem Malleolus internus ein kind- 


handtellergroßes, ziemlich tiefes, schmierig he Geschwür. In- 


seiner Umgebung die Haut livid verfärbt und’ verdickt. : Schon 8 Tage 
nach der ersten Injektion, die eine ausgedehnte Thrombose bewirkte, 
das Geschwür gereinigt, mit lebhaften Granulationen. Nach 12 Tagen 
das Ulkus überh 

mit essigsaurer Tonerde und Borvaselineverbände angewendet. 


Ein seit 5 Monaten bestehendes Ulcus cruris in 12 Tagen 


überhäutet. 


Fall 2. M. R., 25 Jahre alt. Seit 2 Jahren ausgedehnte Varizen - 
Der linke > 
Unterschenkel stark ödematös, zeigt ausgedehnte Varizen,. besonders .- 


seit 7 Monaten ein Geschwür am linken Unterschenkel. 


an der Innenseite. Im unteren Drittel ein über kronengroßes Ulkus. 
Es werden innerhalb von 24 Tagen 7 Injektionen gegeben. Schon 
nach der ersten an zeigt 


und deutliche Heilungstendenz. Nach 10 Tagen das Ulkus völlig 


epithelisiert. Am Schlusse der Behandlung das Bein bedeutend schlanker, 


das Ödem zurückgegangen, die Venen nicht mehr sichtbar. _ 
Ein seit 7 Monaten bestehendes über kronengroßes' Unter- 


‚schenkelgeschwür in 10 bzw. 24 Tagen geheilt. | | 


Fall 3. A. K., 68 Jahre alt. Am rechten Unterschenkel seit 
Der Unterschenkel zeigt in seinem unteren 


3 Jahren ein Geschwür. 
Drittel eine manchettenförmige narbige Verdickung der Haut. In der 
Gegend des Knöchels an der lateralen Seite zwei kleine, schmierig 
belegte Geschwüre. Im oberen Drittel des Unterschenkels ein sehr 


großer Varixknoten; mehrere tiefe variköse Venen tastbar.. Die Ulzera 
‚sind nach 8 Injektionen innerhalb von 6 Wochen verheilt. ine 


Seit 3 Jahren bestehende Unterschenkelgeschwüre in 6 Wochen 


Fall 4. P. P., 35 Jahre alt. Seit der Geburt des ersten: Kindes 
vor 8 Jahren Varizen; seit vier Monaten ein kleines Geschwür ohne 


der Herd. In seinem Zentrum ein etwa handtellergroßes Geschwür, 
daneben eine gleichgroße oberflächliche Erosion. Zahlreiche variköse 
Venen. Zwei Tage nach der ersten Injektion der Herd nicht mehr 


nässend (es wurden gleichzeitig ‚Umschläge mit essigsaurer Tonerde ` 


verordnet, die Pat, aber schon seit 4 Monaten ohne Erlolg angewendet 


1807: ı 


Infolge der tiefblauen Farbe der Injektionsllüssigkeit be- 


Kleine Mengen, wie sie durch Verschieben der Nadel - 
während der Injektion oder durch Nachsickern der Flüssigkeit aus ` 


äutet. Als unterstützende Therapie wurden Umschläge. 


as Geschwür frische Granulationen _ 


An der Außenseite des linken Unterschenkels, ` 
3 Querfinger über dem Malleolus externus ein etwa handbreiter nüässen- 


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REN ES 


1808 


hat), die Erosion abgeheilt, das Ulkùs zeigt Granulationen. Beide in- 


oo Venen thrombosiert. 
kzem und das Ulkus geheilt. 


Nach 5 Injektionen .in 3 Wochen das 


Seit 4.Monaten . bestehendes Unterschenkelekzem mit einem. 


2Ohellerstückgroßen: Ulkus in 3 Wochen geheilt. 


Fall 5. I.R., 34 Jahre alt, Kellner. Seit 15 Jahren sehr starke- 


'Varizen ‘an beiden Beinen, seit mehreren: Monaten stark juckender 
Ausschlag am rechten Unterschenkel. An beiden Unterschenkeln sehr 
ausgedehnte ‚Varizen.. Am rechten Unterschenkel ein bis zur Mitte 
der Wade reichender, stark juckender, : lichenifizierter Herd. mit ober- 
tlächlichen Exkoriationen. Acht Injektionen in 5 Wöchen, daneben 
Behandlung mit Zinkpaste. Die Venen des rechten Beines throm- 
. bosiert, das Ekzem geheilt. | Aa, 
M Seit mehreren Monaten bestehendes Unterschenkelekzem in 
5° Wochen geheilt.. Na T n | a a 
 Fall6. A.K., 45 Jahre alt: Seit dem 15. Lebensjahr an beiden 
Unterschenkeln Varizenbildung; öfter. Geschwüre. An beiden Unter- 


schenkeln sehr‘ ausgedehnte Varizen und zahlreiche Narben nach Ulze- 
end. Es werden inner- - 


rationen, besonders in der linken Knöchelge 
halb von 3 Wochen’6 Injektionen gemacht. Die .großen Venen sind 
völlig thrombosiert und in derbe tränge umgewandelt, nur in der 
Gegend .des linken Knöchels noch einige erweiterte Venen. 


s 


Seit vielen Jahren ‚bestehende Varizen an beiden Beinen ber. 


deutend gebessert. a u en Ä ai 
Neben der Thrombosierung durch Argochrom legten wir -bei 
größeren Ulzerationen noch Zinkleimverbände an, die Ulzera selbst 
wurden mit blanden Salben behandelt. ne n u 
"Auch wenn alle größeren Venen 'verödet wurden, kann es 
manchmal wieder zur Ausbildung -neuer Varizen kommen. Bei der 
‚gestattet — wir 
macht — 
Injektionen wieder beseitigt werden. | | | | 
Da die Nieren nicht. wie bei Sublimat angegriffen werden, 
stellen auch Nierenerkrankungen- keine Kontraindikation. dar. Als 
 Kontraindikation betrachten wir nur. vor kurzer Zeit. stattgehabte 
entzündliche Thrombosen, da wir trotz der nachgewiesenen Bak- 
'terizidie des Argochroms eine Verschleppung der infektiösen Keime 
fürchten. u a | 
In einigen Worten sei noch auf die neben dem Sublimat zur 
intrdvenösen Behandlung: der Vaxizen angegebenen und verwendeten 
Mittel hingewiesen. Sicard gab Injektionen mit 10% iger steriler 
‚Sodalösung an. Da aber dabei in fehlerhafter Injektionstechnik sehr 
.schmerzhalte Infiltrate: entstehen, 
führen können, hat Sicard selbst nach 
Das von Franzosen, ‚wie Montpellier, 


Einfachheit des Verfahrens, das auch eine ambulante Behandlung . 


haben die Injektionen fast immer ambulant ge- 


anderen Mitteln gesucht. 
Lacroix, Forestier u. a. 
‚verwendete 10%ige Hydrargyrum bijodatum schließt .die Gefahren 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK + Nr.51. 


`H. 1/2 


können diese-Rezidive durch ein oder zwei neuerliche 


die.zu ausgedehnten Nekrosen 


x tu 


21. Dezember 


"mödd., Jg. 1928, 'Nr.3.'—J. Hohlbaum, ‚Tödliche Embolie nach Varizenbehandlung 
' mib. Pregl-Lösung. Zbl. f Chir., Jg. 49, Nr.7. — Linser, Die Behandlung der 
"Krampfadern mit Sublimateinspritzungen. M. Kl. Jg. 17, Nr. 48. — K. Linser 
‚Zur Bebandlung der Varizen mit intravenösen Injektionen. M.m.W, 1924, Nr, 1% 
— Georg Magnus, ZYirkulationsverhältnisse in Varizen. D. Zschr. £. Chir.“ Bă. 18, 

— .H; Matheis, Zur Injektionsbehandlung der Krampfadern. Zschr. È 
. Obir., Jg. 48, Nr.8, — A. Matbieu, Die Behandlung der Varizen mit intravenösen- 
- Chinininjektionen. . Marseille med. 1923, Jg. 60, S. 550. — J. Montpellier et 
"A, Lacroix, Fibrose curative des varices par injectiones intraveneuses locales de 
.bijodure de Hg. Bullet. de -la soc. franç. de derm. et de syphil. 1921, Nr, 9, — 
'Sicard, ‘'Traitement de varices par la methode de Sicard., Journ, des praot, 
Jg. 35, S. 524. 


"Aus (der Privatklinik Frankfurt a. M. 
Prof. Dr. C. v. Noorden, Prof. Dr. S. Isaac. 
Diabetes und Hypertonie. 

. „ ‚Von.Dr. Frida Katz-Klein, Prag. 


ge Wie bei vielen anderen Erkrankungen ist auch beim Diabetes 
‚mellitus die klinische Erforschung mancher Detailfragen an die Be- 
obachtung eines großen Krankenmaterials geknüpft. ‘Während 'eines 
‘mehrmonatigen Aufenthaltes ander von Geh. Rat Prof. v. Noorden 
‚und Prof. Isaac: geleiteten Privatklinik für Zuckerkranke in Frank- 
furt a. M. war mir Gelegenheit‘ geboten, eine größere{Anzahl von 
"Diabetesfällen- mitzubeobachten und die im Folgenden besprochenen 
"Untersuchungen durchzuführen. Es interessierten uns vor allem die’ 
Fragen, welche sich auf den Zusammenhang zwischen Geläßerkran- 
‘kungen und dem Diabetes mellitus beziehen. Die Existenz einer 
kausalen Beziehung wurde seit langem erörtert und angenommen. 
Die Mehrzahl’der Stoffwechselpathologen steht heute auf’ dem Stand- 
punkt, daß der Diabetes mellitus auf eine Erkrankung des inner- 
sekretorischen: Anteils des Pankreas zurückzulühren ist.'s Eine Unter- 
süchung des. vorerwähnten Zusammenhanges wird also auf die 
Funktionsverhältnisse dieser sekretorischen Drüse weitgehend ihr 
"Augenmerk richten müssen. Das Pankreas wird als funktionell höch- 
wertiges Organ, ähnlich wie die Niere durch Zirkulationsstörungen, 
besonders leicht in .der Verrichtung seiner Arbeit geschädigt. Die 
‚Beantwortung der Fragen, wie weit eine Funktionsstörung durch 
‚Gefäßerkrankungen allgemeiner oder lokaler Natur bedingt sein Kann, 
ob der Diabetes selbst zu einer Erkrankung der Gefäße führen kann, 
ob beide, Diabetes und Kreislaufstörung, als Folgen einer dritten 
pathologischen Veränderung anzusehen sind, hängt z. T. von den 


"Ansichten ab, die in der Geläßpathologie maßgebend sind. 


Tritt man an die Frage vom Standpunkt der modernen Gefäß- 
pathologie heran, welche von der Arteriosklerose die Arteriolo 
sklerose gesondert ‚hat, so wird man die Beziehungen einer jeden 
‘dieser beiden Arten von Gefäßerkrankungen zum Diabetes gesondert 
betrachten müssen. Die Beziehungen, die zwischen Diabetes und 


WE 3 R Va a Ea Qi 
Eee z< 


 Chinin-Urethan nachgesagt. In allerletzter Zeit hat K. Linser 
Thrombenbildung nach 30% iger Alkoholinjektion und nach 15 bis‘ 
20% iger Kochsalzinjektion beschrieben, die beide vor dem Original- 
verfahren Linsers die Ungiftigkeit voraushaben. Allördings sind 
die Alkoholinjektionen nicht ganz schmerzlos und machen sowohl 
Alkohol als auch Kochsalz bei perivaskulärer Injektion leicht Nekrosen. 


ist. Da sowohl Erhöhung des Blutdruckes als auch Erhöhung des 
Blutzuckerspiegels als Folgen .der experimentellen Adrenalininjektion 
bekannt waren, wollte.man auch die Ursache für das spontane gleich- 
‚zeitige Auftreten beider Symptome in einer Hyperadrenalindm® 
erblicken. Der Befund einer Vergrößerung der Nebennieren, somè 
der Nachweis vasokonstriktorischer. Substanzen im Blutserum solcher 
Fälle schien dieser Ansicht eine feste Basis zu verleihen. Es zo 
sich aber in der Folge, daß die Vergrößerung der Nebennieret nich 

als konstanter Befund zu erheben ist und auch lür die vasokot- 
'striktorischen Substanzen konnte: erwiesen werden, daß sie erst nat 

der Gerinnung auftreten. Die Annahme einer Hyporadrenalinan 
ist zur Erklärung des gleichzeitigen Vorkommens von hohem Bi 

druck und hohem Blutzuckergehalt nicht unbedingt notwendig. 2 
scheint vielmehr viel ungezwungener auch für diese Art der Hyp 


E der. Quecksilberintoxikation und Überempfindlichkeit ebensowenig | der Arteriosklerose, d. i. der Erkrankung der großen Gefäße bestehen. 
A Linett aus wie- das Sublimat. Die Pregl-Lösung, die von Matheis zur | haben wir nicht in den Kreis unserer Betrachtungen einbezogen und 
TOLERIRA: Thrombosierung verwendet wurde, ist durch den von Hohlbaum | uns lediglich auf die Untersuchung der . Zusammenhänge mit der 
ae ER TIEREN aaa A Es KR ` è EN TEn ee ; DAA , 

ER en publizierten Todesfall diskreditiert. K. Linser bezieht diesen Un- | essentiellen Hypertonie beschränkt, welche anatomisch ihren Aus 
DEU RIF EN I glücksfall darauf, daß die Pregl-Lösung eine Koagulationsthrombose | druck findet in der Erkrankung der Arteriolen und vielleicht auch 
FERIIS. hervorruft und daß ein derartiger Thrombus sehr leicht losgerissen | .der Kapillaren. | j Wa | 
rss ` werden und zu einer Embolie Veranlassung geben kann. Geringe |- Frühere Autoren haben schon gezeigt, daß bei manchen Fällen 
el he Thrombenfestigkeit wird auch dem: von Genevrier verwendeten | von Nephritis mit Hochdruck-der Blutzuckerspiegel höher als normal 


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Zusammenfassung. 


Wir fanden in der 1%igen Argochromlösung ein Medikament, 
welches, völlig ungiftig, imstande ist, festhaftende Thrombosen zu 
bilden und so das von Linser.zur künstlichen Thrombosierung der 
Varizen mit intravenöser Injektion angewendete Sublimat zu ersetzen. 
Bei paravenöser Injektion macht das Argochrom wohl mehr weniger 
schmerzhafte Infiltrate, führt aber in kleinen Mengen niemals zur 


ap Nekrose. Bei der großen Bedeutung der Varizenbehandlung durch glykämie eine Funktionsstörung der für den Zuckerstolfwechs 
Bu intravenöse Injektion, bei der die Giftigkeit des Sublimats vielfach |.wichtigen Organe, also vor allem" des Pankreas verantworlich # 
{je | 


gefürchtet wurde, glauben wir durch die Verwendung des ungiltigen 
Argochroms dieser sicher guten Methode eine weitere Verbreitung 
zu ermöglichen. i | 


Literatur: V. I. Bellot, Radikalbehandiung der Varizen mit intra- 
venösen Injektionen von Chinin-Urethan. Arch. de méd. et pharm. nav. 1922, 112, 
S,378.— A.Edelmann und v. Müller-Deham, Zur Behandlung septischer Al- 
gemeininfektionen mit Metbylenblausilber (Argochrom). D.m.W. 1917, Nr. 23. — 


. 


J.Forestier, Le traitement des varices par les injectiones intravariqueuges. Progr.: 


machen, wie dies z.: B. auch u. a. schon Joslin tut., Die P 
tomische Veränderung, auf der die Funktionsstörung hasiert, best 

in der Erkrankung der Arteriolen . des Pankreas. Fahr ur j 
wies nach, daß bei der genuinen Hypertonie die Erkrankuß r 
Gefäße des Pankreas neben der der Niere am häufigsten anmi 


'ist. .Für diese Auffassung sprechen manche Beobachtungen ® 
.an unserem Material machen konnten, > | 


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21: Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


1809 


Die Untersuchungen ‘wurden an 120 Diabetikern, die im letzten 
Jahre die Klinik aufsuchten, durchgeführt, ohne eine besondere Aus- 
wahl unter den Fällen zu treffen. Die täglich vorgenommenen 
quantitativen Harnuntersuchungen auf Zucker, Azetonkörper und 
Eiweiß, die in kurzen Zeitabständen,‘ in gewissen Versuchsreihen 
sogar mehrmals täglich vorgenommenen Blutzuckerbestimmungen, 


sowie häufige Blutdruckmessungen sichern uns für die zu ziehenden - 


Schlüsse eine so sichere Basis, als sie eben durch klinische Unter- 
suchungen zu erreichen ist. Unter den 120 Patienten mit diabetischen 
Symptomen wiesen 36 d.i.25% eine dauernde Blutdrucksteigerung 
von 160 mm Hg nach Riva-Rocci gemessen und auch noch mehr 
auf. Dieser auffallend hohe Prozentsatz gleichzeitigen Vorkommens 
einer Hypertonie mit diabetischen Symptomen legt die Frage nahe, 


ob der Diabetes nicht eine Disposition schafft für das Entstehen 


der Arteriolosklerose, eine Frage, die v. Noorden seinerzeit in 
ähnlicher Weise für das gleichzeitige Vorkommen von Arteriosklerose 
und Diabetes aufwarf. Neuerdings weist auch Joslin auf diese 
Möglichkeit eines Zusammenhanges hin. Wir versuchten nun eine 
Antwort auf diese Frage zu finden, indem wir die zeitlichen Be- 
ziehungen, in denen das Auftreten der Hypertonie zu dem des 
Diabetes steht, näher untersuchten. Dabei ergab sich, wie aus 
Tabelle 1 zu entnehmen ist; folgendes: 
Tabelle 1. Es entstand der Diabetes bei den Fällen 


_ mit Hochdruck | ohne Hochdruck 


im Alter 


Fälle o Fälle | % 

unter 30 Jahren . . . .|- 2 5,5- 12 15 
80—40 Jahren. . . : . 5 16 28 . 35 
0-50 „o... a.. f 16 44 26 33 
50—60 , RE 11 .80 . 14 17 
über 60 , o e a N 2 5 “1 — 


Während in den Fällen von Diabetes ohne Hochdruck das 
Auftreten des Diabetes in der Mehrzahl der Fälle in das Alter 
von 30—50 fällt derart, daß in beiden Lebensdezennien etwa die 
gleiche Anzahl Individuen erkrankt (insgesamt 67% aller Diabetes- 
fälle ohne Hypertonie, die jenseits des 20. Jahres stehen), tritt der 
Diabetes bei den Fällen mit Hypertonie durchschnittlich um ein 
Dezennium später auf. Das Maximum der Erkrankungen liegt zwischen 
dem 40. und 50. Jahr, wobei außerdem- die größere Zahl: der 
Patienten zwischen dem 50. und 60. Jahr‘ näher dem- 50. steht. 
Däs: Alter zwischen 40 und 50 und die Anfänge des 6. Jahrzehnts 
sind die typische ‚Zeit für den Beginn der essentiellen Hypertonie. 
Wenn also der Diabetes mit einer’ Hypertonie vergesellschaftet ist, 
so fällt sein Entstehen zumeist in die Zeit, in der auch die essentielle 
Hypertonie einsetzt. Hingegen konnten wir bei Diabetikern, bei welchen 
der Diabetes nachweislich in- jugendlichem Alter begonnen hatte, 
selbst bei jahrelanger Dauef des Diabetes — es sind in unserer 
Aufstellung Fälle, die 10 bis 20 Jahre zuckerkrank sind und z. T. 
auch so lange in Beobachtung der Klinik stehen — keine Neigung 
zur Biutdrucksteigerung finden. Wir können also aus diesen Daten 
mit einer gewissen Berechtigung schließen, daß die diabetische 
Stoffwechselstörung keine Disposition schafft für die Arterioloskleroöse, 
daß hingegen auf Basis: dieser Gefäßerkrankung zumindest mit ihr 
gleichzeitig ein Diabetes -entstehen kann. Hitzenberger zeigt in 
einer ähnlichen Zusammenstellung von Diabetesfällen ebenfalls, daß 
bei Patienten von über 40 ‚Jahren in einem hohen Prozentsatz er- 
höhte Blutdruckwerte nachzuweisen sind, während die jüngeren 
Patienten normale oder unternormale Blutdruckwerte aulweisen. 
Auch er bezieht diese Erscheinung ‘eher darauf, daß der Diabetes 
entweder durch die Gefäßschädigung der für den Zuckerstoffwechsel 
maßgebenden Organe, vor allem des Pankreas entsteht, oder daß 
zum Schon bestehenden Diabetes eine Arteriosklerose hinzutritt, als 
daß der Diabetes eine Disposition für. Gefäßerkrankungen schafft. 
Als weiteren Stützpunkt für unsere Anschauung möchten wir die 
Befunde anführen, die E. Grafe ebenfalls am Material der 
v. Noordenschen Klinik erheben konnte. Er findet die Retinitis 
diabetica fast immer‘ nur bei Patienten, die gleichzeitig eine Hyper- 
tonie haben. Es scheint also, daß auch hier die Gefäßschädigung 
die Basis für die Erkrankung des spezifischen Gewebes gibt, weniger 
die Stoffwechselstörung — daß Diabetes und Retinitis koordiniert 
Prozesse auf Basis der Hypertonie sind. | Ä 
| Noch auf ein zweites Moment wurde bei dieser Zusammen- 
stellung der Fälle unsere Aufmerksamkeit gelenkt. Es ist bekannt, 
daß der im späteren Alter auftretende Diabetes im allgemeinen 
milder verläuft, als der im jugendlichen Alter einsetzende. Von den 
von uns beobachteten. 36 Fällen mit Hypertonie zeigten. nur 8, 


‘keit zeigt, 


d. i. nicht. ganz 11% derartige klinische Erscheinungen, daß man 


sie als schwere Fälle bezeichnen mußte; von den Diabetikern ohne 


Hypertonie waren bei Ausschluß der absolut als jugendlich zu be- 
zeichnenden Fälle (unter 25 Jahren) noch immer 20 d. i. 25% 
schwere Fälle. In demselben Sinne spricht auch die Feststellung, 
daß von den 36 Fällen mit Hypertonie 15 d. i. 41% ihren Dia- 
betes schon länger als 10 Jahre hatten; unter den Diabetesfällen ohne 
Hypertonie zeigten bloß 25% der Fälle einen so langen Verlauf 
der Krankheit, wiewohl sie diese durchschnittlich im jugendlicheren 
Alter erworben hatten, also die durch das Alter gesetzte Lebens- 
grenze eine geringere Rolle spielte. Beide hier angeführten Beob- 
achtungen sprechen dafür, daß der Diabetes mit Hypertonie einen 
milderen Verlauf zeigt, und, da derselbe einen beträchtlichen 
Prozentsatz der erst im späteren Alter auftretenden Diabetesfälle 
auszumachen scheint, basiert vielleicht gerade auf dem überwiegenden 
Anteil dieser Fälle am Altersdiabetes die günstige Prognose des- 
selben. Auch Weichselbaum sagt von den Fällen von Diabetes, 
die auf einer Sklerose der Pankreasgefäße beruhen, daß sie häufig 
leichte Fälle seien. 


Unter den diabetischen Symptomen wendeten wir vor allem 
dem Verhalten des Blutzuckers besondere Aufmerksamkeit zu. Durch 
seine Beobachtung bekommen wir ein viel klareres Bild vom Zucker- 
stoffwechsel als durch Beobachtung der Harnzuckerausscheidung, 
insbesondere bei den Fällen von Arteriolosklerose, bei denen die 


| etwa vorhandene renale Schädigung die Zuckerausscheidung in bis- 


her noch ungeklärter Weise beeinflussen kann. Die Blutzucker- 
proben sind insgesamt im Nüchternzustand am Morgen aus dem 
Ohrläppchen entnommen und der Blutzucker im Gesamtblut nach 
der ersten Mikromethode von Bang bestimmt. Für diese Art der 
Bestimmung beträgt die Norm 0,08—0,1mg%. Die Werte, auf die 
wir uns beziehen, sind bald nach dem Eintritt der Patienten in die 
Klinik gewonnen. Sie hatten nach einer teils diätetisch geregelten, 
sehr häufig aber auch gänzlich freien häuslichen Kost an der Klinik 
1—2 Tage bei strenger Diät mit Zulage von 100 g Weißbrot ge- 
lebt, bevor die Blutzuckerbestimmung vorgenommen wurde. In 
wenigen Fällen entsprechen diese Werte einer Kohlehydratbelastung, 
die aus irgendwelchen therapeutischen Gründen durchgeführt wurde. 
Wir haben diese Fälle von Diabetes mit Hypertonie in Tabelle 2 
zusammengestellt, und zwar nach der Höhe ihres Blutdruckes 
geordnet. | 


es weisen also nicht die Patienten mit dem höchsten Blutdruck 
auch die höchsten Blutizuckerwerte auf und umgekehrt. Ebenso 
konnte man beim Einzelfall keine gleich gerichtete Beeinflußbarkeit 
beobachten. Erniedrigte sich der Blutdruck spontan oder infolge 
therapeutischer Maßnahmen, so verhielt sich der Blutzucker ganz 
verschieden. '":-Manchmal fiel er mit'dem Blutdruck ab, manchmal 
stieg er aber auch an. Die ‚Parallelität des Verhaltens von Blut- 
druck und Blutzucker wurde als eine Stütze für die Ansicht, daß 
beide Symptome adrenalinogen seien, angesehen. Daß wir sie nicht 


nachweisen konnten, möchten wir nicht als Gegenbeweis gegen: 


diese Ansicht. werten, da auch sonst z.. B. im Tierversuch das Ver- 
halten von Blutdruck und Blutzucker nach Adrenalinverabreichung 
nicht gleichsinnig, sondern von der Applikationsart u. a. abhängig 
ist. Hingegen gelang es uns eine weitgehende Beeinflußbarkeit: des 
Blutzuckers durch diätetische Maßregeln festzustellen. In Tabelle 2 
ist diese Abhängigkeit von der Ernährung ebenfalls zur Darstellung 
gebracht. 
oder Hungertagen gewählt, da diese eine bei allen Patienten ver- 
gleichbare Grundlage bieten. Die Blutzuckerbestimmungen ‚sind 
immer am nächsten Morgen nach dem Hungertage, wo 1!/ Hunger- 
tage angeführt sind, Mittag am Ende der Hungerperiode durch- 
gelührt. Wo Hungertage nicht durchgeführt- wurden, sind die 
Blutzuckerwerte nach (Gremüsetagen angeführt. Es gelang also 
in der Mehrzahl der Fälle eine Reduktion der Blutzuckerwerte, 
manchmal bis: zur Norm herbeizuführen. Diese Beeinflußbar- 


eine fixierte unmittelbar mit der Blutdruckerhöhung zusammen- 
hängende Größe darstellt, wie z. B. erforderlich scheinen könnte, 
wenn man annehmen wollte, daß diese beiden Symptome auf einer 
Hyperadrenalinämie beruhen, sondern daß ihre Höhe ‚hauptsächlich 
alimentär reguliert werden kann. Dagegen konnten Hitzenberger 
und Richter-Quittner in ihren Fällen keine Beeinflußbarkeit der 
Blutzuckerhöhe finden und neigen deswegen zur Ansicht, daß die 
Hyperglykämie auf einer Vermehrung des Adrenalins im .Blute 
beruht. In. dieser Beziehung, wie auch im sonstigen klinischen 


Es ergibt sich aus der Aufstellung kein Parallelismus zwischen | 
der Höhe des Blutzuckerspiegels mit der Höhe des Blutdruckes, 


Wir haben hier als. Beispiel den Einfluß von Gemüse- . 


daB die Hyperglykämie in unseren Fällen nicht 


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aiso 0 2.1994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 5i 


21, Dezember . 


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Tabelle 2. (Vorher strenge Diät + 100 g Brot). ` `- | bei unseren Patienten hätten uns aut eine solche Organdisposim 
a hinweisen müssen. Es. ergab sich bei den Fällen mit Hochdruck 


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Ba eloo 


IM = > = | a e - Biot- .|Blntzucker| - “Diät . ` [Blutzucker |' prozentuell eine etwa gleiche Häufigkeit des familiären Vorkommé 
Ai ri Ai Pi u Ao |. druc in mg Sio des Vortages I of. der Erkrankung wie bei den. Fällen ohne Hochdruck (in 39—34) 
1 I A r Å NET — i — —. m Jedoch sind. gerade bezüglich des Diabetes anamnestische Angaben 
pie P | FBT.....15-260 BR | über hereditäres Vorkommen nicht durchaus zuverlässig, da er früher 
Te i ~H. H, kein Diabetes | 230 a [häufig nicht diagnostiziert wurde: - Immerhin ist es möglich, daB 
Im, \ Hi _Fr.:B. kein Diabetes : 230° DR Er eine Organschwäche- insofern “eine Rolle spielt, als sie durch die 
II ! | F. K. kein Diabetes 290 za = Schädigung, die eine geringfügige -Sklerose der Gefäße setzt, aktiviert 
He 3 3 u HD ung » | __ 220 ur Bu — wird und zum Manifestwerden des Diabetes führt, während bei: 
d al u = De en EN |. 1 Hungertag 133 Fällen’ ohne ` hereditäre Anlage die. Geläßsklerose erst in einem 
| - a m 1 eg 2 |; späteren: Stadium zur Funktionsstörung des Pankreas führt. .Der 
REN 2 Frk, 80 T <. schw. Fali 1210—170 | es ag | - ag Ae a ala pe nolohon wa on in Form einer leichten 
ji H. Dr. K. kein Diabetes | 210—170 a ne i Hyperglykämie als gewissermaßen latenier iabetes anzeigen, während 
Fi Fr. Bl. 62 J.. = a j 1210-190 3, ai die höhergradige Störung- zum manifesten Diabetes führt, a 
fia f B. 5. 51 J Ei: 215—185 | 1 Hungertag 186 | Es N u. Sinige ar N der Beobachtungen 
4i | EHS .. 05— Bean 138. zu sagen, die wir- über die Zuckerausscheidung im Harn bei unseren . 
: E J. B6 J.n . 200—180 -| X Gemüsetag: | ` 122- Fällen machen konnten. Das Verhalten der Zuckköranssch dung j 
n È Ti wW r : J. . en | '11/, Hungertag 106 | bei Diabetikern ist derzeit noch ungeklärt und die Frage nach dem | 
| ran. an ‚| 1 Gemüsetag | ns | Vorbandensein und der Abhängigkeit einer Nierenschwelle für Zucker 
"BRELT. 200—165 a ati 7 a ‚Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Auf Basis dieser wird eiue 
Ee W. 5i J... 200—165 4, gering 193 AOE an en von mannigfachen Faktoren 
3.6.5889. o. 183—180 PAR E ST S _ behauptet: von er Intaktheit der Nierenfunktion, vom Alter des 
H. 0.609 ..- 190—165 i Hungertag iil Patienten, von der Schwere, : von der Dauer der Erkrankung, von. 
Fr. St. 58 Ji. i. 190—165 N i 95] der Höhe der Diurese; Kachexie soll die Nierenschwelle erhöhen, 
i Rn ann 190—160 2 u ‚ebenso ‚soll nach. Versuchen von Allen Fasten und vorangehende . 
ee = i PEE E E nn = neh ‚bei pankreasektomierten Hunden 
en 180 go erhöhen. Wir bemühten uns ei der Untersuchung unserer Fälle 
= a S . : Paa Fu | er | die ee Faktoren N omiga, kano jedoch, ‘wie 
Fr. B. 54 J... 175- n es bei. einer erartigen klinischen Untersuchung verständlich ist, 
H. S. 60 J .... 170 IR au zu keinen definitiven Schlüssen gelangen. Die Zuckerausscheidung 
- H, L. kein Diabetes . {| 170 = ER war bei den meisten Fällen mit Hypertonie sehr gering und trat 
nur a Mi E S 2 ea = A a hoheren S Dawe auf. Es zeigte sich auch 
| H.V. 37. . | ee er ier keine. Parallelität zwischen Blutdruckhöhe und der Höhe der. 
l T Te 7 i a | 1 Hungertag 105° Zuckerschwelle. - Da: aber in vielen unserer Fälle mit Hochdruck 
en Er K 50 J: 165 |: sei: Ei eine Albuminurie leichten und leichtesten Grades vorhanden war, 
HN 50J 185 j r Hungertag | PA so ist es wahrscheinlich, daß die geringe Zuckerausscheidung durch ` 
P T ej e on gg. [eine a Nieren bedingt ist. In einem Falle, wo 
H. Dr. N, 45 J 1:65 aa "99 | eine solche in erem Grade nachweisbar war (Blutdruck 170mm Hg), 
Pr, L. 42 J. 165 | l2 n 100 | wurde bei einem Blutzuckerspiegel von 285 mg °/, noch kein Zucker 
H. H. 45 J. ‚165 Fe a im Harn ausgeschieden. Anderseits konnten wir auch bei jugend: 
| a 165 1 Hungertag 75 lichen Patienten, welche keine - Hypertonie und keine Eiweißans 
| De N 0J i o Joa > iio scheidung ‚hatten, ja selbst bei kindlichem Diabetes, bei Blutzucker 
Fr. B. 49 F - 160 i re n 2 werten, die ‚sich deutlich über 200. erhoben, keinen Zucker im 
Fr S. 62 J. 160 n ve Harn nachweisen. Es zeigte sich also die Zuckerausscheidung in 
A nn n a weitgehendem Maße unabhängig von der Höhe des Blutdruckes und - 


vom Alter des Patienten. Hingegen zeigte sich ein gewisser Zu 
sammenhang mit der Dauer der’Erkrankung, indem in vielen Fällen 
in längerem Verlauf beobachtet werden konnte, daß, je älter der 
Diabetes wurde, die Zuckerausscheidung bei umso höheren Blut- 
zuckerwerten erfolgte, d. h. daß die Nierenschwelle mit dem Alter 
des Diabetes sich erhöhte. Bezüglich der Abhängigkeit von der 
_ Ernährung können wir keine endgültigen ‚Schlüsse ziehen, da diese 
erst in eigens darauf gerichteten Versuchsreihen untersucht ‚werden 
müßte. Jedoch schien es uns in manchen Fällen, als ob der Hunger 
tag eine Erhöhung der Nierenschwelle für Zucker bedingen würde. 


x Zusammenfassung: 1. bei Fällen von Diabetes mit Hypertonie 
setzt der Diabetes: in.dem Lebensalter ein, in dem auch die essentielle 
: Hypertonie einzusetzen pflegt. 44°/, der -Fälle beginnen zwischen 
‚40 und 50 Jahren, 300/ zwischen 50 und 60. 
2, Tritt-der Diabetes ohne Hypertonie auf, so fallt die größte 
Häufigkeit. seines Auftretens in das Alter zwischen 20 ud. 
8. Die Höhe des’ -Blutzuckerspiegels geht nicht parallel der 

Höhe des‘ Blutdrückes und wird auch durch verändernde Faktoren 
nicht in gleichsinniger Weise beeinflußt. I 

- ; 4. Der Diabetes mit Hypertonie zeigt im allgemeinen eimen 
gutartigen Verlauf- und es ist. anzunehmen, daß auf seine über 
wiegende Anteilnahme am. Altersdiabetes ‘die günstige Prognos 
desselben zurückzuführen ist. Ä DE 

| 5. Das gleichzeitige Vorkommen von Hypertonie und Störung® 
im Zuckerhaushalt des. Organismus ist nicht so zu ef ären, 04 
beide Symptome auf eine gemeinsame Grundursache, etw8 
Adrenalinvermehrung im Blute zurückgeführt werden, 0üel i 
nicht ‘durch die Annahme, daß der Diabetes eine Disposition 1 
 Gefäßerkrankungen von der Art der Arteriolosklerose schalt, Ve 
mehr entwickelt sich die Störung im Zuckerhaushalt an. 
einer Arteriolosklerose der Pankreasgefäße. Es ist möglich, 


Verhalten ‚unterscheiden sich unsere Fälle mit Hochdruck nicht von 
_ den übrigeit: Diabetesfällen, weswegen wir nicht anstehen, sie nicht 
.  den’-Hyperglykämien, sondern : dem wahren Diabetes zuzuzählen. 
Diese Einreihung. der Fälle hat.vor allem therapeutische Bedeutung, | 
da 'man neben der Beschränkuug, die mit Rücksicht auf die Arteriolo- 
` sklerose. in der Diät durchzuführen ist,. auch den Kohlehydraten 
der Nahrung Beachtung schenken muß. Ar | Ä 


-Außer den besprochenen 37 Fällen von Hypertonie mit Diabetes 
sind in ‘der Tabelle noch .7 andere angeführt, die zwar eine Hyper- 
“ tonie, aber keine. Erkrankung des Zuckerstoffwechsels haben. 2 von | 
` ihnen zeigen eine leichteste. Hyperglykämie, während in den anderen 
. 5 keine Hyperglykämie nachweisbar war. Da wir mit diesen Unter- 

‚suchungen erst später begannen, konnten wir nicht eine wünschens- 
. werte große Anzahl von Hypertonikern auf ihren Blutzuckerspiegel 

untersuchen, wir glauben jedoch schon an Hand dieser 7 Fälle | 

zeigen zu können, daß nicht ‘alle Fälle von Hypertonie eine Er- 
höhung. des. Blutzuckers haben. In letzter Zeit ‚konnte Kahler 
bei:der Untersuchung von 116 Fällen von Hochdruck verschiedenster 

- Genese nur in einem kleinen. Prozentsalz-Hyperglykämie finden und 
..zwar hauptsächlich bei Hochdruckstauung. Bei den anderen Hyper- 
- tonieformen macht er entweder zerebrale oder "urämische Prozesse - 
für das ‚Auftreten ‘der Hyperglykämie verantwortlich, in einigen 

Fällen eine Sklerose der Pankreäsgefäße. Das Auftreten einer 

Hyperglykämie oder gar eines Diabetes melitus ist also keine regel- 

- mäßige Begleiterscheinung der essentiellen Hypertonie. Es wäre zu 

erwägen, ob für .das "Zustandekommen einer Störung im Zucker- 
i haushalt nicht gewisse Vorbedingungen im 'maßgebenden. Organ, | 

HL. dem Pankreas, in Form einer. besonderen Disposition, einer Minder- 
m f : wertigkeit desselben notwendig ist. Die Berücksichtigung der 
: li hereditären Verhältnisse und des familiären Vorkommens von Diabetes 


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21. :Dezember 


zu wenig gewürdigt und benutzt. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.51. 


peran a a a E a M a A H a a ER ee  "T— : 


für den Zeitpunkt des Manifestwerdens der Störung ein organ- 
dispositionelles Moment im Pankreas eine Rolle spielt. —— 

6. Die Höhe der Zuckerschwelle der Niere scheint nicht ab- 
hängig von der Höhe des Blutdruckes und vom Alter des Patienten, 
aber abhängig von der Dauer des Diabetes und von der Unversehrt- 
heit der Niere selbst. | | Ä 


Aus der Augenklinik der Städtischen Krankenanstalten Essen 
(Chefarzt: Dr. R. Heßberg). 


‚Über die Bedeutung von Pupillenveränderungen für 
die Diagnose Iuetischer Erkrankungen. 
a Von R. Heßberg. 


In Nr. 29, 1924, dieser Wochenschrift erörtert M. Kastan (1) 
„Die Pupillenstörungen bei Hirnlues und ihre Bedeutung für die 
Prophylaxe“. Er kommt auf Grund kurzer literarischer Betrachtung 
und zweier Eigenbeobachtungen zu dem Schluß, „daß die Pupillen- 
veränderungen allein keinen sicheren Anhalt dafür geben, daß über- 
haupt eine luetische Krankheit vorliegt, so daß also von einer Über- 
tragbarkeit dann auch nicht ‚die Rede sein könnte.“ Wenn der 
erste Teil dieses Satzes auch bedingt zutrifft, so ist doch noch 
mancherlei dazu zu sagen, was von dem Standpunkt des Verfassers 
abweicht, besonders da er den Wert der Pupillendiagnose vor- 


! 


‘ nehmlich im Hinblick auf die Anzeigepflicht des Arztes bezüglich 


vorhandener Geschlechtskrankheit betrachtet. 

Die Diagnose der pathologischen Pupillenveränderungen ist 
von so vielen verschiedenartigen Momenten und Untersuchungs- 
unterlagen abhängig, daß sie nur dann zur Grundlage einer Anzeige 
gemacht werden darf, besonders wenn andere Symptome der Krank- 
heit fehlen, wenn ihre luetische und pathologische Natur von er- 
fahrener augenärztlicher Seite bestätigt wird. 

Fraglos ist die Bedeutung der Augensymptome überhaupt 
und der Wert der Augenuntersuchung von zahlreichen Ärzten viel 
Und doch kann ihre exakte Er- 
forschung wertvolle Fingerzeige für die Erkennung luetischer Er- 
krankungen geben, schon frühzeitig auf die Verbreitung der Infektion 
im Körper hinweisen und die Prognose beeinflussen. 

Was speziell den Pupillenbefund anlangt, so muß zunächst 
einmal ausgeschlossen werden, ob.eine vorhandene exzentrische Lage, 
eine Ungleichheit (Anisokorie), eine Entrundung oder Reaktions- 
veränderung wirklich auf pathologischer Grundlage und ev. auf 
welcher beruht, ob ihre Ursache mit Wahrscheinlichkeit eine Lues 
ist oder nicht. Exzentrische Verlagerung der Pupillen findet sich 
als angeborener Fehler, kann bei Bildungsfehlern (Ectopia lentis), 
auch bei gewissen Asymmetrien des Gesichts u.a.m. vorkommen. 
Dem Augenarzt ist ferner bekannt, daß bei zahlreichen Refraktions- 
fehlern Pupillendifferenzen vorkommen können, die durch die 
Brechungsanomalie genügend erklärt sind. Ich erinnere außerdem an 
den bekannten Hornerschen Symptomenkomplex von Enophthalmus, 
Ptosis und Miosis. Die hierbei beobachtete Pupillenungleichheit 
betrifft eine Sympathikusaffektion und hat mit Lues nichts zu tun. 
Die Differentialdiagnose wird durch den Ausfall des sogenannten 


Kokainversuches gesichert. Entrundungen scheinen vielfach bei ober- 


flächlicher Betrachtung mit der seitlichen oder direkten Beleuchtung 
vorhanden zu sein, und erweisen sich bei genauerer Analyse des 


- Pupillarsaumes an der Spaltlampe als Bildungsanomalien (Floculi, 


Ektropium uveae usw.), oder auch als Folge von Unfällen oder 
Altersstörungen (Sphinkterrisse, kleine Einkerbungen, partieller 
Schwund des Pigmentblattes u. a.). Durch diese anatomischen Ver- 


änderungen wird auch die Reaktionsfähigkeit wesentlich beeinflußt. 


Das Gleiche findet sich bis zu einem gewissen Grade auch bei 
Brechungsfehlern und angeborenen Amblyopien, die sich keineswegs 
immer in äußerlich sichtbaren Stellungsanomalien verraten. | 
Schließt man alle diese Momente aus, was wohl im allgemeinen 
nur von augenärztlicher Seite geschehen kann, so ist allerdings 
wohl der größte Teil der verbleibenden Pupillenstörungen auf Lues 
zurückzuführen. Hie und da können Pupillenstörungen auch auf andere 
Allgemeinerkrankungen hindeuten (Lungenspitzenprozesse u. a. m.). 
Der Alkohol spielt für die Entstehung von Pupillenstörungen eine 
so untergeordnete Rolle, daß diese Ursache kaum zur Erklärung in 
Betracht kommt. Uhthoff spricht von: 1%iger reflektorischer 
Pupillenstarre und 2,5%iger Herabsetzung der Lichtreaktion und 
Differenz der Pupillenweite. Zieht man in Betracht, daß alle diese 
Fälle länger zurückliegen, so liegt die Vermutung nahe, daß es 
einer verfeinerten, insbesondere biologischen Untersuchung gelingen 
wird, oder gelungen wäre, in nahezu allen diesen Fällen, die 


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sicherlich für die Erwerbung einer luetischen Infektion besonders 


| prädisponiert waren, Lues nachzuweisen, wodurch die genannten 
| Prozentzahlen noch eine wesentliche weitere Begrenzung erlalıren 


würden. Ich bin deshalb auch der Auffassung, daß in dem 2. Falle 
Kastans die Pupillenstörungen luetischer Natur waren und nicht 
durch den allerdings auch vorhandenen Alkoholmißbrauch bedingt. 

Eine wesentliche Einengung hat die Bedeutung der Pupillen- 
veränderungen für die Lues durch die Forschungs- und Beobachtungs- 
ergebnisse bei. der Encephalitis lethargica erfahren., Bei diesem 
schweren Krankheitsbild sind in zahlreichen Fällen Pupillenverände- 
rungen zurückgeblieben. Wenn sie sich auch nach den letzten 
Mitteilungen der Literatur insbesondere auf Grund ‘der -exakten 
pupillometrischen Messungen am von Heßschen Pupilloskop aus 
meiner Klinik in 50 Fällen von Kaßner (2), ferner nach dem 
Kölner Material von Cords und Blank (3) von den luetischen 
Pupillenstörungen besonders dadurch unterscheiden, daß sie meist 
die Licht- und Konvergenzreaktion in mehr oder minder gleich 
starker Weise betreffen, so gehört schon eine große Übung und 
Erfahrung in der Untersuchung und Beurteilung des Pupillenspiels 


dazu, um beide Krankheiten allein auf Grund des Pupillenbefundes 


voneinander zu trennen. | Ä 

‚Die Beurteilung dieser und ähnlicher Befunde hat. durch die 
exakte Meßmethode, die uns der leider viel zu früh verstorbene 
C. von Heß durch seine Differential-Pupilloskop ermöglicht hat, 
eine ‚wesentliche Förderung, Vertiefung. und Sicherung erfahren. 


Nach den einführenden Arbeiten von von Heß und seinem Schüler 
Groethuysen sind systematische Untersuchungen u. a. bei der. 


Hirnlues besonders an meiner Klinik von Lunecke (4) gemacht 
worden, der einen kleinen Ausschnitt seiner Untersuchungsergebnisse, 
soweit sie die Erfahrungen bei der Frühlues 'betreffen, zusammen 
mit dem Dermatologen Memmesheimer von der'Hautklinik unserer 
Krankenanstalten veröffentlicht hat. Dieser setzte zu den Augen- 
befunden die biologischen  Untersuchungsergebnisse am Liquor 
cerebrospinalis in Parallele. Beide Autoren kommen zu dem Schluß, 


daß die pupillometrische Untersuchung eine außerordentlich wichtige 


Ergänzung der Liquoruntersuchung darstellt, ja daß sie manchmal, 
wenn eine Lumbalpunktion aus irgend einem Grunde unmöglich 


ist, durch ihr positives Ergebnis (selbstverständlich nach Ausschluß _ 


aller anderen Möglichkeiten) die Diagnose sichern kann. 
Gleichfalls in meiner Klinik wurde der Ausfall des sog. 
Haenelschen Symptoms bei diesen Untersuchungen stets geprüft, 
über das Memmesheimer (5) gleichfalls auf Grund unserer bis- 
herigen Ergebnisse im Zusammenhang mit anderen Untersuchungs- 
resultaten berichtete. 


richte folgen sollen, auch sicher eine wichtige Bedeutung bei- 


zumessen ist, so müssen zu einer exakten Verwertung doch noch . 


weitere Unterlagen beschafft werden. 

Aus dem Gesagten geht hervor, daß die Diagnose der Pupillen- 
störungen und die Analyse des Augenbefundes keineswegs so leicht 
ist, daß sie nur auf Grund einer äußeren Besichtigung zu stellen 


wäre, daB vielmehr eine eingehende augenärztliche Untersuchung 


und Beurteilung dazu notwendig ist. Diese in jedem Falle herbei- 
zuführen, halte ich im Interesse der Kranken und damit der Volks- 
gesundheit für dringend notwendig. = 

Im allgemeinen wird ‚eine vorhandene Syphilis - wohl älter 
sein, wenn auf sie lediglich die Pupillenstörungen hindeuten und 
alle anderen Erkrankungszeichen am Körper fehlen. Dann kann 
auch von einer Übertragbarkeit der Infektion nicht mehr gesprochen 
werden. Allerdings läßt die Feststellung der Pupillensymptome 
als Frühsymptom annehmen, daß unter diesen Fällen auch noch 
manchmal frische infektionsfähige Kranke sein können. Diese werden 


aber dann auch zum mindesten noch biologische sonstwie nach-. 


weisbare Reaktionen darbieten, die zur Entscheidung mit beitragen, 
ob eine Behandlung einzusetzen hat, bzw. fortgesetzt werden muß 
oder nicht. ‚Hierzu gehören auch die garnicht so seltenen Fälle 
einseitiger, Juetischer Pupillenstörungen, auf die besonders 
Dreyfuß (6) hinweist. Im allgemeinen wird man wohl dessen 
Standpunkt für diese und auch für andere Fälle von doppel- 


seitigen Pupillenbefunden ohne sonstige Symptome beipflichten 


müssen, nur bei seropositivem Befund zu behandeln, nicht bei 


seronegativem, selbstverständlich mit der Vorsicht wiederholter 


Kontrolluntersuchungen in gewissen ‚Zwischenräumen. Pupillen- 
störungen allein finden sich auch häufig in den nicht so seltenen 
Fällen hereditärer Nervenlues, die ganz gewiß niclıt übertragbar ist. 

Bei dem Vorhandensein von Pupillenstörungen also generell 
die Anzeigepflicht zu fordern, dürfte viel zu. weit gegangen sein, 
und ist wohl auch vom Gesetzgeber bisher nicht beabsichtigt gewesen, 


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~ Wenn man sich überhaupt auf den Standpunkt stellen will, 
mit der Anzeigepflicht auch die Fälle von metaluetischen Erkran- 
kungen zu erfassen, so muß zunächst die luetische Natur der Er- 
krankung einwandsfrei feststehen und darf nicht wie in Fall 1 von 
Kastan auf Grund einer anamnestischen Angabe der Ehefrau, wenn 
auch in Verbindung mit einem fraglichen Pupillenbéfund beruhen. 
Sodann müssen die Fälle hereditärer Lues als für die Anzeige 
unnötig ausfallen. Endlich darf man nicht aus dem Auge ver- 
lieren, daß so wichtig es ist, die Kranken energisch zu behandeln, 
um sie so gesund wie möglich zu machen, für die Übertragung der 
Seuche und somit für den Schutz der Allgemeinheit durch die 
Anzeige dieser Fälle nichts geleistet wird. | 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. | 


21. Dezember 


Dagegen sollte’ jeder Arzt nach Möglichkeit versuchen seine 
Fälle im Auge zu behalten und durch regelmäßige Kontrollunter- 
suchungen von erfahrener Seite dafür zu sorgen, daß Veränderungen 
der Symptome und des biologischen Befundes gleich die richtige _ 
therapeutische Antwort erhalten. 

Literatur: 1. Kastan, Pupillenstörungen bei Hirnlues und ihre Bə- 
deutung für die Prophylaxe. M.K1.’1924, 29). — 2. Kaßner, Augenkomplikation 
als Spätfolge von Encephalitis lethargica. Klin. Mb. f. Aughlk. 1924, 72. — 3, Cords 
u. Blank, Okuläre Restsymptome nach Eocephalitis epidemica. Ebenda. 1924, 72. — 
4. Memmesheimer u, Lunecke, Liquorpositive Luesfälle im Frühstadium und 
ihre Augenveränderungen. Derm. Zschr. 1923, 39 — 5. Memmoesheimer, Sind 
durch klinische Untersuchungsmethoden bei liquorpositiven Sypbiliskranken im 
Frühstadium Veränderungen am Zentralnervensystem nachweisbar? Ebenda 1923,86 
— 6. Dreyfuß, Isolierte Pupillenstörungen, Gustav Fischer, Jena 1921. 


 Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. 


Aus dem Pathologischen Institut des Krankenhauses im Friedrichshain 
in Berlin. | 


Über den Morbus Gaucher, seine Klinik, pathologische 
Anatomie und histio-pathogenetische Umgrenzung, 


nebst Untersuchungen über den Morbus Gaucher der 
Säuglinge und über die Beteiligung des Skelettsystems. 
Von Ludwig Pick. (Fortsetzung aus Nr. 50.) 

Die ganz kürzlich von Waugh und Mac Intosh gegebene 
pathogenetische Auffassung des Morbus Gaucher habe ich schon bei 
Besprechung der Histiogenese gestreift. Sie betrachten die Gaucher- 
krankheit ihrem Wesen nach als eine primäre, wahrscheinlich kongeni- 
tale Erkrankung der hämatopoetischen Organe (erst sekundär der 
Leber, Nebennieren usw.), die einer aleukämischen Dysmyelosis oder 


irregulären myeloiden Metaplasie entspricht. Sie stützen diese Vor- 


stellung auf die oben berichteten histologischen. Befunde in 
einer splenektomierten Milz, die neben der Umwandlung der Endo- 
thelien der Sinus ihnen die Bildung von Gaucherzellen — auch 
von wenigen Eosinophilen, einkernigen Neutro- und Basophilen — aus 
Adventitialzellen größerer und kleinerer Arteriolen durch das Stadium 
(osydasefreier!) Myeloblasten hindurch beweisen. Für die in den 


Gaucherzellen enthaltene oxyphile Substanz besagt der Begriff der | 


„albuminösen Ablagerung“ nichts. Sie bedeutet (vgl. o.) lediglich 
das Produkt einer Steigerung oder Perversion normaler Reifungs- 
vorgänge. Das „normale“ Blutbild der Gaucherfälle spricht nicht 


, gegen eine perverseMyelopoese, da selbst beiErkrankung desKnochen- 


marks (wie z. B. multiplen Myelomen) das Blutbild unbeeinilußt 
bleiben könne. Die eigentliche Ursache dieser aleukämischen Dys- 
myelosis müßte an die nähere Kenntnis der embryonalen und post- 
natalen Hämatopoese anknüpfen. 


Wie ich schon ausgeführt habe, ist die Bildung myeloischer 
Elemente aus den adventitiellen Histiozyten in ‘der Gauchermilz 
lediglich ein sekundärer Vorgang bei ihrer Vermehrung und Um- 
bildung zur Gaucherzelle. Bei dieser Gelegenheit wird die schlum- 
mernde Myelopotenz gleichsam akzidentell belebt. Sie wird genau 
so in der Milz der Kaninchen bei der experimentellen Lipoido- 
phagie, auch sonst beim Morbus Gaucher in der Milz, in den Lymph- 
drüsen und in der Leber in Form von Megakaryozylen, Myelozyten, 
auch ortho- und polychromatisch gefärbten Normoblasten usw. ge- 
funden, beim Morbus Gaucher der Kinder sowohl wie bei dem der 
Erwachsenen®#). Ich bin auf diese Befunde bei der Schilderung 
der Histiologie und Histiogenese des Näheren eingegangen. Den 
Gedanken, sie als Ausdruck einer kompensatorischen myeloiden 
Metaplasie (extramedullären regenerativen Blutbildung) zu erklären, 
hat bei Morbus Gaucher zuerst Mandlebaum (1912) auf Grund 
seiner Befunde myeloischer Elemente in Milz und Lymphdrüsen ge- 
äußert. Vielleicht ist diese Deutung nicht einmal notwendig, da 
die heterotope Blut- oder Knochenmarksbildung sonst wohl eher 
bei schweren Funktionsstörungen des Knochenmarks oder stärkerer 
Anämie in Erscheinung tritt und die gelegentliche, rein zufällige 
fakultative Betätigung schlummernder myelopotenter Fähigkeit an 


wuchernden funktionell anderweitig in Anspruch genommenen Ele- 


menten sich wohl verstehen läßt. Ich zweille nicht, daß dieselben 


myeloischen Elemente auch bei lipoidzelliger Splenohepatomegalie 


34) Entge en 'Brill-Mandlebaum also nicht bloß in „early 


cases“, d. h. nicht nur bei Kindern. 


Typus Niemann in den befallenen Organen, insbesondere auch in 
der Milz getroffen werden können 5). 

Erwägt man, daß Bilder der von Waugh und Mac Intosh 
beschriebenen periarteriolären Dysmyelose sonst in der Gauchermilz 
nicht beobachtet sind, daß die rein retikulumzellige Genese der 
Gaucherzellen in der Milz durch E. J. Kraus, in den Lymphknoten 
durch Mandlebaum-Downey eindeutig erwiesen ist, daß ferner 
Gaucherzellen unzweifelhaft auch aus klasmatozytären Elementen 
hervorgehen, für die a priori myelopoetische Fähigkeiten gar nicht 
infrage kommen, so wird man hierin weitere triftige Gründe gegen 
die Waugh-MacIntoshsche pathogenetische Auffassung des Morbus 
Gaucher sehen. Daß die Leber, wie Waugh und MacIntosh 
wollen, „sekundär“ und mit ihr die Nebennieren sowie andere Or- 


gane in die Gauchererkrankung eingeschlossen werden, bedarf kaum 


besonderer Widerlegung. 
Ich selbst möchte mit meiner Auffassung der Pathogenese . 


| des Morbus Gaucher an die allgemeine Ähnlichkeit knüpfen, die 


mit der lipoidzelligen Splenohepatomegalie Typus Niemann be- 
steht, und auch für den Morbus Gaucher eine primäre Stoffwechsel- 
störung auf konstitutioneller Grundlage annehmen. Der konstitu- 
tionelle Charakter der Erkrankung ist ähnlich wie für die lipoid- 
zellige Splenohepatomegalie vom Niemannschen Typus auch für 
den Morbus Gaucher: nach den von. E. J. Kraus beigebrachten 
Gesichtspunkten — frühzeitiges, oft familiäres Aultreten, Bevor- 
zugung des weiblichen Geschlechts, Kombination mit anderen kon- 
stitutionellen und lokalisierten Mißbildungen — gesichert, die letzte 
Ursache dieser Konstitutionellen Gesamtabweichung freilich eine 
„cause encore inconnue“ [Gaucher?®)]. Der krankhafte Stoffwechsel 
verbreitet mit der Zirkulation die Gauchersubstanz — sei diese ein 
eiweißähnlicher Körper, sei sie ein Sphingogalaktosid — in allen 
Säften und Geweben und bewirkt ihre Speicherung in den Reti- 
kulumzellen und gewissen Klasmatozyten des Iymphatisch-hämato- 
poetischen Apparates, ohne daß sich Näheres über die rein. exogene 
oder endogene Bildung des gespeicherten Körpers aussagen ließe. 
Auf eine primäre krankhafte Speicherungstendenz dieser Histiozyien- 
gruppe als Ausdruck konstitutioneller Mißbildung im Sinne von 
E. J. Kraus kann nicht geschlossen werden, weil bei der nicht 
sicher bekannten Art der Gauchersubstanz sich über das Verhältnis 
des gespeicherten Körpers zu der normalen Leistung insbesondere 
der Retikulumzellen im Stoffwechsel kein Urteil gewinnen läßt. 


| So gehört also auch der Morbus Gaucher mit der Alkaptonurie, 
Zystinurie, der lipoidzelligen Splenohepatomegalie Typus Niemann 
zu den angeborenen, oft familiären, wenn auch nicht, wie die ersteren, 
als vererbbar erwiesenen Stoffwechselerkrankungen. Fraglich muß dabei 
nur bleiben, ob die Stoffwechselstörung an irgendeiner Stelle des 
normalen Ablaufs liegt, also eine intermediäre ist oder ob sie eine 
‚Abbiegung nach einer völlig aus der Norm liegenden Richtung”) be 


35) Das beweist der als Morbus Gaucher nicht sichere, vieleicht 
zu dieser Gruppe gehörige Fall Sapegnos (vgl. o.) Sapegn0 bat 
auch die Deutung derartiger Fälle als aleukämische Myelose schon 


vorweg genommen: la malattia si debba classifiare fra le forme di mielosi 
aleucemica. 


~ 36) Hier sei auch der von Mandlebaum (1912) wohl nur vor 
übergehend inbetracht gezogenen protozoischen Ätiologie ge acht 
Er beruft sich besonders auf Risel, der auf die morphologisch® ho- 
lichkeit der Gaucherzellen mit den großen Phagozyten (aus Pulpazelles, 
Markzellen, „freien Zellen“ in Milz, Knochenmark, Lymphdrüsen) bei 
Kala-Azar (Marchand-Ledingham) und experimenteller Trypat® 
somiasis (Sauerbeck) verweist. 


37) Als Mutation (Naegeli) würde sie, da eine Frblichkeit nicht 
besteht, jedenfalls nicht zählen können. 


21. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. | | 181 


deutet. Auch darüber kann erst nach der sicheren Kenntnis der che- 
mischen Natur der Gauchersubstanz entschieden werden. Der ungemein 
langsame Ablauf des Prozesses, der sich meist über Jahrzehnte hinzieht, 
d. h. also eine Chronizität größten Stils, bedingt den so scharf um- 
schriebenen anatomisch-histiologischen, histiogenetischen und mikro- 


chemischen Typus des Prozesses, der in dieser Reinheit und Prä-. 


zision bei keinem der ähnlichen, dem Morbus Gaucher irgendwie 
vergleichbaren pathologischen Prozesse wiederkehrt — weder bei 
den experimentellen Speicherungen, noch bei den diabetisch-lipämi- 


schen Speicherungsprozessen, noch bei der lipoidzelligen Spleno- 


hepatomegalie vom Niemannschen Typus. Überall ist bei diesen 
der Ablauf des Vorganges schneller, intensiver, stürmischer, überall 
auch darum das Ergebnis ungleichmäßiger und ungleichartiger. 


Für die Pathogenese der hämoglobinogenen Pigmentierungen 
möchte ich als maßgebend betrachten, daß sie im allgemeinen erst 
nach einer bestimmten Zeit der Speicherung der Gauchersubstanz 
eintreten, bei Erwachsenen meist in- und extensiver als bei Kindern, 
daß sie in gewissem Umfang auch bei den auf einen kürzeren Zeit- 
raum zusammengedrängten Lipoidspeicherungen zustande kommen 
und zwar bei allen Formen, also den experimentellen wie. den 
diabetisch-lipämischen, wie bei der lipoidzelligen Splenohepato- 
megalie Typus Niemann. Anitschkow sah intrazelluläres Hämo- 
siderin in den Cholerinesterphagozyten in der Milz sehr häufig, auch 
im Knochenmark; auf die Befunde von Hämosiderin in den Lipoid- 
zellen bei diabetischer Lipämie (Lutz) und von Erythrophagie oder 
Blutpigment in den Lipoidophagen bei der lipoidzelligen Spleno- 
hepatomegalie Typus Niemann (Knox, Wahl und Schmeißer) 
habe ich schon aufmerksam gemacht. Da ferner Lubarsch 


z. B. auch für die Lipoidspeicherungen bei Säuglingen in bestimmten 


Gebieten des Makrophagensystems (dem Retikulum des Thymus, 
den perivaskulären Spindelzellen des Hodenzwischengewebes oder 
der Umbauschicht der Nebennieren) an den Zellen „die komplexe 
Eigenschaft, Fette und Hämosiderin zu speichern“ feststellte, so 
scheint mir hier ein allgemeines Gesetz in dem Sinne gegeben, daß 
der fremde Stoffkomplexe (Lipoide, eiweißähnliche Körper usw.) 
in sich ablagernde Histiozyt die Fähigkeit zu sekundärer Speiche- 
rung von Bluteisen erwerben kann und zwar, wie besonders Ep- 
steins Befunde beim Morbus Gaucher zeigen, sowohl zu (seltenerer) 
endogener Bildung aus aufgenommenen Erythrozyten wie nach der 
Durchtränkung mit gelösten eisenhaltigen Hämoglobinbestandteilen 
wie durch sekundäre Aufnahme fertigen Blutpigmentes. Die ins- 
besondere Gauchersubstanz ansammelnde Zelle wird also nicht 
„omnivor“, aber doch speicherungskräftig für Blutpigment, wobei aller- 
dings immer noch die Möglichkeit besteht, daß der wesentliche, viel- 


leicht bestimmende Faktor bei der Pigmentspeicherung nicht durch. 


eine erhöhte Speicherungsaktivität, sondern lediglich durch die Un- 
fähigkeit zur Weiterverarbeitung gegeben ist. Ein Beweis für diese 
erhöhte Speicherungstendenz im allgemeinen Sinne liegt in der für 
den Morbus Gaucher auch durch meine Befunde belegten und 
ebenso übrigens für die lipoidzellige Splenomegalie Typus Niemann 
 erwiesenen Tatsache, daß die stärkste und ausgedehnteste, sei es 
diffuse oder körnige Hämosiderose der Gaucherzellen stets in der 
Nachbarschaft von Extravasaten, überhaupt von Blutmassen, besteht. 
Dabei darf nicht vergessen werden, daß die Pigmentierungen in 
den von Gaucherzellgewebe erfüllten lymphatisch-hämatopoetischen 
Organen nur zu einem kleinen Teil an dieses gebunden sind, meist 
vielmehr sonst unveränderte fixe oder frei gewordene Histiozyten 
betreffen, im besonderen auch in der Gefäßadventitia, in Bindegefäß- 
septen usw. gelegen sind und daß ferner die Genese des eisenfreien 
Pigmentes der Hämochromatose einer besonderen Erklärung bedarf. 


Die gewöhnlich nur leichte Anämie ist Folge der durch die. 


Infiltration des Knochenmarks mit Gaucherzellen bewirkten Störung 
der Hämatopoese sowohl wie des gesteigerten Erythrozytenunter- 
ganges. Dieser erfolgt nur zu einem unbedeutenden Teil durch un- 
mittelbare Erythrophagie (vgl. 0.); im wesentlichen mag die Erythro- 
zytolyse in der von Epstein geschilderten Art vor sich gehen, 
d. h. nach Ausschaltung von Erythrozyten aus der Zirkulation als 
Folge von Zirkulationsstörungen durch Gaucherzellwucherung, 
namentlich in der Milz. Vielleicht wäre auch an Hemmung der 
Knochenmarkstätigkeit durch die erkrankte Milz zu denken. Auch 
die leichte Neutro- oder Lymphopenie begründet sich in der Beein- 
trächtigung der Produktionsgebiete durch die Gaucherzelleinlagerung. 
Für die hämorrhagische Diathese ist die in einigen exakten Zäh- 
lungen (E. J. Kraus, H. Lippmann) gesicherte Thrombozytopenie 
von Bedeutung. Die Thrombozytophagie durch die Gaucherzellen 
bleibt noch zu zeigen. Andrerseits käme für die Thrombozytopenie 
auch die Knochenmarksschädigung in Betracht. | 


Diese Ableitungen gehen, glaube ich, bis an die Grenze des 


zurzeit Möglichen. Der Versuch, in die Pathogenese des Morbus, 


Gaucher mit Hilfe der jetzt gesicherten tatsächlichen anatomischen 


Befunde tiefer vorzudringen, führt in allzu unsicheres Gebiet. Die 
anatomisch-histiologisch und mikrochemisch gewonnene Erkenntnis 


der eigenartigen Alfektion als einer Stolfwechselkrankheit auf kon- 
stitutioneller Grundlage und der in dieser Richtung ausgesprochene 
pathogenetische Parallelismus mit der lipoidzelligen Splenohepato- 
megalie Typus Niemann eröffnet die Möglichkeit neuen Fortschrittes 
durch die klinischen Methoden. Hier würde in erster Linie zu ver- 
suchen sein, durch eingehende Untersuchungen des Blutes, der 
Se- und Exkrete und des Stoffwechsels den im Blut und seinen 
Säften vorauszusetzenden fremdartigen Stolfkomplex zu finden und in 
seiner besonderen chemischen Art festzustellen. — 

Zusammenfassend haben unsere Untersuchungen zur Histio- 
und Pathogenese des Morbus Gaucher ergeben: | 

1. Für die Milz und die Lymphdrüsen ist die Entstehung 
der Gaucherzellen aus retikulären Histiozyten endgültig gesichert, 
für das Knochenmark wahrscheinlich. Sicher ist ferner in der Leber 
die Genese aus Klasmatozyten der Glissonschen Kapsel und der 
Adventitia und Periadventitia der Zentralvenen der Läppchen, sowie 
in der Milz für gewisse Fälle auch aus adventitiellen und peri- 
adventitiellen Zellen der Arteriolen. 

Der Morbus Gaucher ist also weder zu den rein retikulo- 
endothelialen noch zu den reinen retikulumzelligen Erkrankungen 
zu zählen. Er wäre histiologisch als histiozytäre Affektion zutreffend 
gekennzeichnet und gegen die tierexperimentellen histiozytären 
Speicherungen (bei Intravitalfärbungen, Cholesterin-usw. Fütterungen) 
durch die ausgesprochen elektive Beteiligung innerhalb des 
Histiozytensystems — vorwiegend Retikulumzellen, auch .Klasmato- 
zyten, Ausschluß der Endothelien — ausgezeichnet. 

2. Die von W. H. Schultze zuerst für die Milz erwiesene 
großzellige Hyperplasie bei diabetischer Lipämie ist außer durch 


die Natur der gespeicherten Substanz (Neutralfette, Lipoide [Chole- 


sterinester oder Phosphatide] oder Gemische) auch durch die 


wechselnde Lokalisation der Lipoidzelleinlagerung (innerhalb des . 


Iymphatisch-hämatopoetischen Apparates sowohl wie eventuell auch 
in der Arterienintima und in den Nebennieren), durch die wechselnde 


Histiogenese (Retikulumzellen oder Retikulumzellen und Endotlhe- . 


lien) und durch die Morphologie der lipoidhaltigen Zellen vom 
Morbus Gaucher unterschieden. Makrophagen können bei der dia- 
betischen Lipämie auch in das Blut übertreten. _ 
| Zum Vergleich auf ätiologischer Grundlage kann für die dia- 
betisch-lipämische Zellhyperplasie allein der Cholesterin- usw. Fütte- 
rungsversuch herangezogen werden. Aber auch hier ergeben sich 
mancherlei Verschiedenheiten (neben Retikulumzellen und Endo- 
thelien histiogenetische Beteiligung von Fibroplasten, glatten Muskel- 
fasern, häntatogenen Makrophagen [Aortenintima)). 

3. Grundsätzlich vom Morbus Gaucher abzutrennen ist die von 


mir als lipoidzellige Splenohepatomegalie Typus Niemann charakte- 


risierte Affektion. Sie bedeutet eine kongenitale und familiäre, kon- 
stitutionell bedingte Anomalie des Lipoid-, insbesondere des Phos- 
phatidstoffwechsels, die alsbald nach der Geburt bedeutende Tumoren 
von Milz und Leber entstehen läßt und nach den bisherigen Er- 
fahrungen in den ersten Lebensjahren zum Tode führt, aber 
wohl auch in protrahierterer Form bei Erwachsenen vorkommen 
könnte. Die makroskopischen Veränderungen erstrecken sich außer 
auf Milz, Leber, Lymphdrüsen und Knochenmark auch auf Thymus 
und Nebennieren (Rinde und Mark). Der. im Blut zirkulierende 
abnorme lipoide Stoffkomplex wirkt quali- und quantitativ mit 
höchster Intensität, erschöpft die Speicherungskralt des gesamten, 


in den Körperorganen verbreiteten Histiozyten- (oder Makrophagen-) 


systems und wird danach schließlich auch in den spezifischen Par- 
enchymen (Leber-, Nierenepithelien, Herzmuskelzellen) gespeichert. 

4. Der Morbus Gaucher ist eine kongenitale und familiäre, 
konstitutionell bedingte Abweichung des Stoffwechsels und zählt 
wie die lipoidzellige Splenohepatomegalie Typus Niemann zur 
Gruppe der kongenitalen familiären Stoffwechselanomalien (Alkapton- 
urie, Cystinurie). 
abweichung (intermediäre Störung? Abzweig von der Norm?) 
hängt von der noch zu sichernden chemischen Natur (eiweiß- 


ähnlicher Körper? Spingogalaktosid? [Epstein]) der Gauchersubstanz 
ab. Diese wird aus dem Blut von den Retikulumzellen und ge- 
wissen Klasmatozyten (in Leber und Milz, vgl. 0.1.) aufgenommen 


und gespeichert, ob in der Art einfacher Ablagerung oder intra- 
zellulären Aufbaues, bleibt festzustellen. Für eine primäre Erkran- 
kung des betroffenen Histiozytengebietes, die funktionell in der 


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1814 | K 
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| Speicherung der Gauchersubstanz in Erscheinung tiitt, lassen sich 
. keine Anhaltspunkte geben. Die An 


> die anatomische, histiologische, histiogenetische und mikrochemische- 
'. Hyperplasie bei ‚Diabeteslipänie und. lipoidzellige ‚Splenohepato- 
' megalie Typus Niemann) erreicht wird. Die: hämoglobinogenen 
- krankung auf und sind nur ein Sonderfall des allgemeinen. Gesetzes, 


‚ Stoffen ‘in’ Histiozyten eine Speicherungstendenz auch für Bluteisen 


=: zellen besonders reichliches Blute 
Nähe ausgedehnter Hämorrhagien. 


-.er für eine. mögliche Asphyxie des Kindes, sich einen 'elastischen 
- "lasse er sich möglichst: viel. abgekochtes Wasser bereitstellen. Für. 
. Asphyxie ersten Grades genügen meist Hautreize nach Entfernen des 


‚von 86° C mit Übergießen von kaltem Wasser auf die Herzgrube. 
‚Auch. Schläge auf den. Steiß. wirken hautreizend. Bei dem. blassen 


‚ nicht zu sehr abkühlt. . Auch im Bad reibe man das Kind ünd 


‚zurückhaltend, die Schultzeschen Schwingungen: sind vorzuziehen. | 


IE an a ea GE E Far ga 
ER ý Baaai e g > z f š 
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_ tuchhandgriff zu behandeln und dann 0,0015—-0,003 „Lobelin- 


bei Narkosestörungen günstig wirken ‚kann, sollte der Praktiker 
stets „Lobelin-Ingelheim“ bei’ sich haben. | 


Pie 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK > Ne Sl... 0 0 21: Dezsiher 


-Die gewöhnlich nur leichte ‘Anämie bei Morbus Gaucher ent- . 
nalime: einer. primären Funk- |: steht teils- als Folge.-der Okkupation des. Knochenmarks durch 

tionssteigerung ist abzulehnen. "> 2.00..." Gaucherzellgewebe (verringerte ‚Bildung),. teils durch vermehrten 
` Die Chronizität des "Prozesses beim. Morbus Gaucher bedingt |! Untergang von Erythrozyten. Auch die Neutro--oder Lymphopenie 

A und mikt | !begründet ` sich'.in der. Beeinträchtigung. der .Produktionsgebiete 
Präzision der Befunde; die von keiner älinlichen dem Morbus-Gaucher |; durch die Gaucherzelleinlagerung. le 3 
vergleichbaren -Affektion (experimentelle Lipoidophagie, großzellige. |} :. Die hämorrhagische Diathese steht in. Verbindung mit der. 
| | Thrombopenie. 0 Zaren: 


: B, Die aus: dem 'embryonalen Leben: bewalırte schlummernde 
ı Myelopotenz :der: Gefäßwandzellen kann :gelögentlich der Umwand- 
‘lung 'adventitieller:.und, periadventitieller Klasmatozyten in Gaucher- ` 
; zellen zuweilen in. "der Produktion : myelöischer Formen (Knochen- 
: marksriesenzellen, ‘Myelozyten,. Normoblasten) sich äußern. Doch. 
‚sind diese Befunde- myeloischer - Metaplasie. (extramedullärer Blut- 
bildung) von rein zufälliger, akzidenteller B 


| | | er Bedeutung für den Ab. 
' | lauf der Pathogenese des Morbus . Gaucher; .' zz 


Pigmentierungen der Gaucherzellen treten erst im Verlaufe der. Er- 
daß Tortgesetzte Speicherung‘ von. Lipoiden oder eiweißähnlichen 


(hämoglobinogene Pigmente) auslöst. Darum enthalten die Gaucher- 
eisen. diffus oder körnig in der 


s vo. 


Aus der Praxis für die Praxis. — - 


” Geburtshilfliches Brevier. ie , recht leicht den Kopf ins. Becken herabzuziehen. Sänger emplahl - 

ae ce u ee en Bern R ; “| als Ersatz für Notfälle 2 Riemen, die an. den Rippen der Zangen 

Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, Baden-Baden. |. befestigt, durch einen um das Zangenschloß umgestülpten Mayerschen 

| u E Fe | (Fortsetzung aus Nr. 49) |! Ring. durchzuziehen, an deren Ende -eim Querstab- angebracht wurde. 
> Geburtshilfliche Operationslehre. ` : Der Praktiker kommt mit einer Zange gut aus und ist die _ 
"Wenn der Arzt es für nötig hält, die Geburt durch eine ‚ Nägelsche wohl: die gebräuchlichste, zumal jetzt- die Zange 
Operation beendigen zu. müssen, so lege er sich stets 2 Fragen vor: ||: R ae k a N ne a te ha Seit 
1. welche Operation muß ich ausführen; 2. sind die Vorbedingungen |; Sinigen. Jahren wird.die Kiellandsche Zange teils empfohlen, teils 
für dieselbe erfüllt.. Er operiere nie ohne Indikation und |: wird davor gewarnt.. Ich selbst habe keine. persönlichen Erfah 
denke. an den Spruch: „Quidquid agis prudenter agas et respice. | ar damit gemacht. _ Es ist eine fast ‚gerade Zange un 
finem.“ Dann treffe er alle Vorbereitungen in Ruhe. ‘Auch denke | at. dadurch den großen Vorteil, im geraden Beekendurehmesser a 
| RR . gelegt werden zu können. Es wird behauptet, ‚daß speziell das An- 

. legen des vorderen Blattes. durch -Ungeübte gefährlich werden könne, 
‚aber schließlich ist jedes Instrament in der Hand des Ungeschickten 
. gefährlich. Vielleicht aber ist- diese Zange doch nur für.den er- 
Schleimes aus dem Munde und Aussaugen des Restes. mit einem ae en wi auge ee a Eee | 
ne To: dae Kindes in asn Rag |; Durchmesser des Kopfes, weshalb sie besonders beim-platten Becken 
Schlundkanee Dann nm u m. eim» Bad und als Rotationsinstrument nützt. ‚Sonst achte man beim Einkaul 
einer Zange darauf, daß die Rippen der Löffel.gut abgerundet 


Schlundkatheter bereitzuhalten, ebenso warmes Wasser für Bad; Auch 


Scheintode, der Asphyxie zweiten Grades, sind sofort Schultzesche ‚sind. = Abstand. der Spitzen der Löffel soll RL p - 
Schwingungen zu machen. _ Nach 6—8 Schwingungen muß das Kind. | Ar ari jedenfalls nicht unter 1 cm sein. Die Zange mu8 natir- 
immer wieder in das warme Bad gebracht werden, . damit es sich |. ich nn Metall ‚gearbeitet sein, Anch soll die’ Kopfkrümmung 

| | ‚nicht unter 7 cm betragen. 2 Ba ' 
mache : Bewegungen .der Beine, in dem man die Knie beugt und. | 
gegen den- Thorax: drückt. Mit dem Einblasen von Luft sei man 


Vorbedingungen: 1. hinlängliche Beckenräumlichkeit; 2. die 
: Weichteile sollen gut- vorbereitet sein: a) der Damm: sei nieht zu 
‚ rigide, sonst Inzisionen besonders. bei alten Iparae; b) der Mutter 
Damit das Kind dabei nicht ausruischt, fasse man es stets mit einem. | mund soll vollkommen. erweitert sein (Gefahr der ‚Einrisse bei nicht 
Handtuch. Solange das Herz. schlägt müssen die Wiederbelebungs- |: vollständig ‚erweitertem) und der Cervix. verstrichen; 3. der ‚Kopl 
versuche gemacht. werden, nie höre man zu früh äuf.. Von einigen. |: soll zangenrecht stehen, d. h. seine größte Peripherie no | 
Autoren wird zur Wiederbelebung auch’ die Methode von Marshall |. 5308 passiert haben. Die Spinalebene soll entweder vom Kop 
Hall. und Sylvester. empfohlen. a Sl 
Nach neueren Forschungen wird :„Lobelin - Ingelheim“. 


: berührt oder der Kopf soll sie nach unten: überschritten haben’); 
| 3 > i eine -Fontanelle soll möglichst nach vorn a 
wegen seiner schlagartig einsetzenden erregenden Wirkung |. ©- der Kopf: soll wenigstens normale Größe und Festigkeit haben 
ni das Kerne als’ ein Talaia Präparat be (gewöhnliche Zangen können zur. Not noch bei 7moùatiger dies 
Asphyxie der Neugeborenen empfohlen. Seine Unschädlich- : angelegt werden, cave Anlegung bei Hydrocephalus, Ti 
keit zeigte jüngst eine Mitteilung von Schumacher .aus der Uni- |; macerierter Frucht nicht anlegen). Der Kopf soll eine en 
versitäts-Frauenklinik in Gießen. Er empfiehlt nach sofortiger Ab- | tung und Stellung haben, daß er mit’der Zange gefaßt werden al 
nabelung des asphyktischen Neugeborenen das an den Beinen gefaßte | Am besten liegen die Zangenlöffel parallel dem re : 
Kind zu schütteln, mit Trachealkatheter. und Werthschem Schnupf- |; Durchmesser des Schädels; 6. das Fruchtwasser soll abgellossen 
sein und die Eihäute sich über den. Kopf zurückgezogen haben, sonst 
muß die Blase gesprengt werden; 7. das Kind muß leben (am toten - 
‚ Kinde darf man keine’ schwere Zange machen, sondern man mw, 
. wenn Eile nötig, perforieren; 8. es darf auch keine Mißbildoig, 
‘2. B. ein Anencephalus bestehen; .9. die -Wehentätigkeit soll eine 
' gute sein, da durch. Atonia post 'partum. schwere .Blutungen ent- 
' stehen können; hier muß man vor. der Extraktion eine Spritze Ergo 
: oder Pituitrin geben und den Uterus besonders aufmerksam über- 
, wachen (Massage). Br 
| Indikationen.: 1. Strenge (absolute). A. Von Seiten 
‚des Kindes a) dauernde Verlangsamung des fötalen Pulses unter. 100 
. | sowie Beschleunigung . über 160; b). Meconiumabgang bei Kopilage 


Ingelheim“ subkutan oder intramuskulär zu injizieren. Da es. auch. 


ta Die Zange. | 

In der Frauenklinik zu Halle hatten wir unter dem Direktoriat 
Kaltenbach 3 Zangen: 1. eine lange für den hoohstehenden 
Kopf (39—40 em) mit starker Beckenkrümmung (von der 
Unterläge bis zur Löffelspitze 9 cm vertikaler Abstand); 2. eine 
kurze mit geringerer Beckenkrümmung, Beckenausgangs- 
zange, 84—85 cm lang, Beckenkrümmung 6—7 cm; 3. eine:von 
mittlerer Länge und geringster Beckenkrümmung für den |; (Achtung auf Herztöne); c) _Nabelschnurvorfall; d) zu lange Aus 
tiefen Querstand, Länge 86 cm, Löffellänge 21 cm, vertikaler Ab- | treibungsperiode (Erstickungsgefahr). Diese. Gefahr‘ meist durch Ver- 
stand von der Unterlage 6cm: | nk rer u 
-© -In der Klinik wurde auch für den hochstehenden Kopf die- | 
Parniersche Axenzugzange verwandt, Es gelang damit oft 


-v 1) Dann ist die größte jeweili in Betracht kommende funk 
: tionierende Kopfebene in den Beckeneingang eingetreten ``- 


21. Dezember 


_ langsamung der kindlichen Herztöne angezeigt; e) Placentarlösung; 
f) Tod der Mutter; natürlich nur. wenn der Kopf tief steht. 

B. Von Seiten der Mutter a) erhebliche Blutungen: a) bei 
vorzeitiger Placentarlösung, f) Cervixrissen, y) Platzen eines Varix; 
b) Fieber der Mutter; c) schwere Erkrankungen: a) der Respira- 
tions- (Pleuritis, Pneumonie), £) der Zirkulations- (Klappenfehler), 
y) der harnabsondernden Organe (Eklampsie); d) hochgradige Er- 
schöpfung (seltene Indikation), sorgfältigst abwägen; e) Quetschung 
der mütterlichen Weichteile: a) (im Beckenausgang (Ödem der 
Vulva), £) im Beckeneingang (Ödem der Muttermundslippen). Fistel- 
bildung durch Gangrän z. B. Blasenscheidenfisteln kamen früher 
häufiger vor, wenn Schwangere mit engem Becken mehrere Tage 
kreißten. Das gequetschte Gewebe ist der Infektion sehr zugänglich. 

' 2, Laxe (relative Indikation). Hier ist dem individuellen 
Ermessen ein großer Spielraum gelassen: a) Erschöpfung der Mutter 
nach langer schmerzhafter Geburtsarbeit; b) bei unzureichenden 
Wehen (Wehenschwäche) s. dieses Kapitel, z. B. fehlt kräftige Bauch- 
presse bei Hängebauch, Seitenlage des Uterus. Man denke aber 
stets an die Gefahr der Antonia post partum und treffe die nötigen 
Vorkehrungen; c) lange dauerndem tiefen Querstand; d) größtem 
Widerstand der Weichteile (Inzisionen am Platze); e) Vorfall eines 
eingeklemmten nicht reponierbaren Armes neben -dem Kopfe. Man 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 1815 


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muß aber stets vorher versucht haben einen Repositionsversuch zu 
machen, Leichte Zangenextraktionen sind in Rückenlage 


auf dem Bett möglich, auch in Seitenlage bei Iparae, am besten. 


operiert man aber auf dem Querbett. Blase und Mastdarm 
sind stets vorher zu entleeren, das letztere geschieht gleich im Be- 
ginn der Geburt durch Einläufe. Nochmals Desinfektion der Kreißenden. 
Sind die Schamhaare noch nicht abrasiert, geschieht es jetzt; dann 
folgt vaginale Spülung, zuletzt Jodanstrich der Vulva. Die Zange 


sei nicht zu erkaltet nach der Desinfektion. Narkose empfiehlt sich, _ 


jedenfalls bei schwieriger Zangenanlegung. Vor Anlegung der Zange 
untersuche man noch einmal. Wenn möglich soll der Geburtshelfer 
bequem sitzen, er kann auch kniend operieren. Es empfiehlt sich, 
die Ellenbogen fest gegen den Brustkorb anzulegen, um plötzliches 
Herausschießen zu vermeiden. Keinesfalls soll man Fuß oder Knie 
gegen den Bettrand anstemmen oder Vorspann von 1—2 Personen 
nehmen, die am Geburtshelfer ziehen. Noch weniger soll der Arzt, 
wenn er selbst die Zange angelegt hat, durch seinen Kutscher heraus 
ziehen lassen, wie ein asthmatischer Arzt auf diese drastische Weise es 


früher einmal getan hat. DieKreißendekann durchUmfassender. 


Schulter von hinten festgehalten werden. Alle Vorkehrungen 


. zur Episiotomie, Vernähen von eventuell entstehenden Rissen, sowie 


zur Wiederbelebung des Kindes sind zu treffen. (Fortsetzung folgt.) 


_ Referatenteil 


unter besonderer Mitwirkung von 


Prof. Dr. C. Adam, Berlin (Augenkrankheiten), Prof. Dr. HE. Edens, St. Blasien (Herzkrankheiten), Prof. Dr. L. Freund, Wien (Röntgenologie), Prof. Dr. H Gerhartz, 

Bonn a. Rh. (Tuberkulose), Prof. Dr. S. Grāff, Heidelberg (Pathologische Anatomie), Oberstabsarzt Dr. Haenlein, Berlin (Hals-, Nasen- u. Ohrenkrankheiten), Geh.-Rat 

Prof. Dr. Henneberg, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. H. Holfelder, Frankfurt a. M. (Strahlentherapie), Prof. Dr. P. Horn, ‚Bonn (Versicherungsrechtl, u. gericht!. 

Medizin), dirig. Arzt Dr. Laqueur, Berlin (Physikal. Therapie). Prof. Dr. W.Liepmann, Berlin (Frauenkrankheiten u Geburtshilfe), Prof. Dr. 0.Nordmann, Berlin- 

Schöneberg (Chirurgie), Dozent Dr. R.Paschkis, Wien (Urologie), Dr. S.Peltesohn, Berlin (Orthopädie), Prof. Dr. F. Pi nkus, Berlin (Haut- u Geschlechtskrank- 

heiten), Prof. Dr. Rietschel, Würzburg (Kinderkrankheiten), Dr. K. Singer, Berlin (Nervenkrankheiten), Dr. W. Stekel, Wien (Psychotherapie, medizinische Psycho- 
logie und Sexualwissenschaft), Prof. Dr. H. Ziemann, Berlin (Hygiene, Parasitologie, Infektions- und Tropenkrankheiten), l 


Sammelreferat. 


Über Krebs und Krebsbehandlung. 


Von Ober-Reg.-Med.-Rat Dr. Otto Strauß (Berlin). ; 

(Fortsetzung aus Nr. 50.) 

In der Krebsbehandlung sind einige Neuheiten zu ver- 
zeichnen, die — wie immer — mit großer Begeisterung begrüßt 
werden, von denen es aber noch durchaus abzuwarten bleibt, ob 
.sie in der Krebstherapie einen wirklichen Wendepunkt bedeuten. 
Bevor ich darauf zu sprechen komme, sei auf die Versuche einge- 
gangen, das Karzinom chemotherapeutisch zu beeinflussen. 
Ischiwara teilt mit, daß es ihm gelungen sei, mit Wismut oder 
Antimon das Rattenkarzinom zu beeinflussen, wobei er sehr inter- 
essante Angaben über Dosierung machte. Kleine Dosen reizten 
den Tumor zum Wachstum, große bringen ihn zum Still- 
stand. Diese Mitteilungen haben zunächst nur experimentellen 
Wert. Über eine günstige Wirkung des Isaminblau bei bös- 
artigen Geschwülsten berichtet Roosen. Ohne eine solche Ein- 
wirkung bestreiten zu wollen, muß ich sagen, daß die Roosensche 
Mitteilung in der vorliegenden Form ihren Zweck nicht erfüllt. 
Es wäre wünschenswert, daß Roosen bei einem größeren Material 
seine Untersuchungen fortsetzt und uns dann weitere Angaben 
macht. Sollte diese Methode auch nur zu einer Besserung der Er- 
gebnisse der Strahlentherapie (als Vor- oder Nachbehandlung) bei- 
tragen, so wäre das ja schon ein großer Gewinn. Aber dazu sind 
keine „Anregungen“, wie sie Roosen gibt, ausreichend, sondern 
exakte klinische und experimentelle Arbeit unter Vorlage der Pro- 
tokolle. Dasselbe gilt auch für das von Spude schon so lange 
propagierte Heilverfahren. Das Spudesche Verfahren besteht in 
der Herbeiführung einer künstlichen Entzündung durch In- 


jektion von Eisenoxyduloxyd und Einwirkung eines’ Wechsel- . 


strommagneten. Spude beschäftigt sich mit dieser Methode 
schon seit 12 Jahren und hat sehr viel interessante Mitteilungen 
hierüber schon gemacht. Wertvoller aber wäre es gewesen, daß 
Spude nun nach 12jähriger Beobachtung uns eine große Serie 
erfolgreich behandelter Fälle bekannt gegeben hätte Er 
hätte sich damit ein unendlich größeres Verdienst erworben als mit 
den zahlreichen — an sich ja sehr lesenswerten — theoretischen 
Betrachtungen. Seine Polemik gegen die Strahlenbehandlung des 
Karzinoms ist in diesem Zusammenhang nicht nötig gewesen. So 


geleitet von Dr. Walter Wolff, dirig. Arzt am Königin Elisabeth-Hospital Berlin-Oberschöneweide. 


skeptisch man ja ihren Wert in der Karzinombekämpfung auch ein- 


. schätzen mag, hier liegen wenigstens Massenbeobachtungen vor, die 


ich bei Spude bis jetzt vermisse. Leider muß man eben im Gegen- 
satz zu Spude sagen, daß das einzige Mittel, das neben der opera- 
tiven Behandlung in der Krebstberapie in Frage kommt, die Strahlen- 
behandlung ist. Ich sage leider. Denn daß auch ihre Erfolge nicht 
befriedigend sind, habe ich schon ungezählte Male ausgesprochen. 
Und doch ist es auch dieses Mal lediglich die Strahlentherapie, die 
uns in diesem Zusammenhang etwas Neues bringt. 

Es ist noch nicht lange her, daß man unter dem Einfluß gewisser 
Beobachtungen und unter der Einwirkung der Resultate, die man 
mit einer damals neuen Dosierungsmethode erreichte, die Ansicht 
vertrat, alle Karzinome seien in gleichem Maße radiosensibel. 
Jedes Karzinom ist heilbar, das die nötige Strahlenmenge 


erhalten hat, das war damals ein mit apodiktischer Sicherheit . 


ausgesprochener Satz, der von den Wortführern der neuen Behand- 
lungsmethode ausgesprochen und von der Allgemeinheit ziemlich 


restlos angenommen wurde. Ich habe damals!) schwere Bedenken 


darüber geäußert und die Folge hat mir — leider — recht ge- 
geben. Heute sehen wir, daß sich die entgegengesetzte Auf- 
fassung allgemeine Anerkennung erwirbt. An die Einheitlichkeit 
der Karzinome glaubt eigentlich kein Mensch mehr. Die fran- 
zösischen Autoren unterscheiden nicht nur sehr scharf zwischen 
radiosensiblen und refraktären Karzinomen, sie geben nicht 
nur der Meinung Ausdruck, daß Plattenepithel viel empfindlicher 
ist gegen eine lang einwirkende kleine Strahlenmenge, während 


Zylinderepithel empfindlicher ist gegen große, nur kurz einwirkende 


Dosen, daß ferner ein großer Unterschied zwischen spinozellu- 
lärem und basozellulärem Karzinom vorhanden ist, sondern sie 
sind sogar der Meinung, daß die Zellen ein und desselben 
Tumors sehr verschiedene Radiosensibilität aufweisen (La- 
cassagne, Laborde, Darier), Mehr und mehr wurde dann auch 
die Ansicht vorherrschend, daß der ganze Erfolg der Strahlen- 


therapie darauf beruht, die Karzinomzellen im Zustand der 


Mitose zu treffen, in welchem sie besonders strahlen- 
empfindlich ist, und es war nun ohne weiteres zu verstehen, daß 
ein mitosenreicher Tumor strahlenempfindlicher ist als 
ein mitosenarmer. Nur die Zellen kommen zum Zerfall, die 
im Stadium der Karyokinese getroffen werden (Lacassagne). 


1) Vergl. d. Wschr. 1919, Nr. 2, 6. Oktober 1914. 


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praktische Ausführung der Strahlentherapie des Karzinoms. 
... also die Bestrahlung eine so bedeutende Wirkung auf die. Mitose- 


'Weiterwucherung des Karzinoms ausgeht. 


die es aber tatsächlich ‚gar nicht zu sein brauchen. 
hier die Krebszelle in einem ungünstigen Moment von der 


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1924 — MEDIZINISCHE ‚KLINIK — Nr.51. 


Sie scheint: im Stadium der Anaphase 


ein besondere Empfindlichkeit. besteht). Wir sind damit in 


‚ einer völlig neuen Forschungsära angelangt und der Unterschied | 
zwischen radiosensiblen und: strahlenrefraktären Karzinomen, . der 


sich ja nur auf Erfahrung stützte und gar keine wissenschaftliche 


Basis hatte, fängt damit an auch in theoretischer Beziehung be- 


erifflich zu werden. Die Mitose -steht heute im ‚Mittelpunkt des 


Interesses, was in Konsequenz des Gesetzes. von Bergonig und 


Tribondeau auch selbstverständlich war. Es ist das unendliche 


.. Verdienst von Perthes, Kreuter und Spuler, Lacassagne und 


Monod auf diese Verhältnisse erstmals hingewiesen zu haben... (Ich 


‚will hier, namentlich mit Rücksichtnahme auf die bedeutenden Lei- 
stungen der Franzosen auf diesem Gebiete, nicht die Frage erörtern, | 
‚wem die Priorität der Idee gebührt. Es muß aber betont werden, - 
daß die erste Veröffentlichung hierüber von Perthes stammt, und 


schon sebr lange zurückliegt [1904]. Die Perthessche Arbeit fand 
damals nicht die ihr gebührende Würdigung.) Eirige, Stunden 
(5—6) nach der. Bestrahlung verschwinden die Mitosen und kehren. 
erst nach dem Verlauf einer Reihe von Tagen (10): wieder. Sie 
zeigen jetzt aber Verfallszeichen und treten als degenerative Mi- 
tosen auf. Diese Feststellung wurde nun bedeutungsvoll für die 


Wenn 
bildung ausübt, wenn wirklich jede Mitose eine Phase besitzt, in’ 


der sie besonders strahlenempfindlich. erscheint, wenn ferner- 
hin im Bereich des bestrahlten Gebietes keine normalen Mitosen 


nach stattgehabter Bestrahlung mehr auftreten, sondern nur 


degenerative Zellteilungen, dann muß man ja annehmen, daß es 
nur erforderlich ist, jede einzelne Krebszelle in jenem Stadium 


. ihrer höchsten Strahlenempfindlichkeit (also im Stadium 


der Äquatorialplatte) zu treffen, um sie endgültig zur Ver- 


nichtung zu bringen. Damit verändern sich für die gesamte Strahlen- | 
‚therapie die Voraussetzungen. War es bis dahin notwendig. in 
. erster Linie dafür zu sorgen, daß jede Krebszelle von einer aus- 


reichenden Strahlenmenge getroffen wird, und mußte man in 
den Fällen, in denen die Bestrahlung erfolglos blieb, annehmen, 


daß es sich eben um ein strablenrefraktäres Karzinom gehandelt hat, 


so war jetzt die Fragestellung eine völlig verschiedene. Jetzt handelt 
es sich darum, festzustellen, ob jede Krebszelle im Stadium der 
Äquatorialplatte von der Strahlung betroffen wird. Nicht 
jede Krebszelle befindet sich im Moment der. Bestrahlung gerade im 
Stadium der Aquatorialplatie und es ist — wenigstens theoretisch — 


durchaus denkbar, daß von jenen-Zellen, die sich gerade nicht 


in einer strahlenempfindlichen Phase befunden haben, die 


Fälle, die sich anscheinend als strahlenrefraktär erweisen, 
Es ist nun 


Bestrahlung getroffen worden. Im Stadium der Anaphase 
wäre das anders geworden. 


dahin vertretene Auffassung, daß die ganze Strahlendosis auf ein- 
mal zu verabreichen sei, muß grundlegend revidiert werden, denn 
mit der einzeitigen Bestrahlung ist es nur möglich, eine ge- 
wisse Anzahl von Karzinomzellen im empfindlichen Stadium 
zu treffen, eine größere (vielleicht sogar die größte) Zahl wird 
im unempfindlichen Stadium getroffen. An Stelle der ein- 


zeitigen Bestrahlung muß die bis dahin geradezu verpönte dosis 


refracta treten. ein Meinungsumschwung, wie er nicht größer ge- 


dacht werden kann. Damit läuft die ganze Strahlentherapie darauf 


hinaus, die richtigen Umlaufszeiten der Mitosen kennen zu 
lernen. Wenn es uns gelingt, für alle Karzinome jene Zeiten zu 


‚ bestimmen, in denen sich die Zellen gerade im Stadium der 


Äquatorialplatte befinden, dann muß es möglich sein, auch die bis 
dahin strahlonrefraktären Krebse zur Heilung zu bringen. Solche 
Berechnungen liegen auch schon vor. Die basozellulären Kar- 
zinome sollen den Turnus der Karyokinese nach der Ansicht der 
einen in 10—20 Stunden durchmachen, nach anderer Auffassung 
beträgt die Umlaufszeit dafür 1-2 Tage. Die spinozellulären 
Krebse haben eine Umlaufszeit von 8, 10 bzw. 15 Tagen. Bei 


malignen Adenomen beträgt sie 5—7 Tage. in diesem Sinne be- | 


wegen sich die, Arbeiten von Regaud, Alberti, Rocchi, Mə- 


` scherpa, Mallet usw. Bei uns in Deutscliland hat sich vor allen 


auch zu erwägen, ob’ die Karzinomzelle 


die präkarzinomatöse. Zelle verhält. 


Dies sind, dann die - 


Ist diese Annahme eine richtige, 'so 
. muß sich unsere Strahlentherapie völlig neu orientieren. Die bis 


ee | E < Aa j i Soa ` 21. Dezember 

Die Strahlenempfindlichkeit ist in allen Stadien der Mitose 

keine: gleichmäßige, 3 

‚am bedeutendsten zu sein (für den Pferdespulwurm hat Holihusen 
den Nachweis erbracht.‘ daß im Stadium der Äquatorialplatte. 


Dingen Holzknecht: dieser Auffassung angeschlossen. Zugunsten 


dieser Auffassung .spricht bis jetzt eine wichtige Erfahrung. Wir 
haben. bis jetzt gesehen, daß die Radiumtherapie viel mehr 


Erfolge aufzuweisen hätte als die Röntgenbehandlung. Es zeigt 
‚dies ein Übergewicht der langfristigen über die kurzzeitige 


Therapie, denn das Radium wird ja innerhalb unvergleichlich 


‚längerer Zeit als. die Röntgenstrahlen verabreicht. Wenn wirklich 


die ‚Umlaufszeit einer Reihe von Karzinomen in 5 bzw. 10 bis 


. 20 Stunden erledigt ist, so muß ja eine 24stündige Verabreichung 
von Radiumstrahlen jede Zelle des Karzinomgebiets einmal im 
"Stadium der Äquatorialplatte treffen und somit das Karzinom restlos 
zum Verschwinden gebracht werden. Insofern spricht eine wert- 


volle Erfahrung für die Richtigkeit dieser Theorie. Es ist aber 


| i K tatsächlich nur im 
Stadium der Äquatorialplatte strahlenempfindlich ist und ob sie 


nicht auch in jeder anderen Verfassung so stark durch die 


Strahlung beeinflußt werden kann, daß sie nur noch degenerative 


Mitosen entwickelt. Ferner ist der Einwand zu prüfen, wie sich 


In der Umgebung des 
Karzinoms werden eine Menge von Zellen schon im Vorstadium der 

KrebsentwickJung sich befinden, bei denen es noch mit keinem Mittel 
möglich ist, zu entscheiden, ob sie schon krebsig erkrankt sind. 
Sind diese auch schon sirahlenempfindlich? Wird es möglich sein 
diese Zellen zu beeinflussen? Sicher ist das bis dahin keinesfalls, 

sicher - aber ist es; daß von diesen Zellen aus der weitere 


Fortgang der Erkrankung unterhalten wird. Ein weiterer Einwand 


ist noch folgender. Die Radiumtherapie ist allerdings der 
Röntgeniherapie an Erfolg weit überlegen. Ist aber der Er- 
folg ein-immer mit Sicherheit eintretender? Das muß verneint 
werden. .Wir sehen,. daß Kliniker, die ihre zweifellosen Erfolge 
mit der reinen Radiumtherapie erreicht haben, zur Röntgen- 
tberapie-übergingen, was sicher nicht geschehen wäre, wenn sie 


mit ihrem erreichten Resultat zufrieden gewesen wären. So hoch 


daher auch diese Erkenntnis anzuschlagen ist, so groß der Gewinn 
erscheint, jetzt der Strahlenbehandlung des Karzinoms .eine . neue 


‚Seite abzugewinnen, so möchte ich trotzdem damit das Krebs- 
-beilungsproblem nicht als gelöst. ansehen. Das könnte erst gə- 


schehen, wenn eine auf der Grudlage dieser Theorie aufgebaute 
Therapie so große Erfölge zu verzeichnen hätte, daß sich jede Dis- 
kussion hierüber erübrigt. Daß das bis jetzt der Fall, läßt sich 
nicht sagen. So hat Regaud und seine Mitarbeiter bei 205 Kollum- 


‚kreben folgendes Ergebnis: 1. unter 114 inoperablen Fällen 15 Hei- 


lungen, 14 'bedeutende Besserungen; 2. unter 67 Grenzfällen 24 Hei- 


Jungen, 24 Besserungen; 3. unter 24 operablen Fällen 6 Besse- 


rungen. Dieses Gesamtergebnis ist gewiß befriedigend, unterscheidet . 
sich jedoch nicht grundlegend. von dem’ Resultat anderer Beob- 


‚achter. Heyman hat z. B. unter seinen operablen und Grenzfällen 


40,5 °/, Heilungen, unter den inoperablen 16.6 %/,, also ein Ergebnis, 


.das ‚vielleicht etwas weniger günstig ist als die von Regaud mit- 
geteilten Ziffern, das aber doch daneben bestehen kann. Man kann 


also nicht sagen, ‘daß ein alles weit hinter sich lassender Erfolg 
schon zugunsten der Wortführer der neuen Idee spricht, wenn 
‚auch nicht in Abrede gestellt“ werden soll, daß dieser Weg der 
Strablenbehandlung uns viele Zukunftsaussichten bietet. Da wir - 
uns im Augenblick in der Strahlenbehandlung im stärksten Kampf, 
der Meinungen befinden und geneigt sind heute das alles zu vet- 
werfen, wäs wir gestern .als richtig anerkannten und als. 
Dogma verehrten, so sei die Frage erörtert, ob denn unter dem 
‚Einfluß dieser Idee sehr vieles jetzt revidiert werden muß. Wenn 
tatsächlich — und hier schließe ich mich ganz denen an, die s 
als Grundsatz betrachten, die Karzinomzelle im Stadium der 
Äquatorialplatte der Strahlung auszusetzen — die richtige Beur- 
teilung des Umläufsmodus der Kardinalpunkt unseres Handelns 
werden. muß, was ist denn dann bisher in unserem Vorstel- 
lungsleben ‚falsch gewesen? In erster Linie die ‚einzeitige 
Strahlenapplikation. Mehr gefühlsmäßig als aus anderen Gründen 


habe ich sie stets nur notgedrungen und nie aus richtiger Über- 


zeugung heraus verabreicht. Ich habe stets, soweit es möglich war, 
fraktioniert bestrahlt, leider aber keine besseren Resultate gehabt 
als andere Beobachter. Auch aus praktischen Gründen habe ich 
die einzeitige Bestrahlung nie geschätzt. Mag sie künftig er 
Wegfall geraten, sie war sicher eine Qual für den Patienten UN 
niemand wird sie ungern vermissen. . Damit. ist aber meines Er- 


.achtens auch alles erschöpft, was zu revidieren wäre. Ist unsere 


bisherige Dosierung zu hoch gewesen? Ich glaube nicht, a 
die neue Behandlungsära mit geringeren Strahlenmengen zum ie 


21. Dezember 


kommen wird. Der Ruf nach Verminderung der Höchstdosen ist 
zwar heute allgemein, die ehemals so verpönte und geradezu spöttisch 
kritisierte verzettelte Dosis ist ja wieder zum Leben gekommen, aber 
es erscheint mir mehr als fraglich, daß wir bei einer mehrzeitigen 
Verabreichung der Röntgenstrahlen die Gesamtmenge gegen 
früher vermindern können. Ein gänzliches Fiasko aber bereitet 


die neue Theorie allen denen, die an eine allgemeine Bestrah- 


lungswirkung glaubten und die Lokalwirkung bestritten. 
Wenn uusere ganze Strahlentherapie lediglich darauf berechnet ist, 
die Karyokinese zu beeinflussen, dann ist sie Lokaltherapie 
sans phrase. Mag für den späteren Heilungsprozeß das Binde- 


gewebe, mögen die endokrinen Organe, mögen Immuni- 


sierungsvorgänge, mögen Zellhormone eine noch so große 
Rolle spielen, die Hauptsache bleibt doch die Einwirkung auf 
die Krebszelle selbst. Insofern begrüße ich die neue Theorie 
mit besonderer Freude; da ich unentwegt an dieser Stelle die Lehre 
der östlichen Strahlenwirkung vertreten habe. Ein glänzen- 
deres Argument zu ihren gunsten ist gar nicht. denkbar. (Wenn 
ich hier ausspreche, daß die Strahlenwirkung auf das Karzinom 
eine lokale ist, so muß ich eine Bemerkung eiuschieben, um nicht 
mißverstanden zu werden. 
eine auf die endokrinen Organe gerichtete Bestrahlungstherapie den 
Heilungsvorgang zu beeinflussen vermag in dem Sinne, wie es erst- 
mals M. Fränkel vertrat und dem auf diesem Wege viele andere 
Autoren gefolgt sind, sei unbestritten. Doch ich scheide hier scharf 
zwischen diesen beiden Auffassungen, der örtlichen Strahlen- 
wirkung auf das Karzinom und der allgemeinen auf den Or- 
ganismus. Nichts hat in dieser Beziehung verwirrender gewirkt 


als das ständige Vertauschen dieser beiden Begriffe.) Indessen 


täusche man sich nicht über die Hauptsache. Mit dieser neuen 
Theorie ist praktisch noch gar nichts erreicht, wenn wir nicht ohne 
Probeexzision, deren, große Gefahr heute allgemein anerkannt 
ist, dahin kommen, im Einzelfall zu entscheiden, wie groß 
die Umlaufszeit der Mitosen ist. Dies erfordert noch eiue ganz 
andere Durcharbeitung aller dieser Fragen, als es bisher geschehen 
ist. So lange diese noch fehlt, ist an einen wirklichen Erfolg noch 
nicht zu denken. Das betrifft vor allem auch die Fälle mit spär- 
licher Mitosenbildung, bei denen die Bestrahlungsresultate unge- 
nügend sein sollen (Lachapele). | 


Über die Erfolge der Strahlenbehandlung des Karzi- 
noms läßt sich im allgemeinen nur sagen, daß sich die Zahl der 
prinzipiellen Anhänger der Bestrahlungstherapie nicht in 
höherem Maße vergrößert hat. Clark und Keene haben aller- 
dings unter 214 Zervivkarzinomen 56 Heilungen zu verzeichnen und 
sind vom Erfolg so befriedigt, daß sie beim Zervixkarzinom die 
alleinige Bestrahlung befürworten. Ebenso tritt Beuttner für die 
alleinige Strahlentherapie ein und hält ihre Erfolge für besser 
als die der Operation. Indessen sind diese Meinungen heute. nicht 
mehr die vorherrschenden. Das operable Karzinum ist zu ope- 
rieren, das ist das Endergebnis der neuesten Veröffentlichungen. 
Indessen werden die Indikationsstellungen für Operation und Be- 
strahlung heute schärfer umschrieben. Nur das streng auf die 
Zervix beschränkte Karzinom ist als operabel anzusehen. 
Hat der Krebs sich auch nur wenig weiter ausgebreitet, so ist er 
inoperabel und ein Objekt der Strahlenbehandlung (Re- 
gaud, Fite, Hartmann). Das inoperable Karzinom ist die 
Domäne der Strahlentherapie. Unter 199 absolut verlorenen 
Fällen konnte Burnam 53 klinisch zur Heilung bringen. Von 
diesen waren 13 noch nach mehreren Jahren in gutem Zustand. 
Über ein nunmehr seit 9 Jahren durch Bestrahlung geheiltes Kollum- 
karzinom berichten Lamarque und Lachap£le. Auf die Stati- 
stiken von Regaud und Heyman bin ich schon vorstehend zu 
sprechen gekommen. Das Zervixkarzinom ist immer noch die am 
meisten die Radiotherapie interessierende Erkrankung. Demgegen- 


über tritt das Korpuskarzinom ganz zurück. Die operativen Er-. 


folge sind hier so gut, die Operationsmortalität so gering,. daß man 


eigentlich nicht daran denken sollte, ohne zwingende Gründe vom 


chirurgischen Verfahren abzugehen. 
Erfreulicherweise mehren -sich die Mitteilungen über erfolg- 
reiche Versuche jene Karzinome strahlentherapeutisch zu bebandeln, 


die bisher eine besonders schlechte Prognose bildeten. Es 


sind dies das Ösophaguskarzinom, sowie die Krebse des La- 
rynx, der Tonsillen, der Biase, Prostata, Rektum. Zum 
Teil komme ich hierauf noch bei der Besprechung der Radio- 
punktur zu sprechen. Der Speiseröhrenkrebs bleibt zwar 
immer noch die crux aller Therapie, aber immerhin gelingt es 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. ` 


DaB außer der rein lokalen Wirkung 


1817 


— [00 


mit einer kunstgerecht ausgeführten (nebenbei bemerkt technisch 
nicht einfachen) Therapie gewisse Erfolge zu erzielen. Mills und 
Kimbrough konnten z. B. unter 44 Fäılen 26mal eine gute, zum 
Teil sogar ausgezeichnete Wirkung damit beobachten. Ein Kranker 
hat 31/, Jahre ein erträgliches Dasein geführt. Auch Gagey, 
sowie in gewissem Sinne auch Vinson heben den Wert der Radium- 


therapie hervor, während Case, Labord und Wetterer von der 


Radiumbehandlung nicht befriedigt sind und die Röntgenstrahlen 


vorziehen. Die Strahlenbehandlung‘ des Ösophaguskarzinoms ist 


kein erfolgreiches Kapitel der Therapie, aber es ist nicht zu leugnen, 
daß man bei diesem trostlosen Leiden meist nicht alle Mittel er- 
schöpft, die uns zur Verfügung stehen. Namentlich bei uns in 


“Deutschland ist man beim Ösophaguskarzınom geradezu entschlußlos. 


Obwohl schon längst von Kurtzahn und anderen erfolgreiche Be- 


strahlungen ausgeführt worden sind, fürchtet man sich immer noch. 


in die Speiseröhre Radiumkapseln einzuführen. Sicherlich kann ja 
durch einen falschen Weg, der hier verzeihlicher ist als soust, sehr 
viel Schaden angerichtet werden. Man sollte aber. bei der trost- 
losen Prognose des Leidens diese Gefahr nicht überschätzen. 

Die Bestrahlung hat beim Kehlkopfkarzinom bis jetzt 
sehr unterschiedliche Erfolge gehabt. Neben guten stehen schlechte 
Resultate. Insbesondere hat man den oberhalb der Stimmbänder 
lokalisierten Larynxkrebs als strahlenempfindlich bezeichnet. 
Sehr eingeschränkt wurde der Wagemut bei allen den Kelılkopf 


betreffenden Bestrahlungsversuchen durch die Beobachtung, daß der , 
Larynx hochgradig strahlenempfindlich ist und daß der `` 


bestrahlte Kranke gelegentlich von seinem Leiden zwar befreit 
wird, aber an einer Kehlkopfschädigung zugrunde geht. Der 
Kehlkopfknorpel ist radiosensibel und es liegen Beob- 
achtungen darüber vor, daß der ganze Kehlkopf nach Bestrah- 


lungen nekrotisch wird. Vielleicht überschätzt man heute die Ge- 
fahr dieser Kehlkopfschädigungen etwas, aber auf jeden Fall bat 


die Beobachtung solcher unerwarteter Nekrosen die Mehrzahl der 
Röntgenologen veranlaßt, jede Bestrahlung beim operablen 
Larynxkarzinom abzulehnen. Nur der inoperable Fall wird 
bestrahlt und dabei dann eine Spätnekrose mit in Kauf ge- 
nommen. 
binationstherapie sich die Ergebnisse der Behandlung des Kehlkopf- 


| karzinoms doch beträchtlich verbessern lassen müßten und unsere 
Laryngologen sollten eigentlich in allen inoperablen Fällen nach 


vorausgeschickter Tracheotomie endolaryngeal Radiumpräparate ver- 
wenden. Es wäre dann noch zu erwägen, ob man diese Wirkung 
durch von außen applizierte Röntgenstrahlen unterstützen könnte. 
Leider entschließt man sich dazu nicht prinzipiell, infulge dessen 
fehlen uns wichtige Massenbeobachtungen. Die Mitteilungen von 


Forbes, Coleschi, Coutard und Hautant, Gault, Alexander, 
Parös u..a. geben Veranlassung, sich viel eingehender mit dieser 


Frage zu befassen, 


| Über eine höchst erfreuliche Wirkung der Röntgenstrahlen 
bei einem spinozellulären Epitheliom, das von einer Tonsille aus- 


gegangen war, berichtet Coutard. Als großer Erfolg der Strahien- 


behandlung ist auch ein Fall zu erwähnen, in dem es bei einem 
inoperablen Magenkarzinom gelang, mit Röntgenstrahlen nach 
vorausgegangener Gastroenterostomie den Tumor zum Verschwinden 
zu bringen. ‘Die fortschreitende Bestrahlungstechnik bat es mit 
sich gebracht, daß man heute auch die Blasenkarzinome mehr 
als bisher in den Kreis der Betrachtung zieht. Operative Frei- 


legung, Einlage von Radiumpräparaten bzw. Radiumpunktur, Tiefen- 


bestrahlung mit Röntgenstrahlen sollte man auch hier prinzipiell 
versuchen. Damit haben Walters, Bugbee, Thomas und Pfahler 
immerhin bemerkenswerte Erfolge erzielt, Heuser hat auch mit 


. einfacher Röntgentiefentherapie bei einer Reihe inoperabler Blasen- 


und Prostatakarzinome sehr erfreuliche Resultate erreicht. Bei einem 


Prostatakarzinom brachte Nicolich durch Radiumpunktur nach _ 


vorausgegangener suprapubischer Zystotomie den Tumor zum Ver- 


schwinden, für große Radiumdosen tritt beim Prostatakarzinom 


Bumpus ein. Schließlich möchte ich noch mit einigen Worten auf 
das Mastdarmkarzinom zu sprechen ‘kommen. lch erwähnte hier 
schon früher die ausgezeichneten Erfulge der Holfelderschen prä- 
und postoperativen Bestrahlung, durch die in Verbindung mit einem 
vorausgebenden Anus praeternaturalis die Dauerheilung. von 10 bis 
12%), auf 29,5 %/, gesteigert wurde. In ähnlichem Sinne sprechen 
sich. auch Quick, Neumann, Sluys und Coryn aus. Nach An- 
sicht von Quick ist die Strahlenbehandlung des Rektumkarzinoms 
deshalb so ungünstig, weil das Karzinom meist viel zu spät. er- 


kannt wird, in 80%, ist es bereits inoperabel. (Diese Zutfer ist 


Eigentlich sollte man annehmen, daB mit einer Kom- - 


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1818 | ‘1924 — MEDIZINISCHE KLINIK— Nr. 51. E 21. Dezember 
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‘viel zu niedrig gegriffen. Nach unseren Erfahrungen müssen wir 
mit mehr als 60 °/, rechnen.) Die amerikanischen und französischen 
Autoren treten entsprechend dem heutigen Zug der Zeit mehr. für 
Radiumpunktur ein. Für hoffnungslose Fälle möchte Quick hin- 
gegen 'mehr der Röntgenbehandlung das Wort reden. Als Gegner 
der Strahlenbehandlung des Rektumkrebses spricht sich Coffey 
aus, der unter 28 Fällen nur .Imal einen Erfolg sah, hingegen 


aufweist, Marburg 88 °/, und 32%), Kiel 49°, und 36/,, Lund 
290/, und 23°/,, beobachtet man in Basel nur 17°/, bzw. 120), 
Heilungen. Und’ bei diesem also prognostisch so sehr ungünstigen 
Krebsmaterial erweist sich die postoperative Bestrahlung als 
sehr vorteilhaft, während sie an anderen Stellen, bei denen 
der Krebs viel günstiger verläuft und die eine höhere Zahl von 


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Dauerheilungen zu verzeichnen haben, die Resultate nicht nur nicht 
Behe t öfters Verschlimmerungen beobachtet. hatte. | verbessert, sondern sogar verschlechtert. Dieser absolute und 
a Über die Erfolge der Bestrahlung beim Ovarialkarzinom | gänzlich unverstebbare Widerspruch, der sich wie ein roter Faden 
als habe ich schon bei früherer Gelegenheit berichtet und im Anschluß | durch alle Erörterungen über den Wert der postoperativen Be- 
Aa e an die Mitteilungen von Walthard, . v. Franqué, Martius, | strahlung hindurchzieht (vergl. auch die neueste Arbeit von Rahm), 
a Schäfer, Döderlein und Zweifel betont, daß zwar vereinzelte | wird nicht gelöst werden, bis wir über den Begriff des radiosensiblen 
a Fälle mit gutem Erfolg strahlentherapeutisch behandelt wurden, | Karzinoms eine gefestestere Vorstellung haben. Die postopera- 
u daß aber doch das ÖOvarialkarzinom keine günstige Prognose bietet | tive Bestrahlung wird ebenso wie die gesamte Strahlenbehand- 
al und daß es sich empfiehlt, prinzipiell diese Karzinome zu operieren | lung nur dann einen Erfolg haben, wenn es sich um ein radio- 
HE ER und nachzubestrahlen. Es ist nun sehr bemerkenswert, ‘daß Hey- | sensibles Karzinom handelt. Wo diese Voraussetzung zutrifft 
EA man auf: Grund der Behandlung einer größeren Zahl primärer | oder nicht, ist heute leider noch nicht entscheidbar. Es erscheint 
kilen, Ovarialkarzinome im wesentlichen zu demselben Ergebnis kommt. | mir aber außerdem zurzeit unmöglich, über den Wert der post- 
pon i Heyman hat 68 Fälle von Ovarialkarzinom beobachtet, 43 waren | operativen Bestrahlung generell zu entscheiden. Es nimmt z. B. in 
e inoperabel, 17 Rezidive nach Operationen, 20 unvollkommen operiert, | dieser Beziehung das Rektumkarzinom eine Sonderstellung 
N \ 18 nach der -Operation prophylaktisch nachbestrahlt. Bei den | ein. Hier ist doch der Wert der Nachbestrahlung, über den 
h f; Ta 13 Inoperablen konnte 2mal eine Besserung beobachtet werden, | man sonst so sebr geteilter Meinung ist und — leider mit Recht — 
|; auch bei den Rezidiven gelang das in 28,6 0/,. Dauererfolge waren | heute eigentlich skeptisch gegenübersteht, ein nicht zu bestreiten- 
u ‘ es nicht. Von den unvollständig Operierten lebten 6 noch nach | der. Beim Rektumkarzinom ist die Nachbestrahlung allerdings 
in zwei Jahren, 3 nach fünf Jahren. Heyman tritt dafür ein, bei | nur in Verbindung mit der Vorbestrahlung wirksam und damit 
nu allen Ovarialkarzinomen den Haupttumor' zu entfernen und dann zu | kommen wir zur Erörterung der heute eigentlich bis jetzt noch 
i 2 bestrablen. Selbst in Fällen, in denen große Reste des Karzinoms | wenig geübten Vorbestrahlung. Die präoperative Bestrahlung 
LEE ‘ zurückgelassen werden mußten und umfangreiche Metastasen vor-. | erwirbt sich heute mehr Anhänger. Als sie erstmals von Hey- 
o handen waren, erzielte man mit der Bestrahlung doch noch ein | mann sowie von Levy-Dorn empfohlen .wurde, hatte man das 
S relatives Ergebnis. Durch die prophylaktische Nachbestrahlung ließ 


wenig beachtet. Dafür traten Sellheim, A. Mayer und in ge- 
wissem Sinne auch Bumm ein. Dagegen wandte sich in seiner 
ausgezeichneten Betrachtung der Strahlenbehandlung in der 
Gynäkologie Martius. „Wir scheuen uns daher vor jeder Ope- 
ration im stark bestrahlten Gewebe und haben auch in der 
Gynäkologie kaum Veranlassung dazu.“ Die Einwände, welche 
Martius gegen die Vorbestrahlung erhebt, sind a priori zweifellos 
begründet und werden sich “jedem Röntgenologen, der über chir- 
urgische Erfahrung verfügt, ohne weiteres aufdrängen. Es sind dies 
die Bedenken, die man gegen jede Operation im bestrahlten Gewebe 
instinktmäßig empfindet, Bedenken, die durch genügend Beob- 
‚achtungen auch gestützt werden. (Ich verweise hierüber auf meine 
demnächst. erscheinende Betrachtung über Röntgenschädigungen.) Es 
ist daher von großem Interesse, daß A. Mayer neuerdings zu dem 
Thema das Wort nimmt und nach einem nun längeren Beobachtungs- 
abschnitt die präoperative Bestrahlung empfiehlt. Nach 


sich das Dauerresultat ganz außerordentlich verbessern. Dieses an 
- sich etwas dürftig klingende Ergebnis muß jedoch viel höher be- 
wertet werden, wenn man sich überlegt, daß bei vielen an Ovarial- 
karzinomen Erkrankten überhaupt keine radikale Operation mehr 
Be: möglich ist, oder daß man sich — wie ja aus der Heymanschen 
RE Darstellung ersehen werden kann — mit mehr oder minder mangel- 
haften Operationen begnügen muß. So waren z.B. unter 95 Fällen, 
über die Pribram berichtet, 27 absolut inoperabel, bei weiteren. 
19 konnte nicht alles maligne Gewebe entfernt werden (allerdings 
ist dazu zu bemerken, daß sich die Mitteilungen von Pribram nicht 
nur auf das Karzinom erstrecken, sondern daß auch Sarkome, 
Chorionepitheliom und Myxom mit gallertiger Metastase in dieser 
Betrachtung enthalten sind). Pribram spricht von einer Operations- 
mortalität von 8°/,. Die Zahl der Dauerheilungen beträgt 12,4 °/o. 
Pribram hat von der Röntgenhandlung der Ovarialkarzinome nicht 
viel Erfolg gesehen und möchte die Strahlenbehandlung lediglich 


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. A. Mayer ist sie besonders beim jauchenden Karzinom indiziert, 
E auf die postoperative Bestrahlung beschränken, doch anempfiehlt. | Es gelingt damit die Zahl der Todesfälle nach Operationen 
| o? auch-Pribram bei den nicht mehr radikal operablen Patienten die | herabzusetzen und vor allen Dingen die Gefahr der Propagation 
o Hauptmasse des Tumors zu entfernen und dann zu bestrahlen, ein | des Karzinoms bei der-Operation zu vermindern. Dieser 
gr ( Standpunkt, den auch H. O. Neuman sowie Bretschneider ver- | letztere Gedanke tritt heute immer mehr in den Vordergrund und 
ji! treten. Da das Ovarialkarzinom oftmals. gar nicht primär ist | es ist nicht zu leugnen, daß allein dieser Gesichtspunkt schon 
le: und sehr häufig seinen Ausgangspunkt von einem Magen-, Darm- 


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genügen würde,. um bei allen jauchenden Karzinomen prin- 
zipiell die Vorbestrahlung zu fordern. Eine Beeinträchtigung 
des Wundverlaufs konnte A. Mayer dann nicht beobachten, wenn 
man zwischen Vorbestrahlung und Operation längere Zeit — min 
destens 6 Wochen — wartet. Die präoperative Bestrahlung ha} 
seitdem immer mehr Anhänger gewonnen und von vielen Seiten 
wird sie für wertvoller gehalten als die postoperative. Zu ihren 
Gunsten haben sich Johnston, Kirkendall, Clark, Quick, . 
Russel, Bowing, Ochsner, Boggs u. a. geäußert. Außer der 
präoperativen Bestrahlung wird neuerdings auch der Versuch ge 
macht das Karzinom während der Operation zu bestrahlen. 
Spinelli hat in 9 Fällen von Mammakarzinom die interoper& 
tive Bestrahlung in Anwendung gebracht. Es wird zuerst aus- 
gedehnt radikal operiert, dann die offene Wunde bestrahlt, in be: 
sonders gefährdete Stellen (Achselhöhle, Fossa supraclavicularis) 
. Radiumtube eingelegt und dann die Wunde geschlossen. Die inter- 


oder Gallenblasenkarzinom nimmt, so ist es ja in erhöhtem 
Maße schwierig, den Leistungen der Strahlentherapie gerecht zu 
werden. Bei.einem Primärtumor am Magen, Darm und Gallen- 
blase nützt natürlich auch die. Bestrahlung nichts, aber bei 
primärem Ovarialkarzinom sollte man doch immer den Ver- 
ee ‘such einer Nachbestrahlung machen. Man mag sonst über den 
$h Wert der postoperativen prophylaktischen Nachbestrahlung denken 
a wie man will, bei diesen Fällen anempfiehlt sie sich unbedingt. 

a Über den Wert der oft schon von mir näher ausgeführten 

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postoperativen Bestrahlung dauern die Erörterungen immer 
noch weiter. Ich erwähnte früher schon, daß die Stimmung hier- 
j über eine geteilte ist. In neuerer Zeit rühmt ihren Erfolg Schulte. 
T Lehmann-Rostock hebt hervor, daß er nach der postoperativen 
on Bestrahlung des Mammakarzinoms eine Rezidivfreiheit von 55 0/, 
' nach 3 Jahren und 39 °/, nach 5 Jahren beobachtet habe, im Gegen- 

| satz zu 32 0%/, und 28°/,. der nicht bestrahlten Fälle. Eine ähnliche 


t 
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|. ‘N | operative Bestrahlungsmethode ist ja im Prinzip nicht neu. 
Eu Mitteilung (wenigstens hinsichtlich des erzielten Erfolgs) macht | dahin waren aber die mitgeteilten Erfolge nicht ermutigend. Nac 
ae Linder-Basel. Bei rund 100 operierten und nachbestrahlten | allen langfristigen Vorlagerungen und breit zurückgeschlagent 
a Mammakarzinomen beobachtete Linder eine dreijährige Heilung von | Hautbedeckungen hat man bis dahin nicht viel gutes gesehen. So 
De 43 ja, eine jährige von 17%, während man bei den unbestrahlten | sehr ich auch immer einer Kombinationstherapie das Wort rede 0 | 
A Fällen nur 17 °/, Heilungen nach 3 Jahren und 12 °/, nach 5 Jahren | muß ich doch sagen, daß ich die Spinellische Methode erst. dan 
rA feststellen konnte. Diese Mitteilungen von Linder sind aus einem | befürworten kann, wenn ganz andere Beobachtungsziffern und ent: 
\ N R 4 Grunde besonders bemerkenswert. ‘Der Verlauf des Mammakarzi- 


gültige Zahlen über Dauerheilungen vorliegen. Hingegen scheint 
mir der Versuch des Einlegens von Radiumtuben in Achsel w 


Er noms ist in Basel besonders ungünstig. Während es z. B. in Tü- 
o | Fossa supraclavicularis empfehlenswert. | (Schluß folgt) 


bingen eine Heilungsziffer von 45 ®/, nach 3 und 34 °/ nach 5 Jahren 


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“21. Dezember 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Klinische Wochenschrift 1924, Nr. 46, 


Krankheitsdisposition und Gruppenzugehörigkeit hat Hirsazf old- 
‘Warschau durchforscht und knüpft an seine Untersuchungen 'rassenbio- 


logische Betrachtungen über die verschiedene Empfänglich- 


keit der Menschen für Krankheitserreger. Das Ergebnis der bis- 
herigen Forschungen auf diesem Gebiet läßt sich dahin zusammenfassen, 
daß die verschiedene Verteilung der serologischen Gruppen eine Folge von 


Völkerverschiebungen ist. Manche Krankheitsanlagen, z. B. die.Diphtherie- - 


disposition, werden nicht unabhängig, sondern mehr oder weniger mit der 
Blutgruppe gekoppelt vererbt. Das Vorhandensein von empfindlichen und 
unempfindlichen Individuen’ beruht nicht nur auf der normalen Variations- 
breite der Empfindlichkeit, sondern die Differenz wird dadurch verstärkt, 
daß ‘Personen, die aus einer verseuchten Gegend kommen, eine Auslese von 
relativ immunen Individuen darstellen. Daraus ergab sich die Möglichkeit, 
 daß.der Zusammenhang von Blutgruppe und einer Krankheitsdisposition 
davon abhängen kann, ob die betreffende Blutgruppe. aus einem Gebiet 
von einer größeren epidemiologischen Intensität in ein weniger versenchtes 
Gebiet oder auch umgekehrt wanderte. 

Das Ergebnis seiner Beobachtungen über die Gefäßbahnen an den 
Extremitäten faßt Brüning-Berlin dahin zusammen, daß die vasomotori- 
schen Bahnen mit den spinalen Nerven verlaufen und’ von ihnen aus 
segmentär an die Gefäße herantreten. 
Bahnen entlang den Gefäßen gibt, ist noch ungewiß. Außerdem gibt es 

. vasosensible sympathische Bahnen, die ohne Vermittlung der spinalen 
Nerven unmittelbar von den Grenzstrangganglien an die Gefäße herantreten 
und entlang denselben an die Peripherie verlaufen. 

Über die chronische Proteinvergiftung berichtet Pentimalli- 
Neapel auf Gruad seiner umfangreichen -interessanten experimentellen 
Untersuchungen. Es wurde die Giftigkeit der Proteinsubstanzen (u. a. Ei- 
albumin, Eidotter, Kuhmilch und deren Abbauprodukte, Fleischpepton und 
Kasein) geprüft, es konnte dabei eine relativ geringe Primärgiftigkeit dieser 
Substanzen festgestellt werden. Bei wiederholter Injektionsbehandlung 
zeigten sich bei den Versuchstieren teils Immunitäts-, teils Anaphylaxie- 
erscheinungen. Eine lange fortgesetzte Behandlung führte zu Kachexie, 
die den Tod der Tiere zur Folge hatte. Pathologisch-anatomisch charak- 
terisierte sich die chronische Proteinvergiftung als Hämopathie mit Anämie 
und in gewissen Fällen als eine Form teils aleukämischer, teils, leukämi- 
scher Lymphadenöme und Myelodenie. Die Proteinstoffwechselvorgänge 
spielen infolgedessen eine große Rolle im der Pathogenese der bisher als 
‚ „kryptogenetisch“ bezeichneten Anämien und Leukämien. 

Der Einfluß von Adstringentien auf die Lichtempfindlichkeit von 
Bakterien wird von Amster und Meyer-Breslau dabin beschrieben, daß 
“ die Wirkung der Höbensonne auf Bac. prodigiosus wesentlich herabgesetzt 
wird, wenn die Bakterien in niedrig konzentrierten Lösungen von Adstrin- 
gentien (Tannin, Aluminiumchlorid) aufgeschwemmt sind. Das Optimum 
der Wirkung liegt für Tannin ungefäbr bei einer Verdünnung von 1: 10000. 
Zur Erklärung dieser Wirkung kann die kolloidchemische Strukturänderung 
der ‚Ba TerienoberHäche herangezogen werden. 


Über den Tonus des kindlichen Herzmuskeis haben Mösier und. 


Kretschmer-Berlin Untersuchungen mittels des Valsalvaschen Versuches 
vorgenommen. Es zeigte sich, daß das kindliche Herz dem Valsalva nur 
geringen Widerstand entgegensetzt und sich sehr schnell unter dem Val- 
salva auspressen läßt. Der Herzschatten wird sofort ‚lichter, die Herz- 
silhouette erbeblich kleiner. Aus den Untersuchungen ergibt sich, daß das 
‚kindliche Herz eine erheblich geringero Formoe ancEKOI aufweist als das 
erwachsene Herz. H. Dau. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 47. 


Über Bakteriologie am Sektionstisch berichtet Eugen Fraenkel- 
Hamburg. Er schildert seine seit mehr als 3 Dezennien am Leichenmaterial 
geübten bakteriologischen Untersuchungsmethoden und zeigt, wie man mit 
einem möglichst einfachen Instrumentarium einwandfreie Resultate erziele. 

Sehleistung und Farbensinn hat Podestà bei der Studentenschait 
. in Münster untersucht. Was die Sehbleistung, also das Schvermögen 


des unbewaffneten Auges, betrifft, so fand er, daß mindestens jeder | 


zweite Student einer Gläserverbesserung für beide Augen . bedurfte. Aber 


. auch die angeborenen Farbensinnstörungen (Farbenblindheit oder 


Farbensinnschwäche), und zwar für die Rotgrünempfindung, wurden in 
beträchtlichem Maße aufgedeckt. Es war durchschnittlich jeder 10. Student 
mit einer deutlichen Farbensinnstörung behaftet. Dagegen wurden: Fälle 
von totaler Farbenblindheit, wie zu erwarten war, ebensowenig aufgedeckt, 

wje solche von Gelbblaublindheit und von der erworb enen Farben- 


| 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


Ob es sog. lange vasomotorische | 


1819 


blindheit, wie solche als Anzeichen und im. 1 Gefolge en Gehirn- and 
. Nervenkrankheiten auftritt. 


Bei dem Mutterkornpräparat: ist Be À. Bani: bame der 


| Alkaloidgehalt maßgebend für die Wirkung. Gysergen und Olavipurin 
weisen den gleichen Gebalt an Alkaloiden auf (1,% Ergotamin).. Auch 


in ihrer Wirkung auf Uterus und Blutdruck verbalten sie sich. gleich. 


‘Hinsichtlich der gangräneszierenden "Wirkung ist jedoch nach Tier- 
_ versuchen das Clavipurin weniger toxisch als das Gynergen. 


'Seine Schnelldiaguose der progressiven Paralyse am Sektionstisch 
mit der Eisenreaktion (Schwefelammoniumreaktion) empfiehlt Hugo 
Spatz-München von neuem. -Der positive Ausfall ist bei Beachtung der 
Ausbreitung des nachgewiesenen eisenhalti g on Pigments für T progressive 
Paralyse beweisend. 


. Zur Anatomie des Trendelenburgschen Phänomens am " Häftgelenk 
bemerkt Roderich Sievers-Leipzig, daß er nach wie vor daran festhalte, 
.daß die Insuffizienz der kleinen Glutäen den positiven Ausfall des Trendelen- 


burgschen Phänomens bewirke. 


Im Gegensatz zuVaubel behaupten G. Joachimoglu undF. Pansth- 


Berlin, daß die Ungefährlichkeit aller Zinngefäße, verzinnten Gefäße 
und Zinnpackungen (Stanniol) nach wie. vor als N angesehen 
werden könne. 


W. Vaubel-Darmstädt weist demgegenüber Bone auf die mehr- per 
fach beobachteten Vergiftungserscheinungen beim Genuß von Konserven | 


aus schlecht verziantem Konservenbüchsenmaterial hin. 


Die von Förster beschriebene Hyperventilationsepilepsie — ein 
durch forcierte Atmung hervorgerufener epileptischer Anfall =; 
konnte auch von Wilhelm Mayer-München beobachtet werden. Nach 
etwa 4 Minuten langem tiefom Atmen kam es zu einem schweren typischen 


u Anfall. F. Bruck. 


Schweizerische medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 44— 46. 


Die endothorakale Durchtrennung “von Pieuraadhäsionen im 


Pneumothorax mit dem Galvanokauter nach Jakobaeus empfiehlt 
O. Weber (Sanat. Adelheid in Unter-Aegeri) auf Grund seiner Erfahrungen 
bei 5 Fällen mit 23 Adhäsionen. 
völlige Kollaps der Lunge nicht zu erzielen ist, weil strangförmige. ‚Ad- 
häsionen die Lunge festhalten. Flächenhafte Adhäsionen fallen in. das 
Gebiet der Plastik. Die Komplikationen bestehen. in Bildung eines für 
den Verlauf belanglosen serösen Exsudats oder eines Empyems bei Lungen- 
verletzungen, was vermieden werden kann. Schließlich wird Hämatothorax 
durch arterielle Blutung beobachtet. Sie wird am besten vermieden durch 


langsame, nicht zu heiße, Kaustik. Das Verfahren, das in Lokalanästhesie, = 


selbst bei Patienten. mit reduziertem Allgemeinzustand vorgenommen werden 
kann, ist ein wertvolles Hilfsmittel zur Verbesserung der Pneumothorax- 


| resultate. 


- Eine eigenartige ‘Erstickung eines Säuglings infolge einer Zungen- 
zyste teilt K. Leu w-Frauenfeld mit, Es handelt sich um eine in der 
Mitte der Zungenwurzel. auf dem: Kehldeckel liegende Zyste, die durch An- 
drücken des Kehldeckels auf die Luftröhre den Tod in wenigen Minuten 


 herbeiführte. Differentialdiagnostisch wird in solchen Fällen meist Thymus- 


hyperplasie, Tauchkropf oder Fremdkörperaspiration erwogen. Verf. betont 


die Wichtigkeit der Sektion in solchen allen, die sonst leicht als „Thy mus- , 
tod“ geführt. werden. : 
| Einen Beitrag zur Kenntnis der sionosierenden fibrösen Tendo- 
vaginitis am Processus styloideus radii (de Quervain) liefert A. Eschle- 
Es handelt sich um eine fast nur bei Frauen auftretende Schmerz- 
haftigkeit des Sehnenscheidenfaches für,die Sehnen der Mm. abductor pollie. | 


Basel. 


long. und extensor pollic. brev. im Bereich des Proc. styloid. rad., die in 


‘den Daumen und Vorderarm ausstrahlen. Ursache ist meist eine Behinde- 


rung der Beweglichkeit der Sehnen durch Stenosierung: des Lumens der 
Sehnenscheide. Meist ist die Sehnenscheide verdickt, analog der Schwielen- 
bildung an anderen Organen, ‘durch funktionelle Üborbelastung . bzw. 
Traumen. 
logische Befunde zeigen. Die Therapie besteht in Spaltung der Sehnen- 
scheide, die sofort Erleichterung verschafft. 


Ch. A, Huysson-London an. In gewisser Ausdehnung: berechtigen Ver- 


' kalkungen der Rippenknorpel, mit Ausnahme der ersten, zur Annahme von 
Verkalkungen der inneren Gefäße, wobei Kalzifikationen im Sternalteil der 
‚Knorpel besonders wichtig sind. Rippenknorpelverkalkungen treten auch als 
Alterserscheinungen. und bei Krankheiten mit langdauernder schlechter Er- 


nährung auf, bei gleichzeitiger Arteriosklorose ist die Verkalkung dann be» 


‘In Frage kommt die Methode, wenn der 


Es ist keine ätiologisch einheitliche Erkrankung, wie histo- ` 


In sehr akuten Fällen sind F 
' Kälteanwendung, Ruhigstellung ey. Druckverband angezeigt. | 

Untersuchungen zur Frage des Zusammenhanges _ der Rippen- - 
knorpel- und der Gefäßverkalkungen (im Sinne der Arteriosklerose) stellte ' 


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Gewebe nicht berücksichtigt wird. 


logie und Pathogenese sind völlig unbekannt. 


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1820 


sonders ausgedehnt, Der Verkalkungsgrad ist nach Alter und Geschlecht 
verschieden zu bewerten. Koronarsklerosen zeigen im allgemeinen die aus- 


gedehntesten Rippenknorpelverkalkungen von allen Formen der Arterio- | 
sklerose. Verf. weist zum Schluß auf die Wichtigkeit vergleichender Unter- ` 


suchungen des Verkalkungsgrades, besonders in jungen Jahren, hin. 


Die Forschungsergebnisse über die Ätiologie des Glaukoms in den ` 
| letzten 30 Jahren bespricht J. Stähli-Zürich., Er kommt zu dem Schluß, 
= daß auch heute die alten hydrostatischen Anschauungen, so unbefriedigend 


sió sind, nicht entbehrt werden können, zumal die kolloid-chemische Theorie 


: Fischers in ihrer. derzeitigen Form nicht haltbar ist. Dennoch glaubt 


Verf., daß eine Klärung dieser Fragen nur auf dem Wege der Kolloid- 
chemie zu erreichen ist, da bei den hydrostatischen Theorien das lebende 

Die funktionelle Probe durch Phenolsulfophthalein in der Nieren- 
chirurgie beschreibt E. Jaeggy-Lausanne. Es handelt sich dabei um die 


genau dosierte ‘intravenöse Injektion dieses Farbstoffes und die Messung 


seiner Ausscheidung durch die Niere. Die Ausscheidung ist nur abhängig 
vom Nierenparenchym und den zirkulatorischen Verhältnissen, und unab- 


hängig von der Diät und eventueller Polyurie, sie erfolgt ohne Schwelle, 


wie die. des Harnstoffs, des Jods u. a ‘Die ausgeschiedeno Menge wird 
kolorimetrisch mjt Vergleichslösungen gemessen und beträgt 60 Minuten 
nach der Injektion 25—30% der injizierten Menge. 


| W.Jadassohn-Bern teilt mehrere Fälle von „essentieller Azeton- 
urie“ mit, die bei Erwachsenen beobachtet wurden und klinisch dem Bilde 
des azetonämischen Erbretchens bei Kindern mehr oder weniger ähnelten. 
Differentialdiagnostisch kommt auch hier Appendizitis in Betracht. Ätio- 


'Regenerationserscheinungen am verletzten Ellenbogen beobachtete 
E. Baumann-Aarau. In 5 Fällen bildete sich für den durch Fraktur und 


folgende Operation entfernten Condylus lateralis humeri ein echtes, kom- 


pliziertes Regenerat. Dadurch war die Funktion voll ausreichend. Im all- 
gemeinen fand sich eine Bestätigung. der von anderen Autoren geforderten 


"Bedingungen zur Regeneration; nur die Biersche Anschauung von der i; 


regenerationshemmenden Wirkung der Synovia wird nicht bestätigt. Wichtig 
ist die frühzeitige Wiederherstellung der Gelenkfunktion. Selbst Entfernung 


.der zugehörigen Wachstumszone im jugendlichen Ellenbogen hindert die 


Regeneration nicht. —. Ferner wurde eine posttraumatische Entwicklungs- 


 besehleunigung im jugendlichen Ellenbogen beobachtet, die ihr Maximum 
1—2 Jahre nach dem Trauma erreicht, mithin nach Ablauf der post-. 
_ traumatischen Gefäßfülle und -neubildung, Deshalb wird zur Erklärung 


die allem lebenden Gewebe eigene Hyperkompensation nach einem Reiz 
herangezogen. | 


Zentralblatt für Chirurgie 1924, Nr. 47. 

Schauzsche subtrochantere Osteotomie bei Kinderlähmung wird 

von W.V. Simon empfohlen. Das Verfahren, welches zur Behandlung der 
veralteten angeborenen Gelenkerkrankungen angegeben worden ist, hat sich 
bei einem jungen Mädchen von 19 Jahren bewährt, welches an einer Läh- 


mung des rechten Beines infolge einer Kinderlähmung litt. Ausdauer und 


Schnelligkeit beim Gehen hat sich gebessert 


und die Außenrotation des 
Beines ist verschwunden. a l 


Zur Frage der peripylorischen Membranen (Adhäsionen) führt 
E. Makai-Budapest aus, daß sie zum Teil ihr Entstehen einer kongeni- 
talen Anlage verdanken. Diese Membranen sind im ‚Gegensatz zu den 


chronischen Entzündungsprodukten schleierartig durchscheinend und reich- 
lich vaskularisiert. Zu i e 


Die Bedeutung der Adenofibrosis und Adenomyosis des weiblichen 
Genitalapparates für die Chirurgie ‚bespricht E. Stübler-Tübingen. Eine 
große Zahl von Eierstockhämatomen entstehen auf dem Boden einer Adeno- 
fibrosis, welche von dem Oberflächenepithel des Eierstocks ihren Ausgang 
nimmt. Die sich bildenden Drüsenschläuche neigen zu zystischer Erweite- 


rung, welche durch die. starke Blutung bei der Beteiligung an der Men- 


struation vermehrt wird. Dadurch, daß die Zysten platzen und ihren In- 
halt in die Bauchhöhle entleeren, werden Reizerscheinungen des Bauchfells 
erzeugt, welche eine akute oder chronische Blinddarmentzündung 
vortäuschen können. Die Krankheit tritt mit Vorliebe zwischen dem 30, 
‘und 45. Lebensjahr auf und bezeichnend ist die erworbene Dysmenorrhoe. 
Adenofibrotische Bildungen am runden Mutterband können Verwechselungen 
mit Hernien veranlassen. Im Darme können diese Bildungen unter dem 
Bilde der Darmverengerung verlaufen. | S 

Zur Frage der Eigenblutinfiliration bemerkt Arthur Schlesinger- 
Berlin, daß beim Nackenkarbunkel, bei dem sich der Prozeß.nach beiden 
Seiten ausbreitet, eine Umspritzung und Unterspritzung im gesunden Gewebe 
nicht möglich ist, und daß sich daher die Ausschneidung empfiehlt. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


| B | 21. Dezember 
TI I LI 


Muncke. ` 


Die Dauer der Nachbehandlung nach der Operation des Pleura. 
empyems ohne Aspiration ist nach H. Kögel-Bleicherode a. Harz kürzer 
als bei den Fällen, die mit Aspiration behandelt worden sind. Die alte 

‚ Behandlung mit Resektion einer Rippe, breiter Eröffnung des Rippenlelts 
und einfacher Drainage hat bei niedriger Mortalität eine kürzere Behandlungs- 
dauor, so daß kein Grund vorliegt, das alte Verfahren zugunsten der Aspi- 
ration aufzugeben. ERST | | 

Ein Fall von Panzerherz wird von H. Lossen und H. Kahl-Frank- 
furt a. M. mitgeteilt. Bei einer 28 Jahre alten Frau hatte sich ein Aszites 
entwickelt, der monatlich punktiert werden mußte. Am Herzen das Bild 

‚einer Mitralstenose mit dauernder Pulsunregelmäßigkeit. Die Röntgenbilder 
zeigten intensive schmale Schattenbogen entsprechend dem Verlauf des 
linken Ventrikelbogens. Wegen dieses Kalkplattenmantels wurde die Kardio- 
lysis ausgeführt, welche abgebrochen werden mußte, da die untere Hohl- 


vene einriß. Die Dicke und Ausdehnung der Kalkplatten ist auf den 
Röntgenbildern nicht zu beurteilen. K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1924, Nr. 46. 


Experimentelle Versuche zur Wiederherstellung der Konzeptions- 


- fähigkeit durch intrauterine Verlagerung des Ovariums teilen Franz 


' Benesch und Robert Köhler- Wien mit. Bei Kaninchen und Meer- 
'schweinchen wurde eine freie Verpflanzung in die Uterushöhle hinein vor- 
genommen. Die Nachprüfungen ergaben, daß nach einiger Zeit die Uterus- 

‚ höhle leer war und das Implantat ‚ausgestoßen worden war. Bei Hunden 
wurde der Eierstock mit Erhaltung des Gefäßstieles in die Lichtung des 
Uterushornes eingepflanzt. Die Nachprüfung ergab, daß das veränderte 
‘Organ durch den Zug des Gefäßstieles in Bindegewebsschichten hinein 
verzogen worden war. Nach diesen Erfahrungen sind die beiden Verfahren 
nicht geeignet zur Behandlung der Sterilität, 


Beobachtungen über den Stand der Grenziurche während der Geburt 
teilt E. Weinzierl nach den.Erfahrungen an der geburtshilflichen Klinik 
der Deutschen Universität in Prag mit. Ein abnormer Hochstand der 
Grenzfurche bildet sich auch bei scheinbar normalen Verhältnissen heraus 
bei Frauen mit genitalem Infantilismus als Teilerscheinung einer 
allgemeinen konstitutionellen Minderwertigkeit. Dabei wird das 
"Auftreten abnormer Dehnungsverhältnisse - begünstigt durch vorzeitigen 
_ Blasensprung und Rigidität der Weichteile, vor allem bei alten Erst- 
gebärenden. Die ständige Kontrolle der Grenzfurche während der Geburt, 
zumal während der Eröffnungsperiode, ist von hohem Wert. 


Zur hormonalen Wirkung der Plazenta auf die Brustdrüse -teilt 

E. Philipp Beobachtungen aus der Universitäts-Frauenklinik Berlin mit. 
Bei Frauen, die an Krebs der Genitalien leiden, wurden Stücke der Plazenta 
in die .Bauchwand zwischen Muskel und Faszie eingepflanzt, um eine 
Sensibilisierung des Krebses gegenüber der Strahlenbehandlung zu erzielen, 
Bei einigen Frauen stellte sich nach der Einpflanzung Ziehen in den 
. Brüsten und Kolostrumbildung ein. Plazenten aus den letzten 
Schwangerschaftsmonaten wirkten. energischer als junge. Die Beobachtungen 


zeigen, daß die Plazenta auf die Mamma wirkt und die Bildung von 
Kolostrum anregt. | i 


Über Dezidua ohne Schwangerschaft berichtet W. Schiller- Wien 
nach Beobachtungen an 3 Frauen im klimakterischen Alter. Bei 2 Fällen 
wurden an den Eierstöcken Knötchen gefunden, welche aus Deziduazellen 
"bestanden. Bei einer dritten, wegen klimakterischer Blutungen ausgeschabten 
Frau fanden sich in dem Ausgeschabten Zellhaufen, von dezidualem Charakter. 

Den Meihylenblauübergang aus dem mülterlichen Organismus auf 
die Frucht hat Karl Holtermann- Tübingen untersucht. Nach Bin- 
spritzungen von Methylenblau wurde festgestellt, daß der bei der Ab 
nabelung gelassene Urin des Kindes keinen Farbstoff enthielt, dagegen war 
der ‚einige Stunden nach der Geburt gelassene Urin farbstofihaltig Im 
Fruchtwasser der injizierten Schwangeren fehlte blauer Farbstoff. Daraus 
folgt, daß intrauterin eine Ausscheidung von blauem Methylenblau 


oder seiner farblosen Leukobasen durch die Nieren des Kindes nicht 
stattfindet. | 


Die photochemische Reaktion nach Kootmann in der Gynäkologie 
besprechen E. Better und Th. Heller-Lemberg. Zu 1 cem Serum werden 
Jodkalium und Silbernitratlösung zugesetzt und mit einer Glüblampe einige 
Zeit beleuchtet. Danach wird im dunklen Zimmer unter Zusatz von Hydro: 
chinon entwickelt und dabei ergeben sich Farbtöne von Gelb bis zu Donkel- 
braun. In der Regel tritt die Bräunung in dem aktiven Serum früher auf 
als in dem aktiven. Bei regelwidrigen Zuständen kehrt sich dieses Ver- 
hältnis um. Bei ‘Schwangerschaft, bösartigen Geschwülsten und. Ent- 


zündungen lassen sich auf diese Weise photochemische Zustandsänderunget 
im Serum nachweisen. t ag K. Bg. 


21. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


1821 


nn nn nn ni 


Therapeutische Notizen. 
= Ohrenkrankheiten. 


Über zunehmende Taubheit bei älteren Leuten schreibt Gray: 


Taubheit ist eine der häufigsten und störendsten Erscheinungen der 
späteren Lebensregister, und es ist Sache des Arztes festzustellen, ob es 
sich wirklich um senile Taubheit handelt. Dieser Irrtum ist gar nicht so 
selten, weil die Diagnose meist der Patient und seine Freunde stellen. 
Tuben- und Mittelohrkatarrh sind gar nicht so selten und lassen sich durch 
Behandlung bessern. Senile Taubheit kann schon vor 60, aber auch erst 
mit 80 Jahren beginnen. Allmählicher Einsatz, mit Verlust der oberen 
Töne: der Patient hört die Singvögel nicht mehr, besonders die Lerche. 
Später kommen auch die tieferen Töne in Frage. Tinnitus und Vertigo 
fehlen bei reiner seniler Taubheit, sind sie vorhanden, so liegen Kompli- 
kationen vor: Otosklerose, die schon lange vorher unabhängig bestehen 
kann, Arteriosklerose, Ablagerung’ von Kalksalzen im Vestibulum, in den 
' Ampullen. Differentialdiagnose: Mittelohreiterung und Ohrschmalz ist durch 
den Spiegel auszuschließen. Kalkablagerungen. im Trommelfell sind be- 
deutungslos. Man muß sich nur erinnern, daß starke Inflationen von außen 
oder innen Perforationen veranlassen können, die aber ohne Behandlung 
am besten heilen. Tiefe Töne werden oft erstaunlich gut gehört. Stimm- 
gabel wird auf dem Warzenfortsatz kürzer als normal gehört. Wichtig: 
Bestimmung der Hörfäbigkeit vor und nach Tubeneinblasung mit Uhr, 
Flüster- und Umgangssprache. Ein besserer Befund nachher spricht für 
eine Erkrankung des Mittelohrs, trotzdem kann aber auch eine solche des 
. inneren Ohrs vorliegen. Nase: Behandlung von chronischen Katarrhen, 
Polypen, Hypertrophie der Muscheln, dann erst Inflationen. Unter Um- 
ständen öfters wiederholt. Gegen Tinnitus Hypnotika. Sonst in stärkeren 
Graden die nach dem Prinzip des Telephons gebauten Apparate. (Lancet 
1924, 12.) v. Schnizer. 
Optokain B, ein neues Lokalanäsihetikum, empfiehlt H. Berger- 
München. Es wird angewendet in der gleichen Weise wie die 1/,°/,ige 
Novokain-Suprareninlösung, von der sich das Mittel durch den Zusatz von 
Magnesium- und Kalziumsalzen und durch seine geringe Giftigkeit unter- 
scheidet. Der postoperative Wundschmerz ist geringer als bei den übrigen 
Narkosen. Für chirurgische Zwecke genügt die fertig hergestellte 1/2°/vige 
Lösung. (Firma Algosan, München-Deggendorf.) (Zbl. f. Chir. 1924, Nr. 45.) 
K. Bg. 
Tutokain als Oberflächenanästhetikum empfiehlt Cäsar Hirsch in 
einer 5%igen Lösung (und zwar das Tutokain in einer 1/,%igen Karbol- 
lösung; diese 5%ige Tutokainlösung hat dieselbe anästhetische Kraft wie 
eine 10%ige in physiologischer Kochsalzlösung). Da das Tutokain im 
Gegensatz zum ‘Kokain gefäßerweiternd wirkt, mithin eine raschere 
Diffusion und raschere chemische Bindung und deshalb geringere 
Anästhesie eintritt als beim Kokain, ist der Zusatz von Supra- 
renin unerläßlich. Daher ist es notwendig, bei der Schleimhautanästhesie 
größere Mengen von Suprarenin anzuwenden, als man in den Kokain- 
Suprareningemischen bisher gewohnt war. In der Hals-Nasen-Ohrenpraxis 
stelle man sich die Lösung in folgender Weise her: 1g Tutokain wird in 
10 g einer Karbollösung (1: 100) gelöst (das ist 10%iges Tutokain in 
1%iger Karbollösung). Dazu kommt die gleiche Menge einer Suprarenin- 


lösung (1:1000). Das entspricht dann einer 5%igen Tutokain-Suprarenin- 


lösung, und zwar in einer 1/,%bigen Karbollösung. (D.m.W. 1924, Nr. 45.) 
Ä | F. Bruck. 
Dixon empfiehlt eine neue Methode, um glatte, harte Fremdkörper 
aus dem Ohr zu entfernen. Es handelte sich um einen Kirschkern bei 
einem 9jährigen Mädchen, der seit 10 Monaten im rechten Ohr stak. 
Plötzliche Bewegung des Kopfes verursachte Schwindel und leichte Nausea, 
aber keinen Nystagmus. Versuche, den Kern mittels verschiedener Leim- 
sorten an einem Pinsel herauszuzieben, mißlangen und hatten nur den 
Nachteil, den Gang mit schwierig zu entfernendem Leim zu verschmutzen. 
Er nahm deshalb rasch bindenden Zahnzement, der auch an den umgebenden 
Geweben nicht haftete, sich mit Hilfe des Pinsels sehr rasch an den Kern 
anschloß und ibn leicht entfernen ließ. Für alle festen glatten Körper zu 
empfehlen. (Journ. amer. med. assoc. 1924, 5.) v. Schnizer. 


Bücherbesprechungen. 


Hammerschlag, Lehrbuch der operativen Geburtshilfe. 2. Aufl. 
Mit 200 Abb. u. 544 S. Leipzig 1924, S. Hirzel. Geh. M. 25,—, geb. 
M. 25,—. | m 

Nach vierzehnjähriger Pause erscheint, völlig durchgearbeitet, 

H amm erschlags Lehrbuch der operativen Geburtshilfe in zweiter Auflage. 

Die Zahl der Abbildungen ist von 191 auf 200 gestiegen, der Umfang um fast 


drei Druckbogen vermehrt. Die Erfahrungen des Verf, an der großen, in 
zweckmäßigster Form eingerichteten Hebammenlehranstalt Neukölln sind 


“selbstverständlich weitgehendst berücksichtigt worden. 


Wir hatten schon in der ersten Auflage Gelegenheit, auf die vor- 
züglich verwertete Kasuistik hinzuweisen. Besonders interessant ist das 
neue Kapitel über die Kiellandsche Zange, in der der Autor mit dem Ref. 
zwar eine wertvolle Bereicherung für den Spezialisten, aber ein gefährliches 
Instrument für den Praktiker sieht. Für die dritte Auflage würde sich die 
Beschreibung und Darstellung der Arthur Muellerschen Extraktions- 
methode warm empfehlen. ! 

Es wäre dem wertvollen Werke zu wünschen, daß die dritte Auflage 
nicht so lange auf sich warten ließe als die zweite. ! 

s | W. Liepmann -Berlin. 
0. Naegeli, Krankheiten des Blutes und der Drüsen mit innerer 
Sekretion. 587 S. u. 25 Taf. 2. Aufl. Leipzig 1923, Georg Thieme. 
Geb. M. 31,—. Aus: Diagnostische und therapeutische Irrtümer und deren 
Verhütung. Herausgegeben von J. Schwalbe. | 

Wie bei Naegeli nicht anders zu erwarten, gibt dieser hervor- 
ragende Forscher auf 65 Seiten eine kurze und doch klare Übersicht über 
das obige Thema. Man wird sich mit dem Inhalt größtenteils durchaus 
einverstanden erklären. Auffallend ist, daß Naegeli bei der Behandlung 
der perniziösen Anämie gar nicht die vorzüglichen neueren Präparate, wie 
Astonin, Optarson usw., erwähnt. Auffallend ist auch, daß er von Blut- 
transfusionen sich wenig verspricht, und daß er die Frage der Abstimmung 
des Blutes von Blutspender und Blutempfänger mit keiner Silbe anschneidet. 
Wer wie Referent Kranke mit perniziöser Anämie nach solchen systemati- 
schen Blutübertragungen, etwa viermal alle 8 Tage 8—10 cem, für ein J ahr 
und länger leicht arbeitsfähig hat werden sehen, wird sich von den Blut- 
übertragungen sogar sehr viel versprechen. Das Heft bedeutet jedenfalls 
für jeden eine hochwillkommene Ergänzung der hämatologischen Literatur. 

H. Ziemann. 
Liesegang, Chemische Reaktionen in Gallerten. 2. Aufl. Mit 39 Abb. 

u. 90 S. Dresden-Leipzig 1924, Theod. Steinkopf. M. 3,50. 

So mancher Arzt wird gern zu diesem Büchlein aus dem Frankfurter 
Universitäts-Institut für physikalische Grundlagen greifen. Die Kolloid- 
chemie betrachtet das feste Gewebe der Lebewesen als gallertige 
Medien und faßt das Funktionieren der Organe als Ablauf chemischer 
Reaktionen in einem gallertigen Medium (Modelle: Agar- oder Gelatine- 
gallerte) auf, die durch Diffusion geregelt werden. Das Studium der 
Schichtungen, rhythmischen Niederschlagsbildungen, Fernwirkungen usw. in 
Gallerten hat außerordentlich befruchtend auf die Deutung technisch wich- 
tiger, aber auch physiologischer Vorgänge gewirkt. Die Abbildungen sind 
äußerst instruktiv. E. Rost-Berlin. 


The Rockefeller Foundation. A Review for 1923. New York 1924. Ferner 
der 10. Jahresbericht der Rockefeller Foundation, International Health 
Board. New York 1924. | | 

Der International Health Board hat die Malariabekämpfung bereits 
seit 1916 in Angriff genommen und dabei eine besondere Aufmerksamkeit 
den kleinen Orten und ländlichen Bezirken gewidmet. 

1923 wurden außer in den Vereinigten Staaten auch in Brasilien, 
Nicaragua, Palästina, den Philippinen, Salvador und Portorico Unter- 
suchungen ausgeführt, vor allen Dingen bezüglich der Biologie der über- 
tragenden Insekten und ihre Bekämpfung‘. durch Ölung der Larvenplätze, 
Bestreuen mit Sehweinfurter Grün, Einsetzen von Fischen, Verwendung von 
Vieh zur Ableitung usw. 

- Nach dem Bericht des International Health Board wurde die Malaria- 
bekämpfung in U. S. geleitet durch den Gesundheitsbeamten des betreffenden 
Bezirk mit Unterstützung des staatlichen Gesundheitsbeamten. Überall 
wurden Pläne mit Angabe der Malaria und der Malariamückenbrutstellen 
angelegt. Leider war im Süden der Vereinigten Staaten Drainage sehr 
schwer, z. B, in der Gegend des Mississippideltas und im Süden Georgias. 
Ein wichtiger Schritt war die-Einführung einer sog. Standard-Chininbehand- 
lung (empfohlen von Bass), täglich 10 grains Chinin während 8 Wochen. 

Der Milzindex der Kinder zeigte sich als der wahrscheinlich ein- 
fachste Weg der Malariafeststellung. In Nicaragua zeigte sich, daß mit 
gewöhnlichen kleineren Drainagearbeiten und Anwendung von larven- 
fressenden Fischen der Kampf mit Erfolg unterhalten werden kann mit 
einem jährlichen Aufwande von nur 13 Cents pro Kopf. In Nicaragua fiel 
auf diese Weise die Zahl der Malariakrankheitsstunden von 1246 im Jahre 1920 
auf 125 im Jahre 1922. In Brasilien erwies sich Cellia argyritarsis als 
Hauptüberträger, obgleich auch Cellia tarsimaculata eine wichtige Rolle 
spielt. Außerordentlich wichtige weitere Mitteilungen über die Malaria- 
bekämpfung durch Fische sowie die Bekämpfung der Ankylostomiasis und 
zahlreiche schöne Illustrationen sind weiter in dem Buche hervorzuheben. 

f. Ziemann. 


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‚ umsätz um 14%: erniedrigt. . 


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~ Berlin. E 


E Beriner modizinishe Gesellschaft, . Sitzung. vom 26. „November 1924. 


Offizielles Protokoll. 
' "Yorsitäörder: Kraus. Schriftführer: Be eń da: 


Fi ` 


. ar: Aufnahme vorgeschlagen: „Hörr‘ enge a w, 
"` Kari Pranz von Herrn Bumm. | 
FA Es liegen Einladungen . vor vom "Deutschen: Verein. zur Fürscige für 


jugendliche ° 'Psyehopathen zu einer "Sitzung am: ‚37:-November d. J. und. |: Tuberkulosesgrum vorgenommen. wird: 


.Ich komme: schließlich ZU’ der: Kritik, ale Wass anns ‘Methode Daa 
2. f als’ Nachweis. einer aktiven Tuberkulose: erfahren hat. v. Wassermann hat, 
Yor der Tagesordnüig. m ae aS : CO ‚als er die Resultate seiner Tuberkulösereaktion zu der Aktivität’ des tuber- a 
IR |. kulösen Prozesses. in "Beziehung ‚setzte, einmal unter dem Einfluß jener . i 
Erfahrungen‘ ‘gestanden, die. bei der Wa.R. auf Syphilis gemacht worden 
sind: hier ‚zeigt -dió ‚positive "Wa.R., wenigstens nach dem Urteil der großen: 


|; Mehrzahl aller Forscher, . einen aktiven. bebandlungsbedürftigen Prozeß an; | 
‚Keine . nachweisbaren Veränderungen. an. 


vom "Ärzteorchester zu einem ‚Wohltätigkeitskonzert am ‚Sonntag, ‚den: 
80, November, d. J. 


. .. 
En 


. 
ot 


ar bésohks r einen Fall von Lipodystrophie. | cs 
- Demonstration ‚einer 22jährigen Frau, die: seit dem 5. Lebensjahre 


einen völligen Schwund des Fettgewebes :der oberen. Körperhälfte aufweist -| 
- „und im Gegensatz dazu starke Fettanhäufung, von den Hüften. abwärts, 
-besonders an den Hüften selbst.. 
. , dem endokrinen Drüsen, keine ‚Lymphozytose.. 


"  umsatzes um 15%; auf 31,& Kal. pro Quadratmeter und Stunde (normal; 

37,0 Kal.).. Nach 20° g Traubenzucker kein’ dynamischer Effekt (31, 9 Kal). 
ea }"Wasserausscheidung, "Verdünnung und: ‚Konzentration des Harns - normal, . 
a dagegen geringe Neigung zur Kochsalzretention bei’ Belastung. T 
ae Das'sögmentäre ‚Befallensein, das Fehlen endokriner Veränderungen 2 
-ud die ‚Abweichungen des Stoffwechsels . sprechen. ‚mit großer Wahrschein-. 
rs lichkeit, dafür,’ ‘daß die Pathogenese des Leidens in einer tro phoneuro: 
„tischen Störung. der Fettablagerung‘ infolge, einer Alteration: 
der: stoffwechselregulierenden, Antton: im ‘Zwisehenhirn zu .| 


suchen. ist. 
Hz Ausspräche: 


Arnoldi: 


Allerdings. sielt , man 


überwiegt in der oberen Körperhälfte der 'sympathische, ` in. der "unteren 


der‘ vagische "Anteil des vegetativen' Systems (nach der :Nomenklatur von. 


2 Fr. -Kräus). ‚Ganz allgemein sind bei Fettsucht, ‚wie die es ‘| reaktionen, sondern auch nach den Ergebnissen der Komplementbindungs- 


| probe für die-Klinik ‚eine Bereicherung bedeutet, und bin nach meinen.. i 
| Untersuchungen der Zuversicht, ‘daß das ‚Wesen der Komplementbindungs-. ` 


beweist, lokale Störungen des Gewebsstoffwechsels ann 
. Schwalbe (Manuskript nicht eingegangen). ` ey 
‚Er aus (Manuskript nicht . eingegangen). we Ar 


N 
. ja Sn H 


Tagesordnung.. 


‚1. Panche ' Über eine ` neus druppe ` von ` Desinfektionsmitteln. | Ä 
ee (Erscheint unter den Öriginalien dieser Wochenschrift.) 
2. F.Klempeier und A.Salomon: Serediagnostik und Aktivitäts- 
';"diagnostik bei Tuberkulose. 
` Wochenschrift.) . 


_ (Erscheint. Unter ‚den ` “Originalien ‚Weser 


"Aussprache: "Felix Klopstock: Ais. Mitarbeiter von Geheinirät 


k z yon Wassermann möchte ich zu. einigen Punkten ‚der A uefihnlapen des 
BI: Herrn. Klemperer das’ ‘Wort. nehmen. 


- Das: Antigen Wassermanns- setzt. sich. aus ‚zwei Koara zU 


sammen: L.. aus dem Tuberkelbazilleneiweiß, 2. aus dem Lezithin.. ' Das 


-Antigen müß yon dem Verbraucher aus einer 1%higen' ‚Tuberkelbazillen- j 
eiweißsuspension ° und ..einer 2%igen. Lezithinlösung nach einer Vorschrift ` 
- hergestellt werden, auf die ich hier nicht näher eingehen” will.‘ Es war. 
“ Wassermann bis zur Veröffentlichung, seiner Arbeit nicht gelungen, ein 
~ Antigen zu schaffen, das beide Komponenten fertig enthält und nur in, 
Lösung zu bringen ist, Die bereits mit Lezithin beladenen Antigene kamen 


. „bereits nach kurzer Zeit, was Spezifizität und Reaktionsbreite ‚angeht, den 


Nun‘ einige Worte zu.der Spezifizität der. Reaktion. 


kulöser zu gegenseitiger Adsörption kommt .und die Einführung des Lipoids 
uns die vollzogene Antigen- Antikörperbindung wahrnehmbar zu machen 
-imstande ist. . Jene unspezifischen Reaktionen, wie'sie insbesondere Silber- 


‘stein, Schloßberger und seine ‘Mitarbeiter und Kretschmer. und 


Bodländer mitgeteilt haben, sind dadurch begründet, daß sie bei Her- 
stellung. des Antigens jenen optimalen, Zuseand nicht erhalten ‚haben, bei 


Kongreß und Voreins-Berichte... 


‘|. dann unter dem. Einfluß seiner. gesamten -biölogischen Erfahrung 
Herabsetzung. des 'Grund- |: 


‚Bei der Kranken 


es | Ich selbst habe | 
:. ja den Reaktionsablauf dahin analysiert, daß es bei der Komplement- 


l bindungsprobe. mittels des Wassermannschen Tuberkuloseäntigens zwischen 
., den Tuberkelbazillenleibessubstanzen und Bestandteilen. des Serums Tuber- 


‚ eine eingehende Verfolgung möglichst vieler Einzelfälle, 


- Hälfte der ‘eben: lösenden. Dosis. ‚anzuschließen. ist. 


, nach der 


spielt. v. W- ist nach’ den. Ausführungen, die er bei einer Diskussion in der 


sog. Latenzstadium der Tuberkulose die Reaktion positiv ausfällt, sondern 


'steht auf’ dem Standpunkt: Die.serodiagnostische Methode ist eine 
viel. feinere Methode, 


dann ist dies ein 


bedeutet. 


Toh. habe einmal die, Hofnui Seesen daß FRE 
| experimentelle Untersuchungen. der Klinik und der Serodiagnostik über- ` 


: Ich bin ‚auch heute noch überzeugt,: 


haupt einen Gewinn ‘bringen: ‚werden. 


‚daß, auch in diesem Stadium die Waffen sò- 
Zusagen) nicht ruhen, der Kampf zwischen Antigen und Körper : 
weitergeht und’ das Stadium der Latenz nicht die Waffen- | 
‚ruhe, sondern die Übertögenheit: der Auweht über-den Angriff | 


; 2 n a 2 1. Dezember. . . 


-dem die. R die ‚Antigen - Antikörperbildung anzuzeigen i 
.| vermag.” Die. bisherige. Vorschrift besagte, daß an «den Vorversuch, der die ~ 
n "selbsthemmende- -Dosis des ‘Antigens bestimmt, der Hauptversuch mit dér 

Die Fehlschläge, die‘ - 
‚einzelne "Untersucher erfahren haben, “lassen es angezeigt erscheinen, daß 
"noch ein“ zweiter Vorversuch 'mit dei gerade lösenden Dosis des Antigens. 
‚mit einem. ‘"Normalserum, einen ‚Luesserum. und einem sicher positiven. 


in einem Organismus, nur dann’im Blute freizirkulierende Antikörper vor; 
handen sind, wenn sich ein Kampf ‚zwischen. Antigen und Organismus ab- . 


Mikrobiologischen Gesellschaft gemacht hat, nicht etwa. gewillt, seinen zu 
Standpunkt zu verlassen; wenn. nun die Kliniker’ mitteilen, daß auch im 


als‘:alle klinischen Untersuchungs-: 
methoden;.- wenn dio. ‚serodiagnostische. Methode auch in dem ` 
T Latenzstadium: positive Resultate ergibt, 
Beweis dafür, 
Im a ‘Fallo ist der Gund- l 
Dieser Befund und die fehlende spezjfisch- 
eo dynamische Wirkung. (die’ich am ‚liebsten mit sehr kleinen Zuckermengen. 
prüfe) ließe‘an eine hypophysäre Störung. denken. 


` das Gleiche auch ‘ohne Hypophysenerkranküng, besonders ‘auch bei. mageren -. 
ER Personen (ragotonische Stoffwechsellage von mir benannt). 


daß die. ‚Bestimmung ‘der: Anergio und .Allergie..nicht nur nach Kutan- 


‚probe und’ des Komplementes überhaupt: gerade mit der Einführung En 


serodiagnostischen Methode. eine Klärung erfährt... 


L. Lange (a, G): In‘ Gemeinschaft ib. G: Heuer und Herrn ni 
‘Herbert Mueller. (leitendem Arzt ‘der Viktoria-Luise-Kinderheilstätte, 
| ‚Hohenlychen) wurden im Reichägesundheitsamt seit dem Juli d. J. mit dem - 
neuen, schon mit Lezithin 'beladenen,. Antigen v: Wassermanns die Sera 
| von 117. Patienten, meist zu wiederholten. Malen; untersucht. 


Wir -titrieren im Anschluß - an die von Kaup angegebene Modifikation | 
„der Wa. R: das: ‘Antigen und -das Komplement, : beide in fallenden Dösen, 


im Zusammenwirken aus ` und: nehmen vom Antigen das Maximum, vom 


- ausschließen. - 


‚Antigen sind weit befriedigender als : unsere früheren; die Zahl:der positiven 
‚Ausfälle ist. gestiegen; ` die. Befunde sind ‚gleichmäßiger geworden. Die 
Schwierigkeit’ der Ausführung der Reaktion ‚nit ihren: mannigfaltigen Fehler- 
‚möglichkeiten verweist ihre Ausführung as unter ‚allen. Umständen 


in a serologische Laboratorien, 


, . nagh der Vorschrift frisch hergestellten nicht gleich. Wassermann hat, 

.... als Veröffentlichungen ‘mit Resultaten: kamen, die nur in einer falschen 

. -Einstellung des Tuberkelbazilleneiweißes zum Lezithin ihren Grund haben 
- konnten, seine, Versuche zur Herstellüng eines bereits mit Lezithin. be- 


. .  ladenen Antigens wieder aifgenommen und stebt vor: ‚dem erfolgreichen | : 
-~ ` Abschluß dieser. Versuche. - | 


Wa.Tb.-R. mehr: als bis jetzt für die Klinik verwerten zu können, | 
bei denen ‘fort 
laufend die Reaktion angestellt. wird, nötig. -Wir sind der festen = 
zéugung,. daß dann -die Wa.Tb.-R; auch. für den Kliniker zu einem welt 
vollen. dominanten Faktor bei ‚der. Beurteilung. des Minacis wordo wi 


. Komplement das Minimum; das- an. Syphilitiker:F+-++- Serum noch volle -` 
: |. Lösung ergibt, So können wir die Mitreaktion. syphilitischer Sera völlig 
‚Unsere Ergebnisse mit der neuen ‚Technik und dem neuen - 


21. Dezember | 


U. Friedemann: Von Dr. Kwasnienzki, Dr.Ciricund Dr.Deicher 
sind an meiner Abteilung 466 Untersuchungen nach der Methode von 
Besredka ausgeführt worden. Werden die 3 ersten Röhrchen nicht be- 
rücksichtigt, so ist die Reaktion, abgesehen von den wassermannpositiven 
Fällen, spezifisch. Unter 99 Kontrolluntersuchungen wurde nur 1 positives 
Resultat, allerdings bei einem durch Sektion als tuberkulosefrei erwiesenen 
Fall erhalten. Positive Reaktionen im 4. und 5. Röhrchen sind als zweifel- 
haft, solche im 6. und 7. Röhrchen als positiv zu bezeichnen. Von 
213 manifesten Phthisen reagierten 60% positiv, 23,5% zweifelhaft, 16,5% 
negativ. Die negativen Fälle setzen sich zusammen aus den kachektischen 
Phthisikern, den akuten Phthisen (Kindertuberkulose, Miliartuberkulose, 
generalisierte großknotige Form bei einem Inder) und den initialen 
Hämoptoen. Bei Kachektischen wird die B.R. viel früher negativ als der 
Pirquet. Der negative Ausfall bei akuten Phthisen könnte auf mangelnde 


Abwehrreaktionen hindeuten, vielleicht aber auch dadurch zu erklären sein, 


daß die primären Phthisen überhaupt nicht reagieren, sondern nur die 
sekundären im Sinne Rankes. Jedenfalls zeigen diese Befunde, daß hier 
Aufschlüssse in phthiseogenetischen Fragen zu 
Hämoptoen reagieren negativ, weil durch sie die Phthise häufig in einem 
Stadium manifest wird, ja dem die anderen diagnostischen Methoden noch 
versagen. Die B.R. ist demnach kein Frühsymptom der Phthise. Das geht 
noch deutlicher aus der praktisch wichtigsten Gruppe der klinisch zweifel- 
haften Fälle hervor. Diose umfaßt 147 Fälle, von denen nur 13,5% positiv, 
25% zweifelhaft und 61,5% negativ reagierten. Beschränken wir uns nur 
auf die inzipienten Phtbisen, so wird die Zahl der positiven Fälle noch 
viel geringer, da unter diesen die größere Zahl Tuberkulosen anderer 
Lokalisation betrifft. Die B.R. — und das gleiche gilt wohl für die 
Wa.R. — ist demnach zur Erkennung der inzipienten Phthise nicht ge- 
eignet. Die Zahl der Fälle, in denen die serologische Untersuchung weiter 
führt als die klinische, ist verschwindend gering. Meist ist der Ausfall 
der B.R. ebenso zweifelhaft wie der klinische Befund, was in der prinzi- 
piellen’ Unmöglichkeit begründet ist, aktive und inaktive Tuberkulose scharf 
zu trennen. 

Hingegen muß ausdrücklich hervorgehoben werden, daß die B.R. für 
die Differentialdiagnose der Tuberkulose sehr wertvoll ist. Tuberkulöse 
Pleuraexsudate haben stets, auch beim Fehlen sonstiger Symptome, stark 
positive Resultate. Bei einer Reihe von Pneumonien nach Masern, Grippe, 
Meningitis war es nur mit Hilfe der B.R. möglich, die tuberkulöse Natur 
des Leidens festzustellen. Auch bei der Differentialdiagnose tuberkulöser 


Drüsenerkrankungen und Gelenkaffektionen erwies sich die B. R. als sehr. 


wertvoll. 
Katz: Frau Prof. Rabinowitsch-Kempner hat bereits An- 
fang 1920 mit dem ihr von Besredka zur Verfügung gestellten Antigen 


die Komplementfixation auf Tuberkulose anzustellen begonnen; im März 1921 


konnte sie ihre ersten Resultate mit der Komplementablenkung auf Tuber- 
kulose an 275 Fällen aller Formen von Tuberkulosen aus unserem Kranken- 
haus Moabit berichten 1). Ende 1923 veröffentlichte Frau Prof. Rabino- 
witsch und ich in einer gemeinsamen Arbeit über Komplementablenkung 
mit Besredka-Antigen, Blutkörperchensenkung und Kutanreaktion unsere 
Resultate über die an etwa 1800 Fällen angestellte Komplementablenkung?), 
Rabinowitsch unterschied dabei 5 verschiedene Stufen im Ausfall der 
‚Reaktion (—, +, ++, +++, +++), an denen wir auch bei der 
klinischen Beobachtung festhielten, um auf Grund der Schwankungen im 
Stärkograd der Reaktion einen Anhalt für ihre Beurteilung zu gewinnen. 
Zur endgültigen klinischen Verwertung betrachten wir — bis ++ als 
negativ, +++ bis + +++ als positiv. Auf technische Einzelheiten 
gehe ich nicht ein. Frau Prof. Rabinowitsch ist leider heute verhindert, 
über ihre Erfahrung mit der jetzt an etwa 3000 Fällen von Tuberkulose 
von ihr angestellten Komplementablenkung zu berichten. Es ist dies um 
so bedauerlicher, da sie wohl als erste in Deutschland Versuche mit der 
Komplementfixation begonnen hat und vielleicht über das größte Material 
verfügt. 

Unsere klinischen Resultate mit der Komplementablenkung, an der 
II. inneren Abteilung von Geh. Rat Zinn vor allem bei Lungentuberkulose 
gewonnen, sind bis jetzt an etwa 600 Fällen in großen Zügen folgende: 

Die Komplementablenkung läßt sich nur verwerten, wenn in jedem 
Einzelfall stets mehrere Reaktionen über einen längeren Zeitraum, 
mindestens 1/2 Jahr, verteilt, angestellt werden. Starke Schwankungen im 
Ausfall der Komplementablenkung von — bis ++-+-- finden wir vor 


allem bei der isolierten Organtuberkulose, Ranke III; je schwerer und aus- 


gedehnter die Tuberkulose, desto eher Vorwiegen des negativen Ausfalls, 
am ausgeprägtesten bei den kachektischen Formen. Ein mehr gleich- 
mäßiger Ausfall der Komplementablenkung findet sich bei den sekundären 
Lungentuberkulosen, Ranke II, mit Drüsenbeteiligung, stärkeren allgemeinen 


1) D.m.W. 1921, Nr. 12. 
2) Zschr. f. Tbc. Bd. 38, H. 6. 


s 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


erwarten sind. Die 


‚tuberkulösen Prozesses zu erhalten. 
auf eine einzige einzelne Reaktion irgendwie zu verlassen, sondern stots 


1823 


Erscheinungen. Handelt es sich dagegen. um mehr indurative Formeii, 


‚sekundäre oder tertiäre, mit starker zellulärer Allergie, häufig stationär 
oder zur Latenz neigend, meist mit rein lokaler. starker Kutanreaktion auf 


Tuberkulin ohne bedeutende Allgemeinreaktion, so fanden wir nicht selten 
einen. schwach positiven bis negativen Ausfall der Reaktion. Bei klinisch 
zweifelhaften Fällen, bei denen es sich um Feststellung der Aktivität 
handelte, fanden wir nicht so selten einen negativen Ausfall, trotzdem das 
klinische Bild mehr für Aktivität‘ sprach, einige dieser Fälle erwiesen sich 
später als sicher aktiv. 

Der negative Ausfall der Komplementablenkung auf Tuberkulose 
mit Besredka-Antigen beweist also nicht, daß keine Tuberkulose vor- 
handen ist. . 

Eine Aktivität der Tuberkulose auf Grund eines positiven Ausfalls 
der Komplementablenkung haben wir klinisch nicht immer bestätigen 
können. 
klinisch Tuberkulosefreien nicht häufig, so ist er doch eine nicht ganz 
seltene Ausnahme. Wir fanden ihn bei etwa 5%; bei einigen dieser Fälle 


wurde eine mehrere Jahre zurückliegende abgeheilte Tuberkulose fest- _ 


gestellt, bei einigen tuberkulös-hereditäre Belastung, einige hatten während 
akuter Infektionskrankheiten, vor allem Grippe, positive Komplement- 


ablenkung. Ungefähr dieselben Resultate hatten wir mit dem Wasser- 


mannschen Antigen, das Frau Prof. Rabinowitsch seit etwa 11/, Jahren 
probt, können .also v. Wassermanns. Schlüssen nicht ganz beistimmen. 
Die Komplementablenkung ist also nur im Rahmen des klinischen Bildes 
zu verwerten. | | | 

Zur Klärung unserer Resultate dient vielleicht die Annahme, daß 
bei der sekundären Phthise mit vorwiegend humoralen Erscheinungen und 
Allgemeinreaktionen die humoralen Reaktionsstoffe überwiegen; bei der 


Organphthise die unspezifischen Abbauprodukte eher die Allgemeinerschei- 
‚nungen hervorrufen als der schwankende Gehalt an Reaktionsstoffen, bei 


den indurierenden Formen die Abwehrkörper zellulär gebunden sind; ähn- 
liche Annahmen stellt auf Grund seiner Resultate mit Autoserumreaktionen 
Frisch von der Ortnerschen Klinik in Wien auf.. 


Diese Hypothese führt uns daher dazu, neben der spezifischen Kom- 


plementablenkung die unspezifische Blutkörperchensenkungsreaktion, wie 
die spezifische Kutanreaktion mit Pirquetimpfung oder Mendel-Mantoux- 
Intrakutaninjektion zur biologischen Wertung heranzuziehen. 


Über meine Resultate mit der Senkungsreaktion mit der Wester- | 


grenschen Methode seit dem Jahre 1921 an nunmehr über 1500 Fällen 
von Lungentuberkulose habe ich an anderer Stelle berichtet!). Unsere 
Resultate mit der Senkungsreaktion stimmen mit denen des Herrn Vor- 
tragenden überein. Durch die gleichzeitige Anstellung der spezifischen 
Komplementablenkung, der spezifisch zellulären Kutanreaktion, der un- 
spezifisch humoralen Senkungsreaktion glauben wir durch den Vergleich 
der Resultate der Reaktionen ein eindeutigeres Bild über den Zustand des 
Es war unser Prinzip, uns niemals 


gleichzeitig die drei biologischen Reaktionen anzustellen und erst nach 
ihrer öfteren Wiederholung aus ihrem Ausfall Schlüsse zu ziehen. Aber 
nur, wenn die klinische Untersuchung in den Vordergrund gestellt wird, 
lassen sich die biologischen Reaktionen verwerten. 

v. Gutfeld: Ich möchte vom Standpunkt des Serologen einige Worte 
zum Thema sagen. Vor etwa 3 Jahren habe ich in Gemeinschaft mit Frau 
Weigert im Hauptgesundheitsamt der Stadt Berlin mit meinen experimen- 
tellen Untersuchungen begonnen. 
selbsthergestellten Antigen nach Besredka mit eigener Technik, später 
haben wir auch das Wassermannsche Antigen, bei dessen Anwendung 
wir uns streng an die Wassermannschen technischen Angaben hielten, 
mit herangezogen. Im ganzen kamen etwa 350 Sera zur Untersuchung, 
davon etwa 150 auch mit dem Wassermannschen Antigen. Einzelheiten 
sind im Zentralblatt für Bakteriologie veröffentlicht. Unsere Besredka- 
modifikation gab in etwa 80% Übereinstimmung mit dem klinischen Befund, 
Einige Versager hatten wir sowohl nach der positiven wie nach der nega- 
tiven Seite; bei Syphilitikerseren kamen nur ausnahmsweise positive Aus- 
schläge vor. Die Besredkareaktion ist demnach einigermaßen brauchbar, 
für die Praxis aber noch nicht genügend zuverlässig. Bei weiterer Ver- 
besserung wird die Besredkareaktion praktisch von Nutzen sein, besonders, 
da sie nicht beansprucht, ein bestimmtes Stadium oder eine bestimmte 
Phase .der tuberkulösen Infektion anzuzeigen. Im Gegensatz dazu soll die 
Wassermannsche Tuberkulosereaktion eine aktive Tuberkulose anzeigen. 
Wir hatten mit der Wassermannschen Tuberkulosereaktion [Antigen teils 
vom Wassermannschen Institut direkt, teils von Riedel; Originalmethode 
nach v. Wassermann?2)] nur in etwa 50% aller Fälle Übereinstimmung 
mit dem klinischen Befund. Unter 61 von der Klinik als „aktiv“ bo- 


1) Zschr. f. Tbe. Bd. 35, H. 6; Bd. 38, H. 6. 
2) D.m.W. 1923, Nr. 10. 


Ist auch der positive Ausfall der Komplementablenkung bei 


Zunächst waren es Versuche mit einem ° 


-e r on mn 


„in seinem Vortrage gebracht hat. 


ane Fällen hatten wir 35 mehr oder weniger stark Hose Reaktionen. 


q. wunden wird, Erfahrungen - und, strengste. Kill. müssen hierbei unsöre 
. Wegweiser sein. 


Nun ist ja nach v. Wassermanns eigenen Angaben nur der positive Aus- 


- fall beweisend, ‚dieser soll allerdings mit Sicherheit, eine aktive Tuber- | 
! . Wir hatten aber‘ mehrfach positive Reaktionen auch bei 


. kulose ‘anzeigen. 


klinisch und’ röntgenologisch tuberkulosefreien Patienten und bei Syphi- 
litikern. — v. Wassermann ist in einem Vortrag so weit gegangen, 


die Klinik im. Unrecht sei. Diesen Standpunkt können wir nicht teilen: 


Ein Mensch, der nach sorgfältiger, mit allen modernen Hilfsmitteln. aus- 


geführter klinischer Untersuehung für tuberkulosefrei erklärt wird, .hat eben 


schen Antigen positiv reagiert. ' 


„die ich gegen die Wassermannsche Tuberkulosereaktion ` zu machen hätte, 


' "Menschen praktisch ‚völlig unbrauchb: ar ist, 


-~ 


-Georg Klemperer schließt. sich der. Ansicht des Yortiagonden. an; 


‘daß Aktivität der Tuberkulose ein klinischer Begriff sei, der. von einer’ 
Neben: 


überaus großen Vielheit von Symptomen abstrahiert werden müßte. 
den objektiven und .meßbaren Zeichen kommen subjektive und imponderable 


in Betracht, wie das Kraftgefühl, die Leistungsfähigkeit, der psychische 
Die serologische Reaktion kann nur das Vorhandensein der Erreger. 


"Status. 


im Körper beweisen;. das die Aktivität kennzeichnende Verhältnis zwischen 
- Angriffskraft: der Eireger. und Abwehrfähigkeit des Organismus wird: durch 


die serologische Reaktion nicht. quantitativ festgestellt. Die Aufgabe, die 
Wassermann sich gestellt hat, wenn er die Aktivität der Tuberkulose: 


Je feiner seine Reaktion 
. wird, desto mehr gleicht sie dem Pirquet. Bei der Tuberkulose liegen die 


serologisch "diagnostizieren' will, ist :unlösbar. 


"Verhältnisse anders als bei Typhus und Syphilis, weil der Tuberkulose- 
erreger im erwachsenen Menschen stets vorhanden ist; bei Typhus abdomi- 
nalis und Lues: brauchen wir die Serologie,. um die Anwesenheit des Er- 
regers nachzuweisen. Aber auch bei diesen Erkrankungen kann die sero- 
logische Reaktion nichts ‘über die Aktivität aussagen. Der Widal bleibt 


- positiv, wenn der Kranke längst geheilt ist, und auch die Wa.R. bei Lues 


‚beweist keine Aktivität. Ich bin nicht der Meinung, daß eine positive 
Wa.R. als solche die spezifische Behandlung ‚zur Pflicht macht; das be- 
weisen die Erfahrungen bei alter luetischer Endaortitis.: Auch bei: der 


Lues ist das Verhalten des Blutserums nur eines unter vielen Zeichen;- 
auch hier kann die Aktivität und Behandlungsnotwendigkeit : nur aus der 


‚klinischen Gesamtwürdigung erschlossen werden. 
Kraus (Manuskript nicht eingegangen). : 


Hans Reiter verliest die folgenden Berichte: Et: 
1. Für Herrn Reg.-Rat Pireimbter-Schwerin:' Vorläufiger Be- 


richt über meine’Erfahrungen mit der Komplementbindungs-. 


reaktion nach v. Wassermann für Tuberkulose. Meine Erfahrungen 
erstrecken sich zurzeit nur. über etwa 300 Fälle. 


beobachtet worden, daß beim Fehlen jeglicher Erscheinungen von Tuber- 
kulose die Reaktion positiv oder verdächtig ausgefallen wäre.. 


Bei schwerer offener Tuberkulose mit Bazillenbefund ist die Reaktion 
wiederholt negativ ausgefallen, es waren dies immer Fälle, bei denen die 
‚ tuberkulöse Natur des Leidens nicht zweifelhaft gewesen ist. 


Bei beginnender Tuberkulose scheint eg, ‚daß: nach der gegenwärtigen 


Methode noch nicht jeder Fall gefaßt werden kann, doch habe ich in einer 


ZU: 
behaupten, daß bei negativem klinischen und positivem serologischen Befund l 


— .'Aus unseren experimentellen Unter- 
- -suchungen und auf Grund theoretischer Erwägungen haben wir den Schluß 


ziehen: müssen, daß die Wassermannsche Tuberkulosereaktion in- 
ihrer bisherigen Form für die. Erkennung ‚der aktiven Tuberkulose - beim | 


i 1924 — xEDI oo NESL © 


zu ‘erklären. 


x si ER A. -4 
\ . 
® 


2.. Für Herrn Priv. ‘Doz. Winkler- Boitoa: Die im vorigen Jahre; 
auf Wunsch der Rostocker Poliklinik | mit der Wassermannschen Tube 


| kulosereaktion- angestellten Versuche wurden nach iJ jähriger Pause wieder 
aufgenommen. Damals hatten „wir bei: 1/4 
'{ ‚Versager; 


‚der‘ sicheren „Tuberkulosefälle 
Sera sonstiger ’ ‚Kranker. und. Gesunder waren. nie positiv. Aus- 


'nabmen fanden: wir nur bei. den seropositiven Luetikern. Diese Ergebnisse 
` würden aber nicht mit der‘ 'Originalmethodik. gewonnen, sondern nur unter 
keine aktive Tuberkulose, auch wenn sein Serum mit dem Wassermann- | 


— Auf theoretische Erörterungen will ich 
‚hier‘ nicht eingehen, zumal Herr Klemperer schon fast alle: Einwände, 


gewisser ‚Abänderung. -der von Wassermann angegebenen Technik: . Die 
Verschiedenheit‘ der’ bisherigen, Resultate der Nachüntersucher sind mög- 


licherweise allein schon durch: die technischen. Schwierigkeiten der Reaktion 


‘Wir. ließen” neben: anderen Abänderungen der Original. 


| methodik das Antigen altern, wobei-es’ aber wiederom durch ein Überaltern 
"scheinbar abgeschwächt werden -kann.. 


|. Auswahl der‘Antigendosen, da das Antigen. im Vorversuch meist stark 


Schwierig” ist mitunter auch. die 


hemmt. Zu jedem Hauptversuche verwandten wir:drei verschiedene Extrakt- 


‚verdünnungen, yon.'denen die stärkste gewöhnlich nicht. oder nur schwach 


reagierte, die schwächste unter ` ‚Umständen wegen unspezifische ‚Reaktion 
mit den Kontrollen unberücksichtigt blieb. Verwandten wir diese, i in einer 


Arbeit mit Gerthi) näher angegebene Technik, 30 hätten wir bei sicheren- 


- Technik ist also noch nicht vollkommen. 


Tuberkulosefällen ‘auch weiterhin ‘gegen 25 o 'Versager. Auch unsere 


Von den zur Kontrolle stets in 
reichlicher Anzahl mitlaufenden Luesseren reagierten 19% positiv, von. den 


normalen. Kontrollen 0,8%. Wir konnten nicht erfahren, wieweit bier etwa 


"Tuberkulose vorlag. ‚Auch ist zu: beachten, | daß. diese -Kontrollsers fast 
-immer älter waren als. die Tuberkulosesera; es sollen aber nur frische Sera 


untersucht werden. . Die. klinische und serologische Beobachtung der Ver- | 
dachtsfälle ist noch im Gange und nur auf Grund solcher, allerdings långe 


dauernder Versuöhe kann man ein Urteil über den Wert der Reaktion ab- 


geben. Von seropositiver Lues abgesehen, spricht nach unseren bisherigen 


Erfabrungen. ein positiver Ausfall der Reaktion für Tuberkulose, ein negr- 


tiver aber nie dagegen. Zunächst aber. ist’die Technik‘. noch unvollkommen 


und bedarf weiteren Ausbaus, was nur in. enger Zusammenarbeit von. Sero- 


logischen Laboratorien und Kliniken möglich ist., 


Es ist von mir nicht | 


Reihe von Fällen bei klinisch zweifelhafter Tuberkulose positive Ergebnisse | 


erzielt; es handelte sich in diesen. Fällen immer um Tuberkulose. 


In einigen Fällen, in denen ich durch histologische Untersüchung 
die tuberkulöse Natur des Leidens sichergestellt hatte, ließ ich mir Blut 


für die Wassermannsche Tuberkulosereäktion schicken und in der Mehrzahl. 


“der-Fälle war diese auch positiv. 


In einem Falle war mir bei einer Kehlkopfaffektion Blut zugesandt: 


worden, um festzustellen, ob es sich um Syphilis handle; ich führte auch die 
Reaktion für Tuberkulose aus: Syphilis-Wassermann negativ, Tuberkulose: 
Wassermann positiv. Es handelte sich in der Tat um Tuberkulose. 


Diese ' Erfahrungen berechtigen immerhin zu Hoffnungen. Nimmt 


man dazu, daß wir erst am Anfang der Serodiagnostik für- Tuberkulose 


stehen, so sind . die Ergebnisse sogar recht gute zu nennen. Allerdings 
erfordert die Technik ganz besondere kritische Beurteilung. - 


- Für die Zukunft ist zu fordern, daß auch bei der Tuberkulose- 


reaktion nach v. Wassermann mit mehreren, wenigstens drei verschie- 
denen Extrakten verschiedener Provenienz gearbeitet wird. Wie bei der, 


Komplementbindung bei Syphilis ist auch bei der Tuberkulose zu erwarten, ` 
daß mit der Verbesserung der Antigene das ‚einstweilige Mißtrauen über- 


Lehfeldt- Krankenhaus: "Westend (a. G.): Ich möchte kurz über das 
Ergebnis von 100 Serumuntersuchungen berichten, die ich vor einem halben 


Jahre. am Hygienischen Institut der Universität‘ "Berlin unter "persönlicher 
. Anleitung von Herrn Prof. Heimann ausgeführt habe. 


Anregung zu den 
Untersuchungen und 'klinisches Material ‚stammen von Herrn Prof. Fritz 


Meyer. 'Die Untersuchungen wurden mit Original-Besredka-Antigen, das 
dem Hygienischen Institut vom Institut Pasteür zur ‚Verfügung gestellt, war, 
vorgenommen. Gearbeitet wurde nach der von. Besredka. angegebenen 


Methode mit der. Modifikation von Dr. von Gutfeld. 


. Es: ergab sich, daß bei positivem Lues: Wassermann ` ein ` positiver 
Ausfall der Besredka-Reaktion . nicht zu. verwerten ist. Außerdem fanden 


wir aber eine stark positive Reaktion nach Besredka ‚in Fällen von 


Morbus Basedow, bei denen nicht der geringste. klinische Verdacht auf 
Tuberkulose. bestand und bei denen eine mit allen klinischen Hilfsmitteln 
durchgeführte Untersuchung und Beobachtung eine Tuberkulose mit Sicher: 
heit ausschließen ließ. 

‘ Unter unseren 12 Fällen mit ne Besredka-Reaktioi befand. 
sich 1 Fall von sicher: aktiver Tuberkulose und 8 Fälle von inaktiver 
Tuberkulose, von’ denen .3 eine positive Tuberkulinreaktion hatten, Nach . 
Besredka.„zweifelbaft“ (+) reägierende Fälle wurden als positiv gerechnel, 
eigenhemmende Seren nicht berücksichtigt. | 

' Zusammenfassend wäre zu sagen, daß die. Besredke-Beaktion ul 
Tuberkulose sicherlich: ‚von großem. wissenschaftlichem‘ Interesse, aber keines 
wegs der Lues-Wa.R. an die Seite zu stellen. ist. Denn es gibt aktive 


Tuberkulosen mit negativem Besredka und,. wie unsere Basedow-Fälle ber 


'jede klinisch- -diagnostische Methode. 


weisen, positivem. Besredka obne Tuberkulose. Immerhin bedeutet die 


Reaktion nach Besrodka eine Bereicherung unserer Tuberkulosediagoostik; 


aber nur im Zusammenhang mit klinischer Beobachtung, Röntgenbild und 

Tuberkulinprobe kann sie im einzelnen- Fall richtig gewertet werden. 
Felix Klemperer (Schlüßwort): Herr Klopstock erwähnte eint 

Äußerung | v. Wassermanns, daß seine Reaktion’ viel‘ feiner sei als 


Das ist in gewissem Sinne pan 
aber wir wissen doch, daß eine Methode zu- -fein sein kann für klinise 


D 
Zwecke. So können wir gewisse Eiweißreagentien nicht zum Nachweis Y 


Albuminurie und Nierenkrankheiten. gebrauchen, weil sie so et 
sind, daß sie auch die im normalen Harn vorhandenen allerfeinsten ih bin 
spuren nachweisen. _Und: auch die Pirquet- „Reaktion ist nur’desha 


. Erwachsenen diagnostisch nicht verwendbar, ‚weil‘ sie zu fein ist und Del bei 


D 
inaktiven wie bei aktiven Fällen positiv ausfällt. —. Auf die mannigfache 


1) M. Kl. 1924, Nr. 31. 


——— en 
2, x 


21. Dezember 


. Divergenzen, die übrigens weniger in den Resultaten als in der Deutung 
zutage treten, welche die Diskussionsredner ihren’ Resultaten gaben, kann 
ich nicht eingehen, nur das möchte ich herausheben, was Herr Prof. Lange 
sagte. Er fand, wenn ich richtig verstand, bei manifester chirurgischer 
. Tuberkulose negativen Ausfall der Reaktion, die dann, als die Patienten 
. sieh besserten, positiv’ wurde. Das ist doch gerade das Gegenteil von dem, 
. was von der Reaktion als einer Aktivitätsreaktion, die bei Heilung negativ 
- werden soll, angegeben und verlangt wird. Es ist eben noch ganz unsicher, 
was die Antikörper bedeuten, und deshalb kann ihr Nachweis zu klinisch- 
diagnostischen Zwecken vorläufig nicht verwertet werden. Daß ich mit 
dieser Feststellung die Bedeutung der Seroreaktion und der Wassermann- 
schen Arbeit nicht unterschätzen und verkleinern will, ist doch selbst- 
verständlich. Ohne Zweifel sind Wassermanns Untersuchungen für die 
Seroforschung von höchstem Wert, und ich glaube auch mit Herrn Friede- 
mann, daß aus ihnen ein praktischer Nutzen, etwa für die Klärung mancher 
phthiseogenetischen Fragen, sich ergeben wird. Aber das stand in meinem 
Vortrag nicht zur Diskussion, ich besprach nur die Frage: Kann man, wie 
Herr v. Wassermann behauptet, mittels seiner Reaktion aktive und.in- 
aktive Tuberkulose unterscheiden? Und diese Frage muß ich mit nein 
beantworten. Nun sagt Herr Kraus, wir reden aneinander vorbei, Herr 
Wassermann versteht unter aktiver Tuberkulose etwas ganz Anderes als 
der ärztliche Praktiker. Ja, dann muß Herr Wassermann für das, was 
er unter aktiv versteht, eine andere Bezeichnung wählen, denn der Name 
aktiv ist von der Klinik bereits vergeben.. Und er- ist der Praxis auch 
unentbehrlich, da wir den Begriff und die Bezeichnung inaktiv nicht missen 
können. Die Wa.R., wurde gesagt, zeigt an, daß der Tuberkelbazillus mit 
dem Körper in eine Wechselwirkung getreten ist, daß ein Kampf zwischen 
beiden besteht. Mag sein, aber das besagt nur, daß Leben Kämpfen ist, 
für den Bazillus wie für den Menschen. Der Arzt aber will feststellen, 
ob der Mensch, der sein ganzes Leben in diesem Kampf steht, durch ihn 
krank ist oder nicht. Nur wenn er es ist, können wir Ärzte von einer 
aktiven Tuberkulose sprechen. Und über diese Aktivität gibt die Sero- 
reaktion keine Entscheidung. 


Herbsttagung der Vereinigung Deutscher Kommunal-, Schul- und 
Fürsorgeärzte vom 9. bis 12. September 1924. 
Von Med.-Rat Dr. Stephani, Mannheim. 


Oettinger- Charlottenburg: Rassenhygiene und Färsorge. Die Für- 
sorge sei verschiedentlich beschuldigt worden, die natürliche Auslese zu 
behindern. 
‚ Säuglingen nicht ihre ererbte Lebenskraft, sondern der Zufall ihrer Situation. 
über ihren Fortbestand entscheide. 
geleistet. Die Schulhygiene beschäftigt sich jetzt nur wenig mehr mit der 


Verhütung direkter Schulschäden, sondern -mit der Ernährungs- und Er-_ 


` holungsfürsorge, um Milieuschäden auszugleichen. Die Fürsorge muß sich 


nicht allein um die soziale Lage der Familie kümmern, sondern muß die 


Schädigungen der Umwelt auf die Familie erkennen und ihren schädlichen 
Einwirkungen vorbeugen. "Auch die Eheberatung müsse ausgebaut werden, 
um das Volkstum auf eine gesunde Familie zu gründen. 

Vonessen-Köln a. Rh.: Die Zerrüttung der Gesundheit und die 
Förderung der Gesundheit in der Familie. Nach einer vorübergehenden 
Besserung der Nachkriegsjahre brachten Teuerung, Geldentwertung und 
Arbeitslosigkeit einen erneuten Rückgang der Ernährung, Anschwellen der 


Tuberkulose, besonders bei den Kindern, Verschärfung der Wohnungsnot,. 
Fehlen ärztlicher Behandlung, Versagen der sozialen Versicherung. Ein 


weiteres trauriges Kapitel ist die Zunahme des Alkoholismus, des Zigaretten- 
rauchens der Jugend und die Geschlechtskrankheiten. Die Zahl der Fehl- 
geburten ist erheblich gestiegen. Die beengten Wohn- und Schlafgelegen- 
heiten stifteten schweren Schaden. Verschlimmernd wirkte bei ali diesem 
Elend die Verbitterung vieler von Not und Krankheit Betroffener, wodurch 
nicht selten auch Vernachlässigung und Gefährdung der eigenen Gesundheit 
wie der Familienangehörigen entsteht. Förderung der Gesundheit ist nur 
dann möglich, wenn die Familie bei ihrer Gründung gesund ist und: die 
wirtschaftliche Lage bei ihrer Gründung durch gute Berufsbildung des 
Mannes und gute wirtschaftliche Ausbildung der Frau gewährleistet ist. 
Genügende Erfolge kann man sich nur versprechen, wenn mit der geistigen 
Aufklärung auch Erziehung zur sittlichen Stärke Hand in Hand geht. 
Dringend wurde gefordert, durch Fürsorgemaßnahmen die Menschen nicht 
'unselbständig zu machen, das. Verantwortungsgefühl des Einzelnen gegen 
sich selbst, seine Familie, sein Volk müsse wieder gehoben werden. Statt 
Anreiz zum Geldausgeben müsse der Sparsinn gepflegt werden, ungesunde 
Vergnügungsstätten seien zu beseitigen. Sache der Beteiligten sei es aber, 
mit gutem Beispiel voranzugehen. 

. Frl. Kall-Düsseldorf: Charakteristik und Brfolgsmöglichkeiten der 


verschiedenen Arten der Brholungsfürsorge. Eine Abgrenzung der Er-. 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


die Bedürftigen erfassen. 


hygienischen usw. Einzelheiten kennen. 


‘sind — wurde kurz umrissen. 


Sie habe aber doch ihre Berechtigung, weil z. B. bei den 


Auch Tuberkulöse haben Unsterbliches 


1825 


i 


holungsfürsorge gegenüber. mannigfachen Maßnahmen, die der Gesund- ` 


erhaltung des gesunden Körpers dienen (Wandern, Turnen, Spiel, Sport, 
Einführung der Sommerpflege in halbofiener Fürsorge), ist notwendig. Die 


beste Auswahl und Verteilung ist nur möglich bei engster Verbindung der 


Erholungsfürsorge mit .der allgemeinen Kinderfürsorge, die durch die 
Mütterberatungsstunden, schulärztlichen Untersuchungen und Sprechstunden 
Die örtliche Erholungsfürsorge hat große Vor- 
züge durch ihre Billigkeit, Möglichkeit ärztlicher Überwachung und sach- 
gemäßer pflegerischer und erzieherischer Betreuung der Kinder. Für manche 
Gruppen (Bettnässer, Kleinkinder, Hilfsschulkinder, schwer Erziehbare) ist 
sie die zurzeit einzig mögliche Unterbringung. Die Erholungsfürsorge ist 
Vorbeugung gegen Schaden mannigfacher Art, aber nicht das einzige Mittel 
im Sinne einer Ökonomie der Fürsorge. 


Wohnungsnot kann eine dauernde Gefährdung der Kinder verhütet werden. 

Schmitt-Opladen: Die ärztliche Auswahl für die Entsendungen. 
Die Reizwirkung einer Entsendung muß genau dosiert werden. Der Arzt 
muß deshalb die von ihm benutzten Heime mit allen ihren klimatischen, 
Die medizinische Seite der Aus- | 
wahlen für Erholungskuren — nicht für Heilkpren, die etwas ganz Anderes 
Die zur Verfügung stehenden Mittel müssen. 
scharf zusammengehalten und richtig verwendet werden, selbst wenn die- 
Objektivität des Arztes manchmal den Eindruck der Herzlosigkeit erwecken 
mag. Klarheit und Zielsicherheit bis zu den letzten BORSEIRENIER — das - 
müsse die Richtschnur unseres Handelns sein. | 

Oschmann-Erfurt: Feststellung der Erfolge. Jedes Propaganda- 
treiben mit Gewichtszunahmen muß entschieden abgelehnt werden. Für. 
den Arzt sei.aber dennoch Feststellung von Länge und Gewicht vor und : 
nach der Kur nicht zu entbehren. -Der seelische Erfolg ist auch gesund- 
heitlich von großem Wert. Da von den Erfolgen die ganze Existenz- 
berechtigung der Erholungsfürsorge abhängt, sind die Methoden für die 
Feststellung der Kurmethoden weiter auszubauen. — Die Aussprache be- 
tonte, daß der augenblickliche Scheinerfolg einer Vierwochenkur unwirt- 
schaftlich und Sechswochenkuren als einzige Möglichkeit eines wirklichen 
Dauererfolges unbedingt zu fordern seien. Die von einer Seite angeregte 
zu weitgehende Zentralisierung der Organisation wurde abgelehnt. Die 
Transportbegleitungen müßten verbessert werden. o 


Erlangen. 

Ärztlicher Bezirksverein. Sitzung vom 11. November 1924. 

W. Haas: Krankenvorstellung zur Frage der Dickdarmresektion. 

‚1. 70jähriger Mann mit Szirrhus der Flexura sigmoidea. Wegen des 
bei der Aufnahme vorhandenen kompletten Ileus zunächst Zökalfistel. 
Dann auf Wunsch nach Hause entlassen. Trotz ärztlichen Drängens erst. 
nach fast 6 Monaten wieder in die Klinik gekommen. Laparotomie: Tumor. 
an angenommener Stelle, gut beweglich, noch ohne nachweisbare Meta- 
stasen — wieder ein Beweis für das langsame Wachstum und die ver- 
hältnismäßig geringe Neigung zur Metastasierung bei derartigen Dickdarm- 
krebsen. Vorlagerung der ganzen Sigmoidschlinge vor den Flankenschnitt, 
Abtragung nach 2 Tagen. Zökalfistel und Sigmoidafter wenige Wochen 
später operativ geschlossen. Glatte Heilung. Jetzt ungestörtes Wohlbefinden. 

2. 54jähriger Mann mit Szirrhus des Colon pelvinum. Ebenfalls mit 
komplettem Ileus eingeliefert. Zunächst Sigmoidfistel. 14 Tage später 
Laparotomie: großer Szirrhus an angenommener Stelle. Resektion des Colon 


_pelvinum mit sofortiger End zu Endvereinigung der Stümpfe. Glatte Heilung. 


Sigmoidfistel soll jetzt geschlossen werden. 

Das Krankheitsbild des tiefsitzenden Dickdarmverschlusses wird kurz 
besprochen. Der komplette Ileus tritt zuweilen schlagartig ein,‘ nachdem 
vorher meist mehr oder minder deutliche Beschwerden im Sinne der 
„Obstipation“ vorausgegangen sind. Die Radikaloperation im Zustande des 
Ileus ist immer zu verwerfen. Erst Entleerung des Darmes durch Fistel 
oder Anus praeternaturalis oberhalb des Hindernisses. | 
bei der verhältnismäßig großen Aussicht auf Dauerheilung! — der Chirurg 


‚geradezu verpflichtet, die Radikaloperation unter allen Umständen an- 


zustreben. Verbindungen mit Nachbarorganen stellen keine absolute Gegen- 

indikation dar; oft sind sie überhaupt nur entzündlicher Natur und lassen 
sich fast stumpf beseitigen. Die regionären Drüsen können bei ent- 
sprechend anatomischem Vorgehen auf weite Strecken ausgerottet werden.. 
Verfahren der Wahl ist also dem Vortr. die dreizeitige Resektion nach 
Schloffer: Anlegung eines Anus oder einer Fistel oberhalb des Hinder- 
nisses, dann Tumorresektion mit sofortiger Wiedervereinigung des Darmes, 
dann Beseitigung des Anus praeternaturalis bzw. der Darmfistel. (Bei 
dem vorgestellten 70jährigen Manne wurde die Vorlagerungsmethode nur 
angewandt, weil ihm in Anbetracht seines recht mäßigen Kräftezustandes 
eine größere Laparotomie nicht zugemutet werden konntel) Der Vor- 


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Nur durch Besserung der sozialen 
' Lage breiter Bevölkerungsschichten und durch Hebung der furchtbaren >. 


Dann aber ist — . 


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1. 


lagerungsmethode haftet der Nachteil -an, daß die Drüsenausräumung nicht 
mit der unbedingt wünschenswerten Gründlichkeit möglich ist. Die in 


(Hartert, Hörhammer) hat Vortr. nicht nachgeprüft; sie erscheinen zu 
umständlich. Unter den letzten 6. Fällen ‚von ‚Dickdarmresektion hatte. 
Vortr. nur einen auf Nahtinsuffizienz an der Resektionsstelle zurück-. 
zuführenden Todesfall. | ha 


M. Busch: Die neueste Entwicklung des Kampfes der Ärzteschaft 
e organisierte freie Arztwahl, Ein geschichtlicher Überblick über 
den Werdegang. der Krankenversicherung bis in die letzten, von den Aus- 


um di 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


letzter Zeit zur Verbesserung der Dickdarmresektion. gemachten Vorschläge 


wirkungen der „Notverordnungen“ beherrschten Zeiten lehrt, daß die heute 


und während .des vergangenen Jahrzehntes so sehr fühlbar gewordenen 
Schäden und. Mängel der Versicherungsgesetzgebung .von allem Anfang an 


ärztlichen Standes geworden, vom materiellen und ideellen Standpunkt aus. 


Durch die Ausdehnung der Versicherungspflicht auf Kreise, welche gern | 


und gut Arzt- usw. -Kosten selbst tragen könnten und die ihnen auf- 
erlegte Pflicht als Last empfinden, sind dem Ärztestande, der sich willig 
bereit fand, als es galt, den Armen die ärztliche Behandiung gegen geringes 
Entgelt zu ermöglichen, weitgehende Erschwerungen in der Ausübung seines 
Berufes zugemutet worden. Der Arzt sieht sich gezwungen, durch Massen- 


‚arbeit, die die Güte seines Wirkens beeinträchtigen muß, seinen Unterhalt 


für Augenblick und Zukunft zu erwerben. Damit ist der hohe ‚sittliche 
Gehalt des Berufes gefährdet, dadurch leidet das wissehschaftliche Niveau 
seiner-Leistung. Diese Gefahren werden durch die neuerliche Einschränkung 
der Zulassung. zur Kassenpraxis weiterhin vergrößert. Auf der anderen 
Seite ist der. Arzt dadurch in größere Abhängigkeit von den Krankenkassen 


‚geraten, -die bestrebt sind, ‚mit einem gewissen Stamm von Ärzten aus- 


zukommen,' denen die. Freiheit des ärztlichen Handelns stark beschnitten 


vorhanden waren. Ihre Beseitigung. ist heute Lebensnotwendigkeit des 


werden kann. Das Grundübel scheint aber darin.zu liegen, daß die Kassen 


als selbständige Vermögensverwalter sich daran gewöhnt haben, mit den 
für die Krankenversorgung ‚bestimmten "Beiträgen der Versicherten eine 
eigenartige, großzügige Finanzpolitik auf weite Sicht zu betreiben, viel- 
leicht um mit der Zeit eigene Heilbetriebe großen Stils einzurichten, um 


von den.bestehenden Anstalten sowie von den freien Ärzten unabhängig 


zu werden und sich einen eigenen Stab von angestellten Kassenärzten zu 
schaffen. Eine Verbeamtung des Arztes in weitem Umfange muß von jedem 
abgelehnt‘ werden, der ‘überhaupt etwas von der „Idee“ des Arztberufes 
begriffen hat. Nur die völlig freie Arztwabl kann auf die Dauer dem Ver- 
sicherten die Behandlung gewährleisten, welche der Staat zum Besten des 
Volkes wohl in der Grundidee der Krankenversicherungsgesetzgebung hat 
angedeihen lassen wollen. Es ist demnach zu fordern: gesetzliche Ein- 
führung der freien Arztwahl,. Zurückschraubung der Versicherungspflcht 
auf die wahrhaft unterstützungsbedürftigen Volksschichten, standeswürdige 
Vergütung der Einzelleistung, Übernahme der Vermögensverwaltung der 
Kassen und.der Aufsicht über die ‘ärztliche Behandlung. durch den Staat 
(Verwaltungs- und Medizinalkomitee); die ärztlichen Organisationen werden 
eine Novelle zur. Versicherungsgesstzgebung vorlegen, welche die opfer- 
bereite Unterstützung jedes einzelnen Arztes,. aber auch die Hilfe aller 


mit dem Arztberufe zusammenstehenden Kreise, namentlich auch der medi- 


zinischen Fakultäten finden muß. Kohlmann. 


| Tagesgeschichtliche Notizen. 
{Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 


mit genauer Quellen- 
i angabe gestattet.) - ; ; 


- Das Reichsgesundheitsamt hat, wie in der Pharm. Ztg. mitgeteilt 
wird, Veranlassung genommen, vor der Verwendung arsenhaltiger Pott- 
asche bei der ‚Zubereitung von Lebensmitteln zu warnen. Ein 
Zusatz von Pottasche kommt bei der Herstellung von Pfefferkuchen und 
‘bei dem sogenannten Aufschließen des Kakaos in Frage. Der Arsengehalt 
der Pottasche, der nach den angestellten Ermittelungen zwischen 0,08 und 
:0,177% Arsentrioxyd beträgt, ist darauf zurückzuführen, daß mitunter 
Pottasche aus Wollschweiß von Schafen hergestellt wird,- die vorher (gegen 
Räude) mit arsenhaltigen Mitteln behandelt wurden, Durch arsenhaltige 
‚Pottasche kann nun in Pfefferkuchen oder Kakaowaren so viel Arsen hinein- 
gelangen, daß diese Lebensmittel als gesundheitsschädlich im Sinne von § 12 
des Nahrungsmittelgesetzes zu betrachten sind. | | 
Professoren und Assistenten. In einem Aufsatz mit der Über- 
schrift „Professoren und Assistenten“ bringt der „Montag-Morgen“ in der 
Nummer 48 vom 1. Dezember 1924 schwere Angriffe gegen die Chefärzte 
‚der Krankenhäuser, indem er behauptet, daß diese sich der Mißachtung 
der Persönlichkeit ihrer Assistenten schuldig machten. DR: 
Dieser Aufsatz hat den Eindruck erweckt, als ob die Vorstände der 
Universitätskliniken in erster Linie in Betracht kämen. Hierzu nehme ich. 
als Vorsitzender des Deutschen Akademischen Assistentenverbandes, der 


‚255 bzw. 601 in den beiden letzten Jahren. 


‚ausgeglichen. | 


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die Assistenten sämtlicher Fakultäten einschließlich der medizinischen al 


‘ deutschen Hochschulen umfaßt, energisch Stellung. Der „Montag-Morgen* 


war nicht berechtigt, irgendeine Auslassung in dieser Hinsicht zu machen 
da ihm weder von dem Vorsitzenden noch von irgendeinem Mitgliede des: 
Deutschen Akademischen Assistentenverbandes eine dahingehende Äußerung 
zuteil geworden ist. Wir erklären, daß im Gegenteil zwischen Professoren 


und Assistenten- an, den medizinischen Universitätskliniken in Berlin wie - 
im übrigen Reich ein derartig gutes Verhältnis gegenseitigen Einvernehmens 
‚besteht, daß wir eine Auslegung des „Montag-Morgen“, „es ist schwer, das 


Gemisch von Machthunger, Eitelkeit, Kleinlichkeit, ja Borniertheit zu ent- 

wirren, das manche Chefs zu einem kasernenmäßigen Verhalten gegen ihre 

Assistenten verführt“, als böswillige Entstellung bezeichnen müssen. 
Wir sind stolz darauf, daß das angezweifelte „altehrwürdige Ver- 

hältnis zwischen Meister und Schüler“ in akademischen Kreisen nach wie 

vor besteht. .. gez. Dipl.-Ing. Riepe, 

`. 1. Vorsitzender des Deutschen Akademischen Assistentenverbandes, 


Die Bäder des besetzten Gebietes befinden sich in großer Not- 
lage. Aus den Berichten der Mitgliedbäder an ihren Schutzverband geht 
das in erschreckender Weise hervor. So wurden in Bad Langenschwalbach 
während. der Kurzeit vom 1. Mai bis 30. September 1913 etwas über _ 
6000 Passanten und Kurgäste gezählt. Diese Zahl war 1923 bis auf 1178 
gesunken und ist auch 1924 erst auf 1425 wieder angestiegen. Ähnlich 
sieht es überall aus. In Ems standen 1522 Kurgäste im Jahre 1923 gegen- 


‘über 10707 im letzten Vorkriegsjahr. In Wiesbaden war die Zahl -der 
. Passanten und Kurgäste im Jahre 1923 auf wenig mehr als ein Drittel : 


vom Jahre 1913 zurückgegangen, und auch 1924 wurde noch nicht dio- 
Hälfte des Friedensbesuches erreicht. Von den Wiesbadener 225 praktisch 


tätigen Ärzten haben 25 gar kein Einkommen, 38 ein Einkommen bis zu 200, 


26 bis zu 300 und 34 bis zu 400 Mark monatlich. Danach sind über 50% 
der Wiesbadener Ärzte notleidend. Senkung der Besucherzahl auf ein 


| Drittel bis ein Fünftel der Friedensfrequenz im Jahre 1923 und Anstieg 


bis auf annähernd die Hälfte dieser Frequenz im Jahre 1924 ergibt‘ sich 
auch aus den Berichten von Bertrich, Godesberg, Münster am Stein, Kreuz- 
nach und Neuenahr. Am erschütterndsten sieht es in dieser Beziehung in 
Bad Aachen aus, wo etwa 60000 Kurgästen und Passanten in den letzten 
Vorkriogsjahren 558 bzw. 561 Kurgäste in den Jahren 1923/24 gegenüber- 
stehen, nicht viel weniger in Bad Salzich mit 2150 Kurgästen im Jahre 1928, 

Verhältnismäßig günstiger ist 
es nur in Schlangenbad, wo 1924 an Kurgästen und Passanten sogar etwas 
mehr als 1913 geweilt haben. Da aber hieran hauptsächlich die Zahl der 
Passanten beteiligt ist, wird auch hier der Verlust der Kurgäste nicht 


- Der Schutzverband der Bäder’ des besetzten Gebietes bittet daher 
die Ärzte, ihre Klienten wie früher in die rheinischen Bäder zu schieken, 
damit sie durchhalten können. Nach Beseitigung der Ausreiseschwierig: 
keiten und Zollplackereien kann jeder Kranke ruhig und unbehelligt leben, 


Der Ordinarius für Psychiatrie und Neurologie an der Universität Bom 


Prof. Dr. G.Mingazzini hielt auf Einladung der Medizinischen Fakultät: 


in Hamburg eine Gastvorlesung über Aphasie. Die Gesellschaft der Neuro- 


logen und Psychiater Groß-Hamburgs ernannte Prof. Mingazzini zu ihren 
Ehrenmitgliede. men | 


| Berlin. Prof. Dr. Schnab el, Abteilungsvorsteher des Unter- 
suchungsamtes am Robert Koch-Institut, ist, 33 Jahre alt, an Sepsis gè- 


storben. Er war Österreicher von Geburt und ein Schüler von Doerr-Basel, 
Er hat eine Reihe von wertvollen bakteriologischen Arbeiten verfaßt, Br- 
innert sei an seine Forschungen über den Erreger der Enzephalitis. lo 
jüngster Zeit hat er sich an der Untersuchung über die Haffkrankheit in 


| _ Ostpreußen beteiligt. 


Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Hans Opitz, bisher Privat 
dozent der Kinderheilkunde in Breslau, in gleicher Eigenschaft an die medi- 
zinische Fakultät übernommen worden. — Freiburg: Geh. Reg.-Rat Prof, 
Dr. Uhlenhuth, Direktor des Hygienischen Instituts, hat die Berufung 
nach München abgelehnt. Durch die Bemühungen des badischen Unterrichts- 


ministeriums ist er veranlaßt worden, in Baden zu bleiben. — Hamburg: 
Dr. Wilhelm Rieder für Chirurgie habilitiert. — Leipzig: 30. Professor 


der Anatomie Sandor Kästner gestorben. Priv.-Doz. für Anatomie Eduard 
Jacobshagen zum nichtplanmäßigen ao. Professor ernannt, 


"Berichtigung. In meiner Arbeit: „Der Wert des Chirosoters 10 
der Praxis“ (diese Wochenschrift 1924, Nr. 39) findet sich folgender Satz: 
„Nun gibt es in der Chirurgie erbeblich unangenehmere Gerüche, die þin- 
genommen werden, ohne daß sich ein Vorwurf erhebt, sogar das sebr bäßlich 


riechende Sublamin, das den Händen noch tagelang einen fauligen Geruch 


verleihen kann, wird nicht‘ beanstandet.“ Hier handelt es sich um einen 


Irrtum. Das Gesagte gilt nicht für das Sublamin, das ein anerkannt vor- 
zügliches Präparat ohne unangenehmen Geruch ist, sondern für das Chlor: 


‚amin, welchem Präparat bei sehr guter desinfizierender Wirkung auch bei 


starker Verdünnung ein schwer zu entfernender, an den Händen lange 
haftender, etwas fauliger Geruch zum Nachteil gereicht. Vogler. 


Auf Seite 18 des Anzeigenteils findet der Leser einen zum Ausscheiden d 
und Sammeln geeigneten kurzen Abriß: Diagnose des gesunden Horzen# | 


Druck von L. Schumacher in Berlin N 4. 


A 


edizinisch 


eKlini 


Wochenschrift für praktische Ärzte 


geleitet von 


Organ der Berliner Medizialschen Gesellschaft 


‘ 


Verlag von 


Geh,San.-Rat Professor Dr. Kürt Brandenburg, Berlin * Urban & Schwarzenberg, Berlin, Friedrichstr.105b 


BEDSEUESERSSTEREES 
ERRUSEBEEBORSEERSRSEREGTTE BSEEEEUBESTRDTBLESETELLLAURZBEGEENLLESTEBRUBESTFTRESLGRSERLEROSBRBEREBUERBESUERBUUEBEFTBBDTTEUTTEUUUSTEEUSHHLUEULUUERELEUUEEEHLESSEERERESEEERUUUUSELERUUERSEDERESESUGUDESSFTEREHEEUFTURUEHELUEUSSBEEUUTERZRULEUUERITUENEND 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor 


Nr.52 (1046) 


BESBSREBSESLLEREEBEEIGESCHTGUELUGGULESUEOSSELEUEREGCHLUGSCUELOBRUSERDERESSGOENSERGSERBURLAUELSASUREGEHEESEGEEUEUEUDSSESGEEDERBEDLLGESSESEUEBEBGAREROERUNGGMS 


Berlin, Prag u.Wien, 28. Dezember 1924 


XX. Jahrgang 


Klinische Vorträge. 


Über Heilverlauf und Behandlung der Schenkelhals- 
fraktur.”) E 
Von Prof. Dr. G. Axhausen, Berlin. 


In diesem Kreise brauche ich die große praktische Bedeutung 
der Schenkelhalsfraktur nicht zu begründen. Den Ausdruck „Schenkel- 
halsfraktur“ gebrauche ich nur im Sinne der „wahren“ oder „eigent- 
lichen“ oder „medialen“ Schenkelhalsbrüche, bei denen die Bruchlinie 
den Schenkelhals entweder dichtamKopf(subkapitale Frakturen) oder in 
seinem Verlauf (transzervikaleFrakturen) durchtrennt. Die weiter außen 
gelegenen Frakturen, die in die Trochantergegend hineinreichen oder 
gar die Trochantergegend durchsetzen, sollen unberücksichtigt bleiben; 
diese ungleich harmloseren Brüche besitzen nur zum Teil die Eigenart 
des Schenkelhalsbruches. Meine Ausführungen gelten auch nur den 
frischen Schenkelhalsbrüchen; auf die Schenkelhalspseudarthrosen 
näher einzugehen, würde das übliche Maß des Vortrages über schreiten. 

Die Schenkelhalsfraktur ist es, die das sonst gesunde Alter 
bedroht, die vor der Zeit durch Tod oder Krüppeltum rastloser 
Arbeit ein Ziel setzt; sind doch manche unserer Besten dieser Ver- 
letzung erlegen oder durch sie zur Krücke verurteilt worden! Aber 
atch das jüngere Lebensalter bleibt nicht verschont; Fälle von 
Schenkelhalsbruch bis herab zum Kindesalter sind heute keine 
Seltenheiten mehr. | : f 

Diesen Schenkelhalsbrüchen gegenüber besteht bei uns weit 
verbreitet Pessimismus und Resignation. Pessimismus, weil eine 
knöcherne Heilung doch nicht zu erreichen sei, Resignation in dem 
Sinne, daß alle therapeutischen Bemühungen, weil zwecklos, besser 
unterblieben. Das hört man aus der Praxis. . Die gleiche Resignation 
klingt aber auch durch manche Aussprache in chirurgischen Kreisen 
hindurch. Lorenz (1) äußerte noch 1920: „Es kommt ja schließlich 
selbst bei der sorgfältigsten Behandlung nichts weiter als eine Pseud- 
arthrose heraus“. Und noch in diesem Jahr meinte Fromme (2), daß 
wir bei den medialen Schenkelhalsfrakturen des Alters im ganzen noch 
nicht viel weiter gekommen sind, als zur Zeit des alten Astley Cooper, 
von dem die Äußerung bekannt ist, daß er, wenn ihn eine Schenkel- 
halsfraktur befallen sollte, sich nicht um die Heilung bemühen, 
sondern im Stuhl und an der Krücke sein Leben beschließen 
würde. Wenn schließlich in der chirurgischen Poliklinik der Charite 
nach einer Zusammenstellung von Hübner (3) in dem Zeitraum 
von ‚8 Jahren 126 nicht geheilte Schenkelhalsfrakturen zur Beob- 
achtung gelangten, so muß dies bezüglich der Heilungsmöglichkeit 
gewiß nachdenklich stimmen. 

Ist diese Resignation wirklich berechtigt? 

Die Schwierigkeiten der Heilung sind unbestritten. Sie er- 
geben sich aus dem Umstand, daß nur schwache regeneratorische 
Kräfte zur Verfügung stehen. Die wirkungsvolle Knochenhaut fehlt 
bei diesen intraartikulären Verletzungen. Die Heilung ist angewiesen 
auf das Mark, dessen geringe Wucherungsfähigkeit, namentlich im 
‚höheren Alter bekannt ist. Aber Schwierigkeiten der Heilung be- 
rechtigen noch nicht zur Resignation. Auch schwache regeneratorische 
Kräfte können ihr Ziel erreichen, wenn man sie weise führt und 
sich zeitlich geduldet. Begründet wäre die Resignation nur, wenn 
die knöcherne Heilung dieser Brüche unmöglich oder so gut wie 
unmöglich wäre. Das aber gerade ist seit Kocher immer wieder 
behauptet worden. Hier liegt die Hauptquelle des weit verbreiteten 
Pessimismus gegenüber diesen Frakturen. 

Die Annahme gründet sich auf die eigenartigen Ernährungs- 
verhältnisse des proximalen Bruchstückes. Da die Blutbahnen für 


*) Vortrag vor der Berliner Medizinischen Gesellschaft am 
29. Oktober 1924. 


den Kopfteil durch die Synovialmembran zugeführt werden, die den - 


Schenkelhals deckt, müssen bei den vollkommenen Brüchen, bei 
denen auch die deckende Synovialmembran zerrissen ist, schwere 
Ernährungsstörungen, ja Totalnekrose an dem proximalen Fragment 
auftreten. Daß das Lig.teres beim Erwachsenen als Ernährungs- 
bahn nicht genügt, ist bekannt. Es wurde nun immer wieder 
behauptet, daß die Nekrose des proximalen Bruchstückes die 
Wiedervereinigung der Fragmente ausschlösse. Diese Gedanken- 
verbindung (mediale Schenkelhalsfraktur-Kopfnekrose-Unmöglichkeit 
der knöchernen Heilung) finden wir als chirurgisches Axiom in den 
meisten Lehrbüchern der Frakturen‘ wieder; sie kam auch in den 
Ausführungen des letzten Chirurgenkongresses zur Geltung. Wäre 
sie richtig, so wäre die Resignation der medialen Schenkelhals- 
fraktur gegenüber begründet. Wir wissen jetzt, daß sie durch- 
aus irrig ist. , | 

Nahegelegt wird diese Erkenntnis schon durch einen ver- 
gleichenden Blick in das Gebiet der Transplantationslehre. In den 
geglückten Fällen von Transplantation ganzer oder halber Gelenk- 
enden ist das Transplantat ebenfalls ganz außer Zirkulation gesetzt 
und trotzdem bleibt die knöcherne Vereinigung nicht aus. Herausge- 
meißelte und reponierte Stücke der überknorpelten Gelenkfläche heilen 
im Experiment trotz der Nekrose anstandslos knöchern wieder ein. 


Bewiesen wird die Unmöglichkeit jenes Axioms durch die 


Ergebnisse der histologischen Forschung der letzten Jahre. 


Ich hatte Gelegenheit, einen in Coxavara-Stellung kaöchern 
geheilten transzervikalen Schenkelhalsbruch bei einem 16jährigen . 


Jungen 10 Monate nach der Verletzung zu untersuchen (4). Ich 
verdanke das Präparat der Freundlichkeit des Herrn Prof. Gocht. 
Es ergab sich, daß die Fraktur eine Totalnekrose des proxi- 
malen Bruchstückes — bei partieller Nekrose des Knorpels — 
herbeigeführt hatte; die Nekrose desproximalen Bruchstückes 
hatte die knöcherne Heilung durchaus nicht verhindert. 


In einem zweiten Falle (aus der Schmiedenschen Klinik), 


den Bonn (5) beschrieben hat, konnte bei der knöchern geheilten 
subkapitalen Fraktur einer 73jährigen Frau ebenfalls die voraus- 
gegangene Nekrose des Kopfes im Knochenteil — bei guter Be- 
schaffenheit des Knorpels — histologisch nachgewiesen werden. 
Selbst bei dieser Greisin hatte die Nekrose des Kopfes 
die knöcherne Heilung in keiner Weise gestört. Ebenso- 
wenig bei einigen anderen Fällen, über die Bonn berichten konnte; 


nur bei einem Falle unvollkommener Fraktur war die Nekrose 


ausgeblieben. Ä er 

Auf der anderen Seite konnte bei einer Anzahl ungeheilter 
Frakturen an dem pseudarthrotisch in der Pfanne steckenden Kopf 
genau die gleiche Totalnekrose histologisch aufgedeckt werden 
(Bonn, eigene Beobachtungen). 


Ganz kürzlich wurde das Auftreten der Nekrose auch von 


Schmorl (6) bestätigt. Allerdings kommt Schmorl bezüglich der 
Ausdehnung der Nekrosen zu einem etwas abweichenden Urteil; auf 


diese histologische Differenz kann an dieser Stelle nicht ein- 


gegangen werden. , | Ze 

Aus den jetzt vorliegenden Befunden läßt- sich schließen: 

1. daß die Nekrose des proximalen Bruchstückes ein regel- 
mäßiges Ereignis bei der Schenkelhalsfraktur ist, er 

2. daß das Axiom von der heilungsausschließenden Wirkung 
dieser Nekrose unrichtig ist, Ea 

3. daß der auf dieses Axiom gegründete Pessimismus der 
Schenkelhalsfraktur gegenüber unberechtigt ist, T 

4. daß die Nichtheilung der medialen Schenkelhalsfraktur 
nicht von der‘ Ernährungsstörung des proximalen Bruchstückes, 
sondern von anderen Umständen abhängig sein muß. 


EEE T e 
Zee a 


reS e > 
Fe 
. 
- 
j è 
x 


‚auszubreiten. Das: vom Ansatze .des‘ Lig.. teres aus. einfließende 
„Bindegewebe tritt hiergegen zurück. Während nun das junge Binde- 
.:gewebe, immer: im Laufe langer Wochen, ‚allmählich von der Bruch- 


` 


 torischen Kräfte des Fettmarkes können nur von einer’ Seite, vom: 


‚toten. Knochen in: lebenden umbauen 
-~ wie bei der freien Gelenküberpflanzung. 


. ‚selbst zu dieser Aufgabe > grundsätzlich ‘ausreichen, das zeigt die 


. þei. der Schenk 
~ der Heilvorgänge.. 


Bezirken des Kopfes langsam der Umbau des toten Knochens, wobei der. 
. Anbau den Abbau-zunächst. nicht vollständig deckt (Umbauatrophie). 


geht ein Jahr und mehr. 


‚seiner Nekrose. Voin Lig. teres her dringt substituierendes junges 


. vialis getragen, die. sich schon frühzeitig an den Bruchrand des 
Kopfes anlegen. Von diesen Verwachsungen kann man sich bei 


. position von Synovialteilen. [Frangenheim- (7), Schmorl..(6)]: 
‘scheint "hierfür von Bedeutung zu sein. Jedenfalls ist auch an der 


vorhanden, das sich nun. ebenso in den Markräumen: ausbreitet. 


. . des distalen Fragmentes nicht. zusammen. . Nach Jahresfrist 


wird. unter den Bewegungen geglättet und abgerieben; die Bruch- 
flächen werden zu Gelenkflächen des falschen Gelenks. 


` (Demonstration). | 


. sind äußerste Langsamkeit der Entwicklung und äußerste 


-  sprossende Bindegewebe des distalen Fragmentes’ seinen Weg in das 


- puffen. Bei einer Schaftfraktur macht auch eine starke Dislokation 


‚langer Wochen .. durchquert bei der heilenden : Fraktur das aus- 
 sprossende Bindegewebe den Bruchspalt und beginnt sich langsam 


‚der Nekrose, teils in. dem der Umbauatrophie. Bis die Verbindung 


nde? Auch hierüber gibt | Fragmente, die Reposition:.der. Fraktur. > 


uns daş. Studium des Heilverlaufes Klarheit.‘ ‚müssen sich nicht nur gegenüberstehen, sondern sie müssen fest auf- 


Das proximale Fragment ist tot. Die. schwachen regenera- 


Der Aber 'auch. die beste Reposition genügt nicht, wenn nicht die 
distalen Fragment aus wirken. Sie. haben eine besondere -Aufgabe | Fragmente in dieser Stellung erhalten und ruhiggestellt werden. 
zu erfüllen: sie müssen nicht nur den Bruchspalt überbrücken, | Die Retention muß gesichert ‚sein, bis das hinübergewachsene 
sondern auch das tote proximale Brüchstück — mit Ausnahme des |. 
Knorpels — reorganisieren, d: h. das’'tote Mark ersetzen ünd.den | | | 

1. Ihre Aufgabe ist die gleiche, |: zusammenhält. :Hie 


| 2—4 Monate. ` eo Poe a Me : 
- > Nicht minder wichtig ist die Ruhigstellung. Wir wissen 


Daß die. regeneratorischen ‘Kräfte bei, der Schenkelhalsfraktur 


histologische Untersuchung .der geheilten Fälle. Aber hierzu'gehört | chondritis coxae Perthes, Köhlersche.' Krankheit der Metatarsal- 
Zeit, sehr‘ .viel’Zeit. Das Charakteristikum des Heilverlaufes | köpfchen. und: des . Os .naviculare “:pedis, - Rienböcks Lunatum- 


elhalstraktur ist.die äußerste Langsamkeit | Malazie u. a.), daß der nekrotische' Kn 


:: „Geraume Zeit dauert es schon, bis ‘das Fettmark des’ distalen 


proximale, so wird die tote Spongiosa. des Kopfes an der Bruchfläche 
Bruchstückes in junges Bindegewebe umgewandelt ist. . Im Laufe | 


| | ist der Eintritt in den Kopfteil verwehrt, die’ organische Verbindung 
in den offenen Markräumen des- gegenüberliegenden Bruchstückes 


'lenkspalt und tragen zur späteren Verwachsung der. Gelenkflächen 
bei Sehmorl). = .„ =" nut ee 
d- .. "Die zweite Vorbedingung. zur Heilung ..der Schenkel- 
-halsfraktur ist demnach die Retention. und’ Immobili- 
‚sation der Fragmente in ihrer . adaptierten. Stellung für 2 bis 


fläche aus nach dem Knorpel zu vordringt, beginnt in den basalen 


Noch-nach Monaten ist die Verbindung bindegewebig, vielleicht mit 
einzelnen Knochenzügen durchsetzt, der Kopf teils noch im Zustand 


durch Zunahme des- Knochenanteiles zu hinreichender Festigkeit 
erstarkt und die Reorganisation‘ des. Kopfes abgeschlossen ist, ..ver- 

‘ © "Nicht. wesentlich anders verläuft der Regenerationsvorgang . 
beim. Ausbleiben der. Heilung, wenn auch der Endeffekt grundver- 
schieden ist. Die Entwicklung des jungen Bindegewebes am distalen 
Fragment ist die gleiche. ‘Auch der tote Kopf verharrt nicht in 


geringere Schädigung des synovialen Halsüberzuges bewirkt dies, 


bedingte Zusammenpassung, Zusammenbaltung und Ruhigstellung 
der Bruchstücke. 000 Be | 


` Eine Verbindung, - die’ die Fragmente- in -ihrer Lage erhält, 
genügt aber noch keineswegs, um der Belastung- standzuhalten; die 
der , Schenkelhals . beim Stehen und: Gehen erfährt. An. keiner 
anderen Stelle des Skelettsystems werden an :die Bruchverbindung 
bei Wiederaufnahme der Funktion, so ungeheure Anforderungen ge- 
stellt, wie am Schenkelhals. Das- ergibt ‚sich‘. aus‘ der Richtung 


Bindegewebe ein; viel reichlicher wird aber auch hier in der Regel das . 
Ersatzgewebe. an der basalen Fläche bemerkbar, wo es von. den 
Randbezirken der Bruchfläche seinen Ursprung nimmt. Hierhin wird es 
von den umgebenden ‚Weichteilen, besonders von Teilen. der Syno- 


| | knöcherne Verbindung kann dieser ungeheuren. Aufgabe gewachsen 
Pseudarthrosenoperationen leicht. überzeugen. Die‘ häufige Inter- 


Bruchfläche des Kopfes bald ossilikationsfähiges junges Bindegewebe | halsfraktur ist die Entlastung. der: Bruchstelle bis -mr 
:  Wiederherstellun Ä 
Aber es fließt mit dem.Bindegewebe an der Bruchfläche ’ | 
l .. Diese Vorbedingung 
nach. Ihre Mißachtung zerstört. noch nachträglich ein schon vor- 
handenes Heilungswerk. - Auch die eingekeilten Frakturen machen 
| hiervon keine Ausnahme.: Denn die Belastung löst‘die Einkeiluig 
unweigerlich, sofern nicht das verbindende Gewebe sehon genügend 
Festigkeit gewonnen hät. | | | ee 


Erfolgt die Belastung, solange das verbindende Gewebe noch 


und länger ist. auch am pseüudartlirotischen Kopf der letzte Rest 
der. Nekrose. verschwunden. Das: Bindegewebe ` der Bruchflächen ` 


 Gestatten Sie mir, Beispiele des Heilverlaufes unter den ver- 
schiedenen Bedingungen an einigen Diapositiven zu demonstrieren 
"Aus. den Befunden ergibt sich, daß aucli bei der. Schenkel- 
halsfraktur Lötmaterial zur Wiedervereinigung vorhanden ist und. 
daß es wirksam sein kann: Welche Umsiände sind für Vereinigung 
oder Nichtvereinigung maßgebend? I 


` Die Kennzeichen, des Markkallus bei der Schenkelhalsfraktur 


der Dislokation, Unmöglichkeit der Heilung, und Pseudarthrosen- 
bildung die Folge. Erfolgt dle -Belastüng zu einer Zeit, in der die 


reichende Festigkeit hat, so dehnt sich. das. verbindende Gewebe, 
der Schaft tritt allmählich: in die Höhe, es kommt zur Coxa vata- 
Stellung. Weitere. Belastung kann die Verschiebung noch ver 
mehren, die Verbindung‘ allmählich. ganz trennen. und wiederum 
eine- Pseudarthrose herbeiführen. Campbell hat .die Entwicklung 
einer solchen „sekundären“ Pseudarthrose noch: 6 Monate nach der 
Verletzung beobachten können. In glücklicheren -Fällen gewinnt 
während. der langsamen Verschiebung des Schaftes das verbindende 
Gewebe durch. Knochenneubildung größere. und schließlich. aus 
. reichende Festigkeit. Eine weitere Verlagerung erfolgt dann nicht 


Geringfügigkeit an Masse. Es liegt auf der Hand, daß ein 
solcher Markkallus größere Lücken nicht überbrücken kann. ‚Nur. 
wenn die Bruchstücke‘. gut gegeneinander adaptiert sind, wenn. 
Bruchfläche fest auf Bruchfläche liegt, ist zu erwarten, daß.das aus- 


proximale Fragment findet; andernfalls muß es wirkungslos ver- 


für die knöcherne Verheilung nicht allzuviel aus: die mächtigen 
periostalen Kallusmassen bringen auch stark dislozierte Bruchenden 
zusammen. Bei der Schenkelhalsfraktur ist das .Fortbestehen einer 
Dislokation katastrophal, weil es die Vereinigung überhaupt un- 
möglich macht. | i S 
“Die erste Vorbedingung zur Heilung der Schenkel- 
halsfraktur ist also die genaue Zusammenlagerung der 


Heilung. So war -der Vorgang in dem Gochtschen Falle., 
Die Folge der vorzeitigen Belastung macht sich aber nicht 
nur an der Verbindungsbrücke, sondern auch an dem atrophische 
Umbaugebiet des Knochens geltend. Der’ stark atrophische Knochen 
ist weich und formbar. Er sinkt unter der vorzeitigen Belastung 
‚mehr oder weniger in sich selber zusammen. . Hierauf beruht die 


Die -Bruchflächen 


einandergepreßt, der Spaltraum auf ein-Minimum reduziert sein, 


Bindegewebe so reichlich ‚und. so. stark ‚geworden ist, daß es die‘ 
Fragmente entgegen der Schwere des Gliedes und dem Muskeltonus' 
| rzu gehören, , je nach dem’ Alter der Patienten, 


‚heut aus dem Studium der spontanen: Epiphyseonekrosen (Osteo- 
| NER! {nochen: äußerst brüchig ist, ” 
‚Reibt nach’ der Schenkelhalsfraktur das distal& Fragment gegen das 


zertrümmert;- die Trümmer füllen. die Markräume aus und schließen 
sie-fest ab: dem aussprossenden Gewebe des distalen Fragmentes 


unmöglich. Auf diesem Vorgang 'berüht ‘die: glatte, „eburnisierte* 


J| Oberfläche, die die Bruchfläche . des Kopffragmentes nicht selten: 
“schon frühzeitig ‘aufweist. . Andere Trümmer. gelangen. in den Ge 


| 4-Monate. Es. galt lange als Grundsatz, daß: von. den wahren 
Schenkelhalsfrakturen nur die eingekeilten überhaupt Aussicht auf, 
Heilung haben. Nicht der ‚mechanische. Zusammenhang ` oder die 


į wie zumeist angenommen wurde, sondern: die durch. die Einkeilung 


-| der Kraftlinien, die’ den Schenkelhals nahezu senkrecht. zur’ Achse 
treffen und ihn . somit auf Biegung. beanspruchen: Nur eine feste 


sein. Eine solche kann aber nach dem Studium desHeilverlaufes, je nach 
dem Alter der-Patienten, erst in 6—12 Monaten,. vorhanden , sein. 
| Die dritte Vorbedingung zur Heilung der Schenkel- 
‚Wie | g einer tragfähigen Verbindung, d. h.:für mindestens 
6—12 Monate. nu Tr 


steht den anderen an Wichtigkeit nicht 


zart ist, so ist die Zerreißung. der Verbindungen, Wiederherstellung 


. Verbindungsbrücke schon eine gewisse, wenn auch. noch nicht aus 


und in der schon vorhandenen Coxa vara- tellung -erfolgt kmöcheme ; 


1 = 1990 MEDIZINISCHE RLINIR— Ne: 52.5.0... 00: 26 Deemer > 
‚Welches sind diese anderen Umstä 


CSEOTRITTTETEETTE NT. 


. 28. Dezember ` 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 52. = : 


1829 


R : x 
i R 4 i I è 5 i : 2 
: b ’ + = i x 


Verkürzung des Schenkelhalses bei den geheilten Frakturen, die ! Schutze des Gipsverbandes auf die Beine bringt, wie es besonders 


sich bis zum völligen Schwund steigern kann, so daß die Trochanter- 
gegend unmittelbar dem Kopf aufsitzt. Ebenso macht sich auch 
bei ausbleibender Vereinigung. die Wirkung von Belastung und 
Reibung auf den atrophischen Umbauknochen in dem Schwund 
des Halsteiles geltend. Nicht der „intrafragmentelle Druck“, wie 
Bardenheuer es sich dachte, sondern Umbauatrophie und vor- 
 zeitige Belastung ist für diese Erscheinungen verantwortlich zu machen. 

Wenn die Vorbedingungen der Reposition, der Re- 
tention und Immobilisation, der Entlastung erfüllt sind, 


ist nach dem Studium des Heilverlaufes die knöcherne' 


Heilung der Schenkelhalsfraktur zu erwarten; im anderen 
Falle nicht. Ee 

Welche Behandlungsverfahren erfüllen diese Bedingungen 
am besten? *, Ea 

Zunächst die Reposition. Bei der Operation frischer Pseud- 
arthrosen kann man sich leicht davon überzeugen, daß die einfache 
Beseitigung der Stellungsanomalie, d. h. der Verkürzung und Außen- 
rotation, nicht zur Reposition genügt. Vollkommen wird 'sie erst 
durch überkorrigierende Bewegungen. Nach Beseitigung der 
Längsdislokation durch Zug ‘bringt erst starke Innenrotation die 
Bruchflächen vollständig aufeinander und erst eine starke Abduktion 
preßt sie fest gegeneinander. Es’ ist ein großes Verdienst des 
amerikanischen Chirurgen Whitman (8), seit mehr als 20 Jahren 
immer und immer wieder auf die Notwendigkeit der Reposition im 
Ätherrausch durch Zug, Innenrotation und stärkste Abduktion für alle 
Schenkelhalsfrakturen, auch für die eingekeilten, hingewiesen zu haben. 

Dann die Retention. Sie kann nach der Reposition durch 
Dauerzug oder durch Gipsverband erreicht werden. 


Der Dauerzug muß selbstverständlich gleichzeitig im Sinne 
- der starken Abduktion und Innenrotation wirken. Das komplizierte 


System von Zügen, das’Bardenheuer schon vor langen Jahren 


wirken ließ, entsprach diesen Forderungen. Leider ist von dem. 


Bardenheuerschen Verfahren in der heutigen Praxis fast überall 
nur der Torso des Längszuges übrig geblieben. Dieser einfache 
Längszug in Mittelstellung oder .unter leichter Abduktion ist, wie 
die Erfahrung gezeigt hat, nicht ausreichend zur Reposition und 
Retention der Fragmente bei der medialen Schenkelhalsfraktur. 


Röntgenologisch festgestellte Repositionen werden zumeist durch 


Überdeckung vorgetäuscht. Nur wenige Chirurgen [z. B. Frangen- 
‚heim (9), Ruth (10)], scheinen das Traktionsverfahren im Sinne 
Bardenheuers fortzuführen. : Indessen erscheint mit Rücksicht auf 
‚die gleichzeitig notwendige Immobilisation der Fragmente die 
Retention im. Gipsverband, wie es Whitman gelehrt hat, 
 zweckmäßiger. Der zirkuläre Gipsverband umgibt den Rumpf etwa 

von Brustwarzenhöhe an und umschließt das in stärkster Abduktion 
und Innenrotation befindliche Bein bis zur Sohle. 
des Verfahrens kann ich nicht eingehen. 

Zuletzt die Entlastung. Die ausschlaggebende Bedeutung 
langdauernder Entlastung ist ebenfalls von Whitman, nach ihm 
von Lorenz besonders betont worden. Whitman erreicht sie da- 
durch, daß der Patient nach Abnahme des Gipsverbandes, die 
. 2—4 Monate nach der Verletzung vorgenommen wird, zunächst 
noch. einige Wochen im Bett bleibt und durch Übungen und Massage 


auf den Gehakt vorbereitet - wird. Bei den anschließenden Geh- 


übungen erfolgt die Entlastung durch eine Thomasschiene oder 
. einen Hessingschen Apparat. Nicht vor Jahresfrist darf das 
Bein direkt belastet werden. Nach Maßgabe des Röntgen- 
bildes ist diese Frist zuweilen sogar noch zu verlängern. 

Nach unseren heutigen Kenntnissen desHeilverlaufes 
muß das Reposition-Gipsverfahren Whitmans als die 
zweckmäßigste Behandlung der Schenkelhalsiraktur er- 
scheinen. Fromme (2) ist in seinem Referat zu der gleichen 
Beurteilung gelangt. Das Verfahren wird in Amerika zumeist an- 
gewendet. Es hat seinen Einzug in Holland und neuerdings auch 
in die nordischen Staaten gehalten, während es in Deutschland trotz 
der warmen Empfehlung durch Lorenz (11), soweit ich sehe, nur 
vereinzelt geübt wird. In dem Sammelreferat von Roth (12) über 
die Behandlung der Schenkelhalsfrakturen wird es nur flüchtig be- 
rührt und aus Sorge vor dem „interfragmentalen Druck“ abgelehnt. 

Man hat dem Verfahren vorgeworfen, daß es die Verletzten 
zu langer Bettruhe zwingt, mit den bekannten Gefahren für das 
Alter. Allein Whitman, Campbell (13) u. A. haben gezeigt, daß 
diese Sorge übertrieben ist, wenn man durch geeignete Maßnahmen 
für die Ventilation der Lunge Sorge trägt. Von 205 älteren 
. Patienten, die Campbell so behandelte, starben nur 10. Im 
übrigen kann man dieser Gefahr dadurch begegnen, daß man be- 
sonders betagte und gelährdete Patienten schon früher unter dem 


Auf Einzelheiten 


Lorenz (11) empfohlen. hat. 


Man hat weiter dem Reposition-Gipsverfahren entgegen- 


gehalten, daß alte Leute den Gipsverband nicht vertrügen. > Das 


hat schon unser Altmeister Lorenz (1) als unrichtig zurückgewiesen; ' 


die Verbände „müssen nur entsprechend angelegt sein“. Nun be- 


hauptet zwar Ruth, .daß von 1000 Ärzten nur einer einen solchen 


Gipsverband anzulegen verstünde. Das dürfte wohl eine Über- 
treibung sein. Sicher ist allerdings, daß ein solcher Gipsverband die 


| ganze Technik eines geübten Extremitätenchirurgen beansprucht. — 


Die Richtigkeit unseres Urteils über Heilungsvorgang, Heilungs- 
aussichten und beste Behandlungsart muß sich in den Heilergeb- 
nissen zeigen. i 


Unser Schluß lautete: Wenn die drei Vorbedingungen nicht. 


erfüllt sind, kann der Bruch nicht knöchern heilen. Prüfen wir 
daraufhin unser Beobachtungsmaterial! 


In 33 Fällen unserer Pseudarthrosen konnte Hübner (3) 


‚genaue Erhebungen über die vorausgegangene Behandlung anstellen. 
Man wird annehmen müssen, daß sie in den anderen Fällen nicht _ 


viel anders gewesen sein wird. Ein Versuch der Reposition der 
Fraktur durch manuelle Maßnahmen im Beginn der Behandlung ist 


in keinem Falle ‚gemacht, das Verfahren Whitmans in keinem 


Falle angewendet wörden. In 14 Fällen erfolgte die Behandlung 
im Hause .durch einfache Lagerung im Bett. 
Krankenhause behandelt; bei diesen wurde 16mal der einfache 


Längszug angelegt, zweimal eine Schiene, einmal ein Gehgipsverband. 


Das Bein wurde durchschnittlich nach S—9 Wochen belastet. 

Eine Zusammenfügung und Zusammenhaltung der Fragmente 
konnte auf diesem Wege nicht erzielt werden. Und sollte in einem 
oder dem andern Falle eine Einkeilung zunächst in diesem Sinne 


gewirkt haben, so mußte die vorzeitige Belastung etwa vorhandene - 


Verbindungen zerstören. Das Auftreten der Pseudarthrose ist nach 
unserer heutigen Kenntnis des .Heilverlaufes vollauf verständlich. 
Auch die 120 Pseudarthrosen, die in einem gewissen Zeit- 
raum in der Mayoschen Klinik zur Aufnahme gelangten, waren 
ausnahmslos in der gleichen Art — Lagerung oder Längszug — 
behandelt worden. Und vor der Einführung des Whitmanschen 
Verfahrens konnte Bissell an 200 Schenkelhalsfrakturen der großen 
New Yorker Krankenhäuser zeigen, daß die üblichen Behandlungs- 
verfahren „praktisch zwecklos* waren. In derHand von Lindgren (14) 
kamen unter der. Lagerung und dem Längszug nur eine unvoll- 
kommene mediane Schenkelhalsfraktur zur knöchernen Heilung. 
Alle übrigen endigten in Pseudarthrose. | 
Das ist die eine Seite. 


Bruches zu erwarten. u : 
Campbell (13) berichtete erst im vorigen Jahre über 96 Fälle 
medialer Schenkeihalsbrüche, die nach dem Reposition-Gipsver- 
fahren behandelt worden waren. Dem Bericht lagen genaueste 
eigene klinische und röntgenologische Untersuchungen 1—5 Jahre 
nach der Verletzung zugrunde. In mehr als 75°/, der Fälle 
war knöcherne Heilung eingetreten. Im weiteren Fällen be- 
stand eine feste bindegewebige Verbindung, so daß das funktionelle 
Resultat in 90%, vorzüglich war. Nur in 10°, der Fälle war 
eine Pseudarthrose aufgetreten. Die Ursache für das vereinzelte 
Versagen war in erster Linie eine unvollkommene Reposition, die 
trotz aller Mühe nicht zu bessern war. Ähnlich lauten die Berichte 
anderer amerikanischer Chirurgen. In Whitmans Händen stieg 
die Heilungsziffer der medialen Fraktur auf 89 °/,.. Unter 95 Fällen 
Thomsons (15) trat nur zweimal keine knöcherne Heilung ein. 


Dabei umfaßte die Behandlung alle Lebensalter; der älteste erfolg- 


reich behandelte Patient Thomsons war 90 Jahr. Lindgren (14) 
erzielte sofort nach der Einführung des Repositions-Gipsverfahrens 
in den ersten 20 Fällen fast 50°, knöcherne Heilung; und Löf- 
berg (16), der sich in Schweden um das Verfahren besonders ver- 
dient gemacht hat, konnte in Rostock über 67 °/, knöcherner Heilung 
berichten. Ich selber kann nicht mit großen Zahlen dienen, da 


mir eine eigene Krankenhausabteilung nicht zur Verfügung steht. Nach - 


meinen bescheidenen Erfahrungen in der Privatpraxis kann ich die An- 
gaben der amerikanischen und schwedischen Chirurgen bestätigen. 

Das ist die andere Seite. Aus dieser Gegenüberstellung und 
aus dem Studium des Heilverlaufes entnehmen wir, daß nicht die 


' natürlichen Verhältnisse der Fraktur, nicht die Ernährungsstörungen 


am proximalen Bruchstück die knöcherne Heilung verhindern, 
sondern andere Umstände, nämlich gewisse Unvollkommenheiten 
der traditionellen Behandlung, die jetzt nach der Kenntnis der 
Eigenart des Heilverlaufes als solche erkannt werden konnten. 
Ein weiterer Beweis hierfür ist die Tatsache, daß es mehrfach ge- 


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19 Fälle wurden im >- 


Unser Schluß lautete weiter: Wenn | 
die drei Vorbedingungen erfüllt sind, ist die knöcherne Heilung des 


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' Lebersekretion beeinflussen könnte, 


-der ganzen Leber und erhält die Galle aus allen Gallenkapillaren 


. nächst in gemeinsamer Wand mit ihm parallel. Die Fortsetzung des 
Hepaticus papillenwärts von der Cysticasmündung — der Ductus. 


lungen ist, bis 5 Monate alte unverheilte, noch bewegliche Brüche 


. durch das Verfahren Whitmans. noch nachträglich zur Vereinigung 


und knöchernen Heilung zu bringen. Durch. die Reposition und 
Retention ist das beiderseitige’ „Lötmaterial“ zusammengeführt. und 


die nachträgliche Vereinigung ermöglicht worden. 


Die schlechten Ergebnisse der. wahren Schenkelhalsfrakturen 


haben in-Deutschland in der letzten Zeit zu einem anderen Ausweg, 
‘zur operativen Behandlung der frischen Brüche, meist in der Form 


der Exstirpation des Kopfes nach „Kocher geführt. . Angesichts der 


' vorzüglichen Resultate. des Repositions-Gipsverlahrens wird man mit. 


Whitman die Berechtigung solcher operätiven Eingriffe, die doch 


im Alter :nicht gleichgültig sind, bezweifeln dürfen. Das Gebiet- 
der operativen Behandlung ist die Schenkelhalspseudarthrose, auf 


die hier nicht eingegangen werden kann. | 


Es wäre. zu wünschen, daß gegenüber der Schenkelhalsfraktur f 


auch in Deutschland Pessimismus und Resignation verschwinden, 


ent, 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 520... -28,-Dezember 


‘mein heutiger Vortrag entsprungen. 


en — 


daß auch bei uns der Kampi gegen die Schenkelhalsfraktur all- 

gemein aufgenommen wird. Dem Wunsch, hierzu beizutragen, ist 

. . . . } j 

u Die Reposition-Gipsbehand- - 

lung Whitmans weist uns den Weg, der durch das Studium des 

Heilverlaufes vorgeschrieben ist. Folgen wir ihm mit aller 

Energie, so wird der Kamp! gegen diese Geißel des Alters nicht 
erfolglos sein. | 


Literatur: 1. M.Kl. 1920, Nr. 34/35. — 2. Sitzung der Mitteldeutschen Chir.- 
Vereinigung, Dresden 1924. — 3. Klin. Wschr. 1923, Nr.25: Arch. £ klin. Chir, 1993 
126, 98. — 4. Arch, f. klin. Chir. 120, 325. — 5. Demonstration vor der Mittelrheini- 


- schen Chir.-Vereinigung 1924, Ref. Zentralbl. f. Chir. 1924, 2267. — 6. M.m.W. 192 


Nr. 40, — 7. D. Zschr. f. Chir. 1906, 83. — 8. Journ. of the americ. med. ass. 1921 
77, 1808. — 9. Berichtet von Jancke, Beitr. z. klin. Chir. 1922, 127. — 10. Journ. 
of the americ. med. ass. 1921, 77, 1811. — 11. D. Zschr. f. orthop. Chir. 1910, 25, 76. — 
12. Ergebn. d. Chir. u. Orthop. Bd.6. — 13. Ann. of surg. 70, 600: Journ. ofthe americ, 
med. ass. 1923, 81, 1327. — 14. Acta Chir. Scandinav. 1921, 55,55. — 15. Journ. of the 
americ, med. ass. 1921, 77, 1817. — 16. Sitzung der Nordwestdeütschen Chir., Rostock 
1924. Nord. Kir. Forenings forb. Stockholm 1923. 


ús der Chirurgischen Universitätsklinik in Frankfurt a. M. (Direktor 3 


Prof. V. Schmieden) und dem Pathologischen Institut der deutschen 


Universität in Prag (Vorstand: Prof. A.Ghon). 
Neue Wege in der Gallenblasenforschung. 
Ea |  IMTeil o 
Zur Orthologie und Pathologie der Gallenwege.*) 
En Von Dr. Béla Halpert. | | 
Bewegt sich die Gallenbildung, die Ableitung und Verwertung 


der Galle im Rahmen physiolögischer Grenzen, so nehmen wir keine | 


Notiz davon. Auch können die. ersten Störungen in diesem recht 


komplizierten System ohne klinisch wahrnehmbare Erscheinungen 


kompensiert werden. Das Auftreten. klinischer Symptome hängt 
eben außer von Sitz, Art und Grad der. Störung auch vom Zustande 
des betroffenen Systems selbst und der Organe ab, die für die 
Kompensation in Betracht, kommen. | 


Für die Folgen einer jeden Störung im feinen Mechanismus 


des Gallenapparates, sind in erster Reihe angeborene anatomische 


- Verhältnisse maßgebend. Nur das Studium dieser anatomischen 


Verhältnisse und die Erkenntnis der physiologischen Aufgaben der 


Gallenblase kann das noch . Dunkle in der Pathologie der 
_ extrahepatischen Gallenwege lichten, die Widersprüche beseitigen 
und reale Anhaltspunkte. für eine rationelle Therapie zu Gunsten 
der Leidenden .schaffen. | | 


Im Bau und in der topographisch-anatömischen. Anordnung der 


extrahepätischen Gallenwege kommt die Tendenz zum Ausdruck, 


den ungestörten Abfluß der Galle aus den intrahepatischen Gallen- 


wegen zu sichern, um in ihnen eine Rückstauung, die eventuell die 
zu verhindern. 


‚Der Ramus dexter und Ramus 
nach unten gerichteten Verlauf in einem gegen die Porta hepatis 
offenen, meist stumpfen Winkel zum Ductus hepaticus zusammen. 
Der Ductus hepaticus ist somit. beim, Menschen ein Ausführungsgang 


und ‘aus allen übrigen intrahepatischen Gallenwegen. Von diesem 
fast vertikal, beinahe parallel der Längsachse des Körpers gestellten 
muskellosen Schlauch zweigt der Ductus cysticus ab und läuft zu- 


choledochus — ist gleichfälls ein muskelloser elastischer Schlauch, 
der, ebenso wie der Hepaticus selbst, eine drüsen- und buchtenreiche 
Schleimhaut mit zylindrischem Epithel besitzt. 


einen mehr zirkulären Verlauf und ordnen sich knapp vor und 

während des Durchtrittes des Choledochus durch die Duodenalwan 

zu dem kräftigen Musculus 'sphincter papillae. | 
Dieser sogenannte Oddi’sche Muskel ist größtenteils :in die 


Muskelschichte der Duodenalwand eingebaut und von ihr durch eine’ 


Art „Fascia propria“ nur unvollständig getrennt. Er reguliert den 
Gallenabfluß in das Duodenum (Oddi, 1887), wobei wahrscheinlich 
auch die eigene Muskulatur des Duodenums. eine Rolle spielt. | 

Die Galle, die aus dem Hepaticus in den Choledochus gelangt 
ist, kann via Ductus cysticus in die Gallenblase und durch die 
Öffnung der Papilla Vateri in das Duodenum fließen. Die Entleerung 


*) Vortraggehaltenam 6. Juni1924im Verein deutscher Ärzte in Prag. 


20000000... Abhandlungen. 


inister treten nach einem schräg . 


Nur im untersten. 
Choledochusabschnitt, dort wo er von Pankreasgewebe umgeben ist, 
. treten Muskelfasern auf. Diese zunächt noch unregelmäßig ver- 


laufenden schwachen Bündel von Muskelfasern nehmen papillenwärts -| Aufgabe: 


| in sie hineinfließt, aber die resorbierende Tätigkeit 


. Leber 


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in den Darm erfolgt periodisch, der. Zufluß in die Gallenblase ist 
kontinuierlich, doch nur dann, wenn der Weg zum Duodenum ge- 
sperrt und der Choledochus erweitert ist. In diesem Zustande bilden 
die Gallenwege ein U-förmiges kommunizierendes Gefläßsystem: der 
eine Schenkel wird ‚gebildet vom System des Hepaticus, gefüllt mit 
Galle bis in die letzten Zweige; der andere Schenkel ist der Ductus- 
cysticus mit der Gallenblase, in dem die Galle nach den Gesetzen 
der Physik, gleich hoch zu steigen bestrebt ist. Die spiralige An- 
ordnung der abwechselnd gestellten Heister 'schen Falten im Ductus 


' eysticus und die Krümmungen des Gallenblasenhalses regulieren den 


Zufluß in die Blase und dienen in sinnreicher Weise der Ablenkung 
und Aufhebung des Druckes, der die Füllung erschweren oder die 
Gallenblase durch den Cysticus entleeren wollte. Unter normalen 
Verhältnissen genügt diese Einrichtung, um ein unnötiges Her- und 


‚Hinfließen der Galle in den Ductus cysticus zu verhindern. 


Die Galle wird. kontinuierlich sezerniert, auch wenn in 


dem Darm für sie keine Verwendung da ist, und weicht normaler 


Weise, wenn der Abfiluß zum Duodenum gesperrt ist, aus dem. 


.| Hepaticus und Choledochus durch den Cysticus in die Gallenblase 


aus. Nach John Berg soll die „vornehmste Aufgabe der normal 
funktionierenden Gallenblase, die Gallenresorption“ sein und „die 
vornehmste Bedeutung dieser Resorption‘ sieht er „in ihrer Wirkung 
als Hilfsfaktor für die Druckregulierung während der ‚Leertätigkeit‘“ 


Die Leber braucht“ — sagt Stransky — „die Rückresorption. 


‚der produzierten Galle für ihren normalen Betrieb“. Die wichtigen, 


für die Aufrechterhaltung und Regulierung des normalen Lebor- 


"betriebes notwendigen Gallenbestandteile werden vom Darm aus 
_ durch die Darmschleimhaut rückresorbiert und wahrscheinlich auf 


portalem Wege der Leber zurückgeführt. In den Digestions- 
pausen fällt die Aufgabe dieser Rückresorption der Gallen- 
blase zu. Aus der Blase wird die Galle, nachdem sie das Epithel 
der Gallenblasenschleimhaut passiert hat, auf Lymph- und Blut- 
bahnen dem Körperhaushalt zurückgeführt. Der experimentelle End- 
beweis für diese Auffassung fehlt zwar noch, doch glaube ich nach 
meinen bisherigen Erfahrungen annehmen zu dürfen, daß die gesunde 
Gallenblase das gesunde Lebersekret restlos resorbieren kann. Welche 
Änderung die Galle dabei erfahren soll, wissen wir noch nicht. 
Lumenwärts vom Kern, dicht an der Oberfläche, waren die in den - 
Epithelzellen der Gallenblasenschleimhaut, sowie in der Blasengalle 
und in der Leber bei zahlreichen Fällen einfach brechenden lipoiden 
Substanzen nachweisbar, basalwärts vom Kern waren in den Epithel- 
zellen und in der subepithelialen Schichte der Gallenblase desselben: 
Individuums die lipoiden Substanzen immer doppelt brechend. 

Die Gallenblase erfüllt noch eine zweite auch nicht unwichlige 
sie wirkt durch kontinuierliche Rückresorption 
auf das Gallensystem entlastend und reguliert so bei ge- 
schlossenem Sphinkter den Druck in den Gallenwegen. Die 
kontraktilen Elemente der Gallenblase verhüten eine Überdehnung 
ihrer Wandung und bewirken, daß die Blase sich ihrem jeweiligen 
Inhalt anpaßt. — Diese Anpassung kann eine aktive Kontraktion 
und Entleerung der Gallenblase vortäuschen in einer Zeit, wo nichts 
ihrer Schleim 
haut, die sie langsam entleert, fortdauert. 
Die gesunde Gallenblase soll verschiedene Sorten gesunder 
galle restlos resorbieren können und das Resorptionsvermögen 
ihrer Schleimhaut muß bestimmten physiologischen Schwankungen 
in der Zusammensetzung der Lebergalle gewachsen sein. — Bei 


‚irgendwelcher Störung im feinen Mechanismus der Gallenbildung, 


STA aor p e r rr- 


| 98. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.52. | 1831 


also bei einer Dysfunktion der Leber, kann die Menge und Mischung 
der Galle die physiologischen Grenzen überschreiten und ein Ver- 
sagen der resorbierenden Tätigkeit der normalen Gallenblasen- 
schleimhaut verursachen. — Die primäre Dysfunktion der Gallen- 
blase — Hemmung, totaler oder partieller Verlust der Resorptions- 
fähigkeit ihrer Scheimhaut — führt ebenso wie die Dysfunktion der 
Leber oder ein Zusammenspiel beider Komponenten zu einer Stag- 
nation von Galle zunächst in der Gallenblase und bei geschlossenen 
Sphinkter auch in den Gallenwegen. — John Berg hat die Gallen- 
stauung, die nicht durch ein grobes Hindernis im Wege zum Duo- 
denum bedingt ist, als „funktionelle Stauung“ bezeichnet und diese 
der „mechanischen Stauung“ gegenübergestellt. Die funktionelle 
Stauung ist nach meiner Auffassung die Stagnation von Galle 
in der Gallenblase — bei geschlossenem Sphinkter auch in den 


 Gallenwegen. —, bedingt durch Dysharmonie zwischen Re- 


sorptionstätigkeit der Gallenblasenschleimhaut und der 
ihr zugeführten Galle — Die Gallenblase, die wir bei 
einer funktionellen Stauung vorfinden, ist eine „Stauungs- 
gallenblase“. — Die Galle staut sich in ihr, weil ihre Schleim- 
haut die ihr durch den Ductus cysticus zugeführte Galle durch 
Resorption nicht wegschaffen kann. — < 

Die Gallenstagnation wegen Resorptionsstörung in der Gallen- 
blase weist auf eine Dysfunktion im Gallenapparat hin und sagt nur, 
daß eine Dysharmonie zwischen Resorptionsvermögen der Gallen- 


blasenschleimliaut und der ihr zugeführten Galle da ist, gibt aber 


über den Zustand der Blase selbst keine Auskunft. — Bei der 
Stauungsgallenblase kann nämlich die Störung außer in 
der Blase selbst auch in der Leber oder in beiden dieser 
Organe ihre Ursache haben. — 

Liefert die Leberzelle, alteriert in ihrer normalen Funktion, 
eine kranke Galle, die von der Gallenblasenschleimhaut nicht rest- 
los resorbiert werden kann, so ist die Insuffizienz der Blasenschleim- 
haut nicht durch die eigene Erkrankung der Gallenblase, sondern 
durch die Dysfunktion der Leber bedingt. — 

Dieser exogenen oder hepatogenen Form der Stauungs- 
gallenblase, wobei also die Dysfunktion der Leber das primäre, 
die Insuffzienz der Gallenblase nur eine relative und sekundäre ist 
(— sekundäre, exogene, hepatogene Stauungsgallenblase —), 
steht die autochthone oder cystogene Form der Stauungs- 
gallenblase gegenüber. — Bei der autochthonen Form der Stauungs- 
gallenblase ist die Ursache der Stauung primär in der erkrankten 


Blasenwand gelegen mit Verlust ihres Resorptionsvermögens (pri- . 


märe, autochthone, cystogene Stauungsgallenblase). — 


Diesen beiden Formen, d. i. der „primären“ cystogenen 


und der „sekundären“ hepatogenen, deren jede für sich vorkommen 
kann und die in ihrer reinen Form mehr akute Formen darstellen, 
steht die „chronische Stauungsgallenblase gegenüber“. 

Die „chronische Stauungsgallenblase“ ist nicht mehr eine reine Form, 
sondern genetisch eine Kombination beider —, sowohl der cystogenen 
wie der hepatogenen — und muß demnach als Spätform der beiden 
reinen aufgefaßt werden. — 

Die reine Form der sekundären (exogenen) Stauungs- 
gallenblase hat pathologisch-anatomisch einen vollkommen nega- 
tiven Befund. — Wird sie klinisch manifest, so entspricht sie in 
ihrem Bilde der Schmieden ’schen akuten Stauungsgallenblase. — 

Die reine Form der primären (autochthonen) Stauungs- 
gallenblase läßt pathologisch-anatomisch den Befund akuter Verände- 
rungen der Gallenblase erheben und die Ursache der Stauung feststellen. 

Die chronische Form der Stauungsgallenblase zeigt 
paihologisch-anatumisch neben chronischen Veränderungen oder 


Ausgangsstadien abgelaufener Prozesse immer auch frische. — Die 


bunte Reihe dieser Form läßt bestimmte Typen erkennen, bei deren 
Entwicklung den angeborenen anatomischen Verhältnissen die ent- 
scheidende Rolle zugeschrieben werden muß. 

| Angeborene anatomische Verhältnisse bestimmen auch, ob die 
„funktionelle Stauung“ und somit die „Stauungsgallenblase“ klinisch 


manifest wird. — Ich möchte nur den Sphinkter Oddi mit seinem 


individuellen wechselnden Bau und seiner Innervation, die Gallen- 
blasenmuskulatur, die Lage und den Verlauf des „Gefäßnerven- 
bündels“ erwähnen. — Dieses läuft nach meinen anatomischen 


Erfahrungen bei einer Reihe von Fällen gerade über den Fall zu. 


Fall wechselnden Krümmungen der Hals-Cysticusgegend der Gallen- 
blase. Wenn die Blase prall gefüllt wird, wie das bei der akuten 


Stauung meist der Fall ist, genügt schon ein ‚geringer Druck auf | 


den Blasenkörper, um die Krümmungen des Hals-Cysticusteils etwas 
zu strecken und eine Zerrung des „Gefäßnervenbündels“ zu ver- 
ursachen. Das Gefäßnervenbündel liegt nämlich als Saite mit 


geradem Verlauf über dem Hals-Oysticusteil als Bogen. Druck auf | 


den Blasenkörper streckt also die Krümmungen, wenn die Blase ge- 
füllt ist, und zerrt an dem Geläßnervenbündel, was direkt als Schmerz 
empfunden werden kann oder zusammen mit den Abwehrkontrak- 
tionen der Gallenblase gegen die Überfüllung; oder der Schmerz 
kann durch die Zirkulationsstörung, die der Zerrung unter Umständen 
folgt, hervorgerufen werden. — 


Nur noch: eine kurze Bemerkung zur Frage der Cholelithiasis. 


Die rein „mechanische Stauung“ führt bekanntlich beim ge- 
sunden Gallensystem zu keiner Steinbildung. — Den Anlaß zur 
Cholelithiasis, zur Bildung von Gallensteinen, gibt die „funk- 
tionelle Stauung“. Bei den chronischen Formen der Stauungs- 
gallenblase finden wir stets Steine, die uns die Geschichte ihrer 
Blase erzählen, wenn wir ihren Bau gut kennen. 

Die Untersuchungen wurden zum Teil mit Unter stützung der 
Rockefeller Foundation ausgeführt. - 


Zusammenfassung: 


1. Im Bau und in der topographisch-anatomischen Anordnung 
der extrahepatischen Gallenwege kommt die Tendenz zum Ausdruck, 
den ungestörten Abfluß der Galle aus den intrahepatischen Gallen- 
wegen zu sichern, um eine Rückstauung in ihnen, die evtl. die 
Lebersekretion beeinflussen könnte, zu verhindern. 

Bei geschlossenem Sphinkter Oddi, wenn der Weg zum 
Duodenum gesperrt, der Choledochus erweitert ist, bilden die 
Gallenwege ein U-förmiges, kommunizierendes Gefäß- 
system, in dem die Flüssigkeit sich nach den Gesetzen 


der Physik bewegt. — Die spiralige Anordnung der abwechselnd | 


gestellten Heisterschen Falten im Ductus cysticus und die 
Krümmungen des Gallenblasenhalses regulieren den Zufluß in die 
Blase und dienen in sinnreicher Weise der Ablenkung und Auf- 
hebung des Druckes, der die Füllung erschweren oder die Gallen- 
blase durch den Cysticus entleeren wollte. 


2. Die Galle enthält wichtige, für die Aufrechterhaltung und 
Regulierung des normalen Leberbetriebes notwendige Stoffe, welche 


der Leber vom Darm aus zurückgeführt werden. In den 
Digestionspausen fällt die Aufgabe dieser Rückresorption 
der Gallenblase zu. Aus der Blase wird die Galle, nachdem 
sie das Epithel ihrer Schleimhaut passiert hat, auf Lymph- und 
Blutbahnen dem Körperhaushalt zurückgeführt. Der experimentelle 
Endbeweis für diese Auffassung steht noch aus, auch wissen wir 
nicht, welche Änderungen die Galle bei dieser Rückresorption er- 
fahren soll. — Beim selben Individuum waren die lipoiden Sub- 
stanzen in der Leber und Galle einfachbrechend — in der 
Epithelzelle basalwärts vom Kern und in der subepithelialen 
Schichte der Gallenblase waren sie stets doppeltbrechend. 

3. Die Gallenblase erfüllt noch eine zweite Aufgabe: sie 
reguliert bei geschlossenem Sphinkter den Druck in den 
Gallenwegen dadurch, daß sie kontinuierlich resorbiert 
und auf das System entlastend wirkt. — In einer Zeit, wo 
nichts in die Blase hineinfließt, aber die resorbierende Tätigkeit 
ihrer Schleimhaut, die sie langsam entleert, fortdauert, kann die 
Anpassung der Gallenblase an ihren jeweiligen Inhalt ihre Ent- 
leerung durch aktive muskuläre Kontraktion vortäuschen. 

4. John Berg stellt die „mechanische Stauung“ der „lunk- 
tionellen Stauung“ gegenüber. Die „funktionelle Stauung“ 
ist nach meiner Auffassung die Stagnation von Galle in der 
Gallenblase — bei geschlossenem Sphinkter auch in den Gallen- 


wegen — bedingt durch .Dysharmonie zwischen Resorp- 


tionstätigkeit der Gallenblasenschleimhaut und der ihr 
zugeführten Galle. — Die Gallenblase, die man bei der 

„funktionellen Stauung“ vorfindet, ist eine „Stauungs- 
gallenblase*, die Galle staut in ihr, weil ihre Schleimhaut die 
ihr durch den Cysticus zugelührte Galle durch Resorption nicht 
wegschaffen kann. Ich unterscheide: 

a) eine „sekundäre Stauungsgallenblase“, wobei die Insuffi- 
zienz der Blase nur eine relative und sekundäre ist (exogene, 
hepatogene Form). Diese bietet pathologisch-anatomisch 
keinen Befund, sie entspricht, wenn sie klinisch’ manifest wird, 
der Schmieden 'schen „akuten Stauungsgallenblase“. 

b) eine „primäre Stauungsgallenblase“ (autochthone, eysto- 
gene Form) mit pathologisch-anatomisch nachweisbaren akuten 
Veränderungen der Blase, die die Ursache für die Resorptions- 
störungen abgeben. 

c) die „chronische Stauungsgallenblase“, die genetisch eine 
Kombination und Spätform der beiden reinen Formen dar- 
stellt und pathologisch-anatomisch neben chronischen Verände- 
rungen oder Ausgangsstadien abgelaufener Prozesse immer auch 
frische zeigt. | 


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Bee, 5. Angeborene anatomische Verhältnisse bestimmen; 
=. ‚ob die’ „iunktionelle Stauüng“ und somit die „Stauungs- | 
gallenblase* klinisch -manifest wird. - Das. „Geläßnerven- |: 


Bruns Beitr.1924, 181. ‚G;E.Brewer, Jöhns Hopkins Hosp. Rep. 1900; —M. Bürger, k u 
"Path.-phys. Propädeutik, Springer Verlag 1924. — R.J. M. Connel, Journ. ofanat.a, "e ` 
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| ase” | anifest i 1933, 168. — M. Ein horn, D. m.W. 1922. — H. Finsterer , D. Zschr. f. Chir. 191 111, < . ' 
| .bündel“ der.Gallenblase ‘läuft. bei einer Reihe.von Fällen gerade} W.Gundermann, Bruns Beitr. Pi 128. m u ee Arch. f klin; - f 
Hi O ib w Ra, dar AO ; ho l . |, ‘Chir. 1923, 125, mit Literatur. — B. Halpert, M. KI. 1924, Nr. 13 (s. a. Schlußwort, Sit- - ' 
IMEE Hi rS über ; den ‚Krümmüungen. der Halscysticusgegend. Druck: ‚auf den | "zungsbericht v. 8. Febr. 1924: Verein deutscher Ärzte in Prag, M. Kl, (Prag) Nr. 9, ws i 
k h I 277 ‚ Blasenkörper ‚streckt‘ die. Rrümmungen; ` wenn die Blase gelüllt ist, . Hyrtl, Corrosions-Anatomie, Wien 1873. — R.Kawamura, Die Cholesterinester, ` A 
a = und zerrt: unter" Umständen: an: dem Gefäßnervenbündel, was direkt | Jena.1911.— H. Kehr, Gallenwege-Chirurgie 1913. — K. Kleinschmidt, Über Ent- * 
Bra ... als Schmerz :empfunden werden kann oder zusammen mit den Ab: .| ee = ae Be en a ey i 
B ahrkant RE PE Ychlaed s.n R sanas | Arch. 192 7:-— Meckel v. Hemsbach, 5. — E. ubauer, Biochem. i 
non EER wehrkontraktionen . der: Gallenblase oder durch die. Zirkulations; | Zcnt, 1920, 109. — N aun y n, Mitt. Grenzgeb. 1923, 36. — Oddi, Arch. ital, de biol. 1887 `- 
en. störung, die der 'Zerrung:unter Umständen folgt. '. >] zit: n. Helly, Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 54. — Oohlecker, Arch. f. klin. Chir.194, = ‚N 
UT) ee $ ee en wie 2.22 d og, ana Pallina Beitr. 1921, 121. — J. Pólya, Orvosi Heti A o 
wei 0, 6. Die reine meéchanische.Stauung“ führt zu keiner | Te EAEk ee a Te ee re | 
ll. CR i aa : f y -e E ET h. phys., d. Chir. Leipzig, A .Rovsing, Acta chir. Skand. 1923, - ) 
Koi SES Steinbildung, den Anlaß zur Cholelithiasis gibt die | 58.—E. Ruge, Arch. f. klin. Chir. 1908, 87.— V. Schmieden, Zbl. f. Chir. 1920, 4.— i 
a „funktionelle Stauung“. ©. . . na. n | Behmieden'u. Rohde, Arch. f. klin. Chir. 1921, 118. — H. H. Schmid, ebenda ! 
u x i X å i i 


` : Er a a R 1928, 125; — G. Singer, Die Gallensteinkrankheit. Wien 1923. — O. Specht, Bruns 
“ Literatur: Aschoff, ..Arch. f. klin: Chir, 1928, 126. — Aschoff-Bac- | 


u l à Lya: "i A l "| Beitr. 1924, 1388. — E; Stransky, Biochem. Zschr. 1923, 143. — Tietze u. Winkler 
.' ~ meister, Die Cholelithiasis. Jena 1909. — Berg, John, Acta‘chirurg. Skand. suppl. |” [ 


on Oholeli “Arch. £ klin. Ohir. 11924, 129_— K. Westphal, Habilitationsschrift Frankfurta.M. 
.. DL Stockbolm 1922, u. Arch. 1. klin. Chir. 1923, 126. — B oit, Rauch u. Stegemann; EN 


$ ‚1992. P. Zander, M. m:W. 1928: =. 7i 
N er =- Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


ee Ale RR 0 0 ei. ständige Schmerzlosigkeit erzielt werden konnte, vorübergehend : 

EEE SER An Umfrage. Zu a Ei en "Athet verwenden Jacken wozu je, nach der Schwere der. Operation) a. 

ata. Die Frühoperatión der Gaällensteine. | 50—100 cem, Äther genügten. In der letzten Zeit verwende ich. `~ 

rk aaa... | bei der. medianen Laparotomie und beim Querschnitt ausschließlich 
ON ee Die Umfrage ‚wird in folgendem fortgesetzt und die .° :> : |‘die. Splanchnikusanästhesie nach ‘'Braun, bei der pararektalen 
un... „Antworten en | 

. gebracht, die bei: der: Schriftleitung‘ eingelaufen sind. 


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... | .Laparotomie`die paravertebrale Anästhesie der rechten Seite, 


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br DE Auf "die. systematische Ausschaltung der tiefen Allgemein: 

EN EE nee At ae E, - | narkose führe ich meine guten Operationsresultate zurück, denn ich 
Sth any. von Wun. 2 4 Professor Dr. Hans Finsterer, Wien: = 2 | habe bei-215- Cholezystektomien, darunter 35 Fälle von gleich- 
TANASE `, Die 'zweite Gruppe von Todesursachen, die Hotz.unter den‘ | zeitiger Choledochotomie keinen Todesfall an sog: Operations-. 
GHN RESET ‚ „Ausdruck „Schädigungen: am abgebrauchten Organismus“: |. shock oder Herzkollaps zu. verzeichnen, Todesfälle, die gerade -- 
"line EM ` zusammenfäßt, soll bei der Frühoperation. ganz in Wegfall kommen, ‘| von vielen Internisten und praktischen ‚Ärzten auf Grund eigener- 
ak Rn > dazu wird eben so energisch die Frühöperation gefordert. Bei den. | schlechter ‘Erfahrungen besonders ‚gefürchtet werden. Dabei muß 
enisefo + Spätoperationen,.besönders bei den Operationen. im hohen Alter.'|.ich besonders betonen, daß ich niemals. einen Patienten von der 
Eu TER - spielt sie‘ nach . der Zusammenstellung von Hotz eine ganz . be- -| Operation ausgeschlossen habe, ‘auch wenn er noch so alt oder 
ER `- deutende. Rolle. _Denn unter, den : 1128 Todesfällen finden sich |'kachektisch war, und daß ich. in den letzten 10 Jahren ausschlied- . 
pi alat +. 110 Todesfälle. an: Herzdegeneration, 27 Todesfälle an Leber- | lich: die Cholezystektomie ausgeführt habe: ` Es findet sich aber auch 
A ee > degeneration. . Dabei ist allerdings nicht angegeben, ‚welche. Art. kein Todesfall an:-einer Pneumonie. ‘Wenn man berücksichtigt, 
Br n E . . Anästhesie, ob Chloroform- oder Äthernarkose oder Lokalanästhesie ! daß unter den. 1128: Todesfällen, die in der- Zusammenstellung von 
I KANU: "von den, betreffenden :Operateuren. verwendet worden war. Zweifel: | Hotz- sich finden, 412:Fälle, also mehr als ein Drittel aller Todes- - 
gu a ` -los wird man diese. tödlichen Schädigungen des Herzens: und der. | fälle durch Kollaps, Shock, Narkose, Degeneration des Herzens, der 
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| < ` Leber. eher beobachten, wenn die Operation bei einem alten Patienten, 
der seit vielen ‘Jahren an. schweren Kolikanfällen gelitten hat, aus- | daß durch die systematische, Ausschaltung der tiefen All- 
E geführt. wird: ` Aber es'muß auch in diesen Fällen-immer noch die |-geméinnarkose die Resultate auch ohne Frühoperation; 

-C Schädigung durch die Allgemeinnarkose dazukommen, damit es zum: | wenigstens um ein Drittel, wahrscheinlich noch vielmehr verbessert | 
“ "Tode kommt. Es ist heute, eine allgemein anerkannte Tatsache, | werden könnten. ale a RN | 
"oo die experimentell. durch’ die Untersuchungen von Widal, Abramin 


‚Leber; der Nieren, ‘durch Pneumonie bedingt waren, so ist es klar, 


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BARTER T sell: € Jnter: l Ji KA Zur - Vermeidung tödlicher Leberschädigungen muß jeder 
ER DI Re und Hutinal,. sowie :durch' die Untersuchungen von Crile erwiesen | traumatische. Insult der Leber während der Operation soviel 
Ir HEN . „wurde, daß- jede- Narkose; auch. die Athernarkose, ‚eine |‘ als möglich ausgeschaltet werden.» Aus diesem Grunde lasse ich 
N HOR s ‚schwere Schädigung- der Leber, des Herzens und der Niere.) die Leber immer in situ. Das Vorziehen der Leber vor die Bauch 
Sn Kae ‘ hervorruft,, die bei einem sonst gesunden Organismus sehr. bald- |"wunde und .das Kanten derselben über dem 'Rippenbogen, um die 
si AEE MRN `. nach: der Narkose. wieder ausgeglichen wird, während ein.durch die | Leberpforte dem: Operateur bequem einzustellen, halte ich für äußerst 
NEN i: SW 7. Erkrankuug, bereits geschädigtes Organ, besonders. die Leber, eine | schädlich, besonders:wenn man.alte Patienten mit lange bestehender 
Eee © weitere Schädigung nicht mehr verträgt, sondern unter dem Bilde |. Cholelithiasis. bzw. .Gällengangverschluß. operiert. Daher sollte 
ab Ei ‘der akuten gelben Leberatrophie der Tod eintritt. Durch- die | qi Ä 


dieses Ziehen‘an der Leber unter allen Umständen ver 


klinischen Beobachtungen von Stierliu und Sprengel, durch die.| mieden werden. Es. ist-auch in den schwierigsten Fällen ohne 
Mitteilingen von ‚Balkenhausen und Schnitzler jun. würden | besonders großen Schnitt- möglich, die -Gallenblase langsam Zu. 
. diese schweren ‚tödlichen Leberschädigungen nach der Chloroform-- | präparieren und zu ‚exstirpieren, den Zystikus zu unterbinden, und 
'. narkose sichergestellt. Nun hat Crile?) in seinem.lesenswerten Buche, `|- es ist .diese. Operation nicht schwieriger. als etwa die Unterbindung 
`,- . das bei uns bisher wenig Beachtung gelunden hat, in zahlreichen || | i 


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HIOBERT bei | chi nden hi ichen | der A. haemorrhoidalis ‚superior bei der sakralen Rektumresektion, 

EN. `- Experimenten und auf Grund klinischer Beobachtungen nachgewiesen, | Noch eine Todesursache muß erwähnt werden, das ist die 

© daß auch die tiefe Äthernarkose dieselben schweren Degene- |. [,ungenembolie:. Hotz führt iw der Sammelstatistik 48 Todes- 
ER: rationen ‘des Gehirns, der Leber usw. hervorruft wie das Chloro- - 


en : ar ne | fälle an Lungenembolie an. Unter - meinen eigenen Fällen von 
form, weshalb Crile bei allen Erkrankungen, die. an. sich zur Leber- ‚Frühoperation findet. sich kein Todesfall ah. einer Lungenembolie, 


- sehädigung führen, besonders bei der akuten Appendizitis und bei | aber bei Frauen ist mit dieser Gefahr, besonders dann zu rechnen, 
: allen Gallensteinoperationen auch: den Ather als Narkosemittel voll-: | wenn. große .Varizen bestehen. Ich habe unter den Spätoperationen 
= "kommen ausgeschaltet wissen will und nur Lokalanästhesie und | einen derartigen Todesfall an einer Lungenembolie erlebt. Wem 
' Lachgasnarkose verwendet, da letztere keinen schädlichen Ein- ir dose - gefährliche ‚Komplikation auch nicht ganz verhindern - 
fluß auf die parenchymatösen Organe ausübt, weil sie nicht durch | } t | 


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fh hs zu uren | können, ‘so können wir sie doch wenigstens relativ selten machen. 
Hase Lipoidlösung, sondern nur durch Sauerstoffverdrängung harkotisch | Da der’ Embolus ‚niemals von dem Operationsfeld stammt, welches 
une wirkt, Ich. habe ‚seit mehr: als :10 Jahren in allen Fällen von | durch die Leberkapillaren von der Vena cava getrennt ist, so haben 
Aa Cholezystektomie eine. exakte Leitungsanästhesie der Bauchdecken" wir unserö Aufmerksamkeit in erster Linie darauf zu richten, d 
R ausgeführt, für die Auslösung der Gallenblase selbst, wenn durch | in- der Vena saphena. bzw. hypogastrica ‚keirie. Thrombose entsteht. 
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die Injektion von Novokain ins Lig. hepato-duodenale. keine voll-. 


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‘Auch hier ‘wird die Anästhesie einen "gewissen Einfluß ausübe, 
indem infolge einer länger dauernden Narkose die Herztätigkelt 
längere Zeit nach der Operation geschädigt ist, daher der Puls 
-klein ist, andererseits bei Verwendung von Äther ‚die Blutgerinnung 


-- 1), Crile, Surgical shock and the shockless operation through | 


"Anoci-association, Philadelphia und ‚London, W. B. Saunders Company’ 
1921. A . | ge 


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"28. Dezember 


erhöht wird, so daß leichter Gerinnungen in der Säphena entstehen. 


Auf alle Fälle ist es notwendig, unmittelbar nach der Operation - 
mit methodischen Beinübungen im Bett zu beginnen, damit die 
_ Stase in den Venen verhindert werde und für baldigste Stuhlent- ` 


. leerungfzu sorgen, um einen Druck auf die Vena hypogastrica aus- 
zuschalten. | | l | | 


Die Behauptung, daß die Frühoperation wegen ihrer hohen 


Mortalität von den Internisten nicht allgemein akzeptiert werden 
könne, kann am besten dadurch widerlegt werden, .daß möglichst 
viele Chirurgen ihre Resultate genau mitteilen. | | Ä 
= Unter meinen Cholezystektomien finden sich 82 Patienten, 
die unter 40 Jahre alt waren, doch nur ein kleiner Teil derselben 
(24 Fälle) litt erst seit kurzer Zeit, bis zu 1 Jahr an Gallenstein- 
anfällen, während 28 Fälle länger als 5 Jahre bis zu 20 Jahren an 
wiederholten Anfällen litten, so daß man hier von einer Früh- 
‘operation trotz des jugendlichen Alters nicht mehr sprechen kann. 
Unter diesen 82 Fällen unter 40 Jahren findet sich ein Todesfall, 
d.i. 12% Mortalität. . | RR, ae S Ä 
Der Todesfall betrifft eine 34jährige Patientin, die seit vielen 
Jahren an wiederholten schweren und immer häufiger werdenden 


Gallensteinanfällen litt, so daß sie wegen der in der letzten Zeit un- - 


erträglichen Schmerzen die Operation verlangte. Patientin hatte gleich- 
zeitig einen ziemlich schweren Basedow. Es konnte aber wegen der 
starken Schmerzen nicht zuerst der Basedow operiert werden, was 
vorteilhafter gewesen wäre, sondern es mußten zuerst die Gallenstein- 
schmerzen behoben werden. Bei der Operation, die in Lokalanästhesie 


der Bauchdecken und dann in Äthernarkose (200 ccm Äther) ausgeführt 


wurde (Splanchnikusanästhesie war wegen Verwachsungen um die 
Aorta nicht möglich), kam es beim Auspräparieren des Zystikus aus 
den enormen Schwielen an der Leberpforte zu einer Verletzung des 


Ductus hepaticus, so daß zur Sicherung der Naht des Hepatikus ein 


Drainrohr durch das Duodenum und den Choledochus eingeführt werden 
mußte. Außerdem wurde wegen der vorhandenen Pylorusstenose eine 
Gastroenterostomie angelegt. Im weiteren. Verlaufe kam es zu einer 


Nachblutung aus der Gastroenterostomieöffnung, die Magenspülung er- 


orderlich machte. Am 4. Tag plötzlich Exitus. _ u 
Wahrscheinlich ist dieser Todesfall durch das Zusammentreffen 


des schweren Basedow mit der Nachblutung bedingt, mit der Chole- | 


zystektomie selbst besteht eigentlich kein direkter Zusammenhang, 
ganz bestimmt aber ist der Fall nicht als ein Todesfall bei einer 
Fröhoperation aufzufassen. 5 | | 

Die 6 Fälle von Operation wegen Choledochusverschluß durch 
Steine gehören eigentlich nicht zu den Frühoperationen, auch wenn 
die Patienten noch unter 40 Jahre alt sind. Denn in diesen Fällen 
bestand: das Leiden mehrere Jahre, es waren mehrere Anfälle vor- 
ausgegangen, bis es endlich zum teilweise erfolgreichen Anfall mit 
Eintritt von Steinen in die tiefen Gallenwege gekommen war. In 
diesen 6 Fällen von Choledochusverschluß, die unter 40 Jahre alt 
waren, dauerte das Gallensteinleiden bereits mehrere (5—7) Jahre, 
darunter auch bei der jüngsten Patientin, einem 17jährigen Mädchen. 
Es findet sich unter diesen 6 Fällen ein Todesfall. v6 


Ein 34jähriger Mann, der infolge der schlechten Ernährungs- 


_ verhältnisse nach dem Kriege Januar 1920 in ganz ausgehungertem 
Zustande mit einem seit 4 Wochen bestehenden Ikterus und hohem 
Fieber zur Operation kam, starb am 15. Tage nach der Operation 
(Cholezystektomie und Choledochotomie, Hepatikusdrainage) an einer 
hämorrhagischen Diathese mit multiplen Blutungen in die Bauchdecken, 
unter die Serosa des Dünn- und Dickdarms mit Bildung großer sub- 
seröser Hämatome, beiderseitigem Hämathorax. | | 
Wenn wir auch diese Spätoperationen bei jungen Patienten 
noch zu den frühzeitigen Operationen rechnen, so habe ich unter 
meinen 88 Fällen, die unter 40 Jahre alt waren, 2 Todesfälle = 
2,2% Mortalität, was sich fast mit der von Enderlen. an seinem 
Material errechneten Mortalität von 2% deckt. Dabei muß noch 
einmal betont werden, daß beide Todesfälle eigentlich nicht zu den 
Frühoperationen gerechnet werden sollten, weil die Gallenstein- 


anfälle bereits viele Jahre bestanden hatten und es zu schwerer. 


Schwielenbildung gekommen war. >` ` | 
Die Frühoperation hat auch für:'die Verbesserung der 


Dauerresultate eine ganz besondere Bedeutung. Wenn bereits. 


bei der Operation schwere Verwachsungen der Gallenblase mit 
dem Duodenum, Kolon usw. gelöst werden müssen, so ist es fast 
selbstverständlich, daß diese Verwachsungen sich wieder einstellen. 


Wenn die tiefen Gallenwege infolge Steinverschluß ausgedehnt und ` 


schwer entzündlich verändert sind, dann besteht auch nach Be- 
hebung des Verschlusses die Gefahr eines Rezidivs durch Bildung 
von Steinen in den erkrankten Gallenwegen. Um dieser Gefahr 
vorzubeugen, muß man hier für guten Abfluß der Galle sorgen, 
entweder durch Dilatation der Papille oder durch eine Choledocho- 
Duodenostomie, die zwischen dem freien Teil des Choledochus und 


‚wo. wegen Ulcus duodeni operiert werden mußte. 
‚typischen Resektion des Duodenums und Magens sind die Patienten 
ganz beschwerdefrei geblieben. Wenn ein Patient nach der Chole- 

zystektomie weiter kolikartige Anfälle ohne.Ikterus hat, so 


ist, um Felildiagnosen auszuschließen. 


1984 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.52. 3. 000%0001888 


dem oberen Duodenalrand frei angelegt wird. Selbstverständlich wird 
dadurch die Operation bedeutend kompliziert und erfordert: noch 


‚größere chirurgische Erfahrung von Seiten des Operateurs. 


Den Einwand der Internisten, daß die Patienten auch durch 


‚die Frühoperation nicht dauernd geheilt werden, daß Gallenstein- 
'rezidiven sehr häufig seien, kann ich auf Grund meines Materials . 
nicht widerlegen, da es in der kurzen Zeit unmöglich war, von 
allen Operierten. Erkundigungen über ihr weiteres Befinden ein- - 


zuholen. Bisher ist mir von einem wirklichen Rezidiv nach einer 


Cholezystektomie nichts bekannt.. Ich habe. aber unter meinem 


eigenen Material zwei Fälle, wo nach der Cholezystektomie wegen 
Cholelithiasis, die in einem Fall mit pericholezystitischen Abszessen 
kombiniert war, neuerdings kolikartige Schmerzen aufgetreten waren, 
Erst nach der 


ist das Steinrezidiv, das bisher fast immer angenommen wurde, fast 
sicher auszuschließen. Ich habe während meiner Reise in Amerika 
in Chicago und in San Franzisco 3 Fälle mit der Diagnose Stein- 
rezidiv ‘nach Cholezystektomie zur Operation bekommen, wo ich 
wegen des fehlenden Ikterus die Diagnose Steinrezidiv ablehnte, 
ein Ulcus duodeni bzw. ventriculi annahm, das äuch bei der Operation 
gefunden werden konnte. Ä | 

Die Frühoperation schützt auch vor der karzinomatösen 
Degeneration der steinhaltigen Gallenblase. Wenn dieses Er- 
eignis an sich gewiß nicht häufig ist, so ist doch zu bedenken, daß 


fast jeder Fall absolut verloren ist, da eine Radikaloperation in den . 


seltensten Fällen möglich ist, Dauerheilungen dabei kaum je zu 
erwarten sind. Das Gallenblasenkarzinom ist, wenn es bereits 
klinisch mit Sicherheit- diagnostiziert wird, als inoperabeler Fall 
nicht einmal Gegenstand einer Probelaparotomie, die nur berechtigt 
Daher sind Operationen 
wegen Gallenblasenkarzinomen relativ selten. Ich habe unter meinen 


29 Fällen von Gallenblasenkarzinom in fast 2 Dritteln aller Fälle 
Gallensteine gefunden. Auch Brütt erwähnt, daß bei 48 primären _ 
Karzinomen der Gallenblase an dem Material der Klinik Kümmell 


fast immer gleichzeitig Steinbildung vorhanden war. . Wenn wir 


.| annehmen, daß die Karzinombildung mit chronischer. Entzündung - 
einen gewissen Zusammenhang hat, dann werden wir uns über den - 
Zusammenhang zwischen Gallensteinen undKarzinomen nicht wundern. - ` 


Es wäre gewiß im Interesse der Bevölkerung gelegen, wenn 
nicht bloß die ärmeren: Schichten derselben frühzeitig wegen ihrer 


'Gallensteine operiert würden, sondern wenn auch. bei den wohl- 
habenden Patienten die Operation nicht jahrelang hinausgeschoben 
‘ würde, wie es heute noch geschieht. Denn dann dürfen sich 
_ Internisten und praktische Ärzte nicht wundern, wenn sie unter den 


Privatpatienten, die natürlich eher im Gedächtnis bleiben, relativ 


viel Todesfälle nach der Operation zu beklagen haben, mehr als 


den Statistiken der Kliniken und der Chirurgen entspricht. Die 
Frühoperation wird sich auch hier langsam. durchsetzen, wenn sie 
immer und immer wieder von den Chirurgen verlangt und die Be- 


rechtigung derselben durch Mitteilung der Erfolge der Frühoperation 
begründet wird. Enderlen zitiert die Antwort, die ihm der Magde- 
burger Internist Otten auf seine Rundfrage, wie er sich zur Früh- _ 
operation der Cholelithias verhalte, gegeben hat: „Beim ersten 


Anfall empfehle ich die Operation, beim zweiten rate ich 
dringend dazu“. Es wird wohl niemals zu erreichen sein, daß 


alle Internisten diesen Standpunkt einnehmen. Es wäre aber schon 


ein großer Gewinn, wenn wenigstens das Jahre lange, oft Jahrzehnte 


lange Hinausschieben der Operation, das bei den Privatpatienten 
noch immer allgemein üblich ist, verschwinden. würde. Allerdings‘ 


müßte auch das Publikum darüber aufgeklärt werden, daß die früh- 
zeitige Operation der Cholelithiasis durchaus nicht mehr so 
gefährlich ist, wie es bisher dargestellt wurde, daß die Todes- 
fälle in erster Linie auf das zu lange Zuwarten mit der Operation 


zu beziehen ‚sind, daher durch die rechtzeitige Operation vermieden 


werden können. 1 f 


Während bei den Spätoperationen unter Umständen große: : - 


Anforderungen an den Chirurgen g$stellt werden, ist die Früh- 
operation ‚infolge$Fehlens schwerer Verwachsungen relativ leicht 


auszuführen, so daß auch ein auf diesem Gebiete weniger erfahrener . 


Chirurg bei der Frühoperation ebenfalls gute Resultate erzielen 


' wird, besonders dann, wenn er die Allgemeinnarkose durch die 
‚ Lokalanästhesie ersetzt. ee = Zr 


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1834 


1924 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 52. = 28e Dezember 


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Aus der Infektionsabteilung des Städtischen Rudolf Virchow- 
Krankenhauses, Berlin (Dirigierender Arzt: Prof. Dr. U.Friedemann). 
Intralumbale Optochinbehandlung oder Serum- 

therapie der epidemischen Meningitis? 
-Von Dr. N. Henning. 
Die moderne Therapie der epidemischen Genickstarre steht 
im Zeichen der Lokalbehandlung des Krankheitsherdes mit Hilfe 


der endolumbalen Injektion. Je nach Art des zù injizierenden Mittels 
liegen zwei Möglichkeiten vor. Man versucht entweder, die Meningo- 


kokken serologisch zu beeinflussen durch ein Antimeningokokken-. 


serum, oder man wählt eine Substanz, die geeignet ist, durch ihre 
chemischen Eigenschaften entwicklungshemmend oder abtötend auf 
die Erreger zu wirken, man- versucht chemotherapeutisch eine Des- 


infektion der Zerebrospinalflüssigkeit zu erreichen. Beide Methoden, 


in der Theorie durchaus begründet, haben Erfolge. Im Folgenden 
sollen an Hand fremden und eigenen Materials die Ergebnisse beider 
Behandlungsarten nebeneinandergestellt werden. 


Die ersten Versuche, ein Meningokokkenserum herzustellen, 
reichen zurück auf Bonnhoff, Jäger, v.'Lingelsheim und Leuchs, 
die um die Jahrhundertwende durch Immunisierung von Kaninchen 


Sera in kleinen Mengen zu Laboratoriumszwecken gewannen. Als bei 


Ausbruch der großen Epidemie in Oberschlesien und im rheinisch- 
westlälischen Industriegebiet die Frage nach einem brauchbaren Heil- 


serum akut wurde, waren es Kolle und Wassermann und unab- 


abhängig von ihnen Jochmann, die zuerst Heilsera in größerem 


Maßstabe von Pferden gewannen und sich um die Einführung verdient 


machten. In Amerika waren Flexner und Jobling, in Frankreich 


Dopter mit eigenen Seren Vorkämpfer der neuen Theräpie. Sehr 
bald erkannte man, daß das Serum subkutan oder intravenös ange- 
wandt, auf den Verlauf der Krankheit ohne Einfluß blieb. Jochmann 
ging. als erster dazu über, es nach vollzogenem Lendenstich und Ab- 


. lassen einer gewissen Menge von Exsudat direkt in den Lumbalkanal 


zu injizieren. Mit Ausnahme von wenigen Autoren, wie Matthes, 
Hochhaus, Cohn, Schultze, wurde der Erfolg dieser Methode bald 
allgemein anerkannt. In den Publikationen wurde hervorgehoben, daß 
nicht nur die Mortalität stark heruntergedrückt werden konnte, sondern 
daß auch die Folgezustände der Meningitis, der Hydrozephalus, die 

ostmeningitische Taubheit usw. eine starke Verminderung erfuhren. 
So veröffentlichte Jochmann 17 Fälle mit einer Mortalität von 29%, 
Wassermann 57 Fälle mit 47% Mort., Schöne 80 Fälle mit 27% 
Mort., Flexner 1294 Fälle mit 30,9% Mort., Levy 165 Fälle mit 18,8% 
Mort., Dopter 847 Fälle mit 15,3%. Mort., Currie und Macgregor 
105 Fälle mit 64,8% Mort., Robb 79 Fälle mit 74% Mort., Raczinski 
9 Fälle mit 66% Mort, Krohne 135 Fälle mit 47,6% Mort., Robb 


30 Fälle mit 26,6% Mort., Koplick 13 Fälle mit 15,4% Mort., Ladd 


32 Fälle mit 35,5% Mort., Sladen 21 Fälle mit 14% Mort., Quen- 
stedt 18 Fälle mit 22,2% Mort., Churchill 29 bzw. 16 Fälle mit 44 


bzw. 37% Mort. je nach Beginn der Behandlung, Fischer 44 Fälle- 


mit 17,7% Mort., Mayer und Waldmann 29 Fälle mit 31% Mort., 
Kleinschmidt 10 Fälle mit 20% Mort., Lateiner 26 mit verschie- 
denen Seren behandelte Fälle mit-40 bzw. 60% Mort., Eschbaum 
10 Fälle mit 30% Mort., Ritchie 99: Fälle mit 46,9% Mort. (Flexner- 
serum) und 40 Fälle mit 72% Mort. (andere Sera), Többen 29 Fälle 
mit 34,5% Mort., Brach und Fröhlich 10 Fälle mit 20% Mort., Aaser 
36 Fälle mit 50% Mort. (Mercksches Serum) und 52 Fälle mit 75% 


Mort. (Höchster Serum) Kuräk 24 Fälle mit 44% Mort, Neben- 


dahl 20 Fälle mit 30% Mort., Chase und Hunt 12 Fälle mit 20% 
Mort., Fulton 22 Fälle mit 31% Mort, Morgan und Wilkinson 
10 Fälle mit 30% Mort. und Ker 30 Fälle mit 43% Mort., | 

Wie erklären sich diese zum Teil außerordentlich verschiedenen 
Resultate. Einmal aus dem Zeitpunkt der Serumgabe.e Am gün- 
sligsten “ist die Prognose nach Flexner, Levy, Churchill, 
Jochmann u. a. am ersten Krankheitstage. Flexner hatte 
z. B. bei den Fällen, die am ersten Krankheitstage behandelt werden 
konnten, eine Mortalität von 18°/, am zweiten Tage schon eine 
solche von 86,5%. Außerdem hängt die Wirkung des Serums 
natürlich davon ab, ob es serologisch auf die Meningokokken des 
betreffenden Falles, bei dem es zur Anwendung kommt, überhaupt 
eingestellt ist. In der ersten Zeit der Serumbehandlung scheint 
darauf nicht sehr geachtet worden zu sein, da damals von sero- 
logisch verschiedenen Typen der Meningokokken kaum Genaueres 
bekannt war. Man beobachtefe zwar schon früh, daß es Stämme 
gab, die bei den verschiedenen Wertbestimmungsmethoden sich 
gegen die Sera refraktär verhielten. Man hat bei der Herstellung 
der Sera. diesem Übelstand Rechnung zu tragen versucht, daß man 
die Tiere mit möglichst vielen verschiedenen Stämmen immunisierte. 
Von diesen sogenannten polyvalenten Seren ist das amerikanische 
von Flexner nach Beobachtungen von Bruynoghe, Ritchie u. a. 
dem deutschen Serum von ‘Höchst und Merck weit überlegen. 
Untersuchungen, die vor einigen Jahren auf unsere Veranlassung 


im Institut für Infektionskrankheiten ausgeführt ‘wurden, ergaben 
daß die deutschen Meningokokkensera Schutzstoffe in nennenswerten 
Mengen nicht enthielten. Dann ließen sich die ungleichmäßigen 
Mortalitätsziffern der Serumstatistiken vielleicht noch erklären aus 
der wechselnden Malignität der Epidemien. Indessen scheint die 
Genickstarre in Bezug auf ihre Bösartigkeit im Anfang dieses Jahr- 
hunderts fast überall dasselbe Gesicht gezeigt zu haben. 


Meningitis nach einer großen Statistik von Hirsch bei 15632 Fällen 
auf nur 37% errechnet wurde, gibt Flexner für Amerika eine Mor- 
talität von 75% bei den unbehandelten Fällen an. Nach Levy betrug 
sie etwa 70%, nach Feltsos 90%, nach Flatten 67%, nach Currie 
und Macgregor 79,5%, nach Fischer 92,8%, nach Ritchie 83% 
nach Kuräk 69%,, nach Chase und Hunt 9u% und nach Fulton 78%, 


Weniger ermutigend waren die Ergebnisse der öfters wieder- 
holten Lumbalpunktion ohne nachfolgende Seruminjektion, wie sie 
besonders von Lenhartz warm empfohlen wurden. 


Lateiner teilt 24 Fälle mit, die auf ‚diese Weise behandelt 
wurden. Die Mortalität belief sich auf 70%. Bokay beobachtete bei 
10 Fällen 70%, Többen bei 37 Fällen 56,7% Mortalität, 


` 


mit Serum behandelt, insgesamt 18 an Meningitis cerebrospinalis 
epidemica erkrankte Personen. In sämtlichen Fällen wurden 
Meningokokken bakteriologisch einwandfrei festgestellt. 


Zwei von den Patienten waren weniger als ein Jahr alt, zwei 
im Alter von .1—-10 Jahren, acht im Alter von 15—20 Jahren und 
sechs im Alter 20—30 Jahren. Beide Kinder unter einem Jahr starben. 
Von den beiden andern Kindern starb ein vierjähriges, während eins 
im Alter von 9 Jahren geheilt wurde. Von den acht Fällen im Alter 
von 15—20 Jahren starben 5, entsprechend einer Sterblichkeit von 
62,5%, von den sechs Fällen im Alter von 20—30 Jahren nahmen % 
einen tödlichen Ausgang, Mortalität 33,3%. 


von 55,5 °/, bedeutet, Die mittlere Krankheitsdauer betrug bei den 
geheilten Fällen 32,6 Tage, bei den letal verlaufenen 30,8 Tage. 
i Es wurden eingeliefert und behandelt am 1. Krankheitstage 
keiner der Fälle, am 2. Tage vier Fälle, davon starb einer, am 3. Tage 


sechs Fälle, davon starben zwei, am 4. Tage und später acht Fälle, 
von denen sieben der Krankheit erlagen. 


Klinisch wären die. Fälle in der Mehrzahl als mittelschwer 
anzusprechen. Erkrankungen mit foudroyantem, in ein bis zwei 
Tagen zum Tode führendem Verlauf fehlten. 

Wir können es nicht unterlassen, an dieser Stelle auf einige 
Arbeiten hinzuweisen, die geeignet sind, auf die gesamte Serum- 
therapie der epidemischen Genickstarre ein neues Licht zu werfen. 
Ähnlich wie es bei uns schon vor dem Kriege Neufeld und seinen 
Mitarbeitern gelang, die Pneumokokken in serologisch verschiedene 
Typen einzuteilen, haben Franzosen und Engländer während des 
Krieges diese Aufgabe mit großem Aufwand von Kräften und Mitteln 
beim Meningokokkus durchgeführt und sind dabei zu äußerst wich- 
tigen und überraschenden Ergebnissen gekommen. 

Schon 1909 züchtete Dopter aus der Nase sog. „Parameningo- 
kokken“, die den Meningokokokken kulturell und morphologisch voll- 
kommen glichen, aber von einem Antimeningokokkenserum nicht 
agglutiniert wurden. Kurz vor dem Kriege unterscheidet er bereits 
drei Gruppen, die sowohl unter einander wie auch vom Meningokokkus 
serologisch verschieden sind. Kurze Zeit darauf gelang es in En land 
Gordon und Hine 4 Typen von Meningokokken aufzustellen und ihr 
prozentuales Vorkommen an. einem. großen Material zu ermitteln. Von 
526 Fällen ‘konnten 518 (98%) in diese Klassen untergebracht werden, 
und zwar waren vorhanden: Typ I in 37,66%, Typ II in 44,05%, Typi 
in 11,38%, Typ IV in 0,94% der Fälle. Aus diesen Zahlen ergibt sich, 
daß Typ I und II in England 80% aller Meningitiserkrankungen ver- 
ursachen. Leider scheinen die Typen in jedem Lande andere zu sell. 
So fand Madsen in Dänemark fast alle Fälle durch einen Typ A er- 
zeugt, der mit dem englischen Typ II verwandt, aber nicht identisch 
ist, In Frankreich trennt Dopter die dort gefundenen Stämme eben- 
falls in 4 Typen, A, B, C und D. Sein Typ A ist verwandt 
englischen Typen I und II, zein Typ B zeigt Beziehungen zu den eng: 
lischen Typen IM und IV. Assumpcao fand für Brasilien, daß ein Teil 
der dort vorkommenden Meningokokken in Europa nicht gefunden 
wurden. In Deutschland sind bisher diese wichtigen Untersuchungen 
leider nicht durchgeführt worden. | 
Von welch großer Bedeutung diese Typenbestimmung der 
Meningokokken für eine rationelle Serumtherapie ist, zeigen die 
Ergebnisse, die in England mit den durch diese Stämme E% 
wonnenen Seren vorliegen. Ausgehend von der bekannten Tat- 
sache, daß ein von einem Stamm hergestelltes, moncvalentes Seram 
bedeutend mehr Schutzstoffe gegen diesen Stamm enthält als em 
polyvalentes Serum, schritten Gordon, Griffith und Hine zur 


Auf unserer Abteilung wurden in den Jahren 1916—19% 


Während im vorigen Jahrhundert die Mortalität der epidemischen ` 


Insgesamt starben von den 18 Fällen 10, was eine Mortalität - 


r 


mit den ' 


-7S 


| 


98. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — N... 1835 


Herstellung derartiger monovalenter Sera. Man gibt dort, da 


ja 80°/, aller Genickstarreerkrankungen durch die Typen I und I 


hervorgerufen werden, in jedem Falle nach Stellung der Diagnose 


. sofort ein Mischserum von I und II. Nach erfolgter Typenbestim- 


mung wird dann mit dem betreffenden monovalenten Serum weiter- 
behandelt. ` | 

Die oben genannten Autoren behandelten auf diese Weise 
249 Fälle und kamen zu folkenden bemerkenswerten Resultaten. Der 
Typus I war vertreten in.65 Fällen, davon starben 9,23%. Der Typus II 
war vorhanden in 104 Fällen, die Mortalität betrug 39,42%. Unter 
den Typus III fielen 28 Fälle mit einer Sterblichkeit von 25%. Zum 
Typus IV gehörten 4 Fälle, von denen 75% einen letalen Ausgang 
n en. Zur 

Die Zahlen zeigen uns, wie außerordentlich günstig die Fälle 
des Typus I durch das zugehörige Serum beeinflußt werden. Damit 
wird uns vor allen Dingen die fundamentale Wichtigkeit einer 
exakten Typendiagnose und der darauf aufgebauten, nunmehr wirk- 
lich spezifischen Serumbebandlung klar vor Augen geführt. Die 
Gesamtmortalität betrug bei diesen 249 Fällen 31,72%, und ist 
dieselbe, die auch Flexner mit seinem guten polyvalenten Serum 
erzielen konnte. Hiernach leuchtet auch ohne weiteres ein, warum 
einzeln Autoren, wie z. B. Levy, schon früher sehr gute Resultate 
hatten, während Andere mit demselben Serum an anderen Orten 
nur sehr unbefriedigende Ergebnisse erzielen konnten. Jene ar- 


` beiteten eben mit einem Serum, das auf die vorhandenen Meningo- 


kokken gut eingestellt war, besonders bei Epidemien, wo fast alle 
Fälle von einem Typ hervorgerufen werden, während diese sich 
Stämmen gegenübersahen, auf die das Serum eventuell völlig un- 
wirksam war. Die hohen Mortalitätsziffern von 70—75 %/, einiger 
Autoren beweisen das. In Deutschland sind wir leider von einer 
wirklich zielbewußten Serumtherapie so lange noch weit entfernt, 
als nicht die obenerwähnten Untersuchungen auch für unser Land 
durchgeführt sind. 

Werfen wir nun einen kurzen Blick auf die Ergebnisse der 
Chemotherapie bei der Meningitis epidemica, die in ihren. Anfängen 
ebensoweit zurückreicht wie die Serotherapie, jedoch wegen Mangels 
an geeigneten Mitteln in den großen Epidemien des ersten De- 
zenniums unseres Jahrhunderts nicht zur Auswirkung gelangen konnte. 

Als erster injizierte França 15—18 ccm einer 1%igen Lysol- 
lösung in den Lumbalkanal mit angeblich gutem Erfolge. Schott- 
müller stellte in ähnlicher Weise Versuche mit Chinosol und anderen 
antiseptisch wirkenden Mitteln an, ohrie  greifbare Erfolge davon zu 
sehen. Wolf spritzte 1/,%ige Protargollösungen in Verbindung mit 
Tropakokain intralumbal in Hinblick auf die nahe Verwandtschait der 
Meningokokken mit den Gonokokken. Von seinen acht Fällen wurden 
fünf geheilt. Als das gegen Pneumokokken so wirksame Optochin 
von Morgenroth und seiner Schule in die Therapie eingeführt wurde, 
erprobte man die Desinfektionskraft des neuen Mittels auch gegen 
Meningokokken. Die Versuche fielen sehr günstig aus. Das Optochin 
hydrochloric. hemmt die Entwicklung der Weichselbaumschen Diplo- 
kokken noch sicher in einer Verdünnung von 1 : 10000 (Nachmann). 
Geleitet von dem Gedanken, daß sich diese Konzentration im Liquor 
cerebrospinalis leicht und ohne Gefahr für den Organismus erreichen 
lasse, wandte U. Friedemann Optochinlösungen gegen die Meningo- 
kokkenmeningitis an. Er injizierte das Optochin. hydrochloric. nach 
Spinalpunktion in einer Verdünnung von 1,0:500,0 wiederholt in 

engen von 20—30 ccm. Der Erfolg war sehr ermutigend. Die acht 
ersten auf diese Weise behandelten, zum Teil schweren Fälle konnten 
sämtlich geheilt werden. 

Dem Beispiel Friedemanns: folgte Landsberger. Er griff 
zu einer erheblich höheren Dosierung, indem er jedesmal 10 ccm einer 
1%igen Lösung von Optochin. hydrochloric. injizierte. Gleichzeitig 
gab er 20 ccm Soro. Es handelte sich um eine kleine, aber sehr 
bösartige Epidemie. Im ganzen behandelt wurden von ihm auf diese 
Weise 11 Fälle. Davon starben jedoch zwei gleich nach der Ein- 
lieferung. Von den übrigen neun starben fünf, vier Patienten wurden 

eheilt. Vermutlich als Nebenwirkung des Optochins traten in drei 

ällen Blasenlähmungen ein, die sn nach einiger Zeit spontan 
zurückgingen. Es ist, wie Landsberger schreibt, daran zu denken, 
daß er mit nicht einwandfreiem Material gearbeitet hat. Er berichtet, 
daß die Optochinlösung, die bei den Fällen verwandt wurde, die später 
Blasenlähmungen bekamen, nicht farblos klar war, sondern eine rötlich- 
braune Farbe zeigte. Im übrigen gibt Autor an, daß man mit Optochin 
die Lumbaltlüssigkeit zunächst keimarm und schließlich völlig meningo- 
kokkenfrei machen kann. Dieser Zustand tritt nach zwei bis sieben 
Injektionen ein. . 

Neben Landsberger war es Bardachzi, der sich zu dieser 
neuen Therapie entschloß. Er behandelte neun Fälle von bakterio- 
logisch sichergestellter Meningokokkenmeningitis. Bezüglich der Dosie- 
rung hielt er sich an die Angaben U. Friedemanns (l. c.). Von 
seinen neun Fällen konnten sieben geheilt werden. Zwei Fälle ver- 
liefen letal. In einem dieser beiden Fälle war jedoch zu der Haupt- 


` erkrankung eine ausgebreitete Pneumonie getreten, in dem andern 


_ Falle war wegen des anscheinend leichten Charakters der Krankheit 


von der oben geschilderten Krankheit zunächst abgesehen worden. 
Auch Bardachzi gibt bei zwei seiner Fälle Blasenstörungen an, die 
bald abklangen. 


An unserer Abteilung wurde die Optochinbehandlung der | 


epidemischen Genickstarre fortgesetzt. Das aus den Jahren 1916 
bis 1923 vorliegende Material umfaßte 31 auf diese Weise behandelte 
Fälle, die klinisch durchweg als mittelschwer bis schwer anzu- 
sprechen waren. Sechsmal war das charakteristische petechiale 
Exanthem vorhanden, das wir seit den Untersuchungen Picks, der 
aus den Petechien Meningokokken züchten konnte, als den Aus- 
druck der allgemeinen Meningokokkensepsis ansehen müssen. 

Von den Patienten waren im Alter von 5—10 Jahren 2, im Alter 
von 10—15 Jahren 3, im Alter von 15—20 Jahren 8, im Alter von 
20—25 Jahren 10, im Alter von 25—45 Jahren 8. Von den beiden 
Kindern unter 10 Jahren starb eins, das vorher die Masern durch- 
gemacht hatte. Von den 3 Kindern im Alter von 10—15 Jahren starb 
eins, von den 8 Fällen im Alter von 15—20 Jahren starb einer (Mort. 
12,5%), von den 10 Fällen im Alter von 20—25 Jahren starben 2 


| ort 20%), von den 8 Fällen im Alter von 25—45 Jahren starben 5 


ort. 62,5%). 
Unsere Gesamtmortalität betrug bei der eingeschlagenen Be- 


‚handlung in 31 Fällen 32,2%. Die mittlere Krankheitsdauer be- 


trug bei den geheilten Fällen 23,2 Tage, bei den ungünstig ver- 
laufenen 13,1 Tage, was daraus zu erklären ist, daß es sich zum 
Teil um bösartige, schnell zum Exitus führende Fälle handelte. 

| Was die Schnelligkeit der Einlieferung ins Krankenhaus anbe- 
langt, so muß bemerkt werden, daß die Fälle relativ spät zur Behand- 
lung kamen, was sicherlich unsere Statistik nicht günstig beeinflußt 
hat. Am ersten Krankheitstage wurde niemand eingeliefert, am zweiten 
Krankheitstage nur 3, die sämtlich geheilt wurden. Am dritten Tage 
wurden 8 der Patienten der Behandlung zugeführt, von ihnen starben 2, 
am vierten Tage 6, von denen 2 starben, am fünften Tage 6, von denen 
2 starben, am sechsten bis zehnten Tage 8, von denen 4 starben. 

In Prozenten ausgedrückt, betrug die Sterblichkeit, wenn die 
Behandlung am zweiten Tage einsetzte, 0%, am dritten Tage 25%, 
am vierten Tage 33,3%, am fünften Tage 33,3%, nach dem sechsten 
Tage 50%. Wenn diese Daten bei den relativ kleinen Teilzahlen 
naturgemäß keine Dogmen sein können, so ist immerhin aus ihnen 
zu ersehen, daß die Prognose um so schlechter wird, je später der 
Patient zur Behandlung kommt. | 

Vergleichen wir nun unsere Erfolge mit denen der Serum- 
therapie. Die bisher. erreichten Grenzen der Serumwirksamkeit 
kommen zum Ausdruck in den Statistiken von Flexner (Mort. 30,9 %) 


und Gordon, Gitfith und Hine (Mort. 31,72%). Wir können bei 


unserer Sterblichkeitsziffer von 32,2% also sagen, daß das Optochin 
ungefähr so viel leistet wie die besten bekannten Meningokokkensera, 
die uns aber in Deutschland bisher nicht zur Verfügung stehen. Was 
die von Landsberger und Bardachzi beobachteten harmlosen 
Blasenstörungen betrifft, so müssen sie bei einer derartig schweren 
Erkrankung mit in Kauf genommen werden, solange nicht ein 
besseres Mittel gefunden ist. Wir dürfen nicht vergessen, daß auch 
ein Serum nicht frei von unangenehmen Erscheinungen ist, wie Kopf- 
schmerzen, Albuminurie, Exantheme, Fieber, Gelenkschwellungen, 

deme usw. Blasen- und, Mastdarmstörungen sind ebenfalls als 
Nebenwirkung des Serums von Schepelmann beschrieben worden. 
Die Schwierigkeiten, mit denen die Serumtherapie der Meningitis 
bisher zu kämpfen hat, habe ich bereits gekennzeichnet. Auch die seit 
1921 bestehende staatliche Prüfung aller Meningokokkensera hat diese 
nicht völlig zu beseitigen vermocht. Der Wert des deutschen Serums 
und der Serumtherapie wird so lange sehr problematisch bleiben, 
als nicht die bei uns vorkommenden Meningokokkentypen an großen 
Zahlen bestimmt werden, und die Serumherstellung und -behandlung 
darauf aufgebaut wird. Damit steht im Einklang, daß bei uns in 
den letzten Jahren bei Genickstarrefällen häufig Meningokokken-, 
stämme gefunden wurden, auf die die deutschen Sera völlig 
wirkungslos waren. Die betreffenden Untersuchungen wurden im 
Institut für Infektionskrankheiten ausgeführt. Dagegen haben wir 


‚im Optochin ein Mittel, das auf alle Stämme anscheinend gleich- 


mäßig wirkt, von immer konstanter Beschaffenheit ist und, was 
heute wohl besondere Wichtigkeit beanspruchen dürfte, erheblich 
billiger im Preise steht als irgend ein Serum. I 
Zum Schluß sei die Art der Behandlung, wie ‘sie bei uns 
üblich ist, noch einmal kurz skizziert. Je nach Höhe des intra- 
lumbalen Druckes werden durch Punktion etwa 25—50 cem Liquor 
entleert. Darauf wird ein etwas geringeres Quantum, also ungefähr 
20—40 cem Optochinlösung injiziert. Wir stellen uns zu diesem 
Zwecke eine Lösung von 1,0 Optochin. hydrochloric. in 500,0 alkali- 
ireier Kochsalzlösung her, die vor der Injektion auf Körpertemperatur 


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(J 


© Nr. 43 dieser Zeitschrift eine Arbeit von Schack, der mit endo- 
lumbalen Optochininjektionen bei Meningokokkenmeningitis gute 
Erfahrungen gemacht hat. | AAS 
Literatur: Aaser, Beitr. z. Klin. d. Infektionskrh. 1914, Bd. 2, S. 247. — 
Bardachzi, M.K]. 1920, S. 117. — Bokay, D.m.W. 1907, S. 1947. — Bonnhoff, 
M.m.W. 1901, S. 91. — Brach u. Fröhlich, W.kl.W. 1915, 5.529. — Bruynoghe, 
Office internat, d’Hyg. publ. Bull, T. III, 1911, S. 1806. — Busse, Kl. Jahrb. 1910. — 
Chase und Hunt, Arch. of int. Med., April 1908. — Churchill, Journ. of Am. 
med. ass: Bd. 53, 1909. — Cohn, M.Kl. 1903, S. 1260. — Currie und Macgregor, 
Lancet 1908, Bd. 2, S.1073. — Dopter, Paris med. 1911, Nr. 36, S. 213; Derselbe, 
“ Tinfection möningococcique, Paris J. B., Bailliere et fils 1921. — Eschbaum, 
M.m.W. 1910, S. 1728. — Flexner, Journ. am. med. ass, 1909, Bd. 53, Nr.158; Der- 
selbe, Journ. of State Med. 1912, Bd. 20, Nr. 5, S.257; Derselbe, Journ. exp. Med. 
1918, Bd. 17, S. 553. — Feltsos, Publ. health reports 1911, Nr. 26, S. 1006. — Fischer, 
M.Kl. 1909, Nr. 42, S. 1606. — Flatten, Kl. Jahrb. 1906. — Friedemann, KI.W. 
1922, S.1056; Derselbe, B.kl.W. 1916, S.423. — Fulton, Boston med. and surgic. 
Journ. 1908, Bd. 159. — Hirsch, Handb. d. hist.-geogr. Path. Bd. 2, S. 624, 
Erlangen 1864. — Hochhaus, M.Kl. 1908, S. 737. — Jochmann, D.m.W. Bd. 32, 
S,792. — Derselbe, D.m.W. 1911, S. 1733. — K er. Brit. med. Journ. 1908, IT., S. 1345. — 
Kleinschmidt, Zschr. f. ärztl. Fortb. 1910, S. 268. — Knöpfelmacher, Kraus- 
' Brugsch 1913, 2, 2. — Kolle u. Wassermann, D.m.W.1906, S. 609. — Koplik, 
` Med. Record, 1908, Bd. 74, Nr. 14.— Krohne, Ztschr. £, Med.-Beamte, Jg. 21, 3.79. — 
-Kuräk, M.K]l.1915, S. 1054. — Ladd, Journ. am. mad, ass., 1908, Bd. 51, Nr.16. — 
Landsberger, W.m.W.1916, S.423.— Lateiner, M.KL 1910, Nr.15.—Lenhartz, 
M.m.W. 1905, Nr. 12. — Levy, Kl. Jahrb. 1911, 5.121. — v. Lingelsheim und 
Leuchs, KI. Jahrb. 1906, Bd. 15. — Mayer und Waldmann, M.m.W. 1910, 5.475. — 
Morgan und Wilkinson, Arch. int. Med. Okt. 1908. — Nebendahl, Arch. f. 
Kindhlk. 1922, 71, S. 294. — Pick, D.m.W. 1916, S. 994. — Quenstedt, M.Kl. 1908, 
Nr. 44, — Ritchie, Edinburgh med. Journ. N.S.1910, Bd. 4, S. 505. — Raczinski, 
_W.KkLW. Jg. 20, S. 1644. — Robb, Brit. Med. Journ. 26. Okt. 1907, S. 1130; Derselbe, 
Brit. Med. Journ. 15. Febr. 1908, S. 383. — Schepelmann, W.kl.W, 1911, Nr. 4. — 
Schöne, Inaug.-Diss. Darmstadt 1906. — Schottmüller, Ther..d. Gegenw. 1917, 
S,378. — Sladen, Journ. am. med. ass. 1908, Bd. 51, Nr. 16. — Stefanowicz, 
W.kl.W. 1915, S. 1616. — Többen, M.m.W. 1907, S.2420. — Wassermann, D.m.W. 
1907, S. 1585. — Wolf, D.m.W. 1915, S. 1487, 
Medic. Research Council, -Cerebrospinal fever, studies in the bacterio- 
logy, preventive control and specific treatment of cerebrospinal fever among the 
military forces 1915—1919, London 1920. 


Ein Fall von sicherer intravenöser Wirkung des 
Claudens bei schwerer hämophiler Blutung.*) 


Vorläufige Mitteilung. 


Von Dr. Birkholz, 
Facharzt ftir Ohren-, Nasen- und Kehlkopf-Kranke. 


Ohne auf die Theorien der hämophilen Diathese einzugehen, 
möchte ich über einen Fall berichten, der, im Sinne des propter hoc 
für die Wirksamkeit des von Fischl angegebenen blutstillenden 
Körpers spricht. Es ist leider allzu bekannt, daß die gegen echte 
Hämophilie angewendeten Mittel, soweit sie in die alltägliche Praxis 
sich haben "einführen lassen, von sehr unsicherer Wirkung sind; 
dafür spricht die genugsam bekannte Erfahrung großer Kliniken, 
daß an ihnen eingelieferten schweren echten Blutern gewöhnlich 
schon in der Außenpraxis Versuche mit den gangbaren Mitteln, vom 
Kalk über die Gelatine und das Koagulen bis zum Leerserum nach- 
einander angestellt und deren Vergeblichkeit erkannt wurde. Daß 
die Aussichten rationeller Behandlung an den Kliniken durchaus 
besser sind, erscheint mit Rücksicht auf die Erfolge, die beschrieben 
werden nach Milzröntgenbestrahlung, nach Gabe großer intra- 
venöser Dosen menschlichen Serums oder nach Blutiransfusion, 
deren Technik z. Z. gerade besonders hoch steht, als erwiesen. In- 
wieweit das Hämosistan sicher wirkt, scheint mir unentschieden. 
Die bei Nichthämophilie einwandfreie Wirkung des Clauden- 
pulvers auf. blutende Wunden, seine Wirksamkeit bei Gabe per os 
und bei parenteraler Einverleibung sind bekannt und verdienen 
nach meiner Erfahrung lehrbuchmäßige Anerkennung. 
Über Wirkung bei echter Bluterkrankheit liegen nicht viele Er- 
fahrungen, soweit ich sehe, vor; ‚einige Stomatologen loben seine 
örtliche Anwendung; auch innere Gaben sollen wirksam sein. 
Theoretisch ist die Überlegenheit des Claudens über die bis 1919 
bekannten Styptika durch Schmerz und Wischo festgelegt. 

Ich sah bisher 3 Fälle von echter Hämophilie; zu dem ersten 
wurde ich in extremis gerufen und wurde an rationellen Behandlungs- 
versuchen durch äußere Momente gehindert; der. 2. betraf eine 
offenbar leichte, wenngleich notorisch sichere Form bei einem Er- 


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*) Auf Heranziehung der Literatur wurde verzichtet; Clauden 
wurde ihr zufolge intravenös beiHämophilie noch nicht angewendet. 


das Sorgenkind der Eltern, die über die Krankheit genau Bescheid wissen; 


bekannte Fol 
' Blutungen sin 


‘sicher verhindert werden. 


' Zungenbändchens mit: einer Eierschale,. die ohne Unterbrechung bis zu 
dem Tage geblut 


‚ Schläfrigkeit; bei Aufsitzen erfolgt mehrmals starker Brechreiz, der auf 
'Horizontallage sich legt. Blutdruck 50—60 mm Hg. Die kleine Ver = 


= 


1836 1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.52 = —— — 2% Dezember 
angewärmt sein muß. Auf die völlige Alkalifreiheit muß strengstens | wachsenen, der auf Kaustik ‚und innere Kalkbeh ndlung ansprach, 

= geachtet werden, da das Optochin. hydrochloric. in alkalihaltiger. | den ich dann später leider aus den Augen verlor. Der 3. zu be 
- Flüssigkeit ausfällt und dadurch unwirksam wird. Die Injektion ist | schreibende Fall ist folgender: EEE 
langsam auszuführen, um plötzliche Druckschwankungen ‘zu ver-' BR. S., 7jähr. Junge, als Bluter bekannt, 7 
meiden. tt fi GR Anamnese: Bruder der Mutter notorischer Bluter, an den Folgen 
Anmerkung bei der Korrektur: Inzwischen erschien in | Seiner Anomalie gestorben. Über Vorliegen in der Aszendenz leiden 


nichts Sicheres zu erfahren; der Großvater mütterlicherseits lebt aber 
Der Junge selber, ein aufgeweckter, lebhaiter Knabe, ist seit Jahren 


wiederholt schon erfolgten schwere. Ausblutungen aus’dem bekannten 
minimalen Anlaß heraus; :im rechten Ellenbogengelenk besteht als 
e wiederholten Hämarthros: Versteilung." Gegen die 

d) zum Teil von autoritativer Seite, alle möglichen Mittel 
fallweise verwendet worden,. wobei nicht- geleugnet wird, daß nach 
schwerstem Allgemeinzustande bisher noch jedesmal Heilung oriolgt ii 
Durch peinliche Behütung des Jungen können Rücktälle bisher "nicht 
So ist es auch jetzt: es 


Etwa Mitte November 1923 erfolgte eine kleine Verletzung des 
et hatte, als ich: den Patienten zuerst sah, am Eh 


D. Oktober. $ ; a m Et? a 

= Befund: Schmächtiger, geistig sehr agiler Junge, sieht völlig 
ausgeblutet aus; starke akute Entkräftung; Puls 140, nicht ganz f 
mäßig, hin und wieder nicht zu fühlen; es besteht hochgradige 


letzungsstelle am Frenulum linguae mit lockeren weißlichen Koageln 
bedeckt, die Blutung steht gerade. Es wird daher an der Wunde nichts = 
gerührt. Da wegen des Allgemeinzustandes. dringend vorgeschlagene 
Krankenhausbehandlung.. aus finanziellen "Gründen abgelehnt wird, = 
kommen zur Zeit nur verhütende Maßnahmen in Frage. Es wird daher 
eine 2,5%oige Aufschwemmung von Clauden in 10/,, Suprarenin — = 
eine Kombination, die sich nach meinen Erfahrungen in der Rhinolopie 
bewährte — zur örtlichen Behandlung mitgegeben, außerdem soll 
Patient Claudenemulsion innerlich in großen Dosen nehmen = 
8.. Oktober. Obwohl seit dem 6. Oktober, den angewandten Maß = 
nahmen zum Trotz, wieder andauerndes Nachsickern von Blut‘ einge- 
treten ist, hat man mich nicht benachrichtigt. Tch. finde den Jungen 
förmlich im blutigen‘ Bette schwimmend; ‘der Allgemeinzustand ist 
ähnlich, der Blutdruck 40 mm, der Puls kaum fühlbar, Nach Angabe 
der Mutter hat. Patient viel Blut erbrochen, der Stuhl ist schon seit 
vielen Tagen schwarz. Aufnahme in Krankenhausbehandlung, ‚Örtlicher 
Befund wie am 5., Oktober. | Seeon 
Behandlung: Mehrfache Galvanokaustik, der blutenden Stellet 
nach Kokain ohne Erfolg; offensichtlich. hat auch das Suprarenin keine = 
Wirkung. Wegen des schweren Verblutungszustandes kommt meines 
Erachtens nur ein intravenöses Verfahren in Betracht; in Aussicht ge 
nommen wird zunächst die Anwendung von Clauden; in 2. Linie yon 
Hämosistan, in 3. die indirekte Bluttransfusion. Nach vorsichtigem” = 
Vorspritzen von 0,5 ccm der 2,5 % iger Olaudenkochsalzauischwemmung® 
in die Vene, die keine Reaktion auslöst, wird eine ganze Spritze nach“ 
gegeben (10 cem). Um die Wirkung: protrahierter zu gestalten, werden” 
in gleicher Sitzung 10 cem derselben „Lösung“ intraglutäal gegeben. = 
Außerdem Kopfhochlagerung, warme Flaschen an die Beine; Flüssigkeits 
zufuhr und Herzmittel werden vermieden. À 7 
| Nach 1/, Stunde ab intravenöser Gabe steht die Blutung. “Pro 
laktisch wird über Nacht Claudenlösung: teelöffelweise per 
9. Oktober. In der Nacht ist Nachblutung nicht erf 
hat seinen schweren Schock überstanden. Im Morgenstuhl massenhaft 
"schwarzes Blut. Gegen 11.Uhr vormittags leichtes Sickern ‚aus der 
"Wunde, das auf lokale Olaudenapplikation prompt steht; im Laufe dest 
Tages tritt eine Blutung nicht mehr ein, zumal auch absolute Mund 
ruhe bewahrt wird. Abends tritt bei der ersten Essensaufnahme wieder i 
etwas Blutung ein, daher wird vor der Nacht nochmals prophylaktisch 
20 cem Claudenemulsion intravenös- gegeben. Bun. 
10. Oktober. Keine Blutung mehr, Stuhl nicht mehr schwarz. 
"Leichte Fieberreaktion; eine Proteinhyperpyrexie ist bisher nicht aut 
getreten; im Urin kein Eiweiß. | 2 
12. Oktober. Zunehmend Besserung des Allgemeinbefindens, der 
Herztätigkeit usw. Keine Blutung mehr; Wunde granuliert. Die beob= 
achtete Mundruhe und Diät wird heute abgesetzt. "SE 
14. Oktober. Patient-wird, zwar noch etwas 
Wege der Besserung, entlassen, da die Wunde verh 
‚Hause ausreichende Pflegemöglichkeit. | 
Nach 8 Tagen ist.der Junge, wie ich erfuhr, : 
gegangen; die völlige Wiederherstellung dauerte noch einige Wochen. 
Derselbe Junge wurde mir im Mai 1924 zugeführt wegen Rück- 
falls. Er hatte auf dem Nasenrücken ein Blütchen nach Kinderau= 
wegzukratzen gesucht, daran hatte sich eine 10tägige ZU: ange 
schlossen, die in der bekannten Weise durch stetiges geringes röpieln 
zu einem fast derartigen Ausblutungszustande geführt hatte ‚wie m 
- Vorjahre. MAT, ; An $ 
25. Mai. 24. Wird heute gebracht; seit heute morgen S 
3 Taschentücher völlig mit Blut durchtränkt worden; es blutet unen 
‚ aulgelegter Watte sickernd einher.: Suprarenin und laudenbrei hellen 
‚ örtlich in keiner Weise; ich gehe daher‘ gleich zur intravenösen Ülauden 
anwend über, wobei mir aber das neuere Präparat, das emè gar 


pae 
os gegeben. 
olgt; Patient 


- 


blaß, aber auf dem 
eilt ist; er hat mi 


wieder in die Schule 


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i 28. Dezember 


1924 — MEDIZINISOHE KLINIK — Nr. 52. 


‚1837 


+ . 


Lösung in Ampullen darstellt, zur Verfügung steht. Binnen einer 
ı/, Stunde nach Gabe von 5 ccm ist die Blutung bei einfacher Watte- 
bedeckung so gering, daß ich Patienten nach Hause senden kann; die 
Blutung hat dann völlig gestanden, so daß am nächsten Tage der Junge 
wieder herumlief; gesehen habe ich ihn dann nach einigen Tagen ganz 
munter auf der Straße. | 

Bemerkenswert und die Bekanntgabe rechtfertigend, erscheint 
mir der Fall aus folgenden Gründen: 

1. Es handelte sich um echte vererbbare „generalisierte“ 
Hämophilie. OE 

2. Sie verlief gewohnheitsmäßig jedesmal schwer, wie dies ja 
bei der Bluterkrankheit der Kinder die Regel ist. | | 

3. Die intravenöse Claudenanwendung wirkte das erste Mal 
absolut prompt; üble Nebenwirkungen kamen dem Präparat nicht 
zu, obwohl es sich um die Emulsion handelte. A | 

4. In einem Rückfall, der weniger schwer bzw. fortgeschritten 
‚war, wirkte allein Claudenlösung intravenös absolut sicher wie im 
Experiment, ohne daß Nebenwirkungen aufgefallen wären. 
= ö. Infolge dieses Erfolges wurde die Anwendung der anderen 

bereitgehaltenen Mittel beide Male unnötig. 

Ich glaube, ein unbefangener Beurteiler des Falles wird sich 
des Eindrucks nicht erwehren können, daß. hier ein kurativer 
Kausalzusammenhang zwischen Clauden und Hämophilie bestand. 


Das leicht zugängliche Mittel verdient also intravenöse Anwendung | 


in analogen Fällen. 


Die Behandlung der Hämorrhoiden mit Posterisan. 
Von San.-Rat Dr. Rubens in Gelsenkirchen. 


Die zur Beseitigung der Hämorrhoiden und ihrer Folgezustände 
angewandten Salben und Zäpfchen bestehen zumeist aus Medika- 
menten adstringierenden und anämisierenden Inhalts, in der Regel 


Bismut- und Nebennierenpräparaten mit Zusatz von: Menthol oder 
Anästhesin. Das Posterisan, hergestellt von Dr. Kade in Berlin SO 26, 


will auf kausalem Wege das Leiden beheben; es ist eine Vakzine . 


aus dem Bacterium coli, welches wohl hauptsächlich die Entzündungs- 
erscheinungen bei den Hämorrhoiden verursacht. | 


Ein schwerer durch Posterisan in kurzer Zeit geheilter Fall 


veranlaßt mich, die Aufmerksamkeit der Kollegen auf dieses Präparat 
zu lenken und zur Nachprüfung zu veranlassen. | 


Es handelte sich um einen 58 Jahre alten Kranken, der seit 


mehreren Monaten an heftigen Beschwerden infolge innerer Hämorrhoiden 
litt. Namentlich nach den Mahlzeiten trat in der Analgegend ein Ge- 
fühl starker Spannung verbunden mit Jucken und Brennen auf. ‘Nach 
Don Stuhlgang entleerte sich Blut, zeitweilig mit Schleim vermischt. 

a der Kranke abmagerte, so war der Verdacht eines beginnenden 


Karzinoms nicht von der Hand zu weisen, der sich jedoch glücklicher- 


weise, wie der weitere Verlauf zeigte, nicht bestätigte. Die Ent- 


zündung der Mastdarmschleimhaut wurde so stark, daB das ständig. 


sich absondernde Sekret ein äusgedehntes, hartnäckiges Ekzem der 


ponpen Analgegend hervorrief. Die Nachtruhe des Kranken war er- j 
eblich gestört. Alle gebräuchlichen Hämorrhoidalsalben und Zäpfchen 


wurden angewandt, für gleichmäßige Stuhlentleerung gesorgt, strenge 


Diät verordnet, alles ohne Erfolg. Da versuchte ich schließlich ` 
Posterisansalbe und Zäpfchen. Ich ließ nach jedesmaliger Stuhlent-- 


leerung mit einem Seifenläppchen die herausgepreßten ämorrhoiden 


reinigen und mit der Salbe kräftig einreiben und alsdann ein Zäpfchen 


einführen. Der Erfolg war geradezu verblüffend. Nach achttägiger . 


Anwendung war völlige Heilung erzielt. Die blutigen Absonderungen 
hörten bereits am dritten Tage auf und sind nicht wieder aufgetreten. 


Nach mehrmaligen Einreibungen war das Brennen und Jucken ver- 


schwunden. Die Nachtruhe wurde nicht mehr gestört. Der Kranke 
gab später an, daß hin und wieder mal namentlich nach opulentem 

ahl ein leichtes Brennen und etwas Juckgefühl auftrat; dann genügte 
aber eine einmalige Einreibung mit Posterisansalbe zur Beseitigung 
der Beschwerden. | | 


Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. 


Aus der Il. Chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses 
im Friedrichshain in Berlin (Dirig. Arzt: Prof. Dr. Katzenstein). 


Untersuchungen über die Elastizität des Samenleiters 
und der im Samenstrang verlaufenden Gefäße. 


(Beitrag zur Frage der operativen Behandlung des 
| 'Kryptorchismus.) l 


Von Dr. K. Fecher, Assistenzarzt. 


Verpflanzt man operativ den im Leistenkanal zurückgebliebenen 


Leistenhoden in das ihm gehörige Hodenfach, so bleibt er gewöhn- 


‚lich daselbst nicht liegen, sondern zieht sich bis zum Leistenkanal 
wieder zurück und wird durch den Zug, der von den Samenstrang- 
gebilden aus geht und durch die Unmöglichkeit diesem Zug zu 
folgen, weil der Leistenring operativ geschlossen ist, meist atrophisch. 
Um dies zu vermeiden, hat Hahn ein Verfahren angegeben, den 
Hoden durch eine Öffnung im Skrotum nach außen zu führen. Meau- 
claire (8) hat empfohlen, den Hoden in das andere Hodenfach zu ver- 
pflanzen. | | 
Mignon (9) und neuerdings Anschütz durchtrennen die Ge- 
fäße des Samenstranges in der Meinung, daß in ihnen die Kraft ge- 
legen ist, die das nach unten verpflanzte Organ "wieder zurückzieht. 
(Küttner (4) hat seine auf dem Kongreß ausgesprochene Ansicht über 


die Zweckmäßigkeit der Durchschneidung der Samenstranggefäße später | 


korrigiert.) | | TR | 
Katzenstein (1) hat 1902 ein Verfahren angegeben, bei dem 


der zu kurze Samenstrang durch eine vorübergehende Vernähung des 


Hodens am Oberschenkel -allmählich gedehnt wird. Hat die Spannung 
des Samenstranges nachgelassen, so wird der Hoden vom Oberschenkel 
wieder gelöst und bleibt alsdann am Grunde seines Hodenfaches liegen. 
. Die Frage, ob die Samenstranggefäße, wie Mignon und andere 
annehmen, die Ursache für das Mißlingen der Leistenhodenoperation, 
oder ob es die mangelnde Dehnbarkeit des Vas deferens ist, soll durch 

physikalische Untersuchungen im Folgenden entschieden. werden. 
Zur graphischen Darstellung der Elastizitätsverhältnisse dieser 


Gebilde wurde das Eymogra hion benutzt, dessen Aufzeichnungen in | 


Form von Kurven und Tabellen hier vorliegen. Es wurde. Wert dar- 
auf gelegt, den Samenleiter und ebenso die Vasa spermatica möglichst 
sauber zu präparieren und, von allem anhaftenden Fett, Bindegewebe 
und Nervchen zu befreien. Die Länge dieser Gebilde wurde stets 
leichgroß genommen, durchschnittlich je 10.cm, um die: Ergebnisse 
er Untersuchung miteinander vergleichen zu können. Das Material 


\ 


entstammt Leichen verschiedenen Alters; wie bereits früher gezeigt, 
läßt auch Leichenmaterial sichere Rückschlüsse auf die elastischen 
Eigenschaften der lebenden Objekte zu. 2 


Wenn im Nachfolgenden von „Elastizität“ gesprochen wird, so 


ist, falls nicht ausdrücklich vermerkt, stets der physikalische Begriff - 


der Elastizität zugrunde gelegt. Für die ‚praktischen Ergebnisse der 


Untersuchungen ist der Ausfall der sogenannten „elastischen Voll- 


kommenheit“ von ausschlaggebender Bedeutung; ich werde am Schlusse 
noch des näheren darauf hinweisen. 


Untersuchungsergebnisse. 
Die Untersuchungen erstrecken sich auf ein Material von 5 Fällen 


Tabelle 1. 


3 Monate altes Kind. Verarbeitet 23. Mai 1924, 24 Std. p. m. 
= Samenleiter. Belastung 2g 5g 10g 20g 50g 
nz Elastische Verschiebung 1,3 3,3 5,3 84 142 mm 
Länge: 40 Cm Blast, Vollkommenheit — 04 06 14 1,9 
f 5 Elastizitätsgrenze zwischen 2 und 5g . 
Gefäße. Belastung 2g 5g 10g.20g 50g 
EENS Elastische Verschiebung 1,8 4,4 83 11,7 24,1 mm 
Länge: 6m Blast, Vollkommenheit 0,1 1,4 27 8,7 11,0 
: E & Elastizitätsgrenze unter 2 g | 


‚Die Deutung der Tabelle ist einfach; ‘ohne weiteres ist die 


viel schlechtere Elastizität der Gefäße aus den einzelnen elastischen 


Verschiebungen ersichtlich. Bei einer Belastung von 50 g zum Bei- 
‘spiel ergibt sich bei den Gefäßen eine nahezu doppelt so schlechte 
Elastizität wie bei dem Samenstrang (14,2 mm Ausschlag gegen 


24,1 mm). Auch die elastische Vollkommenheit ist sehr schlecht, 
ja noch schlechter; das heißt im gewöhnlichen Sprachgebrauch; die 
Gefäße sind bei dem untersuchten Kind ganz außerordentlich nach- 
giebig und können weit mehr gedehnt werden als der Samenstrang; 
anders ausgedrückt: „die Gefäße besitzen sehr viel, weniger innere 


| Kräfte, die sie befähigen, äußeren Kräften, die ihren natürlichen 


Zustand verändern, einen Widerstand entgegenzusetzen, als der 
Samenstrang“. Das Ergebnis war angesichts des histologischen 


-Aufbaues der untersuchten Objekte durchaus zu erwarten; während 
beim. Samenstrang außer der fibrösen Adventitia eine sehr starke 


Muskulatur (insbesondere der Längsmuskulatur) vorhanden ist, ist 


der Aufbau der entsprechenden Gefäße viel zarter und schwächer | 
und auch bei Anwesenheit vieler elastischer Fasern viel delinbarer. 


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‘auf Tabelle 1. Insbesondere steht der guten elastischen Vollkommen- 
' heit des Samenleiters eine auffallend schlechte der Gefäße gegenüber. 


Gew.: 1200 mg 


| 1994 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.52. n 


f f , 


„Io © o. mmm: 


i Ping: graphische Darstellung. in Kurvenform -bringt die vor- Gefäße. Belastung. 2g.5g 10g Wg 50g 
liegende a i 2 , Elastische Verschiebung 6,3 12,6 20,7 27,5 395 
4 | | Kurve 1. E u Eee Elast. Vollkommenheit 1,0 17 35 46 67 re 
Saomenleiter | | | 


1 Blastizitätsgrenze unter 2 g 


Die Kurvendarstellung der Tabelle 3 ergibt ein klares und 
eindrucksvolles Bild. | 


` 


Kurve 3. 


| Samenleiter 


yr 


gr — 


gr ar 


Bei dem Material der folgenden Tabelle 2, das von einem 
erwachsenen Manne kommt, sind die Elastizitätsverhältnisse besser 
als bei dem 8 Monate alten Kind. Hier ist auch die Differenz in 
der Elastizität des Samenleiters und der Gefäße noch markanter als 


| Tabelle 2. - Ä E 
45jähriger Mann. Verarbeitet 22. Mai 1924, 48 Std. p. m. 
= Samenleiter. Belastung 2g 5g 10g 20g 50g 
Elastische Verschiebung 2,1 5,8 83 13,6 23,0 mm 
Elast. Vollkommenheit — — — 2, i 
Elastizitätsgrenze zwischen 10 und 20 g 
. Gefäße. Belastung 2g. 5g i0g 20g 50g 
Elastische Verschiebung 5,0 10,1 16,0 23,0 34,4 mm 
Elast. Vollkommenheit 14 27 32 44 
Elastizitätsgrenze unter 2 g | 


Sog — 


Tabelle 5. 


Das Material dieser letzten Tabelle stammt von einem älteren 
Manne mit starker Arteriosklerose. Demgemäß ist das Bild der Elasti- 
zitätsverhältnisse nicht so deutlich zuungunsten der Gefäße verschoben 
wie auf den vorhergehenden Kurven. ‘Indes. auch hier ist der Unter- 
schied vorhanden, wie die beigegebene Kurve deutlich zeigt. 


. '57jähriger Mann. Verarbeitet 19. Mai 1924, 48 Std. p. m. 


Samenleiter. Belastung 2g 5g 10g 205 ö0g 
Elastische Verschiebung 2,7 55 9,6 14,3 29,5 mm 
Elast. Vollkommenheit 05 08 11 24 34 
Elastizitätsgrenze unter 2 g 


Größe: 12 cm 
Gew.: 600 mg 


Größe: 12 cm 


9 


In Kurvenform drücken sich die Elastizitätsverhältnisse hier. 
wie folgt aus: | | | 


Kurve 2. 


Länge: 10 cm 
Gew:: 700 mg 


| Jamenleifer 


I | Gefäße. Belastung 2g 5g 10g Wg 50g 
9 Länge: 10 s Elastische Verschiebung 5,6 -9,5 14,2 21,5 33,8 mm. 
E Gew: 1950 m Elast. Vollikommenheit — — 09 18 32 
i = 5 RHlastizitätsgrenze zwischen 5 und 10g 
I ~ IE Aus diesen Untersuchungen ergibt sich, daß das Hindernis 
beim Herabholen des Hodens nicht in den Gefäßen des Samen- 
stranges, sondern im Vas deferens gelegen ist und daß die mangelnde - 
= Dehnbarkeit des Vas deferens die Ursache für die Mißerlolge der 
Gefässe Operation ist. 


Es muß daher das Bestreben der Kryptorchismusoperation sein, 
das zu kurze und schwer dehnbare Vas deferens allmählich auszu- 
dehnen, während ‘die von Mignon, Anschütz und anderen emp- 
fohlene Durchschneidung der Samenstranggefäße als nicht physio- 

' logisch und als unzweckmäßig abzulehnen ist. 


Zusammenfassend kann über die Ergebnisse der aus- 
geführten Untersuchungen gesagt werden: 
| Die elastischen Eigenschaften der am Samenstrang 
verlaufenden Gefäße sind viel schlechter als die des 
Samenleiters. Daß diese Tatsache bei älteren Individuen 


Hg — 


Die Tabellen 3 und 4 bestätigen nur ausdrücklich die bereits 
gemachten Wahrnehmungen; das Material der linken Seite ist hier 
von schlechterer Elastizität als das der rechten Seite. Die elastische 


Vollkommenheit der Samenleiter ist ausgezeichnet, rechts noch besser nicht so deutlich in Erscheinung tritt, ist praktisch ohne 
als links, die der Gefäße ist schlecht. ` ni Bedeutung. | | 

Ä -Die starke Differenz der elastischen Eigenschaften 
Rechts - Tabelle 3. 


der genannten Gebilde erstreckt sich nicht nur auf die 
elastische Ausdehnung bei Belastung, sondern auch be- 
‘sonders auf die Werte der elastischen Vollkommenheil. 
Anders ausgedrückt: Die Gefäße des Samenstrangs sind 


‚bedeutend dehnbarer (trotz größeren Eigengewichtes) als 
der Samenleiter.: | 


41jähriger Mann. Verarbeitet 21. Mai 1924, 48 Std. p. m. 
Samenleiter. Belastung 2g ög 10g 20g 50g 
Elastische Verschiebung 2,0 4,8 80 12,3 20,0 mm 
Elast. Vollkommenhet — — —- — — 
Elastizitätsgrenze - jenseits von 50 g 

Gefäße. Belastung 2g 5g: 10g 20g 50g 
Elastische Verschiebung. 6,5 13,8 20,0. 28,8 38,0 mm 


Länge: 10 cm 
Gew.: 650 mg 


| Literatur: 1. Katzenstein, D. m W. 1902,:Nr. 52; B. kl. W. 1905; Ver 
Länge: 10 cm 


hand). d. D. Gesellsch. f. Chir. 1904 u. 1910. — 2. Longard, Zur Operation der Retento 
Elast. Vollkommenheit 13 21 39 5,2 10,0 testis, Zbl. £. Chir.1908, Nr.8. — 3. H. D. B eran , Beitrag zur chirurgischen Behandllang 
Gew.: 1600 mg 'Elastizitätsgrenze unter 2 g des nicht herabgestiegenen Hodens. Arch, f. klin. Chir. 1904, Bd. 72. — 4 Küttaer 
; i i Die Operation der hohen Retentio testis mit Durchschneidung der Samenstranß‘ 
Links Tabelle 4. 


geläße. Verhandl. d. D, Gesellsch. f. Chir. 1920; Zbl f. Chir. 1921. — 5. Anschäts, 
Verhanäl. d. D. Gesellsch. £ Chir, 1920. — 6. Triepel, Einführung in die phys 
. kalische, Anatomie. — 7. Fecher u.-Katzenstein, Über die Elastizität der 
Ligamente und Kapselteile des menschlichen Kniegelenks. Langenbecks Arch. = 
8. Meauclaire, Greffes et Transplantation du testicule ete. Annal. des maladies 
des org. gön.-urin. 1902, Nr. 9. — 9, Mignon, Traitement de l’ectopie testionlaire 


par la section de tous les vaisseaux du cordon spermatique. Bull. et mémoires db 
‚soc. de chir. Séance du 2 juillet 1902, S. 752, 


4ijähriger Mann. Verarbeitet 21. Mai 1924, 48 Std. p. m. 
Samenleiter. Belastung 2g 5g i0g 20g 50g 


Elastische Verschiebung 32 6,8 10,7 15,0 25,8 mm 
Elast. Vollkommenheit — 01 11 18 21 
Elastizitätsgrenze zwischen 2 und 5g 


Länge: 10 cm 
Gew.:: 530 mg 


CE en? 


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. 98, Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 52. | 0.1839 


Aus der Praxis für die Praxis. 


Geburtshilfliches Brevier. 
Von Dr. Franz Eberhart, Frauenarzt, Baden-Baden. 


| u (Fortsetzung aus Nr. 51.) 
I. Beckenausgangszange. 1. Das Hinterhaupt ist nach 


vorne rotiert, Pfeilnaht im geraden Durchmesser des 


Beckenausgangs stehend: die Zange wird an den Endpunkten 
eines queren Beckendurchmessers und in der Richtung 
des mento-oceipitalen Durchmessers über die Seiten- 
fläche des Schädels angelegt. Der Kopf wird mit dem 


: Planum suboceipito-frontale entwickelt. Ich setze das Ein- 


führen der Löffel’ als bekannt voraus. Sich einklemmende Haare, 
falls nicht rasiert wurde, sind zu beseitigen, ebenso Hautfalten. 


' Darauf sorgt man: für Herstellung a) der Korrespondenz der Löffel 


durch Emporschieben des weniger hoch eingeführten Blattes; b) Par- 
allelismus der Griffe durch Druck mit dem Daumen auf die Vor- 
sprünge, während 4 Finger die Griffe umfassen oder Rotationen 
auf dem Fleck (Rotationen des einen Blattes um. seine Längsachse), 
Durch diese Manipulation und starkes Senken der Griffe wird die 
Zange geschlossen. Steht der Kopf noch nicht ganz auf dem 
Beckenboden, so müssen die Griffe noch ‚weiter unter der Hori- 
zontalen gesenkt werden. Man spricht von „Werfen“ der Zange, 
wenn sich die Schloßteile der Griffe nicht entsprechen. Hat sich 
ein Blatt „geworfen“, das heißt um seine Längsachse gedreht, so 
muß es unter Überwachung der anderen Hand etwas zurückgezogen 
und dann richtig am Kopfe vorgeschoben werden. Meist „wirft“ 
sich die Zange, wenn die Pfeilnaht noch nicht vollkommen im 
geraden Durchmesser des Beckens steht. „Wirlt“ sich die Zange 
bedeutend, ist Entfernen und erneutes Anlegen nötig. Beim Heraus- 
ziehen des Kopfes legt man Zeige- und Mittelfinger der rechten 
Hand über die Vorsprünge und umgreift die Griffe quer von oben 
mit der linken Hand. Darauf zieht man so lange nach ab- 
wärts und nach hinten, bis das Subocciput unter der Sym- 
physe erscheint, und die kleine Fontanelle nahezu in 
einer Verbindungslinie zwischen beiden Sitzbeinhöckern 
steht. Dann werden die Griffe langsam gehoben, wobei der Ope- 


'rateur zur Seite treten kann, die freie Hand schützt den Damm. 


Bei den Traktionen ahme man die Wehen nach, nur dringende 
Lebensgefahr erfordert rasche Extraktion. Plötzlicher Durchtritt des 
Kopfes während der Wehe oder infolge von Preßbewegungen der 
Kreißenden. ist zu verhüten. Vorzeitiges Erheben der Griffe kann 
die Harnröhre schädigen, zuspätes Erheben den Damm. Vorzeitiges 
Abnehmen ist zu widerraten. Leichte Rotations- und Pendelbewe- 
gungen darf nur der Geübte machen. Ob man die Zange ab- 
nehmen soll, sobald das Vorderhaupt entwickeltist, oder 
in derselben entwickeln soll, wird wohl gleich bleiben, 
wenn alles langsam geschieht. Einige Autoren empfehlen zwar 


in schwierigen Fällen die Zange abzunehmen und mit dem Rit- 


genschen Handgriff den Kopf zu entwickeln. Man geht dann mit 
dem Zeigefinger der linken Hand ins Rectum, hakt am Kinn an 
und entwickelt so langsam den Kopf. Man kann dabei auch noch 
einen seitlichen Einschnitt machen, falls der Damm zu rigide ist. 
Sind die Löffel noch teilweise in der Scheide, so wird jeder Löffel 


einzeln abgenommen. Mittelfinger und Daumen greifen zwischen _ 


Löffel und Griff, um das Schloß zu lüften, dann werden die Blätter 
so abgenommen wie eingeführt. Befinden sich die Löffel außerhalb 
der Scheide, so geschieht die Abnahme mit einer Hand (die andere 
stützt den Kopf) durch Einlegen eines Fingers vor das Schloß und 
Herabdrücken bzw. Herüberziehen der gespreizten Löffel über den 
Kopf. Ich muß noch erwähnen, daß es sich empfiehlt von Zeit zu 
Zeit die Zange etwas zu lüften, um Hirndruck zu vermeiden. Rohe 
Gewalt soll man nie anwenden, da man zu große Verletzungen 


machen kann. Ich möchte noch bemerken, daß sich gelegentlich . 


ein Ohr im Fenster eines Löffels fangen kann und beim unvorsich- 
tigen und zu raschen Herausnehmen eines Löffels abgerissen werden 
kann, was auch schon vorgekommen sein soll. Auch hier gedenke 
man des Ausspruchs: „komm den Frauen zart entgegen“. . Ich habe 
Fälle gesehen, wo durch zu rasches Entwickeln des Kopfes hoch 
in den Mastdarm gehende Risse entstanden sind. Eine zur rechten 
Zeit gemachte seitliche Inzision hätte sie verhüten können. 

| Zange am schrägstehenden Kopf. Steht die Pfeil- 
naht nichtim geraden Beckendurchmesser, sondern schräg, 
infolge dessen auch die kleine Fontanelle mehr seitlich, je nach- 


dem bei Sch. L.I mehr links seitlich oder Sch. L. II mehr rechts 


seitlich, muß die Zange im schrägen Beckendurchmesser 
liegen, also bei Sch. L. I der linke Löffel links hinten, der rechte 
rechts vorne. Bei dieser Anlegung muß der rechte Löffel 
von rechts hinten nach rechts vorne gebracht werden, 
er muß „wandern“. Nach Schluß der Zange wird durch eine 
drehende Bewegung die Pfeilnaht in den geraden Durchmesser ge- 
bracht, dann, wie zuerst angegeben, extrahiert. Bei Sch. L. Il muß 
der linke Löffel „wandern“. Man merke sich, daß die Konkavität 
der Zangenlöffel stets nach dem Teil sehen muß, der nach vorne 
unter die Symphyse gedreht werden soll. 

II. Zange bei Vorderhauptslage. Ist das Occiput nach hinten 
rotiert, steht die große Fontanelle in der Führungslinie, so operiere 
auch hier nur bei strenger Indikation. 

1. Extraktion in Vorderscheitellage. Die Zange liegt, 
wenn die Pfeilnaht in dem geraden Beckendurchmesser steht, im 
queren Durchmesser des Beckens; steht die Pfeilnaht in einem 
schrägen Durchmesser, so liegt die Zange im entgegengesetzten 
schrägen Durchmesser. Man kann es sich auch so merken, daß die 
Konkavität der Löffel nach dem Teil gerichtet sein muß, der (hier 
die große Fontanelle) nach vorne gebracht werden soll. Die Zug- 
richtung geht wenig unter der Horizontalen bis die Tubera fron- 
talia unter dem Schambogen erscheinen, jetzt wird unter Hebung 
der Griffe und Zug nach vorne und oben das Hinterhaupt über den 
Damm gehoben und zum Schluß durch starkes Senken der Griffe, 
das Gesicht entwickelt. Da hier der fronto-occipitale Durch- 
messer die Rima passiert, also das große Planum fronto-ocei- 
pitale, mache man stets zur Vermeidung eines kompletten Damm- 
risses, besonders bei Iparae, eine Scheidendamminzision. 

2. Die Extraktion nach Lange wird jetzt meist nicht 
mehr geübt, dagegen empfiehlt sich: 


3. Das doppelte Anlegen der Zange nach Scanzoni, 


wodurch die Vorderhauptslage in eine Hinterhauptslage verwandelt 
wird. Die Zange wird zunächst wie gewöhnlich im umgekehrten 
schrägen Durchmesser des Beckens angelegt. Nun wird aber 
nicht gezogen, sondern die Zange nach dem geraden 
Beckendurchmesser zu gedreht, bis die Pfeilnaht wenigstens 
quer verläuft. Dann wird die Zange von neuem wie bei 
tiefem Querstand angelegt. Die Zange liegt also a) im rechten 
schrägen Durchmesser, nach der Rotation b) im geraden Durch- 
messer, nach der Neuanlegung c) im linken schrägen Durchmesser, 
alles gültig für das Occiput links hinten. Wer nicht sehr 
erfahren in der Technik ist und zu beurteilen versteht, ob der Kopf 
sich leicht drehen läßt, stehe lieber davon ab, da sonst durch zu 
foreierte Drehungsversuche große Scheidenverletzungen entstehen 
könnten. Man bedenke stets, daß die Stellungsverbesserung nach 
Scanzoni das eingreifendere Verfahren ist, und mache deshalb der 
weniger Geübte die Extraktion in Vorderscheitellage; trotz alledem 
kann es aber auch einmal vorkommen, daß es mit der Methode von 
Scanzoni leichter gelingt das Kind zu extrahieren als in Vorder- 
scheitellage. Es kann auch einmal der Fall sein, daß die ein- 


geführte Hand mit Leichtigkeit eine Stellungsänderung des Kopfes _ 


aus dem Querstand bewirkt, dann hat man für die Anlegung der 
Zange die günstigere Schädelstellung. Durch äußere und innere 
Handgriffe ist dieses Verfahren von Fehling angegeben worden. 
III. Zange bei Gesichtslage. Der Kopf muß tief stehen, das 
Kinn nach vorne rotiert sein, die Gesichtslänge also annähernd im 
geraden Durchmesser verlaufen. Man zieht, ohne die Griffe allzu 
stark zu senken — eher muß man sie erheben, weil sich sonst die 
Löffelspitzen in den Hals des Kindes einbohren könnten — in der 
Richtung nach vorne und unten, bis die vordere Trachealgegend 
unter der Symphyse erscheint. Nachdem so das Kind unter dem 
Schambogen hervorgetreten ist, hebt man allmählich die Griffe, um 
Stirn, Scheitel und Hinterhaupt über den Damm zu entwickeln. 
Für das hochstehende Gesicht paßt die Nägelsche Zange nicht 
(Hals gedrückt, Drehung des Kindes gehindert), hier ist die Wen- 
dung am Platze, so lange der vorliegende Teil noch beweglich und 
Umdrehung ohne Uterusruptur zu machen ist. Ist das Kinn nach 
hintenstehend, ist die Zangenanlegung kontraindiziert. 
Eine Extraktion ist speziell bei nach hinten gerichtetem Kinn un- 
möglich, hier ist bei dringender Indikation zu perforieren. Das 
Planum trachelo-parietale posticum (occipitale) passiert 
die Rima. Stemmgegend: Luftröhre. Zange liegt entlang dem 


‘Diameter mento-oceipitalis. Umwandlung von Gesichts- in Hinter- 


hauptslage siehe dieses Kapitel. (Fortsetzung folgt. 


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L’actinotherapia 1922, S. 270. — A. Mayer, Mschr. f Geb. u. Gyn. Ba. 67, S.802; Zbl. £ 
Gyn. 1922, Nr. 39, — Mertens, D. Zschr. f. Chir. Bd. 179, S. 216. — Mills and Kimbrough, 
Amer, journ. of Röntgen. and Radiumtherapy 1923, S. 148, — H. 0. Neumann, Arch, 
f. Gyn. Bd. 122, S. 739. — Neumann, Sluys und Coryn, Congrès de Bordeaux, 1923. — 


. Nicolich, Policlinico 1923. — Nystroem, vergl Fibiger, Zschr. f. Krebsit Bd.2), 8.187. — 


Ochsner, Radiology 1923. — Opitz, Strahlentherapie Bd. 15, S. 750. — Parès, Kongreß 
von Montpellier 1922. — Perthes, D.m.W. 1904, Nr. 17 u. 18. — Petzold, Zsohr. f. Krebst 
Bd. 19, S. 245. — Pribram, Zschr. f. Geb. Bd 88, S. 184. — Quick, Amer. journ. of 
Röntgen. 1921. — Rahm, Beitr. z. klin. Chir. Bd. 131, S. 716. — Begaud, Koux-Berger, 
Cesbron, Coutard, Monod, Richard, Journ. de rad, et d’ölectr. 1923. — Rieschelmann, 
B.kLW. 1902, Nr. 831. — Bocci, L’actinotherapia 1922. — Roosen, Zschr. f. Krebsf. Bd. 21, 
S. 348. — Russel, Arch. of radiol. and electrotherapia 1922, S. 862. — Schäfer, Arch. f. 
Gyn. Bd. 117. — Schmitz, Radiology 1924, Nr. 7. — Schulte, Arch. f. Gyn. Bd. 121 
S. 446. — Sekiba, Ergänzungsband zur Japanischen Zschr. f. Dermat. u. Urolog. 1917 
(zit. nach Flaskamp). — Smith, E., Journ. of agricult. research 1917 u. 1921. — Solowin, 
Zschr. f. Krebsf. Bd. 21, S. 458. — Spinelli, Congr. ital. di radiol. med. 1922. — Spude, 
Zachr. f. Krebsf. Bd. 21, S. 294; M.m.W. 1912, Nr. 81; Zschr. f. Krebsf. Bd., 12; Ebenda 


Bd. 13; B.kLW. 1913, Nr. 24; . Intern. Konferenz t. Krebsf., Brüssel, August 1913; 
. Zschr. f. Krebsf. 6; Ebenda 6. — Thomas und Pfahler, Arch. of surgery 1922. — 
Amer. journ. of med. 1923. — Wachtel, Zschr. f. phys. Ther. Bd. 29, S. 45. — Walters, 
‘Journ. of Röntgen. and Radiumther. 1924. — Waltlıard, Strahlentber. 12. — Watermann, 
. Zschr. £ Krebsf. Bd. 19, S. 101; ebenda Bd. 20, S. 375; Biochem. Zschr. 1922, S. 535—597. — 

Wetterer, Strahlenther. 17. — Werner, D.m. W. 1924, Nr. L — N Strahlenther. 15. 


Vinson, 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 47 und 48. 
Nr. 47. Über Bliutsenkung und Biutdifferenzierung bei Lungen- 
tuberkulose berichtet J. Weicksel:Leipzig. Die Blutresultate sind sicherer 
als die Senkungswerte. 


treten einer ausgesprochenen neutrophilen Leukozy tose. Mit dieser 
gehen stets alle schweren Tuberkulosen einher. Und bei den prognostisch 
ungünstigsten Fällen schwinden die eosinophilen Zellen, so daß eine 


"Aneosinopbilie bei Tuberkulose stets als prognostisch sehr ernst auf- 


zufassen ist. Doch bei einem beginnenden Spitzenkatarrh wird man 
weder aus der Senkung noch aus dem Blutbild allein die Diagnose ‚sichern 
können. Hier bleibt immer nur die gute klinische Beobachtung mit allen 
bekannten Untersuchungsmethoden das sicherste Mittel zur Beurteilung. 
Leider ist aber in diesen Fällen die richtige Diagnose oft nicht möglich. 

Einen Fall von Pupillennystagmus hat Stefan Betlheim-Wien 
beobachtet. Es handelte sich wahrscheinlich um eine Enzephalitis. Synchron 
mit dem Nystagmus beider Bulbi erfolgte eine Pupillenbewegung, und zwar 
erfolgte die Erweiterung der Pupille synchron mit der langsamen, die 
Verengerung synchron mit der raschen Nystagmuskomponente. Der Sitz 


der Läsion, die den Pupillennystagmus bier verursacht hätte, wäre nach 


dem Verlauf der Erkrankung wahrscheinlich im Subkortex zu suchen. 
Über Osophagospasmus im Kindesalter berichtet W. Piekarek- 
Kaiserslautern. Es handelt sich um 2 Fälle von Verätzungen ‚der Speise- 


` röhre durch Trinken von Bäckerlauge, denen eine Undurchgängigkeit der 


Speiseröhre folgte,. die sich aber beide Male als psychogener Ösophago- 
Bei spasmophilen und neuropathisch veranlagten Säug- 
lingen und Kindern können sich die Furcht vor der Nahrungsaufnahme 
und die Verweigerung so hochgradig steigern, daß es zu en Dalenden 
mit Zyanose und Atemstillstand kommt. 

Zur Lebensdauer der Gonokokken im Körper bringt Hans Hirsch- 
Berlin einen Beitrag. Bei einem Patienten, der vor 10 Jahren eine Gonorrhoe 
mit einem paraurethralen Gang am Skrotum überstanden hat, brieht 
dieser Gang nach häufigem Trauma (Motorradfahren) wieder auf, und es 


finden sich Gonokokken darin, ohne daß solche in der Urethra und ihren 


Adnexen gefunden werden. Da der Gang nach der damaligen Behandlung 
vollständig geheilt gewesen sein soll, nimmt der Verfasser an, daß Gono- 


kokken in diesem Gange geschlummert haben und durch das Trauma 


wieder zum Vorschein gekommen sind, 


 volleren Arhythmien unterscheiden. 


Tritt im Laufe der Behandlung eine Verschlechte- 
rung ein, so zeigt sich dies im Blutbild immer sehr bald in einem Auf- 


 stopfung des Kreislaufs und damit zum Tode. führte. 
schaltung der Abbaustätten des Blutes kommt noch hinzu, daß durch die _ 
Milzexstirpation ein starker erythropootischer Reiz .auf das Knochenmark 


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| „Bios“, ein neues Maßband (Ernst Bitzmann, Halle a. S., Glauchaer $ 
Straße 71e), empfiehlt Herbert Schoen-Halle a. S.. Damit läßt sich die -| 


Expansion des Thorax auf einfache Weise messen. 
schmiegt sich das Band elastisch dem Brustkorb an. 


Durch Gummizug 
So- läßt. sich der 


Umfangunterschied des Thorax bei tiefster Ein- und Ausatmung 


feststellen. 


seinem Hauptmerkmal, 
Hier besteht ein für äußere Reize übererregbares, von sich aus nur 
schwache Impulse aussendendes vegetatives Nervensystem. Die Entero- 


ptose, die Senkung aller Baucheingeweide, eingeschlossen die Nieren, ist 
es, die durch den Eingeweidedruck auf den an sich zu schwachen und, 


nachgiebigen Beckenboden wirkt und dort alle Symptome auszulösen 
vermag, von der Retroflexio bis zum Prolaps mit den Kreuzschmerzen und 
Beschwerden, die nicht durch die Verlagerung selbst, sondern durch die 


Überempfindlichkeit des OR Nervensystems erzeugt 


werden. , 


Nr 48. Über die Verschieblichkeit. und die Befestigungsmittel der 
Bauchorgane vom Standpunkt des Anatomen aus berichtet A. Hassel- 
wander-Erlangen. Die Enteroptose ist eine Konstitutionsanomalie. 
Gegen sie von Grund aus anzukämpfen, ‘ist daher unmöglich. Aber 
äußere Einflüsse, wie Gravidität, Aszites, Abmagerung usw. sind nicht 
ganz ohne Wirkung. Man sollte daher eine gewisse ‚Umstimmung des: Ge- 
samtorganismus anstreben, die Fettanreicherung befördern, den Tonus der 
Muskulatur heben, durch Atemgymnastik einer Zunahme der asthenischen 
Ausprägung des Thorax entgegenzuwirken suchen. 

Zur Frage der praktischen Bedeutung der Bxtrasystolie äußert sich 
Goldscheider-Berlin.. Man muß zwischen harmlosen und - bedeutungs- 
Unter 87 elektrokardiographisch ana- 
Iysierten Fällen von Extrasystolie waren nur 21 als „essentielle“ Extra- 
systolie zu bezeichnen, während bei 66 Fällen gleichzeitig organische Ver- 
änderungen ‚des Herzens bzw. des Gefäßsystems bestanden. Übrigens 
können Extrasystolen durch psychische Erregungen verschwinden.’ Betont 


| wird, daß eine in der Ruhe vorhandene Extrasystolie bei geringer Arbeits- 


leistung zeitweilig verschwinden, daß sie im Liegen bestehen und im Sitzen 
oder Stehen fehlen könne. Es bedarf in jedem Falle von Extrasystolie 
einer recht genauen Untersuchung, ehe. man sich’ entschließt, ‚den 


Fall als harmlos anzusehen. 


Die für den Gynäkologen wichtigste Form der Konstitutlonsagomalig E 
ist nach Walter Simon-München der Status asthenico-ptoticus mit 
‘der Senkung aller Organe aus Schwäche. ` 


Über die histologische Untersuchung der sympathischen Ganglien- £ 


von Kranken mit Angina pectoris berichtet Paul Ormos-Hödmezöväsär- : 


hely (Ungarn). ' Sie ergibt in den sympathischen Halsganglien vom Fusi- 
forme bis zum Stellatum krankhafte Veränderungen, die aus chronischen 
Degenerationen der Ganglienzellen und aus Bindegewebsproliferation be- 
stehen. Die bei dieser Krankheit entstehenden vasomotorischen Störungen 
äußern sich einerseits als Anginaanfälle, haben andererseits die Koronar- 
sklerose zur Folge, die wieder die Anginaanfälle stark verschlimmern kann. 

Bei der essentiellen Polyzythaemia rubra (Morbus Vaquez), bei 


der irgendein ätiologisch nachweisbares Moment fehlt (im Gegensatz zu der 
Pölyzythaemia rubra bei Kreislaufstörungen), ist nach Hans Sauer- Ham- 
Hier liegt ein ver- 
minderter Abbau roter Blutkörperchen durch die Milz jedenfalls nicht- vor. - 
Vielmehr ist das Primäre der Erkrankung in .einer pathologisch ges 
 steigerten Neubildung roter Blutkörperchen im Knochenmark. 
‘zu suchen, der das Gleichgewicht gehalten wird durch einen gesteigerten 
Abbau in der Milz. Durch die Exstirpation der Milz kam es aber, wie an 
einem Fall gezeigt wird, zu einer rasch zunehmenden Vermehrung der roten 


burg die Milzexstirpation absolut kontraindiziert. 


Blutkörperchen und der Gesamtblutmenge, die zu einer regelrechten Ver- 


ausgeübt wird (auch dadurch Zunahme der Blutkörperchen). _ 


Zur Frühdiagnose der Schwangerschaft mit Hilfe von Maturin 
(bestehend aus Phloridzin und einem Zusatz ‘von Beta-Eukain zur Ver- 


hütung von Schmerzen an der Injektionsstelle) äußert sich A. Ewald- 


Köln. Bekanntlich tritt in den ersten Schwangerschaftswochen . (infolge - 
einer Veränderung im Kohlehydratstoffwechsel, bzw. in der Tätigkeit oder 


dem Zustande der Nieren) eine erhöhte Reizbarkeit für. Zuckerausscheidung 
nach Einverleibung von Traubenzucker oder Phloridzin ein.. .Es. handelt 


sich dabei nach Phloridzininjektion um. eine renale Glykosurie 


ohne Erhöhung des Blutzuckerwertes, und zwar infolge erhöhter 
Durchlässigkeit des Nierenfilters und Insuffizienz der Epithelien, während 
bei Nichtschwangeren wesentlich höhere Dosen zur Auslösung einer Glykos- 
urie, nötig sind. Auf Grund von Untersuchungen an 150 Graviden und 
Nichtgraviden ergibt sich, daß die Maturinprobe bei positivem Ausfall mit 


größter Wahrscheinlichkeit für Gravidität spricht, bei negativem Aus- 


.Neben der Aus-. 


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1842 


fall ‘dagegen nur mit Vorbehalt gegen bestehende - Gravidität ‚Zu ver- 
werten ist. i ee u 


Zwei Fälle von Kieselfluorkalziumvergiftung teilt Otto Schmidt- 
Danzig mit. Die Mittel gegen Ungeziefer (Schwaben usw.) enthalten 
neben Anlockstoffen (Kohlehydraten) meist Fluoride. Sie, sind von etwas 
beißendem Geschmack und: recht unspezifischem Aussehen, so daß sie zu 
Verwechselungen leicht Anlaß geben können. DEE ET 
Über Koitierversuche von. Kindern berichtet Günther Bodek- 

Es werden 2 Fälle mitgeteilt. In dem einen handelte es sich um 
einen 9 Jahre alten, in dem anderen um :einen 21/, (1) Jahre alten Knaben. 
Während der Koitierversuch in dem ersten Fall nur auf einen Bericht der 
Mutter hin als erwiesen angenommen wird, ist er in dem zweiten Fall vom 


Verfasser selbst beobachtet worden. Hier ließ das strotzend erigierte 
Membrum keinen. Zweifel daran. — -` -F. Bruck. 


Berlin. 


: Münchener medizinische Wochenschrift 1924, Nr. 48. 

. Insulin führt nach I. A. Collazo und Minko Dobreff-Berlin im 
Tierexperiment zu einer Steigerung der äußeren Sekretion des Pankreas, 
die schon in den ersten der intravenösen Insulininjektion folgenden Minuten 
zum Vorschein- kommt. Insulin steigert’ ferner die Gallensekretion, 
während es die Magensaftbildung- hemmt. | 


Th. Hausmann-Minsk gibt seine Versuche bekannt, durch Extraktion 
das ‚Urobilin rein aus den Fäzes zu erhalten. | 


Zur Magnesiumwirkung äußert sichB.Hoesch- Erlangen. Magnesium- | 


sulfat hat auf alle Teile des Nervensystems eine. lähmende Wirkung, 
vor allem aber auf die Nervenendigungen. Es setzt Bewegungen, Er- 
regungen und Erregbarkeit herab oder hemmt sie vollständig. Bei spasti- 
scher Obstipation empfiehlt sich seine subkutane Anwendung besonders, 
und zwar nur dann, wenn andere Mittel versagen oder perorale Ver- 
abreichung eines Abführmittels vermieden werden soll (Reizzustände des 
Mägens, blutendes Ulcus ventriculi). Durch die lähmende Eigenschaft des 
Magnesiumsulfats wird gelegentlich auch bei-Asthma bronchiale und 


bei starker Schweißsekretion eine günstige Wirkung. erzielt. 1 g sub- 
kutan (unter die Oberschenkelhaut) ist ganz ungefährlich. Meist reiche 
man 5 ccm einer 25%bigen Magnesiumsulfatlösung. | 


Über Ort und Art der Amputation vom Standpunkte der orthopädi- . 


schen Versorgung äußert sich P. Jottkowitz-Berlin. Die Amputationen 
dürfen nur im Zusammenhang mit der Prothesenfrage betrachtet werden. 
| Die Komplikation der Schwangerschaft mit Myoma. uteri bespricht 
Walther-Gießen. Sie darf im großen und ganzen als harmlos angesehen 
werden. Allerdings spielen Sitz, Größe und Wachstum des Myoms, dessen 


Verhalten zur Uterushöhle (submuköser Sitz!) oder zu den Nachbarorganen 


(subseröser Sitz!) eine nicht zu unterschätzende Rolle. -Fälle mit obiger 
Komplikation sollten. genau beobachtet werden (von Zeit zu Zeit wieder- 
holte Untersuchungen auf peritoneale Reizung, rasches Wachstum!). Nie- 
mals lasse man sich zu einer künstlichen Schwangerschaftsunter- 
brechung verleiten, da diese wesentlich gefährlicher ist als die rite 
ausgeführte Operation (Entfernung der Myome unter Erhaltung der 
‚Schwangerschaft; ist dies nicht möglich, dann Radikaloperation). Blieb 
die: Schwangerschaft erhalten, so muß die Geburt unbedingt durch den 
Arzt geleitet und besonders die Nachgeburtsperiode genau beob- 
achtet werden. Die Hebammen müssen dahin instruiert. werden, daß 
sie, falls unregelmäßige Myomknoilen in der schwangeren Gebärmutter zu 
fühlen sind, schon rechtzeitig zum Arzt schicken. F: Bruck, 


Therapeutische Notizen. 
Augenkrankheiten. 


Bei Xerophthalmie und anderen auf Vitaminmangel beruhenden 
: Krankheiten versuchte Bloch-Kopenhagen mit bestem Erfolg subkutane 
‘Zufuhr eines von Poulsson in Christiania dargestellten Lebertran- 
präparates oder auch sterilisierten,. in zugeschmolzenen Tuben aufbewahrten 
Lebertranes. Der A-Stoff desselben wird vom subkutanen Zellgewebe auf- 
genommen und demselben zugeführt. Trotz zuweilen ziemlich unangenehmen 
lokalen Reaktionserscheinungen ist namentlich in Fällen von Xerophthalmie, 
wo Durchbruch der Kornea droht, diese Verwendung sehr empfehlenswert. 
(Ugeskr. f. laeg. 1924, 42.) Klemperer-Karlsbad. 
Das Lokalanästhelikum Tutokain hat Richard Schönfelder 
(Tübingen) in der Augenheilkunde angewandt. Es ist ein gutes Ober- 
flächenanästhetikum, sobald man frisch zubereitete Lösungen verwendet 
Für die Leitungs- und Infiltrationsanästhesie kommt. es vorläufig wenigstens 
in der .bisher angewandten ‚Konzentration nicht in Frage. Nachteilige 
Wirkungen zeigten sich nicht, auch Pupillenerweiterungen oder Druck- 
steigerungen wurden nicht beobachtet. (M:m.W. 1924, Nr. 38.) F.Bruck. 


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19%4 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 590: oo oo 


(Ugeskr. f. laeg. 1924. 37/39.) 


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Krankheiten der Harnorgane. © | >s 5 


Eduard Kinot-Aalborg ist es gelungen, einen im linken Ureter- 


sitzenden Nierenstein durch Spülungen des Nierenbeckens mit 1 iger 
Lapislösung mit nachfolgender Papaverineinspritzung sukzessive in die-Blase 
zu befördern. Danach wurde die Blase mit verdünnter Salpetersäure. 
1:25 Aq. dest. abwechselnd mit Lapis jeden 4. Tag ausgespült. Im Laufe 
von 2 Monaten ging der Stein sowie zwei Bruchstücke desselben par vias 


‚ naturales ab. Die Salze des Steines waren aufgelöst, es blieb eine weiche 
' Masse, welche Form und Struktur des Steines beibehalten hat. Im An- 
` schluß an diese kasuistische Mitteilung berichtet J. Meyer, daß auf der - 


Klinik von Rovsing das Problem der Steinlösung in der Blase behandelt 


: wird, und daß es gelungen sei, zwei haselnußgroße Steine durch kontinuier- 
‚ liche Spülung mit verdünnter Salzsäure innerhalb 8 Tagen zur vollständigen 


Lösung zu bringen. Es handelte sich um Karbonat- und Phosphatsteine, 


Klemperer-Karlsbad. 

Tutocain in Urologie empfiehlt B. Frisch (Wien), besonders zur 
Anästhesie der Blase. Hierbei werden 40 cem 5°/,iger Tutoeainlösung be- 
nutzt und nach 15 Minuten die Blase mit 3°/,iger Borsäurelösung gefüllt. 
Auch zur Infiltrationsanästhesie ist das Mittel wegen der durch die niedrigere 


Konzentration bedingten relativ geringeren Giftigkeit gut zu verwenden. 


(W. kl: W. 1924, Nr. 35.) Muncke, ; 


Allgemeine Therapie. 


Intravenöse Dauertropfiniusion empfichlt E. Eick nach den Erfah- 
rungen der chirurgischen‘ Universitätsklinik Rostock. 


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An den langon 


Schlauch eines Glasirrigators, in den ein Tropfenzähler eingeschaltet ist, 


wird eine Glaskanüle eingebunden, deren Ende bajonettförmig abgebogen 


ist. Diese Glaskanüle wird in eine Vene der Ellenbeuge eingebunden. Mit- 
einem Zellstoffverband werden Kanüle und Schlauch auf den Unterarm 
fixiert und die. Arme durch Lagerung auf eine Oramerschiene und auf Sand- . 
Zur Infusion wird das Präparat Calorose der, 
Chemischen Fabrik Güstrow benutzt. ‚Die kleinere Flasche zu 65,5 g Inhalt 
wird in einem Liter Wasser aufgelöst, 'so daß eine etwa 5%ige.Calorose- 
lösung entsteht. Esist nicht notwendig, während der stundenlangen Dauer 
des Tropfeinlaufs die Flüssigkeit auf Körpertemperatur zu halten, Die - 


säcke unbeweglich gemacht. 


Dauertröpfinfusion wurde mit gutem Erfolge angewandt nach schweren Blut- 


' verlusten, nach langdauernden Operationen und bei Magenoperierten, welche 


am ersten Tage nach der Operation nicht schlucken dürfen. Gegenanzeigen 


sind postoperative Bronchitis. und Prostataoperationen. (Zbl. f, Chir. 1924, 


Nr. 47.) . -R. Be. 


Bücherbesprechungen. 


Löwenstein, Die Tuberkulose des Auges. 34S. m. 26 Abbild. "Berlin 
und Wien 1924, Urban & Schwarzenberg. RtM. 2,40. | 


Die Tuberkulose des Auges bat seit den grundlegenden Unter- 


suchungen v. Michels eine wesentlich größere wissenschaftliche und prake 


tische Bedeutung gewonnen als früher. Es gibt keinen Teil des Augen- 
gewebes, der nicht von Tuberkulose befallen werden könnte, und unter 
den Erkrankungen der Uvea ist die Hälfte etwa tuberkulösen- Ursprungs. 
Löwenstein gibt unter Beifügung instruktiver Bilder eine Darstellung 
der Tuberkulose in den einzelnen Teilen des Auges und bespricht alsdann 


die einzelnen Wege der Therapie. Als Einführung in dies Wissensgebiet 
erscheint das Buch sehr geeignet. A dam- Berlin, 


Bucky, Die Röntgenstrahlen und ihre Anwendung. 2. Aufl. Mit 
95 Abbild., 4 Tafu. 120S. Leipzig und Berlin 1924, B. G.-Teubner. Kart, 1,60. 
Das Buckysche Buch ist in 2. Auflage mit Berücksichtigung der 
gerade in den letzten Jahren bedeutungsvollen Fortschritte erschienen. Die 
physikalischen und technischen Grundlagen werden ausführlich bebandelt, 
Der allgemeine physikalische Teil bespricht die elektrischen Wellen, die 
Energieform, das Kraftfeld, die Ionisation in Gasen. Der spezielle physi- 
kalische Teil “erklärt die Kathodenstrahlen, die Röntgenstrahlen, die gas- 
haltigen und die gasfreien Röntgenröhren und die hochgespannten Ströme. 


Anwendung der theoretischen Erörterungen. Die nächsten Abschnitte ef- 
klären die Natur der Röntgenbilder, die Einrichtung und den Zweck der 
Hilfsapparate. Die letzten Teile besprechen kurz die Anwendung der 

Röntgenstrahlen in der Medizin und in anderen Gebieten. 
Kaum ein anderes:Gebiet in der Medizin verlangt von Ärzten eine 
derartige Kenntnis der physikalischen und technischen Grundlage we die 
Röntgenlehre. Es ist daher dem Verfasser als Verdienst anzurechnen, dab 
er esübernommen hat, in dem vorliegenden Bande derSammlung die physikali- 
schen und technischen Grundlagen ausführlich zu behandeln und das klar 
und voraussetzunglos darzustellen, so daß auch der auf diesem Gebiet Uner 

fahrene den Ausführungen mit Verständnis zu folgen vermag. Bine große A 
von Abbildungen und Tabellen, die unentbehrlich für das Verständnis beider 

Darstellung dieses Stoffes sind, sind geschickt ausgewählt und vert ilt. K Bg. 
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Die technische Gestaltung der Röntgenapparate zeigt die praktisch-teohnische. 


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‚Gesunden eine charakteristische Kurve. 
'störungen bedingen Änderungen, die aber nicht so durchgreifend sind, daß 
‚auf der Methodik eine-Funktionsprüfung des Herzens aufgebaut werden kann. 


‚28. Dezember 


1924 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 52, 


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1843 


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ee, ... . Berlin.. E u 

Verein für innere Medizin.. Sitzung vom 5. November 1924. tai 

ee Vor der Tagesordnung  .,...000 
| Dünner: Volumenmessungen am Arm im Verlauf künstlicher 
Blutleere- bei gesundem .und krankem Kreislauf. ‚Die Messung des Arm- 
volumens bei Umschnürung und Aufblähung mit einer Armbinde gibt bei 
Zustände von Zirkulations- 


nn Tagesordnung nr | 
= V. Schilling: Das Knochenmark als Organ, seine Histopatho- 
logie und seine klinische Bedeutung. Vortr. gibt einen gedrängten Über- 
blick über die Entwicklung der Kenntnisse vom Knochenmark. Embryo- 


nale Genese, Blutgefäßverteilung und parenchymatöser Bau machen das 
‚Knochenmark zu dem klinisch allein wesentlichen Organ myeloischer Blut- 


bildung im reifen menschlichen Körper. Die jüngsten Vorstufen sind für 
die leukozytäre Reihe stets Zellen mit erkennbarer myeloplastischer Ten- 
denz und kleine Monozyten oder Lymphozyten. Die beiden anderen großen 
leukozytären Systeme der Monozyten und Lymphozyten werden ganz ab- 
getrennt dem Knochenmarksorgan gegenübergestellt. Die Oellerschen 


` Versuche werden auf Grund eigener Nachprüfungen mit Frl. Löwe für 


sehr wertvoll gehalten, aber durehgehends anders durch leukozytäre Emi- 


‘gration und homoplastische Neubildung aller drei Systeme erklärt, wobei 
‚der von Oeller behauptete’ Umwandlungsvorgang des Endothels in Granulo- 


zyten ‘abgelehnt und die leukozytäre Abwanderung aus Blut und Knochen- 


‘mark mit folgender gewaltiger Neubildung im Markorgan mit zahlreichen 


Demonstrationen belegt wird. Eigene Arbeiten, die von Bantz und 
Yammamoto ausgebaut wurden, führten zu einer, viel feineren Einteilung 
des pathologischen Markes in reif und’ unreif neutrophil, reifer und unreifer 


'promyelozytär, endlich myeloblastisch. Niemals tritt eine Umwandlung des 


Parenchyms in echte Lymphozyten ein; wirkliches Myeloblastenmark wurde 


nur bei akuter myeloischer Leukämie gefunden; lymphätische Herde sind 


Enklaven. Die in Präparaten und farbigen Mikrophotogrammen gezeigten 
Marktypen sind Stufen der histologischen Umwandlung des Markes durch 


pathologische Vorgänge, die sich im peripheren Blutbild vor allem durch 


den histologisch verschiedenen Typus der einfach stabkernigen Kernver- 
schiebung und der regenerativen bzw. hyperregenerativen Verschiebung der 
Neutrophilen verfolgen lassen. Die Reaktion der drei großen Systeme wird 
mit der Methode der biologischen Hämogrammkurven klinisch verwendhar 
verfolgt, während die feinere Histologie des Markes mit der Seyfarthschen 


 Steroumpunktion in wichtigen Fällen geklärt werden muß. 


Viele bisher schwer deutbare Leukozytenbewegungen erfahren eine 


weitgehende Aufhellung durch die Tatsache der getrennten und zeitlich 


nacheinander folgenden Reaktion des Granulozytensystems (Knochenmark), 
des Monozytensystems (Retikuloendothel) und des Iymphatischen Apparates 
und durch die Beobachtung ihrer gegenseitigen Verschiebung und Über- 
lagerung durch remittierende oder anaphylaktische Prozesse im sensibili- 
sierten Körper, wobei die pyogenen anämischen Infektionen den Typus der 
neutrophilen Phase im reinsten Sinne, das Rekurrensfieber nach Bestäti- 
gungen Sagels den remittierenden, steigend sensibilisierten und die Malaria 
(nach Arbeiten mit Rubitschung) den hochsensibilisierten Ablauf anzeigen. 
' i (Selbstbericht.) 
Aussprache: Wolff-Eisner sieht in den Ausführungen von 
Schilling den erreichten Kontakt zwischen Hämatologie und Immuni- 
sierungslehre. Schwierigkeiten zeitigt die Dreiteilung. Mit aller Wahr- 
scheinlichkeit ist in der Oxydasereaktion das Kriterium der Granulozyten 
zu sehen. Immerbin ist es nicht ganz leicht, in dem Freßvorgang den 
Charakter der Granulozyten zu finden. Die nahe Verwandtschaft zwischen 
Monozyten und Lymphozyten ist als erwiesen zu betrachten. 
| | Fritz Fleischer. 


SS Greifswald. 
Medizinischer Verein. Sitzung vom 7. November 1924. 
Rießer: Neue Ergebnisse und Betrachtungen zum Tonusproblem. 
R. berichtet zusammenfassend über einige neue Gesichtspunkte beim Studium 
der Tonusfragen unter besonderer Berücksichtigung des myostatischen 
Reflexes von Liddel und Sherrington, der Probleme der Härtemessung, 
des Tonusstoffwechsels und der Aktionsströme. Es werden Richtlinien für 
weitere Untersuchungen gegeben. | . 
Reschke: Venenepithelisierung und Transplantation. R. demon- 
striert Präparate von Versuchen über Epithelisierung von Venen und 
Transplantationen. Es sollen daraus epithelbekleidete Röhren werden zum 


Kongreß- und Vereins-Berichte. ee 


Ersatz von Harnröhrendefekten und besonders zur freien Plastik bei Hypo- 


'spadien, bei denen die Becksche Operation nicht zum Ziele führte. 


'" ` Lejeune: Demonstration’seltenerjmedizinischer Drucke. L. demon- 


'striert aus seiner Sammlung cine ganze Reihe hervorragender, seltener 


medizinischer Drucke, die zum Teil nur in ganz wenigen Exemplaren noch 
vorhanden sind. Besonders zu erwähnen sind folgende vom Vortr. gezeigten 
Exemplare: Eine der ersten Ausgaben der Seuillana Medicina des Monardes 
in spanischem Ledereinband und tadelloser Erhaltung. Ferner eine Hand- 
schrift aus dem 16. Jahrhundert mit einer Fülle von medizinisch inter- 
essanten Sprichwörtern in deutscher und lateinischer Sprache. Das Specimen 
Medicinae Sinicae des Andreas Cleyer. vom Jahre 1682, das besonders der 
Wiedergabe chinesischer anatomischer Abbildungen wegen von großem 


Interesse ist. Eine Ausgabe der Vesalschen Fabrica gelangte ebenfalls zur 


Demonstration. Besonderes Interesse erregte eine eigentümliche Inkunabel 
des Mesue, wahrscheinlich aus dem Jahre 1490 oder 1499, die mit ihrer 
eigentümlichen Aufmachung besonders in die Augen fiel. An Hand dieser 


und einer Celsusinkunabel aus dem Jahre 1497, die mit herrlichen Initialen 


reichlich ausgeschmückt ist, sowie unter Benutzung und Demonstration 
verschiedener medizinischer Bücher der berühmtesten Druckereien von 
Aldus, Elzevir, Plantin, Greif usw. schilderte Vortr. die Bedeutung der 
einzelnen Offizinen für die medizinische Literatur. Unter den ungefähr 
50 verschiedenen vorgeführten Exemplaren waren besonders seltene spanische 
Texte vertreten sowie eine ganze Reihe ausgesuchtester Curiosa. 


Sitzung vom 21. November 1924. 

Gragert: Hydrops foetus et placentae. Klinischer Verlauf be- 
merkenswert durch eine Nephropathia graviditatis mit hochgradigem, am 
ganzen ‘Körper auftretendem Ödem ‘und mit ausgesprochenen sonstigen 
eklamptischen Prodromen. Aus mütterlicher Indikation Einleitung der 
künstlichen Frübgeburt (Mens. VIII) durch Metreuryse. Geburt eines in- 
zwischen abgestorbenen hydropischen, nicht luetischen Fötus nach Wendung 
aus Querlage. Infolge starker Blutung manuelle Lösung der riesigen 
hydropischen Plazenta. Demonstration einiger Mikrophotogramme von. 
Schnitten aus der Plazenta, welche nebst absolut‘ normalen auch stark 
veränderte Bezirke erkennen lassen, in denen neben ausgesprochenem Ödem 
des Zottenbindegewebes die enorme Verbreiterung des intervillösen Raumes 
auffällig ist. . o 

Ätiologie dieses Krankheitsbildes noch völlig unklar. Anzunehmen 
ist wohl, daß eine von der Plazenta ausgehende Noxe schädigend sowohl 
auf den mütterliohen wie kindlichen Organismus wirkt. 

Frenzel: Nystagmusbeobachtung mit einer Leuchtbrille. Um zu 
der von Cemaoch-Kestenbaum angeschnittenen Frage nach der Herkunft 
des Nystagmus hinter geschlossenem Lid Stellung nehmen zu können, steht 
man vor der Aufgabe, den optischen Kontakt der Versuchsperson mit der 
Umgebung auszuschalten. Die absolute Verminderung der Beleuchtung 
(Cemach-Kestenbaum und Bartels erreichten die Einschränkung der 
Fixiermöglichkeit auf Kosten der Beobachtungsmöglichkeit, was unbequem 
und unsicher ist). Vortr. erreichte das Ziel unter gleichzeitiger Ver- 
besserung der Beobachtungsmöglichkeit durch Anbringung zweier Taschen- 
lampenbirnen seitlich im Innern einer Brille von der Form der modernen 
Zelluloidautobrillen. Ein lichtdichter Brillenschluß ist nicht nötig, da der 


optische Abschluß bei hellbrennenden Lämpchen (Helligkeitsgrenze gegeben 


durch subjektive Verträglichkeit der Versuchsperson) im Dunkelzimmer 
sehr vollkommen ist (Blendungseffekt, Pupillenenge, Adaptationsunfähigkeit). 
Als Gläser verwendet man zweckmäßig + 20 Di, die aber nicht, wie bei 
der Bartelsbrille, prinzipiell wichtig sind, da die Brechkraft mit Bezug 
auf die Versuchsperson nicht verwendet, sondern nur die Lupenbeobachtung 
für den Untersucher erstrebt wird. 

Hinter der Leuchtbrille tritt deutlicher Drehnystagmus bei Drehungen 
auf, diein Ausmaß und Geschwindigkeit unseren alltäglichen Kopfbewegungen 
entsprechen. Dieser Nystagmus ist ebenso labyrinthärer Herkunft wie der 
hinter geschlossenem Lid. CGemach-Kestenbaums Ansicht, daß Nystagmus 
hinter dem geschlossenen Lid auf Trägheitsrotationen beruhe, wird auch 
aus anderen Gründen abgelehnt. (Bulbus müßte, physikalisch betrachtet, 
bei offenen Augen sogar eher Trägheitsrotationen ausführen als bei ge- 
schlossenen, da im ersteren Falle das Grenzmedium Luft weniger viskös 
ist als die Konjunktivalflüssigkeit. Außerdem ist Bulbus von geringer 
Masse und in tonisch innervierten Muskeln wie in Zügeln fixiert.) 

Die Leuchtbrille ist als Beobachtungsmethode des Drehnystagmus 
überhaupt verwendbar (Möglichkeit der Labyrinthprüfung während statt 
nach der Drehung). Ebenso bei kalorischer und galvanischer Prüfung, wo 
eine Verfeinerung der Meıhoden bei ihrer Anwendung erzielt wird. 

Meisner stellt. einen Fall von Torticollis ocularis bei. einem 
l4jährigen Knaben vor. Immer noch wird die Diagnose des okularen 


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aea allzu König verfehlt: Ta mehreren. onen Lehrbüchern: der - "gti i. ‚gun. groge Gazestück;, das offenbar" er de letzten: en in 
Chirurgie: ist er. unter den 7—8. angeführten- verschiedenen Formen’ “des | der "Bauchböhle- 'zürückgelassen. ‚war. — Heilung. ``. 
Caput obstipym nicht erwähnt. Er zeichnet sich. aus durch fehlende Kon- 2 - Besprechung des’ Mechanismus der Ausstoßung von Fremdkörpern 
Ba traktur dér- Halsmuskulatur, ferner bei Aufrichten des Kopfes durch Höher-»| aus. der Bauchköble, wie er: auch im vorliegenden Fall deutlich zu erkennen 
ee treten des demi-Schiefhals ‚entgegengesetzten ‚Auges infolge ‘der. zugrunde- war. -Er besteht. in ‚Abkapselüng des Fremdkörpers durch Verwachsung 
z liegenden Lähmung: des Trochlearis. ‚Um diese lästigen. -Doppelbilder ` zu "der Mesenterien, Bildung. eines: Abszesses, : Perforation in den Darm, Aus- 
.. vermeiden, wird -die schiefe Kopfhaltung eingenommen, d.h. der. Kopf ‘wird. 


"stoßung. per vias. naturales. .Im vorliegenden Fall wurde der Abgang per 
auf’ die gesunde Schulter geneigt und das Kinn näch. derselben Seite ‘hin 


. | reotum durch die ‚doppelte Abschnürung. der Dünndarmschlinge verhindert, > $ 
2 gedreht. | ‚Bea nelune durch Tenotomie des. andersseitigen- Rectus inferior. ‚in die das Tuch ausgestoßen. war, oii, . 
a ep | Do ee ng . Arthur. ‚Buzello. | 


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| | In der ‚Aussprache, an. der ia Außerdem Giese, Stintzing, 
j ee er we ee SN ee; Gräper, Berblinger, Stepp. und,Nieden. (Schlußwort) beteiligen, be- 

un l "Jena. ee ee | ee -richtet Strohmayer: über, einen Patienten, dem 1912 die Blutung aus 

! pik, "Medizinische, Gesellschaft... Sitzung‘ vom. 12. Vorher 1924. u 


| ‚einer. Leberruptur- durch Tamponade gestillt ; wurde. Später manchmal 3; 
- Guloke: - Demonstrationen zur -Hirn- und. ‚Rückenmarkschirurgies | Druckgefühl.. in. der: ‘Lebergegend. 1928 4Wochen lang plötzlich starke “ $ 


'1.:Halökugeliges Psammo- Endotheliom der Dura: an der ‚Schmerzen in: dor- Lebergegend.:. Nach. 2—3 Tagen starken Stuhldranges 7. i 
. = Grenze des, linken Stirn- und Scheitellappens; an der Basis 7 cm im Durch- geht ein Tampon von 30 cm Breite. und 50 on "Länge per anum ab. Pers —— ; 
„messer haltend, 6:cm tief. °` Die 34 jährige Frau hatte seit. 2 Jahren Anfälle ` _foration wohl ins Colon. transversum. - .. 
` init miotorischer. Aphasie, Kopfschmerz i in der linken:Schläfengegend; beider- .. Danisch:: ‚Über Geschwäülste » der. Harowege im Kindesalter, 
. „seits hochgradige Stauungspapille, Rückgang’ des Intellektes. — Exstirpation | 17 Monate alter Knabe, ` "klinisch Pyelitis.. Bei.der Sektion findet sich ein 
> i vör'4“Monaten.-. Glatter Verlauf. Fast völliger ‚Rückgang . aller Ersöhei- | sich.in die Blase _vorwölbender Tumor; der sich als Prostatatumor erweist, 
Gan ningen: ae Mikroskopisch- myeloblastisches Sarkom , mit. zahlreichen myogenen Riesen- 
| zellen (Sprossungsknospen. der Muskelfasern). "Die -Anlage des Tumors ist 
in den 5. bis 6.  Embryonalmonat zu verlegen. > Kurze Besprechung der 


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2. ‘Großes Sar kom der linken Hemisphäre, vor der an Zentral. 
windung gelegen, 11cm hoch .(!), 7,5 om breit; von der ‚Konvexität nach 
abwärts tief in.den ‚HBirnstamm hinter. den Klivus. und ' nach rechts über 


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N | Geschwälste der nn Im. Kindesalter ME + BRichter-Jena. 
‘i | die Mittellinie herüberreichend. Die- 48 jährige Frau hatte seit 2.Jahren |. 00o u 
BT Anfälle von Hirndruck, Kopfschmerzen, in ‚den. letzten Mönaten. epilepti- . en 
A ` forme ‚Anfälle, Parese. de rechten Hand und des. rechten: Fazialis, Sprach- | : 7.  ‚Tagesgeschichtliche Notizen. 
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| störun g en, be ginn en de 0) Stauungs papille 6. Sella, tùrcica orwei ite rt. Ara (Nachirack der redaktionäl geeichnäten Mitteilungen pur mit genaner Quellenangabe gestattet.) 
Tage vor der Operation beginnendes Koma. — ‚Totalexstirpation vor vier | "Die nächstjährige Tagung 5er Deutschen Geselisch aftfürinnere -~ 
‚Wochen. .Glatter Verlauf: ar ist jetzt völlig kar, spricht ohne oraig: "Medizin findet vom 20.. bis: 23. April 1925 unter “dem: Vorsitz von Herrn 
- Die Lähmung geht zurück, | -| Geheimrat ‚Prof. Dr: Moritz in Wiesbaden stätt. Als Referate sind in 

': 8. Kurze Besprechuug von- drei wae im. letzten halben J iko 


‚Aussicht genommen: . L, Tag: von Frey- Würzburg: "Physiologische Sensis ~ 
radikal operierten und (vorläufig) geheilten Hirntumoren. (Walnußgroßes | bilitätsprüfungen; von. Weizsäċker-Heidelberg: Die Störungen der Ober- 
=> Gliom der linken vorderen Zentralwindung;. hühnereigroßes, 2, T. zystisches | flächen- und Tiefensensibilität; 2. Tag: Brauer- -Hamburg: Pathologie und 


_ | Therapie der Bronchiektasien; 3. Tag: Schottmüller - - Hamburg: 1 = 
A Hämangioendotheliom- in der. linken’ vorderen Zeutralwindung; hunner . Staphylokokken- und Streptokokkenerkrankungen in der: inneren Medizin; Ri 
-eigroßes, 2. T.  aystisches Neurvepitheliom. der rechten Parietalgegend.) |.  Dietrich-Köln: Die Reaktionsfähigkeit. des -Körpers - bei - ‚septischen 3 S 
2004 85:20m großes Endotheliom der Innenfläche ‘der Dura-  krankungen in ihren. pathologisch-anatomischen Äußerungen. z a; 
~ in Höhe von D3 und D4 bei. 65jähriger Frau. Seit 1 Jahr Gehbeschwerden, EEE 


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| | - Wiener Fortbildungskurse.. “Der XVI, der-von: der Wiener: medi. 
OGER D ES, = Sa ngs a Een 2 Wochen Bastei, ont a Verl E Geht 'zinisehen Fakultät veranstalteten: Fortbildungskurse. ‘für praktische Ärzte, 
N Akkad o og g & | p | wird die „Krankheiten der Verdauungsorgane mit besonderer Borück-. 
Es jetzt obne Stock. 


a ` sichtigung der Therapie“ betreffen und in der Zeit vom 9. bis 21. Februar 1925, 

5. 4,2:2;1,6 cm großes sibjialey Neurin om von D7-D9 bei ‚abgehalten. werden., Schriftliche Anmeldungen : (auch Wünsche bezüglich 

19jährigem "Mädchen. Seit 2- J abren Schmerzen- in der Appendixgegend, } einer Wohnung) an das Kursbureau (IX, Porzellangasse 22, Tel. 16-4-80), 
auswärts appendektomiert. Seit. 1 Jahr rechtes «Bein spastisch- 


| Einschreibgebühr für Österreicher und -Reichsdeutsche K- 100.000, für Ba- 
' 'paretisch, seit 4 Monaten linkes Bein unterempfindlich (Brown- S6quard).. | garen, Jugoslaven, Polen; Rumänen, Russen, Tächechoalowaken und Ungarn, 
"Seit mehreren Wochen völlig gehunfähig.' — Operation vor 5: Wochen. | %.200.000, für das. übrige Ausland‘ K 500 000:. 


7 w >o . Tumor unter Resektion zweier Wurzeln entfernt. ‚Schwierige Ablösung. | nseiber g. Prof. Dr. L. Asch off ist nach; Si/,monatiger Abwesen- 

o 8 Dabei, stärke Schmerzen in der Appendizgegend. - Glatter Verlauf. Pat, heit von seiner Reise nach Amerika únd Japan- zurückgekehrt. Br bat an- 
N kann jetzt —. wenh auch noch. spastisch, - — wieder gehen.: Der Tumor saß | Universitäten, Akademien und Spitälern der Vereinigten Staaten und ‚Japans, 
. Hl FOO 4 Segmente höher, als angenommen war. - Vorlesungen gehalten und überafll- ‚warme Sympathie’ für die deutsche. 

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.Nieden: a) Über. Peritonitis diphtherica. Sket Fall 


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| | assistenz. Zusammenhängende Vorträge. Praktische-Übungen. . Vorlesungs 
| Diphiheriebazillen. hoher Virulenz enthielt. ``Die Appendix zeigte hochrote 


| plan und Auskunft (Wohnung usw.) durch die Geschäftsstelle der Akademie, : 

— Serosa, Erscheinungen älterer Entzündung, keine Perforation, ibre Schleim- -. Dresden N, Hospitalstr. T ' Landesgesundheitsamt. ` . 

er haut wies’ einige eitrige Flecken, geringe. Entzündung, keine Diphtherie- | a N 
- . bazillen. auf: Exitus 10 Tage: post operationem. Abimpfung bei der Sektion 
‘" weist in Bauchhöhle: und rechter Pleurahöhle Diphtheriebazillen näch, 


N % He | p 'p) Über Fremdkörperansstoßung aus der: Bauchhöhle. S5jährige 


I pe Medizin angetroffen. Er wurde als erster Ausländer‘ Ehrenvorsitzender -der l 

pipun Gei 'hämatogen entstandener Peritonitis bei. Diphtherie. Bei dem 14jährigen - Be re p Opon, Gesellschaft, der, führenden medizinischen Gesell: u 

BL TER BANN Ä | schaft Japans. TOO | 

i ei TUSAN R | Mädchen entwickelten 'sich am 5. Tage einer Rachendiphtherie plötzlich | Dresden. Die Aka démis für ärz E Fortbil dung an 4 
air |; (2 ied .  peritonitische: Erscheinungen. Operation unter der Annahme einer Appen- 9, bis 21. Februar 1925 einen Kursus für Chirurgie -und Orthopädie mit, ` 
RAR Sr. dicitis perforativa. Es finden sich fibrinöse Auflagerungen auf.den Därmen, | „Berücksichtigung der Geburtshilfe und Gynäkologie ab.- Klinik. Operations- ` 

er GB leicht getrübtes reichliches Exsudat, das im -Ausstrich ‘und in. der Kultur j 
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Eine "kurzgefaßte ‚Zusammenstellung der vringenächafklichen. Publi: 
kationen über Caseosan-Heyden enthält- auf 40 Seiten nicht weniger als, 
270 Arbeiten, die sämtlich innerhalb .der letzten. 4 Jahre erschienen. sind. 


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8 Die Broschüre kann köstenlos. von der Chemischen. ‘Fabrik von Heyden A. Ga 
N ii Frau im Januar 1923 auswärts operiert. (Entfernung. der linken -Adnexe). Radebeul-Dresden, bezogen werden., e 
PAIN | der Operation starke Beschwerden und: Bildung einer Kotfistel, die :| - = 

KR RIDER Nach der POFALION BLALKD Eee E En à A Hochschulnachrichten. P: "Priv, Doz. für Kindheit | 
aape] - -sich nach einem halben Jahre . schlo ann onate beschwerdefrei, Opitz- -Bresiau wurde in gleicher. ‚Eigenschaft : übernommen: — Gießen: 
ERGER darauf wieder heftige Leibschmerzen und anhaltende Durchfälle. 

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"Prof. Gotschlich erhielt von der Stadtverwaltung von Alexandrien (Ägypten)! 

einen Ruf an die ‚Stätte seiner früheren langjährigen Wirksamkeit, er hat 

diesen Ruf-aber unter den ihm dort gebotenen Bedingungen abgelehnt. — 

"Göttingen: Priv.-Doz. G udden (Physik) ist zum nichtbeamteten ao. Pror. 

| fessor ernannt. — Hamburg: Dr. Rieder bat sich für Chirurgie habilitiert. rg 
Leipzig: Priv. -Doz. Pfeifer. (Psychiatrie und Neurologie) ist zum nich | 

_ planmäßigen ao.- Professor ernannt. — München: Prof. v: Frisch- -Bresian, 


Einlieferung in die Klinik im. Januar 1924 in sehr reduziertem 
:: "Kräftezustand. Im Unterbauch palpabler, beweglicher, sehr druckempfind- 
licher Tumor, anscheinend. in Zusammenhang mit dem rechten Ovar.' Zwei |. 
Tage nach der Aufnahme‘ plötzlich schwerste lleuserscheinungen. Bei der 
Laparotomie fand sich ein Konvolut hochgradig entzündeter Dünndarm- - 
schlingen, welche sowohl untereinander. als auch mit ihren Mesenterial- 


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Aus dem Dünnd Ist führt wurde der durch den Rücktritt: von Geh. Rat v. ‘Hertwig erledigte In | 
NL; blättern breit verwachsen‘ waren. Aus dem Dünndarmwulst führte eine | stuhl der Zoologie’ angeboten. — Rostock: Prof. Walden hab eine IN 

a | ‚etwa t/m lange, frei bewegliche, stark gestaute Schlinge heraus, die aber von der Universität Riga angebotene Professur der. Chemie. und Tu 
u... wieder in die Verwachsungen einmündete. Resektion des ganzen ver- | eine Berufung zum Leiter ‘des. chemischen Rorschungslaboratoriuns | an 
lb ay si ` ` wachsenen Darmpaketes. Die abgeklemmte Dünndarmschlinge enthielt ein |- Medizinischen: Institut der Universität ae sen 3 

ERR | Druck von L. Schumacher in Berlin N ki en a 0 A >, 

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